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Full text of "Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg"

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I 


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URKUNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 
ZUR  GESCHICHTE 

DES 

KURFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBÜRG. 


AUF  VEEASLASSMO  SEINER  KÖHIGLICHEN  HOHEIT  DES 
KROKPRIBZEB  VON  PREÜSSEK. 


SIBBENTBB  BAND. 


BERLIN. 

DRUCK  UND  VEHUG  VON  G.  HEIHER. 

1877. 


D.qil.zMBlG001^IC 


URKUNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 
ZUR  «ESCHICHTE  DES 

KURFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBURG. 


POUTISCHE  VERHANDLUNGEN. 


VIERTER  BAND. 


HÜRltltSGEGEBEN 


D'-  B.  EiffiMANNSDOBFFER 

>BB  uniteibitIt  ailtDBLBBka, 


BERLIN. 

i  mO  VERLAG  VON  G.  J 
1877. 


D.qil.zMBlG001^IC 


V.1 


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^^7^"^^'^ 


Vorwort, 

V  OD  den  beiden  Bauden,  welche  nach  dem  Plane  dieser  Pu- 
blication  der  Zeit  des  nordiachen  Krieges  von  1655  bis  1660 
gewidmet  sein  sollen,  erscheint  hier  der  erste.  Wenn  es  uns 
angemessen  erschien,  die  streng  chronologische  Ordnang  der 
mitgetheilten  Materialieu  in  so  fem  zn  unterbrechen,  als  die 
niederländischen  Correspondenzen  in  der  ersten  Hälfte  nnd 
die  englischen  am  Schlnss  dieses  Bandes  nicht  in  einzelnen 
Abschnitten  an  verschiedenen  Stellen  eingefügt,  sondern  in 
zusammenhängender  Folge  als  ein  Ganzes  belassen  wnrden, 
80  wird  ein  Blick  anf  die  Natnr  dieser  Briefschaften  anch 
den  Leser  von  der  Rfithliehkeit  dieser  Abweichung  überzeugen. 
Dasselbe  gilt  von  dem  Abschnitt  über  den  Reichsdepntations- 
tag  von  1654  bis  1657,  und  auch  in  dem  folgenden  Band 
wird  es  geboten  sein,  einzelne  Aetengmppen  für  grössere 
Zeitabschnitte  ohne  Rücksicht  auf  das  strenge  zeitliche  Neben- 
einander zusammenzufassen.  Der  Uebersichtlichkeit  and  der 
leichten  Benntzong  des  Ganzen  wird  damit  eher  genützt  als 
geschadet  sein.  Im  Uebrigeu  ist  das  Verfahren  dasselbe  ge- 
blieben wie  in  den  früheren  Bänden. 
Heidelberg,  Oetober  1877. 


B.  Erdmannsdörffer. 


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Inhalt 


Vonrort , 

I.    Bnadenbarg   and   die  Niederlande   w&hreDd   des   Dordiuchea 
Krieges  1655—1660. 

Einleitung 3 

Acten 6 

II-    Der  nordische  Krieg  bis  zain  Vertrag  von  Königsberg. 

Einleitung 321 

Acten 326 

1.  BeratboDgen  und  Vorbereitungen  326.  2.  Ter- 
huidlnngen  mit  Polen  369.  3.  Terbandlongen  mit 
Schweden  bia  Bam  Abbrach  der  Stettiner  Tractaten 
378.  4.  Verhandlnngen  mit  den  polniscb-preaBBiBcben 
Ständen  39ö.  6  Verhandlnngen  mit  dem  kaiserliohen 
Hofe  415.  6.  Politische  cnd  militärieche  Campagoe 
gegen  Scbweden  bis  zum  Eönigeberger  Vertrag  .  .  453 
Anhang.  1.  Waldeck,  Memoire  über  den  Gang  der  Ereignieee 
bis  Enm  Abecfalnss  mit  Schweden  516.  3.  Waldeek, 
RelatioD  aber  aelnen  Antheil  an  den  EreignisBen  .    .    528 

III.  Das  Harienbnrger  Bündolss  (25.  Jani  1656). 

EiDleltcng 539 

AcUd 645 

IV.  Sendang  Dobrczenski's  nach  Prag  (Jali  bis  Sept.  1656). 

Acten 621 

V.    Der  Reicbsdepntationstag  so  FrankAirt  (1654  bis  165T). 

Einleitnng 633 

Acten 63G 

VI.    Brudeabnrg  und  England  (1655—1660.) 

Einleitong 705 

Acten 717 

PwwBflQTBriaiohoisi 827 


^aovGoOt^lc 


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I. 
Brandenburg  und  die  Niederlande 

während  des  nordischen  Krieges 
1655—1660. 


1 

zMBlGoOl^lC 


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Einleitung. 


D,e 


Jie  polttischcn  ßeziehungcn  BrandenbargB  la  der  Repnblib  der  Ver- 
einigten Niederlande  bilden  während  der  ganzen  Regrerangszeit  des  Kur- 
rursten  Friedrich  Wilhelm  eine  der  wichtigsten  Parthlen  seiner  aas wärti gen 
Politik.  Die  Interessen  der  beiden  Staaten  berührten  sich  anfs  engste  nicht 
allein  da,  wo  sie  ränmltch  an  einander  stieüsen,  in  den  cleTisch-inärkischen 
Fürstenthümem,  sondern  fset  ebenso,  Terraöge  der  bandet  apolitischen 
Stellang  der  Niederlande  In  der  Ostsee,  an  dem  entgegengesetzten  Ende 
des  brandenbargischen  Staatsgebietes,  an  den  Küsten  aad  in  den  H&Tea- 
platzen  70a  Preassen,  die  theils  im  Besitz  des  KnrTürsten  waren,  theih  in 
der  Hachtsphär«  seines  prenssiscUen  Herzogthams  lagea.  In  den  sonst  so 
uogleicbea  Macht  Verhältnis  seo  der  beiden  Staaten  stellte  sich  eine  Art  von 
Gleichgewicht  dadarcb  her,  dass  der  Kurfürst  in  seinen  preussischen  Be- 
sitzungen ebenso  in  der  Lage  war,  unbequeme  oder  bedrohliche  Einwirkungen 
auf  die  Interessen  Hollands  in  der  Ostsee  zu  üben,  wie  Ihm  die  holländische 
Nacbbarschaft  am  Niedcrrbein  geföhrlich  werden  konnte:  die  beiden  weit  von 
einander  entfemtea  Sphären  verhalten  sich  zu  einander  in  steter  Wechsel- 
wirkung, und  dieses  TerhSltniss  gibt  der  bran de nbnrgiach- niederländischen 
Politik  jener  Zeit  ihren  eigenen  compliHrten  und  weitblickenden  Charakter, 
gan%  besonders  in  den  Tünf  Jahren  der  grossen  nortUschen  Krisis  von  I6Ö5 
an,  deren  Illnstrirang  die  nächsten  Abschnitte  dieser  Actensammlung  ge- 
widmet sind. 

An  verschiedenen  Stellen  unserer  Publicatlon  ist  über  die  Natur  dieser' 
Beziehaogen  vor  dem  nordisches  Kriege  und  während  desselben  bereits  ein- 
gehend gehandelt  worden ').  Der  hier  folgende  Abschnitt  bringt  zu  den  dort 
verßffeut lichten  Materialien  noch  eine  wesentliche  BrgäntUDg.  Im  II.  Band 
der  „Politischen  Verbaadlungen"  (vol.  IV  der  Gesammtpnblication)  sind  die 
diesseitigen  diplomatischea  Acten  (flr  die  niederländischen  Beziehungen  bis 
znm  Abscblnsa  der  AUiance  Tom  27.  Jnli  lSä5  mi^theilt  worden;  hieran 


')  Drk.  u.  ActSüSt.  III    85  (T.,  IV.  3  ff.,    V.  Vi«. 

!•    - 

i:q,t7od;>GoOt^lc 


4  BiQleitQDg. 

Echliesgen  die  nachfolgenden  Acten  sich  unmittelbar  an;  sie  enthalten  die 
politische  Corrci^poiidenz  der  bnindenburgiscben  GeKandUchaft  im  Haag 
für  die  ganze  Dauer  des  nordischen  Rrioges  bis  zum  Frieden  von  OliTa. 

Es  ers<:bieti  angemessen,  diese  Correspondenz  nicht  auseinander  zu 
reissen  nnd  chronologisch  in  den  Znsammenhüng  der  übrigen  für  diesen 
Zeitraum  zu  pnblicireuden  Acten  einzureiben,  sondern  sie  als  ein  fiir  sich 
stehendes  Ganzes  nngetrennt  zu  lassen;  sie  begleitet  aaf  diese  Weise  die 
"Wechselfälle  des  Krieges  gieichsaiii  als  ein  fortlaufender  Commentar,  speciell 
unter  dem  Gesichtspunkt  der  dabei  in  Betracht  kommenden  niederländischen 
Interessen  nnd  des  Vei-bäUnisses ,  worin  die  brandenbiirgische  Politik  sieb 
mit  diesen  vereinigte  oder  kreuzte. 

Es  fehlt  für  diese  Partbien  weder  an  trelBichem  gleichzeitigem  Aoten- 
material  in  gedruckten  Sammlungen  und  Ge^chichts werken,  noch  an  älteren 
und  neueren  Bearbeitungen^);  dennoch  wird  dem  Forscher  über  diesen  Zeit- 
raum die  nachfolgende  Correspondenz  als  ein  nicht  unwillkommener  Beitrag  zur 
Renntniss  desselben  erscheinen.  Man  könnte  dieselbe  wohl  nach  dem  Namen 
des  Mannes  benennen,  aus  dessen  Feder  sie  vorzugsweise  geBossen  irt,  des  in 
diesen  Bänden  scboti  öfters  erwähnten  clevischen  Ratbes  (seit  1058  Kanzleri<) 
nnd  branden  burgischen  Gesandten  im  Haag  Ur.  Daniel  Wciman'),  und 
wenn  nach  allem,  was  bisher  von  seiner  Hand  Teröffentlicbt  worden  ist,  mnu 
kein  Bedenken  (ragen  darf,  ibu  als  einen  der  bedeutendsten  unter  deu 
Beamten  des  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  in  den  beiden  ersten  Jahr- 
zehnten seiner  Regierung  zu  bezeichnen,  so  werden  die  hier  folgenden 
Correspondenzen  dieses  Unheil  in  vollem  Umfang  bestätigen.  Der  Theii 
von  Weiman's  politischer  Tbätigkeit,  den  diese  Berichte  erläutern,  und 
der  vorzugsweise  anf  die  grosse  europäische  Politik,  mit  besonderem  Be- 
zug auf  den  nordischen  Krieg,  gewandt  ist,  verlief  gleichzeitig  mit  den 
für  den  Besitzstand  des  Kurfürsten  oft  so  bedrohlichen  ständischen  Wirren 
in  den  clevisch-märkischen  Landen,  an  deren  glücklicher  Beilegung  Wei- 
mau's  unermüdliches  Schaffen  den  vorzüglichsten  Antbeil  hatte,  und  deren 
Verlauf  in  dem  V.  Band  dieser  Publication  eingehend  an  der  Hand  der 
Acten  dargelegt  worden  ist.  Dieses  Nebeneinander  ist  fortwährend  im 
Ange  zu  behalten:  ermisst  mau  nach  allen  diesen  Acten  den  Umfang  von 
Weiman's  geschäftlicher  Wirksamkeit,  bctractitet  man  die  Zahl  seiner 
meist  eigenhändigen  Schreiben,  dazu  das  gleichzeitig  von  ihm  geführte 
grosse  Gescbäftsjournal,  das  in  zehn  Folianten  noch  vorhanden  ist*),  so 
eröffnet  sich  der  Blick  auf  ein  politisches  Geschäftsleben  von  so  umfassender 


*)  Ton  neueren  Bearbeitangen  lind  zu  den  Bchon  aoderweit  genannten 
Schriften  noch  hinEuzDfügen  die  buiden  bollüodigchen  DoctordisBertationeg: 
Vaillant  de  partibna  a  Republicft  Batava  in  mari  baltico  ab  a.  leöä  uaque  ad 
a.  letiO  actis.  Hagae  Com.  1811 1  und  Sicoama  Scbeta  van  de  diplomatieke 
beUekkiugen  tasschen  Nederland  en  Brandeobarg  1596— 1G78.    Utrecht  1867. 

')  Vgl.  Urk.  n,  Aotenst.  IV.  2i.    V.  774  ff, 

•;  S.  darüber  ITrlc.  u.  Actenst.  V.  775.  Droysen  iu  den  Forscbaogen 
zur  deutseben  tieacbicbte  IV.  25;  und  dsnaelben  in  den  Abhandlungen  der 
königl.  eächg.  OesellBcfa.  d.  Wiss.  IV.  353  ff. 


EJDleitQDg.  5 

Art,  wie  es  damals  im  Dienst  des  Eurfürsteu  wol  kaum  ein  zweitea  gab, 
selbst  Waldeck  nicht  auEgenommeo.  Weimao  ist  —  eio  Mano  tod 
34  Jahren  beim  BegiDu  des  nordischen  Krieges  —  vielleicht  der  weit- 
blickendste Dod  bestgescbulte  uutev  den  Staatsuiännern  des  Kurfürsten 
Friedrich  Wilhelm  in  jener  Zeit;  ein  Politiker,  der,  unter  den  Ein- 
drücken niederländischen  Staatsiebeue  und  niederländischer  Staatsknngt  er- 
wachsen, denselben  ?iel  verdankte,  ohne  doch  sich  diesen  Ueherlieferungen 
gefangen  zn  geben,  der  aber  völlig  durchdrungen  sich  zeigt  von  der  wärmsten 
Hingabe  an  den  jungen  bratidenburgischcn  titaat,  dem  er  seine  Dienste 
widmete  und  von  dem  er  eine  gewisse  Grossartigkeit  der  Anachanuug  und 
des  patriotiecben  Glanbena  besitzt,  wie  sie  nicht  häufig  in  dieser  Zeit 
begegnet.  Es  war  ein  schwerer  Verlust  für  den  Knrfärsten,  dass  der  Belten 
begabte,  völlig  ergebene  Mann  ihm  in  den  Jahren  seiner  besten  Kran  durch 
den  Tod  entrissen  wurde,  (geb.  Iti2l  gest.  1661)'). 

Das  Ganze  der  in  den  Archiven  zn  Berlin  und  Düsseldorf  erhaltenen 
Weiman'schen  Papiere  in  die  vorliegende  Sammlung  aufzunehmen  würde 
unmöglich  sein;  vieles  natürlich  findet  sich  auch  darin,  was  nun  bereits 
anderwärts  gedruckt  oder  benutzt,  vieles  auch,  was  jetzt  von  geringerem 
Werthe  ist."  Wir  haben  gesucht  das  'Wesentliche  für  die  Jahre  1655—1660 
hier  zur  Kenntniss  zu  bringen;  zusammengehullen  mit  den  im  III.  und 
V.  Band  veröffentlichten  Materialien  werden  diese  Correspondenzen  ein 
ziemlich  vollständiges  Bild  der  Beziehungen  zwischen  Brandenburg  und  den 
Niederlanden  In  den  fünf  Jahren  des  nordischen  Krieges  geben. 

*)  Ueber  die  beiden  anderen  an  der  oiederländiachen  Correspondenz  bethei- 
llgtan  rersÖDlicfakeiten,  Copes  nnd  Dogen  vgl.  Urk.  u.  Actenat.  IV.  21. 


^aovGoOt^lc 


Brandenburg  und  die  Niederlande 

während  des  nordischen  Krieges. 
1655—1660. 


Matthias  Dogen  an  den  KnrfUreten.     Dat.  Amsterdam 
11.  Aug.  1655. 

(Beetürzung  der  Niederländer  über  die  ichwediacheu  Siege  in  Pulen.    RilaloDg 
für  die  Flolte  in  die  Ostsee.] 
1655-  ^'^  '^''  '^"S^i'B  ^^it  i'u  Haag  genesen,  um  dort  uu  dem  Abü<lilust>  der 

11.  Aug.  Alliance  mitzaiirbeiten;  jeli-.t  ist  er  naeh  Amaterdum  zurückgekehrt. 

Weil  ich  diesen  Morgen  nicht  alleine  bei  Herrn  BUrgermeieter 
de  Grave  in  sein  Haus,  sondern  auch  nachmalen  aufs  Rathhaus  bin 
gefordert  worden,  eo  muss  wegen  Drängen  der  Zeit  E.  Ch.  D.  hier- 
mit unterth.  andeuten,  dass  man  alhier  die  scbwedieche  Progreesen 
in  Polen  zum  höchsten  apprehendiret.  Nun  beklagen  sie  es  wol  von 
Herzen,  daes  man  mit  unserer  Alltanz  so  verzögert.  Alle  Entecbul- 
diguDg  läuft  dahin:  wer  wollte  das  wol  vertrauet  haben,  dass  Polen 
solchen  schlechten  Widerstand  thun  sollte? 

Ich  erinnerte,  dass  es  an  unserer  Seite  nimmermehr  ermangelt 
hätte  etc. . . .  Mir  ward  nicht  widersprochen,  sondern  die  Schuld  ge- 
leget auf  die  gewöhnliche  Trägheit  und  Misshelligkeit,  eo  bei  Repu- 
bliquen  in  wichtigen  Sachen  vorläuft;  and  zugleich  Versicherung  ge- 
tban,  dasB  in'e  künftige  alles  an  dieser  Seiten  wol  beobachtet  und 
doppelt  ersetzet  sollte  werden.  Versicherten  mich  endlich,  dass  in 
kurzer  Zeit  16  der  allerbesten  Kriegsschiff  in  der  Ostsee  sein  würden; 
6  Schiffe  wären  schon  da  bei  dem  jungen  Tromp;  die  4  grosse 
dieser  Stadt  eigene  Schiffe  sollten  innerhalb  8  Tagen  fertig  sein  und 
mit  dreien  anderen  Kriegsschiffen,  so  im  VÜe  liegen  und  aus  Italien 


Aj.OO<^IC 


RSstungen  Tür  die  OelBeeflotte.  "J 

sein  gekommen,  auch  nur  mit  Victualien  dörften  versehen  werden, 
können  auslaufen  nach  dem  Sunde ,  da  sie  von  nun  an  innerhalb 
12  Tagen  bei  Tromp  würden  sein  können;  und  sie  halten  sich  noch 
3  starke  Kriegsschiffe  bei  Norwegen,  so  auf  die  ostindisohe  Schiffe 
warten;  selbige  sollten  auch,  oder  wftren  albereils  nach  dem  Sunde 
gecommandiret;  welche  sämmtlich  16  Schiffe  austragen;  und  den 
wOrden  tftglich  noch  8  andere  oder,  wenn  es  Moth,  noch  14  Schiffe 
folgen. 


Matthias  Dogen  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Amsterdam 
24.  Aug.  1655. 

IBüalaogeo  für  die  Oetse^äoll«.    Oesaadtschart  van  Beuaia|;eD8  nach  DäDomoricl 

TfigUch  rflhrt  mau  hier  die  Trommel,  Matrosen  zu  werben.  Die24.  Aag. 
4  Schiffe  der  Stadt  haben  all  ihr  Volk,  liegen  fertig,  dabei  die  von 
der  Admiralität  alhier  6  Schiffe  thun.  Drei  davon  sein  all  in  Vlie, 
für  die  Übrigen  drei  wird  stark  geworben.  Nordholland  wird  hiebei 
fQgen  drei  Schiffe  und  drei  andere  die  von  Rotterdam  und  von  der 
Haas. 

Der  Herr  van  Beaningen  ')  ist  nach  dem  Haage  zu,  seine  In- 
struction zu  empfangen ;  vermeinte  feetigüch,  innerhalb  10  oder  12  Ta- 
gen ztt  Sofaiffe  zu  gehen  mit  16  Kriegstuihiffen.  Im  Sunde  sein  al- 
bereits  6  Schiffe  und  drei  werden  von  dem  Norwegischen  Strande 
dabei  kommen. 


Instruction  fUr  Weiman  nach  dem  Haag.     Dat.  Ci^lln  a.  Sp. 
31.  Aug.  1655. 

[Drückende  ZunutboDgea  der  ächwedeo  ao  dem  KurfureteDi  dur  Aosbrnoh  der 
FeiDklBeligkeitea  iat  wahrechtiDlicb  Auch  BusaUnd  drubt  qd  dur  Gräaze.  Der 
cftBua  foederiB  ist  sumit  gegeben;  Bilt»  um  die  vertrHgBoiüssige  tl\\(a;  Aorrage 
wegen  einer  ausBerordeDtlichen  Hilfe.  Versuch  eine  Aoleihe  zu  coDtrahirea, 
DiplomatiBcheB.  Bankett  nach  Anawechaelang  der  lUliBcatiooeo.] 
W.  soll  rasch  zurückreisen  nach  dem  Haag  und  alübald  bei  den  Oe-31.  Aug. 
oeral-Staaten  Audienz  nebmeu.    Dieeen  aoll  er  Toratelten,  da^s  der  KyrfUrst 


>)  Conrad  vau  BenoiDgen,  Rath-Penaiunar  rou  Amalcrdam,  als  Gesandter 
nach  DSnemarb  beatinoit,  om  dleaen  Staat  in  MaaBi'egela  gegeii  Suhweden  lu 
gewinnen.  Secrele  Reaolulien  1.  "iH-  Aitzema  Il(.  1215,  wo  aioh  die 
InstmctioD  findet;  die  Abrertigang  der  Geaandlscbuft  verzog  eich  bia  in  den 
Noveniber,  wo  ihr  anaser  dem  üeDauotea  noch  AmeroDgen  und  Vieraaen 
beigegeben  worden;  Tgl.  anteo  e.  d.  13.  Dec. 


^düvGoot^lc 


o  I.     Brandenburg  and  die  Niederlande. 

Eo  eifrig  nU  möglich  d»s  Zerwiirraiss  zwischen  Polen  und  Schweden  bei- 
zulegen geeucht  habe;  aber  vergebens,  und  er  habe  daher  wenigistens  die 
Sicherheit  seineK  Lttiide»  von  den  Schweden  zu  erlRogoii  gebucht. 

Eb  wären  Uns  aber  dabei  von  schwedischer  Seiten  fast  viel  ge- 
fährliche conditionee,  unter  andern  aber  und  zuvorderst  fUrgestellt 
worden,  dass  Wir  1.  Maj.  in  Schweden  freien  Pass  and  Repass  durch 
Unsere  Seehafen  mit  Kriegsschiffen  und  Völkecn  ....  iUimitato  gestat- 
ten, die  Zölle,  so  in  Unsere  Hafen  fallen,  mit  ihnen  theilen,  die  Neben- 
direction  der  Conimercien  m  Unsern  Landen  denselben  zustehen,  allen 
foederibus,  so  dem  scopo  zuwider,  und  absonderlich  der  StaatischeD 
Alliance  rennnciiren  oder  ja  selbiger  uns  nicht  gebrauchen  sollten. 

Als  Uns  nun  solche  Dinge  einzugehen  nicht  anständig,  so  hätten 
Wir  zwar  selbige  conditiones  ganz  abgeschlagen;  dennoch  aber,  um 
eine  Neutralität  fUr  Unsere  Lande  zu  suchen,  Unsere  Räthe  wiederum 
an  S.  Maj.  abgesandt.  Alldieweil  aber  selbige  Une  vorhin  berichtet, 
wie  selbige  entweder  gar  nicht  oder  doch  mittels  schimpflichen  und 
wol  unmöglichen  Bedingungen  zu  erhalten,  (massen  man  dabei  Unsere 
Hafen  zur  Assecumtion,  die  Abdankung  Unser  Völker  und  dass  man 
aufm  Wasser  mit  Zöllen  und  den  Commercien  S.  Maj.  gewähren  lasae, 
bedingen  wollen);  so  versehen  Wir  Uns  nicht  anders,  als  dass  es  zur 
Ruptur  mit  Schweden  kommen  möchte  j  bevorab  weil  dieselbe  gleich 
sam  von  schwedischer  Seiten  Uns  schon  angekUndiget  und  versichert, 
nachdem  nicht  allein  der  Feldmarschall  Wittenberg  an  Unsem 
General-Feld-Zeugmeister  Sparren  schriftlich  gelangen  lassen,  dass 
er  Unsere  nach  Prenssen  marschireude  Truppen  nicht  durchlassen 
wUrde,  besondern  S.  Maj.  selbst  oft  Unsem  ßesandten  angezeiget, 
dass  Sie  Uns  in  Preussen  nicht  anders  als  ein  Glied  der  Krone  Polen 
consideriren  und  wie  andere  Glieder  derselben,  auch  Unsere  dahin 
gehende  Völker  nicht  anders  als  feindlieh  würde  tractiren  können. 

Weil  Wir  nun  nicht  allein  befugt,  sondern  auch  schuldig.  Unsere 
Lande  und  Leute  wider  unrechtmässigen  Gewalt  zu  verthfitigen,  und 
über  das  der  Muscowiter  mit  seinen  Armeen  an  Unsere  preussische 
Gränzen  dringen  tlmt:  so  könnten  Wir  nicht  fUrbei,  zu  solchem  Schutz 
und  Verthätigung  Unserer  Gränzen  Unsere  Truppen  in  Preussen  .  . . 
80  gut  Wir  können,  zu  fhhren. 

Weil  dann  solchem  nach  der  Fall,  darin  das  ordinarium  subsi- 
dium  zuvörderst  Uns  nötig  sein  wird,  fltr  der  Thhre  und  wol  gar 
fUr  Händen,  selbiger  auch  mit  allem  möglichen  Fleiss  gar  nicht  ab- 
zuwenden und  dannenhero,  dass  einige  fernere  officia  haften  möchten, 
nicht  zu  hoffen,  so  hat  er  anzulialten,  dass  sobald  möglich  die  ver- 


^aovGoOt^lc 


WeimtD'a  Instmclioo.  9, 

sprocheoe  4000  MsDn  nacher  Pillau  Uns,  well  man  sich  der  See  an- 
noeli  gebrauchen  könnte,  geliefert  werden  möchten. 

Und  als  anitzo  schnedisc-he  OrlogechitTe  in  der  See  fQrhaoden 
und,  wie  sich  der  König  eelhst  vernehmen  lassen,  der  Admiral,  so 
dabei,  beordert,  Staatische  Oriogsehiffe  in  der  Ostsee  nicht  zu  leiden, 
besonderD  wenn  sie  iiim  nicht  zu  stark  und  ihrer  nicht  mehr  als  30 
wftren,  feindlich  anzugreifen:  wäre  derhalben  dahin  zu  sehen,  dass, 
wenn  solche  Völker  Oberbracht,  sie  auch  sicher  ttberkommen  und  ge- 
liefert werden  möchten. 

Und  wiewohl  die  Kosten  der  Ueberbringung  vermöge  der  Alliance 
auf  Uns  kommen  sollten,  so  hoffen  Wir  doch,  dass,  weil  bei  den 
oberwähnten  conditionibus,  so  Uns  von  Schweden  angestellet  werden, 
der  Herrn  Staaten  Interesse  fast  mehr  als  das  Unsere  in  Consideration 
kommt,  sie  werden  in  Ansehung  desselben  solche  Ueberschickungs- 
kosten  auf  sich  zu  nehmen  nicht  dtfficultiren. 

Weiter  ist  anzufragen,  whb  die  Generahtaaten  ueben  die^ier  ordinären 
Hitüuistang  an  extraordinärer  zu  thun  gedenken,  da  ee  eich  doch  ganz  vor- 
züglich atn  ihre  Intere^^en  bandelt. 

Hiemftcbst  wird  er  sich  bemtlhen,  eine  Anleihe  von  200,000  Rth. 
bei  den  Herren  Staaten,  der  Stadt  Amsterdam  oder  andern  Pardcu- 
lieren  dergestalt  aufzubringen,  dass  Wir  selbiger  ehist  mdglich  hab- 
haft werden  können;  Wir  wollten  selbige  aus  dem  Pillauschen  Zoll 
verzinsen  und  bis  zu  der  Abstattung  solchen  Zoll  den  Herren  Staaten 
ad  concurrentem  usurarum  quantitateni  unterpßlndlicli  verschreiben; 
die  Zinsen  können  ä  ß  Procent,  wo  sie  nicht  geringer  erhalten  wer- 
den können,  accordiret  werden  Die  Solution  ist  zu  promittiren  dass 
■ie  erfolgen  solle,  wenn  der  Frieden  in  Unseren  Landen  stabiliret, 
und  sollen  alsdann  jährlich  25,000  Rth.  erlegt  und  damit  continuiret 
werden,  bis  das  Capital  gänzlich  abgetragen,  salvis  semper  usuris 
von  dem  RQcketande. 

W.  soll  bei  den  Generalstaaten  die  Abwendung  einer  aiisehnlirbrn  Öe- 
Eandtüchart  nacb  Schweden  betreiben;  anrb  soll  er  die  Staaten  veranlassen, 
die  Verniittelung  zwischen  Polen  und  Uussland  zu  rersucheu. 

W.  soll  erforschen,  wie  Düuemark  in  jetziger  Cüiijnnutnr  mit  den  Ge- 
herdlstaat«n  steht.  W.  huII  den  Generalstaaten  Kunde  von  dem  geben,  was 
zwischen  Schweden  und  Brandcnbarg  vorgerallcn,  und  sie  um  ilire  Ansicht 
darin  bitten.     Ferner   - 

hat  er  einigen  Confidenten  unter  den  Herren  Gcncralslaalen  zu  er- 
öffnen, was  Wir  Uns  wegen  des  Proteetoris  in  Engeland  erkläret 
und  Unser  dessein  durch  derselben  Vermittelung  zu  befördern  *). 


■)  Dies  beliebt  sich  anf  den  eben  jetzt  gefaMten  BecchlasB  dea  Karrdratan, 


\Q  I.    Breodeuburg  uod  die  Niederlaade. 

Nach  AusantwortuDg  der  Ratification  wird  er  die  Staa^sclie  Com- 
miesarios,  eo  bei  Abhandelung  der  Alliance  gebrauehet  worden,  zum 
Banket  einladen  mllBsen  und  daunenliero  mit  Fürsten  Johann  Moritz 
von  Nassau  Ld. ')  wegen  der  Unkosten,  so  dazu  nötbig,  Abrede 
nehmen.  — 

Die  Beechenkang  der  besagten  Conunissarien  möchte  nieht  etyli 
des  Orts  oder  unnötig  sein,  bevorab  wenn  die  Unserige  von  Staa- 
tischer Seiten  nicht  regalirt  würden. 


Matthias  Dogen  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Araeterdam 

7.  Sept  1655. 

IRatificulioii   der   Alliance.     Laugsamkeit  der  Flotte urüBtung.    Nachricht«D  vom 
nordiBcboD  Eriegsscbauplatz.    Crumweil  nud  die  KöDigekrone.) 

7.  Sept.         Zum  allerhöchsten  ist  bei  hiesigen  Kegenten  angenehm   gewest 

die  Zeitung,  dass  E.  Cb.  D.  die. Allianz  geratificiret  haben*). 

Ueber  alles  Vermuthen  geht  es  mit  Equipirung  unserer  Flotte 
langsam  fort  .  .  . 

Die  unvermuthliehe  Progressen  der  Moscowiter,  glauben  hier 
viele,  durften  der  Schweden  Besolution  wol  gänzlich  verändern  .  .  . 
Die  preuseischeu  Kaufleute  alhier  sein  zum  höchsten  besttlrzt,  ftlrchten, 
weil  Kownow  von  Moscowitern  erobert,  dass  auch  Königeberg  möchte 
Gefahr  laufen,  welche«  nur  20  Meilen  von  einander  sein  soll.  — 

In  England  läest  sieh  der  Herr  Protector  ganz  eifrig  von  seinen 
Creaturen  durch  offenbare  Supplicationen  zur  königlichen  Krone  und 
Scepter  nöthigen ;  er  aber  hält  sich  gar  h»rt  wider  diese  gute  Suppli- 
cAnten,  will  solche  Wtirde  ungeme  annehmen,  doch  wird  er  sich  wol 
endlich  dazu  erbitten  lassen.  — 

Joh.  Moritz  V.  Nassan  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Cleve 

8.  Sept.  1655. 

IScbirediecbe  lutrigoeD  gegeo  die  niederländischa  Alliance. | 

8.  Sopt  Es  ist  vor    wenig  Tagen   der  Herr  von  der  Cappel  express 

kommen  und  mich  gebeten,  E.  Ch.  D.  zu  berichten,  wie  dass  Schweden 

mit  Cromwell  diplomatiscbe  Yerbindang  onzukaüpreD i  bald  errolgte  die  Sen- 
dung von  Job.  Friedrieb  Sclilczer  nacL  Euglaud,  doeseo  Berichte  von  dort 
wir  weiterhin  miubeilen. 

'>  Vgl.  Urk.  n.  Actenst.  V,  2.U 

')  Die  braadeobargieche  BalificatioD  iat  dat.  Colin  a.  Sp.  1.  Aig.  1656. 
Aitiema  UI.  1203. 


„A^iOOt^lC 


IMe  Ratification  der  Atlisne«.  J^ 

sehr  arbeitet,  um  za  Terhindern,  äaea  die  Herren  Geoeraletaaten  die 
Alliance,  mit  E.  Cb.  D.  gemacht,  nicht  ratiiicirten ;  wozu  Bi<^  unter- 
schiedene Herren  voq  Holland  tapper  bemühen  tbäten  '). 


M»tthia8  Dögett  an  de»  Kurfürsten.    Dat.  Amsterdam 
14.  Sept.  1655. 

(PlotteoräslnBg.    Haa  iit  ungeduldig  aber  du  Zögern  d«s  Karfüraten ;  Plane  in 

der  Oeteee.     KriegBlmtige  Stimmung  in  Amatcrdam  und  gute  HoffuuDg  r^r  den 

Kurfürsten,    Oögen's  Ratb.] 

Im  Orisundc  sein  ittt  8  brave  Kriegsschiffe.    Die  10  Schiflfe,  so  U.  Sept. 
dieses  Coilegiiim 'j  aufbringet,  seind  nicht  allein  alle  nach  dem  Vlie 
zu,  sondern  für  etlichen  Tagen  albereits  6  derselben  nach  dem  Sund 
zugelaufen  .  .  .  Man  versichert  mich  hoch,  dass  man  mit  allem  Fleles 
and  Gewalt  die  Flotte  und  Ambassade  wolle  forttreiben. 

Man  ist  zum  höchsten  verwundert,  dass  die  Ratification  nicht  ein- 
konim(,  und  dass  von  E.  Ch.  D.  wegen  die  in  der  Alliance  verspro- 
chene Hälfe  vom  Estat  albereits  nicht  gefordert  worden,  auf  dass  hie- 
sige Ärmirung  desto  ragUchern  Schein  hatte,  auch  also  Freunden  und 
Feinden  unsere  hiesige  Intention  .  . .  kundbar  werden  möge.  Drittens 
(tirchtet  man  auch  sehr,  dass  bei  Verzögerung  die  Englische  mit  in's 
Spiel  möchten  treten;  sollte  man  also  das  Spiel  desto  schleuniger  wol 
aarapielen  wollen  und  anderen  vorkommen. 

Alhier  hat  man  diesen  Anschlag,  dass,  sobald  unsere  Flotte  und 
Ambassade  im  Sunde  sein  werden,  man  straeks  und  bevor  auch  einige 
Andienz  bei  ÜSnemark  genommen  sein  wird,  7  oder  8  Schiffe  unterm 
Prätext,  unsere  Kaufscliiffe  zu  convoyiren,  sollen  reeta  nach  der  Memel 
und  Pillau  lassen  gehen,  um  die  fUr  allem  feindlichen  Anfall  zu 
Wasser  zu  versichern;  inmiltels  mit  Dänemark  tractiren  und  ihn  zu- 
gleich in  Action  bringen. 

Ho  viel  man  äusserlich  mag  urtbeilen,  kann  ich  fUrwahr  anders 
nicht  merken  als  dass  man  es  alhier  von  Herzen  meine,  und  wird 
man  dem  Werke  auch  endlich  wol  den  rechten  Nachdruck  gebei.  — 
Ich  kann  E.  Ch.  D.  wol  versichern,  daes  alhier  awar  grosse  ABection 
MiDBiehr  fttr  E.  Cb.  D.  sei,  aber  doch  mehrer  Affeotion  (tlr  ihr  eigenea 
Interesse  .  .  .  Wie  bestUrtzt  und  kleinlaut  man  fDr  diesem  hier  war, 
ehe  die  Allianz  von  E.  Ch.  D.  geratificiret,  so  beherzt   und  kHhn- 


■)  Die  niederländiache  KaliGcalion  igt  vom  8   Oct.   1665.     A: 
Die  Aaawecbseinng  ertolgte  erat  in  den  leisten  Tagen  de«  Oclober 
'}  Die  Admiralität  von  Amsterdam. 


yGoot^lc 


]^2  I'     Br&ndenbarg  and  die  Niederlande. 

mathig  ist  man  itzo.  Kleine  und  GroBBe  kriegen  jetzt  mit  uns,  for- 
miren  Defleeins  und  Entreprieen  auf  diese  und  jene  Insel  in  Her  Ost- 
see, dass,  wenn  es  nach  ihrem  Sion  und  Wunsch  ginge,  die  Schweden 
wol  nicht  einen  guten  Hafen  behalten  wttrden.  ...  In  summa  Klein 
und  Gross,  Jung  und  Alt  weiss  itzund  von  E.  Gh.  D.  zu  Bprechen 
tind  zu  schreiben,  und  ist  kein  generöser  und  getreuer  Bundsverwandter 
mehr  in  der  weiten  WsH  zu  (inden,  als  der  GhurfUrst  von  Branden- 
burg itzt  ist.  Gott  gebe,  dass  diese  Affection  immer  daure  und  zum 
Wolergehen  des  geliebten  Vaterlandes  und  Confusion  aller  unserer 
Feinde  gedeihen  möge. 

Den  Krieg  oder  Hazard  in's  lange  ziehen,  alle  Tractaten  verweilen 
und  so  viel  Zeit  als  möglich  zu  gewinnen,  bis  auch  andere  mehr  den 
Hamasch  anthun  mögen,  und  es  hernach  auf  Gott  und  die  gute  Sachen 
ungescheut  lassen  ankommen,  wäre  meines  Sinnes.  — 


Der  Kurfilret  an  Weiman  und  Copee.     Dat.  Cöslin 
4.  Sept.  1655. 
i.  Bept.  Kurze  Auzeige,  dsEE  die  Srhveden,  ziranzig  Schiff«  Gtark,  bei  Patz'g 

liegen  nud  begonnen  haben,  einen  Zoll  von  10  Proreat  ron  den  pasGirenden 
Schiffen  za  erheben. 

Weiman  an  den  KurfUrsten.    Dat.  Haag  21.  Sept  st  n.  1655. 

[Ueber  die  Auewecheeloog  der  Ratification  Nocbrichteo  von  dem  Verfahren  der 
Schweden  Tor  Dansig;  vorgeechlageoe  Haaaregeln,  AmBterdam.  aiimmongen.] 
21.  Sept.  Bei  seiner  Riickbehr  ans  Amsterdam  erfährt  W. ,  dsss  man  ihn  im 
Ha«g  sehnlich  erwarte  und  dass  die  Analieferung  der  Kati6cation  bei  den 
Qeneralstaaten  jetzt  „das  rechte  tirnndwerk  und  das  mouvement  aller  ihrer 
DellberationeD  wäre,"  W.  begibt  sich  zu  dem  Präsidenten  der  Qeneralstaaten 
und  zu  dem  RathpensionKr  von  Holland  und  theilt  ihnen  mit,  dass  er  in  Be- 
sitz der  Ratifiration  und  mit  der  AuswecbselnDg  beauftragt  sei.  Es  wird 
ihm  versichert  dass  aurb  von  niederländischer  Seite  die  Sache  beschleunigt 
Verden  soll '). 

Folgenden  20.  Sept.  kamen  die  Danziger  Briefe  ein  und  ward 
von  allen  Oertem  berichtet,  wasmaseen  die  Schweden  nicht  allein 
mit  ihrer  Flotte  daselbst  den  Hafen  besetzet  und  von  einltuifendes 
Lübecker  Schiffen  bereits  den  Zoll  erzwungen,  sondern  auch  Bautske  ') 
weggenommen  und  sonst  etliche  tausend  Mann  ungefähr  3  Meilen 
unter  Danzig  ans  Land  gesetzet  hfitten. 


>)  Tgl.  Secrete  Resolntieo  I.  230. 
*)  D.  i.  Pntzig. 


^aovGoOt^lc 


Die  Schweden  vor  Dftniig.  |[3 

Wenn  nun  solche  Zeitungr  nlles  heftig  geallarmiret,  80  dieneten 
wir  unB  davon  auch  und  babens  dahin  gerichtet,  dasR  heute  in  Hol- 
land und  darauf  auch  in  der  Generalität  gedeliberiret  und  beschlossen 
werden  solle:  1)  ob  man  nicht  an  Schweden  pro  mediatione,  2)  an 
die  Moscau  desgleichen,  3)  an  Dänemark  um  nähere  Verbindniss  und 
Armirung  zu  senden,  4)  mit  aller  SchifTsmacht  in  See  zu  gehen  und 
5)  alsbald  den  rersprocleuen  Succurs  iHr  E.  Ch.  D.  sollte  fertig 
machen. 

Amsterdam  bleibt  immerfort  eifrig  genug.  Die  Admiralität  da- 
selbst ist  mit  etwa  16  guten  Schiffen  ganz  fertig,  andere  werden 
noch  hinzugebracht.  Der  von  Obdam ')  treibt  das  Werk  gewiss 
heftig  und  scheinet,  dass  er  die  Wrangelische  Discursen  sich  zu  de- 
battiren  ftlrgenommeD. 

Dieses  sehe  ich  gnugsam,  wo  £.  Gh.  D.  mit  Schweden  auf  leid- 
liche Conditionen  schliessen  könnten,  solches  durfte  rielen  nicht  miss- 
fallen an  diesen  Oertem,  und  besorge  ich  tlher  dem  noch,  wo  der 
König  von  Polen  nicht  etwa  zurOckgehalten  und  aufgemuntert  wird, 
so  möchte  er  einen  beschwer-  und  gefährlichen  Frieden  machen,  wo- 
durch E.  Ch.  D.  Sache  hernach  desto  schwerer  werden  dDrfte.  - 


Matthias  Dögeii  an  den  Knrfiireten.     Dat.  Amsterdam 
28.  Sept.  1655. 

(BeBiehuDgen  xn  Dunemark.    Uebermütliige  Stimmang  gegen  die  ScbweileD.) 

Alhier  ist  man  itzo  im  Werk  begriffen,  wie  man  die  Kön.  JAaj.  -2$.  s«pt. 
von  Dänemark  am  fUgltchsten  in  unsere  Allianz  eiuschliessen  möge. 
Es  wird  sich  aber  Dänemark  wol   keines  Weges  heraoslassen,   bis 
dass  von  diesem  Estat  eine  beständige  und  capahle  Kriegsmacht  sich 
de  facto  in  der  Ostsee  wird  befinden. 

Die  Herzhaften  alhier  achten  den  schwedischen  Sieg  noch 
ganz  geringe,  sagen,  je  weiter  sie  in  Polen  geadvanciret,  je  näher 
sie  zu  ihrem  Kirchhofe  gekommen,  dürften  wol  5  oder  6  Feinde  zu- 
gleich sich  Uber'n  Hals  zielien,  da  doch  einer  unter  allen  ihnen  son- 
stea  genug  gewachsen  wäre.  In  summa,  alle  Sterngucker  weissagen 
ihnen  nicht  viel  gutes,  verweiseu  sie  wieder  nach  Lapland  in  ihre 
alten  Sitze.  Der  aber  seinen  Feind  gering  achtet,  verstärket  ihn 
schon.  —  

■)  Jacob  van  Wksaenaer,  Herr  yfto  Obdam,  deiignirter  Lieateuaot- 
Admital  tÖr'  die  Oitiee-FloUe.  Aiteema  IlL  1212i  die  iDitfuction  SecrBte 
Besol   I.  221. 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


1^  Bnnd«Bbai^  nnd  di«  Miedwland«. 

Weiman  an  den  RnrfUrsteu.     Dat  Haag  28.  Sept  166ö. 

[Diplomatische  nnd  kriegerische  Pläne.  BeEiehnog  in  Cromwell.  RattftcatJoii 
der  AlUkDce.) 
i.  Sept.  Man  ist  dabei  2a  berstfaen,  v«s  gegenüber  dem  gerahrlichea  Qaag  der 
Dinge  ia  Polen  ODd  Preusseu  geschebeo  eoII;  iiidesB  gebt  alles  ,pro  more'' 
äUEEerst  langsam.  Für's  erste  nimmt  man  eine  Oesandtscbaft  nacb  Scbwcden, 
und  eine  nacb  Dänemark  in  AuEEicbl;  nacb  Moskau  wird  geschrieben;  auch 
an  den  KurfürEteu  soll  jemand  geEchickt  werden.  F^r  den  »ächsten  Früh- 
ling soll  eine  grosse  Flotte  von  50  oder  60  grossen  KricgsEchiffen  in  Stand 
gefiCtEt  werden.  —  [Mehrere  chiffrirte  Zeilen  ohne  Anfiosang). 

We^n  deB  Protectoris  ist  bereite  alles  niclit  allein  mit  ihnen 'ab- 
geredet '),  sondern  alsfortens  auch  deswegen  ein  Expresser  nach  Lon- 
don an  den  Ambassadeur  Nieuport  abgesdiieket;  ungezweifelt  wird 
damit  viel  ausgerichtet  werden;  und  hat  man  mir  nunmehr  nicht 
allrin  rund  aus  bekannt,  sondern  anch  deswegen  verschiedene  Briefe 
gezeiget,  dass  alle  Langsamkeiten  bei  diesem  Eslat  mehrentbeiis  dar- 
aus erfolget,  dass  sie  gewusst,  dass  der  Protector  nicht  gerne  gesehen, 
dass  mit  | :  —  :  {  '),  als  welcher  sich  gar  zu  eifrig  fUr  den  KOnig  von 
England  erwiesen,  etwa«  getban  werden  sollte. 

Die  AuswQcbselving  der  Ratification  ist  annoch  nicht  geschehen.  — 
W.  ist  für  alle  Falle  nicht  zu  eilig  damit;  doch  lüsst  es  sich  jedenTalls 
nicht  mehr  lange  verzögern. 


Weiman  an  den  KurfUrsten.     Dat.  Cleve  6.  Oct.  1655. 

[Gute  StiniiiiDDg  Tür  Brandeobarg  allerwärla.    Aiilanrzu  energischen  Beschlüe^eo. 
Frage  ob  jetzt  oder  später  die  Flotte  abzusenden.    Abneigung  Cromwells  gegen 
KorbraudeDbarg.     Betreffs  Answechselnng  der  RatiGcatiOD.     TerhandlDag  mit  den 
cleTiBchen  Ständen;  Aitzema,  ihr  Pnbliciat,  vor  Gericht  zu  liehen.    Gestiegene 
AchtQQg  vor  Brandeobarg.     V  ers  oh  QU  ngs  versuche  unter  den  aiederl  an  diseben  Par- 
teien.   Wicbtigiceit  der  Vereinbarung  des  Enrrürsten  mit  dem  königlichen 
Prenaspn,| 
6.  Oct.  ^'ö  verwichene  Woche  haben  wir  allen. Fleiss  angewendet,  es 

dahin  zu  richten,  dass  Holland  etwas  endlicbs  besebliessen  möchte, 
haben  auch  darhei  und  sonst  allerorts  rerspUrct,  dass  selbe  Provinz 
durgehends  E.  Ch.  D.  nicht  allein  zum  höthsttn  geaffectioniret,  son- 
dern auch  mit  einem  ungewöhnlichen  Eifer  eingenommen  ist,  E.  Ch.  D. 


')  Utt  dem  RathpeDsionar  Job.  de  Witt  und  den  andern  Uinistem  von 
Holland. 

'}  Uuaiirgelöste  CbifTra;  leg.  „E.  Ch.  D.";  vgl.  die  auf  Cromwell  betuglicben 
Stellen  in  den  AlUaDceverhandlnngen  (Urk.  u.  Actenst.  IV.),  nebat  der  («abr- 
scheinlioh  von  Aitiema  herrührenden)  „Letter  of  intelligence  fron^  the  Hagne" 
bei  Thurloe  State  Papers  III.  514. 


A-iOO<^IC 


Gute  StimmnDg  in  Holland.    Cromweirs  EiofluBB.  ^5 

reclitinSsBiges  Flirhaben  mit  allein  ihrem  Vermögen  eu  »ecundiren.  Die 
andern  ProTinzen  zielen  auch  dabin,  Ameterdsm  Iftsset  oicht  nach, 
alle  und  jede  stetshin  anratreiben.  Schweden  und  andere  anter  der 
Hand  handeln  dagegen.  Und  stunds  desto  weniger  nicht  am  rerwi- 
chenen  Freitage  fest,  man  BoUe  ohne  Verzug  an  Schweden,  daag  sie 
die  See  frei  und  E.  Gh.  D.  nnbefochten  lassen,  2)  an  -DAnemariE, 
dass  man  sich  in  Postur  setzen;  3)  an  E.  Ch.  D.  senden,  damit  die- 
selbe des  Estats  Hülfe  desto  mehr  versichert  werden  möchten;  4) 
man  sollte  von  nun  ab  anfangen  zu  equipiren  eine  Flotte  von  40  oder 
50  grosser  KriegsschifTe,  damit  man  eich  derselben  gegen  den  FrOh- 
ling  mit  Sicherheit  gebrauchen  könnte  zu  Vertheidigung  E.  Ch.  D. 
tiad  der  Ostsee;  unsere  Ratification  und  derselben  Auswechselung 
sollte  alles  Ernstes  befordert  werden. 

Allein  stunds  nnnocb  in  Bedenken,  ob  man  anjetzt  in  See  gehen 
sollte  mit  denen  Schiffen,  so  anjetzt  im  VHehe  bemannet  und  zum 
Auslaafen  fertig  liegen.  Wir  vermeinetcn  Ja  und  wäre  es  zu  spät 
zu  fechten,  so  würe  es  doch^  um  etwn  sehen  zu  lassen,  dass  mans 
k&nnte  und  wollte.  Amsterdam  und  einige  andere  fttmebme  Glieder, 
wie  auch  der  Rath  Pensionarius  von  Holland  selbst  waren  mit  uns 
einig.  Die  andern,  nebst  den  dänischen  Ministris,  macheten  Schwie= 
rigkeit  und  sageten,  des  Estats  Ehre  erforderte,  kein  Flick-  oder 
Halbwerk  zu  Ihun;  dannenhero  milsste  man  fDr  dieemal,  da  die  Zeit 
Terlaufen,  lieber  liegen  bleiben,  mit  Eifer  die  EcjuipageD  fortsetzen 
und  sich  gegen  den  FrDhling  redoutabel  machen,  als  in  See  laufen, 
da  man  die  Schweden  allen  Zeitungen  und  Umständen  nach  nicht 
finden  und  nichts  wOrd  thun  können,  als  in  gefährlichen  Stürmen 
wieder  nach  Hause  gehen  etc.  Zudem  hätten  E.  Ch.  D.  so  wenig 
als  Danzig  sich  nunmehr  aus  der  See  etwas  zu  befahren,  der  Win- 
ter wDrd  solches  abkehren;  zu  geschweigen,  dass  die  schwedische 
Flotte  dermasscn  übel  zugerichtet,  dass  sie  von  selbst  wfirden  wei- 
chen mflssen.  Zu  Lande  aber  milsste  man  E.  Ch.  f).  der  Alliance 
zu  Folge  mit  Volk  und  Gelde  assistiren. 

Die  fUmehmste  Ministri  aus  Holland  macheten  sich  die  ge- 
wisse Rechnung,  sie  würden  ehister  Gelegenheit  aus  Engeland  wegen 
E.  Ch.  D.  eine  solche  Antwort  bekommen,  dass  der  Widerwärtigen 
Anschläge  dardurch  zurOckgehen  und  E.  Ch,  D.  wegen  des  Pro- 
teetoris gewQnscheter  Maassen  zum  Ziele  würden  gelangen  klinnen, 
Sie  zeigen  mir  in  originali  glaubhafte  Briefe,  worin  gemeldet  ward, 
dass  erwähnter  Protector  E.  C*h.  D.  Macht  und  ßlOck  zum  Höchsten 
qiprehendirete  und  durch  den  Secretariam  Statoi  tagen  buteo,   er 


\Q  I.     Btaadenbarg  nod  diu  Niederlkode. 

wisse,  dass  E.  Ch.  D.  sein  höchster  Feind  und  dem  Könige  Ober  die 
Maasse  zugethan  wären,  auch  Sr.  Maj.  rersprochen  bstten  bei  Ge- 
legenheit 3000  Haan  zu  geben  und  zu  unterhalten;  und  könnte  Hol- 
land also  leicbllichen  gedenken,  dass  ilime  die  Alliance  mit  E.  Ch.  D. 
nicht  aller  selir  aDgenehm  sein  könnte,  wie  wol  Sie  sonst  bekennen 
mDasten,  wo  dieses  nicht  wäre,  so  könnte  ihnen  E.  Cb.  D.  Conserra- 
tion  wegen  anderer  Interessen,  die  Sie  mit  E.  Ch.  D.  in  sacris  et 
profanis  gemein  hätten,  nicht  weniger  als  dem  Estat  lieb  und  ange- 
nehm sein;  mit  dem  Hinzuthun,  Holland  möchte  den  brandeiiburgi- 
schen  Ministris  im  Haag  solches  wol  bekannt  machen  und  an  die 
Hand  geben. 

Auf  AoBwech^^eluDg  der  Ratification  habe  er  bisher  nicht  sehr  ge- 
drangen, ans  allerhand  Opportnnitätsg runden  und  namentlich  auch  — 

dass  E.  Ch.  D.  annoch  immerfort  ohne  Schaden  freie  Hände  be- 
hielte, wenn  Sie  sonst  etwas  mit  Schweden  schliessen  möchten.  Nun- 
mehr aber  werden  wir  nicht  länger  damit  fitille  stehen,  sondern  drauf 
dringen,  dass  die  Auswechselung  für  sich  gehe  und  E.  Ch.  D.  der 
Succurs,  inmaasaen  mir  solches  E.  Ch.  D.  aufgegeben,  wirklich  bei- 
geschaffet werden  möge. 

Auf  Befehl  des  Prinzen  Job.  Moritz  t.  Nasean  ist  er  jetzt  nach 
Clere  gereist,  nni  den  Verhnndlungen  mit  den  Stünden  beizuwohnen'}. 

Der  Stände  eingegebene  Klag  wii'd  bei  dem  Estat  fast  nicht  an- 
gesehen, und  weiln  sie  unter  der  Hand  auch  in  Druck  gegeben,  oho- 
gezweifelt  durch  ihren  Aitzema,  so  seind  wir  der  Meinung,  denselben 
deswegen  öffentlich  zu  verklagen,  damit  er  zum  wenigsten  inutil  ge- 
macht werde,  uns  heimlieh  zu  schaden. 

Man  wird  nunmehr  ein  wenig  mehr  als  vor  diesem  darnach  lau- 
schen, weiln  man  E.  Ch.  D.  mit  einem  solchen  Respect  consideriret, 
der  uns  bis  dahero  ungewöhnlich  gewesen. 

Es  sind  auch  heimliche  Tractaten  fllr  der  Hand,  wodurch  ver- 
hoffentlich  Eintracht  und  vollkommene  Versöhnung  zwischen  Holland, 
den  anderen  Provinzen  und  sonderlich  dem  Hause  von  Orauje  werden 
befordert  werden;  und  wo  Gott  Gedeihen  darzu  gibt,  wie  ich  mein 
Bestes  darzu  thue  (denn  die  holländische  Ministri  mich  darzu  ge- 
brauchet), so  dDrfle  ins  künftig  auch  mit  desto  mehrerer  Kraft  und 
Vigor  aus  diesem  Estat  Hlr  E.  Ch.  D.  und  dero  mitinteressirte  ge- 
agiret  werden.  — 

Ich  verhoffe  zu  Gott,  das  königliche  Preussen  werd  sich  mit 
E.  Ch.  D.  fügen,  und  wo   dieses  geschiehet  mit  Bestände  und    mit 

■)  Urb.  u.  Actenat  V.  SSOff. 

D.qit.zeaOvGoO<:^fc 


Crömwell-    AltEema.    Snbaidien.    Das  kÖDig).  PreuaseD.  I'J 

allen  Kräften,  so  möchte  der  Sache  wol  gerathen  sein  und  der  Welt 
g:ezeiget  werden,  dass  Gott  ein  Gott  Beie,  der  eine  gereclite  Sache 
lieb  habe.  Holland  wttnschet  Bolchea  hjjchlicli  und  wird  darzu  alles 
contribuiren. 

Der  Blirgermeister  de  Grave  von  Amsterdam  lasset  mir  in 
diesem  Augenblick  wissen,  er  möchte  gerne  mit  mir  sprechen  und  zu 
E.  Ch.  D.  höchstem  Aufnehmen  eine  Sache  commoniciren,  so  er  kei- 
ner Feder  anvertrauen  könnte.  Ist's  möglich,  bo  verbinden  £.  Ch.  D. 
sich  mit  obbenanntem  königl.  Preussen,  mit  was  Conditionen  es  auch 
auBtändiglich  seie,  und  sehe  ich  und  m&nnigtich  alsdann  ein  Werk 
aufgehen,  das  E.  Ch.  D.  mit  Ehren  groBS  machen  und  der  Welt  die 
Contrebalance  in  diesen  Conjuncturen  geben  kann. 


Der  Kurfürst  an  Weimaii.     Dat.  Pr.  Holland  20.  Oct.  1655. 

[Eilige  Betreibuüg  der  Subsiiiieu;  Vorsicht  wagen  rHscher  Pubticiriing  vod  Ver- 
haadluDgen  durch  die  Zuitoiigeu.    RuchirertiguDg  nach  Kaglund  hio  bei  Cromwetl.) 

W.   soll  wegen  Betreibung  des  Subsidiums  so  bald  als  möglich   nach  20.  Ott 
dem  Haag  ZDrUckkchren. 

Euch  ist  bekannt,  wie  alle  Memori^ia,  so  dem  Stat  eingeliefert 
werden,  wo  nicht  gedruckt,  doch  bald  darauf  publiciret  werden ;  wer- 
det derhalben  die  rationea  pro  impelrando  subsidio,  wie  auch  das 
PoBtulatuni  nur  mündlich  fUrtragen  und  Euch  Überall  der  Behutsam- 
keit gebrauchen,  die  Ihr  wisset,  dass  sie  Unserem  dessein,  da  Wir 
nicht  gern  Ursach  zur  Ruptur  geben  wollten,  zustimmet.  Man  hat 
aus  Cöln  geschrieben,  wie  Ihr  das  Auslaufen  der  Flotte  urgiret  habt 
und  sonst  andere  Particularia  in  den  holländischen  Couranten  gehabt, 
auch  VOD  Dingen,  so  nicht  erfindlich;  und  ist  um  so  viel  deeto  nö- 
tiger, dasB  man  einiger  Circumepection  sich  gebrauche, 
Attzema  aoll  gerichtlich  belangt  werden. 

Diejenige  Minietros,  so  mit  Engeland  currcBpondiren ,  habet  Ihr 
zu  rersiehem,  daBB  Wir  dem  Könige  von  Engeland  zu  nichta  ver- 
bunden, und  könnte  daunenhern  die  van  Uns  gefasBte  Opinion  als 
unbegründet  wol  quittiret  werden. 


Weiioan  an  den  Knrftlraten.     Dat.  Haag  26.  Oet.  1655. 

|Die  Aukniipruug  mit  ('i'ouiivull  eifrig  unipruhluD.] 
Es  hat  iu  Ilaag  einen  sehr  guten  Kitidrark  gemaclit,  als  luan  erruhr,  2i>.  Orr 
änes  der  Kurfürst  einen  Ge^andti-n  an  Cromwcll  si  liickeu  wolle. 

Der  Herr  Bath  PensionariuH  de  Witt...  rieth  mit  vielem  Ernst, 
E.  Ch.  D.  möchten  mit  der  Absenduiig  nicht  säumen,    sondern  damit 

MiMr.  I.  ÜHCh    d.   Or.   Kuifllnleu.    Vll.  2 

t:q,t7r.d    .*^nOO<^lC 


l^g  I.    Brandenborg  und  die  Niederlandfl. 

alles  Fleisses  forteilen;  es  würden  nicht  allein  die  AdrerBarii  dar- 
durcli  mächtig  geschwäcliet ,  eondern  die  Staaten  auch  desto  mehr 
angefrischet  werden,  das  gemeine  Defensiouswerk  an  allen  Seiten 
animose  anzugreifeD.  Ich  stelle  alles  zu  £.  Gb.  D.  gnäd.  Gutfinden. 
—  Die  Confidenten  haben  mir  immer  gesaget,  ich  kanna  auch  aus 
vielen  Umständen  wol  begreifen,  dase  ohne  Eingehen  solcher  Condi- 
tionen  schwerlicli  etwas  zu  hoffen  oder  zu  erhalten  sein  wird.  Dieser 
Eslat  hat  sie  müssen  annehmen;  und  Frankreich,  dem  der  König  Ton 
England  so  nahe  befreundet  ist,  bittet  schier  von  so  langer  Zeit,  dass 
er  nur  damit  möge  zugelassen  werden.  Warum  sollte  man's  auch 
weigern?  Niemand  mag  dagegen.  Sollte  selbe  Macht  nach  Gottes 
Willen  endlich  verändern,  so  verfallen  damit  auch  solche  Conditioncs; 
wo  aber  solche  Kegierung  bestehet,  wer  will  sich  dann  auflehnen 
gegen  Gottes  Finger?  Der  Prinz  ron  Oranien  selbst  wUrd  vielleicht 
selbst  endlieh  am  besten  tbuo,  dass  er  der  Stuartische  Interesse  rer- 
liesse  und  mit  dem  Protectore  ohne  Feindschaft  lebte;  deun  was  kann 
endlich  ein  Prinz  von  Oranien  gegen  ein  so  mächtig  Reich  ? 

Nun,  E.  Ch.  D.  haben  annoch  allerdings  freie  Hände  und  kön- 
nen dero  hohen  Vernunft  nach  alles  reiflich  Überlegen  und  demnach 
rcsolviren.    lieber  drei  Menschen  weiss  bie  niemand  davon. 


Der  Kui-fUrst  an  Weinian.    Dat.  Deutsch  Eilau  27.  Oct  1655. 

(Die  Schneien  Bind  aufgebracht,  dass  der  Kurrüret  das  holIaDdiecbe  BüDdaiee 
Dicht  aurgflbeD  will  und  ihiiPD  die  Thuilnahme  bd  den  Seezülteo  reraagt.  Der 
Kurrürst  Tragt  wegen  eiligen  Succorses  an.  Friedliche  Verhandlncgen  zwischen 
deD  NiederlsodeD,  Schweden  und  Brandenburg  sind  voreuzieheo.  —  NachricfaUu 
vom  KriegBBcbaa platz.] 
t.  Wir  verhalten  Euch  nicht,  dass  Wir  nach  langem  vergeblichen 
Warten  von  Unsern  Abgesandten  endlich  eine  Relation  vom  26.  Sept. 
aus  Casimirsburg  (woselbst  das  Feldlager  t^r  Crakau  dasmal  ge- 
wesen) erhalten  '),  worin  sie  vermelden,  man  habe  sie  diroittiren 
wollen,  weil  sie  wegen  der  Reuunciation  foederis  Hollandici  et  par- 
ticipationis  telonii  nicht  nach  Belieben  instruiret  wären.  Endlich  aber 
hat  man  die  übrige  Sachen  fürgenommen  und  sich  vernehmen  lassen, 
dass  alles  sehr  verändert  wäre,  und  haben  darauf  schlechte  Hoffnung 
zum  guten  Success  gemacht. 

Weil    nun    obbemelte  beide  Punote  die  Herren  Staaten   mit  an- 
geben und  Wir  ihr  Advis  darüber  zuvörderst  zu   vernehmen  haben, 

')  Die  Gesandten  waren  Schwerin  und   Dobrczenski.    deren    Berichte 
weiterhin  initgelheilt  werden. 


,A^nOO»^IC 


Eogtand.    Schwierigkeiten  mit  Schweden.    Tom  EriegaschaaplatE.       IQ 

Bo  wollet  Ihr  bei  ihnen  sondiren,  ob,  nachdem  Wir  von  der  Alliance 
abzuweichen  nicbt  genieinet,  um  Friede  und  Ruhe  willen  bei  einem 
und  andern  Puncte  von  den  obenerwähnten  einig  Teiniiersment  ge- 
fanden  werden  könnte,  damit  tide  Nostra  illaesa  das  Foedus  nicht 
durchlöchert  und  ganz  aufgehoben  wUrde;  und  dafem  solches  nicht 
zu  finden  (wie  Wir  dann  wol  daran  zweifeln,  das«  es  geschehen 
könne),  wea  Wir  Uns  wegen  des  Succurses  noch  bei  Winterszeit  zu 
versehen  haben. 

Wie  man  die  besagte  Functe  in  der  Instruction  vorhin  gesetzt, 
ist  Euch  bekannt  und  »eben  Wir  nicht,  was  weiter  dabei  von  Uns 
geschehen  könnte,  als  das»  Wir  das  ganze  Werk  auf  einen  General- 
tractat  (worzu  doch  die  Schweden  nicht  Lust  haben)  oder  ja  auf  eine 
absonderliche  Handelung  zwischen  Uns ,  den  Herren  Staaten  und 
ihnen  verschöben,  welches  doch  auch  mit  grosser  MUbe  und  wol  gar 
nicht  in  Gttte  zu  erbalten  sein  möchte.  Allezeit  werden  Wir  auf  das 
letztere  dringen  und  werdet  Ihr  nicht  unterlassen  zu  befördern,  dass 
die  Gesandtschaft  an  Schweden  mit  dem  allerersten  abgeben  möge 
und  die  Abgeschickten  auf  obenerwähnte  Puncte  und  was  dabei  zu 
thun  auf  den  einen  und  anderen  Fall,  es  werde  die  Sache  in  GDte 
gehoben  oder  nicht,  instmiret  werden  mögen. 

Sonsten  laufen  die  Zeitungen  und  Berichte  noch  wunderlich  und 
ungleich.  Gewiss  ist,  daes  Krakau  sich  noch  hält  (wie  wol  man  sa- 
gen will,  dasa  es  capitulire)  ')  und  die  Kchwediuchc  Völker,  weil  sie 
sehr  strapaziret  werden  und  schlecht  bekleidet  seiu,  auch  theils  bar- 
fuss  gehen,  in  Warschau  bei  7  ä  8—9  des  Tags  hinsterben. 

Der  König  von  Polen  soll  sich  in  die  Zipscr  ungarische  Städte 
begeben  baben. 

Für  Krakati  will  der  König  von  Schweden  den  Feldmarschall 
Wittenberg  lassen,  der  doch  krank  liegt,  und  herunter  auf  War- 
schau, von  daunen  nebst  Steinbock  auf  Thoren  gehen,  solches  zu 
emportiren. 

Besagte  Stadt  hat  sich  vernehmen  lassen,  sie  wollte  einigen  Suc- 
curft  an  Vülkem  bei  uns  suchen;  seind  aber  glelchwol  absonderlich 
bei  Uns  nicht  einkommen,  wie  wol  des  gcsamniten  Köuigl.  Preussen 
Deputirte  es  bei  Uns  angebracht. 

Wir  haben  von  ihnen  sämmtüch  zu  Unser  Sicherheit  und  um  äe» 
Passes  willen  über  die  Nogat  begehret,  dass  sie  uns  Marienburg, 
bis  der  Friede  erhalten,  einräumen  möchten.     Dazu  aber  hat  sich  der 


;  Die  CspilulatioD  vor  inzwiecheo  ertulgl  am  18.  October. 

2* 


yGoot^lc 


20  I'    BraDdeoborg  nod  die  Niederlude. 

Rönigl.  Oeconomus  GuldeDstern  seines  Priratnuteeiis  halber  (wie 
wol  Wir  von  den  reditibue  das  gerin^te  nicht  begehret)  nicht  ver- 
stehen wollen,  ohnangesehen  der  Adel  ganz  dawider  gewesen. 

Danzig  und  Elbing  hat  eich  sonsten  zu  der  Conjunetion  nicbt 
verstehen  wollen,  besondern  zu  Anfangs  sich  separiret,  jedoch  cum 
reservato,  dass  sie  dazu  hernachuials  ad  placitum  veratattet  werden 
möchten.  Wir  stehen  fast  in  Zweifel,  ob  aus  dem  Tractat  etwas 
werden  möchte,  massen  die  Leute  nicht  einig  und  nicht  wol  zu  ver- 
einigen stehen.  Die  Defension  hätten  sie  zwar  gerne,  aber  ohne 
einige  Kosten  und  Assecuration  Hir  Uns  auf  den  beftlrcbtenden 
Nöthfall.  — 

Mit  Unserer  Ariane  gehen  Wir  an  die  Trebenitz'),  etwa  12 
Meilen  von  den  Schwedischen  und  erwarten  tagtäglich  fernere  Nach- 
richt von  Unseru  Gesandten,  weil  Wir  berichtet  werden,  der  König 
von  Schweden  herunter  gehe,  und  nicht  zweifeln,  sie  ihm  folgen 
werden. 

Den  Graf  v.  Waldeck  haben  Wir  an  die  littauisehe  Grftnzen 
commandiret,  wannenher  Wir  avisiret  werden,  dass  Graf  Magnus 
de  la  Gardie  auf  Verstadt  (sie)  hemntergehe ,  sich,  wie  etliche  be- 
richten, mit  dem  Könige  fUr  Thorn  zu  conjungiren. 


Weiman  an  den  Knrfllrsten.     Dat.  Haag  7.  Dec.  1655. 

[Dia  VereOhQUUKBVersutbe  zwiscben  Hollsud  uad  äea  aadero  Proviazen;   Wichtig- 
keit derselbeo  für  Braadcuburfc.     Begiiiii  der  SnbeidieDiahlung.     Die    Stvllnng 
Croaiwells.     Schlezer  in  Loodon.] 

Die  verwichenc  Woche  ist  die  Generalität  noch  immer  beschäftigt 
gewesen  mit  dem  Reconciliationswerk  zwischen  Holland  und  den  an- 
dern Provinzen  und  ist  man  darunter  endlich  so  weit  zum  Ziele  ge- 
kommen, dasB  man  am  verwichenen  Freitage  ein  Project  in  die'  Ver- 
sammlung gebracht  und  so  weit  feste  gestellt,  dass  es  alsfortens  in 
die  Provinzen  gesandt,  daselbst  esamiuiret  und  approbiret  werden 
solle.  Der  Zweck  ist,  die  vorige  alte  Einigkeit  und  vertrauliche  gute 
Correspondenz  zu  restabiliren  im  Estat  und  also  daran  zu  sein,  dass 
hiufUro  die  Interessen  dieser  Republik  mit  mehrerem  vigore  in  Acht 
genommen  werden  mögen. 

Die  Mittel  sind  diese:  dass  das  Seclusionswerk  in  seinen  W^Urden 
und  L'nwUrden  verbleiben,  die  6  Provinzen  daran  ungebunden  sein, 
Holland  und  ihre  Ministri  deswegen  nicht  gechocquiret,  die  gewech- 
selte harte  Schriften   weggenommen  und  drauf  Prinz   Wilhelm    aus 
•)  l).  h.  die  Drewens. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


KÖnigl.  Prfnsien.    VenöhnnngiTeranctaa  in  HollMid.    Cromwell.  21 

Friesisnd  zum  Feldmanchall  gestellet  und  also  in  besUndiger  guter 
Harmonie  und  Einigkeit  besorget  werden  solle,  wie  man  die  vorige 
Wnnden  cu  heilen  und  den  Estat ...  in  aein  voriges  Luyster  und 
Ruhe  wieder  setzen  möge.  —  Und  ist  solchen  Falls  nicht  zu  zweifeln, 
es  werd  gar  einen  guten  Aspect  an  E.  Ch.  D.  Sachen  und  Staat 
geben;  denn  es  leider  mehr  als  gewiss  ist,  daes  wenig  Kraft  aus 
diesem  Estat  ftlr  die  gemeine  Sache  wird  zu  hoffen  sein,  wo  die  bis- 
her verspürte  Jalousien  zwischen  Holland  und  den  andern  Provinzen 
(danuenbero  auch  der  Haas  und  Misstrauen  gegen  das  Haus  Oranicn 
,  und  desselben  Geallürte)  nicht  in  etwa  gemildert  o^er  weggenommen 
werden.  Anjetzt  schon  und  da  doch  das  Werk  annoch  seine  Voll- 
kommenheit nicht  hat,  sondern  da  es  noch  in  terminis  deliberationis 
bestebet,  findet  man  gar  eine  andere  Luft  bei  der  holländischen  Ca- 
bale  und  stehet  alle  Welt  schier  bestBrtzet  aber  dieser  so  plötzlichen 
Verftnderung.  — 

Inmittels  kommen  die  Advisen  aus  den  Provinzen  ein,  dass  sie 
mit  ihren  Geldern  zu  den  dreien  Monaten  brandenburgischer  Subsidien 
fertig  sein '). 

Der  GesBodle  aber  nill  Kogleicb  viel  mehr  veilaDgeo  Dod  die  Stimmung 
iit  ADch  dafür  entgegenkommend  augetbsn. 

Sonst  hat  der  Ambassadeur  Nieuport  die  verwichene  Woche  von 
London,  so  doch  albier  gesecretiret  wird,  an  die  Generalität  berichtet: 
der  Protector  wBrd  schwerlich  zu    bewegen   sein,  gegen  ]:  —  :| ') 
etwas  wirkliches  fllrzunehmen ;   der  praetextus  wSre  causa  religionis 
et  Protestantium ,    die  Ursache  aber  durfte  sein  der  obliandencr  spa- 
niacber  Krieg.     Mir  ward  darunter  auch  in  geheim  dergleichen  von 
vertrauter  Hand  zugeschrieben,  und  zwar,  dass  er  nichts  Hebers  sehen,' 
dahero  dahin  arbeiten  wKrd,  als  dass  |: — :| ')  mit  |  :~:| ')  verglichen  . 
uud  im  abrigen  der  h  — :  | ')  Dessein  auf  ] :  — :  ]  ')  möchte  unbehindert  . 
bleiben,,  abermalen  sab  specie  piae  cansae,  aber  vielleicht  in  der  That 
zu  dem  Ende,  dass  [ :  — :  1  ')  in  Furcht  gehalten  und  inulil  gemacht 
werden  möchte,  Spanien  HQlfe  zuzubringen;  oder  aucb  wol  gar  des- 
wegen, das«  er  nicht  gerne  siebet,  dass  ':— :!  -)  in  die  Waffen  und 
derselben  Uebung  wieder  kommen  möchten.      Doch  ward  dabei  we- 


■)  Am  18.  Nov.  wkT  maf  Antrag  tod  de  Witt  in  deo  GeneralaUaten  der 
Beicliliiie  gehut  worden,  die  Bamroe  tod  180.000  „Caroli  guld«oa"  als  Rab- 
•idie  für  drei  Hooat*  fläaiig  tu  macbea  und  die  Beiträge  der  eioieloeD  Pro- 
Tinten  dun  uiinackreiben  (Secrel«  Raiolnt.  I.  255} 

')  Unanrgfllöete  CbilTre  —  leg.  SchwedeoT  *  Bbeneo;  leg.  Bmiideuborg? 
<)  PoJesI      ^)  Dar  Kaiaert        ')  Dia  Niederlande? 


A-nOOt^lc 


22  I'    Brnadeoburg  ond  die  Niaderlande. 

niger  nicht  auch  genügsame  Vereicberung  gethaa,  daea  {:  —  :| ')  auch 
in  allem  Falle  sich  der  |:  —  :|')  nicht  annehmen  oder  denselben  eini- 
gen ZuBchub  thun,  sondern  sich  ausser  dem  Werk  halten  wQrd,  also 
dass  nichts  gutes  noch  böses  davon  zu  erwarten  stQnd. 

ScbUzer  hat  aus  London  bericbtetj  Weiman  bat  ibm  zuriickge- 
Euhriebeo,  er  solle  sich  nur  „caute  und  dermasaen  bedecket  hatten,  damit 
er  immer  and  zwarn  da  er  merLetc,  dass  nicht  viel  auBZuriehten  sein  würde, 
sich  füglich  wieder  zurückziehen  könnte." 


Weiman  an  den  Kurfürsten.    Dat.  13.  Dec.  1655. 

[Beabaiabtigte  OBBaDdtscIiaften;  Mangel  an  geeiguetem  und  willigem  diploma- 
Ijscbeb  Personal  in  den  Niederlaoden,  und  whb  der  Gruud  davon  iat.  Holläudiacha 
Flattenauerustung.  Verhandlung  über  die  Dicderländischeu  Subsidieu  und  Rilra- 
teistung  an  Trappen.  Vernmthliche  titelluug  Cromwcll's.] 
13.  Dec,  Die  verwichene  Woche  ist  in  Holland  fast  uielits  als  das  preussi- 
sche  brandenburgische  Werk  aufs  Tapet-  gekommeu.  Wegen  Benen- 
nung der  Ambassadeurs  hat  das  Corpus  sich  zwarn  verglichen,  in- 
maesen  sie  dahin  gestinimet,  es  möchte  nebst  dem  von  Hubert  aus 
Mittelhurg  und  Issbrands  aus  Groningen  der  Herr  de  Grave,  Bür- 
germeister von  Amsterdam,  Amerungen  aus  Utrecht  und  Vierssen 
aus  Friesland  nach  Dänemark,  und  der  Herr  Tulp  Altbürgermeist«r 
von  Amsterdam  nehst  deme  von  Isselmuvden  nach  Chur  Branden- 
burg gehen.  Es  ist  aber,  als  weit  Schweden  und  Brandenburg  an- 
gehet, in  der  Generalität  deswegen  annoch  nichts  feste  gestellet,  weil 
die  beide  Bflrgermeistere  von  Amsterdam  zu  Annebmung  gedachter 
Gesandtschaft  nicht  verstehen  können,  sondern  sieli  davon  geescusiret. 
Wir  haben  uns  hie  und  dort  Über  solche  Langsamkeit  zur  GnOge 
beklaget;  wenn  wir  aber  in's  Werk  selbst  sehen,  so  spUren  wir  wol, 
daes  es  nicht  aus  Disaffectiun  so  gar  als  daraus  entstehet,  dass  Hol- 
land Mangel  an  Leuten  hat,  welche  sich  in  solche  Ambaesaden 
schicken  können,  und  die  da  bequem  seind,  dass  dieselbe  nicht  gerne 
von  Hause  gehen,  weiln  sie  immer  besorgen,  ihre  lutrigues  möchten 
in  ihrem  Abwesen  Schaden  leiden  ')■ 

')  Der  Protector!        ')  Schweden! 

'}  Eine  andere  bezeichnende  Aeusserung  Weiraan's  zur  ChariiltteriBlik  der 
huiländischen  WürdcDtrnger  findet  aich  in  einem  Trüberen  BrierdeBselben  an  den 
Kurrüraten  dat.  Haag  37.  April  lt)r)ri  hei  Geiegeuhcit  der  von  der  Stadt  Amater- 
dam  übernommonen  Tau  fpatbens  teile  bei  dem  branden  bürg  Ischen  KurpHnEen 
Karl  Emil  (Urk.  und  Actenst.  IV.  119).  Weiman  berichtet,  wia  die  lur  Ver- 
tretung der  Stadt  nach  Berlin  bestimmten  Gesandtoo  wegen  ihrer  Unbekannt- 
sch&rt  mit  Curialien  n.  dgl.  In  ziemlicher  Angst  vor  der  Reise  aeien  und  Wei- 
man drängen,  sie  womöglich  zu  begleiten.    W,  biltet,  sie  recht  gut  aufannehmea 


A-nOOt^lc 


SoUÄDdiscbe  Ambuudeo  und  ButaDgen.  23 

Wie  ihm  nnn  iet,  bo  ist  es  eine  Übele  Sache,  beBonderlicb  da  es 
immer  dabei  bestehet,  und  niemand  schier  zu  Annehmung  solcher 
Ambaesade  bewogen  werden  kann.  — 

Im  flbrigen  hat  Holland  beratfaschlaget  wegen  Equipirung  der 
48  Kriegsschiffe  und  was  fOr  Mittel  eigentlich  und  beständig  darzu 
dienen  sollten;  und  eagete  man  uns  gestern,  sie  wären  deswegen  so 
gut  ab  verglichen,  also  dass  es  ihnen  gegen  das  Vorjahr  an  Kriegs- 
macht in  der  .Ostsee  nicht  ermangeln  wflrd. 

Sie  babeD  ioiwiBcheD  Dicht  zu  sehr  anf  eine  ConfereDi  gedmugen, 
Boodem  erst  jene  Aogelegenbelt  der  GeeaadtschafteD  iu  OrdnoDg  kommen 
lassen  wollen. 

Denn  wo  wir  zu  viel  sucheten  auf  einmal,  so  möchte  man  das 
eine  mit  dem  andern  stutzig  machen  nach  Gelegenheit  dieser  viel- 
köpfigen Regierung  ....  Wann  wir  aber  inzwischen  auch  E.  Ch.  D. 
gnftd.  Reseriptum  vom  17.  Nov. . . .  empfangen  und  daraus  gehorsamst 
ersehen,  wie  sehr  E.  Ch.  D.  auf  die  Subsidieu  an  Volk  und  derselbeu 
Unterhalt  dringen,  so  haben  wir  endlich  ein  Memoriale  eingegeben 
und  seind  darattf  ....  gestern  Vormittage  mit  einigen  Deputirten 
der  Staaten  general  in  Conferenz  gekommen. 

Sie  beschliesseo  nnr  mündlich  mit  ihnen  zu  verhandeln  und  nichts  ■ 
schriftliches  eiazDgeben.  — 

Wir  befanden  die  Deputirte  gar  attent  und  dem  Werke  zugetban 
ZQ  sein,  in  massen  wirs  auch  gestern  nach  Mittage  daraus  verspOre- 
tcD,  dasH  auf  ilire  Relation  von  unserem  Fllrbringen,  alsfortens 
geresolviret  worden,  die  Ambassadeurs,  sonderlich  zum  |:  —  : '  '), 
weil  daran  das  meiste  gelegen,  sollten  am  schierstkUnfligen  4.  Januar 
von  hinnen  ohne  einige  Versjtumniss  weggehen.  2)  man  sollte  an 
uns  die  bereits  eingewilligte  120,000  Gulden  bei  dieser  winterlichen 
Zeit  und  gegen  das  Vorjahr  das  Volk  in  natura  beischaffen.  3)  die 
Equipages  zur  See  erster  Tage  fest  stellen  und  darauf  die  nOtige 
Ordrcs  an  die  Admiralitäten  lassen  abgehen.  4)  das  Si^hreiben  an 
den  Grossherzog  von  der  Hoscau  sollte  gleichfalle  ausgcfertiget  und 
uns  gegen  die  künftige  Post  zogestellet  werden  *).  — 

nod  Aoatoe»  sn  Terhäteo:  „B.  Ch.  D.  werden  Bedacht  babiiD,  dae»  Eoweileo  noter 
deutscher  hameur  Dod  Adel  aich  mit  dem  oiederläLdiicheD  nicht  ao  gu  bald 
Taget,  and  d>ss  wir  das  andere  mit  Veracht  und  scharrer  Uaillcrie  wohl  leichl- 
lich  pfiegen  zu  slossea,  dahero  wir  ulbier  besiirgen.  es  mochte  den  Amsterda- 
miichen  Kindern  daraoter  etwas  widriges  beg^goeo."  (Ans  Weiraan's  Jour- 
nalen in  DüMeldorfer  Archiv.) 

■)  Unanfgelöste  Chiffre,    Wol:  König  von  Dänemark. 

')  Vgl.  Urk.  D.  Actenst.  IIl.  90^  der  Entwarf  des  Schreibeaa  io  den  Se- 
crate  ReaoUtien  I.  261  ff 


A-iOOt^iC 


24  I'     Brnodenburg  und  die  NiederlaDde. 

Mit  den  obgenannten  120,(K)0  seind  wir  nicht  zufrieden,  Bondern 
weiden  nunmetir  auf  ein  mehree,  zum  wenig:8ten  auch  auf  die  Werbe- 
gelder dringen. 

Wir  haben  bei  dieser  Gelegenheit  auch  angefangen,  von  der  An- 
leihe zu  reden  und  finden,  so  viel  es  anfänglich  sein  kann,  darzu 
noch  gute  Hoffnung. 

Aus  England  schreibet  mir  der  Herr  Schletzer,  er  habe  seine 
Credentiale  llbergeben  und  publicum  charaoterem  annehmen  mtlssen; 
es  wftre  ihm  Zeit  zur  Audienz  gesetzt  gewesen,  was  er  aber  verrich- 
ten wUrde  etc.,  wollte  er  mit  nächstem  wissen  lassen.  . .  .  Allem  Ver- 
muthen  nach  wird  der  Protector  sich  wol  aus  dem  Spiele  halten; 
denn  weil  er  mit  Spanien  zerfallen,  so  wird  er  |;  —  :|  ')  nicht  offen- 
diren  mögen,  damit  er  dardurch  |:  —  :|')  im  Zaume  halten  und 
behindern  könne,  Spanien  zu  assistiren. 


Weiman  an  den  KarfHrsten.    Dat  Haag  13.  Jan.  1656. 

[Aufregung  über  die  schwediachen  Pläne  gegen  Danzig;  Beachlnes  der  Hilf- 
leistuDg;  SchwankeD  der  ÖOeatlichen  Meinung  zwiechen  Thnn  and  Laisen.] 
1656. ■  Sobald  alhie  die  Zeitungen  angekommen,  dass  der  König  von 
13.  Jau.  Schweden  in  die  Werder  gegangen  und  sowol  mtlndlich  an  die  Am- 
bassadeurs dieses  Estat  als  mit  der  That  selbst  bekannt  gemacht, 
dass  er  die  Stadt  Danzig  mit  Gewalt  und  zu  Wasser  und  l.ande  an- 
greifen wollte,  so  ist  man  dieser  Oerler  über  die  Maasse  sehr  gealar- 
miret  worden.  Die  Kaufleule  schrieen;  viele  inclinirten  von  selbst 
dazu,  nun  mttsstc  der  Eslat  nicht  länger  stille  stehen,  sondern  die 
Hand  ans  Werk  legen;  wllrd  man  Käunien  und  die  Stadt  lassen  ver- 
loren gehen,  so  wäre  es  um  alles  gethan;  man  könnte  und  mtleste 
sich  auf  Schweden  und  schwcdisclies  Wort  nicht  verlassen  und  mfichte 
man  also  je  eher  Je  lieber  alles  gegen  Bie  hazardircu  etc.  Und  ge- 
deihete  das  Werk  endlich  dahin,  dass  die  Herren  Staaten  General 
wieder  zur  Hand  nahmen  das  Suchen  deren  von  Danzig  und  am 
9.  Januar  resolvireten,  nicht  wie  Holland  in  eventum  und  conditio- 
naliter,  sondern  slmpliciter  und  absolute,  dass  man  mehrerwähnter 
Stadt  reelle  Assistenz  und  Hülfe  leisten  solle  und  wolle.  Zwar  hat 
Seeland  dagegen  geprotestiret  und  Overyssel  war  absent;  die  De- 
putati  der  Generalität  waren  auch  von  ihren  Principalen  auB  den 
Provinzen  nicht  gcinstruiret  so  weit  zu  gehen;  sie  thätens  aber  sub 

')  Wie  oben.    Wol:  Schweden. 
•)  Ebenso.    Wol:  deo  Kaiser 


^aovGoOt^lc 


DaoEig  TOD  den  Schneden  bedroht.  25 

8pe  rati  und  Uberreicheten  dem  Danziger  Abgeordneten  die  Kesohition 
in  Schriflen,  in  Meinung,  dass  er  Geld  darauf  wbrd  negocüreu  können. 
Die  TOD  Holland 'i^olvireten  zugleich,  ihre  Herren  Trincipalen  von 
Stund  an  auch  zu  verschreiben,  in  massen  auch  geschehen,  und  man 
nicht  zweifelt,  dieselbe  werden  morgenden  Tages  als  in  praefixo 
tennino  unausbleiblich  erscheinen. 

Die  allgemeine  Meinung  BCbwankt  nun  zwischen  offenem  Bruch  and 
zwischen  gütlichen  Verhandlungen  mit  Sihweden.  Ersteres  hat  viele  An- 
hioger  unter  den  Kaufleuten  niid  nuch  unter  den  Regenten;  — 
viele  aber  und  auch  ganze  Provinzen  seind  gar  zweifelhaft  und 
apprehendiren ,  was  man  ihnen  von  weitem  zeiget,  schwere  Kriege, 
unsichere  Successen,  Gefahr  des  evangelischen  Wesens,  und  dass 
dieser  Estat  allgemälich  zugleich  mit  England  und  Frankreich  zer- 
fallen und  sich  gar  zu  UDvermuthlich  von  einem  ins  andere  und  end- 
lich ins  aller  unleidlichste,  nämlich  das  spanische  Interesse  wDrd 
prScipitiren  und  vertiefen  mOssen.  Mit  Dänemark  wären  sie  gleich- 
falle noch  nicht  richtig  und  könnte  man  ausser  selbiger  Krone  wenig 
ausrichten.  Und  wie  ihm  auch  wäre,  che  sie  damit  tractireten,  ehe 
sie  Geld  beiechaffeten ,  ehe  sie  Arminen  (dann  zu  Wasser  etwas  an- 
zufangen wäre  nicht  genug)  richteton  und  auf  die  Beine  brächten,  so 
wUrd  nach  Art  einer  so  langwanien  Regierung  so  viel  Zeit  vorbei- 
Btreichen,  dass  Schweden  bereits  Meister  im  Feld  werden  und  mit 
ihnen  lachen  oder  zum  wenigsten  die  winterliche  Zeit  würd  gewinnen 
können,  wobei  sie  niemand  zu  befürchten  haben  wOrden,  Zu  ge- 
Bchweigen,  dass  man  »ich  mit  Barbaren  ')  gegen  Christen,  mit  Jesui- 
ten gegen  das  protestantische  Wesen  und  mit  den  Grundfeinden  die- 
ses Staats  gegen  die  alten  Bundgenossen  ihrer  gottseligen  Voreltern 
wttrd  verknüpfen  und  einlassen  mflssen. 


Weiman  an  den  Kurftifsteii.     Dat.  Haag  1.  Febr.  1656. 

[GratulitioD  za   dem   Köni)[Bberger  Vorlrafc.     Allgemeine  Beatiirzung   darüber  in 
Holland  und  Zorn  gegen  Brandenburg      Ein  Fühler  von   Seilen  des  Kaisers.) 

Ans  den  jüngst  eingekommenen  sowol  puhlicquen  als  particuliercn  i.  Febr. 
Briefen  haben  wir,  ersehen,    dass  £.  Ch.  0.  endlich  mit  Schweden 
geschlossen ').     Der  gerechte  Gott  wolle  daselbst  so  viel  Glilckes  zu- 

')  d.  h.  das  für  diesen  Fall  iu  AuBdichl  huminemlc  Bündniss  mit  dem  Uos- 
cowiler. 

*)  Köntgsberger  Vertrag  zwischen  Brandenburg  nud  Schweden  dat.  7/17  Ja- 


A-nOO<^lC 


26  I-    Braodeobarg  and  die  Niederlande. 

geben,  als  ein  ehrlicher  Friede  dem  verderbenden  Kriege  voraa- 
ziehen  ist! 

Männiglich  albier,  er  eei  grosB  oder  klein,  ist  deewegeo  he- 
etflrtzet,  und  wie  dieses  grosse  Corpus  mit  vieler  Mflhe  bereits  dabin 
bewogen  war,  dass  es  gleichsam  mit  vollem  Laufe  zum  Kriege  eilte 
gegen  Schweden,  um  E.  Ch.  D.  und  sich  einmal  fUr  all  zu  befreien 
für  schwedischer  Gewalt,  so  kann's  auch  ohne  Anstoss  nicht  wol 
wieder  zum  Stande  kommen,  sondern  es  schilt,  es  murret,  es  fürchtet 
und  dräuet,  weiln  es  so  plötzlich  zurückgezogen  wird,  als  es  eifrig 
war  angetrieben;  sonderlich  weil  von  andern  Oertero  häufig  hiehin 
geschrieben  wird,  E.  Ch.  D.  hätten  Häfen  und  Zölle  sowol  als  diese 
Allianz  daran  gegeben.  I.  Hob.  muss  deswegen  nicht  wenig  leiden, 
weil  der  Kaufmann  rufet,  es  sei  eine  gemachte  Sache  von  langer 
Hand,  um  diesen  Staat  zu  ruiniren.  Verrätherei,  Betrug,  List,  Bund- 
bruch und  dergleichen  mtlssen  wir  hören,  dass  angezogen  werden 
wider  den  gemachten  Frieden.  Nun  kann  bei  einer  so  geschwinden 
Veränderung  von  dem  unwissenden  und  scheuchen  Föbel  wol  nicht 
viel  anders  erwartet  werden,  fllrnehmlicb  an  diesem  Orte,  da  der 
gemeine  Mann  sub  specie  lihertatis  nur  liberas  linguas  hat  ...  Wir 
suchen  es  zwarn  allerorts  zu  ersänftigen  und  sagen,  sie  möchten  nicht 
urtbeilen,  bis  sie  die  Articulos  pacis  und  die  Sache  selbst  gesehen  . .. 
wir  können  aber  schwerlich  damit  aufkommen  uud  seind  bereits  auf 
verwichenen  Freitag  von  den  gecommittirten  Käthen  angesprochen 
wegen  der  120000  fl. 

\YeiinaD  bittet  sobald  als  möglich  am  uähere  Mittheilungen  ütier  den 
Vertrag  mit  SchwedcD,  um  die  Aufregung  hier  beschwiihtigen  zq  künaen. 

Zu  Hamburg  war  der  von  Pletfenberg,  kaiserlicher  Resident, 
zu  den  Staatischen  Gesandten  gekommen  und  hatte  denenselhen  eine 
Allianz  mit  I.  kais.  Maj.  angetragen.  Es  dürfte  aber  dasselbe,  nach- 
dem E.  Cb.  D.  mit  Schweden  verglichen,  in  geringe  Consideration 
kommen.  — 

Relation  dat.  Haag  8.  Febr.  J656;  ganz  in  ähnlichem  Sinne.  Des- 
gleichen ein  Schreiben  W's.  an  Schwerin  vom  11.  Febr.  Weiman  wünscht, 
dass  ein  Oesandter  zam  Behuf  der  Mittheiluiig  des  Köolgsberger  VertrsgE 
bieher  geschickt  werde  „mit  mebrerm  Charakter.'^  Das  Dräugen  um  Hit- 
Ibeilnng  des  Vertrags  ist  kaum  ausznhallen.  [Weimau  hat  iu  dies« 
Zeit  deo  Vertrag   schon,  darf  aber  daraus   nichts  niitlheilen].     Beiliegend: 

Zeitang  aus  dem  Haag  15.  Febr.  1636.  „Man  schreibet  aus  Kdnigs- 
berg  iu  dat.  1.  Febr.,  dass  die  Kurlurstin  nach  der  Medicorum  Urtheil  non- 
mebr  ausser  Gefahr  sei,  und  dass  die  Blattern  fast  vertrocknet  und  ange- 
fangen   theils   zu   bersten,   thiils  abzufallen.     Sie  bat    viel   ausgestandcD 


A^oot^lc 


Eindwck  Äes  Königab«rger  Vertrag«.  27 

doplici  morbo;  nsm  et  profluTJo  meostriio  et  abscesAD  molae  afflJcts  foit  pia 
PrincepB.  S.  Cb.  D.  ist  über  die  Maasse  betrübet  geMeteu;  sie  aber  hat 
sich  mit  wauderbarer  Geduld  nud  Gottseligkeit  dreia  geBchickt,  also  dass 
aiicb  die  TröBter  Trost  vod  ihr  genommen." 


Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  15.  Febr.  1656. 

(StimmoDgen  aber  den  KöDigsberger  Vertrag.    ITrlheil  über  deoBelbea  io  Eaglaiid 
aod  FraoLreich.    Das  katlioIJscbe  FürsteobäDdaUs.     HilferaT  tod  Daozig.] 

Das  Dräogen  um  MittbeiluD;r  des  Köoigsberger  Vertrags  dauert  nnab- 15  P«br. 
lässig  fort;  die  Gegandteo  siicheD  nach  Möglichkeit  die  Stimmung  zu  bearbei- 
ten;   sie  etelleu  die  Lage  des  Kurfürsten  vor;  „man  gicbt  ihnen  unter  der 
Hand  einige  Articuln,  auTs  gelindeste  Übersetzet"  etc. 

Sie  fangen  auch  schon  an,  ziemlidi  auf  ihre  Maaese  zu  kommen; 
und  wünseheten  wir,  dase  E.  Cli.  D.  »elbBt  an  sie  Bclireiben  und 
wenn  Sie  dem  Estat  gedanket  für  allen  bezeigeteu  guten  Willen,  dass 
sie  ihn  alsdann  auch  versicherten,  Sie  gedächten  nicht  allein  von 
voriger  Allianz  nicht  abzustehen,  sondern  Sie  Ii9tten  auch  nichts  ein- 
gegangen, welches  Sie  behindern  könnte,  der  Allianz' ein  Geattgen 
zu  leisten,  und  dasa  "nir  die  Articuln,  so  weit  sie  den  Estat  concer- 
nireten,  zu  des  Estatis  desto  mehrer  Beruhigung  coniniunieiren  sollten. 

In  England  ist  man  frohe  des  Vergleiches  lialber;  aus  Frankreich 
wird  dergleichen  geschrieben,  und  die  Klügsten  seind  einstimmig  der 
Meinung,  wo  E.  Ch.  ü.  der  Schlugs  gedeihen  solle,  so  mllssten  Sie 
die  Waffen  nicht  qoittiren,  das  Werk  nicht  halb  Ihun,  sondern  sieh 
mit  Schweden  conjungiren  und  also  specie  soeü  ac  communis  fortunae 
ihnen  den  Willen  und  die  Macht  brechen,  gegen  den  Vergleich  etwas 
ftlrzunelimen.  —  Es  wäre  auch  zu  weit  gegangen,  von  Moscowitem, 
Cosacken,  Tartaren,  Polen  und  dem  Kaiser  etwas  anders  als  Undank 
und  Verderb  zu  erwarten,  wenn  sie  Macht  kriegten.  Wer  dahero 
einer  unbilligen  Strafe  entgehen  wollte,  mUsste  die  Macht  brechen 
pertinaci  ac  in  omnem  fortunam  oblirmato  animo.  Nach  so  bestellten 
Sachen  mllsste  Schweden  immerzu  mit  E.  Ch.  D.  ganz  Freund  oder 
ganz  Feind  sein;  medium  in  Servitute  esse;  und  wo  E.  Cb.  0.  also 
njebt  gedacht  ganz  Freund  zu  sein,  eo  hätten  Sie  eine  ganze  Feind- 
schaft mllseen  unterhalten  mit  Schweden.  Die  Waffen  würden  Sie  auch 
bei  dea  Waffen  und  Ihren  eigenen  Unterthanen  in  Consideration  halten. 

Mainz,  Trier,  Cöln,  Mtlnster  und  Neuburg  haben  sich  nun  neulich 
contra  quoscunque  gealliiret  und  den  von  Uauschenberg  zum  Ge- 
neral ihres  Bnndes  gemacht '). 

')  Gemeint  ist  wol  das  Bündniaa  iwisctien  Trier,  (Jölo,  MUoster  und  Neuburg 


28  I-    Brandenhnrg  no^  die  Niederlande. 

Der  Syndicos  von  Dftnzig  Schrader  ist  nngekommen  nnd  hält  nni 
Hilfe  zur  See  an  —  er  hat  abpr  non  wenig  Au6Bi<-bt'). 

Weimaii  an  den  Kurfilreten.     Dat  Haag  22.  Febr.  1656. 

(Orficielle  Mittheiinng  des  Köeigsberger  Vertrags  an  die  GeneraletaoteD  Günstig« 
WirbDDg.) 
i.  Febr.  üni  dem  nnabIäi?Rif;en  Drängen  zu  entgehen  and  die  Staaten  einiger- 
mnsgen  zu  beruhigen,  und  weil  es  doch  „das  .Decomm  nnd  der  Stylus" 
erfordert,  dass  ihnen  der  Friede  nuHGcirt  wird ,  während  sie  noch  immer 
„lüglich  in  koi^tbarer  Arbeit  begriffen,  E.  Ch.  D.  zu  Hülfe  zu  kommen  im 
Kriege":  so  beEchlie^sen  die  OesHudleii  endlich  nach  lierntbuiig  mit  dem 
Fürsten  Johann  Moritz  von  Naseau  — 

man  müBste  den  Mittelweg  halten  und  also  die  Articulos  concementes 
communiciren,  aber  unter  der  Hand,  aufs  gelindeste  tlbergesetzet  und 
mit  mündlichen  Anweisungen,  wie  eB  um  die  Sachen  nun  und  vorhin 
bewandt  gewesen,  und  diesem  nächst  möchte  man  die  Notiücatioa 
tbun,  aber  nur  in  generalibus  terminis.  Man  that  dieses  also:  wir 
transjatirten  den  9.  und  13.  Articul,  und  I.  Hob.  gab  dieselbe  einigen 
Confidenten;  dieselbe  brachtens  zur  Generalität,  männiglich  critisirte 
und  gab's  allerhand  Glossen  darüber;  wir  vereUsseten  alles  bei  Par- 
ticularvisilen ;  und  wie  nun  solches  fürgegangen,  so  rceolvireten  wir 
die  Notification  vorberlihrter  Maaseen  zu  thun  .  .  .  nahmen  publique 
Audienz  und  da  wir  gebührlich  eingeholel,  proponirten  wir  in  einer 
ungewöhnlich  starken  Anzahl,  inmassen  die  gedruckte  Beilage  aus- 
weiset ').  Man  dankete  uns  mit  aller  Civilität  und  war  die  eigentliche 
Antwort  darauf,  wie  £.  Ch.  D.  aus  nebstkommender  Resolution  vom 
n.  Febr.  gn8d.  ersehen  werden  ').  Dieses  bat  nun  die  GemOther  ein 
wenig  versetzet;  man  kommt  etwa  zufrieden  und  redet  männiglich 
mit  mehrerem  Respect. 

Folgenden  Tags  ist  darauf  feste  gestellet,  ihre  Ambassadeurs 
sollten  ohne  längern  Verzug  sich  zum  Könige  von  Schweden  aufma- 
chen. —  Ob  nun  diejenige,  welche  zu  £.  Ch.  D.  destiniret,  gleich- 
falls werden  abgefertiget  werden,  ist  noch  ungewiss. 

dat.  Coln  15.Dec  1654.  DumoDt  Corps  diplom.  Tl.  2.  9111;  vgl.  Erdmanni- 
dörffer  Graf  Waldeck  262  !. 

■)  Secrate  Resolut.  I.  272 

-)  Notificatie  gedaen  dor  de  Heeren  Daniel  Wejraaa  ende  Joban  Copes 
Hieisterg  van  S.  Ch  D.  van  Brandenbnrgb  aea  de  Gr  Ho  Heeren  Stetee  Generael 
der  Vereen.  Prov.  den  17.  Febr.  1656.  over  de  gemeeckte  Trede  toeschen  Sijn 
Haj.  VBD  Sweden  ende  Sija  Chear-Torst.  DoorL  -  Anno  HDCLVI.  ~-  8. 
Aitsema  III.  1252. 

*)  Nor  Danksagang  und  Bitte  om  baldige  nähere  Mittbeilung  des  Binielnen. 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


Dar  Eönigiberger  Vertrag.     SeodoDg  Booiu'e  oach  dem  Haag.  29 

Instraction  für  Georg  v.  Bonin  an  die  Generalstaateu.    Dat 
Königsberg  23.  Febr.  1656  •). 

(MitlbeiloDg  nod  Recbtfertigaog  des  EÖDi^berger  VertragB.    Darlegang  der  Ter- 
bällaiaae,  die  eq  SchliesauDg  deaselbeD  geuöthtgt  haben.    Aarzahlnng  nad  Wider-  * 

legnDg  der  Termathlicb   toq  den  Niederlandea    Torz  ab  ringen  den  Eiowäude  and 
Anklagen.) 

Er  soll  den  Oeuenil Staaten  zunäcbst  eröffnen,  dass  der  Eurfiirst  iu  33.  Febr. 
Folge  der  zwischen  beiden  Staaten  be^tebcudeii  Alliance  es  für  Döthig 
halte,  ihnen  »on  dem  mit  dem  Konig  ¥on  Schweden  gefiehtoRSenen  Ver- 
gleich gründliche  Nachricht  zu  geben,  in  der  Hoffnung,  sie  werden  sich 
TOQ  der  Unerlasslicbkeit  nud  Nützlichkeit  desselben  überzeugen  lassen. 
Der  Kurfürst  habe  tou  Beginn  dieser  Verwickelungen  an  duichaae  meinen 
schuldigen  Pflichten  nachzukummen  gei>ucht  — 

Denn  ob  zwar  Sr.  Ch.  D,  Herren  Vorfahren  nach  den  ersten 
preuBsiscben  Pactis  von  a.  1525  von  den  Königen  in  Polen  fast  bei 
allen  Belehnuug:en  mit  neuen,  höchst  beBcbwerlichen  Conditionen  in 
viele  Wege  lädiret,  da  ihnen  wider  dieselbe  obenerwähnte  Pacta  und 
dero  christliche  landeBfUrstliche  Freiheit  bald  das  Exercitium  der  ka- 
tholischen Religion  mit  änsserster  Beschimpfung  Ihres  christlichen 
reformirten  Gottesdienstes,  bald  ein  jährlicher  Zins,  bald  eine  neue 
Appellationeinstanz  aufgedrungen,  die  Untertbnnen  an  sich,  ja  der 
ordentlichen  Obrigkeit  liber's  Haupt  gleichsam  gezogen  und  nicht 
allein  wider  des  LandeafHi-sten  Respect,.  ja  die  hohe  Justiz  selbst 
vielfältige  eigenmächtige,  unleidliche,  widerrechtliche  Dispositiones 
in  dero  preussischen  Landen  .  .  .  fUrgenommen ,  solche  unziemliche 
Gewalt  auch  endlich  zu  höchster  Ungebtlhr  über  Sr.  Ch.  D.  Person 
oder  ja  dero  Anverwandten  selbsten  hat  extendiret  werden  wollen, 
so  haben  doch  S.  Ch.  D.  nach  dem  löblichen  Exempel  dero  glorwQr- 
digsten  Herren  Vorfahren  . .  .  lieber  Ihr  christliches  Gewissen  und 
PÖicht  als  dero  Nutzen  und  Reapect  für  der  Welt  (welcher  vielleicht 
durch  andere  Wege  höher  hätte  können  getrieben  >verden)  in  Acht 
oehmen  wollen,  und  haben  zufolge  sothaner  Pflicht,  was  Sie  von 
schwedischer  Armatur  inne  geworden,  dem  itzigen  Könige  von  Polen 
Johanni  Casimire  zeitig  kund  gethan.  fndcssen,  und  da  S.  Ch.  D. 
gesehen,  wie  dero  Sorgfalt  aufgenommen,  da  man  Iheils  dero  treu- 
herzige Warnungen  fDr  ketzerische  Zeitungen ,  unnöthiges  Schrecken 
und  inania  terriculamenta,  so  zu  unzeitigen  Kosten  dienen  sollten, 
ausgerufen  .  .  .  haben  S.  Ch.  Durchlaucht  sich  bemühet,  nächst  der 
Uttlfe  Gottes  sowol  durch  dero  eigene  von  Gott  verliehene,  als  dero 

>)  Sic  Die  tosIrucliuD  ist  oicLt,  nie  Urk.  und  Acten«!  [11  9:'.  angegeben 
wird,  TOD)  23.  Febr.  m.  St.,  aunderu  n.  at. 


Aj.oo»^Ic 


30  I.    BraDdenbnrg  und  die  Niederlande. 

Freunde  Kräfte,  als  die  an  der  Sachen  ebenwol  intereseiret  schienen, 
»ich  und  die  Ihrigen  zu  schützen;  und  hahen  demnach,  nicht  ohne 
grosse  Unkosten,  eine  ziemliche  Arm^e  zuHaniraeng:ebracht  und  in 
dero  preussische  Lande  geHlliret;  auch  H.  Kaia.  Maj.,  dann  auch  die- 
jenigen, so  in  diesen  Landen  gleichsam  in  einem  Rchiffe  mit  Sr.  Ch'.  D. 
waren,  um  Assistenz  begrüsset  .  .  .  ahHnndcrlich  würde  der  Staat, 
dessen  Archivuin,  ja  die  Anwesenden  »elbstcn  Sr.  Ch.  D.  dero  un- 
nachlässigen Sorgfalt  ein  unwiderlegliches  Zeugnis»  abgeben  mtlssen. 

Als  nun  aber  he!  J.  Kais.  Maj.  keine  Ilüire  zu  erlangen  gewe- 
sen, die  Auswärtigen  theils  dem  Spiele  zugcHeben,  theils  an  der  Zer- 
gliederung und  Ruin  de«  Königreichs  Polen  tapfer  und  in  die  Wette 
gearbeitet,  die  Einheimischen  aber,  als  die  polnischen  Stände  und 
noch  übrige  Kriegsmacht  unter  einander  uneins  und  nielirenlheils 
nach  und  nach  an  J.  Köa.  Maj.  zu  Schweden  sich  ergeben,  alles  voll 
Schreckens  und  Unordnung  gewesen,  der  König  darUher  aus  dem 
Reich  gewichen,  die  preussisehen  Städte,  worauf  noch  einig  Absehen 
zu  haben,  mit  dem  A4lel  sich  nicht  fUgen  wollen,  besondern  sich  also 
bezeiget,  dass  es  bei  Anfang  derer  mit  iliren  gehabten  Tractaten  nicht 
unklar  bernirschien,  dass  sie  das  thun  würden,  was  Tliorn  und  Klbing 
bald  hernacher  gethan,  die  |ireussischcn  Stände  auch  von  denjenigen, 
so  die  Zusammensetzung  befördern  sollten,  vielmehr  davon  abgehal- 
ten worden,  indessen  aber  die  Friedenshamtlungen ,  so  S.  Ch.  D.  mit 
J.  Kön.  Mjy.  zu  Schweden  aufs  eifrigste  gefilhret,  auch  dergestalt 
nicht  laufen  wollen,  dass  beide  Theile  zusammentreten  und  absonder- 
lich S.  Ch.  D.  dero  Gewissen  beruhiget  gefunden :  so  ist  darauf  ge- 
schehen, dass  J.  Kün.  Maj.  dero  in  Littauen  habende  Arm^e  zu  sieh 
berufen,  mit  solcher  und  bei  sich  habenden  schwedischen  und  polni- 
schen, theils  unbändigen  Völkern  in  dero  preussische  Lande,  da  sie 
sonsten  von  keinem  Feinde  gewusst,  gerückel,  und  als  S.  Ch.  D.  dero 
Force  nach  Besetzung  einiger  Oerter,  welche  so  lange  als  möglich 
gehalten  werden  müssen,  an  den  Ort,  da  es  raisonabel  war,  zusam- 
menziehen und  sieh  setzen  mUssen,  hat  das  platte  Land  darüber  der- 
gestalt leiden  mDseen,  dass  alles,  was  darin  zu  befinden,  aufgegangen 
und  die  noch  übrigen  aus  dem  SchifTbruch  gleichsam  salvirte  und 
darin  Doch  theils  schwebende  Unterthanen  und  Landstände  .  .  .  die- 
selbe (Cli,  D.)  unaufhörlich  und  flehentlich  angerufen,  es  möcliten 
dieselbe  doch  ihr  Elend  aneeben  .  .  .  und,  da  das  nicht  allewege 
durch  Waffen  gelinge,  sie  durch  friedliche  Haudelung  von  dem  gänz- 
lichen Untergang  retten.  — 

Und  als  nun  J.  Kön.  Maj.  zu  Schweden  zu  Fortsetzung  der  Frie- 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC   _ 


SendiiDg  Baoin'a  okcb  dem  Hii^.  3^ 

densbandelung:  dero  Reichscanzier  zu  Sr.  Ch.  D.  abgesandt,  dieselbe 
auch  die  Sachen  also  heschaffen  gefunden,  daas,  wo  Sie  nicht  gänz- 
liche Satisfaction  in  allein  erlangeten,  auch  Ihren  Staat  nicht  zu  einem 
Haie  gar  in  Ruhe  eetzeten  und  befestigten,  dass  Sie  doch  die  gegen- 
w&rtige  Noth  Ihrem  Lande  abwenden  und  inmittels  .  . .  von  beiden 
Theilen  zu  dem  gemeinen  Aufnehmen  der  Unterthanen  und  Interessen- 
ten desto  fdglicher  und  klDglieher  könnte  gestrebet  und  selbiges  be- 
fördert werden :  so  haben  S.  Ch.  D.  den  Tractat,  so  wie  er  den  Herren 
Generalstaaten  copeilich  überreichet  wird,  in  Gottes  Kamen  geschlos- 
sen. Und  haben  demnacli  S.  Ch.  D.  die  zuTcrlftssige  Hoffnung  ge- 
scböpfet,  wenn  Sie  mit  J.  Kön.  MaJ.,  als  einem  evangelischen  Poten- 
taten, sich  setzen  und  enger  zusammentreten  würden,  solche  Ver- 
stfindniss  der  Kirchen  Gottes  aclbsten  und  beiderseits  Unterthanen 
zum  Aufnehmen  .  .  .  gereichen  würde.  Gestalt  dann  S.  Ch.  D.  nicht 
wenig  erfreuet,  dass  S.  Kön.  Mi^.  bei  persönlicher  Zusamnienkunf) 
sich  dazu  gutwillig  anerboten  und  absonderlich  bezeuget  und  an  Tag 
gegeben,  wie  Sie  eine  sonderliche  Begierde  hätten,  mit  den  Herren 
Generalstaaten  in  gutem  Vernehmen  alle  Wege  zu  leben.  — 

Ein  mehrers  bei  dem  ersten  Cungressu  (wobei  auch  die  schwe- 
dische Pacta  zu  Oberlieferu)  fUi-zutragen ,  halten  H.  Ch.  D.  nicht  nü- 
thig.  Als  aber  zu  venuuthen,  dass  uaehgehends  einige  Conferenzen 
angestellt  und  dabei  folgende  Puncte  fUrkommen  möchten,  so  hat 
auf  nachgesetzte  Weise  Sr.  Ch.  D.  gesandter  Rath  sich  darauf  zu 
resolviren. 

1)  Werden  die  Herren  Staaten  vernehmen  wollen,  ob  und  wie 
diese  mit  Schweden  getrofTeue  Alliance  nebst  der  mit  den  Herren 
Staaten  getroifenen  BOndniss  bestehen  sollte  und  könnte ;  wobei  einige 
Beschwer  fUrgehen  möchten,  als  wann  diese  letztere  aus  Augen  ge- 
setzt und  dannenhero  der  Staat  zu  Observanz  derselben  nicht  weiter 
verbunden. 

2)  Da  aber  die  mit  ihnen  getroffene  Alliance  nicht  sollte  gehaben 
sein,  wie  die  Hülfe,  zumalen  in  Streitigkeiten,  so  die  Ostsee  und  die 
Commercien,  so  darauf  getrieben  werden,  (angehen),  zumalen  von  Sei- 
ten Sr.  Ch.  D.  sollte  geleistet  werden. 

3)  Weil  vermöge  des  Articuli  IG.  foederis  Hollandici  die  Licenten 
nicht  ohne  Communication  mit  den  Herren  Staaten  zu  verhöben,  ob 
selbige  sollen  erhöhet  und,  wenn  der  Tractat  deswegen  mit  Schweden 
sollte  fUrgenommen  werden ,  ob  sie  nicht  dazu  sollten  gezogen 
werden. 

4)  Ob  dadurch,  dass  den  schwediMrhen  Kriegsschiffen  die  Station 


Aj.OOt^lc 


32  ^'    Brandenborg  aod  die  Niederlud«. 

in  den  preaseisclien  Häfen    versprochen,    nicht  der  besagte  Art.   16 
per  Art  9  foederis  Suedci  caasiret  und  aufgrehoben. 

5)  Ob  dann  nicht  ihren  Kriegseeliiffen  eben  das  vergönnt  sein 
sollte,  was  den  schwedischen  in  dem  Passu  versßtltet 

6)  Ob  der  Art.  13.  dicti  foederis  Suecici  dem  holUndiBchen  Band- 
nisB  entgegeogeBctzt  und  dieses  damit  cassiret. 

7)  Ob'  S.  Ch.  D,  dem  Staat  nicht  schuldig,  die  auf  die  Equipi- 
rung  der  Flotte  und  occasione  foederis  et  ad  instantiam  Sr.  Ch.  D. 
aufgewandte  Kosten  zu  refundiren  und  gut  zu  machen. 

Auf  das  erste  hat  er  Kameus  Sr.  C)i.  D.  sich  herauszulassen: 
1)  Dass  beide  Foedera  nicht  anders  denn  defensira  wären  und  dan- 
nenhero  wol  beisammen  stehen  kitnnten.  2)  So  etwas  in  dem  schwe- 
dischen zu  finden,  so  von  Seiten  der  Herren  Staaten  zu  ihrer  Be- 
schwer mochte  angezogen  werden,  so  ist  solches  praeter  intentionem 
Serenissimi  hineingesetzt.  .  .  3)  Hfttte  man  an  Staatischer  Seilen  zu 
bedenken,  dass,  wenn  das  gemeine  Interesse  so  genau  hätte  allent- 
halben in  Acht  genommen  werden,  auch  die  gemeine  Hülfe  dazu  hätte 
kommen  müssen,  man  hätte  H.  Ch.  D.  allein  baden  lassen,  und  wo 
etwas  beschwerliches  im  Vergleich  enthalten,  trife  das  Beschwer  zu 
allererst  S.  Ch.  D.  und  am  allermeisten ;  da  wäre  ja  wol  zu  vermu- 
then,  wie  ungeme  Sic  ein  solches  über  sich  hätten  ergehen  lassen; 
und  da  ftlr  die  Interessenten  ein  mehrers  geschehen  sollte ,  ihre 
Assistenz,  und  zwar  so  sufficient  gewesen  wäre,  dabei  erfordert  wor- 
den; allermaassen  darum  foedera  gemacht  werden,  dass  das  gemeine 
Interesse  mit  gemeiner  Hülfe  vertheidigt  und  dagegen  die  eine  Partei 
aller  Frommen  zu  beobachten  nicht  scliuldig,  wann  ihr  nicht  gebnhr- 
lich  assistiret  wird.  Es  werden  die  Herren  Staaten  zwar  einwenden, 
wie  um  die  Zeit  des  Jahres,  da  man  sich  mit  Schweden  gesetzt, 
ihnen  unmöglich  gewesen  wäre,  den  versprochenen  Succurs  zu  leisten; 
man  wäre  auch  vermöge  Vergleichs  es  nicht  schuldig  gewesen,  wie 
einige  schon  in  Niederlanden  dabei  eingewandt  haben  sollen,  dass 
der  Succurs  nach  3  Monaten  allererst  nach  geschehener  Attacque  zu 
schicken;  im  Übrigen  hätte  man  gehuffet,  dass  an  Seiten  Sr.  Ch.  D. 
dergleichen  Anstalt  bei  dero  Mtlice  wUrde  gemacht  sein,  dass  die 
Zeit  des  Succurses  hätte  erwartet  werden  kOnncn.  Es  ist  aber  dabei 
in  Acht  zu  nehmen:  1)  dass  das  Foedus  Art  1  im  Munde  hat,  dass, 
wann  der  Atlacquirte  zu  leiden  käme,  der  Succurs  auch  fUr  Ablauf 
der  3  Monden  aufs  schleunigste  sollte  gesandt  und  also  nicht  ge- 
wisse gemessene  Zeit,  sondern  die  Gefahr  und  ihre  Umstände  sollten 
angesehen  werden;  2)  S.  Ch.  D.  seind  nur   in  dieselbe  Gefahr  gera- 


Sendung  Boniu'e  uach  dem  Hsag  J(^ 

then,  sobald  Schweden  auf  Sr.  Ch.  D.  Häfen  uod  Lande  prätendiret, 
ja  der  König:  sich  erkläret,  er  könnte  ö.  Ch.  D.  nicht  anders  al« 
andere  polnische  Stände  in  I'reusseii  halten,  auch  der  schwediscl.e 
General  Wittenberg  solches  Bchriftlieh  Sr,  Ch.  D.  Generalen  ange- 
fnget.  Es  haben  auch  S.  Ch.  D.,  was  Hie  von  einem  und  andern 
Dessein  erfahrt,  bei  Tractir-  und  Schliessung  der  Alliance  ErOITnmig 
thun  lassen,  die  schwedische  Projecte  dem  geh.  Rath  D.  Weinian 
zugestellet,  um  darüber  mit  Einigen  aus  ihrem  Mittel  zu  oonferiren  .  .  . 
ja  es  haben  Sr.  Ch.  D.  Miuistri  im  venvicheuen  Sepfembri  die  Aus- 
laufung der  Flotte  aufs  fleissigste  urgirt,  auch  zuletzt  gebeten,  da  ja 
die  Hülfe  nicht  könnte  geleistet  werden,  dass  .  . .  aufs  wenigste  ein 
Schein  dazu  gemacht  werden  möchte.  Es  ist  aber  deren  keines  zu 
erhalten  gewesen;  ja  da  oho  alle  Gefahr  die  so  fleissig  gesuchte 
Mediation,  wozu  nicht  wenig  Hoffnung  gewesen,  hätte  fUrgebommen 
werden  kSnnen,  hat  man  nicht  erlanget,  dass  ein  Brief  oder  eine 
einige  Person  Sr,  Cli.  D.  wegen  an  Schweden  ausge^andt,  weit  we- 
niger eine  zu  solchem  Werke  qualißcirte  Gesandtschaft  abgefertiget 
wäre.  Und  ob  man  zwar  mit  Anschaffung  einiger  Pfennige  in  HoN 
land  zu  verstehen  geben  wollen,  dass  man  Sr.  Ch.  O.  zu  helfen 
Willens,  so  ist  man  doch  damit,  wie  mit  allen  Consiliis  in  dieser 
Sachen,  sehr  langsam,  allezeit  viel  langsamer  als  Sr.  Ch.  D.  Zustand 
es  litte,  gegangen,  da  doch  malum  repcutinum  repentina  remedia  er- 
forderte; ja  man  hat  bei  der  Anleihe  solche  Conditiones  bedingen 
wollen,  wodurch  es  dahin  gekommen  schiene,  dass  S.  Ch.  D.  durch 
die  Alliance  Selbsten  dasjenige,  als  dero  Häfen,  verlieren  sollte,  wel- 
ches Sie  dadurch  zu  mainteniren  und  zu  erhalten  am  allermeisten 
hoffelen. 

Und  ob  schon  S.  Ch.  D.  an  Ihr  für.  Ihre  eigene  Person,  auch 
einige  dero  Bediente  an  ihnen  nichts  ermangeln  lassen,  sich  in  der- 
gleichen Zustand  zu  setzen,  dass  die  Zeit  des  Suecurses  hätte  erwar- 
tet werden  können,  so  stelleten,  wie  oberwähnet,  die  Unterthanen 
doch  unaufhCrlieb  ftlr,  dass  sie  darüber  zu  Grunde  gingen,  nicht  so 
sehr  unter  dem  Schwall  der  schwedischen  Völker,  als  derer  dabei 
steh  betindenden  Polen  und  also  genannten  Quartianer '),  da  keine 
Leute  zum  Landverderben  tüchtiger  sich  bewiesen,  als  eben  selbige. 

Und  wann  solches  nicht  consideriret  wäre,  so  stand  Sr.  Ch.  D. 
zweitens  und  am  allermeisten  fttr,  dass  der  Römische  Kaiser  das 
Werk  auf  eine  Coromunieation  mit  dem  Churf.  Collegio  nahm,    eine 


<)  Üeber  dies«  vgl.  Drh.  nad  Aotenit  I   S54. 


,Goot^lc 


g4  t'     Braodenbarg  and  dis  Niederlande 

gegenwärtige  Gefahr  mit  eiuer  sehr  Ungeanieu  Berathschlagung  und 
gar  keiner  Htllfe  abwenden,  einen  in  agone  liegenden  mit  Kräutern, 
so  im  künftigen  Majo  waclinen  eollten,  lieilen  und  curiren  wollte;  ja 
es  die  Handlung  leicht  gab ,  da  S.  Ch.  D.  7.weeu  dero  geh.  Kuthe 
bald  auf  einander  an  solchen  Hof  sandte  '),  und  zwar  den  letzten  auf 
selbsteigene  Veranlassung  eines  kaiserlichen  expressen  Abgesandten  *), 
wie  man  an  sotbanem  Hofe  mehr  dahin  seine  Consilia  richtete,  ilass 
man  eine  gute  starke  Arm^e  mit  der  Zeit  auf  die  Beine  bringen,  und 
dass  selbige  mit  der  Reichetände  Willen  von  selbigen  ehe  zur  Au^- 
fllhrung  einiger  andern  Privat- Desseine,  als  zur  Assiatenz  eines  be- 
drängten Freundes  und  ChurfUrsten  des  Kelchs  zur  rechte»  Zeit  ge- 
brauchen möchte. 

Bei  so  gestalten  Haehen  nun  an  solchem  Hofe,  den  man  am 
meisten  bei  der  Sachen  interessiret  achten  milsste,  und  da  sonsten 
nirgendsher  einige  Ilftlfe  ku  vermuthen  als  von  den  Niederlanden,  da 
war  die  Frage  1)  oh  die  allein  und  S.  Ch.  D.  mit  denselhigen  dem 
Werke  gewachsen;  2)  oder  ob  nicht  vielmehr  dieselbe  zu  sehwacli 
und  zu  spät  inore  solito  kommen  möchten;  3)  ob  nicht  indessen  nicht 
allein  Sr.  Ch.  D.  Lande,  sondern  aucli  dero  Armee  (worinnen  doch 
nächst  Gott  dero  einige  lieltung  bestand)  durch  ein  allschou  ent- 
stehendes Sterben  und  andere  beim  Geldmangel  hcrnirblickende  Un- 
ordnungen daraufgehen  würde,  und  alsdann,  wie  die  Armee  nicht 
ohne  Succurs,  also  der  Succurs  nicht  ohne  eigene  Armee  hätte  wur- 
den bestehen  können;  4)  ob,  da  eine  Summe  Geldes  bei  Holland  so 
schwer  aufzutreiben,  der  Succurs  nicht  noch  härter  halten  mrichte; 
ja  gesetzet  dass  er  geleistet  und  zugereichet,  ob  nicht  5)  nachdem 
die  Anleihe  mit  so  schweren  Conditioncn  beschränket  worden,  eben 
selbiger  Suceurs,  so  weit  er  in  foedere  nicht  determiniret  war,  mit 
vielen  unerträglichen  Bedingungen  endlich  Sr.  Cli.  D.  viel  härter  an- 
gekommen wäre;  da  dann,  um  Preusseu  zu  erbatteu,  dergleichen 
Rechnung  und  Prätensiones  möchten  erfolgt  sein,  dass  nebst  dem 
preussischeu  andere  Lande,  und,  einen  Patienten  zu  erhalten,  unler- 
schiedliche  Gesunde  nebst  ihm  mit  darauf  möchten  gegangen  sein. 
6)  Da  nun  aber  solches  alles  durch  einen  leidlichen  Traelat  abzu- 
wenden und  Ruhe  zu  schallen  war,  ...  ja  da  von  Slaatischer  Seiten 
Sr.  Ch.  D.  Ministris  nicht  undunkel  (sie)  an  die  Hände  gegeben  ward, 
man  möchte  das  gewisseste  spielen,   und  wenn  man  sich  selbst  zu- 

>;Joh.  Friedrich  v.  Loben- 24  August  und  Qeorg  v.  Bonin  Ü.  Nov.  1655. 
'J  Dea  kaiserlicbeo  Flolkriogaratbea  GrafeD  v.  Starheiuberg,  d«r  AofaDg 
November  bei  dem  Enrräraten  io  PreusseD  war. 


A-iOOt^lC 


Sendang  Booiu's  nach  dem  Haag.  35 

Törderst  salvirte,  hatte  ein  ander  nicht  gross  sich  zu  beschweren;  ja 
da  7)  man  steh  anderweit  rerlauten  Uess,  dass  man  die  Kunst,  da- 
durch man  die  Staatische  Flotte  einen  Sommer  zurückgehalten  liätte, 
aucli  noch  wol  könnte  und  den  folgenden  Sommer  geschehen  möchte, 
was  in  dem  vergangenen  fUrgelaufen  —  da  nun  diese  Sachen  also 
bewandt  ...  ist  leii^Iit  zu  scidiessen,  was  zu  holTen  gewesen,  wenn 
man  sieh  schon  auf  den  Staatischen  Succurs  gesparet,  bevorab  da  in- 
dessen die  andere  Partei  auch  nielit  feierte;  und,  welches  am  meisten 
zu  consideren,  war  eine  grosse  Macht  aus  dem  ROm.  Reiche  durch 
Mittel  der  ReichsfUrsten  selber  zusammengezogen,  so  in  ihren  eigenen 
Landen  werben  und  die  besten  Kräfte  derselben  dem  Könige  von 
Schweden  naeh  und  nach  versprachen,  auch  wirklich  zufohreten. 

Woraus  also  die  Herren  Staaten  abnehmen  und  zustehen  werden, 
dass  es  mit  ihrem  Succurs  nicht  ausgemacht  war  und  S.  Ch.  D.  nicht 
besser,  ja  nicht  anders  thun  können,  als  beschebener  Maassen  mit 
Schweden  zu  Iransigiren. 

Wollte  man  dennoch  an  Staatischcr  Seiten  eine  Ruptur  und  da- 
neben ftlrgeben,  dass  der  Staat  auch  am  Rhein  und  sonsten  Sr.  Cb.  D. 
hinfDro  vi  foederis  zu  assistiren  sich  nicht  schuldig  erachtete,  so  ist 
ihnen  ihre  eigene  dawiderlaufende  Intention,  so  in  Art.  20  supradicti 
Alliancefoederis  enthalten,  entgegenzusetzen,  und  bliebe  es  ja  auf 
solchen  Fall  bei  denen  in  sothanem  Articulo  reservirelen  und  ausbe- 
dungenen Tractaten  und  Contracten.  Dafern  sie  sich  auch  gar 
Sr.  Ch.  D.  entziehen  wollten,  hätten  sie  sich  fllrzusehen,  dass  sie  da- 
durch auch  nicht  am  Rheinstrom  diejenigen  zu  Nachbarn  kriegten, 
die  ihnen  von  Tag  zu  Tag  considerabler  würden;  da  sie  denn  wol 
zu  bedenken,  welche  Nachbarschaft  die  beste.  ~ 

2)  Den  andern  Punet  anreiehend,  da  wollen  S.  Ch.  D.  hoffen,  es 
werde  an  solchen  Oertern  zu  keiner  öffentlichen  Fehde  kommen,  sieh 
auch  alles  widrige  abzuwenden  erboten  haben.  Weil  auch  dieselbe 
von  schwedischer  Seiten  dabin  informiret,  es  wäre  der  Staat  in  ver- 
schiedene Bündnisse  mit  der  Krön  Schweden  getreten,  mittels  welcher 
derselbe  beiden  Kronen  Schweden  und  DAnemark  das  Dominium  maris 
baltici  unstreitig  zugestanden,  und  dass  der  Staat  solchem  zu  Folge 
keine  Kriegsschiffe  in  die  besagte  See  brftchte,  die  mit  dem  Staat 
gemachte  Alliance  auch  nur  auf  eine  Defension  angesehen,  so  wollen 
S.  Ch.  D.  nicht  vermuthen,  dass  es  leicht  zu  einem  solchen  Fall,  da 
Sie  Hülfe  zu  leisten  schuldig  sein  möchten,  gedeihen  könne;  hoffen 
aueh  hierbei,  es  würde  der  Staat  selbst  erkennen,  weil  sich  der  Sta- 
tus in  Preasseu    insoweit  geändert,   dass  solch  Herzogthum  zu  einem 

3* 
i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


36  I'     BraDdenburg  und  die  Niederlind». 

Feudo  Suecico  ge^vorden,  dase  um  solcher  Obligation  willen,  waon 
der  Staat  mit  Schweden  zerfallen  sollte,  S.  CIi.  D.  Rechts  wegen  an 
den  prenssischen  Küsten,  als  den  Schweden  anitzo  jure  doroiaii  directi 
obligiret,  nicht  wOrdeu  assiBtiven  können.  Im  übrigen  nnd  da  der- 
gleichen engere  Obligation  sollte  nach  der  Volker  Recht  das  Foedus 
nicht  beschränken,  da  wollten  S.  Ch.  D.  selbigem  beständig  uacli7.u- 
kommin  Ihr  allewege  angelegen  sein  lassen;  und  könnte  dieses 
auch  fllr  keine  Ruptur  genommen  werden,  weil  die  beständigsten 
Foedera  per  gentium  jura  in  vielen  Passibus  limitiret  und  nicht  selten 
auch  ihre  Etfectus  propter  alia  foedera  et  pactiones  magis  Talidas  ge- 
liemmet  werden;  auch  in  selbigen  und  dergleichen  Fällen  dem  Staat 
sothaneu  Rechtens  sich  zu  gebrauchen  nicht  vcrdaclit  werden  kann. 

3)  Bei  dem  dritten  Punct  hat  er  die  Herren  Staaten  zu  Tersiehern, 
das»  S.  Ch.  D.  allen  möglichen  Fleiss  angewandt,  dase  der  Art.  12 
foederis  Suecici  gar  zurUck  bleiben  möchte;  und  hätten  S.  Ch.  D.  sich 
dazu  stracks  beim  Anfange  der  Tractaten  verstehe»  wollen,  oder  dem 
Gesandten  zuletzt,  wie  sie  J.  M.  bis  Krakau  gefolget,  vermöge  ihrer 
Instruction  darein  willigen  können,  so  wäre  der  Tractat  in  viele 
Wege  unvergleichlich  besser  gefallen.  Weil  aber  S.  Ch.  D.  in  diese 
Articul  nicht  willigen  wollen,  hätten  sich  indessen  die  Zeiten  geän- 
dert, der  König  droben  in  Polen  seine  Sachen  wol  abgethan,  also 
dass  er  seine  grösste  Macht  wider  S.  Ch.  D.  wenden  können ;  dahero 
es  dann  überzahlter  Maassen  gekommen,  dass  der  Tractat,  sowie  er 
bei  solcher  BeschalTenheit  hat  mögen  gemacht  werden,  einzugehen 
gewesen.  Ist  der  Articuks  jemands  beschwerlich,  so  ist  es  gewiss- 
lich  zuvörderst  S.  Ch.  D.,  die  Ihre  und  Ihrer  Alliirten  Interesse  hier- 
unter so  wol  begriffen  und  so  lange  darüber  gehalten,  dass  derosel- 
ben  hiebei  bewiesene  Beständigkeit  fast  alle  andere  Beschwer,  so 
beim  Vergleich  sich  sonsteu  finden,  möchten  nach  sich  gezogen  und 
verursachet. 

Und  ist  also  1)  diesen  Articul  abzuwenden  unmöglich  gewesen 
nnd  also  hierunter  dem  Foederi  wol  so  weit  ein  Genügen  bishero  ge- 
schehen, dass  ohne  die  höchste  Noth  nichts  eingewilliget  ist.  2)  So 
haben  auch  S.  Ch.  D.  bei  der  Handlung  fleissig  remonstriren  lassen, 
was  Aas  foedus  hollandicum  bei  dieser  Materie  im  Munde,  und  wie 
S.  Ch.  D.  zur  Communieation  mit  den  Herren  Staaten  hierüber  sieh 
verbunden  hätten  und  demnach  diesen  Punct  zur  anderwäiligcn  Hand- 
lung, dazu  sie  mitgezogen  werden  möchten,  ausgesetzt  wissen  wollen. 
Wiewol  aber  solches  in  den  schwedischen  Vergleich  nicht  zu  bringen 
gewesen,  so  haben  S.  Ch.  D.  doch  Ihnen  «olcbe  Commnnication  mit 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


SeodoDg  Bodid'b  nach  d«m  Hasg.  37 

des  Herren  Staaten  mflndlich  fUrbehalten;  wobei  man  eich  von  Seiten 
J.  Maj.  dabin  erklftret,  man  wollte  Sr.  Ch.  D.  Mittel  und  Wege  wei- 
sen, dafs  Sie.  mit  Ihren  Alliirten  dieseB  Vergleicbe  halber  nicbt  zer- 
fallen dtlrften;  ja  weil  auch  J.  Maj.  selbst  mit  den  Herren  Staaten 
absonderlich  in  gutem  Vertrauen  zu  leben  Ihr  vorgesetzt,  bo  wollten 
Sie  gerne  sehen,  dasH  S,  Ch,  D.  solche  engere  Veretändnies  vermitteln 
wollten.  Weil  auch  an  schwedischer  Seilen  der  Erhöhung  wol  ge- 
dacht, bishero  aber  dartlber  noch  zur  Zeit  nichts  geschlossen,  so  woll- 
ten solchem  nach  S.  Ch.  D.  des  Staats  Meinung  gerne  anitzo  ver- 
nehmen,  auch  bei  der  Handlung,  so  wegen  Einrichtung  der  Licenten 
mit  Schweden  annoch  vorstehet,  derselben  bestes  soweit  möglich 
beobachten.  Fände  auch  der  Staat  gut,  an  S.  Maj.  deswegen  zu 
schicken,  so  wollen  ä.  Ch.  D.  aufs  beste  in  ihrem  billigen  Suchen 
den  Ihrigen  assistiren. 

4)  Bei  dem  vierten  ist  zu  merken,  dass,  nachdem  Elbing  in 
der  Schwedischen  Gewalt  gewesen,  die  Passage  den  sehwedischen 
Schiffen  nicht  wol  hat  können  versaget  werden.  So  ist  auch  dietselbe 
dergestalt  beschränket,  dass  keine  sonderlicho  Macht  oder  Recht 
Schweden  durch  diesen  Articul  zugestanden.  Weil  auch  der  Hafen 
zu  Fillau  also  beschaffen,  dass  keine  grosse  Kriegsschiffe  daselbst 
durfhiaufen  können,  importire  die  verstattete  Passage  nicht  viel,  be- 
sondem  es  ist  vielmehr  der  Articulus  an  sich  selbst  vergeblich. 

5)  Dem  fHnften  Punct  gibt  der  Art.  17  Foederis  Hollandici  seine 
abhelfliche  Maasse,  woraus  erhellet,  dass  man  den  Gebrauch  der 
Hafen  für  die  Commercia  an  schwedischer  Seilen  nur  allein  bedungen; 
so  können  die  Staaten  auch  ein  anders  nicht  prätendiren,  weil  sie 
vi  foederis  Dominium  maris  haltici  Schweden  zugeschrieben  und 
also  keine  Kriegsschiffe  hineinbringen. 

6)  Beim  sechsten  kann  er  die  Herren  Staaten  versichern,  dass 
S.  Ch.  D.  die  Alliancc,  so  mit  den  Herren  Staaten  getioffen,  aufzu- 
beben niemalen  intentioniret  gewesen,  also  auch  in  den  scliwedischcn 
Pactis  nicht  versprochen.  Würde  aber  ralione  Boruseiae  Ducatus  etwa 
bei  begebenden  Fällen  einer  oder  ander  effectus  foederis  ccssiren 
mllssen  .  .  .  importirle  solches  nicht  cessationem  foederis;  dieselbe 
wtlrde  auch  daraus  nicht  herfliesson,  besondern,  wie  vorerwähnt, 
cessirle  nur  an  dem  Orte  der  Effectus,  nachdem  das  Land  in  einen 
andern  Zustand  gesetzt  worden. 

7)  Anreichend  den  siebenten  Punct,  so  i  t  ja  Sr.  Ch.  D.  nichts 
wirklich  geleistet,  ja  nichts  zu  Statten  gekommen,  kann  also  keine 
Wiedergeltnng  prätendiret  werden.     Im   Gegentheil,  weil  S.  Ch.  D. 


QQ  I.    Braodeoburg  und  die  Niederluade. 

um  der  getroffeqen  AUiaDce  Willen  und  dasB  das  gemeine  Interesse 
selbiger  zufolge  aufs  eifrigste  beobachtet  werden  inöcbte,  den  Trsctat 
mit  Schweden  bis  zur  Unzeit  aufgelialten ,  in  Hoffnung  es  wtlrden  die 
Alliirteu  mit  Anschickung  der  Flotte,  l^eistung  der  versprochenen 
Ofßciorum  das  Ihrige  thuu,  nun  aber  des  keines  erfolget  ...  so  hitten 
S,  Gh.  D.  deswegen  vielmehr  Spruch  an  die  Staaten  ad  interesse 
und  um  Reparation  des  verursachten  Nachtheils;  gestalt  solches  zn 
seiner  Zeit  und  da  man  an  Staatischer  Seiten  dieser  vergeblichen 
Prätension  inhärircn  wollte,  auefindig  gemacht  werden  könnte.  Es 
versehen  sich  aber  S.  Ch.  D.,  man  darauf  nicht  bestehen,  auch  des- 
wegen wol  gar  nichts  moviren  werde. 

Sollte  bei  oberwähnten  Dubiis  ein  mehres  fürlaufen,  darmuf 
B.  Ch.  D.  den  Gesandten  nicht  instruiret  oder  D.  Weiman  keine 
gnugsame  Information  aus  den  bei  eich  habenden  Actis  geben  konnte, 
hat  er  deswegen  an  S.  Gh.  D.  unterth.  zu  refcriren  und  fernem  Be- 
fehls zu  gewarten.  Weil  auch  die  oberwähnte  Kationes,  so  S.  Ch.  D. 
zu  Schliessung  des  schwedischen  Vergleichs  bewogen,  alle  und  jede, 
absonderlich  was  wegen  der  Intention  des  Rom.  Kaisers  bei  diesem 
Werk,  item  der  befllrchteten  holländischen  Rechnung,  im  Fall  es  zn 
einem  extraordinari  Succurs  hätte  kommen  sollen,  angefuhret  wurden, 
in  publice  und  indifferenter  mänuiglicben  nicht  mag  fllrgestellet  werden, 
so  bat  er  sich  desselben  und  alles  dessen,  so  damit  in  gleicher  Gon- 
sideration,  behuteani  und  bei  Confidenten  zur  Justification  sothanen 
Vergleichs  zu  gebrauchen.  — 


Weiman  au  den  Kurfürsten.    Dat  Haag  1.  März  1656. 

(BiDdrack  dee  EÖDi^Bberger  Vertrags  im  Haag;  Aosicht  der  Provinz  Hollandi 
der  andera  sechs  FroviDzeo.  Holland  verlangt  MitlbeiluDg  dee  gaozen  Tertrags. 
Weiman  ist  nicht  dafür.) 
1.  Man.  Wesmassen  und  warum  wir  am  verwicheoen  17.  Febr.  die  Noä- 
fication  des  getroffenen  Friedens  dieses  Orts  gethan,  solches  werdea 
E.  Ch.  U.  aus  unserer  letzten  unterth.  Belation  vom  22.  Februar  in 
Gnade  vernommen  haben.  Holland  ist  darauf  die  verwichene  Woche 
in  vollkommener  Anzahl  versammelt  gewesen  und  hat  die  ganze  Zeit 
gedeliberiret,  was  dieser  Estat  bei  dem  preussischen  Werke  weiter 
zu  thun  ...  Sie  seind  .  .  .  noch  gar  übel  zufrieden,  weiln  sie  Er- 
geben, sie  können  auf  eine  so  generale  Erklänmg  nielit  fussen,  $oa- 
dern  sie  mllssteu  die  Articulos  selbst  sehen,  um  alsdann  darnach  ihre 


A-nOOt^lc 


WirküDg  des  Eönigabei^et  Tertragi.  39 

Mause  zu  nehmen;  Botchee  erforderte  nicht  allein  der  Stylus  und  die 
Billigkeit,  zu  geschweigen  so  alte  FreundBchaft,'  sondern  ihr  hohes 
Interesse;  Anibassaden,  Equipages  und  ihre  EaufmannsschifTe  Btllnden 
alle  darnach  stille,  das  gemeine  Volk  murrete  und  echrie,  und  sie 
könnten  dennoch  nichts  reeolviren,  weil  nie  kein  Fundament  hatten, 
worauf  sie  ihre  consilia  grDnden  künnten;  mit  dem  gemachten  Frie- 
den wären  alle  vorige  resolutiones  so  sehr  verrücket,  als  das  Univer- 
sum dadurch  sehr  wäre  verändert  worden;  sie  wUssten  nicht,  waa  sie 
an  S.  Ch.  D.  hätten;  —  über  tausend  Bchiffe  eileten  nach  der  Ost- 
see; sollten  sie  nun  dieselben  laufen  lassen,  so  möchten  sie  in  Feindes 
Hände  gerathen;  sollten  sie  sie  aber  mit  Zwang  einhalten  (wie  denn 
bereits  geschieht)  so  würd  solches  den  commerciis  einen  gräulichen 
Stoss  geben  in  die  Harre.  Hie  ersuchen,  sie  contestiren  dannenhero 
aufs  allerhöchste,  man  wolle  ihnen  commusiciren ,  was  gehandelt, 
oder  wo  maus  nicht  hätte,  macheu,  dass  man's  erhielte.  — 

Holland  hat  dieserwegen  am  verwichenen  Freilage  ihre  Htimme 
zur  Generalität  eingebracht,  dass  zwar  die  schwedische  Ambassade 
ohne  Verzug  abzufertigen,  mit  der  churbrandenburgischen  aber  mllsste 
man  stille  stehen ,  bis  dass  sie  aus  dem  Tractat  selbst  gesehen ,  was 
mit  Schweden  verhandelt.  Die  übrigen  Provinzen  hatten  nun  das 
Widerspiel  gehalten  und  einmOthig  dahin  gestimmt,  man  möchte  sie 
beide  geben  lassen,  die  gethane  Notilication  gäbe  ziemlich  Licht,  in 
loco  wQrden  die  Gesandten  auch  noch  ein  mehrers  vernehmen ;  wäre 
wol  gehandelt,  so  geschähe  E.  Ch.  D.  eine  solche  Ehre  zu  Danke, 
wäre  übel  gcthan,  zum  Verweise  .  .  .  wie  es  auch  ginge,  es  wäre 
dem  Staat  ohne  Schaden;  man  mUsste  sich  von  E.  Ch.  D.  nicht  sepa- 
riren;  was  man  Schweden  einräumete,  nähme  man  sich  selbst;  weise 
Regenten  sähen  vorwärts  und  nicht  zurltck,  aufs  Interesse,  ohne 
Caprices. 

Indexe  mit  all  dem  dringen  f.le  nicht  gegen  Holland  durch  und  wabr- 
Ecbeinlich  wird  dcrnuächst  dorh  die  tchwedicc-be  Oebandteehatt  allein  ab- 
geben; die  Gesandten  siod  oirbt  ütiermässig  eirrig,  dugegeji  zu  remonstri- 
ren.  Weiman  vermuthet,  dyss  die  Communicatiou  des  A  eitiags  hu  die 
GeneraUtaateii  Eichon  per  Expressen  unterwegs  ist. 

Wir  wissen  auch  nicht,  obs  zu  rathen,  dass  man  den  ganzen 
Tiactat  communieiren  sollte;  tausendfältigen  censuris  wird  man  sich 
unterwerfen  müssen;  zwei  oder  drei  Articuln  könnten  auf  allen  Fall 
genug  sein,  und  würde  das  übrige  die  Zeit  gut  mnchen.  E.  Ch.  D. 
mUssten  auch  Ihre  Sachen  bei  Schweden  dahin  dirigiren  .  .  .  dass  die 
ankommende  Ambassade  merken  könnte,  dass  E.  Ch.  D.  bei  Schwe- 


Aj.OO<^IC 


^Q  I.     Branrt*nhur(5   und  die  Niederlande. 

den  und  an  der  Ostsee  noch  nicht  ausser  Consideration  wären;    und 
müehte  sich  alsdann  alles  endlich  wol  wieder  schicken. 


Weiraan  an  den  KiirfHreteii.     Dat.  Haag  6.  März  1656. 

(Die  Geeandtecbaft  nach  Schweden  uiut  Pulen.  Holland  jelzt  enlecbloBSen,  vor- 
läufig keine  Geeandlecbaft  an  den  Kattäretco  zti  echicken.  Uereizte  Stimraaiig  im 
PublicuDi.  Widerrälh  eine  besondere  GesandlBchart  liach  dem  Haag.  OharakteriBtik 
der  Holländer.  Uie  Stellung  von  Eoglaod,  Dänemark  und  Frankreiuh  DauEig. 
Oerüclile  über  den  König  von  Polen] 
2  Die  Ocsand (schart  nach  Schweden  und  Pulen  ist  nun  in  der  Ordnung, 

ihre  Instruction  fcitig  ').  Dagegeu  die  an  deu  Kurfürsten  haben  zwar  die 
tieclis  Provinzen  auch  jctsC  noch  gewollt;  nlier  Holland  blieb  dabei,  „mit 
dem  Friede  cesHircle  daü  Subjectuni  Legationia";  erst  müsbc  man  näheres 
über  diesen  Frieden  wist.cn.  Und  dies  setzen  die  Uulläiider  durch;  den 
beiden  dnzu  designirten  Herren  wird  bedeutet,  „sie  möchten  inmitteUl  keine 
weitere  Koste  tbun."  Inzwischen  ist  man  nurh  in  Holland  jetzt  z.  Th.  auf 
andere  Gedanken  gekommen  und  wird  man  vielleicht  den  audern  Ge- 
sandten Instruction  und  Credenz  anch  au  den  Kurfürsten  niltgelicu. 

Die  Vonirtheile  gegen  deu  Königsberger  Vertrug  siud  indei>s  im  Volk 
hier  noch  sehr  gross;  eine  expresse  Butücbaft  würde  einen  »ehr  guten  Kin- 
druck gemacht  haben,  wenn  sie  uumittelbar  nach  dem  Abschluss  des  Ver- 
trags hier  erschienen  wäre.  Jetzt  freilich  ist  es  schon  etwas  spät  daza 
und  die  Vorurtheiie  haben  sich  schon  zu  tief  festgesetzt,  als  dass  e^  viel 
helfen  könnte. 

Die  Wunde  ist  geschlagen  und  aunoch  zu  frisch,  die  Hand  wie- 
der dran  zu  legen.  Vieler  Gedächtntse,  dass  sie  Übel  geredet,  un- 
zeitig  gepropliezeiet,  ist  noch  nicht  gnugsaro  überzogen;  und  gleich- 
wie wenig  Leute  gerne  sich  in  ihrem  Urtheil  Uberwinnen  lassen,  so 
werden  sie  sich  allhie  fast  alle  geengagiret  linden,  alles  deromassen 
auszudeuten,  daes  sie  in  ihrem  Vonirtheile  nicht  gefehlet. 

Der  Traclat  ist  auch  unsers  unterth.  Bedltnkens  nicht  so  he- 
bchaffen,  dass  er  nicht  hier  und  dort  unglitliche  Ausdeutungen  leiden 
könnte.  Solches  nun  mit  »ier  Noth  zu  excusiren,  nitichte  so  viel  be- 
ständigen Veraciits  gebären,  als  nunmehr  das  Htilleschweigen  ver- 
gänglichen Geschwätzes  giebet.  Besser  ist  es,  dass  man  an  diesen 
Oertern  zweifelt,  ob  E,  Ch.  D.  nicht  anders  thun  können,  als  dass 
man  ihnen  die  innerliche  Uumacht  zeiget  und  dass  man  gezwungen 
sei.  Jenes  erhält  annoch  Respect  und  Furcht,  dieses  giebt  keine 
Liebe.    Dieses  Volk  siebet  nur  auf  die,    welche  ihnen  Schaden  thun 

<}  Seorete  Resolutieu  1.  2T3ff,  Aitzema  III.  12530*.;  vgl.  Urk.  und 
Actenat.  HI.  92. 


^aovGoOt^lc 


Wirkung  des  Kömgeberger  Vertrags  ^\ 

kJ>iin«D.  Wer  sie  haben  will,  muss  für  ihnen  zuweilen  fliehen.  Wer 
ihnen  Ehre  thut  mit  der  Rechten,  niusB  zeigen,  äaf.s  er  mit  der  Linken 
ein  anders  tbun  kann.  Ihre  Begierde  iet  so  Bchwerlieh  zu  ergättigen, 
als  ihrer  viel  ist,  die  alle  ohne  Ende  und  ohne  Schranken,  ohne  Ver- 
nunft und  ohne  Erfahrung  regieren.  Sie  sind  beechwerliehe  Richter, 
wenn  man  sie  Meister  machet,  und  vergessen  gar  zu  leicht  ihr  eigen 
Tfaun  an  andern,  wenn  sie  urtheilen  sollen  in  Sachen,  so  an  ihnen 
geschehen. 

Den  ganzen  Tractat  zu  comniuniciren  publieo  nomine  ist  gar 
nicht  zu  rathen;  tausend  ungleichen  Urtheilen  werden  E.  Ch.  D.  sich 
unterwerfen  müssen  und  die  clausulas  concernentea  durch  eine  be- 
sondere Gesandtschaft  zu  geben,  wird  sie  so  wenig  befriedigen,  als 
sie  sonst  bereite  guten  Theils  Überzeuget  seind,  dass  ihnen  die  ge- 
thane  Notiflcation  gnug  sein  kann. 

Und  seind  also  J.  Höh.  ')  sowol  als  auch  etliche  Confidenten 
der  beständigen  Meinung,  es  wQrd  nunmehr  und  nach  so  bewandt«n 
Sachen  am  besten  sein,  dass  E.  Ch.  D.  mit  der  besondern  Abschickung 
einhielten,  und  wHvd  das  Werk  von  selbst  am  ftiglichston  wieder  auf 
seine  Maasse  kommen,  wo  sie  weise  sein  und  auf  keine  Formali- 
täten und  Papieren  oder  sonst  zurUckselien,  sondern  an  E.  Ch.  D. 
senden;  und  dabei  wird  sich's  am  besten  communieiren  lassen,  welches 
hie  gar  zu  vielen  und  verdächtigen  Censuren  wHrd  unterworfen  werden 
mOBsen.  Viere  werden  eine  Sache  und  zwarn  in  loco  besser  begreifen 
und  mit  einem  Schreiben  einen  Estat  zureeiite  setzen  könuen,  den  man 
mit  dieser  gar  zu  späten  Ehre  nur  irritiren  würde.  Sollten  sie  aber 
nicht  schicken  und  Holland  wider  die  andern  Provinzen  «nd  E.  Ch.  D. 
opiniastriren  wollen,  welches  wir  doch  nicht  verhoffen  wollen,  so  ist's 
ein  Zeichen,  dass  die  Entfremdung  der  Gemüther  so  gross  sei,  dass 
sie  nicht  mit  äusserlicher  Beehrung,  noch  mit  wörtlichem  Anbringen, 
sondern  mit  der  Zeit  und  höflichem  Opiniastriren  wieder  zurechte 
bracht  werden  könnenr  — 

Nun,  wir  stellen  alles  zu  E.  Ch.  D.  gnäd.  Gutfindeu  und  zwei- 
feln nicht,  Sie  werden  in  loco  alles  am  besten  erwSgcn  können.  Es 
mCchte  dero  Abgesandter  auch  bereits  auf  dem  Woge  sein  und  das 
Werk  sich  alhier  deroniasseu  von  Tage  zu  Tage  anschicken,  dass 
wir  selbst  anderer  Gedanken  würden.  • 

Alles  wird  sich  noch  wol  schicken,  und  dürfte  Holland  diese 
Woche  wichtige  Dclibcrationes  zur  Hand  nehmen,  woraus  man  sehen 

')  Die  vorwilweto  Princcesiu  AmHiio  vun  Uratiiuu,  die  äcbwiegormuKur 
des  KorfarBten. 


A-nOO»^lc 


42  1'     Brandenburi;  uod  die  Niederlande. 

wird,  ob  nicitt  der  Eslat  auf  den  vurigen  Fuss  und  dahin  zu  leiten, 
dass  Rie  zwi^i^bcn  Frankreich,  Fjiigl»nd,  Dänemark,  -^hweden  und 
K.  Ob.  D.  werden  snchen  eine  durehgehend  gule  Intelligenz  zu  stiilen. 
Viele  fangen  au,  Behr  dazu  zu  incliniren;  der  Herr  Protector  wUnftehefs 
sehr;  Dänemark  räth  dazu  und  Frankreich  wird  wol  ein  and«rg  nicht 
begehren.  Wie  ew  aber  endlich  auch  ausfallen  möchte,  so  zweifelt 
uns  nicht,  E.  Ch.  U.  werden  Frankreich  und  Kngclaad  mesnagiren; 
dieser  Eetat  wird  sehr  auf  Kopenhagen  sehen,  und  wo  E.  Ch.  D 
dahin  etwa  sandten,  so  möchten  Sie  von  daraus  dieBcn  Estat  am 
kräftigsten  lenken  können.  Wir  vermerken  auch,  dass  Dänemark 
viele  Iteflexion  auf  E.  Ch,  U.  nimmt. 

Der  Danziger  Abgeordneter  hat  bishero  nur  dieses  erhalten,  dass 
deu  (ieeandten  nach  Schweden  aufgegeben,  weun's  ihre  Gelegeniieit 
erlitte,  auf  Danzig  zu  gehen,  mit  dem  Magistrat  von  der  Htadt  Be- 
wandtniss  und  Privilcgiis  zu  reden  und  endliclien  das  Werk  dem 
Könige  von  Schweden  auf  allen  Fall  bcBtennaassen  zu  recom- 
mandiren  '). 

Die  Zeitungen  von  des  Königes  von  Polen  Macht  eeind  alhie  gar 
zu  enorm. 

Weimaii  an  den  Kurfllrsten.     Dat.  Haag  14.  März  1656. 

IDie  Gesandti^a  bd  deo  Konig  von  Schnedeo  ahger<^iel,  ohne  Audrsg  auch  Tut 
deo  Kurrurateo.  Warnung  vor  zuviel  EutpegeDkoDimeo  im  Uiublick  auf  den  Cba- 
racter  der  Holländer.  Zusage  einer  Bpateren  iiesandtscbafl  von  de  Will,  Der 
wahre  Grund  der  MisüSliinmaug  | 
z-  Vor  eiuigen  Tagen  sind  die  Gesandte«  an  den  König  von  Srhweden 
abgereist;  auch  zu  demKurfürsleii  zu  geben,  haben  EJe  keine  CommisKton; 
man  scheint  demnach  dorh  sehr  diffieil  fiber  den  Königsberger  Vertrag  za 
nein;  Weiman  räth,  wenn  dies  bo  ist,  doch  keine  weiteren  Schritte  zu 
tbun,  es  einfArb  bei  der  bisherigen  kurzen  NotißcNtion  bewenden  zu  lassen 
und  nicht  „sich  zu  prostitiiiren  und  diesei^  Volk  notb  mnthiger  zu  machen"; 
die  Zeit  wird  kommen,  wo  die  Niederländer  eicb  von  selbst  wieder  nähern. 
Gewtsslich  werden  sie  nicht  brechen,  was  auch  der  gemeine 
Mann  plaudert,  sondern  E.  Ch.  D.  es  tongtrjuo  und  da  Sie  auf  Ihrem 
Point  bestehen,  wol  am  meisten  veneriren.  Und  solchen  Falls  ver- 
lieren E.  Ch.  U.  an  diesem  Estat  nichts;  sie  lieben  niemand  oboe 
Furcht;  da  sie  verlieren  können,  da  ist  oder  kommt  ihr  Herze,  es 
sei  ihnen  endlich  lieb  oder  leide.  Holllen  nun  E.  Ch.  D.  ihnen  nicht 
necessaire  sein,  so  niüchten  sie  ziyar  nicht  senden;  aber  es  wUrd  ja 
solches  Falle  zumal  nicht  zu  rafhen  sein,    dass  E.  Cb.  D.  alsdann 

',   Vurgl.  äecrete  Uosolutien   l.  2t:i-'f. 

DqitzedüvGoOt^lc 


Wirkung  dee  Königsberger  VertrHgs.  43 

weitere  CommniiicatioD  thuu  und  also  hazardiren  sollten,  an  diesem 
Orte  gar  zu  liederliche  Richter»  zu  finden  in  einer  .Sache,  da  dem 
Ectat  sonst  nui-  in  zweien  Puncten,  die  Zölle  und  Hafen  betreffend, 
angelegen  ist,  und  woraus  doch  niänniglich  Occasion  nehmen  möchte, 
E.  Cb.  D.  weiter  und  in  höhern  tiadieu  anch  gleichsam  für  aller 
Welt  au  condemniren.  Dan  Werk,  K.  Ch.  D.  iiohe  l{e;mtation  und 
Interesae  ist  gar  zu  zart,  gar  zu  hoch,  darunter  etwas  zu  wagen,  zu 
geschweigen,  einen  suepecten  Richter  zu  erwählen  oder  einen  solchen, 
der  da  möchte  Lust  schöpfen  in  E.  Gh.  D.  Verlust. 

tieepri<;li  mit  de  Witt,  il«r  noch  imiii(.'r  die  besten  ^utiageu  gibt, 
auT  MiuheiluLig  des  Tractateb  dringt  und  »ersichert,  dass  die  l'riitiei  be- 
bcblusseue  Amlus^iidu  an  den  Ku^fur^t  meiner  Zeit  Uuüh  noch  abgc- 
"ehk'kt  werden  call. 

Mäoniglicli  bchreiet  noch  immerfort  sonst,  E.  Ch.  D.  hätten  ihnen 
dcD  Tractat  aufs  eiligste  eoninniniciren  müssen.  ^Yi^  aber  repliciren 
darauf,  daraus  hätten  sie  ein  mchrercs  nicht  als  aus  der  Notittcation 
nehmen  können;  was  wie  anginge,  wären  Zoll  und  Hafen;  wie  es 
nun  damit  bewandt,  solches  hätten  ihnen  ihre  (,'orrespondenten  ja  ab 
dem  hellen  Augenschein  zum  öftern  geUberschricben.  Und  kann 
niemand  viel  dawider  reden.  Es  seind  nur  I'rätcxtus  und  der  Grund 
steekt  darin;  man  kanns  nach  dem  alten  Muthe  scbwerlidi  über»  Herz 
bringen,  seinen  Freunden  grosse  Ehre  anzuthun  oder  sich  zu  verbin- 
den mit  den  Freunden  des  llaui^es  von  Oranien,  bis  man  siehet, 
dass  es  die  liöchste  Noth  erfordert;  dahcro  gehen  sie  gute  Worte  und 
thun  nichts;  sie  sehen  von  einer  Fost  zur  andern,  ob  nicht  Schweden 
etwa  geschlagen  werden  möchte,  und  inmittelst  kommen  sie  zu  keiner 
wirklichen  Resolution.  Was  will  man  nun  dagegen?  Man  muse  mit 
ihnen  auf  gleiche  Weise  handeln;  man  muss  sie  mesnagiren,  aber 
nicht  zu  viel  sich  drauf  verlassen;  sie  werden  wol  stille  halten,  und 
mit  dem  Aeusserlichcn  wird  E.  Cii.  D.  dieses  thun  können,  dass  8ie 
dem  Estat  gutes  thun  gegen  ihren  Willen  und  die  Freundschaft  darin 
cvntiDuiren,  lauquam  aliud  agendo.  — 


Der  Kürfüi^t  an  Woinian.     Dat.  Königsberg  16.  Mäfz  1656. 

liokDDdigaag  der   liesandlschjfl   Buuin'G.     Die  . 
»erlelil     Rückzahlung  der  von  dem  Üeneralslao 

Wir  haben   aus  Euern   unterth.  Relationen  vernommen,  welcher- lö.  *Iar 
geslalt  die  Herren  Staaten  auf  die  Conmuinication  der  Friedensimnc- 
ten  dringen.     Ob    Wir   nun   zwar  Unsern  geh.  Kath  den  v.  Boniu 


A-nOO»^lc 


^^  I.     Brandenburg  und  die  Niederlniide. 

hineinzuBenden  und  durch  selbigen  den  ganzen  Tiaelat  den  Herren 
Staaten  commuDiciren  zu  lassen  entschlossen,  selbiger  auch  anitzo 
auf  seiner  Rückreise  nach  Pommern  ')  begriffen  und  dOBelbst  ehist 
lieber  aufbrechen  wird,  so  halten  Wir  doch  dafür,  daes  nicht  wol 
bei  einander  stehen  würde,  die  AUiance  beizubehalten  und  was  an- 
derweit fUrgehet  von  yaclien,  so  die  Atliirte  ihnen  anzugehen  vermei- 
nen, keine  Nachricht  zu  geben.  Und  könnet  solchem  nach  die  Arti- 
culos,  die  das  Commercium  auf  einigerlet  Weise  angehen,  den  Herren 
Staaten  nur  herausgeben,  das  Übrige  aber  bis  auf  des  v.  Bonin  An- 
kunft geeparet  und  ausgesetzt  sein  lassen.  Es  ist  nicht  anders,  wie 
Ihr  remonstriret,  dass  wider  die  holländische  Alliance  nichts  ge- 
schlossen. Sollten  aber  die  Herren  Staaten  der  Meinung  sein,  dass 
aus  diesem  Vergleich  ins  künftige  etwas  folgen  möchte,  so  ihrem 
Interesse  zuwider  laufen  möchte,  so  haben  Wir  es  nicht  intendiret  .  .  . 
ja  es  bezeugen  die  Acta,  dass  die  Puucta,  so  die  Herreu  Staaten  mit 
angehen,  aufs  allerletzte  im  Debat  geblieben  und  flir  die  Sachen,  so 
in  solch  Interesse  laufen,  so  eifrig  und  zwar  länger  als  för  das  Un- 
sere gestritten.  Man  bat  Uns  ja  nicht  assisliret,  und  sehen  Wir  nicht, 
wie  man  Uns  bei  so  gestalten  Sachen,  da  Wir,  was  möglich  gewe- 
sen, ein  ander  aber  in  der  That  wenig  oder  nichts  gethan,  noch  be- 
schuldigen oder  gegen  Uns  mit  Einstellung  vorbin  projectirter  Am- 
bassade  einen  Unmuth  will  sehen  und  merken  lassen.  ~ 

Wo  Ihr  im  übrigen  Gelder  von  den  Herrn  Staaten  gezogen,  habt 
Ihr  sie  an  gehörige  Oerter  wieder  zu  liefern,  wie  Wir  dann  auch  die 
Weehselzettel  zurückgesandt. 


Weimau  an  deu  Kurftireten.     Dat.  Haag  21.  März  1656. 

[Gute  Stimmaiig  von  Amsterdam  für  deo  KurCürateu.  Erleg  zwiBcheo  SpanieD 
und  England;  die  Sielluiig  der  anderen  Slaateu  dazu.) 
'21.  März.  Die  Differenz  zwiticheo  Holland  und  dea  andern  Provinzen  über  die 
Sendnng  an  den  Karfürsten  dauert  oütb  fort.  „Amsterdam  ist  immer 
sehr  cirrig  und  stimmet  beständig  dahin,  mao  müsse  von  E  Cb.  D.  nicbt 
alitetzen,  wie  eg  anch  gehen  möchte." 

Sie  fangen  an,  das  Werk  von  Tage  zu  Tage  mehr  und  mehr  zu 
begreifen,  und  wo  E.  Ch.  D.  sonst  in  den  Waffen  verbleiben,  so 
dürfte  Ihr  eine  solche  Freundschaft  ohnedas  endlich  wol  von  selbst 
zufliesseu.  — 

Das    Unwesen    zwischen    Spanien    und    England    nimmt    immer 

■}  Von  der  Sendung  au  den  kaiaerlichen  Hör  in  Wien. 

i;q,t7ed^>G00t^lc 


Wirkung  des  Känigeberger  Vertrags.  45 

mehr  und  mehr  zu,  und  dtirfte  niclit  allein  dieser  Staat  in  den 
Commerciis  zuvorderst  gerlihret,  sondern  mit  der  Zeit  in  die  eine 
oder  andere  Partei  gezogen  werden.  England  wird  präteiidiren ,  sie 
mKfisten  die  Schiffe  visitiren,  die  durchs  Canal  gehen,  gestalt  zu  sehen, 
ob  auch  Waaren  ron  Contrebande  darin  vorhanden.  Hie  will  man 
wilekee  nicht  leiden,  und  kann  daraus  endlieli  nietil  viel  gutes  kom- 
men, inmaassen  denn  der  Ambassadeur  >i'ieuiM>rt  deswegen  ziemlich 
bektlmnierlivhe  Briefe  an  diesen  Estat  gesolu-ieben.  Dänemark  sieliet 
gleichfalls  auf  Engeland  und  Schweden  am  meisten;  und  wie  gute 
Worte  man  auch  dieses  Estats  .\mbassadeuren  giebel,  so  dUrfÜen  sie 
doch  nicht  leiden,  dass  dieses  Staates  Flotte  in  die  Ostsee  gebe. 


Weiman  an  den  Kurftirstcn.     Dat.  Haag:  24.  März  1656. 

|Diir«r«iiE  iHiBchen  HollaDd  und  den  anderen   Provinzen  über  die  Gesandtscbnfi 
■n  den  Earfürsien.    Dio  Sendung  Boiiiu's.    üedenkliclie  Stxltuug  der  Niederlande 
la  den  auswärtigen  Mächleo;  Brandt^nbarg  kann  tcmporiBiren  ] 
Noch  immer  die  PiETerenü  zwischen  Hollaad  und  den  6  Provinzen  iiber34.  Mür 
die  Absendang  an  den  Kurfürsten. 

Am  Sonnabend  dem  2r>.  dieses  brachten  Depiitati  denselben  (den 
SchluBS  der  Provinz  Holland)  zur  fieneralität  ein,  und  weiln  die  Pro- 
vinzen gar  übe)  damit  zufrieden,  Holland  aber  dabei  bestund,  so 
concludirte  der  Präsident  gegen  Holland  und  also  per  nmjora,  man 
Kollle  die  Ordres  an  die  Ambassadeurs  obne  Verzug  ablassen. 

Hollnnd  protestirt  dagegeu;  indem  kommt  aas  Danzig  die  Nacbricht 
TDD  dem  dortigen  Commit'sar  PeUs,  dass  Herr  v.  Bonin  als  karf.  Ge- 
(andter  nach  dem  Haag  dort  bereits  durcbgerei»!t  sei;  es  steht  somit  fest, 
itti  der  Kurfürst  den  Vertrag  hier  commanicireii  lassen  will,  und  Holland 
kann  nicht  mehr  behaupten,  „E.  Cb.  D.  thate  ihren  Bhrcti  zu  kurz",  indem 
Sie  ihoen  den  Vertrag  vorenthielten.  Man  wird  nun  sehen,  was  endlich 
veiter  daraus  folgt;  im  Ganzen  befürihtet  Weiman,  duss  die  Gesandt- 
schaft Bouin's,  wenn  sie  erfolglos  bleibt,  eher  dazu  dient,  den  Knrfürsten 
10  compromittiren,  als  der  Sache  zn  helfen. 

Sonst  ist  der  Herr  Proteetor  nicht  gar  zu  sehr  zufrieden  mit 
dem  Eatat,  weil  viele  Leute  und  Schilfe,  tbeils  für  Geld,  theils  zu 
rauben,  draus  in  spanische  Dienste  gehen;  inmaassen  sich  erwähnter 
Herr  deswegen  per  Deputatos  bei  dem  Ktaatischen  Ambassadeur 
öffentlich  und  mit  ziemlicher  Schärfe  beklaget.  Mit  Dänemark 
siebet  man  gleichfalls  annoch  nicht  viel  auszurichten;  Frankreich 
ist  vor  und  nach  geoffensiret ;  auf  Spanien  können  sie  sich  nicht 
verlassen;   das  Volk  wDrd  auch  nicht  leiden,   dass   man  damit  an- 


..Goot^lc 


4G  '■    Brandeuburg  ond  die  Niederlande. 

schlüge.  Unter  sich  spind  sie  in  publicis  *t  domesticis  sehr  getbeilet.  — 
Und  seiiid  wir  also  immerfort  noch  der  i)et<tändigen  Meinung,  man 
könne  hie  nunmehr  nichts  bcHsers  thun,  ale  dass  man  das  Aeusser- 
liehe  in  Acht  nehme,  damit  man  nur  oiTenbare  Feindschaft  verhüte, 
welelies  denn  leiohtlich  zu  tliun;  das  Innerliche  ist  gar  zu  sehr  ge- 
turbirct  und  mag  man  keiner  Wirkliclikeit  oder  Gutes  sich  mit  Be- 
stände darob  vijrseUen.  — 

Diese»  scind  auch  I.  Höh.  Gedanken  und  derjenigen  aus  diesem 
Entat,  welche  E.  Cli.  D.  von  Herzen  geneigt  und  zugeihnn  seind. 


Weimaii  an  den  Knrftlrsten.    Dat.  Haag  4-.  April  1656. 

(Rälii  ab  das  gezalillc  Gl-U  zuriickiugeben.  Die  Geeandwcliiift  aurgescliuben.  Hasa 
gegeu  Schweden  und  politiBcha  Pläne.    Gerüclite  über  Pläne  des  KurfüraleD  gegen 
Jfilieli;  Weimap  warnt.     Machinationen  von  CüUi  und  Münster.) 
4.  April.  Wir  haben  E.  Ch.  D.  gnäd.  Reseriptuni  vom  16.  Mart.  in  uuterth. 

Reverenz  erhalten  und  daraus  ersehen,  wesmaaesen  E.  Ch.  D.  gnäd. 
zufrieden  sein,  dnss  man  den  Herren  Staaten  die  Articulos,  die  das 
Commercium  angehen,  vorab  communieiren  und  sonst  etwa  die  Gelder, 
so  wir  empfangen,  restituiren  mü^e.  Können  aber  nicht  absehen, 
dass  wir,  rebus  ita  stantibus,  einige  Frucht  damit  schaffen  können. 
Man  würd  den  v.  Bonin  nur  damit  iimtil  machen,  sintemal  er  fast 
nichts  würd  zu  thua  hnben,  wenn  er  käme  .  ,  .  Gewiss  werden  sie 
es  für  ein  Zeiche»  eines  Unwillens,  ja  wol  gar  Trotzes  und  Ruptur 
ausdeuten,  da  man  ihnen  das  geringe  Geld,  ceu  in  opprobrium  tam 
levis  cnnsilii,  anitzt  wUrd  resfituiren  '). 

In  der  Sache  der  Ocs.tndti-chaft  an  den  Kurrür.sleii  besteht  Holland 
jetzt  d.iranf,  man  milesc  nnn  erst  die  Ankunft  v.  Boniii'ä  abwarten,  and 
die  nudern  Provinzen  lii^sen  .sich  das  einstweilen  auch  gerallen. 

Der  Hass  gegen  Schweden  i.st  Über  die  Maas.se  gross  ^nd  ver- 
lü»st_man  sich  sclir  auf  Dänemark.  —  Dünemark  soll  sonsteu  sehr 
dazu  ratlien,  mit  Schweden  coujuuclim  zu  tractiren.  Engelaod  re- 
commandiret  fast  ein  anders  nicht,  und  ist  Holland  bereits  so  weit 
gekommen,  das  allgemeine  Interesse  in  etwas  näher  zu  beherzigen, 
dass  es  heimlich  Deliberationes  hält,  wie  man  sich  mit  Frankreich 
näher  verbinden  und  setzen  könne ').  — 

'/  Näheres  über  die  geleisteten  Zahlungen  findet  sich  io  den  Acten  oicbl. 
Wicqaefort  bist,  des  prov.  un.  [|,  411  gibt  an:  ,au  muis  de  Janrier  on  Inj 
paya  par  avance  ce  <]u'on  n'estoit  tenu  de  luy  payer  qu'en  Mara." 

')  Tgl.  Secrete  Resolnlien  I.  298fr. 


„A^iOOt^lc 


Wirkung  Aet  Königsberger  Vertrags.  47 

Endlich  Terhallen  wir  billig  aucli  niclit,  waemaassen  alhie  fast 
Bberall  sehr  ge!*pargirct  wird,  K.  Cli.  D.  halten  sich  mit  Frankreich 
verbunden  und  worden  gegen'»  Vorjahr  ins  GUlirhscIic  hineingeben  '). 
Wie  ihm  nun  i«t,  bo  niadiet's  allerlei  Oedankeit;  viele  glauben'«, 
viele  nicht.  Alle  aber,  die  E.  Oh.  1).  einigcrmaassen  zugethan,  geind 
bekümmert  und  wünschen  für  allen  Dingen,  wie  e«  ge^(■hehen  möchte, 
dass  doeb  E.  Ch.  D.  nichts  anfingen,  biw  etwa  Schweden  und  Frank- 
reich selbst  sich  mit  Oosterreieb  unversöhnlich  gemacht.  Sollte  es 
anders  ßein,  ho  möchten  E.  Ch,  D,  nichts  anders  tiiun.  als  dass  Sie 
sich  ergäben  ä  Ift  discretion  so  verdächtiger  Freunde,  welche  nebst 
den  Feinden  endlich  zugreifen  und  gleichsam  in  poenam  indirecle 
erlangen  würden,  welches  sie  mit  offenbarer  Gewalt  neulich  nicht 
erzwingen  können. 

Die  Churcöiniscben  und  Mllnsteriscbeti  Leute  laufen  albie  sehr 
Itcrum  und  wie  uns  tiltnket,  geben  sie  dem  Gerüchte  viel  Kraft  und 
suchen  nicht  anders  nls  auf  allen  Fall  diese»  Estat  von  E.  Ch.  D, 
abzuziehen. 


Wehnaii  an  den  Kurtlii^teii.     Dat.  Aiimterdam  18.  AjH'il  1656. 

[üfT  Oeeacdte  Boiiiii  in  AmBteriUm;  im  Hang  or»art«l.    Nieclerlüad lache  laetnic- 

lioneo  für  die  Ostsee,  liuiue  Ziillerliütiung     DÜnnmaik  in  Spannung.    (lerucht  über 

die  Zollerilijliung  in    PÜlau;  ui^derlüniliäi'lier  Agent  iti  Küiiigalierg;  allgemeioe 

Aufregung  gegen   die  Zollerhüliungl 

Als  mir  am  verwicbencn  Sonnabend  ein  Schreiben  von  E.  Ch.  D-iö.  April. 
geheimen  Ratlie,  dem  von  Honin  zukam,  worin  er  seine  Ankunft 
nach  AmBtcrdam  notificirte,  so  hab  ich  .  .  .  mich  alsfortens  dahin 
erhohen,  —  Nun  haben  wir  zwarn  weitläufig  alles  überlegt  und  es 
zuvorderst  dabin  genommen,  dass  man  .  ,  .  alle  Streitigkeiten  in  den 
Ceremonialibus  tu  verhilten  nur  einen  Miftelcharacter  annehmen  und 
die  Ankunft  im  Haage  bis  auf  künftigen  Freitag  ditferiren  solle.  — 
Ich  werd  meines  Theiles  alier  vorab  nach  dem  Haage  gehen  ete. 

Sonst  gebet  hie  wenig  für.  Holland  ist  am  verwichenen 
Dienstage  in  der  Generalität  ihrer  ersten  Meinunj;  verblieben,  das« 
man  nämlich  wegen  E.  Ch.  D.  nichts  resolviren  könne,  bis  dero  Ge- 
sandter werde  geboret  sein. 

Für  den  Admiral  ist  die  Instruction  am  veiwichenen  Freitage 
und  Sonnabend  feste  gestellt;  das  f^nielmiste  bestehet  darin,  daes  er 

')  Deber  diece  Projecte  vgl.  die  welter  nnlen  für  die  Zeit  zwischeo  dem 
Konigeberger  und  dem  Mkrleoburger  Vertrag  mitinlheilendeo  Acleoalüclie. 


A-iOOt^iC 


4g  I.    Brandenbarg  nnd  die  Niederltnde. 

nicht  Icideo  sollte,  dass  des  Staats  Kaur»diifreii  ungewöhnlicber  Zoll 
abgenommen  werden  möge.  WDrd  nun  BcUwedeii,  wie  färm  Jahr, 
(leneelben  heben  wollen,  80  kommts  wol  zur  Weiterung:.  Dänemark 
lauschet  sehr  nach  Hotland,  und  ist  gewiss  der  Haas  gegen  Schwedeu 
unendlich  gross;  wiewol  ioli  meine»  unterth.  Orts  noch  schwerlich 
glauben  kann,  wo  die  Niederlage  nicht  conliauirt,  daes  es  so  grosse 
Notli  habe;  die  Provinzen  bedenken  sich  noch  wol. 

Sonst  wird  hier  gespargiret,  in  wenig  Tagen  wUrd  ein  schwedi- 
scher Licciitnieister  in  der  Pillau  anlangen  und  daselbst  die  Zölle 
verhöhen;  item  E.  Ch.  D.  liSttcn  unter  anderm  dero  Ständen  fQrtragen 
lassen,  man  möchte  ».if  Mittel  bedacht  sein,  wie  man  die  Commercien 
den  Eingeborenen  zubringen  und  die  fremde  natioues  davon  mit  der 
Zeit  excludiren  solle.  Der  Staat  hat  einen  Correspoudenten  zu  Kö- 
nigsberg, welcher  sich  daselbst  heimlieh  aufhält  und  Kuysch  ge- 
nennet wird  '),  und  wird  wol  derselb  solche  Zeitungen  am  meisten 
hiehiii  übersehreiben.  Wie  nun  solche  beide  Puncten  den  Kaufleulen 
ein  Greuel  und  den  Regeuten  gerade  wider  die  ADiauce  zu  sein 
scheinen,  so  giebts  viel  Unwillens. 


Bonin  niid  Weiman  an  den  Knrfllrsten.  Dat.  Haag  9.  Mai  1656*). 

IWarnuDg  vor  ZotlerliühuDg  in  den  preuBBiachcn  Häfen.    Der  Kurrürat  möt^e  sich 
nicht  in  neue  politisch?  Pläne  und  Verhiudungeo  eiDlassen.) 
i  P.  S.  (eigenhändig  von  ßonin).     Wir  bitten  E.  Ch.  D.  unterth., 

Sie  wollen  ja  nicht  zugeben,  dass  inzwischen,  da  wir  hier  behaupten, 
dass  dieser  AlUanee  nichts  zuwider  gethan  ist,  die  Erhöhung  der 
Zölle  wirklich  geschehe  und  eingeführt  werde,  und  sollten  auch 
E.  Ch.  D.  mit  den  Königlichen  darüber  etwas  disputiren  niUssen;  sie 
können  Ihnen  wegen  so  erheblicher  Ursachen  auch  auf  vorgenommene 
Abrede  ja  wol  so  viel  fügen;  mit  einem  Ufschub  ist  nichts  genommen. 
Wir  wollen  das  Werk  alhie  so  fuhren,  dass  die  Notli  beigebracht, 
das  gemeine  Interesse  gezeiget,  die  Communication  gethau  und  das 
Mitbelieben  und  Gutfinden  erhalten  und  also  die  Conditiones  Art.  12 
erfüllet  und  Erliöhung  justificiret  werde.  Wo  man  aber  ohne  Er- 
füllung der  Requisitorum  wirklich  verfahret,  so  wissen  wir  hie  keinen 
Bath,  das  Werk  gut  und  ufreclit  zu  erhalten.     Man  machet  aber  hie 

')  Wul  derselbe,  den  ohne  Nennnng  aeices  Namens  auch  Aitzema  III.  1264 
erwähat 

')  Id  Betreff  der  Haopt Verhandlungen  in  dieser  Zeit  genügt  es  anf  die  nnten 
B.  i   30.  Jqdi  folgende  Oesammlrelation  Booin's  zu  Tertreisea. 


Aj.OO<^1C 


Die  Frnge  <ler  Zollpthühniitr  in  Preiipspn.  49 

ein  Gesclirei,  das«   tlie  Erhöhung  sehon   feste  gesetzef  und  bald  ein- 
geftihret  werden  MIe.     Wir  wollen  es  nii-ht  hoffen. 

Sonst  können  in  schuldiger  Treue  wir  auch  zu  rathen  und  unterth. 
V.U  bitten  nicht  nachlassen,  E.  Oh.  D.  wollen  sich  an  keinem  Orte 
weiters  engagiren.  Die  Ursachen  lassen  sich  nicht  wol  schreiben. 
Es  scheinet  aber,  daes  sich  eine  starke  Partei  formire,  und  ist  E.  Ch.  ü., 
wo  jemals,  itzo  gerathen,  freie  Hände  zu  behalten  und  Bedenkzeit 
zu  nehmen,  dieselbe  Frist  aber  wol  zu  brauchen  und  nützlich  anzu- 
wenden. Und  dieses  wird  zu  E.  Ch.  D.  Kuhin  und  Ehren  hei 
tnänniglich  geschehen,  wenn  Sie  sich  bemühen,  in  solcher  Bedenkfrist 
zwischen  Schweden  und  Holtand  die  Differentien  beizulegen  und  zu 
einem  gewissen  Vergleich  zu  befördern,  zwischen  Polen  und  Sctiwe- 
den  Frieden  zu  machen  und  im  Köm.  Reich  denselben  zu  erhalten. 
Wenn  E.  Ch.  D.  mit  Ihren  Truppen  und  Unterhalt  derselben  gute 
Ordnung  machen,  können  Sie  mit  starker  Hand  operiren  und  zu  die- 
sen Dingen  grosse  Beförderung  thun ;  damit  sein  alsdann  ein  und  andere 
E.  Ch.  D,  Actiones  justificiret,  worauf  sonst  viel  widrige  Judicia  fallen 
werden;  und  Sie  werden  an  alten  Orten  wol  gethan  haben,  was  die 
unterschiedene  Pflichten  erfordern.  Wenn  man  alier  schon  wUsste, 
dass  es  umsonst  und  verloren  sein  würde,  so  kann  doch  der  blosse 
Willen  und  ernste  Versuch  E.  Cli.  D.  nicht  anders  (als)  zu  hohem 
Ruhm  gereichen  und  nicht  allein  Ihre  vergangene,  sondern  auch 
künftige  Actiones  justificiren.  — 


Job.  Copes  an  den  Kurflirateii.     Dat.  -Haag  30.  Mai  1656. 

IBcscIiliisde  in  Folge  der  Itoniu'Bclicn  (iesauiltBchurt.    England  und  eeio  Zuspruch 
uiirdas  Untfreut-huDgsrecbl  zur  See.   HolländiBche  BuBorgniese  wcg^n  derlotiuiital 
Kwischen  Eogland  und  Schweden.     Die  Zölle  in  Pillau.] 
Bon  in  ht  am  Ihßb.  Mai  abgereist.  ■—  3ü.  Hai 

Und  hat  Holland  pro  voto  eingebracht,  dass  ihrigen  jetzo  zu 
Marienburg  in  Preussen  anwesenden  Gesandten  möchte  uffgegeben 
werden,  E.  Ch.  D.  Interesse  ebenfalls  als  der  Kronen  Polen  und 
Schweden  zu  bcobn<>1iten.  So  ist  ebenfalls  bei  Holtand  und  demzu- 
folg  bei  der  Generalität  coneludiret,  die  jetzo  hie  int  Vlie  und  ander- 
wärts fertige  22  Kriegsschiffe  nach  dem  Orizunt,  daselbsten  eins  dem 
anderen  einzuwarten,  ausgehen  zu  lassen;  da  denn  der  Admiral 
Lieutenant  Opdam  ...  die  Commercien  ihrer  llnterthanen  freien  und 
alle  neuen  UfHagen,  so  man  denselben  abfordern  möchte,  behindern 
sollte.  — 

M>t«    I.  Ui..ch.  d    ür    KurniRWu-    Vll.  4 


^düvGoot^lc 


FfQ  l.     BrniideiibuT^  nnd  die  Niederlande. 

Man  erfälirt,  dasB  der  Hen-  Protector  annodi  gar  Übel  zufrie- 
den bleibt,  dass  der  Comniandeur  de  Iteuter  das  gpaniBcbe  Hillter 
nach  Holland  gefllhrt  habe,  und  da  liiepi^cs  Estats  zu  London  resi- 
dirender  Ambassador  Herr  Nieupoort  bei  Ihro  Hob.  Audienz  er- 
baUen  und  dolirt  bat,  dass  die  englische  Sdiiffe  desselben  Reuters 
Flotte,  dem  Gebrauch  zuwider,  hätten  viailiren  wollen,  ist  der  Herr 
Protector  dabei  bestanden,  dass  es  billi;^  liätte  gcsdieben  oollen  '), 
und  wird  vermuthet,  dass  sic's  in  Engeland  noeb  dahin  richten  wer- 
den, alle  Kriegsi^ebiffe  sowol  als  andere- KnntTabrteischiffe  zu  visitiren; 
welches  dennoch  hiesigem  Estat  unnUiglich  ist  zuzustellen. 

Die  grosse  Jalousie  über  die  zwischen  England  und  Schweden 
gepflogene  Handinngen  zu  London  eontinuirt  bie  immer,  und  flieht 
man  zumalcn  ungern,  da^s  der  Herr  Protector  ungenclitet  des  bollün- 
dischen  Ambassadors  Kieupoort's  allegirtc  Kuiu  der  schwedischen 
Armee  dennoch  mit  <Ieni  scbwediscben  Gesandten  Bont  absonderlich 
und  ohne  Beisein  seiner  Käthe  immer  conferirel.  — 

Gestern  kam  bie  eine  Zeitung,  als  ob  in  der  Pillnu  der  Zoll  ufT 
ein  Viertentheil  verhöbet  wäre ;  weil  aber  die  jüngsten  Danziger 
Briefe  vom  7/17.  bujus  nichts  meldeten,  habe  icb's  grosse  Ursacli  ge- 
habt, selbiges  zu  widersprechen.  — 


Weiman  an  den  Kurfllraten.     Dat.  Haag  6.  Juni  1656. 

[EteBoInlioD  der  GeneralslnateD  nur  die  Booin'Hchp  Proposiiioo    RniL,  iu  dtr  Zoll- 
Bacli<?  die  Niederlüuiler  ?.a  Bcboueii.| 
i.  Boniii  ist  abgereist,     Weiman  eiwnitit,  «as  Uit- St;ialeii  von  Hiillaiul 

auf  das  Memorial  vom  4'.  Miii  Lctr.  die  Erhjiliuii^  drr  Zölle  resrilvircn 
werden.  Nun  spriclit  sich  Holbiid  über  die  Sa  be  jelir  eiiti^chicden  ans  — 
„man  könnte  und  wollte  zur  Verliöhniig  der  Zölle  ntclit  co-.Kscntireii"  -■)  und 
die  Generalität  möge  eine  solibe  Antwort  erthrilcn. 

Und  waren  im  übrigen  die  GcmUtber  sehr  verbittert  und  ver- 
woiTen  gewesen,  indem  sie  sich  ersten  Anfangs  in  den  scbwediscben 
Tractat  nicht  gar  zu  wol  schicken  können.  — 

Endlich  ist's  zur  Generalität  eingebracht  und  daselbst  über  das 
Werk  abermalen  gedeliberiret  worden.  Viele  der  Provinzen  waren 
mit  der  botlSndischen  Resolution  nicht  zufrieden;  andere  sagten,  man 
möchte  das  Werk,   aber  es   mit  gelinderen  Worten  sagen.     Holland 


')  Vgl.  Wicquefort  11.  432f.  Aitzeraa  in.  ]2!)5. 

■}  Secrete  Resolatien  I.  312r.  der  BescbluBB  der  Staateii  von  Ballni 
vom  23.  Mai  16&6. 


A-iOOt^lC 


Die  ZulIcrhÖlniii!;.     Ciomwoll   \iw\  i1ns  DiilorS'm-liiini?rccli(  /in-  Scp.       5| 

wollte  alier  niebt  wciclien,  tmd  wir  uiiecrs  Orts  sahen  dem  Haiiticl 
oline  grosse  Bewegung  zu,  weil  wir  wol  gepelicii,  dass  wir  uns  nur 
prostituiren  und  mit  unsem  Ofßciis  docli  gegen  Holland  nichts  aus- 
richten würden.  .  .  Und  ist's  also  endlich  dahin  ausgefallen,  dass  die 
Generalität  zwar  hier  und  dort  ein  scliarfes  Wort  verändert,  aber  im 
Übrigen  sieb  mit  der  boll. Indischen  Resolution  gcconformiret,  dahero 
auch  per  majora  gescbloasen  hat,  man  möchte  es  dabei  bewenden 
lassen  und  nicht  allein  uns,  sondern  aucb  des  Estafs  Gesandten  zu 
Marieuburg  sotbanen  Schlu^s  zustellen;  inmaassen  auch  gesclieben  '). 

Inmittelst  können  wir's  wol  ennessen,  dass  E.  Cb.  D.  des  Wer- 
kes halber  und  was  Sie  der  Zölle  halber  und  sonst  zu  tbun,  in  nicht 
geringem  Zweifel  stehen  werden,  und  wissen  fast  nicht,  was  wir 
darunter  gehorsamst  rathen  sollen.  Das  Volk  ist  alhier  langsam, 
gealteriret  und  wunderlich,  und  weil  ihnen  das  Zollwerk  an  di©  Seele 
gehet,  so  wird  man  ihnen  so  schlechter  Dinge  darunter  schwerlich 
etwas  überreden  können  .  .  .  Wenn  aber  dennoch  sie  grossen  Lar- 
'men  machen,  aus  der  Allianz  springen,  vielleicht  zu  Thätlichkeit  und 
der  Ruptur  verfallen  könnten,  so  wäre  es  unsers  unterth.  Ermessens, 
gowol  fllr  Schweden  als  fUr  E.  Ch.  D.  das  rathsamste,  annoch  zu  der 
wirklichen  Verhöhung  nicht  zu  schreiten,  sondern  damit  noch  eine 
Weile  stille  zu  stehen,  in  der  Güte  zu  handeln  und  also  zu  verbllten, 
dass  man  sie  nicht  zu  wirklicher  Hoatilität  irritirete.  Ihre  Macht  ist 
nicht  zu  negligiren  und  kann  man  sich  deren  wol  erwehren,  wo  man 
nur  gelinde  mit  ihnen  verfahret.  Sollten  sie  aber  einmal  Iiinein  ge- 
awungen  werden,  so  dürfien  sie  gar  zu  gefährlich  werden.  Der  Vor- 
theil  aus  den  Zöllen  wird  auch  so  gross  nicht  sein,  sonderlich  da  von 
hieraus  die  Kaufleute  zurückbleiben,  dass  man  darum  sich  zu  einer 
soleheu  Feindschaft  nöthigen  sollte.  Die  Zeit  wird  doch  alles  bringen 
und  erstatten.  —  Warum  sollte  man  sich  rebus  dubiis  so  viel  Feinde 
ohne  grosse  Koth  über  den  Hals  ziehen? 

Nun  wir  stellen  alles  zu  E.  Ch.  D.  gnäd.  Outfinden  und  zweifeln 
nicht,  Sie  werden  Ihre  Mesures  nach  Ihrer  eigenen  Macht  zu  nehmen 
wissen.  Auf  andere  sieh  zu  gar  zu  verlassen  ist  so  gefähriich  als 
in  Staatsachen  jemandem  zu  traueu.  — 


')  Aitzema  Ilt.  12M.,  die  ResolutioD  d«r  GeDeralstaateD  dal.  4.  Juci  1^6. 

4* 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^lC 


52  I-     Brandenburg  und  Jie  Niederlande. 

Weiman  an  den  Kui-ftiraten.     Dat.  Haag  20.  Juni  1606. 

[Die   Gefalir   Tür  Dansig.      Rolland    eutsclilo^sen   dnasclbe   nichl   iu   st^hwedUehe 
Hände  kommen  za  InSBeoi  Hoflnaug  auT  die  anderen  Mächte.    Nur  Holland  nicht 
durch  ZollerhöhuDg  reizen.    EnglaudB  Erklürnng,] 
-20  Juni.         Die    Staaten    von    Holland    stehen   iu    eifriger    Berathuiig    über    die 
preussiscben  Angelegenheiten;  man  hält  tie  aber  sehr  geheim. 

In  hohem  Vertrauen  iet's  uns  sonst  gesaget,  man  sei  einmOthig 
d6r  Meinung,  man  wolle  und  könne  die  Stadt  Datizig  nicht  lassen, 
sondern. daran  sein,  dass  dieselbe  iu  eehwedisclie  Gewalt  niclit  kom- 
men niöge,  sollte  man  aiicli  mit  der  Moscau,  Polen  und  Tartaren  sich 
verbinden  und  gegen  Schweden  die  Waffen  aperto  Marte  zu  Wasser 
und  Lande  annehmen  müssen.  Wenn  solcher  Ort  verloren,  so  wären 
ihre  Commercia  verdorben  und  E.  Ch.  D.  glciclifalls  in  schwedischer 
Gewalt.  Dieses  alles  nun  meritirte,  dass  man  Gut  und  Blut  wägete, 
um's  abzukehren,  und  wOrd  man  keine  Extremitäten  scheueu,  wie  es 
auch  ginge. 

Iu  diesen)  Sommer  wird  man  „mit  der  Flotlo  uiid  Gt-Id"  D;in2ig  zu- 
nüchst  conserviren  können;  in^.wischen  koniint  Mosrnu  auf  die  Beine  und 
wird  den  Schweden  zu  schaffen  machen;  auch  auf  den  Kaiser  und  Däne- 
mnrk  reflectirt  man;  aber  zunächst  wird  mnu  nur  den  König  von  Schwe- 
den dnrch  die  Gesaudten  ermahnen  lassen,  von  Danzig  abzustehen.  — 
IlHnptsäcliHch  warnt  Wciman,  der  Kurfürst  niögo  sich  mit  Schweden 
verbinden  oder  nicht,  es  keines  Falls  zu  einer  Erhöbunt;  der  Zölle  kommen 
zu  lassen,  als  dem  etiipfindlichsten  l'nukt  für  die  Holländer. 

Der  Protector  in  England  hat  erklärt,  wenn  die  Oeneralstaaten  rarlei 
gegen  Schweden  nähmen,  könne  er  nicht  umhin,  diesem  zu  helfen. 


Weiman  an  den  Kurfürsten.  Dat.  Haag  23.  Juni  1656. 
23  Juni.  Der  Scbluss  von  Holland  ist  abulich  wie  oben  aaegefaUen;  Danzig 
müsse  mit  allen  Mitteln  gerettet  werden;  60  auch  Brandenburg,  „auch 
gegen  seinen  Dank";  die  ticRandten  des  Staats  in  Marienburg  sollen  ent- 
sprechende Anweisungen  erhalten  ').  —  Bei  der  Generalität  aber  ic^t  es 
noch  zu  nichts  gekommen. 

Weiman  an  den  Kurfürsten.  Dat.  Haag  27.  Juni  1656. 
27  Juni.  Holland  ist  jetzt  bis  zum  12.  Juli  auseinander  gegangen;  inzwischen 
„trottiret"  die  Sache  durch  die  Provinzen,  deren  Stände  allseits  versammelt 
sind;  viele  aber  sind  gar  nipht  so  resoluter  Meinung  wicllollnnd;  Sei'land, 
Friealand,  Groningen,  Oberjssel  wünschen  viel  mehr  Traetaten  als  ernst- 
liches Auftreten  and  wollen  uichts  von  Absenduug  der  Flolte  wissen. 


<)  Secrete  Resolutieu  I.  321  ff. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Gefahr  für  Dunzig.   RelatioD  fioDio's.  53 

Relation  des  geh.  Raths  Georg  v,  Boiiin  von  seiner  Sendung 
an  die  Generalstaaten.     Dat  (30.  Jnni)  1656  '}. 

iReiHe  und  K«ie«iibetiteu«r.  FroposllJua  im  Haag;  vorsicblige  Behandlung  des 
Gesubäfli  Erttn  VooSeteaz  niil  den  Lltpatlrten  der  Generaletaaleo;  MiltheiluDg 
VCD  zwei  ArtikGln  des  Konigebergcr  Verlrags.  Weitere  Forderungen  der  De- 
putirten  in  den  nüchflen  Confereiizen.  Die  Gesandten  »illigcn  endlich  in  Vor- 
lesung des  ganien  Vertrags,  weigern  aber  Abscbrifl  desselben;  zuleUt  wird  für 
eidige  Artikel  Abschrift  zugelassen.  Die  Schwierigkeit  wogen  der  Zölle  in  den 
preuseisclien  Häfen.  Artikel  Xlll.  des  Känigsberger  Verlraga  und  die  nieder- 
ländischen Bedenken  dagegen.     Abreise  Bonin's.l 

Arn  'S.  März  von  Königsberg  abgereibl;  nm  6.  in  Elbing,  wo  er  über  30. 
den  schwedischen  Reichskanzler  uirht  antrifft  und,  da  er  sich  mit  ihm  be- 
s]irechcn  soll,  sich  zu  ihm  nach  Marien biirg  begibt;  er  iheilt  ihm  seine 
t^e^dung  iiaeh  Ilolhnd  mit  und  bespricht  shh  weitläufig  mit  ihm  über 
Krieg  und  Pulilib.  Der  Kauzler  Tcrhandelt  eben  wegen  Uebergabe  des 
äcbloi^eeä  Marienburg,  und  Bouiii  ht  beauftragt,  mögHcbst  milde  Bedin- 
gungen für  die  dort  befindlichen  polnischen  Herren,  Jacob  We; her  und 
tiuldensteru  zu  befürworten. 

Auf  ilem  weitem  Weg  wird  er  »on  einer  schwedischen  streirenden 
Failei  von  fiO  Mann  aufgegriffen  und  nach  Putzig  geführt,  aber  dort  als- 
bald von  deoi  Cunitnandantcn  wieder  freigegeben;  indess  hal  er  unlerwegs 
noch  vielfache  Verzögerung  uud  gelangt  erst  am  29.  lAärz  noch  Stettin; 
daa:i  geht  die  Reiiie  über  Hamburg  und  Bremen  nach  Amsterdam,  wo  er 
am  13.  April  ankommt;  erst  22.  April  begibt  er  sich,  nachdem  er  mit 
Weinian  alles  verabredet,  in  den  Haag.  Es  folgen  die  üblichen  Audien- 
zen; am  25.  April  legt  Bonin  seine  Pioposilion  ab  (vgl.  die  Instruction 
obeJi  p.  29  ff.). 

Kr  bescbliesst  gcnicinsara  mit  Weiman,  den  Vertrag  mit  Schweden 
nicht  sofort  in  forma  und  öffentlich  mitzutheilen,  sondern  sich  Commissare 
dazu  zu  erbitten. 

Auch  haben  wir,  besorgend,  dass  aller  unserer  gebrauchten  FUr- 
sicbt  ungeachtet  unsere  PropOBition  offenbar  gemacht  werden  machte, 
gut  gefunden,  die  Gravaniina,  bo  £.  Ch.  D.  gegen  den  KOntg  und 
Krön  l'olen  lange  Zeit  gehabt  und  noch  haben,  in  der  schriftliehcn 
Proposition  auttzulaseen,  damit  wir  nicht  an  dem  Ort  darüber  mit 
den  polnischen  Mioistris  in  Streit  gerallien  möchten;  haben  aber  bei 
Verantwortung  des  Articuls  von  Gebrauch  der  Häfen,  wie  auch  deseen 
von  Participation  des  Zolles  viel  Gelegenheit  gehabt,  der  Könige  von 
Polen  PrfiteuBiones  auf  die  preussische  Lande  und  darauf  entstandene 
Gravamina  zur  Genüge  kund  zu  machen. 

Verschiedene  Besuche  der  im  Haag  anwesenden  Residenten  uud 
Minister. 

Der  polnische  hat   nachdenkliche  Discurs  und  Reden  geführt 

')  GesammtrelatioQ  nach  seiner  Rückkehr. 

DqitzedüvGoOt^lc 


54  '■    BraadenbuTg  uod  die  Niederlande. 

mit  einer  ziemlichen  Schärfe,  docli  nicht  »n  sehr  Beines  Königes  oder 
anderer  wichtigen  Sachen  halber,  als  wegen  seines  eigenen  Unwillens, 
uacli  dem  zu  verstehen  gegeben,  dass  er  bei  seiner  letzten  Anwesen- 
heit zu  Derlin  nicht  nach  Gebühr  gehalten  worden. 

Den  211.  sein  wir  von  Uepntirten  von  Staaten  General  durch  den 
Agenten  zur  C'onferenz  erbeten  worden.  Die  Depntirte  sein  gewesen 
Herr  Schooeke,  Gellersman  von  Kommel,  Herr  Berentrecht, 
ein  Holländer  von  Dort,  Hr.  Veth  aus  Keelaud,  Hr.  von  der  Hoolcke, 
Bürgermeister  von  Utrecht,  Herr  Wickel  ein  Friese,  Rtpperda 
aus  Oberyssel,  Herr  Hchulenburg  wegen  Groningen  und  Umtandc. 
Bei  dieser  Confcrenz  hat  der  erste  von  den  Depulirten  uns  angetra- 
gen, dass  sie  von  Staaten- General  zu  der  von  uns  vertrösteten  näheren 
Couimunicalion  de«  Tractats  mit  Schweden  verordnet  waren ;  wollten 
demnach  dieselbe  von  uns  erwarten.  Worauf  wir  uns  anfänglieh 
erkläret,  dass,  ob  zwar  E.  Ch.  U.  Wort,  indem  Sie  sieh  vnn  neuem 
erklären,  dass  Sie  der  schwedische  Vergleich  nichf  hindern  sollte,  die 
Freundschaft  und  Alliancc  mit  diesem  Staat  beimbehalten,  ihnen 
allerdings  genug  tein  könnte,  Sie  auch  neque  ralione  pacti  neque 
excmpli  gehalten  wären,  fernere  CoitiniunicMtiun  zu  thun:  ^o  hätten 
Sie  uns  dennoch  gnäd.  befohlen,  die  Articulos  conccrnentcs  mitzu- 
theilen.  E.  Ch.  D.  in  tragendem  nonderbaren  Vertrauen  zu  diesem 
Staat  würden  kein  Bedenken  haben,  ihnen  den  ganzen  Tractat  zu 
conimuniciren,  wenn  solches  nicht  1.  gegen  die  mit  1.  Kön.  Maj.  von 
Schweden  genommene  Abrede  laufen  thäte,  und  dass  solches  nicht  'J. 
anderen  in  Freundschaft  verwandten  ein  gleiche»  zu  prätendiren  Ur- 
sacb  geben  würde,  und  dass  3.  der  Traefat  dadmcli  leichtlich  zur  Un- 
zeit offenbar  gemacht  werden  dürfte.  Darauf  sein  der  9.  und  12, 
Artieul  verlesen  und  examiniret  worden,  wobei  wir  denn  behauptet, 
dass  dieselben  der  Allianz  mit  dem  Staat  nicht  entgegen  und  zuwider 
liefen  etc.  (s.  die  Instruction). 

Wenig  Tage  hernach  sein  wir  abermal  zur  C'onferenz  gefordert 
und  hat  man  uns  däsmal  angetragen,  der  Staat  wollte  nicht  curieux 
sein,  Dinge  zu  wissen,  welche  sie  nicht  angehen,  auch  ungern  etwas 
verhängen,  welches  uns  an  anderem  Ort  zu  schädlicher  Consequenz 
gereichen  könnte;  begehrten  demnach  von  uns  nicht  mehr,  als  wir 
möchtcD  die  extrahiret  übergebenen  Artieul  solchergestalt  uuterscUrei- 
ben,  dass  dieselbe  sich  also  lautend  in  dem  schwedischen  Vergleich 
finden  und  dass  in  allem  übrigen  nichts  enthalten  wäre,  welches  ihre» 
Staat  anginge  und  per  directum  oder  indirectum  auf  ihre  Allianz 
konnte  gezogen  werden. 


^aovGoOt^lc 


ReUtiun  Bonin'e,  55 

Zu  dem  ersten,  dasg  eich  nämlich  diese  Artioul  im  »cliwediechen 
Tractat  also  befumk'u,  crkiiliteii  wir  uns  ungeweigert,  nahmen  das 
andere  zu  bedenken,  wozu  sie  uub  denn,  weil  eben  die  Kiriness  ein- 
fiel, Zeit  genug:  liesüeu.  leiier  diese  begehrte  Untersclirift  waren  wir 
dazumal  im  Kalii  nielit  allerdings  eini^';  mir  war  die  Untcreelirift  fast 
bedenklich,  war  deshalb  Sinnes,  dass  wir  die  Artieul  vom  H.  bis 
zum  Vi,  iiiel.  communiciron  wollten  und  wegen  der  übrigen  alsdann 
die  begelirte  L'ntersehrift  tbun.  Herr  Weiman  hatte  dagegen  erheb- 
liche und  wichtige  Bedenken  '),  welche  ich  neben  den  meinen  aufge- 
setzet;  dieselbe  brachten  wir  an  I.  Höh.,  deren  Gutachten  darllber  zu 
vernehmen,  welche  hierin  zwar  keine  Maass  geben  wollten,  inelinir- 
ten  gleiehwol  dahin,  dass  man  das  wenigste,  das  man  kennte,  vor- 
zeigen, zu  nnnüthigeni  Streit  keinen  Anlass  gehen. und  vielen  für- 
witzigen  Leuten  und  nnbäniligen  Mäuleru  nicht  Gelegenheit  machen, 
E.  Ch.  Ü.  Actiones  zu  syndiciren  und  cavilliren.  Endlich  resolvirtea 
wir  zu  einer  Unterschrift,  wie  ...  beilieget'),  Hessen  darauf  den 
.'t.  Mai  HU  unsere  Sachen  Erinnerung  thun  und,  dass  wir  einer  aber- 
maligen Confercnz  erwartend  wären,  vermelden.  Die  Conferenz  ward 
folgcuds  gegeben,  dnbei  präsentirten  wir  jetzt  gemelte  Unterschrift. 

■\Vir  wurden  auch  Itatlis,  wegen  Erhöhung  der  Zölle  das  Memonal 
Nr.  4  bcigefllget  zugleich  mit  einzureichen,  in  Meinung  den  Staat  da- 
durch allmälig  zu  Gebung  seines  Consensus  zu  gedachter  Erhöhung 
zu  engagircu.  .  .  .  Mit  dem  ersten,  nilnilich  der  begehrten  Unterschrift, 
meinten  wir  dem  Begehren  wegen  Commuuieation  der  Artieul  ein 
Genüge  getban  zu  haben.  Deputirte  wollten  damit  nicht  vergnüget 
und  zufrieden  sein,  nieincten,  die  Unterzeichnung  wäre  gar  zu  ge- 
neral,  sie  könnten  darin  die  ihnen  nothwendige  Sicherheit  nicht  fin- 
den; Hessen  sich,  vernelimen,  dass  sie  in  etwa  Nachricht  lUtttcn,  dass 
in  dem  Tractat  ein  Artieul  von  Aufhebung  voriger  Foedcruni  und  Pac- 
toruiu  enthalten,  welches  wegen  sie  nicht  anders  als  sehr  besorgt 
sein  könnten.  Wir,  als  wir  solches  vernahmen,  sagten,  dass  sie 
dessen    wegeu    ihnen   gar   keine  Schwierigkeit   oder  Sorge   machen 

')  Dia  Molive  beider  ausgeführt  als  Ueilago. 

')  „Die  (.'liurbraudciiburgiBcbe  ahgesaadten  Rüllie  erklüruD  hiemit  .  -  -  uivht 
ulltiin  dass  obateheade  beide  Arlicul  conunuoicirler  Maaeseo  io  dem  scbwedi- 
acheo  Origiiia)vergloivb  gloichlauieod  bufundun  werdeo,  und  daaa  ia  allem  uodern 
nii'bts  ciithaltcji,  welcbus  wider  die  mit  diesem  Slaat  aufgerichtete  AlMaoce 
liiuft,  iiuJ  (laas  E.  Uli.  D.  luteiilian  bei  Sclilioasung  geniSlten  Tractata  geweaen 
-  iiimnaBseo  Sia  solches  den  KÖnigl.  Schwedischen  ausdrürklicb  geaaget  —  von 
dieser  Alliancenicbt  abzutreten."  Dat.  Grarenhage  4.  Mai  1G56.  Qoorg  Bonin. 
D.  Weiman. 


^aovGoOt^lc 


Q^  l.    Braaileabur);  uod  die  NiederUnde. 

sollten;  es  wäre  ein  solcher  Articul  in  dem  Tractat,  derselbe  aber 
g'inge  sie  und  ihre  Allianz  im  gerin^eten  nicht  an;  waren  hald  bereit 
ihnen  demselben  lesen  itii  lassen,  deuteten  ihn  auf  den  Maiienbnrgi- 
schen  Trnetat,  auf  dasjene,  was  ich  vielleicht  in  damals  liabender 
Coiumission  zu  Wien  und  Herr  Hchlezer  in  Kng:elnnd  möchte  getban 
liabcn;  wozu  uns  der  Context  des  Articuls,  als  welcher  in  etwa  zwei- 
felliaftig:  gesetzt  ist,  zu  Stalten  kommen  ').  Zeiyeten  ferner  an,  dass 
uns  eine  soictie  Unterschrift,  wie  sie  dieselbe  begehrten,  gar  schwer 
und  bedenklich  fallen  wljrde;  wir  mtissten  gestehen,  dnss  wir  mit 
Leuten  zu  thun  hätten,  die  Urkunden  und  Verträge  wol  zuweilen 
weiter  extendirten,  als  des  Gegeniheils  Meinung  gewesen;  die  Minutien, 
die  wir  mit  ihnen  wegen  der  Gränze  in  Pommern  abgehandelt,  hallen 
uns  davon  etwas  erfahren  lassen;  wir  könnten  dafltr  nicht  gut  sein, 
dass  sie  nicht  dernialeins  auch  mit  ein  oder  anderem  Wort  und  Clau- 
Kul  dieses  TractatK  weiter,  als  unsere  Meinung  ist,  möchten  gehen 
wollen,  könnten  also  auch  unsere  l'nlerschrift  darauf  nicht  richten, 
dass  vel  per  directum,  vel  indirectum  nichts  gegen  diesen  titaat  sollte 
können  angezogen  werden;  von  Wr.  Ch.  U.  Intention  aber  und  dass 
dieselbe  in  keinem  >;;tUcke  der  Allianz  zuwiderliefe,  davon  wollten 
wir  sie  zur  Genüge  versichern. 

Hierauf  hat  man  gefragel,  wie  es  denn  um  ihre  Allianz  stehen 
würde,  wenn  dergleichen  etwas  geschähe.  Wir  haben  geantwortet, 
y.  Oh.  1).  wollten  hotfen,  dass  Hie  sich  binfliro  in  solchem  Stande 
würden  halten  können,  da^s  Hie  sich  nicht  mehr  einen  contortiim  sen- 
sum  Ihrer  Worte  dltrfcn  aufdringen  lassen  und  da,  wenn  Sie  einen 
l'ingerbreit  versprochen,  eine  Handbreit  würden  geben  müssen.  ,  .  , 
Wenn  in  diesen  Sachen  über  Verhoffen  dergleichen  Trätension  der- 
nialeins aufkommen  sollte ,  un<l  Sr.  Ch.  D.  Macht,  die  Billigkeit 
und  Ihre  Meinung  zu  behaupten,  zu  kurz  fiele,  würden  sie  alsdann 
zutreten  und  dasjenige  thun,  was  der  Allianz  gemäss  ist. 

Wir  seind  hierauf  in  Gesprüch  kommen  von  fernerer  C'omnmnicAtion 
der  Articul,  wobei  wir  uns  nicht  ungeneigt  dazu  linden  lassen,  wenn 
sie  uns  einige  Hieherheit  zeigen  könnten,  dass  die  Articul  nicht  soll- 
ten divulgirct  werden.  Darauf  haben  sie  geantwortet,  sie  wollten  sie 
in  geheim  halten,  so  viel  die  Form  ihrer  Kcgierung,  die  uns  bekannt 
wäre,  leiden  könnte-  Darauf  haben  wir  gesaget,  wenn  sie  die  Articul 
in  die  Provincien  schicken  müsstcu,  so  wären  sie  schon  auf  dem 
Wege,  da  sie  in  die  ganze  AVeit  gehen  wUrdcn.    Sein  darauf  abereins 


')  Arl.  JUll    ü«s  Kouigsljerger  Verlraga. 

DqitzedüvGoOt^lc 


Relation  Boaio'a.  57 

von  einan<ler  geecbieden  und  haben  bald  darauf  veitraulich  erfahren, 
dass  man  uns  zumuthen  werde,  die  Communication  des  ganzen  eehwe- 
dieehen  Traclats  zu  thiin. 

Oi)  nun  wol  untei-schiedliehe  ans  der  Herren  Staaten  Mittel  I.  Höh. 
gerathen,  Sie  sollten  die  hepehrte  C'omniunication  nicht  geschehen 
lassen,  dieselbe  aiicti  gar  stark  der  Meinung  gewesen,  dass  es  nicht 
geschehen  sollte  und  nifissle  und  uns  dawider  hoch  ermahnet:  ko 
haben  wir  gleichwol  erachtet,  dass  wir  von  dem  Zweck  dieser  Ab- 
sendung und  denen,  dazu  zu  gelangen,  uns  vorgeschriebenen  Mitteln 
und  Wegen  nicht  so  weit  abschreiten  und,  was  uns  darin  zu  thnn 
befohlen,  unterlassen  ditrften,  sondern  haben  resolviret,  dass  wir  zwar 
anfangs  den  Deputirten  abereins  remonslriren  wollten,  wie  so  gar 
ihnen  die  Wissenschaft  oder  so  genaue  Nachricht  von  den  veraccor- 
dirten  Articuln  nicht  nöthig  wÄre,  E.  Ch.  L).  aber  in  viele  Wege 
schädlich  sein  könnte,  und  dass  dannenhero  sie  in  dieselbe  zu  drin- 
gen nicht  Ursach  hätten  .  .  .  Auf  den  Fall  aber,  da  wir  befinden 
wtlrden,  dass  sie  dessenwegen  Übel  vergnügt  sein  und  bleiben  möch- 
ten, haben  wir  entschlossen,  den  Deputirten  nach  vorher  genommener 
Zusage,  dass  es  in  aller  Stille  und  geheim  sollte  gehalten  werden,  den 
Traetat  zu  lesen  zu  geben,  aber  keines  Weges  Copei  davon  zu  ertheüen, 

Haben  darauf  um  fernere  Conferenz,  um  dieses  Negotium  zur 
Endschaft  zu  bringen,  angehalten,  welche  uns  den  10.  Mai  gegeben 
worden.  Und  als  wir  bald  bei  Anfang  derselben  gemerket,  dass  die 
Herren  Staaten  ohn  fernere  Communicatinn  nicht  vergnüget  und  zu- 
frieden sein  wtlrden,  haben  wir  uns  in  loco  resolviret,  dieselbe  so 
gar  stark  nicht  zu  verweigern  und  »ie  uns  doch  endlich  abdingen  zu 
lassen,  sondern  um  so  viel  freier  und  runder  mit  ihnen  zu  gehen, 
uns  dazu  in  der  ersten  Antwort  zu  evklfiren,  aber  mit  solcher  Vor- 
rede: dass,  ob  zwar  E-  Cli.  U.  aus  jetzt  obengesagter  Considcration 
dazu  nicht  verbunden,  wir  deunonh  wUsstcn,  dass  dieselbe  ein  so 
grosses  Vertrauen  auf  diesen  Staat  hlitten,  dass  dero  Willen  nicht  zu- 
wider sein  wtlrde,  wenn  wir  ihnen  den  ganzen  Traetat  sehen  und 
verlesen  licsscn;  wir  bäten  aber,  dass  sie  es  unter  ihnen  behalten  und 
nicht  weiter  möchten  kommen  lassen.  Worauf  sie  anfangs  um  Ab- 
schrift baten;  als  wir  aber  dieselbe  gänzlich  abschlugen,  haben  sie 
die  Verlesung  zu  hören  angenommen  und  vcrBiirochen,  sie  wollten 
mit  demjenen,  was  wir  ihnen  weiter  communiciren  wUrden,  solcher- 
gestalt umgehen,  wie  sie  mit  ihren  allergeheimsten  Sachen  zu  thun 
pflegen,  nämlich  keine  Copei  davon  machen  und  es  auch  in  die  Pro- 
vinzen nicht  gelsu  en  lassen.  — 


^aovGoOt^lc 


58  I'     Brandsoburg  und  die  Niederluode. 

(Dann  eine  Reihe  von  Vorerinnerungen  s.  Instruction.)  Hierauf 
liabeu  wir  ihnen  den  ganzen  Traetnt  klar  und  deutlich  verleben,  wo- 
bei sie  denn  ein  und  andiTH,  so  ihneu  nachdenklich  flirkommen,  wie- 
derholen laiJKon,  daiifeibe  unleiKucliet  und  erwogen.  Als  nun  die 
Verlesung  solchergestalt  durch  und  zu  Ende  gebraeltt,  haben  wir  mit 
den  Ueputirten  über  ein  und  andere  der  Hauptfragen  in  diesem 
M'erk  etwas  controverfircn  luüssen;  ale  wegen  der  Durchzüge  zu 
Wasser  und  Lande,  Gebrauch  der  Häfen,  Erhöhung  der  Zölle  ...  es 
ueind  aber  vitr  dasmal  die  Sachen  nicht  gar  genau  und  auf  da8 
schSrffHte  untersuchet,  sondern  in  Kürze  übergangen  worden  und  sein 
wir  darauf  abcrciua  von  einander  geschieden. 

Am  13.  Miii  verab^ihifdct  >i('b  Butiiu  bei  den  Ueticriilütaateg  in 
feierlk-hiT  Audii'uz  — 

und  wurden  wir  um  die  .Mittagszeit  ersucht,  um  f)  L'hr  mit  den  De- 
putirten  nm-liniaU  in  eine  Conferenz  zu  komme»,  bei  welcher  uns 
Herr  Beverling  proponirte,  wir  möchten  ihnen  Abschritt  von  den 
8.  10.  11.  13.  21.  und  -li  Articul  erthcilen  und  ihnen  beständig:  und 
versichert  sagen,  oh  nach  diesem  Vergleich  E.  Ch.  D.  auch  noch  etwas 
anders  mit  Hchwcden  gctractiret  und  beschlossen  hätten.  Wir  ver- 
sicherten sie,  dasa  dieses  letzte  nicht  wäre,  wie^erlioletcn  wegen  des 
ersten  vo  ränge  zöge  ne  rationes,  dass  es  ihnen  nicht  nutze  wäre,  wider 
die  Abrede,  die  wir  deswegen  mit  dem  Könige  von  Schweden  hätten, 
liefe  und  uns  hei  andern,  die  dergleichen  prätendircn  möchten,  z)i 
Hcliädlicher  Conscqucnz  diciicD  könnte.  Als  wir  aber  sahen,  dass  sie 
darauf  bestehen  wlirden,  gaben  wir  ihnen  die  Articul  in  die  Hände, 
sagend,  sie  möchten  dieselbe  so  fleissig  als  sie  wollten  lesen  und 
liessen,  jedoch  gleichsam  wider  unsern  Willen  geschehen,  dass  sie 
dieselbe  abschrieben.  Und  gefielen  ihnen  etliche  Articul  nicht,  weil 
sie  dunkel  und  zweifelhaft  gesetzt,  welches  wir  nicht  sehr  stritten, 
sagend,  dnss  solches  durch  L.  Ch.  D.  Gesandten,  die  das  Werk  tvac- 
tiret,  Klugheit  und  Adresse  geschehen  wäre,  damit  wir  anitzo  oder 
ins  künftige  unsere  Worte  nach  der  Billigkeit  und  unserer  Intention 
cxpliciren  könnten.  Als  sie  uns  viel  dawider  zu  sagen  haben  woll- 
ten, antworteten  wir,  dass,  wenn  einem  so  beschwerliche  und  gefähr- 
liche Kriegesmaclit  für  den  TliUren  stellet,  man  alsdann  nicht  so  sehr 
Uher  Worte  scrupuliret  und  die  Zeit  verleuret,  sondern  auch  wol  in 
realibus,  was  immer  sein  kann,  eingehet  und  naehgiebet;  liessen  uns 
auch  vermerken,  dass,  wenn  sie  in  solchem  titande  gewesen  wären, 
sie  bei  solchen  Gel^hrlichkeitcn  vielleicht  unsere  Interesse  und  die 
Allianz  so  genau  als  wir  gethan  noch  nicht  müchteu  beobachtet  uod 


Relation  Bonin's.  59 

ihre  Tractaten  darnach  aufgehalten  haben;  gingen  auch  endlich  so 
weit,  dacs  wir  sagten,  uns  wäre  nicht  unbekannt,  welcliergCRtalt 
aodere  vornehme  und  müclilige  Staaten  w»!  ehemals  Dinge  eingangen 
wären,  die  sie  seiher  wider  die  GcliUtir  und  Rechte  zu  sein  gefunden 
und  mit  nichts  anders  als  der  damaligen  Noih  entscliuldigen  und  gut 
machen  konnten;  zielelcii  damit  auf  den  Act  von  Seclusie  dee  Hausex 
Oranien  im  englischen  Tractat. 

Dann  weiter  Veihundlung  über  einige  Ärtiki'l,  die  iSlelluiig  des  Kur- 
fürsten zu  SrbHcdcn  u.  n.  helrcITeiid  (8.  9.  lU  21  24  ),  welche  die  Ue- 
sandlen  als  uiiHnrechtl^ar  bebaiipien. 

Die  Erhöhung  der  Zölle  eigentlich  betrefTend,  da  hat  man  sie 
anfänglich  erinnert,  dass  dieser  Artieulus  auch  bei  Aufrichtung  der 
Allianz  flir  unbillig  wäre  gehalten  worden,  und  dans  sie  E.  Ch  D. 
dagegen  nichts  wiedergegeben  und  erstattet  haben.  Ho  wäre  auch 
die  Erhöhung  darin  nicht  eimplicitcr  und  in  perpetuum  verboten,  son- 
dern nur  dabS  es  ohne  gewisse  Hcqnisila  nicht  geschehen  sollte,  näm- 
tich  nicht  ohne  btilie  Noth  und  ihre  Bewilligung.  Die  Noth  wäre  nun 
vorhanden  gewesen,  üzo  geschähe  die  Coinmunicatiim,  und  diUkMc 
also  ihr  Conbeiie  unzwciflieh  erfolgen;  nnd  wäre  zn  prüfuiniren,  dass, 
wenn  die  Kationes  whrden  bekannt  gemacht  sein,  sie  ihren  Cousens 
nicht  weigern  dDrftcn;  da  sie  ihn  aber  weigerten,  könnten  sich 
S.  Ch.  Ü.  an  dasjenige,  was  absque  ratione  oder  contra  ratlonem  ge- 
schähe, nicht  verbinden  lassen.  S.  Ch.  D.  würden  auch  wol  dahin 
sehen,  dase  Hie  die  Erhöhung  nicht  so  weit  gestalteten,  dnee  die 
Cummcrcia  dadurch  gehindert  nnd  gedrllckct  werden,  welches  denn 
auch  Ihr  Vortheil  nnd  Ihrer  Lande  Interesüe  nicht  sein  wUrdc. 

Art.  13  ginge  sie  gar  nicht  an;  denn  derselbe  dispoiiii-tc,  dass 
die  Focdera  und  Conventiones  sollten  gelioben  sein,  welche  dem 
schwedischen  Tractat  zuwider  laufen.  Nun  hätten  wir  erwiesen  .  .  , 
dasB  in  dem  schwedischen  Tractat  nichts  enthalten  wäre,  welches  mit 
ihrer  Allianz  nicht  zusammenstehen  und  vereinigt  werden  kannte; 
also  hätten  ü.  Ch.  D.  den  13ten  Articul  auch  nicht  inter  eoucernenteE 
gerechnet.  — 

Deputirte  setzten  dagegen,  dase  sie  sich  auf  diese  unsere  Worte, 
gegen  ao  klare  Dispositiones  des  schwedischen  Tractats,  picht  ver- 
lassen könnten ;  wenn  Ü.  Ch.  D.  ihre  Allianz  hätten  beil>ehHltcn 
wollen,  hätten  Sie  bei  dem  Art.  13  leichtlieli  ein  l'aar  Wort  setzen 
können,  dass  die  holländische  Allianz  bei  ihren  Kräften  bleiben  sollte. 
Die  Clausuln   in   dem   schwcdiuclieB  Tractat  wären  zu  liai-t  und  zu 


A-iOOt^lc 


gQ  I.     BraDdenburg  und  dio  Niederlande. 

klar  gegen  sie,  könnten  neque  grammatice  neque  juridice  so,  wie  wir 
meinten,  expliciret  werden. 

Wir  gestunden  dessen  gar  nichts,  goudern  behaupteten  steif  und 
feste,  dass  in  dem  schwedischen  Tractat  nichts  gegen  ihre  Allianz 
wäre.  -- 

Nachgehend»  war  hei  uns  die  Frage,  ob  ieh,  ßonin,  den  Be- 
BchluFs  der  VersÄmmUing  von  Holland  abwarten  wollte.  Wir  funden 
ee  aber  nieht  geralhen,  besorgend  dans  es  das  Ansehen  haben  würde, 
als  wenn  ich  etwas  gesuchet  und  niclit  erhalten  habe;  nahm  also  an 
gehflhrcniien  Orten  meinen  Abeohcid  und  machte  mich  reisefertig  '). 

Am  25.  Mni  Abnisc  hus  .lern  Haag;  am  21).  Jani  kommt  er  in  PMlau 
au,  von  wo  er  sWh  iiHch  Biilge  i^um  Kurfur^^teii  begibt,  ^-cine  Relation  ab- 
zulegen. 


Weiroati  an  (Jen  Kurfürsten.     Dat.  Haag  4.  Juli  1656. 

[riroespr  VAfvr  gegen  Schweden.     Däaeinarh  uod   RuBBlniidj 

Hier  continuirt  mich  immerfort  der  l'nwUle  gegen  die  schwedische 
WafTen;  Klein  und  Gr<is8  eifert,  Regent  und  Unterthan.  Und  gleich 
wie  Holland  fast  die  Kratl  des  tStaates  In  sich  begreift,  so  hat's  mit 
seiner  Kesohition,  die  es  neulich  genommen,  ein  solch  Nachdenken 
an  den  8taat  gegeben,  dass  die  Provinzen  Theil  nehmen  in  ihrer  Im- 
pression und  von  Stund  zu  Stund,  die  eine  für  der  andern,  sich  con- 
formiren  mit  ihrem  Vorschlage').  Ks  mag  niemand  dagegen;  und 
wer  ein  anders  etwa  in  Bedenken  geben  wollte,  der  machet  sich  nur 
verdächtig  .  . .  Friesland  und  Gelderland  haben  gestern  darunter  die 
Resolutiones  ihrer  Principalcn  mit  grossem  Eifer  eingebracht.  Von 
den  andern  erwartet  man  desgleichen.  — 

Aus  Dänemark  siehct  man  wol  so  viel,  dass  derselb  König 
Lust  zum  Spiele  bekommen  dflrfte.  Der  Muscowitische  Gesandte 
war  noch  nicht  weg,  sondern  fertig,  Aber  See  wieder  zu  seinem 
Herren  zu  eilen.  Hie  wird  er  nicht  kommen,  und  ob  man  zwar  vor- 
gibt, er  Uab  deswegen  vom  Czar  keine  Ordre,  so  ist's  nicht  ohne 
Nachdenken,  dass  er  zu  Königsberg  ein  anderes  gesagt.  Vielleicht 
hat  man  ihm  zu  Copenhagcn  gerathen,  er  möchte  sich  mit  Reisen 
nur  nicht  lange  aufhalten,  sondern  zu  seinem  Herrn  eilen  und  nur 
berichten,   was   er  gesehen,   was  er  gehöret  .  .  .  damit  man  solche 

')  Die  oflicielle  Aulwort  der  GctieralfitaateD  auf  die  üouia'sclie  Soadang 
eifulgt  erst  a.  d.  4.  Juui  hm.    Aitzem«  UI.  1364. 

-)  NämlicU  dcu  Vorschlag  zu  lirnfiiger  UlirteisluDg  für  ünnzig.  Sccrete 
ßceol   T.  321.  IT.     Aitzema  III.  1267. 


^aovGoOt^lc 


HolländiBche  Slimmnng  gepoii  Schweden     Marieiilinrger  Riindnias.       ßj 

Leute  nur  je  eher  je  lieber  in's  Harniscli  bringen  njiMjbte  gejren  Liv- 

laml.     Die  Ambassadeurs  tlieses  Estats  berioliten  von  dannen  in  Dal. 

25.  Juni,  dem  sohwedisoUen  Residenten  wäre  gar  niebt  wol  bei  dem 
Werke. 

Weimaii  an  den  Kiirfllröteii.     Dat.  Haag  11.  Juli  1656. 

[Irreaulntes  Verhalten  der  Niederländer    seit  dem  lirandeiibtirgisclieii   Abkiimm<'n 
mit  Kthweden.     KIn  Bruch  mit  den  Schweden  ist  nawahrsehclnlicli;  dies  ial  auch 
dos  Interesse  des  Knrrüralen  ] 
Da»   neiic   Äbknmüien    des  Kürrürelcn    mit  den   ätliwcden  be.'chärtigt  1  ■ 
nach  wie  »or  de  olTentli  he  Meinung  sehr  pcinl  cli  ')    — 

Wobei  sie  denn  auch  wol  niebt  leugnen  krmncn,  dass  sie  durch 
ihre  Langsamkeit  und  tinziemlidies  Proeedere  grosse  l'rsaolie  gege- 
ben, dasB  E.  Cb.  D.  eine  solche  Resolution  gefasset.  So  weiss  ieh 
fast  nicht,  ob  ich  glauben  werd,  dass  von  ihrem  Werk  endliehen  eiu 
auders  als  Tractaten  folgen  sollten.  Zwarn  poltert  man  annocb  gar 
sehr  und  rufet  mfinniglieb;  Verderb  llher  Schweden!  wie  deun  aucii, 
dass  E,  Cb.  D.  sich  nur  denensciben  zum  Knechte  gcmaeliet.  Die 
KlUgesteo  aber,  auch  in  Holland,  fangen  an  in  etwas  zurltckzusebcn 
und  darnach  zu  lauscben,  dass  nmn  zu  lange  gewartet  und  dass  nun- 
mehr das  Uebel  so  sehr  eingewurzelt,  dass  die  Remedia  firger  fallen 
müebten  als  das  Böse. 

Daher  non  nichts  als  ein  äugstlicliet^  Uinlieitiippen;  man  will  mit  dem 
Paiizigcr  Gesandleii  in  Verhandlung  treten,  ob  er  tneinl,  dass  die  Flotte 
jetzt  schon  austauron  soll  und  wa.«  Dauzig  selbst  zur  Suche  thun  will;  aus 
allem  zeigt  sieb,  man  hat  keine  rechte  Lust  mit  Schweden  zu  brechen;  es 
wird  nicht  allzu  schwer  hnllcu,  slih  mit  den  Niederländern  in  gutem  Ver- 
nehmen zu  erhalten. 

Uns  zweifelt  nicht,  Schweden  eelhst  werd  dabei  auch  am  besten 
fahren;  denn  wozu  solle  man  sieh  einen  so  schweren  Feind  über  den 
Hals  ziehen,  da  doch  der  Zoll  schier  nichts  geben  wird,  wo  die  Hol- 
länder aus  der  See  bleiben?  Bringet  man  sie  einmal  in  die  Waffen, 
sie  möchten  wol  bo  bald  niobt  wieder  in  den  Schlaf  zu  wiegen  sein.  — 

E.  Ch.  D.  werden  aueli  Ihren  hoben  Theils  ohne  allen  Zweifel 
dazu  alles  eontribuiren ;  Bttndniss,  alte  Freundschaft,  das  elevlselie,  zu 
geschweige  das  oranische  Interesse  rathen  dazu  von  selbst;  kfvnie  es 
zum  Bruch,  das  alles  wUrde  gar  zu  viel  dabei  leiden  niUsseu.  Unter 
der  Hand  laufen  bei  den  härtesten  die  Gedanken  schon  dabin,  wie 

')  Das  Marieuburger  Bündniaa  vom  15.  Juni  IG.'ilJ.  Anzeige  und  Rechlferli- 
gnng  desselben  h«i  den  General-Staaten  in  dem  Schreiben  des  Karrürsten  dat. 
Königsberg  G.  Jnli  1666  bei  Attzema  III.  1280  ff. 


A-nOO»^lc 


62  '■    Rran<li'nl>nrf  und  die  NicJcrlandiv 

man  mit  CIcvc  und  mit  <Ieti  Qbelzufriedenen  Stünden  eich  rcrhalten, 
mit  Pfalz-Neubur*  anschlagen,  die  Cülniüclie  Liguc  ampicctiren  und 
dergleichen  Dinge  thun  sollte,  welclie  nach  vielen  und  gefälirlichen 
Weiterungen  scliniecken.  l'nd  wollen  wir  also  rerboffen,  man  werde 
diesen  Leuten  dem  allgemeinen  und  allerRcitigen  bcsondern  Wesen 
zu  bohem  Besten  alle  tbunlidie  Satisfaction  geben,  zum  wenigsten  mit 
frcundlicbem  Thun  deromaasnen  begegnen,  dass  man  sie  nicht  mit 
Gewalt  zu  Estreniifäten  zwinge.  Wir  unsers  untertb.  Orte,  Bondcriich 
aber  auch  I.  Hob.  arbeiten  alles  Fleisaes  daran,  dass  man  sie  noch 
immerfort  in  terminis  halte  und  nichts  ron  ihnen  getlian  werde,  wo- 
mit die  Sache  zwischen  beiden  irreconeiliabel  wcrd.  — 


Weimaii  an  den  Kuifürsten.     Dat.  Haag  25.  Juli  1606. 

[Sclinaokende  Stimmnog  in  deo  Niedcrlaiiden.l 
'i.  Juli.         Die  Frage  wird  noch  immer  von  Holland  und  den  nndero  Provinzen 
erftrtert,  v\e  man  sirb  in  der  preussischen  Angelegen lieit  zu  stellen  habe. 

Inmitlelst  seiud  echier  alle  Provinzen  ziemlich  schweniifltliig  und 
protestiren  bei  ihren  Advisen,  man  müsse  sich  nicht  präci)ntiren  gegen 
Schweden  zum  gefährlichen  Kriege,  sondern  ....  sehen,  dass  man 
durch  gütliche  Tractaten  aus  dem  Werke  komme  etc.  —  Daeu 
durfte  es  endlieb  kommen,  dass  sie  alle  bescbliesseu  werden,  man 
müsse  und  wolle  Danzig  fUr  Gewalt  und  für  schwedischen  HAuden 
bewahren  und  zu  dem  Ende  mit  Volk  und  Geld  der  Stadt  assistiren.  — 
Männiglich  wOnsehct,  dass  E.  Cb.  D.  sich  entweder  polnisch  oder 
neutral  gebalten  hätten,  und  wenn  wir  darauf  anweisen,  dass  Sie  sol- 
chen Falls  entweder  ein  Selave  der  Jesuiten  und  Barbaren  oder 
praeda  victoris  werden  müssen,  so  bilden  sie  sich  ein,  sie  wUrden 
£.  Ch.  D.  zu  allen  Zeiten  haben  können  garantiren,  und  sagen  an- 
noch,  auch  in  Holland  selbst,  sie  werden  doch  dahin  trachten,  dass 
sie  E.  Ch.  D.  retten,  sollte  es  auch  wider  Ihren  Dank  sein.   — 


Weiraan  au  den  Kurfilrsteii.     Dat.  Haag  1.  Aug.   1656. 

flmiDür  noch  die  Frage  der  Bilfleistung    für  Danzig.    Man  wüoBClit  dem  Eur- 
rüraten  Datier  zu  treten.     Die  Ostseeflotte  liat  den  Sund  pasBirt     Dänemark.) 

Noch  keine  Einigung  unter  den  Provinzen,  ob  man  Dimzi^;  mit  Uewalt 
beizustehen  habe  oder  nicht.  Holland  ist  der  Ansicht,  dass  Schweden 
einen  solchen  Beistand  nicht  einmal  für  einen  Bruch  halten  könne,  well 
die  Kiederinnde  znm  Schutz  D.inzig's  durch  alte  Verträge  verpflichtet  sind. 
Andere  (Seeland)  bezweifeln  dies. 

Sie  bereuen  sehr,  dass  man  E.  Cb.  D.  nicht  besser  gemesnagiret, 

i:q,t7r.d    .,.*^nOO<^lC 


Dio  Frage  der  Bilfieiptiing  für  Hnnzlir.  63 

und  kann  man  soliier  nicht  Ba^en,  wie  viel  wunderUelier  Geilaukeii 
ihnen  in  die  Köpfe  kommen,  wodurch  aie  venneinen,  E.  Cli.  D.  wie- 
der zurückzuziehen,  welches  sie  salvircn  nennen.  Sic  dürften  heim- 
lich jemand  echicken,  um  mit  E.  Ch.  D,  reden  zu  l:)sgen,  und  viel- 
leicht Herrn  Dogen,  weiln  dei-selb  auch  in  ihren  Pflichten  ist.  Für 
uns  gedenkt  man's  zu  verbergen,  weil  wir  zu  nichts  al»  zu  guten 
Tractaten  mit  Schweden  ratlicn.  Sie  wünscheteu  die  l'illau  in  ihren 
Hunden  und  sagen,  sie  könnten  dadurch  Occasion  hahen  E.  Ch.  D. 
auch  gegen  Polen  und  Moscau  zu  defendiren,  da  es  .Schweden  un- 
glfk-klich  gehen  sollte.  — 

Die  Flotte  ist  am  22.  Juli  in  die  Ostsee  nach  Danzig  gelaufen, 
und  E.  Ch.  D.  Abgesandter,  der  v.  Kleist'),  bereits  zu  liamburg 
gepassirct.  Der  König  von  Dünemark  hat  dem  Herrn  von  Üpdani 
seine  Ordre  geschenket. 


Weiman  an  den  Kuifllrstcn.     Dat.  Haa^  8.  Aug.  1656. 

Seclnml  bleibt  bei  peiner  0|)|n)Äitioii  gegpii  die  liiillämlisrlien  Vursrhliigc  S.  Aug. 
uiiil  Hill,    d.'isE  mnii  iiiclil  brotlic  ohne  Notli;  c.';  wird  dnliri  von   Weiiiinn 
■Ulli  Copes  unterstützt. 

Der  Küifiiiat  an  Weiman  ii.  Dügeii.     Dat.   Hauptqiiartier  zu 
Warschau  7.  Aug.  1656. 

[Sie  sollen  in  den  NiederliiudL-H  eru?l!ich  vor  dem  Knicli  mit  Schweden  «aroen.J 

Ob  Wir  wot  der  gewisHcn  HoflTiiung  leben,  dass  die  Herren  7  Äug 
Generalstaateu  sich  eines  andern  bedenken  und  mit  I.  kön.  Maj.  und 
der  Krön  Schweden  nicht  lirechen  werden;  in  Betrachtung  dass 
I.  Maj.  ihnen  alle  Satisfaction  geben,  auch  die  Interpoeition  zwischen 
der  Stadt  Danzig  gestatten  und  alles,  so  zu  Beförderung  und  Nutzen 
der  Commereien  dienet,  eingehen  wollen:  so  befinden  Wir  doch  nöthig 
zu  sein,  dass  solches  an  gehörigen  Orten  erinnert  und  vorgeslellet 
werde.  — 

Ergehet  derowegen  l'nser  gnäd.  Befehl  hiemit  an  Euch,  Ihr 
wollet  an  allen  dienlichen  Orten  solches  behörig  renionstriren  und 
Euch  dahin  bearbeiten ,  dass  Ihrer  Maj.  obige  Erklänuig  nicht  aus 
Augen  gesetzt,  sondern  acceptiret  .  .  .  werden  möge.  Sintemal ')  der 
König  in   Polen   alle   seine  Macht  olincapabel  siebet,  ^ui'ch  WaiTen 

')  Ewald  V.  Kleist  als 
',  Ton  Lier  ab  im  CoDCe 
kannlfin  K  an  Blei  band. 


A-iOOt^lc 


64  I     Bi-andenhor^  und  die  Niederlande 

-  etwas  Fruclitbarea  vor  sicli  zu  thun,  zu  Friedenagetlanken  kommet, 
der  Fürst  aus  Siebenbürgen  und  Cosacken  die  schwediselie  Partei 
nunmeiir  auch  enibrassireu,  dass  also  der  Moscowit^r  Elfort  bei  to 
wo]  versehenen  Rilstiingen  uiclits  wirken  mücbtc,  und  die  Sdiweden 
durch  die  geschlossene  Allianee  mit  dem  Protectore  leiclitlieh  zu  des- 
|)araten  Resolutionen  bracht  werden  künnten;  welches  Uns  sehr  leid 
sein  würde. 

Joli.,  Copes  an  den  Kurfiirsten.     Dat.  Haag  22' 12.  Aug.  1656. 

(Die  Schlacht  bei  WRracli.iu.    Eiodi'uck  derselben  im  Huag] 
32.  Ang.         Vovgestern  ist  durch  Briefe  ans  Warsciiau  vom  1.  Aug.  die  Naehrichl 
von  der  Schl.iclu  liei  Warschau  eingetroffen  ').     Gratulation, 

Man  ist  hie  nit  so  allerdings  über  diese  Victor!  erfreuet,  indem 
mau  immer  in  diese  Gedanken  beliarret,  I.  M.  von  Schweden  diesem 
Estat  nit  zugethan,  die  Commercien  au  sich  ziehen  und  die  Stadt 
Danzig  seiner  Macht  zu  unterwerfen  Vorhabens  sei.  Dannoch  da 
man  bei  letzter  holländiecher  Versammlung  die  Forlschickung  dei 
nach  Danzig  destinirten  1500  Mann  urgirte,  haben  melircntheiU  Pro- 
vincien  damit  still  zu  stehen  beschlossen,  wobei  es  dann  auch  vi 
blieben  und  Zweifels  oline  bei  dieser  grossen  Veränderung  der  Haupt- 
sache wol  ferners  bleiben  wird.  So  will  man  auch  die  12000  Rth. 
monatlich  derselben  Stadt  nit  ehe  zahlen,  man  ersehe  dann  die  Com- 
mercien an  schwedischer  Seiten  trihulirt  und  dieselbe  Stadt  wirklich 
angefochten.  — 

Denen  zu  Elbing  oder  Marienburg  hiesiges  Egtats  anwesenden 
Gesandten  ist  zugeschriebeu,  die  in  a.  1040  getroffene  schwedische 
Allianee  zu  erneuern,  wenn  uur  I.  M.  oder  dessen  Commissarii  scbrifl- 
lieh  approbiren  die  Acte  declaratoire ,  so  unter  ihnen  ist  ausgewech- 
selt worden,  und  hätten  sie  sich  nit  so  genau  an  die  Worte  als  wol 
an  die  Sache  selbsten  zu  binden.  — 


Weiman  an  den  Knrfiirsten.     Dat.  Haag  22.  Äug.  1656. 

[Die  Schlacht  bei  Wurachau;   Glückwunsch.      Die  Niederlaude   geneigt  sich  mit 
Schweden  zu  vertraget)  ^  die  Gesaiidtechari  in  i'reUBaeu  ] 

-23.  Aug.  Wir  danken  unserni  Gott  mit  Frohlocken,  dass  er  E.  Ch.  D. 
Waffen  gesegnet,  und  erfreuen  uns  iu  Ihrem  Glücke,  indem  Sie  nebst 
I.  Kön.  Maj.  von  Schweden  so  herrlich  obgesiegt  wider  Ihre  Feinde, 

■)  Die  Schlacht  bei  Warschan  38—80.  Juli  165G. 

i:q,t7od^>GoOt^lc 


Die  Scblacht  bei  Warschau.  55 

Der  Bimmel  wolle  weitern  Begen  geben,  damit  Ehre  und  Friede  er- 
stritten werde,  das  Ziel  aller  gerechten  Waffen !  Und  daaa  alle 
E.  Ch.  D.  Actiones  bis  in  Ihr  hohes  Alter  so  glücklich  sein  mögen 
in  guten  SucceBsen,  als  Sie  einen  immerwährenden  Glanz  werden 
nehmen  von  einem  so  gesegneten  Anfang  in  dieser  Ihrer  Jugend! 
Was  einige  Ehre  in  ihme  hat,  ist  hie  darüber  mit  uns  erfreuet.  Der 
Staat  selbst,  wie  viel  Nachdenkens  er  biBhero  gehabt  hat  gegen  das 
Mhwedische  GlUck,  scheint  doch  E.  Ch.  D.  zu  congratuliren,  weil  sie 
nan  für  einiger  Zeit  schon  angefangen,  was  leiser  einherzugehen.  — 

Am  '20.  kam  alhie  die  glückliche  Zeitung  an  und  war  am 
17.  Aug.  bereits  beschlossen,  wie  die  Beilage  meldet  ').  £.  Ch.  D. 
«erden  daraus  genugsam  bemerken,  dass  man  zu  keinen  Extremitä- 
ten will,  wo  man  einigermaassen  sonst  aus  dem  Werke  kann.  — 

Dieseut  nächst  seind  die  Ambassadeurs  zu  Elbing  gleichfalls  be- 
fehliget, auf  einen  schleunigen  Schluss  zu  dringen,  in  Cunformität 
obiger  Resolution.  —  Gewiss  ist's  gemclten  Ambassadeuren  zu  Elbing 
vioil  ein  rechter  Ernst,  also  dass  sie  deswegen  hei  vielen  alhie  und 
bei  der  dänischen  Ambassade  nicht  wenig  angeschehlet  (sie)  werden.  — 


Joh.  Copes  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  19J29.  Aug.  1656. 

jCiinsIiger  VerUuf  dtr  VerLandluiiReu  mit  Schweden.    Schwedische  Zollorhöhmig. 

Ans  Eaglaud.  Fliegeodea  Blatt  über  die  ScIiUcht  bei  Warschaa.! 
Die  Gesandten  au^  Elbiug  berichteo,  dass  die  Schweden  äuseerBt  ge- '2!).  Äng. 
neigt  tiud,  mit  den  Nii;derlanden  die  AllUiice  zu  enieuera  ,,und  dieses 
Eitats  Uutertb;inen  nit  höher  als  eioige  andere  Nation,  auch  die  am  we- 
Digsteii  beschwert  würde,  anzus'-hliigea."  Man  itit  hier  sehr  verguügt 
diiriiber,  obgleich  es  anderiseits  frappirt  bat,  ,,weil  vor  wenig  Tagen  die 
aus  Liv-  oder  Finnland  liommende  KaufhchiETe  klagend  berichten,  dass  man 
per  Last  einen  Kth.  die  Zölle  verhöbet  bat." 

Der  Gesandte  Nieupoort  berichtet  aus  England  des  Herrn  Pro- 
lecloris  Eifer,  die  protestirende  Partei  in  Preussen  und  Polen  vorzu- 
stellen, und  wie  er  zu  dem  End  mit  dem  Königl.  schwedischen  Ge- 
Bandteu  deliberiret,  die  Mittel  auszußnden,  die  Widerwärtigen  einzu- 
halten. 

Die  Danziger  bemühen  sich,  die  Stadt  Amsterdam  und  andere  zu 
tbun  glanben,  dass  Warschau  noch  in  polnischen  Händen  sei.    Wir 

')  Fehlt;  auch  in  den  Secrete  Resolutien.  Gemeint  ist  jedeDfallB  der 
Entwarf  eines  Handda-  and  Schiffahrlavertraga  zwiachen  den  Niederlanden  und 
Sehwedeu,  den  Aitzeraa  111.  1276  miUheilt,  und  der  an  17.  Aug,  na  die  nie-' 
dvrliiidUchcn  Ccauiidleti  iu  Pieussen  abgeschickt  wurde. 

lUtn.  I.  Oncli.  d.  Ot.  KuniiHen.    VII.  5 


.yGoot^lc 


gg  I.     BrandeDbnrß  und  die  Niederlande. 

haben  aber,  Urnen  selbige  Gedanken  zuinal  zu  bcnelimen,  dieses  bei- 
gehends  in  Druck  ausgehen  und  in  deu  Provincien  hinc  inde,  wie 
auch  den  roroehmsteu  Städten,  schicken  lassen  ') 


0.  V.  Schwerin  an  Weiman.     I)at.  Königsberg  11.  Sept.  1656. 

(Aus  Weiman's  Tagebllcbevn.) 

[Der  russische  Qeetudle;  seiLe   InsoleuE;    Bein  Auira?  Preuaaen  als  ruBsiecheB 

Lehn  zu  erkeouen.    Ablelmcudu  Autwart  des  Kiii-rüreleii;  das  Ziel  der  (irfiissi- 

Bcheti  Souvifräuilüt-l 

11.  Sepl.         Ein    Gesandter    des    Mo.'^conitisi'liGi)  Cz.'ireii    i^t    jetzt    hier    nnil    hat 

heule  seine  zweite  Audienz  gi-liabi,  der  Sibwerin  Ijelgewolinl- 

Wollte  Gott,  mein  Herr  hätte  mit  angehört,  qua  arrogantia  et 
obetinatione  derselbe  Mensch  die  Beleiliung  gesucht,  und  zwar  iisdeni 
conditionibiis,  wie  es  i)ei  Polen  gewesen.  S.  Ch.  D.  haben  eine 
Excuse  naeli  der  andern  getlian,  warum  Sie  Bich  hierauf  nicht  resol- 
Tiren  könnten,  es  wäre  eine  Sache  von  grosser  Iniiiortanz,  S,  Ch.  ü. 
mUssten  sich  mit  itireu  Herren  Vettern  bereden,  die  bierin  iiitcrossi- 
ret  wären,  und  dann  mit  den  Heiren  Staaten,  mit  denen  Sie  so  ge- 
nau verbunden  wären,  dass  Sie  ohne  dieselben  das  geringste  nicht 
dieser  Lande  halber  tractiren  könnten.  Das  vorige  hielt  er  vor  ganz 
keine  Consideration;  wegen  der  Staaten  aber  schien  oa,  dass  es  ihm 
gross  Nachdenken  venirsaelite ;  fragte,'  ob  S.  Ch.  D.  wol  ohne  des 
Königs  von  Polen  Willen  eine  Alliance  machen  durften;  und  S.  Ch.  D. 
hätten  sieb  vor  den  Staaten  nichts  zu  nivehten;  sein  Czar  wäre  ein 
so  grosser  Monarch,  dnss  er  gegen  sie  S.  Ch.  D.  wol  schützen  wollte, 
hätte  Geldes  genug,  mangelte  ihm  nur  eines  Hafens,  so  wollte  er 
Schiffe  genug  bauen  lassen  und  sollten  andere  Schiffe  daun  wol  weg- 
bleiben. Wollte  endlich  wissen,  wenn  keine  anderen  Difücultätcu 
vorhanden  oder  weggeräumt  wären,  ob  S.  Ch.  D.  wol  Lust  hätten, 
unter  seinem  Cznren  zu  sein?  S.  Ch.  D.  konnten  seiner  Übel  quitt 
werden  und  sagten,  Sie  stünden  mit  deu  Herren  Staaten  wogen  der 
Garnison  in  der  Pillau  in  Handel  .  .  .  könnten  also  ohne  dieselbigcn 
hiebe!  nichts  thun;  hätten  sich  auch  resolvirt,  dieses  Land  hiufflro 
TDD  uiemandem  zu  recognosciren. 

Und  auf  dieses  letztere,  dilucht  mir,  wird  man  wol  endlich  die 
Consilia  richten  müssen  ....  ich  sehe  nicht,  was  daran  fehlen  sollte, 

'}  Belllegend  ein  im  Haag  gedrnckleB  Flugblatt  (2  Bit  bl.  4'):  Kurtxer 
Bi^richt  von  der  |  herrlichen  |  VIÜTOHlt:  ~  etc.;  worüber  weiterhin  bei  den 
KriegBSCten  zam  J.  1656. 


^düvGoot^lc 


Die  Zumullinngen  dea  Moacowitera.    Gefahr  für  PreusaeD.  Q'J 

du8  S.  Cb.  D.  sich  nicht  jetzt  in  prietinain  huius  regionis  libertatem 
wieder  setzen  sollte  '). 


Der  Knrftlrst  an  Weiman  xm&  Copes.     Dat.  Königsberg; 
15.  Sept  8t.  n.  1656  (conc.  Schwerin). 

lOefSbriicbe  Lage  der   Dinge  in  Preuaaen.      Die    Moacowiter  in  Livland;    der 

ruMitclie  Geasodte  io  Köoigeberg;  Aoapnich  anr  die  Leiioehobeit  über  Preusaen. 

Die  GeuerBlstasren  solleo  eraacbt   werden,    ihre  Aulorilät   gegen    den.CzBreu 

geltend  tu  machen] 

Nachdem  die  Sachen  dieser  Gegend  mit  der  Zeit  sich  ziemlich  15.  Sept. 
gefahrlich  beginnen  anzulassen,  so  haben  wir  der  Nothdurfl  zu  sein 
enaeseen ,  Euch  desfalls  Nacliricht  und  Befehl  zu  geben ,  wohin  Ihr 
Euere  Xegoriatiou  der  Orten  zu  richten  habet.  Und  ist  es  nun  wol 
an  dem,  dass  endlich  auf  Unser  unaufhältliches  Anhalten  I.  Kön. 
MaJ.  Tou  Scliweden  sicli  also,  wie  mitkommendes  Project  ausweiset, 
[so  llir  aber  nicht  äussern  wollet,  weil  es  sub  fide  silentii  communi- 
ciret)  verglichen  *).  Wir  müssen  aber  sehr  befürchten ,  dass  es  wol 
ui  spät  sein  möchte,  indem  der  Muscowiter  mit  solcher  Macht  in  Un- 
land gegangen,  dass  nicht  wenig  zu  besorgen,  solches  bald  ganz  ver- 
loren werden  dürfte;  Uberdeni  er  auch  mit  den  Polen  allem  einkom- 
menden  Bericht  nach  sich  schon  verglichen  und  mit  denenselben  ein 
Theil  seiner  Arm^e  conjungiren  und  in  diese  Lande  gehen  will  *). 

AVas  derselbe  auch  vor  weitaussehendes  Dessein  haben  mag, 
könnt  Ihr  hieraus  leicht  abnehmen,  dass  er  einen  Gesandten  (der 
sieb  hei  der  Audienz  ziemlich  insolent  erwieseu)  an  Uns  abschicken 
und  begehren  dürfen,  dass  Wir  das  Herzogthum  Preussen  von  ihm 
tu  Lehen  recognosciren  sollen,  und  solches  zwar  daher,  dass  es  ein 
Pertinens  des  Grossflirsteuthums  Littauen  sei.  Dieweil  nun  dieser 
Nation  Manier  wol  bekannt,  dass,  was  sie  einmal  begehren,  sie  mit 
Gewalt  zu  behaupten  suchen  und  ...  sie  leicht  durch  die  grosse 
Macbt,  so  sie  anjetzo  beisammen  haben,  diese  Lande,  von  deren 
Grenzen  sie  nur  etzliche  Meilen  sein,  infestiren  könnten:  so  habt  Ihr 
dieses  alda  beweglich  vorzustellen  und  dahin  Euch  eifrig  zu  be- 
mBhen,  dass  man  von  dannen  aus  ein  wachendes  Auge  auf  die  mos- 

■)  In  eioero  gleichfalla  in  Weiman'a  Tagebächero  eDthaltenen  Antworta- 
•chreibeu  dat  C.  Oct.  16011  achreibt  W.  ao  SchweriD:  „icb  hoffe  bald  die 
Z«it  in  erleben,  daaa  ich  E.  Od.  als  viodici  libertatja  nostrae,  Stiftern  unserer 
Sonverainität,  xa  coDgratulireo  habe." 

*}  Wol  der  Elbinger  Vertrag  s.  die  Note  auf  p.  GS. 

',  Der  WaOeDatillat&nd  swiachen  Ruaseo  und  Polen  (laWiloa)  erfolgle  erat 
•in  24  October 


^düvGoot^lc 


58  I-    Brandenbarg  nod  die  Niederlande. 

cowitiscbe  Pro^ressen  liaben  und  die  Consilia  dahin  richten  wolle, 
dass  dieselbigeo  in  ihren  alten  Gränzen  verbleiben  und  durch  ihre  bo 
nahe  Nachbarschaft  die  ganze  Christenlieit  nicht  in  Schrecken  und 
Rtetige  beschwerliche  Furcht  gesetzet  werden  niiSge. 

Anfangs  wdrde  nicht  undienlich  sein,  dass  sie  ein  Schreiben  an 
den  Zaar  abgehen  liessen  und  von  demselben  hegeiirten,  dass  er  l'us, 
ihrem  Foederato  und  dem  sie  auf  allen  Fall  assi&tireo  niUssten,  wie 
auch  Unsere  Laude  schouete  und  sich  als  ein  Freund  bezeigete. 
Dergleichen  Schreiben  ist  zwar  schon  vor  diesem  abgegangen;  tlie- 
weil  es  aber  schon  vergessen  sein  mag,  die  Gefahr  auch  nunmehr 
viel  grösser,  so  wttrde  die  Reiteratio  sehr  gut  sein;  wenn  es  aber 
nicht  wol  eingerichtet  werden  sollte,  wäre  es  besser,  dass  es  nach- 
bliebe. Und,  verhoffen  Wir,  werden  sie  kein  Bedenken  tragen,  an 
ihre  Flotte  Ordre  zu  ertheilen,  Uns  auf  allen  Fall  zu  assistiren.  Da- 
gegen haben  sie  nicht  zu  beftirchten,  dass  hiedurch  die  Schweden  zu 
grosse  Advantage  bekommen  und  nachmalen  ihnen  wegen  ihres  In- 
teresse auf  der  Ostsee  keine  Satisfaction  geben  sollten;  sondern  Wir 
wollen  ihnen  bei  Unsern  Churfilrstliciien  Worten  versiehern,  dass  Wir 
hierin  nebst  ihnen  stehen  und  nimmer  zufrieden  sein  wollen,  bis  die 
Schweden  ihnen  alle  gebührliche  Vcreiclierung  gegeben.  — 


Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  19.  Sept.  1656. 

[Der  ElbiDger  Vertrag.  Das  TerhältnUs  von  Dunzig  zn  demaelbeo;  die  aat 
Daazig  beEÜgliche  Claasel  Die  Holländer  dem  KurfiireteD  daukbar  lur  äea 
Vertrag.  BesorgDiBse  vor  der  ruBBiscben  Macht;  die  hoiläudiecbe  GesBodtechiTi 
JD  Dänemarli.  Nachrichlen  aua  EoglaDd.) 
19.  Se(>t.  Seither  meiner  letzten  unterthänigsten  Relation  .  .  .  ist  alhie  sehr 
wenig  fUrgelaufen,  und  ist  Holland  zwar  nunmehr  bei  einander  nnd 
komplet,  ihre  deliberationes  aber  quoad  publica  stehen  fast  stille  und 
warten  auf  den  endlichen  Ausschlag  der  Elbingischen  Tractaten. 
Was  nun  darunter  die  verwicheue  Woche  eingekommen,  solches  zei- 
get der  Beischluss,  und  weilen  man  daraus  das  Werk  fQr  so  gut  ah 
beschlossen  meinet,  so  ist  man  gleich  über  die  Maassen  frohe,  uod 
wfinschet  das  ganze  Holland  gut  und  bass  ein  anders  nicht,  als  daas 
die  Ambassadeuren  den  Traetat  wBrcklich  geunterschrieben  hätten '> 

')  Der  sogeDannte  Elbioger  Vertrag  vom  1/11.  Sept.  1656  ivischeD 
Schweden  aad  den  Nieder  tan  den,  worin  die  Bandeia-  and  ZollangelegeDheiien 
iu  der  Ostsee  iniacben  den  beiden  Nationen  geregelt  nerdeo  aoltteo.  Er  irt 
vn  g«drackl,  Aitiema  III.  1274  ff.    Dumont  VI.  2.  147  u.a.  0. 


A-nOO»^lc 


Die  mOBCowi tische  Gefahr.     Der  Eibiager  Vertrag.  59 

Sie  vermeinen  auch,  weilen  ihnen  nachgehend  kein  contrarium  man- 
datum,  sondern  viel  mehr  ein  gewieriges  zugekommen,  sie  werden 
es  endlich  gelhan  hahcn,  und  dass  also  der  ganze  Handel  geschlossen 
und  beigelegt  seie.  Zwar  hat  der  Danziger  Abgeordnete  getrachtet 
ein  wenig  dagegen  zu  brouilliren  uud  zuletzt  auch  auszuwirken,  dass 
ihr  Terrilorium  mit  eingeschlossen  und  der  Stadt  also  das  Haupt 
gerestituiret  werden  mi'ichtei  man  hat  ihn  aber  genugsam  uud  damit, 
dass  sie  für  Danzig  mehr  als  genug  gethan,  abgewiesen,  und  erwartet 
man  also  bei  den  nächsten  Posten  das  unterschriebene  Tractat  zur 
ßatilicaliim  und  wird  darauf  die  Ordre  angezweifelt  ergehen  an  die 
Flotte,  dass  sie  wieder  zurückkommen  solle.  Damit  aber  nichts  rer- 
sAumet  werde,  ist  gestern  geresolvierl,  man  solle  auf  allen  Fall  und 
zum  CebcrfluBS  an  die  Ambassadeurs  reecribiren,  wo  sie  Über  Ver- 
muthen  noch  nicht  gesubseribieret,  dass  sie  ohne  langen  Verzug  es 
thun  und  sich  an  der  Danziger  Consens-  oder  Dissensum  nicht  stoseen 
sollten.  Und  baltens  die  Kiügesten  mit  uns  daftlr,  man  hätte  selbe 
Sta^t  darunter  nicht  viel  fragen  müssen,  weilen  man  wol  wisse,  dass 
sie  ÖlTentlich  anders  nicht  würden  thun  können,  als  contradicieren; 
innerlich  wBrden  sie  aber  wol  ein  anders  nicht  wUnschen,  als  einen 
Schluss  über  ihr  Wissen,  damit  sie  sub  praetextu  necessttatis  und 
dass  man  sie  verlassen,  Polen,  da  sie  sonst  viel  Gertlchtes  für  ge- 
macht, zur  Seite  setzen  und  also  mit  einem  guten  Scheine  das  Mittel 
ihres  Heils  angreiffen  möchten. 

Ueber  der  Clausul  „salva"  etc.  ')  seind  alhie  auch  unterschieden 
considerations  fUrgefallen,  und  sein  etliche  in  dem  Gedanken,  es  sei 
eine  contradictio  in  adjecto  dabei  uud  würd'  ins  künftige  nichts 
als  Streitigkeit  dabei  zu  erwarten  sein,  und  dass  dahero  wäre 
besser  gewesen,  die  Stadt  entweder  in  explicitis  termiois  gar 
freizusprechen,  oder  blosslich  zu  includiereu.  Schweden  muss  ge- 
wisslich  damit  auch  etwas  wunderbar  fUrhaben;  vielleicht  was  ihnen 
die  Noth  nicht  zulasset  itzo  directe  zu  erhalten,  in  solchen  terminis 
zu  setzen,  dass  sie  es  ins  künftige  dennoch  hoffen  können.  Zudem 
verstehet  mans  alhie  diesergcstalt,  dass  fides  polona  zwar  bleibe 
hahitu  und  nicht  actu  vel  exercitio,  und  wäre  solches  vorerst  genug, 
die  Zeit  den  Rest  wohl  bringen  wUrd;  das  Spiel  wäre  annoch  nicht 
aus.      Endlich    würde    es    noch  zu  Haupttractaten  kommen  müssen 

■)  Iti  dum  Elbioger  TracUt  ist,  DacUdem  diu  Einecbliessuug  von  Daozig  ia 
deQSoIbtii  ausgrsprücheD,  ooch  die  Clauacl  hinzugefügt:  „aalra  atque  Jntegra 
fide,  »inaiii  praedicta  civitas  Regi  Polopiae  debet,  et  salva  incorporationo  eiasdem 
in  Boruaaia". 


^düvGoot^lc 


JQ  I.     BrsDdeDbarg  uod  die  Nied«rland«. 

und  wtlrde  maa  selbst  bei  dem  Werk  endlich  seine  beständige  Haasse 
gehen  und  besorgen  können,  dase  £.  Ch.  D.  und  die  Stadt  Danzig 
qnanto  magis  in  ihre  Sicherheit  gesetzet  werden  mögen.  Zu  dem 
Ende  gedenken  sie  noch  immer  auf  der  Mediation  zu  bestehen  und 
verhoffen,  solches  K.  Ch.  O.  auch  nicht  unangenehm  sein. 

Männiglicb  protestieret  nunmehr  heftig,  sie  mllssen  mit  E.  Ch.  D. 
Freund  bleiben,  der  Staat  ktSnne  Sie  nicht  verlassen,  noch  E.  Ch.  D. 
den  Staat.  Sie  könnten  auch  wol  sptlren,  dass  E.  Ch.  D.  die  Elbin- 
gische  l>HCtaten  kräftig  gesecondieret  und  dass  sonst  ihre  Leute  so  viel 
nicht  wltrden  erhalten  haben.  An  ihrer  Dankbarkeit  sollte  es  auch 
nicht  ermangeln  und  wtirden,  drob  zu  contestiercn,  ihre  Ambassadeurs 
selbst  auf  Königsberg  mit  Schiffen  sich  begeben. 

Mit  dem  muscowitischen  Wesen  fangen  sie  an  bektimmert  zn 
werden,  und  gleichwie  sie  es  vorhin  nicht  ungerne  gesehen,  m 
apprehendieren  sie  doch  nunmehr,  da  sie  von  den  Schweden  versichert 
seind,  eine  solche  Nation,  da  sie  gar  zu  grosse  Progressen  Ihun 
sollte.  Gewisslich  hat  auch  der  Staat  qua  Staat  wohl  nichts  dam 
gethan.  Ob  aber  die  hollftndischen  Leute,  so  bei  der  dftnischen  Am- 
bassade  seind,  nach  ihrer  grossen  Passion,  so  sie  gegen  Schweden, 
nicht  etwas  bei  dem  muscowitischen  Envoy^  dero  Zeits  ausgerichtet, 
drob  möchte  die  Zeit  wol  endlich  die  Wahrheit  lehren.  Gewisslich 
ist  der  von  Beuningen  ')  über  die  Maassen  eifrig  gewesen,  und  zei- 
get sololies,  dass  er  Dänemark  so  weit  gepoussiei'et,  dass  es  seine 
und  weiter  als  des  Staats  Gedanken  bei  diesem  Werke  angenommen. 
Viele  verwundern  sich  Qber  selbiges  Post  und  des  von  Beuningen 
Freunde  selbst  seind  mit  der  Ambassadeurs  Briefen  nicht  wobl  zu- 
frieden, weilen  darin  an  allen  Oerteren  ihre  privat  affeetus  zu  sehr 
herfUrleuchten.  Sie  seind  desswegen  auch  mit  den  Elbingisclien  Am- 
bassadenren,  als  die  gar  andere  und  Friedenswege  eingehen,  nicfat 
wenig  zerfallen. 

Aus  Frankreich  ist  nichts  sonderliches  angekommen,  und  sclirei- 
betB  E.  Ch.  D.  Residente.  Von  Engeland  war  eine  Gesandscbftfl 
hieliio  gedestinieret,  um  diesen  Staat,  welcher  auch  die  Madrilsche 
Tractaten  anfinget  zu  apprehendiren  (dahero  auch,  wie  nötig  es  Bein 
wird,  die  Evangelische  ausser  Trennung  zu  halten),  zur  Freundschaft 
mit  Schweden  zu  animieren.  Ob  er  aber  nunmehr  noch  kommen 
werde,  mag  die  Zeit  lehren.  Der  Protector  ist  nur  geschäftig  das 
Parlament  zu  regalieren,  und  möchten  dabei  noch  allerhand  DiflTicultä- 


*)  Niederländischer  Gesaadter  io  DäDemark  s.  oben  p.  T. 


GüDStige  Lage.     Ausiichl  auT  ^ic  SonTeraiuiliil  io  Prensseo.  7][ 

ten  fllrkommea,  wie  wo!  er  wol  nichts  sonderliekeB  zu  befUrchten  hat, 
neuen  die  Miliz  mit  ihm  einig  wt.  Was  nun  weiter  fUrfallen  wird, 
darob  werde  ich  künftig  weiter  berichten. 


Weiman  nii  S(^liweriii.     Dat.  Haag  26.  Sept.  1656. 

C.\iiB  Weinian's  Tagebüchern.) 

IKIagu    ilber  ^vliweiti'n.     Cünstipe  Lage  Tür  BruDilL'Dliurg;    Holland  kann   dun 

Kiirriirsti-n  otclit  fallen  lasseD.     Guter  Wunsch  für  den  Moecowiler.] 

Kr  kliigt  tphr  (lariibcr,    d;\s>~    die  SehwedeTi    den  Wünschen    Branden- 26.  Sept. 
Ijurgti  so  wenig  Entgegenkommen  zeigen:  ein  ilanfen  IJürgcr,  wie  die  Dan- 
zigcr,  bidieu  ihieu  Willen  duiehgcsctzt,   und  Biaudenburg  sollte  es  uiebti* 

Bitte  um  Gottes  Willeo ,  E,  Gn.  denken  darauf  und  ratheo  zum 
Besten!  Die  Zeit  igt  geboren,  sieli  von  allem  frei  zu  machen,  weil 
HUB  alle  suclien  «nd  keiner  einen  dem  andern  zum  Theile  gönnen 
wird.  Wir  wollcu's  hie  ungemerkt  den  Leuten  auchen  in  die  Ktipfe 
zu  bringen  und  wollen  verhotfcn,  es  wird  uns  weiter  gelingen,  weil 
sie  ziendich  begreifen,  wie  viel  ihnen  daran  gelegen  ist,  da^s  E.  Ch.  D., 
als  ihr  alter  Freimd  und  Religions verwandter,  zwischen  Moscau, 
Polen  und  Schweden  als  der  Mittelpunkt  in  seinem  Centro  geconeer- 
viret  werde.  Gntt  gebe,  dass  der  Russe  endlich  das  Gelag  bezahlen 
müsse! 


O.  V.  Seliwcriii  an  Weiman.     Dat.  Königsberg  28.  Sept-  1656. 

(Aus  Weiman's  Tagcbllehern.) 
[Verhand[iin)[eD  mit  Graf  äcblippenbacb  über  die  Frage  der  Souveränität  fo 
PreuBSen.'  Lob  der  jettigen  Kinträchligkeit  am  Hofe  des  KurfurBlen.  FrM- 
zödiaube  Gesandte  beim  Küuig,  üewegnngeii  der  Pulen.  ÄcuaaitruDg  des  Kni- 
TürstL-n  übiT  die  Möglichkeit  einer  Abfindung  mit  iliueD  Uober  die  bedenkliche 
Lage  der  Schweden.  FriedetiBbemiihungcn  des  Btschofs  von  Ermland.  Schwerin 
weist  ein  schwediBches  Geachenk  zurück.     Der  Moscowiter.t 

Ich  flberschicke  hierbei  einen  Aufsatz,  welchen  S.  Ch.  D.  dem  28.  Sept. 
Herrn  Grafen  von  Schlippcubacb  mitgegeben,  und  werden  wir 
fest  darftuf  bestehen  ').  Es  hatte  gemelter  Graf  nach  genommen  Ab- 
sclieid  von  Hr.  Ch.  D.  ein  Antwortschreiben  von  Ihrer  Künigl.  MajestAt 
bekommen.  Kam  also  aus  der  titadt  zu  mir  auf  meine  Kammer  und 
sagetc,  ce  würde  alles'  gut  werden,  Ihre  Küulgl.  Majest.  hfttten  ihm 
so  geschrieben,  wir  sollten  alte  iura  majeslatis  et  supcrioritatis  haben, 
und  Sie  wollten  Ilir  so  wenig  Rechtens  an  der  Regierung  oder  Bonet 

')  Dse  Nähere    vgl,  w.  n.    bei  den  Verbandinngen ,    die    dem  Vertrag   von 
Labiau  vorwog  Ingen. 


^aovGoOt^lc 


72  1'     BrAndeiibuig  and  die  Niederlande. 

hie  im  Lande  anmaassen,  so  wenig  Sie  es  in  THrkeien  befuget  wftren. 
Nur  darin  bestünde  alle  Schwierigkeit,  wie  man  bei  der  Souveränität 
ein  solches  vinculum  reriprocum  linden  möchte,  wobei  beiderseits 
Potentaten  zu  allen  Zeiten  ihre  Sicherheit  fänden,  und  sein  König 
meinete,  das  wäre  die  nuda  recognitio  feudi  per  simplex  reversale, 
]cli  sagete,  das  wäre  das  alte,  er  möchte  doch  davon  schweigen,  6o 
hätte  ich  schon  zu  Franenburg  haben  können.  Er  sagete  mir:  Ihr 
werdet  gute  Satisfaclion  haben,  aber  es  muss  gleichwol  quid  pro  quo 
sein.  Ich  sagete,  das  thäten  wir  überfltlesig,  wenn  wir  nicht  auf  den 
4  Woiwodschaften  so  hart  bestünden,  dann  auch  dabei  die  Souveraini- 
tät  wäre  versprochen,  und  könnten  sie  den  Ort  nimmer  gefahren. 
Er  ißt  nun  damit  fort,  und  werden  wir  bald  vernehmen,  was  die  Re- 
solution sein  solle;  denn  wir  werden  sehr.urgiren. 

Es  gehet,  Gott  Lob,  itzt  bei  uns  sehr  einträchtlich  zu;  dann  wir 
sehen  unanimiter  auf  Sr.  Ch,  D.  Interesse,  und  dass  gleichwol  die 
Schweden  nicht  ganz  riüniret  werden  mögen.  Hätten  wir  das  von 
anfangs  einmhthig  gethan,  wir  möchten  in  herrlichem  Zustande  sitzen: 
dann  da  sah  der  eine  ja  gar  zu  handtgreiflich  auf  sein  Interesse,  und 
theils  waren  so  heftig  gegen  die  Schweden  animieret,  dass  aus  solcher 
Brouillerie  nimmer  was  gutes  kommen  konnte.  Und  ich  darf  sagen, 
dass  diejenigen,  so  den  Schweden  am  gefehrlichsten  sein  wolln, 
ihnen  dadurch,  wiewohl  wider  ihren  Willen,  die  besten  Dienste 
gethan. 

M.  d'Avaogour  und  M.  de  Lumbres ')  seind  wieder. beim 
Könige.  Was  eigentlich  ihre  Verrichtung,  weiss  man  nicht.  Man 
hoffet  sonst,  dass  die  Tractaten  nicht  ganz  abgeschlagen.  Indessen 
gehen  die  Polen  itz  mit  zweien  Armeen,  eine  auf  Jenseit,  die  andere 
auf  diesseit  der  Weichsel.  Sie  werden  zwar  nichts  hauptsächliches, 
wie  ich  zu  Gott  hoffe,  mit  ausrichten,  aber  das  Land  werden  sie 
greulich  ruinieren.  Ich  habe  Sr.  Ch.  D.  unterschiedene  Malen  zu 
bedenken  gegeben,  ob  Sie  nicht  vermeineten,  bei  solchem  zweifelhaf- 
tem Zustande  auch  bei  Polen  anitzo  zu  unterbauen  und  solche  gute 
Conditiones  zu  erhalten.  Darauf  sagete  S.  Gh.  D.,  das  würde  nicht 
sein  kiilnnen,  wenn  Sie  sich  nit  zugleich  erböten  auf  die  Schweden 
zu  schlagen,  und  das  wollten  Sie  nicht  thun;  nun  Sie  von'  Schweden 
gute  Satisfaction  erhielten,  wollten  Sie  alles  bei  deroselben  aufsetzen; 
denn  an  deren  Conservation  wäre  dem  gemeinen  Wesen  gelegen,  und 
die  Polen  wurden  doch  nichts  halten,  wann  die  Schweden   nur  erst 


■)  Vgl.  über  dieae  beiden  frauzüsisctiea  Diplomaleo  Urk.  u.  Acteiiat  11.35C 


Potilische  Uebpreicht  von  Scbwerio.  73 

getilget  wären.  Das  eeind  Sr.  Ch.  D.  formalia,  die  Sie  auch  zu  unter- 
schiedenen Malen  wiederholet  haben.  Daraus  ich  sohlieesen  musB, 
dasB  es  »eie  firma  reeolutio.  Knn  zweifele  ich  ira  geringsten  nicht, 
wir  wollen  wol  gute  Conditioues  erhalten,  dass  die  Herren  Slaalcii 
so  wol  mit  uns  zufrieden  sein  solleo,  als  sie  bisher  llbel  zufrieden 
gewesen.  Aber  ich  bekenne ,  ich  hin  ein  bischen  der  Schweden 
halber  in  Sorgen,  dass,  ob  man  zwar  itzo  saget,  dass  der  Musco- 
wiler  Riga  quittiret,  und  wann  er's  schon  nicht  getlian,  doch  nicht  leicht 
zu  fürchten,  dass  er  davon  Meisler  werden  soll,  so  seind  sie  doch 
damit  eines  so  mächtigen  Feindes  nicht  los,  und  die  Polen  werden 
sie  doch  immer  abmatten.  Ihre  Armee  ist  sehr  schwach,  es  mangelt 
ihnen  Geld;  der  König  von  Dänemark  beginnt  etwas  anzufangen,  und 
ist  nicht  zufrieden,  dass  die  Staatischen  Gesandten  gcschlosRcn  zu 
Elbingeo.  Man  kann  auch  noch  nicht  wissen,  ob  der  Staat  den 
Accord  annehmen,  oder,  wann  sie  solches  schon  thnn,  andere  consilia 
fassen  werden.  Ich  bin  dessen  wohl  versichert,  wenn  sie  den  Zustand 
der  Schweden  so  recht  wUssIcn,  wie  er  ist,  sie  milssten  ihre  consilia 
ändern,  oder  sie  wollten  dann  ölTentlicIi  bezeugen,  dass  sie  alle  alten 
Maximen  wollten  fahren  lassen  und  zu  ihres  eigenen  Staats  Nachtheil 
arbeiten.  Lasset  sie  aufs  wenigste  unserentwegen  aufwachen.  Ich 
will  nimmer  ebrenwerth  sein,  wenn  sie  nicht  alle  Satisfaction  haben 
werden.  Dann  nimmermehr  werden  S.  Ch.  D.  von  dem  Punct  der 
Commercien  und  Zölle  abstehen,  wann  Sie  gleich  sonst  nichts  erhiel- 
ten; denn  der  soll  und  muss  so  sein,  dass  die  Herren  Staaten  völlig 
daran  vergnQget  sein..  Nun  auf  Danzig  glaube  ich  nicht,  dass  die 
Schweden  jemalen  weiter  Gedanken  machen  werden,  und  wenn  sie 
es  schon  thun,  wird  es  ihnen  jedoch  nicht  gelingen,  die  Nuss  ist  zu 
hart;  wodurch  werden  sie  dann  redoutabcler  geworden  sein?  Sie  be- 
ginnen es  auch  zu  merken,  und  bin  ich  versichert,  wenn  sie  das 
Spiel  nicht  angefangen,  sie  wttrdens  nun  nicht  thun. 

Der  Bischof  von  Ermeland,  so  hie  ist,  und  in  Polen  von  grosser 
Consideration,  bemlthet  sich  sehr  um  den  Frieden,  schicket  ilz  einen 
zum  Könige  und  bat  begehret,  dass  wir  ihm  pro  disponendis  Polodis 
suppeditiren  sollten;  haben  ihm  also  solche  zugestellet,  wie  er  aus 
der  beikommenden  Abschrift  ersehen  kann,  woraus  er  eine  rechte 
Instruction  vor  seinen  Canonicum  formiret. 

Heute  ist  mir  von  dem  Herren  Residenten  alhie  eine  König). 
Verschreibung  über  eine  Starostei  nicht  weit  von  Danzig,  Namens 
Mirchow,  offeriret,  und  ob  ich  ihn  zwar  sehr  gebeten,  dieselbige  wie- 
der zurückzunehmen,  so  hat  er  sich  doch  entschuldigt,  dass  er  sol- 


Aj.OOt^lc 


74  I-     Brandeoharg  and  die  NiederUatie. 

eben  nicht  verautworten  könnte;  werde  also  dieselbige  mit  Schiffer- 
poHt  dem  Herrn  ReichskaDzler  wieder  zuschicken.  Bitte,  wann  Er 
davon  melden  hüren  wird,  dae  mit  diesem  nicht  Ubercintrifft,  so  wolle 
er  mich  Vertreten;  dann  ich  berichte  ihm  die  Wahrheit  und  werde  es 
auch  nicht  eins  iubente  principe  meo  aniiehmen. 

Der  Museowiter  ist  fort.  Ich  hoffe,  man  werde  alda  darauf  be- 
daclit  »ein,  dass  wir  dessfals  ohne  Sorgen  sein  mögen. 

Ich  danke  ihm  dienstlich  der  genommenen  Mühe,  daHS  er  bey 
meinem  Sohne  zu  Leyden  gewesen,  leb  bitte  ihn  ferner  rccomman- 
diret  zu  halten.  Ich  bitte,  mein  Herr  wolle  mir  doch  allemalen  seine 
Senlimentcn  über  unsere  Affairen  geben. 


Weiman  an  den  Kui-ftlrsten.     Dat.  Haag  3.  Sept  1656  '). 

[Der  EybiageT  Vcitrag  und  die  tCioredeD  DäiicinarkH.  D«r  Uoge  RstificRtiuna- 
termin.  tirosBLT  Kiodruck  der  NachrichleD  über  die  mosconilUcbe  Getabr; 
Vortrag  der  üraDdcuburgiEuliuD  ÜL-eaadl schart  über  dieselbe  bei  den  Ueoeral- 
hliinU'Ci  und  gesli'llto  Antrage.  Sympalliie  Tür  die  Siiclic  der  SouverSnitüt  in 
PrciiBScn.  Ofücielle  Notificalion  des  Ktbinger  Vertrage  | 
Seit  unserer  jüngsten  .  .  .  Relation  hat  man  albie  immer  noch 
über  Ratification  des  Elbingischen  Tractats  gedeliberiret.  Und 
obwol  Dänemark  dagegen  gearbeitet  und  der  Danziger  Abgeordneier 
eich  sehr  bemtthot  anzuweisen,  dass  der  Fttrbehalt  der  Societäten,  als 
worin  der  ganze  schwedische  KaufUandel  bestünde,  in  effectu  weg- 
nehme die  Vergleichung  oder  die  Egalisation  der  Nationen  in  Schwe- 
den, die  man  sonst  zu  grossem  Vortheil  vermeinet«  erhalten  m 
haben  '),  so  ist  doch  in  der  Generalität  nicht  darauf  reflecüret,  son- 
dern der  Schluss  ausgefallen ,  inmaassen  die  Beilage  bezeiget '). 
Holland  aber  soll  dennoch  ein  wenig  mehr  bewogen  und  sehr  im 
Zweifel  stehen,  ob's  damit  könne  vergnüget  sein,  also  dass  man 
annoch  nicht  weiss,  was  dabei  geresolviret  werden  wolle.    Ungezwei- 

'I  Sic.     Der  Inhalt  ergibt,  daes  Sept.  für  Oc(.  verschrieben  ist. 

')  Nachdem  in  dem  Elbinger  Vertrag  Schweden  and  die  Niederlande  sich 
gpgeuaeitig  zugceagel,  Ihre  resp  UaterlhaueD  io  Itezng  aar  die  Handelszölle  auf 
dvtn  FuHS  der  iiieintbegüuatlgttru  Natiuueii  zu  behaudeln  iconjuuctiseima  quaequa 
gcns  peregrinu),  so  wird  hiuzugerügt:  „quod  ei  vero  coullngat,  certas  ob  caoaiu 
et  urgente  ticcceaitale,  Dova  maiora  gravioraque  vectigalia  in  allcrine  roederati 
domiDÜa  imponenda  eeae:-taiD  eo  casu  malus  grnriuaque  a  foederato  aut  eins 
Bubdilia  non  eiigetnr,  quau  Ipai  propra  iucolae  ac  aobditi  peodunL  ijub  qua 
tamen  aequalitate  nullatenus  intelligi  debent  peculiarium  societa- 
tara  et  subditaruio  personaram  ipecialia  pririlegia." 

>)  Secrete  ResoUtien  1,  347  t. 


^aovGoOt^lc 


D«r  ElbiQger  Vertrag.     Die  Moicowiter,  75 

feit  werden  sie  so  lange  tramniren  als  sie  können,  und  weil  Schwe- 
den den  termiDum  ratificationis  (welches  vielen  Nachdenken  und  Wun- 
der gibt)  auf  vier  Monaten  haben  ausgesetzt,  so  durften  die  von 
Holland  sieb  dessen  vielleicht  ultra  primam  Suecorum  intentionem 
gebraachen  und  noch  eine  gute  Weile  zusehen,  wo  die  Hachen  ailer- 
ends  hinauswollen: 

8onst  waren  die  niuscDwitisehen  Zeitungen  bereits  auch 
alhie  guten  Theils  erschollen  und  hätten  dieselben  billig  den  GemU- 
thern  andere  Gedanken  eingeben  sollen;  es  ermangelte  aber  so  viel 
daran,  dass  der  Mehrentheil  sich  nicht  wenig  darüber  erfreuet,  wie 
sehr  auch  einige  der  Klttgsten  das  Werk  als  eine  zumal  gefährliche 
Sache  apiH-ehendiretcn ,  und  dass  also  wenig  Hoffnung  war,  dass 
solche  Leute  ad  saniora  möchten  gekommen  sein.  Wenn  wir  unser» 
Theils  aber  inmittelst  E.  Ch.  D.  gnftd.  Reempt  vom  Ib.  Sept.  erhiel- 
ten und  drans  nicht  allein  den  fHrnehmsten  insbesonder  die  Bewandt- 
niss  des  Werkes  aufs  beweglichste  förstelleten,  sondern  auch  auf  der- 
selben, wie  auch  1.  Höh.  Giittinden  es  ins  Publicum  brachren  durch 
eine  mündliche  Conferenz,  die  wir  mit  einigen  Dcputirten  aus  der 
Generalität  den  30.  Sept.  hielten,  so  veränderte  sich  das  Spiel  nicht 
wenig;  männiglich  ward  bestürtzet,  und  konnten  wir  kurz  drauf,  und 
zwam  sobald  in  allen  Collegiis  Rapport  gethan  worden,  eine  ziem- 
liche Veränderung  innerlich  und  äusserlich  rerspUren. 

Nun  war  unser  Anbringen  erstlich  auf  Complimenten  gerichtet 
und  dass  £.  Ch.  D.  prudentissimis  consiliis  es  hätten  vermeinet  dahin 
alles  Vermögens  befördert  zu  haben,  dass  durch  den  Vergleich,  wel- 
chen Schweden  mit  diesem  Staat  eingegangen,  die  Bahne  wäre  ge- 
machet worden,  mit  Polen  zu  tractiren  und  also  einen  allgemeinen 
Frieden  zwischen  allen  Tbeilen  zu  vermitteln,  womit  männiglicher 
Sicherheit  und  einem  so  grossen  Theile  der  lieben  Christenheit  die 
vorige  Ruhe  hätte  wiedergegeben  werden  mögen.  .  .  Es  wäre  aber 
anders  ausgefallen  und  schiene  der  Himmel  ihr  ein  solches  Facit  gar 
ZQ  sehr  versetzet  zu  haben,  indem  der  museowttische  Einfall  in 
Livland  eine  solche  Veränderung  den  Sachen  beigebracht,  dass  auf 
oiehls  weniger  als  auf  Friede  und  Ruhe  gedacht  werden  könnte,  und 
dass  man  vielmehr  an  allen  Theilen  der  Glinstcnwelt  grosse  und  hohe 
Ursachen  befunden,  die  Waffen  aufs  eifrigste  zur  Hand  zu  nehmen, 
den  Russen  entgegenzugehen  und  also  unitis  viribus  dran  zu  sein, 
dass  eine  solche  barbarische  Nation  in  ihrem  wUsten  Fttrhahen  zu- 
rückgehalten und  beliindert  werden  möchte,  ganz  Europam  zu  Ober- 
schwimmen.    Wir  zeigten  dabei  des  Czaren  Ambition  und  Kräfte,  die 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


IQ  1.     BraDdenbarg  nod  die  NiederUnde. 

Schwachheit  und  Division  der  uiuliefenden  Potentaten,  die  Ruine  ihrer 
Commercien  und  waB  der  muBcowitische  Abgesandt«  bei  E.  Ch.  D. 
abgeben  und  begehren  dürfen;  erfiuoheten  dahero  den  Staat  um  R«th 
und  Thaf,  bezogen  uns  auf  die  Allianz  und  hegehrlen  nach  ein  und 
andern  Discursen  1)  Vorschreiben  an  den  Czar;  2)  der  Staat  möchte 
danehst  norh  dahin  schicken;  3)  wich  alles  Fleisses  auch  bemühen, 
ilasH  Schweden  mit  Polen,  zum  wenigeten  mit  Dänemark  vereinigt 
und  dabei  allerseils  K.  Ch.  D.  Interesse  qnanto  magis  befördert  und 
gesecondiret  werden  möchte;  endlich  und  4),  dass  man  E.  Ch.  D.  zn 
den  get<tipulirlcn  Kubsidiis  verhelfen  und  damit  nicht  säumen  wollte, 
weil  der  tcrminus  debiti  mehr  als  geexistiret  und  geboren  wäre. 

Und  ist  darauf  erfolget,  wie  oben,  und  dass  Amsterdam  und  die 
andere  fUrnehniHlc  Glieder  aus  Holland  in  Eile  zu  ihren  Principalen 
gercisct,  um  sich  bei  denenselben  schleunigen  Bescheides  zu  erholen; 
und  weil  sie  heute  werden  wiederum  hie  sein,  so  werden  wir  morgen 
vernehmen,  was  ans  dem  Werke  kommen  wolle  ....  Alle  zeigen 
sie  viele  Affection  und  rufen  alle,  E.  Ch.  D.  müsse  sich  nunmehr  von 
dem  schwedischen  Lehencontract  frei  machen,  die  Zeiten  seien  dazu 
geboren,  Schweden  kilnue  und  möge  es  nicht  weigern,  und  wollten 
sie  gerne  dazu  helfen.  — 

Sonslen  haben  sie  uns  am  verwichenen  20.  Sept.  durch  den  Herrn 
Capelle  und  Beverning  die  Notification  des  Elbingischen  Schlüsse«, 
wie  andern  königlichen  Ministris,  mit  vieler  Danksagung  und  hohen 
Gegenerbietungen  gethan.  — 


Weiman  an  den  KnrfUreten.     Dat.  Haag  10.  Oct.  1656. 

II>ct'  Klnrell  der  RuBseii  in  Livlaad.  Verzögerung  der  Ratification  des  Klbioger 
Vertrags.  Unlerredung  mit  dem  Bjrgermeisler  von  AmBlcrdam  über  die  Politik 
der  Staaten  im  Norden.) 
;i.  Seiter  der  verwichenen  Woche  ist  alhie  annoch  nichts  sonder- 
liches fllrgegangen  ...  im  übrigen  tliut  man  nichts  als  deliberiren, 
woraus  denn  kein  Schluss  erfolget,  weil  aller  Augen  auf  Riga  nnd 
wie  es  damit  ablaufen  werde,  incerlis  animis  gerichtet  stehen.  •  Der 
Hrss  gegen  Schweden  ist  deromaassen  gross,  dass  sie  nur  mit  Lang- 
samkeit, Gott  gebe  nicht  zu  späte,  begreifen  können,  wie  gefährlich 
die  russische  Progressen  seind,  und  dürften  dahero  auch  noch  viele 
sein,  denen  der  Verlust  von  Riga  nicht  sehr  zu  Herzen  gebet  — 

Die  Ratification  des  Elbingischen  Tractates  dürfte  in  Hol- 
land  so  bald   noch    nicht    erfolgen,    unterm   FUrwand  des  Wortes 


A-nOO<^lC 


HolllodiBche  Inlerrention  bei  dem  Czuren,  'J'J 

cireiter  '),  der  gefährlichen  schwedischen  Societäten  und  dasB  Schwe- 
den Bclbst,  nicht  ohne  Verdacht,  vier  Monat  Zeit  genommen.  — 

Vorgestern  redeten  wir  mit  dem  Herrn  Bürgermeister  de  G  ra e  f r ') 
und  sprachen  ab,  mau  mllsste  E.  Ch.  D.  den  Brief  an  den  Czar  be- 
gehrter Maassen  geben  nnd  ein  Theil  SehifTe  nnd  die  1300  Mann 
Soldaten,  so  auf  der  Flotte  seind,  in  Prcussen  zur  As><istenz  Ver- 
liesen ...  in  Kraft  der  Allianz  und  deren  dabei  verBprochcner  Sub- 
sidien.  Und  dürfte  danebst  noch  geresolviret  werden,  dnss  mau  von 
den  dänischen  und  preussisclien  Ambassadeuren  einige  nach  Moscau, 
einige  nach  Polen  und  einige  zu  E.  Cb.  D.  abgehen  Hesse,  um  aller- 
orts die  Mediation  anzutragen  und  sowol  E.  C1i.  ü.  als  des  Staats 
iDleresse  geziemend  in  Acht  zu  haben.  Wir  unaers  Orts  ratheu  biezu 
so  viel  immer  möglich  uud  zeigen  ihnen,  dass  solches  das  sicherste 
sei,  wo  man  nur  nicht  gar  zu  lange  traisniren  wUrd;  es  niUsstc  aber 
diese  Methode  dabei  gehalten  werden,  dass  man  a  jiropioribus  anfinge, 
mit  Schweden  vollkommen  schlösse,  Dänemark  coutentirete,  E.  Ch.  U." 
alkreuds  assistirete  und  diesem  uüehst  durch  ernsthafte  Offieia  suehete, 
mit  Polen  und  Moscau  oder  mit  Polen  allein  Richtigkeit  zu  befTirdern, 
damit  man  den  Buss  wieder  zur  Raison  bringen  könnte;  nnd  wo 
solches  nicht  sein,  oder  Polen  sieb  auch  nicht  wollte  zum  Frieden 
lenken  lasseu,  so  mUsste  man  conjunctis  viribus  gegen  beide  sein 
bestes  tbun,  weilu  dem  Staat  und  Dänemark  so  wenig  als  Schweden 
uod  E.  Ch.  D.  diencji  würde,  dass  Polen  oder  der  Museowit  Meister 
»erden  sollte.  — 


Weimao  au  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  13.  Oct.  1656. 

|Üi«  ADgeWgenbeil  des  Schreibens  an  den  Czaren.  Rückberurung  der  Flutte 
im  der  Ostsee;  die  Beatiiiimung  der  lioUäiidiecheii  Truppen;  wol  im  uussersten 
Nnihfall  gegen  den  Moscowiter  za  verwenden.  HulIEiudische  Begithrliclikeil 
nach  Pillau.| 
Seit  dem  leisten  lierivht  vom  10.  Ort.  h;it  Weim;ni  ein  Memoire  atij^ 
die  Genera Utaateu  gerichtet,  woriu  er  auf  eineu  baldigeu  Beschluss  iii  der 
Augelegeubeic  der  Staatiäcbcn  latcrvcntioii  bei  ücui  Czareii  dringt. 

Die  meisten  Provinzen  waren  ziemlicb  zufrieden  uud  befahlen 
aUfortens   den  muscowitiseheo  Brief  zu  entwerfen;  und  war  weiter 

'I  lu  dem  Blbinger  Vertrag  verpflichten  eich  die  beiden  Paciacenten,  in 
ibrem  Herrschaftsbereich  die  Zölle  einzurichten  „ad  parem  cireiter  modum 
«I  taxam,  atqne  tnm  temporis  canBlilulH  vecligalia  rnernnt."  Vgl.  die  Er- 
ör(«rDn;en  über  discen  Punkt  und  über  die  schwedischen  HandelBBOcietalen  in 
ä«crete  Besolutien  1.  350r.    Aitzema  III.  1283  f. 

1  Bürge rmeitter  von  ÄmBtcrdam, 


^düvGoot^lc 


7g  I.    Brnndenburg  nod  die  Niederlande. 

nichts  schliesslicliea  geresolviret,  weil  Holland  da«  Übrige  ad  referen 
dum  annahm. 

Nachgehend  ward  in  Holland  eifrig  gedeliberiret '),  was  man 
ferner  thun  sollte,  and  Ternehmen  wir,  dase  Amsterdam  alles  Dir 
E.  Gh.  D.  gethan  und  gerathen;  andere  aber  im  Gegentheil  es  dafür 
gehalten,  man  sollte  stille  stehen,  sich  zu  nichts  auslassen,  auf  Riga 
sehen  und  kllnftig  resolvirenj  präpariren  könnte  man  alles,  aber 
schliessen  sollte  man  nichts;  die  Zeit  wUrd  ihr  Interesse  noch  reifer 
machen  . . .  Und  ist's  endlich,  wie  viel  auch  wir  dagegen  gtihan, 
dabei  verblieben. 

Der  GrirGer  hat  dos  Concept  eines  Briefs  an  den  CsareD  eutworfeö. 
Hullaiid  wird  erst  ktiortigeii  Montag  erbläreii,  ob  es  mit  demsetbea  eiorei- 
Ktitudeu  i^t '). 

An  die  Flotte  ist  nunmehr  Ordre  ertheilet,  dass  alle  Schiffe 
zurückkommen  sollen;  und  ob  sie  wol  niciit  beschlossen,  dass  die 
■  darauf  befindliche  1300  Mann  E.  Ch.  D.  sollten  gegeben  werden  . . . 
so  hat  unser  Memoriale  doch  noch  so  viel  gewirket,  dass  sie  nicIit 
absolute  nn  die  Stadt  Danzig  und  zu  derselben  Dienet  gegeben  wer- 
den, wie  die  Holländer  anfänglich  gewollt,  sondern  dass  geresolviret 
worden  ist,  man  solle  sie  zu  Danzig  nur  lassen  landen  und  näherer 
Ordre  erwarten;  wobei  denn  Holland  mit  hohen  Contestationen  be- 
tbeuret,  sie  wollten  sie  blösslich  und  allein  zu  E.  Oh.  D.  Dienst  da- 
selbst sein  lassen;  so  lang  Sie  aber  nicht  von  dem  Muscowiter  wirk- 
lich angegrifFen  würden,  so  verhotfeten  sie,  würden  sie  E.  Cb.  D. 
auch  nicht  begehren,  in  Betracht  dass  ilinen  gar  zu  grosser  Nach- 
fheil  daraus  erwachsen  könnte,  wenn  sie  ohne  Noth  eine  solche  Ka- 
tion irritiren  und  Ursache  geben  möchten,  dass  der  Czar  auf  ihrer 
Kanfleute  Güter,  welche  viel  Millionen  betrügen,  die  Hände  schlüge. 
Wttrd  aber  E.  Oh.  D.  in  offenbare  Nofh  kommen,  so  wollten  sie 
noch  Muscowiter,  noch  nichls  ansehen,  sondern  sie  jedesmal  unge- 
scheut  zu  E,  Ch.  D.  Dienste  gehen  lassen. 

Was  nun  weiter  hieraus  erfolgen  wird,  und  ob's  oieht  Holland 
dahin  nimmt,  dass  sie  vermeinen,  E.  Ch.  D.  werde  ihnen  selbst  end- 
lich die  Pillau  antragen  (worauf  heimlieh  ihr  ganzes  Absehen  ge- 
richtet ist),  wenn  E.  Ch.  D.  nur  in  mehrer  Noth  sein  würden,  und 
üb  man  nicht  auch  darum  die  clevischen  Stände  ein  wenig  an  sich 
gezogen  hat;  solches  mag  die  Zeit  lehren.  Gewisslich  reden  ein  und 
andere  immer  von  Versicherung  der  Pillau,    ob   sie  auch  E.  Ch.  0- 

')  Vgl.  Secrete  Kesolutieu  I.  354  ff. 
')  Vgl.  ürk.  n.  Actensl.  Ui.  99. 


yGoot^lc 


KatificatioD  des  Elbioger  VprtrBgB  fpreogerl.    Holl.  Trnppcn  in  Danzig.    79 

fügsam  wBnl  bewahren  künnen?  warum  nicht  der  Staat  ein  Tlieil 
Guarnisoo's  (Irin  haben  sollte?  Und  hat  Holland  mit  den  clerisclien 
Deputirten  hoch  hinaus  gewollt  .  .  .  inmaassen  wir  kltaflig  uutertb. 
berichten  werden ').  — 

Weknaii  an  den  KnrfUrsteii.     Dat.  Haag  17.  Ort.  1656. 

IFiaoB  SlimmDDg  \a  Hollaoit;  immer  kommt  es  ihoeii  nur  auf  PMIau  an.  h's 
gilt  zu  temporisireD.  Omschlag  der  StiniDiung  in  nolland  au  Uuguustrn  Sclino- 
ileos  in  den  I«tztea  Wocben;  Verzögerung  der  RstifiraÜoD  des  Elbinger  Vfrlragg.] 

Bulland  nach  wie  ror  irre.'^olut  uud  schwankend  —  17.  Oct. 

nnd  gleichwie  der  Kaufhandel  ihr  Auge  ist,  so  seind  sie  bei  denen, 
die  die  Hafen,  die  meiste  Macht  haben-,  endlich  sehen  sie  wqI  zurdcke, 
aber  zu  späte,  ohne  Elfect,  und  wenn  sie  viel  thun,  so  haben  sie 
Mitleiden.  Auf  wirkliche  Hilfe  wird  man  sobwcrlich  sehen  können, 
weil  sie  selten  zu  etwas  resolviren,  ehe  das  GIflck  Partei  genommen; 
und  wird  also  hie  nur  dieses  mit  Uiclierhcit  gethan  werden  künnen, 
dasB  mau  Feindschaft  und  Uebel  verbätet.  Gewiss  werden  sie  nimmer 
ohne  Herzleid  ansehen,  dass  die  Pillau  in  andere  Hände  komnten 
sollte;  und  bin  ich  wol  versichert,  dass  sie  sieb  einbilden,  wo  die 
tiachen  nnglUcklioh  abliefen,  dass  alsdann  E.  Cb.  Ü.  am  fertig»ten 
sein  würden,  ihr  Garnison  darin  zu  nehmen.  Darauf  lauern  die 
13U0  Mann  zu  Üanzig,  darauf  seind  endlich-ihre  stete  Hinceratioue» 
gegründet,  dass  sie  E.  Gh.  D.  nicht  wollen  oder  können  lassen  ver- 
loren gehen;  darauf  sclilftgta  endlich,  dass  sie  immer  rufen,  man 
müsse  C.  Ch.  D.  quantovis  pretio  von  Schweden  abziehen  und  also 
vel  invitum  salviren.  Ich  hoffe  zu  Gott,  E.  Ch.  Ü.  werden  es  auf 
solche  Maasse  nicht  nötbig  haben.  — 

Wir  lassen  das  Werk  nicht  gar  zwischen  ihnen  und  E.  Ch.  D. 
unversöhulich  werden,  sondern  zwischen  beiden  sein,  weilu  wir  doch 
ein  anderes  nicht  können;  Kuptur  wird  vermieden  und  die  Verbünd- 
nisB  so  gestellet,  dass  man  ins  kOnftig  thun  kann  was  man  will,  und 
da  ein  hohes  UnglQck,  welches  Gott  verhüte,  Jnmittels  zum  Spiele 
i'chlllge,  80  wäre  es  noch  etwas,  auch  eine  bescbwerlielie  Kctraite  zu 
haben;  mit  ihrer  Macht  wird  maus  immer  weiter  bringen,  wenn 
man  täglich  mehr  und  mehr  siebet,  dass  sie  Schweden  nimmer  trauen. 
Wie  nealich  zu  Elbingen  gesehlöfisen  ward,  da  war  männiglicb  frohe ; 
dass  solches  aber  nicht  aus  Liebe,  sondern  nur  aus  Furcht  gewesen, 
erhellet,  da  Moscau  brach,  Polen  wieder  auf  die  Beine  kam,  dass  sie 
in  selbem  Augenblick  angefangen  die  Ratification  zu  difücultiren. 


')  Vgl.  Utk.  n.  ActBDBl.  V.  7ij2ff. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


gO  I.     BrsDdenbnrg  ond  di«  Niederlande. 

Weiraan  an  0.  v.  Schwerin.     Dat.  Haag  10.  Nov.  1656. 
(Aus  Weiman's  Tagebüchern.) 
IKrbiütrung  Wuimaij'B  iibei  das  huulimüthige  Verhalten  ScIiwedcDB  gegen  Bran- 
di'nlmrg;   es  euclit  überall  den  Kurfürsten   iu  «weite  Reihe  la  dringen.     Man 
mnss  sich  kräftig  wehren.     Weiraan  arbeitet  daran,  Holland  um  so  sicherer  z\x 
gewinnen    und    bei    Brandenburg    festzu halten.      Gratulation    zur   Verbeiralhung. 
Bitte  für  die  Residenten  in  Frankreich  und   England  zu  Borgen.) 
'•'■  Dass  die  Herren  Schwellen  sicli  so  ungerne  anfügen,  und  sich  so 

leichtlich  .  .  .  ')  seind  Sachen,  die  ein  gutes  Auge  zuvoren  einiger- 
inaassen  sehen  künnen.  Weiss  Gott,  wir  habens  befllrclitel!  Bestän- 
digkeit wür  uns  nötliig  und  ein  Herze,  das  dagegen  niurrete,  und 
gegen  gute  Worte  also  auf  allen  Fall  in  seinem  FürnehmeD  genug- 
sam gebartet  war!  FUr  Gewalt  ist  nun  keine  Kotb.  Wie,  der  den 
Russ  und  Polen  zum  ütfentlidien ,  den  Kaiser  und  Dänemark  zum 
beimlicben  Feinden,  und  im  Rest  nur  zweifelhafte  Freunde,  dem  es 
an  alles  ermangelt,  der  sollte  also  seine  rechte  Hand,  ein  Tbeil  seines 
Lebens  abscimeiden?  Unmöglich  ist's  zu  gedenken,  unmöglich  ist's 
zu  glauben,  und  ist  wol  nichts  anders,  als  S.  Cb.  D.  auf  die  Probe 
zu  setzen  und  zu  sehen,  obs  noch  einigerniaassen  thunlich,  einen 
solchen  Potentaten  allerends  an  den  Ketten  zu  halten!  Dieses  ist 
vom  Anfang  ihr  Abschen  gewesen,  darnach  haben  sie  ihr  Thun  und 
Contracten  gerichtet,  und  sehen  wirs  von  guter  Zeit  bereits  in  die- 
sem Staat,  Frankreich,  Engeland  und  anderen  Oertern,  wie  sie 
allerend  den  Grossen  gemacht  und  S.  Ch.  D.  als  ein  consectaneum 
quid  abgebildet;  wie  sie  ihre  Macht  und  Muth  herausgestrichen,  und 
ä.  Ch.  D.  für  ein  suhjcctum  misericordiae  und  welchen  sie  aus  Mit- 
leiden sehützeteu,  förgestellet.  Frankreich  ehret  nichts  denn  Schwe- 
den, und  was  sie  uns  g(>nnen,  ist,  dass  wir  schwedische  Knechte  sein 
mögen.  In  Engeland  haben  sie  S.  Ch.  D.  in  keinen  Briefen,  keinen 
Tractaten  aufs  wenigste  herftirgezogen,  sondern  an  allen  Oertern  ge- 
trachtet, Sr.  Ch.  D.  Glanz  und  Macht  in  obseuro  zu  halten.  Dieses 
saget  Herr  Wiequefort.  Dieses  saget  Herr  Schlezer,  und  wir 
könnens  alhic  genugsam  bezeugen.  Wird  etwas  verloren,  so  hats 
Brandenburg  getlian ,  gewonnen ,  Schweden.  Summa :  sie  suchen 
nichts  ftlr  S.  Ch.  D.,  als  dass  Sie  die  Ehre  mögen  haben,  nun  und 
zu  ewigen  Zeiten  den  Schweif  zu  tragen,  und  solches  gegen  so  grosse 
Wohlthaten  und  getbane  hohe  Gelübde! 

Sollten  dann  S.  Cb.  D.  damit  zufrieden  sein,  ein  Herr,  der  zwar 
gütig  und  friedsam,  aber  in  aller  Welt  billig  den  Namen  führet,  dass 

')  Lücke  in  der  Abschrift. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Krilik  der  «cliwpdischeii  Polilik  gpg^iiiiber  Hrninlenlinrp.  gj 

er  genereus  und  Ober  allen  Zwang  der  Dienatbarkeit  Reie?  Keint 
Sie  mOssen  sich  retten!  Gott  und  die  Zeit  zeigen  die  offene  Wegen 
dazu.  Wird  sieb  Schweden  kenoei),  »o  wird  ef  ein  solches  nicht  <Iis- 
putiereoi  wo  anders,  eo  ists  Zeit,  zurück  zu  Beben,  sieb  seiherzuzei- 
gen, und  lieber  mit  Milbe  durcbzuhrechen,  als  mit  Hchandc  zu  die- 
nen. Zwam  wird  solches  hart  sein,  und  da  mich  selltst  vor  grauet, 
weilen  icb  immer  dabei  bleibe ,  Sie  können  allein  nicht  rcrloren 
gehen.  Aus  ihrer  Corruption  an  einer  komme  eine  so  grosse  Ge- 
neration (?)  an  der  anderen  Seite,  dass  S.  Ch.  D.  nicht  ausser  Gefahr 
bleiben,  zugcscbweigen  Ton  dem  proteetantiscben  Wesen,  und  dass 
Sie  dessen  Wohlfahrt  nicht  versichert  sein  können.  Was  icb  aber  an 
der  anderen  Seiten  auch  gedenke,  wie  schwer  das  schwedische  Joch 
und  wie  bitter  es  ist,  fUr  so  hohe  Guttbaten  einen  so  liederlichen 
Lohn,  für  eine  so  milde  Darreichung  Bluts  und  Guts  nur  eine  rer- 
gBldete  Dienstkette ,  das  ist  nesnm  illum  vasallagii  Suevici  mit  so 
rielcn  heimlichen  und  gel^hrlichen  Stricken,  da  die  Pacta  voll  von 
nein,  zu  empfangen,  womit  sie  doch  nichts  anders  auch  noch  filrlia- 
l>en,  als  endlich  und  mit  der  Zeit  Buevica  fide  dictielbe  aufzulösen, 
und  S.  Ch.  D.  herauszuwerfen.  Ist  es  primum  et  ultimum  in  eorum 
inlentione,  in  Preussen  Meister  zu  sein,  so  dlinket  uns,  man  müsse 
Müth  tehöpfen,  sich  selbst  auf  solchen  Fall  helfen  und  gedenken,  es 
seie  besser  als  ein  Löwe  zu  sterben,  als  einem  Schaaf  gleich  aufge- 
gcBsen  werden!  Gott  wirds  versehen,  und  alle  Welt  uns  die  Hand 
gerne  bieten,  als  männtglich  bereits  anfanget,  Schweden  als  den  uq- 
dankbarsten  Haufen,  von  deeswegen,  dass  es  Sr.  Oh.  D.  billiges  Suchen 
nicht  nur  in  Bedenken  nimmt,  üffenthch  zu  condemnieren  und  gleicb- 
Baui  zu  verfluchen.  Engcland  selbst  wirds  ihnen  nicht  zu  gut  halten, 
und  was  diesen  Staat  betrifft,  dem  würde  es  eine  Freude  sein, 
S.  Ch,  D.  von  Schweden  abreissen  zu  helfen.  Das  ist  ihr  erstes, 
das  ist  ihr  letztes,  da  treiben  sie  nun  so  lange  Zeit  noch  auf,  und 
weilen  wir  dazu  nicht  gewollt,  so  ist  uns  auch  daraus  alle  die  hollüu- 
diitphe  Kalisinnigkeit  gegen  S,  Ch.  D,  verursachet  worden. 

Nun  icb  wills  nicht  hoffen,  sondern  dass  der  König  sich  beden- 
ken werde,  welehes  ich  zu  Gott  wünsche.  Nachdem  wir  aber  be- 
dachtet, wie  undankbar,  wie  wunderlich  sich  der  grosse  Minister 
heretts  bezeiget,  und  dass  man  in  solchem  Zustande  sich  auch  aufs 
itgt\6  in  eventum  bereiten  und  fertig  machen  muss,  so  richten  wir 
uns  schon  einigermaassen  darnach  bei  allen  Sachen.  Wir  zeigens 
dem  Herren  Appclbaum'),  doch  von  weitem,  und  dass  crs  nur 
')  Seh« edit eher  ReaideDt  im  Haag. 

MUer.  u  Ottch.  .1.   Or.   KnrfUnMn.    VU.  6 


^düvGoot^lc 


g2  I'    BrnodeDbnrg  und  die  Niederlande. 

fBhIet.  Hit  der  RatificatioD  wii-d  man  ihn  nicht  überreden.  Die 
Excursiones  der  Soldatesca  zu  Danzig  ')  zu  verbieten  gehet  gar  lang- 
sam, und  haben  wirB  bei  Holland  tni  geheim  so  weit  gebracht,  dass 
morgen  die  Schwedische  Sachen  in  eine  heimliche  Conferenz  bracht 
und  das  Werk  dahin  gedirigiert  werden  solle,  dase  mau  resolrieren 
mßge  den  Ambassadeuren  zu  befehlen,  daes  aie  mit  ehestem  und 
ohne  Verzug  eich  zu  Sr.  Ch.  D.  erheben  und  dieselbe  zwarn  dahin 
sollen  suchen  zu  bewegen,  dass  Sie  des  Staats  Intention  mit  Kräftig- 
keit  und  ohne  Einseitigkeit  wollen  helfen  seeondferen ,  dabei  aber 
S.  Ch.  D,  nicht  allein  dieses  Staats  guter  Affection  und  guten  Ver- 
standes versicheren,  sondern  Garantie  und  Hcbadeloshaltung  contra 
quoscunque  zugleich  und  aufs  kräftigste  anbieten.  Diesem  nächst 
sollten  aie  zwischen  Schweden  und  Polen  die  Mediation  deromaassen 
zu  Hand  nehmen,  dass  quocunque  modo  entweder  ein  Friede  getroffen, 
oder  dem  unwilligen  Theile  genugsam  angedeutet  werden  solle,  dass 
sie  nebst  ihren  Freunden  die  Waffen  dagegen  zur  Hand  nehmen 
wollten.  Polen  müsse  an  Schweden  die  alten  Praeteusioues  cediren! 
Schweden  Preusaen  quanto  magis  wieder  einräumen  an  Polen.  S.  Ch.  D. 
müssen  in  Ihrer  Freiheit  bleiben,  und  dann  man  dieses  alles  mit  erstem, 
und  weilen  alles  noch  in  crisi  und  der  terniinus  ratificationis  noch 
nicht  da  ist,  zur  Hand  nehmen  mtlsste! 

Von  der  Pitlau  und  der  Anleihe  hab  ich  auch  gleichfalls  Anre- 
gunge  getbau  und  finde  ziemliche  Inclination  dazu.  Sie  werden  aber 
auf  die  Conditiones  geben,  die  fllrm  Jahr  entworfen  waren'),  und 
wdnscbete  ich  dabero,  desswegen  Sr.  Ch.  D,  Intention  zu  wissen. 
Wir  werden  dieses  Werk  auch  immer  weiter  befolgen,  und  es  auf 
alle  eventus  suchen  zu  schicken,  wird  man  mit  Schweden  einig,  dass 
wir  uns  nicht  vertiefen,  wo  nicht,  dass  mau  sich  dessen  gebrauchen 
kt}nue,  und  dass  inmittelst  und  so  lange  das  Werk  zwischen  beiden 
ist,  Schweden  es  dennoch  auch  merken  und  sich  darnach  achten 
möge.  Ihre  Hoheit  thut  Ihr  bestes  auch  wol  getreulieh  dabei  '). 
Viele  Stunden  bringen  wir  mit  bekümmerlichen  Deliberatieu  von  Tage 
zu  Tage  zu,  und  werd  ich  nicht  nachlassen  vom  Sucres  immerfort 
umständig  zu  berichten.  Holland  kommt  den  22.  ein,  und  werd  ich 
inmittelst  vielleicht  noch  einmal  nach  Amsterdam  und  den  anderen 


')  Die  1300  M,  niederlaDdiechp  Truppen   in   T*an7.\g;    vgl.  oben   p.  7ö   nnd 
Aitzema  KI.  12^  ff. 

')  Vgl.  die  Instruclion  Toro  31.  Aug.  n;55,  oben  p.  7ff. 

')  Die  verniltwtite  PrincesBin    Aoalie    von  Uranien,  die  Schniegermulter  . 
.des  KnrfiirBlen. 


^düvGoot^lc 


On(e  Stimmung-  Tür  Brandenburg  io  den  Nioderlnnilen.  g3 

Hauptstftdten  gehen.  Jedoch  werde  ich  der  vorhandenen  Poet  noch 
abwarten  und  werd  im  Übrigen  nur  dieses  beifügen,  dass  wir  Ew.  Gn. 
alle  mit  einander  von  Herzen  GlUck  und  Segen  wilnscheo  zu  der 
Tollzogenen  Ehe  '). 

Aus  Engeland  und  Frankreich  ist  faat  nicltts  gekommen,  und 
passieret  sonst  auch  nichts  sonderliches. 

P.  S.  Ista  möglich,  so  bedenken  Ew.  Gn.  Herrn  Wicquefort  und 
HeiTD  Schlezer.  Wir  haben  uns  über  viele  gute  Dingeu  bespro- 
chen, also  dass  ein  jeder  an  seinem  Orte  es  wol  verdienen  wird. 
Und  da  man  mit  Schweden  nicht  fortkönnte,  so  würde  es  aufs  liöciiKle 
nöthig  sein,  zu  London  nnd  zu  Paris  zu  agieren  und  Hr.  Cb.  D.  Ge- 
rechtigkeit und  Gelegenheit  fdrzustellen. 

Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  21.  Nov.  1656. 

(Nene  InMnictioD  für  die  niedcrläadiecheD  Gesandten  In'Preusat^n.  Rolländ'rsch« 
RBtbschläge  iD  BeEiehoog  aaf  das  Verhalten  zu  Schweden  j  die  fjonverainiiüt 
mosa  dem  Rnrfürslen  in  den  Schooss  Tallen;  Ft^staDgeo  anlegen  und  mil  den 
Sländeo  verhandeln.  Der  Kurfürst  hat  die  , .Balance''.  Auch  in  den  clevischen 
Landen  wird  für  mililSriBche  Befestigung  der  Macht  gesorgt.  Omchl  über  die 
Pläne  des  Pfalzgrafen  von  Neubnrg ) 

Die  Generalität  hat  jetzt  (18,  Nov.)  für  ihre  Gesandten  in  Freus^enSI.  No\ 
eioe  bestimmte  InBtruction  zur  Vcrmittelung  zwischen  Polen  nnd  Schweden 
beschlossen;  zugleich  — 

sollen  einer  oder  einige  von  den  Ambassadeurs  sich  alsofort  zu 
E.  Cb.  D.  erheben,  dieselbe  des  Staats  guter  Affection  versichern  und 
demnach  in  Vertrauen  von  obiger  des  Staats  Intention  berichten  und 
E.  Cb.  D.  also  suchen  dahin  zu  bewegen,  dass  Sie  sich  hierunter  mit 
'dem  Staat  conformiren  und  bei  Schweden  kräftig  coopcrieren  woll- 
ten, damit  es  mit  obgemelten  Condilionen  möchte  zufrieden  sein;  da- 
gegen sollten  sie  bei  Polen  es  suchen  dahin  zu  vermitteln,  dass 
E.  Ch.  D.  damit  gänzlich  möchte  gereconciliiret  werden.  — 

Holland  fängt  sehr  an  zurückzudenken;  erbieten  sich  su  vielen 
hoben  Dingen,  wo  E.  Ch.  D.  nur  sieb  hierunter  etwas  mit  ihnen 
fUgen  wollten;  männiglich  wünschet's  auch,  und  rufen  die  Confidenten, 
damit  wUrd  nicht  allein  die  vorige  gute  Freundschall  und  Alliance 
gerestituiret,  sondern  auch  E.  Ch.  D.  in  Ihre  eigene  Sicherheit  ge- 
setzet werden;  sie  könnten  doch  endlich  auf  Schweden  nicht  trauen; 
was  flie  jetzt  nicht  nähmen,  besässen  sie  doch  bereits  in  ihrer  Seele; 
des  Königs  Begierde  würd,  wie  sein  Muth,  ohne  Ende  sein;  wo  mau 
denselben  nicht  auf  seine  Maasse  bringen  würd,  auch  gegen  seinen 

•)  Vgl.  T.  Orlich  1.247. 

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DqitzedüvGoOt^lc 


g4  I-    Bramli'iiburg  nnil  die  Nivd^rliinde. 

Dank,  so  wOrd  er  nimmer  ruhen  oder  rulien  lassen ;  ein  Fussbreit  in 
Preua»en  wUrd  ihnen  Aclion  genug  geben,  das  ganze  endlieh  zu 
suchen  etc.  .  .  .  und  möchten  dahero  E.  Ch.  D.  sich  wo]  fUr!<eheu  und 
dem  schwedischen  Glück  hinfilro  so  sehr  liwrch  'i'raetaten  seine 
Maasse  helfen  geben,  als  Sie  l'rsache  gehabt,  deroselben  Unglück 
durch  die  bisherige  Conjunctian  zu  massigen.  Zwar  möchten  E,  Ch.  D. 
sie  nicht  so  gar  ex  abrupto  verlassen;  rietmehr  hätten  Sie  Ursache, 
sich  allmälig  von  ihnen  mit  gutem  Willen  freizumachen,  um  damit 
ein  Fundament  zu  gewinnen,  worauf  man  heniach  bei  den  Ilaupt- 
und  gemeinen  Traetaten  von  beiden  Thcilcn  eine  absolute  Freiheit 
erhalten  könnte.  Wenns  aber  endlich  zu  einer  Handlung  ei-nstlich  ge- 
rathen  wUrd,  so  niUssten  £.  Cli.  D.  aufwachen  und  zwar  zusehen, 
dass  sie  ausser  Ruine  blieben,  aber  auch  keine  Occasion  in  Handel) 
behielten,  Ihre  Länder  und  die  gemeine  Ruhe,  so  oft  es  ihnen  beliebte, 
in  Gefahr  und  Verderb  zu  setzen.  Und  wUrd  solches  nunmehr  gnug- 
sam  in  E.  Cli.  D.  Händen  und  Macht,  also  dass  Sie  und  der  Staat 
es  nach  Gefallen  schier  würden  setzen  können,  bestehen;  es  würden 
E,  Ch.  D.  dabei  auch  Ihre  Rechnung  wol  finden  können;  was  l'olen 
Schweden,  diese  jenen  nicht  gönnen,  solches  würd  E.  Ch,  D.  per  sc 
gleichsam  zufallen,  und  blieben  also  E.  Ch.  D.  in  Ihrem  Preussen  und 
jetzigem  Staate  ohne  Contradiction  wol  Souverain;  keiner  wtlrd  es 
sehr  dispntiren,  weil  es  keiner  fast  bekommen  könnte.  Und  mUssten 
E.  Ch.  D.  bei  diesen  Zeiten  mit  Citadellcn  und  Festungen  auzutegeu 
und  sonst  mit  dcro  Ständen  zu  tractiren  deromaassen  fortgehen,  dass 
Sie  hinfUro  besser  bestehen  könnten.  Dem  Staat  wUrd  nichts  liebers 
sein;  denn  unter  allen  könnten  sie  und  Dänemark  niemand  mit 
Sicherheit  Ansehen  und  die  Balance  in  denen  Ländern  besser  gönnen 
als  E.  Ch.  D.,  als  von  welcher  sie  sich  keines  Argen  zu  versehen, 
sondern  vielmehr  alles  Liebes  und  Gutes.  Wtlnschen  also  fast  alle 
miteinander,  E.  Ch.  D.  möchten  nunmehr  ein  gutes  sorgfältiges  Aug 
in  der  Sache  halten,  und  weil  Ihr  paene  fataliter  von  allen  Oerlern 
die  Balance  und  das  Spiel  glücklich  in  die  Hände  fiele,  so  möchten 
Sie  klüglich  damit  umgehen  und  das  Spiel  bo  lange  in  Ihrer  Gewalt 
halten,  bis  Sie  Ihr  Ziel  erhalten  haben  würden. 

Wir  unsers  Theils  .  .  .  richten  alles  dahin ,  dass  E.  Ob.  D.  alle- 
zeit die  Wahl  in  Händen  halten  mOge,  wo  es  diesen  Leuten  ein  Ernst 
und  es  E.  Ch,  D.  Gelegenheit  sein  wird,  mit  dem  Staat  anzuspannen, 
wo  nicht,  dennoch  die  Herren  Sehweden  und  Polen  ein  wenig  damit 
en  cervelle  zu  halten,  —  Dürfte  nun  das  Werk  endlich  dahin  gedei- 
hen,  dass  wir  dieses  Orts  Öffentlich  mtichteu  sagen,   dass  die  vorige 

i:q,t7r.d   .t^iOOt^lC 


Holland  üb«r  die  preqps.  Souveraiuilät.    Cluve  ond  der  Nenbni^er.      gg 

Lehnscontracten  und  Participation  aufgehoben  wäre,  Bolchen  Falle 
könnte  man  auf  eine  andere  Maasee  sprechen  und  fragen,  ob  sie  die 
Alliance  hatten  wollten  oder  nicht.  Sonderlich  da  man  inmittelst  im 
Lande  zu  Cleve  mit  der  Besetzung  zu  Calcar  wUrd  können  fertig 
werden,  womit  denn  nicht  allein  8.  f.  Gn.  Prinz  MauritB  zu  Cleve, 
sondern  wir  auch  dieses  Orts  iieisgig  beschäftigt  sein.  Wir  lassen 
die  Cond^ische  Gefliehter  immer  Statt  greifen  und  habeuB  bei  I.  Höh. 
dahin  gerichtet,  das»  uns  aus  dem  Oranischcn  Magazin  12  Stitck 
CanoD  sollen  geliehen  werden;  Prinz  Manrits  lasset  die  seinigen 
auch  hinauf  kommen,  und  verholTen  wir's  dahin  bald  befördert  zu 
sehen,  dass  E.  Ch.  D.  damit  in  kurzem  einen  festen  Fusb  im  Clevi- 
schen  (da  Sie  Bonst  bishero  gar  zu  sehr  auf  dem  Sprunge  geBtanden) 
haben  sollen.  — 

Der  Ambassadeur  Borecl  schrieb  aus  Paris,  der  Herr  Pfalzgraf 
von  Neuburg  hätte  vom  Kaiser  Sententiam  auf  400,000  Rth.  zu  Er- 
stattung des  a.  1651  gelittenen  Kriegsschadens  erhalten,  und  würden 
S.  f.  D.  nehst  dem  Prinz  von  Condö  mit  10,000  Mann  ins  Clevische  . 
gehen,  bis  erwähnte  Summe  wllrd  entrichtet  sein  ').  Wir  künnen 
aber  unsere  unth.  Orts  wenig  Grunde  davon  sehen. 


Weiman  au  den  Kurftlrsten.     Dat.  Haag  24.  Nov.  1656. 

(Aus  H'illaDd,  FranLreich.  England.  Diu  clevischen  Slande  und  die  Rüstangen 
im  Laad.  Diverse  Nacfarichten  über  die  SouferainitätaTerbaDdluDgeti.] 
Seiter  unsere  letzten  ist  hie  wenig  fUrgelaufen  ...  Holland  ist  24.  Not 
gestern  noch  nicht  gar  complet  gewesen.  Den  dänischen  Tractat 
von  Guarantie')  wird  man,  inmaassen  er  wenig  auf  sich  hat,  wol 
bald  ratifieiren;  mit  dem  Elbingisehen  aber  sich  nicht  tibereilen, 
weil  man  sich  einbildet,  Schweden  wUrd  damit  auch  noch  immer  ge- 
mortificiret,  um  desto  ehender  zum  Frieden  zu  lenken  .  .  . 

Aus  Frankreich  ist  wenig  eingekommen  und  meldeten  etliche 
nur  ,  .  .  dasB  zwischen  Frankreich  und  Spanien  alle  Friedenshoffnung 
gänzlich  zerschlagen,  dabero  bei  dem  Hofe  auf  nichts  als  auf  Präpa- 
ration zum  Kriege  gedacht  würde. 

England  thut  desgleichen  und  dUrfle  der  Protector  an  Schwe-  . 
den,  Dänemark  und  diesen  Staat  Gesandte  abkommen  lassen;  wobei 

')  Die  gleiche  Nachricht  auch  von  anderer  Seile  Urk.  und  Actenst.  V. 
l'O.  U7Ü;  wo  überhaupt  das  Nähere  Ear  Urlnuterung  dieser  Verhaltaiaae. 

*]  Garantie  vertrag  mit  Dänemark  nnd  England  über  den  Elbinger  Vertrag 
Uli!  SuhwcJeu;  vgl   Socrcte  Itesolulieo  1.  31!). 


^düvGoot^lc 


gg  I.    BrBDdenburg  und  die  NtederlHQde. 

denn  zu  wUnsclieD,  dass  £.  Ch.  D.  auch  nicht  vergeBBeu  wDrd ;  dahero, 
dass  E.  Ch.  D.  Envoyi  Schlezer  wieder  zur  Stelle  wäre,  um  auf 
alles  gute  Acht  zu  haben. 

Von  den  cle  vi  sehen  Ständen  vemehmen  wir  alhie  nichts 
mehr,  als  ilasK  ihr  rermeinter  Agent  zuweilen  noch  um  Kesolulion 
auf  ihr  jüngstes  Suchen  anhält  Es  wird  aber  nicht  darnach  umge- 
sehen, weil  man  cia  ander  Aug  als  vor  diesem  in  den  preuseischen 
iSachen  auf  E.  Ch.  D.  gerichtet  hat.  Und  wird  dieser  Mann  darüber 
zuweilen  gar  ungeduldig.  Heute  gehen  20  StUck  Canon  nach  dem 
Lande  zu  Cleve,  welche  uns  theils  I.  Hob.  aus  dem  oranischen  Ma- 
gazin geliehen,  theils  Printz  Mauritzen  zukommen,  um  einigen  Ort 
im  Clevischen  damit  zu  versehen.  Und  geben  unsere  Gedanken  bloss 
daliin,  wie  E.  Ch.  D.  einen  festen  Fuss  im  Lande  zu  Cleve  setzen 
mögen  gegen  alle  Zufölle. 

Im  Übrigen  verlanget  uns  von  ganzer  Seelen  zu  vernehmen,  ob 
Schweden  auch  endlieh  es  gut  mit  E,  Ch.  D.  meine  und  den  nahem 
Tractat  zum  wirklichen  Schluss  werd  kommen  lassen  .  .  .  Der  Resi- 
dent Apfelbaum  kam  die  nähern  Tage  zu  uns  und  sagete  mit  vie- 
lem Frohlocken,  sein  König  hätte  ihm  mit  eigener  Hand  geschrieben, 
in  gelbem  Augenblicke  hätte  er  geresolviret,  wegen  der  Souverainetät 
und  sonst  E.  Gh.  D.  gänzliche  Batisfaction  zu  geben.  Es  laufen  hie 
sonst  auch  andere  Zeitungen,  die  unter  der  Hand  gespargiret  und 
ausgegeben  werden,  dass  sie  aus  E.  Ch.  U.  Cabinot  herkommen, 
die  da  viel  in  sich  haben.  Ob  ihm  nun  so  ist,  das  weiss  ich  nicht; 
möchten  aber  wol  wQaschen,  dass  sie  etwas  sparsamer  an  Fremde, 
die  zuweilen  etwas  zur  Unzeit  und  da  es  gar  ungleiche  Effecten  thut, 
debitiren,  gecommuniciret  würden. 


Weimau  an  den  Kiu'fllrsten.    Dat.  Haag  5.  Dec.  1656. 

[Aus  Uänemark;  aua  Euglaud  und  FruiihreJch    Clevische  AogelegeaheiteD.  Ver- 
treluug  iu  Paris  uud  LoudoD  Dolhwendig.] 

Die  preußsiBche  Post  ist  gestern  zurückgeblieben;  und  schreibt 
uns  der  Herr  Kleist  aus  Kopenliagcn '),  dass  er  daselbst  wieder 
angelangßt,  und  des  Staat»  .\mbaseadeurs  als  ein  geheim,  dass  der 
König  daselbst  die  Elbingische  Incluaion  noch  für  sich,   noch  für  die 

')  Ewald  V.  Kleist,  im  Sommer  nod  im  Herbst  1G56  io  zweimaliger  San- 
duDg  am  däDiscben  Hofe,  an  dem  er  bis  sam  BeginD  des  s chwedi ich -dfeDia eben 

Krieges  bleibt 


^aovGoOt^lc 


Sicherheit 8iDsaB8TegelD  in  Cleve.    Condc.     Dänemuk.  g7 

Stadt  Danzig:  approbire  und  dahero  za  einem  näheren  Tractat  mit 
diesem  Staat  inclinire. 

In  Engeland  Jet  alles  stille  und  deliberiret  das  Parlament  fUr- 
nebmlich  Über  Beischaffung  der  Mittel,  so  zu  Ausführung  des  spani- 
nisehen  Krieges  werden  erfordert  werden.  Und  siehet  man  gnugsam, 
daes  alles  nach  des  Protectoris  Sinne  Jedesmal  ausfallet. 

FraDkreicb  präpariret  alles  zom  Kriege  gegen  den  Frühling. 

Von  den  cleviscben  Ständen  haben  wir  bishero  nichts  mehr  ver- 
iiommen  und  spUren  wir  so  viel,  dass  sie  wol  sehen,  es  sei  bei  die- 
sen Zeiten  alhie  wenig  fUr  sie  auszurichten.  Die  20  StUcke  Canon 
werden  nunmehr  wo!  im  Clcvischen  sein.  Und  werden  E.  Ch.  D.  un- 
gezweifelt  schon  wissen,  dass  die  Condöische  ins  Oberquartier  des 
Gelderlands  und  also  auf  die  Grenzen  des  Clevischen  Landes  seind 
einquartieret  worden.  Der  Ambassadeur  Boreel  schreibt  auch  aus 
Frankreich,  der  Prinz  von  Condä  habe  heimliche  Commission  vtim 
Könige  in  Polen,  sich  des  Landes  von  Cleve  zu  bemächtigen.  Wie 
ihm  nun  ist,  so  hält's  alles  wachsam  und  mag  das  Gertlehte  Sr.  f.  Gn. 
Prinz  Moritzen  Desseins  dostomchr  favorisiren.  Hie  wird  man  übers 
Canon  nicht  gehen,  man  gebe  denn  eine  jährliche  Hecognition. 

Zu  Wien  lasset  man  alles  in  suspenso;  und  wird  alhie  nicht  we- 
nig drauf  gesehn.  Es  wäre  zu  wünschen,  dass  E.  Ch.  D.  zu  Paris 
und  London  Ihre  Leute  wieder  zur  Stelle  hätten,  um  auf  einen  oder 
andern  Fall  daselbst  Suhsidia  zu  sollicitiren  oder  sonst  Ihr  Interesse 
gegen  männiglich  poussiren  zu  lassen.  Mir  dllnket  unterth.,  wo  es 
recht  vorgestellt  wird  und  mit  Vigucur,  man  wcrd  £.  Ch.  U.  an  bei- 
den Oertcm  so  hoch  als  jemand  cousideriren  milssen. 


Weiman  an  den  Kiirflirsten.      Dat.  Haag  12.  Dec.  1656. 

|Uer  Ethiogcr  Verlrag.    Dänemark  bielet  eoge  AUiuDce.    Die  Macht  CromweH'i 
in  EoglaDd.    Frsnzosiacbe  RüsluogeD.    Beschwerde  der  Stadt  We>el.| 
Allee  noch  ia  iiu«peRiiü;  die  preuHsi^^c-be  Fost  lüt  zweimal  BURgebliebcn.  12.  Dec. 
Herr  Slingelant')  hat  alhie  Rapport  gethan,  und  kann  man 

dennoch   nicht  sehen,  dass  Holland  LuHt  habe  zur  Ratification   des 

Elhingisehen  Tractats. 

Der  König   von  Dänemark  beut  diesem  Estat  aufs  neue  Allianz 

and    eine    solche    genaue    Verbttndniss    an ,    dass    man ,    wie    die 

Worte  der  Ambassadeuren  seind,    aus   beider  Reiche  und  Länder 


Vgl.  Urk,  u.  ActeoBl.  111.  9il.  n.  2. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


gg  I.     BraDdaDbarg  und  die  Nitdurlande. 

loteresse  eines  machen  wolle.  Vielen  kommt  dieses  verdächtig  fllr, 
und  äah»  es  nur  zu  Behinderung  der  Ratification  angesehen  und,  wie 
es  ginge,  von  Schweden  damit  Vortheil  zu  ziehen. 

In  England  thut  der  Protector  alles  nach  seinem  Sinne  und 
hats  bereits  so  weit  gebracht,  dass  nunmehr  in  Deliberation  gekom- 
men, oh  das  Protectorat  nicht  hereditair  sein  mUsse.  Es  stund  auch 
in  guten  terminis,  dass  man  hinfttro  die  Steuern  von  60  ad  120,000 
Pfund  Sterling  bringen  sollte  zu  Ausführung  des  Kriegs  gegen  Spanien. 

In  Frankreich  präparirt  man  alles  gegen  den  FrUbling.  Mons. 
de  Thou  kommt  hie  als  Ambassadeur  ovdinaire;  und  gibt  solches 
bei  vielen  Nachdenken,  dass  sie  gegen  den  Sommer  entweder  allein 
oder  mit  England  conjunctim  «uf  Flandern  etwas  sonderlichs  atten- 
tiren  durften.  — 

Die  Stadt  Wesel  hat  albie  gestern  abermaln  ein  Memoriale  Über- 
geben und  gegen  die  Steuerexecutiones  Hülfe  gesuehet.  Wir  werden 
aber  dagegen  wol  advtgiliren  ')■ 


Weiman  an  den  Kurftirsten.     Dat.  Haag  19.  Dec.  1656. 

[Abschlaes  des  VerlrigB  voa  Labiaii;  Gtuckwunech  dazu.  VoreicLUge  Art  der 
Mittbeiluag  im  Haag  and  Gründe  derselben.  Gespräch  mit  de  Witt.] 
19.  Dec.  Wir  haben  aus  E.  Ch.  D.  gnÄd.  Bescripto  vom  23.  November  mit 
höchster  Freude  ersehen,  dass  E,  Ch.  D,  endlich  mit  den  Herrn  Schwe- 
den richtig  geworden  und  Ihre  Freiheit  erlangt  haben '}.  Wir  wftn- 
sehen  E.  Ch.  D.  von  dem  Allerhöchsten  alles  Glück  und  Gedeihen 
dazu,  damit  es  in  E.  Ch.  D.  hohem  Hause  so  sehr  blühen  und  zu- 
nehmen möge,  als  es  E,  Ch.  D.  unter  so  vielen  blutigen  Kosten  und 
gcfslhrlicher  Muhseligkeit  ziiflcusst. 

Wir  haben  darob  in  publieo  keine  Notification  gethan,  weil  wir 
deswegen  keinen  ßpfchi  gehabt;  babens  auch  nirs  fruchtbarste  ange- 
sehen, nur  massig  davon  zu  reden;  man  weiss  noch  nicht,  was  die 
Zeit  bringen  kann;  die  Regierung  ist  hier  ombrageuee  und  das  Volk 
wunderbar,  zuweilen  neidig.  Wir  nennens  nur  eine  Aufhebung  der 
vorigen  Contracten  und  der  Zullpartictpation ,  und  lassen  andere  und 
das  GcrUchtc  die  Souverainität  nur  gemälig  und  langsam  in  die  Ge- 
mtlther  instillircn.  Alle  seind  sie  darüber  dennoch  erfreut,  weil  ihnen 
das  Zollwcrk  gar  zu  sehr  ans  Herze  gebet,  und  sagen,  man  mQsse 
den  ChurfUreten  nicht  verlassen ;  denn  darin  bestehe  eia  gross  Tbeil 


'}  Vgl,  Urlt.  u.  Acteust.  V.  874. 

>;  Vertrag  von  Labiaa.  dat    10.|20.  Nov.  1656. 


^düvGoot^lc 


Eoglaad  aod  Frankreich.     Weael.     Vertrag  von  Ltbiao.  g9 

ihres  Wohlfahrene.  Die  am  weitesten  sehen ,  sind  nur  darfiber  be- 
ktimn^ert,  dass  E.  Ch.  D.  Bich  weiter  als  zu  Erhaltung  einee  reputir- 
liehen  Friedens  dagegen  verbunden  an  Schweden,  nnd  rathen,  weil 
E.  Ch.  D.  bi(4her  gar  blUglich  zwischen  beiden  geagiret,  Sie  mCchtea 
nunmehr  in  solchen  Wegen  coutinuiren  und  nunmehr  in  allem  darauf 
bedacht  sein,  wie  Sie  das  Erlangte  mit  Sicherheit  sowol  fUrs  gegen- 
wärtig als  künftig  könnten  cooserviren.  Und  weil  solches  nicht  ward 
sein  können,  wenn  ein  oder  ander  Theil  durch  die  Kraft  des  Schwer- 
tes sollte  Meister  werden,  so  mflssten  Sie  Ihr  eigen  Land,  Städte  und 
Festungen  hei  dieser  Qelegenheit  in  guten  Zustand  und  best&ndige 
Ordre  bringen,  und  jfir  allen  Dingen  .  .  .  daftir  arbeiten,  dass  die 
Streitigkeiten  zwischen  beiden  Eönigea  durch  Tractat  und  Handlun- 
gen beigelegt  .  ,  .  werden  möchten. 

Der  Rath  Pensionarius  de  Witt  gab  mir  am  Freitag  eine  Visite, 
und  nachdem  ich  dieser  Sache  halber  ziemlich  umstfindig  mit  ihm 
geredet,  wobei  es  denn  allerhand  scrupulos  gab,  so  war  er  doch  der 
Meinung,  man  mUsste  es  E.  Ch.  D.  helfen  manuteniren;  man  dürfte 
eich  aber  alhie  darunter  mit  öffentlichen  Sollicitationeo  nicht  Über- 
eilen, weil  die  Ambassadeurs  deswegen  bereits  genugsam  Macht  hätten 
und  mau  hiesigem  Volke  immerfort  ein  wenig  Zeit  geben  müsste  in 
so  wichtigen  Sachen.  — 


Weimaii  an  deu  Kurfürsten.     Dat.  Haag  26.Dec.  1656. 

[Der  Üllbioger  Trscüit.  Wirkung  der  BekanDtm&chuiig  dea  Vertriga  von  Labiau; 
SlelluDg  voD  Dsosig.  Ein  miMglückter  Versuch  PoleoB.  Pfalsgraf  Adolf  von 
Zneibriicben  im  Haag.  Allerlei  DiplomfttiBchea.  Die  niederlnndigthe  Gesandt- 
Bchaft  in  l'reosBen.  —  Polniscde  laatrnclioD.  Pariser  NBchricht  über  VerhaDd- 
luagen  mit  Cromwell.) 

Wenig  neues;  die  KatiGcation  dea  Elbiager  Tractats  bleibt  in  suHpeaeo.  36.  Dec. 

Wir  haben  gnugsam  bekannt  gemacht,  wie  E.  Ch.  D.  vom  Kttnige 
wiederum  alles  zurückerhalten  und  sich  in  Freiheit  gcstellet;  nnd  hat 
solches  nicht  wenig  geholfen,  inmaaasen  man  denn  von  Zeit  zu  Zeit 
vornimmt,  dass  die  Gemüther  mehr  und  mehr  sich  ersänfligen  und 
nach  dem  Ethingischen  Tractat  anfangen  zu  lauschen.  Die  Stadt  Dan- 
z)g  merket  es  bereits  und  kann  dahero  wenig  ausrichten.  Ihre  Ab- 
geordnete halten  tfiglich  um  Subsidien  an  und,  wie  ich  vernehme, 
zuweilen  mit  nachdenklichen  Worten. 

Die  polnischen  Ministers  waren  beordert  zu  handeln,  wie  die 
Beilage  zeiget  (Beil.  1) ;  es  ist  aber  nichts  darauf  erfolget,  theils  dass 
hie  wenig  Apparenz  war  zu  einem  guten  Success,  theils  dass  E.  Ch.  D. 


Aj.OOt^lc 


90  I'    Brandeobarg  nnd  di«  NiederUnde. 

Resident  xu  Paris,  der  von  Wicquefort,  sich  in  solche  Sachen,  in- 
maassen  er  zu  uns  gekommen  und  uns  es  bekannt  gemachet,,  nicht 
mischen,  sondern  lieber  in  E.  Ch.  D.  Dienste  verbleiben  wollen. 

Die  Herren  Dänen  stehen  gleichfalls  sehr  in  Zweifel  und  wissen 
niclit,  wie  weit  dieaei'  Staat  halten  werde,  und  sie  sieh  darauf  ver- 
lassen mögen.  Prinz  Adolf  ist  för  einigen  Tagen  hiegekommen  und 
hat  man  demselben,  zu  Vieler  Verwunderung,  viele  Ehre  angethan  '). 
Die  Generalität  und  Holland  ä  pari  werden  S.  f.  D.  tractiren,  und 
ist's  im  tlbrigcn  wahr  und  von  guter  Hand,  was  weiter  darob  iri  die 
nächstkommende  Gazetten  gebracht.  Alle  Verbinderung  möchte  aus 
den  schwedischen  Societäten  herrühren,  und  wo,  solches  nicht  ist,  oder 
son^t  dem  Könige  nicht  merkliches  Unglflck  ziistösset,  so  wird  man 
mit  diesen  Leuten  endlich  wol  fertig. 

Es  kommt  auch  dieses  hinzu,  dass  man  Frankreich  in  seiner 
Armatur  nicht  allein,  sondern  auch  in  andern  Intrigues  mit  England 
(wozu  denn  des  Herrn  Boreelen  secretes  Advis  .  .  hiebei  .  .  viel 
thut)  (Beil.  2)  Über  die  Maasse  apprehendiret.  Und  lebet  über  dem 
fast  männiglichcn  der  Hoffnung,  dass  Schweden  und  Polen  sich  zu 
Tractaten  schicken  und  Friede  machen  werden. 

Ihre  Anibassadeurs  schrieben  bei  gestrigen  Briefen  bieher,  sie  wür- 
den sich  aufmachen  und  erst  zu  I.  Maj.  von  Schweden  und  darauf 
alsfortens  auch  zu  E.  Cb.  D.  erheben. 

Weinmiiii  schickt  ein  ihm  in  bobem  Geheiinnicis  mitgetheiltes  Memoire 
der  Ueueralätaatcu  hii  ihre  Ocsandteo  in  Prcnssen'). 

.  Ein  jedweder  saget,  es  etelie  in  Kraft  dessen  bei  denselben  Am- 
bassadeuren  alles  zu  tbun,  sonderlich  für  E.  Cb.  D.  .  .  .  Oflerwähnte 
Herren  Ambassadeurs  scind  ehrliche  Leute,  E.  Ch.  D.  ziemlich  zuge- 
tban,  und  die  da  wol  wissen,  dass  ihrem  Vaterlande  es  dienlich  und 
dem  Staat  nicht  unangenehm  sein  könne,  E.  Ch.  D.  quanto  magis  zu 
befreien  und  zu  conservlren.  I.  Höh.  animiren  sie  über  dem  noch 
bei  dieser  Post  mit  einem  besonderen  Schreiben,  und  tbun  andere 
Ihre  Freunde  desgleichen.  Nun,  Gott,  der  Gott  des  Friedens  wolle 
Gedeihen  dazu  geben  und  £.  Ch.  D.  Consilia  dahin  segnen,  . . .  dass 
Sie  mit  einem  langsamen  Procedere  sich  von  allerseitigem  Joch  und 

■)  rfalsgraf  Adolf  Jobaiin  von  Zwelbrüubeii ,  dar  einzige  Brader  des 
Königs  K  arl  U  u  b  tav  von  Schweden ;  über  Beinen  Empfang  im  Haag  s.  näheres 
bei  Ai  tzema  III.  1301.  In  Wcimuo'e  'l'agebücherD  ßndel  »ich  in  einem  Bchrei- 
ben  aus  Frankfurt  a.  M.  vom  20.  Dec.  1656  als  ein  dort  umlaufendes  Gerücht 
erwülinl,  dass  Friuz  Adolf  Johann  sich  mit  einer  Tachler  Cromwells  ver- 
malen werde. 

*)  Hb  ist  die  Instructioo  vom  18.  Nov.,  die  Alliem»  111.  I'JÖT  miltheilL 


„A^iOOt^iC 


PriDC  Adolf.    Eine  polDJiche  InatraclioD.  9]^ 

alle  Theile  von  endlichem  Verderben  klaglich  und  muthig  befreien 
mögen! 

Beilage  I.  Instrnctio  Generosia  S.  R.  M<'*  penes  CelGos  ac  Frae- 
potentes  D.  Foederati Belgii  Ordioes  Geoerales  KfsidentibuK...  de  Wicque- 
fort  et  Nicolas  de  Bie.  Dat.  DaDti'sci  d.  29.  Not.  1656.  —  Oratias 
agent  quam  moximas  DomiDJs  Statibos,  rjuod  in  siiceur^um  Regiac  Civitütis 
NoEtrae  Gedaoensis  claseem  submiseriDt,  militcm  suppeditariat  et  pccuniam 
sutibidiartum  promiseriDt,  \a  qoo  ergo  Nos  Regnumque  Nostrum  et  elvi- 
taten)  istam  Nostram  studio  ut  permaneaut,  rogabnnt. 

Invitabitis  DomiDou  Siatus  ad  geriam  iuterruptornm  per  invasiouem  Sueci- 
cam  reassumptionem  tractatuuin  de  iuenudo  pro  securitat«  commeruiorum 
iu  mari  Baltbico,  et  quovis  aÜo,  contra  hostee  NoEtros  foedere,  ut  sie  firma 
ac  pcrpetoa  inter  2s'os  legaumque  NoEtrum,  ac  ipsos  coDEorgat  amicitia. 

Transactio  ElbiugeusiB  a  Legatis  Dominoram  Statuum  com  Suecis  ioita 
Dt  coDvellatur  et  nulla  approbetur  ratioue,  procurabuot;  imo  si  Tuturum 
est  possibile,  ut  ue  tractatus  quidem  de  moderatione  seu  melioratione 
ipsJDs  hie  Tel  in  Dania  reassamantnr;  Xostram  Regnique  Noslri  gubiuEcrendo 
amicitJain,  qoae  eis  longe  semper  futura  est  atilior  secnriorque,  veluti  cum 
gente  sincera  ac  generosa,  et  quac  vicinorum  amicitiaE  ex  aequo  et  honesto 
magis,  quam  ex  fortaua  et  utilitatc  colit. 

Legatis  hie  existentibus  Domini  Status  novas  transmittant  pIcDipotentias, 
cum  ad  alia  omnia,  tum  gpeciaüter  ad  recedendam  a  dicia  tranüactione  El- 
bingcDisi,  quam  ad  f;imam  et  rumorem  torbatorum  sab  Varsavia  «rmorum 
Nostrornm  festinaDter  et  genio  Polonorum  (qui,  quamris  fortunae  aliquando 
in  Bcie  ee  arcommodet,  non  ideo  tarnen  statim  fincitur)  male  ponderato 
iaierunt;  et,  modo  factum  Fuum  potius  tueii  voleut,  quam  publicum  et 
commune  promovere  bonam,  adderemus,  ut  eos  eiiam  monereut,  nc  sint 
partialee;  scd  cum  adhuc  aliud  uoti  habeamus  inuitameutum,  quam  quod  in 
proxima  andientia,  dum  eis  habiti  com  Legatis  Galileis  Lubliui  de  media- 
toribus  coltoquii  recenseremus  seriem,  quod  nimirum  Sueci  Üaesarem  ad 
mcdiationem  admittere  uequeant,  quiajam  semel  recusaruat;  Uollandos,  quia 
pro  declaratie  jam  eos  habeant  hostibus;  Dannm  ideo  suspectum  esse,  quia 
claeeem  Hellandicam  per  Oresuadum  transire  permiserit:  ipsi  ad  hanc 
contra  se  exceptionem  nihil  penitus  respunderunt. 

Unde  nihil  aliud,  quam  privatim  ipsorum  (altiurem  enim  tion  vereuur) 
matationcm  conjecturatour;  ideo  ad  praesens  hoc  vos  tantum  erire  volumus. 
Erellant  ex  auiinit;  Dominorum  Statuum,  si  quam  foveiit,  ituspicionem,  quod 
hoc  ex  hello  religio  aliquod  suseeptura  sit  damnum,  vel  Rcx  Sueciae,  quo- 
modouunquc  TaTentc  rorluna,  grarem  nimie  persecutionem.  Abeat  unde  venit, 
uoütris  ditionibus  dimiasis,  iu  niaii  tcI  ultra;  hostes  quaereio  non  e^t  Fo- 
lonorum. 

A pprobationem  pro  Nobis  Regauque  Nuxtro  Uomiuis  Statiba»  a  Gencroüo 
Kicolao  de  B}'c  interpositae  etipulationis,  de  nerrandis  semper  in  eodem 
Ben  praesenti  statu  Tectugalibus,  quandoqnidem  ad  Nostrum  cum  Legatis 
Domiaorum  Statuum  coogressum  remisimus,  ipsi  vero  eam  dou  rcquirant:  nt 


A-nOO»^lc 


92  I'    Braudenburg  und  die  NiederlaDde. 

requireodi  et  rite  recteqne  hoc  negotiam  iDstitueodi  halieaHt  maDd&fnm  et 
facultateni,  procnrabuot  fitlelitates  vet-tr^e 

Ad  mandatum  Sacrae  BegUe  M'"  proprium  MartiaDus  Witrisky, 
Schol.  Gnes.  S.  R.  M''*  Secretariue. 

Von  demselben  Datum  der  Ciedenzbrier  Jobaun  Casimir'»  für 
Wicquefort  als  ext raord inareu  und  de  Bie  als  Ordioarresident. 

Beilage  2.  Advis  von  Boreel  dat.  Paris  14.  Dec.  1656.  —  „In 
myn  dcToir  bin  iik  verobligeerl  in't  seeret  (so  't  syn  can)  overleschryTen, 
daC  de  Eaecke  met  Conrcrt  v.-in  de  Heere  Prottctor  hier  wert  begounen 
in  resolude  ende  ter  handt  genohmen  te  worden.  Want  ick  van  tter  goeder 
handt  hebbe  vertitiien  ...  dot  de  Heere  Proterlor  aen  dit  hof  heeft  doen 
notificeeren,  soo  hoest  Vranckrjck  dit  werck  sal  hebben  begonnen,  dat 
is.  Uooch.  üdck  daerop  tial  daadelyik  aeuTülgen,  daerby  yoegende,  datier 
iiiet  een  hollants  schip  »a]  laeten  door  zee  gaen  noehtc  pasxereo,  of  hy  saVt 
doen  Tisiteren;  ende  in  weJtk  schip  hy  maer  een  stnck  spaenEch.goet  comme 
te  Tinden,  dat.  J.  Hooch.  alles,  schip  ende  goet,  sal  doen  confisqneren."  — 


Der  Knrflirst  an  Weimaii.  Dat.  Königsberg  15|5.  Febr.  1657. 
1657.  Kurze  Recapitnlati<in  des   Verlaufs  seit  der  Schlacht  von  Warschau; 

tö.  Febr. die  Feindseligkeit  der  Polen  gegen  den  Kurfürsten  ist  im  steten  Zunehmen ; 

ebenso  die  Uraiisunikeit  ihrer  Kriegführung  und  die  Greuel,  die  sie  verüben. 

W  eiman  tioll  eine  angemessene  Vorstellung  an  die  General  st  aalen  deshalb 

richten  und  auf  Grund  der  Alliance   von  1655  um  schleunige  Hülfe  bitteo; 

es  handle  tich  nni  die  Conservation  des  Kurfürsten;  es  ist  womöglich  um 

Trappen,  wo  ntdil,  um  Geld  anzuhalten. 


Weiman  an  den  Kurftirsten.     Dat.  Haag  10.  März  1657. 

IVurstellnugen  im  Haag  übtr  die  nimc  gcfuhrlicho  Lage  dur  Diuge;  wenig  ge- 
neigte Stimmung  in  Hollanil  und  in  den  Provinzen.  Gesprücb  mit  de  Witt 
Reise  nach  Amsterdam  nnd  Cleve.| 
10.  Mir/.  E.  Ch.  D.  gnäd.  Reecriple  vom  15-,  20.,  22.  Februar  hab  ich 
gestern  ...  empfangen  und  daraus  in  Untertbftnigkett  ersehen ,  wie 
es  um  die  prcussischen  Sachen  bewandt,  sonderlich  aber  was  der 
moBCOwitische  Abgeordnete  angebraeht ')  und  E.  Ch.  D.  guäd. 
gutgefunden,  darunter  bei  den  Herren  Staaten  der  Vereinigten  Nie- 
derlande begeliren  und  behandeln  zu  lassen. 

Nun  ist  daraus  leictitlich  zu  ermessen,  wie  viel  der  Christenheit, 
zugesehweigen  diesem  Staat  daran  gelegen,  dass  man  dem  aufsteigen- 
den Uebel  in  Zelten  begegne;  dahero  Freunde  und  Bundesgenoflsen 

'}  Vgl.  Pufendorf  VH.  J.  G,  and  die  Briefo  dea  Kurfüraten  an  den  Färaten 
Joh.  Moriti  vou  Nassau  ans  dieacr  Zeit  Urk.   u   Actcnat.  V.  892.  f. 


A-iOOt^iC 


Cromwell  n.  d.  ÜDterxDchnngflrerht  enr  See.  Sohlec-bl«  Stiminiing  in  TTollaad.  93 

die  Hand  ans  Werk  schlagen,  Hltlfe  und  Ratli  beitragen  und  also 
(las  gemeine  InteresBe  retten  helfen.  Wir  unsers  untertli.  Orts  haben 
aueh  zu  allen  Zeiten  uns  lassen  aufe  hächste  angelegen  sein,  solches 
alles  anzuweisen  und  die  Geniflther  kräftig  einzndrDcken,  indem  wir 
von  weitem  immer  gezeigt,  wie  gefährlich  es  dem  .Staat  sein  wUrd, 
die  Ostsee  in  «ine  Hand  fallen  zu  lassen,  £.  Gh.  D.  zu  abandonniren, 
^k'hweden  ad  estreuia  zu  bringen  und  also  Polen,  Mo»cau,  Oealerreieh 
oder  wer  es  sein  niüchte  in  Preussen  Meisler  zu  machen;  mit  dem 
Hinzuthun:  wire  der  Krieg  übel  angefangen,  bei  Schweden  zu  viel 
gethan,  bie  und  durt  nicht  allerdinge  wol  verfahren,  so  BtDgste  man 
daran  als  an  vergangenen  Dingen  sieh  nicht  derouiaassen  stossen, 
<lnss  man  darum  das  gegenwärtige  vergessen  und  nlsu  aus  Übel  ärger 
machen  sollte;  Keid,  (lass  und  andere  passiones  mtlssten  fllr  dem 
Interesse  biegen  und  weichen;  man  möge  daher  die  Hand  kräftig 
anlegen,  den  Elbingischen  Vertrag  ratificiren,  E.  Gh.  D.  Hülfe  leisten 
und  also  durch  deren  Kraft  und  Gewichte  einen  raisonabeln  Frieden 
mit  Polen  und  die  Erhaltung  guter  Innigkeit  mit  Dänemark  und 
ät'hweden  ernstlich  befürdem;  dieses  wäre  der  nächste  und  sicherste 
Weg;  Separation  zwischen  Schweden  und  E.  Ch.  D.,  Aureitz-  und  Auf- 
niegelung  anderer  Nationen  wären  Gräuel  und  solche  Extrema,  wo- 
dureli  nothfyendig  mtleste  erfolgen  was  man  suchet  zu  evitiren,  indem 
die  Waffen  nur  einen  wUrden  können  Meister  machen,  da  doch  der 
Staat  von  Anfang  so  grossen  Schreck  fllr  getragen. 

Wir  haben  auch  soviel  damit  ausgerichtet,  dass  die  meiste  Pro- 
vinzen uns  darunter  seind  beigefallen  und  also  verhütet  haben,  dass 
durch  Antrieb  einiger  violenter  Humeuren  der  Staat  zu  keinen  wirkli- 
chen Extremitäten  gelanget.  —  Dass  man  aber  gedächte,  man  mflsste 
weiter  gehen,  sich  der  Partei  mit  Herz  und  Freundschaft  annehmen, 
Hülfe  thun,  wie  es  auch  Namen  haben  möchte :  dazu  sehen  wir  wenig 
Hoffnung  und  haben  von  der  Zeit  ab,  dass  E.  Oh.  D.  sich  mit  Schwe- 
den gefitgct,  darob  gar  keine  Sicherheit  sehen  können. 

In  Holland  hats  einige  herbe  und  bittere  Gemtlther,  die  durch 
allerhand  Passionen  sich  von  Zeit  zu  Zeit  haben  lassen  einnehmen; 
sie  seind  voll  MUstrauene,  Kargheit,  Furcht,  Langsamkeit  und  hassen 
ihre  Feinde  weniger  als  sie  ihre  Freunde  vergessen  zu  lieben.  Und 
erstrecket  sich  solches  Uebel  auch  hie  und  dort  in  die  Provinzen,  in- 
maaseen  Holland  mit  seiner  Macht  drauf  eine  starke  Influsion  und 
Wirkung  zu  allen  Zeiten  gehabt.  Und  kommts  also  daher,  gleichwie 
man  ohne  Holland  im  Staate  wol  etwas  kann  verhindern,  dass  man 
ohne  Holland  daselbst  nichts  fast  thun  kann,  und  dase  wir  dahero 


A-nOO»^lc 


94  I-    BraDd«nbarg  and  die  NiederlaDde. 

wol  Weiteningeo  und  Ruptur  verhllten,  aber  E.  Cb.  D.  ganz  nicht 
Tersichern  mögen,  daes  der  Staat  nacb  so  gestellten  Sachen  das 
wenigste  effective  für  Sie  tbun  werde.  Der  Hass  gegen  Schweden 
ist  gar  zu  sehr  gross  und  eingewurzelt,  und  vermeiiien  die  hitzige 
noch  immerfort:  E.  Cb.  D.  mQssten  in  Moth  aein,  solle  man  Sie  retten, 
und  man  mUsse  Sie  in  etwa  verlassen,  wo  Sie  sich  Ihrer  selbst  an- 
nehmen, das  ist,  TOD  der  BchwediBchen  Partei  wieder  abtreten  sollten. 

Es  wird  ddd  beschlossen,  erst  in  Hollftiid  zu  aondireo,  ob  der  Kurrürst 
überhanpt  Aussicht  hat  aoT  UDterBtGtzQDg:  auf  den  guten  Willen  von 
Holland  kommt  es  doch  an.  Znnüchst  Unterredung  Weiman's  mit 
de  Witt,  dem  er  neben  anderem  beEonders  anch  die  Bedenklichkeit  der 
russischen  Einmischung  zo  Gemiith  führt  und  ihn  zu  verBulaasen  aurht,  in 
officieller  Weise  den  Antrag  zu  stellen:  „dass  der  Stnat  E.  Ch.  D.  mit 
Brieren  an  die  Moscan,  mit  Subsidien  und  einem  Theil  zum  wenigsteo  der 
Danziger  Völker  an  die  Hand  gehen  möchte." 

Dieser  Mann  nun  war  wol  zufrieden,  befand  mein  Anbringen 
roll  Gewichtes  und  der  Art  zu  sein,  dass  billig  darauf  zu  sehen, 
sagete  aber,  er  könnte  nicht  rathen,  dass  man  annoeh  in  public« 
daraus  reden  sollte,  man  mllsste  die  Gemllther  unter  der  Hand  dazu 
präpariren  etc.  .  .  .  fbgte  aber  endlich  unter  andern  höflichen  Conteata- 
tionen  dieses  hinzu:  wenn  der  Staat  zu  einem  oder  andern  reaolviren 
wUrd,  BO  wollte  er  verhoffen,  £.  Ch.  D.  würden  solche  Halfmittel 
nicht  gegen  ihre  Intention  und  Interesse  employircn;  fragend,  ob  und 
auf  waB  Maasse  wir  sie  deswegen  geziemend  versichern  woUtfin  und 
könnten.  Und  dann:  weiln  man  aus  der  Allianz,  als  welche  notorie 
gegen  sie  gemachet,  nichts  prätendiren  könnte,  wenn  sie  Geld  vor- 
echiessen  wllrden,  ob  und  wie  man  die  Restitution  tbun  wollte. 

In  dem  ersten  Funkt,  erklärt  W.,  würden  von  Seiten  des  Kurflirgt«n 
genügende  Versicherungen  gegeben  werden. 

Was  aber  die  zweite  Frage  anginge,  da  bielten's  E.  Cb.  D. 
dai^r,  der  Staat  wllrd  keine  Restitution  begehren,  weiln  E.  Ch.  D. 
solche  Mittel  zu  Conscrvation  des  gemeinen  Wesens  anwenden  wür- 
den. Sollte  aber  der  Staat  es  so  nicht  rerstehen  können,  sondern 
Erstattung  begehren ,  so  wollten  wir  von  E.  Ch.  D.  unterth.  verneh- 
men, ob  man  die  Versicherung  nicht  auf  die  l'illau,  und  zwarn  sol- 
chergestalt als  es  fUrm  Jahr  gennmmcD,  geben  könnte.  Und  scbloss 
ich  endlich,  er  mOchte  das  Werk  wol  erwSgen,  sein  bestes  dabei 
tbun  und  gedenken,  dass  die  Zeit  geboren,  mit  E.  Ch.  D.  was  gutes 
auszurichten;  ...  es  wUrd  eine  Separation  sein,  die  der  Staat  so 
lange  begehret,  aber  ohne  Extremität;  E  Ch.  D.  würden  sich  mit 
dem  Staat  in  effeclu  abereins  alliiren,  aber  ohne  Ruptur  mit  Schweden. 


Aj.OO<^IC 


Weiman  and  de  Witt  95 

De  Witt  sngt  seinen  guten  Willen  für  ans  Zastandekomnien  za;  der 
Knrrürst  werde  nur  gnt  dabei  fahren  —  „fnniittebt  dnss  man  Sie  mit  der 
rillau  BO  waa  an  der  Angel  hielte,  würd  man  Pie  In  andern  Sachen,  und 
zwar  den  elevischen,  desto  gcEchmeider  finden." 

leb  werd  darauf  nun  weiter  nach  Amsterdam,  und  welln  inmit- 
teUt  doch  wenig  vereSumet  werden  kann,  bei  Nacht  und  Tage  nach 
Clere  eilen,  um  zu  rechter  Zeit  wiederum  in  Holland  zu  sein.  — 

Der  KorfUrat  an  Weiman.     Dat.  Königsberg  29.  März  1657. 

[Anlwort  auf  die  Bedenken  d?  Wilt'»-! 

Indem  Wir  de«  Pen»ionarii  Fragen  wol  und  reiflich  llberlegen,  ü9,  MärE. 
80  mUssen  Wir  bekennen,  dass  Uns  dieselbe  in  etwas  befremdet  f^r- 
komm^n,  weil  sie  doch  allerseits  leicht  erinessen  kOnnen,  dass  wir 
alle  erlangte  HUlfsmittel  wider  niemand  ■andei-w  als  Unsere  Feinde  an- 
zuwenden gedenken  und  das»,  wann  solche  Emplfiye  wider  des 
Staats  Interesse  und  Intention  laufen  eollte,  es  fQr  Uns  keine  Hütf- 
und  Rettungsmittel  sein  würden.  Der  Zweck  Unserer  Actionen  ist 
Friede,  und  dasa  derselbe  Je  eher  je  lieber  ohne  ferneres  Blutver- 
giessen  gestiftet  werde.  Dieweil  aber  dieses  Werk  nicht  allein  bei 
Uns,  sondern  auch  bei  dem  Widerpart  stehet,  so  müssen  Wir  auch 
Unsere  actiones  nach  desselben  Coraportement  richten  und,  wenn  die 
Ruhe  nicht  in  der  Güte  zu  erhalten,  nothwendig  Uns  der  Waffen 
darzu  gebraueben,  und  halten  Wir  dahero  daHir,  es  wUrde  ein  solches 
Dessein  nicht  wider  des  Stnals  Intention  oder  Interesse  sein  und  dahero 
es  keiner  andern  Versicherung  bedürfen. 

So  Tiel  nun  die  andere  Frage  belanget  und  dasa  die  Allianz 
notorie  gegen  Schweden  gemaehet,  da  findet  sieh  nun  wol  nichts 
davon  in  der  Alliancen  selber,  und  obgleich  das  polnische  Wesen  und 
der  schwedische  Einfall  Gelegenheit  gewesen,  die  Sache  zu  poussi- 
ren  und  zur  Richtigkeit  zu  bringen,  so  ist  doch  dieselbe  gegen  kei- 
nen in  apecie  gemeinet,  sondern  in  gemein  gegen  alle  diejenige 
eingerichtet  worden,  welche  Uns  und  Unsere  Lande  überziehen  oder 
feindlich  angreifen  müchten  ....  Und  weil  auch  dergleichen  üfFent- 
liche  Pacta  und  BDjjdniBse  ihren  Effect  haben  sollen,  so  würde  Uns 
auch  mit  der  Hülfe  wenig  oder  gar  nichts  geholfen  sein,  dafern  zu 
derselben  nicht  ehender  Anstalt  gemaehet  werden  sollte,  als  wenn  die 
Noth  und  Gefahr  uns  albereit  überfallen.     Demnach  so  werdet  Ihr 

solches  alles  nochmals,  nachdem  es  sich  schicken  möchte,  meanagiren 

der  Pillau  halber  aber  nichts  Tersprechen  oder  Euch  deshalb  rerbind- 
lich  machen.  — 


^aovGoOt^lc 


gg  t.    Brandenbarg  nnd  die  Niod^rtaDilo. 

Weiman  an  den  KnrfÖreten.     Dat.  (Haag  27.  M«rz  1657)  '). 

[Keue  BemühuDgen  um  die  Uaterstülzung  Hollande.  Danzig  gegen  Pillaa.] 
n.  Nach  W.'s  Rückkehr  in  den  Haag  neue  Bet^prerhn n gen  mit  de  Witt, 
der  wirdernm  Reine  Bedenk  lieh  keilen  vorbringt;  man  wolle  dem  Kurfürsten 
gern  helfen,  aber  „man  müsste  wissen,  zu  was  Ende,  mit  vns  Sicherheit 
nnd  gegen  wen",  nnd  namentlich  verl.ingt  er  wieder  Sicherheit  auf  Pillan, 
wie  nie  ]65ö  xugetiagt  worden  Bei.  Mit  den  allgemeinen  Versiehe  rangen, 
nuvon  Weiniaii  spricht,  meint  de  Witt  „doss  mami  damit  nicht  würde 
heben  können." 

Es  wird  danci  bescblosseii ,  ein  Memorial  bei  den  General  Staaten  ein- 
zugeben, was  auch  e.  d.  21.  Mär^  vor  den  0 euer al Staaten  rorgctrageii 
wird.  Die  spe'cielle  Autwort  steht  noch  bevor;  jedenfalls  scheint  der  Ein- 
druck ein  ganz  guter  zu  sein  nnd  ist  „auf  allen  Fall  kein  Schade  damit 
gCKcheheu,  dass  man  sie  auf  die  AUiuuce  eiuraal  angespioclien." 

nierbei  Memorial  au  die  Gencralstaaten,  dat.  27.  März  in 
40  Punkten,  darunf  hinaus  kommend,  Anns  nnch  Darlegung  der  Lage  der 
Knrfürat  verlangt,  die  General  Staaten  sollen  an  den  Grossl^rslen  von  Mor- 
cnu  schreiben  und  Gesandte  schicken,  ihn  von  seinem  Vorgehen  abzumah- 
nen: ferner  dem  Kurfürsten  Subsidien  zahlen;  desgleichen  eine  exiraordinire 
Beisteuer  unter  Gestalt  eines  Aulehens  oder  sonst,  mit  geeigneter  Vor- 
Sicherung 

Es  ist  die  Rede  von  eiucm  Dcsscin  der  Danziger  anfP.llau,  in  Betreff 
di'Sseu  Weiuun  und  Copes  ein  Memiiire  an  die  Generalstuaten  eingeben 
(niclit  vorhanden). 


Der  Kurfürst  an  Weiman.     Dat.  Königsberg  12.  April  1657. 

(Drängen  um  Subaidten;  Plllin  nichi  zu  rerpßudpn.J 
1^'.  April.        Antwort  auf  vorige  Relation;  zu  näherer  Begründung  werden  ihm  die 
Propusit Ionen   des   nioscowi tischen   Gesandten   niitgellieilt.      Auf  dem  Snb- 
sidium  muss  bestanden  werden. 

Sollte  mau  aber  damit  cunctiren  wollen,  80  habt  Ihr  nochmalii 
darauf  zu  bestehen,  dass  Wir  Uns  bei  so  gestalten  Dingen  notlnreo- 
dig  würden  zu  England  wenden  uiDsRen. 

Viir.-cliläge  in  Bezug  auf  Verpfändung  vi>n  i'ill.m  sollen  abgelehnt 
und  nanientliih  anch  nnf  die  J.ilousic  von  DÄni'niiirl:  liingf wiesen  werdfu. 


Weiman  an  den  Knrfüreten.    Dat  Haag  10.  April  1657. 

(Keine  Aueaiclit  auf  Hilfo| 
10.  April.        In  der  Angelegenheit  der  Sobsidien  nnd  des  Schreibens  an  den  Mos* 
cowiter  ist  man  noch  niilit  weiter  gediehen.    Holland  wird  erst  demnächst 
susamraeiitreten. 

■j  Abachrift  o.  l>. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Wenig  AasBicht  üot  holUndiBche  Hilfe.  97 

Der  HasB  gegen  Schweden  ist  gar  zu  gross  und  bezeuclit  sicli 
auch  auf  E,  Ch.  D.,  als  welche  dafUr  angesehen  werden,  dass  Sie 
Schweden  gar  zu  sehr  unterstützen.  Uns  ists  zwar  hnrt  und  zu  be- 
klagen, wir  nittssens  aber  immer  repetireii,  dass  E.  Ch.  D.  nach  so 
bewandteu  Sachen  alhie  Bchwerlieh  etwas  wirkliches  zu  hoffen;  und 
mag  alle  unsere  Mtthe  und  Arbeit  ein  mehres  nicht  fruchten,  als  dass 
wir  arges  helfen  abkehren,  der  Partei  zum  besten,  und  dass  wir  die 
Sachen  in  terminis  einer  gemeinen  Freundschaft  halten. 

Weiman  an  den  Kurfilrsten.     Dat  Haag  14.  Mai  1657. 

IHulUnd  zielt  aar  Pillaa;    auf   Hilfe  nicht  zu  hoS'eu.     Bt!vor9ti:1iei.i<ler  d.'inischer 
Krieg,     Die  Stadt.  Müuslpr  gegen  ihren  Risehof] 

Gestern  hat  der  Ruth  Pensionarius  de  Witt  mit  I.  llnh.  geredet  14.  Mai 
und  heute  mit  mir;  es  hat  aber  kein  ander  Ziel  dabei,  als  dnHS  Hol- 
land die  Pillau  absolute  und   wirklich   in   ihrem  Besitz  zu  haben  be- 
gehret und   auf  solchen    Fuss  wol  Volk  und  Geld    herzugehen  kein 
Bedenken  tragen  wbrd. 

Das  kann  nirlit  zugegeben  werden,  und  so  stockt  die  ganze  Angelogenheif. 

Die  Ambassadeurs  aus  Di^nemark  schreiben  vom  G.  Mai,  dass 
es  sich  daselbst  zur  Ruptur  gflnzlich  anlasse  mit  Schweden.  — 

Deputati  der  Stadt  MUnstcr  seind  auch  hie  und  eifern  so  sehr 
gegen  ihren  Bischof,  als  sie  sehr  protestiren,  dass  sie  zu  E.  Ch.  D. 
ein  besonder  uoterth.  Vertrauen  setzen. 

Beilie  ;end;  Menioiinl  der  MünBtcrscIien  Gesandten  au  die  Genrralstiialen, 
worin  die  Staiit  unter  Berufnni!;  auf  ihre  alte  Sfpllnng  als  Metropole  von 
Westfalen  und  oIs  Hansestadt  die  Ocncralstnntcn  eri^ucht,  sie  in  ihre 
Allianee  und  unmentlich  in  die  Verbindung  aurznncLinicn,  welche  die  Nie- 
dertande jetzt  mit  mehreren  Stauden  des  Ueielis  abzuschliessen  im  BegrifTc 
stünden  >). 


In  den  folgenden  Wochen  wenig  Berichte  von  Belang;  es  bleibt  hier 
xonächst  alles  beim  Alten,  und  die  Niederlande  verzögern  jede  Entsdiei- 
dong,  in  Erwartung  der  mittlerweile  durch  die  Kriegserklärung  Dänemarks 
gpgen  Kcliweden  vorgehenden  Veränderungen. 

In  Weiman's  Tagebüchern  ßndet  sich  aus  dieser  Zeit  Nachricht  von 
riaer  Audienz,  die  der  Bpauische  Gesandte  im  Haag,  Dun  Estevan  de 
Qaniarra  bei  der  verwitweten  Prinzessin  Amalie  von  Oranien  nm 
M  Juni  hatte;  der  Gesandte  cunteslirt,   wie  gut  Spimien  und  Oesterreich  8, 

')  Gedruckt  bei  AitÄsma  IV.  71.  Vgl.  Wicqnefort  hiet.  d,  prov.  nn.  It. 
454  fr.  Tücking  Oeschichte  des  Btina  Münster  unter  Christoph  Bernard 
T.  Galen  28  ff. 


Hitit.  I.  0*Kh    I 


„A^iOOt^lc 


98  I'    BraDcleubarg  nnd  d'w  Niederlinde. 

es  mit  dem  KurfürsteD  meioten  und  bittet  die  Fürstin,  sie  möge  daza  be- 
hilflich sein,  da.s3  ihr  Scbviegersobu  die  schwedische  Partei  trerlaBEe  nod 
sieb  mit  den  Polen  und  deren  Freunden  aussöhpe.  Die  Princessin  lehnt 
es  höflich  ab,  sich  in  die  Angelegenheiten  des  Kurfürsten  zu  mischen;  doch 
beschliesst  sie  dann  mit  Weimau,  ihm  von  der  Propo<:ition  des  Spaniern 
Meldung  zu  machen;  und  Weiman  stellt  in  seinem  Schreiben  anheim ,  ob 
man  nicht,  wenn  dabei  bessere  Bedingungen  zu  erlangen,  darauf  eingehen 
wolle. 

Beiliegend  ein  Memorial  Gamarra's,  worin  er  alle  die  Vortbeile 
aufführt,  die  dem  Eurrürsten  aus  der  vorgeschlagenen  Verbindung  erwach- 
sen könnten;  namentlich  die  Eroberung  von  Pomraern  —  „son  legitime 
patrimoinc"  —  wird  in  Aussicht  gestellt  Was  die  Souveraiiiitat  in 
Preussen  betieffe,  so  werde  dieselbe  allerdings  schwer  bestehen  bleiben 
können;  aber  ea  würde  dem  Eiirrursteii  die  Errichtung  eines  obersten^ 
Jnstiztribunals  in  Preusseu  gestaltet  werden,  um  die  lästigen  Appellationen 
nach  Polen  hin  ab7-nsthafl"en;  auch  würde  man  in  Pulen  gern  bereit  sein, 
die  Verpflichtung  zn  persönlicher  Lehetisempränguiss  aufzuheben.  Für  das 
weitere  soll  der  österreichische  Gesandte  Lisola  an  den  Kurfürsten  ge- 
schickt werden. 

2f>.  Juni.  Schwerin  an  Weiman  dat.  Königsberg  25.  Juni  1657  |: Zeigt  ihm  an, 

dasE  der  Kur^U^^t  jetzt  entschlossen  ist,  sich  vün  Schweden  loszumachen; 
die  Einleitungen  sind  gelroß'en;  VVeiiuan  soll  mit  der  Princessin  von 
Oranien  darüber  sprechen  und  ihren  Ralh  erbitten:|. 

2^-JHQi.  Schwerin    au    Weiman.      Dat.    Königsberg  28.  Juni    1657.       Den 

Schweden  ist  nicht  sehr  wot  xa  Muthe.  Man  bat  brandenburgischer  Seits 
dem  Abzug  des  Königs  ans  Preussen  nicht  widersprochen,  aber  sich  doch 
so  darüber  geäussert,  dass  man  erkennen  Hess,  dies  könne  eine  Veranlas- 
sung zum  Bruch  werden.  Anf  die  Proposition  Gamarra's  ist  es  augen- 
blicklich nicht  thnnlich  zu  antworten.  Lisola  wird  erwartet. 
5.  Juli.  Schwerin   an   Weiman.     Dat.   5.  Juli  1057.     Li.sola   wird   noch 

immer  erwartet;  wenn  er  keine  besseren  ßediuguiigen  bringt,  als  die  Ga- 
marra  geboten,  wird  er  keine  sonderliche  Aufnahme  finden;  in  diesem 
Sinne  soll  auch  Gamarra  bedeutet  werden. 

10.  Juli.  Schwerin  an  Weiman.    Dat.   10.  Juli  l(>d7.     Gestern  ist   Lisola 

angekommen.  König  Karl  Gustav  wünscht  sehr  eine  persönliche  Zu- 
sammenkunft mit  dem  Eurfdrslen;  es  wird  aber  nichts  daraus  werden;  die 
KurHirstin  ist  sehr  uupässlich ').  Schwerin  glaubt,  dass  der  Kurfürst  za 
Tractaten  schreiten  wird;  aber  noch  ist  seine  Intention  nicht  ofl'enkundig, 
iil-  — •!')  *e'S3  nicht,  woran  er  ist;  bald  wüthet  und  tobt  er,  bald  ist  er 
humillimus.    Ich  bin  am  übelsten  dran."'). 


■)  Am  1/11.  Juli  wurde  sie  von  einem  3ohn  entbnndcn,  dem  UHchmaligen 
KarfüTsten  Friedrich  III. 

•)  Chißrirter  Name;  vermuthlicli  Graf  Scblippenbac  li,  der  ata  Vertreter 
dar  latereesen  des  Könige  Karl  Gustav  sich  am  Hofe  des  Kurrürsten  befandi 
vgl.  Droysen  Prensa.  Polit,  III,  2.  34S. 

^)  Alle  diese  Kxcerple  ans  Weiman's  Tagebüchern. 


.yGoot^lc 


Oamarra.    Lisola.    Holland  sawarteod.  99 

Weiman  an  den  Knrfttrsten.     Dat  Haag  24.  Juli  1657. 

[MiDoichrache   Geschäfte.     Dr.  Jena  erwartet.     Im  Haatr  die  Situntioo  norer- 
iodert:  eawartende  Stimmung.    Neue  Wendung  dps  Kriege  iliirch  den  Weggang 
itt  Schwedeokönige    aug   Preusaen ;    Ansicht  darüber  ia   Holland.     Gespräche 
mit  de  Witt;    SprÖdigkeiL   gegen   den  Gedanken   der   Souveraiiiititt   in   Freuesen. 
EiDo  BulancealelluD^  «ird  jetzt  Tür  den  Kurfücateu  gewünscht;  Dicht  feindliches 
Anftreten  gegen  Sc^hweden  ] 
Als    man  zu  Cleve  mit  den  tnärkigclißii  Ständen  alles  zur  Rieh-  24.  Juli. 
tigkeit  gebracht  und  Fttrst  Maurilz  bei  ihme  festgestellet,  wie  man» 
mit  den   clevischen  hinfUro   zu  halten,  so   bin  ich   ...  am  22.  alhie 
nieder  angelandet.    Ich  habe  dabei  för  mir  gefunden  E,  Ch.  D.  gn. 
Rescript  vom  5.  Juli  und  werd  demselben  zu  unterth.  Einfolge  gegen 
den  4.  Aug.  mich  wiederum  nach  Cleve  verfugen,  gestalt  daselbst    ■ 
E.  Ch,  D.  geheimen  Ratha  D'"  Jena   Ankunft')  abzuwarten  und  als- 
dann weiter  gehorsamlieh  zu  referiren. 

Hie  hab  ich  inmittelst  die  Sachen  in  einem  solchen  Zustande  be- 
funden, dass  in  meiner  Abwesenheit  nichts  versäumet  und  in  meiner 
jettigen  Anwesenheit  Tielleicht  noch  wenig  zu  thun  sein  möchte.  Der 
Staat  bleibt  bei  seinem  alten  Thun,  rathschlaget  viel  und  schleiisst 
wenig,  arrairet  zu  Wasser,  um  alles  en  cervelle  zu  halten ,  und  weiln 
andere  sich  inzwischen  von  allen  Seiten  sehr  embrnuilliren,  so  betrtl- 
hen  sie  sich  Tielleicht  nicht  am  meisten  darum,  weil  sie  den  Vortheil 
daraus  ziehen,  dass  sie  nur  zuzusehen  haben.  — 

Die  meisten  reflexiones  fallen  nunmehr  und  nachdem  der  König 
Ton  Schweden  aus  Preussen  weggegangen,  auf  Polen  und  was  E.  Ch.  D. 
dabei  thun  werden.  Holland  wünschet  und  hoffet,  E.  Ch.  D.  werden 
bei  dieser  Gelegenheit  sieh  in  etwas  herausreissen ,  dahero  sich  mit 
Polen  wieder  in  so  weit  setzen,  dass  Sie  zum  wenigsten  auf  gute 
Conditionen  Neutralität  bewerben;  sie  vermeinen,  Schweden  gebe  Ur- 
sache, der  Herr  Lisoln  Anlass,  Polen  gute  HofTnung,  und  würden 
ihre  Ambassadeurs  darunter  zur  rechten  Zeit  auch  einkommen.  — 

Gestern  hab  ich  darob  mit  dem  Herrn  de  Witt  lange  Unter- 
redung gepflogen  und  alles  deromaassen  gepräpariret,  dass  ich  ver- 
meine, E.  Ch.  D.  gnäd.  Befehlen  ein  Genügen  geleistet  zu  haben. 
Die  SouverainitAt,  Ermland  und  dergleichen  will  annoch  nicht 
wol  durch  den  Magen,  ich  weiss  schier  nit  warum,  und  da  man  doch 
bekennt,  dem  Staat  sei  aufs  höchste  daran  gelegen,  dass  E.  Ch.  D. 
quaDto  magis  versichert  und  sowol  gegeu  Polen  als  Schweden  ver- 
stärket werden  mögen.     Dann  war  es  dies,  dann  das;   endlich  aber 


■)  Vgl.  Urk.  ODd  Actenat.  V.  90-2. 

7* 


^düvGoot^lc 


100  ^-     BfaiJeiburg  ond  die  NiederlHnde. 

nahm  er  an,  es,  soviel  inü^licli  dahin  zu  richten,  dass  ihren  Atnbaesa- 
deuren  mit  eliisfeni  aufgegeben  werdt'n  Bollte,  bei  Polen  zu  befördern, 
dass  E.  Ch.  D.  darunter  ^ewillfaliret  und  Sie  also  in  dem  Stande, 
da  Sie  sich  anjetzt  in  belinden,  gelaHsen  ivenlen  möchten.  Vermeinte 
aber,  E.  Gh.  D.  würden  diese  Zeit  und  Ooujuuctur  nit  mliäsea  ün- 
fruclitbarlieh  vorbeigehen  lasüen,  wie  maus  auch  machete. 

So  sprechen  auch  andere,  die  E.  Oh.  D.  am  meisten  geaflfectio- 
niret  sein,  und  rathen,  wenn  Polen  die  Souverainität,  Ermland  oder 
dergleichen  anböte,  so  hiTttens  E.  Ch.  D.  freilich  anzunehmen  und 
demnächst  Ihre  Waffen  von  den  Kchwedisclien  alizuzichen ,  sich  zwi- 
schen beiden  und  neutral  zu  halten  und  endlich  durcli  fürsichtigea 
Balauciren  einen  solclien  Frieden  zu  befördern,  wodurch  beide  Kro- 
nen hinfllro  ausser  Huin  und  soviel  niögücli  in  Gleichheit  gehalten 
werden  möchten;  nnd  würden  durch  solche  Wege  E.  Ch.  D.  sowol 
als  auch  der  Staat  am  bebten  zu  ihrer  ßcchnung  und  Sicherheit  ge- 
langen fürs  künflig. 

Sie  begreifen  auch  endlich,  dass  ihnen  nicht  weniger  als  E.  Ch.  0. 
die  seliwediaehe  Kuui  und  der  Polen  gar  zu  hohes  Glltck  ex  aequo 
bedenklich  seie;  die  Waffen  dahero  gegen  Schweden  zumalen  feind- 
lich anzunehmen,  dazu  können  glimpHicbe  i>eute,  denen  das  Werk 
bekannt  und  E.  Ch,  D.  Heimtntion  und  Wolfalnt  Heb  ist,  nicht  rathen 
und  ziehen  darunter  viele  Ursacheti  an.  Alle  aber  bleiben  sie  dabei, 
E.  Ch.  D.  mtissten  bei  dieser  Gelegenheit  Vortheil  «chalTen,  es  sei  bei 
Polen  oder  Bchwedeu,  und  dennoch  uimmcrmehr  aus  den  Augen 
lassen,  das  ganze  Werk  deroniaassen  terminiren  zu  helfen,  dass  kein 
Tlieil  des  andern  Meister  werde.  Zwar  sei  es  delicat,  mau  niilsste 
aber  einen  beständigen  Zweck  in  allen  actionibus  haben  und  darnach 
sich,  so  viel  es  dennoch  möglich,  immerfort  richten ;  und  wllrde  solchen 
Falls,  da  E.  Ch.  D.  nämlich  sieh  obged.  Maasse  mit  Polen  setzete, 
der  Staat  sich  zur  Guarantic  und  gemeinen  Consiliis  hinfUro  besUln- 
dig  wieder  einlassen. 


Weiman  an  den  Kurfilrsten.     Dat.  Haag  31.  Juli  1657. 

|Die  nene  Situalioo  im  nordiacbeo  Krieg.  Alle  Itu neun e  gegen  Braiidciiboi^  und 
Neid  über  Beine  Krhlge.  Neue  AbmikliiiungeD ,  iiiclit  ncliv  gegen  tjcliwedeu 
aafzulrelon;  auch  Weimaiis  Anaiclit.  Dfiueninrli  wird  von  den  Oencrol  st  aalen 
völlig  im  ijticli  golaaseo  wei'dvii.  Llolirmdisclie  AjipreliciiBioiieii  nach  allen  Seilea, 
Allgemeine  UD8ichorheil.| 
3i.JnIi.  Unkinre  Stimmungen  im  Hang  über  die  neue  Sitnalion  in  Prenssenj 
je(lerm.-tiiu  verlangt  jetzt  von  dem  Kurfürsten  schlconigEtes  Aufgeben  der 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


Mstthi^rzige  Slimmnng  in  Holtand.  XOl 

schwedischen  Partei  nnd  Versöhnung  mit  Polen,  ohne  die  Schwierigkeit  der 
Sache  za  ermessen,  nnd  ohne  dass  man  geneigt  ist,  dem  Kurfürsten  zur 
BenutZQng  der  Situation  behilfl'ch  zu  sein. 

So  stehet  man  stille,  verschlagen  unil  hckOmmcrt,  und  weiss 
man  eehier  nicht,  wo  man  sich  zwischen  dem  Guten  und  dem  Neid 
hinwenden  solle.  An  einer  Seite  sichet  und  erkennet  man  des  Staates 
loteresse  in  E.  Ch.  D,  Verstärkung;  an  der  andern  Seite  strebet  und 
streitet  annocU  der  alte  Groll  gegen  einen  Potentaten,  der  in  vielen 
Dingen  gegen  ihren  Sinn  verfahren;  und  wissen  sie  also  nicht,  ob 
man  den  Anibassadeuren  in  Preussen  befehlen  solle,  dass  sie  in  specie 
auf  die  Feststellung  der  Souverainität  mitarbeiten  und  Polen  dazu 
disponireu,  oder  bei  dem  alten  Memoriale  vom  verwichenen  Jahre 
nur  verbleiben  sollen.  — 

Wollte  Gott,  wir  wDseten  jedesmal  und  in  Zeiten,  wo  etwa 
E.  Ch.  D.  Gedanken  und  consilia  hinzielten;  man  könnte  an  diesem 
Orte  nunmehr,  ceu  vertice  rerum,  zuweilen  wol  Dienst  thun. 

Wieder  Anmahnungen  (wie  gcnölitiltch,  angeblich  aus  dem  Mund  hie- 
siger wolgcRinnler  Freunde)  sich  lieber  auf  die  Balance  zu  stellen,  als  etwa 
aaf  die  Seite  gegen  Schweden: 

Ohne  grossen  Vortheil,  ohne  Sicherheit,  ohne  Satisfaction  von 
Partei  und  Interesse  zu  verändern,  solches  wÄre  gar  zu  bedenklich; 
Frankreich,  England  und  andere  wären  nicht  ausser  Acht  zu  lassen, 
und  stiege  bald  wieder  aufs  hüchstc,  was  in  einem  oder  anderen 
Augenblicke  sich  in  etwas  niedergelassen  hätte;  und  verhoffeten  sie, 
E.  Ch.  D.  würden  solches  nach  Gelegenheit  Ihres  Zuetandes  hochver- 
nönftig  erwägen,  inmaassen  wir  es  auch  unsers  geringen  Orte  hillig 
dahin  lassen  gestellet  sein.  — 

Dieses  muss  ich  melden,  dass  der  König  von  Dänemark  von 
hier  wenig  Hülfe  wird  nach  so  bewandter  Sache  zu  gewärtigen  haben; 
er  ist  eingestiegen  und  dürfte  man  ihn  nunmehr  baden  lassen  .  . . 
Man  fanget  bereits  an  zu  sagen,  man  hab  die  Ruptur  gänzlich  abgc- 
rathen.  Dänemark  hat  auch  zu  vernehmen  gegeben,  man  mtlsste  die 
Commercien  in  und  mit  Schweden  sclilicsscn  und  die  Zufuhren  be- 
hindern. Holland  aber  will  davon  durchaus  nichts  wissen,  sondern 
es  lieber  mit  Gewalt  verhindern. 

Nach  der  muscowilischen  Domination  auf  der  Ostsee  verlanget 
ihnen  auch  nicht  mehr  so  gar  sehr,  sondern  man  fanget  an,  einen 
Schreck  dafür  zu  haben;  inmaasscn  man  denn  auch  fär  allem  heflig 
apprehendirct,  dass  England  eine  so  grosse  Macht  in  Duyns  hält  und 
man  sich  besorget,  wo  mau  Dänemark  zu  Hülfe  kommen  wUrd,  dass 


A-iOOt^lc 


\Q2  I'    Brandeobui^  und  die  Niederlande. 

der  Protector  das  Gegenspiel  thun  dUrfle.    Und  kann  man  also  am 
diesem  Staate  nichts  sicherers  melden,  als  dass  alles  unsicher  ist.  — 


Weimaii  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Cleve  22.  Ang.  1657. 

[Besprechung  mil  Jeiia    in   Clove     über   diu   rr>tniEcbe   KÖnigBW&hl.  .  Frankreich 
gegen  eine  österreichische  Wslil.     Spanten,  Polen  sehr  eutgegenkommeDd  Tor 
BruDdeubarg;  HoUatid  bedenklich,  Meiaungen  für  und    gegeu    die  Politik  der 
Balance;  vermittelnde  Ansicht) 
I  Aug  Am  verwichenen  9.  Aug.  bin  ich  aus  dem  Haage  nach  Thurnhoet 

gegangen  und  von  dannen  am  16.  alhie  zu  Cleve  angelanget.  Ich 
hab  daselbst  E.  Ch.  1).  geheimen  Rath  Dr.  Jena  annoch  gefunden, 
dahero  E.  Ch.  D.  guäd.  Befehl  zufolge  mit  demselben  aus  denen 
ihme  committirten  Sachen  geredet'),  wobei  wir,  nach  erwogenem 
jetzigen  Zustande  der  Sachen  und  Zeiten,  denn  der  Meinung  gewor- 
den, man  könne  zwar  nichts  festes  ralheu,  bis  man  sehe,  ob  und  wie 
weit  E.  Ch.  J).  sieh  mit  I'olen  setzeu  werd;  denn  solches  die  Sachen 
sehr  afficiren  wllrd.  Jedoch  weil  es  vernuithlieh,  dass  es  zu  einigem 
Schluss  gedeihen  dürfte  und  dass  dadurch  die  Interessen  mit  Oester- 
reich  guten  Theils  leidlicher  werden  mtissten,  so  zeigete  es  sich  von 
selbst,  was  Weg  endlich  zu  hallen  sein  wllrd.  Wo  auch  Baiern 
für  sich  nichts  wollte,  inmaassen  es  das  Ansehen  wol  hat,  so  wire 
C8  noch  um  desto  sicherer,  dass  keine  Veränderung  gross  zu  machen. 

Mons.  de  Thou  sagetc  und  zeigete  mir's  aus  seinen  Briefen, 
Frankreich  wäre  geresolviret,  alles  dabei  aufzusetzen,  es  wäre  Geld 
oder  Volk,  um  Oestcrretch  draus  zu  hallen. 

Was  kann's  aber  machen,  wo  Cöln  oder  Baiern  ein  solches  Ziel 
nicht  auch  haben?  Und  zweifelt's  uns  endlieh  nicht,  E.  Ch.  D.  werden 
demnach  dero  Gesandten  darunter  dero  gnäd.  Willensmeionng  eigent- 
lich und  näher  Überschreiben. 

Gleichwie  Frankreich  es  thut,  so  unterlässt  Spanien  auch  seines 
Thciles  nicht,  E.  Ch.  D.  aufa  höchste  zu  mesnagiren ;  und  sagte  der 
Herr  Gamarra  vor  wenig  Tagen  noch,  man  wtird  E.  Ch.  D.  alles, 
was  Sie  nur  begehren  würden,  ohne  Zurücksehen  zuschlagen. 

Der  polnische  Resident  gibt  auch  selbst  zu  verstehen,  mu 
mUsste  E.  Ch.  D.  nichts  weigern;  man  wllrd  es  aueb  nicht  thun  und 
wäre  er  dessen  aus  fUrnehmen  Schreiben  wol  versichert  — 


')  Ueber  die  bevorstehende  römische  Königswahl,  eu  welcher  Jen«  ab  Ge- 
sandter bestimmt  nur. 


,Goo<^lc 


Ver*chied«De  AoBichten  nnd  Rathechläge.  ^03 

In  Holland  ist  allee  damit  gleiobssm  aufgefOllet,  dass  E.  Ch.  D. 
wieder  wendeten  und  polnisch  geworden;  Wagen  und  Schiffe  seind 
voll  davon.  Die  Elugeste  aber  seind  darnnter  ziemlich  bekümmert 
und  furchten  fBr  Reputation  und  Sicherheit;  alle  VerSndemngen  wä- 
ren geßhrlieb ,  die  polnische  Partei  schwach  . . .  wer  erwählete  nü- 
seros  amicofl,  wer  vertrauete  sich  zd  leicht  an  versöhnte  Feinde?  Die 
österreichische  Htllfe  wäre  weit  entlegen  und  unsicher,  die  dänische 
nicht  mächtig  genug  und  bereits  nicht  sehr  glQckticb;  die  polnische 
aber  nichts  denn  Greuel  und  Verderben,  wo  sie  käme;  von  dem  nie- 
derländischen Staat  könnte  man  wenig  wirkliches  oder'gates  erwar- 
ten. Dagegen  wäre  Schweden  wachsam,  geschwind,  in  Holstein  ver- 
stärket, glücklich  und  immer  versichert,  wie  es  ginge,  daes  Frank- 
reich und  England  endlich  die  Hand  dran  bieten  mlissten  und  wttrden. 
Bei  denen  aber  stünde  nunmehr  die  meiste  Macht.  Zu  geschweigen, 
dass  MoBcau  sich  zuletzt  mit  Schweden  aus  Neid  gegen  Oester- 
reich  wieder  fügen  mOchte.  Und  wie  ee  sei,  Bo  wäre  es  allerdings 
verdächtig  und  gefährlich,  die  Pfaffen  in  Polen  und  Oeaterreich  in 
beiden  durch  Eriegsmacht  Meister  zu  machen.  Balanciren  und  aufs 
höchste  ohne  Partei  so  viel  möglich  Tractaten  zu  befördern,  und  eol- 
cbes  auf  gute  Conditiones ,  wäre  eowol  fUr  das  evangelische  Wesen 
als  E.  eil.  D.  das  sicherste  —  und  was  desgleichen. 

Jedoch  sprechen  andere  auch  anders  und  zeigen  dieses  und  jenes-, 
schwedische  Schwachheit;  im  Glück  Härte  und  Untreu,  und  dass  sie 
E.  Ch.  D.  bei  diesem  Werke  ^r  zu  sehr  verlassen  .  . .  zwischen 
beiden  zu  sein,  wäre  an  beiden  Seiten  gefährlich,  und  weit  das  beste, 
ein  Theil  zu  wählen  und  zu  agiren.  Und  wollen  dieselbe,  man  müsste 
gar  bis  in  Holstein  gehen  und  daselbst  suchen  dem  Wesen  seine 
Endschaft  zu  geben,  das  übrige  wUrd  von  selbst  hernach  wol  folgen 
und  sich  anschicken.  An  Grund  und  Ursache  ermangelte  es  E.  Ch.  D. 
nicht,  indem  Sie  im  Anfang  von  den  Schweden  gezwungen  und  im 
Ende  davon  gänzlich  verlassen  und  drangegeben  worden  wären,  nicht 
ohne  VerbrechuDg  der  aufgerichteten  Bündnissen  etc.  ,  .  Und  dass 
Oestcrreich  gar  zu  mächtig  werden  dürfte,  wäre  so  gefährlich  nicht, 
als  dass  Schweden  seine  Monarchie  auf  einen  Fussbreit  weiter  als 
bishero  ausstrecken  und  vermehren  sollte. 

Andere  dagegen  weisen  onf  einen  Mittelweg  hin  — 
man  sollte  von  Polen  die  Souverainität,   Satisfaction,   Ermeland  zum 
wenigsten  bis  zu  Ende  des  Kriegs  oder  auf  gewisse  Jahre,  von  Schwe- 
den Neutralität  und  zwischen  allen  die  Mediation  suchen  zu  erhalten, 
und  also  die  Waffen  zwar  quovis  modo  conserriren,    aber  doch  so 


A-nOOt^lc 


"IQ^  l-     Brftadenburg  und  die  Niederlande. 

weit  suspendiren ,   dass  man  sehen  könnte,  ob  mau  aus  dem  Werke 
nicht  durch  den  Weg  der  Tractaten  kommen  könnte. .  .  . 

Und  Beind  dieses  bo  die  Gedanken,  welche  dieser  Oerter  am 
meisten  in's  Mittel  kommen;  und  wUrd  ich  meines  unterth.  Ortes,  da 
E.  Ch.  D.  micii  drum  gnäd.  fragen  würden,  mit  dem  letzten  mich  am 
leichtesten  fügen.  E.  Ch.  D.  werden  aber  in  arena  die  beste  Consilia 
fassen  können.  —  " 

Weirnan  an  den  Kiirflirstcn.     Dat.  (Cleve?)  October  1657. 

[Dur  Vcrlrug  von  Wthlau  Kindruck  in  Uollapd.  Aiilcilio  für  Däacmark. 
Ilolirmdiaclie  Ang!>t  vor  Fmiikruich  und  Engtand.} 
October.  Aus  ilen  preust^ieoheo  Briefen  ersieht  er  den  AliKchliias  des  Kurfürsten 
mit  Pillen  ');  er  will  alsbald  (ans  ClcTe?)  nach  dem  Hang,  um  bei  den 
uocb  Ters.immeUeii  Staaten  von  Holland  sogleich  d<is  Notbige  zu  thun. 
Alles  ist  itu  höchsten  Gisd  gefpaiint,  etwas  nälieres  zu  erfahren:  Wei- 
rnan stellt  die  Sache  in  das  für  Uraudcnburg  güusiigste  Lieht  — 
und  glaub  ich  es,  wicwol  ohne  jeitiands  Aufsehen  oder  AergernisB, 
soweit  gebracht  zu  haben,  dnss  dadurcli  die  consilia  pro  |:König  in 
Dänemark  :|  ziemlich  angestArket  und  sonst  auch  ins  Mittel  gebracht 
worden,  ob  man  nicht  etwa  einen  Minister  an  E.  Ch.  D.  Hof  senden 
oder  einen  oder  zwei  von  denen  Ambassadeuren ,  so  bei  Schweden 
sein,  zu  E.  Ch.  D.  abgehen  lassen  sollte. 

Man  hat  auch  sonst  im  äusserlichc«,  da  die  polnische  Partei  und 
schier  jcderman  mit  vollen  W^orten  ausschreiet,  dass  E.  Ch.  D.  sich 
mit  Polen  off-  und  defensive  gegen JÖchweden  verglichen  habe,  eine 
weit  grössere  Gunst  als  vorhin  bei  den  Regenten,  sonderlich  denen 
.  von  Holland  erspUren  können.  —  Ob  man  hinfüro  nicht  weiser  sein 
nnd  lUrsichtigcr  mit  E.  Ch.  D.  umgehen  werd,  solches  mag  die  Zeit 
lehren;  inmittclst  soll  für  Dänemark  gerceolviret  sein,  dass  man 
Sr.  Maj.  mit  einer  Anleihe  von  1500  m.  Gulden  gegen  Vei'pf^ndung 
der  Zölle  an  die  Hand  gehen  wolle,  wiewol  Holland  darob  bishero 
noch  nicht«)  zur  GencralitHt  einbringen  lassen,  und  zu  besorgen,  daas 
es  mit  der  wirklichen  Auszahlung  von  deswegen,  dass  ein  gut  Theil 
der  Provinzen  darunter  ziemlich  schwierig  und  nicht  geinstniiret  sein, 
laugsam  hergehen  möchte. 

ludess  wird  auch  vielfach  noib  be^weirdt,  da&6  die  Niederlande  blch 
irgendwie  etiergii-ch  gegen  Schweden  betheiligen  werUvu.  Müti  fürchtet  die 
Franzosen  und  die  Engländer,  die  in  Flundern  immer  grossere  Fortschritte 
gegen  die  Spanier  machen. 


')  Vertrag  von    Wehlau  dat.  19.  Sept.  16ÖT  swiseben  dem  Kurfürelen  und 
Polen. 


^aovGoOt^lc 


Vertng  roa  Wehlan.    Stadt  MöDSter.  ]^()5 

Die  schwedische  Miniatri  sagen  auch  rund  heraus,  alles  waa  Hol- 
land an  DftDemark  thun  würde,  Bolchee  wAre  der  Protector  es  foedere 
schuldig  hinwieder  an  Schweden  zu  prästiren. 


Weiman  an  den  KurfUrsteii.     Dat.  Haag  30.  Ort.  16.Ö7. 

[Die  polDiBch-brandeuburgiecbe  VersöhouDg.     Der  Kampf  iwiecben  Munater  und 

dem  Biscbori  die  HullAndtr  lÜBten  gicb,  der  Stadt  zu  heiroo:  was  einen  Frieden 

bewirkt.      Die    däniacbe    Anleihe    von    der    ProvioE    Hullaod    berürworUt   nnd 

vorauabeEahlt  | 

Von  etlichen  Wochen  hero  ist  hie  fast  nichts  in  Consideration  30.  Oct. 
gekommen,  als  E.  Ch.  D.  Versöhnung  mit  Polen  und  das  MUnster'- 
Bche  Wesen.  .  .  .  Und  ists  endlich  dahin  gediehen,  dase  hei  Provision 
der  Commissarius  Pelss ')  zu  E.  Ch.  D.  zu  gehen  beordert  und 
mftnniglich  der  Meinung  geworden  ist,  ehe  man  Ambassadeurs  schicken 
sollte,  mtlsste  man  zuvorderst  von  der  Sache  nShem  Berichtes  ab- 
warten und  zusehen,  ob  E.  Ch.  D.  selbst  nicht  deswegen  etwas  an 
den  Staat  gelangen  lassen  wollen.  Wir  unsers  untertb.  Orts  leben 
anch  der  Hoffnung,  dass  solches  geschehe  und  uns  mit  ehistem  E.  Ch.  D. 
Befehle  und  Instruction  zukommen  möge,  wonach  wir  dieses  Staats 
inclinationes ,  weiln  das  Eisen  noch  warm  und  die  Affection  fttr  das 
polnische  gemeine  Interesse  noch  Krafl  hat,  mesnagiren  können. 

Als  viel  aber  das  MUnstersche  Wesen  betrifft,  da  ist  am 
20.  dieses  bei  Holland  und  am  21.  bei  der  Generalit&t  geresolvirct, 
dass  man  die  Stadt,  nachdem  der  Herr  Bischoff  die  Mediation  abge- 
schlagen, mit  Kriegesmacht  retten  sollte').  Man  trug  dem  Herrn 
Rheingrafen  das  Commando  auf;  zu  Fuese  und  zu  Pferde  ging  die 
meiste  Macht  des  Staats  nach  Groll  als  auf  den  Rendez- vous-platz-, 
alles  niarschirete  etc.  Wir  unseres  Ortes  thaten  in  publico  nichts 
dazu;  wenn  wir  aber  betrachteten,  dass  E.  Ch.  D.  der  Stadt  nicht 
abgeneigt  und  durch  dieses  zum  wenigsten  die  liguistische  Neubur- 
gische  Desseins  in  etwa  gebrochen  und  £.  Ch.  D.  Freundschaft  dem 
Estat  so  nöthig  und  considerabel  als  es  gewiss  werden  wUrd,  dass, 
an  Statt  einer  Allianz  und  BUndniss,  Neid,  Uass  und  Feindschaft 
zwischen  den  neuen  Feinden  aufkommen  mflsste,  so  waren  wir  auch 
nicht  dawider,  sondern  gedachten,  wenn  gleich  das  Exempel  voll 
nachdenklicher  Consequenz  wäre  für  andere  benachbarte  Länder,  so 
möchte  das  Reich  hinfliro  solches  resentiren. 

')  Niederl&odiscber  CuanniaBar  io  Dauzig;  vgl.  obeu  p^.  45. 
<j  Sacietfl  BesolutieD  L  &60  ff.    Wicquefoit  IL  457. 


yGoot^lc 


106  1'    Brandenburg  und  dia  NiederUude. 

Kurz,  sie  hallen  sich  in  der  Angelegenheit  zurück,  zuma)  sie  glauben, 
dasR  es  zu  ernstlicher  Actinn  doch  nicht  kommen  and  der  Bischof  Gcbon 
Tur  der  Drohung  Hollands  zurückweichen  wird;  wie  denn  bereits  auch 
mehrere  dahin  lautende  Is'achi lebten  hier  eingetroffen  tind  '). 

H  o  1 1  a  n  d  hat  sein  Advis  wegen  der  dänischen  Anleihe  auf 
600,000  fl.  zur  Generalität  cingebraclil,  aber  darauf  ein  mehrers  nicht 
erhallen  können,  als  dass  es  die  Geeomniittirten  der  Provinsen  ad 
refcrcndum  angenommen  ').  £s  ist  dennoch  gewiss  und  bekennet» 
der  Herr  Kosewing  selbst'),  da&e  Holland  inmittelst  das  Geld  schon 
wirklich  ausbezahlet  und  darftlr  die  Hypothek  am  Sundzoll  ange- 
nommen habe. 


Weinian  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  6.  Nov.  1657. 

[.Subsiilien  für  Däuemark.     Der   Krieg    in  Flaudero;    die    englischen    „veiligia 
cisDiarina";  HollaDd  jetzt  ganz  eifrig;  Anerketinang  für  die  braadeDborgiacbe 

Polilili     Schniurigkeit  der  Behandlung  dieses  Staates  ] 

IV,  Dieser  Oerter  gehet  anitzt  sehr  wenig  für.  . . ,  Inmittelst  zahlet 
Holland  die  vor  diesem  gemcltc  600,000  fl.  an  Dänemark  und  ist 
der  Herr  Roscwing  deswegen  zu  Amsterdam.  Zwarn  hat  die  Ge- 
neralität dazu,  als  es  Holland  förstellete,  nicht  direete  verstehen 
wollen;  wenn  sie  es  aber  auch  nicht  ofi'entlich  gecontradieiret,  so 
nimmt  Holland  soklies  pro  tacito  cnnsensu  an  und  gedenkt,  die  Zeit 
werde  den  liest  wol  nachbringen.  Wir  waren  unter  der  Hand  von 
Holland  untersuchet,  die  Provinzen  hie  und  dort  in  etwas  zu  dispo- 
niren;  es  wollte  aber  nicht  weiter  damit  gelingen,  als  dass  die  fDr- 
ncbmste  zu  verstehen  geben,  Holland  möchte  nur  fort  gehen  und  nicht 
zu  viel  fragen.  Dilnemark  hat  dafür  die  Zölle  im  Sund  und  Nor- 
wegen verschrieben  Auf  andere  Einkünfte  der  Krön  hatte  man  auch 
geprätendiret;  es  saget  mir  aber  der  Herr  liosewing,  dass  er  sol- 
ches rotuude  abgesclilagcn  hätte.  Es  mag  Dänemark  wo!  im  Grunde 
wenig  helfen;  sie  sehen  aber  hichei  fUrnchmlicb  aufs  Gerttehte  und 
das  Engagement  einer  so  fUrnehmen  Provinz. 

Männiglich  stehet  auch  in  suspenso  schier  wegen  des  flandri- 
schen Wesens  und  glaulit  man  fUr  gewiss,  dass  England  selbst  auch 
den  Franzosen  nicht  allerdings  trauen  könne,  sondern  immer  besor- 

')  Vorgleich  Kwiscben  der  Stadt  nod  dem  Bischof  dat.  20.  Oct.  1657;  öfl«r 
gedrackt,  Londorp  Ä.  T.  Vlll.  ^^u.  a.  C;  vgl.  Tücking  53. 
')  Socrete  Besolutien  1.  !>61B'. 
■^  Henrich  Willemaon  Rosewingo,  dunischer  Gesandter  im  Haag. 


A-nOO<^IC 


Däniachs  Anleibe.    England  ■  „ventigia  ciBinarina".  107 

gen  mflsse,  dasB  Frankreich  der  Englischeii  vestigia  ciamarina  sehr 
apprebendire  und  dermalen  einst  subito  und  Dber  Vermuthen  sich  mit 
Spanien  setzen  und  vergleichen  möchte.  Zwar  iats  nicht  ohne,  dieser 
Estat  auch  hat  grosse  Ombrage  von  den  englischen  Desseinen  in 
Flandern  und  wissen  nicht,  ob  man  nicht  umzusehen.  Wie  es  aber 
ein  Werk  von  grossem  Gewichte  ist,  so  stehet  man  immer  stille  und 
getröstet  man  sich,  dass  man  dagegen  an  der  Ostsee  fDr  der  engU- 
sehen  Macht  sich  desto  weniger  zu  befahren  habe.  Aus  welchem 
allen  denn  wol  abzunehmen,  dass  sie  sichs 'lassen  ein  Ernst  sein, 
nunmehr  ihr  Macht  und  Ansehen  allerdings  dabin  zu  verwenden,  dass 
man  mit  Schweden  quocunque  mudo  zu  Beruhigung  und  Versicherung 
der  Ostsee  möge  richtig  werden.  Sie  contestiren  auch  aufs  höchste, 
dass  ihnen  nichts  liebers  sein  werd  als  mit  E.  Cb.  D.  nunmehr  wieder 
in  gutem  Vertrauen  zu  stehen  und  zu  verbleiben-,  und  sagete  mir 
gestert  der  Rath  Fensionarius  mit  vieler  guten  Bezeugung,  würden 
E.  Ch.  D.  alhie  wie  in  Dänemark  von  dem  polnischen  Tractat  und 
Ihrem  Fflmehmen  einige  Eröffnung  thun  lassen,  so  wollten  sie  ihren 
Ernst  im  Werke  selbst  erspUren  lassen. 

Die  Versammlung  hatte  ad  certas  causas  aus  allen  Gliedern 
eichere  Deputates  hie  gelassen  und  hab  ich  Gelegenheit  gehabt  bei 
einigen  Gastmahlen  und  sonst  bei  besonderen  Visiten  denenselben 
erinnerlich  wieder  zu  GemUthe  zu  fnhren,  wie  wir  sie  immer  ver- 
sichert, dass  E.  Ch.  D.  der  Zeit  so  gewisse  wUrden  Acht  haben  dem 
gemeinen  Interesse  zum  besten,  als  es  gewisse  wftre,  dass  Sie  der 
Zeit,  das  ist  der  Noth,  zuweilen  hätten  müssen  weichen,  und  dass 
sie  solches  nunmehr  im  Werk  sähen;  wenn  aber  E.  Ch.  D.  dabei 
schier  fümehmlich  auf  des  Estats  inclinationes  gesehen,  ohne  dass 
Sie  jemal  dagegen  Etwas  genossen ,  sq  verhoffeten  Sie ,  man  würde 
Ihr  auch  nunmehr  mit  Bath  und  That  besser  an  die  Hand  gehen  als 

nir  diesem  geschehen.  Und  gaben  sie  allemal  darauf  zur  Antwort: 

wie  sie  uns  dero  Zeit,  da  E.  Ch.  D.  mit  Schweden  wirklich  gecon- 
jungtret  gewesen  und  wir  nichts  anders  in  publice  getrieben,  als 
man  mflsste  Schweden  nicht  zu  hart  fallen,  nicht  viel  trauen  mögen: 
so  bekenneten  sie  zugleich,  sie  hätten  zuweilen  zu  wenig  getban  und 
mOsste  man  solches  den  verworrenen  Zeiten  zuschreiben;  gar  au  ge- 
fährlich aber  würde  es  gewesen  sein,  wenn  E.  Ch.  D.  des  Staats 
Fflrschlägen  nach  dero  Zeit,  da  die  schwedische  Macht  annocb  nirgends 
hin  gedivertiret  und  Dänemark  sowol  als  Oesterreich  noch  still  waren, 
sich  so  plötzlich  in  das  polnische  Interesse  sollten  gestürtzt  haben. 
Und  wäre  es  nunmehr  viel  glücklicher  gethan  und  zu  Werk  gericb- 


Aj.OOt^lc 


\QQ  t     Brandeoburg  nod  die  Niederlande. 

tet,  woraus  sie  billig  E,  Ch.  D.  hohe  Vernunft  und  Weisheit  erkenne- 
ten  und  in  Abrede  nicht  sein  könnten,  wie  ihre,  des  Staats,  HUlfe 
zuweilen  gar  zu  langsam,  dass  ihre  consilia  etlichemal  gar  zu  präci- 
pitant  fielen.  Sonderlich  gefällt  es  ihnen,  dass  E.  Ch.  D.,  inmaasaen 
alhie  gar  zeitliche  Gerüchte  laufen,  eo  gute  conditiones  erhalten; 
und  sagetc  mir  gestern  ein  fUrnehmer  Mann,  sie  hoffeten  gänzlich, 
E.  Ch.  D.  würden  Elbingen  bekommen;  und  zog  dabei  in  Vertrauen 
an,  man  nidsste  nunmehr  auch  anfangen,  ein  gutes  Auge  auf  Oester- 
reich  zu  haben.  ...  Sie  fragen  schier  unaufhörlich,  warum  man  ihnen 
denn  von  dem  polnischen  Tractate,  inmaassen  zu  Copenhagen  bereits 
geschehen,  keine  Ouvertüre  widerfahren  lieBse;  Dänemark  würde  doch 
ohne  sie  auch  zu  keiner  Garantie  verstehen.  So  entschuldigen  wir 
es  mit  allerhand  glimpfliehen  Ftlrwendungen,  sonderlich  dass  E.  Ch.  D. 
in  vollem  Marsch  begriffen  und  also  auf  dergleichen  Dinge  nicht  so 
allergenau  Acht  hätten  haben  können  etc. 

lodess  malmt  W.  diese  Zurückhaltung  gegen  die  General  Staaten  nicht 
zu  weit  zu  treiben,  da  die  Gegner  nicht  vcreiiumen,  daraus  Capital  gegen 
Brandciiljiirg  zu  raacheii. 

Es  ist  gar  zu  eine  wunderbare  Sache,  eine  so  vielköpfige  Regie- 
rung wol  zu  mesuagiren ;  wo  mau  sie  nicht  zu  rechter  Zeit  et  en  son 
point  in  Acht  und  einnimmt,  so  hat  man  hernacher  gar  zu  viel  zu 
thun,  ehe  man  sie  wieder  auf  ihre  rechte  Maasse  bringen  kann;  und 
wie  es  gehet,  so  bats  alle  Zeit  Fartheien,  die  in  ihren  Gedanken 
gegen  einander  laufen,  darinnen. 


Weiman  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Haag  20.  Nov.  1657. 

[Unrubo  und  BcalUrlzuDg  in  Holland;  Zveirel  über  die  EDtscbliesaungeD  Brao- 
denbnrgs;  die  Politik  Englaada] 
)v.  Allerlei  allannircnde  Nachrichten  laufen  ein;  der  König  von  Schweden 
ist  mit  den  Niederlanden  sehr  unzurrieden  und  weigert  den  Geeandlen  die 
Audienz;  Frederiksadde  ist  von  den  Schweden  erobert  worden;  Frankreich 
und  England  haben  »icb  von  neuem  verbunden,  um  närhsteü  Frühjahr  ver- 
eint die  Epani^rjchen  Niederlande  zu  erobern  und  „unter  einander  zu  thcilcu"; 
England  macht  immer  neue  Srhwierigkcitcn  in  Bezug  anf  den  Tractat  de 
marine;  von  Brandenburg  weiss  man  aneh  noch  nichts  sicheres-  Kurz,  es 
herrscht  hier  die  grösüte  Bestürtzung  und  Verwirrung.  Zuvörderst  kom- 
men die  Staaten  vou  Holland  zusammen,  deren  Besciilüsse  am  15.  uod 
16.  Koveraber  (Beilage;  fehlt). 

Man  fragete  und  forsehete  sehr,  was  E.  Ch.  D.  vorhätten  mit 
Ihrer  Arm^e,  ob  Sie  mit  Polen  off-  und  defensive  gegen  Schweden 


A-nOO<^IC 


Der  Brombei^er  Verlrag.  109 

^chloaseD,  Elbingen  bekommen,  mit  Dänemark  Allians'.  eingehen 
oder  auch  an  diesen  Staat  etwas  gelangen  lassen  würden.  Viele 
sageten,  man  mUsste  fUr  OAuemark  etwas  mehr  thun  als  für  die- 
sem etc.  .  .  England  wUrd  man  anch  desto  weniger  zu  Dlrcliten 
lial>en,  weil  es  sich  mit  Spanien  in  den  Niederlanden  aufs  höchste 
geengagiret;  mau  niUsste  E.  Ch.  D.  damit  auch  suchen  der  Partei 
lum  besten  zu  animiren  und  mUssle  der  Estat  an  allen  Oertern  seinen 
Mutb  and  Macht  zu  rechter  Zeit  sehen  lassen.  Wenn  aber  der  Estat 
immer  der  Estat  bleibet,  das  ist  langsam,  voller  Furcht  und  verschie- 
dener Intriguen,  so  ist  aus  diesem  allen  nichts  weiter  gekommen  als 
ia  obgedachten  resolutionibus  enthalten.  —  Dieses  ist  wol  gewiss: 
wo  England  diesen  Staat  nicht  mit  Gewalt  ins  Sjjiel  hineinrllcket, 
dass  man  solchen  Falls  sich  zu  ihnen  nichts  als  aller  Indifferenz  und 
gemeiner  Freundschaft  wird  zu  versehen  habeu. 


Der  Kurftlrst  an  Weiuian.    Dat.  Colin  a.  d.  Sp.  10.  Nov.  1657. 

(EroOboDg  BD  die  GcDeTalslBaleti  zu  macbeii  ühvv  ileti  Brombcrger  Vi'i'lrng.] 

Anzeige  von   dem  Bromberger  Vertrag  mit  Polen');   diu  be treffe iideii  20  Nu» 
Attenaücke    tiiid    W.    schon     vorher    dnrch    die    Kiirrfirstin    /iigefsi'b'ekt 
»urdeii.      Ks    mu.ss    nnn    den  (lenerjilstiiiiten  einige  ErnfTiiuiig  dariilier  ge- 
schehen 

Weil  es  aber  Uns  nicht  zuträglich  sein  würde,  wenn  es  noch  zur 
Zeit  esciatirte,  so  wollet  Ihr  in  geheim  etliche  Com^nissavieii  begeh- 
ren, denen  auferleget  würde,  sub  fide  juramenti  dasjenige  zu  niesnV 
giren,  was  Ihr  ihnen  in  Unserm  Namen  entdecken  werdet.  Denen- 
aelben  nun  wollet  Ihr  obgcmeite  und  hielicvor  überscliickte  Pacta 
deutlich  vorlesen  und  ihnen  daraus  remonstrircn ,  wie  dnrlu  nichts 
enthalten,  so  wider  ihr  Interesse  streitet.  Ferner  dass,  wie  gcru  Wir 
es  auch  bei  einer  simplen  Neutralität  bewenden  lassen  wollten,  es 
doch  daliin  nicht  zu  bringen  geweseu;  und  dann  ersuchen,  dass  die 
Garantie,  wozu  man  sich  hiebevor  so  geneigt  erwiesen,  von  ihnen 
Bbemommen  werde. 

Zngleich  Mahnung  um  nun  endlich  zu  leistende  Iliire. 

')  BroBibrrger  Vertrag  vom  6.  Nov.  lti5T,  der  den  Wehlauer  Ton  l'J.  Sept. 

trginzl. 


^düvGoot^lc 


WQ  l.    Brandenburg  nnd  die  Niederlftod». 

Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  27.  Nov  1657. 

(England  nnd  Frankreich  in  dem  Krieg  in  Flandern.    Kriegaiiberdraes  in  BelUnd; 

Silberflotte ;  französiscbe  Diplomatie;  der  Broroberger  Vertrag) 

>r         Oratnlation  zur  Rückkehr  des  Karrtiraten  in  die  karmärkischeu  L&nde. 

Seit  unserer  letzten  unterth,  Relation  ist  alhie  wenig  (irgegAngen. 
England  fertigt  und  tliut  alles,  um  in  Flandern  Fubs  zu  halten. 
Frankreich  kommt  soichea  zwar  gar  nachdenklich  fllr,  muss  aber  mit 
hindurch,  um  ans  zweien  liebeln  das  geringste  zu  wählen.  Die  Herrn 
Schwedische  sagen,  ee  kommen  ihnen  aus  England  und  mit  englischer 
Convoye  4000  Mann  zu  Hülfe,  und  werde  Frankreich  ancb  Geld 
geben,  wozu  ihnen  zu  London  auch  gute  Hoffnung  gemacht  wOrd^ 

Andere  aber  glauben  davon  keines,  weil  der  Cardinal  im  Geld- 
geben sich  selten  Übereilet,  auch  gar  andere  Gedanken  haben  soll, 
und  der  Protector  in  Flandern  sich  deromaassen  geengagiret,  dasa 
er  sich  ins  dänische  Werk  nicht  mischen  wllrd;  zu  dem  läge  ihm 
Portugal  näher  am  Herzen  und  dass  er  in  seinem  eigenen  Reiche  ron 
Fairfax  und  Lambert,  den  Parisischen  Zeitungen  nach,  immer 
noch  zu  fürchten. 

In  Hulland,  besonders  in  Amsterdam,  ist  man  übrigens  sehr  des  jetzi- 
gen Kriegeil  überdrüfisig;  Admiral  Opdani  hat  durcli  Wegnahme  der 
brasilianischen  Flotte  einen  Gewinn  ron  etwa  3  Millionen  Gulden  einge- 
broeht;  das  ver!^öbnt  die  Stimmung  ein  wenig. 

Die  Franzosen  arbeiten  sehr  daran,  die  Generalstaaten  mit  Schweden 
wieder  in  gntes  Vernehmen  zq  eetzen,  und  auf  dieser  Seile  möchte  man 
es  recht  gern  gelingen  sehen.  Man  ist  daher  äusserst  gespannt  auf  den 
Inhalt  des  Brombergrr  Vertrags;  von  polnischer  nnd  sobwedi^cher  Seile 
«Ird  das  Entgegengesetzteste  darüber  ins  Publicum  gebracht. 


Weiman  an  den  Kurflirsten.    Dat.  Haag  4.  Dec.  1657. 

lEngliache  Politik  in  Flandern;  A|)prehcDaionen  wegen  derselben  in  Hiillind. 
Hebele  Anasichlen  in  Däneaiark.  Neignng  zur  VeratäuiligUDg  mit  Brandeuboi^. 
Die  Millbeilnng  dca  Brombei^er  Vertraga;  Schwierigkeit  der  Gebeimhallong. 
Gute  Aurnnhine  der  Miltheilnng,  Beeorgniss  wegen  der  Theilnahme  OeBlrnicbi.) 
4  Dec.  England  thut  immer  alles  noch,  um  den  Fusb  in  Flandern  zu 
halten,  und  weil  der  Protector  angezweifelt  wol  siebet,  zum  we- 
nigsten besorgen  muss,  dass  in  Frankreich  das  Herz  und  die  Waffen 
wqI  nicht  mit  einander  gehen,  so  lässt  er  eines  Theils  und  draussen 
alles  in  suspeuso.  Schweden  zeigen  sie  guten  Willen,  lassen  Volk 
heraus;  Dänemark  findet  sie  kaltsinnig,  verdächtig;  und  dieser  Staat 
zweifelt  an  Aufrichtigkeit,   indem  Herr  Nieuport  ohne  Volbdehiuig 

i:q,t7r.d   .t^iOOt^lC 


Die  EngläDder  in  Flandern.    Dänemftrk'a  Soh wache.    Holland  rsthloa.     \W 

des  Vertrags  Ton  Marine  wieder  zurück  kommt.  An  der  andern  Seite 
aber  und  innerlich  nehmen  sie  der  Zeit  deromaassen  Aclit,  dasa  eie 
renneinen,  rebus  ita  pendentibus,  ihren  Fuss  zu  Mnrdyk  derog:estalt 
zu  festen,  das3  sie  endlich  wenig  darnach  fragen  würden,  zum  Fall 
auch  die  Jalousie  in  Frankreich  zum  Hasse,  dieser  zum  Bruche  und 
alles  zur  Feindschaft  ausschlüge,  und  gedenken  ungezweifelt,  sie 
würden  alsdann  noch  immer  mit  diesem  Staat,  Schweden,  Portugal 
und  andern  schliessen  und  balanciren  können.  Spanien  ist  in  den 
Niederlanden  gar  zu  schwach,  wiewol  sie  immer  noch  huifen  Mardyk 
zu  recouTriren;  und  geben  diese  Händel  und  »cheinliche  Desseins  in- 
mittelst  diesem  Staat  nicht  wenig  Nachdenkens.  Sie  fürchten  einen 
zweiten  Sund  zwisclien  den  Niederlanden  und  Engeland,  wo  der  Pro- 
leetor in  Flandern  rerbliebe,  und  fürchten  solche  Furcht  dennoch 
weniger  als  Krieg,  womit  man  Einiger  Meinung  nacli  in  Zeiten  vor- 
biegen  mllsste;  und  fussen  darauf,  gleichwie  Burgund  zwischen  Enge- 
land und  Frankreich  sich  so  lauge  Zeit  wol  erhalten  als  im  Mitlei, 
dase  der  Staat  ins  kflnftig  zwischen  beiden  würd  balancM-en  können 
als  tertiuB  und  mit  Vortheil. 

In  Dänemark  geheis  auch  nicht  deromaassen,  dass  sie  nicht 
darüber  sehr  bekümmert  sein  sollten;  Herr  Beuningen  schreibt  von 
nichts  als  von  Mangel  und  Gebrechen.  .  . .  Holland  ist  deswegen 
fleissig  zu  ßalhe  gewesen  und  in  Deliberation,  wie  man  denn  zum 
Ziele  zu  gelangen.  Volk  können  sie  nit  geben,  Oeld  mag  so  bald 
nicht  helfen ;  eine  starke  Diversion  sei  alleiuo  nötig.  Den  Polen  ver- 
trauet maus  nicht;  E.  Cli.  D.  Waffen  und  Macht  seind  hie  trefflich 
berflbmet.  Man  ^eiss  von  der  polnischen  Keconcilialion;  wir  haben 
die  GemUther  von  Zeit  zu  Zeit  auf  alle  Zufälle  in  etwas  geprüpariret. 
Sie  sagen,  man  mUssle  wieder  zusammen  setzen  .  .  .  mau  mUsete  mit 
E.  Ch.  D.  es  wieder  anlegen,  man  mtlsste  einen  Rath,  ein  Ziel 
halten  etc. 

Wie  nun  das  Werk  deromaassen  bewandt,  so  ist  uns  inmittelst 
E.  Cb.  D.  gnäd.  Rescript  vom  20.  zu  Händen  gekommen.  Wir  sehen 
dabei,  dass  es  unmöglich  nach  Art  dieser  Regierung  etwas  zu  com- 
municiren  und  geheim  zu  halten;  juratum  silcntium  hat  hie  kein 
Exempel.  Eine  Notification  wäre  fürerst  anch  genug. .  .  .  Unter  der 
Hand  würden  wir  wol  sehen,  ob  etwas  zu  erhalten.  Wäre  Hoffnung, 
so  könnte  man  allezeit  zur  Communicalion  kommeu,  wo  nicht,  lang- 
samer geben  und  annoch  bedecket  bleiben. 

Wir  resolvireten  daher»,  mit  wenigen  und  zwam  denen,  die  die 
Kraft  der  Regierung  in  Händen  haben,  rund  zu  gehen  und  uns  zu  öffneik 


..Goot^lc 


"1X2  '     BraDdeobarg  and  die  Niederlande. 

Hierauf  nuD  die  wärmsten  Versicherungen  und  Ter  Sprech  an  gen  ton 
dieser  Seite;  man  ist  bereit  von  neoein  mit  dem  Kurfürsten  zu  Bcbltessen 
utid  ihm  Garantie  zn  leisten  „nicht  allein  bei  dem  polnischen  Tractat,  son- 
dern auch  in  dem  allen,  was  aus  solch  er  Gesamnitresoinlion  Ihr  zuwachsen 
möchte,  und  zwar  solches  auch  mit  ungolimitiiter  Macht,  Assistenz  und 
Hilfe."  Weiman  n-ird  ersucht,  dies  ganz  ausdrücklich  dem  Kurfürsten 
miizutheilen;  vielleicht  dass  er  in  seinen  Ratbschlägen  darauf  Rücksicht 
nimmt. 

Sie  apprehendiren  daa  Öeterreichiecbe  Engagement  gar  eebr  und 
wünschen,  dass  auch  Polen  damit  nicht  behaftet  wäre. 


Weiman  an  den  KurfUröten.     Dat.  Haag  10.  Dec.  1657. 

[UesorgniBse  in  Holland  wegi'U  der  eLglisch-franzosiacheu  Politik  in  Flandern. 
DijsgleltheD  wegt>ii  der  achwediechen  Erfolge  gegen  Dänemark.  Mediatiänaver- 
Buch;  erster  Ansatz  inr  Haager  Concert-Polilik;  man  sncht  Brandenburg  dafür 
ZD  gewinnen.  Abneigung  gegen  Oesterreicfa  und  Spanien,] 
10.  Dec.  Das  Nachdenken  auf  das  flandrische  Wesen  an  einer  Seite, 
gegen  Frankreich  und  Engeland,  und  an  der  andern  Seite  die  schwe- 
dische Progressen  gegen  Dänemark  und  den  Sund  seind  immer 
noch  die  Sachen,  welche  die  Regierung  und  GemDther  dieses  Orts 
geoccupirt  halten.  Jenes  zwar  nicht  derogestalt,  dass  man  dagegen 
etwas  wirkliches  zur  Hand  nehmen  sollte;  denn  dazu  ist  das  Feaer 
noch  nicht  nahe  genug  geleget;  es  muss  nicht  allein  leuchten,  sondern 
brennen,  was  h>e  bewegen  soll.  Man  hoffet  immer  Veränderung. 
Frankreich  und  Engeland  werden  mit  ehisteni  gar  gewisse  auch  albie 
n:^her  senden  und  tractiren  lassen ;  dazu  Inssen  sie  die  Tractaten  Ton 
Marine,  als  die  Frucht  aller  hiesigen  Ratbschläge,  allerseits  offen  und 
unbeschlosseu ,  gestalt  damit  den  Staat  entweder  stille  und  in  Kühe 
zu  halten  oder  gegen  Spanien,  in  communem  spem  vom  Gewinne  zu 
participiren,  zu  engagireo. 

Das  dänische  Werk  aber  ists,  das  nunmehr  die  consilia  wann 
hält  und  in  männiglichena  Augen  deromaaasen  bewandt,  dass  man 
darin  nicht  länger  langsam,  sondern  mit  Eifer  verfahren  muss;  und 
ists  darunter  so  weit  gebracht,  dass  man  nicht  allein  in  Holland  feste 
gestellet,  sondern  auch  nunmehr  in  der  Generalität  es  suchet  zum  all- 
gemeinen Schlüsse  zu  bringen,  dass  man  mit  E.  Ch  D.  sich  allerdings 
fUgen  und  allen  hoben  Theilen  entweder  einen  billigen  Frieden  durch 
kräftige  Mediation  gleichsam  dictiren  oder  mit  gemeiner  Macht  und 
Gefahr  gegen  den  unwilligen  Theil  die  offenbaren  Waffen,  gestalt  es 
zur  Raison  zu  bringen,   ergreifen   solle.     Man  will  auch  alles  dabei 

i:q,t7r.d    .*^nOO<^IC 


Rrste  AnduntongeD  der  Concert-Politik.  213 

wagen  und  aufsetzen  als  zu  Aufinihrun^  eineB  hoelinUtz-  und  clirist- 
lichen  FUrnebmens,  und  darunter  E,  Ch,  D.  nicht  allein  die  Festhaltung 
der  Allianz  Tom  Jahre  1655,  sondern  auch  eine  allgemeine  Guarantie 
und  Schsdioshaltung  in  ungelimitirten  terminie  anbieten.  .  .  .  Man 
fragt  mich  sehr  nach  Vollmacht  zu  begehren,  zu  handeln,  zu  schlicRseu, 
wie  denn  auch,  wie  es  mit  dem  polnischen  Traetat  bewandt;  ob  ich 
in  allem  Falle  mich  in  aller  Eile  zu  E.  Ch.  D.  erheben  könnte,  um, 
was  Sie  intendiren,  heimlich  auszuwirken.  Und  habe  ich  mich  hi»- 
hero  darunter  deromaassen  betragen,  dass  ich  dem  Staat  ein  Genlt- 
gen  leisten  können,  ohne  dass  sie  ein  mehrerg  begehren  und  dass  - 
alles  zu  £.  Ch.  D.  Dienste  sich  lenket,  ohne  dass  sieb  jemand  dran 
ärgert,  von  was  Partei  er  aucli  ist. 

Dieses  apprehendiret  man  immerfort  noch  gar  sehr,  E.  Ch.  D. 
möchten  sich  mit  Oesterreicli  zu  weit  vertiefen,  und  würden  die 
Friedenstractaten  dadurch  desto  schwerer  werden.  Man  kann  dabei 
auch  wol  merken,  wie  sehr  man  Spanien  benigniora  fata  heimlich 
wtlnschet,  dass  der  Staat  dennoch  sich  schwerlich  würde  disponiren, 
desselben  Partei  und  Interesse  zu  embrassiren.  — 


WeimaH  an  den  Kiirflirsteu.     Dat.  Haag  17.  Dec.  1657. 

(Die  CoDcer( -Politik  gewJDDt  DudvD;    gegun  ScLwedeo  gerichlct;  man  lioSt  nur 
den  Karfüralen  dabei.     Die  Zuaaniineukuiift  in  Lichtenberg.) 

Eilte  weitere  Enlscheidmig  im  Hang  ist   noch    nicht  getroffen  worden,  17.  üvc. 
iTird  aber  nürhstenB  erwartet     Per  Gedanke,  den  kriegführenden  Mächten 
den  J-'riedea  diploniatisth  aufzuzwingen  und  den  Widerstrebenden  (Soliwe- 
dea]  „pro  turbatore  pacia  puhlicae"  zu  erklären,  bat  sehr  viel  Anhänger. 

Frankreich  und  England  suchen  auf  solche  Gedanken  zu  bringen 
uad  zugleich'  E.  Ch.  D.  oder  dero  Ministres  alhie  sondiren,  ob  Sie  sicli 
zu  Ausführung  eines  solchen  Desseins  mit  dem  Staat  nicht  wollten 
fUgeo,  nud  im  Fall  ja,  dass  man  E.  Ch.  D.  darunter  alsdann  nicht 
allein  nach  Einhalt  der  Allianz  vom  7.  1055  assistiren,  sondern  auch 
versichern  solle,  Sie  mit  allen  Mitteln  schadlos  zu  halten  und  contra 
quoscunque  zu  garanliren.  — 

Der  Rath  Pensionarius  ist  verRchiedene  Male  bei  mir  gewe- 
sen und  zeiget  derselb  gar  einen  grossen  Eifer.  Die  von  Amster- 
dam thnn  desgleichen.  Und  männiglich  in  den  Provinzen  saget, 
Schweden  komme  dem  Sund  zu  nahe  und  sei  es  daher  die  hHehste 
Zeit  Friede  kritAig  zu  bemittcln  oder  zu  brechen  und  die  llaud  an 
die  Waffen  zu  legen;  die  Welt  würde  leiden  Gothica  mala,  wo 
man  die  nordische  Länder  in  einen  andern  Stand  oder  unter  einen 


A-nOO»^lc 


^^i},  I.    Rrnmienbnrg  nnd  ilie  Nieclerland?. 

Herrn  bringen  wllnl;  jedesmal  wenn  Til.ly  oder  Tor8ten8on  so 
weit  gekommen,  als  nunmehr  Wrangel,  wäre  Periodus  zum  Friede 
dagewesen,  „ceu  vieto  Dane,  ceu  Victore  idtra  non  aueo".  Die  nm- 
liegenden  dentsclien  FUrstcn  niücliten  anch  wol  zusehen,  weil  ihnen 
es  auch  am  sichersten  wäre,  das  Norden  getlieilet  zu  sehen. 

Auf  E.  C!i.  D.  wird  bei  allem  gar  sehr  gereflectiret  und  werden 
Sie  nngezweifelt  mit  Vortheil  sich  können  lassen  suchen,  wo  Sie  die 
höbe  Noth  nicht  irgenda  dringen  wird,  sich  zn  präeipitiren.  Das 
Abouebement  mit  Chursaebeen  gibt  viel  Aufsehen  '). 


Der  KnrfUrst  aii  Weiman.     Dat.  Berlin  14.  Dec.  1657. 

|Der  Kiirrürat   Torilvrl   reelle  LTiiIerRliilziiDg   uikI   Mitwirkung    von    (]e|i   Güueral- 
staateD.     Die  Halliing  Kiiglaiicia  und  Fratihreicha,    Polen  will  über  den  Friedfn 
nur  gemolnsum  mit  seinen  Uiindei<geDOSBeii  verhandeln. ] 
c.  Wir  vernebnicn  aus  Eurer  Relation  gar  gerne,  dass  der  Staat  ... 

wns  wirkliebes  zu  thuii  gesonnen.  Weil  aber  mit  dergleichen  seere- 
ten  und  Privatdiseiirscn  dem  Werke  endlich  nirbt  kann  geholfen  wer- 
den, indessen  auch  die  Zeit  verstreichet,  die  Sache  aber  Eil  und  daiii) 
Wirklichkeit  an  Geld  und  andern  Kriegsniitteln  erfordert:  so  halten 
Wir  nötig,  dass  zwar  mit  dergleichen  obangeregten  praeparatoriis  aii- 
gcbalten,  aber  auch  in  publico  zur  Sache  geschritten  .  .  .  werde. 

Demnai'b  noII  Weiman  die  gegenwärtige  Sachlage,  namentlich  Sehwe- 
den  gegenüber  ansfülirlich  darlegen  und  die  Oeneralsi^Hteii  aufgrund  der- 
selben und  der  Älliance  ituni  geroeinsamen  Handeln  dringend  anfTorderii, 
Qud  zwar  nicht  alietn  mit  Mediation,  sondern  besonders  mit  Geld  und 
andern  EriegtiUedürrnisKen. 

Bei  denen  Confereuzen,  so  hierauf  erfolgen  möchten,  hättet  Ihr 
Über  voriges  mit  denen  Deputirteii  zu  fiberlegen,  wie  Frankreich 
und  England  dabin  zu  diKponiren,  dass  sie  in  diesem  nötigen  und 
beilsaiueu  Werk  keine  Hindeniug  beibringen  und  in  den  Weg  legen 
möchten.  Unsers  Ermessens  wtirde  selbigen  fUrgestellet  werden 
müssen,  wohin  die  rechte  Intention  der  Allürten  von  dieeer  Seileo 
ginge,  und  dass  dadurch  niemandes  Unterdrückung,  sondern  die  all- 
gemeine Ruhe  und  des  Commercii  Sicherheit  gesuchet  wHrde,  welche 
nicht  besser  ku  erlangen,  aU  dass  die  vorige  possessores  der  Lande 
bei  dem  Ihrigen  ungeturbiret  gelassen  und  darunter  keine  Neueruag 
verhänget  würde.  — 

')  ZiisammenknDft  d.s  l^urrüraten  mit  dem  t^urfüraten  Jubann  Georg  II. 
vAn  Sachseo  eu  Liclitenberg  AoTangs  Decemher  lGr>T,  beaonderB  «egi>n  der  Frage 
d«r  bevorstehe ndeo  römiichen  KÖDiganahl;  vgl  PufeDdorf  VII.  33. 


A-iOOt^lC 


Si-hwnnken  üb«r  ilen  KntBcblnas  Eom  Kriege  X15 

Die  Friedenshandelung:  betreffend  zwischen  Polen  and  Schweden 
habt  Ihr  den  Staat  zu  vereieherii,  dass  Wir  an  polnischer  Seiten  keine 
andere  Resolution  vernehmen  können,  als  dass  sie  ohne  die  geaammtc 
Alliirte,  als  DÄnemark  und  Ocsterreich,  nicht  genieinet  zu  tractiren, 
auch  Torbero,  ehe  der  Traetat  angetreten  worden,  der  Abtretung  der 
preussischen  Lande  und  aller  Prätensionen  darauf  versichert  sein 
wollen.  Schweden  heisst  solches  praepostevum  traclandi  moduin;  als 
es  aber  in  solchen  Dingen  mehr  um  die  Realltüt  als  den  modum  zu 
thun,  wissen  Wir  nicht,  ob  diese  £xeei>tion  bei  Polen  gelten  werde.  — 


Weimaii  an  den  Kjirflirsten.     Dat.  Haag  25.  Dee.  1657. 

IBoIland  Eur  Riirieislung  für  Dauern nrk  cnlflchliisscii;  geschfiftliclie  Ver7.i>geniiig,| 

Holland  ist  endlich  aui  verwichenen  Sounal)end  geschieden  und  -'^ 
hat  wegen  der  dänisch,  polnisch  und  echwediselier  Händel  zwarn 
alles,  darob  unsere  vorige  Hntertli.  Rclationes  melden,  uud  sonst  auch, 
dass  man  Dänemark  mit  ßOOO  Manu  uud  einer  ansehnlichen  Flotte 
assistiren  solle,  wo  Schweden  zum  allgemeiaen  Frieden  und  ihrer 
Mediation  nicht  wollte,  mit  grossem  Eifer  und  Ernste  beschlossen 
nnd  ferie  gestellet.  Wenn  aber  annoch  einige  Glieder  damit  nicht 
allerdings  einig  gewesen  und  sich  auf  ihre  Principalen  nochmalen  be- 
rufen, so  bleibet  solche  Resolution  jiro  stjlo  curiae  ganze  8  Tage 
ausser  Kraft,  und  wird  man  darauf  nicht  fassen  können,  bis  dass 
Bolche  Zeit  verstrichen  und  bekannt  sein  wird,  dass  die  dissenlirende 
Glieder  deroselben  in  Schriften  sich  nicht  näher  widersetzet  haben. 
Und  können  Wir  also  noch  nicht  wissen,  was  aus  diesem  Diuge  end- 
lich werden  wolle.  Dieses  ist  wol  gewiss,  daas  Amsterdam,  die 
Kitlerschaft  und  andere  fUruehme  Glieder  unerhörter  Weise  dieses 
Werk  beeifem,  und  schier  niemand  zweifelt,  es  werd  vorbemelte  Re- 
solution in  ihre  völlige  Kraft  gehen. 


Weimau  an  den  KurfUrsten.     Dat.  Haag  8.  Januar  1658. 

jDorlrecht  nnd  Rolterdam  maclieu  KcliwiL-ri^keit«»  | 
Sobald  der  Rath  Pensionnrius  von  Holland  die  verwichene  Woche    lii'iH. 
ankam,  empfingen  die  gecommittirte  Räthe  Briefe  von  den  Städten  8  J»"- 
Dort  und  Rotterdam,  woliei  dieselbe  zu  verstehen  geben,  dasH  sie 
»ich  mit  der   geprojectirten  Resolution   annoch  von  deswegen  nicht 
Tergleicheo  kÖDoteo,  dass  man  nicht  wisse,  ob  der  König  von  Schwe- 

8* 

Dq,t7edHyG00<:^lc 


•[IQ  I.    Brandenbiirg  nod  äie  NiedorlacdB. 

den  die  Mediation  und  Gcneraltractatcn  ftnnehmen  wUrd  oder  Dicht, 
und  daas  man  darunter  nocli  näheren  Versuch  thun  müSBte;  Dänemark 
wirkliche  Hilfe  gegeben,  wäre  gebrochen,  che  man  von  Friede  ge- 
nproclien  etc.  .  .  ,  Fügten  aber  einmUthig  (labet,  wo  Schweden  nicht 
7.uni  Ziele  wollte,  und  Bolehes  vorhero  gnugaam  erseheinen  wQrd,  dass 
»ie  solchen  Falls  nicht  weniger  als  andere  Glieder  der  beständigen 
Meinung  wären,  Dänemark  ofTcntlich  und  mit  aller  Kraft  zu  assistiren. 
Dieser  Kitisprocb  fällt  sehr  unbetjuein,  da  noo  die  gefaeste  Resolation 
ia  Btzng  &a(  die  Hilflei^tuug  für  Dänemark  nach  dem  üblichen  Stil  nicht 
bei  den  Generalstaaten  eingebracht  werden  kann.  Man  hat  beschlossen, 
einige  Käthe  an  die  beiden  dissentirenden  Städte  zn  sehicken,  nm  sie  von 
ihrer  Kinrcde  zurückKubringcii;  man  hofft,  dass  es  gelingen  wird,  lunial 
d;t  miltlcr  Weile  durch  ncne  Nachrichten  es  fc^t  zn  Etehen  scheint,  dass 
der  König  von  Schweden  wirklich  die  Mediation  »erwirft.  Inzwischen  hat 
man  die  andern  Pnnctc  der  Resolution  bei  den  Gcncrnlstantcn  eingebracht. 


Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat  Haag  15.  Januar  1658. 

[Die  beiden  Sd'idCc  geben  noch.  Grosser  Eifer  für  die  Sncbe  Dänemarks  und 
BraDdenburgs.  Franzüsieclio  nnd  schwedische  Votslellnngen  bei  dem  KÖoig 
Karl  Gustav  zur  Nachgiebigkeit;  Schwedens  precire  Lage;  auf  Frankreich  ond 
England  nicht  zurechnen.  Verhandlungen  mit  der  Cummisäion  über  MItlheiInng 
des  Wehlauer  Vertrags.  Vorsiebt  und  Abwarten  als  holländische  Praxis  aud 
als  Rath  für  den  Eurfursten  ] 
II,  Die  Deputat!  der  gecomntittirtcn  Bäthc  seind  die  verwichcnc  Tage 
wieder  zurückgekommen  und  berichten,  dass  die  Stadt  Dortrecht 
sich  erkläret,  dass  sie  bei  anstehender  Versammlung  mit  den  andern 
Gliedern  von  Holland  fügen  und  die  Stadt  Rotterdam  derselben 
Excmpel  ungezweifelt  folgen  werde. 

Morgen,  vermeinet  man,  werd  die  Versammlung  einen  vollen  An- 
fang nehmen.  Der  Eifer  für  Dänemark  und  dcssclhen  Conservation 
nimmt  auch  immerfort  noch  tapfer  zu,  und  weiln  alles  auf  E.  Ch.  D. 
reüectirt,  so  dürfte  in  kurzem  %va8  merkliches  geresolviret  werden; 
sie  sagen,  man  niüsse  Schwedendie  Opinion  benehmen,  das«  dieser 
Staat  sich  schwerlich  bewegen  könne  und  immer  zu  spät  komme.  — 
Uns  ist  auch  gar  gewies  bekannt,  dass  nicht  allein  die  franzö- 
sische, sondern  auch  die  schwedische  Ministri  selbst  dem  Könige  treu- 
lich ratlien,  S.  MaJ.  möchten  zuHchen  und  nicht  alles  auf  die  Spitze 
lassen  kommen,  Friede  an  der  O^stsee  wäre  um  besten  und  für  Frank- 
reich und  Kugland  miwol  als  für  diesen  Staat  unleidlich,  dass  man 
eich  daselbst  weiter  impliciren  und  durch  neue  Conquesten  in  der 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


ScbwRuken  über  den  BntschluBS  tum  Kriege.  Ii"? 

allen  Balance  Veränderung  machen  sollte;  gar  gewiss  würde  dieeer 
Staat,  wie  es  auch  ginge,  die  Waffen  in  die  Hand  nehmen  und  Him- 
mel und  Erde  bewegen,  ehe  sie  leiden  kJ>nnteD,  dass  Dänemark  oder 
E.  Ch.  D.  sollten  beschädiget  werden.  Auf  fremde  Hftlfe  möchten 
I.  Maj,  sich  auch  nicht  verlassen,  der  Cardinal  wollte  kein  Geld 
peben,  um  Schwedeo  in  Schweden  redoiitahic  zu  machen;  der  i'ro- 
leclor  gebe  auch  nur  Worte  und  habe  mit  sich  selbst  und  den  inner- 
lichen Intrigiien,  draussen  zur  See,  inwendig  mit  dem  anderen  Hause 
oder  der  Boyant^  so  viel  zu  thuu,  dass  man  sich  aus  England  keiner 
oder  wenig  Wirklichkeit  würde  zu  versehen  haben.  Ellrnehmlich 
wQrd  der  Proteofor  eich  wol  hllten,  gegen  Holland  etwas  anzufangen, 
weil  er  wol  sehen  wttrd,  dass  solches  an  Frankreich  die  Katine  öffnen 
wltrd,  von  der  Freundschaft,  die  in  der  That  nichts  ist,  als  eine  ver- 
borgene Feindschaft  uod  gezwungen  zwischen  beiden,  einen  AbHprung 
zu  thun,  das  arbitrium  renim  zu  -ergreifen  und  England  extra  Bei- 
gimn  zu  halten,  auch  mit  Hintansetzung  aller  anderer  Interessen. 

Sie  fllgen  dieses  auch  noch  bei :  England  vorlheile  ihnen  zu 
nichts,  als  dass  so  viele  Gesandten  und  GeKandtschaften,  die  da  von 
Zeit  KU  Zeit  gewesen  und  theils  noch  sein,  dem  König  über  70,000  Rth. 
haares  Geld  gekostet ;  Schweden  werde  ausgezehrt,  IJvland  eine  Ein- 
Me,  Pommern  nnd  Bremen  aus  dem  Grunde  verdorben,  und  sei  das 
ärgste  noch,  dasa  die  Protestanten  in  Verderb,  Trennung  und  Jalousie 
geselzet  und  von  diesem  allen  die  Frttchte  und  Vortheil  auf  niemand 
»Is  auf  Oesteneich  fliesHen  würden:  je  länger  Krieg  mit  Polen,  je 
mehr  diese«  Haus  daselbst  wllrd  Wurzel  greifen  und  eich  verstärken, 
und  je  gewaltiger  Schweden  an  der  Kord-  uud  Ostsee  sein  würd,  je 
mehr  solches  die  deutsche  und  zwar  die  fUrnehmste  KurfÜreten  obli- 
giertf,  um  Oestreich  zu  einem  Haupte  und  Kaiser  zu  wählen  gegen 
alle  widrige  Zufälle  und  was  dergleichen. 

l'ns  sagete  gestern  der  Resident  Appelboom  selbst,  dasa  der 
König  gar  gewiss  anünge  zurückzusehen  und  auf  andere  Gedanken 
lu  kommen.  Ich  weiss  auch  gar  wol,  dass  er  heute  zu  dem  Rathe 
Pensionario  von  Holland  gegangen  und  demselben  darob  vermittelst 
Vorzeigung  der  königliehen  Briefe  hat  gesuchet  vollkommene  Ver- 
sifherung  zu  geben.  — 

Am  9.  dieses  Hess  man  uns  durch  einen  Diener  oder  ThUrwärter 
ersuchen,  wir  möchten  folgenden  Tages  unheschwerct  zu  ihnen  hinauf- 
kommen in  die  sogenannte  Treves-Kanimer.  Und  weiln  solches  in 
etwas  praeter  stylutn  war  und  wir  zu  Behauptung  E.  Ch.  D.  hoher 
Reputation  zu  verstehen  gaben,    sie  würden   zuvorderst   zu   uns  an 


A-nOO»^lc 


;^;^g  I.     Braadeaburg  nnd  die  Niederlande. 

iiDBer  Logiment  kommen  mllHsen,  8o  that  und  supplirte  Bolches  der 
Herr  Hiiygena  aus  Gelderland  ceu  caput  commissionis  des  folgenden 
Tage»  und  kamen  wir  also  am  10.  dieiicH  in  erwähnter  Kammer  zu- 
B^mmen.  Aus  Jeder  Provinz  war  einer  und  aiis  Holland  der  Rath 
Pensionärin»  gelbst  dabei;  und  proponirte  man  uns,  inmaaeseu  mehr 
liemelte  Resolution  mitbringt,  so  viel  das  Hauptwerk  betrifft,  und  wa- 
ren das  übrige  nur  Complimenten  und  allerhand  freuDdliche  Erbie- 
lungen;  allein  dnss  sie  ausdrückliclien  mit  hinein  Hessen  laufen,  wo 
man  ilinen  Ouvertüre  vom  polnischen  Tractate  thun  wtird,  dass  sol- 
chen Falls  der  Staat  sich  zur  Garantie  anböte. 

Wir  unsers  Theils  antworteten  darauf  nach  gethanen  vielen  ofG- 
ciösen  Gegenerbietungen  ....  wie  heilig  und  theuer  E.  Ch.  D.  immer- 
hin Ihre  angeerbte  gute  AfTeetioa  fllr  dieBeh  tilaat  erbalten  .  .  .  und 
da  Sie  die  höchste  Notli  und  Gottes  Hand  gleichBam  genöthigt  die 
verwichene  Zeit  dem  äusserlichea  Scheine  nach  eiii  wenig  zur  Seite 
■/.a  treten  und  von  dcB  Staats  Sentimenten  zu  discrepiren  .  .  .  wäre 
eine  geringe  Wolke,  eine  Dii^crepanz  in  modo  und  nicht  in  fine  ge- 
wesen .  .  .  und  zeigete  nunmehr  der  Effect,  dass  E.  Ch,  Ü,  Kathsebläge 
am  besten  gewesen,  und  das«  Sie  fast  alles  dem  Staate  hiemit  ge- 
deferivet,  indem  Sie  sich  desselben  gethauem  so  vielfältigem  Begehren 
nach  mit  Polen  gereconciliiret,  als  Sie  die  Zeit  dazu  gesehen,  und 
dass  Sie  der  Noth  desto  lieber  gewichen,  weiln  Sie  gesehen,  da  Sie 
von  Schweden,  um  Ihren  Staat  zu  conserviren,  ein  wenig  abtreten 
mUssen,  das»  Sie  damit  dieser  Hepublik,  also  Ihren  ältesten  Freunden, 
desto  näher  würden  gcfllget  werden,  — 

AIb  viel  nun  die  Communication  des  polnischen  Tractate  an- 
ginge, da  konnten  wir  zwar  dieselbe  begehrter  Maassen  nicht  thun, 
tbeÜB  ob  defectum  mandati,  theils  dass  es  nicht  dienlich,  wciln  alles 
in  geheim  gehalten  werden  mUsste;  wenn  aber  E.  Ch.  D,  ftir  Ihren 
l'reunden  nichts  verborgenes  zu  haben  hegehreten,  so  wären  wir  zu- 
frieden ihnen  den  Tractat  selbst  deutlich  fllrzulescn,  in  Hoffnung  sie 
würden  sich  damit  vergnllget  halten;  inmaaBsen  denn  endlich  und 
nachdem  ne  sich  besprochen,  solches  auch  geschähe  und  wir  drauf 
die  beide  Instrumenten  vom  lU,  Sept.  1657  von  Wort  zu  Worte  (Er- 
lasen, alles  zum  besten  interpretirten  und  endlich  da  die  Relation 
auf  den  Brombergfschen  Schluss  geschiehcl,  durch  eine  Zeitige  Di- 
groi^sion  und  tanquam  aliud  agendo  cinestheil»  dissimulirten,  dass  wir 
erwähnten  Schluss  nicht  halten,  anderstheils  dennoch  aus  anderwärter 
Wissenschaft  dabeifiigeten,  was  E.  Ch.  D.  über  und  nebst  der  preussi- 
schcu  Souvcrainität  für  SalisfaL-tionstllcke  zugeleget  wordeu. 


A-nOO»^lc 


ScbwankeD  über  den  Katschlius  Eum  Kriege.  ^|9 

Sie  ihres  TheiU  notireten  viel,  uod  nachdem  sie  allcH  gchürel, 
rahmeten  sie  den  Tractat  als  advantagieus ,  nutze  uud  repulabcl. 
Endlich  aber  (und  zwar  da  man  am  il.  diese»  wiederum  zusammen- 
kam) fragten  sie  mit  vieler  Höflichkeit,  ob  man  ihnen  nicht  eine  Ab- 
schrift gebeo  oder  das  unsrige  so  lange  bona  IJde  leihen  k<mnte,  da»s 
_  sie  es  dem'  Gorpori  vorbringen  und  darauf  wegen  der  Garantie  die 
Iteeolution  heKrdem  möchten.  Wenn  wir  aber  vieler  Ursachen  hal- 
ber dazu  nicht  verstehen  konaten,  bo  schlugen' wir  fUr,  wir  wotltcn 
lieber  mit  ihnen  in  die  generale  Versammlung  gehen,  da«  vorige  re- 
petiren  und  also  m&nniglichen  ein  GnUgen  geben.  Wir  thatcns 
auch  etc.  .  . .  (Ceremonieli). 

Nun  kam  alles  auf  die  ewo  Punete  an,  die  Garantie  uud  wa» 
hinftiro  ins  gemein  zu  thun,  um  zum  allgemeinen  Frieden  zu  kom- 
men. Und  Hessen  wir  uns  bedUnken,  was  die  Garantie  anginge, 
darin  wtird  der  Staat  keine  Schwierigkeit  finden^  und  da»«  ttbrigc  be- 
treftend  da  wären  E.  Ch.  D.  der  Meinung,  man  milsste  auf  Mediation 
und  allgemeine  Tractaten  krüftig  dringen,  ohuc  UintcrÜHt,  ohne  jemand 
zu  unterdrücken;  die  Balance  müsste  beobachtet,  uicoiand  Meister, 
niemand  Knecht  g;einacht  werden  etc. 

Bevor  man  weiter  geht,  dringen  die  hullänUiäthcu  Coinmissäro  nouli 
immer  auf  die  Uebergabe  ciuer  Cojtio  des  Broiiibergcr  Vcrtriigs,  was  aber 
von  Weioian  beharrlich  geweigert  wird,  zumal  er  gar  nicht  in  Besitz  des 
Wortlautca  des  Urombergcr  Vertrags  (nur  des  Wchlauer)  i^t;  worauf  sieh 
Lavh  einem  nochnialigeu  Verj^uih  die  uiedcrländi^ehcu  Couimissarc  cudlicli 
zufrieden  geben. 

Es  sagcte  mir  aber  gestern  Abend  noch  der  Itath  l'ensionariiis 
von  Holland,  er  zweifelte  nicht,  es  wll'rd  diese  Woche  noch  wol  durch- 
gedrungen werden  können,  und  möchten  wir  K.  Ch.  D.  freiniUthig 
versicheiii,  der  Staat  wUrd  nicht  relaschircn,  sondern  bei  E.  Ch,  D. 
feste  stehen  und  ihr  FUmehmeu  mit  Ehre  und  Vigur  ausmiircn,  und 
mag  die  Zeit  lehren,  was  dann  endlich  daraus  werden  wird  ....  der 
Köpfe  ist  zu  viel,  alles  langsam,  alles  mesnagcr  und  die  incliuationcs 
80  veränderlich,  dass  man  honte  nicht  weiss,  was  man  gestern  ge- 
wollt hat;  es  sei  denn,  dass  es  einmal  vollkonimlich  gcresolviret  und 
darauf  die  Hand  ans  Werk  gcleget  worden  scie;  denn  solchen  Falls 
man  ziemlich  sicher  sein  und  glauben  kann:  was  langsam  vorwärts 
gehet,  mag  nicht  leicht  wieder  zurUek. 

Und  bleiben  daher  alle  diejenige,  so  E.  Ch.  D.  alhie  am  besten 
wollen,  mit  uns  der  beständigen  Meinung,  E.  Ch.  D.  milssc  sich  nicht 
übereilen,  keine  Partei  weiter  nehmen,  sondi;ru  noch  ein  wenig  dem 


A-nOO»^lc 


220  '-    Brandenbarg  and  die  NiederlBode. 

Spiele  zuRehen  und  Ihre  Arm^e  in  gute  Ordre  und  Disciplin  bringen, 
zum  wenigE^ten  so  lauge  etille  stehen  und  eich  suchen  laEsen,  bis 
Oesterreicb,  bis  dieser  Staat  wirklich  eingestiegen  und  Sie  damit  be- 
('tändige  gute  conditiones  gemacht. 

Männiglich  hält»  dafttr,  solches  könne  E.  Ch.  D.  nicht  entsitzen, 
weiln  alle  Theile  Ihrer  werden  zu  allen  Zeiten  nöthig  haben.  Wllrd 
i'in  Generalfrieden  gemacht,  so  käme  E,  Ch.  D.  mit  hinein;  schlösse 
Schweden  mit  Pulen  und  Oesterreich  Ä  part,  so  wBrd  dieser  Staat 
Dänemark  zum  besten  E.  Ch.  D.  um  alles  suchen  mflssen;  und  da 
Dänemark  sich  separirete  und  allein  Frieden  maehete,  so  wtlrd 
Oeslerreieh  ihrer  am  nOthigslen  haben,  Schweden  aber  wBrde  Sie 
zu  allen  Zeiten  selbst  auch  wiedereuchen  und  nimmermehr  im  Reiche 
angreifen  und  turbiren  mögen:  also  dass  Sie  gegen  alle  Zufälle  auf 
diese  Maasse  ...  so  lange  Sie  einigergeetalt  die  Arm4e  würden  un- 
terhalten können,  am  sichersten  und  redoulabelelen  sein  dQrften;  da 
Sie  im  Widerspiel  und  wenn  Sie  die  erste  und  zu  frUlie  losbrechen 
sollten,  an  der  Spitze  sitzen  und  am  meisten  würden  zu  leiden  und 
endlich  mit  gar  zu  grossem  Schaden  zu  sehen  haben,  wie  wenig  man 
sich  auf  fremde  Hülfe  nach  so  bewandten  Sachen  zu  verlassen. 


T>er  Kurftirst  an  Weiman.    Dat.  Colin  a.  d.  Sp.  12.  Jan.  1658." 

[Vollmacht  zur  Miltheilung  des  Wehlau-Brombcrger  Vertrags.] 
22.  Jao.  Uebertieiidet  iLm  die  polnische  Hatification   des  Bromberger  Vertrags; 

Weitnan  soll,  wenn  die  GeneralslaatCD  darauf  bestellen,  ihoen  Abschrift 
dikvon  und  toii  dem  Venrag  c^elb^t  uehmen  lassen,  jedorh  mit  der  Bedin* 
giing  strtiiger  viirlimfiger  Gelieimbjiltung. 

An  dem  Punct,  darinnen  der  Freiheit  der  Katholischen  gedacht 
und  darüber  disponirt  wird  '),  hat  man  nicht  Ursaeh  sich  zu  ärgern, 
weil  derselb  fast  von  Wort  zu  Wort  aus  der  Transaction,  welche 
Namens  Unsers  in  Gott  ruhenden  Gross  Herrn  Vaters  Gn.  a.  1611 
und  ehe  Sic  zur  Posscssion  der  Lande  kommen,  mit  der  Krön  Polen 
aufgerichtet. 

Weimati  an  den  Kiirfiirsteu.    Dat.  Haag  29  Januar  1658. 

[Mao  besieht  auf  Mittheilung  des  Wehiaaer  Vcrlraga  Reschlasseoa  Anleihe  füf 
1  >rnicinark.     Der  onglisclie  Gcsaiiitle  Dowiiing.     Sendung  Yabrandta  nach  Berlin  | 

^9.  Jan.         Mit  der  Garantie  bähen  wir  annoch  keine  Riditigkeit  und  bleibts 
immer  daliei,  wie  sehr  wir  auch  dagegen  arbeiten,  dass  man  lopiam 


')  Art.  XVI,  des   Wohlnii-Broniberger  Vertrags,  uodurcb  die  Freiheit  4er 

kaihuliscLeu  Ruligiunsiibutig  im  llurzugthum  Prcueaea  garUDtirt  wird 


V^iOO«^  Ic 


SchwMkeii  aber  den  EDtschlasi  EDm  Kriege.  ]^21 

des  Tractatus  bähen  und  in  die  Provinzen  senden  müsse;  uad  erwar- 
ten wir  also  darunter  von  Post  zu  Post  E.  Ch.  D.  besondere  gnäd. 
ErkläruDg:. 

Die  Aogelegenheit  der  HilfleistuDg  für  Däuemarb  wird  bei  der  Genera- 
lität eirrig  belriebeo  and  es  scheint  Ernst  damit  zu  «ein. 

Holland  resulvirte,  man  möchte  an  Dänemark  auf  die  vorige  con- 
ditiones  noch  400,000  fl.  herleilien,  und  hegehreten,  die  Generalität 
wollte  ihnen  darunter  einige  Indeninieation  widerfahren  lassen.  Wenn 
aber  die  Provinzen  Bich  beschwereten,  darunter  auch  ohne  Ordre  ilirer 
Committenteß  zu  resolviren,  so  haben  sie  am  rerwichenen  Sonnabend 
beschlossen,  die  Anleihe  proprio  periculo  zu  thun  '). 

Der  englische  Envoy^  Downing  hat  gestern  Audienz  gehabt. 
—  Holland  wird  durch  denselben  den  Protector  alles  Fleisses  suchen 
auf  ibr  Sentiment  zu  bringen  in  der  schwedischen  Sachen,  und  zwarn 
dass  man  Dänemark  assistireh  und  Schweden  zum  Frieden  bringen 
müsse,  gestalt  die  alte  Balance  an  der  Ostsee  nicht  gar  zu  sehr  zu 
versetzen.  Sie  haben  auch  ziendiche  Hoffnung  dazu,  und  glaub  ich, 
dasB  es  aus  diesem  Grunde  kommt,  dnsx  man  ins  gemein  so  sehr 
apprehendiret,  dass  E.  Ch.  D.  oder  der  Staat  sich  mit  Oesterreich, 
als  welchem  Engeland  spinnfeind  ist,  gar  zu  sehr  engagiren  möchten. 

Der  augenblicklich  zu  Wii^inar  liebndliclie  stuutisrhe  Gesandte  Y&- 
lirandts  soll  Instrartion  zuget-chickt  bekommen  zu  einer  Mission  nn  den 
Kurfürsten  '). 

Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat  Haag  5.  Felir.  1658. 

(EulBchiedeDe  Vorechläga  der  frgTiDZ  Holland  zu  Gansleu  Däncmarka  und  de« 
KnrrürBten  gegen  Schweden.  Dia  andern  Provinzen  noch  nuentBuhloiBen.  Ver- 
legenheit der  Gesandten  in  Beireff  der  Mitlbeilung  des  Broroberger  Vertrags 
an  die  (ieneralBtaateD;  vorläufiges  AuBkunftBiniltel.  Der  englische  Gfsandle 
Downing:  Cromwells  Ansicht  über  die  jetzige  Politik  iles  Kurrürstun^  seine 
Stellung  zu  Schweden;  den  Rcforniirlen  geneigter  als  den  l.uthcrischi'n. 
Downinga  gemisBiglee  Auftruiuu  im  Haag.) 
Holland  hat  endlich  am  28.  und  29.  Jan.  noch  verschiedene  Ke-  ö  Febr. 
Boluliones  eingebracht '),  wobei  es  zuvorderst  klfirlich  herausBnget,  dass 
es  den  Eibingischen  Tractat  nicht  anders  gedenke  zu  ratifieiren  als 
nach  vollkommener  Erörterung  der  Elucidalionspuncten,  und  dann 
endlich,  dass  es  sie  nicht  behindern  solle,  Dänemark  zu  manutcniren; 
diesem  nächst  und  fltrs  zweite,  dass  man  Gcneraltractaten  mit  Macht 
befordern,  Mediation  anbieten  und  dabei  dahin  trachten  solle,  dasB 

■)  Secrete  ReaolntieD  I.  5SU. 

'I  roBtraclion  vom  9.  Febr.  165»  in  Urk.  u.  Acteuet.  III  113  ff. 

■)  äeciete  Beeolutien  I.  592{. 


•,Gooq)e 


122  '*    Braoileiibais  uod  die  Niederlande. 

die  krleg^eadc  Tlieile  einander  restituiren  und  Dänemark  mit  dem 
ÜröntHcbroiBi^hcn  Tractat  sich  vcrgvUgen  und  Polen  auf  Schweden 
und  Livland  rcnuucürcn  und  also  Frieden  eingehen  mögen;  fürs 
«Iritte,  dass  man  auf  solche  Sentinienten  Frankreich  und  £ngland 
gleichfalls  solle  suchen  zubringen  und  zu  disponircu;  und  dann  end- 
lichen, daBS  man  den  polnischen  Tractat  auf  gewisse  Maasse  und  bi» 
man  Abschrift  desselben  übergeben  wQrd,  unter  Balification  solle  an- 
nehmen zu  garantircn,  und  für  allen  Dingen,  dass  man  alsfortens 
und  von  nun  ab  etwa  den  Hrn.  Ysbrandts  von  Wismar  zu  £.  Ch.  D. 
in  Gesandtschaft  gehen  lassen  sollte. 

Und  ist  darauf  erfolget,  dass  in  den  Tuncten,  die  Elbingische 
Ratification  und  die  media  pacis  und  was  man  Frankreich  darunter 
zu  GemUthc  fUIiren  solle  betreffend,  alle  Provinzen  sich  mit  Holland 
geconformiret:  wegen,  der  Gesandtschaft  an  E.  Ch.  D.  waren  sie  auch 
gungsam  eini^.  Aber  wegen  der  wirklichen  dänischen  Hilfe  und  der 
Garantie,  wie  denn  auch,  wasmaassen  man  den  Herren  Ysbrandts 
instruiren  sollte,  darüber  konnte  man  sich  nicht  vergleichen.  Holland 
nahm  alles  auf»  eifrigste  und  wollte,  man  sollte  rund  gehen  und  die 
Garantie  thun,  wie  denn  auch  Herrn  Ysbrandts  aufs  vigöuröseste 
und  dass  E.  Ch.  ü.  könnten  ihren  Ernst  sehen,  instruiren;  wozu  denn 
der  Rath  Pcnsionarius  auf  unser  Gutfinden  ein  gewisses  Project  zur 
Generalität  einschickte.  Es  blieben  aber  die  Provinzen  grossen  Thei- 
les  dabei,  es  wäre  ihnen  unmöglich  so  weit  zu  gehen,  wie  gern  sie 
auch  immer  wollten,  ohne  ausdritckliche  Ordre  ihrer  I'rincipalen  etc — 
Niemand  zweifelt,  alles  %verde  sich  mit  Holland  ccmformiren,  und  thun 
wir  in  ein  und  anderen  Provinzen  nicht  wenig  unser  bestes  bei  der 
Sache.  — 

Es  ist  auch  der  Vorscbliig  fit-niacht  worden,  um  grösseren  NaubdrucikB 
willen  lielicr  den  Herrn  v.  Ueuuiugcn  aus  Copeiihageu  zu  bcrureu  und 
UQ  den  Kiirfüjtitcn  zu  schicken. 

Inmittelst  haben  nir  E.  Ch.  D.  gnäd.  Rcscript  vom  12.  Jan.  in 
Unterth.  wul  erhalten  und  diiraus  ersehen,  auf  was  Maasae  E.  Ch.  D. 
gnäd.  gutgefunden,  dass  wir  den  polnischen  Tractat  eommuniciren 
sollen;  und  ..  .  seind  wir  nicht  wenig  bekümmert  gewesen,  wie  man 
nunmehr  dem  Werke  noch  beikommen  möchte.  Wie  wirs  eommuni- 
ciren, wirds  auskommen,  und  apprehendiren  wir  solches  desto  mehr, 
weiln  wir  uns  nicht  sicherlich  versichern  können,  wenn  wirs  eommu- 
niciren, dass  die  Provinzen  so  simpliciter  nach  unsemi  Wunsche  wer- 
den resolvircn;  iumittelst  hatte  man  sieh  ausgelassen,  inmittelst  möch- 
ten Andere  Prälcstcn  zum  argen  diaus  nehmen  und  also  E.  Ch.  D. 


A-iOOt^lC 


Schwanlceo  nbcr  den  Eolachloas  £UDi  Kriege.  ^23 

GOte  und  Sincerität  (wir  inttsseii  das  ärgute  immer  am  ersten  beden- 
ken!) missbrauchen;  dieses  wäre  gar  zu  wichtig  und  eeind  wir  also 
bis  auf  diese  Stunde  nicht  vollenkomnuen  schlüssig ,.  wa»  wir  thun 
sollen  ....  Inniittelst  haben  wir  dennoch  dieses  beschlossen,  dass  wir 
die  Abschrift  der  Tractateu  auf  grewissc  MaasBC  an  einige  c^nlidente 
Freunde  in  die  Provinzen  wollten  lassen  gelangen,  als  io  Frieslnnd 
lind  Groningen  au  ü.  f.  Gn.  Prinz  Wilhelm  '),  in  Seeland  an  einen 
vertrauten  Freund,  in  Oberyssel  an  den  Drosteu  von  Lingen;  und 
dass  E.  Ch.  D.  Resident  Copes  in  Utrecht  und  Gclderland  selbst 
damit  gehen  und  mit  Hulfershillfc  dahin  sehen  solle,  dass  die 
Communicatlon  entweder  gar  nicht  begehret  oder  zum  wenigsten  ohne 
Gefahr  möge  zu  Werke  gestellet  werden.  Und  seind  wir  damit  an- 
jetzt  noch  vollkommen  geschäftig  —  und  mögen  sehen,  wie  weit  wir 
damit  zum  Ziele  werden  können  gelangen;  zum  wenigsten  werden 
wirs  deromaassen  thun,  dass  niemand  einige  denunciationcm  belli  mit 
Fuge  draus  werde  befolgcru  können. 

Versthiedene  Besuche  den  eiigliscbcn  Kii»o}6  Dowtting,  uüd  -■ 
seind  dabei  verschiedene  wichtige  Discnisen  fBrgcfallen,  so  die  ge- 
meine Sache  betreffen.  Kr  protestirte  sehr  von  seines  Herren  des 
Frotectoris  hoher  Affeotion  und  Estinie,  die  er  E.  Oh.  D.  als  einem 
hohen  Prinzen  zutrüge,  und  dass  S.  Höh.  wol  wDsste,  wie  viel  E.  Ch.  U. 
bei  Schweden  gethan;  wUnschete  auch  noch,  dass  Sic  sich  nicht  ge- 
separiret  hätten,  dem  evangelischen  Wesen  zum  besten;  denn  er 
mUsste  bekennen,  es  wöre  ihme  zu  grossem  Leidwesen  fUrgckommen, 
dass  sich  E.  Ch.  D.  mit  dem  Pabstthuni  gefUget  und  an  Föten  und 
Oestreich  gar  zu  sehr  ergeben  hätten;  fUgete  viel,  pro  morc  gentis, 
von  Religion,  vom  protestantischen  Wesen  und  ob  mau  auf  Polen  so 
gross  zu  sehen,  dabei.  Wenn  wir  ihn  aber  von  Grund  aus  anwiesen, 
wie  es  mit  dem  schwedischen  Krieg,  und  was  dabei  gesuchet  wird, 
heschafTeu  ....  so  haben  wir  ihn  ziemlich  versetzet  und  es  endlich 
80  weit  gebracht,  dass  er  offentlieh  zu  uns  hcrauseagetc,  dem  Pvotec- 
tori  wäre  es  nimmermehr  in  sein  Herz  oder  Sinne  gekommen,  Schwe- 
den den  Sund  oder  weitem  Dominat  in  der  Ostsee  zu  gönnen,  würd 
es  auch  nicht  thun,  mllsste  des  Orts  Friede  machen  und  riethen  sie 
und  Frankreich  auch  dazu;  in  allem  Falle,  wie  sehr  der  Frotector 
den  Evangelischen  insgemein  zugelhan  wäre,  so  machete  er  doch 
noch  Unterschied   zwischen   den  lieforuiirlcn    uud  Lutherischen  und 

<)  Prinz    Wilhelm    Friedrich    vüd   Oriiui«o,   SUItUiillur  vod  Frioslaiid, 
Schwager  des  KurfürsivD. 


A-nOO»^lc_ 


]^24  I-    Brandenbarg  and  die  Nie^erlsade. 

möchteo  sich  deeseti  E.  Ch.  D.  gar  gewiss  verselien.  Bat  auch  drauf, 
wir  möchten  vertraulich  mit  ihm  communiciren  und  wollt«  er  nicht 
allein  solches  dem  Protectori  rühmen,  sondern  auch  in  seinem  Thun 
sich  mit  uns  berathen  '). 

In  Wirklidikeit  ist  nun  Buth  zu  bemerltei),  das«  Downing  hier  im 
H»ag  in  Bezug  auf  die  nordii<chen  AngelegeDheiten  sehr  gemä'^Kigt  auftritt 
und  auf  Mediation  und  Friedeu  dringt,  während  die  schwedifehcn  Ge- 
sandten hier  gehofft  hatten  ,  „er  wiiid  niihts  denn  t'euer  und  Flammen 
sprechen."  

Weiman  an  den  Kiirftlrsten.     Dat.  Haag  11.  Felir.  1658. 

lAbBenduDg  der  Inalrucliou  Yabrandl'a  fiii   die  GeBandlechaft  an  den  Kurrurst«D 
MitlbeiluDj;  des  Bromberger  Vertrags. ] 

11,  Febr.  Sobald  der  Itatb  Pensionarius  alhie  von  Amsterdam  wieder  an- 
gekommen, hat  Holland  hei  der  Generalität  heftig  angedrungen,  dass 
in  den  gemeinen  Sachen  alles  zum  Schlüsse  befördert,  sonderlich 
aber  die  Instruction  des  Herrn  Ambassadeur  Ysbrandts,  gestalt 
sich  in  Eile  nach  Berlin  zu  erheben,  aufs  beste  festgestellet  und  ohne 
längeren  Verzug  weg  und  gen  Wismar  geschicket  werden  möchte. 
Und  ists  darunter  so  weit  gebracht,  dass  am  verwichenen  Sonnabend 
geresolviret  und  heute  bei  der  gewöhnlichen  Resumption  bestätigt 
worden,  nicht  allein  vorbemelte  Instruction  nunmehr  zu  ttberscbicken 
(nnd  dürfte  es  mit  dieser  Post  geschehen),  sondern  auch,  wie  und  wes- 
maaBsen  man  dieses  Staates  Intention  bei  diesen  Sachen  und  dem  gan- 
zen ostländischen  Kriegshandel  nunmehr  Frankreich  und  England  wirk- 
lich bekannt  machen  und  dahinarbeiten  solle,  dass  dieselbe  sich  damit 
conforniiren  und  also  cooperircn  möchten,  damit  man  durch  allge- 
meine Tractaten  Schweden  mit  Dänemark  und  Polen  auf  billig  und 
leidliche  Maasse  vereinbaren  und  vergleichen  könnte '). 

Id  Bezug  auf  die  Comniuiiicatiüu  des  Bromberger  Vertrags  haben  sie 
jetzt  beichlüsiieu ,  dasb  dem  GrJfBer  der  Generalität  eine  Abschrift  mitge- 
tbeilt  werden  soll;  von  diesem  soll  dann  in  jede  Provinz  je  ein  Exemplar 
mit  der  Verpflichtung  Echlcutiiger  Zurüekt^endung  geschickt  werden. 

Weiman  an  den  Kiirfilrsten.     Dut  Haag  26.  Febr.  1658. 

[Die  Zeitungen  uua  Fünen.     Mitthoilung  des  ßromborger  Vertrags.     Cromnell 
durch  innere  Wirreu  beBchärtigt.) 
26  Febr.         Nui'h  alles  im  alten  St«ud;  man  eiwartet  jetut  nähere  Aulklärung  über 

')  Vgl,  w.  u.  die  Acten  der  Gesandlsehart  von  W.  Jephson  an  den  Kur- 

füfBlcn  llj57/>*- 

')  Vtcl.  oben  p.  121.  Am  l'J  Febr.  überschictl  Weimao  (Jo|>i«  der  inmi- 
Bcheu  ubj!csaucl(cu  Yabrand t'Buhcu  [nstrucliun. 


A-iOOt^lc 


Tsbrandt  Dach  Berlin.     Donnlng  iid(]  He.  Thoii.  ]25 

dit  lp|it«D  Zeitungen  ans  Fünt-n,  die  sehr  verworren  und  uultliir  find  ')i 
rher  wird  niclits  dtünitivCE  erfolgen.  Inxnischeu  haben  die  ticii;iiidte  Hrh 
«'iitschlogFen,  nun  mit  Commuiiicirung  des  Bronibcrger  Vertrags  nicht  langer 
zurürkEuhatten  und  baben  denselben  —  „wie  wol  nur  in  blosser  Copei  unil 
von  unbekanoter  Hand  geschrieben,  dem  Aincrongen  als  Präsidi  (der 
UencrBlrt&aten)  überreichet";  natürlich  mit  neuen  Vorsielitsraaassregeln  zur 
(ieheiuthaltung. 

Die  Zeitnngen  ans  FUncu  können  von  grosBcm  Kinfln^s  werden,  nenn 
>ie  nidit  gar  zu  übel  ansralleii;  zumal  eben  muh  der  l'roteetor  in  England 
nrne  Sclinierigkeilen  mit  Eeincni  rnrl.iinent  bekommen  li:it  und  aNo  voli.iuf 
im  Innern  besrhäftigt  ist. 


Weimati  an  den  Knrfilrstcii.    üat  Haag  4.  März  1658. 

ji^nt^liich-rranzüsiscbe  FricdeniibeiniihDngen  im  IHof.  ßi'fltixi'men  über  iks 
iDieresKC  Brnndenbnrgfi  bui  dem  nordiacht-n  Kriege;  diie  liitereasc  ül'S  tti'icliefl 
üahei.  Uünater  als  Hanscatadt  von  den  Niederlanden  anerkannt;  Hesorgnisu 
wegen  Wesel.) 
Conimii^sarc  der  Generalität  halten  ConTcrenzen  mit  dem  Tranzösiüclien  4. 
and  englischen  Gesandten,  unj  eine  Vermitteinng  zwischen  Dänein.irk  und 
Scliweden  herbeizuführen;  der  TranzösiRrhe  Gesandte  de  T  hon*)  dringt  auch 
auf  die  Theilnahine  lirandeuburgs;  der  englische  erkliirt,  worcrn  die  Qenernl- 
altalen  den  Dünen  llitfe  genährten,  te'i  England  gehnlCeo,  den  Schweden  das 
gleiche  zu  tbun.  Die  Nachrichten  aus  Füncn  und  Seeland  erregen  gro.sse 
Heslürtzung;  doih  stellt  man  Kieh  in  Hiillnnd  noch  immer  an,  als  wolle 
in»H  Dänemark  keines  Falls  füllen  lassen,  und  mehrere  andere  Provinzen 
fisseD  energische  Resointionen. 

Alles  siehet  auf  E.  Ch  D.  und  was  zu  Berlin  mit  so  vielen 
Abgesandlen  beschlossen  sein  tnöclite.  Von  Danzig  wird  ihnen  gc- 
whriebcn,  daes  es  gar  gewisse  zu  einer  Conjnnction  gegen  Kehweden 
angesehen  und  dass  jedes  Theil  wiRSC,  wie  viel  tausend  Mann  es 
dazu  anbringen  solle,  worüber  denn  vcrscliicdene  Judieia  sein.  Ins- 
gemeiu  will  man  nicht  an  Ocstcrrcich ;  heimlich  aber  und  da  man  die 
dänische  Handel  in  so  grosser  Extremitjlt  siehet,  dUrfte  man  wllu- 
when,  dass  E.  Cb.  D.  nebst  Oesterreicb  mir  losgingen;  geriethe  es, 
»0  holeten  sie  die  Kasteien  (sie)  mit  fremden  Klauen  aus  dem  Feuer; 
8olUe    es    nicht  gelingen,   so    würden  sie  nngezwcifclt    ihre  Hände 


.  Februar 


,rl    Gnfilnv    Über   den   ge- 

luf  die  lusel  Füoen  und  sicgruicho  Schlacht  gogen  die  risneu  bd 
Iieruaeg;  am  5/1.').  S  Febr.  Marsch  auT  die  Inseln  l.aogclnnil,  Laaland  nod 
P»l«fcr;  am  I-i/22  Febr.  Ankunft  der  achwediscben  Armee  onf  Scniand. 

'l  Ueber  dessen  Gesandlachafi    Im    Haag  vgl.   Oroea    van    Frioalerer 
Arebitei  de  In  maiaou  d '0 ränge -Naaa au.    3ine  Serie  V.  ll>8  S. 


Aj.oo»^Ic 


J26  T.    BrsDilenhorg  nnil  «lie  NiedfHandp. 

wai'dieii  und  an  solchein  Fflmehmen  unschuldig  sein  wollen  .... 
Andere  aber  sagen  und  Iialtciifi  dafür,  je  mehr  Schweden  in  Däne- 
mark gew;(>nne,  je  besser  es  fUr  E.  Ch.  D,  wäre ;  blieben  sie  drinnen, 
HO  wUrden  sie  für  eine  lange  Zeit  darin  zu  tliun  finden,  um  alle» 
unter  ilirc  Gewalt'  zu  setzen ;  ihre  Nachfolger  wDrdea  selbst  auch  so 
viel  Werk  liabcn,  eine  nok-hc  Conqiieste  zu  conserviren,  welche  ihnen 
in  aller  Welt  die  nützlichste  wäre,  dass  sie  anderer,  sonderlich  im 
Keiclic,  wol  würden  vergessen;  weswegen  sie  auch  glauben,  da»s 
y.  Maj.  mit  Polen,  Oesteneioh  und  dem  lleiche  sich  quolibetcunque 
modo  verglciciien  und  also,  wie  leide  ee  auch  Frankreich  und  Eoge- 
land  sein  möchte,  alle  ihre  KrAlle  nn  solchen  Oertcrn  anspannen  und 
sieh  um  nichts  anders  bemlllien  würden.  Im  Reiche  wUrde  man  sich 
auch  niciit  gar  zu  sehr  zu  bckamniem  haben;  dann  anstatt  dass 
man  besorgen  mochte,  die  schwedisclie  Macht  wUrd  ins  künftig  gar 
zu  gros»  ^verdeii,  allemianssen  die  Vorfahren  gesehen,  und  zwam  aua 
so  vielen  niigrationibu»  gentium  scptcntrionalium,  wie  nachdenklich 
es  sei  die  Norder-Kronen  auf  einem  Haupte  zu  sehen:  so  würde  doch 
numehr  gar  das  coutrarium  drauH  erfolgen  uud  dass  viel  eher  diese 
Nation  damit  für  eine  gute  Weile  eingezfiumet  werden  dürfte;  wie  wä- 
ren mit  der  Zeit  von  den  andern  gar  zu  sehr  geabalieniret,  eine  na- 
türliche Antipathie  zwischen  beiden  aufgekommen,  die  Gesetze  und 
Freiheiten  über  die  Maasse  verändert  und  also  nichts  anders  zu  ver- 
inuthen,  als  dass  sie  nach  dem  Rxempel  der  vorigen  Zeiten  unter  den 
Königen  Kanuto,  Christierno  II.  und  Higismundo  sich  einan- 
der wol  bald  in  die  Haar  wachsen  würden;  und  waa  dergleichen. 

Was  nun  daraus  zu  wählen  oder  z»  tliun,  solches  werden  E.  Ch.  D. 
in  areua  am  besten  zu  unterkennen  wissen.  ...  Im  Reiche  zu  bre- 
chen und  die  Tliür  zu  einem  so  verhassten  allgemeinen  Kriege  aufzu- 
thun,  ehe  andere  auch  gnugsam  mit  eingetreten,  solches  möchte  gar 
zu  nachdenklich  fallen.  —  Sonderlich  finden  wirs  alhie  nötig  zu  seio, 
dass  man  von  dem  üstcrreichisclien  Tractate ')  nichts  sonderlicfas 
annoch  sage;  denn  wie  es  geht,  so  wird  es  sie  in  speciem  unwillig 
und  in  der  That  trag  und  secur  machen. 

Sonst  passiret  alhie  wenig.  Die  Stadt  Münster  hat  gegen  Dank 
des  Bischofs  erhalten,  dass  alhie  am  2.  dieses  eine  Resolution  ge- 
nommen worden,  wobei  sie  die  Stadt  unter  die  Hansestädte  und  also 
seine  Aliirte  auf  gewisse  conditiones,  worüber  man  sich  künftig  ver- 

■)  Alliaoce  iwiscbeD  dem  KnrfürBlen  udJ  KZaig  Leopold  von  UngArn-BÖh- 
men  gegen  Schwedeo.  Dat.  9.  Febr.  1658.    r.  Höroer  Staatavertnge  229  ff. 


Eindrnck  der  FarUchritle  KnrI  Gustavp.    Downing  über  <lie  Orani«r.  ]27 

gleichen  soll,  aufnimmt-').  Wir  förchten,  die  Stadt  Wesel  niriclite 
endlich  auf  dergleicben  Getlanken  kämmen,  und  werden  also  sehen, 
was  noch  bei  dem  Werke  etwa  zu  thun  sein  müclite,  um  der  Conse- 
qneni  Torzuliiegen.  

Zeitung  aus  dem  Haag.     Dat.  Haag  8.  ^^ä^z  1658  ^). 

IRDglJacbe  Diplomalio  im  Haag  za  ßuugten  Sclinedeiis,  Eagliachea  Urtheil  über 
die  niederländische   Polilik;  die  Itcdciiliing  der  Ortinicr  Tür  die  Niederlande  ] 

—  Es  hat  inmittclst  der  englische  Kcsidcut  dasjenige,  was  er«.M;u 
neulich  l>ei  der  mUhdlichen  Conferenz  gesaget  und  .ingcfUhret,  sehrift- 
licb  Ql)ergeben,  worin  viele  nachdenkliehe  Saclien,  welclie  sehr  nach 
Driuungen  und  Verweisungen  schmecken,  enthalten;  worttlier  denn 
die  Gemdther  der  Regenten  ziemlieh  gealterirct  und  verltillert  seiud. 
Es  gehet  ahcr  filrnehndieh  dahin,  dass  er  will,  ninn  solle  zwischen 
Danemark  und  Schwellen  :t  part  handeln  und,  wie  er  sich  mündlich 
darunter  geexpliciret,  auch  darin  Churbrandenburg  des  preussisclien 
Interesse  halber  an  der  Ostsee  mit  eiubegreifen  und  also  die  Pro- 
tegtirenden  wieder  zusannneuhringen. 

!n  Privatdiscursen  sagt  er  utTentlicli  heraus,  Schweden  sei  ihr 
bester  Freund,  wie  wol  sie  nicht  gegen  Dfmemark  mit  ihnen  gealliiret 
wären;  und  o1)wol  Dänemark  fs  um  ihnen  nicht  verdient,  so  wollte 
doch  der  Pnitector  zeigen,  dass  er  dessen  Ruin  nicht  suehel.  Sagete 
auch  dem  dünischen  Residenten  im  Anhören  der  Churbrandenhurgi- 
schen,  sie  wären  bis  daheio  fast  mehr  als  die  Selaven  von  Holland 
gewesen  und  erfuhren  nun,  wes  gutes  und  Iteislandcs  sie  dagegen 
vnu  deuenselbeu  zu  erwarten  und  wie  viel  Staats  man  auf  des  Staats 
Freundschaft  machen  kitune;  alles  wäre  gar  zu  langsam,  getbeilt  und 
geiuteressiret,  ehe  sie  etwas  schliessen,  zugesehweigen,  zum  Effect 
bringen  ktiunten,  indem  alles  durch  so  viel  verworrene  und  unkundige 
Häupter  gezogen  werden  milsete,  wäre  gemeiniglich  alles  schon  gethan 
und  ihr  Wesen  zu  spät;  und  sähe  man  nunmehro,  was  diese  Lande  vor 
diesem  gethan,  dass  man  solches  nicht  ihnen,  sondern  den  treffliehen 
oranischen  Prinzen,  als  welche  reu  ultra  privata  et  honores  et  e<immoda 
coDsliluti,  sieh  allein  nm  die  publica  bektimmert  und  also  gleichsam  das 
Gelenke  und  die  Seele  des  Staats  gewesen  wären  (zu  danken  hätte)  '). 

')  Die  Regololion  gedrnckt  bei  Aitzems  IV.  'J44.  Aitzema  war  Agcst 
in  SUdt  Münster  bei  den  UeneralaUaleD  in  dieser  Angelegeuheit. 

'J  Solche  „Zeitungen"  Üegeo  in  dieser  Zeit  inebrrach  bei  den  Ketalioaeo 
Weimau's,  meist,  wie  ilie  obige,  vod  seiner  Hand  geaclirieben. 

')  Elnaa  dergl.  fehlt  im  Manascript. 


^aovGoOt^lc 


]^28  ^'    Brntidenbnrg  nni]  die  Niederlande. 

Weiman  an  den  KurfUrstcii.     Dat.  Haag  12.  März  1658. 

(Sclirpcken  in  Holland  über  die  achnedlBclicn  Siege;  RntschlusaloGigkeit;  frao- 
zoeische  niid  »Dgliache  Diplomatie.) 
12.  Mä«.  Immer  neue  niid  srblimmerc  Nni'hriclilcn  vom  dänisclien  Krieg;  ein 
ileniüthiiEender  Friede  für  Dänemark,  nebst  DerenFJT-  und  OBTeDsiTslliatice 
tnit  Sehwcdcn  ^oll  Eihon  dem  Abücliliiss  nahe  c^cin.  Die  Bestürtzurig  in 
lloltand  ist  überaus  gross,  zwar  redet  man  noch  immer  da»0D,  wenn  nur 
Dänemark  fe^t  hielte  und  tieinen  fulsehen  Frieden  mache,  en  werde  aarb 
Holland  das  semige  nicht  unterlassen  — 

wenn  aber  alles  bei  iliueD  gar  zu  renlnderlicli  und  der  Schreck  für 
dem  Kriege  fast  iiiclit  zu  beschreiben  ist,  so  künneu  wir  uns  dennoeli 
mit  keinem  Grunde  einbilden,  dess  man  sicli  von  ihnen  grosser  Dinge 
KU  versehen  liabe.  Sie  werden  durch  Frankreich  und  Engeland  auch 
gar  zu  sehr  abgeselirecket  diireli  allerhand  Intrig^ies  und  DrSuungen. 
Der  rranzü^itohe  und  der  englische  (IcKniitUc  im  Haac;  cajolJren  Wei- 
man Eehr  und  suchrji  durch  ihn  den  Kniftirsten  vom  Krieg  gegen  Scb «re- 
den zuriickziihnlien. 


Weiman  an  den  Knrflireten.    Dat.  Haag  19.  März  1658. 

IDer  Friede  von  Rocskildc.     Sthnniikende  AiiBichlen  in  Uollaiid  über  nanilelii 
oder  SlillsitKcn.    Dio  Franzosen  und  Kngländer  arbeiten  für  Schwaden.) 
ü.        Die   Nnchriehlen  vom  Abfchluss   des   schwedisch-dänischen   Sepwat- 
friedens ')  sind  nicht  mehr  zu  bezweifeln.  — 

Sowol  in  Holtand  als  der  Generalität  stehet  alles  bestOrzt,  betrSbt 
und  stille.  Vielen  geftillts  heimlich,  vielen  und  zwar  den  meisten 
gehet»  an  ihre  Seele.  Jene  sagen,  es  sei  Gottes  Werk,  der  Dänen 
eigen  Schuld,  und  warum  wollte  der  Staat  länger  reluctircn?  es  wäre 
schier  gegen  den  Himmel  gefoehten;  was  Dänemark  gutwillig  und 
nun  jure  tlhergeben,  wie  wäre  man  befugt,  zugesehweigen  mäehlig 
genug,  solches  Über  Haufen  zu  stosaen?  man  mUsste  mit  Schwellen 
liandeln,  sich  der  Moderation  fvemiler  Interessen  enthalten,  mit  Gelde 
fechten,  sonderlich  drauf  gedenken,  dass  man  sich  mit  England  nielit 
möehte  brouillircn  etc. ;  und  stehet  zu  fUrthten,  diese  Meinung  werd 
in  linhe  Consideration  kommen. 

Andere  zwar  nehmens  wol  auch  aufs  Gegenspiel  ....  die  Flofle 
wäre  schier  fertig,  der  Belt  auf  allen  Fall  passabel ,  man  mllsste  sie 
in  die  Ostsee  gehen  lassen,  zum  wenigsten  unter  dem  Vorwand,  ihre 
Kaufmannsschi ITe  zu  begleiten;  mit  Polen  und  E.  Ch.  D,  wäre  noch 

>)  Friede  von  Koeskilde  9.  März  1658 

DqitzedüvGoOt^lc      * 


Friede  von  RoeskiMe.  X29 

tvol  etwa»  7.U  tliun  etc.  Uad  (lürfte  niif  diese  Opinioii  bei  Holland 
sonderlieh  und  zu  Aingteidam  noeli  wol  grosse  Reflexion  g^enoromen 
werden.  — 

Frankreich  und  England  laufen  und  rennen,  rathen  und  dräuen 
sehr  för  Peliweden  ....  und  jirotestircn  sehr,  dass  sie  fUr  E.  Cli.  D. 
Interesse  aufs  hncliBte  eorgen  werden.  Der  englische  Resident  kam 
die  verwiclienc  Woclio  noch  zu  uns  und  erhot  sieh  ulles,  was  wir  nur 
ihnen  würden  fUrscIireihen,  darunter  alhie  zu  thun,  auch  scliriftüeh 
OberzugetH-n,  nut  dem  llinzuthun,  der  l'rntcctor  hätte  ihm  darzu  aus- 
(Irnokliehe  Ordre  nachgesehieket,  Murrete  Bonst,  glauhte  es  aber 
nicht,  dass  er  gehöret,  E.  Ch.  I).  hätten  sieh  mit  Oesterreich  zur 
Election  und  gegen  Schweden  verbunden. 

Mons.  de  Thou  spricht  fast  auf  eben  solche  Maasse,  und  wissen 
wir  sfhier  nicht,  wie  wir  uns  bei  so  bewandten  Sachen  zuweilen 
herausreissen  oder  verhalten  sollen.  — 

Wir  unners  unterth.  Ortes  .  .  .  selien,  hören,  ratheu  und  reden 
dero maassei»,  dass  wir  uns  an  die  polnische  Seite  halten  und  von  der 
ändern  nicht  gänzlich  abweiciien;  präpariren  alles  auf  alle  Zufälle. 


Weimaii  an  den  Kurfili'sten.     Uat.  Haag  25.  Alärz  16Ö8. 

jYsbrBndtB  i'd   Berlin.      Vorstellungen   Weiman's    über   die   schwächliche   Politik 

ier  Hiederlaoilo;  Hinblick  auf  die  Oranier.     De  Witt     Keine  HoCTuiing  auf  die 

Niederlande  zn  machen.     Man  begt  llesorgnisse  Tür  Brandenburg  wegen  seines 

Vorwage  na  | 

Der  jütüt   in  Berlin   angelangte   Btaalische    Gesandte    Ysbrandt-s    bittet2r>, 
die  GeneralsCanten  um  nähere  Instruction   zur  Verhandliinf;   mit   den    knr- 
riirstlichen  Räthcii ');  Weiman  sneht  dies  zu  betreiben,  — 

Es  ist  aber  siedert"  wenig  Wirklichkeit  darauf  erfolget,  indem 
Holland  sowol  als  auch  andere  Provinzen  immer  uoch  gleichsam  ent- 
ideket  stehen  und  nacli  ihrer  Gewohnheit  auf  den  endlichen  Ausschlag 
warten. 

Wir  unsers  Theila  lassen  an  den  Oertern,  da  es  gilt,  nicht  nach, 
anfs  beste  auszustreichen  und  anzuweisen ,  wie  sehr  sie  uns  und 
E-  Ch,  D.  mit  so  vielen  houttadeuscu  Resolutionen  und  Vorgebungcu 
hiebevorn  eingenommen  und  aufgezogen,  wie  hoch  sie  darunter  gc- 
conleetiret,  gcß[)rochen  und  E.  Ch.  D.  geanimiret,  und  wie  nachdenk- 
lich es  endlich  dem  Staate  sein  wUrde,  in  aller  Welt  dafür  augesehen 


')  Seine  Correipondeoz  aua  Berlin  s.  Urk.  u.  Actcnat.  III.  lltiff. 
«.«..  ..  ö»ch.  j.  or.  K-.ra«!«.   VII,  9 

i;q,t7ed.>G00t^lc 


^^Q  I.     Braudenborg  und  die  Niederlaiiiie. 

ZU  werden ,  (laBs  die  Seele  der  Republiken,  Elire  und  Glaub,  alliie 
deroniaasäcn  abgenoiiimeii ,  dass  sie  auch  G.  C'li.  D.,  aU  echier  des 
Estata  eriiten  und  letzten  F'reund,  Iliren  Feinden  zum  Raube  abao- 
donniren  und  dahin  laHsen  würden.  .  .  .  Mao  möchte  in  Zeiten  die 
Augen  ötTnen,  rund  und  redlich  gehen  und  den  Krieg  nieht  dero- 
maassen  hassen,  dass  man  in  der  Ewigkeit  sich  keines  guten  Friedeas 
zu  versiehern  Grund  und  Fundament  anlegete.  Frankreich  dehortirete, 
Engelaud  dräue,  alles  mit  unleidlicher  rude»se.  Woher  käme  es  aber? 
Aus  keinem  andern  Grunde,  als  dass  sie  vermittelst  so  vieler  Experi- 
menten sich  versichert  halten,  dass  dieser  Staat  mit  den  vorigen 
Hauptern  verstorben  und  weniger  als  ei»  todter  truncus  capabel 
wäre,  sich  zu  bewegen.  Sie  möchten  sich  herausreissen ,  ihre  Ehre 
retten,  remedia  ndmittiren  und  weise  sein  ....  sie  könnten  ihre  Flotte 
lassen  hingehen  auch  ohne  Brechen,  sie  könnten  der  Stadt  Daozig 
Volk  und  Geld  geben  auf  träglielie  conditiones  etc. 

Der  von  Beuningen  schreibt  unter  der  Hand  auch  dergleichen 
Dinge  aus  Dänemark.  Die  klllgesten  der  Regierung  fangen  sehr  an, 
die  gegenwärtige  formani  reginiinis  zu  schelten,  auf  die  alte  zu  sehen, 
nach  oranischen  Prinzen  zu  wUnschen,  ihr  Uebel  zu  erkennen. 

Ges|)räch  Weiniaii'K  mit  de  Witt,  der  ilim  sehr  eifrig  zleDilicb  un- 
beslinimte  Zut^icbenuigeii  gibt,  dass  die  Getierah tasten  doch  s.  Z.  noch  das 
Ihrige  tbiiii  werdeil. 

So  viel  wir  nnnoch  vernehmen  oder  glauben  kiJnnen,  mögen  wir 
E.  Ch.  D.  darunter  des  geringsten  nicht  versichern.  AMes  ist  zu  ver- 
änderlich, langsam  und  mechaiiisch;  im  Glück  ist  man  sicher,  bei 
dem  Unglück  niedrig  nnd  verzaget;  da  nian's  nicht  zum  htielisten 
nötig  hat,  will  mau  alles  tliun,  wo  man  aber  in  Aengsten  stehen 
sollte,  da  zeucht  man  die  Hand  gar  zu  leichte  ab.  Und  wissen  wir 
also  E.  Ch.  D.  kaum  anders  als  vorhin  auch  zu  rathen:  etwas  zu 
hoflen,  aber  auf  nichts  Staat  zu  machen;  der  äusserlicheo  Freund- 
schaft /.u  geniessen,  aber  schier  nicht  weiter,  als  dass  sie  nicht  cöb- 
trarii  sein  werden;  soHten  E,  Ch.  D.  Waffen  {der  Allerhöchste  ver- 
leihe es)  glücklich  sein,  so  möchte  mau  sich  zu  etwas  mehr  verlassen 
können;  denn  der  llass  gegen  Schweden  ist  ohne  Maasse;  solllen  Sie 
aber  Anstoss  leiden,  so  dürfte  ein  iunerliches  Mitleiden  der  einiger 
Trost  sein. 

Und  isis  eben  daher,  dass  diejenige,  welche  den  Staat  aus  dem 
Grunde  kennen  und  E.  Ch.  D.  geaffeetioniret  seind,  bis  an  die  Seele 
bekümmert  sein  für  E.  Ch.  D.,  und  da  dieselbe  eich  zu  Estremitäten 
gegen  Schweden  präcipitireu  sollten ,  dass  sie  Unglück  fürchten 

i:.a,t--r.d    .V^iÖOt^lC 


Gedrückte  Stiromnng  im  HASg.    WeimsD  in  BerliD.  ]^31 

Alle  Welt  apprebeDdiret  gar  zu  sehr,  dasB  E.  Ch.  D.  Torangelieo, 
erst  und  im  Reiche  breclien,  das  Instrumentuni  Paeia  contra' datani 
Gdem  violiren,  «ieli  an  dem  dänisclien  und  zwar  so  notabilen  Exeni- 
del  nit  spiegeln  und  auf  geallürte  Waffen  sich  verlassen  sollen-,  und 
das8  solches  gar  zu  bedenklich  sei  fUr  einen  Herren,  der  so  viel  zu 
rerlieren  hat,  Oesterreicli  pflege  von  Alters  her  gar  gerne  solche 
Häuser  zu  wagen,  welche  ihnen  um  ihrer  Grösse  Jalousie  geben,  uud 
leigen  solches  die  Historien  der  vorigen  Zeiten.  Und  wUrd  der  Mass 
unauslOscblich  sein  bei  niänniglicb,  wenn  durch  Brandenburg  das 
Reich  nunmehr  wieder  in  das  vorige  Kriegsfeuer  gesetzt  werden 
sollte.  — 


Die  nächsten  Relationen  von  geringem  Belang  —  die  Nachrichten  von 
den  Roeskilder  Frieden  laufen  ininier  genauer  ein  und  machen  die  liollän- 
discben  StaatauUuuer  iniraer  verzagter.  Am  11.  April  reist  Weiman  in 
S&rben  der  clevisch-märkischen  Ständedifferenzen  nach  Berlin  und  ist  für 
Dffbrere  Monate  vom  Haag  abwe.seud.  (tJeber  seine  Gesandtschaft,  ge- 
meinsBrn  mit  Otto  v.  Schwerin,  an  den  König  Karl  Oustav  im  Mai 
und  Jani  1658  s.  int  folgenden  Bande.)  Mittlerweile  fuhrt  Job.  Copea 
die  Haoptcorrespondeaz. 

Ana  Weiman's  Tagebüchern: 

Weiraan  an  die  Princessin  Witwe  von  Oranien.  Dat.  (Berlin)  2i4.  Mai 
IS.  Mai  1658.  Alles  ist  gerüstet,  um,  wenn  nöthig,  jeden  Augenblick  los- 
brechen za  können;  die  Armee  iüt  marscbfcrlig,  die  osterreicbischen  und 
polnischen  Truppen  stehen  zur  Vereinigung  bereit.  Kr  und  Schwerin 
tollen  als  fleeandte  zum  König  Karl  Gustav  geben,  ihn  noch  zum  Fne- 
drn  zo  bewegeu  „aa*moins  avec  la  Pologne."  Der  englische  Gesandte 
Jephson  wird  sie  dabei  nnterslQtzeu.  In  Frankfurt  „noua  ponssoos 
l'Mection  ä  toutes  forces,  pour  avoir  un  alliä  qni  soit  le  chef  de  l'Empire"; 
nod  jedenfalls  um  Oesteireich  zu  verpflichten  —  „vojsnt  qne  c'eat  la  voiz 
de  Brandenbourg,  qui  d^oide  prcsque  tous  les  diCf^rents  parmf  les  Elec- 
teora."  Der  Enrfürst  wünscht  aufrichtig  den  Frieden.  „La  Pologne  et 
rAntriche  ont  fait  des  merveillcs  pour  faire  alier  TEIetteur  avee  eux  eo 
HoUace  audevant  le  Roy  de  Suede;  mais  S.  A.  Eb  n'y  a  point  vonlu 
pKsier  l'oreille,  consid^rant  qae  eela  n'est  qu'une  infraction  de  ITnstrumen- 
tDiD  Pacis  et  le  vray  nioyen  de  nous  precipiLer  aus  dernieres  miaäres." 
Dsdnrcb  würde  der  Krieg  möglicher  Weise  auch  in  die  brandenburgischea 
Unde  getragen,  und  der  Kurfürst  darf  das  nicht  wagen;  da«  hiesse  „de 
ttetlre  tont,  c'est  ä  dire  l'armäe,  an  hazard",  was  nicht  ohne  die 
iuaserste  Noth  geschehen  darf  Die  Schweden  haben  nur  diesseits  des 
Heeres  etwas  zu  verlieren;  Polen  hat  das  grösste  Interesse  daran,  die 
Scbneden  von  sieb  weg  uud  auf  den  Weg  nach  Deulijcljland  zu  weisen. 
Znnal  ist  jetzt  die  rechte  Zeit  zum  Haudeln  vorbei;  die  „lentenrs"  der 
Ociterreirber  haben  bewirkt,  dass  man  nicht  in  den  Kampf  eingetreten  ist, 

9* 


„A^iOOt^lc 


]^32  '-    Brindenburg  and  die  NiederUnde. 

als  DäDemark  nncli  zu   retten   wnr.     Kuii,   die  herrtcbeude  Meinung  ist: 
der  KiiiTürgt  darf  tiicli  durchaus  iii<'ht  übcieilt  in  einen  Kampf  mit  Si.-h'K'e-  . 
den  Ktürzcn.     Wciinan  front  picIi,  uiitt-r  der  Füliinng  Sehweriii's  an  d''r 
Ambftssjide   nn    dfn    König    Karl    Oustav   Thcil  nehmen    zu  dürfen    und 
daliei  die  Weise  Uieses  „niinisire  renommii"  kennen  zn  lernen. 


Joli.  Copca  an  den  Kni-fiiratcn.     Dat.  Haag  26116.  Juli  165H. 

[('romwell  suclit  dem  Bruch  zniscliPn  Brniidfnbiirg   imO  ScIiweJcn  vcirznhciigpn.) 
i.  Der  en^lt»r1ie  Resident  Herr  Downing  knm  gestern  zu  niii-  und 

sa^te  selliigcs  7.11  tlmn  nf  eine  ihm  am  seliiigen  Tage  vom  nerrn  Pnttee- 
tore  eingekomnienc  Ordre,  dabei  er  E.  Ch,  D.  sollte  durch  mich  unterlh. 
andeuten  lassen,  dass  dem  Herrn  Pioteclori  leid  wäre,  daas  S.  Maj. 
von  Schweden  E,  Ch.  D,  Gesandten  zu  Flieesburg  die  Audienz,  ver- 
weigert Iiäfte'),  mit  Erbi«tuDg,  das»  der  Herr  Protector  sich  gerne 
dazu  verlegen  wollte,  den  Frieden  zwiBohen  höchafged.  Kiinig  und 
E.  Ch.  D.  wieder  zu  erbauen,  wenn  nur  I.  Höh.  dazu  einige  Mittel 
an  die  Hand  gegeben  würden,  immer  dass  doch  E.  Ch.  U.  sieb  möch- 
ten neutral  baltcn. 

Copcs  vorspricht  mit  Dank,  dem  Kurfürsten  Bericht  davon  zn  geben, 
und  stellt  dabei  dem  Downing  die  harlo  Behandlung  der  S<'hweden  und 
dagcgeu  den  „glorio<;en"  Piicdeu  mit  Polen  vor,  den  natürlich  der  Kurfürst 
vorziehen  müsse. 


Der  Kurfiirst  au  Joh.  Copes.     Dat.  Colin  a.  Sp.  26.  Jiili  1658. 

(Antwort  auf  den  Crom  well 'sehen  VermiltclungsverBncli  | 

liilligt  die  i»n  Downing  gegebene  Antwort. 

Gleicbwie  Wir  nun  mit  solcher  Antwort  guäd.  wol  zufriedoii 
sein,  also  habt  Ihr  Euch  ferner  zu  bemühen,  gute  Affccfion  uud  Ver- 
traulichkeit zwischen  Uns  und  dem  Protectore  zu  unterhalten.  —  lu- 
sonderhcit  habt  Ihr  .anzudeuten,  dass  Uns  alle  oflicia,  so  an  Heiteu 
des  Herrn  Protectoris  zum  Frieden  möchten  conferirct  werden,  jeder- 
zeit sehr  angenehm  sein  würden.  Es  mUsste  aber  der  Friede,  so  viel 
Polen  anlangt,  gcneral  sein,  sintemal  sowol  die  neue  als  alte  Pacta 
kein  andres  leiden  könnten.  Was  aber  das  Ilüm.  Reich  betrilTt,  gleich- 
wie Wir  bisher  darinnen  ganz  stille  gesessen  und  ungeachtet  aller 

')  D.  I1.  bi  Flcnsbarg,  wo  Karl  Gnslav  die  beiden  brandenbnrgisclien 
(iIcsnDdlcn  Schwerin  und  Weiman  zu  empfangen  eich  geweigert  hatte;  vgl. 
Uro  y  Ben  III.  3  401  f.  iiml  den  Bchriflenwechiel  darilbec  zwischen  Appelbooro 
und  Uopee  im  Haag  bei  Ailzeuin  IV.  277  0'. 


^düvGoot^lc 


Oomweira  VeraiitteluD^Teraach.  PranL-holläadische  HaodelsrivalitJit.    ^33 

Btattlicfaen  dazu  gehabten  Occasionen  den  Schweden  im  geringsten 
nichts  geschadet,  also  wollten  Wir  nicht  unterlassen,  ferner  Frieden 
zu  erhalten  helfen,  wenn  man  nur  schwedisclien  Theils  Unsere  Lande 
mit  keinen  Märsehen,  welche,  wie.hekannt,  den  Krieg  nach  sich  zu 
uehen  pflegen,  graviren,  auch  sich  der  vielen  Bedrüuungcn  und  anderer 
Zunötignngen  enthalten  möchte. 


Joh   Copes  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  13|3.  Aug.  1658. 

[BenöhoDgeD  Äppelboom'a  im  Haag.  Eqglaud  und  Schnedeu.  Verbot  des 
Verkaufa  von  Schiffen.  H  mdelamsBeregeln  gegen  Frankreich] 
Der  schwediache  Resideut  AppelbooQi  verlangt  in  vprsihiedeiieii  an  die  13.  Aug. 
GeoeraUtaateD  ciDgegebenenMeinorialieii,  dass  die  O.-St.  Erklärung  ahgebeu 
EolIeD,  dasB  sie  dem  Ilaus  Oeeterreich,  Polen,  Braudenburg  und  Danzig 
Mae  Uat«rstütEuug  angedeihen  lassen  wolleu,  goridero  dca  Klbitigcr 
Vertrag,  den  der  König  prout  jacet  ratificircn  wolle,  halten  werden, 
EiDcdem  entttprechetide  ReRolatioD  der  Geocralbtaateii  vom  ol.  Juli  ist  neu 
beftatigt  worden.  Holland  betont  iioih  besonders  die  Clausel  des  Klbiugcr 
Vertrage,  wonach  anderen  Mächten  nud  besoDders  Kui'brandeiiburg  uud  Dan- 
lig  der  Beitritt  ofTfn  gela.isen  wurdu '). 

Hieselbsten  will  mau  glauben,  dass  zwischen  England  und  Schwe- 
den der  Commercien  halber  man  sich  «iergesfalt  verglichen,  dass  bei- 
derseits Unterthauen  in  dero  Landen  gleiche  Freilicit  rcei))roce  gc- 
DJeGsen  sollen,  welches  hiesigen  Eslats  Unlergeliiirigcn  dergestalt  sollte 
kÖDDen  präjudiciren,  dass  deren  viel  sich  dercnds  haushaltlichcu  nie- 
dernelzeu  nirtcliten.  Man  ist  liie  auf  Mittel  und  Wege  bedacht,  wie 
man  allen  Verkauf  der  hie  angebauten  Schiffen  an  fremden  Nationen 
wo  nit  verbieten,  dennoch  uf  gewisse  liniitirte  Wege  Ubci-Kulassen  bc- 
hiodern  möge.  Uud  weilen  Frankreich  gewisses  Fdictuni  cnicncru 
will,  den  Fremden,  sonderlieh  dcu  Holländern,  Oly,  Thian  uud  was 
ron  AV altischen  kommt  daselbsten  zu  bringen  zu  verbieten  *),  gehet 
man  hie  damit  um,  wie  man  selbigem  Edicto  sicli  widersetzen  oder 
in  anderen  Commercien  gleichen  Scliadcn  dcu  Franzosen  zufügen  möge. 


Zwiijchen  dieser  and  der  Mgenden  Relation  liegt  nun  die  neue  Weii- 
duug  im  Norden:  der  Uebcrfall  Kupcnliagens  durch  Karl  Gustav,  der 
Beginn  des  zweiten  däntscbcD  Krieges  und  der  lintKchliiss  des  Kutfüisteii, 

<)  Vgl.  oben  p.  6-iff.  und  Ailzoroa  IV.  281. 

')  Ueber  diese  und  aodora  franzÖBiiche  Prujcct«  „toi  v erste rek Inge  van  's 
Koniocks  fioantien"  s.  Aitzema  IV.  289  S. 


^aovGoOt^lc 


^QJ.  I.    BtaadeDbarg  und  die  NiederUnds. 

in  deDGelbeo  au  der  Spitze  der  gegen  Schweden  rerbtiudeten  Machte  ein- 
7.utreteD.  Weimao  kehrt  jetzt  auf  ee'iaeo  Postea  im  Haag  zurück,  um 
die  Mitwirkung  der  Niederlande  zu  betrcibcu. 

Weiman  an  den  Kurfürsten.    Dat  Coesfeld  2ö|  15.  Sept.  1658'). 
(praes.  zu  Husum  4.  Oct.  1658.) 

[BeBQCh  an  den  brauoschweigischen  Hüren;  überall  erbitterte  Stlminaog  gegen 
Schnedeo.  Herzog  Friedrieb  von  WürEemberg  ued  Kndolf  Augnst  voo  Brauo- 
Bchweig,  Der  Biacliuf  tou  Müester-  Kircheegebet  iu  der  Grofscbart  Mark  für 
de»  Sieg  des  KarfürBteol 
äept.  Ich  bin  an  den  Höfen  zu  Wolfenböttel  und  Hannorer  gewesen 
und  endliclien  alhie  auch  angelanget.  Allcrends  habe  ich  E.  Ch.  D. 
heilsame  friedfertige  Intention  aufs  beste  fUrgestellet  und  endlich  das 
dänische  Wesen  deromaassen  gerlihret,  dass  ich  E.  Ch.  D.  fast  ver- 
sicbeni  dürfte,  dass  bowoI  die  Häuser  Braunschweig,  als  der  Bischof 
alhie  von  ganzer  Seelen  wünschen ,  dass  Gott  der  Schweden  Gewalt 
und  Härtigkeiten  steuern  und  dagegen  E.  Ch.  D.  Waflfen  se-gnen 
wolle.  Männiglich,  klein  und  gross,  detestiret  und  verfluchet  das  schwe- 
dische Wesen,  und  eagete  mir  des  Herzogen  zu  Hannover  f.  Gn.,  sie 
hätten  nunmehr  in  aller  Welt  ihr  Credit  verloren.  Wegen  Batification 
der  Frankfurtischen  Alliance  *)  schien  es,  dass  t^ie  bekümmert  waren; 
der  Herr  Bischof  von  Münster  aber  wird  sie  noch  unterschreiben, 
noch  ratificiren,  sondern  sich  an  dem  Kaiser  und  E.  Ch.  D.  beständig 
hallen.  — 

Zu  Wolfenbmtel  fand  ich  Herzog  Friedrichen  von  Wllrtem- 
berg,  Herzog  Augusti  Eidam  und  vor  dieser  Zeit  in  schwedischen 
Diensten  gewesenen  General-Major,  Dieser  Fürst  schien  ein  Herr  von 
guter  Conduicte  und  Erfahrenheit  zu  sein  und  erbot  sich  hochlich 
gegen  E.  Ch.  D.,  also  dass  ich  wol  merkete,  dass  er  sich  in  dero 
Dienst  gar  gerne  cngagiren  würde;  er  saget,  dass  seine  Frau  Mutter 
vom  Churhause  Brandenburg  gewesen  ')  und  dass  er  El^nigl.  schwe- 
dische ihm  neulich  angetragene  hohe  Charges  gerefusiret,  weiln  er 
nicht  gemeinet,  gegen  E.  Ch.  D.  oder  die  Köm.  Kais.  Maj.  zu  dienen. 

S.  f.  Gn.  Herzog  Budolf  Augustua  erweiset  eine  Überaus 
grosse  Affeetion  zn  E.  Ch.  D.  — 

>)  Coesfeld  im  Bielliimi  Uiinster.  damalige  Reeidenz  dea  Bischore. 

';  Die  Bogcnannte  „rbciniache  Alliance"  mit  Frankreich  vom  14.  Aeg.  1656, 
za  deren  Unlerzoicbnern  auch  die  braunscbweigischen  Hcrzi'ge,  der  Bischof  von 
Münster  und  Schweden-Bremen  gehörten. 

■)  Barbara  Sophie,  Tochter  des  Karfiirsten  Joachim  Friedrich,  1609 
mit  Johann  Friedric'b  von  Würtemberg  vermMt. 


A-iOOt^lC 


W.  a.  d.  braannchw.  HöfeD  n.  in  Mänater.  Der  Kurfürst  tmt  d.  Marscbe.  J35 

Albie  )mb  ich  wegen  der  Oranischen  Bovergfcrnischeu  ShoIio  alles 
dahin  abgeredet,  (läse  der  Herr  Biscliof  es  dud  an  die  Stände  bringen 
lassen  und  dcninächet  darauf  bedacht  sein  will,  wie  man  die  briefliche 
Urkunde  und  Cessionsscheine  einzurichten  und  aisu  die  Zahlung  der 
100,000  Rlh.  EU  Werke  ricliteo  möge  ')■ 

Und  werd  ich  also  morgen,  geliebts  Gott,  über  Cleve  nach  Hol- 
land eilen.  —  In  der  Grarachaft  Mark  bin  ich  hie  und  dort  en  paseant 
gewesen  . . .  und  betet  Kirch-  und  Kanzel  allerorts  für  E.  Oii.  D. 
Waffen  ohne  Unterschied  mit  ungehöretem  Eifer.  — 


Der  Kurfürst  an  Weiman  nnd  Copes.     Dat.  Parchim  in 
Meckeloburg  X3.  Sept  1658. 

Er  habe  nun  die  „Ench  bchanntcn  Marschen"  bcgoiineD;  am  7.  8cpt.  2;i.  s,.pi. 
sei  er  vuu  Bertia  aufgebrocben ;  morgen  soll  hier  id  üer  Nähe  allgeiueiues 
ReadezvouB  sein;  dann  soll  ea  mit  gegamoitcr  M;icbt  weiter  gebcu.     Wei- 
iiiau  eull  dahin  wirken,  dase   der  bollaudlBche  Aduiiral  Ordre  erhält,   luit 
dem  Kurfürsten  fleissig  zu  commnoii-irea. 

h^in  weiteres  Schreiben  des   Kai-fürston,   dut.   Bordcsholin  24.  Sept. 
1658  fehlt. 


Der  Kurfürst  an  Weiman  uud  Copes.     Dat.   Frierlrirlislmrg 
in  der  Vorstadt  vor  der  ftirstl.  Kesidenz  Gottorf  29.  Sept.  1()58. 

lUarechbericht;  der  Feiud  auf  dem  Rückzug      Fordert  Cooperation  der  nieder- 
läudisclicn  Flotte  Dud  Ealhaltuiig  vud  l'urlii:ular(ruclateu.] 

—  Seit  dem  scind  Wir  mit  der  kaiserlichen  und  Unserer  Cavalleric  9  Oct. 
fortgegangen  (dann  die  Inrnntcrie  und  Artillerie  neb»t  noch  etzHchcn 
Regimentern  zu  Pferde  ecind  noch  zurllckc  und  die  Tülen  werden 
ehester  Tage  bei  Uns  erwartet)  und  heute  dato  alliier  zu  Friedrichs- 
■  bürg,  die  Vorstadt  von  Schleswig,  Unser  Hauptquartier  gcnommeuj 
da  Wir  dann  vom  Feinde  nicht»  augctrofTea,  sondern  vcrncbnicu,  dnoä 
sie  sich  allesammt  nacher  Fridericbsöde  rctirircn. 

Nun  seind  Wir  ferner  resulvirt,  dieselben  mit  göttlichem  Beistand  bis 
dabin  zu  verfolgen,  allein  verhoffen  Wir  auch,  es  werden  die  Herren 
Generalslaaten  nicht  allein  nunniclir  mit  ihrer  Flotte  iii  See  sein,  son- 
dern auch  mit  aller  Macht  verhioderD,  dass  uiclit  die  Schweden  etwa 
ihre  Völker  zur  ticc  binilbcr  nach  Pommern,   Prcusscn  oder  JUtlaud 


I)  Tgt.  Tüching  p.  65. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


^^Q  I,    BrftDdeuburg  und  die  Niederlsode. 

und  Holstein  ahersetzen  und  Uns  daselbst  eiue  Diversion  machen  oder 
in  den  Rücken  gelieu. 

Dies  Eolleu  die  Gesandlen  ausführlich  den  Generalstaateu  vorstellen  — 
Wir  Unsere  Theils  wollten  nicht  nachlassen,  zu  Lande  Unser 
Hiisserstcg  zu  wagen  und  daran  zu  setzen;  allein  nih^steo  die  Herren 
Ktftaten  die  äaclie  mit  nicht  niiiideiem  Eifer  zu  Wasser  fortsetzen  und 
die  Bchwedinche  Flotte  zu'  ruiniren  oder  in  den  Häfen  zu  halten  und 
alHO  die  See  zu  bpfreien  suchen;  viel  weniger  wollen  Wir  Uns  be- 
fürchten, dass  sie  in  irgend  einige  particulare  Traetaten  mit  Schwe- 
den sieh  einlassen  werden.  — 


"Weiman  ao  den  Kurflirsteo.     Dat.  Haag  14.  Oct.  1658. 
(praes.  Husum  13.  Oct) 

[Die  FloUe  baou  negen  widrigen  Windes  nicht  auelaiir«n  ,  k«iii  VurwaDd;  e'm 
fi'iihereB  HbnlicheH  Beispiel.  Gute  Stinimnng.  Memoire  uii  die  nenerBlilät. 
ItegODdere  LeiBtungen  vou  Holland  in  AupbIcIiI.  Die  Geiieralslaaten  nollen  eine 
Position   au   der   Elbe    iu   Uauden    des   Kiirfiirsten.      Ilrängen   der  lläneu.     Von 

Englaud  kciiiB  Kiumiscbung  zu  fürchten. 1 

Alhie  ist  der  Eifer  fHr  die  gemeine  Sache  immer  noch  sehr  gross 
und  nichts  höher  zu  beklagen,  als  da5s  die  Flotte  nicht  heraus  kann. 
Von  Stund  zu  Stunde  hoffet  man,  es  werde  gelingen,  allerinaassea 
denn  dieselbe  nun  vcrwiehene  Tage  zweimal  nach  einander  bereits 
unter  Seil  gestanden,  aber  wegen  schleuniger  Veränderung  des  Win- 
des sich  wieder  zurllckzichen  und,  wie  ungern  man  auch  gewollt, 
streichen  mtissen.  Es  verursachet  unter  dem  gemeinen  Volk  viel 
Murrens  wider  die  Obrigkeit  und  den  Admiral;  wenn  aber  alle» 
Heissig  durchsehen,  so  ists  die  Hand  des  tiimmels,  die  es  verursachet, 
und  männiglich.  von  Herzen  bctrUbet,  dass  der  Staat  seinen  Ernst  nicht 
mit  genügsamer  That  erweisen  kann.  Im  Jahr  1(124  ists  auch  einmal 
so  gegangen,  indem  Graf  Johann  Ernst  von  Nansau  an  die 
(>  Mouat  Itcgen  inllsRcn,  che  er  mit  seinen  Schiffen  heraus  und  nach 
Venedig  kommen  können.  Inmittelst  ist  man  dennoch  in  Arbeit,  da» 
eine  oder  andere  Mittel  zu  erfinden,  wodurch  man  zum  Ziele  gelan- 
gen möge. 

Und  ist  die  Affectioij  für  E.  Ch.  D,  llbcrall  deromaassen  gross, 
dass  man  glaubet,  Sie  rfeicn  das  einige  Mittel,  wodurch  man  daa 
gemeine  Wesen  restauriren  könne  und  möge, 

Pie  Ge^uuiUeu  bcnulzen  tiicav  Stitninuiig,   um  bei  den  Ocueraletnatcn 


A-iOOt^lC 


YerzÖgeruDg  der  hulländigcheD  Hilfa.  137 

eiu  Memoi  re  (s.  Beilage)  einzureiihen,  auT  welches  hin  sie  nun  morgen  mit 
finigen  ernannten   Cumtoissaren  in  Coiifereiiz  trete»  sollen  ') 

Bei  Holland  haben  wir  um  Pulver  -und  Lunten  k  part  angehal- 
len')  und  hat  seihige  Provinz  ihres  Theils  (wie  wir  äusscrlieh,  wiewol 
aber  ohne  grosse  Sicherheit,  vernehmen)  sich  ziendich  erkläret.  — 
Gar  gewiss  kostet  die  Flotte  ein  grosses,  und  saget  man  uns,  die 
versprochene  Sulisidien  werden  dadurch^  mehr  als  »Anfach  aii^e- 
lebret.  — 

FUr  allem  möchten  sie  gerne  einen  guten  Fuss  hahen  an  der 
Elbe,  jedoch  aber  nicht  durch  sich,  sondern  E.  Ch.  D.,  als  welche  sie 
»Dfangen  dahin  za  consideriren,  dase  dieselbe  das  rechte  Mittel  sei, 
SD  der  Ostsee  ins  künftig  zu  balanciren.  Erbieten  sich  dahero  auch, 
nenn  man  einen  oder  den  andern  Ort  belagern  wollte,  zu  hohen 
Dingen.  — 

Die  dänische  Ministri  treiben  drauf,  dass  man  mit  der  Zeit  meh- 
rem  Succurs  an  Volke  fertig  machen  und  eine  gute  Anzahl  Fahr- 
^ezeugs  etwa  nach  dem  Kiele  und  an  die  (iegend,  damit  E.  Cb.  D. 
sieb  dessen  auf  den  Nothfall  gebrauchen  könnte,  senden  wolle;  und 
nerden  wir  nicht  nachlassen,  solches  auch  zu  secondiren.  — 

Aus  England  spargiren  die  Herren  Schweden  zwar,  da.s  ihnen 
UOlfe  komme;  man  kann's  aber  alhie  nicht  glauben,  und  vernimmt 
msn  vielmehr,  ob  mau  daselbut  wol  der  Schweden  Ruine  nicht  gerne 
sähe  odio  Austriacorum ,  dass  man  doch  den  Einfall  in  Dänemark 
uffcDtlich  schier  improbire. 

Mit  Portugal  ist  noch  nichts  sonderltchs  gethau,  und  gehet  im 
Uebrigen  wenig  für. 

Kun,  aller  Welt  Augen  sehen  auf  E.  Ch.  D.;  Gott,  der  Herr  der 
Beerschaaren  wolle  Sie  leiten,  stärken,  schätzen  mit  WeiBheit,  Muth 
nnd  Stärke! 

Memoire  von  Weiraan  nnd  Copes  an  die  GencralstunUn. 
Dat.  11.  Oct-  1658.  —  Darlegung  litr  Ahsiehtcn  des  Kurfürsten  fiir  die 
lirhallung  uyn  Dauemarlf;  die  Ucncral Staaten  tollen,  Kroft  der  Atliame 
»on  ltj55,  ihn  mit  Rath  und  That  dabei  unterstützeu;  sie  werden  trsni'ht, 
(inen  Gesandten  naeh  Mopean  zu  sehicken  nnd  ihren  Admlral  z»  kräftiger 
Unteri^lützang  anzuwei»ven;  da?  Nähere  wird  auf  eine  besondere  Ootiferenz 
tenriesen. 


>)  Vgl  Secretfl   ReBointien   1.  617. 
■)  Kbendu.  8.  61». 


^aovGoOt^lc 


238  ^'    Braadeaburg  und  dte  Nietterlande. 

Weiman  an  <lcn  Kurfllrsteii.     Dat.  Haag  21.  Ort.  1658. 
(l»raes.  Husum  18.  Oct.) 

'  [Die  Flolte  endlich  in  See;  Stärke  durselbuD.  Ordre  dea  Admirals.  ilolluad  in 
bester  Stimmutigi  nacbgeecbickte  Ordre  nach  Wuusch  des  Kiirrürsteo.  Dar- 
BtreckuDg  tod  Knugsmatorisl.  Scadang  nacli  Hoscan.  Stollaug  Englands,] 
21.  Oct.  Endlich  ist  am  verwichcnen  Freitage  späte  alliie  die  sichere  Zei- 
tung ciDgckoflhnen,  dass  die  Flotte  den  17.  des  Morgens  frQlic  aus- 
gelaufen  .  ,  .  Wir  können  schier  nicht  beschreiben,  wie  selir  männigliclt 
darüber  gcfroliloeket,  und  wie  eifrig  die  Regierung  ist,  dieses  Werk 
auszuführen.  Ohne  die  KaufTahrteischifie  bestehet  die  Flotte  aus 
35  Ca|  litalorlogsschifTen,  4  Brandem,  6  Pluyten  und  etlichen  Galeotten, 
davon  ein  guter  TheÜ  auch  gearmirct  und  mit  gutem  Canon  yeraehen 
sein  soll.  Kriegs-  und  Bootsvolks  ist  eine  mehr  als  genügsame  An- 
zahl darauf,  alles  gesund,  mnthig  und  willig,  dem  Feind  unter  die 
Augen  za  sehen.  Man  zweifelt  danebst  nicht,  es  werden  ad  10  oder  12 
dänische  grosse  KriegeBchifTo  dazustosscn  und  dass  man  also  allem 
Anaehen  nach  mit  der  Hlllfe  Gottes  den  Schweden  gewachsen  eeio 
lind  den  Weg  zur  Billigkeit  werde  zeigen  kßnnen.  — 

Der  Admiral  hat  Ordre  alles  zu  thun  nach  GutGuden,  damit 
Copenhagen  und  also  der  König  von  Dänemark  gerettet  werden  möge, 
und  soll  er  zusehen ,  ob  er  nicht  ein  Tlieil  seiner  Flotte  durch  den 
Belt  gehen,  mit  den  Danen  fUr  Copenhagen  sich  conjungiren  lassen 
und  also  die  schwedische  Macht  zu  beiden  Seiten  des  Sunds  angrei- 
fen könne.  — 

Holland  ist  inniittelst  am  ver\vichcnen  Sonnabend  wohlgcmuthet 
geschieden  und  durfte  künftige  Mittwoche  über  H  Tage  wieder  nein- 
komnien,  um  alsdann  weiter  zu  thun  und  zu  resolviren,  allermaassen 
das  gemeine  Interesse  erfordern  wird.  Zuforderst  aber  haben 
sie  auf  unser  Mcmoriale  und  Suchen  unter  sich  geresolviret  und 
es  dahin  gerichtet,  dass  sich  selbigen  Tages  die  Generalität 
damit  auch  noch  goconformirct,  dass  man  dem  Lieut. -Admiral 
in  Eile  nachschreiben  und  befehlen  solle,  mit  E.  Ch.  D.  nicht  allein 
vertraulich  und  Üeissig  zu  corrcspondircn,  sondern  auch  dran  zu  sein, 
dass  sich  die  schwedische  Trnppcu  aus  den  Eilanden  mit  den  andern, 
so  etwa  draussen  seiud,  nicht  conjungiren  mögen;  demnächst  auch, 
wenn  E.  Ch.  D.  würden  gutfindcu,  einige  Völker  nach  Seelami  brin- 
gen zu  lassen,  dass  er  solches  facilitiren,  Schiffe  dazu  herloihen, 
pressen  und  also  alles,  damit  solches  geschehen  möge,  thun  und  be- 
sorgen helfen  solle. 

Zwar  ward  dabei  in  Holland  auch  geresolviret,  mau  solle  expresse 

i:q,t7r.d    .*^nOO<^IC 


AaaltiQreD  der  hoIläDdiatbeo  Flotte.  X39 

hinzuBetzen,  da  E.  Cb.  D.  den  eia  oder  andern  Ort  belagern  wollte, 
dou  er  dazu  helfen  und,  wo  es  zu  Wasser  zu  thun,  denselben  mit 
Scbiffemaoht  scblT^sen  und  alle  Zufubr  und  Succura  hineinzubringen 
verhindern  sollte.  Wenn  aber  einige  Provinzen  deswegen  nicht  gein- 
stmiret  und  sonst  der  Meinung  gewesen,  solches  wlird  sich  von  selbst 
auf  allen  Fall  wol  weiseo  ...  so  hätte  man  sich  iloswcgen  nicht  auf- 
zuhalten, sondern  die  Ordre,  wie  oben,  ininaassen  auch  selben  Abends 
noch  geschehen,  durch  einen  Expressen  ah-  uud  weggeben  zu  lassen. 
Diesen  Mittag  hat  man  uns  davon  Communication  widerfahren 
lassen.  — 

Nebst  dem  ist  zugleich  gercsolvirct,  dass  mau  E.  Ch.  D.  Ihilver 
und  Lunten  aus  des  Estats  Magazinen  leiben,  dahcro  gegen  einen 
Revers  de  restitucndo  ahfolgen  lassen  solle.  — 

Sonst  ist  auch  die  Schickung  nach  der  Moscau  gleichfalls  gcdecre- 
tiret  und  deromaasseu  fcstegestellet,  dass  der  Gesandte  soll  beordert 
werden,  E.  Cb.  D.  und  die  polnische  Interesse  zu  befordern  und  zu 
secondiren.  — 

Frankreich  und  England  halten  sich,  das  schwedische  Wesen  be- 
treffend, noch  stille  und  werden  ungezweifelt  auf  den  Success  der 
Flotte  und  hernach  auf  starke  Mediation  gedenken.  .  .  Ich  kann  aber 
nicht  merken,  da^  man  endlich  so  gar  sehr  als  vor  diesem  auf 
Eogeland  sehen  werd;  fUrnebmIich  aber  mnss  man  glauben,  dass 
selbe  Nation  sich  und  ihr  Interesse  auch  kennen  und  dem  Könige 
von  f>chweden  nimmer  gönnen  werd,  sich  ^Ileine  grusH  und  künftig 
über  alle  Meister  zu  machen;  inmaassen  man  solches  aus  ihrer  Con- 
tenance  und  sonst  auch  führenden  Discursen  wol  vernehmeu  kann. 


Der  Kurftlrst  an  Weiman.    Dat.  HHsiira  20.  Oct  1658. 

[Di«  holUndiBclie  Flotte;  Aoleihe  vod  MunitiuD.  Uie  Verbandlungeo  de  Lambrt'B  ] 

Freude  über  du  eiidliubc  AuKlHufeD  der  hollaiicltscheu  Flutte.    Ucber-  ;i 
sendet  cioea  Revers  über  die  von  den  Ueucra blauten  zu  eiitleibeuile  Krieg.^- 
muuiti'iD, 

Was  von  dem  franzJJHischen  Gcsapdtcn  de  Lunibrca  wegen  der 
polnischen  Tractaten  vorkommen,  solches  werdet  Ihr  inmittckt  em- 
pfangen haben  ').  Dass  Wir  Euch  aber  diesfalls  niclits  gescliriebcn 
oder  befohlen,  eines  und  das  andere  mit  den  Herren  Staaten  zu  über- 
legen, haben  Wir  darum  gethan,  damit  ihr  Vorhaben,  die  Flotte  aus- 
zuschicken, nicht  etwa  dadurch  stutzig  gemacht  werden  niücbte.    Ueber 


<)  Tgl.  Urk.  and  ActeoBt.  U.  171. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


]40  I.    BrsDClenbaYg  nnd  die  Niederlsode. 

das  liithen  Wir  auch  weiiifr  Hoffnung,  (iass  aus  der  Zusammenkunft 
wol  Bo  bald  etwas  werden  durfte.  Weil  auch  sehr  dahin  gearbeitet 
wird,  dass  es  nur  auf  particiliar  Tractaten  gerichtet  und  insonderheit 
Dänemark  escludiret  werden  möchte,  so  halten  Wir  hesser  zu  sein, 
zu  erwarten,  bie  der  Höchste  durch  einen  oder  den  ander»  glOcklicheo 
Success  denen,  so  bishero  so  wenig  Lust  zum  Frieden  spUren  lassen, 
bessere  Gedanken  verleihen  möchte. 


Weimau  an  den  KurflUsten.    Dat.  Haag  29.  Oct.  1658. 
(praes.  Fiensbuig  28.  Oct.) 

(BemiihnogPD    um    bessere  iDatructioneti  Tür  den  niederländ,  Ädoilral     Bedenk- 
liches Dränget!  der  Poleo  zum  Frieden.     Oestcrreicb  für  den  Angriff  in  ecbwe- 
ilisch  PommerD;  die  Dnuco  im  Bremipchen  und  in  Schweden.     Plan  einer  Er- 
weiterung der  brandenbargiscben  AIÜBDce) 
29.  Oct.  E.  Gh.  D.  werden  aus  nnsem  Kelationibus  ,  '.  .  gnüd.   vernommen 

haben  .  .  .  dass  zwar  bereits  dem  Admiral  befohlen,  mit  E.  Ch.  D.  zu 
correspondiren,  auch  zu  behindern,  dass  die  schwedische  Forces  sich 
nicht  wieder  an  einem  Orte  conjnngire)i,  aus-  oder  ansetzen  möchten. 
Nun  haben  wir  nachgehends  unser  bestes  gethan,  gestalt  den 
Estat  noch  weiter  zu  engagiren  und  im  )Verke  befunden,  dass  sie 
durchgehcnds  herzlich  genciget  sein,  den  Köni^  von  Schweden  zu 
Raison  bringen  zu  helfen  und  dass  sie  dahero,  sonderlich  Holland, 
nur  nach  Mitteln  umsehen,  wodurch  man  am  fUgUchsten  zu  einem 
solchen  Zwecke  gelangen  möge,  jedoch  solchergestalt,  dass  es  ihrer 
Seite  nur  in  terminis  defensivis  und  assistcntiae  ex  capite  foederum 
geschehe  und  Frankreich  oder  England  nicht  veranlasset  werde,  wenn 
man  zu  weit  gehen  und  sich  blossen  sollte,  sich  des  Gcgcntheiles  pari 
Martc  anzunehmen.  — 

Zwar  mUssen  wir  bekennen,  dass  wir,  ehe  die  Flotte  heraus  war, 
diese  Sache  ziemlich  sanfttich  behandelt,  und  weiln  wir  den  guten 
Willen  gesehen,  Hbcr  den  Effect  nicht  gehen  wollen;  wir  haben  auch 
das  wenigste  nicht  gcthan  als  auf  Begehren  und  Gutlinden  der  fUr- 
nehmsten  Glieder  nud  Confidentcn.  Wenn  wir  aber  immerfort  erwo- 
gen, wie  höchlich  daran  gelegen,  dass  die  Gealliirlen  dieses  Staats 
Hilfe  au  der  Ostsee  nicht  nur  um  Copenhagen  und  dieses  Mal,  son- 
dern fJberall  an  der  Ostsee  und  so  lang  dieser  Krieg  währen  wird, 
benöthigt  sein,  so  haben  wir  altcrends  unser  hestes  gethan  und  es  so 
weit  gebracht,  dass  wir  nicht  zweifeln,  es  werd  morgen  geresolvirct 
und  feste  gcstcllct  werden,  obwol   in  des  Admirals  Instruction  vom 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


HoIUod  im  oordJBcheD  Krieg«  eug>giert-  l^\ 

7.  Sept.  Art  8  enthalten,  dass  er  nunmelir  aicli  daran  iiiclit  zu  bindeu, 
sondern  mit  oder  oline  der  dänischen  SeliifTsmaclit  die  scliwedisclie 
Flotte  allerorts  zu  verfolgen,  zu  incommodiren  und  /,u  vertilgen  liahen 
solle.  Wir  holTen,  es  wercl  auch  noch  hineingerllcket  werden,  das» 
er  directe  auf  £.  Ch.  D.  Begehren  cooperiren  solle,  wenn  die  Atliirte 
gut  fiuden  werden,  an  der  See  etwa  Belagerung  zu  thiin. 

Aus  England  wird  Bcliwedeu  nocli  wenig  zu  erwarten  liabeu.  -- 
Wegen  der  polnischen  Tractaten  hat  der  Eslat  annoch  das  wenigste 
nicht  geresolviret,  und  vernehmen  wir  gnugsain,  das»)  es  ihnen  misx- 
(ällt,  dass  Polen  die  Danen  nehcinet  einigerniaassen  vorheizugehen 
und  den  Friede  ex  conxilio  Gallico  zu  pruripitiren.  —  Wir  wünsciie- 
ten  zu  wiesen,  was  E.  Ch.  D.  gnäd,  Intention  bei  diesem  Werke  »ei, 
und  ob  wir  solche  Tractaten,  und  was  davon  dej)Pndiret,  zu  beflirdem 
oder  zu  versetzen,  Mftnniglieh  hfilt  es  flir  eine  nachdenkliche  Kaciie, 
dass  Polen  rebns  ita  stantibus  so  sehr  eilet;  wir  unsers  unterth.  Ortes 
aber  zweifeln  nicht,  B.  Ch.  1).  werd  es  deromaassen  betrachten,  dass 
Sie  Uires  Interwse  dabei  versichert  sein  können. 

Der  Herr  Fricquet ')  fraget  immer,  es  thuns  audi nicht  weniger 
die  Regenten  alliier,  ob  man  sieh  in  ätrohhalnien  (ita  ajunt)  binden 
und  die  Schweden  im  Bremischen  und  Pommern  nicht  angreifeil  wollte. 
Wie  wir  aber  unsere  Theila  darunter  zu  nichts  geinstruiret  seind,  so 
lassen  wir  solches  jcdesmals  unbeantwortet  und  an  seinen  Ort  ge- 
stellet  sein. 

Die  dänische  Ministri  treiben  sehr  darauf,  und  wir  unterlassen 
nicht,  dasscib  zu  secondiren,  dass  die  Übrige  4000  Mann  Secunrs  mö- 
gen nachgesehicket  werden  und  vermeinen  sie,  der  Herr  Feldmarscball 
Eberstein  wUrd  damit,  sonderlich  da  ihm  E.  Ch.  D.  einige  Reiterei 
dazu  gäbe,  im  Bremischen  fruchtbarlich  agiren  können.  Nach  Nor- 
wegen suchen  sie  gleichfalls  Oflicirer  und  Hülfe,  geslalt  also  den 
König  von  Schweden  auch  im  Herzen,  d.  i.  in  Schweden,  anzugreifen; 
und  stehet  zu  vermuthen,  dass  man  ihnen  endlich  an  die  Hand  gehen 
werde.  — 

Holland  durfte  mit  ehestem  wieder  einkommcn  und  .  .  .  werden 
wir  dran  sein  so  viel  mCiglich,  dass  unsere  Assistenz  in  Kraft  der 
Allianz  wieder  ins  Mittel  kommen  möge.  Ob  wir  aber  deswegen 
etwas  erlangen  werden,  darob  kOnnen  wir  E.  Ch.  D.  wenig  Ver- 
sicherung geben;  vernehmen  aber,  dass  etliche  in  die  Gedanken 
kommen,  man  mUsste  ermelte  Allianz  coiroboriren,  d.  i.  die  H  Jahr 


')  JobSDU  Fricqaet  haiserlivber  QeBaoUler  im  Haag.    A  itzema  IV.  'i82. 


1,^2  r     Br*n<leDbarg  noi]  die  NiaderUnde. 

auf  15  protongircn  und  sie  eonst  aiicli  Ruf  alle  £.  Ch.  0.  I>ande  und 
Estat  extendiren.  Uini  geben  wira  dahero  E.  Cli.  D,  zu  gnfid.  Be- 
denken aiiheiin,  ob  Hie  uns  uiclit  gnftd.  zu  instmiren,  wie  weit  wir 
uns  darunter  auslassen  sollen. 


Der  Kurttiist  au  Weiiiiaii.    Dat.  Hauptquartier  p.  Husum 
25.  Oct.  1558. 

IWpinan  soll  nach  ICugland  reixeo  ) 
1.  Nov,  Naclideui  Wir  ans  England  die  gewisse  Nachriclit  erlanget,  datis' 

wenn  dax  Werk  daselbst  nur  recbtschaffen  incauiiniret  und  getrieben 
werden  inOchte,  die  Sebweden  von  danuen  kein  Succurs  erlangeo, 
noch  zu  erwarten  haben  wUrden:  so  wollet  Ihr  Euere  Sachen  also  an- 
etellen,  damit  Ibr  Euch  sobald  möglieb  nach  ü^ngland  begeben  könnet, 
zu  welcbem  Ende  Ihr  denn  biebei  das  uötbige  Creditiv  zu  empfan- 
gen habt. 

Weinian  aii  den  KurfUraten.     Dat.  Haag  5.  Nov.  1658. 
(pracs.  Flenaburg  5.  Nov.) 

|Erfi>1|;reltlie  Reise  nocli  t^feianil.     D\k  neue  Ordre  an  den  Admiral.     HüfutruppeD 
fiir  Dänemark.     Von  Kngiand  her  keine  Oefahr,     Unangeoelimea  Friedens  drängen 
der  Polen, I 
>  Nov  Sogleich  aujetzt  komme  ich  von  meiner  Reise  wieder  zurück  und 

verboffe,  Seeland  werd  hinfüro  sieb  in  alleo  Fragen  nuamehr  besser 
anschicken.  lumittelst  bat  man  uns  die  nebst  kommende  Resolution 
Kugestetlet  und  fUr  etlichen  Tagen  schon  durch  verschiedene  Oaleotteo 
dem  Herrn  Admiral  (wiewol  ingebeim  und  derogestalt,  dasa  man'« 
nicht  schriftlich  erbalten  kann)  diejenige  nähere  Ordre  nachgeacbickt, 
wovon  meine  für  8  Tagen  abgestattete  unterth.  Relation  mit  mehrem 
Meldung  gethan.  Man  vers|ineht  uns  darüber  auch  uoeb  grosse  Dinge 
und  dass  man  bei  nächster  holländischer  Versammlung  von  näherer 
Zusamnieusetzung  mit  E.  Cb.  D.  reden  werde,  — 

Die  Patenten  für  die  40()0  Mann  dänischer  AssistcnzTÖlker  seind 
fertig  und  die  Admiralitäten  iu  Arbeit  das  Ueberbringen  zu  besorgen. 

In  England  stchets,  das  schwedische  Wesen  betreffend,  noch  in 
vorigen  tenniais,  und  weiss  ich  von  guter  Hand,  dass  der  Uerr  Re- 
sident Appelboom  sieb  beklaget,  dass  sie  vom  Protectore  nichts  als 
Worte  wurden  zu  erwarten  haben.  . .  Wenn  man  die  innerliche  Ge- 
legenheit der  englischen  Sachen  ansiebct,  so  kann  man  auch  nicht 
glauben,  dass  sie  sich  annoch  in  dieses  W^erk  werden  misoben.    Die- 


„A^iOOt^iC 


BollaDc]  im  Därdtscheo  Kriege  engsgiert.  ^43 

»es  weiss  ich  aucli  wol  gewiss,  dase  Holland  endlich  nicht  gar  viel 
darnach  fragen  dilrfle,  allennaaasen  der  Herr  liath  Pensionär! u»  lieute 
noch  deswegen  gegen  das  englische  Dräueo  ein  tapferes  Votum 
gefDhret.  ~ 

Die  polnische  l'ractaten  seind  alliie  bei  so  bewandlen  Sachen 
gar  nicht  angenehm,  nnd  ist  zwarn  der  Herr  Pinoeci  ungeduldig  '), 
da£B  man  ihm  auf  seine  Memoralia  nicht  antwortet,  es  dürfte  aber 
der  gemeinen  Sache  wenig  gutes  damit  gestiftet  werden,  da  andere 
oiil  iiirer  Gefahr  Polen  gerettet,  dass  dieselbe  durch  einen  gepräci- 
pitirlen  Frieden  uudankbarlioh  verlassen  werden  sollten. 

ßeiliegend:  Resolution  der  ti<^-ueI'aUtaa  teu  aiiT  das  Memoire 
voD  Weim«»  ond  Copes  vom  11    Oct.     Dat.  Haag  2.  Nov.  1658'). 


ffeiman  an  den  Kurtiiirtten.     Dat.  Haag  8.  Nov.  1658, 
(praes.  Flensburg  5.  Nov.) 

|Pi»  Datiere  Alliaoce;   Daratrvckuug  vou  Kricgsmunilioii.    G»*gen  die  polLiachtD 

PrifdeDBbestreliuDgen.     Mllfijtntppbn    Tür  DÜDemiirlc.     Nledetlündisclie  Pläoe  auf 

Glärkstadt.     Nachrichten  von  der  Flotte.     Falsche  Nachrichlen  Schlez.er'a  aus 

LoodoD;  wie  die  ijachen  dort  wirklich  alehen.) 

Den  verwichenen  5.  dieses  haben  wir  zuletzt  gCKchriehen  und  ist  8.  Nov. 
siedert  wenig  fUrgegangen.  Zwar  haben  wir  es  wegen  der  näheren 
AlUance  so  weit  gebracht,  das»  man  in  Holland  darob  ein  jioinct 
van  beschryvinge  geraacbet  und  in  den  Provinzen  anfanget  hin  und 
wieder  za  deliberiren,  wie  weit  man  jedes  Orts  Deputatns  darunter 
n  inatniiren  "haben  m<ige. 

Wegen  des  Pulvers  und  der  Limten  stehets  gleichfalls  in  solchen 
Icrmiais,  dass  morgen  beschlossen  werden  dürfte,  wo  man  die  Geld- 
mittel hinnehmen  solle,  gfistalt  draus  nach  Kothdurft  einzukaufen.  — 
Prinz  Wilhelmen  von  Nassau  f.  Gn.  thut  gar  viel  bei  der  Sache. 

MH  den  polnischen  Tractaten  war  man  nicht  allerwol  zufrieden, 
and  ärgerten  sich  die  fUrnebmste  deroniaassen  dran,  dass  wir  Ur- 
sache gehabt,  nicht  altein  den  Herrn  Pinoeci  mit  allem  Glimpf  in 
etwa  zurückzuziehen,  sondern  auch  durch  allerhand  Mittel  den  Estat 
ui  versichern,  dass  es  mit  selben  Tractaten  nach  Jetziger  Bewandtiiiss 
der  Sache  zumal  wenig  oder  wol  keine  Noth  haben  werde.  — 

')  HieroofmuB  Pinoeci  poluischer  Geaandler  im  Haag.  Aitzema 
IT. 21;  Wiciiutfiirt  11.  M7. 

',  GedrncLt  b«i  Ailiema  IV.  ^ä3  t  Vgl.  Urk.  d.  Actenat.  111.  lai. 


„A^iOOt^lc 


144  '■    BranJpnbiirg  and  ilio  Niederlandp. 

Die  Patenten  nir  <lie  4000  Mann  dänischer  Htllfc  enllen  auch  nun- 
mehr  we^-  und  ausgegeben  aein.  Wo  sie  nun  hingefllhret  werden 
solle»,  darüber  ht  noeh  nielils  eigentliches  geresolviret;  vennuthlieh 
aber  wird»  wol  nach  Seeland,  gestalt  die  Eilande  desto  eher  zu  säii- 
bera,  gclien.  Etliche  sagen,  man  sollte  sie  dem  Herrn  Eberstein  ') 
zusenden,  gestalt  damit  in»  Bremische  zu  gehen,  und  könnten  die 
I'oleu  einige  Cavallcrie  daxu  herleiheii,  wodurcli  man  denn  den  Sclnve- 
den  an  solchem  Orte  Work  gäbe,  ohne  dass  E.  Ch.  D.  oder  Oester- 
reieh  im  Kelche  etwas  anfingen.  Und  wird  deswegen  tä-glieh  mit  den 
dänischen  Mlulstris,  wobi  i  wir  denn  wol  das  beste  auch  nach  Ver- 
mögen rathcn  werden,  gehandelt. 

Ich  merke  wid,  dafs  einige  im  Estat  ein  Auge  auf  die  CJlück- 
stadt  haben  und  gPgcn  Verpfändung  selbigen  Orts  Geld  und  Miltel, 
HO  viel  man  begeliren  miichtc,  verHpreclicn,  und  dass  man  an  Seite 
des  dänischen  Minlsterii  darin  noch  gai-  langsam  gehet.  Vielleielit 
ists  nachdenklich  fDr  den  König,  weil»  diese  Leute  nicht  gerne  etv:aa 
wieder  geben.  Hamburg  dürfte  auch  sauer  sehen,  andere  desgleichen 
Üinbrage  darnb  scliöpfen.  Wenn  nmn's  aber  recht  einsieliot,  so  möchte 
es  nicht  auszuschlagen  sein,  da  man  an  dänischer  Seite  sonst  nur 
gute  Conditiones  machete.  Oar  gewiss  könnte  dieser  Estat  nach  sei- 
ner Gelegenheit  damit  nicht  viel  gewinnen.  Sie  fressen  nicht  weiter, 
wie  andere.  Sie  würden  sich  aber  damit  gegen  Schweden  dero- 
tnaassen  eugagiren,  dass  mau  ihrer  bis  aufs  äusserste  hinfUro  sich 
versichert  wUaste.  — 

Im  Uebrigen  siebet  man  immernoch  sehr  auf  die  Verrichtung  der 
Flotte  und  hat  man  davon  heute  erst  durch  des  Admirals  Briefe  diese 
bestündige  Nachricht  erhalten,  dass  sie  wegen  steten  contrarie  Win- 
des nicht  fortkommen  können  und  also  den  20.  dieses  sich  noch  un- 
gelUhr  am  Skagcrrack  zu  Vierburg  befunde,  stark,  wol  bemannet 
und  muthig.  Witten  Wittesen ')  war  nebst  den  Seeländlechen 
Schiffen  auch  bereils  dabei  angelanget.  Die  Soldatesque  hatte  man 
auf  die  Schiffe  vertheilet;  sie  waren  ad  3G  Orlogsschiffe,  ohne  die 
gearmirte  Fluyten,  Branders  und  Galeotfen.  Am  Sonnabend  sind 
ihnen  aus  der  Maas  auch  noch  drei  capitale  EricgsscbifTe  gefolget, 
und  vevhoffet  männiglich,  Gott  werd  ihr  gerechtes  FUmebmen  mit 
starker  Hand  segnen.  — 

Zwar  schreibt  Herr  Schletzcr,  England  nehme  sich  der  Sehwe- 

■)  Däoiscbcr  Feld  marsch  all. 

*)  NiederlüDiliaclier  Viceadmiral,  welcher  dann  in  der  Schlacht  im  Snnde  G«L 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


Die  hollünd.  Flotte  aat  dem  Weg  in  die  Ostsee.    England.  I45 

den  an.  Wenn  aber  noch  der  hieBige  engÜBche  Resident,  welcher 
noch  diesen  Abend  bei  uns  gewesen,  davon  wisBen  will,  und  dieses 
Staats  fUrnehniBte  Glieder  mich  noch  diesen  Nachmittag  aufs  höchste 
yeraicbert,  dass  ganz  nichts  daran,  sondern  rielmehr  sicher  sei,  man 
werde  sieh  daselbst  aus  dem  Handel  liaKen;  ee  lasse  sich  auch  dorten 
zwischen  dem  itzigen  Herrn  Protectoren  und  der  Armee  deromaasseu 
an,  dass  sie  in  und  mit  sich  selbst  gar  gelUhrlich  gebrouillirct  wer- 
den dürften:  so  lasse  ich  Bolcbes  billig  bis  dahin,  dass  man  nähere 
Zeitung  erhält,  zu  eines  jedweden  Urtheil  gestellet  sein.  Dieses  ist 
wol  gewiss,  wenn  sie  auch  ausgelaufen,  so  würden  sie  zti  späte  kom- 
men. Ascue  selbst  war  auch  noch  zu  London  auf  der  Gasse  ge- 
sehen worden.  ') 


Der  Kurftlrat  an  Weiman.     Dat.  Flensburg  1.  Nov.  1658. 
(conc.  Scliwerin.) 

(Die  Cooperation  mit  der  niederländ.  Flotte,  lieber  die  altiance-müssigB  Hiiru 
der  NiederlÜnder;  vor  alletn  wünscht  der  Kurfürst,  dass  sie  nar  seibat  actir  ein- 
treten. Krweitenmg  der  ÄlliaDce.  Der  Kurrürst  hat  nichts  gegeo  äen  oBtreicIii- 
■chen  Angriffsplan  in  schwediacb  Pommern.  Reise  nach  England;  die  Excesse 
der  Scbwcdeu  in  CarlaDd  vorzas teilen.] 

Antwort  auf  die  KelattoD  v.  29.  Oct.    Der  Korfürgt  hat  drei  rerschie-  H-  No" 
deoe  Scbifie   bd  den  aiederläadiscbeQ  Admiral  abgeacblckt,  nni  uit  deui- 
Eelbeu  kraft  Eeioer  neuen  InatructioDcn  sich  in  Commonication  zu  Eetzen. 

So  viel  biemüchfit  dasjenige  betrifft,  was  Ihr  in  Unserm  Namen 
kraft  der  Alliance  hei  den  Herren  Staaten  suchet,  wlirde  Uns  zwar 
solches  sehr  zu  Statten  kommen,  wenn  Wir  bierunter  etwas  erhalten 
könnten;  wie  Ihr  ihnen  dann  desfalls  rationes  gnugsam  vorzustellen 
wissen  werdet:  insonderheit,  dass  dieses  nur  eine  Continuation  des 
Krieges  sei,  worin  Wir  vor  drei  Jahren  mit  ihrem  Einrathen  getreteu 
and  wozu  sie  damalen  zu  helfen  Bich  Bchulilig  ermessen ;  welches  sie  denn 
jetzo  um  so  viel  mehr  Ursach  hfitten,  weil  Wir  eine  so  geraume  Zeit 
die  Last  des  Krieges  alleine  und  ohne  Hülfe  getragen.  Ihr  habt  aber 
gleichwol  hierbei  behutsam  und  glimpflich  damit  umzugehen;  dann 
Wir  nicht  gern  wollten,  dass  sie  etwan  chocquiret  oder  ihnen  das 
Werk  acfangs  zu  schwer  gemachet  werde.  Derowegen  könnet  Ihr 
es  nur  vor  allen  Dingen  dahin  zu  bringen  suchen,  dass  sie  seihst 
recht  ins  Werk   treten  und  darauf  tapfer  agiren    möchten,     Künnte 

■)  Deber  George  Aecne  nnd  seine  Bethelligong  en  der  Rustang  für 
Schweden  vgl  Wicqnefort  11.533. 

Hiiui.  I.  Oncb.  d.   Ol.  KurlUnten     Vll.  10 


J^^g  I.    Brandenbarg  ond  die  Niederlnnde. 

aber  über  das  vor  Uns  etwas  erhalten  werden,  würde  es  Uns  lieb 
Bein;  wo  nicht,  wollen  Wir  Uns  dennoch  in  etwas  gedulden. 

Dass  sonsten  nicht  allein  die  Alliauce  auf  16  Jalir,  besondern 
auch  noch  ferner  auf  alle  Unsere  Lande  estendiret  und  also  noch 
viel  enger  eingerichtet  werde,  solches  soll  Uns  recht  aDgenelim  sein, 
wie  Ihr  Euch  dann  in  Uuserm  Namen  dahin  zu  declariren  habet.  — 
Es  wUrde  Uns  aber  sehr  lieb  sein,  dass  dergleichen  mit  deu  anderen 
Interessenten,  als  Polen,  Dänemark  und  Oesterreich  auch  möchte  ge- 
schehen können  und  also  die  Verbindung  um  so  viel  fester  gemacht 
wUrde;  dergestalt,  dass  sich  niemand  so  leicht  unterstehen  durfte, 
einen  und  andern  Theil  anzugreifen. 

Wenn  der  Herr  Friequet  Euch  weiter  fragen  müchle,  ob  man 
sich  an  Strohhalmen  binden  wollte'),  habt  Ihr  denselben  dahin  zu 
beantworten,  dass  Wir  nur  von  I.  Kais.  Maj.  erwarten,  was  zu  thun, 
und  wohin  man  weiter  gehen  solle  und  alsdann  solches  ohnweigerlich 
embrassircn  würden. 

Euere  Reise  nacher  England  habt  Ihr  aufs  flirderlichste  werk- 
stellig  zu  machen  und  dem  Frotectori  die  jüngste  curländische  Action 
aufs  beweglichste  und  dabei  auch  dieses  vorzustellen,  dass  daselbst 
die  von  Unserer  Frau  Schwester  angestellete  Gemeine  der  Reformir- 
ten  ganz  zerstöret  und  von  den  Schweden  nach  nichts  mehr  getrachtet 
würde,  als  die  Reformirten, überall  zu  tilgen;  und  zweifelten  nicht,  weil 
der  Herzog  von  Curland  mit  des  Herrn  Protectoris  Vater  allzeit  in 
guter  Freundschaft  gelebt,  er  würde  sich  seiner  annehmen '). 


Der  Kurfürst  an  Weimaii.     Dat  Flenabiirg  8.  Nov.  1658. 
(eonc.  Schwerin). 

jOegen  die  holläudischeD  Absiebten  auf  GliickaUdt.l 

I8.N0V.         —  Soviel  die  Festung  Glückstadt  betrifFt,  da  müssen  Wir  nicht 

unbillig  in  denen  sorglichen  Gedanken  stehen,  dass,  wenn  man  darauf 

ferner  das  Auge  schlagen  und  deren  Einräumung  prätendiren  wollte, 

dass  es  hei  vielen  andern   allerhand  Nachdenken  causiren  und  dem 

■)  Vgl.  oben  p.  141. 

*)  Herzog  Jacob  von  CurIftnJ,  mit  des  Knrrürsten  älterer  Schwester 
Louise  Charlotte  vermählt,  war  mit  seiner  Familie  von  dem  in  LivUod  com- 
maadireaden  schncdiscben  General  Doaglas  in  seiner  KesidcDa  Hitaa  über- 
fallen, gefangen  geaommea  and  nach  Riga  gefütirt  worden.  (Pufeadorf  Carol. 
Gustav.  V.  g  131):  die  schwedische  Reclitfertigangsscbrift  darüber  gibt  Aitiema 
IV.ääTf.;  Tgl.Oeijer-CartionlV,327.  Man  betraobtete  die  Gewslttbat  als 
einen  Act  der  Rache  gegen  den  Kurffirsten  von  Braodeobarg:  Wicqnefort  1L536r- 

i:a,t--r.d    .t^iOOt^iC 


CDrlani].    GliickBladt.      Die  Schlacht  im  Sani].  I47 

Staat  nur  zum  Unglimpf  gereichen  wUrde,  als  wenn  man  Ton  denjeni- 
geo,  denen  man  zur  AssiBtenz  und  Kettung  kommt  ...  selbst  den 
Schlüssel  zu  ihren  Landen  prätendiren  und  wegnehmen  wollte.  Was 
es  den  Schweden  vor  einen  allgemeinen  Hasa  TcrurBachet,  dass  die- 
selbe um  ihrer  Commodität  willen  an  einen  und  andern  solche  An- 
sinnungen  thun,  das  ist  Euch  bekannt;  daher  Wir  nicht  gerne  woll- 
ten, dass  die  Herren  Staaten  gleichen  Kamen  erlangen  sollten.  Habt 
demnach,  so  viel  an  Euch  .  .  .  solches  guovis  modo  zu  divertiren. 

Beirulgend  ein  GriilnlationERrlirciben  des  Kurfürsten  an  die  Oe- 
neralstaaten  Tür  den  inzwischen  glücklich  erkämpften  Erfolg  der  Flotte 
im  Sand. ') 


Weiinan  an  den  Kiirfllrsten.    Dat.  Haag  20.  Nov.  1658. 

(Sieg  der  niederländischeD  über  die  scbn-edieclie  Flotte.    Angebliche  englische 

Hilfeflolte.     Bedcnklichhuit    der  Reise  Dach  Knglund.     Tolen    nnd    Oeslerreich 

dränget!  auf  eine  neue  Alliance.] 

Endlich  seind  hie  Briefe  vom  11.  dieses  n.  st.  eingekommen, -"u  Not 
welche  berichtet,  dass  die  Flotten  an  einander  geratben  und  die 
bolISndische  einen  trefQiohen  Sieg  erhalten.  Zwam  seind  solche 
Briefe  nur  aus  Litbeck  und  keine  dabei  ans  Copenhagen,  noch  an 
den  Staat,  noch  an  die  dänische  Ministres,  dahero  die  widrige  Partei 
sich  immer  noch  eines  andern  flattirct  und  die  Gcmllthcr  suchet  irre 
zu  machen. . . .  Wenn  aber  dennoch  so  cinmutbig  und  so  sicher  alle 
Briefe  davon  reden,  so  zweifelt  niemand,  der  Sache  sei,  wie  ge- 
schrieben. — 

Und  können  wir  kaum  beschreiben,  was  fllr  ein  allgemeines 
Frohlocken  diese  Zeitung  bei  dem  ganzen  Estat  dannenhero  verur- 
sachet, hingegen  aber  wie  zerschlagenen  Muthes  sich  die  widrige 
Partei  allerends  bezeiget,  derogestalt,  dass  Holland  Über  die  Maasse 
nunmehr  eifert,  das  Werk  weifer  zu  bringen  und  zu  befolgen,  die- 
jenige aber,  welche  der  Bcbwcdiscben  Partei  zugethan  seind,  ans- 
drOcklich  sagen,  der  König  sei  verloren,  wo  er  nicht  quocuniiue  pre- 
tio  Friede  mache  oder  Engeland  stUhdlieb  mit  ans  Werk  greife.  — . 

Aus  England  wird  abermalen  ausgestrenet,  dass  der  Protector 
10  Fregattten  (worin   sonst  schier  seine  meiste  Macht  bestehen  soll) 

')  Die  Schlacht  im  Sund  am  ».  Nov,  1G58,  in  der  die  niederlündische  Flotte 
glücklich  den  Eingang  in  die  Ostsee  erkämpfte,  und  deren  Folge  die  Aufhebung 
der  Belagernng  Kopenhag;enB  von  der  Seeseite  war.  Von  dem  Gratulatioas- 
achreiben  des  Eurfürslen  liegt  bei  einer  spätem  Relation  anch  ein  gedrucktes 
EzempUr  in  holländischer  Uebersclzung,  dat.  Fleasborg  18.  Nov.  1058. 

_   10* 
i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


]^48  '■    Itrao'lcuburg  Dud  tlie  Hiederlaode. 

nach  dem  Sunde  gescliicket;  der  Herr  Nieupoort  aber,  wie  auch  eein 
Secretarius  (als  welcher  irestert  albier  angclanget)  köunens  annoch 
niclit  glauben  und  vernieineu,  dass  sie  nach  dem  Westen  ausgelaufen. 
Wie  ihm  aber  ißt,  eo  achtet  man's  alhie  bo  gar  gross  nunmehr  nicht, 
-vveilu  man's  gedenket  gegen  inannigltch  ausziiAihreu.  De  Ruyter 
lieget  im  Texcl  mit  einer  trefflichen  Macht  dagegen  aucli  wieder 
fertig.  — 

E.  Ch.  D.  befehlen  mir  in  dero  gnäd.  Rescripto  vom  25.  Oct,  dass 
ich  mich  nunmehr  nach  Engcland  zu  erheben  hätte,  und  iverd  ich 
mich  stilndlich  dazu  fertig  machen;  nicht  zweifelnd,  dcro  eleviscbe 
Regierung  wcrd  mir  zu  den  assignirtcn  4000  Rth.  ungesäumt  verhel- 
fen; wUnsehete  aber  dennoch  büchlich  zu  wissen,  wenn  der  Protector 
Schweden  Suceurs  geschicket  und  sich  also  damit  wirklich  geengagi- 
ret  hätte,  ob  E.  Ch.  D.  dennoch  der  gnäd.  Meinung  verblieben,  dass  ich 
dem  ungeachtet  weggeben  »olUc.  Gar  gewiss  uiüehte  solches  be- 
denklicli  sein,  auch  dcroniaasscn,  dass  ich  niclit  weis?,  ubs  nicht  die- 
sem Staat  und  sonst  auch  andern  Alliirtcn  möchte  Ombiage  geben, 
bei  einer  solchen  IJcwandtniss  einem  solchen  Regiment  sich  gor  zu 
sehr  zu  nähern. 

Der  polnische  Gesandte  ist  auch  zwar  noch  hie,  hat  aber  bis- 
üero  nichts  wirklichs  gctlian,  und  zeiget  er  zuweilen  ziemliche  Unge- 
duld. Wir  unterlassen  aber  nicht  dieselbe  damit  zu  mildern,  dass 
wir  ihm  zeigen,  er  tliue  auch,  wenn  er  nichts  thue,  und  sei  es  in 
einem  solchen  Staat  mehr  als  eine  Antwort  auf  ein  Memoriale,  mehr 
als  eine  Allianz  in  scripto,  dass  sie  wirklich  agiren;  der  Rest  solle 
per  se  wol  ullgeniählig  folgen. 

Der  üsterreichische  kaiserliche  begreift  es  zwarn  in  etw« 
besser,  inuinassen  er  denn  auch  nichts  ohne  uns  tbut;  Hinget  aber 
auch  nunmehr  an,  davon  zu  sagen,  man  müsse  von  einer  besoudem 
Allianz  reden  und  sich  etwa  am  Mittwoche  darüber  zusaramenthun, 
gestalt  nebst  Polen,  Dänemark  und  uns  deswegen  etwas  sichers  feste 
zu  stellen.  Ob  wir  nun  zwar  ^vol  sehen,  dass  der  Estat  so  leichte 
iiit  zu  einer  solchen  Alliaucc  vei-steheu  wird,  auch  ohnedas  nicbl 
wissen,  worauf  es  E.  Ch.  D.  specifice  wollen  gedirigiret  haben,  so 
werden  wir  zwar  die  Conferenz  nicht  difficultiren  .  .  .  zweifeln  aber 
nicht,  erwUhnte  Gesandte  werden  aus  dem  Werke  selbst  die  Schwie- 
rigkeiten erspUren. 


^aovGoOt^lc 


Die  Schlacht  im  Sund.    Hüfacorpa  für  Dänomarb.     Eogland.  ^49 

Weiman  an  den  Kurfilreten.    Dat  Haag  22.  Nov.  1658. 

[Die  Schlacht  im  Samle.  Die  BilfatroppeD  für  Dänemark;  die  Frage  wer  sie 
commaDdireo  «oll.  DiffercDi  zwtachen  PHde  Wilhelm  nod  Prinz  UorilE  von 
Naasaa.  Qnte  Zeituog  ans  KDglaod.  Die  Giuctalädter  Sache,  EriegamuDitiun 
voa  deo  HolUoderD  geliefert  Die  projectirte  AlliaDco  Ewischen  Oeelerreicli 
aad  den  Niederlanden.    Anhairsche  Heiralhssacho.] 

HaB  hat  immer  noch  keioc  genauen  Nachrichten  über  die  Seeschlacht  32.  Nui 
im  Sand;  nor  doss  die  Schwedeu  geschlagen  sind,  steht  fest. 

Man  ist  sehr  eifrig,  die  bcwuseten  4000  Mann,  welche  denn  be- 
reits vor  etlichen  Tagen  allcrends  angcfangcD  zu  marscbiren,  nach 
Copenhagen  bringen  zu  lassen.  Der  de  Ruyter  lieget  fertig,  diesel- 
ben rn  convoyiren;  der  Colonel  Killegray,  von  den  4  Obristen  der 
älteste  und  welcher  bei  Provision  coramandiren  dürfte,  ist  heute  auch 
schon  weggegangen.  Und  ist  man  im  abrigcn  noch  in  Bcratlischla- 
gung,  was  man  ihnen  fttr  ein  Chef  geben  solle.  Alles  zielet  auf  Fdrst 
Wilhelm  von  Nassau  und  treibet  solches  die  Stadt  Amsterdam 
mit  besonderer  Affection.  Ich  zweifele  aber,  ob  S.  f.  Gn.  sich  dazu 
einlassen  werden  ftlr  kllnfligem  Martio  und  dass  man  agircn  kGnno. 
Der  von  Beverwert  soll  seine  Dienste  auch  angeboten  haben;  mir 
dflnket  aber  nicht,  dass  die  Herren  Dänen  sehr  dazu  incliniren. 
Heute  bin  ich  von  fllrnehmcr  Hand  ersuchet,  Prinz  AVilhelm  dazu 
noch  disponiren  zu  helfen,  und  wird  man  bald  sehen,  wo  aolcliCK 
hinaus  wolle.  Weil  S.  f.  Gn.  an  Dänemark  so  nahe  verwandt,  an 
E.  Ch.  D.  beschwägert,  tu  diesem  Staat  so  mächtig  geradiciret,  so 
glaubt  man,  dieselbe  werden  das  rechte  Instrument  sein,  in  diesem 
Werke  am  besten  zu  agircn. 

Eines  ist  sehr  im  Wege,  dass  das  Feldmarschalksanit  immernoch 
80  sehr  im  Streite  bleibet,  und  dass  Prinz  Wilhelm  Hr.  f.  Gn.  Prinz 
Moritz,  dieser  aber  jenem  darunter  so  sehr  zuwider  ist.  Wäre  denn 
wol  zu  wünschen,  dass  solches  gehoben  und  beigelegt  werden  könnte; 
welches  sich  denn  auch  mit  der  Zeit  wol  finden  möchte,  sonderlich 
da  sie  beide  alhie  gegenwärtig  sein.  — 

Hiebei  kommt  eine  gar  erfreulielie  Zeitung  aus  England,  welche 
Howol  der  Herr  Nieupoort,  als  der  dänische  Minister  eonfimiiren: 
dass  der  Herr  Protector  den  .Schweden  alle  Hilfo  an  Geld  und  Schif- 
fen gänzlich  und  rund  abgeschlagen;  und  darauf  Ascuc  und  andere 
bereits  angenommene  Officierer  angefangen  zu  difficultircn,  nach  dem 
Sunde. und  in  schwedische  Dienste  zu  gelien;  und  daws  man  also  gar 
gewiss  diesen  Winter  von  Engeland  nichts  böses  werde  zu  erwarten 
habeo.  — 


^aovGoOt^lc 


^gQ  L    Brandeaburg  und  die  NiederlsDde. 

Wegen  des  Glückstudtiscben  Handels  ist  noch  nichts  ge- 
BcbloGsen,  weil  die  Ministri  deswegen  besonderer  Ordre  aus  Däne- 
mark gewärtig  sein. 

Unser  Kraut  und  Lotli  wird  inmittelst  verhoffentlich  an  E.  Ch.  D. 
Agent  Dogen  geliefert  sein.  —  Es  ist  ziemlich  mechanicq  damit  ge- 
handelt und  gar  wenig,  was  man  bekommt.  Wir  gedenken  aber,  es 
sei  besser  als  nichts,  weiln  das  Abschen  das  meiste  ist,  und  von  Zeit 
zu  Zeit  ein  roelirers  erfolgen  muss. 

Verschiedene  Bcüprechmigcn  mit  den  aoweECudcD  Geeaiidteo  der 
alliirtea  Mächte;  der  kaiüerliebc  drängt  darsiuf,  dass  man  eich  nieder- 
laodischer  Seit»  über  die  angebotene  Alliance  erkläre;  Weiman  hält  ihm 
die  Schwierigkeiten  vor  und  bittet  ihn,  uicbt  in  der  Sache  zu  drangen;  das 
beste  gei,  wenn  man  nur  überhaupt  die  Niederlande  Kur  Actiüii  brachte. 

P.  S.  E.  Ch.  D.  Gesandter,  der  Freiherr  v.  Loben  ist  nebst 
dem  fili-stlich  Anhaltischen  vorgestert  alhie  eingelauget,  und  haben 
wir  unsers  Theils  heute  bereits  bei  I.  Hob.  gnäd.  Audienz  gehabt '). 


i.Nov-  Der  Kurfürst  an  Weiman.  Dat.  Flensburg  19.  Nov  1658.  — 
Eine  AUiauce  zwischen  den  Gencralstaateu  und  dem  Kaiser  wäre  alkrdins» 
tebr  erwünscht  und  Weiman  soll  altes  Ihnu,  eie  zu  ermöglichen;  inzwi- 
schen soll  er  den  kaiserlictien  Gesandten  daran  eriunera,  wie  lange  Braa- 
denburg  habe  werben  müssen,  ehe  es  diese  Alliance  erreicht. 


Weiman  an  den  Kurfllistcii.     Dat.  Haag  25.  Nov.  1658. 

[Uogewiasheit  über  die  Vurgänga  im  Sund.  Die  Allianccfrago  mit  dem  Kais«. 
Die  üilfseendung  nach  Dänemark  wiederum  in  Frage  gestellt  Kbeosu  WeinaDS 
Reise  nach  England  J 
V  Noch  immer  nur  Zeitnngsnaebrichtcn  über  Lübeck  über  die  Vorgänge 
im  Sund;  daa  Gerücht  behauptet  sich,  dass  W  ran  gel  auf  schwedischer 
Seife  gefallen;  „worüber  sich  niänniglieb  desto  mehr  erfreuet,  dass  sie  sa- 
tten, er  sei  nicht  alleiu  E.  Ch.  D.,  sondern  auch  dieses  Hslats  höchbter 
Keind  von  allen  Zeiten  gewesen."  Weder  vou  dem  Konig  von  Däne- 
mark, noch  von  Opd;im  sind  bis  jcut  Briefe  eingelangt,  so  dass  die 
schwediarhe  Partei  schon  anfängt,  wieder  das  Uiiu|)t  zu  erheben. 

Die  Allianceangelegenheiten  sind  im  alten  Stand;  in  Betreff  der  kai- 
serlichen sagt  de  Witt  zu  Weiman;  „es  wäre  eine  lautere  Unmöglich- 
keit dazu  zu  gelangen,  als  lange  dieser  Staat  mit  Frankreich  oder  England 
nicht  würde  in  offene  Ruptur  oder  Krieg  geratbeu."    lieber  die  Erneuerung 

')  In  Sachen  der  Verheiratung  des  Füreleu  Johann  Qeorg  von  Anhalt- 
Dessau  mit  der  Princessin  Uenriette  Katharina  von  Oranien,  der  Schwä- 
gerin des  KurfÜTsteD. 


Aj.oo»:ji 


Die  Schlacht  im  Sand.     Neaea  SehwftDkeD.     ßngland.    Carland.      ^51 

oDil  Verlängei-UDg  der  britiideDburgiscben  bittet  WeimaD  nm  genaue 
[DGtnictioa. 

1d  Beireff  der  4000  Mann  nocb  Cupenhagen  wird  man  jetzt  bedenk- 
litb,  sie  bei  dem  gefährlichen  Winter  noch  wegzuBchirkcn,  und  ist  geneigt, 
es  bis  zum  Frühjahr  zu  TerGcbiebcu-  V,s  tritt  eine  Conferenz  zur  Bera- 
ttinog  darüber  zusammen,  woran  auch  Wciman  und  Copee  Theil  neh- 
tnea.  Sie  dringen  nebst  den  dänischen  Gesandten  eifrig  darauf,  dass  die 
Tni[ipeD  jedenfatls  sogleich  abgeschickt  werden  —  „gctbanc  Sachen  wären 
die  beMen;  wären  sie  zur  Stelle,  so  könnten  sie  im  Frühling  nicht  zn  spät 
kommen"  —  Die  an  der  Conferenz  theittichmenden  Militärs  heben  dage- 
gen die  Schwierigkeiten  eines  jetzigen  Transports  n.  b.  hervor.  Schliesslich 
geht  die  Sache  an  die  Generalität  zurüik,  wo  noch  immer  nichts  resolvirt  ist. 

Weimans  Reise  oach  England  wird  von  den  Befreundeten  in  dieser 
Zeit  Dicht  gern  gesehen;  das  Uauplhinderniss  derselben  aber  ist,  dass  es 
ihm  völlig  unmöglich  ist,  die  ihm  dazu  assiguirten  Uelder  von  der  clevischen 
Rcgiernng  zu  erlangen. 


Der  KurfUret  an  Weiman.     Dat.  Flensburg  23.  Nov.  1658. 

(Reise  Weimans  nach  England.    Die  schwedische  Gewalllhat  in  Curlaad.] 
Mit  der  englischen  Reise  soll  Weiman  es  halten,  wie  die  Priucessiu  3.  Dec. 
und  „der  Staat"  es  gutfinden  werden;   wegen  der  Gelder  soll  Auorduuug 
geschehen. 

Sollte  auch  hochged.  Unserer  Frau  Schwiegermutter  Ld.  der 
beBtindigen  Meinung  verbleiben,  dass  Ihr  solche  Reise  nicht  fort- 
zusetzeD,  so  halten  Wir  nötbig  zu  sein,  datts  Ihr  dem  Herrn  Nieu- 
poort  von  der  Eucb  aufgetragenen  Commiseion  durch  Schrei- 
ben Parte  gebet,  damit  er  solches  alles  dem  Herrn  Protectori 
rtmonstrirei)  und  den  für  Schweden  destinirteu  Succurs  hintertreiben 
möge.  Wobei  er  auch  insonderheit  die  von  schwedischer  Seiten  wi- 
der des  Herzogs  zu  Curland  Ld.,  dero  Gemahlin  und  fürstliche  Kin- 
der vorgenommeneu  unerhörten  Proceduren  und  Untreu,  wozu  denn 
»uch  noch  die  gefängliche  Hinwegfbhrung  hochged.  Sr.  Ld,  und  dero 
ItiDixn  türgtl.  Familien  mit  hinzukommen;  und  sonderlich  auch,  dass 
nunmehr  in  Curland  bishero  gesammelte  reformirte  Gemeine  von  den 
tjehweden  ganz  zerstreuet,  und  wie  die  Reformirte  überall  von  den 
Schweden  so  übel  gehalten  werden,  beweglich  vorgestellt  werden 
köDDte.  Zweifeln  nicht,  es  werde  solches  nicht  ohne  Frucht  sein, 
sondern  den  Herrn  Protectoreni ,  dessen  Herr  Vater  dem  Herzogen 
von  Curland  allemal  viel  Freundschaft  erwiesen,  zu  anderen  Gedanken 
''ringen. 


^aovGoOt^lc 


^^2  I-    Braadeoburg  nad  die  Niederlkude. 

Weimau  an  den  Kurftlrsteu.     Dat.  Haag  29.  Nov.  1658. 
(praes.  zu  Satorp  25.  Nov.) 

[Die  gewonnene  Seeac  hl  acht.  Die  Hilfe  nach  Dnoemark  durchgeBelzt.  Erneaerang 
der  Ältiance.  De  Witt  über  den  Plan  einer  Reise  nach  England.  Geldmanget 
das  naupthinderaisB-l 
1-.  Endlich  siüd  authentische  Nacbricblcn  über  die  gcwonDenc  Seeschlacht 
eingcianfen;  alles  ht  io  grosser  Freude;  die  schwedische  Partei  lässt  die 
Köpfe  hängen. 

Wir  inmittekt  seind  niclit  stille  gestanden,  sondern  haben  uns 
dieser  Conjunctur  bowoI  bei  dem  eogliechen  Ministro,  als  auch  die- 
sem Estat  aufs  beste  gebrauchet  und  es  dahin  gerichtet  und  richten 
helfen,  dasa  der  Herr  Downiug  ziemlich  in  sich  gehet  und  gestern 
Holland  '),  heute  aber  auch  die  Generalität  mit  grosser  Animosität 
geresolvirct  haben,  dass  nunmehr  die  4000  Mann  zu  Segel  gehen  und 
mit  4  OrlogsschifTen  gcconvoyiret  werden  sollen.  Dem  Admiral  wird 
mau  dureU  Expresse  zu  Wassoi-  und  Lande  dabei  noch  auch  aufge- 
ben, denselben  entgegen  zu  schicken,  im  tlbrigen  den  Feind  zu  ver- 
folgen, E.  Ch.  D.  mit  seinen  Schilfen  an  die  Hand  zu  gehen  etc. 

Wegen  Erncnerung  der  Alliance  will  Weiman.  morgen  Audienz  bei 
der  Qeneralität  nehmen;  Freiherr  v.  Loben  (dessen  Mission  sonst  eine 
andere  s.  pag.  150)  wird  daran  Thoil  nehmen.  — 

Eben  wie  mir  von  den  Meinigen  E.  Ch.  D.  gnäd.  Rescript  dat. 
. . .  Nov.  gereichet  ward,  stund  der  Ratb  Fensionarius  von  Holland 
bei  mir  im  Salet,  nnd  wie  er  hörete  (allermaassen  ich  das  Glttck  hab, 
ziemlich  confident  mit  ihm  zu  sein),  daas  ich  noch  nach  England  ge- 
dächte, so  liess  er  sich  öffentlich  heraus,  dass  seines  Bedtlnkens  es 
nunmehr  wUrd  beeser  sein,  damit  an-  und  stille  zu  stehen;  hie  könnte 
ich  bei  so  considerabler  Conjunctur  mit  Batb  und  That  Dienst  thun-, 
in  England  aber  wUrd  ich  ohne  Nutz  sein  . .  .  indem  man  gnugsam 
versichert  wäre,  dass  der  Protector  nichts  wagen,  sondern  sieh  stille 
halten  wlirde. 

Trotzdem,  erklart  Weiman,  würde  er,  dem  Wunsch  des  Kurfürsten 
entsprerhpnd,  vielleicht  bereits  unterwegs  sein,  wenn  er  die  nöthigen  Gel- 
der aus  Cleve  bekommen  hatte;  j»  ma[i  schreibt  ihm  von  dort,  dasa  die 
ihm  Hssignirten  4000  Rth.  erst  im  Decfjmber  iimselegt  werden  sollen.  Es 
wird  also  wol,  wie  auch  de  Witt  räth,  nöthig  sein,  bis  zum  Frühjahr  zu 
warten. 


ete  Reaolnlien  I.  ^21  f. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Schlftcbtim  Sood.    Neae  kräftige  EnUchldsie.    Vergebliches  Gegeoirirken.     ^^53 

Weiman  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Haag  . . .  Dec  1658. 
(praes.  zu  Satorp  29.  Nov.) 

[Veraache  der  BchwediacheD  Partei  vereitelt;  resolale  Kotachlüsae.  ErbilteniDg 
gegen  ScbneduD.    ADballische  Heiralti,| 

Was  alhie  bei  der  Generalitfit  am  verwichenca  Freitage  reeol- . 
viret  worden  .  .  .  solches  haben  wir  alefortenB  uaterth.  berichtet.  Die 
schwedische  Partei  bat  solches  deromaasscn  empfunden,  dass  sie  fol- 
genden Tags  die  französische  und  englische  Ministres  bewogen,  gestalt 
ihr  letztes  EfTort  zu  thun  nnd  also  die  nebstgehende  Memorialien  zu 
übergehcQ  ').  Zwar  haben  sie  sich  eingebildet,  der  Staat  wUrd  sich, 
wie  vor  diesem  also  auch  nun,  durch  dergleichen  Grimacen  lassen 
irre  nnd  wendig  machen ;  es  hat  aber  so  weit  dran  gcfelilet,  dass  sie 
desto  weiter  gegangen  und  entschlossen,  den  Viceadmiral  de  Ruytcr 
mit  noch  4  oder  5  grossen  Orlogsschiffen  nach  dem  Snnde  gebu  zu 
lassen,  gestalt  daselbst  mit  15  Kriegsschiffen  den  Winter  llber  zu  ver- 
bleiben ,  zuvorderst  aber  mehrbenannte  4000  Mann  dahin  zu  con- 
voyiren,  — 

E.  Ch.  D.  können  schwerlich  glauben,  wie  sehr  männiglicb  ver- 
bittert ist  über  der  Schweden  Gräuel;  und  kann  ich  fast  nicht  be- 
schreiben, mit  was  Eifer  eben  die  Prediger,  welche  fllr  etwa  20  Jahr 
für  selbe  MatioB  als  Engeln  baten,  nunmehr  den  grundgUtigen  Gott 
anrufen,  dass  er  die  schwedische  Tyrannei  und  Gottlosigkeit  strafen 
wolle.  — 

P.  S.  In  der  fUrstlich  Anhaltischen  Heirathssaehe  seind  wir  so 
weit  gekommen,  dass  wir  morgen  oder  ttberniorgen  mit  den  Pactis 
Termeinen  ganz  richtig  zu  sein. 


Der  Kurflirst  an  Weiman.     Dat.  Satorp  30.  Nov.  1658. 

[Scbarfe  Erklärung  gegen  die  rranzÖBiacb-englisuheo  Menionalien.] 
Wir  haben  aus  Euer  untcrth.  Relation  und  derselben  angefügten  lo.  Dec. 
französischen  und  englischen  dem  Staat  Ubergcbcncn  Memorialien 
ersehen,  welchergestalt  dieselben  Namens  ihrer  Prineipaten  gcaurhet, 
dass  man  nämlich  die  Consilia  dahin  richten  solle,  damit  von  beiden 
Kronen  Dänemark  und  Schweden  einseitig  Tractateu,  exclusis  Omni- 
bus alÜB,  eingegangen  werden  machten. 

Dieweil  Uns  nun  solches  zum  höchsten  Präjudiz  gereichen  .  .  . 
wQrde,   so    wollet  Ihr  Euch    deshalb  sowol  bei  dem  Englischen  als 


')  Beide  gedruckt  beiliegend;  dat,  aa  Mov.  1656- 

DqitzedüvGoOt^lc 


154  I-    BrAadeoboi^  und  die  Niederlande. 

FrattzösiBchen  im  Haag  aameldes  und  zum  böchetea  beschweren,  auch 
friedlich  bedingea,  dass  Wir' bei  so  geetalten  I>ing:ea  zu  andern  Re- 
solutionen zu  greifen  unumgänglich  wUrden  bewogen  werden. 


Weiman  an  deo  Kurfürsten.    Dat  Haag  6.  Dec.  1658. 

[Alles  im  beeten  Gange;  eaergische  Muaasregela  zur  HilfleietiiDg  für  Dioemark ; 
Wilhelm  von  Nasiau  als  Führer  deraelben  la  Aaaaicht;  ÜODfereai  über  Er- 
neuerung und  Erweiterung  der  Atliance.  riölzlicher  SchreckecbuBB  ausEDgland. 
Eine  englieche  Flotte  nach  den  Sund  geschickt.  Grosse  Bestürtsnag  und  Ge- 
einnuDgsänderuDg.  Ermotbigangsveraache  Weiman's.  Abscheu  der  Niederländer 
vor  der  Verbindung  mit  Oesterreicb  and  iäpanien.  Ordre  an  den  Admiral  1 
-'  Alles  ist  dieses  Ortes  bishero  aach  Wunsche  gegangen,  indem  es 

mit  deo  4000  Mann  und  deren  UebersenduDg  nicht  allein,  sondern 
auch  damit  richtig  gewesen,  dass  man  6000  Röcke  verfertigen, 
Strümpfe  dabei  geben  und  einen  ziemlichen  Vorrath  an  Geld  und 
Victualien  zu  Schiffe  bringen  lassen  und  weiter  dem  Admiral  befehlen 
sollte,  dass  er  ad  15  Schiffe  im  Sunde  lassen,  mit  dem  Rest  hinUber- 
kommen,  jedoch  zuvorderst  befordern  sollte,  dass  der  Succurs  aus 
der  Nord-  oder  Westsee  in  Sicherheit  nach  Copenbagen  gebracht 
werden  möge.  Man  war  bereits  auch  in  Berathecblagung  begriffen, 
wie  man  gegen  den  Frttfaliag  eine  neue  Flotte  auszurüsten,  die  Miliz 
zu  Lande  zu  redressiren,  nach  Dänemark,  Moscau  und  Polen  zu 
schicken  und  also  allerends  das  gemeine  Werk  mit  Macht  zu  beför. 
dern  hätte  .  .  .  Auf  welches  Fundament  es  denn  auch  gelegt  gewe- 
sen, dass  man  von  uns  gutgefunden  zu  begehren:  wir  möchten  ihre 
Consilia  secondiren  und  also  bewirken  helfen,  dass  auch  £.  Ch.  D. 
Ihres  hohen  Ortes  nach  allem  Vermögen  Ihr  Bestes  thun  wollten,  ge- 
stalt  das  allgemeine  Werk  aufs  kräftigste  und  communi  coosilio  zu 
befordern.  . ,  Vnd  war  das  Werk  auch  unter  der  Hand  bereits  so 
weit  beleget,  dat^s  man,  um  der  Sache  noch  immer  näher  zu  kommen, 
S.  f.  Gn.  Prinz  Wilhelm  von  Nassau  sollte  durch  allerhand  Mittel 
gedisponiret  werden,  gegen  den  Frllhling  in  Person  nach  Dänemark 
zu  geben  und  daselbst  die  6000  Mann  en  chef  zu  commandiren.  Mit 
uns  ist  man  heute  auch  auf  unser  jüngstes  Memoriale  in  Conferenz 
getreten,  wobei  .  .  ■  wir  uns  denn  näher  ausliessen  .  .  .  dass  es  die 
Raison  und  das  gemeine  Interesse  sein  wUrd,  wenn  man  die  Allianz 
vom  Jahre  1655  flir  sich  nehmen,  examiniren  und  nach  Gelegenheit 
jetziger  Zeit  und  Laufte  .  .  .  verändern,  verstärken  und  also  einrich- 
ten wflrd,    dass   das  eine  Theil  ohne  das  andere  nichts  gewinnen, 


Aj.OO<^IC 


Plötslicher  SchreckichuBB  aas  Bogland.  255 

nichls  verlieren  kÖDnte:  die  Zeit  wÄre  zu  proloogiren,  E.  Cb.  D.  gan- 
zer Estat  darin  simpliclter  zu  begreifen,  der  ungedeterminirte  Succurs 
zu  benennen  und  der  moduB  praestandi  deromaasBen  ausztidrttcken, 
dasB  man  zu  beiden  Seiten  ausser  Zweifel  und  ad  singula  niomenla 
möchte  verpflichtet  und  versichert  sein  .  .  .  mrnehmlich  aber,  dass  man 
sich  beiderseits  dahin  aufs  festeBtc  zu  verbinden  hätte,  aus  diesem 
Kriege  nicht  zu  treten,  bis  man  zu  allgemeinen  Tractatcn  kommen 
könnte. 

Worauf  denn  eiue  befriedigende  vorläufige  Äntwoit  der  niederiäudischeD 
CommisBare  erfolgt. 

Der  Freiherr  von  Loben  nahm  darauf  auch  dabei  seinen  Ab- 
schied, und  wir  waren  kaum  an's  Quartier  gekommen,  oder  wir  ver- 
nahmen, dass  die  englischen  Briefe  vom  29.  Nov.  angekommen  und 
umständlich  mitgebracht,  der  Protector  hatte,  nachdem  er  von  der 
ActioD  im  Sunde  eigentlichen  Bericht  erhalten,  mit  grossem  Eifer 
geresolviret,  dem  Könige  von  Schweden  mit  aller  Macht  zu  assistiren, 
und  dass  sie  dahero  bereits  21  Fregatten  beordert,  heraus  und  nach 
dem  Sund  zu  laufen  und  es  dahin  zu  richten,  dass  die  beide  Korder- 
kronen nach  Einhalt  des  letzten  Rothschildisoiien  Vertrags  h  part  ver- 
glichen, zum  wenigsten,  daea  der  König  von  Schweden  nicht  geruiniret 
werden  möchte. 

Und  schreibt  der  Herr  Nieupoort  dabei,  es  sei  alles  gegen 
Oesterreich  gerichtet,  und  dass  man  mit  ganzem  Fleisse  trachten 
werde,  E.  Ch,  D,  davon  abzuziehen,  und,  wie  sie  sagen,  zu  salviren. 
Sie  werden  dabei  auch  allen  Fleiss  anwenden,  diesen  Staat  auf  ihre 
Gedanken  zu  bringen,  und  dabei  alle  mögliche  Versicherung  geben, 
dass  sie,  inmaassen  sonst  dasGerllcht  davon  läuft,  Dänemark  suchen 
zu  conservtren  und  im  Sunde  keine  Veränderung  zu  machen,  viel 
weniger  ftlr  sich  daselbsten  etwas  zu  stipuliren ,  welches  etwa  dem 
Staat  oder  anderen  Nationen  könnte  zu  Nachtheil  gereichen. 

Nun  können  E.  Ch.  D.  leichtlich  gedenken,  dass  solche  Zeitung, 
als  welche  gegen  Vermuthen  und  des  Herrn  Nieupoort  so  vielfältig 
gethane  Versicherungen  gar  zu  plötzlich  eingclangele ,  nicht  wenig 
Besttirtzung  gemachet,  und  dass  dadurch  verschiedcue  KcHolutiones 
dOrften,  wo  nicht  aufgehoben,  doch  zurllckgehalteu  werden,  und  dass 
es  uns  unmöglich  fällt,  dahero  fär  dieses  Mal  in  einem  und  anderem 
etwas  Beständiges  zu  schreiben.  Denn  wie  es  gehet,  und  wie  man 
auch  resolviren  wird,  so  werden  damit  alle  Sachen  eiue  andere  Art 
and  Farbe  annehmen,    es   sei  daie  man  alhie  stille  stehe,  nachgebe 

i:q,t7ed   ,.V^nOOt^lC 


]^50  ^-    BraDdeobui^  nnd  die  Niederlande. 

oder  resolvire,  was  angefangen,  mit  Ernst  und  bis  aufs  ftuBserete  aus- 
zuführen. 

Weiman  versucht  im  Gespräch  mit  Einzeluen  tie  zu  errouthigen: 
„Copenhageo  wäre  entsetzt,  versehen ;  die  schwedische  Macht  klein ,  die 
nnsrige  sehr  considcrabel,  der  Winter  obhanden;  wer  wisse,  was  den  Eng- 
lisrhen  durch  Sturm  und  Ungewittcr  begegnen  könnte?  Im  Sund  wäre  für 
i>ie  kein  Hafen,  noch  in  den  andern  Eilunden;  des  Staats  Flotte  könute  iu 
Copenhagcn  bleiben,  da  sie  nit  stark  genug  wäre  zn  agiren  oder  zurnck- 
zukommcn"  etc.  und  für  das  Frühjahr  könne  man  eine  nene  Flotte  ans- 
i'ÜEten,  womit  man  allem  gewachsen  wäre. 

Inmittelst  sehen  sie  wol,  wo  sie  A  vivc  force  gehen,  mit  England 
brechen  uud  in  einen  offenen  Krieg  kommen  sollten,  daes  sie  an  allen 
Oeitcrn  ihre  Commercia  in  trcfTliche  Gefahr  setzen  und  endlich  ge- 
zwungen werden  dilrften,  sich  io  die  öetreicbische  spanische  Interessen 
zu  werfen ;  und  weiln  schier  männiglich  annoch  daftlr  grauet,  so  wird 
ihre  Unsicherheit  immer  noch  desto  grösser.  Dahero  wir  denn  nicht 
unbillig  bekümmert  sein  und  nicht  wissen,  was  etwa  aus  diesem 
Werke  werden  dürfte. 

Dieses  vernehmen  wir  gleich  jetzt,  dass  sie  dem  Ädmiral  zu- 
schreiben, dass  er  sieh  auf  allen  Fall  nicht  von  Gopenhagen  begeben 
solle;  inmaassen  man  denn  zugleich  auch  befohlen,  dass  die  4000 
Maun,  wie  sie  sonst  den  7.  thun  sollten,  nicht  zu  Segel  gehen,  son- 
dern nähere  Ordre  sollen  abzuwarten  haben. 


Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  9.  Dec.  1658. 
(pracs.  zu  Satrop  6.  Deo.) 

[Berathungen  über  die  neue  Lage  der  Dinge  gegenüber  dem  Aufirelen  Eng- 
lands. Verschiedene  Ansicblun.  Die  muthiger«  prävatirl  uuch.  üio  Hilfetroppeu 
nicht  nach  Dänemark  gesandt,  aber  in  Bereilsuhurt  gehallen;  dagegen  Gvldaen- 
dung.  ßemübung  tlüs  iranzösiacben  Gesandten,  den  Kiirrürsteo  von  Oeslreich 
zu  Irenneu.  Die  Verhandlung  über  itie  neue  Alliance  stockt.  Uebulo  FofitioD 
des  Öslreichiachen  Agenten  Fricqaet.  AbechlusB  des  Anlialtiachen  Efaecontracts  ) 
Seil  den  jüngsten  Niichriehtcn  aus  England  (6.  Dec.)  stehen  die  Ge- 
neralität und  die  Provinz  Holland  in  eifriger  Deiiheratiou  ').  Versehiedene 
Meinungen  machen  sieh  geltend.  Für  die  einen  ist  die  Uaupti^acbe,  in  kei- 
nem Fall  mit  t^ngland  m  brechen  und  daher  müsse  man  die  angebotene 
Mediation  zwischen  den  beiden  nordischen  Kronen  annehmen,  selbst  für  den 
Fall,  dass  vorerst  die  anderu  Alliirten  nicht  darein  begriffen  werden  konnten. 
Andere   sind    entschlossener:   Schweden    werde    doch   die   so   angebotene 


:q,t7edn>G00t^lc 


PlöUltcher  Schr^ckBcliuBB  aus  Englaad.  -^^'J 

Mediation  nicht  annehmen,  und  daher  dürfe  man  DSnoniark  und  die  Allinnre 
dnrcfaans  nicht  im  Stirb  lassen. 

Und  möchte  der  Staat  aich  inniittelst  allerends  in  gute  Verfassung 
setzen  ...  man  bfitte  auch  nicht  Ursache  sich  zu  prärjpitiren,  weiln 
die  englische  Flotte  wenig  wUrd  ausrichten  können;  vieUeicht  kOnnte 
sie  um  contrarie  Winds  nicht  einmal  in  den  Sund  kommcD,  zuge- 
schweigen  dass  Ungewitter  und  der  Winter  sie  in  kurzem  ungezweifelt 
wDrd  zurück  unil  nach  Hause  weisen  können.  Man  möchte  dahero 
die  ganze  Flotte  im  Sunde  lassen,  die  Stadt  Copealiagen  von  Lübeck 
aus  oder  sonst  auch  victualüren  und  auf  allen  Fall  die  40U0  Mann  in 
Nordholland  und  an  solche  Oerter,  die  der  See  am  nfichsten  wären, 
proTisionaliter  verlegen.  — 

Und  können  wir  ein  anders  nicht  Tcrmerken,  als  dass  diese 
Opinion  prävalire;  allermaassen  wir  denn  auch  sehen,  dass  alle  Sa- 
chen in  effectu  darnach  eingerichtet  werden,  und  zwam  indem  am 
IS.  und  7.  die  Resolutiones  genommen,  auch  die  Ordre»  drauf  alsbald 
geexpediret  worden,  dass  die  40U0  Mann  in  Nordholland  einquartieret 
und  der  Admiral  im  Sunde  verbleihen  solle.  — 

Zwam  ists  zu  beklagen,  dass  der  Succurs  nicht  wirklich  weg- 
kommt, inmaassen  es  denn  männiglichen  leide  (hut,  dass  der  König 
von  Dänemark  vergeblich  darnach  seine  Mesures  wird  genommen 
haben.  Wenns  aber  mit  Raison  oicbt  hat  begehrt  werden  können, 
dass  man's  gar  zu  sehr  hazardiren  und  eine  so  sfallliche  Mannschaft 
den  Englischen  in  die  Hände  spielen  sollte,  so  kann  man  sich  darüber 
noch  einigermaassen  damit  trösten,  dass  man  an  Dänemark  eine  merk- 
liche Summe  Gelde«,  gestalt  damit  zu  Copenhagen  7,u  werben,  folgen 
lassen  dürfte.  — 

Der  Ambassadeur  von  Frankreich  ist  inmittelst  bei  uns  gewesen 
und  protestirt  sehr  von  seines  Königs  beständiger  Affeclion  gegen 
E.  Ch.  D-,  wie  denn  auch,  dass  sie  mit  ehestem  eine  fUrnehme  Ge- 
sandtschaft an  E.  Ch.  D.  wUrden  lassen  ahkonmien.  Alles  aber 
scheinet  gnugsam  dahin  zu  reflccHren,  dass  sie  E.  Ch.  D.  nur  von 
Oesterreich  mögen  abziehen  ;  wozu  wir  ihnen  denn  wol  wenig  Hoff- 
nung offen  lassen. 

Wie  ihme  nun  ist,  so  stehet  unsere  Handlung  wegen  Corroboration 
unserer  Allianz  durch  diese  Zufälle  stille,  und  mögen  wir  darunter 
nicht  gar  viei  Werkes  machen,  auf  dass  wir  uns  nicht  prostituiren.  - 
Eines  thut  uns  leide,  dass  auch  der  kaiserliche  Abgeordnete, 
Herr  Fricquet,  anftlnget  in  etwa  verdriesslich  zu  werden.  Er 
siebet,  wie  alles  auf  und  gegen  Oestreich  losgehet,  fürchtet  vielleicht 

i:q,t7ed   ,.V^nOOt^lC 


2gg  r.    Brandenburg  und  die  Niederlande. 

auch ,  man  müclite  sie  endlieh  drangehen ;  dahero  ist  er  zuweilen 
Ilhel  zufrieden  und  will ,  der  Staat  diUsbIc  sich  mit  ihnen  einlassen 
oder  I.  Kais.  Maj.  werden  müssen  andere  Mesures  nehmen.  Ich  merke 
auch  wol,  dass  er  lieber  hiitte,  dass  wir  wegen  unser  Allianz  nicht 
ä  part,  sondern  auf  ein  Gesammtwerk  mit  ihm  gehen  mlichten.  Wenn 
wir  ihn)  dennoch  aber  mit  allem  Glimpf  und  klärlich  rcmonstriren, 
dasB  man  sich  mllsste  nach  der  Zeit  schicken  und  diesen  Staat  nach 
seiner  Art  und  so  gut  als  nina  kann  mcsnagiren ...  so  gibt  er  sich 
zufrieden  und  zeiget  in  allem  seinem  Thun,  dass  ers  um  die  gemeine 
Sache  treulich  meine.  Ich  fllrchte  aber,  das  Werk  selber  und  die 
Zeit  werde  ihm  zeigen,  dass  es  für  Oesterreich  annoch  zu  frllhe  sei, 
mit  diesem  Staat,  wo  er  nicht  mit  Engeland  vollkomnilicli  bricht,  in 
Allianz  zu  kommen.  Die  Furcht  fUr  Engeland,  der  Hass  des  spani- 
schen Namens  ist  noch  gar  zu  gross,  und  dtinket  uns  immerfort,  es 
sei  im  Anfang  gnug  fUr  sie,  dass  man  sie  lernet  leiden  und  mit  der 
Zeit  lieben. 

P.  S      Am  Sonnabend    ist  die  AnbaUisrhe  EhesUrrung  unterschrieben 
worden  und  die  Gesandten  beute  abgereist. 


Weiraan  an  tleu  Kurfürsten.     Dat.  Haag  13.  Dec.  1658. 
(praes.  zu  Sonderburg  11.  Dec.) 

IFrankreich  und  England  aolidariscli;  kein  parLicnlarer  Friede;  ScbwedenB  Bo- 
dentung.  Dieselbe  nach  Uen  GegeiihemerkHngeu  Weininu'a.  Das  Sichere  ist 
nur:  kein  Brach  der  General  Staaten  mit  IDnglend.  Fricqiiet  verEweirelt  an  der 
ÖBt«n'eichiBchoD  Allinoce  mit  den  Staaten.  Memoire  Weimans  über  die  neue 
Alliance.) 
13.  Dec.  Die  rranzösischen  und  engliscben  Gesandten  versicbern  wiederholt 
Weiiiian:  dass  es  nicht  anf  einen  einseitigen  Friedcnsscbluss  abgesehen 
sei  zwisi-hen  Schweden  nnd  Dänemark;  der  pobuNche  Friede  solle  zugleich 
auch  bewerkstelligt  werden.  Aber  man  dürfe  Schweden  nicht  zu  Urund 
gehen  lattsen,  „weilu  sie  ein  so  noUibles  Glied  des  protestnn tischen  Wesens 
und  ein  so  mächtiges  Gegengewichte  wären  gegen  die  päbstische  nnd  spa- 
nische Domin  ntion" 

Und  saget  der  englische  Kcsident  ausdrücklich  liiebei,  was  Eng- 
land habe  bei  diesem  Werke  geresolviret  und  gethan,  solches  alles 
sei  hei  Frankreich  gerathen,  gutbefunden  und  geapproblret.  — 

Wir  unsers  Tbeils  haben  nicht  unterlassen,  ihnen  darauf  zu  re- 
präsentiren ,  wessen  man  sich  zu  allen  Seiten  gegeu  Schweden  zu  ver- 
sehen, und  wofUr  sie  sich  selbst  zu  baten,  sonderlich  an  England,  wie 
nachdenklich   es  für  sie  wäre,   sieh  in  dies  Spiel  zu  mischen  und  zu 


Einwirlning  d.  fraDS.-eDgl.  Diplomatis.  Frieqaet.  Neuer  AlliaDceentworf.  l^Q 

Ternrsaohen,  dasB  fllrerst  Frankreich  das  arbitrium  rerutn  in  die  HAnde 
kriegen  und  Schweden  bo  viel  gewinnen  ni&chte,  dasB  ea  liemacher 
den  Proteclorem,  wie  für  diesem  die  Evangelische  in  Deutsehland  und 
die  Herren  Staaten  in  Miederland,  das  ist  mit  gewaltigem  Undank,  he- 
zahlen  könnte.  — 

Wir  unterlassen  auch  nicht,  dem  englischen  Residenten  dabei  zu 
zeigen  das  Interesse  der  reformirten  Religion  und  wie  man's  an 
schwedischer  Seite  damit  sowol  in  Preusscn  als  in  Curland  anfinge; 
welches  ihm  denn  scheinet  nicht  wenig:  zu  Herzen  zu  gehen.  — 

Wir  sehen  aber  nicht,  dass  solches  alles  ein  mehres  wirke,  als 
daas  man's  wol  aufnimmt  und  anfanget,  die  Schweden  nicht  mehr  zu 
lieben ;  die  Furcht  aber  gegen  Oesterreich  ist  dagegen  s»  gross,  dass 
man  sie  annoch  nicht  kann  hassen.  — 

Und  wie  es  ist,  so  kann  man  ftlr  dieses  Mal  annoch  ron  hier 
aus  nicht  sicheres  melden,  als  diese  Unsiclierheit:  wo  der  Staat  siehet, 
dass  zwischen  Schweden,  Dänemark  und  Polen,  mit  Eiuschliessung 
E,  Ch.  D.,  oder  sonst  an  der  Ostsee  ein  ziemlicher  Friede  getroffen 
werden  kann,  so  dürften  sie  sich  um  andere,  oder  den  gemeinen  Frie- 
den nicht  deroniaassen  bekOmmem,  dass  sie  darum  mit  England  sollten 
brechen. 

Der  Herr  Fricquet  siehet  solches  alliie  auch  gem&lig,  und  ob  er 
wo!  filr  wenig  Tagen  mit  Gewalt  auf  eine  Allianz  mit  Oestreich 
directo  treiben  wollte  ...  so  bekennet  er  docli  nunmehr,  dass  er  fDr 
sich  wenig  HotTnung  sehe,  dahero  allerdings  nütliig  und  zu  wUnschen 
wäre,  dass  man  nur  an  Seite  E.  Ch.  D.  zu  einer  nähern  Verbindung 
mit  dem  Estat  gelangen  könnte,  nnd  möchte  der  Rest  mit  der  Zeit 
folgen. 

Schickt  daa  Concept  eines  Memoire'«  roit  über  dte  zu  erneaenide 
Allianre,  das  er  bei  den  Qene  rat  Staaten  einreichen  will. 

Das  Memoire  bebt  hervor,  diiss  seit  (tem  Absrhiass  der  Alliance  ron 
1665  die  Dirn^e  in  einen  Hehr  andern  Stand  gekommen  sind;  was  damals 
„alleen  in  jalnnsie  bestünde",  da.s  ist  seitdem  „tot  eenen  openbaeren  Oorlogh 
Qftgeborsten".  DHber  ist  es  nun  nöthig,  dass  die  Allianee  dem  nngepas^t 
werde  —  „dat  de  limiten  vnn  defensie  worden  gereguleert  naer  de  proportie 
van  de  aenstaende  periculen."  Es  wird  vorgeschlagen:  1)  die  Alliance 
wird  aof  den  ganzen  Slaat  und  seine  Alliirten  beiderseits  ausge- 
debot;  2)  für  eine  längere  Reihe  von  Jahren  ge^chlosseD;  3)  mit  näherer 
Bestimmung  der  gegenseitigen  Hiirsverpflichtungen;  4)  auf  so  lange,  bis 
ein  völlig  sicherer  Frieden  alle  Betheiligteu  befriedigt. 


^aovGoOt^lc 


260  I-    Brnndenbarg  and  die  Niederlande. 

Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  16.  Dec.  1658. 
(praea.  Sonderburg  15.  Dec). 

lätellung  Hollandg  zu  deo  MediatioDspläneu  voa  Fraolcreicb  und  Bnglaud.    War- 
nung zur  Voraichli  Oestreich  »od  Foleo  halten  eich  reservitt.) 
16.  Dec.  Uebert^endct  die  Resolution  der  Staatcu  von  HoIIaod  aur  die  Eingabe» 

von  de  Thou  und  Downing  (beide  dat-  30.  Nov.),  dat  12.  Dec.  16&8,  in 
Betreff  der  Vennittelung  zwischen  Dänemark  und  Schweden,  bei  der  sie 
^ich,  um  einen  allgemeinen  dauernden  Frieden  herznstetlen,  gern  faetheili- 
gen  wollen').  Sonst  noch  allea  im  alten  Stand;  das  Memoire  wegen  der 
neuen  Alliance  ist  noch  nicht  übergeben  worden. 

AIb  viel  wir  vernehmen  können  .  .  .  BO  wird  man  nimuiermebr 
an  Engeland  oder  Frankreich  Tractaten,  Mediatioo  und  dergleichen 
in  Beschwer  ziehen,  Bondern  sich  zu  allen  Zeiten  darzu  willig  erbieten 
und  fertig  halten ;  man  wird  sich  aber  dadurch  nicht  lassen  abziehen, 
was  angefangen,  auszufUliren,  sondern  dabei  beständig  besteben  und 
den  Frieden  armata  manu  zu  befördern  suchen;  zu  welchem  Ende  mau 
denn  täglich  berathschlaget,  Mittel  zu  finden,  gestalt  eine  estraordi- 
narie  Equipage  gegen  den  Frühling  zu  thun  und  damit  den  Gealliir- 
ten  zu  assistiren. 

Können  aber  dabei  unerinnert  nicht  lassen,  dasB  man  sich  den- 
noch nicht  gar  zu  sehr  auf  fremdes  Thun  und  Versprechen  verlassen 
küune,  allcrmaasseu  wir  denn  wol  besorgen,  wenn  man  sonst  in 
Dänemark  und  Preussen  ziemliche  Mittel  zum  Frieden  sähe  zu  erlan- 
gen, dasB  man  solchen  Falles  auf  0. ')  wenig  sehen,  sondern  nur 
allein  suchen  würd,  E.  Ch.  D.  zu  retten  und,  da  solches  E.  Cb.  D. 
nicht  anständig,  das  teutsche  Interesse  fahren  zu  lassen. 

Auf  diesen  Grund  sehen  nunmehr  die  üeterreichische  und  pol- 
nische Ministri,  dass  man  alhie  alle  Negotiationes  bauen  mDsse  und 
resolviren  daher  täglich  mehr  und  mehr,  von  ihren  AUiancen  insbc- 
sonder  stille  zu  schweigen,  bis  man  in  etwas  näher  ins  äpiel  seheo 
werde,  — 


Weimaii  an  den  Kuiflirsten.     Dat.  Haag  21.  Dec.  1658. 

[Gute  Zusiclierungeu  der  Ni«<derliLnderi  abervri)!  nur  bia  zu  einem  gewisaen  Ond 

2uvi-rläHsig.     Keligiüse  Uedeukliclikeiteii  verbreitet  gegen   die  KatbullEchea,  ilie 

TreiiiiDDg   der  Alliancp   noch  niebt   weiter   beiriehen;    Fricqaet   empfindlich  nai 

argwobniBch-l 

21.  Dec.         Von  allen  Seiten  werden  ihm  die  besten  Zosichernngen  gegeben  über 


)  Beide  gedruckt  in  Secrete  Besolatien  I.  630  ff.  vgl.  oben  p.  153. 
;  D.  b.  Oesterreich 


Hollond  una  die  CooceHpolitiV.  161       I 

dieAbfichten  der  Republik;  man  will  drn  Fried«'!),  abeniiani'Clzl  die  Rüstungen 
fort  und  wird  näiicninik  und  den  KuHür.-len  feeinef  P:iHs  im  Sliflip  laKseii. 
An  jruter  Affeclion  ist  wol  iiielit  zu  zweifeln;  Oäuemark  und 
PreuRscn  werden  sie  aucli  wol  nielit  dran  ^clioii  und  8i>  weit  nichts 
«heuen;  nU  sie  aber  lieber  im  Kriefre  Idciben.  mit  Entrlaud  und  Frank- 
reii-h  brechen  und  alfo  Runimam  reriini  in  Gefahr  »etzen,  als  E.  Cli.  D., 
da  dieselbe  »Imc  Oesterreiili  niolit  tractiren  kann,  draa  geben  wür- 
den, 8<deheK  möchte  wol  nielit  olme  Zweifel,  dahero-mehr  zu  biilTen 
als  zu  versichern  sein.  — 

Vielen  lieget  sonst  das  Keligionswesen  und  dass  man  den 
RöniiBcli-KathoIischen  nicht  zu  viel  trauen  oder  zuwachsen  lassen 
müsse,  trefllich  im  Kopfe,  wozu  denn  nielit  wenig  hilft,  dass  man  bei 
den  polnisch-kosakischen  Conditionen  der  Keforniirten  und  Lutherischen 
so  ungOtlieh  (inmaassen  ei;  alhie  offenem  Drucke  lierumgelragen  wird) 
gedacht');  und  l)esorget  man,  man  werd  an  polnischer  Seite  auf  eine 
solche  Maasse  auch  in  Preusscn  die  Stüdte  tractiren  wollen.  —  Die 
Regenten  alhie  werden  es  endlich  selbst  auch  den  anwesenden  kaiser- 
lichen und  polnischen  Ministns  zu  Oemlltlic  IUhrcn,  damit  nicht  dadurch 
zwischen  den  Oeallürten  Ui-saehe  zu  Jalousieu  gegeben  werden  möge.  — 
Mit  unsern  Alliauztraetateu  aber  stehen  wir  noch  stille  und 
haben  das  Memoriale  annoch  nicht  tibergebeii,  weili)  wir  vermerken, 
dass  die  Sache  noch  nicht  reif  genug  ist  bei  dem  Staate,  um  was 
endlicbs  dabei  zu  erhalten;  und  ohnedas  nicht  allein  Kngcland  damit 
geirritiret,  sondern  (was  mehr  ist  und  welches  allen  Wunder  gibt), 
dass  auch  der  Herr  Frictjuet  sich  deswegen  ärgert  und  es  dahin 
scheinet  zu  deuten,  dass  E.  Ch.  D.  mehr  auf  diesen  Staat  als  Oesler- 
reich  reflectiren;  woraus  er  sich  denn  vielleicht  noch  andere  Dinge 
einbildet  und  dass  die  Kais.  Maj.,  wenn  dieser  Staat  es  zwischen  den 
nordischen  Königen  zum  Frieden  kommen  Hesse,  sich  nicht  gar  zu  sehr 
zu  F.  Ch.  n.  wflrd  verlassen  können.  Welche  unzeitige  Apprchension 
wir  dann  jedesmal  zwar  sucliei)  .  .  .  wegzunehmen,  vemclmicn  aber, 
wenn  man  sie  schon  cinesmal  hintertreibet,  dass  sie  bald  wieder  her- 
fUrkommt,  dahero  scheinet  ziendiche  Wurzel  gegriffen  zu  liaben;  wes- 
wegen wir  denn  auch  in  etwas  leiser  gegangen  und  nur  dieses  gc- 
than,  dass  wir  dureh  den  Kath  Peiisi<inarium  in  Holland  ohne  Me- 
morial oder  förmliche  Schrift  das  Werk  ins  Mittel  gebracht.  — 

')  1)  b.  bei  dem  Vertrage  vod  Uadiatscli  (lii.  Sept.  1658);  vermüga  deagen 
die  Koeakeu  der  Ukruite  vorubtrgelieiid  wieder  unter  pobiiselie  Ilerraciiart  Korück- 
kehrteu;  Tgl.  Ilerrmatiu  Gesell    d.  ruBS.  StnaleR  111.  G41 T. 

Mit«.  I.  OcmU    i).   Or.  KDrfBnUn.    VII.  11 

i;q,t7ed^>G00t^lC 


1Q2  ''     Rrnnjpiibiiif;  uiiil  ilio  Nifilerlnnile. 

Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  23.  Dec.  1658. 

IVerlngiiug  der  Stnalen  von  noiland.  Die  Gpliifiago.  Aiisiclit  de  Witts  übor 
Ernoiierndf;  der  Alliance.  HemJuiig  voii  Sliiigelniid  uud  Vogelauiis  nach  Uäiio- 
mnrli  urd  Scliwcdcn.  Man  versielioit  Weiman  miverßiijjlicher  lulendoiicn  dshfi. 
Der  polniache  und  der  kniserlietie  Geeandtt;  Vertraiien  des  Knisers  ?.a  dmn 
Knrrürgten.  Der  Däne  verengt  GliiekHtndt.  Die  englische  Flolle  kann  hielit 
ouflaiifen.  Die  rlieiiiisdie  Altiance.] 
23.  Dec.  Die  Staaten   ?on  Tlollnnd    sind   ;iin   21.  I)ec-  au.s   einander  gegangen 

und  werden  etwn  Mitte  Jntiunr  wieder  zuEnminentroten,  wo  dann  alle  wol 
instniirl  sein  sollen. 

Das  fllrneliniste  ist  dabei  in  ConBideration  pewesen,  was  man 
nämlicli  fUr  einen  beständigen  Frmde  ausfinden  solle,  geetalt  daran» 
die  zur  Equi|)ag43  der  FloHen  und  zu  AsBiBtens-,  der  Gealliirten  nötbige 
Spesen  auf  alle  Fälle  zu  nelimen.  Negotiiren  und  deswegen  etwa» 
förzuetellen  ist  fast  bei  ihnen  criinineil,  dabem  man  aueb  die  Beduc- 
(ionsgelder  nicbt  rlibreu  will,  weiln  dieselbe  zn  Ablegung  der  Scliul- 
den  gewidmet  seind. 

Steheis  dahero  darauf,  dass  man  den  2(Xrten  Pfennig  anlegen 
oder  die  Last-  und  Feilgelder  wird  angreifen  miisnen. 

Diesem  näclist  ist  auch  unsere  AllianzbaiHllung  bis  zu  kUnl>iger 
Versammlung  differiret  worden,  und  sagetc  mir  heute  der  Ratb  Pen- 
sionarius,  es  wären  seiner  alle  Glieder  darin  einig  gewesen,  dass 
man  dieselbe  auf  etliche  Jalire  prninngiren  .  .  .  müebte,  hätte  aber 
gnugsam  verspüret,  das»  man  in  puncto  der  wirkliclien  Hilfe  und  der 
Extension  auf  E.  Cb.  D.  ganzen  Staat  schwerlich  wlird  einig  werden  . , 
und  hätte  es  mit  der  weitern  Extension  wenig  zu  bedeuten,  weiln 
derselb,  wer  da  schuldig  E.  Cb.  D.  in  Preussen,  Pommern  und  Cleve 
zu  schützen,  per  indirectuni  sich  wUrd  verbunden  finden,  E.  Ch.  D. 
ganzen  Estat  retten  zu  helfen. 

Den  franz.  und  englischen  Ministris  ist  am  Freitage  auf  ibre 
Meniorialen  eine  solche  Antwort,  als  wir  jUngst  Uberschicket,  zuge 
fertiget  worden.  Und  seind  darauf  iu  Holland  der  Herr  von  Slin- 
geland  und  der  Herr  Vogelsang,  Pensionarii  von  Dortrecbt  nnd 
Amsterdam,  zu  der  Scliiekung  nach  Dänemark  und  Schweden  geno- 
mtniret,  welchen  dann  die  Provinzen  Seeland  und  Friealand  auf  allen 
Fall  noch  zweene  werden  beifügen.  — 

Es  bat  aber,  wie  man  uns  -mit  hoben  Contestationen  betbeuert, 
diesen  Verstand,  dass  sie  darum  keines  Weges  wollen  ablassen  von 
angefangener  Defensiou  des  Königs  von  Dänemark,  noch  auch  die 
Schickung  lassen  wirklich  für  sich  geben,  wo  sie  nicbt  durch  Frank- 
reich und  Engeland  zuvorderst  versichert  sein  werden,  dass  Sehwe- 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


VerBthkdetie  Sachrichten  wihrend  d.  VerlngtiDg  der  Staaten  von  Holland.      163 

deo  sie  und  Friede  begehre  .  .  .  Und  sagete  mir  oberwälinter  Herr 
Balh  Pensinnarius ,  äüsn  snlclies  des  Staats  innerliclie  Meinung  und 
reclite  Intention  wäre  .  .  und  möchte  icii  solclies  E.  Cli.  D.  zu  dero 
Nachricht  kUbnIich  Übersclireiben. 

Mit  den  östreicliieclien  und  polnischen  MinistriH  haben  wir  zuwei- 
len was  zu  thun  gehabt,  um  dieselbe  ausser  Ungeduld  und  Jalousie 
vx  halten.  Nunmehr  aber,  dass  sie  täglich  den  Grund  des  Staats  und 
unserer  Conduicte  handgreiflich  sehen,  nllermaassen  es  denn  vernttnf^ige 
und  feine,  audi  hie  wolgelittenc  Leute  seind,  so  ist  alles  gut  und 
wol  zufrieden. 

Der  Herr  Fricquet  hat  uns  I.  Kais.  MaJ.  an  ihn  de  dato  30.  Nov. 
ab^e1a.98enes  allergn.  Rescrijit  in  original!  selien  und  lesen  lassen, 
worin  dieselbe  sich  nach  der  Länge  auslassen,  wie  und  wnsmnassen 
man  nunmehr  auf  die  österreichische  Allianz  zu  dringen,  allerends 
aber  befehlen,  dass  es  mit  unserm,  als  E.  Ch.  D.  Ministrorum,  Gut- 
finden gcDian  und  zur  Hand  genommen  werden  solle.  Und  mitssen 
wir  bekennen,  dass  wir  aus  selbigem  Schreiben  treffliehe  Merkzeichen 
gesehen,  dass  I.  Kais.  Maj.  ein  sonderbares  Vertrauen  zu  E.  Ch.  D., 
ffie  auch  L  Höh.  und  Prinz  Mauritzen  f.  Gn.  setzen  und  ein  an- 
ders nicht  hegehren,  als  durch  zulässige  Mittel  männiglicben  bei  dem 
seinigen  zu  schützen.  — 

Sonst  haben  L  Maj.  von  Dänemark  hiehin  gerescribirct,  dass  Sie 
die  GlUcksladt  nicht  könnten  Übergeben  und  dass  Sie  dem  Staat 
anf  den  Drontheimischen  Zoll  oder  dergleichen  alle  begehi-te  Ver- 
sicherung geben  wollten.  Ob  sie  nun  damit  werden  deromaassen  zu- 
frieden sein,  dass  sie  zu  näherer  Anleihe  verstehen  sollten,  daran 
mDssen  wir  unsers  unterth.  Ortes  nicht  wenig  zweifeln. 

Wie  es  in  England  stehet,  werden  E.  Ch.  D.  aus  Hrn.  Schlotzer's 
Briefen  vernehmen.  Gleichwie  er  mir  aber  per  Postscript  lasset 
irissea,  dass  der  Proteetor  selbigen  Tages  Ordre  an  die  Flotte  ge- 
Echicket,  sie  möchten,  wo  es  der  Wind  einigermaassen  zuliesse,  sonst 
UDcrachtet  alter  andrer  Dif6culteteu  wieder  auslaufen:  so  schreibet 
der  Herr  Nieupoort  schier  das  Widerspiel,  und  dass  sie  zumal  ge- 
devalisiret  wären  eingekommen,  auch  selbst  die  Thenies  deromaasscn 
von  Eise  triebe,  dass  es  nicht  glaublieb,  dass  sie  diese  Macht  noch 
einmal  gegen  die  Gewalt  der  Nordostwinde  und  befrorener  Ströme 
wQrden  wagen;  also  dass  man  die  Gewissheit  darunter  mit  nächstem 
erst  wird  zu  vernehmen  haben. 

Im  übrigen  hat  das  Frankfurtische  AUianzwCsen  und  dass 
sonst  auch  Pfalz-Neuburg  sicli  liie  und  dort  mit  Waffen  und  Wer- 

11* 


254  '-     nrtiii<l«iiburt;  und  ille  Ni  eile  rinn  de, 

buDgen  berumschleppet,  alliie  bo  viel  veruinacliet ,  dass  der  Staat  es 
anfanget  zu  apprelieoiliren ;  dauneiiliero  befohlen,  das»  man  auf  die 
Guaruisnnen  ein  nacliendes  Auge  liaben  solle,  l'riüz  Mauritzen 
f.  Gn.  neind  aiieli  nebst  uns  in  Arbeit,  darunter  vom  Estat  auf  allen 
Fall  näbere  Erklärung  und  Assistenz  zu  erbalten,  und  wird  viel  ge- 
saget,  aucli  von  Paris  bieliiu  geschrieben,  dass  nie,  die  Alliirte,  was 
«onderliehs  fUrliaben  und  kUnflig  von  der  Tlirenniselien  Armee 
sieh  ad  2(XX)  oder  3000  mit  ilinen  würden  eonjuiigiren. 


Der  Kurfilist  an  Weiman.    Dat.  Sondeiburg  12.  Dcc.  1658. 

|Die  Eroeufruug  «Iit  Alliuiicp  za  belrcil'eii.  Der  Kaiser  darf  tiiclit  hrüskirt  wer- 
den. Zureclil Weisung  des  cnglischon  Geanndlin  in  Beznt;  niif  die  Sldlung 
Scbuedcns  ] 
c.  Aiitwoit  auf  difl  Relationen  vom  13  und  ]ö  Dec,  —  Das  Memoire 
über  die  iinie  Alliancc  wird  gcliilligt.  Woinian  i-oll  (]iisMdl)e  ebeslens 
übergeben  und  liio  Suche  angrlegctitlich  betreiben,  , damit  die  ttefalirlirlie 
iiiteiidirtc  |>aiiiL-ul;ir  Tractaten  um  so  viel  w<-iiif;er  Siiiit  ßiiden  mt>gen." 
Die  Alliaiiuc  mit  dem  Kniser  rieilieh  hiit  -.eni^^  AuR-icIit;  Weimaii  boU 
nur  vcibiilcn,    dnss  der  kii'serJiebe  Ue.'niiiÜe  nicht  {'i;ieii  Rilat  heibeiführt. 

Gegen  sok-iie  Tractaten  aber,  darinnen  allerliöelifilgcd,  1.  Kais.  Maj. 
gänzlich  ausgeaeblossen  werden  wollte,  habt  Ihr  Encli  mit  aller  Maeht 
zu  setzen,  dieweil  Wir  dabei  sehr  gefährdet  werden  dürften.  Zu 
einem  Universal  frieden  aber  könnten  niclit  guugRame  Debvoires  an- 
gewendet werden.  — 

Dem  engliseben  Gesandten  aber  kann  gleicbwol  remonstriret  wer- 
den, dass  die  Couteslationes,  ho  er  an  seiner  Seiten  thut,  dass  ihneu 
nämlieh  die  Kdnigl.  sehwediseben  Proceduren  gegen  Dänemark  sehr 
zuwider,  mit  dem  versproehenen  Succurs  gar  nicht  übereinkämen, 
und  wäre  dieses  nocli  viel  zu  frlihe  gesprochen:  ihr  Interesse  litte 
es  niebt,  dass  Schweden  gar  unter  die  Flissc  gebracht  werde,  weil 
man  viel  mehr  iu  denen  terminis  versirete,  dass  Schweden  nur  be- 
bindert werden  sollte,  andere  mächtige  Kronen  zu  subjugiren  und 
sieb  dadurch  Meister  über  so  viel  andere  Status  mehr  zu  uiacbcn; 
wenn  die  Sache  erstlieh  Ju  solelien- Stand  geratben,  dass  Schweden 
gar  unter  die  Küsse  gebracht  werden  könnte,  so  wäre  alsdann  ander- 
weit hiervon  zu  sprechen.  — 


^aovGoOt^lc 


Der  ÖBIreichische  und  d.  potiiUch«  Gesandte.    Die  Medialioa.    England        ]^gg 

Weiman  an  den  Kurftiraten.     Dat.  Haag  27.  Dec.  1658. 
(praes.  zu  Ripen  25.  Dec.) 

VerhandluDgen  der  Niederländer  mit  Frankreich  und  lingland  über  die  Mediation. 
Fricquet  und  Pinooei,  Furcht  vur  eiuem  Krieg  mit  England.  Eroberung  von 
Wtta.  Die  VerbandluDgen  Atiakia'P.  Der  PraUgrar  ron  Neubnrg.  Klage  über 
den  Ädmirnl  Obdam  ] 
Man  gibt  nach  wie  vor  die  eifrigsten  Ver.^icherungcn,  dass  die  Staaten  27.  Dec. 
tren  bei  der  Partei  halten  werden,  und  dass  all  ihre  Verbaudlungen  nur 
lum  iteslen  derselben  zielen.  „Und  haben  die  Dopntati  der  Generalität 
aru  terwichenen  '24.  dieses  zwar  ini',  den  fianz.  und  englischen  MinistrJs 
eine  Conferenz  gehatten,  wobei  sie  sieh  verglichen,  dass  der  König  von 
Schweden  diesen  Staat  zur  Mediation  adniiltiren  miläste;  inniaassen  denn 
erRihnte  Ministri  angenommen,  solches  dnrch  .Moiis.  Aka  kia  ')  mit  ehestem 
aaswirken  za  lassen. ''  Man  bittet  W  ei  in  an  e'ifnfi,  dies  nicht  zu  missden- 
ten  —  ^man  möchte  keine  Ombrage  ron  ihrem  Than  nehmen,  nochs  auch 
übel  deuten,  dass  man  ihres  Theijs  die  Fornies  so  ger;ide  nicht  iu  Acht 
nehme,  man  wäre  ja  ihres  gnten  Willens  gnug-am  versichert  .  .  .  nähme 
diesrlbe  (Mediation)  nun  der  Könifr  von  Schweden  an,  so  stünde  es  ja 
auch  Enra  Theile  hei  ihnen,  einen  general  und  sichern  Fiieden  zu  befordertt, 
iliren  Alliirten  zn  hohem  IJestcn;  nähme  er's  nicht  an,  %o  hätte  man  dieser  - 
Si'its  den  Glimpf  gewonnen,  zumal  nichts  aber  verloren,  weil  man  intnitlelst 
degtn  weniger  ni<ht  mit  aller  Macht  agircn  würde." 

Wir  unsers  Theils  wenden  allen  Fleiss  an,  um  den  Staat  bei 
herzhaften  Consiliis  und  die  Geallitrtcn  auBser  Jalousie  und  Unge- 
duld zu  halten;  womit  wir  uns  denn  zuweilen  gnugsain  geembaraeBi- 
ret  finden;  sintemal  bald  der  Kaiserliche  Jalousie  nimmt,  dass  er  mit 
seiner  Alliance  nicht  fortkann;  bald  der  Herr  Pinocci  Ungeduld  zei- 
get und  sieh  vernehmen  lasset,  sein  König  könne  sich  auf  diese 
Maaeae  nit  länger  aufhalten  lassen,  sondern  müsse  endlich  seine  Me- 
Bures  nach  sich  selbst  nehmen.  Wodurch  wir  denn  auch  desto  mehr 
zurSckgehalten  werden,  von  unserer  particulieren  Allianzhandlung 
in  reden  oder  unser  längst  abgcfasstc«  Memorial  zu  Übergeben.  — 

Man  fanget  an  höchlich  zu  apprehendiren ,  dass  der  itzige  Herr 
Protector,  sich  desto  mehr  zu  befestige»,  nach  seines  verstorbenen 
Herrn  Vaters  Exempd  Krieg  filrhabc  mit  diesem  Estat  und  desselben 
Einwohnern;  zumal  man  glaubet,  (lass  man  dem  englischen  Volke, 
welches  hiesige  Trafßques  und  Keichthum  nicht  wenig  beneiden  soll, 
daran  einen  Gefallen  erweise  .  .  .  Wozu  denn  auch  dieses  kommt, 
dass  man  glaubet,  Frankreich  sehe  solches  nicht  ungern«,  gestalt  da- 
durch das  arbitrium  rerum  in  die  Uände  zu  kriegen  und  den  Fu88 

')  Ueber  dessen  Vermitleluagslbütii^'keit  auf  dem  uurdiacheu  Kriegsschau- 
platz vgl.  Urk.  und   ActoDBt.  111. 


„A^iOOt^lc 


Ifig  I.     BraDdeobarg  und  die  Nicderlnude, 

aus  dem  englischen  Eieen  mit  der  Zeit  zu  zietieu.  Und  wird  man 
also  dieses  Ortes  um  desto  melir  auf  eine  kräftige  Equipage  bedacht 
sein  mDssen. 

lieber  E.  Ch.  D,  glUcklicbö  Progresscn  gegen  die  IdbuI  Älsen  '), 
wozu  wir  auch  unsers  Tbeila  von  Herzen  Glück  wünschen,  war  man 
alhic  über  die  Maasse  frob,  und  ist  darunter  alsfortens  die  etwaliche 
Beschreibung  zum  Drucke  befördert  worden. 

Mons.  Akakia  ist  alhie  nur  etwa  3  Tage  stille  gewesen  und 
gestert  wieder  aufgebrochen,  um  sich  zu  I.  Maj.  von  Schweden  zu 
begeben.  Er  saget  mit  hohen  BctheucruDgen,  Frankreich  wolle  einen 
Frieden  und  wollteu  sie  sich  von  Schweden  nicht  länger  dupiren 
lassen,  sondern  alle  Htllfe  zurückziehen,  wo  der  König  nicht  rund  re- 
solviren  wollte;  400,000  fl  hatten  sie  gegeben,  mehr  aber  würden  sie 
nicht  ausreichen,  bis  sie  des  Königs  von  Schweden  wol  versichert 
wären;  sie  könnten  auch  leiden,  dass  Oeßtreicb  includirt  würd,  denn 
sie  müssten  nutbwendig  auch  Friede  machen  mit  Spanien.  Endlich 
aber,  und  wenn  man  lange  mit  ihm  geredet,  so  ging  den  vorigen 
Sincerationen  viel  ab,  wenn  er  sich  bedünken  lassen,  man  würd  dcn- 
noeb  an  verschiedenen  Oerfem  tractiren  müssen ;  denn  männiglichen 
dieser  alte  schwedische  Griff  gar  zu  viel  Nachdenkens  gibt.  — 

Dass  der  Herr  Pfalzgraf  von  Neuburg  droben  am  Rhein  mit 
wenig  Macht  viel  Geschreies  macht,  hat  die  Sachen  alhie  dahin  ver- 
anlasset, dass  man  auf  alles  gute  Ordre  stellet  im  Clevischen,  und 
dass  deswegen  Prinz  Mauritzen  f.  Gn.  ersuchet  ist,  dabin  zu  gehen 
mit  gewisser  Ordre  an  die  andern  Gouverneurs,  dass  sie  auf 
Ersuchen  S.  f.  Gn.  mit  Völkern  zu  Ross  und  zu  Fusse  sollen 
assistiren. 

Vnd  ist  man  im  übrigen  nicht  gar  zumal  zufrieden,  dass  der 
Admiral  die  Herren  Schweden  in  der  Ostsee  deromaasscn  lasset  do- 


Joh.  Copes  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  30|20.  üec.  1658. 

(Fri^qaet.     UazufriedeDlieil  mit  dem  Admiral  Obduni.| 

!.         Der  Kaiserliche  Abgesandte  Herr  Fricquet  saget,  dass  er  von 

I.  Kais.  Maj.  befehliget  sei,  über  eine  Defensivall  iance  zu  Beförderung 

des  gemeinen  Friedens  mit  diesem  Statu  in  Conferenz  zu  treten 

mit  Begehren,  wir,  Namens  E.  Ch.  D.,  zum  selbigen  Zwecke  coope- 
riren  wollen. 


')  EroberoDg  der  luael  Alaeo  um  16.  Dec.  1658. 

DqitzedüvGoOt^le 


Alscn.     Akakia.     PfaU- Neu  barg.     Admiral  Obdam.    Fricquet.  'IQ'J 

Des  Herrn  von  Waesenaers,  hiesigen  Admirale,  Schreiben  aus 
Copenhftgen  vom  18.  Dec.  haben  hiesiger  Uegiening  keine  Satisfaction 
gethan,  indem  er  immer  Über  seine  Kriegscapitainen  klaget  und  wie 
sie  die  schwedische  Schiffe  in  Landscron  nicht  eingehallen,  viel  min 
«ie  verfolget  hätten;  so  hätte  er  auch  nur  ein  einziges  Schreiben  von 
E.  Ch.  D.  erhalten  und  dahcro  unwissend  gebliehen,  welcbergestalt 
er  E.  Ch.  D.  möchte  an  die  Hand  gehen.  So  sei  er  auch  fUr  seine 
Person  indisposä,  dass  er  seine  Kammer  halten  und  zu  Schiffe  gar 
nicht  agiren  könnte.  — 


Der  KarfUrst  an  Job.  Copes.     Dat.  Hauptquartier  zu 
Kipen  5.  Jan.  1659. 

[Fricquet.     Die  Hallung  Obdnm's  <leni  Kurfüraien  gegenüber.)  1659. 

Copes  ?oll  die  BemUhangcn  Fricquet.s  tnögliclisb  unterstützen.  15.  Jan. 

Dass  Wir  dem  Adniiral  Opdam  nicht  mehr  als  einmal  gesehrie- 
ben,  ist  zwar  nicht  ohne;  dann  weil  wir  nichts  gewissers  verhofft, 
als  dass  er  darauf  das  begehrte  Fahrzeug  schicken  würde,  so  haben 
IS'ir  mit  fernem  Schreiben  hillig  zurückgehalten.  Was  nun  denselben 
an  solcher  begehrten  Uebersclnckung  gehindert,  uml  dass  das  gute 
Dessein  nicht  beßrdert  werden  können,  das  lassen  Wir  zu  seiner  Ver- 
antwortung gestellet  sein. 


Weiraan  an  den  KurfUrsten.     Dat.  Amsterdam  4.  Jan.  1659. 

IStiomiDag  voo  Holland.    Fricquet  und  aeine  vergeblicbeu  Vcreucbe;  herrecbendu 

Abneigung  gegen  tipanien   oud   OcglreicK      Spaniscb-franKÖsiauhe  FriedenBlrac- 

laleo-,  EiDwEtkung  dcTselbeo  auT  die  liiceigen   Aussichten.    Wciman  tn  Amstcr- 

dam;  gute  Stimmung  daseibat.     Danisr^tiec  Anleihevcrsuch.) 

Holland   dringt  jetzt    ernstlich   auf  Abschiekung  einer  Flotte   von   60  4.  Jan, 
Scbiffen  nach  dem  Sand;  zugleich  auf  enge  Verbindung  mit  Kurbrandeoborg. 

Der  Herr  Fricquet  hat  schier  alle  Glieder  in  particulier  be- 
suchet, aber  ein  anderes  nicht  ausgerichtet,  als  dass  er  gesehen,  wie 
ffol  und  nützlich  wir  ihm  gerathen,  sich  in  publico  nicht  zu  prosti- 
tuircn;  es  ist  noch  gar  zu  frtthe  mit  den  Bi>anischen  und  Ostrcichischen 
Allianzen  in  diesem  Staat  aufzutreten  ....  Wenn  auch  die  Regenten 
wollten,  so  wDrd  man  doch  die  Prädicanten  und  das  Volk  eher  zur 
Oesperation  als  auf  einen  solchen  Weg  bringen  können.  — 

Wir  waren  dieserwegen  vorgestern  bei  dem  Herrn  Fricquet 
nebst  dem  polnischen  in  Gonferenz,  und  kann  er  zwar  dagegen  nichts 


Aj.OOt^lC 


\Qfi  l-     Brandenburg  und  die  NiederlBode. 

sagen,  allermaossen  er  auch  in  der  That  sich  darnach  ricbt<;t;  udh 
dUnket  aber,  das»  der  Mann  trefüicli  argwöhnig  ist  und  immer  sor- 
get, man  niOcIite  es  nicht  recht  mit  ihm  meinen.  — 

Ans  Frankreich  continnirets,  dass  man  zu  Lyon  traetire  mit  spa- 
nischen Ministris,  und  das»  die  Pracliminaria  bereits  ziemlieh  weit 
geavaneiret  gewesen  wären.  Und  gibt  dieses  auch  nicht  wenig  Mii- 
thes  an  diesen  Staat  gegen  Engtand  und  Schweden,  weil  man  nicht 
zweifelt,  dadurch  werd  die  englische  Maclit  zicmlicli  gedistrahiret  und 
die  kaiserliche  verstärket  werden.  Und  künnen  aus  diesem  allen 
E.  Ch.  D.  böchstvern (luftig  ermessen,  dass  alhie  das  gemeine  Werk 
zwarn  annoch  einen  so  gewissen  Cours  nicht  genommen,  dass  niati 
darauf  fussen  könne,  jedoch  dass  es  auch  aunoch  nicht  so  bewandt 
sei,  dass  mau  an  Bestsludigkeit  und  herzhaften  Reeolutionen  gar  ver- 
zweifeln sollte. 

Vür  Eude  des  Monats  aber  sei  kein  Ausschlag  zu  erwarten;  er  sei 
daher  uacb  Amsterdam  gegaogen;  von  hier  Molle  er  mit  Prinz  Moritz 
URch  Cleve  sich  begeben,  in  Eile  seine  Privatsachen  ordnen  und  dann  nach 
dem  Hnag  zurückreisen.     Die  Stimmung  in  Amstordam  ist  vortrerflich. 

Dänem;irk  wirbt  um  Geld  für  neue  Truppen;  ohne  Verpraudung  von 
Olückstadt  bekommt  es  aber  diesmal  keinen  Heller. 


Der  Kurfllrst  an  Weimaii.     Dat.  Hauptquartier  zu 
Ripen  27.  Der.  16Ö8  (com\  Scliwcriu). 

(Die  Dt'ue  Alliance,     Keine  parliculareo  PtiedeDaverlinndlungi'D.     Farspruclio  für 

Oeflterreich.      Der    Ffalzgrar    von    Neuburg.     Diplomatiacbo    Cooperation    mit 

Oeeterreich  ] 

Die  Üeschräiikung  der  zu  erneuernden  Alliynce  auf  eiuen  Tbeil  der 
kuiTürsilichcu  Laude  i^t,  wenn  irgend  niüglith,  zu  vtrmtiden. 

Was  aber  die  Friedcnstractaten  anhelangt,  ist  so  hochnötig,  das« 
selbige  universcl  seien  und  an  einem  Ort  geschehen  mögen,  dass  "Wir 
auch  alles,  was  ausser  dem  vorgenommen  werden  möchte,  niclit  allein 
ganz  inutil,  sondern  auch  dem  gemeinen  Wesen  sehr  nachtheilig  hal- 
ten; Bcind  auch  versichert,  dass,  wenn  der  Stjuit  nur  fest  darauf  be- 
stehen wird,  man  schwedischer  Seiten  darinnen  zu  willigen  keine 
Difticultct  machen  werde. 

Zu  dem  Ende  Ihr  denn  demselben  vorzustellen  habet,  dass  man 
in  diesem  Werke  uiclit  auf  den  alten  Hass,  ho  man  gegen  Oesterreich 
hat,  oder  auch  auf  das  Haue  an  ihm  selbsten  sehen  mllssle,  als  ob 
man  nicht  zu  achten,  dass  man  selbigem  Hause  Gutes  thäte;   beson- 


A-nOO<^IC 


SpiDisch-rraDiös.  FrieilvDSVsrbaudl  Ot^slen-eidi  im  Hiia};.   Die  OsUeefloUe.     \QQ 

(lern  es  inuss  vorneliinlich  dahin  gesehen  werden,  dass  des  Feindes 
Dessein  gebrochen,  welches  bloss  dahin  gerichtet,  dass  zwar  derselbe 
mit  eines  Thcils  Frieden  machen,  dennoch  aber  in  armis  bleiben  und 
den  Krieg  an  einen  andern  Ort  transferiren  will.  Welches  wenn  es 
ihm  gelingen  sollte,  Polen  und  Dfinemark  nimmer  sieher,  et  eonse- 
quenter  der  Status  stets  unruhig  sem  würd.  Zu  gcechweigen,  daes 
Wir  auf  solche  Art  der  Schweden  Begierde  recht  aufgeopfert  werden 
würden;  dann  wenn  Polen,  Dänemark  und  der  Staat  die  Hand  vom 
Werke  abgezogen  und  Schweden  den  Krieg  gegen  Oesterreicli  con- 
tinuiren  sollte,  so  würden  Unsere  Lande  das  stetswährende  l'hcatrum 
belli  nnd  Wir  viel  ttbeler  dran  sein  als  itzo,  da  Wir  Uns  aller  solcher 
.Assistenten  gebrauchen  können.  — 

Wir  haben  dieses  alles  auch  dem  hier  anwesenden  Gesandten 
Yssbrandten  vorstellen  lassen'). 

BeilJegeod  Ali.'^chrift  eines  „narbdenkliclieri"  Schreibens  des  PfaU- 
giafen  von  Neuburg  an  den  König  von  Polen.  Weim.in  noll  da^selhv 
»a  geeigneter  Stelle  im  Hi<ag  uiJtlheilcn      [Fehlt] 

Weil  Wir  auch  vernehmen,  dass  es  mit  der  ösferreicliischen 
Alliance  noch  viele  Difücultäten  gibt,  so  hat  der  Herr  Yssbrandt 
auf  Unser  Begehren  sich  erboten,  solches,  als  welches  Wir  dem  ge- 
meinen Wesen  sehr  zuträglich  ermessen,  an  seine  CoDÜdenten  und, 
wenn  Wirs  begehreten,  auch  an  den  Staat  selbst  zu  dem  Endo  zu 
recummandiren,  damit  man  sich  darzu  verstehen  möge.  Ihr  werdet 
nicht  unterlassen,  dasselbe  auch  an  Euerm  Orte  äussersten  Fleisses 
zu  befördern  und  dem  Herrn  Fricquet  alle  gute  Anleitung  darzu  zu 
geben.  — 


Job.  Copes  an  den  Kiirfllistcu.     Dat.  Haag  27!17.  Jan.  1659. 

(ttollaoil  heao(rB(jl  die  Kiiukbcruriiiig  der  Ftultu  iius  der  OdCeuu.  Giüiide  widi>r 
und  für.  Diu  Gcntrnlilal  Irilt  bi'i.  Uii7,iifrii>dunliBit  mit  dum  nciiehmeii  des 
.Idmirali)  Upduni.  UiiB  UnturuL-lmifii  des  Kiirfiirslvii  !;i:gi'ti  Fridcriciu ;  man  K»i'i- 
l'dl  »n  der  MÖglichkeil]. 
Bei  der  jetzigen  Vei-eammlung  von  Holland  ist  wegen  Kevocirung  üT.  Jmi. 
der  SchitTsflotta  unter  dem  Admiral  Opdam  eine  so  ernsthafte  De- 
liberation  angestellt,  als  wol  immer  in  einiger  Staatssaclic  ist  ge- 
schehen. Einerseits  ist  considcrirt,  dass  man  dem  Könige  von  Dänc- 
markcn  kraft  der  Üefensivalliance  GOtK)  Manu  zu  liefern  schuldig 
und  nur  2000  gesandt   habe;   das  gemeine  Interesse  ebenfalls   dahin 

')  Vgi.  ürt.  u.  Aumnat.  III.  133  f.  und  oben  pug.  1^9. 

DqitzeaOyGoOt^lc 


I'JQ  I.    Braniienburg  und  die  Niederlande. 

liege,  den  Orisund  in  Sr.  Maj.  Händen  und  Gewalt  zu  bringen  und 
zu  maauteiliren ;  das»  auch  ein  Engagement  so  weit  seinen  Anfang 
genojnmen,  dass  eine  so  anselinlictie  Flotte  dahin  gesegelt,  und  mit 
liöchster  OiFenBive  des  Königs  von  äcliweden  obiger  Secours  in  Co- 
penhagcn  gebracbt  und  desto  böhere  Hostilitat  verursachet  ist;  dass 
man  dcio  Maj.  von  Schweden  die Copenhagische  Belagerung  nit  allein 
unfruchtbar  machen,  sondern  auch  tentiret  habe,  dero  ganze  Flotte  zu 
ruiniren ,  und  dadurch  E.  Ch.  D.  und  die  Conföderirte  wirklich  anzu- 
feuern, Schweden  zu  suppriniiren  —  und  also  die  Flotta  dort  bleiben 
mttsetc.  — 

Andernthcils  ist  hergegen  vorgestellet,  dass  Engeland  sich  neben 
Frankreich  des  Königs  von  Schweden  angenommen  und  zwar  Frank- 
reich durch  dero  Gesandten  den  Statnm  von  dergleichen  zu  tbun  abge- 
mahnet,  Engeland  auch  wirkliche  Hilfe  zu  Wasser  iterative  hineinzu- 
echicken  unternommen  und  annocb  dergleichen  Hülfe  anbiete;  ja  da- 
durch Ursacli  nehme,  diesen  Statum  in  anderen  Sachen  zu  querelliren  . . . 
zu  geschweigcn,  dass  Engeland  Überaus  stark  arniire  und  ein  Parlament 
zu  kräftiger  Fortsetzung  so.lches  Dcsseins  ausgeschrieben  habe:  und 
man  also  Flotta,  Frieden  zu  halten,  billig  zurllckziehen  milsste. 

Trotz  aller  angcstL'Ilten  Gegetibemtibungen  muea  sii  h  die  Generalität 
doch  dem  Vorschlag  Hollands  ansdiliesEcn;  eie  läsüt  bei  dem  däDiachen 
Uesiindteii  und  bei  Cope«  den  Kot^cbluse  noch  mit  einem  besonders 
dringenden  Grund  eutEchulüigeii: 

nämlich  dass  die  Flotta  dergestalt  von  allem  unversehen  und  von 
Mannschaft  entblösst  wäre  und  durch  eingerissene  Krankheit  in  kur- 
zen Wochen  dergestalt  ferner  würde  entblösst  werden,  dass  sie  her- 
nacher  derends  nicht  würde  zu  hersetzen  sein,  ja  wol  nicht  in  See, 
viel  min  heimwärts  gehen  können.  — 

Des  Herrn  von  Opdams  Fahrlässigkeit,  oder  wie  es  seiner  Sei- 
ten genennet  wird,  Indisposition  und  dadurch  verursachte  Versftum- 
niss,  E.  Ch.  D.  mit  Fahrzeug  an  die  Hand  zu  gehen,  wird  bie  überaus 
übel  gedeutet,  auch  bei  seinen  besten  Freunden.  — 

Mit  hüchsteni  Verlangen  ziehet  man  hie  zu  GemUtbc  den  glücklichen 
äuccess  der  Entrcprinse  uf  Fredrixode,  Wiewol  bei  niänniglichen  sel- 
bige vor  eine  Unmöglichkeit  ufgenommcn  wird. 

Der  entsprechende  Iterehl  an  die  Flotte  zur  Itiiikkehr  ii<t  ulsbald 
t^.  d.  2T/1T.  Jan.  un  dieselbe  erlassen  worden.'). 

■)  Vgl.  Aitzeroa  IV.  aTT.    Secreta  BeBolot  II.  3. 


^düvGoot^lc 


Rückberufunp  der  Ostsceflolte.  171 

Job.  Copes  an  den  Knrfllraten.    Dat.  Haag  29  19.  Jan.  1659. 
(praes.  Ripen  22.  Jan.) ') 

P1«D  die  niederländische  Flotle  aus  iea  dänisrben  GewäBBerD  Eurüvbinruren. 
Grosie  Rüstungen  Eor  See;   BeaorgDJBS  eiavs  neuen  engliachen  Kriege») 

Wegen  Zurdckforderung  der  SohifFflolta  von  Kopenha^u  ist  an-  29.  Jui: 
DOffa  nichts  bestSndigeB  resolvirt,  nur  dass  in  kurzem  selbiges  ge- 
schehen solle;  es  sei,  dass  man  sie  insgesanimt  hiehin  ziehe,  oder 
selbiges  dem  Herrn  Admiraln  anheimstelle,  wie  viel  Schilfe  er  dort 
lassen  wolle,  oder  dass  man  ihm  von  hinnen  RcBolutioa  zuBchicke, 
etwan  10,  !2  oder  zum  höchsten  14  dort  zn  lassen.  Alles  dannoch 
mit  diesem  Vorsatz  (wie  man  uns  hie  dessen  versichert)  dass  inwendig 
Bcchs  Wochen  eine  neue  Flotte  fertig  sei,  so  das  gemeine  d&nische 
Wesen  secundire,  und  dass  auch  da«  englisclie  Vornehmen  sie  daran 
nicht  verhindern,  viel  min  zurückhalten  solle.  — 

Die  Armatur  zu  Wasser  gehet  hie  Oberaus  stark  vor  sich,  und 
tragen  viele  hohe  Regenten  keine  Sehe»  zu  sagen,  dass  sie  wol  be- 
merken, dass  England  mit  sie  brechen  wolle,  weiln  es  sich  so  tief  in 
die  dänische  Sache  immisciret  und  ufs  neue  so  stark  armirct. 


Weimau  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  31.  Januar  1659. 

|Die  Itevocatiun    der  Flotte.     Betheueningen    der    Gcneralstaaten.      tielduoler- 
Btiitznng    für  Dänemark.     Eine  Falschheit  scheiat  nicht  zu  Grunde  sii  liegen. 

Der  kaiaerliche  Gesandte  Fricqiiel  mit  Beineoi  Anliegen  gcicbeitcrt) 

Sobald  ich  vernahm,  dass  man  io  Uolland  was  wichtigs  ftlrhatte,  31.  Jan. 
so  hab  ich  alles  zu  Cleve  zurDckgesetzet  und  mich  in  aller  Eile  wie- 
der hiehin  verfQget. 

Angelegenheit  der  Rückberufunj;  der  Flotte  —  vergebliche  ßemübun- 
gcn  dagegen  —  die  UnraöglicIikiiC  wird  fiufs  dringcndütc  Torgcstcllt  —  der 
Admiral  verlangt  dtircliaus  die  Ufit-kkelir;  er  leide  Mangel  an  Officiercn, 
Mannschaften  und  Lebensmitteln;  mit  dem,  waa  er  nocb  habe,  könne  er 
kanm  8  Schiffe  arrairen  cte.  Uelirigcns  »ersichert  man  aiifs  eifrigste,  dass 
ika  keinen  Atifall  bcdenteii  eoIIo,  man  werde  bald  mit  besserer  Aus- 
rüstung zurückkehren  etc. 

Mich  insbesondere  hat  man  ersuchet,  ich  möchte  es  feste  glauben 
imd  E.  Ch.  D.,  inmaasscn  es  der  Herr  Ambassadeur  Ysbranda 
gleichfalls  thuu  wttrd '),  versichern,  dass  sie  es  redlich  meineten  und 

')  Die  Dalining  dieaee  Briefes  acheint  unrichtig  zu  sein ;  der  Brief  würde,  trenn 
■m  22  Jan.  d.  I.  1.  Febr.  sL  n.  zu  Ripen  praaentiH,  cur  drei  Tage  unterwegs  ge- 
wesen sein;  der  Fehler  liegt  aber  wol  In  dem  Datum  aus  dem  Haag;  der  Brief 
moBS,  wie  auch  der  Inhalt  zeigt,  vor  dem  vom  21. /IT.  Jan.  geechriebon  lein. 

■)  Urk.  n.  Actenal.  IH.IM. 


A-nOO»^lc 


272  '-    Brandenburg  und  die  Niederlande. 

nicht  aussetzen  wollten,  es  mtlchte  auch  gehen  wie  es  wollte;  weswe- 
gen man  mir  denn  auch  in  Vertraueu  geofTenbaret ,  man  werd  erster 
Tage  I.  Maj.  von  Dänemark  eine  merkliche  Summe  Gelds  zu  Wer- 
bungen zaiilen  lassen  und  vorschiessen.  Wenn  wir  nun  betrachtet, 
dass  nicht  alles  unbegründet  und  dahero  die  sechs  Provinzen  die 
Kevocation  geschehen  lassen,  wiewol  sie  dagegen  in  den  Protocollis 
einmUthig  geprotestiret ,  so  haben  wir  ein  anderes  dabei  nicht  ver- 
mocht, als  dass  man  alles  dahin  gericlitet,  daes  sie  künftig  auf  dem 
llauptwege  recht  und  gerade  fortgehen  mpgen.  —  Und  niHssen  wir 
dieses  wol  bekennen,  dass  sowol  I.  Höh.  als  auch  wir  nicht  anders 
sehen  oder  vevsiiüren  können,  als  dass  alles  bis  hiehio  noch  treulich 
nnd  ehrlich  gemeinet  sei  und  dass  man  nichts  sonderlicbs,  als  etwa 
fatale  grosse  L'nglUcke,  welche  die  Gemüther  gar  zu  sehr  schrecken 
möchten,  zu  besorgen  und  im  Übrigen  sich  einer  durchgehenden  guten 
Affection  zu  versichern  hat ;  wobei  man  denn  nicht  wenig  auf  die 
Traclnten  mit  Frankreich  und  Spanien,  auf  das  Parlament  in  Enge- 
land und  ob  E.  Ch.  D.  Friederichs-Odde  würden  wegnehmen  können, 
reflectiret. 

Der  kaiserliche  Gt'saiidte  Fricquec  bat  während  W.'s  AbwcseoheiC 
«lies  versucht,  um  sein  Anliegen  wegen  einer  Alliance  durchzosctzen;  er 
ist  nber  einfach  aliEchläf^lich  beschieden  worden  und  will  nun  ruhig  die 
bessere  Gelegenheit  abwerten. 


Der  Kuiftlrat  au  Weiman  u.  Copea.  Dat.  Ripeii  23.  Jan.  1659. 

(Die  bolläDdischu  Flutie  darf  nicht  aus  dem  Suud  zurückgezogen  werden;  an 
ist  das  bestu  Miltel,  Schweden  zum  Friedeo  za  bringen,  Bitte  um  Ucbcraen- 
dung  von  TrnnsportBChiffen ) 
r.  Wir  liabcn  aus  Eurer,  Residenten  Copes,  untertli.  Relation'), 
wie  auch  aus  andern  Schreiben,  eine  Zeit  hero  gespüret,  dass  man 
daselbst  vorhaben«  gewesen,  die  Flotte  aus  dem  Sunde  wieder  zu- 
rückzufordern. Weil  aber  solches  dci-  gemeinen  Sache  Überaus  schäd- 
lich sein  würde,  so  habt  Ihr  Euch  nach  aller  Mögliclikeit  dagegen  zu 
bemühen  und  allen  Fleiss  dahin  anzuwenden,  dass  nicht  allein  die 
Flotte  aldar  verbleiben  und  mit  allerhand  nothdtlrftiger  Provision  ver- 
sehen, sondern  auch  dass  auch  die  andern  Schiffe  daselbsten  aufs 
allerförderlichste  equipirct  werden  mögen,  damit,  ehe  und  bevor  die 
Englischen  wieder  in  See  kommen  könnten,  man  denen  Schweden 
beikunnuen  niOcIite;  wiewol  Wir  die  gewisse  Nachricht  haben,  d«it 

',.  Nämlich  der  vom  27.  Jaauar. 

DqitzedüvGoOt^lc 


RückbcrufuQi;  der  Osfseeflotte.  J73 

wcDD  man  ao  schwedischer  Seiten  merken  wUnI,  dasB  die  Herro 
^aten  bei  dieoer  Hesolutioii  verbleiben,  man  in  ganz  kurzem  einen 
Oeaeralfrieden  haben  würde,  welclier  t^ich  aber  su  oft  relardireu 
dflrfte,  aU  oftc  die  Schweden  die  geringste  HolTnung  bekommen,  dass 
etwa  die  Herren  Staaten  in  ihrer  gefassten  Hesolution  sich  irre  niaclien 
bu^en. 

Itaclideni  auch  7.11  unterschied lielien  Entrepriseii  eine  groitse  An- 
uhl  Fahrzeug  höchst  nötig  sei»  wird,  so  habt  Ihr  Eucli  zu  bemühen, 
Jamit  eine  gute  Anzahl  dessen  mit  den  ernten  Orlngschifleii  Uber- 
knmmen  möge,  weil  man  solches  dieser  Orten  so  viel  als  man  be- 
dOrftig  gar  nicht  haben  kann. 

Die  Kin.^prache  gegen  die  Abberufung  dor  Flotte  wird  gleich  darauf,  7.  Febr. 
<i»t.  WJborg  28,  Jan.  und  wiedermu  dit.  Wiboig  1.  Febr.  l(ir>9  in  noch  11.  Febr. 
nicbdrucklicheier  Weise  wiederholt. 


Weiman  an  den  Kmfllrsten.  '  Dat.  Hajigr  3.  Felir.  1659. 

Et  hicibt  bei  dem  gefasslcn  IJefcbluss  und  bei  den  giKen  Vnsiehenin-  3-  Febr. 
ffn  der  Oeiiernl.^laoteu,  das^^  sie  Iren  nnsli.illen  ivrrdeii.     Bei  alledem  stehl 
in  Bezug  auf  das  von  liier  r.n  Krivailenile  fest  —  „dnss  wir  K.  Cli  I>.  kei- 
nes Dinges  iilü  eines  duichgehemleu  gnlen  Willens  vei  sicliern  mßpeii." 

Weiniuii  und  Copes  Italien  eine  Couferenz  niil  Cunimif-.^aren  der 
(jener al.'taMeu  verlaogt  nnd  abgehalten,  woiiu  alle>,  vertr.-inlii'h  und  neit- 
Uufig  be-ptoc-hen  wurden  i>l;  u.  .-i.  verlangen  sie  aneli  die  Erneuerung  und 
Er«eiterunp  der  Allianee  von   lti5S  ). 


'-  16Ö9. 

inmiiimmaDg  io  Betreff  der  Flotte.  Hollgodigcher  Antrag  auf  Cuutrcorüre  an 
ilcD  AÜDiiral;  der  Burulil  abgugaugeu.  Die  ungliscLe  Flutte  ungefalirlich.  i>iu 
Provinzen  schaBTen  Geld  fnr  neue  Rüstung.  Vsbrandta  t 
Meine  jüngste  haben  E,  Ch.  D.  untertb.  hinlcrbracbt,  wie  dass  7.  pebr. 
Holland  nit  min  al»  die  andere  Provincien  uns  versiebci-t,  dasn  sie 
die  Hand  vom  Werk  nit  abziehen  wollten. .  Nun  erhellet  selbiges  mehr 
iii«l  mehr  daraus,  dass,  da  die  Glieder  selbiger  Provinz  Holland  von 
ilireii  Herreu  Principalen  wiederum  anliero  gelanget,  sie  dergestalt 
animos  aeiud  eingekommen,  dass  sie  hei  der  Generalität  uf  gesteru 
hallen  eingebracht,  dass  man  dem  Lt.  Admiral  Herrn  von  Wassenaer 
wUe  schreiben,  sich  uf  keine  Rückreise  nach  Hause  zu  begeben, 
wndem  mit  der  ganzen  Flotta  dort  zu  verbleiben,  bis  dass  man  ihm 

'1  Vgl.  oben  p.  Xr>9. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


]^74  T-    BrnDd^Dbiirg  ood  die  Niederlande. 

nähere  Ordre  wUrde  zuschicken;  zu  welcbem  Ende  dann  heute  bei 
jetziger  Post  drei  Duplikaten  nach  Copenhagen  abgesandt  werden  '). .  . 
Und  verlioffen  sie,  dass  gegen  Mnrtiuni  unfehlbar  eine  eo  ansehnliche 
Sciiiffflotte  wild  abernial  fertig  sein,  dass  sie  bastant  sei,  den  Secours 
nach  dem  Orisund  zu  bringen  und  dann  nach  BeachafTenheit  des  ge- 
meinen Wesens  dem  Werk  ferneren  Naclidruek  zu  geben.  Wozu  wir 
desto  grössere  Hoffnung  sehüpfen,  weil  der  Herr  Ambassadeur  Nieu- 
poort  aus  London  uf  gestern  hieliin  benchtet,  dass  ihre  jüngst  aus- 
gewesene Flotta  dergestalt  zei-rllttet,  dass  sie  woi  in  zween  Monaten 
nicht  wiederum  in  See  kommen  werde. 

Die  sämmtllclic  Provincien,  sunderlichcn  aber  Holland ,  seind 
emsig  im  Werk  begriffen,  die  Geldmittel  zu  dieser  und  andern  kost- 
baren Kriegsprslparationen  auszufinden  und  zu  deliberiren,  wie  nians 
mit  der  Abschiokung  der  Gesandtschaften  hin  und  wieder  tliun  werde. 
Dem  Abgesandten  Herrn  Ysbrands,  weil  er  tifler  um  nach  Hause 
zu  kehren  hat  angehalten  und  noch  daruff  bestehet,  möchte  insoweit 
darein  gewillfaliret  und  jeiuand  anders  zu  E.  Ch.  D.,  wiewol  irgend 
in  geringerer  Qualität,  deputirt  werden. 


Der  Kurflii-st  an  Weiman  u.  Copes.  Dat.  Wiborg  22.  Febr.  1659. 

4.  März           Freude   Ober    die   neue    „rühmliche  Resolution"   der  OeiieralKtaaten   in 
Betreff  ihrer  Flotte.  

Matthias  Bögen  an  den  KurHirsten.     Dat.  Ämaterdam 
8.  Febr.  1659. 

(Wichtigkeit  einer  ei);etien  Flotte.    AiiBsicht  auf  eine  Invasion  nach  Schweden.  . 
ö.  Febr.         Diverpc  Nachrichten  über  die   Pricdensverhandlnng  zwischen   Spanien 
und  Frnnbrelch;   über   den  Stand   der  englischen  nud    der   hollandischen 
Flotte. 

Denken  E.  Cb.  D.  auch  auf  eigene  Schiffsmaeht?  E.  Ch.  D. 
sowol  als  dero  itzige  Conföderirte  nillsseu  nur  die  Rechnung  machen, 
dass  Sie  sammt  und  sonderlich  Schweden  alzeit  zum  unsterblichen 
Feinde  bal>en  werden,  heimlicb  oder  öffentlich.  Wider  solchen  Feind 
aber  ist  eine  beständige  Macht  zur  See  nötiger  als  zu  Lande. 

Ach  wie  hoclinötig  wäre  wol  itzund  E.  Ch.  D.  eine  Schiffsflolta! 
Im  sumptigten  Htdstein  und  JUtland  ruiniren  wir  Mann  und  Ross  fast 
ohne  Feind;  stunden  wir  nur  mit  der  geringsten  Macht  in  Schonen, 

')  Vgl  Secrete  Resolut.  II.  C. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


n  die  FloltP.     Die  TrnnPporlflotliüe.  ^75 

M  wSre  der  König  ohne  Reich  unii  Schweden  ohne  König.  Das 
offene  Elsenburgk  ')  geoecupirt,  sclmittc  denen  beiden  alle  Communi- 
ntion,  allen  Entxatz  und  Hülfe  ab.  Stoekholni  und  das  halbe 
i^fhweden  dürfte  una  nicht  da?  zehente  Theil  Blutea  kosten,  als 
Friedrichgodde  ')  wol  kosten  möclite  ')■ 


Matthias  Dogen    an  (leu   Kui-fiirsten.     o.  D.  *) 
(praes.  zu  Wiborg  den  20.  Febr.  1659.) 

[Noihrnr  Schwerin'e.  VprhnndluDg  in  Amslerdnin  mit  <le  Grare  über  Bchlennige 
Siirli-iglnng  mit  Zufuhr  »Dil  ober  eiue  birprsion  nuf  <]od  Insi^tri  oder  in  Scliive- 
dm.  Weitere  VerhnndlnnR  über  dna  Project  Im  Haag.  Günstige  Anriialimc 
its  Projecles.  Wo  die  Diveralon  geninrht  werden  knnn.  Viele  klcino  SrlilBe 
besser  sIb  wPDig  grosse.     Die  Scliiffe  sollen  nneh  Anlliorg  dirigirt  werden  ] 

Ich  hab  immerdar  zu  Gott  die  IIoiFnung  gehabt,  einmal  einest.  Febr. 
«ieblige  Gelegenheit  zu  erhalten,  um  meine  unterth.  Treue  und 
Affection  zu  E.  Ch.  D.  Dienst  zu  krönen  mit  einiger  höclistangeiegc- 
oer  und  höclisterspriessliclier  That,  Solche  Gelegeniieit  haben  ver- 
hoffentlich  mir  S.  Exe.  von  Schwerin  mit  dreien  Zeilen  dcro  jUngnten 
Schreibens  an  die  Hand  gegeben  durch  folgende  Worte: 

dasa,  ivenn  wir  nicht  bald  Schiffe  von  hinnen  Rchicketcn, 
ehe  der  Vorrath,  der  nicht  gross  ist,  da  aufginge,  so  würde 
alles  Tergebens  sein  und  niüssteu  Sie  wieder  aus  dem  Lande. 

Hit  diesem  Creditiv  verftigte  ich  mich  stracks  zum  Herrn  Präsi- 
denten de  Grave,  gab  ihm  zu  bedenken,  was  aus  diesem  dänischen 
Wesen  wollte  werden,  wenn  E.  Ch.  D.  durch  solche  Extremitäten 
anch  desperata  consilia  nehmen  wUrden! 

1)  Würden  und  könnten  S.  Oh.  D.  zu  Brandenburg,  um  der  Re- 
putation, ja  nicht  aus  JUtland  und  Holstein  weichen,   ehe  und  bevor 


')  D.  h.  Helslugborg. 

*)  D.  b.  das  jetzige  Fridericia. 

\  Ueber  die  hier  aogeregten  und  in  den  folgenden  Relationen  behandelten 
Vertacbe  DÜgen's,  dem  Kurfürsten  eine  eigene  Transport floKe  7.um  Bebnf 
cioer  Difersion  gegen  die  Schweden  auf  Seeland  oder  in  Ijchuoden  selbst  stur 
VnfÜgnngzu  stellen,  findet  sich  anderweit  keine  Nachricht.  Nur  in  den  äecrete 
RcsolulieD  11.10  steht  eine  ganz  kurze  Notiz,  daas  die  dänischen  Gesandleii 
■HO  .,eenig  kleyn  Vaertnjg  bequaem  tot  transport  van  Rajtereo  ende  Knechten" 
uhallSDi  die  BodealuDg  der  Sache  ergibt  sich  erst  aus  den  Berichten  Dogcn'a, 
snf  dessen  Veranlassung  die  dänischen  Gesandten  bandelten,  und  desBen  sonst 
■enig  ta  Tage  tretend«)  Thütigkeit  im  Dienste  des  Kurfiirslen  hier  in  inleressan- 
1»  Weise  illnstrirt  wird. 

')  Aus  dem  Haag  vom  21.  Febr,  wie  sieb  aus  der  folgenden  Relation  ergiebl. 


„A^iOOt^lc 


]^76  '■     BrriDdenbnrg  und  die  Niederlaitde. 

auch  das  letzte  Viertel  des  restireadeu  letzten  D]ag:ereii  Oclisens  würde 
verzehret  sein.  Was  Nutzen  denn  S.  Maj.  von  Dlneuiark  von  so 
erleeiten  Liindcru  lialien  würden,  wjlrc  leifht  ?.a  ermeRRen,  Wir  hier 
verlören  aucli  unsere  in  den  UÄudern  augsiteliende  jj^rossc  Hehuldcn 
und  würden  auch  keine  fette  Suppen  künni^eii  Winter  hahen,  noch 
die  reiehe  Landjuuker  ihrer  Weiden  Zier  jrenieeseii  können,  wenn  die 
JütländiRche  Orlisen  uns  sofcar  ahgiujren  etc. 

2)  Uuinirten  S.  Ch,  D.  dero  brave  Armade  «hiie  Feind,  ohne 
Actioii  und   Ehre  und  ohne  alle  HülfteiKlung  gesuccurrirfer  Krnnen. 

3)  S.  Ch.  D.  durch  Hunger  7.nrUckgetriei»en ,  durfte  ÜSneniark 
durcli  die  schwedischen  Waffen  ganz  und  gar  uiilergeliraclit  oder 
doch  zu  sejiaraten  Traetaten,  un»  alliier  für  allen  anderen  Alliirten 
am  allermeisten  schüdlich,  gezwungen  werden. 

4)  Wären  endlich  alle  unsere  angewandte  und  noch  anzuwenden- 
den I'nkoBten  und  Succursen  unnütz  und  vergeblich  und  alleine  dazu 
nütze,  dass  sie  uns  die  Kuptur  mit  Schweden  und  dero  XcheustSuder 
bemitteln  dürfte. 

Man  fragte  stracks,  wie  diesem  allen  docli  fürzubauen.  Ich 
meinte,  dasH  dem  ganzen  Werke  mit  etwa  {;0,000  Kthlr.  Kosten 
merklich  zu  helfen  wSre,  wenn  man  etwa  die  20()  kleine  Schifte,  be- 
laden mit  Haber  und  lieu  auf  eine  10  oder  12  Tage  für  r)000  Pferde, 
Brod,  Kiise  und  Bier  für  etwa  80U0  Manu  auf  gedachte  geringe  Zeit 
zuschickete,  dass  also  E.  Cli.  IX  dero  Armada  in  einem  Tage  ein- 
schiffen und  den  andern  Tag,  ehe  der  Feind  einigen  Nachricht  haben 
könnte,  dieselbe  dem  Feind  auf  den  Hals  wieder  ausladen  könnte. 
Dadurch  würde 

1)  Sr.  Ch.  D.  Armade  geeonserviret  bleiben  und  nicht  vor  Hun- 
ger weichen  oder  verderben  dürfen; 

2)  würden  S.  Maj.  von  Dunemark  wieder  einig  Land  und  Leute 
bekommen,  wenn  wir  Jütland  cvacuirten  und  uns  bei  Schweden  zu 
Gante  nötigten; 

3)  würden  die  gcsecundirtc  Länder  ciuigcrmaassen  verschont 
und  nielit  ganz  und  gar  von  uns  dürfen  geruiniret  werden; 

4)  würden  wir  hierdurch  an  Schweden  soiclic  Diversion  geben 
können,  dass  sie  andere  zu  bcspringeu  würden  inbaiten  müssen,  um 
ihre  eigenes  zu  beschirmen; 

5)  wenn  S.  Cli.  D.  glücklichen  Progreaa  hatten,  könnte  mau  hier 
die  gedachte  Unkosten  und  ein  viel  melirers  an  unserer  grossen 
Kquipage  entweder  mesnagiren  (die  Motiven  ah  utili  seind  hier  sehr 


„A^iOOt^iC 


riie  Trniigporl Hotlille.  177 

kräftig)  oder  doch  die  Flotta,  tvann»  Notli  Ihütc,  niich  dem  WcHtun 
zu  ^brauchen,  wenn  man  dero  ostwärt»  nicht   würde  benötiget  s«iii; 

6)  wir  alhier  könnten  durch  diesen  Vorst^hlag  siclierlirh  cvitircn 
den  Choc^  oder  Stos«  und  Bruch,  bei  einigen  so  sehr  mit  England 
bcfnrchtet;  denn  wenn  in  diesem  H.  Ch.  D.  glticklich  Spiel  hatten,  tw 
ivUrde  niemand  mit  Schweden  halten  und  auf  ein  halb  verlorcneii 
Spiel  beisetzen;  und  ich  glaube  fest,  das»  dieser  ITeil  wol  fast  am 
tiefsten  durcbgedi-UDgen. 

Herr  de  Grave  fand  sieh  alsbald  im  Werke  und  begehrte,  dasa 
ich  diese  Rlotivcn  auch  den  beiden  andern  anwcscodeD  Rürgermeistcm, 
Herrn  Spiegeln  und  von  Hörn  fleiBsig  beibringen,  aber  doch  keines- 
wegs versäumen  wollte  (weil  periculum  in  mora  und  Holland  diese 
Woche  auseinander  ginge)  mich  noch  den  Dingatag  Abend  nach  dem 
Haage  zu  verfttgcn,  diesen  meinen  Vorsclilag  den  Herrn  von  Marsc- 
veen  und  Penaionario  von  Beuningcn  eröffnen  und  zugleich  ihnen 
nomine  Praesidis  ansagen,  dass  «io  zu  Erhaltung  und  Auaflihrung 
oflgedachten  Vorschlages  alle  bedenkliche  Mittel  und  Wege  anwenden 
sollten  und  die  Ordre  und  Instruction  darauf  vom  ganzen  Käthe  ge- 
wärtig sein  (welche  Ordre  auch  in  am|>Iis8ima  forma  durch  einen 
Scabinum  gestern  hier  gebracht  ist);  doch  dass  ich  die  dänische  Mi- 
nistroe  dazu  mUeste  antreiben,  daes  sie  durch  ein  expresses  Memorial 
diesen  Vorschlag  an  Holland  eröffnen  und  Schiffe  und  Geld  dazu  bc- 
gebren  sollten');  sobald  der  Vorschlag  von  Holland  nur  beliebet, 
wtlrde  man  »ihn  Zweifel  um  die  schleunige  Mittel  bei  Amsterdani  an- 
klopfen, 90  wollten  sie  dann  sich  dabei  wUlig  und  bereit  finden 
lassen. 

Mit  dieser  erwünBchten  Ordre  und  Hoffnung  komm  ich  in  den 
Haag,  richte  mich  in  Vorstellung  meines  Postulati  nach  dem  Willen 
and  Gutfinden  der  Amsterdamer  Gecommittirten,  Hberwinde  bei  allen 
difficultirenden  Gliedern  alle  ohstacula,  flllirc  die  dänische  Ministros 
an  den  Reigen  und  bleibe  selbst  davon  und  halte  auch  E.  Ch.  D. 
ausser  aller  Obligation  und  Verbände  wegen  deren  biezu  benötigten 
Gelder,  und  versichern  mich  nicht  allein  meine  Amsterdamer,  sondern 
auch  die  Ü&nen  selbst  mit  grossem  Muth  und  Hoffnung,  dass  wir 
alles  nach  Wunsch  und  Begehren  erhalten  werden. 

Nun  recommandire  ich  allerends  nichts  mehr  als  Secrctessc  und 
Celerität,  Verschwicgculieit  und  höchstmöglichste  Beschleunigung  doM 
Werks,  ehe  uns  England  etwa   praeveniren  oder  doch  unsere  Klein- 


■)  nies  >reMlinli  um  :.0    y<-lt..  e.  Seert'U  RcBoluf.  U.'M. 


:q,t7ed.>G00t^lc 


178  ^-    Bi'andenbnrg  naA  die  Niederlande. 

gläubigen  abschrecken  möcbte,  und  damit  E.  Ch.  D.  nicht  zu  einigen 
Extremitäten  kommen  dürfen. 

Den  endlichen  Aussclilag  diCBes  Werk»  werden  wir  vielleicht  erst 
morgen  Samstag  Abend  haben;  diesen  Brief  aber  muss  ich  nun  mit 
die  Nachträgen  uf  Amsterdam  Bcnden,  weil  die  Poet  da  morgen  um 
G  Ulir  zu  Abend  abgehet. 

Wir  hoffen  auch  mit  diesen  Frachtscliiffen  eine  20  oder  mehr 
Kriegsschiffe,  und,  will  es  glücken,  auch  noch  wol  1000  Fussrölker 
anzuschicken;  und  wenn  dagegen  durch  die  Belt  auch  noch  10  oder  12 
Kriegsschiffe  von  Copeohagen  kommen  möchten,  könnte  man  den 
Feind  dann  leicht  auf  den  Inseln  trennen  und  von  einander  halten 
und  also  mehr  als  an  einem  Orte  anzugreifen  gefaast  sein  —  welches 
ihn  in  Furcht  und  Reepect  halten  würde. 

Wird  zu  consideriren  sein: 

1)  Ob  Zeeland,  da  die  Anlandung  auf  Copenhagen  oderAmack, 
weil  doch  einige  Lebensmittel  ftlr  Boss  und  Reiter  mitkommen,  oder 
aber  FUnen,  um  unsere  Quartiere  in  Holstein  wider  Friederichsode 
zu  versichern,  anzugreifen  sei. 

2)  Ob  nicht  die  Polen  durch  diese  Schiffe  nach  erhaltener  unse- 
rer Entre priese  einige  schleunige  Diversion  in  Ponrmern  machen 
könnten,  wenn  sie  durch  den  dänischen  General  Eberste  in  zu  Lande 
mit  einigen  Fussvölkcrn  und  Reitern  gefolget  und  secundiret  wftrden, 
imi  dadurch  -Schweden  aus  Preussen  zu  ziehen:  so  ginge  es  in  Pom- 
mern an  auf  Rechnung  der  Polen  und  Dänen. 

3)  Ob  es  besser  in  Schonen  und  Schweden  selbst  Diversion  zu 
macheu?  Doch  auf  was  Diversion  wir  es  anlegen,  im  Fall  wir  FH- 
nen  nicht  besetzt  zugleich,  so  wttrde  eine  gnugsamc  Macht  wider 
Friedericlisödo  milsscn  bcstclieu  bleiben. 

Ich  habe  begehrt  viele  und  kleine  Schiffe;  kleine  Schiffe  können 
so  nahe  au  Laud  anleg'cn,  dass  die  Pferd  in  See  am  Strand  Grund 
haben  können,  wenn  es  aus  dem  Schiffe  gesetzt  wird;  kleine  Schiffe 
können  in  alle  Hafeu  Pferd  und  Reiter  einnehmen,  laufen  ohne  Ge- 
fahr über  alle  Untiefen  über,  können  sich  unfern  dem  Strande  leicht- 
lieii  l'Ur  einem  Feind  Sahiren,  der  sicii  so  nahe  ans  Land  nicht  darf 
wagen.  Viele  kleine  Schiffe  sein  auch  besser  als  wenig  gritsse  zu 
Eutropriusen:  denn  wenn  au«  jeglichem  der  begehrten  ÄX>  Schiffe  nur 
r>  Pferde  ausgeladen  werden,  welches  von  ir>  vielen  darin  noch  blei- 
benden Reitern  und  Matrosen  wol  in  einer  Stunde  gescliehen  kann, 
80  stehen  alsbald  lOOO  Reiter  wider  den  Feind  fertig. 

ScbliesMlichen    könnte    ein   Theil    dieser   Schiffe  E.  Oh.  D.    auch 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^iC 


Die  Tronaporlflottille.  "  ^79 

dienen,  nm  Preussen,  wenn  die  Notli  solches  erforderte,  zu  secuüdi- 
rcn,  auch  einige  Mchwedisehe  Ocrter  und  Inseln  zu  infcBtircn;  man 
mBEsto  dann  aber  mit  den  Schiffern  de  novo  Fracht  bedingen  und 
Belbi<;e  prompt  imd  baar  hezalilcn. 

Der  Herr  Canzler  Weimau  ist  noch  nicht  hier,  habe  also  scincK 
^len  Kaths  und  Hülfe  ungerne  entbebrcu  müBscn. 

Habe  vergessen  zu  sehreiben,  das»  wir  unsere  Schiffe  gcdcetiui- 
ret  haben  ....  nach  Aalbur^:,  da  ein  guter  Hafeu  sein  soll;  im  Fall 
E.  eil.  D.  soleheä  nicht  contramandiren ,  so  wird  es  dabei  bleiben, 
wenn  wir  die  Schiffe  erhalten. 


Der  Kui-ftii-st  an  Dogen.  Dat.  Wiliorg  in  Jiitlaiul  22.  Febr.  IGö'J. 
Billigt  seine  M.iassrcgelu  und  treibt  zur  Beschleunigung.  t 

Mattliias  Dügeii  an  den  Kuriiivsteii.     Dat  Anisteiilam 
1.  März  1659. 

(ADfinucheDde  Schwierigkeiteo  wegen  des  error<lerlichcu  GelJea.     Voracblug  dor 
dänischen  UeBiiDd(cn.| 

Naclidem  mein  Vorschlag  wegen  Ansendung  der  200  Stücke  i. 
Frachtschiffe  (wovon  iu  meiner  untertli.  Relation  am  21.  Febr.  aus- 
fabrlieli  berichtet)  hier  und  im  Haage  sowol  bei  Holland  als  der 
Generalität  beliebet  und  darauf  bei  denen  vun  Holland  der  längst 
begehrte  Vorscbuss  einer  grossen  Summen  Geldes  an  die  Herrn  däni- 
schen Miuiutros  desto  williger  zugestanden,  folgendes  aucli  der  Ad- 
miralität zu  Amsterdam  Advis  darauf  erfordert  worden,  bin  icli  eilends 
auf  Amsterdam  gekommen  und  die  Sache  gegen  Ankunft  Herrn 
Bosewings  dergestalt  gepräparirt,  dass  mau  sieh  hier  zu  schleuni- 
ger Ausrüstung  nötiger  Convoyschiffe  stracks  willig  erkläret. 

Vernahm  aber  mit  höchster  Verwunderung  bei  Ankunft  der  Herren 
däuisehen  Ministri  '),  dass  wegen  Ausreichung  begehrter  Quittung  Über 
die  versprochene  Gelder  einige  Differenz  wäre  entstanden,  uud  dass 
BJe  daher  gedachter  Gelder  so  bald  nicht  könnten  fabig  werden;  ge- 
traueten  aber  die  geringe  Summe  zu  den  Frachtschiffen  entweder  beim 
Königl.  Factorn  alhie,  oder  aber  bei  dieser  Stadt  zu  Lehne  wol  zu 
entrangen.  Nun  aber  entschuldigt  sich  die  Stadt,  dass  stdchcs  ohne 
Hollauds  Vorwissen  und  expresse  Ordre  nicht  geschehen  könne;  der 
Faetur  aber  weigert  deu  Vorschuss  ausdrücklich. 


■)  BoBewing  und  Clinrisiui. 

12* 


^düvGoot^lc 


J^gQ  T.    BranJoiihnrK  und  Jie  Niederlnnde. 

Als  1>ab  ich  endlicli  die  von  der  Admiralität  dabin  bewilliget, 
daoR  sie  gedachten  VorscIiuBs  thun  wollen;  doch  mit  Bedingung,  der 
dänische  Factor  solle  Bürge  bleiben,  dass  sie  ihren  VorKcbus»  entwe- 
der an  der  Einiipagie  abkürzen  und  innebeballen,  oder  doch  dersel- 
ben von  des  Fislats  zu  vorschiesscn  (sie)  Geldern  wieder  haben  sollen. 
Nun  erwartet  Herr  Kosewing  stündlich  den  dänischen  Facloren,  b« 
auf  seinen  l.nndglltern  Hich  aufhält,  da  man  denn  sehen  wird,  ob  er 
zu  godachfcr  Bürgschaft  sich  verstehen  werde.  Im  Fall  er  weigert, 
dergestalt  BUrge  zu  bleiben,  so  baben  E.  Cb.  D.  keine  Schiffe  eher 
zu  erwarten,  bis  die  Staaten  von  Holland  wiederum  werden  versam- 
melt sein;   welches  noch  wol  ein  3  oder  4  Wocheu  wird  anlaufen. 

Es  wäre  fürwahr  zu  lieklagen,  dans  dieses  Work  sollte  bestecken 
hIeihciK  Die  Armada  verdirbt  ohne  Feind,  das  Land  wird  verzehret 
ohne  Vortheil,  und  wer  weiss,  was  Aussehlag  diese  Verzögerung  end- 
lich uclmieu  dürfte;  der  Feind  und  dessen  ^Nehenstünder  feiern 
auoii  nicht. 

Nun  werden  E.  Cb.  D.  meinen  vorlüngst  erlheilten  Ralh  wol  füh- 
len und  tasten  können,  dnss  man  hier  allezeit  einen  Geldkasten  zur 
Noth  haben  müsstc,  da  alles,  wessen  man  bedürftig,  in  höchster 
Eile,  auf  bestem  Markte  hei  aBer  Begebenheit  unfehlbar  zu  be- 
kommen ist,  — 

Die  mehr  gedachten  (dänischen)  Ministri  sagen,  dass  sie  alle 
Gelder  nach  Bezahlung  einiger  Schulden  hier  auf  Copenbagen  Ober- 
zumachen Ordre  haben,  und  wUrdcn  also  alle  Kosten  auf  ihre  Gefahr 
auf  unsern  Anschlag  verwenden,  weil  sie  weder  vom  Könige,  noch 
Ueiohsrätben,  auch  nicht  vom  General-commiRsario,  Herrn  Alefellen 
der  doch  bei  E.  Ch.  D.  sich  aufliült,  dazu  beordert  wären.  — 

Die  dänischen  Ministri  vermeiucn,  eine  gute  Quantität  FährschilTc 
von  Copenbagen  werde  abgesandt  werden ;  auch  könnten  von  E.  Ch.  D. 
alle  PrivatschifTe,  so  in  Jütland,  um  Ochsen  abzuholen,  kommen,  in 
Arrest  genommen  und  gebrauchet  werden,  dass  etwa  ein  Hundert  hie- 
siger Schiffe  dürften  genug  sein.  Ich  lasse  mich  solches  alles  nicht 
anfechlen;  in  Copenbagen  wird  wol  geringer  Vorrath  bequemer  SebilTe 
sein;  die  in  Jütland  kommen,  sein  meistentbeils  in  den  Hafen  an  der 
Nordsee  uud  nicht  in  der  Belf  gelegen. 

In  sunnna,  ich  spüre  wol,  dass  man  nicht  vom  Gelde  scheiden 
wolle,  werde  aber  dieses  Wild  so  nicht  verlassen.  Wäre  aber  wol 
KU  wünschen,  wenn  fremde  Mittel  nicbt  zureichen  wollten,  dass  wir 
dann  unserer  eigenen  gebrauchen  könnten.  — 


^aovGoOt^lc 


Die  Traneportflottill)!.  281 

Weimaii  an  den  Kurfilrsten.     Dat.  Haa;;;  3.  Mäiz  1650. 

GemeiD^am   mit   dem   düiiiüchcit  RcitiOcntcn    Charisiuij   babu  er  is  :<. 
endlich  mit  grosser  Mübe  dahin  gebracht,  „<lai,s  lutwedcr  llullaiid  oder  die 
Generalität  die  Mittel  Torächics.sen    werden,    wo  der  Herr   Rosewing  zu 
Amslerdant  sciter  gestern  nicht  selbet  Ratb  gcsebaffet  haben  möchte." 


Der  Kurfürst  au  Weiman  u.  Copes.   Dat.  Wiborgr  5.  März  1659. 

[Urängt  Bur  schleaaige  Seodang  der  Schiffe.     Ermahtlaag  zur  Stondhurtigkeit  an 
die  OeDeralslualen  ] 
Antwort  auf  W.'s  Brief  vom  3ten,     Die  Schiffe  werden  mit  SehnRocbt  lö.  I 
erwartet  — 

^stalt  Wir  denn  alle  Anstalt  dazu  gemachet,  dass,  sobald  dieselbe 
»nkommeD,  das  Werk  sodann  alsofort  durch  des  Allerliüclisten  gnäd. 
ßeistand  angegriffen  und  dadureh  verlioffentlich  che  ein  univcrsalci* 
sicherer  Friede  erlialten  werden  soll,  als  man  durch  kostbare  Trac- 
taten  und  Medialionen  wol  nicht  wUrd  thun  können.  Wann  auch  die 
.Schiffe  schon  Itzo  hier  gewesen  wären,  da  die  Schweden  vor  Copcn- 
Itagen  ein  Bolch  remarquables  UnglUck  erlitten  '),  müelitc  Unser 
Deseein  albereit  mit  groeseni  Suecess  verriclitct  sein.  Aus  CopcnUa- 
gen  haben  Wir  Uns  wenig  Fahrzeug  oder  wol  gar  nichts  zu  vcr- 
Behen,  und  hier  zu  Lande  ist  dessen  gar  wenig  zu  bekommen,  also 
(lass  ea  nunmehr  darauf  ankommt,  was  man  in  Holland  bei  dem 
Werk  wird  thun  wollen.  Die  Engländer  mögen  dabei  thuu,  was  sie 
wollen,  80  wollen  Wir  doch  hoffen,  dass  die  Herren  Staaten  General 
die  Hand  nicht  abziehen,  sondern  wol  bedenken  werden,  dass  es  mit 
ihrer  Freiheit  ßowol  als  mit  unserer  aller  auf  solchen  Fall  würde  ge- 
schehen sein,  wenn  der  König  in  Schweden  von  seinem  itzigeu  bOsen 
Vorhaben  nicht  sollte  gehindert  werden.  — 


Weiman  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Haag  10.  März  1659. 

IHilfatruppen  gegec  Schweden;  wer  ihr  Anfiilirer  soiii  still.  l'Vankreich  und 
KDirlind  sind  einig  über  die  VurmiUelaug  im  Norden;  liesorguiBa.  diua  ein 
uuth  diu  Uuüera lötaalen  uöligen  worden  aiuU  auzusciiliesscn;  vurlauG^'«  friiiiao- 
(itche  Zwangsmaassregeln.  Verbindung  der  Gvneralslaatuu  mit  de«  Itiacliur 
von  Münster.  Der  öaterreichisclie  GeBandtc  Fricquet] 
Man  ist  noch  eifrig  dabei  die  gewilligtcn  Geldmiltel  zu  bcscbnffeii.  E^  in. 
ist  }et£t  die  Frage,  wer  die  40U0  .Mann,  die  man  dem  König  von  Däticiiiurk 

■   Der  miaBlDDgenö  Sturm  aur  KopODhageu   in  der  Nacht  vom  20/21.  Febr. 
Pufeudorf  Carol.  Gustav.  VI.  ä  5.    Geijor- C  urlaon  IV.  a2!tff. 


,A^nOO»^IC 


2g2  ''     Brandenburg  nnd  die  Nioderlaode. 

zu  Hilfe  Bchickcii.  will,  cümmfiudircn  soll;  Prinz  Wilhelm  hat  noch  nioht 
erklärt,  ob  er  dazu  gcnci^jt  itt;  er  ist  vou  DüDCinark  vorgcscblagcu;  uuuh 
von  Fürst  Moritz  ist  die  Rede.  — 

Sonst  vernehmen  wir,  da8H  Moos,  de  Thou  nunmehr  empfan- 
den habe,  wessen  sieli  Frankreich  und  Engelaut!  wegen  Beilegung 
und  Venuittelung  der  nordischen  Kriege  vergliciion,  und  dass  er  da- 
mit zuvorderst  auf  Amsterdam  gegangen  sei,  gestalt  daselbst  die  Ge- 
niUthcr  vorab  zu  sondireu  und,  denie  vorgegangen,  alhie  darob  die 
uütigc  Ouvertüre  zu  thuu  in  der  Generalität  Worauf  nun  solches 
eigentlich  bestehe,  können  wir  dieses  Mal  annoch  nicht  sagen;  ungc- 
zweifelt  iat'e  auf  den  ßotbscliild'gchen  Tractat  mehrentheils  und  also 
auf  particuliere  Tractaten  angcselien.  Wir  werden  aber  nicht  unter- 
lassen dabei  zu  advigiliren.  .  .  Wir  können  genugsam  merken,  dass 
beidoj  Prankreich  und  England,  Uimmel  und  Erden  bewegen  werden, 
diesen  ätaat  auf  ihre  Gedanken  und  Ueiten  zu  bringen,  inmaassea 
denn  England  zu  dem  Ende  an  allen  Orten  drÄuet  und  Frankreich 
auch  bereits  so  weit  gegangen,  dass  es  auf  alle  fremde,  das  ist  hol- 
ländische, Fracht-  oder  Transportschiffe  neue  Taxe?  gelcget  hat.  Wir 
wollen  aber  hoffen,  der  Staat  werde  sich  daran  nicht  gar  zu  sehr 
stossen.  — 

Ilieboi,  gnäd.  Churfilrst  und  Herr,  muss  ich  untertb.  berichten, 
dass  man  alhie  im  Estat  anfanget,  sehr  auf  den  Herren  Bischöfen 
von  Münster  zu  reflectircn,  und  dass  man  wUnschct,  es  wäre  dahin 
zu  bringen,  dass  man  den  westphälischen  Kreis  mit  diesem  Staat  ver- 
liindcn  und  wol  endlich  gar  gegen  Schweden  mit  einfleehtcn  möchte. 
Mir  zweifelt  niciit,  E.  Cb.  D.  werden  bei  jüngster  Zeit  darunter  auch 
lies  Herrn  Bischöfen  f.  Gn.  Schreiben  erhalten  haben,  wozu  ich  denn 
aiijetzt  auch  die  protocollarisclie  Erzählung  alles  dessen,  was  mir  zu 
(.'ocsfcld  fUrgekommcn,  gehorsamst  (Iberseude  '). 

Der  Herr  Fricquet  liat  Befeld  von  der  Kais.  Maj-,  die  bischöfliche 
MilnKtcrschc  Interessen  alhie  zu  sccondireu,  in  specic  aber  den  Staat 
■M  ermalinen,  dass  sie  sieh  der  Stadt  Münster  nicht  annehmen  mögen. 
Wir  haben  ihine  <iher  gcrathcn,  allermaassen  es  auch  männiglich 
ihut,  er  möchte  sich  mit  erwähnter  Abmahnung,  da  er  dem  Bischöfe 
iiitht  mehr  Schadens  als  Vorlheils  gedächte  zuzubringen,  nicht  über- 
eilen. —  - 


')  Vgl.  ubcu  p.  134;  üus  Protokoll  selbst  (etilt. 


^düvGoot^lc 


de  Tboa.    Bischof  v.  Häusler.    Ueber  WeimaD'e  Reiee  noch  fioglaud.      ^^3 

Weiman  au  deu  Kiirfiirsten.     Dat.  Haag  10.  Wärz  1659. 

[Die  Reiae  Wuim&D'a  nach  England.    ErwSguagea  gegen  die   Eäthüchkcit  der- 
eelboD.    Bitte  nm  loBtraction.) 

Ale  mir  E.  Ch.  D.  im  verniobenen  Jahr  gnäd.  aufgegeben  naeb  10.  Mär 
BD§:eland  zu  ^ehen,  udiI  ich  daran  behindert  worden  anl^nglicb  durcli 
des  Protectoris  Tod,  faemach  Aabs  der  Staat  alhier,  Bouderlicb  I.  Uoh., 
es  durchaus  nicht  gut  fanden,  und  dann  E.  Ch.  D.  mir  endlichen  auch 
pw  pogtBCriptum  aufgegeben,  stille  zu  stehen  bis  zu  näherer  Ordre 
[tu  geschweigfen  daes  ich  zu  Clevo  bis  hiehin  ungcaciitet  ulles  eingc- 
veodten  Fleisses  nicht  eines  Hellers  Werth  mächtig  werden  können) 
QU  die  Kosten  abzutragen,  da  mir  die  Kammer  ohne  des  geliquidirtcr 
Gelder  an  die  8000  Rth.  im  Restant  ist):  so  ists  dahero  dabei  ver- 
Idieben  und  gar  gewiss  dabei  wol  nichts  versäumet  worden,  weiln 
Duu  von  Tage  zu  Tage  genugsam  siebet,  dass  selbe  Regierung  noch 
durch  äusserliche  Ehrbezeigung,  noch  durch  Raisonnementen  von  den 
scIiwediBchen  Interessen  will  abgezogen  werden. 

Wenn  aber  dennoch  ich  nicht  weiss,  ohs  E.  Ch.  D.  auf  solche 
MaasBe  Ihres  hohen  Theils  begreifen  und  inmittclst  die  Zeit  verliluft, 
so  bin  ich  darüber  in  nicht  geringer  Sorge  gestanden,  also  dass  ich 
wiiier  entschlossen  gewesen,  mich  zu  der  Reise  fertig  zu  macbeu.  Wenu 
ieh  aber  zuvorderst  nicht  alleiue  der  Sachen  gi-Undlich  nachgedacht, 
sondern  auch  in  meiner  Instruction  befunden,  dass  ich  darunter  mit 
I.  Höh.  Gutfinden  verfahren  sollte,  so  sehe  ich,  dass  zuvorderst  I.  Höh., 
hemacher  auch  FOrst  Maurits  der  beständigen  unbeweglichen  Mei- 
anng  seind  und  verbleiben,  dass  es  E.  Ch.  D.  /.umalen  nicht  zu,r.ithen, 
mich  dahin  gehen  zu  lassen,  und  kommen  dabei  verschiedene  rationcs 
in  Consideration : 

Zur  Condolenz  imd  resp.  Congratulation  wäre  es  zu  spät  und 
zu  nünscheD  gewesen,  dass  man  dieselbe  in  das  Jüngste  Schreiben 
hätte  lassen  einigermaassen  mit  etnflicssen.  Rcalia  aber  daselbston 
m  tban  und  also  zu  arbeiten,  dass  sMi  England  mit  Scliwcdcu  nicht 
dermaasseii,  wie  bisher  geschehen,  vcnuisehcn  niöchfo,  da  wäre  wenig 
oder  wol  gar  keine  Hofi'nung,  darunter  etw.'w  auszuricliten.  Der  l'ro- 
lector  nitisste  Krieg  haben,  müsste  gegen  Spanien,  gegen  Ocstcrrcicb 
am  der  Religion  willen,  gegen  diesen  Staat  aber  wegen  der  Commcrcieu 
tgiren;  dieses  Frincipium  wäre  wie  seine  Seele  und  könnte  er  davon 
nicht  abweichen,  wo  er  bestehen,  wo  er  Geld  \om  Volke  haben 
wollte.  Ob  ich  nun  würd  Hofi'nung  haben  mit  RnisonuirLU  ihn  davon 
lu  divcrtiren,  da  ganz  England  bigot  für  Schweden  und  \  erbittert 
gegen  Oesterreich  und  diesen  Staat  wäre,  solches  mochte  ich  bedenken. 


V^iOO»^  Ic 


\^^  I.    BraoduDburg  und  die  Nicdurlande. 

llcri'  Nicupooi't  mit  seiucr  cngÜBchcn  Habitude  und  Religion,  Herr 
Petccom  mit  Bciocr  grossen  Erfalirung  und  Dignität,  Curland  mit 
ilircn  Affcctionen,  Danzig  mit  ihrem  Interesse,  das»  es  nicht  in  schwe- 
dische Hände  kommen  möchte,  richteten  bisUero  nichts  aus  und  schreien 
um  Hülfe,  auf  dass  sie  alleinc  nicht  ridicut  werden  möchten,  und  wlird 
ich  so  gewisse  nur  zukommen,  um  den  Haufen  zu  vermehren,  als 
dieses  feste  und  unveräudcrlich  bliebe^  so  lange  £.  Ch.  D.  bei  Oester- 
rcich  stehen  und  zu  keinen  particulier  Tractatcn  lenken  wollen,  Aaas 
j'lir  Sic  iu  England  nichts  wilrd  zu  thun  sein.  Da  man  aber  glaubete, 
man  würd  sie  weiser  machen,  in  deme  man  ihuen  die  Schweden,  und 
wie  sie  mit  der  Religion  umgehen,  recht  beschriebe,  so  wUrd  ja  solches 
nicht  helfen;  das  Interesse  schlüge  doch  vor;  man  hätte  es  mit  so 
vielem  Schreiben,  gedruckten  BUchern  und  ßemonstrationen  an  Jepsou 
zum  Berlin,  au  Downing  alhie  versuchet,  allermaassen  ich  dann 
aiich  den  ganzen  Elbingisehen  Religionsverlauf  und  was  dergleichen 
wider  die  Heformirte  fUrgenommen,  gleichwie  mirs  zum  Berlin  von 
dem  Herrn  St. ')  und  anderen  gekommuniciret  worden,  zuvorderst  ge- 
schrieben, hcrnaclicr.  in  offenem  Druck  mehr  al9  genugsam  an  die 
Englische  und  sonsten  fiberall,  und  wohl  wisse,  dass  es  dem  Hofe  zn 
London  mehr  als  bekannt  geworden  sei ;  alles  aber  deromaassen  ver- 
geblich, dasB  sie  nicht  ablicssen,  sundeni  sich  noch  mehr  fUr  Schweden 
erhitzeten;  ja  dass  »ic  es  fast  für  ein  Zeichen  einer  Feindschafi  nähmen, 
wer  gegen  Schweden,  auch  mit  höchster  Wahrheit,  reden  wollte.  Wobei 
ich  denn  meines  Theils  desto  unglQckltcher  sein  würd,  dass  sie  mir 
von  deswegen  nicht  günstig  sein  möchten,  weiln  ich  mich  von  vielen 
Jahren  hcro  sowol  in  oranischen  als  andern  E.  Cli.  D.  Sachen  gegen 
sie  hätte  niflssen  gcbrauclieu  lassen. 

Dagegen  aber  wäre  ich  dieses  Ortes  lllr  andern  bekannt,  geaccre- 
ditirct,  gelitten  und  beijuem,  E.  Ch.  D.  gewisse  Dienste  von  Tage  zu 
Tilge  zu  thun;  dcrogcstalt  auch  dass  viele  Regenten  bei  I.  Hob.  gelbsten 
erinnert,  man  möchte  mich  nicht  gehen  lassen,  hie  wäre  das  ccntrum 
rcrum,  hie  mUssteu  E.  Ch.  D.  ihre  Subsistence  finden;  wo  es  hie  fehicte, 
so  würden  Sic  es  in  Engeland  nicht  antreffen;  bliebe  diese  Hcimblicq 
im  Kriege  und  der  Actiou,  so  würden  E.  Ch.  D.  keine  andere  Partei 
folgen;  wllrd  das  Werk  zu  Tractaten  gedeihen  und  E,  Ch.  D.  dazu 
llircs  Theils  auch  lenken,  so  würden  Sie  es  doch  durch  und  mit  dem 
Staat  am  besten  auswirken,  und  wäre  es  klar  genug,  wenn  ich  weg- 
ginge, ilass  ich  gar  gewisse  alliic  versäumen,  in  Engeland  aber  nichts 

')  Sic.  üemciat  ist  vielluicht  der  Uofprediger  Stoacli. 

i:q,t7od^>GoOt^lc 


Gegeo  die  SeDdDDg  W's  Dach  England.  Glnchglüdver  Zoll-  Aue  tiDglaad.      Ig5 

i:ewinneii  wfirde^  wciln  ich  ja  nicht  ireflenken  könnte,  daae  E.  Cli.  D. 
mit  den  Bchwediechen  Interessen  würden  symboliairen  (»ic);  zu  gc- 
Kchweigen  das»  FOrat  Mauritscn  f.  6d.  schon  gemerket,  dass  es  hei 
dem  karis.  Hofe  grosse  Jalousie  erwecken  durfte,  daes  es  viel  kosten 
wQrd,  dass  die  Mittel  nicht  zu  finden,  dass  Herr  Schlezer  in  grossesten 
Aesgsten  sitzet  und  deswegen  einen  seiner  Domestiquen  hiehin  ge- 
schickct,  welcher  dann  sich  vernehmen  lAssel,  es  wflrd  in  England 
wol  keiner  zur  Audienz  vcrstattet  werden,  ehe  die  Schlezeriscbe 
Schulden  wUrden  richtig  abgezahlet  sein ! ') 

So  habe  ich  zwarn  alle  diese  Motive  eines  tretflicben  Gewichtes 
in  sein  ermessen,  mich  aber  erkläret,  dass  ich  zwarn  stille  stehen 
wollte,  aber  .  .  .  E.  Ch.  D.  von  allem  berichten  und  mieh  deroselben 
endlichen  gnftd.  Bescheides  erholen,  allermaassen  ich  denn  auch  in 
l'ntertbSnigkeit  hiemit  etc.  etc. 

Jedenfallt)  würden  die  hiesigen  Ge^vbäfle  uuter  einer  Reise  iiftcb  Eng- 
leiden  mUssen;  W.  bittet,  lieber  entweder  Scblczer  in  London  zu  belassen, 
oder  einen  drillen  dabin  zd  flcbiclieii. 


Weiman  au  deu  KiufUrsten.     Dat.  Haag  15.  ]^[ärz  1659. 

[AWas  im  Gang.    Der  GlückstSdler  Zoll.     Rücksicltt  auf  England;  Naobrlcliteu 
von  dort  ] 

Sobald  in  den  näcbstcn  Tagen  die  Staaten  von  Ilollimd  znsaumenlrc-  ir>  h 
teil,  soll  alles  in  Ordnung  kommen.  Die  düaischen  GesftndCeu  gedeukeu 
dann  ibreo  Vertraf;  über  Verpfändung  des  Ulück^tkdter  Zolls  zum  Scbluss 
zu  bringen;  darauf  bin  wird  dntjn  Ämsterdaiu  Gelder  vorstbiessea,  und 
damit  wird  man  die  Trau$poi-t8chiffe  einkauren  können  ctg.  luxwiüelicu 
wird  auch  au  der  neuen  DtedcrUndiü^heu  Orlogflolte  eirrig  gerübtet. 

Und  können  wir  ein  anders  annoch  nicht  ersehen,  als  dass  alles 
nach  Wunsche  gehen  dUrCte,  wo  nicht  das  englische  Wesen  Verände- 
rung mit  der  Zeit  verursachen  möchte.  Man  saget  uns  zwar  besUln- 
dig,  man  wolle  sich  au  England  keines  Weges  stossen;  ich  dürfte 
mich  darauf  aber  um  so  viel  desto  weniger  verlassen,  weil  männiglich 
bekannt,  wie  man  England  apprehendiret,  wenn  ich  nicht  considerirele, 
dass  sie  ihre  Flotte  im  Sunde  haben,  demnach  deroinaassen  im  Spiele 
sein,  dass  sie  nicht  heraus  können,  wenn  sie  gleich  auch  wollten. 

In  En;;luud  bat  das  i'arliimcnt  trotz  ullen  Uegcnreden  Eiusi.btiger 
con  ueuem  besclilo'^sen,  den  Prate<.'tor  mit  Au>rii:ituiig  eitler  groa.^en  Flotte 
iiuüb  deoi  ännd  zu  beauftragen  j  dorh  will  d:ts  I'nrlanietit  sieh  das  urbilriuiu 
[mi-is  et  belli  vorbcbulteii  haben;  so  äim  jcdeiifftlls  dieser  etigli^ebc 
iiuecurs  für  Sehwcdcn  nicht  allzn  rasch  erfolgen  wird. 

')  Tgl.  w.  a.  die  Acten  der  Schlezer' echen  GeBandtachaft  nach  London. 

i:a,t--r.d    .*^-.00»^lc 


l^gg  I-    Brandenburg  und  die  NiederluDde. 

Weimau  an  den  Kurflirsteii.     Dat  Haag  17.  März  1659. 

[Gute  ZuaicIieraDgeD  von  de  Witt.  Einwand  der  Provios  Seeland.  Der  Vertrag 
über  den  Gluckstidter  Zoll.  Der  englische  Resident  Downing.) 
t.  Wir  haben  heute  eine  praeallable  Conferenz  gepflogen  mit  dem 
Herreu  Batli  Pensionario  von  Holland  und  es  nach  vielem  Discurs 
dabin  beleget,  dasB  er  angenommen,  es  bei  der  Versammlung  (der 
Staaten  von  Holland)  dahin  zu  richten  and  zu  erinnern,  dass  keine 
Veränderung  geschehen  möge  wegen  der  Flotte  und  Succursus,  bod- 
dem  dass  man  alles  dabei  aufs  eifrigste  beschleunige;  2)  dass  die 
von  Amsterdam  bei  erstem  Antritt  uiögen  geauthorisiret  werdeo,  den 
VorscbuHS  zu  thun  zu  Abschickung  des  dänischen  Fahrzeugs;  3)  dass 
wegen  Erneuerung  der  mit  E.  Ch.  D.  habender  Allianz  eine  endliche 
Resolution  genommen  uad  im  Übrigen  altes  Fleisses  dahin  geseheo 
werde,  dass  man  den  Herrn  Bischof  von  Münster  auf  guten  Wegen 
halte  und  nicht  negligire.  — 

Sonst  hat  Seeland  angefangen  darauf  zu  treiben,  man  möchte  die 
ganze  Flotte  nicht  wegeendcn,  damit  man  auf  einen  oder  andern  Zu- 
fall das  Land  nicht  cntblösscte ;  allcrmaassen  sie  denn  auch  begehret, 
man  möchte  ihnen  zum  wenigsten  noch  zwei  Compagnien  in  ihren 
Frontteren  lassen.  Mau  hat  aber  am  15.  dieses  solches  sowol  im 
Rath  von  Staate  als  auch  in  der  Generalität  verworfen. 

Der  dänische  Vertrag  über  deu  Glucks tädter  Zoll  ist,  nach  Aus- 
»Bge  der  däDiBchen  GcsandtcD,  dem  AbBchlass  ganz  Duhc..  W.  fürchtet, 
dass  ilber  das  näbcre  und  die  ciozclucn  BcdiogunKen  gerade  er  nicht  viel 
wird  erfahren  können  —  „weil  wir  von  Anfang  ab  in  Kraft  K.  Ch.  D.  au 
uns  vorlängät  abgelassenen  gnäd.  ficfebls  dieses  Werk  gänzlich  zu  wider- 
rathen  und  zu  divertiren  gcsuehet  haben." 

Sonst  ist  diesen  Nachmittag  der  englische  Resident  Herr  Dow- 
ning zu  uns  gekommen  unter  Vorwand  einer  Bcvisiten  und  saget, 
Engeland  habe  gei-esolviret ,  den  nordischen  Frieden  zu  bcfordem 
nicht  durch  Mediation  allein,  sondern  auch  ipsa  media,  die  sie  ver- 
meineten  dazu  nötig  zu  sein.  ProtcBlirete  aber  dabei,  der  Herr  Pro- 
tector  wllrd  nimmer  zugeben,  dass  Schweden  Dänemark  Ubermeistem 
oder  E.  Ch.  D.  eines  Fuss  breit  Erde  wegnehmen  sollte,  und  wDrd  ja 
solchen  Falls  E.  Ch.  D.  lieber  mit  Schweden  als  mit  Oesterreich  in 
Freundschaft  stehen. 

Wenn  wir  nach  geziemenden  Complimentir-  und  Danksagungen 
nun  ihm  der  Schweden  principia  und  Manieren  nach  der  Länge  an- 
zeigctcn  ...  so  stund  er  voll  Zweifels  und  gab  mit  seinem  Stillschwei- 
gen gnugsam  zu  vernehmen,  dass  er  Überzeugt  ward. 


.yGoot^lc 


VerliBiidlaDgua  für  nod  gegeo  das  CoDcert.  \ß'J 

Weimaii  an  den  Knrflireteii.     Dat  Haag  21.  Mitrz  1659. 

(SabBidieo  für  DäDomark.  Schreiben  aus  EDgiaad.  Geheime  Couterenten 
de  WiU'a  mit  Baglaod  nod  Frankreich.  Andenluugeii  über  die  Ziele  der  Oon- 
cerlverhiuidluageD.  England  für  Bruadanbui^  wolgesiont.  Weimaa's  Gegeabe- 
mübaogeo  und  WarnangeD  vor  Schweden;  er  stellt  de  Witt  £ur  Rede;  dessen 
Ausflüchte.    Die  Transportschiffe.] 

VoD  Seiten  Ilollanils  kowoI  iil^  der  Gcueralitüt  andauernder  Eirer  für  21.6 
die  Rüstung;  die  Staaten  von  Ilüllaiid  hiiben  hente  resolvirt,  für  Dänemark 
alsbald  70,000  fl.  aaszuzalilen,  womit  das  „Fahrzeug"  unvorEiiglich  hcrgc- 
rlcbtet  werdea  soll  für  deu  Krieg  anf  dea  däaischeu  luselo  ')- 

Eines  ist,  welches  uus  nicht  allein,  sondero  auch  andere  nicht 
wenig  geallarmiret  hat,  dase  näinlich  der  Herr  Nieupoort  vom 
1».  März  biebin  ^eecbrieben,  wesmaasaen  der  Herr  Protcctor  nichts 
feindliches  zur  Iland  achmen,  sondern  nebenst  Frankreich  und  diesem 
Staat  cooperiren  wollte,  damit  man  conjunctä  operä  die  nordischen 
König:e  vergleichen  und  also  die  Ostsee  in  KuUe  wiederum  bringen 
möchte,  und  dass  er  deswegen  dem  Herrn  Downing  gemessenen 
Befehlicb,  mit  den  Herren  Staaten  zu  concertiren,  bereits  zuge- 
schickt hätte;  und  ilass  darauf  erfolget,  dass  der  Ratb  PcnHinnai-iuH 
von  Holland  in  verschiedenen  langen  Couferenzen  gewesen  zuvorderst 
mit  erwfihnetem  Herrn  Downingr,  hernach  auch  mit  dem  Ambassa- 
deur von  Frankreich,- und  dass  niemand,  auch  selbst  die  Generalität 
nicht,  in  Erfahrung  bringen  können,  was  dabei  etwa-gethan  und  ver- 
handelt wurde;  dahero  nicht  unbillig  zu  besorgen  stunde,  weil  man 
ohne  das  wol  weiss,  dass  Holland  den  Krieg  sehr  scheuet  und  Eng- 
land höchlich  apprebendiret,  dass  etwas  nachtheiliges  geschlossen, 
lam  wenigsten  verursachet  werden  möchte,  dass  mit  der  Flotte  ge- 
tardiret  und  den  Englischen  Zeit  gegeben  wllrd,  eher  als  andere  im 
Sunde  anzulangen.  — 

Wir  sprachen  zuvorderst  mit  dem  Herrn  Downing,*  hernach 
auch  mit  dem  Herrn  de  Thou  und  vernahmen  aus  allen  denen  dabei 
hinc  inde  geführten  Discursen,  dass  sie  allen  Fleiss  wflrden  anwen- 
den, gestalt  diesen  Staat  auf  ihre  tjeutimenten  dahero  dahin  zu  brin- 
gen, dass  man  aus  einem  Munde  gleichsam  reden  und  zwischen  den 
l>ciden  nordischen  Königen  und  derselben  Alliirten  einen  solchen  Frie- 
den, als  man  alhio  würde  gut  6nden,  bemiltcln  sollte;  und  wUrd  man 
dabei  ftlmebmlich  auf  den  Kothschildischen  Frieden  sehen,  so  weit 
Dänemark  anginge,  jedoch  dass  zum  wenigsten  der  Artikul,  worin 
andern  benommen  mit  Kriegsschiffen  in  die  Ostsee  zu  kommen,  ge- 


^aovGoOt^lc 


X^^  l-    Braadeobarg  aod  die  NiederlaDde. 

hoben  udiI  herauHgeuomnien  werden  möchte  ');  was  aber  Polen  und 
E.  Cb.  D.  anginge,  da  nittsate  Schweden  zwarn  Preuseen  restituiren 
gegen  Erlangung  einiger  Geldeatigfaction  und  dergleichen,  E.  Ch.  D. 
aber  niftsste  und  sollte  in  vollkommene  Sicherheit  gesetzet  und  dabei 
gegen  Schweden  und  niäaniglichen  gegarantiret  werden.  Von  dem 
kaiserlichen  Intereese  will  Eogelaad  wenig  hören,  Frankreich  aber 
Baget,  wie  die  kais.  Mty.  in  diesem  Werke  nickt  anders  als  auxiliarU 
könnte  consideriret  werden,  so  wDrden  sie  keine  Ursacb  haben  zu 
klageü,  wenn  Polen  und  Dftnemark  nur  eine  Inclusion  oder  Amnestie 
vor  dieselbe  auswirkten,  und  wo  sie  damit  nicht  zufrieden  sein  wur- 
den, so  mllsste  mans  dahin  gestellt  sein  lassen,  den  andern  aber  nicht 
verdenken,  dass  sie  Friede  beschlössen,  wenn  sie  dazu  kommen  könnten. 

Der  Herr  Downing  protestirte  abcrmaln  sehr,  dass  der  Pro- 
toctor  nicht  leiden  wQrd,  dass  man  E.  Ch.  D.,  worin  es  auch  wäre, 
zu  kurz  thnn  sollte. 

Man  war  auch  sehr  geschäftig,  durch  allerhand  Wege  von  udh 
zu  erforschen,  wie  E.  Cb.  D.  etwa  dieses  Fürnehmen  begreifen  möch- 
ten, und  ob  man  auch  bei  künftigen  Tractaten  etwas  Sonderliches 
stipuliren  wUrde-  ^Vir  gaben  aber  allemal  gnugsam  zu  vomebmen, 
dass  wir  uns  darunter  defectu  mandati  zu  nichts  anders  auslassen 
könnten,  als  dass  wir  wol  wUE.Bten,  dass  E.  Ch.'D.  nicht  hohers  wUn- 
Bcbeten  als  einen  allgemeinen  Frieden ;  fuhreten  ihnen  aber  dabei 
immerfort  nach  der  Länge  zu  GemUthe,  wie  gctährlich  Schweden, 
wie  naehdenklich  es  zu  allen  Seiten  wäre,  solcher  Nation  durch  par- 
ticulier  Tractaten  wiederum  die  lland  zii  st&rken;  man  könnte  die 
kaiserliche  Interesse  nicht  derouiaassco  aussetzen;  mit  dem  Roth- 
Bchildiacben  Tractate  wttrd  Dänemark  auch  nicht  wieder  auf  die 
Beine  geholfen;  England  möchte  sich  ftirsehen  und  der  £lerr  Dow- 
ning seinen  Herrn  und  Vaterland  für  der  schwedischen  geföhrlicheu 
Nachbar-  und  Freundschafl  warnen  etc. 

Wenn  uns  nun  aber  dieses  noch  nicht  genug  zu  sein  schien,  so 
haben  wir  heute  mit  dem  Rathe  Pensionario  von  Holland  selbst  da- 
von gesprochen  und  endlichen  davon  begehret,  er  möchte  uns  ehrlich 
und  aufrichtig  sagen,  wie  es  um  diese  Sache  bewandt  und  wie  es 
damit  genieinet  wäre  .  .  .  wollte  Holland  verändern,  so  möchte  es 
solches  uns  nur  sagen,  und  da  es  ihre  Gelegenheit  nicht  wäre,  den 
Alliirten  beizustehen,  so  möchte  man  sie  denn  auch  nicht  lange  auf- 
halten mit  vergeblichen  Vertröstungen. 

')Uubcrd{eBen  Artikel  desltoeakilder  Friodena  vgl.  Qeijor-CarlsuD  IV.  274. 


TerbandlaDfceD  für  nod  gegun  Am  Conc«rt.  ]^g9 

Und  gab  er  mir  darauf  zur  Anhvort:  er  wäre  FOrbsbens  gewe- 
seo,  selbst  zu  mir  zu  kommen  uud  von  diexera  Dinge  zu  reden  und 
sigete  weiter,  mir  wäre  bekannt,  waa  Herr  Nieupoort  geschrieben 
and  dass  sie  einen  guten  Friede  lieber  IiStten  als  einen  so  kostbaren 
Krieg;  er  liätte  deswegen  die  franz.  und  englischen  Ministros  geson- 
diret,  wollte  mir  aber  nicht  bergen,  daes  M.  de  Thon  gar  keine, 
Herr  Downing  aber  nur  einige  general  Ordre  hsttte,  mit  diesem 
Staat  etwas  zu  behandeln;  wenn  sie  dennoch  aber  von  Bemittelnng 
des  nordischen  Friedens  viel  geredet  und  drauf  verschiedene  Gedan- 
ken, FBrschläge  und  conditiones  wilrcn  ins  Mittel  kommen  ...  so 
wäre  endlich  dieses  der  Scbluss  gewesen,  dass  beide  mchrgen.  Mi- 
iiiHlri  Dber  sieb  genommen,  alsfortens  an  ihre  Principalcn  unistllnd- 
lidi  zu  berichten  und  es  dahin  zu  dirigiren,  dass  ilmen  mit  eiiCHteni 
ober  alle  Dinge  eine  besondere  gnugsamc  Instruction  möchte  zuge- 
schicket  weiden. 

Auf  weitere  Einnendungeii  Wciiuans  rcmonRtriit  de  Witt  „mit  rie- 
l«n  eruKtliihen  Gbbcrden,  da^ä  s\t:  dic»cs  alles  iiiciit  aiillinlien  sollte,  ihre 
turige  Rcbolutiuucä  ins  Werk  zu  .stellen,  und  müehle  i<:h  da«  K.  C'li.  I>. 
aaBdriicklicIi  versichern"  eir. 

All  DÖgon  ist  gesehrieljen  worden,  dass  das  (leid  für  die  Transport- 
Tahrzenge  nun  bewilligt  ist  —  pr  \H  nun  nnr  zn  bestimmen,  wohin  es  ge- 
echiekt  werden  soll. 


Der  Kurfllret  an  Weiman.     Dat.  Wiborg  23.  März  1659. 

llirDBtlichc   Vernalimng  gegen  die  Bemühungen  der  CoDcerlpulitik.     VerneiEang 

anf  die  allftemeinen  Fricdenstrnelnfen  in  Thorn.     Der  Kiirrürst  wird  eieli  keinen 

Falls  Diif  SeparalTerb&Ddlnngcn  einluBsea.) 

Euer  etc.  vom  21.  dieses  st.  n.  ist  (30.  März)  alhie  einkommcn,  -> 
woraus  Wir  ersehen,  wie  eifrig  man  sich  an  französischer  und  cngli- 
Kcber  Seiten  bearbeitet,  einen  pai-ticulnren  Frieden  zwischen  den  bei- 
den nordischen  Kronen  allein  zu  stiften.  Unseres  Orts  mUssen  Wir 
dafOr  halten,  dass  so  viel  mehr  dabei  zu  befürchten,  weil  nicht  aliein 
Unser  Resident  zu  London  Heb  letzer,  obazwciflich  instinctu  der 
Schweden,  dergleichen  Partieulartractaten  Uns  auch  an  Hand  geben 
ilörfen,  sondern  auch  von  schwedischer  Seiten  selbst  dergleicben  An- 
werfe geschehen. 

Gleichwie  aber  Unsers  gänzlichen  Ermessens  dem  Werke  hiermit 
durchaus  nicht  wUrde  geholfen  werden,  also  wollen  Wir  Uns  auch 
[iaran  ganz  nichts  kehren.  Nur  kommt  Uns  dieses  allein  fast  fremde 
vor,  dass  des  Itaths  Pensionnrii  Uis<'urB,  so  verdeckt  er  auch  densel- 


A-nOO»^lc 


\QQ  I-     Bntndenbm^  nnd  die  Niederlande. 

ben  gcfUhrct,  dennoch  dahin  zielet,  dass  die  Provinz  Holland  daroo 
nicht  abgeneigt  sein  ralichlo.  Ihr  haht  aber  Behr  wolgethan,  (lass  Ihr 
Ton  Unserer  Seiten  ihm  alle  Hoffnung  dazu  benommen.  Ihr  wollet 
damit  ferner  continuiren,  auch,  wenn  etwas  deshalb  an  Euch  weiter 
gebracht  werden  möchte,  Kolcbes  dem  kaiserlichen  Gesandten  nicht 
verschweigen,  damit,  wenn  es  demselben  sonst  vorkjime,  es  keinen 
SoupQon  bei  ihm  erwecken  möchte. 

Wenn  es  sonst  den  Staten  General  ein  rechter  Ernst,  einen  ge- 
nerale« sichern  Frieden  zu  befördern,  so  können  Wir  nimmer  glauben, 
dasB  dieselben  die  Tractaten  dahin  zu  ziehen  begehren  werden,  als 
welche  mit  ihrem  Belieben  albereit  nacher  Thoru  TCrwiesen,  woselbst 
auch  schon  die  meiste' Gesandte  ankommen,  und  ohne  Ruptur  de» 
Friedenswerkes  nunmehr  kein  ander  Ort  beliebet  werden  kann.  Da- 
her Ihr  Euch  denn  mit  allem  Fleiss  angelegen  sein  lassen  wollet, 
solches  zu  hintertreiben. 

Sollte  es  aber  nicht  bebindert  werden  kOnnen,  so  vermögen  Wir 
Euch  dennoch  deshalb  keine  Vollmacht  aufzutragen,  sondern  Wir 
werden  sie  daselbst  handeln  lassen,  was  sie  wollen,  dicweil  es,  wenn 
Wir  Uns  dabei  interessiren  sollten,  Unserer  Sache  mehr  Schaden  als 
Vortheil  bringen  würde;  zugeschwcigen  dass  Unsere  Allürteu  dadurch 
ganz  und  zumal  in  höchste  äuspicion  gesetzet  und  von  Uns  alieniret, 
der  Friede  auch  dadurch  mehr  verzögert  als  hefürdert  werden  dürfte. 

Mahnung,  dass  die  Transportschiffe  etidlicb  geschafft  werden  üoIIcd. 


Mattli.  Dügen  an  den  Kurillräteii.     Dat.  Amsterdam 
25.  März  1659. 

[Die  Absendang  der  Transportschiffe  wird  betriehen;  Ametcrdam  schieBst  das 
Geld  vor.] 
t.  Diesen  Morgen  haben  die  Herren  dänischen  Ministri,  HerrCopes 
und  ich  mit  den  Herrn  Bürgermeistern  hiesiger  Stadt  Conferenz  ge- 
halten wegen  schleunigster  Anschickung  oftorwfihnten  Fahrzeuges; 
da  dann  die  Herren  Bürgermeister  eich  willig  Hessen  finden,  um  die 
70,000  fl.  oder  28,000  Rth.,  so  bei  diesem  Estat  in  specie  zu  Auf- 
bringung begehrter  Frachtschiffe  an  DSnemark  zugestanden,  baar  zu 
Torschiessen ,  hiemit  die  Schiffe  aufs  schleunigste  gemiethet  und 
nacher  Jutland  roOchten  angeschicket  werden.  —  Und  werde  ich  von 
dieser  Stunde  an  im  Werke  begriffen  sein,  um  Schiffe,  soviel  immer 
möglich  und  obbcrülirte  Summe  nur  vorreicben  kann,  anzunehmen. 
Indessen  gehen  Herr  Itoscwing,  dänischer  und  Herr  Copes,  E.  Ch.  D. 


Dn  KorfurBt  gegeo  du  Concert.  Die  TraoBportflottille.  Hiireror  nn  Doltand.    ^Cfl 

Resident  morgen  wieder  nach  dem  Haag,  um  alda  bei  der  Generali- 
iil  Ordre  auszubringen  an  die  Admiralität,  das»  meine  FracIitsciiifTe 
mit  behöriger  Convoy  versorget,  auch  zugleich  der  Herr  Admiral  Op- 
ilam  befehliget  werde,  mit  einer  guten  Anzahl  Kriegsschiffe  sich  auf 
gewiese  Zeit  für  Aalburg  einzufinden,  um  E.  Ch.  D.  Exploit  zu  se- 
mndiren.  — 


Der  Knrfiirst  an  Weiraan  niid  Copes.     Dat.  Wiborg 
16.  MHrz  1G59. 

IDriDgcD  auf  baldige  Abseodung  der  Flotle;  desgleichen  auf  reelle  Hilfe  in 
PrenssPii  gegen  einen  ecbwedlscben  Angriff.  Scbwcden  soll  den  Engländern 
PilUn  aDgebot«Q  baben    Bitte  am  tausend  Uusketiore  oder  entsprochendeB  (aeld.) 

Uns  Bcind  Eure  .  .  .  Relations  alhier  wo)  zu  gekommen,  und  rcr-  2G.Mär 
lioffeu,  die  Herren  Staaten  werden  sich  an  der  eaglisehcn  Ausrüstung 
Dicht  keiiren,  sondern  um  so  viel  mehr  mit  Abscliickung  ihrer  Flotte 
eileD;  denn  wenn  dieaelbe  über  Verhoffen  länger  ausbleiben  sollte, 
ist  zu  befürchten,  dass  die  Lebensmittel  in  dieiiem  Orie  bald  erman- 
geln und  Wir  wol  über  14  Tage  alhie  nicht  stehen  werden  können. 

Der  Kurfürst  habe  bisher  wenig  Gelegenheit  gehabt,  nuf  die  BuDdeshilfc 
Ansprach  zu  machen,  welche  die  Allinnre  von  1655  stipulirt  — 
oaclidem  es  aber  nunmehr  das  Ansehen  gewinnen  will,  als  wenn 
sedes  belli  in  Unser  Herzogthum  Preussen  transferiret  werden  wollte, 
^talt  denn  die  Schweden  in  6000  Mann  stark  daselbst  tlberaus 
pn^sen  Schaden  anjetzo  verüben  und  zu  besorgen  stehet ,  dass 
Uuglas  sich  mit  ihnen  conjungiren  und  alsdann  wol  etwas  haupt- 
xäeltliches  tentiren  werde,  Wir  auch  über  das  Nachricht  erhalten,  dass 
man  von  Bchwcdiscbcr  Seiten  denen  Engländern  die  Pillau  offerircn 
Boll:  so  wollet  Ihr  dieses  Werk  wieder  ein  wenig  auf  die  Bahn  brin- 
gen und  die  GcmUther  mit  allem  Glimpf  dahin  disponireu,  damit 
solch  Unser  Erinnern  und  Begehren  im  besten  aufgenommen  und 
l'na  anitzo  mit  dem  dänischen  Succurs  nur  ein  tausend  Mousquetirer 
zugleich  mitgeschickt  werden  möchten. 

Zeigt  sich  Bedenken,  diese  Tnippc  im  Feld  agircn  zu  la^i^cn,  so  soll 
ff.  die  Zusicherung  geben,  dass  sie  nur  als  Garnison  verwandt  werden 
Foll;  will  man  auch  das  nicht,  m  soll  man  dalür  wenigsienfi  einige.^  Geld 
n-hicken.  Sollte  aber  diese  ganze  b'ordernng  dem  Hauptwerk  .'^rhaden  und 
die  Abt^endung  der  Fb>ttc  bee  in  trächtigen,  so  tintlcn  ^ic  sie  eiu.xtweilpn  l>ei 


^nlt  lassen. 


^aovGoOt^lc 


J92  ''     nrnndonburg  und  dio  NiedurlaDde. 

Mattli.  Dogen  an  den  Knrfilrsten.     Dat.  Amsterdam 
29.  März  1G59. 

[Dia  Miclhuiig  der  TransportacliiBe  ist  im  Gnog.    Diu  Iliirstruppea  Tiir 

Kopeuliagea.] 

7,.         Auf  Rnth  erfahrener  Schiffer  hat  er  den  Plan  aufgc;;el»en,  lauter  klein.' 

Fidirzcngc    zu    iiiiclbeu    und  sicli  vielnx-lir   cnlschlos^eu  „Flenteti"  7.\\  iirh- 

nien,   »1.  h.  öcbiffe  von    lfiO-180  Last,    worin    bequem  80— ft»  Rosse  nnJ 

Reiter  irnnsportirt  werden  können. 

Besrhreilit  die  Methode,  wie  die  AnaschilTnng  der  Reiter  und  Pfenle 
dabei  Statt  zu  Gnden  bat. 

Gestern  und  vorgestern  haben  wir  1 1  Fleuten  all  g^emicthel, 
derer  jede  90  I'ferdc  führen  kann.  Wir  bedingen,  das«  sie  14  'IVe 
zu  Aalburg,  da  iiilnilicb  das  Rendezvous  sein  »oll,  nach  den  einzu- 
nebnienden  VMkern  sollen  warten  inÜNseu  ohn  einigen  Entgelt.  — 

Hoffen  also  solcher  Schiffe  ein  üU  beizubringen,  welche  deuu 
mehr  als  ein  &000  Kelter  werden  filhreu  können.  — 

Die  4001)  FuBsvillkei-,  so  nach  Coi)enhagen  sollen,  liegen  albereits 
hier  flir  dieser  Stadt,  ~  So  viel  ich  kann  merken,  wird  man  mit  der 
grossen  Flotte  auch  nicht  feiern. 


Matth.  Dügen  an  den  Kurftirsten.     Dat.  Haag  1.  April  1659. 

[Die  TraDsportflotte.) 
I.April.         Zu  Ende   dieser  Woche    hoffe    ich    alles   Falirzcug,    soweit  Ä* 
28,000  Rtbir.  reichen  können,  heisammen  zu  haben;  will  Tag  weder 
Nacht  nicht  feiern,  bis  sie  ausm  Vlic  in  See  sein  werden. 

Weiterhin  kommt  ein  neuer  rneidenzriill,  indem  der  däuiaehe  UeEatidte 
Rosewing  erlilärt,  mehr  (ils  50  Srh'ffe  seien  niebt  nötig,  nnd  fest  driraut 
beharrt  nicht  mehr  Geld  nnzuweisiii.  Dögou  muss  üich  darein  fügen,  el>- 
gleieb  er  meint,  dasa  in  50  solchen  Schiffen  nielit  mehr  als  3000  Tfirde 
zu  transportiren  sind.     (Relat.  4,  April  1659) 


Weiman  an  den  KurfUraten.     Dat.  Haag  1.  April  1609. 

[ConcertverhandluDgeQ.  Die  Transport Hottillo.  Die  liolländiacho  Fliitle.j 
I.  Die  Geneialbtnaten  lassen  durch  Commissaie  mit  dem  französiFchPD 
und  dem  engliiclieti  «esaudlen  über  ihre  Vorsrbläge  verhandeln;  die  briilfii 
fremden  Oei^andten  conmioniciren  darüber  auch  mit  Weiman  und  den  d»ni- 
sehen  tjesandtcn,  nnd  namentlich  der  euglifliho  ver<«ichcrt  eifrigst,  daKi<  >>i< 
ftar  nicht  die  Absicht  hätten,  Schweden  sehr  zu  titärkcn  und  Dänemark  u 
verkleinern.      Ihre  iui-tincliou  fcheint  sehr  allgemein  gehallen  zn  sein.  — 


Dia  Traoeportflottille.    Die  grosse  FlottenrüstoDg.   Olücketndter  Zoll.     j^Qß 

„Woltle  Gott,  daag  iomittelst  die  Subiffe  aus  Däaemark  kommen  und  E.Ch.D. 
damit  über  und  in  die  Eilanden  gehen  und  also  uuter  so  vielen  verworre- 
Deu  Hediationeu  den  Frieden  mit  den  Waffen  inuL-lieh  könnten!" 

Noch  imincr  neue  Zeichen,  dass  min  es  njil  der  Ausiiistung  der  Flotte 
sebr  ernstlicb  meint;  es  ist  Eibwer,  Si'hiOsvolk  duzu  zu  bekommen;  nach 
vprsehiedenen  anihrn  VerMichen  hat  die  Admiralität  liesehbiKsen,  die 
Grönlands  fahrten  für  dieses  Jahr  vollkomnicn  zu  untersagen;  dann  nerde 
man  Lcule  genug  bekommen. 


Weiman  an  den  KnifUraten.     Dat.  Haag  7.  April  1659. 

jOie  Plollo.     Der  Verlraft  »her  den  Glückstüdter  Zoll.    Uulerreilang  mit  de  Witt. 
WeimoD  bSIt  die  Conccrt  verband  langen  fiir  angefäbrlich,] 

Die   AuErüstnng    der    hollündihehen   Flotte    geht    vorwiirts.     Die    bew.  7  April. 
Traiis[ioTtfabrzeuge  sollen  morgen  oder  übermorgen  auslaufen. 

Die  dänisehe  Vcrbandlmig  über  den  Gilückslüdlor  Zull  scbeint  dem 
SehluJK  naiic  zu  sein;  das  liringt  den  Dünen  denn  die  Sammc  von 
1,11)0000  Rthir ,  indcsR  legt  fielt,  doch  vielliicbt  noch  d>  Generalität  hindernd 
diuviychen '}.  Die  briindenburgiüeben  Gesandten  wiinfcben  den  Ab- 
pcbluss  nicht 

la  BetreEf  der  bedenklichen  Verhandlungen  mit  England  und  Frank- 
reich bat  Weiman  eine  Unterredung  mit  de  Witt  — 
und  war  endliclien  der  HchluBs:  der  Staat  kOmite  diese  Handlung 
nicht  Tervreigem,  verliesae  sieh  aber  aiicli  nicht  darauTj  die  Flotte 
und  andere  Mittel  sollen  darum  gar  gewisse  iiiclit  stille  stehen,  und 
möchten  B.  Ch.  D.  darauf  fusscn  und  andere  versichern:  sollte  die 
en{;liscbc  Flotte  können  zurückgehalten  werden,  so  konnte  die  ihrige 
mit  Vortheil  hie  bleiben,  welln  solchen  Falls  der  Herr  v.  Opdam 
doch  MeUter  in  der  See  und  bestand  (A.  h.  bastant)  wäre,  E.  Ch.  D. 
zu  alles  zu  verhelfen;  sollte  aber  die  englische  heraus  kommen,  so 
würde  die  ihrige  gar  gewisse  nicht  nachbleiben,  sondern  den  Alliir- 
ten  zu  Httlfe  gehen,  wie  und  was  aucb  draus  erfolgen  möchte. 

Alles  wol  betrachtet  —  . 

80  Laltea  wirs  dafür,  dass  alle  diese  Confercnzen  und  FUrschläge  all- 
gemälig  verschwinden  und  endlich  gar  werden  zu  Wasser  werden; 
denn  gar  gewisse  wird  der  Staat  nicht  trauen,  wo  sie  für  ihre  Allürte 
und  sich  nicht  ziemliche  conditiooes  bedingen  können,  und  da  Frank- 
reich und  England  sich  nit  förmlich  verbinden  wollten,  den  König 
von  Schweden  nolentem  volentem  zu  Annehmung  derselben  zu  dispo- 


;  „Articulen,   aoupendu   de  oppignvrnniie    vande   rcBtinge  Geluk- 
rcte  Resol.  II.  20  IT. 


1.  Or,  Kur 


„A^iOOt^lc 


194  ^-    Brandenburg  nnd  die  Niederlande. 

niren,  so  ist  alles  vergeblich,  sintemal  sie  uns  offenttieh  genug  sagen, 
wo  es  daran  ermangeln  sollte,  dass  sie  solchen  Falls  das  ^anze  Werk 
fllr  eine  Fourberei  und  Betrug  halten  mtlssten.  Wer  kann  aber  glau- 
ben, dase  Fraukreich  und  der  Protector  dem  Könige  tod  Schweden 
deromaassen  zusetzen,  ihm  unannehnilichc  Gesetze  präscribiren  und, 
da  er  damit  nicht  wollte  zufrieden  sein,  dass  sie  solchen  Falls  stipu- 
lata  fide  versprechen  wollten,  ihn  entweder  selbst  mit  Gewalt  eu 
zwingen  oder  seinen  Feinden  hUlf-  und  ratlilos  zu  Übergeben!... 
Und  sehen  wir  also  unsers  unterth.  Ortes  keines  Weges,  dass  rebus 
ita  stantibus  aus  diesen  Conferenzen  etwas  beständiges  werden. 


Matth.  Dogen  a.  d.  KurfUrsten.   Dat.  Amsterdam  12.  April  1659. 

[Die  TraDSporlflotlitle  soll  in  See  (!ehen;  Stärke  und  Aoarüstiing  dergelbeD. 
Gute  ZusicheraogeD  tod  holländiacber  Seite.  Gerücht  über  eine  eoglische 
Flotte  «n  der  KöMe.  —  Oontralrer  Wind,] 
12  Apri).  Die  Mebraahl  der  bew.  Fahrzeuge  ist  bereits  im  Tlie,  die  letzten  gehea 
bcnte  dabin  ab,  bei  bleibendem  guten  Wind  wird  die  ganze  Flotte  nXchsten 
Dienstag  io  See  gehen. 

Die  Flotte  besteht  in  54  Schiffe,  Fluyte  genannt;  die  DSuen  ge- 
hen in  ihrer  Liefa  auf,  dass  man  räumlich  damit  4300  Pferde  werde 
fiberfnhren  können,  olme  Reiter  und  Fiissvolk. 

Näheres  über  die  AuRrüstnng  mit  Wasscrtassern,  Plaukeu,  Auslademn- 
Ecbinen  für  die  Pferde,  Futler  efe.  Ein  „wol  versuchter  alter  Soldat", 
Ednard  Barbier  wird  im  Namen  des  Kurtürsten  bei  der  Flotte  sein  und 
die  Aufsicht  führen. 

Diese  Stunde  besuchte  mich  einer  der  fttmehmsten  Regenten,  bo 
von  Versammlung  der  Herren  Staaten  aus  dein  Haag  gekommen;  ver- 
sichert höchlich,  dass  man,  ea  koste  was  es  wolle,  unveränderlich  bei 
der  Partei  halten  wolle;  dass  die  4000  Mann  unverzßglich  mit  der 
Kriegsflotte  nach  dem  Sund  fort  sollen,  sobald  nur  die  Zeeländer  mit 
ihrer  Esquadron  Schiffe  fertig  wären;  welches  innerhalb  8  Tagen  für 
Texel  erwartet  würde ;  die  französischen  und  englischen  Friedenscon 
ferenzen  im  Haage  wären  nur  lauter  Spiegelfechten  ohne  Grund, 
ohne  Nachdruck, 

P.  S.  So  ich  diesen  wollte  scbliessen,  kommt  Mons.  Vorburgb, 
hiesigen  Estats  Ambassade-  gewesener  Secretarius  zu  Münster,  berich- 
tet, dasB  ein  Fischer  aus  dem  Vlie  Zeitung  bringe,  42  englische 
Schiffe  in  der  See  gesehen  und  gesprochen  zu  haben;  ich  gebe  davon 
stracks  Advis  an  die  Herrn  Bürgermeister  und  die  AdmiriUität  .  ■ . 
um  darnach  unsere  mesures  zu  nehmen. 

i:q,t7r.d    .*^nOO<^lC 


Die  TranepOTtBottille.    Stocken  der  Tractaten.  \QPf 

In  einem  weitero  Bericht  Dögco's,  dat.  Amsterdam  15.  April  lti&9  ir>.April. 
stellt  sich  dies  doch  nh  eia  leeres  Gerücht  bcrnus;   aber  wegen  contraren 
Windes  hat  die  FlnTtenflotte  noch  nicht  au^Iaaren  künncn. 


Weiman  an  den  KnrfUreten.     Dat  Haag  14.  April  1659. 

(Die  CoDcertverhandluDg  stockt.  Von  der  engliBclieo  Flotte  oicbta  übles  ed 
rSrchteD-  BedenkcD  wegen  der  TranEporlflottille.  Neue  lostmctioo  für  den  Ad- 
miral  Opdam.  FriedeDsverhandlaDgen  nwischcn  Spanien  und  Frankreich;  die 
SielluDg  Oeeterreichs  zn  denaclbeo.     Die  Verpf»nduug  des  GlückstÜdler  Zolls.] 

Die  Confcrcnzcn  mit  de  Thon  und  Dowiiiiig  kommen  nicht  weiter,  14. April, 
da  beide  neue  Ordres  von  ihren  Regierungen  erwikrteii. 

Wenn  nun  viele  hieraus  anfaug^cn  zu  sehen  und  handg^eiSich  zu 
BpOren,  dass  aus  allem  diesen  Handeln  wenig  zu  hoffen,  sonderlich 
da  von  allen  Orten  die  Zeitung  kommt,  dnss  die  englische  Flotte  in 
44  kleinen  und  grossen  Schiffen  bestehend  bereits  für  drei  Tagen  zu 
Doggersand  gesehen  worden  und  der  englische  Ilesident  solches  nicht 
weiter  widerspricht '),  als  dass  er  hoffet,  der  Protector  werde  sie 
reyociren  oder  doch  so  gcinstruiret  haben,  dass  man  sich  von  der- 
selben nichts  feindliches  zu  versehen  hätte;  so  fangen  die  fUmchme 
Regenten  an,  ziemlichen  zurückzusehen  und  zu  glauben,  was  man  von 
Anfang  billig  glauben  sollen,  nämlich  dass  alle  diese  Händel  nur 
artificia  und  Mittel  gewesen,  dieses  Staates  Eciuipagrc  auf-  und  zurück- 
zuhalten; allermaassen  denn  von  deswegen  auch  morgenden  Tages  • 
in  der  Generalität  darnach  die  mesures  genommen  und  zu  wirklicher 
schleuniger  Abschickung  der  Flotte  kräftige  resolutioncs  an  die  Ad- 
miralitäten und  die  Conunissarien  der  Generalität  genommen  werden 
dtlrften.  — 

Inmiltelst  seind  die  zu  Amsterdam  gcheurete  W  Fluyten  am  ver- 
wichenen  Sonnabend  nach  dem  Vlic  gegangen.  Wir  fUrchten  aber 
nicht  unbillig,  dass  sie  in  fremde  Hunde  geratheu  und  ausserdem  es 
E.  Ch. 'D.  eine  bedenkliche  Sache  Bein  wilrd,  dero  so  kostbare  Rei- 
terei darauf  zu  wagen,  als  lange'Sie  nicht  sehen,  dass  Dänemark  und 
Holland  in  der  See  Meister  seind  mit  ihren  Flotten. 

Beiliegend  eine  ueae  Instruction  der  Goncralst;iaten  Iiir  den  Admiral 
Opdatn,  worin  demselben  die  Ankunft  der  neuen  Flotte  onter  Viceadrairal 

')  Beiliegend  die  niederlündieclie  VvhQtBtiizaag  eines  .englischcD  Placats: 
„Declaratie  aeo  hef  Voick  van  Kngbelaudt",  über  die  gegenwärtige 
Sebiffsexpeditlon  nach  der  Ostsee;  es  wird  die  pulitisclie  Notwendigkeit  darge- 
legt, eine  Flotte  In  deo  Sand  eu  Hcliichen  oaA  die  dazu  bestimmten  SchiBe 
einsein  namhaft  gemacht;  es  sind  ihrer  40  mit  8i>8^  Mann  tmd  It^l^  Ge- 
(cbiilien.    (o.  D.) 

13* 


196  ^-    B'a'i^Piiburs  ond  liie  Niederlande. 

de  Rnyter  angemeldet  wird,  doch  noch  ohne  bestimmten  Termin;  sollte 
mittlerweile  die  eitglische  Flotte  in  die  Ostsee  kommen,  so  soll  er  derselben 
mit  aller  Höflichkeit  begegnen;  sollleii  gegen  Erwarten  die  Engländer  Feind- 
seligkeiteD  gegen  ihn  verüben,  so  soll  er  Gewjilt  gegen  Gewalt  brauilieii, 
(Dat.  II-  April  1659.) 

Und  wollen  verliofTen,  <Iie  Coiinexitiit  der  Sachen,  und  dass  man 
sieh  hie  und  dort  peu  ü  peu  engagiret  und  einlasset,  wie  denn  auch 
ein  und  andere  Zufälle,  welche  bei  einer  solchen  Regierung,  da  es 
recht  geuiesnagirct  wird,  viel  wirken,  werden  mit  der  Hülfe  Gottes 
endlichen  alle  Furcht  zurllcktreibeu  und  die  Sache  auf  einen  guteu 
Fusa  und  wieder  zurechte  bringen. 

Von  Brlissel  vom  12.  schreibt  man,  dass  am  Frieden  zwisclien 
Frankreich  und  Spanien  schier  nicht  melir  zu  zweifeln  sei,  und  gibt 
dieses  alles  alhic  nicht  wenig  BtolTe,  die  Gemtttber  anzufrischen. 
Zwar  will  M,  de  Thou  vom  Frieden  nichts  wissen;  andere  aber  glau- 
bens  desto  mehr,  in  sonderlichem  Betracht,  dass  die  Königin  in  Frank- 
reich durch  die  Tnfante  ihre  Conservation  ins  kDnt^ig  suchet,  und 
Oesterreich  dadurch  so  gar  viel  nicht  verlieret,  weil  so  viel  Prinzen 
und  80  wenig  Hoffnung  in  Spanien  ist  zur  Succession;  der  Kaiser 
wUrd  dadurch  befreiet  von  so  nachdenklicher  üuptur  mit  Frankreich, 
und  die  Königin,  dass  sie  hinfUro  uicbt  dürfe  eine  geringere  schien 
auf  dem  Stuhle,  den  sie  nicht  gar  lange  kann  mehr  cinbehalten.  Der 
Herr  Fricquet  kommt  nunmehr  auch  schier  auf  solche  Gedanken 
und  glaubt,  dass  solchen  Falls  I.  kais.  Maj.  auf  das  Churfflrstliche 
Fräulein  von  Sachsen  gedenken  würde;  gewiss  sollen  viele  am  kais. 
Hofe  sein,  welche  fastidio  Hispanorum  niclit  ungerne  sähen,  dass  sich 
die  kais.  Maj.  wieder  mit  den  deutseben  Häusern  alliirte. 

Der  daniüche  Gesandte  Rosewing  ist  nach  England  abgegangea. 
£r  bat  die  Glüclistüilter  Verpfikiidung  für  1,100,000  fl.  zum  ScMd^n  aof 
RatiGcalion  gebracht.  Weiman  hat  ihm  die  nötigen  Mateiiaiicn  an  die 
Hand  gegeben,  am  in  England  zeigen  zu  können,  „dass  die  Scbn-cden  mit 
der  Religion  spielen  nnd  gegen  das  Haus  Oesterreich  so  hoch  schieieit, 
d.-imit  sie  durch  solchen  Vorwaiid  nur  Mittel  erhalten  mögen,  ihre  fliau- 
bensgenossen  über  Hauren  zu  Herfen  und  an  der  Ostsee  sich  Meistei'  zn 
macheu." 


Weiman  an  den  KarfUraten.     Dat.  Haag  18.  April  1659. 

[Die   englische  Flotte   in   See  gegaugen;   Eiadrack   der  Tliataache.     Wicderte- 

ginnen   der  GoDcerlverhaudluugeD.     Unterredung    mit   dem    Bürgermeietet  lot 

Amsterdam.) 

m.  April.         Der  Auslauf  der  englischen  Ebitte  hat  hier  viel  rerpiexität  angerichtet; 

Holland  hat  eilig  Deputirtc  zui'auiiuengcsclii.  kt,  um  zu   bcratben ;  man  hat 


FnoEÖBiBch'epaDischeFried«UBau3Btcht  Die  ouglieche  Flotte  aaegelHnTeD.  ^97 

iodcEE  doch  bescbloaseu,  in  Be^ug  auf  die  Flotte  keiueo  UDdern  Bescliluss 
m  fassen,  Eoadcrn  alles  ?.um  Auslaufe  bereit  zu  niachen. 

MSnniglieh  fiog  auch  an,  von  denen  bieliero  gebalteuen  Couferen- 
KD  Qbel  zu  reden  und  viele  der  Fürnelinisten  zu  sagen,  man  hätte 
sie  dieserseits  rechte  gewarnt,  es  wäre  bei  den  andern  nur  lauter  Be- 
trag und  möchte  sich  der  Estat  nicht  länger  äifen  lassen,  sondern  in 
eioer  gerechten  Sache  recht  zugehen  und  die  verdrückten  retten 
iielfen  mit  der  Macht,  die  ihnen  Gott  gegeben. 

Nunmehr  aber  werden  wir  vertraulich  berichtet,  dasa  die  beide 
franz-  und  englische  Ministri  .  .  .,  mit  den  Dcputatis  der  GeneralitAt 
aufs  neue  in  Conferenz  gekommen  und  zu  erkennen  gegeben,  sie  wä- 
ren von  ihren  beiderseits  hohen  Principalen  nunmehr  mit  gnugsamer 
Instruction  und  Vollmacht,  das  angefangene  Werk  abzuhandeln,  ver- 
sehen; wären  dahero  endlicli  auch  wol  zufrieden,  ein  und  andere 
nShere  Fürschläge  7,u  fhun,  wenn  Deputat!  der  Generalität  mit  gleicher 
Macht  zu  handeln  und  zu  schlicssen  würden  gequalificiret  sein.  Und 
wäre  darauf  nach  vielem  Deliberiren  gcresolviret  worden,  man  sollte 
oftgcmelten  Deputatis  die  begehrte  Vollmacht,  wiewol  derogestalt 
gehen,  dase  sie  zwar  in  Handlung  treten,  eoncertiren,  schliessen,  un- 
teraclireiben ,  aber  der  Generalität  und  dem  Staate  die  Ratification 
ToUkommlich  fUrbehaltcn  sollten.  — 

Wie  uns  nun  dieses  allen  ziemlich  nachdenklich  Airkani,  so  ha- 
ben wir  zwar  kein  Mittel  ersehen,  alsfortens  dagegens  etwas  fürzu- 
nehmen in  publice,  haben  aber  Gelegenheit  erlanget,  mit  dem  von 
Hörn,  deputirtem  Bürgermeister  von  Amsterdam,  insbesondere  zu 
reden.  .  .  .  Und  gab  er  uns,  wiewol,  wie  es  schien,  mit  ziemlicher 
retenue  zur  Antwort,  jedoch  auch  mit  vielfältigem  Hinzuthun,  wir 
mochten  E.  Ch.  D.  dessen  versichern,  die  Flotte  sollte  unuachbleib- 
lich  auslaufen  und  sich  an  nichts  kehren;  die  Conferenzen  hätte  man 
nicht  ausschlagen  können;  denn  man  mUsste  hören;  man  würd  eich 
aber  nicht  präcipitiren,  noch  die  AUiirle  vorbeigehen,  und  hätten  son- 
derlich E.  Ch.  D.  sich  dessen  zu  allen  Zeiten  beständig  zu  versehen. 

Weiman  an  den  Kurftlisteii.     Dat.  Haag  21.  April  1659. 

jFutlgaug  der  Coaci'rlvcrhuudlung.  Verciuburtu  licJiiiynu^tvii.  ßuiuouslratiuiiBD 
Weiniaii'»  gugeii  tltn  ,,nbsclnäu!iL'hori  Griff";  er  ühiirriidi-t  de»  friealäiidisclien 
D^pnlirteu,  nicht  tu  ujiterBchroiheii  Weimnn's  Vortrnfr  vitr  dim  Generalstaalan. 
BertthuafC  mit  den  kaiacrlichen,  polniscUen  und  düiiisclicn  Uesundten;  eis  eini- 
fto  lieb  zu  eoergiBclien  Vorglolluugeu.  OlittHaiuB  uiid  de  liyu.  Verliällaisa  vud 
de  Tbou  aud  Duwuiug  zur  SueLe.] 
Erwähnte  Conferenz  ist  darauf  selbigen  Abends  noch  bis  in  die  21- April. 

i:q,t7r.d   .t^iOOt^lC 


]^98  '-     Braadeubarg  und  die  Niederlande. 

Späte  Nacht  hinein  gefolget  und  des  äonnabendB  hernach  durch  dea 
Herrn  v.  Gent  und  den  Bath  PeDBionarium  von  Holland  mit  schier 
unerhörtem  Eifer  continuiret  worden,  solehergcfitalt  dass  wir,  wie 
hoch  man't)  auch  zu  eccrctireu  gesucbet,  in  Erfahrung  bracht,  was- 
maassen  man  in  der  Sache  zwischen  beiden  nach  vielen  hinc  inde 
pro  et  contra  getlianen  Debatten,  wobei  man  an  Seiten  dieses  Staats 
zwar  eine  gute  Weile  beständig  an  den  a)ten  guten  consiliis  gebalten, 
endlichen  aber,  nachdeni  Frankreich  und  Engeland  es  kurzum  nicht 
anders  gewollt,  über  nachfolgende  Puncten  einig  geworden:') 

1)  Mit  ,altcD  mögliuheQ  Mitteln"  HerstelluD^  des  Friedens  zwischen 
Dänemark  und  Schweden,  und  zwar  auf  Qrnnd  des  Rothschilder  Tractals; 

2)  nnr  mit  Ansnabme  des  dritten  Artikels,  betr.  die  künftige  Aus- 
schliessung fremder  KnegsschiiTe  aus  der  Ostsee;  vielmehr  wollen  die  drei 
Nationen  (Frankreich,  England,  Niederlande)  mit  Macht  darauf  halten,  dass 
ihnen  allen  die  Ostsee  für  jede  Art  tüii  Schiffen  völlig  offen  bleibt. 

3)  Schweden  darf  fortan  auf  Schonen  keinerlei  Zoll  mehr  erheben;  der 
dänische  Sundzoll  soll  auf  ein  festes  naverändcrliches  Quantnni  festgesetzt 
werden,  nud  zwar  narh  Maassgnbc  „als  derselbe  jem;iln  am  geringsten  ge- 
wesen." 

4)  Der  König  von  Schweden  soll  angegaugeii  werden,  Dänemark 
einige  Theile  vod  Schonen  zu  restituireu  oder  zu  belassen;  weigert  sich 
Schweden  dessen,  so  muss  man  es  dabei  belassen,  aber  dann  jedenfalls 
auf  bucbstäbliuhe  Einhaltung  des  Traclats  driugcu;  Däuctäark  muss  danu 
befreit  bleiben  von  Einräumung  der  Insel  Ween  (d.  i.  Uven),  Zahlung  der 
ansbedungeuen  Geldsummen  etc. 

5)  Es  sollen  sofoit  staatifcbc  Gesandte  nach  Kopenhagen  geschickt 
werden  und  dieselben  dort  gemeinsam  mit  dem  englischen  Meadow  die 
Tractateu  cntamlren. 

6)  Die  holländische  Flotte  unter  Opdam  bleibt  in  der  Ostsee;  sie  so- 
wot  als  die  englische  sollen  6  Wochen  lang  stille  liegen,  die  Engländer  in 
Crouenburg,  die  Niederländer  „hinter  den  Lappen"  —  „dero.üjestalt  und 
zu  dem  Ende,  dass  dadurch  beide  Parten  mögen  gezäumet  nud  zur  Raison 
gebracht  werden,  iu  der  Güte  zwar,  wo  es  innerhalb  besagten  6  Wochen 
sein  kann,  ä  force  dus  armes  aber,  welcher  sich  zu  obbemelten  Articulo 
nicht  Tcrstchen  wollte. 

^)  Schweden  soll  zur  Uatitieation  des  Elbingcr  Tractats,  „una  cum 
punctis  van  Elucidatie"  vermocht  werden,  wodurch  mau  Kurbrandciiburg 
und  die  Stadt  Danzig  aus  dem  Kriege  bringt. 

8)  Kurbrandenburg  soll  innerhalb  jener  6  Wochen  erklären,  ob  es  mit 
cingeschlosseu  sein,  demnächst  die  Waffen  niederlegen  und  sich  auf  d!e 
Garantie  der  drei  Mächte  vorlassen  will. 


')  Erster  Eotnurr  des    nachmaligen   „Haagcr  Coacerts"    vom  21.  Mai  1659, 
1  dem  er  in  mehreren  PuDklen  verschieden  ist. 


^düvGoot^lc 


D«r  erste  Coacerteotwarf.  299 

9)  Es  soll,  „aber  ohne  reciproqoe  VerbinduDg",  nsib  Tbora  gesandt 
werden,  um  die  polDJacben  Tractaten  gleichfalls  zu  Endo  bringen  zu  belfen, 
mit  bcEondercr  RückBicht  .luf  die  Interessen  Brandenburgs. 

Wenn  wir  unsere  unterth.  Theües  nun  Über  diese  Haadlung:  nicht 
weni^  beettlrtzet  worden  und  an  einer  Seite  betrachteten  die  hohe 
Sincerationee,  welche  man  uns  stetshin  und  mit  so  hohem  Eifer  und 
Ernste  darüber  gethan,  an  der  andern  Seite  den  übermässigen  Schrecken 
fftr  Krieg  und  Bruch  mit  Engeland,  danebst  wie  die  nebstgehende 
Instruction  darauf  schlaget,  und  dass  man  gar  ernstlich  befohlen, 
dass  ftlr  den  20.  Maji  (welcher  Tag  denn  ziemlich  auf  die  Zeit  der 
6  oder  8  Wochen  eintriSl)  keine  als  solche  Schiffe,  so  etwa  Victua- 
lien  nach  dänischen  Oertern  bringen,  sollen  auslaufen:  so  haben  wir 
uns  zuvorderst  einen  oder  andern  aus  der  Generalität,  hernach  aber, 
weiln  der  ßath  Pensionarius  nicht  anzutreffen,  zu  dem  Uerm  von 
Gent,  als  dem  Haupte  solcher  Commission  und  llantllung,  erhoben 
nnd  demselben  .  . .  nach  der  Länge  fUrgestellt  ...  es  wäre  wider 
aller  Welt  Brauch,  gegen  die  Ehre  und  Dignität  so  vieler  Geallürten 
und  ein  abscheulicher  Griff,  diejenigen  durch  Kunst  und  List  zu  sepa- 
riren,  welche  die  Hand  Gottes  so  wunderbarlich  bishero  bei  einander 
gehalten  hätte,  dass  alle  unsere  und  des  Staats  Feinde  dagegen  nichts 
vermocht  hätten.  Die  Allianzen  brächten  ausdrücklich  mit,  der  einer 
sollte  ohne  den  andern  nicht  tractiren  oder  handeln  ...  so  sollte  man 
uns,  der  Geallürten  Ministros,  in  ihren  Erinnerungen  zum  wenigsten 
hQren;  wir  repräeentirten  ja  £.  Ch.  D.,  nach  Ausweisung  Unserer 
Credentialien.  — 

Mach  ein  und  andern  Discursen  blieb  nun  solches  dabei,  und 
weil  dennoch  die  Deputati  auf  ihrem  Sinne  beharreten  und  Holland 
(oder  vielmehr  einige  wenig)  hart  darauf  drungen,  man  möchte  unan- 
gesehen unsers  Suchens  mit  Vollziehung  des  Werkes  verfahren,  so 
richteten  wirs  endlieh  bei  dem  friesländischcn  Deputate  dahin,  dass 
derselb  sich  difficuhirete,  rebus  ita  stantibus  zu  unterschreiben.  Und 
gingen  darauf  zu  dem  Präsidenten  der  Generalität  und  trieben  das 
obige  nnd  was  dem  anhängig  mit  einem  solchen  Eifer,  dass  zuvorderst 
die  gräuliche  Furie  der  Deputation  ein  wenig  gestillt  und  uns  drauf 
um  die  Glock  zwei  nach  Mittage  durch  den  Agenten  der  Generalität 
angedeutet  worden :  weil  es  contra  legcs  Boipublieae  wäre,  auftnilnd- 
liches  Anbringen  des  Präsidenten  Etwas  zu  resolviren,  so  gäben  sie 
am  frei,  um  die  Glock  drei  zur  Audienz  zu  kommen  und  daselbst 
unsere  Kothdurft  mllndlich  und  schriftlich  fUrzustcllcn.  Welches  wir 
denn  auf  Anrathen  der  Confidenteo  auch  gethan  und  um  die  Glock 


Aj.OOt^lc 


200  ^-    Br^odenbai^  und  die  NiederlaDde. 

vier  hinaufgegangen  sein  und  daselbst  in  einer  zumal  starken  Ver- 
sammlung theÜH  directe,  theils  indirecte  geproponiret  und  fUrgetragen 
haben  alles,  was  wir  vermeinet  bequem  und  capnbel  su  sein,  vielen 
die  Augen  zu  eröffnen,  zum  wenigsten  Zeit  und  Coinmunication  zu 
gewinnen  und  für  aller  Welt,  eonderlicli  weiln  solche  Sachen  sehr 
esciatiren,  nii-  den  Alliirten  zu  zeigen,  dass  E,  Ch.  D.  an  diesem 
Dinge  unschuldig  etc. 

Der  Antwort  ist  W.  nun  noch  gewärtig,  hofft  aber  hei  der  eutsrbiede- 
nen  Ansicht  Hollands  nicht  viel  davon. 

Wir  haben  uns  heut  um  den  Mittag  mit  dem  kaiserlichen,  polni- 
schen und  dänischen  Miniatris  zUEamniengethan  und  in  höchster  Con- 
Menz  Überleget,  was  ...  zu  thun.  Wobei  wir  uns  denn  endlichen 
verglichen,  man  solle  zu  allen  Seiten  auf  die  Communication  dringen 
und  diesem  uäciist  den  Staat  suchen  quovis  modo  ad  saniora  coneilia 
zu  bringen;  und  sollte  man  zu  allen  Seiten  darunter  schriftliche  und 
mtindliche  remonstrationes  in  der  Generalität,  zu  Amsterdam,  in  Nord- 
bolland  und  andern  Provinzen  thun  und  mit  öffentlichen  Protesta- 
tionen zu  erkennen  geben,  dass  solche  conditiones  voll  Schande, 
Treulosheit,  Gefahr  und  unehrlicher  Verlassung  stecketen,  fllrnehmlich 
aber  dass  dieser  Estat  ein  anders  nicht  thäte,  als  dass  sie  ihre  rechte 
Freunde  und  alle  diejenige,  da  sie  durchaus  keine  eontrarie  Interesse 
mit  hätten,  den  Feinden  zum  Raube  dahin  geben  ...  dagegen  aber 
sich  Überliefern  würden  an-  die  Diseretion  einer  solchen  Nation,  die 
sie  hierait  absolute  Meister  macheten,  die  nimmer  mit  Holland  würde 
symbolisiren  können  etc. 

Und  hat  darauf  der  Herr  Cbarisius,  dänischer  Resident,  diesen 
Nachmittag  schon  angefangen,  mllndlich  und  schriftlich  dergleichen 
-  bei  dem  Eathe  Fcnsionario  als  bei  der  Generalität  rcspectivo  zu  thun, 
mit  dem  ausdrücklichen  Hinzuthun,  dass  solche  conditiones  ruinlich 
wären  fUr  seinen  König  und  dass  er  dahero  glaubete,  I.  Maj.  wDrde 
sich  eher  zerhacken  und  zerhauen  lassen,  als  Sie  sich  zur  Annehmung 
derselben  sollten  lassen  obligiren. 

Der  Herr  de  Eye  wird  desgleichen  thuu. 

Dieses  ist  bei  diesem  Werke  fDr  allem  anzumerken,  dass  Mr. 
de  ThoH  dabei  sehr  langsam  gewesen,  vielleicht  weiln  er  auf  den 
Frieden  mit  Spanien  und  dahero  auf  Veränderung  in  ihren  Interessen 
gereflectiret.  Dagegen  aber  ist  man  an  englischer  Seite  dermaaseen 
faeil  und  willig  gewesen,  dass  sich  die  Deputirte  seihet  nicht  drin 
schicken  können. 


^düvGoot^lc 


Der  erste  ConcerteDtwnrf.  201 

Weiman  an  den  Kurfilrsten.     Dat  Haag  25  April  1659. 

(Fortgang  der  Coacertrerhandlung;  iDclutiuD  des  Kurfüraleti.  Gegenhemühungcu: 
die  Geaandten  der  verbündeien  Mächl*    FreuDdlichkeit  des  englischea  GcsaDdteo.) 

Die  GcsaDdCeo  babeo  f<i «gefahren,  eifrig  gegeo  das  Conoert  zu  remon- 25.  April. 
Btriren   — 

and  haben  endlichen  so  viel  unter  der  Hand  auBg:erichlet,  daas  annoch 
hinein^efnget  worden,  maa  solle  E.  Gh.  D.  zu  den  Gopenhagischen 
Tractaten  invitiren  und  deroeelben  Interesse,  soweit  man  dieselben 
fDrslellen  wUrd,  aufs  kräftigste  sccoudiren.  Item,  die  Kraft  E.  Ch.  D. 
Inclueion  solle  nicht  auf  das  Datum  des  Elbingschen  Tractats  und 
wie  E.  Gh.  D.  dero  Zeit  bestanden,  sondern  anf  den  Tag  der  Erklärung, 
dasa  £.  Cb.  D.  mit  der  Inclusion  wollten  zufrieden  sein,  reflectiren  und 
schlagen-,  dabero  die  Meinung  sein,  wo  E.  Gh.  D.  nunmehr  wollten 
iodadiret  und  damit  zufrieden  sein,  dass  man  8ic  auch  bei  der  äou- 
Terainität  in  Preussen  guarantiren  solle. 

Zwar  haben  wir  ein  ntehreres  gesuchet  und  alles,  was  erdacht 
werden  kann,  gethan,  um  das  Werk  gar  umzustossen  oder  doch  con- 
diliones  in  einem  oder  dem  andern  zu  verbessern  —  unendliche  Ar- 
gumente haben  wir  Aabei  gefUhret  und  den  Staat  für  Unglbck  ge- 
warnet. Wir  haben  aber  doch  damit  ein  melires  nicht  als  was  oben 
ernähnet  ausrichten  können,  und  dass  wir  gesehen,  dass  die  Gemllther 
in  treETliche  Unsicherheit  gesetzet  worden;  also  dass  die  holländische 
Dircctores  Werkes  genug  gefunden,  ihr  Fltrnehmen  zu  behaupten  und 
Opposition  in  der  Generalittlt  zu  verhüten.  — 

Inmittelet  ist  der  Traetat  annoeh  nicht  unterschrieben ,  weil  es 
bald  dieses  bald  jenes  behindert,  und  saget  man  uns,  dass  es  morgen  * 

dennoch  unfehlbarlich  geschehen  solle. 

toter  den  Befreundeten  im  Haag  versehiedcnc  Ansiuhtcn  über  die  An- 
grlegeoheit  — 

die  meisten  stimmen  hierin  Übereinander,  Oestreich,  Polen  und  E.Cb.D. 
mQssen  feste  bei  einander  halten,  und  wtlrd  ihnen  solchen  Falls  nichts 
Kbaden  können ,  und  worden  E.  Gh.  D.  durcli  diesen  Tractat  so  viel 
gewinnen,  dass  Sie  Polen  bei  beständigen  consiliis  wUrden  halten 
können.  —  Und  können  wir  E.  Gh.  D.  wohl  versichern,  dass  der 
Kaiserliche  Gesandte  nlhier  mit  unserm  Verfahren  Über  die  Maasse 
wo!  zufrieden  ist,  allermaassen  dann  derselb  gestern  zu  uns  gekommen 
and  uns  mit  weinenden  Augen  schier  gedanket  für  unsern  Eifer  und 
beständige  gute  Officia  für  die  gemeine  Sache.  —  Die  Polnischen  und 
Dänischen  bedanken  sich  auch  gar  hüchlich  etc. 

Dieses  mflssen  wir  in  Unterth.  noch  hinzusetzen,  dass  uns  der 


Aj.oo»^Ic 


202  1'    BrkDdeDbarg  ond  die  NiederlaDde. 

englische  Resident  bei  wfihrenden  diesen  HAndeln  viel  guten  Willens 
bezeiget  und  sieb  für  E.  Gh.  D.  Interesse  Über  die  Maasse  aequitabel 
emieeeo,  weswegen  wir  denn  anch  mit  ihme  gar  gute  FreundschaTt 
erhalten.  — 


Der  KurfUrBt  an  Weimaa  und  Copes.     Dat  Hauptquartier 
Wiborg  20.  April  1659. 

(Eatscbiedeaür  Protost  gegen  das  Concert;  soll  bei  den  Generalstaatea  angebracht 
werden.) 
O.April.  Wir  haben  aus  Eurer  unterth.  Relation  vom  21.  dieses  nicht  ohne 
sonderbare  Bewegung  amständlicb  Temommen,  wie  man  so  gar  un- 
vennuthend  die  in  dem  Hauptwerk  genommene  Resolution  zu  ändern 
und  auf  allen  Fall,  dafeme  auch  der  König  in  Dänemark  innerfadb 
6  Wochen  sich  dem  gemachten  und  beliebten  Aufsatz  nicht  bequemen 
wollte,  ihn  darzu  mit  Gewalt  zu  bringen  Vorhabens  sei. 

Wann  Wir  nun  bedenken,  wie  so  bald  anfangs  die  Herren  Staaten 
nicht  allein  den  König  in  Dänemark,  sondern  aneb  Uns  . . .  ihrer  Be- 
ständigkeit znm  höckfiten  versichern  und  Uns  zu  gleicbmassiger  auf- 
riehtiger  Festhaltung  anmahnen  lassen;  darbenebenst  dass  der  gote 
König  in  Dänemark,  welcher  sich  vermöge  Bundes  etc.  auf  die  Htllfe 
verlassen,  alle  Galamitäten  ausgestanden  und  seinen  Feind  ziemlich 
schwach  und  mllrbe  gemacht,  nnnmehro  .  . .  erfahren  soll,  dass  ihm, 
anstatt  verhoffter  Rettung  nicht  der  Feind,  sondern  seine  Bundsver- 
wandten und  die  ihn  guten  Theils  zu  der  genommenen  Resolution 
animiret,  erst  hart  fallen  und  zu  der  Unbilligkeit,  welche  sie  vor  diesem 
selbst  verdammt,  . .  durch  Gewalt  zwingen  . . .  wollen;  überdem  dass 
man,  Uns  ohngewarnet,  mit  Andern  Ober  Uns  und  Unsere  vermeinte 
Sicherheit  in  Handlung  einzulassen,  Über  Unsern  Staat  und  Armte 
gleichsam  zu  disponiren  und  Uns  absolute  leges  und  Gesetze  voreu- 
schreiben  sich  unternommen...;  endlich  auch  der  Kais.  Maj.  mit 
keinem  Wort  gedacht,  sondern  dieselbe  gar  vergessen  worden:  so 
mögen  und  können  Wir  gar  nicht  begreifen,  durch  was  für  Ursachen 
der  Staat  auf  eine  dergleichen  nachdenkliche  und  der  Republik  selbslen 
höchst  präjudicirliche  Meinung  gerathen. 

Die  englische  Flotte  kann  es  nicht  sein;  denn  das  ist  kein  un- 
vermuthend  neues  Emergens,  sondern  ein  wolbekanntes  Werk  gewesen. 
—  So  wElrde  es  auch  ein  gross  Disavantagio  vor  die  Republik  sein, 
dass  England  auch  nur  durch  Aussendung  30  ad  40  Sebiffe  cap^el, 
dieselbe  dergestalt  in  Schrecken  und  in  Furcht  zu  bringen,  dass  sie 


Protest  des  Eturfüratfln.    BinleDkea  von  FraDhreicb  nod  EngUnd.     203 

deshalb  ohne  Vorwi&sen,  auch  UDgen-arnet  Ihrer  Bundesverwandten, 
mit  andern  sich  in  Handelung  einlassen  und  ihn  ...  abandonniren. 

Die  Gesandten  sollen  den  General  Staaten  die  Sache  von  dieser  Seite 
ciDgehend  vorstellen. 


Weiman  an  den  Kurfllrsten.     Dat  Haag  28.  April  1659. 

IBerorsteheDde  Unteracbrifl  de»  Coocorls;  kleine  ModiQcaliooon.  Sanguiniache 
AnffaMnngeD  in  Holland  über  den  Werth  des  Coucerlea.  Plötzliches  Einlenken 
TOD  de  Thou  undDowningi  Bestürzung  uod  Verwirrnng  in  HolUadi  neuer  Eifer 
ßr  Flotten rüata Dg.  Polen.  Dänemark.  Downiog  sucht  Weiniaa  zur  Heise  nach 
LoudoD  zu  bewegen.] 

Am  2b.  Abenda  sollte  die  Vereiabarung  zwischen  den  Niederlanden,  38- April. 
Frankreich   und  England  unterzeichnet  werden;   den  Wortlaut  des  Acten- 
Stückes  zn  bekommen,  ist  noch  aumöglich.    Die  BemübiingPD  Weiman's 
haben  höchstens  dahin  geführt,  dass  man  einige  Punkte  günstiger  für  den 
Kurfarsten  eingerichtet;   indess  ist  damit  der  Sache  nicht  geholfen. 

Gar  gewiss  war  man  auch  allerseits  der  Meinung,  sobald  die 
Unterscbreibung  wtlrd  flirgegangen  sein,  uns  Communication  des  Trac- 
tats  selbst  widerfahren  zu  lassen.  Der  Rath  Pensionarius  von  Holland, 
wie  auch  andere,  betbeuem  gleichfalls  zum  Höchsten,  dass  sie  es  mit 
E.  Cb.  D.  redlich  gemeint  und  dass  sie  keineswegs  gezweifelt,  man 
wQrd  £.  Gh.  D.  sowol  bei  Preussen,  wie  Sie  ea  jetzt  besilzen,  als 
auch  bei  anderen  dero  Ländern  und  Leuten  gegen  männiglicb  zur 
Genüge  kräftig  haben  schützen  können.  Weswegen  denn  die  Direc- 
tores  dieses  Werkes  unglaublich  froblocketen  und  diese  als  ein  Mittel 
ausschrien,  welches  ihnen  Über  Menschen  Vermutben  aus  dem  Himmel 
zugefallen;  und  wie  sehr  die  alte  Regenten  darüber  seufzeten,  wie 
liocb  und  theuer  wir  die  Hftupter  für  Ungltlck  warneten,  dannoch  diese 
Leute  beständig  dabei  verblieben,  es  wäre  dem  Estat  in  Ewigkeit  so 
glQcklicher  Stern  nicht  aufgegangen,  als  eben  diese  Zeit,  dass  sie  im 
Suude  Gesetze  geben,  sich  aus  dem  Kriege  wickeln  und  ihre  Aliiirten 
salviren  könnten.  Das  Herze  riss  uns  fast  im  Leibe  entzwei,  wenn 
wir  alles  dieses  bfiren  und  zusehen  mussten.  — 

Es  währte  aber  nicht.lange  damit;  denn  gleich  in  Momento,  dass 
die  Post  von  Hamburg  ankam  und  die  Zeitung  brachte,  dass  die  eng- 
lische Flotte  im  Sunde  angelanget,  entschuldigte  sich  bald  Mens, 
de  Thou,  bald  Mr.  Downing,  dass  sie  den  entworfenen  Tractat 
nicht  unterschreiben  könnten,  ein  jedweder  schier  auf  einen  besondem 
Prätext  . .  .  und  kriegt  also  dieses  grosse,  dieses  so  hoch  ausgeblasene 
Werk  damit  den  ersten  Stoss.    Worauf  man  dann  vernahm,  dass  fol- 


..Goot^lc 


204  ^'    BrantleDburg  und  die  Niederlande. 

genden  Tages  (26.  April)  der  Ratfa  Pensionarins  voller  Melaocolei, 
voller  ConfuBJOD  und  BeetUrtzung  in  ziemlich  harte  ContestationeB 
mit  oftbemelten  MiniBtria  soll  gerathen  sein. 

Und  kOnnea  wir  dieses  wol  bezeugen,  dass  wir  unaers  Theils 
nimmermehr  eine  aolcbe  Conetemation  in  den  GemUtbem  der  Regenten 
dieses  Staats  gesehen,  als  eben  am  verwichenen  Sonnabend;  der  eine 
war  scbamrotb  und  über  sein  eigen  Thun  verbittert;  der  andere  be- 
kümmert und  voller  Sorgfalt  fUr  die  Ehre  und  Sicherheit  des  Staates. 
Wir  muBSten  erst  anfangs  unaers  Theils,  als  hätten  wir  zu  dieser  Ver- 
änderung geholfen,  auch  wol  etwas  leiden,  welches  sich  aber  von 
selbst  damit  gcbtiaset,  daas  sie  nach  der  eraten  Hitze  sahen,  dass 
wir  sie  nicht  ohne  Grund  gewamet.  Insgemein  aber  schrie  man  ober 
der  Franzosen  und  Engländer  Betrug;  und  gelangle  es  endlichen  bei 
der  Generalität  dahin,  dass  man  alsfortens  an  die  Admiralität  anfa 
ernstbafligste  gerescribiret,  sie  möchten  zur  AuarUstung  der  Flotte  alles 
was  möglich  iat  thun  und  anwenden;  die  committirte  Räthe  aber  schrie- 
ben alafortena,  wie  auch  iterato  gestern,  an  die  Glieder  von  Holland, 
wo  sie  ihr  Vaterland  wollten  für  einem  irreparabeln  Schaden  bebOten, 
Bo  möchten  sie  ohne  Zurltcksicht  ihre  Deputates  gegen  morgen  hiehin 
schicken,  mit  vollkommener  Macht,  ohne  Rücksprache  zu  ratheo  und 
zu  acliliessen,  wie  man  bei  einer  so  beachwerlichen  Verändcning  der 
Sachen  nunmehr  zu  verfahren  habe;  in  specie  aber  dasa  man  alle 
Commercien-  und  Kauffahrteiachiffe  einhalten  und  damit  also  die  Boots- 
leutc  neccseitiren  möge,  sich  aufs  Lands  Flotte  bestellen  zu  lassen. 

Und  macliet  man  also  die  Miene,  dass  man  nunmehr  noch  wieder 
weise  werden  und  die  vorige  Fehler  corrigiren  wolle;  und  hilft  dazu 
niclit  wenig,  dass  wir  ihocD  aus  denen  uns  durch  den  Freiherm 
von  Schwerin  commuhicirten  polniBchen  und  andern  Briefen  fllr- 
gezeiget,  wie  sehr  Polen  eich  auf  dieaes  Staats  Beständigkeit  ver- 
lasaen;  dahero  die  Tractaten  zu  Tbom  lieber  abbrechen,  als  sich  ohne 
die  Anwesenheit  dieser  Republicq  zu  einigen  Friedenahandlnngen 
accommodiren  wollen. 

Zu  deme  antwortete  der  König  von  Dänemark  auf  des  E^tats 
Schreiben  vom  29.  März,  dass  I.  M^.  feste  halten  und  zu  keinen  par- 
ticulieron  Tractaten  schreiten  wollten,  der  gänzlichen  Zuversicht,  ob- 
gleich die  Englische  den  10.  April  im  Sunde  angekommen,  dass  der 
Estat  dennoch  seinem  so  theuern  Versprechen  genugtbun,  die  Flotte, 
Succurs  und  andere  Nothdurften  senden  und  sie  also  von  allseitiger 
Gewalt  wUrde  kräftig  retten  und  befreien. 


^aovGoOt^lc 


Noch  einmal  das  Coocert  veruiluU.  205 

Indess  wird  es  nicht  lange  daoerD,  so  bringPD  die  fraozöbieohea  ond 
enfilitchcn  Mioistcr  wieder  etwa^  neues  aaT,  „wodurch  »ie  die  Kraft  der 
Volgeiiitenlionirten  wol  b;ild  hemmen  nnd  vciBfliwächen  können".  — 

Der  Herr  Donning  bezeuget  sich  höclilich,  dam  man  in  England 
sehr  grosse  Reflexion  nelime  auf  E.  Cli.  D.;  und  wie  er  sich  darunter 
zu  alles  berzlichen  erbot,  dennoch  aber  anzeigete,  er  kannte  iu  loco 
E.  Ch.  D.  Advocalus  nicht  sein  gegen  so  viele  schwedisclie  Ministros, 
die  ihren  Hof  kräftig  agitiren  und  einnehmen:  so  wolle  er  mir  in 
Vertrauen  ralhen  und  zwar  aus  vielen  bewegenden  erhebliclien  Ur- 
sachen, ich  mjtehte  mich  von  Stunden  an  nach  London  erheben  und 
dagelbst  £.  Ch.  D.  Interesse  beobachten;  er  wolle  mir  alsfortcns  ein 
SchiiT,  Pass  und- Recommandatiousschreiben  mitgeben,  dass  ich  als- 
fortens  zu  secreter  Audienz  sollte  gelaugeu  und  ohne  viele  Grimaeen 
E.  Ch.  D.  inaestimable  Dienste  tliun  können. 

Wie  mir  nun  solches  ziendich  unvermuthet  fUrkam,  dahero  remon- 
Blrirete,  dass  solches  so  in  Eile  uit  sein  könnte  ...  er  der  Herr 
Downing  dannoch  dabei  beständig  verblieb,  so  nahm  ichs  zu  be- 
deaken  an,  sprach  mit  1.  Höh.,  die  denn  in  etwas  bekümmert  war, 
mit  dem  Uathe  Pensionario  in  Holland,  welcher  sehr  dazu  rieth,  und 
Bberlegele  es  endlich  mit  mir  selbst  — 

wobei,  alles  gegen  einander  gehalten,  er  es  endlich  fiir  richtiger  hält,  nur 
ein-;tweileii  von  Dowiiing  Bedenkzeit  darüber  zu  verlangen  und  so  die 
Sache  zu  vertagen. 


Joh.  Copes  an  den  KurfUrsten.    Dat.  Haag  ^i^^la  1659. 

[Nener  Eifer  für  die  FloUe.  PJrbittening  auf  England  und  Frankreich.  Gewalt- 
tliilEn  zur  See.  Sislirang  des  b i>l I an di sehen  Handels.  Verbaodlang  mit  der 
Conpagnie  der  Orönlandsfahrer.    Oesandlscbarten  nach  Kopenhagen  nnd  Thorn.] 

Nunmehr  ist  man  hie  mit  so  grossem  Eifer,  die  Kriegsflotte  in  3.  Mai 
See  gehen  zu  lassen,  im  Werk  begriffen,  dase  an  allen  den  fünf 
Admiralitäten  espresse  Deputirtc  aus  Mittel  der  General  Staaten  ab- 
gesandt sein,  dieselbe  bei  Tag  und  Nacht  auszurüsten  und  unter  Segel 
lu  bringen.  Und  trilgt  man  keine  Scheu  zu  sagen,  dass  man  eine  so 
grosse  Elusion  ron  Frankreich  und  England  nit  erwartet  hätte,  und 
nicht  unterlassen  wollte,  sich  davon  der  Gebühr  zu  ressentiren.  Wie 
man  denn  nun  auch  täglichen  verspüret,  dass  England  und  Frankreich 
den  Raubereien  zu  W^asser  dergestalt  die  offenen  Häfen  darleihen,  dass 
kaum  ein  Kaufschiff  gesichert  gehen  mag,  unterm  Vorwand,  dass  es 
af  Bchwcdiscbe  oder  portugiesische  Gommission  geschiehet:  so  ist  man 
in  Holland  dahin  kommen,  dass  man  der  Generalität  hat  binterbraebt, 


A-nOO»^lc 


20g  t.    BrnDdenbar^;  QDd  die  Niederlande. 

dass  besser  sei,  ein  ganzes  Jahr  ohne  Handel  zu  sitzen,  als  dergestalt 
nberfallen  und  beraubet  zu  werden.  Und  hat  also  der  Estat  ein  ge- 
neral  Verbot  gethan,  keine  SchifTo,  -wie  sie  geucnnet  oder  wes  Güter 
sie  geladen,  aaslaufen  zu  lassen,  in  Hoffnung  damit  die  noch  flbrige 
Eaufmittel  zu  eonserviren  und  die  umliegende  Etlnige  und  Städte  er- 
spllren  zu  lassen,  dass  mau  ihrer  ebenso  wenig  entrathen  könne  und 
also  iltnen  Protection  schuldig  sei. 

Den  Grunlandsfarders  ist  ein  zweites  Verbot,  nach  ihrem  Walfisch- 
fang  zu  gehn,  gethan'),  welches,  wie  es  selbiger  Compngnie  zumal 
nachtheilig,  so  hat  sie  hiehin  berichtet  und  inwendig  zehn  Tagen 
1200  Matrosen'  dem  Estat  zu  liefern  angeboten,  wenn  sie  mit  den 
übrigen  ausfahren  möge.  — 

Denen  nach  Copenhagen  und  Thorn  oder  Warschau  angeordneten 
Gesandten  ist  ufgegeben,  sobald  möglichen  sich  zur  Reise  einzu- 
schicken; wie  dann  der  Herr  Honart,  so  nacli  Polen  gehet,  gestern 
uns  die  AbschiedsTisite  gegeben.  Denen  beiden  nach  Copenhagen 
destinirtcn  Gesandten,  Herrn  Vogelsang,  Syndieo  Ton  Amsterdam, 
und  Herrn  Haren  von  Friesland,  ist  der  Herr  Slingelant,  Syndicus 
der  Stadt  Dort,  so  vor  diesem  in  Preuasen  und  Polen  gewesen,  ad- 
juDgiret  worden,  zweifelsohne,  weil  Holland  ein  so  grosses  Interesse 
in  diesem  Werk  hat,  auch  in  der  Anzahl  der  Deputirten  zu  prSvaliren. 

Weimau  ao  den  Kurfürsten  id.tdnt.  — die  nämlichen  Nachrichten; 
daza  wiederholtes  Scbwanlicti,  ob  er  doch  rasch  nach  England  reisen  soll 
oder  nicht;  zaletzt  unterbleibt  es  doch;  aber  er  iet  sehr  perplex  und  ratblos. 


Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  . .  Mai  1659. 

(OrosBe  RüBtDDgea  für   deo   Krlegafall.     Die    TraaiportBoItille.     Denaoch  kein 

Tertranea  zu  fasBeo ;  Gerücht  vod  Eroeaerung  der  Cou  ce  rt  verhau  dl  ung,     Uater- 

reduDg  mit  de  Witt;  BeBorgoisae  deSBelbeo,     OuschlGsaigkeil  Weimaug  uud  der 

PrincesBin -Witwe  über  die  Beise  nach  Eagland.) 

„Unser  letztes  ist  gewesen  am  2.  dieses".  An  der  Orlogflotte  wird 
eifrig  gearbeitet;  die  Admiralitäten  bereiten  sogar  jetzt  schon  die  zweite 
Flotte  vor  für  alle  Fälle. 

Ganz  gewiss  ists,  dass  die  Flotte,  welche  nunmehr  auslaufen  soll, 
aus  43  flber  die  Maasse  grossen  und  trefflichen  Schiffen  bestehet  and 
derogestalt  bemannet  wird,  dass  eich  an  die  11,000  Mann,  die  Solda- 
tesca  miteingerechnet,  darauf  befinden  werden;  und  dass  man  heim- 
liche Ordre  gegeben  an  den  Admiral  Opdam,  um  sich  mit  so  rielen 

>)  Vgl.  oben  pag.  193. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Leteles  SebwaDken  Tor  der  EotscheidoDg.  207 

Schiffen  an  eine  gewisse  bestimmte  Platze  zu  be^ben,  daes  sie  Rech- 
nung machen,  wenn's  zum  Treffen  kommen  sollte,  dass  sie  an  die 
73  capitate  Schiffe  stark  sein  wOrden;  und  scheinets,  dass  sie  zu  dem 
Ende  doppelte  Mannscliaft,  Vivres  u.  a.  Nothdurft  haben  mit  sich  ge- 
nommen. 

Man  versichert  uns  danebst  auch,  dass  man  unsere  Transport- 
schiffe zugleich  will  mit  hinUbemehmen  und  pro  re  nata  £.  Cfa.  D. 
damit  hinüber  gehen  lassen.  — 

Und  möchte  dahero  wol  an  wirklicher  Aussendung  der  Flotte, 
wie  es  auch  gehet,  nicht  zu  zweifeln  sein;  maassen  man  uns  dessen 
denn  mit  so  hohen  Betheuerungen  versichert,  dass  wir  selbst  anfangen, 
es  festiglich  zu  glauben. 

IndesB  hilft  dies  atleB  nichts,  weon  man  dabei  Dicht  zogleich  von  hier 
BUS  fest  entBchloEsen  ist,  „Dänemark  contra  qnosrunque  zu  assistlren"  und 
et  ZOT  Noth  auf  den  Krieg  ankommeo  za  lassen.  Dazu  aber  ist  noch  wenig 
Ansdcht.  Man  spricht  bereits  von  WiederaurnHhme  des  Tractats  mit  Eng- 
land und  Frankreich. 

Fnr  etwa  einer  Stunde  bin  ich  mit  dem  Herrn  Rath  Pensionario 
von  Holland  dieserwegen  in  ein  lang  und  ernsthaftes  Gesprfteh  ge- 
rathen,  und  weil  derselbe  seiner  Seite  es  dafOr  hielte,  wenn  sie  den 
projectirten  Tractat  zur  Richtigkeit  bringen  könnten,  dass  aolchen  Falls 
dem  ganzen  Wesen,  sonderlich  aber  E.  Ch.  D.  genugsam  w(lrd  geholfen 
sein,  sintemal,  wie  es  ginge,  der  polnische  Friede  doch  auch  dranf 
Vdrd  folgen  mttBsen;  ich  aber  mit  höchstem  Eifer  drauf  remonstrirete, 
dass  das  der  Weg  wSre  zur  Separation,  dahero  zu  allgemeiner  Ruin 
der  Gealliirten,  und  dass  ich  ihn  um  Gottes  und  seiner  Ebre  willen 
hat  und  beschwor,  er  möchte  sich  vorsehen  und  sein  Vaterland  und 
dessen  einige  wahre  Freunde  ob  nimium  bellorum  metum  nicht  in 
Verderb  setzen.  — 

Er  sagte  mir  in  grosser  GemQthsbestürtzung,  er  wttsste  nicht, 
was  daraus  werden  wOrd,  die  obhandene  Conferenz  wUrd  es  zeigen. 
Dieses  aber  mtlsste  er  mir  öffentlich  sagen,  wo  sie  mit  Frankreich 
und  England  wttrden  zerfallen,  dass  solchen  Falles  DAnemark,  dahero 
■neb  Polen,  wflrd  verloren  gehen;  denn  sie  solchen  Falles  mit  England 
deromaassen  würden  zu  thun  bekommen,  dass  sie  nicht  ein  einiges 
Schiff  würden  nach  dem  Sunde  zu  senden  Macht  haben. 

Da  ich  meines  Theiles  nun  getrost  drauf  antwortete:  dass  uns 
solches  nioht  so  sehr  als  ein  so  gr&ulicher  Zwaogtractat  schaden  wttrd, 
zugesehweigcn  dass  des  Staats  Reputation  dadurch  bei  weitem  nicht 
so  viel  leiden  wUrd,  als  wenn  sie  die  Partei  so  lascfaement  und  ohne 


A-nOO»^lc 


20g  I'    Brnudenbarg  und  di«  Niederlaade. 

einigen  Schwertscblag  abandonniren  sollten:  bo  war  die  endliche  Ant- 
wort, vielleicht  könnte  es  dabin  noch  wol  gedeihen  ...  er  fUrclitete 
aber,  wir  würdens  alle  mit  einander  mit  der  Zeit  bereuen,  weil  aus 
diesem  Handel  gar  gewiBS  sebr  grosse  K.\tremitäten  würden  erfolgen.  — 
Wir  unsers  Theiles  sind  indessen  wegen  der  Besendung  uacll 
Engeland  zum  bOcbsten  bekümmert  und  können  an  einer  Seite  wol 
coneiderii-ea ,  weil  durch  so  gräuliebe  Veränderung  in  diesem  Staat 
die  Erafl  der  Sachen  sich  nach  London  zeugt,  ilass  man  solchen  Ort 
ohne  eine  fatale  Ungelegenbeit  kaum  kann  negligiren,  und  dass  man 
dahero  gar  gewiss  jemand  aldar  inuss  haben,  und  zwar  um  so  viel 
mehr,  dass  man  an  Seite  des  Protectoiis  selbst  drauf  dringet  und  zu 
guter  Hoffnung  schier  Tbtlr  und  Thore  öffnet').  Weswegen  ich  denn 
schier  fertig  gestanden,  dorthin  mich  in  Eile- zu  erbeben  und  mein 
bestes  zu  thun.  ^Väre  es  nicht  eben  alles  zu  heben,  so  wUrd  man 
doch  odia  neglectus  gehoben  und  den  Schweden  ein  und  anderes  ein- 
gerieben, den  anwesenden  Confödcrirten  aber  zum  wenigsten  zugesehen 
haben.  I.  Hob.  selbst  auch  war  etliche  Mal  derselben  Meinung  und 
wollte  mich  dimittircn  .  . .  wenn  wir  aber  nun  nachgehends  immerfort 
wieder  vermerket,  dass  I.  Höh.  Ihre  Meinung  geändert  (in  dem  sie 
gar  beständig  dabei  bleibet,  ich  wUrd  hier  viel  versäumen,  dorten 
aber  so  viel  nicht  ausrichten  .  . .  zugesehweigen  dass  es  ihr  unmöglich 
sein  wUrd,  das  Anhaltische  Heirathwerk  ohne  mich  zur  Kichtigkeit, 
oder  auch  sonst  die  Oranische  Tutelsachen,  sonderlich  die  Education 
des  Prinzen  betreffend,  in  einen  solchen  Stand,  als  erfordert  werden 
würd,  zu  bringen):  so  stehen  wir  abermalen  in  grö^ester  BekUmmerniss, 
bericbtens  E.  Ch.  D.  aber  billig,  auf  dass  Sie  Ihre  Mesures  darnach 
nehmen  mitgen. 


Weimaa  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Haag  9.  Mai  1659. 

[Amsterdam  gegen  das  Concert,    De  Witt  zweideatig.] 
n.  Mai.         Das  Zu  stände  kommen  des  bi' ab  nichtig  ten  Vertrags  ist  sehr  zweifelhaft, 
die  meistou  wenden  sich  immer  mehr  davon  ab. 

Der  Bürgermeister  ron  Amsterdam  sagte  uns  gestern  rund  aus, 
es  wären  Particulieren,  die  es  getrieben,  und  mttsste  man  dem  Staat 
hierunter  nichts  beimessen;  man  möchte  auch  auf  seinen  Namen  wol 
sagen,  dass  es  erlogen  wäre,  wenn  man  sngete,  dass  die  Stadt  Amster- 
dam oder  jemand  von  den  Regenten  drin  gewÜIiget  oder  drum  ge- 

')  Die  GeaandlBchtirt  SchleEer's  in  I^oodoo  batte  iuzviachen  eio  üble 
Ende  geDommco;  Tgl.  weilerhio  die  Acten  derBelben. 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


Lctztce  Schvnnkpn  vor  <lot  RntschcidDog.  209 

wuüst  hfittc.  llnil  »prcclien  ncliier  alle  Regenten  auf  solche  Art,  aleo 
(taes  wir  schier  nicht  wissen,  was  iler  liebe  Gntt  unter  dicBem  bo 
nunderbarcn  Zufalle  mag  verborgen  haben.  Wie  ihnie  aber  ist,  man 
wird  Oieses  immer  mehr  und  mehr  erlernen  mUssen,  dass  man  Bieli 
Lininiermehr  auf  solche  Leute  aufs  wenigste  verlassen  mag. 

EU  sagetc  mir  der  Rath  PensionariuB  von  Holland  fast  für  etwa 
einer  Stunde,  wir  machten  uns  zufrieden  geben,  Churbrandenbnrg  und 
Hnltand  mtlsBtcn  dch  nimmermehr  scheiden;  es  wttre  bei  ihnen  nicht 
büB  gemeint  gewesen  und  das  Werk  besser  als  wir  glaubeten;  wie 
ihm  aber  wäre,  so  würden  sie  nunmehr  einen  andern  Conrs  halten, 
UDil  wie  sie  sich  einmal  ums  Licht  fuhren  lassen,  so  wollten  sie  nun- 
mehr ihre  Macht  gebrauclien  und  nach  einem  gemeinen  Frieden 
trachten.  — 

Dieses  kommt  uns  nicht  ohne  Verdacht  Hlr,  dass  der  Rath  Fen- 
sionariuB  bei  obigem  Discurs  immer  anhing:  wenn  man  etwas  reil- 
lichea  mit  dem  Herrn  Downing  würd  sehliessen,  solches  würd  dcn- 
nocli  niemand  ttbel  denten  können;  und  dass  wir  in  Erfahrung  gebracht, 
dasB  zwischen  beiden  noch  viele  heimliche  Congressus  seind ;  also  dass 
auf  allen  Fall  E.  Ch.  D.  nicht  unbillig  in  Ihren  consilüs  darauf  müchten 
KU  reflectiren  haben. 


Job.  Copes  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  2.112.  Mai  1659. 

|Wiei]erauf[iabm«  der  ConcettverlinndluDgeD.    BeaorgoiBB  vor  dqucd  eDgllBchi-n 

tatrigneo.    Der  Slond  der  bereit  liegendcD  Flotte.  Woran  dii>  EDlecheidnng  hängt 

b^i  den  FriedeaBverbaDdlnngeD.    Bewegaogen  dea  NeabnrgerB.    Der  Bischor  von 

Müoater.] 

Obwol  die  hie  heimlieli  vorgenommene  Friedcnsnegociation,  be-  12.  Mui 
treffend  die  Kronen  Schweden  und  Dänemark,  gleichsam  abgebrochen 
gewesen,  indem  an  englischer  Seiten  man  etwas  neues,  und  welches 
hiesigen  Estats  Deputirten  nicht  annehmlich,  hat  einbringen  wollen, 
so  ist  doch  heute  eine  abermalige  Conferenz  gehalten  und  daraus  er- 
sehienen,  daas  man  beiderseits  die  Sache  nicht  gerne  abbrechen  und 
liemäcbst  zur  Ruptur  kommen  sollte. 

Dieses  Mal  seiud  die  englische  Brief  von  London  nicht  eingekommen ; 
mau  gibt  zwar  vor,  es  sei  der  Wind  contrari  gewesen,  oder  im  Par- 
laiuent  gehe  es  nicht  nach  Wunsch  des  Herrn  Protectoris:  so  muss 
man  doch  viel  ehe  glauben,  dass  sie  dort  mit  der  Zurtistung  einer 
Denen  (^otle  so  stark  fortfahren,  dass  sie  abermal  die  hiesige  zu  prä- 
veuiren  und  also  alles  im  Orizunt  zu  ihrer  Devotion  zu  ziehen  ver- 

U.X«.  .,  U«.U.  ,1.  <ir.   KuttU«.en.    Vii.  14 


210  I.     l(riin.lL-Hl.iirg  imd  die  Ni.'flprliitide. 

Iioffen.  Uie  ist  zwArcn  alles  fertig-,  die  bei  der  Itotterdamischen  Ad- 
miralität cquipirte  Ci  KriegiscIiifTe  Bind  aiieli  scliou  nach  dem  Reudez-rou« 
uiigcföhr  Tcxel  gesegelt,  die  io  Seeland  verfertig:ten  7  KriegseliiflTe 
Krtllteu  am  10.  oder  11.  dieses  auch  auslaufen  .  .  .;  so  seind  audi  der 
Aiustenliuuisi-Iien  Admii;alitüt  24  Kriegseliiffe  clienfalb  fertig;  uixl 
wird  die  gesanmitc  Flotte  uff  43  Seliiffe,  andere  sagen  uif  45  ge- 
i^diätzet,  in  nlleiii  fUlirend  1775  Canonen  und  10,r>00  wcbrbare  Mann, 
wenn  selbst  die  ■H)M  Landvölker,  8o  auch  scbon  zu  Schiffe  gebraebt 
sein,  nur  uff  -JititO  Mann  gerechnet  werden.  Und  von  allen  übrigen 
Munitionen,  wie  auch  von  Matrosen  ist  eine  so  grosse  Ueberzald  ge- 
nommen, dass  mau  die  unterm  Herrn  Admiral  Opdani  dort  liegende 
Schiffe  vollkoinmenllieb  versehen  und  armircn  kann.  — 

Uie  Königl.  dfiniscbe  Maj.  tliut  thireb  dero  Ministruni  liier  immer 
am  cntstb affigsten  erinnern,  dass  Sie  den  Rotbaehildischen  Vertrag 
nimmer  werden  nnnebmcn,  viel  min  sich  von  dero  Alliirten  separiren. 
Wir  thuD  eben  dasselltige,  werden  aber  beiderseits  immer  damit  ab- 
gewiesen, dass  nian's  hier  wol  meine  und  einem  jedwederen  die  TbUr 
offene,  sein  Iiiterewse  ebensowol  in  Dänemarkeu  als  in  Polen  tu  be- 
dingen. Und  ist  CS  gewiss,  da>s,  so  viel  diesen  Staat  betrifft,  es  meist 
an  diesen  zween  Puncleii  baflet,  dass  Frankreich  und  Engclanit  ihn 
nicht  vcrsieliern  wollen,  daas  der  Elbingschc  Tractat  mit  seinen  bei- 
gefügten EIncidalionsjmncten  bei  Schweden  solle  angenommen  werden, 
und  danebenst,  dass  man  jener  Seiten  daruf  bestehet,  der  Admiral 
Updam  solle  still  sein  und  mit  seinen  dort  habenden  Si'biffen  nicht 
agiren,  wie  die  engliscbe  Flolte  auch  nit  tbuu  wolle,  w<izu  man  hie 
nit  verstellen  will.  Woraus  dann  ferner  ist  abzunehmen,  dass  man 
hie  wol  inöcbte  leiehllicheii  zugeben,  dass  die  jetzige  Flotte  unter  dem 
Viceadmiral  de  Ituyter  nicht  agire,  wofern  Fugland  im  gleichen 
tbuc.  — 

Es  ist  ans  Cöln  bei  gestriger  I'ost  biehin  avisirel,  dass  4000  fran- 
zösisfbe  Heiter  den  l'asa  durchs  Erzslift  Trier  gesinnen  thäten.  Der 
Herzog  von  Neuburg  hätte  elf  Wagen  mit  Munition  am  4.  huj.  in 
IXlren  bringen  lassen;  so  witrdcn  auch  die  zween  GRlicbsche  Städte 
Siltert  und  llinsbergeu  fortificiret.  Und  ginge  dort  die  Rede,  dass 
höcbstgcd.  Herzog  die  Stadt  Gulieh  belagern  wollte. 

Aus  Coesfeld  wird  hiebin  berichtet,  dass  des  Bischofs  von  Münster 
f.  Gn.  das  Chur-  und  Flli-stliche  Schreiben,  wobei  sie  I.  Maj.  abmahnen, 
keine  Völker  nach  Umbaut  zu  schicken,  mit  aller  Höflichkeit  excusiret 
haben  zu  unterschreiben. 


^düvGoot^lc 


■  iler  Kiil^diciiliiiisr. 


Weiniaii  an  dcti  KurOlrstuii.     Dat,  Hjiag  16.  Jfai  165!). 

|l)i(!  FliKeDrüalung  im  hesti^n  Gang.  UpruJiig-'inlc  ZusicliiTUiigeii  vuu  de  Will. 
WelmuD  voll  ZnvnrBicIit,  Hcvorpiclipniler  Friede  zniücliPn  SpatiJeii  iind  Frniik- 
rtjch;  venniilblidiiT  KiuHufis  <tesselbaii  aurilie  lipxiehnngcu  EwiBchcn  ^InglnDil  iitiil 
Kruukrricti.  Duzu  diu  Krleis  in  Ku^laud;  der  ijtiirK  des  l'rulccturs;  vermiithljcliu 
Fi>lgKn  lieseulliOD.  Rtsuliite  Nuliücalion  dur  GmmralstunUii  an  die  Ix^iüun  Ue- 
undlen  der  Goticerlmäclile,  Insfnictioii  für  de  Itiijicr.  Mutliig«  Stimmung  finf 
der  Flotlo  nod  altenlhalben.  Nncliricht  von  cineni  fili'greichen  Gefecht  V/aenv- 
uaer's  gegen  dis  Schweden.     Düncmark.     l'oteii.| 

Die  Flottenrüstimg  geht  fort;  die  seeländipfhcti  nnd  Maas-Schiffo  sind  l'>. 
nirlilicli    bercitE  aut^gel.iufeii   imch  dem  Oi't   de):  nendoK'VOiis,  die  Amsler- 
daiiici'  und  friesii^clicn  fioUen  liereiCs  unter  Ses;ol  sein. 

Und  Ijctheucrte  mii-  der  Katli  Pciisionariu»  hei  meiner  Wieder- 
kunft von  Cleve  und  Amsterdam,  daas  es  ilinen  nunmehr  ein  Ernst 
diimit  sei  und  ich  mich  versichern  möclite,  dnss  sie  das  englische 
FriedenBwerk  nicht  länger  anfiialten  würde;  mit  Bc^eiiren,  wir  mtichtcn 
uns  dahero  zufrieden  gebeu  und  aufa  vraigc  keine  Reflexion  mehr 
iiebmen;  sie  könnten  auch  wol  sehen,  daaa  aus  England  bei  diesem 
Werke  (weil  der  Herr  Downiiig  das  erwartete  Pouvoir  nicht  bekäme, 
wie  man  vermeinet  gehabt)  nichts  gutes  zu  erwarten  stünde. 

Wie  weit  ee  ilime  dabei  nun  Ernst  gewesen,  kann  ieli  niclit 
Hagen.  —  Dieses  aber,  gnädigster  Churfilrst  und  Herr,  dieses  ists, 
was  uns  Muth  und  Hoffnung  gibt,  das  uns  stärket,  das  uns  verursachet, 
atlgemidieb  zu  glauben,  der  Htaat  werde  mit  hineintreten,  weil  der 
Himmel,  weil  die  sclicinbare  Hand  Gottes  sieb  selbsten  hineinmischet 
und  nunmehr  in  der  That  zeiget,  da  man  aus  fleischlichen  Einsiebten 
et  nimio  belli  metu  sich  und  die  Freunde  des  Staats  gar  zu  liederlich 
dran  gehen  wollen,  dass  ee  wahr  werden  niHsste,  was  wir  Namens 
E.  Ch,  D.  in  voller  Versammlung  der  Staaten  General  sagten:  wo  der 
Staat  Dänemark  und  uns  vcrliesae,  so  würden  doch  die  Alliirtc  sieh 
von  Ehre  und  redlichen  Mitteln  kcincswegea  lassen  wendig  machen; 
sie  würden  zu  Gott  und  der  gereclitcu  Sache  halten,  sehen,  wen  Un- 
treu treffen  wBrd,  und  da  Mensehen  würden  zagen,  so  wUrd  der  Himmel 
sich  öffnen  und  Mittel  weisen,  die  gemeine  Sache  zu  behaupten!  Immer 
haben  wir  sie  gcconjuriret  und  ersuchet,  sie  möchteu  nur  einen  Sommer 
beständig  bleiben,  und  mUsate  gar  gewiss  inmittelst  zwischen  unsern 
Feinden,  ihres  wunderbaren  ZuStandes  halber,  Veränderung  ftirfallen. 
lud  ist  sulches  endlich  deromaassen  erfüllt,  dass  es  männiglich  be- 
kennet, dass  es  auch  die  allerungläubigsten  mit  Ver^vunde^uug  an- 
Hehen,  dass  es  nunmehr  an  allen  Orten  ausbricht.     Frankreich  hat 

14* 


A-iOOt^lc 


2J2  '-     Brandcnbiirg  nnd  die  Niederlande. 

Friede  mil  Spanien,  uud  schreibet  es  der  Cardinal  mit  eigenen  Händen 
in  Dat.  0.  Mai  an  Mona,  de  TIiou.  Von  guter  Hand  vernelmien  wirs 
aueb,  dass  ihm  befohlen  zu  bcCärderti,  dasB  Holland  die  Flotte  nach 
dem  Sunde  Benden  möge,  wie  denn  auch  der  AmbaHsadcur  seihst  be- 
kennet, er  sehe  nicht  anders,  als  dass  Frankreich  und  England  sicli 
ivol  bald  brouiiliren  werden.  Das  Höchste  aber  und  das  FUrnebmste 
ists,  dass  es  in  England  bei  dieser  Conjiinetur,  da  alles  in  crisi  summa 
bestund,  eine  so  gränlicbe  Revolution  abgegeben;')  alle  Welt  reflee- 
tirtc  auf  die  Macht  des  Protectoris;  diese  Leute  zitterten  für  seinem 
Worte;  Ehre  und  Treue  wankten  fUr  seinem  Dräuen  —  und  nunmehr 
ist's  damit  m  weit  gekommen,  dass  etliche  ihn  für  verjaget,  etliche 
für  gefangen  achten;  wie  ihm  aber  ist,  die  Miliz  ist  zu  London  Meister, 
das  Parlament  gcdissolviret,  alles  getheilet  und  das  gemeine  Werk 
in  einem  solchen  Zustande,  dass  gar  gewiss  wunderbare  Veränderungen 
obhanden  seind.  E.  Ch.  D.  werden  solches  alles  am  Besten  aus  den 
Beilagen  vernehmen  und  .  .  .  hieraus  scblicssen,  wo  es  möglich,  dass 
diese  Officirer  sich  jemalen  mit  dem  Proteetore  können  versöhnen; 
wo  es  möglich,  dass  dieses  Werk  nicht  noch  andere  Weitläuftigkeiten 
nach  sieh  ziehe;  wo  es  müglicb,  dass  ein  so  weitanssehender  Handel 
die  Revocafion  der  Flotte  nicht  verursachen  sollte,  dass  dennoch  einige 
Zeit  dazu  gehöre,  che  sieb  alles  wieder  setze,  ehe  die  Ombrages  weg- 
genommen werden  krianen,  und  dass  indessen  daran  nicht  zu  zweifeln, 
diese  Flotte  werde  heraus  und  also  der  Ausschlag  des  ganzen  Werkes 
a  casu  und  von  allerband  ZulUllen  dependircn. 

Dieses  wilre  zwarn  annoch  zu  i4)prehendiren,  dass  der  Protector 
bei  so  bewandten  Sachen  und  nm  Zeit  zu  gewinnen,  dem  Herrn 
Downiug  annoch  möchte  Ordre  zuschicken,  die  alhie  gejirojeetirte 
Conditiones  zu  unterschreiben,  wodurch  die  bekannte  Leute  in  Hollami 
sich  abermnln  möehten  lassen  äffen,  oder  dass  der  Admiral  Montagu 
inöclite  mit  der  Zeit  befehligt  werden,  dem  Könige  in  Schweden  gegen 
Dänemark  wirklich  zu  assistircn  —  man  kann  sich  aber  solches  allzu 
Bcbwertich  einbilden,  weil  seine  Sachen  zu  London  nicht  danach  be- 
wnndt  sind  und  auf  allen  Fall  es  zu  spät  und  sowol  hie  als  in  D.1ne- 
niark  die  Sachen  auf  einem  andern  Fuss  sein  würden;  allerniaassen 
wir  denn  unsers  Theits  bereits  dagegen  arbeiten.  — 

Wir  babens  auch  zicmliclier  Maasscn  bereits  in  die  Provinzen 
Hicssen  lassen  und  empfangen  von  alten  Oertern  ziemliche  Satisfactiou, 


I  Die    Ueseiligiitig    <lts   i'ruletlurs    Richard   Cromwvll;    vgl.  ' 

«dl.'  Cosdii.lilf   IV.   IT  ff. 


Aj.OO<^IC 


Letztes  ScbiraDkeD  vor  der  Etil  ecke!  du  Dg.  213 

also  das»  wir  liofien,  der  liebe  Gott  werd  weiter  uud  weiter  Segen 
geben  in  bo  gerechtfertig-  und  wolgemeinfer  Sacbe. 

Sobald  sonßt  der  Estat  die  Briefe  aus  England  erhalten,  sind  die 
Ck)niaiissarii  PacificatorcB  zu  den  bekannten  Ministri»  gegangen  und 
haben  pro  forma  gefraj^et,  ob  erwähnte  Minititri  annuub  niebt  fertig 
wären,  die  projcctirte  ConditioneB  zu  unterschreiben.  Uud  da  der  Herr 
de  Tbou  zwarn  Ja,  der  Herr  Downing  aber  absolute  geBsgel,  er  hätte 
keinen  Befehl  dazu,  so  haben  sie  denenselbeu  drauf  gcreprääcutiret,  der 
:^laat  wäre  sclmldig,  der  Krou  Dänemark  zu  assistiren,  uiUssteu  also  ihre 
Flotte  ohne  längern  Vemug  naeb  dem  Sunde  senden,  inmaaäseu  sie 
denn  von  der  Generalität  befehligt  wären,  sok'lies  ihnen  zu  Dotiliuiren 
und  bekannt  zu  machen. 

Worauf  denn  dieses  auch  erfolget,  dass  man  darauf  gestern  den 
ganzen  Vormittag  bis  ad  quartaiu  iiostmeridianani  an  der  Instruction  für 
den  de  Ruytcr  und  den  Admiral  gearbeitet  und  drin  so  weit  ge- 
komiuen,  dass  dieselbe,  wie  man  uns  »agct,  in  ziendich  rigourcusen 
terminis  beschlossen  und  festgestellet  worden  ').  Ist's  möglich ,  so 
werden  wir  derab  die  Abschrift  suehen  zu  bekommen. 

Und  sagen  die  Oommissarii  der  Generalität,  welche  in  Texel  und 
sonnten  hie  und  dort  in  den  Hafen  gewesen,  ditBs  alles  freudig  und 
frohe,  der  de  Ruyter  Über  die  Maasscn  wuragcux  und  die  Schiffe 
alle  mit  einander  trefflich  an  sich  selbst  und  trefflich  versehen  wären; 
also,  wo  der  Wind  ihnen  diencte,  dass  sie  in  wenig  Tagen  Zeit  würden 
in  der  See  sein  können. 

Die  Admiralitäten  seind  auch  nmthig  genug,  und  aeind  wir  mit 
ibDcn  in  Arbeit,  zu  übei'legen,  wie  wir  unsere  Fleuten  etwa  mügen 
mit  hinüber  bringen,  wozu  denn  bisbero  einige  in  Holland  noch  wenig 
Lugt  gezeiget.  —  Wir  hoffen  aber,  man  werd  nunmehr  andere  Ge- 
danken schöpfen.  Und  weil  sogleich  der  Herr  Acidalius  von  LHhcek 
in  Dal.  .  .  Mai  uns  die  glückliche  Ecncontrc  des  Herrn  von  Opdani 
gegen  die  Schweden  (wovon  Holland  per  expressum  Conmiunication  in 
diesem  Augenblick  mit  grosser  Freude  begehret)  überschrieben "),  so 
i^elien  wir  immer  mehr  und  mehr,  dass  Gott  mit  uns  im  S|iielc  sei  und 
es  ein  Greuel  sein  wUrd,  wenn  sich  die  bekannten  bollündischen  Frie- 
dcDDi&cher  noch  weiter  unterstehen  wUrdcn,  ihre  Haud  gegen  die  Ehre 
des  Vaterlands  aufzuheben. 

')  Vg).  dagegen  deo  char&kteriBliscIien  Briuf  von  de  Witt  od  duD  Admiriil 
Wasseaaer  :□  Secret.  Resol.  II.  ä3ff. 

')  Das  kkioe  Seegefecht  bei  der  Insel  Peliuiero,  vowoa  fufeudorr  Carol, 
'iusl.  VI.  j.  7  berichtet. 


^aovGoOt^lc 


214  I-     Brandeobu[^  Dod  die  Niedisrlandtt, 

Der  König  von  Dänemark  hcHfund  auch  noch  fest«  uml  hat  uns 
desselben  Maj.  dureh  dero. hiesigen  Residenten  danken  lasuen  für  un- 
sern  Eifer,  den  wir  bei  diesem  Werk  allerends  verspüren  lasHen. 

Der  Gesiindte  nach  Polen,  Iloiinrt,  ist  naii  wiiklich  abgetcist,  wie  W. 
|i>rmfll  von  der  Ueiieralität  angezeigt  wird. 


Weimaii  an  den  KuifUrsten.    Dat.  Haag  19.  Mai.  1659. 

[Das  Sougefecht  bei  Fuiimeni.  Furt<;uug  der  GoDcertverliandlangcni  Stimmi-u 
iliigegen;  svltsttmu  AnBicIiten  übur  die  neusten  Vorgänge  in  Kngland.  Duwoini.'s 
niriiu  Instruction.  nesehloBsenc  Kiniiprnclie  der  hrandi'nbnrgischen  udiI  dSnisobon 
(Jfsandten.     Do  Witt  verkündet  diiii  nahen  Abschluss;  seine  politisciiBn  üriindt- 

dufür.     Holland  wird  es  über  die  andern  I'rovioKen  davoutragen.j  > 

la.  Mai.  Hiedcr  unserer  jüngslen  unterth.  Uelation  vom  I(i,  dieses  hat  man 

alliier  die  crfrculielie  Zeitung,  wasmaassen  der  von  Opdani  die 
Huhwedeu  geschlagen  und  uacli  einem  scharfen  Gefcehte  gezwungen, 
die  öee  zu  räumen,  haufenweise  erhalten;  wiewol  wir  tmscrs  Ortes 
annoch  nicht  evselien  können,  dass  es  mit  dieser  Zeitung  so  gar  richtig 
sei,  indem  wir  es  dafUr  halten  mdssen,  dass  es  allen  Umi^tandcn  nach 
nur  ein  Gcsdiützgefceht,  gewesen  ')  und,  da  was  sonderliches  fllrgc- 
gangen,  dass  solches  ex  postfacto  mllgse  erfolget  sein.  — 

Wie  ihm  aber  ist,  so  hat  es  der  gemeinen  öaclie  keinen  Schaden 
gethai),  sondern  die  Glieder  der  Regierung  hie  und  dort,  sonderlich 
da  alles  eben  auf  dem  Scheiden  bestund,  in  einem  und  anderem  nicht 
wenig  animiret,  — 

Da  man  nun  Ilber  dieser  Sache  in  der  Generalität  vielfiiltige  De- 
batten gehabt,  vernehmen  wir,  dass  etliche  Provinzen  drauf  bestanden, 
man  könnte  darunter  mit  Fundament  nichts  schliessen,  wo  die  Deputati 
der  Generalität  nicht  vollkommene  Ouvertüre  tlinu  wBrden,  wie  es 
denn  eigentlich  mit  den  Tractatcn,  welche  man  die  verwichene  Zeit 
mit  den  ausländischen  Ministris  entworfen,  bewandt  sei;  und  dass 
darauf  erfolget,  dass  erwähnten  Deputatis  auferlegt  worden,  vollkomm- 
lieh  darunter  an  das  Corpus  zu  rapportiren;  allcrmaaseen  denn  auch 
jrcschchen  . . .;  und  da«a  darauf  am  folgenden  17.  dieses  der  liath 
l'ciisionariuN  von  Holland  zur  Versarandung  gekommen  und  bekannt 
fiemacht  hätte,  wasmaassen  der  Herr  Downing  endlich  vorigen  Abends 
Keinen  Expressen  aus  England  bekommen  und  nunmehr  bevollmächtigt 

')  Wie  anch  Pafendurf  I.e.  augibl:  „ita  erninug  rtuidem  machiuie  aÜijuan- 
diu  auenime  [Higniitunr';  dann  Irieb  der  fiturm  die  Küniprenden  aus  einander. 


A-iOOt^lc 


LelitcB  SchivnDben  vor  der  Rulscliciduag.  215 

wäre,  die  jUngsthin  geprojeetirte  Tiactaten  zu  rcaBSuniircn  und  auf 
gewiesc  MaasBC  zu  SclilusBe  zu  bringeu;  dalicro  dass  ca  die  Notli  er- 
rnrdcrn  wfird,  dasa  die  Deputat!  der  Generalität  sicli  mit  beiden  aus- 
liDdlBchen  Ministris  zuBammenthuu  und  zum  wenigsten  vernehmen 
mijchten,  was  denn  aus  diesem  Werk  endlichen  zu  hoffen  sein  würde; 
und  dags  man's  zwar  ins  gemein  dahin  liabe  gestcllct  sein  lassen,  je- 
doch aber  etliche  gnugsam  ihren  Missfallen  darunter  bezeiget,  auch 
uirlit  unterlassen  hätten  anzuweisen,  dass  dieses  Ding  nbernialcn  nui- 
ein  lauter  Griff  sein  wtlrd,  den  Estat  wiederum  in  Schlaf  zu  wiegen 
uDd  zu  amusiren;  es  wäre  nicht  glaublieh,  dass  ein  Expresser  ange- 
kommen, und  das  Londisclie  Werk  nicht  deromaasscn  beschaffen,  dass 
man  vom  Protectore  in  solchen  Sachen  so  geschwinder  Resolution  hätte 
^wärtig  sein  können;  es  wäre  endlieh  dennoch  aber  bei  der  vorigen 
Kesolution  verblieben. 

Und  mag  wol  nicht  wenig  dazu  helfen,  dass  die  Führer  dieses 
Pacificationswerkes,  sonderlich  die  Herren  de  Witt  und  de  Groot,  der 
Meinung  sein  sollen,  dass  die  ganze  englische  Kevolte  nur  ein  lauter 
Spiege  Ige  fechte  und  siniulirtes  Werk  sein  soll,  gestalt  daraus  die  In- 
flinafion  des  Volkes  zu  vernehmen  und  darnach  in  weiterer  Anstellung 
der  Regierung  sich  zu  reguliren  und  zu  richten.  Wiewol  viele  vcr- 
nDnttige  Leute  darunter  mit  ihnen  gar  nicht  einig  sind  nnd  es  billig 
ilafür  halten,  dass  alle  solche  Sachen,  welche  in  Engtand  filrgegangen, 
nicht  nach  einer  Simulation  schmeckten,  sondern  die  einigsten  Mittel 
wären,  dem  jetzigen  Proteetori  den  Garaus  zu  machea-  Es  wäre  ja 
wol  eine  gar  erschreckliche  Simulation,  sich  fangen,  besetzen,  zwingen 
Vi  lassen  von  seinen  eigenen  Offieierern,  und,  was  noch  mehr  ist,  an- 
deren die  Revue  der  Miliz,  die  Besetzung  des  Towers  und  sonst  zu- 
zulassen, ein  Parlament  gcwaltthätig  zu  dissolviren,  dessen  man  doch 
per  pluralitatem  votorum  absolute  mächtig  und  Meister  war. 

Für  nlie  Fälle  wird  mit  deu  befreundeten  Ue^iiiidtcn  Überlegt,  was  zu 
iban  sei,  wenn  etwa  Dowiiing  ernstlich  die  Traetaten  wieder  in  G;ing 
Wngen  wollte  — 

wir  verglichen  uns  dahin,  wir  wollten  allerseits  unser  bestes  thun,  den 
Estat  von  so  nachdenklich  und  gefährlichen  Traetaten  und  Confcrenzen 
ZQ  divertiren;  unS  sollte  zu  dem  Ende  der  Herr  Gharisius  am  2(). 
diecea  .\udienz  in  der  Generalität  nehmen  und  daselbst  ein  sehr  nach- 
drückliches Schreiben  seines  Kiinigs  nicht  allein  überliefern,  sondern 
auch  dabei  eine  solche  Proposition  thun ,  dass  der  ganze  Estat  sehen 
könnte,  dass  I.  Maj.  von  Dänemark  lieber  alles  leiden,  als  sich  Ge- 
setze geben  lassen,  dahero  eher  alle  Extrema  ausstehen  als  den  Roth- 


A-nOO»^lc 


2XQ  L    Braodeubuig  nod  die  NiederlaDde. 

schildischen  oder  parficuliere  Traotaten  belieben  wUrd  ').  Wir  unsere 
Ttieils  wollten  darauf  das  gleiche  thun,  und  aollte  darauf  der  polnische 
Resident  folgen  und  begehren,  der  Estat  möchte  sich  rotunde  er- 
klären, ob  sie  bei  der  gemeinen  Sache  gedächten  zu  stehen  oder 
nicht;  und  wollten  wir  einander  behilflich  sein,  darunter  solche 
Dednctiones  schrifllicb  einzustellen,  dass  vielen  angst  und  bange  wer- 
den niöcht«,  ehe  sie  deren  ungeaelitet  zu  weiteren  Unbilligkeiten  re- 
solviren  sollten.  — 

Inmittels  bin  ich  gestern  mit  dem  Käthe  Pensionario  von  Holland 
über  diese  Händel  in  eine  besondere  Conferenz  gerathen,  wobei  er 
denn  nach  vieler  Bezeugung,  das»  er's  wol  meinte  mit  E.  Gh.  D.  und 
ilass  er  seinem  mir  vor  8  Tagen  gegebenen  Worte  zu  Folge  ailes  in 
voller  Vertraulichkeit  mit  mir  communiciren  wollte,  nach  der  Längre 
erzählete,  was  bis  selben  Tag  in  der  Sache  fürgegangen  und  dass 
endlich  alles  darauf  bestände,  dass  der  Herr  Downing  nunmehr  ex- 
gircsse  Ordre  erhalten,  näher  zu  tractiren  und  zu  schliessen. 

Die  Sache  hängt  nur  noch  an  Ceremouialien,  indem  England  dabei  die 
„Vorstelle"  vor  Fraükreich  verlangt  —  „gar  eine  zu  grosse  Impertinence" 
Dieint  de  Witt,  für  einen  „Proteotor,  welcher  in  effertu  doch  nichts  als 
ein  Minister,  ja  wol  vielleicht  in  selbigem  Augenblick  gar  eiu  Privatus 
wäre".  Im  übrigen  aber  wird  mnn  sich  vereinbaren;  wobei  de  Witt  trotz 
der  lebbaften  Remonstrationen  Weiman's  verbleibt. 

Die  Seele  aber  seiner  ganzen  Intention  bestund  darinnen,  dass  er 
mir  im  Vertrauen  meldete,  sie  mtlssten  der  Zeit  weichen  und  wllrd 
solches  dem  gemeinen  Wesen  nit  viel  schaden;  es  wäre  die  Haupt- 
niaxime  dieses  Staats,  s<dang  es  die  äusserste  Noth  nicht  erforderte, 
mtlssten  sie  mit  England  nicht  brechen;  die  Zeit  wtlrd  Rosen  bringen, 
die  Traetaten  würden  langsam  dahergehen,  Dänemark  bliebe  inmittelst 
in  seinem  itzigen  Zustande,  Schweden  zehrte  sich  heimlich  auf,  Polen 
könnte  ja  inmittelst  in  Preussen  kräf^g  agiren  und  England  zu  solchen 
Revolutionen  verfallen,  dass  es  dem  Estat  ohne  Muhe  sein  würde,  die 
alte  Consilia  gegen  Schweden  wiedeiiim  zur  Hand  zu  nehmen  und 
ohne  Gefahr  auszuführen;  ja,  wenn  auch  Dänemark  particulatim  trac- 
tiren müsste,  so  wäre  solches  für  die  gemeine  Sache  so  nachdenklich 
nicht,  als  dass  dieser  Staat  mit  England  in  die  Hiyire  gerathen  und 
durch  unglückliche  Bataillen  zu  Grunde  gerichtet  werden  möchte  .... 
AVUrden  wir  dahero  wol  thun,  da  wir  uns  zufrieden  gäben  und  E. 
('h.  D.  versicherten,  dass  sie  alles  mit  Ehre  und  gnugsamer  Sorgfalt 
überlegen,  dahero  nichts  thun  oder  eingehen  würden,  welches  nicht 

')  Vgl.  Aitzema  IV.  3»3. 

DqitzedüvGoOt^lc 


Letites  SchwaDkrii  »or  d.  Kiiteclieidong.  Dua  IlaoFccr  Concdrt  v.  21.  Mui.    217 

ealweder  die  unvermeidliche  Noth  oder  das  gemeine  Interesse  erfor- 
dern wflrde.  — 

Inmittelst  vernehmen  wir,  das»  oftbcraelte  Ministri  diesen  Nacli- 
mitta^  bereits  mit  den  Deputatis  der  fUrsitzcndcn  vier  ersten  Provinzen 
in  Conferenz  gewesen,  ohne  dass  wir  nnnoch  erfahren  können,  was 
(Ubei  fDrgegangen  sein  möge.  —  Zwar  gehen  Groningen,  Obcryggel 
und  Frie»land  merklich  zurllok  und  t>eind  mit  diesen  Hündelu  nicht 
gar  wol  zufrieden.  Wir  können  uns  aber  niclit  gar  zu  grosse  Hoffnung 
tialiei  machen,  weiln  wir  immer  ttlrchtcn,  wenn  sonst  niclit  Verände- 
mog  vorßiUt,  welche  unsern  Remonstrationen  Luft  und  Kaum  machen 
nuVhte,  cb  werd  Holland  doch  endlich  alles  nach  Hcincm  \Villen  em- 
portiren. 


Die  Geueralstaateii  an  den  Kurftlrsten.   Dat.  Haag  22.  Mai  1659. 

[OfGciellt)  Nolification  vom  Absuhlnss  ilus  lluagur  Couci>r(CB.| 
Zeigen  ihm  an,  diiss  gestern  zwischen  ihnen  und  den  Ocüandtcn  von^2.  Mai. 
Krankreich  und  England  ein  Tractat  t;esclilo.iEcn  woi-den  i)>t  „toi  Tindiugc 
van  eeu  eerlicke  ende  versceckerde  Vied«  tasc-hen  de  Couingcu  van  Swi'dcu 
eude  Deuemarcken  ende  oiu  te  rcatabilicreu  de  Cuuimcruc  ende  TralOu«)  0|i 
de  Oostzee":  sie  ültertiL-Dden  ihm  Abschrifl  des  Art.  VII  des  Trattitts  und 
fordern  ihn  auf,  seine  Oesaiidcen  zu  den  Verhnndlnrgeu  zu  senden,  da  die 
luieres^ea  Brandenburgs  dabei  durcbnns  gewahrt  werden  trollen.'). 


Der  Kurfürst  aii  die  Geueralstaateii.     Dat.  Feldlager  liei 
Friderichsode  26.  Jlal  1659.     C<^onc.  Scliwerin.-) 

jGegi'u  das  j^i^aoblüasene  Cuueuit.  Dusselbu  kuiniiit  uur  dcD  tic1iwud<!u  zu  liuiv 
DDd  ihren  ^eineinschäd liehen  Plätien.  Die  Stellung  des  KiiDigs  von  Dnn«inarh- 
UerKurrürat  lehnt  ea  ab  dem  Concerl  beizutreten.    Kroiahniingzur  Standhudigkeil.! 

E.  H.  M.  Sehreiben  vom  22.  Mai  ist  alhier  wol  einkommeu  etc.  5.  Juui, 
Nun  möchten  Wir  wol  von  Grund  Unserer  Seelen  wBnfchen,  dass  die 

')  Der  Vertrag  vumai.Mai  lt;59,  gedruckt  u.a.  in  Secrete  Resolut.  It-töff- 
Aiti^m«  IV.  3**3ff.  —  Art.  VII.  b.'SHgt,  daae  Frnukreicli  und  Knglond  eich  bt- 
mülieo  wollen,  die  Ratificatioo  und  Ausfiihrung  dea  Elbinger  Trnclates  zwischen 
.''chweden  und  den  Niederlanden  vom  U.  Sept.  lüüiWvgl.  oben.  p.  6» ff.)  zu  bewirken, 
uad  dasa  der  üurrUrst  von  Brandenburg  und  die  älaitt  ifauzig  der  Vorthvile 
ilie^i's  Traclatee  tbeilhuft  werden  aulleu,  wenu  aiu  binueu  eiueni  .Mouut  aich  niil 
ihrer  lucluaiou  in  deuaelbeu  einverstanden  erklären.  Art.  VIII  bestimmt,  daio 
die  InlereKHen  des  Kurriirsteu  gegeoulicr  dem  Künig  von  ä^'hwcden  freu niUch oft- 
lieh  Burgenoniuieu  werden  und  zu  diesem  Zweck  acino  Gesandten  zu  den  bevor- 
iieheDden  Verbaudhingen  zugelassen  werden  sollen. 

')  Vgl.  aaten  p.  224f.  «.  d.  5.  Juni  1Ü59. 


^aovGoOt^lc  ■ 


g]^g  I.    BrandpDburg  und  dio  Niederlande. 

gegenwärtige  Conjuncturcn  und  des  Feindes  beständiges  DesBcin  der- 
gestalt hescliaffcn,  dass  durch  dicecs  Mittel  ein  allgemeiner  beständiger 
Friede  gestiftet  werden  niöclite,  so  sollten  Sie  gewiss  im  Werk  erfahren, 
daes  niemand  sei,  der  solche  Ihre  gute  Intention  mit  melirem  Eifer 
secundiren,  Ihre  anwendenden  BemQbungen  höher  rühmen  etc.  .  .  . 
würde.  Wann  Wir  aber  E.  H.  M.  Zeit  währenden  dieses  Krieges  ge- 
führte tapfere  Consilia  und  boclivernUnftige  Resotutiones  betrachten 
und  dabei  dero  eigenes  bobea  Interesse,  welches  Unseres  gänzlichen 
Ermessens  gewiss  auf  solche  Art  nimmer  salvirt  werden  kann,  be- 
denken, so  würden  Wir  gewiss  wider  die  treue  Freundschaft  und  auf- 
gerichtete Verbttndniss,  wie  auch  die  Uns  bishero  erwiesene  Affeetion 
handeln,  wenn  Wir  E.  H.  M.  nicht  offenherzig  vorstellen  sollten,  wie 
durch  das  communicirte  Project  von  dem  allzeit  rühmlich  vorgehabten 
Ziel  sehr  weit  verfehlet  und  nichts  anderes  ausgerichtet  werden  wird, 
dann  das»  die  kostbare  Zeit,  wirklich  zu  agiren,  vergeblich  hinge- 
bracht, die  Krön  Schweden  in  ihrer  unersättlichen  Begierde,  dero  Des- 
seins  auszuführen,  gestärkt,  der  Krieg  nur  von  einem  Ort  zum  andern 
transfcriret,  die  Unschuldige  bedrängt,  verlassen  und  gleichsam  dem 
stetswährenden  Dominat  der  Krön  Schweden  untergeben  und  in  summa 
alle  der  gemeinen  Wolfahrt  zugethane  GemUtlier  von  E.  H.  M.  alie- 
niret  und  zu  andern  Gedanken  gebracht  werden. 

An  E.  H.  M.  löblich  guten  Intention  haben  Wir  im  geringsten 
nicht  zu  zweifeln,  und  ist  gar  nicht  ungemein,  daes  der  Feind  selbst 
oder  durch  dessen  Freunde  die  allertapferste  Conailia,  unterm  Vorwancl 
grosser  Friedensbegierde,  zu  Zeiten  irre  mache  —  gleichwie  aber  der- 
gleichen betrdgliches  Vorgeben  bei  wolintentionirten  Regierungen  nur 
auf  eine  geringe  Zeit  einigen  Effect  haben  kann,  also  zweifeln  Wir 
nicht,  E,  H.  M.  werden  in  ganz  kurzem  selbst  gleichsam  mit  Händen 
greifen,  wie  alles  dasjenige,  was  im  Haag  abgehandelt,  allein  den 
Hchweden  zn  gefallen,  ohngezweifelt  auch  auf  deren  Veranlassung  ge- 
schehen. Wobei  Wir  der  tröstlichen  Hoffnung  leben  wollen,  E.  H.  M, 
werden  von  nun  an  das  gemeine  Werk  desto  vigoureuser  angreifen, 
so  viel  mehr  Nachtheil  dasselbe  durch  die  bisherige  Cunetationes  und 
gemachtes  I'rojcct  erlitten.  — 

Wir  stellen  es  zwar  dahin,  ob  die  Kgl.  Wrd.  zu  Dänemark  sich 
dergestalt  in  einen  hochschädliehcn  Frieden  einlassen  werde;  dieses 
aber  bitten  Wir  allein,  E.  H.  M.  belieben  wollen  zu  erwägen,  was  Sie 
und  Ihre  Posterität  selbst  vor  unwiederbringlichen  Kchaden  und  Nach- 
tbeil daraus  haben  wtirden,  wenn  selbige  Krön  dergestalt  subjugiret 
und  alle  Vortheil  in  der  Ostsee   in  Händen  der  Schweden   verbleiben 


A-iOOt^lC 


Protest  des  Kurfureteo  gegun  das  C'oncort.  219 

sollten;  und  ob  nicht  nllein  (iurcli  den  Rothsctiildiaclien  Fiiedcn  (woran 
iicli  doch  die  Schweden  nimmer  vergnügen  lassen  werden)  die  Freiheit 
Ihrer  Commercien  gnuggani  gesperret  nnd  die  Schweden  dasjenige  er- 
langet, wovor  E.  H.  M.  Vorfahren  lieber  Gut  und  Blut  verloren  hätten. 

Wie  ungchuldig  auch  Dänemark  hiezu  kommt,  solches  ist  E.  H.  M. 
selbst  guugBam  bekannt,  und  geschiehet  deroselben  daran  gewiss  Un- 
recht, dass  in  dem  jetzt  gemachten  Project  der  Schweden  unerhörter 
Fricdensbmch  noch  justificiret  und  das  Werk  darauf  genommen  wer- 
den will,  ob  wäre  dieser  Krieg  Über  die  nicht  beschehene  ErfUllung 
der  Rothschildischen  Tractateu  entstanden.  Der  ganzen  Welt  ist  be- 
kannt und  offenbar,  dass  an  dänischer  Seiten  alles  und  jedes,  an 
ischwedischer  aber  niclit  das  allergeringste  adimpliret  worden.  So  viel 
herrliche  Provinzen,  welche  der  Krön  Schweden  abgetreten,  seind  des- 
halb mehr  denn  ein  gnugsames  Zeugniss. 

Eines  ist  nur,  dessen  die  Kgl.  Wrd,  zu  Dänemark  beschuldigt 
werden  kann,  dass  dieselbe  nämlich  Kur  Iluiitür  l'rsach  gegeben,  in- 
dem dieselbe,  auf  der  Schweden  inständiges  Begehren,  sich  nicht  ob- 
ligiren  wollen,  £.  H.  M.  und  anderer  Benachbarten  KriegsscIiiifL'n  die 
l'assage  durch  den  Sund  zu  verwehren.  Xaehdeni  aber  Frankreich, 
England  und  E.  U.  M.  dieses  Ihnen  also  zuträglich  crmessen,-  das» 
?>ie  auch  selbst  in  oftberlthrtem  I'roject  zu  Ihrem  Besten  sich  verbun- 
den und  einen  solchen  Dominat  von  der  Krön  Schweden  uicht  gedulden 
wollen;  so  lassen  Wir  E.  H.  M,  dero  hohem  Vei-stand  nach  selbst  ur- 
(heilen,  ob  nicht  die  Krön  Dänemark  viel  mehr  meritire,  dass  sie 
dieses  Ihretwegen  erlittenen  Unglücks  lialbcr  mäehtiglich  supportiret, 
denn  dass  dieses  Ursach  sein  sollte,  dergestalt  ahandonniret,  zu  einem 
i^chinipflieheu,  hijchst  schädlichen  Frieden  forciret  und  in  einen  so 
unglflckseligen  Zustand  gesetzet  zu  werden.  — 

Wie  dem  allen  aber,  und  was  hierauf  weiter  erfolgen  und  von 
der  Krön  Dänemark  beliebet  werden  mochte,  so  ist  doch  E.  H.  M. 
l'ni^er  Zustand  und  Gelegenheit,  und  das»  Wir  nicht  allein  mit  Däne- 
mark, besonderu  auch  mit  andern  gegen  Schweden  in  Bündniss  be- 
griffen, bekannt,  und  werden  Uns  dahero  niclit  verdenken,  dass  \yir 
liabei  fest  und  unven-üekt  halten,  bis  der  AllergUtigstc  Gott  einen  be- 
ständigen und  sicheren  Frieden  verleihen  wird.  Denn  ob  zwar  E.  H. 
M.  vermeinen,  dass  Sie  Uns  mit  der  Krön  Schweden  vergleichen  und 
uehst  Frankreich  und  England  garantircn  wollten,  so  wUrdc  doch 
ai>lcheB  Unsere  Ehre  nicht  salviren,  wenn  Wir  die  mit  der  Krön  l'olen 
aurgerichtetc  genaue  und  feste  Verbdndniss  ...  brechen  sollten;  zu 
gcschwcigen,  dass  ...  die  Intention  der  Schweden  helle  und  klar  am 


A-nOO»^lc 


220  '■    Braa(I«ubuTg  uod  die  Niederlande. 

Tage  lieget,  den  Krieg  an  einen  andern  Ort  zu  pflanzen ;  solches  aber 
nirgends  geschelieti  kann,  dass  Wir  nicht  allemal  das  Theatriun  in 
Unscrn  Landen  dazu  aufrichten  lassen  und  nach  geendigteni  Krieg 
von  dem  Unsrigen  der  Schweden  Begierde  ersättigen  mlisstcu, 

iDmittebt  aber  dankcD  Wir  E.  H.  M,  freund-  und  nachbarlich  flir 
Ihre  tragende  gute  Sorgfalt,  ersuchen  dieselbe  ferner  dabei  zu  ver- 
liarren,  vornehmlich  aber,  dass  Sie  dieses  gegenwärtige  Werk  wol 
überlegen  und  sich  dabei  erinnern  wollten,  wie  E.  H.  M.  bowüI  die 
Kgl.  Wrd.  zu  Dänemark  als  auch  Uns  selbst  unaufhörlich  und  docIi 
gar  neulich  durch  reiterirte  Schreiben  etc.  .  .  .  angcfrischct,  Ihre  Be- 
ständigkeit so  hoch  betheuert,  dass  es  dicserseits  eine  grosse  HlaKinc 
gewesen  sein  würde,  den  geringsten  Zweifel  daran  zu  haben;  und 
demnach  das  angefangene  Werk  zu  Ihrem  unsterblichen  üuhm  . . . 
vigoureusement  augrcifcu  und  sich  diireh  keine  fernere  schiidliche  Per- 
suasiones  von  Ihrem  rühmlichen  Scopo  divertiren  lassen  wollen.  — 


Weiniaii  aii  den  Kiirfllrsteii.     Dat.  Haag  23.  Jlai  1659. 

IFruultreich  will  dua  C'üucert  returdirvu  VorwiiTt«  ZuslSude  in  KuglaDd;  Bicharit 
Oromwell  und  Fleetwuod.  Deniiucb  de  Witt  für  das  Coticert.  Leichtere  Urtheile 
über  die  Wicliligküit  der  Sache.  Die  l'hiMppiua  Weiman'e  gegen  das  Cooceri. 
Kudlidie  Uulerauicbuung  des  Trautales.  W.  gluubt  uu  seine  Nichtigkeit.  Ui« 
Flutte  de  Rujtur's  bereila  ia  See.| 
i.  Am  verwichcnen  21.  dieses  kamen  die  Zeitungen  ans  Frankreich 
und  England  ein,  beide  vom  .  ,  .  Mai,  worin  eines  Theils  der  Friede 
mit  Spanien  continuirte  .  .  .  und  sonst  berichtet  ward ,  der  Hof  hätte 
an  Mons.  de  Thou  albic  gemessene  Bcfehlieh  ergehen  lassen,  sich 
mit  hiesigen  Traetaten  nicht  zu  übereilen,  sonderu  dran  zu  sein,  dass 
der  polnische  Friede  zugleich  oder  wol  gar  zuvor  befördert  werden 
möchte. 

Dagegen  liefen  die  eDgiiscbe  Zeitungen  derogestalt  hinzu,  dass 
alle  Briefe  schier  mitbrachten,  der  Protcctor  wäre  wie  ein  Gefan- 
gener ohne  Macht  und  nur  zu  einem  Privatstandc  gedestiniret ;  der 
Herr  Flectwoud  aber  alles  in  allem,  also  das»  er  mit  seinen  Offi- 
cirern  das  ganze  Werk  nach  Gefallen  triebe;  Thurloe  gefönglieh  hm- 
gesetzt,  andere  noch  auch  verworfen,  und  in  Arbeit  begriffen  gewesen 
wäre,  das  alte  grosse  Parlament,  welches  vom  Jahr  1C49  bis  Ifö3 
gesessen  und  auf  nichts  als  auf  rcpnblicaniscbe  Maximen  gegangen, 
wieder  cinzurufen  und  durch  dasselbe  alles,  was  Zeit  her  der  Prolecto- 
rischcn  £egierung  fUrgenommcn,  aufzuheben  und  zu  verbesserü.  —  I»' 


A-iOOt^lC 


Der  naager  Tractot  vom  2t-  Mai.  221 

1  ileno  wol  nunmehr  gnugsam  priiellet,  dasa  es  kein  Spiegrel- 
gefeclite  geweecn  zwischen  tliesen  Sehwähern  '),  und  es  wol  zu  ver- 
mutiien,  dasB  der  eine  dem  andern  nit  wol  würde  können  weichen 
sine  caede  et  sangnine;  ja  dasa  auch  Flcetwood,  wenn  er  alles  em- 
portirete,  doch  Bcliwerlich  eine  Bepublicq  richten  wllrd,  wciln  er  sich 
iisdem  artibus  wUrd  mtlsaeu  consei-viren,  womit  er  sicli  herfllrgezwim- 
gen,  und  das  erste  Exempel  in  der  bekannten  Welt  geben  wDrd,  dasa 
ein  Krie^sheer  anders  ala  Monarchen  gegeben,  und  da  diescx  lange 
halanciren  sollte,  dass  solchen  Falls  die  Miliz  sich  nothwendig  wllrd 
mfissen  theilen  —  also  zu  bedenken  sein,  ob  nicht  nach  so  i>ewaDdten 
8acben  dem  Könige  die  Tliür  geöffnet  wUrd,  anf  seinen  Thron  wieder 
m  gelangen.  Wie  es  aber  wäre,  so  stunde  England  ohne  Haui>*,  die 
Kegierung  ohne  Autorität,  die  Ministri  ohne  Charakter,  also  dass  mir 
der  Herr  Rath  Pensionarius  von  Holland  selbst  sagete,  der  Herr  Nieu- 
poort  Bcliriebe  ihm,  mit  dem  Protectorc  wäre  es  gethan, 

Und  vermeinten  wir  auf  solchen  Grund,  dass  man  nunmehr  doch 
in  Holland  sich  nicht  länger  wUrd  lassen  ätfcn,  sondern  die  Augen 
üffoen;  allermaaäsen  auch  die  meisten  Itcgenten  dahin  schienen  zu 
zielen.  —  Ea  währete  aber  nicht  lange;  der  Herr  Downing,  ward 
gesagt,  triebe  auf  den  Schluss  der  projeetirten  Traelaten  und  hätte 
»ch  dabei  bedenken  lassen,  man  inUsste  schliesBcn  oder  brechen. 

Und  folgete  also  darauf,  dass  ich  mit  dem  Rathe  Pensionario  von 
Holland  zur  Conferenz  kam,  wobei  er  mir  viele  Dinge  und  Kationes 
zu  GeuiUtlie  fllhrete,  warum  mau  billig  zu  schliessen. 

Lange  Ausrührnng  von  de  Witt  und  Remonstratio nen  Weiman's 
Jagegen;  uliue  allen  Krfolg. 

Wir  entschlossen  nun  darauf  so  viel  möglich  dagegen  zu  arbeiten, 
sprachen  mit  verschiedenen  aus  Holland,  mit  denen  von  Amsterdam, 
aus  den  ProTinzen  und  fanden  bei  vielen  viel  gutes  Willens,  bei  den 
meisten  Unwissenheit  und  bei  allen  eine  gräuliche  Furcht  für  England, 
besonderlicb  aber  dass  sie  vermeineten,  mit  diesem  Tractat  würd  doch 
nichts  gethan,  sondern  verhütet  werden,  dass  man  England  durch 
Kuptur  von  aussen  nicht  inwendig  wieder  einig  machen  möchte;  der 
Kest  wären  Grimaccn  und  könnten  sie  nicht  sehen,  dass" was  sonder- 
iiches  daraus  werden  wUrd.  — 

Wir  atiesaen  uns  aber  nicht  daran,  sondern  macheten,  dass  der 
Hen  Charisius  folgenden  Tages  darauf  Audienz  suchete  und  dabei 

'1  I>.  b.  dem  gewaseiien  Protector  Ricliari]  Cromwell  und  dem  jetzigen 
Fühnr  der  Armee  in  Rn^lnnd,  Flpctwuod,  dt-r  mit  ICit^liarda  idcliwpHter 
Briilgi-l  verhfiralliel  war. 


A-nOO»^IC 


222  T.     Brntiilcnhnr?  und  die  Nidlcrlanilc 

prnponiretc  und  tlbergab,  wie  die  ßeilo^eii  ausweisen');  den  andern 
Tags  thaten  wir  in  einer  treffliclion  Frequenz  de«g:lcielien  [Beilage), 
und  können  wir  E.  Cli.  D.  w>l  Yersiehcrn,  da^s  wir  unsers  Tlieiles  eine 
überaus  grosse  BestUrtzung  der  Genilitlier  vermerkcten ;  und  wie  wir 
naeli  Art  der  Baelie  mit  einem  mehr  als  gCKölinlicIien  Vigore  redeten, 
dasB  es  zwarn  so  viel  verursachet,  dass  man  sieli  lange  gezauket  uud 
geselilepfet,  ehe  man  einig  geworden  '), 

Wenn  aber  dennoeh  der  Herr  von  Gent  und  der  Ralli  Pensio- 
narius  als  Primi  üeputationis  mit  einer  unglaublichen  Opiniastritilt  das 
Werk  getrielien,  .  .  ,  s«  ists  dennoch  endlich  dahin  gediehen,  was  wir 
auch  gptlian,  dass  man  wieh,  der  einer  nach  dem  andern,  lassen  ein-. 
leiten  und  dass  also  der  Sehlnss  geworden,  dass  man  sich  mit  deu 
Ministris  zusammcnthun  und  den  Traetat  unterseli reiben  sollte.  In- 
maasscn  denn  solches  auch  deromaassen  erfolget,  dasa  den  21.  dos 
Abends  um  die  Glnck  !t  dieser  so  fataler  Traetat  völlig  unterschrieben 
und  die  wunderbare  Cnniödie,  welche  mit  so  vielen  wunderlichen  Ver- 
änderungen, ungleichen  Mitteln  und  verschiedenen  Sentimentcn  und 
Zufällen  getrieben,  endlich  so  uDvermuthlieh  ausgespieiet  worden,  als 
es  niänuiglich  dafUr  hält,  dass  niemaln  einiger  EITect  drauf  erfolgen, 
Houdern  alles  entweder  in  sich  selbst  zerfallen  oder  den  Urhebern  (die 
wol  gewiss  particuliere  Passiones  bei  dieeem  Werk  gehabt)  noch  zuletzt 
ihren  wolverdienten  Lohn  geben  werde.  — 

Ueber  dem  ist  die  Flotte  filr  4  oder  f)  Tagen  mit  80  trefflich 
gutem  Winde  ausgelaufen,  dass  man  glaubet,  sie  sei  schon  im  Sunde 
und  schwerlich  zurückzuhalten,  also  dass  alles  bereits  möchte  ge- 
schehen sein,  was  diesem  Traetat  zuwider  ist.    Wir  wissen  noch  nicht. 


')  Fehlen;  vgl.  WicquAfort  II.  ri82. 

*)  Uieae  Rede  Weimau's  vor  den  tieDeraUtoaten  ist  gedruckt  bei  Aitzema 
IV.  ys7— 392;  oiu  merkwürdiges  SpecimcQ  politischer  BcredtBamkeit,  welches 
damals  offuiibur  ßroases  Aursulien  erre<;le  vgl.  Wicqnefort  II.  .'•(StlT).  —  Uus 
haiidschririliche  Exemplar,  wciclies  bei  di^r  Uelaliou  Weimau's  eich  findet,  ist 
(nach  einer  von  Herrn  GR.  Ur.  Ilaesul  mir  rreimdlicli  milgetlieillen  Vei^leiclmng) 
unvollstüpdig,  es  enlbäli  nur  ungefähr  ein  Drittel  der  gedruckten  Rede  und  bricht 
in  dem  Ailzemn'scheu  Tust  p.  390  col.  1.  Z.  G  v.o.  ab;  aber  auch  bis  dahin 
fehlen  in  der  Handschrift  mehrere  längere  Stellen.  Nach  der  Art  dieser  Text- 
verscbiedenhcilen  liegt  die  Vcrmulhiing  nm  nächsten,  dass  die  handschrinlichc 
Beilage  zu  Weiman's  Relation  ein  Fragment  der  nrsprünglichen  Redaction  der 
Rede  ist,  wie  sie  von  W.  nirklich  gehalleu  wurde;  nschmula  hat  er  dieaelbe  ver- 
muthlich  (wie  bei  Schriflslücken  dieser  Art  oft  geschah)  auch  als  gedruckte« 
Flugblatt  verbreiten  luosun  und  bei  dieser  (iulegenheit  einige  Krweilerungru  vor- 
genommen; nach  einem  solchen  Rlatt  wird  dann  Ailzcma  ilje  Ri-dc  in  seinem 
Werke  abgedruckt  haben. 


A^iOOt^lC 


Ucr  na«g.!r  TrncUt  v,.r..  -21.  Mui.  223 

iib  die  Trans|)ortsc1iifre  mit  ilcme  de  Ituyter  mit  ausgelauleu,  köuucus 
aber  seliwerlicli  glauben.  —  . 


Weimaii  an  den  KurOirsten.     I)at  Haag  2(5.  Mai  16ö9. 

tUnlPtreilnnK  mit  dr  Thon.  Dio  CnnrcilmächlP  nicht  sehr  eiiiiß.  Rii^tor  nnter- 
wegs  mit  der  Flotte:  llofTniin»  ouf  Pineti  rimHii^t  ilesBclhen  mit  der  cnRÜticlici] 
Flolle.     Hirricht  Oiidam's   über   das   ]vHtc  Siitrefffii ;   Uniiurripdi'nheil  mit  ihm.]  , 

Lebhafte    Auscinniulersttziiiig  Wciiiiiin's  mit  dem    riniizOüiKuhcii  Ue-26.  Hai. 
saudtPii  de  Tlioti  Gier  das  Hunger  C'oiieeit. 

Wir  veriialiiiien  nachgehend,  dass  cfl  ilimc  dcroiiiaasscn  /u  Herzen 
gegangen,  dass  S.  Exe.  einen  ExpreBBcn  drauf  naeli  Frankreicli  ge- 
Kcbicket.  —  Wir  nierkca  danebut  aueb  wol,  dass  ttie  dem  Staate  au<.'h 
iiiclit  allerdings  suclien  zu  balteii,  was  wegen  de«  Sand»  niul  der  Ra- 
tilieatioii  de»  Klbingiücheii  Trai-taten  verglioben  worden,  indem  sie  selbst 
zu  verstehen  geben,  nmn  werde  den  König  von  KrJiweden  dazu  nicht 
dinponiren  können.  Und  nmss  Honst  nncb  was  dahinter  stecken,  das 
noch  Handel  geben  dürfte  zwiselien  ihnen  allen,  weil  sie  die  Ministri 
Bedenken  tragen,  dalicro  dem  Katai  abrathcii,  unR  ud<1  andern  Ministri» 
die  in  der  Generalität  gedecretirte  Comnmnieation  widerfahren  zu 
lassen.  —  l'nd  ditnket  uns,  wo  die  Sachen  in  England  sich  weiter  noch 
in  Confusiou  setzen,  wie  vermuthlicb,  und  der  König  von  Dänemark 
indessen  beständig  bleibet  und  bei  der  Partei  hallt,  man  werd  alliie 
noch  einmal  so  leicht  wieder  zurflcktreten,  als  man  liederlieh  sich 
durch  Kureilt  für  England  von  der  Partei  hat  lassen  abschrecken. 

Wozu  denn  dieses  kummt,  dasB  der  Kuytcr  mit  einem  bber  die 
Maasse  trefflichen  Winde  bereit«  weggewesen,  als  man  hie  gesehlosseu, 
uud  dass  mau  ilmi  zwarn  alsforteiis  naebgeschicket,  aber,  ncscio  quo 
fato,  das  rnglltck  gehabt,  dass  man  in  langer  Zeit  noch  Pinek,  uoeh 
(ialeott(Bn  gar  war  alles  weggelaufen)  bekomme»  können,  um  in  die 
See  zu  folgen;  und  das«  man  also  nicht  wenig  besorget,  ehe  dio  nahem 
Ordre»  folgen  können,  der  Ruyter  bereits  im  Sunde  und  mit  den  Eng- 
lischeu  (welche  in  instructioiic  haben,  sie  nicht  [lassireu  zu  lassen) 
bereits  geengagirct  gewesen  sein  möchte. 

Also  seind  auch  Schreiben  des  Herr  Üjidam's  angekommen  In 
Dat.  12.  und  14.  Mai,  worin  zwar  berichtet,  dass  er  mit  den  Schwe- 
dischen zusammengekommen,  und  mau  dieselbe  einmal  so  weit  be- 
reichet gehabt,  wo  dem  dänischen  Adniiral  Itielekc  das  Mastscil  nicht 
weggeschossen,  dass  man  sie  ruiuiren  können,  hernacli  aucli,  weilii 
Itielcke  noch  nicht  wieder  fertig,  daws  er  seines  Theils  sie  auch 
laufen  lassen;  worltber   denn  die  Generalität  und  mauulglich  heftig 


224  '     Drnmlenburg  und  lÜf  Niederktiitp, 

aicli  gcalteriret  und  viele  sich  vernclimen  laaseD,  erinelter  Herr  Op- 
el am  hätte  Bicii  Ehre  und  Leiten  damit  gnugsam  sclbftt  abgcscbrieben. 
Er  füget  aber  doch  cndlieb  noch  dabei,  er  gedenke  von  E.  Ch.  D. 
Völkern  in  Füliuen  hinUberzubringen  und  .  ,  . ')  zu  entsetzen ;  woraus 
denn  dermalen  die  Sachen  deromaasscn  gealteriret  sein  könnten,  da»« 
alles  daRJenig,  was  man  alhie  getractiret,  zu  Wasser  werden,  und  von 
selbst  zerfallen  dürfte;  zu  gcechweigen  dass  man  flirehtct,  ein  und 
andere  Provinzen  möchten  ihres  Theils  auch  die  Ratilication  noch 
diflicultircn  und  das»  also  . . .  diese  so  lang  gewährte  ärgerliche  Händel 
auch  vielleicht  gegen  den  Dank  derer,  die  sie  dem  Estat  aufgedruu- 
gen,  gar  einen  andern  AiiBscblag,  als  sich  etliche  eingebildet,  nehmen 
könnten. 


Weiman  an  de»  Kui'flirsten.     Dat.  Haag  2.  Juni  1659. 

[Die  Sciiilniig  der  Transpontlatiill.i  aurgeguben,    li'ic  Hpa ni seh- frnnzüsi eben  Pric- 
deiiBvcrbnodlungcn.) 

i  Die  Transportschiffe  werden  nicht  kommen,  weiln  der  dänische 

Resident  mir  heute  berichtet,  dass  die  Schiffer  sich  durch  Sentenz  bei 
den  Wasscrriehtern  zu  Amsterdam  lassen  lossprechen  und.  also  gede- 
bandiret,  der  dänische  Commissarius  Marselcs  auch  gecondemniit 
sein  soll,  die  ganze  Fracht  und  zwar  auf  eine  solche  Maasse,  als 
hätten  sie  bereits  Dienst  gethan,  zu  bezahlen. 

Gar  gewiss  isls  sonst,  dass  der  Secretarius  der  spanischen  Am- 
bassade  alhie  ausgibt,  dass  Spanien  mit  England  so  gut  als  verglichen 
sei,  und  dass  also  viele  alhie  nicht  wenig  apprehendiren,  dass  endlich 
der  ganze  Kriegshandcl  von  allen  Seiten  her  sich  auf  diesen  Staat 
ausgiessen  dürfte. 


Der  Kurfürst  an  Weiman  und  Copes.     Dat.  Feldlager 
bei  Fridrielisode  26.  Mai  1659. 

jl'lan  aur  die  Insel  FuhncD,     Unsichcrheil,  was  von  Opditm  ond  der  niodcrlürd. 

Flotle  zu  crnarlen  ist.     Was  der  Kurfürst  alieio  verlaugl.j 

5.  Juni.         Ucborij endet  die  Antwort  »af  eiu  ihm  dieser  Tngc  zugegangenes  tjctirei- 

heil  der  GcDeralstaateu,  zur  Uubeneichuug  an  dieselben').   —  «Uus  würde 

sonst  lieb  seiu,  wcuu  dieües  tichreibeii   etwas  divulgiret  weiden  könnte- ')". 

'j  Unleserlicli. 
■')  Vgl.  oben  p.217fF, 

')  Dieeeni  Wunsch  entsprechend  ist  dieses  Schreiben  ins  tIoliÜDdiacbi>  Über- 
setzt   und   nls    Fliigblalt    gedruckt    wnrd.-u:    Brief   vnnde    Rcnr-Vnr^t   van 


„A^iOOt^lC 


ßa3  Hasfcer  Conccr).    Plan  f^egen  Fühoen.    England.  22*) 

Im  übripen  melden  Wir  Eucli  gnäd.,  (lasn  Wir  gleidi  itzo  in  pro- 
dnctu  aeiii,  die  InHul  Fiilinen  r.u  attacquiren,  geHtalt  denn  alle  Antitalt 
iirrpit  daitu  fertig,  alBo  Aas»  Wir  Uns  getrauen,  näclixt  götlliclier  Hilfe 
innerhalb  wenig  Tagen  glQoldirh  damit  zu  Werk  zu  l(oninien. 

Nur  allein  lieget  Ins  diene  einzige  Consideration  dabei  im  Wepe, 
ilane  der  Admiral  Opdam  contraniaudiret  sein  möclite,  sieli  der  Alliirten 
nicht  anzunehmen,  daliero  es  dann  leiclitlich  kommen  könnte,  dasH 
man  von  der  Keliwcdisehen  Flotte  auf  der  Inmil  beseldo^Bcn  und  alle 
Lebensmittel,  welelie  man  darauf  bringen  lasKcn  nmss,  abgeHeli Bitten 
werden  niöeliten;  welcbcH  dann  inRondeHicit  an  kaiserlieber  Seiten  m» 
li»eb  eonsiderirot  wird,  dasB  Wir  noeli  diefc  Stunde  zu  Ihun  linben, 
dieselben  zu  dieser  Entreprise  zu  disponiren. 

Ob  nun  zwar  in  dem  Projekt  enthalten,  dasH  0])dam  keine  Be- 
förderung zum  Transport  leisten  sollte,  welches  man  auch  eudlieh  da- 
liin  gestellt  sein  lassen  muss,  weil  man  mit  den  alhie  habenden  7 
KehilTcn  wol  ziircelit  zu  kommen  sieh  getraut,  so  wollen  Wir  doch 
hoffen,  man  werde  demselben  zulassen,  wenn  Wir  nuf  benicltcr  Insnl 
sein  und  von  Schweden  umgeben  werden  sollten,  die  Alliirteii  zu  ise 
cundiren.  Und  damit  solclies  also  gesihetieu  möge,  so  habt  Ihr  Kucb 
darum  so  hoch  zu  benillhen,  s»  lieh  Eu(-h  ist  die  Conscrvation  l'nserer 
Armee,  welche  sonst  in  liücliKtem  Pcricul  stehen  würde,  — 


Weiman  an  den  Kiufllrsten.     Dat:  Haag  G.  Juni  1659. 

IDic  Znalfiiidc  in  Knglniiil  und  ihre  inr>);lichpn  Pulgen.     VerKcigiriing  dir  Rnlili- 
nalionen.     Krohomng  von  FriüpricFn,] 

Ich  mups  dabei  dieses  melden,  wiewol  Ja  wenig  Hoffnung  ist,  " 
da.sa  aup  dem  Wesen  zu  London  eine  Rcpublicci  werden  kiinne  (ist'H 
doch  zu  keinen  Zeiten  gesehen,  wo  die  Miliz  geregiret,  dasa  man  da- 
selbst libeilatem  gefundiret),  dass  dennoch  viele  seind,  sowol  hie  als 
in  Frankreich,  denen  deromanssen  angst  dafllr  wird,  dass  sie  anfangen 
zu  erkennen,  wie  sehr  man  vor  Jahren  sein  Verderben  befördert,  <la 
man  gegen  die  vorige  künigliehe  Regierung  so  hochlich,  so  unbillig 
erhitzet  und  eingenommen  gewesen.  Man  saget,  und  ist's  wol  /.u 
glauben,  dass  sie  sich  endlich  wieder  an  Spanien  hilngen  dürften,  weil 

Brandenburgh   geachrei-on   aen  de   H.  Stalpn  Htrit-rnul  nvi-r  hut  'l'<'in- 

pprameiil  'twelck   in  '«  Grnvcii-Hugc  geconcipivert  in  pi'ivoeBl  wpgcii  de  rf< ei- 

lialie   vnn.ii-  Noordur  Kui.iiif;rn.     MlICI.IX.     H  [.üi:.  ^^    -    l'.-r  i;ri,.f  h\   ilnlirt: 
VBldl-L.'CPr  liy  Fi.'.lii:i-0.1dr  d.'ii  a;  M,.j   0>u\v  .«(vi  WAI. 


..Goot^lc 


225  •  I'    Braoileoburg  hdiI  die  Nioilerlnndc. 

ilas  engliselie  Volk  nacli  niclits  als  nach  Kricfr  gegen  Holland  und 
nach  Friede  mit  Sjianicn  rufet  und  srlireiet. 

Von  F^iif^lnntl,  wie  voii  Kraiikrcicli  liört  nmn  iiii'lits  über  ilii-  linlilirfttion 
ilrsi  El.-iagrr  VcTfinfCK;  es  ist.  ilPiiinarh  nocli  iii'-lil  hIIck  vorlnieii. 

V.  H.  .Snfrloicli  cHialtcn  wir  die  liriefc  vom  }>i.2H.  Mai  und  lialien 
rrsache,  E.  C'li,  l>.  zu  glilckliclicr  Eroberunjr  der  Festunj;  Fried rirbsmlc 
zu  (-■iingratuliren  '). 


Wcinian  tiii  den  Kiirftirstcn.    Dat.  Haag  9.  Jimi  10r>9. 
(pracs.  im  Feldlager  bei  Filiicii  fi.  Jniii  l()r)9.) 

lAlli'a  in  siiciiriiPO.    AeiiF!"'iiit)g  von  Jp  Tlioii.    iUe  nnglifclio  FJölli-  in  ilrrOsl- 
scc      ItutteE""!?  '1"  royniiatisdipn  Lager] 
i.  Alles  «iitct  alliit   iiiuiicifint  nin^li  auf  die  Verriclitung  der  nieder- 

läudiHclien  Oe^nndtsdiift  zu  Coiienlinffcn  und  wie  sioli  S.  Maj.  von  • 
Dänemark  liieitintci  betiagrcn  werd.  Anders  Tlieils  sieht  man  zugicitli 
aueli  auf  die  Iltndel  m  Ln^l-iud  und  was  der  Admiral  Mnnta^'U 
machen  werd  Item,  oli  nielit  cm  oder  andern  Ortes  etwa  eine  noti- 
liilc  Verilndcumg  /ufillcn  niuditc  welehc  in  etwas  guter  Lnfl  wieder 
gelten  könnte  l  nd  btclicu  innnttelst  fast  alle  andcru  Deliberntinnes 
stille,  dergestilt  diis  kium  Matirie  zur  VerKnmutInng  übrig  geblielieii 
die  vcrwiclienc  ligc  /wir  h-vlten  die  Provinzen  Über  die  liatifiealiAn 
und  wie  wt  it  dieselbe  /u  tliun,  allerends  Landtage,  und  tbun  wir  nclml 
dein  dänischen  Ministio  tlk»  was  müglieh,  uin  dieselbe,  wo  nioht  gar 
zu  verhindern,  ]cdocb  in  etwas  noch  auf-  und  zurtlckzuhalten ;  iumaasnen 
denn  zu  dem  Cnde  L.  Ch,  D.  Kesident  Coiies  annoch  in  Geldcrlandc 
und  der  Herr  Cbarisius  ncbut  meinem  Redienten  in  Seeland  gegangen 
ist  .  .  .  Kann  aber  schwerlich  glauben,  wo  nicht  mcrklielie  Verfmcle- 
rungen  fllrfallen,  dass  sie  absolute  zurückgehen  und  den  Tractnt  im- 
(irobircn  sollten.  An  Willen  mangclts  gar  gewiss  nicht,  und  ist  fa^t 
keiner,  der  nicht  das  ganze  Werk  detestiret  und  uns  in  allem  glcicli 
giebct;  die  Furcht  al»er  für  Kriege  und  dass  sie  sehn,  wie  IIoIIaikI 
die  englische  Macht  apincliendiret,  stosset  alle  gute  Consilia  gänsilicli 
Hbor  einen  Haufen. 

DtT  fraiiKosische  Gesandte  de  Thou  zeigt,  duss  ihm  an  dem  ganMn 
Hunger  L'oiiecrt  weniji;  gelegen  ist,  und  es  ht  sehr  widiri:  che  inlieh,  liiv^' 
„ b'vanb reich  mit  der  Zeit  anf  .-niilere  Coiisilin  komme". 

Ans  F^ngland  ist  dem  Herrn  Downing  nichts  zukommen.  —  In- 
iiiittels  ist  hie  das  OeRclirei,  dass  Montagu  mit  der  Flotte  wieif^r 

•j   l';i'>I..Tnii!r  \-im   l-V.-.i.TikS'.iMi-  ^im   li;/-.'(i   Miii   W-U. 


•,Gooq)ii 


Alles  \a  BuspcDso.    f  rederikiiodde'.   Krisia  il^r  pngliBclieD  V erhält aisBe.      227 

weg  und  ZDrHfk  nach  Eng'land  ?ehe.  Und  ifib>  ^r  gewisse,  dnRH 
iniu  ain  K^l.  cngliBohen  Hofe  lu  ßrDasel  was  snndcrliohefl  fOihat; 
allenuaasfen  der  Herr  Oncali  in  Eile  dahin  gefordert  und  ein  Schrei- 
ben gezeiget,  worin  enthalten,  man  wtlrd  in  3  oder  4  Woclien  wn^ 
snnderlichcB  vernehmen.  Die  Klltgxten  nihie  bilden  »ich  iniinerfort 
aueh  noch  ein,  es  werde  gar  sieher  mit  dem  englisehen  Wesen  growe 
Hevolutione«  geben;  die  UAupter  unter  »tirh,  die  Miliz  und  das  l'nrln- 
ment  wOrden  doeh  endlich  nicht  einig  bleiben,  dahero  ein  Dritter 
wieder  hineinkommen,  als  der  Kllnig,  oder  einer  von  allen  sich  Meister 
maclieD,  wie  Olirarius. 


Weiman  an  den  Kin-filrsf«n.     Dat.  Haag  13.  Jnni  IGöfl. 

IViTwirrlc  VerliiillDiaBu  iu  Englatiil.    lu  tlotlaDd  liufft  niuii  eiiT  die  Ufetnnraitim. 
Nuclirichlen  Boaewing'B  aits  I.ouiion] 

E.  Ch.  D.  werden  au»  den  Ueilngen  und  was  sonst  der  eiirlfui-  l;>  ■' 
diRehc  MiniBtcr  ')  nclircihet,  mit  mchrcnn  vernehmen,  wie  anjclzf  die 
.Sachen  in  England  und  Frankreich   bescimffen,   und  könncu  wir  ein 
anderes  noch  nicht  ersehen,  alx  dasR  e»  mit  Frankreich  und  S])anien 
eine  gctliane,  in  England  aber  noch  eine  wcitausseliende  Sache  sei. 

Gewiss  hat  man  dem  gewesenen  I'rotectori  die  gethane  Erklfl- 
ning  mit  gewaffnetcr  Hand  abgezwungen;  Monck  trauet  man  nicht 
zu  sehr;  von  Henry  Cromwell  in  Irland  ist  alles  ungcwii's;  Mou- 
tagu  hat  annocli  nicht  geantwortet,  und  acind  die  Interessen  der 
jetzigen  Regenten  ohne  Ende  difTerent  und  verschieden;  dahero  die 
Kingslcn  alhie  es  immerfort  noch  dafür  halten,  es  werd  an  selhoin 
Orte  endlieh  wunderbare  Itevolutioncs  geben. 

Und  isls  leicht  zu  begreifen,  dass  es  dermainctnst  zu  einem  dieser 
dreien  ausschlagen  mllsse:  entweder  dass  die  Miliz  ein  freies  I'arli)- 
uient  berufe,  mch  demselben  gänzlich  submittire  und  abdanke,  dem- 
nächst eine  rechtschaffene,  independente  Uepublicq  fomiirc;  oder  dnKs 
aus  so  vielen  Kriegshäuptern  sich  einer  mit  der  Zeit  wieder  Meister 
mache  und  den  zweiten  Olivarium  gebe;  oder  dass  die  Häupter 
sich  unter  einander,  die  Miliz  das  Parlament,  und  die  nunmehr  bin 
und  wieder  am  Kegimente  sitzen,  das  Volk  deromaassen  ebocquircii. 
dass  dadurch  dem  Könige  die  ThUr,  wieder  in  sein  Erhthcil  zu  kom- 
men, geöffnet  werden  möchte.  — 

')  Dur  ReBiilont  des  Ucriogs  von  Cnrlanü  in  London,  KlinB  StraiiBB,  der 
ancli  in  Vorbindnnf;  mit  dem  bmiid<'«bnrf(i8tUfn  llufc  simid,  bcBimdors  iiatbdem 
Schler.er  Kn  ilon  Scliwcdon  libiTK^saiiECii  wnr;  v^l-  w-  n.  iIJc  Acti'ii  der  Selile- 
evr'achen  Ueiaii  dl  schart. 

15* 


22R  t-     ßrnadenbiirg  nnil  die  Niederlftode. 

Die  Zeit  wird  nun  Holclien  über  kurz  oder  lang  offenbaren;  dienes 
aber  merken  wir  wol,  das»  man  athic  nunmehr  da»  dritte  am  liebfiten 
Bähe,  weiln  .man  von  Tafre  zu  Tage  genugnam  siebet,  dana  dicwr 
Staat  zu  allen  Zeiten'  von  En^clnnd  M'ird  leiden  mlisBeu,  wo  nirlit 
endlich  die  nlte  königliche  Hegicrung  wieder  eingefitbrel  wird,  l'mi 
Rciiid  viele,  die  sich  Hnffnun^  dazu  machen,  weiln  niemand  glaubet, 
da^H  die  jetzige  AmnJe  sieh  jemaln  eiucni  Parlamente  unterwerfen, 
dalieni  unmöglich  sein  wird,  eine  Republic(|  zu  formireu.  .— 

Was  nun  sonst  albie  die  Publica  betrifft,  da  ist  alles  noHi  in 
vorigem  Stande,  und  so  lange  man  nicht  weiss,  was  die  Gesandtschaft 
liei  dem  Könige  von  Dänemark  ausrirbtet,  wird  man  sich  scbwerlicb 
einiges  Dinges  annehmen. 

Der  Herr  Rosewing  schreibet  aus  London  an  seinen  Kimig. 
man  wllrd  sich  au  den  Ilaagischen  Tractat  nicht  Innden,  sondern,  wie 
au  allen  Orterii,  also  auch  im  Sunde  andere  Ministros  verordnen,  unil 
wären  sie  Ihres  Theils  mit  den  Commissarii«  des  Parlament«  bereits 
auch  in  Confcrenz  gewesen,  welche  ihnen  denn  gar  grosse  Hoffnung 
gegeben,  dass  sie  ihres  Theils  die  Sachen  gar  anders,  als  die  Croni- 
wcllisehe  Familie  gethan,  würden  consideriren.  Wobei  er  denn  dieses 
auch  bericbtetc,  dass  die  Kaiifleute  zu  London  abermalen  eine  Petition 
ans  Parlament  übergeben  und  um  Friede»  mit  Spanien  angehalten, 
niid  dass  er  glanbete,  das  Parlament  inclinirete  nicht  allein  dazu,  ma- 
dern  wäre  bereits  zu  Brüssel  mit  D.  Atonzo  de  Cardenas  (welelies 
denn  auch  von  Antwerpen  geschrieben  wird)  deswegen  in  vollkoniuiener 
Handlung. 

Wenn  iinr  Düiiemaik  fe^t  bleibt,  so  ist  die  HofTnnng  noch  nicht  T*'r- 
lort^n,  auch  die  Nieder] aixlii  wieder  nnf  den  reclifcn  Weg  zn  bringen. 

i.  üesoliitinn    des    Kurfürsten.     Dat.  bei    der     Iiisei    Fanoe    frepfn 

[■'nhn''n  12,  Juni  16Ö9.  —  Der  König  von  Dätiemnrk  gibt  immer  neue  Ver- 
teil lieningeii  und  Beweise,  dass  er  fest  bei  den  Verbnudeten  aushallen  und 
firh  keines  Falls  zu  Part iculiirtrac taten  berbeitasseii  will;  Weiuian  foH 
dies  den  6euev;dsta»teu  immer  von  neuem  Tnrstellen. 

Weimaii  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Haag  16.  Juni  1659. 
{yraes.  im  Feldlager  bei  Fiinen  13.  Juni  1659.) 

irjiinstige  Ordre  an  den  Ädmiral  Opdani.    Verwirrter  Stand  der  Dinge)  wachsende 

Uiiinfriedenheit  mit  dem  Hanper  Trnelnt.    Powning  nach  Knginnd  inrüeUic rufen 

ilAee  der  Kiirfiipstin,   -   Ordre  der  (JSL  an  Op.lam.) 

i-  K.  L'h.  |).  vom   Ifi.  Mai  st.  v.  an  ndrh  abgelassenes  gnäd.  liescri]rt 

hub  ii'li  in  l'ntertb.  wol  erhallen  und  daran!"  wegen  der  Onlre  an  ileo 


UaBtcherheJl  der  ÄUBriiLiu 


229 


Adniiral  von  Holland  derumaaseen  niciii  Ifeetcs  gctiiaii,  das»  diesen 
Mittag  drauf  geresolvirct  uud  ohne  Itesuniption  weggcscliicket  worden, 
iDoiaa^Dcn  die  Beilage  ausweiset  Zwar  hat  man  der  Allürten  dabei  . 
iD  ftpccic  niclit  gedenken  wollen,  weil  es  wider  den  Tractat  laufen 
Word;  (inmaaesen  denn  aueli  die  von  Holland  aus  solchem  Grunde 
weigerten,  das  wenigste  drin  zu  timn,  Ins  dass  ith  deme  de  Witt 
lienilicli  liart  darunter  zuredete  uud  zum  Glücke  aus  des  Froiherrn 
vun  Schwcriii's  Schreiben  vorzeigen  konnte,  sobald  E.  Cli.  1).  etwas 
gewonnen,  dass  solches  alsforteus  au  Dänemark  wieder  eingeränniet 
würde);  sie  sagen  aber,  es  werde  auf  eines  auslaufen,  und  weun's  nur 
den  bioBsen  !Namen  hätte,  dass  der  Allüi'ten  Truppen  in  Fttbnen  unter 
dänischem  Commando  ständen,  so  liätteu  sie  Ui-sacbe  gcnu^,  solche 
hm]  gegen  Schweden  zu  vertheidigcn  ftlr  Dilnemark. 

Indem  ich  nun  hiendt  beschäftigt  war,  fand  ich  nicht  gut,  K.  Ch. 
D.  Schreiben  an  die  Generalität  zu  übergeben,  weilu  ich  illrchtcte,  es 
möchte  einige  Leute  gar  zu  sehr  chocquiren  und  also  das  andere 
Werk  desto  diflSciler  niadien;  wenns  aber  damit  nunmehr  seine  Itich- 
ligkcit  hat,  so  werd  ich  damit  ISnger  uicht  einhalten. 

Im  Uebrigen  stehen  die  Sachen  alhie  noch  gar  wunderlich;  Krank- 
reich  redet  von  einem  gemeinen  Frieden,  England  von  näherer  Zu- 
suumenkunft,  keines  von  beiden  Theilen  sendet  die  liatificatioii.  Die 
l'rovinzen  seind  ilires  Ortes  ^luch  annoch  nicht  alle  damit  fertig,  uud 
lieiteiget  Gelderland,  wie  sehr  der  Herr  von  Gent  auch  dagegen  ict, 
da#8  es  Ehre  und  Affection  für  E.  Ch.  D.  hat;  l'treclit  und  Overysscl 
kommen  gleichfalls  noch  nicht  ein;  und  wie  männigüch,  gross  oder 
Itleiu,  diesen  Tractat  detestiret,  so  sehen  die  L'rhebcr  dieser  Confusion, 
JasB  man  sie  nicht  ohne  Ursache  gewarnet,  derogestalt  auch  dass  sie 
Itr  Schani  und  Furcht  nichts  zu  sagen  wissen,  als  dass  sie  Zeit  ge- 
wonnen und  die  erste  Attacque  mit  den  Engländern  geevitirel  haben. 

Im  Uebrigen  fangen  sie  an,  auch  ihres  Tlieils  auf  den  gemeinen 
Frieden  zu  denken  und  zutreiben;  gestalt  sie  denn  heute  geresolviret, 
deswegen  allen  ihren  Gesandten  in  Frankreich,  England  und  Däne- 
mark nöthige  Ordre»  zuzusenden  uud  sonst  auch  mit  M.  de  Thou 
albic  darüber  in  Conferenz  zu  treten. 

Der  Herr  Downing  ist  vom  l'arlameut  gerevocirct  und  hat  Iieutc 
seinen  Abschied  schriftlich  genomiiieu. 

Unsere  gnadigste  Churftlrstin  und  Frau  ist,  Gott  sei  Lob,  den 
\2.  dieses  glücklich  und  gesund  zu  Delffzyl  angelanget  '). 

')  Sie  kam  nacij  HulIaDil,  um  dur  Hoclixelt  ihrer  äcbwustor  mit  dem  l'iiraU'u 
Johann  Georg  t.  Anbalt-Deesau  beiEuwobneo;  vgl.  obeu  p.  150.  156. 


:A-iOO»^lc 


230  '■     Brauduuburg  uud  diu  Niuderlaude. 

Um!  wltnBcheu  wii-  im  L'citrigen  mit  liöchutcni  Verlangen  /.n  ror- 
nehmen,  wie  cb  mit  der  Attacquc  aiit'FUlinen  hergegangen.  Alle  Welt 
»egnet  E.  Cü.  D.,  wUngchet  GlUck  und  glücklichen  AusBclilag. 

Bcilagi'.  Kesulutic  güarrestetrt  sonder  Resamptic,  oiiimc 
t^CBOiiiivu  to  wcidcti  aetidb  Gedcputcordc  nuar  Dttnuemiirckeii  ende  di;n  Ad- 
luitid,  —  Dat  di'u  Admirul  biiiuiu  deu  lydt  vun  3  weeökeii  cude  de  pro- 
luiigptiy,  die  diuiroii  soude  moy;j;e«  volgiu,  vry  bijfft  deffciisivelyck  te  Hgtt- 
rvn  tot  afl'weeriiige  vau  alle  opprc^bicii  ende  Unauwingcii,  die  duor  ofl'tc 
Diidt-r  benetii'ic  *;iii  de  Sweedsclic  iimclit  soudeii  nnidgcii  weidou  oudcr- 
iiomiuL'U  trgciiii  ecnige  Landau,  plitatseii  ulTte  cylandcn,  die  op  de  rcreptm 
vaii  dci'eu  buUen  syn  ondcr  de  macht  uffCe  de  gehoursamhevt  vanden  Coniiiek 
vau  Deiinemurck,  uffte  uaar  Dato  vüu  dien  oudcr  S.  M.  geboorBiuuheyt  ge- 
bracht süuden  uiougeii  werden. 

FilFftt  Williclm  Kriedi'ich  von  Nasüaii  an  den  Kurfllrsten. 
Dat.  Groningen  17.7.  Juni  1659. 

lAukuuft  der  Kuirdrstiu] 

i-  EHtaut  si  lieurcux   (jue  S.  Alt.  El.  Matlamc  ci-t  arrivi^  en   cette 

province,  en  ectte  viJlc  et  en  nia  maitton  en  parfaictc  »autö,  j'ay  j«g6 
de  moii  debvoir  d'en  donner  cognoisäanL'c  ä  V.  Alt.  El.,  pour  luy 
asseiirer,  qiie  je  m'estinie  le  plus  heiirciix  ot  content  du  nioiidc  de  voir 
c«  jmir,  qiie  S.  A.  E,  MadaniC  löge  dessoubs  mon  tolt  cl,  cc  qu'est 
encorcs  le  plus  grand  bonlieur,  S.  A.  E  Madame  se  tcmiioigne  sati- 
faict  du  logement  et  reception,  grande  honte  et  bonlienr  '). 

J'espöre  qiie  oepeiidant  S.  \.  E.  Madame  est  icy,  qiie  Ic  toiit- 
piiiüsant  par  sa  maiii  forte  bcsiiira  Vos  arniCB  q'ui  »ont  Justei;;  tar  Üs 
ne  vont  iiour  conqiierir,  niais  seiilcDient  pour  conserver  Ics  terrcs  et 
siihjccis  de  V.  A.  E.  et  de  doiiucr  la  paix  efe.  IConipliment] 

i.  Kill  anderer  Biier  dat.  üvöiiiiigcii  24,/l4.  Juuj:  er  höre  von  dem  riuii 

gegen  die  Insel  FUhnen  und  wÜDächc  dazu  Glück. 

Der  KurfiirBt  an  Unit'  Wilhelm  t'riedricli  von  Nassau. 
Dat.  Feldlager  bei  Coldiug  28.  Juni  1659. 

1  Vurb  frei  lull  gc  11  iiud  Versucli  ijegon  Kühnen.    Klage  über  doo  Adinirul  Upduiii.) 
i.  Dankt  für  die  tilüekwüDKche  für  die  E.\pedition  gegen  Fübneii,  die  in< 

zwisi^hen  durch  allerlei  UmälAndc  aocb  verhindert  worden  i^t. 

Wir  hatte»  zwar  vorgestern  resolvirct,  bei  Middolfalirt  einen  Ver- 
glich zu  thun,  wie  dann  die  SehifFe  und   einig  Filhi-zeug  mit  einem 

'}  Am  IJ.  Juli  achreibt  WilLelm  Friedriubftu  den  Karfürstim,  dasa  beulo 
die  Kurruietiu  nach  dem  Haag  abgereist  ist. 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


D'w  Rurrürstip  ll  Holbuil.     U«scliiri»rJu  über  Ädmirul  U|)ilaiu.         231 

favorablen  Wiod  rast  nalie  und  auf  einen  MiisketcnecliufjR  an  die  Stadt 
f^erlifket;  woil  man  aber  wegen  unvermuthetcr  Vciändeninft  dos  Winde« 
nnd  des  starken  Stromes  das  Volk  nicht  an  Land  bringen  können,  aU 
haben  sich  die  Hchiffe,  nachdem  man  ein  paar  stunden  gegen  einander 
liart,  wiewol  ohne  sonderlichen  Effect,  eanoniret,  wieder  ÄiirUekge- 
ziigen.  Sobald  Wir  abef  das  annoch  erwartende  Ffthrzeug;  bekommen, 
werden  Wir  nicht  unterlassen,  mit  dem  ersten  guten  Winde  die  Attacque 
zu  versuchen. 

Im  üehrigen  können  Wir  aucli  E.  Ld.  iiiehf  bergen,  welcherge- 
atall  Wir  j&ngsthiti  Unaern  Kriegsrath  nnd  Oborcomiiiissarium,  den 
von  Waldaw,  an  den  Admiral  Opdam  in  guter  Intention  atigefertipt 
und  von  demselben  begehret,  daes,  wenn  er  ja  nicht  offensive  gegen 
den  Feind  agiren  wollte,  er  Uns  nur  die  Kee  und  den  Itttcken  frei 
halten  und  zum  wenigsten  solchergestalt  l'usere  fitrhnbcnden  Destioinen 
facilitiren  möchte.  Er  hat  aber  gemciten  Unsern  Abgeordneten  nicht 
allein  ganz  verächtlich  tractiret,  sondern  auch,  nachdem  er  alles,  was 
Wir  von  ihm  begehret,  pure  abgeschlagen,  von  Uns  und  Unsern  Actio- 
nihns  sehr  nachtbeilig  und  schimpflich  discurriret;  also  dass  Wir  gnug- 
Bame  Ureaeh  hätten,  Uns  hierüber  bei  dem  ahlortigen  Estat  zu  be- 
schweren. Wir  haben  aber  um  allerhand  lledeukcn  Willen  Unserm  ete. 
Weiman  anbefohlen,  an  gehörigen  Orten  nur  dieses  llli-zustellen  nnd 
in  begehren,  daas  der  Eatat  ihre  Üisplicenz  hierüber  gegen  besagten 
Opdam  bezeugen  und  im  Uehrigcn  der  Flutte  solche  Ordre  gehen 
möchte,  damit  dieselbe  nicht  ferner  still  sitzen,  sondern  <lie  Gelegen- 
heiten, .etwas  gutes  gegen  den  Feind  auszurichten,  besser  als  bishero 
gexcheben,  in  Acht  nehmen  sollte  '). 

E.  Ld.  werden  verhod'entlicli  Ihro  auch  get'alleu  lassen,  beides  mit 
Gelegenheit  ein  und  andern  Ends,  wo  Sic  es  diensnni  ermessen  wer- 
den, zu  verstehen  zu  geben  etc. 

])L'r  Kurfdi'st  an  Weiniaii.     Dat.  FoldlngiT  j^i'^l-ii  der  Iiisol 
Feniiüc  Über  8.  Juni  1659.     (couc  Schwerin.) 

llliti  tiollSiulLBcbo  Tülilik  but  im  SorJou  allen  varJürbi'n.    KwuchHtrdu  üIilt  Oi.- 
duiD.    Poleu  will  Mttrieoburg  vcrpriiadeo,  ucj  QaU\  tu  bi'kuuiiuen.l 
Autwort  auf  die  Keliitinn  vom  9.  Juni.  1?*.  Jm 

Wir  mitssen  es  Gott  und  der  Zeit  befehlen,  dai<s  alles  so  wenig 
geachtet  wird  und  dass  sie  doro  Orten  denjenigen,  gegen  welchen  sie 
kurz  vorhero   alle  andere  l'otentatcn  aufgewiegelt,    anitzo  in  ihren 
'>  Vgl.  w.  u.  ilaa  Schi-eibeu  au  Weimao  id  dat. 


:q,t7ed.>G00<:^lc 


232  ^'     Bi'itiiituuburg  uiiil  diu  Nitüerluiiile. 

Sr.lmlz  tieliiiicii  und  (lenBcIbcn  widor  iliie,  ilcr  Staaten,  Freunde,  und 
bedritckle  Naclitiarn  bofOidoi-n  helfen;  wie  es  denn  gewiss  int,  und 
Ilir  es  ilincn  aufli  rundaus  wol  sagen  könnet,  dass  der  König  von 
Dänemark  ni(^)it  den  Schweden,  »oiideni  den  Herren  Staaten  zuzu- 
sclireihcii  habe,  dase  er  nun  innerhalb  wenig  Zeit  alle  Insbln  und  was 
ihm  zum  Lcbentsaufcnthalt  noch  Übrig  gewesen,  so  schändlieh  verlieren 
mtisscu,  da  sonsteu,  wann  sie  euntinuirct  und  den  Herrn  üpdaninieht 
fontraniandiret  hätten,  die  tiaclic,  nächst  göttlicher  Hülfe,  so  weit  ge- 
bracht sein  sollte,  dass  der  König  von  Schweden  innerhalb  wenig  Zeit 
noicns  volens  eineu .  beständigen  und  sicheren  Frieden  h&tte  eingehen 
niDsBen. 

Und  weiln  Wir  dennoch  Unsere  Ehre  und  Sicherheit  bedenken 
und  alhic  weiter  fort  agircn  müssen,  gleichwol  aber  solches  ohne 
grossen  llazard  nicht  zugehen  wird,  i^o  lange  Herr  0|idani  i^titlc  stehen 
und  dem  Feind  alles  gewähren  lassen  wird:  als  habt  Hir  nochmals 
Euch  aufs  äusscrsto  dahin  zu  bemühen,  dass,  im  Fall  ja  Herr  Opdam 
nicht  otfcnsive  gehen  Bolltc,  er  dennoch  befehliget  werde,  die  Schweden 
ab  und  die  See  frei  zu  halten;  widrigen  Falls  dürfte  es  sich  leicht 
Kulragen,  dass  die  Alliirfen  alhier  ein  Unglück  haben  könuten,  welches 
gleichwol  den  Herren  Staaten  wenig  Profit  geben  und  nur  allein  der  Schwe- 
den Intention,  horgegen  aber  den  Frieden  gar  wenig  befördern  wUrdc.  — 

Hiernächst  haben  Uns  Unsere  Gesandten  vom  polnischen  Hofe 
berichtet,  dass  man  daselbst  nochmals  gesonnen,  den  Schweden  eine 
SatisfactioB  an  Gelde  zu  geben,  welches  Wir  endlich  dahin  gestellt 
sein  lassen  müssen.  Weil  sie  aber  damit  umgehen,  dass  ein  vornehmer 
-  Herr  aus  Frankreich  solches  Geld  vorschiessen  und  dargegen  feste 
Oerter,  als  etwa  Maricnhurg,  zur  Hypothek  bekommen  solle;  gute 
Patrioten  aber  lieber  sehen  würden,  dass  solches  Geld  von  den  Herren 
Staaten  vorgeschossen  und  ihnen  solcher  Ort  nebst  einem  gewissen 
Zoll  eingeräumet  würde;  so  könnet  Ihr  Euch  deshalben  erkundigen, 
wie  man  dazu  intenlioniret  sei,  und  Uns  davon  mit  ehester  Post  unterth. 
Nachricht  abstatten. 


Wcimaii  an  de»  Kurfürsten.    Dat.  Amstenlam  24.  Jinii  löÖ9. 

|Yi.'rliuu<l1iiii|^u  iu  Aiiislurdaiii:  Div  Trunspurlllattille.  IhilTnuug  nuf  oiul*  be^i^urc 
Wenduug.  UroeBU  MFss^^urrivdculii'it  Liit  de  Witt  uud  dem  Hanger  Trautat  Aus- 
flücbte  de  VViti's.  h>ubi'ruiig  di-r  lusel  Fauüu.  Rvise  Weiniuti'B  Dach'Haarlum 
iiud  Leiden.) 
li.  Kr  ist,  bcsondcrB  auf  Wuuscb  des  däui^cheii  Ciesitodtcn,  jetzt  tu  Auister- 
dum,  wo  CS  lür  den  Augenblick  mehr  zu  thtiu  gibt  als  im  Haag.   Man  kftUQ 


Aj.OO<^IC 


Bpschwordc  üb.  Opduin.   GuU' älilnmuuj,'ia  AuisUrJuDi.   Kruhurung  v.  FuDoe.    233 

voll  bi<.-r  iius  <lic  ölTciitliclic  Mcitiiiiig  iiui  bcHtcii  büitibeitc-ii.  /iigldih  wirü 
uucli  die  Augt'Ifgeulifit  der  fitilitr  fiir  tieu  Kuifür^itcti  gcmiclhtttii,  alier 
iiirht  ubgcgBDgcucii,  Traus|iortscliiB'u  t^Gurduet;  vi»  Thcil  derselben,  die  iiiiin 
i'twu   au-'li  arniireti   kann,   euH   dem   KurltirAtcn  ur>ch  zugi'sehiekt  tveidc-ii. 

Wir  haben  mit  vielen  der  fUrucbnistcn  Leute  vielfUItigc  Confe- 
renzcn  gclialtcn  und  vermeinen  alles  auf  einen  eulcbeu  Fus»  gericblet 
zu  haben,  da^  wir  E.  Ch.  D.  wul  einigermaasscD  versichern  dUrfleii, 
vio  I.  )[aj.  von  Dänemark  beständig:  bleiben  nud  sieb  zu  niehte  ein- 
InsKcn,  dass  sukhen  Falls  dieser  titant  wieder  auf  die  vorige  Uoiisilia 
iiml  dabin  zu  bringen  sei,  dase  sie  es,  weil  nunmebr  die  Flotten 
(,Müeklich  gcconjungiret  seind,  mit  England  und  Sebweden  ungeschcut 
wagen  dürften. 

Die  Bürgermeister  albie  geben  uns  dazu  die  höcliste  Hoffnung, 
und  iüfB  fast  iiitbt  zu  bescbreibcn,  wie  das  Volk  murret,  der  gemeiner 
Magistrat  sebilt  und  männiglifh  dem  Herrn  de  W.  fluchet.  Ungehörct 
ist»  bis  daher  gewesen,  dass  der  Kaufmann  alliic  sieh  in  die  Tolitica 
mischet;  nunmehr  aber  ist»  damit  so  weit  gekommen,  das«  sie  uffent- 
lieli  sjnechen.  Und  wird  uns  von  guter  Hand  gesagtt,  wciln  der  ßatii 
I'onsionarins  ups  biehin  gefolget,  um  die  Leute  in  etwa  wiederzuge- 
winnen, dass  einige  ihme  selbst  gar  schimpflioli  und  bart  zugeredet 
und  ihn  ironicc  ihren  l'rinz  genenifet  haben  sollen.  Wir  wissen  auch 
wol,  dass  er  bei  den  Uurgenueistern  gewesen,  um  sein  Werk  zu 
JustiKciren;  er  hat  aber  dabei  gespOret,  dass  es  nicht  anders  zu  thun 
gewesen,  als  dass  er  sie  versichert,  sie  hätten  mit  dem  Tractat  nichts 
denn  Zeit  zu  gewinnen  und  die  Conjunetion  der  Flotten  gosucliet;  und 
wo  Dänemark  nicht  w'ollle,  so  wäre  kein  Bedenken,  so  bald  die  3 
Wochen  um  wären,  auf  die  alte  Conuilia  wieder  zu  kommen,  und 
weil  der  Terminus  verflossen  und  um  wäre,  s«  wUrd  der  Tractat  von 
ihm  selbst  exspiriren  und  zerfallen,  — 

Indessen  haben  wir  albie  die  baebsterfreuliche  Zeitung  von  glllck- 
lieher  Eroberung  des  Eilands  Fenoe  erhalten')  und  ,  ,  ,  können  E.  Cli. 
D.  kaum  glauben,  wie  sehr  diese  Zeitung  hiesige  Leute  erfreuet.  —  Lud 
wie  ich  den  Burgermeistern  des  Freiherrn  von  Schwerins  an  mich 
aligelai^senes  Schreiben  vom  4.  Juni  bt.  v.  fUrlas,  so  erblasseten  sie 
schier  fUr  Confusion  und  erkannten  das  UngtUok,  welches  dem  ge- 
meinen Wesen  zustösaet  durch  die  unglückliche  Haagiscbe  Händel  und 
die  Kevoeation  der  fijchifl'smacht,  wuvon  ich  des  Herrn  von  Opdams 
Schreiben  zeigete.  — 

')  Kroberung  der  IiiBel  Firnuc  um  10.  Jiiiii  bI.  ii.  J'irtli  kuiBi'i-litJu',  brauiluu- 
burj^ischa  und  poluische  Trupiieo;  vgl.  Druyseu  III,  2.  i^l. 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


21^4  ^'     BiaiiJeabiirg  und  dit-  N  ieJorlanile. 

Wir  utiHei»)  Orts  untcrlaxi^cn  nicht»,  wodurch  wir  die  dänische 
ronwilia  krmneii  aiistürkcn  und  animircu.  —  Ich  gehe  damit  wieder 
nach  dem  Haagc,  werd  "aber  zu  Harleni  und  Leydcn  auch  bei  den 
MagiBtraten  en  paissaiit  einige  Devoiren  tliun. 

Weimaii  an  den  KurfUi-steji.     Dat  Haag  27.  Juni  1659. 

INii'uiiooii'nDd  erine  eigen  mächtige    l'roIun^atiüD  «In  Waffe  ustillptuuiIcG.     Vur- 

weia  (iir  deiiaelben.] 

i.         Die  »tlgenuiiic  Stiiutnutig  wendet  siili  mehr  und  mehr  vou  dum  tluagcr 

Ti'itctiit   nb;   man  ist  d»hcr  cielir  ungehalten   über  die  von  deui  (iesandtcu 

Nieupuort  in  Lüiidon  vereinbarte  Prolongation '). 

Etliche  in  der  Generalität  liabeit  dieselbe  nicht  allein  absolute 
verworfen,  Hondern  auch  gar  hart  darauf  beittaudcn,  man  Biillfc  er- 
wähnten Herrn  Nieup^oort  anstund»  revotiren  und  ihm  seine  Verant- 
wortung in  persona  thun  lassen;  wäre  es  ihm  an  die  Hand  gegeben, 
so  sollte  ijr  Auctorem  zeigen;  wiirc  es  aus  Ignoranz  geschehen,  so 
wäre  er  der  Chajge  nicht  wUrdig;  da  or's  aber  uialitiose  gcthan,  so 
sollte  man  ihn  darüber,  andern  zum  Exempel,  gcbdhrlich  abstrafen. 
Der  Herr  de  Witt  hat  auch  wo!  Werk  gefunden,  sich  von  solclicm 
Vngcwitlcr  zu  denieslircn.  Es  ist  aber  endlicli  so  weit  gcmihlcrt,  dass 
mau  darunter  geresolviret  und  vennduet,  allermaHSHen  die  HeilHgen 
mit  mchrcni  besagen,  weiches  denn  bei  den  Ucgcntcn  selbst  dahin 
ausgedeutet  wird,  dass  es  in  den  Augen  der  Englischen  nichts  aiuier« 
sein  wtird  als  ein  lauter  Uesadveu. 

De  Witt  hat  hierauf  eilig  eine  Herul'uui:  der  tiCciateu  vuii  lIullHnd  nach 
dem  Hang  auf  1.  oder  2.  Juli  veraulas>t. 

Hcilagc.  Schreiben  der  ücaeralstaateii  au  Nieufiourt.  Dut. 
II  »ag  :iO.  Juni  lt>D<J.  —  „Hakende  de  vuorgcrucrUe  jirulungiitie  tielßV,  Uel>- 
bcn  wy  geouideclt,  tiat  gb;  u  dientlialveu  tc  vci'rc  hebt  geelargccrt  eudc 
sult  ghy  uyt  de  vourgcroerde  onse  Missi»c  bespeurt  hebbcu,  dat  wy  den  tjt 
viUidien  tivcr  wat  eurt«v  soudeu  genomen  hcbhcu,  um  bchuorlyck  nadruek 
liyt  werk  te  houden.  Niet  te  min  de  saccke  by  n  in  diervoegon  gcadjusiccrt 
wescndc,  soo  licbben  wy  goetgevondea  oiisc  Kss.  Ocdcputccrten  by  de 
C'oningcri  van  Swcdcti  cn  Deiiucuiarkcii,  mit^gudcrs  deu  Heer  van  Wusse- 
iiaer  LuC.  Adni  te  authori^ceren,  dat  hy  na  u  mii>»ive  den  13.  deses  acu  haer 
respeetivelyrk  mutacia  mutnudis  gcselireveu  sulleu  vermögen  te  regulcren. 

Ferner  beiliegend  das  cntspreehende  äciireibeii  au  die  Gesandten  Sliu- 
i;flant*(bei  dem  König  von  Scliweden)  uud  VoKcIsang  und  llarcn  (bei 
dem  König  von  Dänemark). 

')  Niimlitli  uijK-  rroluiiguiiod  dos  zwidclu-u  .luu  bi.-ldcn  l'lütleü  iu  dur  Oalsec 
dardi  deu'i'reclal  vuni  '21. Mai  elipulirleu  WaffuuäliDatuuJesi  vgl.  A  i  t ze  um  IV.  IVJi. 


A-iOOt^lc 


IMk  Proluni^atiuu  des  W  uffe  n  tili  IIa  Uli  ües.     Ktiglanil.  23Ö 

Weimaii  an  <leii  KarfUrsteii.     Dat  Haag  4.  Juli  1669. 
(piaes.  im  Feldlager  am  1.  Juli.) 

|l)<-r   düiiiaclio   Ueaiileot    Petkom.     NachrichUn  aus  LoDdou.     MvniuirB  uii   üIh 
GtfDeraUtaateu.l 

Der  Königl.  dänischer  Keeident  zu  London  Herr  Petkum  kam  ■l.J'ili 
am  ersten  diescH  zu  mir  und  vernahni  irh  .  ,  .,  dass  er  nach  C'opcn- 
hagon  cüct,  um  daselbst  zu  sein,  wenn  etwa  die  engliselic  l'lenipo- 
tentiarii  im  Sunde  werden  anlangen,  gc»talt  seinem  Könige  den  um- 
htändlielien  Berieht  z«  gehen  von  ßewandtniss  der  .englischen  tiachen 
und  sonst  bei  den  fOrfallenden  Handlungen  sich  nach  Iteüeben  I.  Maj. 
brauchen  zu  lassen.  Es  scheinet  ein  werklich  und  eifriger  Mann  zn 
sein  in  seiner  Herrschaft  Dienste  und  der  die  englische  Regierung  und 
Iirfercsee  aus  dem  Grunde  kennet,  weiln  er  lange  Zeit  daselbst  gcre- 
!sidiret  hat. 

lind  saget  er  mir  im  tibrigcn,  die  englische  Uegiernng  huttc  an- 
noch  wenig  Wurzel,  und  was  man  auch  davon  aiiHsf reuete ,  so  wäre 
CS  d«ch  in  Schottland  und  Irland  noch  nicht  richtig;  die  Arm(^e  möchte 
keine  7000  Mann  ausbringen,  Gold  w:irc  nicht  voriianden  und  dos 
öffentlichen  Pasquillireiis  (wobei  das  Volk  nur  entweder  um  den  König 
oder  ein  Parlanienfum  legitiinmn  schrie)  scliier  kein  Ende.  Jedoch 
uiBsstc  er  dieses  bekennen,  sie  würen  für  die  Conservation  der  Krön 
Dänemark  viel  raisonnabler  «Is  die  Proteetores  jemaln  gewesen,  und 
könnteu  die  Schweden  nunmehr  nicht  alleiii  thun,  weiln  ihnen  der  ge- 
wöhnlicher Zutritt  nicht  wenig  dadurch  verschnitten,  das»  ins  gcmoin 
verboten,  Ministros  anders  als  in  piiblico  zu  sprechen.  Mit  Frankreich 
wären  sie  nit  wol  zufrieden;  nach  dem  Friede  mit  Spanien  sehnete 
sich  schier  miinniglich,  und  wäre  der  llass  gegen  Holland  deroniaasscn 
gross,  dass  er  fllr  Knptur  fürchtete  mit  der  Zeit.  — 

ßciljcgcud  ciu  von  Weinittn  uud  Copvs  bei  den  Gciiemlü tilgten  ein- 
gereichtes  Memoire  dat.  1.  Juli:  der  Eurfüiüt  erkenne  imtiiur  mehr  die 
seltädlicheii  Fulgcii  ilcs  Traetat:^  vum  21.  Mai;  der  König  tuu  Srhwedcii 
nimmt  eine  dänische  Insel  nach  der  andern  und  niemand  liindert  iliii');  in 
Pulen  erhebt  alle;:,  was  scbwedii^eh  gesinnt  ist,  das  [Iaii|)t.  Kis  wird  niii 
^'ceiguete  Urdre«  MD  den  Adiiiiral  U|idam  gebeten;  auch  möiie  man  un  (Icn 
Konig  und  dio  Uepublik  Polen  ijclii'eiljen  und  dieücllcu  der  gntcn  Ab^ii  hteii 
der  Ueuerulstuatea  vereiehern. 

<  Wriljrcnil  Il^ri  pi'uluii^irlcD  WiillunatilUluiiilus  liiillu  Kiiiii^;  Iviii'l  (.iiialuv 
ijie  iNjaln  Muen,  Fntatur  uud  Liiubud  j^nnz  in  auiiicu  ItesilK  j^ehrucht. 


^aovGoOt^lc 


236  T      Braudmibur;;  uud  die  Niudcrlaude. 

Weiinftii  an  den  Kurfflrstcn.  Dat.  Groningen  8.  Juli  1659. 
(piacs.  im  Feldlager  4.  Juli.) 

Die  Vcrii;milluiig  ültcr  die  Frage  Jer  l'iuloiigatioii  ües  Twiiiiiis  des  Hunger 
Vc^l^ugl^  gellt  noch  weiter.  Die  Ulieder  der  Uenerali^taaleu  ciitid  Lueli  Haus 
gegniigcii,  uoi  bis  zum  10.  oder  11,  Juli  «ich  neue  lostructiuaen  zu  holen.  — 
Inzwischen  beschliosst  WciniHii,  dicise  Zeit  zu  eiuer  Heise  Dach  Groeiiiugcu, 
£11  lienutzeii,  bcKUiiders  „wegcu  der  f.  Auhiiltii^cheii  Heirutliüpuclcu  und  der* 
i^leieheu  Siuheii,  novun  mir  ullciu  die  Wisiseuüchurt  beiwuhuel";  zugleich 
AUL'ht  er  unterwegs  überall  für  die  Sache  der  Allitrtcn  zu  wirken;  um  lU.  Juli 
will  er  im  Ila^g  zurück  sein. 

Beiliegend  ein  neues  Memoire  von  W  ei  man  uud  Copes  an  die  Uc- 
ueralstaateii  gegeu  den  Vertrag  vom  '2U  Mai  dat.  b.  Juli  lt!5ü. 


Fürst  Wilhelm  Kiiedrieli  von  Nassau  an  den  Kurfürsten. 
Dat.  Groeningcu  5.  JuU  1659. 

IKbge  übur  Uiiiliiui.    (jute  bJrbl.'iruiigeu  vou  Priesluud  uud  Groeuiugen.] 

i.  ^Vütlscht  gute«  dliiek  zur  baldigen  NVicderholung  des  Aiigrißs  uuf  die 

Intel  Filliucu.    Er  bi-kliigt  das  Itcucbuien  des  AdmirulK  0|idain  und  wird 

iin  geeigneter  Stelle  dcsihidb  Klage  Tütircn.    Leider  hat  man  es  iti  Holland 

nur  nilxu  viel  mit  Leuten  /.u  thiin,  „die  ihre  besondeni  Maximen  rühren"  etv. 

Fricsland  ist  bereits  resolvirt  eu  einer  Kiklärung,  „damit  die  Flotte  in 
Arlion  treten  nnd  ninn  dieser  Seiten  die  tielegoiiheit  zu  Verrichtung  etwa» 
gutes  für  das  gemeiuc  Beste  hesser  nls  bi:-liero  in  Acht  nehmen  mögi:". 
Uroeningcu  wird  dein  sieb  hoAeutlich  ansehlicssen. 

Iti  einem  cigeuliäiidigen  l'oätscript  meldet  er,  d:iss  so  eben  „die  vuu 
Stadt  und  Lande"  (vou  Groeningeii]  die  gleiebe  Resolution  bcs'  blossen  haben, 
wie  die  Staaten  vou  Friesland'). 


25.Juli.  Danl{ schreiben  des  Kurfürsten  au  Wilhelm  Fricdriih  für  seiucu 
Antheil  an  der  Ke^ulution  vou  Frie^land  uud  tirocningeti,  däss  die  Flotto 
wieder  in  Actiun  treten  soll.   Dat.  Feldlager  gegcu  Middulfulirt  15.  Juli  165u. 

'JtJ.  Juli.  Duuksehreibeu  an  die  Stauten  von  FrJeslaud.  Da*,  ibid.  16.  Juli 
It>5U.  —  Desgl.  an  die  Staaten  vou  Oroeningen  id   dat. 


Copes  an  den  KurfUrsten.     Dat.  Haag 


7.  Juli.  Weiuuiu  hat    eine  Reise   nach  üroeningen   nuternomnicn ,    iibcr  die   er 

selbst  Bericht  crslutten  wird 

')  Fiiret  JuliUDu  Ucorg  v.  Auhaltisl  gluicbrulls  bei  dieseu  VerbaudlDOgei) 
iu  Oroeningen  auweseud  und  buricbtet  darüber  dem  Kurfürsten  eigenhändig.  Uut. 
Uroeuiageu  b.  Juli  lii50. 


^düvGoot^lc 


Fricsland  und  (irocningen.     UDhr>flicliki.-it  Opdam'a.  237 

Der  KnrfilrBt  an  Weimaii.     Dat  Feldlager  bei  Cohling 
28.  .Tmii  1659. 

1^'' ml II Du  itra  Oburcommieanrs  v.  Wnlilnw  ati  cleti  Admiral  Ojxinm.    Uriljötlioliki'll. 
(IvR  Admirals.     Weiinan  soll  libcr  ilm  Klage  rüliroii.l 

Kiifh  ist  alhereit  wissend,  weloliergeftalt  und  warum  Wir  l'nserii  fi  ■'"li- 
Rath  und  Coinniissariuni  Hangen  von  Waldaw  an  den  Lieutenant 
A<linirn1  Opdani  abzuseiiicken  venirsaelict  worden.  Nun  lint  7,war  der- 
sellic  die  ihm  anhefoldenc  C'oniniiswion  f;el)ülirend  aliftclejret,  wie  er  denn 
vor  wenig  Tagen  sieh  allererst  allner  wieder  bei  Uns  eingofundeD; 
anxtnft  alier  dass  Wir  vcrlmffet,  es  würde  derfiell)e  von  liomeltem  Op- 
ilamen  niebt  allein  wo)  au%ononinien,  sondern  auch  mit  guter  lieso- 
lutinn  wiederum  diniittirct  wonlen  aein,  eo  hahen  Wir  mit  hiieliRter 
Refrcmdimg  von  ihm  vernelimcn  mitssen,  dasH  er  liald  anl'angx  fast 
unliöflieli  tractiret  worden,  indem  man  ilin  nielit  allein  lange  filr  der 
TiiBrc  stellen  und  anfwnrten  lassen,  sondern,  naehdem  er  cndlieii  liin- 
tiogelassen  worden,  hätte  der  von  Opdain  ihm  alsfort  nach  seiner 
aligelfgten  Werbung  (da  Wir  doeli  ein  mehrers  nieht  gesnelit,  alw 
Ins  die  See  vom  Feinde  frei  zu  niaehen  und  dessen  Seliilfe,  welche  er 
bis  in  gegenwärtige  Stunde  darinnen  naeh  l{eliel)en  agiren  hisset,  alizn- 
halten)  alle«  rolnnde  aUgesrlilageii,  aiioli  snusten  sieh  nicht  gesehenet, 
sowftt  von  Uns  als  UnKern  Actionen  fast  sinistre  und  s]iÖttlieh  mit 
nicht  geringer  Unserer  Despeftimng  zu  diseurriren;  wie  er  dann  ilin, 
tlen  von  Waldaw,  also  damit  diniiftiret  und  sich  naeh  Copenhagen 
ljegel)en. 

Kun  seiQd  das  glciehwol  solelie  Proceduren,  die  ihm  weder  an- 
stehen, noch  Uns  zu  leiden  gebtihren.  Wir  hütten  auch  solches  olles 
7.war  selbst  durch  Schreiben  an  den  Staat  bringen' wollen;  damit  es 
al)er  nieht  das  Ansehen  gewinnen  möge,  als  wollten  Wir  Uns  mit  dem- 
selben in  Aetion  einlassen,  so  hal)eii  Wir  tlienlieher  befunden,  solches 
alles  durch  Euch  an  gebührlichen  Orten  mUndlich  vorstellen  zu  lassen. 

Weirann  soll  erergisch  Si)tisrfti'tion  für  die  drm  Krrriir.'tcn  zngpfügtc 
ßeleidigung  Tcrlangeii '). 

Joli   Oopes  an  ilen  Knrfiirsten.     Dat.  Haag  ll.|l.  Jnli  16ri9. 

IRxIremer  Besclilnsg  von  Hrjlland;  Sommation  an  .Schnellen  iiiid  niiiiemarlt.    Ki- 
moiiBtralJoiien  und   Eiitaelinldigiingen  wider  nnd  fnr  den  ScIiiiU.l 
Nunmehr  schreitet  man  hie  zu  den  Kxtrcmitätcn,  und  damit  nmn  11.  Juli 
■nil  Frankreich  und  Kngeland  nicht  zerfalle,   und  dass  die  llnndbin^ 

•)  Vyl.  i.l.ei.    |..  L>:i)r.  .liis   i^Minilu  r.  nii  d,i.  FJ,r-l.  ii    Will,,.  Im    L'i  i.-.ii  i  i  li 


A^iOOt^lc 


238  '-    ^rfioi^ahmg  und  A'm  Niederlaade. 

vom  ll.|2l.  Mai  seinen  Effect  erreiche,  lint  mmi  in  Hollaatl,  nacli  viel- 
faltig  ^elialtenci)  DeIil)eratioiieii,  ilaliiii  sich  resolvirt,  hei  der  fioiic- 
ralität  dicscfl  vorzutragen,  tiass  man  I.  Maj'""  von  .Schweden  uiul 
DiincnmvkcH  dui'ch  allerseitH,  so  französisch  als  englische  und  hicsifres 
Eslatu  Gesandten  laeee  vortragen  und  ersuchcu,  Kieh  kategorisch  7.u 
erkl&ren : 

1)  oh  Kie  den  Rnthschild'schen  Tractat  gedenken  zu  halten  und 
wirklichen  zu  vollthun; 

'J)  wenn  sie  dazu  verstellen,  daruf  an  Stund  zu  hnudclu  und  xa 
schli  essen. 

3)  wenn  I.  Maj.  zu  Dänemark  eich  weigerich  fltelletcn,  deroselhen 
wissen  zu  lassen,  dass  dieser  Status  so  eine  kostharc  Scliitfuflolta  da 
selltsten  nicht  mehr  zu  unterhalten  gcdäclite; 

4)  und  die  4O0O  Afann  auch,  nebenst  die  20(Xt,  so  in  Coiwnhagcu 
seind,  gestalt  sich  einer  und  anderer  Mnolit  alliie,  gegen  allen  vor- 
fallenden Misshelligkeiten,  zu  gebrauchen,  zurllekzuzioheu  '). 

Wir  haben  zwar  liie,  ko  an  Königl.  däuischcr  als  an  E.  Ch.  I>. 
Heitcn,  mit  stetigem  Ansuchen  nicht  still  gestanden  und  sie  immer  ihrer 
Belohlcn,  ihres  Interesse  und  so  oft  zugesagten  Hülfe  erinnert  und  zu 
verstehen  gegeben,  dass,  da  doch  in  Ewigkeit  Sehweden  nicht  zu 
trauen,  mit  einer  kleinen  Hülfe,  wenn  nur  die  lUliirte  Völker  Überge- 
setzt würden,  die  Sache  zum  guten,  sicheren  und  reputirlichen  Friedi'D 
zu  bringen  wilre;  da  hingegen,  wenn  solche  ihrige  Kcsülutioues  wür- 
den vor  sich  gehen,  altes  zumal  «lespernt  gcstcllct  und  diesem  tXat 
uud  zugleich  den  Alliirten  ein  so  überaus  hohes  PräJudiz  zugefllgct 
wllrdc.  Sie  liabeu  es  auch  gnugsani  (immer  so  viel  sie  es  uns  zu 
verstehen  gaben)  llberwogen,  sagten  aber,  es  sei  kein  ander  Mittel 
vorhanden,  als  zu  diesen  E&tremititten  zu  treten;  denn  sie  wider  Eng- 
land und  Frankreich  eich  nicht  setzen,  auch  einen  so  kost])aren  Krieg 
so  nur  auf  ihre  Kosten  geecbälic,  nicht  langer  führen  könnten;  die 
Zeit  wäre  auch  schon  so  weit  nvanciret,  dass,  wann  nian's  abhandeln 
sollte,  kaum  so  viel  übrig  würde  sein,  die  Flotte  nach  Haus  kouimeu 
zu  lassen. 

Dieses  seind  nun  die  Ursachen  oder  vielmehr  die  Prätextcu  dieses 
Abfalls,  und  hat  man  nicht  annehmen  w<dlcn,  dass  wir  ihnen  saltsaui 
zu  vci-stchen  gegeben,  die  englische  Flotte  wllrde  uiT  die  ihrige  nicht 
ehest  losgehen,  weiln  unmüglicb  wÄrc,  dass  der  Herr  Montagu  dazu 
beoi-dert  wilre,  da  die  Itegierung  dort  so  fluctuirete;   viel  min,  dasu 

DqitzedüvGoOt^lc 


VersDcb  zur  Darchführong  des  Coocertea.  239 

sie  alle«  ilirer  Seiten  sollten  wagen;  denn  sie  <tcn  Säcliadcn,  «len  sie 
etwan  erleiden  nuicbten,  nidit  würden  krmuen  ersetzen;  und  dicsox 
Eslals  Flotte  bcdUrtlc  sie  nirlit  zu  attaoqniren,  könnte  mir  der  Alliir- 
ten.LSger  ilusecrlielien  kcIiüIzcu  nnd  dem  Ueherkunft  indirecte  l»e- 
Tönlern  etc.  .  .  Sie  blieben  aber  bei  ilireni  boelidcliädlieben  Sentiment 
und  gaben  uns  zur  Antwort,  daes  sie  oHion  allca,  als  ob  wir  jregcn- 
wärti^,  Uberlc»:ct,  auch  nicht  alle  ^Icielie  tieilanken  gebäht,  ilaunocb 
cudliehcu  hei  dieser  einhelligen  Ueüolutiou  hStten  ))Cgfcbcn  iiiUHsen, 
dass  man  den  Frieden  haben  niiisstc  und  zwarn  nach  Laut  dieses 
Vertrages. 

Es  sngete  der  Herr  liatli  Pensionaris  mir  rccbtaus,  E.  Cb.  1>. 
wQrdcn  Ursach  sein  der  totalen  Huin  de»  Königs  von  Dftncmarken, 
wenn  Sic  denselben  ferner  zurllekbielten ;  dann  sie  Schreiben  hntten 
gesehen,  die  E.  Cb.  D.  an  höbe  Potentaten  hätten  abgeben  lassen,  sie 
versichernd,  das»  Sie  den  König  von  Dilneniarkcn  in  die  I'artbei  wiil 
würden  ballen. 

Ich  sagcte  hieruf,  dass  dieser  Status  alle»  Unheils  den  ebesicn 
Stein  mit  diesem  Partieulartractat  geleget  und  E.  Cb.  l>.  zumal  ver- 
dAcbtig  gemacht  hilltcn  bei  dero  Itundgoiiossen,  und  dass  daheni  E. 
Cb.  [>.  dort  und  dero  Ministri  an  ihren  Orlern,  wie  wir  auch  iiic,  nicht 
könnten  slumui  bleiben,  sondern  einem  jedwederen  niUiid-  und  schrifl- 
liclicn  mitsstcu  ku  verstehen  geben,  dnss  wir  nn  allem  erfolgenden 
Unheil  unschuldig  und  hiesigem  Estat  uiebl  zu  folgen  oder  von  der 
guten  ]'artci  ah7.utretcn  gesinnet  wären. 


Weiniaii  an  (Ifii  Kiirflirstcn.     Dat.  Haag;  14.  Juli  IG'it). 
(]n-ai.'s.  Kcldlnger  bui  ColiUnj^fn  U,  Jiili.) 

[.SHiwnnkPti  vor  <Iit  Kiilsclici<liiLi|^.    Ilor  lli>r<;i;riii<:i»li'r  iIk  (;rnvi-.    V.>rl>r<'i'li<'iiili' 

..rnntsfil,i>  Sym|.™tliifU.    (^onftTPriz  mit  lU'  AVid-      Hi'..l.sii:|,liHliT  r.,nji  ilT'Inl  il..- 

ÖBtreichinchcn  fiesnnJti'ri  Fiic([Upl.) 

Kw  iht  norh  nllcs  uriRewit^s,  wie  livr  St.iiit  errh  iloa  wctlcrrii  Imltm  wird.  14-  ■'"li. 
AiiiKtinlam,  I.cvdcn,  llnnrlciii  sind  gut  gcsiiint;  Wpiman  nnd  ('oprs  :ir- 
beitcii  nn  doii  andern,  sie  auch  gut  zu  sünimcu. 

Ftlmclimlicb  bai>cn  wir  bei  dieser  Gelcgenbeit  dem  Herrn  Blirger- 
metater  Gravc  von  Amsterdam  mit  allem  Ernsten  zugeredet  und  dem- 
selben die  80  vielfilltigc  Sincerationes  und  gemeine  Interessen  dero- 
maasscn  zu  tiemllllie  gefUhret,  dass  er  die  Fehler  deren  von  llcdland 
erkitnnto  nnd  i)ekliigeto,  da«w  er  seine  grauen  Ilaare  nunmehr  noch 
vieUeiebt  würde  niilssen  mit  seines  Vaterlandes  Sebande  unter  die  Erde 


A-iOOt^lc 


240  t*    Brnodeabnrg  uad  die  Niederlande. 

bringen;  und  ilaes  er  nichtes  mehr  bedauerte,  als  (iasR  er  sähe,  tlass 
die  Republik  nicht  lilnger  capabel  wäre,  gegen  der  franz  «der  cii^- 
litwhen  Natinueo  Griffe  sanis  C()i]sitii8  Statt  und  Raum  zu  geben;  je- 
doch das8  er  dabei  filgete.  annoeli  \Yäre  Hoffnung,  der  Staat  witnie 
sieh  nieht  präcipitiren ,  dahcro  Dänemark  diesmal  nicht  für  den  ite- 
fusanten  erklären;  ja  iin  Gegentheil  lioffete  er  seine»)  Ortes,  was  die 
Vernunft  nicht  vermöchte,  daas  solcliea  die  Zeit,  ZufTdle,  Kriegsactinne» 
und  die  Geduld  wördeu  wieder  zurecht  bringen  und  verbeesem;  au 
seinem  oder  seiner  Stadt  guten  Willen  ermangelte  es  pönal  wo!  nicht. 
indem  sie  alles  gethan,  was  immer  mögtich  geweeeu,  gestalt  den  Sinai 
bei  herzhaften  ennsilii?  z«  halten. 

Andere  fflnielinic  Glieder  flthron  uns  dergleichen  Dispursen,  koI- 
eliergestalt  dass  sie  ilir  Unglück  erkennen  und  nicht  wenig  beseiifien, 
dass  ilir  liebes  Vaterland  ohne  Prinzen,  ohne  Haujit  sei.  Zugeschwcigcn. 
dass  das  Volk  Überall  die  grösscBte  Ungeduld  zeigt  und  Ö'ffenllicii  an- 
fangt zu  sagcu :  England  nirchtc  filr  dem  König,  Holland  filr  ileiii 
Prinzen,  und  wäre  solches  die  Ursache,  dass  beiderseitige  Nationc« 
unglltcklieh,  verlassen  und  elendig  wären  filr  Gott  und  der  Welt,  und 
wilrd  dieses  nicht  aufhüren,  wo  Gott  nicht  einig  wenig  böse  Leulc 
aus  dein  Mitlel  wlird  räumen  lassen. 

Doch  wird  dies  allos  nicht  viel  helfen,  und  dem  Kurfürsten  wini  pc- 
rnthcit,  sii'h  auf  alle  Fälle  gefasst  zu  machen. 

Mit  dem  de  Witt  haben  wir  heute  eine  ziemlich  lange  Conferenz 
gehabt,  wobei  wir  ante  omnia  gesuchet,  mit  aller  Sanftmutli  denselben 
wieder  auf  eine  gute  Bahne  zu  bringen  .  .  .  Die  dfinischc  Miuistri 
haben  auf  unser  Gutachten  desgleichen  auch  gethan.  Es  ist  aber  allen 
vergeblich  gewesen,  indem  deraelb  bei  seinem  Werke  einen  Weg  wie 
den  andern  unbeweglich  verbleibel.  — 

Der  Herr  Fricipict  ist  seines  Tiieiles  auch  nicht  wenig  unge- 
duldig, und  wie  er  E.  Cli.  D.  tapfere  Beständigkeit  zu  allen  Zeiten 
fUr  unvergeltlicli  und  inästhiiabel  ausruft,  so  hat  er  durch  ermeltcD 
Herrn  Petkuui  ')  sich  genugsam  berichten  lassen,  es  auch  beute  aus 
des  Rathes  Pensionarii  Discursen  selbst  gnugsam  begrifTen,  dass  seine 
Gegenwart  alliie  mehr  Schadens  als  Vortheil  bringet;  dahero  gcresol- 
viret,  weiln  er  nunniehro  selbst  siehet,  dass  man  sein  znni  Schrecke 
brauchet,  wenn  die  Pacificationsleute  den  ein  oder  den  andern  rer- 
setzen  wollen,  er  wolle  bei  Sr.  Kais.  Maj.  uui  Revocalion  anhnllcn; 
mit  dem  Erbieten,  wciln  dazu  viel  Zeit  gehörete,  dass  er  sich  mit 

')  l>;liiif('li.'r  lio.-UUi.l   in  I.oiHlnii;   vor  rU,\«t'\i  'l*i)<ri>ii  nilf  drv  Dnri-hrfiF.'  nirll 


A-iOOt^lc 


Die  Pacifioationiparlei  im  Siege,  241 

Eselat  Toii  hinnen  erheben  wolle,  ehe  er  ftucli  von  Wien  Bescheid  er- 
halten, wenn  nur  E.  Ch.  D,  es  mit  tlcr  gering:steii  Litler  an  uns  würden 
gutfindcn  zu  ap|»ro!»iren.  Wir  unseres  Tlieiles  [haben]  uns  aber  dar- 
unter sehr  zurilckn'elialten,  wiewo!  wir  wol  glauben,  wenn  er  mit 
einiäTCin  Aufsehen  bei  dieser  Conjunctur  abbrechen  mochte,  dass  es 
den  Pacificatoribus  einige  Scliwierigkcit  verursachen  dtlrfte. 


Weiraan  an  den  Kiiifilrsten.     Dat.  Haag  18.  Juli  J659. 

lAllgeiaeiue  WeDÜiin^  zum  Sclilimmon.  Wodurcli  die  Facliou  de  Witt's  diese 
*prbeiReführt ;  daa  Memoire  de  Thou's.  Verhaiidliiunen  mit  Kogland.  Krkl."ining 
dfi  EüDigi  von  Däneroark.     Amsterdam  und  die  öffenlllche  MeiDong  gegen  die 

ji'lzige  Politik.    Wie  die  Drobnolc  de  TIiod'b  zu  Stande  gekommen. ] 

Alles  TCründert  sich  alliie  von  Tage  zu  Tage  mehr  und  mehr,  und  18.  Jnü. 
so  gut  es  sich  beim  Anfange  angelassen  für  die  gemeine  Sache  .  .  . 
so  ^ar  kehret  sich  nunmehr  alles  ins  Gegenspiel,  also  dat^s  man  glcich- 
Miin  mit  vcrstocketeni  Herzen  zu  seinem  Verderbe  rennet;  und  wie  sehr 
das  Volk,  wie  sehr  auch  einige  Provinzen  dagegen  streben,  die  Di- 
reelores  in  Holland  dennoch  alles  nach  ihrem  Sinne  eniportiren  und 
eiarichten.  Mau  thut  alles,  was  England  will,  und  was  England  nicht 
nill  oder  weiss,  solches  befördert  man  Namens  des  Estats  dabei,  es 
sei  dem  Corpori  lieb  oder  leide. 

E.  Ch.  D.  werden  solches  aus  den  heikommenden  Nieupoort'- 
sehen  Briefen  vom  7,  und  11.  Juli  zur  Genüge  vernehmen.  Man  treibet  • 
dabei  auf  die  liatitication  des  Haagtsdien  Tractats;  man  gibt  Schooneii 
dahin;  man  suclit  nur  QTiisquilien  fllr  Diineniark  und  den  Elbingischen 
Tractat  fiir  sich  selbst;  und  was  das  ärgste  ist:  cxlra  ternünos  tractatus 
erbeut  man  eich,  Dänemark  zu  zwingen,  anstatt  da.«s  man  einem  so 
(celreuen  Bundesgenossen  mit  allen  Kräften  beistehen  sollte.  Uns 
grauet,  wenn  wir  daran  denken.  — 

Man  hat  in  Holland  gar  lange  deliberiret  und  aufs  hitzigste  gegen 
einander  debattiret,  was  denn  endlichen  zu  thun,  derogestalt  auch  dass 
alles  gleichsam  auf  der  Spitze  stand  und  dass  für  wenig  Tagen  noch 
alles  nach  dilnischem  Wunsche  und  wie  wirs  begehret,  hätte  mögen 
resolviret  werden.  Da  sieh  aber  solches  alles  gar  zu  plötzlich  ge- 
wendet und  niemand  schier  ausdenken  können,  wodurch  eine  so  ge- 
schwinde Veränderung  entstanden,  so  haben  wir  zuletzt  erforschet  und 
erfahren,  dass  die  bekannte  Facfion,  um  Ihr  Acussersfes  zu  thun,  den 
Ambassadeur  von  Frankreich  bewogen,  ins  Mittel  zu  treten,  und  da 
alles   auf  dem  Hcldusse   bestanden,   ein  Memoriale,    wie  die  Beilage 

Mitit.  1.  Geich.  d.  Gc.  KucrOciilen.    VU.  16 


Aj.oo»^Ic 


242  ^-    l^MQdsn'turg  nod  die  Niederlande. 

zeiget '),  illrzubriiigen,  wodurch  denn  die  Glieder  ini?  gesammt  dcro- 
maasscn  intimidiret  worden,  dasa  man  zuvorderst  gar  stille  gestanden, 
endliclieu  alier  dureh  besondere  Commissionen  es  so  neit  jretiraclit, 
dass  die  Consilia  günzlieh  vcrüetzet  und  im  ganzen  Werke  ein  so 
grosser  Schreck  verursacht  worden,  als  sonst  im  Anfange  niänniglieh 
geantmiret  war,  noch  Schweden  noch  Engeland  zu  fflrchten;  aller- 
mafissen  denn  fiiif  solchen  Grund  alsfortcns  Leyden,  Harlera  und  das 
ganze  Nordholland,  Edam  auslicRchciden,  zurückgegangen;  danncnhern 
das  Werk  so  weit  gehraclit  worden,  dass  es  nunmehr  dem  Rathe  Fcn- 
siouario  und  etlichen  wenigen  wieder  in  die  H:lndc  grcfallen. 

Kicht  zwar,  dass  sie  ihr  entworfenes  Advis  gäuzlich  hchaupteti 
können  (welches  in  Effect  dahin  gezielet,  dass  man  Dänemark  ftlr 
refusant  erklären  sollte),  sondern  dass  sie  es  dahin  gerichtet,  dass 
heute  Vor-  und  Nachmittage  in  der  Generalität  gcdeliberiret  und  end- 
lieh pluralitate  votorum  {wobei  Frieslaud  und  Oberyssel  absolute  ge- 
coutradiciret ,  Gelderland,  Seeland  und  Utrecht  aber  nur  sub  spe  rati 
sich  eingelassen)  geresolviret  worden,  man  solle  an  den  Herrn  Nicu- 
poort  diesen  Abeud  noch  sehreiben,  er  sollte  seine  Negoeiation  con. 
tiuuiren  und  mit  England  daliin  schlicssen:  wo  Schweden  au  Dänemark 
Drnntheim,  Bornholui,  Wecn  und  die  Guineische  Satisfactionsgelder  an 
Statt  des  verursachten  Kriegsschadens  über-  und  resp.  nachlassen,  den 
Elbingischen  Tractat  mit  den  Elucidationepuneten  simpliciter  ratiticiren 
und  also  auf  den  Kothscbildischeu  Frieden  handeln  und  schlicssen 
wollte,  dasa  man  solchen  Falls  communi  opc  et  consilio  darauf  drin, 
gen  ,  ,  .  und  endlichen  dem  nichtwollenden  Theile  die  Hülfe  entziehen, 
dem  willigen  aber  allen  Zuschub  und  Beistand  thun  sollte. 

Gar  gewiss  ists  auch,  dass  die  Direetores  dieses  Werkes  mit 
Privatschreiben  diese  Consilia  aufs  höchste  poussiren  und  secondiren 
werden;  wobei  denn  dieses  kommt,  dass  der  Ileir  Downing  gestern 
bereits  ein  Memoriale  übergeben,  wobei  er  bekannt  gemachet,  dass  er 
als  Commissarius  ad  causam  alhie  noch  etwas  zu  verbleiben  und  wegen 
der  nordischen  tfaclie  einige  Propositiones,  welche,  wie  man  filrgiebet, 
sehr  avantageus  für  den  St.iat  sein  sollen,  würd  zu  thun  haben,  und 
dass  man  ungezwcifelt  eheste  Stunde  ndt  ihm  darüber  in  Cunferenz 
treten  und  das  ganze  Werk  dahin  wird  zu  belegen  suchen,  dass  man 

')  Memoire  von  de  Thoii.  Put.  Haag  16.  Juli  1659.  -  Lo  BOuaBiirne  Ära- 
baEsadeiir  de  France  . .  ,  se  trouve  obltgi'  de  dedarcr  a  Leurs  Si'igneuries  dp 
la  part  du  liuj  soa  Hnistre,  tiue  ei  dies  surlent  du  Concerl  .  . .  que  le  Koj  ma 
Muistre  sorlira  dis  toniies  de  lu  niudiatiou  e(  ossiatera  ouvertcmeDt  de  loules 
809  fotces  Ol  de  luiitu  sa  poiMnoee  le  Boy  du  Savdn  etc. 


•,Gooq)e 


Die  Pacificati  OD  sparte  i  im  Siege.  243 

die  englisclie  Freundschaft  immier  büher  zieljcii,  dagegen  aber  alle 
andere  pite  und  tapfere  Consilia  von  Zeit  zu  Zeit  melir  und  melir 
hintertreiben  möge.  Dalicrn  es  denn  auch  ist,  dass  man  keine  neue 
Flotte  ausrilätet,  dass  man  die  vorlfingst  gewilligte  70,000(1.')  zu  Ab- 
üniliiiig  und  Annebiiiung;  des  Fahrzeugs  an  die  dünisclic  Minislros  niclit 
zahlet,  dass  man  alle  andere  gute  Fürsehläge  zurllckliisiset  und  auf 
nichts  stehet,  als  was  daliin  gehet,  dass  man  mit  Eiigtanil  nicht  breche 
und  man  gegen  Scliwedeu  wiederum  freie  Hände  bekonmie. 

Was  der  König  von  Schweden  am  20.  Junii  fllr  eine  Declaration 
ausgegeben  .  .  .  eolelies  wollen  E.  Ch.  D.  aus  der  gedruckten  Beilage 
fnäd.  erselien ')....  Wir  wissen  niclit,  ob  man  sicli  nunmehr,  da 
man  alles  von  Engeland  zu  liaben  vermeinet,  auch  gar  gross  drum 
bekilmmeni  werde.  — 

Und  ists  gar  gewisse,  wie  Fricsland  gegen  alle  diese  Verände- 
rungen mit  allem  Eifer  und  ex  scripta  geprotestiret ,  tlass  die  Stadt 
Amslerdam  bis  auf  diese  Stuude  noch  feste  stehet  und  alle  diese  neue 
Consilia,  sive  scrio,  sive  in  speeieni  iinprobiret  und  gänzliclicn  ver- 
ivirfet.  Die  Affection  und  der  Eifer  des  Volkes  bleibet  gleichfalls  noch 
für  die  gute  Partei.  — 

Dem  Herrn  Downiug  haben  wir  zur  Genllge  angewiesen,  wie- 
^el^hrlich  es  fttr  England  sei,  sich  einen  Zaum  im  Korden  anzulegen, 
Mona,  de  Thou,  aU  S.  Exe.  uns  vorgestern  eine  Visite  gab,  haben 
wir  zu  Gemitthe  gefiiliret,  wie  schmerzlich  es  E.  CIi.  D.  und  dero  hohen 
Ailiirten  würde  ftirkommen,  dass  er  das  obgemeltc  Memoriale  (iber- 
gelien.  Wie  aber  jener  sehr  hoch  contestirete,  sie  sueheten  Dänemark 
nitlit  zu  ruiniren,  wiewol  selbe  Krön  ihnen  nicmalcu  als  böses  ge- 
tban;  . .  .  allermaassen  er  denn  auch  wol  zu  verstehen  gab,  der  Hass 
gegen  Oestreich  würde  endlichen  auch  wol  durch  einen  Frieden  mit 
X|)amen  erlöschen;  wtinschete  aber  immer  noch,  E.  Ch.  D.  möchten 
jemand  nach  London  ans  l'arlament  schicken:  so  war  der  Herr  de 
Thou  an  der  andern  Seite  wegeu  des  Itbergebenen  Memorialis  ziemlieh 
confus  und  bestUrtzet,  protestirte  sehr  von  seinem  gnten  Willen  und 
dass  er's  (hun  müssen,  weiln  er  von  guter  Hand  berichtet  worden, 
dass  alles  in  Holland  gleichsam  in  puncto  gestanden,  den  Haagisehen 
Tractat  vom  21.  Mai  zu  renveraireu  .  .  .  wollte  aber  wol  bekennen, 
«ass  ers  uicht  übergeben,  sondern  blosshin  nur  einigen  wenigen  fllr- 

'■  Vgl.  oben  p,  1«.  190. 

')  VerklQriugB  vaade  H.  Eoaiackl.  Majeet.  van  Sweden,  aengaende  syne 
ibtnBghBQtliejdt  tot  de  voltreckiughe  der  Vrede.  —  Dat.  Crouoaburg.  Am 
ScIImb:   Ujt  laele  vaude  Ko.  Maj,  Eduard  Ehrensleeu.   4  B!l.   4». 

lÜ* 


„A^iOOt^lc 


244  I'     Brandenburg  und-dio  Niederlnnde.  * 

gezeiget;  woraus  wir  denn  wol  ein  anders  nicht  merken  können,  als 
<las8  es  eine  ^cmacbctc  und  zwisdicu  ilini  und  dem  R.  1'.  tieimliel) 
concertircte  Saclie  gewesen,  geslalt  dadurch  die  Glieder  zu  intintidircn 
und  daliero  desto  elier  zu  seinem  Ziele  zn  gelangen. 


Der  Kurfiiret  an  Weiman.     Dat.  Feldlager  bei  Colding. 
8.  Juli  1659.    (eonc.  Schwerin). 

18  Juli.  IDebele  Nochricblen  aus  dem  Ilnog.  Dio  Forderungen  der  ConcerlmScIite  be- 
deuten den  Ruin  Driooniarks  und  dio  Allmacht  Schwedens.  Lebhafte  Remoo- 
slratioD  gegen  geniEsc  ÄciiBeeruDgen  de  \Vitt'B ;  scharfe  Kritik  von  dessen  Politik.] 

Wir  haben  zwar  gehofft,  dass  Euerer  bei  vergangener  Post  ein- 
gekommenen VcrtrÖ8fung  nach  die  Herren  Generalstaaten  eine  solche 
Resolution  ergreifen  und  an  ihre  Flotte  absebieken  würden,  welche 
ihrem  Interesse,  auch  so  vielen  von  ilineu  getlmnen  hoben  Versiehe-' 
rungen  gemäss  wäre  .  .  .  Mit  liGcbster  Unserer  Bcstilrtzung  aber  hahcih 
Wir  in  Euerem  Abwcsen  aus  anderen  alliier  cingekonimcneu  glaub- 
würdigen Schreiben  ersehen,  dass  man  eben  im  Werke  begriffen  ge- 
wesen, eine  Ordre  an  die  Gesandton  in  Copenhagcn  abgehen  zu  lassen, 
.dass  sie  dem  Könige  in  Dänemark  andeuten  sollten,  dass,  im  Fall 
derselbe  den  Rotbschildischen  Tractat  nicht  annehmen  wollte,  der  Staat 
nicht  gesonnen  wäre,  weitere  Assistirung  zu  leisten,  besondern  Flotte 
und  Landesmiliz  zu  revoeiren  und  also  in  der  Tbat  nicht  allein  den 
Künig  von  Dänemark,  besondcru  auch  Uns  und  Unseren  Staat  daran- 
zugeben. 

Nun  ist  jederinänniglich  gnugsam  bekannt,  dass  der  Rothsehil- 
dische  Tractat  so  buchst  naehthcilig  vor  dio  Krön  Dänemark,  die 
Unirten  Provincien  und  alle  Benachbarte  nicht  allein  jetzt  albercit  ist, 
wenn  Schweden  achoa  ein  uiehres  nicht  erlanget,  wonach  sie  doch  be- 
ständig trachten  werden  .  .  ,  besoudcni,  was  das  bedenklichste  ist, 
Copenhagcn  auf  solchen  Fall  allezeit  und  unaufhörlich  gleichsam  wird 
belagert  bleiben  und  gar  schlechter  Unterschied  sein  wird,  ob  die 
Schweden  auf  Seeland  anjctzo  stehen  bleiben,  oder  ans  denen  anderen 
eedirten  Plätzen  stets  bcselilossen  und  blocquiret  wird. 

Und  thut  nichts  zur  Sache,  was  man  von  der  Guarautic  spricht; 
dann  da  man  itzo  bei  habender  grosser  Macht  den  König  in  Dänemark 
so  unschuldiger  Weise  opprimiren  lasset,  so  wird  wol  nicmaitds  einige 
Hoffnung  darauf  machen,  dass,  wann  Schweden,  ihrem  festen  Vorsatz 
und  dein  aus  dem  Rothschildischcu  Tractat  erlangten  Vortheil  nach, 
über  kurze  Zeit  den  liest  unter  ihre  Gewalt  zu  bringen  sich  unter- 


A-iOOt^iC 


Kur  Kurfiirat  Kogeii  du  Witt.  245 

nclimeu  wird,  diejenige,  bo  aiiitzo  so  knitsinnij;' ,  ja  vielmehr  übel 
alTeeliuniret  sicli  vur  das  gemeine  Weseii  crzeiyeu,  al»(1aiin,  wann  sie 
iTstlicIi  Kosten  anwenden  und  aieli  armircn  sollten,  aicli  der  Saclien 
mit  Ernst  aunebmeu  würden.  Zu  gcaelineigen,  daas  Schweden,  wenn 
es  in  dem  itzigeu  Zustande  verbleibet,  hernach  in  so  geschwinder  Eil 
zu  ihrem  Inteut  gerathen  könnte,  dasa  es  dem  Staat  unmöglich  fallen 
würde,  mit  ihrem  Serours  zeitig  genug  iieizukommen. 

Alldieweil  aber  dieses  alles  alhereit  itbcrflitsstg  remonstriret  ist  .  .  . 
und  AVir  fast  befUrcbteu  müssen,  dass  Fatalitäten  bei  diesem  Werke 
scfn,  so  niüsseu  Wirs  eudlicb  Gott,  der  nnch  seiner  untadelhaftcn  Ge- 
rechtigkeit die  Regierungen  auf  Erden  verändert,  alles  aulieimstellen  . . , 
und  werden  auf  ein  ander  Mal  so  leicht  auf  der  Herren  Staaten  An- 
maUnuugcij,  wie  Wir  dieses  Mal  gethau,  Uns  nicht  hcrcden  lassen, 
weil  sie  Uns  anjctzo,  nnclidcm  Wir  ihren  Consilii»  gefolgct,  in  der 
Niith  stecken  lassen  und  einem  unersättlichen  Feinde  anfupfern  wollen. 
Müssen  wol  gesteheu,  dasa  Wir  Uns  einer  solchen  Unbeständigkeit, 
zumal  in  einer  Sachen,  da  der  Staat  mehr  als  Wir  interessiret  ist,  nicht 
versehen,  und  wann  Wir  dergleichen  thun  wollten,  niüehten  Wir  viel- 
leicht gar  bald  Mittel  linden  können,  Uns  aus  dieser  Sachen  und  noch 
wol  mit  Vortheil  zu  reissen;  ob  aber  alle  dabei  vorgehende  Conditiones 
dem  Staat  getilllig  sein  würden,  daran  müssen  Wir  sehr  zweifeln. 

Dieses  aber  gehet  Uns  hiehei  sehr  tief  zu  Herzen,  dass,  da  Wir 
hisher  Unsere  Aetionca  dergestalt  guflihrct,  wie  es  der  Staat  selbst 
desidcriret  und  öffentlich  gelobet  hat,  dannoch  der  Uath  l'ensionariua 
de  Witt  sieh  unterfangen  soll,  olTentlich  über  Uns  zu  schreien,  dass 
Wir  Ursache  an  des  Küniga  in  Dänemark  Itnin  wären,  indem  Wir 
denselben  von  dem  ICothsehildischcn  Traetat  dchortireten  ').  Ea  ist 
aber  diese  Beschuldigung  so  nusverschitnit  und  unbegründet,  so  ver- 
wegen CS  ist,  dass  ein  solcher  Mensch  sich  von  Unseren  Aetionibus 
dergestalt  zu  urtheticn  unternehmen  darf  Wir  haben  Uns  nie  unter- 
»ilauden,  den  König  in  Dänemark  zu  bevormunden  oder  vorzuschreiben, 
wie  er  seine  Sachen  anstellen  solle.  Wann  AVir  aber  denselben  von 
Unserer  Bestilndigkeit  versichert,  auch  wol  dabei  die  Gelührliclikcit  des 
Itotlisehildischen  Tractatcs  angewiesen  haben,  so  haben  Wir  nichts  ge- 
thau, als  was  von  dem  Stasit  aellist  vielfältig  geschehen,  Wir  auch  noch 
diese  Stunde  von  dem  ganzen  Staat  nielit  sagen  können,  dass  derselbe 
sich  hieriimcn  sollte  geändert  habi'ii;  dann  was  in  den  l'rovincicn  des- 
halb umgehet,  ist  Uns  nicht  unbekannt;  dass  Wir  Uns  aber  mit  dem 

')  Vgl.  obeu  p,  23!(. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


246  !■    Brandenburg  und  dio  Nipderlande. 

de  Witte,  nachdem  sich  dcrscibige  von  franzÖBiscben,  ciiglischeo  und 
ecliwcdisclien  Ministris  gegen  des  Staats  wahrhaftes  Interesse  amstcllen 
lassen,  eonfomiircn  und  seiner  unbeständigen,  höelistscliädllehen  Con- 
silien  theilhaftig  niaebcn  sollten,  dazu  lieben  Wir  Unsere  Ehre  und 
Gewissen  zu  viel.  Und  wird  er  gewisslich  der  erste  nicht  sein,  der 
mit  seinem  Exempel  beweisen  wird,  dasa  man  zwar  in  dorn  Staat  nach 
der  Natur  solehcr  Itepnldicq  ein  Zeitlang  Bolehc  sebfldlielie  Consilia 
fuhren,  auch  ctzlicber  Maassen  durebtreiben  kann,  bald  aber  in  die 
Grube  fallen  mnss,  die  man  Anderen  zu  graben  gedacht  hat;  wie  Wir 
dann  ninunermchr  glauben  können,  das»  die  göttliche  Itaehe  lange 
über  solche  schädliche  Leute  ausbleiben  werde. 

Und  sehreiben  Wir  Euch  dieses  zu  dem  Ende,  damit  er  es  er- 
fahre und  Bciuc  Zunge  auf  ein  ander  Mal  besser  in  Acht  zu  nehmen 
wiösc  '). 


Joli.  Copes  au  den  Kiiiftirsten.     Dat.  Haag  lfl.!9.  Juli  1659. 

|l>owuiDg  bleibt  iin  Haag.    Neues  ciiglia.lita  rriijucl.    Uer  (.■uglisch-franzüslstbe 
Verlrng  vom  ;i   Februar) 
i  Es  liatle  der  englische  Resident  albio  Herr  Downing  selion  seinen 

Abschied  gcnonjmen,  war  auch  mit  einer  güldenen  Kette  ad  l'A^)  A. 
Xaniens  dos  Estais  bcgiftigct  geworden;  ihm  ist  aber  ein  neues  Cre- 
dcutialc  vom  Parlament  zugesandt  worden,  dabei  ilim  befohlen  in 
Qualität  eines  Commissarii  sieb  noch  hie  aufy.ubalten  und  der  Norder 
krönen  IJefriedigung  zu  respiciiren.  — 

Ho  seind  auch  in  England  bereits  einige  Conditioncn  zu  l'apicr 
gebracht,  wie  man  das  Werk  finden  solle,  mit  Beifögung,  dass  man 
demjenigen  dei'  Königen,  so  sieh  nicht  filgcn  wdrdc,  nicht  allein  die 
Assistenz  entziebcn,  sondern  wirkliehen  zum  Aeeommodement  zwingen 
solle  . .  .  und  ist  beute  bei  der  Generalität  alhie  den  Vor-  und  Nach- 
mittag eifrig  beratbschlagt  worden,  wclcliergcslalt  man  den  Henn 
Nieupoort  bierauf  inslruiren  solle;  wovon  der  Herr  Canzler  Weiniao 
ausfUbrlicb  unterth.  berichtet, 

')  Dieses  Schreiben  curairtc  einige  Zeil  später  im  Hang,  ■□  hoUäudiscber 
Uebersetzung  gedruckt,  wie  Copes  in  einem  Beriübt  vom  T.  Oet.  iüjd  mitllieül' 
nach  diesem  Blult  druckt  es  aaeb  AiUemu  IV.  UM  ab.  De  Witt  erbebt  bei 
deu  liraadeuburgiechen  ticsiiudten  lebliufto  Beschwerde  über  di^i  indiscretu  Vet- 
riSentlicfauDg;  diese  aber  stelleD  in  Abrede,  dass  sin  dieselbe  veranlasst  haben; 
privatim  war  ihm  das  Schreiben  des  Kiirfiirsten  sebon  vorher  von  Weimaa  nil- 
gctbeilt  worden;  vgl.  unten  s.  d.  28.  Juii  1>J59,  uud  diu  Benrthcilung  des  Schrei- 
bens bei  WicQuefort  IL  58If. 


A-iOO<^lc 


Üie  l'uuificutiuuHiiartei  ubi'uitaf.  247 

Wir  haben  dabeneubcnst  vom  köu.  franzrisisclieii  CcgantUcn  hic- 
sclbslen  in  einer  Visilc,  mi  er  uns  vor  zweon  Tagen  jfcgebon,  vor- 
■  uummcn,  dass  zwisehen  s^eiucm  Küuif^  und  der  englischen  Hegierung 
am  3.  Febr.  jUngst  dieses  vergliehen  sei,  das»  sie  beide  dem  König 
vun  Sebweden  bcispriiigen  wollen  wider  alle  diejenige  und  sundcrlich 
diese  Unürtc  Provitieien,  so  wider  Hchwcdeu  feiudliehe»  agiren  möchten, 
lud  ob  wir  dieses  wol  ehest  vor  eine  fabrieirtc  Sache  ufgcnomnicn, 
so  haben  wir  doch  verstanden,  das»  der  engtiselic  KesideDt  Downing 
el)en  dasselbe  sollte  gesagt  haben,  und  dass  er  selbige  Vcrbindniss 
unter  sich  hätte  und  vorzeigen  könnte;  und  gebet  dieselbe  in  copia 
hicnebcnst '). 

Dickes  nun  hat  in  Holland  grusle  Alteration  verursai-hct  und  nie 
zu  mehr  disponiret,  den  jUng^t  ufgcrielitelen  Tractat  de  21,  Mai  ein- 
zufolgen  und  sieh  aller  Ilostilität  wider  Scbwcdeu  zu  enthalten. 


Weiiiiaii  an  den  KiiritUriteii.     T>at.  Ilaajf  21.  Juli  KiÖO. 

[Oiu  l'acificaliuniijmrti'i    volliß   nlieiiinir  Irul/.   vit;lfa('Ueni   Witlorspruch.     Vereucb 
(billige  Stimmi'D  in  ili-r  (ii>iivruliiüt  zu  gi'wiDiicn.     IlnOnuiig:  auT  allcvnieiae  poli- 
liachi.'  Weniluii^L-u ;   :<pauuurig  iwisi-iieii  KiigUnil  uuJ  FraDkrcii^h.     tichwankFDde 
Zukuuflupiriuo.j 
Die  Arigc'leg:ehhciteii  geben  trutz  allci'  uiigcwaiidier  Mühe  ^iublimm;  die  21.  Juli. 
P!intiratioLi-|Jiirlt'i  i>t  oljpii  niif  trofz  iilletn  Widcr.^ipruih.  — 

Zu  gesehweigen  da.««  das  Volk  ferc  ad  scditiononi  nsque  au  den 
fiirneli nisten  Oi  rtcrn  murret  und  wUtlief,  auch  die  meiste  Itegenlen  un- 
geduldig, seliwiorig  uii<l  seliicr  desperat  seind,  rimdaus  bekannt,  dass 
iiic  da^i  ISrisc  sehen  und  doch  nicht  (liehen,  dass  man  7.u  seinem  Ver- 
derbe nit  gehe,  sondern  renne  etc.  Was  hilfts  aber*  Wir  sehen,  dass 
dem  ungeachtet  die  l'acilieationspartei  (es  mag  ihnen  endlich  aueh 
geheu  wie  es  wolle)  durcli  allerhand  Üünke  mid  Gritfe  alles  iutimi- 
dircn,  alles  auf  ihren  Willen  zwingen,  also  dass  wir  E,  Ch.  ü.  keines 
Weges  versichern  können,  dass  der  I>tat  in  Kurzem  wieder  auf  eine 
gute  Maassc  R<dl(c  zu  bringen  sein.  Der  Herr  de  Orave,  Rurger- 
mcister  zu  Amsterdam,  »agetc  mir  heute  noch,  Itempublieam  esse  im- 
|)arem  sanis  eonsiliis,  es  wiirc  zu  bedauern;  sie  von  wegen  ihrer  Stadt 
stunden  feste  und  wollten  nnt  gegenwiirtigcn  eousiliis  nichts  zu  thun 
haben,  sie  würden  aber  von  den  andern  (Edam  ausgenommen)  ver- 
lassen und  blossgestcllct. 

')  Es  isi  <]i-r  bvkauiitu  (.-[iflisdi-rrauzrisiBche  Vertrug  vom  3.  Febr.  16.''>9,  der 
dcD  Ausgangspunkt  der  Veroiitlolungspolitik  der  Weet mächte  bildet  (Du mont  VI. 
2.  ?44) 


„A^iOOt^lc 


243  ^'     Brandeuburg  und  die  Niederlande. 

Die  von  Stadt  und  Lande  haben  heute  auch  noch  von  ihrer  Pro- 
vinz ciue  ziemlich  nachdrliekliche  Ordre,  dass  man  nämlich  nach  Ex- 
spiration der  zweimal  drei  Woeheu  die  Flotten  solle  ungehindert  agiren 
lasscu,  erhalten,  also  dass  wir  für  solche  Opinion  nunmehr  3  Vota  fllr 
uns  haben  und  in  voller  Arbeit  bej^riffeu  seind,  aus  Geldcrland  oder 
sonst  noch  die  vierte  zu  linden  und  es  also  in  künftiger  Woche,  da 
Friesland  präsidircn  wird,  dahin  zu  bringen,  dass  die  Resolution  vom 
18-  verändert  und  dem  Adiitiral  und  den  Deputatis  im  Sonde  gnug- 
same  Ordre  de  non  amplius  prolongando  et  agendo  möge  zugeseliicket 
werden.  Wie  weit  wir  aber  damit  werden  fortkommen  können,  solches 
mag  dio  Zeit  lehren. 

Wabr^cheinlirb  wird  die  Oi'gcnp;irtci  es  mit  atlcu  MiltolD  uur  dubiti 
zu  briDgcu  äucliea,  daäs  die  äummcrtuuufitc  übac  Ai'tiou  biugezogen  wcrdcu; 
vOD  Aufung  Oclobcr  iin  fcrbietct  es  siob  dann  von  selbst. 

Inzwiscbcii  stebn  düch  ^'rosse  Dllgcmeiiic  Ycräudcrutigeii  bevor,  die  deu 
Aspcct  der  DiugC  andern  werden. 

Die  Jalousie  zwiselien  Frankrcicli  und  Fngcland  nimmt  von  Tage 
zu  Tage  mehr  und  mehr  zu  und  stehet  schier  nicht  zu  zweifeln,  wo 
der  Friede  mit  Spanien  (woran  denn  kaum  zu  zweifeln)  seinen  Fort- 
gang gewinnet,  ca  werd  endlich  daraus  erfolgen,  dass  solche  Nationcs 
unter  sich  zerfallen  und  zu  beidcii  Seiten  diesen  Estat  suchen  werden; 
gleich  wie  denn  Frankreich  auf  eine  genaue  Allianz  sehr  eifrig  dringet 
und  das  englische  Parlament  seiner  Seite  auch  fast  Über  seine  Ge- 
wohnheit civilisiret  und  in  Arbeit  begriften  ist,  Sir  Henry  Vane, 
caput  eonsiliorum,  in  Ambassade  hiebin  zu  schicken  und  auf  eine 
nähere  Zusammensetzung  zu  dringen. 

Aus  welchem  allen  denn  dieses  erfolgen  wird,  wo  dieser  Staat 
seine  Sache  wol  in  Acht  nimmt,  dass  er  arbiter  rerum  werden  und, 
wie  es  gehet  und  wes  Partei  er  auch  annehmen  wird,  dieses  erlangen 
kann,  dass  die  itzige  Partei  verändert  und  dem  Könige  von  Schweden 
entweder  England  oder  Frankreich  werde  abgezogen  werden  können. 

Zwar  kann  man  davon  aunoch  nichts  sicheres  sagen,  und  ob,  oder 
was  Partei  man  wählen  wird;  dieses  aber  merken  wir  wol,  dass  die 
Directores  Hollandiae  metn  regis-Caroli  und  was  dem  anhängig  ist, 
nach  Engeland  sieh  lenken,  und  dass  also  eine  wunderbare  Verändc- 
i-ung  kommen  niüehte.  Wiewol  es  sonst  zu  vermuthen,  dass  man 
ins  gemein  pro  bono  Ilei|)ublioae  fllrs  beste  halten  wird,  bei  Frankreich 
und  dessen  Partei  zu  bleiben,  dahero  sich  nebst  Spanien  und  andern 
von  der  englischen  Dienstbarkeit  bei  dieser  Zeit  zu  befreien,  zugleich 
auch  durch  dieselbe  Mittel  Schweden  auf  seine  Maasse  zu  bringen. 


Das  Bwcile  Hanget  Concert.  249 

Gestalt  dann  viele  glauben,  das  ganze  Spiel  werde  nach  dem  gerechten 
Willen  Gottes  sicli  endigen  in  der  Strafe  deren  von  England  und 
Sfliwcdeu,  als  welelic  beide  sieh  gegen  Gott  und  MenBclien  am  mcisteu 
verBÜndiget  und  eine  Weile  licro  vergriffen. 


Weimiui  an  den  Kuiiiirstcn.    Piit.  Ilnag  25.  Juli  1650. 

(Zwtileit   Haagiir   Uuncert.     BfSliirzte   und   bi.'scli;imtu   Stluiiuuug   Jui'ubcr      U'iu 

ilasieltii;    zu    UtunJo    gi>kL>ninii.'u.     Ktidia    uiil   eiuor   oiuzigoii   iatjuimo   Mnjurilät; 

HoBuuDg,  die  Sacbe  uuch  zu  rcilruaaireD,  gering.    Die  nllitrtcu  Uesaudtcu  woUun 

auslialti;!).     Duppulzüngigkeit  du  Witt's  gegen  Fricquet  ] 

Endlich  hat  die  bekannte  l'artci  nach  so  vielem  Dispntlreii,  nach  25.  Juli. 
so  vielen  ungehörtcn  Veränderungen  durch  allcrliand  gräuliche  Griffo 
nnd  Listen  es  so  weit  gcbracbt,  dass  Holland  am  18.  dieses  gcschlosBcu 
und  die  Generalität  verfolglicli  gestern  und  vorgestern  nach  eincui 
langwierigen  Delibcriren  und  heftigem  Gezanke  per  niaiora  geresol- 
viret:  man  solle  mit  den  auswärtigen  Ministris  sich  vereinigen  und 
also  mit  gerammter  Force  Dänemark  zu  partIciiHcrer  Handlung,  daliero 
dahin  zwingen,  dass  es  innerhalb  14  Tagen  den  Uotliscliildischeu  Ver- 
trag annehmen  möge  ');  allcrmaasucu  denn  darunter  bereit»  die  uOthige 
Ordres  die  verwidiene  Nacht  ku  Wasser  und  zu  Laude  per  exprcssos 
seind  abgelassen  und  sowol  nach  England  al»  nach  dem  Sunde  ver- 
schicket worden. 

Von  ganzer  Seele  bedauern  wir's.  Und  wie  es  an  unseren  fleissi- 
gen  aelirifl-  und  mUndlichcn  Gegenerinücrungcu  wol  gar  gewisse  uiclit 
crmangelt  hat  .  .  .  »o  ht  ein  jedweder,  der  mit  der  bekannten  Faction 
Dicht  vermischet,  über  diesen  fatalen  Handel  bcaeliÄnit,  bekümmert  und 
bestilrtzet,  also  dass  ...  die  Auclores  sell>8t  zu  ihrer  Exculpation 
nichts  als  die  extremam  nccessitatcm  und  dass  man  salutem  populi 
nickt  an  die  Unsicherheit  eines  einzigen  Seegefcehtcs  hangen  solle, 
flirzuBchUtzen  wissen. 

Gar  wunderbarlich  ist's  damit  hergegaugeu  und  das  ganze  Werk 
in  einer  so  grossen  Geschwindigkeit  von  dem  einen  Extreme  zum 
andern  und  auf  diesen  Fnss  versetzet  worden,  dass  auch  die  klUgste 
und  älteste  Regenten  in  Holland  selbst  bekennen,  es  sei  unbegrei  flieh, 
wo  CS  hergekonmien.  Zwaru  wusste  man  wol  viele  Tage  znvorn, 
wohin  der  Rath  Fcnsionarius  zieletc  mit  seinem  Auhang;  es  war  ihm 

<)  Secret«  Resolut.  II.  1-8 ff.  At tzeuiu  tV.  3'.>8f.  Der  Uuricbt  vuu  Copi->a 
id.  dat.  rügt  liiuza,  dass  das  uuue  (Joiicert  vuui  'J4.  Juli  iu  der  Wuljuuiig  Jus  Trao- 
lÜBigchea  Geeaadtea  de  Thuu  untcrzeicliuel  wordea  ist- 


.A^nOO»^IC 


250  '-     BrantleDburg  und  die  Niederlande. 

aber  alles  nocli  bis  auf  den  15.  wnd  16.  deromanseen  verleget,  Aass 
er  schier  desperivete  und  sieh  also  gcnothdranget  sali,  zu  allen  Extrc^ 
mitilten  zu  sclireitcn,  allermaassen  er  indessen  denn  sich  mevklicben 
über  unsere  contraria  ofißela  beschweret,  und  endlicheu  (welches  nuo- 
nielir  liberall  bekannt  wird)  mit  des  IleiTn  de  Thou  vorhin  geex- 
praetisirtcr  Declaration  ')  und  de3  Herrn  Downingcn  vielfältigen 
seil riftl ich eu  Sineeratinnen  und  Vcreieiierungeu,  dass  England  die  Ra- 
tificiition  selucken  und  redlich  halten  wollte,  die  Gemilther  znvorderet 
zweifelliait,  endlich  aber  so  zagliaft  geinaelict,  dass  er  zuletzt  mit 
voller  Kraft  durchgedrungen  und  unser  Werk  an  allen  Oertern  suspeet 
und  zu  Schande  gemacliet.  Zwarn  haben  wir  immer  dagegen  ange- 
hauet  ...  es  ist  aber  alles  vergeblich  gewesen,  weiln  dein  Gegenthcile 
es  gar  zu  leicht  gefallen,  ein  so  wunderbares  Corpus,  da  es  einmal 
von  guten  Gonsiliis  abgewichen,  auf  dem  Irrwege  beständig  nicht  allein 
zu  halten,  sondern  auch  zu  verstärken.  — 

In  der  Generalität  stund  alles  in  summa  crisi,  und  wo  uns  nur 
ein  einziger  Mann  aus  Gelderland  festgehalten,  allermaassen  er  uns 
schier  versprochen,  so  wäre  vorgestern  das  ganze  Werk  redressirct 
worden,  t'nd  ist's  zwar  nicht  ohne,  wciln  selber  man  von  dem  von 
Gent  und  dem  Uathc  l'cnsionario  ultra  inandatnm  seiner  Principalen 
ist  verleitet  und  verrücket  worden,  dass  wir  annoch  arbeiten  aus  Gel- 
derlaud  ein  Desadveu  zu  erlangen  und  also,  weiln  Friesland,  Groeningen 
und  Overyssel  noch  feste  ballen,  die  Majora  in  der  Generalität  wie- 
derum zu  machen.  Wir  seind  aber  eines  guten  Öuccessus  so  wenig 
versichert,  dass  wir  E.  Ch.  D,  nie^t  rathen  dürfen,  darauf  auch  grosso 
Reflexion  zu  machen;  es  könnte  sonst  auf  den  Fall,  da  etwa  Däne- 
mark beständig  hielte  oder  Schweden  sieh  widersctzete,  allermaassen 
es  viele  fllrchten,  viele  wünschen,  noch  ziemliche  Operation  thun;  da- 
hcro  wir  denn  auch  gut  gefunden,  damit  nicht  allerdings  stille  zu 
stehen. 

Wie  nun  dieses  alles  sehr  beschwerliche  uud  wichtige  äachcD 
seind,  so  haben  wir  uns  mit  den  Kaiserlich-,  dänisch-  und  polnischen 
Ministris  zusanuiicngetlian  und  ins  gemein  überleget,  was  bei  so  be- 
wandten Sachen  zur  Uand  zu  nehmen.  Wenn  nun  dabei  allerhand 
Discurse  und  FUrschhlge  ins  Mittel  gekommen  (wobei  auch  der  Herr 
Fricquet  sehr  beklaget,  dass  der  Rath  Pensionarius  sehr  übel  mit 
ihme  gehandelt,  indem  er,  um  das  Volk  für  Schweden  und  England 
desto  mehr  zu  bewegen,   fast  alle  Tage  geharanguirct,  wo  man  mit 

I)  Vgl.  oben  p.  212. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Dae  sneile  Haager  Concert.    Nachricht«D  aas  England.  251 

Engeland  in  die  Haare  käme,  so  wdrde  man  alsfortens  mit  Oesferreicti, 
dahero  mit  dem  alten  Erbreinde  wieder  aneiianiicii  müssen,  wicwol 
er  ihm,  Herrn  Fric(]tiet,  scibsten  jedesmaics  jrar  andere  Mienen  ge- 
niacliet  und  nimmer  ratlien  wollen,  dass  er  sich  von  hinnen  begeben 
sollte):  SO' war  endlieh  dieses  unser  iin vorgreif liclics  Gutaeliten  und 
iinterth.  Bcdllnken,  man  mlls-^te  dieses  Ortes  immerfort  noeli  der  guten 
Partei  fltrsteben  nnd  unnaehUssig  darunter  arbeiten,  damit  mau  die 
Sache  desto  leichter  redrcssiren  könnte,  wenn  etwa  Engeland,  wie  filr 
diesem,  andere  Wege  einginge,  Schweden  sich  opponirete,  oder  I.  Maj, 
von  Dänemark,  da  man  billig  alles  zu  contribuircte,  beständig  halten 
und  sieh  nicht  wilrd  ei-sclirccken  lassen. 

Nun,  Gott  verzeitic  diesen  Leuten  alle  ihre  Feliler,  stärke  E.  Ch. 
D.  und  die  gute  Partei  mit  dei^to  mehrer  Gnade  und  gehe,  wie  icbs 
gänzlich  hoffe,  was  dem  gemeinsamen  Wesen  alhie  abgebet,  dass 
solches  E.  Ch.  D.  Glorie  vermehre  in  dci-o  gUteklichcn  Actionen! 

,Ioli.  Copcs  an  den  Knrfilrsten  id.  dat. 

Aus  Kngland  hat  man,  d«ss  der  Herr  Henry  Crorawel!  niis  Irland 
zu  l.ondnn  angckumnirn  und  selbigen  Litnücs  GulcgerihfiC  dem  PnrhtneDt 
binterhrncht  hnlie  nud  vcTüicherl;,  dass  doit  «lies  in  Hube  wäre  Worüber 
er  bedanket  nnd  hcurlaiibct  i^t,  iiffin  Lande  zu  äfincit  (iiitein  zu  gehen. 
Sein  UiuUcr  aber,  der  gewesene  I'roleclor,  Iiac  eine  Protection  ulT  0  Wuchen 
(-^ie)  wider  seine  Crcditoren,  duds  sie  ihn  in  selbiger  Zeit  nik;ht  überfallen 
Follen,  erhallen;  und  srlircilit  dieses  Kstnts  Uesundter  Herr  Nienpoort, 
dass,  wciin  des  vorigen  abgelebten  Protecloris  01i?er's  Trauer  nneh  nicht 
bezahlet  ist,  dass  niiiti  ihn  selbsten  darüber  besprochen,  dahc  noulitcns . 
dieser  Fmtector  Richard  Ihr)  Kxc.  d;is  Tucli  selbsteu  zu  Hans  guschicket 
und  «erehret,  und  dieser  Status  ihme  PcrniUsion  gegeben,  selbiges  Präsent 
atiiii-.ehmen,  —  ' 

Anders  in  einer  von  Wciniaii  redi<;irCeu  Zeitung  dat.  Hnag  ^5.  Juli, 
„Henry  Cromwell  war  nobeaonnen  giiug  gewesen,  naeher  Iiondon  zu 
kommen,  woselbst  er  am  17.  bei  dem  Kalb  von  Staaten  Audieuz  gehabt, 
welcher  ihm  deu)nii(;h>t,  sieh  aufs  Land  zu  begeben,  anborohlcn  und  seinem 
Bruder  Kiihard  geboten,  innerhalb  G  Tagen  das  Haus  vullkömmlieh  zu 
räamen,  wogegen  sie  ihn  aus  sonderbarer  Gnade  noch  ti  Monaten  (sk)  von 
Ausprui-b  seiner  Creditoven  befreien." 


Zeitung  aus  dem  Haag.     Dat.   25   Juli  lliöSI.     (von  Weiman), 

Die  Gedeputirte  nach  dem  Sunde  scind  am  14..'i4.  verreiset.   Und  hatte  2': 

man  im  Ucbrigen  vcrsrhieJcnc  suspeete  Personen  und  viele  Pferden  in  We?t- 

niünj-ter  und  andern  Oertern  gearrcatiret;   waonenhoro   alhie    und  anderswo 

die  Uoyalisteu  Eich  bereits  flattiren,  dass  ehe  lang  in  Kugland  wieder  neue 


„A^iOOt^lc 


252  ''    Brandeubutg  und  die  Niederluode. 

Troiibles  entstchu  werdeu.     Ocwise  Ut'n,  dasa  tli«  Miliue  will  l>f£alili.'t  üi'iii, 

uiiii  dass  ktiiio  Kcuugsiiuii'  Mittel  fiiilmuUou,  womit  lu.iii  ilerusdi.cii  rÜL-k- 
stittidigeii  uud  iiiir  i'tlichc  Milli<,ni'ii  ^Mt  [wUufvmhu  tjolO  iiUlnigoii  kuunc; 
ilemgestiilt  diiss  maii-^  ü;ifiii- lialt,  ila^  I'iuliiiiK'.iE  \\crdu  «cgcii  Goldi.uiiigcls 
die  l'lolle,  wekla-  :^ü  viel  kg.ska,  iiirlit  lat]g(.T  im  Simdc  h;ilteii  köiiufri  und 
zurück  kommen  lua^eii  mäi^ätu, 

Zeitiins  ans  dem  Ilajig.     Dat.  *J8  Juli  IImU  (vou  Coiic>). 
-Ja  Juli-  Dt'ii  l*i.  Jtili  i>b  zu  ti roLtitititeii   das  rürsllicli  AnhallisLlio  Itcilager  gar 

(rlii.kli.li  gtliulteii  worden.  Uud  weil»  1.  V\i.  L>,  ilie  ^_'llur(ür^lill  gCKt-igt, 
dasS  yiu  Ilir  vätürliulics  I Imis  iioclinuilc»  genif  ^.jilu'ii,  sd  werdeu  üie  beute 
zu  Uj-swiL-k  alh-c  nächst  bei  di/m  Hange  aulangeii,  nebst  der  Frau  Mutter 
Hub.  uud  l'rJuK  Mauritüeu  f.  Ga. 


Wfinian  :i»  den  Kuifiii-ötcii.     Dat.  Umv^  28.  Juli  Wö'ü. 
(jn'iies.  (^(ilttiiLg  2ö.  Juli.) 

IWIn.lälillu   nuoli    dum    Abäuliliisa   dt-a    zwi-ilvu   Cüui^orl.rs.      Ue   Witt    Blatidlmrt. 
Uisüurs   mit  iUin   ilOor  si^ii.i;  A eiisseiiingt-j]    iu   Hl-IivII"  des   Kiirrursleu.     IJio  l)u- 
[„Llirten  im  Smid  umimgl 
i-  Alles   ist   nun   in   i-uspoiisi);  es  kuniint  dar.iul'  mi,   wie    Dänemark   und 

öebwedcn  die  neue  liüts.haft  aufuebinen  werden.  Viele  Sliiiimen  erliebcn 
sieh  iiaeb  wie  vor  gegen  die  Politik  der  bek.iniilen  l';irtei  —  „wo  wäre  es 
gehiirel,  dass  ein  Cont'öderirier  airli  zum  Iti-bter,  eiu  Huudesgenuss  zum 
Feinde,  und  eine  üepulilieii  i^ieh  stelletc,  üolebeu  Kunigcti  auf  sülebe  Art 
(icsetic  zu  geiicni^" 

Der  Ilatli  PcuBionarius  aber  cum  suis  ist  ^''ar  einer  aiiilercii  Meinung, 
indem  er  uiibeweglieli  dabei  bleibet,  wenn  sie  mit  Engeland  brcclicn 
»ullteu,  so  wären  sie,  dabcro  aucli  Dtlnemark  und  ilie  Alliirten,  ver- 
loren; ciuc  ungltlekliehc  ILitaille  küniitc  dem  Lstat  alle  Commcreia 
niinireu. 

Ich  zeigete  iliinc  darauf  E.  Cli.  D.  gniid.  IiC^criiittnu  vom  S./18.  Juli, 
und  raerkete  ie!i  wol,  dass  er  in  etwa  darüber  sfutKcle,  sagetc  aber 
endlich:  niemamt  wllrde  ibnie  verdenken,  dass  er  als  ein  Minister  na 
einen  Minister  seine  Meinung  rund  ans  sagetc,  und  iiättcn  wir,  aii 
unser  und  dflniseber  Seite,  es  nifht  allein  niilndlieli,  sondern  auch  juib- 
licc  uud  sebriftlicli  über  des  Staats  Ai'tiones  deromnassen  getliaii,  dass 
wir  den  gemeinen  Mann  seiner  zu  Uiehtern  gomaelit.  Wie  ieli  nun 
darauf  vcrseliicdcntlich  replicirte,  so  blieb  er  d.ibci,  seine  Meinung 
wäre  80  und  könnte  er  darin  nit  verändern,  und  weiln  wir  darunter 
von  ihnte  diserepireten,  so  wäre  es  nbs  eriniinc,  wenn  jemand  darunter 
causam  voti  hcraussagete  absque  animo  injuriamli.  — 


A-iOOt^lC 


DftB  zweite  Concert;  de  Witt;  <ie  Thon.  2Ö3 

Als  viel  man  aua  allco  Briefen  von  Cronenburg  und  Kopenhagen 
siehct,  pciml  die  Deputati  nicht  gar  wol  einig,  indem  die  Herren  Slin- 
^elnndt  und  Iluybert  sidi  ziemlich  nach  Schweden  lenken,  die  an- 
dere aber  den  geraden  guten  Wog  halten;  welchen  sich  denn  der 
Herr  von  Opdam  am  nieifiten  filget  in  seinen  Briefen  an  den  Staat, 
also  daes  wir  aucli  nicht  gut  gefunden,  gar  zu  sein*  tlbcr  ihn  zu  do- 
lircn,  weiln  wir  besorgten,  es  möchte  Rolchcs  das  rechte  Mittel  sein, 
ihn  zu  irritircu,  daliero  in  die  schwedische  Partei  zu  stUrtzcn.  — 


Weimaii  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  1.  August  1659. 

[F)c  Thoa  löugncl  Beinen  ^iillicil  an  ilcni  zweiten  llangor  Cnnccrt;  BcllBames 

Henehmen  des  Maunee.    Angele^'Ptiheit  des  HeBidenten  Wicqiiefort  in  Paria.    2u- 

aiände  in  KoginnJ ;  baidise  VerandiTting  uoiimgünglicii.  Die  Bpauisch-frnuzÖBisctie 

Heirat] 

M.  de  Thon  saget  nunniclir,  er  hab  dem  letztem  Tractat  zwischen  1-  Ai 
England  und  diesem  Staat  zugeschen;  gleichwie  er  aber  dazu  keine 
Ordre  gehabt,  so  hätte  er  ihn  nicht  nntersch rieben ,  sondern  es  ge- 
glichen lassen,  dass  Keimbliqucn  über  Könige  verordnet,  was  er  seines 
Theilc»  bekannte  gar  hart  und  zwischen  Künigcn  gar  zu  ungewöhnlich 
zu  sein.  AVie  uns  nun  aber  dieses  in  Ansehung  seiner  Ücclaration 
vom  10.  Juli  ')  und  dass  das  letzte  Conventum  in  seiner  Stube  gcmacbct 
und  beschlossen,  gar  fremd  fitrkonimt,  inmaasscn  wirs  ilime  denn  auch 
vorgestern  noch  ziemlich  rund  zu  Gemilthc  gefUhret,  so  können  wir 
uns  in  des  Mannes  Thuu  nicht  wol  Schicken,  müssen  aber  wol  glauben, 
Jass  er  sieb  von  den  bekannten  Leuten  aus  Holland  zu  alles  leiten 
IriSBct  und  nicht  gnugsam  begreifen  will,  dass  er  contra  propria  coni- 
iiiida  laborirct,  wenn  er  hilft,  dass  dieser  Staat  sich  immer  weiter  und 
weiter  mit  der  jetzigen  englischen  Regierung  vertiefet. 

Bei  dieser  Gelegenheit  kam  zugleich  mit  ins  Mittel,  dass  der  Hof 
zu  Paris  E.  Cli.  D.  Kcsidcnlcn  Wiequefort  befohlen,  sich  aus  Frank- 
reich zu  Ecfirircn,  und  als  wir  ein  und  anders  (wicwol  unter  der  aus- 
fhllcklichen  Protcstalion ,  dass  wir  nicht  wtlssten,  wie  es  E.  Ch.  I), 
liegritfen)  dabei,  und  warum  es  hart  wäre,  angezogen,  so  sagete  er, 
Jass  man  gar  gcwiise  am  Hofe  nicht  geglaubct,  dass  er  annoeh  in  E. 
Ch.  D.  Dienst  wäre,  und  dass  er  selbst  bereits  erinnert  bsltlc,  es  wllrd 
allerseits  am  besten  sein,  diese  Sache  zu  keiner  fcnieren  Verweiterung 
kommen  zu  lassen;  gleichwie  wir  denn  sehen,  dass  der  Ilhcingraf  und 
viele  andere  filmehme  Leute  sieh  bcmlllieu,  erwähntem  Wiequeforteu 

')  Vgl.  oben  p  242, 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


254  ''    Br&ndeobarg  UDil  diu  Niederlaade. 

Torzuspreclieti  und  die  H-and  zu  bieten;  zugeschweigen ,  dage  sie  alle 
mit  einander  es  dafür  balten,  E.  Cli.  D.  werden  sich  seiner  aunehmen, 
weilii  er  allerends  fUrgil)t,  dass  er  von  E.  Cli.  D.  niemaln  wäre  revo- 
ciret,  sondern  bis  dabcro  TollkoDimlich  geeontinuiret  worden.  — 

Aus  England  schreibet  Herr  Nieupoort  von  niebts  als  von  Friede 
und  Einigkeit;  andere  aber  melden  gar  andere  Sachen,  und  dass  da- 
seiltet,  zwißdicn  dem  Parlament  und  der  Miliz  täglichen  die  Jalousie 
dermaassen  zunehme,  dass  ungezweifelt  Veränderung  erfolgen  müsse. 
Gewiss  ist's  sonst  wol,  dass  das  Parlament  sehr  suchet,  neue  Miliz 
aufzurichten  und  die  alte  zu  dumpfen,  und  zu  dem  Ende  gibt  man 
täglich  neue  Patenten  aus  an  neue  Creaturen.  Man  hat  auch  bereits 
den  allen  Trainband,  d,  i.  den  Ausschoss,  wieder  ^vollen  in  Wesen 
bringen,  und  gehen  nunmehr  alle  Gedanken  und  Sorgen  dahin,  dass 
man  Geldmittel  finde,  gCBtalt  die  Soldatesquc  allerends  zu  stillen.  Wenn 
nun  aber  gar  sehr  zu  vermutbcn  stehet,  dass  hiebei  das  ganze  Werk 
sich  stossen  möchte,  indem  das  Parlament  ein  Grosses  cmportiren 
würd,  wenn's  hieniit  dufcbkänic,  hingegen  aber  die  jetzige  Miliz  und 
Officirer  wUrdcn  ausbabcn,  da  sie  sich  dcromaassen  das  Ketz  fein  oaiift 
würden  llber  dem  Kopfe  zusammenziehen  lassen:  so  glaubet  niännig- 
licb,  es  niUsscn  in  Kurzem  die  englischen  Sachen  einen  anderen  Gursum 
nehmen,  es  sei  das»  es  einen  neuen  Protcctorem  oder  den  alten  König 
wieder  gebäre. 

In  Frankreich  wird  nichts  so  sehr  besorget,  als  die  Vollziehung 
der  spanischen  Heirat,  und  merket  mau,  dass  alles  andere  darum 
stille  stehet 


Weimau  au  den  KuifUrsten.     Dat.  Haag  4.  Auguat  1659. 

|Der  ucuo  Traclat;  Schreibun  aa  den  KüQJg  von  Daiieniark.   Zusammengehen  mit 
den  OuBanilten  der  AUiirleo.   Diu  englietlie  und  die  fronzüaiacliu  KnliGcatiun.  — 
Vcrihcidigutigsschrift  von  Niuupoorl.] 
4.  Aug.  Alles  notli  iingewiss;  es  koiumt  nlles  auf  die  Antirort  an,  die  Schweden 

und  DäneDinik  auf  den  neuen  Trni-tjit  geben  werden '),  • 

Inmittclst  lasset  dennoch  das  Volk  nicht  nach  zu  murren,  Am.ster- 
dam  zu  protcstiren,  Friesland,  Ovcrjssel  und  Stadt  und  Land  zu 
widersprechen;  danncnliero  die  Paeificationsparfei  auf  die  gener.alc 
Tractaten  zu  dringen,  gestalt  dadurch  wieder  gut  zu  maclien  und  zu 
redressiren,  was  sie  .  .  so  liederlich  verdorben  und  in  so  grosse  Un- 

>)  An  eben  diesem  Tage,  i.  August,  wurde    vod  England  und  den  Nieder- 

Innden  das  angenannte  dritte  ITiiDgor  Üuncert  unterzeiclinot;  8.  Secrete  Resol. 
II.  lOSr.    AiUemalV.  406f. 


,Goo»^lc 


Das  dritte  Baader  Conc«rt.    Die  engliBohe  Ratification.  255 

Sicherheit  gesetzt  haben.  Zu  dem  Ende  wird  nunmehr  in  Frankreich, 
nunmehr  auch  in  England  aller  Flciss  angowendot  ...  die  Zeit  aber 
wird  uuB  lehren  mtlSBen,  was  davon  zu  hoffen.  —  Uns  gibt  man  iu- 
dessen  {rute  Worte.  Man  sucht  die  unwillige  Geuiüthcr  aurs  beste  zu 
Etillcn  tind  hat  man  an  I.  Mnj.  von  Dänemark  gcresolvirct  zu  sehreihen 
und  remonstrire«  zu  lassen,  allcrgestalt  E,*Cli.  D.  aus  dem  Deisohlussc 
sich  mit  mehreni  werden  lassen  bcriehtcn  können;  es  seind  sehr 
schwache  Gründe  darinnen  gelegct  und  die  Argumenta  deroniaassen 
schlipferig,  dass  die  Membra  Status  selbst  damit  lachen  '). 

E.  Ch.  D.  können  sich  dabei  wol  versichern,  das«  wir  in  allen 
Sachen  in  recht  gründlicher  Einigkeit  leben  mit  den  kaiscrliclicn,  d:V 
njschen  und  anderen  confuderirten  Minislris,  in  der  gewissen  Hoffnung, 
der  liebe  Gott  werd  in  einer  so  guten  Sachen  dermaln  einst  noch  ein 
Mittel  schicken,  das  gemeine  AVcrk  entweder  zu  einem  allgemeinen 
Friede  oder  zu  mehrenn  GUlek  und  kräftigeren  Aetioneu  befördern 
zu  helfen. 

Der  englische  Herr  Downing  verspricht  uns  selbst  darunter  alle 
gute  Cooperation  .  .  .  Dieses  ist  gewisse,  dass  die  vcrwichene  Xacht 
ein  Espresser  aus  Engeland  angekomnieu  und  nicht  allein  die  förm- 
liche Ratification  des  Traclafs  vom  21.  Mai,  sondern  auch  eine  Decla- 
ralion  mitgebracht,  dass  Engeland  zufrieden,  den  dänischen  Frieden 
dahin  zu  bcmitteln,  dass  über  das  der  König  von  Dänemark  Drontheim 
und  die  400,000  litb.  behalten  solle.  —  Ob  und  wie  aber  Mr.  de  Thou 
seiner  Seite  mit  seiner  liatilieatioD  fertig,  dahero  üb  und  wasnmasseu 
die  wirkliche  Extradition  geschehn  solle,  diescrwegcn  kann  man  au- 
noch  ein  mehrcs  nicht  berichten,  als  dass  die  Klügsten  glauben,  weil 
Engelaud  will,  dass  Frankreich  wol  müsse. 

Beiliegend  eiue  gedruckte  Flugschrift: 
MisMvp  I  vnn   D.  H.  |  A.  N»)  I  fegens  |  De  loopeiidc  discoursen, 

peruchieti  ende  .Memoiieiu  —  [Sindtnappcn].    Tot  Amslcrdnm,  Oc- 

ilruckt  by  Simon  Dinksz  vnn  de  Made  . . .  16ö9. 
In  Form  eines  Briefes  au  einen  Freund,  dnt.  Loiideu  . .  .  Juli  Hi;"i9. 
eine  Kechifcriigung  dtr  Hnoger-Conccrt-I'olitit  und  seines  AntliLÜ»  daran, 
nauienilicb  der  von  ihm  bewirkten  l'rülüngiitiun  des  Waffenstillstands,  womit 
er  überzeugt  sei,  Daueinark  eincu  groKseu  D:en!^t  erwiesen  ku  balicu.  Olnie 
denselben  wäic  Diinemnik  so  nie  so  Terliiren  gewceen.  Frankreich  und 
Eugl.md  stehen  fest  bei  dem  TraetJtt  vom  21.  Mai;  Frankreich  erlilärt, 
Schweden  [Ulfe  sehiekcn  zu  wollen,  sonio  man  davon  abgeht;  Frankreich 

■)  Secrcte  Reaoi.  II.  Hl  ff.    Aitzema  IV.  4(Wff. 
')  D.  h,:   van  Dlcnj  tlloern]  A[mbBsaadcur]  N[ieupoorlJ. 


^düvGoot^lc 


256  ''    Brandenburg  nnd  die  Niederlande. 

begünstigt  Schweden  deshalb  so,  weil  der  Kaiser  mit  Dänemark  jetzt  so 
eng  verbunden  ist. 

„Do  jalou^iien  tnsschen  het  KevBerlijrk  Hnys  van  Oostcnrijck  ende  dat 
van  Vranckrijck  sijn  niet  vnn  heden  noch  gister,  wy  onnen  dat  niet  effeu 
maken.  In  Schonoii  de  ziel  van  Dcnncmarcb,  de  Comniercie  is  de  ziel  van 
onscn  Slaet;  wy  hcbbcn  te  doen  gehadt  om  de  Commercle  niet  Vranckrijck, 
niet  Spaignen,  met  Engelandt,  oock  met  Dcrmemarck  lange  ja ren,  dick  ende 
menichmael:  't  Eyiide  is  geweest  de  Vrede;  Wy  hebben  Spaignen  Spaignen, 
Vranckrijck  Vranckrijck,  Engelandt  Engelandt,  Dennemarck  Denneniarck 
moeten  laten  blyven;  also  ook  nu  wy  Sweden  Sweden  moeten  laten  blyven. 
De  Commercie  en  vryheyt  van  dien  ist  al,  en  't  sijn  al  menscben,  tnet  men- 
schen moeten  wy  handclen,  cu  wy  sijn  selfs  oock  menschen.  Indo  Sont  is 
te  voor  groote  exactic  geRchiet,  't  soude  by  de  Bweden  niet  vcel  erger  kön- 
nen werden  getuacckt;  maer  als  Vranckrijck,  Engelandt  ende  oiisen  Staet 
het  eens  z^"  (gc^'Ü^k  deur  't  Haechsclie  Tractact  die  eenicheyt  ia  gemaeckt), 
dan  gijn  wy  gesamentlijck  buyten  alle  twjjffel  meestcr  vau  de  Navigatie 
ende  vnn  de  Sont,  de  Castclen  mögen  sijn  acn  Wien  sy  willen,  't  gchieten 
van  do  Castclen  is  uict  met  allen;  willen  de  Heeren  Denen  niet  geholpcn 
weseii,  of  nienense  te  sullen  bcter  geholfen  worden  deiir  do  Geallieerden, 
nicn  kan  't  haer  niet  bclclten;  de  dric  Staten  ist  gcriouch,  als  niaer  de  Na- 
vigntie  wert  hersielt  in  vryheyt." 


Der  Kurftlrst  an  Weiman.     Dat.  Feldlager  hei  Coklinge» 
26.  Juli  1659.     (conc.  v.  Selnveriii.) 

[Verlust  von  mehreren  KriGnaschiffeu  bei  einem  tingliictliclicn  Kencontre  mit  deii 
Scliweden.    Klage  über  die  ünthStigkeit  der  Iloliriiider    Üer  Kiirfürat  unschuldig 
an  dem  gehabten  Vcrluall 
5  Was  sich  jüngster  Tagen  zwischen  denen   bei  Uns  gewesenen 

dänischen  und  liolliindisclieu  Orlogschiffen  und  dem  Feind  fllr  eine 
unglUcklicIie  Rcncontre  zugetragen,  solches  geben  Wir  Eucli  aus  dem 
Reisciiluss,  davon  Ihr  das  Originale  alsofnrt  zu  llberlicfcrn,  mit  uichrcm 
zu  ersehen '),  Ihr  kömiet  die  Umstände  dieses  Werkes,  wie  Wir  solche 
in  Unserem  Schreiben  kürzlich  angezogen,  an  gebörenden  Orten  aus- 
führlicher ftlrstcllen  und  renionstiircu,  was  für  bochscbädliche  Effecten 
die  unvermutldiche  Veränderung  und  fast  unbesonnene  Fnlcipitanz  in 
den  Consiliia  daselbst  nach  sieh  ziehen,  und  wie  nnglücklicb  es  endlich 
ablaufen  dürfte,  dafern  man  nicht  zu  andern  Gedanken  und  besserer 
Conduictc  sich  bewegen  lassen  wollte;  die  bishero  den  ganzen  Sommer 
durch    zu    verschiedenen  Malen    sich    ereignete    höchst    gewünschte 

I   die  Oeuernislaalon,  wclchea  auch  Ailzema 


^düvGoot^lc 


Nii'UpooH.     SchUppe  der  iiioilorlfindiftlieu   FloUo.  257 

Occasiones,  welche  man  vielleiclit  nimmermehr  so  gut  wieder  fiudcn 
«Drde,  hätte  man  lieber  mit  Trainircn  und  Stillsitzen  fllrnbcr^hen 
lassen,  als  sich  deren  zu  Abbruch  des  Feindes  und  Beförderung  des 
allgemeincD  Bestens  bedienen  ^vollen,  da  es  düch  gewiss  und  fast 
handgreiflich  am  Tag  lüge,  dass  solches  das  einzige  wahre  Mittel 
wäre,  einen  allgemeinen,  sicheren  nnd  ehrlichen  Frieden  zu  erlangea. , . 
Dafern  Ihr  vermerken  würdet,  dass  der  Staat  Uns  wegen  Verlust 
der  Schiffe  etwas  imputiren  und  desfalls  einige  Prätensiones  auf  Uns 
machen  wollte,  so  hattet  Ihr  dagegen  ftlrzustellen: 

1)  dass  die  unvermeidliche  Nothwcndigkeit,  wenn  Wir  anders 
nicht  alles  alhie  stehen  Ia.ssen  nnd  unverriohteter  Sachen  weggehen 
wollten,  Uns  dahin  gebracht,  dass  Wir  resolviren  müssen,  das  Fähr- 
zeug, so  bei  Ahlburg,  Ahrhausen  und  derends  zusammengeführet  ge- 
wesen ,  durch  Convoytrung  dieser  Oriftgschiffe  abholen  zu  lassen,  wie 
denn  auch 

2)  der  in  Norder-JUtland  commandirende  dänische  Generallicute- 
nant  Claus  von  Ahlefeld  inständig  deswegen  bei  l'ns  anhalten 
lassen,  und  ob  Wir  zwar 

3)  die  Gefahr,  so  bei  der  Sache  zu  befürchten  gewesen,  wol  Über- 
leget und  alles  zuvor  reiflich  erwogen,  so  hat  doch 

4)  der  Admiral  Koning  und  die  andere  Schi ffscap itainen  ver- 
sichert, dass  sie  ganz  keine  Noth  und  Gefahr  hätten  und  sich  auf 
allen  Fall  mit  genügsamer  Sicherheit  refiriren  könnten,  wie  Wir  ihnen 
dann  auch 

5)  keine  andere  Ordre  gegeben  uml  ihnen  ernstlich  anbefohlen, 
.»'ich  mit  niemand  in  ein-  Gefecht  einzulassen,  sondern  ehestmöglich 

wieder  zurDckzukommen; 

6)  zudem  von  I.  Kön.  Wrd.  und  Ld.  zu  Dänemark  durch  einen  . 
deswegen  expresse  an  Uns  geschickten  Cammerjunkem  versichert 
worden,  dass  die  Holländer  gegen  die  Schweden  iu  der  See  agiren 
und  Uns  solche  frei  halten  wollten. 

Welches  alles  Ihr  etc. 


Der  Kurfilrst  an  die  Generalstaaten.     Dat  Feldlager  bei 
Coldingen  26.  Juli  1659. 

jDotbätigkeit  der  bollüudiacbcn  Flottg;   Zasarotnenatoss  mit  der  Bchwediscbeo ; 
scblecbtes  BeDebm«n  der  hollüudi sehen  SchifTu.   ürmahnung  gegen  das  CoDcert) 

Darlegung  der  Situation,  nie   in   dem    vorigen.     Klage   über  die   Uu- r>.  Aug. 
tfaätigkeit  der  hoUändiücbcii  Flotte,   wodurch   ca   gekommen,   „dass   dem 

HiUr.  I   GbcIi.  d.  Or.  Kurfiinlfii.    Yll.  1< 

i:q,t7ed.yG00»^lc 


258  ^      BrnnilRnhiirK  imd  'Üe  Nii'dprlaado. 

Könige  von  DäntmarkeD  gteichi^Bm  anterm  Canon  E.  H.  M.  h'loU/e  eine 
rnstil  nnch  der  andern  wcggcnomiiien. 

In  dessen  allen  Erwägung  nun  haben  Wir  die  Rönigl.  däDiscbe 
und  die  vom  Lieutenant  Adniiral  Opdatu  Unserer  Direction  untcrge- 
bepe  SfliifTc  nacher  Alirbauseu  wärts,  um  das  daselbst  von  den  Künigl. 
dänemäi'kischeu  Gommissarien  zusaiuinengebracbtc  Fahrzeug  auliero 
zu  convoyiren  und  abzuholen,  gcschieket.  Als  aber  dieselbe  jüngster 
Tage  von  8  sclnvedischcn  Schiffen  angegriffen  und  E,  H.  M.  Schiffe 
alsofo'rt  die  Taue  abgehauen  und  vorsätzlich  ohne  die  geringste  Ge- 
genwehr auf  den  Strand  gesegelt,  die  Matrosen  Unsere  mitgegebene 
Snldatcn  abandonniret  und  sich  salviret,  auch  ron  denen  Capitninen 
(ausser  dem  Comniandcur  Schloeten,  welcher  auf  seinem  Schiffe  ge- 
blieben), verlassen  worden:  so  ist  dadurch  der  dünische  Admiral  allein 
im  Stiebe  geblieben  und,  nachdem  er  sich  eine  Zeit  lang  wol  geweliret, 
endlich  in  den  Brand  geratlien,  aucb  darüber  neben  den  audei-co 
SehiffcD  in  der  Schweden  Hände  gekommen,  er  auch  selbst  geblieben. 

Wir  wUnscliten  von  Herzen,  dass,  gleichwie  Wir  bisliero  zu  Be- 
förderung des  gemeinen  Wesens  an  Uns  nichts  crmangeln  lassen  uod 
keine  Gefahr,  Mühe,  noch  Ungelegcnbcit  deshalb  gescheuet,  also  Wir 
E.  H.  M.  auch  einen  andern  und  bessern  Effect  dero  zum  höchsten 
Präjndiz  der  Alliirten  geniaclitcu  Tractats  und  darauf  erfolgter  Vcr- 
lassung  berichten  könnten.  Allein  Wir  müssen  befahren,  daes  dieses 
noch  das  geringste  Unglück  sein  wird,  so  aus  Jetzt  angeregtem  IVactat 
zu  besorgen,  dafcm  E.  H.  M.  sich  nicht  Ihrer  getreuen  Bundesgenossen 
mit  ernstlichem  Nachdruck  annehmen  und  die  bishcri)  genommene 
boclischitdliclic  Itesolutioues  und  erthcilte  Ordres  ändern  werden.  — 


Weiiiiaii  an  den  Kurfliraten.     Dat.  Haag  8.  August  1659. 

( Rigcnthümlichc  PJriilTnuDgcii  und  Krhidlnngen  Downings.     Vorfliclitigo  Antwort.) 
Miin  spricht  ebenso  oiTrig  von  dem  polnischen  Frieden,  wie  von  dem 
zwischen  den  nordisuhcii  Kronen. 

Der  cngÜBcliC  Commissarius  Downing  ist  vorgestern  zu  uns  ge- 
kommen und  hat  uns  ...  zu  erkennen  gegeben,  wasmaossen  er  mit 
dieses  Staats  Dcputirten  wegen  des  polnischen  Friedens  in  Conferenz 
gewcsicn  und  darunter  gewisse  Flirschläge  ins  Mittel  gebracht,  auch 
deroniaasscn  tiberschrieben  hätte  nach  England,  dass  er  verhoffete, 
darunter  in  wenig  Tagen  Zeit  eine  solche  Antwort  und  Instruction  zu 
erhalten,  dass  wir  in  der  Thnt  würden  crspllren,  wasmaasscn  unsere 
an  ihn  gethanc   vielfältige  Ucnioustrationcs  nicht   wären  ohne  Frucht 


A-iOOt^lC 


Oid  Stiilappn  der  iiiederläödisclipn  FlolW.    Downins'g  F.rbletiingpn.      209 

gewesen.  Er  erkannte,  <1ass  Frankreich  alle  Ehre  und  Glorie  bei  dem 
polnischen  Wesen  an  sich  iillein  nähme,  da  es  doch  des  Ortes  d.  i,  an 
der  See  nichts  als  durch  En^eland  vermöchte;  sie  wllrdeo  scIbsten 
wirken  und  darunter  auf  nichts  als  auf  E,  Ch.  D.  sehen,  dieselbe 
tuflHStcn  sie  eonservireu  ob  cnmmunia  sacra  und  um  Prcussen,  damit 
Schweden  nicht  gar  zu  gross  wHrde  an  der  Ostsee.  Um  Polen  hätte 
England  sich  nicht  viel  zu  bekümmern;  es  wäre  aber  ihre  Incli'uation, 
E.  Ch.  D.  KU  retten,  welches  sie  nunmehr  wol  sähen  unmüglich  zu 
sein,  als  lange  l'nlen  nidit  mit  Schweden  wiird  verglichen  und  gecon- 
ciliiret  sein.  Ihm  zweifelte  auch  nicht,  weun's  E.  Ch.  D.  begehren  wiird, 
England  wllrd  Sic  zu  allen  Zeiten  garantiren,  olme  dass  E.  Ch.  i>.  fUr 
sie  sich  wie  für  andere  (die  Herren  Staaten)  zu  befüi-cbten.  hätten,  dass 
man  von  Ihr  Städte  oder  Plätze  (sc.  wie  im  Clevischen)  wUrd  mit  Ge- 
walt einbehalten;  eher  möchte  es  sich  noch  können  zutragen,  dass  E. 
Ch.  D.  durch  ihre  IlUlfc  derselben  lte«titution  und  Wiedereinräumung 
sich  möchten  zu  getrösten  haben. 

Wie  wir  nun  dieses  so  viclHtltig  hohe  Erbieten  nicht  ohne  Nach- 
denken und  Verwunderung  anhöreten,  so  unterliesscn  wir  zwar  nicht 
mit  aller  HrifHchkeit  zu  contestircn,  dass  wir  nicht  zweifelten,  E.  Ch. 
U.  wOrd  solches  alles  sehr  angenehm  sein,  rcmonstrircten ,  dast^  das 
Haus  Brandenburg  von  langer  Zeit,  sonderlich  aber  scitcr  des  Gülieb- 
sehcn  Successionsstreitcs,  in  genauer  guten  Intelligenz  mit  England 
gestanden,  dass  sie  bei  dem  Xantischen  Vertrage  gewesen  und  den- 
selben auch  za garantiren  versprochen;  dase  Schletzer  zu  Erneuerung 
alles  desselben  nach  Engeland  wäre  geschicket  und  seine  Untreue  ver- 
arsachet  haben  dürfte,  dass  man  bishero  deswegen  zu  seinem  Ziele 
Dicht  gcrathen  wäre ;  er  könnte  aber  desto  weniger  .nicht  seine  Herrn 
Prinzipalen  wol  versichern,  dass  E.  Ch.  D.  ein  besonder  gutes  Ver- 
trauen auf  Engcland  setzeten  und  nimmer  scheuen  würden,  solches 
l)ei  allen  Gelegenheiten  nach  Vermögen  in  der  Thal  zu  erweisen. 

Was  nun  aber  eigentlich  auf  dieses  alles  zu  bauen  sein  wcrd, 
solches  stellen  wir  E.  Ch.  D.  hohem  Urtbeil  billig  unterth.  anheim,  und 
dürfte  man  in  kui-zem  was  näher  ins  Werk  sehen  können.    Allem  . 
Verrauthen  nach  durfte  es  zu  London  Veränderung  geben.  — 


Job.  Copesan  den  Kurfürsten.    Dat.  Haag  11. |1.  August  1659. 

IVtrmnlhnngcii  über  Nienpoorls  eigenmächtige  Prolongation  des  tlottger  TrnctatB; 
Bcinc  Abberntang  Bnapeodirt.) 
E.  Ch.  D.  haben  aus  unseren  vorigen  untcrth,  ßclationen  gnä<l.  ii.  Aug. 
vernommen,  wie  dass  mau  den  Herrn  Nieupoort  aus  London  zu 


Aj.oo»^Ic 


200  ^-     Braiidenhurg  nnil  die  Niederlnriilp. 

revociren  gedächte,  weiln  er  die  Prolongation  des  Haagischen  Traetats 
auf  drei  Woc-Iien  eigener  Autorität  eontinuiret,  und  wie  daSB  viele  Pro- 
vincien  daruf  stark  anbielten;  jedoch  dergestalt,  dass  man  jemandcD 
cxtraordinaric  dorthin  abseuden  möobte,  seine  Stelle  währendes  seiner 
Abwesenheit  zu  vertreten  und  die  Negotia  zu  beobachten.  Weiln  aber 
immer  gemuthmaasset  ist,  dass  er  dieses  uf  etlicher  Leute  Anratben 
gethan,  80  beginnet  es  desto  wahrsclieinlieher  zu  werden,  weilu  Hol- 
land jetzo  vorstellet,  er,  Hen-  Nieupoort,  möchte  ehest  schriftlichen 
die  Ursachen  überschreiben,  die  ihn  zu  solchem  Thun  bewogen  hätten, 
damit  dieselbe  untersucht,  man  resolvirc,  wessen  man  gegen  ihn  zu 
verfahren  halte').    Bleibet  also  seine  Kevocation  bis  daran  suspendiret. 


Weimau  an  deo  Kiirfilrsteii.    Dat  Haag  15.  Angnat  1659. 

lOsuerndo  Uuznrrii'denbcit  des  Volks.    Die  Angelcguiihoit  dor  verlorenen  Schiffe. 
Nahe  Kutnstropbe  io  England  ) 
;  Nichls  neues  vorgernllcn.  — 

Inmittelst  nimmt  das  Murren  des  Volkes  nicht  ab,  sondern  es 
schilt  und  schmähet  Bürger  und  Bauer  ohne  Aufhören,  nrnelimliefa 
da  neulich  die  Zeitung  von  den  eroberten  Schiffen  eingelaufen.  — 

Was  indessen  E.  Ch.  D.  wegen  erwähnter  Schiffe  in  Dat.  26.  Juli 
an  die  Generalität  gelangen  lassen,  solches  haben  wir  am  verwiehenew 
Dingstage  alsfortens  Überliefert  und  dabei  dem  Präsidenten  und  an- 
deren eine  solche  nähere  Information  gegeben,  als  es  uns  E.  Ch.  D. 
bei  dero  gnäd.  Rescripto  wollen  anbefehlen.  Und  vernehmen  wir 
dranf,  dass  man  sehr  zörne  Über  die  Capitaine  und  dass  Commissarien 
heute  ein  Gutachten  entworfen,  worin  enthalten,  dasa  man  ihnen  ihren. 
Proccss  machen  und  also  an  diesen  lauten  ein  Exempel  statuiren 
solle.  Man  warnete  uns  dabei  von  guter  Hand,  dass  der  Herr  de  W. 
cum  suis  dahin  gezielet,  man  möchte  E.  Ch.  D.  schreiben  and  dero- 
Hclben  remonstriren,  weiln  Sie  die  Capitainen  gegen  ihren  Dank  auf- 
gehalten, so  wären  Sie  Ursache  eines  so  merklichen  Verlustes,  dahero 
schuldig,  denselben  abzutragen. 

Der  mit  den  Befreundet«!)  besprochene  Vorschlag,  ein  Memoire  dagogcu 
rill  zureichen,  wird  aua  vielen  Gründeu  verworfen  and  beschlossen,  nur  münd- 
liih  zu  operircD  — 

welches  wir  denn  auch  gethan  und  so  viel  gefruchtet,  dass  nur  allein 
an  die  Admiralitäten  gesehrieben  und  dcnenselben  befohlen  worden, 
sich  zu  erkundigen,  wo  die  Capitaine  hingekommen  und  wenn  man 

')  Vgl    die  p.  255f.  mitgethoilto  Vertbeidignngesehrin  Nietipoorts. 


Nieupoort.     Die  Sublappe      Zeitiiugeu  ana  Kngluiid.  261 

ihrer  mächtig,  dagegen  wie  es  eich  gehUtiret  anderen  zum  Exenipel 
in  verfahren. 

Was  nun  von  andQra  Oertern  weiter  eingckommcn,  solches  wollen 
E.  Ch.  D.  aus  dem  BeiBchlusse  gnäd.  ersehen.  Wobei  denn  wol  das 
Famehmstc  ist,  dass  der  Künig  von  Engeinnd  bereits  aus  ßrabant  weg 
und  nach  Engeland  in  Person  gegangen  sei;  und  dass  wtrs  um  desto 
mehr  glauben,  weiln  es  die  Princese  Royal  gesaget  haben  soll  und 
BODsten  die  Sachen  zu  London  deromaasscn  wunderlich  gestanden, 
dass  man  nicht  ohne  Ursache  eine  grosse  Veränderung  allerorts  ver- 
muthet.  Gewiss  dllnket  uns,  weiln  die  Nation  zu  gross,  zu  wunderbar 
nnd  hart,  Gesetz  und  Gewohnheit  von  viel  tausend  Jahren  königlich, 
alJes  aberall  gar  zu  sehr  getheilet,  das  Parlament  nicht  angenommen 
oder  legitim,  die  alte  Miliz  damit  nicht  einig,  der  Adel  desperat  und 
CS  unmöglich  ist,  eine  so  grosse  und  wunderbare  Nation,  es  sei  aristo- 
cratice,  es  sei  democratice  zu  regieren  und  im  Zaume  zu  halten,  es 
werde  in  gar  kurzem  und  gar  plötzlich ,  da  die  Armee  keinen  neuen 
Protectorem  machet,  oder  doch  endlich  noch  der  König  wieder  hin- 
einkommen, wenn  man  ansiehet,  dass  auch  kein  Protector  bestehen 
küDne  ans  Mangel  der  Geldmittel. 

Gleichwie  nun  dadurcli  eine  gar  grosse  Veränderung  in  allen 
Dingen  verorsachot  werden  dUrfte,  sintcmaln  man  albier  auch  alsdann 
aus  einem  gar  anderen  Tone  singen  wUrde,  su  wäre  zum  höchsten  zu 
wQnschen,  dasa  der  Kßnig  von  Dänemark  inmittelst  beständig  halten 
und  einer  besseren  Zeit  abwarten  könnte. 


Beiliegend  die  gewöhnlichen  Zeitungen  aus  dem  Haag.  Nieu- 
poort schreibt,  wie  gewöhnlich,  so,  als  ob  uicht»  besonderes -in  Eogiaud 
]os  wärei  alle  andern  Schreiben  von  doit  aber  zeigen^  wie  die  Saibcu  im 
höcbsteu  Grad  in  der  Schwebe  stehen.  „Man  saget  anth,  dii&s  xwci 
Quäkers  sich  fürs  Parlament  gepräseutirct,  überlaut  gerul'eu :  Kacho  über 
den  abgelebten  Königl  und  sich  in  demselbiKcti  Momento  erstoihcn." 

Weiman  an  den  Kurfilrsten.     Dat.  Haag  lÖ.  August  1659. 
(praes.  im  Feldlager  bei  Beetlioff  14.  Äug.) 

lAbfall  GelderDS  vou  der  PaciBcatiuns parte!.  Dia  Verhaadluugou  im  Nürdon; 
ilagliclikeit  einer  Bchaellea  Einigung  zwiechen  den  beiden  uordisehen  Königen. 
Haltlosigkeit  des  Ilaoger  Tractates.  CuQfuaion  in  Englaad.  Der  Resideui  de  Uye ) 
zur  Charakter istik  des  Reaideotonwcsens.) 
Die  PaciGcationspartei  treibt  ilir  Wesen  weiter;  seitdem  Herr  v  on  G  e  ii  t  18.  Au^i 
?crreiBt  ist,  bat  Gelderland  begonnen,  sieb  davun  znrUckzuziebeu  —  „wir 
vernehmen  von  guter  Hand,   dass  es   den  lUcli  Peiisintiuriuiu  nierklicb  bo' 


A-nOO»^lc 


2^2  ^'     Bruudeoburg  und  diu  Niudurlitude. 

trübet,  dass  er  Dach  so  vieJeni  Murrcu  und  Schmähen  des  Vulkes  auch  an- 
soheo  iiiUESC,  diis.s  die  gcldiisclic  Provinz,  mit  welcher  siu  l)ishero  gecooelu- 
diret,  sieb  gemälig  vou  ihiu  abzeucht  und  zu  den  ündern  dretca  bcätäudigcn 
Provincicn  lenket".  **■ 

Auf  die  Naebrielitcn  aus  dem  Sund,  ob  Schweden,  oh  Däueinark  den 
Haager  Tractiit  annimmt  oder  uicbt,  wartet  man  mit  Spannung.  Ycrsehie- 
denartigo  Vcrnmthungcn  werden  gemacht;  die  Einen  m.-ilen  aus,  dass 
Schweden,  die  Andern,  dasK  Döncmarli  die  Aonabme  Tcrweigcrn  werde. 

Eb  bleibet  aber  wol  auch  dabei  nieht,  Bondern  es  aeind  nicht 
wenig  filmeliraer  Leute,  welche  es  daf^r  halten,  keines  von  beiden 
wQrde  erfolgen,  sondern  vielnicLr  hätte  man  sich  nicht  unbillig  zu 
versehen,  dass  die  beide  Könige  unter  sich  zusammentreten  und  ex- 
claso  Statu  einen  Frieden  machen  möchten.  Solches  wBrd  ihnen  bei- 
derseits für  der  Posterität  leidlicher  und  in  Ansehung  des  Doininit 
maris  baltici  und  sonst  der  Zölle  und  Reputation  halber  weit  am  für- 
träglichsteu  sein.  Schweden  wttrd  damit  sich  von»  ElbingiBchen  Tractat 
befreien,  Dänemark  von  so  vielen  Schulden  und  Affronten,  England  dürfte 
es  nicht  ungeme  sehen,  weiln  es  doch  nichts  so  sehr  suchen  dürfte, 
als  diesen  Staat  zurückzusetzen.  Und  wo  noch  ichtwas  dag:egen  zu 
bedenken  wäre,  so  möchten  es  die  Alliirte  sein,  uni}  dass  Dänemark 
hiufilro  Schweden  nieht  wflrd  trauen  können  ohne  holländische  Gua- 
rantio.  Man  müsste  aber  dabei  bedenken,  dass  Schweden  fast  in  einem 
Augenblick  Bich  mit  den  Alliiricn  setzen  könnte,  und  dass  Molland  zu 
allen  Zeiten  das  dänische  Interesse  wUrd  am|>Iectiren  mttssen,  wcnn's 
auch  ausser  Verbllndniss ,  ja  auch  wol  gedisgnstiret  wäre  durch  der- 
gleichen Trnetaten. 

■\Vic  nun  solches  alles  aber  nur  tiefe  Resveries  unter  den  für- 
nehmsten  Leuten  sein,  so  wollen  E.  Ch.  D.  gn.  daraus  abnehmen,  da 
die  Humeurs  und  Judicia  dcromaassen  verschieden  seind,  dass  die 
Consilia  publica  nicht  allein  vielen  Verändei-nngen  unterworfen,  sondern 
auch  die  bekannte  Pacilitatorcs  nicht  ausser  mci-klicher  Gefahr  bleibenj 
sonderlich  da  fast  ein  jedweder  die  bishero  geffthrete  Consilia  anfanget 
zu  verfluchen  und  daran  zu  sehen,  wie  weit  der  Estat  von  Gott  und 
Ehre  verfallen,  indem  er  so  vcrtraueten  Freund  schier  wie  ein  Kind, 
wie  einen  prodignm  ohne  Macht,  ohne  Rccbt  hält  und  ti-acliret;  und 
dadurch  nichts  anderes  thut,  als  dass  man  der  Welt  Freundschaft  nud 
Gottes  Segen  mit  Gewalt  von  sieh  abkehret  und  gleichsam  mit  Füssen 

StÖBSCt ! 

DüB  Gci'üuht  erhalt  sich,  dass  der  König  bereits  nach  England  hinüber 
sei;  alles  dort  ist  in  grössier  t'oufusiou;  einige  llafeu,  resp.  KrlegBgchiffo 
haben  sich  für  den  König  erklärt,  de.-^glcicheu  die  i'ro»iuz  Keut. 


,.V^nOO<^IC 


Politische  Unaiclierheit  im  Ilai^.    KnglificheB,    Du  Bjq.    IlSuemurk.     263 

Der  Herr  Nieupoort  meldet  aber  dabei  noch  dieses  Idb  heaon- 
dcre,  da£B  das  Parlament  cini§;e  Glieder  zu  ibm  depiitiret  uiul  mit 
aD|;ewübnlieher  Höfliobkeit  zuvorderat  entecbuldigen  lassen,  dass  um 
der  inländiscben  Desordre  willen  in  puncto  der  Kapereien  annoeh 
kein  eicher  Schlüge  genommen  werden  küuncn;  hernaeli  aber  hätten 
sie  gemeldet,  sie  wären  bericbtet,  es  wären  unter  Tromp  etliche 
Kriegsschiffe  auf  der  flandrischen  Küste,  und  wollten  sie  sich  nichtes 
widriges  2u  ihnen  versehen,  und  was  dergleichen  mehr.  Woraus  man 
ins  gemein  vermutbet,  daas  ihoen  nicht  gar  zu  wol  bei  der  ti^achc  sein 
mDsse;  wozu  denn  auch  dieses  kommt,  dass  sie  diesem  Staat  bei  den 
jetzigen  Conjuncturen  gar  zu  sehr  fügen. 

Der  poluische  KesidcDt  du  Bye  but  neulich  im  Namen  dcsi  Ucrzoi's 
vüu  UoUtein-Oottorp  bei  der  Uenerjilität  ein  Mcuioiru  üliiTgubeu  [dat. 
Hiiag  24.  Juli  ]Gö9|,  worin  Klagen  über  tue  AUiirteii  geführt  wcrJeu,  wäh- 
rend Pule»  doch  selbst  zu  den  AUürten  gehört.  Weimaii  .<ctzt  de  Byc 
darüber  zu  Kcde  —  „und  habe  nach  eiu  uud  auderem  geführten  Disenri^u 
wul  weiters  nicht  TCraehmcn  köniicu,  als  dass  er  Eolchoü  nach  der  Lilter 
des  Kescripti  und  so  weit  abs  frandc  ciiigeriehtet,  weiln  er  von  Polen  übel 
bezahlet  wird,  das«  er  diesen  Dienst  eiuom  solchen  Fürsten  nicht  weigeru 
kouneti,  von  welchem  er  mit  poluiscbeiii  Belieben  Bcistulluiig  und  ziemliebcu 
Vortheil  hat."  Uebrigens  ist  de  üyc  der  Saühe  der  Älliiiten  ganz  wol 
ZDgetban. 


Weinian  an  den  Kurftirstcn.    Dat.  Haag  25.  August  1659. 

|Du8  abkbiieude  Schruibeii  dos  KSuijja  vül  Diinümark.    Angublitli  buvuratulieude 
Iliirvgosuche  tiea  Parlanivuls.] 

lieber  dem  Königl.  dänischen  Schreiben  vom  JI;i'|,'^,  wovon  die  ;i5- Anj;. 
Coi)ia  hiebei  gehet '),  haben  sieh  die  Pacificalorcs  sehr  geärgert,  und 
sagete  der  R.  P-,  es  wäre  pitoyabel  und  ein  elendiges  Werk  dmn; 
denn  je  der  Mann  (sc.der  König)  von  nichts  nilisste  berichtet  sein, 
was  in  seinen  Sachen  fOrgegangen,  in  Beti-acbt  dass  so  gar  viele  und 
zumal  unerfindliche  Errores  darin  vorhanden  wären. 

Aus  England  will,  jedoch  ohne  grossen  Grund,  verlaufen,  dass 
das  Parlament  eine  ansehendlicbe  Gesandtschatt  biebin  abkommen  und 
um  Assistenz,  sonderlich  aber  um  eine  considerabilc  Anleihe  Geldes, 
werd  sprechen  lassen. 

':  Mieeivu  van  doa  Kooiug  vau  ücaeuarckeu  auo  du  Hvoruii  Sluti'ri  Ueneraul 
<l«r  Vflreeoictkd»  NaderlanduD.  Guduti^url  duu  31  Jalii  16&'^.  Uudu  älijl.  MÜt'LlX. 
6pp.4*.  —  Uaroacli  bei  Aitzema  IV.  KWH'. 


^aovGoOt^lc 


234  ^-     Brandenburg  und  diu  Nioderlande. 

Weimaii  an  den  KnrfUrateii.    Dat.  Amsterdam  30.  Aug.  1659. 

(Krisis  in  UDgland.    Die  Kurfüreiio  uud  dio  oraaische  Familiu  io  Amsterdam  ) 
'.  Aug.         Dn  im  Haag  jetzt  wenig  za  Tcreäumen  ist,  habe  er  sicli  ;inf  Gutfiuden 
der  Kurfürstin  Iricher  begeben,  nm  zuzuseheu,  wie  dieselbe  bei  ihrer  Anwe- 
senheit iu  Amsterdam  aurgenommen  wird  etc. 

Diibei  Zcitungsbcri<;ht  id.  dut.  Immer  drolicudcre  Niichrirht<.-n  aus 
lüngbind;  die  ganze  iiretbytcnuuiscbc  Partei  ist  jetzt  für  den  König;  den 
Parlamt'otsgliedcrn  wiid  es  unheimliih,  viele  machen  steh  ans  dem  Staube. 
Es  kumniC  alles  :iu  auf  den  Erfolg,  deu  Lord  Lambert  davon  trägt,  der 
vom  I'ailameiit  abgcsüiidt  iäl,  die  Stadt  ehester  zu  belagern  und  den  Auf- 
stand dort  zu  dämpfen.  Misslingt  seine  Expedition,  so  wird  die  Revolution 
wol  allgemein  werden  „dem  Könige  zum  besten".  Uliickt  sie,  ,eo  dürfte 
ea  einen  neuen  l'rotectorem  geben  uud  die  köuigliche  Hoffnung  noch  eine 
gute   Weile  zurüek  geh  alten  werden", 

„Alhle  wird  f.  Ch.  O.  und  das  ganze  IIuus  vou  Oranlen  über  die  Maasse 
köutlieh,  ja  nicht  anders  als  königlich  gctrautiret  and  solches  mit  solcher 
Affeetiun  für  Oranje  und  Kraudenburg,  dass  es  mehr  einem.  Wunderwerk 
nls  der  Zeiten  Beschaffenheit  ähnlich  erliiene.  I.  Cb.  D.  die  Churfürstin 
gedachte  heute  aufzubrerlien;  man  will  es  alter  keines  Weges  gesehehen 
lassen,  also  dass  der  Aufbruch  bis  künftigen  Montog  den  2.  Sept.  verschoben 
worden." 


Zeitung  uu»  Amslerdum  .  .  Sept.  11)09.     (Weimau.) 
BesL'hreibuug  der  Abschicdsfeierlichkeitcu  zu  Ehren  der  abreisenden  Kur- 
fürstin. 

Alles  steht  jetzt  darauf,  ob  Schweden  die  Tractateu  annimmt,  und  ob 
es  Lambert  in  England  gelingt,  die  royalistische  Partei  zu  ruiniren  — 
entweder  König  Karl,  oder  Piotector  Lambert. 

„liier  Kcind  zu  40  ad  5Ü  Nortsfahver  glücklich  angekommen ,  und  hat 
die  hiesige  westinüi^clie  C'ompagnie  dem  Herzogen  in  Curland  nnnmebro 
auch  sein  iu  Uuincu  habendes  letztes  Fort  dolosc  weggenommen." 

Der  Kurflirst  aii  Weimaii.    Dat  Hauptquartier  RellinghauBen 
28.  Aug.  1659. 

[Nenus  ächreibcn  an  diu  Geuerul Staaten  mit  Mahnung  Eum  Handeln ;  die  uiedur- 
ländiecho  Flotte;  Oiidani  uod  Uiiyter.  Intercipirlo  Briefe  des  äcliwedenkÖniKs,] 
'-lit.  Saclulem  der  Köuig  vou  Schweden  die  Fricdcnstractaten  einzu- 
gelicn  plftt  refllsirct,  auch  die  Htaatisehen  Gesandten  dcshalben  gar 
hoch  affrontirct,  so  habet)  Wir  der  Nolhdnrft  zu  sein  erachtet,  an  die 
Herren  Generalstaaten  einliegeudes  Originalsebreibcn  [nebet  Copiej  ab- 
zugeben, welches  Ihr  dencnsclhcn  insinuJren  und  sie  aufs  inständigste 
anmahnen  werdet,  dass  sie  ihren  so  vielfältig  wiederholten  Verspre- 
cbeu    uud   hohen  Versicherungen,   so  sie  desfalls  getbau,  nunmehro 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


Aus  F.ngUnd.     Neue  Mahnung  KD  di«  GcmTulsUatea.  265 

Dachkommen  .  .  .  wollten.  Worzu  dann  <tas  einzige  Mittel  übrig, 
dass  sie  ihre  Flotte  nicht  länger  stille  liegen  lassen,  sondern  derselben 
Ordre  ertheilen  möchten,  damit  sie  wiederum  ehestes  Tages  agiren 
sollte. 

Im  Fall  Ihr  auch,  wUler  alles  Verhoffen,  vernehmet,  dass  sie 
etwa  die  Flotte  gar  avociren  wollten,  so  habt  Ihr  mit  allen  hierzu 
dienlichen  Remonstrationen  solches  zu  divertiren.  Wfir  es  aber,  dass 
sie  ja  ein  Theil<  derselben  zurEtckfordcni  wollten,  so  habt  Ihr  Euch  zu 
bem&hen,  dass  Ihr  es  dergestalt  verniittelt,  damit  Opdam  abgefordert, 
de  Ruyter  aber  daselbst  zu  agiren  gelassen  werden  möchte. 

Hierbei  Copicn  einiger  intercipirter  Schreiben  des  Königs  von  Schweden 
ZD  geeigneter  Verwendung  im  Haag,    (fehlen.) 


Der  Kurfllrst  au  die  GeneraUtaateu.    Dat.  Hauptquartier 
Kellinghauseu  28.  Aug.  1659.     (conc.  Scliweriu.) 

jNbqb  HahoQDg,  Qacbdem  Scbweden  den  Eloager  Tractat  e  Drück  gewiesen.] 
Wir  zweifeln  nicht,  E.  H.  M.  werden  aus  Unseren  vom  26.  Mai  7.  Sept. 
und  26.  Juli  an  Sie  abgelassenen  Schreiben,  wie  aach  von  Unseren  im 
Raage  subsistirenden  Ministris  Unsere  bei  gegenwärtigen  Gonjanctarea 
mit  denen  vorhabenden  Particulartractaten  wolmcincnde  Gedanken 
gnugsam  vernommen  haben.  Wiewol  Uns  nun  vorgekommen,  als  sei 
es  von  E.  H.  M.  angleich  aufgenommen  worden,  dass  Wir  die  vorge- 
twesene  Tractaten  nicht  vor  das  rechte  Mittel  urtheilcn  wollen,  wodurch 
ein  bestindiger  Friede  zwischen  den  nordischen  Kronen  und  was  da- 
von dependiret,  erbalten  werden  könnte,  so  halten  Wir  Uns  dennoch 
versichert,  dass  E.  U.  M.  keine  andere  Opinion  von  Uns  haben  können, 
denn  dass  Wir,  der  zwischen  Uns  so  fest  verbundenen  getreuen  auf- 
rechten Freundschaft  nach,  nichts  anders  als  was  sich  in  der  Wahrheit 
also  verhält  und  auf  gutem  Fundament  beruhet,  vorstellen  werden,  und 
wissen  gar  wol ,  woher  dergleichen  Intei-pretationes  rühren ;  ge- 
stalt  denn  E.  H.  M.  nunmehr  in  der  That  werden  erfahren  haben, 
dass  Unsere  wegen  der  daselbst  vorgeweseneu  Tractaten  gethane 
Erinnerungen  nicht  ohne  Clrund  gewesen  und  aus  getreuer  nachbar- 
licher Freundschaft  hergeflossen;  indem  E.  H.  M.  zwctfelfrei  nunmehr 
bekannt  gemachet  sein  wird,  dass  der  König  von  Schweden  an  nichts 
weniger,  denn  an  einen  Frieden  (ohngcachtct  derselbe  aufs  allervor- 
theühafteste  vor  ihm  bedungen)  gedenket,  im  Fall  nicht  alles  zugleich 
darunter  begriffen,  was  zu  einem  absoluten  Dominat  gehöret. 

Dann  ob  zwar  auch  von  glaubwürdigen  Personen  anbero  berichtet  - 


Aj.OOt^lc 


2gg  L    Bruiidenburg  und  die  Niederlande. 

worden,  welchergestalt  liocligedachtcr  Künig  von  Scliweden  E,  H.  M. 
Geeandten  wider  aller  Völker  Recht  gar  scbimpfUch  und  indigne  trac- 
tirct,  auch  sieb  gegen  dieselbe  gewsUtbätiger  Bedräuungen  TeraehmeD 
lasBcn,  80  können  Wir  doch  niinnierniebr  glauben,  daas  derselbe  sich 
so  weit  sollte  haben  empoi-tiren  lassen,  einen  so  mächtigen  Staat,  der 
nun  bei  einem  ganzen  Saeeulo  so  viel  glorwtlrdigste  Tbaten  getban 
und  ihre  Reputation  aufs  höchste  gebracht,  solches  auch  um  die  Krön 
Schweden,  zumal  bei  diesem  letzten  Haagischen  Tractat,  gar  nicht 
meritiret,  dergestalt  zu  lacessiren  und  zu  offendireu.  Allein  dieses  at 
gar  gewiss,  dass  er  die  von  E.  H.  M.  offerirte  Tractaten,  wobei  sieh 
doch  nicmands  besser  als  die  Krön  Schweden  wttrde  befunden  haben, 
so  ganz  pint  refusirct,  dass  keine  Gedanken  mehr  darauf  zu  machen. 

Ersuchen  demnach  E.  H.  M.  frenndnachbarlich ,  Hie  wollen  nicht 
allein  zu  Conscrvirung  Ihrer  hohen  Reputation,  sondern  auch  zu  Main- 
tcnirung  Ihres  eigenes  Interesse  eine  solche  Resolution  ergreifen,  damit 
(iero  kostbare  Flotten  nicht  länger  mUssig  liegen,  sondern  dae  Werk 
nunmehr  mit  Ernst  und  Nachdruck  angreifen  roSgen. 

E.  11.  M.  werden  hierinnen  so  viel  weniger  Bedenken  tragen,  weil 
Sie  auch  vcimöge  des  Haagischen  Tractats  sich  darzu  verbunden,  auch 
sowol  dem  Könige  von  Dänemark  als  Uns  diese  Versicherung  gegeben, 
dass,  sobald  nur  der  König  von  Schweden  diese  Friedenshandlung 
ausschlagen  wttrde,  Sic  zu  wirklicher  Action  und  Rettung  des  höchetged. 
Königs  vou  Dänemark  treten  wollten. 

E.  H.  M.  wollen  sieh  versichert  halten,  dass  Sic  auf  diese  Weise  • 
den  so  liochnötigen  und  von  allen  Allürten  höchst  desiderirten  und 
gewünschten  allgemeinen  Frieden,  vermittels  göttlicher  Gnade  und 
■Beistand,  einzig  und  allein  befördern  und  vermittelo  werden. 


Jüh.  Copcs  an  den  KurfUrateii.    Dat.  Haag  ''^s",Ü:  1659. 

lAdmirul  Updjiii's   ItKUionstriiliunCD;   Aitistcrdam'a    OegäQcrkliimngCD.     Die    Ge- 

eandlen  ia  Koiieohngeu.) 

t.         Der  Lieutcnant-Admiral  Wassenaer  bezeuget  bei  seinen  jüngaten 

Schreiben,  dass  er  wol  nach  Hollami  zu  kehren  begehret,   weiln  er 

die  Lilirtcning  der  Gemeine,  wie  auch  etlichen  der  Regenten  Tadclen 

nicht  entgehen  könne;  jedoch  sollte  ihn  dergleichen  Geschwätz,  wie 

ers  nennet,  nicht  irre  machen  oder  von  seiner  Schuldigkeit  abhalten. 

Dieses  letztes  nun  hat  die  Stadt  Amsterdam  Abel  ufgenommen  and 

in  pleno  ihrer  Versammlung  doliiret,  dass  er  in  vielem  in  sein  Dertur 

manquiret  habe;  und  ist  diese  Klage  so  weit  gegangen,  dass  man  bis 

lil  Articulos  wider  ihn  ufgesetzt .  .  .    Wiewol  andere  es  dafür  halten, 

i:q,t7r.d   .,*^-.00<^IC 


Dia  AbluhDUDg  dcB  Huugur  TroctitUs  durch  Schwudfu,  ^  267 

dags,  weiln  die  Sachen  dort  gi>  Uhcl  ausgeschlagen,  man  nun  alle 
Sebuld  diesem  ufblirden  wolle. 

Die  M«diatoreu,  „oder  vielmehr  Arbitri"  aan  Kopenhagen  schreiben, 
tiase  sie  SOO  Soldaten,  die  m;in  üchon  uns  Kopetjhageu  zu  Schiff  gebracht, 
wiudcr  zurückgeschickt;  trotz  dem  DrüDgeu  der  ciigliächcn  DevollmäcUtigtcn, 
die  durauf  drangen,  hätten  sie  sich  nicht  ciiUchlicssou  köuucu,  eiuo»  Tbeil 
der  Flotte  zuniekziisi'hickeu. 

Weiman  an  den  Knrfllrsten.     Dat  Haag  7.  Sept.  1659. 

(NachriuhloD  aus  dem  Sudi];  tichweden  unlBchiedce  im  Verwerfen  des  Huager 
Vortrags.  Peinliche  ätiniuuug  durüber  iu  Holland;  die  rechte  Zeit  gegen 
Schweden  versüuuit.  Düuotnark  wird  neue  ITüfrLuiig  gegeben;  man  rellectirt  auf 
die  brandeubnrsiacha  CaTalleric.  Nene  Bealätigiing  der  Ihirturickigkeit  Karl 
Gustav 's-] 

Mit  der  letzten  Post  stud  Nachrichten  von  den  Staatiseben  Depuürten  7.  Supt. 
eingetroffen;  der  König  von  Dänemark  hatte  sich  bereit:«  am  '2i.  Aug.  st.  n. 
zu  Parti culartractaten  herbeigelns.seii;  der  König  von  Schweden  dagegen 
war  bei  seiner  Meinung  geblieben  und  wollte  ^ich  au  die  Uaagcr  lJeäehlU»!-e 
nicht  kehren.  .\m  "28.  Aug.  st.  n.  sollte  von  den  Depiitineii  der  drei  Mächte 
iioi'h  ein  Versuch  bei  ihm  gemacht  werden;  inde^i^  sah  man  den  gleichen 
Erfolg  voraus. 

Dieses  Missglücken  des  Planes  erregt  in  Holl;iud  sehr  peiuliche  Empfin- 
duDgcD  — 

da  man  siehet,  dass  es  per  uaturam  uumöglicli  ist,  wu  E.  Cli.  D.  Qiclit 
gnugsame  Cayallerci  dazu  hergeben  uud  Itbcrgehcn  lassen  wollen,  zu 
seinem  Ziele  zu  gelangen;  Ja,  weiln  die  rechte  Zeit  vcratricheu  uud 
sich  Schwedea  an  allen  Oerteru  doromaassen  verstärket,  das»  man 
eine  Überaus  lange  Zeit  wird  haben  mUsseu,  ehe  man  alles  mit  Gewalt 
wird  recuperiren  können,  dass  es  gar  zweifelhaft,  wenn  auch  E.  Cii.  D. 
wollten  hinübergehen,  dass  man  sie  aus  ihren  Nesten  wUrd  vertreiben 
ki)nnen.  — 

Und  ists  eben  aus  solchem  Gmnde,  dass  man  schier  nicht  weiss, 
wo  man  sieh  fainkchren  soll,  und  dass  man  iu  Holland  in  den  Mei- 
Dungen  gar  diserepant  gewesen,  alu  mau  am  verwichenen  Sonnabeud 
dieses  Work  in  eventnni  zur  Berathschlagung  gezogen  .  .  .  Einige  von 
Holland  seind  bereits  heute  bei  dem  dilnisclien  liesidcnteu  gewesen 
und  haben  unter  vielen  anderen  Contcstationen  .  .  .  begehret  zu  ver- 
nehmen, ob  er  auch  gnugsam  geiustruirot  wilre,  mit  ihnen  über  ein 
und  ander  Sachen  in  Gonferenz  zu  treten;  bevorab,  ob  er  auch  wilsHte, 
was  und  wie  viel  man  wo)  gegen  die  winterliche  Zeit  an  Speisseu, 
Holz  und  Kleidung  itlr  die  Stadt  Copenhagen,  auch  sonst  Haber,  Heu, 
Fahrzeug  für  die  CLurhraudonburgische  Cavallerei  wlinl  nötig  haben; 
mit  Begehren,  wo  er  deswegen  nicht  gnugsam  gciuötrujrct  wiire,  dass 


Aj.oo»^Ic 


268  1'     BruDdüuburg  und  die  Niederlande. 

er  deswegen  ungesäumet  nach  Hofe  Bcbreiben  und  gungsatnea  Befehl 
und  Ordre  drauf  cinliolen  möchte. 

Und  hat  er  darauf  geantwortet,  in  specie  wäre  er  deswegen  zwam 
niclit  beordert;  wciln  aber  der  Uebersehlag  leicht  zu  machen,  und  keine 
Zeit  mtlBsto  verabsäumet  werden,  so  däuehte  ihnie,  er  hätte  wol  an 
a.  Kön.  Maj.  zu  schreiben;  hie  aber  würde  man  am  sichersten  und 
besten  thun,  wenn  man  sich  damit  nicht  lange  aufhielte,  sondern  zum 
Werke  selbst  schritte  und  die  wirkliche  Mittel  verBchaffcte;  und  wollte 
er  nicht  zweifeln,  seinem  Könige  würde  nicht  unangenehm  sein,  wenn 
man  Sie  nur  in  solchen  Sachen  nit  viel  fragete. 

Sogleich  in  diesem  puncto  vernehmen  wir  auch,  inniaasscn  uns 
es  der  Herr  Acidalius  zu  grossem  unserm  Vcrgnitgen  und  Vortheil 
schreibet,  dass  Schweden  gänzlich  opiniastrire,  so  gar  auch,  dass  I. 
Maj.  dieses.  Staats  Deputates  nicht  allein  ziemlich  hart  tractiret,  son- 
dern auch  als  legatos  hostium  von  der  Mediation  gänzlich  ausge- 
schlossen. Welches  alles  denn  zwar  bei  männigliclien  vor  eine  gene- 
röse und  rechtmässige  Äction  wird  gedeutet  werden,  gar  gewiss  aber 
bei  vielen  eine  erschreckliche  Confusion  wird  gebären. 

Zeitung  aus  dem  Haag.  —  Das  Volk  murret  gar  sehr  gegen  die 
ßegetiteii  und  srhciiiets,  da  man  sich  selbst  gedenket  weiss  zu  bienoea, 
dass  der  abaerite  Admiral  darum  desto  mebr  leiden  düri'te.  — 

Moni«,  de  Thou  lauft  auiioch  gar  sebi-  herum;  wenn  mau  aber  saget, 
dum  er  von  seiiicui  Könige  einen  xiemliehcu  Verweis  bekommen  wegen  der 
Haagischc»  Traetaten  und  soneteu  Mr.  Treslon')  in  Däuemarken  sieb 
gauzlicb  entzeucht  and  für  Schweden  streitet,  so  ist  man  athi«  mit  ihneo 
nllcn  nicht  gar  wol  zufrieden. 

Weimaii  an  den  Kurfürsten.    Dat  Haag  12.  Sept.  1659. 

[Aufre),niQg  im  Uoag  über  dio  EntscbtioBsnag  des  Königs  von  Schweden.  Um- 
sehlag  der  Stimmung  geguu  ilia;  nucb  iu  England.  Vorbereitung  zu  ueueu  Moaai- 
regeln.  Spanisclie  Subsidieu  für  Dänemark.  Kngluud  will  aein«  Bund  von  Scliwe- 
den  abziehen;  wunecht  eine  brandenbargische  Gesandtschaft.  Die  Holländer 
wünschen  die  Cavalterie  der  Verbündeten  nnn  nach  Seeland  libersasetEcn.  Wei* 
uiaue  dreifucbe  Propositian;  er  will  den  mittleren  Weg  bis  auf  Instruction  inae- 
huKcn.     HiePacificationspartei  ancb  jetzt  noch  nicht  gebessert.] 

SepL         Indeme  der  König  von  Schweden  bis  auf  den  30.  Aug.  st.  n.  un- 
vermuthlich  hart  opiniastriret,  die  englische  und  nicderläadische  Mi-' 

')  D.h.  der  Chevalier  do  Tortou,  frauEÜsisvher  üesandter  auf  dem  uordi- 
schun  Kriegsschauplatz-,  vgl.  aeine  Memoiron.  In  eiuum  Convolut  des  Berliner 
Geh.  Staatsarchiv  es,  welches  aurgefaugenu  Bricrscharten  aus  den  Jahren  des  nor- 
diseben  Krieges  enthalt,  Üudct  sieb  auch  eine  Anzahl  ven  Briefen  Terluns  au 


A-nOO<^IC 


Die  Ab|i>bi)iiiig  (Icb  Haagcr  Trnctatc?  dnrcb  Schweden.  269 

Distros  zamftl  indigne  behandelt,  die  Kaagische  Cnnvcnta  mit  einer 
harlnSckiger  Bc&tfindigkeit  unver9Dderlich  verworfen  und  solclies  mit 
hüehHter  Confusion  hiehin  berichtet  worden  int:  so  ist'»  kaum  7.u 
beecbreiben,  was  Alteration  soiehes  alhie  bei  klein  nnd  gross  verur- 
sachet, sonderlich  aber  denen,  die  ihre  Rechnung  so  Übel  gemacliet 
und  eich  mit  unerhörter  Prasumption  unternahmen,  Könige  zu  zwin- 
gen, ehe  sie  einmal  gedacht,  dass  Bolches  unnii)g1ich  sein  würde  ohne 
die  Hölfe  derjenigen,  welche  man  bei  so  ungeregelten  Tracfaten  so 
uneraartetcr  Dinge  verworfen,  zum  wenigsten  zur  Seite  gesclzet  und 
mesprisiren  wollen. 

Hierauf  fanget  nun  der  alter  Eifer  wieder  au,  und  will  man  nun- 
mehr alles  tbun  gegen  einen  unversetzlichcn  (sie)  König.  Holland  hat 
endlich  darunter  sieb  nach  reifer  Deliberation  am  ersten  erkläret  und 
es  darauf  gestern  und  heute  dahin  bei  der  Generalität  gebraebt,  das» 
resolviret  worden,  man  solle,  wo  es  annoch  nicht  ohne  das  gescbfibe, 
die  Flotte  allerseits  aufs  kräftigste  gegen  Schweden  agiren,  Copenhagen 
auf  eine  lange  Zeit  von  alles  versehen,  E.  Ch.  D.  Völker  hintiberholen 
lassen  und  darunter  nicht  allein  Engeland,  sondern  auch  Frankreich 
engagiren,  und  also  an  allen  Orten  alles  tbun,  was  nur  einiger  Maaosen 
bedacht  werden  könne,  um  einen  so  barten  Feind  zur  Raison  zu 
bringen. 

Herr  Downing  eifert  gleich  hoch;  Herr  Nieupoort  schreibt 
ans  England,  dass  das' Parlament,  auch  nach  erhaltener  Victorie,  feste 
bleibe  und  solches  den  schwedischen  Ministiis  rund  ausgesaget;  wes- 
wegen man  denn  niclit  zweifelt,  wo  Schweden  .  .  .  geopiniastriret  bis 
nach  Esspiration  des  Termini,  es  sei  die  Feindschaft  bereits  wirklich 
wieder  angefangen,  und  würde  mau  also  mit  der  Zeit  noch  was  gu- 
tes zu  erwarten  haben  fDr  das  gemeine  Wesen. 

Morgen  wird  man  mit  dem  Ratlie  von  Staaten  Über  dem  modo 
eiequendi  in  Deliberation  treten,  und  will  man  nicht  allein  zu  Am- 
sterdam zum  Magazin  alles  fertig  machen,  sondern  auch  die  heimliche 
Anstalt  tbun,  dass  200,000  Rth.  gegen  solche  Versicherung,  als  Depu- 
tali  zu  Copenhagen  werden  feste  stellen,  (wobei  ungezwcifelt  auf  OlUek- 
stftdt  nocinnalen  wird  gezielet  werden)  I.  Maj.  zu  Dänemark  mögen 
fQrgesetzet  werden.  Den  von  Opdam  lasset  man  zurUckekommen, 
und  ist  beute  im  Quartier  des  Ambassadeurs  von  Frankreich  (der  den- 
noch nit  weiter  gehet,  als  dass  er  alles  anhöret)  zwischen  dem  Herrn 
Downing  und  den-  Commissariis  dieses  Staates  verglichen  worden,  • 
dass  man  zu  beiden  Tbeilen  ein  gewisses  Theil  Si'bifTe  revociren  möge '), 

■)  Secrcte  Rosolal.  It.  120 ff- 


Aj.oo»^Ic 


2'7Q  L     Urandeiiburg  und  ilio  Ni«derlmid,o, 

worüber  denn  die  Generalität  ihren  Leuten  im  Sonde  gemeBsenen  Be- 
febl  zugescliieket  und  in  speeie  angezogen,  sie  hielten»  daflir,  es  wilrd 
die  Zahl  nicht  llher  20  laufen,  Kudem  darauf  gesehen  werden  mUasen, 
dage  man  von  dieses  Staate  wegen  daselbst  alle  Zeit  am  stärksten 
bleiben  möchte. 

Herr  Charisius  saget  uns  dabei,  daes  er  aus  Spanien  Zeitung 
bekommen,  man  wolle  daselbst  seinem  Könige  ein  Subsidium  von 
100,(K)Rth.  zufertigen. 

Und  da  uns  gestert  der  Herr  Downing  von  des  Parlaments 
Victoric  Comniunication  getban  und  wir  heute  darauf  die  Complimen- 
ten  abgeleget,  so  sagetc  er  abermaln,  sie  würden  Schweden  nicht  weiter 
helfen  und,  da  sie  sonst  vom  rechten  Weg  abgewichen,  einen  andern 
Gang  halten  .  .  .  Erbot  sieh  hüchlicb  fUr  E-  Ch.  D.  und  trieb  aber- 
malen darauf,  man  niOclite  doch  nach  Engeland  schicken,  mit  Vcr- 
fliclierung,  da.ss  E.  Ch.  D.  für  allen  daselbst  viele  Affection  finden 
würden. 

Der  Rath  Pensionarius  hat  mit  uns  gerodet,  der  von  Beunin- 
gen  desgleichen,  Holland  selbst  hat  sich  darüber  nit  wenig  beküm- 
mert, wie  und  auf  was  Maassc  man's  dahin  bringen  möclitc,  dass  E. 
Ch.  D.  oder  die  Allürte  ihre  Cavallerie  möchten  borleilien  und  hinüber- 
gehen las-sen  .  .  .  Wir  haben  uns  bis  anhero  immer  noch  zurückge- 
halten und  nur  von  weitem  gezeiget,  dass  E.  Ch,  D,  gerne  alles  thun 
wollten,  um  sie  fUr  der  Zeit  nicht  verzagt  zu  machen.  Wir  haben 
solches  alles  auch  mit  Gutfinden  des  HeiTu  Fricquet  getban  und  ... 
endlich  uns  fUrgenommen,  morgen  Audienz  zu  suchen  und  dieses  Werk 
eigentlich  zu  cntamiron  .  .  .  worauf  denn  ungezweifelt  erfolgen  wird, 
dass  man  mit  uns  wird  in  Conferenz  kommen  wollen,  gestalt  zu  ver- 
nelimen,  wie  und  auf  was  Mansse  E.  Ch.  D.  gemeinet,  die  Truppes 
folgen  zu  lassen.  Sie  ihres  Theils  seind  genugsam  fiberzeuget,  dass 
sie  entweder  an  Schweden  den  Sond  lassen,  oder  sich  der  Alliirten 
werden  gebrauchen  müssen,  und  dass  ihnen  sonst  kein  Mittel  in  der 
Welt  übrig  sei. 

Wenn  wir  dennoch  aber  darunter  E.  Ch.  D.  eigentliche  Willens- 
meinung  nicht  wissen  und  es  für  gar  beschwerlich  achten,  darunter 
zu  hazardiren  und  nach  eigenem  Gutdünken  zu  verfahren  —  indem  in 
effectu  drei  Wcgo  voratehen,  die  E.  Ch.  D.  nebst  dero  hohen  Alliirten 
würden  eingehen  können,  als  nämlich: 

])  dass  man  die  Völker  hergilbe  ohne  Condition  und  Handlung 
und  also  alles  an  die  Zeit  und  die  Discretion  dieser  Leute  stellete  — 
welches  denn  nicht  wenig  bcdenklich;- 


^düvGoot^lc 


_  Nene  Lage  nach  SchnedeoB  Ablelmang.     ^  271 

2)  daag  man  darunter  was  bedeckt  und  fUrsicIitig  ginge,  inrlem 
man  niebt  nlsfortens  die  Völker,  sondern  nur  die  Hoffnung  dazu  gäbe 
und  die  Parten  iumittelst  dcBto  mehr  an  einander  waclisen  liesse  und 

3)  dass  man  sie  nicht  gäbe,  sondern  weigerte  und  mit  Schweden 
tractiretc,  geetalt  sieh  nach  dein  Exempel  dieses  Staates  ante  omnes 
selbst  zu  salviren  und  diejenige  mit  Dänemark  allein  baden  zu  lassen, 
welche  ilires  TheÜH  erat  eowol  Dänemark  als  die  Alliirten  dran  ge- 
geben und  so  liederlich  abandonuirct ;  retteten  sie  Dänemark,  so  wäre 
solches  m&nniglirh  zum  besten  und  also  der  Friede  gcneral;  wo  nicht, 
den  Alliirten  nicht  zu  verdenken,  dass  sie  für  sich  gcsorgct  und  das 
Qhrige  der  Zeit  zu  rcmcdiircn  aiihcimgcstcllet,  sunderlich  da  sie  ge- 
sehen, dass  diese  Leute  es  respectu  Polen  auf  eine  solche  Mansse  zu- 
vnrhin  mit  ihnen  vorgehabt  und  es  sehr  eonsidcrabcl,  ob  die  Alliirte 
nielir  als  diese  Leute  und  England  würden  verlieren,  wenn  Schwe- 
llen sieh  Hber  den  Sond  MeiHter  niaebctc;  gewiss  würd  Holland  nud 
England  damit  ins  künftig  so  viel  zu  thnn  bekommen,  dass  wir  un- 
sere Ortes  desto  eher  niüchleu  in  liuhe  sein;  zu  dem  könnte  man  vor- 
theilhafte  Conditiones  dabei  sti|)uliren,  durnntibus  tracfatibus  Pommern 
gewinnen  und  sich  also  durch  solche  und  dergleichen  Wege  hesser 
als  durch  die  dänische  betrUglichc  Kriege  salviren;  und  was  der- 
gleichen mehr  billig  in  Considcration  kommet :  so  stehen  wir  an,  niebt 
wissend,  wo  wir  uns  hin  kehren  sollen. 

Das  erste  Mittel  ist  gar  zu  unsicher  und  würd  dahin  gedeihen 
können,  dass  das  Volk  verloren  ginge  uud  damit  nielites  ausgerichtet 
tvQrd,  als  dass  man  diesen  Leuten  hUlfc  auswirken,  was  sie  so  un- 
billiger Weise  gegen  die  Allürten  selbst  angefangen. 

Das  dritte  wäre  vielleiebt  auch  vorbcizugehn,  weiln  es  viele 
nachdenklich 0  Dinge  mit  sich  echlepfet,  welche,  nisi  in  extremis,  bil- 
lig (nichtj  gehazardirct  werden,  und  wissen  uns  darin  auch  niclit  aller- 
dings zu  linden. 

Also  dass  wir  sehen,  wo  man  sich  des  ersten  bediente,  dass  es 
Societas  Icouina  sein  wUrd;  und  da  man  das  dritte  amplectirte,  dass 
es  zn  alleu  Seiten,  wie  verantwortlich  es  auch  es  alieno  escmplo  et 
facto  sein  möchte,  hart  und  gefährlich  sclieinen  dürfte. 

So  sind  wir  der  Meinung,  wir  wollen  uns  des  zweiten  bis  daran, 
dass  uns  E.  Ch.  D.  werden  Ihres  Willens  Meinung  haben  zukommen 
lüHscn,  mit  aller  Circumspeetion  und  Fdrslcbtigkeit  zu  gebrauehea 
suchen. 

Und  können  wir  dabei  nicht  bergen,  dass  es  allerorts  mit  Hän- 
den und  Füssen   gleichsam   bcrrurbrieht ,    wo   diese  Pacilicationsleute 


A-nOO»^lc 


272  '    '-    BroudODbarg  and  die  Niederlande. 

nur  nocli  einigcrmaasscii,  und  wann  ee  auch  ist,  zum  Frieden  kommen 
künnen,  dass  sie  immer  fort  noch  scIilieEsen  und  mit  Zurücksetzung 
aller  andern,  aus  Ful-clrt  der  Miliz,  damit  vcrfabren  werden.  Zu  ge- 
Bchweigen,  dase  man  ohne  das  nicht  versichert  ist,  ob  Engeland,  wie 
sehr  es  auch  nunmehr  )trotestiret,  zuletzt  beständig  bleiben  und  halten 
werde.  — 

Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  15.  Sept.  16B9. 

[Audienz  bei  ileo  rieneral Staaten.  Neae  Nachrichten  ans  dem  Sand ;  die  eng- 
lische Flotte  nach  Haus  geflegelt;  die  Ilolländer  zum  An^^iBT  nuf  die  Schnedeo 
bereit.   Der  ßrnch  vor  der  Thür.   Fricquet.    Vorbereitungen  anr  Verproviantirnng 

von   Kopenhagen.] 

'i.  Sept.  ^'ir  haben  ani  13teu  in  publice  Audienz  erhalten  und  gepropo- 
niret,  allermaassen  £.  Cli.  D.  aus  der  Beilage  gnSd.  ersehen  werden'). 
Unsere  Rede  war  in  ihr  seihst  viel  nachdrücklicher  und  mit  mehrer 
Weitläufigkeit  auf  die  ßewandtniss  der "  gegenwärtigen  Conjmicturen 
gerichtet;  uiid  war  alles  nicht  allein  mcht  unangenehm,  sondern  man 
wDnscbete  E.  Ch.  D.  anch  bei  der  Antwort  Glück  und  Wolergehen  zu 
der  pommerBchen  Expedition.  — 

Wenn  nun  aber  die  endliche  Zeitung  aus  dem  Sonde  fUr  wenig 
Stunden  eingekommen  und  man  daraus  ersehen,  dass  alles  mit  grosser 
Confusion  und  Uneinigkeit  zerschlagen  und  der  Herr  Montagu  auf 
eine  zumal  unerwartete  Weise  mit  den  meisten  englischen  Schiffen 
davon  gegangen,  die  holländische  Deputirte  aber  ihren  Leuten,  son- 
derlich dem  de  Rliyter,  Ordre  ertheilet,  feindlich  zu  agiren  und  die 
schwedische  Schiffe  im  Sonde  anzugreifen  und  zu  ruiniren,  and  was 
dergleichen  mehr  hieliin  geschrieben  worden,  woraus  nichts  anders  ab- 
zunehmen, als  dass  Schweden  bereits  fUr  refusant  erkläret  worden, 
dahero  wenig  Hoffnung  Übrig  ist,  dass  die  Sachen  sollten  wieder  zu 
Recht  bracht  werden  können  ohne  eine  rechtschaffene  Rupture:  so 
werden  wir  nicht  länger  traisniren,  sondern  mit  aller  Sorgfalt  zusehen, 
was  wir  bei  so  bewandten  Sachen  zur  Handlung  kommen  and,  wo 
es  möglich,  eines  oder  anders  zu  gutem  Schlüsse  bringen  mBgen. 

Zuvorderst  ist  die  mefarerwähnte  Resolution  vom  12ten  dieses 
bereits  weg  und  die  Ruptur  damit  mehr  als  gnugsam  geentamiret  — 

Mit  dem  Herrn  Fricquet  gehen  wir  darunter  mit  grosser  Ein- 
mUthigkeit,  und  wie  er  alle  Tage  mehr  und  mehr  selber  siebet,  dass 
alhie  die  Sachen  noch  gar  zu  unreife  sein  zu  bcsondern  öetreichisehen 

')  In  dieser  Aadienz  wurde  das  Schreiben  des  Kurfürsten  an  die  General- 
elaolen  {oben  p.  26f>f.)  üborgeben.  Die  boiliegonde  Rede  Weiman's  entspricht 
inhaltlich  ganz  den  Ansführungcn  in  seinen  beiden  Schreiben  vom  T.  and  12  Sept. 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


Heue  Lage  nach  Schncdens  Abl^hnnng.    HeinifBlirt  Monlngn'e.       273 

AllinDZCTi,  so  ist  er  unscrs  BedUnkens  gar  wol  zufriedeD,  dasa  wir 
iin^era  Theilä  mit  E.  Ch.  D.  Credit  und  AlliaDZcn  die  gemeine  Inte- 
ressen, so  viel  thuulirli,  nppityiren.  Der  däiiiselie  Resident  hat  mit 
dem  Rathe  von  Staaten  bereits  wegen  VerseLung  der  Stadt  Kopen- 
Iiageu  Cunferenz  gehabt,  und  ist  dabei  bcscldosaeu  worden,  man  solle 
alliie  eiuen  Vorratli  bei  einander  bringen  und  nach  enuclteiu  Copen- 
bsgen  bringen  für  4000  MiütSre  und  10,000  Familien,  wie  aucli  Ha- 
ber, Heu  und  Strolic  für  Cavatlerei,  und  sollte  man  sulcliCH  für  einen 
leidlielieD  Preis  daselbst  verkaufen,  wozu  der  Estat  Leute  beetellen 
BoUte,  den  Vermögenden  flir  ihr  eigen  Geld,  für  die  armen  Leute  aber 
möehte  der  König  einstehen. 


Weiman  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Haag  19.  Sept.  1659. 

[Di«  Abfahrt  der  eugliachea  Flotte  uds  dem  Sund,] 
Uel)er  die  Retraiete  des  von  Montagu  ist  man  voller  Argwohnes  19 
und  Xaehdenkcns,  sonderlich  weil  man  Naehricht  hat,  dass  die  eng- 
lische FIcnipotentiarii  den  ücpntirteu  im  Sonde  die  Miene  geniaehet, 
es  wäre  wider  ihren  Willen;  dem  Herrn  Downing  aber  sollen  sie 
geschrieben  haben,  dass  es  mit  ihrem  Gutfinden  geschehen.  — 

Männiglich  Hinget  an,  mit  offenen  Augen  zu  sehen,  wie  sehr 
man  sich  mit  den  Haagisehen  Tractaten  habe  ums  Liebt  fuhren  lassen, 
indem  die  Zeit  unnützlich  verflossen,  Schweden  verstärket  und  Frank- 
reich sowol  als  England  ohne  Stoss  oder  Schlag  zu  ilirem  lutent  ge- 
lan»:ct  seiud.  — 

Der  Herr  Downing  ist  bei  uns  gewesen,  und  wie  er  immer  sehr 
protestiret  von  des  Parlaments  guter  Affection  gegen  E.  Cli.  D,,  so 
vertheidigt  er  mit  grossem  Eifer  des  von  Montagu  Helraicte  damit, 
dass  sie  Mangel  an  Vivres  gehabt  und  die  Staatisehe  Deputirte  sich 
mit  ihnen  wegen  Zurtlekschickung  eines  Theilee  der  Flotten  zu  beiden 
Seiten,  wie  sehr  ers  begehret,  nicht  vergleichen  wollen..  Sagte  im 
iHirigen,  sie  würden  den  Schweden  nimmermehr  trauen,  und  was  der- 
gleichen. Welclies  wir  unsers  Theils  mit  Discretion  angenommen  und 
mit  der  Zeit  erst  werden  zu  vernehmen  haben,  wie  weit  diesen  Leuten 
zu  trauen. 


Weiman  an  den  KurfUi-sten.     Dat.  Haag  22.  Sept  1659. 

[AllgemeiDe  Unsicberheit  der  Lage.] 
Viel  Dt'liberatioueD  zu  allen  Seiten,  zu  GuDsten  DäDemaiks,  aber  doch  22.  Sepu 
keine  rechten  BesiblÜÄse ;  die  PaciGeaCiünspnttci  wartet  noch  immer  auf  ir- 

Hxlcr.  1.  (icKh.   .1.  Cii.  Kiiimr.leu.    Vn.  18 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


274  ^'     BrandeDbnrg  und  die  Niederlande. 

gend  einen  Umechtrang  im  Snnd,  und  namentlich,  ab  Nieupoort  in  Eng- 
land ni^ht  einen  snichen  zu  Wege  bringen  wird.  —  Daher  hat  sich  der 
Staat  anch,  trotz  aEier  priraten  Diticurse  darüber,  noch  nicht  in  Verliindang 
mit  Weiman  gesetzt  über  die  gemeinsam  zn  ergreifenden  Massregeln  le- 
denfalls,  sobald  Schweden  sich  eitiigermaasBen  zur  Vernunrt  anlässt,  so  ist 
die  PaöißcationspBitei  hier  wieder  obennur.  Die  Deputirten  im  Sund  arbeiten 
allein  darauf  hin,  nm  jeden  Preis-den  Frieden  zn  ermöglichen  „und  sowol 
Dänemark  in  seiner  Sicherheit  nis  den  Estat  in  seiner  Repntation  dran  zu 
geben". 


Weiman  an  den  Kui-ftirsten.     Uat.  Haag  29.  Sept.  1659. 

[VerprovianttriiDg  von  Kopenhagen.     Bäckaicht   aaf  England.     Beroratehende 
acbwadiache  Oesandtschart.    Bevoratehender  rraDzüsisch-S|>aniacher  Frieden.] 
29.  Sept.         Endlich  hat  am  26ten  dieses  die  Generalität  wegen  VerseUung 
der  Stadt  Copenhagen  sich  vergliclien,  wie  die  Beilage  ausweiset'), 

Holland  lauret  und  lauschet  darunter  desto  weniger  nicht  auf  En- 
geland und  was  das  Parlament  bei  so  bewandten  Sachen  werd  tliun 
wollen,  und  wird  man  übermorgen  vermuthlicli  davon  etwas  grQnd- 
lichs  vernehmen!  Dem  Herrn  Nieupoort  ist  sonst  unter  der  Hand 
dennoch  auch  befohlen,  wo  das  Parlament  nicht  wilrde  nach  Einhalt 
oberwähnter  Resolution  zu  bewegen  sein,  etwas  nacli  Copenhagen  zu 
schicken,  dass  er  die  Kohlen  und  andere  Notliwendigkeiten  auf  des 
Staats  Credit  einkaufen  und  wegsenden  solle. 

Mit  uns  ist  man  annoeh  zu  keiner  Couferenz  gekommen.  —  Der 
Herr  Downing  soll  sich  erkläret  haben,  das  Parlament  wUrd  gar 
gerne  geschehen  lassen,  dtwa  man  E.  Ch.  D.  Tnippen  hinüber  liolete;  mit 
und  wegen  der  Kaiserlichen  aber  würden  sie  sich  nicht  einlassen,  weiln 
sie  mit  Spanien  im  Kriege  BtUnden  und  besorgen  mUaeten,  dass  Oest- 
reich  in  den  Eilanden  Fuss  setzen  mischte.  Und  wie  Deputati  darauf 
repliciret,  die  Kaiserlichen  stünden  unter  E.  Ch.  D.  Commando  und 
wäre  nur  Cavallerei,  so  hätte  er  sich  bemerken  lassen,  seines  Ermessens 
könnte  der  Estat  nach  Gutfinden  darunter  rerfahren,  und  wflnscheteu 
sie  ihres  Theils  so  sehr  als  der  Staat,  das  Schweden  zur  Baison  und 
auf  seine  Maasse  möchte  gebracht  werden.  Und  Tcrnehmcn  wir,  dass 
man  diesem  nächst  nunmehr  die  längst  mit  uns  fürgebabte  Gonferenz 
.  .  .  ersten  Tages  werde  suchen  werkstellig  zu  machen. 

Natürlich   gehen   neben   allem  immer  die   alten  Hoffnungen  der  P.rcifi- 

')  Ljate  Tande  groote  Frovisie  door  de  Vereeoighde  Nederlandcn  ge- 
deatineert  tot  het  rictalieren  ?ande  Stadt  Coppeahage,  om  aen  de  Borgers  aldaer 
gesleten  te  werdeo.  —  Auch  gedruckt  bei  AitzematV.  40Ü,  wo  die  Geaammt- 
kosten  sich  auf  474045  t),  belaufen. 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


VerprovisDliruDg  vod  Eopenhegen.    GeBaudl^chuft  CitjH's.  275 

cation^partei  her,  die  n:imciilli.'li  bei  den  Deptitirtcu  im  Sund  unablässig 
tbätig  ist  — 

und  mag  man's  unter  der  Hand  wol  beleget  haben,  dftss  eine  seliwe- 
dieche  Gesandtschaft  unter  hollündtscliem  Geleite  aus  Croneuburg  al- 
liier mit  ebestem,  wiewol  man's  in  publieo  nicht  wissen  will,  anlangen 
dnrfte. 

Aus  Frankreich  continuirets,  dass  der  Friede  von  beiden  Königen 
unterschrieben  und  die  Heirat  festgestellet,  ,  .  .  wicwol  man  glaubet, 
Spanien  werd  sich,  um  die  consilia  et  arnia  Gallica  so  lang  möglich 
in  suspenso  zu  halten,  mit  wirklicher  Heimfllhrung  der  Infante  nicht 
präcipitireu.  

Weiman  an  den  Kui^tirsten.     Dat.  Haag  7.  Oct.  1659. 

[BrandcDbnrgisches    aoH    dänisches   Memoire.     Die  GeBaiidtschaft  Coyets   nach 
dem  Uaag.l 

Endlich  seind  wir  wegen  der  Generalität  zur  Confereuz  gonöthiget  7.  Oci. 
am  2.  dieses  '). 

Beifolgend  das  dabei  üborgebcne  Memorial;  sie  sind  dabei  ohne 
nähere  Inslrnction  gewesen,  nur  ein  Brief  ?on  Schwerin  hat  sie  über  die 
loteiitioüen  des  Kiirftirsten  belehrt.  Sie  haben  dabei,  gewarnt  Ton  anderen 
frilheren  Gelegenheiten,  Huch  auf  den  Kaiser  und  dessen  hiesigen  Gesandten 
geeignete  Rücksicht  nehmen  müssen. 

Wir  können  auch  bis  anhero  nicht  sehen,  dass  solches  unser  Me- 
moriale  anders  als  mit  gutem  Vergnügen  aufgenommen  worden  und 
solche  Früchte  geschatfet,  dass  endlich  darauf  und  was  sonst  dabei 
an  dänischer  Seite  gehandelt  und  remonstriret  worden  *),  die  nebst- 
komniende  Rcsolutiones  vom  3.  erfolget  und  nach  dem  Sunde  geschicket 
worden.  Wozu  noch  dieses  kommt,  dass  gar  gewisse  nach  Holland 
ins  besonder  an  die  Deputirte  gesehrieben  und  dabei  in  ziemlich 
scharfen  Terminis  zu  verstehen  gegeben,  dass  dem  Eetat  die  letzte 
Handlungen  zu  Copenhagen  und  das  Cajettische  Wesen  nicht  an- 
BtHnde '),  mit  fernerem  Befehle,  sie  möchten  sich  hinfUro  ftlr  derglei- 
chen Dingen  huten. 

')  Vgl.  Socr«te  Resolut.  II,  135;  das  brandenbargische  Memoire  bei 
Aitnema  IV.  420ff. 

•)  S.  das  „Beer  aenBlotelijcke"  Memoire  des  dänischen  GeBsodlen  Charisius 
ibid.,  wo  ÄitBema  über  den  Eindrack,  den  dasBelbe  machte,'  aehr  anders  be- 
richtet 

*)  König  Karl  GuBtav  Bchiclite  in  dieser  Zeit  einen  ansBerordentlichen 
Gesandlen  Peter  Julins  Coyot  naeb  dem  Haag  .Bern  Credenzbrief  dat.  Fro- 
deribbaig  27.|17.  Aug.  1659),  gegen  dessen  Zalaasuug  die  brandenburgischen  und 
^äaischeD  Gesandten  lebbafi  remonatriren. 

18» 


276  ^-    Brnodenburg  nnd  die  Niederlaoile, 

Joh.  Copea  an  den  Kiirfttrsteii.     Dat.  Haag  14.!4.  Oft  1659. 

(VerproviaDtirutig  vod  KopenLngcD.    Aus  Kiiglaiid  | 
1.  Uff  morgen  ist  der  Tag  angeordnet,   die   eheste  Kanfflolta   von 

liinnen  nach  der  Ostsee  abgehen -zu  lassen,  wclclie  theilw  Kaufninnn- 
aehaften  nach  Danzig  und  Königsberg,  theils  einige  NotliwendigkoitCD 
uff  Kopenhagen  fuhren  sollen.  Die  Convoysehiffc  sollen  über  vier 
oder  fltnf  nicht  sein.  Ucber  etwau  3  Woehen  aber  sollen  mit  einer 
stärkeren  Convoy  abgehen  die  Behuften,  so  I,  Maj.  von  Üäueniarken, 
dero  anwesender  Bllrgcrschaft  nnd  sAmnitlieher  Kiliz  sollen  zugesandt 
werden,  und  ein  jUngazin  angestcHct,  in  welchem  ein  jedweder  seine 
Nothdurft  kaufen  und  nieht  höher,  als  der  Einkauf  alhie  ist  heschehen, 
bezahlen  solle. 

Es  bleibt  das  Parlament  zu  London  noch  bei  seiner  vorigen 
Meinung,  keine  neue  Sehiffsflotlc  nach  dem  Sund  gehenzulassen;  nur 
hat  man  .  .  .  durch  hiesigen  englischen  Besideufen  uns  thun  zeigen 
ihre  Resolution,  wie  dass  selbige  Republik  in  allem  sich  conforuiire 
mit  dem,  was  die  Plenipotentiarii  und  Extraordinnrii  Deputirten  ver- 
richten und  zufrieden  sein,  dass  die  hollAndische  Elolte  wider  Schwe 
den,  hie  er  die  Tractaten  annehme,  ogire  etc. 

t.  Zeitung  aus  dem  Uaag  (von  Wotmaii)  dat.  17.  Oct.  1C59. 

Dlt  Gesandte  Nienpoort  in  Loaduti  kommt  iu  seinen  Vcrlmndlungcn  nicht 
weiter,  mno  verschiebt  ihn  von  eioem  zum  nadeni  Mtilp. 

„Man  hat  alhie  mit  gros^pin  Eifer  am  14.  hnjus  peresolviret,  demsplKen 
zu  regcrlbiren,  er  »olle  das  Parlament  nocbmDlen  ikkI  zniii  UeberHu^K  sitiii- 
miren,  den  Haagischen  Conventi.s  nicht  nur  mit  Worten,  sondern  auch  mit 
der  Thot  nacbzükommeu;  dahero  was  von  Eugli^jolieD  sich  in  de»  Königs 
in  Sibneden  Dienbten  befindet,  zu  levücireii,  itzgciiiilten  König  mit  Mncbt 
zu  Anneliinuiig  dys  Friedens  cotopcllircn  zu  helfen,  zu  dem  Ende  wieder 
eine  Ruffi^^aDte  Srhitfi^maehC  nach  dem  Sunde  zu  senden,  alle  srhwedisrho 
Schiffe,  es  sei  in  den  Hafen  oder  auf  See,  überall  nnzugveirpn  und  arrestiren 
zu  laeBen*^  etc. 


Der  Kxirfllrat  an  Weimaii.    Dat.  Hauptquartier  zu  Ricliteiiberg 
8.  Oct.  1659. 

(Kr  Boll  im  Haag  om  Subsidien  anhaHi-n;  desgleichon  um  Kric<;eKCbiffo  gegen 
Slralsuad.] 

Antwort  auf  die  Relation  vom  29.  Sept.  st.  n.  Er  er-viirte  mit  Ver- 
langen die  neitercu  Re^olutioneu  <iu^  dem  Iluag. 

luniittelst  hiiltcn  Wir  auch  wol  gchoffct,  Ihr  wllrdet  Ijiserm  am 
näehstabgewiehcnen  IG.  Aug.  ergangenen  Reseript  gemäss  von  oinoni 


NivtlL-rluDiIt.'  um)  Hii',-Iuiicl.     Dlt  Kurrüret  forilurl  Subiidien.  277 

Subüiilio  etwas  angebraeltt  haben.  Nach(1eni  aber  solches  noch  zar 
Zeit  nicht  gcscheUeft,  unterdessen  aber  die  Last  des  Krieges  allein 
weiter  zu  tragen  Uns  uniniiglidi  fallen  ■n'iU,  so  wollet  Ihr  .  .  .  Euch 
dahin  Aueserst  bearbeiten,  dannt  ein  Stück  Geldes  von  dem  Staat  er- 
liallen  werden  möchte;  denn  ausserdem  Wir  kein  Mittel  absehen,  wie 
das  Werk  länger  erhallen  und  der  allgemeinen  Sachen  ferner  was 
nützliches  beigetragen  werden  könne.  Ob  auch  gleich  solches  in  Kraft 
der  .Uliance  nicht  sollte  gcfoniert  werden  können,  so  ist  ja  ohne  das 
die  Sache  an  sieh  so  billig,  dass  ...  sie  vcrhoffentlich  ohne  Diflieul- 
tiren  in  diesem  Punct  Uns  willig  Satisfaction  gehen  werden. 

Kr>üll  uiimeritlich  hinsvciscn  aut  Fraiikrtii  h  und  die  Weise,  wie  dieses 
den  König  von  Si'liweden  UDter.-tützt. 

Und  habt  Ihr  sicherlich  zu  glauben,  dass,  wenn  solches  die 
änsscrstc  Xoth  nicht  erfordern  thäte,  Wir  es  lieber  länger  verzogen 
haben  würden. 

Es  würde  Uns  auch  sehr  zuträglieh  sein,  wenn  Ihrs  dahin  bringen 
könntet,  dass  der  Siaat  etzliche  Schiffe  vor  die  Stadt  Stralsund  legen 
liesse. 


Der  KurfllrBt  an  Weiman.     Dat.  Hauptquartier  Proen  bei 
Stralsnnd  15.  Oct  1659. 

(Krmunterung  zum  Feslhallen  für  die  fleneralslaaten.] 
Nachdem  nunmehr  der  polnische  Hof  mehr  Begierde  zu  General-  25.  Oct. 
fricdenstractaten  bezeiget  als  vorhin,  in  Sonderheit  weiln  man  daselbst 
siehet,  datis  es  mit  den  particulier  Tractaten  in  Dänemark  ins  Stocken 
gerathcn  und  kein  Succcss  hierunter  7.u  vcrmuthen,  und  alBo  vermittels 
gritriiehcn  Beistandes  ein  Ocncralfriede  in  kurzem  zu  hoffen,  wenn 
anrh  die  Herren  Staaten  gleichfalls  darauf  dringen,  desfalls  einen 
mehrrrn  Ernst  versiidrcn  lassen  und  zu  keinem  parliculier  Friede  sich 
verstehen  wollten:  als  habet  Ihr  mit  allem  Ernst  und  Eifer  Euch  da- 
bin zn  bearbeiten,  dass  llir  ihnen  solches  mit  allen  darzu  dienlichen 
Haisons,  und  sonderlicli  wcjren  annoeh  glllckliehen  Sueeessen  der 
.\lliirten  Waffen  an  allen  Orten,  remonstrirct  und  sie  dahin  disponiref, 
damit  sie  auf  Univcrsalfriedenstractaten  feste  bestehen,  darauf  dringen, 
auch  an  ihren  Gesandten  am  polnischen  Hofe  schreiben  möchten,  dass 
er  daselbst  dergleichen  treiben  solle. 

Dabei  Ihr  sie  dann  immerliin  versichern  könnet,  dass,  wie  glück- 
lich es  auch  dieser  Orten  geben  möchte,  Wir  doch  nimmer  die  Be- 
gierde des  Friedens  verringern,  sondern  allein  darin  die  Wolfahrt 


A-nOO»^lc 


278  ^'     BraudeDbur);  und  die  NtedeilaDdc. 

UnBeres  Staate  suchen  wollten;  wie  die  Schweden  noch  diese  Stunde 
keinen  rechten  Vorsatz  hätten  Frieden  zu  maclien,  war  daraus  gnugsam 
zu  sehen,  dass  sie  die  alte  salvos  conductiis,  von  denen  sie  doch 
selbst  vor  diesem  erkannt,  dass  sie  den  Gesandten  keine  gnugsame 
Sicherheit  geben  und  dcsfalls  andere  versprochen,  wiedergebracht;  da- 
hero  ohn  Zweifel  abcnnaln  eine  gute  Zeit  vergebens  verstreichen  wird. 
Und  weil  diese  ihre  Obstination  sich  vurHßhnilich  darauf  fundiret,  dasa 
man  in  Holland  keinen  rechten  Ernst  gegen  sie  gebraucht,  so  wollten 
Wir  hoflfen,  sie  würden  zu  desto  meiner  Beschleunigung  des  von  ihnen 
selbst  so  hoch  gewünschten  Friedens  ihre  so  oft  gcfasete  tapfere  Re- 
solutiones  dermalcneins  zu  Werke  richten,  wovon  Wir  aber  bis  dato 
den  geringsten  Effect  niclit  gesehen,  besondern  vielmehr  täglich  alhie 
erfahren  und  mit  Augen  ansehen  müssen,  dass  die  Schweden  ohne 
einzige  Verhinderung  ihre  Volker  aus  Dänemark  anhero  bringen. 


Joh.  Copos  au  dcji  Kurfürsten.  .  Dat.  Haag  i?,;ri'V.  1659. 

[[>lc  Sulilaclit  bei  N]'bur;j:.  HuSuuDg  auf  l'iuu  LunduDg  in  Sueland;  dusgldchen 
auT  eine  Actiaa  der  Flutte  iu  E'ummerD.  Scbwieriglicil  Gcidsubsidieu  zu  er- 
luDgcuj  grueser  Geldiuangel.l 
Dem  Estat  alhie,  sunderlich  aber  der  Provinz  Holland,  so  jetzo 
in  corpore  versammelt,  ist  es  eine  überaus  angenehme  Zeitung  ge- 
wesen, zu  hören  die  total  Niederlage  der  schwedischen  Armee  in 
FUhncn,  und  dass  sowol  die  ihrige  als  E.  Oh.  D.  und  übrige  alliirte 
Völker  Bo  tapfer  sieh  getragen  und  so  eine  hochrQhmlichc  Victori  er- 
balten haben').  Und  ist  der  holländischen  Schiffsflotta,  wiewol  nur 
am  allerletzten  dazu  gekommen,  weiln  sie  zwecn  Tagen  durch  wider- 
wärtigen Wind  und  hartes  Wetter  nicht  agiren  können,  auch  so  riel 
Ehre  zugewaclisen,  dass  sie  den  Sehlnss  des  Werkes  befördert  hai 
Nun  wird  bei  uns  und  den  wolaffectionirten  ferner  gehoffet,  der 
Viceadmiral  de  Ruytcr  werde  eine  mehrere  Anzahl  Völker,  als  vor 
diesem,  nach  Seeland  oder  Schonen  können  llberschiflen  .  . .  und  sich 
der  guten  Zeit  annoch  vor  dem  Frost  bedienen.  Wozu  wir  desto  mehr 
Hoffnung  haben,  weiln  alhie  der  extraordinär!  Deputirten  Schreiben 
aus  Kopenhagen,  am  12.122.  Nov.  an  besagten  Herrn  Viceadmiral  ab- 
gegangen, in  eopia  vorgezeigt  worden,  worbei  sie  ihn  ersuchen,  sobald 
die  Action  in  Fühncu  würde  glücklich  ausgefUhret  sein,  er  mit  seiner 
Flotte  und  Völkern  eilig  nach  Kopenhagen  kommen,  gestalt  der  schwe- 

I)  Schlacht  bei  Nyborg  auf  Fühneii  am  24.  Nov.  Itj59,  in  welclier  die  Scbire- 
deo  von  den  Veibündeteo  röllig  geachlageD  wurden. 


.yGoot^lc 


Schlaubt  bei  Nyborg-    Kein  Geld  im  Haag.  279 

diseben  Flotte,  so  sicli  aua  Landskron,  stark  28  Schiffe,  begeben,  den 
Pass,  geetalt  daeelbeten  sie  nit  wieder  einlaufen,  abzuschneiden  und 
ttberall  verfolgen  und  ruiuireu  oder  ja  immer  bis  nach  Gotenburg 
treiben  möge.  — 

Diejenigeo,  so  E.  Ch.  D,  Fortune  gerne  höher  gezogen  sehen,  ver- 
meinen, wenn  man  in  Pommern  etwas  ferners  tentiren  wollte,  dass 
der  Viceadmiral  de  Ruyter  ein  Kriegsachiff  3,  4  oder  mehr  E.  Ch.  D. 
nit  verweigern  wUrde,  nun  man  hie  so  weit  gegangen,  dass  mau  dero 
Völker  zu  Schiffe  eingenommen  und  davon  sich  in  so  einer  notabeln 
Actioü  auch  zu  Wasser  bedienet  hat.  Etliche  der  AdmiralitlUsglieder 
lassen  sich  so  weit  aus,  das»  man  ein  E^quadroo  Eriegschiffe  uf  £. 
Ch.  ü.  Namen  sollte  mögen  auslaufen  lassen.  Ich  zweifele  aber,  ob 
alle  holländische  Begenten  dieses  würden  zustehen. 

Geldmittel  aber  alhie  zu'  erbalten  ist  eine  überaus  schwere  Sache, 
wiewol  E.  Ch.  D.  ingefolge  der  Allianz  selbige  nicht  behöreten  ver- 
saget zu  werden,  und  wir  sollen,  sobald  der  Herr  Canzler ')  hie  sein 
wird,  solches  tentiren.  Es  hat  die  Stadt  Danzig,  wiewol  sie  der  Re- 
stitution halben  sich  in  allem  fügen  uud  verbinden  wollen,  bis  uff  diese 
Stunde  nicht  einen  Ueller  empfangen.  Ebenfalls  hat  auch  die  Krön 
Polen,  da  sie  die  Quota  des  Danzig'schen  Zolls  verschreiben  wollen, 
nicht  ein  100,000  Rth.  haben  kUnnen.  Und  ist  dieser  Geldmangel  vor 
hiesigen  Estat  selbsten  so  gross,  dass  man  nicht  siehet,  wie  man  gegen 
den  Frühling  neue  Equipage  zur  See  thun  und  die  Flotte  abermal 
wird  herausbringen  können. 

Daher  denn  auch  die  Meiuuog,  wenn  Friede  mit  Schweden  möglieb, 
desto  besser  —  noch  immer  stark  Tertretea  ist. 


Zweites  Schreiben  id.  dat. 

[Hravisolflolte  für  RupeahsgeD.     Die   oicderl.  Depulirleo  ia  Kuptsnbagen  leiheo 

deoi  DäoenkÖDig  Geld.     UatersuchnngscoinniigBion  gegen  Opdam.] 

Die  zweite  Proviantflotte  ist  vor  8  Tagen  von  Amsterdam  oder 
Tessel  nach  dem  Orizunt  mit  gutem  Vorwind  ausgesegelt,  und  ver- 
hoffet man,  sie  werde  eine  kurze  Reise  haben  und  sicherlicben  in 
Kopenhagen  kommen  können,  wie  dann  auch  der  Viceadmiral  de  Ruy- 
ter etwan  7  oder  8  Convoy-Schiff  bis  uf  Schager-Ryf  ihr  entgegen- 
gesandt  hat.  — 

Die  zu  Kopenhagen  anwesende  cxtraordinari  Staatische  Herren 
Deputirte    haben   selbigem    König    uf    sein    emsig    Anhalten    etwan 

')  D.h.  W«iinaD,  Caozler  vou  Cleve,  der  in  diesen  Tageo  verreiat  war. 


2g()  I.     BranJeubarg  und  die  Niederlaude. 

10,000  Rth.  vorgestrecket  und  Wechseln  uf  äea  Ratli  von  Staaten 
gezogen;  welches  hie  nicht  wol  iet  ufgenommcu,  jedoch  vor  (lieBCS 
Mal  passirtjUiit  schrifllicher  Antwort,  sie  möchten  äioh  dessen  ferner 
enthalten. 

Dem  Herrn  v.  Opdam,  LieuL-Adniiraln,  scind  Commi^sarien  ge- 
geben, seine  Relation  dieser  ganzen  nordischen  Reise  zu  examiniren, 
welche  alle  seine  vorige  hieliin  geschriebene  Brief  und  ßelaliones  exa- 
miniren und  zweifelsohne  viele  Fehler  ihm  nnfbUrdcn  werden.  Er 
hat  sich  zwarn  mit  dieser  Antwort  schon  gcfasst  gehalten,  dass  ihm 
durch  den  Haagischen  Tractat  die  Hände  gebunden  und  durch  die 
contrariirende  Ordres,  so  ihm  zugesandt,  nit  mUgtich  gewesen  ist,  den 
Feind,  wie  er  wol  gerne  gewollt,  zurückzutreiben,  auch  nicht  Naskau 
KU  entsetzen,  weil  er  keine  Landsoldaten  gehabt,  dazu  zu  gebrauchen. 
Oa  man  nun  ferner  uf  ihn  dringen  würde,  nimmt  er  dieses  zur  Ent- 
schuldigung, dass  man  von  Anfang  ihn  zu  dieser  Charge  gezwungen 
und,  ob  er  lange  sich  geweigert  und,  dass  er  die  nicht  verstünde,  ge- 
sagt, ihn  dennoch  nit  habe  erlassen  wollen. 


Weimau  an  den  Kurfiirsteu.     Dat.  Haag  16.  Det'.  1659. 

(Kriaia  der  uiederlündisclitiD  Politik;  die  eDigegeualebutidvD  AneicbteD  übur  die 
jetzige  Lage.     Vermulhiicber  Sieg  der  Pacificatiouspsrtei.j 
16.  Di'c.  Er  ist  auf  kurze  Zeit  verreist  geweseu,  theils  lu  Piivatgcschärten,  theils 

auf  dringendes  Verlangen  des  Bischofs  ¥.  .Münster,  der  ihn  zu  sprechen 
wünschte,  in  Coesfeld.  Er  bitlet  um  Verzeihung;  es  war  im  Hnag  jelzc 
nicht  viel  zu  versätiiiipn.  Jelzt  kommt  iinn  hier  alles  ad  suinmam  crisiii  und 
ist  viel  ZD  tbuQ  — 

und  zwar  zu  dem  Ende,  wo  man  keine  wiikliche  Assistenz  für  E.  Cb. 
D.  wUrd  erhalten  können,  dass  der  Estat  dennoeh  immer  mehr  und 
mehr  möchte  aiigestärket  werden,  bei  der  Partei  zu  stehen  und  nach 
so  bewandten  Sachen  die  Hand  nicht  abzuziehen  von  so  getreuen  Bunds- 
verwandten und  80  guter  Sache  . .  .  Wobei  wir  denn  wol  so  viel 
vernehmen,  dass  durch  die  englische  Uneinigkeit  und  die  Fünische 
Victorie  vielen  der  Muth  ziemlich  wachset,  und  dass  dahero  den  De- 
putatis  und  der  Flotte  in  Dunemark  befohlen  worden,  ihr  Heil  und 
Glück  weiter  gegen  Schweden  vigorose  zu  vei-suehen;  und  dass  man 
in  Holland  noch  immer  disputiret,  ob  man  nunmehr  nicht  I.  Maj.  von 
Dänemark  von  dem  Haagisehen  Traelat  zu  befreien,  zum  wenigsten 
unter  dem  ein  oder  andern  Prätext  den  Krieg  so  lange  zu  coutinuiren 
hat,  dass  man  Schonen  zu  recnperiren  und  sieh  also  hei  dieser  Gele- 
genheit einmal  vor  alle  von  schwedischer  Furcht  erledigen  und  liberiren 


A-iOOt^lC 


TJutereacfauDg  gegen  Opüam.     Kampf  d«r  Porteieti  im  Haag.         281 

möchte;  und  dase  zwar  Anieterdam  und  einige  andere  eonsiderabile 
Glieder  sehr  auf  diesem,  der  Rest  aber  mit  dorn  Katli  I'ensionario 
darauf  bestehen  sollen,  man  hiitte  zwar  nach  so  bewandten  Sachen 
dem  Könige  von  Schweden  ein  wenig  härter  zuzusetzen  und  von  I. 
Maj.  eine  kategoriBL'he  Resolution,  ob  Sie  die  Haagiscite  Conditiones 
annehmen  wollten  oder  nicht,  zu  begehreu,  mit  der  öffentlichen  Be- 
dingung, dass  sie  auf  den  Weigerungsfall  den  König  von  Dfinemark 
von  erwähnctcm  Convento  wBrden  mlitsüen  allerdings  freizäblen;  dass 
man  aber  davon  den  Anfang  machen,  dahero  die  Tractaten  gänzlich 
zur  Seite  setzen  und  den  Estat  in  die  bereits  unerträgliche  Kriegs- 
küste weiter  noch  engagiren  und  vertiefen  sollte,  so  lang  man  sonst 
cinigermaassen  sieh  würd  daraus  reissen  können,  solches  wäre  eine 
so  gar  hochbedcnkliehe  Sache,  dass  sie  ihrer  Seite  dazu  nicht  wllrden 
resolviren,  es  möchte  auch  gehen,  wie  es  immer  könnte  oder  wollte. 
Wortlber  es  denn  zwarn  Kwisehen  beiden  verschiedene  nachdenkliehe 
Harangues  abgegeben,  also  auch  dass  man  annodi  nicht  cigeutlich 
sagen  kann,  was  dcmi  endlieh  der  Schluss  sein  dürfte. 

In  puncto  der  Assistenz,  welche  man  E.  Cb.  D.  zu  tliun,  scind 
auch  verschiedene  Scntimenten,  wiewol  deswegen  in  publico  nicht  viel 
Gerüchtes  ist. 

Wenn  wir  aber  alles  erwägen  und  consideriren,  worauf  in  diesem 
Estat  am  meisten  zu  reflectiren  stehet,  und  dass  wir  E.  Gh.  D.  auch 
billig  unsere  Furcht  zu  Ihrer  Nachricht  nicht  bergen,  so  verhalten  Wir 
billig  nicht,  dass  unser»  Bedtlnkcns  wol  nichts  sonderliches  gcresolviret 
werden  wird,  und  dass  die  Paeificationspartei  mit  dem  süssen  Friedens- 
namen alles  emportiren,  dabero  schwerlich  zu  holfen  sein  wird,  dass 
sie  den  Haagischen  Schluss  sollten  fahren  lassen  . . .  Hierunter  möchten 
sie  vielleicht  auch  ihre  Deputates  (so  ohne  das,  leider,  hitzig  genug 
seind)  unter  der  Hand  noch  animiren  und  sich  also  an  nichts  anderes 
kehren.  — 


Weiman  an  den  Kurfllrsten.     Dat.  Haag  23.  De«.-.  1659. 

[Die  Schlacht   !d  Fiiliren,     Trotidem    keiue  AiiBsicIit  üiif  polilisclii!  Wi'inluug.] 

Ueberseüdtt  ein  Schreiben  dos  Eöitigs  von  Daneiuaik  au  die  Ucoeral- 23.  Ürc 
«taaCCD  mit  der  Auzeigc  von  dem  Sieg  in  Fühticn,  dat.  Kopcuhageu  21  Nov. 
1059;  nebst   den  Mcmorialieri   au  die    Gcnerahtanteu,   womit    der  däntscbo 
Ite-ident  Cbarisius   und   Wcituau  zu  dem  Siüi;  gratnlirea   [beide  dat. 
20,  Dec.) ') 

'}  GedrackI  bei  Aitzema  IV.  töö. 


^aovGoOt^lc 


2g2  ^-    BrnadeDbnrg  und  die  Niederkode. 

Mao  iüt  eifrig  bemuht,  den  Staat  von  Schweden  abzubringen,  aameuC- 
Itrli  hat  mau  ver£UC-ht  den  Kath-Peu^ioaiir  zu  g&wjuneu,  aber  ganz  vergeb- 
lich. Es  ist  ftUo  wenig  Hoffnung  zu  maubeu  — 
in  besonderem  Betracht,  dass  es  gar  gewisse  dem  Estat  sehr  sauer 
wird,  die  erscliieckliebe  Koste  länger  zu  ertragen;  zu  gcschweigen, 
dass  CS  alle  Tage  sehr  anstös&lich  ist,  dass  man  in  Dänemark  ihnen 
alles  aufbürdet  und  solches  zuweilen  durch  ein  und  andere  Begeg- 
nungen, die  nicht  gar  zu  höflich  sind  und  männigllch  alhie  sehr  de- 
gousfiren. 

Man  wird  aber  näher  in's  Werk  sehen,  wenn  die  dänische  Au- 
bassadeurs  alhie  dermaleinst  werden  angelanget  sein. 


Beiliegend  Zeitung  aus  dem  Haag.  —  Gewi:<s  ist  ee,  das^  die 
PuciHrationEparteiin  Hollaadsicb  heimlich  flaitiret  mit  der  FuhnischcnVictorie, 
wciln  sie  Tcrmeiuen,  Schweden  werde  nunmehr  mit  *ihrcu  Leuten  ä  pari 
wol  gerne  Echlieesen  .  .  .  Worin  sie  denn  desto  mehr  gesCarket  werden,  dass 
sie  peuuriani  aerarü  gar  zu  sehr  für  sich  haben  und  ailerenda  fiirschützea 
können.  — 

Die  des  Königs  von  Schweden  Humeur  vermeiucu  zu  keuuen,  glau- 
ben nicht,  dass  er  bei  diesen  Coujunctuien  nach  dem  Frieden  werde  lau- 
schen, nm  seine  Schwachheit  nicht  an  den  Tag  zu  geben,  zu  mehr  weiln 
sie  uicht  sehen,  wo  er  solchen  Falles  seine  Truppen  würde  hinführen  und 
die  Winterquartiere  nehmen  lassen. 

In  der  Münstcr'ficheu  Sache  wird  man  sich  wol  fürseheu,  dass  man 
sieh  nicht  vergreife,  und  ist  der  Domdechant,  der  von  Brabeck  ioctigDito 
alhier,  um  solches  in  omnem  eventura  fürzukommen.  Worin  ihn  die  Kaiser- 
liche und  Churbrandenbnrgische  Ministres  nach  ihrem  Vermögen  secondiren. 
Unter  der  Hand  aber  arbeitet  man,  wie  man  den  Bischöfen  mit  der  Stadt 
möge  vergleichen.  Inmittelst  machet  sich  S.  f.  G.  in  eventnm  zu  alles 
fertig,  inmassen  Ihr  denn  Chnr-Cöln  dazu  bereits  500  M.  z.  F.  und  100 1. 
Pf.  wirklich  übergelassen;  Pfulz-Nenbnrg  präaentiret  3000  M.  z.  F.;  selbst 
haben  Sie  30U0;  ron  dem  Kaiser  und  Ghur  Brandenburg  haben  Sie  gleich- 
falls einigen  Zuschub  zu  erwarten;  und  soll  Sic  Spanien  bereits  bis  auf 
2000  Pferde  versichert  haben. 

Die  Anleihe  der  100,000  Rth.  für  Polen  gebt  gar  zu  Wasser,  ohuge- 
zweifelt  dFiss  man  sich  Friede  mit  Dänemark  und  Schweden  einbildet. 


Weimaii  an  den  Km-ftirsten.     Dat.  Haag  6.  Jan.  1660. 

[Der  p^renäiscbc  Friede.    Diverse   politische  Nacbrichtou,    Das  Schreibe»  Mb- 
zartu's  au  dea  Karfürsten.] 

ir.  Der  Friede  zwischen  Frankreich  und  Spanien  ist  endlich  gerati- 
liciret.  Die  däniscbe  extraordinari  Ambassadeurs  seind  beute  zu  Delfl 
und  werden  morgen  alhie  cingeholet  werden.     M.  Cajet  hält  sieb 


r^reDäiscber  Friede.     FruDiöaische  DrobuDgoD.  283 

stille;  Englaud  ist  annocli  gar  wunderlich  geembrouilliret.  Aus  Däne- 
mark kommen  keine  Zeitungen  .  ,  .  Der  Rath  Pensionariue  bleibt  un- 
beweglich bei  seinem  Haagischen  Tractat,  wie  sehr  er  sonst  schwüret 
und  protestiret  von  aufrichtiger  guter  Intention.  Andere  arbeiten 
hcimlicl),  öffentlich  so  sehr  dagegen,  als  sie  sehen,  da»s  die  erwähnetc 
Partei  Himmel  und  Erde  beweget,  um  mit  ihren  äentinientcn  ilurchzu- 
dringen.  Niemand  stärket  sie  mehr'  darin  als  Frankreich.  Indessen 
aber  wird  Holland  innerhalb  14  Tagen  etwa  hie  sein,  und  weiln  das 
ganze  Werk  ziemlich  wunderlich  aussiebet,  weiln  die  Consilia  so  gar 
sehr  gctheilet  sein,  so  ist^  vom  Aueschlage  noch  wol  so  bald  nichts 
sicheres  zu  melden.  Zwar  wirds  auch  gar  delicat  sein,  dieses  Werk 
recht  und  wol  zu  treiben;  denn  man  eich  leichtlich  gar  zn  sehr  und 
wol  uanittzlioh  drin  vertiefen  möchte;  zumala  gar  sehr  zu  befürchten 
stehet,  der  Kath  Peneienarius  cum  suis  werde  unter  dem  süssen  Namen 
des  Friedens  und  mit  dem  franz-  und  englischen  ächreckmaotel  endlich 
gegen  den  Krieg  alles  emportiren.  Wir  unsers  unterth.  Orts  aber 
werden  darum  dennoch  nicht  unterlassen  unser  bestes  zu  thun  und 
mit  Kraft  zu  zeigen,  dass  der  besonder  Friede  der  rechte  Krieg  sei. 

Beiliegend  Zeitung  dat.  Haag  6.  Jan.  —  Mons.  de  Tbou  hat 
cudlicb  am  verwicheiicn  3.  dieses  die  NotifKalion  des  Friediiiü  und  was- 
Diaassen  Schweden  geneigt  sei,  nicht  allein  mit  Dänemark,  fondera  auch 
mit  andern  Beinen  Feinden  Frieden  zu  machen,  per  Memorialc,  welches  er 
dem  Präsideutcn  durch  seinen  Secrctarium  einlierera  lassen,  getbiin.  —  S. 
Exe.  haben  dieselbe  Memorie  auch  durdi  einen  Edelmann  den  Cburbran- 
detiburgiscben  Miuiatris  gecommuniciret.  Was  von  der  Kön.  Scliwedischen 
Intention  darin  gesaget  wird,  ist  gegründet  onf  ein  Schreiben,  welches  der 
König  ?on  Frünbreich  an  die  gealliirte  Chur-  und  Fürsten  des  Reichs  und 
der  Cardinal  an  den  von  Grarelle  gen  Frankfurt  unläugsc  abgehen  lassen; 
worin  man  sehr  zum  gemeinen  Frieden  räch  und  da  der  Kaiser  oder  Chur- 
brandenburg  nicht  wollten,  mit  grosser  Kriegsmacht,  womit  man  Schweden 
assistiren  wollte,  dräuet;  inmaasscu  denn  alhie  auch  Abschrift  eines  Schrei- 
bens, welches  der  Curdinal  Mazarini  an  S.  Ch.  D.  zu  llrnndenburg  gcthan 
b.-iben  boII,  unter  der  Hand  sehr  herumgetragen  und  bei  mäuntgiich  der  Art 
zu  sein  gcurihcilet  wird,  dass  cm  von  8r.  Ch.  D.  zu  Brandenburg  entweder 
durch  nicht  Antworten  gcmesprisirct  oder  doch  so  beantwortet  werden  uiüsse, 
dasfi  man  Herze  und  deutsche  Kedlichkeit  Kcbcu  Hesse').  Mr.de  Haute- 
Rivc  kam  deswegen  auch  zu  den  Churbrundenburgiscben  und  liess  sich 
btdiinken,  Frankreich  würd  20,000  Manu  aufs  Vorjahr  ins  Feld  bringen 
können.  Die  Churfürstlichen  liessen  ihn  aber  sub  specie  einer  betiondercu 
Vei'traulii'hkeit  sehen,  dass  der  Kaiser  allein  ad  40,000  Mann  ohne  die 
pommerischen  Armeen  übrig  nnd  fertig  hätte;  und  kann  man's  gleichsam 


')  Vgl.  Droysan  III.  2.471. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


234  ^-    Brandeuburg  und  die  Niederlaade. 

mit  Händen  tasten,  dasü  alle  ditse  Diuge   nur  laoter  bontade»;  seind  und 
Schweden  selbijteii  Uarauf  uiubt  fusseii  werde.  — 

So  viel  man  souslen  begrciCeu  mag,  scbeiDtii,  ditrsü  Frauk reich  den  all- 
gemeinen Friede  mit  Krnst  suche,  jedoch  derogestalt,  dass  tichwedeo  gänz- 
lich solle  in  Deutschland  gercslituiret  uud  alles  bei  dein  histr.  Pacis  gelassen 
werden.  Und  kommt  von  guter  Iland:  wo  der  Kaiser  und  Chnrbrandenburg 
dazu  iiiuht  verütehen  wollten,  dass  sie  solrhen  Falle  Arraken  an  Schwedea 
anbit'teu  werden,  wenn  sie  sich  nur  im  Deutschland  ^ttachiren  umt  mit  Dü- 
uemark  uud  Polen  Frieden  uiauhen  wollen. 


Woinian  an  den  Kurtlirsteii.     Dat.  Clevc  14.  Jan.  1660. 

[Verauch,  de  Witt  mit  Geld  zu  gawinueu.    Bemüliuugoo.  die  SucluaionBacto  nu 
beseitigen  und  dus   Haus  Oranlen   wieder   einzusetzen,     ^ladt   und   Bischof  vun 
Münster,  im  Streit  liber  das  jus  praeaidii.J 
li.Jnu.  Am  (!.  Januar  besprachen  wir  uns  in  gebeim  mit  ilen  dänisclen 

Miiiistris,  dass  man  allen  Fleiss  anvenden,  dannenliero  die  allerseitige 
Actiunes  dahin  richten  sollte,  damit  die  Rothschild isc he  Uaagische 
Tractaten  bei  die  Seite  gesetzet,  Schonen  restituiret,  der  Estat  inmiltelst 
b«i  der  Partei  gehalten  und,  wie  es  ginge,  zum  wenigsten  ein  general 
Frieden  befordert  und  erlauget  werden  möchte  .  .  .  Und  weiln  dabei 
diese»  nur  fftmehmlich  geconsideriret  ward,  das»  uns  der  Kath  Pensio- 
narius  gar  zu  sclirccklich  zuwider  wäre,  dass  man  wUrd  trachten 
müssen,  denselben  quocunque  modo  aut  pretio  entweder  zu  gewinnen 
oder  in  diesem  seinem  Fürnehnien  bei  andern  Gliedern  dermaassen 
bekannt  zu  machen,  dass  er  endlich  gegen  seinen  Willen,  wo  es 
möglich,  zur  Haison  bracht  werden  möchte:  so  war  endlich  der  Scliluss, 
sie  ihrer  Seits  wollten  dazu  Fleiss,  königliches  Wort  und  Geld  an- 
wenden, und  möchten  wir  unsers  Theilea  iu-  und  ausserhalb  Holland 
das  Unsrige  dabei  auch  tbun.  — 

Allermaassen  denn  auch  geschehen ,  indenie  ich  mit  dem  Rathe 
Penüionario  zuvorderst  in  eine  Confcrenz  gekommen,  das  gemeine 
Interesse  bester  Maassen  getrieben  und  endlich  das  Werk  der  Har- 
monie, gestalt  Prinz  Wilhelm  zum  Statthalter  zu  machen,  das  eng- 
lische Seclusionswerk  aus  dem  AVege  zu  nehmen  und  also  zwischen 
den  Provinzen,  denen  Häusern  von  Oranien  und  Nassau  und  andern 
Theils  denen  von  Holland  ein  beständiges  Vertrauen  zu  stiften;  aller- 
maassen denn  bereits  die  von  Amsterdam  zuvorhin  auch  auf  unser  Ver- 
anlassen dazu  die  Hand  angeleget  gehabt  und  der  Herr  de  AVitt  öclion 
mit  mir  vielfaltig  ges])rochen,  wie  es  etwa  ins  Werk  zu  richten  sein 
möchte. 

Der  Herr  Bürgermeister  Spiegel  von  Amsterdam    hatte  darub 


Aj.OO<^IC 


De  Wilt  ani  die  orBnische  Kestitiition.  285 

auch  mit  I.  Höh.  sclion  fltr  einigen  Tafren  vertraulich  geredet,  und 
blieb  endlich  der  Srhluss,  weiln  er,  derRath  PcnBionnriu»,  von  Herzen 
wiiucchete,  daRs  iliesCR  VersHhnungswerk  möchte  zur  Wirklichkeit 
lirarht  werden,  daas  ich  mich  nacli  Anisterdam  begehen,  diese  Sache 
«laMclbst  rcchtschnfTen  anbinden,  dnnnenhcro  es  dahin  dirigiren  aullte. 
dase  ihren  Depntirten  aufgegeben  werden  möchte,  l»ei  nächwter  Ver- 
8aminlung  dasselbe  nomriglicli  durchzutreiben.  — 

Wie  weit  es  diesem  Manne  nun  damit  ein  Ernst  sei,  snlehes  kann 
ich  zwam  nit  sagen,  kann  aber  dieses  nicht  l>crgen,  weiln  er  mir  be- 
kennet, dass  die  Oranisehe  Sinmltates  bei  üime  nicht  ohne  Wirkung 
wären,  dass  er  meines  ßedlinkens  damit  nicht  allerdings  spielet,  wie- 
wol  er  sonst,  was  die  Publica  betrifft,  auf  seinen  vorigen  Sentimcnten 
(lomiaassen  verbliebe,  dass  er  BAgete,  der  Estat  könnte  den  Krieg 
nicht  länger  auf  solche  Maasse  fllhren  etc.  Und  ...  bin  ich  drauf 
alsfortens  nach  Amsterdam  gegangen  und  liah  daselbst  mit  dem  re- 
gierenden Bürgermeister  Spiegel  und  demc  von  Beuningen  so  weit 
gesprochen,  dass  sie  mir  gnugsame  Hoffnung  gemacht,  sie  wttrden  bei 
nAchster  Versanmilung  sothaue  Instruction  mitbringen,  dass  sie  sowtd 
in  publieis  als  auch  privntis  unscnn  ßegeliren  ein  Oenflgen  würden 
leisten  können. 

Zu  Utrecht  und  Amheim  hab  ich  bei  den  Hegentcn  auch  ziem- 
liche Inclination  gefunden.  —  Wie  es  nmi  allerdings  nölliig  war,  wegen 
der  Feldniarsehalkschan  mit  Prinz  Maurilzen  f.  On.  gründlich  zu 
reden,  und  ieh  auch  sonst  in  privatis  zu  Cleve  nölhigs  zu  thun  hatte, 
so  bin  ich  ftlr  dreien  Tagen  nlhie  angekommen,  in  Meinung  morgen, 
wills  Gott,  wieder  wegzugeben. 

Prinz  Job.  Moritz  zeigt  sich  nun  mit  allem,  was  im  Intcios.-:c  des 
KinrUr^tcn  and  der  guten  Snche  von  ihm  voilnrigt  wird,  ciiiTCisiauücn;  er 
erklärt  sich  bereit,  dem  Prinzen  Wilhelm  dir  Feldmnischnllsclinft  7.u  libci' 
lassen  — 

welches  mich  denn  deroniaasscn  erfreuet,  dass  ieli  nunmehr  mit  mclirer 
Hoffnung  als  Jemalen  wieder  nach  Holland  wende  und  allen  Kleiss 
anziikehren  gedenke,  das»  E.  Cii.  D.  zu  Ihrem  Zwecke  gelangen  ,  .  . 
mögen. 

Das  Mllnsterscbe  Wesen  ist  in  suspenso;  denn  da  wir's  im 
Hange  so  weit  gebracht,  dass  der  Herr  Fricquet  und  der  Rath 
Pensionarius  sich  unter  der  Hand  dahin  vereiniget,  wenn  des  Herrn 
Bischofen  f.  Gn.  der  Stadt  durch  ein  zweifach  Hcbloss  an  jedem  Thor 
die  Halhscheid  der  Schlilsse  lassen  wollte  (inmaassen  es  zu  Besoncon, 
Dole,   Gratz  etc.  isl),  dass  solchen   Falls  die  Stadt  in  den  andern 


A-iOOt^lc 


236  ^     BrandeDbnrg  nod  die  Niedertande. 

Functen  der  Seatenz  pariren  sollte:  so  hat  äer  voa  Brabeck  solches 
ad  referendum  angenommen  und  sich  darauf  nach  Coesfeld  begeben, 
und  der  Rath  Pensionarius  versprochen,  dass  inmittelst  alles  stille  stehn 
sollte. 


Joh.  Copes  an  den  Kurftlrsteii.    Dat.  Haag  20.|10.  Jati.  1660. 

[Die  ForderuDgeo  KsrI  Gaetav's  von  Schweden.  HochfabreodeB  Anrirelen  von 
Coyet.| 
20.  Jan.  Die  Herren  Staaten  von  Hotland  seind  nunmehr  in  corpore  ver- 
gadert,  Zweifels  ohne  uff  die  Sachen  von  Schweden  und  Dänemarken 
zu  ilelibcriren ;  dazu  desto  grössere  Anleitung  gibt,  tiass  vor  zween 
Tagen  aus  Copenhagen  hie  angelangt  sein  die  Articuli,  so  I.  Maj.  von 
Schweden  gestracks  vor  dero  Abreisen  nach  Gothenburg  den  Herren 
Mediatoribus  übergeben  — 

Dieses  Geschrift  nun,  wie  es  sehr  weitläuftig,  so  gibt  es  allerhand 
ImprcBsiones,  etliche  meinend,  wie  es  viel  ungereimte  neue  Vorstellungen 
hat,  so  sei  es  nur  daruf  augesehen,  Zeit  zu  gewinnen;  andere,  dasB 
CS  darum  zu  höher  angezogeu  sei,  dadurch  ein  mebrers,  als  die  Haa- 
gische Tractaten  geben,  zu  bedingen,  mehrentheils  zwarn  zum  Nacii- 
theil  der  Kronen  Dänemark  und  Norwegen;  und  dass  darum  der 
König  von  Schweden  denen  Uoterthanen  von  Frankreich,  England  und 
Unürten  Provincien  dieses  alles,  was  sie  vor  ihre  respective  Nationen 
begehren,  zugebe. 

Die  däuifchen  ond  schwodisrheu  Gesandten  hier  arbeiten  eifrig  gegen 
einander  — 

und  gibt  den  Kön.  dänischen  Gesandten  es  viel  Vortheils  bei  den  ge- 
meinen Gliedern  hiesiger  Regierung,  dass  ihre  Proposiliou  so  humblc 
und  niedrig,  hergegen  des  Herrn  Cojct  so  altier  und  trutzig  einge- 
stellet  gewesen,  und  dass  uf  diese  der  Status  mit  ziemlicher  Hitze  hat 
geantwortet,  wie  aus  dem  Gedruckten  zu  ersehen  '). 

Dannoch  wenn  man  die  GemUther  der  hohen  Regenten  und  so 
nber  die  Haagische  Tractaten  gesessen  haben,  untersuchet,  so  beepUret 
man,  dass  sie  von  denen  Vorschlägen  nicht  abweichen,  sich  auch 
gänzlichen  einbilden,  der  König  von  Schweden  werde  mehr  und  mehr 
beikommen  und  nicht  alles,  wie  in  Ffihnen  unglücklich  geschehen,  so 
auch  in  Zeeland  und  Schonen  uf  die  Spitze  setzen;  dass  auch  Frank- 
Teich    und  Engeland    selbigem  König  dazu    vertraulicher  Weise  wol 

')  Die  Rede  Coyeta,  am  35  Kov.  16ü9  gehalten  und  dann  auch  gedracict 
verbreitet,  bei  AitiemalV.  421  f.;  vgl.  Wicqnefort  [I.  634;  die  ofBcieil«  Ant- 
wort der  QenerniBtaaten  erhielt  Coyet  erat  am  ir>.  Jan.  liiGO  (A  itzema  ibid.  537''. 

i:q,t7r.d    .*^nOO<^IC 


Schwedischer  Troti.    Grosses  StormlanreQ  gegen  de  Witt,  287 

ratlien  werden,   da  dann  Frankreieli  immer  gesucht,  Schweden  vr>n 
dnnneu  los  zu  maclien  und  ins  Römische  Reich  zu  fUliren. 


Weiman  an  den  KurfUrsteu.     Dat.  Haag  26.  Jan.  1660. 

IVereiobfirung  mit  CliarieiDS    über  den  FuldzDg  gegen  die   Pacificationspartei. 

Fricqnet.     Schnierigkeilen   wegen    des    Geldpunkles   und   der   Handelaklenme- 

De  Will  Dod  der  Plan  der  oraoiacben  Restitution.     Amsterdani.    TroU  allem 

wenig  Hoffnung  anl  Aendernng  der  holländ.  Politik.] 

Nene  Besprechnngen  mit  den    dänischen  Gesandten  über  das   einzn-  2 
schlagende  Verrahren  nud  einigen  sich  beide  so: 

mau  möchte  nunmehr  die  Hand  ans  Werk  legen  und  omni  modo  da- 
hin trachten,  dass  die  Pacificfttionspartei  versetzet  und  also  der  Estat 
mOchte  gedisponiret  werden,  die  Haagische  CouTenta  in  etwa  an  die 
Seite  zu  setzen  und  bei  der  Partei  zu  halten,  und  dass  man  darunter 
die  Glieder  fieissig  visitireu,  ioformiren  uud  akviel  den  Rath  Pensio- 
narium  angehet,  sieh  eines  gewissen  Mannes,  der  Über  ihn  vermag, 
gebrauchen,  dannenhero  versuchen  sollte,  ob  er  dadurch  etwa  oder 
durch  uns  auf  gewisse  Maasse  möchte  wiedergewonnen  werden  können; 
in  allem  Fall,  dass  man  sich  bezeugen  sollte,  wo  sie  nicht  wollten, 
dasg  sie  alsdann  erwarten  möcliten,  dasü  man  in  Polen  weise  sein, 
sich  nicht  länger  herumleiten  lassen,  sondern  mit  Schweden  A  part 
Bcbliessen,  dahero  die  ganze  Eriegsbllrde  ihnen  allein  auf  den  Hals 
wflrd  devolviren  und  wälzen.  Alles  was  gcpassiret,  sollte  man  loben, 
znm  wenigsten  dissimuliren.  Selbst  nahmen  die  Dilnische  an,  deme 
Ton  Opdam,  wessen  Fanten  sie  sonst  gnug  zu  bescheinigen  getrauen, 
nicht  zu  widern,  sondern  behUlflich  zu  sein,  damit  er  sich  gegen 
Amsterdam  retten  und  wieder  bequemen  möchte,  hinföro  wieder  Dienst 
M  thun,  zum  wenigsten  in  den  holländischen  eonsiliis,  wozu  er  sieh 
sonst  merklich  anbeut,  Wobei  aber  dieses  auch  gesupponiret  ward, 
wo  solches  nicht  helfen  sollte,  und  man  sehen  würd,  dass  der  Rath 
Peosionarius  nicht  zu  versetzen  stUnde  durch  diese  gelinde  Mittel,  dass 
man  solchen  Falls  in  Bedenken  nehmen  sollte,  ob  man  nicht  aperto 
Marte  seine  Consilia  zu  impugniren  und  also  quocunque  modo  dieses 
Mannes  gar  tu  nachdenkliche  Rathschtäge  mit  allen  Kräften  und  un- 
gescheuet  zurückzutreiben  haben  sollte.  — 

Wir  unterliessen  nicht,  von  diesem  allen  mit  deme  von  Fricquet 
Tertranlich  zu  reden  .  .  .  und  konnten  wir  ein  andres  nicht  verspüren, 
als  dass  er  sich  alles,  was  wir  gutgefunden,  gänzlichen  gefallen  Hess.  — 

Und  erfolgete  also  weiter  darauf,  dass  die  Dänische  sowol  als  wir 
bei  den  Gliedern  von  Holland  die  Visit«  obangeregter  Maasse  fleissig 


A-nOO»^lc 


2gg  I-    ßrandenbars  und  die  KiederlsDde. 

ablcgcten  und  allerseits  befanden,  dass  dieselbe  ziemlicb  wol  incliniret, 
aber  alle  mit  einander  der  erschreeklicben  Eöete  halber,  so  bei  Con- 
tinuatidn  des  Kriegs  erfordert  werden  wUrdeii,  in  voller  Angst  waren; 
ntil  boben  Bezeugungen,  dass  sie  sähen,  es  wUrd  ihnen  auf  die  Dauer 
uuniUglieh  sein  zu  bestehen;  alles  wQrde  ausser  Landes  consumiret, 
das  wenigste  mllsste  aueli  mit  Baarschaft  gcfhan  werden;  inmittelst 
stunden  die  Commercien  theils  stille,  theils  wflrden  sie  in  dem  engli- 
Bi'lien  Canal  und  der  Westsee  durcb  allerhand  Capereien  aufs  Susserste 
geturbiret,  und  dass  das  ärgste  wfire,  dass  sie  uuglllekliche  ßencontres 
befalii-en  und  also  darüber  Engeland,  Frankreich  und  langwierige  Kriege 
besorgen  mtlssten  etc. . .  Die  von  Amsterdam,  Haarlem,  Leyden  etc. 
waren  dennoch  sehr  herzhaft;  und  wie  man  darauf  auch  mit  dem 
Herrn  Rathe  Pcusionarlo  zur  Conferenz  kam,  fanden  wir  denselben 
immer  noeb  und  aufs  alte  roll  Scliwierigkeiten,  wiewol  er  die  polniscbe 
Tractaten  sehr  apprehendirete.  — 

Ich  meines  Tiieiles  kam  nun  mit  ihme  auf  das  Reconciliations- 
werk,  zeigcte  dabei  an,  was  ich  au  Amsterdam,  wie  auch  bei  FUret 
Mauritzen  zu  Gleve  darunter  verrichtet  und  ersuchete  ihn,  er  möchte 
glauben,  dass  man's  ehr-  und  ernstlich  meinete,  und  muss  ich  dabei 
gehorsamlicb  melden,  dass  er  mit  hohen  Contestationen  bczeugete,  er 
suehetc  E.  Ch.  D  Dienst  zu  Ihun,  wOnsehete  zugleich,  dass  die  Si- 
multatcs  mit  denen  vom  Hause  von  Oranien  aus  dem  Grunde  müehten 
gehoben  werden. 

Die  Ilaoptsnclic  alier  liegt  an  der  Stadt  Amsterdam  and  mnss  Weiman 
Rieh  besonders  mit  den  Bürgermeislern  Spiegel  und  de  Qfbtc  in  Ver- 
bindung setzen;  wo,';  flurh  in  iiäehEter  Woche  geschehen  soll.  — 

Und  können  wir  im  Übrigen  wol  nach  so  vieler  nngewandte- 
Muhe,  wie  leide  es  uns  auch  thut,  nichts  anders  melden,  als  dass  all 
hie  alles  sehr  unsicher  und  vielleicht  mehr  zu  fllrchten  als  zu  holten 
ist,  also  dass  es  scliwerlieh  zu-  rathen  sein  möchte,  ia»s  sich  E.  Ch. 
D.  oder  Polen  gar  zu  sehr  auf  diese  Leute  verlassen  sollten,  wo  Sie 
sonst  was  gutes  tbun  könnten.  Die  Glieder  in  Holland  selbst  seind 
wie  verworren  und  deromaassen  verthcilet,  dass  sie  in  medi»  conveutu 
einander  angesehen  und  der  einer  zum  andern  gesaget,  sie  wßssten 
nicht,  was  unter  ihnen  rcgierete. 

ßcilicgeud  Zeitung  id.  dat.  „Die  Herrn  Abgesaudtcn  von  Chur 
Cöln  und  .Mainz  fciud  auf  den  8.  Jau.  zn  Paris  augekomnieu  und  gehen, 
wie  man  saget,  mit  vollkommenem  CoDteDtenient  und  einigen  Wecbselbriefen 
wieder  nnch  Deutschland, " 

iinmrv  Terwoirrniio  Nnchrichlen  an.<  Knglniid     General  Monk  nähert 


Brandenburg  oiid  de  Will.  289- 

M<h  mit  seinen  Tinppei)  London,  d:iG  Parlament  liisst  ihn  begrüssen  uiid 
DBcli  London  einlnden;  nieniiind  wci^s,  was  Monk  will  und  was  cndlieh 
iterdcn   wird. 


Weiman  an  den  Kurflirsten.     Dat  Haag  3.  Febr.  1660. 

[Conferenis    mit  de  Will;   gute  Zusicherungen    desselbee:   geraeinganiür  Plan   mit 
drm  dsDiBeben  Geanmllen.    De  Witt  für  eine  Sendung  nach  Kn;;land.    Der  Sireil 
in   MiiDBter   niid   der   KaiBer.     Die   Untersuchung  gegen   Admirnl    Opilnm.     Ge- 
neral Monk  in  England.) 

Die   Naobrichten    von  ansäen  her   sind    immer   aufregender   und  ver-  3.  Fein 
«irrender;    raan  ist  sehr  besorgt,  dass   Polen    mit  seinen  Seiiornttriictnirn 
»Di^scheidet  und  die  Last  des  dänischen  Krieges   den  Niederländern  .iillcin 
überlädst 

Ich,  Wciraan,  hatte  mit  dem  Rath  Pensionario  eine  gar  nach- 
denkliche Confercnz,  allein  und  ins  besonder,  worin  ich  mit  allen  Um- 
ständen anwiese,  wie  weit  dem  Estat,  wie  weit  ihmc,  Herrn  de  Witt, 
daran  gelegen,  dßBS  man  zurücksähe,  und  gleichwie  der  grosse  Gott 
alles  deromaassen  geschickt,  dass  es  annoeh  Zeit  wftre,  weise  zu  sein, 
dass  man  ohne  ehdliche  Ruin  der  Sache  nicht  langer  könnte  stille 
i»tehcn  etc.  Ich  zeigete  dabei  ins  besonder  an,  wie  scliier  alle  Welt 
und  unsere  Aliürte  selbst  sich  einbildeten,  er  Hebete  das  Haus  Oranien 
nicht  und  mlissten  sie  darum  leiden,  weil  seine  Passion  sich  auch  auf 
Churbrandenburg  exteniliren  dürfte;  mit  dem  Hinzuthun,  dass  mau 
sonst  nicht  sehen  könnte,  warum  er  sich  in  dem  ganzen  Werke  so 
schwierig  bezeigete;  für  Engeland  hätten  sie  sieh  ja  so  gar  nicht  zu 
fSrchten,  weiln  es  mit  sieh  selbst  gnug  zu  thun  hätte  und  interessirct 
wäre,  Dänemark  ait  gar  verloren  gehen  zu  lassen.  Frankreich  wflrd 
auch  nicht  viel  tlinn  können,  weiln  es  sieh  selbst  ohne  des  Estats  ^'or- 
wissen  mit  Spanien  zu  einem  gemeinen  Frieden  verbunden  und  Mr. 
de  Thou  es  alhie  selbst  und  publieo  scripto  bekannt  gemacht  hätte, 
nber  demc  das  deutsche  Reich  es  mllsste  abtragen,  was  davon  zu  bc- 
fBrthteu  stünde.  Worauf  ich  ihme  denn  auch  die  uns  durch  den  Frci- 
lierm  von  Schwerin  zu  reeliter  Zeit  auf  E.  Ch.  D.  Befehl  conununi- 
cirte  intercipirtc  Schreiben  in  passibus  utilibus  vorlas  und  endlichen, 
da  wir  von  dem  bekannten  Keeonciliationswesen  vertraulich  geredet 
und  einig  worden,  dass  ich  nach  Amsterdam  gehen  sollte  etc.  ,  .  diese 
Antwort  von  ihme  erhielte:  er  hätte  Gott  zum  Zeugen,  dass  er  bei 
dem  ganzen  Pacificationswesen  bishero  keine  Passion  hätte  gehabt  als 
seinem  Vaterlaude  gutes  zu  thun,  dass  er  E.  Cb.  D.  eher  liebete,  als 
hassete,  und  schwor  er  bei  seiner  Seele,  Holland  hätte  in  Sachen  der 
Athirten  zu  allen  Zeiten  nur  allein  auf  E,  Cb.  D.  und  deroselben  Cou- 

Uitcr.   I.   li^-Kli    il.   üt    Kuininltu,    VU.  19 

i;q,t7od  lyGoOt^lc 


290  '■    Uraiiilüuburs  «lA  ilip  Nieclerluntli'. 

servatiou  geeelien;  sie  thatcns  noeli  auch;  und  da  er  bislicro  tou  meinen 
Sentimentcn  diserepiret,  mo  vvürc  iliinc  es  leid  gewesen,  dass  er  darüber 
mit  uns  zerfallen  sollen.  Wfe  wirilnii  aberkeineMalire  würden  beimessen, 
dass  er  seiner  Provinz  Interesse  und  Senfiiiienten  befolffct,  so  wollte 
er  uns  versiclieni,  wenn  er  nui"  so  weit  kommen  könnte,  dass  er  zwei- 
feln kOnnto,  ob  England  sich  wUrd  wieder  ins  seliwediscbe  Werk 
mischen,  dass  er  solchen  Falls  ohne  Zurttcksielit  nns  beifallen  und 
■/.eigen  wolle,  dass  er  nicht  weniger  Affection  ftlr  K.  Ch,  D.  als  Aversion 
lijiltc  gegen  der  Schweden  Unrcdiiclikeiten.  — 

Wie  ich  midi  mm  Nanjcu»  F..  (h.D.  sehr  bedaiikete  etc.,  so 
lialieu  wir  mit  den  dünisclien  Ambassadeiiren  uns  allerdings  verglichen, 
das  Werk  pen  a  pcii  und  mit  sanfter  Hand  weifer  zu  bringen,  dem 
Manne  zu  ilankeii  tind  Dankiiarkeit  Iteizubringcn,  seine  Freunde  zu 
gewinnen  und  also  zu  sehen,  ob  wir  zu  unserem  Zwecke  (|Uoeunc[ne 
[iretio  gelangen  können.  Wir  werden  dabei  auch  sehen,  wieweit  wir 
uns  der  0|idainisehen  Hiindel  werden  bedienen  {«ünnen  '). 

Die  dänif-fhen  (le^aiidton  ttollcn  zu  dem  Kmlo  morpcu  imcL  Aiusteidjini, 
Wcimnu  einige  Tngc  später. 

Der  kaiserliche  Gesandte  ist  nit  gar  wol  zufrieden,  dass  die 
Generalitilt  (wiewol  mau  mit  uns  auch  uocli  nicht  gesprochen)  in  den 
Uesolutionen  von  ihm  gar  niclits  meldet.  Der  polnische  Resident  i.-«! 
vielleiclit  wegen  der  verweigerten  10IJ,(K)()  Iltli.  deromaassen  gerilbret, 
dass  man  ihn  kaum  zurllck  und  auf  zientlielier  Bahne  lialten  kann. 

De  Witt  rüth  ininipr  noch  sehr  da7.u,  dass  der  Kurfürst  einen  ßc- 
stiniitcii  an  das  Pnrlnraeiit  nach  Kiighmd  fcliieko;  dns  gegenwärtige  I*jir- 
Inment  «erde  doch  wol  eine  Zeit  liuig  hestelien,  nud  da  könne  der  Knrfüist 
in  der  S'hwedisehen  Saiho  dort  viel  wirlieii. 

Das  Mllnsterisehe  Werk  stehet  aunoeli  in  vorigem  Stande;  allein 
verursaelien  die  Kaiserliche  Trouppen  an  allen  Ortern  viel  Geschreies. 
Wie  sich  nun  der  Herr  Risehof  danmter  hegreift,  solches  werden  K. 
Ch.  D.  ans  der  Beilage  gnüd.  vernehmen.  (Fehlt.)  Dieses  aticr  weiss 
ieb  dalici  wol,  dass  man  S.  f.  Gn.  am  Kaiserl.  Hofe  ziemlich  Übereilet, 
und  als  demselben  Deputatus  nur  um  Hülfe  in  eventnm  und  termiuis 
generalibus  angclialten,  dass  man  alsfortens  zugeschlagen,  die  Vi'dker 
hinuntevgescbiekt  und  hernach  gefraget,  ob  der  Mann  aueli  Ordre  hätte, 
Un gezweifelt' ist" 8,  um  die  Quartieren  zu  gewinnen;  e^  hat  aber  beule 
alhie  bei  der  Generalitet  ein  solches  Aufsclieu  gegeben,  dass  icli  nit 
weiss,  was  endlicli  daraus  kommen  dllrfte. 

')  11.  h.  der  Unlersuchiinp  gegen  den  Admtrnl  Opdnm  wepen  seiner  Ffilirnni: 
alä  Onrnmnndant  der  Oatpeeflutle:  Vf;l.  Socrcl,  »eBnInt.  ir.  H!<— 18,'i. 


„A^iOOt^lC 


Münster.     Hie  ÜiiterBnchnnft  gegen  Opdam.    Gonpral  Monk.  291 

1'.  ö.    Sogleich  vernehme,  daaa  der  Rath  Fensionarius  in  Holland  . 
bei  der  Resumption  anfs  neue  in  favorem  des  von  Opdam  geeon- 
duiliret,  ohngcachtet  »ich  Alcmar  endlich  mit  Amsterdam  aucli  gefllget, 
niid  nlso    acht  die   grosseste   ätädte    dagegen    echriftlich    und    aufti 
»cilärfste  geprotestiret '). 

Die  Monkische  Conduite  in  Engeland,  weil  er  über  Vernnithen 
«ich  fltr  das  Jetzige  Parlament  erkläret  und  im  Whiteliall  sein  Quartier 
nimmt,  giht  viel  Alteration,  und  habe  ich  ein  Schreiben  aus  London 
gesehen,  dass  alles  Volk  Über  ihn  gräuheh  anlangt  zu  schelten  und 
lu  srlmiähen,  ja  dass  man  gar  harte  Dinge  gegen  ihn  fUrnehmeu 
dürfte.  Das  Parlament  soll  inmittelst  aber  sich  publice  erkläret  haben, 
sie  wollten  das  Volk  suchen  von  Lasten  und  Schulden  zu  deehargiren, 
ditDuenhero  sich  in  auslündisclie  Kriege  ohne  die  gröttseste  Noth  nicht 
engagiren,  und  wäre  gewiss,  dass  sie  nicht  gar  zu  gut  schwedisch 
wfiren.  — 


Wcinian  an  den  Kurftii-steii.    Dat.  Amsterdaai  10.  Febr.  1660. 

ICaaforenz  m't  niedErlfiDiliaclien  Dcpntirten.  Vorstellungen  Weironii's  über  die 
i^nchlnge,  Unterredung  mit  de  Witt;  er  vertheidigt  die  Concerlpolilik;  seine  Kr- 
htrtuLigen  in  der  omniachen  RestitntioneBache;  Erwägnog  über  die  Ehrlichkeil 
de  WiU'ii.  Verhandlungen  in  Amsi^rdan:  Missetimmnng  gegen  de  Witt;  die 
groäicn  Studie  gegen  die  ktcincu.  Beuningen.  Pensionär  de  Groot.  Allge- 
mpiiie  Slimmnng  für  DÜBeninrk  «nd  Hass  gegen  Schweden  in  Amslerdam.  Der 
erwartete  UntBCliwung  in  England.] 

Am  8.  Feiir.  noch  Amsterdnm  gereist.    Torlier  hnt  noch  im  Haag  eine  10.  Febr. 
Ccinferenz.  mit  Staatischen  Depiitirten  Statt  geTanden  (s.  die  folg.  Relation 
Ton  Copes).  — 

Wobei  wir  denn  nach  der  LSnge  angezeiget,  wie  gar  widrige 
Operationes  der  Haagisclie  Tractat  fhue  in  Polen  da  man  mit  gutem 
Grond  sagete:  wir  bleiben  in  der  Partei  oder  wir  treten  draus,  so 
wird  Dänemark  drum  nicht  weniger  oder  mehr  bekommen;  warum 
sollen  wir  uns  denn  miserabel  machen  ohne  Nutzen?  in  Dänemark, 
da  der  König  von  Schweden  ungezweifell  dergleichen  präsupponirete 
und  gedächte :    ich  sehliessc  oder  schliesse  nicht,  so  wird's  mir  nidit 

')  Die  f^oiiclnaion  nach  der  Untersnchnng  gegen  Opdam  erfolgte  dahin,  dnsB 
lierselbe  „voor  syne  goede  condoite  ende  devoiron,  in  des  aelfs  joogstc  eraploy 
betoont  ende  aengewelTdt,  bedankt"  werde,  Secret.  Resolnt.  H.  185,  wo  aacli 
die  Kinwendnogen  der  widersprechenden  Städte  AmBterdani  etc.  lo  dem  bei- 
liegenden Jonrnnl  Weiman's  wird  hinzngefügt:  die  proleatirenden  Städtedepn- 
lirlen  denlen  an  „dacs  sie  vermerkelcn ,  warum  der  Ruth  PeuBionar  die  Opda- 
ni«che  Partei  bicil,  nämlich  weil  er  fnrchle,  die  Opdnmische  Defension  werde 
die  Raagieche  Pacification  nnd  dem  Urheber  müssen  criminel  machen". 

19* 


292  ^'     BraDdenburg  und  die  Niederlaude. 

TOrtheilen;  warum  denn  grepräcipüirct,  warum  niclit  der  Zeit  abgeselien, 
der  Quartier  g:eiiosHen,  Dänemark  geruiniret  und  den  Staat  so  lang  ge- 
plaget als  ich  kai\n?  der  Haa^ißclie  Tractat  lasset  mir  docli  öidierlicit 
und  Vortheil  gnug,  wenn  ieli  ihn  auch  zuletzt  wUrd  annelimen  mllssen  — 
und  dass  dalier  »olclics  Priucipium  notliwendig  mtlsstc  we^gcnnminen, 
zum  wenigste»  so  weit  gealteriret  werden,  dass  uoeli  Polen,  nocli 
Seliweden  darauf  gar  zu  eelir  ftissen  und  darnacli  ihre  Mesures  nehmen 
könnten  .  .  .  Alle  Contractcn  hätten  von  sich  selbst  diesen  mitfuhrendeii 
Verstand:  wo  die  Sachen  in  einem  solchen  Stande  hieihen.  Nun  wSre 
ja  so  viele  Zeit  llbcr  die  bedungcue  14  Tage  dahin,  so  viel  Schade, 
80  viele  Verflnderung  erfolget,  die  englische  Regierung  so  oft  verrficket, 
Frankreich  bis  auf  diese  Stunde  sriumig,  die  vnlligc  Katification  ein- 
zubringen, ja  Frankreich  hätte  selbst  sich  mit  Spanien  uoforic  ver- 
gliclien,  einen  allgeuieiucn  Frieden  zu  befordern  und  also  im  M'erke 
selbst  genugsam  gezeiget,  dass  es  auf  den  llangisclien  Tractat  nicht 
gar  sehr  refleetirete,  und  möchte  dannenhero  der  Esfaf  seines  Ortes 
auch  bedenken,  ob  sie  sich  an  Strohhalme  binden  oder  vielmehr  be- 
denken wollten,  wie  sie  sieh  ihres  Theiles  aucli  in  Freiheit  stellen 
machten.  Zum  wenigsten  könnten  sie  iliren  Dc|iutirtcn  zuschreiben, 
dass  sie  sich  auf  allen  Fall  mit  den  Traetaten  nicht  llbereilen,  souderu 
alles  offen  lassen  sollten,  bis  dass  sie  dem  Estat  von  I^ewandlniss  dex 
Werkes  zuvorher  berichtet  und  der  Estat  auch  zuvorderst  vernommen 
haben  wlird,  was  der  Herr  Nieupoort  in  Engeland  wUrd  ausgerichtet 
haben  .  .  .  Welches  alles  die  Herren  Conmiissarii  denn  gar  wol  auf- 
nahmen und  uns  versicherten,  ■  dass  sie  von  allem  getreulich  rcferireu 
wollten,  und  der  Estat  von  Herzen  geneiget  wäre,  nn  Dänemark  und 
E.  Ch.  D.  als  „haere  oudstc  ende  getrouweste  bondgenotcn'- 
alle  Dienst  und  möglichste  Freundschaft  zu  erweisen. 

Worauf  denn  des  Abends  noch  der  Rath  l'ensiouarius  de  Witt 
zu  mir  an  unser  Quartier  kam,  gestalt  über  voriges  noch  in  etwas 
weiter  zu  discurriren;  and  . . .  immer  noch  anzeigcte,  der  Estat  könnte 
dadurch  immer  noch  in  Verweiterung  mit  Eugeland  gcratlien;  denn 
so  bald  Schweden  von  solcher  VcrSuderung  vernähme,  wllrd  es  sieh 
erklären,  die  Conditiones  zu  acccptiren,  und  wltrd  sotchcn  Falls  der 
Estat  sciue  Macht  entweder  müssen  stille  halten  oder  agiren  lassen^ 
wo  jenes,  solches  wUrde  uus  nicht  dienen,  noch  Dänemark;  wo  dieses, 
so  wllrd  Eugeland  und  Frankreich  sich  gar  gewiss  wieder  drin  mischen, 
und  wäre  solches  eben  das,  welches  seines  Bedünkens  der  Estat  keines 
Weges  hazardircn  mtlsste,  weiln  sie  einer  solchen  Macht  nicht  ge- 
wachsen, daliero  der  Estat,  Dänemark  und  E.  Ch,  D.  ganz  und  gar 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


Braudtiiitiiir;  und  de  Will.  293 

ilrauf  §:elien  niiiclitcii,  da  man  darin  den  gci-ingriten  Fehltritt  tliun 
illirftc.  Worauf  er  mit  liolien  Uezeiigungen  contcstiretc,  tiass  es  gar 
keini!  Passion  wäre,  die  üiu  auf  solchen  Seutiraenten  hielte,  sondern 
spin  Gewissen,  iu  welchem  ers  filr  Gott  nicht  anders  bislieio  begreifen 
können.  — 

Un<l  kam  endlich  von  selbst  mit  mir  auf  das  bekannte  Reenn- 
Filiationswerk,  zum  höchsten  protestirend ,  dass  es  ilim  damit  ein 
rechter  Ernst  wäre  .  .  .  Und  weiln  er  mir  die  0|nl.imisehe  Sachen 
zu  lesen  anvertrauet,  gestnit  (wie  es  zum  wenigsten  äusserlieh  hiess) 
meine  Gedanken  darüber  zu  vernehmen,  so  war  endlieb  seine  Meinung, 
man  kannte  diesem  Werke,  wortiber  denn  noch  gar  viel  Geschreies 
i»t,  seine  abbelflichc  Alaasse  aucl[  zu  allerseits  Vergnügen  geben,  wenn 
man  mit  dem  Reconciiiationswerk,  also  dem  Feldmai-scballat,  nur  wUrd 
zur  Uielitigkeit  gelangen;  denn  weiln  dadurch  ein  ander  aneehulicbes 
Amt  wilrd  vacant  werden,  so  könnte  der  von  Opilani  solches  an- 
nehmen und  also  von  der  Admiralschaft  mit  Ehren  abstehen,  wodurch 
denn  alle  vorige  Ötreifigkcilen  tacite  heigeleget,  zum  wenigsten  vor- 
beigegangen werden  könnten.  Und  erbot  sich  im  (ihrigen  zn  allen 
guten  Dingen  mit  mehr  als  gemeiner  Expression. 

Wie  weit  ihm  nuu  dieses  ganze  Ding  ernst  sei,  kann  ich  zwarn 
oicJit  sagen,  weswegen  ich  denn  wol  zuweilen  in  grossem  Zweifel 
stehe  nnd  nicht  wol  weiss  ...  ob  wir  nicht  lieber  solcher  Freundschaft 
misstrauen  nnd  gerade  gegen  ihn  an  und  lo^igeheu  sollten.  —  Muss 
aber  wol  bekennen,  dass  ich  endlieh  zum  gelindesten  und  sichersten 
lenke,  dahero  dahin  ziele,  dass  man  diesen  Mann  in  der  Gute  zu  ge- 
winnen suche,  wo  es  einigermanssen  möglich  ist;  für  diesem  iiab  ich 
.  viel  Candor's  und  ßedliclikeit  drinnen  befunden,  kann  also  nicht  aller- 
ilings  feste  stellen,  dass  er's  contra  conscientiam  thue,  was  er  thnt, 
oder  dass  er  uns  zu  hetrllgen  suche,  da  er  sich  nunmehr  publice  et 
[irivatim  ziemlich  gcuelim  stellet. 

Was  A  Disterdam  betrifft,  so  hat  Weiniau  hier  ilie  Stimmung  unver- 
■iidort  zu  Gunston  des  Kurfürsten  und  Diinemarks  gerunden. 

Ich  vcrfligete  mich  zu  dem  Herrn  von  Polssbroeek,  redete  Hber 
die  zwei  Stunden  mit  ihnic;  endlich  kamen  zwec  andere  Burgcrmeistere, 
w  nach  dem  llaage  gelten,  auch  dazu  und  war  nach  einem  kräftigen 
Üebatt  alles  dessen,  was  bei  diesem  Werk  aus-  und  inwendig  gecon- 
«iileriret  werden  kann,  dieses  der  allgemeine  Schluss,  sie  ihres  Theiles 
Wollten  sieh  mil  nnserm  Voi-sclilage  günzlicfa  und  absolute  fügen  und 
bei  der  Versammlung  denselben  ans  allen  Kräften  poussiren. 

Mit  dem  von  Beuningcn  redete  ich  nachgehend,  weiln  er  selbst 


A-nOO»^lc 


294  ^-    BfiiDdeDburg  UDtt  die  Niederlande. 

ZU  mir  kam,  und  thut  derselbe  in  allen  Dingen  wol  «ein  Bestes  ge- 
treulich; wobei  er  mir  denn  auch  bekannte,  dass  dem  Käthe  renai<(- 
nario  wegen  der  Conelusiou,  so  er  für  0)idani  gegen  Willen  der 
Hieben  considerabelBten  Städte  genommen,  ziemli<!b  Übel  zu  Muthe  wäre, 
lind  dass  er  ihn  gewarnet,  er  niöehte  eich  kenneu,  die  Publica  auf 
solche  Art  nicht  treibeu,  als  er  Jdngst  getbau ,  noch  auch  Intriguc 
machen  mit  den  kleinen  Städten,  die  grossen  würden  dadurch  ge- 
nöthiget  werden,  einen  anderen  Weg  zu  wählen;  und  sollte  der  Herr 
Andres  de  Graef  sich  haben  verlauten  lassen,  das  wtlrdc  die  Baline 
machen  zn  einem  Bai'neveldisehen  l'rocedere  und  was  dergleichen. 

So  nüthigten  sie  mich  endlich  den  Mittag  bei  den  Herren  däni- 
sclien  Ambassadeuren  zu  Gaste,  da  denn  der  meiste  Magistrat  zugegen 
war  und  miinnigücheu  zeigete,  dass  Ihnen  meine  Gegenwart  nicht 
unlieb,  fUrnclimlich  aber  E.  Ch.  D.  Freundschaft  zu  Herzen  ginge. 
Der  Herr  l'eter  de  Groot  war  auch  da,  und  wird  dereelb  heute 
seineu  Eid  als  Pensionarius  an  diese  Stadt  ablegen,  anstatt  dessen 
von  Beuningen,  welcher  selbe  Cliarge  von  deswegen,  dass  er  in  die 
Vrocdschnp  aufgenommen,  zuvorn  abgeleget  hatte.  Man  hat  crwähneten 
de  Groot  vorhin  verdächtig  gemachet,  dass  er  zum  Haagischen  Trac- 
latc  gar  zu  sehr  geholfen,  und  leugnet  er  mii-s  nunmehr  auch  nicht' 
Wir  haben  aber  daran  nebst  den  Herren  Dänischen  so  weit  gearbeitet, 
dass  er  nunmehr  unsere  Partes  alles  Fleisses  zu  vertreten  angenommen. 

Der  Herr  Charisius  ist  auch  von  einigen  anderen  holländisohen 
Städten  wieder  zurückgekommen  und  saget,  dass  sie  alle  mit  einander 
sich  sehr  geneigt  und  gltnstig  auf  sein  Anbringen  erkläret  hätten.  — 

Man  thut  den  dänischen  Ambassadeuren  gar  viele  Ehre  an  mit 
Gaslereieu,  Comödienspielen  und  dergleichen,  wobei  das  Volk  denn 
wol  einen  llhcraus  grossen  Haes  gegen  Schweden  bezeiget;  gcstalt 
denn  auch  der  Herr  Cojet  hier  gar  schlecht  empfangen  und  von  einem 
Burgermeister  nur  getraetiret,  weilu  es  sein  Amt  gewesen,  von  allen 
andern  gar  kHhlsinnig  grehattcn,  von  den  Kauflciiten  aber,  da  er  vom 
Kathhause  gekommen,  nicht  einmal  des  llausabzieheus  [sie.  Hutaln 
aichensyj  auf  dem  Damme  gewflrdigct  geworden. 

Unter  der  Hand  ist  sonst  au  den  Herrn  Vogelsang  nach  Däue- 
iriark  geschrieben,  die  Dei)utirte  möchten  mit  den  Tractaten  gar  nicht 
eilen.  Engeland  aber  und  was  Monk  daselbst  machen  wird,  dürfte 
im  ganzen  Werke  dennoch  wol  das  meiste  Licht  geben;  welches  denn 
den  Vernünftigsten,  auch  selbst  nunmehr  dem  Herrn  de  Witt  dero- 
gcstalt  fUrkommt,  dass  er  glaubet,  alles  lenke  sich  daselbst  wieder  zu 
der  Monarchat-Regierung.  _ 


jdnvGoOt^lc 


t'iiurureiizbcsprecliutsgi'ii  mit  uiudarlüDiliscIu'u  UepiiUrliru.  295 

Joli.  Topcö  au  (It'ii  Kurfllrsteii.    Dat.  Haag  if,,!"!;,,  1660. 

ICuufertuK   mit   cloii  tiualisulmn  Deputirtei».     Der   poltiiache   Beiiiient   Jraht   mit 
eiuuiD  Separatfrieden.) 

Es  Ii.ibcn  I,  H.  M.  am  7.  Felir.  uus  ala  E.  Ch.  D.  Ministros  liic- lo,  Fil>r. 
selhsten  (liircli  dcro  Agenten  erBuchcn  lassen,  mit  iliren  llerien  Üc- 
initirlen  Kur  Coiifcrcnz  zu  kumincn,  wie  wir  dami  j,'etlian  und  vor  uns 
j:efun(Icn  den  Herrn  Huyj,'en8  aus  OelderlaTiJ,  Herrn  I'ensionariiiin 
de  Witt  ans  Holland,  Herrn  Ötaveuiwse  aus  Zceland,  Herrn  von 
Anicroujren  atts  Utrecht,  Herrn  IJootynia  aus  Frieslaiid  und  Herrn 
Öehuy  lenliorgli  aus  Groenin^-eu;  welclie  uns,  Xantens  E.  Cli.  Ü.,  als 
(icro  jiltestcu  und  getreuen  Bundjrenosseu,  wie  sie  sagten,  mUnd-  und 
bernaeh  i»flirii'tliebeu  bekannt  jrcmaelit,  wie  dass  der  Statue  naeli  Eu- 
^'eiaiid  freschrielien  uiul  seiueni  Anibassadori  Nieujioort  ufgegebeii 
hätte,  dort  alle  menseli-  und  mtlglielie  Devoirs  anzuwenden,  gestalt  die 
jetzige  liegierung  sieli  crlilärcte,  ein  nielircrcs  als  bei  vorigen  Con- 
ventimien  war  liedungen,  Uäneniarkcn  zum  Vortbeii  bei  Öehweden  aus- 
mwiiken,  wciln  selbige  Schwediselie  Maj.  ilureh  dero  Tergivereatioucn 
'Icr  Krön  Däuciuarkcn  so  grossen  .Scliaden  liäfte  zugefllget. 

Uabencbens,  wie  der  Status  gleichfalls  dero  Gesandten  in  Uflnc- 
iiiarkcn  liiitte  uffgcgeben,  alle  bedeukliclic  kräftige  Mittel  an  die  Hand 
zu  nehmen,  Schweden  zum  Frieden  zu  bringen  und  die  bei  sieh  ha- 
bende inilitaire  Machten  zu  Lande  und  zu  Wasser  immer  lassen  urgiren 
|teg.  agiren?]  oliue  einziges  Moments  Verabsilunuing ,  so  lang  bis  die 
^•chwedisclic  Maj.  zum  Frieden  wirklichen  sich  erkhlretcu  und  effcctive 
zum  Besciduss  gebracht  sei. 

Dom  Herrn  von  Hünnrt  auch  iu  Preussen  hätten  sie  zugeschrieben, 
I.  Maj.  und  Seuatores  Kegni  dahin  zu  disjionircn,  das»  kein  Friede 
dort  geschlossen  würde  und  derselbe  auch  uiikrät'tig  nidchtc  sein,  so 
lange  IJänemarJ;  mit  Schweden  nicht  verglichen  wäre;  wie  dann  auch 
dieses  Status  mit  Schweden  geschlossener  Elbingschcr  Tractatus  kralt- 
his  sollte  sein,  wenn  der  danische  Friede  nicht  vor  sich  ginge. 

Die  Autwort  dtr  Uran  den  biujjcr  dnrjiirl'  s.  oben  in  der  Itelalion  von 
Weluiiin. 

lici  selbiger  Zeit  haben  sie  den  Herrn  do  itye,  Kon.  polnischen 
Itesidenten,  ebenfalls  zur  Conferenz  gerufen  und  ihm  ihre  Ucsolution 
wie  uns  vorgetragen,  der  ihnen  anaJi  ebene  rnmassen,  wie  er  uns  hcr- 
naclier  referirtc,  hat  geantwortet  und  klar  gesagt,  dass,  wann  der 
Status  hie  iifl'  keine  andere  Gedanken  käme,  den  goneralcn  Frieden 
zu  verhandeln  und  eins  ohne  den  andern  nicht  zu  schliessen,  so  würde 
Polen  unfehlbar  mit  Schweden  schliesscn,  wie  er  dann   von  seinem 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


296  ''■    Uruiitieubutg  uud  Ji«  Niederland«. 

Kr'uijre  cxpresöe  Ordre  halte,  es  liic  zu  hintcrbringeu  uud  darufT  ca- 
tcgüiioc  Antwort  und  Resolution  zu  begehren. 

iicifoli^cnd  ein  aiD  6.  Felir.  der  Ueueratität  ijbergebuuce  Mcmoriul, 
die  pieussisi-hcn  Verbaudluugen  betreffcod;  in  der  Uuiipt^ache  dunh  obige 
Confeicnz  erledigt. 

Zeitiiug  aus  dem  Haag.  Dat>  13.  Febr.  1Ü60.  {von  Weimaii.) 
INachricblcQ  ans  Euglaud.  Die  Opdam'sche  UatereiicLnogseaclio.] 
ir.  Aus  Fiigeluiid  scbieilit  man  vom  6.  Febr.,  dass  das  Parlament  am 
1'3  Jau.  ft.  V.  vertuitleU  einer  Det-Iaratiün  pubüciren  lasbeu:  uaehdcui-  es 
Outt  gefallen,  dem  Volke  durcb  einen  blutigen  Krieg  den  Weg  zu  seiner 
Freiheit  zn  bahnen,  da^s  daset-lbe.  binfüro  vieler  Ur^arhen  halber  aU  eine 
Kepubli»|Ut'  und  freier  Staat  von  denjenigen,  so  das  Volk  in  einem  l'atla- 
uienl  repräseiitiren  und  von  deniselbigen  Parlament  vou  Zeit  zu  Zeit  er- 
wählet werden  sollen,  ohne  König,  singuliere  Person  und  Herrenbaus,  welche 
zu  allen  Zeiten  nur  uf  ihr  eigen  und  nteht  uf  das  gemeine  Interesse  ge- 
sehen, gcguuverniret  werden  mils^e.  Wobei  sie  dann  proteMiren  gegen  die- 
jenige, weli'he  niänniglich  cioubtetcu  in  den  Wahn  zu  bringen,  als  ob  doü 
gegenwärtige  Parlament  nur  sitchete  ^icb  zu  porpetuiren  und  mit  Gewalt 
|>ro  arbitrio  zu  regieren;  und  znr  Darthuuug  des  coutrarii  und  Limitirung 
ihrer  Maeht  re!>tslellen  sechs  Puneta  und  zwaru  1)  dass  die  hohe  Obrigkeit 
in  tuehrgenannCcm  Parlament  i-esidircn,  die  Milice  aber  desto  weniger  auch 
nieht  der  cicilen  Maeht  unterworfen  sein;  2)  was  der  Nation  Ficlhcit,  (iut 
uud  Hlut  betrifl'l,  nichts  als  naeh  den  üeietzeu  gethan  werden  und  als  weit 
die  urdinaric  Administration  derselben  angehet,  üflgenanntes  Pailameut  sieh 
darinnen  niiht  mischen;  S)  dasselbe  für  die  Bestellung  des  MiuisterÜ  oder 
Predigtamts  Sorge  tragen;  4)  Kirchen  und  Schulen  bei  ihren  Privilegieu 
bundliaben;  5)  dcu  Commercieu  uud  Scbilfahrt  so  viel  möglieb  benefieireu 
und  0)  die  Gemeine  von  Lasten  und  Schulden,  als  viel  der  Jtzige  Zustand 
es  erleidet,  dcsehargiren  solle.  Ob  welehem  allen  sie  als  über  (Jrundge- 
setzcn  be.sländig  zu  halten  gemeinet  sein. 

Der  (Seueral  .Monck  bat  sieb  damit  gcconfirmiret,  ludern  er  in  einer 
Antwort  auf  einiger  Provinzen  au  ihn  geriihtetc  Schreiben^  worin  dieselben 
um  ein  frei  Parlament  sprachen,  wchhe  er  durch  den  Druck  gemein  machen 
luüscn,  wcitläuüg  anführet,  was  seit  Abschaffung  der  Königl  Regierung,  bei 
welcher  mau  vou  fndepcndenicn,  Presbyterianern  und  audern  dergleichen 
Öetten  niehts  gewusst,  in  den  Gesetzen,  geist-  und  weltlichem  Staude  für 
notabele  Vcrändt.ruugcu  fürgefallen  und  daraus,  dass  es  eine  Unmöglichkeit 
sein  würde,  denselbeu  abcrmalen  zu  inlervertircn  oder  alle  solche  Interessen 
durch  die  monarehicalo  Regierung  zu  exbauriren,  besehleusst,  d;iss  Kuge- 
Inud  nunmehr  uothwendig  durch  ein  Parlament  oder  aristocratice  müsse 
gcgouveruiret  werden. 

Diese  Conduite  des  General  Mouclis,  welcher  bereits  mit  seiner  Armee 
um  Uamptoncourt  angekommen  und  in  Wbitehall  sein  (Quartier  nehmen  wird, 
gibt  viel  Alteration  uud  hab  ich  ein  S<:breilien  aus  London  gesehen,  dass 
alles  Volk  über  ihn  gräulich  anfangt  zu  schelten  und  zu  schmähen,  ja  dass 


Nachrichten  aus  Kugluuii.     Uiu  Oiidaui'ttuh«  Sacbit.  297 

mau  gar  liurte  Dinge  gegen  ibn  luroehmeu  dürfte.  Die  QeilipDtirtr,  sü  dio 
StiuJt  London  an  ibn  abgeschicket,  sollen  aucb  auf  ibr  Anbiiugcri  beiuo 
.=i>li'he  ErkläruDg,  nU  sk  sii'h  versehen,  erliaitcn  hüben  und  der  mcliri'rc 
Tbeil  der  Provinzen  immer  nocb  za  der  Mouarrhie  iiicliniren.  Als  abtir 
Eiucr,  Kobert  l';e  und  Major  Fineker  Namens  der  Kdellcute  von  Har- 
Bcbire  eine  zd  Bernfuug  eines  freien  Parlaiuejits  zielende  Petition  eingegeben, 
liat  lusn  dieselbe  nächst  Verlesung  so  aaiitösslicb  befunden,  dass  man  vor- 
geuelte  beide  Persooea  alsfottens  befohlen  in  den  Tower  la  bringen. 

Inmitteh  hatte  das  Parlament  Commissare  genominiret  zu  Einfnrdc- 
ruiige  einer  monatlichen  Sehßtzung  von  100,000  S  St, ;  und  gleichwie  es  dem 
Viceadniiraten  Lüuson  eine  jährliche  Leibpension  vou  5U0ffSt.  lür  sich 
uud  seine  Erben  zugeleget,  also  hatte  es  Fleetwood,  Wbitelocke, 
Sivicklaud  miü  andere  ad  dicendum  causam  für  eich  gecitiret,  und  mag 
die  lii'ic  geben,  was  London  dabei  thuu  und  endlichen  daraus  werden  wird. 
Die  schwedische  Minisiri  hallen  auf  ihre  ncnliche  Kemou.-Iranz  au- 
Jioi-b  keine  Antwort,  wciln  das  Parlament  nicht  gur  zu  gut  schwedisch  sein 
und  sich  ohue  dag  ohne  die  grösse-te  Xoth  in  ausländische  Kriege  nicht 
^ulle  engagiren  wollen.  Herr  Xienpoort  halte  gleiulifalis  anuoch  nichts 
aosrichteu  können,  weiln  bei  so  vernirretcm  Zustande  in  Btaatssachen  nichts 
zu  thuu  gewesen.  Herr  Downiug  hatte  sich  soneten  gegen  Herrn  Ko- 
se w  i  n  g  ansgelüBsen,  dass  er  wieder  nach  Holland  ginge  und  instruirct  war, 
ncitu  Schweden  so  lange  refucant  und  irruisoniiabel  bliebe,  für  Dänemark 
bessere  Conditiones  befordern  zu  helfen. 

Die  Opdaraische  Sache  machet  viel  Werkes  .  .  .  wubei  die  grossen 
IStädte  wollen  erweisen,  dass  sie  endlich  von  den  kleinen  nnd  also  vou  der 
l'liiralität  des  Halbes  Pensionarii  nicht  gedenken  zu  dependiren.  So  leidet 
der  Ton  Opdam,  weilu  ihm  der  Kath  Pcnsionariuii  gar  zu  günstig  ge- 
wesen; SD  leidet  das  Publicum,  weiln  nicht  wenig  Zeit  damit  verloren  gehet.  - 

Weimau  an  de»  KurfUraten.    Dat.  Haag  17.  Febr.  1660. 

[Unlerredung  mit  de  Witt.  Betheuerungeu  über  Beiue  Stellung  zu  dem  Hause 
Orauien  und  dem  Kurfürsten;  seine  Unschuld  an  der  Acte  van  Sectusiei  die 
Stelluug  d«a  Prinzen  seitdem  nur  nm  so  günstiger.  !□  der  aliftememun  Publik 
aliweicbende  Ansicht.  Unmöglichkeit  mit  Eoglund  zu  brechen;  Ansicht  der 
politischen  Luge  in  den  Augen  de  Wilt'a  uud  VVuimau's.  Üie  Miinater'ecbe 
Sache.    Expedition  in  das  Slift  Bremen.) 

Ftlr  acht  Tagen  habe  icli  aus  Amsterdam   llber  Hamburg   um-  IT.  Febr. 
ständlich  berichtet,  v/sis  ich  daselbst  nebst  den  dftuisehen  Anibassa- 
deuren  thim  und  vernehmen  können,  wobei  ich  denn  auch  wegen  der 
oranischen  Sache  gehorsamst  ein  und  anders  referiret.  — 

In  einer  inzwischen  gehaltenen  zweiten  Conferenz  ist  die  Angelegenheit 
der  Oranischen  Ueconciliatjon  und  des  Feldmarschallamtcs  weiter  besprochen 
worden. 

Und  weiss  ich  für  dieses  Mal  schwerlich  etwas  mehres  dabei  zu 
fUgen,  als  dass  vorgestert  der  Rath  FeuBionarius  de  Witt  zu  mir  ans 


;yGoo»^lc 


29S  '      nruudfubnrg  uud  die  Niudurlaude. 

Quarticv  gekoninieii,  und  da  ieli  ihm  leferirete,  was  ich  mit  dem  von 
l'oltihrocckc  fllr  eine  Coiiferenz  gehabt,  mir  nicht  allein  vielen  Dank 
gesagt  filr  die  genointncnc  Sltihe,  souilern  anoh  diese  Versicherung 
gegeben,  dasB  er  dem  Werke  weiter  fleissig  nachdenken,  mit  dem 
von  Haveii  sich  bereden  imd  verfolglieh  sein  bestes  thun  wollte,  ge- 
t^lalt  ein  HO  nachdenklich  niid  heilsames  Werk  zu  vollkommener  Rich- 
tigkeit 7,11  bringen,  wobei  er  denn  zumal  höchlich  betheuerte,  er  trüge 
keinen  llass  gegen  die  Hilnser  Oranien  und  Nassau;  er  wllaste,  wie 
wcrth  jjoichcr  Name  diesem  Estat  zu  allen  Zeiten  gewesen,  Hau  hätte 
ilin  wegen  des  Hecliisionswerkes  im  Verdacht  gehalten;  Gott  wisse, 
oline  Grund!  Herr  Rcveriiing  uud  Nieupoort  hätten  es  auch  mit 
einem  wirklichen  Eide  in  der  Unlländieclien  Versammlung  betheucrt, 
und  wäre  er  bereit,  seines  Tlieües  desgleieheu  ftlr  aller  Welt  zu  thuu; 
sie  wollten  solches  auch  zu  allen  Zeiten  gnugsam  darthun  und  er- 
weisen. Itekamite,  die  Geistlichkeit,  die  Miliz  und  das  \\>\k  wären 
alle  für  den  l'riuz;  und  wie  das  Volk  von  Natur  gegen  das  gegen- 
wärtige Kcginicnt  pflcgctc  zusein,  so  wäre  es  gewiss,  dass  der  Prinz 
von  Oranien  mehr  Atfeetiüu  gewonnen,  indem  man  ihn  Übel  tractireu 
mllsBcn,  als  er  durch  die  Seclusion  verloren,  weiln  solches  Ding  doch 
nur  ein  ludibrimn  iniqui  temporis  gewesen.  Contestirtc  drauf  heftig, 
dass  er  von  Herzen  E.  Cli,  D.  zngctiian  wäre  und  bestätigte  es  mit 
hoben  Eidschwitren,  mit  dem  Hinzuthun,  ich  möchte  E.  Gh.  U.  dessen 
versiebern. 

Da  ich  aber  mit  ihnic  auf  die  l'ubliea  kam,  so  sagetc  er,  ihm 
wäre  nichts  leiders,  als  dass  er  darunter  mit  meinen  Scutimenten  nicht 
kj)nnt6  einig  sein;  Gott  wisse,  eein  Gewissen  und  die  Gelegenheit  des 
Staates  lieasc  es  ihm  nicht  zu.  .Seines  BedOnkens  niUsstc'es  eine  un- 
hewegliehc  Maxinia  im  Staat  sein,  das  geringste  nicht  zu  liazardiren, 
woraus  man  in  Ungclegenhcit  könnte  kommen  mit  Engeland;  gegen 
selbe  Nation  könnten  sie  nicht  bestehen,  wenn  sie  Dünenmrk  helfen 
sollten;  und  würde  Schweden  kein  grösser  Dienst  in  der  Welt  ge- 
schehen können,  als  dass  man  sie  gar  zu  hart  angriffe;  denn  dadurch 
würde  Engcland  gezwungen  werden,  mit  sich  selbst  sicli  wieder  zu 
vereinigen  und  für  die  Krön  Schweden  abcrmalen  zu  den  Waffen  zu 
greifen.  Er  wUnschetc  nichts  anderes,  als  dass  der  König  opinistrircto; 
denn  solthcn  Falls  wollten  sie  für  aller  Welt  zeigen,  dass  niemand 
dafür  gepasstoniret  wäre.  Ausser  oder  denn  gegen  den  Haagischen 
Tractat  aber  etwas  dawider  anzufangen,  hielte  er  dafür,  würde  der 
Weg  sein,  entweder  Engeland  ins  Spiel  zu  zielien,  oder  zum  wenigsten 
zu  verursachen,  dass  er  zuschlagen  uud  also  die  Haagische  Conditiones 


,Goo»^lc 


De  Witt  und   Weimnii.  299 

eher  als  es  der  gemeinen  Saclie  diencte,  anuelinicn  luöelite.  Leugnete 
sonst  aucli  nUht,  man  wtird  den  Polen  nnd  AlÜirtcn  nicht  vorweisen 
können,  da  sie  ihres  Tiieils  traetireten;  wiewol  sip  ihres  Ortes  so  viel 
weniger  L'rsach  dazu  hätten,  als  es  bekannt  wäre,  dass  sie  fllr  sich 
selbst  und  auf  eigenen  Kräften  bestünden,  dannenher«  bei  weitem  so 
viel  böses  nicht  zu  besorgen  haben  könnten  ans  dem  däuisclien  Schlüsse, 
nenn  derselb  endlich  erfolgete,  als  Dänemark  aus  dem  polnischen, 
»eiln  gewisse  zu  befahren  stünde,  daas  Schweden  solcheu  Fallc!»  gar 
EU  viel  gewinnen  nud  sich  mit  der  Zeit  gar  auch  an  Polen  und  E. 
Ch.  D.  räelicn  wllrde. 

Wenn  ich  nun  darauf  vevBchiedene  wichtige  Argumenta  rei>licirte, 
Hinderlich  dass  England  in  keinem  Stande,  und  es  zu  nllen  Zeiten 
noch  Zeit  wäre,  zurückzukehren,  dass  man  auch  was  auf  Gott  und 
eine  gute  Sache  mllsste  lassen  ankommen,  dass  Dänemark  oline  Schonen 
eine  ewige  Last  würde  sein  für  diese  Kepublicii,  dass  der  Kaiser  und 
die  Alliirte  gar  gewiss  endlich  die  Polen  nit  würden  zurückhalten 
künnen,  wo  man  hie  nicht  resolvirete,  ftlr  Schonen  und  die  General- 
Iractaten  etwas  zu  wagen,  und  dass  man  sie  mit  geucral  Argnmeiitcn 
nicht  würde  abschrecken;  niemand  wollte  elendig  sein  für  der  Zeit; 
wo  Schweden  einmal  mit  Kaiser,  Polen  und  E.  Ch.  D.  versöhnet,  so 
würde  es  auch  wol  eine  Zeit  lang  ruhen;  wer  wüsste,  was  inzwischen 
kommen  könnte;  Dänemark  würd  Engeland  und  der  Estat  wol  müssen 
conBcrviren;  wo  nicht,  so  wUrd  Schweden  Werks  gnng  finden,  solches 
zu  behaupten:  gegen  sieh  selbst;  deim  gemeiniglieh  blieben  die  drei 
nordische  Kronen  anf  einem  Haupte  nicht  lange  in  Iluhe;  gegen  an- 
ilere  cimsiderabile  Seemachten ;  und  weiln  solches  würd  Engeland  nnd 
dieser  Estat  sein,  so  würd  es  uaser  wol  vergessen;  zngesciiweigen, 
wenn  Schweden  endlieh  nicht  eben  einen  so  erfahrenen  König  haben, 
anler  Kinder  oder  Minderjährige  verfallen,  uneinig  und  zcrtheilet  nnter 
sich  selbst  sein  dttrffe,  wie  denn  davon  Exempla  vor  allem  in  der 
scbwedisehen  Historie  zu  finden  wären,  so  dürften  wir  uuseres  Ortes 
wol  80  gar  grosses  nit  zu  befahren,  sondern  vielmehr  zu  hoffeu  haben, 
dass  an  Deutschland  sein  natürliches  Mitglied  und  Pommern  au  seiuen 
rechten  Herrn  wohl  ohne  Mühe  wieder  kommen  köuutc;  wobei  denn 
aufh  wol  zu  glauben,  dass  man  sich  dcroseite  mit  solchen  Verbind- 
nissen  von  Garantie  versehen  würde,  dass  man  auf  allen  Fall  wich 
um  die  schwedische  Macht  nicht  so  gar  gross  würd  zu  bekümmern 
haben.  Und  trieb  ich  diesem  nächst  sehr  in  ihn,  er  möchte  solches 
alles  erwägeu,  dannenhero  es  bei  Holland  dahin  richten  helfen,  dass 
man  schleunig  et#iis  gutes  resolvirete,  zum  wenigsten  dassman  den 


:A-nOO<^IC 


^QQ  I.     ßmuileoburg  uod  die  Miederlande. 

Dcpittirten  iu  Dänemark  beföhle,  ohne  nähere  Ordre  nicht  zu  Bchliessen 
mit  ycb\Yeden.  Welches  er  (ienn  zwarn  ad  refercndum  annahm;  mir 
(Hinket  aber  keinesweges,  dass  er  darum  seine  vorige  Sentimcnteu  zu 
verändern  gedächte. 

In  der  MUnaterischen  Sache  warncte  ich  ihn.  auch  mit  allem 
Ernste  für  Uebereilung;  ihme  dabei  anzeigend,  dass  es  nur  Vortheil 
fUr  ^Schweden  nnd  Ursache  seio  dürfte,  wenn  selber  König  in  Däne- 
mark desto  mehr  in  Dänemark  opiniatrirete,  und  der  Eaieer  desto 
ehender  sich  mit  Schweden  reconciliirete,  daea  ihnen  der  ganze  äcliwnrm 
auf  die  Frontiereu  kommen  könnte.  Worauf  er  uns  denn  versprach, 
er  wollte  die  Sache  bei  dieser  Versammlung  suchen  ausser  äehlusses 
zu  halten,  und  möchte  man  also  inmittels  allerseits  zum  Accommoderoeut 
desto  stärker  arbeiten,  und  wollten  sie  die  Stadt  sehr  dazu  anmahnen. 

lieiticgciid  Jüiiniul  il;i(.  IT.  F^br.  Uebor  die  Müastursuho 
Su(;bc  ähiiliuh  w.  o.  Dainu  der  Herr  Friequct  und  die  CharbriiiidL-Q- 
biirgiai'hen  sttlicu  aber  nicht  stille,  dem  Steinte  aazuweiscn,  äuss  Geld  geben 
üu  UngehorEamc  auch  gebrochen  sei  im  Reich '),  und  da$ä  dadurch  universa 
rerum  fucies  mit  der  Zeit  Veränderung  leiden  könnte.  Uli  sagen  dabei,  tu 
sei  solches  Mittel  nicht  zum  Bruche  nngeseben,  sondern  nur  d»hiu,  diiss 
man  die  Stadt  cunservire  lür  despernteu  Consiliis,  und  dass  inmiltclst  uue- 
toritnte  Imperatoria  das  Werk  niögo  beigeleget  werden;  und  würde  der 
Kslac  gaix'i  gewisse  die  äcadt  Münster  besserer  Maassen,  auch  derogestalt 
d;izu  nnimiren,  dass  nicht  zu  zneifcln,  der  Fürst  von  Münster,  wenn  er 
wollte,  würde  bessere  Conditioiies,  als  mau  sich  einbildet,  dabei  obtinireu. 

Männiglich  verlanget  von  der  Bchaackiscbcn  Expedition  im  Stift 
Urcmen  etwas  zu  vernehmen').  Die  t^chwedisclie  Partei  ist  heftig  deswegen 
gcallarmiret ;  alles  rennet  und  trabet,  und  weilu  der  Oberst  Metercu  gc- 
suhriebeu,  diiss  vou  den  bolländisehen  Fussvölkeru  etliche  würden  mitgehe», 
so  soll  der  Ambassadeur  von  Frankreich  sich  ziemlich  hart  dagegen  ver- 
nehmen lassen  und  dabero  in  Delibcnition  kommen,  ob  man  solle  zugeben, 
dass  des  Estats  Truppen  ausser  den  dänischeu  Landen  mit  vollen  Fahucu 
geführet  werden  sollen.  Andere  arbeiten  dagegen,  und  wäre  zu  wünschen, 
sie  waren  nun  schon  weg;  denn  es  solchen  Falls  sein  Verbleiben  dabei  wol 
nehmen  dürfte.  In  allem  Fall  könnte  man  für  eine  Zeit  lang  unterstcckcu 
oder  in  die  Uaruisonen  an  Statt  anderer  verlegeu  und  kann  solches  albic 
keines  Weges  anslossig  sein,  weil  man  heimlich  uit  ungernc  siebet,  dass 
den  Schweden  das  Itremiscbe,  da  sie  son^t  gar  atark  werben,  möge'iuutil 
gemachet  werden. 

')  Uie  Stadt  Miiaater  liees,  da  die  Uüberlaaauug  vou  Truppen  nicht  guwribrt 
wurde,  durcL  ihren  Agenten  Aitzema  um  eiuu  Summe  Geldes  bei  den  (icuural- 
ataatcn  anhalten  znr  Führung  ihres  Kampfes  gegen  den  Biscbor. 

'-}  D.h.  >lie  Expedition  unter  Führung  des  dänischen  Feldniarscballs  Schaack; 
Vgl.  die  folg.  Relatiou  von  Copes. 


iq,t7ed.>G00t^lc 


Münster.     Krieg  im  Slirt  Bremen.    .Ans  England,  3QJ 

Joh.  Copes  an  den  Kiu-fiirateii.    Dat.  Haag  17.|7.  Febr.  1660. 

|Di«  politische  Lage  in  England  und  Gfni>ra[    Mont.     Dünpmarl;.     Cojet.     De 
Thon  and  der  Einfall  in  das  Siift  Bremen.    Dowoin;;.    Der  Streit  in  MCiaster.] 

Des  Generallieutenants  Moncks  Marclie  nacli  London  geiiet  etwas  17. 
langsam  vor  aicli,  weileu  er  eine  Musterung  gelialtcn  und  des  Parla- 
ments zu  ilini  gesandte  Depiitirte  ebcst  emivarteii  wollen,  wclelie  ihm 
das  Generalat,  wie  man  schreibt,  uffgetragen  und  seine  Völker  ilivcr 
Bezalilung  versichert  hAtten. 

Entzwiiichen  haben  die  Glieder  des  Parlaments  sich  beflisscii,  uf 
alle  Wege  sich  der  Gemeine  aDgcnchui  zu  machen  und  eine  Acte 
pabliciret,  so  einem  Jedwederen  zu  Gemlitlie  führet,  dass  sie  in  kurzem 
eioe  solche  beständige  Anstalt  der  Republik  formiren  werden,  dass 
sie  in  Ruhe  bleiben  und  aller  ihrer  Privilegien ,  Religion,  Hab  und 
Guter  versichert  sein  mögen,  welche  auch  im  gleichen  Übereinstimme 
mit  der  Libertät  und  Gesetzen  eines  freien  Estats,  wozu  ein  jedweder 
»ein  repräsentirend  Glied  einschicken  möge;  bei  welcher  Repräsentation 
die  hohe  Obrigkeit  werde  besteben  und  die  Kriegsmaclit  ihr  unter- 
worfen bleiben;  danebenst  dass  ein  gottesfürchtiges  Ministerium  angc- 
stellet,  die  Prediger  mit  gebtilirendem  Unterhalt  und  Ausfolgung  der 
dam  verordneten  Zehenden  versehen  und  die  Freiheit  der  Couscienz 
Btabilüret,  Collegia,  Universitäten  und  Schulen  bei  ihren  I'rivilegien 
erhallen,  die  Commercien,  so  zumal  zerfallen,  zu  Lande  und  zu  Wasser 
hersetzt  und  alle  utTgebrirdete  Ufflagen,  so  viel  möglichen,  gelindert 
and  die  so  liberaus  grosse  Schulden  abgestattet  werden  sollten;  zu 
ffelehem  sie  vcrhotften,  in  gar  kurzer  Zeit  zu  gelangen,  wann  nur  niolit 
einige  Miscontentirte  sich  ufflchnen  und  selbiges  bebinderen  niöcbten. 

Der  Herr  Monck  gibt  unterzwisehen  einem  jedwederen  gute 
Hoffnung,  etwas  gutes  zu  erhalten,  wie  man  denn  ersiehet  aus  ge- 
wissen Schreiben,  so  er  an  die  von  Devon,  so  zumal  ein  freies  Par- 
lament haben  wollen,  gesandt,  dass  er  keiner  der  Partheien  die  ge- 
riogste  Jalousie  oder  einigen  Widerwillen,  als  Consistorianten ,  Inde- 
IKodenten,  Anabaptisten  u.  a.  geben  wolle,  viel  min  die  kJiniglichc 
Kegierung  anstimmen,  sondern  eine  üepublicq  formiren,  ab  bei  welcher 
ein  jedweder  sein  Inferest  beibehalten  könnte. 

Die  dänischen  Octiandtcii  tauchen  Uacbdriicklich  eine  EikliiLiiiig  *\p?- 
l>t.iats  für  den  QencrDirticilcn  zu  erlnngcn;  dann  wolle  auch  .il^bnld  PüJeii 
tfn  nllev  Vcrbandlnug  mit  Schweden  abstehen. 

Der  schwedisclie  königl.  Deputirter  Herr  Cojet  hingegen  trachtet 
cliestea  Tages  eine  Conferenz  mit  der  Generalität  zu  halten,  dabei, 
^ic  man  sagt,  er  die  Navigation  in  der  Ostsee  freiBlellcn  und  hiesigem 


d.yCoOt^lc 


302  '-     Bronilcnliiirg  und  die  Niedetlniide. 

Estat  die  Mittel  an  tlic  Hand  g^eben  wollte,  liberall  zollfrei  und  iiniie- 
hindert  zu  negotiiren. 

Der  franzAsiscIie  Gesandte  Herr  de  Tlinu  gecimdiret  stark  selbigre 
schwedische  Interesse;  und  weiln  man  hie  berichtet  ist  durch  Schreiben, 
so  aus  Fllhnen  kommen,  daes  <Iie  königri.  dänische  Feldmarschallen 
die  holländische  FusBvßiker  ans  selbiger  Insul  nach  Holstein  und,  wie 
^esa^t  nnd  auch  geglaubt  wird,  nachm  Fdrstenthum  Bremen  ziehen. 
m  ift  der  Herr  de  Thou  Willens,  darlllier  dem  Estat  die  Unbilligkeit, 
indem  sie  das  Hömisphe  Reich  invadircn  helfen  wollen,  und  dass  Bern 
König  es  nicht  ungeahndet  lassen  könne,  zu  renionstriren. 

So  ist  auch  der  Herr  Downing  aus  Engetand  wiederum  hie  an- 
gelnnget,  Zweifels  ohne,  Namens  des  ParUments  viel  vorzutragen  und 
der  französischen  Intention  beizufailen. 

Man  ist  hie  ebenfalls  wegen  der  Stadt  MUnster  in  starker  De- 
liberation,  wie  ihme  zu  thnn,  da  die  Deputirte  selbiger  Stadt  um  Geld 
und  Völkerliilf  anhalten,  vorgebend,  die  Churfbraten  Mainz  und  Cöln, 
andere  sagen  aueh  Schweden,  hätten  ihre  Depntirlen  daselbsten,  ihnen 
Hülfe  wider  den  Bischof  anbietend,  welches  Mittel  sie  als  ein  Antreib 
nehmen,  hiesigen  Estat  ku  thun  resolviren,  sie  mit  Geld  beizuspringen, 
damit  fremde  Miliz  abgekehret  werde.  Der  bischofliche  Agent  zeiget 
hingegen  alhie  vor  Sr,  Kais.  Maj.  Mandatum  paritorinm  sub  poena 
bnnni,  wofern  die  Stadt  inwendig  zween  Monaten  nit  der  Sentenz 
l»arire  und  vor  all  sicli  fremder  Herren  Hülfe  enläussere. 


Zeitung  aus  tlem  Haag.    Dat.  20.  Febr.  1660.    (von  Weiman.) 

[Nacbricbieo  aus  England.  Doffning,  Miinater'ache  Saclie.j 
1.  Kdir.  Herr  Xieupoort  meldet  aus  London  in  selbigem  Dato  [13,  Febr],  als 
der  Qencr.il  Monck  am  6.  mit  der  ATontgarde  zu  St.  Albnnß  aiigekommcn, 
wiii-e  er  von  dem  VieendmiinlPD  Laiison  und  von  etlichen  20  Capitaineii  nnd 
Oflicirern  aus  der  Flf>lte  verwillkouimt  worden.  Daseilist  waren  aueb  ai» 
W.  einige  fiiruchmc  rersoneii  von  wegen  der  Kdelleiite  von  Suffolek  und 
Norfuirk  kommen  anhalten,  dnss  der  fluctnironde  Znstand  der  Nation  dnroli 
ein  freies  Parlament  müsste  gestabilüret  werden.  Woranf  gemelier  Ooneml 
in  termiiiis  gcneratibus  geantwortet,  solche  Dinge  müs^tc  man  bei  der  civilen 
hohen  Obrigkeit  suchen,  nnd  wollte  er  seines  Theils,  als  viel  an  ihm  wäre, 
zu  Beförderung  des  gemeinen  licütcii  gern  contribuiren. 

Inzwisclien  in  London  Meutereien  der  Truppen,  die  aber  rasch  bcendigl 
werden,  nachdem  am  13.  Febr.  Monck  seinen  Kinzug  in  London  gehallen. 

Was  nnn  aber  endlichen  nns  dem  Üanptwerke  werden  würde,  solches 
war  noih  gar  nnsicher  und  nngesrhaffen  daroli  /.u  urtherlen.  Monckcs, 
als  eines  von  X.itor  geiescvvirten  Menscbens,  A'^trones  glauhetrn  viele,  das:! 


„A^iOOt^lC 


Milnetcr'sche   Aiigelegetilieit.     Ans  Kriglnnd.  3011 

aDDOch  Tcrdecket  waren.   Wie  es  aber  ginge,  eo  würde  es  zum  Treien  Pnr- 

laoipnle.  id  est  zum  Könige,  oder  für  eine  Zeit  Inng  nneh  zu  einem  neuen 
I'roterlorat  (für  die  frtie  Uepiili|ii-(j  wur  nielits)  sieh  allgeniäiieli  wieder 
ffhicken.  — 

Herr  Dowiiing  lint  gcstert  der  Geneialitiit  iiud  nllen  Ministres  seine 
Ankunft  und  Chnracteiem  eines  Alile<;nti  oder  Knvnje  extrnordiuafre  be- 
tannt  semnrht  .  .  ,  und  verlanget  •männiglieh  7.u  vernelimen,  wie  nnd  w;is 
et  thnn  und  anbringen  werde. 

[Die  Münüter'sche  Angelegenheit.]  Die  Kuiserliehen  und  Ciinrbrnn- 
dciibnrgischen  thnu  alles  w;is  müglieli,  um  Tliüilichkeiten  fiirzuktmiineii,  und 
irt?  wol  s'i  weit  bracht,  dnss  die  hitzig.^te  zlendich  zurüeksehen  nnd  gnng- 
fnme  Versicherung  geben,  wn  der  Fiir-it  von  -Münster  mit  Annehnning  der 
Sentenz  sub  reservatione  benefieiorom  juri.'i  dennoch  mit  der  Gnrnison,  Stel- 
lung des  Comnmndanten  nnd  den  h;dben  Schlüsseln  h.  double  serrure  sich 
cM'gnügen  nnd  im  übrigen  Aninc.-tic  ertheilen  wollte,  dn^s  der  E^tat  tolrhen 
Falls  die  Stadt  würde  abweisen  und  disponiren,  niediiinfe  nobÜitatc  sich 
mit  ihrem  Fürsten' in  der  Stille  zu  vergleichen.  Welches  daim  gnr  gewiss 
wol  das  ehristlichsle,  sicherste  und  sonderlich  für  I.  Gn,  von  Münster  das 
rühmlichste  und  avnntageusste  fein  würde;  flenn  gar  gewiss  dieses  der  Weg 
ist,  mit  der  Zeit  zu  seinem  Ziele  zu  selnngen.  Der  Wnllfisrh  ist  gefangen, 
wenn  er  den  H-'frpnn  im  I.eibe  hat,  wie  weit  er  auch  läuft  oder  toliet! 


Zeitiiiig.     Dat.  Haag  ''xMtV  16C0.     (von  Copcs.) 

IF.ngland  nnd  Frankreich  ["egen  Vcrpfänilnng  eines  diiiiisch.'n  IlnfenB  nn  die 
Niederinnde.) 
Herr  Downing  protestirt  im  Hang  eifrig  gegen  jeden  etwaigen  Ver- -2.  fi 
'ncli  der  Oeneralstnaten,  für  Ihre  Kriegs  Unkosten  von  Dänemark  einen  oder 
den  andern  festen  Ort  nn  der  Ostsee  zu  erlangen,  wie  nnnientlieh  dnvon 
die  Rede  ist,  dass  Dünemark  den  fieneralstaaten  Drnnlheim  oder  Glüekstadt 
verpfäDden  will.  England  werde  es  nicht  dulden.  Daher  werden  wol  die 
jelzt  im  Hang  anwesenden  dänischen  Gesandten  schwerlich  eine  neue  Geld- 
nnlfihe  erreichen;  zumal  Frnnkreich  derselben  Ansicht  mit  Dngland  ist. 

Wviinaii  an  den  Kni-filirtten.    Dat.  Hiuifj  24.  tVbr.  IGfiO. 

[Frankreich  für  Schweden.     Kemühimgon  nüiieninikB  ilnge^'on.] 
In  den  dänischen  Sachen  der  alte  Zustand  unverändert;  Tlollnnd  und-j.|.| 
die  bekannte  Partei  halten  nach  wie  vor  an  dem  llanper  Traclat.     Frank- 
reich   spricht  zwar    viel     vom    flenernlfricden;    aber   wenn   es   zum  treffen 
kommt,    „so   zeigen    sie,    dass   sie  allerorts  für  Schweden   auf  der  Wnehe 
licgea"  — 

inmaasscii  solcliofi  Ur.  de  Thoudic  vorwiehenc  Woche,  da  in  Holland 
sieh  alles  am  besten  angolasson,  mit  »einen  Visiten  nnullich  gnup;  gc- 
wigei  .  .  ,    Was  nie  anch  in  Kngeland  cinigorniaas.-<cn  noch  vennögon, 


„A^iOOt^lc 


gQ^  I.     Brandenburg  nnd  die  Niederlande. 

solches  wird  alles  mit  einander  noch  dahin  gerichtet,  daes  man  Schwe- 
den nicht  verlassen  müsse;  so  gar  auch,  dass  Mr.  Bourdeaux  vor 
wenig  Tagen  zu  London  die  Notification  des  Friedens  mit  einer  schier 
schändlichen  Maniere  gethan,  indem  er  fllrgegeben,  die  höchste  Noth 
liätle  sie  zu  solclten  Tractaten  gebracht  und  niüchte  England  versichert 
sein,  dass  sie  hei  aller  Gelegenheit  dennoch  so  sehr  fllr  das  Interesse 
ihrer  Itei)ublicq  gesorget,  dass  sie  niemalen  die  geringsten  PUrschläge 
hStten  wollen  anhören,  welche  etwa  zu  Nnchtheil  selbiger  Kcpublicq 
hätten  mögen  angesehen  sein.  Der  HeiT  Rosewing  hat  dagegen 
Namens  Dänemark  ein  nachdeukliches  Memoriale  gegen  Schweden  an 
den  Rath  von  Staaten  Überliefert,  und  schreibet  dabei,  man  sei  im 
Parlament  mit  dem  schwedischen  Procedere  nicht  gar  zu  wol  zufrieden. 
Ob  aber  der  Herr  Downiug,  welcher  heute  noch  bei  der  Generalität 
Audienz  haben  wird,  auf  solche  Art  sprechen  werde,  darob  werden 
wir  künftig  berichten. 


Joli.  Copes  an  den  Kurfürsten.   Dat.  Haag  24.  Febr.  1660. 

|r>ii>nicderliuil.  Truppen  sollen  nichl  mit  in'a  Stifl  Brcnieti.  Anleilie  für  Uätie- 
mark.  Mlioater'sciie  Sache.] 
24.  Febr.  Die  Provinz  Holland  hat  nicht  können  gut  finden,  dieses  Estats 
Fuasvölker,  so  uf  FOhnen  gewesen,  nach  dem  Stift  Bremen  und  also 
uf  deutsehen  Boden  wider  Schweden  zu  fahren;  sondern  vorgeschlagen, 
es  wäre  besser,  dns  offene  Wasser  abzuwarten  und  sie  nebst  andern 
dänischen  und  alliirten  Trouppes  zu  SchiflFe  nach  Schonen  oder  woda- 
selbstcn  I.  Kön.  Maj.  von  Dänemark  es  würden  nützlichen  erachten, 
zu  fuhren.  Woruff  die  hiesige  dänische  Gesandten  über  sich  ge- 
nommen, es  hei  ihrem  König,  wie  auch  den  Feldmarschalken  Schaack 
und  Eberstein  dahin  zu  richten,  dass  diesem  Estat  damit  gcwill- 
faliret  wtlrde. 

Es  ist  ferner  in  Deliberation  gebracht,  demselbigen  Könige  einen 
monatlichen  Vorschub  von  20,000  Bth.  zu  thun,  so  aus  denen  in 
Copenhagen  vorhandenen  holländischen  Esswaaren  I.  Mnj.  sollen  ge- 
folget werden,  die  dänische  Miliz  und  andere  nötige  Ausgaben  daraus 
zu  finden  etc.  Welche  Präsentation  die  Kön.  dänische  Gesandten  an- 
zunehmen willig  seind,  zugleich  aber  zu  versuchen,  dass  sie  eine  zween 
Monate  voi-ab  hie  contant  ziehen  möcliten,  bis  etwas  dort  wUrde  in 
Vorrath  sein.  Wie  weit  ihnen  solches  nun  wird  gelingen,  ist  ungewigs, 
weiln  Geldsachen  hie  langsam  hergehen. 

Wegen  der  Stadt  Münster  wird  gearbeitet,  die  Mediation  zu 
tentiren  und  darüber  mit  dem  Kais.  Herrn  Abgesandten  alhie  zu  con- 

i:q,t7ed   ,.V^nOOt^lC 


Dänemarb.    UuDBter.    PraDZ.  OccupatioD  von  Orange.  3()5 

certireD.  Dabei  dann  dieser  Vorsatz  ist,  wann  selbige  nicht  verfangen 
wUrde,  Geldmittel  der  Stadt  beizubringen,  damit  sie  iiiclit  in  fremde 
H&nde  zerfalle,  und  zeiget  der  Statns  jemehr  dazn  angelrieben  zu 
werden,  weiin  vor  gewiss  aus  Münster  bericlitet  worden,  welcher  Ge- 
stalt die  geietlicbe  Chur-  und  Ftlrsten  des  Rlieins  ihre  Mediation  und 
wirkliche  Hilfe  der  Stadt  anbieten,  mit  Begehren,  sie  ihre  Deputirte 
von  binnen  abfordern  möchten,  damit  die  katholische  Ueligion  keinen 
Schaden  erleide.  — 

S.  Maj.  Yon  Frankreich  haben  den  Herrn  Grafen  Ton  Dobna, 
Gubematoren  in  Oragnien,  sommireo  lassen,  Ihr  das  Sehloss  einzu- 
räumen, weiln  Sie  sagen,  dass  Dispute  wäre  unter  den  Princessen  und 
Sie  die  Saclie  als  Blutsrogt  bemitteln  wollten  ')-  WorufT  derselbe  Ilerr 
Gubernator  hiehin  geschickt,  und  will  sich  dieser  Status  dieser  Sachen 
80  weit  annehmen,  dass  er  an  die  Princesse  Royale  schreiben,  wie 
auch  die  Kön.  Maj.  von  Frankreich  durch  einen  Expressum  beecuden 
und  also  das  llnlieil  helfen  abwendet)  wollen. 


Weiman  an  deu  Kurfürsten.    Dat  Haag  29.  Febr.  IGGO. 

(Riu  neues  Memuire  von  Coyet.   Obamächtiger  Haas  gegen  Schwedeu,  Frankreich 
und  England.    Downing  nod  de  Tliou.    Du  Witt.) 

Von  neaen  Vorrälleu  niobts  als  ein  von  dem  schwedischen  Gesandten 
Coyet  b'ei  der  Oeneralitüt  ciit  gereicht  es  Memorinl,  wodurch  aber  die 
StinnnuDg  für  SebweUeii  eher  verscblimmert  ah  gebessert  worden  ist. 

Und  ists  wol  gewisse,  wo  man  niemand  als  mit  denen  (Schweden)  29.  Febr. 
zu  thun  hätte,  man  wUrde  alsdann  der  Sache  bald  zu  rathen  wissen; 
denn  gewiss  alles  dagegen  dcromaassen  eingenommen,  dass  man  vom 
Staat  wol  alles  erhalten  wUrd,  was  man  fllr  die  gute  Partei  begehi-et, 
wenn  auch  die  Paciticationsicute  es  im  Herzen  nicht  gerne  silhen  ... 
Wenn  aber  Frankreicli,  wenn  England  reden,  wenn  diese  Macht  sich 
gegen  uns  reget,  wenn  die  mit  ihren  Griffen  und  Bedräuungen  sieh 
wider  uns  setzen  ...  so  ist  zwarn  wahr,  dass  sie  damit  die  innerliche 
Sentimentcn  des  Volkes  und  der  Regierung  nicht  versetzen  oder  weg- 
nehmen, sondern  vieiraehr  verursachen,  dass  männiglieh  anfanget  die 
frantze  Boutades  und  die  englische  Ilärtigkeit  so  sehr  zu  hassen,  als 

■)  Ueber  die  Angelegenheit  des  kleinen  Fürsteutbuma  Orange,  welches, 
dem  Prinxen  von  Oranieo  gehörig,  vermöge  der  erzwungenen  Capitulation  des 
Oeavernenrs  Grafen  Friedrich  v.  Dobna,  jetzt  von  den  Franiosen  occu- 
pirt  wurde  s.  die  ausriihrlichen  Nachrichten  bei  Aitiema  IV.  620 ff.  Wicque- 
Tart  IL  fi61ff.  Groen  van  Prinsterer  Archives  de  la  Maison  d'Orange  2xae 
Serie  V.  ISitr, 

M.t,r.  ».  U..«l..  .1.  t;r.  K.,nir.tc.,.    Vll.  20 


A-nOOt^lC 


306  '     Brandenburg  und  die  Niederlande. 

der  Schweden  ungerechte  Sache;  wir  unsere  Tiieils  befinden  dabei 
auch,  dass  der  meiste  Haufe  der  Regenten  heimlieh  wQnechet,  dae« 
der  Estat  Muth  fassen  .  .  .  und  aperto  Marte  etwas  anfangen  müchte, 
womit  man  eine  so  ansehendliche  Bepublicq  hors  de  paye  setzte  und 
sich  revangirete  .  .  .;  mäqniglich  siehets,  männiglich  begreifls,  ja 
niänniglich  des  Volkes  flueiiet  schier,  dass  es  nicht  angenommen,  nicht 
gcfolget  wird  —  Aber,  gnfid.  Churfllrst  und  Herr,  was  hilfts?  Die 
Wenige  gehen  doch  ihren  Gang  und  wenn  man  auch  alles  gethan  hat, 
was  nur  zu  erdenken  stellet,  gestalt  denn  E.  Ch.  D.  gnäd.  bekannt, 
dass  wir  alles  angewendet  ...  so  ists  doch  unmöglich,  dieselbe  auf 
andere  und  gute  Wege  zu  Ijringen.  —  Ins  gemein  ist  der  Wille  gut: 
man  hasset  auch  diejenige,  die  die  gute  Consilia  behindern.  Wann  wir 
aber  nunmehr  zum  zweiten  Mal  erfahren,  wenn  die  Hoffnung  auch  am 
gi'öseesten  ist,  dass  man  solches  alles  dennoch  mit  franz-  und  engli- 
schen Memorialen  gleichsam  in  einem  Augenblick  umstossen  und  be- 
hindern kann,  so  ersehen  wir  von  Zeit  zu  Zeit  mehr  und  mehr,  dieses 
Estats  Regierung  derumaasseii  bestellet  zu  sein,  dass  sie  noch  ihrer  selbst 
mfichtig,  noch  fremden  guten  Willens  und  Einralhens  iähig  seind  und 
dass  man  dannenhero  sich  mit  keinem  Bestände  darauf  verlassen  könne. 
Wir  haben  am  Freitage  mit  dem  Herrn  Downing  geredet,  und 
weiln  derselbe  solche  Mängel  gar  zu  wol  kennet  und  üfTentiich  heraus- 
saget, Engeland  würde  zu  keinen  Zeiten  leiden,  dass  Dfinemark  dem 
Estat  Drontheim  und  Glücksladt  einräume,  so  besorgen  wir,  dass  die 
Herren  Ambassadeurs  von  der  Anleihe,  wozu  man  ihnen  sonst  zumal 
grosse  Hoffnung  maclief .  auch  wenig  wirkliches  erhalten  werden  bei 
künftiger  Versammlung.  M.  de  Thou  thut  auch  wol  seines  Ortes 
alles  was  er  kann  .  . .  inmaassen  es  uns  denn  sehr  hart  zu  sein  scheint, 
dass  er  in  seinen  Memorialen  an  den  Estat  den  Zug  in  Pommern  pro 
infraetione  Instrumenti  Pacis  öffentlich  ausschreien  darf,  unangeschen 
wir  ihm  für  und  nach  das  Contrariuni  wol  gründlich  erwiesen. 

Am  18.  Febr.  eine  lauge  Unterredung  mit  de  Witt,  wo  Weiiiinn 
norhranis  seine  Ansicht  der  Ijagc  nusfilhrlicli  vorlegt  —  ohne  neue  Argu- 
mente,    Ebenso  de  Witt  in  seiner  Entgegnung. 


Weiman  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Amsterdam  2.  Mfirz  1660. 

[Auch  AmBlerdam  gibt  die  Hoffanng  auf,  eine  ^Vendung  der  DtederlHDdigcfacD 
Politik    zu    bewirken.     Die    polnischen   Frieden strac taten.     Trnctaten    znisclicn 
Spanien  und  England.] 
:.  Ist  sogleich  nach  der  letzten  Relation  nach  Amsterdam  gereist. 

Sogleich  liab  ich  mit  dem  von  Polsbroeck,  als  welcher  alhie 


Aj.OOt^lC 


Niederlünd.  Schwäche.    AmsterdHin.    Franxöaiache  Drohungen.        307 

das  Haupt  ist  uod  von  welchen]  alles,  was  sonst  diese  Stadt  regieret, 
absolute  dependiret,  gau^eam  venioinuien ,  daes  es  ilineit  leide  tliut, 
dasä  man  im  Haa^e  nicht  weichen  will  .  .  sie  seufze»  darüber  und 
fAgen  rundauB,  auf  solche  Art  könne  der  Estat  nicht  lau^e  bestehen.  — 
Wozu  denn  dieses  kommt,  das»  von  BrllsHel  und  aus  dem  Uaage  ge- 
schrieben wird,  Monk  hätte  eich,  naelidem  er  sieh  des  Parlamentes 
und  der  Stadt  London  ganz  und  gar  beuiächtiget  geliabt,  rundaus  und 
rollkommlieh  ftlr  ein  frei  Parlament,  das  ist  fUr  einen  König  er- 
kläret, welches  alles  denn  in  publicis  eine  zumal  grosse  Veränderung 
geben  und  fUr  den  dänischen  Zustand  eine  gerathenc  Sache  sein 
wörde. 

Änf  all  die  guten  Worte  ist  aber  nicht  viel  zu  geben,  ebenso  wie  Buch 
bei  der  oraniscben  ReconciliationsEache. 

Cebrigens  räth  Weiinan  die  polnischen  Ti-actaten  für  alle  Fälle  doch 
nicht  zu  remachlässigeu;  mau  kann  damit,  wenn  man  He  nahe  zum  Schhiss 
praparirt  hat,  allerhand  gnte  Wirkung  fhuii. 

Sonst  saget  man  alhie  auch,  dass  Spanien  mit  Engeland  tractire 
und  dass  der  Schluss  eher  erfolgen  möchte  ^als  sich  Frankreich  oder 
sonst  jemand  einbilden  dürfte,  welches  gewiss  denn  auch  Veränderung 
geben,  zum  wenigsten  den  Herren  Frantzen  das  Gebisse  was  näher 
legen  würde. 

Copea  an  den  Knrftlrsten.     Dat.  Haag  2.  März  1660. 

(Drohende  AostalteD  ia  Frankreich] 
Bin  hier  elngelrolTeDer  Brief  ans  Paris  meldet,  „da^s  der  Mareeba]  de  2 
Torenne  Ordre  habe,  steh   zum  Marche  nach  Deutschland  anzuschicken, 
vella  der  König  von  Frankreich  den  König  von  Schweden  nicht  wolle  oder 
könne  verlassen,  viel  min  dero  Kais.  Maj,  einige  Vortheile  nf  selbige  schwe- 
dische Krön  in  Händen  lassen". 


Weiinan  an  den  Knrftirsten.    Dat.  Haag  9.  März  1660. 

IBemuhDDgen  in  Amsterdam  um  Eriangang  von  Krie|;8schiffeu ;  man  muss  sich 
'of  Schiffe  von  kleinem  Kaliber  beschränken;  Mangel  eines  Hafens  für  grosse 
Schiffe.  General  Uonb  und  seine  neneRten  Mausregeln  in  London.  Nahe  Ads- 
■icht  anf  Frieden  auf  Seiten  Polens,  des  Kaisers  und  Brandenburgs.  Bestürzung 
de  Witt's.  Der  Bischof  von  Münster.] 
Den  3.  und  4.  hab  ich  [in  Amsterdam]  mit  dem  Herrn  von  Polss-  9.  Mär 
broeck  tanquam  aliud  agecdo  so  weit  geredet,  dass  er  bekannt,  wir 
mtlssten  Schiffe  in  Pommern  haben,  man  mttsste  uns  darunter  assistiren; 
und  weiln  glaublich,  dass  wir  nit  Mittel  hätten,  sie  einzukaufen,  dan- 

20* 


„Goot^lc 


308  ^*     Brandenbiifg  und  die  Niederlande. 

noch  auch  bei  dem  Estat  zu  gefölirlicli  wfire,  deswegen  Geld  zu  suchen, 
80  mUBste  die  Stadt  Anisterdam  es  timn;  er  wolle  es  anbinden,  mit 
seinem  Herrn  Brüdern  davon  reden  etc.  Ich  sagete,  wir  würden  damit 
auch  vielleicht  in  dem  polnischen  Wesen  Veränderung  machen  kJJnncn; 
100,000  oder  80,000  Rth.  Wiire  genug;  E.  Ch.  D.  würden  auf  allen 
Fall  Hypothek  auf  den  Pillanischen  Pfundzoll  gehen  können  und  ver- 
hoffentlieli  ge8tatt«n,  dass  jemand  daselbst  Namens  der  Stadt  benennet 
würde,  daa  Interesse  selbst  zu  empfangen. 

Ich  gedachte  endlichen,  wenn  man  des  Geldes  sicher,  dass  wir 
solchen  Falles  die  Schiffe  nach  Gelegenheit  nehmen  könnten  und  wo 
dazu  einige  Hoffnung  wilre,  dass  ich  über  ein  Tag  oder  fünf  wieder 
hinUberkommen  könnte.  Die  Macht,  Schiffe  zu  heuren  oder  einzu- 
kaufen, stellete  er  im  ganzen  Diseurs  ungefragef  feste,  weiln  solches 
in  der  Allianec  begriffen,  — 

Inniittelst  hab  ich  nebst  dem  Agenten  Dogen  zugleich  mich  er- 
kundiget, ob  man  etwa  für  80,000  Rth.  20  Kriegsschiffe  bekommen 
könnte,  und  befinden  wir,  da^s  zwarn  Hoffnung  guug  sich  dazu  offen- 
baret, als  viel  kleine  Schiffe  von  10,  15,  18  Stöcken  angehet,  gestalt 
damit  zu  kapern,  liie  und  dort  einzufallen  und  sonsten  den  Feind, 
allermaHssen  man  fitr  diesem  aus  Dünkirchen  gethan,  damit  zu  in- 
commodiren,  sonderlich  da  Dänemark  im  Kriege  bleiben  und  also  die 
Staatieche  Flotte  im  Sund  oder  dahcrum  agiren  sollte. 

Man  berichtet  uns  aber  dabei  endlichen,  wenn  wir  weiter  gedenken 
sollten  und  zwarn  dass  wir  grosse  Schiffe  vermeineten  einzumiethen  und 
damit  aperto  Marte  zu  fechten,  dass  solches  darum  wUrd  vergebens 
sein,  weil  E.  Ch.  p.  dazu  keine  taugliche  Hafen  hätte,  und  kommt 
also  darauf  an,  ob  denn  E.  Ch.  D.  zu  erwähnten  kleinen  resolviren 
und  darauf  in  eventum  Ordre  und  Mittel  beizuschnffen  gnSd.  gutfinden 
würden.  Und  dUnket  uns  unmaassgcblich ,  wo  mau  in  Pommern  zu 
agiren  gedenket,  dass  man  in  eventum  zum  wenigsten  auf  etliche  6 
oder  7  billig  zu  gedenken,  weiln  man  damit  in  den  binnenländisclien 
Strömen  und  an  dem  Strande  mehr  Dienst  Ihun  künnte,  als  mit  den 
grossen,  zum  wenigsten  Secours  behindern,  Volk  hin  und  wieder 
bringen,  Zeitungen  einholen,  und  also  versuchen,  ob's  endlich  weiter 
gebracht  werden  konnte. 

Aus  Engeland  ist  gestern  ein  Expresser  von  dem  Herrn  Nieu- 
poort  angekommen,  mit  Beriebt,  als  vorhin  eine  ziemliche  Anzahl 
und  wol  bis  zu  200  Mann  von  denen  in  anno  1G48  verjagten  Parla- 
mentsgliedem  vor  und  nach  in  die  Stadt  wieder  eiDgesehlicIicn  und 
bei  Monck  es  dabin  gedirigiret,   dass  davon  zehn  mit  anderen  7.ehn 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


FlüUuuplHDti.    MoQk  nad  das  b'arlument.  3()9 

des  üitzcudeu  Parlaments  unter  der  Hand  zusamnieD^ekommen  und  in 
Conferenz  geleget,  ob  man  sothaue  cludirte  Glieder  nicht  ohne  Unter- 
scheid nieder  einzulassen  und  zu  readmittiren  hätte;  dass  nach  vielem 
Debat  Monck  endlich  die  Balance  gemachet  und  denjenigen  beige- 
pflichtet, welche  AHirmativam  gesustinirct;  solchergestalt  wie  darauf 
die  vorgcmelte  Glieder  von  ihm  armata  manu  wieder  eingefflhret,  zu 
Sita  und  Stimme  geadmiltiret,  er,  Monck,  darauf  zum  General  Über 
die  Milice  erwählet  und  zugleich  alles  dasjenige,  was  »either  a.  164H 
gethan  und  geresolviret,  fUr  nichtig  erkläret  worden.  Das  Volk  war 
ober  die  Maaasen  fröhlich  darüber  gewesen,  in  Hoffnung  sie  wUrden 
noch  wol  ein  niehrer  Coutentement  erlangen-  Hie  ist  auch  eine  iHr- 
nchme  l^erson  aus  Engeland  angekommen,  und  berichtet  dieselbe,  dass 
sich  alles  zu  Revocation  des  Königs  lenke  und  derselbe,  ehe  drei 
M'otheu  zu  Ende  laufen,  wieder  in  sein  Reich  sein  werde.  Monck 
wird  inmittelst  sehr  gertthniet,  und  wie  er  von  dem  ganzen  Volk  pro 
liberatore  patriae  überall  ausgeschrien  und  gleicbsam  aduriret  worden, 
so  hat  er  sich  nachgehend  immer  bei  der  Stadt  gehalten,  White- 
Iiall  (juittiret,  den  Magistrat  geebret  und  gehöret,  und  da  ihn  cins- 
maleu  das  Parlament  köstlich  tractireu  wollen,  sich  davon  entsehul- 
digcl,  wcilu  CS  das  Ausehen  gehabt,  dass  mau  ihm  den  Hals  brechen 
wollen. 

Hier  gibt  es  j,tos8  Aufsehen  und  wissen  einige  sich  nicht  wol 
darin  zu  finden,  weil  ihre  Rechnung  dadurch  gar  zu  sehr  verrücket 
wird;  wozu  dann  dieses  noch  kommt,  dass  sie  sich  bishero  heimlich 
flatlirct,  vielleicht  auch  durch  den  van  Honart  haben  lassen  berichten, 
Polen  würde  so  leicht  nicht  schticssen,  zum  wenigsten  der  Kaiser  und 
Chur  Brandenburg  darin  nit  begriffen,  sondern  exciudiret  werden; 
dahero  nicht  zu  zweifeln  sei,  Schweden  wUrd  endlich  in  Dänemark 
den  Uaagischen  Tractat  noch  annehmen,  in  Deutschland  gehen  und 
also  nicht  nötig  seiiv,  dass  sie  an  die  AUiirteu  eine  nähere  Versiche- 
rung gäben;  und  dass  sie  vorgestert  dennoch  aus  den  Danziger  Briefen 
vom  25.  Febr.  das  Contrarium  gesehen,  sonst  aucli  von  der  AUiirteu 
Ministris  berichtet  worden,  dass  alles  zum  Schlüsse  lenket  und  dass 
der  Kaiser  und  Chur  Brandenburg  sich  endlich  um  ihretwillen  nicht 
eruciticiren,  sondern  der  Notli  weichen  und  für  Dänemark  thun,  als 
ihnen  rebus  ita  stantibus  würde  möglich  sein;  denn  sich  der  Rath-' 
pensiiinnris  darauf  bei  den  Kaiserlichen  und  Churbrandcnburgischen 
angegeben  und  höchlich  begehret,  sie  möchten  es  doch  helfen  richten, 
(Uss  zum  wenigsten  ihre  hohe  Principalen  die  Waffen  nicht  nieder- 
legen, sondern  damit  contjauiren  möcbten;  müeste  bekennen,  der  Estat 


A-nOO»^lc 


^\Q  t-    Brandenbarg  und  die  Niederlande. 

hätte  es  um  gie  nicht  verdienet,  aber  amore  Daniac,  welches  sunst 
endlieh  gar  darauf  gehen  und  nocli  ein  mehrere  verlieren  wttrd,  möchte 
man  an  solches  Suchen  Gehör  gehen;  ihre  Sicherheit  wUrde  üb  auch 
sehr  erfordern.  Wann  ihm  aber  post  muita  abgefraget,  wenn  sie  es 
thäten,  ob  dann  der  Estat  sieh  hinwieder  verbinden  wollte,  ohne 
Kaiser  und  Chur  Brandenburg  nicht  zu  schliessen  mit  Schweden,  oder 
sonst  denenselbeii  hinfllro  zur  See  dagegen  zu  aesistiren,  und  er  darauf 
ungeseheiiet  nein  eagete,  so  nahmen  wir  es  nur  ad  referendum  und 
gaben  ihm  inmittelst  gründlieh  zu  vernehmen,  dass  niemand  sich  ohne 
Pflicht  und  gratis  würde  miserabel  machen  für  andere. 

Der  Bischof  von  Münster  ist  bereits  in  grosser  Verfassung, 
will  aber  nicht  wiesen,  dass  er  sich  in  die  Fraftkfurter  Alliance  ein- 
gelassen. 

Weimaii  au  de»  Kurfllraten.    Dat.  Haag  16.  März  1660. 

llIoSnuDgcD  der  herrschendea  Partei  auf  MoDk;  Eifersucht  gugea  die  Flottea- 
plüue  des  Kurrürsteo.  Tod  des  KöaigB  Karl  Guatav;  die  FaciGcatoreu  wendeo 
auch  (lies  zu  ihrem  Vortbeil.  Drohende  Erklärung  de  Thou'a.  Streit  über  das 
neue  französiechti  Lastgetd.] 
z.  lieber  Hamburg  werden  E.  Ch.  D.  gnäd.  veraomtnen  haben,  wa« 
sonst  nochmalen  in  dem  beigeheuden  Duplicat  . . .  wird  wiederholet. 
Zu  uiehrer  Erläuterung  desselhcn  aber  fügen  wir  billig  weiter  noch 
dabei,  gleichwie  man  an  diesem  Orte  auf  nichts  als  auf  Engeland  und 
auf  die  evenlus  rerum  siebet  und  sich  dann  zu  London  .  .  .  (fiis  Werk 
wiederum  gar  wunderlich  ansehen  lasset,  indem  Monck  alle  seine 
äusserliche  Actione»  gegen  den  König  und  auf  eine  Kcpublique  an- 
leget, zum  wenigsten  nach  der  alten  Cromwellischcn  Melhodc  sein 
eigen  Aufuehnicn  suchet  und  zur  See  rüsten  lasset:  dass  also  solches 
alhie  die  Gemüther  derjenigen,  die  am  Ruder  sitzen,  ziemlich  wieder 
aufzeugt. 

Es  Etückt  alles  und  kommt  nicht  weitei;  auth  die  ADgelegcuhcit  der 
Schiffe  in  Amsterdam,  trotz  aller  Veisprcchiingeu,  steht  still  und  Dogeu 
bemiiht  sich  vergeblich  dort  um  Uescheiil,  ,s.imnit  sähe  mnn  nicht  gerne, 
dass  K.  Cb.  D.  an  SrhiffsmachC  allgemälig  gedenken  sollte". 

Nur  vor  dem  Abschlusa  des  polnischen  Friedens  hat  die  I'acificatiuns- 
partei  einen  grossen  Schrecken. 

Selbigen  Tages  [11.  März|  ist  darauf  noch  die  Zeitung  erfolget, 
dass  der  König  von  Schweden  den  13.  st.  v.  zu  Gothenhurg  Todes 
verblichen,  und  haben  wir  darauf  sondiret,  ob  die  Holländische  heute 
dadurch  nicht  zu  was  Vigor  zu  bringen  wären,  allermaassen  sonsten 
das  ganze  Volk  darüber  zum  höchsten  frohlficket.    Wir  merken  aber 


A-nOO<^IC 


Gen.  Munb.    Tod  des  KötiigB  Kar)  Gustav.    Franz,  Drobungeii.        311 

wi>],  dasB  die  Pacificationspartei  es  gar  anders  aiifnininit  und  es  dafUr 
hält,  Schweden  werde  nunmeliro  nicht  länger  trainiren,  sondern  Bowol 
den  gemeinen  Frieden  suchen  als  den  UaagiBchen  Tractat  absolute 
aanehmeu.  0er  Herr  von  Gent  sa^et  mir  auch,  er  seines  Theiles 
wollte.' es  wäre  in  Polen  schon  geschlossen;  denn  damit  wttrden  E. 
Ob.  D.  Ihr  preussisches  Interesse  salviren;  in  Dänemark  würde  Schwe- 
den endlich  doch  auch  woi  foi-tmtlssen,  und  weiln  E.  Ch.  D.  darin  ge- 
iocludiret  wHrden,  so  klinnten  Sie  sich  an  allen  Orten  in  Frieden 
«ctzen. 

Wenn  nun  aus  diesem  allen  gnugsam  erhellet,  wo  diese  Leute 
hin  zielen  ...  so  wird  man  wol  am  sichersten  thun,  dass  man  . . .  sich 
auf  diesen  Staat  nicht  weiter  verlasse,  als  auf  ein  Mittel,  welches  ex 
caBu  und  contingenter  sehr  gut  oder  sehr  schlecht  sein  könnte.  Wobei 
denn  dieses  noch  zu  conwderiren,  daes  PYankreich  und  Engeland 
omnein  la{)idem  bereits  raoviren,  um  denselben  in  der  alten  Fureht  zu 
lialten,  so  gar,  dass  M.  de  Thou  gestert  Audienz  suchen  und  dabei 
dräuen  dilrfen,  wo  der  Estat  ratione  Daniae  nit  bei  dem  Haagisohen 
Tractat  bleiben  wollte,  dass  sein  König  alle  seine  KrÄfte  einspannen 
und  damit  dem  König  von  Schweden  (mortem  namque  dissimulaverat) 
nintra  (luoseunque  zu  Wasser  und  zu  Lande  assistiren  würde.  Wobei 
er  dann  auch  nach  vielen  grossen -Rodomontades  von  seines  Königs 
Macht  dem  Estat  verwiesen,  dass  er  sich  unterwinde,  nicht  allein  Pla- 
faten  anzuschlagen  gegen  den  Fasszoll  in  Frankreich  '),  sondern  auch 
darunter  andere  benachbarte  Potentaten  gegen  seinen  König  aufzu- 
wiegeln und  also  einem  solchen  Monarchen  seine  ßegalia  publice  zu 
disputiren;  zugleich  nicht  wenig  extollirend,  dass  sie  mit  den  meisten 
Chur-  und  FUrsteu  im  deutschen  Reich  in  gar  genauer  Alüance  stünden 
irad  die  Gedeputirte  zu  Frankfurt  unlängst  seinen  Ktinig  versichert 
hallen,  sie  wollten  dem  Könjg  in  Schweden  Pommern  wieder  liefern 
und  männiglich  hei  dem  Inst.  Pac.  schützen.  Und  obwol  ein  jedweder 
siehet,  dass  solches  precario  und  instinctu  Suecorum,  forte  etiam  abs 
mandato  gesehiehet,  derogestalt  dass  milnniglicli  anfanget  der  Franzen 
l'ebermuth  zu  hassen,  so  thuts  doch  seine  Wirkung,  weiln  eine  solche 
Kf^ierung  leichtlich  zu  intimidiren  stehet  und  alle  Zeit  die  Pacifications- 
partei sieh  dessen  gar  meisterlich  zu  gebrauchen  weiss. 

')  In  diesen  wurde  bei  Strare  von  :j(HK)  ß.  per  Schiff  den  niederländ.  Uoter- 
thaneu  verboten,  in  don  fraazüBiBcheu  Hüfea  das  dort  neu  eingeführte  „Last- 
ud«r  FasBgeld"  zu  zahlen.  Zugleich  versuchten  die  O.-St.,  England  und  die 
HaoBestädte  in  ähnlichen  MasBregeln  zubewegen;  vgl.  Aitzema  IV.  483  f.  liöOff. 


^aovGoOt^lc 


312  1'     Braadenharg  und  die- Niederlande. 

Wpimaii  an  den  Kni-ftirateu.    Dat.  Haag  23.  März  1660. 

[Uer  Tod  des  äcbivedenköiiigs  ohne  die  ^«hoffte  Wtrtcung  Tür  die  gute  Sache. 
DtBcurs  mit  de  Wilt.  De  Thou  und  Cojet.  Zeitung  aus  England;  Generftl 
Monck] 
z.  Sobald  ftlliie  des  Königs  in  Scliweden  'I'od  erschollen,  liätte  eicli 
niänniglioli  scliier  einbilden  mögen,  dass  der  Estat  diircli  einen  solchen 
Zufall  hätte  können  bewogen  werden,  Mutli  zu  ergreifen,  die  Hand 
was  näher  ans  Werk  zu  legen  und  also  zu  resolviren,  wodurch  eich 
Dänemark  der  vollkommenen  Restitution  und  die  Allürte  eines  allge- 
meinen Friedens  oder  einer  verfraulicben  Wiederzusammcnselzung  zum  " 
wenigsten  hätten  zu  erfreuen  gehabt.  Wir  unseres  Ortes  nicht  allein, 
t^onderu  auch  andere  aliiirte  Miuistri  thaten  auch  wol  treulich  das 
Beste  zur  Saeho,  viele  fUrnehnie  Glieder  lenketen  diesem  nächst  auch 
nach  unseren  8entimenten,  also  dass  den' Franzosen  und  kschweden 
dieses  Ortes  nicht  wenig  Angst  ward  bei  so  bewandten  Saclien.  Wie 
aber  endlichen  der  .\n9schlag  gewesen,  als  Mons.  de  Thou  drauf 
»Isofort  eine  so  herbe  Proposition  getban  und  der  Herr  Cojet  in  Hol- 
land sein  schriftliches  Memoriale,  allermaassen  die  Beilagen  zeigen, 
übergeben:  solches  werden  E.  Ch.  D.  verlioffentlich  aus  dem  nebst- 
koramendeu  Duplicat  bereits  zur  Gnilge  vernonmien  haben:  an  Statt 
Gutes  Böses,  an  Statt  Eifers  und  Muths  nichts  denn  Sicherheit  und 
nachlässige  Consilia,  so  gar  auch,  als  man  zuvor  vor  dem  polnischen 
Schlüsse  in  Furcht  und  BekllmmcrnisB  stund,  dannenbero  anfing  zum 
wenigsten  gute  Worte  zu  geben  und  auf  Wiederbringung  einigen  Ver- 
trauens zu  gedenken,  so  liess  man  in  einem  Augenblick  hernach  alle 
solche  Consilia  fahren.  Niemand  war  froher  als  die  bekannte  Pacifi- 
cationspartei,  niemand  als  Holland,  und  weiln  eie  alsfortens  schlössen, 
die  schwedische  Regierung  wttrd,  rebus  ita  stantibus,  nichts  als  Friede 
suchen  kommen,  so  nahmen  sie  ihr  Haagisches  Werk  nunmehr  fllr 
gethan,  sageten,  der  gemeine  Friede  wUrd  zugleich  drauf  erfolgen, 
Polen  und  E.  Ch.  D.  wäreu  damit  ausser  Gefahr,  des  Kaisers  halber 
würen  sie  nicht  so  sehr  bekllmmert.  Summa:  wie  in  einem  ungesunden 
Leibe  die  Arzenei,  so  thut  alhie,  was  die  Zeit  auch  mitbringet,  nichts 
sebier  als  contrarias  operationes.  Wir  sehen  mit  Leidwesen,  dass  die 
dänische  Ministri  und  viele  alte  fllruehme  Regenten  sich  merklich 
dartlher  bekümmeren  und  dem  gemeinen  Wesen  ein  besseres  zuwUn- 
schen;  der  Herr  Fricquct  und  ich  haben  auch  nach  verschiedenen 
mit  den  sämnitlichen  alliirten  Ministris  gepflogenen  Couferenzen  endlich 
auf  Veranlassung  der  MUnster^ehen  Sachen  am  21.  dieses  mit  dem 
Käthe  Pensionario  der  Länge  nach  aus  dem  Werke  geredet  und  dar- 


A-iOOt^iC 


Per  Tod  des  Königs  von  Schwodea,     Äu3  England.  3^3 

bei,  was  die  gemeine  Allianzen,  die  Billigkeit,  Sicherheit  und  das  ge- 
meine Interesee  erheiecheten,  gründlich  angefUhret  und  getrieben,  ihn 
seihst  auch  aufs  höchste  daran  erinnert,  was  er  die  vorige  Tage  noch 
bei  uns  selbst  gerathen,  gerecommaudiret  und  versprochen;  sie  möchlea 
doch  nunmehr  feste  stehen,  auf  Schonen  gedenken  und  sich  dos  Vor- 
theils,  welchen  Gott  aus  besonderen  Gnaden  den  Allürteu  bei  einer 
g"  pr  criticquen  Conjunctur  gleichsam  miraculose  zuschiekete,  mit 
Weisheit  und  nicht  tnidankbarlieh  gebrauchen  nnd  bedienen. 

Wenn  er  seines  Ortes  aber  das  Werk  gar  anders  angriff  und 
antwortete:  man  niftsste  solche  Zuteile  nicht  zum  Argen  und  Kriege, 
sondern  der  Christenheit  zum  besten,  demuacii  zum  Frieden  gebrauchen, 
wenn  man  Gottes  Güte  recht  erkennen  wollte  .  .;  die  schwedische 
Regierung  böte  in  Dänemark  nunmehr  alles  an,  solches  niHsstc  man 
nicht  verwerfe«,  in  Polen  wlUd  sie  desgleichen  tbun,  der  Friede  wäre 
die  vollkommene  Genugthuung  fiir  alles  . . .  die  schwedische  llegicrung 
halte  fbr  diesem  den  Krieg  auch  nach  ihres  Königs  Tode  nicht  ua- 
gUckiieh  gefUhret;  wo  man  sie  nun  eclilagen  wollte,  so  möclite  mau 
ihnen  den  Friede  nicht  schwer  machen;  vielleicht  wElrden  sie  mit  sich 
selbst  60  viel  zu  thun  bekommen,  dass  mfinniglichen  das  Seinige  ohne 
Krieg  mit  der  Zeit  wieder  zufiele  — :  so  werden  E,  C'h.  D.  aus  solchem 
Olscurs,  inmaassen  denn  die  andere  Glieder,  selbst  auch  Amsterdam, 
aus  gleichem  Tone  stimmen,  zur  Guttge  abnehmen,  wo  nicht  Gott 
nocbmalen  Wunder  tliäte  und  etwa  den  König  von  Englaud  plötzlich 
rcetituirt,  dass  von  hinnen  nichts  beständiges  zu  erwarten,  — 

Holland  ist  mit  der  Antwort  an  M.  de  Thou  bereits  fertig  uud 
soll  sie  ziemlich  klingen'),  Herr  Cojet  wird  wol  keine  erhalten, 
weiln  man  damit  lachet,  daas  der  Knecht  dräuet,  wenn  der  Hcrre 
flehet. 


Zeitung  ii  ii  s  dem  Haag.  Dat.  19.  März  lötiü.  (von  Wduiaii.) 
Aus  England:  ,es  blieb  dabei,  dass  sirli  das  ilzige  l'iirlamcnt  am  15.,'Jö. 
Mart.  bclbstcn  di^isolvireu  und  das  andere  gegoii  den  15  i^ö.  April  i'iiiküui- 
ineu  sollt«.  —  Die  iu  Irlaud  ^clireien  auch  nacli  ciucni  tVciuii  F 11  rl  11  nie  11  tu, 
und  biitlc  iiiuii  die  verwiebcne  Tage  ciuige  Fur^cblägc  gcthuDj  sowol  wegoii 
eines  Heiretihaus,  als  auch  einer  siitgulieren  l'crson,  iu  spccie  des  l'ruteclorü 
Kichard,  in  dereu  K'anicu  man  pro  more  et  lege  llcgni  das  Parlament 
convoeireii  konnte  —  uud  saget  man  den  General  MoJiek  von  Meinung  zu 
«ein,  man  inüsste  solches  tbun  sub  nomine  custodum  liberiatis  Augliuo; 
wobei  d^ii  :«ebr  notabel  ist,  dass  man  dieses  als  das  erste  Mal  vom  Herren- 


^aovGoOt^lc 


314  I'    Braadooburg  and  die  Niederlande. 

hause  im  Parlameat  gesprochen;  und  duss  mau  von  einer  besondcro  Vena 
sprechen  dürren,  scheinet,  als  wäre  es  nur  dahiu  aogeseheii,  dass  man  al 
gemälig  das  Volk  wolle  soiidireu  oder  gewöhnen  an  eine  stnguliere  Peno 
CS  möchte  dann  Monck  oder  König  Carolus  sein.  Für  Moock  ist  eii 
Genealogie  in  offenbaren  Druck  gekomnien,  worin  gededuciret,  dass  er  t( 
dem  Hanse  Lancaster  komme." 


ileituug  aus  dem  Haag.  Dat.  26.  März  1660  (Weimau). 
{Die  RestauralioD  in  EugluQd.  Die  kirchlichen  Verbültnisee.  Admiral  Moalagu, 
Das  Parlnmeat.  Auleiiie  fnr  Düaemark,  Schlassnort  der  hollsndischea  Polilik.] 
■z.  Man  spricht  nunmehr  öffentlich  im  Parlament  von  Revoeation  des 
Königs,  des  Oberhauses,  und  kann  solches  wol  nicht  hall)  geschehen.  Alle 
l'rovinzeu  sebrcieu  darum;  London  richtet  alles  dabin;  Irlaiid  erklüret  Eich 
öffentlich;  alle  Republikaner  lasset  man  aus  dem  Parlament  allgemalig  weg- 
nehmen. Lambert  iet  in  den  Tour  gebracht  .  . .  Das  Kirchwesen  wird  such 
dahin  gelenket.  Dabero  bat  man  das  alte  Convenant  d.  i.  Dogma  Calviui 
und  das  Presbyleriuni  aufs  neue  festgestellet,  gepnbliciret  und  öffentlich  diin 
stehen  lassen,  dass  man  den  König  und  des  Königs  Haus  conserviren  und 
beibehalten  wollte.  Anabaptisten  aber  und  andere,  die  der  Royant^  von 
An  zuwider  sein,  hat  man  geproscrJbiret,  iind  da  sich  die  verwicheue  Tas.'e 
einige  Ofücirer  zusanimengethan  und  gegen  diese  des  Parlaments  Veifali- 
Tuug  schriniifhe  Remonstranz  übergeben  wollen,  so  ist  Monck  mit  seinen 
Uliedern  uus  dem  Parlament  zu  ihnen  gegangen  und  hat  sie  pro  auoloritate 
dlnsipiret. 

Montagu  ist  Ädmiral  geworden  und  zur  Flotle  gegangen,  Wer  weiss 
warum?  Gewiss  hat  derselh  ans  dem  Sund  heimlich  mit  dem  König  gecor 
respondiret  und  Ijr.  Maj.  Kxpressen  zu  Copenhagen  in  der  grosaen  Kirchen 
geabbouchiret ;  und  kommt  dieses  hinzu,  dass  ich  aus  besonderen  Briefen 
gesehen,  dass  das  itzige  Parlament  sich  noch  was  werde  continniren  und 
nnterm  Prätest,  dass  sie  über  Form  der  Ausschreibung  des  künftigen  Par- 
laments, ob's  nomine  Regis  oder  Custodum  Anglicae  libertatis  nämlich  ge- 
schehen solle,  heftig  disputiren,  endlich  selbst  die  Khre  suchen  werden,  mit 
dem  Könige  zu  capitnliren  und  also  dem  Werk  die  letzte  Hand  anfzn- 
Icgen.  — 

An  Dänemark  scind  endlich  die  60000  Rtb.,  wiewol  mit  schweren  Con- 
ditionen,  gewilligt');  weiter  ists  nicht  zu  bringen  gewesen,  weiln  man  den 
Frieden  haben  will,  wie  es  auch  gehe. 

Sic  sagen  endlich  nunmehr  auch  rund  aus,  der  Staat  könne  eher  Repu- 
tation, Freundschaft,  Dänemark,  Polen  und  Brandenburg,  als  Ruptur  mi'. 
Frankreich  und  England  wagen;  jenes  sei  reparabel,  dieses  ihr  gew'n'ses 
Verderben.  Wollte  Polen  nicht  warleu  und  Dänemark  lassen  sinken,  su 
müssien  sie  es  leiden  und  aus  zweien  Uelieln  das  geringste  wählen. 

')  NTioilich  gegen  Verpfändnng  des  Amtes  Drontheim,  vgl.  Secrete  Re- 
solut. II,  199f. 


^düvGoot^lc 


Ana  EnglBod    Niederluida  und  Frankruicb.  315 

Weiman  au  den  Knrfiireteii.     Dat.  Haag  6.  April  1660. 

IHoB'uuDg  der  Pacificatoren  auf  Ute  RestauratitiD   in  Knglaud.    Vergebliche  Ar- 
beit.  De  Witl's  ErörteniDgeD  geg«n  die  fraazÖeiechen  Ntiueruogeu  iu  Bezug  auf 
Handel  uod  Zölle.     MazaHa'B  Eiiileukeu  gegeuüber  dem  KurrürateD.) 
Die  Sache  ist  immer  noch  beim  Alten;  es  hilft  bei  diesen  Leuten  hicr'>- 
gnr  nichts  —  „und  weiss  ich  nicht,  obs   auch  helfen  würde,  wenn  gleich 
iiochniHlu  eiu  Wunder  geschähe  und  der  König  in  Engeland  gerestituiret 

Sie  sagen,  sie  mllssen  Frieden  haben,  und  weil  eie  glauben,  der 
König  werde  auf  allen  Fall  nicht  anders  als  mit  Capitulatiou  wieder 
hineinkommen,  so  flattiret  man  sich  bereits  damit,  dass  seine  Macht 
nicbt  gar  gross  sein  und  Holland  dabei  nicht  gar  sehr  zu  fUrehten 
haben  werde. 

Wir  mUBsen  sonst  wol  bekennen,  das»  allereeit«  Ministri  die  ver- 
gangene Woche  de  eoncert  ihre  äusserste  Kräfte  angewendet,  um  eine 
Veränderung  zu  Wege  zu  bringen  ...  es  ist  aber  alles  vergebens  und 
fehlet  so  viel  daran,  dass  man  damit  etwas  ausrichten  sollte,  das»  die 
Remedia  contrarie  Wirkung  tlmn  .  .  .  und  dass  man  endlich  diese 
leure  gar  zu  schwedischen  Freunden  machen  dürfte,  weiln  sie  durch 
(las  stetige  Remonstriren  sich  grämen  und  die  sie  nicht  genug  geob- 
ligiret,  lieber  zu  Feinden  mit  der  Zeit  haben  möchten,  als  mit  so 
vielen  Verweisungen  neutral  und  (wie  es  die  Faeificatorcs  nennen) 
undankbar  und  unvergnllget.  — 

Bei  der  Confeienz  mit  dem  Herrn  de  TIiou  liat  siinst  der  Kath 
I'ensionarius  sehr  herzhaft  geredet  und  nicht  allein  aus  allen  Briefen 
von  König  Henrich  des  Grossen  Zeiten  ab,  sondern  des  Herren  Bu- 
zenwalls  Proposition  vom  4.  Sept.  lr>!*3  und  sonst  angewiesen,  dat^B 
die  jetzige  Königliche  Linie  sein  Gillck  niemand  mehr  als  diesem 
Eslat  2U  danken  habe  ') ;  gciitalt  denn  darauf  so  viele  Tractaten  und 
ResolutinncB,  worin  die  Könige  in  perpetuuni  versprochen,  dieses  Staats 
l^eute  nicht  hölier  als  ihre  eigene  Unterthanen  zu  beschweren;  sondern 
hat  zugleich  auch  gededueiret,  dass  man*  sich  dessen  durch  den  MOu- 
sterischen  Frieden  nicht  unfähig  gemacht  und  dass  er,  Ambassadeur, 
demnächst  wol  wissen,  es  auch  seinem  Könige  rcferiren  möchte,  dass 
sie  nit  würden  nachlassen  drauf  zu  bestehen;  gleichwie  es  mehr  als 
bekannt,  dass  solche  Innovatiunes  nur  Mittel  wären,  der  Ministrorum 
Käckel  zu  milen;  wo  man  auch  nicht  mit  Fleisse  suchcte,  die  Ge- 
mUther  der  Unterthanen  alhic  gar  unversöhnlich  zu  verbittern  gegen 

')  EbeuBO  bei  Altiema  IV.  f!91. 


^aovGoOt^lc 


326  ^'     BruuduQÜurg  uiiil  dio  Niuilarlaade. 

Frankreich,  so  iiiöditc  er,  Ämlmasadeur,  liinfüro  den  Estat  aucb  mit 
solcheu  Memorjalen,  als  sein  letztes  gewesen,  verechonen. 


2,Aiiril.  Zeitung.  Dat.  lUag  2.  Aiiril  1060  (von  Weimau).  —  Der  Cartliual 
(Mii/ariu)  liut  an  dun  chuibraHdeuburgiBchon  Gesandten  ia  ParU,  den 
lIiTin  Brandt,  eiuen  grossen  Brief  ge^cbricbcii,  worin  er  in  cffcctu  tciu 
iSolireibeu,  welches  er  hiebcvorn  uii  I.  Ch.  D.  gethyn,  Euebet  zu  justili- 
L-ireii  >] ;  woraus  deniioeh  erhellet,  dass  vv  immer  I.  Cb.  D.  suchet  zum  Frieden 
zu  disjionircn  und  jilso  Schweden  indirecte  zu  retten. 


Vuni  Aiiril  1060  ati  tritt  iu  deu  Berichten  aus  dem  Haag  die  Ange- 
legenheit der  Itestau ratio u  in  Kugland  l&st  ausGchlicssliib  in  den  Vor- 
dcri!rund;  es  liegen  besojiders  ausführliche  geechnebene  Zcitungeu  von 
Weinian  und  von  Copcs  darüber  vor;  über  deu  Fortgang  der  uordisclien 
Verhältuisge  bis  zum  Frieden  von  Olivii  bieten  sie  weniger;  stall  deren 
treten  mehr  die  Münslcr'sehen  Differenzen  hervor. 

Zcituug  dat.  Haag  l>.  Mai  1(!60.  VVcJman  ist  in  Breda  gewcaeu 
und  bat  eine  Conferenz  mit  Köuig  Kiirl  II.  gehabt  (und  mit  der  Priueei-s 
Kovnl  weiien  der  oranischen  Suchen)  —  „Zweimai  ist  er  bei  dem  Könige 
gewesen  und  hat  jedesmal  viel  treffliche  Tugenden  in  dem  Herrn  versi>iiret. 
Kr  redet  französisch  mit  einem  gar  guten  Unheil  und,-  da  doeh  das  tie- 
bichte  in  etwas  traurig  scheinet,  mit  einer  gar  freudigen  und  anlockenden 
Mieue.  Eifert  für  die  Behgiun,  und  haben  darunter  noch  Frankreich  noch 
Spanien  ctwns  von  ihm  zu  Vortheil  der  ihrigen  erhalten  können.  Suchet 
mit  Holliind  die  alte  Freundschaft  uud  betheuert  höchlich,  dass  er  aus  ver- 
gangene nicht  will  gedenken;  mit  diesem  könne  man  die  franze  lusolentie 
zurück  und  Spanien  auf  gute  Mi<asse  halten.  Liebet  deu  Prinzen  von  Oranien 
über  alles.  Für  die  Häuser  Broudenburg  und  Nassau  erklären  und  erbieten 
Sie  sich  sonderbarlicb  hoch;  mit  dem  Hinzuthun,  die  mit  ihme  gelitten,  wäre 
billig,  dass  sie  sieb  auch  mit  ihme  crfreueten.  Hat  ihm  verschiedene  Dinge 
gcsaget:  an  I.  Hüh.,  die  er  sagetc  zu  respcctiren  als  seine  Mutter:  für  I. 
Ch,  D.,  dass  er  sieh  genau  will  mit  verbinden;  für  die  fürnehmste  Herren 
von  Holland,  dann  erzeigend,  dass  er  Königliche  Uedunken  habe." 

i.  Zcituug  dat.  Haag  lü.  Mai  1660.  Es  ist  Nachricht  eingelaufen,  dass 
der  Friede  in  Danzig  (Oliva)  dem  Abschluss  ganz  nahe  ist;  uud  auder^eil«, 
dass  in  England  Monk  sich  bereits  oHen  für  den  König  erklärt  hat;  a° 
der  Spitze  der  Widerstrebenden  steht  Lambert;  man  glaubt  in  Hollaud, 
dass  es  doch  einige  Confusion  geben  werde,  ehe  der  König  durchdringt,  ">"' 
deshalb  hat  mau  auch  bis  jetzt  deu  König  nur  unter  der  Hand  mit  Privalceni' 
plimcutcn^begrüsscn  lassen:  „publico  nomine  würden  sie  nichts  thun  können, 
ohne  sich  in  (iefabr  zu  setzen  und  dem  Könige   selbst  Schaden  zu  ihnn". 

')  Vgl.  oben  pag.i'-i. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Die  Best  an  rat  ioD  in  England.  ^^y 

Jedoch  Ut  in  Frage  gekommen,  ob  man  nicht  unter  der  Hand  dem  König 
«inigenGeld  geben  Eolle,  um  sa  mehr  als  Ma/arin  ihm  in  dieser  Beziehung 
grosse  Offerten  gemac-bt  hat,  auch  ihn  auTgerordert,  nach  Frankreich  zu 
kommeu  und  von  dort  aus  nacb  England  zu  gebea.  Hier  in  Holland  wird 
man  alleg  thnn,  den  Eöuig  ron  der  Heise  nach  Frankreich  abzuhalten. 
Weiman  hoffe  von  der  Persönlichkeit  des  Königs  die  besten  Eulschlüsf^c 
nnd  besonders,  ,dass  England  sich  hinfiiro  mit  Holland  setzen,  dannenhero 
üebest  Dänemark  und  E.  Ch.  D.  dem  geraeiuen  Wesen  vorstobeu  werden, 
damit  noch  Frankreich  (inmaassen  es  bereits  anfängt),  noch  Spanien,  wenn 
es  Portugal  gar  zu  gliieklifh  wegnehmen  sollte,  der  übrigeu  Welt  gar  /Ji 
beschwerlich  fallen  mögen",  — 

18.  Mai  1660  (Cnpes).     Downing  ist  in  aller  Eile  nach  London  gc-  18.  Mai, 
reist  —  wird  aber  bei  der  Rönigt.  Partei  dort  nicht  sehr  gut  ankommen. 

25.  Mai  1660  (Copes).  Die  eaglitche  Flotte  unter  Montagu,  12  grosse  2r>.  Mni. 
Kriegschiffe  und  etliche  kleine,  liegt  vor  Scheveningcn,  wo  Copes  und  Wei- 
man  sie  besuchen.  „Der  Herr  Admiral  Montagu  empfing  uns  gar  freund- 
lich in  Bciuem  Schiffe,  so  die  Königl.  WalTen  binden  uff  fiihrete  mit  der 
ÜQterschrift  „Dien  et  tnon  Droit".  —  .Mau  erwartet  stündlich  die  Coin- 
miesare  des  Parlaments. 

25  Mai  1660  (Weiman).  Hent  soll  der  König  Karl  in  den  Haag  25.  Mai. 
kommen;  grosse  Vorbereitungen.  Die  Schiffe  in  Sfhe?eniugeu  tragen  alle  des 
Königs  Flagge,  eine  Krone  im  weissen  Feld  mit  C.  R.  „sie  hatten  dieselbe 
7.  Tb,  von  des  Admirals  Leilackeu  in  der  See  gemacbet  und  vorigen  Tngcs 
erst  aufgestecket  .  .  ,  Die  Matrosen  zeigeteu  viel  Freude  und  wiesen  uns^ 
dasg  sie  hinter  dem  Rohr  den  Prolector  Cromwcll  in  effigie  aufgebenltet, 
als  eineu  Tyranntn". 

I.  Juni  1660   (Weinian).     König    Karl  II.  im   Haag,     De  Witt    be-  1.  Juni. 
xeogt  die  grösste  Freude   und   Affertion,    ^insinnirt  »ich   überall    und   über 

alles,  gehet  bei  dem  König  aus  und  ein  , .  .  und  wirds  dahin  riehlcn,  dass 
an  den  König  und  seine  hohe  Ministres  etliche  Tonnen  Golds  sollen  ver- 
ehret werden".  —  Am  29.  Mai  haben  die  brandenburgisehen  Gesandten  neb^t 
dem  indesE  angekommenen  Prinz  Moritz  Audienz  bei  dem  König.  Gra- 
tulation und  liebenswürdigste  Versicherungen. 

II.  Juni  1660.     Zeitung  über  die  Ankunft   des   Königs   in   England.  11.  Juni. 
Es  soll  noch  manches  von  widerstrebenden  Elementen  da  sein.    Der  Streit 
iwischen  Hisohöflicben  und  Pres byte rianern  wird  wieder  beginnen;  „der  König 

bleibt  dabei:  not  Dishop,  not  Klugl  in  könig-  und  fürstlichen  Regie- 
rungen müsse  keine  Gleichheit  sein". 

15,  Juni   1660,     Man  hat  jetzt  in  den   orauischen  Streitsachen   gute  li'i.  Juni. 
Miene  gemacht,   aber  nur  zum  Schein  —  in  der  Hauptsache  wirds  nicht 
anders  werden. 

17.  Juni  1660  (Wciman),    De  Witt  bat  öffentlich  gesagt,  „er  seines  IT.Jimi. 
Theiles  nlleinc  wolle  coniradirircn,  wenn  auch  alle  Sr.  Hob,  seine  väterliche 


;,Goo»^lc 


gl^g  I.    Brandeobni^  opd  die  Niederlande 

Chargea  woDtea  auftragen;  tind  da  es  alsdann  nichts  deeto  weniger  gC' 
schehen  wörd,  es  sei  wegen  England  oder  ans  Antrieb  des  Volkes  alhier, 
btttte  er  schon  längst  geresolviret,  seine  Charge  alsdann  niederzulegen  und 
gutwillig  abzudanken,  damit  er  sirh  nicht  besUndige  und  übel  aaslnufen 
dürfte  mit  einer  solchen  Regierang". 

i.  22.  jQni  1660.  Weimnn  räth,  möglichst  bald  nach  London  eine  Gr- 
fandtschart  zu  schicken  und  die  englische  FrenndScbart  zu  poussircn.  „Wer 
England  hat,  hat  diesen  Staat;  wer  beide  hat,  hat  Schweden 
nicht  zu  fürchten."  Das  ist  die  Hauptsache  für  den  Kurfürsten;  es  wird 
aber  viel  Mühe  machen,  in  England  „die  Fassion  für  Schweden  aus  dem 
Herzen  des  präoccupirten  Volkes  wegzunehmen". 


^aovGoOt^lc 


II. 


Der   nordische   Krieg 

bis  zum  Vertrag  von  Königsberg. 


D.qil.zMBlG001^IC 


sBBiGooi^lc 


Einleitung. 


"ie  Zeit  von  dem  ersten  Gewahrwerden  der  Gefahr  eJoes  neuen 
scbwe diu rh- pol nis eben  Krieges  bis  zu  dem  Abkommen,  welches  der  Kurfürst 
Friedrich  Wilhelm  geuöthigt  wurde  in  dem  Köuigsberger  Vertrag  vom 
17.  Jana.ir  1656  mit  dem  siegreichen  König  Karl  Gustav  von  Sfliweden 
ibzuschliessen,  war  für  die  brandeuburgisrhe  Politik  eine  ungemein  gefahr- 
'olle  und  bewegte.  Während  die  politisohe  Action  den  Karfürsten  so  eben 
noch  mit  voller  Kraft  den  Anfgaben  zugewandt  gewesen  war,  die  dem  brau- 
deuburgischen  Staate  aus  seiner  Stellung  im  Keicb  und  zu  den  Parteien 
des  Keirhs  erwuchsen,  wahrend  hier  noch  alles  unfertig  und  in  den  ersten 
AnfäDgen  der  Bildung  begriffen  war,  während  man  noch  die  Arbeit  einer 
langen  Reibe  von  J-ibvea  vor  Heb  sah,  um  alte  Schäden  zu  heilen,  be- 
gonnene Organisationen  zu  vollenden  und  den  St.-iat  allmälig  für  grössere 
»ctive  Aufgaben  nach  aussen  hin  fähig  zu  machen;  so  trat  iu  der  Gewiss- 
tieit  eines  bevorstehenden  Krieges  zwischen  Polen  nud  Schweden  plölzlich 
die  Nothwendigkeit  an  ihn  heran,  in  sehr  angenügender  Verfassung  in  eine 
grosee  Krisis  bineJDzntreten,  die  voranasichtlich  den  ganzen  enropäischen 
Norden  erschüttern  und  namentlich  den  Inhaber  des  Herzogthums  Preussen 
nnvermeidlich  in  Mitleidenschaft  ziehen  musste.  Es  ist  hiernach  so  wenig 
zn  venrnndern,  wie  man  es  in  Abrede  stellen  kann,  dass  die  brandenbur- 
gieche  Politik  in  diesem  ersten  Stadium  der  nordischen  Verwickelung  keine 
sehr  hervorragenden  Erfolge  aufzuweisen  hatte.  Der  Eönigsberger  Vertrag, 
*«lcher  Brandenburg  nebeu  geringen  Vortheilen  eine  Menge  der  empfind- 
liebsten  Beeinträchtigungen  brachte,  welcher  das  Uerzogthom  Prcussen  aus 
einem  polnischen  zu  einem  schwedischen  Lehen  machte  und  dem  neuen 
I<ehDEherrn  Rechte  gewährte,  die  der  alte  schon  längst  nicht  mehr  hatte 
fonJern  dürfen  oder  ausüben  können  —  er  war  eine  Niederlage  und  er  war 
dies  um  so  mehr,  als  die  brandenburgische  Politik,  trotz  aller  angenrälligen 
Schwierigkeiten  der  Lage,  mit  bewunderungswürdigem  Mutbe  gleich  im  An- 
fang der  Verwickelungen  sich  ziemlich  weit  gehende  Ziele  gesteckt  hatte, 
'   denen  es  in  dieser  Krisis  nachzustreben  gedachte. 


A-nOO»^lc 


322  "■    ^^'  nordiacUe  Krieg  bis  gsom  Vertr^  von  Königsberg. 

Denn  die  anfange  UDteiuommeuea  Versuche  der  Piiedensvcrmittelang 
zwischen  den  beiden  streitenden  Mächten  boten  von  vorn  herein  wenig  Aus- 
sieht auf  Erfolg.  Man  setzte  sie  in's  Werk,  als  eine  nicht  zu  unterlassende 
politisrhe  Pflicht,  indem  man  dabei  doch  zugicirb  der  weit  wahrschein- 
licheren Eventualität  fest  in's  Ange  blickte,  dass  der  Krieg  zwischen  Schwe- 
den und  Polen  bis  aufs  äusserste  geftihrt  werden,  nnd  dass  er  vielleicht  ia 
den  gesammten  Besitz-  und  He rrschafts Verhältnissen  der  nordischen  Be- 
reiche ganz  nenc  Combinationcn,  somit  auch  für  Brandenburg  ganz  neue 
Möglichkeiten  heranfführen  werde,  die  man  nicht  unbenutzt  lassen  dürfe. 

Die  Politik  des  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  ist  in  diese  grosse 
Krisis  nicht  anaschliesstich  mit  dem  Gedanken  neutraler  Abwehr  and  mög- 
licher Erhaltung  des  Bestehenden  hereingetreten.  Im  Jahre  1655  lag  der 
Hinblick  auf  eine  mögliebe  Auflösung  des  polnischen  Reiches  unzweifelhaft 
nahe  genug.  Brandenburg  hatte  gewiss  alle  Ursache,  sich  Plänen  dieser 
Art  nicht  rüchiialtslos  hinzugeben;  die  Erhaltung  der  bestehenden  Zustände 
entsprach  in  diesem  Zeitpunkte  seinen  Interessen  am  meisten;  aber  der 
Kurfürst  konnte  sich  auch  uicht  verhehlen,  dass  es  in  seiner  Macht,  bis  jetzt 
wenigstens,  nicht  lag,  solche  Pläne  zu  vereiteln,  wenn  nnn  der  entschlossene 
Anstnrm  des  erobcrungslustigen  Schwedenkönigs  und  die  augenscheinliche 
Widcrstandsunfabigkeit  des  polnischen  Staatsgeffige's  gleichmassig  auf  die 
Katastrophe  hinarbeiteten. 

Vielmehr  war  es  dann  für  ihn  gebotene  Pflicht,  zur  Stelle  zu  sein, 
um  den  Gewinn  davon  zu  tragen,  der  unter  diesen  Verhältnissen  etwa  zu 
erreichen  war.  Es  galt,  aus  dem  Schiffbruch  Polens  für  Brandenburg  die 
Stücke  zu  retten,  deren  Besitz  ihm  eine  gesichertere  Stellang  schuf  gegen- 
über der  M  achter  Weiterung  gefährlicher  Nachbarn,  jetzt  namentlich  Schwe- 
dens, aber  schon  auch  im  Hinblick  auf  die  sich  immer  näher  herandrängende 
Gewalt  des  moscowitischen  Reiches. 

Die  Erlangung  der  Souveränität  des  Herzogthums  Preussen  war  das 
Ziel,  welches  der  braodenburgischen  Politik  von  Anfang  an  als  das  ersl$  und 
wichtigste  vorschweben  musste.  Aber  das  Verlangen  nach  territorialen 
Abrnndungen  und  Vergrässerungen  verband  sich  damit  sofort  nnd  aufs 
natürlichste.  Die  Behauptung  Freussen.s  forderte,  wenn  Schweden  wirklich 
seine  Absichten  in  Polen  erreichte  nnd  siegreich  blieb ,  mit  diesem  mächti- 
gen und  begehrlichen  Nachbar  an  der  Seite,  einen  stärkeren  Rückhalt  als 
er  bisher  Polen  gegenüber  genügt  hatte.  Wenn  es  mit  der  Auflösung  des 
alten  polnischen  Reiches  in  irgend  einer  Weise  Ernst  wurde,  so  musste 
Brandenburg  die  äussersten  Anstrengungen  machen,  um  dabei  uicht  leer 
auszugehen:  dies  war  ein  Grundsatz,  den  diesem  Staat  die  Natur  seiner 
politischen  Lage  im  siebzehnten  Jahrhundert  schon  ebenso  dringend  gebot, 
wie  später  im  achtzehnten. 

Nur  hatte  Friedrich  der  Grosse  andere  Mittel,  seinem  Willen  Gel* 
tung  zu  verschaffen,  als  die  seinem  Vorfahren  im  Jahre  1655  zur  Vernigung 
standen.  Je  grossartiger  die  Erfolge  Karl  Gustav 's  von  Schweden  in 
seinen  ersten  Kämpfen  gegen  die  Polen  waren,  um  so  weniger  zeigte  er 
sich  gesonnen,  mit  dem  Brandenburger  als  Genossen  anf  gleichem  Fnsse 
xa   verhandeln;   als  der  Kurfürst  sich  weigerte,   auf  Bedingangen  einzu- 


Aj.OO<^IC 


EinleituD)?.  323 

gehen,  die  ihn  schutzloB  neben  einen  übermächtigen  Bundesgenossen  Etellen 
lolluu,  veTpichteLe  er  znnächst  ohne  viel  Bedeakett  anf  seine  Mitnirknog; 
es  mochte  ihm  ein  Leicbtee  danken,  nach  dem  poInJEcheD  König  auch  den- 
enkD  poloisehen  Vasallen  zu  Boden  za  verfen. 

So  wurde  halb  gegen  seinen  Willen,  halb  mit  demselben  der  EnrTiirst 
Friedrich  Wilhelm  jetzt  in  ein  anderes  Verhältniss  zn  den  Unterneh- 
mongcD  gebracht,  die  ohne  seine  Theilnahme  Karl  Gustav  allein  zq  voll- 
bringen gedachte.  Das  Bedenkliche  and  Feindselige,  was  diese  Pl&ne  für 
Brandenbni^  hatten,  stellte  sich  nnn  mehr  in  den  Vordergrund;  jedenfalls 
«arman  entschlossen,  sich  dergestalt  in  Rüstung  zn  setzen,  dass  man  ent- 
weder dem  siegreichen  König  an  den  Grenzen  von  Preassen  halt  gebieten 
oder  ihn  nöiigen  konnte,  fiir  die  Bandes genossenschaft  Brandenbarga  einen 
besseren  Preis  za  zahlen,  als  er  bisher  gewillt  gewesen  war.  Nicht  zum 
offenen  Bruch  liess  man  es  kommen,  die  Verhandlungen  wurden  unablässig 
weiter  geführt,  während  Karl  Gustav  seinen  stolzen  Siegeszog  dnrch 
Polen  vollbrachte.  Aber  in  derselben  Zeit  wurde  das  Vertheidigungsbünd- 
aiss  mit  den  Ständen  des  polnischen  Antheils  von  Prenssen  verbandelt  und 
abgeschlossen;  mit  dem  kaiserlichen  Hofe  trat  man  in  Verbindnag,  um  von 
dorther  wo  möglieb  eine  Gegenwirkung  gegen  das  unberechenbare  Ungestüm 
der  schwedischen  Siege  zn  bereiten;  in  den  Niederlanden  betrieb  man  die 
Abeendung  der  vertragsm aasigen  Unteratützang  kraft  des  ao  eben  abge- 
Eehlossenen,  von  Schweden  so  eifrig  angefochtenen  Bündnisses;  zugleich 
GELcbte  man  die  eigenen  kriegerischen  Rüstungen  zu  vollenden  und  alle  Ver- 
theidigungsmassregeln  für  den  äaasersten  Fall  zu  treffen. 

Dennoch  kam  es  nicht  zu  diesem  änsaersten  Fall,  oder  streifte  den- 
eelben  nur  gleichsam.  Allerdings  traf  der  Kurfürst  jetzt  seine  militärischen 
Dispositionen,  am  sein  Herzogtham  aud  das  mit  ihm  zu  bewaffneter  Neu- 
tralität verbundene  „königliche  Preassen"  vor  einem  eventuellen  Angriff 
schützen  zu  können ;  aber  indess  worden  auch  die  Verhandlungen  mit  dem 
König  über  die  Bedingaiigen  eines  doch  noch  abzuschliessenden  Bünd- 
nisses eifrig  fortgesetzt;  und  als  nnn  in  der  That  im  November  1655  Karl 
Qnstav  mit  seiner  siegreichen  Armee  die  preassiscbe  Greoie  überschritt 
und  auf  Königsberg  marschirte,  so  zeigten  die  Hassnahmeo  des  Kurfürsten 
eine  so  unsichere  Haltnng  in  der  Mitte  zwischen  dem  Versuch  kriegerischer 
Abwehr  nnd  dem  Wunsche  politischer  Vereinigung,  dass  das  in  weiten 
Kreisen  damals  verbreitete  Gerücht  von  einem  schon  längst  gesicherten 
Binverständniss  der  beiden  Fürsten,  welches  nur  durch  einen  Scheinkrieg 
Docb  verhüllt  würde,  um  für  den  Brandenburger  den  Anschein  dea  Zwanges 
IQ  retten,  in  dem  Gang  der  Ereignisse  eine  deutliche  Bestätigung  zu  fin- 
den achten '). 

Trotzdem  war  dies  nicht  der  wirkliche  Sachverbalt,  wie  nach  den  vor* 
hudenen  Acten  mit  Sicherbett  zu  behaupten  ist.  Vielmehr  scheinen  die- 
jenigen nicht  ganz  im  unrecht  zn  sein,  welche  in  dem  Gang  der  branden- 


*)  Vgl.  Pierre  dea  Noyers  Lettres  pag.  81.    Rndawski,  bist.  Polen. 
fg.  219. 


Aj.oo»^Ic 


324  '''     ^"^  Df^i^iBcbe  Krieg  bis  lam  Vertrag  von  Eöuigsberg. 

bargiscbeo  PoliUk  während  der  letzten  Wochen  ror  dem  Eönigsbergcr 
Vertrag  einen  Mangel  an  fester  Führung,  ein  ansicberes  Schwanken  zwischen 
entgegengesetzten  Entschlüssen  wafarnehraea  zu  können  meiutea').  Man 
wird  an  der  Hand  der  weiterbin  veröffentlichten  Acten  in  der  Lage  seiar 
die  verscbiedenen  Möglichkeiten  der  Beurteilung  gegen  einander  abzu- 
wägen. 

Jedeofalla  ist  nicht  zn  verkennen,  dass  durch  die  überraschend 
schnellen  and  vollständigen  Siege  Karl  GnBtav's  in  der  ersten  Phase 
seines  polniscben  Krieges  Tür  den  Earrürsten  die  Basis  gleichberechtigter 
Geltung,  auf  die  er  sich  in  Anfang  zn  stellen  gesucht  hatte,  in  merklicher 
Weise  verschoben  war.  Nach  dem  jähen  Zusammensturz  des  polnischen 
Reichs  (dessen  schnelle  Wiedererbebung  zunächst  nicht  vorauszasehen  war) 
hatte  die  freie  Buiidesgenossenschafr-  Brandenburgs,  obwol  immerhia  er- 
wünscht, doch  für  Kart  Gustav  einen  erheblich  geringeren  Wertb  erhal- 
ten; im  Nothfall  glaubte  er  sie  erzwingen  zu  können.  Und  indem  nnn  der 
Kurtürst,  gestützt  auf  eine  nicht  nnbeträcbtiiche  Heeresmacht,  einerseits 
seine  Selbständigkeit  zn  behaupten  versuchte,  anderseits  sich  aber  doch 
Buch  nicht  zn  dem  Wagniss  eutscbliessen  konnte,  ganz  ohne  hilfreiche 
Bundesgenossen  es  anf  die  Entscheidang  der  Waffen  ankommen  zn  lassen, 
die  er  daher  aar  zögernd  uud  zurückhaltend  führen  liess,  und  indem  end- 
lich doch  auch  Karl  Gustav  es  vortheilbafter  hielt,  den  Kurfürsten  zum 
Freund  als  zum  besiegten  Gegner  zu  haben:  so  ergab  sich  aus  dem  Zn- 
sammenwirken  aller  dieser  Umstände  (zn  denen  vielleicht  anch  noch  die 
Mitwirknng  mannichfacher  persönlicher  Verhältnisse  und  Interessen  sich  ge- 
sellte) die  eigentfaümlich  unklare  Situation,  aus  welcher  dann  der  Königs- 
berger Vertrag  hervorging.  Es  ergab  sich  daraus  auch,  dass  dieser  Ver- 
trag eben  nur  für  den  Augenblick  der  Ausweg  ans  einer  schwierig  com- 
plicirten  Lage  war,  mit  geringer  Aussicht  anf  dauernde  Geltnng;  bei  der 
leisesten  Wendung  der  Geschicke  zu  Ungunsten  der  schwedischen  Sache 
mnsste  sehr  bald  der  Moment  eintreten,  wo  der  Kurfürst  sich  an  denselben 
nicht  mehr  biuden  wollte  und  Karl  Gustav  ihn  dabei  nicht  mehr  fest- 
halten konnte. 

Von  den  Actenstücken ,  welche  znr  Erläuterung  der  brandenbnr- 
giscben  Politik  in  dieser  ersten  Phase  des  nordischen  Krieges  in  dem 
nachfolgenden  Abschnitt  mitgetheilt  werden,  siud,  neben  dem  Berliner  ge- 
heimen Staatsarehiv  als  Hauptquelle,  eine  nicht  nnbeträcbtiiche  Zahl 
dem  fürstlich  Waldeek'scben  Archiv  zu  Arolsen  entnommen,  dem  wir 
schon  für  den  vorigen  Band  viele  wichtige  Beiträge  zu  verdanken  hatten, 
und  welches  für  die  Zeit  bis  in  deu  Herbst  1657  sehr  wertbvolle  Mate- 
rialien über  den  politischen  und  militärischen  Verlanf  der  nordischen  Krisis 
enthält. 

Eine    Kategorie   von    Actenstücken   haben    wir   geglaubt    hier    ans- 


■)  Vgl.  des  Noyers  p  47.  Kaochbar.  Leben  und  Thaten  des  Fürsten 
Georg  Friedrich  voc  Waldecb  p.  I03ff.,  nnd  die  am  Schlnss  dieses  Abschnittes 
folgenden  Anfzeicbaangen  von  Watdeck. 


^aovGoOt^lc 


EiDleitang.  325 

BchlieüscD  zu  sollen,  die  näniHch,  welclie  die  „DefensionEverliandluiigeii'' 
d«s  Kurfürsten  mit  deu  Ständen  des  Herzogthums  Preust'en  betreffen. 
Begreiriicher  Weise  berühreo  Bich  dieEelben  auf's  oächste  mit  dem  Ver- 
lauf der  allgemeioen  Angelegenheiten  dieser  Zeit;  indcüs  scbieu  es  doch 
angemessener,  i^ie  dem  Theile  dieser  Publikation  rorzubebiilten,  welcher  die 
Bttndit-cbeii  Veihaudlungea  im  Herzogtbum  Preiissen  im  Zusammenhang 
behandeln  wird '). 

')  Aach  für  diese  Partien  eotbält  daa  Archir  zu  Arolseo  wichtiges  Material, 
to  Dameollich  eine  Beihe  intereasaater  CorresponilenzeD  Waldeck'a  aus  der 
Zell  «einer  Sendung  nach  Preueseo  gemeiueam  mit  Ho  verbeck  im  April  1650; 
anderes  auch  für  die  nächatfolgende  Zeit 


^aovGoOt^lc 


II«   Der  nordische  Krieg  bis  zum  Vertrag 
von  Königsberg. 


1.    Berathungen  und  Vorbereitungen. 

1654  Waldeck,  Raiflons  pourquoy  S.  A.  E.  se  doit  armer,  et  r^fu- 
tation  du  contraire  [o.  D.  —  Eigenh.  Ärols.  Archiv) '). 

(Moralische  uod  reichsracbtliclie  Verpflichttiog  aar  Beschaffung  von  RüataageD. 
Weilere  Nützlichkeit  deraelben.  EiDweoduDgeD  nad  Widerlegnng  dereelbeD.J 
II  est  chreetien,  qu'on  se  mette  en  estat  de  pouvoir  proteger  bcs 
susjecte,  et  la  conscienee  y  ohlige.  II  eat  juste  selon  le  monde,  et 
les  conetitutioDs  de  l'Empire  promettent,  meemeB  ordonnent,  qu'un 
cbacun  s'asseure  contre  les  malheurs  apparaotB.  La  Bulle  d'or 
nomine  les  i^lecteurs  des  soustiens  de  ce  grand  bastiment,  qui  le  sous- 
tiendra  priv^  de  forces.  L'.Union  des  ^lecteurs  reut,  qu'ils  se  main- 
tiennent  et  secourent  promptement  Comment  exeeuter  cela,  sans  estre 
armä?  L'ordre  de  l'execution  ordonne  sus  peioe  de  reparation  du 
dommage,  de  secourir,  ä  la  requisition  du  gouverneur  du  Cercle,  son 
voisin  sans  delay.  Quel  moyen  d'y  satisfaire,  sans  avoir  du  monde 
prest?  Le  mesme  ordre  commende  de  se  tenir  tousjours  en  eetat  pour 
se  defendre  soy  mesme  et  se  guarantir  du  mal.  Quel  efFet  peut  avoir 
cette  ordonnance,  si  Vordre  pout  cela  n'est  establi  de  bonne  heure? 
La  guarantie  du  traittä  de  paix  contient  expräs,  qu'on  doit  secourir 
touB  ceus,  qui  y  ont  part,  et  prononce  la  sentence  du  ban  contre  ceux, 

')  Dieses  Stück  beSadet  sieb  nodatirt  io  einem  Foscikel  des  Archivs  zn 
Arolseo,  welches  Acten  aas  den  Jahren  16M/55  enthält ;  vermnthlich  ist  es  bald 
nach  dem  Vertrag  von  Stade  (24.  Nov.  1654.  Urk.  n.  Actenst.  VI.  625)  ge- 
achrieben;  wir  bringen  es  an  dieser  Stelle,  obwol  es  auf  die  nordische  Kriegs- 
gefahr noch  nicht  specii^ll  Bezug  nimmt. 


^aovGoOt^lc 


BetitbnDgen  und  VorbereitnngeD.  327 

qai  y  voudroient  contrevenir;  la  resolution  prise  k  la  diäte  de  Ratis- 
boDDe  et  conclusions  de  CercleB  mesmes  e'y  confortnent.  Enfin  les 
alliancea  faitee  depuis  peu  ne  Bouffrent  point  de  delay,  si  l'on  [ne]  veut 
manquer  de  parole,  tellement  que  l'honueur  y  est  engag^. 

L'utilit^  aussi  e'y  treuve,  d'autant  que  S.  A.  E.  peut  asaeurer  ees 
eetats  contre  toute  sorte  d'invasioDS  promptes  et  se  mettre  ä  loisir  ea 
defense  esgalle  h  force,  qui  la  pourroit  attaquer.. 

Un  Estat  de  ^erre  forma  fait  eviter  le  desordre,  qu'un  arme- 
ment  subit  dans  la  neceseitä  cause,  oü  les  amis  et  ennemis  rouinent 
eo  meeme  temps  le  pais. 

S.  Alt.  E.  estant  armä,  l'envie  paseera  k  ceux  qui  la  considerent 
comme  un  desjeunä.  Les  Roys  et  Republiquee,  qui  ont  l'iaterest 
eomman  avee  luy,  rechereheront  son  allianee.  Les  Estats  de  l'Empire 
bien  intentionu^s  auront  reeours  k  lui. 

n  aura  moyen  de  soulager  ses  suajects  fidelles  et  de  faire  venir  [?] 
indirectement  les  meschants.  —  II  previeodra  par  \k  les  souslerements, 
qui  par  les  practiques  de  ses  eunemis  pourroient  estre  causäs. 

n  ne  sera  plus  obligä  k  dompter  directement  par  armes  l'inso- 
lence  de  quelques  humeurs  brouillants. 

Ce  qui  pourroit  estre  contraire  h  cette  resolution: 

1)  L'ombrage,  que  les  grands  potentats  en  pourroient  prendre. 
II  n'est  pas  ä  considerer,  puisque  ne  sommes  pas  seuls  qui  ar- 
mons,  et  les  traittäs  publics  et  les  eonstitutions  de  l'Empire  le  re- 
qniörent 

2)  La  panvret^  des  susjects. 

Laquelle  sera  bien  plus  grande,  si  les  ennemis  occupent  le  pais  et 
B'il  faudroit  armer  dans  le   desordre   et  apris  estre  attaquä;   enfin 
l'ordre  peut  remedier  k  tout,   si  cette  pauvretä  n'estoit  causäe  d'ail-    . 
lenrs. 

3)  Les  privilÄges  des  Estats. 

L'ioterpretation  en  appartient  au  prince,  qui  n'est  pas  obligä  de 
hazarder  son  estat  ä  cause  de  privileges.  Aussi  u'ont  ils  point  d'efTet 
contre  les  eonstitutions  de  l'Empire  et  dans  des  occurences  extra- 
Qrdinaires. 

4)  Le  danger,  que  les  Estats  prätendroient  avoir  toute  la  directiou. 
On  leur  la  peut  laisser  quant  k  la  distributiou  des  quartters  et 
le  payement;  pour  le  reste  il  faiit  qu'il  demeure  au  prince,  et 
l'on  ne  raanque  pas  de  remides,  pour  se  mettre  k  courert  de  ce 
costä  l&. 


^aovGoOt^lc 


328  ^-    ^^^  Dordiache  Krieg  bis  taia  Vating  tod  Königsberg. 

5)  Si  les  Eetate  se  roidissoient,  on  auroit  la  guerre. 

Si  cela  arrivoit,  il  y  faudroit  apporter  les  remödes  convenablee,  et 
pour  cela  ne  laisser  pas  Taffaire. 

6)  Si  l'on  se  vouloit  asseurer  des  Estats,  il  faudroit  autant  de 
gens  de  guerre  pour  retenir  le  pais  en  devoir,  qiie  pour  se- 
courir  ses  alliez.  Pour  exemple  le  Royaume  de  Naples  pour- 
roit  estre  allegu^. 

A  tous  eeux,  qui  ne  connoiesent  pas  le  pais,  eette  difBcult^  est  appa- 
rante ;  mais  oü  il  a'y  a  pas  ud  fonds  coosiderable  dans  lee  mains  des 
estata,  une  milice  establie,  des  places  fories  et  une  persoDne  de  teile 
autorit^,  qui  les  pulsse  faire  suivre  ses  sentimens,  «es  dangers  'ne 
soDt  ä  considerer,  quand  on  est  en  bonne  posture;  surtout  \k  oü  ils 
ne  fönt  de  plaintes  que  contre  les  charges,  abusant  le  peuple  bous  ce 
pretexte  si  specieux ;  mesme  considerant  les  personnes,  qui  compoaent 
les  estats,  il  s'en  trouvera  gu6re,  qui  voudroient  avec  leur  bien  ha- 
zarder  leur  personne,  et  s'opposer  au  Prince,  quand  il  a  des  forces 
considerables. 

7)  La  consideration  qu'on  doit  faire  des  Estats  d'HoUande,  qui  en 
pourroient  prendre  pretexte,  pour  incorporer  les  villes  de 
Wesel,  Emmerich  etc. 

Considerant  leur  eslat  present,  il  n'y  a  rien  h  craindre  de  ce  costi 
lä.  Puis  il  n'y  a  point  d'exemple,  que  les  provinceB  ayent  tooIq 
s'opposer  k  des  arrests  de  l'Empire  et  y  assister  quelqu'un.  La  perte 
de  la  Tille  de  Brenieu  leur  est  Bi  conaiderable,  et  la  coaclusion  de 
l'Empire  est  pour  la  ville:  encore  n'y  fönt  y  [d.  h.  ils]  rien. 

8)  L'on  voit,  que  l'Empeureur  fomente  presque  l'obstinatioD  des 
Estats-,  l'on  doit  donc  apprehender,  qu'il  les  assistera. 

Les  constitutioDS  de  TEmpire  ne  luy  ostent  tout  pretexte  de  iustice, 
et  s'il  se  veut  servir  des  forces,  il  ne  manque  point  de  preteste 
contre  nous. 

9)  L'Espagne  et  le  Duc  de  Lorraine  se  pourroient  ing^rer  dan» 
TafTaire. 

Ceux-lÄ  ne  peuvent  approcher  le  pais  de  S.  A.  E.  avec  des  corps 
considerables,  sans  passer,  toucher  ou  donner  de  l'ombrage  aui 
autres  estats,  et  out  desia  fait  des  demandes,  tellement  que  tout 
autre  pretexte  sera  connu  aux  intereesös  et  voisins,  et  en  sera  fall 
une  cause  commune. 

10)  Le  Duc  de  Neuburg  s'en  pourroit  prövaloir. 
Les    fondemeuts  susdits   Ten    empecbent  assez.      Du  plus  le  treitJ 


BeratboDgeri  und  VorbereilnngeD.  329 

proTisionel    Tenant    ä    estre    rompn ,    il  court   pIuB   de   risque,   que 
S.  A.  E.;  car  s'il  a  de  l'aseistaace ,  Elle  n'en  manquera  non  plus. 
11)  Les  Su^dois  sous  pretexte  de  leur  pretensioD  B'en  pourroient 
mesler.  , 

Si  l'Estat  de  lenrs  affaires  le  pertnet,  et  s'ils  ont  des  forcee  et  un 
dessein  forma,  ila  sont  ä  considerer-,  mais  comme  saiiB  cela  Königs- 
marck ')  n'oseroit  sans  ordre  B'embarquer  dang  une  affaire  de 
teile  nature,  et  cet  ordre  ne  pouvant  eetre  obtenu  eu  si  peu  de  . 
temps,  il  semble  estre  plue  raisonnable,  qu'oii  previenne  par  un  ar- 
mement  dans  la  vraye  saison  les  deaaeinH,  qu'ila  pourroient  avoir 
form^  et  qu'ils  pourroient  encore  former  Biir  la  connaissance  des  pro- 
cedures  de  l'Enipereur  et  de»  Estals  en  meenie  tempB.  Puis  il  n'y  a 
paB  ä  croire,  que,  n'ayant  pas  encore  la  ville  de  Bremen  en  leur 
pouvoir,  ils  voudroient  entreprendre  deux  affaires  d'aeaez  grande 
congequence  ä  la  fois.  Enfin  si  l'on  apprebende  quelque  deBsein,  il 
K  faut  mettre  en  eBtat  de  leur  resiBter,  se  pouvant  servir  de  ce 
pretexte  de  leur  pretenBion,  sans  que  S.  A.  E.  face  quelque  choBe. 


Waldeck,   Gedanken  wegen    der  Gefahr  in  Preussen.     Dat. 
27.  Dec.  1654  (Eigenh.  Arola.  Arch.). 

(DriDgeDde  Gefahr   für  Freussen.     Schleuoige    Rüstung  nöthigi   Alliaacen   und 
Geld.     Krieg  oder  Frieden. | 
Be  haodelt  »ich  um  Moskowiter,  Schweden  nud  Foleo;  von  den  zwei  1655 
ersten  tet  der  Sieg  der  einen  nie  der  anderen  für  Prengi-eti  boihgefährlicb ;  6.  Jan. 
TOD  den  Polen   ist   allerdings  kein  Sieg   zu    befürihten,   aber   wol   „dass, 
wenn  die  Angst  und  Noth  sie  dringen  soUtej  sie  ehe  Sr.  Gb.  D.  Lande  als 
ihre  eigenen  hin  weggeben  würden." 

Die  Sache  ist  oft  erwogen  worderf,  Fillau  anch  Echon  einmal  verloren 
gewesen  —  ^das  sicherste  meines  Ermessens  ist,  man  nehme  die  Gefahr 
aaf  das  allerhöchste  and  bedenke  die  Remedia  dagegen." 

Deren  seind  nun  meines  Ermessena  zweierlei:  kräftiger  Wider- 
stand oder  die  GQte.  An  der  Güte  wird  gezweifelt,  so  muss  das 
andere  gewählt  werden. 

Darzu  gehört  VerfasBung  und  was  dem  anhängt,  AUiancen  und 
Geld.  Welches  meines  ErroeBsens  das  einige  Mittel,  weil  keine  Gltte 
gehoffet  wird  und  bekannt,  dass  Über  dem  Interesse  grosse  Herren 
ffenig  Liebe  gegen  einander  bezeigen. 

V  Graf  EöaigeDiarch,  achwediicber  Stattbalter  im  Uerzogtlinm  Bremen. 


330  "'    ^^''  DOr^iBche  Krieg  bis  inm  Vertr^  tod  ESoigaberg. 

Wenn  nun  der  Schweden  Vornebmen  auf  Polen  gerichtet,  so  ist 
nicht  zu  zweifeln  oder  alles,  was  zu  Facilttining  desseo  dieneam, 
werden  sie  bei  die  Hand  nehmen;  worzu  denn  die  Hafen,  wie  man 
sagt,  (denn  ich  des  Landes  njcht  kündig)  ihnen  grossen  Vortheil  ecliaffen 
können;  und  so  ferne  sie  dieselbe  hinweg  hätten,  würde  der  Rest 
schwerlich  bleiben. 

Daher  ist  an  eine  YerfasBODg  so  schleunig  als  müglich  sd  denken  nnd 
es  nicht  aurzneichieben  bis  zur  Anweseuheit  des  EurfiirBten  iu  Preussen. 
Inzwischen  gilt  es,  Gesandtschaften  an  den  Moscowiter,  den  Herzog  von 
Curland  zu  schicken  und  besonders  bei  Polen  und  Schweden  selbst  sich  znr 
VermitteluDg  zu  erbieten  „und  zn  verstehen  geben,  wer  raisonnabele  Conditio- 
nen  nicht  eingeben  wolle,  gegen  den  wolle  E.  Ch.  D.  sein." 

Desgleichen  moss  man  überlegen,  ob  man  mit  den  Generalstaaten, 
Franzosen,  Spanieru  in  Verbindung  über  die  Sache  treten  soll. 

Für  Geld  rnnsg  aber  hanptBächlicl)  gesorget  werden, 

Ansserdem  ist  dafür  zn  sorgen,  dass,  wenn  man  die  Hanptkraft  nach 
Prenssen  wendet,  doch  auch  die  hiesigen  Lande  nicht  ganz  ausser  Sicher- 
heit gelassen  werden. 

Solches  alles  Torgenommen  und  e:Kequirt  seiend,  kann  man  doch 
auch  alle  Mittel,  so  nur  ersinnlich,  anwenden,  in  Frieden  zu  bleiben; 
denn  ausser  der  höchsten  Noth  kein  Krieg  anzufangen,  weil  solcher 
nicht  allein  gelährlich  und  selten  einem  grossen  Herren  Nutz  daraus 
entstehet,  sondern  ohne  Moth  auch  Gott  missfällig. 


Waldeck  an  den  Knrfllr8.ten.   Dat  Berlin  5  Febr.  1655. 
(Ärols.  Arch.)'). 

[Bitte  um  Unterauchang  der  Differenzen  zwischen  ihm  und  Schwerin.) 
15.  Febr.  W.  bittet  den  Kurfürsten,  in  ßciug  aof  das,  was  im  geh.  Rath  zwi- 

schen ihm  und  Schwerin  vorgegangen,  zwei  Räthe  mit  der  Untersnchnng 
zu  beauftragen,  woraus  denn  hervorgehen  werde  „ob  ich  Ursarb  gegeben, 
dass  man  mir  soll  vorwerfen,  ich  wolle  regieren  und  sei  Ursach  an  E.  Cb. 
D.  Stüats  Verwirrnng".    Der  Kurfürst  werde  dann  erfahren,  „dass  ich  Ont 


')  Wir  tbeilen  die  Dachrolgenden  auf  einen  Streit  zwischen  Wal  deck  nnd 
Schwerin  bezüglichen  Äctenstücke  ans  dem  Archiv  sn  Aroleen  hier  mit,  da 
dieselben  einen  charakteristischen  Beitrag  zur  KeuntDies  des  kurfürstlichen 
Conseila  in  der  Zeit  der  beginnenden  nordischon  Verwickelang  tiefem;  wahrschein- 
lich bingeu  die  Gnanciellen  Krürtorangen,  van  deaea  der  Streit  ausging,  auch  schon 
mit  den  Plüoeo  militärischer  und  allgemeiner  politischer  Vorbereitung  auf  die 
vorausgesehene  Erisis  zusammen. 


A-nOO<^IC 


Waldeck  und  Scbweria.  331 

DDd  Lebeo  bei  E.  Cb.  D.  in  Gefahr  setze,  da  aodere,  so  vor  wenig  Zeit 
nicfat  so  viel  gehabt,  dass  eiu  bliad  Pferd  über  ihr  Gut  atraachelo  köDDcn, 
jetzt  ansehaüche  Güter  kaaren,  hobero  Stand  annehmen,  ja  so  absolat  noch 
ihren  Willen  haben  wollen,  dass  viele  es  beklagen." 


[Waldeck]  Susject  de  la  dispute  de  Mona,  le  Baron  de  Saeriu 

avee  moy.  (o.  D.  Arole.  Ärch.). 
Ha  souslenue   est,  qu'on   doibt  eßtretenir   honorablement  les  mini- 
Mres  de   dehors,    la  reputation  de  S.  AI.  El.  y  eatant  enguagöe  et 
Testat  de  ses  affaires  en  quelque  fsQon  recoDou  par  Ih. 
Mona,  le  Baron  dit,  que  S.  AI.  El.  peut  bien  estre  Electeur  et  le 
demeurer  Bans  tellee  depances,  lesquelles  il  ju^e  la  rouine  de  Boa 
efltat. 
Je  die,  qu'avec  20  escus  par  an  l'on  peut  aller  bien  loing,    et  que 
c'est  peu  pour  le  bien,  qu'en  tire  S.  AI.  El. 
Mona,    le  Baron    veult,    que  l'utilit^  n'en  soit  ei   grando   que   le 
tordt,  qu'une  depance  de  20000  escus   fait  ä  Testat  presant  des 
finances. 
Je  donbte  du  fondement  de  sa   soustenue    et    mets    pour   rem^de 
nn  Boin  plus  grandt  pour  l'augmentation  des  revenues. 
Laj    aeseure,    que  le  seul   remäde    est    de    retranscher    les   de- 
pances,  et  sur  tout  les  susdittes,  voulant  monstrer,  qu'elles  «nt  est^ 
si  excessives,  que  la  disette  d'argent  en  est  caus^e,  et  que  les  reve- 
nues ne  peurent  estre  augment^es  saus  cela. 
Mon  opinjon  est,  que  les   depances  inutilles  doibvent    estre   retran- 
chäes,  mais  le  redräe  des  domaines  point  oubli^;  et  |je]  plaints,  qu'il 
a  paru  si  peu  de  soin  k  faire  le  premier  et  allegue  pour  exemple 
50000  escus  de  guages  et  pansions  au  pays  de  Cleve  qui  estoit  re- 
duittes  a  12000,  et  selon  le  dire   de  M.  le  Baron   cela  n'a  pas  est^ 
ciecutä,  fait  ainsi  tort  114000  eecus  en  trois  ans,  et  s'iLs  ne  sont  pay^s, 
S.  AI.  £1.  les  doibt  aux   aultres  pais  do  mesme,  et  je  me  fais  fort 
de  preuTer  et  monstrer,  que  les  domaines  peuvent  estre  augment^s  et 
redrefls^s  et  les  depances  necessaires  et  bonorables,  avec  ce  qui  est 
requis  pour  le  plaisir  de  S.  AI.  El.,  treuv6. 
M.   le  Baron  persiste   k   contredire,    fonde  tout  le  vedrös   sus   le 
retranchement  des  depances,  dit,  que  sans  cela  les  domaines  ne  peu- 
vent estre  redress^es,  et  qu'il  o'est  pas  cause,  que  la  reduction  n'a 


A-nOO»^lc 


332  W-    J**""  oordiacbe  Krieg  bis  zam  Vertr&g  von  EöoigBberg:. 

pas  est6  esecutee,  nie,  qu'il  soit  poBsible  qu'on  puisse  treuver  ce  que 
je  sougtieas  et  dit,  qu'il  1e  veult  raonstrcr. 
Je    in'offre    k    vouloir   monstrer    ce  qiie  j'ay    dit   et    regrette,   qu'on 
n'a  pas  observä  l'oMre  fait  h  Cleve,  pour  mieux^  pouvoir  juger,  qui  est 
cause,  que  bien  des  cboees  n'ont  est6  faittes,  et  s'il  avoit  CBtä  observf, 
que  tout  iroit  mieus. 
M.  le  Baron  persiste   k   vouloir   preuver  rimpossibilit^,    dit,  que 
je  suis    cause,    qae    l'ordre  a   est^   renversä  en  establissant  Modb. 
Wöes ')  et  asseurc,  que  l'ordre  observ6  tout  iroit  plus  mal. 
Je  le  priois   de   specifier  d'avantage,  en  quoy  j'avois  ronipu  l'ordre, 
et  goustenois,  que  l'observation  d'iceluy  auroit  donnd  beaucoup  de  la- 
miere  de  tamps  en  tamps  h  S.  AI.  El.,  et  ei  l'on  avoit  fait  connoistre 
k  S.  AI.  El.  I'utilitä,  eile  Vaaroit  appreuvi^e,  et  si  Tod  avoit  obserrä 
mes  admonitioDS,  tout  iroit  mieux. 
MouB.  le  Baron  dit,   que  j'estois  celuy,  qui  avoit  contraria  l'ordre 
le  Premier  et  que  Tobservation  auroit  estä  domagable,  et  si  je  s^a- 
vois  quelque  cboBe  de  bon,  queles  benefices,  que  je  possedois  de 
S.  AI.  EI.,  meritoit  bien,  que  je  le  dis. 
Je  respondis,   que   mon   Berment    et  mes  benefices  m'avoit  port^  ä 
l'advertir  souyant,    mais  qu'il  I'avoit  negligä  et  avec  cela  n'avois  je 
os£  m'introduire  dans  une  aifaire,  dont  seien  son  dire  S.  AI.  EI.  oe 
vouloit  pas  que  j'eusse  copnoissence  et  dont  personne  ne  st^voit  rien 
que  luy. 
II  respondit,   que  je   debvois  monstrer   ce  que  j'avois  dit,  qu'il 
estoit  serviteur  de  S,  AI.  El.,  et  que  toutte  ma  visöe  ne  tandoit 
qu'ä  vouloir  toiit  gouverner;  que  je  disois,  que  luy  seul  leB  affaires 
des  financcB  estoit  eounues,  n'estoit  que  pour  luy  donner  le  tordt 
de  tout  qu'i!  avoit  fidellement  servy. 
Je    remonstroia    k  S.   AI.  El.,  que    sa    visöe   ne  tandoit    qu'ä    mc 
porter  k  quitter  cette  court,  que  Jamals  j'avois  fait  paroistre  une  in- 
tantion  si  mal  foud^e  que  de  vouloir  gouverner  absolument;  si  le  re- 
spect  de  S,  AI.  EI.  ne  m'empescboit,  et  que  je  n'apprebandois  de  dire 
quelque  chose,  qui  put  cUoe<iuer  S.  AI.  El.,' que  je  pourrois  avoir  pluB 
de  maticre  touschant  son  dire  que  luy,  mais  que  je  me  contantois  de 

')  ».  Weeze,  ein  guldtisclier  Edelmonn,  der,  wie  ea  scheint,  aut  W»l- 
dock's  VetanlaaBUDg  eioa  aDseliuliclie  Übnrge  am  Hofe  erhalten  hatte;  er  bt' 
geguet  weilerhiD  ata  Oberstallmeister  der  KnrrürHtiD,  EammeTberr  ood  Haapt- 
iDBDD  der  kutfüratlichen  Leibgardai  vgl.  Urk.  u.  ActeDst.  II.  280.  Im  AroU* 
zu  ÄrolaeD  befindet  aicb  eine  Privatcorreapondenz  zwischen  ihm  and  Waldeck 
auB  der  Zeit  nach  dea  letzteren  Bucktritt  au9  branduaburgiachea  Dianateo,  wontt 
eich  ergibt,  dass  «r  Waldeck  persönlich  nahe  stand. 


Wfttdeck  DDd  Schwerin.  3311 

dire,  que  si  pas  un  du  conseil  8(ait  qnelque  chosc  contre  ma  conduitte 
et  iprocede,  que  je  l'advertis,  ei  luy  reste  une  goutte  de  sang  qui  Boit 
fidelle  ä  S.  AI.  El.,  qa'il  le  disc,  priant  S.  AI.  El.  d'ordonner  quelques 
uns  qui  eBcourtent  M.  le  Baron,  qu'^il  preuve,  que  je  suis  cause  du  des- 
ordre,  que  je  veux  gouverner  tont  et  que  je  suis  pas  soignenx  ä 
moDstrer  ma  reconnoisBence  pour  le  bien  que  j'ai  re^u  de  S.  AI.  £1.; 
qn'il  paroiBtra,  que  j'ay  eu  pour  but  la  conservatioo  et  l'aggrandiBse- 
ment  de  la  reputation  de  S.  AI.  El-,  la  justice  et  le  redrös  de  son 
estat,  et  afin  que  l'on  voye,  que  je  n'ay  eu  autre  but;  Tayant  fiwt  voir 
i  S.  AI.  EI.,  je  m'offre  de  vouloir  quitter  le  Service,  afio  que  teil 
pretexte  ne  reste  k  M.  le  Barou,  voyant  bien,  qu'il  ne  peut  reposer 
tant  que  je  suis  icy. 

Waldeek  an  Schwerin.    Dat.  Colin  a.  Sp.  7.  Febr.  1655. 
(Arols.  Arch.). 

(Porderl  ibo  aur,  eine  CommigsiOD  des  Geh.  ßalhea  über  den  Streit  zwischen 
beiden  entBcheiilen  ed  Inaaen.] 

Monsieur.     La    veritä    et    la  raison  reniportent  enßn;   vous  con-11  .  F«br. - 
fessez,  qu'il  est  veritable,  qu'il  y  a  du  desordre  dans  les  finauces; 
vouz  alleguez  dea  raisons,   pourquoy  je  dois  moustrer  des    rem^des, 
et  je  vois,  coniine  il  seroit  dangereux,  si  je  tardois  plus  longtemps  ä 
me  decbarger  d'une  Obligation,  que  l'instruction  de  Cleve  m'impose'). 

II  paratt  aussi,  qu'il  peut  venir  une  heure  (coutre  rostre  senti- 
ment,  lorsque  je  todb  le  dis,  il  y  a  quclque  temps),  qu'on  demande 
raison  du  pass^,  comme  il  ni'arrive  par  vostre  industrie;  et  quoyque 
declarez  ne  trouver  rien  k  redire  k  mes  actions  que  l'intercession  pour 
Hess,  de  Weeze  et  de  Primerose')  (ce  que  mesme  nie  sert  de  fon- 

■)  ü.  h.  die  dat  Clere  4.  Dec.  1651  erlaBBeoe  nene  Ingtrnction  für  die  Ge- 
BChirtaordonDg  deB  Geheimen  Ralbea;  vgl.  CoBmar  n.  Klaproth  p.  200 ff. 

')  Ueber  die  Persönlicbiieit  dieses  Primerose,  der  hiernach  gleichfalli 
(«ie  Weei«)  in  den  von  Waldeck  protegirLen  und  in  VerbiQiluDg  mit  dem  Hof 
gebrachten  Mäonern  gehörte,  ist  sonst  nichts  weiter  bekannt.  Vermalhlich  eio 
englischer  Flüchtling,  aoa  politischen  oder  anderen  Motiven;  ob  und  wie  er  mit 
der  bekannten  eoglisohen  literarischen  Familie  des  Namens  Ensamnenhängt,'  ist 
nicht  ersichtlich.  Von  Seitan  des  Knrriirsten  war  ihm  eine  PenBiOD  bewilligt 
worden,  zunächst  ohne  amtliche  Verpflichtnngen.  Einige  weitere  Notisen  über 
ihn  finden  sich  im  Archiv  in  Arolsen  in  einem  Briefe,  den  er  im  Febr.  1655  von 
Colberg  aus  an  Waldeck  richtet;  sie  erscheinen  elgenthümlich  genng,  nm  hier 
beilänSg  mitgetbeilt  in  werden.  Er  schreibt  nn  Waldeck:  Schwerin  habe 
ihm  kürzl'ch  dnrch  Herrn  v.  Puttkammer  sagen  lassen,  der  Knrfnrst  wünsche, 
dasB  er  nach  Berlin  komme,  nnd  zwar  einerseits  weil  (wie  er  im  Wortlant  an- 
tührt):    „l'Bleclenr  vent,  qae  vons   fenilletiez  nn  peu  dans  la  bibijolheqoe  poor 


Aj.oo»^Ic 


334  I^-    ^^^  Dordiacho  Krieg  bis  zdtd  Vartrag  von  KÖDigeberg. 

dement,  pour  m'exempter  de  confusion) :  si  ne  puJB  je  me  Batisfaire 
du  repos  de  nion  äme,  tnnt  que  je  Tois  les  affaires  de  mon  maitre  en 
desordre  et  ce  bon  prinee  point  eeclaircy  des  discours  assez  chatoniU 


des  raisoD  qa'il  tods  dira"  und  ferner:  „le  petit  pHoce  commeDcera  ä  parier  peu 
i  peu;  on  vent,  qu'il  preoDS  Aia  sa  jenneBae  l'babitnde  de  la  langne  fraufoiae, 
en  qaoy  voaa  pourrez  aBsiater."  —  Vorerat  proteatirt  P.  dagegen,  dass  maa  eq 
glauben  scbeine  „que  je  auia  quelqae  grand  Doctanr"  —  er  bsbe  in  früher  Ju- 
gend ein  wenig  Latein  gelernt  „et  eoBaite  eu  quelqne  teiotnre  de  la  pbfloaophia 
Bcolaatiqne"  —  aber  davon  seien  nnr  noch  Trümmer  übrig;  oar  bin  and  her  ohne 
AaawabI  habe  er  seitdem  noch  ein  Buch  gelesen;  nu  er  wlBae,  das  verdanke  er 
„i  la  vae  et  ouye  des  choses  du  monde  et  ä  nies  reflexiona";  er  habe  seitdem 
einen  so  grossen  Bbss  gegen  Bücher  (besonders  „de  la  crasse  BColastique") 
„qu'il  n'y  a  ficlion  poetiqne,  qai  la  past  snrGaament  descrire";  sein  Vater  habe 
ihm  ancb  in  seinem  Testament  seinen  Unwillen  darüber  spüren  laasen.  Den  an- 
deren Vorschlag  nimmt  er  mit  Empfindlichkeit  anr;  vor  etwa  36  Jahren  hätte  er 
Bich  wol  dazu  eignen  mögen;  aber  er  sei  crataunt,  dass  man  ihm  jetzt  so  etwas 
ZQmuthe;  er  Bollle  dann  wol  ancb  den  jungen  Prinzen  TranzäsiBch  lesen  and 
schreiben  lehren?  „lellement  que  tant  de  temps  et  d'argent  despense  ponr  roe 
rendre  capable  de  servir  des  princes  en  choses  solides  abontiroit  ä  b^gayer  avcc 
un  enfant,  qai  ne  parle  pas,  et  ä  faire  cnsuite  les  susditB  fonctiona,  qui  ne  s'eier- 
Cent  ordiuairement  qoe  par  des  pereonnes  de  la  plua  basse  esloCfe".  Er  aieht 
diese  Zumntbungen  als  eine  Intrigne  aeiner  Feinde  bei  Schwerin  an.  Er  habe 
die  Sache  bisher  ganz  mit  Stillschweigen  übergangen,  aas  guten  Gründen:  „le 
Premier  a  eat£  l'esperance,  qae  la  proposition  d'an  traite  avec  l'Angleterre 
devant  infaiiliblement  r^nsair  par  l'agreation  de  S.  A.  El.  et  ne  doulalit  nulle- 
ment  d'eatre  empto;^  pour  cet  effect,  comme  me  flattant  d'eatre  ponr  ceste  no- 
gociatioD  antant  ronmi  ponr  le  moins  de  ce  qui  estoit  requis  qu'antre  qai  fast 
i  la  coar  (en  balanqant  ane  cbose  avec  l'antre,  seit  dit  par  parantbese),  cela  fast, 
dis-je,  cause,  qne,  ponr  ne  rompre  te  col  il  mon  dessein,  je  ne  m'ingera;  ä  de- 
mander  aacune  Charge,  outre  qne  par  l'eBperance  de  cet  emplo;  je  me  propoaaj 
de  ponvoir  honorablement  revoir  les  tant  desir^es  natione  d'en  bas  et  rendre  en 
teile  occaston  a  Hess,  an  Service  plus  important,  qne  moy  on  antre  partiealier 
ofGcier  ne  ponrroit  pent-eatre  faire  en  tonte  sa  vie."  Aasserdem  habe  ihn  von 
Bewerbung  nm  ein  Amt  abgebalten  „la  conaideration  de  ma  ü^b  noire  melan- 
colie,  dont  le  snjet  est  si  terrible  et  de  laqnulle  j'esperoia  qoe  Dieu  me  gu^ri- 
roit,  en  me  faisant  changer  d'air  et  d'objecta".  Er  bittet  wiederbolt>  bei  etwaigen 
Verhandinngen  mit  England  ihn  zn  verwenden;  kürzlich  habe  er  Waldeok  eine 
Schrift  nberschickt,  worin  die  Wichtigkeit  einer  aolchen  Anknüpfong  dargelegt 
wurde.  Einige  Monate  später  wendet  sich  Primerose  von  neuem  au  Wat- 
deck (dat  Coiberg  6/15.Jn]i  1656)  nnd  erbietet  sieb  überhaupt  Eor  Verwendnng 
in  diplomatiscben  Sendangen  jeder  Art  Es  scheint  nicht,  dass  man  Ton  dem 
Anerbieten  Gebranch  gemacht  hat;  doch  bleibt  Waldeck  noch  eine  Zeit  lang 
mit  ihm  in  brieflicher  Verbindung.  Gegen  Ende  1655  tancbt  er  einmal  in  Wieo 
auf;  als  G.  v.  Bonin  als  Gesandter  dorthin  kam  (s.  w.  n.),  traf  er  dort  anch 
Primerose,  der  sieh  an  ihn  wandte,  mit  der  Bitte,  ihm  beim  Kurfürsten  die 
ErlanbnisB  auszuwirken,  seine  Pension  anch  ansaerhalb  der  kurfürstlichen  Land« 
Tersehren  EU  dürfen;  übrigens  sei  er  auch  erbstig,  „jeden  untändlichen  Dienst" 
aozunehmen.  —  Weiterbin  ist  er  ans  io  den  Aotan  nicht  mehr  begegnet. 


„A^iOOt^lC 


Waldeck  and  Sobwerin.    Primerose.  335 

lesi  poar  an  si  greand  seigneur,  doDt  le  doute  ne  lui  eat  pas  eeule- 
ment  faecbeux,  mais  aussy  dangereux  et  ä  moy  fort  pr^judieiable, 
Cest  pourquoi  je  voua  viens  renouveller  la  memoire,  que  veuillez 
presser  uiie  assembl^  de  quelques  uns  du  Conseil  ou  de  tout  le  corpa, 
ob  paissiez  produire  lea  d^aordrcB,  que  j'ay  causez,  et  que  je  puiase 
fwre  voir,  que  je  n'ay  autre  passion  daus  cette  affaire,  que  celle  que 
maTcz  enseignä  avaot  hier. 


Schwerin  an  Waldeck.    Dat  CöUn  a.  Sp.  8.  Febr.  1655. 
(Arols.  Ärch.J. 

|IbI  Mit  der  ünterauchoDg  einverBtaadeD.    Weese  und  Primeroae.     Entgegnang 
■nr  Wftldeck's  Vorwürfe  in  Bezug  nnf  die  YRrbessernDg  des  FinanzweaeDS  ] 

MoBBieur.  Je  connois  I'advantage,  que  la  veritö  et  la  raison  ont  18.  Febr, 
(Jana  la  vie  humaiue,  et  ayant  jusquea  iey  gouvemö  la  mienne  aelon 
cea  deux  maximes,  je  suis  d'accord,  que  ce  qui  s'est  passä  demiäre- 
ment  soit  examinä  rigoureuBcment  par  l'une  et  l'autre.  Ausai  c'ont  est^ 
Celles,  qui  m'ont  obligä  d'ouvrir  la  bouche  dans  une  affaire,  oü  il  y 
alloit  du  bien  du  aervice  de  S.  A.  E.  et  oä  Von  taache  d'augmenter 
de  fraia  ordinaires,  ce  qui  tout  seul  me  pourroit  absoudre  de  l'accu- 
nation,  que  V.  E.  m'intenta  au  mesme  temps,  du  dcsordre  au  meanage 
et  de  l'obBtacle  que  je  mettois  k  aon  redressement. 

De  ne  rien  repartir  daus  une  teile  occaaioD,  c'eust  eatä  un  con- 
tretenpB,  qui  m'auroit  sana  doute  ehargä  de  beaucoup  de  soupijon  de 
la  veritä,  et  il  me  fut  ais£  de  m'en  exempter,  puisque  je  n'avois  qu'ä 
rappeller  la  memoire  du  paasä,  pour  monstrer,  que  je  ne  m'estois  pas 
d^parti  le  Premier  de  l'ordonnanee  faicte  k  Clere,  et  que  je  n'eatois 
pas  coupable  de  son  renversemeDt,  ny  que  V.  E.  n'a  jamais  estä  mes- 
conteote  de  moy  d'avoir  caus^  des  depeuses,  mais  bien  au  eontraire 
de  n'avoir  pas  Toulu  consentir  pour  en  ffure. 

Pour  justifier  ceste  veritä,  je  me  suia  content^  d'alleguer  l'exemple 
de  Mr.  Weea,  et  V.  E.  s'est  hast6  d'adjouster  celuy  de  Mr.  Prime- 
roae. Si  de  cela  il  vous  peut  estre  demeur^  quelque  doute,  il  ne 
tiendra  paa  &  moy,  que  rona  n'en  soyez  cselairci  devant  Messieurs  du 
Conseil,  et  j'aurois  deaja  faict  moy  mesme  cette  propoaition,  si  le  bon- 
beur  .  .  .  ne  nous  avoit  commandä  pluatoat  tout  autre  oecupation. 

Ausai  m'importe-il  d'entendre,  eomment  il  me  peut  eatre  imput^ 
avec  raison,  que  j'empeacbe  le  redresBemeot  du  mesnage  de  S.  A.  £1., 
que  je  renrerse  et  hais  les  bonoes  ordonnances,  que  je  o'ay  paa  defer6 
aax  bonnes  admonitiona,  que  V.  £.  m'avoit  faict  de  tempa  en  tempa 


Aj.oo»^Ic 


336  ^'-    ^^"^  Dordiacbe  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  KönigaberK. 

8ur  ee  Bubject  etc.,  qui  en  vöriti  sont  de  choseB,  qui  ne  doirent  pas 
laiHBer  aucua  scrupule  dans  l'esprit  de  S.  A.  £1.  et  dont  la 
moindre  meriteroit  tVestre  extreme  tuen  t  ressenti  et  rigoureueement 
cbaati^  d'Elle,  niais  desquelles  je  me  trouve  absoiia  par  ma  conecience. 


Waldeck  an  Scliwerin.     Dat.  Colin  a.  Sp.  9.  Febr.  1655. 
(Arola.  Arch.). 

[Porf^eBetzte  Reibereieo.) 
Ifi.  Ft-br.  Messieurs  du  Conseil,  en  nous  escoutant,  eQaarout,  ä  qui  de  nous 
deux  attribuer  le  plus  les  belles  niasimca,  qui  fout  l'ouverture  de  nos 
lettres.  J'estime  la  reputation  de  mon  maistre,  son  bien  et  son  es- 
pargne,  son  advantage.  Ma  condition  ne  souffre  poiut,  que  je  serre 
d'accusateur ,  et  r^asBumaot  le  suject  du  diseours  passä  et  d§  ma 
soustenue,  la  justice  de  vogtre  reparüe  paroietra  avee  la  raison,  pour- 
qufly  ne  me  rcspoudez  point  tur  tout  le  contenu  de  ma  lettre.  Mais 
en  attendant  j'attends  un  peu  d'c8claircisBement  de  ce  que  roulez  dire, 
qu'ftvcz  voulu  eviter  le  soub<^n  de  la  veritä,  nn'importa'nt,  de  B^avoir 
rcsplication  d'un  terme  qui  semble  chatouilleus.  Je  suis  bien  aixe, 
que  Q'avez  autre  fonderaent  que  celui  de  Mr.  Weeze,  qui  vous  serve 
de  sujet  de  vostre  chaleur,  qui  est  tres  foible  et  encore  moins  fondö 
Ique?]  tout  le  reste  que  pourriez  alleguer  contre  moy. 

Si  i'ay  peu  dire  pour  le  pass^,  que  j'estois  eatisfait  de  voua 
quant  ä  mon  particulier,  je  s^^uray,  si  je  le  puis  faire  k  l'advenir  et 
apprcDdray  ayec  joye,  quelle  est  la  reserve,  que  tous  faites  dans 
vostre  lettre. 

Einige  weitere  Hriere  zeigeii,  dftBs  der  ßeh.  Rath  sieb  dta  ZerwürfDiKbes 
aonnbrn.  Soiunitz  nod  Uoverbeck  wurden  delegirt  zar  Verbandlaag 
awiBchen  den  beiileo  Gegnern.  —  Die  Sache  epielt  bis  in  den  April  1655; 
das  Resnltat  erkennt  man  nicht;  doch  fand  offenbar  eine  änsBerliihe  Ver- 
söhn nng  Statt. 

Protokoll  des  geh.  Ratlis.     Dat  CöUn  a.  Sp.  24  Febr.  1655'). 

ü.  Man.        S.  Cb.  D.  verlesen  ein  ächreibeu,  worin  notificirot  wird,  wobiu  Schwe- 
dens Intent'). 

Quaeritur,  wie  sich  S.  Ch.  D.  verhalten  solle. 

')  Von  dergleichen  Protokollen  des  geheimen  Rathes  sind  ans  dieser  Zeit 
DOr  einzelne  zerstreute  Glälier  erbalten;  die  meisten  iuhalllich  sehr  uobedeatend; 
die  Prolokolle  worden  schlecht  und  anrcgclraäesig  geführt. 

*)  Vermathlich  eine  von  Dobrcsenski  ans  Stockholm  eingetroffene  De- 
pesche; vgl.  Ort.  u,  Actenat.  VI.  069. 


A-iOO<^IC 


Berat  ha  II  gen  und   Vorbereituitgen.  337 

Graf  TOM  Waldeck:  Kaieer'e  Sobii,  Herzog  zu  Neuburg,  Sieben- 
bürgen Düd  S.  Cb.  D.  Beind  bei  Polen  in  Vorscblag. 

Polen  suchen  dem  Churr.  iu  FreuGscn  Eintrag  za  tban.  Halt,  wano 
es  wegen  des  Eides  gcF^rhehen  könne,  es  mit  Schweden  zn  halten.  Interim 
Polen  zn  urgiren,  was  sie  thun  wollen.     Mit  Schweden  zu  tractiren. 

Herr  «on  Putlitz. 

Herr  von  Knesebeek  hält,  dass  S.  Cb.  D.  sich  in  Verfassung  zu 
stellen,  den  Polen  keine  HüKo  zu  leisten,  als  so  weit  die  Pacta  verbinden. 
iDlerim  mit  Scbweden  zu  tractiren,  sich  aber  nicht  zu  rerliefen,  sondern  mit 
der  Lande  Sicherung. 

Herr  lloverbeck.  Churr.  kann  üirb  uff  eigene  Macht  nicht  verlassen. 
Nichts  zu  thun,  so  ni<?bt  vcrantwortlicb.  Der  Eid  kömmt  in  Consideration. 
Die  Gerechtigkeit  der  Sachen  werde  bei  Polen  sein.  Des  Chnrf.  Interesse 
kSone  sich  ehe  mit  Polen  vergleitbeo  als  mit  Schweden.  Polen  kann  die 
SeehaTea  nicht  nehmen,  kann  keinen  Krieg  ohne  Consens  wider  den  Churf. 
anfangen.  Schwedens  Macht  ist  verdächtig;  wollen  Meister  in  der  Ostsee 
werden;  dazu  müssen  sie  die  Hafen  haben  .... 

Herr  Somnitz  siebet  gleicbergestalt  nicht,  dass  S.  Ch.  D.  noch  zur 
Zeit  sich  resolviren  können,  welche  Partei  zu  nehmen,  sondern  Tractaten 
Eo  eontinuiren.  Uff  einer  Seite  ist  der  Eid.  Anders  Theils  der  Zustand 
\a  Polen;  ob  zwar  grosse  Macht,  nehmen  das  Ibiige  nicht  in  Acht,  sehen 
Dff  ihre  Libertät.  Bei  Schweden  seiud  auch  Consi  de  ratio  nes,  dass  man  ihnen 
nicht  helfen  könne.  Besser  also,  dass  es  in  vorigen  terminis  bleibe  .... 
TJfT  Mittel  zn  gedenken,  wie  Geld  und  Volk  an  die  Iland  zu  schaffen. 

Cborfürst:  künftigen  Monti^  soll  man  hieven  hauptsächlich  trncti- 
ren.  Mit  Schweden  ist  hart  zu  tractircu.  Polen  ist  noch  besser.  Wie  es 
dahin  könnte  gerichtet  werden,  dass  conaensn  Polen,  jedoch  absque  pacto, 
der  Churf.  etliche  Ort  occnpirte. 


Der  KnrfUrst  an  Blnmenthal  und  Canstein.    Dat.  Colin  a.  Sp. 
26.  Febr.  1655. 
(Coneept  mit  Correcturen  von  Waldeck)'). 
[Gefahr  für  Prensson;    Verwicke langen  zwischen  Russland,   Polen,  Schweden; 
evcDt.  Ansprach  des  Kaisers.    Beschlossener  Harsch    nach  Prensson.     Auffor- 
derang  Geld  und  Trappen  aufzubnugen    Vierzehn  Fr^punkle.  Qrösste  Qeheim- 
haltung.} 
Wir  haben  Euch   als  Unseni  geh.  Käthen  in  sonderbarem  Vcr-H.  Mär 
trauen  und  dass  es  in  höchster  Veracbniegenheit  gehalten  werde,  hier- 
durch in  Gnaden  zu  TCrnehmen  geben  wollen,  dass  Wir  bei  der  etar- 

■)  Joachim  Friedrich  von  Blnmenthal,  Statthalter  des  Fürsteathnnis 
n*lberatadt.  Bahao  von  Canaiein,  Amtskammerpräsident  nnd  der  Halber 
■tadter  Begternng  attachirt.  Ein  gleicblantendes  Schreiben  anch  an  Graf 
Wittgenstein,  Statlballer  des  Pürstenlbams  Minden. 

Itmut.  >,  Goch.  d.  Or.  Kurninieu.    Vll.  22 


A-nOO»^lc 


338  ^^-     '''"'  nördliche  Krieg  bis  tarn  Vertrag  von  EÖDigsbei^. 

ken  Armatur,  so  hin  und  wieder  auf  des  Reichs  Boden  und  an  Un-  * 
serer  Laode  Grenzen  vorgehet,  sonderlich  aber  der  grossen  Macht  des 
Moscowiters,  der  Überaus  starken  KriegsrOstung  im  Königreich  Schwe- 
den und  dann  der  schlechten  Anstalt,  so  dagegen  im  Künigreicli  Polen 
und  Yomeiindicli  im  preussischen  Antheil  bis  in  Gegenwart  gemachet 
wird,  Ims  nicht  in  geringer  Gefahr  befloden,  zumal  die  Victorie  des 
Moscowiters  nicht  weniger  Unseren  als  des  Königreichs  Polen  Ver- 
lust nach  sich  ftihret  und  der  Krone  Schweden  das  bisliero  gehabte 
Glück  den  Appetit  und  Verlangen  nach  Unsern  preussischen  Se^ 
hafen, welchen  sie  nicht  wenig  bezeugen,  wie  Wir  von  Unserm  Rathe 
Dobrczenski  berichtet  werden,  je  mehr  und  mehr  erwecket,  die  Kroa 
Polen  aucli,  wie  gleichergeslaU  rorgegeben  wird,  den  Frieden  mit 
Schweden  zu  erhalten,  demselben  Unsere  Seehafen  hiowegzugeben  ge- 
meinet  sein  soll,  in  Hoffnung  einer  grossen  Victorien  gegen  die  Mob- 
cowiter  in  BUndniss  mit  ihnen,  den  Schweden,  zu  treten  und  hernach 
wol  alles  hin  wegzunehmen  sich  geltlsteu  lassen  niUchte. 

Hierüber  ist  Uns  auch  vorkommen,  ob  sollten  die  Polen  den  Kai- 
ser zu  Hilfe  zu  rufen  geroeint  sein,  welches  denn  nicht  weniger  Ge- 
fahr, der  PrfitcDsion  halber,  welche  sowol  das  Beich,  als  das  Haus 
Oesterreich  auf  Unsere  preussische  Lande  vorgeben,  nach  sich  ziehen 
mochte. 

In  Erwfigung  nun  dessen  allen  befinden  Wir  hßchstnöthig,  allen 
möglichen  Anstalt  zu  machen  und  Uns  in  solche  Bereitschaft  zu  stellen, 
dadurch  Wir  Uns  solcher  grossen  vor  Augen  stehenden  Gefahr,  wo 
nicht  gänzlich,  doch  in  etwas  zu  entachfltten ;  haben  auch 'zu  dem 
Ende  einige  von  Unsern  Oberrathen  aus  Preussen  anhero  zu  Uns  er- 
fordert gehabt  und  mit  denselben  berathschlaget,  wie  in  möglichster 
Eile  eine  nöthige  und  nachdrückliche  Verfassung  solcher  Gefahr  ent- 
gegenzustellen. 

Nachdem  Wir  aber  befinden,  dass  Unsere  Stände  des  Ortes  zum 
weitläufigen  Landtage  incliniren,  auch  genügsame  Nachrieht  vorhan- 
den, dass  daselbsten  einige  Leute  sein,  die  es  zu  hindern  suchen,  und 
dann  an  Besclileunigung  dieses  Werkes  und  Gewinnung  der  Zeit,  wie 
einem  jeden,  der  bei  Kriegen  herkommen,  bekannt,  sehr  viel,  ja  all« 
gelegen  sein  will:  als  haben  Wir  Uns  entschlossen  .  .  .  etliche  tau- 
send Mann  in  Preussen  zu  fuhren  und  mit  denselben  die  vornehmsten 
Pässe,  dadurch  Wir  Gefahr  zu  vermuthen,  zu  besetzen,  damit  selbigem 
Land  nicht  einem  jeden  ofTen  stehe. 

Ob  nun  wol  Wir  bis  zu  4000  zu  Fusse,  ohne  Enthißssung  Unserer 
Garnisonen,  inner  vier  Wochen  Zeit  zur  Hand   haben  küni 


,\jOO' 


BeratLnngen  und  Vorbereitungen.  339 

ZU  600  Pferden  zu  gelangen  verlioffen,  so  ist  (l(»eli  dasselbe  gegen 
eioer  solchen  Macht,  8o  voratehet,  viel  zu  wenig.  Deiowegen  Wir 
Euch  denn  hiermit  gnfid.  coniinittiren  wollen,  nicht  allein  Vorschläge 
zu  thuD,  wie  des  Ortes  in  Unserm  FUrstenthum  Halberetadt  1000  zu 
FusK  und  noch  einige  Heiter  sonder  Beschwer  der  Unterthanen  bei- 
zuschaffen,  so  zu  erwähntem  Zwecke  inner  der  nächsten  sechs  Wochen 
bereit  »ein  mögen,  und  daneben  ein  gut  Stück  Geld  in  Eile  aufzu- 
bringen; sondern  auch  Uns  Eure  unterth.  getreue  und  pfliehtmässige 
Gedanken  Qber  nachstehende  Puncte  unverlängert  zu  eröffnen. 

1)  Ob  Ihr  nicht  nöthig  und  gut  befindet,  dase  Wir  Uns  dergestalt 
wie  gedacht  in  Preussen  verwahren? 

2)  Ob  Wir  Uns  in  Persou  sobald  hinein  zu  begeben? 

3)  Ob  Wir  Uns  zwisclien  Polen  und  Schweden  zu  interponiren 
und  durch  solche  Armatur  den  Succese  kräftiger  zu  machen? 

4)  Ob  Dicht  Polen  zu  pressiren  und  zu  weisen,  wie  sie  den  Ver- 
lust Unserer  Lande  verhüten  können?  und  sofeme  solches  erschiene, 
ob  ihre  Partei  zu  nehmen,  oder  Schweden  sonsten  zu  bewegen,  dass 
sie  Unsere  Lande  ungeirret  lassen? 

5)  Was  fbr  Conditiones  auf  solchen  Fall  zu  machen  ? 

ß)  Wie  Wir,  ohne  Uns  mit  einer  Partei  zu  engagiren,  in  Sicher- 
heit bleiben  können? 

7)  Wenn  Polen  und  Schweden  wider  Uns  einen  Schlnss  machten, 
was  alsdann  zu  thun? 

8)  Wann  das  Eünigrcich  Polen  sich  thcilen  wollte,  und  Uns  ein 
Theil  sich  ergeben,  wie  darbei  sich  zu  verhalten? 

9)  Ob  alleine  Wir  etwas  vorzunehmen,  oder  mit  Schweden  des- 
wegen etwas  zu  tractiren  und  mit  ihnen  zu  theilen? 

10)  Wenn  Polen  und  andere  gegen  der  Schweden  Dessein  Uns 
beistehen  wollten,  wie  im  Reiche  Sicherheit  zu  finden,  dass  in  denen 
Landen,  so  Uns  daselbslen  zustehen,  Wir  nicht  angegriffen  werden? 

11)  Wie  man  es  indessen  in  Reichsgeschäften  anzustellen,  damit 
man  nicht  an  beiden  Orten  in  Unruhe  stehe? 

12)  Wie  es  auch  wegen  der  Wahl  eines  Römischen  Königs  zu 
halten,  wenn  indessen  etwas  vorkommen  sollte,  und  wie  solches  Werk 
zn  unterbauen? 

13)  Und  dann  sonderlich,  weil  man  weiss,  dass  in  Polen  man 
sehr  nff  des  Kaisers  Sohn  bei  Vacanz  derselben  Krön  zielen 
wird,  ob  es  Unser  Interesse  zulassen  möchte?  Auch  womit  und  wie 
solches  zu  hindern? 

22« 


;dovGoOt^lc 


340  "'    ^^'  DDrdiscIiD  Krieg  bis  Eom  Vertrsg  von  Königsberg. 

14)  Wie  deme  zu  begegnen,  dass  der  Herzog  zu  Neuburg  der  Un- 
ruhe in  Preussen  sieb  nicht  bediene? 

Und  weil  Gefalir  beim  Verzuge,  werdet  Ihr  Uns  aufs  eiligst  auf 
die  erate  Fragen  Eure  gründliche  unterthäuigste  Gedanken  Übersen- 
den und  auf  die  Übrigen  mit  dem  ersten  einkommen.  Als  auch,  wie 
obgedaclit,  au  der  Secretesse  dieses  Werkes  viel  gelegen,  werdet  Ihr 
Euch  dieselbe  äusserst  lassen  recommandiröt  sein. 

P.  S.  Damit  von  gegenwärtigen  Sachen  auch  ins  künftige  nicht 
etwas  auskommen  mßge,  sondern  alles  in  summo  secreto  verbleibe, 
so  ist  Unser  gnäd.  Wille,  daes  Ihr  dies  Unser  Schreiben  bei  Ueber- 
schreibung  Eurer  Bedenken  Uns  zugleich  zu  selbst  Händen  wieder 
mit  Uberschicket,  auch  keine  Abschrift  davon  an  Euch  behaltet. 


Blumenthal   und  Cansteln  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Halber- 
stadt 2.  März  1655. 

13  Mars  Erste  Antwort  auf  das  beute  eingegaogeue  kurf.  Schreiben  —  sie 
billigen  den  Plan  der  RlJEtung  und  lassen  sieb  dano  weitläufig  darüber  ans, 
wie  man  in  Halberstadt  zn  dem  gelangen  könne,  was  der  Knrfurst  fordert 
—  freilicb  werde  es  sebr  schwer  fallen,  das  Gewünschte  anfzubringen. 
Reiterei  nameDtlicb  ist  gar  nicht  zu  BchafTcn.  Eingehende  Antwort  anf  die 
vorgelegten  Fragen  wird  vorbebalteo.    Diese  folgt  dann  in  dem  Scbreiben: 


Dieselben  an  den  KurfUrsten.    Dat.  Halberstadt  11.  März  1655. 

(Blumeuthal  eigenh) 
|Die  Gefahr  im  Norden;  der  Earfürst  miiBB  selbst  nach  PreaeBen;  grosse  Trappen- 
zahl  nöthig.  BedeobeD  gegen  eine  TheiluDg  PoIdds.  Der  Pfalcgraf  tod  Neu- 
bnrg  aogetäbriich.  Die  RaiBsrwahl.] 
rz  Aasführliche  Erdrterongen  über  die  Möglichkeiteo  der  nordiscben  Ver- 
wickeloDg.  Will  Schweden  gegen  die  Moscowiter,  gegen  die  Polen?  Jeden- 
falls ist  die  Gefahr  für  Preussen  sehr  gross.  Sie  rathen  dem  Knrf.  sehr, 
selbst  nach  Prenssen  zu  geben  und  die  Angelegenheiten  dort  in  die  Hand 
zn  nebmen. 

Mit  der  von  dem  Kurliirsten  angegebenen  Zahl  aber  ist  nichls  gethan 
—  es  bedarf  wenigstens  10,000  M.  z.  F.,  3000  z.  R.  and  1000  Dragoner, 
und  das  kostet,  ohne  die  Werbegelder,  mooaMich  80—90,000  Thir. 

Ist  es  möglich,  aicb  zwischen  Polen  und  Schweden  zu  interpooiren, 
ao  ist  das  besser,  als  selbst  mit  in  den  Krieg  za  gerathen. 

Betreffend  die  8.  Frage,  wegen  einer  etwaigen  Auflösung  des  König- 
reichs Polen,  so  sei  der  Kurfürst  allerdings  dem  König  von  Polen  mit 
Bidespflicht  verwandt  —  ^so  lange  nun  die  änssersten  Kettnngsmittel  von 
allen  Tbeilen  nicht  sein  employiret  worden  und  man  noch  nicht  nnbeileu 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


Berathangen  tind  Vorbereit nogeo.  341 

kaoD,  dass  der  Verlust  dieees  Känigreicbs  aus  Verhängniss  Oottee  her- 
komme: so  lange  müEsen  trir  auch  fast  aastefaeu,  ob  aaii  solcher  Resolation 
einiger  Saccese  mit  genUsem  Paadament  kana  gehoffet  und  mit  gnter  Con- 
scienz  eolcbe  Theilung  könne  angetiomineu  werden."  Weitere  Brwägangea 
über  den  Modus  einer  etwaigen  Theilung;  comtnunio  muter  risarnm.  Was 
durch  Krieg  gewonnen,  wird  auch  nur  dnrch  Krieg  vertheidigt;  und  nimmt 
der  Knrf.  eine  solche  Acqnisition  an,  ,so  werden  B.  Ch.  D.  bei  dieser  Re- 
Bolotion  auch  eugieich  sieb  entschliessen  and  Teststellen  (nÜEsen,  entweder 
gegen  Schweden  oder  einen  jegJiahen,  der  Jalousie  über  Ihre  (JIrossheit 
bitte,  den  Krieg,  so  lange  Sie  in  dieser  Welt  leben  blieben,  zu  coniiDuireu 
oder  alles  gewonnene  mit  Schimpf  wieder  zu  verlieren  ....  Dabero  wir 
denn  vor  itzo  und  so  lange  wir  von  obigem  alleu  keine  mehrere  particn- 
laria  wissen,  nicht  rathcn  können,  dass  E.  Ch.  D.  noch  zni;  Zeit  sich  mit 
Schweden  in  dergleichen  Theilung  oder  Vergleicbuog  einzulassen  btttten, 
in  Betrachtung  dass  doch  die»<elbe  nicht  viel  besser  als  die,  so  der  Löwe 
mit  dem  Fuchs  anging,  ablaufen  würde." 

In  Bezug  auf  etwaige  Besorgnisse  vor  dem  Neubnrger  während  der 
nordischen  Verwickelung  darf  man  sich  beruhigen  —  er  bat  keine  Solda- 
ten, er  hat  nicht  '/>  von  dem  geiiorben,  was  man  in  Berlin  gemeint  hat, 
and  hat  überdies  Schwierigkeiten  mit  seinen  Ständen;  man  batBlumenthal 
iue  Cöln  geschrieben,  alles  was  der  Neuburger  geworben,  seien  nicht 
mehr  als  200  Reiter  und  300  M.  z.  F. 

In  Bezug  auf  die  Kaiserwabi  (N.  12)  erklärt  Blumeuthal,  er  wolle 
eich  damit  nicht  noch  einmal  die  Finger  verbrennen. 


Das  Gutachten  von  Wittgenstein,  dat.  Petershagen  I5.|25.  März     • 
1655,  hält  sieb  ganz  im  Allgemeinen,  indem  er  vor  jeder  lebhafteren  nnd 
Eelbständigen  Action  warnt. 

Der  KürfUrBt  an  die  Geheimen  Räthe.     Dat.  Ciillu  a.  Sp. 
26.  Febr.  1655'). 

lAoCTorderong  zur  Ueantwortung  von  26  FragpunkteD.] 
Seine  Churf.  Durclil.  zu  Brandenburg  pp.  unser  gnädigster  HerrS.  Mar 
begehren  Aber  folgende  Puücte  dero  geheimbten  Herren  Käthe  schrift- 
liches Bedenken  und  solches  in  Löchster  Verschwiegenheit  zu  hallen. 
1)  Weil  der  getroffene  Stillstand  zwischen  Polen  und  Schweden 
Bich  allererst  den  1.  Juli  des  1661.  Jahres  endiget,  und  auf  Seiten 
Polen  kein  Friedensbrucb  zu  vernehmen,    vielmehr   aber  diese  Krön 

')  Unter  den  zahlreicheo  Abschriften,  die  von  diesem  Actenetücke  vorbanden 
■iod,  trägt  eine  das  obige  Datum  ad  marg.,  die  andern  sind  nndatirt.  Demnach 
■ären  diese  26  Fragen  an  die  geheimen  Bäthe  wol  gleichzeilig  gestellt  mit  den  14, 
<iie  nur  an  Blumenthal,  Canatein  und  Wittgeastein  gerichtet  wurden; 
d«B  lelEtereo  scheint  dieses  ausführlichere  Sthrirtstück  nicht  zugegangen 
M  lein. 


A-nOO»^lc 


342  ^''     ^^^  Dordische  Krieg  biB  lutn  Verirag  vod  EöDJgeberg. 

den  ewigen  Frieden,  den  pactis  gemäss,  urgiret,  auch,  da  fiber  Zuver- 
sicht von  derselben,  dem  Stilletand  zuwider,  etwas  sollte  gehandelt 
.  oder  noch  künftig  gehandelt  werden,  in  den  pactis  ein  gewisser  Mo- 
dus vorgeschrieben,  wie  ohne  Waffen  aus  der  Sachen  zu  kommen: 
ob  dann  zu  praesumiren  oder  zu  besorgen,  dass  die  Krön  Schweden 
brechen  möchte,  und  was  vor  Motivea  und  Rationen  dieselbe  darzue 
zu  bewegen  oder  davon  abhalten  könnten? 

2)  Es  besaget  der  StillstandevA-gleich ,  dass  Sr,  Ch.  D.  Herrn 
Vaters  Ch.  D.  christscligen  Angedenkens  selbst  Versicherung  gethan, 
dass  solcher  Stillstand  gehalten  werden,  und  aus  den  prenssiBchen 
Porten  den  Schweden  kein  Schaden  gescheheD  sollte:  ob  dannenhero  S. 
Ch.  D.  nicht  schuldig,  es  auch  ihr  Staat  erfordere,  dieser  Versicherung 
getreulich  Dachzukomnien  und  durch  alle  Mittel  und  Wege  allen  Arg- 
wohn und  Muthmassen,  das  Widerspiel  geschehen  zu  lassen,  oder  selbst 
zu  procuriren,  zu  verhüten,  auch  der  itzigen  Kön.  Maj.  in  Schweden 
solches  alles,  wann  es  nötig,  zu  erkennen  zu  geben? 

3)  Wann  aber  hiernächst  verlauten  und  vor  gewiss  geglaubet 
werden  will,  dass,  ungeachtet  die  Bremische  Unruhe  gestitlet'),  die 
Krön  Schweden  dennoch  in  allen  ihren  Landen,  auch  ausserhalb  ihrer 
Landen,  stark  werben  und  viele  Uegimenter  zu  Ross  und  Fubs 
richten  lasse;  dann  auch,  weilen  mehr  als  zu  wahr,  dass  Ihre  Maj. 
in  Polen  einen  mächtigen  Feind,  den  Moscowiter,  wider  sich  haben, 
der  albereit  ziemlichen  und  grossen  Progress  gehabt  und  noch  wei- 
ters  haben  könnte,  wogegen  die  Polnische  Arm^e  in  nicfat  geringer 
Confusiou  sich  befinden  und  uneins  sein  sollte;  auch  vorgegeben  wird, 
welches  man  allerdings  nicht  glauben  will,  dass  Ihre  Maj.  sich  des 
boni  public!  wenig  annehmen  und  desswegen  mit  den  Senatores  und 
Ständen  fast  zerfallen;  wanuenhcro  gefürchtet  und  besorget  werde, 
dass  erwähnter  dieser  Feind  immer  weiter  gehen  und  sich  in  kurzem 
des  gröBSten  Theils  Polen  bemächtigen 'möchte;  und  dann,  dass  die 
Krön  Schweden  bei  solcher  guten  Occasion  sieh,  unter  was  Schein 
es  immer  sein  wollte,  mit  diesem  Feind  conjungiren  und  endlich  den 
König  um  Krön  und  Scepter,  die  Stände  aber  um  ihre  Freibeil 
bringen  könnten;  dass  also  von  verschiedenen  Orten  vor  gewiss  wolle 
referiret  werden,  dass  Ihre  Maj.  in  Polen,  nicht  nur  unter  der  Hand 
durch  Schreiben  uml  heimliche  Botschaften,  sondern  auch  endlich 
durch  Herzog  Friedrichs  zu  Holstein  F.  D.  dem  Könige  n 
Schweden  zu  verstehen  gegeben,  wann  derselbe  den  Moscowiter  ns 

')  Vgl.  Urk.  u.  Acteoat.  VI.  (Jäö. 

DqitzedHyGoOt^lc 


BerathnDgen  und  Torbereit ungeo.  343 

dem  Reiche  bnDgen,  die  occupirte  Oerter  ihme  hinwieder  abnehmen 
aad  der  Krön  Polen  restituiren  wUrde,  dass  Sie  alsdann  nicht  allein 
anf  das  Königreich  Schweden  renunciren,  sondern  auch  ganz  Lielland 
und  das  Dominium  auf  PreuBsen  und  Curland  der  Krön  Schweden 
cediren  wollten.  Zu  geechweigen,  dass  von  vielen  Jahren  iiero,  wie 
die  Acta  davon  reden,  am  polnischen  Hofe  wider  das  Haus  Bran- 
denburg ganz  gefährliche  Consilia  gcftllirct  worden,  die  dahin  gangen, 
wie  man  dae  Herzogthum  Freussen  von  solchem  Hause  abreissen 
möchte: 

So  wird  zu  deliberiren  sein,  1)  wie  ä.  Ch.  D.  es  anzustellen, 
duB  Sie  bald  hinter  den  rechten  Grund  dessen  alles,  was  von  diesem 
Pnnct  erzählet  worden,  kommen  möchten;  und  dann  2)  was  hierauss 
Sr.  Ch.  D.  vor  Despect,  Gefahr  und  würkliehen  Sehaden  entstehen 
könnte? 

4)  Fosito  DuD,  es  könnte  aus  der  Schweden  Armatur  und  ihren 
Proceduren  beigebracht  oder  bestendigs  vermuthct  werden,  dass  sie 
bei  solcher  guten  Occasion,  die  hemächst  calva  sein  möchte,  sub  quo- 
vig  praetextu  den  Süllestand  brechen  oder  doch  aufs  mindeste  dem 
Feinde  Zuschub  thun,  oder  auch  auf  mancherlei  Weise  ein  Misstrauen 
verursachen  würden,  als  ob  sie  brechen,  die  preussische  Hafen  oeeu- 
piren  und  den  alten  Weg  gehen  wollten ;  es  wäre  auch  der  polnische 
Znstand  ao  elend,  dass  König  und  Krön  daraus  sich  nicht  wickeln 
könnten,  sondern  mtlssten  ex  duobus  malis  das  minimum  erwählen, 
ond  entweder  den  Kaiser,  auch  andere  benachbarte  Potentaten,  wie- 
wohl mit  schlechtem  Vortheil,  zu  Hillfe  rufen,  oder  mit  der  Krön 
Schweden  gänzlichen  Frieden  treffen,  erwähnte  spöttüche  Conditionen, 
ibnen  und  Sr.  Ch.  D.  zum  grossen  Despect  und  Schaden,  einge- 
ben und  sich  mit  Ihr  conjungiren :  so  ■  wäre  zu  ponderiren  und 
wohl  zu  überlegen,  was  S.  Gti.  D.  bey  diesem  gefährlichen  und  zwei- 
felhaften Zustande,  auch  ganzem  Werke  vor  einen  scopum  zu  ergrei- 
fen und  zu  führen,  darnach  die  Consilia  zu  richten  und  alle  occa- 
Btones  zu  attendiren  und  zu  gebrauchen? 

5)  Als  nehmlich,  ob  anfangs  dies  Sr.  Ch.  D.  Zweck  sein  könnte, 
dass  Sie  nur  bei  dero  Fürstenthumbem ,  Landen  und  Leuten,  derge- 
stalt dass  keine  Hafen,  Vestungen,  Städte  und  Häuser  von  einiger 
Partei  occupiret,  die  fürstliche  Intraden  nicht  geschmälert,  noch  gar 
eingezogen,  noch  die  Unterthanen  in  Contribution  gesetzet,  oder  aber 
das  platte  Land  auch  verbra.'nt  oder  geplündert  würden,  verbleiben, 
und  sich  dabei  defcndireu,  niemandem  aber  assistiren  oder  Ursache 
zur  Offension  geben  wollten? 


^aovGoOt^lc 


344  ^^-    ^^^  nordische  Krieg  bis  cum  Verlng  von  Königsberg. 

6)  Oder  ob  Sr.  Ch.  D.  zu  rathen,  dass  Sie,  falls  einige  Occa- 
BioD  sich  praesentiren  thäte,  oder  auch  wann  dies  nicbt  wäre,  Sie 
selbBteo  auf  gute  Oceaaion  zu  gedenken  Ibro  vornebmeu,  sich  der  Pol- 
nischen Beschwerden,  genossener  Lehnwahre ,  derer  ComraisBionen, 
Appellationen,  Grenzstreitigkeiten,  und  was  des  Dinges  mehr  ist, 
gänzlich  zu  entscblitt^n  und  davon  zu  entfreien;  2)  oder,  da  solches 
nicht  zu  erlangen,  dass  Sie  votuui  et  sessioneni  bei  den  Polnischen 
Reichstagen,  sonderlich  bei  einem  Interregno,  bekommen  möchten,  zu 
dem  Ende,  dass  derjenige,  so  das  Königreich  haben  wollte,  Ursache 
hätte ,  auf  S.  Ch.  D.  zu  sehen  und  derselben  hinwiederum  zu  Ihren 
Zweck  zu  verheffen  sieh  obligiren  mtlsste.  3)  Wie  S.  Ch,  D.  mit 
Ihren  Ständen  in  Freuseen  in  besserem  Vernehmen  und  Vertrauen 
sich  zu  setzen,  und  auf  was  Weise  Sie  freiere  Hände  zn  be- 
kommen. 

7)  Oder  oh  auch  S.  Ch.  D.  bei  diesem  Wesen  den  Zweck  neh- 
men wollten,  wie  Sie  über  dem,  so  erzählet  worden,  data  occasione, 
ein  mchrers  acquiriren  und  Ihre  Lande  erweitern  möchten? 

8)  Gesetzt  nun,  dass  dies  Alles  Sr.  Cb.  D.  eigentlicher  Zweck 
sein  sollte,  so  mtlsste  wohl  ponderiret  und  überleget  werden, 
wie  S.  Ch.  D.  dazu  zu  gelangen,  worinnen  am  ersten  zu  vigiliren, 
und  was  zu  Anfangs  vorzunehmen,  was  Sr.  Ch.  D.  zuträglich,  und 
was  höchstschädlich  und  verhinderlich  sein  könnte?  Item,  auf 
was  Weise  S.  Ch.  D.  bei  einer  und  andern  Parthey  sieb  zn 
verwahren,  damit  von  den  beiden  letzten  scopis  nichts  gemerket 
würde? 

9)  Und  zwar,  ob  nicbt  von  der  Defensions- Verfassung,  sonderlicb 
in  Preussen,  der  Anfang  zu  machen? 

1.  wie  dieselbe  beschaffen  sein  mfisse? 

2.  wie  solche  aufs  schleunigste  einzurichten? 

3.  wie  es  mit  den  Oberräthen,  Hauptleuten  und  Ständen  aniu- 
atellen,  dass  sie  bald  und  willig  zu  contribuiren? 

4.  wie  ohne  grosse  Beschwer  der  armen  Unterthanen  solche  Ver- 
fassung zu  continuiren? 

5.  Ob  nicht  nöiig,  dass  S.  Ch.  D.  von  hier  aus  jemand  in 
Preussen  voran  sendeten,  der  bei  den  Oberräthen  öfters 
Instanz  thätc  und  sowohl  dieselbe,  als  auch  die  Uauptleute 
und  andere  Stände  und  wohlaffeetionirtc  zu  Sr.  Ch.  D.  lo- 
tention  mit  allen  dienlichen  rationibus  und  demonstralioniboR 
praeparirte  auf  eine  andere  Occasion,  deren  S.  Ch.  D. 
sich  zu  bedienen;  item   auf  Vortbeil  und  Verhindemiss  gt- 


A-nOO»^IC 


Berathan^eD  und  VorbereiluDgen.  345 

naue  Acht  hätte,  S.  Ch.  D.  davon  von  Posten  zu  Posten 
avisirte,  damit  dieselbe  ferner  die  Nothdurft  beföi'dern 
könnten? 

6.  Ob  es  nicht  ratheam,  weil  die  Herren  Oberräthe  »olches 
selbst  etliche  Mal  geratben  und  inständigst  unterthänigst 
darum  gebeten,  dase  ü.  Ch.  D.  selbst  in  Preuseen  giengen? 

7.  Was  dero.  hohe  Praesenz  daselbsten  nutzen  und  operlren, 

8.  Ihre  Absentia  aber  verabBäumeti  und  verhindern  könne? 

9.  Ob  S.  Ch.  D.  mit  einem  geringen  Coniitat,  oder  mit  einigen 
Völckern  dahin  zu  gehen? 

10)  Ehirch  welchen  Weg  am  sichersten  durchzukommen? 

11)  Wann  die  VHlckcr  zu  unterhalten  den  Preussen  zu  schwer 
Mcn  wollte,  auf  was  Weise  S.  Ch.  D.  den  Polnischen  Anlheil  zu 
Holfe  nehmen  könnten,  und  was  fllr  Mittel  daraus  zu  ziehen?  Ob  auf 
Generalmittel  zu  gedenken,  oder  auf  ein  freiwillig  Subsidiuni  auf  et- 
liche Monat  oder  Jahre? 

12)  Weil  auf  Legationen  und  Schickungen,  auch  sonstcn,  ziem- 
liche GeldpOBten  gehen  werden,  woher  dieselbe  zu  nehmen? 

13)  Wie  es  füglich  anzugreifen,  dass  alle  Sr.  Ch,  D.  Lande 
also  mögen  vereiniget  werden,  damit  auf  allen  Nothfall  den  be- 
drSngien  die  anderen  einniüthiglich  assistircn  thäten? 

14)  Wann  die  Krön  Schweden  durch  Sr,  Ch.  D.  Lande,  sonder- 
lich durch  Pommern,  den  Pass  begehren  sollte,  was  zu  thun? 

15)  Ob  schwedische  Werbungen  in  Preussen  und  allen  Sr.  Ch. 
D.  Landen  zu  behindern,  oder  ob  in  etwas  durch  die  Finger  zu 
«eben? 

16)  Ob  S.  Ch.  D,  zur  Interposition  zwischen  Polen  und  Schwe- 
den sich  nochmals  zu  erbieten,  und  wie  dieselbe  fUgUch  anzu- 
stellen? 

17)  Wann  die  Interposition  sollte  abgeschlagen  werden,  was  hier- 
nSchst  bei  Ihrer  Maj.  in  Polen  zu  tliucn? 

18)  Was  bei  den  Senatoren  und  Ständen  ingcsammt  zu  suchen? 

19)  Was  bei  einem  und  andern  privatim  zu  negotiiieuV  . 

20)  Wann  der  König  in  Polen  die  Ucborlassung  des  Cliurfürsll. 
Tentschcn  Volkes,  Sr.  Ch,  D.  persönlichen  Zuzug,  und  das  gemeine 
Aufhot  des  Landes  begehreu  sollten,  was  zu  thun? 

21)  Ob  bei  Siebenbürgen  etwas  zu  suchen? 

22)  Wie  man  sich  gegen  den  König  in  Schweden  zu  betragen, 
wann  derselbe  begehren  sollte: 

1.  Freund-  und  gute  Nachbarschaft, 


^aovGoOt^lc 


346  'I-    ^^^  Dordtscbe  Krieg;  bis  tum  Vertrag  tod  Eöaipber^. 

2.  Keutralitat, 

3.  die  PreussiBchen  Hafen  uder  sonsten  ein  Theil  von  den  Pren- 
ssischen  Landen,  mit  Versprechen,  etwas  anders  daftlr  za 
achaffen ; 

4.  Oder  was  zu  tUun,  wann  Schweden  dergleichen  nicht  begeh- 
ren, Bondem  Bich  stellen  sollte,  ab  ob  es  den  Stillstand  hallen 
wollte? 

23)  Ob  bei  Herzog  Priedricba  in  Holstein  F.  D.,  deren  die 
gänzliche  Interpositiou  aufgetragen  sein  soll,  etwas  zu  suchen? 

24)  Wag  zu  thuD,  wenn  es  gewiss  ausbrechen  sollte,  dass  Polen, 
sonder  Sr.  Ch.  D.  Vomissen,  das  Preussische  Dominium  directum  ce- 
diren  wollte? 

25)  Was  am  Kais.  Hofe  zu  thun,  sonderlich  bei  künftiger  WaU 
de«  Römischen  Königs? 

26)  Wann  von  Sr.  Ch.  D.  eins  und  das  andere  resolviret,  wie  es 
anzufangen,  dass  die  Resolution  in  höchster  Verschwiegenheit  gehal- 
ten und  alles  nachdrücklich  exequiret  werde? 


WaWeck,  Gutachten  über  die  politische  Lage. 
(o.  D.  Eigenh.)'). 
[Bcaotwurtuag  der  36  Fragpuokte  des  KarrüraUo.) 
z  1)  Ob  ZD  TermathcD,  dass  Schweden  den  WaffenstilUtaad 

Diit  Polen,  der  erst  1661  zu  Eode  gebe,  brechen  werde 
und  welche  Motive  sie  dazo  bestimmen  oder  davon  ab- 
halten kÖDnen. 
W.  erörtert  zunacliäl,  dass   naf  Haltung  der  Iridncien  von  Seiten  der 
.Schweden  keine  grosse  Hoffnung  zu  setzen  ist  —  die  Lage  Schwedens,  der 
Charakter  des  Königs  weisen  auf  das  GegentkeU  hin;  die  grossen  RUsIdq- 
geu,  die  man  jetzt  dort  maebeu  siebt,  können  keinen  andern  Zweck  babea 
uls  den  Krieg  gegen  Polcu. 

2)  Ob  der   von   Sr.  Ch.  D.  Herrn   Vater   sei,   eingegangen» 
Stillstand    zu  halten,   und  ob   S.   Ch.  D.  scbnldtg,  was 
dagegen  Turgehl,  zu  hinder,u  und  den  Schweden  zu  oo- 
tificiren. 
Zu  LctEtereni  ist  nach  W.'s  Ansicht  der  Kurfürst  nicht  verpflichtet. 


')  Kin  sehr  nralänglicbeB  ActeoBtiick  (»2  Seiten  rol.)  von  Waldeck  eigen- 
händig mit  vielen  Correcturen  geschrieben.  Wir  geben  aus  demselben  oor  eioee 
Auszug.  Rauchbar  p.  bGd.  bat  mehrere  älinliche  Äcteustücbe  benotst,  daifW 
liegende  aber  nicht  gelianat. 


BeratbDDgsD  und  Vorbereitangen.  347 

3)  Die  Gefahren  des  Kurfürsten  dadurch. 
Die  elende  Lage  Poleua  ist  allbekaoiit  —  nenn  nan  hier  Schweden, 
dort  Moskowiter  gegen  dasselbe  losbrechen,  so  ist  „dnrch  der  Eron  Föten 
OliDveisheit"  natürlich  auch  Freussen  in  die  höchste  Gefahr  gesetzt.  Na- 
türlich wird  Polen,  wenn  es  sich  selbst  dadurch  helfen  kann,  die  Häfen  des 
Kurfürsten  den  Feinden  nnbe den klioh  dahingehen.  Dem  KCoig  von  Polen 
ist  ohne  weitereg  znzntranen,  dass  er  etwas  tbut,  „dadurch  die  Eöoigin 
einen  Vortheil  and  der  König  seines  Unterhalts  vor  sein  Lebtag  versichert 
Ml,  da  er  von  den  Ständen  sich  so  beschimpft  siebt,  keine  Erben  bat  und 
die  Königin  ihn  ganz  regiert,  welche  nichts  als  Geld  suchet."  Daher  ist 
die  Gefahr  für  Pillau  und  ganz  Pieuasea  sehr  gross. 

Der  Kaiser  wird  auch  ins  Spiel  kommen,  wird  unter  dem  Vorwaud, 
Polea  zn  helfen,  eine  grosso  Armee  auf  die  fieine  bringen  „und  hernach 
mit  Gewalt  seinen  Sohn  znm  Rom.  König  machen,  das  alte  in  des  Ganz- 
lers  Ulms  Bedenken')  befindliche  Desseiu  ausführen,  E.  Cb.  D.  neben  alten 
Evaagelischen  Ständen  am  Gewissens-  und  andere  Freiheit  bringen," 

Der  Herzog  von  Neu  barg  wird  dann  auch  nicht  feiern.  So  dass  also 
„Dicht  allein  Preasseu  in  Gefahr,  sondern  dero  Chur  und  alle  dero  andere 
Lande  in  Noth,  wenn  nicht  dazn  getban  wird,  Schand  nnd  gewisser  Scha- 
den also  zu  vermnthen." 

b)  Ob  für  den  Ohnrfürsten  besser  nur  defensiv  oder  auch 
offensiv  sich  zu  verbalten. 
Anch  znrDefension  gehören  Truppen,  die,  wenn  man  sie  im  Laud  nn- 
terhalien  will,  dieses  erschöpfen  und  viel  Geld  kosten  und  das  Land  in 
Schulden  bringen  etc.  Zunächst  aber  soll  man  doch  sich  in  der  Vertbci- 
digong  resp.  neutral  halten  —  „denn  so  grosse  Ehre,  ein  Land  zu  couser* 
Tiren,  als  eins  zn  gewinnen;  bei  diesem  hat  das  Glück  den  meisten  Tbeil, 
bei  jenem  erscheint  der  Verstand."  Wird  dann  durch  den  Gang  des  Krie- 
ges die  Defensionsverfassnng  allroälig  unerträglich  und  die  Schulden  zu 
gross,  so  mnss  map  eine  andere  Resolution  ergreifen. 

6)  Ob  der  OhurrUrst   sich   dabei  der  Obligation   bei  Polen 
erledigen  soll,   oder   etwa    sich  Sitz   und  Stimme  beim 
potniachen  Reichstage  erwirken;  ob  man  dabei  mit  den 
preuBsischeu  Ständen  in  ein  besseres  Verhältniss  kom- 
men  und   freiere  Hände   bekommen  kann. 
Das  Verhältniss  zu  Polen  ist  allerdings    sehr  nnerträgüch  ~~  dass  der 
Kurfürst,  ein  Herr  so  vieler  Lande,  dort  in  Prenssen  abhängig  sein  soll  von 
einem    König,    „so    durch  Faveur    der  Senatoren,    Oorruptionca   u.  dgl.  zu 
einer  Krön  kommt,  darin  er  selbst  so  viel  als  nichts  zu  sagen  hat." 

Kommt  der  Kurfürst  davon  los.  so  kiiuo  er  in  Preussen,  ,wie  ein 
rechter  Regent  nach  dero  Belieben  das  Regiment  fuhren",  auch  im  Rei.h 
und  soDst  ganz  auders  auftreten. 

Es  würde  wesentliche  Ersparungen  bringen;    d;ig  Annuum  hörte  auf; 

')  D.  h.  das  sogonsnate  Struleodo rösche  Gutachten  vom  J.  lUOS;  vgl.  über 
duselbe  die  Abhandlnng  von  Droysen,  Abiiandlungeu  der  Kgl.  Sachs  Gea, 
d.  Wiss.  VIII.  361fr. 


Aj.oo»^Ic 


348  ''-    ^^'  nordieche  Krieg  bis  Kam  Vertrag  von  Kdoigsberg. 

ebeoEo  die  Belebnaogskostea,  die  BestecbuDgen  am  Hof  in  WarEchao;  die 
Participatioü  des  Zolls  würde  ein  für  allemal  rerbütet  sein  —  „eDdlicb 
E,  Ch.  D.  wären  der  erste,  da  Sie  jetzt  der  zweite  sein." 

Allerdings  hat  der  Enrfüri>t  den  Lebnseid  geBcht?oreti ;  aber  Polen  hat 
seine  Verpflichtungen  auch  nicht  gehalten').  Zudem  kommt  das  Interesse 
der  Bvangelisrben  gegenüber  den  Katholischen  in  Betracht. 

Der  Kurfürst  Ist  auch  ein  Fürst  im  Reich  —  wer  darf  ihm  zumntben^ 
seine  Lande  im  Reich  in  beständiger  Gefahr  zn  halten,  wenn  er  vermag 
es  KU  äadem  ?  „So  lang  Sie  nun  von  vorbesagter  Obligation  von  Polen 
nicht  los  sein,  miisscu  Sie  der  Ohoweisheit  der  Polen  sowohl  als  der  Vor- 
sätzlichkeit Ihres  Feindes  halben  jederzeit  in  Gefahr  stehen."  Ueberdies 
„die  Obligation  nutzt  der  Republik  in  Poleu  nichts,  sondern  bringt  nur  dem 
Könige  und  geldgeizigeu  Senatoren  Vortbetl"  —  während  es  ein  allge- 
meines Interesse  der  gesanimten  Evangelischeo  im  Reich  ist,  dass  der  Kur- 
fürst möglichst  freie  Hände  habe. 

Einstweilen  kann  es  eventuell  auch  gut  sein,  wenn  man  nur  die  Sessipa 
auf  den  polniscben  Reichstagen  erlangt. 

(Sehr  wichtig  i^t,  sich  mit  den  preussiEchcn  Ständen  in  besseres  Ver- 
trauen za  setzen  —  „zu  allen  Zeiten  ist  die  Liebe  der  Unterthaneu  vor  die 
grösste  Stärke  eines  Herren  geachtet  worden."  Wie  ist  aber  dies  zu  macheu? 
Durch  „Verehrungen"  au  Einzelne  wird  uichts  Gutes  bewirkt;  das  reizt  nur 
zur  Wiederholung  —  „gleich  wie  einem  Pferd,  wenn  es  ein  Ohnart  an  sich 
nimmt,  durch  Woltbun  und  Haber  geben  das  Stiickclien,  darüber  es  das  Gute 
genossen,  mehr  zu  thuu  angewöhnt  wird".  „Gutthatea"  können  wol  aoge- 
wandt  werden,  aber  nicht  zur  Belohnung  der  Untugend,  sondern  als  An- 
reizung  zur  Tugend.  Der  Kurfürst  soll  den  preossischen  Ständen  in  Bälde 
einen  Landtag  versprechen,  einige  Gegner  mit  Gnaden  oder  Vertröstungea 
gewinnen,  so  die  Unwilligen  zähmen  etc.  —  Auf  -diese  Weise  kann  der 
Kurfürst  dort  allmälig  freie  Hände  und  ein  festes  Regiment  bekommen. 
T)  Ob  der  Kurfürst  suchen  soll,  „bei  Gelegenheit  dero 
Laude  zu  erweiternd' 

Im  Allgemeinen  ist  ein  solches  Bestreben  nicht  zu  missbilligen,  wenn 
es  auf  gerechte  Weise  geschehen  kann;  schliesslich  kommt  es  auch  bei  der 
gerechtesten  Sache  auf  den  Erfolg  an;  —einige  Grenzörter  aber,  wenn  es 
i'ich  bietet,  könnte  man  gewiss  mit  Recht  nehmen  zur  Erstattung  der 
Kosten.  Die  Frage  ist  jedoch  nicht  im  allgemeinen  zu  entscheiden.  „Sonst 
findet  man,  dass  der  Conquerenteu  Lob  mehr  ausgestrichen  wird,  als  deren, 
so  die  Häude  in  Schoss  legen". 

8)  Wie  dies  nun  des  näheren  einzurichten? 

Es  kommt  aii  auf  Truppen,  Artillerie,  Geld,  Alliauccn,  gute  geeignete 
Käthe,  Schickungen  an  alle  Betheiligten,  fleissigc  Berathungen  und  Ueso- 
lutiouen,  „gute  Ordnung  und  Direction";  Verbindungen  in  den  anzugreifen- 
den Landeu. 

Der  eigeulliehe  Scopus  ist  zu  verbergen  —  freilich,  wenn  auch  andere 

'j  Ueber  die  Frage  des  Lehnseidcs  Vgl.  auch  dis  ICrÖrtemDgen  Waldecb'a 
bei  Kauchbar  p.  62f. 


,A^nOO<^IC 


BeralbnDgeo  aod  Vorbereitungen.  349 

Diebta  gewisECB  darüber  errahren,   „Mathiiiaseangen  Keiiid  nicht  zu  vermei- 
den".   ^Das  Mittel  aber,  dadarch  so  Ttel  möglich  es  na  verbüleo,   ht  das 
Anerbieten  der  loterpositioa,  und  das»  man  bei  vielen  Ratb  eiubolt"  etc. 
9}  Hit  der  DefensionsverfasBUDg  AnzafaDgeD. 

Ee  gibt  im  Ratb  aach  viele  Gegner  des  Plans,  die  alle  Gedanken  von 
„CoDqoesten  vor  gotttos  aasechreieu" ;  als  „particnlier  InteresEen  nod  oho- 
regnlirte  .Atobition".  Aber  jedenralls  wer  ConqueEten  machen  will,  moss 
zuerst  im  Stand  sein,  sich  zn  vertbeidigen.  Man  darr  in  Prenasen  damit 
keine  Stande  länger  bäumen  — r  mau  kann  es  mit  dem  Moscowiter  vorläaGg 
rechtrertigen.  Die  Rüslung  mots  mögÜrbst  rasch  begonnen  werden,  so- 
gleich  hier  and  in  Preussen  selbst.. 

Allein  znr  Defension  brancbt  es  ein  Corpa  von  4000  z.  R.  und  8000 
z.  F.  Denn  nach  drei  Seiten  ist  hi nzu blicken :  Schweden,  Polen,  Moscan, 
and  das  Herzogthnra  Preusseu  hat  eine  sehr  ausgedehnte  Grenze. 

W.  legt  einen  Entwurf  der  Kosten  bei ').  Er  bittet,  nebst  zwei  anderen 
Räthea,  mit  den  Vorbereitangen  beauftragt  zu  werden. 

Den  preussiEcben  Oberräthea  müssen  die  nötigen  Vorstellungen  über  die 
Qefahr  gemacht  werden.  Den  Landräthen  müssen  Ver^prec hangen  auf  die 
Oberämter  und  andere  Qaaden  gegeben  werden,  damit  sie  willig  werden; 
desgleichen  den  Ständen  allerlei  geeignete  Vorstellangen  gemarht  werden; 
der  betreffende  hierza  Abgesandte  moss  die  Stände  tractiren,  „beim  Olas 
Wein  ein  oder  andere  gewinnen"  und  iboeii  gute  Verheissangen  vom  Chur- 
lürat«!!  bringen;  andere  auch  „init  Manier  schrecken". 

Hilft  die  Qüte  nicht,  so  muss  man  Leute  ans  den  Ständen  gewinnen, 
ihnen  Werbepat«nte  geben.  Quartiere  assigniren  etc. 

Bleibt  man  in  Frieden  and  nur  defeDsiv,  so  braucht  mau  bei  starken 
Compagnien  wenig  OfGciere,  wobei  weniger  auf  Eingesessene  als  aof  „exer- 
cirte  tapfere  Leute"  gesehen  werden  moss;  „die  Völker  müssen  beisammen- 
gehalten,  also  mit  Geld  verpflegt  werden,  anch  solch  Tractemeat  empfan- 
gen, dass  nicht  aus  Mangel'  Krankheiten  entstehen,  die  Soldaten  im  Aus- 
laufen gefangen  and  von  den  Bauern  todt  geschlagen  werden.  Denn  ob 
Bchon  wollte  vorgewandt  werden,  die  Polen,  Schweden  and  Kaiser  tbun  es 
nicht,  dass  sie  so  richtig  bezahlen,  und  führen  doch  Krieg:  die  drei  Vor- 
gesetzten haben  grosse  Lande,  darana  sie  viel  Geld  ziehen  und  Volk  be- 
kommen können;  der  Kaiser  und  die  Schwedischen  haben  das  gaate  Reich 
Tor  sich  gehabt,  da  sie  Unterhalt,  Volk  und  Geld  funden;  diese  holten  noch 
Recroten  aus  Schweden,  I.  Kais.  Maj.  pressteo  aas  dero  Erblanden,  besclz- 
ten  die  Festangen  und  führten  das  Volk  heraus.  Welches  E.  Ch.  D.  alles 
mangelt.  Vor  erst  aufzukommen  finden  Sie  Mangel  an  Mannschaft  in  dero 
Landen,  Wie  würde  es  gehen  bei  den  Recrotenf  Die  andern  Reichsstiinde 
werden  weder  das  Reich  noch  ihre  Lande  gern  von  Volk  entblüssen  lassen. 
Die  Schweden  und  andere,  so  mehr  Geld  geben,  wurden  E.  Ch.  D.  allzeit 
vorkommen.  Dass  deswegen  E,  Ch.  D.  Ihre  Leute  wie  Gold  werden  con- 
serviren  müssen;  daza  aber  gehört  Geld,  welches  ohne  Reschwer  der  Un- 
lerthanen  nicht  zugehen  kann;    es  sei  denn,    dass  man  ein  Subsidinm   an- 

')  Dieser  fehlt  bei  den  Acten. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


350  ^^-     ^^^  nordiBche  Krieg  hin  loin  Vertrag  von  Königsberg. 

derswo  eriniige.  Das  siclierEfe  Mittel  meines  nnterth.  ErmeEseDs  würd  seio, 
eilig  zn  einer  guten  VerraseuDg  zd  fchreiteo  und  dadurch  die  Qefahr  ab- 
znwenden,  durch  einea  Tractat  sich  in  Sicherheit  zu  (setzen,  oder  ander- 
weics  Quartiere  zn  suchen.  Unterdess  könnten  die  gemeinen  Leute  gespeisst 
and  alle  zwei  Monat  ein  Monat  Sold  gegeben  werden;  die  OfSciere  aber 
werden  das  Ihre  haben  müEKen." 

Vorläufig  ist  indess  jemand  nach  Fieussen  zn  senden,  die  Gemütber 
dort  zn  praparJren  und  Bericht  von  dort  einzusenden. 

Gnt  wäre,    wenn  der  Kurfürst  selbst  hineinreiste,    wodurch    manchem 
Hebel    vorzubeugen   wäre.    Doch   geht   es   jetzt  nicht  gut,   weil  er  seiaer 
Sicherheit  halben  doch  nur  mit  einem  giö.sseren  Comitat  von  Truppen  reiseo 
dürfte.     Aber  in  8  Wochen  müssen  alle  Völker  marschbereit  sein. 
10}  Der  einzuschlagende  Weg  nach  Preusseu. 

Darüber  müsse  W.  sich  erst  erhundigeo. 
11)  Ob  zum  Unterhalt   der  Truppen   eventnell   auf  Mittel 
ansPoten  zudenken  sei,, und  ob  auf  general  Mittel  zn 
gedenken*. 

,Die  ganze  Werbung  müsste  auf  Moscow  genommen  werden,  zn  Dienst 
Polen,  und  hätten  ß.  Cb.  D.  unterschiedener  Senatoren  Rath  über  solche 
DefeusioQ  einzuholen  und  im  Vertrauen  selbigen  zu  entdecken,  dass  gegen 
Schweden  dies  Werk  mit  angesehen;  auch  mit  den  Generalen  der  Krön 
und  in  Iiittauen  auf  gleiche  Weis  (nämlich  öffenilich  wegen  Moscowiters 
und  im  Vertrauen  dass  es  auf  Schweden  mit  gerichtet)  deswegen  zu  com- 
municiren";  der  Kurfürst  könne  dies  aber  nicht  länger  allein  tragen  und  er- 
saobe  sie  desbulb  um  ein  Subsidium  oder  um  Quaitiere;  wenn  nicht,  so  müsse 
er  seine  Truppen  „zergehen  lassen",  die  dann  den  Schweden  zulaufen  würden. 

Aehnlich  rouss  dann  anch  bei  den  Schweden  operirt  werden. 

Vorzüglich  müsste  man  aber  snchen  Quartiere  zu  bekommen,  „denn 
man  nicht  allein  dadurch  des  Unterhalts,  sondern  auch  der  Kecompense  sich 
zu  veraichern." 

„Könnten  die  general  Mittel  in  Preussen  eingeführt  werden,  wäre  sol- 
ches  nicht  zn  widerralhcn*'). 

12)   Die  Spej<en  für  T.,egationen. 

Die  Nötigkeit  der  LegaUonen  ist  „aus  dem  Welilauf  und  den  Histo- 
rien bekannt".  „Weil  ich  aber  von  E  Cb,  D.  Gnance  Staat  die  geringste 
Nachricht  nicht  habe,  wo  einige  Mittel  so  stracks  berzunehmeu,  aondern 
was  ich  davon  weiss,  so  weitläufig  hier  und  da  höre,  so  kann  mit  Grund 
E.  Ch.  D.  hierin  nichts  räthen.  Nur  allein  muss  ich  sagen,  dass  anfs  wenigst 
3  Monat  Sold  vorE.Ch.  D,  Volk  auf  den  Notbfallin  Cassa  und  zu  so  einem  wich- 
tigen Werk  50  oder  60,000  Rth.  zn  Schickungen  im  Vorrath  zu  haben  erfordert 
wird.  Und  sofern  keine  andern  Mittel  vorbanden  wären,  wollte  ich,  dasa 
es  zu  vermeiden,  aber  kann  mit  gutem  Gewissen  nicht  anders  aagen,  E. 
Cb.  D.  sollten  ein  ansehnlich  Stück  Ijands  versetzen;  denn  besser,  etwa« 
eine  Zeit  lang  gcmisst,  als  alles  in  baznrd  gesetzt.    Und  will  bei  solchem 

'   Oller   iigeraeiae    Mittel",   Sfter   vorkommender  Ansdrack 


A-nOO<^IC 


BerathungeD  ond  Vorbereitnni^en.  351^ 

Verk  nicht  geEgtart  sein,  Eonderu  es  maus  ein  BffurI  gescbeheo  ddiI  die 
ErEialluDg  beim  Tractat  erwartet  werden."  Weiteres  io  Bezug  auf  das 
Geld  verdeo  die  Räthe  zu  sagen  wisseo,  „so  dcro  Staat  besser  keaneD  als 
ich".  Der  Karfiirst  möge  sich  „eiue  SpeciGcaiion  aller  paraten  Gelder  ein- 
geben lassen". 

13)  „Wie  die  Lande  zn  vereinigen." 

Ist  schwer  zn  sagen;  die  Landstände  werden  sich  nirgends  botbeiligen 
wollen,  and  sie  zwingen  kann  man  nach  den  Keichsconstitutionen  nicht. 
,Wenu  aber  durch  einen  Trai^tat,  diivoii  Frankreich,  Holland  und  die  evan~ 
gelitcben  Beiebsstände  Qu&rants,  l'reusscn  unter  £.  Ch.  D.  Herrschaft 
wieder  an's  Reich  bracht  werden  könnte,  so  würde  mehr  Snccess  bierin 
10  hoffen  sein');  bis  dabin  sehe  ich  wenig  .\ppareuz  darzu." 

14)  Ob  den  Schweden  der  Pass  durch  Pommern  zn  gestatten. 
Man  musK  es  an  den  Kreis  verweisen,  um  nicht  selbst  die  Verantwort- 
lichkeit xa  haben. 

15)  Ob  schwedische  Werbungen  zn   verbieten  oder   durch 
die  Pinger  zu  sehen. 

Das  Volk  brancht  man  selbst  und  kann  also  den  Schweden  es  nicht 
zulassen';  OfGcieren  kann  man  nicht  wehren,  .schwedische  Dienste  zu  neh- 
men, doch  dürfen  sie  keine  Gemeinen  mitnehmen  und  müssen  geloben,  sich 
auf  Erfordern  jederzeit  zu  stellen. 

16)  Ob  der  Korfurst  sich  zur  Interposition  erbieten  soll. 
Dies  ist  sehr  za  rathen    and   bat  jetzt   mehr  Aussiebt   auf  Erfolg,  als 

früher  unter  dem  Karfürsten  Oeorg  Wilhelm.    Vorzüglieb  wäre  es  gut, 
trenn  Andere,  besonders  Frankreich,  den  Kurfürsten  zur  Vermittelung  her- 
beizögen; womöglich  muEsten  auch  einige  evangelische  Stände  dabei  sein. 
IT— 20)  Verschiedene  Nebenfragen  hierzu. 

21)  An  den  Fürsten  von  Siebenbürgen  könnte  man  wol  jemand  schicken, 
20  sehen,  wie  er  sich  zn  den  schwebenden  Fragen  stellt. 

22)  Verbältuiss  zu  Schweden. 

Neutralität  ist  wenig  erspriesslich.  Die  Häfen  den  Schweden  abzu- 
treten, ist  durchaus  nicht  zu  rathen  —  „wenn  E.  Ch.  D.  die  Hafen  hin- 
weggeben,  so  wäre  alle  Hoffnung  aus,  dass  Sie  jemals  ein  mebreres,  als  Sie 
jetzt  haben,  erlangen  oder  sich  considerabler  machen  oder  erhaltet  köno- 
len".     Dadurch  wurde  Schweden  unbedingt  Herr  der  ganzen  Ostsee. 

W.  vergleicht  dann  eingebend  die  Verbältnis.se  jetziger  Zeit  mit  denen 
bei  dem  letzten  Krieg  im  Jahr  1626,  mit  denen  er  viele  bedrohliehe  Aebn- 
liebkeiten  ßndet;  ja  vieles  ist  jetzt  scbHrnmtrr  als  damals;  so  namentlich, 
^*is  jetzt  der  Moscowiter  hinzukommt,  der  früher  gar  nicht  in  Betracht 
kam;  auch  der  Herzog  von  Neuhurg  war  damals  nicht  so  gefährlich  wie 

';  Insofern  nümlich,  als  dann  m  Gunsten  PreussenB  der  g  180  des  Reicha- 
«biebiedea  von  1654  in  Kraft  treten  würde,  vermöge  dessen  .jedes  Cburfürsten 
und  ätAudes  Landsasaen,  Untertbanen  nnd  Bürger  zu  Besetz-  und  Erhaltung  der 
einem  oder  anderen  Reichastand  zugehörigen,  nöthigen  Vestungen,  Plätzen  und 
Gnamiionen  ihren  LandeafürBten  . . .  mit  hülf  liebem  Beitrag  gehorsamlicb  an  Hand 
in  gehen  schuldig  seyn"- 


y  Goot^  Ic 


352  ^'     "^''  oordiacbe  Krieg  bk  intn  Vertrag  TOD  RÖDigBberg. 

jetzt,  wo  er  gerüstet  ht  und  AlliaDcen  hat;  auch  die  SteltuDg  des  Eftitere 
war  damals  eine  andre;  jetzt  ist  sie  bei  einem  Krieg  im  Norden  für  Bran- 
deuburg  »ehr  bedenlilicli.  —  „Damals  waren  viel  G  Ch.  D.  staatskn tidige 
nnd  geübte  Leute,  welches  jetzt  zlemürh  mangelt  -  .  .  ee  war  Direction  ia 
allen  Saclien,  welches  gegenwärtig  nicht  erscheinet;  fleiasige  Correspon- 
deuzea  wurden  nnterhalten,  zu  Schickungen  wurde  nichts  erspart,  welches 
jetzt  anders  erscheint". 

In  mancher  Beziehung  steht  man  aber  auch  jetzt  besser  als  damals,  n.  a. 
dadurch,  „dass  man  jetzt  mit  einigen  Kcichsatändea  in  Alliancen  steht, 
welche  den  Schweden  nicht  trauen;  dass  im  niedersächsischen  Kreis  son- 
derlich das  Hau8  Bvaunachweig  eine  ziemliche  Anzahl  Völker  anf  den  Beinen 
hat,  welche  gegen  Einfall  gegen  den  Frieden  bereit;  dass  der  Kaiser  fried- 
sam uud  seine  Toniebmsten  Minister  furclitsam,  und  Krieg  gegen  das  Inter- 
esse ihrer  Personen  streitet;  dass  ziemliche  Jalonsie  zwischen  den  Eatbo- 
lischen,  und  Mittel,  selbige  zn  hegen  nnd  zu  stärken;  djiss  besser  Vertrauen 
der  Evangelischen  und  etlicher  katholischer  Reichsstäude  gegen  E.  Cb.  D., 
als  gegen  dero  Herrn  Vater  sei.  nicht  gewesen  ....  Das  allerbeste  ist, 
dass  E.  Ch.  D.  selbst  mit  hohem  Verstände  begäbet,  massig  Leben  führen, 
fleissig  das  Werk  untersuchen,  aus  den  Werken  und  nicht  S c hm eicbe'l Worten, 
aus  Rationen  und  nicht  Gunst  der  Personen  die  Rathschlage  und  Acltoneu 
dero  Diener  nrtheilen,  tapferes  Gemüths,  arbeitsames  Leibes,  weswegen 
auch  und  wegen  des  Effects,  so  solche  dero  Tugenden  im  Reich  zu  Wege 
bracht,  bei  der  ganzen  Welt  in  Ansehen,  von  dero  Feinden  gesucht  und 
gefurcht,  von  dero  Freanden  geltcbet,  consideriret  und  geehret  werden". 

Die  jetzigen  Interessen  des  Kurfürsten  gegenüber  Kaiser  nnd  Reicba- 
stSodeu  sind  ia  einem  andern  Gutachten  vom  31.  Dec.  1653  erörtert  wor- 
den').  Gegenüber  Polen  gibt  es  eine  Reibe  ron  Interessenpuakten,  die  der 
Kurfürst  mit  ihm  gemein  hat.    Ebenso  mit  Schweden. 

Dagegen  stehen  aber  auch  wieder  eine  Reihe  von  Differenzpuakten.  Die 
Schweden  sind  „ersoffen  in  der  Rcherrschnug  der  Ostsee",  streben  nach  den 
Kivieren  aller  dorthin  mündenden  Flüsse  etc.  —  sie  also  in  Polen  gedacht, 
erscheint  sehr  gefährlich  —  „sie  sind  hungrige  Leale,  also  geflüirliche  und 
harte  Nachbarn";  wenn  sie  erst  in  Prenssen  Fass  gewinnen,  werden  sie 
auch  die  Jülicher  Lande  nicht  lassen,  um  den  Niederlanden  nfiher  sn  sein; 
und  können  sie  es,  so  werden  sie  dem  Handel  Gesetze  vorschreiben.  „In 
summa,  ihres  Reiches  Aufnehmen  be»tebet  In  Beherrschung  der  Ostsee  und 
Meister  von  Polen  zn  sein,  welches  ohne  E.  Ch.  D.  Verderb  nicht  sein 
kann'. 

Mit  Polen  bleiben  die  Verschiedenheit  der  Religion  nnd  die  von  ihm 
beanspruchte  Herrschaft  in  Preussen  ewige  Differeuzpuukte. 

Es  gilt  daher,  ebenso  sehr  die  Macht  der  Schweden  möglichst  zn 
schwächen,  als  die  Aei  Polen  in  Schranken  zn  halten. 

Vorerst  ist  die  Rüstung  mit  Eifer  fortzusetzen.  Dann  mn.ss  man  zunächst 
bei  Polen  die   nötigen  Verhandlungen    führen     Ebenso  bei  Schweden,  und 


')  Vgl.  ürk.  und  Actonst.  VI.  4»8ff. 

DqitzedüvGoOt^lc 


Berothiinjfen  uod  Vorbereitungen.  353 

ein  Tort  heilhaft  er  Trsetat  mit  (lieEem  gesucht,  Tür  den  Fr&nkrelch,  HoIIoimI 
und  die  evangelbchen  Stände  Garnnts  sein  müsBtei), 

An  beiden  Orten  müsste  man  die  Rüstungen  mit  der  voa  dem  Mo&co- 
viter  drohenden  Qefalir  erklaren. 

Da  für  all  dies  grot^ee  Eoaten  nnrgewandt  werden  müesen,  somüBseD 
«entweder  durch  Tractat  oder  den  Degen"  diese  ersetzt  werden. 

Kann  Polen  den  Kurrüvsten  nicht  schützen,  so  darf  dieser  mit  den 
Schweden  einen  vorlheilbafteo  Vertrag  eingehen,  in  dem  er  sich  selbst  sicher 
stellt;  nnd  könnte  dann  der  Kurfürst  um  so  besser  „im  Reich  seine  rühmliche 
Consilia  fortsetzen".  „Am  Rhein  würden  Sie  her  nächst  sich  so  fest 
machen  können,  dass  mit  dem  Aufwachsen  des  Prinzen  von 
Oraoicn  E.  Ch.  D.  dieser  beiden  hoben  Hänser  Aufnehmen  ge- 
eammterUand  würden  erlangen  können.  B.  Ch.  D.  würden  dnrch 
solchen  Weg  entweder  das  Rom.  Reich  in  Flor  nnd  Aufnehmen 
bringen  oder  ein  gross  Theil  tot  sich  davon  behalten". 

Uan  hat  dem  Kurfürsten  gegen  eine  Verbindung  mit  Schweden  seinen  Eid 
torgehalten,  ihm  aber  dabei  doch  vorbehalten,  „eine  freiwillige  Ergebung 
der  Stände  in  Qrosspolen  anznnehmen'.  Da  ist  kein  grosser  Unterschied 
—  der  Kurfürst  kann  seine  Pflicht  gegen  Polen  durch  seine  Interposition 
I  Uli  ig  erfüllen. 

Uebrigens  mnas  man  mit  den  Reicbsstäuden  sich  auf  guten  Fuas 
setzen;  mit  dem  Nenburger  wäre  womöglich  ein  „gütlicher  Vergleich"  zn 
srhiiessen,  „selbigen  damit  auf-  und  von  seinen  Deaseinen  gegen  E.  Ch. 
D,  abzuhalten".  

Die  von  den  anderen'  geheimen  Rätheu  abgegebenen  Gutachten  (alle 
0.  D.  nnd  eigenh.)  aind  zumeist  weniger  eingehend  und  von  geringerem  all- 
gemeinen Interesse;  am  wenigsten  besagend  die  von  Pntlitz  und  Seidel; 
dos  von  Hoverbeck  sehr  Vorsichtig  und  ZDrückhalt«nd ;  für  den  Fall  dass 
eine  Entscheidung  getroffen  werden  mnss,  neigt  er  mehr  auf  die  Seite 
Polens  als  Schwedens. 

In  dem  Outachten  v.  Löbens  wird  (ad  §,  6)  gerathen,  der  Kurfürst 
Eolle  sncben,  bei  einem  künftigen  Interregnum  in  Polen  sich  mit  dem  event. 
Kronprätendenten  so  zu  stellen,  dass  er  von  ihm  „nicht  allein  sessionem 
et  Totuni  anf  dem  polnischen  Reichstag,  sondern  auch  ein  mehrerea  er- 
lange"; weitergehende  Gedanken  nnd  Hoffunngen  lehnt  er  ab. 

Gutachten  des  geb.  Rathce  Thomas  v.  d.  Kncsebeck:  er  räth  zu 
Xentralitat  und  Defensiv  Verfassung;  daneben  muss  man  zwischen  Polen 
nnd  Schweden  zu  vermitteln  anchen.  „Sollte  Polen  das  dominium  directum 
in  Prenasen  cediren  und  von  sieb  transferircn  wollen,  könnte  die  Sache  eine 
commonis  causa  Impcrii  werden  und  das  Hcrzogtbum  Prenaaen  wieder 
an  das  Reich  kommen,  welchem  ea  mediante  Ordine  Teutonico  unterwor- 
fen gewesen,'und  haben  E.  Gh.  D.  anf  solchen  Fall  sich  viel  mehr  zu  be- 
mühen, die  ditiones  Borussicas  von  dem  Imperio  als  von  einem  ausländi- 
schen Potentaten  in  feudum  zu  recognoaciren". 

Gutachten  des  geh.  Ratbes  v.  Bonin;  er  erörtert  zuerst  namentlich 
die  Schwierigkeiten,    die   in   der   holländischen  Alliance   und  in  der  Ein- 

lIittF.  I.  OEKh.  i],  Gr.  Kurninten.    Vll.  23 


:A-nOO<^IC 


354  "-'     ^"  nordische  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  Eönigaberg. 

spräche  Schwedens  gegen  dieselbe  liegt');  er  meint,  man  müsse  über  Art 
16  und  IT  derselben  zu  irgend  einem  Arrangement  zu  kommen  sncheii, 
wodurch  man  l^chneden  befriedigen  nnd  so  zu  einem  frenndschaftlichcn 
Verliältniss  mit  dieser  Macht  gelangen  kann.  Will  man  die  Preundsdiaft 
mit  Schweden  gleich  ¥on  vorn  herein  verloren  geben,  „bo  wird  anf  die  an- 
dere und  grosse  Frage  zu  antworten  sein,  wobei  mir  zwar  die  Haut  grau- 
set und  die  Hand  zittert,  wenn  ich  bedenke,  was  darauf  stehet,  wo  die 
Suchen  übel  lanren."  Will  man  sich  doch  den  Muth  dazn  fassen,  na  ist 
dabei  1)  auf  Fleiss  und  Ordnung  In  den  Bcraihnngen  nnd  Ausführungen 
zu  seheu.  2)  Alle  Diener  des  Kurfürsten  müssen  in  guter  Vertrau! ich Iceit 
zusammenstehen,  damit  nie  wie  die  Glieder  eines  Leibes  zusammenwirken. 
3)  Gute  Ausrüstung  der  Trnppcn.  4)  Da  Schweden  durch  seine  National- 
truppen dem  Kurfürsten  so  weit  überlegen  ist,  so  muss  man  versuchen,  die 
benachbarten  polnischen  Woiwodschaften  an  sich  zn  ziehen  and  sich  daraus 
zu  verstärken  .  .  ,  .  H)  Die  Reichslandc  des  Kurfürsten  müssen  völlig  ausser- 
halb des  Conflictes  gebalten  werden.  9)  Mit  den  wichtigsten  answartigen 
Fürsten  muss  man  Verbindungen  anknüpfen. 

In  demselben  Znsammenhang  gehört,  von  etwas  späterem  Datum: 
„Der  Herren  Generalen  and  Obersten  Bedenken." 

„Protokoll,  so  gebalten  wurde  in  I.  hochgr.  Ezcellenz  zu  Waldeck 
Losament,  in  derselben,  wie  auch  des  Herrn  General  Wachtmeisters  Cbri- 
stopheuE  von  Kanncnberg,  Herrn  Obristcn  Hansens  t.  Rocbow  nnd 
Herrn  Obristen  George  Friedrichcns  von  Trotta  Gegenwart  über  die 
Punlite,  so  gcda<0)teu  ,  .  .  dcro  Scntimcnt  darüber  zu  urtheilen,  eiagehüa- 
diget  worden.    Den  29.  Martii  1655  in  Colin  a.  ^d.  Sp." 

1)  Bei  der  Beschaffenheit  des  preassischcn  Landes,  seiner  weilen  Aas- 
dehnung etc.  muss  dos  zu  bildende  Corps  zum  mindesten  bet>tchcn  aus  4000 
Reitern,  6000  M.  z.  F.,  500  Dragonern  und  entsprechender  Artillerie. 

2)  Wenn  Schweden  (oder  eine  andere  Macht]  den  Durchzug  durcii 
das  Hcrzogthum  PreuFsc.i  begehrt,  so  ronss  ihm  dieser  unter  Protest  schliess- 
lich gestattet  werden,  doch  ohne  ihm  einen  Hauptpass  zu  gewähren;  ät 
mögen  sich  selbst  Brücken  schlagen.  Bei  Polen  mnss  man  erklären,  man 
sei  ausser  der  Verfassung  gewesen,  es  zu  hindern. 

3)  Verfahren  die  Schweden  hierbei  gewaltsam  gegen  Brandenburg, 
so  muss  man  sich  nach  Kräften  wehren  etc. 

Weitere  Erörtcruugen  über  einen  oder  einige  womöglich  zn  gewinnende 
Passe  an  der  Weichsel  zur  Sicherung  der  Correspondeuzlinie  u.  dgl.;  uline 
nüheres  Eingehen  ins  Detail. 


')  Dieses  Gutiichteo  mnss,  wie  die  Erwfihnnng  der  niederländischen  Alliaoee 
vom  27.  Juli  165!)  ergibt,  etwas  später  als  die  andern  abgegeben  worden  leia- 
Uebor  die  Einsprache  Schwedens  gegen  die  Alliance  vgl.  w.  a.  and  Urk.  v. 
Act.  IV.  141. 


^aovGoOt^lc 


Hrralhungeu  nnil  VorbereituoRBii.  355 

„Conclusum"  im  geli.  Eathe  Ulüer  die  26  Fragpunkte  o.  D. 

Der  Angriff  ScbwedeuB  gegen  Polen  ist  alterdiogs  mit  grosser  Wahr- Febr. 
srheialidikeit  TorauaEUschcn.    Die  Gelegcoheit  für  Schweden  ist  jetzt  sctir 
günstig. 

Der  polnische  Staat  wäre  itzo  nicht  mehr  also  wie  bei  beiden 
Toriges  Königen;  w5re  Missverstand  zwischen  dem  Könige  und  den 
Ständen;  König  Viadislaus  hätte  grossen  Verstitnd  gehabt,  auch 
grosse  Courage;  jetziger  wäre  dem  nicht  gleich  .  .  , 

Die  Armuth  in  Schweden  wäre  itzo  gross  uud  es  bei  der  Krö- 
DQDg  des  itzigen  Königs  so  boubos  (sie)  nicht  zugangen  wie  bei  der 
Cbristinae;  der  itzige  König  wäre  noch  jung,  zum  Kriege  begierig 
würde  flieh  also  wagen,  etwas  weiter  zu  acquiriren.  In  Schweden 
wäre  nun  etliche  Jahre  Friede  gewesen;  da  sie  ausserhalb  Krieg'), 
hätten  sie  sich  innerlieher  Empörung  zu  besorgen. 

Miin  muss  s-i'h  bemühen,  zu  pciielriren,  was  die  Absiebten  an  beiden 
OiteD  sind;  namentlich  nuch  bei  Frankreiob  durrh  Geld.  «Das  Geld  in 
Frankreich  müsste  wohl  angelegt  werden  nod  nur  demjenigen  widerfahren, 
der  etwas  au !i richten  könnte". 

Zu  einer  oder  andern  Partei  sich  zu  wenden  wäre'  nach  der  Zeit 
nicht  räthlich,  sondern  bei  beiden  um  Frieden  sich  zu  bemühen.  Wenn 
eine  oder  die  andere  Partei  unterläge,  hätte  man  die  victoriose  zu 
nehmen,  wie  König  Gustavus  es  mit  König  Friderico  gemacht, 
den  er  abgewiesen. 

Heber  zn  Bchliessende  Alliancen  muss  mna  Rath  pflegen;  über  die 
Starke  der  Verfassung  erfahrene  Leute  znziehen;  jedenfalls  muss  die 
Küetung  stärker  sein,  als  sie  es  früher  war,  wo  die  Verhällnis.se  noch  miu. 
der  schwierig  waren;  „in  a.  1635  haben  die  Preussen  einen  Schlnsa  ge- 
wicht, 8000  Mann  zn  werben  und  durch  allerhand  Contributiones  zu  unter- 
halten." 

Alle  Stimmen  sind  einig,  dass  der  Kurfürst  woinöglich  persönlich  nach 
Preusaen  gehe,  aber  nicht  ohne  Armee. 

Sehr  wünschcnswerth  wäre,  damit  Preusscn  nicht  zu  sehr  bedrückt 
werde,  ein  Subsidinm  von  Polen  —  dafür  werden  sie  aber  Assistenz  haben 
wollen,  nud  das  würde  Schweden  als  Feindseligkeit  ansehen: 

Ward  also  geschlossen,  das  Subsidium  unbegrllsst  der  Krön  Polen 
zu  thun.  Nach  anderweiter  Umfrage  ward  davor  gehalten,  dass  dieses 
eine  schwere  Deliberation,  weil  man  bei  Forderung  des  Subsidü  von 
Polen  bei  beiden  Seiten  anstossen  wUrde.  Herrn  v.  Hoverbeck'a 
Vorschlag,  dass  des  Herrn  Grafen  v.  Waldeek  Kegiment')  zu  Polen 

')  D.  h.  wenn  Bis  ausser,  ohne  Krieg  wären. 
*)  Vgl.  nnten  pag.  W2  a.  3. 

23* 


.yGoot^lc 


356  ^^'    ^^''  ■)<"'d'Bcho  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  KÖDigsberg. 

ginge,  sie  aucb  darneben  in  Sr.  Ch.  D.  Pflicht  blieben,  würde  zwar 
gut  sein;  weil  aber  die  Soldaten  alsdann  Polen  schwören  niUssten, 
würde  es  allerhand  Schwierigkeit  geben.  Einen  Pass  an  der  Weichsel 
zu  nehmen,  sei  Sr.  Ch.  D.  nütliig. 

Der  Kaiser  wUrde  dem  König  in  Polen  nicht  assistiren,  mOclite 
es  eher  der  Krön  tbun  und  sich  dadurch  bei  derselben  angenehm 
machen,  weil  er  seinen  Sohn  gern  zu  solcher  Krön  bringen  wollte. 

Der  KarfUrst  inuss  eifrig  suchen,  die  Iiitcrposition  zwischen  den  beiden 
Mächten  zd  erlangen. 

Sei  nötbig,  jemanden  an  den  Ragozzi  in  Siebenbürgen  zu 
schicken,  sonderlich  wegen  der  vorgeheudon  Conjuncturen;  und 
wUrde  sich  leicht  ein  Prätciit  zu  ßolcher  Schickung  finden;  käme  dar- 
auf, wer  dazu  babil  und  aldorten  angenehm;  sei  vofzuwenden,  Wein, 
Pferde  oder  anders  alda  zn  erhandeln. 

S.  Ch.  D.  erfreuten  sich,  dass  nunmehr  das  Consilium  auf  alle 
Fälle  feste  gesetzt;  Verschwiegenheit  wäre  bei  diesen  Sachen  sonder- 
lich Tonnötlien;  jeder  Rath  sollte  seine  Pflicht  bedenken,  dass  davon 
nichts  auskäme. 

Die  Neutralität  wäre  bedenklich;  würden  beide  Theile  Sr.  Ch.  D. 
Lande  sich  gebrauchen  mUssen,  und  wäre  künftig  zu  reden,  auf  welche 
Partei  S.  Ch.  D.  sicl^  möchten  zn  wenden  haben. 


Der  Knrftlrst  an  Ftirst  Johann  Moritz  von  Nassau.     Dat 
Colin  a.  Sp.  5.  MSrz  1655. 
(Conee[>t  mit  Correcturen    von  Waldeck.) 
(Dringlichkeit  der  anbefohlenen  R  üb  tun  gen.  Grand  der«  elben  die  Gefahr  inPreuBseo; 
beabeichtigter  Harsch  onch  Prensseo;  höchste  Eile  empfohlen.) 
i         Ob  Wir  zwar  das   gewisse    zuverlässige    Vertrauen  zn   E.  Ld. 
haben,  dass  dieselbe  das  Verfassungswerk  mit  allem  Eifer  treiben  .... 
so   haben  Wir    doch    E.    Ld. ,  damit   Sie    von   der   Noth wendigkeit 
solches  Werkes  um  so  viel  mehrere  Wissenschaft  haben  mögen,  der- 
selben hierdurch    in  Vertrauen  anfUgcn  wollen,    dass  Wir  nach  vor- 
hergehender reifer  Berathschlagung  beschlossen,   mit  etlichen  tausend 
Jlann  in  Unser  Hcrzogthum  Prcussen  zu  gehen  und  f^r  der  daselbst 
von  so    vielen  Enden   hervorscheinenden  Gefahr   Uns   in  hehörliche 
Defensionsverfassung  zu  stellen.     Und  weil  diese  Sache  ganz  keinen 
Verzug  leiden  will  und  die  Völker  innerhalb  vier  Wochen  allhier  bei- 
sammen Bein  rnKsBcn,  eo  ist  Unser  freundliches  Begehren  an  E.  Ld., 


Berathnogeii  iid<1  VorbercituDgeo.  357 

dieselbe  wollen  ihr,  so  lieb  derselben  Unser  Wolfahrt  ist,  höcliet  an- 
gelegen äeia  lassen,  damit  daselbüten  alles  zu  gchleuDigster  Richtig- 
keit gebracht  werden  möge  etc. 


Waldeck.    Memorial  wie  die  Anstalt  zur  Verfassung  gemacht 

ist  iu  Sr.  Oh.  D.  Landen. 

(o.    D.   Eigenh.    Arole.    Arch.) '). 

[Uögliche  LeistuDgen  der  verachiedeDen  Elaasen  von  Uaterthaoeti.     Uebersicht 

über  die  einzeloeu  Provinzen. ] 

1)  Vorerst  aeind  alle  Bediente  erinnert,  sieb  zn  erklären,  wie 
viel  Reiter  aufm  Kothfall  jeder  in  14  Tagen  Zeit  liefern  wolle  anf 
seine  Kosten,  ohne  Erstattung  der  Kosten. 

2)  Zweitens  sollen  alle  Lehenleut  alle  Jahr  drei  oder  viermal  ge- 
mustert und  keine,  so  nicht  recht  gemontirt,  passiret  werden. 

3)  Drittens  sollen  die  SattelgUter  aufm  Notbfall  gereit  zu  sein 
PistoleD,  Uegen,  Bandelier,  Sättel  und  Zäume  an  einen  gewissen 
Ort  liefern,  damit  in  der  Eil  Pferd  und  Mann  hernach  desto  besser 
inr  Hand  bracht  werden  können. 

4)  Sollen  alle  Freie,  wie  sie  auch  Namen  haben  mögen,  mit 
etwas  darbei  zu  thun  angemahnet  werden. 

5)  Alle  Untervögte  und  Bauemftthrer,  Schulzen  und  was  dessen 
mehr,  sollen  sich  mit  Musqueten  von  gleichem  Caliber  gereit  halten 
und  auf  Erfordern  entweder  selbst  marschiren  oder  einen  andern 
stellen,  welchen  sie  bei  Zeiten  vorzuzeigen. 

6)  Musö  ein  Ueberschlag  gemacht  werden,  wie  viel  Bärger  und 
Banem  in  Städten  und  Dörfern,  die  Handwerker  mit  einge- 
schlossen, und  nach  Vermögendheit  der  Leute  auf  10,  15  oder  20 
Mann  ein  Soldat  gesetzt  werden,  welchen  sie  mit  Gewehr  zu  ver- 
sehen und  aufn  Nothfall  zu  unterhalten ;  und'  damit  man  Reiter  haben 
könne,  mQssen  nach  advenaut  so  viel  mehr  auf  einen  Reiter  gerech- 
net, auch  von  selber  Sattel  und  Gewehr  erkauft  und  an  einen  ge- 
wissen Ort  geschaflfet  werden.  Diese  Leute  müssen  in  Compaguien 
vertheilt  und  auf  den  Unterhalt  der  Officirer  aufm  Fall  Retlexion  ge- 
macht werden. 

In   der  Mark   ist  man  noch  im  Werk,  aber  noch  nicht  fertig; 

')  Ana  domaslbuD  ActeofaBcikel  dea  Arolseaer  ArcUiva,  wie  dua  oben  p.  326ff. 
nütgetheilte  Stuck. 


^aovGoOt^lc 


358  ^^-    Der  Dordiscbe  Krieg  bis  mm  Vertrug  vod  Königsberg. 

man  TCrmeiiit  aber  daselbst  es  auf  1000  Pferd  und  3000  Haan 
zu  Fu88  zu  bringeD. 

In  PreuseeD  ist  es  auch  noch  nicht  richtig;  aber  die  Bedienten 
haben  schon  bis  auf  900  Pferd  auf  ihre  Kosten,  wo  man  sie  ge- 
brauchen will,  gewilligt. 

So  eeind  auch  Über  die  Guarnisonen  schon  1200  Mann  da- 
selbst aufs  vorerzählte  Maas»  gericht;  man  vermeint  es  aber  auf  6000 
zu  FusB  und  2000  Pferd  zu  bringen. 

Zu  Halberstadt  da  haben  die  Bediente  80  Pferd  zu  liefern  ge- 
willigt; wegen  des  andern  ist  man  noch  im  Werk, 

Minden  hat  wegen  der  Bedienten  90  Pferd  gewilligt  und 
400  Mann  zu  Fuss  fest  gestellt  Aber  die  Guarnison  und  ohne  die 
Lehnleut. 

Ravensberg  hat  85  Pferd  wegen  der  Bedienten  versprochen, 
und  meint  man  wegen  des  Fussvolks  es  auch  auf  400,  fiber  die 
Guamisonen,  zu  bringen. 


Instruction  ftlr  den  GFZM.  Otto  Cliristoph  v.  Sparr  bei  seiner 

Reise  nach  Curland.     Dat.  Colin  a.  Sp.  14.  Jan.  1655. 

(Cone.  V.  Hoverbeck.) 

34.  JaD.  Sparr  will  in  PrtTatget'ebäftei)  nach  Curlaad  reisen.  Er  erhält  den  Auf- 
trag, bei  dieser  Gelegenheit  zugleich  die  militärischen  Anstalten  In  PreUBsea 
zn  inspiriren;  desgleichen  einen  besuch  bei  dem  Herzog  von  Curland  zu 
machen  und  ihm  die  Grussc  dee  Kurfürsten  zu  tiberbringen.  Dabei  soll  er  zu- 
gleitrhsichgründiith  zn  infümiircn  snchen  über  die Krieg^anBsichteu  im  Norden, 
wie  es  mit  dem  mot^kuwiti^chcn  oud  poluiecbcn  Kriege  steht,  ob  man  Krieg 
oder  Frieden  zu  crwnrten  bat,  wie  es  mit  den  Tractalcn  zwiscbeu  l'ol«n 
und  Schweden  steht  etc.  Die  gewonnenen  Nachrichten  soll  er  hei  seiuer 
Rückreise  den  preus.si^chcn  Oberrätheo  in  Königsberg  nuttheilen. 


Bericht  des  GPZM.  O.  Clir.  v.  Sparr  an  die  Oberräthe 
in  Preussen.     Königsberg  27|17.  März  1655. 

jUebele  Auaeichlen  Tür  die  Folco  duu  Moscouitern  gegenüber.  KriegeriKb« 
AbsichtBD  Schwedens;  aetoe  vermuthlicfaeu  Pläne  im  Nordeu.) 
2(.  Müll.  Was  den  pol n i sc b-mosconi tische d  Krieg  betrifft,  so  ist  nach  den 
Aussagen  des  Hcrzog.s  von  üurhud  wenig  gutes  zu  hoffen;  die  pobische 
Armee  hat  den  ganzen  Winter  im  Feld  gestanden  und  ist  völlig  abg^ 
mattet  nnd  ruinirt.  Der  Moscowiier  dagegen  hat  seine  Truppen  den  Wiawr 
durch  in  den  Quartieren  gehabt  und  liaan  bald  mit  starker  Macht  wieder 
ins  Feld  rücken;  es  wird  also  den  Polen  wahrscheinlich  übel  ergsheD. 


Aj.OO<^IC 


Benthaogen  und  T  orberei  tu  ngen.    Poloniea.  359 

Ebenso  geben  die  polnisch-schwedischen  Friedenti Verhandlungen  venig 
pole  Aussieht;  die  Krone  Schweden  zieht  dieselben  offenbar  nur  hin  bis 
iQin  Frühling,  am  dann  desto  besser  ihre  Flünc  aufzuführen.  nTJud  wenn 
gleich  die  Tractaten  reassumirt  werden  sollten,  wird  die  Krön  Schweden 
der  Krön  Polen  so  harte  Conditiones  Toreehlagen,  die  uiebt  wol  einge- 
g&ngeD  werden  können,  welche  benanutlich  darin  bestehen  dürften:  dass 
vegea  von  vielen  Jahren  her  anfgewendeler  grosser  Untiosten  im  vorigen 
ItolniEchen  Kriege  die  Refusion  begehret  and,  zum  Zweck  zn  gelangen, 
lalfendcs  iUJttel  vorschlagen  thut: 

es  Sülle  die  Krön  Polen  der  Krön  Schweden  sowohl  das  ganze  Land 
PrcDfsea,  als  aneh  Cnrland  dergestalt  abtreten,  dass  hinfüro  die  Lehen 
TOD  der  Krön  Sehwedeu  und  nicht  von  Pulen  euipfaugen  werden  sollen. 

Auf  solchen  beliebten  Fall  sie  mit  der  Kion  Polen  einL-n  ewigen  Frie- 
den machen  nnd  den  Krieg  wider  die  Moscowiter  alsdann  nebst  der  Krön 
Polen  offensive  nnd  defensive  antreten  und  führen  wollte." 

Er  habe  ihnen  dies  im  Auftrag  des  Kurfürsten  eröffnen  koHcd, 


2.     Verhandlungen  mit  Polen'). 

Graf  Bogoslav  v.  Lesczynski  ao  den  Kurfilrsten.     Dat. 

Przygodziciis  25.  Dec.  16Ö4. 
Er  bittet  den  Kurfürsten,  „taoquam  amicnm  Regi  et  Regno  Poloniae",  4.  Jan. 
ihm  mit^Dtheilen,  was  er  etwa  in  Betreff  der  üerürhte  von  feindlichen  Ab- 
richten der  Schweden  gegen  Polen  wisse. 

Der  Kurfürst   verweist   ihn   in  seiner  Antwort  {dat.  Colin  a.  Sp. 
4.  Jan.  1655)  an  den  Hof-  und  Kamraerrath  Wladislaw  v.  Knrtzbach  14.  Jan. 
Zawacki,    den   er   in   der  gleichen    Angelegenheit   an    den    König    ge- 
schickt b^e. 


'i  Hiermit  sind  za  vereleichcn  clie  schon  VI.  ti79ff,  mitfcelbeilten  Berichte 
TOD  Hoverbeck  and  Adetsbach  ans  dieser  Zeit;  die  Furtseizung  der  letz- 
l^rea  folgt  am  Kode  dieses  Abschnittes. 


^aovGoOt^lc 


360  '^    ^''^  uordiBcbe  Krieg  bU  zdo  Vertrag  von  KÖDtgsberg. 

luBtruction  fUr  den  Freiherru  Wladislav  v.  Kurtzbach-Zawacki 
an  den  polnischen  Hof.  Dat.  Colin  a.  Sp.  15.  Jan.  1655. 
(Conc  V.  Hoverbeck.) 
{Anerbieten  Kur  VermitteluDg;  die  moBCowitische  Gefahr;  die  vennothlicbeD  Ab- 
sichteD  Schwedens',  WarnaDg.| 
•2b.  Jan-  Der  Karfüret  bedaaert  die  gegenwärtige  bedrängte  Lüge  den  Königs, 
Domentlicb  von  Seiten  der  MoEcowiter;  er  erbiet«!  sk-h  vorkommenden 
Falls  znr  Vermittelnng;  bei  der  jetzigen  Lage  würde  es  fielleicht  geratbeo 
sein,  gelbst  „iniquis  conditifinibns"  mit  dem  Moacowit«r  zu  scbliessen.  Der 
Enrfürst  will  nicht  behanplen,  üuee  der  König  von  Schweden  die  ungün- 
stige Luge  Polens  benutsen  werde,  aber  gewiss  ist,  dass  er  „von  vielen 
kriegssüchtig-  und  dürrtigen"  dazu  angetrieben  wird ;  ausserdem  hat  man  aller- 
dings in  Schweden  Bcbon  in  den  letzten  Zeiten  der  Königin  Christine 
über  hundert  angebliche  Coutraveotionen  von  polnischer  Seite  gegen 
den  Waffenstillstand  gesammelt,  und  der  verstorbene  Reichskanzler  soll 
schon  den  Entwurf  eiues  betrefTeudeu  Manifestes  fertig  gehabt  haben. 
Auch  haben  vornehme  Leute  in  Schweden,  wie  Graf  Schlippenbach, 
(„dessen  Namen  er  doch  nicht  zu  melden  hiit")  schon  geäussert,  dasx  die 
Jahre  des  Waffenstillstandes  wol  abgekürzt  werden  würden.  —  Auf  diese 
grosse  Gefahr  soll  er  den  König  aufmerksam  machen.  Beruft  mau  sich  da- 
gegen auf  die  Alliance  mit  den  Niederlanden  und  auf  deren  zu  hoffende 
Hilfe,  so  soll  er  vorstellen,  wie  wenig  sichere  Rechnung  darauf  zu  macheu 
ist.  —  Führt  man  dann  bIe  letztes  Mittel  ^das  ullgcmeiue  Uffbot"  an, 
so  ist  zn  erwidern,  dass  dies  eben  dem  „ure  et  seca  der  Medicorum"  gleich- 
komme und  nicht  ohne  die  grässte  Verheerung  des  I^andes  zu  bcwcrkst«l- 
ligen  sei,  abgesehen  davon,  dass  man  dadurch  doch  nur  eine  nndisciplinirte, 
schlecht  und  nngleich  bewaffnete  Truppe  bekäme,  mit  der  erfabrungsmässig 
nicht  viel  zu  leisten  sei.  Würde  man  endlich,  wie  von  etlichen  Ständen  in 
Grosspoleu  schon  geschehen,  die  Hilfe  des  Kurfürsten  in  Anspruch  nehmen, 
so  soll  er  fragen,  woher  die  Werbegelder  und  die  andern  Spesen  kommen 
sollten;  übrigens  aber  sich  nicht  weiter  darauf  einlassen,  sondern  es  ad 
referendnm  nehmen. 


Graf  de  Bnin  Opalenski,  Woiwode  von  Posen,   au  den  Kor- 

fUrsten.     Dat.   in  aree  rcsidentlae  mcae  Siracovicusis 

8.  Febr.   1655. 

.  Febr.  Dank  für  die  durch  Kurtzbacb  übeibracbte  Botschaft;  zur  Erwi- 
derung sende  er  «nmicum  meum  intimum"  den  Königlichen  Kammerherru, 
Baron  Job.  Ludwig  v.  Wolzo^en  an  ihn  zu  vertraulicher  Verhandlung. 
Er  freut  sich,  dass  der  Kurfürst  zu  seinen  Verhandlungen  iu  l'olen  einen 
Mann  „e  gento  nostra"  wie  Knrtzbach  erwählt  habe. 


^düvGoot^lc 


Polonica.    Zawacki.    Wohogeo.  361 

Protokoll  der  geh.  Rathsaitzung.     Dat  15.  Fetr.  1655. 

„Was  dem  Abgeordneten    des  Woiwoden   zu  Posen  auf  sein  2j  Febr. 
Anbringen  für  Antwort  zu  geben." 

Graf  Waldeck:  nur  allgemeine  Antwort  und  für  die  ACTection  Dank 
zn  Esgen;  man  darf  sich  nicht  «engagiren,  Leuten  zn  helfe»,  die  es  selbst 
Hiebt  tbun  können";  höchstens  wenn  es  „von  dem  ganzen  corpore"  begehrt 
würde,  könnte  man  etwas  tban.  Hoverlieck  könne  vielleicht  dem  Gc- 
taedlea  die  Meinung  des  Eurfüreten  „nur  discnrsiweise  vorbringco".  „In- 
dcBB  dasG  diese  Sachen  allbier  vorgingen,  käme  Zeitung  ein,  als  ob  man 
die  Fillau  und  Memel  weggeben  wollte;  Schweden  würde  vorgeben,  Polen 
gebe  sein  Eigcutbum  weg;  wenn  S.  Ch.  D.  sich  diesem  opponirten,  kämen 
Sie  in  doppelt«  Feindschaft." 

Enesebeck  stimmt  Waldeck  bei. 

üoverbeck  dcsgteicbeD;  doch  brunche  man  nicht  alle  Hoffnung  auf 
Assistenz  zu  nehmen,  könne  gütliche  Vermittlungsversuche  bei  beiden  Kro 
nen  machen  etc.;  auch  soll  man  zu  erfahren  suchen,  wie  viel  an  Volk  und 
<je]d  der  Woiwode  aufzubringen  im  Stande  sein  würde. 

Somnitz  ist  auch  zunächst  für  den  Versuch  der  Mediation;  aber  „nn- 
lerer  Kriegs  Verfassung  zu  gedenken  und  den  l'oleu  zu  wissen  zn  tbun,  er- 
achte er  nicht  rathsam";  es  gelte  vur  allem  eine  Dismembratioa  von  Polen 
ZQ  verhüten;  wenn  etwas  geschehe,  nu  müsste  es  ulcbt  für  Orosspolen,  son- 
dern für  ganz  Polen  geschehen. 

Seidel:  Assistenz  für  Grosspolen  würde  Itiuch  mit  Schweden  herbei- 
(hbrea  und  dieser  sei  jedenfalls  zu  verhüten;  man  muss  suchen  zwischen 
den  beiden  Kronen  zu  vermitteln. 

Serenissimus:  „es  würde  gehen  wie  Sr.  Ch.  D.  Herrn  Vätern  bei 
Krankreich  widerfahren,  der  gesaget,  man  sollte  ihm  erst  helfen,  ho  wollte 
er  dergleichen  tbun;  S.  Ch.  D.  wollten  bei  Frunkicicb  und  Staaten  alle 
iiochige  Untei'bauung  thua." 

Es  wird  darauf  beschlossen,  eine  Gesandtschaft  in  der  Person  Schwe- 
rin's  an  den  Woiwoden  von  Posen  zn  schicken,  und  eine  ausführliche  In- 
struction für  denselben  aufge^jctzt,  worin  die  Bedingungen  besprochen 
werden,  unter  denen  der  Kurfürst  die  „Protection"  von  Grosspülen  üher- 
aehmen  oder  ciu  Itündniss  mit  demselijen  sihlies^cn  könne.  —  Die  Scn- 
dnog  unterblieb  aber  dann,  wie  auf  dem  Concept  der  Instruction  ver- 
merkt ist. 


Kurtzbach-Zawacki   au  deu  KurfilrBten.     Dat.  Warschau 
14.  Febr.  1655. 

Er  habe  sich  sofort  nach  Empfiing  der  hijjtruction  n.ieh  Warschau  be-  1  j.  Febr. 
geben  und  Audienz  bei  dem  Eöuig  genommen.    Sehr  freundliche  und  dauk- 


Aj.oot^lc 


362  ^^*    ^^'  Dordiache  Erieg  bis  edid  Vertrag  tod  Königsberg. 

bnrc  IlmDabnie   seiner   Eröffnongeo.    lieber  das  Nähere   verweist   er  ;inf 
einen  Beriebt  an  Hoverbeck'). 

Zahlreiche  ErwiiieruugSbeUreiben  poloisrher  Senatoren  auf  die  Begrü- 
Kisung  darcb  Kuitzbach. 


InstmctioD  für  Kurtzbach-Zawacki    auf  deu  grosspolnischen 

Landtag. 

(o.  D.  Conc.  V,  Hoverbeck,') 

[Waroang  vor  den  schoebendeD  GefahreD.  Dia  Waldeclc'scheD  Trappen  nicht 
mehr  zu  haben;  polnische  MilitärzQBlände.  Korrürstiiche  Truppen  kÖDDen  nicht 
überiuaeea  werden;  dentecher  Militär^eisl.  Wegen  ereot.  BesetZDDg  grosipol- 
ntBcher  Plätze.  Klage  über  die  Verbindung  der  GroBspolen  mit  den  preuiaiachen 
Querulanten] 
April  Zuvorderst  80  hat  er,  aber  aar  privatim,  die  der  ganzen  Repu- 
blique  vorstehende  Gefalir  ohne  Meldung  Sr.  Ch.  D,  vor  sich  selbst 
auB  denen  ihm  beiwohDenden  Nachrichten  vorzustellen;  und  wenn  er 
vermerken  wird,  dass  man  dieselbe  re<!ht  begriffen,  fragsweise  sich 
zu  erkundigen,  wessen  bei  solcher  Beschaffenheit  S.  Gh.  D.  zu  Rettung 
und  Sicherheit  dero  Lande  sich  zu  versehen  haben  könnten. 

Wenn  nun  darauf  (wie  es  ausser  Zweifel  geschehen  wird)  ihm 
die  Antwort  gegeben  würde,  der  Keipublicae  Zustand  wäre  leider  so 
beschaffen,  dass  an  Statt  dessen,  da  sie  Sr.  Ch.  D.  zu  assistiren  hätten, 
ihre  einige  Hoffnung  und  .absehen  auf  Sr.  Ch.  D.  Beistand  und  die 
Völker  des  Herren  Grafen  von  Waldeck*),  darUber  der  Herr  von 
Wolzogen  zn  trnctiren  Vorhabens  gewesen,  gerichtet  sei:  hat  er  vx 
repräsentiren,  die  grosspoinische  Stände  hätten  ihnen  selbst  im  Wege 
gestanden,  dass  sie  nicht  also  gleich  nach  des  Herrn  von  Wolzogen 
ZurUckckunft  die  Gelder  Übermacht,  womit  des  Herren  Grafen  Völker 
verpflegt  und  andere  mehr  hätten  kennen  geworben  werden;  inzwi- 
schen hätte  der  Herr  Graf  von  Waldeck  tbeils  seiner  Völker  dem 
Künige  in  Frankreich  überlassen;  mit  denen  tlbrigen  aber  wäre  er 
in  Sr.  Ch.  D.  Dienst  getreten;  also  dass  die  Krone  keine  Rech- 
nung mehr  auf  das  Regiment  zu  machen  habe;  ob  sie  auch  gleich 
anitzo  Geld  beischaffen  wollten,  würden  sie  fast  niemanden  finden, 
der  sieh  bei  ihnen  einlassen  wollte,  weil  wegen  übler  Conduite,  un- 

')  let  nicht  vorhauden. 

'.'  Bei  der  Reinschrirt  die  NotiE;  „DieseB  Memorial  ist  nf  Befehl  nicht  ani- 
gegeben,  sondern  Herr  Zawacki  hat  einen  Extract  aeibst  mit  eigener  Hand 
daraus  gemacht  und  zu  sich  genommen  den  13.  April  16&5." 

■)  Wol  Georg  Friedrichs  jüngerer  Bruder  Graf  Wolrad  v.  Waldeck; 
vgl.  ErdmaoaBdÖrffer  Graf  Waldeck  p.  la 


^düvGoot^lc 


Verbaadlnng  mit  den  grosapolui sehen  Ständen.  363 

leitiger  Zahlnng  und  dannenliero,  dass  uf  den  Stab  und  das  erste  Blatt 
nichts  passiret  werde,  die  polnische  Dienste  ganz  in  Veracbtnng 
kämen;  und  hingegen  von  Schweden  wol  12,  ja  auch  16  Kth.  uf 
einen  Knecht  zu  Fuss,  und  60  Rth.  uf  einen  Reiter  gegeben  würden. 

K&men  sie  diesem  nach  darauf,  S.  Ch.  D.  möchten  von  Ihren 
Völkern  ein  paar  tausend  Überlassen,  bat  er  zu  repräsentiren,  dass 
Hl  Versicherung  des  Herzogthams  Preusseu  weitläufiger  Grenzen  kaum 
8000  zu  Pubs  und  4000  zu  Ross  suffieient  sein  wllrden;  und  dasa  in 
Teutschland  die  Ueberlassung  der  Volker  sich  so  schlechter  Dinge 
nicht  practiciren  liesse,  sondern  es  hielte  sich  ein  Oavalier  an  seinen 
Eid  und  geleistete  Pflicht  nur  so  lange  verbunden,  als  ihm  die  Capi- 
tubttion  UDverrttcfct  gehalten  wUrde.  Und  würde  wol  keiner  in  cbur- 
f^rstlichen  Diensten  gefunden,  welcher  deroselben  nicht  lieber  um  halb 
Geld,  als  der  polnischen  Republique  um  doppelten  Sold  dienen  wollte; 
lumal  da  bei  Sr.  Ch.  D.  einer  und  der  andere  auch  nach  der  Abdan- 
kung Accommodement  und  Beförderung  zu  gewarten  hätte,  darzu  in 
Polen  allen  Fremden  der  Weg  verschlossen. 

Kämen  die  Stände  endlich  darauf,  S.  Gh.  D.  machten  mit  Ihren 
eignen  Völkern  die  nächst  angelegenen  Pässe  besetzen  und  also 
Grosspolen  vor  einem  Einfall  schützen,  hat  er  vorzustellen,  dass  bei 
solcher  Conduite,  als  die  polnische  bishero  gewesen,  S.  Ch.  D.  billig 
bedenklich  sein  mDsse,  sich  mit  Polen  in  einigerlei  Weise  einzu- 
lassen ....  Jedennoch  aber,  wann  es  von  denen  sämmtlichen  Stän- 
den begehret  und  desbalber  an  S.  Ch.  D.  geschiieben  und  ihm  zu- 
gleich Commission,  unter  des  Landmarschalls  und  etlicher  Senatoren 
Hand,  ertheilet  und  in  derselben  mit  gedacht  würde,  wofern  S.  Ch. 
D.  die  Oerter  zu  besetzen  sich  verweigern  würden,  mUssten  sie  sich 
anderweits  um  Assistenz  bewerben:  wollte  er  als  ein  Patriot  dieselbe 
nf  sich  nehmen  und  bei  Sr.  Gh.  D.  deshalber  allen  möglichen  Fleiss 
anwenden. 

In  particulari  kann  er  auch  wol  einen  und  den  andern  seiner 
Confidenten  versichern,  dass  dieses  bei  Sr.  Ch.  D.  wol  würde  zu  er- 
faulten  sein;  es  mlisste  aber,  damit  S.  Ch.  D.  die  Zahl  wieder  ei-setzen 
könnten,  auf  so  viel  tausend,  als  die  Stände  begehren  werden,  zu 
zwölf  Rth.  auf  jeden  Knecht  mit  dem  .illerehesten  gezahlt  werden. 

Wie  geneigt  aber  S.  Ch.  D.  bishero  gewesen,  der  Reipublicae 
Wohlfahrt  zu  befordern,  so  mtisst  er  doch  in  Sorgen  stehen,  dass  er 
dieselbe  nicht  wenig  dadurch  altcrirt  finden  würde,  dass  mau  des 
ärgsten  preussischen  Querulanten  Sohn  anderweit  an  dcro  Stände  ab- 
schickte, bei  denselben  Subsidia  suchen  liesse  und  zu  der  Zeit,  da  von 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


364  '^'    ^^'  DordiBcbo  Krieg  bia  zum  Vertr^  von  Eöntgaberg. 

der  Verfassung  einig  uDd  fUleiii  zu  bandeln  -wäre,  Gravamina  zu- 
sammentraten, motu»  und  Misstrauen  zu  erregen  veranlasste.  Dieees 
letzte  wUrde  bei  dem  Herrn  Krongrossscbatzmeister  am  meisten  zu 
exaggeriren  sein,  damit  durch  dessen  Credit  und  Vermögen  des  Grö- 
ben's  Commission  contremandiret  und  er  discreditiret,  oder  auch,  da 
S.  Ch.  D.  wegen  seiner  Insolentieu  einige  eebärfere  Verordnung  zu 
thun  genotfadrioget  wHrden,  solehes  von  Br.  Kon.  Maj.  und  der  Re- 
bublique  nicbt  übel  genommen  werden  möge. 


Kurtzbach-Zawacki  an  den  KurfUrsten.     Dat.  Sroda 
24.  April  1655. 

[Dur  groaspolD lache  Landtag  \o  Sroda.  Bitte  nm  Truppen.  Gumiskl  t-  Gessadt- 
Bchad  Dach  Scbweduu.  Der  Spion  Holst,  v.  Groben.) 
'2i.  April,  Der  hier  abgehaltene  Landtag  hat  vom  10.  bis  '23.  .dprJI  gewahrt  oud 
ist,  um  die  Woiwodsehafteu  l'oseu  und  Ealisch  in  Vertheidigaogszustand 
zu  setzen,  eine  lleihe  von  Erhebungen,  ausserdem  „der  persönliche  Fortzng 
aller  derselljigeu,  die  von  Adel  sein,  beschlossen  worden;"  man  hofft  in  deu 
uacbstea  Wochen  eine  Armee  vou  13,001)  M.  an  den  Grenzen  zu  haben, 
8000  z.  F.  uud  5000  z.  R.  Die  drei  anderu  Woiwodschaften  von  üross- 
polen  sollen  ähollcbe  Massrcgclu  treffen. 

Weil  aber  zu  befllrehten,  dass  das  Fussrolk  etwas  langsam  und 
zwar  meistlich  von  ungeübten  Leuten  zusammen  möchte  gebracht 
werden,  als  haben  die  Stände  wiederum  ein  unterth.  Supplicat')  an 
E.  Ch.  D.  abgehen  lassen,  gehorsamst  bittende,  E.  Ch.  D.  wollen  gnä- 
digst ihnen  mit  2  oder  30M  Mann  behilflichen  sein  und  die  Pässe 
an  der  Netz  bis  an  die  Weichsel  besetzen  lassen  .  .  .  i5io  wollen  auf 
einen  jeden  Knecht  4  Kth.  des  Monats  geben  und  das  Geld  inner 
14  Tagen  fortschicken,  und  sobald  die  Vülker  auf  den  polnischen 
Boden  kommen  werden,  sollen  ihnen  noch  dazu  8  Rth.  auf  zwei  Monat 
zu  voraus  gegeben  werden. 

Der  Herr  Goraiski'),  welcher  hat  in  Schweden  reisen  sollen, 
ist  vor  etlichen  Wochen  gestorben  und  wird  von  vielen  sehr  beklagt; 

')  lieiliegcDd;  im  Namen  der  SläDdu  der  beiden  Woiwodacbafien,  von  dem 
Laodoiarechall  Job.  Sehlicbtlng  von  Bukowiec;  dat.  in  convuuto  purticnlari 
är/.odeusi  die  3U.  Maji  11)53.  Dabei  uoch  ein  Schreiben  dea  Woiwoden  von 
Foaen  an  den  KurrUrsten,  woriu  die  ßiltu  gleichfulls  enthalten :  „dignetur  Sei'" 
T*  in  tutelam  et  pr  oto  ctioaom  haa  proviociaa  recipere  et  adinittere"  (daL 
-j.  Miii  1()55). 

•)  Vgl.  Urk.  u.  Actenet.  VI.  689.  L  9lJ. 


^düvGoot^lc 


VerbaDdlnDg  mit  den  groBspolnischen  Stäadeu-    Affairo  Holet.       355 

auf  seine  Stelle  soll  der  Graf  von  der  Lissa,  Woiwoda  Lescycky, 
versebicket  werden,  welcher  lieinte  von  hier  naeli  Warschau  in  Eil 
fortgereiat,  um  von  dannen  aufa  allerelieste  nacli  Schweden  zu  reisen. 

Der  schwedische  Envoyö  Joh.  Koch  hat  in  Warschau  ein  Schreiben 
des  schwedischen  Senates  an  den  polnischen  Senat  liherreiclit'). 

Die  vergangene  Wochen  ist  ein  echwediseher  Spion,  mit  Namen 
Jacob  Holst,  zwiachen  Tschamkow  und  Wilene')  ertappt  worden 
und  nach  Posen  eingebracht;  soll  allda  morgen  examiniret  werden. 
Man  bat  bei  ihm  die  Abrisse  der  Festungen  Thorn,  Graudenz,  Posen 
und  auch  die  ßeschreilmug  all  der  Pässe  an  der  Netz  und  an  der 
Weichsel  gefunden;  hat  aber  nocli  nichts  bekennen  wollen;  nur  das 
floU  er  bekannt  haben,  dass  er  vor  diesem  sei  in  E.  Ch.  ü.  Oienstcn 
gewesen,  aber  er  habe  sein  Abacheidbrief  bekommen.  In  Posen  hat 
er  alles  am  allermeisten  obaerviret  und  beschrieben,  alle  kleine  Pforten, 
die  Warte  wie  breit  und  wie  tief  sie  sei,  die  Mauern  wie  schwach 
oder  stark  sie  seien.  Und  ob  er  mit  diesen  Particulari täten  gar  leicht 
ist  überwiesen  worden,  so  wül  er  doch  nichts  bekennen ;  er  gibt  sich 
vor  einen  aus,  der  nur  das  Land  hat  besehen  wollen.  Weil  ich  aber 
selbst  bei  dem  Examine  sein  werde,  will  ich  aufs  eheste  E.  Ch.  D., 
waa  er  weiter  bekennen  wird,  untertb.  aviairen'). 

Alle  hiesigen  roritehmen  Stände  sind  mit  dem  Treiben  des  v.  Groben 
sehr  onzuri'ieden  und  wollen  etwas  dagegen  Ihnn. 


Der  KnrfÜrat  an  Kurtzbach-Zawacki.     Dat.  Colin  a.  Sp. 
28.  April  1655. 

(Nach  Berlin  bescbioden.     Die  Angelegenheit  Holat.l 
K.  soll,  da  der  Knrfürst  persönlichen  Bericht  von    ihm  wünscht,  sich  8-  Mai. 
Ml  lald  als  möglich  an  dein  Hoflagcr  desselben  einfinden.    Das  Missvcr- 
KtändntsB  in  Betreff  des  Jacob  Holst  vernimmt  der  Kurfürst  „ganz  nn- 
Renie' ;  er  selbst  habe  bei  den  gegenwärtigen  Verhältni.fsen  für  nöthig  er-     ' 
wählet,   ihn    zu    dem   bewussten  Zwecke  abzuschicken,    „und  wundert  Uns, 
dB.ss  er   dcncnjenigen  bevorab    vornehmen  Ständen    des    Reichs   nnd   Euch 
iibeondcrlich  (dn  er  anders  gewu^st,  dass  Ihr  in  Unscrn  Dien.'^ten  begriffen) 
dsvon,  wie  er   ojtaminirct   worden,   keine   Eröffnnng   gethan.     Zwar  haben 
wir  ihm  ernstlich  »erboten,  keinem  Menschen  seine  Condition  oder  Fürneh- 
nebmen  ohne  Noth  zu  offenbaren,  haben  ihm  anch,  damit  er  desto  leichter 

')  Vgl.  Pufondorf  Carol.  Gustav.  I.  |.  44  ff. 

*)  D.  i.  wol  Czarnlkow  nnd  Filohno. 

*,  Deber  diesen  Holst,  der  in  der  That  nicht  ein  schwedischer,  sondern 
ein  brandenborglscher  Spion  war,  vgl.  Urk.  n.  Actcnst.  VI.  6iHff.  Erd- 
manDsderrrer,  Oraf  Waldeck  p.  SlSf. 


A-nOO»^lc 


365  II.    Der  Dordlsche  Erie^  bia  xom  Vortrag  von  Rünigsberft- 

unbekannt  bleiben  und  es  desto  verborgener  EOgcben  möchte,  einen  Pati 
ertheilet,  snniint  wäre  er  von  Uns  licentiiret;  nnd  solches  aus  denea  Ur- 
sachen, die  Ihr  leicht  ermessen  könDet  nnd  mn  nelcher  willen  Ihr  dies 
Werk  anch  annoch  für  Euch  selbst  also  treiben  . .  .  werdet,  dass  TToser 
DesEcin,  absonderlich  die  Marche  belangend,  nicht  erschalle".  Uehrigeas 
hätte  Holst  sich  den  vornehmen  pulnischen  Ständen,  die  ihn  verhört,  recht 
wohl  entdecken  können;  die  OehcimbaUnng  sei  nur  angeordnet  worden  in 
Hinblick  auf  die  Bevölkerung  „den  gemeinen  Mann"  in  den  betreffenden  Ge- 
genden; die  Festiingspläne  sind  ihm  gar  nicht  spcciell  auTgetragen  wordea; 
er  ist  Ingenieur  and  mng  sie  aus  persönlicher  Curiosität  aufgenomtaea 
haben,  „wie  Ihr  wisset,  dass  die  Lcnte  von  solcher  Profession  von  allea 
Plätzen,  so  hie  sehen,  gerne  Ahriss  haben,  und  ist  keine  Malice  dabei  zn 
vermulhen."  K.  soll  dafür  wirken,  dass  Holst  srlileunig  aus  seinem 
Arrest  enllafscn  wird. 

Letzteres  wird  weiterhin  von  K.  erwirkt,  nnd  es  knüpfen  sich  an  dit 
Angelegenheit  noch  allerlei  Zweifel  und  Verdächtigungen,  in  Folge  deren 
der  Kurfürst  an  den  Woiwoden  von  Posen,  Opalenski,  selbst  schreibt 
und  ihm  den  Snrhverhalt  officictl  mittheilt  (dat.  Colin  a.  Sp.  1.  Jnni  16&5); 
vgl.  Urk.  a.  Actenst.  VI.  694. 


Instruction  dea  Kötiigs  Johann  Casimir  flir  seinen   Secretär 

Bartliold  Rautcnfels  an  den  Kurfürsten.     Dat  Warschau 

I.Mai  1655'). 

IBiUe  um  Vermiltelang  zwischen  Polen  nod  Schweden.  Die  polniachen  Friedeai- 
bedinguDge»;  Amnestie;  die  Titel-  nnd  Wappenfrage;  Ansprach  auf  Geldeot- 
schÜdiguDg  und  Ablrelnng  von  Carknd;  Unlerslülsang  bei  anderweitigen  Eni- 
Schädigungen;  nüiidriiss  gegen  dii-  Mosowilcr  nnd  KoBuki-n.  F.venlaell  aach 
nur  VcrlÜiii^eruiig  des  WnSenslillslands,  nebsl  conjuiictio  armorum  gegen  die  ge- 
nannten Feinde  1 
i.  g.  1—3.    Der  KnrfiJrst  wird  ersucht,  die  Verraiticlung  dem  König  von 

Schweden    gegfniibcr    sn   führen,    entweder  zur    Herstellung    eines   ewigen 
Friedens  oder  Verlängerung  des  Waffenstillstandeä. 

4.  A(]  pacem  itnque  pcrpetuam  hoc  modo  S.  U.  M.  et  Regia 
Üotnus  scBC  accutnniodabit,  si 

5.  AmnUtia  perpetua  inter  lineam  Regalem  SigismundaDam  et 
ßermum  Regem  ordinesque  Sueciac  per  declarationetn  publicam,  abo- 
litis  prioribus  desuper  ouinibue  contra  eandem  Ser™»"  familiam  ema- 
natis  hactenuB  Regni  Sueciae  praejudicialibue  constitutionibuB  rescriplis 
vel  quoquo  ali»  veniant  nomine,  in  comitüs  praesente  S,  R.  Hi<*  pro- 
tanc  Becretario  fiat. 


')  Exemplar  mit  eigenhändiger  Dnterschrifl  nnd  Baudaiegel  dei  Eönigt. 


Polonica.     GesaDdechaft  von  Rnatonfels.  3g7 

6.  Tihili  Suetici  Regia  in  persona  S.  R.  M'ia  terminanti  conce- 
delur  über  usus  u^quc  ad  extrema  vitae  tempora,  excmplb  niultomm 
in  Europa  principum,  insignibus  etiam  oinnibus  rctentis. 

1.  Ut  loco  bonorum  gentilitiorum  et  feudaüum  Domus  Vasianae 
remuneratiouis  summa  ad  minus  ducenlorum  milium  Impcrialium 
praestetur.  Loco  vero  resignatioDis  totius  juris  in  Regnum  Sueciae 
hercditario  competenlis  in  personam  et  ramiliam  moderni  Seri"»^  Regie 
tola  Livonia  a  Dunae  fluvio  usque  ad  ICstboniae  Narvam  inclusive, 
(cum  reliqua  maior  Livoniae  pars  ad  regnum  Polonine  de  jure  alias 
pertineat,  Esthonia  iam  olim  in  disceptatione  extiterit),  Ser"i«e  Sigis- 
mundauae  faniiliae  Laereditario  jure  iterum  deoccupetur  et  »alvis  et 
restituendis  exulantiura  Livonorum  bonis  terreHtribus  boe  modo  Polo- 
niae  Regno  totaliter  postliminio  redhibeatur. 

8.  Et  cum  bace  Livonia  in  nullam  proportionem  totius  Regni 
Suetici  (quae  vix  parallela  Finlandiae  ent)  et  resignandorum  bonorum 
gentilitiorum  et  feudalium  veniat,- Sermua  Rex  et  Ordines  Sueciae  iu- 
super  adpromittent,  ae,  quicquid  porro  erit  a  S.  R.  Mte  alibi  cxpeten- 
dum,  in  quo  D""  Sueci  pro  re  nata  ex  hisce  conditionibuB  conlrarium 
noD  ^it  sineque  suo  singulari  damno  eandem  snblevare  poterint,  in  eo 
se  haut  gravatim  pracbituros  omnino  S.  R.  Mtas  confidit. 

9.  Nach  Abscblnss  dieses  Friedcne  verbinden  sich  beide  Mächte  zum 
Kriege  gegen  die  Moscowitcr  und  Kosaken. 

10.  Kommt  ein  solcher  dauernder  FrJedo  nicht  zu  Stande,  so  iat  der 
König  ancb  erbätig,  aar  eine  Verlängerung  des  Waffenstillstands  einzugehen, 
und  zwar  onler  der  Bedingung:  1}  dass  beide  Mäcbte  sieb  zu  einer  „coq- 
JDDGtio  armorum  proprüs  ntriusqne  partis  impcnKis  contra  Moscnm  et  pro- 
tectos  ab  co  perGdos  Cosai^os  indissoluliili  darntura  ücxq"  vereinigen;  nnd 

2)  quod  si  Dflminus  DeuB  praefatam  armormn  conjunctionem  ita 
benedixerit,  ut  de  lueratis  per  Dooa  Suecos  Mflsci  proprüs  ditionibus 
contigua  S.  R.  Mtie  ejusque  Sormue  familiae  rationc  juris  Suetici  et 
Livoniae  dari  possit  satisfactio,  tunc  inetituenda  erit  commissio,  quo- 
ties  opus  fuerit,  et  per  deputatos  traetandurn  de  paee  perpetua,  salvis 
noanullis  conditionibus  superius  specifieatis. 


Vortrag  von  Rautenfels  bei  dem  KurfUraten  (o.  D.). 

ISichetheit  des  ecbnedischen  Kriegs;   die    Titel-  und  WappendiOeteuz;    letztur 

Tersocb  in  Stockholm.    Der  Kurfürst  wird  gebeten,  sich  zu  rüsten.    Pillnu  nnd 

Memel.] 

I.  K.  Haj.  lassen  l.  Ch.  O.  freundlichst  avisiren:  n 

1.    Daes  Sie  sieh  von  der  schwedischen  Seiten  zweierlei  Anfalls 


A-nOO<^lC 


368  '^      ^"  nordische  Krieg  bis  xani  VerlraR  von  Kunigsberg- 

und  FeintlHcligkeitcn  verselien,  erstlich  ron  der  Küniglicben  Armße; 
darnach  auch  von  dem  Kadziejewgki'},  welcher  sclion  zu  Stettin 
ist  und  die  ^anzc  Königetnark Ische  Armee  auf  seine  von  den  Mosco- 
witern  durch  den  Chmielnicky*)  subordinirtc  Gelder  erhalten  will. 
2,  Dass  man  den  Herrn  Morstyn  gar  schleclit  in  Schweden 
aDgenommen  *)  und  auch  den  Brief  vom  9.  Mai  wegen  de»  ausge- 
lassenen dritten  ,.Etcetera"  und  des  Worts  „Regoorum",  beroach  aucli 
wegen  des  schwedischen  Wap)>eiis  nicht  bat  annehmen  wollen.  I.  Maj. 
aber  wollen  solches  durcliaus  nicht  tliuu,  dass  Sie  aus  Ihrem  Wappen 
die  3  schwedischen  Kronen  und  den  Löwen  fiollten  auslöschen  lassen, 
haben  derowegen  schlechte  Hoffnung,  dass  es  zur  friedlichen  Coinpo- 
sition  kommen  sollte.  Nicht  desto  weniger  aber  wollen  Sie  den  Herrn 
Goraiski  Castellan  Kiowski,  cum  plenaria  facultate,  die  Friedens- 
tractaten  zu  reassuniiren,  ehestens  nach  Stockholm  abfertigen;  bitten 
derowegen  zum  freundlichsten: 

1)  I.  Ch,  D.  wolle  dero  gewöhnliche  gute  Affection  gegen  I,  Maj. 
und  der  ganzen  Krön  erweisen  und  sich  zum  Mediatore  nebenst  dem 
Fürst  von  Holstein  und  dem  Fürst  von  Curland  hochgUnstig  ge- 
brauchen lassen. 

2)  Bitten  Sie,  I.  Ch.  D.  wollen  mit  dero  Armie  der  schwedischen 
Armie  aus  Pommern  den  Paes  in  Preussen  verhindern. 

3)  Bitten  Sie  ferner,  1.  Ch.  D.  wollen  1.  Maj.  2000  Fussvolk  zur 
Besetzung  der  Grenzen  in  Grosspolen  überlassen  (nnter  den  üblichen 
OeldhedlDgungen). 

4)  Bitten  Sie  I.  Ch.  D.,  dero  Festungen  in  Preussen,  sowol  aneh 
das  Herzogthum  selbst  mit  guter  Defension  zu  verseben. 

5)  Wegen  der  Moscowitischen  Tractafen  bitten  Sie,  I.  Ch.  D. 
wollen  mit  dero  Abgesandtem,  den  Sie  iu  Moscow  zu  verschicken 
Willens  gewest,  verziehen  bis  zur  weiteren  Requisition. 

Letzlich  hahcn  I.  K.  M.  höchlich  protcstirt,  dass  Sie  niemals  im 
Sinne  gehabt,  am  geringsten  mit  Krön  Schweden  wegen  der  Festung 
Pillau  und  Mcmcl  zu  tractiren;  bitten,  I.  Cb.  D.  wolle  diesem  keinen 
Glauben  geben. 

Diese  Puncta  haben  I.  K.  M.  hei  hochfreundlichster  Bitte,  I.  Ch. 
D.  solches  mit  beweglichen  Worten  aliquoties  itcrnndo  aufs  fleissigste 
durch    meine  Wenigkeit   unterth.  vorbringen    lassen,    sind    auch    ent- 


')  Vgl.  Ürk.  a.  ActoDBt  VI.  G59  n,  3. 

•)  EbeodaB.  I.  285. 

*)  VgL  Pnfendorf  Carol.  GnaUv.    I.  J.  £ 


^düvGoot^lc 


Polonica.    RBnlHnfela.    Das  preDsBischa  Anounm.  369 

gchloesen,  einen  Abgesandten  eliestens  nacliKuschieken,  mit  I.  Cli.  D. 
ferner  darin  zu  tractiren. 

Mit  RanteDfels  findet  dHnn  am  10.  Mai  1655  eine  OommUsio ns - 
sitzoDg  Statt,  zu  der  v.  Loben,  t.  Schwerin  nnd  v.  Somiiitz  de- 
pniirt  werden,  und  deren  Protokoll  vorliegt;  ein  wesentlirhcr  Erfolg  wird 
aicbl  erreicht. 


Hoverbeck  an  den  KnrfUrsten.    Dat  Königsberg  28.  Mai  1655. 

[RcicbBtag  in  Warschau.    Das  preussiscfae  Annanm;   durch  Destechnng  zn  am- 
gehen.     Dia  Sendung  von  Rau(enf«ls.) 

Er  will  norh  hente  nach  Worr^chou  zum  Reichstag  abreisen,  bittet  aber  2rt.  Mai 
dringend  um  fiistrnciion  dafilr. 

So  viel  die  Erlassung  des  Aniiui  und  Subaidii  ordinarii  von  die- 
sem Jahr  betrifft,  dürft  ea  damit,  wofern  E.  Ch.  D.  denen  grosepol- 
niechen  Ständen  kein  Volk  überlasBen,  sehr  liart  halten  und  die  Sach 
nicht  anders  als  vermittels  eines  Gratials  vor  den  Herrn  Gross-Schafz- 
meister  und  sonsten  zu  haben  sein.  Die  Herreu  Regimcntsräthe  hiel- 
ten es  wol  vor  einen  grossen  Vortlieil  und  Gewinn,  wenn  E.  Ch.  D.  mit 
ein  Paar  tausend  Rth,  20,000  ersparen  könnten  und  haben  mir  zu  dem 
Ende  in  Ermangelung  baren  Geldes  an  die  Obristen  Wallenroth 
und  Lessgewangk,  wie  auch  den  Dr.  KnÖffel  Obligationen  auf 
1000  oder  2000  mitgeben. 

Von  des  Secretarii  Rantenfels  Ncgoeiation  weiss  ieb  hiebt,  was 
ich  sagen  soll,  und  muss  ich's  seinem  eigenen  Capriccio  niebr  als  dem 
Künige  oder  den  Senatoren  beimessen,  angeschn  S.  K.  M.  sich  bereits, 
vor  etlichen  Jahren,  da  Hir  doch  zu  der  Zeit  die  Aspeefen  bei  weitem 
nicht  so  sehr  zuwider  liefen  als  anjetzo,  sieb  auf  leidlichere  und  prac- 
ticablere  Conditionen  gegen  mich  ausgelassen'). 


Instruction   für  den  Hof-  nnd  Kamraerrath   Wladislav  Frei- 
herrn y.  Kurtzbaeh-Zawacki  zur  Verhandlnng  mit  den  Depu- 
tirten  der  beiden  grosspolnischen  Woiwodschaften.     Dat. 
Colin  a.  Sp.  25.  Mai  1655. 

[Die  Besetzung  gross  pol  oi  scher  Plälze     liedingangen  des  Kurriirsten  dabei.] 
l.    Zur  Besetzung  durch  die  Truppen  des  Kurfürsten  soll  er  ihnen  die  ' 
folgenden  Plätze   vorschlagen:     „Nakel,    die  Flehne,    Pakosc,   Sembowo, 


■]  Vgl  Ürk.  D.  Actenit.  Tl.  693. 

Utut.  I.  Oach  il.  Gr.  Karnintm,      VII.  " 


^düvGoot^lc  * 


370  '^'    ^'^  itordiicbe  Erieg  bis  Kam  Vertrug  von  Rdnigsberg. 

Schloterie,   Vladislar,  üscie,  eia  Poet  in  Posen,  als  etwa  aufm  Schloss« 
daselbstea,  Draheim  nod  Bentschen." 

2.  Die  Stünde  mUssen  die  nöthigen  Arbeitsleute  und  Materialien  zur 
FortiGcation  liefern. 

3.  Das  Commando  mUsate  den  churfürBtlicheD  Oflficieren  in  denea 
Oertern  allein  verbleiben,  g:eg:en  einen  Revers,  niemanden  als  den 
Ständen  die  Oerter  wiederum  zu  Überantworten;  auch  mUsateo  chur> 
fnrstlicbe  Völker  darin  allein  gelegt  werden  und  dieselbige  von  Sr. 
Ch.  D.  dependiren. 

4.  Enrtzbach  soll  die  gonaonten  Pl&tze  selbst  Inspiciren  and  über 
ihre  Vertheidigungsrähigkeit  Bericht  erstatten. 

5.  14  Tage  nach  AbschluFS  des  Vertrags  sollen  die  Pl&tze  besetzt 
werden;  die  Trappen  sind  mit  4  Rth.  auf  den  Mann  monatlich  uad  nach 
MssBgabc  der  brandenbnrgi sehen  Verpflegntigsordonnanz  zu  verpflegen. 

6.  Für  die  ntStige  Munition  und  Artillerie  wird  der  Enrfürst  sorf^en. 
T.    Für  die  a,afgewandt«D  Kosten  sowie  die  Verpflegung  sollen  dl»  De- 

putirten  gutsageo,  „auch  bis  zur  Satisfaction  die  besetzten  PlStze  zur  Hy- 
pothek stellen". 

8.  Proviant  auf  dem  Marsch  mnss  geliefert  werden. 

9.  Der  Kurfürst  ist  bereit,  den  Ständen  Hir  jeden  Centner  Satpeter 
einen  Centner  Pulver  zn  liefern. 

10.  Die  Tmppen  dürfen  nur  zur  Vci-theidigang  der  bestimmten  Plätze 
verwendet  werden. 

1 1  Streitigkeiten  der  Truppen  mit  polnischen  Truppen  oder  den  Ein- 
wohnern sollen  durch  ein  gemischtes  Gericht  entschieden  werden. 

12.  Auf  diese  Bedingungen  ist  E.  bevollmächtigt  mit  den  Ständen 
abznscbliessen ;  findet  die  eine  oder  andere  derselben  Schwierigiceiten,  so 
bat  er  erst  zu  berichten. 


Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Warschau  3.|13.  Juni  1655. 

[Vom  polnischen  Reichstag.  Rüstangen  nnd  Zuversicht  in  Grosspolen.  Die 
Moacowiter  in  Littaaen.  Huthlosigkeit  der  dortigen  Stände.  Der  Korrürat  als 
Throncnndidat.) 
13.  jnni.  Jedermann  war  gestrigen  Tages  jles  Schlusses  gewSrtig,  wenn 
das  unrerhoffle  Incident  nicht  dazwischen  kommen -war,  dass  ein  Land- 
bot den  andern  bei  Zusammenkunft  der  sämmtlicben  Stftnde  an  den 
Hals  geschlagen  und  Über  dem  Gericht,  darüber  gehalten,  die  zu  den 
Beichsconsultationen  destinirte  Zeit  war  zugebracht  worden. 

Die  grosspolnischen  Stände  vermeinen  guten  Theils  ausser  Ge- 
fahr zu  sein,  nachdem  ihnen  ron  den  Schweden  so  viel  Zeit  gegönnet 
worden,  dass  sie  den  Ausscbuss  von  Bauern  an  die  Pisse  gefQhrt 
und  das  allgemeine  Uffbot  des  Adels  in  Gang  gebracht  haben.     Bei 


BrandenboTg  und  GroiBpoteo.    ZnMnät  io  Lilteaeii.  371 

und  nebenet  diesen  beiden  oneribue  des  Ausschusses  der  Bauern  und 
Uffbot  des  Adele  wollen  die  anderen  Stände  sich  durchaus  zu  keinen 
Werbungen  verstehen.  Es  hoffen  aber  gleichwol  die  GroBSpolniscbe 
die  Sacb  so  weit  zu  bringen,  dass  ihnen  von  den  allgemeinen  Con- 
tribulionen  so  viel  zu  heben  vergönnt  werde,  als  zu  Werbung  und 
jährlichem  Unterhalt  3000  U-  z.  F.  und  1000  Pferde  erfordert  wird. 

In  Littauen  aber  ist  sehr  grosse  Furcht  vor  der  Moscowiter  Macht 
und  Tirannei,  sintemal  sie  alle,  die  ihren  Glauben  nicht  annehmen, 
rergehen  lassen;  dass  man,  um  diesem  zu  entgehen,  sich  wol  an 
Schweden  ergeben  dOrfte.  |:Der  Bischof  von  der  Wilde'):]  inclinirt  selbst 
dahin,  dass  man  sich  vermittelst  gewisser  Pactonim  ergeben  soll,  und 
eorrespondirt  deshalber  sehr  fleissig  |:mit  dem  Herzog  von  Cnrland:!, 
von  welchem  er  eo  viel  hält,  daes  er  ihn  |;auch  gar  zum  kQnftigen 
Künig:]  Torecblagen  darf.  |:Der  Feldoberste  in  Littauen:|  aber  möchte 
es  gerne  dahin  gerichtet  sehen,  dasB  vermittelst  gewisser  zu  beiden 
Theilen  Torlbeiliianiger  Gonditionen  sie  eich  |:uiiter  E.  Ch.  D.  Protection 
geben)  möchten.  Was  es  aber  vor  Gonditionen  sein  sollten,  davon  werde 
ich  diesen  Abend  bei  einem  deshalber  angestellten  Banquet  reden.  Und 
siebtes  darauf,  dass  liFllrst  Bogislav')  zuE.  Ch.  D.:]  selbst  hinüber 
kommen  soll.  |:  Diese  Fürsten  wie  auch  der  Erzbisehof  zu  Gnescn:] 
und  viel  andre  mehr  gOnnen  K.  Ch.  D.  |:die  Krön  vor  andern:),  so- 
wohl in  Ansehung  |:dero  Tapferkeit  und  anderer  Qualitäten:],  als  auch 
weil  Sie  ohne  dae  |:nach  Abgang  des  Königs  das  mehrste  Erbrecht 
auf  Littauen :|  haben');  und  stehen  nur  deshalber  dabei  an,  ob  auch 
E.  Ch.  D.  uf  solchen  Fall  sich  so  hoch  angreifen  wollten  oder  könn- 
ten, dass  Sie  denen  andern  |:ConcurrenIen:i  und  insonderheit  |:Schwe- 
deu:|  gewachsen  wären. 

Rurtzbach'Zawacki  an  den  Karftlrsten.     Dat.  Posen 
8.118.  Jnni  1655. 

[Die  Occapatiooarntge  bei  den  groBipolDiBcbeD  SlSodeo;  sie  erheben  Scbwierig- 
keiieo;  Mifatraaeo  in  Folge  der  AOTiiire  Holst.  Sicherheit  der  Groaepolen  auf 
hUch«  Gerüchte  hio;  achlecbte  RüstuiiKeni  die  Päaao  an  der  Nelte.  Mangel- 
haries  Amtegehtfiaioie«  in  Polen.  Weitere  Nachrichten  bis  zum  Ende  der  Ge- 
SBndlBchan  ] 
Am  10.  Jnui  st.  n.  hier  eingetroffen  bot  er  norh  »iele  tob  den  Stän-  ig.  Juni 
den  angetroffen;  er  erhält  aber  zunächst  zar  Antwort,  dass  man  ohne  Coa- 

',  D.  i.  WilnB. 

*)  FSrat  BogieUT  Badziwill. 

*)  Tgl.  über  die  jagellonische  Verwand tBcbafC  das  KarfürBton  Urk.  u. 
Act»nal  L  161  d 

24« 


A-nOO»^IC 


372  I^-    ^"  nordUcbe  Krieg  bis  znin  Vertrag  voa  Künigaberg- 

seoB  dea  Königs  imd  iq  Abwesenheit  des  KroDschatzmeisters,  des  General- 
LaDdeshanptraanb's  vod  Qrosspolen,  die  CapitDlntion  nicht  schlieseen  könoe. 
Sie  lassen  dem  KorTürstea  für  seioen  guten  Willen  inzwischeD  danken  and 
bitten  K.,  noch  etwas  Gednld  zn  haben. 

Ob  ich  Dan  zwar  keine  eigentliche  Antwort  und  Declaration  be- 
kommen, 80  hab  ich  doch  von  den  Vornehmsten  so  viel  rerstanden, 
dasB  sie  die  Hauptpunkte  nicht  werden  eingehen  wollen.  AU  erstlich 
wollen  sie  E.  Cli.  D.  Völkern  die  Pässe  nicht  einräumen,  weil  sie  sel- 
bige mit  ihrem  Volk  schon  besetzt  haben,  sondern  wollen,  dass  sie 
zu  Felde  neben  der  polnischen  Annee  liegen  sollen ;  unterdessen  wollen 
sie  die  StUcke  auf  die  Pässe  haben.  Zum  andern  sagen  sie,  es  sei 
gefährlich,  solche  Pässe  eines  fremden  Potentaten  Völkern  einzuräu- 
men, viel  gefährlicher  aber,  dass  dieselben  allein  darin  liegen  und  nur 
Yon  ihren  OfQcieren  commandiret  werden  sollen.  Zum  dritten  wollen 
sie  den  Soldaten  kein  Service  oder  Proviant  auf  der  Marche  bewilli- 
gen, weil  es  in  Polen  nicht  der  Gebrauch  wäre,  sondern  wollen,  so- 
bald die  Puncta  geschlossen,  zu  Landsberg  die  Gelder  vor  einen  Mo- 
nat auszahlen,  damit  die  Völker  Zehrgeld  haben  möchten.  Ferner 
wenn  sie  ja  etwas  von  E.  Ch.  D.  Völkern  in  gewisse  Plätze  anneb- 
mcn  sollten,  so  sollten  doch  dicsclbigen  Völker  nicht  zur  blossen  De- 
fension  der  veraccordirten  Plätze,  sondern  auch  anderwärts  nach  Er- 
■  forderung  der  Nothdurft  gebraucht  werden.  Letztlich  haben  sie  am 
meisten  darauf . gedrungen,  dass  die  Völker,  sobald  sie  auf  dem  pol- 
nischen Boden  kommen,  nebenst  E.  Ch.  D.  Revers  I.  Kön.  Maj.  und 
den  Ständen  einen  Eid  ablegen  sollen. 

K.  spricht  ihaeo  seine  Verwundernng  aas  über  diese  plötzlich  heri-or- 
tretenden  Zeichen  des  Misstrauens,  nacbdem  sie  früher  den  Knrfürüten  selbst 
so  inständig  gebeten  hätten,  die  Pa.«sc  zn  besetzen.  Es  kommt  heraus, 
dass  Einige  als  Ursache  ihres  Misstraoens  die  Sendung  des  Jacob  Holst 
andeuten,  worauf  ihnen  K.  plausibel  zu  machen  sacht,  wie  natürlicb  und 
nothwendig  und  nnrerfänglioh  dieselbe  gewesen  sei. 

Im  Uebrigen  bericlit  ferner  E.  Gh.  D.  ich  untertb. ,  dass  ich  die 
Sachen  allhier  in  grosser  Confusion  gefunden,  also  dass  aucb  all  die 
von  Adel,  deren  allhier  bei  Posen  bei  3000  sind  gemustert  wor- 
den, wiederum  nach  Hause  verreist;  wollen  gar  nicht  glauben,  dass 
der  Schweden  Vorhaben  wider  sie  gemeinet  sei ,  dieweil  sie  von  nn- 
tersohiedenen  Orten,  als  von  Breslau,  von  Danzig,  Schreiben  bekom- 
men, dass  es  bei  uns  gar  keine  Gefahr  haben  wird;  und  sonderlieh 
ist  allen  der  Muth  sehr  gewachsen,  dass  vor  wenig  Tagen  von  Bres- 
lau hier  geschrieben,  Königsmark  war  durch  DUringen  in  die  Ober- 
pfalz gangen.    Welchem  ich  zwar  meines  l'faeils  noch  kein  Ölaabett 

i:q,t7r.d   .t^iOOt^lC 


Srandeobarg  nod  Grosspolen.  373 

geben  kann,  aonderlich  nachdem  durch  diesen  E.  Cli.  O.  Trabanten 
mir  von  Berlin  nichts  zukominen.  Unterdessen  sein  die  Pässe  mit 
nD^eObtem  Volk  besetzt;  sie  bauen  ächanzen,  die  gar  wunderlich 
susseben,  denn  sie  haben  kein  einzigeu,  der  sich  darauf  recht  ver- 
stehen sollte. 

K.  bemerkt,  dtias  die  beiden  in  der  InstruclioD  angegebeoeD  Pässe 
I>akosc  uud  Sluterie  zur  Woiwodschaft  Cujavien  geboren  aad  daher  hier 
niebt  über  dieselben  eutscfaiedeu  werden  kann.  Dagegen  macht  er  aocb  anf 
einige  andre  wichtige  Pässe  an  der  Netze  aufmerlisain,  oamentlich  Labi- 
sebfQ  und  Rynarzewo. 

£r  klagt  über  den  Mangel  an  Verschwiegenheit  in  Polen;  alles  ge- 
beiffläte  wird  ausgeplaudert;  so  hat  er  eben  erfuhren,  „dass  der  Königliche 
SecretariuE  Raatenfels  die  aller  geheimsten  Sachen  Bürgern  und  Studen- 
ten hier  in  Posen  erzählet  hat";  er  verwahrt  sich  für  etwaige  Fälle. 

Zwei   Tage   später   schreibt    Knrtzbach   noch   einmal    dat.  Lissaw  20.  Juui. 
10./20.  Juui  1655  ähnliche  Nachrichten:  die  Mchrzub]  der  Leute  ist  ganz 
verblendet;   nur   wenige  wirkliche  gute  Patiiotcu  scheu  ein,   wie   sehr  die 
UnbeEonnenen  (ndic  meist  von  ihren  gottlosen  Pfaffcu  also  betböret")  dem 
KoHürsten  Unrecht  thun  uud  dabei  alles  anfs  Spiel  setzen. 

In  Erwiderong  auf  das  S'.-hreibon  vom  8./18.  Juni  erhält  darauf  Kurtz- 
bach  Befehl,  die  versarameltcn  Stände  nochmals  der  Affection  des  Kur- 
tÜTEten  zn  versichern  und  dann  sofort  Abschied  zu  nehmen  nnd  nach  Berlin 
la  kommen  (dat.  Collu  a.  Sp.  12.  Juni  1655).  Einige  Tage  später  (18.  Juni)  33.  Juni. 
wird  dieser  Befehl  dahin  abgewandelt,  dass  er  erst  noch  die  Ankunft  des 
0 ro >:gs cb atz 9ie isters  abwarten  soll.  Diese  Ankuuft  aber  zieht  sieh  hinaus 
ood  wird  endlich  ganz  zweifelhaft,  wie  K.  noch  am  19./29.  Juni  ans  Lissaw  29.  Juni, 
schreibt:  die  Stände  hier  sind  darüber  sehr  betrübt,  dass  auf  diese  Weise 
mit  dem  Eurflirsteu  nichts  abgeschlosseu  werden  könne;  aber  „man  lebt  zu 
Warschan  so  sicher,  als  wenn  man  von  den  Schweden  gar  nie  gehört;  mau 
hat  anch  einen  Belations- Land  tag  pro  die  10./20.  Juli  zur  Sroda  ansge- 
schrieben;  unterdessen  marschircn  all  die  Landschaften  in  den  beiden  Woi- 
wodüchafteu  nach  dem  Li^er,  welches  an  dreien  Ocrtern  an  der  Ketz  soll 
geschlagen  werden".    Das  Uebrige  wolle  er  mündlich  berichten. 


Adersbach,  Relation.     Dat.  Warschau  14.|24.  Juli  1655. 

IVom  Hofe.    In  Grosspolen  Confueion   und  Ohnmacht.    Dünaburg.] 

Völlige  Stille  iu  Warschau  und  am  Hofe. 

Aus  Grosspolen  habe  ich  jetzo  auch  des  Herrn  Krongrossschatz-  24.  Juli. 
meigters  Schreiben  gelesen,  darinnen  er  ausdrücklich  berichtet,  dass 
General  Wittenberg  mit  12,(XX)  Mann   gegen  GrosBjKilen   anziehe, 
daselbst  aber  noch  ganz  keine  Bereitschaft  zur  RUstung  sei,  sondern 


A-nOO»^lc 


374  '^-    ^'^^  nordiBcbe  Krieg  bii  zum  Vertrag  von  RöDtgsberg. 

alles  in  grosser  Gonfusion  bestehe.  Was  dieses  nun  Air  einen  schönen 
Blick  gebe,  dem  ersten  Ansatz  zu  widerstehen  und  dadurch  unsere 
Völker  zu  aniniiren,  ist  leicht  zu  urtheilen.  Also  schreiten  wir  ge- 
rades Weges  zum  vollen  Untergang.  DBnenburg  soll  eich  auch  fast 
gutwillig  den  Schweden  ergeben  haben. 


Ädersbach,  Relation.     Dat.  Warschau  ^^„"^  1655. 

INacbricht  tod  Littaneo.     Verepätete    Uuergie  dea  KöDigs;    aagaordoete   Wer- 
buugeu.    Der  Primai  soll  AbdaukuDg  des  Königs  verlangt  habea.    Ans  Groai- 
polen.) 
6.  Aug.  Der  EoDig  residirt  noch  hier,  nebst  einer  Anzahl  Senatoren,  mit  denen 

täglich  Bath  gehalten  wird.  Ans  Litauen  allerlei  widersprechende  Nach- 
richten, u.a.anch  das Oerücbt,dasa  der  GroasreldherrFürsI  Jan ns  Radziwill 
sich  mit  dem  gBQZcn'QroäsrürEtentham  den  Schweden  ergeben  habe,  dem 
anch  wieder  widersprochen  wird. 

{:  Indessen  beginnt  man  jetzo  erst  recht  sich  in  Postur  zu  stellen 
und  bei  der  grossen  Wasserfluth,  die  uns  fast  ganz  ersaufen  möchte, 
auf  Mittel  zu  gedenken ,  wie  man  diesem  Unglück  steuern  und  sich 
auf  eine  Defension  gefasst  machen  möchte;  wann  nur  nicht  zu  späte 
wäre;  massen  der  König  mit  aller  Macht  die  geerbten  Schätze  angrei- 
fen wird.  Und  hat  den  Obristeu  von  Wallenrodt  zum  General- 
miyor  über  die  neue  Armee,  so  itzo  schleunig  aufgebracht  werden 
soll,  bestätiget,  auch  ihm  alsogleich  Palenta  auf  ein  Regiment  zu  Pferde 
und  auf  ein  Regiment  Dragoner  ertheilet,  welches  derselbe  auch  sich 
im  Monat  zu  liefern  verbunden;  darzu  dann  andere  Ofßcirer  mehr  ge'- 
zogen  und  gefordert  werden,  das»  also  Hex  Poloniae  ihm  einen  rech- 
ten Ernst  sein  lasset,  weil  ihm  das  Wasser  schon  bis  au  die  Seele 
dringet.  Wenn  nur  die  Sueei  so  lange  warten  wollten,  bis  wir  fertig 
wären  :|. 

I:  Dieses  habe  unterth.  noch  hinterbringen  sollen,  welches  mir  der 
Resident  des  Kaisers  als  aus  der  eonfidenten  Communication  eines 
vornehmen  Jesuiten  anvertraut  hat,  dass  der  Primas  Regui  herkommen 
sei,  dem  Regi  Poloniae  ausdrücklich  zu  sagen:  Depone  Coronam. 
Nun  muss  gewiss  was  dran  sein,  weil  sie  beide  in  der  Audienz  hart 
an  einander  gewesen,  dass  sie  auch  gar  laut  sich  hören  lassen.  Wäre 
eine  grosse  Geduld  des  Regis  Poloniae  und  mächtige  Vermesaenheit 
des  Primatis:[. 

P.  S.    |:Die  Noblesse  in  Grosspolen  will  durchaus  nicht  in  den 


A-nOO<^IC 


'     Bericlite  vom  Hofe  in  Warachftu.  375 

Aecord  der  VerrAtber  einwilligen '),  sondern  bleibet  beatändig  and 
wehret  Bicb  tapfer,  auf  Aseistenz  wartend:|. 

Ädersbach,  Relation.    Dat.  Warschau  ?/„,.'  1655. 

[Die  Kvoigin  nach  Krakaa.    TerepaUte  BuatuDgea;.    Oberst  t.  Wallenrodt. 
Hilfegesuch  an  den  KatBer.| 
GesterD  iet  die  Königin  mit  ihrem  Hofstaat  Dach  Krakaa  ^gereist  —  8.  Aog. 
«wobei  denn   recht   traurig  anzusehen   gewesen,   wie   die   beide  gekrfinle 
Hkapler  einander  mit  BetriibnisB  and  grossem  Herzeleid  gesegnet  haben." 
Es  ist  zn  vernnndern,  vie  man  sich  bemüht,  jetzt  erst  eine  Armee  zn 
Stande  zu  bringen,  während  die  Schweden  bereits  im  Gebiet  von  Lancicz 
stehen   Rollen;   und   auch  jetzt  noch  geht   es  EcbläTrig  genug  zu  —  „der 
gute  König   ist  verrathen  ond  verkauft  und  weiss  nicht,   zu   wem   er  sich 
fertrsnen  boII." 

:In  Bumma  wir  sind  verloren,  wenn  Gott  nicht  ins  Mittel  tritt 
nnd  uns  Rettung  8chafft.:|  Indessen  hat  der  Herr  Oberste  r.  Wallen- 
rodt die  Charge  dea  Generalmajor  so  weit  angenommen,  als  die  ver- 
iprochene  Zahlung  erfolgete,  so  S.  Maj.  erboten  zu  zahlen  {:au8  den 
Geldern,  so  von  dem  aus  des  verstorbenen  Prinzen  Terlassenem  Schatze 
genommenem  Silber  und  Aposteln  jetzo  zu  Cracau  geschlagen  wer- 
den'); welches  aber  sehr  schwer  dem  KiJnig  abgangen,  ehe  er  sieb 
dazu  verstehen  und  sie  herausgeben  wollen;  und  wäre  es  nie  ge- 
schehen, wenn  die  höchste  l^oth  ihn  nicht  gedrungen  h&tte:|. 

Wallenrodt  möchte  viel  lieber  DienEte  hei  dem  Kurfürsten  nehmen, 
wozn  ihn  sein  Vetter,  der  Hauptmann  zu  Tapian,  aufgefordert. 

P.  S.  |:Der  König  hat  auch  den  Haider  um  Hilfe  inständigst  er- 
suchet und  gebeten,  aber  diese  Antwort  darauf  erhalten,  dass  er  ohne 
der  Reichsstände  Vorbewusst  und  Consens  nichts  thun  durfte.  Schlechter 
Trost  :|.  

Aderebach,  Relation.     Dat.  Warschan  2.|12.  Ängnst  1655. 

(YertheiJiguDgBDiasgregelD  in  Warscbaui  der  KSnig  aoll  ine  Fitid.     Gerücht 
über  deu  Rnrfürateu.} 
|:Hier  beginnen  wir  uns  itzo  erst  zu  verwahren  und  zu  verschan-  12.  Aug. 
len,    nnd    werden   alle  Tbore  der  Stadt  mit  Werken  besetzet.    Der 

')  Am  25.  Juli  hatten  diu  Führer  des  gross  polnischen  AnfgebateB  die  Capi- 
lalatiun  von  Ujae  mit  den  Schweden  abgeachlossen,  in  Fniga  deren  Groiapolen 
•ieh  dem  König  Karl  Gnstav  ergeben  und  ihn  ala  Herrscber  anerkennen  Ballte; 
Tgl.  darüber  neben  den  ftlterea  Quellen  die  Notizen  aus  dem  polnischen  Werk 
Ton  Jarochowski  in  *.  Sybel  Bistor.  Zeitechria  18,  3T3ff. 

*)  Vgl.  über  diese  Sch&tie  Urk.  n.  Actenit.  Tl.  692. 


^düvGoot^lc 


376  '['    ^^'  uordiBcbe  Krieg  bis  zum  Vertrag  tod  Königsberg. 

Gnesensche  Erzbisdiör  ist  vor  3  Tagen  hie  wieder  aagelaa^t,  blosa 
den  Ktinig  zu  perBuadircn,  io's  Feld  zu  gehen,  wenn  auch  gleich  nur 
mit  ein  tausend  Mann;  dann  die  Ritterschaft  dadurch  animirt  werden 
werde,  dass  sie  sich  desto  fieissiger  und  willfahriger  in  das  Lager 
einstelle,  wann  sie  den  Herren  im  Felde  vermerken;  dem  auch  der 
KOnig  pariren  und  sich  von  hinnen  ehest  aufmachen  will.  Der  gute 
König  weiss  nicht,  wie  er  sich  ihnen  accommodiren  soll,  damit  er 
ihnen  keine  Ursache  zur  Widerwärtigkeit  gel»e;|. 

Der  König  läüGt  Adertibach  kommeo  und  spricht  mit  ihm  von  den 
Gerücht,  dass  der  Kurfürst  mit  den  Schweden  verständigt  sei;  lä^st  sich 
aber  luieht  duvou  abbringen  nnd  bleibt  fest  dabei,  „dAns  K.  Ch.  D.  iba 
nicht  lassen  würden." 


Adersbach,  Relation.     Dat.  Warschau  5. 15.  Aog.  1655. 

I  VertheidiguQgamtkSBregeln ;  der  );elreu»  Adel  von  Grusspuleti ;  die  ßadzinill  und 
das  bönigl.  Preasecu.  liebele  NachricUteo  ans  der  Ukraine  und  l.iltauen.  Die 
Verhandlungen  in  Stettin.  Radziejewabi.  Fartäckr^iilendit  Auflüsung;  Geii  des 
Königs.  UuffnnDgaloaer  Zustand.  Gerücht  über  Absiebten  des  tCurfürsten  anf 
Ermland.] 
;.  E.  Ch.  D.  habe  hiemit  .  .  .  gehorsamst  hinterbringen  sollen,  dasg 

wir  uns  allhic  in  bessere  Postur  zur  Defensiun  stellen,  und  werden 
die  deutschen  oder  fremden  Völker  ehist  allhic  aus  Littauen,  wie  auch 
der  Kronfeldherr  mit  3000  auserlesener  Mannschaft  erwartet  werden, 
also  dass  wir  hoffen,  mit  der  aufgebotenen  Ritterschaft,  so  morgen 
zum  geueral  Rendez-vous  unter  Sochazew  8  Meilen  von  hier  ver- 
schrieben ist,  dahin  auch  Ö.  ,Maj.  sich  begeben  und  solcher  Vorstelluug 
in  Person  beiwohnen  will,  und  mit  dem  grosspolniBchen  Adel,  so  sich 
beständig  und  getreu  zu  Sr.  Maj.  Diensten  erkläret  und  sieh  auch  da- 
hin, wo  sie  commandiret  würden,  zu  präsentiren  anerboten,  ein  Corps 
von  30,000  M.  uffzubringen  und  bei  einander  zu  haben,  damit  S.  Mfy. 
den  Fricdensbruch  ihrer  Feinde  und  Meineid  ihrer  Rebellen  zu  räcbea 
mit  Gottes  Beistand  und  Hilfe  sich  ins  Feld  machen  will ...  Zu  dem 
haben  beide  Fürsten  Radziwill  (indem  auch  Herzog  Boguslaw 
heut  oder  morgen  hie  in  aller  Eile  sein  wird)  und  die  drei  Haupt- 
stAdte  sammt  dem  ganzen  Königl.  Tbeil  Preussen  sich  aufs  äussersto 
zu  wehren  ufTs  neue  schrift-  und  cidlieh  sich  erkläret  und  ver- 
bunden. 

Ans  der  Ukraine  die  Nachricht,  daas  die  Kosaken  Podhaj'ecE  einge- 
äschert haben  und  auf  Leniberg  ziehen ;  aus  Littanen,  dass  die  Moscoviter 


Aj.OO<^IC 


Berichte  vom  Hofe  in  WsrBchau.  377 

Wilua  erobert  haben.  Mao  wartet  mit  Verlangeu  auf  eleu  Ausgang  der 
Trsctateo  zu  Stettin  —  „Pacem  te  poecimus  omuea". 

Herr  Radziejewski  soll  bereit  bis  Caliss  gerttckt  sein'). 

i:ln  summa,  icb  sehe  vor  den  König  in  Polen  keine  Kettung,  wo 
Gott  nkbt  in's  Mittel  tritt  und  den  Frieden  verleihet;  dann  er  von 
allen  Seiten  faijt  von  seinen  Feinden  in  Gewalt  ist,  dass  er  nicht 
weisH,  wem  er  sich  vertrauen  dürfe,  weil  auch  die  Masuren  (an  derer 
etiliche  vornehmste  der  ßadziejewski  auch  geschrieben  haben  soll) 
UDtrea  zu  werden  beginnen  und  übel  von  ihm  reden.  Zu  deme  so 
mag  der  Cumput  des  Heeres  auf  dem  Papier  grösser  als  in  der  That 
an  8ich  selbst  sein,  und  all  dies  darzu  über  die  Maasse  zu  böse,  dass 
der  König  bei  dieser  äussersten  Noth  lieber  das  Geld  als  seine  Wohl- 
fahrt schätzet,  weil  er  den  Schatz  nicht  angreifen  will,  da  er  doch 
seinen  und  desselben  Untergang  und  Verlust  vor  Augen  siebet.  Was 
soll  mui  sagen?  Wir  leben  allhier  ganz  desperat;  die  Thors  dieser 
Stadt  werden  ja  auch  verechanKCt,  aber  in  den  Vorstädten  herum  seind 
solche  grosse  Nester  dass,  wann  sie  angcstecket  werden  soIIcd,  die 
ganze  Stadt  davon  im  Brande  mit  alsdann  gehen  dttrfite,  weil  viel 
dergleichen  Nester  sich  aucii  in  der  Stadt  beßnden.  Und  taugts  darzu 
nicht,  dass  in  Preussen  die  beiden  Gebrüder  Woiwoden,  Herren  Wei- 
hern, unter  einander  in  grosse  Feindschaft  gerathen  sein,  und  in 
Littauen  auch  unsere  beiden  Gevettern  Fürsten  Kadziwillen  sich 
eben  veruuwillet  haben. 

Im  Hbrigen,  gn.  ChurfUrst  und  Herr,  verwundert  sich  der  König 
in  Polen  sehr,  dass  er  von  E.  Ch.  D.  keine  Antwort  auf  sein  Schrei- 
ban  erhalten  kann,  und  wird  gar  kleiamilthig,  weil  das  Gerücht  stark 
erschallet,  als  wenn  £.  Ch.  D.  das  Biscbofthum  Ermland  occupiren 
nolltea:|. 


Eine  letzte  Relation  Aderübach'd,  dat.  Wuriiebau  lt>./^t>.  Ang. 
Itl56,  liegt  noch  vor,  die  uitüts  wet;ciitUi;h  neues  bringt;  dann  bricht  die 
Correspondenz  Ttir  die  uächstu  Zeit  ab. 

')  HieronyinuB  RHdEiuJuweki,  früticror  poluUcher  KroD-Uator-KaUKter, 
dun  wegen  HochTerrath  o.  a.  verurteilt,  jetst  in  Bchwediacbeo  Dieoatea;  er  war 
UDMDtlicb  aucb  bei  der  CapitnlatioD  TOn  Ujsc  tbaiig  gewesen;  vgl.  Urk.  a. 
Actenst  VI.  659.  6ä2. 


^aovGoOt^lc 


II.    Uer  aordiBche  Krieg  bis  tum  Vurtrag  Ton  KöDigaberg. 


YerbandluDgen  mit  Schweden  bis  zum  Abbruch 
der  Stettiner  Tractaten. 


König   Karl    Gustav    an    den    KarfÜrBten.     Dat    Stockholm 
6.  Mai  1655  {eigenh.}. 

[CompUmente.    SendoDg  OzeDBtjema'B  nacb  SUttia ) 
16-  Mai.  Dank  für  die  ihm  durch  dea  brandenbargischeD  Residenten  Dobrczeuski 

geuachteo  VersicheruDgea  tod  der  guteo  OeBionaDg  des  Korftlrsteo  gegea 
ihn.  Er  Eende  des  Graren  B.  Oxenstjerna  nach  Stettin,  der  dort  ab- 
warteo  soll,  was  der  Kurfürst  des  weiteren  an  ihn  bringen  will.  Vor^ch«- 
rang  der  besten  Absichten. 


Der  Kurfürst  an  Karl  Gustav. 

(Concept  o.  D. '). 
[Conplimeate.    Bitte  nicht  ohne  Be rück s ich tiguog  seiDer  lDtere»«ii  mit  Polen 
#  obzaBchlieesen] 

Dank  für  obiges  Schreiben.  Ozenetjerna  wird  hoffentlieh,  was  bis 
jetzt  noch  nicht  geschehen,  die  nöthigen  Versicherungen  zur  QrUnduDg 
eines  guten  Vertrauens  geben  und  so  das  von  dem  EnrfUrsten  entgegeo- 
getragene  Vertrauen  belohnen. 

Nacbdem  aber  indeueB  leicht  geschehen  konnte,  dass  zu  E.  K. 
H.  Satisfaction  der  Friede  durch  die  jetzige  poIniBche  Ambaeeade  alda 
geachloBsen  werden  möchte,  so  will  ich  im  geringsten  nicht  zweifeln,  er> 
Buche  auch  £.  H.  darum  ganz  dienstlich,  Sie  werden  nichts  desto  weniger 
dabei  mein  Interesse  in  Acht  Dchmen  und  solchen  Frieden,ehe  und  bcTor 
die  projectirte  Condiliunes  auch  vor  mich  eingegangen,  nicht  vollziehen. 
Dann  weil  ich  bisbero  sehr  auf  E.  M.  Satisfaction  gedrungen  und 
deroselben  halber,  wie  auch  noch  neulich  durch  die  verstattete  Marche, 
sehr  suBpect  gemachet,  wUrde  ich  sehr  tibel  daran  sein,  wenn  ich  da- 
bei vergessen  sein  sollte.  Es  wird  aber  auch  zu  E.  H.  und  dero 
Staats  eigenen  Sicherheit  gereichen,  dass  ich  die  bewusste  Conditionea 
erhalte,  wie  ich  mich  denn  dessen  festiglich  zu  E.  M.  versehe,  und 
dasB  Sie  darin  mehr  vor  mich  sorgen  werden,  als  wenn  ich  selbst  da- 


')  Das  Concept  jedenralls   von  dem  Korfürsten  lu  eigenhindiger  Antwort 
abgesclirieben. 

i:q,t7r.d   .,*^-.00<^IC 


VerhsudlDugeo  mit  SchweditD.  379 

bei  wäre,  sicherlich  verlasse.  Meinem  Rath  Dobrozeneki  habe  ich 
befohlen,  desralls  weitere  gebührende  Erinnerung  bei  £.  M.  m  thun, 
and  demselben  Vollmacht  äberscbickt,  und  weon  ich  vernehme,  dasa 
die  Tractaten  alda  ihren  Fortgang  erreichen  solltea,  würde  ich  nicht 
DDterlassen,  mit  E.  Maj.  Belieben  noch  jemands  zu  schicken,  dero- 
selben  noch  weiter  meiner  zu  E.  M.  tragenden  beharrlichen  loclinatioD 
in  versichern. 


Feldmarechall  Graf  Wittenberg  an  den  KarfUrsten.     Dat. 
Alten  Stettin  22.  Juni  1663. 

Zeigt  «n,  doGs  er  ehe8tcr  Tage  mit  seineni  Corps  ,tod  hianea  aufza-  2.  Jali. 
brechen  and  in  Artton  zu  treten  getueiot  bin".  Dabei  müt^iie  er  uoTermeid- 
lieh  einige  Striche  von  Hinterpommcru  fijretliibe  Tage  berühren;  der  Kur- 
füret  iverdc  geboten,  den  Fass  zu  gebtatten  und  CummiEüarc  zu  Terordoen, 
welche  die  Trnppen  durchs  Land  geleileo.  Es  soll  äberall  gute  Disciplin 
gehalten  und  niemand  an  Leib,  Hab  und  Qut  gekränkt  werden,  ßemfung 
aof  das  Jus  geotium  und  ausserdem  auf  das  Inst.  Pac.  Art.  XVIL  §. 
Quoties  aiäem  mililee. 

Dasbelbe  Oe^urh  wird  eineu  Monat  später  in  einem  Schreiben  des  Kö- 
nigs Kall  Gustav  an  den  Kurfürsten,  dat.  Sietini  ib.  Juli  1655,  wie- 
derholt für  die  zweite,  vom  König  gelbst  gelührte  schwedische  Armee 


Der  Knrfürst  an  Feldmarschall  Graf  Wittenberg.    Dat 
Colin  a.  Sp.  26.  Juni  1655. 

Er  erinnere  sich  des  betreffenden  Artikels  des  Inst.  Pac  wol;  dort  sei  6.  Juli, 
aber  zugleich  gesagt,  einmal  dass  dergleichen  Duichziige  aof  Kosten  des 
Durchziehenden  zu  geschehen  haben;  und  dann  dass  nach  Inhalt  der  be- 
treffenden Reichficonstitiitioncii  der  Durchzug  dem  Kreisober^ten  angezeigt 
werden  muss,  so  wie  auch,  wohin  der  Zug  genieinet;  dergleichen  Versiehe- 
rang  gegeben  werden  muss,  dass  es  nicht  gegen  das  h.  röm.  Reich  oder 
dessen  Ulieder  abgesehen  bei.  Davon  ist  in  dem  Schreiben  des  Feld- 
marschalls  oichts  zu  Icbeu;  der  Kurfürst  könne  daher  nicht  definitiv  darauf 
anlworteu,  suudern  crsuilic  ihn,  vor  Fortsetzung  des  Marsches  erst  diesen 
Verlangen  Genüge  zu  thun.  Er  werde  sofort  an  den  Kreisobersten,  den 
Kurfürsten  von  Sachsen,  darüber  bericUteu. 

Diese  Communication  an  Kursachsen  geschieht  und  wird  beant- 
wortet (dat.  Dresden  2.  Juli);  desgleichen  an  den  Kaiser;  von  beiden 
Seiten  nur  Formalitaten  als  Antwort. 

Desgleicfaen  wird  es  dem  König  von  Polen  angezeigt  (28.  Juni); 
dem  Herzog  von  Cnrlaud  (29.  Juni). 

lodess  begiebt   sich   im  Auftrag   des  Kurfürsten   Ewald  v.  Kleist, 


Aj.oo»^Ic 


330  ^'-    ^^'  oordiach«  Krieg  bis  zum  Verlr*^  roa  Königeberg. 

PrääideDt  der  bi u terpom in cri sehen  BegieruDg,  zu  Graf  Wittenberg  ia's 
Lager,  über  den  Darchzug  mit  ibm  za  Terbandeln;  er  miiES  ihm  wältrend 
des  Durchzuge  taglich  40,000  l'f.  Brud  und  200  Todbcd  Bier  zu  leisten 
versprecheu,  itit  aber  von  der  Orduung,  die  Witteoburg  halt,  sehr  erbaut. 
„Ich  muBS  bekeuneu  und  habe  mich  selbsteu  gestern  darüber  vernuadert, 
dass  kaum  ein  Viertelmeil  vom  Loger  ich  der  Bauern  Vieb  sicher  an  der 
Weide  habe  gehea  Geheo,  und  durf  also  keia  Soldat,  bei  Leib-  und  Todes- 
strafe, uicbt  den  geringsten  Mnthwillen  verübeu  oder  etwas  wegnehmen .... 
Gestern  haben  sie  einen  Trompeter  in  Polen  gesendet  und  den  Krieg  an- 
kündigen  lassea".    (Relation,  dat.  Stargard  6,  Juli  1655.) 

In  spateren  Berichten  aus  Pommem  über  weitere  schwedische  Onrch- 
Züge  (September  ff.)  werden  dann  allerdings  sehr  hertige  Klagen  geführt 
über  die  von  den  Truppen  begangenen  Oewaltsamkeiten. 


FeldmarBchall    Graf  Wittenberg    an   Oeneralfeldzeugmeister 
Sparr. '  Dat.  Lager  bei  Scroda  25.  JoH  1655. 

Er  habe  glaubwürdig  erfahren,  dass  einige  brandenburgische  Regi- 
menter unter  seiner  Führung  „in  oder  durch  hiesige  Landschaften  geHibrt 
werden  sollen;  es  sei  berremdend,  dasa  davon  dem  doch  in  der  Nähe  be- 
lindlicben  König  keinerlei  Nachricht  gegeben  worden  sei,  wie  auch  ihm, 
Wittenberg,  nicht.  Er  bittet  um  Auskunft  darüber,  was  die  Absicht 
dieser  Bewegung  sei;  die  Tractaten  in  Stettin  seien,  seines  Wissens,  noch 
nicht  geschlossen,  so  dass  der  KurfUrst  nicht  von  daher  zu  diesem  Ver- 
fahren ermächtigt  sein  kann. 

Ein  Schreiben  id.  dat.,  ähnlichen  Inhaltes  an  den  Qeneral-Major  ▼. 
Eanoenberg. 


Sparr  an  Wittenberg.     Dat  Colin  a.  Sp.  ...  Juli  1655. 

Der  Zweck  der  Tmppenbeweguug  sei  lediglich  zur  Beechützung  der 
eigenen  Lande  des  Kurfürsten,  ohne  irgend  jemand  zn  nahe  zu  treten  etc. 
...  die  beiden  Potentaten  werden  sich  wol  über  die  Sache  in  Einigkeit  za 
arrangiren  wissen. 


jdüvGoOt^lc 


Dorehmarseh  dorch  Pommern.    Die  Steltiner  Trartateo.  ggj 

Instniction  fUr  Waldeck   und  Schwerin   an  den  König   von 

Schweden. 

(Conc.  0.  D.)') 

IFriedensTormittelDDg  oder  Bündoias.   SonrerSnität  and  GebietserweiteriiDg.  Keio 

■cbwedUclieB  ProteclionsbündDiss  ffomöglicli.     BcdingnngeD    elnea    solclicD  für 

dcD  NDBserBten   Fall      PaDctnin    securitatis.     Unabhüngigkeit  der    Commercien. 

Reine  ParticipatioD  der  Zölle.] 

Sie  sollen  den  König  aufEticben,  uro  sie  ihn  jetzt  treffen  können,  undCU.Jali.] 
sollen  dann: 

i.  Veruiittelung  zur  Fnedcesverhandlung  anbieten,  und  wenn  diese 
Dicht  zn  Stände  knmmt,  Abschlieseung  eines  Vertragca,  wobei  der  König 
versprechen  mnss,  «nicht  eher  mit  Polen  Frieden  ku  machen,  bis  die  Con- 
ditiones,  so  für  S.  Ch.  D.  in  diesem  foedcre  abgehandelt  werden  möchten, 
anch  flir  deren  Militic  die  Bezahlung  and  Satisraction  erhalten." 

2.  Weil  I.  Maj.  gelbsten  Sr.  Cli.  D.  antraten  lassen,  Sie  wollten 
Thro  die  Souverainität  in  dero  preussischen  Landen  zu  Wege  bringen,  so 
ncceptiren  solches  S.  Ch.  D,  und  verBclien  sich  liierunter  keiner  Ver-  ' 
änderung,  können  auch  von  Ihrer  Seiten  davon  nicht  abstehen.  Und 
werden  I.  Maj.  sieh  dahin  bei  diesem  Focdere  verbinden:  1)  dass  Sie 
Sr.  Ch.  D.  selbige  von  Polen  zu  Wege  bringen,  2)  scibsten  auch  dar- 
auf im  geringsten  nicht  prätendircn  wollen;  dann  3)  dase  selbige  auch 
auf  die  andern  Stücke,  so  S.  Ch.  D.  zu  Ihrer  Satisfaction  erlangen 
möchten,  estendiret  werde,  und  Sie  selbige,  gleich  wie  Preussen,  abs- 
que  recognitione  superioris  besitzen  mögen. 

3.  Anreichend  die  angemuthete  Protection  ist  feste  darauf  zu 
bestehen,  dass  S.  Ch.  D^  darunter  nichts  einwilligen  können. 

Aatfilbning  iiber  die  Unthunlichiceit  eines  foedus  protectitinm. 

Wflrde  eingewandt,  dass  S.  Ch.  D.  ex  ipso  absoluto  jure  superio- 
ritatis  ein  Condominium  maris  baltici  prätendiren  möehten,  seind  S. 
Ch.  0.  zufrieden,  dass  dem  Foederi  einverleibet  werde,  dass  Sie  sol- 
cher Prätension  renuneiiren,  wann  die  Strandgerechtigkeit  und  was 
Ihren  Vorfahren  am  Herzoglhum  Preussen  und  dero  Hafen  freigestan- 
den und  getiabt,  deroselben  auch  und  is  specie  fUr  sich  selbst  der 
Handel  und  Verftlhrung  Ihrer  eigenen  Waaren  mit  Kanffartheischifren 
freigelassen  wird.  Auch  wollen  sich  S.  Ch.  D.  reversireo,  dass  Sie 
stante  hoc  foedere  und  so  lange  deroselben  das  Ihrige  unangefochten 
gelassen  wird,  keine  KriegsschifTe  von  einiger  Partei,  womit  die  Eron 

';  Wol  von  demselben  Datoin,  wie  das  beiliegende  Creditir  für  die  beiden 
Oetsndten  (dat.  Colin  a.  Sp.  4  Juli  165r>)  nnd  die  weiterhin  folgende  laetntction 
zDr  Veitandlnng  mit  Oienstjerns. 


Aj.oo»^Ic 


382  ^^-    ^^^  nordische  Krieg  bis  inin  Vertrag  von  Rdoigsberg. 

Schweden  in   öffentlicher  Fehde  begriffen,  in  dero  Hafen  einlassei 
wollen. 

Sollte  man  aber  auf  scliwediBcher  Seiten  anf  der  Protection  be- 
stehen und  lieber  den  Handel  als  Bolcben  Terminum  wollen  fabien 
lassen,  ist  selbige  einzuwilligen,  jedoch  mit  folg:enden  Conditiooen 
und  Bedingungen: 

1)  werden  die  Abgesandte»  dahin  sehen,  dass  dies  Foedus  Foe- 
dus  protectitium  und  nicht  protectio,  clientela  etc.  allein  mOge 
genannt, 

2)  also  abgefasset  werden,  dass  in  rei  reritate  nichts  andere  ak 
eine  nachfolgendergestalt  conditionirte  Defensio  daraas  erzwungen, 
auch  so  viel  müglich  und  ohne  Sr.  Ch.  D.  Beschwer  geschehen  kann, 
eine  Reciprocation  in  Acht  genommen  werde. 

3)  Dass  die  protectio  absonderlich  (da  die  Garantie  sonsten  alle 
zur  Satisfaction  gehörige  StUcke  angehet)  nur  die  beiden  Hafen 
Pillau  und  Memel  angehen  soll; 

4)  und  zwar  wenn  dieselben  feindlich  aDgpgritreD  werden,  und  dtnn 
auf  Requisition  des  EiirfQrsten  und  ohne  Anspruch  auf  Wiedererstattung 
der  Kosten. 

6)  Aas  dem  Prolectionfaverhaltniss  darf  keinerlei  Art  von  Beschwerung 
und  Ansnutzunf  dea  Landes  hergeleitet  werden; 

6)   desgleichen  keinerlei  Regierangsrechte  et«,  etc. 

4.  Der  punctus  securitatis  ist  den  Factie  mit  folgenden  Worten 
einzuverleiben : 

Sacra  S.  R.  M.  assecurat  Sermum  Dom.  Electorem  et  totam  soam 
domum  Ellem ,  quod  non  velit  Ser.  Suae  Elect.  in  Borussia  Dne^ 
quicquam  praejudicii  afferre,  sed  potius  hoc  agere,  ut  dictam  BoniBsiun, 
prout  summo  cum  jure  possideri  possit,  cum  omnibus  pertinentiis, 
portubus,  libero  commerciorum  usu,  quae  etiam  nee  per  directum  nee 
per  tndirectum  dirainui  Tel  ad  alia  loca  in  SerUa  S.  praejudiciuni 
trsnsferri  debent,  teloniis,  quibus  nunc  utitur,  aliisque  juribus  eaden 
poBthac  et  in  perpetuum  quiete  possideat,  utatur,  fmatur,  in  esque 
poseessione,  quam  cito  S.  S.  R.  H.  s  dicto  Ser^o  Dom.  Electore  re- 
quisita  fuerit,  pro  omnibus  viribus  manuteneatur.  S.  R.  M.  contra 
haue  assecurationem  nee  jus  ceseum  a  Rege  Regnoque  Poloniae  in  Du- 
eatum  Borussiae,  nee  jus  ullum  per  bellum  quaetiitum  opponet,  nee  nUo 
modo  istis  sive  juribus  sire  aliia  praetensionibus  utetur. 

6.  Die  Direction  der  Oommercien  in  seineu  Landen  behält  eich  d«r 
Kurfürst  uneingescbr&nkl  vor, 

6.    Die  Zölle  werden  wie  bisher  in  Pillau  gezahlt;   der  KurfBlst  b*- 


DI«  StatUner  TrtkcUUii.  3g3 

bilt  BÜb  vor,  sie  in  den  za  erwerbendea  Orten  xa  erhöhen.    Partici pation 
der  Zölle  kaon  nicht  zageEtanden  werden. 


Instrnction  für  Waldeck  und  Schwerin  an  den  Grafen  Benedict 

Oxenetjerna.    Dat.  Colin  a.  Sp.  4.  Juli  1655. 

(Conc.  F.  Somnitz.) 

[AtHcnrntioD  ig    Betreff  PrenaaenB.     Erfülloiig  der  polniBchea    Lehenap  flicht. 

Di«  CommnnicatiunaliDie.    Die  preaaBiBche  SoaTeräuität.    Ansprach  auf  Littauen. 

HiDweis  auf  die  KeieerkroDe.) 

Keben  den  otiigen  Bedingungen  wird  hier  weiter  verlangt  eine  Asse-  14.  Juli, 
torntion  des  Känigg,  unter  Garantie  der  Krone  Frankreich  nnd  der  Oeneral- 
Staaten,  dass  Schweden  keinerlei  Ansprach  von  dominium  directum  oder  utile, 
Sonverainitüt,  Protection,  Zoll  ge recht igkeit  etc.  in  Prenssen  erheben,  noch 
sach  Bich  von  Polen  cediren  lassen  will;  sowie  dass  der  König  es  nicht  als 
einen  Brach  ansehen  solle,  wenn  der  Eurrurst  die  100  Reiter  den  Polen  zu 
Hilfe  schicke,  wozu  er  lehnEm&ssIg  verpflichtet  sei. 

In  der  Nebeninstruction  (ebenfalls  Conc.  v.  Somnitz)  wird  weiter 
heran sgegangen  —  der  Kurfürst  verlangt  eine  Commnnicationslinie  zwischen 
der  Mark  nnd  Prenssen,  „an  der  Netse,  Warthe  und  Weichsel  nnd  sonsten 
binnen  Landes  gelegen"  und  wird  sich  daher  vorlänfig  einiger  Pl&lze  dort 
bemächtigen;  ferner  die  Sonverainität  in  Prenssen  und  das  Gross fürstentum 
Liltanen,  welches  einst  „Unsere  Vorführen  besessen"');  nach  Aassterben  des 
knrfiirstlicben  nnd  markgräflichen  HauEes  Brandenburg  könnte  dasselbe 
dann  an  Schweden  fallen. 

Zu  desto  mehrer  Versicherung  Unser  guten  Intention  können 
auch  Unsere  Rstbe  dem  Königl.  schwedischen  Plenipotenliario  ent- 
decken, dass  Wir  niemand  die  Römische  Krone  nach  Ableben  des 
itiigea  Römischen  Kaisers  lieber  als  I.  E.  M.  gönnen.  Finden  sie 
aber  dass  besagter  schwedischer  Reichsrath  Graf  Oxenstirn  nicht 
ptene  inatruiret  wäre,  werden  sie  diese  Anzeigung  zur  anderwärtigen, 
etwa  Unser  Selbsten  mit  I.  K.  M.  Zusammenkunft  auszusetzen  oder 
ja  nur  discureweise  ausserhalb  der  Couferenz  beizubringen  haben. 


Waldeck  nnd  Schwerin,  Relation.     Dat  Stettin  8.  Jnli  1655. 

lAnknoft  in  Stettin.    Oxenstjerna  und  Lilieslröm.) 

Beschreibung  der  Ankunft  in  Stellin  mit  Ceremonien  etc.  lg   julj. 

Ale  zweiler  Unterhändler  neben  Ostenstjema  ht  schwedischer  Seits 
Herr  Lilieatröm  ernannt  — man  wiase  zwar,  sagt  Ozenstjerua,  „dass 
er  (Li).}  an  Unserm  Hofe  im  schwarzen  Register  stünde"  *),  aber  er  habe 


■)  Vgl.  oben  pag.  371  n.  3. 

■)  Oeber  die  Grunde  dafür  vgl   Urk.  u.  Acteuat.  I.  405.  IT.  »35n. 


y  Goot^  Ic 


384  I^-    ^'^  aordiecbe  Erleg  bis  forn  Vertrag  tod  Rönigaberg. 

die  enteprecbendeo  Weisangen  erhalUn,  sich  aogemesseD  zu  bezrigen  — 
freilich  mÜBse  er  das  Bett  büten  —  um  keine  Zeit  zu  verlieren,  erbieten 
sich  die  brandenburgischen  OeK.'indten,  die  Conferenzen  in  LilieEtröm's 
Hsaa  zn  halten. 

P.  S.  Ton  Waldeck  (eigenh.).  Auch  werden  E.  Cli.  D.  nicht 
Abel  thun,  wenn  Sie  durch  den  von  Zawacki  an  den  Woiwodcn  von 
Posen  schreiben  liesBen:  nachdem  man  deroselben  nicht  so  begegnet, 
wie  es  die  Wolfahrt  derselben  Quartiere  erfordert,  so  wollen  Sie  oho- 
schuldig  sein  an  dem,  so  ihnen  zustoiisen  wird,  unterdese  zwar  thun 
was  Sie  kUnnen,  durch  allerhand  Wege  und  Mittel  die  beiden  Kronen 
in  Ruh  zn  bringen,  wie  Sie  dann  zu  dem  Ende  diese  Schickung  ge- 
than;  es  mUsse  aber  E.  Ch,  D,  anders  an  Hand  gegangen  werden, 
sollen  Sie  etwas  auariciitcu.  An  den  König  und  die  Herren  Senato- 
ren könnte  desgleiclien  gescliehen,  und  ist  dieses  unsers  Ratbs  die 
Ursacb,  dasa  E.  Ch.  D.  in  allem  das  Tort  ihnen  aufwalzen  mttssen. 


Waldeck  an  den  KurfUrsten.     Dat.  Steftin  8.  Jnli  1655. 

[Dringeade  Bilte  um  Gehcimniss.    Die  FelJtrnpppn  7.u  verstfirken,    Verhandlnni; 
mit  den  mürkiechen  StitndpDi    Rares  Geld  eu  beschaffen,] 
i.         Wäoscbt  Glück  zu  dem  Terinnf  der  hiesigen  Verhandlungen. 

UnterdesB  bitte  ich  E.  Ch.  D.  unterth.,  Sie  wollen  um  Gottes 
Willen  mit  keinem  Menschen  als  M.  Somnitzen  aus  diesem  Werk 
reden;  denn  kein  Mensch  kann  glauben,  was  vor  particularia  mau 
alhier  weiss  von  E.  Ch.  D.  Discursen,  und  scheint  es,  dags  man  Leute 
daselbst  bestellt,  so  bald  diese  bald  jene  Zeitung  bringen ,  nur  E.  Cb. 
D.  Gedanken  zu  hören. 

Er  räth,  aus  den  einzelnen  Garnisonan  möglichst  viel  Trnppen  hernug- 
znzieben  und  zur  Armee  zn  nehmen. 

E.  Ch.  D.  Tcrsprechen  den  märkischen  Ständen  nicht,  dass  nichts 
mehr  begehren  wollen,  als  was  Sie  gefordert,  aber  E.  Ch.  D.  reden 
ihnen  auch  nicht  hart  zu,  sondern  machen  es  wie  der  Kiinig  hier, 
der  bitt  und  sagt,  die  Notb  dring  ihn  darzu;  so  lassen  E.  Cb.  O.  es 
uns  auch  machen. 

Weitere  militäriscbeAuordnnngen,  für  die  die  gröBste  Eile  empfohlen  wird. 

E.  Cb.  D.  sprechen'  Dr.  TUrnot')  zu,  dass  er  30  oder  40,000 
Rth,  oder  mehr  in  Eil  beischaffe;  denn  etwas  Geld  im  Anfang  dar 

')  Dem  geh,  Rith  Job.  Tornow. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Die  StettJDer  Tractaton.  gg5 

»ein  moBS;  alle  Beiehen  im  Laad  mtlsien  etwas  austhun  .  .  .  Gott 
wird  alles  aegneti,  es  muss  aber  verschwiegen  und  fleissig  gehandelt 
werden. 


Waldeok  nnd  Schwerin,  Relation.    Dat.  Stettin  8.  Jnli  1655. 

(zweite  Relat.  id.  dat.) 
[Sehr  freoadschaftlicb«  ErbietaDgen  OxeoBtjitra&'B;  DDbeschräiilttä  Vollmacht. 
FriedeasTennittelDOg  aninSglich,] 
Bericht  über  die  erste  Conferenz  mit  Ozenstjerna.  Er  betbeoert  IB.  Juli. 
die  freondBchaftlichen  Absichten  Beioee  Könige,  und  „daas  er,  so  lange  er 
bei  ASairen  genesen,  noch  nie  eine  Bokbe  anlimitirte  tostmction  gehabt 
als  er  itzt  erlanget,  eine  solche  Freundschaft  zd  atiften,  dabei  B.  Cb.  D. 
alle  desiderirte  Sattsfaction  nnd  Contentement  erlangen  sollten  ...  Er  be- 
klagt« darauf  gar  hoch,  daes  ein  solch  groxs  Miestraaen  eingerissen  wäre, 
nnd  bat,  E.  Cb.  D.  solltens  machen  als  Eeiri  König,  welchem  gleicbergestalt 
so  viel  wnnderlicbes  Dinges  von  E.  Ch.  D.  vorgebracht  wurde,  und  I.  M. 
im  geringsten  nichts  davon  glanben".  Karz,  die  Worte  lauten  so  gnt  als 
man  wüuschen  kann.  Freiticb  in  Bezng  aaf  eine  wirkliche  Priedensonter- 
bandlnng  zwischen  Schweden  nnd  Polen  scheint  Oxenstjerna  kaom  etwas 
in  seiner  Instruction  zn  haben,  nnd  wird  darin  wol  nichts  auszurichten 
■ein  —  ^zamat  weil  er  bei  anserem  Anwarf  gar  kaltsionig  davon  sprach, 
ja  gar  lächelte  und  aagete,  das  milsste  nur  der  Prätext  dieser  Negociation 
seia  .  .  .  und  versicherte  uns  hoch,  dass  in  ganz  knrzem  die  FreundHchaft 
■o  gross  sein  sollte,  dass  anter  scbwediscbem  und  brandeaburgischem  fnter- 
Mie  kein  tJntersebeid  sein  sollte". 


Waldeck  an  den  KorfUrsten.    Dat  Stettin  9.  Juli  1655. 

(eigenh.) 

[Oota  Hoffbnng.    Polen  verloren.     TierBt«i  Oeheimniss.     Vorgeschobene  Con- 

liaian.    Daa  elgeobändige  Projeot  in  Earfüratan.] 

Alles  llisst  sich  sehr  gnt  an;   die  Schweden  haben  das  stärkste  Inter-  19.  Juli. 
esse  daran,   den  Kurfürsten   zu  gewinnen  nnd  sind  sehr  eifrig  dabei.     Es 
würde   Rir    Brandenbnrg   sehr  genhrlich   werden,   wenn   es   allein  stehen 
wollte. 

So  Menschen  bei  weltlichen  Sachen  etwas  thun  kßnnen,  so  seind 
die  Polen  verloren,  und  so  wir  mit  diesen  nicht  anstehen,  nämlich 
Schweden,  so  seind  wir  es  mit,  ans  Mangel  Mittel,  nnser  Volk  eu 
DBterfaalten,  welche«  ihnen  zulaufen  wBrde.  Gott  gebe  E.  Ch.  D.  nur 
Beständigkeit,  den  Rest  wird  er  auch  segnen. 

E.  Ch.  D.  stellen  sich  aber,  als  ob  Sie  nicht  wol  zufrieden  wären 

UsMr.  I.  C*Kli.  a.  Gr.  KurtUrelen.    VII.  25 


386  '^-     ^^^  nordische  Krieg  bta  mm  Vertrag  von  Königiberg. 

mit  dieser  Neg:ociatioii  und  lassen  doch  Ober  der  einen  RelatioD,  so 
nur  pro  forma  geschickt  wird,  Totiren,  auch  eine  Antwort  darauf 
machen').  Auf  das  Particuliere  wollen  E.  Ch.  D.  allemal  sich  gnäd. 
belieben  lassen,  in  Eil  zu  antworten,  aber  allemal  zum  Schein  etwas 
aus  der  Kanzlei  auch  ausfertigen.  Wenn  das  Werk  secret  ^halten 
wird,  so  hah  ich  gute  Hoffnung,  geschieht  das  aber  nicht,  so  dttrfte 
es  schlecht  ablaufen. 

P.  S.  In  dem  eigen hftndigen  Project*)  £.  Ch.  D.  steht,  dasa  Wir 
ein  ewiges  Bftnduiss  machen  sollen  und  mit  den  Schweden  anstehen. 
E.  Ch.  D.  reiteriren  durch  noch  ein  Rescript  solchen  Befehl,  weil 
jenes  nur  ein  Concept  ist;  denn  es  muss  doch  dahin  kommen,  und  ge- 
winnt man  Zeit.  Gott  weise,  dass  ich  mein  bestes  thun  will.  Kann 
dem  Herrn  y.  Schwerin  auch  nicht  anders  Zeugniss  geben,  als  dass 
er  es  gern  gut  sähe,  und  hoff'e  ich,  wir  werden  etwas  gutes  aus- 
richten. 


Waldeck  nnd  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Stettin 
9.  Juli  1655  (Schwerin  mpp.). 

[FriedtiniTermiUeluDg  nbgelehol;  keine  ReUaog  für  Polso.    OxenHlJerDft  Toidert 
Wa]ir«DgemeipBchaft;  Aaeaicht  auf  Tbeilnng  Poleas.    Mno  ancht  sieb  gegenseitig 
ftUBiaholtiQ.    Die  jülich'sche  Seche.] 
i.  In  der  orGciellen  Relation  hnben  sie  znar  gesagt,  daea  Schweden  zur 

Friede HBTerhaiidlnng  noch  Hoffnung  Hesse  —  doch  bat  in  der  Thal 
Oxeostjerna  klar  bekannt,  dass  der  König  nicht  dazu  inclinire,  and  er 
also  aach  keine  Instruction  dafür  hätte. 

Sähe  auch  nicht,  wozu  solcher  Friede  nQtzen  sollte ;  denn  es  doch 
mit  dem  Königreich  Polen  anjetzo  also  beschaffen,  dass,  wenn  sie 
gleich  die  Waffen  niederlegten,  solches  doch  sowol  wegen  der  mäch- 
tigen auswärtigen  Feinde  als  auch  der  Procerum  gefassten  Resolution, 
ihren  König  abzuschaffen,  Über  einen  Hänfen  gehen  mflsste. 

Die  Gesandt«!!  dringen  in  ihn,  ihnen  den  eigentlichen  Deasein  des 
Käaigs  Karl  Onatav  zu  enthüllen,  worauf  Osenstjerna  doch  wieder 
Dar  in  allgemeinen  Ansdrticken  von  den  grossen  Vortheilen  spricht,  die 
jedenTalls  für  den  Kurfürsten  dabei  berauskomnieD  würden  —  „aber  ehe 
und  bevor  wir  uns  würden  erkläret  haben,  dass  E.  Ch.  D.  Socina  annornm 
sein  wollten,  könnte   er   nichts   weiter  heranssagen;  würden  wir  ihn  aber 

')  Diese  rein  insaerlich  gehaltenen,  für  die  nneiogeweibten  Mitglieder  dea 
geheimen  ßaths  bestimmten  Belationea  liegen  bei  den  Acten;  ihre  IJittheilong 
hat  kein  iDteresse  Die  für  den  Eurfüraten  bestimmten  Berichte  sind  alla  ron 
Waldeck  und  Schwerin  eigenhiodig  geschrieben. 

\  Dieser  eigenbändige  Anfsats  dea  Earfürsten  ist  nicht  mehr  rorhaadeo. 


A-nOO<^IC 


Die  Stettiuer  TracUteu.  337 

dessen  Yersiehern,  so  wollte  er  uns  folgenden  Tages  eine  solche  Propo- 
sitioo  tban,  die  uns  vollkommlich  rergDÜgeo  sollte.' 

Wobei  er  viel  particulariBirte,  unter  andenn  ron  der  Erone,  von 
grosser  Theilung;  machte  einen  solchen  Strich  -\-  und  sagte:  das  eine 
Theil  soll  unser  and  das  andere  euer  sein.  Blieb  aber  unbeweglich 
dabei,  rorherbegehrte  Resolution  mllgete  von  uns  geschehen,  ehe 
kennte  er  das  geringste  nicht  weiter  sagen. 

Hieraaf  eiitschltesscn  sirh  die  Gesandten  doch,  ihre  ErklÜrong  abzu- 
geben, dass,  wenD  der  König  dem  Kurfürslen  die  nötigen  Sicherheiten  gebe, 
wenn  er  gestatte,  dafts  der  Karfür^'t  steine  schuldigen  LeislnngeD  »n  Polen 
Tortentrirbte,  wenn  er  zngebe,  dass  Brandenburg  sich  nicht  jetzt  gleich 
feindlich  gegen  Polen  zu  eiklüren  brauche,  sondern  vorerst  von  diesem  durch 
gütliche  Verhaadinngen  einige  feste  Plätze  zu  erlangen  suche,  wenn  der 
Kttoig  verspreche,  dass  dem  Kurfürsten  für  diesen  Entscbluss  auch  ent- 
sprechende Vortbeile  werden  sollen,  und  dass  er  nicht  ohne  völlige  Befrie- 
digung des  Kurfürsten  Frieden  schliessen  wolle;  so  sei  der  Kurfürst  ent- 
schlossen, „die  Waffen  mit  anzutreten". 

Der  Schwede  entgegnet,  Brandenburg  wolle  offenbar  nur  vorerst  zu- 
sehen, „was  sie  vor  QlQck  haben  würden"  —  iodess  solle  doch  eine  gute 
ErklSrnng  hierauf  erfolgen. 

Weiteres  bringen  sie  nicht  berans;  nur  das  merkte  man,  „dass  dieser 
Krieg  wol  anf  ein  recht  Hauptwerk  angesehen". 

Sonsten  ward  der  jQlich'schen  Sache  nur  eins  occasionaliter  ge- 
dacht —  da  fing  er  alsofort  an:  desfalls  habe  ich  etwas  gutes  vor 
Euch  in  mandatis,  repetirte  solches  auch  bemach  noch  einmal. 


In  dieser  Zeit  (7.  Joli)  kommt  der  schwedische  Diplomat  Oraf 
Schilp penb ach  incognito  nach  Berlin  nnd  spricht  mit  dem  Kur- 
fürsten in  geheimer  Andienz.  Darüber  liegt  eine  französische  Aufzeich- 
nong  vor: 

Ledict  G.  de  Seht,  a  fort  variö  en  ses  discours  A  8.  A.  K.  Tantost 
disoit-il,  qne  les  Suedois  ne  vonloient  de  la  Pologne  que  la  Litnanie  et  Ics 
parties  proches  de  Livonie.  Tantost  tout  ce  qui  estoit  sur  le  bord  de  la 
mer  Baltiqne;  mais  cela  avec  le  gr6  de  S.  A.  £.,  qui  a'y  devoit  rien  per- 
dre.  Ceuz,  qui  y  perdroit  hormis  la  Pologne,  doiroient  estre  payä  de  la 
Boämie.  Tantost  disoit-il,  qae  la  Bo6mie  doivolent  tonsjours  demeurer  pour 
an  Emperenr,  et  qu'il  devoit  esiro  pris  des  Protestants,  mais  qne  pourCant 
Bon  Kov  ne  vonloit  point  de  ceste  dignit6.  II  faisoit  grande  protestation 
d'amitiä  de  son  R07  enrers  S.  A,  E.,  disant,  que  cette  gnerre  seroit  la  plus 
estroite  liaison  entre  enx. 


Waldeck  an  den  KorfUrateti.     Dat.  Stettin  10.  Juli  1655. 

Der  Krieg  i.'^t  nuTermeidlich  —  „so    wir   nicht  mitmachen,    so  geht  es  20. 
über  ans  bbg"  —  es  j^lt  nur  jetzt  raRcb  so  viel  Truppen  als  möglich  zu 

25* 


^g  It.    Der  nordische  Krieg  bis  EDm  Vertrmg  von  EÖDigaberg. 

bfibea  —  er  habe  läogst  geratben  en  werben  —  „ich  dsnlie  Gott,  duB  ich 
ohnscbaldig  am  Terzug;  beim  kommenden  will  ich  meio  Blat  anfsetzeo". 


Waldeck  and  SchweriD,  Relation.    Dat  Stettin  10.  Jnli  1655. 

(Schwerin  eigenh.) 
(Die  BchweäiacheD  AoerbietaDgea  nnd  ForderDOgeo.    Schweden  gegeo  die  nieder- 
ländiBche  Alliaaee.] 
i.  Heutige  ConferCDE  besondcTB  mit  Kzaminirnng  der  TolImachlCD  hinge- 

bracht; die  Schweden  wünschen  in   der  Alliance  den  Zweck  gegen  Poleo 
m&gticbst  offen  genannt. 

SoDBt  haben  sie  uns  en  avance  ^sagt,  dass  der  KiJnig  E.  Ch. 
D.  KU  der  SouTerainit&t  von  Preiwsen,  Emiland  ohne  Braonsberg,  eia 
Stock  am  Samogitien  verhelfen  .  .  .  wollten;  dabei  sie  auch  andeu- 
teten, dass  der  König  das  KOnigl.  Preussen  und  Pomerellen  begehrt«, 
und  dass  E.  Ch.  D.  ihnie  zu  ihrer  Armee  5000  z.  F.  und  3000  Pferde 
zuschicken  möchten. 

Sehr  angelegentlich  remonstriren  die  schwedischen  Unterhändler  gegen 
die  brandenbnrgisch-niederländiEcbe  Alliance,  die  der  ihrigen  Gtracks  zn< 
wider  wäre  nnd  die  der  Knrfürat  anfgeb^n  mÜBSte*). 


Resolution  des  KnrfUraten. 

(Conc.  von  Somnitz  o.  D.) 

(Ablebnnng  der  Tonohlfige.    Der  Karfnnt  lieht  Tor,  allein  n  gehea.) 

Die  gemachten  Varschl&ge  tangen  nichtB:   „Ennland  ohae  Brannsberg 

halten  Wir  wie  einen  Leib  ohne  Seele  nnd  erscheinet  aoch  ans  dieser  £z- 

ception,  wohin  ihr  Dessein  gehet  mit  den  Commerciis.    SamogEtlen  ist  die 

Bchlechteste  Provinz   anter   allen;   hingegen   wählt   Schweden   den   besten 

Tbeil,  der  üne  auch  nicht  ttbel  anstünde"  .  .  .  „Halten  also  annoch  dafür, 

dass  man  nur  dabin  zu  sehen  habe,   dass  ein  jeder  ä  part  gebe  nnd  Wir, 

ohne  ihre  Offension,   was   zu  Erweitemng  Unser  Quartier    nnd  Erlangung 

der  Oerter,  so  in  UnEer  eigenhändigen  Instrnction,  Ench  auch  soneten  wol 

bewnsBt  sein,  ohne  ihre  Hinderung  ins  Werk  richten  mögen". 


Waldeck  nnd  Schwerin,  Relation.    Dat.  Stettin  11.  JuH  1655. 

(Schwerin  eigenh.) 
21.  Juli.  Meute  früh  Conferenz.    Die  Gesandten    begehren    von   den   Schweden 

—  „sie  möchten  E-  Ch.  D.  en  confidence   wissen  lassen,  dasü,  wann  die- 

■)  Vgl  Urk,  ond  Actenst.  IT.  141. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Die  Stettiner  Trftctaten.  3g9 

Mibe  dem  Käoige  dud  alsofort,  ehe  man  sich  in  dem  Kriege  weiter  ver- 
tiefte, das  König).  Theil  Pranssen  und  PomerelleD,  worin  sie  gestriges 
Tages  des  Königs  Satisfaction  begehret,  durch  Tractaten  erlangen  lEÖnn- 
Kn,  ob  sie  damit  iDfriedeu  sein  und  alsdann  Frieden  machen  wollten  T" 
Eine  directe  Antfrort  darauf  erfolgt  lunSchst  nicht- 

Am  16.  Juli  eihjilt  Ozenstjerna  Nachriebt,  dass  der  König  in  Wol-  26.  Jali. 
gast  angelangt  ist  nnd  ihn  dorthin  za  sich  bernft.   Waldecli  und  Schwe- 
rin erhalten  ?on  dem  KurHireten  Befehl  (dat.  Liebenwalde  18.  Juli   1655),  28.  Juli- 
dem  König   nach  Stralgnnd   entgegenzugehen   und  die  Verhandinngen  mit 
ihm  fortensetzen. 


Waldeck  und  Schwerin,  Relation.    Dat  Stettin  21.  Jali  16öö. 

(Schwerin  eigenh.) 

[Die  CspitnIatioD  in  Groeapolen.  Schwierigheit  mit  der  niederUadiachen  Alliance; 

Karl  Gustav  ai^wöhnlBcb.  Bath  eich  zd  accommodireD.  Folaieche  Edelgarde  des 

Königs] 

Gleich  diese  Stunde  komme  ich,  der  Graf  v.  Waldeck,  wieder  3 
lurQck  von  Wolgast  und  muss  wol  bekennen,  dass  die  eingekommene 
Zeitung  von  der  Accommodation  der  GroBspolen ')  und  das  beim 
König  sich  Uglich  hfiufende  Misstrauen  die  Sache  nicht  wenig  schwer 
machet.  Zwar  hat  sich  der  KSnig  dieses  grossen  GlQck's  unerachtet 
dennoch  sehr  wol  erboten,  wie  mich  denn  der  Graf  von  Dohna  auch 
yersichert,  dass,  wie  der  König  diese  Zeitung  bekommen,  I.  Maj.  ge- 
sagt haben  sollen:  Nun  soll  der  Churfltrst  von  Brandenburg  erfahren, 
dass  ich  sein  Freund  bin. 

Allein,  gn.  Herr,  diese  Condition  steht  allemal  dabei,  dass  E. 
Ch.  D.  mit  den  Staaten  wegen  der  Ostsee  keine  Alliance  machen 
sollen  ...  I.  Haj.  sagten  auch  ansdracklich,  wenn  wir  dabei  ver- 
blieben, so  wftre  an  nichis  weiter  eu  gedenken. 

Indes»  sollen  die  Tractaten  hierl fortgesetzt  werden  und  morgen  Qraf 
Oxenstjeroa  wieder  zurückkommen.  Die  Qesandten  rathen,  wenn  der 
KurTürst  sich  mit  Schweden  setzen  will,  dies  bei  Zeiten  zu  thnn,  ehe  neue 
Erfolge  den  König  noch  schwieriger  machen,  zumal  er  schon  jetzt  roll  Arg- 
wohn gegen  den  Kurfürsten  ist. 

Dagegen  ist  zu  bedenken,  dass  doch  selbst  die  niederländische 
Alliance  noch  unsicher  ist;  noch  diese  Post  hat  Wciman  sehr  desperat 
SD  Schwerin  geschrieben;  ausserdeoi  ist  doch  die  Frage,  ob  die  tieneraN 
Staaten,  auch  wenn  die  Alliance .  geschlossen,  genügenden  Snccnrs  schicken 
werden,  und  ob  dann  die  Gefahr  für  die  prenssischen  HKfen  nicht  eben  so 
gross  bleibt. 


■)  Vgl.  oben  p^.  376. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


390  ''-    ^^^  nordische  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  Eöuigsberg. 

Karz,  sie  ratheo,  sieh  mit  deo  tSchwedea  abzafindea  and  so  Echnell  lAs 
möglich  sich  zu  entBcbliesseD. 

Das  Vertrauen  zwiecheii  dem  EfiDig  and  den  Polen  ist  albereit 
80  grüSB,  dass  I.  Maj.  eine  Guarde  von  lauter  polache  Edellenle 
machen,  worüber  Scblippenbach  commandiren  wird. 

Am  Hofe  ist  nur  Johann  Oxeastjeroa  nnd  sein  Anhang,  der  diese 
Freundechaft  mit  den  Polen  nicht  gern  sieht. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten  id.  Dat.  (eigenh.). 

31.  Juli.  Aehnlichen  Inhalts.     Drangen  zum  Schinss,    Die  Schweden  Terlaagen 

zunächst  den  Ausehluss  von  4000  M  ,  offenbar  der  Sicherheit  wegen.   Man 

musE  darauf  bestehen,  dass  es  nicht  eher  geschiebt,  als  bis  wir  in  Preouen 

sind.     Preusseu  mnss  vor  allem  salrirt  werden.    Milil&rische  Vorechlige. 

Der  KnrfUret  an  Waldeck  nnd  Schwerin.   Dat.  [Oranienburg?] 

21.    Jnli    1655. 

(GoDC.  Somnitz.) 

31.  Juli.  Die  niederlttndische  Alliance  ist  doch  dem  wirklichen  Abscblass  naibe. 

Anslasisuug  des  5.  und  15.  Art.  ist  nicht  möglich,  da  darin  der  Hauptzweck 

der  Alliance  ffir  die  Staaten  enthalten  ist     Uebrigens  ist  es  nnr  ein  Deleo- 

sivbündniss. 


Schwerin  nnd  Waldeck,  Relation.    Dat.  Stettin  22.  Jnli  1655, 

(Schwerin  eigenh.) 
[Die  niederländische  Alliance  Hauptacbwierigksit.     Der  Kurfürst  bei  dem  König 
verdächtigt.] 
;.  Nach  Empfang  der  Resolution  vom  21.  Juli.    Die  Schweden  von  ihrer 

Ansicht  über  die  niederländische  Alliance  abzubringen,  wird  nicht  gelin- 
gen —  „sie  sagea  ezpresse,  dass  sie  nimmer  und  in  Ewigkeit  die  Staaten 
iu  die  Ostsee  kommen  lassen  oder  ihnen  verstatten  wollen,  darülier  etwa* 
zu  disponireu".  Das  Dilemma  zwischen  dem  niederländischen  nnd  dm 
schwedischen  Bündniss  ist  an.'^serordcutlicb  schwierig. 

Es  ist  gewiss,  gn.  Herr,  dass  die  Kaiserlichen  und  alle  die  sel- 
biger Partei  aohäagen,  sich  sehr  bemühen,  E.  Ch.  D.  suspect  bei  dem 
Könige  zu  machen,  wie  denn  der  Graf  Scblippenbach  nna  noch 
gestern  sagte,  dass  der  Ghurl^i-st  von  Mainz  diese  Worte  zu  ü.m  fe- 
sagt:  Mein  Gott,  ist  es  möglich,  dass  ibr  ^em  ChurfUrsten  von  Bnu- 
denburg  trauen  wollet,  das  und  das  hat  er  wider  euch  Torgeh^ 
er  wird  euch  nimmermehr  beständig  bleiben ! 


yGoQt^li 


Die  Stettioer  Tractateo.  39X 

Der  KarfUrst  an  Waldeck  and  Schwerin.     Dat  Oranienbarg 
22.  Juli  165Ö. 

( Dobrcienskt's  BerichUratattuag.     Scbriftltche  Aesecuratioii  su  fordera;  für  die 

ErklimDg  gegen  Poleo  noch  Aurachub  nötig.    Fordernog  von  Enolftüd  und  El- 

bJDg;  die  CommnnicatioDsliDie  1  ein  Theil  von  SamogilieD.    Für  Schweden  daa 

kÖDJglicbe  PreaBsea  and  Pommerellen.     Eventaelle  weiter«  EroberiDgeD-] 

Der  Hof-  aod  Legationsratb  Dobrczenski  hat  Bericht  erstattet  über  1.  Aug. 
Eeine  Verhandlnog   mit   dem  Kboig  von  Scbwedea:   er  will  alle  mögliebe 
SatjaractioD  geben  und  Pillan  and  Memel  weder  jetzt  noch  kttoftig  begehren, 
«wenn  nur  I.  Maj.  ich   in   dereo  Dessein  nicht  hindern  tb&te".    Die  Lage 
ist  so,  dafis  jeder  sein  Interesse  scharf  ins  Auge  fassen  muse. 

Wann  deni]  bei  sotbaner  Bewandtniss  zu  mein  selbsten,  meiner 
preassiBchen  und  anderer  I^antle  Sicherung  vor  allem  rortrfigltoh  sein 
wird,  dass  I.  Maj.  in  Schweden  dergleichen  Assecuration,  wie  Sie  mir 
mfindlich  durch  ermelten  Mr.  Dobrczenski  zuentbielen  lassen,  ib 
Schriften  auBstelle:  als  wollet  Ihr  Euch,  denen  ich  bierunter  vor  an- 
dern traue,  darum  zum  ersten,  solche  zu  erlangen,  aufs  emsigste  Eurer 
mir  wolbekannten  guten  Dexteritftt  nach  bemühen  und  was  darauf  vor 
Erklärung  gescbiehet,  mir  nach  und  nach  aufs  eiligste  Überschreiben. 

3)  Was  f^r's  andere  die  von  mir  begehrte  Declaration  gegen 
Polen  betrifft,  wollet  Ihr  durch  allerhand  dienliche  rationes  I.  Maj. 
dahin  zu  bewegen  Euch  angelegen  sein  laseen,  dass  solche  so  lange 
aosgestellet  werden  mftge  und  nicht  eher  geschehen  dflrfe,  bis  ich 
mit  meinen  V<}lkem  in  Polen  und  Ober  die  Weichsel  kommen.  Könntet 
Ihr  auch  noch  längere  Zeit  erhalten,  wttrde  es  mir  desto  lieber  sein; 
welches  erste  Ihr  Euch  doch  pro  extremo  zu  gebrauchen. 

3)  Wobei  Ihr  drittens  der  Conditionen  zu  erwähnen,  welche  Ich 
mir  bedinget  und  auch  rorhin  bekannt;  dass  mir  vor's  erste  das  ganze 
Bisthum  Ermland,  cum  Omnibus  iuribus  in  ecclesiasticia  et  politicis, 
mit  der  Stadt  Brauneberg,  dem  Hafen  daselbst  und  allen  andern  darin 
belegenen  Städten,  Häusern,  Gütern  und  Pertinenzien,  wie  die  immer 
Namen  haben,  zugewendet  werde.  Könnte  auch  hierbei  die  Stadt 
Elbingen  filr  mich  erhalten  werden,  wird  es  dazu  dienen,  dass  ich  den 
ganzen  Zoll  bekäme,  und  dadurch  allerhand  Miestrauen  rerhfltet  werden. 
Oder  da  dies  difficultiret  wird,  dass  mir  die  Hälfte  des  Zolles  gelassen 
—  oder  doch,  dass  es  mit  dem  Zolle  also  gehalten  werden  möge,  wie 
derselbe  fBr  dreien  Jahren  von  mir  in  der  Pillau  genommen. 

4)  Weiteres  rohsste  mir  auch  die  linea  communicadonis  aus  der 
Chur  Brandenburg  Über  die  Weichsel  und  also  wieder  zurflcke  ver- 
bleiben, nach  Besage  des  Euch  mitgegebenen  Memorials. 


.yGoot^lc 


392  "-    ^^'  nordische  Krieg  bis  mm  Vertrag  tod  Königsberg. 

5)  Ueber  diesem  werdet  Ihr  aaob  dsrttber  I.  Maj.  BchrifUiohe  £r- 
ktärang  zu  erlangen  Euch  bemfihen,  dass  Über  die  vorigea  Sttlcke, 
deren  im  3.  Punkte  gedacht,  mir  auob  ein  Theil  von  Samaiten,  in- 
gestalt  sie  sich  schon  vor  diesem  dazu  erboten,  erblich,  absolute,  ohae 
Lehnschaft,  wie  Preussen  zugewendet,  und  dieser  und  alles  vorige 
nicht  uf  mich  allein,  sondern  auch  auf  meine  Succeseores  ChurfÜrBtea, 
und  die  Markgrafen  zu  Brandenburg  gerichtet  werde;  nach  meinem 
und  meiner  ganzen  Familie  Absterben  aber  der  £ron  Schweden  wie- 
der anheimfalle. 

Hingegen  behalten  I.  Mi^-  in  Schweden  den  giuizen  königlieben 
preusBischeo  Theil,  sammt  Pomerellen;  will  auch  meinestheils  dersel- 
ben dasu  behilflich  sein. 

Wie  es  mit  dem  zu  halten,  was  Hber  dieses  durch  Entreprieen 
erlanget  wird,  davon  hab  ich  Euch,  dem  Grafen  zu  Waldeck,  meine 
Gemttthsmeinung  entdecket,  welches  Ihr  nach  Discretion  werdet  zq 
negotiireD  wissen. 


WaWeck  und  Schwerin,  Relation.    Dat  Stettin  22.  Juli  1655. 
(Schwerin  eigenh.) 
1.  Aug.  Scblippenbach  kommt  unrermutliet  von  Wolgabt  her  an  —  offen- 

bar um  IhneD  allen  noch  übrigen  Zweirel  nnd  Unmutb  zu  benehnieD.    Nro« 
VerBichPFUDgen  über  die  nolgemeintcn  Absichten  des  KäoigE. 


Waldeck  und  Schwerin,  Relation.    Dat  Stettin  23.  Joll  1655. 

(Schwerin  eigenh.  „is  mains  Qropres") 
[Fortging  der  Tractaten.    Ankunft  des  Königs.    Eile  nötig.] 
2.  Aug.  OxcQstjerna  i»t  zurückgekehrt.     Fortsetzung  der  Traetateu  mit  ihm; 

über  Zeit  nnd  Art  der  Conjnnction,  Fiibrnng  dea  Oberbefehls  etc.  In  dieser 
Stunde  wird  der  König  hier  eioretten.  Sie  bitten  den  Enrrürsten,  sich  etwas 
näher  an  Stettin  heran  zu  begeben,  znr  Beschle unigang  der  Verhandlungen 
—  „denn  wenn  wir  dns  tempo  verlieren,  dass  der  ßönig  ?on  hinnen  ziehet, 
ehe  diese  ÄUiance  geschlossen,  so  könnten  wir  E.  Ch.  D.  wol  keinen  glück- 
lichen Ansgnng  promitttren."  Es  gibt  in  der  Umgebung  des  Eäuigs  viele 
Männer,  die  der  brandenburgischen  Alliniice  sehr  reindlich  sind;  der  König 
ist  aber  bis  jetzt  noch  fest. 


^düvGoot^lc 


Die  SteUiner  TractkteD.  393 

Waldeck  und  SchweriD,  Relation.    Dat  Stettin  24.  Jnli  1655. 

(Schwerin  eigenh.) 

{ADfUncheode  Schwierigkeit  in  Betreff  Ermlaods;  vorgescIiUgeDe  EntschädigaDg 

ia  Littaaeo     Nene  Forderung  betreffend  Hemel  und  Pillao.    BDergische 

WeigeruDg.] 

Der  König  bat,  um  die  Verhandinngen  zu  beschleunigen,  Lilieetcöm  3-  Ang. 
aufG  ScbloGS  tragen  laseen,  und  es  wird  verbandelt,   indem  der  Kftnig  im 
Nebenzimmer  ist  and  gleich  die  Resotntionen  gibt.   Anfangs  ging  es  gut  — 

aber  eB  hat  sich  hatd  alles  sehr  übel  angelaesen,  indem  sie  Tor- 
trugeo,  der  König:  hätte  bei  sich  erwogen,  daes  er  das  BiBchoftbum 
Ennland,  weil  das  Eönigl.  Theil  Freuesen  sehr  kurz  begriffen,  nicht 
entratbeo  könnte;  so  wollte  I.  Maj.  £.  Ch.  D.  einen  grossen  Strich 
in  Littauen  davor  geben,  welcher  an  £.  Ch.  D.  littau'sche  Aemter 
stieese. 

Waldeck  und  Schwerin  weigern  dies;  im  Hin  und  Her  mit  dem 
König  im  aiidera  Zimmer  wird  verhandelt;  endlich  lässt  der  König 
sagen; 

morgen  sollte  der  Satisfaction  halber  solche  Erklärung  erfolgen, 
das8  E.  Ch.  D.  Contentement  bekommen  soUteii,  wenn  wir  uns  nur 
wegen  dessen,  so  sie  jetzt  bringen  würden,  wol  erkläreten:  brachen 
damit  aus,  daas  raison  de  guerrc  und  ihre  Gommodität  erforderte, 
daas  E.  Ch.  D.  ihnen  bis  zu  Ausgang  des  Krieges  die  Memel  einräu- 
meten  und  sie  einen  Commandanten  in  die  Pillau  setzten,  so  dem 
Könige  und  E.  Ch.  D.  zugleich  mit  Pflichten  verwandt  wäre. 

Dieses  mögen  £.  Ch.  D.  uns  sicher  zntrauen,  dass  wir  ihnen  hie- 
bet wol  ziemlich  die  Wahrheit  gesaget  und  nichts  unter  die  Bank 
g^tossen  und  sie  bei  unser  Seel  und  Ehr  versichert,  dass  solches  in 
Ewigkeit  nicht  gescbehn  wltrde. 

Die  Gesandten  luthen  aufs  entscbiedencite ,  sich  hierauf  nicht  einzu- 
lasseo  —  höchstens  etna  aU  äusserstes  das  Temperament,  dass  die  Com- 
mandanten des  Kurfürttfu  in  Pillau  und  Memel  auf  den  su  schlieesenden 
Tractat  in  Eid  genommen  werden. 


Waldeck  an  den  Kurfitrsten.     Dat.  Stettin  24.  Juli  1655. 

(eigenh.) 

[Die  Trapp«D  nach  Prenssen  liiii  in  Bewegung  lu  selzeo;  mit  den  Ständen  sieb 

gnt  stellen;  Btrengea  GeheimDJsa.    Leider  zu  spät  gerüatet.) 

E.  Ch.  D.  lassen  sich  gn.  belieben,  Ordre  zu  gehen,  dass  ohnver-  3.  Aug. 
merkter  Saob  die  Völker  sich   nach   der  Neumark    ziehen,   so   bald 


A-nOO»^lc 


394  "-    ^^'  Dordiache  Krieg  bis  tum  Vertrag  vod  Kdoigiberg. 

möglich,  damit,  wenn  dieee  Tractaten  nicht  nach  Wunsch  gehen  sollten, 
man  mit  einem  Getbeilt,  wo  nicht  mit  allem  Volk,  nach  Preussen 
geben  könne  und  unterdees  sich  hier  zu  verstärken  suche  und  in  den 
Rucken  gehen  kOnne. 

Ich  will  hoffen,  es  eoHe  alles  nach  WaoBcb  gehen,  aber  doch 
muBs  man  vorsichtig  sein.  E.  Cb.  D.  mesnagiren  nm  Gottes  Willen 
die  Affection  dero  Stände-,  denn  Sie  sehen,  wie  es  dem  König  in 
Polen  geht  nnter  selbigem  Frätext. 

E.  Cb.  D.  lassen  sich  gegen  niemand  merken,  warum  Sie  die 
Völker  advanciren  lassen,  auch  gegen  die  nicht,  denen  Sie  das  Befehl 
ertheilen;  denn  Wolfsberg')  bekommt  so  bald  Nachricht  davon  und 
beriebt  es  Uberzwerch  anbero. 

Wir  mQsseD  uns  schrecklich  in  Acht  nehmen,  daes  ohne  Noth 
kein  Ombrage  geben.  Ich  hoffe,  E.  Ch.  D.  werden  la  Cave  einge- 
bunden haben,  mit  Discretion  zu  procediren  . . .  Unsere  Sach  ist  bo 
gefährlich,  dass  kein  Fehler  von  £.  Ch.  D.  Bedienten  muss  begangen, 
noch  jemand  von  Consideration  disgnstirt  werden.  E.  Ch.  D.  vergeben 
mir  gnäd.,  dass  so  frei  schreib,  meine  unterth.  Schuldigkeit  erfordert  es. 

F.  S.  lu  2  Tagen  nird  mno  wiseen,  woran  vir  siod  —  ,Qott  wird 
ODB  schon  helfen.  TToterdess  wollen  E.  Ch.  D.  getrost  sein.  Hätten  wir 
2  Monat  ehe  gearmiret,  so  sollte  eE  anders  lanten**. 

Waldeck  und  Schwerin,  Relation.     Dat  Stettin  [25.  Jnli]. 

Heute  abermalige  Verhandlung  mit  Oxenstjerna,  der  über  die  „Satis- 
factlon"  des  Kurliirsten  Schwierigkejtea  macht.  Die  Gesandten  erklären, 
„dass  £.  Cb  D.  dieselbe  nicht  als  ein  Geschenk  vom  Könige  fordern,  so 
nenig  als  I.  Maj.  die  Ihrige  von  E.  Ch.  D.  dergestalt  snchten,  sondern 
E.  Ch.  D.  wjirdens  sich  selbst  sauer  genng  darum  werden  lassen  mUsBen, 
bazardirten  mehr  darum,  als  der  König." 

Dann  kommt  Oienstjerna  auf  den  Vorschlag  der  FarIJcipation  der 
Zölle  zwischen  Schweden  und  Braudeuborg  zurUck,  worüber  natürlich  keino 
Einigung  erreicht  wird. 

Der  KurfUret  an  Waldeck  nnd  Schwerin.    Dat  Oranienburg 
25.  Joli  1655. 

(Geschr.  von  Somnitz  mit  Unterschrift  des  Rurf.) 

[Abbrach  der  VerbandlaDgea.    Uarscbordre  an  die  TmppeQ  ertbeilt,    DefeDeiooa. 

verfsssDOg  ] 

i.  Aog.  Wegen  Fillau  nnd  Memel  ist  kein  Temperiiment  weder  vorzuschlagen 

noch  anzunehmen.    Wird  aus  dem  Tractat  nichts,  so  sollen  sie  mit  gutem 


■}  Schwedischer  Beiident  in  Berlin;  vgl  nnten  s.d.  31.  Oct,  1S&(». 


Abbruch  äer  Stettiaer  Tractateo.    PolniBCh  PreoBaea.  395 

OUmpf  abreiGeo;  mit  der  Bemerkung,  dass  der  Kurfürst  nach  demselbeD 
Völkerrecht,  wonach  der  Köoig  durch  brandenbargJscheB  Gebiet  gezogeD, 
gleichralls  den  Durchmarsch  durch  polnisches  machen  werde.  ^Die  näthige 
Ordre  wegen  Arancirang  Unser  Tmppea  ist  alsfort  nach  erlangter  Gnrer 
RflatioD  (dat  24.  Juli)  ansge fertigt" 

Am  21.  Juli  wird  diese  AblehnoDg  (Conc.  von  Somnilz)  wiederbolt:  6.  Ang. 
An  Känig  hat  uns  gutes  Teraprochen,  jetzt  will  er  dds  um  das  best«,  was 
wir  haben,  durch  Tractat  bringen.  Unter  solchen  Bedingungen  ist  die  Alliauce 
nicht  mdglich:  „auf  solche  Weise  sollten  Wir  bei  solcher  Alliance  nicht 
anders  als  ein  unruhig  GewisscD,  Verlust  Unserer  höchsten  Regalien, 
Schimpf  und  Spolt  für  der  Welt ...  in  gewarten  haben.  Hingegen  haben 
Wir  bei  der  Defenaiou  dos  Unsrigen  ein  freudiges  Gewissen  und  wollen 
hotFen,  der  böcb&te  Gott,  der  es  Uns  gegeben,  wird  Uns  auch  dabei  gnä- 
digst schützen".  Also  jetzt  gilt  es  die  DefenBionsTerfassang.  Befehl  tot 
Rückkehr. 


VerhandluDgeD  mit  den  polnisch -preusslschen 

Standen '). 


Michael  Matthias')  an  den  KnrfHrsten.  Dat.  Danzig  ^.^^.  1655. 

INocb  heine  Schweden  ioi  Laude,  Die  achwediache  Fiolte  bei  Putiig.  Der 
Msrach  des  KurfürsteD  durch  Dauziger  Gebiet.  Geachifto  in  Dauzig.] 
E.  Cb.  D.  berichte  ich  hiemit  unterth.,  dase  ich  gestern  allhier,  8.  Sept. 
GoU  Lob,  wol  angelanget  bin;  habe  jiunterwegeo  durch  ganz  Cassu- 
ben  keinen  bösen  MenBchen  gesehen;  wie  mir  auch  männiglicb  be- 
richtet, so  wäre  bis  dato  noch  keine  Partei  »chweiJischer  Völker  der 
Oerter  nach  Lanenburg  kommen.  Gestern  aber  seind  32  scbwedischo 
Armee-Schiffe  nach  dem  Pautzker  Winkel  und  Hele  gegangen,  welche 
ich  selbst  in  der  Herreise,  da  ich  bei  der  Olive  war,  gesehen. 

Heute  frQb  kam  der  Herr  Clement  Cölmer  zu  mir,  verwun- 
derte sich  über  meiner  geschwinden  Wiederanberokunft.  Ich  erzählte 
ihm  etliche  Ursachen  des  Postwesens  halber*),  so  diese  meine  Reise 

'}  Vgl.  ZK  diesem  Abschnitt  Leugnich,  Geschichte  Prenasana  VIL  llOff. 

*)  SarrärBtliGher  Hofteutmeister. 

')  Vgl   V.  Hörner,  Staats  vertrage  p.  191 


^aovGoOt^lc 


^t^Q  II.     Der  Dordiiche  Krieg  bis  sam  Vertrag  voo  Köoigitwrg. 

verarsachet.  Er  sagte  darauf,  er  wollte  hernach  weiter  hiervon  mit 
mir  reden  und  fragte  alsofurt,  ob  E.  Gh.  D.  nicht  selbst  bald  konvnen 
würden;  item  wie  es  wegen  der  Marche  £.  Ch.  D.  Annee  stOnde  .  .  . 
fragte  mich  auch ,  ob  ich  Befehl  hätte,  deshalb  etwas  an  den  Rath  zu 
Danzig  zu  bringen. 

Ich  sagte,  dass  ich  zwar  deshalb  kein  Befehl  hätte,  aber  ich 
wollte  es  referiren.  Indem  kam  Herr  Rogge  und  beriohtete,  samoit 
wäre  FoBt  kommen,  dass  die  schwedische  Armeeflotte  bei  Uele  Volk 
auBgesetzet  und  sie  auch  Pautzke  erobert  hätten;  wovon  aber  keine 
Gewissheit  ist. 

Gleich  itzo  komme  ich  von  dem  Herrn  Präsidenten  und  BDrgtt^ 
meister  Lerten;  derselbe  berichtet,  dasg  der  Herr  Subsyndieus,  wel- 
cher unlängst  zu  Berlin  war,  dem  General  Sparre  entgegen  gereiset 
ist,  uro  abzuwenden,  dass  die  Marche  nicht  durch  das  Danziger  Werder 
gerichtet  werden  möchte,  weil  sie  solches  znm  Vorrath  behalten 
mtlesen. 

Itzo  kommt  Herr  Gölmer  wieder  zu  mir  und  berichtet,  dass  mit 
Proviant  wol  wtlrd«  geholfen  werden;  wenn  auch  nur  gut  Ordre  ge- 
halten, könnte  die  Marche  vielleicht  wol  bei  der  Stadt  nach  Dirsohau 
genommen  werden.  Es  wird  auch  bei  diesem  Wetter  noch  der  beste 
Weg  sein.  Sie  verwundern  eich  aber,  dass  noch  niemand  vorange- 
Bchickt  würde,  der  bei  Danzig  und  bei  dem  Oeconomo  za  Marienbnrg, 
Herrn  Goldenstem,  um  den  Pass  sich  anmeldet 

Wegen  eines  Hauses  habe  ich  mich  erkundiget  und  eines  ausge-  - 
fraget,  welches  nicht  unbequem;  es  wird  aber  vor  ein  halb  Jahr  ein 
tausend  flor.  pol.  gefordert:!. 


Instraction   für    den    geh.    Regierungsrath    und    Hofgericbts- 
verwalter  Matthias  v.  Krockow  an  die  Grafen  Jacob  und  Lud- 
wig Weiher  und  an  den  Freth.  Sigiamuud  von  Güldenstem. 
Dat  Cöalin  4.  Sept  16Ö5. 

11.  Sept.  Zuerst  sich  nach  Dauzig  begeben,   wo   er  sich  von  „Cniierm  Hofratb 

Preih.  Vladielaus  ?0D  Enrtzbacb-Zawacky"  und  „ünserm  Hofreot- 
mejster  Michael  Matthias"  über  den  Stand  der  Dinge  iDformfren 
lassen  soll. 

Dann  hat  er  sich  bei  dem  Rath  von  Danzig  zu  melden;  diesem  den 
Dank  des  Kurfürsten  zu  sagen,  dass  er  sich  za  fernerer  vertraulicher  Cor- 
respondenz  erboten  etc.    Der  KurfürBt  sei  entacblosBen,  tum  Schute  seines 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


VerhaDdliiDg«D  mit  potoisch  PreniBso.  397 

Landes  einig«  Truppen  oacb  Prenssen  zd  fltbren;  er  lAsat  am  Darcbzng 
darch  ihr  Territoriam,  „auch  wol  zwischen  den  Schanzen  and  Festung,  ja 
dorcb  die  Stadt  selbst",  ftobaiteo,  sowie  um  Berörderoog  der  Trappen 
dorcb  Lebeasmittel  und  Manition,  gegen  Bezablnng,  sowie  Schiffe  znm 
Uebersetten  der  Artillerie.  Er  soll  es  dabin  zu  bringen  snchen,  dase  die 
Sache  nicht  mit  langen  Beratbangen  verschleppt  wird ,  und  zugleich  die 
Oesiannog  des  Ratbs  nnd  der  „Bilrgerei"  zu  sondireo  «neben,  die  nach 
frflherea  Berichten  sehr  gnt  sein  soll.  Er  soll  sich  bemtihen,  für  den  Noth- 
fall  weiter  zo  verlangen:  die  Conjnnction  einiger  Danziger  Trappen,  den 
Harsch  dnrch  die  Stadt  und  den  erentnellen  Rückzng  nnter  die  Wälle  von 
Danzig. 

Nnch  diesem  soll  er  sich  eiligst  zd  den  beiden  Woiwoden')  auf  den 
Weg  machen.  Auch  bei  ihnen  bat  er  nm  Oewäbrang  aller  fiir  den  Darcb- 
Darsch  erforderlichen  Begünetignngen  anzuhalten, 

Conjanction  der  Waffen  soll  hier  aocb  nur  für  den  Notbfall  verlangt 
«erden. 

Dasselbe  ist  dann  bei  dem  Eönigl.  Oeconomus  Güldenstem')  anzu- 
bringen- 

Im  Uebrigen  hat  er  ihnen  allen  zu  versichern,  dnss  der  Kurfürst  nichts 
suche,  ah  den  Schatz  seiner  Lande  per  pactum  securitatis  oder  nentrati- 
talis,  die  von  den  Schweden  dabei  vorgeschlagenen  unerträglichen  Bedin- 
gungen aber  nicht  eingehen  könne. 


Matthias  von  Krockow  an  den  KurfUreten.     Dat.  Neustadt 
8.  September  1655. 

[Qefeclit  mit  den  Schweden  bei  Putzig.  Bereitwilligkeit  des  Woiwoden  Weiher. 
Erieganachrichten.) 
Wie  ich  zu  Neustadt  angelanget  und  Ternommen ,  daes  der  IS  Sept. 
Mtrienburgische  Woiwode  Jacob  Weyer  zu  Putzig,  die  Ausaetzung 
der  Schweden  za  verwehren,  habe  ich  mich  dahin  zu  ihm  begeben, 
und  wie  ich  ankommen,  beide  Theile  in  Action  gefunden.  Die  Schwe- 
diache  hatten  bei  20  Scharbotten  und  bemUheten  sich  an  Land  zu 
setzen,  spieleten  mit  grobem  GeechUtz  inständig;  ward  aber  keiner 
beschädigt,  als  nur  ein  Pferd,  so  durch  den  Hals  geschossen.  Der 
Herr  Weyer  mit  seinen  Dragonern  und  Landvolk  ritten  nebeost 
dem  Strande,  und  weil  er  auch  ein  Paar  Feldscblangen  bei  sich  bat, 
liess  er  uff  die  Schwedische  tapfer  Feuer  geben. 


')  Oraf  Ludwig  Weiher,  Woiwode  von  Pomerellan,  Graf  Jacob  Weiher, 
Woiwode  von  Uarienburg. 

*)  Sigiemund  v.  Güldenstem,  Sturoat  von  ätam. 


^düvGoot^lc 


398  "■    '^^'  Dordiioha  Krieg  bii  cum  Vertrag  von  Königaberg. 

Dieser  Scharinfltzel  wfthrte  bis  um  8  gegen  die  Naebt,  da  die 
Schweden,  welche  an  einem  Ort  auagesetzet  waren,  ein  Dorf  ange- 
zflndet  und  sich  wiederum  zu  Schiffe  begeben.  Diese  vergangene 
Macht  über  hat  man  in  den  Schiffen  viel  klappern  g:ehürt,  vermuth- 
lich  dass  sie  ihre  seeletze  [sie]  Schiffe  repariret. 

Weil  nun  der  Herr  Woiwode  Jacob  Weyer  den  ganzen  Tag 
Über  bis  8  Uhr  zu  Abends  mit  dem  Feinde  zu  thun  gehabt,  habe 
ich  den  Nachmittag  nber  bei  Putzkcn  vergebens  zagebracht  uud  aller- 
erst nach  dem  Abendessen  meine  Proposition  oder  Gewerbe  . . .  ab- 
gelegt; da  dann  dessen  Resolution  hanptsilcblich  dahin  ging,  dass  er 
vor  seine  Peraon  E.  Ch.  D.  gerne  in  allem  zur  Hand  gehen  wollte, 
was  znr  Beförderung  des  Harches  dienlich;  vermeinte,  die  Danziger 
würden  keine  Ursach  haben,  E.  Ch.  D.  die  Passage  dnrch  Schottland 
zu  difBcultiren,  wenn  es  squadroneoweis  geschehe;  zum  wenigsten  wür- 
den sie  die  Artillerie  mtlssen  passiren  lassen,  und  könnten  B.  Ch.  D. 
mit  der  Reiterei  und  FussTolk  bei  dem  Kloster  zur  Olive  äff  der 
rechten  Hand  über  die  Berge  marchiren. 

Er  verEpricht,  id  Danzig  daftir  zu  wirken,  dus  in  dieser  ßesiehanft 
keioe  ScbwierlgkciteD  gemacht  werden.  Dagegen  vird  es  mit  den  Lebens- 
mittelu  nnterwegii  wol  Scliwierigkeiten  haben,  da  sie  im  Lande  Reibet  schon 
gehr  knapp  sind.  Weitere  Rathsehläge  für  Heu  einzuschlagenden  Weg. 
Nachrichten  über  den  Fortgang  der  Dinge  in  Polen,  Rürkzng  und  Verfol- 
gung des  Kßnigx,  Ergt-bung  der  poluischen  Grossen  an  die  Schweden  u.  b.  f. 


Venceslans  de  Lesao,  Bischof  von  Ermlaud,  an  den  Karfllr«ten. 
Dat  Heilsberg  28.  September  1655. 

i.  Sept.  „Ulaiit  tandem  dies  adventua  Ser»"  Cels""  V""  etc.  Problockeadea 
Bewill  komm  na  nge  ach  reiben  .  an  den  Karflirstea  bei  seiner  Ankunft  in 
Prensaes;  er  stellt  Hieb  demselben  ganz  zur  Verfügung. 


Instrnetion  für  den  prenssischen  Oberrath  und  Kanzler  Joh. 

V.  Kospoth  an  den  Woiwoden  von  Colm  Joh.  Koss  und  an 

den  Bisehof  von  Cnlm  Joh.  Gembicki.     Dat   Stomsdorf 

20.130.  September  1655. 

).  Sept  Aufforderung   zu   gemeinsamen    Batbsohlägen  nnd   Defeosionsmitteln ; 

wozu  Koapoth  mit  den  Beiden  Einleitungen  treffen  soll. 


y  Goot^  Ic 


VerhandliingeD  mit  polniecb  PreuBBen.  B99 

N.  an  N.    Dat  Direchan  29.I19.September  1655'). 

[VerhBndiDDg  mit  eioigeD  Bdelleoten  von  PoiDmerelleo;  sehr  eifrig  Tür  die  Ver- 

■inigaDi;  mit   dvm   Earfürstea.     Hiobspoaten.    Der  Woiwode  Weilier;   auch  er 

bereitwillig,    ßathachläge-] 

Ich  habe  gestrigen  Tag  hier  zugebracht,  in  Meinung,  es  wQrde  29.  Sept. 
sich  der  Adel  alhier  einfinden;  aber  es  sein  etwa  ihrer  8  erschienen. 
Der  Herr  Woiwod  hat  auch  seine  Liebste  gegen  Abend  bis  1.  Meile 
Ton  hier  nach  Danzig  begleitet,  indessen  zu  mir  gesandt  und  begehrt, 
ich  mOcbte  bis  heut  micli  alhier  ufhaUen;  welches  ich  auch  gcthan 
und  mich  durch  Gelegenheit  bei  denen  Versammelten  von  Adel  einge- 
fuDdeo;  welche  ganz  eonslemiret  gewesen  und  alles  wegen  Uebergab 
Coniz  verloren  geben. 

Ich  liabe  ihnen  zugesprochen  und  sie  angemahnet,  nicht  alles 
sinkßn  zu  lassen.  Da  sie  mich  dann  gefraget:  1)  ob  ich  sie  ver- 
■ichem  könnte,  dass  S.  Ch.  D.  nicht  mit  Schweden  wären.  2)  Ob  die 
Alliance  mit  Holland  richtig,  dass  man  sich  daruf  zu  verlassen.  3)  Ob 
S.  Ch.  D.  noch  einige  Retrada  und  mehr  Volk  hatten. 

Uf  das  1)  hab  ich  ihnen  remonstriret,  warum  S.  Ch.  D.  hier 
kommen  und  was  die  Schweden  von  Ihnen  begehreten,  das  Sie  nimmer 
eingehen  wttrden.  Ad  2)  die  holländische  Alliance  wäre  in  öffent- 
lichem Drucke,  wollte  sie  ihnen  aus  Danzig  scliicken,  und  hängete 
daran  noch  wol  ein  melireres.  Ad  3)  es  wären  noch  eine  gute  An- 
zahl TOQ  Compagnien  zu  Boss  zurOck,  die  auch  ehest  folgen  wttrden ; 
to  wären  auch  uff  etliche  Regimenter  Patente  ausgeben,  und  würde 
es  Sr.  Ch.  D.  an  Volk  nicht  ermangeln.  Ich  könnte  sie  auch  ver- 
Bichem,  wenn  sie  mit  Sr.  Ch.  D.  sieb  vereiniget,  dieselbe  mit  ihnen 
zasammenstehen  und  sie  in  Ihre  Protection  mit  nelimen  wQrden. 

Damf  fingen  etliche  unter  ihnen  an,  wie  ihre  Gewohnheit  ist,  mit 
grossem  Impetu:  sit  ergo  Protector  nosterl  und  uf  polnisch:  wir 
wollen  den,  der  es  anders  sagt  und  widerspricht,  mit 
Säbeln  von  einander  tragen  (unter  diesen  war  ein  Kocbanski, 
ein  ander  Zerlinski);  stehet  er  wol  bei  uns,  er  soll  unser 
König  sein,  wenn  er  uns  nur  bei  unserer  Religion  lässt; 
thaten  etliche  RcmonstratioucB  dabei,  weil  S.  Ch.  D.  dem  Jagelloui- 
schen  Hause  verwandt ;  etliche,  und  unter  denen  ein  Konojawski,  sageten ; 
wir  haben  noch  einen  König;  er  soll  so  lang  unser  Protec- 
tor sein,  und  wir  wollen  ihm  assistireo  mit  dem,  was  wir 
haben. 

')  Ohne  notertchrin  and  Adresse;  Termathlich  tod  Erockow  an  einen  der 
IntfärBtlicbei)  Bäth«. 


A-nOO»^lc 


400  ''-    ^^^  »ordi'oba  Krieg  bis  cam  Vertrag  von  Königsberg. 

Alle  waren  uf  den  Herrn  Woiwoden  Dbel  zufrieden;  dass  sie  das 
Land  unter  dem  Prätext,  dass  sie  Volk  wttrben,  auBgeaogen;  nu  wären 
sie  arm  und  nirgend  wäre  das  Volk  zu  finden,  S.  Gh.  D.  möehten  das. 
KOnig:!.  Preuasen  manteniren,    sie  wollten  äff  Monat  oder  Vierteljahr 

sich  vergleichen,   was  sie  geben  sollten  ete ermahneten  mich, 

den  Herrn  Woiwoden  mit  ihnen  anzutreten,  dass  er  noch  heute  und 
sobald  er  könne  mit  ihm  zu  Sr.  Ch.  D.  reisen  möchte. 

Indessen  kommt  ein  Kosak,  so  vom  Herrn  Woiwoden  ausgeschickt, 
dass  Coniz  am  verschienen  Freitag,  Tuche)  am  Sonntag  eingenommen 
sei,  welches  sie  wieder  sehr  perplex  gemacht. 

Etwas  spbter  trifft  N.  N  den  Woiwodeo,  der  eben  znriickkammt ,  «nf 
der  Strasse;  er  macht  ihm  dieselben  Vorstellungen,  wie  den  TerBammeltea 
Adeligen. 

Daruf  er  sich  herausgelassen  sagende:  Nu  in  Gottes  Namen,  ich 
will  alsfort  aber  die  Weichsel,  da  ist  mein  Herr  Bruder,  der  Marieo- 
burger  Woiwode;  der  hat  S.  Ch.  D.  gestern  gesprochen,  und  wollen 
morgenden  Tages  zu  deroselben;  will  mitnehmen  ron  Adel,  was  ich 
kann,  und  sehen,  wie  wir  den  preussischen  Landen  zu  gute  einen 
ScblusB  machen-,  es  ist  sonst  alles  Terloren;  die  Übrigen  Powiaten, 
die  itzo  nicht  hier  sein,  werden's  wol  ratihabiren.  Und  bewies  hicrzo, 
wie  achUfrig  er  auch  im  Anfang  war,  grossen  Ernst.  Gott  gebe  zu 
solchem  VerbUndniss  glücklichen  Success  zu  Gottes  Ehre,  Sr.  Ch.  D. 
und  dieser  Lande  Bestem! 

Habe  also  nichts  mehr  gewusst  zu  thun,  besundem  reise  eben  itzo 
fort  uff  Danzig  und  nacher  Hause.  Sr.  Ch.  D.  wird  der  Herr  Bruder 
dieses  untertb.  hinterbringen,  meine  Wenigkeit  deroselben  recomman- 
diren  und  mein  geneigter  OOnner  verbleiben  etc. 

F.  S.  Ihr  werdet  Euch  bei  den  Tractaten  wol  vorsehen,  dass  Hir 
die  grossen  Stfidte  mit  hinein  bekommt,  Euch  Muster-,  Sammel-,  Lauf- 
putze  reservirt  Den  beiden  Weihern  könnet  Ihr  ihre  Starosteien 
und  Guter  zu  ihrer  Contribution  wol  lassen.  Was  ich  sonst  an  den  Uerm 
B(ruder)  geschrieheu,  möchte  ich  wol  wissen,  wie  es  ufgenoramen.  Uf 
solche  Art,  meine  ich,  wUrde  etwas  daraus  werden;  unsere  Macht 
würde  grösser  werden,  und  durch  die  Mittel,  dadurch  sich  das  Gegen- 
theil  stärket,  könnte  man  selbes  schwach  und  sich  stark  machen. 
So  eine  fliegende  Arm^e,  als  Königsmnrk  gebrauchte,  wird  auch 
dienen. 


^aovGoOt^lc 


Verhaudlungon  mit  potniscti  t'rcuBBen.  401 

Instruction  für  die  geh.  Räthe  Fabian  Graf  und  Burggraf  zu 
Dohna  und  Friedrieh  von  Jena  an  den  Woiwoden  von  Marien- 
burg nnd  an  die  am  '3:  oX'  zu  Marienbnrg  versammelten  an- 
deren Woiwoden  und  Proceres.     Dat.  Riesenburg  ^\  S^p^  1655. 

lAntrige  der  Woiwoden  durch  Tacholka.     Der  Earrürst  erbötig.  in  einige  Plälze 

OaraisoQ  eu  le^cen;  Betbeuerung  Beiner  guten  Absicliten;  VorBchläge  za  gemeio- 

Bamem  Bandeln.) 

1)  Dem  Woiwoden    von  Marienburg  ist  Rir   die   geschehenea  Mitthei-  2.  Oot. 
Inngen  zn  danken. 

2)  Hauptsächlich  aber:  als  besagter  Herr  Woiwoda  Sr.  Ch.  D. 
durch  den  Herrn  Landechreiher  und  Königl.  Secretarium  Tuchotka 
zweierlei  an-  und  flfrstellen  lassen:  1.  dase  S.  Ch.  D.  etwa  3  Compa- 
gnien  zu  Ross  dem  Herrn  Woiwoden  zusenden  wollten,  welche  unter 
dem  Prätcxt,  die  Passage  nach  Pommern  offen  zu  halten,  an  jenseit 
der  Weichsel  gehen  möchten;  2.,  dass  S.  Ch.  D.  Ihre  Vorschläge  er- 
öffnen möchten,  welchergestalt  Hie  vermeinten,  dass  den  sämmtlichen 
prenesischen  Landen  bei  dieser  Gefahr  geholfen  werden  könnte,  da- 
mit der  Herr  Woiwod  den  versammelten  des  Orts  solches  fUrstellen 
nnd  nebst  ilinen  seine  Consilia  darnach  richten  könnte:  so  haben  die 
ehurftrsHicbe  Abgeordnete  Namens  Sr.  Oh.  D.  sich  dahin  zu  erklä- 
ren, und  zwar  auf  das  1)  dass  S.  Ch.  D.  dem  Herrn  Woiwoden  niclit 
allein  mit  3  GoRipagnien,  sondern  wol  mehrern  assisliren  wollten, 
wann  Sie  wissen  möchten,  wohin  die  Tractaten  und  der  Schluss  zu 
Harienburg  ausgeschlagen,  und  was  fUr  Sicherheit  S.  Ch.  D.  dabei 
finden  möchteo;  sobald  selbiger  erfolget,  wollten  S.  Gh.  D.  wegen 
Zusendung  eines  Subsidii  sich  crkUren.  Indessen  aber,  damit  er  Sr. 
Ch.  D.  Geneigenbeit,  dem  Herrn  Woiwoden  zu  helfen,  sehen  möchte, 
80  wären  S.  Gh.  D.  resolviret,  in  die  Oerter,  darin  der  Herr  Woiwod 
nöthig  befinden  möchte,  dass  Guamison  zu  legen  wäre,  so  viel  an 
Fussvölker,  als  er  herausnehmen  wUrde,  zu  legen,  damit  der  Herr 
Woiwod  die  darin  gelegenen  Völker  an  sich  ziehen,  im  Werder  oder 
sonsten  Angesichts  beritten  machen  und  im  Felde,  oder  da  es  nöthig, 
dieselbe  gebrauchen  könnte. 

Wegen  „Cummando  und  Restitutioa  des  PlatzcB"  Bollen  sie  erkl&ren, 
keine  Instraction  zu  haben,  zugleich  aber  versichern  — 
dass  S.  Gh.  D.  nichts  anders  suchctcn  als  dieser  Lande  Bestes  und 
Sicherheit  ....  und  wHrdc  am  besten  sein,  dieser  und  anderer 
Punkte  wegen  an  S.  Ch.  D.  zu  schicken  und  mit  deroselben  selbst 
deswegen  Richtigkeit  zu  machen.  Indessen  hätten  Sie  kein  Misstrauen 
in  S.  Gh.  D.  zn  fipt7.on,  und  weil   sumnium   periculum   in  mora,   ihre 

U^ttr.  z.  GfhLi.  d.  «[.  KurrUHleii.    VU.  26 


A-nOO»^IC 


402  ^''     ^''''  iiordlsche  Kr!p(;  bis  xnm  Vertrig  von  KSnigaberg. 

Völker  in  Gottes  Namen  an  sich  zu  ziehen  und  gr.  CIi.  D.  Völker 
eiBzunetameD;  we^en  der  angeregten  Punkten  würde  es  keine  Diffi- 
cultät  machen. 

Ad  2;  ist  des  Kurfürsten  MeinnDg  1}  dass  die  beideo  pren.ssischea 
Theile  ihre  Rnth^cblügc  und  Defeiisions mitte)  ven-inigen  inUsGon. 

2)  Es  niusR  gemeinsam  au  den  König  von  Polen  geaaudt  werden,  so- 
wie ancti  an  andere  Mitglieder  des  Reichs,  sie  um  Ralb  nnd  Hiire  anza- 
geben. 

3)  Desgleichen  an  den  König  von  Schweden  mit  der  AnfTorderung,  die 
Neutralität  dieser  Lande  anzueriiennen. 

4)  MOsate  man  sich  zu  allen  Tlieilen  in  gute  Verfassung  setzen, 
und  als  Sr.  Gh.  D.  der  Zustand  des  Königl.  Pronssen,  der  Herren 
Woinpoden  und  anderer  Stände  Armatur  nicht  bewusst,  dem  Herrn 
Woiwoden  aber  solches  alles  am  besten  bekannt,  als  könnten  S.  Ch. 
D.  darin  nicht  wol  rathen,  beaondem  versähen  sich,  dasa  der  Herr 
Woiwod  würde  nebst  seinen  Mitgliedern  solches  am  besten  anzuordnen 
wissen  und  darin  nicht  das  geringste  beilegen  oder  einige  Zeit  ver- 
situmen.    Unmaassgeblich  aber  hielten  S.  Ch.  D.  dafHr: 

1)  dass  die  Defeneionsmittel  beider  Provincien  proportionirel  und 
einander  darin  gleich  kommen  mDssten. 

2)  Weil  nun  S.  Ch.  D.  ein  gewisses  Corpus  Ton  20,000  Mann 
aufgebracht  und  beisammen  hätten,  als  hielten  S.  Ch.  D.  daftlr,  dass 
man's  im  Künigl.  Preussen  auf  selbigen  Fuss  richten  und  was  immer 
möglich  und  thunlich  in  aller  Eil  aufbrachte  und  nach  Proportion  nnd 
Vermögen  der  Lande  Sr.  Ch.  D.  gleichkäme. 

3)  Die  grossen  Städte,  als  Thom,  Elbing,  Danzig  wären  zur  Be- 
ständigkeit communi  nomine  zu  ermahnen   und   in  diese  Verfassung  , 
mit  zu  bringen;  gestalt  S.  Ch.  D.  Ihres  Theils  schon  daran  laboriren 
und  an  die  Stadt  Thorn,  als  die  fcrneste,  bereits  geschicket. 


Fabian  v.  Dohna  und  FriedriRlt  v.  Jena  an  den  Knrfllrsten. 
Dat.  Marienburg  4.  October  1655,  Abends  um  10  Uhr. 

[Verhandhuig  in  Marienburg.  Per  Woiwode  Weiher  vüDacht  Speci6caliOD  der 
Bedingungen  dca  KerfürBton-,  übrigeDs  die  Aaaaichten  gat.  Auch  die  Maiurea 
Rur  Verbindung  geoüigt.  Bitte  nm  neue  loBtnicIioD-] 
Am  3.  October  gegen  Abend  nach  Manenborg  gelangt;  von  den 
Ständen  des  Königl.  Preussen  wjir  nocli  niemand  da;  eie  unterreden 
sich  inzwischen  mit  einem  Bürgermp ister  und  einem  Rathelierrn  von  Marien- 
burg,  die  zu  ihnen  geschickt  werden,  und  stellen  ihnen  die  gnten  Absichten 
des  Karfürsten  vor. 


A-nOOt^lc 


Verhandlangeii  mit  polniach  PreneBen.  403 

Spät  Abeods  treffen  Doch  die  Depiitirt«D  von  Elbing  and  der  Woiwode 
Jacob  Weibe;-  ein.  Am  folgenden  Tag  legen  sie  bei  dem  letzteren,  in 
Oegenwart  der  Herrn  OUIdenstern  nnd  des  Bischofs  von  Ermland, 
ihre  Proposition  ab.  Weiher  erklärt,  dasB  die  preossischen  Stände  jeden- 
falls alle  sehr  gern  die  Protection  des  Kurriirsten  annehmen  würden;  es 
handele  sich  nur  dnmm,  die  Hcdingnngen  ganz  genau  za  eröffnen. 

Als  die  Brandenborgei  hierauf  die  Absiebten  des  Karfürsten  näher 
darlegen,  bleibt  Weiher  dabei,  die  Sache  wäre  ganz  gnt  —  nur  wan- 
derte er  sich,  dass  wir  anf  keine  Conditiones,  was  £.  Ch.  D.  von  dem 
Königl.  PrensEen  begehreten,  in  specie  instrairet;  denn  was  wir  von 
dem  proper tionirten  Beitrag  gegen  £.  Ch.  D.  Armee  vorbrächten,  wäre 
ganz  genernl  nnd  könnte  anch  daranf  kein  richtiges  Conclnsum  anf 
hiesigem  Landtage  gemacht  werden  ...  Er  bat  zu  unterschiedenen  Malen 
nm  E.  Gh.  D.  Begebren  und  Conditiones  zu  wissen  und  dass  doch  dieselben 
anch  practicabcl  und  possibel  sein  möchten.  Und  ist  wol  an  ihm,  wie 
auch  seinem  Bruder  Herrn  Ludwig  Weiher  nicht  zn  zweifeln,  dass  sie 
es  mit  dieser  E.  Ch.  D.  Intention  nicht  eifrig  meinen  sollten.  Uie  Notb 
lehrt  sie  beten". 

So  viel  bis  jetzt  scheint,  wird,  ,es  müssten  denn  Danzig  nnd  Thorn 
Händel  machen,  die  allgemeine  Zusammensetzung  wo]  erfolgen";  wenn  der 
Knrfürst  bei  diesem  Landtag  nicht  mit  seinen  Bedingungen  herauslcommt, 
dürfte  dies  „allerhand  Misstrauen  und  Nachdenken"  geben.  Sie  bitten  ihn 
daher,  Anordnung  zu  treffen,  damit  hier  mit  Angabe  der  Bedingungen  etc. 
auf  Ratification  geschlossen  werden  kann.  Stehen  die  Sachen  noch  wie 
bei  ihrer  Abreise,  so  können  sie  nnr  dazu  rathen,  hier  abzuschliesscn;  denn 
an  diesem  Landtage  und  dessen  Schluss  hanget  unserm  einrültigen  Er- 
messen nach  viel  . . .  sollte  dieser  Tag  ohne  Frucht  abgeben ,  sehen  wir 
nichts  anderes,  als  dass  singnlis  agentibus  universi  sint  peritnri." 

Die  Eröffnung  der  Vereammlung  findet  morgen  Statt. 

Der  Woiwode  Koss  kündigt  an,  „es  würden  an  E.  Ch,  D.  die  Ma- 
snren  ehest  schicken  und  alles  dasjenige,  was  alhier  beschloBBen,  mitbe- 
lieben ')." 

Nochmalige  Bitte  um  achlennigstc  Instmetion. 


Der  KarfUrst  an  Dohna  und  Jena.     Dat.  Frenschmarkt 
5.  Oetober  1655,  hora  12.  (Conc.  Somnitz). 

(Die  IniUat)ve  mnsa  von  den  prenssischen  Ständen  ansgehen.    Conjunction  oder 

Protectiont    Specißcirte  Voricbl^e  des  Kurrürsten.     Vorsichtig«  Erbietnng  na 

gemeiasamer  kriegeriacber  Action) 

—  Nun  ist  Euch  wissend  und  zeuget  die  mitgegebene  Instruction,  5.  Oct. 

dass  Wir  keine  Protection  prätendiren  oder  den  Standen  angetragen, 

')  Am  8- Oetober  schreibt  EoBS  aus  Riesenborg,  dass  nach  erbaltenen  Briefen 
die  HoBDren  ünr  Coojonclion  bereit  sind,  der  EurfürBt  möge  nur  einen  Oe* 
sandten  an  eie  ubschicken. 


Aj.oo»^Ic 


404  1'-    ^*''^  iiordiBFht!  KriPg  bis  zum  Vertrag  von  Königsberg. 

besondern  blngg  conjunctionem  coDsiliorum  et  mediorum  ad  defensJo- 
nem  tendenlium;  und  da  nun  also  der  Zweck  von  Uns  nicbt  förge- 
stellet,  sa  küiinen  ja  auch  die  Mittel  und  Gonditiooes  dazu  reichend 
und  gehörig  von  Uns  mit  [sie.  leg.  nicht]  herrtlhren,  und  mUssten 
selbige  von  denen  herkommen,  so  die  besagte  Protection  suchen. 

Der  Kurrürt^t  könne  nicht  wissen,  wie  viel  die  einzelnen  Stände  an 
(ücld  Dnd  Völkern  vermöchten;  das  müssten  sie  angeben,  nnd  elier  käono 
der  Kurfürst  sich  .imh  nicbt  näher  erklären.  Inzwischen  gebt  ^eine  Mei- 
nung dabin: 

1)  man  lässt  es  am  besten  bei  der  in  der  Instrmrtton  vorgeschlagenen 
„Conjunction"  verbleiben; 

2)  die  Stände  erklären,   mit   welchen   Mitteln  sie  ihrerseits  dem  Kur- 
fürsten zuuucbst  beitreten  wollen; 

3)  da  zu  Friede  nnd  Neutralität  wenig  Aussieht,  welche  Defeiisions- 
mittel  »ie  dann  ferner,  und  wie  bald  beitragen  wollen. 

4)  Wollten  sie  Uns  eine  Protection  oder  die  Direction  des  Werkes 
auftragen,  stünde  ihnen  su,  auitzo  die  Mittel  und  Conditiones  zu  be- 
ranieu,  darüber  mit  Euch  zu  cooferiren  und,  da  sie  alle  nicbt  zu- 
sammenbleiben kiinnteD,  bis  etwas  gescbloseen,  gewisse  Deputirte  mit 
genngsauier  Vollmacht  hinter  sich  zu  lassen,  die  entweder  mit  anbero 
röeketen  (was  das  beste  wäre),  oder  des  Ortes  suetinireten ,  bis  alles 
geschlossen. 

5)  Wurden  dabei  die  Defensionsmittel  eben  wie  bei  der  Con- 
junctioD  erfordert  werden;  und  Hessen  Wir's  doch  lieber  bei  der  Con- 
junction  bewenden. 

G)  In  spccio  erklärten  Wir  Uns  dabin,  dass,  sobald  die  Conjunction 
oder  der  Vergleich  getroffen,  Wir  solches  I.  Maj,  von  Schweden  signi- 
ficiren  und  selbige  ersuchen  wollten,  alle  Hostilität  von  den  alliirten 
Landen  abzuwenden  und  auf  die  Generaltractaten  zu  sparen,  dafeme 
etwas  mit  ihnen  zu  handeln. 

7)  Weil  Wir  noch  zur  Zeit  von  Schweden  nicht  attacquiret  und 
den  Anfang  zur  Offension  zu  machen  Uns  niemand  ratben  wird,  in- 
dessen aber  gleicbwol  Putzig  und  andere  pommerelliscbe  Oerter  und 
Lande  nicbt  zu  verlaHseu,  so  wollen  Wir  an  die  scbwedischen  OfS- 
i-irer  schicken,  sie  von  den  Waffen  und  Attaeque  abmahnen ,  bis  von 
1.  Maj,  Erklärung  einkommen;  wollten  sie  aber  daron  nicht  abstehen, 
mUssten  die  preussischen  Stände  mit  ihren  eigenen  Völkern  und 
Mitteln  sie  zu  repoussiron  trachten  j  und  wollten  Wir,  wenn  sie  Völker 
aus  den  Garnisonen  nehmen  würden,  selbige  wieder  mit  den  Unscngen 
supplircn  und  die  Ocrtcr  nicmands  als  den  Conjungirten  zum  Besten 
und  ihrer  Defensioia  halten,  auch  auf  Begebreu  wieder  abtreten.    Die 

i:q,t7r.d   .t^iOOt^lC 


TerhaDdloDgen  mit  polntflch  Preoasen.  .  405 

erste  Attac^ue  zu  thun  würde  nicht  rnthsam  sein;  aber  Oerter  zu  be- 
setzen und,  wenn  sie  alsdann  attacquiret  wtlrden,  aufs  fiusserste  den 
Alliirten  zum  Besten  zu  defendiren,  dazu  wollten  Wir  Uns  wol  ver- 
stehen; geetalt  Wir  dann  forlitzo  reeolviret,  die  PIätr.e,  so  sie  zu  be- 
setzen nötbig  erachteten,  zu  besetzen,  auch  da  einige  Völker  diesseits 
hereindringen  wollten,  auch  vom  Kßnigl.  Theil  abzulialteu. 

8)  Wollte  I.  Maj,  diese  Stände  mit  den  Waffen  nicht  verschonen, 
und  Uns  von  den  Stilnden  genügsame  Defeneionsmittcl  ftlrgcstcllt  wer- 
den, so  wSren  Wir  nicht  abgeneigt,  zu  ihrer  Beschützun^  alsdann  zu 
thun,  was  ratio  belli  erfordert. 

9)  FriedensrerhsndluiigeD  werden  nur  gemeinsam  anti;eue1lt  und  wird 
der  Kurfüriit  dabei  alles  Ibno,  die  Stände  in  Besitz  ibrer  bisherigen  Frei- 
heit etc.  zu  erhalten. 

10)  Indessen  würden  die  Stände  nebst  Uns  sich  hemüben,  die 
Afaeuren  and  anderer  Hülfe  so  viel  möglich  an  sich  zu  ziehen; 

11)  auch  das  Pospolite  liuesenie  oder  die  Landmilitie  in  allen 
Woiwodschaften  angesieht«  aufbringen,  bis  andere  Anstalt  gemacht 
werden  könnte; 

12)  an  dienlichen  Oertern  angesichts  Magazine  anordnen  und  mit 
der  Nothdurft  wirklich  versehen,  auch  von  Munition,  Pulver,  Blei,  Lunten 
und  was  zur  Artillerie  nöthig,  Provision  machen,  weswegen  mit  den 
Städten  Thorn,  Elbing  und  Danzig  zuvörderst  ein  gewisses  /.u  beramen. 

13)  Sollte  den  Versammelten  nachdenklich  fltrkomnien  und,  weil 
Wir  die  OfTension  anzufangen  Bedenken  tragen,  dahin  aufgenommen 
werden,  als  wenn  Wir  bei  dieser  Partei  nicht  genug  thäten  und  sie 
so  weit  deserireten,  so  habt  Ihr  ihnen  ftirzustellen,  dass  Wir  solches 
thäten  1.,  um  so  viel  desto  besser  auch  die  gütliche  Handlung,  auch 
zu  ihrem  eigenen  Besten,  zu  befördern;  3.,  thäten  Wir  ja  darin  schon 
eine  wirkliche  Assistenz,  dass  Wir  die  Plätze  besetzten,  damit  sie  mit 
ihren  Völkern  desto  freier  agiren  könnten;  3.,  hätten  Wir  auch  ein 
mehres  nicht  ganz  abgeschlagen,  sondern  wenn  Wir  der  Stände  Re- 
solution und  Kräfte  versichert,  wollten  Wir  weiter  Uns  erklären  und, 
was  zur  Sache  gehört ,  thun ;  4.,  sie  wären  schon  attaequirct, 
halte  es  also  bei  ihnen  ganz  kein  Bedenken,  hcsondern  könnte  es 
nicht  anders  sein,  als  dasS  sie  sich  wehren  müssten. 

Die  Proposition  in  pleno  zu  thun,  halten  Wir  nicht  nüthig,  be- 
sondem  ist  alles  in  particulari  und  absonderlich  der  8.  Punct  mit 
Behutsamkeit  zu  eröffnen  und  zu  tractiren. 


Am  6.  October  werden  die  Verhandlungen  in  Murieiibnrf?  jibgcbrochen  6.  Oct. 
—  die  Stände   verweisen   in  ihrer  Anzeige  dnvon   den  Kurfürstcij  uul'  den 


„A^iOOt^lc 


406  ^''    ^^'^  nordische  Krieg  bis  sani  Vertrag  vou  KÖDigeberg. 

Bericht  seiner  tiesaudteD.  Zugleich  wird  von  Seiten  der  drei  Woiwodeo 
TOQ  DaDzig,  Marieuburg  uud  Culiu  der  Graf  Juli.  Po  tulicki  uh  Oetiandter 
KQ  den  Eorfürtitca  abgeschickt. 


Der  Bischof  von  Ermland  (Wenzel  v.  Lesuo)   an  den  Knr- 

fUreteo.     Dat.  Heilsberg  7.  October  1655. 

1.  Oct  Der  Graf  von  Waldeck    hat   sieh   mit  seinem  ganzen  Regiment  tod 

1500  Reitern  in  das  ßi>tbum  einquartiert;  dringende  Bitte  um  Befreiung. 

Resolution  des  Kurfürsten.   Dat.  Holland  9.  October  1655.   Sehr 

höflicbeB  Bedauern  über   die  geschehene  Belästigung;   das  Regtraeot  soll 

abgeführt  werden  und  nur  2  Compaguien  dableiben,  nin  den  Knrfürsten  aaf 

dem  Weg  nach  Köaigsberg  zn  geleiten. 


Dohna  und  Jena  au  den  Kurfürsten.    Dat  Holland 
9.  October  1655. 
Bericht  über  den  vorläufigen  Ausgang  der  Verhandlungen  in  Harieo- 
barg;   sie  werden  vertagt,  da  die  Gesandten  der  3  Städte  Dauzig,  Etbing 
und  Thorn  erklären,  sie  seien  ohne  Instruction  zu  näheren  bindenden  Ver- 
handlungen und  müssten  dieselbe  erst  einholen. 


Instraction  für  Dohna  und  Jena  nach  Marienburg.    Dat. 
Königsberg  15.  October  1655. 

(iDBtrnctioD    and  Entwurf  für  ein    zu  schlieSBendeB  Biindnlss.     Eiozeloe  Bedin- 
gnageo.    Ereutnell  auch  ohne  Beitritt  der  Städte  abzuschli essen.] 
15.  Oct.  Verweis  auf  einen  beiliegenden  lateinischen  Aufsatz  in  32  Punkten,  «o 

den  sie  sich  zn  halten  haben  [s.  uutco]. 

Doch  dasB,  daferne  die  Stände  bei  dem  8.  und  9.  Punct  sich  da- 
hin erklären  würden,  dass  sie  gleich  uns  lieber  20,000  M.  inner  g^ 
wissen  kurzen  Frist  herbeischalTen,  als  10,000  M.  und  das  Andere  an 
Unterlialt  zu  Unserer  Armee  beitragen  wollten.  Unsere  Ab^esandleD 
solches,  so  viel  die  Völker  betrifft,  nicht  auszuschlagen,  sondern  n 
acceptiren.  Es  mtisste  aber  nichts  desto  weniger  bei  der  VerpfleguBg 
vor  Unsere  Völker,  zum  wenigsten  auf  etliche  Monat,  vermiß  des 
lateinischen  Punets  sein  Verbleiben  babeu. 

Bei  dem  Punct,  in  welchem  Wir  zu  Unserer  Versicherung  Et- 
liche gewisse  Plätzö  Uns  einzuräumen  begehren,  sollen  sie  xww  M 
bestehen,  doch  endlich  gleichwol,  wenn  es  nicht  zu  erhsltea,  £ollM- 


VeibaDdluDgeD  mit  polnisch  PreaaaeD.  4()7 

tauische  Spitze  fahren  lassen.  Doch  daes  diese  Plätze  auf  Unser  Gut- 
befindea  und  Anheben  von  des  Königl.  PreuBsens  Unteithanen  der- 
^stalt  grebeaeert  und  gebauet  werden,  damit  man  sich  darinnen  wider 
Gewalt  halten  könne.  Sollten  Wir  auch  rathsani  erachten,  zti  dem 
allgemeinea  Besten  einige  Schanzen  oder  Werke  an  der  Weichsel 
oder  anderen  Orten  aufwerfen  zu  lassen,  sollen  die  Künigl.  Preussen 
gleichfalls  verbunden  sein,  so  viel  Unterthaoen  als  nöthig  zu  solchem 
Bau  herzugeben  und  arbeiten  zu  lassen. 

ErleichteruDgen  in  Bezug  auf  den  Durchmarsch'dureb  die  Städte. 

Direct  den  Stauden  zu  überlassen  erbietet  Eich  der  Kurfürst  4  Com- 
pagaien  z.  R.  und  ein  Regiment  z.  F.  ä  T  Cumpaguien ;  gegen  entsprechende 
Bezohlnng. 

Wollen  die  Städte  nicht  mit,  so  sollen  die  tieeandten  sieb  mit  den 
Woiwoden  allein  zu  einigen  suchen  — 

und  dabei  von  ihnen  Rath  und  That  zu  fordern,  wie  und  welcberge- 
stalt  man  sich  mit  ehestem  ohne  grosse  Weitläufigkeit  etlicher  Stä<lte, 
als  Marienburg  nebenst  dem  Schlosse,  wie  auch  Elbing  und  Thorn 
benkjichügen  könne. 


Entwurf  eines  Bliodnieses  mit  deu  küuiglich-preusaischen 
Standen.     Dat.  Königsberg  15.  October  1655 '). 

1.  Sit  haec  coDJuncUo  absque  Kegiue  Maj"'  Poloniue  praejudicio.         15.   Oct. 

2.  Ad  nullius  offenBionem,  sed  solum  ad  utiiusque  Prussiae  defensio- 
Dem  tendat  et  ad  promoveodam  tranquillitatem  puLlicam  dirocta  sit. 

3.  Sancte  ea  et  inviolabiliter  servetur  et  custodiatur,  et  aeulra  pars 
absqne  alterius  consensD  ab  ea  decedat  vel  quibuscunque  adversitatibns 
pressa  eam  deserat. 

i.  Neutra  pars  Tel  Regiae  Prussiae  partis  membrum  separatim  absqno 
coDimnai  voluntal«  pacem,  iuducias,  neutralitatem  vel  quodcanqne  alind 
paotom  ineat. 

5.  ConjunctiouiB  butus  et  oiuuium  corum ,  quae  ad  eam  perlloent  vel 
peniuere  possunt,  Eupremum  directorium  babeat  Sei""'*  Elcctor  Uranden- 
liurgeasis. 

6.  Liceat  Ser™"  Electori,  ia  Regia  Pnissin  vel  buius  (aslris  suos 
babere  couailiarioa ,  et  idem  ücitum  quoque  sit  Regiae  Prussiac  iu  Ser™' 
£lcctoris  caatris. 

T.    Confert   ad   hanc   conjunctionem  Ser'""'  Elector  exercitum  viginti 


')  Dieier  Eotwurl    ist  zu    vergleiclion    mit  dem    nuclimuls    ubgescLIae 
BäadoisB  vom  l'i.  Not.  I6ä5i   er  liegt  (IbiusuIIiuu  zu  CiruuJu,   tlueli  hubtu  die 
gcfülirteD  VerbaadluDgea  weseiilliclio  AbÜDderuugiiD  benirlLt. 


A-nOO»^lc 


408  ''*    ^^'  DordUche  Krieg  bi«  zum  Vertrag  vod  EÖDigaberg. 

millium  milltan],  tarn  peditum,  quam  equitam,  cum  oiDoibaG,  qaae  od  bene 
inEtractum  exercitam  desiderari  poterunt. 

8.  Regia  PrQssia  sistat  eiercitom  decem  millintn,  Jta  tameD,  at  Ser™' 
Electoris  esercitum,  qnoad  eam  psitem  qua  Regiae  Prussinc  exercitum 
soperat,  proportionabiliter  alat  et  eidem'de  aecessariU  prospiciat. 

9.  Cnm  quoque  Regia  Prussia  tot  tormeata  et  qaae  ad  ea  epectant, 
noD  conferat,  aequam  erit,  nt  et  hoc  nomine  Ser™"  Electori  aliqtia  fiat 
menstrua  Batisfactio,  quo  res  tormeutaria  et  qui  eam  curaiit,  conserrari  et 
Bustentan  possint, 

10.  Quod  si  tantus  militum  iminerus  a  Regia  Pruasia  iulra  meuBJs 
spacium  compsrnri  nequeat,  statim  taatani  pecuniae  äummani  EoUaiit,  nt 
miles  conventus,  cnm  omnihns  ad  exercitnm  recU  iustructum  aecessarlis, 
intra  »upradictum  mensis  Bpacium  coDscribi  possit. 

11.  Hie  miles,  quantam  ßeri  potcst,  sit  Oermanus,  nt  eo  rectins,  si  ita 
contiagat,  hoetilia  impelus  etesclpi,  et  sisti,  et  averti  possit;  cum  Germaai 
militeB  magie  assnctl  sint  ad  dieciplinam  militarem  subenndam,  uti  bactenns 
coraprobatum  fuit. 

12.  Inter  orSciaies  et  prauroetos  adEeiscantur  quoque  tiermaui,  qui  in 
re  militari  annt  exercitati. 

13.  Simnlatque  conjunctio  baec  conclasa  et  capita  snperius  posita  et 
infra  ponenda  ab  atraque  parle  prubata  fueririt,  mittatnr  ad  Kegiam  Maj"" 
PoloDicam,  et  Regia  Ejus  Maj***  de  bac  conventione  et  coajunetione  cer- 
tior  reddalur  et  conBÜium  Ejus  M;ij'''  petatur. 

14.  ÜJodem  modo  mittatar  ad  Regiam  Haj'<">  Svecicam  et  eideni  Re- 
giae Majestati  exponatnr,  quod  inter  utramqne  Prussiam  coaTeotio  et  com 
janctio  defensira  coDcluea  sit,  ei  a  Regia  Ejus  Maj»  decenti  modo  contea- 
datur,  nt  copias  euas  a  finibas  haruni  terrarum  abducere,  loca  occupata 
reddere  et  pacem  Hiurere  colere  »elit;  utramque  Prussiam  paratam  esse, 
ab  omni  hoKtilitate  abüttnere  et  omnia  conferre,  qnao  modo  uuquam  ad  sta> 
biliendam  pacem  generalem  et  fidain  facere  possent. 

15.  Quod  si  vero  Regia  Ejus  Maj*"  bisce  postulatie  et  petitia  locum  dare 
et  siuceram  pacem  cum  bisce  terris  colere  recuset,  utraque  pars  omni  fide, 
ope,  auxilio  et  viribus  sibi  invicem  adsistat  et  communi  bosti  omnibus  modis 
se  opponat 

16.  Interim  uKqucdnn),  quid  Regia  Maj***  Srecica  hac  in  parte  de- 
creverit  facere,  constat,  ad  Generales  SvecicoB  communi  nomine  scribi  et 
illi  moueri  debent,  ut  ab  omuibus  iuTasioaibus,  direptionibns,  locoruin  oecu- 
pationibus  desiEtaiit;  sin  nolitit,  et  uon  expeetat&  Itegiä  resolutione  eooa- 
tibas  Kuis  inhaercre  et  ultcrius  progrcdi  tenteut,  via  eis  et  conjuncta  aruia 
opponaalur,  et  quovis  modo  progressus  eoruni  sistnntur,  quücunquc  taodcm 
loco  sive  in  Ducali,  s'iyo  in  Re^ia  Prnssia  inuptio  facta  fuerit. 

IT.  Si  durante  bcllo  boc  loca  qoaedam  ä  Ser"°  Electore  et  ejus  exer- 
cita  occupala  fuerint,  ea,  postquam  bellum  vel  pace,  vel  transactioue,  rel 
alio  quocunque  modo  sopitum  fuerit,  veris  dominis  restltuautar. 

18.  NeutriuE  partis  exercitus  conjunctis  damuaiuferat,  vel  rapiuas,  la- 
trocinia  ant  furta  exerceat,  et  si  tale  quid  factum  fuerit,  in  autorcs  severe 
animadvertatur. 


.yGoot^lc 


Verhaodlun^D  mit  polotach  PrauBieD.'  409 

19.  Qaoties  Tisum  fuerit,  conjanctio  exorcitunm  Bat,  ita  tamen,  nt  hoc 
et  omni  alio  casa  Ser°">    Electori  RupremDm  maneat  directorium. 

20.  In  utroqoe  exercitu  omnia  ordioe  agaiitar,  et  id  serio  operaio  dare 
delKDt  Generales   et  orßciales,   ut  et  esercitos   et   subditi  eimal  conser- 

21.  Bellam,  quantum  fieri  poteet,  Dt  et  staliva  et  quartiria  extra  fines 
atriaeqae  Pnissiae  et  genitar  et  babeaulur.  Quodsi  tarnen  neceseiUis  »li- 
qnaiido  reqairat,  nt  vel  propter  nimium  frigue,  vel  aliam  äeris  injoriam 
»erfitus  in  campiä  stare  nequeat,  et  ita  intra  ünes  harum  terraram  quar- 
tiria ordinanda,  fiat  id  a  Ser""  Electorc,  tanquam  t>upreino  Direutore,  t^om- 
DiDDicato  taroen  coneilio  cum  cotisiliariis  Regiae  Prussiae,  qui  iu  castris 
Ser"'  ElectoriH  tunc  erunt. 

22.  Ümoes  legationea  et  missiones  cummuui  utnusqne  partie  sunitu 
eipediantur. 

23.  Ser"°  Bleutori,  communis  securitatis  ergo,  Htatim  tradantur  civi- 
Utes  Manaebargam  una  cum  arce,  Bruunsber^a,  älrassburguoi ,  Dirscho- 
Tiam  et  fortalilium  ad  conBuentiam  Vietnlae  et  Nogat  estrnctum,  vulgo  die 
MoQlaoische  Spitze,  ut  iie  praesidium  caum  imponere  possit;  et  pro  utra- 
qne  parte  über  maueat  traneituE. 

24.  Omiieä  fero  Civitateä  et  aix  Mariaeburgensitt  a  iSei"">  Electoi-e 
contra  hoates  ulriusque  Frussiuv  consurvcntur  et  defcndantur,  et  prout  cae- 
tera lora  occnpata,  ita  qiioque  haee  triiusncto  bello  leddaatur  et  resti- 
taaDtnr. 

25.  FraeBJdia  haec  ataiitar  a  Pru);sia  Kegia,  ita  tarnen,  ue  nimium 
eobditi  et  cives  graventur,  et  prent  de  sustentalione  ex  aequo  et  bouo  enu- 
TCDtum  Toerit. 

26.  Si  e  Kepublica  et  ejua  t^alute  viäuni  fuerit,  ci?itates  eivc  inaiorce  sive 
minores  praesidium  taJe  recipiaiit,  ut,  si  cuujuucCum  cum  eo,  quud  iaui  ha> 
bent  proprium,  per  aliqnod  teuipns,  et  usquedum  de  libciutieric  cominuiii 
auxilio  facienda  prudenter  et  matnre  consilium  bnbeatur,  lioc^tiles  .iri»uHiis 
reprimere  possint. 

27.  Qood  fii  ?ero  obsidentea  vel  vi  vel  alia  latioiie  cuaeli  dcseraut 
locum  ob^eäsum,  uimulatque  ulrique  parti  couBullum  Taerit,  impoEitum  prae- 
sidium avocelnr  iteram.  • 

28.  HromittuDt  hoc  ipso  Civitatee  trea  majores  Tornnium,  Elbinga  et 
Gedanum,  ee  ita  curam  hubiluras,  nt  omnia  ad  obEeesioiietn  aliquam  per- 
rerendam  necessaria  uondum  coraparata  statini  coiuparentur,  ne  Ketspubüca 
et  communis  haec  coiijunctio  detrimeiili  quid  iiide  capiat. 

29.  Statim  a  die  couclusae  hujus  conjunctiouis  Slatu»  Rcgiae  Prusbiue 
copias  enas  in  unum  coDtrabant,  et  Iliustrissimi  Falatini  univcrsalia  edant 
et,  uti  vocatur,  Pospolite  Riiszenie  couvoeent. 

30.  Intcr  Generale^,  orßdalci;  et  gregavtoG  mtlites,  Oermanos  et  Fo- 
ionos,  fera  amicitis  colatnr,  neque  alter  alteri  ad  rixas  quofis  modo  ansam 
praebeat;  qood  si  vero  tale  quid  exoriaiur,  negotium  amicabiliter  compo- 
uatnr.  Caeterum  in  rixae  autores,  citra  persouarum  re^peclum,  pro  quali- 
litat«  causae  atataatnr. 

31.  Qnod  si  quie,  proat  hie  couvcntuui  est,  a  xuu   parte    adimplere, 


A-nOO»^lc 


410  U-    ^^^  noVdische  Erleg  bis  zQm  Vertrag  von  KöoigBberg. 

Tcl,  quae  facere  vi  bujus  coDJuoctioais  tenetnr,  focerc  detrcctet,  babeat 
Ser"""  Eleotor,  tauquam  Bu^remus  Dircctur,  cxecationeiu,  ita  tamea,  ut 
eapei  ea  priut)  commuuicct  cum  consiliaris  PruGsiae  Rcgiae  in  Ser"'  Suae 
caütrJB  degentibus. 

'62.  TransituR  quoqae  über  äit  per  omaes  eivitates  et  foilalitia  utrios- 
que  partis  exercitui,  et  praetcrea,  ai  ita  casus  Terat  et  oeceasitaa  cogat,  taui 
prope  se  recipcrc  licent  ad  civUatee  et  fortalitia,  nt  eub  tormentis  ibi  tati 
8  int  exercitus. 

SigD.  Regiomonti  die  15.  meDsis  Octobris,  a.  16Ö5. 

Fiidericna  Wilhelmas  Elector. 


Der  Kurfürst  an  Doliiia  und  Jena.    Dat.  Holland  20.  Oct.  1655. 

[ZuröckbaltuDg  empfohleu.    0er  Woiwode  von  Plock  and  die  Uaearen-I 
20.  Oct.  Aus  ihren   bisberigcD  Belatiünea  [nicht  vorbanden]  geht  hervor,  dssa 

mau  es  dort  so  auslebt,  als  wäre  die  Conjunction  besonders  dns  Interesse 
des  Kurfürsten.  Sie  sollen  den  Ständen  darüber  den  Standpunkt  kt« 
machen,  sich  etwas  zurückhalten  nud  die  Leute  au  sich  heran  kommen 
lassen. 

Anjetzo  iat  alhier  der  Plotzker  Woiwod  zugegen,  nebst  4  andern 
Deputirten  der  Woiwodschaflen  im  Herzogthum  Masow  begriffen,  und 
bezeugen  eine  sonderbare  Treue  für  I.  K.  M.  zu  Polen  und  die 
Krön,  also  gar  auch,  daes  sie  gar  nicht  thunlioh  erachten,  daea  man 
bei  Schweden  einige  Neutralität  suche;  erstlich  weil  dadurch  I.  Maj. 
die  verpflichtete  Hilfe,  so  sie  und  alle  Unterthanea  des  Bcicbes  schul- 
dig wäreft  zu  leisten,  entzogen  wird;  2.,  des  Königs  Widerwärtige 
dadurch  veranlasset,  mehr  Macht  wider  denselben  zu  wenden ;  3.,  eine 
und  andere  Partei  bei  itzigetn  Zustande  ruiniret  werden  könnte,  so 
durch  unnöthigee  Gunctiren  sich  stärken  oder  ufs  wenigste  länger  sub- 
sistiren  könnte. 

Ucbcr  die  Verhaudlnngen  mit  dieser  Hasnrischen  Gesandtschaft  folgt 
ein  besonderes  ächreibeu  des  Kurfürsten  au  die  Gesandten  in  Marienbni;. 
Sie  wollen  40Ü0  I'l'.  und  ]000  M.  z.  F.  stellen.  Uer  Woiwode  vun  Ploik 
erklärte,  nach  Mnilenburg  gehen  zu  wollen,  um  das  Zögern  der  preussi- 
schen  Staude  überwinden  zu  hellen.  Sic  zeigen  alle  ziemlichen  Eifer  gegen 
Schweden  —  „doch  möchte  ihucn  wol  lieber  sein,  auf  Unsere  als  ihre  Eosteii 
Krieg  zu  fiibieu*. 

Am  I.  November  schickeu  der  Bischuf  von  Ermland  Wenzel  roa 
Lesno  und  die  in  Marienbuvg  anwesende  Kitterschaft  zur  per»ÖDU<teii 
Yerhaiidluug  mit  dem  Kurrürsteu  eine  Gesandtschaft  nn  ihn,  aiiderS|Mli* 
derselben  den  Woiwodcn  Jacob  Weiher,  lieber  die  VerhaadloBg  at 
diesen  liegen  keine  Protokolle  vor. 


VerhaudluDgeD  mit  polaisch  PreuBseo.  41 X 

Folgt  dann  ciue  neue  InfitrucCioii  für  Doboa  and  Jeua,  dat.  Riusli  12  Nov- 
12.  üov,  1655,  worin  sie  äiigewieseii  werdeu,  die  hier  bescblutiEeDCa  Paukte 
mit  Siegel  und  TJnterschrirt  auszuwechseln,  „Ilieriiäcbst  eo  BoIIen  sie  mit 
altem  möglichen  Fleiss  dahin  sich  bearbeiten,  hiermit  die  drei  grössereo 
Städte  nicht  nur  in  diese  Conjuuction  gezogen,  sondeiD  auch  sich  zu  cioem 
Beilrag  verstehen  mögen,  und  »ich  dabei  Yersichem,  dass  Wir  ganz  nnd 
gar  nicht  gemeinet,  ihueo  in  ihren  Uerecbtigkelten  etc.  einigen  Eintrag  zn 
thun"  etc. 

Das  Resultat  dieser  Verhandlungen  itit  das  Bündniss  dat.  Riusk 
12.  No».  1655,  zwischen  dem  Kurfürsten  cinserscits  und  den  ^Doniini  Sta- 
tus Senatorii  et  Equestris  Ordiuis  Terrarum  Regalis  Prussiae" .audereiiieits. 
Den  preassischen  Städten  (besonders  Danzlg,  Elbing  und  Thorn),  die  das- 
selbe nicht  mit  nuterzeichnen,  wird  eine  Frist  vou  20  Tagen  zum  Beilritt 
offen  gehalten.     Vgl.  v.  Mörner,  Staats  vertrage  p.  Ilf2ß. 


Fr.  V.  Jena  au  den  KurfUi-»teo.     Dat.  Marienburg 
17.  November  1655. 

[Auiwechaelung  dea  B ü od niss Vertrags.    Nolliwucdigu  Maassregeln  cur  Vertheidi- 

goDg  von  Harieaburg.    Notizen  übur  ilua  Pinta  und  geiae  Verlbeidigungfluiittel. 

Dib  Gebrüder  Weihei.j 

Gr  ist  abgeschickt  zur  Auswechslung   des  Tractats  vuni  12.  Nov.  mit  17.  Nov. 
den  preassiscben  Ständen;   die  Sache   wird  keine  grossen  Schwierig  keilen 
haben.    Jena  hofft,  dass  vennöge  dieses  Bündnisses  der  Kurfürst  sich  so 
fettsetzen  kann,  „dass  Sie   mit  Gottes  Hüire  auch    den   mächtigsten  Feind 
Dicht  zu  fürchten". 

Darzu  ist  aber  nöthig:  1)  dass  die  vor  dieeem  in  dem  Werder 
m  Dolstat  uad  Tbiergarten  von  den  Hebweden  aufgeworfenea  Schan- 
zen so  bald  repariret  und  besetzet,  auch 

2)  die  vor  hiesiger  Stadt  liegenden  Werke  wieder  in  vorigen 
Stand  gebracht  werden. 

3)  daes  die  Bauern  im  Werder,  alwo  zum  wenigsten  2000  gute 
Leute  zu  finden,  gemustert  und  bewehrt  und  ihnen  etzlicbc  gcworl)ene 
Knechte  nebst  einem  verständigen  und  beberztcu  Üommaudanten  zu- 
gegelren  werden; 

4)  so  sind  auch  die  Vorstädtcr,  deren  auch  wol  fast  1000,  mit 
ihren  Knechten  in  Ordnung  zu  bringen;  und  können 

5)  AÜe  diese  Leute  nebst  den  Soldaten  zum  Bau  und  Wiederauf- 
riehtung  der  gefallenen  Werke  gebrauclit  werden,  und  uf  solche  Weise 
kann  alles 

ß)  in  drei  Wocben,  wie  es  dann  auch  hohe  Zeit  ist,  fertig  sein. 


„A^iOOt^lc 


412  '^-     ^^'  Dordische  Krieg  bis  luni  Vertrag  von  Königsberg. 

Dieweil  aber  die  hiesigen  Leute  nicht  verstehen,  was  sie  vermögen 
und  worauf  ihre  Defeneion  beruhe: 

7)  so  werden  B.  Ch.  D.  gnild.-geruhen,  dergleichen  Leute  anhero 
zu  ordnen,  die  unverdrossen,  wachsam  und  mit  allem  Ernst  die  vorige 
und  darbei  diese  Angelegenheit  befördern,  das»  ein  Magazin,  welches 
höchslDöthig,  angerichtet  werde.  Die  Leute  versprechen  es  wol  fDr 
sieh  zu  thun;  haben  sie  aber  keine  vigilante  Antreiber,  so  haben  E. 
Ch.  D.  sich  darauf  uichts  zu  verlassen. 

Unter  denen  Werken  vor  hiesiger  Stadt  seind  zwo  Schanzen,  da 
die  eine  die  andere  commandirct  und  beide  von  hier  aus  besehoBsen 
werden  können ;  und  diese  Schanzen  gehören  auch  zur  Defension  des 
Werders.  Wenn  solches  alles  fertig,  gute  Magazine  angeordnet  und 
alles  ordentlich,  welches  sein  muss,  gcHlhret  wird,  auch  beherzte  Sol- 
daten dabei  sein  und  Gott  der  Herr  nicht  ohne  Mittel  strafen  will: 
60  Bche  ich  nicht,  so  viel  ich  zwar  von  dieser  Kriegessache  verstehe, 
wer  uns  von  Menschen  bis  gegen  den  Frühling  etwas  thun  wolle. 
Nur  rauBS  meines  einfAltigen  Ermessens  nach  keine  Stunde  mehr  ver- 
säumet werden. 

Der  KurrUrxt  möge  Sachverständige  hierher  sthicbeo  und  sich  von 
denen  über  die  Snche  berichten  lassen. 

Die  Vorstädte  alliier,  welche  mit  in  den  Werken  begriffen,  seind 
60  gross  und  weitKlufig,  dass  E.  Ch.  D.  ganze  Armee  darinnen  stehen 
und  überwintern  kann,  und  wenn  die  Leute  sehen  werden,  wie  E. 
Ch.  D.  gnädigst  geneigt,  gute  Ordre  zu  halten,  und  dass  sie  bei  dem 
Ihrigen  alliier  ruhig  und  sicher  bleiben  können,  werden  sie,  wenn 
man  sie  nur  recht  anweiset,  alles  willig  thun. 

An  dem  hiesigen  Schloss  wird  auch  vor  Winters  noob  eins  und 
das  ander  zu  machen  und  zu  bauen  sein,  damit  es,  weil  kein  rechter 
Treiber  und  nötiger  Eifer  da  ist,  langsam  daher  gehet.  Sonst  sind 
darauf  10  metallene  Sttlck,  darunter  vier  halbe  Karthaunen,  und  etwa 
30  eiserne  Stück,  etzlicbe  hundert  Doppclhacken,  so  aber  noch  aus- 
zuputzen und  anzurichten;  und  zu  den  vorgemellen  Stocken  seind  za 
theila  500  Kugeln,  zu  etlichen  aber  noch  nur  doch  zum  wenigsten  200; 
4*1  Centner  gegossen  und  100  ungegossen  Blei;  dann  100  Centner 
Pulver,  wie  auch  10(X>  Bund  Lunten,  jedes  Bund  zu  GO  Klaftern  und , 
etzlicbe  hundert  Bund  jedes  zu  30  Klaftern ;  wie  auch  ein  Theil  Hand- 
granaten seind  annoeh  vorhanden.  Wtlrdo  also  meine«  Ermessens  der 
grösste  Mangel  an  Lunten  und  Pulver  noch  zur  Zeit  sein.  Was  vor 
Vorrath  an  Proviant  da  sei,  habe  ich  noch  nicht  erfahren  können,  es 
soll  ja  aber  auch  noch  etwas  Mehl  vorhanden  sein.    Proviant  ist  leicht 


Aj.OO<^IC 


VerhaDdlangCD  mit  polnisrh  PrensBen.  413 

herbei  zu  schaffen,  wenn  Dur  dazu  Orduun^:  g^emaclit  wii'd,  und  wäre 
es  hohe  Zeit,  dass  vor  dem  AVinter  und  ehe  das  Wasser  friert,  noch 
gemahlen  würde. 

Die  Stadt  hat  ihr  eigen  Zeughaus,  darin  aber  nicht  mehr  als  12 
kleine  metallene  Stücken,  deren  das  grösste  etwa  3  Pf.  schiessen  mag. 
Damebenst  hahen  sie  auch  noch  3  kurze  etwas  grosse  Stücken,  wie 
femeiniglich  etzliche  Städte  unten  in  denen  Stadthoren  zu  gebrauchen 
pflegen.  Es  mag  auch  noch  Pulver  und  andere  Materialia  vorhan- 
den sein. 

Die  Leute  seind  mit  den  Polen  durchaus  nicht  zufrieden  und  dürf- 
ten sie  ihnen  bei  Anwesenheit  E.  Ch.  D.  Guamisonen  dergleichen  gute 
Wort  wie  bishero  geschehen  nicht  mehr  geben;  doch  wird  sieh  durch 
gute  Vorsorge  auch  das  Vertrauen  wol  wieder  (wenn  es  nötig)  herbei 
briugen  lassen.  Die  Herren  Weiher  haben  keine  rechte  Affection 
bei  den  Unterthanen,  und  haben  eich  daher  ins  künftige  E.  Gh.  D. 
Diener  auch,  so  viel  sich  thun  lässt,  danach  zu  richten,  dass  wegen 
allzu  genauer  Correspondenz  kein  Misstraucn  erwachse. 


Der  Kurfürst  an  Sigisrauiid  v.  Güldenstem.    Dat.  Riesenburg 
23.  November  1655. 

Er  schickt  zur  näheren  VerhaodloDg   über   das   mit  den   prcassiscfaen  23.  Not. 
StÜDden    gcechlosseno  ilüiidiiise   den   Fei dzcugrae ister   Otto   Christoph 
Freiherrn    v.    Sparr,    den    GeneralkrlegscomniiBsar    Claus    Ernst   t. 
Platen    and    den   geh.   Kath   Friedrich  t.  Jena   an    die  prcussischen 
Stande.     Bitte  dieselben  in  ihrer  Aufgabe  zu  anterstützcu. 

Ebenso  an  Hrn.  Jacob  Weiher  id.  dat. 


Instruction  fiir  den   geh.  Kriegsrath   und  Generalmajor  Chri- 
stoph   von    Houwaldt   für    die    Verhandlung   mit    der    Stadt 
Elbing.     Dat  Königsberg  11.  Dee.  1655. 

[BrbietuDg  zur  Biolognog  einer  Garniion;  güoetiga  Bedingangen.  Drohang  für 
den  Fall  der  Weigerung,| 
Er  soll,  ohne  sieb  als  Gesandten  zn  Rerireu,  in  Elbing  zu  erkunden  11.  Dec 
SDeben,was  die  Stadt  im  Fall  eines  feioditcbcn  AngrilTs  zu  thun  gesonnen 
ist.  Findet  er  sie  zum  Widerstand  entschlossen,  .so  hat  es  dabei  sein  Be- 
wenden und  er  soll  sie  in  diesem  Sinn  ermntbigcn.  Andern  Falls  soll  er 
ihnen,  wenn  sie  Geld-  und  Trnppcnmangel  vorschützen,  Saccnrs  von  chor- 


A-nOO»^lc 


414  '^'    ^^'^  nordiaohe  Krieg  bii  tum  Vertrag  von  Eöuigeberg. 

filrstlichen  Trappen  anbieten,  die  ereot.  selbst  der  Stadt  sobväreti  niid  an- 
ter dem  Commando  der  Stadt  stehen  sollen.  Der  KarfUrst  will  in  diesem 
Fall,  wenn  die  Stadt  für  die  YcrpflGgung  der  Truppen  anfkommen  vUl,  die 
Löhnnng  derselben  tragen  und  sogleich  für  3  Monate  Sold  mit  in  die  Stadt 
bringen  laBsen. 

Und  versicheren  [S.  Ch.  D.]  sie  llber  das,  keinen  Frieden  zu 
machen,  oder  einige  Haudelung  vorzunehmen,  noch  dero  Waffen  nie- 
derzulegen, es  sei  denn  dass  die  Stadt  entweder  zu  einer  freien 
Reichsstadt  gemacht  oder  doch  bei  jetziger  Verfassung  gelassen  vrflrde. 
Sollten  sie  sich  nicht  drein  finden  und  ihr  eigenes  Interesse  hegreifen 
wollen,  hat  er  ihnen  vor  sich  selbst  zu  erkennen  zu  geben,  dass  S. 
Ch.  D.  den  Schlüssel  ihrer  Stadt  in  Ihren  Händen  haben,  und  wann 
Ihr  keine  Pacta  im  Wege  stehen  (wie  biBhcro  bei  der  Krön  Polen) 
die  Handlung  nach  Belieben  fördern  und  hemmen  können '). 


Die  Woiwoden  Kos  (Chelm),  Jap.  Weiher  (Marienbnrg),  Lnd. 

Weiher  (Pommerellen)  an  den  Kuriüreten.    Dat.  Marienburg 

6.  December  1655. 

:.  In  der  grossen  Bedrängniss  der  Zeit  wissen  sie  kein  anderes  Mittel, 

als  den  Kurfürsten  nm  „salutare  consilitun"  zu  bitten;  sie  schicken  deshalb 
an  ihn  den  Notar  nnd  kgl.  Secretär  Jobann  Peter  Tiichotka  mit  der 
dringenden  liittc,  diesem  die  gewünschte  Qilfe  zuzusagen. 

:.  Ein  Schreiben   ähnlichen  Inhalts    mit  dringender  Bitte   nm  Rath   nnd 

Hilfe  von  dem  Biachor  von  Emiland  Venceslans  de  liesno.  Dat. 
Heilsberg  16.  Dee.  1655. 

;.  Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Ermland.  Dat.  Regiomonti 
19.  Dec.  1655.  Er  sei  entschlossen  „pntius  cstrcnin  qnneque  pati  quam 
indignas  admittere  acceptareve  eonditiones" ;  übrigens  werde  er  das  Interesse 
des  Bischofs  so  hoch  halten  wie  sein  eigenes  nnd  hoffe  auf  baldige  per- 
sönliche Besprechung. 

Der  Bischof  an  den  KurfUrsten.    Dat.  Heilsberg  10.  Deo.  1655- 

Dank  für  die  zugesandten  Truppen.    Cr  bekomme  höchst  beunrnhigende 

Nachrichten  —  es  soll  die  Absiebt  der  Schweden  sein,  sobald  sie  Elbing 

haben,  direet  in  das  Bistbum  einsnrallen,  dem  dann  das  SebJimmste  bevor- 

stünde.   Br  bittet  dringend  um  Rath,  was  zu  thun  sei. 

')  Ueber  den  Erfolg  von  Honwaldts  Mission  sind  keine  Acten  erhalten. 


^aovGoOt^lc 


Verhandlungen  mit  dem  Kaiser  415 


5.    Verhandlungen  mit  dem  kaiserlichen  Hofe, 
Augnst  bis  December  1655. 

Der  KnrfUrat  an  den  Kaiser.    Dat.  Cülln  a.  Sp.  1.  Äag.  1655. 

Theilt  mit,  was  weiter  anf  dem  Kriegsschauplatz  vorgefallen').  —  Der  II. 
König  von  Schweden   ist   in  Stettin   angekommen   mit  einer  „wolformirtcn 
Armee  nnd  Arlillerie",  ist  nach  Polen  eingerückt,  and  zwei  WoiwodschAflen 
in  Qrosspolen  haben  sich,   sobald  Graf  Wittenberg   ankam,   sogleich  ia 
schwedische  Protection  gestellt. 

Ans  Polen  kommt  das  Gerücht,  dass  10,000  Tartaren  einen  Einfall  in 
Foramern  machan  sollen;  von  wem  geschickt,  ist  noch  nicht  za  ersehen. 
Bitte  nm  Rath  und  eventoelle  Hilfe. 


Der  Kaiser  Ferdinand  III.   an  den  Knrflireten.     Dat  Ebers- 
dorf  24.  Angnst  1655. 

Er  sagt  dem  Knrfürsten  zu,   ^in  begclienden  Noih^illcn,   wenn  Wir  34.  Aog. 
wissen  werden,  von  wem  Sie  einigen  Gewalt  besorgen,  ond  wider  wem  Sie 
Unsere  ARsisteez  bedürfen,  Ihr  solche  widerfahren  zn  lassen".    Gegenüber 
dem  Itegionenden  Krieg  in  Polen  mnss  man  anf  Anstalt  denken,  dass  das 
Reich  angeschädigt  bleibt. 


Andreas  Neumann^)  an  den  FreUierm  v.  Loben*).    Dat 
Wien  f  *^«   1655. 

[Polniflcfaer  Gesandter  mit  Oesnch  nm  Hilfe;  Znsage  der  polnischen  Krone  tnr 
des  Kaisers  Sohn.  Gerüchte  über  Brandenburg.  Die  fluchtigen  Jeaalten.] 
Am  Torschienen  Mittwochen  Abends  ist  ein  polnischer  Gesandter  4.  Sepi, 
TOD  den  Stftnden  liier  ankommen,  wie  ich  mich  dessen  erkundigt,  de 
domo  Leseinski,  Episcopus.  Dem  Verlanten  nach  suchet  bei  I. 
Kais.  Maj.  derselbe  eine  Armada  von  30,000  Mann  unter  dem  Com- 
mando  des  Fürsten  Piccolomini,  mit  zu^höriger  Artillerie.  Hin- 
gegen wollen  die  Stände  I.  Kus.  Maj.  Herrn  Sohn,  den  Ungarischen 

')  VgL  oben  p.  379. 

*)  Brandeobargischer  Resident  in  Wien. 

*}  Oder  an  Schwerin;  die  Adresse  fehlt. 


^aovGoOt^lc 


416  II,     Der  nordische  Krieg  biB  «m  Vertrag  von  KöDiggberg. 

König,  zum  Successoren  erwählen;  und  soll  der  König  in  Polen  ein 
Creditiv  mitgegeben  haben,  mit  Pbicitirung  dessen,  was  die  Stände 
wtlrden  proponircn  lassen. 

Hier  ist  durchgebend  ein  gross  Geschrei,  dass  I.  Ch.  D,,  unser 
gn.  Herr,  Ihre  Armee  mit  der  schwedischen  hütten  conjungiren 
lassen. 

Die  ans  Polen  häufig  ankommenden  Jesuiter  machen  ein  gross 
Geschrei,  wie  man  mit  ihnen  und  anderen  Ordensleutcn  so  übel  ver- 
fahre; worron  gleichwol  die  von  andern  Orten  einlangenden  Avisen 
nichts  melden.  Was  man.  hier  vor  eine  Resolution  nehmen  wird, 
stehet  zu  erwarten;  ohne  gross  Advanlage  wird  man  sich  wol  nicht 
leichtlich  eiulaxsen. 


Instruction   ftlr  Joh.   Fr.   v.  Loben   nach  Wien.     Dat  Colin 
a.  Sp.  24.  Angust  1655. 

(AunbrderaDg  an  den  Kaiser,  die  Vormittelaog  für  Poleo  za  äberoehmen ;  iDter- 
eSBe  des  Reichs  an  dorn  Bestand  tod  Poiea.    Die  Brealaaer  Schuld.     Die  de- 
vJBchen  Sl&ode.    Verhandlung  mit  KarsachaeD] 
3.  Sept.  Alle  BemÜbunf^en  Brandenburgs   gegenüber   den   moscowiti sehen  und 

schwedischen  Rüstungen  gegen  Polen  sind  erfolglos  geblieben,  und  der 
Kurfürst  sieht  kein  anderes  Mittel  mehr,  als  die  Mediation  des  Kaisera 
nnd  anderor  christlicher  Potentaten  zwischen  der  Krone  Polen  und  ihren 
Feinden;  der  Kurfürst  läset  den  Kaiser  dringend  ersnchen,  diese  in  die 
Hand  zu  nehmen. 

Inzwischen  habe  er  nicht  nmltin  gekonnt,  sich  in  die  nöthige  Verfaüsnng 
zn  setzen  und  gedenke  sich  selbst  nach  Prensscn  zn  begeben;  der  Kaiser 
möge  sich  inzwischen  die  brnndenbargischcn  Reichslando  empfohlen  sein 
lassen. 

Discursweise  aber  hat  Unser  geh.  Rath  bei  einem  und  dem  an- 
dern fUrzustellen ,  dass,  ob  zwar  itzo  der  Krieg  unter  auswärtigen 
Potentaten  gefUhret  würde,  dem  Rom.  Keich  doch  hoch  und  viel  daran 
gelegen,  dass  er  beigeleget  und  dergestalt  gehoben  werde,  dass  es 
im  alten  Stande  bliebe  und  Polen  nicht  gar  zerrlittet  würde  und  zu 
Grunde  ginge.  Was  fDr  Macht  bei  Polen,  wenn  es  unter  einem 
Haupte,  wie  mächtig  es  an  Reiterei,  was  damit  zn  thun,  wenn  sie 
unter  guter  Kriegadisciplin  seien  und  mit  PussvOlkern  conjungiret, 
wie  bald  sie  in  Deutschland  dergestalt  über  die  Oder  gefUhret,  was 
fUr  Schaden  ihre  Incursiones  aUeine  thun  könnten,  wäre  fOr  Augen 
und  könnte  leicht  ermessen  werden. 


d.yCOOt^lC 


VnrhindlnngeD  tnit  dem  Kaiser.  417 

Bei  einer  andern  Audienz  soll  er  auch  die  Schuld')  in  Anregung 
bringen,  130,0{IO  Rth.  Capitnl  nebst  den  Zinsen;  womöglich  Abtragung  io 
baarcm  Qeld;  erklärt  man  Iti  Wien,  dies  nicht  zu  haben,  ,bo  hätte  er 
flei«sig  aor.ahalten,  dass  T.  Kais,  Miy.  den  Herren  Grafen  v.  Scbwartzen- 
berg  Unseretwegen  contentireii,  Unsere  versetzten  Aemter  Uns  wicderver- 
srhalTen  und  also  dieser  Schulderjl:ist  entledigen  möchten".  Der  Kurfürst 
buhe  seiner  Schwiegermutter  20,000  Rth.  von  diesem  Geld  cediiti  der  Kai- 
ser möge  dieser  eine  sichere  AsEignation  darüber  ^eben. 

DcBgleicheu  Anregnng  wegen  Jügerndorf). 

Wenn  die  clerischen  Stände  etwa  in  Wien  si^h  beschweren,  „dnss 
Wir  ihnen  so  grosse  Summen  anfsubringen  anntutheten",  so  soll  er  es  mit 
der  nnnnigünglichen  Nothwendlgkeit  bei  jetziger  Lage  entschuldigen,  „in- 
maassen  dann  mänuiglicb  bekannt,  dass  die  Noth  kein  Gesetz  leiden  könnte. " 

Unterwegs  die  geeigneten  Vorstellangen  bei  dem  Kurfürsten  und  Kur- 
prinzen von  Sachsen  zu  machen. 


Nebeninstmction.     Dat.  Colin  a.  Sp.  29.  Äug.  1655. 

(BTentnelle  Hilfe   <Ie?    KniserB.     Gefahr  für   Schlesien.    Prensseii   als    Reichs- 
lefaeu.    Drohende  Pläuo   Schwedens.    Rüm.  KÖnigswabl.) 

1.  L.  soll  7.0  penetriren  suchen,  welche  Unterstützung  im  Nuthfall  vom  ».  Sept. 
Kaiser  zu  erwarten  wäre,  und  ob   wo)   auch   für  den  Fall,    „dosa  Wir  es 

nicht  bedürfen",  einiger  Buccura  geleistet  werden  würde. 

2.  So  wird  ihm  auch  wol  die  Gelegenheit  an  die  Hand  geben, 
sowol  der  Rom.  KaiB.  Maj.  eelbsten,  als  etlichen  dero  MiniMtris  zu 
hinterbringen  (wie  sie  das  auch  wol  vorher  wissen  werden),  dass  das 
Herzogthum  Schlesien  vor  diesem  ganz  nnd  gar  zum  Königreich  Polen 
gehörig  gewesen;  wannenhero  au  besorgen,  dass,  wenn  es  in  andere 
Hinde  gerathen  sollte,  solch  Herzogthum  auch  wol  afFectiret  und  un- 
angefochten nicht  gelassen  werden  durfte. 

3.  Wann  es  die  Gelegenheit  geben  würde,  von  dem  Zustande 
des  Landes  Preussen  Churf.  Thcils.  zu  reden,  so  knnnte  er  wol  dis- 
cnrswcise  sondiren,  ob  sich  I.  Kais.  Maj,  auch  wol  in  eventum  S.  Ch. 
D.  dabei  sehfitzen  zu  helfen  annehmen  möchten,  sonderlieh  wann  es 
vom  Reiche  als  ein  fcudum  Imperii  recognosciret  würde. 

4.  Nichts  weniger  kann  er  wol  data  occasione  diseursive  remon- 
striren,  wie  es  allem  Ansehen  nach  scheine,  sauimt  die  Schweden  in 

')  Die  sogeaannte  „Breslauer  Schnld";  vgl.  darüber  Ürk.  nnd  ActensL 
IT.  609.919.  ¥1.2117.  Koch,  Qesch.  d.  denischen  Reichs  unter  Ferdinand  111. 
1.457. 

•)  Vgl.  Urk.  n.  Aclenst.  VI.  202.  209ff. 

Hmtcr.  I.  QHch  a.  Gt.  KiicninUD.      VIL  23 

,  i:a,t--d;>G00t^lc 


418  I'-    ^^'  nördliche  Krieg  bis  sdui  Vertrag  7on  ESoigiberg. 

den  flfipteDtrionalibuB  partibus   eine    neue    Honarchiam    anzurichten 


5.  In  Betreff  der  Rom.  Königswahl  soll  er  sich  mit  Mangel  der  In- 
straction  entBcbaldigen  nnd  nur  zn  ergründen  Bachen,  wu  bis  Jetst  in  Be- 
zng  dar&nr  vorgegangen  ist. 

Alle  diese  Sachen  soll  er  sehr  behntsam  betreiben  —  „Wir  aber 
versprochen  ihm  gnäd.,  ihn  überall  schadlos  and  ausser  aller  Oerahr  to 
halten". 


Der  Kurfürst  an  de«  Kaiser.  Dat  Stumsdorf  20.130.  Sept  1655. 

Dank  für  obiges  Versprechen  [24.  Ang.];  Tervela  aaf  die  Sendnng 
7.  Loben 'b.  Anzeige,  „dasB  ich  mit  meiner  Armie,  Gott  Lob,  glücklich 
and  wol  die  Weichsel  bei  der  Montan 'sehen  Spitse  passiret  und  anch  hea- 
tigen  oder  morgenden  Tages  in  meinem  Lande  zu  sein  verboffe''.  Vom 
Känig  von  Polen  nar  die  Nachricht,  dsBS  er  nach  Krakan  gegangen,  und 
die  Schweden  ihm  dabin  gefolgt  sind;  die  Echwedische  Flotte,  40  Schiffe 
ätaric,  liegt  aar  der  Danziger  Uhede  nnd  hat  ohne  Erfolg  Patzig  belagert. 


hoienz  Christian  v.  Somnitz  an  v.  Loben.    Dat.  Königsberg 
12.12.  October  1655'). 

[Der  Karfurtt  in  Königeberg.  Dürftige  Nachricht  vom  EriegMcbaoplatE.  Dro- 
hende Stellnng  von  Steinbock  and  Hagane  de  U  Gardie.  Znsag  ans  Dentech- 
land  für  Schweden.  Königin  Christioe.] 
12.  Oct.  S.  Ch.  D.  seind  verwundert,  liass  Sie  von  m.  h.  H.  bis  dato  nichts 
empfaagen.  Sie  seind  sonst,  Gott  Lob,  die  Weichsel  mit  Ibren  Völ- 
kern wol  passiret  und  gestern  alhier  giUcUicb  angelangt 

Von  den  beiden  kriegenden  Königen  wird  man  des  Orts  mehr 
gewisses  haben  denn  alhie.  Die  Warachau'sche  Post  ist  aufgehoben 
und  haben  wir  vom  Freih.  v.  Schwerin  gane  keine  Nacliricht.  Es 
wird  über  Thom  gemeldet,  dasa  Kralcau  noch  nicht  Über.  Etliche 
berichten,  der  König  von  Polen  stehe  mit  einer  guten  Force  darin. 
EUiche  sagen,  er  sei  mit  den  Kosaken  verglichen  und  sei  ihnen  ent- 
gegen gegangen,  um  mit  ihnen  und  den  Tartaren  sich  zu  conjun- 
giren. 

Steinbock  ist  sonst  vom  Köaige  von  Schweden  herunter  gangen 
und   ist  die  Riviere    ßoch  passiret,   ungeachtet  der  Masuren  Wider- 

'}  V.  Loben  bemerkt  ad  marg.  en  diesem  nnd  dem  w.  □.  p.  438  Tolgeoden 
Schreiben  (ib.ßCi.  Nov.)  von  Somniti,  dssa  der  Kaiser  dieselben  persColich 
gelesen  habe. 


T.  Löb«n  iD  Wien.  419 

itand,  die  sich  doch  b  Meilen  von  Warechau  wieder  sammeln  solleu. 
£e  will  verlauten,  aammt  gingt  Steinbock  auf  Thora.  Er  hat  viel 
Geschütz  bei  sich. 

In  LiTland  rüstet  sich  Graf  Magnus  zum  Feldzuge.  Da  seind 
nnsere  Gr&nzen,  und  an  der  Weiclisel  steht  Steinbock  auch  auf  der 
andern  Seiten.  Ist  man  mit  Krakau  fertig,  wer  weiss,  wo  dann  das 
Gros  hingeht 

Gott  mag  Hälfe  aus  dem  Himmel  senden,  die  hochnütig.  Unsere 
Arm^e  bessert  sich  sonst,  Gott  Lob.  Mein  gnädigster  Herr  that  wol 
allen  Fleiss,  sein  Land  zu  bewahren.  Gott  segne  seine  Gonsilia  und 
gebe  ihm  doch  treue  Freunde. 

Wir  erwarten  von  m.  h.  H.  bald  Zeitung, 

Herzog  Wilhelm  zu  Weimar  soll  dem  Könige  seinen  Sohn  zu 
Diensten  und  daneben  prilsentirt  haben,  2  Regimenter  in  seinem  Lande 
fBr  I.  M^.  werben  zu  lassen.  Landgraf  Fritz  wirbt  noch  in 
Deutschland '). 

Regina  Sueciae  geht  in  Italien.  Man  sagt,  sie  nimmt  eine  An- 
zahl katholische  Clericos,  auch  eineu  gQldenen  Scepter  mit,  selbigen 
der  Mariae  Lauretanae  zu  präsentiren. 


V.  Loben,  Relation.     Dat  Wien  16.|6.  October  1655. 

Ankunft  in  Wiea  am  4.  October  st.  r.  Er  wird  am  Hofe  sehr  höflich  16  Oct. 
empfaugeD.  Der  K^ser  ist  nnpässlich,  weshalb  die  erste  Audienz  sich  ver- 
zögert. Inzwischen  allerlei  Gespräche  mit  den  kaisGrlichen  Käthen,  beson- 
ders mit  Graf  Enrtz;  dieser  beklagt  sehr,  dass  man  nnn  schon  wieder 
Krieg  habe  nnd  koatapielige  Rüstangen  betreiben  müsse;  Loben  Ist  er- 
staunt, dass  Knrtz  die  dem  Kurfürsten  von  dem  König  von  Schweden 
zngemntheten  ßedingnuKen  so  genau  kennt,  „als  ob  er  dabei  gewesen". 

Anfangs  habe  man  in  Wien  die  bran de nburgi sehen  Rüstungen  etwas 
argwöhnisch  angesehen,  jetzt  aber  ist  durchgängig  zn  bemerken,  „dass  I. 
K.  M.  dero  Verfassung  hoch  loben  nnd  E.  Ch.  D.  Consilia  and  Actiones 
wol  ästimiren". 

Graf  Starhemberg  ist  an  Karsachsen  geschickt  und  soll  von  da  nach 
Prensaen  zum  Kurfiirsten  gehen;  näheres  über  seine  Mission  war  noch  nicht 
zu  erfahren. 


■)  In  einem  Schreiben  des  Enrfüraten  dat.  Holland  20./10.  October  165S 
wird  Loben  anfgetragea,  beim  Kaiser  gegen  dieee  Werbnogen  im  Reich  noi 
ein  Terbot  von  Reichawegeo  einKnkoromen,  aber  nur  mündlich. 

27* 


,AjOo<^Ic 


420  ^^-     ^"  nortlische  Krieg  bis  Enm  VertTttg  von  Eönigaberg. 

Der  sebwedische  Gesandt«  Steno  ßjelke  ist  aua  in  die  dritte  Woche 
hier,  ohne  xnr  Audienz  gelangen  zu  können  wegen  der  Krankheit  des 
Raisere. 

Man  will  hier  zwar  Werbungen  vornehmen,  doch  geht  es  sehr  langsam 
damit  vorwärtR.  AulTallend  ist,  dass  man  auch  hier  keine  genaue  Nnch- 
richt  hat,  wie  ck  in  Polen  eigentlich  Etebt;  man  glaubt  zn  wissen,  dass  der 
Pnpst  dem  König  Joh.  Casimir  250,000  Silberkronen  geschickt  und  ihm 
ehestens  noch  einmal  eben  so  viel  zu  schicken  versprochen  hat. 


V.  Loben,  Relation.     Dat  Wien  23.113.  Oetober  1655. 

t.  Am  8./18-  Oetober  Audienz  bei  dem  Kaiser.    (Beiliegend   die  Propo- 

sition,  entspr.  der  Instruction).  Der  Kaiser  drückt  sein  Bedauern  aus,  dass 
der  Kurfürst  durch  die  ncnen  Verwickelungen  za  neuen  kostspieligen 
Rüstungen  geiiötbigt  werde;  die  Reicbslando  des  Kurfürsten  wolle  er  sich 
inzwischen  „treulich  recommandiret  sein  lassen".  Darauf  erkundigt  sich 
der  Kaiser  eingehend  nach  den  VerbSltnlssen  zwischen  dem  Kurfürsten  und 
Schweden,  über  den  bisherigen  Verlauf  etc.  In  Bezug  anf  die  Stärke  der 
Truppen  meint  Loben,  der  Knrflirst  werde,  ohne  doe  Landvolk  in  Prenasen, 
wol  19 — 20,000  M.  haben;  die  schwedische  Armee  zu  Wasser  und  Land 
schätzt  er  auf  50,000,  ausserdem  aber  werde  allenthalben  stark  geworben. 

Es  macht  Loben  den  Eindruck,  dass  seine  Mission  dem  Kaiser  sehr 
angenehm  ist.  Zuletzt  überreicht  er  ihm  ein  Exemplar  der  „ Recht mSssigen 
und  Wohlbcgründeten  Deduction  wegen  der  Jülich-Clevischen  etc.  Succession." 

An  demselben  Tage  zur  Mittags  mahl  zeit  bei  Graf  Kurtz;  die  von 
Brandenburg  gewünschte  kaiserliche  Mediation,  meint  dieser,  werde  ihre 
Schwierigkeit  haben;  erst  müsse  sie  doch  der  König  von  Polen  begehren, 
und  dieser  werde  es  kaum,  da  er  auf  die  Bitte  um  5—6000  M.  Hilfe  eine 
fast  abschlKgliphe  Antwort  erhalten.  —  Loben  sucht  sowol  für  Polen  als 
anch  für  Schweden  wahrscheinlich  zu  machen,  dass  ihnen  die  Mediation 
des  Kaisers  willkommen  sein  werde. 

Von  Rüstungen  ist  hier  nicht  viel  zu  merken;  wenn  gerüstet  wird,  so 
geschieht  es  sehr  in  geheim. 

Am  12./22.  Oetober  BcBucb  des  schwedischen  Gesandten  Bjelke  nnd 
des  schwedischen  Residenten  Kleye,  die  beide  voll  sind  von  den  grossen 
Erfolgen  des  Königs  und  sich  darüber  ansführlich  auslassen.  Kleye  meint 
zu  wissen,  dass  der  Kaiser  nicht  sonol  uene  Regimenter  werben  Hesse,  aber 
von  den  alten  17  so  verstärkt  habe,  dass  sie  sich  auf  30 — 40,000  Mann  he* 
laufen  könnten.  Wogegen  Loben  hält,  dass  der  Kaiser  immer  eine  be- 
trächtliche Zahl  an  der  türkischen  Grenze  haben  müsse. 

Heute  früh  nach  Ebersdorf  gefahren,  wo  so  eben  geheimer  Rath  ge< 
halten  un4  beschlossen  worden  war,  auf  den  Wunsch  des  Kurfürsten  die 
Mediation  eu  übernehmen;  doch  wünscht  man,  auch  Kursachsen  und  Mainz 
dazu  EU  ziehen,  an  welche  espresse  Boten  deshalb  abgehen  sollen. 

Eben  zuletzt  kommt  noch  die  Nachricht,  dass  der  König  Job.  Casimir 


.  Loben  in  Wien. 


421 


das  KtiDJgreich  Polen  hat  ränmen  müssen  und  sich  augenblicklich  im 
Oppela'schen  iiurbält  Der  Kaiiter  will  es  anTaugs  nicht  glauben,  nSintemol 
es  eine  grosse  Sache  wäre,  so  ein  stattliches,  cunuiderubles  Königreich  zu 
rerluren;  Sie  würden  es  allzeit  nicht  thun,  soadcrn  sich  violmehr  von  dem 
einen  Ort  zum  andern  wenden,  bis  Gott  Uittel  und  Eutsatz  schicken 
möchte". 


Zweite  Relation  id.  dat. 

Es  ist  ein  Kescript  des  Kurrursten,  dat-  Stumsdorf  20/30.  Sept.  ein- 
getroffen, in  Folge  deissen  Löbcu  und  der  Rcaidcot  Neu  manu  noch  in 
der  Nacht  eine  neue  Proposition  an  den  Kaiser  eutwerfcn,  die  am  20/10.  Oct. 
io  einer  neuen  Audienz  vorgebracht  wird. 

PropoBition  an  den  Kaiser.  Dat.  Wien  10.,'20,  Oct.  1655.  Ob- 
gleich der  KurfUrBt  sich  zwischen  den  beiden  kriegeuden  Königen  dnrch- 
OQB  neutral  gehalten,  so'  beginnen  die  Schweden  doch  jetzt,  sich  feindselig 
zu  zeigen,  und  Preusaen  ist  stündlich  einem  Angriff  von  ihnen  ausgesetzt, 
sowol  von  Livlaud  als  von  Hochpolen  her.  Der  Kur{}lrst  bittet  dringend, 
ihm  sobald  als  mi^glich  ein  Corps  von  4000  M.  z.  F.  und  2OO0  z.  R.  zu 
Bilfe  zu  schicken  und  inzwischen  dnrch  bewegliche  Schreiben  den  König 
von  Schweden  von  seinem  Vorhaben  abzubringen  zu  suclieu. 

Löbeu  bittet  den  Kaiser,  dieses  sein  Anbringen  möglichst  geheim  zu 
halten,  und  drängt  bei  Graf  Kurtz  anf  möglichst  schleunigen  Bescheid. 


V.  Loben,  Relation.     Dat  Wien  30.|20.  Octolter  1655. 

Verschiedene  Besache  und  Uuterrodungeu,  namentlich  mit  dem  Reichs-  30.  Oct. 
bofrath  Gcbhard,  der  sehr  cinflussreich  ist,   und  den  Löbcu  räth  „mit 
i-tner  ansehnlichen  Souvenancc  zu  regaliren."    ' 

Am  16./26.  Oct.  erhält  Löbeu  die  Kai«.  Resolution  auf  seiue  erste 
Prupositiou '),  worin  der  Kai^r  sieb  zur  Vebcrnahme  der  Mediation  bereit 
erklärt. 


Zweite  Relation  id.  dat. 

Die  Frage  über  die  dem  Kurfürsten  zu  leistende  Hilfe  wird  sehr 
schwierig  befunden;  schon  dass  König  Job.  Casimir  eich  auf  schlesisches 
Ucbiet  geflüchtet  hat,  ist  eine  nicht  geringe  Verlegenheit.  nWie  ich  ab- 
merken konnte,  ist  man  am  Kais.  Hofe  sehr  perplex,  auch  daneben  furcht- 

')  Br  schickt  von  derselbeD  nur  eine  Abschrirt,  um  das  OrigiaHl  keiner  Ge- 
fahr ansZDsetiou ;  denn  in  deniaelbon  uunci  dor  KBJger  die  „preussisc  bcn 
Lande  E.  Ch.  D.  Lande",  was  man  kiiufiig  vinllelcht  einmal  luit  Nutzen  wird 
gflbranoben  können.  —  Das  Original,  dat.  tiberedorf  '25.  Oct.  1605,  liegt  bei  den 
Acten. 


A-nOO»^lc 


422  I^-    ^^'  fioidiaebe  Krieg  bis  znin  Vertrag  von  Eöaigsberg. 

sam  uad  gar  weaig  gemeioet,  sich  noch  Eor  Zeit  io  diesen  Krieg  einflecbtci 
zu  lassen  gder  selbst  zu  impliciren". 

Heute  fViih  ein  langea  Oespräch  mit  dem  Reichsbofi-atb  Gebhard  über 
die  scbwedisch- poloische  Sache  und  das  VerhältniBS  des  Karfilrsten  dazu; 
Loben  behauptet,  eine  Assistenz,  wie  die  vom  Karfürston  verlfiogte,  Ter- 
trüge  Bich  wol  mit  der  Möglichkeit,  die  Mediation  za  übernehmen.  Aai 
Oebhards  Reden  ist  zu  entnehmen,  „dass  ich  bei  diesem  Passn  mit  einet 
sehr  limitirten  Resolution  entweder  werde  bedacht  oder  das  Werk  von 
Zeiten  zu  Zeiten  tralsnirt  und  aufgehalten  werden".  Nächste  Woche  will 
Loben  die  Jägerndorrcr  und  die  Breslauer  Schuldsache  Torbriagea;  doch 
hat  er  auch  dafür  keine  grosse  Hoffnung. 


V.  Loben,  Relation.  Dat.  Wien  ^j'^tv  1655. 
Um  die  Resolution  des  Kaisers  wegen  der  Hilfleistang  zu  bescblco- 
nigen,  habe  er  sich  bent  früh  an  Graf  Knrts  gewandt;  die  Sache  soll 
hente  im  Bathe  rorkpmmen;  zugleich  theilt  ihm  Kurtz  mit,  dasa  Onf 
Starhemberg  oxpress  an  den  Kurfürsten  abgeschickt  irorden  sei,  zo  tct- 
nehmen,  ^was  E,  Cb.  D.  eigentlich  bei  diesem  EriegsweseD  su  thnn  ood 
dabei  beständig  zu  verbleiben  gesonnen  wären,  wie  Sie  sieh  an  Kräfl«B  and 
Stärke  zur  Resistenz  befindeten'^  etc.;  inzwischen  aber  solle  Loben  doch 
einen  günstigen  Bescheid  erbalten  als  Vorantwort;  auch  solle  er  dem  Kar- 
fursten  berichten,  „dass  1.  Kais.  Maj.  Ö  Regimeriler  z.  Ff.  .  ■  .  nach  der 
Schlesien  an  die  polnische  Orenze  commiindiret,  anch  albereit  etliche  1000 
M.  z.  F.  darin  hätten,  wie  Sie  dann  Qlogau,  Kosel,  Oppeln,  Batibor  nnd 
andere  Städte,  an  welchen  was  gelegen,  nach  Notbdurft  besetzen  liessen; 
also  dass  auf  allen  B'all  man  sich  sothaner  Völker  wol  würde  I 
können." 


V.  Loben,  Relation.     Dat  Wien  V:».^.  1655. 

Er  drängt  fast  täglich  nm  Resolution  wegen  der  begehrten  Assistenz; 
Graf  Kurtz  zeigt  sich  indess  jetzt  „etwas  verändert",  hebt  hervor,  dass 
die  Suche  sehr  wichtig  nnd  sehr  wol  überlegt  werden  müsse  etc;  man 'in! 
wohl  nicht  eher  einen  Bescheid  erlbeilen,  als  bis  Briefe  von  Graf  Star- 
hemberg  eingetroOTen  sind;  inzwischen  lässt  man  den  KurfUrsten  ermabncD, 
sich  nur  möglichst  zu  verstärken;  anch  der  Kaiser  lasse  einstweilen  *tt- 
ben.  Offenbar  möchte  man  hier  gerne  erst  abwarten,  „wie  die  Sachen 
laufen  nnd  der  Wind  wehen  würde";  wie  man  denn  auch  dem  König  tob 
Foleu  nicht  gestatten  will,  in  Schlesien  Truppen  bei  sich  zu  haben.  — 
Demnächst  will  er  mit  der  Jögerndorfer  und  der  Schuldsache  vorrücken. 


^aovGoOt^lc 


V-  Loben  in  Wien.     SUrbemberg  in  PrenseeD.  423 

Proposition    des    kaiaerlichen   Hofkriegeraths   Job.   Roichard 
Grafen  von  Starhemberg  an  den  Korflireten  o.  D.') 

Dank  des  Kaisers  fiir  die  geschehenen  Mittheilungcn  über  den  Stand 
der  Dinge ;  er  lässt  ihm  dagegen  uittbeileD,  was  der  ESoig  von  Schweden 
bei  Beginn  des  Krieges  au  den  Kaiser  geschrieben*)  ete.  Jedenfalls  ist  die 
Loge  auch  fiir  das  Reich  sehr  bedenklich  and  ist  diesem  durch  die  Küstan- 
gen  defl  Earfürstea  „ein  wolerspriessl icher  Dienst  geschehen";  der  Kaiser 
nistet  gleicbrülls;  man  mass  fortan  communicatis  cunsilüa  verrahren.  Die 
gegenwärtige  Abschicliung  ist  eben  vornehmlich  sn  diesem  Zweck  ge- 
schehen, „am  £.  Ch.  D.  Zustand  und  Verlangen  an  I.  Kais.  M^.  eigentlich 
ZQ  Ternehmen'  und  danach  das  erforderliche  zu  than. 


Resolution  des  Kurfürsten  an  Starhemberg.    Dat.  Rinsk 
6.  November  1655. 

iVardieaate  Foleos  um  die  ChrieteDheil;  energiscbe  Vermittelung  nötig.  Sen- 
dung BoDJn's  nach  Wien.] 
....  Nachdem  die  Krone  Polen  jederzeit  gleicheani  die  Vormauer  g 
gewesen,  welche  Deutachland,  ja  die  ganze  Christenheit  von  vieler 
barbarischer  Völker  schädlichen  und  gefährlichen  Feindseligkeiten 
frei  gehalten  und  dabei  mit  allen  angrenzenden  gute  und  ruhige 
Nachbarschaft  gehalteu,  niemanden  gedränget,  bedrücket  und  verge- 
waltiget, sondern  in  ihres  Reiches  Grenzen  blieben  und  einem  jeden 
andern  das  Seine  gelassen:  so  hätten  alle  Benachbarte  nicht  allein, 
sondern  die  ganze  Chrietenheit . . .  grosse  Ursach,  dahin  zu  sehen, 
dasB  dieses  Königreich  in  guten  ruhigen  Zustand  wiederum  gesetzt 
und  dabei  erbalten  werden  möchte. 

Daher  womöglich  eine  „cruBtIiche,  kräftige  nnd  durchdringende  Yer- 
mittelong"  des  Kaisers  zwischen  Schweden  und  Polen.  —  Zur  näheren 
Verständigung  und  za  eingehenderen  Mittheilungen  wird  der  geh.  Rath 
t.  Bon  in  (neben  dem  dort  schon  anwesenden  v.  Loben)  an  den  kaiser- 
lichen Hof  abgeschickt. 


Der  Kurfürst  an  v.  Loben.     Dat.  Rinsk  6.  November  1655. 

Da  die  Sachen  durch  schriftliche  Resolutionen  sich  nicht  genügend  för-  6.  Noi 
dern  lassen,   so  wird  der  geh.  Rätb  Georg  v.  Bonin  ihm  mit  neuer  In- 
struction nach  Wien  nachgeschickt. 

')  Das  bei  den  Acten  liegende   kaiserliche  Creditiv  tat  Starhemberg  ist 
datirt:  Eberadorf  19.  Sept.  Iü55. 

■)  Vgl.  Pnfendotf  Carol.  Gustav.  II.  |.  71. 


^aovGoOt^lc 


424  ^''    ^'"  QordiBcba  Krieg  bii  zum  Vertrag  voD  EÜDigaberg. 

Instruction  fUr  den  geh.  Rath  Georg  v.  Bonin  nach  Wien. 

-Dat.  Rinsk  6.  November  1655. 

(Conc.  y.  Somnitz.) 

IDsrstelluog  d«r  Lage,  Bitte  um  ein  Hilfscorps.  Bcentuelle  -Erworbang  der 
polaiacheD  Krone  für  daa  Usne  Oesterreirh;  Bedingungea  des  Karfäratea  dilwi; 
Auspruch  auf  das  koDiglicbe  Prensaeo  and  Pommerellon ;  Souveraiaität  Oe- 
wKhrleistDQg  des  Kaisera;  Braunsberg  und  das  Stift  Ermland.  Vorschlag  eian 
ewigen  DefeDsivbiindDisses.  Hinweis  auf  die  römisclie  Königswahl.  Die  Etio- 
gelischen  in  Schlesien] 

'.  Er  Boll  mit  Starhemberg  an  den  kaiserlicben  Ilof  zuTÜckgeben.  Vor- 

stelluD^  der  Lage  der  Dinge  in  Polen  nnd  PrensGen  etc. 

Er  soll  bitten,  daes  der  K^Eer  sobald  als  mäglicb  3000  M.  z.  F.  and 
3000  Reiter  von  den  in  Schlesien  liegenden  dem  Karrürsten  „zn  Unserem 
Gebrauch  und  aiitcr  Unserem  Oommando"  Qberlüsst. 

In  Bezng  anf  die  Bedingungen  ^oU  er  gemeinsam  mit  v.  Loben  in 
Unterhandlung  treten;  hierbei  dürfen  sie  so  weit  gehen: 

das8,  wenn  die  Krone  oder  einige  fUrnebme  Stande  I.  Maj.  oder 
dcro  Herrn  Sohne,  dem  Ungrischen  Könige  oder  dero  NachkommeD 
die  Krone  Polen  nach  Ableben  dieses  itzi^en  Königs  J o an ni b 
Casimir!  zum  Erbrecht  prasentiret,  und  I.  Maj.  dieselbe  anzunehmen 
gesonnen,  Wir  Ihr  dieselbe  nicht  allein  gerne  gönnen,  besondem  such 
dazu,  oder  auch  sonsfcn  zu  einer  anm'  "  '  "■■"■■  -  >  -■■-- 
Uusern  Kräften  verhelfen  wollten;  jedoe 

1)  dass  I.  Maj.  alle  Ihre  Kräfte  n 
gern  Könige  und  Uns  vereinigte,  und 
ferne  die  glltlichen  Mittel  nicht  verfan 

2)  wenn  Sie  oder  der  Ungrisehe 
alles  sowol  in  eeclesiasficis  als  politii 
Königreich  Polen  liessen; 

3)  darentgegen  es  nebst  Uns  dah 
wegen  der  aufgewandten  grossen  Ui 
Preusscn  wie  auch  Poramerellen  zum  I 
—  totani  nimiruni  Borussiam  — 
liehen  Antheil,  so  wir  bis  anhero  g^elia 
rccognitionc  superioris  (gestalt  Uns  sol 
nebst  denen  bei  Ihr  sich  befindenden 
theils  präsentiret)  cum  omnibus  pertin< 
civitatibus  eigeuthümlich  haben,  besitz« 

Heim  fall  8  recht  an  den  Kaiser  nach  i 
Hanse  8. 

S.  Maj.  würden   auch   sieh  hieruii 

DqitzedüvGoOt^lc 


Sendung  v.  BoDio'a  nacb  Wien.  ^25 

fUr  sieb  noch  Ibre  Nachkommen  auf  solche  Stücke  wegen  des  Efinig:- 
reicbs  Polen  prätendiren,  auch  die  Waffen  nicht  ehe  niederlegea  woll- 
ten, bis  Wir  in  Bolchem  rechten  und  dem  Besitz  solcher  Lande  stabt- 
üret  und  selbige  nibiglich  erhalten ;  gestalt  Sie  Uns  denn  auch  dabei 
nuumteniren  würden  wider  des  deutschen  Ordens,  auch  männiglichen, 
Ansprache,  weswegen  Sie  aneh  aller  Prätendenten  Kenunciationes 
auf  das  herzogliehe,  als  das  andere  Theil,  und  in  specie  des  Papstes 
Consens  zu  schaffen  haben  wttrden.  Die  Stadt  Braunsberg  mUsste 
Uns  auch  pleno  jure  zu  verbleiben  von  dem  Stift  abgetreten  werden; 
jedoch  wollten  Wir  dagegen  dem  Stift  Ermland  und  dem  Bischof  da- 
seibsten  eine  billigmässige  Satisfaction  geben. 

4)  Der  Kaiser  soll  zwisclipn  Moücau  und  folen  vermitteln; 

5)  deEgleicbea  mit  andereu  Fürsten  im  Sinn  und  loteresse  dieser  Ver- 
eiubarang  □□terbtuideln. 

6)  Kein  Theil  darf  ohne  den  andern  verhandeln  oder  Frieden  BchliesEen. 
1)  Es  wird  zwischen  beiden  ein  foedns  defensivurn  perpetuuni ,  „so  auf 

diese  Lande  zu  richten",  eingegangen. 

Die  Wahl  des 'Römischen  Königs  belangend,  haben  Unsere 
Rätbe  sich  vernehmen  zu  lassen,  dass  dabei  Wir  des  itzigen  Königs 
in  Ungarn  Person  Wir  Uns  allewege  würden  recommandiret  sein 
lassen. 

Und  dabei  zugleich  Erinnerung  zu  tbno  wegen  der  gewallsameu  Ke- 
fonnationea  in  Schlesien. 


V.  Loben,  Relation.     Dat.  Wien  3-1 13.  November  1655.    ■ 

Die  Zögerungen  dauern  fort.    lii  dem  jiiiigbt  eingegangenen  schwedi-  13.  Nov. 
srhen  Schreiben  an  den  Kaiser,  worin  die  Eroberung  toq  Krakau  uoüficirt 
wird,  gibt  der  König  die  aufriclitigsten  Versicherungoo ,   dass  der  Kaiser 
und  dus  Keicb  nichts  zu  befürchten  hätten. 

Graf  Kurtz  äussert  im  Auftrag  des  Kaisers  seine  Verwunderung  gegen 
Loben,  dass  der  Kurfürst  durch  seinen  Uci^andteii  in  Frankfurt  auch  das 
lleich  um  Mediation  habe  ersuchen  lassen.  Loben  btfiudet  sich  in  Ver- 
legenheit wegen  der  Autwort,  da  er  über  die  Sache  weder  von  Berlin  nocb 
von  Frankfurt  etwas  vernommen;  er  antwortet  endlich,  dass  der  Kurfürst 
unzweifelhaft  bei  seiner  Ansicht  bleibe,  dass  der  Kaiser  (nebst  den  Kur- 
fürsten von  Mainz  oud  Sachsen)  die  Vermittelung  führen  solle;  der  Antrag 
in  Frankfurt  habe  dagegen  keine  Bedeutung;  es  könne  wol  sein,  dass  Port- 
mann  von  Löbens  Auftrag  nicht  nnterricbtet  gewesen  sei  „und  also  E. 
Ch.  D.  Gedanken  nicht  allerdings  gemäss  seine  Propositton  eingerichtet 
haben  möchte". 


^düvGoot^lc 


426  ^'-    ^"^  nördliche  Krieg  bis  «um  Vertrag  von  Königsberg. 

Eine  ReBolation  wegen  der  begebrtcD  Hilfe  erTolgt  noch  immer  nickt 
Uraf  Kurtz  eagt,  dase  dafoa  „uicht  die  wealgate  Ursach  wäre,  daes  I. 
Kais.  Maj.  ein  gross  Werk  anzarangea  noch  nicht  gefaeaet,  Hessen  aDitzo 
an  vielen  Orten  stark  werben  und  hätten  vor,  sieb  im  kurzen  considerable 
ZQ  machen". 

Auch  auf  die  hollSndische  Alliance  kommt  mao.sa  sprechen;  die  Uit- 
theiluDgen,  welche  Laben  bei  Kartz  ondQebhard  darüber  maeht,  wer- 
den ron  diesen  völlig  zufriedenstellend  gefanden.  Der  Kaiser  lässt  rathea, 
aach  Kursachsen  so  bald  als  möglich  von  dem  Inhalt  der  aiederländischea 
Alliance  zn  unterrichten,  was  ^  ö  b  e  n  auf  der  Rückreise  in  Dresden  tbun  will. 

P.  S.  Die  Erklärung  von  Karmainz  ist  eingelaufen,  welches  sich  ebeDSO 
wie  Sachsen  znr  üeberuahme  der  Mediation  bereit  erklärt;  auch  der  KurTÜrel 
von  Mainz  aber  ist  verwundert,  dass  zu  gleicher  Zeit  auch  das  Reich  lüs  sol- 
ches in  Frankfurt  in  der  Sache  angegangen-  worden  ist,  und  weiss  nicht, 
wie  sieb  herauszufinden;  so  dass  durch  diesen  Schritt  voo-Portmann  in 
Frankfurt  die  Sache  sehr  verzögert  und  erschwert  wird'). 


V.  Loben,  Relation.    Dat  Wien  10.|20.  November  1655. 

30.  Nov.  ^icb   beklage  höchlich,   dass  ich  fast  nicht  weiss,   was   ich  bericbten 

soll."  Zwar  zum  Behuf  der  Mediation  ist  nun  endlich  ein  Graf  von  Bet- 
tingen*} an  den  König  von  Schweden  abgeschickt  worden,  über  Aessta 
Instruction  aber  L.  noch  nichte  erfahren  hat.  „Sonsten  aber,  und  so  fiel 
die  Assistenz  betrifft,  da  weist  n'an  mich  allezeit  nicht  allein  auf  die  vor 
gehende  Werbungen  und  starke  Verfassungen,  sondern  auch  auf  die  Regi- 
menter, die  bereit  iu  Schlesien  coniniandiret  seind,  dadurch  ein  Zeicbeo  I. 
Kais.  Mflj.  Zuneigung  und  Willens  abzunehmen  wäre".  Ueberdies  verlangt 
Graf  Kurtz  von  Loben  jetzt  für  diese  VerhandluDg  noch  eine  specielle 
Vollmacht,  wogeigen  L.  vergeblich  remonstrirt,  ndoss  in  Eriegesaachen  kein 
Cuncliren  und  lange  Deliberationes  Statt  haben  könnten".  Ausserdem  findet 
Loben  es  bedenklich,  dass  er  nicht  penetriren  kann,  „was  eigentlich  mil 
dem  Könige  in  Polen  bei  derer  suchenden  Hilfe  und  Interposition ,  die 
durch  des  Königs  Residenten,  den  Visconti,  stark  urgirt  wird,  absonder- 
lich tractirt  werden  mag,  da  leichtlich  von  der  Snccession  auf  des  Königs 
Tod  icbtwas  dergestalt  geschlossen  werden  möchte,  daas  mao  Preussen 
lieher  von  sich  selbsten,  als  dem  Rom.  Reich  recognosciret  wissen  dürfte.' 
Gcbhard  macht  wegen  der  Assistenz  doch  gute  Hofftiong  —  die 
Sache  soll  heute  im  Ratb  verhandelt  werden,  und  Resolution  in  den  nich- 
sten  Tagen  erfolgen. 

')  Vergl.  hieran  die  Berichte  von  Portmann  and  Hübner  vom  Df- 
tatioDttsg  in  FraohfDrt  ans  dieser  Zeit. 

^  Graf  Franz  Eusebius  von  PottiageD)  über  diese  Gesandtschaft  ■- 
Pafeodorf  Carol.  Gostav.  II.  f  73.  IU.  {.  72.  Zugleich  wird  mit  demnlbei  A(f- 
trag  Graf  Eufstein  an  den  König  von  Polen  geschickt. 


.yGoot^lc 


T.  IröbeB  in  Wi^o.  ^y 

Der  KuriUret  an  v.  Loben.    Dat.  Rhedea  20.110.  Nov.  1655. 

jNichricht  Tom  AbachlasB  des  BüDdalBaes  mit  den   polaiBcli-prenasiBckeii  StÖB- 
d«D.    Wbbracheiiilichkeit  eioer  kriegeriBchen  Verwickelung  mit  Sohwedea;   Er- 
bieten  iD   oDger   TerbiodaDg    mit  dem   Kaiser.     Aasiicht  auf  nieder) in diacbe 
Hilf«.    Oefoht  im  Terang.) 
Löbeo   habe  den  kaiserlichen  Ministem  gesagt,   der  Kurltirst   werde  20.  Nor. 
eich  in  den  polnischen  Krieg  nicht  implicireo. 

Wir  geben  Euch  hiermit  in  Gnaden  zu  vernehmen,  dass,  nachdem 
Wir  keine  genügsame  Sicherheit  Unseres  Staats  von  den  SchTrcden 
erbalten  können,  Wir  Uns  mit  den  Eönigl.  prenssischen  Ständen  in 
eine  Defensionsverfassung  eingelassen  und  also  dieses  Land,  oder 
ftofs  wenigste  die  darinnen  gelegene  iniportante  Oerter  bis  auf  den 
Frühling,  nächst  göttlicher  Hilfe,  zu  defendiren  Uns  getrauen.  So 
wird  auch  mit  dem  Könige  in  Polen,  dem  noch  im  Reich  viel  hin  und 
wieder  anhangen,  fleissig  communiciret,  und  verhoffen  Wir,  wenn  nur 
Gott  und  I,  Kais.  Maj.  die  Hand  nicht  abziehen,  es  soll  an  Bedressl- 
mng  defl  ganzen  Werkes  nicht  ermangeln.  Und  weil  die  Schweden 
dergleichen  Dinge  vor  Ruptur  aufnehmen,  so  ist  leicht  zu  urtheilen, 
dass  Wir  dadurch  in  den  polnisclicn  Krieg  implicirt  werden  dürften. 
Und  haben  also  I.  Kais.  Maj.  nicht  zu  ftirchten,'  dass  Wir  die- 
selbe in'B  Werk  und  Uns  daraus  halten  sollten.  Es  komme  aber,  wie 
es  wolle,  so  habt  Ihr  die  Kais.  Maj.  zu  versichern,  dass,  wann  sich 
dieselbe  dieses  Werks  mit  annehmen  wollten,  Wir  nimmer  ohne  die- 
selbe Uns  mit  den  Schweden  vergleichen  werden,  gleich  wie  Sie  sich 
auch  gleicher  Gestalt  also  verobligiren  würden. 

Aach  könnt  Ihr  die  Kais.  Maj.  versichern,  dass  die  General- 
staaten sich  des  Werkes  mit  Nachdruck  annehmen,  auch  eine  Flotte 
von  50  Schiffen  schicken  werden. 

Dieweilen  Wir  aber  Uns  ehestes  des  Ueberfallcs  vermuthend  sein 
fflflssen,  so  werdet  Ihr  instantissime  urgiren,  dass  I.  Kais.  Maj.  mit 
Ihren  Werbungen,  auch  der  Assisteuz  nicht  säumen  mögen. 


Kesolntion  des  Kaisers.    Dat.  Wien  20,  November  1655. 

Der  Kaiser  hoffe  nicht,  dass  Schweden  gegen  Brandenburg  irgend  et-  ÜO.  Nov. 
waa  ?oniehmen  werde;  sullte  es  doch  geschehen,  so  werde  der  Kaiser  „sich 
üero  Kaiserlicheo  Amts  erinnern  nnd  S.  Cb.  D.  ntoht  schutzlos  lassen,'*  wie 
er  dies  ihm  bereits  dnrcb  Qraf  Starbemberg  für  jeden  Angriff  seiner 
ReicbsIaDde  habe  zusagen  lassen,  und  wie  er  es  für  seine  Erblande  gleich- 
falls vom  Kurfürsten  erwarte.  Das  Beste  wäre ,  dasa  der  Kurfürst  speciell 
für  die  Verhandlung  darüber  jemand  an  den  Kais^rl.  Hof  schickte.  In- 
zwischeo  habe  der  Kaiser  die  gewünschte  Mediation  übernommen. 


y  Goot^  Ic 


428  ^'-    ^*'  Dordiscbe  Krieg  bii  Eam  Vertrag  von  KÖDigiberg. 

V.  Somnitz  an  v.  Loben.    Dat  Riesenbnrg  15.I2B.  Nov.  1655'). 

(Nacbricbtun  vom  KriegaachMiplBt«.     Die  Scbweijeii  niUBTogelo  PreuBSee.    Du 
Def«BBivbiiiidDiBi  mit  den  preueBiBehen  StäodeQ.    Falsch««  Gerücht.] 

Mit  den  Schweden  iBt  es  annocb  in  aotiquie.  Sie  haben  durch 
eine  Partei  von  etlicheD  hundert  Pferden  40  von  unseren  Reitern,  so 
auch  auf  Partei  gewesen,  mit  sich  zum  König,  eo  4  Meilen  diesseita 
Warschau,  genommen;  der  hat  sie  aber,  bene  esaminatus,  wieder  los- 
gelaBscü,  und  daweil  wollen  sie  der  Welt  weis  machen,  dass  sie  mit 
meinem  gnäd.  Herren  Freunde  bleiben  wollen. 

Unterdessen  weisen  viele  int^rcipirte  Schreiben  aus,  dass  Graf 
Magnus  auf  Königsberg  gehen  solle,  und  wollen  sie  die  HostilitSt 
mit  einem  Hauptstreich  anfangen,  so  operae  pretium  sei,  den  Gott 
auf  ihren  Kopf  wenden  wolle. 

Marienburg  besetzen  wir  itzo  zur  Ualbsehied,  dass  also  nichts 
gewissers  als  der  Schweden  Irruption  in  diese  Lande  zu  veirmuthen, 
weil  sich  der  König  .verlauten  läast,  er  wolle  es  noch  fHr  Winters 
haben.  So  wollen  sie  in's  Stift  Ermland  gehen,  welches  zwischen  Königs- 
berg, Holland,  Preussmark  und  andere  Sr.  Ch.  D.  Landen  eingelegeo.  Ja, 
es  können  S.  Ch*  D.  weder  in  die  Mark,  noch  aus  derselben  etwas 
hieher  bekommen,  wann  die  Schweden  in  Braunsberg,  so  zu  Erm- 
land gehört,  liegen.  Also  haben  sie  nicht  allein  diese  Lande  anitzo 
mit  Graf  Magnus  und  Steinbocks  Armee  umzingelt,  sondern  wollen 
auch  in  die  Mitte  gehen,  dadurch  sie  dann  S.  Gh.  D.  und  dero  Völker 
gleichsam  im  Sacke  hätten  und  ohne  Sehwertschlag  ruiniren  könnten; 
ja  Graf  Magnus  hat  ausdrücklich  gesag:t,  sie  wollten  die  Winter- 
quartiere alhie  nehmen. 

Solchem  fbrzubeugon  haben  S.  Ch.  D.  mit  dem  Königl.  Preussen 
und  dem  ErmUndischen  Bischof  ein  gemein  Defcnsiv-Weseo  aufge- 
richtet, und  ist  also  nicht  anders  zu  vermuthen,  als  dass  sie  mit  hellen 
Haufen  auf  uns  gehen  werden,  Anitzo  kommt  Zeitung,  dass  sie  auf 
Thorn  gehen,  welches  gleichsam  für  verloren  zu  achten,  weil  keine 
Besatzung  wie  sicbs  gebührt  darin  und  sonsten  es  an  vielen  Stücken 
mangelt,  weil  es  zur  Conjuuction  nicht  getreten. 

Gott  stehe  uns  bei  und  gebe  Gnade,  dass  wir  bei  dem  unserigen 
nur  bleiben  können.  An  dem  ausgesprengten  fiunior,  sammt  sollte 
I.  Ch.  D,  das  Königl.  Preussen  cediret  werden,  iüt  das  geringste  nicht 
und  ist  auch  nicht  raisonnable.  Hacc  enim  est  Helena  illa,  propter 
quam  Sueci  pugnant. 

')  Vgl.  obeo  p.  4ia. 

DqitzedüvGoOt^lc 


V.  Löb»D  In  WieD.  429 

Der  Karfttret  an  v.  Loben.     Dat.  Riesenbarg  i.  Pr. 

26-116.  November  1655. 

[Bitte  am  eiae  Diversion  von  Schlegieo  her.  SchirediBche  CoutremiDe  in  Wieo; 
St«no  Bjelke.  loBinoatioo  über  SchweileDa  GeiioDang  gegen  Oeateireich;  Ein- 
ladoog  tom  ZasamnieDgeheii  mit  Poleo  DDd  Braadenbnrg.] 
Neues  DrUageo,  Atst  der  Kaiser  eich  Qbv  die  Frage  der  Aisistenz  26.  Nor. 
entscheide,  ^weiln  in  mors  eanimam  pericalnm  und  ÜBserem  jetzigen  Za- 
stSDil  nirbls  vorttägl icher,  als  weDD  die  in  Scfalesien  liegenden  Völker  aufs 
schleunigste  über  die  Grenze  geben  und  eine  DiTcrsion  machen  mächten". 

Ferner  soll  Loben  heraaszabckommen  Euchcn,  wnram  der  schwedische 
Gesandle  Bjelke  in  Wien,  der  schon  abreisen  wollte,  jetzt  coiitreniaiidiTet 
worden  ist  nnd  noch  iu  Wien  bleibt;  es  scheint,  dasa  Schweden  vorhat,  den 
Kaiser  durch  Verhandlungen  von  Polen  nnd  von  der  Uns  zd  leistenden 
Hilfe  abwendig  su  machen. 

Worin  Wir  um  Bo  viel  mehr  bekräftiget  werden,  weil  der  von 
Dobrczenski  Uns  referiret,  es  hutte  der  schwedische  Kanzler  unter 
anderen  Persuasionen,  Uns  von  der  preuasischen  Conjunetion  abzu- 
halten, auch  diese  angefUhret:  dass  ilincQ  leichter  fallen  wflrde,  dem 
Kaiser  Polen  zu  ccdiren  und  also  Unsere  Freunde  von  Uns  abzu- 
ziehen, als  das  Königliche  Prcnssen,  worauf  zuvorderst  ihr  Absehen 
gerichtet,  zurQckzuIasBen. 

Solchem  nach  werdet  Ihr  keine  Mflhe  noch  Kosten  sparen,  zu  er- 
fahren, was  die  Ursach  des  gedachten  BJelkena  längeren  Bleibens 
am  Kaiserl.  Hof  sei,  und  auf  Discursweise  bei  den  Conßdenten  remoa- 
striren, ...  ob  auch  wol  ein  zutrftglicber  Tractat  mit  selbigem  Hause 
zu  treffen,  welches  schon  AnschUge  machcte,  wie  desselben  Erblaude 
ihm  genommen  und  in  specie  BUhmen  zu  einem  perpetuo  Domiaio 
'  des  Rlimischen  Kaisers  ins  künftige  gemacht  werden  mitehte,  davon 
derselbe  erhalten  würde,  ans  was  vor  einem  Hause  er  wäre'). 

Der  Kaiser,  soll  Loben  andenten,  kOnne  nnf  andere,  bessere  Weise  zn 
Polen  gelangen,  als  durch  Cession  der  Schweden,  welcher  Weg  ihm  nnr 
den  gröBSten  Hase  »ziehen  nUrde. 

Sollte  auch  etwan  Namens  Kais.  Maj.,  dass  Ihre  von  Schweden 
dergleichen  Offerte  gethan,  an  Euch  gebracht  werden,  habt  Ihr,  jedoch 
mit  ziemlicher  Bescheidenheit,  das  Interesse  Kais.  Miy.,  auch  des 
Reiches  abermals  zu  remonstriren ,  warum  die  preussische  Lande  an 
Schweden  nicht  können  gelassen  werden  und  im  Vertrauen  an  die 
Hand  zu  geben,  dass,  wenn  Kais.  Maj.  mit  Uns  und  den  Standen  des 
Königreichs  Polen  zusammenstSnden,  dieselbe  die  Gerech^gkeit  Ober 

')  Vgl.  die  oben  p.  Sk7  mi^elheilte  AenaBeroDg  Schllppenbnch'a,  auf 
welche  sich  diese  Notli  wol  besieht. 


A-nOO»^lc 


430  ^'-     ^^'  Dordiscbe  Krieg  bia  sntn  Vertrag  yon  KäDigabei^, 

Livland  und  Riga  erlang:en  könnten,  wodurch  Sic  sich  an  der  Ostsee 
sehr  considerable  machen  könnten.  Jedoch  habt  Ihr  hiermit  behntsatn 
zu  gehen  nnd  es  auf  die  letzte  zu  sparen. 


V.  Loben,  Relatioii.  Dat  Wien  27.117.  November  1655. 

[Die  kniBerliche  lUsdIution.    Neoer  Teraoch  Löbena;   die  beiden  PreDeeen  als- 
Reicbslehen.    Die  achwediachen  Werbnogeo  im  Beicb  ] 
r,  Am  12./22.  November  ist  ihm  von  Graf  Kor  tz  die  Eaiserl.  ReBolutton 

wegen  der  AGglstenz  übergeben  worden  (a.  d.)  —  es  zeigt  sich,  daes  der 
Kaiser  „über  die  MaaEsen  behutaam  gehen  und  sich  aoGser  aller  Gefahr 
wissen  wolle",  wie  man  aus  dem  so  sehr  „vorsichtig  nnd  künstlich  aufge- 
setzten Bescheid"  erkennt. 

Dahero  habe  ich  vor  diesmal  nichts  mehr  zn  thnn  gewosst,  als 
dasB  ich  mit  einer  Replik,  in  welcher  ich  von  E.  Ch.  D.  Oegenerhieten, 
so  viel  räthlich  befunden  worden,  in  etwas  anderweite  Apertur  gethan; 
habe  auch  sothane  Schrift  am  24./14.  Nov.  obenged.  Herrn  Graf 
Kurtzen  tiberreichet  nnd  darneben  mündlich  (wiewohl  es  vor  diesem 
auch  bescheben)  zu  verstehen  gegeben,  dasa  E.  Ch.  D.,  wenn  es  die 
Rom.  Eais.  Maj.  gut  befinden  nnd  mit  arbeiten  würden,  sich  bemKhen 
wollten,  hiermit  von  derselhen  beide  Antheile  Preussen  (nämlich  auf 
solchen  Fall,  da  jetziger  König  in  Polen  davon  bleiben  mUsste)  zu- 
sammengebracht und  von  I.  Kais.  Maj.  und  dem  Reich  recognoscirt 
werden  sollten. 

Zugleich  dringt  Loben  (wie  schon  früher  wiederholt)  darauf,  dass  der 
Kaiser  ernstlich  gegen  die  fremden  (seh wedi scheu)  Werboogen  im  Reich  ein- 
schreiten müsse. 

Den  ersteren  Pnnkt  hört  Kurtz,  wie  auch  früher  schon,  „mit  Snsser- 
licher  Anrontliigkeit''  an ,  geht  aber  nicht  darauf  ein ;  in  Bezog  anf  die 
Werbnagen  erklürt  er,  der  Kaiser  müsse  die  Sache  an  den  Depatationstag 
bringen  nnd  den  verfassungsmässigen  Weg  gehen;  übrigens  werde  in  den 
grossen  Territorien  die  Werbung  ohnedies  nicht  gestattet,  in  den  kleinen 
ober  and  in  den  Stfidtea  seien  doch  erfabrnogs massig  alle  Verbote  fmcfatlos. 


V.  Bonin,  Relation.     Dat  Aussig  ":^:  1655. 
3.  Deo.  In  Dresden  am  1T./27.  Nov.  angekommen;   er  verrichtet  dort  anf  der 

Dnrchreise  seinen  Auftrag,  einerseits  den  Verlauf  der  Verwickelung  mit 
Schweden  darzulegen  nnd  die  harten  von  diesem  gestellten  Forderungen 
knnd  zn  geben;  anderseits  die  falschen  Gerüchte  zu  widerlegen,  die  über 
den  Zweck  der  niederiändischen  Alliance  ausgestreut  worden  waren,  und 
die  richtige  Bewandtniss  mitzntheilen. 


V.  Löbeo  in  Wien.    BlameDthnla  Ontacbten.  43| 

Der  KDiprins  läsgt  erkeDnen,  dass  Kursachsen  höchstens  sich  aa 
einer  InterpoEitioD  betheiligeo  nird;  mehr  ist  nicht  za  erwailen.  Die  Ant- 
wort aaf  Boiiin's  Werbung  soll  in  einem  vertraulichen  Schreiben  an  den 
Karlursten  selbst  erfolgen. 


V.  Loben,  Relation.     Dat.  Wien  jV  «?..  1665. 

Anf  das  vorige  Memoire  wird  ihm  erklärt,  man  wolle  nan  warten,  bis  4 
Starhemberg  znrOckkfimc,  mit  dem   auch  Bonin   von  dem  Kurfürsten 
gesandt  werden  würde. 

Di^egen  läast  sich  nichts  sagen.  LSben  gedenkt  nächste  Woche  auf- 
lobrechen,  die  Acten  aber  zum  Gebrauch  für  Bonin  bei  dem  Residenten 
Neumann  zu  hinterlassen. 

Die  Schweden  bemühen  sich  jetzt,  dem  Vcriaut  nach,  die  Reichslehen 
für  ihre  Satisracttnnslande  zn  erlangen. 

Relation  dnt.  8./18.  Dec.  —  Bonin  ist  angekommen;  Loben  führt 
ihn  am  Kaiserlichen  Hofe  ein. 


Joa.  Fr.  V.  Blnmenthal  an  den  KnrfUraten.     Dat. 
Halberetadt  'IS::'  1655. 

[Aoaicht  über  die  tcliiredische  Politik.  Vermuthliche  Chancen  des  BündDisBea 
mit  den  preasaischen  Stünden ;  dos  Fehlen  der  drei  Städte  in  demselben;  Zweirel 
an  seiner  Wirksamkeit;  in  spät  abgeschlossen.  Die  ReicbBlaude;  Werbongen 
im  Halbe rstädti sehen.  Briefe  an  Graf  Enrti  und  Freiherra  v.  Anersperg.  Da« 
Urtbeil  über  den  kaiserlichen  Hof  schwierig;  wenig  Verbindang  mit  Oraf  Kurts. 
Terclansulirter  Rathschlag  in  Betreff  der  Besiehung  Enro  Kaiser.  Termotfaliche 
Politik  des  kaiseriiclieD  Cabinets.    Gute  Wünsche.) 

Autwort  auf  ein  Schreiben  des  KnrlurE^ten,  dat.  Kinsk  16.  November  3 
,antcr  dero  Daumsecrel",  worin  ihm  die  Lage  der  Dinge  geschildert,  das 
BündnisB  mit  den  kttniglich  prenssiseben  Ständen  mitgetheilt  und  er  aufge- 
fordert wird,  seine  Meinnsg  darüber  abzugeben,  und  „wie  weit  Sie  sich  auf 
den  Kaiser  zo  verlassen  hätten". 

Ich  an  meinem  wenig:en  Ort  bin  zwar  in  dieser  Meinung  alstets 
geblieben,  dass,  wenn  der  Schweden  Interesse  dieses,  wie  ich  aus  der 
Deliberation,  so  vor  und  nach  zu  der  Zeit,  als  man  wegen  Partici- 
pation  der  Zölle  in  Hinterpommem  tractiret,  zum  üflem  gehöret  habe, 
wäre,  dass  eie  nämlich  in  der  Ostsee  allein  dominiren  wollten,  die- 
selbe E.  Ch.  D.  preussiache  Häfen  nicht  wUrden  ohne  Anspruch  lassen. 
Ich  habe  auch  eu  der  Zeit,  als  ich  im  April  zu  Berlin  uaterthänigst 
aufgewu^t,  diese  Anzeige  gethan,  dass  Einer  ein  gewisses  Consilium, 
so  dem  König  tod  Schweden  von  dem  alten  Ochsenstirn  gegeben 
worden,  gelesen  hatte,  so  dahin  ginge,   wie  derselbe  durch  Acquiri- 


Aj.oo»^Ic 


432  "■    ^"  oordiicbe  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  Eöoigaberg. 

rung:  aller  Seehafen  von  Rig:a  an  bis  inclusire  der  Stadt  Lübeck  einen 
gewissen  Weg  zn  Erlangung  des  ganzen  Teutocblandes  balinen  und 
maeben  sollte.  Aber  hergegen  babe  ich  von  der  Zeit  und  Stunde  an, 
da  ich  verstanden,  dass  sie  das  ganze  Eünigreich  Polen  Bubjugiron 
wollten,  diese  Gedanken  bekommen,  dass,  weil  ein  solches  Vorbaben 
ein  Werk  von  etlichen  Jahren,  wann  sie  näoilicb  sich  dessen  Toll- 
kömmlicb  versichem  wollten,  wSre,  sie  wtirden  erst  dahin  trachten, 
wie  sie  K.  Ch.  D,  zu  ihrer  Freundschaft  und  zu  Goiguncdon  dero 
Waffen  mit  den  ihrigen  brächten,  bis  sie  sich  des  grossem  Tbdls  der 
Krön  würden  bemAcbtiget  haben,  und  dass,  wann  solches  geschebeo 
wäre,  sie  E.  Cb.  D.  von  denen  acquirirten  and  ihnen  am  wenigsten  ge- 
legenen Oertern  zehnmabt  so  viel  StDcke  offerircn  wUrden,  als  wie  die 
Häfen  (daferne  anders  die  Porten,  als  an  deren  Conservation  die  Er- 
haltung des  ganzen  Landes  haftet,  taxiret  könnten  werden)  gOttig 
möchten  geachtet  werden.  Nachdem  sie  es  aber  auf  diese  Weise  an- 
greifen,  so  scheinet  es  fast,  als  wann  sie  E.  Ch.  D.  Macht  und  Re- 
sistenz nicht  gross  fllrchteten,  oder  dass  sie  sehen  wollten,  wie  es  auf 
ihrem  Warscliauischon  Wahltag  würde  ablaufen  und  also  hierdurch, 
oder  Oiferirung  der  neuen  Tractaten  die  Zeit  gewinnen  mögen,  damit 
sie  sich  alsdann  nach  Betindung  ihres  und  unsern  Zustandes,  auch 
nach  Veranlassung  des  Kaisers  Kesolution  besser  oder  schlimmer  er- 
klären können;  welches  erste  dann,  wann  es  mit  Securität  gehoffet 
werden  kOnnte,  wol  höchlich  zu  wünschen  und  zu  dessen  möglichster 
Obtinirung  nichts  zu.  unterlassen  wäre,  weil  des  Königs  progressus 
sich  von  Zeiten  dergestalt  gemehret  haben,  dass  es  bei  vielen  verstän- 
digen Leuten  nicht  weniges  Nachdenken  verursacht,  in  Betrachtung, 
dass  sie,  wie  die  wöchentlichen  Zeitungen  es  mitbringen,  ihr  Livland 
vermehret,  Ghurland,  Samaiten  und  Littauen  in  ihren  Lehnseid  bekom- 
men, OroBspolen  fast  ganz  und  Kleinpolen  meist  zu  ihrer  Gewalt  ge- 
bracht, Kassuben  und  Pommerellen  grossem  Theils  besitzen,  also  dass 
fast  wenig  ausser  Preussen  Obrig  ist;  und  steht  zu  besorgen,  dass, 
wann  der  König  wider  Vermutben  zu  Warschau  erwählet  und  gebul- 
diget  werden  sollte,  er  alsdann  per  modum  praecepti  gehen,  die 
preuBsiscb-polniscben  Stände  zu  Conjongimng  mit  ihren  MitbrOdem 
des  KSnigTeichs  erst  in  der  Gltte  und  hernach  sub  eomminatione,  olles 
das  Ihrige  zu  confisoiren,  zu  avociren,  und  an  E.  Cb.  D.  zu  begehren, 
Ihre  Waffen  niederzulegen  oder  gewärtig  zu  sein,  dass  er  alle  seine 
vier  Armies  zugleich  in  Preussen  geben,  und  Sie  daselbst  bekriegen 
wollte. 

Dass  E.  Ch.  D.  nun  die  Resolution  ergriffen,  sich  mit  den  Sttfl- 


A_nOOt^lc 


Kliimciithala  (iulachlen.  433 

den  den  königlichen  l'reusacds  r.a  fftsocn,  snichefi  ist  eine  Resolution, 
die  ich  vor  DhernHH  ^roBS  und  von  Honderbnrer  Wichtigkeit  daher 
halten  niuss,  weil  ich  höre,  dflifs  von  solcher  Union  die  drei  Stitdte, 
Danzig,  Elhing  und  Thom  Rieh  separiret  haben  und  dazu  nicht  treten 
wollen,  auBRCr  dasH  sie  sich  ^eneraliter  zn  einer  ARsistenz  erbieten; 
2.,  weil  icli  vernehme,  dass  es  dem  Schweden  mehr  um  selbiges  Land 
tu  gewinnen,  als  um  drei  oder  vier  andere  Provineien  ku  thuu  sei 
und  sagen  solle,  dass  er  Preussen  liDher,  als  das  Ktinigreich  aus  die- 
ser Ursache  halte,  dass,  wann  er  dieses  verloren  und  jene»  nur  noch 
Sbrig  hätte,  das  ganze  Ktinigreich  Polen  daraus  wieder  recuperiren 
wollte;  also  dans  nicht  zu  zweifeln  ist,  er  werde  alle  xeine  Macht, 
solches  zu  rccn])eriren,  anwenden.  Sollte  er  nun,  weil  der  Menschen 
Fav«r  gemeiniglich  dem  GlHcke  nachläuft,  es  so  weit  bringen  und 
ein  Paar  von  diesen  StAdten,  als  welche  ihm,  dem  Verlaut  nach,  nicht 
wenig  affectioniret  sein  sollen,  in  seine  Gewalt  bekommen,  rto  wDrde 
besorglich  diese  Union  nicht  lange  währen ,  sondern  die  llbrigen 
Stände  dieser  Leute  Exeropcl  bald  folgen,  insonderheit  weil  man  die 
Soldatesca  nicht  allemal  in  Zaum  halten  und  durch  derselben  Exor- 
bitantien  sie  leicht  (unterm  Praetext,  nie  mDsseu  sieb  demjenigen,  waa 
die  sämmtlichen  Stände  des  Rönigreiebs  resolvireten,  auch  aceommo- 
diren)  zu  lUimpirung  dieser  Verfassung  bewegen  lassen. 

Es  mOchte  vielleicht  nicht  undienlicb  gewesen  sein,  wenn  die- 
selbe im  Majo,  und  zwar  mit  den  Rtä<lt«n,  hätte  können  getroffen 
werden,  und  dass  man  darauf  des  Königs  progressus  nach  Möglich- 
keit aperte  als  unter  der  Hand  gehindert  hätte,  damit  derselbe  nicht 
so  gar  weit  kommen  wäre;  in  Anmerkung,  dans  viele  Stände,  und 
insonderheit  die  Stadt  Krakau,  wann  sie  einige  Itesistenz  gesehen 
hätte,  sich  nicht  so  geschwinde  wflrde  aceommodiret  haben.  Nun 
aber  E.  Ch.  D.  diese  grosse  Resolution  einmal  genommen,  so  wDnscbe 
tcb  darzu  viel  GtOck  und  Segen,  befinde  auch,  wann  daraus  einiger 
Effect  zu  E.  Ch.  D.  Land  und  Leute  Cnnservatlon  und  zu  Erhaltung  ' 
dero  eigenen  Reputation  soll  zu  hoffen  sein,  dass  dai7.ue  nicht  allein 
unaufhörliche  Arbeit,  Sorge  und  MDhe,  so  Nachts  als  Tages,  conti- 
nuirliche  und  zulängliche  Subsidia  an  Gelde  und  neuen  Völkern,  son- 
dern auch  (weil  meiner  alstets  gehabten  Meinung  nach  E.  Ch.  D.  die 
Sache  allein  ausfuhren,  ohne  Ihre  Lande  und  sich  selbsten  auf  Kindes- 
kind zu  rniniren,  nicht  vermöglich  sein)  dieses  gehörig  und  nötig  sein 
will,  dass  man,  dafcme  es  nicht  alscbon  geschehen,  um  solche 
Assistenten  sich  bewerbe ,  denen  die  ßcrubigung  des  Königreichs 
Polen  sowol  als  F..  Ch.  D.  zur  Sicherheit  dienet,    denen   die  schwe- 


Aj.oot^lc 


434  1'-    ^^^  nordische  Erieg  bis  xam  Vertrag  von  EÖDigsbei^. 

dische  Macht  gleichergeetalt  verdächtig  und  schädlich  ist,  und  von 
denen  man  nicht  eben  dergleichen,  was  von  denen  Schweden  itzo  ge- 
schieliet,  zu  besorgen  habe. 

Was  E.  Gh.  D.  im  Reich  gelegene  Lande  nnd  deren  Trene  und 
müglichste  Cooperation  betrifft,  daran  trage  ich  ganz  keinen  Zweifel, 
nnd  will  nicht  allein  bei  denen  hiesigen  mein  Aeusserstes  tliun,  worauf 
E.  Gh.  D.  sich  gnädigst  zu  verlassen,  sondern  alles,  was  ich  dureh 
Gottes  und  E.  Gh.  D..  Gnade  und  meiner  mühseligen  Arbeit  erhalten 
und  erworben  habe,  zu  Dero  Gonserration  herzlich  gerne  wieder  em- 
ployircn.  Was  ich  bis  hieher  zu  vor  OfRoirer  gefunden,  so  Verluigen 
tragen,  E.  Ch.  D.  uoterthänigst  zu  dienen,  und  euch  alle  begütert 
und  gesessen  sein,  dieselbe  habe  ich  in  meiner  andern  Relation  spe- 
cifioiret. 

An  den  Grafen  von  Eurtz,  wie  auch  den  Fürsten  von  Aners- 
pergk,  weil  er  nunmehro  Obrister  Hofmeister  and  Director  Consilii 
ist,  habe  ich  dem  gnädigsten  Befehl  nach  geschrieben  und  sie  generaliter, 
weil  mir  die  particularia  unwissend  sein,  gebeten,  dasjenige  zu  beför- 
dern, was  E.  Gh.  D.  mit  dem  Grafen  von  Starhembergk  abgeredet 
haben;  und  was  dieselbe  mir  zur  Antwort  geben  werden,  solches  will 
ich  originaliter  gehorsamst  einschicken. 

Schliesslich  befehlen  E.  Ch.  D.  gnädigst,  dass  derogelben  ich  ge- 
horsamst berichten  soll,  wie  weit  Sie  sich  auf  dem  Kaiser  zu  ver- 
lassen haben.  Nun  ist  diese  eine  überaus  schwere  Frage,  welche  ich 
aus  vielen  erheblichen  und  E.  Ch.  D.  am  besten  bekannten  Ursachen 
nicht  wol  simpliciter  beantworten  kann,  weil  solche  Beantwortungen 
viel  andere  Judicia,  als  wie  meine  schuldigste  Treue  gegen  E.  Ch. 
D.  meritiret,  leichtlich  verursachen  künnen;  zumalen  ich  mit  Wahrheit 
schreiben  kann,  (ob  ich  wol  im  vergangenen  Sommer  einsmal  die 
Nachricht  von  Berlin  gehabt,  als  wann  alda  geglaubt  wQrde:  ich 
correspondirte  mit  dem  Fürsten  von  Anersporgk),  dass  ich  in  andert- 
'halb  Jahren  nicht  Über  vier  oder  höchst  fünf  Briefe  und  an  nieman- 
den als  an  den  Reiehsviceoanzter ')  geschrieben  und  demselben  die 
hin  und  wieder  vorgehenden  Werbungen  notificiret  habe,  mit  Beifü- 
gung meiner  habenden  Besorglichkeit,  dass  dieselbe  leichtlieh  zu  einem 
Krieg  im  Reich  Veranlassung  geben  könnten.  Derselbe  nun  bat  eine 
Gewohnheit,  die  Briefe  oder  Antwortungen  sehr  kurz,  nach  seinen 
Namen,  kaum  in  10  oder  12  Zeilen  bestehende,  einzurichten,  und  ans 
denen  kann  man  mit  genauer  Mühe  verstehen,  was  er  sagen  will. 

')  Graf  Knrtl. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


BlDDienlbalB  Oatachten.  435 

Bin  al»»  der  unmassgebliclien  Meinung,  daB8  gut  gewesen  wäre, 
oder  noch  sei,  dem  Kaiser,  daferue  der  Schweden  Postulata  bei  E. 
Cb.  D.  eine  rechtmässige  und  Tollkommcne  Jalousie  erwecliet  liaben, 
nud  Sie  zu  eioiger  derselben  Einwilligung  nicht  verstehen  künneo, 
noch  wollen,  solches  in  vülliger  Confidenz  zu  erkennen  zu  geben,  und 
von  ihm  zu  wissen  und  sich  zu  erklären  begehren,  ob  I.  MaJ.  des 
Königreichs  Polen  sich  annehmen  wollte  oder  nicht,  und  wann  das- 
selbe geschehen,  wie  E.  Ch.  D.  gesichert  sein  kannten,  dass  solche 
Assistenz  dieselbe  ausser  Gefahr  halten  und  genügsame  Sicherheit 
gehen  künnte.  Nach  dem  Erfolg  und  der  Beschaffenheit  solcher  ver- 
sicherter Erklärung  hätten  dann  E.  Ch.  D.  die  Hiiass  Ihrer  Resolution 
wieder  zu  nehmen.  Würde  der  Kaiser  sich  dahin  erklären,  dass  er 
sich  wegen  seiner  eigenen  Lande  des  Königreichs  annehmen  mUsste, 
und  dabei  EL  Ch.  D.,  dass  dieselbe  und  Ihre  Lande  genügsame  Secu- 
rität  haben  könnten,  versichert,  und  dass  man  sehe,  dass  desselben 
Armada  also  beschaffen  wäre,  dass  die  Itettung  des  Königreichs  zu 
hoffen,  so  deucht  mich,  E.  Ch.  D.  hätten  solche  Versicherung  (wann 
Sie  nicht  vorher  durch  leidlicher  und  weniger  kostende  Wege  zu  einem 
angenehmen  Vergleicli  mit  Schweden  kommen  könnten)  nicht  zu  ne- 
gligiren,  und  hätten  eich  auf  dem  Kaiser  in  tali  periculoso  statu  wol 
zu  verlassen.  Insonderheit  wann  die  Staten  Generale  die  Sachen  mit 
Ernst  angreifen  and  E.  Ch.  D.  nicht  allein  stecken  lassen  wollteta, 
sondern  dass  auch  dahin  getrachtet  wärde,  wie  noch  vor  dem  Früh- 
ling Dänemark  nnd  die  Anseestädte  mit  einzutreten  konnten  bewogen 
werden.  Sollte  man  aber  penetriren  und  in  der  That  erfahren  können, 
dass  des  Kaisers  Interesse  nicht  leiden  wollte,  oder  seine  Mittel  zur 
Resistenz  also  nicht  beschaffen  wären,  dase  er  die  Sache  möchte 
können  ausführen,  noch  E.  Ch.  D.  ein  sufßeient  Corpus  völlig  unter- 
geben, oder  auch,  dass  weder  Dannemarck  noch  die  Anseestädte  das 
Werk  nicht  embrassiren,  oder  aber  dass  die  Staten  General  E.  Ch. 
D.  zwar  die  4000  Mann  vermöge  der  Alliance  schicken,  aber  den 
Krieg  wegen  ihres  Interesse  aus  Furcht  des  Cromwelts  oder  der 
Schweden  grossen  Progressus  nicht  angreifen,  sondern  begehren  woll- 
ten, dass  wir  allein  agiren  und  den  Krieg  ftlhren  sollten;  auf  wel- 
chem Fall  die  Frage  weiter  sein  wQrde,  ob  denn  E.  Ch.  D.  Macht 
nebst  der  Vereinigung,  so  Sie  mit  den  preussisch-polniscben  Ständen 
getroffen  (weil  Sie  sich  bei  so  gestalten  Sachen  auf  dem  Kaiser  nicht 
verlassen  konnten)  also  baatant  wäre,  dass  man  mit  gutem  Fundament 
Hoffnung,  die  Sache  gegen  einen  so  vietoriosen  König  auszuführen, 
haben  könnte;   daferue  auch   dieses  nicht  gefunden  werden  möchte, 


A-nOO»^lc 


436  ^'-    ''"  nordiacUe  Krieg  bis  znm  Vertrag  von  Kobigsberg. 

SO  wird  leichtlicli  zu  resolvircn  stellen,  ob  dann  nicht  Ucascr  sei,  in 
etwas  ratione  commercioruni  zn  wciclien,  als  das  ganze  I^nd  dort 
auf  einmal  nnd  besorglich  andere  mehr  zu  "verlieren,  und  durch 
solchen  Verlust  aus  aller  Consideration  zu  kommen.  Welches  alles 
aber  von  grusscn  Herren  besser  und  Bichercr  kann  resolvirct,  als  von 
Dienern  geratben  werden. 

Ich  verbleibe  sonsten  vor  mein  particulier  der  beständigen  Mei- 
nung, dass  sich  der  Kaiser  dieses  Königreichs  annehmen  mflsse  und 
werde,  und  dass  er  es  zwar  erst  durch  eine  Schickung  versuchen 
und  den  König  in  Schweden  abmahnen  lassen  werde ,  die  Krön 
nicht  7.U  acccptircn,  sondern  seine  Mediation  anzunehmen,  mit  dem 
Andenten,  dass  er  es  nicht  nachgeben  kuune,  niaassen  dann  am 
1 1  ./21.  Nov.  der  Graf  von  Pö tt i n g en  deshalb  von  Wien  zum 
Könige  in  Schweden  abgereist  ist.  Sollte  darauf  nichts  crinlgen, 
noch  seine  Mediation  wollen  angenommen  werden,  so  wird  er  Zeit 
suchen  zu  gewinnen  bis  in  den  Frnhling.  Gott  verbttte  nur  durch 
seine  Barmherzigkeit,  dass  entzwiechen  der  König  in  Schweden  seine 
Macht  nicht  zusammenziehe  und  E.  Ch.  D.  wirklich  angreife,  oder  wenn 
er  sich  dazu  bewegen  lassen  sollte,  dass  E.  Ch.  D.  die  göttliche 
Assistenz  in  der  That  verspüren  und  durch  Erlangung  einer  guten 
Vietoriam  den  Frieden  zu  Ihrem  Lob  und  Nutzen  befordern  und  fer- 
neres BlutstUrzen  verbaten  möge. 


V.  Ijilien  und  v.  Bonin  an  den  KurfUrBten,     Dat.  Wien 
11.11.  Deceniber  1655. 

11.  Dec  Sie  sinJ,  wie  es  EchcinC,  auf  Veranlasenng  clen  ttpaiiisrbcu  Oct^andton 

befragt  worden,  „ob  R.  Ch.  D.  einen  Spinola  an  I.  K.  M.  in  Spanien 
gesandt.  AIb  wir  nun  davon  nichts  wnsstcn  nnd,  dass  vir  driftir  hielten, 
dass  es  nicht  wäre,  herichtelcn,  ward  gcta^tj  dass  sich  Biiicr  also  neoneta 
und  einiger  Commission  von  E.  Ch.  D.  sich  rUhmeto;  hätte  sich  aber  also 
verhalten,  dass  man  ihn  in  ArreRt  nehmen  niüsEeii".  Die  Gesandten  bitten, 
sie  darüber  zu  nnterriditen,  was  an  der  Sache  ist'). 

')  Ucber  diese  Spitiola'aclic  Angeiegenbeit  vgl.  Urk.  and  Actenst.  VI. 
M><B.  DDd  die  dort  ungerührte  Literalnr.  Bern erkeoswerth  ist,  dus  diese  beiden 
Mitglieder  des  geheimen  Rathes  gnax  ohne  RenntoiBS  der  mit  Spinola  gefiihr- 
leo  Verhandlungen  sind. 


jdüvGoOt^le 


Btumenthala  UutacbUo.     Löbvo  uoU  Uonio  io  Wien  437 

Der  KurfUrst  mi  Klumentlial.     Dat.  Küriigsherfr 
17.  December  lfi55'). 

\Di-r  Kurfürst  eotscblosseo,  sich  gegen  Schweden  znr  Welir  la  solzcn.     Hl.  soll 
in  Wicu  EU  echlouuiger  DiversioD  aolreiboo.     Wurl>upf;un   L><ir(liii{;vra.| 

Lasse  Euch  ferner  in  Gnaden  wissen,  [:<Ias8  icli  zwar  sclileclitcu  n. 
Trost  noch  zur  Z^it  von  «lern  von  Loben  in  seinen  Relationen  tio- 
kommen,  g:Ieichwoi  habe  icb  noch  gute  HofTnun;;  uml  unterlasse  uiclit, 
(licscn  Leuten  zuzureden  und  Bie  zu  animiren,  weil  mir  Schweden 
härtere  und  unbilligere  Conditioncs  als  jemals  vorgcseldagen ,  so  ich 
im  Namen  Gottes  und  im  Vertrauen  auf  desBen  gnädige  Assistcmz 
mich  eDtecblossen,  Leib,  Gut  und  Itlut  gegen  sie  zu  wagen  und  auf- 
Eiisctzen;  und  könnt«  also  nichts  diensamcrcs  gcBchelien,  als  wenn  der 
Kaiser  das  Tempo  in  Acht  nehmen  und  eine  Divort>ion  machen  wollte. 
Derhalbcn  Ihr  dem  Graf  Knrtz  zuschreiben  wollet,  dass  er  sich 
bOchstes  bemtlhen  möchte,  den  Kaiser  dahin  zu  disponiren,  dass  er 
solches,  und  zwar  aufs  allerschleuuigstc,  wcrkstellig  machen  möchte; 
er  könnte  den  Kaiser  gewiss  versichern,  wlirde  er  solches  zu  rechter 
Zeit  thun,  dasi  ich  ihm  künftig  in  atleui,  was  er  von  mir  begehren 
könnte,  die  Hand  bieten  wollte:'. 

l.Blumcntbal  soll  deu  Guucralwachtniuifitcr  Dürriiug,  der  iu  den 
braDdcnburgiscbeD  Landen  im  Reich  etliche  tauäcod  Matin  Ecbk'aini;!-t,  „auf 
was  Weise  CS  aneb  gescbebe",  zusammeDbringCD  soll,  mit  allen  Mitteln  da- 
bei unt«ratüt2en  :|. 


Actum  in  der  Reichs-Canzley.     Den  20.  Deceiubcr  1655^. 

Graf  Kurtz. 

I.  Kais.  Maj.  hätten  der  Stadt  Thorn  Uebergabc  ungcru   veraommeD)  30.  Dec. 
ingleicben  da^s  ein  Anschlag  auf  Minden  wider  die  Kiinigl.  äyiiccratiunes 
rargewesen;   stellten   zu  bedenken,   |:ob  nicht  durch   eine  Defcnsion-Lige 
und  Verfossnng  darcb  das  ganze  Uüni.  Reich  der  Soeben  zu  helfen  wire:j. 
Cbnrfürstlicbe  ad  ]iro|>asitionem 

l:Difl  fast  liederliche  Uebergabe  der  Stadt  Tboru  sei  wol  zu  beklagen; 
dem  Cburftirsteii  za  Brandenburg  würde  sie  hocbschädlich  sein,  Ihr  die 
Uefubr  und  Feiadselgkoiten  uüher  nnd  gnr  nnf  den  Hiitä  xiehcn:. 

Den  ÄDEcbiag  auf  Miudea  könnten  wir  nicht  für  ofTenbar  und  gor  ge- 
wiss ausgeben;  |:  doch  wäre  er  dem  Churfürstou  zu  Brandenburg  so  glaub* 

■)  Gaot  iD  Chiffre.  Von  UlumcDthal  ad  morg.  notirt:  „vm[ifnogeu  den 
23./r3.  Dec,  aber  aus  Mangel  der  Ziffern  erst,  weil  iub  deshalb  nach  Preuisen 
echretbeo  müesen,  um  4/14.  Jun.  decißVirüt". 

*)  Cbiffrirtcs  rrolokoll  bei  den  Acten  der  Bonin'echen  Gceandlechaft. 


A-nOO»^lc 


438  '^'    ^^^  Dordiache  Krieg  bie  zum  Vertrag  von  KÖDigsbe^. 

würdig  fürkommeo,  daiis  Sie  tiraf  t.  WittgensteiD  gegen  vorige  Ordre 
dazubleibea  befohlen  :|. 

[:Einc  TcrrasGuug,  wie  vorgeEcblagciij  zu  machen,  mächte  nicht  undien- 
lich  sein ;  wiewol  dieselbe  in  Retchsconstitiitioaen  schon  gcuiucht,  im  Frieden- 
schlnss  aber  von  der  allgemeinen  Garantie  deswegen  schon  special  Ver- 
aehung  gethan,  konnte  sin  doch  ad  prae^entia  ten^ora  wol  accominodiret 
uad  womöglich  kräftiger  und  verbindlicher  eingerichtet  werden.  Damit  aber 
wäre  dem  Churfürsten  zu  firandonburg  tu  gcgeuwartigec  Noth  nicht  ge- 
holfen, ijuuderu  Kais.  Miij.  würde  auf  Itatb  und  Mittel  gedenken,  die  Ihro 
auch  zu  Erhaltung  dcru  prcugsixchcu  Lande  und  deren  Armee  dieoen 
könnten,  nochmals  durch  das  allgemein  Werk  ei^teudiret  und  verbeneert 
werden :[. 

Replica. 

I.  Kais.  Maj.  bedauern  St.  Ch.  D.  Zustand;  |;ad  petitom  der  6000 
Mann  bcsoi^t  man,  dass  eie  boc  rernm  statu  ta  dem  Churf.  za  Branden- 
burg nicht  wol  würden  gebracht  werden;  ein  Corpus  au  die  Greuze  zo 
fübreu,  würde  ein  Stück  Landes  in  Verderb  getzen:|.  Declaravit,  |:dasa 
Kaiü.  Maj.  gewinnet  seleu,  ratioue  dero  Königreich  und  gosammter  Erblande 
deutscher  Liuieu  mit  dem  ChuiTürsten  zn  Urandenburg  wegen  der»  sowot 
in  als  ausserhalb  Reichs  habenden  Landen  ein  foedns  defensivnm  perpe- 
tuum  et  iudissolubile  aufzurichten  :|. 
Ad  replicaui 

Wir  wollten  uns  besprechen  und  die  Instruction  nachsehen  und  als- 
dann mit  vollständiger  Erklärung  einkoumcn;  unterdessen  könnten  wir  iq 
antecesEum  wul  sagen,  |:dass  wir  gemächtiget  wären,  eiu  solches  Foedust 
wie  es  I.  Bxc.  determiniret,  zu  machen;  wir  meinten')  aber  daneben  be- 
richten, dass  E.  Cb.  O.  bei  Ausfertigung  solcher  Instruction  Absehen  ge- 
habt: 1.,  auf  das  polnische  Wesen  ingesaromt;  2,,  auf  Conservation  dero 
Hcrzogthum  Prenssen ;  3.,  dero  Kriegesmacht  gegen  die  Gefahr,  so  ihr  für 
den  Thüren  ist.  Wenn  in  diesem  allen  Sr.  Ch.  D.  durch  das  vorgeschla- 
gene foedns  reeiprocuiu  könnte  gcrathen  und  geholfen  werden,  auf  solrheQ 
Fall  könnten  wir  eine  Alliaucc  tractireu  und  schliessen.  Wenn  Kais.  Maj. 
darauf  Antwort  geben  wollten,  wären  wir  Erbietens,  uns  der  Allianz  halber 
particulariua  zu  ei'kläreu:|. 

Nachmals  ward  von  it^igem  Zustand  des  Königreichs  Polen  im  Ge- 
spräch unterschiedlich  geredet,  anter  andern  dieses:  |:wenn  der  König  in 
Schweden  auch  der  Sinnes  wäre,  so  könnt  es  geschehen  nud  dem  Cbnr- 
füfsten  zu  [{rnndenbnrg  die  Lehenempfängniss  alsdauu  wol  erlassea  wer- 
den:]. Wir  haben  darauf  gesaget,  |:wenn  Kais.  Maj.  Gedanken  auf  Polen 
hätten  nud  uns  dieselbeu  offenbnreteii,  würden  wir  B.  Ch.  D.  Meinung  da* 
gegen  eröffnen,  die  dann  1.  Knis   Maj.  nicht  zuwider  sein  würde:|. 

Ferner  ist  gefraget,  jrob  E.  Ch.  D.  die  Allianz  nicht  würden  schliessen 
wollen,  wenn  Kais.  Maj.  helfen,  dass  Sie  der  König  in  Schweden  bei  Ihrem 
Preussen  unturbiret  liesse:{.  Worauf  wir  zar  Antwort  geben,  |;dasE  mit 
dem,  dadnreh  der  König  in  Schweden  dazu  möchte  bewogen  werden,  dass 


*)  Sic  iD  der  Anflösopg  der  Chiffre;  leg.  müssteuT 

i:q,t7od^>GoOt^lc 


Verband  tun  geo  in  Wien.  439 

er  E.  Cb.  D.  PreuBsen  uiipertorbiret  liesse,  er  auch  wo)  zu  etwas  zn  brin- 
gen stüode,  davou  E.  Cb.  D.  ein  tnefarti  antl  zwar  etwas  an  Erstattung  der 
Kosten  und  Ergötzang  der  Gefahr  und  Verdrieeslichkcit,  die  Sie  tou  Uf- 
bringuDg  dieser  Völker  gehabt,  erlangen  könnten;  wehbes  alles  sie  auch 
nicht  gero  nmsonst  wollten  getban  haben  :|.  Und  damit  w.ird  dieüc  Con- 
feieaz  geschlossen  und  nfgehoben. 


Der  KarfürBt  an   v.  Loben  und  v.  Boniii.     Dat.  Königsberg 
20.  December  lG5o. 

[EnDächtigaug  zam  Herauagebon  mit  den  ünsaersteo  Bediogungen.  Drangen  anf 
Bcbleanige  DiTersion  ] 
Wir  haben  Euch  zwar  bei  vergangener  Post  anbefohlen,  von  20.  Dec 
denen  in  der  Euch,  dem  v.  Bonin,  uiitgegebeneo  Instruction  enthal- 
tenen |:ultimi8  noch  zur  Zeit  an  Euch  eu  halten  :|.  Damit  Ihr  aber 
in  diesem  paseu  ausser  Zweifel  sein  tuöget,  so  haben  vrir  es  dahin 
goäd.  gemeinet,  dass  Ihr  damit  so  bald  und  stracks  in  Anfang  {:nic1it 
lierausgehen  müchtet:|;  sollte  sich  aber  |:I.  MaJ.  zu  der  schleunigen, 
wirklichen  Asststenz  bei  dem  andern  Anerbieten  nicht  verstehen  wollen  :|, 
anf  solchen  Fall  habet  dcroselben  Ihr  |:alles  dasjenige  Unsertwegen 
anzubieten,  was  Wir  Euch  an  Stelle  der  nltimorum  in  instructione 
gegeben:!.  Wie  Ihr  dann  nochmals  I.  Maj.  Unsertwegen  |:aller  Be- 
ständigkeit zu  versichern  und,  weil  periculum  in  mora,  die  Sache 
dahin  schleunigst  zu  bringen  habt,  hiomit  die  real  Diversion, 
wenn  es  möglich,  auch  diese  Stunde  geschehe:!. 


Der  KnrfUrBt  an  den  Kaiser.    Dat.  Königsberg  24.  Dec.  1655. 

(„vom  Freih.  v.  Schwerin  angegeben  und  placitirt"). 

(Angriff  der  Schweden;   Königsberg  bedroht.    Bitte  um  sclilenoige  Uilfe.] 

E.  Kais.  Maj.  kann  ich  hieniit  in  aller  Eil  uud  unterth.  Gehorsam  24  Dec. 

nicht   verhalten,   welchergeetalt  die  K.  Maj.  zu  Schweden,    nachdem 

dieselbe  eine  Zeit  hero   in   diesem   meinem  Herzogthum    und  Lande 

ohn  alles  mein  Verschulden  und  Ursachen  allerhand  Hostilität  verflbct, 

nunmehr  sieb  mit  der  Armee  soweit  genähert,  dass  Sic  auch  auf  diese 

meine  Residenz  Königsberg  avanciret  und   also    ich   noch   heutigen 

Tages  einer  formellen  Belagerung  mich  zu  besorgen. 

Der  Oesiindte  v.  Bon  in  wird  bereits  in  Wien  eingetroffeu  sein  nnd  seine 
Anftrjige  vollbracht  haben  — 


;dovGoOt^lc 


440  "'    ^"^  DOrdischti  Krieg  bis  zum  Vertrag  vou  EGnigeberg. 

also  trage  zu  £.  Kais.  Maj.  icli  uochmals  die  uuterth.  Zuversicht, 
Sie  werden  diIcIi,  als  dcro  geliorsamsten  treuen  ChurfQrsteu,  nieht 
lassen,  sondern  zur  wirklidien  Assistenz,  dero  gnäd.  Vcrgprccheu  nach, 
alberoit  nötige  Anstalt  gemacht  haben. 

Eine  sdUeuulgc  Diversion  ist  das  EiuKtge,  Wiis  aus  diuser  üuaser!>l«n 
Nuth  retten  kann.  Der  Kurluret  ist  zu  allen  CiegenverpfliL-htungeii'  gegeu 
den  K;jiser  und  sein  Haus  bereit,  wie  Bouiu  darüber  uäber  instruirt  int. 


V.  Loben  und  V.  Bonin,  Relation.  Dat  Wien  15.125.  Dec.  1655. 
(ganz  eiiiffrirt.) 

Ex  ist  noch  uirgends  eine  Aaa.sicbt  aar  rasche  Hilfe  zu  crblickea.  Sie 
sind  bereits  mit  allen  ihren  AiieTbictutigen  bcrau^gegangen,  aber  ohne  irgend 
welchen  Edolg.  Man  will  eben  hier  durcbauü  uocb  dieseu  Winter  Bedenk- 
zeit haben. 

Die  Gcüandteu  rathen:  vor  allem  ist  uöthjg,  die  Armee  zu  erh&Kea, 
ohne  die  man  weder  den  Schweden  noch  dem  Kaiser  viel  gilt—  am  besten 
wäre  es,  mau  köimte  die  äebwedcn  mit  Verhandlangen  bis  zum  Frübjaht 
hinhalten. 


V.  Bonin  an  den  Karfiirstcn.    Dat  Wien  15.125.  Dec.  1655. 

(ganz  chiffrirt.) 

[Btfrige  VerwenduDg  des  epaaischeu  Gesaadtea  für  den  KarfürsteD.    Seine  un- 

güDstige  Ansicht  von  der  jetzigen  Wiener  Diplumutie-I 

.  Dec.  Gestern  Besuch  bei  dem  spanischen  Gesandten '),  der  grosses  Interesse 

für  die  Sache  des  Kurtürsten  kund  gibt,   für   die   er   bei  dem  Kaiser  und 
seinen  Ministem  eifrige  Vorstellungen  geniocbt  habe. 

—  |:que  peu  s'en  falloit  qu'il  a'avoit  rompu  tout  it  fait  avec  le 
Prince  d'Aursberg  sur  ces  propos,  luy  ayant  dit  quo,  si  par  son 
ministere  l'Empereur  venoit  k  pcrdre  ou  l'amitiä  ou  ies  forces  d'ua 
Prince  conime  V.  Alt.,  vaitlaut,  geuereux,  zcM  pour  la  conservatioa  de 
Testat,  portö  a  rcmettre  la  Pologne  au  point,  oft  tous  les  bons  Chre- 
stiens  la  desirent,  puissaut  iIcs  Kstats  et  pays  qu'il  poasedc  .  .  .  qu' 
pourroit  estrc  ua  jour  cbef  de  touta  les  protestantn  cu  Allcmague,  qui 


■)  Tgl.  über  diesen,  den  Marchese  von  Cnstel  Rodrigo,  w.  u.  dieFinl- 
relation  Bonin'B  nach  seiner  Kückkehr  von  der  Gesandtschaft,  und  dif  IIm- 
rskterislik  des  Venezianers  Olustiniaui  bei  Fiedler  Relationen  I.  40Gr 


Aj.OO<^IC 


Varitaudluogc-u  in  Wien.     Dur  epouischu  QeBuuiltS.  441 

pcut  faciliter  et  dirticultcr  rulcctiou  du  Uoy  liomaiD,  au  ijuut  du  reste, 
si  t'Eiupcreur  au  teiups  bieu  brouillii,  oi\  nous  göinmes,  veuoit  a 
pcrdrc  ud  priaco  ä  la  teste  il'uue  aiuiiic,  qui  pcut  etitrc  au  servicc 
cl  au  dcservicc  de  sa  niaisou:  luy,  Priuce  tl'Aursperg  eu  aeroit  un 
jour  responsable  au  Roy  boq  uiaiHtre  etc.  ...  Je  vcux  6nir  cettc  re- 
Ution  .  .  .  adjoustant  eeulcineiit,  quc  Mons.  l'AiuliaBsadeur  de  ee  pus, 
qu'jl'me  quittoit,  alloit  k  la  Cour,  dire  ä  sa  M'e,  quc,  ai  e'cstdit  ü  luy, 
ü  faire  de  la  part  du  Roy  sou  uiaUtre,  avuc  lu  couduitc  qu'il  me 
Toyait  tenir  dauB  les  affaires  que  j'ay  entre  les  mains,  ralliance  Bcroit 
faite  et  parfaite  en  moins  de  truis  hcures:|. 

P.  S.  II  faut  eucor  dire  costuy-li:  Mun».  1' Ambassadeur  mc  donna 
l)ouue  eutisolation  au  cas  quo  Je  ue  fisse  poiut  d'afTaire,  disant  qae 
ce  n'estoit  que  trop  ordiaaire  cn  ceUo  cour,  de  liüsser  ecUapper  Ic 
Tiay  teuips  et  perdre  les  oceasions  favorables  a  Icurs  intercsts;  qu'il 
luy  avuit  estd  uuc  trCs  graude  mortiticatton  durant  le  tcmps  de  huit 
ans  qu'il  avoit  l'liouneur  de  suivrc  cette  cour,  d'avoir  vcu  ces  lauter- 
nericö  aux  despens  et  au  prejudicc  de  ce  bou  Prince.  L'affairc  de 
Breiucn  pouvuit  eervir  de  prcuve  et  de  cxeuiplc  ä  ce  sou  dire,  le 
(lessein  en  estant  fait  aussi  sagenieut  quo  gcnercusciueut  uiis  eu  exe- 
cution;  qu'il  avoit  peur,  qu'on  ue  feroit  de  mcsme  eu  cettc  cou- 
joncture. 


V.  I^öbeii,  Relation.     Diit.  Wieo  28.118.  Dec.  1655. 

Der  Gesaadte  an  deu  Köuig  von  l'oleu,   Uiaf  Kulfäteio  ist  zurück-  -jg;  Dec. 
gekehrt;  Küoig  Jobaon  Cuäimir  bat  i>i<;b  Kur  Aunabme  der  kuJät^rlieheD 
MediatioD  b(.'reit  erklärt;   er   stund  jcti^  ebcti  ioi  liegrilT,    nach  Polen  zu- 
rüi'ksukehrcn. 

Morgen  will  t.  Loben  von  Wien  aufbrcclien  und  v,  Boiiiii  die  F«rt- 
führuDg  der  hiesigen  VerliandluDgCD  übcrlasäcii. 


Die  Verhandlungen  am  kursäebsiticlicii  Hüte,  welche  v.  Li 
seiner  Hin-  und  Küikreiee  iu  Dresden  tülirt,  bleibcu  ubuc  jcde^ 
Itesultat. 


^aovGoOt^lc 


442  ^*    ^"^  Dordiscbe  Krieg  bia  eum  Vertrag  tod  Königsberg. 

Georg  von  Benin,  Unterthönige  Relation  von  meiner  gethanen 
Reise  auf  Wien.    (o.  D.)- 

[Aadkoz  io  DreBden,  Aafcuiirt  in  Wiea.  ErorteraDgeD  mit  Graf  Rurls  und 
Fürst  Aaersperg.  Der  spaoiecbo  Gesandte  Gastel-Bodrigo,  VerscbiudeDe  Cod- 
fereoEeo  mit  den  bniaerlicbea  Deputirten;  ZarSckbaltuog  derselben;  die  Frage 
über  dos  abeuacbliesaeDdu  Qüaduisa.  Verdacht  der  KaiaerlicUoii  gegou  doo  Kur- 
fürateoi  fionin'a  poiui  d'Uuaueur,  Troatloae  Antwort  dea  Duca  d'Amftlfi;  der 
apaoiacbe  GesaadU  als  Troator  Reaulatiou  des  Kaiaers.  Bonin'a  Binwenduo- 
gei)  dagegen.  Verabachiedang  beim  Kaiaer;  BinweiB  anf  eine  mögliche  Wen- 
dang  des  Kurrärsten  in  Schweden.  Graf  Kurtz.  KhrsabsieignDgeti.  —  Bericht 
über  Kaiser  und  Hofalaat.  K.  Ferdinand  III.  Fürst  Aue rsperg  und  Graf  Lasly. 
Auersperg's  Sfslem,  den  Kaiser  zu  iaoliren;  den  Jesuiten  Treund.  Der  spaniacfae 
Geaandta;  garahrlicher  Geguor  Tür  Aueraperg.  Graf  Kurts.  Volmar.  Gebfaard 
u.  a.  Der  Militürataat;  AmatS  und  Hatzreld.  Stand  der  Armäe.  Kriegsana- 
sichten.  Der  Kaiser  rriedlich  gesinnt.  —  Heimreise.] 
1656  Reise    mit  dem   kaiserlichen  Gesandton,  Qrafeu  Starbemberg  über 

[Januar.]  Dresden  Dach  Wien. 

In  Dresdeo  bat  Bonin  Aodiouz  bei  dem  Kurfürsten  (10.  Nov.),  wobei 
er  namentlicb  d<iB  gewaltsame  Benehmen  der  Schweden ,  sowie  die  bran- 
denburgische Alliance  mit  den  Niederlanden  zur  Sprache  bringt,  mit  der 
Versicherung,  dass  letztere  durchaas  nichts  entbalto,  was  Karsachsen  (in 
BcEug  anf  die  clevfscbon  Lande)  präjndicirlicb  wSre. 

Am  a.  Dec.  st.  D,  kommt  er  nach  Wien,  wo  er  mit  dem  noch  anire* 
senden  v.  Loben  sieb  in  Vernehmen  setzt.  Am  12.  Not.  Audienz  bei  dem 
Kaiser.  Von  den  kaiserlichen  Rathcn  zeigt  sich  Graf  Kurtz  „als  ein  E. 
Ch.  D.  von  Alters  affectionirter"  der  Sache  des  Kurriirsten  sehr  wohlge- 
neigt. „Fürst  Tou  Anersborg  bezeugete  seinen  Zweifel  darin,  dass  er 
sagete,  es  wäre  weit  aus  Preussen  biehcr,  ehe  die  Zeitnng  herüberkäme, 
könnte  stcb  es  da  sehr  ändern." 

Ich  habe  beiden  geantwortet,  £.  Cb.  D.  Consilia  ständen  auf  ge- 
wissen Principiis,  und  nie  dieselbe  so  leicht  nicht  su    bewegen,    so 

^  wäre  auch   in    dero  Ratb   nicht  bald  Aendening  zu  Termuthen.    Die 

Principia  wären :  dass  Sic  das  Königreich  Polen  gcra  im  alten  Stande 
erhiüten  wissen  möchten;  2.,  wäre  Ihre  Stand  und  Geburt  zu  hoch, 
Ihr  Herz  und  GcblUte  zu  edel,  Ihr  Sinn  und  GeniQthe  zu  gross  und 
gencreux,  dass  Sic  sich  zu  so  anhilligcn  Dingen,  als  wozu  Sie  der 
König  von  Schwedeo  zu  treiben  fürhätte,  eollt«D  bewegen  lassen.  Wie 
nun  dieses  eine  wol  fundtrte  Meinung  und  nicht  so  leicht  bewegliche 
Principia  seien,  so  wäre  auch  tu  Sr.  Gh.  0.  Rath  und  FUrhaben  so 
leicht  keine  Aendening,  als  S.  F.  Gn.  besorgen  mOchten,  zu  TCrmu- 
then.  Als  Sie  aber  llire  gute  und  generöse  Intention  gegen  so  grosse 
Macht  zu  behaupten  und  auszumhren  nicht  TermUchten,  mtlssten  Sie 
bei  andern,  die  gleiches  Interesse  haben.  Hälfe  und  Beistand 
suchen  etc. 


^aovGoOt^lc" 


BelstioD  T.  BoDiD'a  über  den  kaiierlicbeo  Hof.  443 

Bitte  Dm  etrengBte  Oebeiinbaltang  dieeer  Verbaadluog. 

Der  spanische  Botschafter  hat  meine  an  ihfa  j^ethane  Wer- 
bung »ehr  wol  aaf^noDiineD ,  besser  als  ich  zu  deduciren  gewusat, 
wie  E.  Ch.  D.  Suchen  des  Kaisers  wahres  Interesse  sei,  und  h&tten  I. 
Maj.  nicht  nötliig,  darüber  viel  Katb  zu  halten,  sondern  nnr  zu  ge- 
denken, wie  solche  Intention  in's  -Werk  zu  richten  sei  .  .  .  Die  Eai- 
Herlichen  Käthe  aber  meinen,  er  habe  liiezu  leicht  zu  rathen,  sein 
König  sei  ferne  davon,  und  den  Zusehern  sei  nicht  leicht  ein  Spiel 
zu  gross. 

Nach  eiaem  neuen  von  Bodid  and  Loben  übergebenen  Memorial 
kommt  es  &m  S.J18.  Dec.  zn  eioer  Conferenz  mit  den  dazu  deputirten  kai- 
seriichen  Rätbeo. 

Die  Kaiserlichen  legen  drei  Fragen  vor: 

1)  wie  wir  meinten,  dass  der  Interposition  ein  Nachdruck  kllnnle 
■  gegeben  werden; 

2)  wie  fortzutreiben  und  zu  befordern,  dass  das  Churf.  Collegium 
sich  der  Interposition  mit  annehme; 

3)  ob  ich,  Bonin,  nicht  mehr  in  Befehlich  hätte,  als  was  pro- 
poniret  und  in  Schriften  übergeben  worden. 

Wir  haben  geantwortet,  dass  wir  uns  auf  die  erste  Frage  nicht 
wol  femer  einlassen  oder  erklären  könnten,  ehe  wir  wUsstcn,  was  I. 
Kais.  Maj.  Meinung  von  dem  polnischen  Wesen  wäre,  ob  und  wie 
weit  Sie  sich  desselben  anmaassen  wollten;  wenn  wir  aber  dessen  ver- 
ständiget wären,  möchten  wir  vielleicht  ein  und  anders  zur  Sachen 
dienend  an  die  Hand  geben  können. 

2.  Auf  die  andere  Frage  wären  wir  zwar  nicht  instniiret,  gleich- 
wol,  wenn  zuvor  unseres  Suchens  halber,  als  in  einer  Sache,  die  gai 
keinen  Verzug  leiden  könnte,  resolviret  wäre,  wollten  wir  darauf  be- 
dacht sein  und  unser  weniges  Gutachten  abgeben-,  wir  wären  wol  ver- 
sichert, dass  S.  Ch.  D.  gern  dazu  alle  Beförderung  werden  thun  lassen 
Ihrer  gegenwärtigen  Noth  aber  wQrde  damit  nicht  können  geholfen 
werden,  sondern  solches  mUsste  per  praesentiora  remedia  geschehen. 

3.  leb  hätte  hauptsächlich  mehr  nichts  anzubringen;  dafem  aber 
I.  Kais.  M^j.  auf  Polen  Gedanken  und  Intention  hätten  und  vermein- 
ten, dass  Ihr  von  Seiten  Sr.  Ch.  D.  darin  könnte  an  die  Hand  ge- 
gangen werden,  hätte  icli  mich  auf  gewisse  Maasse  darauf  zu  erklären. 
Da  sie  auch  des  gebetonen  Succursus  halber  ein  und  anders  condi- 
tioniren  wollten,  hätten  wir  uns  darauf  gleichesfalls  zu  erklären. 

Es  haben  aber  die  Kaiserlichen  mit  keiner  Resolution  herausge- 
wollt, uns  aber  alles,   was    wir  gewusst  und  noch  mehr  als  wir  ge- 


A-nOOt^lc 


^^_].  II,    Der  DOrdiacb«  Krieg  liis  lum  Vertrag  vod  KöDigaberg. 

wu»st,  abfragCD  wollen.  Wir  sein  aucb  ziemlich  weit  uud  frei  her- 
au^gangcn,  iu  Hoffnung  unsere  Saclic  (laoiit  zu  befördern;  da  wir  aber 
gemerket,  dase  wir  damit  nietit  weiter  k&ineu,  habeo  wir  auch  etwas 
besser  au  un»  gelialten  und  auf  real  Erklärung  von  ihnen  gedrungen. 

Bei  dem  Schlues  der  damaligen  Conferenee  haben  sie  gefraget,  ob 
wir  iustruiret  witren,  ein  foedus  olTensivuni  et  defcngivuui  perpetuum 
et  indissolubile  zu  machen.  Wir  haben  ea  zu  bedenken  und  in  uoBcr 
Instruction  weiter  nachzusehen  angenommen. 

Iu  der  anderen  Conference  haben  wir  uns  zu  Anfange  auf  jctzt- 
gesagte  Fragen  des  Foederis  halben  mit  ja  crklilret,  von  ihnen  ferner 
Ouvertüre  erwartend. 

Darauf  haben  ttie  sieh  Über  E.  Ch.  D.  Abgesandten  zu  Frankfurt 
beseiiwerct,  dass  derselbe  abwcseuil  wftrc  und  uicht  beförderte,  dass 
die  Itcichsstände  sieh  des  Werkes  mit  annehmen,  und  haben 'sich  sehr  . 
augtilegen  sein  lassen,   uns  zu  remonstriren,  wie  nötig  wilre,  dass  die 
säninitlichcn  Slilnde  sieh  dieses  Dinges  annehmen'). 

Wir  haben  dieses  zwar  nicht  gestritten,  aber  uns  dabei  nicht 
gern  auflialtcn  wollen,  sondern  den  Discours  wieder  auf  unsere  Sache 
gezogen.  Da  haben  die  Herren  Kaiserlichen  endlich  begehret,  wir 
möchten  sagen,  was  wir  vor  ein  Focdua  mit  ihnen  zu  machen  be- 
gehrten. Worauf  wir  gesaget,  wir  suchoteo  eigentlich  kein  Foedus, 
sondern  begehrten  Hilfe  von  I.  Kais.  Maj.  nf  dero  unterschiedliche 
gethane  VertrSstangcn.  Dafern  sie  aber  bei  Ttewilligung  und  Aus- 
gebung  solcher  Hilfe  gewisse  Conditiones  vorsehlagen  möchten  oder 
Gedanken  und  Intention  auf  Polen  hätten  und  dazu  Sr.  Ch.  D.  Hilfe 
benöthiget  und  deswegen  eine  Allianee  mit  derselben  machen  wollten, 
solchergestalt  wären  wir  dazu  instruirct  und  gevoUmäehtiget.  Sic 
haben  es  aber  nicht  allein  in  dieser,  sondern  auch  noch  in  der  fol- 
genden dritten  Conference  hin  und  her  getrieben,  nicht  aus  dem  Munde 
sprechen  wollen ;  ilass  wir  endlich  wot  gesehen,  dass  wir  es  mit  ihnen 
zu  nichts  bringen  würden,  sondern  dass  die  Conferenzen  hei  ihn^  nur 
dahin  angesehen  wären,  dass  sie  uns  immer  weiter  ausholen  und  uns 
iu  einen  Traetat  zur  Allianee  so  weit  fuhren  wollten,  dass  wir  nach- 
mals nicht  wol  wieder  zurück  könnten. 

80  haben  wir  ihnen  klar  und  deutlieb  gesaget,  dass,  im  Fall  wir 
sähen,  dass  uns  die  Allianee,  davon  wir  redeten,  nicht  dazu  dienetc, 
dass  S.  Ch.  D.  dadurch  in  Ilirer  gegenwärtigen  Noth  in  Preussen  und 
zu  Couservation  dero  Kriegesmacht  könnte  geholfen  werden,  so  wUrdcn 

■)  Vgl.  <iageg«D  oboD  |iag.  425  den  Beriebt  v.  Lobeoa,  dut.  a/ia  Nov.  1655. 
i:q,t7r.d   .V^iOOt^lC 


Relation  v.  Booin's  über  den  ksiaerliehcn  ITor  445 

wir  (lieselbige  nicht  schlicaseii.  \\s  sie  sülciics  rcrn<»iniiieii,  lialieii  »ie 
am-h  die  Confercnccn  bald  beschlossen  und  aUgrebroelien ,  sagend,  sie 
wollten  dem  Kaiser  den  Verlauf  referiren. 

In  der  Zeit  habe  ich  auch  vertraulieb  erfahren,  dass  man  dafUr 
balteo  wollen,  E.  Ch.  D.  wAren  mit  dem  König  von  Schweden  der 
Sachen  wol  cini^  und  diese  AbBchiokung  und  Negoeintion  nur  dnsu 
Mgestellet, '  dass  man  mit  Behendigkeit  erfahren  wollte,  was  der  Kaiser 
bei  diesem  Werk  zu  thun  gcmcinet  würe.  Welches  mir  gar  beschwer- 
lich zu  vernehmen  gewesen,  maasscn  ich  denn,  wie  schlecht  ich  auch 
bin,  nicht  gern  vor  der  Art  Leute  wollte  angesehen  sein,  die  sich  zu 
Spion  und  Kundaobaftern  gebrauchen  lassen,  vielwenigcr  dalllr  gehal- 
ten, diiss  E.  Ch.  D.  anstilndlich  wäre,  Comniissioncs  an  hohe  Orte  zu 
erlheilen,  die  nicht  anders  als  I,  Maj.  von  Schweden  zur  Kundschaft 
dienen  sollten.  Habe  deswegen  angefangen,  eine  scharfe  Schrift  nuf- 
zii»etzeu  ...  als  es  aber  etwas  scharf  gefallen  und  mir  die  jetzter- 
folgte  Aenderung  in  den  Stat  nicht  so  gar  tmvermnthet  gewesen,  habe 
ich  es  nicht  Übergeben  wollen,  gleichwol  etwas  von  dem  £inha1t  des- 
selben zu  Beförderung  der  damaligen  Intention  an  einem  und  andern 
Ort  mflndlich  angebracht. 

In  den  Tagen  zwischen  diesen  Confercnzen  bin  ich  zu  dem  Duca 
d'Amalfi ')  gefahren,  demselben  unser  Suchen  zu  recommandircD  und 
von  ihm  zu  vernehmen,  wie  des  Kaisers  Armatur  beschafFen  .  .  .  Der- 
selbe ist  nun  ziemlich  frei  herausgangen  und  gesaget,  was  sie  hätten 
und  was  ihnen  nmngcite,  und  dass  er  nicht  ratben  könnte,  dass  E. 
Ch.  D.  die  begehrte  Ililfe  gegeben  wUrde;  denn  wenn  dasselbe  ge- 
schehen sollte,  inUsstc  der  Kaiser  mit  einer  guten  Armee,  nebst  allem^ 
was  zum  Kriege  gehörete,  verschen  sein,  dass  er  des  Königes  von 
Schweden  unerschrocken  erwarten  kOnote. 

Daranf  geht  Bonin  abermals  zu  dem  ^panischoii  Botschafter,  ihm  sein 
(.'nglück  zu  klngen,  worüber  eine  besondere  Relation  in  franzoRischer 
Sprache  beiliegt*).  , 

Kr  drinfrt  hicraof  auf  seine  baldige  AbferligunR.  In  einer  letzten  Con- 
ferenz  mit  den  depntirlen  kniseiliehcn  Ilathcti  erbiilt  er  von  dii-Reii  niünd- 
liehe  Resolution: 

I.  Kais.  Maj.  hätten  I.  Ch.  D.  Meinung  des  polnischen  Unwesens 


■>   Ottavio   riccolomini,    Dnca    d'Amalfi,    kaiserlicher   Pe  Id  marsch  all ; 
vgl,  Ginstiniani  bei  Fiodlor  I.  400. 

*.  Vgl.  oben  p.440.    Der  fip&Dische  Ccsandto  reicht,  eine  hefiooderc  Bchrift- 
liebe  KioRabc  beim  Kaiser  ein,  worin  er  darauf  driORt,    dass  man  Uonin  nicht  • 
„mit    so    Bchlechter  Vergnügnng"   abreisen  lassen  dürfe;  doch  bleibt  auch  dies 
Oboe  i^h-folg.  (Relation  dat.  Wien  26.  Dec.  a.  5.  Jan.). 


A-nOO»^lc 


446  ''-    ^^'  DordiBche  Krieg  bis  mm  Vertrag  von  Königsberg. 

halber  vom  Herrn  Grafen  von  Starbemberg,  bo  auch  aus  unserem 
Vortrage  wol  vcmommen  ....  hfitten  auch  zu  dem  Ende  die  von 
E.  Cb.  D.  gcrathene  Interpositinn  angefangeD.  I.  M^j.  wären  femeT 
der  Meinung,  daaa  der  Mediation  ein  Maehdnick  mDsse  gegeben  wer- 
den, sodann  aucb,  daaa  ein  jedweder  der  angesesaenen  sich  in  Ackt 
zu  haben  und  auf  seine  Sicherheit  und  Defension  su  gedenken  hStte; 
weswegen  sich  denn  I.  Kais.  Maj.  bemitheten,  das  ganze  Keich  mit  in 
das  Werk  zu  ziehen;  hätten  sich  aucb  zu  dem  Ende  in  eine  Ver- 
fassung und  Armatur  gesteltet,  damit  Sie  hoffentlich  bestehen  nolllen, 
wenn  andere  ReichsstSnde  und  Mitglieder  das  Ihrige  auch  also  tbätei; 
wobei  Sie  aber  klagen  mflssten,  dass  ihrer  riel  ihnen  das  Widerspiel 
lieber  sein  [iessen,  indem  theila' meineten ,  der  Kaiser  müsste  sidi 
dieses  Dinges  nicht  annehmen,  theils  gar  hingingen  und  Hlr  Fremde 
bei  hundert  und  tausenden  wUrben;  additis  nominibua,  sed  extra  pro- 
tocollum '). 

Den  gebelenen  Succurs  betreffend,  wären  Kais.  Maj.  Waffen  nock 
nicht  in  der  Postur,  dass  Sic  eine  solche  Anzahl  Volkes  abgeben 
könnten,  zumal  da  man  so  geföhrlichc  Zeitung  von  Berannahnng  der 
Tartaren  und  Kosaken  hätte  .  . .  überdiess  wäre  ja  keine  Möglichkeit, 
die  Völker  fort-  und  durchzubringen,  wOrden  den  Winter  umkommen, 
und  weil  der  König  von  Schweden  in  der  Mitte,  wOrde  er  sie  in  E. 
Ch.  D.  nicht  gelangen  lassen;  alao  würden  sie  dem  Kaiser  rerloreB 
sein  und  E.  Ch.  D.  nicht  geholfen  haben.  Dieselben  hätten  Erleich- 
terung zu  hoffen,  weil  der  König  in  Schweden  sich  der  Tartam  hallw 
wird  moviren  m&ssen;  dann  würde  der  Holländer  Succurs  aueh  h- 
kommen ;  unterdessen  würden  E.  Ch.  D.  Ihre  vortheilhaftige  Posten  ü 
Acht  zu  nehmen  und  sich  derselben  zu  bedienen  wissen.  I.  Kaii 
Maj.  wollten  nicht  hoffen,  dass  B.  Ch.  D.  im  Rom.  Reich  wDrden  u- 
gegriffen  werden.  Der  Kaiser  könnte  jetzo  nicht  weiter  gehen,  wollte 
sehen,  wie  sich  die  Interposition  anliease  etc. 

Dieses  war  neben  dem  schriftlichen  Bescheide  die  Antwort,  die 
ich  f^r  diesmal  zu  gewarten. 

Bonin  repHcirt  aof  diesen  Bescheid  -^ 
man  möchte  nicht  so  curieux  sein,  Unterscheid  zwischen  den  Landen 
in  und  ausser  Reichs  zu  machen-,  wenn  E.  Ch.  D.  daselbst  (in  PreuBSOil 
Ihre  Macht  und  Stärke  verHeren  sollten,   würde  Sie   dem   gemeiees 
Wesen   nachmals    so    viel   weniger    beitragen    und    nfitsen   könnM' 


*)  Ceber  diese  WerbnogcD  im  Reich  vgl,  aacb  weiterhin  die  Verbsndtoif** 
des  DepnUtioDsteges  in  Frankfart  a.  M. 


A_nOO<^|t, 


BeWEon  r.  Bonio'*  über  den  kaiBerlicben  Hof.  447 

Stellete  fBr,  wie  E.  Cb.  D.  aicli  jetzo  nirgend  her,  als  von  Kais.  Hiy. 
Hilfe  zu  getr&Bten;  mit  Holland  wäre  es  ausser  der  Zeit,  aus  dem 
Reiche  zu  weitlAu&g;  die  tartarische  Zeitung  würde  E.  Ch.  D.  nickt 
zu  ErleichleniDg  dienen;  der  König  in  Schweden  wDrde  eher  den 
Leuten  an  jener  Seiten  anf  eine  Zeit  ihren  Willen,  als  £.  Ch.  D.  sich 
hie  fester  setzen  lassen ;  zeiget«  auch  Mittel,  dadurch  E.  Ch.  D.  könnte 
geholfen  werden,  nÄmlich  eine  Diversion,  und  wie  der  begehrte 
Succurs,  wenn  er  zu  E.  Ch.  D.  nicht  könnte  gebracht  werden,  eben 
so  nützlich  zu  gebrauchen  stände;  dass  er  auch  ungeachtet  der  Winter- 
zeit wol  könnte  geftihret  werden,  durch  die  Chur-  und  Mark  Branden- 
burg auf  Stargard,  daseibat  den  neu  ankommenden  Scliwedtschen 
aufzupassen.    Bat  in  diesem  Stücke  uui  Verbesserung  der  Resolution. 

Es  kommt  noch  zn  einigen  Besprechnngen  herüber  und  hinüber  ohne 
weiteren  Erfolg;  voranf  Booin  seine  Absehiedsaadieiiz  bei  dem  Kaiser 
nimmt,  formell  mit  dem  Vorsatz,  eich  nur  die  weitere  karlürKtliche  Reso- 
Inlion  selbst  zn  holen  nnd  dann  zurückzukehren. 

I.  Kais.  Mftj.  haben  von  Kais.  Gnade  gar  fein  gesprochen  und 
versichert,  dass  Sie  auf  keinen  Cburfilrsten  im  Reich  so  viel  Absehen, 
als  auf  E.  Ch.  D.  haben,  hoffend,  Sie  wOrden  daran  nicht  zweifeln, 
obschon  deroselben  gebetener  Maassen  nicht  könnte  gewillfabret  wer- 
den, sondern  die  Umstände  der  Zeit  und  I.  Kais.  Maj.  Sachen  Be- 
schaffenheit wol  betrachten. 

Letzlich  habe  ich  noch  gesaget,  dass  ich  nicht  wissen  könnte,  in 
was  Stande  ich  E.  Ch.  D.  finden  würde ;  weil  der  König  von  Schwe- 
den Ihr  mit  grosser  Haclit  für  der  Thtlren  stände  und  Sie  von  keinem 
Ort  IlDlfe  und  Trost  zu  gewarten,  sorgete  ich,  dass  Sie,  wiewol  gegen 
Herz  und  Willen,  etwas  wttrden  thun  und  eingehen  niflssen;  I.  Kais. 
M^.  möchten  unterdessen  glauben,  man  möchte  Ihnen  auch  vorsagen, 
was  man  wollte,  dass  man  bei  E.  Ch.  D.,  sowol  Herr  als  Knecht,  bis 
hieher  keine  schwedische  Gedanken  gehabt  Darauf  aber  ist  mir 
nichts  geantwortet  worden. 

Dann  noch  ein  Gespräch  mit  Oraf  Knrtz,  dnrch  den  der  Kaiser  noch- 
mals seine  Sympathie  Tür  den  Knrrüraten  bezeugen  l&sst 
und  kam  in  Gespräch  bald  ditses  darauf,  der  Kaiser  hätte  auch  noch 
Land  und  Leute,  und  würde  sich  das  Haus  Oesterreich  nicht  in  ein 
Bockshorn  treiben  lassen;  der  ChurfUrst  von  Sachsen  hätte  sich  bei 
I.  Maj.  Freundschaft  nieht  übel  befunden. 

Welches  ich  nicbt  anders  als  ftlr  Motiven  zu  voriger  Propoaition 
gesagt  verstehen  und  annehmen  kennen.  Ich  habe  darauf  geant- 
wortet, dass  I.  Kais.  H^.  von  Herrn  Graf  von  Starbemberg  und 


yCoot^lc 


448  "     '"''■  ""flischp  Krrpß  hiü  7,nni  Vi'rirflf!  von  KrmiRsbprg- 

gefUliite»  Coiisiliis  und  Actionilms  zu  M)türoii  liiUten,  dass  E.  Ch.  D. 
IntenUnn  nicht  anders  geweacii;  ich  wllnsclitc,  dasB  I.  Kais.  Maj.  sich 
anch  also  l)ezcij;cii  möchten  etc. 

Am  folgondfii  Tag  lü-ist  Graf  Knitz  Bonin  noch  einmal  in  die 
Heirbskanzlci  Mtlca,  nm  ihm  einige  eingrgnngene  und  abzuarbicLende 
Briefe  vorzulegen;  ro  namcnllicli  d»H  Srlireilicit,  welches  der  Kaiser  der 
polnischen  Sai^he  wegen  nach  b'raukrurt  (im  den  Deputation stag)  riulilCD 
will,  dem  die  Abschrift  von  Itouiiis  Proposiliou  als  Beilage  Hiitgpgrbeu 
werdcu  roII.  Ocgcu  letztiTOs  rcmonstriit  Hunin  libltan  und  diiitgt  auf 
Geheimhaltung,  wozu,  obgleich  er  e.s  zusagt,  K  u  rl  z  aber  keine  grosse  Last 
zu  liührn   scheint. 

Weiler  fcdgt  ein  Abschnitt  der  itelntion,  worin  Bonin  ens  am  mens  teilt, 
„was  ]i.  Ch.  D.  unter  meiner  nnwerthcn  Person  für  Hlhren  beieiguog 
widerfahren".     (Cerenionicil,   Besuche,  Einladungen  etc  ) 

Von  I.  Kftis.  Maj.  und  dero  Hofes  Zustande  ist  kürzlich  noch  iQ 
berichten.  I.  Maj.  sein  vom  Podagra  sehr  beschweret,  auch  flonsten 
schwach  und  nnvermögcn,  «o  dass  Sic  sich  übcrnll  trn^en  lassen  und 
selten  einen  Fuas  an  die  Erde  setzen.  Es  wird  bei  dcroselben  doch 
wüchentlich  2  oder  3  mal  Rath  gehalten.  Auch  crluatigen  Sie  sich 
zuweilen  noch  mit  der  Jagd,  Man  meinet,  dass  Sic  solcher  liirer 
Leibcabcschaffcnbcit  wegen  noch  mehr  als  sonstcn  dem  Kriege  feind 
und  Frieden  zu  erhalten  begierig  sein. 

Folgt  die  Liste  von  ,1.  Maj,  hohe  Bediente,  geheime  Reichs-,  Hof- 
und  Kriegsräthe";  39  Personen;  nnr  Namen  und  Titel  genannt. 

Unter  welchen  der  Flirrt  von  Auersberg  (I.  Maj.  Obrister  Hof- 
meister) in  höchsten  Gnaden,  wobei  er  sieh  denn  mit  aller  möglichen 
Fürsicht  zu  conscrviren  nichts  unterlässt.  Denn  nachdem  vor  Jahren 
I.  Kais  Maj.  zu  Graf  Lessle  Person  ein  sonderbares  Belieben  ge- 
tragen und  gcmeltcr  Fürst  deswegen  in  Sorgen  gestanden,  dass  ihm 
solches  zu  Vorfange  uud  Nachtheil  gereichen  könnte,  hat  er  allen 
Fleiss  gethan,  denselben  auszuheben  und  bei  Seite  zu  bringen.  Und 
als  solches  durch  harte  üezUehtigung  böser  Dinge,  so  man  auf  ihn 
geleget,  nieht  gelingen  wollen,  hat  man  es  endlich  mit  Gutthat  ver- 
suchet und  ihm  den  nutzbarsten  Dienst,  den  der  Kaiser  zu  yergeben 
hat,  mlmlich  das  Generalat  in  Dalmatieti,  ulTgetragen,  wodurch  er  sich 
bewegen  lassen,  den  Hof  und  Hoffnung  zn  der  grossesten  Kaiserl. 
Gnade  zu  quittiren,  seinen  Missgllnstigen  zu  weichen  und  Platz  n 
geben  und  sich  in  üuhc  uud  Sicherheit  zu  setzen. 

Nach  diesem  lilsst  gemelter  Farorite  nicht  zu,  dass  jemands  in 
Kaiaerl.  Gnade  uff  und  weit  kommen  mßge,  zu  welchem  Ende  denn 
die  Aufwartung  bei  Hofe  also  angcstetlet,  dass  die  Tomehmeti  Herren 

i:q,t7ed   ,.V^nOOt^lC 


Relalion  r.  ßonin's  über  dnn  hkiserlichen  Hof.  44:9 

nur  zu  gewissen  Stunden  und  dann  mit  Haufen  zu  Hofe  kommen,  bo 
daas  einer  dem  andern  im  Wege  und  keiner  oft  und  lange  bei  I. 
Kais.  Haj.  sein  und  bleiben  kann.  Die  Dbrige  Zeit  aeind  nichts  als 
Kammerdiener  und  andere  geringe  Leute  an  und  um  den  Kaiser.  Die 
meiste  Zeit  aber  wird  unter  dem  Frauenzimmer  vertrieben,  zu  wel- 
chem die  CaTallircr  auch  nicht  so  freien  Zutritt  haben  und  sie  auch 
nicht  besuchen,  auch  nicht  sehen  und  sprechen  dUrfen,  als  wenn  bei 
Aufwartung  und  sonsten  ihr  viel  bei  einander  sein.  Der  FDret  von 
Auersberg  hergegcn,  und  zwar  er  allein  als  Obriste  Hofmeister, 
darf  überall  allein  kommen  und  hält  es  mit  dem  Frauenzimmer  gar 
freundlich,  careesirt  sie  auf  alle  mögliche  Art  und  Weise,  bittet  sie 
zu  Gaste,  beschenket  sie.  Desgleichen  thut  er  nach  Gelegenheit  den 
geringen  Leuten,  die  in  der  Kammer  dienen,  dass  also  alle  diejenigen, 
die  stets  an  und  um  den  Kaiser  seind,  von  niemand  als  von  ihm  de- 
pendiren.  Wo  er  aber  vermerket,  dass  der  Kaiser  von  irgend  einem 
couBiderabelen  Menschen  etwas  zn  halten  begunnt,  hat  er  ein  stet- 
wachendes Ange  auf  denselben,  bestellet  auch  wol  unter  denen  ge- 
ringen Leuten  Wächter  auf  ihn;  sucht  ihn  zu  befördern  und  sein 
Bestes  zu  wissen,  aber  bei  Dingen,  dabei  er  nicht  Gelegenheit  hat, 
oll  und  nahe  zum  Kaiser  zu  kommen.  Wo  aber  dersclbige  solche 
Gnade  weiter  zu  bringen  sich  angelegen  Boin  läset,  so  bringet  nmn 
ihm  etwas  böses  auf  den  Hals  und  suchet  ihn  zu  drtteken  und 
mioiren.  Und  ist  dieses  unter  den  klugen  Leuten,  die  bei  Hofe  die- 
nen, schon  so  bekannt,  dass  sie  wissen,  wie  weit  sie  des  Kaisers 
Gnade  suchen  und  begehren  mQsscn. 

Dazu  hat  Fürst  von  Aucrsborg  die  Jesuiten  an  der  Hand  und 
zu  seinem  Willen;  dass  ich  also  vemmthe,  er  könne  sieh  Zeit  dieses 
Kaisers  Leben  wol  conserviren;  und  in  der  Zeit  wird  er  also  Air  sich 
sorgen,  dass  er  nachmals  wol  in  Ruhe  sein  und  das  Ding  einem  an- 
dern befehlen  kann. 

Und  sehe  ich  ihm  nichts  so  gelUbrliches  als  den  spanischen  Am- 
bassadeur, zumal  wenn  ein  und  ander  Gonsilium,  welches  der  FUrst 
von  Auersherg  gegen  des  Spaniers  Rath  durchtreibet  (wie  denn  zum 
üftern  geschiehet),  ttbel  und  dem  Kaiser  oder  seinem  Hause  zu  Scha- 
den und  Unglück  geriethe. 

Dieser  Spanier  ist  ein  Überaus  geschickter  und  allem  Ansehen 
nach  treu-  und  ofTcnhcrzigcr  Mann,  jedoch  so  weit  als  die  Natur 
solcher  hohen  Gescltäfle,  als  er  thut,  die  Offenherzigkeit  leiden  kann. 
Sollte,  wie  gesagt,  dem  Fürsten  von  Auersberg  ein  solches  Consi- 
iium,  das  sie  im  Kath  gestritten  haben,    Übel  gerathen,  würde  ihm 

Uttn.  I.  CckIi   .1    Gr.  KuTflIntcin.    TU.  29 

i:q,t7r.d  ,.G00»^lc 


450  ^''    ""  nordiHcho  Krieg  big  mm  Vertrag  von  Königsberg. 

dieser  Spanier  solclics  wol  zu  Nutze  zu  machen  und  gemeltcn  Fürsten 
in  Widerwärtigkeit  und  Verantwortung  zu  ziehen  wiesen.  Welches 
er  dem  Ansehen  nach  aucli  gar  wel  merket  und  deswegen  allen  müg- 
liehen  Fleisa  thut,  ihn  von  da  zu  haben,  damit  ein  ander  an  seine 
Stelle  kommen  m<lge.  Welches  er  Jetziger  Zeit  damit  zu  Wege  zu 
bringen  suchet,  dasH  alles,  was  der  König  Ton  Spanien  vom  Kaiser 
begehret,  wo  es  immer  sein  kann,  abgeschlagen  wird;  und  wollte  man 
demselben  gern  den  Schein  geben,  dass  es  nicht  so  sehr  der  Sachen 
Beschaffenheit  nach  als  diesem  Minister  zuwider  geschichet,  und  dass 
der  König  von  Spanien  also  sollte  geursachet  werden,  einen  anderen 
und  angenehmeren  herauszuschicken. 

Der  Spanier  aber  will  ihm  den  Willen  nicht  thun  und  abweichen, 
sondern  Ijtsst  seinen  König  wissen,  dass  die  Unangenehmigkeit  nicht 
beim  Kaiser,  sondero  bei  diesem  einigen  Miniatro  ist;  wiewol  in 
voriger  Zeit  man  dem  Kaiser  fUrgebracht  gehabt,  dieser  Mann  habe 
seinem  Könige  die  Heirat  in  des  Kaisers  Hause  widerrathen  und  ihm 
ein  FrSulein  von  Innsbruck  zuflilireu  wollen.  Der  Spanier  aber  hat 
gemacht,  dass  es  der  Kaiser  anders  erfahren,  ist  auch  so  klug  und 
gescheut,  dass  er  ihm  bis  daher  alle  gebrauchte  Streiche  ausschl&gt 
and  versetzt;  hat  es  so  weit  gebracht,  dass  er  beständig  mit  in  des 
Kaisers  geheimen  Rath  gesogen  wird,  welches  hiebevor  keinem  ge- 
schehen, bei  einem  andern  ins  künftige  auch  wol  nachbleiben  darfte, 
nachdem  gedachter  FUrst  von  Auersberg  den  Kaiser  und  fast  ganzen 
Hof  jetzo  in  die  Meinung  gebracht,  dass  die  p&bstiicbe,  spanische  und 
alle  auswärtige  Consilia  im  Römischen  Reich  nicht  viel  Nutzen  schaffen, 
und  dass  die  Leute  zu  ihrer  Lande  Bestem  nur  Uebel  und  Unheil 
ins  Römische  Reich  zu  bringen  suchen;  dass  also  die  spanische  Con- 
silia jetzo  so  wenig  in  des  Kaisers  Rath  gelten,  als  sie  jemals  mögen 
gegolten  haben. 

Graf  Kurtz  ist  ein  alter  treuer  Diener  und  deswegen  bei  dem 
Kmser  nicht  Abel  gesehen;  mit  des  Ftlrsten  von  Auersberg  seinen 
Consiliis  nicht  allemal  einig;  darf  sich  glcichwol  nicht  stark  dagegen 
setzen. 

Graf  Volniar  ist  nicht  so  lieb  und  angenehm,  als  wegen  seiner 
Wissenschaft  und  Erfahrung  in  Heichssachen  hochgehallen ;  in  dencn- 
selben  aber  vermag  er  mehr  als  sonst  jcmands. 

Durch  Herrn  Gebhart  meinet  man,  dass  sich  Graf  Kurtz  zu- 
weilen helfe,  und  dass  ihn  dasscihigc  in  geheimen  Rath  gebracht  und 
darin  erlinlte.  Jetzo  hat  man  drei  niittelmilssigc  Leute  und  von  denen 
man  nicht  eben  besorget,  dnss  sie  andere  auszuheben  suchen  werden, 

Iiq,t70d   ,.V^nOOt^lC 


ItülntJun  V.  Büiiiti's  über  den  kaiscrlicbeD  Hof.  451 

in  beliehnen  Katli  gciionimeD,  näinlicli  Herrn  Horuiargcliall  Grafen  von 
Starhenibcr^,  Herrn  Graf  von  Traun,  vorgewesenen  General- 
Kricgs-CrtmniiBsar,  General-Waclitnietstern  und  jetzo  östevreicIiiBchen 
Landmarscliall,  Herrn  Grafen  von  Fllrstenbcrg,  der  vor  nichts  als 
Obrislcr  gewesen  und  des  alten  Pfalzprafcn  von  Dlleseldorf  Frau 
Wittwen  Herr  Bruder  ist;  Graf  Porzia  aber  und  dergleichen  von 
sonderliebem  Witz  hochgehaltene  Leute  zurückgelassen. 

Im  Militärstaat  werden  wol  Duc  d'Amalfi  und  General  Hatz- 
feld  das  beste  thun,  wicwol  dem  ersten  der  Gonipetenzstreit  mit  dein 
FDntten  von  Auersbcrg  wegen  der  Oberhand  und  Vorsitzes  auf 
ßeiebstägen  seliädlicli  ist. 

General-WachtmciBtern,  welche  in  Considcration  sein  und,  wenn 
e«  zum  Krieg  koiniot,  employiret  werden  niöebtcu,  weiss  ich  nicht 
als  Herrn  Lacron  nnd  ßaroii  de  la  Suse;  zweifele  auch,  dass  der 
Unkosten  halber  mehr  werden  benennet  werden,  ehe  es  zur  Action 
und  zum  Feldzuge  kommt. 

Mit  der  Armee  ist  sonst  der  Staat  gemacht  auf  50,000  Mann, 
welche  in  naehfolgcndcn  llegimentern  bestehen  sollen.  Ob  nun  die- 
selbe complet  sein  oder  nicht,  wird  mit  sondern.  Fieiss  und  FDrsicht 
untersuchet,  nicht  bei  gencral  und  grossen  MunstcruDgcn,  eondem 
durch  kleine  Commissarioa ,  welche  hin  und  wider  in  die  Oerter,  da 
sie  liegen,  verschicket  werden,  nicht  allein  von  den  Officirem,  sondern 
aoch  von  BUrgernieistev  und  Rath,  vermittelst  Erinnerung  an  dero  Eid 
und  Pflicht,  Listen  nehmen,  auch  absonderlich  bei  den  BUrgem  oder 
Leuten,  da  sie  in  Quartier  liegen,  nach  Jedes  Soldaten  Umstände  Er- 
kOndigung  tbun,  allen  Unterschlcif  so  viel  möglich  zu  verhüten.  Der 
solchergestalt  examinirten  Listen  habe  ich  nnt«rschiedliehe  gesehen, 
auf  5,  G  und  27  hundert  Mann,  und  ist  denen  Obristcn  bei  Verlust 
der  Regimenter  angesaget,  dieselbe  primo  Maji  complet  zu  haben. 
Des  Obristen  de  Mors  Regiment  ist  auf  3200  Mann  zu  Grossglogau 
gemanstert. 

Verzeiehniss  der  Regimenter,  so  anjetzo  bereits  auf  dem  Fusb 
stehen  und  noch  gerichtet  werden  sollen,  die  Regimenter  z.  Pf.  zu 
1000,  die  Regimenter  z.  F.  ad  3000;  ohne  die  Wien'sebe  Besatzung, 
so  hierunter  nicht  begriffen: 


Cavallcria. 

Infanteria. 

Alt  Piceolomini. 

Buehoimb. 

Lacron. 

Montccuculi. 

Suse. 

Sporck. 

Conti. 

29* 

Dqitze 

ov  Google 

452  "-    ^^^  Dordisclic  Krie^  bis  znm  Vertrag  von  K  ünigabcrff. 

LouyB  Gonzaga.  RanlTL 

OÖtzo.  Baden. 

Waller.  de  Mütb. 

Schaff.  _  Starenberg. 

Pasch  ....  Tragoner. 

Zu  diesen  werden   anjctzo  noch  gerichtet: 

Heister.  Hundcistein. 

Garnier.  Schaff. 

Nicolai. 
Wann  auf  diese  neue  Regimenter  die  Gelder  und  Patente  aus- 
gesehen, 80  nunmehr  geschehen,  sollen  noch  3  z.  Pf.  und  2  z.  F.  for- 
miret  weiden,  welcher  Namen  noch  unwissend.  So  eoUcn  auch  noch 
2  Regimenter  Tragoner,  item  2  Regimenter  Croatcn  errichtet  werdend 
Uebcr  diese  sein  noch  10  Obristen  von  neuem  verschrieben;  ob 
man  mit  denselben  sclilicssen  wird,  steht  zu  erwarten.  Und  machet 
man  sich,  wie  ich  verstehen  können,  auf  Krieg  an  zwecn  Orten  ge- 
fosst :  erstlich  trauet  man  den  Sachen  [nicht],  die  von  diesem  Ort  kommen 
könnten;  dann  ftirclitct  man  sich  vor  Ragotzky,  weicher  30,000 
Mann  geworbene  Leute  bei  einander  hat.  Die  ungarischen  Stande 
weiss  man  auch  in  solcher  Disposition,  dass  sie  bei  Gelegenheit  gar 
leicht  zu  einem  Aufruhr  zu  bewegen  stünden,  wegen  allerhand  Be- 
schweren, die  sie  nihrcn ,  und  sonderlich  dass  man  derjenigen  vor- 
nehmen Herren,  die  sie  fDrgcRclilagcn,  keinen  7.um  Palatino  machen 
wollen,  sondern  daes,  wie  sie  sagen,  die  Jesuiten  und  spanische  Am- 
bassadeur Graf  W asalin  zum  Palatiu  gemacht  haben. 

Allem  dem  aber,  was  sie  von  diesen  Orten  befürchten  können, 
meinen  sie  mit  ir)000  Mann  gnugsam  zu  begegnen,  und  dass  sie  das 
Uebrige  zu  anderem  Behuf  gebrauchen  können.  Jedoch  bin  ich  der 
Meinung,  dass  der  Kaiser  an  keinem  Ort  Krieg  anfangen  würde,  wenn 
er  Sicherheit  sähe  Frieden  zu  behalten,  sondern  würde  seine  Armee 
dem  Könige  von  Spanien  überlassen,  zumal  wenn  der  Römische  König 
gemaehet  wäre. 

Den  5.  Januarii  lfi5G  bin  ich  aus  Wien  gerciset,  und  weil  ich  so 
gar  groHse  Eile  numchr  nicht  zu  haben  vermeinet,  der  Vorrath  an 
Gelde  aber  durch  gedoppelte  Schenkung  und  andere  extraordinär 
Spesen  sclion  ziemlich  klein  geworden,  habe  ich  nicht  auf  der  Post 
reiten  können,  weil  mir  eine  jedwede  Über  3  Rth.  hätte  kosten  wor- 
den [sie],  sondern  bin  mit  einer  Landkutschen  gefahren  und  habe 
meinen  Weg  durch  Hälircn  und  Schlesien  genommen  cte.  etc.  .  .  .  (und 
endlich]  durch  Pommern  Ober  Danztg  und  Pillau  auhero  gelangt 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


B«laUoD  V.  Bouiu's  über  d.  kaisurl.  lluf.     Verbaudi,  mit  Schwodeo.   453 


6.    Politische  und  militärische  Camp^ue  gegen 
Schweden  bis  zum  Königsberger  Vertragt). 

Der  Kui-flirst  aii  Scliwcriii  und  Dohrczeuski.    Dat.  CüU»  a.  Sp. 

8.  August  1655. 

(eoDC  Somnitz.)') 

[WcioiBD  QD<I  die  Diedurlüadiache  Allianca;   YoretelluDgen  in  Betreff  durselben 

bei  dem  EÖDJg.] 

Vorgestern  ist  Daoiel  Weimanii  aus  dem  Haag  hier  angekoiumcn'};  18.  Äug. 
auf  die  Kunde  von  den  Einwendungen  der  Schweden  gegeu  die  niedcrläa- 
diucbu  Alliance  (nwegcn  der  Zölle,  Direction  der  Comuiercion ,  Kxclusioa 
der  StaaliiiChcu  Schiffe  uns  Uneern  Ilafeu,  des  dDminii  uiaris  baltiui")  bat 
«r  erklärt,  dass  alte  diese  aDgefochtenen  Punkte  „sich  gar  nicht  wollen  sym- 
bolieircu  lassen"  —  hält  Brandeuburg  daran  nicht  fest,  so  würden  die 
Staaten  die  AIliaDce  als  gebrocbea  und  sich  selbst  als  von  Brandenburg 
„mespriseert"  anseheu  und  gewiss  nichts  für  dasselbe  thun,  wie  es  ihm  auch 
ergehen  möchte.  Jedenfalls  müssen  diese  Anstösse  bei  dem  Tractat  mit 
SchwedeD  vermieden  werden. 

Ihr  könnet  I.  Maj.  versieheni  und  Namens  Unser  dieses  eingehen, 
dass  Wir  ofücia  anwenden  wollen,  die  Staatischen  Kriegsschiffe  aus 
der  Ostsee  zu  behalten,  auch,  dafern  sie  etwas  wider  Schweden  ten- 
tiren  wollten,  Wir  uns  der  Sachen,  in  specie  auch  der  Stadt  Danzig, 
Dicht  annehmen. 

Auch  erbieten  Wir  Uns  dahin,  dass,  weil  Wir  bei  dieser  ÄlUancc  die 
Jahre  Aber,  worauf  sie  gerichtet,  verbleibeu  müssen,  nach  Ablauf  der- 
selben, ohne  Sr.  Maj.  Vorwissen,  in  keinen  ferneren  Tractat,  die  Ost- 
see betreffend,  Uns  mit  Holland  einlassen  wollen. 

Wollte  man  dieses  nicht  annehmen ,  hättet  Ihr  zu  remonstriren 
dass  man  Uns  ...  in  vielerlei  Unglück  stürzen  wollte. 


')  Fiir  die  militari scben  Vorgänge  ist  hier,  ausser  den  Acten  des  Berliner 
SUatgarcbiv's,  besouders  ein  noch  enbenntztes  Convolut  des  Arcbiv's  za  Arol- 
SUQ  ausgebeutet  worden,  welches  vielerlei  railitürisuhus  Detail  bietet,  besonders 
Tür  den  Autbetl  Waldeck's  an  deo  Kreigniseun.  —  Us  ist  aufTiillig,  dass,  auch 
in  Berlin,  Acten  über  die  TLätigbeit  Otto  Christo  ph's  vou  Sparr  iu  dieser 
Zeit  fast  gänzlich  fehlen, 

-)  Nach  Abbrncb  der  StctLiaer  Verhandlungen  (oben  p.  395 i  waren  diese 
Ewei  Gesandten  beauftragt  worden,  dem  König  zu  folgen  und  die  Torhandlnn- 
gea  fortzusetzen. 

•)  Vgl  UrL.  a.  Actenst.  IV.  U3. 


^aovGoOt^lc 


454  ^^      ^^''  nordiacbu  Kritg  bis   »lun  Vurlrug  von  KöiiigBberg. 

Vertragsentwurf,    zu  liogasno    von    den  scliwedischeii   Com- 
mi8sarcn  den  bi'andunbui'g;isülicn  Übergeben  . . .  August  1655. 

August.  1,    Das  Bündniss  gilt  gegen  den  König  ?on  Polen  und  alle  seine  An- 

hänger und  Helfer, 

2.  Entgegenstehende  üundnissc  ilea  Eurfürsteti,  weletie  die  jurn,  com- 
ntoditas  und  aecuritas  des  Königs  bccin trächtigen,  werden  anfgcliobeu  — 
,[)lauc  ucssent".  Der  König  verspricht,  kciueu  Friedcu  zu  niuchen,  bevor 
dem  Knrrdrtiten  die  in  Art.  10  und  „der  geheimen  Conreution'^  zugeeielierlcn 
Vorthcile  sicher  gestellt  sind;  desgleichen  verspricht  der  Kurrürgt,  sieb  vor 
dem  Frieden  auf  Icciuerlei  particular  Abkommen  mit  dem  König  oder  ein- 
zelnen Ständen  von  Polen  einzulassen;  sondern  dass  er  all  dies  dem  König, 
der  auch  für  das  lutcresse  des  Kurfürsten  sorgen  wird,  „penitus  relinquet 
ac  reservabit", 

3.  Dagegen  sichert  der  König  dem  Kurfürsten  unbedingten  Schutz  im 
Besitz  des  herzoglichen  Preusscn  zu  —  „salvo  tamen  S.  R""  M"  et  Rcgno 
Sueciac  dominio  dirccto  et  juribus  uliis  in  dictum  Ducutuni  Borussiae  et 
Episcopatum  Wanniensem,  piont  in  conventioue  sccreta  id  descriplum  et 
S.  R'*  M"  roservatum  est".  Bei  jeder  Gefahr,  die  der  Kurfürst  etwa  dieses 
Vertrags  wegen  in  seinen  Reicbslandeu  erduldet,  wird  der  König  ihm  bei- 
stehen. 

4.  Der  Kurfürst  hält  mindestens  8000  M.  Truppen,  die  im  Fall  des 
Bedürfnisses  sich  mit  den  königlichen  verbinden. 

b.  Der  König  hat  die  oberste  Kriegsdiroction ;  einzelne  Bcstinimuugea, 
Ausnahmen  etc.  für  besondere  Fälle. 

(i.  Anweisung  der  Quartiere  für  die  kurfürstlichen  Tinppen;  da.s  Bis- 
thum  Ermland  und  ein  daran  gränzeuder  Strich  Landes  in  Polen. 

7.  Freie  Werbung  in  den  beiderseitigen  Reicbslandcn. 

8.  Alles,  was  von  feindlichem  Land  erobert  wird,  Hitlt  der  Krone 
Schweden  zu,  mit  Ansnahme  der  für  Brandenbn^  bestimmten  Satisfaction. 

U.  Der  KurfQrät  verspricht  Schweden  völlig  freien  Üebrauch  seiner 
Häfen,  Städte  etc.  zum  BedUilDiss  des  Verkehrs,  Trautportes  und  der 
nötbigen  Einkäufe.  Den  Fcslungscommaudanten  des  Kurfürsten,  namentlich 
denen  von  Pillan  und  Mcmcl,  muss  diese  Convention  besonders  eingeschärft 
werden,  nnd  müssen  sie  auf  die  Beobachtuug  derselben  dem  Kurfürsten 
einen  besoudern  Eid  leisten. 

10.  Als  Satisfaction  erhält  der  Kurfürst  das  Bistbum  Ermland,  mit 
Ansnahmo  von  Brauosberg  nnd  seinem  Territorinm;  für  letzteres  wird  er 
an  einer  andern  passenden  Stelle  genügend  entschädigt  werden. 

11.  Alle  übrigen  Erwerbungen  fallen  Schweden  zu;  desgleichen  auch, 
beim  Aussterben  der  „descendente  mascula  faniilia"  des  Kurfürsten,  Erm- 
land nnd  das  Herzogthnm  Preu^scu. 

12.  Ueber  die  Einrichtung  des  Dandcls  wird  der  Kurfürst  nuch  Ver- 
ständigung mit  dem  Könige  verfahren.  Die  Direction  der  Liccntcn  fällt 
dem  König  zu;  die  Erträge  werden  zur  Hälfte  zwischen  ihm  und  dem  Kur- 
fürsten getheilt. 


^aovGoOt^lc 


Scbwediachcr  und  braudenburglscher  üuiiilnUaentwurf.  4Ö6 

13.  äireitigkeJtcu  sind  Jurcli  beiderseitige  Coiiimie[>are  freundBclmfllicU 
zu  scbliciitcD. 

14  D.1B  BüodDigs  dauert  bis  zum  Ende  des  Krieges  ood  darf  kein 
Tbeil  eher  davoo  zurücktreten. 


Bramleiiburgisclier  Gegeiientwurf. 

„Diese»  Cttiicept  hubcti  ä.  Ch.  D.  also  iiursctzou  und  zu  Krakau  über- 
geben lasEcn." 

Eutspricht  den  eiozelacn  Artikeln  des  vorigen  (Echwed.)  Entwurfes, 
mit  betr.  Abänderungen. 

Art.  2.  Bisher  geseblosscne  andere  BünduisEe  „iiou  ita  vigcant  im- 
posterum,  ut  supradieto  scopo  et  buic  tractntui  aliqua  ratioue  eontrarientur." 

Art.  3.  Das  doniiDruni  directum  nicbt  württich  crwäbut;  aber  gleich- 
fults  Hinweis  auf  die  dem  König  in  der  geheimen  Convention  vorbebal- 
tenen  Rechte. 

Art.  4,     10,000  Mann  und  weitere  (Quartiere. 

Art.  5.  Der  König  hat  die  oberste  Direction,  commanicirt  über  mit 
mit  dem  Kurfürsten  darüber. 

Art.  0.  Damit  dieser  freie  Gebiancb  der  Häfen  dcu  Kurfürsten  nicht 
uötigt,  grossere  Besatzungen  in  seine  Festungen  zu  Icgeu,  so  verspricht  der 
König,  nie  mehr  als  2  KriegsscbiiTe  anf  einmal  in  deu  preussisulieu  Uäfen 
landeii  zu  laaeen  und  nicht  mehr  Truppen  da  auszusetzen  als  ' ',  der  kur- 
fürstlicbea  Besatzung  beträgt;  auch  mit  Subiffen  und  Truppen  nie  länger 
als  eine  Naclit  sich  aufzuhalten.  Kriegsschiffe  inüsseii  auf  tjchuaswcit« 
von  der  Festung  entfernt  bleiben,  die  Truppen  in  Sebalnppen  nach  und 
nacb  ansgeschifTt  werden. 

Art.  10.  Satisfaetion :  Ernilund  „sub  titulo  et  quuütatc  ducali",  die 
Aeiater  Lauenburg  und  Hütow,  sowie  Tancliel  und  Schweiz  —  alles  nach 
dcuselbci)  Hecht  zu  besitzen  wie  das  Herzoglhuui  l'reugsen  nach  der  ge- 
heimen Convention. 

Dann  ein  Art.  14  eiagcEcboben :  das  gegenwärtige  Bündaiss  steht  an- 
deren bestebeudeu  Bündnisseu  nicht  im  Wege. 


Instroctioii  fUr  Schweriu  und  Dobrczeneki.     Dat.  Colin  a.  Sp. 
21.  August  1655. 

iWomftgliüb  Neutralität  aud  Erwerb  von  Ermland.  Evunluellcs  Eingehen  auf 
eia  BiiodoiSH;  Itediagungen  üusselben;  lieber  Bcbwodievbu  Prot^tctiou  über  Erm- 
laud  uU  Vasallagiuni.  —  l!:vGn(ue|]e  GonceBaiua  bctreireud   l'illuu  und  Meinul] 

Instruction,  wonach    sie  sich    ^in  Besrhiiessung   des  ihnen    bekannten  31.  Aug 
foederis  niutui  zu  richten". 


„A^iOOt^iC 


456  ^'-    ^^^  nordische  Krieg  bis  Eum  Vertrag  von  Köiiigaberg. 

Sie  sollen  dem  König  vorslellen:  der  Kurfürst  habe,  iu  Anbetracht 
aller  Veihäitnisse  für  sich  am  gceigDetütcD  geruDdeu,  neutral  za  bleibeo; 
sie  sollen  zuvörderst  die  Neutralitüt  liraadciiburgs  in  dem  bevorstehenden 
Kampfe  dem  Eöatg  plausibel  zu  machen  suchen. 

Geht  der  König  darauf  ein,  so  sollen  sie  dahin  abschlicssen  —  „für 
allem  aber  hätten  sie  es  dahin  einzurichten,  dass  Uns  möge  freigegeben 
werden,  das  Bischoftham  Ermland  in  Protection  zn  nehmen  and  za  hal- 
len".    Will  der  König  dies  durchaus  nicht,  so  ist  es  fuhren  za  lassen. 

Besteht  der  König  durchaus  auf  einer  Erklärung  Air  oder  wider,  so 
können  die  Gesandten  darauf  eingehen  und  über  ein  BundnisB  mit  Schwe- 
den auter  den  früher  von  diesem  selbst  angebotenen  Bodiugangeu  ver- 
handeln. 

Nur  sollen  sie  gegen  i  Paukte  eifrig  remoiistriren:  die  zngemathete 
Verzieh tieistnng  auf  alle  anderen  Alliancen,  den  anlimitirten  Gebrauch  der 
preussischcn  Häfen,  die  verlangte  Direction  der  Commereien,  die  l'artici- 
pBtion  der  Zölle. 

Jedenfalls  sollen  sie  suchen,  die  Verhandlang  hinzuziehen. 

Die  oberwühnte  von  Uns  gerevidirte  schwediache  Conditiones 
□ebenst  dem  secreten  Articul  wollen  Wir  Unsern  Gesandten  Über- 
reichen lassen.  Und  weil  jd  bemeltem  sceretem  Articul  und  Condi- 
tionibuB  enthalten,  dass  Wir  Preussen  und  Ermland  hinfUro  von  der 
Kön,  Maj.  und  Krön  Schweden  zu  Lehen  nehmen  wollen,  und  dann 
Wir  wol  lieber  sehen,  das»  ihme  nur  die  Protection  darüber  ver- 
bliebe; so  stehet  Uneerb  Gesandten  zn  versuchen,  ob  mau  dies  Vasal- 
Ingium  wegbeben  und  hineinfUgeu  mi5chte,  dass  der  Krön  Schweden 
ins  kOnftig  die  Protection  nur  Über  berührte  Länder  competiren 
und  zwar  nach  Inhalt  dessen,  was  Wir  Unsern  Gesandten  vor  diesem 
in  Conimission  aufgetragen,  nur  so  weit,  dass  l.  Maj.  und  Ihre  Nach- 
fahren im  Iteiche  und  die  Krone  Schweden  za  allen  Zeiten  sollen  und 
wollen  Uns  obgcdachte  Lünder,  so  weit  Wir  oder  Unsere  naebkom- 
niende  Herzoge  in  Preussen  und  Ermland  sie  darum  allemal  ersuchen, 
schuldig  sein,  gegen  alle  Gewalt,  von  wem  auch  ihnen  dieselbige  zu- 
gefUget  werden  wollte,  zu  beschützen  und  zu  beschirmen. 

Dagegen  wollten  nun  Wir  Uns  verbinden  und  reversiren,  dass, 
80  oft  ein  König  in  Schweden  oder  ein  Herzog  in  Preussen  und  Erm- 
land mit  Tode  abgehen  wird,  solche  Protection  vermittelst  Kenovation 
des  Protectionbriefcs,  worin  obiges  enthalten  sein  solle,  vemeuem  zu 
lassen. 

Da  man  aber  hierbei  noch  andere  Conditioncs  bethetingen  wollte, 
so  hinten  es  Unsere  Gesandten  bei  dem  Vasallagio  zu  belassen. 


^aovGoOt^lc 


V(TliaD<]long  roil  Scbwodea.  ^g'j 

Nebeiiraemorial.     Dat.  22.  August  1655. 

Kommt  e&  udu  auf  obige  Bediugaagen   mit  Schweden  zum  AbscblusB  1.  Sept. 
des  foederis  matai,  Eo  ist  der  Kurfürst  uocb  su  weiterem  erbätig : 

1)  oacb  Absterbeo  der  kurfürstticben  Liuie  soll  Pillaa  und  Memel  au 
Scliwedea  falleu,  wofür  dieses  uur  die  braudeubiirgiachen  Aguaten,  welche 
im  iibrigea  PreuaBeo  snccedireo,  durch  eia  eatsp  rechen  des  Territorium  zd 
CD  [schädig  en  hat. 

2)  Ermland  fällt  für  dieeeu  Fall  ohne  weiteres  an  Schweden. 

3)  Es  soll  vou  jetst  an  den  Commandaaten  von  Pillan  und  Memel  stets 
eine  veigiegelte  Ordre  gegeben  werden,  die  ibaea  für  den  eintretenden 
Tadesfall  die  Üebergabe  an  Schweden  befiehlt,  and  musa  jeder  Comman- 
dant  anf  üefolgnug  dieser  Ordre  beeidigt  werden. 


Schwerin  und  Dobrczenski,  Relation.    Dat  Posea 
.  . .  August  1655. 

(Polaiacbe  Bitte   um  FriedeD ;   vergeblich.    Besorgaise    für  den  eigeuen  Erfolg. 
Der  Kurfäret  mit  der  Ärmäe  nacb  Preneaeii.] 

Ein  königl.  polnischer  Oesandtcr  i^t  erscbieocu  nnd  hat  gar  beweglich  . 
DU  Frieden  gebeten  —  seine  Rede  scbloss  mit  den  Worten:  ,,|iacem  pe- 
timos,  bellum  deprecamur".  Der  König  Toa  Polen  hat  sich  auch  be- 
reit erklärt,  sich  selbst  zu  Karl  Gustav  zu  bcj^eben;  man  solle  nur  die 
Bedingungen  des  Friedens  sagen,  er  bewillige  alles  etc. 

Der  König  Karl  Gustav  hat  nur  entgegnet,  er  wolle  lieber  selbst  zu 
dem  König  von  Polen  kommen;  er  ist  Jetzt,  wie  es  heisst,  bereits  iu 
Warschau. 

Die  Gesandten  sind  sehr  besorgt  für  ihre  eigene  Verbandlung  bei 
jetzigen  Umständen  und  sie  wollen  den  König  so  rasch  als  möglich  zu  er* 
reichen  suchen  —  aber  bis  Warschau  sind  noch  40  Meilen  und  ein  aebr 
gefahrvoller  Weg. 

Inzwischen  kann  wenigstens  der  Kurfürst  seinen  Einmarsch  nach  Preusseu 
mit  seinen  Truppen  ungestört  vollbringen. 


Der  Kurftirst  an  Schwerin  und  Dobrczenski 
l>at.  6.  September  1655. 

(o.  0.  conc.  Somnitz.) 

(Neue   nBChträglicbe  Instruction.] 

Sie  sollen  den  zu  rührenden  Tractateu  zwischen  Polen  und  Schweden  G.Sept. 

beiwohtien   nnd  dabei  vor  allem  alles  zu  beseitigen  suchen,  was  seit  1525 

drücbeDdes  in  dem  Verhaltniss   zwischen  Polen   und   Preusseu   eingeführt 

worden  ist,  namentlich  die  Apellation,    Der  etwa  versncblcn  Ucbertragnug 


A-nOO»^lc 


458  '■'■     ^"  "ordiscln:  Krieg  bia  g'.um  Vertrag  von  Küuigal»;rg. 

tlur  poluibclicn  Kccbie  uiif  Siliwcdi'U  soticu  sii;  ütretig  wideiaprccLiMi.  llilft 
dies  nichU,  so  tritt  die  frühere  Instruction  ^ratioae  protectiDui);  oder  vasal- 
lagii"  wieder  io  Knift.  Diinn  aber  ist  für  die  auTgewandten  KostcD  bei 
diesen  Streitigkeiten,  mit  denen  der  Karfürat  eigentlich  ^im  geringsten 
nichts  zu  echnffeu",  Entschädigung  zu  fordern,  und  bis  zu  deren  Leistung 
muss  dem  Kurfürsten  „eine  gcuugthätige  Versicherung  an  Landen  uud 
Leuten  gegeben  werden"  —  das  nähere  sei  den  Gesandten  bekannt. 


Der  Kurfllrat  an  Scliwcriri  uml  Dobrczciiäki.     Dat.  MUlbanz 

eine  Jleilc  von  Dirsehau  15.125.  September  1655. 

(couc.  V.  Somnitz.) 

25.  Sept.  Die  Pricdens-tractutcn  zwischen  den  beideu  Kronea  sollen,  dem  Verlaut 
nach,  abgebrochen  sein.  Der  Kurfürst  ist  mit  seineu  Truppen  untcrwei;»; 
am  IT.  soll  bei  der  Montaner  Spitze  der  TJebergiing  über  die  Weichsel  ge- 
schehen. 


Schwerin  und  Dobrczenski,  Relation.     Dat.  Casiniirebnrg 
26.  September  1655. 

[tfurte  Verhaudlaiig  mit  den  Scbwädeu  | 
äept.  Der  König  hatte  den  Gesandten  durch  llerrn  Erskeiu  sagen  lassen, 

„das»,  dicwcil  wir  wegen  Ueniinciation  des  foederis  Hollandici  und  Parti- 
cipalion  der  Zölle  nicht  genugsam  instruiret,  ^o  könnten  wir  ri;isen  wann  wir 
wollten".  Als  sie  um  ihren  Abschied  und  Convoy  einknmen,  hält  man  sie 
doch  noch  auf.  Inzwischen  zieht  der  König  mit  eijiem  Theil  der  Armee 
auf  neue  Unternehmungen  aus;  alle  Verhandlungen  stocken  indess.  End- 
lich am  24.  September  kommt  der  König  zurück.  Heute  nun  eine  Confo- 
r^iz  mitErskein  und  Canterstcin.  Der  König  lässt  ihnen  erklären, 
dasa  man  die  2  obigen  Punkte  einstweiteu  aussetzen  und  indess  das  Uuudes- 
proJGct  im  übrigen  durchnehmen  wolle;  doch  so  dass  immer  für  den  König 
jene  2  Punkte  die  conditio  sine  qua  non  bleiben. 

Die  Besprechungen  über  das  Projeut  führen  aber  zu  nichts.  «Wir 
wissen  fast  nicht,  was  wir  von  der  Sache  jadiciren  sollen;  denn  dimittiren 
wollen  sie  nns  nicht  und  geben  uns  doch  auch  suhleehte  Hoffnung  zur  End- 
schuft  der  Tractaten  und  bezeigen  sich  vid  härter,  dann  sie  jemalen  zuvor 
gclhau". 

Die  Uesandten  sehnen  sich  sehr,  „ab  hoc  vitac  gcucrc  erlöset  zu  wer- 
den", uud  zweifeln,  ob  sie  es  noch  lange  ;iushaltcn  können. 

Graf  Scblippenbaeh  Ba;^t,  der  König  wolle  jetzt  Braansberg  dem 
Kurfürsten  nachlos^eD,  über  die  Vettern  des  Kurfürsten  (fränkische  Linie) 
uiusstcn  exvludirt  bleiben. 


^düvGoot^lc 


Vurhondlaag  mit  Scliwcdi,'».     Mlliuriscbt:  Uassrogetii.  459 

Instrnction  fiir  Walticck   „Itei  der  ihm   aiifgütiageiieTi  Kxpe- 

ditioii".     l>at  Uieaeiibuig  2.  Octobcr  1655. 

(ÄroU.  Arch.) 

1.  W.  aoU  mit  der  Cavullcrie   „in's  Culmisclie   geheo    und   daselbst  2.  Oct. 
Qnartier  nchmeD";  mit  dem  Wolwoden  boII  er  sieh  io  EiDverDehmen  selten 

and  die  Truppen  Dicht  zu  weit  auseinander  legen. 

2.  Er  soll  mit  dem  Woiwoden  über  den  Unterhalt  der  Truppen 
trautireu,   so  gut  es  gebt. 

3.  Eine  „Vorwacht"  tou  1000  Dragonern  und  100  Reitern  ist  nach 
Schlotteric  zu  legen. 

i.  Graadenz  soll  er  durch  den  Oberst  Kliagsporn  mit  400  U.  be- 
setzen lassen,  auch  20  Ctr,  Pnlver  und  2  Regiments  stücke  dahtu  schaffen 
lassen. 

5.  Ebenso,  „dafern  es  Volk  eiuuebmcn  will",  soll  Tborn  mit  dem  Wal- 
deck'schen  Regiment  z.  F-  und  'i  Comp,  von  der  Uarde,  uebst  3  Zwälf- 
prüodera  und  3  audera  Stücken  besetzt  werden. 

6.  Bedingungen  der  Besetzung:  der  Magistrat  „gibt  das  Wort"  [d.  h. 
die  Parole] ;  der  Stadtcommaadont  behält  das  Obercommando,  und  es  darf 
kein  Accord  ohne  Willen  der  Stadt  geschlossen  werden.  Dagegen  mnss 
die  Stadt  die  Truppen  unterhalten;  Pforten  und  Posten  werden  ihnen  ein- 
geräumt; auch  die  Stadt  darf  keinen  Accord  ohne  Waldeck's  Willen 
ücbliessen;  sie  muss  ilm  „zu  den  CousilÜs  zulassen  und  ohne  sein  Yorwissen 
keine Correspon den zien  pflegen"^  desgleichen  ihm  bei  allcu  Maassrcgeln  zum 
Besten  der  Stadt  behilflich  sein;  wenn  der  städtische  Cummaadant  ab- 
gängig wird  oder  seine  Pflicht  nicht  thut,  soll  die  Stadt  Waldeck  dos 
Commando  übertragen. 

T.     Strassburg  ist  mit  200  M.  zu  besetzen. 

ä.    Die  Pässe  an  der  Drcwenz  sind  zu  revidiren  und  in  Stand  zu  halten. 
0.    Den    betrcCcndea   OfQcicren   soll    Wal  deck   Ordre   geben,   „die 
Posten  zQ  mainteniren". 

10.  Wcun  sich  Gefahr  zeigt,  soll  er  sich  zurückziehen  und  sich  mit 
der  Infanterie  zu  vereinigen  sueheu,  auch  in  seiner  Abwesenheit  den  Offi- 
riercD  entsprechende  Befehle  hiuterlassen. 

11.  Den  Rest  der  Artillerie  soll  er  nach  Marienwcrder  schicken. 


Der  Kttrflirst  an  Waldeck.     Dat  Prcuaclimark  3.  Oct.  1655. 
(Arols.  Arclh) 

Es  kommt  Nachricht,  dass  die  Schweden  die  Masuren  überwältigt  haben  3.  Oct. 
und  über  den  Bug  gehen.    Waldcck  soll  sorgfältig  recoguusciren  lassen. 
Der  Kurfürst  wüuscht  baldigst  Nachricht,  ob  Thorn  und  Uraudeuz  üar- 
niaon  einachmen  wollen  oder  nirbt. 


^aovGoOt^lc 


460  ^^    ^^'  Dordische  Krieg  bis  zum  Verfrog  vaa  Königsberg. 

Der  KurfUrst  an  Waldeck.     Dat.  Preuschmark  3.  Octobcr 
um  halb  4. 
(Eigenh.  AroU.  Areh.)'). 
3.  Oct.  Lieber  Graff  von  Waldeok,  Ewer  Selireiben')  hab  ich  gleicli  ibto 

WoU  empfangen,  Undt  Weill  eiuige  Sachen  so  hochnottig  mitt  euch 
müssen  communicirt  Werden,  als  Wollet  Ihr  gleich  nach  empfangung 
diesaes  Euch  alliie  geslellen,  Uudt  damitt  Ihr  destu  eher  Uberkummen 
kunnet,  schicke  ich  eins  von  meinen  Leib  Pferden  Ihme  entgegen, 
hiemitt  Gott  befollen  Undt  verbleibe  —  Des  Herrn  Graffen  —  gutt- 
williger  Freundt  —  Friderich  Wilhelm  Chf. 
A  Monsieur  lo  Conte  de  Waldeck 
a  Risenburg. 


Waldeck,  Gedanken,  was  bei  jetzigem  Zustand  zu  thun; 
Dat  Marienwerder  5.  October  1655. 
(Arols.  Arch.) 
[Elbiog   and   die   MouUaer   Spitze    womöglich   tu   basetzeu.    Militärisch«  Vor- 
achläge  über  TrappeDaurBlclluug  etc.] 
5.  Oct         Es  ist  um  das  Herzogthum  Freussen  zu  thun,  welches  zu  dcfen- 
diren  man  gemeinet.    Dazu  wird  erfordert,  dass  man  die  abhalte,  so 
uns  nachstehen.     Kann  nun  solches  auf  den  Grenzen  geschehen,  ist 
CS  gut;  aber  den  Rücken  muss  man  frei  haben  und  innerlich  gesichert 
sein,  auch  Mittel,  die  Armee  mit  Geld  und  Lebensmitteln  zu  versor- 
gen, bei  der  Üand  haben,  und  der  Linie  von  Commnnication  zu  un- 
sera  andern  Landen  sich  nicht  berauben  lassen. 

Welches  alles  zu  erlangen,  man  Eibingen,  eines  Orts  an  der 
Weichsel,  so  nah  bei  Danzig  als  man  kann  (und  wäre  die  Mon- 
tauer  Spitze  meines  Ermessens  die  bequemste)  mächtig  sein  muss. 
Welches  aber  nicht  geschehen  wird,  wenn  man  mit  dem  Volk  sich  so 
weit  davon  abgibt. 

So  wird  es  auch  aus  Mangel  Zufuhr  an  Lebensmitteln  mangeln, 
wenn  man,  ehe  Magazine  gemacht,  zu  weit  in's  Land  gehet.  Also 
dass  mein  unvorgreiflicher  Rath  wäre,  weil  zu  Marienburg  tractirt 
wird,  man  Hesse  das  Fussvolk  und  die  Artillerie  stehen,  wo  sie  nun 


')  Id  der  Orthogrnpbie  des  Origioals. 
*)  Nicht  TorbAndeu. 


^aovGoOt^lc 


Hilitärische  HassregelD.  461 

stehet,   und  sehe,  ma  und  durch  was  Wege  man  Elbtngen  und  die 
Hontauer  Spitze  bekommen  möge. 

Unterdessen  wollte  ich  die  Reiterei  auf  den  Grenzen  stehen 
läBHcn  und  mit  dem  Fussrolk  auf  Deutsch  Eilau  gehen,  daselbst  ein 
Magazin  aus  dem  Guimischen  und  Lübauischen  machen  und  mich  re- 
tranchiren;  da  stehe  ich  7  Meilen  7on  E.  Ch.  D.,  hab  alle  dero 
Aemter  auf  der  Seiten,  stehe  an  einem  See  tou  5  Meilen  lang,  kann 
das  Fussvolk  hinter  mich  in  die  Dörfer  legen,  die  Reiterei  zu  allen 
Stunden  an  mich  ziehen  und,  wo  es  E.  Ch.  D.  Dienst  erfordert,  hin- 
gehenj  da  im  widrigen  Fall  E.  Ch.  D.  nicht  bastant  sein,  der  grossen 
Macht  zu  begegnen,  wenn  Sic  den  RUcken  nicht  frei,  so  von  allen 
Orten  Sie  umschliessen  könnte.  Das  Stift  Ennland  wllrde  auch  in 
Eil  HO  ruiniret  werden ,  dass  man  sich  es  hernach  nicht  gehrauchen 
könnte;  weswegen  zu  Allcnstcin  und  der  Oertcr  Magazine  zumachen 
und  etwas  Volk  hineinzulegen,  wie  auch  Braunsberg  sich  in  Güte 
Terfiichcm. 

An  der  littauischen  Grenze  kann  der  Obrist  SchÖnaich  und  die, 
so  dahin  beordert,  stehen  bleiben.  Hernach  kann  man  weiter  sclieu, 
wie  CS  anzustellen;  denn  sollte  meine  Artillerie  und  mein  Ttruder 
zurllckgehen,  wllrde  es  scheineu,  ob  weiche  man  schon,  und  wllrde 
den  Muth  unscrn  Leuten  und  den  Benachbarten  bcDclimen. 

Ich  will  selbst  gehen  und  Deutsch  Eilau  besichtigen  und  alles  so 

anstellen,  dass  das  Fussrolk  und  Artillerie   keine  Gefahr,   und   die 
Conjunction  mit  E.  Ch.  D.  nicht  verwehret  werden  soll.    Es  mUsste 

aber  an  alle  Beamte  befohlen   werden,   mir   folgen   zu   lassen,   was 

nötig,  und  erlaubet  wei'den,  dass  die  Benachbarte  um  einen  Zusclmb 

anspreche.     Auf  solchen  Fall  kann  auch  die  Besetzung  Strassburgs 

besser  entscbuldiget  werden,  wegen  der  Linie  von  Communication. 
Auf   alles   aber    mUsste    mir  schriftliche  Ordre  gegeben  werden. 

Sobald  das  Volk  logiret,  könnte  ich  mich  zu  E.  Ch.  D.  verfügen  und 

den  Consiliis  beiwohnen. 

Auf  das    Schloss    Graudcnz    könnten    auch    100    Mann    gelegt 

werden. 

Es  mUsste  aber  bei  dieser  Resolution  bleiben  und  ohne  äusserste 

Noth   nicht   verruidert  werden,    bis   man   in  Postur,    einen  Haupt- 

streich  zu  thun. 

Inzwischen  nuiss  das  Magazin  zu  Königsberg,  Wehlau  und  Holland 

gemacht  werden;   das  Oewehr,    so   zu  Rieseuburg   liegt,  auch  nach' 

Holland  geholet  werden. 


^aovGoOt^lc 


462  ^^-     '*"  norJiBcbo  Krieg  bis  «um  Vertrag  vod  KÖDigsberg. 

E.  eil.  D.  gelirauclien  «ich  liieriu  de»  Ratlis  von  Huwaldt'). 
Wenn  nur  Kcsolution  liali,  so  will  in  wenig  Tagen  <Iae  Werk  so  go- 
stellet  halten,  dai4H  bei  E.  Cli.  U.  tieiu  kann  und  in  dero  Dienst  nach 
Littaueu  Iiin  mich  könne  j^ebrauchcn  lassen.  Gott  gehe  guten  Svhluss. 


Der  KurfQrat  an  Waldcck.     Dat.  Preusdliiiiark  5.  Oct  16öö. 
(Arola.  Arch.) 

Aur  die  äbcr^tchH^tieiien  Cicdaiikpn  wiid  ihm  erwidert,  „daiSR  Unser 
FoBsviilk  in  den  jeUigen  Quartieren  nicht  «itehctn  lileJben  könne,  weil  es 
dHrinneo  keine  LehensniiUcI  hat  und  KIcincD  Fürgebcn  nach  das  Pro- 
viant zu  Dollstatt  niclit  ankommen.  N.icli  Holland  .iber  ist  l'roviant  ange- 
achafTet,  aurh  die  Ordre  xclion  ergangen,  dahin  zu  niarcliiren;  und  uiu  ge- 
moltca  Holland  wollen  Wir  stehen  bteilicu,  bis  die  Handlung  zu  MnrJeu- 
hurg  richtig". 

In  Betreff  Granden^  soll  er  nach  Guifinden  verrahrcn 

Die  Artillerie  und  die  übrige  Infanterie  soll  sieh  auT  Holland  ziehen. 

„Mit  der  Cavallorle  wollet  Ihr  in'E  Culniische  gehen  und  ia'e  Löbau'sche, 
der  gestrigen  Ordre  gemäss'). 


Waldeck  an  den  Kurftiraten.     Dat.   Lcssen  6.  Oetober  1655, 
Aben-ls  Glock  8. 

l.  Er  habe   nuT  Grand   eine^   von   dem  Woiwoden    Koes   ausgcGtellteo 

Patentes  den  Ohr.  Lient.  Aolach  mit  einigen  Trnppen  abgeschickt,  nm 
in  Strassburg  Garnison  eu  nehmen;  die  Stadt  hat  sich  aber  geweigert,  ihn 
ohne  gani  specielle  Ordre  des  Königs  oder  des  Wniwodca  auftnnebmen; 
der  Ort  wäre  zwar  ohne  Schwierigkeit  doch  zu  occopiren;  W.  habe  dies 
aber  ohne  besondere  Ordre  des  Kurfürsten  nicht  tbua  wollen.  — 
Ebenso  steht  es  mit  Grandenz,  das  sich  weigert.  —  „Sonsten  vernimmt 
man  von  den  Schweden,  und  dass  dieselben  sich  diesen  Grenzen  nähern 
sollten,  noch  zur  Zeit  nichtK". 

P.  S.     „Es  kommt  iteunder,  wtewol  ohne  sondere  Genlsskeit,  Zeitung 
ein,  dass  Fürit  B  o gi s I av  Kad z i  w i  1 1  die  Schweden  in  Masuren  geachlagen^ 

')  Vgl.  oben  p.  413  die  Sendung  llauwatils  nach  Klbing. 
*)  In  Belrcff  Klbioga  and  der  Montaner  Spittc  ist  in  dieser  Antwort  nichts 
cDlhalten. 


^düvGoot^lc 


Utiitäriache  Hae 


Der  Kurflirst  an  WaUlerk.     Dat.  Ilolliind   7.  Octolier    1650. 

Kr  scliitkt   ihm   zur   Itesetüung   der   nötigen   l'ässe   uad  l'lülze  «alle  7.  Oct. 
Dragoner"  zd  und  sein  (WalilcrkV)  Heg.  z.  K  ,  mit  Ausnahme  von  2  Comp  , 
die  er  bei  nith  lieliält. 


Waldeck  an  den  Knrfilrsten.    Dat.  Marienwenler  7.  ÜcL  1655. 

(Conccpt,  Arols.  Arch.) 

IMililünache  RnthBclilÄ);i'.     Kniechit'üciie  Ilullnof;  nötig. | 

Um  Jeaus  Clirixtüe  liittc  ich,  E.  Cli.  D.  j^elicn  nielit  zu  weit  von  der  1-  Oct 
Weichsel.  Denn  so  E.  Ch.  I>.  nicht  bei  der  Montaner  Spitz  eine 
Schanz  auf  den  Berg  machen  und  dadurch  sich  der  Ueberfahrt  ver- 
sichern, sein  Sie  ganz  abgesclinittcn ;  und  ob  schon  iltc  Schanze,  so 
die  Polen  haben,  ihnen  bleiben  sollte,  niUsscn  wir  docli  auch  eine 
haben,  dadurch  wir'sie  Bwingen  können.  Marienburgischer  und  EI- 
bing'schcr  Werder  mflsscn  in  unscrn  Hilnden  bleil>en;  denn  kommen 
die  Schweden  darein,  so  werden  sie  Meister  von  der  Nehrung,  con- 
sequenter  von  der  Pillau,  und  echlicssen  den  Succurs  der  Staaten  ab. 
Wenn  E.  Ch.  D.  in  Thorn  Vidk  hstten  bringen  können,  wäre  ea  nicht 
büs;  doch  ist  jenes  nötiger. 

Er  will  Graudenz  begichtigen,  zweireit  aber,  dass  die  Stadt  Trappen 
aofiiebmen  wird. 

Die  Schweden  werden  bei  der  Memcl  und  an  der  littauischen 
Grense  Diversion  suchen  zu  machen,  un«  von  der  Weichsel  abzu- 
ziehen, um  Zugang  zu  den  Werdern  zu  hallen;  welcher  Verlust  der 
Verlust  UDBcrcs  Staat«  ist;  dass  also  man  durch  nichts  sicli  muss  von 
dcu  hiesigen  Quartieren  abziehen  lassen. 

Es  muss,  Gott  weiss,  eine  beständige  Resolution  genommen  wer- 
den, wie  man  defensive  oder  offensive  gehen,  auch  wegen  Magazin 
und  Winterquartier  alles  anstellen  will;  sonst  ist  alles  verloren. 

Mein  Eifer  zu  deroselben  Dienst  und  Reputation  dcroselbcn  Person 
und  der  Armee  thut  mich  so  kühn  schreiben.  Ich  hoffe,  es  werde  so 
genommen,  wie  ich  es  von  Herzen  meine. 


Der  Kurflirst  an  Waldeck.     Dat.  Holland  8.   October  1655. 

Kr  wundert    Hch    über   die  WcisernnE  von  Strassbnrg   und  wird  den  8   Od, 
Woiwodcn  Koss  b.ildif^.it   darüber   zur  Rede    stellen.  —  „Weil  Ihr  aneh 
beliebtet,  d;iKs  Ihr  fo   ganz   keine  Nachricht  von  den  Schweden  erlanget, 
als   wollet  Ihr  Oei^^ig  Vartt-ien  za  4,  5  nnd  ft  ITerden    auf  einander  gehen 


A-nOO»^lc 


464  '^'    ^^'^  DOrdisch»  Krieg  bis  com  Vertrag  von  RÖDigBlierg. 

laEsen  und  Euch  bemühen,  daut  Ihr  gewisse  und  gute  Kundschaft  erlangen 
möget;  denn  es  Uns  diBreputiriich  sein  würde,  wenn  auf  Uns  sollte  gegan- 
gen werden,  nnd  Wir  hätten  nicht  Nachricht  davon". 


Der  Kürfilrat  an  Waldeck.     Dat   Holland   9.   October  1655. 

-.  Er  sendet  ihm  den  preossischea  Hofgerichtsrath  Carl  Friedrich  von 

der  Oelschnitz  zu,  „damit  Ihr  Euch   seiner  in   einem    und   andern   bei 
Tractaten  und  dergleicben  gebrauchen  könnet". 


Schwerin  nnd  Dotti-czenaUi  an  den  Kurfürsten.-     Dat. 
Caaimiraburg  10.  October  1655. 

10.  Oct.  Trotz  tüglichen  Drängens  ist  zd  Iceinem  Abachluaa  zu  gelangen.  Die 
Schweden  sind  über  die  Verhandlungen  des  EurftlrsteD  mit  dein  Eönigl. 
Freussen  nnd  besonders  mit  Danzig  sehr  argwöbniEcb.  Bei  der  Behanp- 
tnng  der  Unrcroinbarkeit  der  holländischen  und  der  schwediscken  Alliance 
beharren  sie  fest.  Desgleichen  bleibt  die  Partieipatton  der  Zölle  nnd  die 
Zulassung  der  fränkischen  Linie  streitig. 


Instrnction  fiir  Waldeek.     Dat  Künigsberg  15.  Oct.  1655. 
(Arols.  Arch.) 

15.  Oct.  I.     Wa'tdeck  soll    seine   Trappen    easaromenzieben    und    sich   mit 

ibneo   nebst  der  Artillerie  aa   die  Memel   begebea   nnd   dort  jedem  feind- 
lichen Eiafall  en^;egentrcten. 

2.  um  der  bessern  Verpflegung  willen  soll  er  die  Truppen  woinfiglich 
jenseits  der  littanischen  Grenze  quartieren,  „nach  Orodtio  närts,  als  welche 
Ort  der  König  in  Schweden  dabcvor  Sr.  Ch.  D.  selbst  attribuiret". 

3.  Er  soll  seine  Ankunft  an  derOrenze  den  in  der  Nähe  befindlichen 
moscowi tischen  Generalen  nnd  OfGcieren  antelgen,  mit  Versichernng  freond- 
schalllichcr  Gesinnung. 

4.  Ebenso  ist  bei  der  schwedischen  Generalität  in  Lirland  so  rer- 
fabren;  er  soll  sich  mit  ihr  auf  guten  Fuss  setzen;  bei  Begegnung  mit 
achwedisclien  Truppen  auf  littanischem  Gebiet  ist  jede  Feindseligkeit  eq 
vermeiden.  Ucber  die  Antwort,  die  er  erhält,  soll  Waldeck  schlenni^ 
Bericht  erstatten.  Zeigen  die  Schweden  offene  Feindseligkeit,  „so  mag  sich 
der  Herr  Graf,  ufs  beste  er  kann,  defendircn,  auch  den  Schwedischen  Ab- 
bruch zu  thnn  suchen". 

5.  „Ueber  die  nöthigen  Gelder  za  Erlangung  gater  Knndschaft"  soll 
er  »erfügen. 

6.  Desgleichen  hat  er  Vollmacht,  mit  polnischen  oder  andern  Truppen, 
die  in  des  Eurtürsten  Dienst  treten  wollen,  zu  unlorhandeln. 


luetraclioD  Kr  Woliiecfc.    GewiDDung  polnischer  Trappen.  465 

I.  In  Tilsit,  Tnpiau  und  Wehlau  sind  gute  Magazine  zu  errichten. 

8.  Wa  etwa  RcOouten  oder  R«  trän  die  ments  nöthig  sind,  soll  er  Bie 
baneo  lassen. 

9.  Aach  darf  er  im  Nothrall  „des  gemeinen  Aufbots  sich  gebrauchen". 

10.  Sollte  Bü  zur  Action  kommen  nnd  einige  Orte  dann  Rieb  weigern, 
Garnison  einzanehmen,  so  hat  Waldeck  Vollmacht,  dieselben  „nach 
Eriegsmanier  znm  (iehorsam  zu  bringen  nnd  zu  bestraren,  wie  ihm  dann 
auch  sonst,  wann  er  etwas  zu  Sr.  Ch.  D.  Dienst  rerorduet,  die  Execution 
zn  verrichten  offen  gelassen  wird". 

I I.  „Wann  der  Feind  mit  einer  considerablen  Macht  anf  ihn  dringeu 
sollte,  bat  er  sich  seinem  Gutfinden  nach  entweder  an  einem  gewissen  ivid 
sichern  Ort  zn  setzen,  oder  zurückzuziehen;  dabei  er  aber  jederzeit  dahin 
sehen  muss,  dass  er  von  Sr.  Cb.  D.  nicht  abgeschnitten  werde;  und  bat 
sich  bei  solchen  Fällen  auch  der  hohen  Ofßcirer  Rath  nnd  Gutachten  zu 
gebrauchen". 

12.  „Wann  er  verepüren  sollte,  dass  der  Feind  nach  Königsberg 
dnrcbbreoheu  wollte,  so  muss  er  solches  zn  hindern  oder  dem  Feinde  vor- 
zakommeii  suchen,   auch   sich   selber   afn  Notbfall    nach  Königsberg   reti- 

13.  Mit  Munition  soll  er  genügend  versehen  werden. 

14.  Er  soll  fleiesig  recognosciren  lassen  und  dem  KurfUrsteu  stets 
Nachricht  geben  von  dem,  was  vorgeht;  in  den  Aemtern  wird  Anstalt  ge- 
troffen, dasB  die  Brtere  bei  Tag  und  Macht  durch  reitende  Boten  befördert 
werdeir. 

15.  „Wann  er  auch  etwas  Importantes  vorzunehmen  Willens,  nnd  die 
Zeit  leiden  will,  Sr,  Ch.  D.  vor  der  Execution  davon  Bericht  zn  thun,  soll 
er  Holclies  werkstellig  zu  raaclieu  schuldig  sein  nnd  derosciben  Resolution 
vorher©  einholen.  So  es  aber  Sachen  sein,  welche  keinen  Verzug  leiden, 
kann  er  anch  ohne  eingeholter  Resolution  exequiren". 


Major  David  Jordan  an  den  KurfUrsten.     Dat.  Fawlowki 
17.  Octo])ei-  1655. 

[Verfluch  polnische  Truppen  in  den  Dienet  des  Eorfürsten  zn  Eiohan.) 
Nachdem  E.  Gh.  D.  mir  anbefohlen,  mich  derogestalt  bedient  zu  17.  Oct 
machen,  dass  icb  welche  Völker  an  E.  Cb.  D.  bringen  möge;  habe 
drum  auf  Befehl  I.  Ch.  D.  Gott  weiss  nicht  gesäumet;  aber  unmög- 
lich, Bo  geschwinde  so  eine  grosse  Sache,  also  dennoch  so  eine  ziem- 
liche Armee  zu  persuadiren.  Habe  dennoch  einen  Anfang  meiner 
Dienste  in's  Werk  gerichtet  und  einen  Obristen,  mit  Namen  Niewia- 
rowski,  mit  einem  ziemlicben  Trupp  Volkes  zu  E.  Ch.  D.  Diensten 
gebracht;  von  dem  auch  an  E.  Gh.  D.  eine  Schreibung  wird  zuge- 
sandt.    Mich  aber  wiedemm  aufgemacht  und  eine  ziemliche  Reise  za 

Hater.  *.  Qacb  d.  üt.  KnrrUnMn.      VU.  30 


466  n.    Der  Dordischa  Krieg  bis  snin  Vertrag  tod  Eönigeberg. 

thnn  Torgenommen  an    die  Armee,    die  zu  denselbigen  Vftlbern  ge- 
hören, welche   a\if  ein  5  oder  6000  M.  stark  berichtet  wird.    Hoffe, 
die  auch  an  £.  Ch.  D.  Dienste  zu  bringen;  an  .den  ich  auch  tob  den  . 
itzt  geworbenen  Völkern  ein  Schreibung  habe,  daas  sie  sich  zu  dero 
Diensten  persuadiren  und  einlassen  sollen. 

P.  S.  E.  Ch.  D.  werden  die  Leute  wollen  einen  Ort  anzuweisen 
sich  gnäd.  belieben  lassen.  Thue  E.  Gh.  D.  auch  zu  wissen,  dass 
hie  ein  Obrister  ist  mit  Namen  Poktonski,  der  an  3000  Kosaken 
FuBSTülker  zusammenhat;  wann  ich  ein  eüeade  Schreibung  von  E. 
Ch.  D.  erwarten  könnte,  wollte  ich  bei  einer  Occasion  als  dahin 
reisen. 

Beiliegend  das  Scbreibea  des  Obersten  Stephan  Niewiarowgki 
(„in  Eeincm  und  der  ganzen  Coinpagnte  Namen")  an  den  Kurfürsten 
dat,  Pawlowki  15.  Oct  1665  (polnisch  mit  beillegender  deutscher  lleber- 
selznng),  worin  derselbe  sieb  bereit  erklart,  in  die  Dienst«  des  Kurfürsten 
gegen  den  gemein$aD)eu  Feind  zu  treten ;  er  habe  jetzt  ca.  300  Reiter  and 
ca.  400  Dragoner,  hoffe  aber  bald  mehr  zosammen  zu  bekommen. 

Des  Tveiterea  erhält  Waldeck  Befehl,  die  Verhandlung  mit  diesen 
Truppen  zu  fuhren  und  sie  unter  gewiesen  Bedingungen  in  kurfürstliche 
Dienste  zu  aebmen. 

t.  Patent  des  EnrfitrBtcn  an  alle  Civil-  nnd  Militärbeamte  im'Natan- 

gischen  und  Saniländiseheo  Kreis,  dem  Grafen  Waldeck  in  allen  Dingen 
Hilfe  und  Gehorsam  zn  leisten,  dat.  Holland  18.  Oct.  1665. 


Waldeck  an  den  Knrftiraten.     Dat,  Königsherg 
18-18.  October  1655. 

[Geld-  und  Tuchsendang  aus  Eöuigaberg.  Outen  Muihes  | 
IH.  Oct.  Was  vor  eine  Müh  ich  gehabt  habe,  kann  icli  nicht  genung  sagen, 
das  Geld  und  Tuch  bei^utreiben.  Diesen  Mittag  werde  ich  30,000 
lith.  übersenden,  mit  welchen  meiner  Rechnung  nach  E.  Ch.  D.  weit 
kommen  können,  wann  auf  die  Compagnien  mit  dem  ersten  Blatt, 
wie  sie  jetzt  bei  der  Musterung  sich  befinden,  Geld  gegeben  und  auf 
den  General  und  andere  Stäbe  Assignationes  anhero  gegeben  werden; 
da  ich  denn  gut  vor  sein  will,  dass  selbige  Assignationes  vollthan  wer- 
den sollen.  Vor  meine  Leute  will  auch  schon  heransbekommen,  was 
mir  nötig;  wicwol  mich  noch  sehr  Übel  befinde,  will  ich  doch  sehen, 
ob  überkommen  kann.  Gott  regiere  E.  Ch.  D.  und  dero  Rath;  denn 
ich  keine  Gefahr  sehe,    wenn   die  Condutte  gut  ist    Es  scheinet,  ob 


A-iOOt^lc 


Waltleck  in  Königsberg.  4g7 

(Itlrfte  mir  die  Last  in  Littauen  etwas  schwer  werden,  wovon  meine 
Gedanken  sagen  oder  doch  Ubci-ecbreiben  will. 

ReBolotlon  des  Kurfürsteo,  daL  Hotland  21.  Oct.  165Ö.  —  Dos  31.  OoL 
Schreiben  vom  18.  erat  heute  bekommen.  Mit  den.  30,000  Rth.  ist  wenig 
anzDfangeti;  sie  reiihcn  noch  nicht  einm&l  zn  '■  Monnt  tiold.  Waldeck 
BoU  von  dem  ganzen  Posten  von  150,000  !Uh.  dem  Kurfürsten  70,000  bnar 
and  20,000  in  Assignationen  üheiKchicken;  und  für  seine  Truppen  soll  er 
30,000  baar  nnd  ebenso  viel  in  Assignationen  behalten. 


Der  Kurfiiret  an  Waldeck.     Dat.  Holland  20.  October  1655. 

[RecofDoicirDDg  oacb  Litlanea.    Gnta  Besiebangen  mit  dem  Bischof  von  Wtlna 
zn  echalt%D.J 

Legitimirt  bei  ihm  einen  Rittmeister  Münchhausen,  den  er  mit  einem  20.  Oct. 
Schreiben  (dessen  Copie  mit  übcrsandt  wird)')  abgefertigt;  derselbe  hat 
sonst  nur  noch  den  Aaltrag,  Erkundigungen  über  die  schwedische  Armee 
tu  Littaucn  einzuziehen,  und  ob  noch  weitere  littanische  Truppen  zu  der- 
selben gesCoBsen  sind;  W.  soll  den  Rittmeister  des  weitern  über  die  Lage 
in  Littanen  informiren. 

Im  übrigen  wollet  Ihr  Gelegenheit  suchen,  mit  dem  Bischof  von 
Wilde  in  Gespräch  zu  kommen,  um  von  dcmselbeu  ku  vernehmen, 
was  er  etwa  fQr  Nachrichten  hnbe,  wie  es  um  des  Königs  zn  Polen 
Armee  stehe,  und  ob  an  dem  etwas  sei,  dass  der  OrossfUrst  in  der 
Moscau  itzgedachtem  Künige  Fricdenstractaten  angeboten.  Auch 
wollet  Ihr  endlich  dahin  sehen,  dass  vorerwähnter  Bisehof  jedes- 
mals  bei  guter  Zuneigung  gegen  Uns  erhalten  werde. 


Waldeck  an  den  Kurflirsten.    Dat  Königsberg  21.  Oct  1655. 

[Die  GelderhebDDg  in  Königsberg.    Reise  der  Kurfürstia  nach  Prenssen. 

TachHeadnng.) 
Mit  dem  Qeld  hat  es  noch  einige  Sehwicrigkcit  gegeben,  so  dass  dieses  2t.  Oct. 
und  das  Tuch  erst  heut  abgehen  kann.     Kr  will  heute  abreisen,  wenn  seine 
Gesundheit  es  erlanbt,  nnd  wenn  die  Sladt  genügende  Sicherheit  gegeben 
für  die  richtige  Zahlung  der  übrigen  Gelder. 

■)  Diese  Copie,  die  bei  dem  Berliner  Exemplar  fehlt,  findet  sieh  bei  eioer 
tweitcn  Ausfertigung  dieasB  Scbreibem  im  Aruli.  Arch.  Der  Brief  ist  gerichtet 
an  den  Woinodeu  von  Witepak,  Panl  Sapieha,  dat.  nollaud  19.  Oct.  165r>: 
Widerlegung  der  ausgestreuten  Gerüchte,  als  ob  dbr  Kurfürst  mit  Schneden  im 
Bunde  wäre;  er  bittet  den  Woiwodeu  vielmehr,  über  gemeinsame  VertheidiguDgi- 
massregeln  mit  ihm  in  Verbindung  zu  trotcn,  nod  vemeist  ihn  zu  diesem  Zweck 
speciell  an  Waldeck. 

30* 


463  "-    ^°''  Do''<l'Bclio  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  KoDigaberg. 

E.  Ch.  D.  berichte  ich  uotertü.,  daes  der  Trompeter,  so  E.  Gh. 
D.  um  den  Pase  an  den  Köoig:  von  Schweden  geschickt,  von  den 
Polen  ermordet  ist;  weswegen  es  nötig,  daea  E.  Gh.  D.  einen  OfGeier 
mit  CO  oder  100  Pferden  hinsenden,  dass  selbiger  recht  zu  nach 
Pommern  den  Pass  bringe,  und  unterdessen  I.  Gh.  D.  die  Kurfttrstin 
fortreisen  lassen;  denn  sonsten  es  weit  in  Winter  kommen  and  I.  Cb. 

D.  der  Kurfttrstin  die  Reis  schwer  fallen  wtlrde. 

F.  S.  Das  Messen,  der  Mangel  der  Wagen  macht,  dass  nicht 
mehr  Tuch  vor  diesmal  mitgehen  können  als  die  Hälfte.    Wenn  nun 

E.  Ch.  D.  beliebte,  dass  an  jedwedes  Regiment  die  Hälfte  Tuch  ge- 
geben wDrde,  als  auf  1000  Mann  4000  Ellen,  und  die  Guarde,  so 
5000  Ellen  gefordert,  dritthalhtaueend ;  indessen  dass  selbiges  verar- 
beitet, wird  das  andere  folgen ;' sonst  wird  es  Jalousie  geben,  wenn 
der  eine  was  bekommt,  der  andere  nicht. 


Waldcck,    Instniction  fUr  Obrist- Lieutenant  Aulack    an    den 

Grafen  Magnus  de  la  Gardie.     Dat.  22.  October  1655. 

(Arols.  Arch.)') 

!■  Oct.  Er  soll  den  Qrarcu  de  la  Oardie,  „in  Anmerkung  mir  allerband  rer- 
dächlige  Berichte  zukommen",  um  Aensseraog  darüber  bitten,  „wessen  ich 
mich  zu  demselben  zu  versehen".  Zagleluh  soll  er  die  Erwartung  aus- 
sprechen, dass  der  schwedische  General  die  Qränzen  des  Herzogthums 
nicht  überschreiten,  dass  er  gegen  die  littanischen  Völker,  die  in  des  Kur- 
rUrMtcn  Dienste  getreten,  nichts  feindliches  nuternebmen,  auch  die  brasden- 
burgischea  auT  littauischem  Uehiet  einquartierten  Tmppeu  nicht  beläsUgea 
werde. 


Der  Kurfürst  an  Waldeck.    Dat  Deutsch  Eylau 

27.  October  1655. 

(Arols.  Arch.) 

I.  BcBtätigiing  eines  von  Waldeck  erlassenen  kriegarechtlichen  Urteils: 

die  Summe  von  8CSG  fl.,  welche  von  dem  Waelitmeister  des  Rittmeisters 
Brandt  und  seinen  Leuten  der  Fran  des  Ernst  Korff  in  gewaltsamem 
Uelerfall  auf  freier  Landstrasse  geraubt  worden  ist,  soll  dem  genaanteo 
Rittmeister  und  seiner  Compagnie  an  ihrer  nächsten  Löhunng  abgeiogea 
und  der  ßerauhteu  wieder  zurückerstattet  werden.  —  Beiliegend  verschie- 
dene auf  die  Angelegenheit  bezügliche  Acten. 


■)  Bio  Bericht  Anlacb'B  über  diese  Miiaion  liegt  nicht  vor. 


Wftideck  an  der  litUaischen  Grenze.  4g9 

Waldeck  an  den  Knrfllrsteii.    Dat.  Insterburg  30.  Oct.  1655. 

[Kändschsft  von   der  schwedischen  Armee  Duter  de  la  Gurdie;   ihre  Starke  und 
Termathlichen  Absichten.    Miliforiscbe  Disposilioneu  Watdeck's.    Vorschlag  za 
einem  Angriff  aar  die  Schnredea.    ReqniaitiousBj'stcm.] 
Heate  hier  angekonunen ;  gedenkt  morgen  lu  Tilsit  zu  eeiii.  30.  Oct. 

Ich  bab  albie  den  Obristen  Scbönaicb  und  oineo  Lieutenant, 
ivelchen  derselbe  io  das  scbwediscbe  Lager  untei'  dem  Prätoxt  ge- 
schickt, ob  wäre  tod  ihren  Partbeien  in  diesem  Uet^ogthum  Schade 
gegchehen,  angetroffen;  welcher  berichtet,  dasB  er  Graf  Magnus 
Selbsten  gesprochen  und  von  demselben  zur  Antwort  erhalten,  dass, 
wofem  jemand  angetroffen  würde,  der  Schaden  thäte,  da  sollte  mau 
aufscblageu;  er  hätte  sousten  gedacht,  sie  hofften  durch  Abtretung  des 
Stifts  Ermland  noch  Friede  zu  bekommen;  den  Durchniareeh  zu  dem 
Königlichen  Prenssen  mtlsse  man  ihnen  gestatten;  denn  sie  Ordre 
hätten,  dieselbe  anzugreifen ,  und  weil  sie  befehligt  wären ,  Über 
Braunsberg  zu  gehen,  hat  er  sich  des  Wegs  auf  Tilsit,  Insterburg  und 
Königsberg  erkundigen  wollen.  Sie  geben  sich  ans  für  18,000  Af., 
werden  aber  nur  auf  10,000  geschätzt,  wovon  ich  denn  bald  durch 
Spendirung  etwas  Gelds  Kundschaft  zu  bekommen  hoffe.  Die  BrUcke, 
so  sie  bei  Welunen  geschlagen,  sein  sie  noch  nicht  passirct.  Es  scheint, 
dass  ihr  Dessein  sei,  entweder  mit  Steinbock  sich  zu  coiyungiren, 
oder  ins  Stift  Ermland  Aber  Heustattel  zu  gehen;  denn  über  Tilsit 
mflssten  sie  sich  zwischen  der  Memcl  und  Inster  halten  und  könnten 
in  den  Morasten  durch  Partbeien  sehr  ruinirct  werden;  auf  Heustattel 
aber  zu  haben  sie  flach  Feld  bis  nacber  Insterburg,  auch  bässer  Ge- 
legeDbeit  nach  dem  Bisthum  zu  gehen.  Weshalbcr  ich  anf  das  Haus 
Ragrnit  den  Capitain  Dnoiseler  mit  50  M.  von  meines  Bruders  Re- 
giroeat  und  100  Neugeworbene,  auch  jemanden  mit  300  M.  in  Tilsit, 
nnd  den  Obrist-Lientenant  von  des  v-  Schliebcn  Regiment  mit  Dra- 
gonern in  der  Nähe  bei  dieselbe  Stadt  verlegen,  daneben  Eukerness, 
and  was  sonsten  in  Acht  zu  nehmen,  der  Gebltbr  versehen,  eine- Vor- 
waeht  von  50  Dragonern,  welche  hazardiret  werden  müssen,  narher 
Cattcoau,  und  dagegen  an  die  Memel  eine  Wacht  von  30  Pferden 
schicken,  und  von  des  Jägermeister  Hall 's  Leuten  längst  dieselbe 
bis  nscher  Tilsit,  und  das  Ubrigo  von  des  Hen-n  Grafen  v.  Dohna 
Re^ment  stellen  [will],  damit  auf  den  Nothfall  diejenige,  so  in  der 
Tilse  keine  Dienste  thun  können,  aus  den  Wildnissen  Incommoditäten 
verursachen  mögen. 

Das  Fussvolk  stelle  ich  von  Georgenburg  bis  Angcrburg  an  die 
Anger;  dafern  ich  sehen  werde,    dass  die  Schweden  auf  uns  avan- 


Aj.oo»^Ic 


470  '^-     '^^^  Qordiaclie  Krieg  bis  zum  Veitrui;  voo  Künigeberg. 

cirten,  will  icli  nieiDC  Artillerie  auf  Augcrburg  geben  lassea.  Die 
Reiterei  Inss  ich  von  Spcrliiig;  ab  an  dca  Grenzen  bia  JohanniBburg 
logireu,  mit  Ordre,  äasä  sie  auH  den  benacbbarteu  Orten  für  eich  und 
in  ihrem  Namen  Station  und  Unterhalt  fordern  sollen,  damit  man  ea 
hernacher  entweder  entschuldigen  oder,  nachdem  Resolution  wird  ge- 
fasBt  werden,  mainteniren  ktinoe.  Sie  sollen  so  nahe  als  sie  können 
beisammen  stehen,  auch  so  gute  Ordre  als  immer  möglich  dabei  ge- 
halten und  die  Lebensmittel,  wenn  es  gescliehen  kann,  von  aussen 
gesuchct  werden.  Solchergestalt  kann  die  Conjunction  mit  E.  Cb.  D., 
dafern  selbige  von  Nötheu  sein  und  unterwegs  frische  Pferde  ftrs 
Canon  bestellet  werden,  innerhalb  '6  oder  4  Tagen  geschehen. 

Ich  werde  mit  dem  ehesten  einen  Offteirer  au  FUrst  Bogislav 
Radziwillen  und  au  den  Sopia  [d.  i.  öapieha]  scbickea.  Wann 
nun  dieselbe  Volk  und  gute  Resolution  hätten  und  sich  alsdann  eine 
favorable  Oecaeion  präsentirte,  so  stelle  E.  Ch.  D.  gn.  Nachdenken 
und  Befehl  anlieim,  ob  ich  alsdann  neben  ihnen  mein  Heil  versuchen 
soll;  denn  ich  merke,  dass  sie  sehr  sicher  sein.  E.  Ch.  D.  können 
ilberlegeu  lassen,  ob  es  angehen  wollte,  dass  man  mich  desadyoairte 
und  ich  meine  Entschuldigung  auf  ihre  Dräuworte  oder  etwas  an- 
deres, so'  wol  zu  linden  stUnde,  nähme.  Ich  erwarte  deswegen  E. 
Ch.  D.  gn.  Ordre.  Und  weil  sehe,  dass  die  Station  von  den  Völkern 
alhie  würde  verzehret  werden,  so  würde  ich  mich  erkllhneo,  einige 
Wittinnen  mit  Getreide,  so  bei  der  Tilsc  liegen,  anzuhalten  und 
solches  an  behörige  Orte  bringen  zu  lassen;  denn  es  besser  ist,  dass 
ein  Kaufmann,  welchem  hernachgehends ,  wenn  es  wo)  gehet,  alles 
bezahlt  werden  kann,  klage,  als  dass  E.  Ch.  D.  Armee  und  I-and 
niinirot  werde.  Wenn  ich  auch  irgendwo  Geld,  oder  was  uns  sonslen 
nötig,  bekommen  kann,  werde  ich  es  angreifen  und  E.  Ch.  D.  be- 
rechnen lassen.     ■ 


Resolutiou  des  Kiirfiirste».     Dat.  Oschetzky  4.  Nov.  1655. 


^aovGoOt^lc 


Wftideck  OD  der  tittauiacbeD  Gr«oze.    Coarerens  mit  Woiraberg.      471 

0er  Kurfürst  ao  die  geheimeD  Rüthe  in  Berlin.  Dut.  Saiil- 
feld  25.  Oct.  165ö.  —  Sic  sollca  ilarcb  cinca  aua  ilircr  Mitto  Ijei  dem 
schwediscbeD  ResideDteu  Wolfaberg  in  Berlin  zu  crkuudoii  xuchcn,  was 
er  über  die  VerbnadliiDgeu  der  beiden  Abgesandteu  eu  deu  Ktinig  Karl 
Gustav  (Scbweriu  und  Dobrczeoski)  wisse. 


Bericht  Wesenbeck's  tlber  seine  Unterredung  mit  Wolfaberg. 
[Dat  21.  October  165ö.) 

[Die  Geeaucttcn   bei    Karl   GubUv.     Mnchricht   aus    Wieu.     Weitere  I'IIIdu    du« 

Königs.    Die  brandeDtrurgische  Rüatueg.    Scbwediscbo  Absicht  au(  da«  kUijif;!- 

PreDBBeo.] 

Wolfeberg  erzählt,  dass  die  bcideu  Gesandten  am  6.  Sept.  zum  Kö-  31.  Oct 
oig  gekommen  seien;  daon  am  21,  Sept.  sei  der  König  von  Kruliau  riti^k- 
warts  aafgebrocbeo  uud  habe  die  Oesandtea  abgefertigt.    Seitdem  »ei  er 
ebne  alle  Nachriebt. 

War  soDBteD  in  Discursen  was  freinitilbigcr  un<t  m>  pcrjilcx  und 
nachdenklich  im  Reden  nicht  mehr  als  vor  drei  Wochen  .  .  .  »ondern 
hatte  ziemlichen  Mnth  wegen  seines  Königs  Vragrenn,  Cunjunctiiren 
und  ein^eholeten  Zeitungen  wieder  gcfasHt,  indem  er  {gedachte,  wie 
ihm  der  Bcbwedische  Resident  Klee  aus  Wien  zugcKcliricIien,  daKH  uf 
dessen  gethane  Proposition  bei  Kais.  Mnj.  dieselbe  Meinen  Ki'mig  ver- 
Binceriren  lassen,  dafero  nur  die  Grenzen  Ihrer  Erliläiider  uiilierllhrt 
blieben,  sieh  des  polnischen  Krieges  nicht  mit  za  implicircn;  der- 
gleichen anch  Chorsaehfien  gcrathen. 

Wettere  NachrichteD  und  Hitthiiia;i:iungeD  Wolf  ibc  rg«  u\i<:t  die 
Absiebten  des  König«  Karl  Oasta*  für  die  niw:b^te  Zeit  und  nein« 
Chancen. 

Auf  Prea-sea  übergebend  meint  W'df-ber^,  der  Uiriculnirictr  Con- 
vent  werde  nmi  wil  zu  Bude  tein;  «r  b  ilit  itl.ri;,".-»-  t('Mi''I[jii>i:'ii,  .,:iI-  -««i,n 
der  Herr  Graf  t.  Waldetk  n,  t  t'.liobm  Vo.L';::i  i.a^'i.T  Ut'.ari  gai,;."-fj, 
in  MeioDDg,  dau  t^üeicbi  S.  Cb.  D.  au';b  eii.!;.":  Aeu-tcr  il:i':'.l:t  b^Un 
möchten-'. 

Wie  ich  antwortJ^te.  da**  i<-;,»  eis^'ulli'h  t.i'bt  »Ij«-!*;.  n-jili'rirf« 
er,  das«  nkbt  oLo«.  daM  ü.  Ca.  U.  l'-.rt  \-,'.,.t:r,  p,t,  z-ir  l>I'><>*'rti  iM- 
fension  aUzavid  utnl  ;rr',-**.  viX-.in:.:.,:  zi  tuAf/tn-.!-.  Ai-na  M>n>t<:u 
Ihre  Lande  damit  ztj  n'.u'.f:!:  '»■'.'.:':  ■/'.':.•:■'>■>]  n>;  •  \.--f.-u.  <!;i"  K*: 
andere  polnüri«  r'-i^'J*  :i  y.."-u  7^...:'%  i.  •..u.'-u  i*  .."!';&  .  .  .vt  t^'ün 
König  oidit  w<J  oL-^iL-'U^  c.,-..!^ 


^aovGoOt^lc 


472  'I-    ^^'  nordische  Krieg  bia  Esin  Vertr«g  von  Königsberg. 

Ich  antwoiiete  ihm,  dsss  man  keinem  Potentaten  vorBthreibea 
könnte,  wie  hoch  er  seine  Defension  commenourirte.  So  wUsste  ich 
auch  nicht,  ob  jemand  der  polnisclien  Stände  in  Prenssen  mit  seinem 
Könige  Krieg  liätle  oder  Feind  wäre;  denn  esja  nur  personatis  actio 
unter  beiden  Königen  scliicne,  und  dessen  die  Stände  nicht  zu  ent- 
gelten, auoli  solchergestalt  sich  wol  unter  eines  Anderen  Protection 
geben  könnten  etc.  .  .  . 

Er  schloss  auch  damit,  dass  man  ja  verhüten  sollte,  damit  zwi- 
schen denen  beiden  hoben  Häuptern  keine  Diffideuz  entstehen  möchte; 
denn  sein  König  von  Sr.  Ch.  D.  Landen  und  Autheil  des  üerzogtliums 
Preussen  das  geringste  nielit  begehre  (denn  was  vor  diesem  wegen 
Pillnu  und  Iklemel  gescliehen,  weil  S.  Ch.  D.  absolut  in  Preussen  zu 
sein  vermeint  hätten,  davon  aber  sein  König  schqn  abstehen),  dahin- 
gegen sich  verseilen  wUrde,  dass  S.  Ch.  D.  dieselbe  in  seinen  Dea- 
seins  und  Actionibus  nicht  bindern  würden,  sonderlich  da  er  uf  das 
Königl.  Antheil  Preussen  eine  hauptsächliche  Iteflexion  gerichtet  hätte 
und  solches  haben  mdsste  und  in  dem  verwüsteten  und  grossen  weiten 
Königreich  Polen  nicht  liegen  bleiben  wUrde. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.     Dat.  [Tilsit]  1.  Nov.  1655'). 

[Die  Qaartlere  für  die  Reiteret;    möglicber  Zusammenstoee   mit  den  Schweden. 

Nolwendig,  einen  ICniBdiluas  zu  faaaeD.     Walileck  actio aelaetig.     Krniahnung  Kor 
Pesligkeit.     Die  Rtiiae  der  Ktirrürstin.     Gcbeimniea  vor  allem  nötig] 

E.  Ch.  D.  sehen  aus  dem  Kinschluss,  was  der  Obr.  Schdnaicb 
berichtet').  Nun  erwarte  ich  Ordre,  was  ich  thun  soll  wegen  der 
Logirung  meiner  Keiterei ;  denn  sofern  ich  logircn  will,  muss  ich  mich 
resolviren,  es  mit  dem  Degen  zu  mainteniren;  und  weil  sie  schon 
Quartier  genommen,  wurden  sie,  die  Schweden,  es  fllr  einen  Bruch 
halten. 

Wenn  E.  Ch.  D.  gemeint  sein,  die  Sache  auszuführen  nach  der 
gefassten  Resolution,  und  sich  resolviren  können,  sich  in  solchem 
Staat  zu  fehcn,  dass  es  vielleicht  einmal  an  ßrod  auf  dcro  Tisch  fllr 
eine  Zeit  lang  mangeln  möchte,  und  solches  mit  Beständigkeit  aus- 

■)  Im  ArulseDur  Archiv  ein  anderes  lÜxempUr  dieses  Briefes,  datirt  Tapian 
26.  Oct.  165;>- 

*)  Dieser  ßericlit  fehlt;  oQeabar  enthielt  er  die  Nachricht,  dass  die  brao- 
denburgische  Reiterei  bei  dem  Versuch,  sicli  jonseits  der  Greoce  in  LiilauoD 
eiozuquartieren,  auf  Hindernisse  vun  Seiten  der  dort  schon  aDgehomneDen 
Schweden  gestosaen  wnr. 


Waldeck  an  der  littanischea  Oreazo.  47g 

iBstehen  and  dee  Gltlcks  und  dero  Waffen  Ausschlag  sich  zu  unter- 
werfen getneinet:  so  hielte  meines  wenigen  Ermessens  davor,  E.  Ch. 

D.  werden  wol  thun,  dero  Reiterei  eo  zu  stellen,  dass  aufo  Fall  man 
sich  coi^ungirea  könnte,  auch  mit  der  Artillerie  und  Fusavolk  einen 
solchen  Posten  zu  fassen,  da  sie  stehen  und  von  Steinbock  so  ge- 
schwind nicht  fiher  ein  Haufen  geworfen  werden  ki>nnl«n.  Unterdes» 
nehmen  Sie  1000  M.  z.  F.  und  2000  Pferd  und  schickten  die  mir, 
dass  Graf  Magnus,  so  denselben  in  solcher  Postur  sehe,  dass  etwas 
anszurichten,  Über  ein  Haufen  werfe;  unterdess,  wenn  ein  1000  Pferde 
von  ihnen  Uherrumpeln  könnte,  solches  thäte. 

Ich  will  eigentliche  Kundschaft  einholen  und  bei  Tag  und  Kacht 

E.  Ch.  D.  Nftchriclit  geben.  Unterdess  lassen  mir  dieselbe  gn.  wissen, 
ob  Sie  eine  solche  Resolution  genommen,  damit  mich  darnach  richten 
könne.  Aber  wenn  E.  Ch.  D.  einmal  gebrochen,  so  muss  die  Sacb 
ausgeführt  werden,  und  wenn  E.  Ch.  D.  auch  itzunder  das  Werk  mit 
Schimpf  sollten  liegen  lassen,  so  '  war  für  dero  Leben  der  ßespect 
verloren. 

E.  Ch.  D.  senden  jemand  an  die  Churfürstin,  dass  sie  sich  eilet, 
damit  nicht,  eben  wenn  wir  hier  in  die  Haare  gerathen,  dieselbe  von 
ihnen  ein  Sehimpf  empfange. 

Wenn  E.  Ch.  D.  etwas  filnunehmen  gemeinet,  so  wollen  dieselbe 
doch  fVr  dero  Dienern  in  der  Kammer  sich  nicht  bloss  geben;  denn 
E.  Ch.  D.  versichern  sich,  dass  zu  Königsberg  gehöret  hab,  was  E. 
Cb.  D.  wegen  der  Marienburger  und  anderer  Hachen  geredet;  und 
beim  Krieg  ist  die  Seeretesse  alles.  Ich  wollte  gern  vor  vielen  war- 
nen, aber  ich  darf  es  nicht  wagen.  Gott  regiere  E.  Ch.  D.,  dass  Sie 
Ihre  Leute  kennen  lernen! 


Waldeck  an  deii  Kurfllreten.    Dat  Tilsit  1.  Nov.  1655. 

[Die  RadEiwiU'schea  Fracfatscbiffe.     Reriaisilionun.     MilitärJBche  DieposilioDeD. 

Evealaeller  ZusamineDsloas  mit  den  Schweden  wegeu  Ermlands.l 

Wie  beigehend  zu  ersehen,    habe    ich    an  Prinz  Rad zi will  ge-  i 

schrieben;  die  Wittinnen  hab  ich  auf  Labiau  gesandt');   anderen,  so 

hier  Güter  haben,    desgleichen    sich    hinunter   zu   begeben   andeuten 

■)  Eb  Bind  die  Witlionen  (FrachlBchiffe),  auf  deoeo  Fürst  Radziwill  Beioe 
Schatte,  nm  «ie  vor  Kriegagerahren  eu  bergen,  nach  Tilsit  oder  Memel  zu 
BchaffeD  veisuchto;  WaldecklieBS  dieeelben  mit  Beschlag  belegen;  vgl.  über 
die  Angele|;eDheit  Erdmannadörrfur  Graf  Waldeck  p.  349r. 


A-nOO»^lc 


474  ^'-    ^^'  nordische  Krieg  bis  zam  Vertrag  von  Königaberg. 

lasaen;  es  ist  vermuthlicb  das  Beste  hinweg;  dena  in  einer  Naobt 
jO  Wagen  aaagesohifFt  sein;  was  aoob  darauf,  haben  £L  Cb.  D.  in  bei- 
gebendem  in  etwas  zu  ersehen.  leb  habe  nach  Tapiau  geschrieben, 
daselbst  keine  Wittinnen  passiren  zu  lassen.  £.  Cb.  D.  wollen  giä- 
digst  Belieben  tragen,  zu  verbieten,  dass  kein  Haber  ausgdaseea 
werde  zu  Königsberg;  denn  ein  grosser  Hangel  in  kurzem  daran  iwin 
wird.  Ich  will  hier  im  Namen  E.  Ch.  D.  allen  Hauptleuten  zu  wissen 
thun,  dass  sie  allen  Haber  ausdresehen  und  in  die  Stödt  schaffen 
sollen.  So  hab  aueh  eine  Ordre  gegeben,  dass  jedweder  B«iter  ausser 
dem  Herzogthum  3  Sack  Haber  sich  schaffen  soll,  welche  an  einen 
bequemen  Ort  will  bringen  lassen. 

Man  bringt  mir  Beriebt,  ob  sollte  Graf  Magnus  Ober  die  Bracke 
sein ;  icb  hab  noch  Parteien  ans,  erwarte  deren  Bericht.  Alhier  will 
ich  Bellicum  lassen,  daas  er  diesen  Ort,  Uagnit,  und  die  Schant  su 
Kuckernese  etwas  in  Defension  bringe,  und  das  Commando  albier 
und  zu  Baguit  bis  auf  weitere  Ordre  fUbre.  De«  Jägenneisters  Hall 
seine  Leute  will  ich  hier  in  dieser  Gegend  stehon  lassen.  Morgen, 
geliebt  es  Gott,  will  iob  wieder  nach  lasterborg.  Unterdess  hab  ich, 
wie  E.  Ch.  D.  aus  der  Gopie  sehen  können,  an  die  specificirten  Haapt^ 
leute  geschrieben,  und  will  ferner  nichts,  so  zu  E.  Oi.  D,  Dienst  ge- 
reichend sein  mag,  an  mir  erwinden  lassen.  Den  Hauptmaan  von 
der  Lyck  hab  ich  mit  beigebendem  geschrieben  und  lostruetion  BD 
Priuz  Bogislav  Radziwill  geschickt;  an  den  Sapia  hab  ich  Doch 
niemand  senden  können.  Dass  der  Obrist  "Wallenrodt  mit  300 
Pferden  nach  Grodno,  umcht  mich  um  so  viel  schwächer;  bei  2000 
Pferde  hoff  ich  in  0  Tagen  beisammen  zu  hoben.  Das  Fussvolk  aber 
verstärkt  sich  noch  schlecht,  weil  diese  Orte  besetzen  muss.  —  Ich 
erwarte  E.  Ch.  D.  Befehl,  wenn  die  Schweden  ins  Stift  Ermland 
gehen  wollen,  ob  solches  mit  Gewalt  wehren  soll,  wenn  ich  kann; 
thun  wir  es  nicht,  so  seind  wir  drum.  Wenn  es  E.  Ch.  D.  geliebte, 
Leschgewang  zu  beordern,  zu  Ihnen  zu  stossen,  damit  Sic  desto 
mehr  sich  verstärken.  Ich  sage  noch,  wenn  wir  etwas  wagen  wollen, 
ist  mehr  Hoffnung,  als  wenn  E.  Ch.  D.  Participation  und  Lehnschaft 
eingehen;  aber  Gefahr  ist  dai)eii  da  ist  bei  E.  Ch.  D.,  die  Resolution 
zu  nehmen.  Schliesslich  wlluscbc  ich  nochmals  E.  Ch,  D.  Gottes 
Schutz  und  Beistand. 


^aovGoOt^lc 


Waldeck  »a  der  liLtauiscbsD  Grenze.  ^75 

Waldeck  an  den  Kurfllrstcn.    Dat.  Angerburg  5.  Nov.  1655. 

[Hübe  nad  Noth.    Lust  Ettm  ADgrifT.    Strenge  Jualiz.    0er  RadzJwilt'Bcbe 
Scbatz.) 

Mit  was  MUlie  ich  es  dahin  g:ebracht,  daes  meino  Völker  in  etwas  ^ 
inBamnienbracht,  kann  ich  nicht  besehreiben;  denn  alles  mich  su  hin- 
ilern  sucht;  docl)  hoff  ich  dureli  Gottes  Gnad  bald  die  Zahl  zusammen 
zu  haben.    Wollte  Gott,  sie  wären  nur  besser  in  exorcitio,  an  Fleiss 
sull's  nicht  mangeln. 

Die  Schweden  stehen  noch  zu  Wirsbolova;  man  sagt,  ihre  Brücke 
sei  gebrochen.  War  ich  beordert,  sie  anzugreifen,  schöne  Gelegen- 
heit hatte  ich.  Wenn  es  nicht  durch  Schlieben  zur  Tilsit  gehindert 
würde'),  hoffte  ich  E.  Ch.  D.  versichern  zu  können,  dasa  mit  Gottes 
Hilf  an  dieser  Seite,  so  lang  das  Wasser  offen,  keine  Noth  haben 
sollte. 

Weil  mir  so  viel  Leute  entlaufen,  und  befinde,  dass  die  Amts- 
sehreiber,  Schulzen  und  benachbarte  Edelleute  daran  mit  schuldig, 
als  lasse  ich  morgen  einen  hängen,  so  entlaufen ;  gegen  diejcne  aber, 
so  ihm  Aufenthalt  gegeben,  die  Execution  ergehen;  welches  E.  Ch. 
D.  gnädigst  bewilligt,  und  wenn  Klagen  kommen,  wollen  E.  Ch.  D. 
mich  zu  hören  gn.  geruhen. 

Mit  Verlangen  erwarte  ich  Ordre,  sowol  wegen  des  Comporte- 
mcnU  gegen  die  Schweden,  als  wegen  Prinz  Radziwill's  Schatz. 
Den  Vogel  muss  man  nicht  aus  den  Händen  lassen;  eine  neue  Ai-mce 
steckt  darin. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.     Dat,  Aiigerburg  7.  Nov.  1655. 

Der  schwedische  General-Quartiermeister  Pleitner  wünscht  im  Auf- 
trag des  Qmfen  Msgoua  de  la  Oardie  eine  Unterredung  mit  Wal  deck; 
er  habe  ihm  ein  Rendezvous  zugesagt. 

')  ßeiliegead  verschiedene  Acten  über  die  Widersulzlichlieit  dos  Ubriaten 
T.  Schlieben,  Hauptmann's  zu  Tilsit,  der  sich  »eigen,  den  Bcrelilen  Wal- 
deck'fl  Folge  zu  leisten;  worauf  dieser  ihn  verhaften  lässt,  was  der  Kurfürst 
(dat  1*.  Not.)  billigt. 


^aovGoOt^lc 


476  '^-     ^^^  nordische  Krieg  bii  znm  Vertrag  ?on  E  öuifüsberg. 

Waldeck  an  deu  Kurfürsten.     Dat.  Angerburg  7.  Nov.  1655. 
(Arols.  Aldi.) 

[Der  Budziwill'Bcbe  Scliatx.     Brief  an«  Paris;    die  politiache  Lage.    Ralh  über 

das  Verhallen  zum  Kaiser  nod  zu  dem  Depatatiooetag  iu  Frankfurt] 

Erdringt  wiederholt   darauf,   dass   man   sich   der   RadziwiH'soben 

Schätze  bedienen  müSBe;  damit  sind  viel  „Lücken  zu  stopfen". 

r.         Sonsteil  werden  E.  Ch.  D.  auB  demjenig^en,  so  Vicfort")  an  midi 

gesellrieben,  erselien,    vrTe  die  Sachen  in  Frankreich  stehen.     E.  Ch. 

D.  wird  Gott  beistehen,  aber  es  wird  nöthig;  sein,  mit  grosser  Behut- 
samkeit zu  verfaliien ;   denn  werden  die  Schweden  Meister,  so  seind 

E.  Ch.  D.  verloren  j  kommt  Polen  mit  Hülfe  der  Katholischen  empor, 
80  seind  E.  Ch.  D.  und  alle  Evangelische  in  Gefaiir,  ganz  ausgerottet 
zu  werden.  Weswegen  E.  Ch.  D.  mir  zu  Gnaden  halten  werden, 
dass  den  nnterlh.  Ralh  gebe,  dass  E.  Ch.  D.  an  den  Kaiser  begehren, 
sich  als  Kaiser  zu  interponiren ;- wegen  der  Schuld  oder  eonsten  Geld 
oder  Volk  zu  lehnen;  so  E.  Ch.  D.  im  Reich  angegriffen  worden, 
Beistand  zu  leisten;  auf  dem  Deputationstag  die  Churftlrsten  und 
Stände  E.  Ch.  D.  sich  anzunehmen  zu  verniögeu;  aber  nicht  mit  ihnen 
sich  zu  weit  zu  engagiren;  denn  die  Hülfe  nicht  zu  E.  Ch,  D.  Bestem 
angesehen  sein  möchte.  Und  weil  der  König  in  Schweden  sich  dee 
Prätexts  der  Religion  alwege  gebrauchet,  so  wird  es  nötig  sein,  dass 
E.  Ch.  D.  an  Portmann  befehlen,  den  evangelisehen  Ständen  dero 
Affection  und  Beistand  zu  versichern,  doch  dass  sie  den  König  von 
Schweden  zu  Raison  bringen  durch  Abschicknag,  sofern  E.  Ch.  D. 
nicht  Hand  und  FUss  sollen  gehen  lassen.  Bei  den  Churflirsten  und 
Katholischen  mtlssto  er  auch  abermalcn  anhalten,  E.  Ch.  D.  beizu- 
springen.    Mit  grossem  Verlangen  er™«'-*''  •"'>  ^-   "^i-    ri    Ai-flrp 

Oberst  Heinricli  v.   Wallenrodt 
9.  Nov.  : 

[Nacbriclit  über  die  Bewegungen  dea  Gen. 
aelben.  Gute  Gelegenheil  vcreänint;  Knlbl 
Verwuudiiiig    dea    Königs    Karl    Gustav. 

Johanniaburg.     Verband 

F.  E.  Hochgräfl.  Exe.  fUge  ich  untei 

naclidem  ich  gestriges  Tages  micli  uj 

')  Abraham  v.  Wiciiiicfart,  brand 
belrcCTende  Schreiben  desselben  ist  nicht  ' 
Rinsk  Iti.  Nov.  1655  weist  der  Kurfürst 
preusaischen  Amtsgeldern  1000  Rtb.  za  üb 


^düvGoot^lc 


Wsldeck  an  äec  litUDiBchen  Qrente.  477 

des  RadischewBki  Oeconimo  von  der  Lomse  geaprocheü,  welcher 
mir  rilr  ganz  gewiss  uud  wabrhafitig  dieses  berichtet,  nämlichen  dass 
der  Gen.  Steinbock  vor  etzUclieti  Tagen  von  Nowodwor  mit  dem 
ganzen  Lager  aufgebrochen,  in  der  Nacht,  dass  man  nicht  weiss  wo- 
hin; er  vermeinet  aber,  wie  ihm  wäre  berieht,  als  sollte  er  sich  gegen 
2!akrocyn  gewendet  liaben;  ich  vermeine,  er  wird  sich  mit  Graf 
Magnus  conjungiren,  und  weilen  man  ganz  der  gewissen  Meinimg, 
dass  Krakaii  nocli  nicht  Über,  als  durften  sie  also  mit  der  ganzen 
Macht  hingehen.  Es  ist  Jammer,  dass' wir  itzund  unsern  Vortheil 
versäumen.  In  Warschau  liegen  nicht  mehr  als  300  Mann,  und  ist 
allea  in  grosser  Furcht,  Dieser  Oeeonimus  kommt  erstlichcn  für 
3  Tagen  von  Warschau,  der  gewisslichen  gut  Brandcnbiirgisch  ist, 
hat  auch  ctzliche  seiner  Sachen  zu  Johannisburg;  berichtet  mir  auch, 
als  hielte  es  man  zwar  ganz  in  geheim,  dennoch  hätte  ers  in  etwas 
von  des  Kadischewski  seinem  Secretari  verstanden,  als  sollte  der 
König  von  Schweden  geschossen  sein  und  läge  auf  dem  Schloss  Wias- 
dowa  nahe  bei  Warschau;  denn  man  hat  einen  deutsehen  Baibier  aus 
Warschau  geholet,  den  hat  man  auf  selbiges  Schloss  geftlhret,  ist  auch 
noch  bis  dato  nicht  wieder  in  sein  Haus  kommen,  den  man  vom  Schloss 
nicht  herunter  lässt.  Auch  hat  der  Radischewski  in  Willens,  wie  mir 
benannter  Oeeonimus  berichtet,  einen  Brief  an  den  Hauptmann  nacher 
Johannisburg  zu  schreiben  und  die  Sachen,  so  dem  FDrsten  Bogislav 
Radziwill  zugehüren,  zu  verarrestiren ;  er  saget  aber  dieses  darbei, 
dasa  es  die  Meinung  nicht  hätte,  sondern  dass  er  gute  und  bessere 
Eundschatt  durch 'diese  Occasion  haben  könnte,  sich  zu  erkundigen,  was 
Partei  I.  Ch.  D.  eigentlichen  hielten.  Ich  habe  es  aber  gut  beantwortet. 
Ich  vermeine,  dass  er  schon  wol  besser  dieses  weiss;  fUrchte,  es  ist  wohl 
auf  die  Festung  Johannisburg  mehr  angesehen,  habe  aber  dem  Com- 
mandanten  Herrn  Obristen  Wetzell  heut  dieses  geschrieben,  dass  er 
sich  möchte  in  Acht  nehmen,  wenn  etwa  solche  Schreiben  kämen,  dass 
man  auf  den  Spion  ein  wenig  Acht  haben  sollt,  auch  dafern  über  Ver- 
hoffen was  feindlichs  in  der  £il  sich  regen  sollt,  aus  3  Canonen  die 
Losung  sollt  geben. 

Ich  muss  mich  alhicr  noch  einen  Tag  zwei  aufhalten,  weilen  ich 
mich  morgen  oder  Obermorgen  mit  einem  vornehmen  Masurischen 
Herrn  sprechen  werde,  der  mich  begehret  in  nothwendigen  Geschäften 
zu  sprechen;  erwarte,  was  es  wird  sein. 


^aovGoOt^lc 


4-78  !'■    '-'^^  nordiselie  Krieg  bis  amn  Vertrag  von   Königsberg. 

Joh.  Casimir  v.  Eulenljuig  an  Waldeck.     Dat,  Georgenbürg 
9.  Nov.  1655. 

IZngaminenkaDft   mit   Oberst  Pleitner.     Der   RadziwtH'eche   Schati.     Lob  der 
Bcbnedischen    Armee;    rriedliche    Absichten.     General    Huwaldt  den  Schwedei 
Terbasst.I 
r.  Rapport  über  militari  scbes  Detail. 

Obrist  Plcitner  ist  hier  zur  Insterhurg,  habe  mit  ihm  zu  Mittag 
gegeBsen  und  allerhand  Diacurs  inifr  ihm  gehabt. 

Er  ffüiischt  nameDllirh,  die  arreElirten  Sachen  dos  F.  Radziwill  Trei 
zn  machen  und  betont,  dnss  Radziwill  sicli  in  schwedische  Protection  be- 
geben habe  — 

sagte  ferner,  tlass  Radziwill,  als  er  yernominen,  wie  seine  Wittio 
nen  arrestiret  wären,  ganz  bestUrzt  worden  und  gesagt:  itzo  bis 
ich  ein  niinirter  FUrstl  Scheint,  als  mllssten  allerhand  gnte  Sachen 
darinnen  sein. 

Eulenburg  vcrHicliert  ihm,  dass  es  nur  geschehen  eei,  ora  die  Sachen 
in  Sicherheit  zu  bringea. 

Kr  lobete  seines  Königs  Armeen  sehr,  sonderlich  Graf  de  U 
Gardie  seine,  welche  alle  in  wohl  exercirten  Finnen,  in  die  1G,000 
stark,  bestünde,  und  getraut  sich  damit  auf  20,000  M.  zu  gehen. 
Versicherte  mich,  dass  sein  König  wider  Ch.  D.  nichts  tentiren,  weni- 
ger den  Päbstlem  Friede  hiedurch  zu  Wege  bringen  will,  sondern  wo 
wir  nicht  anfangen  würden,  wollten  sie  gar  stille  sein.  Ich  antwor- 
tete, dass  ebenermasscn  Ch.  D.  nichts  anders  sucheten,  als  Ihren 
Estat  zu  conserviren,  weswegen  Sie  dann  um  keiner  andern  Ursach 
halben  sich  in  eine  solche  Verfassung  gesetzt;  dass  derjenige,  so  sich 
an  Sie  machen  wUrde,  mit  I 
Herrn  mit  IVeuen  meinen  un 

Seinem  Bericht  nach  ti 
Exe.  zu  sprechen  und  auf 
kommen. 

Endlich  Hess  er  sich  au 
Huwaldten  so  gehässig  w: 
Friedens   oder   doch   wohl 
wUrden.    Ich  antwortete,  icl 
Güter  in  der  Lausitz  gekaut 


')  Ueber  Rnwald'a  Vergnn 
Stimmang  gegen  ihn  vgl.  Urk.  i 


^aovGoOt^lc 


Waldeck  an  der  littfinischeo  Grenz«.  479 

ter  Weise  an,  dass  er  zu  E.  Exe.  nacher  Angerburg  sich  begeben 
sollte,  so  er  aber  weder  abgeschlagen,  noch  zugesagt.  Damit  ich 
wieder  nach  meinein  Quartier  geritten. 


Der  Kurfürst  an  Waldeck.     Dat  Rinsk  9.  Nov.  1655. 

(Vorläufig  noch  keine  Action.  Dir  RadziniU'ache  Scfaatij 
Wir  lassen  Euch  auf  dasjenige,  so  Ihr  Uns  durch  Euren  Secre-  9.  Not. 
tarium  Licent.  Franz  Meindersen  untertli.  referiren  wollen,  zur 
gm.  Erklärung  unvcrhalten  sein,  dass,  so  viel  belanget,  wie  Ihr  Euch 
gegen  die  Schweden  zu  comportiren.  Wir  Unsern  geh.  Rath  Ewald 
Kleistcn  nochmals  an  den  König  abzufertigen,  und  sobald  Uns  der- 
selbe Relation  tliun  wird,  so  sollet  Ihr  gemessene  Ordre,  wie  Ihr  Euch 
zu  verhalten,  zu  gewarten  haben.  Bis  dahin  aber  habet  Ihr  nichts 
zu  tentiren,  gleichwo)  solche  Anstellung  indessen  zu  mächen,  dass, 
wenn  Wir  Euch  von  gcmelten  Kleistens  Relation  Nachricht  erthei- 
len  werden,  Ihr  ohngesäumt  bei  Uns  sein  oder  des  Orts  der  Gebühr 
agiren  könnet '). 

Der  Korfürst   ist   dftmit   einverstanden,   dass   die   Radziwill'schen 
Sachen  vorläufig  nach  LabUu  in  Sicherheit  gebracht  siud. 


Waldeck  an  den  Korftlraten.     Dat.  Angerbnrg  10  Nov.  1655. 

Er  beklagt  sich  darüber,  dass  die  preussiscbea  Oberrüthe   die  Tür  das  10.  Nov. 
Militärweeen  bestimmten  und   aDgenicsenea  Aeeisegelder  anderweitig   ver- 
wenden, wodurch  in  den  Auszahlungen  an  die  Truppen  Confusion  entsteht. 
Bitt«  um  Abhilfe 

Die  betreff.  Weisungen  des  Eurlursten  an  die  Oberräthe  werden  sofort 
erlassen.  

Rittmeister  Siebert  Pegati  an  Waldeck.     Dat  Stalupin 
[StalhipÖliiien?]  10.  Nov.  1655. 

Er  stehe  hier  mit  seinen  Reitern,  den  Marseli  der  Schweden  zu  beob-  10-  Nov. 
achten.  Es  kommen  viel  Excesse  von  Seiten  der  schwedischen  Trappen 
vor-  Auf  seine  Klagen  hat  der  schwedische  Qenernlissinius  sich  erholen, 
die  Delinquenten  zu  bestrafen;  es  sind  ihrer  über  CO  cingobraclit  worden; 
2  habe  er  sellist  geschickt;  diese  solieD  gehängt  werden;  „von  den  andern 
sollen  10  und  10  spielen,  welche  henken  sollen".  Sic  haben  übrigens  von 
Vieh  und  Pferden  kein  Stück  weggenommen,  „nnr  blos  was  essende  Waa- 

')  Dlesfl.beabsicbligte  Oesandtschaft  Kleist's  an  d^n  König  Karl  Gustav 
kam  nicht  sor  AasfubniDg. 


„A^iOOt^lc 


4S0  "'    ^'"  "crdiache  Krieg  bis  lum  Vertrag  von  Eöuigsberg. 

ren  und  von  Leiocnwerk  was  sein  mag".  Die  EcbwcdiEcben  OfBciere  «teilen 
sieh  „sehr  corLesiBch"  an  iiod  erbielen  picli  zu  aller  Freundschaft.  Morgeu 
soll  der  Aufbrach  der  Schweden  von  Wirbnlleii  ans,  wo  das  Hauptquartier 
iät,  erfolgen;  der  Marsch  geht  auf  Augustowo. 


Georg  Heinrich  von  Wallenroflt   an  den  Kurfflreten.    Dat 
Neidenburg  10.  Nov.  1655. 

10.  Nov.  Berichtet  anf  Befehl  des  Kurfüisteii  über  die  Vorgänge  in  den  nächst- 

gelegenen  polniBchen  Woiwodschaften.  Der  Landtog  der  Woiwodschaft 
PlotK  ist  Kum  15.  November  »ufgeschoben.  In  Ciecbanowo,  wo  die  Hasa- 
riKchc  Woiwodschaft  ihre  Zusammenkunft  gehabt  hat,  ^siod  sie  in  2  Haa- 
Ten  geritten";  die  einen  sind  für  die  Alliauz  mit  BrAndenl)urg,  die  nndern 
für  AnschlnsR  an  S<'hweden;  den  15.  November  hommen  sie  such  wieder 
zu^mnien.  Der  König  von  Polen  ist  mit  ca.  60  Pferden  nach  Oppeln; 
„die  Krone  aber,  so  er  mit  .sich  genommen  gehabt,  ist  ihm  in  den  Berg- 
städten hinter  Krackan  von  dem  Herrn  Lubomirsky,  Hrn.  Kroueo- 
marschall,  abgenommen  worden".  Stadt  und  Schloss  Krakan  sind  über. 
Der  König  von  Schweden  findet  nirgends  Widerstand  mehr;  wo  er  jetzt 
int,  weiss  man  nicht,  GFZ.  Stoinl)Ock  ist  in  der  Stille  ans  seinem  nahe 
hierbei  gelegenen  Lager  zu  Nowodwor  aufgebrochen,  nro  sich  mit  dem 
Grafen  de  la  Gardle  zn  vereinigen.  Der  Woiwode  von  Flotz,  von  dem 
Wallenrodt  alle  diese  Nachrichten  hat,  räth,  dass die  Truppen  des  Kur- 
fürsten sich  mit  dem  Woiwoden  von  Witepsk,  Hrn.  Snpieha.  vereioigea 
sollen.    Ue&er  die  Ankunft  der  Tartaren  nichts  gewisses. 


Joh.  Casimir  v.  Enlenburg  an  Waldeck.    Dat  Georgenburg 
11.  November  1655. 

11.  Nov.  Soeben  gnte  Kundschaft   über  die   achwcdtsche  Armee   erhalten.    Sie 

rühmt  sieb  18,01)0  M.  stark  zu  sein  —  sie  haben  aber  nnr  4000  M.  z.  R.  nnd 
2000  z.  F.;  die  Iteiter  sind  gut,  aber  das  Fnssvolk  sehr  elend;  3000  Mann, 
die  noch  ohne  Waffen  sind,  haben  sie  nach  Littanen  zurückgeschickt.  Heote 
marschircn  sie  anf  Augustowo,  nicht  weit  von  der  Grenze.  „Rittmeister 
Pegow  hat  etliche  gefangen  genommen,  die  haben  7  Dörfer,  Ch.  D.  zn- 
Btändig,  geplündert;  sollen  heut  in  der  sehwediseken  Armee  ge henket  wer- 
den. Die  Gefangenen  sagen  au?,  dass  iu  ihrer  Armt;c  grosser  Mangel  an 
Proviant  sein  soll,  weswegen  sie  ans  Noth  und  Hunger  ansreiten  müssen'^. 


^aovGoOt^lc 


Waldeck  an  der  littaaiecheu  Greoze.  ^g]^ 

WaWeck    an  den  Kurfürsten.     Dat.  „in   Eil  beim  Aufbruch 
zu  Pratricken"  12.  Nov.  1655. 

Er  habe  hier  mit  Pieitner  conferirt.  Die  Schweden  gehen  auf  12.  Nov. 
Aogostotro,  „fürchten  sieb,  ich  verwehre  ihnen  die  Conjanction;  hätte  ich 
Ordre,  ich  wollte  ihnen  einen  Trab  echenken".  Ueber  die  Radziwill- 
Bchen  WitUnnen  bat  er  „hart  geredet";  es  würde,  wenn  man  aaf  der  Con- 
Gscation  beetUode,  „Prenesen  darüber  leiden"  ...  „er  vermeint,  Stück  und 
andere  Sachen  könne  man  halten,  das  Geld  solle  man  folgen  lassen  . . . 
ÜraT  Magnus  begehrt  mit  mir  zu  reden;  wenn  keine  Ordre  bekomme, 
dranfzDsch lagen,  werde  es  willigen  müssen". 


Waldeck  an  den  KnrfUrsten.    Dat  Angerbarg  12.  Nov.  1655. 

[CanferenB  mit  Pleitner.  De  lii  Qardie  wünscht  eine  Zasammenkanft;  W.  weicht 
■ns.  Die  BadEiwiH'sche  Affaire;  schwedische  Drohung;  Eipectorallonen  herüber 
nnd  hinüber.  Geschenk.  Venunthlicher  Plan  der  Schweden.  Quartiere  im  Pol- 
nlschen  für  die  £eil«rei  nicht  mehr  müglich.  Schwierigkeit  der  Anfgabe.  Mili- 
tärische Dispositionen.  Bitte  nm  schriftliche  Ordres.  Oeldnolh.  Bitte  am  Zo- 
seoduBg  eines  böheren  OfGciers  znr  Tbeilnabme  am  Commando  nnd  an  der  Ver- 
antwortung.] 

Gestern  Abend  zn  Pratrik  mit  dem  Obrist  Pleitner  zusammenge-  is.  Nov. 
kommen,  welcher  anzeigt,  dass  Graf  Magnus  (de  la  Gardie]  auf  der  Grenze 
bei  Wirsbalowa  stehe  und  za  aller  Frenndschaft  bereit  Bei')i  er  will  nach 
Angastowo  geben  und  wünscht  mit  Waldeck  eine  Znsammenknuft  auf  der 
Grenze;  bittet  nm  freien  Verkehr  für  einen  Officier,  der  nach  Königsberg 
gesandt  ist,  einiges  einEukaufen;  endlich  fragt  er,  wie  es  mit  der  Arresti- 
rang  der  Radziwill'scben  Sachen  stehe;  Fürst  R.  stehe  unter  dem  Schutz 
seines  Königs. 

Waldeck  schiebt  die  persönliche  Begegnung  mit  Graf  Magnus  nn- 
ter  dem  Verwände  von  Qescbäften  hinans;  dass  der  Officier  nach  Kiiaigs- 
berg  gereist  sei,  Wnldeck  anbegrüsst,  sei  befremdend,  er  thue  es  auf 
seine  Gefahr  einen  Affront  zu  haben;  übrigens  sei  das  Durchreisen  nicht 
verboten. 

Was  Prinz  Radziwill  Sachen  beträfe,  wUsste  ich  nicht,  wie  sie 
dazu  kämen,  in  solche  Sachen  sich  zu  mischen,  und  wäre  aus  meinem 
Schreiben  an  Prinz  Radziwill  die  Ursach  zu  ersehea. 

Worauf  er  antwortete,  das  wQrde  ein  Anfang  einer  Feindseligkeit 
sein,  wenn  man  die  Wittinnen  anhielte,  und  würden  die  Preussen  die 
Beute  theuer  bezahlen  müssen. 


>)  Beiliegend  ein  von  Pleftner  überbrachtes  Schreiben  de  la  Gardie's 
an  Waldflch,  wonn  er  ihn  begrüsst  nnd  den  Wunsch  nach  aähorer  Bekaoot- 
sobafl  aaupricht;  dal.  Gi«i;oldiahy  24.  Oc(.  Ifi.^  (alten  Stils?}. 

Hui«.  I.  QHcb.  il.  Or.  Kuimntcn.    VU.  31 


482  ^''    ^^'  DOfil'Scho  Krieg  bis  bqu  Tertrag  von  Königsberg. 

Ich  antwortete,  wenn  mau  mit  ürftuen  die  Sache  t^fareo  wollte, 
wfirde  man  zu  Machdenkea  und  dasa  [ich]  E.  Ch.  D.  davon  referirte, 
Ursach  geben;  ich  wQsete  von  keinem  Arrest,  aber  wenn  so  viel  an 
den  Wittinnen  gelegen  wäre,  wollte  ich  wünschen,  dass  E.  Ch.  D.  mit 
Prinz  Radziwill  nicht  so  nahe  befreundet  und  den  Herrn  sonst  nicht 
so  hoch  äsümirteo ...  die  Sicherheit  des  Gutes  und  meine  Person 
seien  die  Ursach,  dass  es  zurDckgehalten  . . .  und  dass  Petarden,  aller- 
hand Gewehr,  Kanonen,  Pulver  und  dergl.  darauf. 

Worauf  er  antwortete,  das  wäre  geflttchtet  Gut  etc . . .  Worauf 
ihm  sagte,  dass  mit  Wagen  und  Eahnen  zu  Nacht  darbei  wären  ge- 
fahren worden  und  weil  der  Schatzmeister  die  Petarden  verlAugnet, 
der  Ffirst  sich  nicht  an  E.  Ch.  D.  hielte,  sondern  mit  Dräuungen  sich 
aus  dem  falschen  Wahn,  als  wenn  sein  Gut  arrestiret,  bringen  wollte, 
so  wäre  Ursach  zu  allerhand  Argwohn  genug  daher;  ich  wollte  aber 
E.  Ch.  D.  alles  berichten  und  dcro  Befehl  erwarten. 

Oa  sagte  er,  er  wäre  froh,  dass  er  den  Grund  wDsste ;  das  Canon  * 
und  Gewehr  könnten  £.  Ch.  D.  wol  behalten,  das  Geld  und  Hobilien 
aber  sollte  man  folgen  lassen. 

Femer  gab  er  vor,  wie  daas  er  gehört  hätte,  ich  wollte  die  Cod- 
junction  mit  Steinbock  hindern;  wenn  solches  geschähe,  wurden  ' 
wir  den  Anfang  der  Feindseligkeit  machen. 

Antwortete,  dass  ausser  £.  Ch.  D.  Grenzen  noch  keinen  Befehl 
hätte,  etwas  gegen  sie  zu  thun;  sie  wflrden  mein  Wehren  auch  nicht 
gross  achten;  denn  sie  unser  Volk,  sonderlich  das  meine,  nichts  fisti- 
mirten. 

Antwortete  er,  dass  ihnen  darinnen  Tort  geschehe,  sie  ästimirten 
unser  Volk  hoch,  die  Officiere  wären  ihnen  meistentheils  bekannt; 
wOssten  wohl,  dass  es  ein  gross  UnglQck  vor  die  Evangelischen  und 
den  König  von  Schweden  sein  wQrde,  wenn  E.  Ch.  D.  mit  ihnen  zer- 
fallen sollten;  aber  wir  ästimirten  I.  Uaj.  so  gering,  worinnen  wir 
uns  auch  möchten  betrogen  linden. 

Ich  sagte,  ein  Manu  ist  des  andern  wcrth;  Freundschaft  ist  das 
beste;  bei  Feindschaft  aber,  so  sie  da  Lust  zu  hätten,  würden  sie 
sehen,  dass,  wo  sie  Preusscnküpfe  haben  wollten,  Scbwedcnköpfe 
dran  mUssten  gesetzt  werden,  und  wärden  sie  Preussen  nicht  auf  der 
Post  gewinnen,  wie  Polen. 

Er  sagte,  das  wassteu  sie  wohl,  wQnschten  auch  Einigkeit  um 
Sr.  Ch.  D.  und  der  Evangelischen  willen;  sonst  wflrdc  es  den  schwe- 
dischen Soldaten  lieh  sein,  wenn  sie  etwas  zu  thun  bekämen;  denn 
sie  bisher  nur  mit  Gänsen  und  UUhnem  gefochten;  wenn  aber  Schwe- 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


Waldeck  an  der  lituaischeo  Grenze.  4g3 

den  mit  Sr.  Ch.  D.  zerfiele,  eo  beklagte  er  das  Land;  denn  die  Mos- 
coniter,  Kosaken  und  Tartarn  wDrden  sie  hereinsenden,  auch  all^ 
verwÖBten. 

Waldeck  antwortet  nocbmals  mit  einer  entEchlossenen  Wendanü;  dann 
iH  die  Conferenz  zu  Bnde.  Waldecb  glaubt,  dasa  die  Schweden  nach 
Bnolaiid  wollen  und  den  Weg  über  das  Haff  zu  nehmen  suchen  werden,  go 
„dass  sie  zwischen  Königeberg  und  der  Fillau  anrm  Frost  zn  kommen  suchen 
werden". 

Der  Kurrüret  hat  diesem  Pieitner  Trüber  einmal  eine  Kette  und  sein 
Bild  vei-sprochen  für  gewisse  geleistete  Dienste;  er  erinnert  Wal  deck 
daran,  und  dieser  zahlt  ihm  300  Rth.  ans  nnd  bittet  es  gnt  zn  heinsen;  man 
könne  den  Mann  noch  gebrauchen. 

Meine  Meinung  ist,  dass  sie  mit  Steinbock  sich  copjun^ren, 
zwischen  E.  Ch.  D.  und  mir  ins  Stift  geben  oder  mit  Parteien  sie 
znm  Accord  zu  bringen  suchen  werden  und  solches  dergestalt,  dass 
sie  ohne  Nachtlager  oder  FDttcrung  die  Parteien  durch  werden  gelien 
lassen  wollen,  und  so  man's  wehret,  werden  sie  um  Tilsit  und  Ineter- 
barg  Diversion  zu  machen  suchen,  und  so  man  sich  daran  nicht  keli- 
ret,  gar  einen  Anschlag  durch  eine  starke  Cavalcade  auf  Königsberg 
machen. 

So  eben  läuft  Kesolntion  des  Kurfürslen  anf  W.'a  biiiherige  Schreiben 
ein.  W.  bedauert,  dass  es  unmöglich  ist,  jetzt  die  Reit«rei  ausserhalb  des 
Herzogtbnme  zn  quartieren;  die  Schweden  dringen  überall  gegen  die 
Qrenzc  vor;  wo  Waldeck  seine  Partbcien  hinübergcscbickt  hat,  da  be- 
gegnen sie  sich  überall  schon  mit  den  Schweden,  so  bei  Augustowo,  wo 
der  Obst-Lt.  Polenz  300  schwedische  Reiter  angetroffen.  Ohne  Feind- 
seligkeit ist  es  also  nicht  mehr  möglieb,  Qnartjerc  in  Polen  zn  behaupten; 
auch  geht  es  jetzt  nicht  an,  die  Reiterei  so  weit  aus  einander  zn  legen; 
man  muBS  sie  beisammen  halten,  wenn  gleich  es  dem  Lande  schwer  fallt. 
Ich  bin  darinnen  wol  unglficklieh,  das»  der  Zustand  dieser  Oerter 
nicht  zutSsst,  dass  allen  zugleich  ein  völlig  GcnDgeo  thun  könne;  denn 
ohne  Feindschaft  in  ihr  Land  (wie  sie  es  nennen)  zu  logiren,  ist  un- 
möglich; vor  ihnen  zu  weichen,  wenn  sie  an  die  Orte  kommen,  so 
man  belegen  möchte,  ist  schimpflich;  E.  Ch.  D.  Grenze  zu  defendiren, 
sich  von  Königsberg  und  E.  Ch.  0.,  wie  meine  Instruction  ausweiset, 
nicht  abschneiden  zu  lassen,  so  weit  mich  aus  einander  zu  legen  und 
zu  verhfiten,  dass  man  nicht  zwischen  mich  gehe,  noch  E.  Ch.  D,  Lan- 
den beBchwerHch  falle,  ist  zugleich  unmöglich,  sonderlich  da  sie  auf 
der  Grenze  diesseit  der  Wildniss  gehen.  Wegen  des  Fussvolks  und 
Stacken  will  ich  E.  Ch.  D.  gnäd.  Ordre  nachleben;  ob  aber  im  übri- 
gen es  treffen  werde,  kann  ich  nicht  wissen;  doch  thue  ich  nichts, 
als  mit  Ratli  der  dieser  Oerter   kündigen  Oflicirer,  bis  zu  E.  Ch.  D. 

31«  , 


484  '^-    ^^'  '^'^''■^■Bche  Erieg  bis  sum  Vertrag  vod  Königaberg. 

gnäd.  Ordre  auf  meine  vielfältige  Kelationen.  Hab  auch  die  Verord- 
nung getban,  dass  der  Obriste  Wallenrodt  aieh  an  die  Lyck'schen 
Grenzen  ziehen,  unterdessen,  was  er  an  Ration  aus  dem  über  der 
Grenze  gelegenen  Ort  ziehen  kann,  nehmen  soll.  Mein  Regiment, 
Sch&aaich  und  Canitz  lass  ich  im  Oleziachen  zusammenziehen, 
wohin  ich  iu  Person  beigeheu  will.  Einen  Versuch  will  ich  thun, 
ob  80  viel  Pferde  zu  Wege  bringen  kann,  dass  etliche  Musquetiere 
anstatt  Dragoner  bei  mich  nehme.  Wenn  sie  einbrechen  wollten,  will 
ich  an  Fleiss  es  ihnen  zu  wehren  nicht  ermangeln  lassen,  wDrde  auch 
gegenwärtig  der  Zahl  der  Soldaten  nach  ihnen  wol  stehen  köanen 
und  wollen. 

Nachdem  aber  das  Volk  neu  und  das  meiste  noch  nicht  vonn 
Feinde  gewesen,  wenig  OiVeiere  bei  mir  habe,  ja  gar  keinen,  so  E. 
Ch.  D.  kennen  und  auf  dessen  Desterität  Sie  sich  verlassen,  und  was 
an  einer  Seiten  vor  eine  Zaghaftigkeit  mir  konnte  ausgeleget,  an  der 
andern  Seiten,  weil  ich  noch  Jung,  niemals  eine  Armee  commandirt, 
vor  Unverstand  und  Tcmerität  geschätzt  werden  möchte:  so  erwarte 
ich  billig  expresse  .Ordre,  wenn  ich  mich  an  der  Zahl  gleich  befinde, 
und  mit  noch  der  andern  bei  mir  habenden  OfBcirer  Meinung,  wenn 
sie  auf  mich  dringen,  mit  Raison  geschlagen  werden  könnte,  ob  es 
wagen  soll  oder  nicht? 

Wäre  ich  von  E.  Ch.  D.,  was  den  Krieg  angehet,  recht  gekannt, 
ich  wollt  diese  Vorsorg  nicht  haben.  Aber  itzt  ists  get^rlich  um  mich, 
ohne  E.  Ch.  D.  exprcssc  Ordre  etwas  zu  than.  Hätte  ich  sonsten  die 
Macht  gehabt,  mein  Vortheil  anf  die  Schweden  zu  nehmen,  mit  Gott 
sollte  es  schon  geschehen  sein. 

Klagt  über  grogee  Oeldiioth;  anch  die  Officicre  bei  ihm  sind  zum  Theil 
unbemittelte  Leute;  das  ist  sehr  bedenklich,  da  er  den  Sehnedea  so  nahe 
gegenüber  steht 

Weil  es  viel  mehr  Kunst  erfordert,  dem,  was  von  mir  erfordert, 
ein  GenDgcn  zu  thun,  als  ein  Land  anzugreifen  und  zu  Oberwinden, 
und  meine  Actiones  nicht  ungetadclt  bleiben  werden,  so  bitte  £.  Cb. 
U.,  dieselbe  senden  mir  einen  hohen  OfBcirer,  der  mir  die  Last  und 
Verantwortung  helfe  tragen,  oder  senden  jemand  anders  anhero,  so 
commandire,  und  lassen  mich  bei  dero  Cavallerie  gehen.  Doch  wie  es 
E.  Ch.  D.  machen,  so  will  ich  dero  Willen,  so  viel  in  Menschen 
Kräften  stehet,  vollbringen. 


^düvGoot^lc 


Waldeck  ao  der  litUaiechen  Grenze. 


485 


Mcmoriale  vor  Secretarium  Meiiiders,   wie   er  an  S.  Cli.  D. 

von  Brandenburg  nach  Riusky  von  I.  Iiochg.  Exe.  von  Wal- 

deek  wegen  Graf  Magnus  abgeacliieket. 

(Arola,  u,  Berl.  Arch.)'). 

[Nachrichten  Qber  Stärke   aad  StelluDg  der  Schweden.    DispositioD    für  etaeo 

.Aagriff  auf  die  Bchwedischeo  StellDDgen;    Grüade    für   die    Thaolichheit   eines 

AD^iffe.    EveDtnelle  Oiepoaition  für  den  Winter  nnd  die  LandesdefeDsioD-) 

Ad   marg.     „Dieses   ist   Sr.  Ch.  D.    mündlich   referiret,   Uinsky   den 
1*2.  NoTember  1655." 

Man  hat  gewiBse  Knndschan,  dass  die  Schwedischen  Ober  0000  i^-  Nov. 
Mann  stark  seio;  bei  Wallunen  ist  die  BrUeke  Ilber  die  Memel  ver- 
fertiget und  uff  dieBseit  ein  Rctreoehement  gemacliet.  Der  Oberlorster 
Ncttelhorst  hat  den  1.  Nov.  den  General-Quartiermeister  Pleitner 
zu  Sodargen  gesprochen,  welcher  saget,  dass  die  Schwedische  Aruiec 
den  2.  oder  gewiss  den  3  Nov.  um  diesclbigo  Gegend  Btchen,  und 
Graf  Magnus  mit  der  Hofstatt  zu  besagtem  Sodargen  und  Rumäni- 
schen logiren,  Über  2  Tage  aber  daselbst  nicht  stehen  bleiben,  son- 
dern uff  Neustädtchen,  woselbst  er  eine  Brücke  machen  lieaae,  mar- 
chiren  würde. 

Vor  3  Tagen  ist  ein  Lieutenant  von  Scbönaich  in  dem  schwe- 
discheo  Lager  gewesen  und  mit  Graf  Magnus  selbst  geredet,  wel- 
cher gesaget,  dass  sie  nicht  im  Sinne  hätten,  Sr.  Gh.  D.  Landen  und 
Unterthanen  einigen  Sehaden  zuzufügen,  noch  dieselbe  feindlich  zu 
tractiren,  hoffeten  aber  auch,  S.  Ch.  D.  würden  ihnen  den  Durchzug 
uffs  Stift  Enuland  und  dem  Königl.  PreusBcn  nicht  verweigern.  Er- 
wartBQ  also  L  hochgr.  Esc.  gnädigst  Ordre,  wie  Sie  sich  uff  einen 
und  den  andern  Fall  zu  verhalten,  ob  Sic  den  Durchzug,  dafem  sol- 
cher von  Graf  Magnas  begehret  werden  sollte,  gestatten,  oder,  weil 
Sie  Gelegenheit  sehen,  anjetzo  den  Schweden  Altbruch  zu  thun,  sol- 
ches versuchen  und  ins  Werk  richten  sollen;  Ihre  Meinung  ist,  dass 
Sie  nach  gegenwärtiger  Eundschaft  den  Einfall  folgender  Gestalt 
thun  könnten. 

Die  schwedische  Cavalleric  lieget  gemeiniglich  in  Dörfern  und 
zwar  in  grosser  Sicherheit;  das  Hauptquartier  ist  ordinaric  hinter  der 
Arm^e,  und  wird  ein  place  d'armea  geben,  davon  man  mcistenthcils 
Nachricht  haben  kann.  L  Exe.  wollten  also  die  Gelegenheit  ersehen, 
dasB  Sie  sieh  heimlich    in  der  Nachbarschaft,    etwa   in  einem   Wald 


■)  Original    im  Arolsener  Archiv;   im  nerliner   eine  Abschrift, 
Deberscbrirt  fehlt,  aber  ein  Stuck  am  Schluss  binzngefügt  ist;  vg).  i 


Aj.o6»^Ic 


4g6  II     Der  nordieclio  Krieg  bis  euiu  Verlray  von  KÖuigabcrg. 

oder  soustcu,  ütellCQ  köuntou,  und  in  der  Nacht  mit  dem  ganzen 
Corpo  der  Cavallerle  auf  ihren  place  d'armes  rticken,  tumittela  einen 
-  Obristen  mit  500  Pferden  und  300  Dragonern  in  das  Quartier,  wo  sie 
am  Btärkesten  lägen,  einfallen  lassen  und  denselben  die  Relirada  uff 
den  place  d'armes  assigniren.  Wann  liernacbgeliendB  die  übrigen  auch 
darauf  zu  marcbirten ,  wollten  Sie  dieselbe  allda  empfangen  und 
solchergestalt,  ob  die  Schweden  schon  an  der  Zahl  Überlegen,  demiocb 
guten  Succcss  hoffen. 

Wann  der  Einfall  glUckte,  wollten  Sie  das  Fussvolk  nebst  eini- 
gen Dragonern  nach  Wallunen  schicken  und  ded  Passes  allda  sich 
bemächtigen,  damit  das  Fussvolk  dartibcr  nicht  zurückgehen  könnte; 
wann  sie  aber  ihre  Flucht  uff  Steinbock  zu  nehmen  würden,  wollten 
Sie  sich  an  sie  heukeu,  alles,  was  von  Leuten  in  der  Nachbarschaft, 
so  Waffen  tragen  können,  zusammenbringen  luid  sie  zu  ruiuiren 
suchen. 

Dafern  nun  dieses  Sr.  Ch.  D.  gn.  Willensmeinung,  mtissten  I. 
hochgr.  Exe.  noch  Cannenberg,  Sparru')  und  ihre  2  Compaguien 
nebst  allen  Dragonern,  im  Fall  man  sie  daselbst  immer  entbehren 
küunte,  zugeschicket  werden,  und  die  Bagage  von  diesen  Trouppe« 
in  Sicherheit  bei  das  Fussvolk  gehen,  diese  aber  so  geschwind,  als 
es  die  Pferde  leiden  könnten,  uf  das  Amt  Lyck  zu  marehiren,  und 
I.  Exe.  bei  Tag  und  Nacht,  dass  sie  im  Anzüge,  kund  gethan  werden, 
welche  inmittelst  sichere  und  gewisse  Eundschaft  einziehen  und  fol- 
gends  an  einem  gelegenen  guten  Ort  so  secret,  als  immer  möglich, 
sich  mit  ihnen  conjungiren  und  darauf  den  Anschlag  zu  Werk  rich- 
ten wollten.  Wann  S.  Ch.  D.  alle  Cavallerie,  so  Sie  bei  sich  haben, 
schicken  könnten,  würde  die  Sache  desto  sicherer  gehen. 

Die  Motiven  und  Ursachen,  welche  S.  Ch.  D.  bewegen  könnten, 
diese  Resolution  zu  nehmen,  achten  unter  andern  Ihre  £xc.  vornehm- 
lich nachfolgende  zu  sein. 

1.  Obschon  Graf  Magnus  vorgibt,  er  habe  gegen  S.  Gb.  D. 
nichts  feindliches  im  Sinn,  so  scheinet  doch  aus  allen  Umständen, 
dass  er  nur  Zeit  zu  gewinnen,  Samaiten  in  Sicherheit  zu  setzen,  und 
sich  hernaehgehends  mit  Steinbock  zu  conjnngiren  suche,  damit  sie 
alsdann  S.  Ch.  D.  mit  desto  grösserer  Macht  angreifen  können  -,  maassen 
dann  auch  Graf  Magnus  gesaget,  dass  er  über  Tilsit,  Insterburg 
und  Königsberg  nacher  Braunsberg  gehen  mfisse,  sich  auch  wegen 
dieses  Weges  erkundiget. 


')  Id  der  Berliner  Jibachrift  Span. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Wsldeok  an  der  liUanischeD  Orauze,    Sein  Aogriffsplao.  ^gy 

2.  Die  Samaiteo  und  aodere,  ja  dio  ganze  Littauische  Armee 
wären  znm  Recompeue  uff  gute  Winterquartiere  in  PreuBsen  ver- 
tröstet. 

3.  Der  General-Major  bat  zu  obbemeltem  Lieutenant  gesaget, 
sie  hätten  ja  den  Kaiser  bezwungen;  was  denn  S.  Cb.  D.  viel  macben 
wollten  t 

4.  Der  König  von  Schweden  hält  Sr.  Gb.  D.  Abgesandte  nur  mit 
Tractateo  auf,  bis  man  in  der  NachbarBchafl  fertig;  es  hat  derselbe 
aaoh  expresse  zu  Stettin  gesaget,  dafem  S.  Cb.  D.  mit  einer  Armee 
in  Freuesen  gingen,  mUsee  er  dieselbe  vor  seinen  Feind  achten. 

5.  Da  man  anjetzo  sein  Heil  nicht  versuchte,  wtlrde  man  doch 
heroachgebends  nach  gemachter  grosser  Armatur  schimpfliche  und 
oacbtheilige  Condidones  eingehen  müssän. 

6.  Hingegen,  wenn  es  wohl  abliefe,  wflrde  S.  Gh.  D.  nicht  allein 
einen  grossen  Namen  dadurch  erlangen, 

7.  sondern  die  Samaiten,  Gnrland,  und  was  von  Littanen  die 
Schweden  inne,  alsbald  am-  und  nach  allem  Vermuthen  su  Sr.  Oh.  D. 
sich  schlagen. 

8.  Wohin  dann  der  Obr.  Korf  oder  sonsten  jemand  geschicket 
und  ein  neues  Corpo  gerichtet  werden  könnte. 

'  9.    Die  Königliche  Frenssen   wUrden   viel  melir  Hoffnung  uff  S 
Gh.  D.  setzen  und  sich  desto  eher  accommodirCD. 

10.  Bei  dem  Moscowiter  selbst  würden  S.  Gb.  D.  sich  in  grosse 
CoDsideration  bringen. 

11.  S.  Gh.  D.  könnten  alsdann  alle  dero  Völker  zusammen- 
ziehen und  bessere  Conditiones  machen. 

12.  Dem  König  könnte  alsbald  notifieiret  werden,  dass  S.  Ch. 
D.  zu  dieser  Defension,  um  dcro  Staat  wegen  so  viel  Dräuungen  in 
Sicherheit  zu  setzen,  gezwungen  worden;  wären  aber  nach  wie  vor 
bereit,  uf  billige  Conditiones  zu  tractiren ;  wollte  alsdann  der  KiJnig 
nicht,  80  hätten  S.  Ch.  D.  desto  bessere  Mittel  sich  zu  verstärken, 
könnten  die  Quartiere  erweitem,  und  hielten  darzu  die  Werder  zur 
Reserve  noch  hinter  sich')- 

Die  Schickung  an  Graf  Magnus  hätten  S.  Exe  in  Ungewissen- 
hcit,  wessen  S.  Ch.  D.  sich  resolviren  würden,  und  damit  res  integra 
bliebe,  noch  zur  Zeit  nicht  gethan. 

Wollten  nun  S.  Ch.  D.  diese  Resolution  nicht  ergreifen,  so  halten 
I,  Exe.  für  nötbig,  dass  bei  Zeiten  und  fllr  dem  Winter  an  einer  Ge- 

■>  Bis  hierher  du  ActaQstück  des  Arolaeaer  Archivs ;  die  fulgendeo  SäUe 
aus  dem  Berliner  Kiemplor. 


Aj.oo»^Ic 


488  II-    Der  nordiBohe  Krieg  bie  Eum  Vertrag  vod  Königsberg. 

gcnd,  WO  viel  Häuser  sein,  worin  die  Soldaten  fDr  der  Kälte  sich 
bergen  könnten,  ein  Retranchement  gemacht,  alle  Fasse  und  Wildnisse, 
so  viel  möglich,  verhauen  und  vergraben,  auch  in  alle  Aemter  aus- 
geschrieben werde,  dass  alles,  was  Waffen  zu  tragen  geschickt,  anf 
den  Glockeiuchlag  zu  erscheinen  in  Bereitschaft  stehe;  gestalt  dann 
I.  Ekc  ein  solches  Schreiben  an  die  Littanieche  Hauptleute  schon  ab- 
geheo  lassen.  Auch  wäre  der  Bischof  von  Emiland  und  die  Königl. 
Preussen  quibueeunque  conilitionibus  zur  Gonjunction  zu  anioiiren; 
die  Reitereien  nach  Möglichkeit  zu  fattgiron;  zu  Königsberg  und  an 
andern  Oertom  gute  Hagazine  zu  machen,  bis  durch  Hilfe  der  Alliir- 
ten  und  Divcrsiones  gegen  das  Vorjahr  [man]  ein  anders  zu  dem 
Werk  thun  könnte. 

Sollte  man  auch  das  Stift  Ermland  und  alles  andere  abandonniren 
und  nur  'auf  dieses  Landes  Defenaion  sehen  wollen,  so  hielten  I.  £xc. 
für  diensam,  solche  Posten  zu  fassen  und  die  Völker  also  zu  logiren: 
Sie  wollten  Welau,  Salow,  Jorgenhurg  und  Taplacken  mit  einigen 
Besatzungen  nach  Nothdurtlt  versichern,  einige  Redouten  an  der  Anger 
machen  und  bis  Schippenbeil  alles,  so  viel  thunlich,  verhauen  und 
vergraben  lassen  und  in  diesem  circuitu  logiren.  Sie  hätten  also  die 
Anger  für  sich ,  den  Pregel  auf  der  linken  Seiten  und  die  Alle  auf 
dem  Rucken;  die  rechte  Seite  wollen  Sie  bestermaassen  defendiren,  auf 
den  Kothfall  könnten  Sie  Über  die  Alle  gehen  und  den  Marsch  der 
Schweden  auf  Königsberg  hindern.  Die  Plätze  von  einiger  Importans 
bis  auf  Johannisburg  wollten  Sie  mit  nöthigem  Besatz  versehen  und 
mit  Partheien  das  Land  so  viel  möglich  defendiren  und  dem  Streifen 
wehren.  Zu  Georgenburg  ist  wegen  vieler  Scheunen  gute  Commo- 
(lität,  ein  Retranchement  zu  machen  und  irgends  ein  tausend  Mann 
zu  logiren;  zu  Angerburg  dosgleiehen. 


Memoire  [von  Waldeck]  über  die  confiacirteo  Radziwill'schen 
Schätze. 

(Das  Geld  vorläoGg  behalten  und  zu  Ruatangen  verwenden.    Die  Buf  öen  Schiffen 
befindlichen  Petarden,  Kanonen  und  Gewehre.    Verhalten  dem  Fürsten  Bkd»irill 
gegenüber.] 
12.  Nov.  ,!at  Sr.  Ch.   D.  zd  Rinsky  3  Meilen  von  Thorn   den   12.  No?.  1655 

referiret  worden"  '). 

■)  Veminthlicb  gleichfalls  dorch  Franz  Meinders,  wie  das  vorhei^bende 

Stück. 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


Waldeek  an  der  litUviaebeo  Greoie.    Der  RkdsiwiU'fch«  Schati.        4g9 

Wa)d«Gk  hält  dafür,  „dseB,  wenn  so  viel  Oeld,  als  man  sagt  nnd  es 
scheinet,  darin  TOrbandeo,  S.  Cb.  D.  könnten  so  viel,  als  zn  Ricbtnng  einer 
Denen  Arutee  in  Teatschlaod  vonnötben  wäre,  beransnehmen  and  eine  Obli- 
gation an  den  Plats  legen ;  anf  den  Nothfall  kannte  man  auch  etwas  davon 
za  Bezahlung  der  hiesigen  Armee  nehntea;  inmittels  za  dem  Füret  Rad- 
xiwilln  schicken  und  sagen  lassen,  dass  alles  richtig  inventarisirt  nnd, 
nachdem  S.  Ch.  D.  wüssten,  woran  Sie  wären,  ohne  Anfenthalt  resti(nirt 
«erden  sollte." 

Käme  es  znm  Krieg,  so  würde  es  gegen  alle  Raison  sein,  „nervam 
belli  ans  Händen  zn  lassen".  Als  Kechtfertigungsgrttnde  kann  man  vieles 
aDfiibren,  wie  namentlich  die  Drohungen  der  Schweden;  feraer  die  auf  den 
Radziwiirschen  Schiffen  n.  a.  auch  vorgefundenen  Waffen;  ^der  Schatz- 
meister bat  die  Petarden  verläagnet,  deren  man  hernach  drei  gesehen"  etc. 

„Der  Schatzmeister  hat  von  I.  bochgr.  Exe.  durch  den  t.  Budden- 
brock  begehren  lassen,  dass  ihm  erlaubt  werden  mächte,  nur  etzliche 
Wagen  mit  Kleidern  und  einem  llaadpfennig  für  den  Fürsten  wegzufüh- 
ren"; W.  hat  es  aber  verweigert,  bis  auf  InetracÜon  des  Kurfürsten.  Er 
räth,  die  Wittinnen  zuerst  nach  Labiau  und  dann  weiter  nach  Königsberg 
bringen  zu  lassen. 

„Wenn  S.  Ch.  D.  es  also  gut  fündea,  wollten  sie  die  Sachen  durch 
den  Herrn  v.  Bnlenbnrg  und  sonsten  jemanden  inventarisiren  lassen. 
Dafern  aber  S.  Ch.  D.  dieses  nicht  thun  wollten,  köcnten  Sie  an  den  Pur- 
sten schicken  nnd  ansprechen  lassen,  2  oder  3U0,ÜÜ0  Ktb.  zu  lehnen;  die 
Kriegs materialia  aber  und  das  Gewehr  bis  zu  Ausgang  der  Sache  bebal- 
ten und  die  Stücke  anf  die  Schanze  bei  Knckernese ,  wo  deren  ohne  das 
vonaötheu,  schicken". 


Der  Kurflirat  an  Waldeck.     Dat  Rinsk  13.  Nov.  1655. 

Antwort  anf  den  Rapport  dat.  Angerburg  8.  Nov.  Billigung  seiner  ge-  13-  Nov. 
troffenen  Hassregeln.    Er  soll  daftir  sorgen,  dass  das  Magazin  in  Königs- 
berg hergerichtet  wird.     Von  den   in  Ragnit  stehenden   Kanonen  sind  die 
metallenen  nebst  den  dazu  gehörigen  Kngeln  nach  Königsberg  zu  schicken ; 
die  eisernen  sollen  dort  bleiben. 


Der  Kurftlret  an  "Waldeck.    Dat  Rinsk  14.  Nov.  1655. 

Befebl   lam  RückiDg   im  Fall  eines  Angriffs.    Das  Biiadniae   mit   deo  preuse. 
Ständen.] 
Auf  die  in  Eaerm  Uemonal  enthaltenen  Punkte  lassen  Wir  Eucli  ll.  Not 
in  gn.  Reaolution  ^rissen,   dass  Wir  vor  unnöthig  erachten,    ein  Re- 
tranehement  zu  Angerburg  und  Insterburg  zu  verfertigen,  besondem 
nenn  auf  Euch  sollte  gedrungen  werden,  so  habet  Ihr  Euch  zurQck- 


A-nOO»^lc 


490  '^'    ^^'  nordische  Krieg  bis  Bom  Vortr&g  vod  EÖDigiberg. 

EUzieheD-,  auch  mücbten  die  Magazin  des  Orte  nicht  sicher  ttein;  be- 
sonderu  habt  die  Verordnung  und  VcrBehung:  zu  thnn,  dasB  alles  toq 
Früchten  naeher  Köuigeberg  geflehet  werde. 

Uiiiweis  auf  dos  mit  den  Staaden  des  Röuigl.  I'reutiseD  abgeschlosGeoe 
Biiiiduiaa  [vgl.  obea  p.  411);  dem  gemäss  soll  W.  nauientlicb  dem  Bistbum 
Eriulaad  gegenüber  verfahreo. 


Der  KorfUret  an  Waldeck.  Dat  Rinsk  15.  Nov.  1655. 
15.  Nov.  Von  deu  ßadziwill'ütticu  Sachen  soll  alles,  was  Meubles  und  in  EiBten 
vei'sdtlosseu  ist,  nach  Königsberg  in  das  ÜevrSIbe  auf  dem  Schloss  ge- 
bracht werdeo,  uuler  Aursiebt  des  Radziwiirscheu  Schutz meisters  und 
melircrcr  karfürstlicher  Beamten;  Kanonen,  Muskoten,  Kugelu  etc.  mäBsen 
speuitii'irt  und  ebenfalls  in  Königsberg  in  Verwahr  gehalten  werden. 


Waldeck  aii  deü  KurfÜrsteu.    Dat.  Angerburg  14.  Nov.  1655. 
(Arols.  Ärch.) 
7.  Es  kommt  Nachricht,  dass  Bogislav  Radziwill  und  die  Stäud«  von 

I'odlacbicn  mit  deu  Schweden  verhandelt  haben,  sich  mit  ihnen  verbinden 
und  gemeinsam  in  das  Herzogthum  Preussen  ziehen  wollen.  Vermnthltch 
werden  sie  sich  theilen  und  der  eine  Thei)  zwischen  Tilsit  und  Insterburg 
durch  auf  Königsberg,  der  andere  in  das  Bisthuni  Ermland  gehen.  Oies 
beides  zn  hindern  sei  er  nicht  bastant.  Wie  er  es  Ijalten  soll  in  diesem 
Fall?  Ob  anf  Königsberg  sich  zurückziehen 7  Er  boETc,  dass  dies  so  spät 
als  möglich  nötig  scia  werde.  Die  günstige  Zeit,  etwas  ausserhalb  der  Gren- 
zen von  Preussen  vorzunehmen,  ist  nun  vorüber;  es  gilt  itun  hauptsächlich 
die  Conservatiou  der  Armee  und  dass  man  diese  zunächst  den  Winter  über 
durchbringt;  uud  das»  man  zu  ihrer  Erhaltung  Erminnd  und  das  Königl. 
PreuHsen  benutzen  kann. 


Der  KurfUist  au  Waldeck.     Dat.  Itinsk  19,  Nov.  1655. 

[Neue  Marsch  ordre.) 
Wir  wollen  Euch  hiermit  in  Gnaden  aDbefuhlen  haben,  dass  Ihr 
die  Artillerie  und  Infanterie  allgcmälich  auf  Königsberg  gehenlasset; 
und  mit  der  Gavalleric  könnt  Ihr  steben  bleiben,  bis  Ilir  sehen  wer- 
det, dass  Graf  Magnus  de  la  Gardie  Euch  vorbei  passiret-  Als- 
dann könnt  Ihr  mit  der  Cavallerie  neben  ihm  hergehen  und  Eucm 
Marscli  auf  Osterrode  zu  nehmen;  daselbst  werdet  Ihr  vermuthlicb 
Uns  antreffen. 


^düvGoot^lc 


Kriegeriacbe  Vonpiete.  491 

Geueralmajor  Chriatopli    v.  Caiuienberg   au   deu    Karftirsten. 
Dat.  Greyffiia  12.|22.  November  1655. 
(Arola.  Areh.) 
[Die  Scbweden   tucken   aaf  Thorn.    Streihögei   der   UDglücbüche  StreifEug  des 
Oittmeiaters  Hatthios;  wüDBcht  ticb  eu  revancbireD.    Kriegegericbt  ab«r 
Ualtbias.] 
E.  Ch.  D.  berichte  ieh  unterth.,  das8  anjetzo  eine  audere  Partei  22.  Nov. 
wieder  eiDgekommen ;  berichtet,  daas  die  Scbwedeu  5000  Pferde  über- 
gesetzt  und  Bwischen  Scheps  und  Plonsko  stehen  sollen  und,  wie  be- 
richtet worden,  ihren  Marsch  nacher  Thorn  nelimen  wollen. 

Es  hat  aneh  meine  Partei  von  den  Schwedischen  eine  Partei  von 
400  Pferden  gesehen,  welche  vorlängst  der  Weichsel  gegangen;  weil 
nun  meine  eine  Partei,  ein  Rittmeister  mit  50  Pferden,  eben  den  Weg 
gegangen,  welcher  vermuthlicb  diese  Partei  wol  antreffen  wird  (sie); 
verhoffe  aber  nicht,  dass  er  sich  auch  so  schlecht  halten  werde,  wie 
der  Paul  Matthias*).  Nun  hätte  ich  jetzo  Gelegenheit  genug,  auch 
davon  zeitig  genug  Kundschaft  gehabt,  dass  ich  mich  wegen  des  Ritt- 
meisters Paul  Matthias  wol  revanchireu  könnte,  wenn  mir  nur  E. 
Ch.  D.  die  hohe  Gnade  erweisen  und  gn.  befehlen  wollten,  meine  Re- 
vanche zu  suchen,  wenn  sich  noch  eins  solche  Gelegenheit  präsentiren 
möchte,  wie  jetzo. 

Weil  ich  nun  hievon  rechte  eigentliche  Kundschaft  habe,  als  werde 
ich  morgen  von  hier  aufbrechen  und  meiuen  Marsch  etwas  näher  auf 
Reden  und  so  fernere  dem  Marsch  folgen,  werde  auch  im  übrigen 
meiner  Ordre  gebUlirlicli  nachleben. 

Ich  habe  den  Corporal  von  Paul  Matthias  Partei  cxamiuircn 
lassen;  berichtet,  dass  er  genugsam  davon  kommen  können,  auch  die 
Unterofficirer,  absonderlich  ein  Reiter  von  meiner  Compagnie,  den 
Rittmeister  vermahnet,  weil  er  sehe,  dass  die  Parteien  ihn  umwickeln, 
er  sollte  nicht  trauen,  er  sehe  ja  wol,  wie  es  gemeinet,  er  solle  davon 
reiten ;  worüber  er  dieselben  gescholten  und  mit  dem  Degen  zwischen 
die  Ohren  zu  hauen  gedräuet.  Es  hätte  der  schwedische  Obr. -Lieute- 
nant auch  gesagt,  wenn  er  diese  Partei  nicht  angetroffen,  dass  er 
Ordre  hätte  weiter  zu  gehen  und  eine  zu  sucheu  oder  auch  etliche 
Salvag^ardien  aufzuheben  und  zum  König  zu  bringen;  welches  alles 
der  Corporal  mit  mehrem  berichten  wird. 

P.  S.    Wenn   man  den   Rittmeister  Paul  Matthias   wiederbe- 


■)  Andere  Beriobte  CanneabergB  über  dieses  Boocootre  mit  den  Scbwe- 
I  siod  DJcbt  Torbaaden. 


Aj.oo»^Ic 


492  '^    ^^  Dordiscbe  Krieg  bis  Eum  Terlrog  von  Königsberg. 

kommt,  musB  man  Über  die  Partei  ein  Kriegsreeht  haiton  lassen  und 
ein  Exempel  Btatuircn,  weil  sie  sich  so  bäronbftutersch  g:ebalten,  daas 
andere  ein  Esempel  darnach  nehmen. 


Relation  des   Chmtian  Ernst  Fndewils  von  seiner  Sendung 
an  den  König  Karl  Gustav.    Dat  Preusclimark  27.  Nov.  1655. 

[Verzögerte  Raiee   zum  Eüoig.    AndieDt;  broudeabnrgieche   Hueregela    gogen 

reiodlicbe  Eiolullei    Starke  der  korrüratlicheo  Trappao.    Schwedischer  Argwohn 

gegen  den  EnrfürateD.    Formlose  Abfertigaog,   BäaberaDrsU.) 

Ära  4.  Oct.  zn  Prenschm&rk  vom  Kurfürsten  abgererb'gt.  Am  9.  Oct. 
in  Warschau  angelangt;  der  König  ist  noch  in  Krakaii;  da  der  Weg 
„wcgea  der  zasammengelaufenen  Rauber  und  Mörder"  anpractlcabel  ist,  so 
muss  er  fast  4  Wochen  Uegen  bleiben,  (wie  auch  ein  ebeoralla  anwesender 
englischer,  ein  hessischer  nnd  ein  cnrUndlscher  Gesandter.  Relat.  aus 
Warschau,  dat.  19.  Oct.  I6S5.)  bis  endlich  der  Kanzler  Ozeastjern«  znm 
König  nach  Sandomir  bemfen  wird  nnd  P.  sich  unter  dem  Schutz  von 
dessen  Ucleitsmaunschaft  auch  aof  den  Weg  machen  bann  (5.  Nov.).  Der 
König  kommt  entgegen  nach  Ilsa;  die  anderen  brandenbnrgischcn  Gesand- 
ten sind  schon  fort,  worauf  sich  P.  alsbald  anmelden  lässt  und  nocb  am 
Tag  seiner  Ankunft  Audienz  erhält  (11.  Nov.). 

P.  hat  dem  König  anzuzeigen,  dass  der  Kurfürst  mit  seinen  Truppen 
in  Preussen  zn  Biesenburg  glücklich  angelangt  Ist.  Inzwischen  hätten 
^etzliche  fremde  herrenlose  Tnippeu"  einen  Biofall  dort  gemacht  nnd  viel 
Schaden  angerichtet  —  der  Kurfürst  müsse  also  einige  Plätze  an  seiner 
Grenze  besetzen;  was  der  König  nicht  missdenten  möge. 

Der  König  versichert  die  freundschaftlichsten  Qesinnungeu  und  fragt 
nach  dem  Näheren;  P.  meint,  es  würden  wol  polnische  Truppen  gewesen 
sein.  Auf  die  Frage  nach  der  Stärke  der  vom  Knvnireten  mitgebrachten 
Truppen  erwidert  er:  „dieselben,  so  mit  Sr.  Ch.  D.  in  Prenssen  gekommen, 
wären  wol  10,000  Mann  gewesen;  dieselben,  so  schon  zuvor  in  Preussen 
gestanden,  hätte  ich  nicht  alle  bei  einander  gesehen;  ich  hätte  aber  wol 
gehöret,  dass  sie  auch  wol  fast  so  stark  sein  sollten.  Daranf  sagte  I.  Maj. : 
Ihr  thut  wie  die  Polen,  die  geben  sich  alzeit  nocb  eins  so  stark  ans,  als 
sie  sein.  Ich  antwortete  nochmals  etc  . .  .*  wie  oben.  Worauf  die  Audienz 
zn  Ende  ist. 

Dann  folgt  er  dem  König  anf  der  Reise  nach  Warschau  —  ohne  zu 
einer  Abfortignng  gelangen  zu  können.  Dann  weiter  anf  Thom  zn,  wohin 
der  König  will.  Unterwegs  iu  GKerlieus  am  20.  Nov.  bat  er  nochmals  beim 
König  Audienz,  zum  Abschied.  Karl  Gustav  erklärt  sein  Bedauern,  dass 
der  Kurfürst  sich,  wie  er  höre,  jetzt  iu  ihm  uacbtheilige  Verbindungen  ein- 
lasse; er  habe  nichts  dergleichen  vou  ihm  erwartet  u.  dgl. 

P.  replicirt,  dass  es  dem  Kurfürsten  aieraand  verargen  könne,  sieb  Jetzt 
in  eine  gewisse  Postor  zn  setzen;  aber  er  habe  sicher  nichts  feindliches 
gegen  Schweden  vor. 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


Podawils'  SendnDg  an  Karl  Guitav.     Bückzug  auf  Köotgsberg,       493 

Der  KöDig  remonetrirt  bcBondors  gegen  die  Verbindung  des  Kurfürsten 
mit  den  SLändeo  des  Eönigl.  Prcnssens  —  diese  diubsc  aurgelöst  werden; 
ndaQD  EODSten  er  gleichsam  bei  den  Haaren  darzu  würde  gezogen  werden, 
mit  Ibnen  zu  schlagen,  and  aaf  solchen  Fall  wollte  er  liernacbcr  von  aller 
Blatstürtznng  etc.  entschnidiget  sein",  Uebrigens  erklärt  der  König,  er 
könne  P.  „ans  Mangel  der  Secretarien"  nichts  schrirtliches  mitgeben,  was 
der  Knrfürst,  der  sonst  in  Bolchen  Sachen  „sehr  obachtig"  sei,  entechnl- 
digen  möge.  Dobrczeuski  solle  nächstens  abgefertigt  werden,  nud  durch 
ihn  wolle  der  König  dem  Kurfürsten  weiter  „sein  Herz  ontdccken". 

Unterwegs  wird  P.  noch  von  einer  Rotte  von  15  -  IG  Rdubern  ange- 
griffen Dnd  dadarch  seine  Rückreise  etwas  fcriögert 


Der  KnrfUrst  an  Waldeck.    Dat  ßieaenburg.  28.  Nov.  1655. 

(Arols.  Arch.) 

(Befehl  zum  Rückzug.    Besetzung  von  AIJersteiD) 

Es  ergehet  hiermit  Unser  gn.  Befehl  an  Euch,  daes  Ihr  das  Fqsb-  28.  Nov. 
rolk  nebst  den  Stttcken  auf  Königsberg  gehen  laBset,  mit  der  Reiterei 
aber  Euch  hierherwärts  ziehet,   damit  Wir  Uns   um  so   viel  leichter 
conjungiren  können. 

Laesen  Euch  souBt  hierbei  UDverhaltcii  sein,  dass  der  König  zu 
Schweden  Strassburg  bereits  occupirt  hat 

Weil  auch  der  Bischof  zu  Ermland  venvilliget,  das  Haus  Aller- 
stein zu  besetzen,  als  wolltet  Ihr  jemand  an  den  Biaehofen,  so  heute 
ron  hier  nacher  dem  Bisthnm  gereiset,  voranschicken,  damit  derselbe 
wegen  der  Logirung  und  Verpflegung  Ordre  stellen  könne. 


Waldeck  an  den  KnrfUrsten.    Dat.  Lötzen  29.  Nov.  1655. 

(Arols.  Arch.) 

IRücbzDg  an f  Königsberg.    Aufstellung  der  Reiterei.    Versuch  poluieche  Trappen 

zn  eogagiTen;    Geld   oüthig.    Strenge  Justiz.     Hoffnang   auf  einen   glücklichen 

Streich-,  Bad zi will] 

Et  habe,  der  Ordre  eatsprechend,  die  Artillerie  in  Marsch  gesetzt,  für  29.  Nov. 

(las  FnsBvolk   gleichfalls   die   nötigen  Befehle   gegeben.    Obr.    Lieatenant 

Ilnndebeck   mit  seinen   Leuten   will    er   hier,    in  gesicherter   Position, 

üteheii  laesen,  ndnmit  die  Krankheit  in  etwas  wieder  übergehen  möge";  im 

Fall  eines  Angriffs  bat  er  eine  sichere  Rückzngslinie  auf  Königsberg. 

Die  Reiterei  habe  ich  hinter  die  Seen  und  Wildnisse  gestellt,  als 
jd's    Kheinische,    Sehist'sche,    Rastenburgische    und   Ortelsburgische; 


A-nOO»^lc 


494  '^-    ^''^  Dordiecbc  Krieg  bin  zum  Vertrag  vod  Königsberg. 

ausser  dem  Obriatcn  Walrodt,  welchen  ich  im  JohaDnisbargigehen 
tiabc  stehen  lassen,  doch  mit  Ordre,  sich  so  /.u  setzen,  dass  ihm  nifht 
eingefallen  werden  könne.  Kleine  Vorwachten  will  ich  an  allen  Orten 
auf  der  Gränze  stellen  lassen.  Ich  gehe  auch  selbsten  mit  etlicb  han- 
dert  Pferden,  um  eigentlich  zu  wissen  ,  wie  es  mit  des  Prinz  Rad- 
ziwill  Armee  bewandt,  und  zugleich  alle  Pässe,  so  viel  möglieb,  ni 
reeognosciren. 

Den  Obr.  Lieutenant  Dönhoff  habe  ich  in  E.  Ch.  D.  Dienste 
engagirt  mit  300  Pferden,  Tartaren  und  Tentsche,  wie  er  sich  angibt, 
auf  jedweden  Reiter  10  Hth.  Er  vermeinet  auch  Prinz  RadziwiH's 
I^eibgarde  mit  Standard  und  allem  zu  debauchiren;  wie  ich  denn 
auch  einen  Capitain-Lieutenaut  engagirt ,  ao  sein  Regiment  z.  F.  n 
debauchiren  sucbep  will.  Wann  ich  nur  Geld  hätte,  ich  wollte  hier 
viel  gutes  mit  richten;  aber  die  Künigsberger  halten  Rohtbergern 
zn  lange  auf.  Wo  ich  hie  etwas  bekommen  werde  können,  werde  Icfa 
es  angreifen,  es  sei  von  der  Aecise  oder  wovon  es  wolle;  dena  iti 
kann  Geld  Dienste  thun. 

Es  sind  in  meinem  Abwesen  viel  Desordres  vergangen;  habe  aber 
der  Verbrecher  unterschiedlich  in  Verhaft,  und  werden  etliche  gehenkt, 
einige  Officirer  auch  vor's  Kriegsreeht  gestellt  werden. 

Unterdessen  bitte  E.  Ch.  D.,  Sie  wollen  gn.  geruhen,  mir  in  2<ä- 
ten  wissen  zu  lassen,  |:wenn  mein  Heil  versucbeo  soll;  denn  mir  noch 
gute  Oecasionen,  so  mit  Gott  mir  nicht  misslingen  sollen,  vorstehen::. 

P.  S.  Alle  die  Zeitungen,  ao  mir  einkommen,  E.  Ch.  D.  zu  Ober- 
schreiben,  wDrde  dieselbe  nur  irre  machen;  weswegen  genug  zu  sein 
erachte,  E.  Ch.  D.  zu  versichern,  dase  mich  genug  vorsehen  und  B^ 
Ch.  D.  ^Dienst  in  Acht  nehmen  will.  Sonst  wird  bericht,  Pr.  Rad- 
ziwill  wolle  von  Colno  aus  in's  JobanDiaburgiscbc  einfallen,  wiewol 
er  schlechte  Hehlen  bei  sich  hat;  und  dürfte  ich  es  thun,  in  24  Stun- 
den hoffte  ich  ihn  zu  haben;  man  muss  der  Zeit  erwarten. 


Instrnction  für  Somnitz  und  Dobrczenski  an  den  K^nig  vod 
Schweden.     Dat  Riesenburg  19.|29.  Nov.  1655. 

[Rrbietnug  in  gatem  EioTeniehmen.  Nähere  Bediogangeo;  WaffeabüDduiu  ab- 
ßelehot;  die  Lebnerecognition ;  Bietham  EnnlaDd  iiLcularisirt ;  die  hollindiKbt 
AtlisDce;  Partioipution  der  Zölle.  Das  VerhältuiBB  xn  poloiscb  PreaaieD.  Di« 
Arm^e  das  KarfünteD.  Event  AnerkenDung  des  Königs  nacb  der  Eröaw^- 
EnnUada  Heimfall  an  Schweden.) 
I,  Not.  Der  Eurflirgt  wünscbt  lebhart,  mit  Schweden  in  bisherigem  goten  Ver- 

nehmen zu  bleiben  —  schon  früher  eeicn  die  Herzöge  in  Prcnssen,  seine  Vor- 


OeaandtBohaß  von  SomDiU  nod  Dobrceeniki  an  den  Eüoig.        495 

fahren,  bei  Kriegen  zwischen  Polen  und  Schweden  anhethritigt  geblieben 
oder  h&tten  anch  die  Mediation  übernommen. 

Der  KnrrürBt  wünscht  deshalb,  dasR  ihm  eine  allgemeine  Sicberheits- 
erklfirnng  gegeben  werde;  womöglich  ancb  bo,  dass  alle  FeindseUgkeiten 
gegen  das  königlicbe  Prenssen  zngleicb  mit  anrhören. 

Hiermit  sei  aber  der  KnrfiirBt  „auf  den  Fall  da  der  Eänig  in  Schwe- 
den König  in  Polen  würde",  noch  keineswegs  gesichert;  die  Gesandten 
sollen  ftir  diesen  Fall  die  weiteren  Bedingungen  abhandeln.  Sie  worden 
hierfür  anf  das  „vorige  letzte  lateinische  Project"  verwiesen'),  mit  einer 
Reibe  von  näheren  Bestimmnngen : 

1.  Die  conjnnctio  armorum  kann  nicht  bewilligt  werden. 

2.  Die  „modiGcata  et  qnalificata"  künftige  Lebnsrecognition  für 
Prenssen  soll  doch  auf  den  Namen  Polen»,  nicht  Schwedens  geschehen. 

3.  Dem  KurRirsten  wird  das  Bisthnm  Ermland  nebst  allen  seinen 
Städten  etc.  nnd  besonders  Braunsherg  wiÜirend  des  Kriegs  eingeräumt  nnd 
im  künftigen  Frieden  als  weltliches  Fürstcnthnm  erblich  zugeeignet;  macht 
man  geltend,  dass  dies  früher  nur  als  Preis  für  die  coiijanctto  armornm  ge- 
nannt worden  sei,  so  ist  zu  sagen,  dass  der  KniTürst  dies  verlanget  als 
Aeqaivalent  für  die  Farticipation  des  Zolles  nnd  „Einräumung  und  Abtre- 
tDug  des  König].  Prenssens,  worauf  Wir  viel  und  grosse  Unkosten  ge- 
wendet". 

4.  An  der  vor  einigen  Monaten  geschlossenen  holländischen 
AUJance  sei  nun  schon  in  das  neunte  Jahr  gearbeitet  worden,  und  die- 
selbe sei  durchaus  ohne  Bedenken  für  Schweden,  was  die  Gesandten  dem 
König  plansibel  machen  sollen.  Besteht  der  König  durchaus  auf  ihrer  Un> 
zaiässigkeit,  so  sollen  sie  erklären,  dass  der  Kurfiirst  schliesslich  „auch  in 
dieeem,  wiewohl  schweren,  Puncto  I.  Maj.  nicht  aus  Händen  gehen  wollte"; 
doch  solle  man  ihm  so  viel  Zeit  lassen,  um  mit  den  Generalstaatcn  dar- 
über in  Unterhandlung  treten  zn  können. 

5.  Die  Farticipation  der  Zölle  ist  ein  sehr  nogerecbtfertigtes  Ver- 
langen und  ein  EingriCF  in  die  Hoheit  des  Kurfürsten.  Lässt  der  König 
nicht  davon  ab,  so  sollen  die  Gesandten  schliesslich  einwilligen,  aber  da- 
bei Dach  einander  versuchen  durchzusetzen:  a.  die  Farticipation  wird  zu- 
gestanden, nimmt  aber  ihren  Anfang  erst  „nach  Unserem  und  Unseres 
Chorprinzens  Ableben",  b.  sie  beginnt  erst  nach  dem  Tode  des  jetzigen 
Korfürsten,  aber  unter  Abzug  der  gesammtcn  Kosten  für  Festungsban, 
MoDition,  Proviant  etc.  c.  keinerlei  Einquartierung,  Durchzüge,  Muster- 
plätze etc.     d.  es  dürfen  keinerlei  jura  flscalia  daraus  hergeleitet  werden. 

Dagegen  verspricht  der  Kurfürst  aufrichtige  und  vertrauliche  nachbar- 
licbe  Correspondenz.  Da  er  mit  den  Ständen  des  Königl.  Prenssen  in  Ver- 
bindang  getreten  und  einige  dort  gelegene  Orte  (Schloss  und  Stadt  Maricn- 
bnrg,  Brauusberg,  Stnhm,  Allenstein,  Dirschaa,  Mewe)  mit  seinen  Truppen 
besetzt  habe,  so  schlägt  der  Kurfürst  vor,  Deputirtc  dieser  Stände  zugleich 
mit  den  jetzt  zu  sendenden  brandenburglschen  Gesandten  zu  berufen,  um 
mit  iboen  über  ihre  Sicherheit  etc.  zn  negotJiren. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


496  '^'     ^*''  Dordiscbe  Krieg  bis  zam  Vertrag  vod  Königsberg. 

Eoniiut  der  König  daranf,  dosG  der  Koriurst  eeine  Armee  abdankeD 
8d1I,  oder  einen  Theil  den^elbeQ,  so  solleo  sie  erklären,  dass,  sobald  der 
KurfürBt  der  Sicherheit  seiner  Lande  völlig  gewiss  sei,  er  dies  allerdings 
thun  werde  —  „welcbes  dann  zu  Unserem  Gefallen  und  ArbitrJo  stehen 
wird'. 

Endlich  lolelzt  können  sie  auch  die  Participation  der  Ztille  bei  Un- 
sern  Lebzeiten  gestatten;  doch,  wie  oben,  mit  den  nöthigen  Abztigen 
für  den  Bedarf  der  Festungen  etc. 

F.  S.  Sobald  der  König  Karl  Qnstav  gekrönt  ist,  ist  der  Karfümt 
bereit,  ihn  öffentlich  als  König  anzuerkennen.  Will  der  König  anch  von 
der  Zoll  participation  abstehen,  so  sollen  sie  doch  den  Vorschlag  berans- 
bringen,  dieselbe  gegen  den  Besiti  von  Erntland  zu  gestatten.  Dabei  ist 
der  Kurfürst  einverstanden,  dass  Ermland  nach  Anssterben  des  branden- 
bargiscben  Maunstammes  an  die  Krone  Schweden  falle. 


In  einem  Schreiben  der  beiden  Gesandten  an  den  KurfTirsten  noch  Tom 
Datom  der  Instruction,  wird  hervorgehoben,  dass  in  den  bisher  mit  deo 
Schweden  gewechselten  Vertragsprojecfen  der  Passus  Über  die  Souverai- 
nität  noch  nicht  genügend  klar  ansgedriickt  sei;  sie  bitten  darüber  nm 
nähere  Instmetion. 


Der  Kurfürst  an  Waldeck.     Dat  Königsberg  1.  Dee.  1655. 

(Arola.  Arch.) 

;.  Wiederholung   der  Ordre   vom  28.  Nov.   für  Fussvolk   nnd  Artillerie; 

mit   der   Cavallene  soll  er  ohne  Verzug   „iti's  Oberland    nach   Momngen*^ 
sich  begeben  nnd  sich  dort  mit  Gen.-Major  v.  Cannenberg  Tcreinigen. 

P.  S.    Er  soll  sich  hüten,   dass  er  nicht  unversehens  überfAllen  wird, 
nnd  Kundschaft  aosschicken,  wo  de  la  Gardie  jetzt  steht. 


Waldeck,  Metnorial  vor  Freiherm  v.  Schwerin.    Dat  Lötzen 

1.  Dec.  1655. 

(Concept  Arols.  Arcb.)'). 

Verschiedene  Vorschläge,  «!e  schnell  Geld  und  Vorrithe  zu  besehaffen. 
„Alle  baare  Zinsen  und  ordinär  Geldeinnahmen  müssen  in  Sr.  Ch.  D. 
Hände  kommen,  nnd  dieses  Lands  Bediente  ein  Jahr  warten  lassen". 

„Dass  die  Pfondsinbaber  ein  halb  Jahr  der  Intraden  bergeben;  deon 
8.  Ch.  D.  es  ihnen  hernach  zd  gut  können  kommen  lassen". 


■j  Vgl.  Raacbbar  1. 101. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Waltlvck  BD  d.  littaiiiecheD  Qfease.    Seodaug  v.  Somnitz  n.  Dabrc!:eBaki.    497 

Da»  Ziuskuru  musa  überall  beigeEcbafft  werdcD.  Die  AccJsegelder 
müsBeD  sasgezahlt  werdea  —  „die  AcciEe  mu.ie  aach  verböbt  werden  und 
dnrch  alle  Species  gehen", 

Desgleicben  die  7on  den  Städten  Königsberg  versprochenen  150,000  Rth. 

GetreidekShae  vrerden  angehalten  zn  Gnnstea  der  Magaiiae. 


Der  Karfilret  an  Waldeck.     Dat  Künigaberg  2.  Dee.  1655. 
(Arols.  Arch.) 

Er  habe  mit  ihm  über  Dinge,  die  keinen  Verzog  leiden,  zu  gprecheu.  3.  Dee. 
Er  soll   sorort  nach  Empfang   dieses   sich  auf  den  Weg  zu  ihm  machen, 
«Eucb  aach  nichts  denn  Gottesgewalt  davon  abhalten  lassen". 


Waldeck  an  den  KurfUraten.    Dat.  Liitzen  2.  Dcc.  ISöÖ. 
(Arols.  Arcb.) 

Antwort  auf  die  Ordre  vom  1.  Dcc.  Hnndebeck  hat  in  seiner  Schwa-  '2.  Dcc 
dron  kanm  200  gesunde  Leute;  sie  muss  notbwendig  noch  einige  Zeit  ansEcr 
Königsberg  bleiben. 

In  Betreff  der  Cavallerie  gibt  er  zu  bedenken,  ob  es  räthlich,  diese 
Gegeud  so  ganz  zu  entblössen:  ein  Einfall  der  Moscowiter  ist  wahrschein- 
lich; Graf  Magnus  hat  noch  bei  Raigrod,  4  Meilen  von  Lyck,  einige 
Truppen  stehen  lassen,  die  dann  nach  Uelfeben  hier  hausen  köuneu  etc. 
Dennoch  werde  er  den  Befehl  ausfuhren  und  nur  einige  Posten  hierlassen. 

Die  beabsicbtigte  Recognoscirung  an  die  Gränze  selbst  auszuführen, 
sei  er  gestern  durch  andere  Geschäfte  rerhindert  worden;  Obrist  Schän- 
aich  ist  mit  400  l'f.  dazu  commandirt  worden;  mit  Ordre,  „wenn  er  einige 
Ischwediache)  Pailbeien,  so  Desordrc  gemacht  oder  E.  Cb.  D.  Untertbanen 
Schaden  zugefügt,  antreffen  würde,  derüelbea  sieb  mit  guter  Manier  zn  be- 
m&chtigeu". 


Somnitz  und  Dobrczeiiski  an  den  Kar^rsten.    Dat.  im  Möcker 
Olr  Thoren  f^;;:-  1655. 

[Schlippenbach    über  die  polittacheD  Verhandlnngen  des  KurTüraten.    Verband- 
lang   mit  dem  König   und    dem  Relchakanzler.     Das    prenaeiache   ßündniae  die 
grÖBite  Scbwiariglieit.    Uebergabe  von  Thoro.   Die  Geaandtecbafl  in  Wien.] 

Gestern  in  der  Umgebung  von  Thorn  angekommen,  wo  Graf  Schlippen-  3.  t)ec. 
bach  ihnen  entgegenkommt  und  ihnen  n.  a.  miftheilt,  „dass  die  Besatzung 
der  Stadt  und  des  Schlosses  Marieaburg,  und  andere  E.  Cb.  D.  Negocia- 
Üoaes  am  Kais.  Hofe  und  sonstcn  I.  Maj.  sehr  zu  Uerzen  ginge  und  die 
Tractalen  schwerer  machen  würde". 

Am  folgenden  Tage  Audienz  bei  dem  König,   der  ihnen  erkittrt,   das 


A-iOOt^lc 


498  "'    ^^'  Dordisobe  Krieg  bis  mtn  Vertrag  Yoa  Eünigaberg. 

BcDehmeD  („comportement")  des  KarfureteD  babe  iha  wol  zn  allerlei  Qe- 
daoken  briogen  können,  doch  freue  er  eicfa,  daes  der  Kurfüret  jetzt  ans 
eigenem  ADtrieb  sie  geschickt  habe;  er  weist  sie  au  den  Reichskanzler  zur 
Verhandlung. 

Dieser  führt  eifrig  Beschwerde  über  das  Auftreten  des  Kurfürsten  im 
königlichen  Freussen  —  er  sei  ihnen  hier  «härter  und  beschwerlicher  als 
König  Casimirng  selbst  gefallen." 

Dann  will  man  zu  den  eigentlichen  Verhandlungen  übergehen  —  doeh 
scheut  man  sich  jetzt  noch  beiderseits,  mit  bestimmten  Pordei-uugen  her- 
anszQgebeD  und  den  Anfang  zu  machen. 

Viel  Schwierigkeit  wird  jedenfalls  das  Königl.  Prenssen  machen ;  der 
König  hat  befohlen,  alle  sich  hier  zeigenden  fremden  Truppen  als  feindliche 
zn  behandeln,  so  auch  die  brandenburgiechen:  „das  wird  snstinirt,  dies 
Land  gehöre  ihnen,  nnd  der  darein  käme,  miisste  Feind  oder  Freund  sein". 

Die  Stadt  Thom  hat  mit  dem  König  accordirt  —  gestern  sollen  die 
Tractaten  richtig  geworden  sein, 

Die  Gesandten  rathen,  an  die  am  Kais.  Hof  befindlichen  Gesandten 
zu  schreiben,  „dass  sie  vor  erlangtem  Befehl  von  E.  Ch.  D.  nicht  Bchliessen, 
noch  Torhero  mit  den  nitimis  herausgehen  sollten". 


Der  Kurfüret  an  Somnitz  und  Dobrczenaki.     Dat  Königsberg 
1:S:i-  Deeember  1655. 

[Nähere  Instrnction;  Sonverninität  oder  Lehn averhältoiss.    Beschwerde  über  be- 
gangene Feindseligkeiten.    Gate  Zeitung  ans  Holland] 
c  Antwort  auf  das   Schreiben  vom   19./29.  Nov.    Es  ist  überhaupt  gar 

nicht  die  Absicht  des  Kurfürsten,  das  früher  übe^cbene  schwedische  Pro- 
jcct  anzunebmeD, 

sondern  Wir  verbleiben  bei  deniselbigen  Project,  darin  Wir  nur  in 
etzlichen  gewissen  Dingen  uns  dem  Könige  obligat  machen  und  im 
übrigen  alle  notas  nnd  jura  supremi  dominii  Une  zueignen.  Sollte 
nun  aolclies  noch  nicht  deutlich  genu^  eingerichtet  sein,  so  trauen 
Wir  Eurer  Dcxterität  genugsam  zu,  dass  Ihr  solches  Bochmalen  wol 
in  Acht  nehmen  werdet;  und  weil  Uns  zu  Anfangs  die  Souverainitfit 
ohne  einige  Dependenz  versprochen  worden,  und  Wir  darauf,  ehe  Wir 
die  Sache  zur  Ruptur  kommen  lassen  wollen,  gleichwol  so  viel  ge- 
wichen, dass  Wir  endlich  zu  dem  Vasallagio,  obberQhrter  Haassen  und 
Anders  nicht.  Uns  aceommodiret,  so  können  Wir  nicht  glauben,  im 
Fall  sie  sonst  Lust  haben  mit  Uns  za  schliessen,  dasa  sie  die  Trac- 
taten desfnlls  aufstoseen  werden.  Sollten  sie  aber  über  Verhoffen  der- 
gleichen Dinge  hincinfiickcn  wollen,  dadurch  sie  die  Unterthanen  ent- 
weder in  Land  -  oder  Justizsacben  an  sich  zieLcn  könnten,  oder  aucb 
sonst  ausser  den  accordirten  Uescrvatis  die  Hand  darin  behalten  woH- 


VcrhaDdlnDpei)  von  SomnitE  a.  Dobrczenski.  499 

ten,  sub  quocuoque  praetextu  solches  auch  imtDermehr  eein  mOchte: 
90  wollt  Ihr  darein  nicht  condeecendircn ,  sondern  vielmehr  rem  in 
iotcgro  halten;  jedoch  lieber  die  Sache  um  der  holländischen  Alliancc 
und  Participation  der  Zölle,  als  des  Vasallagü  willen  anstehen 
lassen. 

Andere  etwa  versticbte  Aeodernngen  werden  sie  nach  ihrer  Kenntnias 
Dod  OeGcbichlicbkcit  zu  bcortheileD  habeo.  üegebrcn  die  Schweden  mehr 
als  was  ihnen  bis  jetzt  gewilbgt  int,  go  tiieht  man,  „daBs  Wir  noch  nicht 
Ursache  haben,  Uhk  ilinea  gnnz  zo  nnterwcrfen,  Bondern  dass  sirh  das 
Werk  wol  mit  der  Zeh  audern  werde**.  In  diesem  Fall  soll  Somnitz  per- 
sänlich  koramen  and  nene  Instntction  einholen. 

Die  polnisclien  Qoartianer  haben  ohne  jeden  gegebenen  Änlass  zwei 
brandenburgifche  Streifparteicn  niedergemacht;  die  Gesandten  sollen  Be- 
schwerde führen. 

Nachrichten  ans  Holland  melden,  dass  die  Qeneralstaaten  dnrch  ver- 
sehredene  Arabassaden  sich  der  Sache  Brandenburgs  emsttich  annehmen 
wollen.  —  „So  sehet  Ihr,  dass  Wir  noch  nicht  Ursache  haben,  Uns  ihnen 
(den  Schweden]  ganz  zu  unterwerren,  sondern  dass  sich  das  Werk  mit  der 
Zeit  wol  ändern  werde'. 


Somnitz  ond  Dobrczenski  an  den  KnrfUi^ten.     Dat  Thorn 
??;:  1655.       '  ; 

IKerl  Gastar  io  Tboro.  VerbaodlnDgen  i  die  Besetzang  von  Harienborg;  das 
LehnsTerhältoisB  Tür  Preatien  oder  die  SonveraiDiUt;  doralDJam  narta;  ZoU- 
nnd  Handels  frage.  Nene  vod  Scbweden  verlangte  Oanotien ;  die  karfürstliobeD 
Trappen  nad  Pillao.  Dae  Bisthnm  Ermland  etc.  Kein  defiDitiver  Beecbeid  %a 
«rlsDgeo.  Scbwed'ische  QaarUere  aod  Streifzöge.) 
Der  Eänig  ist  am  25.  Nov.  st.  v.  zuerst  in  Tbom  eingeritten.  An  die-  8.  Dec. 
sein  nnd  den  folgenden  Tagen  vieirältige  Verhandlangen  mit  dem  Retcbs- 
kanzler. 

,  1.  Den  ersten  nnd  schwierigsten  Pnnkt  bildet  die  Besetzung  von 
Hanenbnrg  seitens  des  Karfürsten;  werde,  so  erklärt  der  Kanzler,  die 
brandeubargische  Itesatznng  nicht  abgeführt,  so  milssten  sie  das  herzogl. 
Prenssen  gleichfalls  feindlich  behandeln;  alle  Remonstrationen  sind  vergeh - 
iicfa;  Schweden  besteht  darnnf,  dass  vor  jeder  Art  von  Vertrag  erst  die 
prenasischen  Plätze  geräomt  werden  müssten. 

2.  Haben  wir  das  foedus  protectitium  in's  Mittel  gebracht;  da- 
von man  gar  nicht  hören  wollen,  besondem  auf  das  Vasallagium  und' 
zwar  dergestalt,  dass  dos  Vinculum  Vasallagü  das  Fundament  und 
die  melioratiooes,  so  E.  Ch.  D.  widerfahren  könnten,  ratione  appella- 
tionifl  et«.,  die  ronditinncs  sein  mOsstcn,  fredrungen. 

32*  I 


500  ^''     ^^'  ■ioi'<l<Bche  Krieg  bis  mm  Vertrag  voo  Königsberg. 

Die  brandeaborgiscbeD  Gesandten  verlangen  dagegen,  „daEs  die  Son- 
veraiDttät  zum  Fundamente  und  dabei  einige  cooditioDea,  als  das  Vasallagium 
nnd  subEidinm  militare  für  I.  Maj.  beduogen  werden  könnteii".  Darüber  bat  es 
viel  Hin-  and  Herstreiten  gegeben.  Die  Gesandten  meinen,  man  soll  auf 
„den  NamcQ  der  Independenz  oder  Sonrerainität"  nicbt  viel  Qewicitt  legen, 
„wenn  nur  erhalteu  würde,  dass  £.  Ch.  D.  in  RegiemngsEachen  die  freie 
Hand  behielten  nnd  I.  Maj.  sich  darin  nicbt  eiDmiEcbeten". 

3.  Auf  die  Forderung,  dass  die  polnischen  Freugscn  mit  Hostilitätcn 
verschont;  und  für  ihre  Dcputirten  salruB  conductUB  gewährt  werden  m&cht«, 
ist  mit  lieinem  Wort  geantwortet  worden. 

4.  HabeD  die  Kßnigl.  Deputirteo  renunciationem  dominii  mariB 
begehret,  welche  mit  denen  von  E.  Ch.  D.  mitgegebenen  Conditionen 
bewilliget. 

5.  Ist  von  Schweden  prätendiret  dircctio  commercioruiD ,  telo- 
neonim  et  ipsa  telooea,  weil  solche  ex  domioio  maris  folgeteo.  Da 
haben  wir  nach  dem  vorigen  Project,  dass  die  Commercia  libera  sein, 
die  Zölle  aber  von  E.  CIi.  D.  nach  den  Rollen  in  den  König),  benach- 
barten Hafen  gesetzt,  und  gegen  Ermland  (nachdem  die  anderen  Ex- 
pedientia  nicht  verechlagen  wollen)  die  Participatio  verstattet;  von  E. 
Ch.  D.  aber  der  Einnehmer  sollte  gehalten  und  angesetzet  werden, 
jedoch  dass  direciio  commercionim  et  teloneornm  bei  E.  Ch.  D.  Ver- 
bleiben sollte,  uns  herausgelassen.  Man  ist  aber  an  schwedischer 
Seiten  darauf  endlich  bestanden,  dass  communicato  consilio  alles  ge- 
schehen sollte  und  £.  Oh.  D.  die  dircctio  nicht  könnte  gelassen 
werden. 

7.  8'}.  Da  der  KurfüTEt  viel  bedenkliche  NegociatJonen  gegen  Schwe- 
den vorgenommen,  so  mÜHEC  dicEes  jetzt  eine  wirkliehe  Versiehernng  haben; 
und  zwar:  a,  die  vom  Kurfürsten  zu  eiitlassoudeii  Truppen  werden  gegen 
üezaltlun);  den  Schweden  überlassen;  h.  die  Giirnison  von  I'illiin  soll  ihnen 
schwören;  Schweden  bezahlt  die  Hülfle  davon;  oder  der  Commandant  wird 
ihnen  mit  vereidet. 

Wegen  Pillau  lehnen  die  Brandenburger  jede  Verhandlung  ab,  da  die 
nneh  nicht  instruirt  seien ;  jedoch  sei  hieranf  gar  keine  Hoffnung  zn  machen. 
In  Bezog  auf  die  Truppen  wüiisrht  der  Kurfürst  vorläufig  noch  freie  Hand 
zu  behalten,  wird  aber  jedenfalls  mit  ihnen  keinen  Feind  Schwedens  be- 
günstigen. 

9.  Wegen  Brraland's  wollen  die  Schweden  nichts  hören;  doch  lässt 
der  Ueichsknnzicr  dnrchblicken,  es  möchte  wol  eich  ein  Vortheil  an  Land 
und  Lcnten  für  den  Kurfürsten  ünden,  wenn  er  nur  in  anderen  Punkten 
wiche. 

10.  Klage  der  Schweden  über  die  Besetzung  des  königl.  Prenssen. 

11.  In  Bezug  anf  die  Kenunciation  der  bedenklichen  Alliaucen  scheint 

■)  Sic.  §.  6  fehlt. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Terb4DdlDDguD  voD  SoniDiU  n.  Dubrceoneki,  ^Q]^ 

es,  dasG  jetzt  mit  der  Krhöbong  der  Zölle  und  der  Pai licipation  die  Schwie- 
rigkeit gebobeo  ist. 

12.  De  Qsu  portunm.  Es  lionimt  darüber  zu  keiner  bestimmten  Anf- 
etellnng. 

Der  König  ist  beute  abgereist,  wol  »ach  Marieuburg.  Sie  Tcrbaudeln 
dann  noch  weiter  mit  dem  Reichskanzler  and  entschtiessen  sieb  für'e  erste 
dem  König  noch  nachzureisen. 

P.  8.  Dat.  Freystadt  l./H-  Dec.  ItiöÖ.  Sic  habeu  beschlossen,  dass 
einer  von  ihnen  [Somnitz]  dem  Kurfürsten  persönlich  Bericht  erstatten  soll. 
Noch  können  sie  keine  Uesolution  vom  König  bekommen  und  werden  immer 
weiter  reilröstet  —  „and  die  Einquartierung  gehet  für  sieh,  maasseii  der 
König  gestern  alhicr  ankommen,  nnd  weisen  die  Ausschreiben  des  Frovinnt- 
meisters,  dasB  zu  Riesenbnrg  weiter  das  Hauptquartier  sein  solle.  Die 
Partheien,  so  auBgesi-hiekt  werden,  sollen  sehr  stark  sein,  bei  lOÜO,  2000 
Pferden,  die  geringsten  von  300."  —  Sobald  eiu  Bescbdd  *om  König  da 
ist,  wird  Somnitz  kommen. 


Resolution  des  KurfUreten.     Dat.  Köuigaberg  14.  Dec.  1655. 

ItJItimatam  des  Kurfürsten;  eveotuoller  Befehl  zur  Abreise] 
Er  sei  höchst  befremdet  über  die  Porderangeu  der  Schweden;  sie  sollen  14.  üve. 
dem  König  und  seinen  Beamten  nochmals  die  schweren  Folgen  eines  Bruchs 
znrischeu  ihnen  vorstellen;  der  Kurfürst  habe  alles  mögliche  gethan,  ihn  zu 
verhüten.  Besteht  der  König  auf  seinen  unbilligen  Forderungen,  so  musa 
der  Kurfürst  die  Sache  Uott  anheimstellen  „und  denen  von  meiner  göttlichen 
Allmacht  Uns  verlicbenen  und  von  Unseren  Alliirteu  crwiirtcndcn  Mitteln 
vertrauen.**  Sie  sollen  eine  kategorische  Erklärung  fordern,  und,  wenn  sie 
binneD  2  Tagen  nicht  erfolgt  ist,  abreisen. 


Der  Kurfürst  an  König  Karl  Gustav.    Dat. ...  10.  Dec.  1655. 
(Coneept). 

Unter  Hinweis  auf  das  biäber  bestandene  gute  Finvernebmcn  spricht  lo.  Dec. 
der  Kurfürst  die  Hoffnung  uns,  da^s  der  König  die  bei  ihm  jetzt  auwcsen- 
den  Gesandten  mit  guter  Resolution  zurücksenden  und  keluerlei  Uustilität 
begeben  werde.  Jetzt  aber  kommt  gewisse  Nachricht,  dass  schwedische 
Trupiten  einzelne  brnndenburgische  Abtheiinngon  angegriffen  und  theils 
niedergemacht,  theils  gefangen  genommen  haben;  dies  sei  hoffentlich  ohne 
des  Königs  Befehl  geschehen;  es  wird  gebeten,  die  Thäter  zu  bestrafen  und 
Wiederholuagen  vorzobeugen. 


^aovGoOt^lc 


502  "'    ^^'  Dordiscba  Krl«g  bis  sum  Vortrug  voo  Kouigsburg, 

Köuig  Karl  Gustav  an  den  KnrfUreten.     Dat  Freistadt 
.  .  Dec.  1655'). 

VcrsicherDDg  freundschartlicher  Gesinnung;  die  erbalteocD  Nufbricliten 
aber  über  die  VerhuDdlungen  des  Kurfürstoa  mit  deu  Pcinden  Schwcdeas 
DÖtigeu  deD  Eonigj  sich  Dach  Preusseu  ku  wendeu,  um  die  Lage  der  Dinge 
mehr  ans  der  Näbo  zu  beobachten;  doch  habe  er  keine  Teindliche  Absicht ; 
-  da  indess  der  Kurfürst,  wie  man  erfahrt,  mit  den  Polen  im  Bunde  etebea 
und  allerlei  feindliche  Piano  hegen  soll,  so  kann  er  sieb  nicht  wnndcra, 
wenn  dem  ctitüprechend  gegen  ihn  verrühren  wird;  er  soll  seine  Verbio- 
dnngen  mit  polnischen  Standen  aurgebeo,  und  man  werde  ihm  sofort  ein 
auderes  Gesiebt  zeigen. 


V.  Somnitz   an  den  KurfUrsteii.     Dat.  Namgeist   bei  Holland 
14.  Dec.  1655. 

[ächwierigkeit  der  Verhaudlaog;  beleidigende  Forderangen;  Absicht  des  Köoiga, 
nach  Königsberg  zu  marBchtren.] 

Nach  mehreren  Tagen  weiterer  Verhandlung  ist  ihm  ein  Aufsatz  von 
den  Schweden  übergeben  worden,  „darin  man  an  schwedischer  Seiten  das 
Werk  aufs  höchste  gespanat"*).  Somnitz  geht  zum  Keichskanzler,  zd  re- 
monstrtren. 
:■  Er  sa^,  das  Vasalla^iuiu  mllsete  festgesetzct  sein,  dass  es  ad 
illum  modum  eingerichtet  würde,  wie  es  bei  Polen  gewesen,  ausgc- 
nommen  etliche  meliorattonce,  eo  sie  E.  Ch.  D.  accordiren  wollten; 
über  die  Übrigen  Punkte  wäre  zu  handeln,  doch  mehr  was  die  Worte 
anbelanget  als  die  realia,  die  wol  bleiben  mUssten.  leb  renioustrirte 
unter  andern,  dass  der  Punct  wegen  der  Quartianer  eine  Öffentliche 
Insultation  wäre,  dass  man  Leute  besolden  sollte,  die  mit  Nuthzttch- 
tigoD,  Morden  und  PlUndem  den  Lohn  verdieneten,  den  Gott  und  das 
Recht  darauf  gesetzt.  Er  sagte,  der  Köuig  hätte  es  befohlen  also  zu 
setzen;  weil  E.  Ch.  D.  in  seineu  Quartieren  lauge  gestanden  und  itzo 
dieselben  im  Werder  noch  verdürben;  doch  hielte  er  dafUr,  dass  dar- 
auf zu  handeln;  wenn  Martenburg  restituiret,  würde  sieb  alles  besser 
geben. 

Miindlich  mehr  davon  —  er  schielet  dies  in  alier  Eile  voraus. 

Jetzt  steht  der  König  zu  Preusclimark;  man  lilsst  sieb  vemelimeo, 

')  Original,  ohne  Aaafüllung  des  Monatstages;  Pufendorr  V.§,GG  gibt  das 
Datum  3.  (13.)  Dec.,  vermulhlicb  nach  einem  andern  Exemplar  desselben 
Schreiben  8. 

*)  Dieser  Aufsalz  Godut  sich  nicht  bei  den  Acten. 


:q,t7ed.>G00t^lc 


VerhaodliiDgeD  von  Somoitz  u.  Dubrczeuski.  503 

mau  wollte  auf  K0iiig:8berg  gclien  uud  da  Hclilicsseu  .  .  .  Das  halte 
ich  wol  gewies,  dasB  aus  FreumlHcliaft  und  uiu  des  evangelischen 
Wesens  wüten  nichte  für  E.  Ch.  D.  zu  erhalten. 


Der  Kurfllrst  au  Dobrczenski.    Dat  Königsberg  15.  Dec.  1655. 

Da  Somnitz  wahrsäheinlich  sclioii  iiutcrwcgs  Dach  Königslerg  ist^  15.  Dec. 
60  wird  ihm  mitgelheilt,  doss  nach  eingetroffene u  Nachricliteu  die  Schwe- 
deu  wirklich  in  das  Herzogthum  eingerückt  »iud  und  dascILst  Quartiere 
uebincD,  ja  auch  die  eigeueu  Tafelgüter  des  KurlTirstea  Lclasteo.  Er  aoll 
gegen  dieses  rücksichtslose  Verfahren,  bei  uuch  währenden  Tractaten,  ener- 
gisch proteatiren  und  sehlenuigsto  Zurückziehung  fordern. 


Dobrczenski  ao  den  KuifUrsten.     Dat  Marienfeld 
8.118.  Dec.  1655. 

[Zähigkeit  der  Schweden.    BeguDgen  der  katholischen  Müclile,    Schweden    fast 

aaf  I'reuBsen  gerichtet.    Besetzung  von  Uolland.    Kuuiglu  Christine  katholisch. 

Tauschproject.] 

Der  König  bleibt  fest  dabei,  so  lange  der  Kurfürst  Marienburg  be.'^etzt  18.  Duc. 
halte,  habe  er  das  llccht,  das  llcrzogthuni  als  Feiudeshmd   zu  behandeln. 

Die  ZeituDgeo,  welche  hier  cinkumuieu,  dass  die  Katholischen 
gegen  diese  Progrcssen  sehr  machiniren,  verursachen  zwar  nicht  ein 
geringes  Nachdenken,  jedoch  prävalirt  mau  sicli  der  Zeit,  und  ist  wol 
die  bitcbste  Sorge,  wie  man  sich  bei  Zeiten  des  ganzen  Preussen, 
welches  man  allen  andern  Conquestcn  vorziehet,  entweder  durch  Ge- 
walt oder  durch  Tractaten  versichern  könnte.  I.  K.  MaJ.  sagen,  dass 
Ihnen  allererst  itzund  durch  E.  Cb.  D.  Actioucn  die  Augen  recht  ge- 
öffnet worden,  uud  Sic  sehen  künnon,  wie  E.  Ch.  D.  Ihnen  schaden 
könnten;  wfire  Ihnen  also  nicht  zu  verdenken,  dass  Sie  bei  diesen 
CoDJuncturcn  suchten  sich  E.  Ch.  D.  auf  das  künftige  reellenient  zu 
versichern;  könnten  auch  vieler  Ursachen  halber  einen  indcpendenten 
Staat  mitten  in  dem  ihrigen  nicht  wol  leiden  .... 

Das  ganze  Werk  bestehet  alhier  mehr  am  Gebrauch  der  Zeit  und 
glücklicher  Renommee,  als  au  Stärke  und  grossen  Tliaten,  und  wie  ich 
herzlich  beklage,  dass  so  viel  gute  Gelegenheiteu  vcrfloBsen,  also 
wQnsehe  ich,  dass  man  sich  der  restirendeu  mit  Nutzen  gebrauchen 
möchte. 

Man  hat  sich  alhier  verwundert,  dass  E.  Ch.  D.  dcro  Garnison 


A-nOO»^lc 


504  '^     ^^''  Dordiacbe  Krieg  bie  zum  Vertrag  von  Königsberg. 

aus  Hollaud  liabcn  abfuhren  lassen,  und  hat;  der  König  anitzo  100  Mann 
dahinein  gelegt. 

Es  bezeugen  auch  I.  K.  Maj.  ein  gi-osses  MiBsfallen  über  der  Kö- 
nigin Christine  Abfall  und  sagen,  dass  Sie  sieh  ehestes  an  den 
Katholischen  in  Person  rcvanchiren  wollten. 

Von  dem  projeclirten  Tansch  (?)  ist  aueb  die  Rede  gewogen.  Der 
Keichfikaozlcr  will,  wenu  der  Kurfürst  sieh  geueigC  zeigt,  persäntich  zu  ihm 
reisen,  . 


Der  Kurtilrat  an  König  Karl  Gustav.     Dat  Regiomonti 
19.  Decembcr  1655. 

lü.  Dec.  Vcrsic'lierung,  dass  dtr  KarHirst  nicht  an  eine  feindliche  Haltung  gegen 

Schweden  denke.  Aber  atlerdiugE  habe  die  Forderung  70d  Pillau  uud 
Memel  Eeltens  der  Schweden  sehr  bestürzt;  er  habe  mit  allen  Gründen  ver- 
geblich ven^ncht,  sie  davon  abzubriugeu;  aber  er  könne  nicht  daran  denken, 
selbst  als  Partei  in  den  Streit  zwischen  Polen  nnd  Schweden  einzutreten, 
wie  ci'  schon  immer  nur  die  Mediation, rersnehc. 

Inzwischen  wird  Prenssen  von  Gchwedischen  Truppen  nmriugt;  der 
Fe Idni arschall  Wittenberg  schreibt  an  die  brandenburgiächen  Oenerale 
Sparr  und  Kanpenbcrg,  das»  er  alle  brandenburgischen  Truppen,  die 
nach  Prenssen  geführt  würden,  als  Feinde  betrachten  würde;  und  der  Kö- 
nig selbst  äussert  gegen  die  Gesandten  dee  Kurfürsten  drohend,  er  werde 
nicht  anders  als  wie  ein  Feind  und  wie  jeder  andere  poluische  Vasall  behan- 
delt werden,  mit  besonderem  Hinweis  auf  sein  mit  den  Niederländern  ab- 
geschlossenes Bünduiss. 

Der  Kurfürst  hatte  hiernach  gewiss  alte  Ursache  sich  zu  rüsten;  daher 
der  Vertrag  mit  den  königl.  preussi.schen  Ständen  in  Marienburg,  der  aber 
durchaus  nicht  gegen  Schweden  gerichtet  ist  —  „quamquam  non  diffitea- 
niur  aniicomra  auxilia  consitiarinc  nos  petiisse,  si  nihil  hostile  parantibuB 
vis  fielet,  cui  impares  esscmns"  —  worüber  auch  dem  Könige  die  nöthigeu 
Garantien  gegeben  worden  sind. 

Trotzdem  nun  das  offen  feindliche  Verfahren  der  schwedischen  Truppen. 
Die  dem  Kurfürsten  bis  jetzt  vorgesch  läge  neu  Bedingungen  sind  ganz  ud- 
ajinchrabar  und  unbillig  —  „atque  eo  proceditar  uaque,  nt  literario  cono- 
mcrcio  etiam  cum  privatis  et  tantum  non  colloquiis  leges  ponantnr"  —  wäh- 
rend man  anderseits  gar  nichts  für  den  Kurfürsten  thun  will. 

Bitte,  die  von  den  brandenburgischen  Gesandten  überbrachten  Vor- 
schläge anzunehmen. 


^aovGoOt^lc 


TerhaDdlDDgeD  vua  Somnils  a.  Dobrcieoehi.  505 

Der  Kurfürst  an  DobrczcDski.     Dat.  Königsberg 
21.  December  1655. 

[Beschwerde  über  das  drüclcende  Verfahrea  der  Schweden.    Neue  VurbaodluDg 
mit  dem   Reicbekaoiler;    fäaf  Puncte    VorbedioguDgeu ;    ereot.   Räamaog   vau 
MBrienbi»^;  bstegoriBche  Erblärnag  oder  Abreise.) 
Antwort  auf  daa  Schreiben  von  8./ia.  Dec.').  21.  Dec. 

Wenn  Wir  nun  die  vergangene  Züitea,  und  wie  man  an  schwe- 
discher Seiten  gegen  Uns  procediret,  erwägen,  so  befinden  Wir  band- 
greiflich,  daes  sie  Uns  |durch  die  Tractaten  nur  abueiren,  Zeit  ge- 
winnen und  einen  Vortheil  nach  dem  andern  gegen  Uns  erhalten 
wollen,  damit  sie  ihr  Dessein,  bo  sie  bishero  verdecket,  nun  aber  selbst 
an  den  Tag  geben,  Unsere  Lande  und  Leute  an  sich  zu  bringen, 
desto  siclierer  ausführen  möchten  ....  Wir  sollten  Uns  zwar  solches 
eine  Warnung  sein  lassen  und  nicht  davor  halten,  dass,  nachdem  Wir 
in  vier  Abschickungen  nichts  andres  erhalten,  daun  dass  man  die 
conditiones  von  einer  Zeit  zur  andern  verschlimmert,  insonderheit  an- 
jetzo  da  I.  Maj.  in  Ihrem  Uns  zugesandten  Schreiben  hostititatem  Uns 
annunciiret,  solche  auch  in  der  That  erwiesen,  indem  sie  in  Unser 
Land  gerttcket,  Quartier  ausgetheilcl,  die  Ocrter  besetzet  und  alles 
dasjenige  tentiren,  was  man  von  einem  Feinde  erwarten  kann.  Nach- 
dem Wir  aber  in  Erwägung  der  evangelisclien  Religion  und  anderer 
unzähligen  Ursachen  mehr  L  Maj.  Freundschaft  zum  höchsten  ästi- 
miren,  so  wollen  Wir  die  abcrmalen  an  die  Hand  gegebenen  Trac- 
taten nicht  verwerfen,  sondern  soll  Uns  sehr  lieb  und  angenehm  sein, 
wenn  der  Ilerr  BeicHskanzler  sieb  zu  solchem  Werk  selbst  gebrauchen 
lassen  will. 

Es  sei  aber,  dass  derselbige  auhero  kommen  oder  Wir  abermalen 
dahin  schickten,  so  mOsste  vorhero  an  schwedischer  Seiten  dieses  rc- 
solviret  werden,  dass 

1)  wegen  des  Vnsallagii  es  gar  auf  eine  andere  Art  genommen 
und  etwan  das  Project,  so  zu  Kogasno  gegeben*),  reassumiret  und 
darüber  tractiret  werde;  denn  dass  Wir  zurlicke  handeln  und  Uns 
dessen  wieder  begehen  sollten,  was  albcrcit  damalen  verwiUigct  und 
und  welches  noch  zu  verbessern  von  L  Maj.  scithero  zu  unterschie- 
denen Malen   versprochen   worden,    dazu   wird   es  wol  nimmermehr 

')  Ein  aoderes  bei  den  Acten  befiadlicbe«,  von  SoDinitE  entworreoes  Uon- 
cept,  dat  19.  Dec.  1655,  welclies  noch  achärrer  ableboeud  sich  aasBpricbt,  nU 
das  obige,  and  welcbea  anf  Waldock,  als  den  mit  der  weitereo  Verhnudlang 
beanftragten,  hinweiat  —  .iet  nicht  abgaogen". 

')  Vgl.  oben  p.  454. 


^aovGoOt^lc 


50Q  1'-    ^*"  Dordiecb«  Krieg  bia  zum  Vertrag  voq  Königsberg. 

komnien,  und  hoffen  nicht,  daag  der  böchete  Gott  Uns  in  so  unglQck- 
liehen  Staad  gerathca  lasBcii  sollte,  daes  Wir  dergleichen,  wie  das 
letzte  libersehiekte  Project  in  sich  hält,  einzugehen  gezwungen  wer- 
den könnten;  wie  denn  auch  dergleichen  zu  keiner  beständigen 
Freundschaft,  wohin  jedoch  bei  Uns  das  einzige  Absehen  ist,  nicht 
ausschlagen  könnte. 

2)  So  viel  die  Allianee  betrifft,  seind  Wir  erbietig,  aolche  Erklä- 
rung von  Uns  zu  stellen,  die  I.  Maj.  Sicherheit  genugsam  geben  wird, 
wann  nur  hergegcn  nicht  .dergleichen  Formalia  hegehret  werden, 
welche  I.  Maj.  keine  mehrere  Sicherheit,  Uns  aber  grosse  Verklei- 
nerung geben  können. 

3)  Gleichergestalt  soll  der  Funct  rationo  usus  portuum  also  ein- 
gerichtet worden,  dass  I.  K.  Maj.  einlaufenden  Schiffe  Sicherheit  ge- 
nugsam darin  erhalten,  nur  allein  dass  auch  Unsere  Securität  dabei 
in  Acht  genoninien  und  jedesmal  wenn  armierte  und  mit  Kriegsvolk 
besetzte  Schiffe  ein-  oder  durchlaufcu  sollen,  mit  dem  Gouverneur 
vorher  Abrede  genommen  werde  und  nach  dessen  Disposition  das 
Einlaufen  geschehe. 

4)  Wegen  I'articipation  der  Zölle  wollen  Wir  I,  Maj.  auch  gra- 
tilJcircn,  nur  dass  die  Einrichtung  der  Zollrollen  und  die  Commercia 
also  Dcbst  Uns  dirigiret  werden,  dass  die  Traficquen  nicht  beschweret, 
nocli  die  Handlung  aus  Unsern  Landen  divertiret,  auch  in  andern  L 
Maj.  Häfen  nicht  weniger  als  in  der  Pillau  und  Memel  genommen 
werde.  Verhoffen  aber  dagegen,  I.  Maj.  werde  dergleichen  von  Uns 
ohne  Aeqiiivalcnt  nicht  begehren,  bcsondem  dero  so  oft  gethanen  Ver- 
tröstung gemäss  Uns  es  wiederum  gemessen  lassen,  wie  Euch  des- 
falls  Unsere  Intention  bekannt. 

5)  Wir  mit  Anmuthung  so  einer  schimpflichen  Gondition,  dass 
Wir  die  Quartiauer  eonteutircu  sollten,  verschonet  werden  mögen. 

Wenn  nun  I.  K.  Maj.  sich  liierUber  Unserem  zu  deroselbcn  gc- 
fasstcn  Vertrauen  gemäss  werden  erkläret  haben,  so  kann  die  Zu- 
sammcnsehickung  geschehen,  und  sobald  solche  Sachen  ihre  Kiehtig- 
keit  erhalten,  können  nicht  allein  I.  Maj.  {:lbr  latent  wegen  Marieo- 
burg  erreichen:!,  besondern  Wir  wollen  auch  darauf  mit  I.  Miy.  ferner 
Uns  vergleichen,  wie  Unsere  Völker  also  zu  gebrauchen,  dass  die- 
selbige  nicht  allein  deroselben  kein  ombrage  geben,  besondern  viel- 
mehr 'iu  einem  guten  und  gemeinnützigen  Zweck  employiret  werden 
mögen. 

Ihr  werdet  Euch  hemllben,  dass  Ihr  hierauf  innerhalb  zwei  Tage 
kategorische  Kesolution  erhaltet  und,  wenn  dieselbe  Unsera  desiderüs 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


VerhaudiuDgäu  von  äomnitz  u   Dobrcionebi.  ^(fj 

gemaH8,  befördern,  däsa  der  Herr  Keicliskanzlcr  aabero  komme;  widri- 
gen Falls  aber  Euch  so  bald  anhero  verfUgen  und  Uns  von  allem 
umst&ndliche  Belation  abstatten;  dann  Wir  in  solcher  Ungewiaeheit, 
insonderbeit  wegen  des  bevorstehenden  Schlusses  mit  I.  Kais.  M^j. 
und  anderen  Intercsairten  uiebt  länger  stehen  können ;  insonderheit 
da  man  nicht  allein  bie  Unser  Land  aufs  äuseerste  verdirbt,  beson- 
dern auch  Hinterpommern  und  die  Neumark  mit  den  Märschen  so 
zurichtet,  dass  Wir  derselben  nichts  mehr  zu  gei;icB»en  haben  werden. 
Beigefügtes  Schreiben  werdet  Ihr  gebührlich  zu  UbcrrcicheD 
haben. 


Aus  einem  ScLrcibeii  [der  schwedischen  Regierung]   an  den 
Gesandten  Snoilsky  in  Frankfurt     (Dec.  1655)'). 

[Scbwedischa  Kucapitulatioa  des  bisliorigcn  Verlaufa.) 
äU  I.  Cb.  D.  zu  Braudcubarg  iiii  ii-rwichcucu  Winter  vcruomineD, 
daas  I.  K.  Mtg.  zu  Schweden  sich  ku  jelzigein  polnhcheii  Kriege  präpa- 
rirtcD,  habeu  S.  Ch.  D.  erstlich  durt-b  den  Herrn  Grafen  von  Waldeck, 
nachmaU  aber  gegen  den  königl.  scbwedischeu  Residenten  zu  Itcrliu  münd- 
lich zu  verstehen  gegeben,  weil  dero  hdcbstlöbl.  AnteceäsotPu  von  denen 
Königeu  uud  der  Kepublique  in  Puleu  vieiraltig  vor  diesem  wurcu  gravirt 
worden,  und  Sic  dahero  wol  Ur^uch  hätten,  solches  zu  rcäseuliicJi,  dass  Sie 
dcrowegen,  weuu  es  I.  K.  Maj.  leide u  mochten,  siih  mit  dero  solcbergestult 
conjuugiren  wollten,  wann  uämlicbcn  Ihro  das  Bisthuni  Kriiil»iid  zur  Satis- 
faction  eiugeräomC  nnd  selbiges  sowohl  als  das  i-lmrfQrstliche  l'ieusscu  iu 
einen  souverainen  Stand  gesetzet  werden  möchto. 

Auf  sotbane  Apertur  seiad  folgcuds  beiderseits  Cummissurli  vciordnet 
worden,  welche  sich  ku  Abhandlung  dieser  Sath  in  Stettin  zusamnieuge- 
ihan;  welche  Tractsteu  mehrers  zu  fucilitireu,  haben  sieb  I.  K.  Maj.  mit 
dero  Kriegsmacht  nicht  in  l'reusscn,  sondern  in  Pouinicru  iinzul^dcn  rc- 
Golvirt.  Wie  dud  1.  K.  M^.  daselbst  angelangt',  haben  Sie  nicht  allein 
einige  DilGcultäteD  .  .  .  sowol  der  präteudirten  Souvcruinllüt  als  auch  dero 
Securität  hülber  in  FrcusBen  .  .  .  sonderu  auch  dabenebeust  berunden,  doss 
I.  Ch.  D.  dazumal  eine  I.  K.  Maj.  präjudicirlicbe  Alliuncc  in  dem  Haag 
entworfen  und  proponiren  lassen,  woiüber  I.  K.  Maj.  etwas  Ombrage  gc- 
fusst.  Als  nun  I.  K.  Maj.  begehrt,  dass  I.  Cb.  U.  mit  dem  projectirtcn 
Tractat  der  hoIländischeD  Alliiiuce  in  etwas  zurückhalten  wullten,  darbc- 
uebeust  aber  auch  Bedenken  getragen,  in  eine  solche  ubsolutc  Souvorainitiit 
über   das   churfürstliche  Preusscu   und   das  Ui^thuui  Ermlaud   zu  consen- 

')  KaozleiDotiz:  .Ist  udb  durch  den  Herrn  Culmbac  bis  eben  Uesandten 
commuaiciret    worden".      Vgl    die    Uelaliooeo    vuui    ItcicbsdopulatioDSlag    zu 

Frankfurt. 


508  ^^     ^"'^  aordiache  Krieg  bie  nam  Vertrag  vod  Köuigsberg. 

tircD  .  .  .  balicn  sio  es  ad  refereudutn  geDommeD  Dad  scitid  damit  also 
ii.-iclier  ßerliu  zurück;;eroijct. 

Daranf  kamcD  dcD  4.  Aug.,  als  I.  K.  Maj.  durch  die  Mark  reisete, 
zweeD  charrürstliche  Gesandte  abermals  bei  deroselbeo  an,  ond  wurden  zu 
Fürstenau  gewisse  Commiüsarii,  die  Traetaten  zu  reassumiren ,  verordnet; 
allerinnaGscD  dann  selbige  währender  Marche  verscbiedener  Orte,  bis  den 
10.  Aug.  in  Rogasno,  continuiret  und  fortgesetzet  worden.  Und  obwolen 
I.  K.  Maj.  damals  aur  gewisse  Maass  in  die  begehrte  SoavGrainit&C  ge- 
willigt, auch  dero  Frätension  wegen  Einaebmuug  schwedischer  Beaabcuug 
in  Pillan  und  Memel  fallen  lassen,  hingegen  aber  darauf  bestehend  geblie- 
ben, dass  I.  Ch.  D.  von  der  damiiten  bereits  mit  Holland  geschlossenen 
Alliaace,  so  weit  selbige  dem  gegenwärtigen  Krieg  und  den  jnribus  maris 
biiltid  präjudicireji  möchte,  cessiren  und  I.  K.  Maj.  von  den  Licenteo  der 
beiden  Seeporten  Pillau  aud  Memel  partjcipircn  las^ien  sollten,  so  haben 
jedoch  die  Herren  chnrf.  Gesandten  abermak  nichts  schliessen  wollen  und 
weg^n  der  beiden  letztem  Functen  defectum  instructinnis  vorgeschüttet; 
jedoch  vermeinten  sie,  ihr  ga.  Herr  sich  deswegen  leicbtlicb  accommodirea 
würde,  nachdem  I.  K.  Maj.  die  Souveralnität  verwilliget  nnd  keine  Oami- 
Guuen  in  Pillau  und  Memel  zu  haben  mehr  prätcndirten.  Reieeten  damit 
also  zum  andern  Mal  wiederum  zurück;  und  kam[euj  ungefähr  de u  4.  Sept. 
zu  I.  K.  Maj.  in  Opozno,  und  weil  sie  sich  weder  zu  der  CcssatJon  der 
holländischeu  Alliance,  noch  Participirnng  der  Licenten  verstfhen  woIIcd, 
sondern  ancb  darzu  dasjenige,  was  bereits  zuvor  ao cor dirt  gewesen,  etlicher 
Maassen  zu  revocirea  und  zu  limitiren  anfingen,  darbenebenst  I.  K.  Maj. 
auch  in  Brrahrung  gekommen,  dass  eben  zu  selbiger  Zeit  I.  Cb.  D.  mit  dem 
Könige  Casimiro  correspondiricn,  in  dem  Haag  durch  dero  Ministrum  die 
üatilicatiou  der  Alliaace  urgirten,  die  Holländer  zu  Schickung  der  Flotte 
nach  der  Ostsee  ponssirten,  auch  in  Preussen  mit  selbigen  Stauden  ein  I. 
K.  Mtij.  zu  Präjudiz  gereichendes  Defensionswerk  einrichteten:  haben  I. 
Ch.  D.  fast  KU  den  Gedanken  Aulaaa  gegeben,  als  ob  Sie  dero  Oesaudte 
zu  I.  K.  Maj.  nicht  zu  schliesscn,  sondern  fast  mehr  dero  Actiones  und 
den  Ausgang  dieses  Werks  abzusehen,  abgefertiget. 

Diesen  Weitläufligkeiten  unr  in  Zeiten  fürzukommen,  haben  I.  K.  Maj. 
sich  mit  dero  Armee  gegen  Preussen  gewendet;  da  dann  uuterwegcn  der 
Churf.  Rath  Elen'  Dobrc/.cnski  reraonstrirt  und  von  seinem  gu.  Herrn 
Schreiben  an  I,  K.  Maj.  mitgebracht;  welcher  auch  mit  geliäriger  Antwort 
und  nach  bcscfacliener  Remonstration  —  wie  nämlichen  I.  Ch.  D.  mit  f. 
K.  Maj.  etwas  umstüudig  in  diesem  Werk  umgegangen  —  wieder  abgefer- 
tigt worden. 

Zu  Thorn  haben  sich  abermaleu  zwei  cLurf.  Räthe,  der  Herr 
Dobrcxcnski  und  Herr  von  Somnitz  bei  I.  E.  M&y  eingefunden,  welche 
:sich  auch  noch  den  3.  Dcc.  jiingstbin  bei  I.  K  Maj.  zu  Prejstadt  wirklich 
befunden  uud  im  Werk  begriETen,  dieser  Sacbeu  ein  Ende  zu  machen.  Von 
dem  ferneren  Verlauf  aber  hat  man  keine  eigentliche  Nachricht. 


^düvGoot^lc 


Schwedische  Kecapilolatioo.    Kalschlma  lam  Krieg.  5()9 

ProtocoU  des  Kriegsraths. 
(von  Waldeck's  Hand.     Arols.  Arch.)  o.  D. 

Den  .  .  December  1655  ist  im  fUtb  zo  Kfinigsberg  von  Sr.  Ch.  D.  E 
Torgestellt  worden:  nachdem  der  E6nig  in  Schweden  in  Sr.  Cb.  D.  Lande 
geadvBDciret  und  dieselben  mit  Durchzügen,  Elnquartiernngen  nnd  Einfor- 
dera  Stationen  gleichsam  feindlich  tractiret  —  [sie.  add  :  was  nun  zu  thnn?). 
—  Als  ist  der  Schlasa  mit  elnmütbigem  Ratb  nller  dem  Rath  beiwohnen- 
den geheimen  lUthe  nnd  Officierer  dahin  antgefallen,  dass  man  die  Reiterei 
zwischen  Brannsberg  and  Wormit  zusammenziehen ,  und  sorern  man  kd 
einem  Passagte  oder  durch  einen  Einfall  einig  Adrantage  haben  kannte, 
solches  nicht  ans  Händen  la  lassen,  gondern  sein  Bestes  zu  thnn. 


Ordre  des  KaHUraten  an  Waldeck.    Dat.  Köni^bcrg 

23.  December  1655. 

(Arol8<  Arch.) 

[Die  Tractaten  vergfiblich;  Befehl  zur  Einleitang  der  FeindsKliglicilen  ] 

Nachdem  durch  vielßlltige  Tractaten  zwischen  dem  Küni^  in  33.  Dec. 
Schwedea  und  mir  kein  Friede  bat  ktinnen  gestiflet  werden,  als  uf 
solche  unbilligmässige  Conditionen,  welche  mir  zum  IiüchBten  Prüjudis, 
dadurch  nicht  allein  meine  arme  Lande  und  Leute,  sondern  ich  selbsten 
in  höchsten  Verderben  gesetzt,  hat  erhalten  werden  können:  so  hab 
endlieh,  wiewol  mit  höchstem  Unwillen,  da  ich  dennoch  stets  ver- 
hoffet, mit  der  Kön.  Uaj.  zu  Schweden,  als  nahem  anverwandtcn 
Blutsfreunde,  in  g:utem  Vertrauen,  dem  allgemeinen  evangelischen 
Wesen  zum  Besten,  in  höchst  vertraulicher  Freundschaft  und  stets 
währendem  Verbindnisa  zu  leben,  dahin  zu  resolviren,  meinem  General- 
Lieutenant  von  der  Cavallcric  Grafen  von  Waldeck  hiermit  zu  be- 
ordern, dasfl  er  nach  Erapfahung  dieses  sich  zu  der  Cavallerie  ver- 
fUge  und  nebst  Zuziehung  deren  alda  vorhandenen  Officier  beratho, 
wie  und  uff  welche  Manier  der  künigl.  schwcdiBcheo  Armäe  einiger 
Abbruch  möge  gethan  werden;  auch  solches  aleofort  ins  Werk  zu 
richten  suche,  jedoch  mit  aller  möglichen  Behutsamkeit.  Hieran  be- 
echieht  mein  vollkommener  Wille. 


^düvGoot^lc 


510  "*    "^''  oordieche  Erief;  bis  zorn  Verlrog  von  Königsberg. 

König  Karl  Gnstav  an  den  Kurfliraten.     Dat.  Creutzburg 
16.  Dec.  (26.)  1655.'). 

lAofSoglich  keine  Absichten  snf  PilUa  Qad  Memel;  BecapJlalation  des  VerUnr« 
zwischen  Scbvreden  und  Brandenburg;  definitive  Forderangen  des  Eünigs] 
2{;.  Dec.  Er  Tersucht  das  in  dorn  Briefe  des  Earfürsten  7oni  19.  Dec.  Behauptete 
ZD  widerlegen.  Kr  leugnet  die  Absicht  auf  Fillau  and  Memel  ganz  ab: 
„Niliil  eqnidem  dicto  Kostro  ministro')  in  raaDdatia  dedimus, 
quo  rens  possttperagi  indicatioDisalicnjus  deportubns  Filla- 
vienai  et  Meroeleasi.  Et  nescio  qais  alias  es  Nostra  meiite  se- 
cretum  talo,  qnod  aDimum  Nostrum  nnnqaam  occoparit,  evnl- 
gasset".  Die  Sache  sei  our  ans  »lltugrosser  BcBorgoiss  anf  Seite  dea 
Korfürstcn  entstanden. 

Der  Kurfürst  selber  babe  durch  den  schwedischeD  Residenten  in  Berlin 
den  Wunsch  zur  Theiinnhme  an  dem  Krieg  ansEprecben  lassen:  „si  ergo 
placeret  Nobis  ailsciscere  Cels.  V""  El.  in  belli  socinm,  et  in  compensatio- 
nem  et  eatisfactionem  oQCruni  belli  promittere  eidem  non  modo  Bpiscopa- 
tnm  Warmicnsem  titulo  et  jure  Eccnlaris  Ducatus,  sed  etiam  partem  Samo- 
gitiae  et  Lithuaiiiae,  atque  adeo  dictum  Warmiensem  Dacatum  et  Samo- 
gitiae  Litbuaniacqne  partes  nna  cum.  Borussia  Dncali  fn  plenum  et  abao- 
Intnm  Domininro  eldem  confirmare  et  in  eo  tueri:  tunc  velle  C.  V.  El. 
usque  in  finem  belli  contra  Poloiiiam  et  alios  hnic  motui  sese  immiecentes 
fideliter  Nobia  adsistere.  Et  nt  tanti  propoaiti  consilinm  in  aecreto  faabe- 
retar  et  in  Poloniam  non  emanaret,  additum  est,  panoos  ejas  esse  con- 
Gcios".  —  Dem  König  erscbien  diese  Genossenschaft  erwünscht,  die  Bedin- 
gungen „non  impoGsibiles,  sed  immcnsae".  Darüber  fanden  dann  im  Mai 
1656  Verhandinngen  durch  Commissare  Statt.  Dass  Schweden  nun  dio 
beiden  prenssischen  Häfen  und  die  Participation  der  Zölle  verlangte,  hatte 
seine  guten  Qiünde,  die  aasgeführt  werden.  Der  Kurfürst  wird  einsehen, 
dass  der  König  Pillan  nnd  Memel  nicht  „obtentu  solins  Nostrae  ntilitatis* 
pr&tendirt  hat;  der  König  wollte  aie  nnr  als  Sicherheit  bis  zum  Ende  des 
Krieges  haben,  weil  der  Kurfürst  ein  für  Schweden  bedenlilichea  BiiadnisB 
mit  den  Niederlanden  trotz  aller  Warnungen  abgeschtossea  hatle.  Die  Ge- 
sandtschaft des  Kurfürsten  nahm  darauf  keine  Kücksicbt  und  verliess  Stettin 
—  „ioco  adaeqnatae  retpanstonis  minas  acerfaas  et  nesclmus  qnas  es  bar- 
baris  et  ip.'^o  Orco  contra  Nos  arcessendas  snppetias  jactans"  —  Nach  all 
dem  hatte  man  Recht,  die  nach  Preassen  gehenden  Trnppeu  des  KurfUreten 
als  feindliche  zn  betrachten. 

Am  4  Aug.  kam  eine  neue  Qesandtscbaft  zu  Uns.  Der  Kurfürst  raass 
gestehen,  dass  der  König  da  alles  mögliche  nachgegeben  bat;  namentlich 
hat  er  hier  auf  Pillau  nnd  Memel  verzichtet  und  nur  auf  der  Theilnabme 
an  den  Licenten  bestanden.  „Deaideravit  cquidem  C.  V.  El.  dictorum  Du- 
catnnni  (Borussiae  et  Warmiac)  plenum  et  absolntum  Domininm,  sed  post- 
modnm  .  .  .  Legatio  ejuedem   csbibito  Nobis  die  9.  Augusti   projccto    suo 

<)  Tgl.  den  Brief  nach  bei  Rndawski  p  2147. 
«)  D.  t.  Grof  Schlippenhacli 

Dqitz'edüvGoOt^lc 


Der  Enrrärat  nod  Karl  OaaUv.    Uottenhagencr  EntwarT.  ^\\ 

in  Rogasno  i^novit  C.  V""  El.  .  .  velle  a  NoUis  et  Corona  Soceiac  Boe- 
pedictas  DucatDB  in  feadam  recognoscere".  —  Etwas  später,  während  Wir 
nach  Polen  hineinzogen,  kam  am  5.  Sept.  bei  Opozno  die  brandenbnrgisclie 
Gesandscbaft  mm  dritten  Male,  mit  einem  eigenhändigen  Brief  des  Kur- 
fürsten —  „pristinnm  enmqne  infncatnm  erga  Nos  amorem  spirantes*';  aber 
ala  man  zn  den  Geschäften  kam,  bo  wollten  sie  fast  alle  bisherigen  Znge- 
ständnisse  zarückzieben.  Und  inzwischen  wnrdeir  die  Ratificationen  des 
niederländischen  Bliadnisses  ausgewechselt  nnd  dort  anf  Absendung  einer 
Flotte  in  die  Ostsee  gedmngen;  das  Känigl.  Preussen  nnd  die  benachbarten 
polnischen  Palatinate  worden  zur  gemeinsamen  Vertheidignrig  gegen  Schwe- 
den Burgefordert.  Dies  eet  Aber  offenbare  Feindseligkeit  gegen  Schweden, 
wie  auch  das  Bündnisf>  selbst  mit  den  preassischen  Ständen  Eeige. 

Die  Hauptsache,  worauf  der  ECnig  beharren  mnsa,  ist,  dass  das  bis- 
her zwischen  dem  Kurnirsten  nnd  der  Krone  Polen  bestandene  Verhält- 
niss  npoatbac  qnoque  inter  Nos  regnumqne  Nostmm  nt  et  C.  V'»  EI.  in- 
tercedat".  Im  Uebrigen  lässt  sich  über  Yerändernngen  und  Uilderungen 
noch  beratben. 


Schwedischer  VertragBentworf  „za  Mottenhagen  Übergeben". 
[Dee.  1655) ')■ 

1.  Der  EnrflirBt  verzichtet  Töllrg  auf  den  bisherigen  Nexus  mit  Polen. 

2.  Ijr  tritt  In  denselben  fortan  zu  Schweden. 

3—6.  Näheres  über  den  Modus  der  künftig  von  Schweden  zn  nehmen- 
den Belehnung. 

6.  1500  M.  Hilfstruppen  bei  Angriffen  auf  Schweden  iu  den  Jetzt  er- 
oberten Landen*). 

7.  Freier  Durchzug  durch  Preusaen. 

8.  Freier  Oebranch  der  preussischen  Häfen  für  schwedische  Handels- 
und  Kriegsschiffe. 

10.  Der  Kurfürst  erbebt  keinerlei  Anspruch  auf  das  Königliche 
Preussen;  auch  hält  er  keine  KriegsschilTe  ohne  EHaubniss  des  Königs. 

11.  Die  Zölle  in  den  herzoglich-preussischen  Häfen  werden  gemcin- 
sam  verwaltet  and  gethcilt. 

12.  Entgegenstehen  de  Bündnisse  sind  anfgehoben,  soweit  sie  mit  die- 
sem  Vertrag  unvereinbar  sind. 

'}  Die  Toltmacht  des  EöDtgs  für  Erich  Oxenatjeroa  ear  Yerhandlnng 
mit  den  brandenbnrgtBchen  Gesandten,  dat.  Hotlenhngen  23.  Dec.  1655.  Die 
Vollmacht  des  RDTfüreten  für  Schwerin  nnd  DobrczenBlii  zur  Verhandlung 
In  Uottenhagen,  dat.  Regiomonti  2fl.  Dec.  IC'iS. 

*)  In  einem  brandenbnrgiacben  Gegenentwnrf,  der  bei  den  Actoo  liegt,  aud 
der  sich  sonst  dem  achwediachen  siemlich  aDacblieast,  werden  statt  dieser  Hilf* 
leistnog  die  .ceDlnni  equitea  nrroati*  dea  polniachcD  Lchnavertraga  geboten. 


A^iOOt^lc 


512  ^'*     ^"  nordiache  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  Königsberg. 

16.  Der  prenssisde  Lehiisraoon  wird  forlcDtrichtet;  die  4  Kriegi- 
Gcbiffe,  zu  deren  Stellung  der  Herzog  bisher  verpflichtet  war,  ratlen  weg. 

17.  Die  AppeUation  aus  Preussen  nach  I'olen  wird  aurgehofaen;  Er- 
richtoDg  eines  eigenen  OberLribunals  in  Prcassen. 

18.  Streitigkeiten  zwiticben  dem  Herzog  und  seiuen  Ständen  werden 
durch  eiao  AustragalcominissioQ  geschlichtet,  unter  cioem  vom  König  er- 
nannte n  Vorsitzer. 

IS.     Circa  reg  oecoDomicas  hat  der  Kurfürst  ganz  freie  Dispodtion. 

20.  Gegenseitige  WerUefreibeit  im  herzoglichen  und  böniglirbtn 
Preussen. 

21.  Gegenseitiger  Beistand  zum  Schutz  dieser  Convention. 

22.  Aufhören  der  t'eindseligkeilen. 

„UicEca  Goncept  haben  die  Schwedischen  zu  Mottenhagea  extr.idiret*"). 


Schwerin  und  Dobrczenski  an  den  Kurfürsten.     Dat  o.  0. 
28.  Dec.  1655. 

Sie  haben  sofort  nach  ihrer  Ankunft  bei  dem  König  Audienz  gehabt; 
er  versichert,  „dase  es  wider  Ihren  Willen  und  des  QnartJermeistere  Ver- 
sehen und  der  Bolen  Verleitung  geschehen,  dass  er  so  n^ihe  herangekom- 
men; e«  wäre  wiJer  seinen  Willen,  auch  raison  de  guerre;  wollen  fifb 
auch  wieder  zurüekKiehen*").  Noch  kann  alles  gnt  werden;  der  Köni|[  ist 
bereit,  während  der  Tractatcn  die  Feindseligkeiten  einzustellen. 


Resolution   des  Kurfllrsten.     Dat  Königsberg  28.  December. 
(Conc.  V.  Somnifö.) 

2K.  Dec.  Der  König  allein  habe  die  Feind  Seligkeiten  begonnen,  mit  AngiilTefl, 
Brandschytznngen  und  Einquartierungen;  auf  nneerer  Seite  waren  norDc- 
fensiou.  Es  ist  also  Sache  des  Königs  zunächst  erst  das  Land  wieder  n 
räumen.    Anerbieten  der  Auswechselung  der  Gefangeneu*). 


■)  Von  der  Belebnnng  mit  Ermlond    ist  weder  in  diesom  Project,    nocb  in    i 
dem  brandenburgi sehen  Oegenentwurf  die  Rede. 

»)  Vgl.  Droysen  III.  2.  244.  | 

■)  Für  die  Tage  von  hier  nb  bis  zum  Abscblnss  des  (Cönigsberger  Verinp 
und  über  den  Abacbluss  dteses  letiteren  fehlen  aDfTalleuder  Weise  fast  alle  Aetea:  \ 
auch  das  Archiv  2u  Arolsen  bietet  hier  keine  Ergänzung;  ee  scfaeint,  da«  i» 
diesen  letzten  Tagen  mündlicbe  Berichterstattung  an  Stelle  der  schriftllckaD  ge- 
treten ist;  einigen  Ersatz  dafür  bilden  die  ».  a.  im  Anbaog  nilgallieilun 
Berichte. 


:q,t7edi>G00t^lc 


Der  Königaberger  Vertrag.  5J^3 

Waldeck  an  den  KnrfUrBten.    Dat  Königsberg  10.  Jan.  1656. 
(Arola.  Arch.) 

Der  Kurfürst  bat  befohlen,  dass  OencralioBJor  y.  C&noenberg  „gehrn   1656. 
soll,  Weblan  zu  entsctzeD".     Waldeck  legt  seine  niilUämcben  Gründe  10.  Jan. 
Tor,  weshalb  er  das  UnterDehmen,  ohne-  Fiiesvolk  und  Artillerie,  für  noaus- 
flihrbar  h&lt  und  davon  abrätfa. 


Der  Kurfürst  an  König  Karl  Gustav.    Dat  Königsberg 
10.  Jan.  1656. 

Die  Verhandlungen  mit  dem  Kanzler  Oxonstjcrna  sind  so  weit  ge-  10.  Jan. 
dieben,  dasa  an  dem  Abschlass  nicht  zu  zweireln  ist.    Der  Knrrürst  bittet 
den  König,  er  möge  ihm  (laber  aach  seinen  Wunsch,  betreffend  Braansberg, 
nicht  unerfüllt  lassen;  er  werde  dafür  beBonders  dankbar  sein. 

S.  d.  Königsberg  11.  Jan.  1656  Dankschreiben  für  ErfUlluag  der  Bitte  ■). 

Den  Friedonaschluss  iwiachen  Brandenburg  und  Schweden,  den 
neuen  Lehnsvertrag  für  das  Herzogthnm  Preussen  und  die  Special- 
convention über  da.<<  ßistbum  Ermland,  alle  dat.  Königsberg  7.  Jan.  st. 
T.  1656  R.  bei  V.  Mörner  Staatsverträge  p.  195—200. 


Der  Knrfllrst  an  Graf  Christian  von  Dohna  im  Haag. 
Dat  Königsberg  17.  Jan.  1656. 

Anzeige  des  mit  Schweden  geschlossenen  Vertrags  ~  „nnd  weil  Wir  17.  Jan. 
bei  so  gestalten  Sachen  Unsere  Völker  in  etwas  zu  rcduciren  gemeinet,  so 
wollet.  Ihr  Euch  mit  den  bewuesten  Werbungen  ferneres  nicht  bemühen". 


An  diesem  nnd  den  folgenden  Tagen  die  gleiche  Anzeige  vom  Absnhinss 
des  Königsberger  Vertrags  nach  allen  Seiten  hin  in  zahlreichen  gleichlau- 
tenden Schreiben;  die  einzelnen  Provincialregierungen  erhalten  Befehl 
(30.  Jan.  1656),  das  Ereigniss  von  den  Kauzein  verkünden  zu  lassen  und 
ee  mit  tfflentUchen  Danksagungen  etc.  zu  begehen. 

■)  Vgl.  dte  Spoeialoonvention  wegen  Bnnlande  bei  v.  Mörner  Staatsver- 
rä  ge  p.  19S. 


q,t-od;>GoOt^lc 


514       '''     ^^^  nordJBche  Krieg  bis  Kam  Tertr^  tod  EöDtgsberg. 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiaer.   Dat.  Königsberg  12.  Jan.  1656. ') 

(Klage  über  deo  ansgebliebeDen  Beietaad.  Erläuteroog  der  NothweDdigkeit  des 
abgesch  Josse  Den  Vertrages  mit  Schweden.] 
a.  Er  habe  von  Anfang  an  dem  Kaiser  über  die  polnischen  Unmben  Mit- 
thcilnng  gemacht,  und  der  Kaiser  habe  willig  die  Interposition  zniBchen 
den  beiden  knegeodeii  Theilen  übernommen  etc. ').  Der  Gang  der  Dinge 
zeigte  indess  bald,  dass  „mit  gelinderen  Mitteln  allein  mir  nicht  zn  helfen 
gewesen."  — 

Und  hatte  ich  dahero  wol  verhoffet,  es  würden  E.  K.  M.  meinen 
dcsideriis  willkominene  Statt  und  Raum  gegehen  und,  wie  Sie  mich 
nicht  nur  dnrcli  Sclireiben,  sondern  auch  hernachmala  durch  dero 
Abgesaudtcn,  den  Herrn  Grafen  von  Starhemberg,  versichert,  die 
hegehrte  wirkliche  ABsistenz  mir  widerfahren  haben  lassen:  so  ist 
doch  darauf  ungeachtet  alles  angewandten  Fleisses  nichts  zu  erlangen 
oder  zu  erhalten  gewesen,  und  also  meine  so  wol  gemeinte  Intention 
durchaus  divertiret  worden. 

Als  nun  unterdessen  die  KOn.  Wrd.  in  Schweden  dero  Wafiea 
aus  dem  Klinigreieh  Polen  nach  dem  künigl.  Theil  Preussen  ge- 
wendet, auch,  nachdem  sie  die  vornehmsten  und  stärksten  Oerter 
ohne  Widerstand  in  demselben  eingenommen  und  ihre  andere  Ar- 
meen an  sich  gezogen,  mit  gesammter  Hand  in  mein  Herzogthum 
Preussen  gerllcket,  etwa  eine  halbe  Meile  von  dieser  meiner  Residenz 
dero  Hauptquartier  genommen,  derselben  alle  Zufuhr  gesperret,  auch 
dabei  sich  allerhand  schwere  und  ansteckende  Krankheiten  unter 
meiner  in  dieser  Stadt  sich  befindenden  Armee  ereignet,  und  ich  dabei 
gesehen,  dass,  wann  icli  gleich  ein  mehres  anstehen  wollte,  auch  das 
Werk  noch  in  etwas  aufhalten  mi'igen  und  mein  Land  vollends  zn 
Grunde  verderben  und  verwüsten  Hesse,  ich  dennoch,  welches  das 
grösste  und  vornehmste  gewesen,  mich  von  niemand  einiger  Hilfe 
oder  Assistenz  wirklich  zu  getrösten,  von  Jedermänniglich  verlassen 
gestanden,  und  mir  auch  nicht  die  geringste  Hoffnung  durch  meine 
an  E.  K.  M.  Ahgcscliickte  darzu  gemachet  würden;  alle  andern  Di- 
versiones  auch,  so  von  mir  noch  etwa  zu  machen  gewesen,  ohne 
Implicirung  des  h.  R.  Reichs  nicht  geschehen  können,  weswegen  ich 
billig  ein  grosses  Bedenken  gehabt;  hiemfichst  ist  mir  solches  alles 
von  unterschiedenen  hohen  Orten  beweglich  fUrgestellet  und  ich  des- 
wegen, und  damit  dieser  Missverstand  ohne  Weiterung  beigelegt  wer- 

')  Obgleich  sonat  von  Preaasea  aas  die  Datirnng  der  karfSratlichen  Eanslei 
durchgängig  dem  neuen  Slil  folgt,  no  ist  hier  in  dem  Schreiben  an  den  Kaiser 
der  alte  Kalender  gcbraechi. 

')  Vergl.  oben  p.  379.  415. 


Der  EÖDigaberger  Tertr^-    Aoseige  ao  den  Kaieer,  515 

den  möchte,  von  meinen  geäng^stigten  Untertbanen  unterth.  und  weh- 
mflthigBt  angeSehet  worden: 

So  habe  ich  endlich  zu  Bettung  meines  Gewissens  ...  die  von 
I,  Kön.  Wrd.  in  Schweden  von  neuem  veranlassten  Tractaten  mit 
dero  deswegen  aobero  geschicktem  Reichskanzler,  dem  Herrn  Grafen 
Erich  Ochsenatirn  antreten  und  dieselben,  so  viel  bei  so  einem 
Zustande  möglich,  zu  Ende  bringen  lassen  mUsseo,  gestalt  dann  die- 
selben den  7.  dieses  alhier  in  ECnigsberg  geschlossen  und  den  10. 
Bo  balde  darauf  die  Auswechselung  der  Ratificationen  von  beiden  Tbeilcn 
erfolget. 

Und  habe  nun  meiner  obliegenden  Schuldigkeit  zu  sein  ermessen, 
von  solchem  allen  E.  K.  M.  gehorsamlich  Nachricht  zu  geben. 

VersicheroDg  unwandelbarer  Treae  gegen  Kaiser  und  Reich;  der  Kaiser 
werde  boffentlich  glaobec,  dass  er  nichts  anderes  gelhan,  „als  was  keines 
Weges  mit  guter  nod  christlicher  Raison  zu  ändern  gewesen."  — 


Kaiser  Ferdinand  III  an  den  Kurfürsten.    Dat  Wien 
7.  März  1656. 

[Formelle  Be&ntwortaDg.    AnerkeDonog  clet  BeeitEes  tod  PrenseeD.) 
Uns  ist  E.  Ld.  Schreiben  .  .  .  wol  eingelangt  und  daraus  der  7.  Mär 
Lftnge  nach  in  Unterth.  referirt  worden,  aus  was  fOr  angefahrten  Ur- 
sachen dieselbe  sich  necessitiret  befunden,  .  .  .  die  etc.  Tractaten  an- 
treten und  .  .  .  za  End  bringen  zu  lassen. 

Wie  Wir  nun  die  zwischen  beiden  hohen  kriegenden  Theilen  ent- 
standene Missbelligkeiten  und  zumalen  auch  daes  £.  Ld.  wegen  dero 
Herzogthums  Freussen  ')  mit  darein  gezogen  werden  wollen,  sehr 
ungern  vernommen  und  Uns  dahero  um  so  viel  lieber  [zu]  der  vorge- 
schlagenen Interposition  .  .  .  verstanden:  also  thun  Wir  Uns  der  gege- 
benen Nachricht  und  bevorab,  dass  E,  Ld.,  wie  Sie  bis  anbero  Uns  und 
dem  h.  Reich  mit  unverrtlckter  Devotion  zugethan  gewesen  .  .  .  darin 
zu  continuiren  entschlossen  seien,  freundoheim-  und  gnädiglicb  bedan- 
ken und  verbleiben  £.  Ld.  dabeioeben  mit  freundoheimlichem  Willen, 
kaiserlichen  Hulden  und  allem  Guten  bestftndig  wolbeigethan. 

>)  Di«aa  Wort«  liod  von  bnuideDborgiBcher  Seite  anterBtrlchen  and  mit 
eioein  NB  TeTseheiii  offenbar  in  demselben  Sinne  wie  oben  p.  421  D.I. 


33» 

DqilzMBlAjOOl^lC 


II.    D^■^  nordisch«  Krieg  bis  tarn  Vertrag  von  KÖDigsberK- 


Anhang. 


1)  Waldeckj  Memoire  über  den  Gang  der  Ereignisse  bis 
zum  Abs  ehluss  mit  Schweden.    (Eigenh.  o.  D.  Arols.  Arch.) ') 

S.  Alt.  El.  estsDt  arriT6  bds  la  bort  de  la  Vistalle,  ....')  an  geoli- 
homme,  que  j'avois  envoj^,  m'apporta  ordre  de  m';  trenrer  le  leodemaia, 
oü  l'on  resolut  de  passer  i  loisir  la  riviöre  et  de  s'arrester  to  ces  qaartiere, 
taat  pour  rcpoEer  l'arniäe,  qua  ponr  B'aeseDrer  de  qnelqae  liea  advanta- 
geox  Eus  la  ditte  riviäre,  et  pareillemeDt  des  eetats  de  la  PruEse  Boyalle ; 
maJB  aa  licn  dD  cooEeil  qni  se  debvoit  tenir  edb  ce  qn'on  anroit  a  faire,  aa 
moitid  cbemiD  du  qDartier  de  8.  Alt.  El.  et  du  mien  j'appris,  que  Varm^e  de 
Monseignenr  l'EIcctenr  marchoit,  saus  ponvoir  eetre  mforiii4,  vers  oü.  Vers 
le  Golr  j'eoB  adns  du  quartier  de  S.  Alt.  El.,  oit  je  m'en  allois,  pour  me 
certiGer  d'un  si  f^usbit  cbaDgement,  et  fas  tout  sorpris  de  roir  marcher 
l'arm6e  et  l'artillerie  tont  droit  daoB  le  DuBChö.  Je  Ab  moo  poBsible  poar 
d^tonraer  uiie  marche  b1  prätipit^e  et  domageabte,  mais  en  laio,  puls  qu'on 
apprehandoit  de  cbocqaer  les  estats ,  la  on  il  me  eembloit  estre  &  propos, 
de  les  lasser  de  l'iDcommoditä  de  nostre  armöe,  ponr  les  porter  &  se  dö- 
clarer,  et  ä,  nous  donncr  des  placos  d'assnrance ,  oa  de  faire  malgrö  eaz 
uu  fort  cotisiderable  bub  le  bort  de  la  riviäre,  pour  les  tenir  en  debTOtion; 
et  cela  d'aaltant  plus,  que  )a  BaiBon  oe  souffroit  point  de  dilay  et  qoe  le 
Boi  de  Suade  estoit  eugnagg  ä  Cracovie.  Mals  l'appräbaDsion  de  chocqner 
les  estats  da  pais  et  ralliance  avec  les  proviaces  nnies  Sst  rejetter  raoD 
advis  et  resoutdre  d'envoyer  la  caraillerie  dans  revescbä  de  Lebeao,  et  Tio- 
fanteric  &  Dolstät,  village  situä  sns  ua  petit  canal  qoi  dooae  daos  le  Haf, 
aiosi  commode  pour  la  Toiture  des  vivreB,  et  procbe  d'ElbiDgne,  afin  que 
pandaat  le  traitt6  entre  lea  estats  et  les  d^patez  de  S.  Alt.  EI.  l'on  pnt 
praudre  ses  mesuies.  Mais  estant  partf ,  ponr  präsenter  le  corps  d'armäe, 
que  j'avois  avec  moy,  ä  S.  Alt.  El.,  j'appris,  qoe  l'armAe,  que  Monseigoear 
l'Electeiir  avoit  avec  luy,  veDoit  prandre  son  qoartier  dans  le  mieu,  od  de 
noureauz  l'on  resolut  de  suivre  ce  qui  avoit  estä  concla  le  joar  aaparavant. 
Mals  S.  Alt.  El.  s'en  alla  &  PreDscbmarlc,  d'od  eile  me  fist  r'sppeller  de  la 

■)  GeschriebfiD,  wie  der  Inhalt  ei^ebt,  in  der  Zeit  bald  uacb  dem  Eöaiga- 
berger  and  vor  dem  Uarienbarger  Vertrag.  Wol  ao  einen  der  gebeimeo  Räthe, 
vielleicht  an  Weimac  im  Haag  gerichtet. 

■j  Lücke  gelasBen  enr  AaarüllDDg  des  Datama. 


jdüvGoOt^lc 


Aobang.    Memoire  tod  Waldeck.  517 

marcfae,  qu'oo  m'aroit  commis  da  coetö  de  Tborn,  pour  tascber  d'y  raetlre 
gaarniBon,  comme  ausai  dans  Strasbourg,  et  m'oidouna  de  r'cnvoyer  l'artil- 
lerie  et  riofanterie,  qne  J'avois  avec  moy,  puis  que  la  »ille  de  Thorn  n'estoit 
pas  tenable;  pour  Strasbourg,  j'y  debvoitt  uiettre  300  bommes.  Je  remonstray 
t'utilJtö  de  la  poBeession  d'une  Tille  si  considerable ;  touttee  Tols  sans  effcct. 
Daus  Strasbourg  leg  trois  rentt)  bommes  eeals  ne  vouloit  eetre  receus,  iioq 
obälaDt  l'ordre  du  Waiwoda  de  Colin.  Ayant  log6  la  cavaillerie,  je  ni'en 
retournois  aupräs  de  S.  Alt.  El,  laquelle  je  treuvay  sus  le  d^part  pour 
Königeb.,  oii  Tod  oblient  lOOm  escns  poui  le  payement  de  rurmiie,  et  da 
drap  poor  habiller  les  soldatE,  L'ou  y  doima  ordre  pour  ud  Magazin  des 
TiTfCB  pour  6  moip,  pour  tontte  rarm6e;  mef^me  fit  on  nn  project  des  quar- 
tiers  d'biver  pour  le«  assigner  ä  chncqae  Bögiment,  aGn  qu'un  cbacque  eut 
soing  da  sieo;  I'od  proposa  aassi  de  se  servir  des  Werders  pour  place 
d'armes,  et  de  «'assearer  d'Elbiogoea  de  gr6  oa  contre  grä,  retrancher  tont 
le  pais  depaia  Eönigsbergae  ä  Tapian  et  de  la  ä  Labiau,  pour  en  tout  cas 
poD?oir  sabsister  areo  l'armäe  bors  de  la  Tille,  etcouvrirla  Pillo,  de  cber- 
cher  I'occasion  de  faire  an  coup  considerable ;  si  uou  poar  avoir  tout  l'ad- 
Tantage  qu'on  se  pourroit  soubaitter,  au  moins  pour  guaigner  du  tamps. 
Piasieurs  cboaes  Äisreat  räsolnes,  d'aaltres  differäes,  mais  riea  exäcatä 
corame  il  ostoit  reqnis.  Une  demy  moostre  fust  doDD6  au  eorps,  que  S. 
Alt.  El.  avoU  avec  luy,  50m  eecns  pour  des  Douvelles  lev^es,-  le  reste  oii 
la  Decessitä  le  reqaeroit  le  plus;  les  continuelle  marcbös,  en  apparance  peu 
otilles  OD  necCBsaires,  faisoit  consamer  le  drap  pour  les  soldats,  ou  enipescboit 
poor  le  noine,  qne  les  habits  oe  pouroit  estre  faits  n'y  ä  tamps  n'y  comiue 
il  folloit.  Les  ordrea  poar  te  Magazin  fusrent  esöcutöes  comme  de  coutume 
en  cette  coart,  et  si  l'on  pressoit  cette  afTaire,  cela  psssoit  pour  des  rignenrs 
contrarientes  la  fa9on  d'ftgir  cd  cn  pais;  les  assignationg  des  quartiere  ne 
fosreot  point  däpesebez  par  cenx,  qui  en  avoit  en  la  commissioa;  le  project 
des  Werders  fast  rejetlö  sons  pr£texte  de  l'offance,  qu'on  canseroit  auprSs 
des  «statg  de  la  PmEse  Royalle;  de  peur  de  cbocquer  Dantzig  et  l'alliancc 
d'Hollande  l'oa  ne  voalat  point  appreaver  le  dessein  sug  Elbingue;  la  dö- 
fanee  et  fortiScation  de  cette  Tille  fnst  commise  i  des  gens  sans  autoritö, 
et  rasaistance  des  cenx  de  Rögence  fast  froide  et  sans  effect;  le  retraache- 
ment  du  pais  entre  le  Fregel  et  .... ')  fast  coosiderö  conime  uoe  affaire 
snperflne,  inntille  et  impracticable,  ainsy  ndgligäe  -,  il  fust  arrestö  de  se  servir 
d'nn  adTantage  considerablej  ei  I'occasion  se  prßseutoit.  C'esloit  la  röso- 
latioD,  avec  laquelle  8.  Alt.  Gl.  partit  d'icy  pour  Holtande,  ponr  y  acbever 
le  traitt^  aTec  les  estats  asseublez  ä  Murienboarg.  Tout  malade  qne 
j'estois,  je  soitib;  j'y  rencontray  an  Waiwoda  de  la  Masovie,  qni  demandoit 
denx  mille  bommes  sons  sa  conduitte,  avec  qnelque  piäces  d'artillerie  contre 
Statnboc.  Les  estats  &  Marienbourg  demandoit  dcox  on  trois  mllle  bommeg 
poor  s'en  servir  daus  la  Pomerelle  &  recouperer  les  bicoquea,  oü  les  Snedois 
iiToit  plaoes  d'arraes.  Personne  ne  Touloit  rien  promettre  pour  l'affairo  en 
gÖDcral;  je  treuTay  quelque  dispositioa  &  voulotr  accorder  ce  qui  anroit 
affaibly  nos  forces,  et  estoit  perdn  ou  par  impradauce  des  directeurs  ou  par 

1)  Lücke  in  d.  Hds. 

DqitzeaOvGoOt^lc 


518  II-    Oc  nordische  Krieg  big  zum  Vertrag  von  KöaigsbeTg. 

leur  trabisoD,  de  sort«  qu'en  coDsideration  de  l'affaire  göoeralle  il  fuEt  riBola 
de  E'aliier  easemble,  miiis  de  faiie  ce  qai  serviroit  an  public  et  poJot 
s'attaacher  ä  l'iutöret  particulier  de  Tuoe  ou  l'aultre  pro?ince,  et  de  tenirle« 
forces  aQttaot  (ju'on  pourroit  easemble ,  et  de  se  servir  de  l'occiiBion,  qni  m 
präscnteroit  la  plus  favorable.  OpiuaatB  sur  ce  qu'oo  auroit  ä  faire  poor 
fauiliter  ce  dessein,  il  fust  dit,  qu'oa  aaroit  ä  praadre  qd  poste  advaiitageni 
poar  la  facilitö  dea  vivres,  et  d'oii  l'on  pourroit  avec  effect  convrir  le  prii 
et  ee  semr  des  occasious,  qui  se  poarroit  pn^Eeater  da  cost^  de  la  Litu- 
nie,  comme  aussi  dn  costä  de  la  Visrolle.  Mais  saas  attandre  la  cODclasian 
de  toas  ce  qui  estoit  reqais  poar  l'ezöcatioa  dn  sasdit,  S.  Alt.  EL  partit 
le  landemain  du  Eoir  que  j'arrivä  pour  Deutsch  Eilau  avec  rösolDtion  d'j 
subsister,  jusqn'i  ce  qu'elle  aaroit  Douvelle  de  moy,  qui  fus  envo;rä  vers  b 
riviäre  duMcmmel  avec  ordre  de  prandre  quartier  dans  la  Lituanie  Kojalle, 
CD  cas  que  lea  Su^dois  o'y  avoit  point  du  monde,  d'empescber  lear  entrte 
daas  le  Dncb^  piemiärenient  par  voy^z  arauiables,  puis  par  force,  idms  de 
me  gaarder  de  oe  m'eugnager  pas  trop  avaut,  et  me  donner  de  gnarde, 
de  u'estre  pas  couppä  de  8.  Alt.  Ei.,  u'jr  de  Königsbergue i  et  qooj  qw 
ce  fuBseot  des  ordres  assez  difficiles  &  obaerver,  et  que  je  ne  fusse  pu 
accompaigaä  des  gens  fort  aggueria,  je  m'y  tra&sportois  avec  aoltaut  d> 
diligeuce  qn'il  estoit  possiblej  tuais  araut  le  d^part  d'Hollande  j'esciirä 
UDO  lettre  i  S.  Alt.  Et.,  par  laquelle  je  la  prioia  de  perdre  toutte  esp6- 
raoce  de  paix  et  agir  en  eaaeiii]',  ou  de  la  faire  avaut  que  le  Roy  de 
SnOde  soit  eii  estat  de  joiadre  toattes  ses  forces  et  d'ammener  dea  oatioDE 
barbarea  avec  Boy,  pour  bruslcr  et  ravager  Doetre  pais,  ä  quoy  souffrir  aree 
patiance  il  aeroit  mesmeB  necesaaire  da  se  räsoaldre,  u'estant  point  assenri 
du  succäs  des  combats;  car  le  differer  de  l'esäcutioD  des  boas  desteioi 
cauaeroit  double  mal:  perte  de  räputalJon,  et  la  roniue  da  paia.  J'y  ad- 
joustois,  que  S.  AU.  £1.  se  doDtiast  guarde,  de  n'advaaoer  paa  d'advantaga 
avec  aoQ  armäe,  qu'il  ent  räsola  d'attandre  renneiny,  et  de  n'embrasser  plos 
qu'on  poarroit  mainteuir;  reuouvellanl  la  memoire  de  ce  qu'il  y  aaroit  i 
faire  poar  rexäcutlon  de  Taffaire  eu  g6ueral,  proposaut  mesme  quel<|Mi 
expädianta  pour  la  d^fance  du  pais  et  de  quelle  fa^ou  S.  Alt.  El.  sepoai^ 
rott  voir  soalagä  par  le  soin  de  ecs  gäaeraux.  Mais  an  lieu  de  mettre  ea 
effect  les  choses  si  utilles,  man  ad?is  causa  anpräs  des  quelques  uns  de  U 
jalonsie,  et  tout  demeura  en  auspeus. 

EstaDt  arrivö  ä  Insterburg  je  sens,  que  le  Comte  de  la  Ouarde  aidt 
fait  UQ  pout  Eus  le  Memoiel  et  avoit  desja  fait  passer  quelque  tronppes;  ee 
qui  me  Gt  loger  ma  cavaillerie  entre  les  estangs  et  marats,  qni  soat  en  » 
pais  lÄ,  pour  äviter  la  surpiiae;  et  avec  Tinfanterie  je  pris  poste  aupi^s 
d'Angerbourg,  lieu  presque  inaccessible,  ai  la  geläe  ae  le  randit  lell> 
laissaat  nn  regiineut  ä  Insterburg,  pour  didpater  ce  passage,  jnsqu'aeeqM 
je  le  pourroiE  joindre,  et  randauc  la  riviäre  devant  moy  si  profonde  par  le 
moyeo  d'une  escluse,  qae  je  ue  pouvuis  eatre  forc6  qu'i  bonaes  eneeignei. 
Tons  cea  ordres  eatants  donuii  le  mesuio  aoir  de  moa  arriföe,  j'allois  « 
peraonne  ä  TÜse  et  Raguit,  pour  pourvoir  ä  la  senret^  de  cea  lietiz;  ce  qw 
j'acbevö,  avant  qne  toutte  Tarm^e  da  Comte  de  la  Ouarde  avoit  pastt. 
et  revieuE  le  deusi^oic  jour  a  Inaterburg,  d'oü  j'eovoyoia  un  exprtis  anpr^i 

i:q,t7ed   ,.V^nOOt^lC 


Anbaog.    Memoire  tod  Wuldecfc.  519 

de  S.  Alt.  El.,  Iny  faisant  connoiBtre  Testat  de  t'arm^e  du  dit  Comte  et  les 
niojens,  quc  je  pröToyois,  d'avoir  de  l'advaotagc  eus  tay,  ^oii  armöe  ue  coo- 
BÜtant  qu'en  8000  homuies,  manquaDt  des  vivres,  ayaut:^  a  gausche  une 
Irös  graade  foreet  et  tes  MoscowiCes  de  l'aultre  costä,  anxquels  ils  ae  se 
poQToit  fier;  plasieors  passages  trös  eetroits  devaot  eax,  des  chciuius  fort 
meaavais  ponr  j  passer  avec  l'artillene,  et  la  grande  distauce  entre  Staia- 
boc  et  le  dit  Comte;  Sapia,  Waiwode  de  Witepski,  avec  beanconp  de 
Doblesse  bds  le  chemin.  Je  repr^sentoy,  que,  S.  Alt.  £1.  nie  voulant  laisser 
faire,  que  je  TairesteroiB  et  rouiDeiois  sa  caraillerie,  ou,  si  Tod  vouloit  joeir 
d'an  jeu  Bear,  que  S.  Alt.  El.  postaut  son  iiifauterie  eii  liea  eeur  et  laissaDt 
approscher  sa  cavaillerie,  que  selou  les  raisona  de  gocrre  je  pourrois 
asseurer  la  victoire.  Mais  au  lieu  de  respoiice  oäcessaire  pour  au  teil  des- 
sein,  je  receas  ordre  de  ne  comiaettre  aocDoe  hostilitg,  de  doüuer  ordre  au 
iogeineot  seur  de  nos  trouppes,  et  de  joiudre  S.  Alt.  El.  ea  personne. 
Voyant  avec  estonnemeDt  le  cootraire  de  ce  qui  arolt  estä  r^sola,  et  si 
nöcessaire  ponr  le  bien  de  S.  Alt.  El.,  et  estant  adverty,  qu'on  vouloit 
qnitter  Tborn  et  toattes  les  aoltreg  places  importaates,  je  dounay  les  ordres 
reqoises  ponr  la  senret^  de  mon  corps,  et  niarcliois  nouict  et  jour  ponr 
joindre  S.  Alt.  El.;  laqnelle  je  tronvois  dans  la  marcho  vers  le  Daschä. 
Et  m'estannant  de  ce  qne  je  royois  et  entandis  des  plnsienrs,  je  üb  mon 
poesible  de  remädier  anx  inconveniauts,  qne  je  präroyois,  priaut  bien  fort 
de  mettre  gnamison  dans  Strasbourg  et  Graudentz,  lieux  asscz  considerables ; 
mais  Sans  succös.  Ne  pourant  rien  obtcuir  en  cela,  je  proposuj  de  loger 
toutte  la  cavaillerie  ens  la  frontiäre,  de  mettre  une  gnarnison  de  mitle 
liommes  dans  Marienbonrg,  logeant  uu  bon  corps  d'infaQterie  anx  environs 
de  Brannsbergne,  ponr  voir  la  contenance  du  roy  de  Snäde;  le  voyant  trop 
fort,  l'oQ  pourroit  disputer  tes  places  advantageuEes;  le  voyant  d'nne  force 
esgualle,  le  combattre;  enfiu  prandre  ses  mÖBures;  mais  qne  le  plus  senr 
seroit  encores,  d'aller  sns  le  comte  de  la  Guarde.  Mais  le  tont  fust 
desapprouTÖ,  jnsqn'enGn  l'on  resolut  de  mettre  1000  homuies  dans  Marieu- 
bonrg  et  de  loger  nn  corps  au  lieu  advaatagenx;  de  pourvoir  en  attandant 
aax  näcessitös  ä  Röuigsbergue ;  mais  quo  tont  aussitost  j'aurois  ä  me 
retirer  avec  mon  infaDterie  ä  Königsborguo ,  laissant  la  cavaillerie  sns  la 
frontiäre.  Je  remonstrois,  comme  je  pourrois  raudre  bon  service  en  aschc- 
vant  le  retranschement,  qne  j'avois  commencö  ä  Aogerbourg,  pour  y  loger 
1000  bommcH  de  pied  et  500  oheveaus,  et  qu'il  y  avoit  d'aultres  places 
coDsiderables  dans  l'ävescb^,  pour  De  les  uügliger  poiut,  et  qne  S.  AlL  El. 
au  pis  allä  avoit  assez  d'iofanterie  [lour  la  däfancc  de  Köiiigsbergue,  se 
pouvant  servir  des  dragons  et  cavaillei-ie  ponr  sonpl^er  an  defaut  de  l'in- 
fanterie;  mais  je  recens  ordre. espräs  de  quittcr  tont  et  marcher  tout  droit 
vers  Königsbergnc;  ce  qne  j'ex^cntti  de  teile  sorte,  que,  ce  qui  se  pouvoit 
faire  de  mon  costä  ponr  la  seuretö  des  chasteanx,  ne  fust  poiut  nögligö, 
comme  il  a  pam,  qu'Angerbonrg,  Tilse,  Kaguit,  Letzen,  Görgenbourg, 
AlleoBteio  et  Wormit  n'ont  pas  6t6  occup6.  Et  quoy  que  je  fus  rcprimendä 
des  ce,  qne  je  n'avois  ammen6  tons  ce  que  j'avois  de  l'iufaiiterie ,  je  pay6 
deE  raisons;  mais  lors  qne  l'on  mo  dit,  que  tontto  rinfnuterie  et  rartiilerie 
de  S.  Alt.  Et.,  contre  la  räsolutiou  prise  et  toutte  raison  de  gnerre,  estoit 


„Goot^lc 


520  ''     ^^'  nordische  Krieg  bia  lam  Vertrag  von  Königsberg. 

daas  Marienbourg,  j'ensBe  mienx  ftimö  avoir  hazaidä  lea  chasteaux,  qoe  de 
Toir  cette  ville  et  tout  l'estat  en  danger,  Teaulte  d'assez  d'infaiiterie. 

Ce  fnet  alors,  oü  Von  xe  voyoit  fort  cmbarrassä:  le  roi  de  Saöde 
maislre  de  Thorn,  s'approeher  d'Elbiugne;  ceax  de  la  rille  portäz  ä  lo 
recevoir;  nostre  meillenre  infanterie,  artillerie  et  amnionition  coappöe;  le 
magazin  point  poorveu;  nostre  gdneral  esloignä;  cette  villc  onverte  par 
tout,  et  en  donble,  b)  Von  vonloit  faire  ce  qae  la  raison  de  gnerre  deman- 
doit,  OQ  accepter  \ea  conditions  qae  le  roi  offriroit,  tels  qa'elles  puBsent  estre. 
L'on  mit  tout  en  düliberation;  les  opinions  estoit  divers;  je  faisota  moa 
possible  ponr  faire  connoistre,  que  les  mofens  y  e«toit  de  panvoir  mestne 
en  cet  estat  faire  qnelque  chose;  mais  que  pcndant  qne  j'ezeenterois  les 
räsolntions  i  la  campaigne,  qn'il  feaatdroit  songer  i.  ce  qa'il  y  avoit  ä 
faire  a  la  ville.  A  la  Sn  l'on  räsolnt  de  faire  un  eesay  sas  le  quartier  do 
la  eavaitlerie  dn  roy,  et  lea  ordres  fiisrent  d6pechez,  mais  trds  mal  suivies, 
d'aultant  qu'un  certain  colonel,  qni  debvoit  ammener  trois  mille  cheTeanx, 
n'ammena  que  deox  rägiments  et  arrtva  3  jours  plus  tardt  que  son  ordre 
contenoit.  Qne  ce  soit  pour  la  raison,  qa'il  allägua;  d'avoir  attendu  les 
anltres,  on  par  aultre  consideration,  est  ä  s^avoir.  Mais  cela  fist  nn  effect 
tout  contraire  an  deasain  forma;  car  le  gäneral  Spar  ajant  re^en  nn  ordre 
de  passer  par  le  Dantziger  Nernng,  pour  venir  ici,  je  deb'oia  donner  dans 
le  quartier,  pour  tirer  donble  effect  de  ma  caralcade;  maia  la  longue  de- 
meure  dn  colonel  sasdit  ra'en  empescba,  qn'il  ne  s'en  falloit  qne  peu  d'henrei 
du  temps,  que  l'infanterie  sortie  de  Marienboarg  se  sanva  d'une  defsitts 
infaillible  de  la  caraillerie  suödoise. 

Le  g6neral  Spar  s'estaDt  saav6,  et  radvis  venu,  que  le  colonel  nomniö 
alloit  joindre  le  landemain  Canneberg,  je  partia  la  nouict,  en  intantion 
de  faire  nn  essa;  sus  le  quartier  du  Roy  de  Suöde.  Mais  4  mon  arriv^e 
nuprds  des  tronppea  je  s^en,  que  le  roy  avoit  mareb6,  tant  ponr  emp&cher 
la  conjouction  de  la  caraillerie  que  pour  devancer  Spar  et  de  surprandre 
cette  ville.  Je  n'avois  ai  tost  mia  piedt  ä  terre  dans  un  village  prosche  du 
rendevottp,  qne  qnelque  cavailliera  reviendrent  d'une  partie  de  150  cbeveaux, 
laquetle  estoit  pons^^e  et  selon  lenr  rapport  des  plusieura  tronppea,  ou  des 
eatandardes  avoit  pam;  mesracs  portat  on  la  nouvclle,  qne  Tod  attaqaoit 
meR  guardea;  ce  qui  rac  fist  resouldre,  de  faire  ferne,  anltant  &  canse  d'nn 
döGlö,  que  j'avoia  derri(}re  moy,  qni  m'auroit  incommodä  dana  la  retrailte, 
qne  puisqne  je  ine  voyois  en  lien  st  advantageux  ponr  le  corps,  quej'avois 
avec  moy.  J'y  avois  nn  bois  derant  moy  avec  nn  marray,  oü  il  y  avoit 
nne  digue  pour  aveoue;  ä  droit  un  foseä  me  couvroit,  ä  gansche  un  bois; 
nn  villnge  eatoit  derriöre  moy,  dana  lequel  j'avois  logii  des  dragons,  en 
dostinä  d'anitres  ponr  le  boia  d  gauscbe;  tous  ce  que  J'avois  de  cavaillcrie 
devant  le  village,  ä  deux  regiments  pr^s,  qni  estoit  dans  la  reaerve  derriöre 
le  village,  d'ori  ils  le  pouroit  passer  des  deuz  costöz,  pour  en  cas  de  b6- 
ceasitö  me  secourir  et  avec  plus  d'effect,  ponvants  remplir  tontte  la  di^tance 
eutre  le  bois  et  le  village,  comme  oussy  entrc  le  village  et  le  toss&  sus  la 
droitte.  Mala  les  Sn6dois  s'arrestörent  de  Taultre  costi  da  bois,  qui  estoit 
(arge  de  deuz  porläea  de  canon,  et  quoy  quo  je  demenrasse  aas  le  lien 
juaqu'ä  douzo  henrea  du  soir,  n'advancerent  point,  et  il  n'estoit  pas  raison- 


A-iOOt^lc 


AohuDg-     Mtimuiri:  vod  Wulduck.  521 

nable  de  sortir  de  moo  advaolage,  s9achaDt  toatte  rarmäe  des  Saädoia 
marcher. 

Riea  venaot  i  moy  et  adverty,  qae  le  roy  aroit  paseä  ea  persooDC  la 
Passarge,  petitte  rividre  sna  lea  codGus  de  r^rechä  de  Warinie,  je  tais  en 
diliberatiOD ,  ce  qne  j'aaroia  ä  faire.  Les  udb  voutoit,  qa'oa  ailast  vers 
Melsac,  oü  l'oo  disoit,  que  I'arm^e  avott  pass^e,  diiiant  estre  mieax  de  ha- 
zarder  qaelque  chose,  que  de  se  retirer  et  se  laiaser  puis  aapräa  enfermer 
datis  Königsbergoe,  pour  7  crever  de  famlae;  les  autres  ju^oit  plus  ä  pro- 
pos,  de  faecher  de  se  porter  eo  quelque  lieo,  poar  füre  reposer  uii  jour 
les  chereanx  barassöz,  et  d'od  l'on  put  aller  k  l'eunemy  et  assearer  eo  toat 
cas  la  retraitte  vers  Käuigsbergue,  Ileus,  de  la  coaservatioD  daqnol  döpaQ- 
doit  celle  de  Testat. 

Pandaat  que  1'od  opiaoit,  la  noarelle  vieat,  qne  trois  rägimeots  avoit 
senllemeDt  passä,  et  que  le  roy  estoit  encores  daos  sou  quartier;  ce  qai 
auroit  fait  r^sonldre  d'y  aller,  si  nne  aultre  partie  do  m'eut  assear^,  d'avoir 
vea  passer  le  roy  &  Melsack,  et  que  la  gaarde  advaiicöe  sub  l'aisle  gansche 
de  ma  cavaillerie  ne  in'ent  advertie,  que  rarmäe  estoit  desjä  arriväe  i  Zinteo, 
petitte  fitle  &  ooe  Heu  plus  proschc  de  Königsbergue  que  je  u'estoia  et  ä 
denz  lieaz  de  moy;  et  quoy  que  quelquesuus  estoit  de  Topmion  de  debvoir 
aller  tont  droit  i  la  ville  Dommäe,  puis  que  tontte  l'armäe  n'y  pouroit  estra 
ec  ce  qn'y  seroit,  u'y  pourroit  estre  qa'ea  däsordre,  et  qu'eu  toat  cas  par 
le  moyen  des  chemins  e^troits,  par  les  qnela  tl  feauldrott  venir  ä  uoüs,  ou 
DODS  Buirre,  doqs  nous  poarrious  toasjour  retirer,  je  rösolns  de  faire  mon 
mieus  de  les  devancer,  jugeaut  ae  pouvoir  arrirer  que  vers  le  jour  &  ta 
ditte  Tille,  &  cause  du  graudt  i6Sl6  que  j'aarois  ä  faire;  que  le  roy,  mar- 
cbant  la  DOaict,  pouvoit  se  saisir  des  passagea  sns  une  petitte  eau  maräca- 
geose  nommöe  le  Friachiag,  ayaut  euvoyä  quelques  trouppes  &  Königsbergue 
sarpraudre  la  rille,  oü  il  n'y  aroit  que  dem  mille  honimea  ao  plus,  le  gäne- 
ral  Spar  o'y  eetant  pas  encores  arri?ä,  oa  qu'aa  moiiis  tontte  l'aruiöe  pou- 
Toii  estre  arrii6  &  Zioteu  avaot  que  j'y  eerols,  cstant  plus  forte,  pourreue 
d'iDranterie  et  artillerie,  qoe  je  serols  euguag4  d'bomieur  de  combattre  et 
Sans  eflect;  que  600  dregons  envoyäz  ä  Brandoubourg  me  pourroit  cmpcscher 
l'aecös  &  KÖuigsbergne ,  et  qn'avec  la  cavaillerie  toat  Testat  de  Sou.  Alt. 
El.  seroit  hazardä;  que  mesmos  ane  partie  de  Tarmöe  estuot  dans  Ziaten 
ne  poQTOit  souffrir  grandt  domage  de  oioy,  et  moy  mettant  en  hazardt  le 
taut,  n'eo  tirerois  aultre  advantage  que  d'avoir  entrepris  nue  action  sans 
atilitö,  et  d'estre  ob1ig6  de  me  retirer  eu  faisant  ncquerir  do  Thouneur  ä  mes 
euneinisi  la  plus  grande  partie,  d  la  fin  tous  ce  que  j'arois  de  haats 
officiers  avec  moy,  tomberent  d'accort,  qae  c'estolt  la  raison  de  guerre  de 
proceder  de  la  sorte. 

Apr^  avoir  envoyö  des  parties  sns  les  alsles,  je  fis  n)archer,  et 
ayaut  plus  &  attandre  Teoaemy  en  teste,  je  inesuoJs  Tadvnulguarde, 
laissant  des  gnardes  derridro  Ig  ?illage,  dragons  dcdans.  •I'arrivö  ä.  la 
poincte  du  joar  &  Braudenbourg,  od  j'appris,  que  la  mesme  nouiut  Tou 
aroit  eo  allarrae  dans  la  ville  do  Köuigsberguo,  et  voyant  les  feux  des 
Saädois  fort  proche  sns  ma  droitte,  je  oiis  des  dragons  dnns  le  cbasteau 
de  Brandeabourg  et  eovoyois  pour  s9UToir  Testat  de  Königsbergae ;  adran- 


Aj.oo»^Ic 


522       *  ^'    ^^'  DOrdUcbe  Krieg  bis  Eum  Vertrag  von  EÖDigaberg. 

9aat  tousjours  arec  nies  trouppes,  ponr  en  toDt  css  essayer  ä  y  entrer  mal- 
gr6  cenz,  qui  seroiC  deraat.  J'aarois  aoBEf  envojö  ä  B&lgae,  ei  a?ant  mon 
d6part  S.  Alt.  £1.  n'eat  ordoDDä  des  gens  poar  le  dit  chasteau.  Le  rapport, 
qae  Ton  me  Gt,  qne  tont  estolt  en  bon  estat  i  Eönigsbergue ,  et  qne  les 
Suädois  estoit  eacorea  aapräa  d«  Zinten,  m'obligea  i  eoToyer  anprös  de  8. 
Alt.  El.,  poar  l'advertir  de  ce  qni  o'eetott  passä;  logeant  en  attaiid&nt  los 
tronppes  daus  lea  villagea  les  plua  proschea,  poar  repoaer  en  attandant 
qne  j'anroia  tangoe  des  enuemiea  et  ordre  de  S.  Alt.  £1.  Laqnelle,  me 
faisant  appeller,  me  fit  counoiatre,  qo'elle  ne  me  croyoit  paa  aas^z  en  aeu- 
Tet6,  ai  je  ne  me  retirois  soas  le  canoo;  mais  je  l'aasenroia,  qne  cette  uotiiet 
je  lu;  respondroie  de  tont  accidant.  Dont  je  ne  pansois  mal  treuver, 
d'aaltant  qne  ans  la  permiaaion  de  MoDseigaenr  l'Electeor  j'aruis  laissd  lea 
tronppes  oü  ils  eatoit,  avec  ordre  de  tenir  bonne  goarde,  et  arrivant  an  pea 
tardt  au  qaartier  et  y  treuvant  an  caraillir  d'une  partie,  qne  j'aroia  OQTOyä, 
qni  m'asseura,  que  le  ro^  avoit  marcbö  ä  denx  beares  l'apresdinä  tont  droit 
Vera  mon  quartier;  le  colonel  Span  meame  m'ajant  fait  89a?oir,  quo  aus 
un  advia  pareil  il  avoit  desjä  fait  monter  i  cheval  sea  trooppes,  je  donnois 
ordre  par  tout,  que  Ton  se  treuvaat  ans  la  place  d'armes,  que  je  fis  s^avoir, 
et  poar  plus  de  senretö,  J'envoyoia  l'adjutaut  g6aeral  meame  aux  tronppes 
lea  pIns  esloign^es;  maia  doq  obstant  tontte  cette  präcantion  il  ne  e'y  reu- 
contra  qne  le  rägiment  d'EUer  qui  estoit  logö  avec  moj,  une  bonne  benre 
aprös  deux  anltreä  rögiments  airiverent,  maia  tous  le  reste  ae  perdit,  et 
d'aucaus  prircnt  le  chemin,  que  le  roy  debvoit  tenir.  Conaiderant  l'asseu- 
rauce,  qne  j'avoia  donnäe,  le  danger,  qne  conrroit  aos  trouppea  et  lout 
Testat  de  S.  Alt.  El.,  j'estoie  au  däaeapoir,  n'oaant  abatidoner  le  poate,  de 
peur  d'estre  couppä  de  la  ville,  et  courrant  risque  d'nue  blasme  irröpai'able, 
luissant  p6rir  les  meilleara  r6giments:  je  r^aolua  de  risquer  plnatoat  ä  faire 
diacourir  de  moy,  qu'ä  hazarder  le  hiut,  et  pris  uu  poate  aelon  le  desseia 
et  rinterst  du  pnnce,  envoyaiit  le  sergcnt  de  bataille  Cauneaberg  pour 
m'ammener  les  esgnariäs,  jugeant  pouvolr  mienx  remedier  ä  tont  laconve* 
uiant,  denienrant  en  lieu  fcrme,  qu'en  cherchant  lea  anltrea,  oü  touttea  les 
tronppes  et  la  ville  eatoit  en  danger;  ni'asseurant  que,  de  quelle  fa^on  que 
l'affaire  succäderoit,  j'anroia  moyeu  de  satiafaire  moy  mesme  et  de  payer 
de  ma  pemoDue. 

C'eatoit  alora  oil  je  recounus  la  favenr  de  la  fortnue;  car  les  rägimeuts 
se  relreuvcrent,  et  le  roy  s'eatoit  arreatä  4  Crentzbergue,  villette  &  nue 
lieu  et  demy  de  moy.  J'ensso  pu  tanter  qnelque  choae  poar  diaputer  le 
pasGage  nn  pen;  maiä  et  l'ordre  do  S.  Alt.  El.  aus  l'advia  dea  g6&eninx, 
qni  estoit  avec  luy,  fondä  aus  des  raisons  träa  juatea,  et  la  lasaitnde  des 
bommes  et  cbeveanx,  qni  avoit  travaillö  qaelqne  jonra  et  nouicts  sana  repuaer 
n'y  repaistre,  ne  me  fisrent  senllement  pasaer  la  ville  ana  le  Samlandt,  pour 
y  reposer  nos  cbeveanx,  mais  m'empeacberent  (sur  tout  les  cbeveanx  bar- 
raaa^z),  que  je  ue  pouvois  rien  faire,  oö  aultrement  j'avois  deajÄ  commandö 
liUO  cbcveaux,  pour  cbarger  ce  qn'ila  rcucoutreroit,  les  voulanta  aoustenir 
de  tout  le  corpa. 

A  meame  tamps  que  je  faisoia  pasaer  la  cavaillerie,  nogtre  Infanterie 
soua  la  conduitte  du  G.  Spar  arriva,  et  le  landeintüo  Mona.  d'Obreainski, 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


Aobaug.     Memoire  vou  Waldeck.  523 

qui  Qoas  apporta  la  nouvelte  certaine,  que  le  roy  doDoeroit  de  touttos  sea 
Forces  808  la  ville,  oq  dods  feroit  la  goerre  i>i  chandement,  que  toul  le  p&is 
en  patiroit,  mais  qn'il  rojoit  eocores  le  roy  porte  poar  au  accommodemeut, 
et  que  le  ro;  fäiaoit  sfavoir  ä  S.  AU.  El.,  qu'il  döeiroit  encores  de  doDoer 
fia  i  ces  broasleriea  par  no  accammodemeat  i  Tamiable.  En  diiliberant  ce 
qae  Ton  feroit,  l'on  dodb  vieot  advertir,  qae  le  roy  Eeroit  le  mesme  eoir  i 
uoe  demy  lieu  de  la  ville,  qae  ses  geus  c'estoit  ioformäz  des  oarrages, 
qa'oQ  foieoit  ans  le  Pregel,  riviöre  qui  passe  par  Königsbergne.  L'on 
doDue  le  signal  arrestö  avec  le  g^oeral  major  Cauuenberg,  ponr  faire 
approEcher  la  caTaillerie  et  ordonoa  tout  pour  la  seuretä  de  la  rille  ponr 
la  Qouict  prösaote.  Et  c'estoit  dana  ce  tamps,  oii  l'on  reconnust,  que  beau- 
coQp  des  cboses  estoit  traittöes  arec  trop  de  uonchalauce,  aultaut  tonschant 
les  gaardes  que  les  ourrages  pour  la  seuretä  de  ia  ville, 

£a  attandant,   la  nouvelle  uous   vientj   qae  le  Roy  c'estoit  saisy  da 
cbaetean  de  Balgus,  feaulte  de  l'e^öcutiuu  de  l'ordre,  que  S.  Alt.  El.  avoit 

doDD^.   Le  chasteau  de  Braudenboorg  fast  Eommö,  mais  eu  vain.    Le ') 

aa  3oir  des  troappes  parnreut  ä  la  campaigae  deraat  la  rille,  et  selon  le 
dire  et  l'apparance  plustost  par  meGenteudu  qu'ä  dessein;  estaat  plus  qae 
certain,  si  nostre  cavaillerie  selou  l'ordre  et  le  signal  doau6  se  fust  treuvöe 
ä  la  ville,  qae  ans  le  premier  logeraeat  le  roy  poavoit  estre  incümmodä,  ai 
non  UDe  bonne  parlie  d^fait;  mais  eile  arriva  si  tardt,  que  quelque  r^giments 
des  ooBtres  courroit  risque  d'estre  d6faita.  Le  roy  ponrant  passer  par  deaaus 
la  rivi^re  4  cause  de  la  göl6e  forte-de  ce  tamps  la,  qn'ainsy  l'on  ue  poavoit 
fatre  aoltte  cbose  qa'ä  pourvoir  ä  ce  qui  estoit  requia,  coutre  les  accidants, 
qa'one  r^solution  plna  hardie  que  de  aaison  noua  pouvoit  caaser,  nous  sou- 
veaaots  de  I'ezemple  de  Prague,  et  je  crois  fermement,  si  la  preiniäre 
Dooict  1b  roy  eut  pa  se  servir  de  aon  Infanterie  (laquelle  esguarräe  et  toutte 
mouilläe,  le  cauon  marcbaut  daos  l'advautgaarde,  et  ayaut  rouipu  les  cbe- 
Qiiits  et  la  glace)  S.  M.  anroit  fait  nue  tantative  et  nous  auroit  incommodä, 
se  reocoDtrant  uu  eudroit  od  la  ville  estoit  ouverte,  que  5  ou  6  csqnadrons 
de  cavaillerie  et  anltaut  de  bataillona  d'infauterie  pouvoit  entrer  de  front, 
Sans  aatre  empficbement  que  ceduy  que  les  bonunes  y  aaroit  apportüz.  Mais 
le  landemaiD  l'oa  y  porta  rem^de  et  pourveut  cet  endroit  d'un  parapet  foasö 
et  plnaieurs  batteriea,  que  la  d^fance  eu  estoit  träs  ais6c;  et  pour  plus 
d'ordre  et  d'aaltres  raiaona  Ton  avoit  le  jour  devaat  fait  uue  distribution 
des  postes:  l'une  pour  M,  Spar,  l'aultre  estoit  confi^e  ä  lloabalt,  sergent 
de  bataille,  la  troisiöme  i  l'aultre  aergeut  de  bataille  Trott,  la  qaatricsme 
me  demenra;  chaqne  poate  fust  partag6  entre  les  colonels,  les  places  d'armes 
doDQ^z  ä  la  cavaillerie,  laquelle  estant  arrivee  fast  log6e  dans  les  fcanx- 
boDTga,  coiume  l'estoit  aaasy  l'infanterie,  et  c'eat  est6,  dans  ce  logement  et 
l'ordre  ponr  lea  vivres  qn'oa  ent  pu  faire,  perdre  Tesp^raace  aux  Su^dois 
de  räussir  coutre  S.  Alt.  El.  et  dans  leur  grandt  dessein,  qae  par  uu  ac- 
CO tQiDO dement  ä  Tamiable  et  raisonnable.  Mais  le  d^sordre  qui  s'y  treuva, 
aoltant  par  le  peu  d'aasistaoce  que  lea  biea  intantiou^a  soutoit,  qae  par  les 
traverses,  qae  plusiears,  si  non  directeraent,  an  molns  indirectement  y  appor- 


■)  Lücke  £ar  Auafullong  dea  Datoins. 

DqitzedüvGoOt^lc 


524  1^     ^"^  norüieche  Erleg  bis  zum  Vertrag  von  Kömgsberg. 

toit,  Gt  Touler  la  bonr^oosio  et  däseeperoit  les  Eoldats,  les  ans  se  pUigaanU 
dn  d^sordrc,  in^olance  des  eoldats  et  d'oDe  cbarge  insnportable,  les  aaltres 
de  1a  famiae,  do  froidt,  de  la  roaine  de  tenr  personnes  et  de  lenr  cheTcauz. 
Les  magistrats  parloic  poor  les  bourgeols,  saus  apporter  le  remöde  qae  les 
affaires  de  ce  tamps  et  I'utilitä  publique  demaadolt;  les  blöt,  qu'on  s^nroit 
dans  la  rille,  ae  vonloit  estre  accnrdöes  poar  la  snbsistance  des  eoldats,  et 
l'oQ  niesDageoit  ä  cODtre  tamps  l'affectioD  desja  perdue  des  bourgeois ;  lore 
qu'avec  grandt  peiae  Ton  avoit  trenvö  da  bl6,  les  boalangers  et  brasEenrs 
refusoit  &  servir,  les  maglstvats  i  les  faire  ob6tr,  et  les  officiers  le  voalaat 
faire,  se  voyoit  reprimnndtiz ;  le  foarage  ne  vonloit  estie  apport^  des  habt- 
taDB,  et  le  fouragcr  des  soldats  passa  ponr  des  actions  barbares;  la  nöces- 
siM  des  soldata  demandoit  de  la  conniTence,  mais  les  plaintes  coatjnaelles 
Dous  portoit  au  chastimeat;  I'oa  n'esUiit  potot  aaseorä  n'y  de  la  fidälit^  de 
toatte  la  boargeoisie,  o'y  de  l'affectioa  des  soldats,  qai  ae  perdoit.  Apräs 
S.  Alt.  El  et  Dioy  pea  avoit  le  soin  reqnis  dans  teile  affaire,  et  toas  le 
monde  coatroloit  co  qal  ae  faisoit;  les  bless^s  et  malades  demeurereot  sns 
les  nies,  et  le  refus  des  boargeois  ä  les  re^evoir  appreavä;  les  hospiteaaz 
et  maisons  de  peste  fasreot  refiisös  sus  ina  demaade  da  roagislrati  enGo  il 
sembloit  plustost,  qae  toot  avoit  coospirö  el  dous  faire  p6rir  qae  de  pro- 
cnrer  noatre  conKervatioo.  Ud  brouit  conrroit,  qae  la  räpagnaaee  des  boar- 
geois procedoit  d'oD  advis,  qai  leur  avoit  estä  doDuä,  de  faciliter  oa  presaer 
par  ]&  la  paix,  comme  c'cstoit  aassi  ane  des  raisooB  les  plos  apparaates 
qu'alleguoit  ceax,  qui  croyoit  l'accommo dement  si  näcessaire.  Ccstoit  ane 
piti6,  d'eotandre,  qa'nn  cbacua  blaemoit  le  proced6,  et  personae  mettoit  la 
oiaiD  i  l'oenvre,  et  s'il  s'en  treavoit,  qai  par  Eöele  poar  le  prince  faLsoit 
Icur  possiblc  ä  remädier  aax  accidaota  pröseats  et  apparavanta  i  l'adveair, 
l'on  lay  impatoit  le  däsordre  poor  le  rebatter.  EnGn  toDtte  lea  bonuea 
vhoses  fasreot  traversöes  et  l'issae,  qae  lea  traverses  coatiuaelles  caasoit, 
attriba6  a  ceas,  qai  oaltre  leor  fonctioa  tascbott  &  y  remädter.  St  I'oa  de- 
mandoit, de  quelle  fa9on  qn'on  se  poarroit  maiatenir,  la  piaspart  faisoft 
connoistre,  quo  la  pais  senile  nons  ponvoit  aaaTer,  et  s'il  y  en  avoit  qni 
Dionstroit  comment  l'on  ae  poarroit  maioteair,  l'advis  fast  appreuvö,  mais 
dans  rezäcutioa  failly  et  l'anctenr  de  la  t>onne  räsolntion  descriä  ponr  tor- 
bulant,  amatear  de  gnerre,  opprcssenr  de  la  peauvretä,  enOn  ponr  la  peste 
de  l'estjit,  comme  par  des  escris  pablics  I'oq  a  taschS  de  pervertir  Tinten- 
tton  des  congeils  fidels.  Noatre  conseil  diviaä  en  opiuions,  les  chefs  jaloax 
t'an  de  l'aaltre,  l'envie  eontre  les  fidels  servltenrs,  les  practiqnes  des  Snödoia 
parmy  les  soldata  et  le  penple  eusrent  teil  effect,  qa'il  eat  falln  resonldre 
de  p^rir  eii  faisant  beaaconp  soaffrir  lea  Suädoia,  rouinant  lenr  arm^e  et 
la  nostre  perdue  de  famino  et  de  maladie,  de  nons  voir  toas  deax  Je  pHs 
dea  Moscovites  et  anitres  mal  intaction^z  eontre  cet  eatat;  qa'il  falloit  con- 
siderer,  qn'estaus  sans  armäe  (comme  cellecy  aaroitestö  perdae),  les  levöes 
dans  l'empire  empeacbdea,  aans  argent  et  assistauce  asseur^e,  lore  qn'estioas 
en  boune  posture,  qae  dans  la  misäre  noas  ne  nous  en  debvioas  point  pro- 
niettre  et  qne  Selon  Testat  des  affaires  nn  accommodement  m6diocre  seroit 
ä  pr6ferer  ä  uao  roaino  ingvitable  de  tont  I'eatat.  Et  qaoy  qne  l'on  estoit 
en  doabte,  si  traisnaut  on  pea  Ic  traittö  Toa  poarroit  avoir  qaelque  advan- 


AnhaDg.    Uemoire  von  Waldeck.  g25 

tage,  ne  se  poavant;  qae  par  1e  froidt  qu'il  fatsoit,  l'on  oe  noas  donaast 
moyen  d'exäcater  quelqne  desseia  important;  ei  vit  od  presser  S.  Alt.  El. 
a  D'attandre  pas  plae  de  progräs  des  Su6doig ;  et  lors  qa'DQ  joor  il  fust  dit, 
que  6  jonr  bouDs  mioe  uons  Tiusroit  avoir  des  conditions  plas  advantageuses, 
l'oD  reepondit,  que  dans  ce  tamps  li  Ica  Saädois  seroit  maistres  de  tons 
las  chasteaaz  tmx  envtronB,  et  les  coDditioas  pires,  ce  qai  poQrtaut  panvoit 
estre  dispat^.  Mms  le  oombTe  et  l'anctoritä  de  l'aage  et  l'exemple,  que 
lelg  advis  out  ordinairement  noe  soitte  pareille,  n'estaut  pas  si  difficlle 
(comme  il  avoit  desja  parn)  de  traverser  oae  bonae  chose  et  faciliter  la 
ntauTaise,  qn'ä  bien  faire,  l'emportdreDt  bot  tont,  pais  qu'on  avoit  mesmeB 
desja  ä  Berlin  accordö  le  principaL 

Pendant  ces  dibats  je  todIub  faire  an  eseay  sns  le  quartier  du  roy; 
mais  nonobstant  Vadvis  certain,  qu'on  ponrroit  passer  la  gtace,  il  se  trenva, 
qne  des  fosB^s  mar^cagenx  randoit  t'acc^s  impossible  avcc  uue  et  graude 
trouppe,  qne  je  fus  obligä  de  revenir  sans  rien  faire ').  Apr^s  quoy  l'on 
enroya  le  IJent.  colonel  Pranel  avec  250  cheveaux  ponr  passer  derriöre 
Tarm^e  su^doiso  et  tascber  d'enlever  an  qaaitier;  leqnel  rencontra  en  che- 
min  faieant  4000  tant  Finlandois  que  Polouois,  fist  donner  si  rertemeut  sa 
premidre  trouppe,  qn'elle  renrersa  celle  dans  ravantgaardo  des  Sn£dois, 
cominaDda  aux  aultres  de  faire  de  meenie  et  voyant  les  höaiter  nn  peu,  il 
y  mesna  la  eeconde,  donnant  nn  conp  de  piatolet  i  nn  ofGcier  devant  uoe 
Ironppe  des  enuemia;  mais  n'estant  Enivy  qne  d'nn  page  de  S.  Alt.  El.,  qui 
appuyoit  le  pistolet  &  la  teste  de  Coniepoltzky*),  qui  tua  le  dit  page, 
il  rerieat  pour  a'asseurer  des  siens,  mais  sans  effect,  ce  qui  le  Sat  demeurer 
prisounier,  li  oü  il  auroit  fdt  prandre  la  fonitte  i  du  corps  si  considerable, 
si  toos  oea  gena  aroit  combattn,  les  Polonols  ayant  desja  toumäe,  croyant 
qae  tontte  nostre  cavatllerie  y  estoit ').  Cette  action  a  fait  condamener 
on  capitaine  de  mon  r^giment,  d'aroir  l'esp^e  rompue,  d'antres  casa^z  et  le 
dixiösme  cavaillir  des  fnyarte  i  estre  pandu. 

liB  roj,  ayant  envof^  son  chanceliier*)  anprds  de  S.  Alt.  £1.,  il  nous 
demanda  ineessament  nne  cession  d'armes,  sona  prätezte  de  la  conservation 
dn  pais.  I/incertitude,  si  conclnsioDs  oa  non,  empescha  d'accepter  ce  qni 
6sbraDluroit  tellement  tons  nos  amis,  qne  tontte  Tesp^rance  des  secours, 
qa'espäriouE,  anroit  itA  perdn  ponr  Tombrage,  qu'anrions  augmentä  par  nn 
teil  act,  syaot  desja  senty  l'effect  des  traitl^a  pasa^s.  Ce  qui  fit  resonldre 
Sa  MajeBti,  de  faire  attacqner  la  villette  de  Welao,  laquelle  point  pourveue, 
comme  il  estoit  reqois,  par  nonchalance,  ae  randit  le  secondt  jonr.    De  ü 


')  Dies  ist  wahrscheinlich  die  angeblich  7on  Watdeck  versäamte  Qelegeo- 
bett,  äen  König  Karl  Gnatav  peraönlich  gerangen  zn  Dehmen,  von  welcher 
Pufendorf  V.  §.  69,  apricht;  vgl.  Droyaen  III.  2.  244.  Hieracr  bezieht  sich 
nach  vielleicht  die  oben  p-  509  mitgetheilte  Ordre  dea  Kurfürsten  an  Waldeck. 

■)  Alesander  KoDiecpolaki,  einer  der  Anföhrer  der  zd  den  Schweden 
1  berge gangenen  polniachen  Qnartianer;  vgl.  Fafendorf  Carol.  Gnatav.  II.  §.30. 

*)  Pen  BchwediBChen,  ziemlich  abweichenden  Beriebt  über  diesee  Bancontre 
I.  bei  Fnfendorr  a.  a.  0.  II  ^C5;  vgl.  anch  Rauchbar  I.  105,  nnd  w.  n.  im 
oIgea(l«n   Abachnitt  s.  d.  2G.  Jan,  16Ö6. 

«)  Graf  Erich  Ozenstjema. 

i:a,t--r.d    .*^-.00»^lc 


526  "'    ^^^  nordische  Krieg  bis  inm  Vertrag  von  Königsberg. 

il  s'apprOBcherent  de  Tapian,  qnelle  place  oe  coDiroit  pas  grand  risqae; 
mais  Labien,  qoi  n'estoit  pae  en  däfaoce,  estoit  comme  perdne,  feaalte 
d'exäcntton  des  ordres  donoäes.  Par  od  ils  poavoit  passer  le  dteme  par  dit 
rnisBeau,  et  mettre  ä  sac  et  ä  fen  tons  oe  qai  nons  ponvoit  donoer  da  fon- 
rage,  maiBmes  dodb  conpper  da  Pillo,  si  a'ensaioDs  ronltt  hazarder  nn  com- 
bat; en  petit  nombre  aller  i  eax  estoit  dangerenz,  et  de  deegnsrair  la  vflje 
De  l'estoit  pas  moins,  snr  toat  ponr  des  r^sons,  qai  ne  s'oseot  escrlre; 
ajant  en  meames  advjs,  qn'ils  avoi  träEolu  de  bnuler  tont  le  Samlandt,  qne 
l'Emperenr  ne  Tonloit  rieo  faire,  le  dnc  de  TranggllTanle  d'occort  arec  le* 
Sa6dois,  le  roy  de  Pollonie  mal  accompaign6,  le  eeeoars  d'HoIlande  tardif, 
nos  estats  rebnttez  des  sonffrances,  aoa  Boldats  iacommodäs,  le  conseil  pen 
port4  poDr  des  rösolatious  eitTfimes,  la  plas  grande  partie  des  chefs  d'arm^ 
danB  ropioioD  d'estre  perdns  en  falBODt  la  gnerre,  et  point  d'aBsistsnoe 
ponr  les  räsolns:  qn'il  fatloit  se  randre,  qttoj  qoe  j'ensse  asaearä,  qne,  les 
remädes  estants  ambrassäes  et  demenrants  constants  daoe  toatte  sorte  d'acci- 
dant,  la  perte  des  Snödoia  seroit  infaillible,  qoe  moa  fröre  üendroit  qaelqoe 
tamps  dans  FiBchhanaen,  et  qne  j'yrois  avec  qnelqne  offioiers  dans  le  Pillo, 
oü  l'oQ  lenr  fcroit  passer  le  döair  de  rattaqoer.  M^  la  cessioa  d'armes 
fast  aocord^e  de  part  et  d'aaltre,  et  cela  fait  nons  ne  ponrions  plas,  sans 
coorrir  donble  riaqne,  nona  d6dire  de  conclnre.  Et  c'estoit  en  ce  tamps, 
oA  contre  tontte  politiqne  je  oe  me  pus  erapficher  a.  faire  paroistre  dans 
mea  ienx  le  mescontantament,  qne  la  fa^oo  de  faire  pendant  le  traittä  «t  i 
ta  conclnsion  mesme  me  cauaoit;  snrtont  royant  ce  qn'enasiona  pn  faire  et 
qa'il  y  avoit  encores  ä  faire,  qne  le  Roy,  ses  ministres  et  les  habitants  dn 
paiH  me  faisoit  pasaer  ponr  ta  piere  d'aohopemeot  dang  lea  räaolations  pa- 
ciGqnes,  qne  je  fne  mesraes  adrerty  des  qnelqnes  digconra  dangereu  oontre 
ma  personne  dans  la  rille;  ce  qni  me  confirma  tant  plna  &  ponsser l'affaire 
anssy  avant  qne  je  pouTOis,  an  lieu  qn'on  croyoH  me  ribntter. 

Qnant  au  traict4  meames,  U  seroit  snperfln  d'en  parier  en  detail,  les 
artiolea  ayauta  deaja  pam  de  delä;  mais  il  semble,  si  dans  les  cooförances 
il  ent  parn  plna  de  formet^  et  de  räsolatioa,  et  qne  le  conseil  et  les  cbeß) 
d'nrmäe  eossent  fait  roir  plns  d'opinioo  ponr  nn  snccäs  henrenx  de  nos 
armes,  plosiears  points  cbastonilleox  ne  s'y  tronveroit  pas.  Müs  ponr  iw 
nons  charger  point,  il  feanlt  le  prandre,  comme  nne  pr^royance  dlTine  et 
arrest  Celeste. 

Le  traitt^  8ign6,  l'on  r^solnt  nn  abbonsehement  entre  S.  M.  et  S.  Alt 
El.  L'on  allegaa  contre  oette  r^Eolntion  la  chaleor  de  denz  princes  trop 
fraiachement  accord6z,  l'ombrage,  qne  teile  oonferance  canseroit,  qne  le  Roy 
eatoit  encores  dans  le  pais  de  S.  Alt  El.,  qn'arant  qn'y  aller  l'on  debvroit 
estre  assenrä  de  plna  d'inclination  ponr  le  bion  commnn  dn  Roy,  fascher 
de  p4setrer  nn  pen  dans  Bon  intantion,  arrester  ce  qn'on  feroit,  le  Roy  de- 
mandant  nne  conjonctioni  mais  la  r^aolntion  de  roir  le  Roy  estant  prise, 
l'on  esperoit  de  faire  quelqne  chose  tonschant  l'ntilitä  pnbliqne  et  le  bien 
de  denz  eatats,  qnoy  qn'on  avott  pr6dit,  qn'en  fusant  la  paiz,  il  f^oit  i 
mesmes  tamps  arrcEter,  comment  de  concert  l'on  pat  freister  les  cnneius 
commons  et  avec  utJlitA  proportion^e  a»z  fraaB,  qa'nn  cbacnn  y  ^iporte- 
roiti  qn'aprös  la  conclnsion  il  Bereit  plns  diiBeile  ä  obtemr  la  moindre  ehoM 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


Anhang.    Memoire  vod  Waldecb.  527 

poar  S.  Alt.  El,  comm«  il  a  pani  depois.  S.  Alt.  El.  m'^yaot  envoyä  de- 
vant  poar  compUmeoter  le  Roy,  S.  M.  sortit  eu  caroe  de  la  ville  de  Sehip- 
peapail  pour  re^voir  S.  Alt  El.,  laqa«Ile  accompaigoie  de  cent  ofGciers, 
et  600  caraillter,  oaltre  la  ^arde  qne  M.  Wees  commande,  e'approEcha  de 
50  pas,  oi  le  Roj  fit  arrester  le  caroa.  S.  Alt.  Gl.  mit  piedt  ä  terre  et  se 
recoDtrerest  fl  moitiä  chemio  arec  des  compliments  r^ciproqnes.  S.  M,  fist 
tirer  son'oaooD  et  deuz  bataillons  d'infaoterie,  avec  les  600  cbeTeans  qae 
le  Roy  aroit  ponr  coDToy;  nos  geng  pasgerent  deraot  le  caroe,  od  S.  M. 
et  S.  Alt.  El.  etoit  EeDls;  le  convoy  da  Roy  suirit  jnsqa'ä  Barteostun,  oA 
nos  cavaillirs  fisreat  pareillemeDt  des  salves.  L«  prämier  jonr  le  Roy  et 
S.  AlL  El.  estoit  seala  i  table;  lea  anltres  jonre  les  priaces  et  s^natenrs, 
comme  aasiy  aoltres  ofSciers,  fnerent  rois  il  table;  les  diaeonre  estoit  g^ne- 
ranx  de  part  et  d'anltre.  Mais  le  troisiime  joar  il  se  tient  nne  conferance 
entre  le  chanceliier,  le  comte  de  la  Gnarde,  le  comte  Tott,  Mons.  le 
baron  le  Snerin  et  moy,  oä  l'on  parla  des  moyens  d'appaiser  lee  troobles 
pr6sents:  ce  qa'on  feroit  da  royaame  de  Poloinge;  comment  S.  M.  et  S. 
Alt.  El.  se  poarroft  Her  plus  östroittetnent;  l'on  esamiaa  les  intereste  de 
l'an  et  l'aaltre,  l'on  mit  aassy  aas  le  tapit  la  ceaaioa  de  noB  trooppes  en 
rebonrsant  Doa  frais.  Rien  fast  codcId,  oiais  tout  räaervä  &  nne  anltre  con- 
ferance. 8.  M.  teamoigna  de  ta  chaleur  ponr  nne  liaiaon  plas  estroitte, 
et  si  la  nODTelle  de  la  maladie  de  S.  Alt.  El.  Madame  ae  nous  eot  press^z, 
il  a^mbloit,  qne  le  Roy  ent  däsir^  d'aasenrer  tnnt  plas  les  esprita  de  ces 
denx  princea  par  raccompliBsement  d'nne  affaire  entam^e.  Hais  le  Roy 
ayant  scen  S.  Alt.  El.  Madame  si  malade,  ne  vonlat  demenrer,  qu'ä  poeine 
Tonloit  il  dianer,  peadant  leqael  il  donna  de  signes  de  grande  amitiö  ä  S. 
Alt.  El.,  I'acceptant  pour  fröre.  S.  Alt.  El.  accompaigna  bors  de  la  vilte, 
oü  l'on  se  sgpara  avec  ambrassades. 

De  particnlariser  tonttes  les  marches  de  S.  M.,  les  aoatres,  lea  solns 
qn'on  a  en  ponr  nons  faire  et  conserrer  des  amie,  an  moins  la  diligenco 
qae  j'y  ay  apportiS;  TeoToy  vers  l'Empereur,  les  conditions  trop  advanta- 
gens,  qn'on  luy  offroit;  comme  lea  Moacowites  ont  fait  paroiatre  dcTonloir 
sonCTrir  uoatre  neutralit^,  mais  an  reste  de  rindifferaace  et  da  desdain  poar 
l'atliaoce  oa  la  m^diation  -,  ce  qn'on  a  fait  avec  la  France  et  le  l'rotectear; 
ce  qn'on  a  n^gligö  dans  l'empire  et  cbez  le  dne  de  Transilvanie ,  comme 
Wayer,  l'd'vesqne  de  Warmie,  snrtont  la  rille  de  Dantzig  ont  traianez  la 
liaison  des  eEtats  de  la  Pmaae  Royalle  avec  S.  Alt  £1.;  comme  le  Roy 
de  Foloinge  n'a  riea  fait  de  bon,  miüa  facilitö  le  retardement  des  desaeins 
aalntaires ;  Sapia  et  anltres  Polonois  nons  ont  flatt^a  d'esp^raoce,  sans  rien 
faire;  plaaieara  colonels  polonois  demaudez  des  capitulationa  plas  advanta- 
genses  qne  les  ooatres  n'avoit;  «jnelqnes  niu  noua  traby;  tons  les  ordres, 
qai  aa  sont  doan^s  poar  la  seurotä  dn  pais,  lea  advis  et  coDeeila  mal  re^ens 
et  pIns  mal  exäcutöe;  la  noncbalance,  jalonsie  et  froidenr  des  plnsiears,  qai 
par  Icnr  konnear  et  fid6lit6  ponr  le  prince  debroit  mienx  faire  od  laisaer 
faire  lea  aHhree  :  ce  seroH  tm  rteit  trop  long  et  ennonyenx ;  la  patiance  ponr- 
roit  estre  deaja  alterte  par  Is  leetare  de  ce  qai  est  dit. 

A  präsent  noaa  avona  ....  rögimenta  de  cafaillerie  icy  et  .  .  .  .  rä- 
giments  d'infanterie ;  anltant  qae  je  tra?aille  ponr  les  conserver  et  mettre  en 


„Goot^lc 


528         '^   ^^'  nordische  Krieg  bis  lam  Vertrag;  voo  Königsberg. 

bOD  estat,  aultant  travailleDt  plnaienrs  i  les  faire  roniner,  comme  desja  il 
a  falla  EatUfaire  lee  solliritations  pr^Bentee  de  cette  rögence  et  laiseer  die- 
siper  trolB  rägimeats ,  qa'on  ent  pn  r'aseembler  en  bref,  les  exercer  et  en 
tirer  serrice.  Le  mesrae  se  fait  arec  ia  cavaillene  du  pais,  od  8.  AU.  El. 
ponrroit  souffrir  beaaconp  de  domage,  ä  B^avoir  d'estre  fraGtrö  de  4000  hommes 
&  pied  et  pr^s  de  dem  milie  cheveatix.  Nods  faisoos  faire  d'aultres  leväes, 
&  Proportion  da  danger,  qne  prövoyons.  Si  l'on  doibt  conserver,  angmenter, 
licentier,  readre  Tarmäe,  ou  räsonldre  la  guerre,  To;raQt  toat  disposä  qne 
d'aaltree  ]a  fairont,  eet  encores  ea  däbat.  Si  la  conclasioii  sairra,  est  ä 
B9aToir,  maie  fort  ä  donbter  de  rezöcution.  Ceax  anzqnels  les  affaires  aoat 
commises,  soot  on  noacbalaats  oa  tardifs,  beaacoap  oooap^z  d'aife  opinion, 
que  DDDB  perdrous  par  la  goerre,  qo'elle  sera.  L'issoe  parotst  des  exemplei 
pasEäz.  Le  gäaereas  priace  est  &  pliuodre;  lea  bien  iataDtiOD^z  le  Bont 
anssy;  mais  le  rämäde  ne  nona  peat  venir  qu'nn  advis  efage  et  d'aactoritA 
et  d'nae  b6D6dictioD  miracnlease  de  la  di?ine  boot^,  ce  qae  je  sonbaitte  et 
contribae,  qaant  Itax  honunes,  ce  qoe  je  puis.  Si  je  me  perds,  je  ne  perdray 
rien,  n'eatiment  rien  qne  ma  conscience  et  TboDDenr;  le  reste  ne  pent  point 
demenrer  aassy  boD. 


2)  [Waldeck]  Relation,  waa  S.  Exe.  die  Zeit  Über  ...  [bis 

zur]  Conjunction  mit  den  Schweden  verrichtet  {o.  D. 

Arols.  Areh.)') 

Nachdem  der  Freiherr  von  Schverin  nnd  Herr  Dobrozenski  wie- 
der zn  I.  Ch.  D.  aas  Pommern  von  I.  K.  Maj.  in  Schweden  znrückgekoin- 
men,  sein  sie  mit  neuer  Instraction  versehen  nnd  wieder  za  I.  K.  M^. 
abgeschicket  worden,  und  ob  ich  schon  dieselbe  nicht  gesehen,  indem  ich 
schon  nach  Prenssen  abgereist  war,  so  ist  mir  doch  aus  den  RelationeD 
nnd  dem,  waa  hernach  Vorgängen,  so  viel  bekannt,  dass  sie  bevollmiichilget 
gewesen,  einen  Vergleich  mit  Schweden  einzagehen  nnd  selbst  anf  gewisse 
Conditioncs  eine  wirkliche  Conjanction  zn  verabreden,  wie  solches  das  Pro- 
ject  einer  wtrklicben  Conjanction,  so  bei  selbiger  Abschickang  von  dem 
Freiberrn  von  Schwerin  aiffgesetzet ,  answeiael.  Die  Abscfaiclcnng  hat 
gewähret  bis  zn  der  Belagerung  nnd  Erobernng  der  Stadt  Cracan,  wohin 
obgadachte  Abgeschickte  mit  I,  K.  U.  gangen  seita. 


')  Wir  tbeilen  anoh  dieaen  eingehenden  Bericht  Wnldeck'a  hier  mit,  ob- 
gleich  derselbe  mehr  hietoriographischer  als  eigenUich  actenmäaaiger  Natur  iet. 
Wie  ans  einzelnen  Stellen  hervorgeht,  ist  derselbe  nicht  Domittelbar  nach  den 
geschilderten  ErelgDissen,  sondern  wahrscheinlich  garaome  Zeit  später  rerfaaat 
aber,  nie  elnEeloe  Bandbemerknngen  zeigen,  mit  steter  Rücksichtnahme  aaf  die 
Acten.  Vielleicht  eine  Vorarbeit  sn  der  nachmals  von  Rancfabar  nntemomme- 
nen  Biographie;  jedenfalls  hat  dieser  die  vorliegende  Anheichnong  viellUtig 
benutzt 


A_nOOt^lc 


Anhang.    Memoire  toq  Wftideck.  529 

In  währender  solcher  Zeit  Terrichtete  ich  meglichsteD  Fleisees  die  mir 
aafgetragene  Comroission  io  Prenssen,  als 

1.  bei  der  Stadt  Danzig,  nach  ÄusweiäUDg  der  Relatioo,  so  hierroD 
eingeschickt; 

2.  bei  dem  Woiwodea  Weiher; 

3.  bei  FriDz  Badziwilt,  an  den  ich  abgeEcbickt  und  gGEcbrieben; 

4.  bei  dem  Woinoden  von  Witepsic,  Sapieha,  an  welcbea  ich  ge- 
schiebet; 

5.  bei  dea  moi>kr>witiErhen  Generalen,  ao  welche  ich  geschrieben; 

6.  beförderte  ich  die  Abschickan^  Mr.  Kittelmann's  aa  den  Musco- 
witiscben  Czar,  welche  sorietea,  da  üie  schon  abgangen,  nuter  dem  Vorwand 
der  Gefahr  tod  den  Oberräthen  zariickgebaJten  wäre; 

7.  brachte  dae  zuvor  proponirte  Accise- Wesen  zur  Richtigkeit; 

8.  stellte  ich  Ordnang  bei  der  Miliz  und  Hess  die  Völker  mostern, 
aacb  Mittel  zu  der  Mastening  beibringen; 

8.  machte  ich  von  den  Dieoetpßicbtigeo  4  Regimenter  z.  Pf,  ah  des 
Obristen  Wolrad's,  [leg.  Wallenrodt?]  Lessgewang,  Schänaich  nad 
Sayen;  1  Regiment  Dragoner  des  Obristen  Canitz,  iind  ans  den  Wibranzen 
&  Regimenter  z.  F.,  als  das  Waldeck'sche,  des  Grafen  v.Dohna,  Obristen 
Tanbenecker  and  Elingsporn,  Cnimbach. 

10.  Von  den  berechneten  Bedienten  ward  von  jedwedem  erfordert, 
etliche  Mann  zn  werben  nnd  zn  montiren  auf  ihre  Eosten,  wovon  des 
Obristen  Clnit  and  Gözens  Regiment  gerichtet.  Durch  Vorschoss  vom 
iTägermeist^r  Halle  nnd  von  den  Wildnissbereitern  ward  des  Obristen 
von  Halte  Esqaadron  z.  Pf  nnd  2  Compagnien  Dragoner;  wie  auch  eben- 
falls dnrch  Vorschues  4  Compagnien  z.  F.  von  dem  v.  Hall  in  Knckeraese 
oder  Lonieenschanz  gerichtet  worden;  wie  ench  das  Regiment  z.  F.  von 
dem  Obristen  Kalkstein,  wodnrch  der  alteKalkstein  von  widriger  Be- 
zeasnng  tmd  Hinderungen  in  der  vorseienden  Verfassung  abgehalten  and 
begütiget  ward. 

11.  Ward  von  20  Hnfen  ein  Mann  durch  ganz  Preussea  zu  geben  ge- 

wiUiget,   wovon  theils   meine  Dragoner  gerichtet Obristlient^nant 

Aalack  hat  seine  Compagnie  uf  seinen  Beutel  geworben,  welche  Werbe- 
gelder  ihm  noch  nicht  wieder  erstattet  sein. 

12.  Habe  ich  14  Stück  mit  Zubehör  allerhand  Schanzzeug,  kleine 
Scbiffe,  etliche  hundert  Centner  Pnlver,  Blei  und  was  aonsten  zur  Artollerie 
nötig,  benebst  den  darzu  erforderten  Pferden  beigeschafft  und  geliefert, 
wie  auch  Lehensmittel  sowol  vor  die  von  mir  gerichtete  Truppen  als  auch 
vor  die  Armöe,  so  8.  Cb.  D.  bei  sieb  hatten,  angeordnet;  und  ward  in 
jedwedem  Kreis  ein  Obrister  zn  dem  gemeinen  Aufbot  geordnet,  welcher 
die  Officier  stellen  und  alles  in  gute  Ordnung  bringen  und  halten  sollte. 
Aach  trug  ich  nötige  Vorsorge  und  machte  Anstalt  zu  der  Vestungen 
Sicherheit  und  Erhaltung. 

Unterdessen  marscbireten  S.  Cb.  D.  aus  der  Mark  mit  dero  Armöe 
vegeD  Danzig  und  befahlen  mir,  an  der  Weichsel  deroselben  warzunehmen, 
wie  Bolcbes  die  mir  deshalb  gegebene  Ordre  aasweiset;  welcher  zufolge, 
ob  ich  schon  wegen  des  Volkes  gute  Disposition  gemacht,   dennoch  in  so 

Itatet.  1. 0«Mb.  d.  Gr.  KnifilnUn.    VU.  34  i 


530  '^'    ^^  DOrdtsche  Krieg  bis  Enm  Vertrag  von  Königiberg. 

karzw  Zeit  dieselbe  nicbt  so  vollkommen  beiBammenbriDgeD,  noch  in  einem 
Stande   setzen  konnte,   ich    mit   1  Compagnieo    von    meinem   RegimeDt, 

1  Esquadron  von  Wallenrodt,   1  von  Leeegewang,  2  tos  Sebönaich, 

2  TOn  Sayea  nnd  l  Esq.  Dragoner  von  Canitz,  aacblComp.  ron  meinem 
Regiment  z.  F.,  etlicben  von  Dobna,  Tanbenecker,  ElingBporr  und 
Ealkstein  nebst  obgedacbter  Artotlerie  den  25'  Sept.  st.  n.  bei  Riesen- 
bnrg  ankommen ,  wie  S.  Gb.  D.  folgenden  Tag  an  der  Weichsel  bei  der 
MoDtaaer  Spitz  angelanget;  woselbst  ich  mich  za  deroselben  begeben  nnd 
von  meiner  Verriebtang  Relation  getban,  wie  aocb  Vorschläge,  anf  was 
Weise  man  zd  Gelde  ond  Magazin  gelangen  könnte:  nämlich  wenn  von 
jeder  Hnbe  ein  Ducat  nnd  ein  gewisses  an  Fmcht  zn  geben  angesohlages 
würde.  Wobei  ich  gerathen,  dass  man  die  Sach  also  anstellen  sollte,  dass 
Sr.  Gb.  D.  Lande  verschonet  und  die  Lebeosmittel  ans  fremden  Orten  her- 
genommen würden.  Woranf  in  gehaltenem  Eriegsrath  resolvirt  ist,  in  das 
Herzogtham  Prenssen  zn  geben  ungeachtet  meiner  Erinnemng,  dass  man 
ofs  wenigste  erst  eine  Schanz  an  der  Weichsel,  nm  daselbst  einen  Foss 
zu  haben,  machen  nnd  eich  zuvor  die  Stände  des  Eönigl.  Preoseeo  ver- 
sichern sollte. 

Zu  Riesenbni^  sahen  S.  Ch.  D.  die  Völker,  so  ich  mitgebracht,  ond 
weil  sie  niemals  beisammen  gewesen,  sondern  alle  ganz  nea  vor  wenig  Zeit 
erst  gerichtete  Völker  waren,  dahero  sieh  nicht  in  allem,  wie  disciplinirte 
Lente  tbun  sollten,  erwiesen,  haben  S.  Gh.  D.  etwas  Uissfallen  ibretbalben 
bezeiget;  welches  dergestalt  von  denen,  so  ihre  Passionen  des  Herren 
Dienst  vorziehen,  gemebret  nnd  gestärket  ward,  dass  denen  von  mir  ge- 
richteten Regimentern  au&akommen  dnrcb  allerhand  Wege  nnd  Verhinde- 
mng  gewehret  wurde. 

Daselbst  zu  Riesenbnrg  endete  sich  die  mir  in  Preussen  nfgetragene 
Commission  nnd  nahm  der  Qeneral-ErJegscümmissariQS  von  Plato  [leg. 
PlatenJ  die  Quartier-  und  Contrihntionssachen  ganz  nf  sieb,  und  der  General- 
Feldzengmeister  Sparr  wollte  das  übrige  Militär  werk  dirigiren  und  führen. 

Dass  ich  also  Ordre  nnd  Commission  bekam,  nacher  Thom  zn  geben 
mit  der  Cavallerie  und  meines  Bruders  Regiment,  unterwegs  Grandenz  mit 
des  Obristen  Elingsporns  Regiment  und  Strassbnrg  mit  2  Comp,  von 
meinem  Regiment  zu  besetzen,  welchem  ich  dann  nachgefolget ;  und  ward  za 
selbiger  Zeit  der  Obrist  Schönaicb,  Walrod  und  Canitz  an  die 
littbauische  nnd  masarische  Grenze,  daselbst  ihre  Regimenter  zu  completiieo 
nnd  zugleich  ein  wachendes  Aug  anf  das,  was  da  vorgehen  möchte,  zn 
haben,  geechicket 

Aber  bald  des  anderen  Tages  bekam  ich  andere  Ordre  zu  Marienwer- 
der,  dass  ich  nämlich  zu  Sr.  Ch.  D.  nach  Preuschmark  kommen  sollte,  wo- 
selbst mir  anbefohlen,  Thorn  nnd  andere  Oerter  nicht  zu  besetzen,  soodera 
das  Fussvolk  mit  der  Artollerie  zurückgehen  zu  lassen,  mit  der  Cavallerie 
aber  in's  Löbanische  zu  gehen,  von  wannen  S.  Cb.  D.  mich  anf  .Holland 
gefordert,  woselbst  wegen  einer  Conjunction  mit  den  Ständen  des  Eönigl. 
Prenssen  Tractaten  angefangen  und  selbige  hetuach  durch  Graf  Fabiaa 
T.  Dobna  und  Dr.  Jena  zu  Marienbnrg  continnirt  wnrden. 

Unterdessen  gingen  S.  Cb.  D.  uf  Königsberg  nnd  forderten  voo  seJbiger 


Anhang.    Memoire  von  Waldeck.  gg]^ 

Btadt  200,000  Bth.,  wollten  auch  wegen  des  Magazias  and  anderer  Sachen 
Anstalt  machen,  welches  aber  verblieb,  und  committirten  mir  S.  Cb.  D.  bei 
der  Abreise  solcbea  alles  zd  vollbringen;  wie  ich  dann  es  dabin  brachte, 
dass  ]DO,OO0  Rth. ')  baar  von  der  Stadt  aasgezahlet  und  wegen  des  Maga- 
zines  die  Ausschreiben  abgingen.  Wegen  der  Amtalt  en  den  Quartiereif 
gegen  den  Winter,  der  Recrnten  nnd  anderer  Nothdnrft  wollte  sich  niemand 
angreifen  nnd  blieb  alles  ohngeachtet  meiner  eo  bäa6gen  nnd  rast  t&glicb 
gethanen  Erinnerungen  Sterken. 

Za  eelbiger  Zeit  resolvirteD  sieb  8.  Cb.  0.,  micb  mit  einem  Regiment 
z.  Pf.,  den  Obristen  Wallenrodt,  Reimann  (welcher  Tor  seine  Person 
von  Sr.  Ch.  D.  an  den  Masnrischen  Adel,  denselben  af  Sr.  Cb.  D.  Seit« 
ZQ  bewegen  und  an  Feldmarecball  Steinbock,  bei  demselben,  was  man 
sich  ZQ  ihme  zn  versebeD,  za  vernehmen  abgeschickt  ward),  Schänaich 
□od  Canitzen  EsqnadroD,  nebst  meinem  Regiment  z.  F.,  dem  Obristen 
von  Enlenburg  nnd  einer  fisqnadroD  von  meines  Bmders  Regiment,  wie 
anch  der  von  mir  gerichteten  Artollerie  gegen  Littfaanen  an  den  Memel- 
strom  zu  schicken  und  daselbst  nf  Oraf  Magnus  de  la  Gardie  Actionen 
Acht  ZQ  haben.  Was  ich  bei  meiner  Abreise  dabei  erinnert,  solcbes  ist 
ans  dem  Schreiben  zu  ersehen,  so  ich  an  8.  Cb.  D,  ans  der  Stadt  Holland 
gethan,  weil  ich  Unpässlicbkeit  halber  zu  deroselben  nicht  wol  kommen 
konnte. 

Nachdem  nun  mir  damalen  8.  Ch.  D.  das  Commando  und  Aufsicht  in 
Samland  aufgetragen,  nnd  dass  sowol  die  Festungen  mit  Nothdurft  ver- 
seheo,  als  auch  das  Magazin  einrichten  lassen  solle,  anbefohlen,  habe  ich 
den  Obristen  Oötzken  bei  dem  Obristen  Reiman  n,  so  zum  Stadt-Obristen 
in  Ednigsberg  bestellet  war,  gelassen  zn  Königsberg,  in  der  Louisen- 
Sebanze  bei  Tilsit  den  Obristen  Halle  mit  seinen  4  Comp.  z.  F.  gelassen 
nnd  seinen  Wildnissbereitern  nnd  dem  Anfbot  ihm  anf  erforderten  Fall  bei- 
zBapringen  anbefohlen,  den  Obristen  Clait  in  Weblan,  Bellicnm  in 
Tilsit,  eine  nen  geworbene  Compagnle  nebst  einem  Lieutenant  von  meines 
Bruders  Regiment  nnd  etlichen  Commandirten  in  Ragnit  zn  Defension  sel- 
bigeo  Haoses  geleget,  auch  andere  Orte,  als  Lözen,  Georgenbnrg  und 
Angerbarg  nach  Möglichkeit  besetzt;  daranf  mit  der  Reiterei  nnd  andern 
Fugs  Völkern  gegen  die  litthauische  Grenze  mich  begeben. 

Wie  ich  nun  vernahm,  dass  Graf  Magnus  an  dem  Memelstrom  mit 
8000  M.,  mit  welchen  es  wegen  ermangelnder  Vivres  und  anderer  Ungele- 
genheit  schlecht  beschaffen  war,  stünde,  schickte  ich  meinen  damals  haben* 
den  Secretarinro  Meinders  an  S.  Ch.  D.  von  Insterburg  ab  und  berichtete 
von  dessen  Arm6e  schlechter  Beschaffenheit,  nnd  dass  ich  ihm,  wenn  ich 
deswegen  Ordre  hstte_  Abbrach  thnn,  seine  Reiterei  ruiniren  und  nach 
KriegersiBon  Sr.  Ch.  D.,  wann  meinem  Tors^lag  gefolget  würde,  der 
Tictorie  versichern  wollte.  Aber  mir  ward  verboten,  keine  Feindseligkeit 
gegen  denselben  zn  verüben  nnd  doch  mich  vorsehen ,  damit  ich  nicht  von 
Sr.  Cb.  D.,  welche  gegen  Nenmnrk  in's  Löbau'sche  Ihren  Marsch  genommen, 
and  der  Stadt  Königsberg  abgeschnitten  würde,  nnd  sollte  ich  durch  Güte 


•)  Sic,  nicht  10,000,  wie  Banchbar  p.  91  angibt. 

34* 

Iqit-odyGoOt^lC 


532  "'    ^^''  ^('[^■■■^'■^  Krieg  bia  znin  Vertrag  von  Königsberg. 

oder  Gewalt  den  FeindBeligkeiteD ,  jedoch  mit  geougFamer  Sicherheit,  be- 
gegnen. 

Ich  stellete  mich  demnach  an  die  Angerap  zwischen  Insterbarg  uud 
Angerbnrg,  damit  ich  nach  einlsngender  KandBchaft  von  Oraf  Magnus 
Comportement  und  gemäss  Sr.  Cb.  D.  goäd.  Ordre  verfahren  könnte. 

Was  daranf  vorgegangen,  weiset  bub  die  Antwort,  £0  meinem  Secretario 
Heinders  mit  Euriickgesandt,  sowol  anf  das  was  an  8.  Ch.  D.  bracht, 
als  die  desfalla  abgelaEsenen  Schreiben  an  den  General-Feldzengmeister 
Sparr  nnd  den  General -Enegeoommis&arium  vod  Platen. 

Wie  ich  mich  anch  wegen  des  Magazins  Ergänzung  bemühet,  weil  das- 
jenige, was  die  von  mir  zugegebenen  Trappen  verzehret,  abgekürzet  werdeu 
wollte,  nnd  wie  ich  etliche  polnische  Schiffe,  so  einigen  zu  den  Schwedischen 
Übergegangenen  zugestanden,  zu  Tapian  nnd  anderen  Orten  arrestjret,  ist 
bekannt;  wamm  aber  selbige  gegen  meinen  Willen  losgelassen,  auch  aus 
was  Ursachen  das  zn  Tilsit  angeschiffte  MagasiD  Eorn  ohne  Notb  so  lange 
zurückgehalten,  dass  es  bei  Tapian  eingefroren  nnd  also  von  den  Schweden 
verbraucht  worden;  anch  dass  meine  Verordnung  durch  contrarie  Befehle 
jederzeit  umgestoBseu  worden,  solches  muss  ich  billig  an  seinen  Ort  gestellt 
sein  lassen;  und  bekam  ich  anstatt  Antwort  af  meine  Berichte  andere  Be- 
ECripten  von  particnlier  Dingen,  endlich  ein  Ordre,  zo  Sr.  Cb  D.  zn  kommen. 

unterdessen  hatte  Graf  Magnus  den  General -Quartiermeister  Pleitner 
an  mich  geschicket  und  mich  aller  Freundschaft  versichern  lassen,  mit  dem 
Vermelden,  dass  er  mit  mir  eine  TJnterrednng  zu  halten  begehrte.  Ich  stellte 
solches  auf  Sr.  Ch.  D.  Gntfinden  aus  und  versicherte  ihn  hinwieder  meiner 
Instruction  gemäss  aller  Freundschaft,  bis  ich  von  Sr.  Ch.  D.  andere  Ordre 
bekäme.  , 

Ich  EcbJckte  inmittels  nochmals  an  Fürst  Bogislav  Radziwil  und  den 
Woiwoden  Sapieha.  Dieser  erbot  sich  zu  allem  guten  durch  den  Obrist* 
Wachtmeister  Jordan;  jener  bezeugete  durch  ein  Schreiben,  dass  er  sich 
zu  schwach  fände,  den  Schweden  zu  widerstehen.  Dorch  den  Obristen 
Wallrad  [Wallenrodt]  liesa  ich  mitdenmasurischen  und  polnischen  TAlkem 
traellren  und  verwahrete  die  Grenze,  so  gut  ich  konnte.  Weil  ich  aber  in 
dem  Insterbnrgischen  nnd  derer  Orte  stehen  mnsste  meiner  Ordre  nach, 
welche  in  sich  hielt,  dass  an  die  Orte,  da  die  Schweden  Quartier  h&tten, 
nicht  gehen,  noch  einige  Feindseligkeit  verüben  und  mich  vorsehen  sollte, 
und  dann  die  Schweden  an  denen  Orten  über  der  Grenze  Leute  hatten,  auch 
ich  ihnen  nichts  tränen  konnte,  dahero  einiger  Leute  Güter  Beschwer  litten: 
ward  derselben  Anbringen  mehr  geglanhet,  als  der  Inhalt  meiner  Relationen 
ponderiret  und  ich  durch  ein  Schreiben  von  Sr.  Cb.  D.  anstatt  der  Dank- 
sagung vor  meine  Sorgfalt  reprimendiret,  auch  mir  eine  Liste  der  Quar- 
tieren, so  ich  hätte  beziehen  sollen,  von  dem  General-Feldzengmeister  zn- 
geeandt;  welches  solche  Orte  waren,  die  theilti  weit  von  einander,  theils 
hinter  der  Wildniss  gelegen  waren,  dass,  wenn  ich  eine  dreimal  so  starke 
Armee  gehabt  hätte,  ohne  Gefahr  derselben  solches  nicht  vollbringen 
können  oder  mich  in  einen  nnverautwortlichen  hazard  setzen  nnd  gegen  alle 
Kriegsregeln  handeln  müssen.     Zwar  bab  Ich  Proviant  über  den  Gr«ozen 


A-nOO<^IC 


j^Dhaog.    Memoire  vod  Wsldecb.  533 

begehret,  aber  die  Schweden  habens  gehindert,  Dod  denselben  feiadaelig 
za  begegoen,  war  mir  Terboten. 

Wie  nnn  Oraf  Magnas  sei aeo  Marsch  bei  Raigrod  rorbe!  bd  Piozko 
aber  die  Brücke  genommeii  hatte,  liesg  ich  die  mir  zugegebene  Trappen 
Bo  sicher  als  ich  Itonote,  in  geljrochenein  Lande  stehen  nnd  auf  den  Grenzen 
dnrcb  Laorparteien  nnd  die  Bauern  Wacht  halten,  welche  die  Wachtfeaer 
machten  nnd  auf  den  Olockenschlag  an  allen  Orten  eich  parat  hielten;  und 
machte  ich  mich  folgend»  Sr.  Ch.  D.  gnäd.  Befehl  anf  den  Weg  en  dero- 
Eelben,  traf  Sie  anch  anf  dem  Zurückmarsch  nach  Freossen  zn  Rheden  an, 
weil  6r.  Ch.  D.  widerratben  war,  doss  man  weder  Thorn,  sa  doch  600  Mann 
einnehmen  wollen,  noch  einig  ander  Ort  besetzen,  sondern  sich  znrück  nach 
Prenssen  begeben  sollte.  Wie  8.  Ch,  D.  von  Rheden  wegging,  berichtete 
Qeneraltnajor  Caonenberg,  welcher  über  der  Drebenitz  stund,  dass  I. 
K.  Maj.  von  Schweden  im  Anznge;  worauf  zn  Ijössen  Eriegsratb  gehalten 
nnd  resolviret  ward,  die  CaTallerie  zusammen  zn  ziehen  nnd  damit  anf  den 
Grenzen  zu  etehen,  1000  M.  z.  F.  in  Marienbnrg  zn  legen,  den  Rest  in 
Königsberg,  Brauosberg  und  andere  nötbige  Oerter,  die  schwere  Artollerie 
nach  Königsberg  ZD  schicken,  die  leichte  Stücke  aber  nebst  denen  Reimen- 
tern,  so  mit  aus  der  Mark  kommen,  vor  Braunsberg  stehen  zu  lassen,  da- 
mit man  nach  dem  Zustände  nnd  contenance  T.  E.  Mnj.  selbiges  gebrauchen 
könnte. 

Damals  besichtigte  der  Generat  -  Feld  zeugmeister  8parr  Qraudene  nnd 
rapportirte,  dass  es  ein  schlechter  Ort  nnd  nicht  mit  Nutz  zn  besetzen  wäre. 

Von  LÖBsen  ward  iah  wieder  zn  denen  mir  untergebenen  Völkern  nach 
LiLtanea  beordert,  dass  nämlich  das  Fnssrolk  nach  Königsberg  mit  der 
Artollerie  gehen  lassen  nnd  mit  der  Reiterei  stehen  bleiben  sollte,  also  dass 
ich  mit  Caonenberg  mich  conjangiren  sollte. 

um  diese  Zelt  kam  der  Freiherr  von  Schwerin  und  Mr.  Dobresinaky 
wieder  inrück  von  I.  K.  Maj.  in  Schweden  mit  solcher  Antwort,  da^s  man 
an  einem  Accomodement  desperirete. 

Ob  ich  nun  schon  erinnerte,  dass  man  zn  Angerbnrg  sich  retranchiren 
oder  derer  Orten  etwas  stehen  lassen  sollte,  sowol  den  Landlenten  einen 
Moth  zn  machen,  als  auch,  wenn  man  defenHive  gehen  wollte,  den  Feind  da- 
durch incommodiren,  so  wnrde  doch  selbiges  nicht  gut  gefunden;  daes  ich 
also  nichts  als  eine  Compagnie  von  meinem  Regiment  zn  Angerbnrg,  das 
andere  Fnssvolk,  ohn  meines  Bruders  eine  Esqnndron  z.  F. ,  welche  wegen 
der  Infection  zurück  hatte,  nebst  der  Artollerie  nf  Königsberg  gehen  liess, 
nnd  blieb  mit  59  Reitern  stehen,  bis  von  Gen.  Maj.  Gannenberg,  au  wel- 
chen ich  geschicket,  Nachricht  hatte.  Auf  meiner  Znrückreise  von  Lössen 
besah  ich  Allenstein,  welches  schon  vormals  zn  besetzen  gerathen  hatte, 
aber  nicht  gut  gefunden  ward;  berichtete  also  nochmalen,  wie  important 
selbiger  Ort  wäre,  dahero  mir  vergönnt  war,  ihn  zu  besetzen.  '  Legte  also 
den  Obr.  Lient.  Hundebeck  von  meines  Bruders  Regiment  mit  der  vor- 
gedachten Esqnadron  hinein,  welcher  daraus  Osterrode  mit  Capitain  Munt 
besetzte. 

Zu  selber  Zeit  kam  der  Major  Jordan,  so  wieder  zn  Sapieba  ge- 
schickt hatte,  zurück  mit  Bericht,  dass  die  Muscowiter  ihn  gescbUgeo. 


A-nOO»^lc 


534         ^'-    ^^^  ooidiuehe  Krieg  bis  sum  Vertrag  von  Köaigeberg. 

unterdessen  ward  die  eq  Lttsseo  geDommeiie  ReBolotion  so  weit 
üadert,  dass  der  aeaeral-FeldzeugtneiBter  Sparr  mit  aller  Infanterie  nnd  Ar- 
tollerie  in  Marieobarg,  ansser  dem  Regiment  von  Sybarg,  welches  fa 
Brannaberg  geleget  war,  S.  Ch.  D.  aber  vor  dero  Person  nach  Königs- 
berg gingen,  nnd  Oen.  Maj.  Cannenberg  stellete  sich  nm  SaaUeld  hernm, 
und  ich  Tor  meine  Person  ward  zn  Sr.  Ch.  D.  nach  Eänigeberg  gefordert: 
dahin  ich  mich  begab,  nachdem  ich  savor  dem  Obr.  Schönaieh,  dsss  ei 
mit  gedachtem  Qen.  Maj.  Cannenberg  Beissig  commaniciren  and  wo  sie 
stehen  küDaten,  damit  sie  desto  schlenniger  nf  erforderten  Fall  znsammen- 
Blossen  möchten,  verabreden  und  dessen  Ordre  nachleben  Bollte,  beordert, 
auch  davon  dem  Oen.  Maj.  Cannenberg  Nachricht  gegeben  hatte. 

Wie  ich  onn  za  Eönigsbei^  ankam  und  die  Sachen  in  einem  so  ver* 
änderten  Zustand  befand,  dasB  nKmlich  die  Infanterie  nnd  Artollerie  in  Ha- 
rienbnrg  sich  gesteliet  hatte,  also  von  der  Cavallerie  separiret,  and  Königs- 
berg nicht  genugsam  mit  meinen  Völkern  besetzt  war,  dergestalt  dass  Ich 
uns  in  einem  solchen  Staat  sah,  dass  ins  Feld  offensive  zo  geben  die  Zeit 
nnd  Gelegenheit  versäumet  war,  auch  wir  uns  ausser  Postnr  gefnnden  und 
znr  Defensive  keine  rechte  Anstalt  gemacht  war;  und  ob  ich  zwar  die 
Nothdurfc  in  Zeiten  erinnert  hatte,  war  solches  doch  nicht  alteuditet  worden. 

Zn  dieser  Zeit  kam  die  Karfürstin  In  Prehssen  an,  nnd  liesB  der 
Oeneral-FeldzeugmeiBter  Sparr  dieselbe  bitten,  sie  möchte  doch  zum  Frieden 
raüien.  Der  Herr  von  Somnitz  nnd  Mr.  Dobresinsky  waren  vor  we- 
nig Tagen  von  Riesenbnrg  ans  wieder  zu  I.  K.  Maj.  von  Schweden  abge- 
schicket,  welche  aber  uf  ihr  Anbringen  wie  ein  Victorieuser  antworteten  nnd 
wie  ein  Soldat  agirteu,  auch  immer  fortgingen;  dass  durch  die  Prttsolntion 
[Irresolntton 7]  des  Gen.-Feldzeagmeister  Sparren,  was  er  thnn  sollte,  ihm 
die  Zeit,  zn  Sr.  Ch.  D.  mit  dem  Fuesvolk  zu  kommen,  benommen  ward. 
UnterdesB  pressirte  ich,  dass  maa  Resolution  nehmen  möchte,  was  man  thun 
wollte,  ob  man  kriegen,  oder  alles,  was  der  König  in  Schweden  begehrte, 
eingehen  wollle.  Die  Opinionen  waren  divers;  endlich  aber  ward  gnt  ge- 
fanden  zu  kriegen  nnd  auch  zu  tractiren,  nnd  mit  der  Reiterei  dem  König 
in  Schweden  so  viel  Abbruch  zu  thnn  als  man  könnte,  wie  denn  die  Ordre, 
so  S.  Ch.  D.  unter  dero  eigenen  Hand  gegeben,  ausweiset '). 

Da  hab  ich  nun  meiner  Schuldigkeit  nach  erinnert,  dass  man  mit  Bauen 
an  der  8tadt,  Verbesserung  der  Magazinen  nud  anderer  Noth wendigkeiten 
fleiBsig  verfahten  sollte,  anch  begehret,  dass  Proviantmeieter  nnd  jemand, 
so  auf  die  Materialia  znm  Bau,  auch  auf  die  Einqnartiernng  Acht  hätte, 
angeordnet,  auch  Einem,  so  Autorität  hätte,  das  Commando  über  die  Stadt 
aufgetragen  werden  möchte.  Daranf  ward  dem  General  M^or  Habald  das 
Commando  über  die  Stadt  gegeben,  welchen  ich  auch  dem  Volk  vorsteUete. 
Der  alte  von  Oelschnitz  wurde  zum  General -Proviautmeister  verordnet; 
der  Uofgerichtsrath  von  Oelschnitz  uf  die  Materialien  zu  sehen  bestellet, 
und  dem  Ohr.  Lient.  Bellicum  der  Bau  und  die  Aufsicht  nf  die  Quar- 
tiere aobefohlen. 

Weil  man  aber  dafür  hielt,  dass  das  Fussvolk  tu  Königsberg  nötig  wäre, 

>)  Oben  p.  609. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


ADhang.    Memoira  tod  Wald«ck.  53g 

weiches  in  Marienbnrg  oha  Nati  von  Frost  aad  Krankheit  ganz  vergehen 
DÜaste,  tiberlegteo  Oeo.  MaJ.  Dörffling  nnd  ich,  wie  daaPnsBvolk  daberans 
ED  bringen  wäre,  nad  hielten  darror,  daes  es  über  die  Nehrang  heraus  kom- 
men könnt«,  weil  die  Sitnation  des  Landes  darzn  gelegen  war.  Wnrde  also 
mein  Obrieter  Lieatenant  z.  F.  ron  Anlacb  aasgeechicket,  nm  zu  recog- 
noscireo,  ob  man  über  die  Nehrung  geben  könnte,  wobei  Ordre  an  den 
Gen.  Feldzeagmeister  Sparr  abgangeu,  dass  er  vor  seine  Person,  weil  er 
versichert  hatte,  mit  1000  Mana  aad  300  Reitern,  wie  von  Dr.  Jenen  im 
Rathe  zn  Königsberg  angedeutet  worden,  in  Marienburg  bleiben,  etliche 
iiDd  gewisse  Völker,  so  geuennet  wurden,  bei  sich  behalten,  die  übrige  mJt 
Oen.  Major  Trotten  anf  Königsbei^  senden  sollte. 

Was  in  solcher  Resolution  nnd  bei  dem  Marsche  von  dem  Qeneral- 
Feldzengmeister,  [der]  gegen  solche  Ordre  selbst  aas  Marienburg  ging,  be- 
zeiget  worden,  weil  ich  nicht  gesehen,  will  ich  anf  deren  Aussagen,  so  jetzo 
todt,  nicht  anregen. 

Wie  nna  diese  Ordre  abgegangen  und  zu  obgedachtem  ollem  Anstalt 
gemacht  war,  ich  anch  Ordre  bekommen  hatte,  machte  ich  mich  auf  zn  den 
Vdlkern,  der  Meinung,  einen  Einfall  in  das  Schwedische  Qnartier  zn  than. 
Es  traf  sich  aber,  daes  eben  in  dem  Moment,  wo  ich  zn  den  Tälkern 
kam,  der  König  in  Schweden  mit  seiner  ganzen  Armee  etwa  eine  Meile  von 
meinem  Rendezvous  ankam,  des  Vorhabens,  entweder  anf  unsere  Cavallerie 
oder  selbige  vorbei  auf  Königsberg  loszugehen;  wie  er  dann  eine  Parthei, 
so  Oeo.  Maj.  Cannenberg  ansgesandt  onter  dem  Commando  des  Obrist- 
Wachtmeieters  Joseph,  in  eigener  Person  renconlrirte  nnd  schlug,  welche 
die  Kundschaft  einbrachten,  dass  die  Armee  ihnen  auf  dem  Fnss  folgete; 
weswegen  ich  mich  stellen  nnd,  was  das  Olück  geben  wollte,  erwarten 
musste.  Nachdem  sich  aber  ein  Wald  zwischen  mir  und  I.  Maj.  Armee 
befaud,  blieben  dieselbe  jenseit  und  ich  dieseeit  stehen,  nud  schickte  Ich 
Partheien  ans,  welche  mir  die  Kundschaft  brachten,  dass  der  König  voo 
Scbvdden  mit  der  Armee  bei  Zinten  stünde  und  auf  Creuzburg  den  rechten 
Weg  nach  Königsberg  ginge.  Warnm  ich  mich  resolrirte,  auf  Branden- 
barg zu  gehen,  damit  ich  nicht  von  Sr.  Ch.  D.  abgeschnitten  würde,  weil 
in  gemeltem  Brandenburg  kein  Besatz  war  und,  wenn  es  die  Schweden 
einbekommen  b&tten,  ich  zn  Sr.  Ch.  D.  nicht  hätte  kommen  können. 

Dem  General-Feldzeugmeister  Sparren  ward  Ordre  entgegengeschicket 
voo  8r.  Cb.  D.,  Balge,  Fischhausen,  Brandenburg  und  andere  Oerter  mit 
dem  Volk,  welches  dass  er  mitbrächte,  er  Sr.  Ch.  D.  notißciret,  zn  beset- 
len.  Solches  aber  verblieb,  ich  weiss  nicht,  ans  was  Ursachen ;  nur  Bran- 
denburg ward  von  mir  besetzet.  Darauf  begehrte  ich  Ordre  von  Sr.  Cb. 
D.,  welche,  .weil  die  Kundschafter  mitbrachten,  dass  der  König  auf  Creua- 
bürg  ging,  mich  beorderten,  daas  ich  mich  an  die  Stadt  Königsbei^  setzen 
sollt«. 

Id  derselben  Nacht  kam  der  Gen.  Feldzengmeister  Sparr  zn  Sr.  Ch.  D. 
und  wie  Ich  Mr.  Pelniz  an  8.  Ch.  D.  schickte,  fernere  Ordre  zn  holen, 
ward  nach  gehaltenem  Ralh  mit  dem  Gen.  Feldzengmeister  und  Gen.  Mfy. 
Habald  gut  geftiuden,  die  Reiterei  auf  Samland  durch  die  Stadt  gehen 
zo  laseeDi  welchem  zufolge  ich  anch  dieselbe  durchgefUhret.    Wie  nun  dem 


Aj.oo»^Ic 


536  ^^'    '^^''  DordiBcbn  Krieg  bis  zum  Vertrag  von  EüDigeberg. 

OeDeral -FeldzeagmeiHter  als  General  das  Comra&Ddo  zustund,  Bo  liess  er 
sich  aach  als  einem  Oeoeral  in  Aostbeilang  aad  Nehmaog  des  Worts  and 
die  ihm  eoDst  gebührende  Ehre  geben;  aber  sonst  nahm  er  sich  fast  nichts 
mit  Ernst  an,  sondern  wie  die  Stadt  in  3  Posten  abgetheilt  »ar,  deren 
einen  er  selbst,  den  andern  Gen.  Maj.  Hnbald,  den  dritten  Gen.  Maj. 
Trotte  nahm,  so  verwahrt  er  seinen  Posten  and  liess  alles  andere  gehen. 
Die  Vorsorge,  so  ich  hatte,  nnd  die  Erinnerung,  so  ich  that  vegen  Maga- 
zine nnd  anderen  Dingen,  machte  er  mir  schwer  nnd  annützlich  darch  seine 
Disrarse,  dass  alles  verloren,  dass  es  nur  mein  Werk  wäre  nnd  dergleichen; 
ond  hierin  fand  er  Beifall;  hingegen  konnte  ich,  der  ich  als  ein  Ratb  and 
Diener  thät  was  mir  möglich  war,  ans  Mangel  Antorität,  als  deme  dag 
Commaodo  nicht  zastand,  nicht  fortkommen. 

Indessen  kam  der  König  und  setzte  sieb  vor  die  Stadt,  liess  auch 
Balga  erGteigeo.  Da  ward  die  Cavallerie  hineingefordert,  nnd  mir  ward 
auch  ein  Post  gegeben.  Damals  thät  ich  Vorschläge,  wie  mit  den  Quar- 
tieren, Backen,  Brauen  and  anderen  Nothwendigkeiten  in  verfahren  wäre, 
hielt  die  Hand  auch  mit  daran,  solches  alles  ins  Werk  za  richten;  aber 
ich  war  ror  wie  nach  ohne  Autorität  und  Hülfe  nnd  fand  an  allen  Orten 
Widerwillen  und  Hindernog,  knnntc  also  meinen  zu  Sr.  Ch.  D.  Dienst  and 
dero  Staats  Bestem  aussehenden  Zweck  nicht  erreichen,  sondern  leb  ward 
vor  einen  schädlichen  Menschen  gehalten,  wie  dann  in  Königsberg  Öifentlich 
gesagt  ward,  dass  man  mir  den  Hals  brechen  wollte,  der  ich  den  Frieden 
störete  und  hinderte. 

Unterdessen  ward  der  Freiherr  von  Schwerin  und  Mr.  Dobre- 
flinskj'  zu  I.  E.  Maj.  in  Schweden  geschicket;  die  entschuldigte  sich,  dass 
Sie  dnrch  einen  Abas  so  nahe  bei  Königsberg  gekommen  wären,  zogen 
sich  aach  etwas  zurück.  Der  Gen.  Maj.  Cannenberg  nnd  ich  wollten 
ihm  einfallen,  konnten  aber  dnrcb<!  Morast  nicht  kommen.  Darauf  kam  I. 
Maj.  Reichscanzier  an  nnd  brachte  viel  OfScier  mit,  dass  also  nichts  oho 
der  Schweden  Vorwiesen  geschehen  konnte,  wie  denn  derObrist  Brnnell, 
welcher  mit  einer  Partei  von  2Ö0  Pferden  den  Schweden  einzufallen  aus- 
ging, verkundschafft,  geschlagen  nnd  er  selbst  d;irüber  gefangen   ward. 

Nachdem  nnn  der  Reichscanzler  den  Stillstand  hegehret,  gingen  UDter- 
desB  8.  K.  Maj.  hin  und  attacqnirten  Wehlan,  welches,  weil  es  nicht  mit 
Nothdnrft  verseben  war,  sich  den  andern  Tag  ergeben,  und  gingen  weiter 
auf  Tapiau  und  Labiau.  Da  ward  der  Stillstand  von  beiden  Tbeilen  ein- 
gegangen. Bei  diesen  Tractaten  liess  man  wenig  Resolution  und  Stand- 
haftJgkeit  sehen,  weswegen  sich  dann  viele  seltsame  Puncten  darin  fanden. 

Darauf  gingen  S.  Ch.  D.  zn  I.  K.  Maj.  nacher  Schippenbeil,  um 
mit  deroselben  zn  sprechen  and  nähere  Abrede  zn  nehmen,  und  ward  aach 
deswegen  zwischen  dem  Reichscanzler,  Graf  Magnus,  Graf  Tot,  dem 
Freiherm  von  Schwerin  und  mir  Conferenz  gehalten,  wobei  ich  nichts  an 
meinem  Fleiss  ermangeln  lassen,  and  gingen  sie  damals  wegen  ünpässlich- 
keit  der  KnrfUrstin  auseinander. 


^aovGoOt^lc 


in. 


Das  Marienburger  Bündniss. 

(86.  Jtmi  16B6.) 


D.qil.zMBlG001^IC 


sBBiGooi^lc 


Einleitung. 


Die  fttnr  Moaate  zwischen  dem  KöDigsberger  Vertrag  Tom  17.  Janaar 
uad  dem  Marieoburger  Bündniss  vom  25.  Jaoi  16&6  zeigen  nns  die  brao- 
deDburgische  Politik  noch  aobetheiligt  an  den  kriegerischen  Vorgängen 
dieser  Zeit,  aber  nm  so  bewegter  nnd  erfüllter  von  Berathangen  und  Br> 
wägangen  der  wichtigsten  Art.  Das  Abkommen  mit  Schweden  hatte,  trots 
dem  erzwungenen  Lehnsvertrag  für  das  Herzogthnm  Prensaen,  dem  Knr- 
fUrsten  doch  bis  zd  einem  gewissen  Grad  freie  Hand  für  Beine  weiteren 
Entsehliessnngen  gelassen;  nnmittelbar  nach  dieser  Vereinbarnng  nnd  ehe 
das  iiene  Emporkommen  der  polnischen  Waffen  die  Lage  der  Dinge  ver- 
wandelte and  den  Blick  anf  die  ntichstliegeuden  Gefahren  zn  richten  nötigte, 
dnrfte  man  in  Königsberg  wol  eine  Zeit  lang  der  Ansicht  sich  hingeben, 
dass  jetzt,  nachdem  man  Schweden  gegenüber  vorläufig  sichergestellt,  die 
Zeit  gekommen  sei,  die  politische  Lage  nach  allen  Seiten  bin  in's  Ange  zn 
fasseD  nnd  mit  gesammelter  Kraft  im  Sinne  der  eigenen  Interessen  in 
Action  zn  treten. 

Die  Situation  war  für  Brandenburg  besonders  in  einer  Beziehung  nea; 
noch  nie  znvor  hatte  der  Karfüret  Friedrich  Wilhelm  sich  im  Beeits 
einer  so  auGehnlichen  Heeresmacht  gesehen,  wie  er  es  jetzt  vermöge  der 
ansserordentlichsten  Anstrengangen  war. ')  Schon  Hierin  lag,  sowol  nach  den 

')  Im  Febraar  1656  schlägt  der  Kurfürst  selbst  seine  Armee  für  den  Sommer 
d.  J.,  die  noch  im  Gang  befindlichen  Werbangen  eingerechnet,  snf  2ri,000  M.  an 
(Urk.  n.  Actensl.  V.  840.);  dsEn  vgl.  die  Znean  mens  teil  nagen  bei  Riese  die  drei- 
tägige Schlacht  bei  Warschan  (Breslaa  1870)  p.  40  B.  Bei  den  preussiscben  Land- 
tagsacten  vom  März  1656  findet  sich  ein  Bedenken  der  Stände,  worin  die  in 
Prensaen  anwesende  Armee  anf  ca.  20,000  H.  angeBCblagen  wird;  in  Eönigsbeig 
allein  hätten  zeitweilig  bis  15,000  H.  gelegen.  Eben  daselbst  eine  sehr  noch- 
dräckliche  Klageschrift  der  drei  Städte  Königsberg,  worin  sie  sich  beschweren, 
dass  eben  jetzt,  bei  währendem  Landtag,  ihnen  ihre  zu  ihrer  eigenen  Vertheidi- 
gaug  geworbenen  Soldaten  ,de  facto  weggenommen  und  wie  das  Vieh  abgetrieben 
worden,  nod  zwar  nff  so  ei'ne  Art,  dcss  in's  künftige  schwerlich  jemand  znr  De- 
renaioii  derselben  [Städte]  sich  in  Dienste  und  Beatallnng  einlassen  wird*.  Diese 
WerbuDgen  der  Stadt  Königsberg,  angesichts  der  Armee  des  Korfäreten,  sind 
Bahr  cbarakteristiBOh. 


A-nOO»^lc 


g^Q  III.     Du  Marisnbarger  BüDdoisa. 

herrscheDdeD  VorEtellangeii  überhaupt,  als  auch  wegen  des  gespannten  Vcp 
h&ItQisses  zn  den  prenssiBchen  Landständen,  eine  dringende  Anfforderong 
zn  kriegerischer  Thätigkcit  ausserhalb  der  Landesgräazen:  „mit  müssigeo 
Waffen  minirt  man  seine  eigenen  Lande",  hält  in  dieser  Zeit  einmal  einer 
der  geheimen  Ritthe  dem  Earfürsten  vor.'}  Verscbiedene  Uöglicbkeiten 
lagen  vor:  einen  Tbeil  der  Trappen  musstc  man  jedenfalls  in  dem  prenssi- 
scben  Herzogtbum  bebalten,  schon  zum  Behnf  der  nötigen  Landesvertheidi- 
gnng;  (neben  allem  andern  machten  auch  die  zweifelharten  Abeichten  des 
Moskowiters  diese  Vorsicht  notwendig)  nnd  znr  eventnellen  Leistung  der  im 
LehnsTertragfür  Schweden  stipulirten  Hilfe  j  den  anderen  grösseren  Theil  konnte 
man  jetzt,  da  die  nächste  tiefabr  beseitigt  schien,  entweder  abdanken  —  natür- 
lich die  unerwünschteste  nnd  überdies  auch  sehr  kostspielige  EventualitKt  — 
oder  man  konnte  denselben  gegen  Entschädigung  einer  anderen  Macht 
überlasaen  —  Frankreich  bemühte  sich  aufs  eifrigste  darum  —  oder  man 
moBste  mit  diesen  Trappen  selbst  an  irgend  einer  Stelle  in  Action  treten; 
jedenfalls  stand  fest,  dass  man  dieselben  nicht  Jahr  nnd  Tag  im  eigenen 
Lande  unterhalten  wolle  nnd  könne.  Unmittelbar  nach  dem  Äbschlnss  des 
KönJgBberger  Vertrages  erschien  die  Stellung  Karl  Gnstav's  dem  erobert«) 
polnischen  Keich  gegenüber  noch  so  siegreich  nnd  gesichert,  dass  der  Fall 
zwar  schon  berührt,  aber  noch  nicht  ernstlich  in  Betracht  gezogen  wurde, 
wo  es  im  eigenen  Interesse  des  Kurfürsten  unumgänglich  sein  würde,  mit 
ganzer  Macht  sieb  auf  die  Seite  Schwedens  »zu  stellen;  es  schien  jetzt  mög- 
lich, zu  gleicher  Zeit  den  Blick  auch  nach  einer  ganz  anderen  Seite  hin 
zn  wenden  nnd  mit  dem  Gros  der  jetzt  znr  Verfügung  stehenden  Truppen, 
in  Verbindung  mit  geeigneten  Bundesgenossen,  an  Unteraebmnngen  gegen 
eigene  Feinde  an  anderer  Stelle  zu  denken. 

£s  ist  merkwürdig  zu  sehen,  wie  weit  da  in  dieser  Zeit  die  Qedauken 
schweiften.  Ich  habe  an  anderer  Stelle  schon  anf  die  Wiederaufnahme  der 
gegen  den  Pfalzgrafen  von  Nenbnrg,  als  Inhaber  von  Jülich  und  Berg,  ge- 
richteten Pläne  aufmerksam  gemacht,  die  uns  jetzt  entgegentritt.^)  Der 
Ausbrach  des  schwedisch-polnischen  Krieges  hatte  sie  zunächst  in  den  Hinter- 
grund geschoben,  aber  unvergessen  waren  sie,  und  wenigstens  die  Bichtnng, 
welche  Graf  Waldeck  in  dem  Cabinet  des  Kurfürsten  vertrat,  legte  anf 
sie  das  grösste  Gewicht.')  Jetzt  stellte  die  Eroberung  der  gesammten 
jülich-bergiscben  Erbscbaftslande ,  die  Abrunduug  der  brandenburgischen 
BesitzDugen  am  Niederrhein  sich  wieder  als  die  zunächst  zu  ergreifende 
Aufgabe  dar.  Ich  lege  in  diesem  Abachnitt  die  Actenstücke  vor,  auf  welch« 
ich   damals   meine  Darstellung  stützte;   erneute  Nachforschuogeu   in    den 


*)  Georg  von  Bonin  in  eiaem  w.  a.  milzutheiienden  Protokoll  einer  Qe- 
beimrathssitzang. 

»)  Graf  G   Fr.  von  Waldeck  p.  365  ff,  vgl.  p.  2öl. 

*)  Bemerk enswerth  ist,  wie  der  Verfasser  der  , Leiters  of  intelligence  fron 
tbe  Hagae"  (vgl.  Drk.  u.  Act.  III.  82)  in  Thnrioe  SUte  Papers  III.  552  schon 
im  Juni  1655  angesichts  der  b randen b arg i sehen  Bnatungen  schreibt:  ,the  deaign 
of  Brandeobargb  ti  no  otber  than  the  conqaeat  of  Jaliera  and  Berguee".  V^. 
dazu  w.  Q.  den  Bericht  Staverene  aas  Brüssel  vom  7.  Febr.  1656- 


ElnlsitDDS.  541 

Aden  des  Aroleener  Arcbivs   haben  noch  mehrere  mir  früher  nnbekanote 
hinzDgefügt,  die  zorn  Theil  noch  weiter  blirken  lassen. 

Wenige  Tage  nach  dem  FriedenfsehlnES  zu  Königsberg,  bei  der  Zo- 
sammenkanft  zwischen  dem  Kurfürsten  nnd  dem  König  Kar!  Gnstav  in 
Bartenstein  wurde  die  Aogelegenbeit  znerst  zur  Sprache  gebracht,  nad  der 
König  erklärte  vorläafig  seine  Zastimmung  zn  einem  Unternehmen  dieser 
Art.')  Von  hier  an  bis  zam  Abscbluss  des  Marienburger  Bündnisses  haben 
die  Verhandlsngen  über  dieses  Project  nicht  anfgehört,  neben  den  anderen 
ernsten  Erwägungen,  die  sich  bald  herandrängten,  den  Ratb  des  Kur- 
füraten  auf's  eindringlichste  zu  bescbäftigen;  man  findet  in  den  nachfolgenden 
ActenstUuken  die  vielseitigen  Erörterungen,  die  ebenso  narh  der  Seite  der 
Berechtigung,  wie  der  Opportunität  nnd  Ausführbarkeit  über  den  Gegen- 
stand gepQogen  worden  sind. 

Ging  man  aber  auf  diese  Gedanken  ein,  so  wurde,  neben  der  schwe- 
dischen Freundschaft,  besonders  das  Verhältnisg  zu  Frankreich  von  Wich- 
tigkeit. Das  „Unternehmen  am  Rhein"  war  nicht  zn  isolii'eni  es  mussto 
mit  Notwendigkeit  den  Kurfürsten  hineinfahren  in  den  noch  danernden 
grossen  westeuropäischen  Kampf  zwischen  Spanien  und  Frankreich,  und 
sowie  der  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  tou  Nenburg  in  offenkundiger 
Verbindung  mit  Spanien  und  allen  Mächten  der  katholischen  Propaganda 
stand,  so  musste  fUr  den  Fall  eines  neuen  kriegenschen  Versuches  gegen 
ihn  der  Kurfürst  sich  der  Freundschaft  Frankreichs  versichern.  Das  mit 
dieeer  Macht,  nach  langen  Verhandlungen,  am  24.  Febr.  1656  endlich  ab- 
geschlossene Bündniss  hatte,  für  Brandenburg  wenigstens,  in  dem  Hinblick 
auf  solche  Eventnalitüten  seine  wesentlichste  Bedeutung^);  in  dem  ofGciell 
als  DefensivbündnisB  geschlossenen  Vertrag  wird  auf  die  etwa  zu  machen- 
den „Eroberungen"  unverhohlen  hingewiesen.')  Von  hier  aus  aber  lag  es 
oabe  genug,  ebenso  wie  es  schon  früher  geschehen  war,  die  Gedanken 
weiter  schweifen  zu  lassen  und  anch  andere  mögliche  nnd  wünschenswertbe 
Rectificationen  der  Besitz  Verhältnisse  in  jenen  westlichen  Landen  für  die 
dabei  in  Betracht  kommenden  Mächte  in's  Auge  zu  fassen.  „Ich  habe  ein 
überaus  grosses  Dessein  vor",  schreibt  der  Kurfürst  am  5.  Febr.  1656 
eigeohätidig  an  den  Statthalter  von  Cleve,  „ich  kann  ani:h  solches  der 
Feder  nicht  vertranen,  und  wird  eich  solches  schon  gegen  den  Sommer 
weisen"');  nnd  fünf  Wochen  später  schreibt  er  an  denselben,  mit  der  Bitte, 

*)  Vgl.  w.  n,  das  Protokoll  über  die  Bartenateiner  Verhandlungen. 

*)  Vgl.  die  Verhandlangen  darüber  mit  de  Lumbrea  schon  im  Sommer  1655 
Urk.  n.  Actenat.  II.  37  CT.;  noob  deatlicber  iu  einem  Bericht  Hoverbeck's  an 
den  Kurfürsten  dat.  Berlin  10.  Sept.  1655  über  aeine  VerhandluDgeu  mit  de 
Lambrea  (worüber  deeaeD  Bericht  a.  a.  0.  feblt\  bei  deiftn  H.  über  die  aggres- 
«iveo  AbsicbtsD  des  Eurfüreten  achon  ganz  offen  heranageht. 

')  .Lea  conqnetea,  qui  en  oe  caa  ae  feront  daus  lea  lienz,  oü  leg  parties 
o'aoroDt  aotre  droit  que'celni  des  armes  (also  z,  B.  anagenommen  die  jülich-ber- 
giacben  Laude),  eeront  parlagäes  eatre  elles  ägalement.*  Dnmout  Corps  Univ. 
VI.    2-  130. 

')  Urk.  n.  Actenst.  V.  MO;  zugleich  mit  der  Weisung,  die  Werbungen  in 
den    ole viseben  Landen  eifrig  fortzusetzen;  die  oben  p.  513  mitgetheilte  Ordre  ut 


„A^iOOt^lc 


542  ^''-    ^*^  Harienbnrger  BündaiBS. 

den  Brief  za  verbreiiDeo,  wieder  toq  dem  „grossen  Intent,  velches  ich  für- 
babe":  „eine  Armee  tod  6000  Haon  soll  allhie  im  Lande  steben  bleiben, 
mit  der  andern  aber  werde  ich  Gelbst  ^tren  und  seben,  wo  der  Wind  nns 
an's  Land  bringen  wird".*)  Man  erkennt  bierans  zur  Genüge,  dass  es  lich 
bei  den  weit  anssehenden  Projecten,  ia  welcbe  die  nacbfolgenden  Acten- 
stücke  einen  Blick  thon  lassen,  nicht  am  gegenstandslose  Diplomaten- 
gegpräche  oder  nm  die  Phantasie  eines  aufgeregten  Projectenmaohers  ban- 
delte, den  man  gewähren  liess,  sondern  dass  in  der  That  dje  Intentionea 
des  karfürstlichen  Cabinets  nnd  namentlich  aacb  des  Fürsten  selbst  in 
allem  Ernste  auf  das  „Unternehmen  am  Rhein"  gerichtet  waren ,  nnd  dass 
dieses  Unternehmen,  wenn  anch  noch  nicht  im  Einzelnen  formnlirt  nnd  fest- 
gesetzt, sehr  einschneidender  Natur  werden  sollte  für  die  gesammten  Herr- 
ecbaftBTerbältnisse  in  den  westlichen  Theilen  des  Reichs.  WenndeLnmbres 
in  dieser  Zeit  an  Mazarin  berichtet  von  grossen  Säcnlarisationspläoen  im 
Reich,  die  zwischen  König  Karl  Onstav  nnd  dem  Grafen  Waldeck 
besprochen  worden  seien"*),  so  wird  er  richtig  unterrichtet  gewesen  sein, 
nnd  man  wird  in  den  folgenden  Actensttickeu  die  Sporen  davon  gewahren, 
dass  ähnliche  Besprechungen  auch  im  Rathe  dee  Enrfürsten  selbst  Statt 
gefunden  haben. 

Ein  ziemlich  reichhaltiges  Material  aller  Art  hat  sich  über  diese  und 
die  anderen  damit  zusammenhängenden  Verhaudlnngen  im  Scboosse  dea 
karfllrstlicben  Cabinets  erhalten.  Besonders  Graf  Waldeck  warnnermüd- 
licb,  die  Situation  und  die  ans  ihr  eich  ergebenden  Notwendigkeiten  und 
Möglichkeiten  in  immer  nenen  Wendungen  eu  beleuchten;  man  erkennt, 
dass  seine  Aoscbaunngen  auf  zahlreichen  Widerspruch  von  Seiten  anderer 
geheimer  RSthe  trafen.  Die  Zahl  der  von  seiner  Hand  erhaltenen  Auf- 
zeichnungen (meist  im  Arolsener  Archiv),  zum  Theil  allerdings  nur  gsox 
flüchtig  hingeworfene  Skizzen,  die  zum  Abdruck  sich  nicht  eignen  würden, 
ist  aneserordentlich  gross  nnd  Iftsst  die  Arbeitskraft;  des  Maanes  bewundern '■); 
ebenso  besitzt  das  Berliner  Staatsarchiv  sowol  von  ihm,  als  von  anderen 
geheimen  Räthen  eingehende  Gutachten,  die  freilich  meistens  nur  die  bald 


Dobna  gilt  entweder  nar  für  dieeaa  periönlich  oder  hat  irgend  eiueo  osteosiblen 
Zweck. 

*)  Dat.  Königsberg  14.  März  166fi,  ebendas.  p.  844;  aacb  hier  iet  offenbar 
das  Unternehmen  am  Rhein  gemeint;  vgl.  aacb  die  w.  n.  mitzn  theilen  den  eigeo- 
hiodigeo  Briere  des  Korfarsten  ans  dem. Arolsener  Arctiiv. 

">)  Urk.  a.  Acteoat.  II.  99. 

")  So  namentlich  zahlreiche  skizzlrte  Eotwürfe  für  die  LandesdafensioD  von 
Freoisen;  in  einem  derselben  wird  n.  a.  aasgefiibrt,  wie  das  Oeneralanf gebot  im 
Lande  einzurichten  sei;  jedes  adlige  Gut  mnss  eia  gewisses  an  Mannschaften 
stellen,  ,der  20te  Mann  im  gansen  Land  enrollirt,  mit  Freiheit  versehen  and 
unter  gewisse  Compagnien  getheilt,  auch  ezerclrt  werden*  —  ,und  köonte  man 
den  Geworbenen  wüste  Bnfen  anweisen,  sobald  selbige  sich  eingericht,  in  Haus 
laasen  nnd  wieder  fremde  zuwerbeo;  dadurch  würde  das  Land  besetzt  und  eine 
bestiadige  Hiliz  würde  hier  zu  finden  sein'  etc.    (Arols.  Arch.} 


Aj.OOt^lC 


BinlaitaiiK.  543 

ia  den  Vordergmod  tretende  Frage  der  „ConjnnctioD"  mit  Schweden  be- 
hudeln  "). 

Leider  ist  eiD  grosser  Theil  dieser  Schriftstücke  nndaürt  nod  ans  dem 
Inhalt  die  Anfeinanderfolge  der  cinzelneD  meist  nicht  tu  erkennen.  In  der 
Natnr  der  Yerhältnisee  aber  lag  es,  daee  je  länger  je  mehr  neben  dem 
Hinblick  auf  entferntere  Ziele  die  Aufmerksamkeit  des  EnrRirsten  und 
seiner  BSthe  sieb  anf  die  ntcbstliegenden  Torg&nge  richten  mnsste,  aof 
die  Gefahren,  welche  sie  drohten,  anf  die  in  erlangenden  Yortheile,  welche 
sie  zeigten.  Von  Anfang  an  war,  t(H)  schwediscber  Seite  schon  bei  der 
Confereos  io  Bartenstein  angeregt,  auch  der  Gedanke  in  KrwKgDng  ge- 
Dommen  worden,  dase  man  mit  Schweden  in  ein  noch  engeres  Verhältnias 
treten  könne,  als  der  Eönigsberger  Vertrag  geschaffeo  hatte,  nm  mit  ihm 
wie  an  den  Gefahren  so  aach  an  den  gehofften  Vortheilen  des  weiteren 
Kampfes  gegen  Polen  Theil  za  nehmen.  Die  unerwartete  Erhebung  Polens 
Ton  seiner  demilthigenden  Niederlage,  die  nun  in  den  ersten  Monaten  des 
Jahres  1656  sich  vollzog,  vereint  mit  der  lant  nnd  drohend  sich  kundge< 
benden  Entrüstung  gegen  den  abtrünnigen  brandenburgischea  Vasallen, 
liess  mit  Notwendigkeit  die  Frage  der  „Conjnnction"  mit  Schweden  all- 
miUig  mehr  in  den  Vordergrund  treten,  ohne  indess  die  anderen  Pl&ne 
gänelicb  bei  Seite  zn  schieben.  Nach  allen  Seiten  sind  die  hieran  sich 
knüpfenden  Uöglicbkeiten  durchgesprochen  worden.  Die  Aussicht  anf  eine 
Jetzt  doch  sehr  wahrscheinliche  Thetinng  Polens  unter  die  benachbarten 
Mächte  liegt  noch  immer  allen  Erw&gangen  zn  Ornnde;  es  war  natürlich, 
dass  hierbei  auch  Braudenbnrg  auf  seine  alten  Wünsche  zurückkam  nnd 
die  Forderungen  wieder  aufnahm,  die  bei  der  Stettiner  Conferenz  im 
Sommer  des  vorigen  Jahres  von  EarlOustav  abgelehnt  worden  waren "). 
Nur  Torilbergehend  konnte  der  rermnthlich  von  einem  schwedischen  Diplo- 
maten gelegentlich  hingeworfene  Gedanke  Beachtung  finden,  wonach  der 
KnrfUrst  die  Krone  Polen  erbalten ,  dafür  aber  das  Heriogthnm  Preagsen 
nebst  Pommern  an  Schweden  ebneten  sollte,  welches  dann  zusammen  mit 
dem  polnischen  Preossen  die  gesummten  Küstenländer  in  die  Hand  be- 
kommen hätte;  so  wenig  verlockend  lür  den  Kurfürsten  der  Vorschlag  sein 
konnte,  nnd  so  leicht  die  Schlinge  zu  erkennen  war,  die  hinter  ihm  versteckt 
lag,  so  findet  man  doch  auch  über  ihn  nach  der  Weise  der  Zeit  dnrchge- 
fBhrte  eingebende  und  scheinbar  ernsthafte  Erörternngen. 

Die  Instmctionen  für  die  während  der  Monate  Mai  nnd  Juni  zn  Frauen- 
bnrg  und  Marienburg  geführten  Unterhandinngen  stellen  die  Hauptpunkte 
der  wirklichen  Forderungen  des  Eorftlrsten  fest:  die  Souveränität  von 
Preossen  nnd  als  Landerwerb  Grosspolen  In  seinen  wichtigsten  Theilen  als 
Correspondenzlinie  zwischen  den  märkischen  nnd  prenssischen  Landen; 
dass  aber  zugleich  auch  der  Plan  eines  Kampfes  um  Jülich  und  Berg  noch 


*')  Da  von  den  im  Berliner  Archiv  befindlichen  Qntachten  der  einieloen  ge- 
heimen Räthe  Fnfendorf  Tl.  {  16—19  eine  sehr  anefabrlicbe  ADe1;ae  gibt,  so 
kann  hier,  nm  den  gegebenen  Benm  mögliohat  fnr  nngedraoktes  nnd  nnbenntstea 
Material  anesnnotien,  anf  diese  verwiesen  werden. 

■>)  Vgl.  oben  p.  381  ff.    Oraf  Waldeok  p.  S26  ff. 


A-nOO»^lc 


544  '^^    ^*^  Uariftiibtirger  Bündniis. 

nicht  aufgegeben  worde,  seigt  die  FordeniDg,  die  nocb  hinEDtrat:  der  Ver- 
zicht Karl  GnGtar's,  als  pfSlziBch-zweibrückenBcheii  FamilienhanpteB,  Rof 
die  ErbaoEprüche  Beines  Hanses  in  den  jUlich-cleviBCheD  Landen,  und  Un- 
terstUtzang  des  Korfüreten  znm  baldigen  Erwerb  der  gesammten  ErbBchafta- 
lande.  Der  Gang  der  Verhandlnngen  brachte  es  mit  sich,  dass  der  Kor- 
fürst  anf  diesen  letzten  Pnnkt  Torläafig  zd  verzichten  sich  TeranlaBBt  sah, 
<^De  daram  das  Unternehmea  selbst  aufzugeben;  aach  die  Soaverainiiäts- 
frage  trat  vorerst  noch  znrUck;  über  die  Theilangsfrage  aber  einigte  man 
Bich.  Auf  Gmnd  dieser  Einigang  traten  Schweden  and  Braodenbnrg  als 
EampfgeaoBsen  ueben  einander,  and  mit  dem  Marienbnrger  BUndniss  be> 
ginnt  eine  nene  Wendung  in  dem  rerschlnngenen  Oefüge  dieser  nordischen 
Kämpfe. 


^aovGoOt^lc 


III.    Das  Marienburger  Bündniss. 

(25.  Juni  1656.) 


Protocol  tena  h,  Bartenatein  aprfes  le  traitt^  de  vassallagie. 

[YoD  Wftldeck  eigenh.    Arols.  Arch.)  16äti. 

Le  23  le  Roy  alla  voir  S.  Alt.  El.  danB  Bon  logie.    S.  AU.  El.  23.  Jan. 
l'accompaigna  dans  aa  maison.    Le  Chancelier  rieat  aupres  de  tnoy 
me  dire,  qu'apreBdisn^nous  auriooa  ä  parier  de  la  conjonetion.    Ve- 
nant  chez  luy,  le  comte  de  la  Guarde,  Tot  et  Suerin  y  viendrent. 
Sa  proposition  estoit,  que  noetre  affaire  consiBtoit  en  trois  poincte: 

1.  dans  la  conjonetion  d'armes  et  le  oombre-, 

2.  dans  la  direction; 

3.  et  la  satisCactioD. 

Quant  au  premier,  rinterest  comman  le  demandoit.  Le  secondt  se 
pourroit  adjoater.  Le  troisieeme  estoit  bors  de  saieon,  la  Poloigne 
eatant  desja  conquiae  et  le  Boy  assez  fort  pour  acfaever  cette  affaire. 
Mais  que  l'intereBt  du  Roy  demandoit  de  conserrer  les  amies  de  S. 
Alt.  E,\.  jusqu'ä  un  tampB  que  I'oq  puiBse  faire  quelque  ehose;  alors 
ron  pourroit  parier  du  reate;  en  attendaot  donneroit  des  quartiere  pour 
an  corpB  de  8000  hommes. 

Nons  respondions,  que  le  premier  eatoit  neceBBaire,  le  aecondt  ae 
trouveroit;  le  troisiesme  ne  pouvoit  estre  indifferent,  puisque  S.  Alt.  El. 
s'eoguagera  s'attirant  tous  lea  ennemia  du  Roy;  il  falloit  s^avoir,  pour- 
quoy  ce  faire;  que  Ics  quartier»  ne  nous  accommoderoit  point,  maia 
uous  enguageroit;  qu'il  falloit  faire  un  traitt^  en  bref,  ou  nous  laiaser 
oegotier  auprea  ceux  que  redouttODs. 

US  demandoit,  si  l'affaire  Beroit  perpetuetle.  Mous  dismea,  si  l'on 
nous  donnoit  quelque  cbose,  qui  le  meritaat. 

Nous  noua  aeparaamea,  en  voulant  faire  relation. 
mm^.  .,  a=«i.,  d.  ür.  Kuri^x.«..  vu.  ,,^35^^  ..Google 


546  "'-    ^^^  Harieaborger  BAndoise. 

24.  Jan.  Le  24  de  Janvier  le  Ro;  se  declara  d'apprenver,  qu'on  commen^at 
quelque  chose  sus  le  Rhin,  e'offroit  h  favoriser  le  tranBport  des  soldats, 
dit  qu'il  falloit  se  servir  des  pretextes  qui  eussent  quelque  fondement 
et  apparance,  qu'il  falloit  agir  en  quatre  endroits,  hors  de  la  Poloigne 
et  Bremen  S.  M.,  l'Electeur  de  la  Marc  Brand,  et  des  pais  de  Cleve; 
qu'il  falloit  avoir  un  groa  pour  soustenir  et  un  aultre  pour  attacquer, 
faire  des  magazins  Bur  lea  rivieres,  surtont  ä  Halberstat'). 


Der  Knrfllret  an  Waldeck.    Dat.  Königsberg  26.  Jan.  1656. 

26.  Jao.  Waldeck  soll  ein  Kriegsgericht  niedersetEen  über  die  OrBciere,  die 
an  dorn  Streifzag  des  Obr.  Lieut.  BrnnoU,  wobei  dieser  ^fangen  genom- 
men \TDrde  nnd  eich  jetzt  über  sie  beklagt,  Tbeil  genommen  haben*); 
ebenso  über  den  Capitain  Hobendorf,  „so  das  Hans  Lyck  anfgeben". 
Ebenso  mnt.  mat.  Ordre  an  den  FZM.  v.  Sparr,  „wegen  der  OlGcierer 
von  der  Infanterie,  so  sich  vor  geschlossenem  Vergleich  an  die  Schweden 
ergeben". 


Clans  Ernst  v.  Platen  an  den  Knrfitrsten.     Dat.  Marienbni^ 
a?.  Jannar  1656. 

[Verhandlnng  mit  den  Hüaptera  der  köoigl.  prensBischon  Stände;  sie  wollen  den 
Widerataad  gegen  Schweden  fortsetEon.] 
27.  Jan.  Platen  hatte  den  Auftrag,  dem  Marienbnrger  Woiwoden  nnd  Herrn 
UüldeoBtern  den  Abschluss  des  Vertrags  mit  Schweden  anzuzeigen,  die 
Gründe  zu  erläntem  und  sie  zn  versichern,  dass  der  EarfUrst  dabei  die 
Interessen  der  verhUndeten  prenssischen  Stände  nach  Kräften  wahrge- 
nommen habe. 

Die  Empfindlichkeit  der  betreffenden  Herron  über  den  Königsberger 
Vertrag  trat  aber  klar  zn  Tage:  „sie  hätten  bei  der  Conjnnction  nnd  Ein- 
nehmnng  E.  Ch.  D.  Onamison  in  diesen  Platz  grossen  Vortheil  verhoff'et; 
nnn  aber  wären  sie  in  weit  schlechteren  Zustand  gesetzet,  indem  ihre  Völker, 
80  sie  sonst  hereinziehen  können,  verioren  gegangen;  der  Adel  hätte  sich 
anch  herein  begeben  würden  (sicj,  so  itzo  Königlich  schwediGche  Salra- 
gnardie  zo  grossem  Tbeil,  weil  sie  alhier  wegen  der  Chnrf.  Guarnison  nicht 
Ranmgefnnden,  angenommen;  hätten  sich  versehen,  dassE.Ch.D.  nach  Inhalt 
des  Vei^leichs  ohn  ihr  Voibewnsst  und  Cousens  nicht  würden  geschlossen 
haben  etc."  Eine  bestimmte  Erklärung  über  ihr  weiteres  Verhalten  weigern  sie 


')  Hier  bricht  das  Protokoll  ab.    Vgl.  über  die  Bartenateioer  ZQsatnmcaknDft 
anch  oben  p.  526  f. 

^  Vgl.  oben  p.  f)2!>.  53fi. 


^aovGoOt^lc 


Conferenz  !□  Baitflnatein.    EiudrncL  des  EÖnigaberger  TertragB.      547 

für  jetzt  abzugeben;  es  scheint  aber,  sie  denken  auf  fortgesetzten  Wider- 
stand, sovie  sie  gestern  einen  scbwediscben  Trompeter,  der  sie  zar  Accom- 
modadon  anffordem  sollte,  mit  solcbem  Bescheid  zurückgeschickt  haben. 

Ton  unserer  Seite  ist  dem  Bchwediscben  Trompeter  gesagt  worden, 
dass  die  Schweden  von  uns  nur  Frenndschaft  zn  gewärtigen  hätten;  ee 
liegen  aber  hier,  ebenso  wie  in  Stnbm,  neben  den  brandenburgischen  auch 
polnische  Trappen. 


Andreas  Neumann')  an  den  KnrfUraten.     Dat  Wien 
19.129.  Januar  1656. 

[Besor^iaee  in  Wieo  vegen  der  echwe den frennd lieben  Polilik  dee  Enrrüraten. 
Päpstliche  Snbsidieo  für  Polen.    BagoEsi.l 

Ein  Schreiben  ans  Thorn  vom  30.  Dec.  st.  t.  hatte  hier  das  Ge-  2' 
rUcht  verbreitet,  Braudeeburg  habe  sich  mit  den  Schweden  verstän- 
digt; als  vor  einigen  Tagen  die  Nachricht  eintraf,  dass  es  nicht  wahr  sei, 
war  man  hier  hoch  erfreut  und  hofft  nun  wieder,  "B.  Ch.  D.  werden  dem 
Oegentheil,  mit  der  Ilülf  Gottes,  ^is  anf  den  Frühling  genug  gewachsen 
seiD,  da  dann,  so  viel  ich  ans  privat  Discursen  an  vornehmen  Orten  ab- 
nehme, man  von  hier  ans  mit  in  Action  treten  dürfte".  Jedenfalls  will  man 
hier  Eo  sicher  als  möglich  gehen  nnd  tränt  noch  immer  nicht  ganz,  dass 
Braadenborg  sich  nicht  doch  noch  mit  den  Schweden  vereinigt. 

„Der  Papst  hat  200,000  Rthlr.  zn  Behuf  des  Königs  in  Polen  Übermacht, 
so  vorgestern  ausgezahlt  worden.  So  sein  auch  vor  die  Königin  90,000 
Rthlr.  gestern  hier  erlegt  worden,  Volk  davor  zn  werben". 

Fürst  Ragozzi  von  Siebenbürgen  scheint  auch  nach  der  polnischen 
Krone  ansznscbanen. 


A.  Neamann  an  den  Freih.  v.  Loben.    Dat.  Wien 
12.|2.  Februar  1656.    ■ 

[Der  Eöoigaberger  Vertrag.] 
Dankt    dir    geschehene   Anzeige   des   Königsberger   Vertrags;    bittet  13.Febr. 
am    nähere  Specificirung   der  einzelnen   Bedingungen.     Man   ist   hier  am 
Hofe    „nicht  wenig  perplex  über    dies   neue    Emergens",  es   heisst,  der 
Karfürst  überlasse  den  Schweden  8000  Mann.    Bitte  nm  genanere  Infor- 
mation. 


■)  Brandenburgiecher  Resident  in  1 


,^L,Googlc 


548  "^    ^^  MarieDbnTger  BüDdoiBB. 

Waldeck,  Gedanken  uach  gemachtem  Frieden  mit  Schweden 
zu  Königsberg,     (o.  D.  Arols.  Arch.) 

CDie  Frage  der  TroppeDabdaDkung.    Eilige  Furtaetznog  der  RüatuDg. 
ConjanctioQ  mit  Schweden.] 

Es  Ut  io  Zweifel  gezogen  worden,  ob  der  Kurfürst  jetzt  noch 
länger  armirt  bleiben,  oder  noch  niebr  werben,  oder  die  Waffen  nieder- 
legen solle. 

W.  bekämpft  eifrig  jeden  Gedanken  an  Abdankung  von  Truppen, 
wodurch  man  die  Lasten  des  Landes  nicht  mindern,  sondern  in  der 
That  erhöhen  wUrde. 

Bleibt  mau  aber  bewaffnet,  so  mnss  die  Verfassung  auch  den  ob- 
waltenden Gefahren  proportionirt  sein.  Dazu  braucht  man  aber  ge- 
worbene, gut  exercirte  Soldaten;  denn  der  Augenschein  hat  gezeigt, 
„wie  Ober  alle  angewandte  Mtlhe  von  Dienstpflichtigen  und  Wibranzen 
man  kaum  einigen  Vortheil  ziehen  könne;  sonderlich  aber  ist  inner- 
halb Landes  darauf  im  geringsten  nicht  zu  bauen  oder  sich  zu  ver- 
lassen".  . 

Hiermit  aber  darf  keine  Zeit  verloren  werden.  „Wäre  man  genug 
gewaffnet  gewesen,  als  Wittenberg  marschirte,  fertig,  wie  Cracau 
belagert  war,  ja  wäre  noch  dazumal,  als  der  König  in  Schweden  in's 
Land  kam,  alle  nüthige  Anstalt  zum  Widerstand  gemacht  gewest,  wer 
wollte  an  besserm  Success  E.  Cb.  D.  Sachen  gezweifelt  haben?  Wenn 
aber  im  Gesicht  eines  Feindes  Volk  auf  die  Beine  gebracht,  Magazine 
gemacht,  Oerter  besetzt  und  befestiget  werden  sollen,  eo  pflegt  es  ge- 
meiniglich so  auszuschlagen,  wie  £.  Ch.  D.  es  empfunden". 

Um  die  Truppen  zu  erbalten,  mttssen  sie  bald  in  Action  gebracht 
werden,  und  dafür  empfiehlt  sieb  am  meisten  jetzt  die  Conjunction 
mit  Schweden.  Es  wird  ausgeführt,  dass  diese  unter  den  jetzigen 
Umständen  bowoI  die  beste  Sicherheit  als  das  grfisste  Ansehen  gewähre, 
namentlich  auch  den  Schweden  selbst  gegenüber;  auch  kann  man  nicht 
die  Einsprache  des  Gewissens  geltend  machen;  denn  wenn  man  ein- 
mal sich  entschlossen  hat,  „dem  König  Casimiro  zu  renunciiren",  so 
kann  es  nun  auch  ohne  Verletzung  des  Gewissens  geschehen,  dass 
man  sich  in  Stand  setzt,  sich  seiner  Feinde  zu  erwehren;  schliesslich 
wird  der  Kurfürst,  wenn  er  auf  diese  Weise  in  die  Lage  gelangt, 
selbst  mitzusprechen,  bei  der  ganzen  evangelischen  Partei  das  grösste 
Ansehn  erlangen,  und  wenn  der  K&nig  von  Schweden  nnterlSge, 
„möchten  alle  Teutschen  E.  Ch.  D.  Partei  nehmen  und  dieselbe  con- 
Biderabler,  als  jemals  ein  Ghurfürst  gewesen,  machen". 


yGoot^lc 


Gatachten  Waldeok'a.  549 

Wie  es  nach  dem  Frieden  mit  Schweden  in  Prenssen  wegen 

einer  Defension  anzustellen.     (Von  Waldeck  eigenh. 

Arols.  Arch.)  o.  D. 

[Entworf  eioea  VertbeidignngeBj'itemB  (üt  das  Herzogthum  PreuaeeD.   Beaoadere 

Gefahr    von    Königaberg    wegen  der    QDBicheren    GeaJDDaDg    der  Bärgerachaft 

TmppeDQberBCblag.] 

Oefabr  eiues  ADgriffs  auf  PreusGeo  ist  besondera  aQf  der  littauiscfaeD  Seit« 
TOD  den   MoecowiterD,   anf  der  masurischea  tod  deo  Polen   za  befurchten. 

Vor  allem  ist  zn  r&then  die  Bcfestigoog  von  Tilsit,  ala  Hsnptpass 
über  die  Memel.  Trotz  der  Kähe  ist  doch  auch  nicht  zu  rathea,  die  Be- 
festigangeo  von  Bagoit  zu  demolirCD,  schon  „wegen  der  Güte  des  GebäuV'i 
ea  müsstc  vielmehr  auch  dieses  noch  in  bessern  Zustand  gesetzt  werdOD. 
An  verschiedenen  Punkten  in  dieser  Gegend  müasen  Schanzen  angelegt 
werden.  Johannisburg,  Soldau,  Neidenburg  sind  besser  zu  fortifi- 
ciren;  besonders  anf  Osterode  ist  Gewicht  zu  legen. 

Weiter  müssen  au  den  Grenzen,  mit  Benutzung  der  Wildnisse,  Seen 
und  Moräste,  Feldredouteo  und  Bctranchemcnts  angelegt  werden. 

Da  diese  aber  im  PhII  eines  Angriffs  nicht  ansreicheu  werden,  ao  muss 
man  eine  andere  „Retraitte"  haben,  „wozu  die  Riviere  Angerab  und  die 
Seen  bis  Johannisburg  sowohl  der  Carte  als  dem  Bericht  nach,  so  in  der 
kurzen  Zeit,  weil  in  Littunen  gewest,  einziehen  können,  diensam  scheinen. 
Denn  so  viel  die  Seen  belangt,  sind  selbige  Sommers  Zeit  nicht  zu  passiren 
und  sofern  Augerburg  und  Letzen  besetzt  und  zwischen  dem  Spirding  nnd 
Lclzen  an  einem  Pass,  so  in  der  Carte  anzuweisen,  ein  Schanz  gemacht 
wird,  ist  bis  Johannisburg  zu  mit  geringer  Macht  solch  Passagie  zn  verhüten, 
von  Angerburg  bis  Insterburg  kann  durch  Hülf  der  Schleusse  die  Angerab 
BO  gross  gemaebt  werden,  dasa  ausser  einem  District  von  einer  halben 
Mail,  welchen  man  wegen  der  Fläche  des  Wassers  allzeit  pasairen  kann, 
niemand  zu  Pferd  durchzukommen  vermag;  welchem  aber  durch  ein  Re- 
tranchement  und  etliche  Redonten  wol  vorgesehen  werden  kann". 

So  könnte  man  im  NothTal!  mit  einer  kleinen  Armee,  unter  Beihilfe 
dea  Landvolks  und  des  gemeinen  Aufbot«,  eine  grosse  feindliche  Armee 
abwehren. 

Als  Platz  für  Magazine  empfiehlt  sich  Morungen.  Für  weitere 
RückzugBsicherheit  müssen  die  nötigen  Orte  an  der  Alle  nnd  an  der  Pas- 
sarge  besetzt  werden,  „und  so  viel  mehr,  weil  die  Geistliche  das  Stift 
(Ermtandl  aus  E.  Ch.  D.  Händen  zu  spielen  kein  Fleisa  sparen  werden"; 
besonders  also  Wormit  und  Allenstein  zo  besetzen.  Weiterhin  dann 
aach  Balga,  Tapian,  Lahian;  der  Pregel  und  die  Dieme  roüasen  re- 
tranchirt  werden;  Fischhansen  iet  so  zu  befestigen,  dass  es  sich  eine  Zeit- 
lang halten  kann. 

„Belangend  die  Stadt  Königsberg,  so  ist  auf  selbige  aus  erwogen 
Ursachen  Acht  zn  haben:  einmal  wegen  der  Bürgerei  und  derselben  prä- 
tendirten  Freiheit ....  welche  doch  solang  E.  Cb.  D.  an  eich  selbsten  nicht 
hoeb  zn  achten,  so  lang  die  Pillan  und  Tapiau  in  £.  Gh.  D.  Händen,  wo> 
durch  die  Stadt  an  sich  selbst  genug  in  Gehorsam   gehalten  werden  kann. 


ggQ  III.    Das  Harieoburger  BandDiBB. 

Doch  ist  iD  CoDBideretioQ  der  Nachbaro  ein  Aog  aaf  sie  za  haben  nötig,  «tu 
inan  viel  und  ziemlich  oealiche  Exerapel,  daes  solche  Städte  den  LebDScliati- 
beiren,  auch  wol  beoachbarte  zn  Schützern  erwählet  and  dadnrch  Ohnhcil 
verorsachet.  .  .  .  Und  wäre  Bolchea  ao  anEnfangen,  dasB  wenig  Ombrage 
und  geringe  Kosten  erfordert  würden.  Wozu  denn  leicht  zn  gelangen  sein 
möchte,  wenn  nnten  nnd  oben  an  dem  Pregel  unter  Torwaod  desEeo  Ve> 
Sicherung  solche  Werke  gemacht  würden,  welche  in  Eil  geecblossen  dihI 
also  zu  mehrerer  Beberrachnng  der  Stadt  nnd  Defension  derselben  gegen 
Feinde  gebraocht  werden  und  mit  geringer  Besatzung  verwahrt  bleib« 
könnten."  Angserdem  müssen  die  bisherigen  Befestigungen  von  KöDigsberg, 
die  freilieh  nur  als  Retranch ements  gelten  konnea,  durch  einige  Bedoutn 
mit  Wall  und  Graben  verstärkt  werden,  namentlich  auch  deshalb,  veil 
„Bürger  und  neue  Soldaten  jederzeit  besser  in  einem  beschlossenen  all 
oEFenem  Orte  fechten". 

Tor  allem  aber  igt  das  wichtigste,  die  Werke  von  Pillan  nnd  Memel 
zur  Perfection  znbringen,80  wie  die  angefangene  Schanze  bei  Eukernci« 
zn  vollenden.  ' 

Alles  in  allem  braucht  man  zur  Defension  dieses  Landes,  ausser  des 
Besatzungen,  ein  paar  tausend  U.  z.  Pf.  und  4000  z.  F.  im  Felde;  wonebtn 
das  gemeine  Aufbot  zu  organisiren  und  einzuexerciren  ist. 

Folgen  weitere  Eathschläge  über  die  Organisation  der  Fortifications arbei- 
ten, über  Kriegsrath  nnd  Obercommando.  Käme  es  dazu,  dass  man  zasammes 
mit  Schweden  auch  offensiv  vorginge,  so  dürfte  die  Feldarmee  nicht  nnur 
600Q  z.  F.  und  1000  z.  Pf.  stark  sein. 


Waldeck  Gedanken  über  den  Staat  Sr.  Ch.  D.  nach  gemachtem 
Frieden  zo  Königsberg,     (o.  D.  Arols.  Arch.) 

[Unthätiges  ZuBeben  aichtza  empfehlen.  Verschied eDe.U5glichkeil«n  einas  .oaiHB 
Krieges".  Quartiere  für  die  Truppen  nud  künftige  Satisfaction  in  verlangeB. 
Eeine  Ueberlassnng  der  Armee  an  Schweden.  Erörterung  des  TauschprojectM 
TOD  PreusBen  und  Pommera  gegea  die  polnische  Krone.  CouJuDction  mit  äcliwe- 
den.  Unternehmen  eot  Eroberung  der  Jülich'scben  Lande;  BechtBgrönde  g«g«a 
den  Ffalzgrofeo  von  Neuburg] 

1)  Es  wird  zuerst  die  Frage  erwogen,  ob  der  KorTüTHt  sich  nur  Quar- 
tiere in  Polen  für  äOOO  M.  nebst  einem  Stück  Landes  als  Unterpfand  für  dit 
Eriegskosten  anweisen  lassen  nnd  im  Ucbrigen  sich  nicht  weiter  engagiren 
soll,  „als  die  Defension  des  polnischen  Werks  es  erfordert". 

Dieser  Vorschlag  wird  abgelehnt;  er  bringt  nur  Gefahr  ohne  gesicher- 
ten Vortheil. 

2)  Ein  zweiter  Vorschlag  lantet  dahin,  „dass  S.  Ch.  D.  ein  ünterpfud 
vor  die  angewandten  Kosten  nehmen  nnd  Ihr  Volk  bis  gegen  den  FriüiUng 
in  Ihren  eigenen  Landen  halten  nnd  auf  einen  neuen  Krieg  sich  vereinigra". 

Auch  dies  verspricht  wenig  Nutzen  und  Sicherheit;  bleiben  die  äckwe- 
den  siegreich,  so  werden  sie  uns  immer  schlechte  Bedingungen   macbea; 


.yGoot^lc 


OntitohteD  Waldeck's,  55]^ 

DDterliegen  sie,  eo  verdea  die  Polen  nie  Tei^eeen,  was  nir  jetzt  iD  Bezog 
aaf  PreuEsen  gethan  haben.  Es  werdea  dana  die  verachJedeneD  Möglich- 
keiten eines  gemeiDBam  mit  Schweden  in  hegiauenden  „neuen  Kriegs" 
darchgeBprocben.  Für  die  Berechtigang  eines  Kriegs  gegen  Oesterreich 
»erden  eine  Reihe  von  Gründen  anfgefuhrt,  zumeist  ans  der  Missregiernng 
des  Kaisers  im  Reich  and  aus  der  in  den  letzten  Jahren  oft  bewiesenea 
Unganst  der  kaiserlichen  Politik  gegen  Brandenburg  entnommen;  zuletzt 
namentlich:  „Beibehaltung  der  alten  Desseinen  des  Hauses  Oesterreich 
gegen  das  Ghnrhaas  Brandenbnrg,  vie  das  Bedenken  zu  Berlin  vorhanden 
eines  fisterreichi  sehen  Canzlers  ans  weiset"  (ad  marg.  „das  Bedenken 
Ludwigs  Yon  Ulm".)')  Indess  alle  diese  Gründe  berechtigen  doch  noch 
nicht  zam  Krieg,  „ehe  man  verzweifelt  an  anderen  Hilfsmitteln". 

Gegen  die  Moscowiter  könnte  das  Gewissen  wol  ruhiger  sein;  aber 
Tortbeil  ist  dabei  nicht  zu  hoffen.  Dasselbe  gilt  von  K  osaken  nnd  Tar- 
taren. Siebenbürgeu  bat  immer  gute  Freundschaft  mit  Brandenbnrg 
gehalten.  „Frankreich  hat  zn  allen  Zeiten  Sr.  Ch.  D.  und  der  gnteo 
Partei  betgestanden;  warum  demselbigen  zuwider  zu  leben?"  Mit  Spanien 
ist  dasselbe  Bedenken  wie  beim  Kaiser  Holland's  Conservaljon  ist  uns 
zu  nöthig,  nm  einen  Krieg  gegen  dasselbe  zu  wünBcheo.  Gegen  Däne- 
mark können  wir  mit  gutem  Gewissen  nichts  nDternehmen.  „Der  Pro- 
tector  steht  zu  fest".  „Rom  ist  zu  weit  und,  ohne  das  Reich  zu  vemn- 
rnhigen,  dahin  schwerlich  zu  gelangen".  Ueberhaupt  ist  kein  neuer  Krieg 
zn  wünschen,  beror  das  Fener  in  Polen  gedämpft  ist. 

3)  Dagegen  würde  es  sehr  „plausibel"  sein,  wenn  der  Kurfürst  sich 
geeigneter  Quartiere  fGr  ein  ansebpliches  Corps  nnd  fiir  den  Fall  wirk- 
licher militärischer  Actio  u  auch  einer  ansehnlichen  Satisfaction  versicherte; 
„denn  da  E.  Ch.  D.  dnrch  diesen  Frieden  alle  der  Schweden  Feinde  zn  Ihren 
gemocht,  die  Ihren  aufgeweckt,  Ihre  eigenen  Freunde  mehrentheils  ab- 
wendig gemacht  ...  so  mnss  davor  halten,  dass  E.  Ch.  D.,  wenu  kein 
besserer  Vorschlag  zn  finden,  diesen  zu  wählen  hätten".  —  „Und  da  der 
Einwurf  schon  geschehen  möchte:  der  Schweden  Aufnehmen  sei  E.  Ch.  D. 
Untergang,  so  ist  auch  bei  jetziger  Gelegenheit  der  Schweden  Untergang 
B.  Ch.  D.  Anfnehmen  nicht;  denn  allein  können  Sie  sie  nicht  nnterdrficken, 
und  die  Helfer  sein  zu  snapect;  wenn  aber  E.  Cb.  D.  sich  mit  gross 
machen,  so  sein  Sie  etwas,  da  Sie  sonst  nichts  möchten  werden". 

4)  Dass  der  Kurfürst,  wie  in  Frage  gekommen,  den  Schweden  seine 
Armee  gegen  Erstattung  der  Werbegelder  oder  gegen  sicheres  Unterpfand 
überlassen  solle,  ist  ganz  zn  verwerfen ;  es  möcbten  sich  auch  wenig  Leute 
findeo,  80  sich  wollten  dergestalt  hingeben  oder  verkaufen  lassen". 

5)  Ein  anderer  gemachter  Vorschlag  ist  der,  „dass  E.  Ch.  D.  ein  ewige 
Verbündnis  mit  der  Eron  Schweden  machen  und  die  Krön  Polen  in 
völllgeo  Staat  nnd  ruhigen  absoluten  Besitz  deroselben  geliefert,  und  Preus- 
scD  und  Pommern  ihnen  dagegen  gegeben  werde,  sie  nicht  allein  der  Jülich- 
sehen  Snccession  renunciiren ,  sondern  znm  Besitz  zu  gelangen  E.  Cb.  D. 


'j  Vgl-  oben  p.  347.  D. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


552  I'I'    ^'*'  UoHenbarger  Büadniss. 

favomiren" ').  Dieser  Yorgcblag  ist  „etwas  delioat,  doch  7tele  Rstiooes  vor 
und  gegen".  W.  erörtert  zunächst  eine  Reihe  von  Gründen ,  weshalb  dax 
Herzogtham  Preuüsen  ein  apboqnemer  und  DDiaträgllcher  Besitz  für  dea 
KnrfürEten  sei :  Prensseii  wird,  wenn  Schweden  unterliegt,  natürlich  eine  Beate 
der  Feinde  werden ;  wenn  8<rhweden  siegreich  bleibt,  „ein  stätiges  Magazin 
vor  der  Schweden  durchziehende  Armeen  und  tributaires  Land  nn  andere"; 
in  beiden  Fällen  hat  der  KarfUrst  nichts  davon;  zumal  wenn  man  hinio- 
nimmt  die  übele  Finanzlage  und  die  UnbotoäBsigkeit  der  Öt&nde;  FestongeD 
zn  bauen,  wird  nioht  gestattet  werden;  eine  Miliz  aufzorichten,  wird  wegen 
der  vielfachen  „Wirrnngen  in  dem  Accis-Wescn  ond  vielen  EzemptJonen 
des  Beitrags  von  den  Kinsassen"  nicht  ausführbar  sein;  qu  Bezablnng  der 
Schulden  ist  nicht  zu  denken;  überdies  setzt  der  Kurfürst  um  i'reusseüs 
willen,  „welches  nnmehr  eich  selbst  nicht  helfen  bann",  seinen  Staat  an 
andern  Stellen  „in  hazard".  Dagegen  sei  P  ölen  ein  Land,  „welches  nebea 
der  'Würde  Erjtfto  geben  kann";  zöge  man  einen  Tbell  der  geistlichen 
Güter  ein,  so  würden  die  Einkünfte  sehr  beträchtlich  sein  känaen;  mit  den 
Marken  gewönne  man  eine  gote  Commnnication,  und  Echlösse  man  dann, 
neben  Schweden,  mit  den  Kosaken,  Tartaren  und  Siebenbürgen  eine  ewige 
Alliance,  so  wäre  man  von  dieser  Seite  völlig  gedeckt;  wenn  die  polnischen 
Stände  einwilligen,  so  hätte  niem.ind  dagegen  Einspruch  zu  thun;  auch 
könnte  man  die  Krono  vielleicht  „successiv  machen".  Ob  es  schwerer  sei, 
eine  Krone  zu  behaupten,  als  „ein  ohnmächtiges  Herzogthnm",  sei  zweifel- 
haft. Dem  Einwand  des  Oewisseni  könnte  entgegengehalten  werden,  dass 
die  Krone  durch  die  Flucht  des  Königs  und  den  Abfall  fast  aller  Stände 
vacant  geworden  sei.  „Seine  angeborene  Unterthanen  zu  verlassen  and 
zu  vertanscheu,  mächte  hart  scheinen  and  ohnverantwortltch;  es  möchte 
aber  dagegen  gesagt  werden,  weil  sie  E.  Ch.  D.  treuherzige  Erinnerungen 
in  Wind  geschlagen,  alle  Anordnungen  zu  Vertheidignng  dieses  Landes  zn 
spät  aiigeuommeu,  auch  exequirt,  seien  sie  Visacb  dieeer  Resolution i  ihre 
Beschwerden,  sosiecontinuivlich  führen,  bezeugen,  dans  sie  mit  dieser  Re- 
gierung nicht  vergnügt;  ja  das  Rühmen,  so  viele  von  denen  schwedischen 
guten  Orderen  thun,  bezeugt,  dass  ihnen  solch  Regiment  nicht  so  zuwider 
sein  kann;  ja  der  Zweifel  wegen  der  Religion  würde  bei  ihnen  gehoben 
seil,  und  also  vielleicht  mit  ihrem  Willen  geschehen  können".  Nach  eiuigen 
weiteren  ähnlichen  Erwägungen  kommt  W.  dazu:  „dass  deswegen  viel- 
leicht  nicht  obngereimt  der  Schluss  gemacht  werden  könnte,  dass  £.  Ch.  D. 
auf  einen  solchen  Tiinsch  dergestalt  wol  ein  Vergleich  treffen  könnten, 
dass  nämlich  E.  Ch.  D.  dieses  Land  ohne  Durchzüge  oder  einige  Beschwerde 

']  Es  wird  hier  nicht  ersichtlich,  von  welcher  Seile  dieser  Gedanke  eines 
Tausches  von  Preussen  und  Pommern  gegen  die  Krone  von  Polen  angeregt  wor- 
den ist,  dass  er  nicht  bloss  von  Waldeck  als  eiue  Möglichkeit  hingeworfen, 
aondorn,  nahrscheinlich  von  echwedischer  Seite  her,  versnchsweiae  in  die  diplo- 
matische Verhandlung  eingeführt  worden  ist,  scheint  sich  ans  den  w.  n.  mitge- 
theilteo  Waldeck'achen  ,Contenta  der  lostmctioD*  eq  ergebeo.  Da  der  Vorschlag 
schon  in  dem  Schreiben  Waldeck's  an  den  Kurfürsten  vom  1.  Febr.  1666  er- 
wähnt wird  (p.  555),  io  liegt  die  Vermuthnng  nahe,  dass  er  schon  bei  der  Cod- 
fereoE  in  Bortenstein  vorgebracht  worden  ist. 


,Goo»^lc 


Gutachten  Waldeck'e.     PolD)Bch-pr«uB>iflcheB  TaiiBchprujecl.  ggg 

besitzen  BoiheD,  bis  Gross-  und  Eleinpolen  neben  der  Masaa,  allem  dem 
was  die  Kosaken  bexilzen,  in  ruhigem  Stand  absolute  eingeräumt,  äass  Sie 
nicht  allein  der  geistlichen  Güter  nud  anderer  zu  der  Eron  gehörigen 
Güter  ohne  Widerspruch  sich  gebrauchen  können  nnd  nicht  dieaelben  zn 
vergeben  sehuldig  sein;  sofern  solches  aber  nicht  erlangt  werden  könnte 
nnd  [Schwedeüj,  beide  Theile  PreuEsen  zu  rersicheru,  einen  Frieden  ein- 
gehen und,  den  zn  erlangen,  die  Eron  einem  andern  geben  oder  theilen 
DiüsBte,  daBS  alsdann  entweder  E.  Ch.  D.  Grosspolen,  oder  so  viel  als  foe- 
banptet  werden  könnte,  in  snpfriorilate  und  allein  behielten,  neben  dem 
prenssiBchen  Herzogthnm,  wie  Sie  es  jetzo  besitzen,  oder  aber  Preussen 
abeolate,  ohne  Dependens,  neben  dem  alleinigen  Gebranch  der  Zölle  nnd 
Hafen  behielten;  daneben  [Schweden]  von  nun  an  die  Prätension  auf  die 
Jttlicb'sche  Sncceasion  vor  den  König  und  dae  Hans  Snlzbach  rennnciirte 
nnd  die  Erlangung  des  Besitzes  faTorinirte.  Dadurch  bekämen  E.  Ch.  D. 
entweder  ein  machtiges  Königrei<-b,  oder  einen  besüern  Zustand  an  diesem 
Ort,  nnd  versicherten  tioh  der  Jülichecben  Lande,  welche  nicht  allein  wegen 
der  Einkommen,  sondern  auch  der  Consideration,  darin  E.  Ch.  D.  sich  er* 
halten,  von  grossem  Gewicht". 

Wie  anch  der  Bcschluss  über  diese  Punkte  fülle,  W.  könne  jedenfalls 
nur  in  der  Conjnnctiou  mit  Schweden  jetzt  das   Richtige  erblicken. 

Zu  demselben  Resultat  führt  auch  die  Erwägung  der  Schwierigkeiten,  die 
anderenFallsdieevent.  EntlasEUDgdergeworbencnTruppcD.  oder  ihre 
theilweisc  TJeberlassung  an  Frankreich,  die  von  dort  her  gewünscht  wird, 
vemrsachen  würde:  „dass  also  nochmals  gesagt  werden  könnte,  E.  Ch.  D. 
tliäten  besser,  die  Conjunction  mit  Schweden  einzugehen  und  durch  dieselbe 
Bich  der  Jülichscben  Laude  zn  versichern,  mit  Hülf  Frankreichs,  welchem 
man,  wenn  Geld  vorhanden,  wohl  Volk  zu  Wegen  bringen  könnte". 

„Und  dass  E.  Ch.  D.  mit  Fug  sowohl  Meuburg  Überziehen,  als  Gich 
mit  Nntz  mit  Schweden  conjungiren  könnten,  erscheint,  soviel  das  erste 
betrifft,  daraus: 

1.  daes  der  Herzog  von  Neubnrg  zum  Öftern  bezeugt,  er  sei  an  den 
Vergleich  nicht  gebunden,  so  E.  Ch.  D.  mit  seinem  Uenn  Vater  gemacht; 

2.  dass  er  wegen  der  ganzen  JUlich'schen  Lande  allerhand  gefShrlicbe 
Dinge  zu  Regensburg  niachiniret; 

3.  E.  Ch.  D.  schnurstracks  dem  Vergleich  zuwider  sessioncm  und  votum 
im  westfälischen  Ereis  gehindert; 

4.  die  AUiance,  s<i  E.  Ch.  D.  mit  Cöln  gemacht,  zu  hinlerlraiben  gcsncht; 

5.  bei  Spanien,  Frankieich  und  Staaten  gegen  E.  Ch.  D.  machintret, 
wie  nicht  weniger  im  westfälischen  Kreis"; 

6.-9.     weitere  Feindseligkeiten  im  westfälischen  Kreis; 

10.    „was  aber  das  meiste  ist,  E.  Ch.  D.   vorenthält,   was  deroselben 
von  Gott  nnd  Hechts  wegen  zukommt,  dem  Zeugnise  des  öBterreichischen 
Canzlers  nach.') 
>  Wie  daa  Werk  mit  Sicherheit  anzufangen,   davon   muas    apart  geredet 

werden". 


■)  StralendorfSsohes  Gutachten  1.416*.  Drojsen  p.  436  ff. 

i;q,t7ed^>G00t^lc 


554  ^''-    ^^  MwiCDbarger  BöodDisB. 

DifficultÄten  beim  Krieg  und  Remedia.    (Von  Waldeck 

eigenh.  o.  D.  Arols.  Arch.) 
Skizze  zo  eiDem  Gutachten  [des  gefaeimen  Raths?].  Es  fiodet  sieb, 
dass  die  meisten  Di  fßcnl täten  beim  Krieg  sich  „beim  Stillsitzen'^  auch  fin- 
den würden.  Dagegen  gewährt  die  Theilnahme  am  Krieg  die  Möglichkeit 
sieh  eine  gute  Satisfaction  suszu bedingen.  „Wenn  E.  Ch.  D.  ein  ansehn- 
lich Stück  in  Polen  dero  Gränzen  am  gelegensten  sich  geben  lassen,  dero 
Armee  agiren  lassen,  dass  sie  ihr  Brot  nod  Unterhalt  von  aussen  finden, 
andere  practicabele  Conditiooes  zu  dero  Vortheil  erlangen  and  mit  den 
Schweden  virklich  In  Eil  antreten,  den  Polen  zu  widerstehen,  darbei  alle 
Mittel  den  Frieden  zn  befördern  im  übrigen  anwenden;  können  wir  nicht 
anders  sehen,  als  dass  E.  Gh.  D.  Staat  darbei  die  meiste  Sicherheit,  dero 
Ehre  am  meisten  salviret  bleibt,  nnd  dero  \ntzeii  am  meisten  zn  hoffen; 
dass  derowegea  zn  der  Conjnnction,  and  znm  schlennigsten,  mit  Schweden 
rathen  müssen."  Zugleich  ist  dem  Kaiser  nnd  allen  befreundeten  Potentaten 
Anzeige  von  diesem  Entschlass  zn  machen.  „Damit  ancb  dem  Herzog  von 
Nenburg  die  Furcht  eines  Krieges  gegen  ihn  benomtnen  werde,  würde  ansers 
Ermessens  nicht  ohndienlich  sein,  jemanden  dahin  abzufertigen,  wegen  eines 
V^leichs  zu  reden;  welchem  doch  solche  Instmetion  gegeben  werden 
könnte,  dass  nichts  ans  dem  Werk  werden  könnte  und  doch  der  Glimpf  auf 
£.  Ch.  D.  Seiten  bliebe." 


•   Waldeck  an  den  Knrflirsten.    Dat  Königsberg  1,  Febr.  1656. 

(Cop.  Arols.  Arch.) 

[Bitte  nm  Dispenaatlou  tos  einer  aeheimrathssitzong;  BacapjtulatioD  seiner  Ad- 
aichten.] 

>.  Febr.  E.  Ch.  D.  wollen  mir  ga&A.  erlauben,  dass  ausm  Rath  diesmal 
bleibe,  damit  E.  Ch.  D.  der  andern  Käthe  Meinuog  gegen  das,  eo  ich 
Bchriftlicli  angezogen,  hören  und  schliessen  können.  Dann  weiss  ich 
nichts  zu  sagen,  als  1.,  dass  meiner  Meinung  nach  die  meiste  und 
wichtigste  rationes  vor  die  Conjunction  sein;  2.  dass  die  Tractat  darfiber 
bald  zu  machen,  E.  Gh.  D.  Interesse  nach ;  3.  dass  ohne  Schweden  E. 
Ch.  D.  nimmer  zu  der  JUlichsehen  Succession  kommen  werden,  die 
Schweden  seien  denn  gedämpft;  4.  dass  jetzt  gute  Prätesten,  alle 
nöthige  Anstalt  zu  Occupirung  solcher  Lande  zu  machen  ohne  Ombrage; 
5.  dass  der  Verzug  £.  Ch.  D.  in  allem  schädlich  und  bald  gereuen  , 
wird;  es  sei  denn,  dass  die  Gedanken  noch  beibleiben,  Schweden  zn 
wollen  schaden,  auf  welchem  Fall  mit  Festungban  and  starker  Armimng 
fortzufahren;  6.  die  Frage,  ob  man  conjungtren  solle,  welches  dem 

i:a,t--r.ti    ,*^-.00<^IC 


GaUchteu  Waldeok's.    Hiir>fordeniDg  Karl  Qnstav'B.  555 

Könige  von  E.  Cb.  D.  doch  schon  vereprocLea,  erörtert  seiende, 
mflaste,  wie  und  wo  erst  anzufangen,  oder  ob's  hier  und  dort  im  Jtt- 
licbacben  zugleich  geschehen  solle,  in  Bath  bestellet  werdra;  7.  daas 
man  aowol  auf  den  angebotenen  Tauseh,  als  andere  Vorschläge  In- 
strumente abfaBse,  endlich  eilig  M.  d'Obresioky  abfertige, 

Gott  segne  £.  Ch.  D.,  daas  Sie  den  besten  Rath  wählen  und,  wer 
aaf  dero  Interesse  allein  siebet,  erkennen  mögen. 


König  Karl  Gustav  an  den  Kurfllrsten.     Dat.  Loviczii 
31.  Januar  1656. 

Da  der  KnrfurGt  „tx  tenore  pactomm  fendaliam"  verpBicbtet  sei,  dem  10.  Febr. 
König  im  Fall  des  Bedürfnisses  mit  1000  M.  %.  F.  und  500  z.  R.  za 
Hilfe  ZQ  kommen,  oad  da  König  Johann  Casimir  jetzt  „non  spemenda 
contra  Xos  et  Nostras  terras  molialur",  so  wird  der  Kurfürst  demgemägs 
ersncht  —  „peramanter  requlrimns"— ,  besagte  Hilfe  zu  stellen.  Der  Ge- 
neralgonvenieiir  ron  Prenssen  Graf  Erich  Oxenstjerna  ist  mit- dem 
weiteren  beauftragt. 


Der  KnrfOrst  an  Graf  Ericli  Oxenstjema.  Dat  Königsberg 
29.  März  1656. 
Die  gewünschten  1500  M.  sollen  am  3.  April  in  DoUtadt  eiDtreffeQ;29.Häre. 
doch  bemerkt  der  Kurfürst,  dass  dies  nur  „ans  sonderbarer  Conrtoisie"  ge- 
schehe, nicht  als  ob  wirklich  der  Fall  eingetreten  wäre,  wo  er  es  „tI  pac- 
tomm" thna  müsse.  Er  bittet  ausserdem,  die  Truppen  gut  za  halten,  zu- 
mal da  sie  nur  ein  „spontaneum  subsidinm"  seleü,  damit  dieselben  künftig 
in  gutem  Znstand  zurückgeschickt  werden  können. 


Andreas  v.  Staveren')  an  den  Knrfilrsten.    Dat  Bruxellea 
7.  Februar  1656. 

[Eindrack  des  Königaberger  Vertrags  ia  Brüssel;  Besorgniss  vor  DuterDehmaageD 
des  Kurruretau  und'  Frankreichs  io  Jülich  uud  den  «paDischeo  NiederlaodeD.] 
Schwerin   habe    ihm   Nachricht  vom  Abschluss    des   Vertrages    mit 
Schweden  gegeben;  Gratulation  dazu  — 

qnoy   que  je  suis  regardö  icy  de  tout  le  monde  sinistrement,  croyant  l.  Febr. 
aveeq  _une   opiniastretä   indicible,    que  cet   aecord  sera  suivy  d'une 

■)  Brand  enburgi  scher  Resident  in  Brüssel. 

i:q,t7edHyG00t^lc 


ggg  III.     Du  MorieDburger  BüDdnise. 

alliance  arecq  la  Fraoce,  en  vertu  de  laquelle,  dtsent-ils,  que  S.  A.  EL 
TJendra  personnellement  bien  accompagn^  ou  armä  prendre  poBBeseion 
de  ßea  terres  h^rfiditaires  de  Juliers  et  paraprts  partager  aux  con- 
questes  de  cet  estat,  lequel,  selon  l'opinion  bumaine,  n'est  paa  capable 
ä  se  pouvoir  garautir  contre  l'orage,  dont  il  eet  menacä  de  la  Franoe 
et  Angleterre,  sauB  quasi  un  singulier  miracle  de  Dieu. 


Protokoll  einer  Sitzung  des  geh.  Rathea  (o.  D.  von  Waldeck 
eigenh.  Arols.  Ärch.) 

Herr  von  Scbwerin:  sich  mit  der  Krön  Schweden  zuaammen- 
zuthun  um  des  Interesse  der  Religion  [willen]  .... 

Wie  es  anzustellen,  weil  Schweden  einen  groeeen  Krieg,  und  an 
allen  Orten  coDsilia  gegen  ihn  gefuhret  werden;  man  sei  schon  so 
weit  gegangen,  dass  quaestion  an  nicht  mehr  vorzustellen. 

Das  Gewissen  sei  zu  conerderiren ,  das  Vasallagium  sei  ange- 
nommen, könne  also  zu  Stabilimng  der  Krön  Schweden  mit  gutem 
Gewissen  gearbeitet  werden .... 

Was  die  Clevische  Sacb  betrifft,  sei  zwar  versprochen  bei  Vertust 
des  ganzen  Rechtens  nicht  als  aroicabiliter  die  Sacb  zu  heben;  fremde 
HBlf  sei  gefährlich;  die  Churf.  Lande  seien  beschwert;  Prinz  von 
Cond£  sei  beständiger  in  seinem  Thun  als  Lothringen.  Die  Staaten 
haben  widrige  Gedanken. 

Wenn  es  vorgenommen  werden  sollte:  1)  auf  seine  eigene  Kräfte 
Staat  zu  machen  2)  des  Königs  in  Schweden  sich  zu  Tersichem  3)  den 
Protector  zu  enguagiren. 

Herr  von  Somnitz:  entweder  sei  das  Dessein,  die  Lande  in 
Sicherheit  zu  besitzen,  oder,  wie  wegen  Neuburg  angeregt,  etwas 
weiters  vorzunehmen. 

Hier  müsse  alles  gestillt  sein,  ehe  man  auf  jenes  gedenke.  So 
solle  man  seine  Sacli  anstellen,  dass  dies  Werk  zu  Stille  gebracht 
werde,  darnach  die  consilia  und  die  Armatur  zu  richten. 

Wenn  die  Conjunction  so  zu  machen,  dass  man  Quartiere  be- 
komme, sei  sie  nicht  zu  widerratben. 

Herr  von  Bonin:  der  Zeit  nach  seien  nicht  auf  Frieden,  son- 
dern auf  Krieg  die  Gedanken  zu  richten. 

Mit  mnssigen  Waffen  ruinire  man  sein  eigene  Lande,  müsse  also 
auf  Kriegsconsilia  das  Werk  zu  richten  sein. 


Protokoll  dei  Gebeimen  Bathea.  557 

Den  Eriep  mit  den  Eatttoliscben  anzufangen,  von  welchen  die 
Gefahr  zu  erwarten,  sei  seiner  Meinung  nicht,  wegen  Churf.  Amts, 
die  Seufzer  und  Klagen  der  Unterthanen  wttrden  auf  I.  Ch.  D.  kommen; 
da  die  Gefahr  her  zu  rermuthen,  mit  denen  habe  S.  Cb,  D.  andere 
consilia  geführt;  so  geschwinde  umzukehren,  würde  disreputirlicb  sein. 
Wenn  die  Sachen  recht  angesehen  werden,  müsse  er  antworten, 
wenn  S.  Ch.  D.  Ihres  Gewissens  Beruhigung  haben,  sagen  Sie  zwar: 
wohl  mit  Gott  dran;  aber  darum  nicht  sicher;  denn  durch  Schwedens 
Untergang  wllrde  Sr.  Ch.  D.  Verderb  und  der  Evangelischen  Gefahr 
Tcrursacht  werden. 

Auf  alle  Wege  das  Rom.  Reich  in  Frieden  zu  erhalten  suchen, 

davon  bei  solcher  Deliberation  geredet  werden  solle;  den  bedrängten 

Unterthanen  zu  bezeugen,  dass  Sr.  Ch.  D.  eolchee  zu  Herzen  ginge. 

Im  Krieg  sei  kein  neue  Gefahr,  sondern  nur  ein  Prjitext  gegeben. 

Man  solle  der  Truppen   ein  Thei!    nach  Westfalen  sich   ziehen 

lassen. 

Geht  auf  die  Restitution  des  Königs  in  Polen. 
Dass  man  an  denen  Orten  den  Anfang  mache,  dar  man  mit  Recht 
auf  prätendiren  könne. 

')   Alle  Consilia  auf  Frieden  zu  richten  sei  löblich;  arma- 

tus  nnd  foederatiie  mflsse  man  sein. 

Ein  Bündniss  mit  Schweden  sei  zu  machen,  wenn  es  christlich  und 
auf  christliehe  Desseine.  Jetzt  sei  besser  sich  zu  conjungiren,  als 
hiemäclist;  denn  sagen:  Schweden  mächtig  sei  Gefahr:  werden  sie 
aberwunden,  so  seie  sie  doppelt.  Alle  Mittel  mUssen  S.  Ch.  D.  an- 
wenden, Schweden  fest  und  das  polnische  Werk  in  Sicherheit  zu  stellen. 
Denn  sollten  Sie  so  bald  wieder  bemach  an  Polen  sich  geben,  wllrde 
■  Schimpf  und  Gewissens  Gefahr  darbei  sein. 

Mit  Neuburg  sei  es  noch  zu  zeitig,  wegen  Weite  des  Wegs,  und 
dass  es  directe  gegen  den  Friedenschluss  und  Vergleich  sei. 

Man  müsse  auf  die  Mittel  bedacht  sein  und  sehen,  wie  weit  man 
damit  kommen  könne;  mit  Frankreich  und  Schweizern,  auch  Croinwell 
und  Holländern  sich  zu  alleguiren. 

Neubnrg  weiss  zu  machen,  ob  Schweden  böse  Intentionen. 
Den  Staaten  Ombrage,  doch  Hoffnung  zum  Vergleich  zu  machen. 
Den  Kreistag  pro  forma  zu  pressiren.*) 

■)  Bin  neuer  VoUat;  nDleserlich. 
>)  Hier  bricht  du  Protokoll  ftb. 


^aovGoOt^lc- 


ggg;  ni.    Du  Harienbnrg«r  BändniBS. 

Instnictioii  fHx  Dobrczenaki  an  K.  Karl  Gustav. 
Dat  Königsb.  8.  Febr.  1656. 
8.Febr.         Id  Bezug  aof  die  Pacta  Feudalia  sind  noch  einige  Panlcte  mit  Schwe- 
den io's  Reine  zn  bringen;  Dobrczenski  nird  beauftragt,  die  VerhaDdlnng 
mit  dem  schwediacben  Kanzler  zn  fübren. 


Dobrczenski  an  den  KarfÜrsten.   Dat  Elbing  27.  Febr.  1656. 

[CODJDDctioDBTerhBDdlnDg  vertsgL  Beiorgntia  der  Schweden  wegen  der  General- 
BtMten.] 
27.  Febr.  Er  ist  vor  2  Tagen  dort  eingetroffen  und  hat  den  schwediEchen  Reichs* 
kanzler  besacbt,  der  alles  Qnte  versprochen  bat;  er  sei  inatmirt,  mit  den 
branden  bargt  gehen  Räthen  über  die  Conjnnction  zn  conferiren;  da  der 
König  aber  jetzt  nicht  in  der  Nähe  sei,  so  schlüge  er  Tor,  die  Sache  an- 
stehen zn  lassen,  bis  man  von  dea  Königs  Rückkehr  etwas  gewisses  wissen 
werde;  jetzt  haben  sie  hier  nnr  ganz  nngenügende  Nachrichten  (iber  ihn. 

DasB  ihnen  nicht  allerdingB  wot  zu  Huth,  habe  ich  vielfältig  ge- 
spürt, uud  bezeuget  der  Reichskanzler,  dass  eie  mit  den  Staaten  von 
Holland  gern  in  gutem  Vernehmen  stehen  wollten,  und  wUrde  I.  E. 
M^.  sehr  angenehm  sein,  wenn  E.  Ch.  D.  durch  dero  wolvermijgeDde 
Mediation  die  Zusammensetzung  der  Geinflther  zu  befördern  und  die 
wachsende  Ombrage  zu  dämpfen  geneigt  wären. 

Er  f^gt  an,  oh  er  hier  bleiben  nnd  den  Känig  abwarten  soll. 


Der  KnrfÜrsl  an  Dobrczenski.   Dat  Königsberg  2.  März  1656. 

(Sendnng  Bonin'e  nach  dem  Haag.  BeKiehaug  zd  den  Qeoeralstaaten.  Cromwell.] 
^.Häri.  Er  soll  sehen,  was  er  bei  der  Marie  ob  nrgi  sehen  Handlung  schaffen  kann, 
sofern  der  schwedische  Reichskanzler  es  gutfiadet,  dass  er  dahin  sich  begiebt 
P.  S.  Der  geb.  Rath  Georg  t.  Bonin  ist  in  den  Haag  geBchlekt 
worden,  nm  den  KOnigsbe^^r  Vertrag  mitzntheilen.')  Man  wird  dort  be- 
sonders  über  den  die  Licenten  betreffenden  Artikel  sich  beklagen;  Dobr- 
czenski soll  die  Meinung  des  Königs  nnd  des  Reichskanzlers  erfragen,  wie 
man  die  Qeneralstaaten  darin  zufrieden  stellen  nnd  ihnen  remonstriren  käaae, 
„dass  in  dem  Passn  ein  Foedus  dem  andern  nicht  zuwiderliefe";  der  König 
wird  hoffentlich  geneigt  sein,  sich  mit  den  Geaeralstaaten  in  Frieden  dar- 
über  ans  einander  zu  setzen. 

Und  weil  bei  Uns  der  Herr  Protector  in  England  de  modo  con- 
ciliandi  Ordines  foederati  Belgii  sich  erkundigen  lassen  und  dabei  ge- 
wflnscbet,  dass  dieselben  in  gutem  Vernehmen  erhalten  und  ihnen  xa 
keiner  Trennung  Aolass  gegeben  werden  möchte,  so  wollet  I.  Maj.  in 
Unserm  Namen  Ihr  gebührend  ersuchen,  Sie  wollten  sich  dahero,  and 
■)  Vgl.  oben  p.  S9(r. 


Verbuidlniig  DobrCEeiiBki's  mit  O'^natjenia,  559 

um  BO  viel  desto  mehr  zu  Uneerer  Nachricht  und  Beförderung^  der 
Sachen,  auch  Stiftung:  des  allenthalben  nötbigen  Vertrauens,  ferner 
bersnslassen,  wie  dero  Wunsch  nach  hierunter  weiter  zu  verfahren.  — 


Instnictioii  filr  Dobrczenaki  an  den  schwedischen  Reichskanzler, 
Dat  Königsberg  30.  März  1656. 

[Verbuidtong  über  näbere  VereiDigong;  BüBtnngeD  in  der  katholiiclieD  Welt; 
vorlioflg  ED  beaDtwortende  Fragen.  VerbältniBs  in  dem  HoBCowiter.  Daa  Ver- 
Italten  des  EnrrurBteo  auf  dem  Reich sdeputatioDstag,] 
I.  Er  solidem  Reichskanzler  sagen,  dass  er  dem  KarrQrsteD  alles  ihm  30  Märe. 
TOD  jenem  anvertrante  berichtet;  der  Eorrürst  Gel  nicht  abgeneigt,  mit 
dem  König  in  ein  engeres  Verstäodniss  zn  treten;  es  würde  aber  gnt  sein, 
eins  ond  das  andere  präliminariter  vorher  abznmachcn. 

Wir  hätten  die  Sache  Überlegt  und  sähen  die  Gefahr  an  allen 
Orten,  und  dasa  gar  leicht  die  ganze  Christenheit  mit  eingeäochten 
werden  kannte;  tüelten  dannenhero  bestfindige  heilsame  und  christliche 
Consilia  für  nöthig,  und  dass  in  Zeiten  reiflich  erwogen  werde,  wie 
diesem  allen  mit  gutem  Grunde  fUrzukommen  ....  insonderheit  aber 
auch,  weil  die  Tomehmaten  Katholischen  im  h.  Köm.  Reich  nicht  nur 
die  CoQsilia  zusammen  thäten,  auf  das  polnische  Werk  und  den  zwi- 
schen I.  Maj.  und  Uns  getroffenen  Frieden  ein  genaues  Abschen  hätten, 
sondern  auch  starke  und  considerabele  Werbungen  albereil:  angestellet: 
würde  man  sich  bedenken  mfissen,  welchergestalt  dieselbe  entweder 
zu  divertiren  oder  zu  sinceriren,  auf  allen  Fall  aber  auch  nüthige  An- 
stalt und  Gegenverfaseung  zu  machen  und  dergleichen  Consilia  zu  er- 
greifen, wodurch  mit  Gottes  Hilfe  das  heil.  ßOm.  Reich  in  Friede  und 
Kufae  erbalten  . . .  werden  m&ge. 

Zn  all  dem  will  der  Earfürst  gern  das  Seinige  beitragen;  nnr  möchte 
der  Beicbskanzler  Torher  einige  Fragen  beantworten: 

1.  ob  er  genügend  amfasBende  Instructioneo  habe  für  das  „Hanpt- 
werk". 

2.  ob  er  ermächtigt  sei,  „von  dem  Dessein  and  eigentlichen  Scopo  Uns 
80  bald  pari  zn  geben". 

3.  ob  er  Vollmacht  habe,  in  der  Jülich'schen  Sache  einen  deßDitiven 
SchlQBs  zn  machen. 

Wird  dies  alles  bejaht,  so  ist  der  Kurfürst  bereit,  dann  schleunig  an's 
Werfe  za  gehen. 

II.  KebcDSt  diesem  so  bat  er  auch  zugleich  dem  Herrn  Reichs- 
canzler  «u  berichten,  dass  Wir  nicht  zweifelten,  es  würde  I.  Maj.  be- 
kannt sein,  welchergeatalt  Wir  mit  dem  Grossfürsten  in  Hoscau 
bis    anbero  die  ^Neutralität  gepflogen  und  darüber  noch  neulich,  als 


ggQ  ni.    DftB  IfBrianbarger  BaDdoiis. 

Wir  Unserer  Secretarien  Einen  dahin  abgeichicket,  BchriftliGhe  Ver- 
BicheruQg  erhalten.  Dieselbe  wären  Wir  nochmals  an  Unserm  Ort  za 
conserriren  und  deswegen  gemeinet,  jemand» ,  sobald  es  sein  könnte, 
abzufertigen.  Wttssten  nicht  anders,  ab  dass  auch  vorhochgedachter 
OroesRlrst  mit  I.  JA&j.  und  dem  Reich  Schweden  in  gutem  Vernehmen 
atOnde. 

Ueber  die  erhaltene  Aatwort  soll  D.  eigens  nnd  ansfilhrlicb  berichteD. 

Nebenmemorial. 

Auch  hat  Unser  . . .  Kath  Dobrczenski  dem  Herrn Beichscanzler 
aus  beigelegtem  Schreiben  auBfUhrlich  zu  remonetriren,  welchergestalt 
die  Katholischen  die  preuBsischen  Sachen  apprehendiret,  und  wie  sie 
sich  deswegen  bezeigeten.  So  hätte  man  auch,  als  Wir  auf  dem  De- 
putatioDStag  eine  allgemeine  Defension  urgiren  lassen,  sich  dabei  gar 
kalt  und  langweilig,  auch  dergestalt  erwiesen,  dass  Wir  gar  leicht 
abnehmen  können,  dass  es  ihnen  kein  Ernst;  nunmehr  aber  Däbmen 
sie  so  bald  tud  wegen  des  Bischofs  zu  Bisantz  Ursach,  trieben  Tor 
sich  die  Defension  und  machteo  so  bald  ein  allgemeines  Werk  daraus. 
Weil  Wir  nun  vor  diesem  die  Defension  durch  Unsere  Abgesandten 
suchen,  auch  dieselbe  inständig  begehren  lassen,  so  hätten  Wir  davon 
so  stracks  und  directe  nicht  abstehen  können,  sondero  hätten  die 
Unsrigen  instruirt,  dass  sie  zwar  äusaerlich  und  mit  Worten  sich  der 
Katholischen  Intention  accommodiren  sollten,  wenn  es  aber  zum  Werk 
und  Effect  kommen  sollte,  so  sollten  sie  darzu  sich  keineswegs  ver- 
stehen, sondern  das  ganze  Werk  auf  den  künftigen  Reichstag  ver- 
weisen. 

Es  wird  den  Schweden  anheimgegeben,  ob  sie  ihre  Oesandteo  am  De- 
pntationstag  tihnticlt  inatruiren  wollen. 


Declaration  des  KnrfUrBten  Über  gewisse  Begünstignngen  für 

den    ehemaligen  Bischof    von   Ermland.      Dat.    Königsberg 

11.  April  1656.    (Cop.  AtoIb.  Areb.) 

[EiDnabmen  und  ReaideDE  dei  eheinal.  Biecbofa.  Jariediction  über  dia  Kleriker 
and  Einaettung  der  Pfarrer.  Recht  zur  Beitreibung  der  Emolanieote ;  die  Be- 
amteD  des  ehemsl-  Bischofs.  Civil-  and  Criminnljarisdiction  dem  Eorfüraien 
vorbehaltea.  Landeahoheit  des  Enrfüreteo.] 
11.  April.  Quamvis  vi  pactorum  inter  Begiam  Majestatem  Sueciae  e't  Serem- 
tatem  Elect  initoniRi  principatus  Warmiac  quondam  episcopatus  cum 
Omnibus  iis  iurihus,  quibus  uuquam  princeps  evangelicus  in  suo  priuci- 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


DeclaratioD  eo  GauBteo  äea  ebenuJigeii  Blscboh  von  ErmlaDd.       561 

^tu,  tarn  quoad  politica  quam  ecclesiastica,  rel  usus  est,  rel  vi  iuris 
territorialis  uti  potuit  pleniesime,  bac  tameQ  expreasa  conditione,  in  . . . 
memoratam  Ser"''"  Elect.  traDslatuB  sit,  ut  omne  illud  ius,  quod  rel 
antehac  ullus  episcoporum,  vel  qui  praeseiiB  praeerat,  habuit  et  exer- 
cuit,  peDitus  deäceret  et  totuB  episcopatue  secularisaretur,  canonicatuB 
et  capitula  extin^erentur  et  quoad  omnia  naturam  et  qualitatem  rere 
et  proprie  sie  dicti  principatue  et  feudi  secularis  assumeret;  Ser""  ta- 
rnen S.  Elect.  pro  amicitia,  benevolentia  et  favore,  quo  iara  tum 
maiores  Suae  Ser''*  illustrissimani  domum  Lesnensem  et  imprimis  Ser*" 
S.  ill.  Dominum  Episcopnm  Wenceslaum  Comitem  de  Lesno  pro- 
secuta  est  et  adbuc  prosequitur:  Reverendiesimae  Iliustritudini  eins  in 
iam  dicto  principatu  Warmiae  ad  dies  vitae  usum  et  exercitium  liberum 
et  tmpeditum  [sie],  quoad  sequentia  capita,  verbo  Electorali  promittit  et 
coocedit : 

1.  Oiunes  et  singulos  reditus,  quos  olim  percepit  et  qui  ad  rem 
oecoDomicam  spectant  vel  spectare  possunt. 

2.  Ordinariam  suam  residentiam  habeat  Heilsbergae,  ita  tarnen, 
ut  vel  agris  mutandi  vel  alia  de  causa  in  alia  quoque  loca  se  confen'e 
el  ibidem  pro  libitu  commorari  possit;  modo  Brauusbergensis  arx  Ser''' 
S.  Elect.  vieemtenenti  et  constliariis  relinquatur. 

3.  Retinebit  exercitium  iurisdictionis  in  omneB  et  singulos  clericos, 
salva  tamen,  si  quis  clericorum  ad  Ser'"*  S.  Elect.  uti  velit,  appella- 
üooe;  et  quemadmodum  üs  canoniciB,  qui  uuac  praesentes  sunt,  si  vel 
per  casum  vel  per  decessum  esse  deficient,  alii  nulli  substituendi,  ita 
Bev'"*  lUuetritudo ,  sL  quis  parochonim  noviter  constituendus,  Iiabeat 
potestatem  ofScium  hoc  alicui  pro  libitu  confercadi,  ita  tamen,  ut  Ser" 
S.  El.,  antequam  officium  vel  parocbiam  adeat,  ad  ratibabenduni  com- 
mendetur. 

4.  Quemadmodum  quoque  hoc  ipso  Rev'""  Ejus  Illust"'  coercitio 
coQcessa  et  tradita  est,  qua  contra  rusticos  ad  debita  serritia  et  alias 
coDSuetss  operas  et  reditus  ad  rem  oeconomicam  spectanteB  exigendos 
et  extorquendos  opus  liabet. 

5.  Officialefi  sou  ministri,  qui  nunc  rei  oeconomicae  in  principatu 
praesunt,  simulatque  non  modo  homagium  sed  et  familiaritatis  inra- 
mentum  praeter  id,  quod  antehae  Rev"""  Illust"' ,  praestiterunt  et  prae- 
terea  ipsia  nibil  iusta  ex  causa  imputari  possit,  Ser*"  S.  Elect.  confir- 
mabit,  quo  ipso  dicti  officiales  obstricti  erunt,  omues  et  sioguloa  re- 
ditus oeconomicos  secundum  art.  1.  Rer"'""  Illust"'  in  manus  tradere, 
rel  qoibns  Rev"*  Illusf"  suo  nomine  tradi  voluerit;  salviB  tameo  iis 
meiiorationibus,  quas  propriis  anmptibus,  absque  tamen  detrtmento  vel 

Mater,  t.  OMcb.  d.  Or.  KnKUnMu.    VIL  36 


562  ^^    ^"^  Marienburger  Bflndniia. 

JDCommodo  ReV™  Illuat"'*  Ser*'*  S.  Elect.  comparabit  et  fadet,  qaae 
omneB  immediate  ad  Ser'""  S.  Etect.  pertinebont. 

6.  ludieia  omnia  tarn  civtlia  quam  criminalia,  tarn  in  prima  quam 
in  seconda  instantia  in  omnes  et  ain^los  subditos,  nobiles,  civitatea 
et  rnsticos  Ser'*'  S.  Elect.  sibi  soll  retinet,  quae  EioB  Ser*"  nomine 
Dominus  vieemtenens  et  cousiliarii  esercebunt,  ita  tarnen,  ut  clerici  et 
canonici  huc  trahi  ve\  vocari  non  debeant;  in  edA  enim  iurisdictio  salva 
et  integra  manet  Rev'""'  lUust"'  secundum  art.  3.,  ut  et  eoercitio  in 
rusticos  secandum  art.  4. 

7.  £a,  quae  hactenue  Ser'"  Elect.  ez  siogulari  faTore  et  tuaiciUa 
Rev"**'  Illust"'  concesait,  nihil  derogabuot  iuri  directo  et  superioritatis 
S.  Ser''  competenti,  et  utat  reditus  omnes  supradtcti  ad  Rev*""  Il)uBt"~ 
pertiaeat,  non  tamen  habet  potestatem,  quicquam  praeterea  a  subditis 
S.  Ser''*  io  dicto  principatu  exigendi  Tel  a  iam  impositis  participaiidi. 

Datum  Regiomonti  11  Aprilis  1656. 


Waldeck,  Difficoltäten  nnd  Remedia,  so  bei  Ansführnng  des 

-von    Sr.    Charf.   Dchl.  mir   gn.  vorgestellten    Yorhabens   za 

beobachten,  auf  Sr.  Churf.  Dchl.  gnädigsten  Befehl  anfgesetzt 

(Eigenh.  o.  D.  Arols.  Arch.) 

A.  Zuerst  ist  wenig  Xutz  zu  sehen  bei  Ausgang  des  Krieges, 
da  das  Land,  darum  man  Krieg  fOhrt,  verdorben  werden  muss  und 
die  übrige  mit  i)e8chwert;  dass  also  durch  Gewinst  eines  Landes 
mebrder  Last  dem  ganzen  Staat  zuwächst. 

a.  Da  schon  Völker  auf  den  Beinen,  und  aus  Obngewissheit  des 
Friedens  mehr  geworben  werden  mUsseu,  scheint  es  bei  jetziger  Zeit 
mit  halber  MQh  und  Kosten  thunlich  zu  sein,  dass  man  dasjene  er- 
lange, darzu  man  berechtigt  zu  sein  davor  hftlt;  welches,  wie  weit 
es  Grund,  dessen  besser  kundigem  Urtheil  heimgestellt  sein 
lassen;  sonderlich  weil  man  in  Sorgen  stehen  muss,  dass  zu  Behauptung 
dessen,  so  man  besitzt,  eben  solche  Kosten  angewendet  werden  müssen, 
sofern  durch  einen  Vergleich  zwischen  den  Praetendenten  dem  Werk 
nicht  vorgekommen  werden  sollte. 

B.  Dieweil  auch  zum  Krieg,  welches  Anfang  man  zwar  weiss, 
des  Endes  aber  nicht  so  versichert  sein  kann,  gross  Geld  erTordert 
wird,  sonderlich  da  dieses  in  Eil  fortgesetzt  werden  soll,  im  An£kag 
grosse  Kosten  darzn  gehören,  wBrde  der  Hangel  dessen  ein  grossea 
Impediment  sein. 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


EralgtiDgeD  Sber  dat  UDtwDehmen  gegeo  Phli-Nenbarg.  563 

b.  Solchen  Uan^l  in  so  germget  Zeit  zu  ersetzen,  wDrde  fast 
ohnmöglich  Bcheinen.  Sofern  aber  mit  dem  ersten  darzu  gethan, 
auch  etwas  Zeit  g:egeben  wUrde,  mochte  selbiger  Dif^cult&t  zu  be- 
gegnen sein: 

1}  dass  man  in  den  Landen,  Tras  von  Gburf.  Domaineo  versetzt  oder 
ohnversetzt,  auf  ein  Jahr  einbehielte; 

2)  dass  man  ein  geaeral  Accis  durch  alle  Churf.  Lande  anstellte; 

3)  dass  ein  gewisse  doch  leideliche  Contribntion  continuirte; 

4)  dass  man  eine  Summ  Geldes  aufzunehmeD  sich  hemUhte; 

5)  dass  man  von  Frankreich  entweder  ein  Subsidium  oder  sonst 
einen  Vorschuss  zu  bekommen  sich  bemühte; 

6)  Tom  Protectore, 

7)  und  in  Zeiten  Ton  Holland  zuVolltfaunng  der  AlliaDce  eine  Half 
an  Qeld  begehrte; 

8)  und  auf  die  Lande,  so  mau  zu  bekriegen  gemeint,  einen  Auf- 
schlag thäte. 

C.  Desgleichen  wtlrde  ein  Mangel  au  Soldaten  sich  finden,  die- 
weil  die  Lande  L  Cb.  D.  sehr  erschöpft,  und  die  Benachbarten  selbst 
werben,  Spanien,  Kaiser,  und  Schweden,  wie  auch  Frankreich  des- 
gleichen thun ;  warde  demnach  der  Bekriegende ')  darin  Vortheit  haben, 
dass  alle,  so  Jalousie  von  Churf.  Dchl.  empfingen,  ihm  in  Werbungen 
und  Beibringung  Mannschaft  favorisiren  würden. 

c.  Diesem  zu  begegnen  mSchten  wohl  Mittel  gefunden  werden: 
daas  man,  bei  Geld  seiende,  b€i  Zeiten  starke  Werbungen  anstellt«, 
oDter  dem  Praetext  dieses  Krieges,  und  gegen  genungsame  Gaution 
auf  jedweden  Mann  ein  gewisses  gebe,  in  gewisser  Zeit  auf  den 
Masterplatz  zu  liefern,  und  in  der  Kachbarschaft,  auch  abgelegenen 
Landen  die  Werbungen  thun  lasse,  nämlich  in  Holstein  und  Däne- 
marck,  Ir-,  Sehott-,  und  Engeland,  in  der  Schweitz  und  Polen,  und 
Littauen  sieh  auch  bediene. 

D.  Nacbdeme  auch  derjene,  so  angegriffen  werden  sollte,  etlich 
tausend  Geworbener,  bei  12,000  ausgelesen,  mit  guten  Officirem  rer- 
sebenen  Landvolk  hat,  ist  ein  solch  Corpus  nicht  zu  verachten,  soo- 
dem  möchte  mehr  Widerstand,  wegen  Situation  de6  Landes,  davon 
empfunden  werden,  als  man  vermuthen  möchte. 

d.  Vorerst  ist  ein  ziemlich  Anzahl  geworben  Volk  auf  den  Beinen, 
und  Bofem  die  Sach  annehmlich  und  geresolvirt,  Geld  beibracbt  und, 
wie  oben  gesagt,  die  Werbungen  angestellt,  kann  zugleich  auch  ein 


>)   Sic.    D.  b.  der  in  Bekriegende,  der  Pfaligr&f  von  Neabnrg. 

36* 


.yGoot^lc 


gg4  ni-    ^"  HBriinbai^er  BnadniM. 

Ausachuss  gemacht  und  damit  dem  Andern  init  g^leiohem  Effect  be- 
gegnet weiden. 

£.  Es  ist  aber  darbei  nicht  weniger  zu  consideriren  die  Ver 
wandteebaft  mit  dem  Hans  Baieni,  welches  bo  wenig  wegen  deBsen 
Hauses  Religione-  und  anderer  Interesse  Neuburg  verlassen  wird,  als 
es  obngern  das  Grosswerden  Churf.  Dchl.  um  viel  Considerationen, 
sonderlich  aber  wegen  der  Verwaudlschall  mit  Pfalz-Heidelbergs  Chur- 
fUrstl.  Dcbl.  mit  gute»  Augen  ansehen  kann. 

e.  Solchem  möchte  man  durch  Frankreich  vorbauen  küDDeo,  in- 
deme  Frankreich  Bteh  so  mit  demselben  gegen  das  Haus  Oestereicfa 
verbinden  mOchte,  dass  selbiger  ohne  Gefahr  nicht  abtreten  dörfte; 
sonderlich  angehend  die  Wahl,  welche  Frankreich  bei  E.  Ch.  O.  ku 
Wege  zu  bringen  vertrösten  mQsBte;  und  desto  sicherer  zu  gehn,  mUsste 
mit  Schickungen  und  Negotiationen  selber  aufgehalten  werden,  bis  der 
Streich,  so  in  Eil  geschehen  müBste,  vollbracht  wfire.  Und  könnte  mit 
Adresse  die  Jalousie  zwischen  dem  Haus  Oestreich  und  Bayern  leicht 
erhalten  werden  können. 

F.  So  stehet  die  Praetension  von  Sachsen  nicht  wenig  im  Wege; 
denn  selbiges  Haus  die  Lande  lieber  zertheilt  und  ein  Theil  in  eines 
Schwachem  als  E.  Ch.  D.  Händen  sehen  wird;  denn  durch  Verstärkung 
E.  Ch.  D.  Kräfte  wird  Sachsen  seine  Hoffnung  schwächen,  und  da 
selbiges  Haus  mit  Hessen-Darmstadt  als  verschwägert  mit  Neuburg 
anstehen  und  einen  Vergleich  unter  sich  machen  Bollten,  würde  E.  Ch. 
D.  zwei  mächtige  Häuser,  welche  nicht  ein  geringes  vom  Beich  an 
sich  ziehen  würden,  gegen  sich  haben,  welche  an  rieten  Orten  mäch- 
tige Diversiones  machen  könnten;  und  ist  dabei  nicht  wenig  zu  consi- 
deriren,  dass  Magdeburg  noch  in  Sächsischen  Händen. 

f.  Sofern  dies  Obstaculum  gehoben  werden  sollt«,  schiene  das 
sicherste  Mittel  zu  sein,  dass  man  Sachsen  und  Nenburg,  diesem  durch 
die  dritte  Hand,  jenem  directe  einen  Vergleich,  doch  in  geheim,  an- 
böte und  die  beide  Landgrafen,  als  Schwäger,  zu  Ucterbändelem  ge- 
brauche; dergestalt  hielt  man  jene  auf,  und  dieser  würde  geenguagirt. 
So  wDrde  das  Haus  Weimar  vielleicht  vom  Churhaus  zu  separiren  und 
durch  die  jetzt  gemachte  Theilung  zwischen  den  Sächsischen  Herren, 
indeme  man  mit  dem  Churftlrst  traotiren  und  die  andern  unter  dor 
Hand  mesnagiren  mDsste,  die  Jalousie  gestärkt  und  alle  Widrige,  wo 
nicht  verwehret,  doch  lang  verzögert  und,-  da  es  zum  ärgsten  wollte, 
selbigem  Haus  einige  Satisfaction  gegeben  werden  können;  sondörlieb 
wenn  man  ....  berg  und  andere  des  Orts  mesnagirl;  und  da  die  Stadt 
Magdeburg  nicht  in  Sächsischen  Händen,  kann  das  Stift  von  ihnen 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


KrwignDgeD  ober  du  Uateraehmeo  gegen  Pfbls-Neabiirg.  5g5 

nicht  be)iauptet  werden.  Wie  es  mit  solchem  Stift  und  Stadt  anzu- 
stellen, möchte  hier  überflüssig  scheinen  angertlhrt  zn  werden. 

G.  Die  Praetension  aber,  so  I.  Mty.  in  Schweden,  als  von  dem 
Zweibrfickisehen  Haus  seinde,  haben,  ist  nicht  ein  geringes  Obstakel; 
denn  wie  dieselbe  dero  Haus  nichts  zu  wollen  vergeben  sieh  erklÄret, 
so  ist  zu  besorgen,  dass  Sie  davoo  nicht  werden  abzubringen  eein; 
Bonderlich  weil  wegen  allerhand  grosser  Desseinen  I.  E.  &[.  sich  solcher 
Praetension  sehr  nützlich  gebrauchen  können,  und  sowohl  zu  Erhebung 
dero  Hauses,  Vortheil  der  Krön,  au&  wenigst  zum  Widerstand  denen, 
ED  an  anderen  Orten  Sie  traversiren  möchten,  mit  grossem  Effect  be- 
dienen können.  Und  sofern  man  einige  Gedanken  haben  mfichte, 
dass  dem  preussischen  oder  pommerschen  Lande  dermaleins  etwas  zu- 
gedacht seie,  so  ist  solche  Praetension  nicht  aus  aebwedischen  Händen 
zu  bringen. 

g.  Wie  solcher  Hinderung  abzuhelfen  sei,  davon  ist  etwas  delicat 
zu  handeln  nSthig;  denn  so  man  nach  der  Verbündtnies,  so  zwischen 
I.  E.  M.  und  E.  Ch.  D.  gemacht,  dieses  ansehen  wollte,  wUrd  man 
sagen  kSnnen,  dass 

1)  weil  solche  fiUudniss  nur  auf  ein  Tlieil  I.  Gh.  D.  Lande  mit  L 
M.  und  der  Krön  gemacht,  wAren  die  Hände  frei  in  diesser  Saoh. 

2)  So  man  es  deme  nach  ansehen  wolle,  was  L  H.  so  oft  sich  er- 
klärt, das  Sie  ausser  Rechten  in  dieser  Sache  niclits  bei  der  Band 
aehmen  wollten,  so  möchte  selbiges  auf  diese  Aetion  nicht  gezogen 
werden  kVnnen  vorgegeben  werden; 

3)  KU  geschweigen  der  Consideration,  darin  der  Pfalzgraf  von  Sultz- 
bach  ist,  welchem  aufs  wenigste  I.  M.  schwerlich  zu  Praejudiz  etwas 
favorisiren  möchte. 

4)  Sollte  man  es  nach  der  Krön  Interesse  Überlegen,  so  möchten 
auch  verschiedene  Ursachen  sieh  finden,  so  zu  Nichtfavorisirung  eines 
solchen  Desseios  zielen  möchten;  hingegen  aber,  so  man  ansiebet,  wie 
E.  Ch.  D.  mit  der  Krön  und  dero  Interesse  nunmehro  verbunden,  so 
tn<>clite  man  so  schliessen,  das  sie  lieber  E.  Ch.  D.,  als  dessen  aus 
gemeinem  Interesse  sie  sich  versichert  halten,  welcher  ihnen  auch 
nicht  so  auspect  sein  kann  als  die  sämmtlichen  Katholischen,  unter 
welchen  Baiem  der  vornehmste;  aber  darbet  würden  sie  ihr  Interesse 
zuvor  oder  im  Train  des  Werks  zu  beobachten  nicht  unterlassen,  und 
sofern  es  nicht  Jalousie  bei  ihnen  verursachen  sollte,  würde  es  zuvor 
mit  ihnen  zu  Überlegen  sein ;  denn,  was  mit  Frankreich  gehandelt  wird, 
ihnen  nicht  verborgen  bleibt;  worbei  aber  wieder  zu  bedenken,  dass, 
so  man  sich  der  Intention  Äussert,  dass  alsdann,  so  es  ihnen  nicht 


AinOOt^lc 


56g  III-    Dm  Mkrienbnrger  BöndniBi. 

annehmlich,  es  geßlhrlich ;  und  schwerlich  werden  eie  es  vor  annehm- 
lich achten,  es  sei  denn,  dase  sie  etwas  dargegen.  Sollte  aber  die 
Zeit  es  leiden,  daas  man  verzog,  bis  Schweden  in  andere  Kriege  sich 
weiter  geenguagirt,  so  möchte  von  ihnen  keine  Hinderung  zu  g«- 
warten  sein. 

H.  Wie  das  gemeine  Interesse  der  Evangelischen  ancb  Frieden 
erfordert  aus  vielen  erheblicbea  Ursachen,  so  möchte  nicht  ohne  Grundt 
gcsaget  werden  können,  dass  durch  die  Separation  des  SftohBiselien 
Hauses,  Zweibrllck,  Sultzbacb  und  der  Sorg  wegen  Schwedischer  Prae- 
tension,  Sie  sich  in  Sorgen  sehen  möchten  einer  grossen  Gefakr  von 
den  Katholischen,  und  da  unter  einem  scheinbaren  Praetext  viele  gegen 
E.  Cb.  D.  sich  auflehnen,  andere  aufs  wenigst  stilkitzend  alles  mit  Ge- 
duld ansehen  wurden,  die  gtmze  Evangelische  Partei  dartlber  zu  Grand 
gehen  könnte. 

h.  Diesem  möchte  man  meinen  dass  dergestalt  begegnet  werdra 
könnte,  nämlich  dass  zu  Frankfurt')  E.  Ch.  O.  mit  den  vomehnuta 
Häusern  alles  Uberlegen  Hessen,  so  zu  Versicherung  des  Friedens  ge- 
reichen möchte,  und  durch  solch  Mittel  selbige  in  Ihr  Interesse  ao 
führten,  daes  sie  zu  einer  DeliberatioD,  mit  dem  Degen  den  Frieden 
uud  dessen  Inhalt,  der  Evangelischen  Sicherheit  betreffend,  zu  mum- 
teniren  schritten*,  worbei  durch  Langheit  der  Tractaten,  so  zu  traisniiea 
wären,  E.  Gh.  D.  ihnen  allerband  Vonehmen  des  Herzogs  von  Neu- 
burg,  der  Katholischen,  sonderlich  im  westphälischen  Kreis,  zu  Naeh- 
theil  der  guten  Partei  vorstellen  Hessen,  die  Principaleo  durch  Schickun- 
gen gleichergestalt  zu  Bath  zögen  und  unterdes  dem  Herzog  unter 
dem  Schein  eines  Tractats  E.  Cb.  D.  wie  mehr  und  mehr  zu  cfaocqoirN 
Ursacb  geben,  uud  wenn  Sie  im  Staat,  den  Streich  zu  wollen  thnn, 
'  zuvornoch  dero  Displicenz,  zu  solcher  Besolutiou  zu  m&ssen 
schreiten,  bezeugtes.  Sofern  es  aber  thnnlich  w&re,  unter  einen 
andern  Praetext,  entweder  zu  Defension  beider  Laude  gegen  fUnquar- 
tierung,  oder  sein  Interesse  gegen  einen  anderen,  so  den  Krieg  dahbi 
bringen  wollte,  zd  beobachten,  eine  Armee  dabin  zu  Athren,  mScbte 
solches  sehr  vorträglich  sein,  und  wUrde  der  Streich  verriebt  stin,  ebe 
man  ihn  ankommen  sehen.-  Unterdessen  könnten,  die  Evangelischen  bei 
Willeo  zu  erhalten,  selbige  mit  Continuation  der  eonsiliorum  und  ridea 
Sincerationeu  mesnagirt  werden*). 


')  Anf  dem  jetzt  dort  TerBammelteD  Reich adepatatioDstag. 

*)  Hier  bricht  du  Hemoire  ab;  ea  acheint  nicht  so  Eode  geHbrt  wotdto 


^düvGoot^lc 


BnrägnDgaD  über  du  CDtcrDehmen  gegen  Pfkli-Menba^.  5g7 

[Waldeck]  I.  DifSenltäten,  ao  sich  bei  dem  Yorliabeii 
am  Rhein  eräugen,    (o.  D.  Arols.  Arch.)') 

|G«rAhT   für  PreaBasn,    Pommern  uaä   die   Merk.     Nicht  genag  Trappen    sm 
Bheia;  Bedealclichkeit  des  MaraoheB  d&hio.     Schwierigkeit  der  diplometiBchen 
Lkge.    0DBicherheit  Frankreich  gegenüber.    Wie  diesen  Schwierigkeiten  in  be- 
gegnen iet.] 

1.  Erstlich  ist  dieses  Herzogtum  noch  in  Gefahr  und  mnes  erst 
daraus  gesetzt  werden,  sowohl  wegen  der  Eron  Schweden  als  derer 
Feinde. 

2.  So  seind  Pommern  und  die  Churmarb  Brandenburg  Einfällen 
ODterworfen,  welchem  erstlich  vorzubauen. 

3.  ^.  Ch.  D.  Krflfto  am  Rhein  so  schwach,  dass  sie  gar  bald,  so 
man  sich  hier  regte,  dorthin  zu  gehen,  Über  ein  Haufen  geworfen  wer- 
den könnten. 

4.  Sehocquirte  man  vor  der  Zeit  in  der  Marche  diejenige,  so  mit 
in's  Spiel  gebraeht  werden  mOssen. 

5.  So  lang  man  der  Evangelischen  Reichsstände  nicht  versichert,  die 
Staaten  zuwider,  die  Katholische  zugegen,  den  Rücken  nicht  frei,  die 
andere  Sr.  Ch.  D.  Lande  nicht  in  Sicherheit:  so  kann  der  geringste 
Anstoss  uns  in  solche  Postur  setzen,  wie  wir  den  König  in  Böhmen  ge- 
sehen und  uns  selbst  fast  zweimal  widerfahren. 

6.  Wann  man  marchiren  sollte,  ehe  man  der  Krön  Frankreich  der- 
gestalt rersichert,  dass  dero  Betrug  uns  nicht  zu  schaden  vermag, 
80  kann  sie  der  katholischen  Partei  zum  Besten,  wenn  dieselbe 
mit  Spanien  Frieden  machen  wollte,  Sr.  Gh.  D.  die  Armäe  aufen 
Hals  und  dieselbe,  dafem  Sie  solche  schon  nicht  licentiren  mttssten 
oder  wollten,  doch  mit  dem  Reich  oder  Spanien  allein  zusammeo 
lassen,  und  ihren  Vortheil  aus  dem  Werk  allein  ziehen;  auf  wel- 
chen F(dl,  höchstgem.  S.  Ch.  D.  um  alle  dero  Lande  auf  einmal 
springen  könnten;  indem  der  Kuser  der  Churmark  und  anderer 
im  Reich  gelegener  Lande,  Pfalz  Keuburg  mit  spanischer  Htllf 
und  Connivenz  der  Staaten  der  clevischen  I^de,  wo  nicht  aller,  doch 
deren  Theila  sieh  bemächtigen,  und  dieses  Landes  die  Schweden 
gegen  ihre  Feinde  oder  aber  diese  gegen  jene  sich  gebraochen 
wDrden. 


')  Dieiea  Stück  Dicht  tou  Waldeck  eigenbündig,  aber  jedenfallB  Abacbrift 
nach  einem  von  ihm  stanimeDdeD  Concepte.  Eine  Eanileinotiz  am  Bande  gibt 
daa  Datom  19.  April  1666. 


^aovGoOt^lc 


563  ni.    Dm  HarlenbQrger  Bänduisi. 

II.  Remedia,  damit  ein  Bolch  wichtig  Werk  nicht  in  den 
DifficaltSten  allein  angesehen  und  Frankreich  choqnirt  werde. 
Ad  l""'"-  Dieses  Herzogthum  ausser  Gefahr  zu  setzen,  mnss  ent- 
weder Frieden  zwischen  den  beiden  Kronen  Schweden  und  Polen 
erlangt,  oder  entweder  die  Feinde  der  Schweden  oder  die  Schweden 
ged&mpft  werden.  Auf  Frieden  mues  man  arbeiten,  aber  dabei 
den  Lauf  des  GlUcks  deme,  der  am  meisten  zu  redoutiren,  mOg- 
lichat  hindern  helfen.  Am  meisten  aber  war  Schweden  zu  redoutiren, 
da  es  obsiegte  und  In  Stand  war,  diese  Landen  in  seine  HSnde 
zu  bekommen,  welche  wieder  herauszubringen  schwer  wtirde  ge- 
halten haben.  Nachdem  aber  die  Schweden  einige  Resistenz  gefunden 
und  ein  Vergleich  zwischen  ihnen  und  Sr.  Ch.  0.  getroffen,  wodurch 
dieselben 

1.  ein  Bisthum  erbalten,  welches,  Über  die  Renunciatioii,  S.  Cb. 
D.  bei  Polen  und  allen  Römiech-Katholiscben  irreeonciliabel  macht; 

2.  aus  des  Kaisers  und  aller  Katholischen  Proceduren  im  Rom. 
Reich  selbiger  zuvor  gehabter  Argwohn  gegen  S.  Ch.  D.  genugsam  zu 
spltren ; 

3.  die  zuvor  verspürte  Vorhaben  von  Polen  gegen  S.  Ch.  D.  eben- 
massig  genugsam  bekannt; 

5.  [sie]  die  Dräuung  der  Quartianer  und  der  alhier  gewesten 
polnischen  Gesandten  noch  in  frischer  GedSchtniss; 

6.  die  Schwächung  der  Evangelischen  Partei  durch  die  Ruin  der 
schwedischen  Armäe  genug  zu  sehen; 

7.  das  Verderb  dieses  Herzogthums,  wann  die  Schweden  Preussen 
allein   zu  defcndiren  sollten  getrieben  werden,  handgrifflioh; 

8.  ja  der  Schweden  total  Ruin  9r.  Ch.  D.  gänzlicher  Verderb, 
iodeme  ihre  Ueberwinders  deroselben  Erbfeinde  und  Sr.  Ch.  D.  aHeln 
jetzt  weit  überlegen: 

so  erachte  die  Sicherheit  dieses  Herzogthums  darin  zu  besteben, 
dass  S.  Ch.  D.  der  Krön  Schweden  zu  einem  solchen  Frieden  rathen, 
dadurch  Polen  so  cingeschränckt  bleibt,  dass  es  der  katholischen 
Partei  kein  Vortheil  schaffen  kann  und  S.  Cb.  D.  Über  das  Bischof- 
thum  Ermlaod  vor  dero  angewendete  Kriegskosten  Satisfaction  be- 
kommen mögen;  unterdess  aber  zu  Sublevirung  derer  Leute  einen 
solchen  Ort  unterm  Schein  der  Quartiere  sich  anweisen  lassen,  darin 
Ihre  Völker  sich  refraischircn  und,  so  der  Frieden  nicht  succediren 
will,  mit  Mutz  agiren  können.  So  hfitt  auch  S.  Ch.  D.  sich  einer  Satia- 
faction  zu  versichern,   welche  Sie  so  bald  in  Besitz  nehmen,  fest 


,Goo»^lc 


ETwigangtn  über  du  Dotoroehmen  gegen  Pf«li-Neabarg.  gg^ 

machen  ond  sieb  dario  verstärken  masaen.  Wann  nun  in  Gfobb  Polen 
solche  Satiefaction  wollt«  gegeben  werden,  deckte  eolehea  Pommern 
mid  die  Mark. 

Ad  2"-  In  der  Mark  Brandenburg  wäre  einig  Volk  an  den  Or- 
ten gegen  Schlesien  zu  halten,  welches  mit  aus  Gross  Polen  ver- 
pflegt werden  könnte,  und  masste  Schweden  auch  etwas  in  Pommern 
haben. 

Ad  3**-  Unterdessen  wäre  bei  Spanien  etwas  eu  tractiren  darch 
Slaveren '),  welchem  durch  einen  Bedienten  Commission  gegeben 
werden  könnte. 

Die  Katholische  Chor-  und  Forsten  wären  zu  Interponenten  in 
dieses  Weik  zu  sollicitiren  und  mit  vielen  Fragen  und  Vorschlägen, 
zu  dessen  Bemhigung  zielend,  sicher  zu  machen. 

Inmiltels  wären  die  Werbungen  am  Rhein  zu  beschleunigen,  die 
Begimenter  so  stark  als  möglich  und  unter  dem  Vorwand  des  hiesigen 
Kriegs  gute  Verfassung  zu  machen. 

Ad  4"-  Auf  solche  Weise  hätte  man  Zeit,  die  Evangelischen 
wegen  ihres  Interesses  im  Reiob  so  sprechen  zu  machen,  dass  sie 
geangagirt  und  selbst  Anleitong  zo  dieses  Werks  AnsfUbrung  geben 
würden. 

Auch  könnte  man  unter  ein  oder  anderm  Vorwand  vermög  der 
getroffenen  Allianz  mit  Braunsehweig  *)  einig  Volk  in  der  Gegend  von 
Halberstadt  gegen  die  Zeit,  da  es  erfordert  wird,  zusammenziehen, 
desselben  sich  in  Eil  drunten  mit  zu  gebrauchen,  welche  Zahl  hernach- 
mals  etwas  verhöht  werden  könnte. 

Ad  5'°-  Auf  vorgesagte  Weise  könnte  man  sich  der  vornehmsten 
Reichsstände  versichern,  die  Staaten  durch  Interposition  eines  Tractats 
mit  Schweden  befriedigen,  die  Katholischen  in  Schlaf  wiegen,  und 
deren  Stände  unter  der  Hand  sicher  machen. 

Ad  6*-  Was  die  Krön  Frankreich  im  Schilde  ftlhrt,  kann  man 
alsdann  sehen,  wenn  man  ihro  sagt,  sie  solle  in  solcher  Zeit  eine 
gewisse  Summe  Geldes  bereit  haben,  die  Divcrsiones  vom  Reich  ab- 
zuwenden nna  Mittel  zeigen,  der  Vtvrea  uns  versichern,  und  zugleich, 
dass  keinen  Frieden,  elie  Wir  wegen  der  jQlischeu  Lande  in  Sicher- 
heit, machen  wollen,  kräftige  Versprechung  thun,  wobei  mit  dem  Pro- 
tectore  fleissig  um  Geld  und  Volk  zu  arbeiten;  damit  aber  Frankreich 
keine  Ursftcb  sich  zu  beschweren  habe,  ihnen  vorstellen 


")  Vgl.  oben  p.  566. 

*)  TgL  ürk.  D.  Actenat.  VI  683ir.  v.  Höroär  Stwtaverträge  p.  184  tT. 


A_nOO»^lc 


570  ^-    ^"B  HariflDborger  BfindoiBB. 

1.  wie  sie  bisher  mit  uns  verfahren; 

2.  der  Gefahr,  bo  uns  vorstehet,  imd 

3.  dass  desBwegen  Sicherheit  haben  mOesen. 

Inzwischen  kann  mit  Schweden  dieses  hiesigen  Staats  Sicherheit 
gesucht,  und  so  fem  selbige  erlangt,  jenes  ausgefDhrt,  da  aber  alhier 
zu  arbeiten  annoch  aöthig,  so  lang  aufgeschoben  werden;  dann  eine 
freie  Seite  vor  allen  Dingen  zu  machen  erfordert  wird. 

Und  weil  ohne  das  Torm  Augusto  man  mit  einer  Annäe  dahin 
nicht  marchiren  kann,  so  ist  die  Anstalt  so  zu  machen,  dass,  wann  es 
dieses  Orts  Zustand  leidet  und  es  gut  gefunden  wird,  man  eu  rechter 
Zeit  dort  Bein  könne,  und  solches  durch  Hilf  des  Walsers,  auf  welchem 
das  FussTolk  überzubringen  wäre,  dafem  Schweden  die  Passage  durch 
den  Sund  bei  Däunenmark  faoilitiren  wollte;  wann  dann  die  Garde  n 
Pferd  aeben  noeh  etlichen  Regimentern  erst  in  Gross-Polen  giengen, 
etliefae  Völker,  wie  obgesagt,  bei  Halberatadt  zusammengezogen, 
drunten  im  Cleviachen  die  Werbungen  etwas  verBtärkt  wtirden,  und 
die  Schweden  aus  dem  Stift  Bremen  etwas  Volk  hergeben  wollten,  die 
Franzosen  auch  Mons.  Fabcrt  oder  andere  Truppen  auf  ein  gewisse 
Zeit  an  dem  Ort  halten,  so  könnte  der  Beat  Zeit  haben  zu  folgen. 
Und  damit  ein  Anfang  von  Artillerie  vorhanden  seie,  hfttte  man  in 
denen  Garnisonen  drunten  im  Land  etliche  Canonen  in  Bereitschaft 
zu  halten  und  dem  Corpori  bei  Ealberstadt  etwas  beizufDgen,  anter 
dnn  Vorwand  doppelten  Vorspanns  doppelte  Pferde  hinzosenden,  und 
etliohe  Regimentsstficke  mit  dem  Fnssrolk  zu  schicken.  Auf  solche 
Weise  kSme  man  ohne  gross  Ombrage  zu  allem.  So  wftren  auch  Bla- 
teriallen,  Wagen  und  dergleichen  in  den  Vestnngen  zu  machen  und 
etliche  Maschinen  mitznoehmen.  Item  würde  Pulver  in  Zeiten  zu  be- 
stellen sein. 


Waldeck,  Medioire  Aber  den  Krieg  gegen  den  Pfelzgraito 
TOn  Nenborg.     (Eigenh.  o.  D.  Arols.  Arcli.) 

[Torlwndeiie  WideraUndamiUel  des  Gegoera.    Seine  TarwuldtMhaft  and  KiM 
Partei.    Schwierigkeit  seiner  Bekämpftug.] 

Auf  die  Frage,  wie  ein  gewisser  Prinz  zu  bekriegen  mit  Hofinnng 
Snccesaes,  und  was  vor  Anstalt  darzn  nöthig,  ist  die  Antwort,  so  viel 
die  Zeit  leiden  wollen,  diese: 

Der  Zustand  dessen,  so  man  anzugreifen  Vorhabens 
bestehet  vorerst  in  3,  4  oder  5000  Geworbenen,  und  bis  12  ja 


«DB  sein  möchte,      1 
l  bis  12  ja  mehr      I 

A-nOOgIC  I 


fowAgnogeD  über  du  DDternahmoii  geg«D  PfklE-NenbQrg.  57^ 

tsoaend  ansgeleseora'  und  theÜB  in  Torigen  Kriegen  gewesener,  oder 
doch  zu  den  Waffen  durch  Ezeroitia  tttchtig  gemachter  Mannaohaft,  in 
starker  Veetung  und  Bänaem,  kornreichen)  Land,  also  ohne  Zweifel 
mit  Korn  wohlveraehenen  Uaguazinen.  An  Anunonttion  und  ArtoUerie 
ist  gleichmilBsig  kein  Mangel,  und  solche  ohne  MHh  zu  bekommen  fa- 
Torisirt  der  Strom. 

Er  selbst  von  einem  Tomehmen,  mächtigen  und  in  seiner  Conser- 
vation  interessirtem  Hause,  und  diejene,  so  von  solchem  Hause  nicht 
des  besagten  Prinzen  Erhaltung  suchen,  werden  doch  ehender  ihn  be- 
balten, als  der  ihn  bekriegen  will,  reussiren  sehen.  Die  Benachbarten 
sehen  aoch  lieber  in  eines  schwachen  als  mächtigen  Herren  H&nden 
ein  so  ansehnlich  und  wegen  Commodität  des  Stroms  und  anderer 
wohlsitnirten  Orte  considerables  Land. 

Alle  widriger  Religion  Zugetbane  haben  ein  Absehen  darauf  zu 
haben  mehr  als  grosse  Ursach. 

Und  die  Veatnng,  so  ein  m&chtiger  benachbarter  Etinig  darin  hat, 
interessirt  denselben  gleichfalls. 

Er  ist  verständig,  begierig  zu  Krieg,  hat  gute  Materialen  und 
Officieren. 

Dass  demnach  der  Staat  des  Prinzen  bestehet  in  wohlbestellter  Ver- 
fassung, ArtoUerie,  Maguazin  oder  Mittelen  darzu,  Vestungen,  conside- 
rabelen  Verwandtschaft  und  Interesse  mit  mächtigen  und  vielen  Nach- 
baren; dass  es  fast  nur  an  den  Geldmitteln  mangelt,  welche  Inter- 
essirte  und  Geistliche  nicht  fehlen  lassen  werden. 

Dass  demnach  vorerst  gegen  seine  Force  und  Interessirte  Anstalt 
zu  machen. 

Ob  nun  wohl  gegen  12  oder  mehr  tausend  Mann  ausgelesener 
Leute  vom  Landvolk  ein  Corpus  von  geübten  geworbenen,  und  zum 
Krieg,  als  zu  fechten  und  Beut  zu  erlangen,  begierigen  Soldaten  selbige 
zu  aberwinden  genung  scheinet,  so  muas  es  doch  aufs  wenigste  in 
solcher  Anzahl  sein.  Worbei  aber  in  Acht  za  nehmen,  dass  von  den 
Interessirten  ein  solcher  Securs  kommen  kann,  dass,  wo  nicht  die  Zahl 
ganz,  doch  vor  die  Hälfte  verdoppelt  werden  möchte;  weswegen  auf 
ein  Corpus  Staat  zu  machen,  das  dem  Securs  aufs  wenigste  esgualliere 
und  dem  andern  zur  Hälfte  gleich  sei;  denn  ob  wohl  man  zu  mehr- 
malen  gesehen,  daas  wenig  Volk  eine  viel  grössere  Anzahl  ausm  Feld 
geschlagen  und  daraufii  Land  nnd  Städte  tiberkommen  worden ,  so  ist 
doch  daranf ...'). 


■)  Hier  bricbt  die  Hkodichritt  ab. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


572  "I'    ^^'  Hkrienbargar  BdnclDiM. 

Waldeck:  Pens^es  sns  nn  deseein  saa  le  Rhis. 
(Eigenli.  o.  D.  Arols.  Arch.) 
Ce  qu'il  y  a  ä  observer: 

1)  FeauU  avoir  un  bon  pretexte  pour  le  retour  des  trouppes; 

2)  des  vivies  en  chemin; 

3)  passage  libre  partout; 

4)  bieo  reeonnoietre  le  chemin  le  plua  court  et  le  plus  commode 
et  seur; 

5)  au  passage  de  chacque  riviSre  le  quart  ou  tiers  d'une  psje; 

6)  bien  pröparer  le  paesage  de  la  deroi^re  riviire:  1)  qae  1« 
deux  borte  soit  libres;  2)  des  pontons  ou  batteaux  avec  ce  qu'j  est 
necesBaire  prest; 

7)  dee  batteaux  chargez  dea  vivres  et  ammoDition; 

8)  dee  cliariots  pour  la  mesner  et  les  cfaevaux,  avec  le  barnoü; 
&)  une  mediocre  artoUerie; 

10)  des  ponts  de  song  ou  aultre; 

11)  feault  bien  faire  reconnoistre  lee  places  et  en  prendre  des  plus; 

12)  bien  adjuster  le  tamps  pour  se  joindre,  feault  avoir  ud  Becoon 
considerable ; 

13)  feaalt  soua  main  fiüre  des  lev^es  d'infanterie; 

14)  prendre  pluBieurs  petittes  places  fort  esloign^es  les  unes  des 
auttres  et  les  fortißer  le  mieux  qu'il  se  peut,  pour  doaner  de  la  be- 
Boigne  ä  l'ennemy; 

15)  feault  faire  deux  magazins  considerables,  Tun  proacbe  le  B.'). 
I'aultre  vera  M.'); 

16)' &  l'instaat  meame  de  l'executioD  faire  parier  aux  voisins  rt 
offrir  l'amitiä; 

17)  continuer  la  lev^e  le  plus  qu'on  peut; 

18)  faire  de  l'argent  aultant  qu'ou  peut; 

19)  offrir  de  l'amiti^  aux  princes  voieins,  mais  les  faire  quereller 
par  des  particuliers  officiers,  pour  en  tirer  quelque  chose; 

30)  dietribuer  le  pays  sous  les  ofGciere,  ä  la  rceerre  des  droits 
regau»  et  des  terres  apparteuantes  ä  ceux  qui  se  rendeDt; 
21)  bien  traitter  les  susjects'). 


■)  Leg.  Rhiat 
')  Leg.  Hiioater? 
■)  Nicht  volleodet. 


^düvGoot^lc 


BririgangeD  über  du  üotBrDehmeD  gegen  Prali-Neabarg.  573 

Der  Knrfliret  an  Waldeck.  (Eigenh.  o.  D.  Arols.  Arch.') 
Lieber  Herr  Graff  von  Waldeck,  datnitt  keine  Zeitt  verlohren 
werde,  so  wolle  er  unbeschwerdt  die  iuBtructton  ahn  den  Konig  in 
Schweden  aufsetzen  lassen,  birzu  kan  man  den  von  Platten  oder  D. 
Jena  gebrauchen,  die  forderung  der  sattisfaction  wirdt  zuerst  hoch 
sein  mOssen,  daniitt  es  zum  abschlage  desto  besser  kommen  könne, 
Die  JUllischc  sacfae  aber  muss  hiebey  woll  beobachtet  werden,  biemitt 
wünsche  dem  Herrn  GrafTen  einen  gutten  morgen  undt  verblleibe  Al- 
zeitt  —  Des  Herrn  Graffen  —  guttwilliger  freundt 

FriderJch  Wilhelm  Churf. 


Im  AnschloEs  an  diese  eigenhändige  Ordre  des  EorrürEtcn  liegt  bei  den 
Acten  ein  Concept  Waldeck's  „Cootenta  der  Instruction",  vorio 
er  eine  Reihe  von  GeaichtBpankteD,  welche  für  dieselbu  in  Betracht  zu  ziehen 
sein  würdeo,  zusammeDstellt.*)  Zunächst  wird  auch  hier  der  Wunsch  hin* 
gestellt,  „dies  poliiiscbe  Werk  in  Stille  zu  briageu"  durch  einen  Frieden 
mit  dem  jetzigen  Küuig,  oder  llebertragnsg  der  Krooe  an  einen  andern, 
eveatnell  an  den  Kurfürsten  („wenn  es  ohne  Tausch  geschehen  könnte"  vgl. 
oben  p.  &Ö2),  oder  durch  die  „Theilung  des  Königreichs  unter  Siebenbürgen, 
Schweden,  Moscaa,  Kosaken  nod  E.  Ch.  D.",  oder  indem  man  „eine  Ke- 
public  daraus  mache  und  einen  Dictatorem  anordne  und  mit  der  Polen  Hülf 
Uoscau  bekriege".  Weiter  gilt  es,  bei  dieser  Gelegenheit  „eine  considerable 
Macht"  dem  Kaiser  nud  den  Eutholtachen  gegenüber  aufzustellen  und  mit 
deren  Hilfe  gegea  Nenburg  loszugeben,  „welches  aber  auf  solchen  Fall 
mit  Frankreich  zu  überlegen".  Den  Kaiser  mnss  man  durch  allerhand 
DnterhandluDgen  hinhalten  and  bzwischen  im  Reiche  Partei  zu  machen 
suchen. 

„Ob  durch  Braunschweig  DKnemark  in  Rah  gehalten  werden  könne; 
die  Staaten  mit  an  den  Moscowiter  gehetzt,  nad  selbiger  zu  Wasser  und 
Land  anzugreifen.  Ob  Wirtenberg  und  Badeu  lu  armiren  anznniabnen,  die 
Schweizer  und  OeneTer  dnrcb  selbige  anzuziehen.  Ob  an  die  Reichsstädte 
ohnbekaunte  oder  öffentliche  Schickung  zu  thun.  Ob  die  Herzoge  von 
Brannschweig  der  Stadt  sich  zu  bem&chtigen  nicht  unter  der  Hand  aufzu- 
reizen, dadurch  sie  desto  mehr  in  Waffen  zu  bringen.  Ob  nicht  im  nieder- 
sächsischen  Kreis  eine  Kreiswahl  zu  formireu  and  dadurch  die  Herzoge  von 


■)  In  d«  Beohtsohrsibnng  des  Originals. 

■]  Das  Sohriftstäok  ist  nndatirt;  in  dem  batreff.  Fascikel  des  Anileener  Ar- 
chivs folgt  es  unmittelbar  auf  das  obige  Handschreiben  des  Kurfürsten;  hiernach 
müsste  man  vermutheD,  dass  auch  nach  dem  obigen  Brief  noch  gemeinsame  Be- 
rathungen  über  die  FeiUtellung  der  lastrnotioa  Statt  gefuDden  hätten;  doch  ist 
es  vielleicht  wafarsohelnlichsr,  dass  diese  .Conteota  der  iDstruction*  den  Bera- 
thnngeo  bv  Grand  gelegt  wurden,  tär  die  das  Handschreiben  des  Karfürsten  den 
Absebluse  bildete,  dass  sie  also  diesem  eeitlioh  Torantasetzan  wären. 


A-nOO»^lc 


574  ^"'    ^'*  Uvieobarger  BGndniii. 

Brannschweig  in  Conaiderstion  zu  setzen  nnd  die  Haebt  gfigea  di«  Eatbo- 
lische  ZQ  verstärkeD.  Ob  nicht  pro  forma  ein  westflilischer  Kreistag  la 
pressireo  und  das  TortNeaburg  aofzabürdeo  des  widrigen  Saccesseg.  W&s 
eigentlinh  Sr.  Ch.  D.  Satisfaction  aaf  allen  Fall  sein  solle.  Ob  die  JQ- 
lichsche  Succession  nnd  etwas  in  Polen  vorerst  genug.  Ob  Münster  tot 
S.  Cb.  D.  oder  Schweden  in  behaupten.  Wie  es  mit  Oldenburg  nnd 
Ofitfiiegland  zu  halten.')  Wenn  Schweden  Münster  kriegt,  ob  Cftln» 
nnd  was  dazu  gehörig,  Sr.  Ch.  D.  soll  bleiben.  Oder  ob  Baiern  und  Cdln 
dureh  Frankreich  beizubehalten  nnd  ihnen  etwas  ron  der  Beut  mitzngönnen. 
Wem  Trier  nnd  Mainz  za  Theil  werden  sollen.  Ob  Frankreich  im  Reich 
etwas  zn  lassen.  Wie  die  Staaten  zn  contentiren.  Der  Protector,  Ob  der 
Torgeschlagene  Tausch  von  Prenssen  ganz  abzuschlagen,  oder  zninstehen 
auf  solche  Conditiones,  welube  entweder  nicht  practicabel  oder,  so  sie  er* 
langt  werden  könnten,  S.  Ch.  D.  in  grösser  Ansehen  nnd  Macht  setzten, 
nämlich  dasB  S.  Ch.  D.  auf  sichere  Wege  EOnig  in  Polen  würden.  Oder 
dass  Sr.  Ch.  O.  Münster,  Cöln,  . . .  *)  und  die  ganze  Jülicbsche  Successinn 
neben  Bremen  zugestanden  würden  nnd  die  Schlesig  neben  anderen  gele- 
genen Stücken  Sr.  Ch.  D.  blieben;  nnd  wenn  deren  keines  snccedirt«,  Sr. 
Ch.  D.  bessere  Conditiones  in  Prenssen  zugestanden  würden. 

Wenn  hieranf  Besolntion  genommen,  kann,  was  noch  vei^essen,  toi^- 
stellet  werden,  welches  mündlich  morgen  zu  thun  verhoffe." 


iDStnietion  fiir  Graf  Waldeck  und  für  den   Geh.  Rath   und 

Generalkriegacommiasar    Claua    Ernst    von    Platen    an    den 

schwedischen  Reichskanzler  Graf  Erich  Oxens^ema.     Dat 

Königsberg  1.  Mai  1606.^ 

[Uahnang  zum  Frieden  nnd  Anerbietang  der  Vennittlaog.  BinweDdongen  g^en 
das  Verlangen  der  CoiyanctioD  mit  den  Schweden  zn  machen.  Die  Frage  der 
Saturaction  für  den  KorrärateD.  Beine  Fordernngen ;  Sonveralnit&t  von  Prenuea, 
Verzicht  des  Banaes  PfalE-Zweibräcken  aaf  die  Jülich- de  Tischen  Lande  Beihilfe 
zur  Gewinnung  dereelben.  Worin  eTentnell  nachgegeben  werden  kann.  Bntwnrf 
der  BedlDgaogen  für  das  abzascblieasende  Bündniae  und  die  Jetzt  einzugehende 
Conjnnction.] 

i.         Es  wäre  dem  Herren  Reichscanzier  wissend,   welchergestalt  bei 
denen  mit  I.  E.  TA.  Torgewesenen  und  g:eBchloBsenen  Tractaten  von 


■)  Tgl.  aber  die  eveDtnellen'  schwedischen  nnd  braudeabnrgiichan  Abaichten  - 
aufUflnster  nnd  Oldenburg  die  Bericht«  de  Lombree'  vom  2.  Hin  1666,  Utk. 
D.  Aetenetn.  81f. 

*)  Dnleabarer  Name  eincorrigirt,  vielleicht  LOttichT 

■}  Das  Concept  dteaer  Inatraotion  ist  von  der  Hand  dea  geh.  Käthes  Fried- 
rich von  Jena.  Von  demselben  ist  dam  die  folgende  HarginahioUi  gemaeht: 
.Diese  Inatmctlon  habe  auf  Sr.  Ch.  D. . . .  Speoialbefehl  ich  anflietiea  uad  dea 
29.  April  at  n.  1^6  in  OonsiUo  ablesen  müsaeo,  da  höehatged.  S.  Cta.  D.  lalbat 

i:n,tr,-d    .,*^-.00<^IC 


InttraetiSD  nr  TerhandliiDg  Aber  die  Conjaoction.  575 

einer  nSheren  FreondBcbaft  ^redet,  an  schwediBoher  Seiten  anch  za 
solchem  Ende  anterachiedene  Wege  fQr^eschlagen  worden,  und  was 
deswegen  an  Uns  er,  der  Reichscanzier,  vx  verschiedenen  Haien,  und 
noch  nenlichst  daroh  Uoeem  Bath  Johann  Ulrich  Dobrcsensky 
anbringen  und  erinnern,  auch  zugleich  anzeigen  lassen,  dass  er  von 
L  K.  H.  in  dem  ganzen  Hauptwerk  voltkOmlich  instruiret  Damit  nun 
auch  Wir  an  Unserm  Orte  nichts  ermangeln  laasen,  was  zn  Erhalt- 
Dnd  Vermehrung  guter  Vertraulichkeit  nnd  Freundschaft  immer  dienen 
möge,  also  hätten  Wir  sie  darauf  an  denselben  abfertigen  wollen,  mit 
Befehl,  die  ganze  Sache  mit  dem  Herren  Reicbecanzler  zu  flberlegen, 
die  Consilia  zusammenzuthun  und  Sussersten  VcTraögens  nach  zu  Ter- 
suohen,  ob  man  dergleichen  Espedientia  finden  könne,  wodurch  die 
Sicherheit  auf  beiden  Seiten  beibehalten  und  je  mehr  und  mehr  stabi- 
liret  und  befestiget  werde;  und  wollten  sie  nun,  wann  dem  Herren 
Beiohscanzler  es  belieben  wDrde,  oiit  demselben  gerne  conferiren  und 
das  ihrige  beitragen  helfen.  Es  mache  nun  der  Reichscanzier  mit 
denen  Vorschlagen  den  Anfang,  oder  er  begehre  es  von  ihnen,  (wie- 
wol  sie  darauf,  dass  er  den  Anfang  damit  mache,  fest  zu  bestehen 
haben)  so  sollen  sie  ihm  anzeigen,  dass  Wir,  bei  so  gestalten  Dingen, 
flir  das  sidierate  und  auch  Ihrer  M^.  and  dero  Estat  für  das  vortrftg- 
liehste,  doch  unvorgreiflicb,  hielten,  wann  die  Sache  zwischen  I.  Hiy. 
and  dem  Könige  in  Polen  in  der  Gate  gehoben,  und  nicht  so  das 
'  ganze  Werk  auf  den  Ungewissen  Ausgang  der  Waffen  gesetzet  wDrde 
und  zweifelten  Wir  niobt,  es  sollte  sich  auch  wol  zu  billigm&Bsiger 
gfltlicher  Handlung  der  König  in  Polen  anschicken,  auch  andere  Po- 
tentaten, diesen  Zweck  zu  erlangen,  nicht  ermangeln;  wie  Wir  Uns 
dann  gleichfalls  erböten,  willig  and  treulioh  dahin  Uns  bearbeiten  zu 
faelf«i,  damit  dieser  weitauBsehende  Handel  zu  I.  E.  M.  gutem  Con- 
tento  und  Satiafacäon  ohne  grössere  Btatsttirzung  gütlich  beigeleget 
werde;  gestalt  Wir  dann  deswegen  jemandes  der  Unserigen  an  den 
Ednig  in  Polen  mit  ehestem  abschicken,  die  Conditiones,  welche  I. 
tS»i,  in  Sehwedeu  praetendireten,  anzeigen,   fUr  Uns  selbst  einiger 


sag«gea  g«weMO,  vod  deneo  Herren  Qeb.  Bäthen  sbar  I)  I.  Bxc.  der  Herr  Onf 
von  Waldeck  2)HerrT0D  Hoverbeck  3)  Herr  von  PUtso  4)  Herr  Sonoits 
6)  und  lob  Friedrioh  tod  Jenk.  Und  ist  niU  dieier  iDitractioD,  lo  viel  die 
wirkllohe  Ooqjanction  und  Antretang  so  eioei  get&hrlioheo  Krieges  betrifft,  ausser 
L  Bzo.  dem  Harm  Grafen  von  Waldeok  keiner  tod  den  Herren  Bäthen  einig 
gewesen,  soDdem  dawider  alte  geredet.  Welches  ich  am  Nachricht«  willen  hier* 
b«i  TerseichneL'  Bauohbar  I.  IIS  eraählt,  daaa  der  Knrfärat  .des  H.  Dr.  Jen« 
proeednr  desaprobirteD  nnd  das  oonoept  der  lutmction  io  Dero  eigenen  Schatnlt 
«inschlosaen*. 


:A-nOO<^IC 


gyg  *'  HI.    Du  Marienborger  BfiDdotss. 

SftUBfaction  balber,  oad  dasB  die  mit  Schweden  aufgericbfete  Facta  in 
ihrem  vigore  verbleiben  mögen,  bedingen  lassen,  aacb  eonsfen  in  allem, 
wie  vor  diesem  Unsere  Vorfahren  und  Wir  selbBt  aibereit  gethan,  noeb- 
mals  eines  Mediatoris  Officium  nber  Uns  nebmen  wollten. 

Es  sehe  der  Herr  ReichBcanzler  selbst,  wie  bei  so  zerrüttetem  Zu- 
stande des  Königreiebs  Polen,  da  der  König  das  Künigreich  gleicbsaro 
verlassen,  und  die  meisten  Untertbanen  ron  ibme  abgesetzet  und 
schwediscbe  Partei  erwählet,  und  I.  E.  H.  in  Schweden  in  selbst  ge- 
wBnschtem  GlDck  und  lauter  Sieg  gescbwebet,  dennoch  der  KSoig  in 
Polen  ohne  einige  ftnsserliobe  Hülfe  wieder  aufkommen,  und  die  vor- 
hin Abgewesene  wieder  zu  ihm  getreten,  und  was  die  Polen  fAr  sieb 
allein  in  kurzer  Zeit  wieder  itir  Progresse  gethan.  Man  wOsste  zwar 
nichts  gewisses,  gleicbwol  wftre  es  vennuthlicb,  daas  sich  in  diese 
polnische  Unruhe  alle  Papisten  und  wol  andere  barbarische  Völker 
mit  einmischen  und  I.  K.  M.  in  Schweden  noch  schwerer  fallen 
möchten.  Es  hätten  zwar  dieselbe  im  königlichen  Preussen  die  vo^ 
aehmsten  Oerter;  alleine  wann  die  Polen  Meister  im  Felde  werden 
sollten,  so  könnten  sie  doch  auch  io  das  königliche  Preussen  kommen, 
und  würden  alsdann  die  Conditiones  eines  Vergleichs  desto  schwerer 
und  weitläuftiger  fallen.  Es  hätte  sich  eben  auch  der  verstorbene 
König  in  Schweden,  glorwürdigster  Oedächtniss,  Gustavus  Adol- 
ph us,  bei  Marienburg  gesetzet  und  hätte  auch  Eibingen  in  seiner  Ge- 
walt gehabt;  dennoch  wären  die  Sachen  und  Streitigkeiten  zwischen 
beiden  Parteien,  und  da  die  Armeen  gegeneinander  gestanden,  gleich- 
sam im  Felde  ohne  weitern  Krieg  beigeleget  und  verglichen  worden. 
Der  Ausgang  aller  Watten  wäre  ungewiss,  und  die  Evangelische 
Parthey  könnte  gar  leicht  in  die  grosseste  Ruin  und  Ungelegeobeit 
geratben.  Und  bei  diesem  Vorschlage  haben  sie  fest  zu  verharren 
und  alles,  wie  es  ihnen  bekannt,  aufs  beste  zu  remonstriren,  auch  alle- 
mal sich  nach  dem  Zustande  in  denen  Conferenzien  zu  bezeugen  und 
sich  solchergestalt  dabei  zu  comportiren,  dass  der  üerr  Reichscanzler, 
auch  andere  schwedische  Ministri,  aus  denen  Disoursen  abnehmen,  wie 
hoch  Wir  I.  E.  M.  in  Schweden  Freundschaft  und  beständige  Vertrau- 
lichkeit aestimirett  und  halten. 

Sollte  der  Herr  Reichscanzier  ftirgeben,  es  wären  die  Coosilia 
Pacis  numehro  zu  spät,  und  könnte  die  Sache  nicht  anders,  als  durch 
fernem  Krieg  ausgefllhret  werden,  und  dabei  der  Co^junction  mit 
Unserer  Armöe  gedenken,  und  dass  Wir  dieselbe  I.  E.  M.  selbst  bei 
Unser  Anwesenheit  zu  Bartenstein  versprochen,  I.  M.  sich  auch  darauf 
verlassen    hätten:    so   haben  Sie  bei  vorigem  Vortrag  des  Friedens, 


loBtractiou  £Qr  VerbaudlnDg  über  die  CoujuDCtioo.  577 

dass  derselbe  besser  und  sicherer  sein  wUrde,  za  bestehen;  der  Con- 
janctioD  halber  aber  sich  dergestalt  herauszulassen,  dass  Wir  keines, 
was  Wir  mit  I.  M.  geredet,  in  Abrede  w4ren,  es  wäre  aber  darzumal 
nichts  abgehandelt  und  dabei  keiner  beständigen  Conditionen  gedacht, 
vielweniger  80  eines  grossen  und  Unsera  ganzen  Estat  concemirenden 
Werks  halber  iehtwas  beatitndiges  abgeredet  oder  geschlossen  worden; 
Wir  würden  nicht  allein  dasjenige,  was  albereit  mit  I.  H.  vorhin  ab- 
gehandelt, gehöriger  Maassen  beobachten,  besondern  auch  die  Freund- 
schaft und  das  Vertrauen  zu  vennehren  suchen;  nur  möchte  der  Herr 
Reichscanzier  selbsten  vemtlnftig  als  ein  Staatsmann  bedenken,  in  was 
fOr  Gefahr  und  Hazard  Wir  Unsere  Person  und  alle  Lande  setzeton, 
wann  Wir,  ohne  Uns  angethane  wirkliche  Feindlichkeit,  eine  Parthey 
erwählen  und  nicht  allein  den  König  in  Polen,  sondern  wol  gar  den 
Tflrken,  Moskowiter,  Kaiser,  Papst  und  alle  andere  R&mische  Catho- 
lische  als  Feinde  Ober  den  Hals  zögen  und  dergleichen  Sache  antreten, 
derer  Wir,  menschlicher  Weise,  auch  mit  1C0,0C3  Mann  nicht  gewachsen. 
Wir  hätten  mit  I.  M.  in  Schweden  Uns  verglichen;  deme  wollten  Wir 
nachkommen,  und  im  übrigen  Uns  die  Wiederbringung  des  lieben 
Friedens  und  der  Kön.  M^.  in  Schweden  Sicherheit  bestermaaasen  an- 
gelegen sein  lassen;  allermaassen  Wir  suchen  wollten.  Uns  mit  Unser 
Arm^  in  der  Masau  nach  der  Weichsel  wärts,  doch  mit  I.  K.  M.  in 
Schweden  Vorbewuest  und  Einwilligung  zu  setzen,  und  also  nf  dieser 
Seiten  der  Weichsel  allen  fernem  Einfall  der  Polen,  so  viel  an  Uns 
ist,  abzuwehren  und  zu  hindern;  welches  sie  mit  Bescheidenheit,  doch 
ernstlich,  treiben  und  vorstellen  sollen. 

Wann  nun  von  schwedischer  Seiten,  wie  Wir  nicht  zweifeln,  appre- 
hendiret  und  dagegen  eines  und  das  andere  eingewendet,  auch  noch- 
mals auf  die  Conjunction  bestanden  wird,  so  werden  sie  die  Appre- 
hengion  und  andere  Anführungen  ohne  Unsem  Praejudiz  und  Machtheil 
wol  zu  beantworten  wissen ;  endlich  aber  der  Conjunction  halber  fragen, 
was  Wir  dann  dafür,  dass  Wir  Uns  Polen,  Tartaren,  Kosaken,  Mosko- 
witer, Türken,  Kaiser,  Papst  und  alle  Katholischen  zu  Feinden  machen 
sollen,  für  Sicherheit  und  wirkliche  geruhige  Satisfaction  haben,  und 
von  I.  Maj.  in  Schweden  Uns  gegeben  werden  könnte.  Wann  hierauf 
excipiret  würde,  es  wären  ihme,  dem  Reichscanzler,  albereit  bei  seiner 
Anwesenheit  Conditiones  ttbergeben,  darüber  man  nur  zu  handeln,  so 
ist  dasselbe  dergestalt  abzulehnen,  dass  ihme  zwar  etzliche  unvorgreif- 
liche  and  nnbindliche  Puncta  übergeben,  dieselbe  aber  betreffen  nur 
meistentheils  daa  Werk  auf  den  Fall,  wann  man  albereit  wirklich 
eonjungiret,  und  wie  es  etwa  wegen  der  Contiuestcn  und  andern  mi- 

Udter.  I.  UcKh.  .1.  Cr.  KiiTm»Ui>.    VII.  37 


A-iOOt^lc 


578  "^'    ^^  Harienbni^er  BündaiM. 

litarischen  Vortheilen  zn  halten,  und  wann  man  zaforderet  in  dem 
Hauptwerck  einig,  so  würde  man  sich  wol  hernach  in  denen  andern 
Torerwäbnlen  Puncten  vergleichen  kOnnen;  und  haben  sie  nur  von 
ihme  zu  begehren,  eich  herauszulassen,  wie  Wir  bei  der  begehrelen 
Conjunction  zu  versichern,  und  was  wegen  der  Überaus  grossen  Geft^r 
und  Hazards,  so  Wir  aber  Uns  nehmen,  und  dass  Wir  Unsere  Armie, 
nebenst  allen  Zubehörungen,  wider  einen  Feind  employiren  sollen,  fDr 
Erstatt-  and  Ersetzung  haben  sollen? 

Sollte  er  nicht  begehren,  dass  Unsemtwegen  Unsere  Abgesandte 
sich  zuerst  erkläreten,  sondern  so  balde  anfinge  und,  was  albereit  vor 
diesem  entweder  von  Podolien  und  der  Ukraine,  dann  denen  vier  vor- 
nehmsten und  an  EinkHnften  und  Landen  reichesten  und  besten  Woy- 
wodschaften  in  Grosspolen  auf  die  Bahn  kommen  und  Uns  angeboten 
worden,  nochmals  anböte:  so  werden  Unsere  Abgesandten  ihme  re- 
monatriren,  dass  Wir  der  Güte  wegen  wol  nichts  diflieultiren  wfirden, 
allein  wäre  es  damit  ein  ganz  ungewisses  Werk,  und  könnte  es  ge- 
schehen, dass  es  sobald  die  Polen,  als  1.  Haj.  behaupteten;  Wir  wür- 
den auch  dabei  keine  Ruhe  oder  Sicherheit  habeu,  sondern  mit  Ge- 
walt und  Hazard  aller  Unserer  anderer  Länder  raanuteniren  müssen, 
da  es  dahin  stünde,  wie  die  Sache  ablaufe,  zumal  was  Podolien  und 
die  Ukraine  anbelanget,  dabei  Wir  ftlr  Uns  gar  keine  Sicherheit,  noch 
den  geringsten  Vortheil  sehen.  Würde  Uns  aber  von  I.  Maj.  einige 
Sicherheit  vorgeschlagen,  wollten  Wir  Uns  darauf  erklären. 

Oafem  nun  von  ihnen  Vorschläge  begehret  würden,  so  haben  sie, 
doch  mit  Bedingung,  zu  remonstriren : 

1)  dass  diese  Conjunction  tHr  sich  gefährlich; 

3)  Wir  mit  derselben  alle  Unsere  Mittel  und  aller  Unserer  Lande 
Vermögen  engagireten; 

3)  dass  Wir,  die  Wir  keinen  offentliehen  Feind  hätten.  Uns  alle 
vorerzfthlte  Feinde  über  den  Hals  zOgen; 

4)  dass  Wir  dnroh  diese  Conjunction  Uns  aller  der  Schweden 
Actionen  theilbaftig  macheten; 

5)  dass  Wir  bloss  aus  Frenndschafl  gegen  I.  H^.  diejenigen  als 
Feinde  tractireten,  welche  Uns  doch  zur  Feindschaft  keine  genügsame 
Ursache  gegeben;  und  dass,  wann  Uns  gleich  Ursach  gegeben,  Wir 
dennoch  schuldig,  zuforderst  die  Güte  {anzuwenden]  und  für  die  Offen» 
Satisfaction  zu  begehren; 

6)  weil,  wann  Wir  ftlr  Uns  stehen  und  Uns  des  Werks  nicht  an- 
nehmen, viel  ehender,  menschlicher  Weise,  ein  Friede  und  Vertrag  zu 
hoffen ; 


^düvGoot^lc 


iDatrnctioD  zur  Verbandlaog  über  die  OotijaDction.  579 

1}  weil  durch  diese  Conjunction  der  Friede  im  heiligen  RQmiBcfaen 
Beicb  könnte  gestöret  und  so  viel  hundert  tausend  Seelen  ins  Elend 
und  TrQbsal  geaetzet,  auch  ohn  Zweifel  die  ETangeliBchen  selbst  da- 
bei Verfolgung  und  Abgang  ihres  geistlichen  und  zeitlichen  Vermögens 
leiden  mfichten. 

Wurden  Uns  dahero  weder  I.  Maj.  noch  jemandes  anders  ver- 
denken, wann  Wir  Uns  bei  so  einem  grossen  Werk  wol  fBreehen; 
Ibro  Haj.  würden  es  für  billig  halten,  wantf  Wir  nachfolgende  Puncta 
nir  Uns  bedingeten: 

1)  die  Souverainität  Über  Unser' Henogthum  Preussen,  und  dass 
also  alle  diejenigen  Puncta  fallen  und  aufhören,  welche  der  Sonre- 
rainität  In  den  vorigen  Paotis  zuwider; 

2)  dass  I.  M.  f^r  sich  und  dero  Successores  demjenigen  Rechte, 
welches  das  Pfälzische  Haus  ZweibrUcken  an  die  Jnlichische,  Clevische 
und  zugehörige  Lande  bishero  praetendiret  oder  sie  sich  angebracht, 
renunciiren  und  sieh  dess^ben  in  Ewigkeit  begeben;  darzu  auch  des 
ganzen  Hauses  ZweybrQck  zu  Recht  beständige  Renunoiation  mit  ein- 
schaffen, und  sieh  solcher  SuceesBionssache  hinfflro  anderer  Gestalt 
nicht,  als  zu  Unserm  Besten,  annehmen.    Darbenebenst 

3)  Uns  auch  zu  jetzt  erwähnter  Landen  vollkommenem  und  ruhi- 
gem wirklichen  Besitz  mit  dem  ehesten  verhelfen  und  dabei  zugleich 
wider  jedennänniglich  manuteniren,  deswegen  aber  weder  itzo,  als 
ins  künftige  an  Uns  oder  Unsere  Successores,  Nachkommen,  oder  an- 
dere Erben  einiger  Aufwendung,  Schadens  oder  Kosten  halber  icbtwas 
praetendiren. 

I.  Oradus.  Bei  dem  Ersten  sollen  sie  fest  bestehen  nnd  davon 
nieht  abweichen,  endlich  aber  so  viel  nachgeben,  dass  zwar  die  Son- 
veraiBität  bei  Uns  verbleiben,  nach  Unserm  nnd  Unserer  Vettern  der 
Hargr^afen  zu  Anspach  und  Culmbach  und  aller  männiglichen  ehe- 
lichen Nachkommen  Absterben  aber  das  Herzogthum  Preussen  an  die 
Könige  nnd  Königreich  Schweden  kommen  solle. 

II.  Oradus.  Wir  wollten  zwar  das  Herzogthum  von  Schweden 
recognosciren,  doch  ohne  Eid  und  nur  ex  foedere  et  tanquam  ex  pacto 
confratemitatis ,  doch  dass  Unsere  Vettern  die  Succession  mit  hlltten. 
III.  Gradus.  Sollte  es  aber  ja  endlich  bei  dem  Pacto  Vasallagii 
Terbleiben,  dass  doch  Unsere  Vettern  in  die  gesammte  Hand  mitge- 
nommen, die  participatio  der  Licenten  aufhören,  und  Wir  zum  wirk- 
lichen Lcheneid  nicht  verbunden,  sondern  nur  einen  Revers  geben 
dürfen.  Sollte  es '  aber  wegen  Unserer  Vettern  nicht  zu  erhalten  sein, 
lasaen  Wir  geschclion,  dass  es  hierin  bei  den  getroffenen  Punkten  verbleibe. 

37* 
i:q,t7r.d  ,.Goo<:^lc 


580  '^'-    I'""  Marieabarger  Bandnias. 

Bei  dem  andern  and  dritten  Punct  aber  haben  sie  za  bestehen 
und  dieselbe,  tanquam  conditiones  sine  quibus  non,  zu  halten,  wie  sie 


Und  soll  das  Foedus  in  folgenden  Punclen  bestehen: 

1)  Soll  dasselbe  reale  sein  und  auf  alle  l'nserc  Lande  und  deren 

Interesse  gerichtet  werden; 

3)  ftlr  diesmal  aber  nicht  länger,  ata  auf  acht  Jahr  geschlossen 

werden  und  länger  kein  Theil  binden,  es  werde  denn  dasselbe  durch 

beiderlei  Belieben  prorogiret  und  verlängert. 

3)  Diese  BUndniss  soll  zu  beider  Theile  Besten  und  Sicherheit  und 
wider  diejenigen  gerichtet  sein,  welche  I.  M^J.  oder  aber  Uns  und 
Unsere  Lande  des  polnischen  Wesens,  oder  Urs  der  Jolichischen 
Sueccssion  halber  angreifen  und  beziehen  worden. 

4)  Zu  solchem  Ende  wollen  Wir  in  Waffen  stehen  bleiben  und 
Uns  mit  I.  Maj.  mit  einer  guten  Arm^e,  so  stark  Wir  sehen  werden, 
dass  es  Unser  Eriegs-Estat  zulasset,  nebenst  aller  Zubehdrunge,  con- 
jungireu,  von  welcher  Conjunetion  unten  mit  mehrem  geredet  wird. 

5)  Damit  Wir  auch  Uns  und  Unsere  Lande,  welche  durch  diese 
Unsere  Armatur  ziemlich  erschöpfet,  in  etwas  wieder  erholen  und  desto 
bass  hemachmals  bei  dem  Publico  das  Unserige  tliun  mögen,  so  wer- 
den I.  Maj.  Uns  so  halde  ganz  Gross- Polen,  das  ist;  alle  Woyewod- 
sehaften,  welche  ihr  Tribunal  zu  Peterkow  haben,  (ausser  denen 
prcussischen  und  pommcrellischen)  erb-  und  eigenthOnilich  ohne  einige 
RecognitioD  und  absolute  fitergeben  und  Uns  in  deren  ruhige  Possession 
setzen. 

6)  Wann  einem  Theil  ins  künftige  dieses  Bundes  und  der  darinnen 
begriffenen  Landen  lialber,  als  da  ist  Unser  Herzogthum  Preussen  und 
alle  andere  Unsere  im  RömiBchen  Reiche  gelegene,  au  schwedischer 
Seiten  aber  das  Königl.  Preussen  und  der  gleichfalls  im  Reich  gelegenen 
Lande  halber  einige  Gefahr  zustehen  sollte,  so  soll 

7)  das  andere  Theil  auf  vorhergegangene  Notification  verbunden 
sein,  aufs  schleunigste  und  ufs  längste  innerhalb  drei  Monat,  von  Zeit 
der  Notification  an  zu  rechnen,  deme  in  Gefahr  stehendem  Theile  tu 
Hülfe  kommen. 

8)  Die  Hälfe  aber  an  sich  selbst  soll  darinnen  bestehen,  dass  Wir 
aufs  wenigste  8000,  die  Schweden  aber  aufs  wenigste  12000  Mann  zu 
schicken  verbunden  sein;  es  wäre  dann,  dass  das  beleidigte  Theil  ein 
wenigers  begehrete. 

9)  Diejenigen  Soldaten  aber,  welche  einem  oder  dem  andern  Theile 
zu  Hülfe  gesendet  werden,  soll  derjenige,   welcher  sie  schicket,  auf 

i:q,t7r.d   .*^-.00<^IC 


loBtrnctioo  zur  Verhandlang  über  die  Conjanction.  581 

Boine  eigene  Unkosten  werben  und  unterhalten;  sobald  sie  aber  in 
dessen  Lande,  welchem  sie  zur  HUIfe  kommen,  anlangen,  sollen  sie 
dergestalt  verpfleget  werden,  wie  bisanhero  in  tentschem  Kriege  die 
teutachen  Regimenter  und  Soldaten,  sowol  uf  schwedischer  Seiten,  als 
Unser»  Orts  tractiret  und  verpfleget  worden. 

10)  Wann  er  aucli,  deme  sie  zugeschicket,  derselben  nicht  mehr 
bedOrflig,  sollen  sie  so  balde  wieder  abzumarchiren  schuldig  sein,  doch 
mit  nothdOrftigem  Unterhalt  bis  an  die  nSheste  Grenze  dessen,  der 
sie  geschicket  hat,  versehen  werden. 

11)  Und  soll  auch  niemand  dieser  Hülfe  halber,  welche  eiu  Thcil 
dem  andern  ins  künftige  vermöge  dieser  BOndniss  thnn  werde,  Macht 
haben  oder  befugt  sein,  einige  Satisfaction  von  dem  andern  zu  fordern 
oder  zu  begehren.  Es  hat  aber  dieser  Punct  nichts  mit  gegenwärtiger 
Conjunction  zu  thnn. 

12)  Wir  wollen  aber  in  diese  BUndniss  ausdrDeklich  mit  einge- 
schlossen und  begriff'en  haben  das  heilige  Römische  Reich,  die  K5- 
mische  Eais.  Maj.,  wie  auch  alle  Unsere  Alliirtc,  gcstalt  es  zu  niemands 
OflTension,  sondern  bloss  zur  Defension,  wie  oben  erwähnet,  angesehen. 

13)  Kein  Theil  soll  ins  künftige  Macht  haben,  ohne  ded  andern 
Vorwissen  und  ausdrackliche  Einwilligung  Friede,  Stillstand,  oder 
andere  dieser  aufgerichteten  BQndniss  und  Verti'age  zuwiderlaufende 
Pacta  zu  machen  oder  einzugehen. 

14)  Sollte  aber  ein  Friede  geschlossen  [werden],  oder  sonsten  des 
Krieges  nicht  mehr  bedürfen,  so  behalt  jedes  Theil  seine  Armöe  fUr 
sich,  doch  dass  bei  dem  Friedensvertrage  ein  Theil  des  andern  Bestes 
suche  und  befordere  und  sich  allerseits  die  Gontentirung  und  Satis- 
faction der  Soldatesque  mit  allem  Ernst  angelegen  sein  lassen. 

15)  Bei  dieser  itzigen  gegenwärtigen  Conjunction  aber,  welcher 
oben  im  4.  Ärticul  gedacht,  haben  sie  nachfolgende  Gonditiones  zu 
bedingen : 

16)  1.  Dass  I.  Maj.  so  balde  für  Unsere  Arm^e  so  viel  mriglicb 
dergleichen  Quartiere  assigniren,  daraus  nicht  nur  die  wirklich  vor- 
handene Volker  unterhalten,  sondern  auch  die  Regimenter  cnmplctiret, 
neue  Recrniten  gemachet,  auch  die  Nothwendigkeit  an  Ammunition 
und  andern  Znbehörungen  angcschaffet  werden  könne. 

17)  3.  Diese  assignirte  Quartiere  sollen  auch  nicht  am  allzuge- 
fährlichen Orte  sein, 

18)  3.  In  diesen  Quartieren,  wegen  derselben  Austhcilung,  Aug- 
schreibung der  GoDtribotionen  ■  und  allem  andern,  bleibt  die  Dircction 
Sr.  Gh.  D.  oder  dero  Oevollm&cbtigten. 


A-iOOt^lc 


5^2  ^^^-    ^"^  MHieuburger  BÜDdaisa. 

19)  4.  Unsere  Artuse  soll  so  lange  ä  part  und  separat  in  denen 
assignirten  Quai-tieren  verbleiben,  so  lange  kein  Feind  vorhanden; 
sobald  aber  die  Notlidurft  erfordert,  soll  Unsere  Armäe,  vermöge  der 
itzt  getroffenen  Conjunction,  verbunden  und  schuldig  sein,  wider  den- 
selben mit  zu  gehen  und  sich  mit  der  schwedischen  zu  conjungiren, 
oder  k  part  zu  agiren,  nachdem  solches  im  Kriegsratb,  pro  ratione 
Status  bellici,  von  beiden  Theilen  wird  gut  gefunden  werden. 

20)  5.  Die  Garnisonen  sollen  aus  denen  Oertem  unterhalten  wer- 
den, in  welchen  sie  liegen;  sollten  aber  die  Orte  dazu  nicht  sufficient 
sein,  sollen  die  benaebbarten  zu  UUlfe  genommen  werden,  und  auf 
gleiche  Weise  wäre  es  auch  zu  halten,  wann  etwas  in  denen  besatzten 
Orten  zu  hauen  oder  zu  bessern. 

21)  6.  So  ofte  vermöge  aufgericliteter  Cunjuncüon  die  Goiyunction 
der  Armeen  nöthig  befunden  wird,  soll  solches  vorhero  mit  Uns  oder 
mit  denen  von  Uns  GevoUmSchtigten  in  Rath  gestellet,  und  was  als- 
dann von  beiden  Theilen  gut  befunden  und  geschlossen  wird,  ohne 
Säumniss  ine  Werk  gerichtet  werden. 

22)  7.  Bei  geschehener  Conjunction  der  Armöen  bleibt  die  Di- 
rection  der  Actionen  I.  K.  M.,  doch  dass,  so  ofte  etwas  hauptsächliches 
fUrzunehmen,  solches  zuvorbero  mit  Uns,  oder  aber,  in  Unserer  Ab- 
weseoheit,  mit  Unserm  GevoUmäcbtigten  in  Rath  gestellet  und  aber- 
leget werde. 

23)  8.  Es  sollen  auch  denen  Schwediscben  die  Unserigen  in 
Treffen,  StUrmen,  Märchen,  Beuten,  Quartieren  und  allem  andern  gleich 
gehalten  und  melir  als  die  Schwediscben  nicht  fatigiret  werden.  Im 
llhrigen  aber  bleibt  denen  Sehwedischen  billig  der  Vorzug  und  die 
rechte  Hand  bei  ßataillen  und  sonsteo. 

24)  9.  Der  Unterhalt  für  beide  conjungirte  Corpora  wird  aus 
denen  Quartieren,  in  welchen  sie  stehen,  genommen;  die  andern  Quar- 
tiere aber,  so  etwas  daraus  gezogen  werden  kann,  zu  Contentinrng 
der  Soldatesque  und  andern  nütbigen  Aufwendungen  angewendet.  Soll- 
ten die  Quartiere  niiniret  sein  und  andere  gesuchet  werden  mUseen, 
muas  darinnen  fUr  beide  Armeen  nach  Proportion  Gleichheit  gehalten 
werden. 

25)  10.5  Wie  Wir  mit  Unserer  Armee,  also  sollen  auch  I.  K.  M. 
gehalten  sein,  mit  dero  Arm^e  uf  den  Nothfall  sich  mit  Unserer  zu 
conjungiren. 

26)  11.  Obgleich  I.  K.  M.  bei  geschehener  Conjunction  das  Di- 
rectorium  allemal  verbleibet,  so  behalten  Wir  doch  die  absolute  Gewalt 
aber  Unsere  Armine,  Unsere  Generalen  und  Offlcirer,  entweder  zo  be- 


iDStntctioo  snr  Vetbaudlung  über  dio  ConjuDction.  533 

halten,  oder  zu  caseiren,  und  ao  deren  Stelle  Deuc  zu  setzen;  Unsere 
Armäe  zu  bezahlen,  die  Verbrecher  zu  bestrafen  und  sonsten  alles, 
was  darinnen  begriffen  und  darzu  gehöret,  anzuordnen;  oder  aber 
solches  alles  venicliten  in  Unsenn  Namen  Unsere  Gevollmächtigte. 
Und  sollen  auch  die  Ordreo  allemal  an  Unsere  Generalen  er£:ehen  und 
TOD  denselben  herwieder  an  Unsere  Völker  ausgegeben  werden. 

27)  12.  Wann  ohne  persönlichem  Beisein  I.  K.  M.  und  Unser  eine 
Conjunction  geschiehet,  soll  derjenige  das  Commando  haben,  welcher 
die  vornehmste  Charge  bedienet;  wären  sie  aber  in  Chargen  einander 
gleich,  80  soll  das  Commando  dem  Königlichen  zukommen;  doch  dass 
ein  jedweder  ober  seines  Herren  Völker  die  Direction  und  Jurisdiction 
in  allem  andern  behalte,  ausser  denen  Attaquen,  Schlachten  and  an- 
deren Desseins,  welche  der  Königliche,  doch  mit  vorgehabtem  Rath 
Unserer  Generalen  und  Officiren  von  beiden  Arm^n,  anzuordnen  hat 

28)  13.  Kein  Theil  soll  dem  andern  durch  Märchen  oder  auf 
einige  andere  Wege  die  Quartiere  verderben  oder  ruiniren;  erforderte 
aber  die  Noth  einen  Durchmarsch,  soll  ein  Theil  dem  andern  solchen 
unweigerlich  zn  verttatten  schuldig  sein. 

29)  14.  Dafem  auch  einer  dem  andern  in  seinem  eigenen  I^ande 
Suceare  zuschieben  mttsste,  bleibt  die  Direction  demjenigen,  welchem 
das  Land  zostehet.  Doch  wollen  Wir  weder  den  in  foedere  vorher 
genannten,  noch  auch  sonsten  einigen  andern  äuccurs  in  Schweden, 
Livland,  oder  andern  angrenzenden  Orten,  welche  bei  itzigem  Kriege 
nicht  occupiret  B«n,  zu  schicken,  vielweniger  Uns  deswegen  zu  con- 
juogiren  verbunden  sein. 

30)  15.  Die  Siehende  [fliegende?]  Armeen,  welche  von  beiden 
Theilen  gehalten  werden,  sollen  allemal  aaf  I.  K.  M.  oder  Unser  Be- 
gehren schuldig  sein,  zu  conjungiren,  oder  der  Ordre  nach  Diversiones 
zu  machen;  es  wäre  dann,  dass  sie  solchergestalt  engagiret,  dass  sie 
eich  ohne  Schaden  und  merkliche  Gefahr  nicht  conjungiren  könnten. 

31)  16.  Die  Conquesten,  welche  bei  währender  jetziger  Con- 
junction von  einem  oder  andern  Tlieil  acquiriret  werden  möchten, 
sollen  nach  Proportion  der  Force  unter  I.  K.  M.  und  Uns  getbeilet 
werden;  doch  dass  darinnen  an  Situation,  Güte  des  Landes,  Stärke 
derer  darinnen  liegenden  Städte  und  Plätze  und  sonsten  in  allem 
Gleichheit  gehalten  werde,  es  geschehen  dieselben  in  Polen  oder  an- 
derswo. 

32)  17.  Wann  ein  vornehmer  Ort  belagert  und  eingenommen 
wird,  soll  derselbe  von  der  Partei  besetzet  werden,  in  wessen  Quartier 
er  gelegen. 


^aovGoOt^lc 


534  '"■     ^'^  Harienbnrget  Bünduisj. 

33)  18.  Wann  ein  Land  oder  Stadt  die  Quartiere  redimiret  oder 
Brandscliatziing  giebt,  oder  auch  ein  Ort,  so  eingenommen  wird,  fUr 
die  Plünderung,  oder  sonsten  KriegRgchrauch  nach,  etwas  geben  muss, 
soll  dnrinncD  zwisclicn  beiden  Theilen  und  dcro  Generalspersooen  nach 
Proportion  der  Aimöc  Glciclilieit  gehalten  werden.  Agircn  sie  aber 
k  part,  80  beljalten  die  Geiieralcs  ein  jedweder  dasjenige,  was  er  be- 
kommet, und  bleibet  der  31.  Articul  der  Conquesten  halber  für  sich 
und  in  seinen  Würden. 

34)  19,  Wann  die  ArnnSen  von  einander  sein,  so  bleiben'dio 
Gefangenen,  sie  sein  wes  Standes  oder  Condition,  auch  einem  jedweden 
Theile  absonderlich.  Haben  sie  sich  aber  conjungiret,  so  bleibet  es  der 
übrigen' Gefangenen  halber  auf  eben  die  Weise;  die  GeneralsperBonen 
aber  bleiben  in  gemein,  und  wird  auch,  wann  einer  von  denen  Gene- 
ralen, indem  die  Armeen  bei  einander  sein,  in  einer  Oecaaion  sollte 
gefangen  werden,  ein  dergleichen  gefangener  General  von  beiden 
Tbeilen  nach  Proportion  wieder  ranzioniret,  wie  man  sich  deswegen 
am  besten  wird  vergleichen  können. 

36)  20.  In  summa,  von  allen  Vortheilen  und  Einkommen,  sie 
haben  Namen  wie  sie  wollen,  ob  deren  hierinnen  gleich  nicht  gedacht 
ist,  soll  zwischen  I.  Maj.  und  Uns,  dann  auch  beiderseits  Armeen  uad 
Soldatesqne,  durchgehende  Gleichheit  gehalten  werden. 

Sollte  bei  einem  oder  dem  andern  Funet  ein  Zweifel  fBrfallen, 
haben  sie  solches  an  Uns  cito  untertliAni^st  zu  berichten  und  Unsere 
eigentliche  Meinung  darüber  zu  gewarten;  sonsten  aber  bei  allem  dem 
vorgeschriebenen  steif  und  feste  zu  verharren  und  davon  keineswcges 
abzuweichen. 

Dieses  werden  Unsere  Gesandten  noch  zu  beobachten  haben:  wann 
ratione  dieser  Conjunction  zwischen  dem  Könige  und  Uns,  oder  aber 
sonsten  zwischen  den  hohen  Oflicirem  einige  Streitigkeit  entstehen 
sollte,  wie  dieselben  beigeleget  werden  können. 

Dergleichen  können  sie  tlberlcgen,  wie  der  Friede  im  Römischen 
Reich  erhalten,  alle  Jalousien,  so  aus  dieser  Conjunction  entstehen 
können,  mflnniglich  benommen,  und  die  Execution  des  Osnahrtlgischen 
und  Mönsterischen  Friedensschlusses  im  Reiche  liefördert  werden  möge, 
wie  nicht  weniger,  wie  die  Freundschaft  und  das  Vertrauen  mit  den 
General-Staaten  erhalten,  und  der  punctus  commerciorum  recht  einge- 
richtet werde;  darzuWir  Uns  als  Mediator  mit  ihnen  erbieten  than. 


^aovGoOt^lc 


iDBlracUon  zur  Vorliitadliing  ül'er  dio  CoDJUDclioD.  i385 

Ineti-uetioii  k  part.     Dat.  KiJiiigsberg  2.  Mai  1656. 

[Nnhire  ^ngnbeu.    Grenzen  der  genÜDBchteo  Satieractiou  io  Polen.    Sechs  wei- 
tere Forderangeo.    GegenverBprechuDgen  dee  EurfiirBteD.    VerabredaDgea  wegen 
der  kalholi scheu  Anschläge  im  Reich.] 

E^  Tvird  absonderlich  nöthi^  sein,  mit  allem  Flciss  zu  penetrirco,  2-  Mai. 
woliin  des  Königs  rechte  und  grandliche  Intention  sowohl  im  regard 
von  Polen,  als  des  Römischen  Reichs  und  des  Moscoviters  g:erichtet 
sei,  auch  wie  ca  mit  der  Königl,  Armöe  und  denen  Alliirtcn,  auf  die 
Bie  sich  verlassen,  bestehe;  woi-nach  die  Gesandten  ihre  Propositiones 
za  richten,  und  wie  es  der  Zustand  der  Sachen  erfordert,  meanagiren, 
auch  ihrer  DexleritAt  nacb,  hart  oder  gelinde,  eine  und  die  andere 
Materie  zu  tractiren  haben. 

Absonderlieh  aber  mUssen  sie  sich  alle  consilia  pacis  und  die 
Beförderung  derselbigen  besterniaaasen  befohlen  sein  lassen.  Wann 
aber  nichts  verfangen  sollte,  mögen  sie  sieh  wol  erklären,  dass  Wir 
ungeacht  grosser  Gefahr,  die  Uns  auf  allen  Seiten  drfiuet,  dennoch, 
um  die  GemBther  desto  eher  zu  friedlichen  Gedanken  zu  bringen, 
welches  Unser  einiger  Zweck  ist,  und  in  Betrachtung  des  Zustands  des 
Evangelischen  Wesens  und  der  Macht,  die  sich  zu  dessen  Ruin  em- 
pöret, Uns  mit  I.  Maj.  näher  zusammensetzen  und  vor  eineu  Mann 
stehen  wollen,  wann  Sie  Uns 

1)  mit  einer  bequemen  Satisfaetioa  an  Land  und  Leuten  willfahren; 
und')  wollen  Wir  Uns  mit  dem  Stack  von  Grosspolen,  welches  sich 
von  Crossen  bis  an  Warsaw  und  wieder  bis  an  Neidenburg  oder  Ort- 
telsburg  erstrecket,  damit  Wir  eine  Uneam  communicationis  zwischen 
Unscrn  märkischen  und  prenssischen  Ländern  haben  können,  conten- 
tircn.  Sollte  auch  eine  ansehnliche  und  Uns  wohlgelegene  Satisfaction 
können  erhalten  werden,  so  wollten  Wir  Uns  zu  der  Auswechselung 
ein  Paar  Aemter,  die  ihnen  gelogen  sind,  bequemen,  als  nämlich  Ma- 
rienwerder und  Riessenburg; 

2)  wann  Sie  Uns  des  Eids  bei  der  Investitur  entlassen  und  sich 
mit  einem  Revcrsal  eontentiren; 

3)  wann  Sie  auf  die  Succession  der  Jlllischen  Länder  renonciren 
und  Uns  zu  denen  zu  verhelfen  versprechen; 

4)  wann  Sie  die  Praetensiou  auf  die  Licenten  in  Unsern  Häfen 
gegen  Assistenz  vor  Danzig  falten  lassen; 

5)  wann  Sie  Uns  hintUro  keinerlei  Weise  wegen  der  1600  Mann, 
wegen  der  Exulanten,  wegen  des  Bischofs  von  Ermeland  nicht  zu 
graviren  rersicliem; 

■)  Der  Dkchrolgeode  Pusdb  von  dem  KorfiirsteD  eigenhändig  geschrieben. 

i:a,t--r.d    .*^nOO»^lc 


586  ^'^'    ^^  MatieubnrgtJT  Büadniss. 

6)  wann  Sie  in  UnBern  vorigen  postnlatis,  als  wegen  privationis 
feudi,  wogen  der  Tutel,  wegen  des  Postwesena  und  Dilucidatioo  des 
§7.  Factomm  favorisiren; 

7)  wann  Sie  sich  mit  Holland  ehestes  vergleichen,  und  zwar  nicht 
andere  als  durch  Unsere  Interposition. 

Hingegen  wollen  Wir  mit  Unser  Arm^e  Ihre  Desseins  ausfahren 
helfen  und  an  einem  von  Ihrer  Arm^e  separirten  Ort,  da  nur  Lebens- 
mittel sind,  zu  agiren  anfangen. 

Auch  wird'  nüthig  sein,  von  dem  Zustand  des  Köm.  Reichs  mit 
I.  Maj.'oder  dem  Reichscanzler  zu  conferiren  und  derer  Meinung  zu 
erforschen,  wie  nämlich  der  Katholischen  Anschläge  zn  divertiren  und 
ihren  Machinationen  vorzukommen  wäre;  auch  wie  man  ferner  mit 
Nachdruck  auf  die  Execution  des  Friedenschluss  dringen,  und  wann 
die  Katholischen  einige  Diversion  im  Reich  machen  wollten,  man  ihnen 
begegnen  soll. 

P.  S.')  Wcill  ich  Wegen  des  Muskovittiscben  gcsantten  verhin- 
dert worden  bin,  Als  hab  ich  dieses  durch  Mona.  Dobcrsinsky 
schreiben  lassen. 


Waldeck  au  den  KnrfUrsten.   Dat  Brandenburg  1.  Mai  1656. 
(Conc.  Arols.  Arch.) 

[Gut«  Zuversicht-  Der  moBCowitiache  GeiiiDdte.  OebeiiiiDisB.  Verhandlnag  mit 
KöDigaberg.    Bitte  um  eia  GDadeDgesohenk.] 

Gott  wird  mir  beistehen,  daes  E.  Ch.  D.  Nutzen  so  bandgreiäich 
befördern  werde,  dass  viele  beschämet  sein  sollen.  Ich  will  hoffen, 
die  Schweden  werden  ihr  Interesse  besser  als  zuvor  erkennen. 

Unterdessen  wollen  E.  Ch.  D.  sich  gn.  belieben  lassen,  den  Hos- 
cowiter  mit  Caresseu  und  guten  Tractamenten  aufzuhalten;  keinen  Rath 
fiber  diese  Sachen,  bis  Sie  hören,  wie  es  zu  Frauenbur^  abgangen, 
halten,  und  inmittels  durch  Hoverbeck  vernehmen  lassen,  wag  vor 
Conditionen  des  Friedens  die  Polen  eingehen  wollen.  £.  Ch.  D.  aber 
wollen  sich  nicht  merken  lassen,  was  Ihr  eigentlicher  latent  — 

Meine  Briefe  wollen  E.  Ch.  D.  doch  an  Mr.  Dobrczenski  geben 
und  durch  ihn  beantworten  lassen. 

nringende  Ermahnniig  zur  Anlegung  von  Magaziueu ;  die  Stadt  EänigG- 
berg  neigt  Bioh  jetzt  willfabriger  und  will  gewisEe  Bewilligungeii  machen. 

Wenn  auch  ohne  £.  Ch.  D.  Schaden  Sie  mir  bei  solcher  Gele- 
genheit eine  Gnade  Ihun  und,  weil  mir  jetzt  viel  drauf  gehet,  ein  paar 

')  Vom  Eurrüraten  eigeobSodig. 


^aovGoOt^lc 


Der  Kurfiiret  UDd  Waldeck.    Begion  der  VerhuidluDg.  587 

tauBeud  Dueaten  darüber  von  ilinea  begehren  nnd  micli  damit  begna- 
digen wollen,  wttrde  ea  vor  eine  groase  Gnade  erkennen.') 


Der  Knrfllrst  an  Waldeck.     Dat.  Köuigaberg  2.  Mai  1656. 
(Eigeuh.  Arole.  Arch.^) 

[OeberaituduQg  der  Inetmctiou.    UDzuvei-läeaige  StimmuDg  iu  KöoigBberg.    Feat- 
batteo  BD  dca  Forderungen.) 

Lieber  Herr  Graif,  hiebey  habt  Ihrj  die  nehbon^  instruction  zu  2.  Mai. 
empfangen,  wie  auch  ein  Schreiben  auB  Churlandt,  Wollet  euch  des 
zustandes  woll  erkundigen  und  mir  von  allem  bcricht  thun.  Ein 
Schreiben,  so  der  Konig  Cassemier  ahn  die  Ober  Rabtte  getlian,  ist 
mir  Ton  Reichs  Cantzler  geschickt  worden.  Ihr  wollet  anhalten,  ob 
noch  mehr  deren  vorhanden  werea,  so  wolte  ich  mir  dieselbe  woll  zu 
nutze  machen,  undt  aihett  man  hierauss,  wie  die  Preussen  gcsiuaet 
sein.  Derwegen  muss  man  sich  desto  besser  in  acht  nehmen.  Die 
Statt  Kneiphoff  hatt  bewilliget  das  fordt  ahm  Plegell  zu  legen,  bitten 
nur,  das  die  anff  der  alt  Stettisehen  aeitten  ettwae  möge  gemacht  wer- 
den, welches  auch  geschehen  soll. 

Hiemitt'thu  ich  Ihn  Gottlicher  Bewahrung  empfcllen  undt  ver- 
bleibe alzeitt  —  des  Herrn  Graffen  —  guttwilliger  freundt 

Friderich  Wilhelm  Churf. 

P.  S.  Auf  gross  Pollen  uehbenBt  dem  ganzen  tribonall,  so  dahin 
gehörig,  hatt  der  Herr  Graff  hardt  zu  bestehen,  ausser  die  Preussisclicn 
uodt  Pommerelliscben  Woiwodtschaften ,  undt  wen  das  nicht  gehen 
mochte,  aledan  der  nehben  instruction  in  allen  nachkommen. 


Waldeck   und  Platen  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Frauenburg 
3.  Mai  1656. 

[Ankunft.  MilUänacher  Stand  der  Dinge.] 
Gestera  hier  angelangt  nnd  vom  Reichskanzler  gebührend  emprangen,  3.  Mai. 
Der  König,  erzählt  dieser,  stehe  in  gutem  Zastand  bei  Thoru,  Witten- 
berg mit  einem  Corps  bei  Warschan;  der  König  werde  wahrsrhclniieh  nach 
Pommerellen  gegen  Cz&rneckt  gehen  nnd  dort  zngicich  die  ans  Deutschland 
kommenden  Trappen  an  sieb  ziehen ;  die  Rnssen  seien  nicht  sehr  zn  lürchteu; 
die  kaiserliche  Armee  stehe  eist  in  Böhmen  nnd  noch  nicht  in  Schlesien; 
die  Niederlander  würden  in  der  Zollfrage  zufrieden  gestellt  werden  —  „wenn 

■)  Ein  Bescheid  anf  dieses  Qeanch  liegt  in  den  orhalteDen  Acten  nicht  vor. 
>>  In  der  Bechtschreibung  des  Originala, 


A-nOO»^lc 


5g^  III.     Doa  Marieiibarf!»  Biindaiss. 

E.  Cb.  D.  diese  Seite  noch  Podlaschcn  nnd  Masuren  mit  dcro  Armee  frei 
iiiellen,  nrhtcteri  sie  das  übrige  nicht"  —  liurz,  es  wäre  Zeit,  sieh  jetzt 
ernstlich  zasammenzuthnti. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.     Dat.  Franenburg  3.  Mai  1656. 
(Arols.  Arch.'} 

IKrate  Btudriicke.  Streifzug  der  Dauziger.  Dobrczenski  im  Oehvimtiisa.] 
Die  Friedensvorseliläge  kommen  dem  Keichscanzler  fremd  vor  . . . 
die  Communication  mit  Polen  und  Annehmung  der  Gesandtschaften, 
sagt  er,  komme  dem  König  in  Scliwedcn  suspect  vor,  es  gehe  grosse 
Ombrage.  Heut  wollen  wir  nur  von  Frieden  reden,  morgen  aber  wer- 
den wir  von  der  Gonjunction  reden.  — 

Die  Dan'i.iger  haben  eine  Bravade  für  Dirschau  g;emacht,  aber 
200  Reiter  in  Stich  gelassen. 

K.  Ch.  D.  Idssen  doch  niemand    anders   als    Mr.  Dohrczcnskt 
meine  Briefe  sehen,  folgen  Ihrer  Resolution  und  glauben,  dass  ich  etc. 


Waldeck  nnd  Platen   an   den   KurfUrsten.     Dat.  Franenburg 
3.  Mai  1656.    Abends  um  10  Ut-. 

(BcgiaD  der  UulerlmadluDg.    Priedensvermiltelong  oder  CoDJuactioD      Rraadea- 
borgisclier  Voracblag.] 
3.  Mai.  Die  formelle  Vcrliimdlnnß  mit  dem  Reichskans-.ler  hat   noch  heute  be- 

(rnnnen.  Der  Kanzler  erklärt,  der  Kör'g  wünsche  eifrig  den  AbschlnsB 
gemäss  der  zu  Bartenstein  geuomiueuen  Abrede,  nnd  er  sei  dazu  ausreicliend 
bevollmächtigt. 

Waldeck  und  l'latcn  entgegnen,  es  sei  zu  bedaacin,  dass  mun  da- 
mals in  Bnrtenstein  die  Sache  n'eht  weiter  gebracht;  inzviseheo  habe  steh 
mnnchcs  verschlimmert;  die  Kosaken  and  Tartaren,  anf  die  man  damals  auf 
schwedischer  Seite  rechnete,  sind  Jetzt  zweifelhaft,  wohin  sie  sich  schlagen 
sollen;  von  den  Moscowitern  ist  jetzt  höchst  wahrscheinlich  die  Ruptur  zu 
erwarten  i  Sicbeubärgi-ns  ist  mnu  nicht  sicher,  ganz  Polen  ist  in  Aufstand 
and  die  eigene  Armee  geschwächt;  inzwischen  nähert  sich  die  kaiserliche 
.Vrnice  und  der  Papst  und  alle  Katholischen  stellen  sich  in  Waffen.  Der 
Kurfürst  müsse  daher  jetzt  mehr  als  je  sein  Hanptbemüheu  anf  die  Her- 
stellung des  Friedens  richten;  er  wolle  daher  seine  Armee  zusammenziehen 
und  inzwischen  eine  Gesandtschaft  an  König  Joh.  Casimir  schicken;  er 
lässt  bitten,  dass  Schweden  sciue  Friedenshediuguugeu  sagen  möge,  auf 
welche  hin  der  Kurfürst  vermitteln  soll. 

')  Neben  den  gemeinscbaftlichün  Relationen  gehen  die  perBÖnlichen  Berichte 
Waldecit's  her,  die  sich  theils  In  den  Originalen  in  Berlin,  theile  in  den  Uonceptea 
in  A reisen  vorfinden. 


A-nOO<^IC 


VerbaDdlang  in  Fraoenbarg.  589 

Der  KeichgtcaDxler  Bucbt  ihnen  diee  auszureden:  diese  Fricdcnsver- 
haudlungen  würden  jetzt  nur  den  Polen  zu  Oute  kommen;  iiuclt  sei  er 
dnfür  nicht  in^truivt,  Fondein  nnr  zu  Verhandtungcu  über  die  Conjnnction. 

Die  Brandenburger  halten  dagegen  die  grossen  Gefahren,  d'C  der 
Knrfiirst  mit  der  Conjunction  Eiih  auf  den  Ilals  zielien  würde:  dem  Moseo- 
witer  Gteht  dann  der  Weg  nach  Königsberg  offen;  der  Kaiser  und  alle  Ka- 
tlioliticheu  würden  eich  rühren,  und  es  Itftnu  dem  Kurlür«ten  Icitht  am  Rhein 
elnras  sehlimmcs  znstosseii. 

fi'ach  längerem  Iliu-  und  Ilerbniidcln,  wobei  der  Kanzler  immer  wieder 
^,"uf  die  Kolliwendigkeit  der  Coiijnnclion  zurüi'kkonmit,  maehen  die  Branden- 
bnrger  den  Vort;chlnp,  „dass  R,  Ch.  0.  Truppen  ziisanimongcKogen,  dieselbe 
gleichsam  mit  Votwissen  der  Polen  in  Masnu  oder  einem  anderu  Ort  über 
die  Orenze,  da  es  I.  Köu.  Mnj.  gut  fänden,  logiret,  keine  wirkliche  Feind- 
seligkeit als  geisen  die,  so  K.  Cti.  D.  feindlieh  tractiren  wollten,  fürgenomnicn 
und  endlii  h  da^s  E.  Cb.  D.  als  Mediator  dureli  eine  Abschirkung  in  l'ulcn 
ihnen  die  conditiones  pacis  . . .  fiirslctlon  otc.  . . .  würden". 

Der  Kanzler  crkbiit,  dies  zunächst  in  Uelicrlcguiig  ziehen  v.u  müssen. 
Weiter  gehen  die  Brandenburger  fiiv  diesmal  nirhl  heraus. 


Der  Kurfürst  an  Waldeck.     Dat.  de  Piilaw  ce  4  Maji  1656. 
(Arols.  Arcli.) 

(Die  KöniRin  von  Schweden  in  Pillau  orwarlot.   Anweiaung  für  die  Corrospondenji.J 

Mouflieur  le  Comte.  Cellccy  est  pour  vous  advertir  de  mon  arrivfie  4.  Uai. 
en  ce  lieii,  nö  j'attcnds  Sa  Maj'"  la  Itcine  de  Suede,  laquelle,  k  ce 
qu'on  dit,  scra  ioy  aiijourdbuy.')  Puisque  donc  on  nie  vient  d'asBciirer, 
(|u'E11e  pourroit  bien  s'arrcster  ie.y  un  couple  de  joura  pour  sc  rafrai- 
scliir,  et  que  je  suis  resnlu  de  ne  bouger  pas  d'icy  pcndant  son  p^- 
jour,  je  trouve  ä  propos  que,  lors  que  vous  aurez  quelque  cbose  ä  me 
inander,  vous  vous  serviez  de  la  route  la  plus  proebe,  qui  est  celle 
par  c»u,  laquelle  dans  six  lieures  ae  peut  acbever,  et  nr^criviez  cc 
que  vous  avez  ä  ^crire.    Je  suis  etc. 

Die  Vcrhandlungeu  scheinen  hier  einige  Tngc  gestockt  zu  haben,  da 
Wald  eck  schwer  erkrankte,  wie  Plalen  in  einem  besonderen  Brief  an  den 
KuriJrGfen  dat.  8.  Mai  meldet. 

■)  Vgl.  über  ihren  Rmpfung  durch  den  KarfürBlon  Pu  fendorf  Carol.  Gast. 
III.  {.  17. 


^aovGoOt^lc 


590  '"'    ^^  Harienbarger  Büttdniai. 

Der   Kurfürst   an  Waldeck.     Dat.  Königsberg  10.  Mai  1656. 
(Eigenh.  Arola.  Arch.') 

[Waldeck's  Erookheit.    Neue  liislmclioii.  Bi'inüliuiigeii  der  Moscowiler  und  PiiI«d 
um  dsD  Kurrürsten.     Gprahr  für  dia  Schweden  von  den  UOBCowitern.] 

10.  Mai,         Lieber  Herr  Graff  von  Waldcck,  Es  ist  mir  leidt  zu  yemehmen 

gcweesen,  dass  Ibr  wider  aufs  neue  eigefallen  [aic]  gewessen  Beidt, 
erfreue  mich  aber  danebben,  das  es  .Sich  wider  in  ettwas  gebessert  batt, 
Gott  wolle  Ihme  ferner  wider  aufhelffen,  welches  ich  bertzlich  wDosche, 
Doberainssky  wirdt  meine  entliche  erklei-ung  bringen*),  jedoch  muss' 
maa  itzo  sehen,  wer  die  besten  conditionen  geben  wirdt,  weil!  der 
MuBskowittischer  gesantter  itzo  bir  undt  vom  Zabren  TJell  verspriebt, 
wie  auch  der  rolnisebc,  also  haben  ja  die  Schweden  Ursache  Sieb 
solcher  gestaldt  bcrauss  zu  lassen,  daniitt  man  sehen  möge,  ob  ihnen 
ahn  meiner  freundtschaft  gelegen.  Er  wolle,  wen  er  zum  Eonige 
komme,  Ihn  ahn  seine  parolle  ermahnen,  den  wie  er  Sich  gegen  mich 
comportiren  wirdt,  daran  werden  Sich  andere  spigellen.  Mein  Schwager 
der  Hertzog  von  Churlandt  bat  die  Neutralitet  bey  Schweden  erhalten, 
die  Muekowitter  sein  sehr  auff  die  Schweden  verbittert,  ich  suche  mich 
zu  interponiren,  aber  es  will  nichts  verschlagen,  undt  werden  Sie  von 
den  Cattolischen  fUrnebmlicb  vom  Kayaer  dazu  animirtt.  Er  will  mitt 
700000  [sie]  Man  in  Licflandt  undt  Schweden  infallen,  vermeindt  das 
der  Kayser  dessgleichen  tbun  wttrde,  es  scbeindt  es  Sey  ein  aussge- 
arbeittes  Werk,  25000  Tarttern  sein  zum  Gasemtro  gestossen,  die  Co- 
saken  kommen  auch  dazu,  welches  gargcwiss.  Der  Herr  Graff  schicke 
mir  mitt  ehsten  Seine  Gedaueken  hierüber,  DobersinskyeD  hab  ich  alles 
was  gestern  undtbeutte  bey  der  conferentz  fUrgangen  zugestellt'),  Welcher 
von  allen  bericht  thun  wirdt,  hiemitt  Gott  befoUen  undt  verbleibe  etc. 

Nebeiiinstraction.    Dat  Königsberg  11.  Mai  1656.*) 

[BediDgDDg«D  für  die  CoDJUDctioo.     Die  SatiaractiooBpoDkte;  die  CarreipondeDS- 

linie.    Theiloabme  an  den  oeDen  ErobernngeD.    Event.  Hilfe  gegen  Daniig  be- 

Bonders  en  honoriren.     Daner  der  Alliance.    Punkte,  wo  nachzageben;  wo  in 

beharren.    Neutralität  mit  dem  Moscowiler.     Waldeob'e  Krankheit.] 

11.  Hai.         Es  haben  dieselbige  [Gesandte]  absonderlich  dabin  zu  sehen,  dass 

')  Id  der  Rechtscbreibnng  des  Origioate. 

))  Die  folgende  Nebeoinstmction  vom  11.  Uai. 

))  Das  Protokoll  über  die  Conferenc  mit  dem  rDSBiscbeii  Gesandteo  am  11,  Hai, 
welches  die  Hanptverbandlnng  enthält,  liegt  bei  den  Acten  (Arola.  Arch.);  b.  dss- 
Belbe  w.  n.,  im  Zneammenbaog  mit  den  anderen  anf  RaBaland  besüglicben  Acl«o. 

')  Diese  iatansaer  fnrWaldeck  ond  Platen  auch  für  Dobrcienski  aai> 
ge  Blei  lt. 

i:a,t--r.d    .,*^-.00<^IC 


Nene  Instraclioii.  59]^ 

durch  diese  Conjunction  eine  Bchleunige  BerubigUDg  der  polniechcn 
motuum  möge  befordert  werden,  nnd  daes  Wir  Unser  Sicherheit  und 
Satisfaction  darbei  haben  können.  Die  Satisfaction  wird  absonderlich 
darinnen  bestehen:  1)  wann  I.  K.  M.  auf  die  JUlisehe  und  Cleviscbe 
Snccession  renonciren,  darauf  Ihr  zu  bestehen  habt;  2)  wann  Sie  Uns 
etwas  absoluter  in  Unserm  Preussen  machen  wollen,  welches  aber, 
wauD  e8  nicht  zu  erhalten  wäre,  keine  conditio  sine  qua  non  sein  soll; 
3)  wann  Sie  Uns  an  Land  und  Leuten  bequeme  Oerter  erb-  und  eigeo- 
thQmlich  assiguiren;  und  kann  man  erstlich  das  ganze  Grosspolen  pro- 
jectiren,  darnach  die  lineam  communicationis  zwischen  Unsem  m&r- 
kischen  und  preuBsischen  Ländern  und  also  eine  Passage  über  die 
Weichsel;  3)  [sie]  den  Strich,  welcher  sich  von  Landeck  auf  Nakel, 
Oembicza,  Loncicia,  Wolboriz,  Pieterkow,  und  also  bis  an  die  sclile- 
sische  Grfinze  erstrecket.  Letztlich  aber  werden  Wir  Uns  mit  den 
beiden  Palatinaten,  als  Posen  und  Caliss,  contentiren.  Und  wann  Sie 
den  ersten  und  andern  Vorschlag  annehmen  wollten,  worden  Wir  Uns 
endlich  zur  Abtretung  ein  Paar  preussischen  Aemter.  als  Marienwerder 
und  Riesenburg,  resolvircn  können. 

Die  Participation  der  Conquesten  betreffende,  ist  die  also  zu  ver- 
stehen,  dass  Wir  an  denen  Oertem,  die  der  König  von  Schweden  in 
Polen  noch  nicht  acquiriret,  als  in  Podolichen  und  Ukraine,  wann  mau 
aldar  agireu  sollte,  gleicliergestalt  mit  ihnen  nach  Proportion  der  Waffen 
participiren  mögen.  Wann  aber  L  Maj.  begehren  sollten,  dasa  Wir  in 
Littow  agiren  sollten,  habt  Ihr  dasselbe  so  viel  möglich  abzuwenden. 
Was  Wir  der  Licenten  halben  im  regard  von  Danzig  in  der  Uaupt- 
instruction-  befohlen,  ist  darauf  nicht  zu  bestehen;  jedoch  wann  sie 
Unserer  Hilfe  darbei  bedörften,  mflsste  darvor  eine  particuliere  Satis- 
faction erfolgen. 

Auch  was  die  Jahre,  mit  welchen  die  AUiance  zu  beschränken, 
betreffen  thut,  können  die  Gesandten  nach  Gutlinden  dieselbige  ex- 
tendiren. 

In  übrigen  Unsem  postulatis,  als  wegen  der  privatione  feudi, 
wegen  der  Tutel,  werden  sie  alles  so  viel  möglich  zur  Richtigkeit  zu 
bringen  bemnhet  sein;  doch  wann  man  alles  nach  Wunsch  nicht  er- 
halten könnte,  sind  die  Tractaten  derhalben  nicht  aufzuheben. 

Das  Postwesen  aber  muss  in  seinem  vorigen  Stand  nothwendig 
verbleiben. 

Auf  die  Dilucidation  des  §.  7,  die  Assistenz  betreffende,  mDssen 
sie  hart  bestehen,  damit  Wir  dardurch  hinfUro  nicbl  graviret  werden 
möchten. 


Aj.oo»^Ic 


592  '"■    ^"^  Uarieobargar  BQDdniu. 

Audi  wenlen  die  Gesandten  bemühet  sein,  die  Neutralität  mit 
dem  Moeeoviter  vor  Una  zu  erhalten,  weil  dieser  Fciud,  welcher  Uns 
so  nahe  ist,  Uns  gar  zu  schwer  fallen  möchte. 

So  der  Graf  von  Waldeck  wegen  seiner  Unpftsslichkeit  nicht 
fortkommen  kann,  wird  der  von  Platea  mit  dem  von  Dobrczensk y 
die  Tractation  zur  gewünschten  Endschaft  zu  bnugen  befliessen  sein ; 
ehe  sie  aber  ein  jeder  unterschreiben,  soll  der  von  Dobrczensky  in 
aller  Eilfertigkeit  mit  dem  Project  sieh  bei  mir  einfinden. 

Was  sonstcn  noch  mchrcs  vorfallen  könnte,  das  stellen  Wir  Un- 
sern  Gesandten  Dexterität  anheim. 


Waldeck  an  den  Kurftlrsten.    Dat.  Frauenlurg  12.  Mai  1656. 
(Eigenli.) 

[Wnlilcck'd  Krankheit.  Der  moacowiliacho  Gusacdto.  Militärische  NacliricIileD.) 
i.  Dank  für  des  Knifüit.tpn  Sorge  um  seine  Ocjnndh'it.  Den  in  Ki^nigR- 
bcrg  :itiwcEciu]cii  mosrowjti^chcii  Opsaik'ilvn  möge  dtr  Kurrür^t  mit  Jagdeo 
und  OiiKtercieu  hinzubaltcn  sinhcn,  bis  Waldcck  mit  dem  König  Karl 
Gustav  geüpTOi'heii. 

In  wenig  Tagen  sollen  E.  Ch.  D.  klarer  sehen.  Wrangel  ist 
mit  14000  Mann  <Icm  Scharuezki  nach.  Der  König  hat  ein  Corpus 
bei  Graudenz  .  .  .  Wittenberg  steht  bei  Warschau.  Königsmark 
wird  envartet.  So  kommen  auch  schottisclio  Völker,  und  gehen  viel 
Officierer  wieder  ius  Still  Bremeu,  daselbst  zu  werben.  Gott  wird 
llath  Kchalfeu.  E.  Oli.  D.  bleiben  nur  bestfindig  bei  einer  Itesolution. 
Uebermorgen  will  ieb,  will's  Gott,  zum  König  gehen;  in  dieser  Stunde 
geht  Mr.  Dobrczenski  ror. 


Waldeck  an  den  Karftlrsten.    Dat  Francnbnrg  13.  Mai  16ö6. 
{Conc.  Ärols.  Arch.) 
i.         Seine  Krankheit  habe  ibu  noch  hier  aufgehalten;  morgeo  gedenke  er 
nach  Marienburg  zu  gehen. 

Wenn  der  moscowititicbc  Qceandtc  nicht  aufzuhalten  ist,  so  wird  es  am 
besten  sein,  ihm  eine  allgemeine  Antwort  zu  geben  über  dea  WnnBch  dos 
Knrrünttcn  mit  dem  Czarrn  in  Frcundsihnft  zn  leben  und  eine  Gesandtschaß 
in  Aus.sicht  zu  stellen;  das  beste  aber  wäre  ihn  zarUekzu halten,  bis  Wal- 
dcck mit  dem  König  gesprochen. 


^düvGoot^lc 


Verhndlnng  io  Frtnenbni^;  in  Horiflnbnrg.  593 

Dobrczenski  an  den  Knrfltrsten.  Dat.  Marienburg  13.  Mai  1656. 

[Schlacht  bei  Gneaeo.    Der  Eönig  für  die  Theilnng  PoIeoB.] 
Olücklich  bei  dem  Kßnig  io  Marienbarg  angelangt,  der  so  eben  die  13.  Hai. 
Nachricbt  von  dem  Siege  WrangeTe  über  die  Polen  (Qaartisner  nad  Pos- 
polite)  nnMr  Czarnecki  bei  Kneznic  erhält.') 

Sonaten  ist  wol  aus  I.  E.  H.  Discurseo  abzimeliinoD,  dasB  Sie 
nicht  gesinnt  sind,  das  ganze  Königreich  Polen  zu  bebaupteo,  soodem 
es  viel  lieber  zu  zertheilen  und  zu  zergliedern  . . .  auch  sind  Sie  nicht 
UBgeneigt,  den  König  Casimirum  einerlei  Gestalt  wieder  zu  aceom- 
modiren;  aber  dasa  das  Königreich  sollte  in  vorigen  compagem  und 
Stand  gebracht  werden,  das  liesse  dero  und  EJSb.  D.  Interesse  nicht  zu. 

Am  14.  Mai  kommen  Waldeck  und  Platen  in  Marienbarg  an. 


Der  Knrftlrst  an  Waldeck.     Dat.  Königsberg  17.  Mai  1G56. 
(Arols.  Ärcli.) 

[OL.  V.  Batryr.     Der  moacowitiache  Qesaadte-} 
Der  Generallieatenant  Bawyr  hat  Bich  an  den  Karrüreten  gewandt  nnd  IT. 
dessen  Schutz  nachgesucht,  auch  um  erentnelle  Verwendnog  gebeten. 

Der  Kurfürst  ist  dafür,  einen  Mann  von  solchen  Qualitäten  nicht  abzu- 
weisen, „nnd  Ewar  ans  Cousideration,  damit  er  solchergestalt  weder  in  Kai- 
serlichen noch  in  NeuburgiRcUen  Diensten  sich  engagiren  mächte".  Wald  eck 
soll  baldigst  seine  Meinung  aussprechen. 

P.  S.  (eigenhändig.)  Denmoscowittischen  Gesandten  werde  ich 
80  lange  aufhalten,  hiss  ich  weittere  nachricht  von  Ihrer  negotiation 
werde  erlangt  haben,  er  will  von  hinnen  nach  Hollandt  undt  von  dün- 
nen zu  Wasser  nach  Archangelo  gehen. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.    Uat  Marienburg  18.  Mai  1656. 
(Conc.  Arols.  Areb.) 

[Oute  AnaalcbteD  für  die  Conjaoction.  MilitSriache  Vorgänge.  Festigkeit  oöthig. 
Schlechter  Fortgang  der  Werbangen  im  CleviacheD.  Polaischer  Bmissir  in 
KÖnigsberg-l 
Morgen,  geliebt  es  Gott,  soll  Mr.  Dobrczenski  fiberkommen  und  is.  Mai. 
wie  es  hie  stehet,  E.  Ch.  D.  untertb.  berichten.  Ich  hoffe,  Gott  werde 
meine  Commission  segnen.  Sonston  scheinet  es,  es  gelie  jetzt  detn 
Eönig  wie  E.  Ch.  D.;   denn  wie  es  sich  ansehen  lässt,  haben  etz- 


')  Solllacht  bei  Ooegen  am  7.  Uai   it  n.  16541;  vgl.  OeiJer-CarlaoD  IV. 
1.37  f. 


A^iOOt^lc 


594  ^-    ^*'  Harisnbarger  BAudniis. 

liehe  diese  CoiOanction  nicht  gern  gesehen,  aus  Ursachen,  so  Mr. 
Dobrczenski  auoli  berichten  wird,  welches  der  König  aber  nicht 
merken  will,  sondern  will  seine  Sache  ausfuhren,  worüber  bleiche  Ge- 
sichter hie  gesetzet  [sie.  leg.  gesellen?]  werden. 

Der  Markgraf  von  Baden  hat  gestern  die  ZusamtneDTOttirete  in 
Pommerellen  geschlagen.  Jetzt  geliet  eine  Partei  Weiher  zu  suchen, 
welcher  etzliche  100  Pferde  [stark]  nach  Conitz  warts  gangen.  So  dQrfte 
man  auch  bald  eine  wunderliche  Gualanterie  von  der  Danziger  Lager 
Temehmen. 

E.  Ch.  D.  sollen  mit  Ehren  aus  diesem  Werk  kommen;  Sie  bleiben 
nur  bei  einer  Resolutioo,  bis  die  Noth  und  Zeit  uns  zu  einem  anderen 
zwinget.  Ich  hoffe,  die  Schweden  werden  die  Neutralität  mit  Hoscou 
und  E.  Ch.  D.  Mediation  zustehen;  der  König  denkt  ihnen  Satisfaction 
zu  g^hen. 

Die  Werbungen  gehen  im  Gleviscbon  scbläferig ').  Wenn  E.  Ch. 
D.  gefiele,  eine  scharfe  Ordre  dahin  abgehen  zu  lassen').  E.  Ch.  D. 
sein  darin  unglücklich ,  dass  dero  Befehle  so  gering  geschützet  and 
dero  treue  Diener  so  angefeindet  und  verfolgt  werden. 

Man  ist  hier  sehr  jaloux  von  des  Radomski  Gegenwart  zu 
Königsberg,  und  wie  ich  vernehme,  soll  er  viel  Conferenzen  mit  unter- 
schiedenen Leuten  halten.  E.  Ch.  D.  nehmen  sich  in  Aclitl  Gott  segne 
Sie  in  allem  Ihren  Thun  etc. 


Waldeck    und  Platen   an   den  Korfilrsten.     Dat.  Marienliarg 
19.  Mai  1656. 

(Erste  Gonfereaz  mit  den  schwedischcii  CominissareD ;  die  Frage  dei  ^eigenl- 
lichea  DsBseiDB*.  Zweite  CoDferenz;  Schwierigkeit  negeD  der  Jülich -de  viscbeo 
Etenn  Delation.] 
ti.  Am  18.  Mai  erste  Oonferenz  mit  den  scbnedisoheD  ComuiiesareD,  dem 
Reichs-Kanzler  Graf  Oxenstjernn,  dem  Keichsrath  Rosenhan  and  dem 
Admiral  Steno  Bjelke. 

OxenstjerDS  recapitulirt  die  bisherigen  BemiihaDgen  flir  nähere  Cdd. 
Jnnction  zvischen  Brandenlinrg  und  Schweden,  wobei  er  es  darstellt,  als  ob 
die  ersten  WüDsche  für  eine  golche  zueret  von  Brandeoburg  geänssert  wor- 
den seien. 

Waldeclc  meint,  es  sei  UberflUasig  zu  untersuchen,  wer  die  Conjnncüon 
cnerst  znr  Sprache  gebracht,  „wem  auch  am  meisten  daran  gelegen",  es 

')  Dasselbe  berichtet  ein  Schreiben  des  Oberatwachtm eiste»  Alex.  v.  Spaen 
au  den  Knrfürsten  dat.  Cleve  10.  Mai  1656;  es  mangele  an  Geld. 

■)  Tgl.  das  Schreiben  des  Enrfarsten  an  den  Statthalter  in  Oleva, 
vom  2U.Hai  Urk.  a.  Acten sLV.  848. 


^aovGoOt^lc 


TerfaaDdloDgen  io  Uarienbnrg.  g^g 

komme  aaf  das  beiderseitige  Interesse  nad  Sicherheit  ao,  nicht  „anf  einige 
Torgebliche  Ehre".  Zn  allererst  müsse  der  Enrfürst  wissen,  „was  eigentlich 
bei  der  ganzen  Sache  I.  Eon.  Uiy.  Dessein  sei,  und  wie  weit  Sie  endlich 
Ihre  Conqnesten  zn  behaupten  oder  den  Krieg  gegen  Polen  fortznsetzen 
resolvirt  seien".  Erst  dann  könne  der  KnrftirEt  sich  bestimmt  Ginricbten 
nnd  erklären  etc.  ete. 

Oxenstjerna:  das  seien  „weiüänfige  und  nicht  znm  Zwecke  gehfirende 
Dinge";  man  solle  doch  snr  Sache  kommen;  die  Absicht  des  Königs  wXre 
genng  bekannt,  „nnd  wäre  dieselbe  die  Fortsetzung  des  gegenwärtigen  pol- 
nischen Krieges  und  Erhaltung  der  erlaogten  Conqnesten;  denn  wie  solche 
mit  Waffen  erlanget,  also  müssten  Rio  aach  damit  mainteniret  werden";  dnrch 
Cedimng  von  Ermland  sei  der  Enrfürst  bereits  der  Eroberungen  Schwe- 
dens theilhaftig  gemacht  worden;  dies  solle  anch  femer  geschehen;  nur  zu* 
nächst  die  Conjnnction;  dann  zuerst  gegen  die  Polen;  ist  man  mit  denen  fertig, 
so  wird  es  sich  mit  den  anderen  Feinden,  als  Hoscowitem,  Kaiser,  Katho- 
lischen wol  anch  finden. 

Waldeck  wirft  ein,  daes  diese  Angaben  über  die  Absichten  des  Königs 
?iel  en  unbestimmt  seien,  nm  daranf  etwas  zu  banen. 

Oxenstjerna:  man  könne  im  Anfang  eines  Kriegs  nicht  sein  Endziel 
bis  in's  Einzelne  hinein  feststellen. 

Waldeck  besteht  darauf —  „E.  Ch.  D.  setzten  (durch  die  Conjnnction) 
Ihren  Staat  in  so  grosse  Gefahr,  desEwegen  Sie  ja  billig  wissen  müssten, 
wamm?"  — 

Damit  ist  diese  Conferenz  7.a  Ende. 

F.  S.  Hente  Nachmittag  eine  zweite  Conferenz.  Der  Reichshanzier 
eröffnet  in  Bezug  anf  „I.  Eon.  Maj.  eigentliche  Intention",  dieselbe  sei  ge- 
richtet auf  die  „gemeine  Sicherheit,  wie  auch  Maintenimng  der  polnischen 
Conqnesten;  I.  Eon.  Maj.  hielten  daneben  alles  dasjenige  für  Conquesten, 
was  sich  in  Ihre  Protection  und  Schutz  ergeben";  der  König  wünsche,  dass 
alles,  was  in  dem  Eönigsberger  Vertrag  zweifelhaft  nnd  dnokel  sei,  hier 
«liäateit  werde;  die  Jiilich'Bche  Sache  aber  gehöre  nicbt  hierher,  man  könne 
sich  darüber  anderweitig  vergleichen. 

Ueber  letzteren  Punkt  verhandelt  man  noch  bin  nnd  her,  da  die  Schwe* 
den  ihn  ausgeschlossen,  die  Brandenburger  aber  ihn  aufgenommen  wünschen. 
Sie  bitten  um  Instruction,  wie  sie  es  damit  hallcu  sollen. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.    Dat  Marieabiirg  19.  Mai  1656. 
(eigenh.)    „ans  mains  propres  de  S.  A.  El." 

[Die  Jülicta'ache  Sache  ebne  AnBsichJ  Rnf  Erfolg  bet  dem  König;  aber  die  Satis- 

factionaan);elagenlieit.] 

Wegen  der  Gfllich'schen  Saccession  sehe  ich  nicbt,  wie  der  König  19.  Mai. 

weiter  zn  bringen,  als  dasB  er  verspricht,  nichts  mit  Gewalt  oder  Krieg 

darin  vorzunehmen,  and  dasB  man  durch  andere  Wege  sich  gegen  ihn 

38* 


596  '^^'    ^"^  MarienbDTger  BöadoiaB. 

verBichert,  dazu  Rath  sein  wird,  unterdess  aber  E.  Ch.  D.  eigenen 
Interesse  halber  ^egen  ein  aoBelmlich  StSck  in  Polen  sieb  conjungirt, 
wie  Sie  denn  [TcrBprochen,  darin  E.  Gh.  D.  Satisfaction  zu  geben. 
Wenn  es  Gott  nicht  znnider,  so  hoife  ich,  wenn  E.  Gh.  D.  wegen  der 
GUlich'schen  Sach  mit  dem  Versprechen  des  Königs  [sich]  coDtentiren, 
so  werden  Sie  mit  Contento  im  Übrigen  dies  Werk  ausführen.  Ich 
merk,  dass  sie  endlieh  zur  Neutralität  wol  verstehen  wOrden;  aber 
ich  sehe  nicht,  wie  E.  Gh.  D.  solche  einzugeben  zu  rathen. 


Waldeck  aa  den  Kurfürsten.    Dat  Marienbiirg  19.  Mai  1656. 
(Conc.  Arols.  Arch.) 

[Die  JülicVecbe  Sachs.    Der  moBcowiliecbe  Gesandte.    Militäriacbe  ond  poliliscbe 
NacbriuhteQ.] 
19.  Hai,         Die  Jülich'eehe  Sache  macht  Schwierigkeit;  der  König  trägt  Bedetaken, 
einem  Präjudiz  gegen  seio  Hans  zuzustimmen. 

Gestern  Abend  aber  hat  der  Gen.  Major  Linde  gesagt,  wenn 
durch  einen  secreten  Articul  dies  Werk  gehoben  werden  könnte,  würde 
es  gehen;  denn  der  König  nicht  gern  wollte,  dasa  es  public  würde. 

König  Casimirum  wollen  sie  nicht  wieder  zu  der  Krön  lassen, 
sondern  unter  Siebenbürgen,  Gosaken,  und  E.  Gh.  D.  thvilen,  dem 
Muscowiter  auch  Litthanen  lassen. 

Den  moBConitiscbea  OeEondteu  könne  der  Eorfüret  entlasBen  mit  Yer> 
Bicbernngen  der  Bereitwilligkeit  zu  näherer  Frenndechaft  nnd  Versprecben 
einer  bald  erfolgenden  Geeandtscbaft  i  zngleicb  die  Erwartung  anasprechea, 
daas  die  Trappen  dea  Czaren  Land  nnd  Leute  des  Eurfürüten  reapectiren 
würden. 

Der  König  gehet  auf  die  Danziger,  achtet  die  vorgenommene 
Blokade  von  Warschau  nicht;  keine  Kosaken  nnd  Tartam  sein  beim 
König  Casimiro,  sondern  nur  Adel  und  in  2  oder  3000  Ungarn  zu 
Fuss.  Lubomirsky  will  eine  Aristokratie  aus  Polen  machen  und 
keinen  König  haben.  Koniecpolski  will  Gaaimiro  nicht  dienen. 
Czarnecky  hült  es  mit  dem  König,  aber  aller  Adel  verlfisset  ihn. 
Weiher  soll  2  oder  3000  Bauern  und  Edelleute  hei  sich  haben.  Die 
Regimenter,  so  ansm  Reich  kommen,  sollen  auf  ihn  gehen.  Die  Staaten 
wollen  sich  in  dies  Werk  nicht  mischen,  bieten  eine  Alliance  an.  Dä- 
nemark suchet  eine  ZusammencOtzung  von  Schweden,  Holland  und 
andern  Evangelischen.  In  summa,  wenn  wir  hier  nur  gute  eonditiones 
machen,  sorge  ich  für  das  übrige  nicht. 


^düvGoot^lc 


Terhandlnngeo  in  Ifarienborg.  597 

Waldeck  nnd  Platen  Relation.    Dat.  Marienbnrg  20.  Mai  1656. 

(Terhaadlaog  Aber  die  eroberten  Laode  uod  die  Satiafaction  dea  RarfürateD.  Di« 
Jölich'acbe  Sache;  man  kHDD  die  Znatimmung  des  Eönigs  dahia  gestellt  eeiD 
laaaen.  Die  DiederläDdiacben  Gesandten.  Habaang  zur  Bile.J 
Uoterredang  mit  dem  Reichskanzler  bei  einem  Besuch  heute  Morgen.  20.  Ha 
Die  Broadenbarger  wenden  gegen  die  gestern  kund  gegebene  Absicht  des 
Känigs  in  Bezng  anf  die  Mainteairnng  der  Eroberungen  ein,  „daas  hiervon 
dasjenige  müsste  separiret  werden,  was  der  MuBcowIter  prätendirte ;  denn 
B.  Ch.  D.  sich  dessen  keines  Weges  annehmen  könnten". 

Oxenstjernn  gibt  ihnen  darin  Recht,  das  werde  keine  Schwierigkeit 
machen,  nnd  auch  sonst,  oamentlicb  In  Bezog  anf  Licenten  and  Handel, 
wolle  der  König  dem  Kurfürsten  alle  gewiinscbte  Satrsfaction  geben. 

Anf  die  Frage  nach  der  beanspruchten  Satisfaction  in  Polen  schlagen 
die  QesandteD  ganz  Qrosspolen  und  eiae  Commanirationslinie  zwischen 
Preassen  und  der  Mark  vor. 

Oxenstjerna  scheint  damit  so  einverstanden,  dass  sie  mit  Ihren  nie- 
drigeren Forderungen  zurückhalten. 

Wegen  der  Gulich'schen  Lande  wollten  I.  E.  M.  E.  Ch.  D.  rer- 
sichern,  nichts  wider  das  Inst.  Pac.  zu  handeln,  in  Hofinung:  Sie  wfir- 
den  damit  sich  cootentiren  und  deswegen  kein  Ombrage  vor  I.  E.  H. 
fassen.  Unseres  Orts  halten  wir  dafür,  sie  zielen  auf  einige  Satis- 
faction  oder  Recompens,  gegen  welches  sie  sich  der  Sache  wol  ganz 
begeben  würden.  Erwarten  deswegen  E.  Ch.  D.  gn.  Befehl,  oh  wir 
nach  erlangter  guter  Satisfaction  von  derselben  (mit  Vorbehalt  der 
Posenischen  Woiwodschaft  und  der  Communicationslinie)  etwas  fallen 
lasaeD  nnd  daneben  ihnen  ein  Paar  Aemter  anbieten  aollen,  damit  sie 
nicht  allein  ihre  Pr&tension  quittiren,  sondern  E.  Ch.  D.  auch  zum 
wirklichen  Besitz  der  Lande  zu  verhelfen  versprechen,  oder,  wenn 
dieses  von  ihnen  nicht  eingegangen  werden  sollte,  es  bei  obiger  ihrer 
Erklärung  lassen  sollen.  Unsers  unterth.  Ermessens  wäre  dieses  letz- 
tere E.  Ch.  D.  am  nützlichsten,  in  Erwägung  E.  Ch.  D.  mit  Frankreich 
und  den  Staaten  dergestalt  sich  setzen  können,  dass  von  den  Schwe- 
den Sie  derends  nichts  sonderlich  zu  befahren  haben  werden.  Hin- 
gegen sehen  wir  so  viel,  dasfl,  dafem  dieser  Tracfat  wegen  der  Con- 
jiiDction  nicht  voUenzogen  werden  sollte,  die  Schweden  auf  E.  Ch.  D. 
Ruin  bedacht  und  den  sedem  belli  in  dero  Lande  zu  ziehen  Willens 
sein,  auch  allerhand  beschwerliche  Conditiones  bei  der  Neutralität  (in- 
massen  sie  dann  deren  schon  einige  angeregt)  vorstellen  werden. 

*  F.  S.  Besuch  der  nie derlandis eben  Gesandten;'}  sie  werden  sich  in 
nichts  miBchen  nnd  keine  Schwierigkeiten  machen,  wofern  Ihnen  nur  in  der 
Licenteofrage  Satisfaction  geschieht. 

■)  Ueber  diese  OeaaedUo  vgl.  Drk.  n.  Aotenat  III.  92. 

DqitzedüvGoOt^lc 


g98  "^    ^^  HkrieDbai^er  BüDdoin. 

Wenn  man  mit  den  Tractaten  so  lange  traianiren  sollte,  bis  Danzig 
geaccordiret,  würde  man  si'kwerlich  gruto  Conditiones  erhalten.  Wie 
es  wegen  der  Liceoten  albie  anznstellen  bei  Schweden  und  Staaten, 
wird  Ordre  nöthig  seio.    [Waldeck  mpp.] 


Waldeck  au  den  KurfUrsten.     (Eigenh.  o.[  D.)') 

[Die  Vortheile  der  CoBJanction  empfohlen.) 
|20.  Mki-l  Wenn  ich  bedenke  E.  Ch.  D.  Zustand,  so  sehe  ausser  der  Con- 
junction  nichts  als  E.  Gh.  D.  und  dero  Armee  gewissen  Untergang. 
Denn  die  Staaten  empfangen  Conteutement  von  den  Schweden;  den 
MoBcowiter  werden  sie  mit  ihrem  Schaden  befriedigen;  der  Kaiser 
wird  nicht  bald  losbrechen;  der  Polen  Anstalt  ist  nichts,  wird  bald  ver- 
schwinden, und  E.  Gh.  D.  consnmJrcn  Ihre  Lande  und  die  Armee  zer- 
geht; da  bei  der  Conjnnetion  E.  Cb.  D.  gewiss  ein  ansehnlich  StOck 
von  Polen  bekommen,  dero  Armee  exerciren,  den  Unterhalt  verleich- 
tcm,  und  bei  allen  Potentaten  in  Consideration  bleiben,  und  zu  Ver- 
sicherung der  Jfllich'schen  Succession  genugsam  gelangen  künnen  der- 
maleins  ohne  die  Scliwedcn.  Die  eine  Woiwodschaft  Posen  hat  nber 
70  Städte.  Was  wird  das  Übrige  austragen.  Bishero  haben  E.  Ch. 
D.  keinen  Ort  auf  der  Weichsel  gehabt,  bekommen  hierdurch  einen; 
und  was  mehr  vor  Advantage  aus  dieser  Conjunetiou  zuwachsen  wird; 
sonderlich  weil  dieselbe  mit  dem  Koecowiter  in  Neutralität  treten 
können. 

Gott  regiere  E.  Ch.  D.,  dass  Sie  auf  dero  wahres  Interesse  sehen 
und  bei  dieser  Resolution  fest  bleiben.  Denn  wie  ich  das  Werk  an- 
sehe, so  seind  E.  Ch.  D.  mehr  gesichert,  geehrt  und  geförcbt,  als  wenn 
Sie  neutral  sein,  und  bei  den  andern  Parteien  ist  wegen  bösen  An- 
etalts  und  barbariscben  Hflmeuren  kein  Sicherheit.  E.  Ch.  0.  resol- 
Tiren  bei  sich  selbst;  ich  verbleibe  etc. 

•     Waldeck  an  den  KurfUrsteri.    Dat  Marlenborg  21.  Mai  1656 
(eigenh.) 

lUoterredaDg  mit  dem  KöDJg.  Gute  VeraicheraagoD.  Die  Jdticb'sebe  Siehe; 
WeigeruDg  Dod  Zugestäodiusa  des  KÖnigi;  auaraicheDde  Sktiafaction  in  Polen. 
Die  Königeberger  LicenteD.  Kälte  der  hollüDdiecheo  GeBuidtea.  Hilitäriscbee.) 
21.  Mai.  Diesen  Nachmittag  hat  mich  der  König  zu  sich  fordern  lassen 
und  mir  gesagt,  dass  es  nicht  möglich  oder  E.  Ch.  D.  mllssten  sich 

')  Auf  dem  Original  des  Berliner  Archiv«  eine  KanEleiootii :  äaX.  18.  Hai. 
Daa  CoDCept  im  Amle.  Areh.:  dat.  Harlenbiirg  20.  Hai  1656. 


Tuh»ndloageD  in  Uarienbarg.  g^g 

mit  ibme  coigangiren  oder  eine  Resolution  gegen  ihn  fassen,  welches 
er  nicht  hoffen  wollte-,  denn  I.  M^j.  E.  Cb.  D.  in  allem  solche  Satis- 
faction  geben  wollton,  dasB  E.  Cb.  D.  sehen  sollten,  dass  es  wahr 
wäre,  was  er  E.  Cb.  D.  zu  Bartenstein  versprochen. 

Was  die  Renunciation  belangete  auf  die  GUticfa'sche  Lande,  so 
wollte  er  solches  gern  tbun,  wann  E.  Cb.  D.  Nutzen  und  I.  Maj.  kein 
Schand  davon  hätten;  aber  er  wäre  nicht  der  älteste  vom  Haus,  könnte 
auch,  wann  er's  schon  wäre,  in  Präjudiz  seiner  Vettern  nichts  ver- 
geben,  und  alle  Welt  wtlrde  urtbeilen,  dass  er  aus  Furcht  eine  solche 
ActioD  gethan  hätte,  so  nicht  in  seinen  Kräften  stttude.  Das  wollte 
er  aber  versprechen,  dass  er  in  dieser  Sacb  nichts  als  durch  gfltlicbe 
Wege  oder  durchs  Recht  vornehmen  wollte,  auch  E.  Ch.  D.  gegen 
diejene,  so  E.  Ch.  D.  mit  Gewalt  daselbst  angreifen  wollten,  assistiren, 
sonst  sich  in  das,  was  zwischen  E.  Cb.  O.  und  dem  Herzog  von  [Neu- 
burg] vorgehen  möchte,  nicht  mischen.  An  Land  wollte  er  E.  Ch.  D. 
genung  tbun  in  Polen.  Weil  er  aber  die  beste  Ort  und  gelegenste  zu 
Werbungen  E.  Ch.  D.  einräumen  wollte,  so  würden  dieselbe  ihm  wieder 
assistiren,  damit  er  diejene  Ort,  so  zu  seiner  Sicherheit  nöthig,  etnbe- 
kärac,  und  sofern  E.  Cb.  D.  wollten,  wollten  L  Maj.  deroselben  Ihre 
Armee  zu  der  Ihren  geben,  dass  Sie  das  Werk  dirigiren  könnten,  oder 
zusammengehen;  ja  wenn  E.  Cb.  D.  zu  Oanzig  helfen  wollten,  wollten 
I.  Uaj.  E.  Cb.  D.  Satisfaction  ä  part  davor  geben.  Sagte,  Sie  sollten 
zusammen  participiren. 

Worauf  ich  sagte,  man  sollte  E.  Ch.  D.  die  Licenteu  zu  ESnigs- 
berg  allein  lassen:  sagte  der  König:  wohl  auf  etliche  Jahre,  man 
mfisste  davon  reden,  er  wollte  £.  Cb.  D.  in  allem  GenUgen  tbun,  auch 
sobald  man  hier  zum  Scbluss  kommen,  mit  E.  Cb.  D.  sich  mündlioh 
besprechen. 

Dass  also  meines  Ermessens  E.  Ch.  D.,  wenn  Sie  wegen  der  Gu- 
lieb'scheo  Renunciation  sich  gnädigst  zufrieden  geben,  verhoffenllich 
gute  Conditiones  machen  werden.  Morgen  wird  ein  Aufsatz  überreicht 
werden,  da  man  sehen  wird,  was  vor  Hoffnung  zum  Success. 

Dlfe  holländische  Gesandten  seind  ganz  froidt  gegen  uns.  Wir 
haben  ihnen  E.  Ch.  D.  Befehl  entdeckt.  Sie  machen  Complimenten, 
sagen  aber  femer  nichts.    Sie  tractiren  mit  dem  Reichscanzler. 

Der  König  geht  morgen,  die  Danziger  einzujagen  und  ihnen  das 
Wasser  zu  benehmen ;  meint  in  zwei  Tagen  wieder  hier  zu  sein.  Als- 
dann, halt  ich,  wird  Steinbock  nach  Pautzke')  gehen. 

')  D.  h.  Patsig. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


QQQ  IIL    Das  H«ri«DbDrg«r  BSndowa. 

Des  Eöniga  Bruder  geht  auf  Witepski. 
Wenn  E.  Ch.  D.  nicht  mit  dem  Eflnig  echlieasen,  so 
eine  andere  Partei  nehmen. 


Waldeck  an  den  KurfUratea.    Dat  Marienbnrg  22.  Mu  1666 
(eigenh.)- 

[Unterredung  mit  dem  Reichskaozler.  Scbwierigketteo  in  Betreff  der  gerorderten 
SatisrectioD  in  Groispolea.  TaascIivoraDhlag  in  PommerD.  BmprehluDg  der  Üod- 
juDOlioB.  Preis  für  eveotaelle  fiilfe  gegen  Dansig.] 
23.  Hai.  E.  Ch.  D.  berichte  hiermit  unterth.,  dasB  der  Reichscanzler  eben 
in  dieser  Stund  bei  uns  gewesen  und  gesagt,  das«  er  morgen  nach 
IKrschau  zum  Könige  wollte;  begehrte  zu  wissen,  wo  es  wegen  der 
Satisfac^on  auf  stehe;  Posen'  und  Galiss  wollten  sie  £.  Ch.  D.  so 
stracks  einräumen. 

Wir  haben  ihm  gesagt,  dasa  wir,  ehe  von  E.  Cb.  D.  Antwort  be- 
kommen, uns  nicht  in  Tractaten  recht  einlassen  könnten;  aber  zur 
Nachriebt  könnten  wir  wohl  sagen,  dass  angehende  das  Übrige  in 
puncto  satisfactionis  würden  £.  Ch.  D.  gegen  die  Kosten  und  Gefahr, 
darein  Sie  sich  steckten,  mit  so  einem  geringen  nicht  contenüren  lassen; 
Sie  mUssten  ganz  Grosspolen  neben  einer  Linie  von  Communication 
haben  in  Freussen. 

Worauf  er  antwortete,  wir  gingen  darin  aueb  zu  weit;  denn  wenn 
man  ganz  Grosspolen  considerirte,  wAren  solches  nur  4  Woiwodschaften; 
aber  was  auf  dem  Tribunal  nach  Peterkau  gehörte,  wäre  Masau  und 
Cujavicn  und  viel  mehr,  welches  sie  nicht  willigen  könnten.  Auf  der 
Weichsel  würde  auch  schwerlich  ein  Ort  gegeben  werden  können;  denn 
dadurch  schnitt  man  sie  von  Crakau  ab. 

Wir  rcmonstrirten  ihm,  dass  ohne  das  schwerlich  was  draus  wer- 
den würde.  So  viel  vermerke  ich  wohl,  dass  endlich  die  4  Woiwod- 
schaften wohl  gehen  werden  und  wegen  Marienwerder  und  Riescnburg 
die  Linie  von  Communication  folgen  möchte. 

So  haben  sie  auch  geredet  von  einem  Tausch  eines  engen  Qistricis 
in  Pommern,  da  die  Marschen  durchgehen  müssen,  dargegen  sie  ^was 
auf  jenseit  der  Oder  von  Pommern  quittiren  und  sonst  gleich  thun 
wollten.  E.  Ch.  D.  reden  es  mit  dem  Herrn  von  Schwerin  ab,  dass 
sonst  niemand  darum  gewahr  wird,  und  befehlen  mir;  ich  will  es  wohl 
mesnagiren. 

Gott  gebe  GIflck  zu  der  Conjunction;  denn  ohne  dieselbe  seind 
E.  Ch.  D.  verloren. 


^aovGoOt^lc 


TerhandlnageD  in  Marieobarg.  QQ\ 

Ich  merk  auch  so  viel,  wenn  E.  Ch.  D.  zu  Danzi^  helfen  wollen, 
das8  sie  E.  Ch.  D.  im  Zoll  wollen  participiren ,  auch  vielleicht  den 
Köni^berger  Zoll  in  währender  Conjunction  E.  Ch.  D,  allein  lassen. 
Ich  erwarte  sdileunige  Ordre. 

Waldeck  an  den  KurfUrsten,  id.  Dat 

Die  Werbnngeo  in  Cleve  nehmen  schlechten  Fortgang;  deoDoch  sind 
sie  TOD  der  KnsgersteD  Wichtigkeit.  Waldeck  echickt  seinen  Brader  mit 
einer  Reihe  daranf  bezüglicher  Vorschläge,  die  er  empfiehlt. 

Waldeck  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Marienburg  23.  Mai  1656 
(eigenh.'}. 

{Bitte  nm  loatrucifon.     Die  Oeuer&ls tuten.     ConjaDctioo.     Eilige  Werbungen. 
DÖrCriiager.    Die  Eönigsberger  Liceoten.] 

Vor  Eintreffen  nencr  Instmction  ist  nicht  abzaschliesseo.    Verweis  auf  23.  Mai. 
einen  aneführlicben  Brief  an  Schwerin,  namentlich  in  Betreff  des  Verhält- 
nisses BD  den  Generalstaaten. 

Das»  £.  Ch.  D.  Staat  in  Oefahr  stehet,  ist  gewiss;  das  apparen- 
teste  Mittel  aber  sich  zu  salviren  ist  die  Conjunction,  wenn  sie  auf 
gute  Condttiones  gefunden  werden  kann.  Ich  will  in  allem  hehutsam 
gehen;  E.  Ch.  D.  arbeiten  nur,  dass  einige  Orte  besser  versehen  werden, 
treiben  die  Werbungen  im  Cleviscben  mit  Nachdruck  und  lassen  Gen. 
Maj.  Dörffling  alles,  was  er  an  Reitern  parat,  zu  sich  ziehen.  Wenn 
ein  Gen.  Major  Difficultäten  machen  will,  zu  marscbiren,  solches  gibt 
kein  gute  Exempcl.  — 

E.  Ch.  D.  geruhen  gn.  anlicrü  die  neue  Tax  der  Erhöhung  der 
Licenten  mit  einem  von  dero  Zollbedienten  zu  senden,  damit  man  mit 
den  Staaten  was  beständiges  abreden  kann. 

Der  KnrfUrst  an  Waldeck  und  Platen.     Dat.  Königsberg 
21.  Mai  1656.') 

[Nachgiebigkeit  in  Betreff  der  Julich'acheD  BenuooiatioD ;  Bevcra  des  Kdnigs  ver- 
langt. Der  Earrürat  bedeokUch  über  die  Lage  der  Dinge;  Betonung  des  Friedensi 
kein  Brach  mit  den  Niederlanden  nnd  dem  Moecowiter.  Satisfactioii  in  Geld, 
QroBBpoIeu  ala  UoterpTand.  Voraicht  und  Zurückhaltung  bei  Abechlosa  der 
Conjanction.] 
Es  befremdet  den  EurfUrsten,  dass  man  jetzt  schwedischer  Seits  wegen  21.  Hai. 
der  Jülich'achen  Renuriciation  so  viel  Schwierigkeiten  macht,  während  man 


■)  Das  Aroiaener  Concept  bat  daa  Datnm  24.  Mai  1656. 

*)  Sowol  daa  Concopt  als  das  ausgerertigte  Exemplar  von  Schwerin'a  Hand. 
Ueber  die  Bedentang  dea  dorcb  dieses  Schreiben  eingeleileten  Zwiechenralla  vgl. 
BrdmsDOidörfrer  Qraf  Waldeck  p.  379 ff. 


A-nOO»^lc 


gQ2  III.    Dm  MftrieDborger  BandDiai. 

sich  früher  selbst  dasn  erboten.  Um  aber  zd  zeigen,  dasB  eE  ihm  weniger 
anf  Ecin  Priratinteresse  als  auf  das  gemeinschaftliche  CTangelieche  ankommt, 
so  will  er  die  Kennnciation  dahin  gestellt  sein  lassen  „und  endlich  zufrieden 
sein,  dass  S.  Msj.  ünE  eine  zn  Recht  bestehende  schriftliche  Versichening 
vor  sich  und  Ihre  Erben  . . .  ertbeilen,  dass  Sie  weder  nun  noch  ins  küiißig« 
auf  vorbesagte  Lande  via  facti,  directe  vel  indirecte,  propriis  noch  allonun 
armis  etwas  tentiren,  Doch  anch  von  andern  vermeinteii  InteresBeotea  ein 
mehrers  Recht  au  sich  briugen,  noch  das  Ihrige  auf  einen  andern  trsns- 
feriren,  beaondern  alles  in  gegenwärtigem  Znstand  lassen  nnd  des  Ans- 
Schlags  des  Rechtens  erwarten  wollen". 

So  viel  nun  das  Hauptwerk  an  ihm  selbst  belanget,  da  mdssen 
Wir  wol  bekennen,  dass,  nachdem  sich  alles,  was  in  der  Christenheit 
ist,  gegen  diesen  sehwediscben  Erleg  zu  regen*begiDnt,^und  dieses 
Werk  TOD  allen  Orten  mit  grosser  Inridia  angeseben  wird,  die  schwe- 
dischen Armeen  sebr  zergangen,  keine  Apparenz  vorhanden,  dieselbige 
so  bald  zu  verstärken,  bergegen  die  Polen  an  allen  Orten  in  grosser 
Menge  zusammenlaufen.  Wir  billig  gross  Bedenken  haben  sollten,  Uns 
in  das  Werk  zu  mischen,  insonderheit  da  man  an  schwedischer  Seiten 
noch  so  gar  verdeckt  gebet,  nnd  Uns  den  eigentlichen  Zweck  dieses 
Krieges  nicht  wissen  lassen  will.  Wenn  Wir  aber  befürchten  mOssen, 
dass,  wenn  Wir  die  Schweden  in  diesem  ihrem  bedrängten  Zustande 
gar  verlassen  sollten,  die  Polen  nur  dadurch  noch  flbenntlthiger 
werden,  von  keinem  Frieden  hören,  besondera  auf  gänzliche  Vertilgung 
der  Schweden,  auch  Continuation  des  Krieges  bis  in  Schweden  oder 
zum  wenigsten  Livland  bestehen  ....  so  bleiben  Wir  bei  Unserer 
Resolution,  Uns  mit  ihnen  näher  einzulassen;  jedoch  mit  dieser  aus- 
drücklichen Bedingung,  dass  die  Wiedererlangung  des  Friedens  der 
einzige  Zweck  solcher  Tractaten  sein  soll. 

Daranf  also  soll  Waldeck  einzig  hinarbeiten ;  vor]  jeder  näheren  Ter- 
bindnng  müssen  die  Schweden  genau  angeben,  „was  die  conditiones  pacis 
auf  ihrer  Seite  sein  sollen,  und  was  sie  eigentlich  vor  ihre  CouqueBten 
hültcn".  Zugleich  darf  darunter  die  Freundschaft  mit  anderen  Verbündeteut 
namentlich  den  Qenerat Staaten,  nicht  leiden,  sondern  mit  diesen  wegen  der 
Commercien  eine  Einigung  erreicht  werden;  ebenso  will  der  Kurfürst  mit 
den  Moscowitern  darüber  keineswegs  in  Feindschaft  gerathen. 

Indessen  wollten  Wir  doch  Uns  mit  Unseren  Völkern  an  einen 
solchen  Ort  in  Polen  setzen,  dass  Wir  dadurch  doch  in  effectu  den 
Schweden  zu  HUlfe  kämen  und  ihnen  Luft  machten. 

So  viel  Unsere  Satisfaction  betrifft,  ungeachtet  wohl  niemand  mehr 
als  Wir  bei  diesem  Kriege  gelitten  und  dessen  noch  kein  Ende  sehen 
und  dahero  wohl  billig  dieselbige  hoch  genug  spannen  könnten,  so 
wollen  Wir  doch  auch  hierin  der  ganzen  Welt  weisen,  dass  es  Uns 

i:q,t7r.d   .,*^-.00<^IC 


VerliBDdlnDgea  ia  Marieoburg.  603 

mehr  um  Wiedererlangung:  des  Friedens  dann  um  neue  Conquesten 
lu  thun  und  Uns  daran  vergntlgen,  daae  Uns  davor  etwa  3  oder 
4  Millionen  Rth.  erlegt  und  bis  zu  selbiger  vollkommener  Bezahlung 
Grosspolen  zu  einer  wirklichen  Hypothek  gegeben  und  cum  omni  jure 
eingeräumet  und  von  den  Schweden  Maintien  und  Garantie  versprochen 
werde. 

Die  militärischea  BedinguDgen  der  Conjunction  soll  Waldeck  ge- 
bühr^Dd  in  Acbt  nehmen',  dieselbe  darr  namentlich  von  den  Schweden  „nicht 
allemal  pro  lubitu,  besondern  nur  in  nccccssitatis  casu'  begehrt  werden. 


Der  Kurflirst  an  Waldeck  und  Plate]i.     Dat.  Königsberg 
22.  Mai  1656.') 

[Betonung  des  Friedens.    Die  niederläadiechen  Gesandten.) 
Sie  sollen   den  Köni^  zum  höchsten  versichern,   dass   der  Knvf.  weit  22.  Mai. 

entfernt  sei,  „Uns  gegen  Sie  zu  seinen  und  mit  Ihren  Feinden  zu  halten"; 

er  wünsche  vor  allem  den  Frieden. 

Es  ist  befremdend,  dass  die  Staatischen  Gesandten  sich  so  kalt  zeigen; 

sie   sollen  in  geeigneter  Weise  bei  ihnen  remonstriren  und  zu  penetriren 

Sachen,  was  sie  uiit  den  Schweden  verhandeln. 


Waldeck   und   Platen  an  den  KnrfUrsten.     Dat.  Marienburg 
24  Mai  1656. 

[Die  Jülich'sclie  Sache  beim  König  ohne  Aussicht.    UroberangsabsichteD  Karl 

Gnatav's.     QeDeralstaate'a.    Moscowiler.    Di»  Satisfactioa  des  Kurfürsten,    CoQ- 

junction.] 

Die  Resolution    vom  21.  Mai  erhalten.     Sie  bezweifeln,   ob   der  König  24.  Hai. 
ia  Betreff  der  Jiilich'seheu  Succession  zu  dem  genüuschteD  Schritt  zn  hringen 
sein  wird,  da  er  die  Sache  vom  point  d'honneur  ans  auffasst  nud  ausserdem 
schon  erklärt  bat,   dass  er  es  beim   Intt.  Fac.  belassen  nnd  weder  selbst 
etwas  gewaltsames  vornehmeu,  uoch  andere  dazu  veranlassen  will. 

Dann  der  Zweck  des  Kriegs  und  die  Bedingnngeu  des  Friedens; 

Wir  verspüren  hiebei  so  viel,  dasa  I.  Maj.  alle  Lande,  worinnen 
Sie  Garnisonen  haben  und  welche  sich  einmal  Ihrem  Schulz  und  Pro- 
tection untergehen,  als  Gross-  und  Kleinpolen,  Preuasen,  Cassuben, 
Pommerellen,  Uasuren  und  zugehörige  Provineicn  und  Orte,  wie  im 
gleichen  Samaiten  und  woiiin  sich  des  Orts  Ihre  Arma  erstrecket,  fOr 
Conquesten  halten  wollen,  und  dass  Ihre  Meinung  fast  sein  mag,  den 
König  in  Polen  gar  nicht  wieder  aufkommen  zu  lassen,  eondem  viel- 


I  Wia  dai  votig«  Stock. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


g04  ^"-    ^"  MarianbaTger  BüDdorii. 

mehr  andere  in'B  Spiel  zu  ziehen  und  dag  Reich  ganz  zu  zergliedern; 
Termeinend  dasa  Sie  keine  Sicherheit  fiodeo  könnten,  mit  König  Ca- 
aimiro,  wie  Sie  reden,  in  einige  Tractaten  sieb  einzulaaseo;  und 
wäre  auch  itzo  noch  gar  nicht  de  tempore,  vom  Frieden  zu  handeln. 

Mit  den  OoneraUtaatea  wird  man  hoffentlich  llittel  finden,  trotz  dieser 
DeneD  Alliance  io  gutem  Vemehmen  za  bleiben,  obwol  die  niederl&Ddischen 
GeEaadten  hier  eicb  jetzt  sehr  kalt  anlasseii. 

DaBB  der  Karfürst  in  jedem  Fall  mit  den  Moecowitern  in  Frieden 
bleiben  will,  ist  dentlicfa  gesagt  worden. 

Wegen  der  SatUfaction  des  EarfürBlen  haben  sie  bereits  erklärt,  dass 
sie  „ganz  Grosspolea,  bo  zn  Fetrikau  das  Tribunal  gehabt,  nnd  alle  darin 
gelegene  Käniglicbe  nnd  geistliche  Güter,  nebst  einer  linea  communicationiB 
nach  PrcQsseii"  begehren;  doch  hat  man  sich  darauf  noch  nicht  naher  ein- 
gelassen. 

Die  Coiy'nnctioD  selbst  wird  scbwediecher  Seits  so  gewünscht,  dass  ein 
gewisses  brandenborgiscbeB  Corps  zn  ganz  freier  Disposition  nnter  schwe- 
dischen Befehl  gestellt  wird.    Doch  darf  man  sich  daraof  nicht  einlassen. 


Waldeck  und  Platen  an  den  Kurflireten.     Dat  Marienborg 
25.  Mai  1656  (von  Waldeck  eigenh.). 

[Der  König  darchaai  nicht  mm  Frieden  geneigt;  für  Brandenburgs  Nentnüit&t 
nicht  zu  gewinnen.  Kriegerische  Erfolge,  Die  niederländ.  Gesmodteo.  Beiee 
zam  König  in  du  Lager  vor  Dansig.] 
i.  Das  Schreiben  des  Eurf.  Tom  22. -Mai  erhalten  ; — 
—  Das  können  wir  E.  Ch.  D.  wohl  versichern,  dass  bei  I.  H^.  die 
geringste  Zuneigung  zum  FVieden  nicht  verspüren,  sondern  vielmehr 
eine  Intention  sehen,  den  König  Casimirum  nicht  wieder  zum  Reich 
zuzulassen.  Was  in  unserm  Vermögen  ist,  soll  nicht  unterlassen  wer- 
den, Friodeiiegedanke.n  zu  erwecken  an  die  Hand  zu  nefamen,  mEtsseo 
aber  aus  vielen  Umst&nden  billig  am  Suceess  zweifeln,  wie  nicht  we- 
niger dass,  ohne  dem  König  eine  gnte  Anzahl  der  Armee  zu  Über- 
lassen, selbiger  mit  dem  Stillsitzen  oder  Meutralsein  E.  Ch.  D.  sich 
zufrieden  gehe. 

Und  dies  nm  so  mehr  als  die  Schweden  in  den  letzten  Tagen  einige 
glückliche  Erfolge  theiis  gegen  Czaroecki,  tlieils  gegen  die  Danziger  ge- 
habt haben. 

Mit  den  Slaatischen  Gesandten  wird  gntes  Vernehmen  gesucht  — 
und  kann  ich,   der  Graf  von  Waldeck,  E.  Ch.  D.  auf  meine  Selig- 
kcit  versichern,  daes,  wo  niclit  alle,  doch  die  meisten  unter  ihnen  auf 
scliwedische  Seite  inclioiren  . . .  wie  denn  solche  Discursen  darbet  vor- 


VerhoDdlDDgeD  in  Harienbarg.  gQ5 

gefallen,  so  der  Feder  nicht  zu  vertraueo,  die  gute  Leute  nicht  in  Obn- 
glück  zu  bringen. 

P.  S.    In  dieBera  Moment  gehe  ich,  der  Graf  von  Waldeck, 
zum  Könige,  will  meia  Bestes  thun,  Frieden  zu  beförderu. 


Waldeck  an  den  KnrfÜrsten.     Dat  25.  Mai  1656 
im  flchwedischen  Lager  beim  Hofft')  (eigenh.). 

[Der  £öDig  den  Friedenege danken  abhold;  bereit  zu  einer  Apanage  Cur  König 
Caaimir  nod  aeioe  Gemalio.  Gute  Haltong  der  prenssiscben  Truppea.] 
Er  trifft  den  König  bei  Belagemngsarbeiten  gegen  Dauzig  und  Encbt 
ihm  in  der  befohlenen  Weise  Friedensgedanken  beizubringen  — 
I.  Haj.  aber  haben  mir  zur  Antwort  gegeben,  dass  Sie  ohne  Ihre 
Susaerste  Ruin  keinen  Frieden  mit  König  Gasimiro  machen  k{)nnten, 
oder  er  mOsete  abeolnt  sein;  darzu  könnte  er  selbst  nichts  contribuiren, 
und  wenn  I.  Maj.  aus  Schweden  das  Werk  allein  darzu  bringen  sollte, 
würden  Sie  lieber  vor  sich  arbeiten;  aber  allein  könnten  Sie  die  Krön 
Polen  nicht  bezwingen,  weswegen  Sie  unterschiedlichen  von  Ihren 
Conquesten  etwas  abtreten  wollten;  da  denn  bei  dem  Gebrauch  der 
Waffen  ein  jeder  dahin  bedacht  sein  würde,  wie  er  die  Eingesessene 
seines  Antheils  bewege,  ihn  anzunehmen.  Damit  aber  E.  Ch,  D.  den 
Olimpf  bei  der  Welt  und  dem  König  Gasimiro  behielten,  wollte  er 
sieb  bedenken,  wie  £.  Ch.  D.  darbei  Ihrer  Intention  nach  dem  Haupt- 
werk ohne  Schaden  [sich]  zu  comportiren;  und  E.  Gh.  D.  zu  ge- 
fallen wollte  er  König  Casimiro  auf  allen  Fall  etwas  zu  sein  und 
seiner  Gemalin  Lebtag  einrKumen.  Die  wirkliche  Gonjunction  zwi- 
schen I.  Maj.  und  E.  Ch.  D.  aber  mUsste  vor  sich  geben,  sonst  w&ren 
E.  Ch.  D.  vielleicht  und  gewiss  er')  mit  verloren;  wollen  auch  morgen 
Abend  selbst  wieder  auf  Marienburg,  den  Traetat  zu  beschleunigen.  — 
Das  übrige,  was  hier  passiret,  wird  Mens.  BUrstel  E.  Ch.  D. 
referiren.  Er  hat  gesehen,  dass  die  preussische  Völker,  wenn  sie  an- 
geftlhrt  werden,  so  wohl  als  andere  fechten,  und  wttnschte  ich  wohl, 
dass  E.  Ch.  D.  derselben  nur  viel  hätten;  ich  wollte  mit  Gott  sie 
so  wohl  fechten  machen  vor  E.  Gh.  D.,  als  sie  es  vor  Schweden  thun. 


')  Danziger  Bo«tl  (Haopt),  Befeatignng  an  der  Weichsel ;  einen  Plan  derselben 
s.  bei  Fnfendorf  Carol.  Onat.  p.  5B8. 

')  So  mit  übergeachri ebenen  Zahien;  der  nrapriinglicbe  Test:  „E.Ch.D. ge- 
wiss and  Tielleicht  er  mit'. 


^düvGoot^lc 


QQQ  III     Das  Uftriaabarger  Bändoiai. 

Der  KnrfUrst  an  Waldeck   nnd   Platen.     Dat  Königsberg 

26.|16.  Mai  1656.') 
(Der  Tenicht  aaf  Jülich.  Bedenken  gegen  die  AnBfahrbarkeit  der  ichwediacheD 
Fläoe.  VerEDch  dei  BiDlenkena;  Forderang  einea  beachränktaran  Frognunmei.] 
Antwort  auf  die  Belation  rom  24.  Mai.  In  Bezog  auf  die  JüUch'scben 
Lande  verlangt  der  Karfürst  nnr,  dass  der  Binder  nnd  die  Schwestern  des 
Königs  die  gewünschte  Erklärnng  mit  Tollziehen. 
li.  Was  aber  den  Zweck  der  vorhabenden  ConjuQCtion  betrifiit,  seind 
Wir  gewiss  nicht  wenig  perplex,  dass  I.  Hfy.  nocbmalen  auf  der  Zer- 
gliederung des  ganzen  Reichs  und  Behauptung  des  grössten  Theils 
vor  sieh  bestehen.  Wir  gönnen  zwar  I.  Haj.  nicht  allein  dieses,  son- 
dern ein  viel  mebrers,  müssen  aber  billig  befUrcbten,  dass  es  eine 
Sache  sei,  so  unmöglich  zu  behaupten;  und  wenn  gleich  der  jetzige 
ESnig  von  Polen  und  die  TOrhandeoe  polnische  Macht  in  diesem  Kriege 
getilgt  werden  könnte,  so  wttrden  sich  doch  ins  künftige  Gelegenheiten 
genug  berrortfaun,  nicht  allein  dieses  wieder  zu  verlieren,  besondem 
das  flbrige  zugleich  in  hazard  zu  brii^en;  zu  geschweigen,  dass,  wie 
es  offenbar,  alle  andere  Potentaten  und  Republiken  sich  mit  fiusserster 
Macht  hiegegen  setzen  werden,  wodurch  denn,  wie  Ibr  leicht  zu  er- 
messen habt,  alle  Unsere  Lande  in  grosse  Gefahr  gerathen  wQrden. 
Wir  bekennen  sonst  gerne,  dass  Wir  erhebliche  Ursachen  genug 
haben,  Uns  mit  den  Schweden  zu  conjungiren  und  wtlnschten  nur, 
dass  die  Tractaten  bald  ihre  BodBcbaft  gewinnen  möchten;  allein  der 
Zweck  muss  billig  und  auch  möglich  sein.  Sollten  sie  dabei  bestehen, 
dass  das  Reich  auf  solche  Art  zergliedert  werden  sollte,  so  mOssten 
sie  Uns  vorher  zeigen,  mit  was  Mitteln  sie  solches  auszufDbren  and 
zu  mainteniren  gedenken,  wie  stark  ihre  jetzige  Armee,  was  sie  vor 
Succurs  aus  Schweden  und  dem  Reich  zu  gewarten,  wie  sie  den  Kaiser, 
Staaten,  Moscowiter,  Kosaken,  Tartaren,  ja  die  ganze  katholische 
Macht  und  Liga  aus  der  Sache  zu  halten. 

Weil  Wir  gleichsam  überall  der  Schweden  Vormauer  und  ifanen 
nichts  begegnen  kann,  Wir  seien  dann  zuvor  niiniret,  so  kann  es  Uns 
auch  nicht  verdacht  werden,  desfalls  sorgiUltig  zu  sein.  Wir  mDsseu 
fast  davor  halten,  dass  I.  Mty.  nur  darum  von  dem  Frieden  und  den 
conditionibus  pacis  nichts  melden  nnd  sich  Aussem  wollen,  weil  Sie 
sieb  nicht  unbillig  befürchten,  dass  es  propagirt  und  die  Polen  dadurch 
nur  mKchtiger  gemacht  werden  mScbten.  Welches  Wir  denn  auch  I. 
Miy.  nicht  verdenken  können.    Wir  seind  auch  wol  zufrieden,  dass  es 


■}  Dsa  aasgerertigte  Exemplar  von  dar  Hand  Schwerio'a. 

i:q,t7od;>GoOt^lc 


TerbMdliiDgeQ  In  UarieDbarg.  QQ'J 

in  dem  Foedere  nicht  gedacht  werde,  wann  nur  I.  H^.  Üdb  mit  Itirer 
Hand,  welche  niemand  zu  sehen  bekommen  soll,  Tersichern  wollen, 
dasa  die  Sache  nicht  so  weitl&ufig,  besondem  intra  terminos  possibi- 
litatis  ^halten  werden  solle. 

So  werden  Wir  auch  endlich  darauf  nicht  so  gar  hoch  bestehen, 
die  Conjunction  nicht  eher  wirklich  anzutreten,  bis  der  König  von  Polen 
sich  der  Friedensconditionen  halber  erklärt  habe,  sondern  wenn  Wir 
das  Project  gesehen  und  ratione  diroctorii  und  sonst  alles  zu  Unserem 
Contento  eingerichtet,  wollen  Wir  Uns  desfalls  auch  besser  erklären. 

Im  BinEeliien  EoUeD  sie  namentlich  den  wichtigen  Punkt  über  die  Posten 
sorgrältig  in  Acht  Dehmen. 


Waldeck  and  Platen  an  den  KnrfUrsten.     Dat  Marienbnrg 
28.  Mai  1656. 
Kurse    Erwiderung  auf  den   vorigen;   die   Conferenzen   werden  jetzt  28.  Mai. 
wieder  beginnen,  da  der  König  and  der  Knnzler  gestern  Abend  wieder  nach 
Harieoburg  gekommen  sind. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.    Dat  Marienbnrg  28.  Mai  1656. 
(eigenli.) 

(RemoDitration  gegen  die  neoe  Erklärung  des  KarfürateD;  Hinweie  auf  Gegen- 

wirkDDgen  am  Bore;  verzweiTelt  an  der  Sacfae;  bittet  am  Conrerenz  mit  dem 

Eorfärateni    bietet  acioen  RScbtritt   von  dieser  Mission  bd.     Klage   über  die 

MacbiDationea  seiner  Gegner.] 

Wollte  Gott,  dass  ein  sicheres  Mittel  hätte  können  gefunden  wer-  28.  Hai. 
den,  E.  Ch.  D.  Staat  und  Lande  ausser  Gefahr  zu  setzen,  oder  aufs 
wenigste  eine  Hoffnung  bleiben  möchte,  ohne  die  Wirkung  der  WafTen 
nicht  um  alles  gewiss  zu  kommen,  so  wSre  besser,  dass  von  keiner 
Conjunction  jemals  geredet  worden.  Nachdem  aber,  ohne  Partei  zu 
nehmen  und  der  Gefahr  tou  weitem  abzuwehren,  E.  Gh.  D.  gewiss 
einem  Theil  ,nachdem  beide  E.  Cb.  D.  verderbt,  zur  Auebeute,  meines 
Ennesaens,  bleiben  mUssen,  so  möchte  von  Herzen  wnnscheo,  dass, 
nachdem  wir  unserer  Instruction  gemäss  zur  Antretung  der  Conjunction 
uns  herausgelassen,  es  nicht  erst  auf  die  Erklärung  E.  Cb.  D.  genommen 
wttrde,  wie  in  dero  gestrigen  Tages  angekommenem  Schreiben  unterth. 
ersehen. 

Dieses  sage  ich  nicht,  dass  vermeine,  man  mfisse  alles  eingehen, 
was  die  Schweden  begehren,  sondern  darum,  weil  gewiss  und  ver- 
sichert weiss,  dass,  wenn  der  Aufsatz  von  den  Schweden  auch  voll- 


Aj.oo»^Ic 


gQg  III.    Dbi  Uarienbarger  BündolM- 

kommen  nacb  dem  Begebren  E.  Ch.  D.,  bo  \rerdea  diejenige,  so  diesem 
Werk  aus  falschen  GrUnden  ganz  widerepreeben,  solche  Erinnerangen 
thun,  die  noch  essentiell,  noch  jetziger  Zeit  nach,  da  an  einem  Ta^; 
viel  gelegeo,  vorzubringen  »atzlich,  noch  zu  erhalten  prat^cabel  sein. 

Doch  wird  von  mir  deroselben  gn.  Befehl  punctuell  beobachtet 
werden  and  nebm  Gott  und  den  Herrn  Flaten  zu  Zeugen,  dass  nichts 
vergessen,  so  zu  E.  Ch.  D.  Sicherheit, und  Bespect  nöthig.  Gott,  der 
Regierer  aller  Dinge,  fahre  die  Sache;  denn  Menschenvemunft  naeh 
ist  es  ohnmöglich,  dass  E.  Ch.  D.  reussiren  kdnnen,  da  nur  V^erwir- 
rungen  an  Statt  von  heilsamen  Consilien  beibracht  werden.  Wenn 
deroselbe  gnäd.  beliebte,  nach  Brauosberg  oder  Heiiigenbeil  aaf  ein 
Tag  etlieh  zu  kommen,  damit  von  uns  einer  selbst  zu  E.  Cb.  D.  mit 
überkommen  könnte,  wttrde  viel  Zeit  gewonnen  sein.  Sonst  wflrde 
ich  auch  bitten  mBssen,  daas  lieber  E.  Ch.  D.  jemand  anders  anhero 
sendeten;  denn  an  die  Instruction  gebunden  zu  sein  und  dann  von 
den  Feinden  der  Sacb  und  meiner  Person  das  Werk  censuriren  zu 
lassen,  kann  nicht  als  zu  meiner  grossen  Confusion  gereichen. 

Diesen  Nachmittag  werden  wir  zusammenkommen.  Was  vorfallt, 
soll  so  bald  berichtet  werden.  Bei  meinem  Eifer  zu  deroselben  Dienst 
vergeh  ich  vor  Sorg  und  betrttb  mich  bis  zum  Tod  fiber  die  Nachre- 
den, BO  dulden  muss,  und  dass  so  augeuscheinlicb  traverairet  und  ver- 
folgt, auch  beschimpfet  werde.  Gott  wird  mich  nicht  verlassen,  noch 
E.  Ch.  D.  dero  Hand  von  mir  ziehen.  — 


Waldeck  und  Platen  an  den  KurfUrsten.  Dat  Marienburg 
29.  Mai  1656. 
29.  MaI.  Die  Gonferenzen  haben  von  Deuem  begonoeD;  man  übergiebt  sich  gegen- 
seitig die  entworfenen  Projecte  über  die  brandenbnrgiscbe  Satisfaction; 
dieselben  zeigen  sich  noch  sehr  discrepant  von  einander;  ebenso  Differenz 
über  die  Zahl  der  von  Brandenburg  zu  etellenden  Trnppen  nnd  über  die 
Frage  des  Commando's  derselben. 

Der  Knrfllrst  an  Waldeck  nnd  Platen.     Dat.  Königsberg 

29.119.  Mai  1656. 

Verschiedene  Anweisungen  in  Betreff  einzelner  Verhandlangspankte. 

29.  Uni.         P.  S.  (eigenhändig.)   Weil  der  H^us  verflossen,  als  erfordert  die 

hohe  ^othdurft  bald  zu  scbliessen.   Die  freie  Disposition  meiner  Armee 

muss  mir  verbleiben:  denn  ausser  dem  ist  nichts  zu  tbun. 


^düvGoot^lc 


VerhaadloDg  in  MarieDbarg-  g09 

Waldeck  an  den  Kurftlreten.    Dat.  Marienbnrg  29.  Mai  1666. 
(Conc.  Ärols.  Arch.) 

(Die  Scbwedeo  übeTDiüthig  und  zühe;  DrohuDg  deraelbeo.  Ibr  Angebot.  DifferenE 
wegen  Uifection  der  Truppen.  Der  Jülioh'sche  Verzicht.  Die  Conjaoction  nn- 
TRrmeidlicb.  Truppen  aas  dem  Beicb  herbeizQEieben.  Dörfflingera  Sanmaeliglceit. 
HilitariBcbes  über  die  Schweden.  Gerücht  aaataetreaen  über  beabsichtigten 
Abzng  unoh  der  Hark.] 

Aus  der  Relation  werden  E.  Ch.  D.  sehen,  wie  es  hier  stehet.  29.  Mai 
Der  Schein  des  Glücks  macht  sie  verhärtet;  sie  bezeugen  öffentlich, 
dasB,  wenn  wir  uns  nicht  conjungiren,  sie  andere  Gedanken  Ton  uns 
haben  müssen.  Das  ist  gewiss,  dass  eine  Person,  so  E.  Ch.  D.  bei 
meiner  Ueherkunft  nennen  werde,  mir  heut  gesagt,  sofern  keine  Con- 
junetion  geschehen  sollte,  würde  der  König  sich  rächen  und  auf  die 
geringste  Soupgon  alles  stehen  lassen  und  auf  £.  Cii.  D.  gehen. 

Sie  offeriren  Posen,  Kaliseh  und  Siradien,  doch  dass  die  Warthe 
die  Grenze  sei. 

Wegen  der  Direction  Btosset  sich's  am  meisten;  aber  darin  kann 
man  nicht  weiclien.    Morgen  werden  wir  sehen,  was  es  werden  wird.  — 

Wegen  der  Jttlich'schcn  Succession  wollen  sie  (des  Canzlera  Wor- 
ten nach,  worauf  doch-nicht  allerdings  fest  zu  stehen)  nach  E.  Ch.  D. 
letztem  Begehren  eine  Versicherung  einrichten;  geben  auch  vor,  sie 
wollen  wegen  der  andern  Puncten  eine  gute  Erklärung  geben.  Man 
wird  es  bald  sehen;  wird  der  König  GlUck  gegen  die  Polen  haben, 
so  spricht  er  gewiss  hoher.  Ich  will  bei  dieser  wie  bei  allen  Gele- 
genheiten zeigen,  dass  auf  E.  Ch.  D.  Interesse  allein  sehe,  und  wenn 
dasjene,  so  in  Raison  bestehet,  nicht  Statt  finden  will,  dass  alsdann 
nach  dem  Zustand  E.  Cli.  D.  meine  Consilia  und  Actionen  richte.  Aber 
das  sage  ich,  so  wir  hie  nicht  binden,  sein  dieselbe  verloren  und 
werden  durch  ein  langsames  Feuer  unter  Schweden  Joch  gebracht 
werden,  wo  man  nicht  mit  Kraft  sich  dagegen  setzet.  Davor  muss 
etwas  gewagt  sein,  und  zu  dem  End  begehren  E.  Ch.  D.  Pass  beim 
König  in  Dänemark  und  befehlen,  dass,  was  an  Fussvolk  drunten 
fertig,  in  Zeiten  zu  Schiff  tiberbracht  werde.  Auf  allen  Fall  kann  es 
dienen;  die  Ofüciercr  bitten  selbst  darum.  Aber  in  der  Grafschaft 
Oldenburg  mUssten  sie  enibarquiren  unter  Bremen.  Dörffling  wUrde 
auch  nötig  eine  Ordre  zuzusenden  sein,  dass,  so  lieb  ihm  E.  Ch.  D. 
Gnade,  er  die  30  Compagnien,  so  schon  längst  complet  sein  sollen, 
zusammenziehe  und  fernere  Ordre  erwarte;  und  wDrde  nicht  undien- 
lich sein,  dass  er  etzüehe  Stdcke  bei  sich  kommen  liesse. 


yGoot^lc 


QIQ  III.    DsB  Uarienborger  Bündoisi. 

Ich  wflDBch  nocb,  dass  dieses  wol  ausschlafe;  tfo  nicht,  mnss  eia 
hazard  gelaufen  sein.  Die  Pillau  ist  nöthig  zu  versehen.  Czarneeky 
soll  den  Danzigern  zu  Succurs  gehen  wollen,  welchem  Wrangel  folget. 
Der  König  will  mit  dem  Markgrafscben  und  andern  Regimentern,  so 
an  der  Drebenitz  gestanden,  ihm  entgegen  gehen.  Steinbock  rer- 
schanzt  sich  gegen  dem  Hovet  Über. 

Wanschen  möcht  ich,  dass  E.  Ch.  D.  elw&s  nfther  kommen  könnten, 
sonst  wird  viel  Zeit  weglaufen.  Wenn  die  Tractaten  sich  wol  an- 
Hessen,  wenn  es  E.  Cb.  D.  gnftd.  beliebete,  auszugeben  bei  denen,  so 
es  ausbringen,  dass  E.  Ch.  D.  in  die  Mark  gehen  und  das  meiste  dero 
Ännee  mitnehmen  wollen,  soneten  aber  noch  gut  noch  btlses  von  diesen 
Tractaten  gedenken,  so  wird  es  an  beiden  Seiten  dienen.  Gott  fahre 
die  Sach  und  gebe  solche  Rathsehläge,  die  ihm  gefällig! 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Marienburg  30.  Mai  1656. 
(Gonc.  Ärols.  Arch.) 

[Fortgang  der  VerhaDdluDgeo ;  die  Scbneden  etwas  cngänglicher;  hoBl  znletct 
zam  guten  Ende  zu  kommen.] 

30.  Mai.  Heut  haben  die  Schweden  sich  etwas  näher  herausgelassen,  und 
scheinet,  ob  gereue  es  sie,  dass  sie  in  ihrem  Aufsatz  etwas  unf&nulich 
verfahren  und  zu  Machdenkeu  Ursach  gegeben.  ~-  Allem  Ansehen 
nach  werden  sie  sich  schon  näher  zum  Ziel  legen;  doch  muss  man 
nicht  darauf  bauen,  bis  man  alles  voUenzogen.  E.  Ch.  D.  ziehen  gn. 
etzlicfae  Leute  zusammen,  damit  Sie  auf  alle  Fälle  gereit  sein.  — 

Sie  bleibeo  auf  Posen,  Kaiisch,  Siradien,  doch  dass  die  Wartbe 
die  Grenze  sei.  Aber  ich  halte  daftlr,  wenn  man  darauf  bestehet, 
werden  sie  es  fahren  lassen;  vor  Marienwerder,  Riesenbnrg  und  Hol- 
land bieten  sie  Lancicien  an ;  aber  so  man  Marienwerder  und  Riesen- 
burg  mit  den  Schulden  ihnen  gebe,  hielte  ich  dafUr,  sie  würden  die 
Linie  von  Communicadon  zustehen. 

Wegen  der  andern  Puncten  aus  den  Pacten  wollen  sie  morgen 
reden;  zweifele  aber,  ob  sie  in  allem  Satistaction  geben  werden,  doch 
in  den  meisten  hoff  ich's.  Das  ist  gewiss,  wenn  E.  Cb.  D.  nicht  mit 
ilinen  coi^ungiren,  so  mögen  dieselbe  bald  resolviren,  alles  zu  thun 
was  Sie  können,  sie  unterzubeugen;  denn  sie  £.  Cb.  D.  gewiss  um 
Prenssen  zu  bringen  suchen  werden.  Doch  glaube  icli  einen  andern 
Ausgang  dieser  Tractaten  und  wUnsche  nur,  dass  E.  Cb.  U.  in  der 


A-nOO<^IC 


Terhandlnng  ia  H&ri«DbDi^.  g^]^ 

Nähe  wfireD.    Hit  dem  Project  des  Aufsatzes  will  icli  jemand  Über- 
senden, BO  £.  Ch.  D.  Ton  allem  Bericht  geben  boU.') 

Wie  ich  mich  qufil  über  diesem  Werk,  das  weiss  Gott.    Der  wolle 
alles  2u  ^tem  End  fuhren. 


Waldeck  an  den  Kurförsten.     Dat.  Marienburg  6.  Juni  16B6. 
(Eigenh.  Arols.  Ai'ch.) 

[VerzögeniDg  dnrch  das  Pfiogstfeet;  Abend  bei  der  EoDigiD.  OesprSch  mit  dem 
Reichskanzler  OzeDstjenia;  dessen  Klage  Ober  die  wideratrebeudeD  Bäthe  d» 
EnrförsteD;  Hinweis  anf  möglichen  Todesfall.  Glückliches  Treffen  des  Königs 
gegen  Czarneckj.  AnflÖsuDg  bei  den  Polen;  Unzufriedenheit  in  Dansig.  Der 
Bof  nach  Qraudens.  Die  FranEoaen  gegen  Breisach.  Derfflinger.] 
Das  Fest  hat  etwas  Zeit  hinweggenommen,  daes  nicht  viel  thim  G.  Jani. 
fcOnnen;  heute  werden  wir  wieder  zusammen  kommen.  Gestern  Abcud 
^ing  ich  aufs  Hoff,  der  Königin  aufzuwarten;  nahmen  I.  M^.  mich 
mit  hinaus  in  einen  kleinen  Wald,  da  Sie  zu  Abend  assen,  woselbst 
Sie  sehr  rQbmten  E.  Ch.  D.  grosse  Qualitäten  und  dero  Civilität  gegen 
dieselbe;  fragcten  mich  auch,  wie  Sie  es  doch  anstellen  konnten,  um 
die  Ehr  zu  haben,  I.  Ch.  D.  die  ChurfUrstin  zu  sehen,  wonach  Sie 
sehr  Terlangten, 

Nach  dem  Essen  kam  der  Reichscanzier  und  lamentirte,  dass  man 
ihm  die  Schuld  alles  ohnannehmlichen  gebe;  welchem  ich  unterschied- 
liche Ursachen,  woraus  solche  Opinion  entspränge,  vorstellte;  worauf 
er  losbrach  und  sagte,  es  wäre  wahr,  dass  in  vielem  nicht  procediret 
würde,  wie  es  wohl  geschehen  sollte,  um  ein  rechtes  Vertrauen  zu  be- 
festigen; die  Ursach  aber  dessen  läge  nicht  allerdings  an  ihnen,  son- 
deVn  die  Sorgen,  so  ihnen  gemacht  würden  durch  gewisse  Nachrich- 
tungen, so  sie  hätten,  dass  nicht  allein  die  meiste  Räthe,  so  um  E. 
Ch.  D.  seien,  alles  thun  was  in  ihren  Kräften,  deroselhen  Resolution 
zu  ändern,  alle  dero  andere  Räthe,  so  entweder  [sicj  dem  Werk  zu- 
gethan,  ans  ihren  erheblichen  Ursachen  in  Verdacht  zu  bringen,  ab- 
zuschrecken, ja  alles,  was  E.  Ch.  D.  auch  am  nächsten,  auf  widrige 
Gedanken  zu  bringen  suchen  (wovon,  wie  er  sagte,  mir  wol  Particu- 
laritäten,  welche  vielleicht  mir  nicht  wissend,  sagen  wollte),  wären 
mit  Ursach.  £.  Ch.  D.  gute  Intention  und  tapfere  Resolution  wäre 
ihnen  genug  bekannt;  aber  das  wUssten  sie  auch,  wenn  ein  Herr  nicht 
secondirt  würde  und  dicjene,  so  es  wohl  meineten,  inutil  gemacht,  so 


')  Am  1.  Jnni   schickt  Watdeck  seinen    Secretär  Frans   Me 
mündlicher  Bericbteretattong  an  den  Enrfnraten. 


A_nOOt^lc 


Q\^  III-    Dpi  Hariebborger  ßaDdaiis. 

könnte  nichts  andereB  daraus  folgen,  ala  was  ibnen  schon  zu  mehr 
Haien  ron  anderen  widerfahren,  und  das  wäre  die  Ursach,  daB8  sie 
nicht  wflssten,  wie  sie  es  recht  machen  sollten,  dasB  £.  Cb.  D.  content 
and  sie  dermaleins  nicht  bloss  gelassen  warden. 

Ich  suchte  durch  ihm  genugsam  bekannte  Ursachen  die  Affection, 
80  E.  Gh.  D.  im  Werk,  diese  Sach  angehend,  genugsam  bezeugt,  und 
dasB  sie  nicht  zu  zweifeln  hätten,  wenn  sie  nur  sincerement  verfahren 
wollten  [sie]. 

Worauf  er  antwortete,  ihre  Saclien  wären  so  beschaffen,  dass  sie 
nicht  ändern  könnten,  wenn  schon  ein  Fall  bei  ihnen  geschehe.  Wenn 
aber  (welches  Gott  lange  verbaten  wolle)  E.  Cli.  D.  mit  Tod  in  währender 
Zeit  abgehen  sollten,  so  würden  sie  in  gross  Olinglltck  gerathen;  denn 
sie  auf  £.  Ch.  D.  hohe  Person  allein  in  diesem  Werk  sehen  mllssten. 

Ich  antwortete,  dass  E.  Ch.  D.  darin  solche  Ordre  stellen  würden, 
dass  dero  guter  Nam  nach  dero  Tod  nicht  gekränkt  würde.  Da  sagte 
er,  an  E.  Ch.  D.  Willen  zweifelten  sie  nicht,  aber  da  bei  dero  Leben 
dieselbe  solche  Müh  hätten,  dero  Intention  werkstellig  zu  machen,  was 
denn  werden  würde,  wenn  deren  Ralh  gelten  sollte,  so  E.  Ch.  D.  lieber 
ohne  Sicherheit  mit  barbarischen  und  E.  Ch.  D.  und  aller  dero  Land 
und  Freunde  Ruin  suchenden  Leuten  anzustehen  rietheu,  als  auf  die 
beste  Conditiones  mit  ihnen,  als  die  in  E.  Ch.  D.  Aufnehmen  ihr  loter- 
esse  finden,  anzustehen.  Worbei  viele  Discursen,  so  der  Feder  niclit 
zu  vertrauen,  vorkommen.  Der  Schluss  aber  war  der,  sie  wBrden  E. 
Gh.  D.  äusserst  zu  contentiren  suchen  und  nittssten  hoffen,  dass  E.  Ch. 
D.  das  Werk  wUrdeo  zu  Ende  führen  können. 

Was  sonsten  ihren  Zustand  belangt,  so  ist  der  König,  nachdem 
er  vernommen,  dass  Gzarnecky  noch  hei  ihm  stünde,  auf  ihn  ge- 
gangen, welcher  in  30,000  stark  gewesen.  Wie  aber  I.  Maj.  ihn  ge- 
sehen in  Bataille  stehen,  und  in  einem  Vortheil,  haben  Sie  der«  Ami^e 
getheilt,  Dragoner,  Fussvolk  und  Stück  zwischen  und  vor  die  Reiter 
gestellt  und  ihm  in  die  Flanke  an  beiden  Seiten  gehen  wollen.  Worauf 
er,  sobald  als  einige  Vortruppen  auf  ihn  gangen,  die  Flucht  genommen, 
dass  der  König  nicht  mehr  als  einen  Starost  und  zwei  Standarten  be- 
kommen, neben  300,  so  todt  und  gefangen.  Weil  es  aber  spät  ge- 
wesen und  die  Nacht  I.  MaJ.  überfallen,  seind  die  Polen  so  fortge- 
gangen. Der  König  aber  hat  Markgraf  Carle  Magnus')  an  sich 
gezogen  und  wird  vor  sein  Person  wieder  nach  Graudenz  kommen. 


')  Markgrar  Karl  MngnnB  vooBaden,  der  aue  Pommern  mit  neaeo  schwe- 
diachen  Truppen  beraohani;  rgl.  Pufeüdorf  Carol.  Gust.  Hl.  j.  18. 


A-iOOt^lc 


Verbaoillaiig  in  Harianbnrg.  613 

.  Die  Polen  laufen  mehrentheil  wieder  aus  einander  und  sucbeu  Oe- 

,  nad  beim  Könige,  wie  denn  die  Quartianer  auch  zu  verstehen  geben 
lassen,  daes  ete  wieder  bei  I.  Maj.  kommen  wollten;  und  wie  man 
meint,  so  werden  I.  Maj.  dero  Herrn  Bruder  und  Wrangel  auf  War- 
,  gcban  gehen  lassen,  und  Sie  den  Danzigern  näher  treten,  sonderlich 
.  weil  Sie  davor  halten,  dass  der  Moscowiter  in  allem  von  ihnen  zu 
.  Contentiren  und  der  Kaiser  durch  Diversiones  abzuhalten  sei. 

In  Danzig  fängt  der  gemeine  Mann  au  zusammenzulaufen  und 
senden  heimlich  Leute  an  Steinbock  und  den  König. 

Gott  gebe  seinen  Segen  an  £.  Gh.  D.  und  dero  Diener,  dass  man 
den  rechten  Weg  treffe.  Das  kann  ich  aber  wohl  mit  Wahrheit  sagen, 
wenn  diese  Conjunction  nicht  fortgebet,  dass  alsdann  die  Schweden 
unterbracht  werden  müssen  oder  E.  Ch.  D.  eeind  um  Preussen,  sie 
gewinnen  oder  verlieren.  Doch  besserem  und  vemtlnftigerem  Urtheil 
nicht  vorgegriffen. 

Wenn  ein  Schluss  hier  geschieht,,  begehrt  der  König  mit  E.  Ch. 
D.  selbst  alle  Abrede  zu  nehmen. 

P.  S.  Man  meint,  dass  morgen  der  ganze  Hof  auf  Graudenz 
gehen  wird  und  werden  notbwendig  wir  aufs  wenigst  nach  Marien- 
werder geben,  um  zu  vollziehen,  was  heut  abgeredet  wird  werden. 


Von  demselben  Datum  eiu  anderes,  ebenfalls  eigenb.  Schreiben  Wal- 
decks  an  den  Kurfürsten  im  Berliner  Archiv;  der  Inhalt  fast  ganz  der- 
selbe, aber  formell  uicbt  Daplicat,  sondern  in  ?ieiracb  anderer  Wortfassnog. 
Au  Schlags:  die  Frauzosen  schicken  eine  Armee  nach  Brisac:  sehr  günstig 
für  die  Schweden;  denn  dadurch  wird  der  Kaiser  geuötbigt,  die  Aagen 
dorthin  zn  richten. 

F.  8.  „Ich  vemehme,  dass  Därffling  nicht  marschirt');  wenn  die 
Armee  des  K4inigs  auf  Warschau  geht,  stehen  E.  Ch.  D.  Grenzen  bloss; 
and  wenn  dieser  SrhlDss  vor  sich  geht,  wie  ich  glaube,  so  werden  die 
Polen,  wenn  sie  kein  Widersland  wissen,  nicht  feieru".  Er  wolle  hiermit 
gewarnt  haben. 


Waltleck  und  Platen  an  den  Kurfllrsten.     Dat  Marienbnrg 
9.  Juni  1656. 

Verhandlung  mit  dem  Reichskanzlei'  über  die  einzelnen  Paragrapheu  9 
des  Bündnissentwurfes.    Der  König  hat   cioeo  Theil   seiner  Armee   unter 
Oberbefehl  seines  Bruders  und  Wrangeis  zum  Entsalz  nach  Warschau  ab- 
geschickt; er  selbst  will  ernstlich  gegen  Danzig  operirea. 


')  Vgl.  obeu  p.  601.  609. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


sBBiGooi^lc 


Verhandlaug  iD  Harienbnrg.  g]^5 

und  was  sonst  zu  Polen  gehört,  zu  ttberlaasen,  oder  anderen  solche 
Orte  zu  cediren.  —  AeusBerlich  kann  kein  Mensch  beim  König  Frie- 
densgedanken finden. 


Der  KurfUret  an  Waldeck.     Dat.  Königsberg  15.  Juni  16Ö6. 
„citissime"    (Arols.  Arch.) 
Er  gedenke  morgen   eicK  nach   Balga  zu   begeben.     Waldeck  solll5. Jani. 
sieb  sofort  aufmachen  nud  eben  dorthin  kommen,  „iumittelst  aber  mit  I.  K. 
M.  nichts  Terbindliches,  ehe  Wir  Euch  gesprochen,  schliesseu" '). 


Der  Knrflirst  an  Waldeck  und  Platen.     Dat.  Balga 
18.  Juni  1656. 

IBotschaft  des  Königs  Johaan  Casimir;  grosse  poloische  Armäe;  die  Schweden 

sehr  bedroht;   die   Conjanctioo  sehr  neaeotlich  für  sie;    die  GeaandteD  sollen 

fest  sein.) 

Wir  lassen  Euch  in  Gnaden  unverhalten  sein,  welchergestalt  derl8.JuDi. 
polnische  Jägermeister  Meidel,  welcher  gestern  Abend  noch  vor 
Eurer  Abreise  augekonimen,  heute  Audienz  bei  Uns  gehabt  . . .  Be- 
richtet, dass  der  König  mit  einer  starken  Armee,  worunter  6000  alte 
geworbene  Knechte  sein  sollen,  welche  aus  den  Garnisonen  genommen, 
dastehe,  und  nicht  glaublich,  dass  die  schwedische  Armee  alda  gegen 
ihn  etwas  ausrichten  werde.  Begehret  von  Uns  im  Namen  seines 
Königs,  dass  Wir  Uns  wieder  zu  ihnen  schlagen  mögen.  Wir  haben 
noch  nicht  viel  mit  ihm  geredet,  weil  es  eben  Sonntag  gewesen  und 
können  also  nicht  sagen,  was  er  etwan  mehr  in  commissione  habe, 
so  Euch  aber  bald  communiciret  werden  soll.  Allem  Anscheine  nach 
scheint  es  wol,  dass  sie  vor  dieses  mal  eine  starke  Armee  zusammen- 
haben dürften,  welches  besser  zu  erfahren  Wir  einen  schwedischen 
OfGcirer,  so.  zugleich  von  dannen  kommt,  ein  Kiest  von  Geschlecht, 
anhero  versehrieben,  Wir  auch  alsofort  wieder  zu  dem  Könige  nach 
Marieabnrg,  damit  I.  Haj.  den  Zustand  daselbst  erfahren  möge,  re- 
mittiren  werden. 

Die  Schweden  werden  also  in  karzem  eine  Macht  sich  gegenüber  haben, 
„deren  sie  allein  nicht  bastant  sein  können" ;  sie  werden  also  hoffentlich  in 
den  Bedingungen  fügsam  sein,  bes.  in  den  Punkt  dem  Licenteo;  es  kommt 
dem  Eurf.  sehr  viel  darauf  an,  darin  die  Qencnilstantcu  nicht  zu  chocquiren. 

')  Bei  diesen  Besprechungen  in  Balga  wnrde  (17  Juni)  beschloaBen,  nnter 
den  obwaltenden  UmatäDden  die  Fordernog  der  Jälich'scbeD  BennnoiatioD  fär 
jetzt  fallen  zu  lasaeo;  vgl  anch  Baacbbar  I-  IIa. 


^aovGoOt^lc 


sBBiGooi^lc 


VwbaDdlnDg  iD  Harboburg.  Q\'J 

Schaden  Uns  zu  nicht  geiingem  Deepect  gereichen.  Wir  verlaeeen  Uns 
aber  hierunter  allein  auf  Eure  Uns  genugsatn  bekannte  treue  Sorgfalt. 
So  viel  die  Zueammenkunß  mit  I.  Maj.  betrifft,  wollen  Wir  Uns 
zwar  dazu  fertig  halten;  allein  nach  Eibingen  zu  kommen,  sind  Wir 
nicht  in  Equipage,  und  zu  Holland  ittt  auch  nichta  zum  beeten  I.  Maj. 
zu  accommodiren ;  daher  Uns  dann  am  liebsten  sein  wQrde,  wenn  Uns 
von  I.  Maj.  ein  adeliges  Haus  oder  Dorf  auf  dieser  Seite  Eibingen 
benennt  würde,  wohin  Wir  Uns  alsdann  verfügen  wollten. 


Waldeck  an  den  Kurfürsten.    Dat.  Marienburg  24.  Juni  1656. 

Es  ist  nun  alles  richtig.    Zu  Holland  wird  der  König  hei  E.  Ch.24.Jaiii. 
D.  kommen.    Es  kommen  mehr  Leute  mit,  als  man  vermeint.    Ich 
bring  mein  Silber  aufn  Nothfali  mit  und  werde  alles  bester  Maassen 
bestellen,  auch  morgen  bei  E.  Ch.  D.  in  Person  sein. 

P.  S.     Canneuberg   soll  avisirt  werden,   geiiic  Truppen   mehr  zu- 
sammenzu ziehen,  „sonst  möchte  er  ein  Obugliick  haben". 


König  Karl  Gustav  an  den  KurfUrsten. 
Dat.  Marienburg  15.  Juni  1656. 

Der  KÖDJg  spricht  seine  Zuslimmung  aus  zu  der  tod  den  braDdenbur-25.  Juoi. 
gisctien  Gesandten  in  Marienburg  aufgestellten  Forderung,  das»  die  Licenten 
in  den  prenssiseheu  Häfen  von  allen  dortbin  handeltreibenden  Nationen   in 
gleicher  Höhe  erhoben  werden  sollen. 


Derselbe  an  denselben,  id.  dat. 
Ks  ist  bei  den  gegenwärtigen  AlliauccTcrhandluDgcn  von  den  branden- 
bnrghcheu  Gesandten  dargelegt  worden,  „(juoniodo  praesentinm  temporum 
adspeotu:^  et  pericnlorum  spccies  admouere  et  requirere  rldeantar,  nt  di- 
rectioni  Regiininis  et  Militiae  Prussiae  recte  prospicialur,  ac  opus  etiam 
esse,  ut  certuB  quidatn  Gubcrnator  istis  ProTinciis  adhibeatac,  qui  in  ab- 
sentia  Gels"''  V"  Elect.  et  facienda  tanto  facilius  espedire  poeait  et,  qaod 
rei  gerendae  necessitas  forte  efflagitabit,  celerins  cxeqaatur".  Der  König 
gebe  hierzn  gern  seine  Einwilligung. 


Am  1&./2&.  Jnoi  1656  wird  zu  Marieuburg  das  Bündnies  zwischen 
Brandenburg  und  Schweden  abgeschlossen.  Die  verschiedenen  auf 
dasselbe  bezüglichen  Instrumente  s.  bei  v.  Mörner  Staats  vertrage  p.  201 
bis  209;  zu  der  dort  angeführten  Literatur  ist  noch  Rndawski  p.  264  hin- 
znznfögen. 


^aovGoOt^lc 


6X6  "'-    ^"  Marieubnrger  Büudniea. 

Sie  Eollea  eich  al^so  nicht  beirren  laseen,  wenn  dio  Schweden    •    , 
als  ob  ihnen  an  der  Conjunction  tio  viel  nicht  gelegen  wäre     ' 
wo),  „dass  ihnen  gar  sehr  daran  gelegen". 

P.  S.  Es  hat  Ue8  gedachter  Meidel  gcsagf  «Ideck'a,  nameot- 
nlclit  glauben  wollten,  dasa  sein  König  auf  die  achteten  Bündni««, 
„T.      .  ,,  „„  .  ■■    1  ■  .  ;  Kurfürst  ihm  die  Ort« 

Wir  einen  von  Unsern  ümcirern  milscbicken  j  «  .     _ 

vrttDenzien  nnd  Nntzangea 
laBsen  mochten;  er  wollte  den  Officirer  /„öergeben,  und  soll  erund 
wieder  öberliefem.')  ^,n  und  seinen  Nacbkomnim 

20.  Jnnl.         Am  20.  und  21.  Jnni  Berichte  de-     ^  .-"^!  5"  W'*"«/«  Nntzting  «f 

21.  Joni.  der  Verbandlnng  über  die  einzelne       ';J>^  J*"*"  vorhandene  Tochter  tmt 

zeigen  sich  ziemlich  entgegenkon^    ■ /^^ten  „uf  erfolgte  wirkliehe  Tr.- 
,y!i^(pibtf  ansgeGtellte  Assecuraüon  eines 

Der  KuriUrst  an  W      "'*    rf„  „  w.ldeck,  die  Suttb.]«« 
■'j-i»".     Liode  gnädigst  oonfcriret  and  aafge- 
Iblrmabaang  zur  Festigt      '     'V^'!,  fiir  dabei  zn  schützen  etc. 

9'j  !.,„■  i..«   p,.,=™  *'^       ^  4ri  finden  sieh  mehrfach  bei  den  Act«. 

«„M  .   T      -       ^.-^Ä-de  dat.  Königsberg  8.  Juli  1656  die  ie 

SchluBS  gestand  ^..vJj^i^^.'^^.den  von  Plock  Job,  Casimir  Kr- 
Ihr  aebet,  wir  .!■''■'>' '^"'jT»"*"'  ^"^  Krasiaski  gegen  seinen  an»ge- 
Ihr   werdet  >   ,;  f^fä"  "^  die  polnische  Seite  gescblagen  hatte.  —  Diese 

Puncten,  b  "i:.^  («:* ''''^  ^nnJen  natrirlich  nach  dem  politischen  DmscbUg 
und  waa  '  :^^'fiiBS^'*^^iiad  dam  "noch  Ansprüche  auf  Schade nersat*  e^ 

in  Acht    ,jjf;;«*3ic  «■"  "^1"»^"  "»"■ 

eheBtem  'i!'»^' 

niclit  r  *  jir«l  "°  *  Herzüge  von  Brannscliweig. 

zoseD  per  ^"^  KSoigs''«''«  7.  Jnli  1658. 

die  ibsrlili'^^  ^^  CoqjanctionsTertiages  miti  dereelb«  Bei 


sasiGoOi^lc 


'..  '^ 


:*v;^ 


Sendung  Dobrczenski's 
nach  Prag. 

(Jnli  bis  September  1666.) 


sasiGoOi^lc 


g]^3  ^^''    ^"^  Marieoburger  BäadaisB. 

Verleihnngs-  und  Eraennuiigsurkonde  fili-  Waldeck. 
Dat  Königsberg  2.  Juli  1656.') 

2.  Juli.  In  Anbetracht  der  treuen  und  niitzlichea  Dienste  Waldeck's,  nament- 

Itch  bei  ScblieBEang  des  neuerlich  mit  Schweden  aargerichteten  Bündaissee, 
und  in  Aussicht  auf  seine  ferneren  Dienste  vllt  der  Kurfürst  ihm  die  Orte 
MeHcritz,  Paradeie  und  Bleseu  mit  allen  Pertinenzien  und  Nntzungen 
(ex cl.  die  Landeshoheit)  erb-  ood  cigenthümlich  übergeben,  und  soll  ernnd 
seine  Nachkommen  dieselben  7on  dem  Kurfürsten  nnd  seinen  Nachkommen 
als  Lehen  recognosciren. 

Stirbt  W.  ohne  männliche  Erben,  so  soll  der  Witwe  die  Nutzung  anf 
Lebenszeit  bleiben;  nach  ihrem  Tode  aber  jede  vorhandene  Tochter  mit 
30,000  Rth.  ausgestattet  werden. 

Dagegen  stellt  Waldeck  dem  Kurfürsten  „af  erfolgte  wirkliche  Tra- 
dition oberwähuter  Stücke"  die  ihm  früher  ausgestellte  Assecaration  eines 
Recompenses  zurück. 

„Ferner  haben  Wir  ibme,  dem  Grafen  eu  Waldeck,  die  Statthalterei 
über  die  in  Grosspolen  acquirirte  Lande  gnädigst  conferiret  nnd  anfge- 
Cragen;"  der  Kurfürst  verspricht  ihn  dabei  zu  schützen  etc. 


Andere  Schenkungen  dieser  Art  linden  sich  mehrfach  bei  den  Acten. 
So  erhält  Fr.  v.  Jena  durch  Urkunde  dat.  Königsberg  8.  Juli  1656  die  in 
PreuEsea  gelegenen  Güter  des  Woiwoden  von  Plock  Job.  Casimir  Kra- 
sinski,  die  confiscirt  worden  waren,  weil  Krasinski  gegen  seinen  ansge- 
stellteu  Revers  sich  wieder  auf  die  polnische  Seite  geschlagen  hatte.  —  Diese 
nnd  andere  ConGscationen  wurden  natürlich  nach  dem  politischen  Umschlag 
i.  J.  1058  zurückgefordert,  und  dasu  noch  Ansprüche  anf  Schadenersatz  er- 
hoben; worüber  weitläufige  Acten  vorhanden  sind. 

Der  Koxfllrst  an  die  Herzöge  von  Braunschweig. 
Dat  Königsberg  7.  Juli  1656. 

i.  Theilt  ihnen  den  Abscbluss  des  Coqjnnctions vertrage»  miti  derselbe  sei 

sogehalten,  dass  die  Reichslande  dabei  ganz  nninteressirt  blieben;  vielleicht 
aber  werden  die  Polen  sich  daran  nicht  kehren  und  doch  einen  Angriff  gegen 
Reichslande  des  Kurfürsten  unternehmen.  —  Die  Herzöge  werden  ersucht 
zu  berathcD,  was  dagegen  zu  thnn  sei,  dass  der  Friede  im  Reich  nicht  ge- 
stört werde.') 

Zugleich  wird  Raban  v.  Canstein  von  Halberstadt  ans  an  die  Her* 
zöge  von  Braunschweig  abgeschickt,  um  sich  mit  ihnen  direct  über  etwa  la 
ergreifende  Massregelu  in  Vernehmen  zu  setzen. 

')  Conoept,  mit  der  Bemerknag  von  Schwerio's  Band:  .dieses  haben  S. 
üh.  D,  selbst  befohlen  also  aufsetzen  za  lassen'.    Tgl.  Banobbar  L  119. 

^  Aehnliohe  NotifioationBachreiben  ergehen  an  den  Kaiser,  die  Eurfüraten, 
Hessen- Kasse),  Wirtenberg,  die  sächsischen  Herzöge. 


^düvGoot^lc 


Sendung  Dobrczenski's 
nach  Prag. 

(Juli  bis  September  16B6.) 


sasiGoOi^lc 


sBBiGooi^lc 


rV,     Sendung  Dobrczenski's  nach  Prag. 

(Juli  bis  September  1656.) 


Ä.  NeamaDn*)  an  den  KurfUrstea.    Dat  Wien  24.|14.  Jani  1656. 

[Ein  bedeoklicheB  Schreiben.  EnherEog  Leopold  Wilhelm  kob  den  NiederlaodeD 
erwartet;  VermulhaDgen  über  deo  Zweck  derReiie;  Oerüchta  über  schwediach- 
broDdenbargiflche  Kriej^abBichten ;  Scfaickneg  eiaea  Geiendten  nach  Wien 
empfohleo.  —  OeaterreichiBche  AbaichteD  auf  PrenaaeD,  im  NameD  des  Ordeoa- 
TreppeDwerbangeD  für  <len  Ereheraog  Leopold  Wilhelm;  VerbkndlaDgeo  mit 
dentBcben  Reicbafärateo,  besoodera  Baiero.   Trnppenbewe gongen  nach  Schleaien.] 

Vebersendet  ein  ibm  von  dem  scbwedischeD  Residenteo  Kleyn  mitge- 
theilles  Schreiben  von  bedenklichem  Inhalt  (s.  n.)  — 

Nun  ist  nicht  ohne,  dass  eine.  Zeit  hero  ron  I.  hochf.  Dehl.  dea24.  Jani. 
Herrn  Erzherzogen  Leopold  Wilhelm  zu  Oeeterreich  Anherokunft 
aus  den  Niederlanden  allerhand  Discursen  geführt  worden  und  Vielen 
gross  Nacbdeaken  gemacht  hat,  warum  Sie  eben  bei  jetzigem  gefähr- 
lichen Zustand  bemeller  Landen  sieh  herausbegeben,  da  Ihrer  Gegen- 
wart am  meisten  von  Nöthen;  dahcro  etwas  sonderlichs  darunter  ver- 
borgen sein  mftsste.  Und  seind  etliclie  wol  in  die  Gedanken  gerathen, 
dass  es  auf  eine  Impresa  wider  Freussen,  und  dadurch  auch  den 
Weg  zum  Königreich  Polen  zu  bahnen,  angesehen. 

Indem  man  aber  considerirt  ....  iTcracbiedene  ÜDwabracbeinlich- 
keitenl,  Bo  bin  ich  fast  in  die  Gedanken  gerathen,  ob  nicht  dergleichen 
Dinge  mit  FleiHS  forgirt  jsicj  und  an  die  Hand  gegeben  werden,  indem 
man  wol  zu  ermessen,  dass  man's  an  gehörige  Ort  weiterbringt,  eine 
Qfihere  Zusammentretung  mit  I.  K.  M.  zu  Schweden  dadurch  befördern 
zu  helfen. 

Eine  Menge  Gerüchte  cnrsiren  überhaupt  nnd  von  der  verschiedensten 
Ari- 
al» da  ist,  was  mir  gestern  zu  Ohren  kommen,  ob  sollte  rorgewesen 
sein,  dass  I.  K.  M.  in  Schweden  mit  dero  Armeen  in  Schlesien  h&tten 

')  BrandenbargiaebeT  ReaideDl  in  Wien. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


g22  '^-    SBiidnog  Dobrcieoski'a  uub  Prag. 

g:ehen,  E.  Ch.  D.  aber  um  gleiche  Zeit  (und  zwar  deu  5.  Mai)  mit 
deu  Ihrigen  vor  Pra^  stehen  sollten;  welches  aber  wegen  der  TOr- 
gangenen  Veränderung  in  Polen  wfire  zurftckgeblieben.  Wiewol  man 
nun  au  vielen  Orten  solchen  Dingen  keinen  Glauben  geben  mag,  so 
bleibt  doch  bei  andern  der  Argwohn  nicht  aus  . . .;  dahero  auf  E.  Ch, 
D.  geh.  Raths  des  Herrn  Grafen  von  Waldeck  Exe.  an  Hand  Gebung 
ich  an  einem  and  andern  Ort  Hoffnung  gemacht,  dass  E.  Ch.  D.  je- 
mand Ton  dero  romehmen  RSthen  aa  den  hiesigen  Hof  absenden  und 
I.  K.  M.  satsamen'  Bericht  thun  lassen  wDrden.  — 

Der  Erzherzog  wird  zu  kOnftigeD  Freitag,  geliebta  Gott,  hier  sein. 


Beilage.  «Aus  Pimitz  rom  8.  Jnlii  et.  a.  1Ö&6." 
„Bei  meiner  Abreise  von  Brüon  ward  an  einem  und  andern  Orte  TOn 
einer  unausbleiblichen  neuen  Unruhe,  jedoch  ganz  Btlll  und  gleichsam  mit 
zusanimengeBtoseenen  Man  lern  gemurmelt,  worvoo  Ich  doch  Dichte  gewisses 
rernehmen  höuuen.  Alhie  aber  habe  ich  von  eluigeu  theile  voruebmen 
Kriegs-,  thells  Hof-  and  Landbedienteu  per  disrursam  erfahren,  dass  zwi- 
schen I.  Kais.  Maj.  und  dem  König  Casiroiro  eine  geheime  AlÜaace  per 
fecundum  et  tertinm  bcsehloseen  sei,  vermöge  welcher  dieser  nit  allein  f. 
Kais.  Maj.  In  Schlesien  etwas  zu  Ubei:geben,  sondern  anch  Preussen,  soriel 
dessen  sein  ist,  dem  deutschen  Orden  abzutreten  verwitliget  habe.  Damit 
aber  solches  so  viel  besser  bemäntelt  werde,  soll  es  anf  diese  Weis  be- 
schehen,  als  wann  der  Erzherzog  wegen  dessen,  dasi  er  Grand-Maistre  des 
deutschen  Ordens,  dem  Preussen  vor  Alters  gehörig,  dieses  billig  wiederam 
in  alten  Stand  zu  setzen  und  von  dem  jetzigen  Elnbaber  zd  vindicirvn 
schuldig  wäre.  Solches  werkstellig  zd  macben,  solle  es  den  Namen  habeu, 
als  ob  die  neugeworbene  Völker  zu  des  Erzherzogs  Diensten  und  Nutzen 
aas  seinen  eigenen  Mittein  geworben  sein,  nnd  ob  Ewar  solche  Werbungen 
durch  Kaiserliche  OfGcircr  und  Patenta  beschehen,  I.  E.  Maj.  dennoch  des 
Erzherzogs  Intention  nnbekanot  nnd  Sie  der  Meinnng  gewesen,  dass  er 
solche  Völker  anderswo  gebrauchen  würde;  und  wollte  der  Kaiser  solcher- 
gestalt zum  wenigsten  quasi  ezcusatus  sein,  der  Erzherzog  aber  sollte  den 
Namen  haben,  als  wenn  er  es  proprio  coneilio  et  Marte  ohne  Interesse  des 
Kaisers  thäte  ....  Es  soll  anch  bereits  eine  weitläaTtigc  doch  geheime 
Unterhandlung  dicsralla  geschehen  sein  mit  etzlichen  Chor-  und  Fürsten 
und  annoch  mit  Ohnr-Baiern  die  meisten  DirBculUiten  sein,  dass  zu  zweifeln, 
ob  er  sich  darein  mischen  werde.  Die  Kaiserliche  Artillerie  wird  allgemacli 
En  Schlesien  eingeführt,  alwo  sich  deren  bereit  eine  ziemliche  Quantitjtt  be- 
findet, so  nach  und  nach  hine  in  gebracht  worden;  den  geringen  OfBciereu 
und  Landsassen  macht  man  die  Concepten,  als  hätten  die  Breslauer  etwaa 
versündiget  und  wäre  die  Rüstung  anf  sie  angestellet;  die  3  Regimenter  so 
alhier  einquartieret  sein,  seind  auch  beordert,  Ihre  Compagnien  beisammen 
fertig  bis  anf  gewisse  Ordre  zu  halten." 


^düvGoot^lc 


Drobende  Oernehle  ans  Oeeterr«!cb.    NotificaiioD  an  den  Kaiser.       g23 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     Dat  Holland   16.  Jnni  1656. 

[AoseiE^e  des  OoDJuDotioDaveiirags  mit  Scbwedeo.    Bitte  um  geeignete  Maase- 
regeln  gegen  die  Hereinziehnng  dea  Beicba  in  den  Krieg.) 

EriQDemng   an   die   geschehene   Noüfieation   des   Königsberger   Ver- 16.  Jnli.] 
träges.')   Seitdem  eei  er  eifrig  bemüht  gewesen,  den  Frieden  zwischen  den 
beiden  streitenden  Theilen  zu  vermitteln ;  doch  ganz  ohne  Erfolg;  die  Feind- 
seligkeiten dauerten  fort,  und  er  gei  dadarcb  mit  seinem  Lande  in  eine  höchst 
bedrängte  Lage  gekommen  — 

und  also  aus  diesen  und  anderen  wichtigen  Ursachen  bewogen  worden, 
bei  Torgedaehten  mit  I.  Kön.  Wrd.  io  Seliweden  Tor  diesem  einge- 
gangenen Factis  nicht  allein  meinem  Obliegen  nach  zu  verharren,  son- 
dern auch  noch  in  eine  nähere  Verständniss  und  wirkliche  Conjunction 
der  Waffen  dieser  Lande  halber  mit  derselben  zu  treten  .  .  ,  wie  ich 
solches  alles  E.  Mt^.  mit  ehestem  durch  einen  deswegen  Abgeschickten 
auaftlbrlich  und  gründlich  remonstriren  lassen  will. 

Die  Pflichten  gegen  Kaiser  und  Reich  bleiben  nach  wie  vor  vorbehalten, 
weshalb  auch  hiervon  Anzeige  gemacht  wird. 

Und  weil  nun  solches  alles  einzig  und  allein  die  polnische  und 
preussische  Lande,  keines  Weges  aber  das  h.  Rom.  Reich  angehet, 
ich  mich  aber  gleichwol  dabei  befahren  muss,  es  möchten  die  Polen, 
dafem  sie  nur  dazu  Gelegenheit  überkommen  sollten,  auch  ihre  Hosti- 
lität  (wie  sie  damit  vor  etzHchen  Wochen  den  Anfang  albereit  ge- 
machet) gegen  die  im  h.  ROm.  Reich  gelegenen  Provincien  erzeigen 
und  dadurch  leicht  ein  grösser  Feuer  anztlnden:  also  ersuche  E.  E. 
JA.  ich  hiermit  ganz  gehorsamst,  Sie  wollen  dero  hocherleuchtetstem 
Verstände  nach  dieses  Werk  derogeetalt  beherzigen,  damit  durch  dero 
bekannte  Kaiserliche  Sorgfalt  dasselbe  förderlichst  durch  gütliche  Mittel 
gehoben  oder  doch  zum  wenigsten  das  h.  Rom.  Reich  daraus  gelassen 
und  nicht  zugleich  mit  implicirt  werden  möge.  — 


Instmetion    für    Dobrczenski    an    den   Kaiser    und    an   den 
Kurfürsten  von  Sachsen.    Dat.  Königsberg  7.  Juli  1656. 

(ErläDternngen.20  geben  über  den  ConjuactioDSvertrag  mit  Scbweden;  Krieg  vom 
Reich  fem  sn  halten.    Ob  kaiserliche  Einmischung  in  befürchten.    Kaiserwabl,] 

Er  soll  an  beiden  Orten,  nach  seiner  eingehenden  Kenntniss  der  Sache,  7.  Jnli. 
die  Gründe  vorstellen,  weshalb  der  Enrliirst  eich  veranlnsst  gesehen,  seine 
Waffen  mit  den  schwedischen  gegen  Polen  zu  verbinden;  seine  Absicht  dabei 
sei  keine  andere,  als  möglichste  Beschleunigung  des  Friedens. 


')  Vgl.  oben  p.  514;  vennnthüch  anch  hier  die  Datirnng  wie  dort. 

Iqit-odyGoOt^lC 


ß24  I^-    Sendung  DobrcEenaki'i  naeb  Prait- 

Da  ansgerdem  sein  Hauptziel  daraar  gerichtet  eei,  dem  Reiche  den 
Frieden  nogeslört  zu  erhalten,  wie  der  Kaiser  und  der  Knrf.  von  SachGeo 
dies  unzweifelhaft  auch  begehrten :  „a]eo  ereachten  S.  Ch.  D.  dieselbe  ganz 
gehoFBaniEt  und  Treuadlich,  I.  K.  M.  uud  Cb.  D.  woliteu  dabei  beständig 
und  anverrürlit  verharren,  keinen  anderen  Impressionen  Qehör  geben,  viel 
weniger  Glauben  beimessen,  sondern  ihnen  allezeit  die  Rahe  und  Sieherbeit 
des  Reichs  angelegen  sein  lassen;  wie  S.  Ch.  D.  denn  auch  au  Ihrem  Orte 
nebst  diesem  I.  E.  M.  nnd  Cb.  D.  za  Sachsen  Hauses  Interesse  Ihr  alle- 
mal angelegen  ^ein  lassen  wollten.  Nur  würden  sie  am  allermeisten 
dabin  sehen,  damit  nicht  nur  das  h.  K6m.  Reich,  sondern  auch  dessen 
jedwederer  Stand  ä  part  ans  dem  polnischen  Wesen  gelassen  nnd  bleiben 
möchte." 

Er  soll  am  kaiserlichen  Hof  so  lange  bleiben,  bis  er  klar  sieht,  ob  oder 
ob  nicht  eine  Einniiscbang  des  Kaisers  zu  erwarten  steht. 

Etwaige  Versuche  in  BetrcCT  der  Röni.  Königswahl  za  verhandeln,  soll 
er  mit  Mangel  ati  Instruction  ablehnen  und  nur  discnrsweise  andeuteu, 
„dasB  er  versichert  wäre,  dana  S.  Ch.  D.  es  niemand  lieber  gönnen  würden, 
als  dem  Hause  Oesterreich  und  absouderlich  I.  K.  M.  Successoren".  ~ 

Die  Reise  Dobrczenski's  wird  durch  contraire  Winde  so  aufgehalten, 
dass  er  erst  am  26.  Juli  nach  Berlin  kommt.  Er  trifft  dort  mit  dem  Oe- 
neriilmajor  Derfflinger  zusammen,  der  in  diesen  Qnartieren  sehr  schöne 
Truppen  zu^iamniengebracht  hat,  aber,  wie  Dobrczenski  erfahrt,  ent- 
schlossen ist,  eher  den  brande  nbnrgischen  Dienst  zu  verlafsen,  als  dem  Ge- 
neralmajor Wrzesowi  t7. 1)  bei  der  Conjnnction  mit  dessen  Corps  im  Rang 
i.  Äag.  zn  weichen.     (Relation  dat    Berlin  26.  Juli  st.  v.  1656.) 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    Dat  Hauptquartier  zu  Leogonietz 
17.  Aug.  St.  n.  1656. 

(Die  FnedeDBbemilhaDgen  mit  Polen  ge«cheiterl;  ftindliche  Geeianong  der  PoIeD; 

NÖtignng  zum  Kampf.     Die  Schlacht  bei  Warscban.    Neigung  Eum  Friedco.] 

Die  fortgesetzten  Friedensbemlihnngen  haben  bei  den  Polen  keine  Statt 

gpfanden,  auch  die  durch  die  Vemiittelung  des   frnnzöfischen   Gesandten 

de  Lumbres  versuchten. 

17.  Aug.         Anstatt  dessen  aher  ilass  ich  mit  gewieriger  und  gehoffter  Keso- 

lutian  versehen  worden,  sein  mir  nicht  allein  harte,  unleidentliche  und 

unverantwortliche  Bedräuungssclireiben  zukommen,  sondern  auch  von 

gedachtem  de  Lumbres   bei  seiner  ZnrUckkunft  mitndlich  referirt 

worden,  dass,  obgleich  der  König  in  Polen  und  die  Senatoren  mit  I. 

I)  Wol  der  Bchwedische  General  Graf  Job.  Weikard  Wrzeeowitz,  der 
Buch  bei  Pafendorf  Carol.  Gust.  II.  J.  3i>.  geeaeDt  wird.  Auf  diesa  Differons 
beziebttn  sich  vermuthlich  die  obcu  p.  601.  6<I9.  i;i;i  vorkommenden  Notizen  über 
die  SänmnisB  nnd  WiderBetzlichbeit  Derfriinger's, 


,Goo<^lc 


Sendnng  DobrcseBiki'a  nach  Prag.  g25 

Eon.  Wrd.  in  Schweden  in  eine  Friedenshandlong  sieh  einmlusw 
gftnzlicb  nicbt  ab^neigt,  sie  dennocb  dabei  micb  keines  We^es  wissen, 
sondern  so  bald  von  dem  Frieden  g&nzlich  aosgeschtosaen  baben 
wollten. ') 

Als  ich  nun  eine  unrerhoflle,  unverdiente  and  anverdaulicbe  Ant- 
wort erbalten  und  die  endliche  Meinung  und  Resolution  gesehen,  so 
habe  ich  auch  anders  nicht  gekonnt,  als  diejenigen  Mittel,  welche  der 
Allerhöchste  mir  anrertrauet,  zu  gebrauchen  und  diejenigen  [sie]  wider 
meine  Feinde,  nebst  I.  Köd.  Wrd.  in  Schweden,  zu  wenden  und  die- 
selbe damit  in  offenem  Felde  im  Namen  des  Herrn  anzugreifen.  Da 
dann  die  Bannherzigkeit  des  AUerhüchsten  es  also  gnädiglich  ge- 
rsget  und  die  Action  dergestalt  gesegnet,  dass  nicht  nur  die  tlber- 
aus  grosse  Menge  der  Feinde  das  Feld,  sondern  auch  seine  Ar- 
tillerie ,  Bagage ,  gemachten"  Werke ,  Schiffbrücke  und  Warschau 
Selbsten ,  nachdem  das  Gefecht  vom  28.  Julii  st.  n.  Abends  bis  Sonn- 
tags, war  der  30.,  gegen  Mittag  gewähret,  hinwiederum  verlassen 
und  Uns  gönnen  mUssen.  — 

Trotzdem  eei  er  eutscbloBBen ,  auch  femer  alles  für  die  Qewin&DDg 
des  Priedeas  £n  thun  und  bitte  den  Kaiser  in  gleichem  Sinn  za  wirken, 
namentlich  dass  auch  Jetzt  das  Reich  nicht  in  den  Kampf  hereingesc^en 
verde. 


Dasselbe  SchreibeD  mnt.  mnt.  an  alle  KurfürBten,  die  Herzöge  von  Braun- , 
schweig  und  den  Landgrafen  von  Hessen-KasBcl  —  flir  die  GTangellBchen 
mit  EinftlgUDg  einer  das  evangelische  Interesse  beriifarendeo  Clansei. 


Dobrczenski  Relation.     Dat.  Prag  18.  Aug.  1656. 

[Dar  Kaiser  io  Prag  erwartet;  BestürtEang  Übet  die  Niederl^e  der  Poleo.    Goto 
OesiDnang  des  KorprlnzeD  tod  SachseD.] 

In  8  Tagen  wird  der  Kaiser  hier  erwartet.    Die  Bestürtzong  über  die  18.  Aug. 
polnische  Niederlage  ist  bier  sehr  groBS;  es  scheint,  der  KniBsr  wü^  fiich> 
wenn  nnr  die  Rahe  im  Reich  gesichert  bleibt,  nicht  einmischen. 

Was  ich  liegen  des  Cburprinzen  von  Sachsen  geschrieben'),  bitte 
unterth.,  £.  Ch.  D.  wollen  darauf  gnäd.  reflectiren,   und  wftrde  nicbt 


')  TgL  den  Bericht  de  Lnmbrea'  an  Brienne  in  Ürk.  n.  Actenst,  IL 
104  IT. 

')  Dobrcsenski  liatte  tnerst  seine  Hiasion  in  Dresden  vollbracbt;  nla 
Bericht  von  dort  befindet  sich  nicht  bei  den  Actea- 

ll.ter.  ..  ü«»h.  d.  U,.  Knrnir......    VII.  40 


A-nOO»^IC 


g26  ^^-    Sendang  Dobrceeiiiki'a  nuh  Prag. 

andicaliob  sein,  wann  man  mit  demselben  oft  oorrespondiren  möchte, 
weil  er  sich  anitzo  der  Affairen  annimmt  and  E.  Ch.  D.  Freundschaft 
sehr  hochsohAtxet.  I.  Dohl.  haben  mir  gesagt,  dass  iwar  S.  Ch.  D. 
nicht  werben  liessen,  sie  wären  aber  versichert,  dass  sie  innerhalb 
4  Wochen  eine  Armee  von  30,000  Mann  aaf  bringen  kennten;  und  be- 
stände die  Seele  der  Woifahrt  aller  ETangelischen  in  einer  guten  und 
herztichen  Vertraulichkeit,  welche  bishero  gemangelt. 
Er  reist  heute  dem  Kaiser  entgegen. 


Proposition  Dobrczenski'a  sa  den  Kaiser. 

Dat  Prag  28.  Aog.  1656. 

■28.  Ang.  Darlegung  der  bisherigen  Poiitik  des  Kurfürsten  seit  Beginn  des  Krieges 
und  namentlich  der  snletzt  gescheheßen  kriegerischen  Terelnignng  mit  den 
Schweden  gegen  die  Polen.  Veraichemng  seiner  nnwandelbaren  Öesinnnng 
fiir  das  B«Ich  und  den  Frieden  desselben. 


Dobrczenski  Relation.    Dat  Prag  30.  Äng.  1656. 

[Andienz  beim  Kaiser-    Forst  Aaersperg  zarückhalteod.     Sympathie  fSr  Polen 

am  kaiserlichen  Hof.    Denaoch  wabracheiDlicli  keine  EinmiaeliuDB;  miliUriscbe 

SchwieriglieiteD i  gelieime  Benegangea] 

30.  Ang.  Andiene  beim  Kaiser  am  Tag  nach  seiner  Auknnft,  mit  Ablegnng 
obiger  PropositioQ,  die  vom  Kaiser  frenudlicb  beantwortet  wird. 

Fürst  Anersperg,  mit  dem  D.  über  die  gegen  den  Karfürsten 
ansgesprengten  ungünstigen  Gerüchte  spricht,  zeigt  sich  sehr  zurück- 
haltend. 

Nun  ist  nicht  ohne,  gnäd.  Cburf.  und  Herr,  dass  die  Passionen 
vor  Polen,  wiewol  man  sie  sucht  zu  verbergen,  bei  diesem  Hofe  sehr 
gross  sind,  wie  auch  nicht  weniger  eine  jalouse  und  furchtsame  Re- 
flexion auf  E.  Gh.  D.  und  des  Königs  von  Schweden,  anitzo  Gott  Lob 
(wie  hier  die  Zeitungen  lauten)  sieghafte  Waffen,  und  dass  man  die 
französische  Sorgfalt  vor  die  Beruhigung  der  polnischen  Troublen  selir 
sospect  b&lt.  Jedocb  bin  ich  der  Meinung,  dass  mad  sich  zur  Zeit 
directe  in  dieses  Werk  nicht  mischen  wird,  weil  es  nicht  allein  I.  K. 
M.,  sondern  auch  dero  Ministri,  die  icli  noch  gesprochen,  also  zu  ver* 
stehen  geben,  weil  man  auch  12,  oder  wie  andere  sagen,  15,000  Mann 
nach  Italien  geschichet,  derer  aber  viel  albereit  rebelliret,  auch  die 
anderen  nicht  allerdings  fortwollen. 


^aovGoOt^lc 


DobTCienaki  in  Prag.  g27 

Hier  im  EönigTeieh  liegen  5  Begimenter,  und  sind  tod  jedwedermt 
zu  der  itali&aischen  Expedition  3  bia  5  Compagnien  weggenommen 
worden,  an  dero  Stelle  andere  sollen  geworben  werden. 

SoDBten  kommen  fast  täglich  poIniBcbe  Couriers  albier,  und  wird 
unfehlbar  sehr  heimlich  etwas  geschmiedet  — 


Dobrczenski  Relation.    Dat  Prag  17.  Sept.  1656. 

[Schlacbt  bei  Warscbaa;    ihr  Eiudrack  am  Hofe  in  Prag.    Italifiaiacbe  Politik.] 

Oratalation  zu  dem  Sieg  bei  Warschau.  Man  ist  hier  darüber  „Dicht  IT- Sept. 
wenig  perplex  and  bekümmert".  Indess  trotz  aller  Theilnabme  für  PoIeD 
Hcbeiot  eine  directe  ElnmiscboDi;  doch  nicht  zd  befürchten,  obgleich  nament- 
lich die  Oeistlichea  sehr  dafür  sind.  Es  scheint  vielmehr,  dase  man  in 
Italien  einen  HanptBtreich  zn  Gunsten  der  Spanier  vorhat;  doch  mentert 
die  Mehrzabl  der  Truppen  (noter  FH.  EukeTort)  nad  will  nicht  in  Italien 
dienen;  kann  man  sie  nnd  andere  persnadirea,  so  wird  man  doch  zu  einem 
neuen  Krieg  gegen  die  Franzoeeo  in  Italien  kommen. 


Dobrczenski  Relation.     Dat  Frag  21.  Sept  1656. 

[Baldige  Bficbkekr  dea  KaiaerB  naeb  Wien;  DobrczeDski's  tlitreiBB  nicht  erwünscht. 

Die  Geistlichen  am  Hofe  sehr  gegen  den  Enrrüraten;  allgemein  die  SUmmnog 

gegen  Schweden  nnd  Braadeobnrg.   Geheime  Sendong  nach  KnMlaitd.  Geaandt- 

sehaft  aas  Polan.     Die  nach  Italien  beatinimtea  Troppen.] 

Der  Kaiser  will  am  25.  Sept.  nach  Wien  zurück.  Da  bowdI  der  21.  Sept. 
Kaiser  selbst,  als  die  vornehmsten  RtUhe  versichern,  „dasa  I.  K.  M,  B.  Ch. 
D.  alle  eelbst  gewünschte  Adrantagen  .gerne  gönnen  und  sich  bei  dem  pol- 
nlachen  Wesen  neutral  zn  halten  gemeinet  wKren",  so  gedenkt  D.  niebt 
naeh  Wien  za  folgen,  zumal  mau  es  anch  hier,  wie  es  scheint,  nngera  sefaen 
würde. 

I.  E.  M.,  wie  auch  I,  D.  der  Erzherzog  bezeugen  gegen  mir  mit 
Worten  nichts  anders  als  ein  grosses  Vertrauen  zu  E.  Cfa.  D.  Ich  bin 
aber  dessen  gründlich  rersichert,  das»  es  nur  Worte  sind,  und  daes 
die  Geistlichen,  welche  die  rechte  Intelligentien  und  Beweger  der  Ge- 
mtltber  sind,  dieses  Vertrauen  nicht  haben,  sondern  vielmehr  allen 
Hissgunst,  Hisstrauen  und  scbftdtiche  Resolutionen  einzupflanzen  be- 
mfibet  sind. 

Sowohl  Anersperg  als  Gebhard  versichern,  mit  Worten  oder  Mienen, 
dass  man  nicht  daran  denke  sich  einzumischen,  trotz  grosser  Anerbietungen 
von  Seiten  der  Polen ;  aber  es  ist  nnmöglicb,  etwas  sdniftlicbes  darüber  zu 
eringm  — 

40* 


^düvGoot^lc 


528  '^'    Sen^nng  DobrcteDBki's  nach  Prag. 

80  kann  ich  biahero  das  gänzliche  Miestrauen  aus  meinem  Herzen  nicht 
auswurzeln,  weil  ich  sehe,  mit  was  Passionen  sie  alhier  Tor  Polen 
streiten,  mit  was  Freude  sie  alle  böse  Zeitungen  vom  König  von 
Schweden  und  E.  Ch.  D.  annehmen,  wie  jalous  sie  sieh  von  I.  M. 
von  Schweden  glücklichen  Progressen  bezeigen,  wie  emsig  sie  sich 
bemühen,  unter  der  Hand  alles  zur  Dämpfung  des  Königs  und 
C.  Ch.  D.  zu  contribuiren  und  die  GemUther  aufzuwickeln;  also 
dasB  wol  in  Wahrheit  nichts  als  das  zweifelhaftige  GlUck,  die  ge- 
fährliche Conjuncturen  und  der  Mangel  einer  gewissen  Occasion  uns 
tlbel  zu  tbuu ,  ihren  Willen  bezäumet  und  aufhält ;  und  wird 
also  ein  wachtsames  Auge  auf  ihre  Äctiones  zu  haben  nicht  undien- 
lieh  sein. 

Gaui  heimlich  ist  ein  Expresser  nacb  der  Moscan  geschickt  worden. 

Man  erwartet  eine  feierlirbe  polnische  Ambaesade ;  manche  meinen,  sie 
soll  dem  Kaiser  die  Anssicht  auf  die  Succcssion  in  Polen  erCffDen. 

Von  den  nach  Italien  bestimmten  12,000  M.  ist  nar  die  Hälfte  hinge- 
kommen;  die  andere  bat  aicb  abeolnt  geweigert,  dorthin  zu  raaracbiren. 
Man  wird  sie  nun  anderweit  verwenden. 


Dobrczenski  Relation.    Dat.  Prag  26.  Sept.  1656. 

(Onfrennd liebe  Stimmong;  aaiweiohende  Antwortenj  nichta  Gates  eu  erwarten. 

Empfindlichkeit  gegen  Schweden.     Der  Earrürat  in  groMem  Bespect  an  kaia. 

Hofe.    Allerlei  Krieg  in  der  Lnrt] 

i.  Sept.  Die  Stimmung  hier  neigt  sich  immer  mehr  der  Gegenpartei  zn.  Der 
EatEer  hat  Dobrczenski  anf  seine.  Proposition  eine  schriftliche  Aatwort 
zDstellen  lassen,  „in  welcher  die  untertb.  Bitte,  die  ich  gethan:  daas 
man  sich  nämlich  in  das  polnische  Wesen  nicht  impliciren  mfige,  unbe- 
antwortet geblieben".  Eine  neue  schriftliche  ErklKmog,  die  er  anf  seine 
Remonstrationen  erbäU,  ist  ebenfalls  nicht  sehr  klar;  mündlich  gibt  der 
Kaiser  sowol  als  Graf  Knrtz  nnd  Gebhard  die  beruhigendsten  Yersiche- 
rnngen. 

Und  wann  ich  einiges  Tbeils  meine  geringelGedanken  Aber  diese 
Conjunctur  schreiben  darf,  so  bin  ich  der  unvorgreiflichen  Meinung, 
dasB,  ob  man  zwar  hei  diesem  Werk  sich  engelrein  und  sauber 
machen  will,  so  operiren  dennoch  die  polnische  grosse  Offerten,  die 
liebkosende  Gelegenbeilen,  die  furchtsame  Sorgfalt,  Jalousie  und  die 
beschwerliche  Sustentation  der  Völker  im  eigenen  Land  dergestalt, 
dass  wol  zu  besorgen,  dass  man  endlich  entweder  indirecte  etwas 
thun,  oder  ja  den  Krieg  in  Polen  zu  fomentiren  und  durch  Animining 


Aj.OO<^IC 


DobrcseDski  in  Prag,    Abrein-  g29 

and  subtile  Änreizan^eD  Feinde  wider  Scliweden    aufznmuntern  wird 
bemfihet  sein. 

Man  beschwert  sieh  Ober  diesetbtge  gar  sehr,  absonderlich  dass 
I,  K.  M.  von  Schweden  die  Eaia.  OfTerten  wegen  der  Mediation  mit 
60  höhnischem  Schreiben  (welches  sie  fast  allen  Herrn  Cburfllrsten  zar 
CenBur  geschickt  und  es  gleichsam  eine  Clarigation  nennen)  haben 
rerworfen,  und  dass  man  sich  aoitzo  der  französischen  MiniBtem  ge- 
brauchet um  den  Frieden  zu  befördern.  Darzu  dann  gekommen 
(welches  alhier  auszuwurzeln  unmöglich),  dass  man  glaubet,  der  König 
von  Frankreich  h&tte  eine  Summe  Geldes  I.  E.  M.  yon  Schweden  zu 
deq  Werbungen,  in  Ansehung  dass  es  wider,  das  Beich  gehen  sollte, 
auszahlen  lassen;  und  könnte  dieser  Verdruss  die  Gemtlther  zu  ge- 
fährlichen Resolutionen  anreizen. 

Dieses  ist  gewiss,  dass,  so  lange  E.  Ch.  D.  glorwUrdigstes  Haus 
gestanden,  es  nie  bei  diesem  Hofe  in  der  Consideration  gewesen  als 
es  anitzo  ist,  und  weil  man  £.  Cb.  D.  Kräfte  merklich  siebet  und 
mit  Stabilimng  des  Kaiserl.  Thrones  umgehet,  wird  man  E.  Ch.  D. 
zu  caressiren  und  von  der  Krön  Schweden  und  Frankreich  Interessen 
abzuziehen  bomtthet  sein. 

Die  Abschickung  der  Völker  nach  Italia  kann  leicht  der  Zunder 
sein,  daraus  der  Krieg  mit  Frankreich  entstehen  kann,  und  die  Be- 
gierde zu  bindern,  dass  der  König  in  Schweden  nicht  das  ganze 
Preussen  unter  seine  Gewalt  bringen  möchte,  macht  hier  auch  die 
Friedfertigen  ungeduldig  und  martialisch.  Die  Moscowitischen  Pro- 
gressen  kitzeln  die  GemOther  nicht  wenig,  wiewol  man  sich  anstellt, 
als  weun  man  keine  Wissenschaft  darvon  hätte;  man  wird  auch  nicht 
nacbtassen,  Kohlen  zu  diesem  Feuer  zuzuscharren.  — 


Am  21.  Sept.  reist  Dobrc^euski  vou  Prag  ab,  wäbreod  der  kaiser- 27. Sept. 
lic-he    Hof  sich   nach  Wien  zurück  begibt;   mau  hat  Dobrczeneki   be- 
deutet, dass  man  nicht  wünsche,  dass  er  dorthin  folge,  „es  sei  dann,  dass 
ich    Doch    etwas  anders  vorzutragen  hätte".    (Relation  dat.  Chlnmitz  in29.Se|)t. 
Böbmen  29.  Sept.  16&6.) 

Die  Armee  des  Kaisers  wird  anf  3ü,00ü  M.  geijcbätzt,  sehr  gutes  Volk 
and  60  gut  in  den  Erblaoden  vertheilt,  „dasa  es  die  Untertbanen  sehr  wenig 
cmpfiadeD*';  inzwischen  wird  stark  weiter  geworben.  Vor  nächstem  FrUb- 
jabr  aber  wird  man  sieb  wahrscheinlich  nicht  entscheiden. 


^aovGoOt^lc 


g30  I^-    äeodnng  Dobrczanaki'B  nuh  Prag. 

Zoletzt  Doch  eioe  sasammeDfaMflnde  Schlnsarslation  dat.  Berlia 
15-126.  Oct.  1656;  ohne  bemerk enswerthen  neuen  Inhalt — Anr  zum  ScbloBs: 
„Han  traut  anch  den  Unterthanea  in  den  Erbländern  Dicht  zam  besten, 
und  weil  die  Pressaren,  da§  Gewisneu  nnd  der  Beutel  gross  sind,  als  bin 
ich  gründlich  versichert,  dasa  gar  viele  nach  Erlösung  Beufzen  nnd  bei  Ge- 
legenheit nicht  sehr  standfest  verbleiben  wQrden".  — 


^aovGoOt^lc 


Der  ßeichsdeputationstag 
zu  Frankfurt. 

16M  bin  1667. 


D.qil.zMBlG001^IC 


sBBiGooi^lc 


Einleitung. 


la  dem  Regensburger  ReichEabecbied  vou  1654  war  die  Verfügung  ge- 
troffen worden,  dass  ein  Theil  der  dort  noerledigt  gebliebenen  Geschäft« 
bei  der  fUr  den  Mai  1656  aasgeschriebenen  Fortsetzung  des  „prorogirten" 
Reichstags  wieder  Torgenommen  werden  sollte ;  ein  anderer  Theil  derselben 
wnrde  dem  für  den  1.  October  1654  nach  Frankfurt  a.  M.  bernfenen  „ordi- 
nari  Depntations-Convent"  überwiesen').  Das  WiederznsamnieDtretea  4ee 
Reichstags  verzögerte  sich  fast  ein  Jahrzehnt  lang,  das  des  Depntationstag^ 
dagegen  wnrde  für  den  genannten  Termin  festgehalten,  wenn  gleich  die 
wirkliche  Eröffnung  ebenfalls  erst  fast  ein  Jahr  später  Statt  fand. 

Die  dieser  Versammlnng  gestellten  Aufgaben  normirte  der  Reichsab- 
schied (§£.  185.  191)  einerseitH  auf  die  Verbesserung  der  R  eich  sex  ecntioos- 
Ordnung  and  der  Reich spoliieiordn an g,  für  welche  dieselbe  nnr  vorbereitende 
Verhandlangen  führen  sollte,  deren  Resultate  dem  künftigen  Reichstag  zur 
BescblussfaBsnng  vorznlegen  wären;  anderseits  und  vornehmlich  aber  anf  die 
„casas  restitnendorum  ex  capite  amnistiae  et  gravaminum".  Das  hicss:  es 
galt  die  noch  immer  nicht  znr  vollen  Ansföhrang  gebrachten  Restimmongeu 
des  westfälischen  Friedens  endlich  zu  verwirklichen  ilber  den  Vollzug  der 
Amnestie,  Wiedereinsetzung  der  Beraabten  nnd  Qescbädigten  in  ihre  Rechte, 
Ordnung  der  kirchlichen  ReebtaverbältniBBe  nach  Massnahme  des  Normal- 
Jahres  nnd  der  anderen  darauf  bezüglichen  Anordnungen  des  Friedensin- 
stnimentes. 

Znm  ersten  Male  aber  sollte  diesmal  der  Deputation stag  In  einer  neuen 
Znsammensetznng  tagen.  Der  westfälische  Friede  hatte  Tür  denselben  die 
Herstellung  der  Parität  gefordert.  Auf  dem  Regenshni^er  Reichstag  war 
diese  Bestimmung  in's  Werk  gesetzt  worden:  um  die  bisher  vorhandene 
Majorität  der  katholischen  Stimmen  im  Füretenratb  xa  beseitigen,  wurde  eine 
Anzahl  neuer  evangelischer  Stimmen  definitiv  in  denselben  aufgenommen 'j; 


■)  Begenabnrger  ReiohsabBchied  a.  1654  5.1916*.  —  Deber  das  Id- 
stitnl  der  Deputationstage  and  nber  die  in  der  letzten  Zeit  in  Betreff  desselben 
gepflogenen  Verhan  dl  nagen  vgl,  Ffanner  bist,  comit.  p  168  ff.  Urk  n.  Actenst. 
I,  T93ff.  VI.  143.   ErdmannsdÖrffer  Graf  Waldeck  p.  lOäff. 

>)  Regensborger  Reichsabscbied  $.  194.  Es  waren  Sachsen-Altenbui^, 
BraadeQbnrg'Cnlmbach,  Meckleubarg,  Wnrtenberg  und  einer  von  den  Wetterani- 


A-nOOt^lc 


634  ^-    ^^^  ReiobsdepDUtiouatsg  za  Frankfart. 

Dm  dasselbe  Tür  daB  knrfü  rat  liebe  CoUeginm  zu  bewirken,  wurde  als  vor- 
läuGge  Aas  kunftsm  BSE  rege)  verfügt,  dass  auf  dem  berorsteheudeD  Depntations- 
tag  die  drei  erangelischen  EorTürBteD  vier  Stimmen,  der  Zahl  ihrer  katho- 
lischen Collegen  entsprechend,  haben  sollten;  die  Fübmag  des  vierten 
Votums  Eollte  anter  ihnen  abwechseln'). 

Es  war  begreiflich,  dasB  dem  kaiserlichen  Hofe  bowoI  wie  der  Mehrzahl 
der  katholiBcben  Stände  diese  ningestaltnng  des  Instituts  nicht  sehr  will- 
kommen war.  Unter  den  nnn  gegebenen  VeihältniBsen  bot  natQrltch  für 
ihre  Zwecke  die  Reichsdepntation  nicht  mehr  die  Vortbeile,  wie  bisher;  so 
unbequem  anch  oft  der  Reichstag  sich  zeigen  modit«,  er  gewährte  dennoch 
dem  Kaiser  die  grössere  Möglichkeit,  ihn  in  erwünschtem  Sinne  zu  leitea 
nnd  zu  beherrschen,  alB  jene  jetzt  ganz  paritätische  Versammlung,  und  be- 
sonders die  praktisch  so  wichtige  Restitationsf^age  konnten  der  Kaiser  and 
die  katholische  Partei  nnr  mit  Bedeuken  in  diese  Hände  gelegt  sehen. 

Bis  znm  letzten  Moment  hatten  daher  nameDttich  die  kaiserlichen  Ritbß 
auf  dem  Reichstag  die  Yereinbarung  über  den  Deputationstag  zu  hindern 
gesncht*).  Nachdem  dies  mislnngen  war,  stellte  Bich  besonders  die  Frage 
über  die  Concurrenz  des  Reichshofratbs  in  den  Vordergrund.  Aach 
Tü]^  diesen  hatte  das  weBtTältsche  Friedensinatrument  die  Herstellung  der 
Parität  gefordert*).  Von  Seiten  des  Kaisers  war  indess  thatsächlich  diesar 
Anordunng  bis  jetzt  keine  Folge  gegeben  worden,  vielmehr  hatte  die  neue 
1654  ohne  Mitwirkung  der  Relchsstände  publicirte  Reichshofrathsordnnog 
in  dieser  Beziehnng  einen  Ausweg  eingeschlagen,  der  dem  Wortlaot  des 
FriedenaiDStmraentea  nicht  entsprach  und  den  Evangelischen  die  dort  stipn- 
lirte  Garantie  keineswegB  gewährte*).  Mit  lebhaftem  Widerspruch  war  daher 
von  Seiten  der  Letzteren  diese  kaiserliche  Oetiofimng  empfangen  worden; 
die  Proteste  gegen  dieselbe  waren  noch  über  den  Schluss  des  Reichstags 
hüiaus  fortgesetzt  worden  0;  eis  Tbeil  der  Evangelischen,  unter  ihnen  aacb 
namentlich  Brandenburg,  hatte  sich  dabin  geeinigt,  die  Competenz  des 
Reichshofratbes  nicht  eher  anzuerkennen,  als  bis  die  versprochene  Parit&t 
in  demselben  hergestellt  sein  würde. 

Diese  Streitfrage  aber  kam  nnn  namentlich  für  den  bevorstehendea 
Oepntationst^  insofern  in  Betracht,  als  die  demselben  zugewiesenen  Ra- 
stitutionssacheu  znm  grossen  Theil  solche  waren,  für  welche  auch  die  Cmu- 
petenz  des  Reichshgfratbes  In  Anspruch  genommen  wurde,  und  die  katho- 


schen  Grafen,  welche  der  Ordioardeputation  als  Btehende  Mitglieder  hinnigefagt 
worden.  Ausserdem  wurden  von  den  Reichastädten  neben  den  bisher  berecbtigteii 
(OöId  nnd  Nürnberg)  noch  vier  andere  beigeiogen:  Aachen,  Deberliogen,  Stra«- 
bnrg  Dod  Regensbnrg. 

>)  Ebendas.  {.191. 

<)  Pfanner  p.SSlf. 

»)  Inst  Pac.  Osn.  V.  5.56. 

*)  BaicbshofrathBordnnngvon  1651Tit.  1.  (.2  bei  Benkenberg  Baichi- 
absobiede  IT  Anbang  p.  44;  vgl.  Herohenhabn  Gesch.  d.  Bslchshof^thea  L. 
627  fr. 

')  v.HaiernBegeoibDTgerReiohstagabandlaageoLllSSff.  Pfannerp.SIfir. 


A-nOO<^IC 


:v-  Einkitung.  635 

^    ÜBcheD  InteressenteD  zogen  natürlich  meist  einen  Reich shofrathsprocess  der 
...^    EDtsi-beidnag   durch   die  jetzt  wirklich   paritätische   Keichsdepntation   bei 
,     weitem  vor,  ebeaao  wie  es  das  stets  festgehaltene  Interesse  des  Kaisers  war, 
.  ■.    der  Thätigkeit  dieses  Oerichtahofes  einen  möglichst  weit  mit  der  der  eigent- 
lichen Reichs! ustitnte  zasammenfallenden  Umkreis  zu  geben.     Man  war  in 
. ,,    Regeosbarg  ohne  Verständigung  aas  einander  gegangen,  die  Kaiserlichen 
|_     mit  der  bestimmten  Erkl&mng  dass  die  Beicbsbofrathsprocesse  ihren  Fort- 
gang nehmen  würden,  die  E?angelischeo  mit  einem  ausgeeprocheaen  Protest 
'.     gcg^D  die  Rechtsbestäudigkeit  des  Gerichtshofs  in  seiner  jetzigen  Znsammen- 
'^    setzong.    Es   war  schon  hiernach  za  rermnthen,  daes  die  Thitigkeit  des 
DepntationstAga  in  den  Restitutio nsangelegenheiten  keine  sehr  erfolgreiche 
''~     verde  eein  können:   er  hat  seine  Sitzungen  fortgesetzt,  bis  sie  durch  den 
^^    Tod  Kaiser  Ferdinands  III.  abgebrochen  wurden;  aber  die  Resnltate,  die 
7"    er  tn  Tage  gebracht,  sind  äusserst  geringfügiger  Natur  gewesen. 
'' '  Nichte  desto  weniger  haben  wir  es  Tür  angemessen  gehalten,  die  Be- 

"'  richte  der  brandenbnrgischen  Gesandtschaft  auch  von  dieser  ReicbSTereomm- 
"  '  Inng  in  zweckmässiger  Verkürzung  doch  hier  mitzutheilen.  Sie  illnstriren 
'"  die  praktische  Theilnahme  Brandenburgs  an  den  officiellen  allgemeinen 
'  '  Reiebssogelegenheiten  io  der  Zeit,  wo  die  ganze  Energie  seines  politischen 
-''  Pandelns  der  grossen  Krisis  im  Norden  zugewandt  war;  zur  Verrollstän- 
''  dlgong  des  Bildes  gehören  auch  sie,  ebenso  wie  die  im  folgenden  Band 
' '  DtitentlieileDdeD,  nngleich  interessanteren  Verhandlangen  über  die  neue  Kaiser- 
-'  wähl,  die  steh  ihnen  zeitlich  unmittelbar  anschliessen,  sowie  die  gleichseitigen 
'  Über  du  Verhältaies  des  Kurrürsten  zu  der  „rheinischen  Alliance". 
'•  Die  brandenbnrgischen  Gesandten  in  Frankfurt  waren  Johann  v.  Fort- 

mann'),  dem  wir  schon  io  vielßUtiger  Verwendung  nnd  namentlich  aocb  auf 
dem  letzten  Regensbnrger  Reichstag  begegnet  sind,  and  der  erst  jüngst  als 
nKath,  Bibliothekar  nnd  HislOTiograph"  angestellte  Joachim  Hühner')* 
Als  einer  der  ersten  auf  dem  Posten  erscheinenden  Gesandten  traf  Port- 
mann schon  Im  November  16M  in  FranJcfort  ein,  während  die  formelle  Er- 
öffnung der  Verbandlungen  sich   noch  über  drei  Vierteljahre  verzögerte'«}. 

*)  Er  schreibt  eich  hier  Job.  von  Portmaon  and  gibt  gelegentlich  an,  dua 
,-      er  erat  jüngat  den  Adel  erhalten  habe. 

^  Vgl.  V.  Orlich  IL  439.  —  Ursprünglich  war,  wie  gelegentlich  aus  den 
Acten  hervorgeht,  auch  Clans  Ernst  von  Platen  noch  für  diese  Oeaandtscbaft 
bestimmt,  der  aber  dann  znrückbehalten  warde. 

*■>)  Acten material  anr  Geschichte  des  Depntatioustags,  sehr  unvollständig  und 
Eoßllig  sBBammengestellt,  gibt  Loodorp  Acta  publica  VII.  1051  ff.  VIR.  1  ff. 
416.  504  ff.  51S  ff.  553.  563  ff.  u.  b.  f.  Die  VerbandluDgen  über  die  FortsaUuog 
d«f  Tages  nach  geschehener  Kaiaerwahl,  sowie  über  die  von  dem  Kaiser  ver- 
langte, von  Enr-Mains  verweigerte  Verlegung  desselben  nach  Regenabnrg  sieben 
sich  durch  die  nicbateo  Jahre  bindorob  bis  snr  Berafnng  des  Reichstages. 


^aovGoOt^lc 


V.  Der  Beichsdeputationstag  zu  Frankfurt 

1654  bis  1657. 


Extract  ans  dem  Memorial,  so  S.  Ch.  D.  zu  Brandeuburg  dero 

Gesandten  bei  dem  Reicbsdeputationstage  zu  Franküul  am  Mun 

ertheilt    (o.  D.)') 

1)  MilsBte  solche  ZagammeDkanft  continairet;  verdea  and  man  selbig« 
nicht  TOQ  eioaDder  geheo  lassen,  bis  die  Principaleo  über  deoen  Crsachea, 
wetrhe  sie  auf  andere  Gedanken  bringen  möchten,  mit  einander  communiciret 
nnd  andere  zureichende  Mittel  erfunden,  den  vorhandenen  Zweck,  Dämlich 
des  Reichs  Wohlfahrt,  zn  hefbrdern. 

2)  Sei  daselbst  nichts  von  Sachen  anzonehmen,  was  nicht  aof  dem 
Reichstag  dahin  gewiesen. 

3)  Diejenigen  Sachen  aber,  welche  eigentlich  auf  den  Dsputationetag  ge- 
wiesen, sein  möglichsten  Fleissee  zn  Ende  zn  bringen;  Tornehmlicfa  aber 
der  Pnnctns  restitnendorum  in  liqnidis.')  Wegen  deijenigen  Sachen  aber, 
die  noch  etwas  danke],  haben  der  Evangelischen  Chor-,  Fürsten  and  Stände 
Depntirte  sich  zuerst  zu  vemebmen,  hemacb  es  ihren  Principalen  tu  refe- 
riren,  auch  zugleich  ihre  nnmassgebliche  Gedanken  zn  eröffnen,  wie  es 
damit  anzustellen.  Worüber  dann  sie,  die  Principalen,  sich  zu  vergleichen 
and  was  weiters  zu  thnn  zu  entscbUesBen. 

4)  Was  wegen  des  Reichshofraths  von  den  eTaugelischeu  Chur-,  Fürsten 
und  Ständen  bei  dem  Reichstage  resolviret,  nämlich  denselben  eher  nicht 
zn  recognosciren,  bis  solcher,  dem  Instrumento  Pacis  gemäss,  mit  Räthen, 
so  der  evangelischen  Religion  zum  halben  Theile  zi^ethau,  bestellet ;  wobei 
man  feste  zu  verharren.  Auch  sei  in's  künftige  zn  gedenken,  wie  die  Prä- 
sentation daselbst,  gleichwie  iu  dem  Kammergericht  zu  Speier,  von  dea 
Ständen  an  I.  Kais.  Maj.  geschehen  möge. 

5)  Das  freie  Bxercitlnm  der  Religion  für  der  evangeliüchen  Stände 
Gesandten,  Reichshofräthe  nnd  Agenten  am  Eaiserl.  Hofe,  iugleirhen  dero 


')  Das  Original  der  Instruction  Gadet  sich  nicht  bei  den  Acten;  in  dem  vor- 
liegenden Extract  sind  verrnnthlich  nur  die  FormalieD  anagelaaseD. 

')  Usber  die  Scheidung  zwischen  „casus  liquid i"  nnd  „e.  dubü"  s.  Reichs - 
abschied  l  191- 


A-nOO<^IC 


iDitrnctioD.    TorUaflgea.  Q37 

Familien  nod  Bedienten,  anch  der  Abgestorbenen  Witwen  und  Kinder  soll 
gleicIiergCBtalt  bestandig  nrgiret  nnd  davon  nicht  abgestanden  werden,  bis 
solches  erbalten. 

6)  Nicht  weniger  w&re  das  Exercitinm  evangclicae  religionis  in  den 
Kaiser  1.  Erblanden  za  beobachten. 

1)  Bei  währender  Zasamnienknnrt  in  Frankfurt  hätten  sich  die  eraü* 
gelisehe  Confidenten  tu  Tergleichen,  wie  die  Featstellung  dessen,  dass  die 
Majora  in  den  Reichscollectis  nicht  gelten  sollen,  znWege  zubringen;  wie 
anch  dass  die  Execntiou  alles  dessen,  was  sowol  im  Eaiserl.  ReichahofraÜi 
als  anch  in  dem  Kammergerichte  zu  Speier  gesprochen  wird,  durch  die 
KreiEämler  allein  verrichtet  werde;  und  dann,  wie  die  Kreise  also  gefasst  sein 
mögenj  dass  nicht  unterm  Schein,  selbe  zu  succorrireii ,  wie  vormals  ge- 
schehen, dieselbe  von  deo  Eaiserl.  Völkern  selbst  beleget  werden. 

Und  damit  S.  Ch.  D.  desto  besser  des  Reichs  Wohlfahrt  beobachten 
mögen,  wünschen  dieselbe,  dass  man  jederzeit  die  Materiam  nnd  was  zu 
derselben  Beförderung  dieusam,  vor  die  Hand  nehme,  nicht  aber  die  sämmt- 
liche  Chnrfursten  mit  solchen  Anmuthnngen,  welche  ihnen  nur  schimpflich, 
zu  dem  Hauptwerk  aber  wenig  dicnsam,  behellige,  damit  S.  Ch.  D.  desto 
füglicber  alles  gutes  accordiren  können.  — 


Relation.    Dat  Frankfurt  a.  M.  17.127.  Nov.  1654.') 

(Ankunft  in  Frankfurt-    Differenzpunkte  in  Sacben  des  EammeTgerichtB.    Schwe. 
denB  Ansprach  auf  FröcedeDs  für  Vorpommarn  gegen  Hinterponimern  bei  den 
VisitatioDfiD.    Varanch  des  Eaisers,  60  Bomermouate  beim  fräokiscben  Kreistag 
zu  erwirken.] 
Am  22.112.  in  Frankfurt  angekommen  und  sich  im  Saalhof  eiuqnarljrt.  27.  Nov. 
Es  sind  erst  wenige  Gesandte  anwesend. 

Es  soll  zwar  der  Mecklenburgische  Canzleidirector  auf  wenig 
Tagen  Bein  Losament  albie  bestellet  haben,  damit  er  folgenda  tod 
hinnen  nach  Speier  verreisen  und  der  Visitation  Camerae  beiwohne. 
Als  ich  aber  mit  dem  österreichischen  Gesandten  darQber  in  Discurs 
geratlien  hab  ich  so  viel  vernommen,  dass  unterschiedliche  Reichs- 
stände mit  der  EammeFgerichtsmatrikel  Verhdhung,  soviel  das  augmen- 
tum  salariorum  betrifft  der  Herrn  Beisitzern,  noch  nicht  einig,  auch 
einige  Anordnung  der  Visitation  durch  sichere  Classes  (wie  dieselbe 
bei  jüngstem  Reichsabscbied  zu  finden),  als  wann  dieselbe  durch  all- 
gemeinen ReichsBchlnss  nicht  gewilliget,  bestritten;  worunter  auch  in 
Bpecie  die  Eron  Schweden  &icb  beschweret  bat,  dass  Hinterpommem 
in  seeunda  classe  und  also  Vorpommern,  so  hernacbher  folget,  vorge- 


')  Von  FoTtmana  atleiu;  sein  College  Hübner  trifft  erst  viel  ap&ter  in 
Frankfurt  eiu. 


A-nOO»^lc 


g38  ^'    ^^'  BeiobBdapntatioosti^  sa  Frankfurt 

Betzt  sei;  da  doch  die  Reflexion  in  allem  nicht  auf  die  Prftcedenz  dw 
fDrstlichen  Hjluser,  sondern  auf  die  Conimodität  (damit  jederzeit  eine 
Gleichheit  ratiooe  perflonarum  utriueque  religioniB  gehalten  wHrde) 
^nommen,  und  sonderlich  darum  Hinterpommera  in  die  zweite  Klasse 
bracht,  dieweil  £.  Ch.  D.  dabei  nicht  als  ChurfUrst  schicken  und  at&o 
niemanden  bei  der  Visitation  haben,  hemacher  aber  in  einer  Classe,  ' 
als  Churfttrst  und  Heno^  in  Pommern,  zu  gleicher  Zeit  diTersa  Sab- 
jecta  nach  Speier  abfertigen  müssen. 

Der  Kaiser  h&t  bei  dem  fränkischen  Kreistag  dnrch  Graf 
Schwartzenberg  von  nenem  nm  Bewilligung  von  60  ROmermonaten 
(wie  anch  auf  dem  Reichstag  in  Regensbat^  vereacht  wurde)'),  sowie  am 
Bezahlung  des  Restes  von  100  Rämermonaten,  „so  zn  Münster  nnd  Osna- 
brück dem  Angeben  nach  bewilliget  sein  soUea*'  angehen  lassen.  Die  friia- 
kischen  KreisstÜnde  haben  geantwortet,  „dass  die  Pordernng  der  60  Rdmer- 
monate  auf  einen  allgemeinen  Reichstag  gehöre  and  dass  sie  sich  anch  nicht 
erinnern  könnten,  dass  die  100  Römermonate  zu  besagtem  Mtinster  durch- 
gebendB  bewilliget  seien". 


Die  nächsten  Relationen  bieten  nichts  70n  Belaug.  Schon  jetzt  beginnt 
dos  Petitioniren  um  Geld,  was  dann  die  ganze  Daner  des  Eteputationstags 
hindurcb  eich  fortsetzt:  unter  300  Rtbir.  monatlich,  erklärt  Portmann, 
könne  er  in  Frankfurt  nicht  auskommen. 


Relation.     Dat  Frankftirt  1.  Dec.  1654. 

[Diverae  Anfragen  in  Bezug  anr  Ceremonialien.] 
11,  Dec.         Bis  die  Gesandtschaften  sieb  gesammelt  haben,  was  vor  Neujahr  nicht 
zu  erwarten  za  sein  scheint,  bittet  Portmann  noch   um  Instmetion  über 
etliche  zweifelhafte  Punkte: 

1)  Wie  soU  es  in  Bezug  auf  die  Session  unter  den  Hänsem,  Pomnem, 
Mecklenburg,  Hessen  und  Wiirtenberg  gehalten  werden?  soll  dieanfdem  vori* 
gen  Reichstag  provisionaliter  gutgeheissene  Alternation  anch  hier  gelten  oder 
soll  Pommern  hier  den  Vorzug  beaosprachen  ?  Mecklcnbarg  und  Wurtenhei^ 
sind  erst  bei  dem  letzten  Reichstag  zum  Depntationatag  zugeordnet  worden; 
sie  gelten  also  in  diesem  Institut  als  juniores  Principes  nnd  können  hier 
keine  Präcedenz  (also  auch  nicht  die  Alternation)  beanspruchen.  Doch  ist 
allerdings  dieser  Vorzug  der  älteren  Mitglieder  bisher  uieht  beobachtet  wor- 
den in  der  Reichsdeputation,  wofür  ein  Beispiel  beigebracht  wird. 

2)  Vorpommern  (Schweden)  wird  das  pommerische  Votum,  communicato 
consilio  mit  Hinterpommern,  flibren.  Sollen  nun  beide  neben  einander,  oder 
Vorpommern,  als  das  stimmführende,  auf  der  principal,  Hinterpommem  aber 
auf  einer  Nebenbank  sttzenf   Portmanns  Gutachten  geht  dahin,  dasa  der 

I)  Vgl.  T.  Meiern  I.  1076.  1120. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


RÖmermoiimte.    Ceremonialieii.    Zollkrieg  im  RheiDgan.  ggg 

Karfürst  seinen  pommerisehen  Gesandten  nicht  aof  die  Nebenbank  ver- 
drängen lassen  kaDn.  Fühlen  sich  die  aadera  nachsitzendeu  Stünde  beein- 
trächtigt dnrcb  die  doppelte  Besetzung  des  pommerisehen  Sitzes,  so  wäre 
eine  Alternation  zwiscben  Vor-  und  Hinterpommem  in  Bezog  aof  die  Be- 
isetzang  der  Priocipalbank  vorza  seh  lagen. 

3)  Wenn  Hinterpommeni  mit  dem  vorponomerischea  (schwed.)  Votum 
nicht  ein  verstanden  and  dieses  ohne  BerUcksichtigang  des  andern  abgelegt 
wird,  so  glaubt  Portmann,  dass  alsdann  der  brandenb.  pommerische  Ge- 
sandte seinen  Protest  einzniegen  hat.  Vorpommern  soll  in  solchem  Fall  der 
Discrepanz  beide  Ansichten  in  seinem  Votam  anführen  nnd  begründen.  — 


Relation.    Dat  Frankfort  15.  Dec.  1654. 

[Ankonft  des  schwedischen  Depntirten  BoeL   Sänmigkeit  aller  andern.   Drohender 

Zollkrieg  im  Rheingan  zwtBchea  EnnnainE  and  Eorpralz.    Katholischer  Pärsten- 

bnnd.] 

Seit  meiner  jHngsten  untertb.  Relatioo  iat  der  Kön.  Schwedische  20.  Dec. 
Abgesandter  Boel ')  wcgeo  des  Herzogthums  Vorpommern  alfaie  an- 
gelangt,  der  vorgeatrigeti  Tags  am  Abend  seine  Ankunft  durch  deo 
LegatioiiBSecretarium  mir  notificiren  lassen.  fAüstaaeoh  von  Cafialien.] 
—  Hit  dem  fernem  Andeuten,  dass  der  Schwedische  Commissarius 
Scbnolsky  ihme  adjungiret,  der  aber  noch  in  Schireden  wäre  und 
vor  dem  Monat  Martio  k.  J.  nicht  wQrde  anhero  gelangen  können. 

Von  der  Abreise  der  kaiserlichen  Commiesare  Graf  Wolkenstein  nnd 
D.  Crane  aus  Wien  ist  noch  nichts  zn  hören,  nnr  der  Cstreichische  Ge- 
sandte Volmar  ist  da;  der  Dächstgesessene  Kurfürst  von  der  Pfalz  hat 
aoeb  gar  keinen  Depntirten  ernannt.  In  Speier  znm  Visitationstag  ist  noch 
niemand  erschienen  als  der  Mecklenburgische  Canzleidirector  Dr.  Hayn. 

Und  scheinet,  dass  I.  Ch.  D.  zu  Pfalz  sich  wegen  Churmainz 
offendiret  befinden,  indem  höchstged.  Ch.  D.  ein  Zolibret  zu  Gaulsbeim 
ohnweit  von  Ingelheim  aufrichten  lassen,  weil  Ibro  an  solchem  Ort  die 
Zollerhebung  gebnhre,  welches  aber  durch  den  Vieedomb  zu  Mainz, 
als  welcher  sich  solchen  Juris  alda  anmasset,  bestritten  and  durch 
HOlf  I.  Ch.  Gn.  daselbst  das  Churpfälzische  Zolibret  abgenommen  nnd 
an  dessen  Stell  ein  andres  uffgehenket  worden,  welches  hinwiederum 
Churpfalz  mit  Aufbietung  einiger  Landvölker  abwerfen  und  das  Ihrige 
an  vorigen  Ort  stellen  lassen;  darauf  vor  wenig  Tagen  abermal  der 
Churfllrst  zu  Mainz  herzügefahren  und  das,  gegen  Aufstellung  eines 
andern,  in  kleine  Stocke  zerhauen  und  in  den  Rhein  werfen  lassen. 
Und  wird  nunmehr  die  Zotlstätt  mit  etlichen  Compagnien  Soldaten  un4 
Landvolk  bewahrt;  sein  auch  dabei  femer  alle  Churmainziscbe  Unter- 


')  Zngleich  Eaoiler  des  Herzogthama  Torpommem, 

DqitzedüvGoOt^lc 


040  '^-    ^^^  ReichstleputatiODBtsg  za  FraDkftirt 

thaoen  im  Bheing:au  aufgeboten,  geetalt  sich  auf  den  Mothfall  fertig  zu 
halten  und  denen,  90  bei  der  Zollstätt  liegen,  zu  Hfllf  zu  kommen. 
Dahingegen  boII  Churpfalz  auch  eine  Anzahl  Soldaten  und  etliche  tau- 
send Bauern  bei  Altzheim  haben,  in  Meinung  sieb  bei  der  Zollgerech- 
tigkeit mit  gewaffneter  Hand  zu  manuteniren.  Und  möchte  solchem 
nach  Churpfiilzischen  Theila  wol  davor  gehaltan  werden,  da  man  der- 
gestalt via  militari  verfahren  wolle  (ungeachtet  die  Sach  wegen  Erhe- 
bung des  Zolls  zu  Gaulsheim  am  Kais.  Reiehshofrath  anhSngig),  dass 
es  keiner  grossen  Reformation  der  Justiz  und  Visitation  bedOrfe  und 
dieselbe  wol  verbleiben  könne. 

Ea  werden  auch  E.  Ch.  H  Zweifels  ohn  von  Ihro  Residenten  zu 
Cöln  berichtet  sein,  dass  daselbst  Churmainz-,  Trier-  und  Cölnische, 
wie  auch  Mllnstersche  und  Pfalz -Nenburgisehe  Deputirte  sein,  der 
Meinung  ein  Verbttndnias  mit  einander  aufzurichten  und  ai<^h  in  Positur 
zu  stellen  gegen  diejenige,  welche  einen  oder  andern  ihres  Mittel« 
angreifen  möchten.  Und  sollen  sie  die  Ursachen  ihrer  Zusammen- 
kunft und  Verblindnias  auf  der  Herren  Evangelischen  Chur-  und  FSrsten 
Armatur  hinachieben  wollen. 


Relation.    Dat.  Frankfurt  22.  Dec.  16Ö4. 

[Versuch  des  kaiser).  Hors  eine  neue  BeichahorratliaordiiQDg  zn  octrajiren.  Di« 
mmiDz-pKIsiscbe  ZoMdiBneoz;  eine  »Ddere  gleichsr  Art.  Gmnd  der  Verwickelnng-J 

Es  ist  P  ortmann  aus  Wien  ein  kaiGerliches  Decret  zagesoMckt  worden 
(dat.  16.  Juli  1654,  aber  erst  kürzlich  pnblioirt),  welches  sich  snf  die  nene 
KeichshofrathsordunDg  bezieht,  von  der  auf  dem  vorigen  Reichstag 
von  kaiserlicher  Seite  viel  gesprochen  vnrde.  Die  Reichstagsgesandtea 
haben  damals  eifrig  dämm  angebalten,  dass  dieselbe  den  Reicbscollegieo 
zar  Diecnssion  vorgelegt  nürde;  es  geschah  aber  nicht,  nod  die  Evangeli- 
sehen  haben  daher  gegen  dieselbe  proteetirt.  Das  gegenwärtige  Decret 
sucht  die  nene  Ordnaug  de  facto  einEaführen.  Portniann  fragt  an,  ob 
man  nicht  gemeinsam  mit  andern  Evangelischen  deshalb  bei  Zeiten  ein« 
Beschwerde  einreichen  wolle  —  „sninal  es  scheint,  dass  es  ein  Versnchetück 
sei,  weil  das  Decretnm  nicht  von  I.  Kais.  Maj.,  sondern  vondem  Reichs- 
vicecanzler  Graf  Enrtzen  und  dem  Secretario  SchrOdern  nnterschriebeo 
worden". 

Alhie  in  der  Nachbarschaft  befinden  sich  aaeb  accumutationes 
gravaminum,  indem  nicht  allein  die  Churf.  Dcbl.  zu  Pfalz')  (welche 
sich  itzo  nicht  wol  befinden  sollen)  das  Zotlbret  zu  Gauleaheim  gewalt- 
samer Weis  abgeworfen  und  zerhauen  und  das  Dorf,  so  unstreitig 

')  Sir.  Log.  Mkinü. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


ZollnirreD  im  Rbeiagaii.    ReichBhofrftthsordnnDg.   EreieaBchen.        Q41 

pfälzisch  ist,  mit  Churmainzischen  Soldaten  besetzt,  wie  in  meiner 
jOngaten  Relation  unterth,  g^emetdet;  sondern  auch  vor  4  oder  5  Tagen 
dergleichen  an  dem  Grafen  von  Nassau -Saarbrücken  zu  Idstein  ver- 
flbet  und  demselben  auch  ein  Zollbret  von  I.  Ch.  Cin.  zu  Mainz  abge- 
worfen irorden-,  welches  sich  tibel  zu  diesem  Reichsdeputationstag 
schickt,  da  man  den  punctum  restitaendorum,  ex  capite  gravaminum 
et  aronestiae  vornehmen  und  nicht  neue  gravamina  rerursacheii  sollte. 
Und  zwar  rOhret  das  Unwesen  mit  Churpfalz  daher,  dass  dem 
TOn  Brömser,  wie  auch  andern  Chunnainziscben  Miaisti-is,  einige 
Gflter  von  der  Eais.  Maj.  geschenket  sein,  welche  sie  ron  Churpfalz 
jnxta  Inst.  Pao.  zu  Lehen  recognosciren  sotten*);  dabei  nun  der  Zoll  zu 
Gaulsheim  mit  prätendiii  wird  und  gedachter  Br5mser  begehrt,  dass, 
weil  er  keine  Kinder  hat,  I.  Ch.  D.  zu  Pfalz  seiner  Schwester  Kinder 
als  mit  einem  Kunkeltehen  belehnen  solle,  wie  diesfalls  am  Kais.  Uof 
lis  pendens  ist,  dessen  gleichwol  ohngeaebtet  solche  Thathandlungen 
vorgenommen  werden. 


Relation.    Dat  Frankfurt  29.  Dec.  1654. 

[Tom  oberBÜchBiscben  Kreistag.  Die  OeschäftsordonDg  bni  der  ReBtitatioDsrrage 
■af  dem  DepotatiooBtag.  Pommäriscbe  Präcedenz.  Dae  kaUertiche  Decret  gegeo 
BeiideDten  und  Ageotea.    Der  BiBchof  von  UüDster.    Graf  Schlippenbuih.    Oe- 

rüchte  ana  dem  Haag.]  , 

Als  meine  jQngste  Relation  ergangen,  ist  noch  seihigen  Tages  der  G 
schwedische  Gesandte  Boel,  des  Herzogthnms  Vorpommern  Kanzler, 
zu  mir  kommen,  dem  ich  auch  folgenden  Tags  eine  Revisite  gegeben, 
dabei  neben  den  gewöhnlicheo  Curialibus  allerhand  Discursus  wegen 
des  im  obersftchsischen  Kreise  gehaltenen  Kreistages  und  dabei 
genommenen  Schlusses  ratione  acceleratjonis  diaetae,  modi  votandi, 
altemationis  loci  zwischen  Leipzig  und  Frankfurt  a.  0.  (an  welchem 
der  Kreistag  zum  nächsten  gehalten  werden  soll),  item  ratione  requi- 
aitionis  der  Herren  Nach-  und  Zugeordneten  vorgefallen,  und  sonder* 
lieh  darflber  doliret  worden,  dass  etliche  Stände  sich  uff  Cbursachsen 
bezogen,  welch  Votum  noch  nieht  abgelegt  und  also  sie  nicht  ver- 
nommen und  gleichwol  von  dem  Cbarsächsischen  Gesandten  hätte  vor 
genehm  gehatten  werden  wollen;  dem  aber  von  andern  contradiciret 
worden,  so  er  auch  wegen  seines  obhabenden  Befehles  thun  mOssen. 

Referirte  daneben,  dass  der  österreichische  Gesandter  sich  bei  ihm 
off  die  vier  Regulas,  welche  zu  Regensbarg  von  den  Katholischen  in 
puncto  restituendorum  es  capite  gravaminum  vorkommen,  bezogen  und 


')  Intl.  Pao.  Osn.  IV.  8- in.    Monast.  V.  5.  S 

X>Ur.  *.  Uemb.  d,  Ur.  KuilUntan.    VII. 


„Goot^lc 


g42  ^'     ^^^  ReichBdepatatioDBtai!  in  Fraotfart. 

Tenoeinet  bfttte,  dass  mit  deren  ErQrterung  aieh  alles  zum  guten  Ende 
schicken  würde;  so  er  [BoelJ  aber  widersprochen  und  dagegen  die 
infallibilem  normam,  welche  in  dem  Kais.  Edict  und  NtIrnbergiBChea 
Executionsrecess  enthalten,  angezogen,  dass  nämlich  bei  dem  Depu- 
tationstage  alles  nach  dem  Stand,  wie  es  tk.  1634  gewesen,  eiageriebt^ 
werden  mtUste;  dabei  er  auch  endlich  aequieaciren  mOseen. 

Wegen  der  pommerisohen  PrScedenz  witi  Boel  getneinBam  mit  Port- 
mann anf  dae  Vorrecht  Pommerns  dringen;  doch  iet  er  instrairt,  nöthigen 
PallB  auch  in  die  Alternation  der  vier  Hänger  lu  willigen. 

Das  Decretum,  so  am  Kais.  Hof  gegen  die  Residenten  und  Agen- 
ten pnbliciret,  so  ich  mit  jüngster  Relation  unterth.  aberschicket,  hab 
ich  ihm  communiciret,  welches  er  sehr  präjudicirlioh  hielt,  nicht  allein 
darum,  dass  die  Reicbshofrathsordnung  per  indirectum  eingeführt  wer- 
den wolle,  dagegen  er  zu  reden  stark  befehliget  wftre,  sondern  auch 
den  evangelischen  Chur-,  Fflrsten  und  Ständen  dadurch  ein  neues  Gra- 
vamen  zngefHgt  würde;  nnd  wollte  er  zu  Einholung  specialen  Befehls 
solch  Dccret  alsobald  an  I.  Eon.  Maj.  in  Schweden  ftberschicken. 

Der  Mttnster'sche  Gesandte,  wiewol  derselb  vor  etlichen  Tagen 
nach  seiner  Wiederkunft  von  Speier  wiederum  hie  angelangt,  hat  mir 
dannoch  seine  Ankunft  nicht  notificirt,  noch  sich  zur  Visite  erboten. 
Er  ist  audi  der  Meinnng,  wann  einer  des  Geschlechts  yon  Fürsten- 
bcrg  alhie  angelangt,  welcher  bei  der  Deputation  verbleiben  soll,  von 
hinnen  nach  Chursachsen  und  von  dannen  näeh  dem  Kws.  Hof  zu 
verreisen.  Wie  dann  der  Bischof  zu  Mttnster  die  Sache  wegen  des 
Domdechanten  von  Mallinckrodt  und  der  Stadt  Hitnster  Qberall 
heftig  treiben  Ifisst.  Soll  sieb  aber  in  die  AUianee  zwischen  den  gast- 
lichen Churfttrsten  und  Pfalz-Neuburg  noch  nicht  gegeben  haben,  son- 
dern sich  zuvorderst  mit  der  Stadt  vereinigen  wollen  nnd  einen  Land- 
tag nach  Coesfeld  verlegt  haben,  dahin  er  den  Colonel  Wielicb  ans 
dem  Haage  verschrieben. 

Der  Herr  Graf  v.  Schlippenbach,  welcher  knrz  vor  dem  heil. 
Cbristfest  albie  wiederum  angelangt,  wird  ehisten  Tags  voif  hinnen 
nach  Churpfalz  nüT  Heidelberg  and  von  dannen  nach  Ghurbaiem  nfT 
München  verreisen  und  sein  demselben  die  Schreiben  gestriges  Tages 
wol  eingeliefert  — 

So  hat  aueh  der  schwedische  Gesandte  (welches  ich  gleiehfalla 
aus  den  Cölniscbea  alhie  einkommenen  Zeitungen  vernommen)  tod  mir 
zu  wissen  begehret,  wie  es  dämm  bewandt,  dass  I.  f  Gn.  der  Herr 
Statthalter  zu  Cleve  den  Deputirten  im  Haag  eröffnet  habe,  daae  dero- 
selben  zu  Brüssel  die  Stadt  und  Schloss  GUlich  gegen  E.  Ch.  D.  PrS- 


Reichshornttb.   HÜDBtar.  60  Bömermonate.   Dm  lotbring.  Kriegsvolk.    g43 

tesBion  uff  Gro88g:logan  zu  räumen  anerboten,  aber  nicht  angenommen 
sei;  wie  auch  dass  eine  AUianee  mit  Churcöln,  Braunschweig:,  Heaeen  etc. 
geschloBsen,  ob  die  Herrn  Staaten  General  mit  darein  treten  wollten. 
Weil  aber  darob  mir  nichts  wisaig,  mir  auch  nicht  gebühret,  darüber 
in  Discors  mich  einzulassen,  hab  ich  mich  desfalls  mit  der  Unwiseen- 
*heit  entschnldiget. 

Nene  Oesaadt«  sind  noch  nicht  angekommen. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  19.|29.  Jan.  1655. 

[Die  Kaiaerl.  CaminissBre.     Eaiserl.  Q eld fori] emn gen  an  die  Ereise.    Das  loth- 
ringifiche  Kriegavolk] 

Die  kaiserlichen  CommiBBare  Graf  Wolltenstein  and  Dr.  Crane  sind  21 
nun  angelangt.   Der  Bischof  tod  Worms,  der  das  Haapt  der  kaiaerl.  Ge- 
sandtschaft sein  soll,  wird  erst  nach  Schlage  des  oberrheiniscbea  Kreistages 
folgen. 

Aof  diesem  Kreistag  hat  der  karmoinzische  Uarschall  t.  Benenberg 
im  Namen  des  Kaisers  6Ü  Römermotial  (neben  den  angeblich  zu  Osnabrück 
und  Münster  verwilligten  100)  von  den  EreifiStänden  verlangt;  wie  das  gleiche 
auch  bei  dem  schwäbischen,  fräDkiscben,  ober-  und  niedersäcbsi sehen  Kreis- 
tag geschehen  ist.  Der  pfälzische  Gesandte  Dr.  Meisterlin  schreibt  aber 
mir  ans  Worms,  dass  der  Kaiser  hier  nie  in  den  andern  Kreisen  wenig 
davontragen  werde.  Grosse  Weitläufigkeiten  in  Betreff  der  Speirischen 
Kam  m  erge  richte  V  i  sitatio  n . 

Demnach  auch  wiederum  drei  Regimenter  lothringischen  Kriegs- 
Tolkes  zu  Landstuhl  und  Homburg  ankommen  und  daselbst  einquar- 
tiret  werden,  auf  welche  die  Franzosen  von  Schaumburg  passen  und 
schon  etliche  OfGcirer  zwischen  Lautem  und  Landstuhl  abgesetzet  haben, 
dannenhero  die  im  oberrheinischen  und  westfölischeu  Kreise  und.son- 
derlicb  die  jenseits  Rheins  gesammte  Ghur-,  Fürsten  und  Stände  sich 
eines  grossen  Unheils  befahren  und  auf  die  Abhatidlung  mit  dem  Her- 
zogen TOn  Lothringen  und  Evacuation  der  Plätze  von  desselben  Truppen 
dringen;  solcher  Punct  auch  wol  erat  vorgenommen  werden  dürfte :  so 
wird  zu  E.  Ch.  D.  gnäd.  Belieben  gestellt,  wie  wir  uns  bei  den  De- 
liberationibus,  wann  solche  Sachen  rorkommen,  betragen  und  wohin 
wir  unsere  Vota  Itlhren  sollen. 


Relation.    Dat  Frankfurt  2.  Febr.  1655. 

[Ceremoaialdiffereazen  mit  den  EaiBerlichen.    Die  kaiserliche  Oeidforderang  nnd 

der  bairieche  Kreistag.  Enraachien  über  die  Oeremonial frage;  äesgleicben  Baiero, 

PfalE,  CÖln.] 

Portmann  will  den  Totestem  angekommenen  kaiserlichen  Commissa*  12. Febr. 

reo  seine  Visite   machen;   als  er  aber  sirh  dazn  anschickt,  schicken  die 

41* 

i:q,t7r.d   ...V^iOOt^lC 


644  ^-    ^"^  ReicbsdepatatioDitag  in  Fnokfart. 

Kaiaerlicben  eioeo  SecretSr:  sie  würen  bereit,  ihn  zd  empfangen,  aber  Doter 
der  Bedingung,  dass  er  ihnen  die  Oberstelle  in  ihrem  Logis  JieGse  nod  das 
Prädicat  „Excellenz"  nicht  begehrte.  Auf  beiden  besteht  Portinann :  die 
Kaiserlichen  aber  behaupten,  beides  niuht  anders  geben  zu  dürfen,  als  den 
Principalgesandten  und  sofern  dieselben  „Standespersonen"  wSren.  Ueber 
dieses  Wort  verlangt  Portmann  eine  ErklKrang.  Qraf  Wolkensteiii  be> 
zieht  sich  auf  den  Usus  bei  den  Friedenstractateu  nnd  dem  Reichstag  zu' 
Regensbnrg:  d.  h.  „Orafen,  Freiherren  uad  andern  Herrenstandes".  Anf 
die  Frage,  ob  sie  darunter  auch  einfache  Adlige  mitTerstünden'),  wird 
keine  Antwort  gegeben  und  Dr.  Crane  verweist  auf  ein  in  Osnabrück  nnd 
Münster  deshalb  beachlossenee  Decreti  sie  wollen  beim  Kaiser  anfragen. 

HiernächBt  hat  der  Stadt  Regensburg  Abgeordneter  mir  vor- 
gestern die  Visite  gegeben  .  .  .  Unter  anderm  hielt  ich  ihm  vor,  dass 
im  bairischeo  Kreis  die  Stände  und  sonderlich  1.  Cb.  D.  zu  Baiero 
und  die  Stadt  Kegensburg  in  Bewilligung  der  neuen  60  Rfimermonaten 
liberal  gewesen.  Er  wollte  aber  dessen  keinen  Gestand  thun,  son- 
dern dass  der  Kais.  Gesandter  Graf  v.  Nothafft,  welcher  sich  bei 
dem  Kreisconvent  eingefunden,  Negativam  und  eben  dieselbe  Antwort 
erhalten,  welche  auch  in  andern  Kreisen  gegeben  wäre.') 

Er  referirte  dabei,  dass  der  Kreistag,  welcher  den  7.|17.  ver- 
wichenen  Monats  Januarii  in  Baiem  zu  Landshut  angefangen,  nunmehr 
vermuthlicb  zu  Ende  gebracht  sein  wflrde,  weil  alda  wegen  der  Kreis- 
obristen.  Nach-  und  Zugeordneten  alles  richtig  wäre.  — 


Der  KarfUrat  schreibt  über  obigen  Ceremonialconflict  an  die  einielnen 
Kurfürsten  (dat  20.  Febr.  165&).  Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen 
antwortet  (dat.  Dresden  14.  März  16&ä.),  dass  allerdings  Graf  Tranl- 
man  n  sdorff  einst  bei  den  wesl^ischen  Verhandlungen  den  knrGächsischen 
Principalgesandten  in  seinem  Losament  bei  der  Visite  mit  der  Oberstelle 
geehret  —  „nnd  seind  Wir  sonsten  der  Gedanken,  dass  I.  Kais.  Haj.,  als 
dem  Oberhanpt,  billig  der  Reepedt  gebühre,  dass  dero  Gesandten  aller 
Orten  der  Vorzug  vor  einem  Cbnrfürstlichen  Gesandten  billig  gegönoet 
werde";  wenn  die  kaibcrl.  Gesandten  dennoch  den  seinigen  jene  Ehre  er- 
wiesen, „haben  Wir  solches  vielmehr  mit  Dank  erkennet  nnd  derer  mit  Be- 
scheidenheit gebranchei,  als  im  übrigen  die  Sache  allzusehr  difVcultiret". 
Wie  es  mit  Portmann  stehe,  welcher  Qaalititt  er  sei,  ob  Principalge- 
sandter  etc.,  wisse  er  nicht  und  könne  daher  über  den  eiuzelnea  Fall  keine 
Meinung  eröffnen. 


')  Vgl.  oben  p.  635.  n.  6. 

')  So  in  der  ofSciellen  Antwort  der  bairiscben  Kreisstände  an  den  kaiser- 
licben  Commiasar  dat.  Landahnt  3t.  Jan.  lOriTi;  der  Kreistag  erklärt  sich  für  io- 
competent  und  verweist  auf  den  Ueichslag;  dies  war  indess  gegen  die  Slimmeu 
von  llaiem  and  Begeneborg  darcU  die  kleineren  Kreisslöndu  dDrcligeselit  wordea. 

i:n,tr,-d    .,*^-.00<^IC 


CeremoDialia.    Die  60  RdTnernioDate  im  bsir.  Kreta.   PresiDrun  io  Jülich.   54.5 

Kurfiirüt  Ferdinand  Maria  von  Baiero  (dat.  Müocben  24.  März 
1665.)  aotwortet,  dase  allerdingB  der  Kaiser  Bchon  in  Schreibeo  Tom  19.  Oct. 
1644  die  betreff.  Bbren  auf  „Staodeapersonen"  restriügirt  habe;  and  so,  flir 
die  PriDcipalgeBSodteD,  die  StaDdeepersbaen  eiud,  hat  es  £aiern  für  sich  auch 
immer  nur  verlangt.  Der  Karrürst  ist  also  der  Meinung,  „dass  inaii  au 
Seiten  der  Herren  Churfiirsten  viel  mehr  Ursache  habe,  das  Troctament  von 
den  Kronen  mit  I.  Kais.  Maj.  Assistenz  und  Exempel  zur  Richtigkeit  xu 
bringen,  als  bei  I.  Maj.  selbsten  wider  dero  ergans^ene  und  ron  den  Herren 
ChorfürEten  verstandenermaaEsen  acceptirte  Kesolntion  weitere  Instantias 
nnd  dadurch  auch  bei  den  Kronen  das  Werk  von  nenem  wieder  schwer  zu 
mache  d'^ 

Kurfürst  KarlLudwigvoüder  Pfalz  (dat.  Heidelberg  Ö.  März  1655) 
tritt  dagegen  den  Ansichten  des  Kurfürsten  bei;  es  kommt  nicht  auf  die 
Person  des  Gesandten,  sondern  des  sendenden  Kurfürsten  an,  und  in  jedem 
Fall  sind  die  den  Kurfürsten  gebührenden  Bbren  zu  ertheilen. 

Kurfürst  Maximilian  Heinrich  v.  Cöln  (,dat.  Lüttich  16.  März 
1655):  er  habe  hier  die  Acten  über  die  Sache  nicht  zur  Handj  er  werde 
künftig  durch  setno  Gesandten  seine  Erklärnng  geben  lassen. 


Relation.     Dat  Franküirt  2.|12.  März  1655. 

[Weitere  Ceremonialdifferenien  mit  den  Kaiaerlicben.] 
Graf  Wolkenstein  geht  nenerdings,  wahrscheinlich  in  Folge  nencr  12. Mär::. 
Instruction  aus  Wien,  n<ich  weiter  als  zuvor:  er  habe  die  Acta  nnd  Proto- 
kolle na'hgeseben  und  darin  „kein  einiges  Exempel  angetroffen,  daes  die 
Churf.  Gesandten,  sie  seien  principal  oder  secuadarii,  Stands-  oder  nicht 
S Lands per^oiien  gewesen,  die  Präcedeiiz  und  Praediuatum  Escellentiae  von 
den  Kaiser!.  Herrn  Conimissarien  sollten  prätendiret,  viel  weniger  erhalten 
haben,  nnd  wäre  also  dieses  ein  ganz  unerhörtes,  von  keinem  Herrn  Chur- 
fürsten  jemalen  gesurhtes  Zumutheu".  —  Es  kommt  glücklicher  Weise  hier 
praktisch  nicht  viel  darauf  an,  da  die  Kaiserlichen  nicht  direct  bei  den  Ver- 
handlungen betbeiligt  sind. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  22.  Febr.  1655. 

IPfalE-Neabni^Bcbe  BedruckuDgeo  der  Protestanten  im  Jo lieh' sehen.] 
Portmann  macht  darauf  nnfmerksam,  die  jüiich-clevischen  Angelegen*  4.Hliri. 
heilen,  sammt  der  für  die  dortigen  Ketigions-  nnd  Kircheusacben  verordneten 
kaiserlichen  Commission  im  Auge  zu  behalten  ,,weiln  des  Herrn  Pfalzgrafen 
zu  Neuburg  f.  Dchl.  mit  den  Pressuren  gegen  die  Evangelische  im  Land 
von  Jülich  sonderlich  stark  verfahren  nnd  das  Exercitium  Reltgionis  auch 
au  den  Orten,. da  es  a.  1610.  24.  und  öl.  notorie  gewesen,  verbieten  thnt, 
dazu  die  Gebrüder  von  Walenbnrg  meisterlich  cinrathen  helfen,  als  welche 
an  Pfalz-Nenbarg  ein  Schreiben  abgehen  lassen,  darin  das  ganze  Mysterium 


„Goot^lc 


Q46  ^'    ^^^  ReichsdepnUtioiuUtg  au  Frankfurt. 

inlquitatiB,  Dod  aoa  velcben  FuDdaniGDten  man  vorhabe,  die  Predigt  trol  aa 
20  Orten  abzuschaffen,  and  das  durch  eiae  erfaDdene  Distiuction  des  Bxer- 
citii  ReligioDia  io  Claudes tinum,  priratam  et  publicDm,  dadarch  Dicht  alleio 
die  Iteversalcn,  sondern  auch  das  Inst.  Pac.  und  letzter  Vergleich  zwischea 
B.  Ch.  D.  DQd  dem  Pfalzgrafen  von  Neaburg  löcberich  gemacht  werden 
wolleD. 

Dieses  Walenburgiscbe  ächreibea  überschickt  Port  mann  (23.  MKre)') 
und  bozetehDet  es  ^b  eine  höchst  gefäbrlicbe  MacbinatioD  gegen  alle  Vergleiche 
mit  Neabnrg,  gegen  das  lastramentam  Facis  etc.;  es  sei  ein  allgemeiner 
Angriff  gegen  das  ganze  evaugelLsche  Wesen.  Portmana  trügt  die  Sache 
deshalb  auch  den  anwesenden  proteätant.  Gesandten  vor. 

In  einem  bezuglichen  Aufaau  des  Altenbnrgiscben  Qeaandten  wird  ge- 
sagt: wenn  man  diese  dritte  Species  der  KcligionE Übung,  das  „exercitinm 
clandestinnm",  einfuhren  wolle,  so  miissc  man  auch  eine  vierte  biniurügeD, 
das  „exercitium  violcntum". 


Relation.     Dat.  Frankftirt  9.|19.  März  1655. 

[Cnrmaini  and  die  Reicbsritterachaft.  Befestigang  von  HaioB.] 
19.UarK.  Hz  genaonter  Charfltrst  [vod  MrIdz]  hat  sich  eehr  bemflbet,  die 
Reicbsritterscliaft,  welche  zu  Wflrzburg  versaniinelt  gewesen,  dahin  so 
dispoDirea,  dass  sie  der  KatholiBchen  Partei  anaehmen,  wann  es  sa 
weiter  Ungelegenbeit  gerathen  sollte,  dazu  aber  dieselbe  geringe  Lust 
gehabt.  Unterdessen  ist  er  Vorhabens,  die  Stadt  Mainz  zu  forti6ciren, 
und  bat  zu  dem  End  Ingenieurs  berufen  lassen,  die  Festung  abzu- 
stechen, wiewol  es  gemeiner  dafür  gehalten  wird,  dass  der  Situs  der 
Stadt  Mainz  also  beschaifen,  dass  daselbst  kein  real  Fortification  ge- 
legt werden  könne. 

Relation.    Dat.  Frankftirt  23.  März  1655. 

[Allerlei  Bewegungen,  Reisaa  and  ZaBammenkünfte  anf  katholischer  Seite.   Pfali* 
Nenburg.    Die  .CalvinisteD*  im  Prankrarter  Bäche rmesekatilog.) 
2.  April.         Von  der  Churmainzischen  Ankunft  hört  man  noch  nichts  bestftn* 
diges,  nur  dass  der  von  Varhurg  nach  und  nach  in  die  Stadt  kommt 
und  mit  dem  österreichischen  Volmar  communiciret  und  sich  dem- 
nächst alsohald  wiederum  von  hinnen  erheben  thut.    Darauf  jetztged. 
Volmar  vor  wenig  Tagen  auch  wiederum  nach  Mainz  verreiset,  in 
so  weit  er  der  Reise  bekannt  sein  wollen;  von  dannen  aber  hat  er 
sich  schon  nach  Trier  begehen  und  spargiren  seine  Leut,  dass  es  wegen 
der  Streitigkeit  sei,  welche  der  Churfürst  daselbst  mit  dem  Stift  Hasi- 
minl  habe.  Andere  aber  haben  dabei  andere  Gedanken  und  vermeinen, 
')  Nicht  vorhandsD. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Allerlei  Icriegeriacbe  Gerüchte  and  BüBtaDgen.   Die  CalviiiisteEibücher.    547 

dass  die  Churfllrsten  Mainz  und  Cüln  nach  besäum  Trier  kommen 
wurden.  Es  bat  zwar  auob  wollen  verlauten,  als  wann  die  Königin 
von  Schweden,  der  Erzherzog  Leopold,  Charfürst  von  CöJn  und 
Herzog  von  Neubarg  zum  Scharffenbövel  in  Brabant  zusammenkommen 
würden,  es  haben  aber  die  letzte  Brief  davon  keine  fernere  Meldung 
getban.  Dagegen  aber  wird  berichtet,  daes  der  Herzog  von  Neuburg 
noch  ctlicbe  Völker  z.  R.  und  F.  werbe,  weil  man  ihm  versichert,  dass 
E.  Gh.  D.  noch  uff  etliche  Regiment  zu  R.  u.  F.  zu  werben  Patenten 
ausgetheilet  habe. 

PortmaoD  macht  aufmerksam  darauf,  dasein  dem  Frankrurter  Bücber- 
messkatalog  noch  immer  die  Bücher  der  „CalviDJstca"  ab^ouderlicb  aufge- 
führt werden;  man  eoti  zunächst  bei  der  t^t  Frankfurt  darauf  driogen, 
dass  dieser  factiose  Namen  abgestellt  und  dEigegeii,  wie  im  Inst.  Fac.,  der 
Auidmck  „Reformirte"  gebraucht  werde. 


Relation.    Dat  Fraiikfiirt  SO.  März  1655. 

[Gerächte  vod  einem  Harsch  der  Schweden  an  den  Rhein;  Voraichlemaeeregeln 
des  Ffalzgrafen  vod  Neaburg.] 

Indessen  wird  alhier  spargiret,  dass  Königsmark  mit  8000  Mann  9 
nach  dem  Rfaeinstrom  marechire'),  welches  eine  grosse  Apprebension  , 
bei  den  Kais.  Commissarien  und  sonderlich  dem  Herrn  Grafen  v.  Wo  1- 
kensteio  verursacht,  inmaassen  er  sich  vermerken  lassen,  dass  er 
nunmehr  uff  keine  kriegische  Apparat  und  Feldzug  mehr  Acht  gebe, 
als  uf  diesen  schwedischen  Feldzug.  Die  ludicia  davon  fallen  unter- 
schiedlich, nachdem  die  Leute  gesinnet  sein,  insgemein  wird  aber  da- 
vor gebalten,  dass  es  ein  Succurs  sein  solle,  so  durch  Fimentelli, 
Bpaniseben  Ambassadeur  vorbero  bei  Schweden,  gesucht,  und  daes  der 
Krön  zu  Versicherung  die  Festung  Jülich  eingeräumt  werden  solle  . . . 
Dass  auch  der  Herr  Pfalzgraf  zu  Neuburg  eine  starke  Äpprehension 
davon  haben  muss,  erscheinet  aus  den  Werbungen,  so  itzo  stark  fort- 
geeetzet  werden.  Er  hat  auch  von  Neuburg  eine  ganze  Cartbau,  eine 
halbe,  vier  Dreilinge  und  fUnf  Falkenetten  Über  Land  nach  Wertbeim 
fhhren  und  daselbst  in  Schiff  auf  den  Main  bringen  lassen,  welche 
vorgestrigen  Tags  albie  ankommen  und  femer  nach  Düsseldorf  abge- 
fahren sein. 

Die  knreäcbBiBcheu  Qesandten  eiad  eben  augekommen;   andere  werden 
in  Kurze  erwartet. 

')  Aehnliche  Gerächte,  wahrscheinlich  von  den  Schweden  aelbat  auBgespreogt, 
•ach  noch  ipäter  im  JudI;  vgl.  oben  p.  372. 


^aovGoOt^lc 


g48  ^-    ^^'  B«i<!iisd«P<>talioD8UK  jsu  Frankfurt. 

Relation.     Dat  Frankfurt  13.  April  1655. 

il.  Der  Würzbni^ische  Kanzler  Sebaetian  Wilhelm  Meel  hat  Bich  . 
(6.  April)  als  kurmaiDzJBchen  Gesandten  legitimirt. 

Ein  heftiger  Streit  brennt  dieser  Zeit  zwlechen  S.  Altenburg  und  S. 
Weimar,  welche  beide  das  Recht  beanspruchen,  Mitglied  der  Reichsdepn- 
tation  zu  sein. 

Ebenso  danert  zwischen  Mainz  und  Pfalz  der  Streit  wegen  des  Zolles 
von  Oaahheim,  zamal  da  der  Kurfürst  von  Mainz  jetzt  auch  das  Jus  terri- 
toriale in  der  Ortschaft  beansprucht. 


Relation.    Dat  Frankfurt  20.  April  1655. 

lOeiterreichiiche  Bemühungen  für  die  künftige  Kaiserwahl.  Büstnugen  des  Neu- 
bnrgOTf.  General  Hfttzfeld.) 
30.  April.  Der  österreichische  Gesandte  Volmar  ist  vor  wenig  Tagen  von 
Trier  und  Cöln  wiederkommeD,  und  soll  er  bei  Churmainz  and  Chur- 
trier  wegen  der  kUnlltgen  Wahl  eines  Römischen  KönigB  vor  I.  Kais. 
Maj.  Herrn  Sohn  negotiiret  und  sein  Sachen  erhalten  haben ;  hei  Chu^ 
cöla,  da  er  dergleichen  gesucht  . . .  aber  keine  annehmliche  Beeolntion 
erhalten  haben. 

Der  Herr  Pfalzgraf  zu  Neubnrg  lässt  an  dem  neuoi  Bollwerk  tu 
UUBseldorf  stark  arbeiten,  damit  es  in  Defension  gebracht  werde;  hat 
aus  dem  FBrstenthnm  Menburg  in  alles  12  ganze,  19  halbe  Cartbaonen, 
und  vier  metallinen  FeldstDcke  dahin  bringen  lassen;  soll  zwar  ge- 
trachtet haben,  das  Generalat  Über  der  Herren  geistlichen  ChurfHrsten 
Volker  zu  bekommen,  dieselbe  aber  wollen  es  dem  Vernehmen  nach 
dem  General  Hatzfeld  auftragen. 

Relation.     Dat  Frankfurt  23.  April  1655. 

[Uie  Waid-  nnd  Indigofrage.] 
3  Mal.  Der  Sachsen- AI tenbnrgiscbe  Gesandte  stellt  vor,  „wegen  ftefärbung  der 

Tücher  mit  dem  Wajrdt  und  Abf^chaffung  der  Indigo")  der  Indigu 
sei  schon  in  der  Folizeiordnatig  von  Ibtl  verboten,  dann  wieder  durch  ein 
Kais.  Mandat  vom  Jahr  1638,  welches  1G54  reuovirt  worden  sei,  des  InhaltK, 
„dass  die  Wullcntiicher  anders  nicht  als  mit  Waydt  und  nicht  mit  der 
Tenfelsfarbe  oder  Indigo  gefärbt  werden  sollten";  für  Thüriogen  sei  die 
Wajdtcultur  der  wichtigste  Brw erbzweig.') 

')  Vgl,  hieran  den  Oberrheinischen  Kreisabechied  dat  Worms 
m:  "b":  >^^-  'Art'  VI  (Politeiwesen).  Hier  wird  erwähnt,  daaa  die  Frei-  nnd 
RetchiBtidte ,  namentlich  Ptankfart,  mit  dem  Gravamen  ei n gekommen ,  doss  der 
Indigo,  so  gleichwol  nf  eiogeholten  Uericht  der  Sachen  Verständiger  keine 
corrosiv  Parb,  Bondern  in  ansländiscben  Königreichen  und  Landen  nützlich  ge- 


A-nOO<^IC 


Kalhol.  KüetuDgeD  uod  Gewoltthatea.     Waid  und  ladlgo.  Q49 

Dabei  ich  Pflicht  halber  diescB  zu  berichten  nicht  unig:elien  sollen, 
daes  im  Fflrstenthain  GllUch  vor  vielen  Jahren  auch  grosse  Handlung: 
wegen  des  Waydt's  gewesen  and  dessen  hio  nnd  wieder  im  Land  viel, 
gezilet  worden,  davon  zwam  die  Vestigia  sich  noch  befinden,  aber 
nun  mehr  auch  nicht  mehr  gesäet  noch  cultiviret,  sondern  an  Statt 
desselben  andere  Frtlchten  gesäet  werden.  Gleich  auch  die  Grlltt  in 
den  clev-,  gfllich-  und  bergischen,  damit  das  Bier  von  Alters  pflagte 
gesotten  werden,  in  Abgang  kommen,  nachdem  aberall  der  Hopp  ge- 
pflanzet worden.  — 


Relation.    Dat  Frankfiirt  18.  Mai  1655. 

IVerBÖgeraog  der  Eröffaang  des  DepatatioDst^a  darcb  die  Eaiserlichen.  Hübner. 

KatholiBche  Vergewaltigung  gegen  die   Grafen  tod  WertheEm.    Andre  Sholiche 

Fälle  anderwärts.     Hessen- Darm a ladt  and  die  jültch'ache  Sache.) 

Man  sagt,  dass  die  Kaiserlichen  den  Deputationstag  gefliBsentlich  bin-  2 
oaszreben  „und  inmittelet  eioen  Coliegialtag  und  dabei  die  Wahl  eines  Rö- 
miBchen  Königs  zu  befördern  suchen".   Es  ist  uichta  zu  bericbteu  von  neu 
ankommenden  Gesandten ;  der  kaibraadeubargiscbe  Ratb  Hübner  ist  kürz- 
lieh  hier  dorchgekommeu  nach  Hanau  und  soll  alle  Tage  wiederkommen. 

Unterdessen  feiern  die  katholische  Stände  mit  unzeitigem  Proce- 
dere  nicht,  ingestalt  der  Carthäuser  Prior  und  Convent  zu  Grünau  von 
I.  Ch.  Gn.  zu  Mainz  zwei  Befeblschreiben,  eines  an  den  Oberamtniann 
zu  Bischofsheim,  den  v.  Sickingen,  das  andere  an  den  zu  Milten- 
berg, den  v.  Hoheneck  haltend,  zu  Wegen  gebracht,  worbei  ihnen 
Befehl  gethan  worden,  diejenige  Gefäll,  welche  die  Grafen  zu  Wert- 
heim in  den  Churmainzischen  Aemtem  und  Kellereien  zu  erheben 
haben,  thätlich  anzuhalten  und  Herrn  Graf  Friedrich  Ludwigen 
Antbeil  also  lang  zu  arrestiren,  bis  besagtem  Priom  die  Hilllle  aller 
derjenigen  Gefälle,  welche  jemals,  also  ohne  Unterschied  ob  vor  hun- 
dert mehr  oder  weniger  Jahren,  davon  ab  und  ad  alios,  maxime  vero 
pios,  usus  gezogen  worden,  zur  Karthaus  gehöret  haben,  ausgefolget 
worden;  und  darauf  von  den  gräflichen  Bedienten  zu  Temehmen  be- 
gehrt, ob  man  darauf  die  Parition  thun  wollte. 

Diese  protestiren  d^egen  und  bemfen  sich  gegen  den  KurrUrsten  von 
Mainz  nnd  den  Cartbfiuserprior  auf  den  letsteo  Reicbsabachied  circa  finem 

brancht  wird  and  ia  wolfeilem  Preis  an  verkaufen,  dnrcb  fiscaltsche  Edicta  ver- 
boten, biogegen  der  Wejth,  so  gleich  wo  I  nicht  so  gat  nnd  viel  Iheurer  gehallen, 
allein  za  gebrauchen  sab  poana  confiscationia  der  mit  Indigo  gefärbtes  Tücher, 
zu  höchstem  Schaden  aud  Rnin  der  Färberei  im  Reich  .  .  .  geboten  werden 
wollen*.  Der  Kreialag  hat  den  Beschwerten  Recht  gegeben  nnd  fertigt,  daes 
die  betreETeDdpn  Edicte  für'a  erste  nicht  zur  Exeonlion  gelangen  and  dl«  Sache 
an  den  Kaiser  and  den  Depntationatag  gebracht  werden  soll.  — 


A-nOO»^lc 


g50  ^-    ^^^  R«ich>d«|nitatioDiUg  eu  FraDkRirt. 

§.  „Wir  setzen  ood  ordnen"  etc.;  Bolcbe  Qravamina  eocIesUstica  seien  vom 
letzten  Reichstag  eben  auf  den  Depntationstag  rerniesen  worden;  statt 
dessen  ist  über  die  Gmnaoische  Sache  eine  kaiserliche  Commission  ange- 
ordnet worden  nnd  die  Sache  beim  Reicbshofrath  anhängig  gemacht. 

Der  Knrrürst  von  Mainz  hat  bereits  vor  etlichen  Monaten  an  3  Orten 
die  Gefälle  des  Grafen  wirklich  anhalten  lassen.  Es  ist  nötfaig,  dass  man 
sieb  eTangelischer  Seits  der  Sache  annimmt;  der  brandenbnrg-cnlmbachische 
Gesandte  will  sie  in  die  Hand  nehmen;  Portmann  ertheilt  ihm  seinen 
Rath  dazn. 

Aehnlich  der  Frocess  der  Rotenbnrgiscben  Ganerben  contra  Knrbaieru.') 
Aehnlicb  die  Sache  des  Fleckens  Gaulesheim  zwischen  Mainz  und  Pfalz. 

AuB  welchen  und  andern  dergleichen  Händeln  fast  erscheinen  will, 
als  wann  die  EjttholiBche  auch  zn  dem  End  den  Deputationsconvent  nf- 
schieben,  damit  sie  unterdeesen  eigenen  Gefallens  hausen  und  ihr  da- 
runter gesDchtes  Interesse  durchdringen  mögen. 

So  auch  die  Angelegenheit  der  Capuciner  in  Hildesheim'),  wobei  es 
doch  durchgesetzt  worden  ist,  dass  dieselben  hi  Hildesheim  Terbleiben,  nnr 
dass  ihre  Zahl  auf  12  beschränkt  worden  ist;  wobei  sie  sich  aber  noch 
keineswegs  beruhigen.  Ebenso  die  Angelegenheit  der  Herrschaft  Duding- 
bauseu. 

Der  Hessen-Darmstädtifiche  Bath  nnd  Gesandte  Dr.  Dietrich  scheint 
die  Absicht  resp.  den  Auftrag  zu  haben,  in  der  Jülich- de* Ischen  Angele- 
genheit irgendwie  (als  Vermittler)  einzutreten. 


Relation.    Dat  Fraukfvrt  1.  Juni  1655. 

(Eurcölaische  Gesandte.    Mahoang  an  die  evaugeliichen  Stände.    Die  protestan- 
tiicheo  ResidenteD  am  kaieerlicben  Hof.] 

li.  Die  kurkölnische  Gesandtschaft  ist  (26.  Mid)  angekommen ,  bestehend 
ans  zwei  Grafen  t.  Fürstenberg,  die  einstweilen  aber  schon  wieder  ab- 
gereist sind,  und  Dr.  Aldenbofen. 

Portmaun  einigt  sich  mit  den  andern  evangelischen  Gesandten,  ein 
Schreiben  an  die  noch  nicht  erschienenen  Evangelischen  zu  erlassen');  die 
Rnrsäcbgischen  wollen  sich  nicht  daran  betheiligen. 

VerEchiedene  Kl^en  sind  eingegangen  wegen  Vergewaltigung  pr«>- 
testantischer  Residenten  am  kaiserl.  Hofe.'  Die  Sicherheit  dieser  Leute, 
sowie  der  protestantischen  Reich shofrätbe,  muss  ernstlich  in's  Auge  gefasst 
werden. 


')  Vgl.  Londorp  VIl.  1055ff. 
>)  Vgl.  Londorp  VII.  1063ff. 
*)  Gedruckt  bei  Londorp  VII.  1052. 


^aovGoOt^lc 


Protest.  Gravamioo.    Anesichten  auf  Wahl  eined  Ritoi.  Königs.       g51 

Relation.     Dat.  Fraiikfiirt  8.  Juni  1655. 

(Tod  ChriBlians  von  Calmbsch.     Würtembergische  Gesandtachaft.    Yolmar  uud 
Graf  Förateobetg;  die  künftige  Ksiserwahl.     Der  cnlmbachische  Geaandt«.] 

Markgraf  CbriBtian  von  Brandenburg-Calmbacli  ist  am  30.  Mai  ge-  18.Ju[ii. 
sterben.  —  Fortdauer  der  Differenz  zwischen  Altenbnrg  und  Weimar  wegen 
der  Theilnahine  an  der  Reicbsdepntatioa.  Ein  kaiserliches  Rescript  ist  vor 
einiger  Zeit  an  die  noch  fehlenden  Stände  ergangen,  zur  Beschickung  des 
Tages  zu  mahnen');  dies  ist  auch  an  den  Herzog  von  Würteaberg  gelangt, 
obgleich  dessen  Gesandtschaft  länget  hier  ist');  es  kommt  darüber  zu  einem 
Wortwechsel  zniscbea  dem  Würtenberger  und  Volmar  (Ostreich.  Gesandter) 
und  Cr&ne  (kaiserl.  Commissar),  wobei  heran szn kommen  scheint,  dass  Vol- 
mar den  Würtenberger  wegen  Visiten  Streitigkeit  als  nicht  anwesend  be- 
trachtet. 

So  ist  sucb  jllng:ster  Tageo  bei  mehrgemeltem  Volmarn  ein 
starker  Wortzank  gewesen  zwischen  ihm  und  dem  Grafen  von  Für- 
stenberg, churcölniscben  Gesandten;  darauf  dieser  zu  dem  NHrn- 
bergiscben  Abgeordneten,  welcher  auch  zugegen  gewesen,  gesaget, 
dass  er  wichtige  hochaugelegene  Commission  nach  dem  Churbaus 
Baiem  und  von  dannen  an  den  Kais.  Hof  habe;  unter  anderm  auch 
sich  vermerken  lassen,  es  mtisste  mit  der  WabI  eines  Römischen  Königs 
nicht  hergehen  als  hisbero  geschehen,  sondern  es  mOsste  dabin  gedacht 
werden,  dass  die  Wahl  vom  Haus  Oestreich  uff  ein  ander  vornehmes 
Haus  gebracht  würde,  welches  zu  befördern  die  Krön  Frankreich  eine 
grosse  Summe  Geldes  zusammen  hätte.  — 

Der  braudcnburg-cnlmbacbiscbe  Gesandte  soll,  nach  dem  Tode  des 
Markgrafen,  jetzt  auf  einige  Wochen  nach  Haus  kommen.  Er  uud  Port- 
raann  fUtchten,  dass  dies  noch  mehr  beitragen  werde,  den  Depo tatione tag 
zu  schwächen;  die  Katholischen  dagegen  reden  dem  Cnimbacher  zn,  abzn- 
reisen,  weil  sie  je  eher  je  lieber  den  Tag  sich  zerschlagen  sehen  würden. 

Petition  der  reformirteu  Gemeinde  in  Wetzlar  um  Duldung  —  von 
Brandenburg  eifrig  unterstützt. 


Relation.     Dat.  Frankfiirt  15.  Juni  1655. 

[Trieriaclie  Oesandtecba'ft.    Der  cnlmbachische  Gesandte.    Anegleich  des  Gaula- 
baimer  Streites.    Fortiflcation  von  Maine.    Berörderang  heBseD-darmstädli scher 
Bäthe  in  den   Reichshofraüi.     Nothwendige  Gontrota  der  evangelischen  Stände 
über  dieae  Berufungen.) 
Zwei  Trierische  Gesandte  sind  angekommen  (12.  Jnni);  der  Brnder  des  25.  Juni, 
Karfürsten,  einer  von  Ley,  soll  als  Hanptgesandter  folgen. 

'1  Ebendas.  S.  1051. 
')  Sein  Antwortachreiben  an  den  Kaiae 
«u  d«T  wnrtenbergische  Bath  Bidenbach 


Aj.oo»^Ic 


652  V.     Der  R«ichsdepuUtiauitBg  zu  Fraobfart. 

Die  eTangeÜBchen  Oesandl«!!  haben  gemeioEam  &a  die  culmbachJKche 
RegieniQg  in  Bairenth  geachriebea  and  gebeten,  die  Abberafuag  ihres  Ge- 
sandten zurUckzanebmeD. 

Die  Oaulsbeimer  Sache  ist  endlich  verglicben;  Kui-pfalx  hat  seinen  An- 
sprach anf  das  directDm  dominiam  liir  18000  fl.  verkauft,  und  somit  ist  zwischeu 
Mainz  und  Pfalz  nun  alles  ansgeglichen. 

Zu  weniger  aber  nicht  wird  an  FortificatioD  der  Stadt  Mainz  tSg- 
lich  stark  gearbeitet  und  darunter  den  Bar^em  so  wenig  getrauet, 
dasa  diejenige,  welche  dem  Werk  gern  zuBehen  wollten,  ihrer  H&ntel 
und  Hflte  entbtÖBset  werden  nnd  dieselbe  den  Soldaten  zu  Theil  fallen. 
Es  dflrfite  sonst  der  hesseD-dannBt&dtische  Ratb  Dietrichs  wegen  der 
GBlischen  Saccessionsach  wol  nicht  mehr  zu  mir  kommen,  weil  ich 
von  dem  TOrpommer'sclien  Gesandten  berichtet  hin,  daas  er  eine  Beichs- 
hofrathsstelle  za  Wien  angenommen. 

DasB  auch  Doctoris  Schützen,  landgräfl.  beBsen-darmBlAdtischen 
Bath's,  Sohn,  so  auch  in  I.  f.  Gn.  Rathadienst  und  Professor  zu  Giessen 
gewesen,  am  28.  Hai  st.  v.  installiret  worden  und  darauf  zum  ersten 
Mal  seine  Rathastell  vertreten  and  bedienet,  ist  mir  ans  Wien  ge- 
Bchrieben.  Und  gibt's  den  Evangelischen  in's  gemein  Wunder,  dass 
zwei  Kais.  Rätbe  aus  einem  fUrstl.  Hause  uff  einmal  und  zugleich  an- 
genommen worden,  bevorab  aber  bei  denen,  welche  bishero  geklagt 
haben,  dass  I.  f.  Gn.  zu  Hessen -Darmstadt  in  causis  Evangelicorum 
deroBclben  Interesse  nicht  so  eifrig  in  Acht  genommen. 

Ob  nun  damit  den  Herren  evangelischen  Cbur-,  Fürsten  und  Stän- 
den gedienet  sein  kann,  wird  der  ProgresB  mit  mehrem  nachweisen  . . . 
derowegen  wol  nöthig  wire,  dass  die  Herren  Evangelischen  solche 
Sacb  etwas  zu  Herzen  nehmen  und  es  dahin  einrichten  kSnnten,  dasa 
die  evangelischen  Reichshofräthe  mit  ihrem  Conscns  und  Verwilligung 
angenommen  wRrden,  damit  sie  sieber  sein  möchten,  dass  ihre  Sachen 
redlichen  nnd  wolerfabrenen  qualificirten  Männern  anvertraut,  auch 
die  Sachen  nicht  mehr  aus  dem  Reichsbofrath,  wann  sie  daselbst  ge- 
schlossen, in  den  geheimen  Kais.  Rath  gezogen  werden,  gestalt  sich 
dabei  mebnnalen  zuträgt,  dass  auch  die  Sachen,  welche  wol  im  Reichs- 
bofrath decidirt  Bein,  in  gedachtem  geheimen  Rath  wiederum  retraetiret 
worden.  — 

Relation.    Dat.  Fraukfart  29.  Jnui  1655. 

|Uar  colmboch  liehe  Üesandte.    Braun  schweig.    Schweden -VorpODunerD.) 
9.  Juli.  Der  braDdenbnrgi.-^ch-cntmbachisrhc  Gesandte  hat  auf  das  Schreiben 

der  evangelischen  Qesandtsrhaften  hin    die   Erlaabniss    erhalten,   hier  za 
bleiben,  nebst  oeaer  Vollmacht. 

i:a,t--r.d    .t^iOOt^iC 


Evaagel.  ReichahofrSthe.    SDolakf.    Baiern  in  der  Oberpfali,        g53 

Am  gleichgiltigHteii  tod  allen  zeigen  Eich  gegoo  den  Depntatioustag  die 
Braouscbweiger;  sie  haben  noch  keineo  GesandteD  liier,  eotschaldigen  sich 
auch  nicht;  es  verlautet  gar  uichts  voci  ihnen. 

Der  (schffed.)  TOrpommei'Eche  ist,  weil  e»  hier  zu  gar  keinein  Anfnng 
kommt,  abbernfeu  and  verabEchiedet  sieb;  der  ComniiäBar  Schnolsky  soll 
nun  der  Deputation  rait  beiwohnen,  der  jetzt  eben  aus  Schweden  in  Stral- 
sund angelangt  ist. 


Relation.    Dat  Frankfurt  6.  Jnli  1655. 

[Kommen  und  Q«lieD  von  Gesandten,    Baiem  nnd  Oberpfttls.) 

Der  schwedische  KriegskommiBsar  Schnolsky  ist  angekommen,  derlG.Jali. 
bisherige  vorpommerische  Gesandte  BoetI   dagegen  abgereist,  um  seiner 
Torpommcriscben  Kanzlerstelle  zu  warten.    Die  Kursächsischen  sind   nach 
dem  Sauerbrunnen  in  Langenschwalbacb  gegangen. 

Der  braunscbweigifiche  Rath  Polycarp  Heiland,  der  bJeher  deEigairt 
war,  ist  gefahrlich  krank  and  deshalb  nicht  erschienen ;  jetzt  soll  nnn  der 
Kanzler  Schwartzkopf  kommen.  Man  will  die  Kais.  Commissare  crsacbcn, 
einen  Termin  zur  Eröffnung  zu  setzen. 

Enrbaiern  beansprucht  für  die  Oberpfalz  eine  Exemtion  von  der 
R«gcl  des  Jahrs  1624,  so  daes  Baiern  nicht  verpSichtet  wäre,  dort  den 
evangelischen  Gottesdienst  eu  dulden,  augeblich  nach  einem  ihm  ftüher  er- 
theilten  Revers.  Keiner  der  «anwesenden  Evangelischen  aber  weiss  etwas 
davon.     Baiern  gibt  daranf  einen  Eztract  des  Reverses.  — 


Relation.    Dat  Frankfurt  13.  Jnli  1655. 

■  Kommen  nnd  Gehen  von  Oeaandten.   Kärgliche  Hofiraner  für  Markgraf  ObriBtiu.) 

Nach  Abgang  des  Requisitionsscbreibens  an  die  noch  fehlenden  Stände  23.  Jnli. 
hat  sich  imwiscben  der  Mecklenburgische  Gesandte  eingestellt.  Die 
knrsKchsiachen  sind  nach  Scbwalbacb  znm  Sauerbrunnen  gegangen  nnd 
verweilen  dort  noch.  Der  culmbacbiecbe  Gesandte  beklagt  sich,  dasB  die 
Kithe  in  ßairenth  sich  in  Bezug  auf  die  flir  den  verstorbenen  Markgrafen 
anznlegeDde  Trauer  etwas  knauserig  gezeigt  haben,  sie  haben  nicht  einmal 
angeordoet,  dass  die  Kutsche  mit  schwarzem  Tuch  überzogen  wurde;  bei 
den  Würtenbergem  ist  das  geschehen;  das  mnen  dem  brandenbnrgisclie» 
Hanse  sehr  zur  Disreputation  gereichen,  zumal  im  Vergleich  in  Wiirtenberg, 
was  erst  1495  in  den  FUrstenstand  erhoben  ist.  Der  Enrfürst  wird  als  Mit- 
Tormond  nnd  TesUmentEvolUtrecker  gebeten,  sein  Ansehen  zur  Abstellung 
des  tJebelstands  cinzusetsen. 


^aovGoOt^lc 


£54  ^-    ^^^  ReiohsdepaUUoDsUg  sd  Prankfiirt. 

Relation.     Dat.  Frankfurt  27.  Juli  1655. 

[Ceremonialia.    Zweifel  über  Zustand ekommeo  dea  Depatationatages.   Laoea  Ver- 
halteo  von  KnraachaeD.     Die  Waldenaer  :d  Piemoat.     Missatinde  am   Reicha- 
fcammergoricht  in  Speier.    Diplomatische  NotiScatioa.] 
;-  Endlos  lange  CeremonialdifTcrenzen.    PartmanD  schlägt  vor,  das  knr- 

rüretUche  Colleg  solle  sich  über  eine  gleichrörmige  Regel  vergleichea;  der 
karsäcbstsche  erklärt,  daliir  keine  lastmction  zu  haben,  und  anch  die  andern 
haben  Einwendungen. 

Die  EvangelischeD  haben  gute  Absichten  für  das  Znstaiidekommen  des 
Tages,  die  KatboliecheD  aber  haben  gar  keine  Lust  dazu. 

Portmann  sucht  darauf  zu  dringen,  dass  von  den  Kaiserlicbeo  ein 
Termin  fUr  Ablegnng  der  Proposition  verlangt  wird;  der  bairieche  Gesandte 
meint,  vor  September  werde  es  dazu  nicht  kommen.  Die  Kaiserlichen  haben 
auch  wenig  Lust  ^nr  Sache. 

Die  Kursächs Ischen  wollen  von  allen  jetzt  einlaufenden  Klagen,  bes. 
evangelischer  Stände  wegen  Unterdrückung,  keine  Notiz  nehmen,  bevor  die 
Proposition  abgelegt  und  damit  der  Tag  förmlich  eröffnet  ist.  Andere 
Evangelische,  wie  der  Würtenbergische,  sind  darüber  ungehalten  nnd  ver- 
langen, dass  man  Enrsachsen  rahig  bei  Seite  lasse  nnd  doch  procedire. 

Die  Schweizer  haben  an  den  Landgrafen  von  Hessen  geschrieben,  wahr- 
scheinlich auch  an  den  Kurfürsten,  wegen  der  Waldenser  in  Piemont, 
dass  man  sich  deren  annehmen  möchte. 

Bei  einem  Besuch  des  Mecklenburgischen  Gesandten  kommt  man  n.  a. 
auf  das  Reichskammergericht  zu  Speier,  wo  jener  eine  Zeit  lang  der 
Visitation  halber  gewesen  —  er  sagt: 

dass  am  Kammergericbt  eu  Speier  grosse  Fehler  und  Missschläg  so- 
wol  bei  dem  Gericht  als  der  Canzlei  vorgiDgen,  und  sonderlich  dass 
diese  dem  Gericht  nicht  unterworfen  und  solche  Leute  von  Chur  Münz 
bestellet  wären,  die  weder  recht  lesen,  noch  schreiben  konnten,  dahero 
zum  dftem  die  Producta  nicht  recht  abgeschrieben,  noch  die  Conelusa 
Assessorum  wol  abgefasset  wdrden;  dass  auch  grosse  Parteilichkeit  und 
Corruptiones  Torliefen  und  man  fast  alles  erfahren  könnte,  was  im 
Gericht  und  Canzlei  in  der  Partheien  Sachen  vorginge,  nnd  in  summa, 
dass  Augiae  stabulum  (nt  erant  ipsias  rerba)  zu  repurgiren  und  also 
hoehnütig  sei,  die  Visitation  an  die  Hand  zu  nehmen.  I.  f.  Gn.  so 
Badeo  als  Kammerrichter  hiUten  selbst  über  die  Canzlei  geklagt  und 
vorgeschlagen,  dass  die  Canzlei  dem  Gericht  mOsste  subject  sein,  wann 
es  anders  recht  hergehen  sollte.  — 

Der  KnrfUrst  hat  Portmann  beaoftr&gt,  den  anwesenden  Gesandtey 
HitÜteilang  von  der  durch  Waldeck  und  Schwerin  begonnenen  Vei^ 
mittelong  swischen  Schweden  nnd  Polen  zu  machen.'} 


')  Die  VerhandlDDgeD  in  Stettin,  oben  p.  3St  ff. 


.y  Goot^  Ic 


ReiebikammerKerichl,    Der  Krieg  ia  PoI«d.  g55 

Relation.    Dat.  Frankfurt  3.  Äng.  1655. 

(GoDsteroirende  Wirinmg  der  Machricbteo  ms  PoleD.    BesorgDiase  der  Katfaoli- 

sehen  fSr  du  Beioli;  Bkiera  apecnlirt  echoD  aof  ContribatioDeD  ttu  den  oberen 

RaichskreiBeD.     Scbwindeade  Aaisicht  aaf  baldige  EreBTonDg  des  Tages.     Der 

schwedische  Gesandte  Scboolshy.] 

Die  NachricbteD  ans  Polen,  daes  mehrere  tausend  Mann  snr  scbwedischeo  13.  Aug. 
Ami6e   geBtossea   sind,   vier  Woiwodschanen   sich   für   Schweden  erklärt 
haben  etc.,  bringt  hier  bei  den  K^a.  Coramissaren ,  den  Eatholiscben,  be- 
sonders den  bairiscben  und  östreichiacben  Gesandten  die  böcbBte  Conater- 
nation  hervor. 

Der  CharbairiBChe  bat  sieb  darauf  vermerken  lassen,  daes  die 
Catholische  schon  längst  gewu&st,  dass  die  groeae  Annatur  der  Krön 
Schweden  nicht  allein  auf  Polen,  sondern  auch  uff  das  Komische  Reich 
ond  die  Römische  Krön  angesehen,  dabei  auch  einige,  dass  die  Inter- 
ventio,  welche  von  der  Eron  Schweden  vor  die  evangelischen  Unter- 
thanen  in  den  Kais.  Erblanden  in  Inst.  Pac.  vorbehalten'))  realiter 
möchte  practiciret  werden  wollen,  besorgen;  bevorab  sich  bei  der  Kön. 
Haj.  zu  Schweden  viele  exulirende  Staatspersonen  befinden  sollen. 
Derowegea  I.  Kais.  Maj.  und  seinem  gnäd.  Churftlrsten  and  Herren 
nicht  zu  verdenken  sein  wttrde,  wann  sie  sich  wiederum  in  gebdhrende 
Postur  setzten;  und  weil  die  Kosten  ihnen  allein  zu  tragen  unmöglich, 
dass  sie  derentwegen  die  oberen  benachbarten  Kreise  zum  Behelf 
nehmen  mflssten.  Nun  wollen  zwar  die  Evangelischen  nicht  hoffen, 
dass  es  wiederum  dazn  kommen  werde,  dass  die  Churf.  Ochl.  zu  Baiem 
nach  deroselben  Belieben  in  das  Reich  die  Cootributiones  ausschreiben, 
weil  solches  dem  Inst  Pac,  zuwider;  zu  weniger  aber  nicht  appre- 
hendiren  es  die  anwesenden  eraogelischeo  Gesandten  aus  den  oberen 
Kreisen  und  vermeinen,  dass  bei  Zeiten  zu  advigiliren  sei. 

Diese  Nachrichten  werden  die  Proposition  wahrscheinlich  noch  melir 
verzögern,  zumal  die  Katholischen  ohnedies  keine  Eile  damit  haben.  Am 
29.  Jnli  Visite  des  schwedisch-vorpommerischen  Gesandten  Scbnolsky  — 

Sonst  bat  ihm  (Schnolsky)  der  Graf  von  Wolkenstein  angezeigt, 
dass  der  Reichstag  herzunahete,  innuens,  dass  man  sich  bei  Zeiten 
dazu  anzuschicken  hätte;  welches  der  östreichische  Volmar  klarer  zu 
verstehen  gegeben  und  vermeinet,  dass  die  Gesandten  mit  hellen 
Haufen  von  liinnen  sich  nach  Regensburg  erheben  könnten. 


')  InsL  Pae.  Oao.  V.  §-41,  wo  der  Krone  Schweden  and  den  Aogsbnr- 
giichen  ConfeaeioDSTerwaodten  das  Becht  vorboballen  wird,  in  Betreff  der  Ke- 
ligioDiaacbeD  in  den  Öaterreichiscben  Landen  bei  dem  Kaiser  ,amice  interveniendi 
■t  demisae  iDtercedendi*. 


lyGoot^lc 


g56  ^-    ^*^  BeichadepDtstioosUg  in  Praakfdrt 

Dieses  aber  ist  zumal  nachdenklich,  dass  der  Herr  Grafr.  Wol- 
kenstein  sich,  referente  dicto  .Fomerano  Legato,  expectoriret,  wenn 
die  CathoÜBche  sich  so  viel  Vortheils  von  dem  Oeputationaconvent  zu 
erwarten  hätten,  als  sie  nicht  haben,  wUrdeo  I.  Eais.  Me^.  and  der 
Herr  ChurfBrat  zu  Mainz  wol  Mittel  finden,  wie  die  abwesende  Ge- 
sandte biebin  zn  brin^n  sein  wOrden. 

SchDolsk;  ist  beauftragt,  in  Frankfurt  zd  residiren  und  namentlich 
die  AusführUDg  und  AnfrecbterbaltODg  des  Inst.  Fac,  in  den  i  Oberkreisen 
zu  überwachen,  an  die  er  deshalb  besondere  Creditive  erbalten  bat.  Natür- 
lich zu  nicht  geriDgcm  Nachdenken  der  Katbolischea. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  10.  Ang.   1655. 

[Termin  Tür  firöCTonDgi  dennoch  Doch  zweirelhaft.  Oraf  Fürsl«Dberg.] 
).  Aug.  Die  kaiserlichen  Conimissare  haben  auf  stetes  Drängen  der  Brangeli- 
sehen  jetzt  endlich  erklärt,  die  Proposiiion  ausgeben  zu  wollen,  sobald  alle 
Gesandten  2nr  Steile,  und  haben  den  8.|13.  Sept.  als  Termin  anfgeatcllt 
IndesB  glauben  die  EvangeliBCfaen  nicht  an  den  Ernst;  es  wird  ganz  auf  die 
jetiige  Campagne  ankommen,  und  wahrscheinlich  es  so  eingerichtet  werden, 
dasa  auch  nach  geschehener  Froposition  die  Gnnsultationen  nicht  so  rasch 
vor  sich  gehen  können.  —  Die  Katholischen  hoffen  auch  noch,  daes  an  dem 
Streit  unter  den  einzelnen  fürstlich- sächsischen  Häusern  der  ganze  Depu- 
tationstag  sich  aufläsen  werde. 

Der  angekommene  bairische  FrincipalgcBandl«  Graf  Pttrstenberg  be- 
sucht Fortmann  nicht  und  weigert  den  Titel  Bxcellenz. 


Am  ^i'.i^rpf;  kommt  der  bis  dahin  beurlaubte  andere  brandenborgische 
Gesandte,  der  „Cburf.  Brandcnb.  Rath,  Bibliothecarins  und  Historiographng" 
Joachim  Hübner,  der  in  Cleve  gewesen  war,  nach  Frankfurt  znriick.') 
Fortmann  reist  (6.  Sept.  st.  n.)  nach  fiaireuth  zum  Begrübaiss  des  Mark- 
gr.'ifen  Christian. 

Anfang  Sept.  sind  alle  evangelischen  Gesandten  da;  die  Proposition 
wird  auf  den  18.123.  SepK  verschoben;  Htibner  ^er  zweifelt  an  der  wirk- 
lichen Kröffnnng,  „weil  in  der  Messe  an  den  Römer  wegen  der  vielen  Kram- 
laden mit  Kutschen  nicht  wol  zu  kommen";  auch  fehlen  uoch  verschiedene 
kaAoliacbe  Gesandte.  Der  Streit  zwischen  Altenburg  und  Weimar  ist  Tür 
diesmal  durch  kursächsische  Yermittelung  verglichen  worden  —  ober  uur 
für  diesen  Deputationst^. 

')  Von  hier  ab  siod  die  Relatioaen  meist  von  PortmaDD(P.)  oder  Hübner 
(H.)  allein,  bisweilen  von  beiden  gemeinsam  onteraeicbnet. 


^düvGoot^lc 


SdoübIe;.     Hübner.     Die  Waldenaer.    EröfTauossreier.  557     * 

Relation.     Dat  Frankfurt  24.  Aag.  1655.     (P.) 

[Die  WaldeDBerangelegeDbait.] 

Wegeo  der  WaldeDser  in  Piemont  hab  ich  nicht  nnterlassen,  3.SBpt 
£.  Cb.  D.  Tongern  Befehl ')  zu  unterth.  Einfolg  bei  den  anwesenden 
evangelischen  Gesandten  fieissigre  Erinnerung  zu  thun. 

Die  Aosfertigong  d«B  Oesammtschreibeiis  der  evangelischen  Depatirteii 
ao  den  Herzog  von  Savoyen  ist  bis  jetzt  nur  durch  anderes  verzögert 
worden. 

Jetzgemelten  Evangelischen  hab  ich  die  eilfertige  Nothvrendigkeit 
desto  mehr  vorgestellt,  dass  der  Protector  Cromwell  einen  Envoyä 
an  den  Herzogen  von  Savoyen  gesandt,  der  mit  dem  Bescheid  abge- 
fertiget,  dass  die  Sach  an  I.  Kön.  Haj.  in  Frankreich  verwiesen  und 
dass  ihnen  vor  Ausgang  des  Monats  Septembris  geholfen  werden  • 
roDsste,  wie  mir  der  englische  Theologe  Duraeus  referirt;  sousten  es 
allerdings  gefährlich  sein  würde,  weil  sie  sich  in  Anzahl  von  1500 
gewehrter  Landvolks  und  700  Soldaten  auf  den  höchsten  Bergen  auf- 
hallen und  ihr  Lager  der  Engelen  Lager  genannt  wird,  aber  nach  Ver- 
lauf obgedachter  Zeit  wegen  Schnee  und  Kälte  nicht  länger  daselbst 
werden  subsistiren  können,  sondern  nach  den  Thälem  sich  begehen 
werden  mflssen,  alda  die  Savoyische  stark  versehaDZt  liegen. 

Uebrigeno  vermeinen  die  Evangelischen  hier,  dass  wol  bald  es  dort  zd 
emem  Vertrag  kommen  werde,  wie  nach  schweizerischen  Nachrichten  dazu 
AoBsicht  sei,  nnd  dass  es  daher  einer  weiteren  Interccssion  nicht  bedürfen 
werde.')  — 

Relation.    Dat.  Frankfurt  16.]26.  Sept  1655.    (H.) 

[EröBDang  des  Deputation staga;  TerzÖgernng  durch  den  Weimar- Altenbareiacben 
Streit.] 
Gestern  (26.  Sept.)  ist  die  Kais.  Proposition  aof  dem  Römer  erö(rnet26.Sept. 
worden. ')   Am  13|23.  war  schon  alles  versammelt  and  fertig  dafür,  als  die 
.  bereits  beigelegt  geglaubte  Streitigkeit  zwischen  Altenbnrg  und  Weimar  noch 
einmal  ansbracb;  man  suchte  die  Sache  zu  vergleichen,  aber  darüber  wurde 
es  dann  zn  spät,  nm  die  Proposition  noch  vorzunehmen ;  Altenburg  gab  den 
Anlass  dazu.    Die  Katholischen  neigen  sich  mehr  zn  Altenburg,  die  Evan- 
gelischen mehr  zu  Weimar.   Gestern  nun  hat  vorerst  Weimar  nachgegeben. 


')  Gednicbt  bei  Dieterici  die  Waldenser  and  ihre  VerhältoiBge  Eom  bran- 
denb.-preuflB.  Staat  p.  T5. 

*)  Ertbeilang  des  BogeDaunteo  Fatentea  von  Pignerol  (Rivoli)  IS.  Aug.  Ifi55 
Ebenda«,  p.  71.  371  ff. 

')  Londorp  VH.  1054  f. 

Vttm.  t.  (icith.  i.  Clr.  KnttliTOcM.    VII.  ^ 


^düvGoot^lc 


658  ^-    ^^'  ReichsdepatatioDBl&g  in  Fruikrart. 

Relation.    Dat  Fraukftirt  'J:  h]'  165B.     (H.) 

[ADwesenheit  Karls  II.  vod  Eaglaod  io  Frankriirt] 
Vergangene  Woche  seind  auch  I.  Kön.  Maj.  von  Grosebiitannien 
zusammt  I.  Kön.  Höh.  dero  Fran  Schwester  nnd  der  Herr  Berzog  zn 
Glocester  alhier  angelanget  und  das  Logiment  bei  dero  hiemgem 
Residenten  Herrn  Curtio  genommen.  Haben  zwar  incognito  hier  sein 
wollen,  wie  sie  dann  auch  nur  einen  kleinen  Train  mit  sich  gebracht; 
sie  haben  sich  aber  fast  täglich  jetzo  in  der  Hesse  auf  dem  RSmer 
sehen  lassen  und  sind  auch  schier  von  m&nniglich  gekannt  worden.') 
Nachdem  ich  vernommen,  dass  hßchstged.  I.  Eon.  Maj.  tou  niemand 
alhier  die  Visite  annehmen  wollen,  so  habe  ich  mich  auch  nicht  er- 
knhnen  dürfen,  deroselben  aufzuwarten. 

Sie  wollen,  wie  es  heisst,  in  einigen  Tagen  nach  Heidelberg,  weshalb  anch 
ror  ein  Fear  Tagen  Prina  Rapreeht  hier  eingetroffen  ist. 


Relation.    Dat.  Frankfurt  5.  Oct.  16B5.    (R) 

lOespannte  Besiebongen  zniBchen  Brandenbarg  und  Schweden;  Besoi^iase  tod 
Karsachsen;  Wanang  des  Österreich iecben  Qeaaodten;  Ansaicht  aof  erent.  Hilf- 
leiatang;  Dankbarkeit  vod  Ear-CölD;  das  brannachweigiBche  Bündnisa;  achlecbtar 
Fortgaog  der  Kreiarüstaagen.    Doraens.] 
15.  Oct.  Er  habe  den  anwesenden  Depatirteu  kraft  knrf.  Befehls  dat.  Cdln  aSp. 

21.  Aug.  Mittheilnng  gemacht  über  die  drückenden  Bedingungen,  womit 
jetzt  Schweden  aaf  den  Kurfürsten  eindringt;  alle,  besonders  die  Evan- 
gelischen, zeigen  sich  sehr  bestürzt  darüber.  Der  EarsSchsische  fürchtet 
bereits  für  Sachsen,  im  Fall  es  zur  Rnptnr  zwiachea  Brandenburg  und 
Schweden  käme;  denn  „wenn  es  in  der  Kurmark  Brandenburg  regnet,  so 
sei  es  in  Sachsen  nass". 

Der  Oejterreicher  Volmar  erinnert  daran,  wie  sehr  einst  Schweden 
der  TheiluDg  von  Pommern  widerstrebt  habe;  der  Knrfurst  habe  auch  jetzt 
seinen  Tbeil  nicht  nllznsicber.  —  Uebrigens  sprechen  alle  aus,  dass  man 
den  EorTdrsten  nicht  stecken  lassen  werde;  die  Einen  sprechen  Ton  dem 
Kurfürsten  verein,  die  Andern  von  verwandtschaftliehen  Pflichten  —  , sonder- 
lich rühmte  der  Chnrcölnische.die  ansehnliche,  vornehme  Hilfleistung,  weirbe 
E.  Ch.  D.  seinem  gnüd.  Herrn,  als  die  lothrinj^che  und  Cond^ische  Trap- 
pen vor  2  Jahren  in  das  Stift  Lüttich  eingefallen  waren  .  .  ,  nicht  allein 
anerboten,  sondern  auch  wirklich  geleistet  hätten,  indem  Sie  Ihre  Ydlker 
bis  an  die  Gränze  der  cleviscben  nnd  m&rkischen  Lande  marschiren  lassen, 
dadurch  der  Herzog  von  Lothringen  nebens  den  coi^jnngirten  Condäiscben 
desto  balder  znr  Raison  gebracht  wäre.'") 

')  Vergl.  Kriegk  Qnohichte  von  Frankfart  p.  139. 

>)  Vergl.  Urk.  n.  Actenat.  VI.  501  ff-  Erdmanoadörffor  Graf  Waldeck 
p.  163  ff  192  ff. 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


Karl  II.    BraDdeuborg  n.  Schweden.    Daraeos.    KÖDigin  ChristiDe.       g59 

Der  BrannschweigiBcbe  Oeeandt«  sagt,  zwischeo  dem  Karfürstea  ond 
dem  Hans  BraaDschweig  sei  „eioe  ConfSderation  aaf  3  Jahre  aafgerlchtet", 
der  seine  Herrn  nachkommeii  würden.')  Er  bekl^t  Überdies ,  dass  es  mit 
der  Kriegs verfsB sang  in  den  Kreisen  so  tibel  herginge  and  man  sich  allent- 
halben mit  Unvennögen  entschaldige  nnd  so  das  Ausland  gleichsam  locke 
znm  Angreifen.  Im  niedersSchsichen  Kreis  sei  anf  diese  Art  eine  Arm^e 
„aufs  Papier  bracht,  aber  in  der  Tbat  nichts";  im  obersächsischen  ist  nur 
ein  Römermonat  bewilligt  worden;  in  andern  Kreisen  gar  nichts.  — 

Der  englische  Theolog  Dnraens  ist  am  I.  Oot.  bei  P.  gewesen,*)  sich 
zu  erhandigen,  ,iob  von  E.  Ch.  D.  eine  gn&d.  Resolntioo  anf  die  abgegan- 
gene Schreiben  eiokommea  sei,  mit  dem  Vernieldeii,  dass  die  Herrn  Wet- 
teraa'sche  Reformirten  Grafen  sich  gegen  ilin  wo)  erklärt,  and  dass  soader- 
lieh  der  Fürst  zn  Nassau  -  Dil lenbnrg  ihm  allen  Vorschub  zu  lelaten  ver- 
sprochen; dass  aucb  I.  f.  Gn.  za  Hessen-Cassel  bereit  darüber  deliberiren 
lassen,  nnd  er  eines  gewierigen  Bescheids  bei  seiner  Anknnft  zn  Cassel, 
dahin  er  erstes  Tages  zu  verreisen  gedächte,  in  Ünterth.  gew&rtig  wäre." 


Am  T.  Oct.  Bt.  n.  reist,  wie  Hübner  beiläuBg  berichtet,  Königin  Chri- 
Btitie  von  Schweden  durch  Frankfurt,  mit  einem  Train  von  10  Kutschen, 
„deren  eine  mit  München  und  Jesuiten  besetzt  gewesen". 


Relation.     Dat  Frankftirt  ll.|21.  Oct  1655.     (H.) 

[Beginn  der  Verhandlnngen,) 

Am  8.{I8.  Oct.  ist  die  erste  Couaultation  gehalten  worden.   Die  beiden  31.  Oct. 
Gesandten  theilen  sich  so,  dass  Portmann  referirt  was  im  ChurfUrsteu- 
rath,  Hübaer  was  im  Fürstenratb  vorgeht. 

Im  Fürstcnrath  führt  Volmar  das  Ostreich.  Directorium  nnd  schlägt 
vor,  nach  Ordnung  der  Proposition  zuerst  die  Frage  der  Amnestie  (punctum 
restitutionis  ex  capite  amnestiae  et  Gravaminum)  vorzunehmen;  Einigung 
darüber  erfolgt  auch  mit  dem  KurfQrstenrath. 


Relation.    Dat.  Frankfurt  19.  Oct  1655.    (P.) 

[Brandenburg  nnd  Schweden,    Stadt  und  Bischof  von  Speier.    Waldenser.    Die 
Gapnziner  in  Hildesheim.] 
P.  bringt  bei  Knrmainz  ein  Memorial  an  über  die  harten  Bedingungen,  29.  Oct. 
die  Schweden  dem  Kurfürsten  obtmdiren  will.  — 


■)  Daa  bmunicbweigische  Bündniai  vom  19.  Jnti  1655;  vergl.  Urk.  u.  Aetenst 
TL  632ff.  V.  Uörner  Staataverträge  p.  184  ff. 

*J  Johannee  Doraeos  (Dnrie),  der  bekannt«  schottische  Agitator  für  die 
Union  der  protestantischen  Kirchen,  für  welche  er  jetzt  in  Denlachland  Ihütig  war; 
vergl.  über  ihn  Stern  Milton  ond  seine  Zelt  I.  3.  2CSff.  474. 


A-nOO»^lc 


QQQ  V.    Der  ReichedepntatioDBtftg  eu  Fr&Dbnirt. 

Ein  Streit  besteht  zwischen  der  Stadt  Speier  and  dem  Biecbof,  welcher 
das  Recht,  dea  solleDDeo  Einritt  in  die  Stadt  za  halten,  oBorpiren  will,  be- 
vor er  TOD  dem  Kaiser  die  ßelchnnng  über  die  Regalien  erhalten. 

ünterredoBg  F.'g  mit  einem  Eavoyischen  Gesandten  Grafen  von  Ln- 
zern;  u.  a.  über  die  Walden^er;  der  KurlTirst  hat  wegen  derc^eibcn  an 
den  Herzog  von  Savoyen  geschrieben;  Lnzern  gibt  die  besten  Versiche- 
rn ngen. 

Im  Fürstenratb  eifrige  Verhandlungen  über  die  Hildesfaeimer  Capnziner- 
Sache,  in  welcher  die  Katholischen  sich  sehr  hartnäckig  zeigen. 


Relation.    Dat  Frankfurt  26.  Oct  1655.     (P.) 

[Du  vierte  Votnm  im  KnrfürBtoiiratb,] 
Der  Regeneb.  Reicheabschied  verfügt,  dass  beim  Reichs  de  pntationstag  zur 
Herstellung  der  Parität  zwischen  Katholischen  und  Evangelisrben  im  Knrfiir- 
stenrath  jedesmal  ein  evangelisrher  Knrfiiret  duplex  votum  haben  solle. ')  — 
Bie  jetzt  ist  es  noch  nicht  nötig  gewesen,  da  man  theils  sich  conformirt 
hat,  theils  in  der  Hildesbeimer  Sache  aber  Knrcöln  bei  der  HauptcoosulUi- 
tion  doch  abtreten  mass  und  also  nnr  3  katholische  Stimmen  übrig  bleiben. 
Die  evangelischeu  kurfürBtlichen  Gesandten  haben  aber  einstweilen  sich  ver- 
einbart, dass,  so  lang  keine  dUcrepauten  Meinungen  iwischen  ihnen  sind, 
das  4te  Votum  von  Tag  zu  Tag  bei  ihnen  bernmgehn  soll;  ergibt  sich  aber 
bei  einem  Gegenstand  Meinungsverschiedenheit,  so  bleibt  das  4te  Votnm 
bei  dem,  der  gerade  an  der  Reihe  ist,  so  lange,  biB  diese  Materie  aasge- 
macht ist. 


Relation.     Dat.  Frankfiirt  26.  Oct.  1655.     (P.  n.  H.) 

[Schwedische  Werbangen  im  Reich.    Der  Herzog  von  SacbaeD-Weimu',] 
'>.  Nov.  Empfangsbescheinignng  eines  Schreibens  dat.  Holland  in  Pr.  20.  Oct 

(st.  n.) ,  betreffend  die  schwedischen  Werbungen  im  Reich,  wozu  sich  sogar 
FUrsten  des  Reichs  brauchen  lassen;  in  specie  die  Sachsen-Weimar- 
sche  Werbung;*)  weiter  sollen  sie  die  Vermittelung  des  Reichs  zwischeo 
Polen  und  Schweden  zu  gewinnen  suchen.  Sie  haben  hierüber  mit  den 
Gesandten  in  Frankfurt  commnnicirt.*) 

In  Bpecie  und  bo  viel  die  Sachsen-WeimariBche  Werbung  anbe- 
langet, hab  ich,  V.  Portmann,  noch  gestriges  Tags  mit  dem  fOrstl. 
Gesandten  nach  Anleitung  dero  gn.  Befehls  vertraulich  commuDiciret 
und  so  viel  vernommen,  dass  der  Seeundogenitus  Herzog  Adolf  Wil- 
helm, ein  Herr  von  etwa  24  Jahren,  zwar  Lust  zum  Kriege  habe,  es 
hätte  aber  der  Herr  Vater  darzu  noch  nicht  verstehen  wollen;  er,  der 


■)  Vgl.  oben  p.  634. 
*)  Vergl.  oben  p.  419. 
•)  Vergl.  oben  p.  4Üfi. 


^aovGoOt^lc 


Die  vierte  Stimme.    Hildesheim.    Fremde  Werbunguu  im  Reich,      gg^ 

Gesandte,  hätte  auch  bis  dato  von  keiner  Werbung  gehört,  wiewol  er 
niit  allen  Posten  von  Hof  Schreiben  bekäme  ...  Eg  gel  auch  das 
Land  vom  Unterthanen  ganz  entblösst,  und  nflrde  es  ein  gross  Allarm 
darin  geben,  wenn  man  daselbst  2  Regiment  zu  werben  anfangen  sollt. 
Der  säcbBischc  Gesandte  will  es  seiaem  Herrn  berichten,  der  gewiss 
dem  Earrürsten  eine  genügende  Antwort  geben  wird. 


Relation.     Dat  Frankfurt  *?;  SSv.  1655.     (H.) 

[Die  Capaciner  in  Hildeaheim.j 
Der  26.  Oct.  wird  im  Pürstenrath  bestimmt  zar  Uauptverhandlnng  über  T  Nov. 
die  Hildesheimer  Sache.  Die  Vota  dabei  fallen  aber  so  lang  ans,  dass  man 
am  ersten  Tag  nur  4  ablegen  kaon  (Oealreich,  Baiern,  Altenburg,  Würz- 
barg); am  27.  wird  man  auch  nicht  fertig.  Die  Katholischen  dringen  alle 
auf  Rückführung  der  Capuciner,  kraft  des  Jus  reformaudi.  Inzwischen  ist 
Anseicht,  dass  die  Stadt  eich  friedlich  mit  den  Capuziuem  abfindet. 


Ueber  die  Verhandlang  derselbea  Angelegenheit  im  Earfüratenrath  be- 13.  Nov. 
richtet  Portmann  am  2112.  Not. 


Relation.    Dat  Frankftirt  2.  Nov.  1655.    (P.  o.  H.) 

(Die    Frage    der  aaawärtigea    Werbnngeo    im   Reich    durch   deutsche   FürstuD. 

Schwedische  PrätensioD   auf  die  JiiUch'sehen  Laude.     Eiosetue  Aeaaserungcu 

über  die  Werbungefrage.) 

GemelBHame  Unterredung  mit  Volmar  über  die  allcuthalbea  im  Reich  12.  Nui 
stattfindenden  Werbangea  tiir  auswärtige  Poteutaten,  wozu  sogar  Reicbs- 
fürsten  sich  brauchen  liessen,  wie  von  einem  jungen  Herzog  von  Weimar, 
einem  Markgrafen  von  Baden -Durlach  gesagt  werde.  Das  sei  gegen  die 
Reichscoustitationen,  und  die  £ntbl6sBung-des  Reichs  von  Mannschaften 
sehr  gefährlich  bei  jetzigem  Znstand;  man  müsse  darauf  denken,  es  zu  ver- 
hindern. V.  Loben  sei  deshalb  zum  Kaiser  geschickt  und  am  den  Kaiser 
zur  Mediation  zwischen  Schweden  und  Polen  zu  bewegen. 

Volmar  erwidert,  gegen  diese  Reichssatzung  und  Kais.  Edict  sei  leider 
alsofort  gesündigt  worden  bei  dem  schwedischen  Zerwürfniss  mit  Bremen; 
dann  habe  der  Pfalzgraf  für  den  Herzog  t.  Modena  Werbungen  ange- 
stellt a.  a.;  dem  Kaiser  hätten  sich  auch  schon  mehrere  angeboten  — 
insgemein  aber  wären  viel  abgetheilte  FUrsten  und  Grafen,  welclie 
sich  entechuldigten,  dass  sie  keine  Mittel  zu  leben  hätten  und  darum 
notbwendig  andern  Orts  ihren  Unterhalt  suchen  mttssten ;  wie  er  dann 
in  specie  auch  von  dem  Herrn  Markgrafen  zu  Badcn-Durlach  Anregung 
that.    Es  wollte  aber  von  denselben  in's  gemein  davor  gehalten  wer- 


A-nOO»^lc 


gg2  ^-    ^"  BeiebadepatstJonitag  in  FrsDkfort. 

deD,  dasa  sie  darao  nicht  Übel  thäten,  weil  die  teutsche  Freiheit  ihnen 
Bolches  sugehe. 

UebrigeDB  soll  die  Frage  vod  dea  fremden  WerbangeD  anf  dem  Rclcbs- 
depatationstag  zar  Sprache  kommen. 

Herr  Volmar  referirto  dabei,  dass  der  König  in  Schweden  der 
Kön.  Maj.  in  Frankreich  zu  wissen  getbao  haben  sollte,  dass  er  sein 
Recht  zu  den  JUlich'schen  Landen  verfolgen  masste  und  gern  versichert 
wäre,  nie  die  Krön  Frankreich  sich  darunter  halten  und  ob  dieselbe 
sich  der  possedirenden  Chur-  und  Fürsten  annehmen  wtlrde. 

Von  beiden  daraur  nettere  Besprechungen  mit  den  andern  wichtigem 
Gesandten  über  die  unswärtigen  Werbungen.  Die  meisten  zeigen  sich  eia- 
verstanden  und  behaupten,  dass  bei  ihnen  keine  gestattet  worden  seien. 
Der  BrauuBcliweigiscbe  meint  dagegen,  trotz  dem  allgemeinen  Verbot 
möchten  wol  vermöge  Speciulindnlt's  im  niedersächsischen  Kreis  die  meistea 
von  den  schwedischen  Trappen  geworben  sein.  Die  meisten  andern  sagen, 
man  branche  vielmehr  nene  Leute  ins  wüste  Land,  als  dass  man  sie  sieh 
hinwegfithren  lassen  wollte. 

Der  Hessische  Gesandte  sagt,  sein  Herr  habe  den  Franzosen  wie 
den  Schweden,  trotz  wiederholten  Bitten,  abgeschlagen,  auch  nnr  eine  Com- 
pagnie  iu  seinem  Land  zn  werben.  Der  Wiirtenbergisehe:  der  Bmder 
des  Herzogs,  dev  noch  in  spanischen  Diensten  sei,  habe  nntersphiediich  ver- 
langt, einige  Compagniea  in  Würteuberg  werben  zd  dürfen,  sei  aber  immer 
abscbläglich  beschiedeu  worden. 


Relation.    Dat  Frankfurt  9.  Nov.  1655. 

[Weiteres  aber  die  Werbungen;  Mocktenbaig;  die  Wetteraaer  Gntfeui  die  achwi- 
bischen  Grafen ;  Aachen  und  Cöln;  der  Bieobof  von  Mfinster;  Karoölu.   Die  Ver- 
handlung mit  dem  Herzog  von  LothriDgen.] 
f.         Fortsetznng  über  die  Verhandlung  mit  den  einzelnen  Gesandten  wegen 
der  fremden  Werbungeti. 

Der  Mecklenbnrgiachc  Gesandte  erklärt  Hübner,  es  sei  ihm 
nichts  Ton  Werbungen  in  M.  bekannt;  wenn  aber  die  Schweden  es  thun 
wollten,  so  könnte  sie  iitemaud  daran  hindern  — 

aldieweil  sie  die  Stadt  Wismar,  welche  mitten  im  Lande  gelegen,  und 
daselbst  der  meiste  Zulauf  von  Volk  wäre,  inne  hätten.  So  wäre  auch 
hochged.  L  f.  Go.  anderer  Sohn,  Herr  Herzog  Carl,  welcher  biebevor 
schon  in  schwedischen  Diensten  sich  gebrauchen  lassen  und  nicht 
gerne  still  zu  Hause  liegen  möchte,  jetzo  im  Werk  begriffen,  selbst  ein 
Regiment  zu  werben  und  solches  dem  Könige  in  Schweden  zuzuftlbren. 
Werde  also  £.  Ch.  D.  sein  gn.  FUrst  und  Herr  ...  bei  so  gestalten 
Sachen  für  jetzo  in  diesem  Fall  nicht  wol  an  die  Band  gehen  können. 


A-nOO<^IC 


Die  ß«oid«a  Werbnogen  im  lUicb.    Die  IfttliriDgiBcfau  Sacfai:.        g53 

Desgleicfaen  gesteht  der  Gesandte  der  Wctteraner  Orafeo,  dass 
bei  ihoeo  etücb«  Werbgngea  Torgegangen  üeieo;  sie  hätten  nichts  gefäbr- 
lichea  dabei  gedacht;  ddh  aber  wolle  er  seinen  Priacipalen  den  Stand  der 
Sache  und  die  Ansichten  des  EorfilrsteD  melden. 

£benso  wird  die  Sache  an  die  schwäbischen  Grafen  und  an  die 
Reichsetltdte  gebracht  — 

nnd  dörfle  es  wol  wegen  der  Stadt  Cöln  und  Aach  am  nötbigsten 
sein,  weil  in  denselben  Städten  im  weetphaiisehen  Kreis  die  vor- 
nehmste Werbungen  vor  auswftrtige  Potentaten  geschehen,  als  mir  der 
Chureölnische  Gesandter  noch  vorgestriges  Tages  referirte  und  auch 
damit  Bbel  zufrieden  war. 

Der  MOnsterisehe  Gesandte  hergegen  wollte  mich,  Hflbenern, 
gfinzlich  versichern,  dass  I.  f.  Gn.  der  Bischof  durchaus  keine  Wer- 
bungen ...  in  dero  Landen  verstatteten,  hätten  auch  auf  den  Gränzen 
die  Anstalt  gemacht,  dass,  wann  sich  gleich  einige  Völker  gesammelt, 
dieselbe  doch  nicht  aus  dem  I^nde  gelassen  wltrden. 

So  nahm  er  ingleicheu  auch  auf  sich,  an  den  Abt  von  Wein- 
garten, wie  auch  an  die  Stadt  Aachen  (welcher  heider  Stellen  er 
auch  alhier  vertritt)  deshalb  zu  schreiben;  hielt  aber  dafttr,  dass  die 
Stadt  Aachen  die  fremde  Werbungen  daselbst  bei  jetzigem  Znstand 
schwerlich  wDrde  bindern  können. 

Besondere  der  Enrcßluiscbe  wiederholt  die  Versicherung  der  besten 
Absichten  seines  Herrn  fQr  den  Kurfürsten,  besonders  in  Hinsicht  anf  die 
früher  gegen  die  Ijothringer  in  LUttlch  dargebotene  Hilfe. 

Ab  auch  des  Herrn  Grafen  zu  Nassau-Saarbrtlck  Abgeordneter 
am  7.  dieses  Monats  den  anwesenden  Gesandten  zu  erkennen  gegeben, 
dass  die  Eron  Frankreich  wegen  der  Festung  Homburg  mit  dem 
Herzogen  von  Lothringen  in  Tractaten  begriffen  nnd  das  Kgl.  Parla- 
ment zu  Metz  die  Grafsch.  Saarwerden  zu  besagter  Eron  ziehen 
wolle,  und  also  die  höchste  Koth  erfordere,  dass  die  Tractaten  mit 
dem  Herzog  von  Lothringen  zum  Schluss  gebracht  werden,  deswegen 
unterschiedlich  begehrt,  dass  die  Gonsultationes  in  den  Reicbscollegüs 
dieser  Sachen  halber  an  Hand  genommen  würden  — 
so  bitten  die  Gesandten  um  baldige  Instruction. ') 


')  Deber  die  Verwiokelnngen  mit  dem  Heraog  Karl  too  LotfaringeD  resp. 
eeioen  Trappen,  vergl.  neben  dem  Actenmaterial  bei  v.  Meiern  RelcbBtagaband- 
lungea  qnd  Londerp  VI.  TU.  puaim  die  ADsrübrangen  bei  ErdmaDnadörrfer 
Graf  Waldeck  p.  l&T  ff. 


^aovGoOt^lc 


ggj,  V.    Der  ReiohsdeputationBtag  zu  Piankfurt. 

Hühner  an  den  Kurfllrsten.    Dat.  Frankfurt  21.111.  Nov.  1655. 
(„zu  Sr.  Ch.  D.  selbsteigenen  Handeu") 

INachrichteo  aas  EDgland;  die  eDgliscbe  Regietang  will  iwischeo  Scbneden  and 

Brandenburg  verniittela.    Bevorstehe  oder  Krieg  in  der  Schweis.    Die  braodea- 

burgiache  GesaDdUchaft  in  England;  KurbeaseD  erfreut  darüber.) 

21.  Nov.  Es  berichtet  mir  meiu  Correspondent  aus  England  bei  gestern 
alhier  angelangter  Post  vom  2.112.  Nov.,  dass,  ohnangesehen  die  alds 
anwesende  Bchwedieche  MiniBtri  E.  Ch.  D.  jetzige  Kriogsverfassang 
und  ÄctioneB  auf  allerhand  Weise  suchen  zu  denigriren,  die  von  der 
Regierung  alda  zuaammt  dem  holländischen  Ambassadeur  damit  um- 
geheo,  dass  aufs  eheste  eine  gesammte  Ambassade  sowol  an  E.  Ch.  D. 
als  I.  Köu.  Maj.  in  Schweden  möge  abgefertiget  werden,  einen  billigen 
Vergleich  zwischen  ihnen  zu  treffen  und  ihrer  beider  Armeen  dem  ge- 
meinen Wesen  zum  besten  zu  conjungiren;  zumal  weil  allem  Ansehen 
nach  der  Krieg  zwischen  den  evangelischen  und  katholischen  Cantons 
in  der  Schweitz  wol  angehen  möchte;  wesshalben  dann  daselbst  ein 
Abgesandter  von  den  evangelischen  Schweitzern  ehist  erwartet  werde. 
Wenn  nun  imnittelst ...  die  Tractateo  zwischen  höchstged.  I.  Kön.  Miy- 
and  E.  Ch.  D.  zu  beiderseits  Contentcmcnt  albereits  geschlossen,  wOrde 
vielleicht  solche  Schickung  nicht  vonnifthen  sein. 

Es  hat  sonst  der  evangelischen  Gesandten  keiner  von  E.  Ch.  D. 
jetziger  Megociation  in  England  etwas  gegen  mich  gedacht  Allein 
der  Hessische  hat  sich  in  vertrauten  Discursen  so  weit  gegen  mich 
herausgelassen,  dass  man  bei  ihnen  E.  Gh.  D.  Conjunctiou  mit  Eng- 
land bei  itzigem  Zustand  nicht  allein  zu  dcro  selbst  eigener  desto 
mehrem  Sccurität,  sondern  auch  dem  ganzen  evangel.  Wesen  sehr  er- 
spriesslich  halte,  und  dass  man  am  hessischen  Hofe  nicht  ungeneigt 
dazu  sei. 

Er  bittet  um  Instrnction ,  wie  er  in  Discureen  über  diese  Sache  sieb 
verfastten  boU. 


Relation.    Dat  Frankfurt  16.  Nov.  1655.     (P.) 

[Die  poIaiBch-achwediscbe  Vermitlelang.  Trier  über  die  WerbuDga frage.  Gerücht 
über  eioeo  brande  üb  u  rg  isc  h  ■  sc  hwcdi  ach  eo  Vergleich.  Der  savoyische  Gesandte 
Dud  das  ReichsdirectoriDOi.l 
36.Nov.  Der  karmainzisrhc  Gesandte  Meel  meldet,  da.ss  der  Kaiser  an  seiaen 
Herrn  gcschrieljen  wegen  der  Vermittlung  zwlsrhcn  Polen  nod  Schweden. 
Der  Eürltirst  but  geantwortet,  dass  es  beaaer  sein  würde,  wenn  daa  ganze 
kurf.  CoUeg  sich  daran  betUeiligte.  Ebenso  bat  der  Karfürst  von  Sachsen 
auf  ein  kaiserliches  Schreiben  mit  der  Verweieung  an  den  Deputatioustag 
geantwortet 


^aovGoOt^lc 


Goglaud.    Savojeo.    Hildesbeim.    Lotbariugica.  gg5 

Es  geht  ein  Gerücht,  dasa  der  Karfürst  und  Schnedeo  am  2t.  Oct.  za 
Krakau  eineo  Vergleich  geschlDsseo  haben. 

Der  Kurfürst  von  Trier  läest  dem  Knrfursten  eciiie  ZnstimniuDg  ia 
fietreff  der  fremden  Werbnogen  s^en ;  er  hat  in  seinen  Landen  das  frühere 
kais.  Edict  dagegen  erneuert. 

Der  »aToylsche  Gesandte  Graf  v.  Lazern  hatte  den  .Auftrag,  au 
eünmtliche  hiesige  Gesandte  ein  Schreiben  abzugeben,  und  dasselbe  dem 
MainziEcbcii  Reichs dircctorinm  eingeliefert.  Dieses  aber  hat  es  nicht  znr 
Dictatnr  kommen  lassen,  sundern  hat  den  Gesandten  abgewiesen,  weil  dieses 
Schreiben  nicht  hierher  gehöre.  Worauf  der  Gesandte  abgereist  ist.  Klage 
über  die  Eigenmächtigkeit  des  Reichsdirectoriums. 


Relation.    Dat  Frankfurt  't  t,Z  1655.    (H.) 

[Die  Hildesheimer  Sache.  Die  lotbringiBche  .Angelegenheit  im  Eurrüretenrath ; 
im  Fürsteorath.] 

Portmanu  ist  nach  Erenznach  verreist  auf  wenige  Tage.  -    5.  Dec 

Am  28.  Not.  Conferenz  zwischen  P.,  H.  nnd  Snoilsk;  über  die  Hil- 
desheimer Sache.  Es  war  beschlossen,  dass  die  EvangeltEcheD  ihre  Ra- 
tiones  in  einem  besondern  Aufsatz  vorlegen  sollten.  Snoilsky  widerräth 
dies,  es  werde  nur  Weitläufigkeiten  machen,  man  soll  lieber  einfach  Copie 
der  Protokolle  übergeben.  P.  n.  H.  bedauern,  dass  es  dafür  nun  zu  spät 
ist,  da  man  bereits  den  AnfsAtz  gemacht  nnd  angekündigt.  —  Auch  bei  den 
andern  evangel.  Gesandten  geht  der  Vorschlag  Snoilsky's  nicht  durch. 

Am  i!'d°J'  Verhandlung  über  die  Lotbringische  Sache  im  Kur- 
fürstenrath.  Mainz  proponirt,  dass  anf  dringendes  Verlaugen  der  ausschrei- 
benden Fürsten  des  oberrheinischen  Kreiües,  sowie  der  Gntfca  t.  Nassau- 
Saarbrück,  der  Herren  v.  Sickingen  u.  a.  diese  Sache  jetzt  vurgeriommeu 
werden  müeste.  Die  katholischen  Vota  sind  dafür,  dass  man  mit  dem  hier 
anwesenden  lothringischen  BoTollmächtigten  d'Aubri  in  Verhandlung  trete. 
Enrsachsen:  erst  müsse  derselbe  sich  qualificiren.  Dann  legt  Hübner  dos 
(vorher  mit  Portmann  vereinbarte)  brandenburgische  Votum  ab  —  er  be- 
tont, dass  diese  lotfaringfscbe  Sache  jetzt  sehr  verändert  sei  „durch  Herzog 
Karl's  Arrest,  darnach  durch  Reducirung  der  Festung  Hammerstein  und 
DDD  Jetso  durch  den  Uebergang  Herzog  Franzen  zu  den  Franzosen", 
and  daher  entschuldigt  er  sich  defectn  mandatt.  —  Aehnlich  der  pfälzische 
Gesandte  Dr.  Peil. 

Das  Conclnsnm  erfolgt  dann  dahin,  dass  man  mit  d'Aubri  sich  in 
Terbindung  setzen  wolle  and  versuchen,  ob  von  den  früher  vereinbarten 
200,000  Rth.  er  etwas  nachzulassen  disponirt  werden  könne. 

Im  Fürstenrath  haben  sich  die  meisten  defectn  mandati  entschuldigt  — 
doch  verursachte  die  jetzige  VeränderuDg  mit  H.  Herzog  Franzen 
zu  LotliriugeD  ein  Bolchee  Nachdenken,  dass  man  meistentheil»  daftlr 
halten  wollte,  man  wDrde  mit  dessen  Abgeordneten  sich  nicht  wol 
eialaseen  können,  man  hätte  dann  zuvor  von  ihm  Temommen:    1)  ob 


Aj.OO»^Ic 


566  V.    Der  ReichaäflpuUtioDatag  so  Fraokrnrt. 

er  sowol  von  dem  Herzog  Karl  als  desBen  Bruder  Herzog  Franzen 
Vollmacbt  vorzuzeigen  hätte  und  sich  aUo  gebührend  legitimiren  könnte; 
2)  io  wDrde  mao  sich  auch  tu  mebrer  Versicherung  bei  den  lothrin- 
gischen Gommandanten,  so  die  Festungen  in  Händen  haben,  erkundigen 
mttasen,  ob  sie  auch,  im  Fall  man  die  Tractaten  alhie  scbliessea  wUrde, 
selbige  zu  quittiren  und  einzurftumeii  gemeinet;  3)  endlich,  dieweil 
vennuthlich  Herzog  Franz  von  Lothringen  nicht  ohne  sonderbare  Ur> 
sach  die  spanische  Partei  verlassen  und  zu  den  Franzosen  getreten, 
und  dannenhero  zu  besorgen,  es  dürfte  sich  die  Krön  Frankreich  dieser 
Festungen  anmaasaen,  so  w&rde  oilbea.  lothringischer  Abgeordneter, 
dass  solches  von  der  Krön  Frankreich  nicht  geschehen  sollte,  gleiches- 
falls  genügsame  Versicherung  thun  müssen. 

Inzwischen  könne  man  dalieim  nm  weitere  InstnictioD  bitten.  —  Dae 
karf.  Colleg  stimmt  mit  diesen  Ansichten  nicht  ganz  übercin  —  man  einigt 
sich  GcblieBsiich  dahin,  dass  das  Mainzieche  Directorinm  es  äbernimmt,  den 
Gesandten  in  Betreff  Beiner  Legitimation  etc.  tn  besagen. 

Der  lothringische  Gesandte  aber  fordert  bald  darauf  sehr  kategorisch 
Bescheid,  will  von  der  Oeldsnmme  nichts  ablassen  nnd  ist  sehr  nntraitabel. 


Relation.    Dat  2.  Dec.  16Ö5.    (P.  H.) 

12.  Dec  Am  29.  Not.  feierliche  Vebergabe  des  evangelischen  Aufsatzes  über  die 
Hildesheimer  Sache;  ebenso  von  katholischer  Beite.  Die  beiden  Aufsätze 
werden  der  kais.  Commission  übergeben  and  dann  zur  Dictatur  gebracht 


Relation.     Dat.  Frankfurt  16.|26.  Dec.  1655.     (P.  H.) 

[Die  yennittelangBaDgelegenheit.  ErößiaDg  von  Kurbaieta.  Snoilak;.  Der 
Kaiser  will  in  Wurtenbai^  werben.  Badiscbe  Werbong  für  Schweden.  V•^ 
schiedene  Stimmeo  dagegen.] 
^(i.  Dec.  Die  Angelegenheit  wegen  der  Vermittcluug  zwischen  Polen  nud  Schwe- 
den geht  langsam  daher.  Mainz  nnd  Sachsen  haben  wegen  der  vom  Kaiser 
von  tboeii  verlangten  Adjunction  Im  KarfUrstenrath  nichts  conimunicirt,  und 
daber  stockt  die  ganze  Verhandlniig,  Eodücb  bat  der  östreichiscbe  Oe- 
sandte  Volmar  eifrige  Erinnerung  beim  HaTnziBchen  Directorinm  getban, 
dass  es  vorwärts  gehen  solle. 

Der  bairiscbe  Gesandte  D.Oexell  batAnftrag  erhalten,  sich  mit  den 
Brandenburgern  privatim  darüber  zu  vernehmen,  „wohin  E.  Cb.  D.  bei  der 
InterpositJon  zielete".  — 

Gab  aaoh  gnug  zu  verstehen,  dass  sein  gnäd.  Herr  ein  Ombrage 
davon  gehabt,  dass  demselben  vor  der  Interposiüon  keine  Communi- 
cation  geschehen.    Dann  ob  er  gleich  noch  ein  junger  Herr  wftre,  so 


Aj.OO<^IC 


Lotbariogioa.    Fremde  Werbangan.    BeBtitatioosiach«.  gg7 

wttrden  doch  die  CoDsilia  solide  gefuhrat  und  darnach  von  I.  Ch.  D. 
die  Actiones  eingerichtet;  Sie  auch  begierig  wären  zu  vernehmen,  auf 
welche  Weis  E.  Gh.  D.,  zum  Fall  dieselbe  von  der  Krön  Schweden 
attacquiret  wBrden,  Hülf  und  Beistand  geleistet  werden  möchte. 

Der  EChwed.  Oesaadte  Snoilsky  gibt  sieb  sehr  viel  Mühe  zn  er- 
fahren, was  im  cbarf.  Golleg  in  Betreff  der  Interposition  ziriBchea  Schwe- 
den nnd  Brandenburg  Torgegangen  sei. 

Der  WüTteubergische  Gesandte  v.  Biedenbach  zeigt  (13.  Dec.) 
Portmann  ein  Schreiben  des  Kaisers,  worin  dieser  dem  Herzog  Ton  W. 
anzeigt,  dass  er  sieb  znr  Sicberong  seiner  Erblande  in  considerable  Ver- 
fassung setzen  müsse  nnd  nm  die  Erlaubnies  bittet  dnrch  Job.  Wllb.  Vogt 
zu  Honoltsteln  ein  Regiment  im  Würtesbergiseheu  werben  sn  lassen. 
Der  Herzog  ist  in  Verlegetiheit  darum  and  der  Oesandte  soll  deshalb  hier 
umfragea  über  die  Meinungen  andrer  Gesandten.  Portmann  entgegnet: 
„dasa  zwar  I.  Maj.  nicht  zustände,  ohne  Vorbewnsst  and  Verwiliiguag 
der  Reichsstäude  dergleichen  Werbungen  anzastellen,  sondern  dass  es  ge- 
gen die  ReichsconstitntioneB,  Friede nsscblnss  und  Wablcapitulatiou  schritte", 
im  FürBteuthum  Culmbacb  (Bairenth)  sei  eine  gleiche  Fordernng  auch  ab- 
gelehnt worden;  bei  jetzigen  Zeitumständen  aber  es  dem  Kaiser  zu  weigern, 
möchte  vielleicht  bedenklich  sein,  und  er  will  daher  erst  um  Instruction 
einkommen. 

Der  Würtenberger  referirt  auch,  dass  2  Markgrafen  ron  Baden-Dur- 
lacb  bei  sich  daheim  einige  Völker  geworben  nnd  den  Schweden  zugeführt 
hätten;  aber  nicht  viel,  und  im  Würtenbergischen  seien  ihnen  die  Werbun- 
gen nntersagt  worden. 

Der  MünBter'sohe  Gesandte,  der  zugleich  für  Aachen  iBt,  zeigt  ein 
Schreiben  der  Stadt  Aachen:  sie  wollten  keine  fremden  Werber  zulassen,, 
aber  die  brandeuburgisohen  Officiere  würden  ausgenommen. 


Relation.     Dat.  Frankfnrt  23.  Dec.   1655.     (P.  u.  H.) 

(Die  K^aertlcheD  und  die  „materia  leetituendamm" ;  SehuBuclit  nach  dem  Beicb>- 
tag.  Das  beabsichtigte  Beichsheer  für  Polen.  Die  Weinariscbe  Werbung.)  tct 
Der  Hessen  -  Casselscbe  Gesandte  erzählt  tou  einer  Unterredung  mit  2.  J. 
den  Oesterreichern  Crano  und  Volmar;  er  habe  von  ihnen  zu  wIbscu 
verlangt,  was  man  wegen  „Reassnmtion  der  niateriae  refitituendorum"  evan- 
gelischer Seits  zu  erwarten  habe,  um,  jetzt  in  den  Ferien  seinem  Herrn 
mündlich  davon  zu  berichten  — 

es  wäre  aber  ihnen  gar  kiütflinnig  abgangen  und  hstten  fast  cum 
indignatione  von  solcher  Materie  geredet,  mit  der  Anzeig,  daas  die 
Evangelische  und  Catliolische  in  den  Religionsgravaminibos  noch  nie- 
maln  so  weit  von  einander  gewesen,  als  sie  voritzo  seien.  Und  hat 
es  fast  das  Ansehen,  als  wann  die  Catboliscbe  nach  dem  Reichstag 

i:q,t7r.d    .*^nOO<^IC 


ggg  V.    D«r  R«icb>deputatioDBti^  eq  FraDkrnrt. 

eileten,  oder  doch  sub  praotextu  des  Reichstags  diesen  Convent  gern 
zerschlagen  sähen.  Der  kurmainziBche  Heel  hat  sich  dabei  venieh- 
roeo  lassen,  dass  die  Gesandten  insgesammt  von  liier  aus  zu  End  des 
Monats  Aprilis  sich  nach  dem  prorogirten  Kotchstag  erheben  und  alda 
in  materia  restituendorum,  bis  davon  andere  Fürsten  und  Stünde, 
welche  zu  dem  Roichsdeputationsconvent  nicht  gehören,  die  Ihrige  auch 
dahin  abfertigten,  continuiren  möchten. 

Der  Syadicus  Stenglin  referirte  — 
dass  der  Herr  Ffalzgraf  zu  Neuburg  Über  die  neue  Reicbswerbung 
General  uud  der  von  Reuscheuberg  General  Lieutenant  sein  sollte, 
I.  Kön.  M^'.  in  Polen  zu  assistiren,  und  dass  I.  Kais.  Miy.  in  den 
schwäbischen,  bairischen  und  fränkischen  Kreisen  stark  werben  Hessen. 

Der  Weimarscbe  Gesandt«  hat  jetzt  vou  Haus  die  Weisaug  erhalten, 
ia  Betreff  der  angeblicheo  Werbung  von  2  RegimeDtem  für  Schweden  be- 
titimmt  zn  erklären,  „dass  es  ein  falscher  Rumor  gewesen  und  dass  mui 
daran  im  geringsten  uiebt  gedacht". 


Relation.    Dat.  Frankfurt  6.  Jan.  1656.    (P.  H.) 

ILotlmriDgiCB.    Abreise  vod  üesandteD.    SDoilaki.) 
le.Jati.  Der  lotfaringiscbe  Gesandte  ist  schwer  erkrankt,  aber  weder  Arzt  noch 

Apotbeker  wollen  ihm  borgen;  Knrmainz  meint,  man  mflsse  sfcb  seiner  doch 
annehmen.  Portmann  entgegnet,  man  kßnne  sieb  darauf  nicbt  einlaBeeo, 
zumal  da  es  jetit  verlante,  die  Festungen  Landstnhl  and  Homburg  seioo 
jetzt  mit  franEösEschem  Volk  besetzt  oder  wenigsuns  die  Besatzung  in  fraa- 
zösiscbe  PQicht  genommen;  er  werde  vorerst  keinen  Pfennig  verwilligen. 

Der  Mecklenburgische  Gesandte  ist  abgemfen,  weil  bier  doch  nichts 
geschehe  nnd  er  zn  Haus  besser  zu  braoeben  sei;  das  Volum  wird  einem 
andern  aufgetragen. 

Der  kursächsische  Princi palgesandte  geht  gleichfalls  fort. 

Bcbnolsky  verbreitet  ein  bedenkliehee  Schreiben  in  Betreff  des  Kor- 
fürsben  nnd  seines  Verhallens  im  uordischen  Krieg. 


Relation.    Dat  Frankfurt  20.  Jan.  1656. 

[DDraeuB.  Lothsriogics.) 
30.JaD.  Der  englische  Theologus  Dnraeus  hält  sich  itzo  auf  an  dem 
fDrstl.  GaeselscIieD  Hof,  von  dannen  er  hiehin  berichtet,  dass  I.  f.  6n. 
in  der  Sache,  die  Accommodation  zwischen  den  Evangelischen  be- 
treffend, sehr  geneigt  seie,  aber  auf  £.  Gh.  D.  hohe  Person  eine  son- 
derliche Reflexion  hätten. 


^aovGoOt^lc 


LothariDgics.     Doraens.  669 

D.  wünscht  eioe  Erklärnng  des  KarfiirsUn  darüber  nod  präeentirt 
einen  Estract  uns  Scblezers  lostruction  in  Bezog  aof  diese  AngelegenheiL 

Der  tothrmg,  Gesandte  d'Aabri  scheint  selbst  an  dem  Erfolg  seiner 
Verhandlung  zn  verzweifeln;  er  sncht  jetzt  1500 — 2000  Tbir.  geborgt  stn  be- 
kommen, wahrscheinlich  nm  dann  damit  durchzugehen  nnd  die  Tractaten 
abzubrechen. 

Der  Kaiseir  st  gegen  Herzog  Franz  Ton  Lothringen,  dem  er  „so 
viel  Jahr  Unterhält  gegeben"  sehr  aufgebracht,  dass  er  die  spaniscben  Dienste 
TcrlaBsea  bat,  nnd  die  Ostreich.  Gesandten  sind  deshalb  nicht  sehr  eifrig 
für  ihn.  Indess  soll  Herzog  Karl  von  Lothringen  in  Spanien  gestorben 
sein  —  das  würde  die  Sachen  ändern. 


Statthalter  n.  geh.  Käthe  an  den  Karf.     Dat  Colin  a.  Sp. 
1.  Febr.  1656  (tinterz.  v.  Wittgenstein). 
Klage  darüber,  doss  der  Deputationstag  gänzlich  nntzlos  sei  nnd  garll.Febr. 
nichts  dort  geth.in  wfrde.   Um  ihn  nnr  zusammenzuhalten,  werden  allerbnnd 
Parerga  getrieben;  Zusammenfassung  der  eingegangenen  Relationen. 


Relation.    Dat  Frankfart  10.|20.  Febr.  1666.     (H.) 

[Vorläufige  Abkunft  mit  dem  lotbringlschan  Gesandten.] 

Am  8.|16.  Deliberation  über  die  lothringische  Sache.     D'Aubri  hatSO.Febr. 
erklärt,  bis  auf  180,000  Rth.  herunter  geben  zn  wollen.    Er  erbietet  sich 
persönlich-  nach  Paris  zn  Herzog  Frans  zu  gehen  und  dort  die  Bänmang 
gegen  die  genannte  Summe  durchzusetzen. 

Eine  neue  Schwierigkeit  ist,  dass  der  Gommandant  von  Homburg  nicht 
?ou  Herzog  Franz,  sondern  von  der  Hereogin  Nicole,  der  Qem&lin  des 
Herzogs  Karl,  dependirt. 

Im  Kurf.  Rath  gebt  die  Majorität  dahin,  sich  mit  d'A  ubri  nicht  weiter 
einzulassen,  bevor  er  formell  von  Herzog  Franz  nnd  der  Herzogin  Nicole 
berollmärhtigt  wird.  Zugleich  soll  an  den  Commaudanten  von  Homburg 
geschrieben  werden,  seine  Pressuren  von  dorther  einzustellen. 

D'Anbri  erklärt,  das  gewünschte  von  Paris  beibringen  zn  wollen, 
bitl«t  zugleich  um  ein  Anleben  von  1200  Thir.  zur  Reise  nnd  Scbutdenbe- 
Zahlung.  Letzteres  wird  auch  bewilligt  und  die  Stadt  Frankfurt  soll  das 
Qeld  vorschiessen.    Die  gebotene  Summe  aber  nnr  150,000  Rth. 


Relation.    Dat  Frankfurt  13.  April  1656. 

[AoBÖBung  oder  Fortsei cang  dee  Tages.} 

Am  10.  April  Sitzung  des  Kurfürstenralhes.    Kurpfalz  bringt  vor,  anB23.  April, 

vielen  Gründen  würde  der  Depntationstag  am  besten  aufzulösen  sein.    Der 

Antrag  kommt  ganz  unerwartet;  uochm^s  findet  sich,  dass  er  verabredet 

ist  mit  Altenburg,  Braunschweig  etc.   Im  Eurfürstenratb  ist  niemand  daranf 


A_nOO»^lc 


Q'JQ  V.    Der  ReichsdepDtatlonBtag  bd  Pronkfiirt. 

instrairt.   Es  ist  aaffallend,  daae  die  Katholischen  jetzt  deo  Tag  fortEosetiea 
wünscheo,  während  sie  Mhet  entgegeogesetster  Meionog  waren.') 


Relation.    Dat  Frankfort  27.  April  1656. 

[Pater  Beck  über  die  AbiiohteD  des  EalBcri.] 
Der  Jesuit  Beck,  dea  CardiDal  von  Hessen  Beichtvater'),  eis 
alter  iwischen  60  und  TOjähriger  Mann  (wie  mir,  v.  Portmann,  re- 
ferirt  ist),  8oU  sich  haben  vorlauten  lassen,  daes  der  Kaiser  bei  an- 
stehendem Sommer  60,000  Mann  auserlesenen  ^ten  Volks  zu  Feld 
bringen  und  durch  dieselbe  die  Herren  Evangelische  lehren  würde,  das 
Inst  Pac.  zu  halten;  mit  dem  Vermelden,  dass  alhier  bei  dem  Reicbs- 
deputationsconvent  nichts  wQrde  gethan  werden,  daran  auch  dem  Kaiser 
nichts  gelegen.  Er  soll  sich  daneben  bewerben,  um  zwei  evangelische 
Räthe  bei  dem  Reichsbofratb  zu  gebrauchen;  er  wDsste  auch  wol,  wie 
sie  beschaffen  sein  mOssten,  wann  sie  Kais.  Mi^.  angenehm  sein  sollten. 


Relation.     Dat  Frankfurt  4.  Mai  1656. 

[Die  ErrIcIitnDg  von  E reis verfaBBan gen ;  die  DiffereoE  im  westraÜBcben  Kreis. 
Kaiserliche  HiirstnippeD  tat  Spanien  nach  den  Niederlanden.  Fraosüsiscber 
Gesandter  Grarelle  in  DentacblaDd.] 
i.  Am  28.  April  ünterredaog  mit  dem  brau Dschweigis eben  Gesandten  über 
den  ReichsdepatatioDstag Dnd  namentlich  die  EreisvcrrasBungen.  Beider 
allgemeinen  Lage  sei  es  unumgänglich,  etwas  fiir  die  Defension  des  Reichs  en 
tbnn.  Beim  letiten  Reichstag  ist  viel  davon  geredet  worden,  Kreis verfassnngen 
za  mochea  —  „es  wäre  aber  bei  keinem  ichts  geschlossen,  aasEerhalb  dass 
im  obersächsischen  off  ein  Römermonat  gegangen  wäre,  im  oiedersäcbsiechen 
aber  die  Sache  recht  beherziget  und  ein  ziemlicher  Anstalt  gemacht  wäre". 
Der  Brannschweiger  meint,  es  müssten  wenigstens  der  ober-  nnd  nieder- 
sächaische  nebet  dem  westphäliscfaen  sich  znsammenthnn. 

Portmann:  im  wcHtphäliscben  Kreis  sei  die  Differenz  zwischen  Bran- 
denburg nnd  Nenbarg  über  das  Kreismitdirectorinm;  daher  hätte  es  dort 
noch  zn  nichts  von  Yerabredongen  kommen  ktinnen*);  übrigens  ist  Bran- 
denburg sehr  bereitwillig.  — 


■)  Dazn  vgl.  ein  Schreiben  des  Eaiaers  an  den  KnrrSriten  von  Sachsen 
dat.  Wien  24./I4.  März  1666,  welches  fn  Abschrift  bei  den  Aoten  liegt:  der  D«- 
pntationatag  habe  in  Sachen  „Amnistiae  et  Qravarainnro"  noch  wenig  gelhan; 
er  hat  aber  die  Aufgabe,  die  Geschäfte  wenigstens  für  den  Reichstag  voreobe- 
reiten;  daher  ist  mit  allem  Fleisa  einer  AnBösnng  des  ConveDtes  eDtgegenin- 
wirken,  nnd  Enraachsen  wird  anfgefordert,  in  diesem  Sinne  thäUg  sn  sein. 

•)  Vgl.  Urk.  n.  Actenst.  V.  778. 

*)  Vgl.  Urk.  n.  Actenst.  Tl.  474ff. 


^aovGoOt^lc 


Euserl.  RBataageD.    KreiaverfuaangeD.    OeBt»rr«lchiHche  Politik.     Q'J\ 

Man  spricht  riel  daron,  dass  der  Kaiser  etliche  tausend  Mann  an  den 
König  von  Spanien  noch  den  NiederJandeD  ahlasBen  will.  —  Der  König 
von  Frankreich  hat  deshalb  an  den  Kuser  geschrieben  und  sich  beklagt, 
auch  einen  Gesandten,  Qranvella  [Grarelle],  an  die  Knrfiirsten  abgeschickt, 
der  schon  bei  einzelnen  gewesen  nnd  nächstens  hieher  kommen  wird. 


Relation.    Dat  Frankfiirt  18.  Mai  1656. 

[Oeatretch  sehr  hart  in  alleo  Fragea  der  Gravomina;  Abaichten  der  kalserliebeB 
Politik  dabei;  BeseitigiiDg  dea  loat.  Pac] 

Bei  den  Comultationen  wird  forthin  verspüret,  dass  unter  den  28.  Uni 
CatholiBchen  das  Haus  Oesterreich  in  puncto  Gravaniinum  am  här- 
testen den  Evangelischen  fällt,  wie  sich  dessen  das  Gburmaiazische 
Reichst  irectorium  und  andere  nach  und  nach  vermerken  lassen  . . . 
welches  den  stattlichen  Angelöbnissen ,  so  mehrgemelter  Volmar  bei 
Anfang  des  Reichadeputationstages  wegen  des  Hauses  Oesterreich  ge- 
than,  e  diametro  zuwider  ist 

Die  Veränderung  der  Consitiomm  kommt  den  Evangelischen  nicht 
ohne  Ursach  sehr  befremdlich  vor;  es  wird  aber  von  einigen  vertnuthet, 
dass  dieselbe  daher  komme,  dass  der  Kaiser  bei  jetzigem  Zustand 
gern  sehen  sollte,  dass  die  Evangelische  und  Catbolische  mit  einander 
zerfielen  und  also  diese  sich  hinmederum  zu  I.  Eais.  M^.  schlagen 
möchten;  wodurch  dieselbe  wiederum  Ursach  und  Gelegenheit  bekom- 
men wurden,  Ihre  Eriegsvdlker  in  das  Reich  zu  einquartieren  nnd 
etwa  vorhabende  Desseinen  mit  HUlf  und  Zuthun  der  Katholischen  in's 
Werk  zu  stellen. 

Diese  haben  bei  letzter  Deliberation  wol  gespHret,  dass  sie  die 
Evangelische  offendirt  hatten;  darum  obgemelter  Volmar  bis  zuletzt 
zn  im  Rath  verblieben  und  mit  einem  und  andern  nachdenkliche  Dia- 
carsus  gefUfaret.  Wie  dann  die  Principia,  deren  die  Catbolische  nun- 
mehr gebrauchen,  dabin  zielen,  dass  die  geschehene  Restitutiones  Gra- 
vatomm  pro  illa  vice  eingerichtet,  dass  sie  dasjenige,  so  metu  armomin 
geschehen,  von  keinen  wBrden  achten  und  also  mit  der  Zeit  das  ganze 
Inst.  Fac.  als  metu  armorum  hinc  inde  aufgericbt,  über  einen  Haufen 
stossen  mögen;  ingestalt  der  Oestreichische  Volmar  zu  den  Hessischen 
Gesandten  von  dem  Stifte  Hirscbfeld  exempUficirt  hat. 


Relation.    Dat  Frankfurt  1.  Juni  1666. 

Der  KnrfUrst  von  Uoinz  bat  kUrilicb  Volmar  eine  Audienz  verweigert,  11,  Jnitr, 
dagegen  sie  dem  bairischen  nnd  dem  Bcbwedischen  Gesandten  gewährt,  wo- 
bei man  Über  das  Procedere  bei  diesem  Reichsdepatationstag  allerhand  Re- 
den geführt. 


Aj.OOt^lc 


g72  ^'     ^^^  Beicbsdeputalionatag  ca  Frankrurt. 

Relation.    Dat.  Frankfiirt  6.i  16.  Juni  1656.    (P.) 

(Beachwerde  Ober  die  HiirieistaDg  des  Eaisera  in  den  Niederlanden;  BnutDacbwe^; 
WürtPDberg;  der  französische  GesaDdU  Oravelle.] 
IG.  Juni.  Der  brannschweigische  Gesandte  Poljcarp  Heiland  gibt  in  einen 
Votum  bei  anderer  Oelegenbeit  zn  Prolokoll,  daas  er  aiisdrücklichea  Befehl 
erhalten  habe,  dem  Convent  zu  melden,  dass  es  seinem  Herrn  „sehr  be- 
denklich vorkäme,  dags  I.  Kai».  Maj.  einige  KriegSTÖlker  zn  Dienst  des 
Königs  von  Hispaiiien  nach  den  Niederlanden  geschickt  hätten,  deren  noch 
mehr  in  Anzug  wären,  nnd  derowegen  wol  in  bedenken,  was  darunter  vor- 
zunehmen, nod  dass  sonderlich  die  Verfassung  der  Retchsdefension  an  Hand 
genommen  werden  möchte". 

Solcher  Sachen  halber  ist  der  fürstlich  WUrtenbergiaeher  Ge- 
sandter auch  gestriges-  Tags  bei  mir  gewesen  und  hat  aus  specialem 
Befehl  seines  gnäd.  Fürsten  und  Herrn  vorgetragen,  dass  der  franzö- 
sischer Ambassadeur  Graorelle  sieh  uff  einige  Tage  bei  demselben 
ufgehaltcn  und  Über  solche  Kais.  Assistenz,  als  welche  dem  Inst  Pac. 
e  diametro  zuwider,  geklagt  hAtte;  I.  Eon.  Maj.  hätten  nicht  allein 
an  allerhöchstged,  I.  Kais.  Maj.,  sondern  auch  an  I.  f.  Gn.  geschrieben 
und  sei  er,  französischer  Gesandter,  bereits  bei  den  rheinischen  Herren 
Ghurfürsten  gewesen,  wollte  nun  seinen  Weg  nach  München  nehmen 
und  von  daanen  zurück  auf  Strassburg  und  verfolglich  anhero  zu  dem 
ReichsdeputationsconTent  kommen. 

Er  bittet  P.  am  Mittbeilung,  was  der  Kurftirst  ihm  für  diesen  Fall  und 
über  diese  Angelegenheit  rescribirt;  der  aber  noch  nichts  davon  weiss  nnd 
nm  baldige  Verhaltnngsregeln  bittet 


Relation.    Dat  Frankfurt  16.  Jani  1656. 

[DiffereDE  Ewiachen  dem  Eataer  nod  Bnrmainz  in  Betreff  der  polniechen  Aiaiateni.] 
S5.jQQi.  Es  wird  das  Gerücht  verbreitet,  dass  der  Kaiser  zweimal  an  Kur- 
mainz geschrieben:  er  könne  den  König  von  Polen  nicht  länger  warten 
lassen,  auch  die  Trappen  nicht  länger  auf  seine  Kosten  erhalten,  er  müsse 
wissen,  was  er  vom  Reich  zn  erwarten  habe.  Knnnainz  hat  geantwortet, 
man  solle  sich  darauf  nicht  einlassen,  die  Protestanten  würden  nichts  gegen 
Schweden  tbun,  nnd  bei  den  Katholischen  sei  es  auch  zweifelhaft  Seitdem 
hat  man  am  kais.  Hof  einen  Btarkea  Disgusto  gegen  Knrmalnt. 


Relation.    Dat  Frankftirt  21.  Juni  1656.    (P.) 

[EDtdeckiing  einer  Conapiration  von  Geistlichen  gegen  den  EurfürsteD  von  Haini.] 
l.Jnlt.  Der  Würzburgisehe  Gesandte,  v.  Vorbnrg,  ist  vom  Kurflirsten  nach 

Mai  DZ  beschieden  worden  — 
und  zwar  darum,  dass  sein  gnSd.  ChurfUrat  und  Herr  einige  Canonieos 


Diverses  Ober  die  kkiaerliche  Politik.    CoDSpiration  in  Munt.        g73 

gefänglich  einziehen  lassen,  welche  bei  dem  Pahst  zu  Rom  heftige 
Klageo  wegen  AusösBung  des  Lands,  Beschwerung  der  Unterthanen, 
exereirten  Monopolien  und  dgl.  Über  denselben  gefHbret  und  es  so 
weit  damit  bracht  haben,  dass  I.  Ch.  Gn.  dadurch  in  Verdacht  ge- 
ratben  nnd  die  Klagen  Ihro  zur  Verantwortung  gestellt  werden  sollen. 
Solche  Conspiralion  der  Geistlichen  ist  dabero  entdecket  worden,  dass 
ein  Canonicus  zu  Mainz,  genannt  Langen,  welcher  unlälngst  solcher 
Sachen  halber  zu  Rom  gewesen  und  einem  Ganonico  Catbedralis  Eccle- 
siae,  der  einer  von  den  Mitklllgern  gewesen  und  Blomena  genannt, 
aus  dem  Lfltticbschen  börtig,  zu  VerbBtung  Verdachts,  darin  er  sclion 
gerathen,  begehret  hat,  dass  die  Schreiben  von  Rom  in  einem  Courerto 
an  ihn  abgeben  möchten,  darunter  aber  jUngstbin  ein  Sclircibcn  Ton 
einem  Cavalier  Blomen,  welcher  bei  I.  f.  Gn.  zu  Braunschweig  ge- 
wesen und  nach  seinem  Abfall  zum  Pabsttbum  eich  zu  Mainz  ufhftlt, 
ein  solch  Schreiben,  als  wann  es  an  ihn  gehalten,  erülTnet  und  I.  Gli.  Gn. 
zubracht  worden;  darauf  dieselbe  obgemelten  Canonicum  und  seit  der 
Zeit  andere  mehr  in  Haft  nehmen  und  ihre  Schriften,  darin  aller  Ver- 
lauf befunden,  aus  ihren  Losamenten  abholen  lassen. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  5.  Jnli  1656. 

IFkleche  Gerüchte  über  beabgichtigta  Hiir«  des  Kaisers  für  Polen.  Yermnthete 
Pläne  des  Erzherzogs  Leopold  Wllhetm.l 
Volmnr  bat  dem  kurmaio zischen  Raih  and  Marschal  t.  Benebarg  15.Juli. 
gesagt,  der  Enispr  wolle  eine  Armee  von  15000  M.  iinch  PreusRen  dem  König 
von  Polen  in  Hilfe  schicken  und  daneben  ein  Lager  von  T — 8000  M.  um 
Cracan  her  halten.  Beuebarg  aber  sagte,  „dass  es  mir  fiogmärigc  dis- 
cnrsuB  gewesen",  und  auch  sonst  hat  man  Narbricht  aus  Wien,  dass  dort 
daran  nicht  zu  denken;  mau  überlässt  viblmebr  dem  König  von  Sp.mien 
Truppen,  und  die  andern  sind  nicht  so,  dass  Polen  viel  davon  zd  erwarten 
hätte.  Kinige  freilich  meinen  in  Wien,  der  Erzherzog'),  der  Administrator 
in  den  spanischen  Niederlanden  wnr,  mächte  etwas  auf  Preussen  vorhaben. 

Relation.     Dat.  Franktiirt  27.  Jnli  1656. 

[Der  lotbriogische  Gesandte  d'Anbri;  höbe  FordernngeD;  angebliche  Verhaadlung 

Bwischen  Frankreich  und  dem  Baus  Lothringen.    Französische  Beschwerde  über 

FriedensbmcL  von  Seiten  des  Kaisers.] 

Der  lothringische  Gesandte  d'Aubri  ist  von  Paris  luriick,  soll  aber  6.  Ang. 

von  „Madame  NicW"")  so  schlechte  Antwort  mitbringen,  „dass  er  sich 

*)  Erzbertog  Leopold  Wilhelm;  die  gleichen  Gerücfate  über  ihn  s.  oben 
p.  621  r.  and  Urk.  u.  AcUnst.  IL  9C  f. 

^  Die  Gemalin  dos  jetzt  in  spanischer  Gefangen  sc  baft  befiadllcben  Hereogs 
Karl  von  Lothringen. 

HiMt.  >   OiHh  d.  0[,  KnrfUntcn.    VIL  43 


,A^nOO»^lc 


g74  ^-    ^^"^  BeichadepaUiianaUg  zn  Frankfiirt. 

echSmete,  diCGelbe  zur  Dictatar  zu  geben".  Sie  besteht  anf  den  früher  eq 
RegeoEbnrg  Etipnlirten  300,000  Rtb.,  über  eine  Vermindernng  müesc  sie  erst 
ihren  Qemahl  in  Madrid  I)erragen. 

Inzwischen  verlangt  d'Aubri  nieder  3 — 400  Rtb.  „zu  Abzahlung  Eeioer 
in  Frankreich  gemachten  Schulden". 

Auch  bringt  er  die  Nachricht  mit,  „dass  die  Krön  Frankreich  mit  dem 
Uau3  Lothringen  in  Traclaten  stünde  und  demEclben  fiir  das  Herzogthnm 
Lothringen  eine  andere  mitten  im  Eöaigreieh  gelegene  nnd  ebenso  viel  ein- 
bringende Provinz  abtreten  wollte". 

P.  S.  Der  anwesende  Tranzösische  Resident  hat  beiden)  Reichs- 
directorium  ein  Memorial  eingeben  wollen  in  Sachen  der  llüirscndungen  des 
Kaisers  in  die  s|)anisehcn  Niederlande  und  nach  Italien.')  Der  Mainzische 
Gesandte  läth  ihm,  es  Heber  bei  dem  KurRirsteu  selbst  anzubringen ;  woraof 
er  nach  Mainz  reist  nnd  dort  sehr  ernstliche  Vorstellungen  de.shalb  ge- 
macht hat. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  3.  Ang.  1656. 

[Gravella  gegen  den  Friedensbrach  des  Kaieers.  Abbeatellnog  der  HiirafrappeD 
Tür  Italien.] 
IS.Ang.  Mr.  de  Gravelle,  der  Tranzösische  Gesandte,  bat  ^egen  den  Matn- 
zischen  Gesandten  rund  heraus  erklärt,  wofern  der  Paragraphns  Inst.  Pac. 
Caes.-Galt.  „ß  u(  eo  Kincerior"  etc.')  von  I.  Kain.  M;ij.  nicht  gebalten  wurde, 
könnte  sein  König  mit  dem  Reich  nicht  in  Frieden  leben. 

Es  heisst  jetzt,  dass  der  nach  Italien  bestimmte  Kais.  Saccnrs  anter- 
bleiben  soll,  weil  die  Franzosen  dort  grossen  Schaden  gelitten  und  er  als« 
nicht  so  iiötbig  ist. 

Relation.     Dat.  Frankfurt  10.  Aug.  1656. 

(Gravelle's  Aoftreten  in  Frankrurt.    Allerlei  unglaubliche  Qerüchte.] 
20  Aug.         Der  franz.  Gesandte  Gravelle  ist  seit  einiger  Zeit  hier  und  mit  den 
G  es  an  dtsc  haften  in  Verbindung  getreten  —  „Monsieur  Grarell«",  wie  er 
sich  allein  nennen  laset  nnd  „Enroyä  de  la  part  de  S.  M.  Tr.  Cbret.",  ohne 
alle  weiteren  Prädicatsansprürhe.') 

Er  hat  neben  seiner  Credenz  ein  Memorial  an's  Reich  übergeben. 
Es  kommen  Gerüchte,  dass  der  kats.  General  Lamboy  mit  12,000  M. 
den  Khein  herunter  Spanien  zu  Hilfe  geschickt  werde,    — 

')  In  Betreff  der  letzteren  gebrauchen  die  öBtorreichiacbeu  Gesandten  gela- 
gentlicb  die  Ausrede:  diese  Truppen  —  12,000  M.  —  gingen  gegen  den  Herzog 
TOD  Uodena,  nnd  zwar  wegen  verweigerter  Recognoacining  der  Reichalehen;  da* 
habe  alao  mit  Frankreich  und  dem  fraazöeiach-spanischcn  Krieg  gar  nichte  tu 
than. 

')  Inat.  Pac.  Uonaat.  §.3.,  worin  pactirt  wird,  daaa  kein  Thetl  die  Feinde 
des  andern  irgendwie  unterBtützen  soll. 

')  Allerdings  mit  Anaprüchen  anderer  Art,  indem  er  z.B. auf  lateiniaobe  An- 
reden nur  franzüaiach  antwortet  □.  dgl. 


,Goo»^lc 


Kaiserliche  Politik  in  Italleo,  Niederlanden,  Polen.  g75 

DoBgleichen,  dasE  der  KarfurGt  von  BrandeDbarg  in  Wien  condemnirt 
worden  sei,  dem  Pfalzgrafea  von  Neubarg  400,000  Rtb.  als  Eriegsent- 
scIiädigDug  Tom  J.  1661  her  zu  zahlen,  und  dasE  der  Kaiser  GOOO  M.  schielten 
will  zur  Esecution.  —  Natürlich  alles  unglaoblicb. 


Relation.    Dat.  Frankftirt  17.  Äng.  1656. 

[Schlacht  bei  WarBchaui  Eindruck  derselben.   Angebliche  S um mation  des  Kaisers 
an  Frankreich.    Oesterreichiacbe  Deatang  des  FriedensiDstmmenteB.] 

Oratnlation  za  dem  Siege  von  Warschaa. 

Der  österreichisclier  Gesandter,  welcher  vor  diesem  ein  scliIecliteH  27.  Aug. 
Prognosüeum  vor  E.  Ch.  D.  macfaeo  wolleo,  ist  durch  diese  Zeitung 
allerdings  bestdrtzet  worden  und  hat  sich  endlich  mit  einem  guten 
Trunk  getröstet,  mit  der  Anzeig  dass  auf  einen  verdorbenen  und  be- 
trübten Markt  ein  fröhlicher  Krämer  gehöre. 

So  soll  zu  FSre  in  Frankreich  ein  Kais.  Courier  angelangt  sein, 
welcher  die  Zahlung  der  3  Millionen  wegen  des  Herrn  Herzogen  zu 
Inspruck  rermög  der  Mllnsterschen  Tractaten  fordern ')  oder  aber  die 
Restitution  des  Elsass  begehren,  Bonslen  man  die  Possession  mit  Gewalt 
suchen  wolle. 

Tolmar  erklärt  bald  nachher  dBB  Ganze  für  ein  falsches  Zeitnngäge- 
rücht. 

Derselbe  äussert  bei  tielegonbeit  der  Tmppen Sendungen  nach  Italien: 
es  hätte  zu  Mttnster  die  Meinung  nicht  gehabt,  daes  I  Kais.  Maj.  die 
Krön  Spanien  ganz  abandonniren  sollte,  sondern  man  hätte  verhoffet 
gehabt,  es  würden  die  beiden  Kronen  bald  mit  einander  Frieden  machen. 
Dieweil  aber  solches  nicht  gescbebe  und  Frankreich  der  Krön  Spanien 
so  hart  zusetze,  könnten  I.  Kais.  Maj.  solches  länger  nicht  geschehen 


Relation.     Dat.  Frankfurt  24.  Aug.  1656.     (P.  H.) 

[Karmatnzische  BondeBplÜDe  znr  Üeberwochiiog  des  Kaisers.] 
Der  Torporamersohe  Gesandte  erzählt,  daas  der  Kurfürst  von  Main«  3.  Sept. 
änsserst  missziirrieden  über  den  Kaiser  eei  wegen  der  nach  Italien  geschickten 
Assistenz;  er  fürchtet  sehr,  dass  der  Kaiser  entweder  die  nach  Ibilien  be- 
stimmten Truppen,  oder  ein  Heer  von  gleicher  Stärke  in  das  Elsass  schickt, 
die  Franzosen  zn  inrestireu;  dadurch  werde  der  oberrheinische,  schwäbische 
und  fränkische  Kreis  beunruhigt  und  gefährdet  — 
weshalben  dann  S.  Cb.  Gn.  das  rathsamste  Mittel,  allem  dannenhero 

']  Inst.  Pac.  Monast.  $i.^;   es  handelt  sich  nm  die  Entschüdigang  des 
Erzherzogs  Ferdinand  Karl  Tür  seine  Verloste  im  Elsass. 

43* 


g76  ^-    ^^'  BeichadepntalioQstag  la  FMDkfort. 

beBor^enden  Unheil  vorzubeug^en,  zu  seiu  dfiuclite,  dass  die  voraehniBte 
katholische  und  eTaDgelische  Cbur-  und  Forsten  am  Rhein  sich  einer 
gewissen  Verfassung  verglichen,  und  hätte  es  bisiiero  nur  fast  fUrnehm- 
lieh  an  dem  Hause  Uessen-Gassel  gehaftet;  davon  jetzgem,  Caesel'Bcher 
Gesandter  mir,  v.  Portmann,  allen  Beriebt  gegeben.  — 


Relation.    Dat.  Frankfurt  31.  Ang.  1656. 

[Das  Memoire  von  Gravelle.    BeaorgDJae  äes  Herzog!  von  Würteoberg.    Old«n- 
bnrger  Zollaacbe.) 

lO.Sept,  Die  östreJchiscben  Gesandten  sind  über  das  Memoire  Gravelle's  sehr 
aufgebracht,  es  eei  ein  „famosam  libellum",  um  die  KeicbBKtände  gegen  den 
Kaiser  zu  hetzen  etc, ;  der  Kaiser  habe  nie  gemeint,  dem  Ktinig  von  (Spanien 
in  perpetnnm  acine  lliiTe  zu  eutziehcD  etc. 

Der  Herzog  von  Würtenberg  i^ebreilit  in  groBser  Angst,  weil  er  glaubt, 
dasR  die  nach  Italien  beBtimmten  Völlier  doch  noch  im  letzten  Moment  nach 
dem  ElsasB  geliihrt  werden  sollen,  und  er  dann  für  sein  Land  fürohtet. 

In  dieser  Zeit  liänlige  Verh.mdlnnften  über  die  Oldenbnrgor  Zoll- 
Bache.  Zahlreiche  Klagen  laufen  ein,  der  Graf  von  0.  beBchwere  die  Weser 
mit  mehr  als  achtzehn  Zöllen.  Der  Oraf  wirbt  eifrii;  bei  den  Standen  herum, 
einen  Reiclisbenchluss  für  sich  ?.u  Wepe  zn  bringen.  BeBooders  Bremen 
iflt  in  eifriger  Opposition  dagegen.  Brandenburg  unterstützt  es  dabei;  and 
betont  übripienB,  gemeinsam  mit  Kurpfalz,  „dass  die  Majora  in  Zollsachea 
nicht  praevatiren  können". 


Relation.    Dat.  Frankftirt  7.  Sept.  1656.    (P.  H.) 

lUoterredung  mit  Gravelie;  seine  Warnung  vor  der  Macht  des  Kaisers;  italiä- 
niscbe  Politik.    Bremeu  und  Verden  an  England  zu  verpfinden.) 

Am  31.  Aug.  Besnch  der  beiden  Gesandten  bei  Gravelle.  Cnrialien. 
Grarelle  versichert,  dass  sein  Herr  die  besten  Absichten  für  die  Reicfas- 
Btäude  habe  — 

und  dass  beiden  Theilen  obliegen  wDrde,  dahin  zu  sehen,  dass  die 
Macht  des  Kaisers  (wie  durch  die  Heirat  des  Königs  in  Hungarn  mit 
der  Tnfantin  in  Hispanien  und  durch  die  gesuchte  Unterdrückung  der 
Reichsstände  zu  befahren)  nicht  zu  gross  werde ;  welches  seiner  Mei- 
nung nach  viele  (innuens  Ecclesiasticos  Electores  et  nonnullos  alios 
Catholicos)  wol  begriffen,  welche  aumehr  anders  sprechen  wOrden,  als 
sie  vorhero  gethan  hätten.  Darauf  hat  er  bald  angefangen  von  dem 
Kaiserlichen  Succurs  nach  Flanden)  und  Italien  zu  reden  und  desfalls 
laut  obgemelten  Memorials  zu  doliren. 


^düvGoot^lc 


EaiBarL  Politik  in  lulien.    BremeD  o,  VerdsD.    Rhein.  Alliaoce.      g77 

Wir  referirteD  dagegen,  was  I.  Kais.  Miy.  an  £.  Ch.  D.  und  an- 
dere Char-,  Fürsten  und  Stände  des  Reichs  wegen  der  Ufllfe  nach 
Italien  geschrieben.  Er  aber  verleugnete  aleobald,  dass  der  Herzog 
von  Modena  das  Herzogthum  Mailand  zuerst  angegriffen,  sondern  dass 
Carazena  einen  feindlichen  Einfall  in  das  Modenaisclie  getban  und 
der  Herzog  sein  Land  wider  alle  Gewalt  notliwendig  hätte  vertheidigen 
müssen;  und  wann  gleich  der  Herzog  dem  Kijnig  den  Krieg,  welchen 
er  vor  I.  Kön.  Maj.  in  Frankreich  bei  UfFricbtung  des  FriedenssclilusHes 
gefllhrct,  continuiret  hätte,  dennoch  demselben  daraus  kein  Präjudiz 
juxta  §.  sab  hoc  praesealt  etc.  Instrument!  Caesareo-Gallici  entstcltea 
können  noch  sollen,  und  consequenter  1.  Kais.  Maj.  keine  Ursach  ge- 
habt, melirged.  Herzogen  davon  zu  dekortiren,  noch  das  Mandatum 
avocatorium  zu  erkennen,  und  noch  viel  weniger  Kriegsvölker  nach 
Italien  fuhren  zu  lassen;  bevorab  das  Inst.  Pac.  anweisen  thäte,  dass 
allerhöchstged.  I.  Kais.  Maj.  dem  König  von  Hispanicu  gar  nicht  zu 
Half  kommen  könnten.  — 

Es  laaren  Gerüchte  über  eiae  beabsicbtlgto  Verpräiiduug  von  Bremen 
und  Verden  vou  Seiten  der  äcbnedeu  au  die  Engländer.') 


Relation.     Dat.  Fraukfurt  ^';äS'^  1656.     (H.) 

[Gravelle.    Cuptaiio  beoevaleuliue   Tür  den  Kurfiirsleu.    Brauosuhweig  und  der 
rbeioiscbe  Bund.    Veracbiedene  Gtiscbäfte.] 
Gravelle  besiicbt  Hübner  und   übergibt  eiu  Schreiben  des  Königs  i 
an  den  Knrlürstcn,  nebst  einem  neuen  Memorial.    Er  hebt  hervor,  dass  in 
dem  Brief  dem  Kurrür&ten  der  Titel  „Mon  fröre"  gegeben  wurden  sei.') 
Am  19  29.  Sept.  Besuch  des  braun  schweig!  sehen  Gesandten  — 
Er  berichtete  mir  auch  in  Vertrauen,  dass  nunmehr  das  fürstliche 
Haus  Braunschweig  zu  der  von  Chur  Mainz,  Trier,  Cöln,  Pfalz,  Neu- 
burg und  Monster  hiebevor  getroffeneu  näheren  Verein  auch  wäre  ein- 
geladen worden,  und  würde  dieselbe  mit  annehmen,  auch  zu  solchem 
Ende  sich  in  gehörige  Verfassung  stellen;  man  hätte  auch  Hoffnung, 
dass  Chur  Baiem  in  sothane  Verein  sich  mit  begeben  wUrde,  und 
zweifelte  er,  der  Gesandter,  nicht,  es  würde  an  E.  Ch.  D.  ebenmässiges 
gesonoea  werden,  wo  es  nicht  albereit  geschehen,  wie  vielleicht  auch 
an  I.  K.  Maj.  in  Schwedeu.     Dann  dans  dieselbe  noch  nicht  darzu 
wäre  invitiret  worden,  hätte  Chur  Cöln  fUrnehmlich  verhindert  und 
dieses  Werk  über  drei  Monat  aufgehalten,  mit  Einwenden,  dass,  weil 

■)  Vergl.  Porendorr  Carol,  Gast.  IV.  g.  äl  ff.  Geijer-Carlsou  Geschieht« 
Schwadens  IV.  242.  268. 

^  Vergl.  ürk.  n.  ActanaL  U.  '29.  94. 


^aovGoOt^lc 


g78  ^'    ^^'  ReichBdflpntatioDsUg  in  FraDlrftirt. 

höchBtged.  J.  Kön.  M^j.  in  einem  aimwärtigen  Krieg  begriffen  und  mit 
Ihrer  Armäe  Bo  weit  abwesend  wäre,  würde  Sie  allem  Anseben  nach 
darzn  niebt  versteben,  noch  so  viel  von  Ihren  Völkern,  als  za  solcher 
Verfassung  von  Nöthen,  miesen  wollen. 

ücbrigens  bat  der  Brannschweiger  jetzt  Befehl  erhalten,  das  Gravelle'- 
sche  Memoire  eu  approbireu. 

Nach  eioem  Gerücht  eoII  Volmar  Dächstens  zu  den  rheiniGchen  Kar- 
fürsCfiD  reisen  aad  die  Wahl  des  Königs  ron  Ungarn  zum  Rom.  König; 
betreiben.  Die  Streitigkeiten  über  die  Kheiazölle  nnter  den  Betbeiligten 
dauern  unablässig  fort;  besonderu  Mainz  und  l'falz  liegen  noch  immer  ia 
Streit.  Der  Bruder  des  Kurfürsten  ?ou  Mainz,  der  v,  Scbönborn,  wirkt 
hier  eifrig  fiir  die  Sache  seines  Bruders  bei  Kanfleuten  n.  a.,  für  das  Main- 
zer Stapel  recht. 

Vom  niedersäcbsischen  Kreis  ist  ein  SchreibcD  an  den  Reichsdepo- 
tationstag  eingegangen,  worin  derselbe  auf  die  Gefahren  des  jetzigen  pol- 
nischen Kriegs  und  eines  etwaigen  Einfalls  in  Reichslande  aufmerktiam 
macht  und  zu  Verbaudlungen  darüber  auffordert.  Eurmainz  zögert,  das 
Schreiben  vorzulegen. 


Relation.     Dat  Frankfurt  5.|15.  Oct  1656.     (H.) 

[EurmalDZ  für  RüBluDg  der  ReicheatäDde;  Abneignog  des  Kaisers  dagegen.   Du 
Memoire  GraTelle'a.    Brannecbweig  und  Hessen.] 

15.  Oct.  Der  karmainziscbe  Gesandte  Ueel  spricht  über  die  von  seinem  Herrn 
gewünschte  Rüstung  der  Reichsstaude ;  Kurmaiuz  habe  mit  grosser  Notb 
4000  M.  bei  einander;  bei  den  andern  Stünden  aber  gebe  es  noch  iangsajD 
her;  der  Kaiser  wäre  dorn  Werk  so  abgeneigt,  „und  wenn  desbalben  etwas 
au  Sie  gelangte,  sich  vernehmen  Hesse,  es  wäre  nicht  nöthig,  dass  die  Stände 
um  Werbung  einiger  Kriegsvölker  sich  bcmübeten,  sintemal  Sie  derselben 
zn  Beschiitzung  des  Reichs  albereit  genugsam  auf  den  Beinen  hätten,  und 
dürften  die  StSndo  nur  die  nötbige  Quartier  denselben  hin  und  wieder  assig- 
niren";  was  denn  sehr  bedenklich  wäre. 

Gravelle  klagt,  dass  man  sein  Memorial  noch  immer  nicht  in  Bera- 
thuag  gezogen.  Volmar  wirbt  eifrig,  dass  es  überhaupt  nicht  vorgebracht 
werden  soll;  was  aber  nicht  die  Meiuung  des  Kurfürsten  ?on  Mainz  ist. 
In  dieser  Angelegenheit  reist  jetzt  Volmar  bei  den  4  rheinischen  Kurfürer^n 
hemm,  um  sie  dazu  zn  bestimmen;  unter  der  Hand  zugleich  wegen  der 
künftigen  Rom.  Eönigswahl. 

Die  drei  braun  seh  weigischen  Häuser  wollen  nächstens  eine  Zusammen- 
kunft mit  Hessen-Cassel  halten,  um  über  Ort,  Bcdingnngea  etc.  der  von 
Mainz  vorgeschlagenen  Rüstung  zu  beratbscblagen. 


^düvGoot^lc 


Das  Gnvelle'ichB  Memoire.  Q'JQ 

Relation.     Dat.  Frankfurt  12.|22.  Oct.  1656.     (H.) 

[ZerwüifDias  zwiBcben  dorn  Kurrürsten  vod  der  Pfalz  und  seinem  Bruder  Ruprecht] 

Der  pfälzieche  Oesaudle  D.  Peil  Iheilt  auf  Befühl  sciues  llorreu  mit, 22. Oct. 
diisE  plötzlii-b  ein  Zcrwürfuisä  zwiscbcu  dem  Kurfürsten  und  ticiueiu  Bruder 
Kuprccbt  uusgebrocbcn  sei.  Auluss  ist,  dass  der  Kurfürst  den  Prituten 
bittet,  auf  einige  Zeit  das  SebloKs  Heidelberg  zu  räumen.  Kuprocht  geht 
darauf  weg,  die  Messe  über  nach  Frankfurt,  und  jetzt  zu  Euruwuz,  „also 
Anas  das  tjerückte  schou  iu  der  Stadt  ginge,  als  ob  er  gar  catboliscb  wor- 
den würe";  was  der  Gebandto  indess  bezweifelt. 


Relation.    Dat.  Frankfurt  16.[26.  Nov.  1656. 

[Bcrathuug  über  das  Gravellu'Bcho  Memoire.] 

In  der  Frage,  wie  das  GraTclIe'scbe  Memorial  zu  beantworten,  sind  die  26.  Nov. 
meisten  Evangeliscbcu  einig;  es  soll  närulicb   über  die  von  den  Franzosen 
gegen  den  Kaiser  geführten  Klageu  über  die  gcscbebcae  militärische  Hilf- 
leistung  iu    Flandern   und   Italien   eiuo  Schrift   an   den   Kaiser   gerichtet 
werden. 

Am  13,  Nov.  Berathung  über  das  französische  Memorial;  im  Kurfürsten- 
rath,  unter  Vorsitz  vou  Mainz;  zugleich  im  Fürsteurath,  wo  Volmar  das 
DirecCoiium  führt  und  vorschlägt,  Gravelle  eiufach  an  den  Kaiser  zu  ver- 
weisen. 

Baiern  ist  gleichfalls  dafür,  dass  die  Sache  nicht  hichcr  gehöre;  ebenso 
Muustcr. 

Dagegen  Würzburg,  Brandcnburg^Culiabacb,  ßraunscbweig, 
Pommern,  Würtcnberg,  Mcckcinburg,  Ilcsscn,  die  Wetterauer 
Grafen  und  die  drei  evangelischen  Städte  Rcgcusburg,  Strassbnrg 
und  Nürnberg  —  sind  der  Meiimng,  die  Sache  gebore  allerdings  hieher, 
und  man  müsse  au  den  Kaiser  schreiben,  ihm  das  Memorial  übersenden  and 
ihn  auffordern,  für  die  Conservirung  des  so  thcuer  erkauften  Friedens  zn 
sorgen. 

Die  andern:  Altenburg,  Constauz,  von  Prälaten  Fürstenberg 
und  die  drei  katboliscbeu  Stadt«  Cölu,  Aachen  und  Ueberliugeu 
entschuldigen  sieb  mit  Maugel  der  Instruction. 

Uie  Majorität  also  ist  für  ein  Schreiben  au  den  Kaiser,  wie  auch  Bran- 
denburg will.    Die  Ke-  und  Correlation  ist  uoch  aufgeschoben. 


Relation.    Dat.  Frankfurt  JJX";.  1656. 

lEurpfiilz.   Ein  poloischer  Gesandter  in  Sicht.   Schreiben  des  oiedersäcbs.  Kreises 
und  VcrhandiDDg  darüber.| 
Der  pfälzische  Gesaudtc  ist  nach  Heidelberg  berufen  worden,  wahr-10.  Dec 
Bcbeinlich  in  Angelegeuheit  der  Streiiigkeiteii  zwischen  Mainz  nad  Pfalz,  nod 
h»t  inzwischeo  Portmauu  sein  Votum  aufgetragen. 


^düvGoot^lc 


ggO  V.    Der  BeichsdepaUtionBlAg  in  PraDkfdrt. 

EtD  polniticher  Gesandter  an  deo  DeputalionKtag  eoH  iiafh  Ostreich. 
Nachrichten  unter  weg»  sein,  v.  Moretein,  mit  der  VersicbeniDg,  dass  Eeia 
Herr  die  Reichsgrenzen  respertiren  werde.  Grund  für  Voimar,  die  Be- 
ücblassrassuDg  über  das  an  den  Kaiser  za  richtende  Schreiben  weiter  hin- 
anszQschiebeu. 

Am  1.  Dcc,  Benitbung  über  das  Schreiben  des  niedersäclisischen 
Kreises.  Im  Kurfürstenratb  absentieren  sich  die  cölniecben  und  trier- 
sehen  Gesandten,  „ans  ITrsachen,  dass  sie  Medicin  gebraucht  hütten". 
Baiern  verlangt,  dass  es  ausgesetzt  werde  bis  zur  Ankunft  des  polnischen 
Gesandten;  Mainz  will  trotzdem  die  S;«;be  Toruehmcn,  aber  „es  war  kein 
rechter  Ernst  dübei".  Portnjann  dringt  darauf,  dass  sie  trotz  Abwesen- 
heit von  Cöln  und  Trier  vorgeuommeu  werde,  „und  setzte  mich  deswegen 
an  den  ordioari  Tisch,  die  andern  aber  blieben  noch  in  corooa  stehen". 
Er  setzt  es  endlich  durch,  dass  die  Umfrage  doch  vorgenommen  wird,  Cöln 
und  Trier  schicken  ihre  Vota  schriftlich. 

Im  Fürstenrath  sclilägt  Yolmar  als  Vorsitzender  vor,  den  polui- 
Echen  Gesandten  erst  zu  erwarten  und  stimmt  in  dem  Sinn  ßir  Oestreich 
und  Burgnad;  die  Katholischen  alle  stimmen  dem  bei;  es  sind  nämlich 
nur  zwei  dn,  der  Bairische  uad  Stadt- C öl nische,  jeder  als  Vertreter  mehrerer 
andern  Stimmen.  Die  Evangelischen  dagegen  sind  alle  dafür,  die  wich- 
tige Sache  nicht  aufzuschieben. 

Das  Reenltat  ist,  daes  vorerst  die  Sache  noch  nicht  angegriffen  wird. 
Der  polniEche  Gesandte  trifft  einige  Tage  i^päte^  in  Frankfurt  ein. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  21.  Dec.  1656. 

[Stadt  und  Bischof  von  Münster.    Die  Grafen  von  NaBBaa-äaarbrücken  und  di« 
lothringischen  Trappen.    Fraubreich  an  der  Reichsgrenze.) 
81.  Dec.         Der  Bischof  von  Münster  hat  ein  Memoire  schon  früher  eingegeben, 
mit  Klagen   gegen  die  Stadt  M.  nud  der  Bitte  um  ein  Schreiben   an  das 
Reichs  kam  mergericht  zu  Speier. 

Eigentlich  gehören  nnn  solche  Sachen  nicht  hieher;  indess  da  es  ein 
gemeinsames  Interesse  ist  gegen  die  Stände,  die  überall  sich  weigern,  sich 
an  den  Kosten  der  Lande.sdefension  zn  betheiligeu,  so  ist  das  brandenbur- 
giscbe  Votum  nach  dem  Wunsch  des  Bischofs  abgelegt  worden;  und  ist 
demgemäss  ein  Schreiben  der  Keichsdepatation  an  das  Keichskammerge riebt 
abgegangen. 

Zwei  Nassau-Saarbrück'sche  Gesandte  kommen  S. Dec.  zu  Port- 
mann und  klagen,  „dass  das  Haas  Nassau-Saarbrück  wegen  der  Grafschaft 
Saarwerden,  Vogtei  Herbitzheim  nud  Festaug  Ilombnrg  biilf-,  rath- 
nnd  trostlos  gelassen  wurde".  Die  Jesuiten  nisten  sich  in  Saarwerden  ein, 
nnd  wenn  nicht  Hilfe  kommt,  wird  dort  die  evangelische  Religion  bald  ganz 
vertilgt  sein.  „Sie  hätten  auch  in  Erfahrung  gebracht,  dass  der  König  in 
Prenkreich  gedenke,  die  Festung  an  eich  zu  halten,  damit  er  eine  lineam 
aas  dem  Königreich  nach  Fhilippsburg  und  Elsass  gehaben  möge . . .  Ihre 


A_nOO<^IC 


Frankraich  ui  der  BaicbigreDse.    Hemoin  Gr&velle's.  681 

gnad.  Herren  mtiisten,  wenn  ihoen  nicht  geholfen  nürde,  mit  der  Krön  Frank- 
reich absonderliche  Handlang  pflegen  nnd  sich  so  wol  vergleichen  als  sie 
kÖDDten."') 

Zugleich  erfahrt  P.,  dase  die  Commaadanten  in  Hombarg  und  Land- 
stuhl von  nenem  in  französische  Pflicht  genommen  worden  siud;  ein  neuer 
JotbringiBcher  Gesandter  von  „Madame  de  Nicole"  soll  hieher  kommen ; 
die  lothringische  Ann^e  bleibt  in  französischer  Devotion. 


Relation.     Dat  Frankfurt  4.  Jan.  1657. 

[Das  Gravelle'ache  Memoire;  loyale  AbatimmnogeD  darüber.  Eine  poluieche 
Scbmihschrifl  gegen  Schweden  und  Brandenbnrg  zur  Diclatiir  gebracht.  Eatbo- 
llscbe  WänBch«  für  den  Krieg  im  Norden.    Agitation  des  Neubargers  in  Wien.)    1^57. 

Am  29.  Dec.  im  Eurrdrstenrath  wiederholte  Bcrathung  über  das  frau-  U.Jau. 
zösische  Memoire  in  Sachen  der  Eaiscrl.  Kriegshilfe  in  Italica.  Kur  trier 
gibt  jetzt  sein  Votum  ab  und  zwar  so,  dase  es  sich  „mit  Chur  Cöln,  Baiern 
und  Sachsen  dabin  verglichen,  dass  ilie  Sache  hiebin  nicht  gehöre  und  dass 
derowegen  dieselbe  an  die  Kais,  Maj.  zu  remittiren,  der  französische  Ge- 
sandter aber  per  Deputatos  zu  bescheiden  seie,  cum  anncxo,  dass  nicht 
allein  des  defectus  maadati  und  des  Kais.  Respects,  sondern  auch  des  Rom. 
Reichs  Interesse  wegen  des  Uerzogthuras  Mailand  als  eines  alten  Reichs- 
lehens  dabei  zu  gedeoken". 

Die  andern,  Cöln,  Baieru,  Sachsen,  geben  jetzt  zu,  dass  ein 
Schreiben  deshalb  an  den  Kaiser  gerichtet  werde,  „doch  dass  es  glimpflich 
aufgesetzt  werde  and  man  sich  des  ludicii  nicht  unterfangen  thäte".  So 
ancb  Pfalz. 

Brandenbarg  will,  dass  in  dem  Schreibeu  an  den  Kaiser  doch  auf 
Beobachtung  des  last,  Pao.  gedrungen  werde. 

Schliesslich  wird  ancb  bei  der  Currelation  mit  dem  Fürstenriith  die  Ab- 
fassung eines  Schreibens  an  den  Kaiser  beschlossen,  doch  nuter  allerlei 
Einsqbränhungen. 

Am  29,  Dec.  ist  „ein  polnisches  Patent  mit  groben  Calumulen  und 
Lüsterung  angefüllt  [Abschrift  fehlt]  auf  inständiges  Auhalteu  des  öster- 
reichischen Gesandten  Volmars  diciiret  worden".  Dur  schwedisube  Ge- 
sandte nud  Hubner  beklagen  sich  sehr  darüber;  der  Mainzisehc  Gesandte 
Med  erklärt,  dass  er  auch  dagegen  geweeeu,  Uettreich  aber  habe  so 
sehr  darauf  gedmogcn  und  sein  Herr  ihn  dann  nngewiescu,  es  zu  thuu.  In- 
zwischen hat  Meel  weder  das  Original  des  betr,  Patents,  noch  sonstige 
Beglanbignng  desselben  gesehen.  Hübner  vermuthct,  es  könne  ein  fiugirics 
Machwerk  sein,  etwa  von  Volmar  verfasst.  SnoÜsky  und  Uübner 
einigen  sich  zu  einer  schriftlichen  Protestation  dagegeu,  die  am  4.  Jan.  über- 
geben wird. 

Die  Katholischen  wünschen  übrigens  sehr,  dass  der  polnische  Krieg 
noch  eine  Weite  fortdauere,  und  suchen  durch  allerhand  „Fündieiu"  den 


')  Vgl.  die  schon  früher  gemachte  Eingabe  des  Nassatiiscben  Gesandteu  ■ 
den  DopaUlionetag  bei  Londorp  VII.  lOeSiT. 


Aj.oo»^Ic 


g32  ^*     ^^^  BeicludepatatioiiiUg  sa  Frankfurt. 

Eurfurüteu  und  den  König  toq  Schwedea  za  entzneieu  und  viel  von  bal- 
diger £i&ignug  zwischen  dem  Karfürsten  and  dem  König  roo  Foleo  zu  ver- 
breiten. 

SooilBky  hat  Bericht  aas  Wien,  dase  durch  eine  Gesandtschaft  der 
Pfalzgraf  t.  Neubnrg  dort  habe  anbalteo  lassen,  dass  er  die  400,000  Rth. 
Kriegskosten  t.  I6&1  her  in  den  brandenb.  Luiden  selbst  exequiren  dürfe. 
Der  KaJücr  bat  ea  aber  nicht  gewilligt,  sondern  den  Gesandten  nnr  eine 
allgemeine  Zasicheroug  gegeben  [Tgl.  oben  p.  675]. 


In  den  folgenden  Tagen  eifrige  Berathuugea  über  das  an  den  Kaiser 
in  der  französischen  Sache  zu  richtende  Schreiben.  Gegen  die  von  Mainz 
gegebene  Fassung  desselben  kämpft  Volinar  sehr  lebhaft  an.  Das  Con- 
cept  soll,  bevor  das  Schreiben  an  den  Kaiser  abgeht,  erst  zur  Begutachtung 
au  die  einzelnen  kurfürstlichen  Höfe  geschickt  werden. 


Protokoll.    Dat  Fraukfurt  5.115  Jan.  1657. 

I.  Bei  den  Berathungen  ini  Kurfürstenrath  über  dos  Schreiben  an  den 
Kaiser  lüagt  der  Brannschweigiscbe  Gesandt«,  auf  Anlass  der  beabsichtigten 
Sendung  des  Concepts  an  die  Kurfürsten,  über  die  grosse  Langsamkeit  der 
Reichsverbandlungen :  „vor  Zeiten  habe  mau  gewisse  Termine  gesetzt,  für 
welcher  Endiguug  die  Reichstage  nicht  zergehen  sollten.  Nunmehr  würen 
ans  Reichstagen  Kcichsjahrc  geworden,  auf  die  letzt  würden  gar 
Reichssaecula  daraus  werden".  Trotzdem  bleibt  es  dabei,  dass  das  Con- 
cept  erst  von  den  kurf.  Gesandten  an  ihre  Herren   geschickt  werden  aulL 


Relation.     Dat.  Frankfurt  25.  Jan.  1657. 

[Der  rheiniBche  Band  und  der  Eintritt  von  Schweden  uod  Brandenburg.] 
4.  Febr.  Gespräch  mit  dem  pfälzischen  Gesandten  über  die  neuerdings  getroffene 
Vereinigung  von  niehrern  Cbur-  und  Fürsten  im  kurrheiui scheu  nnd  west- 
phäliscbcn  Kreis.  Es  handelt  sich  jetzt,  sagt  Portmanu,  namentlich  am 
Aufnahme  von  Schweden  und  Brandenburg  in  den  Bund;  die  von  Braun- 
scbwelg  und  Hesseu-Cassel  vorgeschlagen  ist.  Der  maiuzische  Marscball 
V.  Beneburg  reist  in  der  Angelegenheit  viel  herum,  und  sollen  die  Ver- 
bündeten sich  grosse  Hoffnung  machen,  dass  die  General  Staaten  sich  mit 
ihnen  engagireu  werden.') 


Relation.     Dat  Frankfurt  1.  Febr.  1657. 

liouBversnche  von  Eurpfalz  nnd  Würlenberg  betriebea.    Neue  Oiffiarenz  zwi- 
schen Pfalz  Dud  Mainz.) 
Ee  ist  mehrfach  die  Rede  von  dem  zwischen  Cburpfalz  und  Würteuberg 
')  VgL  Düheres  hierüber  iu  dem  Abschnitt  über  die  rheiaiscba  Alliaoce. 


Aj.OO<^IC 


Reichajohra  u.  ReichBaaecula.   ÜDiooBTeraache.  V«rtagaiig  od.  Anfhebaog.    583 

rerhandelteu  Versuch  einer  Einigung  zwischen  LutheriBchen  und 
Beformirten. 

Der  Vorpommerische  erzählte  weitläufig,  \vm  es  vor  eine  Be- 
BchafTenheit  damit  hätte,  und  dasa  dieselbe  vornehmlich  durch  einen 
Mährischen  von  Adel,  Namens  Grodnitz,  so  Lutherischer  Religion 
zugethan,  aber  gar  moderat  und  deshalbcn  bei  Sr.  Gh.  D.  zu  Pfalz 
wolgelitten  wäre,  veranlasst  worden,  und  dasH  dieselbe  desfalls  bereits 
ein  Schreiben  an  den  H.  Herzogen  zu  WUrtenberg  abgehen  lassen. 

Ks  hat  darauf  gestero  eine  persönliche  Zusammenkunrt  in  Heidelberg 
Statt  finden  sollen. 

Der  Kurfürst  von  der  Pfalz  hat  eine  kurniainzische  Schanze  bei 
der  Rheinfahrt  zu  Worms,  nachdem  er  vergeblich  die  Abtragung  verlangt, 
durch  400  M.  aufgebotenes  Landvolk  am  22.  Jan.  demolireu  lassen.  —  Der 
französische  Gesandte  Gravelle  hatte  Auftrag  zu  vermitteln  und  ist  auch 
der  Meinung  gewesen,  dass  die  Schanze  vor  allen  Dingen  zu  demoliren  seL 
Mainz  hat  es  wo!  geschehen  lassen  wolleu,  aber  lieber  durch  andere,  und 
hat  deshalb  seine  Trappen  daraus  zurückgezogeu  und  dem  pfälzer  Landvolk 
Raum  gegeben. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  8.  Febr.  1657. 

[Plan  der  Aufhebung  des  Deputalionstages;  Stellung  von  Kurmaiaz  dazu;  Stellung 

dea  Kaisers.    Unioossache.    Der  rhelDJacbe  Bund.    Lothringischer  Unterhändler. 

Ein  französischer  Geiandter  in  Wien.] 

So  ist  auch  bei  der  Visite,  welche  derWtirtenbergische  Gesandte  18.  Febr. 
mir,  V.  Portmann,  gegeben,  vorkommen,  dass  der  Baron  de  Chaos, 
welcher  bei  Chur  Mainz  wol  gelitten,  nach  WUrzburg  an  I.  Ch.  Gn. 
zu  Mainz  abgefertiget,  mit  deroselben  sieh  privatim  zu  unterreden,  ob 
der  Keichsdeputationsconvent  aufgehoben  werden  müge,  unterm  Prä- 
text dasB  der  Reichstag  seinen  Fortgang  haben  werde.  Die  churmain- 
ziscbe  Gesandtschaft  will  zwarn  nocli  nichts  davon  wissen,  mit  dem 
Vorgeben,  dass  ihr  gn.  Churf.  und  Herr  die  Dissolution  dieses  Con- 
vents  vielmehr  widerrathen  habe.  Es  soll  aber  I.  Kais.  Maj.  nicht  am 
besten  gefällig  sein,  dass  man  sich  dies  Orts  des  polnischen  und 
französischen  Wesens  angenommen  und  dergleichen  progressu  temporis 
mehr  vorkommen  möge;  der  Kais.  Reichshofrath  auch  inmittelst  keine 
absolutam  potestatem  in  cansis  gebrauchen  könne.  Derowegen  man 
am  Kais.  Hof  mit  den  Gedanken  umgehe  . . .  dass  die  Endschaft  dieses 
Tages  zwarn  zu  befördern,  und  wann  solches  geschehen,  alsdann  der 
Reicbstag  so  lange  verschoben  werden  könne,  bis  daran  L  Kais.  M^. 
gerathen  fänden,  denselben  vorgehen  zu  lassen. 


^düvGoot^lc 


6g4  ^'     O'^  BeichsdeputatioDBUg  in  Fraakfart. 

Der  WürteDbergische  Qcsaadtc  gibt  zu  verstehen,  dass  sein  Berr  ia 
der  ReligioQseioigaDgsangulegeDheiC  sich  gern  mit  andera  verbiDden  würde. 

lo  Bezug  auf  die  Reception  von  lirandenburg  in  die  rheinisch- west- 
phälischen  Vereinigung,  sind  Mainz,  Trier,  Münster  und  Pfalz  Neubnrg 
damit  einveretandeu,  divse  Schweden  und  Brandenburg  aufgenommen  vrerden; 
doch  will  man  nichts  mit  dem  jetzigen  Krieg  zn  tbnn  haben.  Es  fehlt  nur 
die  Erklärung  von  Enrköln. 

Ein  neuer  lochriugiBcUer  Gesandter,  Präsident  Oondreconrt,  hat  von 
Madame  Nicole  Vollmacht  erhalten,  mit  der  Reichs deputation  zu  ver- 
handeln. 

Ein  frauzoüiHcher  Ijesandter  Baron  de  Vignaconrt  war  in  Wiea  — 
bat  aber  no  wenig  Satisfaction  erbalten  können,  dass  er,  ohne  vom  Kaiser 
Abschied  zu  nehmen,  abgereist  ist. 


Relation.     Dat.  Fraukftirt  22.  Febr.  1657. 

(Klage  Gravelle's  über  die  geiallichen  EarfürBten.  Debele  Lage  der  Evangeli- 
BCben  aurdeo)  Depulationstsg;  die  Icatbolischen  VorsitzendeD;  das  vierte  evoogel. 
Votum.] 
l.HSrz.  Gravelle  kbgt  über  die  geistlichen  Kurfürsten:  sie  sässen  so  nahe 
an  Frankreich,  sie  könnten  den  Kaiser  zwar  uicht  hindern,  Truppen  nach 
Italien  zu  schicken,  aber  wol  nach  den  spanischen  Niederlanden. 

SchliegsUcb  creehn  E.  Ch.  D.  aus  jetzig^ea  etc. . . .  Helatiooen,  wie 
geföhrlieh  es  bei  jetzigem  ReichsdeputationHconvent  um  die  Evangeli- 
Bchen  stehe,  weil  im  CliurfUrsteiirath  der  ChurBächsiBche  mebrentheilB 
den  KatbolischcD  beifUllt,  und  dabero  die  Invidia  auf  £.  Ch.  D.,  dero 
nur  Chur  Pfolz  beipflichtet,  gcwftlzet  wird;  im  Fllratenrath  auch  zum 
öftera  die  Gonclusa  bei  den  Re-  und  Correlationen  nicht  eröffnet  wer- 
den als  dieselbe  auBgefalleu,  und  dennoch  die  Torstimmeade  ETaoge- 
lieche  solches  nicht  ahnden.') 

Welcher  Ursachen  halber  auch  auf  den  Brauch  des  quarti  voti 
unter  den  Evangelischen  im  ChurfUrstenrath  zu  dringen  denselben  nicht 
sonderlich  diensam  und  nützlich  sein  wUrde,  weil  sieb  doch  die  Katho- 
lischen dessen  praevalireu  dörflen.*) 

Daher  sei  auch  die  Frage  aufzuwerfen,  ob  es  für  die  Evangelischea 
wirklich  nützlich,  dass  der  Coavent  länger  fortgesetzt  werde. 

')  Die  Klage  kehrt  sehr  häufig  wieder,  dass  der  östroicfaische  Ditector  dea 
FürsteuratheB  dos  ConcluBum  d«BBelbeu  nicht  getreu  bericlitet  Dud  doch  niemand 
aus  dem  Fürstenrath  ifam  za  widerapreuhen  wagt. 

Aehulich  wird  auch  bei  Mainz  viei^ltig  geklagt,  dass  es  seinu  Stellung  be- 
nutze, um  Dinge,  die  ihm  onbequem,  von  der  VerhandlnDg  zurückza weisen  oder 
bei  Seite  eu  legen. 

')  Vgl-  oben  p.  634;  man  erkennt  bierans,  dass  das  Anakunftsmittel  dei 
vierten  evangeliscben  Yolnrns  im  Eurrnraleurstb  nicht  einmal  zur  Ausführung 
gekommen  war.  

i:a,t--r.d    ...*^-.00<^IC 


Bheiniiche  Alliance.    Kaiserliche  Politik.  gg5 

Relatioii.    Dat.  Frankfart  1.  März  1657. 

(Die  Türkengefahr  als  kaiaerlicber  Hebel  gegen  den  Depntalionstag.    Volmar'a 
Eifer  gegen  den  rheiniBchen  Baud.) 

Der  Kaiser  beabsichllgt  den  Grafep  v.  Nothafft  an  alle  KnrfiiraWnH- Mär«. 
abzni'chirkeD,  nra  Hilfe  gefi;en  die  Türken,  „weirbe  den  Hass  dorcb  Friol 
DDd  Dalmatien  mit  Gewalt  nebmen  wollen".  „Und  möchte  es  viellelcbt  wol 
am  den  Reicbstag  nnd  WabI  eines  Rom.  Königs  zu  than  sein,  weil  I.  Kais. 
IMaj.  nogern  sehen,  dass  man  bei  dem  KeichsdepotationscoDTent  ein  nnd 
andere  Sache  vornehme,  welche  deroselbrn  nicht  gefällig." 

Der  öeterreichische  Gesandte  Volmar  kann  seine  passiones  wegen 
der  CoDföderation,  so  von  Chur  Mainz  eifrig  getrieben  wird,  und  son- 
derlich, dass  I.  K.  Maj.  zu  Schweden  und  E.  Ch.  D.  dazu  sollten 
assumiret  werden,  nicht  verhelilen,  sondern  bricht  damit  öffentlich  aus 
und  will  sieh  bevorstehen  lassen,  dass  damit  der  Kais.  MaJ.  zu  nahe 
getreten  werde. 

Relation.    Dat.  Frankfui-t  8.  März  1657. 

[Verband jungen  über  den  Grarelle'schen  Antrag  nnd  das  Hainzieche  Ooncept. 

Karmainz  in  Ungnade  am  kaiaerl.  Hofe.   Die  Fealungen  Homburg  nud  Lanilaluhl. 

Madome  Nicole  f.    In  Wien  I'niject  eines  KiirfürBtentages] 

Nene  Verhandlangen  im  Kurflirstenrath ,  betreffend   Grarellc's  An- 18.  März, 
liegen  ond  das  auf  sein  Begehren  an  den  Kaiser  zu  richtende  Schreiben. 

Brandenburg  votirt  mit  Mainz  zu  Gnnolen  des  französischen  Anliegens. 
Das  knrroainzischo  Concept  zn  einem  Schreiben  an  den  Kaiser  wird  aber  im 
Karfii raten ratb  so  corrigirt,  dnse  nichts  übrig  bleibt  nis  die  Notification  des 
rrnnzösiscben  Memorials,  ohne  dass  man  selbst  eine  directo  Aufforderung 
an  den  Kaiser  binzufü^  in  Bczng  anf  sein  Verhalten  zn  Frankreich.  Da- 
gegen bestehen  im  Fürstenrath  sämutliche  fiirstliche  Evangelische  anf  dem 
ursprünglichen  Mainzer  Concept-,  so  auch  Würzburg  nnd  Costnitz. 

Id  den  Differenzen  zwischen  Kurpfalz  und  Mainz  ist  man  jetzt  am 
Kais.  Hof  „besser  Chnrpfalzisch  nie  Churmainzisch"  und  den  Wünschen 
des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  sehr  geneigt.  Dagegen  ist  m;iu  dort  sehr  un- 
zufrieden damit,  „dass  Chnr  Mainz  nicht  nllcln  der  französischen  Sache  sich 
bishero  so  fleissig  angenommen,  sondern  aoch  daneben  auf  eine  Particu- 
larverfassung  etlicher  vornehmer  Churfürsten  nnd  Stände  des  Reichs  so 
hai-t  dringen  thätc,  auch  sonderlich  veranlasst  halte,  dass  I.  K.  Maj.  in 
Schweden  und  E.  Ch.  D.  mit  darin  genommen  werden  möchten". 

Nachrichten  ans  Zweibrücken  bringen,  dass  die  Festungen  Homburg 
nnd  Laodstuhl  wieder  ucn  mit  froiizösischcn  Truppen  stark  besetzt  worden 
sind.  Inzwischen  aber  ist  Mad.  Nicole  gestorben;  Herzog  Franz  be- 
kommt nun  die  lothringischen  Güter,  und  da  wird  es  vielleicht  anders. 

Aus  Wien  von  dem  Agenten  Bntzer  die  Nachricht,  dass  man  dort 
Über  Bernfuug  eines  Collegialtagee  tractirt  —  näheres  verlautet  nicht. 


,A^nOO<^IC 


Qgg  V.    Der  BeichidepntationBtaK  bq  Fruikfart. 

Relation.    Dat.  Frankfurt  15.  März  1657. 

[Da§  Project  dea  KurfürBteotagea.  EarmaiDEiacbe  Gründe  dagegeo.  EId  Ge- 
aandter  von  Modena  in  Sicht.  Der  fraDiSBische  Gesandte  über  die  Politik  der 
katholischen  EarTäreten.] 
25.  März.  VoD  dem  beabsichtigten  Collegialtag  ist  noch  hie  ddiI  da  die  Bede, 
aber  bei  oäberem  Fragen  will  niemand  etwas  davon  wissen  — 
ausserhalb  dass  der  EurmAinziscbe  dabei  anzeigte  (gleich  ich  auch 
vorhin  von  dem  KureHchsischen  verstanden),  dass  vor  diesem  einiger 
Anwurf  geschehen;  es  hätten  aber  I.  Ch.  Gn.  dazu  wenig  Lust;  wel- 
ches der  Obermarschall  von  Beneburg ')  dergestalt  vertraulieh  er- 
klärt, dass  sein  gnüd.  Herr  bei  den  Churf.  Collegialtägen  seine  Intention 
nicht  durchfllhrcn  könnte,  sondern  tob  andern  Katholiscbeii  per  majora 
contraminirt  würden;  bei  den  allgemeinen  Reichseonventen  könnte  er 
besser  fortkommen,  weil  er  daselbst  neben  dem  Directorio  im  Churf. 
CoUcgio  auch  seine  Leute  im  fllrstlichen  bStte  und  in  beiden  die  Sachen 
anterbaucn  könnte. 

Man  erwartet  einen  Modeneni sehen  Gesandten,  der  aeinen  Herzog  von 
dem  Vorwurf  reinigen  soll,  ala  ob  derselbe  dem  Kaiser  dug  Gebührende  ver- 
weigert halte;  und  deshalb  hält,  man  nnch  noch  inne  mit  dem  Schreiben  an 
den  Kai^jer. 

Der  französische  Gesandter  erzählte  mir  [Portmaanj,  dass  an- 
fangB  bei  dem  Churtrierisehen  und  Churbairischen  Hof  Hoffnung  zu 
guter  Expedition  gewesen;  aber  wie  am  Churtrieriechen  Hof  der  Ane- 
thanus  gut  spanisch,  also  der  Graf  Gurtius  am  Churbairischen  gut 
österreichisch  wären  und  die  beide  eich  folgcndg  dem  Vorhaben  ganz 
■widrig  bezeigt  hätten.  I.  Ch,  Dchl.  zu  Baiern  möchten  wol  vermeinen, 
dass  Ihre  Lande  weit  abgelegen,  und  dieselbe  sobald  keine  Gefahr 
haben  würden;  was  aber  die  Erzstifter  Trier  und  Cöln  anbelangte, 
hätte  er  gimg  zu  verstehen  gegeben,  dass  es  denselben  wol  am  ersten 
gelten  und  L  Kön.  Maj.  Ihren  Feind  im  Durchziehen  oder  da  Sie  sich 
sonst  darin  aufhalten  thäten,  verfolgen  würden. 

Der  korsächsische  Gesandte  verreist  auf  einige  Wochen. 


Relation.    Dat.  Frankfurt  22.  März  1657. 

[Der  Gesandte  des  Herzogs  von  Modena.] 
I.April.         Am  14.  März  Hesnch  des  Modenesischen  Gesandten,  Baron  de  Ston, 
der  den  Yerlanf  des  Conflicts  mit  dem   Kaiser  darlegt;   er  übergibt  t^ia 
Schreiben  des  Herzogs  an  den  Kurfürsten,  nebst  einem  Memorial,  das  beim 

■)  So  wird  der  Maine  Boinebnrg  in  diesen  Acten  fast  darcbgängig  g»' 
■cbrieben. 


A-iOO<^IC 


Modeoa.    RhniD.  AlüsDce.    Tod  des  Kaisere.  gg7 

Reich sdirectori  am  eingereicht  Verden  goII,  in  Abschrift.  —  Die  kaiserl.  Com- 
missarien  haben  ihm  die  Aadienz  geweigert.  Ton  deo  kurfürstlichen  Oe- 
eandten  rühmt  der  Modeueser  nur  die  Kurmninzischen,  Eonie  den  Knr- 
rürsten  selbst,  den  er  in  Würzburg  gesprochen;  von  beiden  hat  er  guten 
RcEcheid  erhalten. 

Der  Würzburger  Gesandte  verreist  anf  etliclie  Wochen. 


Relation.    Dat  Frankfurt  5.  April  1657. 

[VoD   der  rheiDiBchcn  Alliance.     Der  Kaiser   in    extremis.     Klage  Grarelle's. 
Kaiser  FerdiDand  III  f.] 

Der  brannsehweiginche  Gesandle  besucht  (2.  April)  Portmann  and  er- 15.  April, 
zählt  ihm: 

daS8  die  ntratlich  braunscbweigiache  Häuser  beiBammen  gewesen  und 
Unterredung  gepflogen  hätten,  wann  und  an  welchem  Ort  man  der 
VerbÜndniBS  halber  zusammenkommen  und  delibenren  möchte;  und 
dass  sie  die  Stadt  Coblenz  am  Ithein  gelegen  und  den  17.  Monats  • 
Junii  daselbst  cinzukommen  gntgefunden,  welclies  er,  sobald  gleichfalls 
darüber  Resolution  Ton  Hessen  Casset  einkommcn  wird,  wie  gestriges 
Tages  geschehen,  dem  Churmainzisclien  und  andern  Vereinten  an- 
zeigen sollte. 

Kr  habe  dies  bei  Ilerrn  Meel  thnn  wollen,  sbcr  dn  Schnierigkciten 
gefunden;  d^nn  will  er  zu  dem  MarGchall  t.  Benebnrg;  derselbe  ist  aber 
in  höchster  Eile  von  seinem  Kurfürsten  nach  Würzburg  heschieden  worden, 
,ans  Ursachen  dass  deroscibcu  der  Bericht  zukommen,  dass  l.  Kais.  M&j. 
schon  die  letzte  Oelung  belconimcn  und  in  extremis  gelegen".  Am  3.  April 
ist  dann  eine  Co  ufere  nz  im  Carmeliter  Kloster  gchnllen  worden,  wo  die  ka- 
tholischen Verbündeten  den  braunschweigischen  Vorschlag  ratione  teniporis 
et  lori  ad  referendum  nahmen.  Es  wird  anch  anf  Betheiligung  von  Bran- 
denburg gerechnet.  Hier  in  Frankfurt  will  man  die  Verhandlungen  nicht 
fuhren,  damit  nicht  alles  gleich  den  Kaiserlichen  bekannt  wird. 

Gravelle  klagt,  man  verlange  von  Frankreich  die  niinutiöseste  Aus- 
führniig  des  Inst.  Pac,  z.  B.  in  der  Sache  der  10  unter  die  Landvogtei 
Hagenau  gebärigen  Reichsstädte  im  Et.sass.  Aber  gegen  Frankreich  würde 
immer  wider  das  Inst.  Pac.  Verstössen;  noch  vor  einigen  Tagen  seien  wieder 
500  M.  kaiserl.  Truppen  hier  vorbei  nnch  Brabant  zu  den  Spaniern  ge- 
gangen. 

Der  Kaiser  ist  am  2.  April  st.  n.  gestorben.  Volmar,  der  nach 
Würzborg  gereist  war,  nui  von  da  nach  Heidelberg  zu  gehn,  ist  darauf 
*  gestern  wieder  hier  angelangt.  Der  Knrfürst  von  Mainz  will  auch  ehestens 
nach  Mainz  surückkehren. 

Ob  die  Deputation  nnn  hier  weiter  tagen  wird?  — 


^düvGoot^lc 


ßgg  T.    Der  Reich Bi]«pntattoD«Ug  in  Frankfiiri 

Relation.     Dat  FraDkfort  12.  April  1657. 

[Der  Tod  des  Kaisers.  DiTene  Aensae rangen  des  bairiscben  GessodtoD.  On- 
velle.  BL'weguDg  unler  deo  KarfürBleii.  WahlaassichtoD.  Vom  wiener  Hofe; 
Aacrepcrg  nud  Schwartzeabei^.] 
2-J.Äpril.  Auf  die  Euade  vom  Tod  des  Kaisers  wird  der  bairische  Gesandte 
alsbald  nacb  Münthen  beTufeo  und  reift  sehr  .schnell  ab,  nur  von  wenigen 
sich  perEÖnlicb  verabschiedend;  zu  dem  b ran nf^cbweigi sehen  Gesandten 
pfiRt  er:  ,dftS8  neio  pnäd,  Churflirsl  and  Herr  gar  keine  Gedanken  Hchlage 
nuf  die  Wahl,  weil  die  hohe  kaiserl.  Dignität  grosse  Spesen  erforderte,  da- 
gegen I.  Ch.  D.  dero  Gelder  besser  anznlegcu  wüssten". 

Bei  (lern  französisclien  Gesandten  hat  er  Bonderliebe  Syncerationen 
seines  gnäd.  Herrn  geg:en  I.  Kön.  Maj.  in  Frankreich  gethan  und  sich 
zu  allem  erboten,  und  dabei  sonderlich  die  bis  dahin  geleistete  Dienste 
dergestalt  gerühmt,  das«  er,  der  Gesandter,  sich  nicht  darin  richten, 
noch  sich  Ober  das  veränderte  Gesichte  gnugsam  verwundern  können, 
bei  sich  selbst  und  andern  gedenkend:   quanlum  miUatui  ab  illo! 

Gravelle  bemerkt,  dass  man  aber  sich  dadurch  nicht  werde  täuschen 
lassen.  Er  bat  mit  der  Todesnachricht  einen  Expressen  nacb  Paris  ge- 
srhickt,  der  '.>00  Duc.  bekommt,  wenn  er  den  T.  April  Abends  in  Paris  war. 

Uebrigens  im  Reich  nmer  den  Kurfürsten  schon  ein  massenhaftes  Hin-  nnd 
Herschicken.  Es  scheint,  dass  man  den  Reich sdeputationstag  durch  den 
Tod  des  Kaisers  für  aufgelöst  betrachten  will.  Die  Kais.  Commissare  be- 
trachten ihre  Commission  uatüriich  als  erloschen. 

In  Betreff  der  künftigen  Wahl  sprach  der  kölnische  u.  a.  Vnrfiir.stlicbe 
knlboliscbe  Gesandte  so,  als  werde  sie  natürlich  den  König  von  Ungarn 
und  Böhmen  treffen  —  nber  sie  faaben  noch  keine  Instruction  von  ihren 
Herren,  ist  also  nichts  darauf  zu  geben. 

Uebrigcns  soll  der  Fürst  Auersperg  an  dte  geistlichen  Kurf1Jrst«D, 
sowie  an  Baieninud  Pfalz,  Graf  MontecucuH  an  Brandenburg  und  Sachsen 
geschickt  werden,  nm  diese  Wahl  zn  betreiben.  Fürst  Auersperg  ist  aber 
nicht  sehr  gern  bei  dieser  Mission,  weil  er  fürchtet,  dass  der  Erzherzog 
mittlerweile  die  ganze  Administration  ordnet  nnd  er  davon  ausgeschlossen 
bleibt;  aber  der  Erzherzog  ist  nicht  sehr  mit  ihm  zufrieden  nnd  hat  ihn  schon 
einm.ll  kurs  nach  des  Kaisers  Tod,  als  er  ihm  aufwarten  wollte,  zu  seiaera 
Verdruss  ziemlich  lang  warten  lassen.  Dagegenstehtder  Graf  Schwärt  ceo- 
berg  sehr  in  Gunst,   dem  Auersperg  immer  sehr  feindlich   gesinnt  war. 


Die  geh.  RÄthe  an  den  Knrf.    Dat  Colin  a.  Sp.  24.  April  1657. 

4.  Mai.  Ueberscbicken  die  letzten  Relationen  ans  Frankfurt;  der  Reichsdepnta- 

tionstag  ist  zwar  mit  des  Kaisers  Tod  erloschen;  aberes  ist  nicht  in  ratben, 
dass  die  brandenbnrgiscben  Gesandten  den  Anfang  machen  mit  der  Auf- 
lösang. 


^düvGoot^lc 


Todd.EuBera.  AllgemeiDeAafregiiiig.  Oeaterreichn.Baiern.  Vicamletreit.     gg9 

Relation.    Dat.  Frankfurt  26.  April  1657. 

[Der  öiterreichiBChe  Wähle  au  di  dat.   Veranchte  TinachnDg  in  Betreff  seloeB  Altere ; 

Zweifel  über  aeioe  Zaiäeeigkett    Der  Vicariataatreit.    AuflÖBOOg  des  T^a  oder 

Dicht.    Tituleratreit  Ewiacbea  Baieni  und  PfaU.) 

Auf  dem  Wahltag,   der  auf  den  4./14.  Aagost  angesetzt  ist,   soll  der  G 
Kßnig  von  Ungarn  and  Böhmen  die  Absicht  haben  pereänlich  zn  erscheinen. 

DenBelben  wolleo  die  Gatholiscbe  und  unter  selbigen  vornebmlicb 
der  Österreichische  Gesandter  schon  älter  machen  als  er  ist,  Torgebend 
dass  er  gegen  künftigen  Junii  das  18.  Jahr  complirt  habe.  Wohin 
solches  angesehen,  wird  dahin  gestellt;  es  befindet  sich  aber  im  Nach- 
sehen, dass  er  im  J.  1640  den  9.  Juni  zur  Welt  geboren  und  also 
gegen  solche  Zeit  in  diesem  Jahr  das  17.  seines  Alters  vollendet  haben 
wird.  Demnach  nun  die  Gülden  Bull  Art.  7.  in  Principe  Electore 
18  Jahr  pro  legitima  aetate  adeundae  administrationis  sui  Electoratus 
erfordert,  so  wird  die  Zeit  ins  kDuftig;  lehren,  ob  dergleichen  in  Im- 
peratore  requiriret,  oder  ob  in  honoribus  capessendis  annus  caeptus 
pro  completo  habeatur.  Vermutblich  möchte  es  ein  Disput  geben,  wann 
Bonderlicb  Chur  Baiem,  davon  das  Haus  Oesterreich  eine  Apprehensinn 
zu  haben  scheinet,  einen  Competitorem  geben  sollte.  Es  ist  aber  doch 
bei  Zeiten  Ludovici  Bavari  Imperatoris,  als  zwischen  demselben 
und  Friderico  Austriaco  wegen  des  Kaiserthum'B  gestritten  und 
Krie^  gefahret,  dahin  verglichen,  dass  ins  künftig,  wani)  in  der  Wahl 
einer  vom  Hans  Oesterreich  und  zugleich  einer  vom  Haus  Biüem  con- 
curriren  wBrden,  dieser  jenem  weichen  solle.') 

Volmar  bezeigt  sich  gegen  den  Enrpßtl zischen  Gesandten  ultra  modum 
höflich.  — 

Streit  zwischen  Eorbaiern  und  Earpfalz  aber  das  Reichevicarist; 
in  mehreren  Landen  z.  B.  in  Würtenberg  hat  man  das  betr.  bairische  und 
pfalzische  Patent  neben  einander  anschlagen  lassen.') 

Es  scheint,  dass  der  Reichsdeptitiilionstag  zusammenbleibt;  mebrere  Ge- 
sandte (Altenbnrg,  Braanschweig,  Oestreich  u.  a.)  haben  besimmten  Befehl 
dazu  erbalten;  namentlich  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die  Auflösung  beim 
Ausland  einen  (Ibeln  Eindrnck  macben  würde.  Nur  Pfalz  iuclinirt  sehr  zur 
Auflösung  des  Tagea. 

Pfalz  hat  gegen  Baiern  jetzt  auch  die  Klage,  dass  der  Kurfürst 
v.  Baiern  ^den  Titel  des  Herzogen  in  Ober-,  Niederbaiern,  auch  Oberpfalz 
dem  titnlö  des  Pfalzgrafen  bei  Rhein  praeponiret".  Pfalz  protestirt  dagegen, 
mit  Recht,  sagen  die  Brandenburger. 

')  Vgl.  hieren  die  Kritik  Hübner^  In  der  Relation  dat  2./12.  Joni. 

^  Ueber  diese  Streitfrage  zahlreiche  Acten  bei  Loodorp  Vlll.  passim. 


^düvGoot^lc 


g90  ^-    ^^^  BelcbsdepatatioDBtag  ed  Fraolhrt. 

RelatioD.    Dat.  Frankfurt  3.  Mai  1657. 

[Der  Yicariatatreit  iwUcben  Baiern  und  Ttails;  Ansprach  vod  Behwedeo  und 
Ffwireich.  KarpfaUiacher  UnioDSveTSDch.  Oarüchte  über  ÖBtorreichiache  WaU- 
pl&DO  EU  QDDBten  des  EnhersogB  Leopold.    Aogebliche  RSatiiDgen  id  Baten.] 

i.  Snoilaky  enählt  Portmann  in  Betreff  der  VicariatsfragG:  „dasB 
zwar  im  J.  1636  bei  der  Belehnnng,  so  der  abgestorbeoe  Herr  ChorfUrat 
in  Baiern  bei  Kais.  MaJ.  FerdJDando  III  erhalten,  das  Jas  vicariatiiB  mit 
einverleibt  gewesen,  als  aber  jetzige  I.  Cb.  D.  zn  Biiiern  die  Belehnong 
apnd  eundem  Caesarem  erlangt,  solche  Insertio  juris  Yicar.  Ihr»  abgeschla- 
gen   und    dagegen    Chorpfalz    ein    Decretuni    cnBsatorium    Tersprochon   Bei, 

-  welchen  ein  atark  Fnndament  wäre  vor  I.  Ch.  D.  zu  Pralz." 

Der  schwedische  und  französische  Gesandte  behaupten,  die  Sache  ge> 
höre  mit  zur  Cognition  der  beiden  Kronen,  qua  Interpretation  des  lust.  Pac.') 
Danebens  bat  der  Voi'pommerscbe  mir,  Httbnern,  (21. Apr.)... 
referiret,  daae  Chur  Pfalz  eich  nicht  wenig  bemühet  hätte,  den  Herrn 
Herzogen  zu  WUrtenberg,  wie  auch  den  Herrn  Markgrafen  zu  Baden 
Durlach  zu  persuadiren,  dase  sie  mit  I.  Ch.  D.  in  eine  nähere  Alliance, 
darin  jetztgcd.  I.  Cb.  D.  das  Directorium  fQlircn  wollten,  treten  mach- 
ten, sie  hätten  es  aber  bis  dabin  geweigert  und  wären  geneigter  mit 
in  die  von  Chur  Uainz  veranlasste  Verein  unterschiedlicher  Cbur-, 
Farsten  und  Stände  einzutreten,  zumal  wann  sie  gewiss  vemähmen, 
dass  E.  Ch.  D.  dergleichen  zu  thun  Willens  wären. 

Wie  er  mich  nun  am  30.  ejusd.  re\isitiret,  vermeldete  er  u.  a., 
daes  er  neulich  ein  Schreiben  von  Wien  von  vertrauter  Hand  bei  einem 
guten  Freund  alhie  gesehen,  dass  man  alda  bei  Hof  itzo  nicht  so  aehr 
mit  den  Gedanken  umginge,  wie  I.  Kön.  Maj.  in  Ungarn  zu  der  Kais. 
Eron  gelangen  möchten,  als  wie  sie  den  Heirath  mit  der  Infantin  von 
Spanien  je  ehe  je  lieber  vollziehen  und  sich  zugleich  der  Sucecssion 
in  selbigem  EOnigreicti  versichern  könnten;  derowegen  Sie  wol  in 
kurzem  die  Reise  nach  Spanien  vornehmen  dörften.  Und  wann  nun 
I,  Msy.  in  jetzgcdacbtcn  beiden  Puncten  Gewissheit  bei  dem  König 
und  Eron  Spanien  erhalten,  könnten  Sie  wol  geschehen  lassen,  dass 
der  Herr  Erzherzog  Leopold  zur  Kais.  Dignitflt  erhoben  wHrde,  dabei 
aber  wegen  der  Mittel,  so  zu  einer  Kais.  Hofhaltung  vonnöthcn, 
Difficultät  vorfallen  dürfte,  dtcweil  I.  Dchl.  von  den  österreichischen 
Erblanden  nichts  in  Posscssion  hätten. 

Der  Kurfürst  von  Baiern  wirbt  12,000  M.  zd  F.  und  R.,  wie  der  bran- 
de nbnrgiscb-cnlmbacbi  sehe  Gesandte  erzählt. 


')  Das  lost.  Fac.  eolhält  über  diese  Frage  keine  aas  drück  liehe  BeatimmuDg. 


^aovGoOt^lc 


Vi carial streit.  CftndidalardeiErah.  Leopold;  deigl.  die  bnirieche.       691 

Relation.     Dal.  FraDkftirt  10.|20.  Mai  1657.     (H.) 

[PorteetZQiig  oder  AuBösuDg  des  Deputalionstagea,    Französische  BemühnogeD 
für  eine  bnirisclie  ThroDcandidatur.     V  icariatsetreit.] 

Portmano  ist  Dach  Mainz  verreist,  um  im  AuDrag  des  EnrfürstenSO.  Mai. 
mit  Kumininz  za  TcrhaDdeln  über  Fortsetzang  oder  AuflÖBDog  dea  DepD- 
tatlonstags.  In  einer  Resolution,  dat.  Königsberg  4.  Mai,  bat  der  RurHirEt 
den  WoDEcb  au.sgeGprocben,  der  Depotalionstag  werde  sich  nun  hoffentlich 
bald  zerGchlagen,  worauf  Hühner  in  dem  Sinne  mit  den  andern  kurfürst- 
lichen Gesandten  spricht.  Karmainz  aber  motifirt  ausführlich,  dass  es 
besser  sei,  den  Tag  fortzusetzen;  der  kurs^chsische  and  der  knrbairische 
Gesandt«  sind  verreist  —  nur  der  pfälzische  ist  entschieden  für  Auflösung; 
anch  die  meisten  fürstlichen  Gesandten  sind  instruirt  auf  Fortsetzung. 

Der  Modenesiscbe  Gesandte  erzählte  gestern  —  „wie  an  Selten  der 
Krön  Frankreich  man  sich  so  sehr  bemübete,  Churbaiern  zn  Strebung  nach 
der  Kais.  Krön  zn  iustigiren  nnd  darzn  grosse  Assistenz  verspräche.  Nun 
verspürete  man  zwar  bei  8r.  Ch.  D.  selbst  noch  keine  sonderbare  Lust  darzn; 
man  nnterliesse  aber  nicht,  dero  Gemahlin,  welche  eine  Princessin  von 
grossem  Verstände  nnd  hohem  Mnth  sein  soll,  durch  gewisse  Personen  vom 
savo^iJEcheu  Hofe  sehr  zn  animiren,  ihren  Herrn  dazu  zn  bereden". 

Von  Pfalz  ist  eine  Schrift  unter  der  Presse,  zu  beweisen,  dass  das 
Vicanat  nicht  zu  der  Cburdigoität,  sondern  zu  der  Pfalzgrafschaft  bei  Uhcln 
gebSre";')  während  Baiern  behauptet,  es  gehört  znr  Knrwürde  nnd  znm 
Rrztmehscssamt. 

Auch  Pfalz,  wie  Baicrn,  macht  starke  Werbniigen. 

Relation.     Dat.  Frankfurt  24.  Mai  1657. 

[Oesandtschsfien  iu  der  Wahlsache.    Rheinische  Alliance.] 
Ära  22.  Mai  sind  P.  n.  H.  bei  dem  kurmain zischen  Gesandten  in  Folge  .?.  Jnni. 
eines  besondern   Aufti^igs  des  Kiirfürsteu  nnd  ersuchen  ihn  im  Namen  des 
Kurfürsten  um  Prorogation  dos  zum  Wahltag  bestimmten  Termine. 
Derselbe  Gegenstand  wird  auch  direct  mit  dem  Kurfürsten  von  Mainz  selbst 
verhandelt. 

Die  Verhandlungen  verschiedener  Stände  (u.  a.  Brannschweig)  über  die 
Alliance,  die  zu  Coblenz  hatten  geführt  werdeu  sollen,  sind  nnn  hieher  ge- 
niesen worden.  In  Coblenz  soll  die  ganze  Stadt  unpractieable  und  nnbe- 
qnem  sein  wegen  der  grossen  Festungsbanten,  die  der  Kurfürst  unternimmt. 
Ein  Gesandter  des  Kurfürsten  nach  München  soll  unterwegs  sein  [Ra- 
bau  V.  CansteinJ;  der  bairiscbe  Gesandte  erklärt  auf  SpccialLicfcJil  seines 
Kurfürsten,  dass  man  in  München  kein  Schreiben  von  jenem  annehmen 
könne,  wenn  der  Titel  Vicarins  Im  pcrii  fehlt«;  man  würde  sehr  bedauern, 
wenn  dies  zn  Störung  der  Gesandtschaft  dienen  sollte. 


')  Vermothlich  die  Schrift  von  E^ecbiel  Spauheiro  disconra  snr  les 
aCfaires  d'Allemagne  et  eur  le  vicariat  de  l'Empire,  die  dem  Dnc  de  Gramont, 
dem  französischeo  Gesandten  zu  dem  Wahltag,  gewidmet  ist  and  das  oben  an- 
gedeutete Argument  eingehend  begrändct. 

44* 


Aj.oo»^Ic 


g92  ^'    ^^'  ReicbedepatatioDBUK  '^  Praottfnrt. 

Am  29.  Mai  kommt  Fortmaan  zorück.   Auch  Tolmar  und  der  Kof 
BächBieche  siod  jeUt  wieder  eiogetroffen. 

Relation.   Dat  Frankfurt  2.]12.  Jnni  1657.  (H.) 

(UDdarchdrioglichkeit  der  Haioier  Politik  in  Betreff  dnr  Wsbl.  Aageblicht 
Wieoer  Projecte  für  Breherzog  Leopold  Wilhelm.  HiatoKecbo  Erörterung  Höb- 
ner'a.  Die  rheinische  AI liance -Sache  ruht] 
12.jDm.  Unterredang  Hiiboer's  mit  Suoilsky,  der  kürzlich  am  Mainzer  Hof 
war:  noch  känoe  man  dort  gar  nicht  penetriren,  wen  der  EnrfiirBt  mit  der 
Wahl  meine,  man  zeigt  eich  weder  got  öBtreicbiscb,  noch  gut  bairisch. 

Er  gedachte  über  das,  dass  ihm  jöngsthin  von  Wien  aas  in  Ver- 
trauen geschrieben  worden,  wie  man  jetzo  alda  ein  vor  dieeein  scboa 
fUrgeliabtes  Project  wieder  auf  den  Tappet  brachte,  um  das  Hans 
OeBterrcich  bei  dem  Eaiserthum  zu  erhalten,  dass  nämlich,  weil  der 
E&nig  in  Ungarn  die  Heirath  mit  der  Infantin  von  Spanien  zu  vollen- 
ziehen  und  der  Succeesion  in  selbigem  Reich  sich  zu  versichern,  notb- 
wendig  mit  ehistem  dahin  verreisen  mOsste,  der  Erzherzog  Leopold 
Wilhelm  inmittelst  sich  um  die  Kaiserl.  Erone  zu  bewerben  bitte. 
Damit  nun  S.  Debl.  den  Kaiecrl.  Staat  desto  besser  fahren  könne,  so 
wolle  höchstermelter  König  Ihr  auf  gewisse  Maass  das  Königreich  Ungarn 
und  Boheimh,  wie  auch  das  Oberösterreieh  abtreten,  dem  B^her- 
zogen  Carl  Joseph  das  Uaterüsterreicb  einräumen,  dahergegen  sollte 
der  Erzherzog  Leopold  dem  jüngsten  Herrn  Bruder  die  anjetzo  in- 
habende BischofthUmer  cediren '}.  Und  trUgen  I.  Maj.  sieh  solcherge- 
stalt mit  I.  Erzherzogl.  Dchl.  einzulassen  desto  weniger  Bedenken, 
weil  Sie  versichert,  dass  hochermelter  Herr  Erzherzog  sich  nicht  ver- 
heirathen  und  nach  dessen  Absterben  die  beiden  Königreiche  zusammt 
den  österreichiBchen  Landen  Hir  doch  wieder  heimfallen  wflrden.  — 
Was  sonst  den  also  gerühmten  Vergleich  zwischen  dem  Hanse 
Oesterreich  und  Baiem,  wann  diese  beide  in  des  Römischen  Königs 
Wahl  concurriren  sollten,  betrifft,  eo  ist  mir  unwissend,  auf  was  Gmnd 
mein  Collega  Portmann  dergleichen  in  die  unterth.  Relation  mit  eiii- 
^  gebracht.  Nachdem  ich  aber  aus  jüngstem  E.  Ch.  D.  gnäd.  Rescripto 
ersehen,  dass  Sie  gerne  den  Vergleich  selbst  hätten,  habe  ich  nicht 
unterlassen,  mich  diese  Tage  deshalb  zum  fleiesigsten  zu  erkundigen 
und  in  den  Scriptoribus  derselbigen  Zeiten,  so  viel  ich  deren  in  Eil 
zur  Hand  schaffen  können,  umzusehen,  da  mir  dann  unter  andenu  vom 
Culmbachischen  Gesandten  ein  vom  filrstl.  Culmbachischen  Lehnprobsl 
zu  Wien  Persio  aus  einer  alten  Augsburgischen  teutschen  Chronik 
ihm  zugestellter  Extract  communicirct  worden,  daraus  eo  nel  zu  er- 
>)  Tgl.  Wagoer  Hiat.  Leopoldi  1.29  f. 

i:q,t7edHyG00t^lc 


Zur  EaiMrwabl.  Hietoriicbe  OoDtrOTerse.  Rheio.  Alliance.  693 

sehen,  dasB,  als  Kaiser  Ludwige  der  Vierte  mimerzog  Friedrichen 
zu  Oeaterreich  (den  er  im  Krie^  gefangen  beltommeD  und  etliche 
Jahr  im  GefUngniss  gehabt)  zu  Ulm  sich  wieder  versöhnet  und  ihn 
auf  freien  Fuss  gestellet,  ermelter  Herzog  Friederich  sich  nicht  allein 
des  angemassten  Eaisertfaums  verzeihen,  sondern  auch  darbeneben  fUr 
sich  und  alle  Erben  sich  verschreiben  mBsaen,  dass,  so  oft  «in  Herzog 
von  Baiern  mit  einem  Herzogen  von  Oesterreich  in  der  Wahl  wAren," 
80  sollte  der  Herzog  von  Oesterreich  dem  von  Baiem  weichen  und  in 
der  Wahl  nachgeben.  Welches  dann  demjenigen  ganz  zuwider  ist, 
was  mein  Collega,  sonder  einiger  Communication  davon  mit  mir  zn 
pflegen  und  mir  dadurch  zu  weiterer  Erkundigung  Anlass  zn  geben, 
iiiehevor  referiret,  und  habe  ich  dannenhero  eine  Nothdurft  erachtet, 
obermelten  Extract  unterth.  hiebe!  zu  fUgen.') 

Dass  nun  solcher  Vergleich  . . .  und  zwar  a.  1324  (Sie.  Leg.  1325]  (da 
vorher  a.  1321  [Sic.  Leg.  1322]  Herzog  Friedrieb  in  der  Schlacht  ge- 
fangen worden)  zu  Ulm  Vorgängen,  wird  von  dem  fDrtrefflichen  bairi- 
sehen  Historico  Aventino  lib.  7  Annal.  Boj.  gleichfalls  bekräftiget,  aber 
dabei  geftlget,  dass  dieser  schriftliche  Vergleich  hernach  von  Herzog  Lud- 
wig zu  Ingolstadt  (den  man  den  Bärtigen  gencunet  und  mit  dem 
E.Ch.D.Ahnherr  Fridericus  I  Uochsel.  Anged.  unterschiedliche  schwere 
Kriege  geführt)  Kaiser  Friedrich  III,  um  von  demselben  wider  sei- 
nen Sohn  Ludovicum  Gibbosum  Aesistenz  zu  erlangen,  wieder  zu 
gestellt  und  cassirt  worden  sein  solle,  wie  aus  Beilage  ..mit  mehrem 
zu  ersehen;  dass  also  heutiges  Tages  mehrermelter  Vergleich  bei  der 
Wahl  eines  Rom.  Königs  ...  in  keine  Consideration  kommen  kann. 

Von  den  Tractaten  über  die  Defeneivalliance  (Karmainz)  ist  es 
jetzt  ziemlich  stille,  obgleich  dieselben  hierher  bstica  verlegt  werden  solleo. 
Snollaky  epricbt  seine  VerwaaderaDg  darüber  ans  — 
da  doch  der  ChurfUrst  zu  Mainz  bei  Lebzeiten  Kais.  Maj.  so  hart 
darauf  gedrungen  hätte.  Wäre  also  sein,  des  Snolsky,  Huthmassen, 
dass  solches  damals  nur  aus  Furcht  für  dem  Kaiser  geschehen;  dieweil 
aber  dieselbe  nunmehr  cessire,  so  scheine,  man  achte  diese  Sach  nicht 
mehr  so  gross  und  gehe  mit  andern  Consiliis  um. 

Sonst  soll  der  Herzog  zu  WUrteuberg  mit  darin  zu  treten  nicht 
ungeneigt  sein,  wie  auch  Cliur  Pfalz,  wenn  nicht  die  yielfilltige  zwi- 
schen I.  Cfa.  D.  und  dem  Herrn  ChurfUrst^n  zu  Mainz  versirende  Strei- 
tigkeiten im  Wege  stünden. 


^düvGoot^lc 


sBBiGooi^lc 


Kftiaerwsht.  Vicariat.  Bliein.  AllisDce.  Forlsetzuagod.  Auflöauog.        695 

R«ichedepalatioDstag  zu  schicken,  wie  BaierD  uod  Sachseo  beabsichtigen 
solleD.  Kurmaiiiz  it^t  entsehieden  dügegen.  Es  liegt  kein  Exempel  für  den 
Fall  vor. 

Die  i  rheioiBchen  EarfUrBteu  uod  der  vou  Baiern  solieo,  wie  verlautet, 
persönlich  zur  Wahl  erBchcinen  wollen;  „und  nird  daneben  vor  den  König 
van  UugarD  und  Bebaim  das  Churf.  MainzUcbe  Schloss  Aschaffenburg, 
uDgcHthr  5  Meilen  von  binnen  gelegen,  zuge rüstet".  Auch  eine  starke  franE. 
Gesandtschaft  wird  erwartet,  Grammont,  Lionne  and  Chanot;  des- 
gleichen angeblich  eine  sp^mische  und  eine  päpstliche. 

Von  München  her  verlsntet,  dass  man  dort  nicht  geneigt  ist,  sich  nm 
die  Wahl  za  bemühen.  Volmar  hat  es  sehr  bedenklich  gefunden,  dass  E. 
Cb.  D.  den  t.  Canstein  jetzt  uacb  München  geschickt  haben. 

Kurpfalz,  Würteiiberg  und  Baden  -  Darlach  sind  empfiadlicb 
darüber,  dsse  sie  nicht  zur  Dcfcusivalliauce  eingeladen  sind.  Der 
Uraunschweiger  entschuldigt  es  damit,  dass  Knrpfala  i.  J.  1651  derVereini- 
gaug  der  rheinischen  Kurfürsten  nicht  habe  beitreten  wollen.  Das  hatte, 
sagt  der  Pfftlzer,  den  Orund,  dass  daoials  Frankeuthal  noch  in  Hand  der 
Spanier  war  nnd  daher  der  Kurfürst  vursicbtig  sein  uiusste. 

In  Dänemark  wartet  man  mit  Ucui  AusbiuuU  ai>rWieu  und  vice  versa. 


Relation.     Dat  Fraiikfart  14.  Juni  1657.     (P.) 

[Fortaetzuag  o<j«r  AuDüsung.    Die  kunflige  Kaieerwabli  bairieche  Grörtemngen 
darüber.    Fürst  Job.  Moriz  v.  Nassau  als  braudenb.  Wahl  gesandter.) 

Am  12.  Juni  Session  des  Kürlurstenrathes  über  die  Frage  der  Port- 21.  JdqL 
Setzung  oder  Aufhebung  des  ReichsdeputatiousCagcs.  Obgleich  Trier,  Cöln, 
Baiern,  Sachsen  gegen  die  Fortsctzuug  votireu  und  nur  bedingungsweise 
und  eveutnaliter  dieselbe  zugeben,  so  macht  Kurmninz  doch  das  Conclnsnm 
per  majora  für  die  Fortsetzung  —  Brandenburg  und  Pfalz  hatten  einfach  ohne 
Bedingung  aufSchlnss  votirt.  Portmann  rem oustrirt  gegen  das  Terfabren 
des  Uainzers,  aber  vergebens.') 

Weiter  bei  der  Correlation  mit  dem  Fürstenrath  über  die  Sache  zeigt 
sich,  dass  dieser  zu  gar  keinem  Conclusuni  gekommen  ist  wegen  mangeln- 
der Instruction  vieler  Stimmen;  die  fürstlichen  Gesandten  aber  sind  fast 
alle  sehr  gegen  die  Auflösung;  nur  Brandenburg- Culnibach  bekommt  seine 
andere  Anweisnng  von  den  Brandenburgern.  Purtmann  verlangt  hierauf 
erst  an  den  Kurfürsten  berichten  zu  dürfen. 

Schliesslich  kommt  heraus,  dass  Baiern  und  Sachsen  die  Contiuuation 
sehr  wünschen,  „damit  I.  Ch.  D.  zu  Baiern  das  Jus  vicarialus  vor  sich  sta- 
btliren  und  neben  Cbursachsen  jus  ordinandi  commissarios*),  oder  dass  doch 

')  Das  Verfahren  des  UainEer  Dtrectoriums  war  dieses:  die  4  ersten  Yotanten 
votlren  mit  allerhand  Claase In,  dle21eUlen  ohne  solche;  der  VoreilEende  nimmt 
dann  die  Claaseln  als  eigentliches  Votum  und  maeht  daraus  eine  Majorität  für 
die  Fortaetiung  des  Tages. 

')  Nämlicb  Commiseare  zu  dem  Deputationstag  (s.  vorige  Belation). 


Aj.oo»^Ic 


596  ^-    ^^'  ReicbadepulatioDStug  eu  Frankfurt. 

an  sie  ala  Vicaiios  referiret  würde,  behaupten,  inmaasfen  sie  sich  dessen 
dabei  ausdrücklich  also  verlauten  lassen,  dass  sie  soust  in  die  CoutiDuatioa 
nicht  gebchlcn  köunteii",  Mainz  und  Trier  haben  sich  nur  durch  das  Drin- 
gen Baierns  von  ihrer  nrsprünglichen  Meinung  abbringen  lassen. 

Der  künftigen  Wahl  halber  führte  der  Churbairische  vor  sich 
Belbst  den  DiscurBuin,  dass  dem  König  von  Ungarn  und  Boheim  mioor 
aetas  und  dass  er  die  Succeesion  im  Eönigreich  Hispanien  ambirte, 
behinderlich  sein  würde,  das  Kaiserthum  za  verwalten,  und  wenn  gleich 
die  Henen  CburfDrsten  ratione  minorennitatis  dispensiren  wollten,  so 
wäre  doch  dem  Reich  mit  einem  Kaiser,  ao  ausserhalb  Reichs  residirt«, 
nicht  gedient,  sondern  mllssten  sie  denselben  in  Imperio  Romano  haben. 
Dem  Erzherzog  Leopold  Wilhelmen  würde  es  auch  nicht  dieneo, 
weil  er  keine  andere  als  geistliche  Güter  hätte,  die  auch  zum  Unter- 
halt nicht  sufficient;  und  noch  viel  weniger  dem  Erzherzogen  zu  In- 
Bpruck,  weil  derselbe  ganz  verschuldet  und  fast  die  Ziegeln  auf  dem 
Dach  verschrieben  wären. 

F.  geht  darauf  nicht  weiter  ein  und  fragt  nach  dem  bevnssten  Vertrag 
aus  der  Zeit  Ludwigs  d.  Balern').  Jener  verweist  auf  Cnapinian, 
weise  aber  nicht  viel  von  der  Sache;  übrigens  lehnt  er  den  Gedanken  der 
Wahl  seines  Herren  ab,  obgleich  derselbe  geaag  darnm  angegangen  würde. 

Fürst  Job.  Moriz  von  Nassau,  Statthalter  zu  Cleve,  zum  Wahlge- 
sandteu  bestimmt,  läBst  im  Saalhof  (wo  auch  P.  wohnt]  ein  grosses  Lose- 
ment  mietheu. 


Relation.    Dat  Frankfurt  16.|26.  Juni  1657.    (H.) 

[Die  DefenBivalliance.  Baban  v.  Canstein.] 
2G.JuDi.  Die  b  rann  schweig!  sehe  Gesandtschaft  hieher  in  Sachen  der  Defensiv- 
alliance  wird  sich  etwas  hinansscbiebeo,  da  die  braunscbweigischen  Fürsten 
jetzt  anderweit  viel  zu  deliberiren  haben,  besonders  wegen  des  beabsichtig- 
ten dänischen  Einfalls  im  Herzogthum  Bremen;  so  daas  Canstein  jeden- 
falls noch  zeitig  genug  dazu  kommt. 

P.  S.    So  eben  kommt  Canstein  in  Frankfurt  an. 


Relation.    Dat  Frankfort  28.  Juni  1657.    (P.) 

[Wahlvorbereitangen  in  PrankruTt  ond  anderwärte.    Gravelle  über  die  bairiache 
CaQdidatar;  eventueller  francösiacher  Ansprach;  die  Wahlcapitalatiun  und  ihre 
Häagel.    Dänemark  gegen  Schweden.] 
H.  Juli.  Der  Wahllag  naht  heran;  der  Magistrat  von  Frankfurt  läeat  znr  Ver- 

sicherung der  EarfÜrsten  und  der  Stadt  noch  eine  Anzahl  Soldaten  werben; 
aber  mit  der  Ankunft  der  Kurfürsten  hat  es  noch  gute  Wege.     P.  rälh, 


1)  Vgl.  oben  p.  603. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


VorbereituDg«n  zur  Kaiserwabi.  697 

.  der  burf.  Hauptge^andte  soll  Dicht  eher  hierher  kommeD,  bis  3  oder  4  Kur* 
fü raten  zur  Stelle  sind. 

Die  geistlicbeu  KurfürateQ  hüben  eine  Cooferens  bei  dem  Trierer  aar 
desseu  Haas  Eäbrlicb  gehalten,  Mainz  und  Trier  pereöulich,  Cäln  darcb 
Graf  Fürsteuberg  vertreten.') 

Üaiern  uod  Sacbscn  nerden  die  Wahl  möglich  hiDaasschiebeo,  ddi  eich 
in  ihrem  Ticarlats recht  desto  mehr  zu  berestigen. 

Oravelle  ain22.  Jaui  bei  F.  Er  betont  die  Xothnendigkeit,  Oestreioh 
dieBma)  anszoBchlieBseD.  FraDkreich  wünscht  die  Wahl  des  Karfureten  ?oa 
Baiern;  doch  bat  Oravelle  wenig  Zureraicht  aaf  dessen  Geneigtheit;  er 
Bcbliesat  es  auch  daraus,  dass  jetzt  der,  EarfUrst  dem  brandenbargiscben 
Gesandten  t.  Cansteiu  weder  die  Audienz  noch  ant'h  privatum  alloquiom 
bei  seinen  Käthen  gestattet  hat,  weil  in  seinen  Credenüalen  der  Titel  Vi> 
Carlas  Imperii  fehlte;  so  wurde  er  Brandenburg  nicht  beleidigt  haben, 
wenn  er  Absichten  auf  die  Wahl  hätte.')  Gravelle  ist  überhanpt  mit  der 
Gesinuang  Baierns  gegen  Frankreich  nicht  zufrieden.  Fände  sich  aber 
kein  anderer  Bewerber  —  «gab  er  so  viel  zu  verstehen,  dasB  I.  K.  M.  selbst, 
ehe  und  bevorn  das  Kaiseithum  bei  dem  Haus  Oesterreich  verbleiben  sollte, 
einige  Reflexion  darauf  nehmen  würden,  und  hätten  dieselbe  darunter  ein 
sonderbares  Vertrauen  xa  B.  Gh.  D." 

Er  kommt  dabei  auch  auf  die  Capitulatiou  zu  sprechen:  Ferdi- 
nand 11  nnd  III  hätten  viel  versprechen  müssen,  aber  wenig  gehalten; 
man  müsse  weniger  auf  viele  Artikel  als  auf  genaue  Beoabachtnng  sehen. 

Der  Administrator  zu  Halle  hat  an  mehrere  Karfürsten  ein 
Schreiben  gerichtet  in  Betreff  der  evangelischen  Monila,  die  bei  der  vorigen 
Wahl  nicht  beobachtet  worden  seien:  die  Evangelischen  in  den  Erblanden, 
Bestellung  des  Beichshofrathes,  freies  Exercitium  am  Kais.  Hof  für  die 
Räthe  und  Residenten  der  Reichsstände. 

Die  Dänen  sind  angeblich  schon  über  die  Elbe  ins  Herzogthnm  Bre- 
m  e  n  eingefallen.  Der  König  hat  dem  niederaächsi sehen  Kreis  Anzeige  da- 
von machen  lassen,  dessen  Stände  in  Hildesbeim  Conferenz  gebalten  haben 
sollen. 

Am  2.  Juli  reist  Hübner  auf  einige  Wochen  nach  ächwulbacb  zum 
Sauerbrunnen. 

Relation.    Dat.  Frankfnrt  5.  Juli  1657. 

[Die  rheinische  DerensiralUance.) 
Die  für  die  Verhandlung  der  Defensivalliance  bestimmten  braun- 15.  Jull. 
ECbweigisehen    Gesandten    Otto    von    Mandrcda    Kriegsrath,    Canzler 
Schwärt zkopf  nnd  Dr.  Witten  sind  am  30.  Joni;   die  hessischen  Kro- 
scgk,  Zobel  nnd  Badenhaosen  vorgestern  angcliingt;  morgen  sollen  die 
Verhandlungen  beginnen. 

■}  Vgl  Wagner  Bist.  Leopoldi  I.  3lf. 

')  Von  dieser  ZurückweisDDg  „avec  assez  d'impolitesse"  sprechen  auch  die 
Mimoires  de  Gramoat  I.  46B;  vgl.  anch  weiterhin  den  Bericht  Caosteiu's 
selbst  bei  den  Wahlacten. 


Aj.oo»^Ic 


598  ^-     ^^'  Reicbsdepulatianstsg  eu  Freobrurt. 

Id  Betreff  des  Wabltnga  g;eht  am  kDrmainEiGrhen  Bof  die  Rede,  wer 
4  Wochen  Dach  dem  angesagteu  Terinio  käme,  k&me  noch  zeitig  geong. 


Relation.     Dat  Frankfurt  12.  Jnli  1657.    (P.) 

[VorläufigeB  über  den  Wahltag.  Brandenburg  fär  Oeaterreich.  Bhsio.  Alliaace.) 
22.  Juli,  Der  König  von  Ungarn,  heiast  es,  will  mit  einer  Suite  tod  1000  Per- 
sonen und  l&OO  Pf.  kommen.  Ob  er  aber  in  conclavi  zugelassen  wird,  ist 
noch  sehr  zweifelhaft. 

Von  Spanien  sollen  Graf  Pegneraada  nnd  Marqais  de  Castel  Rod- 
rigo  kommen  „und  da  die  ^'unzösiacbea  Gesandten  mit  300  Mann  zuge- 
lassen würden,  sie  WüIgdb  sein  sollen,  mit  500  M.  zn  kommeu**. 

Suoilsky  hat  aus  «fliegenden  Diacursen"  gehört,  dasa  der  Knrfurst 
von  Brandenborg  für  Oestreicb  stimmen  und  dafür  2  Herzogtbümer  in 
Schlesien  (wobei  Jägerndorf)  und  eine  gnte  Snmme  Geldes  erhalten 
werde. 

Die  Verhandlungen  über  die  Defensivalliance  zwischen  den  Katho- 
lischen and  B  rann  Schweigern  and  Hessen  haben  begonnen,  sind  aber  noch 
nicht  über  Vollmachtsformalien  etc.  hinaus. 


RelatioiL     Dat  Frankftirt  26.  Juli  1657.     (P.) 

(Schwedieohe  GeBaadtechaft  wegen  des  dänischen  Einfalls  in  Bremen.] 
Bin  schwedischer  Gesandter  Björenklaw  ist  Torgestem  angelangt, 
der  zu  den  rheinischen  Knrfürsten  weiter  reist.  Er  wird  in  Betreff  des 
dänischen  Einfutls  in  Bremen  sich  auf  die  Garantie  des  Inst.  Pac  be- 
rufen. Die  Katholischen  aber  werden  viel  lieber  zwei  CTaugelische  Könige 
sich  bekäntpfen  sehen,  als  etwas  dazu  thnn. 


Relation.     Dat  Frankfurt  tinl  1657.     (H.) 

(üer  däuische  Kriege    Rbeinische  AlliaDce.] 
Von  Sthwatbach  znrückgekehrt.   Vor  drca  S  Tagen  kam  der  Kurfürst 
von  Mainz  nach  Schwalbocb   und  erhielt  dort  ein  Schreiben  des  Königs 
von  Schweden  (Stettin  7.  Jnli)'),  worin  dieser  driagend  „um  die  scbnidige 
Ueichshilfe  wider  den  König  iu  Dänemark"  anhält 

Bei  den  Alltancetractaten  hängt  cr  jetzt  daran,  ob  die  Sache  zu- 
nächst nur  zwischen  den  Katholischen  und  Braunschweig-Heasen  abgemacht, 
oder  ob  Brandenburg  gleich  jetzt  hereingezogen  wird. 


')  Gedrackt  bei  Londorp  YIIL  141  ff. 


^düvGoot^lc 


Vorbereituiigeu  zut  Kuiaerwuhl.  Ü«r  tlÜDigcb-Dcbwediacht)  Krieg.         699 

Kelatiou.     Dat.  Frankfurt  9.  Aug.  1657.     (P.) 

[Der  däoiBche  Krieg  und  der  Biacliof  vud  HuDBter.) 

Schweden  dringt  bei  den  Bruunschwoigem  anf  kategorische  Erklärung,  19,  Aug. 
wie  sie  sich  gegenüber  dem  diinischen  Eiarall  in  Bremen  TCrhaltcn  wollen. 

Der  Bischof  von  Münster  verlangt  krafc  des  Frankfurter  Bündnisses 
von  1651  and  dessen  Extension  rom  15.  Dcc.  1C54  Hilfe  zur  Defension 
seines  Bislbams.  Anch  hat  der  Karfiirst  von  Mainz  bereits  600  (oder  nach 
andern  1100  M.),  und  die  andern  entspreehende  Truppen  ihm  zugerührt. 
Andre  meinen,  der  Bischof  wolle  damit  nur  etwas  ^egen  die  Stadt  Münster 
ausführen. 


Relation.     Dat.  Frankfurt  ll.|21.  Aug.  1657.     (H.) 

[Ankunft  von  Geaauateu  zum  Wabilug.] 

Arn  T.il'T.  Einzug  des  Kurfürsteu    von  Maiazi  uu  demselben  Tag   der^l.Aug. 
Cüluiücbe  Wahlgesandtc  Oriif  Egon  von  Fürsteuberg;  am  S.JS.  der 
Bfiiriscbe  Gesandte  Graf  HerniauQ  von  Furslenbcrg  (Bruder Egons)  — 
diese  alle  ziemlich  einfach,  der  Goldenen  Bulle  entsprechend. 

Sonntags  d.|19.  Einzug  des  franz.  Gesandten  Marechal  de  Gram- 
mont  und  M.  de  Lioane;  überaus  köstlicher  Train. 

Der  Kgl.  böhmische  Gesandte,  Fürst  Lobkowitz,  wird  erwartet. 

Der  dänische,  Graf  von  Rantzow,  ist  in  aller  Stille  angekommen 
und  hat  keine  Einholung  gewünscht,  weil  er  nicht  mehr  als  20  Personen 
bei  sich  hat. 

Der  Triers  che  Gesandte,  Bruder  des  Eurfürsleu,  einer  von  der  Leye 
wird  auch  erwartet. 

Der  Kurfürst  von  Sachsen  will  circa  14.|4.  Sept.  pcrsöulich  kommen. 


Relation.    Dat.  Frankfurt- 12.  Sept  1657.    (P.)') 

{Fortaetsnng  oder  Suepension.     Die  FürBteopartel  eDtechiedou  für  Fortsetzang.] 

Am  7.|l7.  wird  von  EnrmatDz  eine  Zusammenkunft  des  Reichsdepu- 22.  Sept. 
tationstages  angesetzt  zar  Berathiing  über  ein  von  Snoilsky  eingereichtes 
Memorial.  —  Im  Kmfürsteurath  wird  ein.stimmig  beschlossen,  dnss  der  De- 
patationstag  bis  nach  vollendetem  Wahltag  sDspeadirt  bleiben  solle.  Im 
Fürstenrath  entfernt  sich  der  östreichisehe  Gesandte  Volmar,  sowie 
der  Würzbnrgiscbe  7.  Vorbnrg,  welche  dieselbe  Meionng  vertreten;  ea 
bleiben  nur  wenige  fürstliche  Gesandte  da  —  über  die  Berathnng  wird  auf 
Hiibner's  Relation  verwiesen.  Es  finden  darauf  Verhandlungen  über  die 
Frage  zwischen  dem  Kurfürstenrath  und  dem  Fürstenrath  Statt,  worüber 
Protokoll:  wobei  im  Namen  der  Fürstlichen  die  Alleubnrger  erklären, 
,sie  wolien  die  Meinung,  ob  sollte  dieser  Depntationstag  bis  nach  verricbter 

')  Für  die  Zeit  iwitcben  dieser  uud  der  vorigen  Relation  fehlen  die  Be- 
richte. 


^aovGoOt^lc 


"JQQ  V.    Der  BeiehsdepataliousUtg  za  Fraukrurt. 

Wshi  ia  EuspenEO  gelasseu  werden,  simplictter  widersprochoo  haben",  aod 
weiter  führen  andere  ane,  man  habe  bereits  Frankreich  beleidigt,  jetzt  wolle 
mUn  auch  Schweden  beleidigen,  indem  man  dae  übergebene  Memorial  des- 
selben  nicht  berathe,  sondern  den  Deputalionstag  anrachiebe.')  Offenbar 
ist  die  FUrstenpartei  änsserst  beleidigt  über  die  ZnmnthuDg,  jetzt  ihrerseits 
Eich  ans  Frankfurt  zu  entfernen. 


Relation.    Dat  Frankfurt  8.118.  Sept  1657.    (H.) 

[Das  BohwedJBChe  Memoire.  Debatten  für  nad  wider  die  SaBpensioD;  EorfSrstea 
and  Fürsten.  Rede  des  Braanschwelgers.] 
IS.äept.  Die  schwedischen  Ministri  Snoilsky  und  Björnklaw  haben  es  end- 
lich so  weit  gebracht,  duss  über  ihr  Memoire  vom  fi.|15.  Jnli>)  gestern  in 
beiden  Cotlegien  Berathang  angestellt  worden  ist.  Die  Oestreich er  erklären, 
sie  betrachteten  den  Deputations  tag  darch  den  Wahltag  eo  ipso  als  suspen- 
dirt.  Die  Mehrzahl  der  andern,  der  Braunschweigische,  Vorpommeriscbe, 
Hessische  und  Würtenbergische  kommen  in  heftigen  Disput  mit  dem  Oest- 
reicher  Hartmann:  wenn  das  östreichische  Directorinm  sich  weigere,  in 
so  wichtigen  Sachen  Berathuiig  zozalassen  und  (wie  Volmar)  dabei  ganz 
ansbteibe,  so  werde  man  daggelbe  von  einem  andern  führen  lassen;  das 
letzte  Conclasum  beider  Collegien  gehe  einfach  auf  Coutinnation;  die  Zeit 
der  wirklichen  Vornahme  der  Wahl  sei  noch  ganz  nnsicher;  solle  man  da 
mittlerweite  rnhig  ansehen,  dass  das  Inst.  Pac.  bald  hier  bald  dort  durch- 
löchert werde?  Dann  kommt  der  Hainzisrhe  Director  Meel  und  bringt  den 
BeschluBB  des  Eurfürstenrathes  (s.  o.)-  Darauf  nun  verschiedene  eifrige  Oe- 
genredea  u.  a.  der  Brannschweiger:  „ob  denn  die  Herrn  Chnrfürstea 
dem  Reich  die  Versicherung  geben  könnten,  dass  hei  währendem  Interregno, 
welches  vielleicht  sich  wol  noch  auf  ein  Jahr  erstrecken  möchte,  kein  feind- 
lioher  Einfall  in's  Reich  geschehen  sollte  i  wollten  die  ChnrfürBten  inmittels 
Rempnblicam  indefeusam  lassen,  so  würden  die  Fürsten  uud  Stände  sonst 
sehen  müssen,  wie  sie  ihre  Lande  in  Sicherheit  behielten;  ee  würde  sich 
auch  hiernächst  der  uiedersächsische  £reis  an  denjenigen  zu  erholen  wisBeo, 
die  Ursach  davon  wären,  dass  ihnen  durch  feindlichen  Einbruch  einiger 
Schade  zugenigt  werde  und  was  dgl.  mehr.  —  Hübner  mischt  sich  nicht 
in  den  Streit,  nur  habe  er  allerdings  das  Ausbleiben  des  Ostreich ischen 
Directoriums  auch  ahnden  i 


Die  geh.  Räthe  an  den  Kurfiireten. 
Uat  CöUq  a.  Sp.  30.  Sept.  1657.   (Putlitz,  Kueaebepk  Tornow.) 

[Kormains  für  ForfBetzang;  die  geb.  Bäthe  dagegen.] 
lO.Oct.  Es  ist  ein  Schreiben  dos  EnrfÜBten  von  Mainü  an  den  Kurfürstea 

')  Schweden  forderte  in  dem  betr.  Memorial  die  Interceaeion  des  Depntations- 
tages  wegen  des  däniBchen  EinFalla  in  das  Herzogthnm  Bremen, 
')  Uedrackl  bei  Londorp  Vlll,  Uü. 


^düvGoot^lc 


FortaetEungod.  Aafl&BDDg.  Brandenburg  für  ÄnflöBang.  EroBigkt-         701 

eingetroffen ■),  worin  Earmainz  nochmals  dabei  bleibt,  dass  es  nicht  wc4 
angehen  werde,  den  Depntationetag  jetzt  zu  abrnmpiren  und  die  so  nötigen 
Berathongen  über  Sicherheit  nnd  Ruhe  des  Reiche  der  Verantwortang  der 
KnrTdrBten  allein  anfznbiirden.  Die  Fürsten  würden  es  sehr  fibel  aurnebmen, 
ond  gegen  alle  etwaigen  Uebergriffe  in  die  knrf.  Präeminenz  könnte  man 
Bich  verwahren. 

.  Die  geh.  Räthe  bemerken,  das.s  mit  dieEer  Meinong  Mainz  doch  ziemlicb 
allein  atebe,  die  andern  Eorfürstea  scheinen  alle  entgegengesetzter  Meinang; 
der  Deputation  Et  ag  sei  durch  den  Tod  des  Eaisers  tbatsächlich  aufgelöst 
Was  aher  die  Gefahren  betrifi),  die  es  habe,  ihn  anfzolösen,  so  muse  man 
bedenken,  dass  er  bereits  zwei  Jahr  bei  einander  ist  und  seitdem  nicht  das 
geringste  vorwärts  gebrarbt  bat.  Trotz  aller  Terwabningen  wird  va 
furchten  sein,  doss  die  Fürsten  doch  sich  in  die  Verhandlungen  über  die 
Wablcapitulation  einmischen.  Also,  es  ist  bei  der  Meinung  zu  rerbleiben: 
der  Depatationstag  ist  aufgelöst. 

Relation.    Dat.  Frankfurt  6.|16.  Oct  1657.     (H.) 

[PraDEÖaiBches  nnd  achwediaehes  Memoire,    v.  Krosigk  f;  heimlicher  Katholik.] 

Etliche  PoBttage  her  ist  gnr  nichts  zu  schreiben  gewesen.    Gestern  aber  16.  Oct, 
ist  ein  von  den  beiden  französischen  Gesandten  Grammont  und  Lionne 
eingereichtes  Memorial  gegen  das  Haus  Oestreicb  (angebl.  von  Lionne  selbst 
Tcrfasst)  zur  Dictatur  gebracht  worden.*)    Ein  anderes  Memorial  hat  auch 
Björnklau  für  Schweden  eingereicht') 

Die  fürstlichen  Depntirten  sind  noch  immer  entschlossen,  hier  angzn- 
barren  nnd  den  T«g  fortzusetzen,  worin  auch  Mainz  mit  ihnen  einig  ist 

Am  auci.'  ist  der Hessen-Cas.'^elsche  zn  den  Allianztractaten  depntirte 
Gesandte  v.  Krosigk  hier  an  der  Wassersucht  gestorben,  „nachdem  er  des 
Hoigens  in  aller  Frühe  zwei  Münrbe  in  secnlierem  Habit  zu  sich  kommen, 
sich  anf  katholisch  absolriren  und  das  Abendmahl  reichen  lassen,  die  auch 
des  andern  Tages  wieder  zu  ihm  kommen  und  ihm  noch  etliche  lateinische 
Gebet,  unangesebn  er  schon  sprachlos  und  ohn  Verstand  gewesen,  vorge- 
lesen, nnd  ist  darauf  am  veigangenen  Mittwoch  labcE.' in  einer  katholischen 
Kirchen  mit  den  gewöhnlichen  Ceremonien  begraben  worden;  es  soll  seine 
hinteriassene  Wittib,  so  etliche  wenig  Stunden  nach  seinem  Tod  alhier  an- 
gelangt, bei  die  3000  Seelmessen  fSr  ihn  bestellt  haben*) ....  Der  andere 
Hessische  Gesandte  Badenhausen  aber  (so  mit  ihm  in  einem  Quartier 
gelegen)  ist  noch  zweifelbaftig,  ob  obgedachtes  mit  seinem  Collegen  Vor- 
gängen, weil  er  das  geringste  nicht  davon  inne  worden,  ausser  deme  dasB 
die  Müncbe  da  gewesen,  als  er  schon  in  den  letzten  Zügen  gelegen". 

')  Gleichlautend  an  alle  Kurfürsten  dat.  Frankfurt  2C.  Sept  1657  bei  Lon- 
dorp  VIII.  181  f. 

■)  Bbendas.  p.  182  f. 

>)  Ebendas.  p.  175 ff. 

*]  Vgl.  aber  Krosigk  BDch  Rommel  Gesch.  von  Hessen  IX.  p,  lOOn.  und 
Urk.  n.  Acteost.  VI.  23ti. 


A-nOO»^lc 


700  ^-    ^^'  BeiehadepotatioDstag  sa  Fruikrurt 

Wahl  iu  saspeiiso  gelasisen  werden,  simpliciter  widersprocW  . 

weiter  führeo  andere  aas,  man  habe  bereits  Fraobreich  bele' 

m&Q  auch  Schweden  beleidigen,  indem  man  das  übergebe 

selben  nicht  berathe,  Bondern  den  Deputationstag  auf-  i)  d» 

ist  die  Fürstenpartei  äneserst  beleidigt  über  die  Znmp  zwIecWi 

eich  ans  Frankfurt  zn  eotferneu.  ,t  Zatiebni 

— Janssen  Sie  dwi 

Relation.     Dat  FraDkfdrt  8.II8.  '  "  ^^''«">  '"^''^'l 

[D«  .chwedlsche  Memoire.    Debatten  für  and  ^  '  ^^^^'^^    "^'^««   ^"f  ""^ 

aod  Füfsten.    Rede  dei  Br        ji=es  bei  jetzigem  ZurtuH 
18.  Sept.         Die  schwedischen  Miniatri  Snoüsky       ,-rermeIte  Kronen  mit  einiihifr 
lieh  so  weit  gebracht,  duss   über  ihr  M 
beiden  Collegien  Berathung  angestellt 
sie  betrachteten  den  Deputat  ionstag 

dirt.    Die  Mehrzahl  der  andern ,  i^  .,[.  Colin  a.  Sp.  8.  Dec  1657- 

HesatBCbe  nnd  WUrtenbergiüche  "  ,H"boer«l 

reicher  Hartmann:    wenn    daf  -      .'''".  ...  ...     -j  „ 

so  wicbtigen  Sachen  Berathnr  ,.'vp^»«,onst.g  jeUt  auspend.rt  -^,  » 

ansbleihe,  so  werde  man  <•       •  :.-^^";;/,'',''Mi4Tied  der  znbSnftigeo  W# 

letzte  ConcloBum  beider  C  .   t..  ""  ""      T.,   .      ..        ,■   1,  .Ji.n. 

der  wirkliehen  Vornahme      '  -     ' .  .^  ^?"'^-»'  ^1'^*' ''"  ^'"'""'^ '  "*'""'' 

mittlerweile  ruhig  ansch  - -;    .  :rhr  zu  bethen.gen. 

löchert  werde?   Dann     ,      ,    * 

BeschlnsB  des  Knifü- 

genreden  a.  a.  der 

dem  Reich  die  Ter 

welches  vielleich' 

lieber  Einfall  in' 

Rempnblicam  ' 

sehen  müssen 

auch  hicrnäc' 

die  UrsacU 

Schade  zuf 


^aovGoOt^lc 


VI. 


xdenburg  und  England. 


16BB  bis  1660. 


sasiGoOi^lc 


7Q2  ^     ^^'  ReichedepatstionaUK  sn  FraDkftart. 

Relation.     Dat.  Frankftirt  20.J30.  Oct  1657.     (H.) 

[EarmBiiiz  für  Interposition  zniBchen  Spaciea  uod  FraDkreich.] 
t-  Sonst  bin  ich  dieser  Tagen  für  gewiss  berichtet  worden,  dass 
S.  Ch.  Gn.  zu  Miüoz  nnnmelir  resolriret  sei,  die  Interposition  zwischen 
den  beiden  Kronen  Frankreich  und  Spanien,  jedoch  mit  Znsiebnng 
dero  andern  Mitchurffiraten,  auf  sich  zu  nehmen,  inmaassen  Sie  dann  * 
den  Chursäcbsischen  Gesandten  jtlngsthin  zu  sich  deBhalb  erfordcni 
lassen  und  demselben  weitläufig  rcmonstriret  haben,  dass  Sie  nicht 
sehen,  wie  zu  der  Wahl  eines  Rom.  EünigCB  bei  jetzigem  Zustand 
geruhig  zu  gelangen,  ehe  und  bevor  höchstermelte  Kronen  mit  einander 
wieder  verglichen  wären. 


Der  Knrförst  an  HUbner.     Dat  Colin  a.  Sp.  8.  Dec.  1657. 

[AbberafüDg  HSboere.] 
B.  Di^c.         Da  durch  den  Wuhlt^  der  DepotMionetag  jeUt  suspendirt   wird,  so 
wird  hiedurch  Hübner  Ton  Frankrurt  abberufeD. 

Zugleich  wird  Portmann,  welcher  als  Mitglied  der  zukünftigen  Wahl- 
geeaudUchaft  in  Frankfurt  bleibt,  angewieEen,  sich  bei  weiteren  Verhaudlun- 
geo  des  Deputationstages  nicht  mehr  zu  bctlieiligen. 


^aovGoOt^lc 


Brandenburg  und  England. 

1656  bis  1660. 


D.qil.zMBlG001^IC 


sBBiGooi^lc 


Einleitung. 


WsbreDd  der  ersten  RegieniDgsjahre  des  Enrfürsten  Friedrich 
Wilhelm  hatte  sich  nie  die  TeranlaBsnDg  geboten,  sn  der  englischen  Re- 
gierang  in  ein  anderes  Verbältniss  za  treten,  als  das  des  Anstaascbes  for- 
meller Höflichkeiten  und  der  gelegentlichen  Benihrang  bei  Fragen,  die 
für  den  einen  wie  für  den  andern  Theil  nnr  von  beilfinfiger  Wichtigkeit 
waren  ').  Man  begegnete  sich  namentlich  in  gemeinsamen  Wünschen  nnd 
Bemühangen  für  die  Wiederberstellnng  des  verwandten  pfälzischen  Hauses, 
aber  hier  wie  dort  nötigte  doch  der  Drang  der  verwickelten  beimischen 
Angelegenheiten,  den  Blick  anf  das  Nahe  und  Eigene  za  richten.  Die 
gleiche  Zeit  brachte  dann  in  Deutschland  den  westfälischen  Frieden,  in 
England  die  Eataatrophe  des  Kfinigtiinms  nnd  die  Gründung  der  Republik. 
Erat  von  hier  an  entspannen  sich  Beziehungen,  die  eine  eingehendere  Dar- 
legung erfordern. 

Zunächst  aber  war  es  nicht  die  neae  englische  Regiemng  in  London, 
zu  welcher  Brandenburg  in  Verhältniss  trat,  sondern  das  englische  Eänig- 
thum  im  Exil,  in  der  Person  des  flüchtigen  Erben  der  Krone,  des  nach, 
maligen  Königs  Karl  II.  Die  Geschichte  dieses  Exils  und  namentlich  die 
Beziehungen  des  Hasses  Stuart  zu  den  verschiedenen  deutschen  Häfen  in 
den  Jahren  1649  bis  1660  bilden  eine  Episode  in  der  Geschichte  jener  Zelt, 
die  nicht  ohne  Interesse  ist  nnd  mit  den  allgemeinen  Angelegenheiten  sieb 
zum  Theil  in  merkwürdiger  Weise  verflicht  *).  Hier  ist  nnr  daraaf  binzn- 
weisen,  in  welcher  Weise  Brandenburg  davon  berührt  wurde;  es  wird  ge- 
nügen, die  bezüglichen  Actenstücke  in  dieser  Einleitung  zu  verzeichnen 
nnd,  so  weit  n^tig,  mitzatheUen. 

Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  am  brandenbnrgischen  Hofe  im  vollsten 
Maasse  die  Stimmung  des  Abscbeu's  nnd  der  Entrüstung  getheilt  wurde, 
womit  man  in  Europa  fast  allenthalben   die  Ereignisse  der  englischen  Re- 

■)   Vgl.  ürk.  n.  Actenst.  I.  71  84  ff-  637.  664.  769. 

*>  Einiges  BDB  diesem  Kreis,  nach  Acten  des  Wiener  Archivs,  bat  Ottokar 
Lorenz  mitgetbeilt  in  Sybel  Histor  Zeitschrift  21.  334fr.  and  in  Drei  Bücher 
Geschichte  nnd  Politik  p.  296  ET.  HsDohea  einzelne  enthalten  anch  die  froheren 
Binde  dieser  Fnblication  an  TersobiedeneD  Stellen,  besonders  der  Abschnitt 
über  den  Begeosbarger  Beicbetag  VI.  I4S  ff.  Von  englischer  Seite  bietet 
Clarendon  hiat.  of  the  rebellion  and  civil  wäre  (Basel  1798)  das  meiste. 

M>t«r.  1.  Qucb.  d.  Or.  KnrfBntra.  VQ.  45 


A-nOO»^lc 


706  ^I-     BnudcBbnrg  und  Boglud. 

Totation  Dod  namentlich  die  Hinrichtnng  Karl's  I.  aofbalini;  ein  posithti 
VerBtändniEB  flir  die  innere  Natar  dieser  Vorginge  würde  man  in  Deotiä- 
laod  damals  vergeblich  gesncht  haben,  man  sah  überaJl  nur  die  Rcbelün 
and  die  verbrecheriscbe  Blattbat,  in  welcher  sie  gipfelte,  nnd  aber  häk 
ist  in  dentEcher  Sprache,  soweit  wir  die  Aenssemngen  der  Zeit  äbeneta, 
damals  wol  kaum  ein  Wort  in  andrem  Sinne  gesprochen  vordeo  als  in  d« 
des  loyalen  Entsetzens  über  naerhörte  Hissethat 

Uro  so  mehr  hatte  der  Sohn  des  hingerichteten  Königs,  der  als  KSn; 
Karl  II.  in  den  Niederlanden,  in  Deutschland,  in  Frankreicfa  auftrat,  vf 
Mitleid  und  Sympathie  zu  rechnen,  nnd  diese  wurden  ihm  in  der  Thtt  th 
allen  Seiten  her  entgegengebracht.  Indem  nnn  aber  der  Tertriebene  Pri- 
tendent  von  Anfang  an  auch  eine  praktische  Bethätignng  dieser  OesinoDiiga 
durch  Geldnnterstütznng  und  womöglich  dnrch  kriegerische  Hilfe  in  A^ 
Bprnch  nahm,  so  ei^aben  sich  bierans  Beziehnagea  von  tam  Tbeil  ziemlich 
peinlicher  Art. 

Die  erste  AnkDJipfnng  mit  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  dshIM 
Karl  II.  bereits  im  März  1649*).  Vom  Haag  aus  schickte  er  einen  Q^ 
sandten,  Henry  Greeme,  an  den  in  Cleve  residirendeo  Korffirstco,  i« 
diesem  das  in  England  Geschehene  mitzutheilen  und  Beine  Untentätmog 
Torlanfig  im  Allgeroeinen  nachzosnchen  hatte*).  Die  Antwort,  die  der  Ab- 
gesandte zurückbrachte,  mag,  als  die  erste  vorhandene  AenGserang  des  Ktir 
fUrsten  in  dieser  Ange  lege  übe  it,  hier  in  forma  mitgetheilt  werden: 

Serenissime  et  Potentissime  Rex,  Domiue  Cognate  et  AfGnis  col«- 
dissimel 

Aequa  Regiae  Dign''»  V*'  desideria  et  ex  Ejus  snmmae  in  Nos  b«M- 

volentiae  plenissimis  literis')  et  ex  Henrico  Oreeme,  qui  eas  üoat 

tradidit,  plene  intelle^imus.   Si  quanto  dolore  adversa  Regiae  Dip" 

V"  fortuna  Nos  afGcit,  tanta = —  m_i.:.  . — *  t,^o\tu 

ejus  in  laetiorem  aliqna  sattei 

linm  concesBuri  sirnns,  qui  pr 

tum  id  faciat.     Nunc,  cum  es 

Nostras  Josta  et   reliqnoram 

statunm  ditlones  tarn  horrend 

daque  solida  et  duratura  pac 

tattones  riresque   Nostras  no 

animndvertit,    per  Nos  non  bi 

latis  statim  annoamus,  neque 

qnitati   temporam  impatandam 

bellornm  tempestate  redditaqi 

facies  Nostris  regjooibns  toti 

*)  Also  in  derselben  Zeit  wie  mit 
Bücher  p.  S99. 

*)    Der  Credeoibrief  Oreeme'a  di 

*)  Dieser  Brief  ist  nicht  mehr  vorl 
mothlich  liemliob  dea  gleichen  WortI 
Ferdinand  [II.  bei  Loreni  p.SOSf. 


^aovGoOt^lc 


BlokitoDg.  707 

erimaa,  qoi  ad  evertenda  nefaria  et  omninm  Regom  rc  Frincipom 
execrationem  ac  Tiodtctsni  merita  perdDellinm  ansa  iDdabitataroqne 
jns  Regia«  Dign*''  Y'"  assereodDin  Bidem  pro  virili  snppetins  fersrnnsi 
JD  qao  propoelto  Nostro  coDsentientes  Nobis  et  socios  Tore  praeci- 
paoB  Sacri  Rom.  Imp"  Principes  cerdssimis  arguinentiB  peranasam 
faabemas,  abnodeqae  liqact  ex  charisaimornm  cognatoram  Nostrornin 
Arcbiepiscopi  Colonieosis  et  Frincipis  Palatini  Neobnrgici  naperiü 
ad  NoB  literis,  qaanim  exemplarla  hiace  eoDi  in  fioem  adionsimas '). 
Nostra  ioterim  stadia  et  ofßcia  Kegiae  Dign''  V**  qDam  prolixissime 
deferentes  etc.  —  Begiae  Digu'"  V"*  Cogoalnx  et  Affinis  stodiosissi- 
mos  FridericDS  Wilhelmas  Blector.     Dat.  Cliviae  17  Apr.  1649. 
Wie  die  Lage  des  KurTdrsten  in  diesen  Monaten  war,  liess   sich  ron 
ihm  in  der  Tbat  wahrecliein lieber  oder  billiger  Weise  kaum  erwartcD,  daes 
er  die  Mittel  hnbe,  um  mit  Geld  oder  gar  mit  Truppen  etwas  erheblicbes 
fUr  den  Bittsteller  zn  leisten,  und  der  obige  Brief  lieae  darüber,  bei  allen 
Betbenernngen  lebhafter  Tbeilnabme,   keinen  Zweifel  beetehen.    Trotzdem 
sehen  wir  scbon  einige  Wochen  später  einen  nenen  Sendboten  des  EnglSuders 
am  Hofe  zu  Cleve.   Es  war  der  Oeneratlienteaant  Johann  Adam  t.  Earpf '), 
der  die  dringende  Bitte  nm  Geld  nnd  Trnppen  wiederholte.    Die  Antwort 
konnte  keine  andere  sein  atg  xnvor:   der  KurfUrst  erkennt  es  als  ein  ge- 
meinsames Interesse  aller  christlichen  Potentaten  an,  den  König  zo  nnter- 
sttttEen,  qdamit  vorgedachte  schreckliche,  niemals  erhörte  Tbat  (die  Hin- 
richtnng  Earl's  I.)  der  Gebühr  nach  revanchirt  und  S.  Eon.  Haj.  zn  dero 
Brbkttnigreicbc  gebracht  werden  möge";  er  habe  deshalb  auch  bereits  an 
den  Kaiser  nnd  die  anderen  Kurfürsten  geschrieben;    anf  dem  künftigen 
Reichstage  werde  gewiss   etwas   in  diesem  Sinne   geschehen;   inzwischen 
aber  nnd  f<lr  sich  allein  sei  es  ihm  völlig  nnmöglicb,  Geld  oder  Trnppen 
zn  bescbafTen ").    Bei  den  Besprechungen  mit  Earpf  war  n.  a.  anch  schon 
die  Frage  berührt  worden,  welche  geeignete  Persönlichkeit  man  in  Dentsch- 
land  würde  finden  können,  nm  dieselbe  an  die  Spitze  der  beabsichtigten 
„Armada  wider  England"  zu  stellen;  der  Blick  Karl's  II.  war  dabei  anf 
den  kaiserlichen  Feldmarscball  Grafen  von  Halzfeld  gefallen,  den  anch, 
wie  Karpf  berichtete,  der  Prinz  von  Oranien  empfahl;  der  Knrfürst  liess 
sich   gern   bereit   finden,  dem  englischen  Unterhändler   ein  Schreiben  an 
Hatzfeld  mitzugeben,  worin  er  diesem  den  Plan  mittheilte  nud  ihn  an- 
gelegentlich  ersnchte,   anf  den  Wunsch   des   Königs   einzugehen').     Als 

<)  Anck  diese  beiden  Briefe  Boden  sieh  bei  den  Acten  nicht. 

*)  Sein  CredsDEbrief  dat.  Hag.  Comit  10.  Mai  1649.  ~  Karpf  war  ein 
deDtacher  Edelmann  in  ei^liaeben  Diensten,  „ex  Saevioa  Bhenanave  nobilitate", 
wie  ihn  bei  gelegentlicher  Brwähonog  dieser  Verhandlongen  Pfanner  hist. 
comit  IL  {.  66  beieicbnet. 

*)  Besolatioa  des  Earfüriten  dat.  Cleve  3a  Mai  1649. 

*)  Der  Enrfürst  an  Qraf  Hatifeld  dat  Cleve  24.  Mai  1649.  Von  dem- 
■etbea  Datnm  Empfehlongssehreiben  für  Karpf  an  die  EnTfüreten  von  Hains, 
Oöln  nnd  Trier,  sowie  an  den  Pfaligrafen  von  Neuborg  and  die  Landgräfin  von 
B  essen- Cassel. 

45* 


;dOvGoOt^lC 


708  VI-    Brandeobarg  and  Bogtand- 

Earpf  gleich  darauf  Dach  Nürnberg  abreiste,  am  anch  bei  dem  jetzt  dort 
tageDden  FriedensezecationBCongTeBB  die  Angelegenfaeit  seineB  Herrn  zu 
betreiben,  ertheilte  der  EarfUrst  seinem  dorügen  Qeaandten  Matthaeae 
Wesenbeck  den  Auftrag,  ihm  bei  seinen  QeBcb&ften  „alle  mfiglicbe 
ABsiatenz  eq  leisten""*).  Guiz  bo  leicht  wnrde  ee  indeBS  doch  nicht,  von 
dem  nan  Bchon  zadringlicber  werdenden  Bittsteller  loszakommea.  Gesprächs- 
weise hatte  der  EurfürBt  sowohl  ihm  als  dem  früheren  GeBandten  Oreeme 
mitgetheilt,  daas  er  die  Absicht  habe,  eine  grSasere  Anleihe  von  etwa 
100,000  Rth.  aofzanebmen;  gelänge  ea  ihm,  dieselbe  xa  bekommen,  so  sei 
er  erbötig,  dem  König  mit  einem  Darlehn  von  10,000  Rth.  beisnsteben "]. 
Der  EnrfurBt  hatte  schwerlich  mit  dieser  Aenssernng  eine  sehr  dringende 
Verpflichtung  zn  übernehmen  vermeint;  am  so  ernstlicher  nahm  man  sie 
von  englischer  Seite.  Bald  nach  seiner  Ankunft  in  Nürnberg  wandte  sich 
Karpf  brieflich  an  den  Kurfürsten  nnd  bat  nm  Anweisung  des  versproche- 
nen Darlehens,  znmal  da,  wie  er  hinznznfUgen  sich  nicht  scheute,  er  in  Er- 
fahrung gebracht  habe,  dass  die  Anleihe,  auf  die  er  verträstet  worden  sei, 
.jetzt  glücklich  realisirt  worden  sei;  er  habe  bereits  Truppen  geworben,  nnd 
diese  würden  ihm  wieder  auseinander  lanfen,  wenn  er  sie  nicht  bezahlen 
könne  '■).  Zu  gleicher  Zeit  bestürmte  er  Wesenbeck  in  Nürnberg,  wobei 
die  angebliche  Znsage  des  Knrfürsten  schon  auf  26,000  Rth.  angegeben 
wurde"),  nnd  vom  Haag  her  schrieb,  gleichfalls  unter  Bemfbng  auf  das 
geschehene  Versprechen,  der  tapfere  Graf  James  Montrose,  der  eben 
damals  die  Expedition  nach  Schottland  vorbereitete,  bei  welcher  er  einige 
Monate  Gpltter  (April  1650)  sein  tragisches  Ende  fand'*).  Der  Kurfürst 
liess  durch  Greeme,  der  wieder  in  Cleve  erschienen  war,  dem  Grafen 
Montrose  eine  höflich  ablehnende  Antwort  überbringen  mit  der  Erklärung, 
dass  die  beabsichtigte  Anleihe  bis  jetzt  nicht  den  gewünschten  Erfolg  ge- 
habt habe;  den  Generallieutenant  Earpf  wnrde  Weaenbeck  augewiesen, 
vorläufig  zur  Ruhe  zu  verweisen,  da  er  die  Aenssernng  des  Kurfürsten 
missverstanden  und  jedenfalls  nichts  Gchrifttiches  von  ihm  in  der  Hand 
habe");  und  ebenso  erhielt  derselbe  anch  von  dem  Nnmbetger  Congress 

"0   Der  Enrrörst  an  Weaeobeok  dat.  Cl«v«  28.  Mai  1649. 

' ')  Deber  die  schon  seit  dem  Sommer  1648  betriebenen  Veranchedes  Enrfürateo, 
eineADleihe  in  den  Niederlanden  zu  coDtrahiren,  vgl.  ürk.  q.  Actenst.  IV.  76ff. 

")    Karpf  an  den  Kurfürsten,  dat  Nömbei^  17.  Jnli.  1649. 

")    Weaeabeck'a  Bericht  dat.  Nürnberg  20./30.  Juli  1649. 

")  Montroae  an  den  Earfüraten  dat  Hag.  Com  it.  22.  JoU  1649;  die  Ant- 
wort des  Karffirsten  dat  Cleve  ST.  Jnli  1649.  Vgl.  v.  Bänke,  Kngliiche  Ge- 
aehichte  IIL  354  ff. 

'*)  Der  Rorfürat  an  Weaenbeck  dat  Cleve  6.  Aug.  1649:  .Anlangend 
des  pp.  Eorffen  propoa,  können  Wir  Encb  nicht  bergen,  data  er  Bach  gar  eb 
milde  berichtet;  denn  Wir  üua  aolcher  paren  Offerten  keineswegs  in  entsinnen 
wissen.  Zwar  haben  Wir  ihm  so  weit  Tertröetnng  gelhan,  wann  Wir  zn  einem 
AelelieQ  von  100,000  Bth.  gelangen  könnten,  wollten  Wir  üus  aladaon  in  resol- 
virea  wisaen  und  I.  Eon.  Wrd.  mit  einem  Darlehen  znr  Band  in  gehen;  weil 
Wir  aber  bis  dato  bei  weitem  solche  Snmm  für  Uns  selbat  nicht  aufbringen 
können,  so  vennögen  Wir  anchermeliem  General  Lieutenant  nichts  vorznacbieeaen." 


A-nOO<^IC 


EioleitUDg.  'JQQ 

eine  rorläafig  sblehDeode  ADtwort,  wobei  es  den  einzelnen  StSndea  anheim- 
gegeben wurde,  was  sie  privatim  etwa  in  der  Angelegenheit  tbnn  wollten  '*). 
Hiermit  waren,  wie  die  Abwesenheit  weiterer  Acten  scbliesBen  lässt, 
diese  Besiehangen  vorerst  abgebrochen,  nnd  bald  darauf  wnrde  Karl  II. 
darcb  die  Erhebuag  Schottlands  zu  seinen  Onnsten  der  Noth wendigkeit 
ilberbobeo,  die  Hilfe  deutscher  Fürsten  für  seine  Wiedereinsetzung  in  Eng- 
land ansprechen  zu  mtissen.  Aber  das  schottische  Unternehmea  fand  in 
der  Schlacht  bei  Worcester  (3.  Sept.  1651)  ein  jähes  Ende,  Earl  II.  kehrte 
als  Flüchtling  anf  das  Festland  zurück,  und  alsbald  sehen  wir. ihn  die  alten 
Verbindungen  wieder  anknüpfen,  die  alten  ijitten  emeoeru.  Im  Reiche 
stand  jetzt  der  Reichstag  bevor,  anf  den  man  schon  Mher  die  Engländer 
vertrustet  hatte,  nnd  dem  kaiserlichen  Hofe  war  eg  natürlich  sehr  willkommcD, 
anf  diesen  die  Hilfsgesocbe  des  flüchtigen  Königs  abwälzen  zu  können. 
So  wurde  die  Angelegenbett  des .  englischen  „subsidium  charitativum"  in 
Regensbnrg  zur  Verhandlnng  gebracht.  Wir  haben  früher  die  branden- 
bnrgischen  Acten  znr  Geschichte  dieses  Reichstags  mitgetheilt,  nnd  es  er- 
gibt sich  ans  ihnen,  dass  der  Kurfürst  mit  ganz  besonderem  Kifer  sich  die 
Bewilligung  eines  erklecklichen  Subsidinms  von  Seiten  der  Reichsstände 
augelegen  sein  Hess;  anf  Vorschlag  der  brandenburgischeu  Gesandtschaft 
erfolgte  im  EurfUrBtencolleg  der  Bescblnss,  dass  vier  Römermonate  zn 
diesem  Zwecke  zu  bewilligen  seien,  nnd  der  Knrfürst  selbst  hatte  einen 
noch  höheren  Satz  in  Vorschlag  gebracht ").  In  der  That  hat  derselbe 
Dun  auch  eine  bei  dem  bedrängten  Stand  seiner  Finanzen  siemlich  erheb- 
liche Summe  der  Sache  des  legitimen  Königthums  in  der  Pereon  Karl's  II. 
als  Opfer  dai^ebracbt,  selbst  über  das  Maass  jener  reichstäglichen  Bewiltl- 
gnng  hinaus.  Die  ans  ge  seh  rieb  eneo  vier  Römermonate  betrugen  für  die 
brandenburgischen  Territorien  in  runder  Snmme  10,000  Rth.  ")i  sie  wurden 
sofort  anf  die  einielnen  Landschutten  umgelegt,  nicht  ohne  lebhafte  Klagen 
der  betreffenden  Regierungen  und  Stände;  dem  englischen  Unterhändler 
Grafen  Röchest  er  wnrde  eine  Versichemng  ausgestellt,  dass  bis  zum  16.  Dec. 
1654  die  ganze  Snmme  in  Hamburg  zur  Auszahlung  bereit  liegen  solle"). 
Freilich  wnrde  der  Termin  nicht  eingehalten ;  im  April  1665  sehen  wir,  dass 
erst  &000  Rth.  wirklieh  geiahlt  worden  sind,  und  bald  darauf  wendet  sich 
Karl  II.  mit  der  dringenden  Bitte  an  den  Kurfürsten,  „de  me  faire  payer 
le  pen  qni  reste  du  präsent  qne  vous  m'avez  fait",  er  befinde  sich  in  der 

")  Resolution  der  BzecutlonB-CommissioD  an  Karpf,  dat.  Nürnberg 
28.  Juli  1649.  Dass  von  Seiten  des  Wiener  Hofes  Karl  IL  damals  wabrschein- 
lich  ein  uemlich  beträchtliches  Anlehen  erhielt,  seigt  Lorant  p.  302. 

")  Vgl.  Ürk.  a.  Actenat  VI.  von  p.  174  an  an  vielen  Stellen,  nnd  dazu 
die  Werke  von  Pfanner  und  Heiern.  Clärendon  XI.  106  echreibt  dem  Ear- 
fürateo  von  Ifafns  das  Haupt  verdienst  so,  ohne  Brandenburg  so  oenneD. 

'*)  Genau  10042  Rth. {  so  wird  in  den  brandenbnrgischei]  Acten  die  Summe 
immer  berecbnet;  (das  Herzogthom  Preaasen  tablt  natürlich  nicht  mit);  die  Samme 
von  7312  Kth.,  die  Lorenz  p.  302  angibt,  ist  der  Betrag  von  6  BÖmermonaten 
allein  für  die  märkischen  Karlaode. 

"}  Dat.  Oölln  a.  Sp.  21.  OcL  1654. 


^aovGoOt^lc 


710  VI-     Brandenbarg  and  England. 

änsserBten  Oeldrerlegeoheit ").  Auf  dieses  Bchreiben  erfolgte  keine  Ant- 
wort, ebensowenig  aof  ernente  eigenhändige  Mabnnng  des  Königs,  sowie  des 
Grafen  Rochester").  Dennoch  ist  mitten  ans  den  Bedrängnissen  der 
nordischen  Krisis  hecans  eine  neoe  erkleckliche  Zahlung  geleistet  worden, 
nnd  zwar  sehen  wir  jetzt,  ohne  dass  die  Acten  ans  eine  MotiviniDg  des 
nenen  Zugeständnisses  erkennen  lasRen,  die  Abrechnung  mit  dem  Engl&nder 
nicht  mehr  auf  vier,  sondern  auf  secha  Römermonate  gestellt,  in  mnder 
Snmme  auf  17,000  Rtb.  Im  Sommer  1656  müssen  daranf  TOOO  Rth.  ansge- 
zahlt  worden  sein;  denn  in  einem  Schreiben  dat.  Brügge  T.  Juli  1656  an 
den  Kurfürsten  bekennt  Karl  II.,  daes  er'nnn  im  Ganzen  12000  Rth.  em- 
pfangen habe,  was  ihn  indess  nicht  abhält,  un  die  rückständigen  6000  Rth. 
in  ziemlich  empfindlichem  Tone  anfs  dringendste  zn  bitten.  Ein  neuer  Al>- 
gesandtcr  Qeorge  Wajte  wurde  sngleicb  nach  Berlin  geschickt,  am  den 
Rest  dort  selbst  abzuholen.  Es  ist  begreiflich,  daes  bei  der  damaligen 
Lage  der  Verwickelungen  in  Preussen  nnd  Polen  dem  Knrfürstea  das  AI- 
posengeben  nicht  leicht  wurde;  im  December  1656  wurde  Wayte  in  Berlin 
mit  einem  Reisegeld  von  200  Rtb.  auf  Abschlag  und  mit  Tertröslnng  auf 
die  Znknnft  entlaeseu,  und  es  macht  in  der  That  einen  wenig  erfreulichen 
Eindruck,  wenn  man  den  königlichen  Verbannten,  dessen  Hilfsquellen  immer- 
hin nicht  unbedeutend  waren,  unermüdet  seineu  Anspruch  bis  auf  den  letzten 
Thaler  beitreiben  sieht,  in  einer  Zeit,  wo  er  den  Knrfiirsten  durch  einen 
schweren  Krieg  in  Anspruch  genommen  wusste  ")  Die  letzte  Verhandlang 
über  die  Geldangelegenheit  scheint  gegen  Ende  des  Jahres  1657  stattge- 
funden zu  haben;  damals  sandte  Karl  II.  seinen  Oesandten  Francis 
Roper  nach  Berlin,  nm  die  fehlenden  5000  Rth.  In  Empfang  zu  nehmen**); 
er  erhielt  den  Bescheid,  dass  er  in  vier  bis  sechs  Wochen  das  Geld  in 
Frankfurt  a.  M.  erheben  könne,  und  da  mag  es  nun  wirklich  ausgezahlt 
wurden  sein,  wenigstens  finden  sich  keine  weiteren  Acten  über  die  Sache. 
Wenn  es  sich  bei  all  dem  wesentlich  nnr  nm  Leistungen  ohne  Gegen- 
leistung gebaüdett  hatte,  so  findet  sich  daneben  wenigstens  an  einer  Stelle 
ein  Ansatz  anderer  Art.  Nach  Beendigung  des  Regeusbnrger  Reichstags 
kam  Graf  Rochester,  der  dort  die  Angelegenheit  des  Subsidinrns  be- 
trieben hatte,  im  October  1654  nach  Berlin.  Sein  Herr  halte  Ursache,  für 
die  eifrige  Verwendung  des  Kurfürsten  in  Regensburg  besonders  dankbar 
zn  sein;  einen  Ausdruck  dieser  Gesinnung  haben  wir  in  einem  Actenstück 
zn  erkcnueu,  welches  damals  abgefasst  wurde,  nnd  welches,  da  es  nicht 


^    Karl  II.  an  den  Enrfürsten  dat.  ÜÖln  IS.  Jan i  1655. 

■")  Kartll.  dat.  CÖlnU.Jan.  1656.  OrarRocbesterdat.  Bresselä.  Juni  1666. 

'^^  DacD  vgl.  die  jadenfalla  unwahre  AeDSserong  Karl'e  II-  in  seinem  Brief 
an  den  Kaiser  dat.  8.  Jan.  16Ö7  bei  Lötens  p  310,  wo  er  in  Betug  anf  da*  in 
Regensbarg  bescbloseene  Snbeidinm  sagt:  ,cdjob  frnctum  hactenaa  DDlInm,  sive 
Injuria  tempomm,  sire  Ordinnm  praeter  spera  repagnantia,  percepimna*.  Claren- 
don XI.  106  gibt  als  im  Gänsen  wirklich  empfangene  Snmme  nicht  gani  10,000  Pf. 
äterling  an,  was  etwa  40,000  Klh.  gleichkommen  würde. 

"J    Karl  II.  an  den  Kurfüreien  dat.  Donquerquae  1*2.  Nov.  1657. 


Aj.oo»^Ic 


ohne  IntoreBBe  und  bisher  nobekaont  gebliebea  ist,  hier  seine  Stelle  fiodeo 
mag.    Ee  ist  der  nachfotgeode 

Revers  des  Grafen  Rochester.'*) 

£□  vertu  du  ponroir,  qoe  le  Roy  de  la  Oraode  Bretagoe  nion 
Maistre  m'a  donnä,  je  promet«  ao  nom  de  Sa  Msj*^  &  S.  Alt.  El.  de 
BraDdebonrg  que,  qaaod  Dieu  La  restablira,  Elle  l'asBistera  arec 
nne  flotte  oa  corps  couEiderabM  partoat,  oil  Ses  Eatats  seront  trooblez 
tant  par  mer  qne  par  terre. 

Pareillemeot  j'asseore  S.  Alt.  El.,  qo'on  La  recevra  dans  la  so- 
eiitö  du  commerce  aux  Indes  tant  de;ä  qne  delii  la  ligae  a  proportioii 
du  Dombre  des  vaissauz  od  de  la  somme  d'argeot  qoe  8.  Alt.  El.  y 
mettra;  et  qoe  pour  cela  od  permettra  doq  seDlement  le  Service  dc^ 
bavres,  mais  qne  Sa  Maj'^  contribnera  tout  ce  qui  Lny  sera  possible, 
ponr  y  avancer  Ses  iuterests,  comme  Elle  promet  faire  en  toute  aotre 
chose,  pour  temoigner  &  S.  Alt.  El.  le  joste  resseDtimeot,  qo'Elle  a 
des  bons  offices,  qn'EUe  en  a  receas. 

C'est  ce  qne  je  m'engage  de  faire  ratifler  an  Roy  dans  siz  se- 
maiaes  on  plastost  si  S.  Alt.  El.  me  le  commande. 

Cöln  BOT  Sprea  SO»«  d'Octobre  1654. 

{L.  8.)  Rochester. 

Wie  man  erkennt,  liegt  hierin  der  Eeim  zn  der  nachmaligen  branden- 
bnrgisch  -  englischen  Alliance,  nebst  Handel-  nnd  Schi ffahrts vertrag  vom 
20.  Jnli  1661  enthalten"};  die  Acten  geben  keine  Ansknnft  darüber,  ob  die 
vorbehaltene  Ratification  Karls  II.  erfolgt  ist;  bei  den  Verhandlnngen  von 
I6Ö1  ist  man,  nie  es  scheint,  anf  die  Znsage  in  Betreff  der  ostiodischen 
Handelecompagnie  nicht  zorückgekommeni  überhaupt  wird  von  dem  Acten- 
stück  bei  dieser  Gelegenheit  kein  officieller  Gebrauch  gemacht,  es  scheint 
fast  in  Vergessenheit  geratfaen  za  sein;  aber  jedenfalls  war  dasselbe,  venu 
aaeh  vorläufig  noch  auf  eine  sehr  unbestimmte  Zukunft  gerichtet,  doch  ein 
Tersncb  EarUIL,  seiner  Erkenntlichkeit  einen  thatsSchlichen  Ausdruck 
zn  geben. 

Und  wie  es  scheint,  hatte  derselbe  eben  jetzt  noch  eine  andre  Ursache, 
dem  brande nburgischeu  Hofe  dankbar  zu  sein.  In  eben  dieser  Zeit  hatte 
der  royalEstiscbe  Parteigänger  Graf  Middleton  in  Schottland  der  Sache 
des  Königs  einen  neuen  Anstoss  zn  geben  versucht");  mit  Interesse  ver- 
folgte man  auch  in  Berlin  die  ans  England  herßberdriagenden  Nachrichten 
von  den  aufständischen  Bewegungen  im  schottischen  Hochland,  mau  drängte 
nm  eo  mehr  in  Regensbui^  zur  Beechlennignng  der  Snbaidienfrage,  damit 
der  Eünig  in  Stand  gesetzt  werde,  dem  schottischen  Aufstand,  dessen  Be- 

**)  Ori^oal  mit  dem  Siegel  and  derüoterachrift  Rooheatera.  —  Anf  einer 
Abschrift,  die  bei  den  Acten  liegt,  findet  sieb  die  Notii:  „das  Original  bisTon 
wird  sbsoadsrilch  verwahret". 

»)  V.  Mömer.  Staatsvertröga  p.  251  CT. 

")  Clarendon,  hUt.  of  the  rebellion  XL  bäff. 


^düvGoot^lc 


712  ^'-    BroodeDbarg  aad  Engttuid. 

deatang  mao  überschHtete ,  neue  UaterBtUtzong  sDznfiihren ").  Besonders 
Waldeok  nahm  eich  der  Angelegenheit  mit  Eifer  an.  £r  hatte  darcb 
seinen  Bruder  Wolrad  eben  damala  ein  Regiment  werben  lassen,  ursprüng- 
lich wol  in  der  Absicht,  es  in  brandenbargiscbe  Dienste  treten  zn  lassen; 
jetzt  wnrde  mit  Bewiltignng  des  Kurfürsten  beschlossen,  dasselbe  znr  Üeber- 
fnhmng  nach  Schottland  dem  König  zn  überlBSsen,  nnd  Oraf  Rochester 
hatte  bei  seiner  Anwesenheit  in  Berlin  auch  dieses  Geschitft  geordnet  Dag 
einzige  daranf  bezügliche  Actenstück,  'welches  noch  vorhanden  Ist  nnd  wel- 
ches wir  hier  miitheilen,  ist  ebenfalls  ein 

Revers  des  Grafen  Rochester. 

Je  m'oblige  de  la  part  du  Roy  de  la  Grande  Bretagne,  qne  la 
capitntatiOD  faite  avec  le  Comte  de  Waldeck  sera  exactement  ob- 
serväe  et  les  mille  mousqnetaires  regens  de  la  part  du  Rov  anz  en- 
virons  de  Hambourg  et  ponrveus  des  necessitez,  raais  apräs  holt  jonrs 
d'attente  apr^s  les  vaisseanx  aans  en  estre  assnrä  qn'ils  arriveront, 
l'on  en  advertira  S.  Alt.  £1.  et  suivra  ce  qui  luy  semblera  bon,  et 
en  cas  qu'ilg  passent,  le  Roy  les  fera  sur  la  requisition  de  S.  Alt.  El. 
livrer  auz  havres  de  Monseignenr  l'Electenr  aux  depeus  du  Roy"). 

Cöln  sur  Sprea  21  d'Octobre  1654. 

(L.  S.)  Rochester. 

Es  ist  nicht  genau  zu  erkennen,  welchen  Ausgang  das  hier  eingeleitete 
Geschäft  gehabt  hat.  Rochester  begab  sich  kurz  daranf  nach  England"), 
aber  es  verlautet  nichts  von  der  Ueherführung  jener  deutschen  Truppen 
nach  Schottland,  das  Unternehmen  hat  sich  wahrscheinlich  doch  noch  im 
letzten  Moment  zerschlagen ;  aber  jedenfalla  hatte  der  Kurfürst  an  seinem 
Theit  die  Bereitwilligkeit  docnmentirt,  auch  mit  reeller  Hilfleistong  dieser 
Art  dem  vertriebenen  König  seine  Theilnabme  lu  bezengen,  nnd  noch  ein 
Jahrzehnt  später,  als  Karl  II.  längst  wieder  ans  der  Verbannung  heimge- 
kehrt war,  findet  sich  noch  eine  gelegentliche  Erwähnung  dieses  im  Jahre 
1654  ihm  zur  Verfügung  gestellten  brandenburgischen  Regimentes '°), 


Wenn  nnn  bei  allen  diesen  Beziehungen  die  Fiction  festgehalten  wurde, 
dosB  Karl  Stuart  der  einzige  legitime  Herrscher  von  Orossbritanien  sei, 
der  nur  augenblicklich  im  Ezil  sich  befinde,  und  dass  die  zeitweiligen  In- 
haber der  Staatsgewalt  in  dem  englischen  Gemeinwesen  nur  eine  verworfene 
Schaar  königsmörderi scher  Rebellen  seien,  mit  denen  jede  Verhandtnog  oder 
Verbindnng  nnmöglicb:  so  mochte  dies  in  der  That  den  herrschenden  Ge> 

*>)  Urk.  n.  Actenat.  VI.  366.  S7a 
")  Wie  oben  not  24. 

")  Ol&rendon,  XI.  136,  dar  übrigens  von  Bocheatei  nnd  leioeD  Dnter- 
nehmnngen  immer  in  sehr  geringschätzigem  Tone  spricht 
*o)  Drofsen,  Qesch.  d.  prenss.  Politik  III.  3.  20.  o. 


yGoot^lc 


EinleitQDg.  7]^3 

BinooDgen  io  Berlin,  wie  anderwärts,  entsprechen;  aber  der  brandenbnrgische 
Staat  hätte  beträchtlich  kleiner,  seine  Beziehaugen  nnd  InteresBen  viel 
weniger  ausgedehnt  nnd  mannichfach  sein  müsBen,  als  sie  es  waren,  wenn 
man  ein  Bolches  Verfahren  ohne  Anstosg  und  ohne  eigene  Beeinträchtigang 
hätte  durchfübren  wollen.  Die  englische  Republik  zd  ignoriren  zeigte  sich, 
zntnal  nachdem  dieselbe  in  dem  Protectorate  Cromvrells  ta  fester  Ge- 
staltung gelangt  war,  sehr  bald  unmöglich. 

Für  Brandenbnrg  ergab  sich  dies  zuvörderst  ans  seinen  Verknüpfungen 
mit  der  niederländischen  Politik  nnd  mit  den  oraniscben  Interessen.  Im 
April  16M  ging  der  zweijährige  Seekrieg  zwischen  England  nnd  den  Mieder- 
landen  zn  Ende.  Gromwell  errang  nie  einen  vollständigeren  politischen 
Sieg,  als  in  dieser  seiner  ersten  grossen  Action  nach  anssen;  die  Seclnsions- 
acte,  wodurch  das  Hans  Oranien  von  den  niederländischen  Staatsämtera 
ausgeschlossen  werden  sollte,  entzog  den  RestanrationsTersnchen  der  Stuarts 
für  immer,  wie  man  glanben  durfte,  jede  Mäglichkeit  einer  nachdrücklichen 
Trotergtiitzung  von  dieser  Seite  her,  and  zugleich  fesselte  dieselbe  in  der 
stärksten  Weise  das  Interesse  der  herrschenden  Aristokraten  von  Holland 
an  das  des  Prolectore  nnd  seiner  Regierung.  Das  jetzt  geschloBsene  Bündnise 
zwischen  beiden  hatte  zur  Basis,  dass  man  sich  hier  der  Oranier  und  ihrer 
Partei,  dort  der  Stuarts  und  ihrer  Anhänger  zu  erwehren  hatte  nnd  dass 
diese  beiden  Häuser  eng  verwandt  waren  und  durch  ihre  jetzigen  Schicksale  auf 
einander  angewiesen  schienen;  begreiflicher  Weise  aber  war  die  Stellung 
Cromwells  in  diesem  BUndniss  in  dem  Maasse  eine  stärkere  als  die  der 
holländischen  Aristokraten,  als  die  oranischeu  Sympathien  in  den  Nieder- 
landen jetzt  mächtiger  waren  als  die  stuartiscben  in  England.  Bei  seiner 
engen  Verbindung  mit  dem  Hause  Oranien,  für  welches  er  eben  bei  dieser 
Gelegenheit  mit  besonderem  Nachdruck  in  die  Schranken  trat"),  konnte 
Datttrtich  ancb  der  Kurfürst  von  Brandenburg  der  Rückwirkung  dieses  Ver- 
hältnisses nicht  entgehen.  Sie  wurde  ihm  namentlich  empfindlich  bei  den 
damals  geführten  Unterhandlungen  über  eine  Aliiance  mit  den  Vereinigten 
Niederlanden.  Zunächst  trat  überhaupt  die  schon  seit  mehreren  Jahren  be- 
triebene Angelegenheit  bei  den  tieneral-Staaten  jetzt  für  einige  Zeit  gänzlich 
in  den  Hintergrund;  man  förchtete  offenbar  im  Haag,  sich  bei  Cromwell 
za  compromittiren,  wenn  man  jetzt  das  Bündniss  mit  dem  Brandenburger, 
dem  Gönner  nnd  Helfer  der  Stuarts,  abschlösse,  nnd  mehrere  Monate  bio- 
darch  konnten  die  brande nburgi sehen  Unterhändler  in  der  Sache  keinen 
Schritt  vorwärts  thun»).  Endlich  kamen  die  am  politischen  Horizont  auf- 
tauchenden nordischen  Vernickelungen  zu  Hilfe;  dort  konnten  die  Holländer 
die  Freundscbaft  Brandenburgs  nicht  entbehren,  ebenso  wie  der  EnrfUrst 
der  ihrigen  bedurfte,  und  in  den  ersten  Monaten  des  Jahres  1655  nahmen 
daher  die  Verbandinngen  einen  neuen  Anlauf,  der  anch  schliesslich  mit  der 
Unterzeichnung  der  Aliiance  vom  '21.  JuH  1655  endete.  Aber  auch  hier  noch 
trat  die  Gestalt  Cromwells  lange  Zeit  hemmend  in  den  Weg.   In  London 


*■)  Vgl.  den  energischen  Protest  des  Enrfaraten  gegen  die  BeclnsioDsacte 
i  Tharloe  State  Papers  II.  272.  Urh.  n.  Aoteasi  IV.  109. 
»)  Qrk.  n.  Aetenst.  IV    111. 


y  Goot^  Ic 


sBBiGooi^lc 


EioleituDg.  715 

Bein  Vater  soll  käniglich  schwedischer  Leibarzt  ^geveacD,  er  selbst  wird  od- 
gefthr  1609  oder  1610  geboren  sein;  ein  jüngerer  Brader  war  der  als  branden- 
borgiscber  Resident  iD  Stockholm  fnngirende  Adolf  Friedrich  Schlezer, 
dessen  Berichte  von  dort  Mher  mitgetheilt  worden  sind").  Die  Tbätigkeit 
Johann  Friedrichs  im  Dienste  des  KarfUrEten  hatte  sich  bisher  mehr 
in  einer  subalternen  Sphäre  bewegt;  er  war  ?erschiedenen  Gesandtschaften 
als  Secretär  beigegeben,  einmal  auch  (Dec.  1647)  ihm  eine  selbständige 
Mission  nach  Dänemark  anvertraut  worden;  zuletzt  sehen  wir  ihn  als  knr- 
fUrsttichen  Residenten  in  Hamburg  augest«llt.  In  dieser  Eigenschaft  kam 
er  auch  mit  Graf  Waldeck  in  Berühmng,  and  neben  seinen  amtlichen  Be- 
richten an  den  Kurfürsten  führte  er  von  da  an  eine  regelmässige  Correspon- 
den?  mit  diesem,  die  anch  nachmals  von  Engbnd  ans  fortgesetzt  wnrde  nnd 
welche  sich  in  dem  Archiv  zu  ^rolsen  noch  vorfindet.  Es  ergiebt  sich  daran», 
dasa  Schlezer,  sei  es  auf  Waldeck's  oder  ancb  des  Kurfürsten  Veran- 
lassung, schon  vor  seiner  officiellen  Sendnng  gleichsam  incognito  nach  London 
gereist  ist,  wahrscheiulich  am  das  Terrain  dort  zu  recognosciren  und  einige 
vorläufige  Anknüpfungen  zo  versochen");  er  ist  dann  verschiedene  Haie 
zwischen  London  und  dem  Festland  hin  nnd  her  gereist,  ehe  die  Angelegen- 
heit ganz  zur  Porfection  kam;  inzwischen  erhielt  man  in  Berlin  auch  von 
anderer  Seite  her  ans  England  indirecte  Andentnng  darüber,  dass  eine 
diplomatische  AnknUpfnng  in  London  willkommen  sein  würde;  Ende  October 
1655  wurde  fiir  Schlezer,  der  nach  einer  persönlichen  Unterredong  mit 
dem  Kurflirsteu  vorläufig  mit  dem  Auftrag  nur  als  Correspoodent  schon 
wieder  nach  England  zoriickgekehrt  war,  die  Instruction  als  hrandenbnr- 
giscber  „Envoyö"  ausgefertigt. 

Die  Acten  dieser  GesandtBchaft,  soweit  sie  in  den  Berichten  Schlezers 
an  den  Earfürsten  und  verschiedene  von  dessen  Käthen,  sowie  in  der  Wal- 
deck'schen  Correspondcnz  des  Arolsener  Archivs  vorliegen,  theilen  wir  in 
dem  nachfolgenden  Abschnitt  mit.  Sie  erläutern  den  Verlauf  der  hranden- 
burgisch- englischen  Beziehnngen  vom  Herbst  165Ö  au  bis  in's  Jahr  1669 

anch  deshalben  in  Utrecht  mit  ehrlichen  Lenten  durch  Heirat  befrenndet".  Dem 
Kartdrsteu  sei  bekannt,  dasB  er  „von  solchen  redlicheo  Lenten  herkömmt,  die  bei 
UoBern  in  Oott  rnhendim  Vorfahren  hocheel.  Anged.  in  vomehmen  Or&cien  eich 
jahrelang  wol  verdient  gemacbt  haben ,  wie  Boch  sein  Vater  Eon.  achwediecher 
LeibmedicDB  geweaeo";  er  aei  seinen  Qualitäten  nach  wol  tu  gebrancheo  und  un- 
bedenklich fiir  eine  Bedienstung  za  empfeblen.  —  Welchen  Erfolg  dieser  Versuch 
Schleiers  gehabt  hat,  ist  nicht  zn  erkennen;  jedenfalls  sehen  wir  ihn  schon 
i.  J.  1615  wieder  in  brandenbargiechen  Diensten. 

")  Urk.  n  Actenst.  VI.  647  ff.  —  Er  wurde  am  3.  Febr.  1656  ans  dem 
Dienste  des  Kurfürsten  entlassen  und  trat  in  den  Schwedens  überj  bei  Anabmch 
dee  Krieges  swischen  Schweden  nnd  Brandenburg  wurde  dennoch  ein  Avocatoriam 
gegen  ihn  erlassen,  dem  er  nicht  Folge  leistete;  es  warde  deshalb  Vermögens- 
conGscation  über  ihn  verhängt.  Kr  etarb  1659.  (Nach  gelegentlichen  Notizen 
in  den  Acten  Joh.  Friedrich's.) 

»)  BinoiBl  schon  im  Sommer  1654;  vgl.  Erdmannsdörffer,  Graf  Waldeck 
p  340-  In  dem,  wol  etwaa  gelarbten.  Memoire  vom  Jan.  oder  Febr.  1656,  welches 
wir  w.  u.  mitlheilec,  stellt  Schlezer  den  Verlauf  etwas  anders  dar. 


A-nOOt^lc 


716  VI.     Brandeoburg  and  Englvid. 

and  gewähren,  neben  dem  InteresBe,  welohee  diese  Beziehnngen  selbst: 
haben,  zugleich  auch  fUr  die  Charakteristik  der  englischen  VerhäUnisse  in 
der  Zeit  des  Protectorates  einen  nicht  werthlosen  Beitrag;  selbst  die  reine 
Personalgeachichte  dieBer  diplomaÜBchen  Episode  and  speoiell  des  Mannes, 
der  in  ihr  auftritt  nnd,  fUr  nnsere  Blicke  wenigstens,  in  ihr  nntergeht,  ist 
nicht  ohne  ein  gewisses  cnltnrhislorisches  Interesse.  Was  über  die  von 
Cromwetl  an  den  Kurfürsten  gerichteten  Gesandtschaften  von  Bradsbaw 
nnd  von  Jephson  sich  in  den  diesseitigen  Acten  vorfindet,  ist  an  seiner 
Stelle  eingefügt;  die  Gratutationsgeaandtschaft  Gerhards  v.  Pölnitz  an 
Karl  II.  nach  London  nnmittelbar  nach  der  erfolgten  Restaaration  bildet 
den  Uebergang  zn  der  folgenden  Epoche. 


^aovGoOt^lc 


YI.   Brandenburg  und  England. 


Joachim  Htlbner  an  den  Koriftlrstei).     Dat  Frankfurt  a.{M. 
7.|17.  Oet  1655*). 

[iDainaatioD  aus  Gngluid-,  dikd  wÖDSctit  eioeo  brandenbarg.  aeBandtoo] 
Den  "'q^  nahm  ich  die  unterth.  Freiheit,  E.  Ch.  D.  gehorsamat  17.  Oct. 
zu  referirea,  was  mir  damalea  aiu  England  vertraulich  zn  wissen  ge- 
macht wurde,  welchergestalt  man  nämlich  dero  Orten  gerne  sähe,  dass 
E.  Ch.  D.  jemand  dahin  abordnete,  und  dass  mau  zu  dem  Ende  die 
Tractaten  mit  Schweden  alda  noch  in  etwas  aufhalten  wollte.  Kann 
demnach  aus  schuldiger  Pflicht  nicht  fQrbei,  auch  unterth.  dabei  zu 
fügen,  was  mir  bei  gestriger  Post  vom  ^^  aus  London  ferner  im 
Vertrauen  von  dieser  Sachen  communiciret  worden,  dase  nÄmlich  die 
sehwedische  Hinistri  alda  unter  andern  viel  Ruhmens  machen,  wie  ihr 
König  E.  Ch.  D.  so  stattliche  Offerten  gethan,  so  gar  dass  auch  S.  Eon. 
Maj.  mit  E.  Ch.  D.  in  diesem  Kriege  wider  Polen  sich  gerne  con- 
jungiren  und  Sie  mit  in  die  Gesellschaft  desselben  nehmen  wollen. 
Bittet  nm  Ordre,  wie  «r  sich  verhaltea  soll. 


ReBolation  des  Kurfürsten.    Dat  Holland  24.  Oct  1655. 

[Gin«  OuBDdtaebaft  Jo  Vorbereitang.] 
Demnach  Wir  nun  entschlossen,   mit  dem  ehesten  jemanden  an  21.  Oct 
bewussten  Ort  zu  schicken  nnd  das  Werk  mit  Ernst  anzufangen,  so 
wollet  Ihr  solches  Euerem  Correspondenten  eiligst  zuschreiben,  damit 
er  davon  Nachricht  haben  möge. 


')  Hnboer,  brande  ab  nrgiacher  Geeaadter  beim  Depntationitag  in  Frankfart; 
Tgl.  oben  p.  666. 


AiOOt^lc 


7J^g  VI.    BrandenbiirK  and  fiogluid. 


Schlezer   an  Waldeck.     Dat.  London  12.  Oct  at   v.   1655. 
(Arols.  Arch.) 

[ADBichteo  dea  DiederländiBchen  Geasadteo  in  LondoD  äbar  die  Dordiichen  Ver- 
wickelangSD ;  deagl.  über  die  AllikDco  mit  Brandenbarg.    Absieht  der  Schweden 
Kor.die  preaaBitchen  Häfen;  EDtaehädigang  dea  KnrfaratoQ,  event  mit  der  pol- 
nischen Krone.) 

!  Oct.  Siedert  dem  bab  ich  Geleg'eabeit  gehabt,  mit  dem  niederländiechea 
Herrn  AmbasBadeur  von  uoterBchiedlichen  Dingen  zu  reden.  Es  ist 
aber  auB  dessen  Disears  niehts  anders  absnnehmeD  gewesen,  als  dass 
sich  die  Herrn  Generalstaaten  der  Behauptung  des  Gommercii  in  der 
Ostsee  mit  gewaltsamer  Hand  genugsam  begeben,  dieweil  die  Uinistri 
selbst  bekennen,  dass  sie  dieses  Jahr  keine  Schiffe  mehr  dahin  schicken 
werden.  Und  maehea  ibre  Rechnung  albereit  darauf,  wann  den  König 
in  Scbweden  der  Krone  Polen  sich  bemächtigen  and  dieselbe  anneh- 
men wttrde,  dass  er  auch  alsdann  der  vorigen  Könige  in  Pol«n  Maxime 
ergreifen  und  die  Commercien  nicht  mehr,  als  dieselbe  gethan,  mit 
Völlen  und  Licenten  beschweren  werde.  Dann  wann  sie  ein  mehrers 
ohn  der  Krön  Polen  and  deren  Eingesessenen  eigenen  Schaden  und 
Nachtheil  hätten  ertragen  können,  wUrden  die  Jesuiten  und  ihr  An- 
hang die  Könige  schon  darzu  induciret  haben. 

Es  ward  der  Ratification  der  zwischen  Sr.  Ch.  D.  und  I.  Hochmög. 
aufgerichteten  Alliance  ohngefähr  gedacht  Darauf  sagte  der  Herr 
Ambassadeur:  es  wSre  solche  Alliance  nicht  darzu  angesehen,  dass 
ein  oder  ander  der  contrahirenden  Theile  dadurch  sollte  incommodiret 
werden;  an  Seiten  I.  H.  Mög.  bliebe  sie  zwar  fest  und  unbeweglich; 
was  aber  S.  Ch.  D.  für  eine  Mesure  in  Ihren  eigenen  Geschäften 
nehmen  würden,  müsste  man  erwarten.  Es  wtlrde  bienächst  I.  H.  Mög. 
nicht  anzumutben  sein,  dass  sie  sich  des  gemeinen  Interesse  einzig 
und  allein  annehmen  sollten,  da  andere,  denen  eben  viel  daran  ge- 
legen, (womit  er  auf  die  £lage]änder  schien  zu  zielen)  sioh  nicht  darum 
kUmmem  oder  das  Ihrige  darzu  thon  wollten.  Ihrer  kön.  Uaj.  in 
Schweden  Mioistri  geben  sonst  hie  genugsam  rund  heraus  zu  erkennen, 
dass  es  um  die  Pillau,  Memel  and  Weichselmttnde  absolute  zu 
thun ;  und  liess  sich  einer,  den  ich  wegen  f&r  diesem  gehabter  Kund- 
schaft besuchet,  gegen  mir  verlauten,  man  gedächte  Sr.  Ch.  D.  ein 
aneeholiches  Aequivalent,  benanntlich  das  Bischofthum  Culm  oder  der- 
gleichen dafQr  prSsentiren.  Er  gedachte  wol  gar  des  EönigreichB,  die- 
weil I.  Maj.  vieler  Ursachen  halber  es  weder  für  sich  noch  ftlr  dero 
Herrn  Bruder  begehrten.   FUr  die  niederiändische  Macht  in  der  Ostse« 


Aj.OO<^IC 


Die  NiederUnd«  ond  dl«  laterMBsn  Id  d.  üitae«.    Lkge  lo  BogUnd.  7j[g 

fBrohten  sie  rieh  g«r  niebt;  denn  sie  halten  ein  ihrer  Schiffe  so  gut 
darin  ats  10  Staatisohe,  wegen  Enge  der  See,  und  daas  die  Kieder- 
Länder  bei  Sturm  und  Ungewitter  keinen  Hafen  zur  Retirade  darin 
haben  wtirdeo. 

Schlezer  an  den  Enrfltrsten.     Dat  London  ~  Oct  1655. 

(Orosse  VerändeniDgeD  iu  Engluid.    Der  Erieg  mit  Spanien;  Gefahr  eioer  Treo- 

DiiDg  FraBkreicha  roD  demaelbeQ.    Aligemeioe  AnimoaiUt  der  Katholiken  gegen 

di«   Beformirten.     Leidea   dea   engliBohen    Haodeta.     Cromwella  Wnnach   einer 

groaaen  proteat.  Vereinignng.] 

Hit  diesem  meinem  unterth.  Schreiben  finde  ich  mich  schuldig,  29.  Oct. 
E.  Ch.  D.  den  Zustand  dieser  Orten  etwas  weitläufiger  fUr  Augen  zu 
stellen,   dieweil  dergleichen  Ver&ndeningeD  obhanden,    worauf  ohn 
Zweifel  das  ganze  Europa  ein  Auge  haben  wird  und  die  (limehmete 
Häupter  und  Potentaten  ihre  Consilia  richten  werden. 

Eb  scheinet  dann,  dass  diesen  Landen  der  Krieg  mit  Spanien 
flbera  Haupt  hange  wie  eine  dicke  und  schwarze  Wolke,  die  ja  noch 
wol  zu  dissipireu  sein  möchte,  wenn  nur  nicht  etwan  Frankreich  (wo- 
selbst man  soneten  nach  geschlossenem  Frieden  anfängt  die  engeUftn* 
dische  angehaltene  Schiffe  und  Gflter  wieder  los  zu  geben)  durch  an- 
gebotene persönliche  Vermittelung  des  Pabstes  zum  Vergleich  mit 
Spanien  möchte  abwendig  gemacht,  die  ganze  katholische  Partei  da- 
durch erreget  und  mit  den  gesammten  Abel  zusammenhaltenden  Pro- 
testirenden  auf  die  eine  oder  andere  Weise  eine  Waldeosische  Tragödie 
gespielet  werden;  inmassen  sich  dann  sowol  bei  denen  katholischen 
Hchwoitzerischen  Bundgenosaen  wegen  der  von  ihnen  entwichenen 
35  Familien,  die  sich  zur  reformirten  Religion  erkläret  haben,  aber 
all  des  Hirigen  darüber  verlustig  sein  — ,  sowol  als  in  Langnedoc 
bei  Einziehung  der  reformirten  Kirche  zu  Florensac,  und  zu  Paris 
selbst,  Savoyen  zu  geschweigen,  eine  besondere  Animosität  gegen  die 
Religionsverwandten  verspüren  lasset,  und  wird  auch  an  andern  Orten, 
so  viel  man  vernimmt,  mit  dem  Gewissenszwang  nicht  gefeiert 

Der  englische  Handel  leidet  schweren  Schaden  darcb  die  Bescblag- 
nahmeo  von  Bpanigcher  Seile;  man  sagt,  Spanien  habe  alle  confiBCirten 
Effecten  dem  Röoig  Karl  II.  snr  Verfügung  gestellt,  nm  daraus  Mittel  zu 
einer  neuen  Schilderhebnng  in  England  zu  gewinnen. 

Nene  engliscbe  Rfistungen;  Cromwell  wünscht  sehr  eine  enge  Ver- 
einigung mit  den  Niederlanden,  und  es  ist  gute  Anseicht  dazu,  um  dann 
die  allgemeine  Sache  der  ETangelJGcben  in  Europa  in  die  Hand  au  nehmen. 

Ans  diesem  alleo  aber  stehet  genugsam  zu  erachten,  wie  gerne 
man  dieses  Ortes  sehen  möchte,  daes  die  sämmtUche  Evangelisehe  tä.n- 


A_nOO»^lc 


720  ^^    Bnodanborg  nnd  Einlud. 

mathig  xDsammenBetzten,  and  wie  willig  man  sich  wllrde  erfinden 
laBBen,  I.  K8n.  Maj.  in  Sehweden  zu  einer  Moderation  j^e^n  £.  Cfa.  D. 
in  den  an  Sie  gesonnenen  Functen,  80  nnmehr  hie  znm  Theil  bekannt, 
nnd  sonsten  zu  guter  VerständnisB  mit  derselben  zu  disponiren. 


Schlezer  an  Waldeck.     Dat  London  19.  Oct  et  v.  1655. 

(Ärolß.  Arch.) 

[Der  nnf&ll  in  Hispaniola;  aeioe  Grnnde  —  Oenioa  bdIbb;  Featigkeit  der  jetsigen 
Begiarong.    QlMibe  m  die  Hdglichkeit  eiuea  BeligionskriegB.    Captatio.] 

Der  Prot«ctor  ist  häaflg  krank.  — 

Dass  man  aber  sagen  will,  er  habe  ihm  den  misslungenen  An- 
schlag auf  Hispaniola  zu  sehr  zn  Herzen  gezogen,  kann  ich  nirgends 
aus  abnehmen.  ...  So  wird  noch  anjetzo  zu  Whitehall  dergestidt 
davon  discurriret:  es  könne  zwar  sein  und  man  gestehe  es  gerne,  dass 
sowol  in  der  Instruction,  die  man  den  Officirem  nach  Indien  mitgegeben, 
als  in  der  Execution  grosse  Fehler  begangen  wären;  die  Hauptursachen 
aber,  wamm  Oott  den  Herrn  Protectorem  mit  diesem  seinem  ersten  Un- 
glück gedemflthigt  habe,  hält  man  diese  zu  sein:  ßtr  erst,  daas  man 
sich  zu  sehr  auf  seine  grosse  Macht  verlassen;  zum  aadem,  dass  man 
an  Statt  ehrlicher  gotteaßtrchtiger  und  vomebmer  Leute  (denen  man 
nicht  allerdings  getrauen  wollen)  ein  Theil  Canaille  aus  den  Barbados 
EU  diesem  Dessein  gebraucht  habe;  man  wolle  sich  aber  binfüro  bessern. 

E.  hochgr.  Exe.  erzähle  ich  dieses  nnterth.,  damit  Sie  den  geninm 
aalae  hujus  daraus  erkennen  nnd  Ihr  sehaHsinniges  Urtheil  Ober  denen 
Projecten  und  Actionen,  so  dahero  entspriessen,  desto  l>e68er  können 
ergehen  lassen.  Gesetzet  man,  dass  sich  ein  menschlicher  Fall  mit 
dem  Herrn  Frotectore  zutragen  sollte,  so  wird  doch  schon  aof  einen 
Suocessorem,  der  ihm  gar  nahe  bestehen  und  wol  so  viel  Affection 
bei  der  Gemeine  oder  zum  wenigsten  minorem  invidiam  haben  möchte, 
gezielet  Und  man  findet  die  GemUtber  hier  so  bewandt,  dass,  wenn 
die  Regierung  noch  lOmal  verändert  wttrde,  so  wflrde  doch  der  Hass 
wider  das  Pabsttbum  und  der  Eifer  fQr  das  gemeine  evangelische 
Wesen  nicht  leichtlich  aus  den  Herzen  getilget  werden. 

Gespräch  Cromwells  mit  dem  aiederl&Ddischea  Gesandteo  über  die 
gegenwärtige  Weltlage.  — 

E.  hochgr.  Exe.  ersehen  hieraus,  wie  man  an  dieser  Seite  des 
Meeres  nicht  anders  die  gegenwärtige  motns  betrachtet,  als  dass  ein 
pur  lauterer  Beligionskrieg  daraus  entstehen  werde. 


yGoot^lc 


HiBpanloIa-    L&ge  In  EDgland.    InHtrQctioii  Schlete».  721 

DaferD  Sie  mir  vermerken  würden,  dasB  ich  mich  von  der  ge- 
meinen Opinion  zu  weit  emportiren  Hesse,  werde  ich  durch  Ihre  hoch- 
weise  und  gnädige  Erinnerung  leichtlich  davon  retrahirt  werden  kSnnen. 
Ich  thue. unterdessen  das  Meioige,  dase  ich  nämlich  einfältig  zu  er- 
kennen gebe,  wie  ich  die  Sachen  alhie  befinde.  — 


Instruction  fttr  Johann  Friedrich  ScHezer  „in  seiner  Nego- 

tiation  bei  dem  Herrn  Protectore  von  England".    Dat.  Nen- 

marck  30.  Oet  1655. 

[Oeremo Dielt.  Bitte  nm  Fried enavermitteluDg  iwiachen  Bcbweden  und  Poleo. 
Gegen  die  Alteinherrscbaft  einer  Macht  auf  der  Ostsee.  Bernfang  auf  die  Cod- 
feaei OD BgemeiD Schaft;  Bitte  nni  UoterstützuDg  gegeo  die  ZornatbaDgen  ScbwedeDe 
in  PreDBBeu.  Cromoella  BeacbützDog  der  Waldeoaer;  seioe  BemühnngeD  für  Be- 
fViedoDg  der  streitenden  Confessioneo ;  Interease  dea  Eurfärateu  dafür;  Branden- 
borg  auf  gespanntem  Fasse  mit  den  Katholiken.  Tortänfiges  wegen  einer  engeren 
Verbindong.  Erbietnng  sd  BegflnstigungeD  für  den  eDgliscbeo  Handet.  EiDO 
formelle  Ambassade  in  AoBBicht  gestellt.    Geheime  Andiene  bei  dem  Protector.] 

1.  Im  CereinoDiell  soll  verlangt  nud  gegebeu  werden  ganz  Dach  Mass- 
etab  anderer  mit  dem  Protector  verkehrender  Poteataten  gleichen  Rauges. 

Als  Wir  aber  der  Kegotiation  fUrträglich  erachten,  wann  er  die-  so.  Oct. 
selbe  anfangen  und  darin  einen  guten  Grand  legen  möchte,  ehe  und 
bevor  er  sich  öffentlich  für  Unaern  Abgeordneten  oder  Envoyä  auszu- 
geben hätte,  gleichwol  aber  bei  dem  Herrn  Protectore  mit  diesem 
modo  tractandi  Wir  kein  Nachdenken  oder  ombrage  erwecket  wissen 
wollten:  so  hat  er  [Schlezer]  sich  durch  Leute,  so  er  dazu  tüchtig  er- 
achten wird,  bei  bemeltem  Herrn  Protectore  zu  erkundigen,  wie  es 
derselbe  gut  finden  möchte,  ob  er  seine  Qualität  zu  puhliciren  oder 
ohne  öffentliche  Qualification  die  Handlung  anzutreten  hätte. 

2.  Der  wieder  ausgebrochene  Krieg  zwischen  Schweden  und  Polen  ist 
eine  allgemeine  CalamitSt  für  alle  benachbarteo  nud  an  dem  OstseehaDdel 
iateressirten  Mächte.  Der  Protector  wird  ersQcbt,  dnrch  eine  besondere 
Schickung  und  VersDcb  einer  Vermittelaog  den  Frieden  wieder  bersteilen 
zn  helfen. 

3.  Welchergestalt  di^enigen,  so  aus  England  und  benachbarten 
Königreichen  und  Landen  in  diesen  Gegenden  und  Häfen  ihre  Han- 
delung gefUhret,  bei  dem  alten  Zustande  der  Lande,  der  Zölle  und 
anderer  Beschaffenheit  der  Commercien  sich  leidlich  und  wol  befunden, 
solches  zeugete  die  Erfahrung;  was  aber  tür  Vortheil  selbigen  schaffen 
möchte,  ja  andere  Potentaten  und  Kepubliken  zu  gewarten  hätten, 
wenn  die  Direction  der  Commerciorum,  Ansetzung  der  Zölle,  Oeffnung 
und  Schliessung  aller  Hafen  an  der  Ostsee  von  eines  Potentaten  Oe- 

Hotcr-  I.  Gucb.  il.  Gr.  KurnirMso.    Vll.  4C 


„Goot^lc 


722  ^^-    Br^udfliibnrg  und  Boglud. 

fallen  dependiren  und  eine  bo  grosse  Macht  ad  arbitrium  uniuB  gelangen 
sollte,  stelleten  Wir  zn  des  Herren  Protectoris  hochvernflnftigem  Nacli- 
denken  und  zweifelten  nicht,  er  solches  alles  fttriftngst  reiflich  erwogen 
nod  darüber  solche  Gedanken  wfirde  begriffen  haben,  wodurch  dem 
gemeinen  Wesen  geholfen  werden  könnte;  und  als  dam&chst  mit  so- 
thanem  gemeinen  Interesse  das  unaerige  in  particulari  dergestalt  ver- 
knüpfet, dass  es  von  einander  nicht  getrennet  werden  könnte,  so  zwei- 
felten Wir  nicht,  er  dasselbe,  zumalen  auch  propter  oonfessionis  com- 
mnnionem  et  in  ortbodoxia  conaensam  zu  Herzen  nehmen,  solches  beob- 
achten und,  da  Wir  darunter  zu  leiden  kämen,  mit  Rath  und  That  Uns 
aseistiren  würde;  und  h&tten  demnach  die  Zuversicht  gefasset,  solches 
in  vertraulicher  Confidenz  selbigem  nicbt  allein  zu  offenbaren,  son- 
dern ihn  auch  um  die  angeregte  Assistenz  zu  ersuchen. 

Und  nachdem  es  dann  solchem  nach  an  dem,  dass  von  Sr.  Maj.  za 
Schweden  Uns  aogestetlet  wird,  dass  Wir  Unser  Herzogtbum  Preussen, 
so  Wir  und  Unsere  Vorfahren  von  undenklichen  Jahren  bishero  von 
dem  Könige  von  Polen  und  selbiger  Bepublik  reeognosciret,  von 
höchstged.  Sr.  Maj.  zu  Schweden  (da  der  itzige  König  von  Polen  noch 
nicbt  debetliret,  weniger  abdieiret,  auch  die  Krone  ond  gesammte 
Stände  in  Polen  kein  Recht  Ober  sich  I.  Miy.  aufgetragen)  zu  Lehen 
nehmen  sollen  und  dabei  die  freie  Passage  durch  Unsere  Seehafen 
Pillau  und  Memel,  welches  doch  von  keinem  Könige  von  Polen  prft- 
tendiret  worden,  begehren,  darinnen  auch  die  Zölle  erhöhen,  die  Con- 
direction  der  Commerciorum  in  Unserem  eigenen  Lande  fShren,  anch 
Unsere  Herren  Vettern,  so  zu  Anfangs  mit  denen  prenssischen  Landen 
belehnet  gewesen,  von  der  Succession  in  selbigen,  nachdem  Unsere 
Descendenten,  das  Gott  verböte,  ohne  fernere  Leibeserben  abgangen, 
ausschliessen,  ja  auch  dahin  Uns  nötigen  wollen,  dass  Wir  der  niit 
den  Herren  Staaten  General  zu  Versicherung  Unseres  Staats  und  der 
Commerciorum  aufgerichteten  Bflndniss  eben  zu  der  Zeit,  wie  wir  ihn, 
den  Herrn  Frotectorem,  dazu  nebst  anderen  Potentaten  zu  Folge  des 
foederis  invitiren  wollen,  renuociiren  und  Uns  begeben  sollen  .... 
80  hätte  er  oftbemelten  Herrn  Frotectorem  zu  ersuchen,  dass  er  des 
gemeinen  and  Unseres  absonderlichen  Interesse  ernstlich  und  mit  Nach- 
druck sich  also  und  dergestalt  annehmen  wolle,  dass  .  .  .  .  S.  Miy. 
zu  andern  Gedanken  und  dahin  bewogen  werden  möchte,  dass  Sie 
dergleichen  weitaussehcnde  Postulata,  die  sowol  anderen  Potentaten 
als  Uns  beschwerlich,  ja  Uns  tbeils  unmöglich  fielen,  fahren  lassen 
möchten. 

BrandenbDTg  habe  bisher  iu  dem  Streit  zwischen  Poleo  and  Schweden 


Aj.OO<^IC 


Inttitietion  8oU«i«n.  723 

über  die  Snccession  in  Schwedeo,  als  eiuem  „Privatslreit  zwischen  Eweien 
König).  HünBern",  niemals  Partei  genommen,  sondern  nur  za  vermitteln 
gresucht,  wie  noch  znletzt  in  Lübeck.  Der  Enrfürst  habe  also  anch  an  dem 
gegenwärtigen  Kampfe  gar  keinen  Antheil. 

Von  dem  Herrn  Protectore  versahen  Wir  Uns  aber,  dass  er  sol- 
chem nach  nicht  allein  attento  religionis  vinculo,  auch  in  Betracht  der 
g^emeinen  Commercien  ....  wenn  die  Mediation  nicht  TCrfangen  wollte, 
auch  mit  gutem  Rath  und  dergleichen  Mitteln  Uns  assistireD  wQrde, 
wodurch  TOQ  Uns  und  UDserem  Staat  aller  Gewalt  abgewandt  und 
Wir  bei  ruhiger  Possessioo  des  Unserigen,  aucb  die  Commercien  in 
UDsem  Hafen  ungeturbiret  gelassen  wUrden. 

4.  Hiemächst  hätte  Unser  Abgeordneter  zu  erwähnen,  welcher- 
geatalt  Wir  erfreulich  yemommen,  dass  der  Herr  Protector  denen  in 
Piemont  verfolgten  Reformirten  heilsame  und  fllrträgliche  oi^cia  in 
ihren  hohen  Nöthen  mit  sonderbarem  rflhmlichem  Eifer  uod  Ernst 
geleistet,  wie  anch  von  den  gesammten  reformirten  schweizerischen 
Städten  Terstanden,  welcbergestalt  er,  der  Herr  Protector,  ihm  bestes 
Fleisses  angelegen  sein  Hesse,  dass  die  unter  den  Evangelischen  strei- 
tenden nnd  misshelligen  Theologen  und  andere,  so  von  ihnen  depen- 
diren,  zur  christlichen  Moderation  und  mutuellen  Toleranz  zu  bringen. 
Und  weil  Wir  dann  daraus  seinen  christlichen  Eifer  fQr  die  wahre 
Religion  .  .  ,  verspüreten,  allermsssen  derselbigen  das  unzeitige  und 
nneelige  Streiten,  hevorab  in  Deatschland,  einen  uosfiglichen  Schaden 
nnd  der  Kirchen  und  guter  Folicei  Zerrflttung  verursachet  und  alles 
Vertrauen  nnd  chriBtliche  Liebe  aus  den  Herzen  der  Christen  gebracht: 
Wir  hätten  ihm  demnach  Befehl  gethan,  den  Herrn  Protectorcm  zu  er- 
sBchen,  dass  er  Uns  von  solchem  FBmehmen,  nnd  was  dem  anhängig, 
Part  gehen  wollte');  Wir  w&ren  gesimiet,  demselben  nachzudenken, 
Uns  darauf  gebflhrend  herauszulassen  und  nicht  allein  hei  seines,  des 
Abgeordneten,  Anwesenbeit,  besondem  allewege  nach  dem  Exempel 
Unserer  Vorfahren  an  solches  so  heilsames  Werk  Hand  aozalegen  und 
lu  Beförderung  desselben  alles,  was  in  Unsem  Kräften,  herbeizutragen. 
Weil  Wir  aucb  zu  Kegensburg  und  anderweit  bei  den  Katholischen 
grossen  Haas  nnd  Unwillen  wider  Uns  [erreget],  (da  Wir,  was  den 
Evangelischen  zum  besten  daselbst  getrieben  und  abgehandelt  worden, 
ftlleio  erhalten  und  mit  der  Parität  unter  den  Katholischen  und  £van< 
gelischen  ohne  Jemandes  Assistenz  durchgedningen)  so  bofTeten  Wir 

1)  Schon  in  einem  Schreiben  dat.  36.  Oct.  1666  beaaftragt  der  KurTOtit 
äcbleser,  ihm  „Yoa  des  Dnraei  Unternehmangen"  Beriebt  in  erstatten;  vgl. 
oben  p.  669. 


^düvGoot^lc 


'J24  ^'-     B»D*leDbDrg  nnd  EogUnd. 

um  SO  viel  mehr,  es  wfirde  der  Herr  Frotector  seines  Orts  wiederum 
um  gleichmässiger  CoDBideratibn  willen,  wie  Wir  bei  den  Evangeli- 
BChen  ins  gemein  gehabt.  Uns  zu  aasistireu  geneigt  sein,  bevorab  da 
Wir  in  solchen  Fällen  allein  stehen  und  noch  wol  von  tbeils  Evan- 
geliBcheo  selbst  verfolget  würden ;  aber  dennoch,  nach  der  Hfllfe  Gottes, 
wann  Wir  von  ihm  als  einem  Glaubensgenossen  nicht  ganz  gelassen 
wUrden,  Uns  zu  conserriren  gemeinet,  dazu  auch,  Gott  Lob,  nicht  ge- 
ringe Mittel  in  Händen  hätten. 

5.  Sollte  Unser  Rath  und  Abgeordneter  verspüren,  dass  bei  dem, 
was  oben  wegen  der  wirklichen  Assistenz  angefübret,  man  dahin  zielen 
würde,  daes  etwa«  wirkliches  und  verbindliches  zwischen  beiden  Theilen 
mtlsste  aufgerichtet  und  geschlossen  werden,  so  bat  er  dabei  zu  con- 
testiren,  wie  Wir  zu  einer  engen  Verständniss  obaugezogener  Interessen 
wegen  wol  geneigt,  auch  was  Uns  an  der  Invitation  zur  Holländischen 
Alliance  bisher  behindert,  wie  gerne  Wir  solche  Impedimenta  gehoben 
sehen,  [zu  erklären];  dann  auch  sich  zu  erkundigen,  wohin  damit  von 
der  Seiten  eigentlich  gezielet,  ob  man  die  Holländische  oder  eine  ab- 
sonderliche Verbflndniss  wQrde  belieben  wollen;  und  darauf  femer  zu 
referiren  und  Unsere  Resolution  zo  gewarten.  Indessen  aber  femer 
andeuten,  dass  die  promteste  und  eilfertigste  Mittet  Uns  die  liebste. 
Wir  auch  dagegen,  was  billig  wäre,  nicht  anschlagen  würden;  gestalt 
Uns  dann  lieb  sein  sollte  zu  vernehmen,  wenn  Wir  das  englische 
Traf6eq  in  Unsem  Landen  befördern  könnten,  weswegen  er  im  Dis- 
curs  erwähnen  kann,  dass  mit  Verstattung  der  Cort-meister  in  Unseren 
Städten,  Bestätigung  der  Stapel,  auch  andern  Dingen  der  englischen 
Nation  lügen  und  ihre  Handlung  befördern  wollten ;  andere  Mittel,  womit 
der  Kepublique  gedienet,  würde  die  fernere  Handlung  eröfinen. 

6.  Eine  ToUniacht  wird  dem  GeaaDdCea  vorerst  nicht  gegebenj  einst- 
weileo  genügt  eeiu  Creditiv  —  „wo  zum  Succesa  Hoffoung,  wollen  Wir  eine 
Ambaasade  mit  genagaamer  Vollmacht  dabin  abordnen,  welches  er  dem 
Herrn  Protectori  aozDdenten  bat". 

Die  obigen  BemerkaDgen  über  „Unser  portlcnlar  Interesse  and  was  von 
dem  schwediachen  Fümebmeu  and  daher  anderen  Potentaten  besorglicheo 
ZafKlIeii  oben  erw&bnt",  soll  Schlezer  dem  Frotector  in  geheimer  Andiene 
vortragen '). 


')  Schleier  erhält  dieae  iDstmction  in  London  am  16'|3!>.  Nov.  1655- 


^aovGoOt^lc 


Instnotion  SehleHri.    Schwadao  a.  BrutdaDbarg.    Haoa  Oruien.         725 


Scblezer  an  Waldeck.    Dat  London  26.  Oet  1655. 

(Arols.  Arch.)') 

(Baglische  Nftchrichteo  ood  Aosicbten  ober  die  brandeobiirg-achwedtache  Ter- 
wickeloDg.     Croratrell  aod  dM  Bana  0»Dian.    Festigkeit  der  Regierung] 

Von  der  besorgenden  Ruptur  zwischen  I.  E.  M.  in  Schweden  und  &■  No« 
S.  Ch.  D.  wird  alhier  viel  discurriret,  und  sähe  man  gar  ungern,  dass 
es  dazu  kommen  sollte.  Es  wird  auch  genugsam  zu  verstehen  gegeben, 
daSB  man  alles,  was  natzlich  wäre,  beitragen  wolle,  damit  solche  echftd- 
liehe  Weiterung  möchte  verhntet  werden.  Jedoch  erwartet  man  nicht 
minder,  als  dass  man  solemniter  und  mit  guter  Manier  darum  be- 
grOsset  werde. 

Die  engellSndische  gedruckte  Zeitungen  (die  da  bevor  allemal 
von  dem  Secretario  Status  revJdiret  werden)  melden  nicht  ohne  Nach- 
denken verschiedlich  von  dem  itzigen  preuasischen  Zustande;  (tlr's 
erst  aus  Stettin,  dass  S.  Ch.  D.  damit  umgehe,  wie  er  das  Eönigl. 
Theil  FreuBsen  unter  seinen  Schatz  und  Schirm  bekommen  möge;  und 
wird  dabei  gesetzt,  wann  das  geschähe,  würde  man  eine  rechtmässige 
Ursach  zu  S.  Ch.  D.  bekommen.  Zum  andern  aus  Prankfurt  am  Main, 
dass  alle  wohlmeinende  Leute  wttnschcn,  der  Herr  Protector  möchte 
sich  zwischen  beide  hohe  Potentaten  interponiren  .  .  .  Ich  bekomme 
inmittels  keine  Ordre  und  stehe  fast  in  den  Gedanken,  ob  etwan  die 
Resolution  zu  Hofe  möchte  verändert  sein.  — 

Dafem  sonst  jemand  auf  die  Veränderungen,  so  sich  hier  zu  Lande 
zutragen  könnten,  Reflexion  haben  möchte,  so  wird  es  ohn  Zweifel 
das  hocbfUrstl.  Haus  Orange  sein,  welches  auch  in  sothanen  Conjunc- 
turen  vielmehr  auf  andere  Dinge  hoffen,  als  an  hiesigem  Ort  Fretmd- 
Bcbaft  und  Reconciliation  begehren  möchte  ....  Sonsten  weiss  ich 
von  guter  Hand,  dass  der  Herr  Protector  sich  verlauten  lassen,  er 
hätte  wider  das  Haus  zu  Orange  durchaus  keine  Picque  oder  Un- 
willen, sondern  könnte  demselben  alle  Prosperität  und  WoIHlhrigkeit 
gar  wol  gönnen,  wo  nur  der  Estat  von  ihnen  nicht  turbiret . . .  wttrde. 

Auf  solchen  Grund  weiter  zu  baaen;  wBrde  vielleicht  das  rechte 
Mitte!  sein,  die  nähere  Vereinigung  Sr.  Ch.  D.  mit  dem  Herrn  Pro- 
tectore  oder  in  effectu  mit  der  Republique  [herbeiiufBhren).  Denn 
wenn  gleich  Sr.  Hoheit  Person  abgehen  und  die  Regierung  noch  zehn- 

')  Bioe  gieichlaotende  Beptiqne  dieeea  Briefea  aach  im  Berliner  Archiv,  ao 
deo  Grafen  Ton  Wittgeoatein  gericlitet. 


yCoOt^lc 


726  ^'-     BrandeDbnrg  and  Englanij. 

mal  verändert  würde,  stehet  doch  nicht  Icichtlich  zu  glauben,  dasa  die 
Maximen  deswegen  changiret  oder  aufgehoben  werden. 

Ich  liabe  von  dem  obigem  an  S.  Cb.  D.  fUr  dieam^  nichts  erwfibneL 


an  den  Kurf.  Dat  London  9.  Nov.  st  v.  1655. 

[Qerücht  tod  einer  ueneD  aea&DdtBcbalt.  Geldooth  in  Bogland  nnd  Kittel  lor 
Abfaiire.  Die  RegieruDg  sacht  die  RojisliBteo  xa  gewinnen;  c^jolirt  die  Fremdea.] 
19.  Nov.  Schi,  hat  ein  Qerücht  gehört,  als  ob  der  EnrfürBt  jemand  anders  nach 
LondoD  ZQ  schicken  beabsichtigte;  er  bittet  es  in  discreter  Weise  zn  ihnn, 
damit  sein  persKnliches  Ansehen  dabei  nicht  gelcränkt  wird. 

Verschiedene  Pläne  in  England,  nm  Geld  zur  Fortsetzung  des  Krieges 
gegen  Spanien  zn  erlangen. 

Unter  andern  wird  dieses  zar  Hand  genoeunen,  dass  man  etz- 
liche  Leute,  die  sich  zn  des  langwierigen  Parlaments  Zeit  and  sonsten 
in  der  Republik  Diensten  bereichet,  zur  Reehnnng  von  ihrer  Admini- 
stration fordert  Wie  dann  dieser  Tage  ein  sehr  begüterter  Mann, 
der  eine  Inspcction  auf  die  Zölle  gehabt,  Namens  Harrey,  in  den 
Tour  gebracht;  und  möchten  dem  noch  wol  andere  mehr  folgen. 

Die  Regierang  sncht  die  royalistischen  Malcontenten  auf  alle  Art  zn 
gcwiuuen  und  eine  mildere  Behandlung  möglich  zn  machen. 

Bei  den  Fremden  und  AnswSrtigen  suchet  man  sich  u.  a.  dadurch 
beliebet  zu  macheu,  dass  man  den  Rigor  der  Zünfte,  woher  die  ver- 
triebenen Handwerks-  und  Handelsleute  aus  Deutschland  n.  a.  Orten 
über  die  Maassen  beschwert  worden,  moderiret  hat 


Schlezer  an  den  Korftirsten.     Dat  London  16.  Nov.  1655. 

[Eiotreffen  der  Instroction.    Daraeas.] 
'26.  Nov.         Gestern  ist  das  Schreiben  vom  25.  Oct.  nnd  die  InstrnotioD  eingetroffen. 
Schi,  hat  sich  bis  jetzt  nur  bei  dem  StaatssecretSr  Tbnrloe  gemeldet  — 
Auf  die  Anfrage  des  Enrltirsten  in  Betreff  des  Daraens: 

Des  Duraei  Werk  bestehet  darin,  dass  er  mit  klaren  und  un- 
widersprecblichen  Argumenten  darthuet,  wie  das  heutige  SchulgezäDke 
der  Theologorum  Protestantium  mit  dem  wahren  Cbristentbum  und 
Aufnehmen  der  Kirchen  durchaus  nicht  übereinkomme;  durch  waa 
Wege  und  Mittel  es  könne  and  müsse  abgescbaffet  werden,  und  wie 
man  sich  hinfUro  einer  cbristliehen  Vereinigung  zur  Erbauung  in  der 
Gottseligkeit  und  einer  brüderlichen  Correspondenz  wider  alle  öffent- 
liche und  heimliche  Feinde  zu  befleissigen  habe. 


yGoot^lc 


Teraögeruugen  aud  Schwierigkaltsa  der  EiolHitung.  727 

Er  ist  TOD  der  hiesigen  Akademie  ood  von  dem  Frotector  ermächtigt, 
die  dazn  nöthigeo  Schritte  za  thoD. 

Kr  ist  auch  ein  Mann,  der  bei  den  Tfaeologis  und  rnftnuiglicb 
aller  Orten  sehr  beliebet  und  zu  einem  solchen  wichtigen  Werk,  wo 
jemand,  tüchtig  erkannt  wird.  Beim  Herrn  Frotectore  und  den  fUr- 
nehmsten  MinietriB  gilt  er  gar  viel  ond  hat  unterscbiedlicben  fliret- 
licheo  Häusern  als  Holstein,  Carland  u.a.  gute  Dienste  gethan;  dass 
ich  von  Herzen  wUnscben  möchte,  er  w&re  bie  zur  Stelle;  denn  ich 
weiss  von  vielen  Jahren  her,  mit  was  unterth.  Devotion  er  E.  Ch.  D. 
zugethan  ist. 

Nach  eiDJgen  WeiteruDgen  mit  dem  Staats secret&r,  die  leieht  beseitigt  3.  Dec. 
werden,   läast  sich  Schlezer  zur  fonnelleQ  Audienz  bei  dem  Protector 
anmelden.   Diese  steht  nau  za  erwarten.   (Bericht  Scblesers  dat.  23.  Not. 
1655.)  

Allerhand  Abhaltungen  ziehen  die  Andiens  noch  hinaus.    Der  Kurfürst  10.  Dhc. 
lässt  Schlezer  dnrcb  den  Geh.  Batb  Friedrieb  y.  Jena  schreiben,  die 
Sache   mit  allem  Ernst  und  Eifer   zu  fördern.    Weimann  schreibt,  dass 
die  Prinoeesin  ?.  Oranien  ziemlich  perplex  über  diese  Verhandlung  ist. 
(Bericht  daL  30.  Nov.  165&.) 

Die  Andienz  ist  noch  immer  aufgeschoben.  —  Schlezer  erfährt  in-  17.  Dcc. 
zwischen,  dusa  Cromwell  über  die  Ruptnr  zwischen  dem  Kurfürsten  und 
den  Schweden,  als  zwei  erangeüschen  Fürsten,  sehr  betroffen  ist    (Bericht 
dat.  7.  Dec.  1655.) 


Schlezer  an  den  Knrflirsten.     Dat  London  14.  Dec.  16ÖÖ. 

[Die  VerzögeniDg  der  Audienz  und  ihre  Orüede.    Der  CeremoDieDineister. 
Andienz  bei  Cromwell.    EiDgebeode  Rede  des  Frotectore.    Cromwells  Inleresse 
für  den  Fürsten  von  Sieben  bürgen.] 
Er  habe  gefUrchtet,  dasa  die  stete  Hinansscbiebang  der  .\adieaz  doch  24.  D<ic. 
noch  einen  besondecn  Grund  hHben  müsste  und  deshalb  nachgeforscht. 

leb  hab  auch  in  der  That  befunden,  dass,  w&brend  der  Zeit  ich 
hie  hab  still  sitzen  mflssen,  dem  Herrn  Protectori  von  E.  Cb.  D.  aller- 
hand widrige  Impressionen  mflssen  gegeben  sein.  Sie  seien  ihm  aber 
durch  die  Person,  so  ich  darzu  informiret,  dergestalt  benommen  wor- 
den, dass  er  alsbald  gesagt,  sie  sollte  sehen,  ob  ich  nicht  bald 
Audienz  bekommen  wtlrde. 

Gestalt  mir  dann  des  folgenden  Morgens  frllbe  angesagt  worden, 
dass  ich  mich  darzu  gefasst  halten  sollte,  and  hat  mir  bald  der  Ma- 
gister Caeremoniarum ,  ein  geschickter  Hofmann  und  der  hiemäcbst 


A-nOO»^lc 


728  ^^-    Bruidenbnrg  nod  EDgland. 

ZU  Ambassaden  möchte  gebraucht  werden,  die  Visite,  welches  nicht 
einem  jedweden  geschiehet,  persönlich  abgestattet,  in  welcher  er  mir 
angedeutet,  dass  S.  Hob.  zwar  geneigt  wäre,  mir  eine  öffentliche 
Audienz  zu  geben-,  weil  Sie  aber  dafQr  hielten,  dass  es  zu  Beförderung 
der  Oesch&fle  dienlich  und  £.  Ch.  D.  selbst  vielleicht  am  liebsten  sein 
wQrde,  wenn  es  privatim  geschehe,  wollten  Sie  mich  ä  part  zu  ihr 
kommen  lassen;  es  sollte  mir  aber  dennoch,  in  deren  esgard,  alle 
Ehre  widerfahren,  die  der  grossesten  Könige  Abgeordneten,  so  einen 
minderen  Characterem  als  der  Ambassadeurs  hätten,  angethan  wUrde. 

Dem  zu  Folge  bin  ich  des  anderen  Tages  am  ll.|21.  durch  ge- 
melten  Magistrum  Caercmooiarum  in  des  Herrn  Protectoris  Leib- 
kutsche  mit  sechs  Pferden  und  acht  Lacquaie,  so  daneben  gangen, 
abgeholet  und  bis  an  das  Palatium  zu  Whitehall,  hernach  über  einen 
kleinen  Platz  zu  Fuss  die  Stiegen  hinauf  durch  den  Trabanten  Saal 
und  Bo  fort  durch  unterschiedliche  Gemächer  in  ein  ansehnliches,  da- 
rinnen man  mich  ein  wenig  zu  ruhen  gebeten,  bald  darauf  aber  zn 
Sr.  Hoheit  selbst,  die  eine  Menge  Herren  und  Edelleute  um  sich 
hatten,  gefhhret  worden.  Wie  ich  die  gewölmlichen  Reverenzen  gethan 
und  mich  zu  ihr  genähert  hatte,  ward  den  anweeenden  Cavaliers  ein 
Zeichen  gegeben,  dass  sie  sich  retiriren  sollten  und  blieb  also  niemand 
bei  Sr.  Höh.  darinnen  als  Herr  Präsident  Laarentz'),  der  Herr 
Strickland  und  der  Secretarius  Status.  Ich  redete  demnach  den 
Herrn  Protectorem  solchergestalt  an,  wie  E.  Cb.  D.  aus  der  Beilage 
gnäd.  zu  ersehen  geruhen  werden ').  — 

Der  Herr  Protector  beantwortete  es  in  engelländiscber  Sprache 
mit  vielen  zierlichen  Worten  hauptsächlich  dahin:  ich  wäre  ihm  gar 
willkommen,  und  die  Sache,  warum  ich  geschickt  würde,  wäre  ihm 
gar  angenehm;  er  hätte  es  allzeit  daf^  gehalten  und  es  in  seinem 
Herzen  betrachtet  als  eine  Pflicht,  daas  ihn  Gott  unter  andern  und 
vielleicht  Tomehmlich  deswegen  zu  diesem  Gouvernement  gebracht 
hätte,  damit  er  allen  Fleiss  anwenden  sollte,  die  evangelische  Poten- 
taten, Fürsten  und  Republiquen  in  guter  christlicher  Einigkeit  und 
Vertrauen  beisammen  zn  halten-,  und  wahrlich,  war  es  jemals  nöthig 
gewesen,  so  wäre  es  jetzo,  da  sich  der  Geist,  der  die  Papisten  re- 
giret,  an  der  unmenschlichen  Procedure  mit  den  Waidensem  und  in 

')  D.  i.  Golonel  Henry  Lawrence,  Präsideot  des  SUattratbea;  die  aDderen 
eiod  Walter  StrickUnd,  Mitglied  de«  Staaterothea  and  Tharloe  der  StaatB- 
aecretär. 

')  Fehlt.  Natürlich,  vie  iu  der  AntrittsaadieoE  üblich,  id  genaaem  Au- 
BchlnsB  an  die  obige  luBtructioD. 


^aovGoOt^lc 


AndieoE  bei  Cromwell.  729 

den  HftndelD  in  der  Scbweitz  so  klärlicb  tiStte  sehen  lassen;  wer  dann 
dieses  nicbt  erkennete,  der  mUsste  sehr  verfinstert  sein,  nnd  wer  sich 
nicht  ermuDtem  und  aufschrecken  liesse,  der  beginge  eine  grosse 
Sonde;  noch  grösser  aber  diejenigen,  so  sich  dieser  Conjunctur  zu 
ibrer  eigenen  Ambition  und  Begierde  ihre  Gränzen  zu  erweitern  und 
sich  iind  die  Ihrigen  zu  bereicben  oder  die  Commercien  an  sich  zu 
ziehen,  missbraachen  wollten,  da  ein  jedweder  jetzo  grosse  Ursache 
hätte,  nioht  auf  sein  eigenes,  sondern  auf  das  gemeine  Interesse,  er 
wäre  gleich  lutherisch  oder  refonnirt,  (dann  alhie  würde  kein  Unter- 
schied darunter  gemacht)  mit  höchstem  Eifer  und  Sorgfalt  zn  sehen. 
Ihres  Theils  hätten  sie  eich,  so  viel  die  innerliche  Unruhe  zulassen 
wollen,  emsig  dahin  bemühet,  dass  alle  Trennung,  Streit  und  Blut- 
Tergiessen  unter  den  Evangelischen  mochte  aufgehoben  und  verhütet 
werden;  denn  sobald  Sie  zum  Regiment  kommen,  hKtten  Sie  fUrerst 
darnach  getrachtet,  dass  Sie  mit  den  Niederlilndem  Frieden  machen 
und  sich  mit  ihnen  zu  Unterhaltung  guter  Freund-  und  Nachbarschafl 
setzen  mdchten.  Gott  habe  ihn  auch  darin  gesegnet  und  seinen  Zweck 
erreichen  lassen.  Oergleichen  Sorgfalt  hätte  er  auch  gegen  andere 
gehabt  ....  wäre  es  auch  möglich  gewesen,  dass  man  in  dreier  Jahre 
Frist  billige  und  raisonnable  Conditionen  von  Spanien  hätte  erhalten 
können,  so  würden  sie  den  Eönig  an  dem  Ort  mit  etwas  mehrer 
Macht  als  bisher  gescbehen  nicht  angegriffen  haben,  da  man  gleichwol 
von  je  heraus  mit  ihm  in  Gontestation,  Streit  und  Krieg  gewesen  wäre. 
Zwar  hätte  ihnen  Gott  ein  Hartes  bezeiget,  dass  es  ihnen  aldort  nicht 
gelungen  wäre,  und  es  stünde  annoch  in  seiner  heiligen  Providenz, 
was  für  einen  Ausgang  er  darin  verleihen  wollte.  Wie  sie  aber  end- 
lich sowol  mit  Spanien  als  mit  Frankreich  hätten  Frieden  haben 
können,  wenn  sie  auf  das  Particuliere  hätten  sehen  wollen,  hätten  sie 
nicht  allein  aus  «iner  Liebe  und  Indination  zu  friedlicher  Begehung 
und  guter  Verständniss  mit  den  nächsten  Nachbarn,  sondern  auch 
deswegen  diesen  letzten  für  dem  mit  Spanien  präferiret,  weil  gleich- 
wol so  viel  hundert  reformirte  Familien  in  Frankreich  leben  und  da- 
seibat wol  gehallen,  geschtttzet  und  gebandliabt  werden;  dabingegeo 
die  spanischen  Maximen  nur  dahin  gingen,  dass  man  die  Gewissen 
aufs  äusserste  beschweren  und  alle  Bekenner  der  evangelischen  Wahr- 
heit entweder  Öffentlich  mit  Gewalt  oder  durch  keimlicbe  Practiken 
bis  auf  den  Grund  ausrotten  sollte.  Aus  diesem  allen  könnten  E.  Ch.  D. 
gnugsam  abnehmen,  wie  ungern  er  es  sehen  würde,  dass  es  mit  Ihr 
und  andern  zu  schädlicher  Weiterung  kommen  sollte;  und  er  hätte 
deswegen  sein  Herz,  welches  Gott  bekannt  wäre,  mehr  gegen  mir 


A-nOO»^lc 


730  VI-     Bruidcmburg  nod  EDglaiid 

eröffoet  und  weitläufiger  mit  mir  geredet,  als  seine  Gewohnheit  wftre 
und  er  mit  einigem  Ambassadeur  gethan  hätte;  wie  ihm  die  allda 
gegenwärtigen  Herren  dessen  Zeugniss  geben  würden.  £a  geschehe 
aber  aus  dem  Vertrauen,  so  er  hätte,  dass  dieses  alles  an  Seiten 
E.  Ch.  D.  recht  wBrde  begriffen  und  wol  damit  gemeinet  werden. 
Im  übrigen  sollten  mir  ehester  Tage  Commiasarii  verordnet  werden, 
durch  welche  er  die  Ouvertüren,  die  ich  weiter  thnn  wfirde,  gern 
vemebmen  und  £.  Ch.  D.  in  allen  möglichen  Dingen  za  Diensten 
sein  wollte. 

Scblezer  führt  ans,  wie  der  EnrfQrst  gleichfalls  den  Frieden  wünsche, 
zur  Küstung  gegen  Schweden  aber  durch  die  Fordernng  genöthigt  worden 
sei,  dem  Könige  die  prenssischen  Häfen  zu  übergeben. 

Hiemäcbst  fing  der  Herr  Proteetor  an,  lateinisch  mit  mir  zu  reden 
und  fragte,  ob  ich  nichts  hörte  von  dem  Forsten  in  Siebenbürgen. 
Ich  antwortete,  mir  wäre  dieses  von  ihm  bewusst,  dass  er  Gesandten 
ig  oder  für  Erakau  bei  dem  König  in  Schweden  gehabt  hätte,  und 
dass  annocb  Courriers  zwischen  ihnen  hin  und  wieder  gingen;  was 
sie  aber  tractiret  hätten  (wie  dann  S.  Hob.  schien  deswegen  ourioe 
KQ  sein)  und  ob  es  etwan  das  gemeine  Wesen  beträfe,  davon  wäre 
mir  nichts  bekannt.  Er  lobte  den  Herrn  und  sagte,  er  hielte  dafBr, 
dass  es  ein  tapferer  Herr  und  sehr  wol  intentioniret  seia  mttsste.  Ich 
glaubte  es  mit  und  fügte  dabei,  dass  G.  Gh.  D.  mit  dem  fflrstlicben 
Hause  der  Ragotsky  auch  je  und  allewege  gute  Freundschaft  und 
Correspondcnz  gehalten  hätten  —  welches  ich  deswegen  mit  Fleiss 
tbat,  dieweil  ich  unterschiedlieh  gehöret  habe,  dsss  der  Herr  Pro- 
tector  diesen  Fürsten  durch  eine  besondere  Sympathie  inniglich  liebet 
und  ästimiret. 

Der  Prolector  habe  dazu  noch  besondere,  anch  für  Brandenbnrg  wichtige 
Qriiade,  die  Scblezer  aber,  in  Ermangelang  einer  Chiffre,  der  Feder 
nicht  anvertrauen  mag.  £r  räth  indess,  aicb  dem  Fürsten  von  Siebenbürgen 
möglichet  zu  nähern. 


Sclilezer  an  den  KarfÜrsten.     Dat  London  21.  Dee.  1655. 

[Eifrig  avBDgclische  Stimmang  in  EoglBod.  Die  reformirte  Gemeinde  in  Dansig. 
Tolerani  für  die  Jaden.] 

Die  Commissare  zar  Verhandlnng  mit  ihm  sind  noch  nicht  ernannt; 
im  übrigen  zeigt  sich  allenthalben  die  beste  Stimmnog. 

Ich  darf  mich  auch  erkühnen,  E.  Ch.  D.  unterth.  zu  versichern, 
dass,  je  mehr  dero  Sorgfalt  für  das  gemeine  evangelische  Wesen  nnd 
das  particular  Interesse  der  Reformiiten  erscheinen  wird,  je   mehr 


A-nOO<^IC 


Aadiens  bei  CroiUffelt.    Siebe  üb  ürgtiü.    Verzögerung.    Spooieii.         731 

werden  Sie  Ihr  äas  hiesige  Gouvernement  za  allen  fUrfalleoden  Oc- 
casionen  verbinden  können.  Und  wird  nicht  wenig  darzn  helfen, 
wann  Sie  geruhen  werden,  der  reformirten  Gemeine  zu  Danzig 
bei  den  verbofFentlich  zwischen  ihr  und  der  Kön.  Maj.  in  Schweden 
fUrseienden  näheren  Tractaten  sich  ernstlich  anzunehmen;  dann  die 
treiben  ihre  Sache  allbie  unter  der  Hand  durcb  einen  expreesen  Ab- 
geschickten gar  eifrig  und  stehe  ich  mit  demselben  in  fleissiger  Com- 
munication. 

Es  wird  auch  dieses  £.  Ch.  D.  nicht  wenig  Affection  gebären, 
dass  Sie  unterschiedlich  erwiesen,  nicht  uugeneigt  zu  sein,  die  jü- 
dische Nation  in  Ihren  Landen  zu  toleriren;  denn  der  Herr  Pro-  . 
tector  dringet  seiner  Gewohnheit  nach  auf  deren  Beeeption  mit  kräf- 
tigen Reden,  wiewol  er  sie  gnugsam  durch  seine  Autorität  zu  Wege 
bringen  könnt. 


Schlezer  an  den  Kurfitrsten.     Dat.  London  4.  Jan.  st.  v.  1656. 

[VersögerQDg  der  Terhandlung;  gute  Stimmaog.    Spaniscbe  Friadüaebeniüliungaii. 

Klage  über  ausbleibeodc  Gelder.]  1656 

Noch  iminer  keine  CommisBarieQ  ernaont;  Scbl.  gedenkt  näch»itens  eine  14.  Jan. 
Audienz  bei  dem  Proteotor  zu  nehmen  und  sich  eu  belclagen. 

Ich  weiss  sonst  von  guter  Hand,  dass  E.  Gh.  D.  Geschäfte  in 
dem  Consilio,  so  die  vorige  Woche  gehalten  worden,  fürgekomraen 
und  nebst  dem  Punct  von  der  generalen  Zusammensetzung  der  Evan- 
gelischen mit  Fleiss  dehattiret  sein.  Das  eigentliche  Resultat  aber 
habe  ich  bishero  nicht  erfahren  ktinnen. 

Spsoien  macht  insgeheim  diesem  Staat  grosse  Anträge  in  BetreCF  des 
FriedeoH  und  dann  einer  ConfSderation  zwischen  beiden.  Von  dem  spani- 
schen Handel  bat  man  hier  sehr  grossen  Vortbeil  und  deshalb  hören  viele 
gerne  dabin. 

Klage  über  Geldklemme  und  über  das  Aasbleiben  zweier  ihm  ver- 
sprochenen Wechsel. 

An  E.  Ch.  D.  löbüclier  und  generöser  Intention  hab  ich  nicht  zu 
zweifeln;  ich  weiss  aber,  wie  es  an  Dircm  Hofe  zugehet.  Dann  wenn 
von  Geldsachen  vor  die  auswärtige  Ministros  soll  geredet  werden,  so 
ziehet  mau  entweder  die  Scbultern,  oder  proponirt  es  en  passant  und 
bringet  es  zu  keiner  Resolution.  Wird  dennoch  endlich  ein  Schluss 
darin  gemacht  und  E.  Ch.  D.  befehlen  es  nicht  jemand,  dem  Ihre 
Ehre,  Nutz  und  Bestes  so  lieb  und  lieber  ist  als  seine  eigene  Wol- 
fahrt,  so  geschieht  doch  nichts,  sondern  wer  aus  dem  Aug  ist,  der 
bleibt  wol  aus  dem  Sinn, 


^aovGoOt^lc 


732  ^'-    Brandenbarg  nod  BnglMd. 

Schlezer  an  Waldeck.     Dat  London  4.  Jan.  st  v.  1655'). 
(AtoIb.  Areh.) 

(Die  schwedisch  -  braadeDburgiBchen  TerwickelaDgen.  Engliache  StiminaDgeD 
dabei;  Cromweila  ArgwohD  gegeo  den  Eorräreten.  Bogl&od  für  Scbweden  vuA 
gegea  Verbindang  mit  dem  Eaiier.  Klage  Aber  ichlechte  loformatioo  io  Berlin.| 
14.  Jan.  Ich  beklage  von  Herzen,  dass  die  Sachen  inmittelst  2u  solcher 
Weiterung  zwischen  I.  Eon.  Maj.  in  Schweden  nnd  höchstged.  Sr.  Cfa. 
D.  durch  allerhand  MlBsverstände,  JalouBies  und  DifGdenzen  .  .  .  kom- 
men Bein;  und  besorge  mich  gar  sehr,  wo  Gott  nicht  durch  ein  son- 
derbares Mittel  hilft,  dass  die  Conditionen  des  endlichen  Vertrages 
,  je  länger  je  schwerer  fallen  werden. 

Allhie  sähe  mans  wol  gern  anders;  ausserdem  aber  dass  die 
Natur  nnd  Art  dieser  Regierung  und  Nation  ist,  in  allen  Dingen  lang- 
sam zu  verfahren,  so  wäre  es  kein  Wunder,  wenn  der  Herr  Protector 
durch  die  artifices  des  Qegentfaeils  bisweilen  irre  gemacht  und  von 
einer  oder  andern  Resolution  zurttckgehalten  würde;  alldieweil  es 
unterschiedliche  Mal  so  scheinbar  ist  ausgegeben  worden,  S.  Gh.  D. 
wären  albereit  mit  dem  Könige  verglichen,  dass  ich  selber  auf  die 
Meiuung  hätte  können  gebracht  werden. 

Darzu  kommt,  dass  Sr.  Hoheit  noch  allemal  eingeräunet  wird, 
dass  es  S.  Ch.  D.  noch  heimlicher  Weise  mit  dem  König  Garolo  IL 
halten,  und  weil  Sie  sich  neulich  verlauten  lassen,  Sie  wBBSten  so- 
wohl als  jemand  am  Chnrf.  Hofe,  was  zwischen  Sr.  Ch.  D.  und  I. 
Maj.  fUrgelaufen  wäre,  stehet  zu  besorgen,  dass  der  barquebiuirte 
Secretarius  aus  der  Schule  werde  geschw&tzet  haben. 

Es  werden  mir  die  Sachen  hiedurch  ein  wenig  schwierig  gemacht 

Vom  Kaiserl.  Secours  seind  wir  hie  niemals  der  Meinung  gewesen, 
dasB  er  erfolgen  wflrde.  Und  wann  es  gleich  geschehen  wäre  oder 
noch  post  festum  geschähe,  wird  er  schädlicher  gehalten  als  all  das- 
jenige, was  der  König  in  Schweden  Sr.  Ch.  D.  angemuthct.  Dann 
die  Leute  seind  hier  von  den  grossen  Offerten,  so  I.  Maj.  Sr.  Ch.  D. 
soll  gethan  haben,  und  die  noch  neulieh  aus  dem  Mund  einer  fflrst- 
liehcn  Person  anhero  geschrieben  sein,  dergestallt  eingenommen  und 
abhorriren  die  katholische  Hülfe  so  sehr,  dass  man  ihnen  die  ratione« 
schwerlich  einbilden  kann,  warum  sie  S.  Ch.  D.  nicht  hat  können, 
noch  mögen  acceptiren.  So  weiss  ich  auch  nur  eine  oder  andere; 
dann  an  was  Ort  ich  mich  zu  Berlin  von  dem  Zustand  der  ganzen 
Sache  bah  informiren  wollen,  da  bat  man  sich  nicht  anders  gegen 

')   Sic.    Der  Inhalt  ergibt,  daaa  der  Brier  dem  Janoar  1656  aogebört. 
i:n,tr,-d   .,*^-.00<^IC 


EagliDdQ.d  Verwtokol  i.Norden.  Kathol. Umtriebe.  AadieDEb.Cromwelt.      733 

mir  gehalten,  als  ob  ich  ein  Fremder  w&re  und  Sr.  Ch.  D.  nicht  an- 
ginge. Gleichwol  richte  ich  mit  demjenigen,  so  ich  gleichsam  aufge- 
fangen habe,  noch  all  etwas  aus. 


Schlezer  an  den  KarfilrBten.     Dat.  10.  Jan.  1656. 

[BeiorgoiBB  vor  Pläoen  der  Katholiacben.    Vorfall  bei  dem  veneEUnischen  Ge- 
aandten.] 

Noch  keine  CommissiOD  eraannt.  —  Die  ^ppreheuBJODeD  wegen  katho-  20.  Jan. 
lischer  Pläne  in  ganz  Europa  wachsen.  —  Man  hat  es  dem  Tenezianiacheu 
QetiandteD  sehr  Übel  genommen,  dass  er  iii  seiner  Haoskapelle  eogliscfa  bat 
predigen  lassen ;  mehrere  Engländer,  die  dem  OotteGdieniit  beigewohnt,  bat 
man  „beim  Eopf  genommen". 

Es  scheinet  aber,  das  Interesse  Status  erfordere  allhie,  dass  man 
wisse,  was  für  Leute  man  unter  sieb  habe,  und  dass  es  wohl  fUr- 
nehmlich  um  den  Priester  möchte  zu  thun  gewesen  sein,  der  ausser 
Zweifel  aus  den  englischen  Seminariis  der  Jesuiten  herkommen,  und 
TOD  dem  man  möchte  erfahren  können,  was  Air  Leute  von  hinnen 
BO  fleissig  an  ihren  General  nach  Rom  correspondiren. 


Schlezer  an  den  Korfürsten.    Dat  London  11.  Jan.  1656. 

[Zweite   PrivataadienE   bei  Cromwell,     Seine  Aesicht  über   die   gegenwärtigen 

Kriege,    Cromwell  präoccnpirt  Tür  Schweden,  aber  wenig  unterrichtet  übar  die 

preDssiacb-polmschen  VerhältniBBe.    Onte  VerBprechnegen.] 

Er  wird  nnverseheiiE   zn  einer  zweiten   Privatandienz  beim  Protector  21.  Jan. 
geladen  (10.  Jan.).     Er  hält  io  seiner  Anrede  ihm  besonders  den  Puoct 
seiner  Instmetion   über  die  Versöhnung  der  streitenden  Religionsparteien 
vor.    Cromwells  Antwort  lautet  dahin: 

Er  hfttte  mir  bei  meiner  ersten  Ankunft  bezeiget,  wie  ihn  die 
Schickung  and  das  Oewerb,  so  ich  anzubringen  gehabt  hätte,  so  lieb 
und  angenehm  gewesen  wäre  als  es  hillig  hätte  sein  sollen,  dieweil 
ihm  die  Ehre  von  einem  so  grossen  Prinzen,  bei  dem  das  evangelisohe 
Wesen  und  viel  nnterschiedlicbe  Fürsten  und  Status  interessiret,  wider- 
fahren wäre.  Wessen  er  mich  auch  damals  versichert  ...  das  wollte 
er  nochmals  aufrichtig  und  treulich  wiederholet  haben.  Der  König 
in  Schweden  wäre  ja  in  Polen  kommen;  er  hätte  ohn  Zweifel  seine 
Ursachen  gehabt  und  wäre  allzeit  dabei  vorgegeben  worden,  dass  es 
zum  Advaneement  der  Religion  dienen  und  dieselbe  damit  gemeinet 
sein  sollte.  Es  wäre  aber  nichts  neues,  dass  dergleichen  Schein  in 
der  Welt  gebraucht  würde;  er  wollte  damit  weder  auf  den  König 


A-nOO»^lc 


754  ^'-    BrAndenbQrK  and  Baglud. 

noch  auf  £.  Ch.  D.,  noch  auf  jemand  anders  zielen  oder  sich  zum 
Richter  stellen  über  den  verborgenen  Rath  und  Gedanken  der  Men- 
schen; denn  er  wQsste  wol,  dass  er  selbst  anderer  Leute  Urtheil  mSsste 
unterworfen  sein,  die  dafhr  hielten,  dass  er  sich  der  Religion  und  des 
Namens  Gottes,  welche  dennoch  unser  edelstes  Eletnod  sein  sollten, 
nur  zum  Prfttext  bedienete;  es  würden  Jedennoch  seine  Aotionen  kOnftig 
davon  zeugen,  was  er  fUr  eine  Intention  und  Meinung  geführt  hätte. 
Wann  er  aber  die  innerliche  Ursache  der  Kriege,  so  heutiges  Tages 
im  Schwang  giugen,  ansehe,  so  könnte  er  nicht  anders  davon  reden, 
als  der  Apostel  JacobuB  in  seiner  Epistel  gethan  hätte:  „Woher 
kommt  Streil  und  Krieg  unter  Euch!  Kommta  nicht  daher  aus  Euem 
WolliUtea,  die  da  streiten  in  Euem  Gliedern?"  Dann  in  effectu  kämen 
sie  ordinarie  aus  Begierde,  aus  Ambition  oder  dergleichen  Passionen 
her.  Er  könnte  von  den  Ursachen  der  Misshelligkeit,  die  zwischen 
E.  Ch.  D.  und  dem  König  entstanden  wären,  nichts  beständiges  sagen, 
und  es  wUrde  ihm  nicht  zu  verdenken  sein,  wenn  er  sich  so  eben  nicht 
wörde  darin  finden  können;  dann  die  Oerter  wären  etwas  weit  abge- 
legen; hätte  keine  eigentliche  Oemeinscbafl  mit  diesen  Landen;  die 
Interesse,  die  jura,  die  privilegia  wären  etwas  verwickelt  und  hie- 
selbst  nicht  so  gar  wol  bekannt  Die  schwedische  Ministri  aber  be- 
richteten ihm,  dass  so  wol  das  Königliche  als  das  Herzogliche  Freussen 
ein  Lehen  und  Appertinenz  des  Königreichs  Polen  wären,  und  dass 
derhalben  der  König  E.  Ch.  D.  kein  Unrecht  thäte,  dass  er,  nachdem 
er  das  Principale  in  seiner  Macht,  das  Accessorium,  welches  ihm  numehr 
auch  zu  käme,  auf  gewisse  Maass  and  Weise  von  Ihr  forderte.  Er 
bäte  derhalben,  ich  wollte  ihn  doch  von  der  wahren  Bewandtniss  der 
Sachen,  woher  der  Streit  kommen  wäre  etc.  .  .  .  etwas  gründlicher 
informiren. 

loh  verhoffe,  E.  Ch.  D.  werden  das  gnäd.  Vertrauen  zu  mir  tragen, 
dass  ich  bei  dieser  Gelegenheit  nichts  werde  vergessen  haben,  was  mir 
von  dero  Geschäften  bewusst  und  was  Ihr  zu  Dienst  und  Bestem  bat 
können  beigebracht  werden;  wiewol  ich  wünschen  mOchte,  daas  ieh 
ratn  einem  und  anderem  etwas  mehr  Nachricht  hätte.  Was  ich  aber 
darauf  replicirte,  ward  alles  mit  guter  Attention  angehöret,  bequeme 
Fragen  hin  und  wieder  fUrgebracbt,  die  Landkarten  nun  und  dann 
angesehen,  auf  die  Ursachen  des  Kriegs  wider  Polen  ioquiriret,  aneh 
daneben  zu  wissen  begehret,  was  für  ein  Expedient  sein  möchte,  die 
Kiederlftnder  und  Schweden  in  Freundschaft  mit  einander  zu  halten, 
und  wie  sich  der  König  in  Dänemark  vermatMieh  bei  dieaer  Cod- 
joncture  comportiren  würde. 


^aovGoOt^lc 


AadleDS  bei  Cromwell     Eöu^aberger  Vertrag.     Whiielooke.  7gg 

Der  endliche  Schluss  war,  es  sollte  itmerhalb  wenig  Zeit  eracheinen, 
wie  enifltlioh  S.  Höh.  Ihr  wolhe  angelegen  Bein  laesen,  alle  fernere 
schädliche  Weiterung  zwischen  den  Evangelischen  zu  Terhilten.  Womit 
ich  mich  ftlr  diesmal  etc. 


Schlezer  an  den  Knrftlrsten.     Dat.  London  25.  Jan.  1656. 

[Der  KÖDigBberger  Vertrag.    Der  Krieg  in  der  Schweiz.    Dur  Fürst  von  Sieben- 
bürgen.] 

Gratalation  znm  Abschlnss  dee  EöoigEbergei-  Verlragee  mit  Schweden;  4.  Febr. 
der  Protector  und  andere  wolKeneigte  sind  sehr  darüber  erfreot. 

Es  paesiret  sonst  jetzo  alhier  nichts,  womit  E.  Ch.  D.  zu  behelligen 
wfiren,  als  dass  man  sich  um  den  in  der  Schweiz  numehr  entstan- 
denen öffentlichen  Krieg  nicht  wenig  bekümmert  und  auf  allerhand 
Mittel  und  Wege  bedacht  ist,  den  Evangelischen  mit  einem  Nachdruck 
zu  assistireo. 

Hau  verlanget  auch  mit  der  Zeit  nach  Erneuerung  der  mit  dem 
Fürsten  in  SiebenblirgcD  angefangenen  vertrauten  Correspondenz 
durch  eine  oder  andere  Abschickung,  der  man  sich  in  kurzem  ver- 
muthet;  denn  es  hat  der  im'  verwichenen  Sommer  alhie  gewesene 
siebenbOrgische  Minister  sich  verlauten  lassen,  dass  sein  Herr  den 
Schweitzern  auf  den  jetzt  hegebenen  Fall  mit  einer  ansehnlichen  Summe 
Geldes  zu  Hülfe  kommen  würde. 


Schlezer  an  den  Kurftireten.     Dat.  London  1.  Febr.  1656. 

[Beabsichtigte  OesaadlBcbaftvoDWliLtelocke.  Die  Flotte  aegel fertig.  VeneiiaDiBche 
VermitteloDg  Enisehen  Spanien  and  England;  unvereinbare  Di fferenzpankte.  Stärke 
der  eogliacben  Hanne.  Handel  nach  Oatindien.  Der  Gonacil  or  trade.  Rerormen 
in  Irland.  Nähere  VerhaadlnngeD  jetzt  gegenatandeloe;  der  euglische  Handel  nach 
PreosBen.] 
Es  ist  nunmehr  gänzlich  beschlossen,  dasa  ein  extraordinär!  Am- ii.  Febr. 
bassadeur  an  1.  Kda.  Maj.  in  Schweden  und  E.  Ch.  D.,  vielleicht  auch 
noch  zu  andern  protcstirenden  Fdrsten  und  Ständen  in  Deutschland 
soll  geschickt  werden^  und  es  ist  darzu  der  Herr  Whitelock,  der 
für  diesem  in  derselben  Qualität  zu  der  Königin  Christi  na  in  Schweden 
geschickt  gewesen,  dcsigniret  worden,  der  es  auch  nicht  allerdings  ab- 
geschlagen hat.  —  Gemeltem  Herrn  Whitelocke  soll  einer  von  den 
ÄldermaoB  zu  London,  Pack  genannt,  adjungiret  werden,  der  Kaufleute 
Interesse  in  Acht  zu  nehmen.  Wie  bald  aber  die  Verschickung  eigent- 
lich fortgehen  werde,  davon  ist  noch  nichts  zu  melden. 


yGoot^lc 


736  V-    BrADdeoborg  nod  BogUod. 

Die  eine  euglische  Flotte,  die  bei  Cbattam  Eegelfertig  liegt,  besteht  ans 
42  erlesenen  EHegsecbiffen  und  12  Brennern-;  an  einer  andern  ebenso  starken 
wird  gearbeitet  und  sie  ist  Gchon  bnld  fertig.  Die  erstere  ist  wahrscheinlich 
beBtimmt,  die  spanische  Flotte  in  Cadix  zu  ruiniren,  am  dem  König  alle 
Hoffnang  auf  die  30  Millionen  za  benehmen,  die  er  mit  der  Silberflotte  ans 
Indien  erwartet 

lamittelB  bemOhet  sich  dennoch  der  venezianische  Ambassadeur, 
wie  ich  vernehme,  die  Sache  zwischen  Spanien  und  Engelland  beizu- 
legen; wiewol  die  Expedientia  echwerlieh  darin  werderi  zu  treffen 
sein,  weil  der  König  in  Spanien  fhrgibt,  es  stehe  in  seiner  Macht  nicht, 
den  Engellandera  den  westindischen  Handel  frei  zu  geben,  dieweil 
ihn  die  Stände  in  Gaetilien  et  quidem  titulu  oneroso  fUr  sich  bedungen 
und  er  sich  daher  eines  Aufstandes  wOrde  besorgen  mflsseQ.  Biestgen 
Orts  aber  insistirt  man  absolute  darauf.  So  will  man  sich  auch  damit 
nicht  zufrieden  geben,  dass  der  König  die  Engelläoder  von  der  In- 
quisition esimiren  und  per  actus  negativos  ihnen  das  exercitinm  reli- 
gioQiB  vergönnen  wolle,  sondern  man  will  alhie  formaliter  paeisciren, 
dasB  die  Libertät,  dass  sie  in  ihren  Häusern  und  Schiffen  ihre  christ- 
liche Zusammenkanfte  halten  mögen,  zugestanden  werde.  — 

Die  Macht  des  Landes  zur  See  wird  sonst  je  länger  je  mehr  ver^ 
stärket;  gestalt  es  nicht  allerdings  unglaublich,  dass  der  Herr  Protector 
in  die  30,000  Mariniers  unter  seinem  Commando  haben  sollte. 

Es  liegen  itzo  auf  der  Riviere  20  wolgeladene  Schiffe,  die  nach 
Ostindien  gehen  sollen  und  möchten  ihnen  künftiges  Jahr  wol  andere 
30  folgen.  Diese  werden  mit  Pässen  und  ßecommandationschreiben 
von  dem  anwesenden  portugiesischen  Residenten  versehen,  dass  sie 
in  allen  seinem  König  zustehenden  Hafen  in  Africa  und  Asia  fr» 
können  handelen  und  traficquiren  mögen;  welches  der  niederländiBchen 
Ostindien  Compagnie,  deren  Actionen  schon  von  500  und  mehr  Gulden 
auf  360  abgestiegen  sein,  zum  merklichen  Abbruch  gereichen  möchte. 

Den  Effect  und  Mutzen  des  Counsil  of  trade  oder  Consilü  com- 
merciorum,  worzu  noch  immerhin  qualificirte  Leute  gef^get  werden, 
wird  man  auch  sonsten  mit  der  Zeit  zu  erfahren  haben.  In  Irland 
wollte  man  dergleichen  Consilium  aufrichten,  dieweil  selbige  Insel  xn 
den  Commercien  und  Schiffahrt,  insonderheit  nach  Keuengland  und  den 
Indien,  sehr  bequem;  wie  man  dann  auch  sonsten  alles,  was  zu  deren 
Aufoahme  gereichen  kann,  mit  Einführung  guter  Gesetze  und  Ord- 
nungen, neuen  Plantationen  oder  Golonien  (zu  deren  Bestärkung  man 
alle  Protestirenden,  so  dahin  kommen,  das  jus  indigenatus  in  England 
geuiessen  lassen  will),  Verbesserung  des  Mttnzwesens,  Erziehung  und 
Versorgung  der  irländischen  Jugend  (zu  deren  Behuf  jährlich  in  Eng- 


Die  «agi.  Kriegsflotte.    Beformen  in  Irland.    BngUnd  o.  Brandenbarg.        737 

land  und  Irland  eine  general  Collecte  eoll  ^than  werden)  und  was 
derg:leichen  mehr  ist,  sonderlich  beherziget.  Es  kann  auch  dieses  alles 
desto  leichter  der  Orten  ins  Werk  gerichtet  werden,  dieweil  man  als 
in  einem  gleichsam  ron  neaem  conquirirten  Lande  durch  keine  Gesetze 
und  alte  Gewohnheiten  darin  gehindert  wird,  welches  hie  im  Lande 
der  Regierung  in  vielen  Dingen,  die  zu  rerbessem  wären,  grossen 
Anstoss  giebt.  — 

Die  Vermittelung  zwischen  E.  Ch.  D.  und  I.  Maj.  in  Schweden 
hab  ich  nicht  gesucht  (dieweil  ich  gesehen,  dass  es  von  sich  selber 
darauf  auekommen  würde),  sondern  hab  nur  mit  aller  Bescheidenheit 
um  des  Herrn  Proteetoris  Kath  und  Hülfe  angehalten;  zu  deren  Zuweg- 
bringung  haben  weder  die  den  engelländiscben  Kaufleuten  offerirte 
Freiheiten  in  E.  Ch.  D.  Landen,  noch  eine  absonderliche  Alliance  mit 
dem  Herrn  Protectore,  weniger  die  Invitation  zur  Hiteintretucg  in  die 
niederländische,  sondern  nur  die  blossen  Conjuncturen,  so  aber  nicht 
mehr  dagewesen,  etwas  helfen  können.  Denn  der  Herr  Protector  hat 
die  Maxime,  dass  er  sich  nicht  um  die  Commercien  so  gross,  als  nm 
das  dominium  maris  (denen  jene  folgen  raUssen)  bekümmert  Zu  dem, 
obgleich  die  beneficia,  so  £.  Gh.  D.  dieser  Nation  in  dero  Gebieten 
erzeigen  wollten,  nicht  wUrden  verschmähet  werden,  so  will  sie  doch 
lieber  an  Orten  und  Enden  sein,  da  eine  gute  und  richtige  Bezahlung 
in  contanten  Geldern,  wie  zu  Hamburg  und  Danzig,  fallen  thut,  als 
an  anderen,  woselbst  etwan  darin  ein  Mangel  erscheinen  mOchte. 

Wenn  aber  E.  Ch.  D.  sonsten  gnäd.  gerubeten,  eine  prompte  und 
gute  Jusüz  in  allerhand  Fttrfällen  ihnen  administriren  zu  lassen  (in- 
massen  ich  dero  geh.  Batb  Herrn  Friedrich  t.  Jena  anitzo  einen 
Casum  an  die  Hand  gebe),  wUrden  Sie  alhie  grosse  Ehre,  Reputation 
und  Affection  acquiriren. 

Von  der  Alliance  bei  einem  solchen  Zustand,  da  es  schien,  ob 
E.  Ch.  D.  deren  gar  benötiget  sein  möchten,  viel  zu  erwähnen,  hab 
ich  billig  Bedenken  getragen,  zumal  weil  es  ein  langsam  Werk  wflrde 
gewesen  und  der  Sehluss  doch  auch  zu  spät  kommen  sein;  sondern  - 
hätte  gern  gesehen,  dass  die  Ouvertüre  von  dieser  Seiten  geschehen 
wäre.  —  

Schlezer  an  N.  N.  o.  D.  (c».  Mitte  Febr.)'). 

[Bin  grosses  OatemehmeD  in  Oang.    Eine  Btoschäre  zu  Gnnaten  des  Uilitär- 
regimentes.] 
Die  Flotte  ist  t.  Tb.  ausgesegelt  —  Eriegsr&tbe  werden  gehalten  — 
■)  Ad  einen  nicht  genannlen  der  karrärstUchen  Bithe. 

Maur.  1.  UHch.  d.  Qr.  KnrnrMan.    VU.  47 


.yGoot^lc 


738  ^^-    Bruidenbni^  nod  BngUnd. 

ein  Bettag  aageordoet,  vie  immer,  venu  etwas  BedeateodeK  im  Werke  ist; 
aber  alles  ist  gaoz  geheim. 

Es  ist  unlängst  ein  Tractat  herauBkommen ,  darinnen  erwiesen 
wird,  dass  die  Verfassung:,  so  der  gemeine  Mann  ein  freies  Parlament 
nennet,  in  den  gegenwärtigen  Conjuncturen  gar  niclit  dienlich  sondern 
das  militfire  Regiment  ihr  weit  zu  präferiren  sei.  Es  ist  eine  Überaus 
gute  Feder  gewesen,  die  es  geschrieben  hat;  und  der  Herr  Frotector, 
ob  er  gleich  aperte  darin  taiiret  wird,  liebet  es  dergestalt,  dass  er 
sich  verlauten  lassen,  es  mehr  als  einmal  durchlesen  zu  wollen.  Han 
hat  auch  noch  zur  Zeit  nichts  soliders  gehabt  wider  die  Uillenarios, 
so  sich  der  jetzigeu  Regierung  nicht  accommodiren  wollen. 

Crom  well  leidet  in  dieser  Zeit  schwer  an  eioem  Gewächs  auf  der  Brost, 
so  dass  er  laage  Zeit  nicht  In  den  Rath  kommt  nnd  keine  Audienzen  gibt 


Waldeck  aa  Schlezer.    Dat  Königsberg  28.  Febr.  1656. 
(Cone.  ätoIb.  Arcb.) 

[VerBuch  Cromwelt  für  ein  gemeiDsnnieB  Unternebmeo  za'gewiDoen.  Geldaeadang.] 
i.  Febr.  Wir  haben  das  seinige  vom  5.  Jannarii  jQngsthin  erhalten  and  was 
bis  dato  des  Orts  seine  Verrichtung  gewesen  daraus  ersehen.  In  was 
Stand  wir  numehr  uns  dieser  Orten  befinden,  wird  derselbe  aus  denen 
Churf.  hiemächst  folgenden  Reseriptis  zu  vernehmen  haben,  so  alhier 
zu  wiederb9len  unnöthig  erachten. 

Allein  haben  Wir  dieses  erinaern  wollen,  dass  der  Herr  sieb  möchte 
bemflhen  zu  sondireu,  was  der  Frotector  bei  so  gestellten  Sachen  zu 
thun  gemeint  und  ob  derselbe  nicht  dahin  zu  disponiren,  dass  mit 
Sr.  Cb.  D.  ein  grosses  Dessein  vorzunebmen  und  zu  solchem  Ende  so- 
wohl Geld  als  andere  Requisita  beizutragen  geruhen  möchte,  aller- 
massen  htfcbstged.  Sr.  Cb.  D.  ganz  uiebt  zu  rathen  sein  will,  dero 
Armäe  mUssig  zu  lassen,  noch  weniger  aber  selbige  bei  gegeuwärtigen 
grossen  Armaturen  der  meisten  Fotentaten  in  der  ChriBtenbeit  um- 
Bonsten  abzudanken.') 

Wie  aber  diese  Sach  zu  incaminiren,  dass  sie  zugleich  secret 
bleibe  und  doch  auch  schleunig  Success  habe,  darüber  wollen  Wir 
seiner  Meinung  und  Gedanken  mit  ehiatem  gewärtig  sein. 

Uebersendnog  eines  Wechsels  ron  1000  Rtb.,  nebst  Mahnung  zur  Spar- 
samkeit 

')  Tgl.  oben  p.  ö40ff. 


jdüvGoOt^lc 


Polit.  Broach.  Scbl.  d.  Wuld.  ThMter  n  Moaik.  Eönigsb.  Vertrag.  Lockhart.  73g 

Schlezer  an  Friedrich  t.  Jena.    Dat  London  29.  Febr.  1656. 

[Keue  VerordDUDg  in  Betreff  des  T beater weaens.  MaaikerbesoIdaDg-) 
Man  fanget  an,  von  dem  rigore  morum  etwas  zu  relaactiireo  und  ii.  HSrs. 
ist  darauf  bedacht,  wie  man  plebi  panem  et  Circenses  geben  wolle. 
Zu  dem  Ende  werden  an  Statt  der  Comödien,  worunter  allerband 
Leiciitfertigkeit  mit  in  Schwang  gangen,  binftlro  repraeeentationes 
morales  virtutum  et  vitiorum,  item  rituum  variarum  gentium  ac  popu- 
lorum  aufs  Theatrum  gebracht  und  allemal  eine  köstliche  Musik  darbei 
gefDhrt  worden.  Einer  von  den  fUmehmsten  Musicls  bekommt  500  S 
Sterling  Besoldung;  das  wird  aber  aus  dem  Einkommen  des  Theatri 
abgetragen  und  daneben  noch'  ein  ehrliches  an  die  Soldatesque  und 
an  die  Armen  mtlssen  auegekehret  werden.  — 

25.  Febr.  1656  (st.  ii.)  schickt  der  Kurfürst  an  Schlezer  dos  Schreiben 
an  C  romwell,  welches  die  officielle  Anzeige  des  Eönigsberger  Vertrags 
an  deDselbeu  enthält.  — 

Der  KnrfUrst  an  Schlezer.     Dat  Künigaberg  9.  März  1656. 

Der  geh.  Rath.  Georg  r.  Bonin  ist  aa  die  General  Staaten  gesandt  9.  Man. 
worden,  nm  denselben  den  Königsberger  Vertrag  mitzntheilen ■).   Schlezer 
soll  den  Frotector  angehen  znr  Mitwirkang,   damit  die  GeneraUtaaten  in 
gutem  Vernehmen  mit  Brandenburg  gehalten  werden. 


Schlezer  an  [Jena?].     Dat.  London  14.  März  st  v.  1656. 

[Lockbarts  Oeeandtacbaft  nach  Frankreicb.  Die  Flotte-  DerPfaUgrarvon  Nenbarg.) 

In  mciaem  nSchstvorigen  hab  ich  des  Abgesandten  erwähnet,  der  24.  Hin- 
von  hier  nacber  Frankreich  geschieket  wird.  Sein  Name  ist  Lockart, 
ein  Schottländer  von  Geburt.  Er  ist  dem  Herrn  Protectori  beschwie- 
gert'),  hat  nur  den  Charakterem  eines  Envoy^,  nimmt  dannoch 
ausser  seinen  ordinari  Dienern  12  Soldaten  in  Livree  mit,  und  seioe 
Edelleute  und  andere  aufwartende  seind  OtScirer  der  Arm^e,  dass  es 
also  eine  rechte  militäre  AbBchickung  sein  wird. 

Die  Flotte  ist  nicht  so  bedeutend  wie  Mher  gemeint  —  sie  bat  wol 
keine  andre  BestimmuDg  als  sich  mit  der  spanischen  beramznschlagen. 

DasB  man  sich  sonst  des  gemeinen  Wesens  gern  annehmen  wolle, 
erscheinet  unter  andern  auch  daraus,  dass  man  einer  mir  bekannten 

')  VgL  oben  p.  29  ff. 

>)  William  Lookbart;  er  war  mit  einer  Nicht«  Oromwells  verbeiratet; 
vgl.  Carljle  IV.  143-   (Tancbo.  Bdit.) 


^düvGoot^lc 


740  ^'I'    Brandeobarf  nod  BDglaod. 

habilen  Person  in  Deutschland  Ordre  gegeben,  auf  des  Herrn  Pfalz- 
grafen zu  Neuburg ')  und  der  katholischen  Eurftirsteu  Actionen  ein 
Auge  zu  haben. 


Sehlezer  an  den  Knrftlrsten.     Dat  London  16.  März  1656. 

CConferaoE  mit  Tborloe.     Verhandlong  aber  «io  eveotDellea  BÜDdoiai;  Hinweis 
aar  mögliebe  VerwickeiaDgen  in  Cleve.   Zunehmende  Courtoieie.    Möglicher  Krieg 
mit  Portugal.    Aussiebt  aar  allgemeineD  ReligiouBkrteg.] 
1.  Harz.         Gestern   zd  einer  Coofereoz  mit  dem  Staatssecretär  in  Whitehall  eio- 
geladeD. 

Worauf  ich  mich  auch  bei  ihm  eingestellet  und  anfänglich  bezeiget 
habe,  daBs  ich  Verlangen  trüge  zu  vernehmen,  wie  S.  Höh.  den  von 
mir  beschehenen  mllnd-  und  schriftlichen  Vortrag  conaideriret  hätten, 
und  was  Sie  sich  desfalls  erklären  wollten;  die  Laufte  wären  bo  be- 
schaffen, daee  man  keine  Zeit  zu  versäumen  hätte. 

Der  Staatssecretär  versicberl  die  besten  Absichten  des  Protectors. 

Dieweil  aber  die  Worte  qualieunque  foedere,  deren  ich  mich 
in  der  Proposition  gehrauchte,  ein  foedus  defensivum  et  offensivum 
begriffen,  selbiges  aber  gar  viel  in  sich  hielte,  so  sähe  S.  Hob.  gern, 
dass  Sie  zuvom  ein  wenig  Erläuterung  von  mir  haben  möchten,  was 
£.  Ch.  D.  Intention  mit  einer  so  nahen  Alliance  sein  möchte,  was  Sie 
fDr  ein  Interesse  daran  hätten,  auch  wozu  ich  vermeinte,  dass  es  dem 
Protectori,  der  jetzo  in  einem  Krieg  mit  Spanien  begriffen  wäre,  nützen 
mfichte.  S.  Höh.  wollten  auch  gerne  wissen,  ob  ich  Ordre  hätte,  etwas 
in  specie  mit  Ihr  zu  tractiren. 

Ich  replicirte  auf  das  letzte,  dass  ich  zwar  keine  specielle  Ordre 
hätte,  mit  Sr.  Hob.  Dber  einem  offensive  Foedere  zu  handeln,  sondern 
ich  hätte  nur  zu  sondiren,  worzu  Sie  geneigt  sein  möchten,  und  was 
man  auf  allen  Fall  von  Ihr  zu  gewarten.  Was  aber  E.  Ch.  D.  Intention 
anbeträfe,  davon  könnte  ich  wol  dieses  sagen,  dass  Sie  gesinnt  wären, 
nebst  dem  Herrn  Protectore  und  andern  protestLrenden  Potentaten  sich 
der  gemeinen  Sachen  und  Anliegens  der  Evangelischen,  wie  Sie  allezeit 
gethan  hätten,  noch  femer  treulich  und  kräftig  anzunehmen.  E.  Ch.  D. 
General-Interesse  bestände  darin,  dass  Sie  sich  mit  Ihren  Glaubens- 
genossen fest  setzten,  dieweil  Sic  sich  zu  der  andern  Partei  nicht 
mehr  gutes  noch  beständiger  Freundschaft,  als  ihres  Gleichen,  zu  ver- 

']  WahrsetaeiDlich  Teranlaeat  durch  die  in  dieser  Zeit  abgehaltene  ZawnmeD- 
knoft  zwischen  Karl  IL  und  dam  Pfalzgrafen  in  DüsseldorT,  wovon  Clarendon 
XI.  116  ff.  berichUt 


,Goo»^lc 


Ponrpvlen  über  ain  BnndoiBB.  'J^l 

sehen  h&tten.  Das  particulare  aber  w&re  diese«,  dass  Sie  eine  ansehn- 
liche Annto  auf  den  Beinen  hätten,  selbig:«  aber  bei  diesen  Conjanc-. 
tores  nicht  wol  desbandiren,  noch  auch  mUssig  liegen  und  die  Quar- 
tiere vergebens  auszehren  lassen  könnten,  sondern  auf  deren  Conser- 
vation  und  Gebraacb  bedacht  sein  mDssten.  Worzu  nun  solche  Sr.  Höh. 
anjetzo  ntttzen  möchte,  sagte  ich  aosdrUcklich,  dass  ich  zwar  kein  Be- 
fehl hätte  davon  zu  reden,  ich  könnte  ihm  aber  doch  unrorgreiflich 
die  Commoditftt  etzUeher  E.  Cb.  D.  Länder,  benämlich  der  cleviechea 
anweisen, 

Schleser  bemerkt,  dass  ihm  bei  dieser  Andienz  „mit  viel  mehrer  De- 
monstration als  JemalB  hiebeTor  im  Ein-  nnd  Ausgehen  begegnet"  worden  sei 

Aasser  dem  Krieg  mit  Spanien  wird  man  wol  aneh  noch  einen  mit 
FortaKal  bekommen;  denn  dos  vermeiute  gute  Verhöltoiss  ta  diesem  Staat 
sei  mehr  Schein;  die  EngUoder  haben  einen  Hafen  von  dem  König  von 
Portugal  verlangt,  und  das  treibt  die  Portugiesen,  sich  eher  mit  Spanien 
anstnsähnen. 

Wie  ihm  aber  sei,  so  wird  man  albier  je  länger  je  mehr  in  der 
Opinion  confirmiret,  dass  aus  dem  Jetzigen  Wesen  ein  rechter  generaler 
und  pur  lauterer  Beligionskrieg  werden  werde. 

Besonders  wird  auch  die  üransamkeit  der  Polen  gegen  alle  Protestanten 
hervorgehoben  und  der  Knrflirst  in  Hinblick  daranf  gewarnt. 


Schlezer  an  Waldeck.    Dat  Londoo  28.  März  at  v.  16&6. 
(AtoIb.  Arcb.) 

[Die  AlIiaDceoagelegenheit;  Bitt«  nm  Cbtffra  nnd  genaue  Inrormation.  Geldmsngel 

in  England.    Geldangelegenheit  des  BesideDten.    Pferdepretse.    Ein  paaeendes 

Geschenk  für  den  Proteotor.] 

Belangend  die  von  Sr.  Ch.  D.  wegen  mir  gn.  aufgetragene  Sache,  t.  April, 
hätte  ich  wOnschen  mögen,  dass  ich  zugleich  ein  wenig  Nachricht  von 
dem  jetzigen  Zustand  Sr.  Ch.  D.  ArmÄe ...  zu  desto  besserer  Infor- 
mation des  Ilerrn  Protectoris  bekommen  hätte.  Inmittelst  will  ich 
doch  meiner  gehorsamen  Schuldigkeit  nach  nicht  unterlassen,  die 
nächBtkflnftige  Woche  mit  dem  Herrn  Praesidenten,  der  Sr.  Ch.  D. 
affectionirt  ist,  beiläufig  nnd  in  genere  daraus  zu  reden  und  dem  fol- 
gend mein  Anbringen  gegen  des  Herrn  Protectoris  Hoheit  und  die 
Discurse,  so  dabei  pflegen  gefDhrt  zu  werden,  zu  möglichster  Er- 
reichung Sr.  Ch.  D.  Intention  zu  richten.  Im  Fall  ich  eine  Inclination 
zu  dem  Werk  alhie  verspflre,  werden  E.  Uocbgr.  Exe.  der  Secretesse 
halber  keine  Sorge  zu  tragen  haben;  denn  die  Consilia  seind  alhie  fast 


742  ^^    Brandanbnrg  QDd  Eng  lud. 

impeDetrable');  allein  es  wird  wie  mit  allen  aDdem  Dingen  ein  wenig 
langsam  daher  g^eben. 

Es  wäre  aucli  nötig,  dass  ich  eine  Chiffre  hätte,  und  dass  ich  nn- 
geßlhr  wissen  möchte,  worauf  ä.  Ch.  D.  Ihr  Absehen  hätten. 

Ich  weiss,  dass  S.  Hoheit  sich  haben  verlauten  lassen,  Sie  wollten, 
wann  es  zur  Acüou  käme,  eine  Arm^e  ausserhalb  Landes  halten.  Ob 
Sie  noch  derselben  Meinang  und  Fllrsatzes  sein,  kann  ich  nicht  wissen; 
besorge  mich  aber,  dass  es  uns  sowol  albie  als  anderen  endlich  an 
Geld  gebrechen  werde.  Dann  es  ereignet  sich  schon  ein  grosser 
Mangel,  und  die  königl.  Parthei  sowol  auch  die  Holländer  mit  ihrem 
rielseittgen  Unterschleif  haben  ein  unglaubliches  aus  dem  Lande  ge- 
führt Was  aber  dennoch  «ugesagt  werden  möchte,  darauf  wird  man  sich 
zu  verlassen  haben;  nur  daes  das  Sollicitiren  etwas  MQhe  kosten  wird. 

Gehaltsaugelegeaheitcu  des  Residenten,  für  die  Waldeck  kiinrtig  eq 
sorgen  versprocheo  hat;  das  Leben  ist  hier  theuer,  der  Engländer  achtet 
einen  Thaler,  wie  wir  einen  Orotichen ;  ohne  Kutsche  kann  Schleier  keinen 
Pnss  vor  die  Thür  setzen;  wenn  der  Protector,  wie  es  helsst,  im  Sommer 
nach  HamptoDCODit  zieht,  wird  es  ohne  eigene  Kutsche  und  Pferde  kanm 
abgehen  können. 

Auf  geschehene  Anfrage  Waldeclcs  gibt  er  Anskunft  über  die  Preise 
der  Pferde  in  England;  unter  15  ff  Sterling  (»  67  Rtb.)  hat  man  kein  Eutsch- 
pferd  —  fiir  etwas  gutes  zahlen  die  Engländer  gern  40 — SO  u.  m.  Pfnad. 

Ein  Gespann  der  litthauischen  Isabellehaar-Pferde  möchten  dem 
Herrn  Protectori  nicht  UbcI  gefallen,  wenn  S.  Ch.  D.  ein  Präsent  an- 
bero  thun  wollte;  denn  es  ist  hier  etwas  rares. 


Schlezer  an  den  KnrfUraten.  Dat  London  28.  März  16ö6  st  v. 

[Das  VerhältniBB  zniactien  England,  den  Miederlanden  nnd  Braadoabnrg.    Schwan- 
kende Zuversicht  im  Krieg  gegen  Spanien.    Crorowell  krank.    Kritik  der  letsten 
FlotteQBendnng.) 

7.  April.  Ich  erachte  es  meiner  obliegenden  Pflicht  gemäss  zu  sein,  E.  Ch.  D. 
untertb.  zu  remonstriren ,  wasmassen  die  Sachen  alhier  nicht  so  con- 
sideriret  werden,  als  ob  E.  Ch.  D.  des  Herrn  Protectoris  Vermittelung 
zu  Conservation  des  guten  VerncbmcDa  zwischen  Ihr  und  hochged. 
Herrn  General  Staaten  von  Nüthen,  oder  auch  ihres  Sauer-  oder  Säss- 
aebens  halber  Ober  die  Tractaten  mit  I.  Maj.  in  Schweden  sich  einige 
Scrupel  zu  machen  hätten,   sondern  dass  es  leichtlich  einmal  dazu 

')  Eine  Bemerknng,  die  Schleier  wiederholt,  bald  rühmend  bald  klagend, 
macht!  mau  erruhra  hier  zu  Lande  niuinatB  etwas,  wid  audurwärts,  antar  der 
H«nd  und  auf  NebuD wegen. 


^düvGoot^lc 


Ponrparler  ab.  eio  BDodn.  Stimmnog  in  Engl.  Zweideatigk.  <t,  Ni«d«flÜDd.      743 

kommen  könnte,  dasa  vielraebr  einer  oder  ander  Theil  E.  Cb.  D.  guter 
ofBeiorom  za  Erhaltung  Frieden  und  Einigkeit  zwischen  beiden  be- 
dSrftig  sei;  und  die  Herrn  Generalstaaten  selbst  durch  E.  Ch.  D.  Exempel 
nnd  Znthun  darzn  excitiret  und  mit  geeammter  anderer  Hand  kräftigdarzu 
bewogen  und  angehalten  werden  möchten,  dass  sie  sieh  mit  massiger 
Beobachtung  ihres  particulieren  des  gemeinen  Wesens  ein  wenig  eifriger 
und  resolnter  als  wie  Zeit  hero,  ihrer  eigen  Mioistrorum  Bekenutniss 
und  aller  Welt  Wissensohalt  naeh,  geschehen  ist,  annehmen  möchten. 
Der  Krieg  mit  SpaDJen  wird  doch  mehr  and  mehr  ein  bedeokliches 
Werk;  es  gebt  doch  aicht  alles  so  wie  man  gedacht;  nod  mao  hat  selbst 
bei  einigen  tüchtigen  Befehlshabern  zur  See  „eine  Kleinmüthigkeit  bei  An- 
tretuug  der  Expedition  verspüret",  —  Zu  dem  hat  jetzt  der  Protector  häu- 
figer mit  den  Aerzten  zq  thun,  „als  es  manchem  geßült".  —  Die  Silberfiotte 
hat  man  echappiren  lassen.  —  Die  ganze  Expedition  mit  der  jetzigen  Flotte 
wird  von  dem  Pnblionm  sehr  scharr  kritisirt.  Es  gebe,  wird  n.  a.  gesagt, 
andere  nnd  viel  bessere  Dinge,  dem  Papsttum  Abbruch  zn  thnn,  z.  B.  no* 
mentlich  die  Unterstützung  nnd  Beförderung  von  Lenten,  die  vom  Papsttom 
abgefallen  sind,  wie  D.  Romsvinkel;  um  dadurch  andere  zd  dem  gleichen 
zn  ermathigen. 


Scblezer  an  den  Knrfttrsten.    Dat.  London  25.  April  1656. 

Die  Klage  über  Langsamkeit  der  Geschäfte,  über  die  Schwierigkeit  5.  Mai. 
eine  Audienz  zu  erlangen  etc.  ist  allgemein.    Scblezer  ist  seit  langem  eine 
Audienz  bei  dem  Protector  zugesagt;  aber  ohne  Erfolg. 

Der  Admiral  Buyter  soll  nach  niederUodiscben  Zeitungen  eine  grosse 
Anzahl  der  za  Cadix  mit  der  Silberfiotte  angekommenen  Silberbarren  von 
da  nach  den  Niederlanden  gebracht  haben.  EngliGche  Kriegsschiffe  haben 
ihn  angesprochen;  er  hat  erklärt,  er  führe  nicht  spanische  Güter,  sondern 
•Gelder,  die  die  Spanier  niederländischen  Kanflenten  schuldig  würeu;  über- 
dies war  Ruyter  stärker  als  die  Engländer;  und  so  ist  es  dabei  geblieben. 
Aber  man  zweifelt,  wie  lange  es  noch  vorhalten  werde. 


Scblezer  an  den  KurfUreten.     Dat  London  2.  Mai  1656. 

[AndieoE  bei  Cromwell    üeber  die  Form  des  mit  ihm  za  achlieBeeDden  Bünd- 

nfsaes;  Gerächte  ober  den  Frieden  aniseben  England  nnd  Spanien.    Spannoog 

Englands  mit  den  Niederliiaden.  Cromwells  allgemeine  Erklärung;  Über  die  jülisofa- 

clevische  Suhe.    Andentnng  über  eine  Offensiv-  and  DefenaivaltisDce.) 

Ich  habe  gestern  Abend  nach  langem  und  beschwerlichem  Warten  12.  i 
endlich  das  GlDck  gehabt,  bei  dem  Herrn  Protectore  in  Beisein  des 
Uerm  Stricktands  und  des  Secrctarii  Status  Audienz  zu  erhalten. 
Was  ich  är.  Hoheit  im  Namen  E.  Ch.  D.  fllrgetragen,  gehet  hie  neben 


A-nOO»^lc 


744  ^'-    Bruideoburg  und  Eogluid. 

in  copia.  Im  seclisteD  Paragrapho  der  PropositioD  ist  da^enige  ent^ 
halten,  was  mir  durch  den  Herrn  Grafen  von  Waldeck  zwar  nur  za 
Bondiren  ist  anbefohlen  worden;  weil  es  aher  vergeblich  ist,  aus  diesen 
Leuten  etwas  borauszubringen,  wo  man  nicht  diejenige,  so  die  Macht 
in  H&nden  haben,  gleichsam  surpreniret  oder  es  ihnen  rund  abtragt, 
hah  ich  erachtet,  dass  es  nicht  andienlich  sein  würde,  Sr.  Höh.  selbst 
diesen  Punkt  in  dUrren  terminis  fnrzustellen. 

Meine  vorige  Instruction  ist  auf  Incaminiruug  einer  illimitirten 
Alliance  gerichtet  gewesen;  nach  der  Zeit  ist  mir  aus  dem  Haag 
geschrieben  worden,  £.  Ch.  D.  desiderirten,  dass  zum  wenigsten  wegen 
einer  defensiven  BUndniss  mit  dem  Herrn  Protector  möchte  trao- 
tiret  werden;  woraus  ich  geschlossen,  dass  derselben  Intention  ich 
nicht  näher  kommen  könnte,  als  wann  ich  die  Sache  mit  den  Worten: 
„foedere  lali  qualicunque  ipti  libueril"  fÜrbrächte.  „St  bellum  contiauare 
animua  iil"  habe  ich  nicht  ohne  Ursach  gesagt;  dann  es  gehet  das 
Gerfichte,  man  wolle  mit  Spanien  Frieden  machen;  welches  gar  schwer 
zugehen  wUrde,  es  wäre  denn  Sache,  dass  es  der  König  suchen,  eine 
ansehnliche  Summe  Geldes  zu  Bezahlung  der  Kriegsunkosten  hergeben, 
die  Insel  Jamaicam  den  Engländern  abtreten  und  sie  von  der  Inquisition 
in  Beinen  Ländern  befreien  wollte.  Von  deren  keinem  aber  ich  noch 
zur  Zeit  etwas  gehöret  habe. 

Ich  sehe  auch  nicht,  woraus  es  zu  vennuthen  stehe,  als  dass  man 
hie  sagen  will,  die  fUrgewesenen  Tractaten  zwischen  dem  Könige 
Garolo  2**°  und  den  hispanischem  Ministris  wären  zerschlagen,  welches, 
wann  es  sich  so  erhielte,  könnte  es  wol  andere  Ursachen  haben,  und  ist 
ausserdem  nicht  zu  glauben,  dass  der  König  in  Spanien  um  höchstgem. 
Königs  Caroli  Restitution  willen  einen  ewigen  unversöhnlichen  Krieg, 
auf  sich  laden  wollte. . .  .  Die  besorgende  Collusion  [der  Kiederl&nder] 
mit  Spanien  aber,  die  Convoyirung  oder  Ueherbnngung  des  Silbers 
nach  Flandern  und  Brabant,  die  grossen  Summen,  so  die  holländischen 
Kaufleute  dem  Könige  vorgeschossen,  die  Animosität,  so  man  in  Nieder- 
land wider  diesen  Staat  und  insonderheit  aujctzo  wider  I.  Kön.  Maj. 
und  wider  derselben  Allürte  und  Freunde  verspfiret,  könnte  sonst  ein- 
mal allerhand  Weitläufigkeiten  verursachen.  Ich  habe  derhalben  genug 
zu  sein  ermessen,  wenn  ich  von  Erhaltung  der  Freundschaft  zwischen 
E.  Ch.  D.  und  den  Herrn  Generalstaaten,  bowoI  auch  zwischen  denen- 
selben  und  I.  Eon,  Miy.  in  Schweden  also  redete,  wie  die  AhscbriA 
der  Proposition  ausweiset. 

Der  Herr  Protector,  nachdem  er  E.  Gh.  D.  Schreiben  empfangen 
und  verlesen  hatte,  gab  zur  Antwort,  er  hätte  aus  demselben  und  aus 


A-nOO<^IC 


AndloDS  bei  Oromwell.  7^ 

meineni  Fürtrag  zuvorderst  die  geneigte  Äffection,  womit  £.  Ch.  D. 
ihm  zugetban  wftreo,  mit  allem  Dank  vernommen  etc.  [Gratulation  zu 
dem  Vertrag  mit  dem  König  von  Schweden  etc.]  Was  das  Übrige  an- 
belangte, weit  er  klagen  mOsste,  dass  sein  Gedächtniss  etwas  abnehme 
and  er  auch  eins  und  anderes  in  meiner  Proposition  nicht  gar  wol 
verstanden  hätte,  bäte  er,  ich  wollte  die  Mflhe  nehmen,  es  entweder 
zu  repetireu  und  zu  erklären,  oder  es  ihm  Bcbrifllich  zukommen  zu 
lassen.  Unterdess  aber  fuhr  S.  Hob.  doch  im  Oiscors  fort  and  re- 
capitulirte  gleichsam  unvermerkt  alles  vom  Anfange  bis  zum  Ende. 
Dann  auf  den  Eingang  meiner  Rede  und  die  höfliche  Beschwerung 
über  die  so  lange  ausgestellte  Audienz,  replicirten  Sie,  dass  es  Ihr 
gar  angenehm  sein  würde,  wenn  ich  oftmals  zu  Ibr  käme,  damit  Sie 
mit  mir  von  verschiedeneu  Sachen  communiciren  könnten;  insonderfaeit 
von  dem  guten  Vernehmen  zwischen  den  evangelischen  Fürsten  and 
Herren,  welches  er  in  diesen  Zeiten  so  hoch  nötig  hielte  ....  und 
sähe  er  gern,  dass  I.  Kön.  Maj.  in  Schweden,  E.  Cb.  D.,  der  König 
in  Dänemark,  die  Herren  Generalstaaten  und  andere  ein  Herz  und 
eine  Seele  wären. . . .  Und  wenn  er  einige  Gelegenheit  darzu  haben 
und  befinden  wfirde,  dass  £.  Ch.  D.  Interesse  in  den  jttlichscben  Landeii 
mit  dem  generalen  Werk,  woranf  er  fümehmlich  zu  sehen  hätte,  Über- 
einkäme, wollte  er  ancb  darin  nicht  unterlassen  £.  Gh.  D.  mit  aller 
möglicher  Freundschaft  und  Diensten  an  die  Hand  za  gehen.  Dann 
er  hörete,  dass  der  Pfalzgraf  zu  Nenbnrg  ein  grosser  Feind  und 
Verfolger  der  Religion  wäre,  und  auf  solche  hätte  man  billig  aebt 
zu  haben. 

Ob  nun  gleich  hiedurcb  alles,  was  ich  fUrgestellt,  dennoch  sub- 
Btantia  beantwortet  war,  so  rcpetirte  ich  alles,  was  ich  gesagt  hatte, 
kürzlich  und  damit  ichs  desto  verständlicher  mache,  mit  noch  schlecb- 
terem  Latein,  mengte  zu  desto  klärer  Expression  hie  and  da  etwas 
Engeländisch  mit  hiuein;  gab  zu  verstehen,  dass  ich  Macht  hätte,  von 
einer  offensiven  und  defensiven  Alliance  oder  wie  es  S.  Hob. 
begehrete,  mit  ihm  zu  tracttren,  wiewol  ich  die  speciale  Vollmacht, 
nebst  einem  generalen  Entwurf  derselben,  untertbän.  erinnerter  AIa6.BeD 
noch  nicht  bekommen. 

Er  bat  mich,  als  beute  das  angebrachte  schriftlich  einzugeben  und 
ich  bat,  S.  Höh.  wollte  mir  eine  unverzUgliche  Erklärung  darauf  wider* 
fahren  lassen.  Welches  Sie  mir  verhiesscn  und  nahm  ich  damit  meinen 
Abschied. 


^aovGoOt^lc 


746  ^^'    Brkndanbarg  and  BogUod. 


Proposition  Schlezere. 

Alinea  I — 5  Fonnalien  und  Aozeige  tod  dem  mit  Schweden  abge- 
achloBsenen  Vertrag  zu  Königsberg. 

Snperest,  ut  QOmiDe  Ser***  S.  Elect  CeU"'  V"  g^ratias  quam  maximal 
agam  pro  benevoli  affeotug  in  diffioiti  boe  negotio  clarissima  testtUione; 
eamque  persuasam  oiodido  ac  certam  reddam,  oibii  Ser*™  S.  Elect.  reli- 
quum  facturam,  quo  omni  ofBcio  Btndioque  illam  ricissim  demereatur. 
Nee  lucolentius  Geis"'  V"  pronae  Toluntatis  Suae  documentum  exhibere 
potuit,  qoam  offerendo  ipBi,  si  bellam  continuare  animuB  Sit,  et  arma 
exercitumque  Sunm  et  quicquid  praeterea  in  potestate  ac  viribus  Snis 
positum  erit,  inito  cum  CelH"'  V*  foedere  tali  qualicunque  ipsi  libaerit 
Quod  ut  Set*''  Snae  verbiB  faeerem,  speciali  mandato  mihi  injunctum  est 

Bitte,  bei  Gelegenheit  für  das  gnte  Recht  des  Kurfürsten  in  der  jültch- 
cleviscben  Sache  einzutreten,  -^ 

hoc  praesertim  tempore,  quo  machinationibus  Comttis  Palatini  Meo- 
burgici  aliommque  principam  catholiconim  ...  ob  initam  cum  Bege 
Sueciae  pacem,  plebis  Batavae  fremitibus  ac  sosurris  abalienari  aliqoo 
modo  a  so  poase  animos  vetenim  amiconim  ac  foederatomm  Suoinm 
Dnn.  Ordinum  uniti  Belgii  non  injuria  veretur.  fiorum  aatem  anücitiBm 
uti  precio  buo  debito  Ser'°"*  Elector  aestimat,  ita,  si  dirisio  aliqua  intet 
ee  atque  illoB  ant  int«r  ipsoa  ac  Regiam  U^j**™  Sueciae  contingat, 
initium  tllud  fore  credit  istins  separationiB,  quo  proprio  commodo  ducti 
a  tuenda  oommuni  salute  contra  veritatiB  Evangelioae  hoBtes  a  reliquis 
ProteBtantibuB  Bejungi  Be  patiantur.  Quam  noxium  autem  illud  meliori 
caoBae  futurum  sit,  nemo  rectios  quam  Gels.  V*  judioaTerit 

Ueberreichuog  eines  kurfüretlichea  Schreibensi  nebst  der  Broacbüra 
Asserlio  JarJa  etc.  über  die  jUlich-cleTische  Streitfrage. 


Scblezer  an  Waldeck.  Dat  London  2.  Mai  1656.  (Arola.  Arcb.) 

[Propoaition  bei  dem  Protector  abgelegt  Bitte  am  genBaere  Information  von 
Baus  her.] 
12.  Hai.  E.  bocbgr.  Exe.  erinnern  sich  gn.  zurück,  was  Sie  mir  fUr  etzlioben 
Wochen  im  Namen  Sr.  Gh.  D.  anbefehlen  wollen.  Ich  hab  darauf 
zwar  versuchet,  durch  den  Herrn  Präsidenten  des  Consilü  Status  zu 
vernebmeD,  was  deswegen  alhie  zu  gewarten;  weil  er  sich  aber  keines 
Dinges  fiUBsern  wollen,  sondern  mich  auf  den  Herrn  Protectorem  selbsten 
gewiesen,  hab  ich  der  Nothdarft  zu  sein  erachtet,  die  Sache  solcher, 
gestalt,  wie  auo  der  Abschrift  der  gestriges  Tages  gethanen  Proposition 

i:n,tr,-d    .,*^-.00<^IC 


AndieiiE  bei  CromwelL  747 

za  ersehen,  [add.  zu  Tenichten],  Ich  kann  weder  Sr,  Gh.  D.,  noch 
E.  £xc.  alle  Unaeheo  in  der  Eil  erzählen,  waram  ich  eins  and  anders 
so  wie  geschehen  ftlrgebracbt;  hoffe  aber,  'E.  hochgr.  Ezo.  selbsten 
Werdens  nicht  als  raisonnable  finden,  und  noch  viel  mehr  würden  Sie 
mir  in  6n.  Beifall  geben,  wann  Ihro  die  Humenrs  der  Leute,  die  das 
jetaige  Regiment  führen,  bekannt  wären. 

Ich  wUnsche,  dass  Gott  Sr.  Gh.  D.  consilia  dirigiren  und  Sie  auf 
einen  rechten  soliden  Weg  de»  fnrstlichen  Glücks  und  WoliUhrigkeit 
Hebten  wolle.  Meines  wenigen  Theile,  damit  man  auf  keinem  un- 
gewissen Fundament  baue,  referire  ich  alles,  wie  es  mir  fUrkoramt, 
trealich  und  aufrichtig.  Ist  es  aber  Gottes  Wille,  dass  hie  etwas 
hauptsüchliehes  soll  gethan  und  negotiiret  werden,  so  wird  es  in  alle 
Wege  nöthig  sein,  dass  ich  ein  wenig  fleissiger  als  bishero  geschehen, 
von  Hofe  entreteniret  werde,  nicht  nur  bloss  von  den  gemeinen  Oo- 
currenzen,  sondern  auch  von  Sr.  Gh.  D.  Intentionen  und  wie  sich  die- 
selbe von  Zeit  zu  Zeit  verändern  möchten.  Jetzo  habe  ich  wiederum 
in  ao  viel  Wochen  keine  Schreiben  gehabt  und  muss  deswegen  alles 
mit  Foroht  procediren,  nicht  wissend,  ob  ich  irgend  worianen  zu  weit 
gebe  oder  zu  gelinde  und  langsam  verfahren  möchte. 


Schlezer  an  Waldeck.     Dat.  London  16.  Mai  8t.  v.  1656. 
(Arols.  Arch.) 

I Waldecks  Send DDg  nach  Frenenborg;  Glückwonscb.   Appreheua Jonen  vor  katho- 
liechaD  Plänen-    Das  Allianceproject  wird  gat  anrgeDommen.) 

Ein  Schreibeo  Waldecke  dat.  Franenbu^  3.  Hai  st  v    geeMm  er*  26.  Hai. 
hatten.     Waldeck   nebst  Platen  abgeordnet  zur  VeroiittelDng  Ewiachea 
ächwedeu  und   Polen;   GluckvnDsch  zu  seiner  YerrlchtaDg,   deren  guter 
Erfolg  im  Interesse  aller  liegt;  worern  nur  die  Protestanten  dabei  vor  Zwang 
geschützt  werden,  wird  man  ancb  hier  in  London  wo)  den  Frieden  gern  sehen. 

Hingegen  besorget  man  sieh  gar  sehr,  nachdem  die  ganze  katho- 
lische Parthey  nunmehr  erreget  und  an  allen  Orten  Pacificationen, 
Bündnisse  und  Lignes  unter  ihnen  geschmiedet  werden,  ihre  Animositftt 
wider  die  Evangelische  sich  auch  vielfältig  erreget,  dass  S.  Gh.  D. 
durch  gute  Wort  und  Vertröstungen  möchten  gewonnen  werden,  sich 
von  andern  zu  separiren,  die  jetzt  auf  den  Beinen  seiende  Macht  da- 
durch zu  schwächen  und  demfolgend  viel  Concepten,  so  noch  obhanden 
sein  möchten,  zu  turbiren. 

Meines  wenigen  Theils  menge  ich  mich  in  solche  wichtigen  Sachen 
durchaus  nicht  weiter  als  der  schuldige  unterth-  Gehorsam,  wie  aueb 


Aj.oo»^Ic 


748  ^^    Bnodenbatg  und  BngUod. 

die  Raison,  Ehre  uad  Gewissen  erfordert  and  referire  nur  alles  ein- 
ßlltlg:licb  wie  ichs  beschaffen  finde  and  verrichte  da^enige  was  mir 
befohlen  wird. 

Dem  folgend  hab  ich  ans  demjenigen,  was  mir  von  £.  hochgr.  Exe. 
durch  Schreiben  vom  28.  Febr.  st  t.  anbefohlen  worden,  anfKnglich  mit 
dem  Herrn  Prfteidenten  des  Consilii  Statos  communioiret,  naohgehends 
(weil  ich  von  demselben  nicht  weiser  werden  k&nnen)  dem  Herrn  Pro- 
tectori  selbst  in  einer  particulier  Audienz  es  in  solchen  terminis,  wie 
es  von  Sr.  Hoheit  am  besten  hat  köoneo  begriffen  werden,  fllrgetragen 
und  gestern  mit  deren  Tertranteetem  Ministro,  dem  Secretario  Slatoa 
Herrn  Tburloe,  eine  kurze  Conferenz  darfiber  gehalten.  Mit  wenigem 
^horsamlich  davon  zu  referiren,  vermerke  iob,  daas  die  OuvertOre  be- 
sonders wol  aufgenommen  wird;  es  ist  auch  Apparenz  da,  dass  sie 
wirklich  möchte  acceptirt  und  mit  mir  darfiber  in  formale  Tractaten 
getreten  werden.  So  bald  sich  auch  einige  extraordinarie  Geldmittel 
(entweder  durch  Convocation  eines  Parlaments  oder  durch  Erzwingung 
des  ö*"  Pfennings  von  den  Royalisten  und  des  20'"  von  den  andern 
Malcontenten  oder  durch  eine  gute  Beute  von  den  Spanischen  oder 
Portugiesen  —  denn  mit  diesen  letzten  geratben  wir  vermuthlicb  auch 
in  Krieg  — )  herffirthun  werden,  möchten  monatliche  ausreichende 
Bubsidia  ffir  eine  Armöe  zu  erhalten  stehen. 


Schlezer  an  Waldeck.     Dat  London  6.  Jnni  at  v.  1656. 
(Ärols.  Arch.) 

(Die  SchwedeD  werden  hingeiogen;  die  brande Dbargieohe  Sscbe  noch;  Defenaiv- 
alliuce.  Die  Bngltnder  verlaogen  Hittheiinng  dos  EÖnigaberger  Vertroga ;  Schleier 
gewährt  eie.  Bin  Hange!  in  der  oiederländiBchen  Alliance.  Die  SecInBioiuKte; 
Cromirell  und  die  Or&nier.  Der  niederläodiuhe  Geanodte  in  London.  Geheime 
Mission  des  jnogeD  Heimbnch.    Prüsente  und  Pensionea.] 

i.  Dank  für  ansnihrlEcbere  Nachricbten  über  den  Verlauf  des  Krieges. 
Ich  verspfire,  dass  die  Köoigl.  Schwedische  Ministri  fiber  den 
Verzug  der  Co&clusion  ihrer  Tractaten  alhier  zumal  sehr  diBeontentirt 
sein,  nnd  ich  kann  meins  Tbeils  nicht  anders  befinden,  als  dass  sie 
es  des  Niederländischen  Ambassadeures  Dexterität,  der  jetzt  &  toute 
force  regieret,  zuzoschreiben  haben;  wiewol  die  angeborene  Scmpulosität 
der  EngUnder  auch  das  seinige  darzu  thuet.  An  Seiten  Sr.  Ch.  D.  hat 
man  auch  nichts  anders  zu  erwarten;  denn  nachdem  das  Vertrauen 
zwischen  derselben  und  den  Herrn  General  Staaten  in  etwas  ge- 
schwSchet  worden,  mache  ich  mir  keine  andere  Rechnung,  als  dass 
mir  gemelter  Ambassadeur  hinderlich  sein  werde,  wo  er  kann  und  mag. 


ScbwankeD  in  der  AlliaDCaBBche.  749 

Es  bat  dennoch  die  erste  Ourerture,  die  ich  auf  E.  Hochgr.  Exe. 
gn.  Andeuten,  zwar  propoaitionsweiBe  aus  gewissen  Ursachen,  jedoch 
nur  zu  sondirea,  gethan,  eo  viel  gefruchtet,  daas  keine  geringe  Con- 
fidenz  ZQ  Sr.  Cb.  D.  daraus  entstanden  and  ich  in  anderen  desto  besser 
Gehör  bekomme. 

Weil  aber  wegen  Veränderung  der  Lauften  an  diesem  und  jenen 
Orten  nicht  weiter  für  jetzo  darauf  zu  dringen  gewesen,  zumal  weil 
mir  kein  fernerer  Befehl  desfalls  gegeben  worden,  so  gebe  ich  anjetzo 
nur  auf  eine  defensive  Ailiance  und  hab  ich  den  Nutzen,  den  sowol 
S.  Ch.  D.  als  der  Herr  Frotector  davon  haben  könnten,  dem  Secreterio 
Status  kürzlich  rargestellt  Es  ist  auch  derselbe,  wie  es  scheinet,  so 
weit  begriffen  worden,  dass  jetzo  die  Frage  ist,  ob  eine  solche  Ailiance 
auch  mit  denen,  so  dieser  Estat  mit  anderen  hat,  und  mit  denen  Ver- 
bindnissen,  die  S.  Gh.  D.  theils  mit  der  Krone  Schweden,  tbeils  mit 
den  Niederländern  haben  möchten,  bestehen  und  wie  weit  sie  mit 
einander  flberein  kommen  könnten.  Zu  dem  Ende  und  damit  man 
dessen  einen  gewissen  Grund  erlangen  möchte,  hat  man  von  mir  die 
Communication  sowol  des  zwischen  I.  Eon.  Mfy.  in  Schweden  und 
Sr.  Ch.  D.  getroffenen  Vergleichs,  als  auch  der  mit  den  Vereinigten 
Provinzen  gemachten  Ailiance  begehret;  mit  dem  Vorwand,  weil  sie, 
die  Engeländer,  diejenige  Tractate,  so  sie  mit  anderen  Nationen  ge- 
macht, nicht  verborgen  hielten,  sondern  sie  zu  männiglichee  Nachricht 
in  offenen  Druck  hätten  ausgehen  lassen,  wollte  man  hoffen,  es  wUrde 
Sr.  Ch.  D.  nicht  zuwider  sein,  wenn  man,  ehe  und  bevor  eine  Re- 
solution genommen  wDrde,  zu  wissen  begehrte,  wie  Sie  sowol  mit  dem 
König  in  Schweden  als  mit  den  Niederländern  ständen.  Nun  erinnere 
ich  mich  zwar  wol,  dass  es  höchstged.  Sr.  Ch.  D.  Intention  in  dero 
gn.  Bescript  vom  25.  Febr.  nicht  gewesen,  obgedachten  Vergleich  in 
allen  und  jeden  seinen  Puncten  und  Clausein  jemand  zu  communiciren; 
nachdem  Sie  es  aber  nunmehr  denen  Herren  General  Staaten  dnriA 
den  Herrn  v.  Bonin  thun  lassen,  der  Herr  Protector  auch,  wenn  er 
wollte,  die  Abschrift  von  dem  Kön.  Schwedischen  Ambassadeur  be- 
konunen  könnte  ....  als  habe  ich  in  Mangel  der  Occasion,  Sr.  Ch.  0. 
Ordre  mich  so  bald  zu  erholen,  auf  anderwärtige  des  Herrn  Secretarii 
Status  Instanz  resolviret,  mit  gehöriger  Caution  der  Secretesse  ihnen 
solchen  Vergleich  sehen  zu  lassen. 

Ich  hab  sonst  unterschiedliche  Ual  bei  den  Herren  Geheimen 
Bäthen  EMnnemng  gethan,  dass  mir  ein  Froject  der  Ailiance,  wie 
S.  Cb.  D.  sie  gern  eingerichtet  sehen  möchten,  zugeschickt  werde;  bis 
dato  aber  hab  ich  keines  b^ommen,  sondern,  wenn  es  zu  weiterer 


„Goot^lc 


750  ^''     Brändenbnrf;  and  BogUod. 

Unterredtmg  gelangen  sollt«,  werde  ich  die  generalia  selber  entwerfen 
uod  io  den  specialibus  unvorgreiflich  versocheD  mfiBfleo,  wie  weit  es 
naeh  Anleitung  der  niederländischen  Alliaoce  damit  in  einem  und  an- 
derem ZD  bringen.  E.  hocbgr.  Exe,  aber  werden  inmitteht  ohne 
Zweifel  die  VerfDgung  thun,  damit  ich  nicht  allein  mit  bemeltem  Pro- 
tect, BOndem  auch  mit  einer  Chiffre  ehists  möge  versehen  werden. 

Ich  h&tte  sonst  wünschen  mögen,  dass  S.  Ch.  D.  in  der  nieder- 
ländischen Alliance  dal  pari  gangen  wSren  und  nicht  nnr  2000  gegen 
4000  Mann  zur  mutnellen  Assistenz  präsentiret  hätten;  dann  es  h&tte 
hie  ein  mehrers  Ansehen  gehabt,  und  ich  weiss,  wie  sich  die  Nieder^ 
Iftnder  darin  erhohen,  dass  sie  mit  Frankreich  und  Schweden  in  ihren 
Bündnissen  allezeit  zu  gleichen  Theilen  gangen. 

Belangend  die  Acte  der  Seclusion  des  fBrstl.  Orangischen  Haasea 
vom  Gouvernement  in  den  Niederlanden,  hab  ich  I.  Gn.  dem  Herrn 
Grafen  zu  Wittgenstein,  der  mir  diesen  Punkt  sonderlich  auf- 
getragen, Bericht  gethan:  wasgestalt  ich  denselben  alhier  schon  f&r 
etzlicher  Zeit  incaminiret,  indem  ich  die  Extraeta  der  Schreiben,  so 
mir  aas  Niederlanden  von  der  guten  Affection  der  Orangischen  Part^ 
zu  dem  gemeinen  Wesen  und  hingegen  von  den  widrigen  Humoren 
der  Louwensteinischen  Faction  zukommen,  allemal  durch  die  dritte 
Hand  dem  Herrn  Protectori  habe  fDrbringen  lassen.  Es  hat  auch 
darauf  einer  von  den  Obristen,  die  um  S.  Hoheit  sein,  der  aber  von 
der  Gonduite  dieses  Werks  nichts  gewusst,  gegen  einen  meiner  guten 
Freunde  zu  erkennen  gegeben,  er  verspOrete,  daas  S.  Hoheit  zn  dem 
Hanse  von  Orange  nicht  Abel  geneigt  wäre. 

Dass  ich  nun  die  Sache  nach  der  Zeit  nicht  weiter  poussiret,  ist 
die  HindernisB  diese  gewesen,  dass  ich  verspüret,  wie  der  Nieder- 
ländische Ambassadeur,  so  den  Louwensteinischen  Herren  zugethan, 
ein  Zeit  hero  eine  ziemlich  starke  Influenz  zu  Hofe  gehabt  .... 
weshalb  ich  mich  fUreusehen  gehabt,  dass  ich  bu  ungel^ener  Zeit 
nichts  weiter  movirete.  Dann  ich  kann  nicht  wissen,  was  erwähnter 
Ambassadeur  dem  Herrn  Proteetori  fUr  Hoffnung  von  seiner  Partei  in 
den  gegenwärtigen  Conjuncturen  geben  möchte;  und  wenn  er  das  g^ 
ringste  von  diesem  Desaein  vermerkte,  wUrde  er  sich  bemfifaen,  dnrdi 
oontrarie  Impressionen  alles  umzustossen.  Ich  werde  aber  ^istw 
Tage  Gelegenheit  haben,  mit  dem  Herrn  Präsidenten,  dessen  Haximeo 
mir  bekannt,  zu  reden,  worbei  ich  in  Acht  nehmen  werde,  dasjenige 
auf  die  Bahn  zn  bringen,  was  zu  Beförderung  der  Sachen  dienea 
mdge.  Es  wird  mir  au<A  zu  Statten  kommen,  dass  ich  Schreiben  aas 
Niederland  habe,  von  den  spanisehen  Hen^  daselbst,  die  wol  auf 


A-nOO<^IC 


SchwaDlieD  In  d«r  Alliancesach».    H«<nibKch.    RomawiDkel.  7&\ 

eioe  Alliaoce  auBlaufen  möchten.  Han  redet  allzeit  Ton  einem  extrur- 
ordinary  Spanischen  AmbaBsadear,  der  nach  dem  Haag  soll  geschickt 
werden ;  und  gibt  es  bei  vielen  ein  Nachdenken,  dass  eben  hei  dieser 
Zeit  der  Peneionarius  von  Holland  nach  Brabant  verreiset  ist. 

Es  machet  mir  sonst  alhie  der  Niederländische  Amhassadeur  eine 
gute  Mine,  erweiset  aber  nicht  mehr  das  vorige  Vertrauen  in  Dis- 
curseo.  Dann  in  der  Visite,  die  er  mir  gestern  gah,  konnte  ich  ihn 
auf  keine  Staatssachen  bringen  und  das  fttrachmste  Suject  war,  dass 
er  gern  wissen  wollte,  warum  des  gewesenen  Churf.  Canzlers  zu  Cleve 
Sohn,  der  unlängst  wie  eine  particuliere  Person  anhero  kommen,  eich 
aber  mehr  als  ordinarie  mit  einem  Train  präsentiret,  hie  sei  und  was 
er  fUrhabe.  Ich  halte,  der  Ambassadeur  stehe  in  den  Gedanken,  dass 
er  von  dem  Hause  Orange  eine  secrete  Commission  habe,  und  ich  habe 
dieselbe  Muthmassung.  Weil  er  sich  aber  noch  zur  Zeit  nichts  gegen 
mir  äussert,  lass  ichs  auch  dahin  gestellt  sein.  Wäre  es  aber  so, 
könnte  es  nicht  schaden,  dass  wir  mit  einander  daraus  conferirten. 
Ich  vermerke  so  viel,  dass  ihm  der  verwitweten  Königin  von  Böhmen 
alhie  habende  Forderung  recommandirt  sein,  woraus  ich  das  übrige 
beschliesse.  Es  ist  sonst  dieser  Mons.  Heimbach  noch  ziemlich  Jung, 
kommt  nur  gleich  von  den  Academien  und  gibt  vor,  der  Herr  Protector 
hab  ihm  eine  Profession  zu  Oxford  offeriret,  weshalben  er  hertiber 
kommen  sei.   Das  dUnket  mir  aber  gar  zu  ein  frigidum  Schema  zu  sein. 

Der  Kurfürst  habe  früher  bei  ZaBcbiclcang  der  CommiaHion  ihn  beroll- 
mäcbtigt,  auch  zar  Unterstütz  nag  seiner  Sache  hie  and  da  Pffieente  oder 
PeoBioneo  zu  geben  oder  zu  versprechen;  Schi,  hält  dies  gleichfalls  für  sehr 
dienlich  und  bittet  um  nähere  Anweisung. 


Oliver  Cromwell  an  den  Kxurfllrsten.     Dat  E  Palatio  Nostro 
Westmonasterii  13.  Juni  1656. 

Neben  einem  allgemeinen  Patent  an  alle  befreundete  Füreten  und  Staaten  23.  Juni, 
babe  er  dem  Dr.  jur.  etc.   Peter  Georg  Romswinckel,  „qui  relicta  saper- 
stitione  Pontificia  ad  pnriorem  religionis  caltum  ee  receperit",  noch  einen 
besnndern  Empfehlnngsbrief  an  den  Kurfürsten  geben  wollen,  mit  der  Bitte 
demselben  zn  Schatz  and  Hülfe  za  Eein.  —  Vester  bonna  Aroicas 

_____^  01i»er  F. 

Schlezer  an  den  KurfUrsteu.    Dat  London  13.  Jnni  st  t.  1656. 

[Vorbesprecbaogeo  über  die  AllUoce.    SeclnsioDSOCte.   Coortoisie  des  Korrüraten 
gegen  englische  Kaof  leate.  Preneeisctie  Frojecte  des  ErEherEOge  Leopold  Wilhelm.] 

Verhaodlung  mit  dem  StaatssecretSr  —  er  verlangt  aof  die  Alliance-  23.  Jod). 
autr&ge  Schlesers  zanüohst  Mittheil ang  der  uiederlftudischen  AUiance  nnd 


Aj.oo»^Ic 


752  ^'-    BraDdeobnrg  and  Bagland. 

des  Vertrage  mit  Schweden;  die  aach  Scblezer  oarh  einigem  Bedenken 
gewährt.  Schi,  stellt  die  Vortheile  vor,  die  ein  solches  Bündniss  hätte 
[Beilage  fehlt).  Der  StantGsecretär  fragt  nach  der  Vollmacht.  Scbleeer 
bittet  dringend,  dasB  ihm  eine  solche  geschickt  werde,  sowie  ein  AUiaace* 
entwarf. 

Von  der  Acte  der  Seclusion  des  fflrfitlichen  Haueee  zu  Orange 
aus  dem  GouTernement  der  Niederlande  ward  auch  ein  weitlSufiger 
Discurs  geftlbret,  der  aber  gleicherg:e8tah  darauf  auslief,  das«  man 
mehr  Documente  haben  mttsste,  woraus  man  hocfagemeltes  Hauses  gute 
Inclination  zu  diesem  Estat  zu  ersehen,  als  ich  ihm  annoch  beibringen 
könnte.  Von  welchem  allen  I.  Hob.  der  Fr.  Princesse  zu  Orange  ist 
durch  den  H.  Weimann  umständlich  untertb.  Bericht  gethan.  — 

Dass  E.  Gh.  D.  die  Eaufleute  zu  Danzig,  so  von  dannen  nach 
Elbing  ziehen  wollen,  ihre  Güter  in  der  Pillau  zollfrei  bat  passiren 
und  ihnen  daneben  andeuten  lassen,  dass  es  dem  Herrn  Protectori  zu 
Ehren  und  aus  Gewogenheit  zu  dieser  Nation  geschehe,  ist  alhte  in 
Öffentlichen  Zeitungen  gedruckt  worden  und  wird  sehr  wol  aufgenommen. 

E.  Ch.  D.  dienet  auch  dieses  Tielteicht  nicht  zu  annötiger  Nach- 
richt, dass  von  Danzig  anbero  geschrieben,  wasgestalt  I.  Dchl.  der 
Erzherzog  Leopold  zu  Oesterreich  wol  nicht  uugeneigt  sein  möchte, 
das  Herzogthum  Preussen,  wenn  I.  Eon.  Maj.  in  Schweden  und  dero 
Arm^e  etwan  ein  oder  ander  Unfall  zustoseen  sollte,  mit  Hfllfe  I.  Kais. 
Maj.  wiederum  zum  Deutschen  Orden  und  zum  Reich  zu  vindiciren. ') 


Der  KarfUrst  an  Schlezer.     Dat  Balga  23.  Joiii  1656. 
23.Jiim.        Die  Verhältnisse  ändern  sich  jetzt  von  Tag  za  Te^;  es  ist  got,  dass 
-     Schlezer  bisher  in  generalibns  verblieb  nnd  res  noch  iutegra  ist.   Er  soll 
ohne  besondern  Befehl  nicht  weiter  gehen. 

Schlezer  an  den  Kurfürsten.     Dat  London  11.  Juli  1656. 
21.  Jali-         Obiges  erhalten  —  er  werde  also  hinfort  nicht  eilen  mit  der  Verhandlung. 
Er  ist  Anfang  Juli  aafs  Land  gegangen,  nach  Rnst-hall,  um  da  den  Be- 
scheid des  Enrf.  abzuwarten  and  nm  nicht  einmal  plötzlich  in  London  nach 
seiner  Vollmacht  znm  Beginn  der  Tractaten  gefragt  zu  werden,  ehe  er  sie  bat. 


Schlezer  an  Waldeck.    Dat  London  11.  Juli  st  v.  1656, 
(Ärolfl.  Arch.) 

[Der  HarieDborger  Vertrag.    Sabsidieo  von  Bnglud  in  erbitten.] 
ai.  Juli.         Durch  einen  Brief  Waldeck'a  vom  20.  Joni  st.  n.  habe  er  Nachricht 
■j  Tgl.  oben  p.  631  f. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


Harieabnrger  BÖDduiiB-    SebUter's  HeiritaiDgelegeDfaeil.  753 

TOD  dem  Abechlus»  mit  Schweden  erlialteu');  es  ist  gevisa,  „dass  S.  Üh.  0. 
hie  und  anderer  Orten  sehr  considerable  dadurch  gemacht  worden". 

Ich  wtliiBche,  dasB  ich  beständige  Ordre  gehabt  hUte  oder  noch 
bekommen  möchte,  mit  dem  Herrn  Protector  wegen  einig:er  Subeidien 
fQr  Sr.  Ch.  D.  Armäe  zu  traotiren.  Dann  weil  im  nftchstkOnftigen 
September  ein  Parlament  wird  gehalten  werden,  möchte  man  sehen, 
wie  nian  es  dabei  völlig  durchgetrieben  hätte.  Gott  gebe  aber,  dass 
Sie  es  nicht  von  Nöthen  haben,  sondern  bei  sich  selbst  mögen  sub- 
sistiren  können. 

Adb  Portogal  sind  60,000  ff  Sterling  rermöge  des  Tractats  mit  dem  König 
ein  getroffen. 


Schlezer  an  ....  [Jena?].    Dat.  London  11.  Juli  st  v.  1656. 

IScfateiers  eogliBche  Heiratepläoe-,  Schwiertgkeiteo  dur  Sache;  Wichtigkeit  für 
den  üurfürateni  Bitte  um  eine  Anleilie  von  dem  Knrräraten] 
Klage,  dass  er  noch  immer  keine  VoDroacht  and  bestimmte  Anweisangen  '21-  3nai. 
erhalten  hat.  —  Zugleich  wolle  er  jetzt  nnler  aller  DiEoretion  etwas  nähere!: 
über  seine  Privatangelegenheiten  mittheilea').  Zanitchstalso:  „dass  die  Person, 
woranf  ich  ziele,  Herrenstandes  and  eines  Vicomte  Tochter  ist,  deren  Familie 
mit  anterechiedlichen  Tornehmen  Grafen  and  Herren  im  Lande  hie  berreandet 
ist.  Ich  würde  meine  Gedanken  nimmer  so  hoch  haben  gehen  lassen  .  .  . 
als  ich  aber  verspüret,  bei  der  Frua  Mutter  so  viel  Gnade  erlanget  zu  haben. 
dass  ich  ein  mehreres  würde  präteodiren  dürfen,  nnd  dass  es  Sr.  Ch.  D., 
zn  merklichem  Dienst  gereichen  würde  (dann  ich  könnte  mich  dadurch  bei 
dem  Herrn  Prot«ctore,  der  die  Dame  sehr  ehret,  in  grossen  Credit  bringen", 
viele  geheime  Dinge  erfahren  etc.),  so  sei  er  doch  dem  Projecte  näher  ge- 
treten. Dabei  nun  aber  —  „hab  ich  zwar  gesehen,  dass  ich  za  zwei  Dingen 
würde  resolviren  müssen,  furerst,  wenn  es  mir  miselingen  sollte,  hinfüro  an 
keine  Heirat  zn  gedenken ;  zum  andern,  dass  iib  auch  um  dieser  willen  mein 
Leben  würde  wagen  müssen.  Ich  hab  aber  dafür  gehalten,  diiRs  es  beides 
wol  meritirte.  Dann  wenn  es  znm  Effect  kommen  sollle,  würde  mich  jedemian 
glückselig  schätzen.  Kostete  es  mir  aber  das  Leben,  so  verlöre  ichs  in 
einem  generösen  Dessein,  darinnen  icb,  wiewol  es  eine  schöne  Dame  ist, 
sonsten  nichts  eigenes  gesucht  habe  als  meine  Kinder,  insonderheit  die  Tochter, 
in  eine  brave  Familie  zn  bringen,  darinnen  sie  besser  würde  erzogen  werden, 
als  icb  mich  erinnere  irgends  wo  gesehen  zu  haben.  Dann  die  Vicomtesse 
ist  gar  eine  extraordinarie  Dame"  —  die  überdies  weniger  auf  Stand  nnd 
Geld,  als  Tugend  nnd  eine  ansehnliche  Charge  sieht.  Ceber  die  Schwierig- 
keiten der  Sache  habe  er  früher  an  Waldeck  and  Schwerin  geschrieben. 
Der  Kurfürst  habe  also  Gelegenheit,  eich  hier  in  London  „etzflbhe  der  vor- 

')  Das  ManeDburgerBündDisswnrderoTfflellanterieichnet  erat  am25.Janil6r>6. 
'j  Frühere  Briefe  Schleeers  über  dieae  seine  wanderlicheD  Privatangelegen- 
heiteu  Bndea  eich  bei  den  Acten  nicht,  auch  nicht  im  Arolaener  Archiv. 

HiMi.  1.  OnoIi.  d.  g[,  KufnnMa.  VU.  48 


A-nOO»^IC 


754  ^''     Brandenbarg  nnd  finglaod. 

aehmBtOD  Leute  Qemfither  zn  concilüren".  Der  Protector  würde  sieb  anoh 
sehr  freaea,  da  er  der  Familie  aelir  affectionirt  Ist  Der  EorfÜrst  ItanD  hier 
einem  treueD  Diener  za  einer  „couBiderabeleQ  Fortane"  verbelfen. 

P.  S.  Er  habe  an  den  Hofprediger  Stosch')  a.  a.  geschriebeD,  dass 
ein  Idittel  ilini  znr  Sache  zd  verhelfen  wäre  „eine  Sanme  contantea  Geldes, 
die  ich  Sr.  Ch.  D.  allgemälig  abverdieneu  möchte;  dann  es  liegt  hie  nar 
daran,  dass  man  einmal  in  den  Sattel  gesetzt  werde."  — 


Schlezer  an  den  Knrfllreten.    Dat  London  15.  Aag^t  1656. 

[Schlacht  bei  Warechan-  Du  beTorstehende  Parlament.  Stimmangen  gegen 
Cromnell.  Die  Armfie  für  absolntea  Regiment.  Gereiztheit  gegen  die  Niederländer.] 
'20.  Aug.  Gratniation  zur  Schlacht  von  Warechan.  In  London  allgemeine  Freade 
darüber.  Hier  ist  alles  in  suspenso  bis  znm  Znsammentritt  des  Farlamentef. 
Mit  demeelben  aber  lABset  es  eich  etwas  wanderlich  an;  dann  die 
Election  der  Glieder  gehet  in  den  Provinzen  etwas  scbläfrig  fort,  weil 
ihrer  viel  dafllr  halten,  dass  sie  nur  pro  forma  znsammeng'enifeD  werden 
nnd  Dicbts  andres  werden  thun  mtissen,  als  was  der  Herr  Protector 
gut  finden  wird.  Andere  wollen  deswegen  weder  elegiren,  noch  elegiret 
sein,  damit  sie  nicht  den  Schein  von  sich  geben,  dass  sie  das  gegen- 
wärtige GouTemement,  von  dem  sie  convociret  werden,  für  legitim 
erkennen.  —  Die  Armäe  inmittels  hält  es  beständig  mit  ihrem  Hanpte, 
und  wann  es  rund  herum  kömmt,  möchte  der  Herr  Protector  durch  alle 
diese  und  dergleichen  Oppositionen  bewogen  werden,  die  supremam 
'seu  regiam  autoritatem  et  potestatem  Icgislatiram  mit  Hülfe  der  Mi- 
lice  an  sich  zu  uehmen,  damit  die  getrennete  und  verworrene  Gemütfaer, 
die  selbst  nicht  wissen,  was  sie  endlich  wollen,  gleichsam  mit  Gewalt 
beisammen  und  in  Ordre  gehalten  werden. 

Mit  den  Niederländern  ist  man  innerlich  nicht  wol  znfHeden ;  denn 
es  ist  genugsam  am  Tage,  dass  der  EOnig  in  Spanien  mit  niederlän- 
dischem Volk,  Schiffen  und  Gelde  den  Krieg  wider  diese  Länder  fhhret. 
So  ziehen  auch  die  Niederländer  inmittels  die  spanische  und  andere  Gom- 
mercia  zu  merklichem  Abbruch  dieses  Staats  an  sich,  daher  sich  auch 
ihrer  viel  einer  Knptur  besorgen. 

>)  Hit  diesem  stand  Schlezer,  wie  sich  ana  anderen  Andentnagen  ergibt, 
in  regelmässiger  Correspondenz ,  worin  er  namentlich  über  die  kirchliohen  Zn- 
atände  in  Eiutland  Bericht  gab;  doch  ist  von  diesen  Briefen  nichts  zn  den  Acten 
gekommen. 


^aovGoOt^lc 


Cromirell  und  die  Atm6e.    Doi  bevorstehende  Parlament, 


Schlezer  an  Waldeck.     Dat.  London  12.  Sept  1656. 
{Arola.  Arch.) 

(ScfaUcht  bei  Warscban;  Eiodruch  in  Eogland.    Das  bevontefaende  Psrlunent 

YerBtärkiiDg  der  Anii6ei  Besoi^Diaa  vor  einem  Aogriff  Karls  n  ;  Haearegel  gegen 

diÖ  Rojralisten.    ZwaogBrnaasregelD  Cromwells.    ADBeichteo  Tut  die  Pariameat«- 

aitzuDg.    BeaoldnngaangelegeDheiten.l 

OratnIaUoD  zd  der  Schlacht  bei  Warscbao.    Man  ist  hier  sehr  bestürzt  23.  Sept. 
Über  den  Brach  RnBalanda  mit  Schweden  nnd  seinen  Einfalt  in  Livland. 

Gott  verbäte  nur,  dtws  nicht  auch  das  Hans  Oatreich  wider  I. 
Kön.  Maj.  und  S.  Ch.  D.  sich  errege,  inmasseo  S.  Höh.  der  Herr  Pro- 
tector  fQr  wenig  Tagen  gewisse  Zeitung  davon  zu  haben  vermeinet  bat. 

Hiesiger  Orten  beruhet  itzo  alles  anf  der  Versammlung  des  Par- 
laments, so  die  künftige  Woche  Session  nehmen  wird.  Unter  den 
erwählten  Gliedern  befindet  sieb  eine  grosse  Menge  Malcontenten. 
Man  verboffet  aber  dennoch,  dass  sie  von  denen,  so  der  jetzigen  Re- 
gierung zugethan,  werden  Oberstimmt  werden.  Es  seind  allzeit  ein  gut 
Theil  von  OfScieren  von  der  Armäe  darunter,  und  8.  Hoheit  ver- 
absäamen  nichts,  was  zur  Bembigung  und  Versicbemng  des  Staats 
fQr  in-  und  ausländischen  Attentaten  dienen  mScbte.  Zu  welchem  Ende 
dann  alle  Compagnien  zu  Boss  und  Fuss,  so  hoch  es  ein  jedweder 
Befeblichhaber  bringen  kann,  verstärket  werden;  alle  Hafen  und  Ad- 
venuen  werden  stark  besetzet;  in  allen  namhaften  Städten  und  Flecken 
lieget  Garnison.  Ein  considerabel  Theil  der  Armäe  wird  hier  herum 
gezogen,  und  an  bequemen  Orten  in  und  um  der  Stadt  werden  Völker 
verleget  werden.  Es  wird  auch  alles  zum  Feldzug  fertig  macht;  denn 
man  gibt  vor,  es  sei  ein  neuer  Anschlag  vom  EOnig  Carlen,  der 
mit  Htllfe  des  Pfalzgrafen  zu  Neuburg  etzliche  tausend  Mann  in 
Flandern  soll  versammlet  haben,  auf  diese  Lande  entdecket,  und  dass 
sich  ihrer  viel  zu  dessen  Ausführung  sollen  enrolliret  haben.  Wem 
aber  die  Beschaffenheit  hiesigen  Gouvemements  bekannt,  kann  ihm 
dieses  letzte  schwerlich  einbilden,  weil  alles  dermassen  gefasst  ist, 
dass  sich  kaum  10  Personen  ohne  Gefahr,  bekannt  gemacht  zu  wer- 
den, zusammenthun  können.  Unterdess  ist  dennoch  den  Boyalisten 
geboten,  den  12.  dieses  die  Stadt  und  umliegende  Oerter  uff  20  Hei- 
len zu  räumen  und  iu  6  Monaten  sich  nicht  wiederum  heranzunahen. 

S.  Hoheit  erweisen  gesinnet  zu  sein,  Ihre  Autorität  zu  maintentren, 
unter  anderen  damit,  dass  Sie  unerwartet  des  Parlaments  Versamm- 
lung und. ungeachtet  alles  Munnurirens  und  der  in  Zeit  hero  vielfal- 
tigen auskommenden  Charteken   neue  Assignationen  ftlr   die  Ann^ 

48* 


ygg  VI.    Brandeobarg  uud  Englud. 

aus^g:eben  habeo,  ehe  dann  die  letzte  exspiriret  Bein-,  und  die  Leute, 
Bo  man  mit  ^Dtlicher  Ermahnanff  und  öfterer  Erinnerung  nicht  hat 
bewegen  können,  dass  sie  Versicherung,  geruhig  zu  leben,  gethan  hätten, 
die  werden  ex  eelsitudine  poteetatie  der  eine  an  diesem,  der  andere 
an  einem  anderen  Orte  in  Verwahrung  genommen.  Unter  denen  ist 
der  berühmte  Sir  Henry  Vain,  den  man  fDr  wenig  Tagen  nach  der 
Inaul  Wigbt  gefänglich  weggeschickt,  Einer,  Sir  Arthur  HaBlerick, 
ein  Colone!  Rieh  u.  m.  a. ;  gestalt  dann  noch  gestern  in  die  20  qnali- 
ficirte  Personen  in  die  Tour  sind  gebracht  worden.  Dem'  gewesenen 
Präsidenten  Aber  des  Königs  Hanpt,  Bradshaw,  kann  man  (weil  er 
eine  ansehnliche  Charge  von  der  vorigen  Parlamenten  einem  hat,  die 
er  sich  geweigert,  auf  Begehren  des  Herrn  Protectoris  nieder  zu  legen) 
noch  nicht  beikommen;  man  wird  aber  wohl  verhüten,  dass  er  nicht 
viel  Spiels  machen  könne. 

Man  diBcurriret  nun  fiberall,  was  von  dem  bevorstehenden  Par- 
lament zu  erwarten  Btebe,  und  die  meiste  Präsumtion  gehet  dahin, 
dass  es  wohl  nichts  anders  als  obsequii  gloriam  mit  Bewilligung  der 
Geldmittel  und  Bestätigung  oder  Erhöhung  des  jetzigen  Regiments 
davon  tragen  werde.  Dann  ea  seind  ihrer  viel,  selbst  unter  den  ge- 
nannten Royalisten,  die  da  wünschen,  dass  der  Herr  Protector  sich 
nur  eines  gewissen  Statut!  der  Parlamenten  gebrauchen  mttchte,  ver 
möge  dessen  demjenigen  der  Eönigl.  Titul  und  Authorität  gegeben 
wird,  der  die  Macht  bat,  sich  daftlr  aufzuwerfen;  denn  alsdann  könn- 
ten sie  ihn  mit  gutem  Gewissen  dafür  erkennen.  Wenn  er  auch  hin- 
wieder ein  Oberhaus  aufrichtete,  würde  der  Mehrertheil  der  König- 
lichen ihm  gern  beifallen. 

Wiederholte  dringende  Bitte  um  ADwelBDOg  der  für  seiue  Stellung 
nöthigen  Geldmittel  —  „die  Leute  albier  können  sich  doch  nicht  einbilden, 
was  ein  Churfürst  des  Reiches  sei,  wann  es  nicht  an  dem  änsserlicben  Ge- 
pränge ein  wenig  erscheinet."  — 


Schlezer  an  den  Kurfürsten.    Dat  London  2.  Oct  1656. 

jOaa  FarlameDt  billigt  den  apaniscbeu  Krieg.    Gute  Maehricbt  von  der  Flotte. 
Erdbeben  in  Fem.    CromwellB  VerhalteD.    BeBold onga klagen.] 

Das  Farlament  hat  einhellig  beschlosaea,  dass  der  jetzige  Krieg  gegen 
Spanteo  rechtmässig  und  unvermeidlich  und  daher  die  Polilik  des  Protectors 
zn  unterBtUtzen  sei. 

In  derselben  Zeit  kommt  in  England  die  andere  Trohe  Nachricht  an, 
dass  die  Flotte  im  epanixchen  Meer  doch  noch  mehrere  Schiffe  von  der 
Silberflotte  abgefangen  hat,  darunter  allein  eins  mit  b  Millionen  Dncaten 


A-iOOt^iC 


Dkfl  Deae  Parlftment.  ZwatigRmaBgregelD.    Spmn.  Beuta-   Reise  n.  Boltaod.      757 

Wertb,  ein  nnderes  mit  Indigo  nod  CochenMta  im  Werth  von  150,000  S  Sterl.') 
Die  Kosten  fiir  die  AasrUtitaag  der  Flotte  sind  damit  reichlich  ersetzt. 
AüBGerdem  hat  man  dabei  zagleich  die  Nachricht  erhalten,  „dasB  in  der 
Gegend  Pem  dnrch  ein  erschreckliches  Erdbeben  die  Bergwerke  eingefallen, 
das  höchste  Gebirg  den  Tbaleu  gleich  geachlichtet,  in  die  12000  Bergleute 
ersticket  nnd  über  die  100  Hillionen  an  BdIUos  oder  Barren  von  Silber 
▼erlorea  sein". 

Der  Herr  Protector  hat  seiner  gewöhnlichen  Sitts&mkeit  nach  keine 
eztraordinari  Freude  darinoeD  bezeigt,  sondern  sieh  eine  Zeit  lang 
stillschweigend  retiriret  gehabt,  bis  er  Gott  dafUr  gedanket;  bemach 
ist  der  Rath  Tersammelt  und  ihnen  die  Zeitung  communiciret  worden. 

Klage  über  ausbleibende  Besoldung;  er  habe  das  ganze  J^hr  erst 
1400  Thlr.  bekommen;  unter  700  ff  Sterl.  ist  hier  zn  leben  nnmdglich. 


Schlezer  an  den  Knrflireten.     Dat  Haag  14.|24.  Oct  1656. 

[Der  Protector  nnd  das  Haue  Oranien.  Reise  nach  dem  Haag;  Oeldnotb.] 
ITachdein  ich  die  Gonjuncturen  in  Engeland  dergestalt  beschaffen  24.  Oct. 
gefunden,  dass  der  Herr  Protector  sich  wol  nicht  allein  der  prftten- 
dirten  Seclusion  des  fSrstl.  Hauses  zu  Orange  von  dem  GoaTemement 
der  Niederlande  begeben  oder  des  getroffenen  Pacti  sich  nimmer  ge- 
brauchen, sondern  vielmehr  hochgemelten  Hause  alle  Freundschaft 
und  Dienste  im  höchsten  Grad  zeigen  möchte,  bab  ich  erachtet .... 
in  höchster  Eil  eine  Reise  anhero  zu  thun  — 

nnd  zwar  einmal  nm  mit  der  Princessin  ron  Oranien  über  die  Sache 
zD  berathen;  sodann  aber  aach  ans  Oeldnotb;  er  ist  entschlossen  nicht 
nieder  nach  England  zn  gehen,  bevor  er  einen  günstigen  Bescheid  in  seiner 
Geldsache  erlangt  hat. 

Der  Kurflirst  an  Schlezer.    Dat  Labian  4.  Nov.  1656. 

Billigt  seine  Reise  nach  dem  Haag  —  er  treibt  dort  hoffentlich  Geld  4.  Not. 
anfi  es  ist  in  letzter  Zeit  zn  knapp  mit  dem  Geld  hergegangen  —  sobald 
als   möglich    soll    er  einen  Wechsel   bekommen,    üebrigens  werden  seine 
Unterhan  dl  nngen  approbirt  nnd  er  soll  in  denselben  fortfahren,  namentlich 
versaeben,  ob  der  Kurfürst  Snbsidien  von  England  bekommen  kann. 


Am  18.128.  Nov.  antwortet  Schlezer  aas  dem  Haag;  er  ist  noch  immer28,  Nov 
da  und  hat  kein  Geld  auftreiben  können.    Sobald  er  dasselbe  habe,  wolle 
er  nach  England  zorück  nnd  für  die  Subsidienangelegeoheit  wirken.  Üebrigens 
(schreibt  er  fd.  dat.  an  Watdeck)  „belief  eich  die  zn  London  nnmehr  an- 


')  In  eioem  epäteren  Brief  berichtigt  Schlezer,  dau  ea  bei   weiten  nicht 
0  viel  gewesen  sei. 


^aovGoOt^lc 


758  ^'-    Brandenbarg  Dod  BogUad. 

gekommene  spanische  Beate  effectire  aar  aof  300,000  S  Sterliog;  die  aaderD 
2  oder  300,000  ß  wareo  Dnter  den  OfBcieren,  Soldaten  and  Matrosea  aof 
der  Flotte  blieben,  von  deoea  man  anitzo,  weil  noch  eine  andere  SUberflotte 
aas  der  Havaana  anterweges  iet,  keine  Bechnang  fordern  darf.  Uan  wird 
1657-  ^^^  *'"'^''  ^'"'  gelegenen  Zeit  nicht  Tergesaen".  (Arols.  Arch.) 
5.  Jod.  Am  &.  Jan.  16&7  schreibt  er  noch  immer  ans  dem  Haag;  allerlei  Nach- 

richten über  die  englische  Flotte  unter  Blake.  Endlich  nimmt  sich  Weiinaa 
im  Haag  der  Sache  an;  er  und  Capes  bewegen,  nnter  ihrer  Garantie, 
Math.  Dogen  in  Amsterdam,  für  Schleier  3000  Fl.  holl.  anfzabringen, 
mit  denen  dieser  sich  anheischig  macht  nach  England  zurückzakehren,  seine 
Schulden  zn  bezahlen  und  die  nächsten  5  Wochen  dort  aaszohalten ,  bis  in- 
zwischen ihm  von  Hofe  weiteres  znkommen  wird.    (Bericht  von  Weiman, 

13.  Febr.  dat.  13.  Febr.  1657). 

38.  Febr.  Am  18.|28.  Febr.  16ö7  kommt  Schlezer  nach  London  zurück,  wartet 
aber  erst  auf  Instruction,  bevor  er  wieder  in  die  politischen  Kreise  eintritt 
und  seine  Verhandlnog  fortsetzt. 


Schlezer  an  den  Kurfttreten.     Dat  London  6.|16.  März  1657. 

[Die  OfBciere  und  die  HerBtellnng  der  Monarchie.    Cromwells  Oeoelgtheit  für  den 
Plug  aeloe  Rede  an  die  Officiera.    H  essen -Eotael;  Eorprals.    Oraf  Hoben  lohe.] 

Ib.  Harz.  Am  i^°^  waren  eine  Anzahl  „Haupt- OfBciere"  bei  Crorawell,  die 
ihn  wegen  der  verlautenden  monarchischen  Pläne  zur  Rede  setzen.  C  rom- 
well hört  Bie  mit  Sanftmuth  und  Oedntd  an  und  harangnirt  sie  dann  auf 
eine  Weise,  worans  hervorgeht,  dass  er  dem  Plane  aach  wolgeneigt  ist. 

Endlich  hat  er  ihnen  rund  tieraus  g:eBagt,  eie  dHrflen  nicht  den- 
ken, dass  er  sich  für  ihrem  Dr&uen,  ata  ob  sie  von  ihm  absetzen 
wollten,  (wie  er  hörete,  dass  ihrer  etzlicbe  solche  DiBcurse  fllhreten) 
im  geringsten  fllrchtete,  sondern  er  wollte  dasjenige  thun,  was  er  in 
seinem  Gewissen  verantworten  könnte  und  für  die  Armee  aowol  als 
für  dem  ganzen  Volk  das  beste  sein  wtlrde ....  Schliesslich  hat  er 
sie  wiederum  caressiret,  als  gute  Patrioten  zu  ihrem  Devoir  ermahnt, 
und  sie  endlich  mit  Verwunderung  Über  seinen  Verstand,  Beredtsam- 
keit  und  Weisheit  ron  ihm  gelassen. 

I.  f.  6n.  der  Herr  Landgraf  zu  Hessen-Gassel  haben  sich 
nunmehr  auch  darch  ein  Schreiben  an  des  Herrn  Frotectoris  Hoheit 
adressiret,  und  I.  Cbnrf.  D.  zn  Heidelberg  sollen  gesinnt  sein, 
eine  Versammlung  etzlicher  benachbarten  Forsten,  Grafen  und  Herren 
zu  veranlassen,  woselbst  der  alhie  eine  zeitlang  gewesener  und  mit 
gutem  Contentement  von  hinnen  gelassener  junger  Graf  von  Hohen- 
lohe,  Herr  Carl  Ludwig  erbeten  ist,  von  dem  engelländischen  Wesen 
Relation  zu  thun. 


^aovGoOt^lc 


GeldverlegeaheiL     Crorawella  KÖDigthum.    Subaidieofrage. 


Schleser  an  Waldeck.     Dat.  London  6.|16.  März  1657. 
(AtoIb.  Arch.) 

[WaoheeDde  AnBsichten  auf  Errichtnag  einea  oenen  KöDigthoms.    HoBnang  aaf 
ErlaugiiDg  einet  Sabaidiaau;  Eotwnrf  eioer  beiüglicben  Eingabe.] 

Ich  bab  bald  nacb  meiner  Wiederkunft  hie  alles  zu  einer  Ver-  iti.  März, 
ftndemng  des  RegimeotB  in  ein  königliches  disponiret  gefunden.  Her- 
siedert  seind  etzliche  Traversen  darin  kommen  von  Leuten ,  .die  ob 
ihrer  Meinung  naob  den  Niederlanden  zum  VerdruBS  und  Naobtheil 
gern  wieder  alles  auf  eine  pure  Repablique  haben  gerichtet  gesehen. 
Weil  aber  der  Mebrertheil  im  Parlament  dennoch  auf  ein  Königreich 
zielet,  der  Herr  Protector  es  auch  nicht  gar  wirfet,  die  Arm^  sich 
allgeroftlig  accommodiret,  die  Rechtsgelehrten  dämm  rufen  und  der 
gemeine  Mann  darnach  verlanget:  kann  man  nicht  anders  artheilen, 
als  dass  es  darauf  auslaufen  werde.  Die  Benennung  des  Suceessoris 
und  die  Erwählnng  eines  Generalissimi  wird  auch  bei  dem  Herrn 
Protector  bleiben,  und  man  zweifelt  nicht,  oder  die  DignitÄt  werde 
endlich  ganz  erblich  gemacht  werden. 

E.  bochgr.  Exe.  werden  nun  bocbvemttnftig  erachten,  wie  Abel 
es  sich  schicken  würde,  wenn  ich  aus  Hangel  des  Geldes  eben  zu 
dieser  Zeit  von  hinnen  ziehen  sollte;  zumal  weil  mir  die  Hoffnung, 
ein  Subsidiuni  unter  dem  Namen  einer  Anleihe  zu  erhalten ,  von  ver- 
trauten Leuten  (dann  publice  hab  ich  noch  nichts  davon  erwähnen 
dtlrfen)  nicht  allerdings  benommen  wird.  Es  wird  aber  seine  Zeit 
haben  wollen,  und  bab  ichs  bienebengebend  ungefähr  entworfen,  wie 
das  Werk  zu  incaminiren  sein  möchte. 

Bitte  nm  etwas  geosnere  Information  über  die  latentionea  des  Enr- 
fiireten;  „fUr  allen  Dingen  aber  wird  ein  Wechsel  dabei  sein  müssen";  neae 
Scbildemng  seiner  Geldnoth. 

Beilage.  Den  Ministris  Status  alhie  wUrde  zu  Gemfith  zu  füh- 
ren sein,  wasgestalt  S.  Cb.  D.  des  Herrn  Protectoris  Freundschaft 
gesucht,  eine  sonderbare  Confidenz  mit  Communication  allerhand  guter 
und  böser  FürfUUe  gegen  ihn  erwiesen,  eine  AlUance,  wie  er  sie  selber 
haben  wollte,  ihm  ofTeriret  und  in  einem  und  anderem  seinen  guten 
und  geneigten  Willen  genugsam  erblicken  lassen.  S.  Hoheit  hätten 
sich  auch  nicht  anders  zu  versehen,  als  dass  Sie  jederzeit  einen  ge- 
treuen Freund  an  Sr.  Ch.  D.  haben  wUrden,  naehdemmal  derselben 
Interesse  und  Inclination  mit  dem  gemeinen  evangelischen  Wesen, 
welches  er  der  Herr  Protector  mit  aller  Kraft  zu  behaupten  ange- 
nommen hätte,  inseparabiliter  verknüpfet  wäre.    Nach  diesem  würde 


^aovGoOt^lc 


ygQ  Tl.    BraDdeobarg  uod  Bogluid. 

es  Sr.  Ch.  D.  sonderlich  lieb  sein,  bei  meiner  Wiederkunft  nach  Hofe, 
da  sie  mich  gerne  sehen,  zu  Ternehmen,  was  Sr.  Höh.  eigentliche 
Gedimken  wegen  einer  näheren  Zusammensetzung  sein  möchten.  Im 
Fall  sie  sich  dann  deswegen  herausiiessen  und  ich  befinden  würde, 
dasB  ihre  Concepten  mit  Sr.  Ch.  D.  Intention  und  Interesse  Status 
übereinkäme,  so  hfttte  ich  mich  darttber  zu  erklären,  daas  höchstged. 
Sr.  Ch.  D.  solche  nicht  unangenehm  sein  wDrden  und  möchte  alsdann 
ungescheat  proponiren,  dasB  Sie  dem  Herrn  Protectori  gern  zu  Dienst 
und  Gefallen  eein  wollten,  Sie  wfirden  ihn  aber  hergegen  ersuchen 
mOasen,  dass  er  Ihr  anjetzo  mit  einer  Anleihe  einer  erklecklichen 
Summe  Geldes  (die  heute  oder  morgen  aus  dem  Pillauisch«!  Zoll 
wieder  restituiret  werden  sollte)  beispringen  möchte.  Wann  man  nur 
dazu  die  Resolution  und  den  Effect  selbst  erhalten,  könnte  es  mit  der 
Zeit  in  ein  Subsidinm  verändert  und  S.  Ch.  D.  von  der  Schuld  auf 
eine  oder  andere  Weise  desohargiret  werden.') 


Schlezer  an  den  Kurfilrsten.     Dat  London  ^~J  1657. 

[Cromwell  und  die  Köoigawürde ;  HeirBtaaDgelageDheit  der  Lad;  Fraocea;  Er- 
wägnngeD  m  GuDaten  dea  KoDigsthama.  Schleien  SlellungO 
6.  April.  Es  ist  jetzt  sehr  wahrBcheiDlicb,  dass  Cromwell  die  königliche  Würde 
aonebmen  wird,  wie  deon  ancb  schon  bei  den  letzten  Tractaten  mit 
Schweden  die  persönliche  Formel  angewandt  worden  ist,  während  früher 
z.  ß.  bei  den  französ.  Tractaten  nar  von  „la  France"  nnd  „rAngleterre" 
die  Rede  war,  ohne  persönliche  Nennung  des  Protectors. 

Ee  gibt  auch  dieses  ein  Nachdenken,  dass  die  obhanden  gewesene 
Heirath  zwischen  Sr.  Hoheit  Frl.  Tochter  und  dem  Lord  Rieh,  des 
Grafen  von  Warwick  Enkeln,  rOckgängig  und  dem  gemelten  Grafen 
vom  Herrn  Protectore  selbst  mit  den  allerhöflichsten  Terminis  abge- 
schrieben worden.*)  Woraus  insgemein  geschlossen  wird,  dass  man 
auf  eine  höhere  Partie  ausser  Landes,  und  zwar  eine  solche,  die  ein 
ansehnliches  Herzogthum  in  der  Nachbarschaft,  so  ihr  abgetreten  oder 
nbergeben  werden  solle,  einbringen  werde,  zielen  thae;  und  dass  man 
hingegen  einen  Brautschatz  von.  50,000  Pfd.  St.  mitgeben  and  sich 
je  länger  je  näher  mit  einander  setzen  werde. 

Mancherlei  spricht  gegen  die  Errichtong  der  Monarchie. 

■)  Der  Schlaea  des  Briefea  fehlt.  —  Die  Antwort  des  Karfuriten  auf  den 
obigen  Vorachlag  and  Entwurf  a.  g.  IH.  April  1657. 

'}  üromwella  juogam  Tochter,  Fraacea;  die  Heirat  fand  nachmals  duch 
noch  SUtti  vgl.  Carl;l«  1.  69,  IlL  376f. 


^aovGoOt^lc 


Die  Frmge.  dee  RönigthnniB.    SubsitlieD frage.  "JQ^ 

Gletohwol,  wann  man  die  Generalnetgung  der  Nation  zum  König- 
reich, die  SabmisBioQ  der  härteBten  Republikaner,  als  des  gewesenen 
Republikaners  Bradshaw  (der  nunmehr  nur  auf  die  ParlamentBherren, 
die  eich  dem  Herrn  Frotectori  nicht  genugsam  widersetzet,  inTehiret, 
denjenigen  aber  snnst  fUr  einen  König  erkennen  will,  der  die  sicht- 
bare Macht  haben  wird)  und  andere  mehr,  das  Assonpissement  des 
meisten  Theils  der  Armie  und  deren  vornehmsten  Häupter,  die  Alacrität 
und  Vigor  des  Regenten  selbsts,  wie  auch  die  Qualitäten  des  prä- 
Bumtiren  Prinzen  und  Snccessoris,  näjnlich  des  ältesten  Sohnes  Hy- 
lord  Richard,  der  von  allen  Theilen  beliebet  wird,  das  Geschrei 
der  Rechtfigelehrten,  die  keine  neue  Gesetze  leiden  und  die  gegen- 
wärtige Regierung  mit  den  alten  incompatibel  schätzen,  den  Antrieb 
nnd  Poursuite  der  Königlichen  Hauptstadt  London  u.  dergl.  conside- 
riren  will:  kann  man  nicht  urtheilen,  was  für  grosse  Inconvenienzen 
anders  daraus  entstehen  sollten,  als  dass  ihrer  etzliche  in  der  Opinion 
bleiben  werden,  S.  Hob.  handele  wider  Ihre  eigene  Principia,  die  aaf 
keine  zeitliche  Ambition  sondern  bloss  auf  die  Ehre  Gottes,  Bestes 
der  Kirche  und  Wolfahrt  des  Volkes  gewidmet  gewesen,  denen  aber 
doch  anch  mit  scheinbaren  Temflnftigen  Argumenten  auf  ihre  Einrede 
ZQ  begegnen  nnd  sie  endlich  allerseits  wol  in  Ordre  zu  halten  sein 
werden. 

In  dieser  ganzen  Zeit  verhandelt  8chlezer  noch  nicht  wieder  direct 
mit  Cromwell  oder  dem  Staatssecretär  nnd  dringt  immer  auf  neue  Oeld- 
sendnng.  

Der  Kurfürst  an  Schlezer.    Dat.  Königsberg  28.  März  1657. 

[DriDgeades  Terlangeii  nach  eogliscber  üoteratütznog.    AbbenifaDg  gedroht] 
Man  fürchtet  in  Gugland,  dasB  der  EurflirRt  sich  von  Schweden  lossagen  3t 
and  mit  Polen  nnd  Moakan  in  Tractaten  treten  wird     Das  ist,  trotz  aller 
ErbietODgen,  bis  jetzt  noch  nicht  geschehen,  der  Earfiirst  hat  noch  immer 
das  gemeine  evangelische  Wesen  dem  eigenen  Interesse  vorgezogen. 

Massen  aber  dabei  höchlich  beklagen,  dass  Wir  von  allen  Interes- 
senten, die  doch  communem  causam  nebst  uns  gern  befördert  sehen, 
so  gar  verlassen  werden,  gestalt  Wir  denn  noch  in  gegenwärtiger 
Stunde  nicht  die  geringste  Anzeige  von  dem  Herrn  Frotectore  ver- 
spOren  können,  dass  man  Uns  in  einigerlei  Wege  assistiren  imd  zu 
Statten  konmien  wollte;  sogar  dass  der  Protectnr  Uns  noch  nie  einigen 
Schreibens  gewflrdiget. ') 

')  Der  tetste  eigeohäDdige  ZasatE  voo  Schwerin  in  dem  von  ihm  vidimirten 
Concept)  das  oben  mitgetheilta  (p.  751)  Em pfehlangaach reiben  gilt  natürlich  nicht 


^aovGoOt^lc 


762     '  ^'-     Braod«nbarg  and  BogUmd. 

Schlezer  soll  mit  allem  Eifer  jetEt  dafür  wirkeo,  dass  der  EarfürGt 
eine  reelle  Uoterstützong  aas  Bogland  erhält:  BOQBt  könne  Brandenboi^  oicbt 
mehr  das  Werk  allein  auf  seine  Schultern  nehmen.  Ist  keine  Hoffnang  znr 
BrlangODg,  so  ist  anch  kein  Omnd,  dort  einen  Residenten  mit  schveren  Kosten 
zn  unterhalten. 

Dabei  noch  ein  Brief  von  Schwerin  an  Schlezer,  worin  ihm  ehestens 
1000 'f  hl r.  versprochen  werden;  wenn  er  aber  nichts  erreicht,  soll  er  ab- 
bernfen  werden. 

Schlezer  an  den  Kurfürsten.   Dat  London  10.]20.  April  1657. 

20.  April.  Er  bittet  nur  noch  einige  Zeit  Geduld  zu  haben,  bis  die  Inneren  Ver- 
f'assnngsTerhältnisBe  hier  geregelt  sind.  Jetzt  ist  es  unmöglich  aaenkommen; 
kein  auswärtiger  Minister  vermag  jetzt  eine  Andiene  bei  dem  Protector  zu 
erlangen. 

Schlezer  an  den  Knrflirsten.    Dat  London  3.|13.  April  16Ö7. 

[Das  Parlameot  für  Errichtuog  des  EÖDigthoms;  StimmaogeD  im  Pablikum  dar- 
über. Die  aaswärtigea  VarhaudloDgea  rnhao.  Vielleicht  eine  englische  Flotte 
in  den  Sund  geschickt] 
IS.April.  Grosse  Petition  des  Parlaments  an  Cromwell  um  Veränderung  der 
Regjcmagäform;  die  Sache  ist  mit  120  gegen  50  Stimmen  im  Parlament 
durchgegangen ;  Ansführung  „wamm  das  Prädirat  eines  Protectoris  nicht 
wol  länger  Statt  haben  könnte".  Das  Decret  selbst  wird  noch  geheim  ge- 
balten, so  lange  der  Protector  sich  nicht  darüber  erklärt  hat;  es  rerlantet 
aber,  dass  In  demselben  er  ersucht  worden  ist,  dass  er  „den  Kamen,  Titnl, 
Würde  und  Amt  eines  Königs  in  England,  Schottland  und  Irland  etc.  an- 
nehmen, geniessen  und  exercireu,  auch  zu  Verhütung  allerband  Confusion 
und  Ungelegenheit  noch  bei  Lebens  Zeiten  denjenigen  declariren  und  be- 
nennen wollte,  der  Ibr  nnmittelbar  snccedlren  sollte".  Cromwell  hat  um 
Bedenkzeit  gebeten. 

Man  vernimmt  sonsten,  dass  in  unterschiedlichen  Provinzen  Peti- 
tionen geschmiedet  werden,  die  dieses  jetzige  Decretum  des  Parla- 
ments wol  disputabel  machen  mCchten.  In  der  Armee  ereignet  sich 
gleiebergestalt  etwas  Uneinigkeit  und  können  die  Gemfither  sieh  noch 
nicht  allerdings  in  der  obbandenen  Neuerung  wol  schicken.  Die  dem 
Herrn  Protectori  am  meisten  zugetban,  remonstriren  der  Boldatesque, 
ihr  grossestes  Gravamen  wider  den  vorigen  König  wäre  dieses  ge- 
wesen, dass  er  seinen  grossen  Rath,  nämlich  das  Parlament,  verlassen 
und  sich  anderen  Particulieren  anvertraut  hätte;  was  der  Herr  Pro- 
tector jetzo  tbun  möchte,  wllrdc  geschehen  auf  Gutfinden,  Anrathen 
und  Ermahnen  des  Parlaments,  so  die  ganze  Nation  repräsentirte, 
mit  was  Grund  oder  Schein  würden  sie  sich  dann  dem  Decreto  des 
ganzen  Volkes  widersetzen  können? 


^aovGoOt^lc 


Die  Frage  äea  KöDigthami.    S  ab  si  dien  frage.  ^QS 

Die  ausl&ndigcben  Affalren  werden  usterdesseD  zu  meinem  groesen 
Unmutti  in  dieBer  E,  Ch,  D.  dringenden  Angelegenheit  bis  zu  EtabliBse- 
ment  des  neuen  Begimentea  ansgeetellt,  da  die  Minietri  aladann  einer 
naefa  dem  andern  gehört  und  ihnen  Satisfaction  gegeben  werden  eolt.  — 

Ich  werde  soneten  in  Vertrauen  berichtet,  im  Fall  sich  das  Wesen 
in  der  Ostsee  nicht  besser  als  bishero  anschicken,  sondern  die  Nieder- 
länder sich  noch  weiter  darin  mengen  wQrden,  dass  S.  Höh.  wol  ge- 
neigt sein  solle,  eine  ansehnliche  Flotte  nach  dem  Sund  zu  schicken, 
und  dass  es  nur  von  Sr.  Eon.  M^.  in  Schweden  bis  dato  noch  zurück- 
gehalten werde. 

Der  Knrfllrst  an  ScUezer.    Dat  Königsberg  18.  April  1657. 

Br  Bei  in  seinen  Offerten  bisher  etwas  sn  weit  gegangen,  währeud  der  18.  April. 
Protector  gar  nichts  dergleichen  thut.    Schleier  soll  tou  jetzt  an  sich 
mehr  zarückbalten.    Mit  Geldsabsidien  würde  dem  Kurfürsten  sehr  gedient 
Bein;   aber  keines  Falla  darf  Schlezer  über  den  Pitlaucr  Zoll,  etwa   als 
Pfand,  irgend  etwas  verbindliches  versprechen. 

P.  S.  Dat.  Königsberg  19.  April  16&7.  Schlezer  wird  angewiesen,  I9.  April, 
seine  Nachrichten  nicht  mehr,  wie  bisher,  z.  Th.  an  einzelne  geb.  Räthe, 
besonders  Graf  Waldeck  zn  richten,  an  den  er  z.  Th.  „dae  Vornehmste" 
geschrieben,  Boodern  immer  an  den  Kurfürsten  direct.  Grund,  well  diese 
Beamteo  Öfters  in  Geschäften  abwesend  Bind  und  die  Briefe  dann  zu  spät 
eröffnet  werden.  

Schlezer  an  Schwerin.     DaL  London  10.  April  1657. 

[Cromwells  erste  Ableboang  der  Krone;  Bewegungen  im  ParUmeDt.   Nen er  Ver- 
such,   liotive  des  Proteolors.    Bewegungen  unter  den  Strenggläubigen  ued  in 
der  Armäfl.    Nene  AoBsicbt  auf  Annahme  der  Krone.    QuintomoDarchistenveT- 
schwöning.] 

Die  Grklärung  Cromwelle,  womit  er  die  königliche  Würde  ablehnt. 20.  April. 
Aligemeiues  Staunen  des  ParlamentB  —  „eumal  weil  der  Herr  Proteetor 
wol  gewnsst,  oder  zam  wenigsten  hat  wissen  können,  was  unter  ibaen  für- 
gangen  and  er  eich  so  gar  nicht  seiner  Meinnng  oder  Intention  geänssert, 
dass  ancb  der  Secretarins  Statns  bethenert  hat,  nicht  anders  rerspüret  zu 
haben,  als  dass  er's  annehmen  würde". 

Inmittels  ist  im  Parlament  hart  darwider  geredet  und  z.  Th.  da- 
hin gegangen  worden,  dass  man  die  20  Tage,  die  er  über  die  De- 
creta  des  Parlaments  zu  deliberiren  hat,  fllrUbergelien  und  ihn  hernach 
nolentem  voleotem  zum  Könige  proclamiren  lassen  wollte;  oder  aber 
dass  sie  sich  von  sich  selbst  bis  zu  nächster  Zusammenkunfl  auf  Mi- 
chaelis diBBolviren  und  iumittclst  alle  Dinge  in  suspenso  laBsen,  keine 
Taxen  oder  Impositionen  bewilligen,    noch   einige  Assignationen   ftlr 


A-nOO»^lc 


734  ^''    BraDd«Dburg  uod  BoglaDd. 

die  Hiliee  pasairen  wollten;  ob  der  Herr  Proteotor  rermeioet,  dttss 
er  dann  alleB  durch  Beine  General  Majom  nnd  mit  dem  Degen  be- 
haupten wollte?" 

Es  ist  indesa  eine  oeoe  Erklärung  des  Partaments  an  den  Proteotor 
gerichtet  wordeo,  worin  auf  dem  früheren  Verlangen  behanrt  wird. 

Es  beisst,  daes  Gromwell  enrAblehnnng  besooderB  gebracht  worden 
ist  durch  die  Nachricht  von  widerwiltigen  Reguogen  gegen  die  Monarchie 
anter  dea  Lerellers,  WiedertäuferD  u.  a.  Secteo;  die  Qaäker  hobeu  gestero 
2  Meilen  von  London  eine  Yersammlong  gehalten,  die  durch  Cavallerie 
auseinander  gejagt  worden  ist. 

Die  Soldateeqne  wird  auch  in  effectu  schwierig  gemacht,  und  man 
sagt,  General  Lambert  fange  an,  auf  dce  General  Harrisons  und 
Sir  Henry  Vane,  die  eine  absolute  Demokratie  wollen,  ihre  Maumen 
zu  gehen.  Man  streuet  unter  der  Armäe  Charteken  ans,  darinnen  man 
sie  ihrer  wider  den  vorigen  König  und  das  bOniglicbe  Regiment  aus- 
gegebener Schriften  und  Protestationen  erinnert;  welche  auch  den 
Effect  gehabt  haben,  dass  die  gemeinen  Soldaten  dem  Herrn  Protec- 
tori  durch  einen  ihrer  Cameraden  eine  Schrift  präsentiren  lassen,  da- 
rinnen sie  ihm  gedankt,  dass  er  den  Königlichen  Titul  nicht  annehmen 
wollen.  Er  hat  ihnen  aber  zur  Antwort  gegeben,  dass  er  ihre  gute 
Aftection  und  das  Vertrauen,  so  sie  zu  ihm  hätten,  zwar  wol  aufnehme, 
die  Sachen  aber,  die  jetzo  verhandelt  wttrden,  gingen  ihnen  nichts  an, 
sie  möchten  ihn  nur  daf^r  sorgen  lassen;  es  sollte  schon  alles  xu 
ibr^tt  und  des  ganzen  Landes  Bestem  gerichtet  werden. 

Trotzdem,  und  da  man  dies  für  vorübergehende  Regungen  hält,  hat 
der  Protector  Jettt  eine  etwas  mehr  entgegenkommende  Antwort  gegeben; 
er  will  dem  Parlament  seine  Bedenken  vorlegen;  vielleicht,  dass  man  sie 
ihm  widerlegt.  Man  ist  jetzt  ziemlich  deB  Qlanbens,  dass  er  die  Krone 
noch  annehmen  wird;  es  hilft  dazu,  dass  gestern  ausser  Jener  Qnfcker- 
Tersanunlung  eine  neue  Conspiration  entdeckt  worden  ist,  von  der  Partei, 
„die  aller  weltlichen  Regiment  Ende  gekommen  zu  sein  vermeinen  und  eine 
fUnfte  Monarchie,  darin  der  Herr  Christus  selbst  sichtbarlich  regieren 
werde,  erwarten".  Die  Rädelsführer  sind  gefangen.  Dergleichen  steigert 
die  Chimceu  der  anfznrichtenden  Monarchie  sehr.  — 


Schlezer  an  den  Kurflirsten.    Dat  London  17.127.  April  1657. 

[Die  Verfueungg frage  noch  nnentschiedeu ;  Armee  nnd  Parlament,  äcbleiera 
Memoire  an  den  Protector  mit  der  Bitte  am  SubiidieD.] 
27.  April.  Die  Entscheidang  schwebt  noch  immer;  man  zweifelt  jetzt  wieder  mehr  an 
der  Annahme  des  Protector^i.  Die  Armee  will  gern  die  Form  einer  königlichen 
Regierung  zugeben,  will  aber  „von  dem  Namen  und  Qualität  eines  Königes 
nichts  wissen". 


^aovGoOt^lc 


Die  Frage  des  ESDigthamB.    SabsidieorrBge.  7ß5 

Hiegegen  bestehet  das  Parlament  desto  mehr  darauf,  weil  S.  Hob. 
den  Titnl  UDd  Macht  des  Protectoris  eigentlich  von  der  Arm^e  haben. 
—  S.  Hob.  haben  demnach  die  letzte  abschläglicbc  Antwort  dergestalt 
beschlossen,  dass  Sie  lieber  den  allerscblecbtesten  l^tul  vom  Parla- 
ment, als  den  allergrössesten  und  höchsten  von  der  Arm^e  acceptiren 
wollten. 

Schlezer  hat  sirh  inzwischen  euUcbloasen,  ein  MeniorJ»!  an  den  Pro- 
lector  ciruureicheii,  was  hierbei  folgt. 

Memorial  Schlezers  an  Cromwell. 
Er  habe  bis  jetzt  seine  wichtiKen  Geschäfte  nicht  onlerbrechen  nolleii; 
indesR  nber  verrinnt  die  Zeit,  und  er  müsse  ihn  jetzt  darauf  anfmerksam 
machen  —  „octarnm  decimum  jam  agi  menEem,  es  quo  Ser""*  Elector 
Dominus  mens  primuR  inter  Germaniae  principes  ofGcia  ac  amicitiam  suam 
Cels"'  V»*  prolixe  obtntit".  Es  hat  sich  daraus  „me  internnneio"  ein  freund- 
schaftlicher Verkehr  entwickelt;  der  Knrfurst  habe  die  weitgehendsten  An- 
träge 7.n  einem  Btiudnise  gemacht  —  „paratnm  ee  esse,  instructissimo  cum 
exercitu  usibus  vestris,  nbi  opus,  inservire".  Inzwischen  ist  der  Moscowiter 
als  neuer  Feind  binuigekommen;  niid  noch  hat  der  Kurfürst  von  England 
keinerlei  reale  Unterstützung  erhalten.  Dringende  Bitte,  dnss  er  dem  Kur- 
fürsten „snfficienti  aliqna  argeriti  summa  quanlocius  surcarrere  velit".  — 

Der  Kurfürst  an  Schlezer.     Dat  Röiiigsl)erg  24.  Mai  1657. 

[Mieabilligung  des  Memoires-    to  der  BüodniBsrrage  ZDrückhaltang  empfohleD,] 

Wir  befinden  das  von  Euch  .  .  .  schriftlich  flbergebene  Memorial,  34.  Hai. 
zumal  was  den  Moscowitischen  Czar  betrifft,  dergestalt  eingerichtet, 
dass,  wenn  demselben  solches  kund  werden  sollte,  Wir  anderes  nicht 
denn  Misstrauen  und  Ungelegenheit  daraus  zu  erwarten  haben  dürften. 
Wäre  also  besser  gewesen,  dass  Ihr  solches  in  der  Ubergebenen  Schrift 
mesnagiret  und  sonetea  etwan  bei  einer  Gonferenz  vertraulich  vorge- 
bracht hättet 

Nachdem  aacb,  so  viel  den  Punct  der  Alliance  betrifft,  der  Herr 
Protector  sieb  anf  £nere  erste  gethane  Offerte  gar  nichts  erkläret  und 
Uns  damit  Unseres  Versprechens  wieder  entbunden,  so  mögen  Wir 
nicht  absehen,  warum  Ihr  Euch  in  mehr  angeregtem  Memorial  so  weit, 
und  zwar  cum  oblatione  eines  paratissimi  esercitns,  quacanqae  occasione 
et  ubi  opus  fuerit,  herausgelassen.  Ihr  habt  deshalb  ferner  ohne  Unsem 
special  Befehl  keine  Meldung  zu  than  und  nur  in  general  Erbieten  zu 
aller  Freundschaft  zu  verbleiben;  wegen  des  Snbsidii  aber . . .  noch- 
malige fleissige  Remonstration  und  Instanz  zu  thun  und  uns  mit  ehe- 
stem zu  berichten,  was  Ihr  desfalls  vor  HoAiung  erlangen  werdet.  — 


^düvGoot^lc 


'JQQ  VI.    BnuideobarK  nnd  BogUDd. 

Schlezcr  an  den  KnrfUrsten.    Dat  London  1.  Mai  st  v.  1657. 

[Die  YerfusangB frage.    Tod   des  Kaisers  Ferdinand.    Cromwell  wünscht  «inen 
protestaDtiecheD  Kaiser.] 
i.         Die  Regiments  frage  schwebt  Doch  immer;  die  Armee  gibt  sich  mehr 
und  mehr  zarrieden  mit  der  Äagsicht  anf  Crorowells  EöDigthnm. 

Der  tödtliche  Abgang  der  Rom.  Kaie.  Maj.  afSciret  S.  Hob.  nicht 
wenig  und  sähen  dieselbe  nichts  liebers,  ab  dass  nicht  aUein  die  Pr&- 
scription  des  Hauses  Oesterreich  intemimpiret,  sondern  daaa  auch  das 
Eaiserthum  zu  einem  protestirenden  Haupt,  wann  es  möglich,  könnte 
gebracht  werden;  was  deswegen  fQr  Discarsen  bei  Hofe  gefalleo,  wie 
man  darin  auf  E.  Gh.  D.  reflectiret,  und  wie  gern  man  Aber  diesen 
Punct  näher  und  Tertraulicher  mit  Ihr  eommuniciren  mochte,  will  ich 
alhie,  bis  mir  seihst  etwas  davon  fhrkommt,  nicht  referiren. 


Schlezer  an  den  KnrfQisten.    Dat  London  8.|18.  Mai  1657. 

[Defiaitive  Ablehnang  des  Protectors.] 
18.  Hai.  Be  herrscht  grosse  Peiplesität.  Gegea  die  allgeraeioe  Erwartung  hat 
der  Protector  jetzt  aeiae  Enderklärung  dahin  abgegeben :  „er  kOnnte  oichta 
finden,  womit  er  sein  QewisGen  in  Annehmnng  des  königlichen  Titais  be- 
friedigen Icönnte;  weahalben  er  bäte,  sie  wollten  ihn  einmal  für  alle  ent- 
Bchnldiget  halten  und  sich  mit  der  Resolntioti  vergnügen  lassen,  dass  er 
denselben  keines  Weges  acceptiren  könnte  noch  wollte". 

Schlezer  an  den  KnrfUrsten.    Dat  London  15.  Mai  ai  v.  1657. 

[Audienz  bei  Cromwell.  Ansicht  des  Protectors  über  die  Lege;  die  Kaiserwahl; 
»eine  BeKiehangen  zu  den  eiaselnen  Mächten,  ÜDmöglichbeit,  den  Kurfürsten 
jetit  mBteriell  za  Doterstützen;  VertrÖstang.  Die  Clianceo  der  Kaiserwahl.  König 
oder  Protector;  die  Ansicht  der  JariaUn;  Botschaft  der  Arm^e  an  daa  Parlament 
Das  Bndget  in  der  neuen  Terfasancg.) 
S5.  Mai.  Gestern  gegen  Abend  bin  ich  bei  ür.  Hob.  admittiret  worden  und 
hab  derselben  in  substantia  ßlrgetragen,  was  in  der  Beilage  enthalten 
—  Er  bedankte  sich  fDr  die  Ehre  und  Confidenz,  die  B.  Ch.  D.  ihm 
mit  der  beschehenen  Tertraulichen  Communication  erwiesen  i  wollte 
derselben  darauf  nicht  vertialten,  wasgestalt  era  gut  und  nöthig  er- 
achtete, dass  das  Kaiserthum  von  dem  Hanse  Oesterreich  bei  dieser 
Zeit  abgewendet  würde;  dann  weil  es  eine  Branche  von  Spanien, 
welches  bei  der  widrigen  katholischen  Partei  eine  starke  Inflaenx 
hätte  und  gleichsam  derselben  Säule  und  Aufenthalt  wäre,  so  wären 
alle  Evangelische  dabei  interessiret,  dass  eine  solche  Dignität  tmd 
Macht  nicht  in  solchen  gefährlichen  Händen  bleiben  möchte.  Er  wllsste 
auch  wol,  dass  es  bei  den  Herrn  ChurfUrsten  des  Reichs  bestände. 


A-nOO<^IC 


Abtehnang  der  Rrone.    Aodieai  bei  Cromwell.  767 

eine  glfleklicbe  VerSndening  darin  rorzunehmen,  und  er  wolle  seines 
Theils  wnnaclieii,  dass  er  wisseo  möcbte,  durch  was  Mittel  er  zu  einer 
oder  ander  ihrer  gaten  Intention  contribairen  konnte;  dann  es  hätte 
auch  Frankreich  deswegen  Anregnn^  bei  ihm  thun  laasen.  —  Wie 
die  Saoben  aber  annoch  bewandt  wären,  mBsste  er  dafUr  halten,  das« 
er  bishero  nicht  mehr  noch  besser  hätte  thun  können,  als  dasa  er  den 
Krieg  wider  Spanien  mit  Macht  continuirt  hätte.  Daneben  thäte  er 
jetzo  seinem  Alliirten,  der  Krön  Frankreich,  wirkliche  Assistenz  mit 
Ueberlassang  guter  Völker.  Mit  Niederland  wäre  er  zwar  noch  nicht 
verfallen,  er  erwiese  ihnen  dennoch  oder  wflrde  ihnen  erweisen  (das 
englische  Wort,  so  er  gebraucht,  bringt  beides  mit),  dass  er  kein  Be- 
lieben in  ihre  Proceduren  hätte;  er  hätte  ihnen  biezuvor  geschrieben 
wegen  I.  Mi^.  in  Schweden  und  sie  ron  allem  widrigen  und  derselben 
hinderlichem  Vornehmen  dehortiret;  dei^leichen  hätte  er  gethan  an 
den  König  in  Dänemark;  an  den  GrossfOrsten  in  der  Moskau  hätte 
ers  auch  £.  Ch.  D.  halber  thun  wollen-,  weil  er  aber  so  weit  von 
demselben  abgelegen  wäre,  dass  sie  einander  nicht  wol  bereichen 
köDDlen,  wUsste  er  nicht,  was  es  fDr  ein  Effect  wttrde  gehabt  haben ;  er 
müaste  aber  bekennen,  dass  mit  dem  Krieg  wider  Spanien  und  mit 
der  Assistenz,  die  er  seinen  nächsten  Nachbarn  und  Alliirten  thun 
mttsste,  die  Gasse  bei  ihm  so  angegriffen  wäre,  dase  es  fast  alles  ge- 
wesen wäre,  was  er  hätte  thun  können.  Und  das  war  die  Ursach, 
warum  sie  mir  nicht  eher  auf  mein  Memorial  Antwort  gegeben  hätten, 
dass  er  nftmlicb  nicht  hätte  finden  können,  auf  was  Weise  er  E.  Ch. 
D.  in  dero  Begehren  ein  Genügen  thun  könnte;  er  sehe  auch  fUr  der 
Hand  noch  nicht,  wie  es  wttrde  geschehen  können ;  er  hätte  den 
schwediachen  Miniatris,  so  oft  sie  ihn  um  dergleichen  begrttsset,  eben 
dergleichen  Bescheid  gegeben.  Würde  aber  die  göttliche  Providenz, 
die  alles  .regierte  und  insonderheit  Über  sein  Volk  ein  wachendes  Auge 
hätte,  ihm  einige  Mittel  an  die  Hand  geben,  worinnen  er  E.  Ch.  D. 
particulare  Dienst  und  Freundschaft  thun  könnte,  so  möchten  Sie  sich 
alles  dessen  zu  ihm  versehen,  was  Sie  von  einem  guten  Freund  und 
Alliirten  (des  Worts  gebrauchte  er  sich)  zu  erwarten  hätten. 

Ferner  liessen  S.  Hoheit  sich  mit  mir  in  Discurs  ein,  fragten, 
auf  wen  wol  die  künftige  Wahl  fallen  möchte;  Sie  hätten  Nachricht, 
dass  [.  Dchl.  Erzherzog  Leopold,  weil  er  ein  Herr  bei  Jahren  und 
ohne  Erben  wäre,  auch  nicht  leicbtlich  heirathen  möchte,  grosse 
Apparenz  dazu  hätte,  und  dasa  der  König  in  Ungarn  zugleich  römi- 
scher König  werden  sollte.  lugleicben  begehrten  Sie  zd  wissen, 
ob  Churbaiern  oder  jemand  von  dem  Hause  Hoffnung  dazu  haben 


Aj.oo»^Ic 


738  ^''     BrftDdeobnrg  aai  England. 

machte,'  item  ob  Cburbaiern  eine  Arm^  formirte',  wie  CbureaehBen 
besinnet  wäre;  was  E.  Ch.  D.  eonderlicbea  dabei  tbim  köDnten.  lek 
fiag:te,  wenn  die  Mittel  nur  zureicben  wttrden,  dass  Sie  Ihre  Amte 
verstärken  und  unter  Ihren  Freunden  agiren  kOnnt^i,  wie  Sie  wolUen, 
Bo  wOrde  man  Bchon  erfahren,  wie  conaiderable  Sie  hierin  sein  wür- 
den. Sie  baten  darauf,  ich  möchte  die  rationes  coosideriren,  die  ^ 
mir  gegeben  hätten  etc. 

Heate  sind  verschiedene  Leafe,  wie  Damentlicb  Qeorg  Fleetwood, 
der  Schnr&herBbruder  des  Protectors,  bei  Scblezer  geweBen,  ihm  aozndeateo, 
dasB  die  abschläglicbe  Antwort  nur  für's  erste  gelte,  nad  dass  alles  gui 
anders  werden  würde,  „wenn  der  Estat  erst  würde  gerasst  seia";  jetzt  stüsd« 
es  mit  dem  Parlament  noch  so,  dass  es  „mit  demselben  wegen  des  ktfoigL 
Tituls  ziemlich  hart  hielte",  der  Protectar  könne  sich  fQr  den  Aageoblick 
nichts  weiter  aufladen,  habe  aber  den  besten  Willen  fUr  den  KurfUrsteo. 

Es  eeind  inmittels  die  Gedanken  dahin  gangen,  man  wollte  dem 
Herrn  Protectori  das  Dilemma  fdrstallen,  ob  er  nach  den  GesetHii 
des  Landes  oder  mit  dem  Schwert  regiren  wollte;  erwählte  er  das 
erste,  so  kSonte  er  eich  des  König!.  Tituls  nicht  weigern;  im  Fall  ihm 
aber  das  andere  beliebte,  möchte  er  mit  seiner  Ann^  und  den  Gene 
ralmajom  sehen,  wie  er  Geld  bekäme  und  wie  lang  daa  Begimeot 
währen  wUrde. 

Man  vermerket  auch,  da«s  die  Juristen  hierunter  sonderlidi 
spielen;  dann  obgleich  sonst  ein  Expedient  zu  finden  sein  möchte,  dus 
die  Regierung  auf  die  Eönigüche  Maniere  unter  dem  Namen  des  Herrn 
Protectoris  gefDhrt  werden  könnte,  bilden  doch  diese  den  Leuten  ein, 
dass  niemand  seiner  Possession  wtlrde  verBichert  sein  können,  wann 
nicht  der  Titul  des  Königs  flberall  gebraucht  wtlrde;  dann  die  Ge- 
setze redeten  von  demselben  und  von  keinem  andern,  und  an  deitn 
Buchstaben  hätte  man  sich  zu  halten,  oder  es  konnte  endlich  alles 
contravertiret  werden. 

Die  Armie  oder  ein  Theil  derselben  hat  hergegen  eben  am  ver- 
gangenen Freitag  eine  Requeste  dem  Parlament  präeentiret  und  denen 
Inhalt  durch  ihre  Deputirte  für  der  Barre  oder  Schranken  mOndlich 
eröffnen  lassen,  wodurch  sie  gebeten,  das  Parlament  wollte  in  des 


jdnyGoOt^lc 


Cromwell  und  die  oene  TerfuBoag.  769 

Intnittels  wird  darfiber  murmuriret,  dass  man  mit  PrAeeotirung  einer 
Summe  von  1900000  Pfd.  Sterl. ')  und  darüber  sieh  noch  nicht  einmal  von 
der  arbitrary  Macht  der  Macht  [leg.  Milice?]  und  der  General-M^om 
abkaufen  kdnne.  Etdiche  halten  auch  dafür,  das»  die  projectirte 
Verfassung  mit  so  ansehnlicher  Revenue,  als  kein  König  fär  diesem 
grehabt,  ein  Bissen  sei,  der  auch  wol  andern,  die  eben  so  nahe  Recht 
als  der  Herr  Protector  dazu  haben,  einen  Appetit  erwecken  möchte. 
S.  Hob.  selbst  aber  scheinen  sich  zu  besorgen,  dass  unter  einer  so 
liberalen  Präsentation  etwas  anders  stecken  möchte,  und  dass  die 
Herren  Juristen,  wann  alles  praecise  nach  dem  Stylo  ouriae  sollte  ge- 
richtet werden,  leiehtlich  auch  darin  ein  Fflndlein  erdenken  und  ihm 
allerhand  B&ndel  machen  möchten;  gedenken  derhalben  Ihre  alte  Ca- 
meraden,  ob  sie  gleich  nicht  Vomehmens  sein,  etwas  thäüiches  wider 
Sie  anzufangen,  nicht  zu  disgustiren,  und  hoifen,  daes  die  auslHndiscben 
Affairen  die  GemUther  wol  endlich  zufriedenstellen  und  vereinigen 
werden. 

Memorial  Schleyers  an  Cromwell. 

Der  Korfüret  iKBst  den  Protector  ersnchen,  ihm  seine  AoBicht  darüber 
zu  eröffneo,  „qaid  in  praeaenti  S.  Rom.  Imperii  Statn  eligeodoqoe  qoam 
primnm  novo  Imperatore  rebus  rationibusque  Augliae  qaam  mazime  expediat". 
Zugleich  erinnert  Sehlezer  nochmals  an  die  in  dem  vorigen  Memoritil  aas- 
gesprochene  Bitte  om  Sobsidiea.  — 


Der  KnrfBrst  an  Sehlezer.     Dat.  Königsberg  31.  Mai  1657. 

Sofero  niao  englischer  Seits  die  Sache  statt  auf  Subsidien,  auf  eioe  31.  Mai. 
Anleihe  zn  wenden  sucht,  so  soll  Sehlezer  sich  darauf  nicht  einlassen  and 
vielmehr  nochmals  auf  erstere  dringen. 


Scblezer  an  den  KnrfUraten.    Dat.  London  22.  Mai  st  v.  1657. 

[Die  oeae  VerfaBeaDg.    Pamphlet  gegen  Cromwell.    Die  katholische  Propaganda 
in  England.] 
Am  19.  Mai  ist  beschlossen  worden,  die  von  dem  Parlament  entworfene  l.  Jooi. 
Begimentsform  gaoz  beiznbehalten  aod  einsnführeD,  nnr  dass  der  Name  des 
Protectors   an  die  Stelle  des  £Onigs  tritt.    Das  wird  hoffentlich  das 
Ende  der  hiesigen  Wirrea  sein. 

Es  ereignet  sich  dennoch  inmittels  unter  den  fanatischen  Schwär- 
men)  eine   solche   unversöhnliche  Verbitterung   der  GemUther,  dass 

■)  Als  Jahres budget  in  der  neuen  Yerfassnog;  vgl   darüber  die  Rede  Crom- 
wells  am  21.  April  li;57  bei  Carij'le  IV.  135  IT. 

Hain.  i.  OokIi.  d.  Qc.  Kurninisii.    Vll.  4y 


yGoot^lc 


770  ^I-    BrsDdeobnrg  ood  EajilsDd. 

neulioher  Ta^n  eine  ^tlige  Chartek  auf  öffeDtHchen  StraBsen,  aneb 
hin  und  wieder  in  den  Pl&tzen  and  Hftuaem  ausgeBtrenet  worden,  da- 
rinnen die  dreierlei  Qnflstionen  gar  scharfeinnig  and  mit  einer  ge- 
lehrteo  Feder  debattirt  werden:  1)  ob  der  Herr  Protector  nicht  ein 
Tyrann  sei;  2)  ob  demfolgig  nicht  ohne  einige  Solemnitit  Justiz  ttber 
ihn  könne  getban,  oder,  rund  heraus  lu  sagen,  ob  er  nicht  ohne  Ce- 
remonien  anf  eine  oder  andere  Weise  könne  und  mßge  ums  Leben 
gebracht  werden;  3)  ob  solche  That  nicht  ein  rflbmliohea  and  der 
ganzen  Nation  erspriessliches  Werk  sein  würde.  Diese  Schrift  ist 
unter  dem  Mamen  eines  Wilhelm  Allen  mit  einer  posairUchen  Pne- 
fation  dem  Herrn  Protectori  selbst  dediciret  and  S.  Höh.  darin  ermah- 
net worden,  dass  Sie  als  ein  guter  Hirt  sein  Leben  für  die  Schaafe 
willig  lassen  und  sich  für  einem  so  löblichen  und  nötigen  Tod  nicht 
entsetzen  wollen. 

Es  spielen  aber  onter  diesem  und  andern  dergleichen  aufrAhre- 
rischea  Bflchem  und  Tractätieiu  obn  Zweifel  die  päbstische  Emissarii 
ihre  Person,  deren  dann  eine  solche  Menge  albie  Torbanden,  dass, 
wie  ich  neulich  gegen  einen  Tomehmen  Catholischen  erwähnte,  von 
andern  gehört  zu  haben,  dass  wol  in  die  1500  rSmische  Prieater  hie 
im  Lande  sein  sollten,  sagte  er  darauf,  dass  fast  so  viel  allein  hie  in 
London  sein  möchten;  und  hat  man  in  Spanien  obserriren  können, 
dass  die  engelftndische  Seminaria  daselbst  merklich  erlediget  und 
eine  grosse  Menge  der  engeUndischen  Jesuiten  berOber  gesandt  wären, 
die  unter  den  Namen  der  Millenariorum,  Quäker  und  anderer  Sectirer, 
auch  wol  der  Juristen,  die  albie  viel  vermögen,  passiren  und  die 
Leute  mehr  und  mehr  zerrUttfin. 


Schlezer  an  den  KurfÜrBten.    DaL  London  29.  Mu  st  t.  1657. 

[BugÜBcber  Sieg  bei  den  CenarieD-    Schleier  ale  Verrasser  •iner  eDgUecheo  Bro- 
chSre  über  die  dentache  KBieerwahl.] 
i.  Zorn  gnteo  Omen  (flr  die  neue  Regtemogsform  iet  die  Nachricht  von 

dem  Siege  des  Admirals  Blake  bei  den  canarl&chen  loseln  eiagelanren. ') 
Inmittels  aber  bin  ich  von  romebmen  Leuten  zu  Hofe  ersacbet 
worden,  in  Form  eines  von  aussen  kommenden  SohreibeoB  einen  Dis- 
cours aufzusetzen,  worinnen  erwiesen  würde,  wasgestalt  England  bei  der 
künftigen  Kaiserwabi  merklieh  interessiret  wäre  und  derhalben  Ur- 
sacb  hätte,  dei\jenigen  Potentaten  anter  die  Arme  za  greifen,  die  ein 
solches  Werk  zu  einem  guten  Zweck  wttrdeo  dirigiren  helfen  kdnnen. 
Sothanen  Discurs  seind  sie  Willens  in  engeUndiscber  Sprache  Qber- 
■)  Sieg  bei  Santa  Oras  auf  TeneriffA  über  die  epaDieche  Flotte  md  3a  April  1667. 

i:a,t--r.d    .*^-.00<^IC 


Pamphlet     Kathol.  Propaguida.    BroiohSre  7.  Schi.  Sabsidien.       771 

setzen  zu  lassen  und  dem  Herrn  Protectori  selbst  zu  pr&seotiren. 
Ob  ich  mm  gleich  unterschiedliche  hieber  gehörige  Argumenta  sowol  bei 
Sr.  Höh.  selbst  als  in  einem  Schreiben  an  den  Herrn  Präsidenten 
angezogen,  so  bab  ich  mich  doch  dahin  bequemt,  dass  ich  die  Sache 
ein  wenig  weitlftufldger  deduciren  wollen,  und  bin  jetzo  begriffen,  es 
zu  Bberseheo  und  mundiren  zu  lassen. 


Schlezer  an  den  Kurfllreten.   Dat.  London  1.  Juni  st  v.  1657. 

[EöDigliehe  Etikette.  Die  erateo  Hünien  des  Protootori.] 
Der  Protector  beginnt  in  den  Formen  des  Königs  bei  dem  ParlameDt  11.  Juni, 
safzntreten  and  daseelbe  wie  ein  Haus  der  Oemeioeü  zn  behandeln.  Die 
Horieute  nennen  ihn  nicht  mehr  Mjlord  sondern  Sire;  heate  sind  die  ersten 
Gold-  uDd  Silbermünzen  ausgegeben  worden,  mit  des  Protectors  ßrastbild 
ond  Namen,  den  Wappen  der  3  Königreiche  und  dem  Löwen  der  Familie 
Cromwell  mit  der  DeriEe:  „Heu  ntn  moritarv»  mild  odimet  nemo". 


Schlezer  an  den  KorfUrsten.    Dat  London  5.  Jnni  st.  v.  1657. 

[VeriiaodlDDg  aber  die  8nbBidienf>age;  Thorloe  venreiBt  anf  die  Rosten  dea  apani- 

scben  Eriegea;  DieenesioD  darüber.    Die  Broschüre  Scbleters  über  die  Kaieer- 

wahl.    Eine  Schrift  von  Daraens.] 

Gestern  eine  Unterrednng  mit  dem  Staatesecretär  über  die  Subsidien- 15.  Jani. 
frage;   der  Protector,   sagt  Schlezer,  habe  Ihn  vorerst  abscbläglirb  bc- 
schieden;  jetzt  wäre  nun  die  Verfaseangefrage  in  Ordnnng  gebracht;  nnn 
sei  es  Zeit  noch  einmal  anf  die  Sache  znrückznkommen.   Der  Staatssecretttr : 

Er  kennte  nicht  eben  sagen,  was  S.  Hob zu  thun  gesinnet 

wäre.  Dieses  aber  wftre  gnugs&m  bekannt,  daas  sie  keinen  gewissen 
Fundam  oder  affectirte  Länder  und  Einkünfte  hätten,  womit  sie  die 
Regierung  führen  und  ihren  Freunden  Dienst  tbun  könnten,  sondern 
sie  lebten  alles  von  der  Gemeine  gutem  Willen  und  ungezwungenen 
Beiträgen;  dahingegen  hätten  sie  den  grossen  schweren  Krieg  mit  dem 
König  in  Spanien  auf  dem  Halse  und  sie  renneinten,  dass  sie  dem 
gemeinen  Wesen  nicht  besser  dienen  könnten,  als  wann  sie  all  ihr 
Vermögen  darzu  anwendeten,  dass  dem  Hause  Spanien  die  Mittel  be- 
nommen möchten  werden,  wodurch  selbiges  den  Evangelischen  scha- 
den und  Abbruch  thun  und  die  päbstliche  Tyrannei  erhalten  könnte; 
es  ^nge  aber  ein  nnglanblicbes  darauf  und  bliebe  schwerlich  etwas 
nbrig,  womit  sie  andern  zur  Hand  gehen  könnten. 

leb  gestand  das  erst  gu-  gen,  fragte  aber,  ob  es  nicht  eine  Sache 
wäre,  wenn  S.  Hob.  selbst  nicht  so  flberflttssig  versehen,  dass  Sie 
andere  mit  Geld  assigtiren  könnte,   dass  Sie  es  mit  dem  Parlament 


A-iOOt^iC 


772  ^''    BrandeDbai^  und  EdkUdcI. 

communiciret  und  demfolgend  aufs  schleunigst  Rath  danu  gescbaffet 
hätte.  Der  Krieg  mit  Spanien  hätte  zwar  als  eine  mächtige  Diversion 
seinen  Nutzen;  ausser  dem  aber  dass  andere  Erangeliaehe  noch  zur 
Zeit  keine  Besserung-  davon  empfunden,  sondern  dass  ihrer  viel  ur- 
theilen,  England  wttrde  nur  für  sieh  selbst  Vortheil  dabei  8cha£fen 
können,  so  stunde  zu  bedenken  und  erweise  es  sich  in  der  That,  dass 
es  damit  nicht  alles  gethan  wfire,  wenn  man  Spanien  aliein  zur  See 
angriffe.  Denn  ani^gesehen  des  etzliche  Jahr  her  erlittenen  Schadens 
erschiene  es  genugsam,  dass  es  demselben  noch  zur  Zeit  an  Macht  und 
Mitteln  nicbt  gebreche,  in  Portugal,  Italien,  Flandern  und  andern 
Orten  ihren  Feinden  das  Haupt  zu  bieten.  Es  wHrde  demnach  nicht 
genug  sein,  dass  man  ihm  allein  die  Geldmittel,  die  nicht  so  bloss  in 
den  Indien  besttlnden,  abnehme,  sondern  man  dienete  sich  auch  zu 
bemfihen,  dass  man  ihm  die  Gelegenheit  abstrickte,  Volk  zu  bekommen, 
80  viel  er  wollte;  wann  das  geschehe,  wQrde  die  Sache  bald  eine 
andere  Gestalt  gewinnen.  Und  dazu  wäre  jetzo  die  Gelegenheit  vor- 
handen, wann  |:  das  Eaisertbum  bei  eine  andere  Familie  ge- 
bracht:! wflrde. 

Er  replicirte  darauf,  England  suchte  sein  eigen  Interesse  nnter 
diesem  Krieg  nicbt  mehr  als  andere,  die  heutiges  Tages  Gonquesten 
machten;  blieb  inmittels  sei  seiner  Meinung,  dass,  wann  dem  König 
in  Spanien  die  Silberflotten  verhindert  oder  abgenommen  würden,  dass 
ers  alsdann  nicht  lang  wttrde  halten  können.  — 

Ich  wollte  dieses  weiter  nicht  dispntiren,  sagte  auch,  dass  £.  Ch. 
D.  Generosität  viel  zu  gross  wäre,  in  S.  Hob.  wider  dero  gute  Gele- 
genheit zu  dringen;  gebrauchte  ich  meines  Theils  ein  wenig  mehr  Im- 
portunität  darunter,  als  ich  sonsten  gewöhnet  wäre,  möchte  ers  der 
Affection  zuschreiben,  die  ich  za  ihrer  Nation  trtlge;  denn  ich  klärlich 
fUr  Augen  sähe,  was  es  Sr.  Höh.  fOr  Reputation  und  Advaotage  draussen 
geben  wUrde,  wenn  Sie  in  den  jetzigen  Gonjuncturen  dartbun  möchten, 
dass  Sie  sich  Ihrer  Freunde  und  Glaubensgenossen  wirklich  annehmen 
wollten.  —  Er  verhiess  dajauf,  dass  er  mir  mit  ehestem  Antwort  vom 
Herrn  Protectore  förderlichst  zu  Wege  bringen  wollte. 

Was  sonsten  wegen  Englands  Interesse  bei  dem  jetzigen  Zustand 
des  Rom.  Reichs  neulich  aufgesetzt  worden,  ist  in  einer  vertrauten 
Toraehmen  Compagnie  verlesen,  approbiret  und  ins  Englische  flber- 
gesetzet,  wird  auch  mit  ehestem  dem  Herrn  Protectori  von  einer  Per- 
son ,  die  es  sich  sehr  angelegen  sein  Iftsst,  ffirgetragen  werden.  Es 
kommt  dabei  gar  wol  zustatten,  dass  der  Herr  Duraeus  eben  jetzi* 
ger  Zeit  eine  kurze  Abschreibung  seiner  Reisen  und  Megociationen  in 


A-nOO<^IC 


Tborlo«  n.  CromwetI;  der  tpao.  Krieg  o.  d.  evugel.  iDteresae.        773 

dem  bewussten  Conciliationswerk  hat  auBf^efaeii  laBsen,  die  er  damit 
eoncludiret,  dass  es  hinfttro  von  England  erwartet  werde,  ob  sie  sich 
ihrer  publiquen  Profession  oder  solemner  Verbindung  zu  BefÖrderang 
der  ProtestireDdeD  Interesse  gegen  dero  Widerwärtige  gemäss  bezeigen 
wollen.  —  Diese  Schrift  ist  anheute  unter  den  Herrn  des  Parlamentes 
ron  ihm,  dem  Herrn  Daraeo,  selbst  ansgetheilt  worden. 


Schlezer  an  den  EnrfUrsten.    Dat  London  19.  Jnni  Bt  t.  1657. 

[AndieDB  bei  CromwetI  1  EveDgeliscbe  Sjmpetbie  Tdr  den  EarfäTeteD;  dae  Verdieoat 
Englaede  darch  BebämpfoDg  tod  SpeeieD;  Aoeicht  über  die  Lage  des  iit>rdiacheD 
Krieges;  die  Fransoflen  io  Italieai  Eoitepietigkeit  des  Seekriegs  gegen  SpauieD; 
vori&ufig  OetdDDteretätsDDg  unmöglicb;  die  Keisenrsbl.  Schleser  dringt  tat 
scbleaoiga  Dnteratätsaiig.    Scblesera  Proposition.} 

Zu  Folge  meiner  den  12.  dieses  jfingsthin  abgelassenen  unterth.S9.  Juai. 
Relation  hab  ich  ron  dato  an,  sobald  es  die  Gelegenheit  gegeben,  um 
abermalige  Audienz  bei  dem  Herrn  Protectore  angehalten,  auch 
dieselbige  gestern  Nachmittag  im  Beisein  des  Herrn  Präsidenten  Lau- 
ren tzen  erlanget.  Ich  that  die  Proposition  in  Latein,  des  nebenlie- 
genden angefährliehen  Einhalts,  und  S.  Hob.  antworteten  darauf,  wie 
folget: 

Sie  hätten  vorhin  zu  mehren  Malen  gegen  mir  bezeuget  und  woll- 
tens  noch  ferner  thun  ron  ganzem  Herzen,  dass  Sie  E.  Ch.  D.  nicht 
allein  als  einen  grossen  und  generösen  Herren  in  allewege  conside- 
riret,  sondern  ihn  auch  deswegen  sonderlich  ästimiret  und  sich  mit 
dem  GemUth  an  Sie  rerbnnden  hätten,  weil  Sie  das  gemeine  erange- 
lisebe  Wesen  mit  einem  besonderen  Ernst  und  Eifer  beherziget  and  zu 
dessen  Defenaion  und  Behauptung  sich  ziemlich  tief  engagirt  hätten. 
Gott  selbst  hätte  durch  die  herrliche  Victoria,  die  er  den  confOderirten 
Prinzen  rerliehen  und  durch  dero  wunderbare  Erbalt-  und  Beschir- 
mung Zeugniss  gegeben,  dass  E.  Cfa.  D.  löbliche  Intention  eine  gute 
nnd  angenehme  Sache  fbr  seinen  Augen  wäre,  und  Ihres  Theits  hätten 
Sie  sich  mit  einer  sonderbaren  Sympathie  allemal  höchlich  dartiber  er- 
fVeuet,  wann  es  I.  Eon.  M^.  in  Schweden  und  E.  Gh.  D.  glücklich 
ergangen,  und  hätten  Mitleiden  und  Sorgfalt  Ihrenthalben  getragen, 
wenn  Sie  in  einiger  Widerwärtigkeit  und  Difficultät  gewesen  wären. 
S.  Hob.  rerhoffeten,  es  wOrde  an  allen  Seiten  erkannt  werden,  waa- 
gestalt  Sie  an  Ihrem  Ort  nichts  unterlassen  hätten,  was  zu  Abbrach 
des  gemeinen  Feindes  der  Protestirenden  und  Intercipirung  dessen 
indischer  Schätze  oder  Ruin  seiner  Schiffe  and  Länder  gereichet  hätte, 
und  ohne  diese  notable  Diversion  wQrde  das  Haus  Oestreicb  Macht 


A-iOOt^iC 


774  ^'-    Bnuidenbiirg  tmA  EDgUod. 

and  Kittel  gu-ug  ^habt  haben,  in  Italien,  in  Flandern  und  an  andern 
Orten  kräftiger  za  agiren,  als  es  eine  Zeit  hero  gethan  hätte.  —  So 
Tiel  Sie  informirt  wftren,  ständen  der  Cooföderirten  Saehen  auch  noeh 
so  gar  Bbel  nicht;  denn  für  erst  hätte  die  göttliche  Providenz  den 
Forsten  von  Siebenbürgen  mit  herzugebracht,  die  Polen  könnten 
zu  keinen  Kräften  kommen.  Der  österreichischen  Arm^,  noch  des 
Muskowiters  erwähnten  S.  Hob.  nicht,  sondern  sagten  nur,  worauf  Sie 
eine  besondere  Reflexion  hätten,  wäre  das  dänische  Wesen  und  da- 
rin gelebten  Sie  der  Hoffnung,  Sie  wollten  bei  den  Miederländem  .  . . 
so  viel  effectuiren,  dass  sie  Dänemark  keine  rigorose  Assistenz  thnn, 
noch  sieb  der  Eron  Schweden  hinfOro  so  mächtig  opponiren  sollten. 
An  andern  Orten  standen  die  Sachen  auch  ja  noch  ziemlich  wol; 
denn  er  hörte,  daas  der  Franzosen  Dessein  in  Italien  einen  etwas 
bessern  Forlgang  hätten  als  bishero.  Ihres  Theile  continairlen  Sie 
den  Krieg  wider  Spanien  zu  Wasser  mit  Ubergroasen  Unkosten;  denn 
es  wäre  ein  grosser  Unterschied  unter  einer  Ann^,  die  zu  Land  er- 
halten würde,  und  einer  Flotte  in  See;  daher  er  denn  ziemlich  er- 
schöpft wäre,  und  mUsete  er  da^enige 'gegen  mir  repetiren,  waa  er 
dem  Königl.  Bchwedischen  Ambassadeur  zum  üftern  remonetriret  hätte, 
dass  er  nämlich  gnug  zu  thun  hätte,  die  Flotte  im  Gang  und  esse  zu 
halten.  Ausserdem  wUrde  es  mir  so  wol  bekannt  sein  als  ihm  selber, 
daes  sie  noch  zur  Zeit  kein  rechtes  gefaeetes  Gouvernement  hätteu, 
sondeni  dass  sie  annoch  fort  und  fort  daran  arbeiteten.  Wann  Ihr 
aber  Gott  hienäohst  einige  Mittel  und  Gelegenheit  darzu  gebe,  oder 
dass  ich  Ihr  eine  speciale  Ouvertüre  thäte,  worin  Sie  E.  Ch.  D.  Dienst 
thun  könnten,  und  zugleich  berichten  wollten,  wie  es  mit  dero  Zustaud 
und  mit  der  obhandeneo  kaiserlichen  Wahl  beschaffen  wäre,  so  wollten 
Sie  erweisen,  dass  Sie  keine  Complimente  gebraucht  hätten  etc. 

Schleeer  erwidert,  der  Karfürst  sei  gleicbfalla  von  den  besten  Ab- 
sicbteD,  aber  er  känne  sie  mit  seinen  eigenen  gane  erEchäpften  Mitteln  nicht 
durchführea ;  von  der  Qegenpartei  würden  ihm  die  lockendsten  Erbietungen 
gemacht,  nin  iho  herUberznziehen ;  er  müsse  daher  um  Oeldunterstütznng  bitten. 

S.  Höh.  gaben  mir  zur  Antwort,  wenn  ich  mich  so  lang,  bis  das 
Parlament  fttr  dieses  Mal  geschieden  wäre,  gedulden  und  mich  als- 
dann wieder  an  Sie  adressiren  wollte,  würden  Sie  es  gar  gerne  sehen; 
denn  Sie  würden  alsdann  capabler  sein,  mir  eine  eigenHiebe  Resolu- 
tion zu  geben  als  jetzo,  und  ich  möchte  versichert  sein,  dass  ich  nicht 
damit  sollte  aufgehalten  werden;  Sie  wollten  es  auch  lieber  Ihr  selber 
entbrecben,  als  es  an  einigen  Dingen  fehlen  lassen,  womit  Sie  das 
gemeine  Werk  befördern  könnten. 


^aovGoOt^lc 


AndisDE  btii  Cromwell.     Enrpfftli.    Fleetwoodi  Motion.  775 

leh  bedankte  mich  ftkr  die  Erkl&rang  and  bat,  S-  Höh.  wollten 
dabei  in  ConBideratJon  ziehen,  daas  Sie  durch  den  Weg,  der  Ihr  an- 
gewiesen wflrde,  vielleicht  mit  einer  kleinen  Summe  mehr  ausrichten 
nnd  grössere  Reputation  damit  einlegen  möchten,  als  an  andern 
Orten  mit  einer  viel  grösseren. 

Sie  nahmen  diese  Erinnerung  wol  auf  und  erliessen  mich  dem- 
folgend  mit  aller  Glltigkeit. 

Proposition  Schlezers  ao  Cromwell. 
Nu*  eine  kurze  An  sein  ao  der  setz  ang,  die  anf  den  Hauptsatz  hinaasbonimt: 
Eo  in  loco  res  nostrae  versantar,  nt,  nisi  praesens  anzilinm  Ser**"  Electori 
Domino  mso  ClemB»  adferatnr,  optimi  fideÜBsiniique  amici  Cels»'*  V**,  qni 
mnltiB  oezibns  ipei  jnncti  snnt,  qniqne  mazimo  tum  in  negocio  religionis, 
tum  in  promovendis  Reipublicae  bujus  emolumentiB  arertendisqne  pericnlis 
AR  dami^B  usui  ipsi  esae  posaunt,  rationibiiB  snis  quocnnqae  modo  providere 
oblatasqae  a  nonnnllis  conditiones  accipere  amicitiamque  cum  ipsis  inire  ac 
colere  necesse  faabituri  sint.  —  _______ 

Schlezer  an  den  KarfUrsten.   Dat  London  26.  Jani  st  v.  1657. 

(Snbsidienfrmge.     Enrpfälslsche  GeeftodtBohafl.    Gratiflcation  für  Thnrloe.   Inaa- 
gnratioD  dea  Protectors.] 

In   der  Sobsidiensacfae   keine   neue  Entscheidung;   vielfache  Stimmen  6.  Juli, 
sprechen  dagegen,  dass  man  überhanpt  Geld  ausser  Landes  zu  Babsidien 
schicken  dürfe. 

Nenlich  ist  ein  burpfälziBcher  Qeaandter  angekommen,  der  ancb  zn 
Schlezer  kommt  und  ihn  um  Beistand  bei  seiner  Werbung  (Assistenz  gegen 
Karbajern)  bittet.    Es  Ist  noch  zweifelhaft,  ob  er  admittirt  werden  wird.') 

Schlezer  hält  es  für  nötig,  dass  dem  Staatssec retär  AnsBicht  auf  eine 
anBchnliche  Gratification  tod  Seiten  des  EnHUreten  gemacht  wird.  — 

Die  Inangoralionsfeierlicbkeit  des  FrotectorB  hat  hente  Statt  gefandeo. 


Schlezer  an  den  Kurfürsten.   Dat  London  3.  Jnli  st  t.  1657. 

[TorMbtag  Fleetwoods  Im  Pftrlameot  fdr  die  Saclie  der  ETaDgelisobeo;  Debatte 
aber  die  GompeteDS  des  Parlameotea;  Bnlacheidnog  für  den  Frotector.  Parla- 
mentabesohlnBB.  Yert^nng.] 
Das  Parlament  hat  sich  bald  nach  geendigter  Inauguration  des  13.  Jali. 
Herrn  Protectoris  wiederum  versammelt  und sobald  das  Parla- 
ment gesessen,  der  Lord  Deputy  von  Irland,  ist  Herr  Fleetwood, 
Sr.  Höh.  Eidam,  aufgetreten  und  hat  die  Vereinigung  der  proteatiren- 
den  Eirohen  und  dass  sich  die  Nation  den  ansehnlichsten  Vorstehern 

')  Wie  epater  berichtet  wird,  hat  derselbeam  6.  Aogast  bei  Cromwell 
Andienz  und  wird  mit  frenDdlioheni  Besoheld  ohne  eine  formelle  Zasage  entlaBien; 
aber  vgl-  n.  pag.  783  f. 


^aovGoOt^lc 


776  ^^'    BraDdeDborg  nod  Bn^uid. 

derselben,  so  anjetzo  drauBSfln  in  den  Waffen  begriffea  wären,  mit 
Rath  und  Tbat  beizuspringen  wollen,  declariren  wollte,  bewegtioh  re- 
eonunandiret.  S.  Exe.  seind  darin  vom  Herrn  General  Lambert, 
jedoch  mit  der  Restriclion  secnndiret  worden,  dass  es  nicht  rathsam 
wäre,  in  einiger  des  Parlaments  sohrifUichen  Reflolutton  oder  Ordre 
.  . .  sich  der  Beachirmung  der  Religion  ausdrücklich  anzumassen,  noch 
einiger  jetzo  kriegender  Theile  za  erwähnen,  sondern  nur  in  terminis 
generaliBStmis  zu  verbleiben,  damit  man  nicht  den  geaammten  Eattio- 
lischen  Anlass  gebe,  sich  unter  einander  wider  die  Evangelischen  und 
insonderheit  wider  England  zu  verbinden,  noch  auch  sonaten  das  Werk 
gar  zu  ruchbar  machte  und  zu  grossen  Esclat  von  sich  gebe. 

Der  Seeretarius  Status,  der  nach  diesem  geredet,  hat  sich  denen 
vorigen  in  allem  conformiret  und  das  Werk  fUr  gut  christlich  und 
ralimlich  gelialten,  daneben  auch  bezeuget,  dass  er  gar  wol  wflsste, 
wie  sehr  S.  Höh.  darzu  incliniret  wären;  als  ein  Hofmann  aber  und 
als  ein  confidenter  Diener  Rr.  Höh.  hat  er  hiebei  geftiget,  er  erachtete 
es  billig  zu  sein,  dass  mans  derselben  anheim  geben  sollte,  was  Sie 
deswegen  zu  thun  gesinnet  wären;  denn  auch  diese  Sache  eigentlich 
ntr  Sie  gehörete  und  wtlrden  S.  Höh.  schon  wissen,  was  hierinnen  der 
Nation  Ehre,  Interesse  und  Wohlfahrt,  auch  der  gemeinen  Christen- 
heit Anliegen  erforderte. 

Dieser  ist  wiederum  von  etzlichen  andern,  als  dem  Generalmajor 
Desborottgh,  des  Herrn  Protectoris  Schwager,  und  ihrer  mehr  von 
der  Milice  (denn  mit  denen  hat  man's  vomebmlicfa  angefangen  gehabt) 
assistiret  worden.  Sie  haben  aber  dennoch  so  viel  Widersprecbens 
gefunden,  dass  man  endlich  die  Sache  ganz  verwerfen  und  nicht  da- 
röber  herumvotiren  wollen.  Worauf  der  Lord  Deputy  wider  den 
Ablieben  Gebrauch  zum  andermal  aufgestanden  ....  und  wie  sich 
ihrer  viel  Über  solche  Infraction  der  Ceremobien  des  Parlaments  for- 
malisiret,  ist  er  wider  seine  Gewohnheit  und  natürliche  sanftmflthige 
Complcxion,  die  ihn  sehr  beliebet  machet,  en  coläre  geratben  und  hat 
mit  solchem  Eifer  geredet,  dass  endlich  beschlossen  worden,  man 
sollte  die  Vota  darüber  ergehen  lassen.  Wie  es  darzu  kommen,  haben 
sich  die  Gemflther  dergestalt  augenblicklich  verändert,  dass  nemine 
contradiccnte  resolviret  worden,  man  sollte  das  Werk  Sr.  Höh.  auf- 
tragen und  derselben  bester  Maass  anbefehlen. 

Das  Deeretum  selbst  ist  obangedeuteter  Ursachen  halber  in  fol- 
genden Terminis  concipiret  worden:  Freitags  den  26.  Juni  A.  1657 
ist  in  Parlament  beschlossen  worden,  dass  Sr.  Hob.  dem 
Herrn  Protector  als  ein  Desiderium  des  Parlaments  sollte 


Aj.OO<^li: 


Fl«etffood*  UotioQ.    Coofarens  über  die  Subaidieaf^age.  777 

reeommandiret  werden,  S.  Höh.  wollten  Belieben  trage 
alle  christliche  Devoiren,  die  zur  Vereinigung  der  protc- 
stirenden  Kirchen  möchten  angewendet  werden,  zu  en- 
couragiren,  und  werden  der  Lord  Deputy,  der  Lord  Lambert. 
der  Herr  Secretariua,  General  Desborough  und  Colonel 
Jones  ersuchet,  diese  Votirung  des  Parlaments  Sr.  Hob. 
fOrintragen.  War  unterschrieben:  Henry  Scobel,  Clerck 
des  Parlaments. 

Nach  Vollenziehung  dieses  ist  mehrbesagtee  Parlament  auf  Wie- 
derzusammenkunfl  gegen  den  20.  JanuarÜ  näclistfolgenden  Jahres  von 
einander  geschieden.  — 


Schlezer  an  den  Kurfürsten.    Dat  London  17.  Juli  st.  v.  1657. 

[Bevorstehende  oäbere  TerhsDdiDng  mit  der  englischen  ReftieruDg.] 
Am  13.  JdU  ist  der  neue  Staatsrath  eröffoet  worden.    Gleii;h  den  Tag '27.  Juli, 
darauf  hat  man  begonnen,  die  answärtigen  Sachen  und  besonders  die  Bchwe- 
discfae  and  brandenburgiEclie   vorzanehmen.    Hente  hat  der  Staatssecretür 
mir  sogen  lassen,  daas  Commissarien  zor  Verhandlung  ernannt  werden  und 
die  Conferenüen  näcbsCen  Dienstag  begtoDen  Bollteü. 

Ob  nun  die  vorhandene  Mutation  in  £.  Ch.  D.  consiliis  mir  keine 
Verhinderung  oder  Difiicultät  in  meiner  Negociation  geben  werde, 
und  ob  ich  nicht  von  vielen  Dingen  gute  und  particuliere  Information 
werde  TonnSthen  haben,  solches  gebe  E.  Ch.  D.  zu  reifem  gnäd.  Nach- 
denken ich  unterth.  anheim. 


Schlezer  an  den  KnrfBreten.   Dat  London  24.  Jnli  st  v.  1657. 

[Conferena  mit  dem  achwediachen  and  dem  bra od enbargi sehen  Gesandten  wegen 
der  Snbaidien;  Schlezera  Vortrag.    Ertappte  Holländer.] 

Am  22.  Juli  die  erste  Conferenz  mit  den  ernannten  Commissaren  in  3.  Aug. 
WbiCefaall.     Zaeret  verhandeln   dieselben   mit  dem  Oenerallientenant   und 
schwedischen  Berollmächtigten  Baron  Pleetwood,  der  knrz  vorträgt,  dass 
es  sich  für  den  Känig  von  Schweden  einfach  um  Schiffe  und  Geld  handele. 

Dann  wird  Schlezer  hereingerufen  —  „da  ich  dann  den  Lord  Depnty 
von  Irland,  den  Vicomtc  Lisle  (oder,  wie  der  Name  pronnnciiret  wird, 
Leyel),  den  Lord  Strtcklaad  nnd  den  Secrctarium  Statna  für  mich  ge- 
fanden". Schlezer  trägt  gleichfalls  sein  Anliegen  vor;  die  Commissare 
nehmen  es  ad  referendnm. 

Der  Vortrag  Schlesers,  in  französ.  Sprache,  liegt  bei;  Inhalt  wie 
die  früheren,  besonders  Bitte  nm  eine  „prompte  assistaoce  d'srgetit  et  nomme- 
ment  de  qiielque  cinqnante  milie  livres  Sterling".  —  „Les  raison«  et  motifs 
cy  devant  alleguez  demenrent  en  leur  vigeur,  encor  que  ä.  Alt.  Elect.  deat 


„A^iOOt^lc 


778  ^'-    Brandeoburg  uai  Engluid. 

preDdre  qnelqae  resolotion  conreDoble  Ha  tempB  pr^seot  poor  In  ooDservfttion 
de  BOD  estat,  de  aee  terres  et  de  ses  sajete,  peadant  qne  Sa  Mf^'*  de  Snede 
&  troQT^  bon  de  retirer  la  pIns  grande  partie  de  Sod  armöe  de  la  Pologne 
et  d'agir  separeraeot  contre  Son  ennemy  le  Boj  de  DenDemark.  Car  eD 
gagnaot  da  temps  et  ae  coDBerrant  boj  meBme  8.  Alt.  Eleot  se  reod  capable, 
de  servir  un  jonr  le  public  avec  tont  plQB  de  force,  selon  Is  boone  intention 
qn'Elle  a  ene  toDBJonrs"  etc. 

Seitdem  hat  eine  weitere  Gonferenz  noch  nicht  Statt  gefoDdeD,  Schlezer 
iBt  in  gTosEer  Verlegenheit,  dasB  ihm  jede  nShere  Inatraction  über  die  Be- 
diDgDDgen  fehlt,  anter  denen  er  über  die  englische  Geldbilfe  abBchliessen  soll. 

Ein  Schiff  ist  aufgebracht  worden,  welches  eine  Anzahl  spanischer  Officiere 
and  eine  ziemliche  Quantität  Silbers,  was  von  der  letzteo  Silberflotte  her 
noch  in  TeDcrlffa  gehalten  wnrde,  nach  Spanien  oder  Flandern  bringen 
wollt«;  sehr  ansehnliche  Beat«. 


Richard  Bradehaw,  englischer  Gesandter  nach  Moacan,  an  den 
KarfÜraten.    Dat  Franenbnrg  ^^^  1657. 

[TermitteluDg  xniscbeo  Schweden  nnd  dem  CsarsD.] 
10.  Ang.  Er  sei  von  dem  Protector  abgcBcbickt,  nm  eine  Versöhnung  zwischen 
dem  Czaren  und  dem  König  von  Schweden  zu  rerEuchcn;  hierbei  sei  ihm 
zngleich  aufgetragen,  den  Enrfürsten  im  Namen  des  Protectors  speciell  zn 
begrüBsen  and  ihm  Beine  Dienste  anzubieten,  falla  er  derselben  bedürfe  — 
„B(  qnidem  Magnus  Dox  MoBcoriae  ad  nonnnllum  praetensam  titati  sni  de- 
fectnm  insnrreiit  mibiqae  hoc  per  Cancellariam  Buom  eignlficari  cnraTit 
Ego  Tcro  poting  meae  credo  menti,  sibi  hnoc  praetextam  solnmmodo  et 
nnice  eam  in  finem  placaisae,  quo  tempas  tereret  et  interim  prias  Daiaa 
capitalis  actionis  exitam  effectumve  armomm  utrinsqae  Reg.  M">  Saeciae 
et  Daniae  experiretar,  antequam  qaaeqnae  tractata  cnm  8er»>  ac  Pof" 
Saecoi'um  Rege  iniret."  —         

Der  Kurfürst  an  Bradshaw.  Dat  Regiomonti  12.  Ang,  [sie]  1657. 
12  Ang.         Dank  für  den  Grnss  des  Protectors;  auch  der  Karflirst  hat  seine  Ver- 
mitteluug  zwischen  dem  Czaren  and  Schweden  angeboten;  er  mächte  dies 
mit  erneuter  Anerbietung  dem  Czaren  ins  OedSchtniss  zurückrufen. 


Bradshaw  an  den  Knrftirsten.     Dat  Goldingen  1.  Oct  1657. 

1.  Oct.  Dank  für  den  durch  die  Herzogin  von  CurlaniThier  in  Goldingen  jüngst 

erhaltenen  Brief  vom  12.  Sept.  [sie].  Er  werde  jetzt,  sobald  es  das  Wetter 
erlaube,  zu  dem  Czaren  aufbrechen,  dabei  die  geäuEserteii  Wünsche  des 
Kurfürsten  !n  Acht  nehmen  und  seiner  Zelt  darüber  Bericht  geben. 


^aovGoOt^lc 


Oeasodtachall  Bradshawa.    Aoleihe  oder  Sobeidie. 


Schlezer  an  den  Knrittrstea.    Dat  London  7.  Äug.  1657. 

Der  Generalmajor  aep80Q[Jepbeon]  wird  an  deuEänigvoDSohweden,  11.  Aag. 
Hr.  MidduB  [Meadow]  an  den  von  Diuie mark  gCBchickt.   Der  erstere  soll 
anch  zu  dem  EarfUrsten  kommen.') 


Schlezer  an  Waldeck.     Dat  London  7.  Ang.  st  v.  1657. 
(Arole.  Arch.) 

[Aoleihe  eher  2a  hoffen  all  Sobsidie.    Engliaehe  Beschwerden  über  die  Nieder- 
länder.   Wae  man  von  dem  Earfürsten  erwartet-] 

Bedauert,  daas  er  keine  Vollmacht  erhalten,  mit  dem  Protector  iiberll.  Ang. 
eine  Anleihe  za  verhandeln,  sondern  dass  der  Kurfüret  nnr,  ohne  von 
einer  ReBtttnimng  zn  eprechen,  ein  Snbsidiam  begehrt.  Unter  dieser  Be- 
dingang  wird  man  sich  hier  schwerlich  dazn  verstehen,  besonders  — 
weil  es  auch  handg^reifiioh  ist,  dasB  der  Krieg  mit  Spanien  nimmer 
mehr  Trird  können  aosgeftthrt  werden,  so  lang  die  ^Niederländer,  unter 
was  Prätext  es  auch  sein  möchte,  sieh  der  Transportation  des  spani- 
schen Silbers  und  allerhand  diesem  Staat  nachtheiliger  Zufuhr  unge- 
scheoet  anmassen.  Man  gedenket  derhalben  nar  auf  Gelegenheit,  den 
Handel  ihnen  dermaleina  zu  sperren,  und  weil  solches  nicht  wol  wird 
geschehen  können,  als  dass  man  einander  wieder  in' die  Haare  ge- 
rathe,  so  wird  das  Geld  desto  mehr  mesnagirt 

Wie  es  aber  auch  endlich  mit  meiner  Negociation  gehen  möchte, 
merke  ich  doch  wol,  dass  man  Sr.  Ch.  D.  die  Condition,  bei  der  Königl. 
Schwedischen  Partei  zu  bleiben,  mit  dem  Hause  Oestreich  sich  nicht 
ZQ  engagiren,  gestalten  Sachen  nach  Ihre  Waffen,  wohin  es  die  Con- 
foederirte  gut  möchten  finden,  zu  kehren  und  dergleichen  werden  für- 
gestellet  werden.  Denn  dahin  bemühet  sich  der  hiesige  französieche 
Ambassadeur  (der  mir  sonst  wo!  vieler  Ursachen  halber,  sowol  als 
der  sohwediBohe  Fleoipotentiarius  treulich  assistiret),  dass  ein  advan- 
tageuser  Beding  fOr  die  ganze  Parthei  dabei  möge  gemacht  werden. 

Er  könne  nicht  lünger  in  England  bleiben,  wenn  nicht  Anstalt  gemacht 
verde  zn  seinem  Unterhalt. 


■)  Sbid  Credenzbrief  HD  deo  Rarrürsten,  vod  Miltoo  verfasst,  in  desBen Litte raa 
B  SenalDB  Anglicani,  Cromwellii  Richardique  ad  diversos  in  Europa  PHii- 
cip«8  et  Reapablicaa  exaratae  (ed.  Pritiue.  Lipa.  1690)  pag.  213.  Daa  Origioul 
Im  Archiv  vorhaaden;  das  im  Dnick  fehlende  Datam  iat  20.  Ang.  1657.  Gogeo- 
gaaaichoet  von  Jo.  Thorloe. 


^aovGoOt^lc 


780  ^'-    Bru>deDburg  uod  Eoglknd. 

Suhlezer  an  den  KnrfUrsteiL  Dat  Rasliall  12.  Äng.  sL  v.  1657. 

[üie  SeodnDg  JephsoDS ;  von  ihrem  Erfolg  der  Bescheid  «bhiogig;  LaDduraotb«IL] 
22.  Aug.  Heide  unvor^reifliche  Heinang  ist  dabei  [bei  der  Sendang  Jeph- 
fions  an  Karl  Gustav]  gewesen,  dass  es  fürnebmltcb  za  Reconcilia- 
tion  beider  kriegender  Theile  angesehn  sei.  Dabeneben  muaa  ich 
aber  dennoch  auch  dafUr  halten,  dass  S.  Höh.  Fttrhabena  sei,  höchstged. 
I.  KOn.  Mty.  ihre  Concepten  wegen  generaler  Vereinigung  der  evan- 
gelischen Potentaten  und  Mächte  zu  communiciren  und  demfolgend 
einen  Scbluse  zu  machen,  wie  sie  sich  gegen  einem  jedweden  abson- 
derlich comportiren  wollen. 

Es  ist  mir  allezeit  von  guter  Hand  zu  verstehen  gegeben  worden, 
dass  ich,  ehe  und  bevor  gemelter  Qeneral  Hi^or  bei  I.  Kön.  Hiy. 
wDrde  angelanget  sein  und  etwas  gründliches  zurttckgeBchrieben  haben, 
auf  einige  speciale  Besolntion  mir  keine  Rechnung  zu  machen  haben 
wDrdo.  Mehrbesagter  Person  Verschickung  aber  ist  nun,  wie  ich  vernehme, 
wiederum  bis  zlt  Ende  der  nächstkünfligen  Woche  differiret  worden  — 
er  habe  sieb  deshalb  ebeoso  wie  der  schwedische  Bevollmächtigte  fUr  einig« 
Zeit  aufs  Land  begeben,  «owie  der  Protector  aach  meist  in  Hamptoncoart 
sieh  aufhält. 

Schlezer  an  den  Korftiraten.    Dat  London  28.  Aag.  st  t.  1657. 

[ÜDlerreduogeD  mit  MiltOD  oud  Tbortoe;  goDeigle  GesiDDDDg,  aber  kein  Geld. 
Sendaag  Jephaons.  Schlezer  droht  mit  einer  politischen  Wendang  des  EorfortUn. 
Jephson.  Headow.] 
7.  Sept.  Nachdem  ich  mein  jüngstes  vom  20.  dieses  aus  Rushall  an  E.  Cb.  D. 
untertb.  abgehen  lassen,  bin  ich  nicht  allein  von  wegen  des  Secretaiü 
Status  Herrn  Thurloe  advertiret  worden,  dass  er  ein  und  anders 
mündlich  mit  mir  zu  communiciren  hätte,  sondern  es  hat  mir  auch 
der  zu  den  ausländischen  Affairen  bestellter  Seeretarius  Hilton  zu 
wissen  gethan,  dass  etwas  im  Rath  fUrgangen  wäre,  so  E.  Ch.  D. 
concemirte.  Ich  habe  mich  darauf  sofort  wiederum  anhero  begeben, 
wiewol  ich  gross  Bedenken  getragen,  ehe  und  bevor  der  gnäd.  ver- 
sprochne  Wechsel  würde  ankommen  sein,  mich  dieser  Orten  viel  sehen 
zu  lassen,  und  habe  fUrerst  von  dem  Secretario  der  auswärtigen  Ex- 
peditionen so  viel  vernommen,  dass  ihm  anbefohlen  worden,  ein  affec- 
tionirtes  Schreiben  an  E.  Cb.  D.  aufzusetzen,  darin  derselben  Eifer 
für  das  gemeine  Beste  und  Ihre  Beständigkeit  bei  der  Königl.  Scbwe* 
dischen  Partei  gertlhniet  und  Sie  in  terminis  generalibus  Sr.  Hob. 
Freundschaft    und    möglichster    Dienste   versichert   würden.      Dieses 


A-nOO<^IC 


SendDQg  Jephsoog.    ÜnterredaDK  mit  Hiltoo  nnd  Thurloe.  7g]^ 

Schreiben  hat  dem  General  Major  Gepson  mitgegeben  werden  sollen, 
dass  er*»  nach  Gelegenheit  der  Sachen  E.  Ch.  D.  zuschicken  oder 
selber  flberliefem  sollt«;  denn,  wie  ich  höre,  hat  es  sich  auf  ihn  re- 
feriret 

Den  Secretarium  Status  sprach  ich  noch  desselben  Tages  en  paa- 
aant;  weil  er  aber  wegefertig  war,  zum  Herrn  Protectore  nach  Hampton- 
cottrt  zu  reisen,  ward  die  Conferenz  bis  Tolgenden  Nachmittag  aus- 
gestellt 

Wie  ich  mich  nun  zu  bestimmter  Zeit  bei  ihm  einfand  und  des 
Herrn  Protectoris  endliche  Erklärung  tu  wissen  begehrte,  bezeugte  er 
gar  hoch,  dass  es  Sr.  Hob.  eine  sonderbare  Freude  und  GonsolatioD 
wäre,  E.  Ch.  D.  bei  der  guten  Partei  unverrUckt  engagiret  zu  wissen; 
Sie  dieneten  und  assistireten  derselben  tod  Herzen  gern,  da^enige 
aber,  was  ich  im  Namen  E.  Ch.  D.  deeiderirte,  hielte  bei  ihnen  sehr 
hart  und  könnte  zu  keiner  unbequemeren  Zeit  von  diesem  Estat  ei^ 
wartet  worden,  als  eben  jetzo.  S.  Hob.  aber  wttrden  sieh  dennoch 
zum  böebaten  angelegen  sein  lassen,  und  er,  der  Secretarius  Status 
(der  hie  fast  alles  vermag),  wollte  sich  äusserst  dahin  bearbeiten,  dass 
E.  Ch.  D.  nicht  nur  mit  Worten  contentiret,  sondern  einer  realen 
Freundschaft  und  Assistenz  theilhaftig  werden  möchte.  Inmittelst 
hätte  der  Herr  Protector  seinem  Envo^ä  eitraordinaire  an  I.  Königl. 
Maj.  in  Schweden  Ordre  und  Instruction  gegeben,  E.  Ob.  D.  bei  ehister 
Gelegenheit  aufzuwarten,  und  Sber  dem  würden  Sie  mir  ein  Schreiben 
zustellen  lassen,  entweder  bei  dieser  oder  der  nächsten  Post,  aus 
welchem  E,  Ch.  D.  des  Herrn  Proteetoris  guten  Willen  und  Intention 
mit  mehrem  ersehen  würden. 

Ich  remonstrirte  ihm  abermal  die  hohe  Nothwendigkeit  einer  un- 
verzögerten  Resolution  und  bat,  er  wollte  sich  erinnern,  dass  ich  ihm 
unterschiedliche  Mal  zuvorgesaget  hätte,  es  wäre  eine  Veränderung 
obhanden;  denn  wenn  E.  Ch.  D.  von  diesem  Estat  keine  Hülfe  und 
Beistand  bei  Zeiten  genieesen  könnten,  da  Sie  aller  andern  Assistenz 
von  Schweden  und  Siebenbürgen  entblösset  wären,  würde  es  niemand 
Wunder  nehmen  müssen,  wenn  Sie  sich  ingleichen  mit  Hintansetzung 
anderer  Interesse  zn  demjenigen  entschlössen,  was  zu  Ihrer  eigenen 
ConBerration  das  Beste  und  Nächste  sein  würde. 

Der  Secretarius  Status  verhiess  mir  darauf  abermal,  da^s  er,  wie 
seine  Worte  lauteten,  alle  Steine  bewegen  wollte,  damit  mir  eine 
speciale  Antwort  vom  Herrn  Protectore  ehistes  gewerden  mOchte. 

Wobei  ich's  denn  dieses  Mal  habe  müssen  verbleiben  lassen  und 
habe  unterdessen  Gelegenheit  gesucht,  mit  besagtem   General-Hajor 


A-nOO»^lc 


7g2  ^^-    BrKDdeDbnrK  und  Engluid. 

JepBon  mich  bekannt  zu  machen,  damit  ich  E.  Oh.  D.  desaen  Cbt- 
racterem  unterth.  geben  und  ihn  zugleich  zu  derselben  Dienst  dispo- 
niren  mOehte.  Seine  vornehmste  Qualitäten  aber  kommen  mir  Tor, 
fBmehmlich  militaire  zu  sein.  Er  hat  dennoch  die  französische  und 
lateinische  Sprach  ziemlich,  auch  eine  PoUtesae  in  dem  Aeosserlicben  . . . 
[Aufzählung  seines  Qefolges];  im  Obrigen  wird  er  gehalten  fUr  einen 
Mann,  der  es  wol  und  aufrichtig  mit  dem  gemeinen  evangelischen 
Wesen  meine. 

Der  Oesandle  nach  DKuemark,  Mr.  Meddus  ist  gestern  abgereist. 


Schlezer  an  den  Kurfltraten.  Dat  London  4.  Sept  st.  v.  1657. 

[Schweden  und  England.  HanaeAtiBCher  Gesandter.  Scbreibeo  dea  Protectora-] 
14.  Sept.  Eb  wird  jetzt  sUgemeia  gesagt,  die  MiBsion  JephBon's  sei,  eine  eogere 
Alliance  mit  Schweden  zu  tractireD ;  ein  Bchwedischer  ausserordentlicher  Ge- 
sandter Prlesendorf  ist  in  London  anwesend.') 

Aach  ein  Syndicns  von  Hamburg,  Licentiat  Petersen,  ist  hier,  an- 
geblich priratim,  aber  wahrscheinlich  doch  im  Auftrag  der  3  Hansestiidte. 

Das  Schreiben  an  den  Enrfürsten  ist  ihm  noch  nicht  zugestellt  worden- 
er mag  nicht  darom  drängen. 

Eret  nach  Abgang  der  Post  erhält  Schlezer  noch  an  diesem  Tage 
das  Schreiben  des  Protectors.*) 


Schlezer  an  den  Karfttrsten.  Dat  London  26.  Sept  st  t.  1657. 

[Qerachte  Sber  des  EnrTaraten  Teratändigang  mit  Polen.    Oeremonlalla.] 
Seit  drei  Posttagen  sind   die  answ&rtigen  Nachrichten  aasgeblieben } 
man  trägt  sich  mit  allerlei  Gerüchten,  anch  namentlich  Aber  den  EurfUrBten 
und  sein  Abkommen  mit  Polen. 

Des  Herrn  Protectoris  Schreiben  vom  3.  dieses  will  ich  hoffen, 
E.  Ch.  D.  wol  eingeliefert  zu  sein.  Oass  dasjenige,  so  daran  mOohte 
desideriret  werden,  nnr  des  Canzelisten  Unbegriff  und  Nonchalance 
deren,  die  Acht  darauf  haben  sollten,  nicht  aber  dem  Hangel  gebah- 
render  Aeatime  bei  Sr,  Hob.  zuzuschreiben  sei,  wird  E.  Ch.  D.  aus 
dem  Brief,  der  dem  Oeneral-H^jor  Jepson  mitgegeben  ist,  erscheinen; 
denn  der  fängt  an :  SereniiMime  Princept,  amice  ac  foeäerale  ^arittime  % 
und  aber  dem,  dass  er  respectueusement  s^lisirt  ist,  endigt  er  sich 


')  Vgl.  Pafendorf,  Carol.  GoaU».  IV.  (.82f. 
*)  Gednickt  bei  Milton,  Litterae  pag.  222. 

*}  Bei  Milton,  Litterae  p.  213.  222  haben  baide  Briefe  dee  Protectora  dieie 
Anrede;  die  Originale  im  Berlfner  Archiv  haben  beide  nnr:  Str^  Prnetft. 


A-nOO<^IC 


ScbwedeD  a.  EDglaod;  JephiOD  o.  Fritseodorf.    Vertrftg  vod  Wehlan.     7^3 

mit  der  Conrtoisie:  Serenüatit  Vetlrae  Sladioituitmu'}.  Wie  ich  friig:te, 
wanim  der  andere  nicht  auf  die  gleiche  Weise  eingerichtet  wäre,  enl^ 
Bohnldigt  es  der  Concipist  ftlrerat  damit,  daas  er  allein  den  Eingang 
Ser"'  Prmceps  gesetst  hätte,  in  Meinung  der  SecretariuB  Status  wtlrde 
nnrei^essen  sein,  das  Qbrige  geziemend  tu  ordonniren,  und  sagte  da- 
bei, dasB  sie  die  demonstrationes  honoris  ihren  guten  Freunden  nicht 
allemal  ex  formula  gSben,  wie  bei  ans  io  Deutschland,  sondern  dass 
sie  darinnen  bisweilen  rariirten,  damit  man  desto  besser  erkennen 
könnte,  was  aus  Gewohnheit  oder  einer  rechten  Affeotion  geschehe. 
Alle  Angen  sind  jetzt  aaf  die  Vorg&age  in  Flaadern  gerichtet. 


Schlezer  an  den  EarfÜrsten.   Dat  London  2.  Oct  st  v.  1657. 

[D«r  WebUner  Vertrag.) 
GliickvanBch  zu  dem  jetzt  anthentisch  gemeldeten  Vertrag  zwischen  12.  Oct. 
dem  Karfürsten  nnd  PoleD'}.  Der  Protector  maas  über  den  Inhalt  desselben 
genau  nnterricbtet  werden,   sonst  wird  es  wol  mit  dem  gnten  Tertranen 
hiesiger  Seits  bald  za  Ende  sein. 

Schlezer  an  den  Knrfllrsten.   Dat  London  16.  Oct  st  r.  1657. 

[Biodmck  des  WehlMier  YertrageB;  Hinblick  aaf  dis  K&iserwabL    Beecbeid  an 
den  knrprälziicben  Gesandten ;  eTaugeliecbe  Vereinigung;  Pension  vom  Parlament.] 

Man  ist  hier  z.  Th.  sehr  perplex  gewesen  Über  die  Nachricht  von  den  26.  OcL 
polnischen  Tractaten  des  Eorfürsten.    Der  Gesandte  Hihrt  dennoch  fort,  in 
der  alten  Welse  zn  verhandeln,  nnd  schon  ist  die  Stimmang  wieder  besser. 

Heine  nnterth.  Schuldigkeit  hat  inmittelet  erfordert,  deren  durch 
den  Freiherm  von  Schwerin  mir  angedeuteten  Ursachen  der  Trac- 
taten micli  dergestalt  zu  gebrauchen,  dass  nicht  allein  meines  Wissens 
nichts  darwider  geredet  wird  . .  ,  sondern  es  ist  mir  auch  noch  gestriges 
Tages  zu  verstehen  gegeben  worden,  wenn  man  versichert  sein  könnte, 
dasB  E.  Ch.  D.  mit  {:  Österreich  wegen  der  Election  nicht  engagiret 
sondern  sich  dagegen  opponiren  wollten  :|,  dass  man  Ihr  noch  wol  zur 
Hand  gehen  und  in  der  That  erweisen  wollte,  in  was  hoher  Aestime 
man  Ihre  Freundschaft  und  vertrauliche  Correspondenz  hielte. 

Der  churpfalzisclie  Envoyä,  den  man  zu  Hofe  rechnet  seinen 
Depeeche  bis  aufs  Recreditiv  bekommen  zn  haben,  ist  dahin  bescbieden 
worden,  wenn  die  deutsche  Fürsten  sieb  recht  zusammenthun  und  eine. 

')  Die  Originale  haben  vielroehr  in  beiden  Briefen  um  Schlnss  die  Conrloisie: 
Veiltr  bonai  amieui  Olirer  P. 

•)  Wehlaoer  Vertrag  dat.  19.  Sept.  1667- 


D.qit.zeaOvGoOt^lc 


734  ^I-     BrandoDbarg  ond  Boglud. 

gewisse  Verfassung  unter  sich  machen  wttrden,  wollte  der  Herr  Pro- 
tector  mit  hinein  treten  und  das  Seioige  darzu  thun;  unterdessen  wollte 
er  die  Bezahlung  der  Sr.  Cb.  D.  zu  Heidelberg  restirenden  Pension 
dem  Parlament  recommandiren  und  ihm  nicht  nur  mit  Worten,  son- 
dern mit  der  That  Dienste  zu  thun  beflissen  sein.  Es  Terwnndem  sich 
ihrer  viel  darBber,  dass  S.  Hob.  sich  so  weit  herausgelassen;  ich  bin 
aber  fDr  meine  Person  von  Anfang  der  Heinnng  gewesen,  dass,  wenn 
£.  Ch.  D.  diesem  Estat  abgehen  und  nicht  bei  der  Partei  bleiben 
wDrden,  so  würde  es  Chur-Pfalz  zn  geniessen  haben;  ja  man  wtlrde 
vielleicht  ein  übriges  bei  ihr  thun,  damit  mau  die  GemUther  in  Deutsch- 
land nicht  gar  yerlieren  mochte. 


Schlezer  an  den  KurfÜrateD.    Dat  Loudon  23.  Oet  st  v.  1657. 

(Der  Korrüriit  und  die  EBiserwahl;   Schleier  dringt  anf  Eil«;   die  eDgliache  Be- 
gieraog  schon  iDformirt  über  dea  EurfürBteD  Abaichten.] 
2.  Nov.         Mao  kommt  aaf  die  Frage,  ob  nicht  etwa  in  der  Sache  der  Kaiserwabl 
der  Em Tiir.1t  schoD  für  Oestreicb  enga^iret  ist,  noch  mehrmals  mit  BeBorgoiss 
zurück. 

Ich  hielt  dafUr,  es  wUrde  deroaelben  unoachtbeilig  sein,  wenn  ich 
ihm  [dem  Staatesecretär]  dasjenige,  so  ich  bei  derselben  Post  durch 
die  gewöhDliche  Correspondenz  empfangen,  dass  nämlich  E.  Ch.  D. 
mit  [Oesterreich]  annoch  nicht  wol  zufrieden  wfiren,  conununiciret  h&tte; 
gestalt  ich  ihm  denn  selbiges  ans  meinen  Briefen  vorhielt  und  daraoa 
beschloss,  wenn  S.  Hob.  noch  etwas  zu  tfaun  gesinnet  wären,  wäre  es 
hohe  Zeit,  und  wflrde  zu  Vermeidung  aller  Weidäuftigkeit  nötig  sein, 
dass  sie  sich  rund  gegen  mir  erkläreten,  was  sie  zu  prästiren  ent- 
BchloBseo  wären,  and  was  sie  bergegeo  von  E.  Ch.  D.  begehrten. 

ludesB  merkt  Schlezer  aas  allem  durch,  dass  man  hier  doch  noch  andre 
Nachrichten  über  den  Kurfürsten  hat,  and  mao  glanbt,  dass  er  in  der  Wahl- 
Bache  doch  mit  dem  Hans  Ostreich  schon  in  Einverständniss  let. 


Schlezer  an  den  KurfÜrsteD.  Dat  London  27.  Nov.  st  v.  1657. 

[Schlezer  ia  grosaer  Noth.  Seine  Verhaflaog  wegeo  Schaldea;  alsbald  wieder 
befreit;  SatisfBCtJoo  für  die  Beleidigung  ta  fordern.  Seine  pecnniire  Lage.) 
Dass  B.  Ch.  D.  ich  siedert  dem  23.  pass.  nicht  mit  meinem  untertb. 
Schreiben  aufgewartet  habe,  ist  daher  kommen,  dass  ich  mit  keinen 
Worten  die  Perplexität  hab  ausbilden  können,  darinnen  ich  bishero 
gestanden,  wie  ich  nämlich  £.  Ch.  D.  hohe  Reputation  an  diesem  Ort 
erhalten  und  zugleich  verbergen  sollte,  dass  ich  oneraohtet  meines  ao 

i:a,t--r.d    .,*^-.00<^IC 


Die  Frage  der  EaiaeTwabl.    SchleBrri  Verbftflnng.  785 

rielfältigen,  dem&thigsten  Remonstrirens,  Bittens  und  Flebens,  und  Eu- 
wider  dero  gaii.  Vertröstungen,  Zusagen  und  ausdrücklichen  gegettenen 
Ordre  geld-  und  hnlflos  gelassen  worden. 

Noch  weniger  kann  ich  derselben  anjetzo  nach  Würden  zu  er- 
kennen geben,  wie  ecbmerzlich  es  mir  zu  Herzen  gehe,  dass  ich  um 
der  in  Ihrem  unterth.  Dienst  gemachter  Schulden  halber  den  24.  dieses 
albier  auf  offener  Strassen  arrestiret,  in  ein  gemeines  Cabaret  ge- 
fahret  und  von  liederlieben  Leuten  mehr  als  scbimpflicb  gehalten  wor- 
den sei  ')•  Zwar  hat  mein  deshalb  abgangenea  Schreiben  an  den  Se- 
cretarium  Status  so  viel  zu  Wege  gebraebt,  dass  der  Rath  alsofort 
zusammengefordert  und  die  Resolution  genommen  worden,  etzUcbe 
ihrer  Bedienten  nebet  einem  OfGcirer  von  der  Guarde  and  einer  Rotte 
Husketirer  an  das  Wirthshaus  zu  schicken  und  den  Baillif  zusammt 
seinen  Leuten,  wie  auch  den  Koch,  der  die  Permission,  wegen  einer 
Summe  von  130  Pfd.  Sterl.  mich  anzuhalten,  sub-  et  obrepticie  mit 
Verschweigung  meiner  Qualität  von  den  ludicibus  delegatis  zu  Wege 
gebracht,  hinwieder  in  Arrest  zu  nehmen  und  wegzuführen,  mich  aber 
nacber  Hause  begleiten  zu  lassen.  Gleich  aber  wie  ich  damit  keines 
Weges  vergnügt  sein  ka^n,  sondern  E.  Gh.  D.  halben  viel  eine  höhere 
Satisfaction  zu  prätendiren  habe,  also  lass  Ichs  in  E.  Ch.  D.  und  dero 
ansehnlichen  Hinistrorum  hoehweisem  Gutachten  gestellet  sein,  auf  was 
Weise  Sie  vermeinen,  dass  dieser  gelittene  Affront  solle  reparirt  und 
ich  hinwiederum  in  integrum  restitniret  werden. 

Meines  Tlieils  hätte  ich  wol  einen  and  andern  Fürschlag  zu  than; 
weil  ich  aber  so  unglückselig  bin,  dass  dieselbe  insgemein  wenig  atten- 
diret,  ja  noch  wol  meine  Schreiben  gar  anders  ab  sie  gemeinet,  aus- 
gedeutet werden,  muss  ich  mich  der  Aeussemng  meiner  Gedanken  so 
lang  enthalten,  bis  ich  vernehmen  werde,  ob  und  wie  weit  E.  Ch.  D. 
hiedurch  gnädigst  affioiret,  und  was  Sie  prompte  und  ohne  einigen 
Verzag  darin  au  thun  gemeinet  sein. 

Es  weiset  sieb  unterdessen  selbst,  dass  Geld  die  Lose  sei,  und 
werden  E.  Ch.  D,  sieh  in  keinen  Ungnaden  darüber  verwandem,  da 
ich  in  Hajo  und  Junio  mit  3C3  Pfd.  Sterl.  hätte  kßnnen  von  hier 
kommen,  dass  anjetzo  zum  wenigsten  6C3  Pfd.  Sterl.  oder  2503  Bth. 
dartu  werden  erfordert  werden. 

Ich  bin  inmittelst  nach  dergleichen  Despeot  nicht  Willeiu  wieder* 
um  in  publice  zu  compariren,  ehe  und  bevor  E.  Ch.  D.  mir  gnäd.  zu 
verstehen  geben,  was  dero  endliche  und  goäd.  Resolution  meioer  Person 


1  Von  dieser  VerbttfloDg  Schleiers  erz&hlt  aacb  Alliema  IT.  186. 

(•MT.Ji.  QiKli.  d.  Or.  KarrnntSD.     VIL  ÖO 


A-nOO»^lc 


7^g  VI.     IlraiKkiil.ur:;  iiml   i':ii);laml. 

und  Angclegenbeit  halber  sein  mJigc.  Werde  es  auch  dcslialben  nicht 
thun  können,  dieweil  meine  Sachen  in  dem  Hause,  so  ich  biahero 
bewohnet  und  nun  daraus  ziehen  uiubb,  glcichergestalt  angeballen 
werden.  —  

Iii  den  folgenden  Wochen  lebt  Schlozor  in  völliger  Zuriickgezogenheil, 
und  seine  Briefe  enth.ilten  wenig  von  Belang. 


Schlezer  an  den  Knrfiirsten.    Dat.  London  25.  Dec.  st.  v.  1657. 

[Jophson  An  den  Kurfürsten  adresslrt.     Die  Stimmang  gegen  Braodenbarg  Ter- 

chlochlert.    Die  Snche  dos  Schiffers  Dann.    Bitte  ihm  Satiafaction  za  Terschag'i'n. 

Downing  nnch  den  Niederlanden  bestimmt) 

I.  Dieweil  ieli  nicht  allein  durch  Sehreiben  eines  E.  Ch.  D.  Unter- 

thancn,  so  ich  bei  des  Herrn  Protectoris  Abgesandten,  den  General- 
Major  Jepson  gebracht,  sondern  auch  hicselbst  in  Erfahrung  kommen, 
daes  gemelter  Abgesandter  von  Sr.  Höh.  Ordre  habe,  zu  E.  Ch.  D. 
sich  in  Person  zu  erheben  und  bei  Ihr  dasjenige  zu  negotiiren,  vns 
man  alhie  dem  gemeinen  Wesen  nlltz-  und  verträglich  zu  sein  er- 
achtet ....  als  wird  es  zu  E.  Ch.  D.  hohen  Weisheit  und  GenerosiUI 
gestellet,  wohin  Sie  denselben  bescheiden  wollen. 

Meines  unterth.  Theils  hab  ich  Ihr  nicht  zu  verhalten,  dass  nicht 
nur  wegen  der  erschollenen  Separation  E.  Ch.  D.  und  I.  Kön.  Maj. 
in  Schweden  und  was  demfolgend  weiter  obhanden  sein  möchte,  son- 
dern auch  über  der  von  einem  hiebevor  genannten  engelSnclischen 
Schiffer  geführten  bitte™  Klage')  noch  ein  ander  Mescontcntemenl 
Sr.  Hob.  und  dieses  Estats  gegen  E.  Gh.  D.  vor  und  nach  meinem 
hiesigen  Rencontre  zu  verspüren  gewesen;  von  welchem  letzten  ich 

■)  Die  Angelegenheit  des  englischen  Schiffers  Thomai  Dann.  Denelb« 
war  im  Mai  li>5T  mit  seinem  Schiff,  dem  .Thomas  of  Ipswich*,  noch  Pillaa  ge- 
kommen; in  Folge  von  CoaBictcn  mit  seinen  Bootsleuten  verlassen  ihn  diese,  du 
Schiff  kommt  darüber  zn  Schaden  and  erleidet  endlich  Schiffbmch.  Dnnn  «ird 
dann  in  Königsberg  gegen  die  Bootsleute  klagbar,  indem  er  sie  zogleicb  be- 
schuldigt, werthTolle  Stncke  der  Tachlndang  bei  Seite  gebracht  zn  haben.  Die 
ensliBchen  Bootelente  aber  sind  von  dem  Commandantea  von  Pillau,  Oberst  Bill«, 


^aovGoOt^lc 


SenduD^  JephaonB.    AchleEerB  Affront.    DaDo'ache  Angelegeabeit.         787 

durch  zwei  vertraute  Leute,  die  aber  sieh  in  specie  nichts  äussern 
dürfen,  bin  advertire(  worden;  und  ist  es  die  eigentliche  Ursache  ge- 
wesen, warum  die  Audience  de  cong6  (die  ich  als  ein  Verlassener 
und  der  sonst  keinen  Rath  und  HOlfe  mehr  gesehen,  E.  Ch.  D.  hohen 
Reputation  der  Gebtlhr  vorzuBtehen  und  die  bemach  erfolgete  Incon- 
Tcnienten  zu  TerhUten,  gesuchet)  diiFeriret  worden. 

Der  Knrrürst  hat  jetzt,  venn  der  OeEsadte  JephBon  zu  ibm  kommt,  die 
best«  Gelegenheit,  nachdrücklich  wegen  der  ihm  in  seiner  Person  wider- 
fahrenen Beleidigung  Remonstration  zu  tbnn;  bei  der  Untersuchung  wird 
wot  berana  kommen,  dass  hinter  dem  bewussten  Koch  uoch  andere  Leute 
st«ben,  und  „dass  ich  E.  Ch.  D.  halben  habe  leiden  müssen'^.  Schlezer 
verlangt,  dnss  der  Koch  condcninirt  werden  soll,  „öffentlich  an  den  Pranger 
gestellt  zu  werden*' nod  eine  von  ihm  zn  bestimmende  Somme  an  die  Armen 
zu  zahlen. 

Der  nach  dem  Haage  destinirte  Resident  [Mr.  Downing]  hat  neu- 
lich die  Prediger  und  Aeltesten  der  niederländischen  Gemeine  zu  Lon- 
don zu  Gaste  gehabt  und  u.  a.  sich  verlauten  lassen,  er  zöge  hinttber 
in  wichtigen  Geschäften ;  denn  S.  Hob.  wollten  einmal  recht  verflachen, 
ob  es  dem  niederländischen  Estat  ein  Ernst  wäre,  eich  des  protestan- 
tischen Wesens  anzunehmen  oder  nicht 


Schlezer  an  den  Kurföreten.  Dat  London  29.  Jan.  st  v.  1658. 

[ParlanieDtseröffDDng.  Die  Rede  Cromwella  am  25.  Jaonar.  Bio  Tmctat  über 
cDgltBche  Schiffahrt  und  Handel  und  über  Erricblnng  einer  Bank.  Die  Regiemag 
ancht  eine  Anleihe.  Plan  für  die  nächste  Campogne.] 
Das  Parlament  Ist  am  20.  Jan.  wieder  zusammengetreten.  „Das  zweite  8.  Febr. 
oder  Herrenhana"  ist  damit  zugleich,  aber  ohne  alle  Solcnoität,  eröffnet 
worden;  C  romwell  in  Person  liess  die  beiden  HÄoser  zusammenkommen 
nnd  hielt  eine  kurze  Ansprache  an  sie  über  die  Lage   des  Staates,   was 

legen,  habe  er  dieses  desperate  Spiel  gespielt.  —  Bald  darauf  kehrt  Dann  nach 
London  zurück,  wo  ar  gewaltigen  Lärm  schlägt  über  die  ihm  in  Pillan  nnd  Königs- 
berg vriderfahrone  Unbill ;  er  berechnet  seinen  Schaden  anf  1900  B  Sterl.  =  7600  Rth. 
nnd  fordert  Schadenersatz  7on  Brandenburg.  Wie  Schlezer  im  Febr.  165S 
meldet,  fand  er  in  London  Glauben  und  erregte  grosse  Eetrüstong  gegen  Bran- 
denbnrg.  Cromwell  selbst  richtete  ein  Schreiben  an  den  Kurfürsten  (dat. 
Westroooasterii  18.  Febr.  1658),  worin  er  sich  des  Schiffers  annimmt,  sieb  darüber 
beklagt,  dass  die  eidbrüchigen  Bootsleute  in  brandenburgische  Dienste  genommen 
worden  seien,  nnd  nachträglich  Satisfaction  für  Dnnn  fordert-  Indess  wurde  in 
Königsberg  die  Abweisung  der  Dann'schen  Ansprüche  aufrecht  erhalten;  man 
scheint  dort  überzeugt  gewesen  zn  sein,  dase  der  englische  Schiffer  ein  Betrüger 
war.  Weitläufige  Acten  liegen  über  die  Sache  vor,  die  eich  noch  mehrere  Jahre 
hinzog;  noch  Karl  II,  verwendet  sich  im  Jahre  166S  für  Denn  bei  dem  Knr- 
ffirsten;  doch  blieb  anch  dies  erfolglos. 

50*  ■ 


.yGoot^lc 


7gg  Vr.     Binudt'nburg  und   Ktiglnnd 

danD  TOD  Lord  Fieuoes  „auf  eine  theologische  Art  nach  der  hrntigen 
MuDiere  dieeer  Nation  mit  ziemlich  scharfen  Esprossionen  wider  Spanien'") 
weiter  ausgeführt  wird. 

Den  25.  dieses  ....  ist  man  etwas  näher  zur  Sache  kommea,  in- 
dem S.  Hob.  beide  Häuser  des  Parlaments  zu  sich  in  das  Banquet- 
Hau8  beschieden  und  ihnen  daselbst  mit  einer  lang:en  und  beweglichen 
Oration  den  gegenwärtigen  Zustand  des  ganzen  evangelischen  Wesens 
filr  Äugen  gestellet,  insonderheit  aber  die  Peiplexität,  darin  der  König 
in  Schweden  theila  durch  seine  öffentliche  Feinde,  theils  durch  andere 
seine  Widerwärtige,  die,  ob  sie  gleich  der  Religion  zugethan  wfcen, 
aus  dem  Gottesdienst  nur  ein  Gewerbe  macheten,  oder  vielmehr  das 
Commercium  ihren  Gottesdienst  sein  Hessen,  den  König  in  Dänemark 
wider  ihn  aufgehetzet,  E.  Ch.  D.  von  ihm  abwendig  gemacht  und  den 
offenen  Feinden  der  Krön  Schweden  mit  Geld,  Volk  und  Schiffen  bia- 
hero  Assistenz  getban  hätten,  gebracht  wäre.  Demfolgend  bat  er  sie 
cruBtlich  ermahnet  und  gebeten,  sie  wollten  di^  Sache  reifiich  erwägen 
und  nur  gedenken,  dass  sie  sich,  wenn  der  König  in  Schweden  sollte 
gedämpfet  werden,  von  ihren  Nachbarn  nicht  das  Beste  zu  versehen 
hätten.  Es  wäre  derhalben  von  Köthen,  auf  mehr  Geld  und  Schiffe 
bedacht  zu  sein,  damit  man  vermittelst  göttlicher  Hilfe  das  Werk  in 
einen  andern  Stand  bringen  und  nicht  zusehen  und  erfahren  mflsate, 
dasa  von  ihren  Freonden  einer  nach  dem  andern  aufgerieben  und  sie 
zuletzt  auch  zu  ungelegener  Zeit  angegriffen  würden. 

Zu  dieser  Proposition  mag  ausser  den  Devoirs  der  Königl.  schwe- 
dischen Ministrorum  ein  gedruckter  nervöser  Disenrs,  auf  was  Weise 
die  englische  Schiffahrt  und  Traficq  in  bessres  Aufnehmen  zu  bringen, 
und  ein  Banco  wie  in  Niederland  hiesiger  Orten  aufzurichten  wäre, 
nicht  wenig  geholfen  haben.  Er  ist  allzeit  desselben  Tags  unter  die 
Herren  des  Parlamentes  ausgetbeilt  worden,  wiewol  er  schon  im  De- 
cember  Sr.  Hob.  offeriret  und  von  derselben  an  erfahrene  Lente  ist 
remittiret  gewesen.  Es  wird  darin  beschrieben  die  Notbwendigkeit 
der  Vermehrung  der  Kaufmannsschiffe  in  England,  die  Beschaffenheit 
des  engeländischen  Handels  tär  dem  Krieg  und  dessen  jetziger  Zn- 
stand, die  gegenwärtige  Bewandtniss  der  niederländischen  Commer- 
ciorum,  die  Ursache  warum  dieselbe  in  kurzer  Zeit  so  mächtig  zu- 
genommen, die  Nutzbarkeit  der  Bank  zu  Amsterdam,  der  Pr^udiz 
nnd  Hindemiss,  so  den  Engeländem  daraus  entstehet,  und  der  Vor- 
theil,  den  sie  haben  könnten,  wenn  sie  gleichergestalt  eine  solche 
Bank  errichteten;  wie  solches  anzufangen,  und  endlich  worzu  eine 

<)  Vgl.  über  die  Rede  ancb  Oarl;l  e.  IT  tca 


^düvGoot^lc 


Cromwell  im  P&rlsmeot.    Schrift  über  Handels-  a,  Bankwegeo.    Auflösniig.      789 

englische  Eaafmanneeourt  hie  zu  Lande  diCDlich.  Durchgvhends  Tver- 
deo  darin  viel  Mysteria  des  EaaffaandeU  entdecket,  und  wird  es  auch 
deswegen  nicht  unter  die  Lente  gebracht.  — 

Man  bemühet  sich  demnach  gar  sehr,  ansehnliche  Summen  Geldes 
aufzubringen  und  allerhand  praeparatori^  zu  machen.  Es  wird  auch 
rermuthet,  daas  der  Secretarius  Statue,  auf  welchem  fast  alles  liegt, 
sich  deswegen  aus  Whitehall  in  der  Still  nach  London  rctiriret  hahe, 
damit  er  einen  VorechusB  von  100,000  Pfd.  Sterling  und  hernach  alles  za 
einer  nachdrücklichen  Action  befördern  könnte. 

Es  wird  ebenmässig  gesagt,  man  erwarte  des  Mone.  l'Estrade 
aus  Frankreich,  der  mit  dem  Herrn  Protectore  wegen  der  künftigen 
Campagne  in  Flandern  tractiren,  und  dass  Frankreich  mit  Gngelland 
daselbst  hinfUro  zu  gleichen  Theileu  gehen,  die  tlbrige  und  meiste 
Macht  aber  gegen  Deutschland  wenden  werde. 


Schlezer  an  den  KniftlrateD.   Dat  London  5.  Fet)r.  st  v.  1658. 

fDnterhauB  gegen  OberhaoB.  Unerwartete  AuflÖaDDg  des  Parlaineata.] 
Das  HaoB  der  OemeiceD  hat,  statt  aaf  des  Frotectors  neuliche  Rede  15  Fvbr. 
tinzngebeD,  seiae  Zeit  seitdem  meist  mit  Protestatiooen  gegen  das  Herren- 
haus hiogebracbti  aus  dem  Oberhans  sind  mehrere  ins  Unterhaus  über- 
getreten und  haben  sehr  bedenkliche  Reden  gefuhrt  — 
und  ob  zwar  der  ohgedachten  wenig  Leute  Menses  dergestalt  balan- 
ciret  worden,  dass,  da  man  Ober  einem  und  andern  wichtigen  Punct 
votiret,  die  Suffragta  gleich  gefunden  worden  und  also  nichts  nach- 
theiliges  hat  können  concludiret  werden:  haben  S.  Hob.  das  Werk 
doch  dergestalt  zu  Herzen  genommen  und  die  Beschaffenheit  der  Ge- 
mOtber  also  angesehen,  dass  Sie  gestern,  den  4.  dieses,  sich  unver- 
muthens  nur  in  einer  Entsche  mit  zwei  Pferden,  damit  Sie  nicht 
möchten  erkannt  werden,  und  ohne  der  Trabanten  Gnarde,  die  Ihr 
aber  bald  hernach  gefolget  und,  wie  man  sagt,  unter  den  Casacques 
mit  Pistolen  sei  verschen  gewesen,  nach  dem  Oberhaus  verfuget,  das 
Haus  der  Gemeinen  dabin  erfordern  lassen  und  nach  einer  kurzen 
aber  scharfen  Anrede  (worin  er  ihnen  verwiesen,  dass  sie  die  bishe- 
rige Zeit  mit  unnützen  Disputen  und  mit  vorsätzlicher  Urastossung 
de^enigen,  was  sie  selbst  gebauet  und  worzu  sie  viel  Mühe  gehabt 
hätten,  ihn  zu  induciren,  hingebracht  und  etzlicbe  Tage  her  mit  sol- 
chen Anschlägen  schwanger  gangen  wären,  woraus  dieser  Nation 
mehr  Unheil  und  Unfriedens  in  kurzer  Zeit  entstehen  könnte,  als  er 
ihr  Friede,  Sicherheit  und  Wolfahrt  in  so  manchen  Jahren  mit  Ver- 


Aj.OOt^lc 


790  ^''     BraiiduDburg  UDil  Bogkad. 

giegsuDg  so  Tieleu  Blutes,  mit  Anwendung  so  vieler  Millionen  und 
mit  uDgesparter  Daraetzung  seines  Leibea  und  Lebens  h&tto  zu  Wege 
bringen  können)  ganz  unvereeheoeT  Weise  diesolriret  und  von  einan- 
der bat  geben  lassen.  S.  Hob.  haben  unter  andern  hiebeigefQgt, 
weil  Sie  wol  verapüreten,  daas  Sie  wenig  UBIfe  und  Beistand  in  den 
gegenwärtigen  Coiyuncturen  von  ibnen  zu  gewarten  bätten,  mDssten 
Sie  sehen,  wie  Sie  es  sonsten  macbteD;  wollten  aber  Gott  Richter 
sein  lassen,  welcher  Theil  es  mit  der  Prosperität  der  Nation  und  der 
gesammten  Protestirenden  am  besten  gemeinet  hätte '). 


Für  die  nacbsten  Zeiten  sind  die  Briefe  ßchlezers  wenig  and  tod 
geringem  Belang.  Von  Subsidien  oder  Alliance  ist  zunächst  nicht  mebr  die 
Rede;  es  wird  ihm  nor  aofgetragen,  in  der  Angelegenheit  des  Schiffers 
Dann  die  nätigeu  Vorstellungen  in  England  za  machen.  Im  übrigen  drängt 
Schlezer  daranf,  ihm  die  Abreise  ans  England  za  gestatten  und  durch 
Geldsendung  zu  ermöglichen.  In  Berlin  geht  man  auf  diesen  Wunsch  ein 
und  M.  Dogen  in  Amsterdam  wird  angewiesen,  ihm  zum  Behuf  seiuer 
AuHlösQug  3000  ßth.  zu  schickcü  (dat.  Colin  a.  Sp.  20.  April  1658).  Ob 
dies  geschehen,  iet  nicht  ersichtlich.  In  dieser  Zeit,  wie  es  scheint,  schrieb 
Schlczer  daa  nachfolgende  undatirte  Memoire,  fielleicht  zur  Einsendung 
an  einen  der  knrfiirstlichcn  Räthe  bestimmt. 


Sehlezers  Memoire  über  seine  Erlebniase  ala  braudeuburgiaeher 
Resident  in  London,    o.  D.  [1658.] 

1655  und  1656  Bei  er  „dergestalt  an  dem  Chnrf.  brandenburgischen  Hofe 
trautiret"  gewesen,  dass  er  seine  Residentenstelle  in  Hamburg  aufgegeben 
und  viele  anangenebme  Weiterungen  gehabt  hätte.  Endlich  entscbloss  er 
sich,  nach  England  zu  gehen,  nm  dort  seiue  „Fortune  zu  suchen".  Trotz 
aller  erfahrenen  Übcistände  und  „mitten  in  meinem  höchsten  Disgnsio"  habe 
er  aber  doch  auch  von  dort  her  seine  Dienste  angeboten. 

„Die  Leufte  hatten  sich  inmittels  dergestalt  verändert,  dass,  da  man 
kurz  zuvor  den  Herrn  Protectorem  nnd  diesen  Estat  feindlich  gehasset,  unter 
andern  eben  deswegen,  weil  ich  die  Wahrheit  davon  bezeiget,  mich  perse- 
quiret  hatte,  bo  befand  man  endlich,  dass  man  England  von  nStben  bätl« 
und  ohne  dasselbe  in  den  wider  die  Krone  Schweden  zur  Hand  genommenen 
Defensionswaffen  uud  der  entworfenen  oder  wolgeschlosscncn  Alliance  mit 
Niederland  nicht  fortgehen  könnte;  erinnerte  sich  auch  zugleich,  dass  ich 
wol  eher  durch  Gottes  Gnade  Sr.  Ch.  p.  nicht  nnnützlich  gewesen  wäre, 
darum  revocirte  man  mich  durch  des  Herrn  Grafen  v.  Waldeck  [Exe] 
nnd  den  Herrn  Tornoweu  mit  inständigen  Schreiben  gar  eilfertig  und  in 
üolchen  Terminig,  dass  S.  Cb.  D.  die  nach  Prenssen  fürhabeodo  Reise  nicht 

')  „And  I  du  dissolve  this  PurMomeiit!  And  let  God  be  judge  betweeo  joa 
and  me!"  Rede  üromwulls  am  4.  Fubr.  bei  Carlyl»,  iV.  lU», 


y  Goot^  Ic 


ÄurtöeuDg  liue  ParluDieola.     Scblezer'eche  Persoualien.  79]^ 

eher  fortsetzeD  wollten,  bia  Sie  mich  selber  geEprocheu  hätten.  Ich  kehrte 
derohalben  von  Hamburg  in  der  Eil  wieder  znrUcke  uacher  Berlin,  ward 
daselbst  von  höcbgtgcd.  Sr.  Ch.  D.  gar  gnädig  und  von  der  ganzen  Hof- 
Gtadt  freundlich  empfangen;  8.  Ch.  D.  entdeckten  mir  Ihr  Fürhaben,  mit 
diesem  Eslat  Freundschaft  zn  machen  und  mich  darunter  zu  gebrauchen; 
fingen  anch  darauf  an,  durch  Ihre  Leute  deswegen  mit  mir  tractiren  zu 
JaBaeu.  Die  durften  mir  nun  zwar  aogesinnen,  weil  ich  ohne  das  hieher 
zn  reisen  gedächte,  dass  ich  für  ein  Nichts  Werth  die  Chnrf.  Gesch&fte  auf 
mir  nehmen  sollte  etc." 

Schlezer  verlangt  1000  Rth.  für  die  Hinreise  nnd  das  erste  Jahr; 
man  will  nur  600  Rth.  zahlen,  und  Schlezer  gibt  darin  endlich  nach  „und 
machte  meine  Rechnung,  dass  ich  anch  nicht  mehr  als  einen  Jungen  halten 
und  mich  im  übrigen  nicht  weiter  bemühen  wollte,  als  ich  für  ein  solches 
Tractement  würde  tbun  können".  Mit  vieler  Mühe  werden  dann  1000  Rth. 
Wechsel  zusammengebracht,  womit  Schlezer  nach  London  abreist.  (Sep- 
tember 1655).  Er  hält  ^ich  znerst  still  und  eingezogen;  dann  macht  er  sich 
mit  der  holländischen  Ambassade  bekannt,  die,  wer  weiss  aus  was  für 
Gründen,  das  Gerücht  von  einer  bevorstehenden  sotlennen  Gesandtschaft  ver- 
breitet hatte.  Indess  Schlezer  hält  sicji  zunächst  nur  als  blosser  Corres- 
pondent,  der  zu  sondiren  hat;  darauf  lautete  seine  Bestallung  mit  600  Rth. 
Einige  Monate  später  kam  Instruction  nnd  Credenz,  um  öffentlich  aufzutreten 
—  nur  kein  neuer  Wechsel.  —  Der  Staatssecretar  Tborloe  nahm  das  Auf- 
treten Schlezers  znerst  nicht  sehr  angenehm  auf;  man  hatte  eine  feierliche 
Ambassade  erwartet,  nnd  statt  dessen  erscheint  Einer,  „der  dnre h  die  Hinter- 
thür  hereinkäme",  wie  Thurloe  sagt.  Trotzdem  bewilligt  der  Protector 
i'ine  Öffentliche  Audienz.  Schlezers  Bagage  war  in  Hamburg  durch  nn- 
günstigen  Wind  zuriickgehiiUen  —  er  muss  daher  Alles  neu  anschaffen,  und 
die  1000  Rth.  gehn  so  zu  Ende.  Nun  folgten  die  ewigen  vergeblichen  Klagen 
lim  Geld,  Die  Geschäfte  aber  gingen  gut;  Schlezer  gewann  Beifall  —  nur 
(so  schrieb  man  anch  von  andern  Seiten  nach  Berlin)  wünschte  man,  dass 
er  sich  etwas  stattlicher  in  seiner  Ausrüstung  halten  könnte.  Schwerin 
deutet  ihm  an,  dass  der  Kurfürst  wünscht,  dass  er  seinen  „Train  grösser 
und  repntirl icher"  machen  sollte.  (Mai  oder  Jnni  1ÖÖ6).  Er  wird  nun  ge- 
nötigt, eine  eigene  Kutsche  zn  halten,  und,  da  sein  alter  Wirth  ihn  nicht 
länger  behalten  will,  eine  eigene  Haushaltung  einzurichten.  Dann  folgt 
nach  Isngen  vergeblichen  Bitten  um  Geld  die  Reise  nach  Holland  (s.  oben 
p.  757);  endlich  Aufnahme  eines  Capitals  dort,  aber  nur  von  1200  Rth.,  die 
eben  ausreichen,  die  Schulden  zu  bezahlen.  Dann  weiter  wie  bekannt  aus 
der  Relation  nnd  endlich  die  Arrestirung  am  24.  Nov. 

Seitdem  ist  er  durch  übeles  Gerede  bei  dem  Kurfürstco  in  Ungnade 
gekommen.  Tornow  schreibt  zwar,  es  soHe  etwas  für  ihji  geschehen, 
aber  man  behandelt  ihn  äusserst  schlecht,  und  er  muss  mit  seinen  Credi- 
toren  allerlei  Abkunfte  treffen  und  hat  jetzt  noch  eine  sehr  bedeutende 
Schnldenlast.  ^ 

In  einem  andern  ähnlichen  Memoire  späteren  Datums  |c».  März  1659] 
erzält  er  dasselbe  mit  manchen  Abweichungen. 


^aovGoOt^lc 


792  ^''-    Braadeobarg  ood  EngUod. 

Feiade  am  Berliner  Hof  haben  ihn  zn  dem  Entechlase  gebrocbt,  uacb 
England  zu  geben  ond  die  brandenbnrgischen  Dienste  zn  qaittiren.  Eben 
im  Begriff  sich  in  Hambarg  eiuzascbifTen ,  bekommt  er  eine  Aarfordemng, 
nochmals  nach  Berlin  za  kommen,  wird  sehr  gnädig  ron  dem  Knrlnrstea 
empfangen  nnd  tibernimmt,  ohne  öffentlichen  Charakter,  gegen  einen  massigen 
Gehalt,  das  Amt  der  Correspondenz  uns  London. 

Sept.  1655  kommt  er  nach  London;  im  3.  Monat  darauf  erb&lt  er  In- 
stmction  und  Creditiv,  nm  als  Envoyä  in  London  anfzntreteu.  —  Dann 
weiter  über  seine  Geldaffniren,  Verhaftung  ttc. 

Im  Sept.  verwichenen  Jahres  war  er  so  weit,  dass  er  in  gebührender 
Form  einen  'Wechselbrief  auf  den  Eurtursten  selbst  zog,  nnd  zugleich  einem 
gnten  Freund  Auftrag  gab,  sobald  er  erführe,  dass  die  Bezahlung  des 
Wechsels  geweigert  würde,  ein  Schreiben  einzugeben,  worin  er  definitiv 
seinen  Abschiod  verlangte. 

Inzwischen  erhält  er  von  dem  „Premier  Mtnistre"  ein  Schreiben,  worin 
dieser  seine  Zurücksetzung  bedauert  nnd  unschuldig  danin  zu  sein  erklärt; 
zugleich  tbeilt  er  ihm  vertraulich  mit,  man  habe  ihn,  Schlezer,  am  Hofe  in 
Verdacht  „^s  ob  er  Sr.  Ch.  D.  jetzige  Consilia  nicht  approbirte  nnd  dem- 
folgend  alhie  zu  Hofe  nicht  dergestalt  agiret  hätte,  wie  er  hätte  thun  können 
und  sollen".    Der  Wechselbrief  aber  war  bezahlt  worden. 

Schlezer  erwidert,  er  sehe  allerdings  den  Nutzen  von  des  Kurfürsten 
jetziger  Politik  nicht  ein,  habe  daraus  anch  gegen  ihn  selbst,  seine  Minister 
nnd  seine  Freunde  am  Hof  kein  Hehl  gemacht  Was  aber  die  Verhandlung 
in  London  betreffe,  so  sei  er  von  Nov.  165T  bis  Aug.  1658  überhaupt  gar 
keiner  partJcnlaren  Commission  gewürdigt  worden,  ausser  in  Betreff  jener 
„dummen  odiosen  Händel"  mit  dem  englischen  Schiffer  (Dünn). 

Einmal  dann  scheint  es,  als  habe  man  wirklich  die  gnte  Absicht,  ibn 
in  anständiger  Form  su  erlösen  und  zn  befriedigen  —  aber  schliesslich 
kommt  heraus,  dass  man  ihm  mit  Gewährung  einer  geringen  Summe  zu- 
mnthet,  „dass  er  sich  von  hinneu  wegstehleu,  die  Churf.  Creditoren  stecken 
lassen  nnd  derjenigen  Gnade  seinet-  und  ihrethalben  leben  solle,  die  ihn 
blühero  aufs  änsserste  verfolget  . .  .  anch  die  Maximen  gehabt,  dass  man 
auf  solch  einen  ungewissen  Estat,  wie  der  hiesige,  nichts  wendee 
sollte"  —  wofern  er  das  nicht  will,  wird  dem  Residenten  gedroht,  ibn  ganz 
zu  abandonniren. 

Die  Znmuthnng  einer  solchen  „schimpflichen  Retirade  nnd  Eschapade" 
verwirft  Schlezer  als  gegen  seine  Ehre  nnd  Gewissen  etc. 

Das  Stück  bricht  dann  ohne  eigentlichen  Srhluss  ab. 


^aovGoOt^lc 


Schlezerache  Penoonliuii.    GeaAud tschaft  Jupbso 


Generalmajor  W.  Jephson  an  den  Kurfürsten.     Dat  Wismar 
3,  Nov.  1657. 

Zeigt  dem  Korfürsten  seincD  Auftrag  an;  er  Eoll  ihm  die  GrÜEse  des  13.  Nov. 
frotectoTS  überbringen ;  zugleich  wünscht  der  Protector  zam  Gedeihen  der 
evaDgelischeu  Kirche  nichts  lebhafter,  als  ein  anfrichtiges  Zusammen  halten 
zwischen  dem  Kurfürsten  und  dem  König  von  Schweden.    Der  Gesandte 
bittet  am  Bestimmung  von  Ort  nnd  Zeit,  wo  er  den  Kurfürsten  treffen  kann. 

Der  Kurfürst  jintwortet  ihm  dat.  Cötn  a.  Sp.  8.  Dec.  1657.  —  Jephson  18.  Dcc. 
erhält  das  Schreiben,  als  er  eben  in  Begriff  steht,  in  das  schwedische  Lager 
nach  Fühnen  abzugehen,  um  gemeinsam  mit  Meadow  womöglich  zwischen 
Schweden  und  Dänemark  zn  vermitteln.  1658. 

Endlich  nachdem  der  Friede  zwischen  den  beiden  Reichen  hergestellt,  23.  Apr. 
schreibt  Jephson  Ton  neuem  dat  Hamburg  13.  April  1650,  dass  er  nun 
dea  Wunsch  und  eben  jetzt  neuen  Befehl  des  Frotectore  habe,  den  Knr- 
füreteD  so  bald  als  möglich  zu  eehen  nnd  meldet  sich  am  Hofe  an. 


Propoaition  JephaoDS  an  den  RorfUrsten  (o.  D.). 

Einleitung  über  die  freundschaftlichen  Gesinnungen  des  Protectors  für 
den  KurtürBten  und  sein  Wnusch  in  Qähcies  Verhältuiss  mit  ihm  zu  treteu. 
Er  wolle  den  Kurfürsten  weder  mit  einer  langen  Probe  seiner  Beredtsamlieit 
belästigen,  noch  „avec  les  encomiastiques  de  Sa  persoune". 

Je  ne  tiendray  pas  plus  long:  tempB  V.  A.  ä  präsent,  ei  non  que 
pour  Iny  dire,  qu'ä  une  autre  commoditä  j'ay  des  propositions  k  luy 
faire  de  1a  part  de  mon  maistre,  qu'il  a  jngi  eBtre  de  fort  grapde 
importanee  non  eeulement  pour  les  interest  comtnun  de  ta  Retigioo, 
mais  dc8  ceus  qui  touehent  de  pluB  präs  k  S.  Alt.  et  Ses  subjecte  ee- 
lon  la  coDstitution  präsente  de  l'AUemagne." 


Des  englischen  Gesandten  Jephson  bei  der  Conferenz  Über- 
gebene  Punkte  (o.  D.),  mit  Unterschrift  nnd  Siegel  Jephsou's. 

[Kotwendig«  Vereiaignog  zwiecheu  Braodenbnrg  und  Schweden.  D[e  Saiserwabl 
vom  Eam  Österreich  auf  ein  anderes  ed  briogen ;  das  allgeineioe,  das  branden- 
bnrgieche  nod  das  englische  loteresae  dabei.  Bin  Artikel  für  die  Wahlcapitulation.] 

1.    Der  Protector  räth  eine  enge  Verbindung  zwischen  dem  Kurfürsten     Mai. 
nud  dem  König  von  Schweden. 

Quod  communis  purioris  religionis  causae  interBit,  ut  Cels.  Sua 
Regri  Sueciae  sc  adjung:eret,  nee  cnm  apertis  ejusdem  inimicis  foedue 


7'94  ^'      BrsDileDburg  uod  EugUnd. 

iniret,  luce  sua  adco  res  clara  est,  nt  illam  dilucidare  velle  esset  lu- 
ceroam  boIi  accendere.  ...  At  noiim  diutiuB  hisce  meistere  .  .  .  ni 
bene  notum  fnisset,  nihil  intcntatum  relicturos  vaferrimos  homines, 
quo  taDdem,  si  fieri  posBit,  propoeitum  ad  optatum  finem  perdu- 
caat-,  quo  eonfecto  hoc  tantum  pro  praemio  Cele.  S.  forsan  reportabit, 
beneficium  utpote  Folyphemi  Ulysai  concessum,  ut  suorum  uttimus 
devoraretur;  compertum  est,  qua  fide  agant  cum  suis  haereticis. 

Weitere  Aasfiibruag  darüber,  nie  gchädlich  der  gemeinen  Sache  eia 
sc bwedisch-brandeDburgi scher  Krieg  werden  miisBe,  nod  ebenso  dem  Epecielleo 
Interesse  des  KorfürEtcD  und  seiner  Lande. 

Der  Protector  würde  nur  sehr  angern  der  Freundschaft  des  Kurfürsten 
entsagen;  indcss  ist  der  Gesandte  der  AnsicLt,  dass  solchen  Falls  er  nicht 
umbin  können  würde,  Schweden  zu  Hilfe  %u  kommen. 

2)  Quod  secundo  loco  proponeudum  haheo,  pertiuet  ad  Sacri  Ro- 
man)  Impcrii  Dominium,  ut,  si  fieri  possit,  traosferatur  in  alteram  do- 
nium  quam  Aiistriacam,  sub  qua  •  satis  diu  tota  laboravit  Germania. 
Res  utut  aonoullis  videatur  levicula,  in  qua  tarnen  praecipuum  vestrae 
quietis,  libertatis  et  religionis  momentam  positum  sit.  Pacillinium 
esset  enarrare  mala,  quae  sub  potentia  ista  vero  Hispaoica  perpessi 
cstis . . .  Mon  sane  pulchrior  occaaio  esspectari  potest,  quam  data 
est,  quum  haeres  Imperio  destinatus  mortuus  sit  et  jure  potestia  sine 
quavis  injuria  tos  vindicare  et  habenas  tali  rectori  committere,  qui,  si 
non  eadem  rcligione  vobiscum  imbutus  sit,  tarnen  talis  reperiatur,  ut 
qui  noQ  tarn  hostili  odio  Evangelicos  omnes  prosequatur. 

Esto  bella  inde  oriantur  et  quics  Imperii  paullulum  turbetur:  hac 
tarnen  via  pax  firma  et  sincera  in  posterum  stabiliri  potest,  quae  nun- 
quam,  dum  pessiraarn  istud  hominum  genus,  Jesuitae,  sceptnim 
tenent,  speranda.  Bellum  ob  leves  causas  suscipi  non  debct,  sed  ut 
indigne  evitetur,  quum  pro  aris  et  focie  contendere  DEVS  exercituum 
no8  evocat,  nulla  satis  justa  ratio  reddi  potest.  Uteuuque  res  succc- 
derent,  melius  tamen  foret  semcl  quam  semper  mori  et  sub  epecie 
pacis  et  libertatis  in  majorem  in  dies  detmdi  servitutem  et  miseriam. 

Non  inficias  ibo,  quod  rem  suam  cum  communi  ngat  Dominus 
mcus,  dum  hoc  suadet.  Bellum  nostrum  Hispanicum  nemini  ignotum 
est,  quod  sane  idem  ferme  existimaudum,  ac  si  esset  Austriaeum,  in- 
time adeo  istarum  dilionum  prineipes  inter  se  uniuntur.  Sed  hoc  aflir^ 
mare  licet,  puriorem  religionem  non  minimam  fuisse  causam,  cur  bel- 
lum istud  susceptum  fuit  et  adhuc  continnatur. 

:t.  Endlich  bittet  der  Protector  den  Kurfürsten,  dahin  zu  wirken,  diiss 
in  die  Wahlkapitulation  aufgenommen  wird  ein  Artikel  — 


.yGoot^lc 


Jupheou  iD  BerliD.  795 

quo  cantum  erit,  ne  Imperator,  Electoree,  Principe^  vel  Status  Gemia- 
Diae  (qui  per  pacitieationem  Monasterieneem  tenentur,  Kegts  Oalliae 
bostee  nullo  titulo  vel  praetextu  vel  ullius  coatroversiae  bellive  rati- 
ooe  contra  illum  armis,  pecunia,  milite,  commeatu  aliterve  juvare),  ne 
sub  praetextu  bellum  contra  Angloe  gereudi  eese  immisceant  belli»  iani 
iu  Flandria  vertentibus,  qaum  Ü.  Protector  suppetias  tantum  et  auxilia 
amico  suo  confoederato  illuc  miserit.  W.  Jephson. 


Reapouaum  uomuie  S.  Sert"'  Elect  etc.  d.  11.  meua.  Maji 
A.  D.  1658  datum.') 

[VerbiaduDg  Braadeaburga  mit  Polen.    Anaweicheode  Antwort  über  di«  Kaiser- 
wahl.    Znatimmnag  in  Betreff  des  Kriaga  in  Fl&nduni.| 

1.  Der  Earfürst  habe  bei  der  jetzigen  Verwickelung  wieder  recht  er-  'Jl.  Mai. 
Tahrea  —  „adeo  connexas  esse  S.  Ser*''  Elect.  stataa  cnm  regni  Poloniae 
»tata  rationes,  nt  bic  concati  aequeat,  qaia  S.  Ser^'  Elect.  coUidatar".  Das 
meiste- Verdienst  würde  sich  der  Protector  erwerbeo,  weno  er  auf  einen 
baldigen  Frieden  zwischea  den  beiden  Königreichen  binwirktc;  es  wird  bci- 
läafi^  erinnert,  dasB  doch  auch  Polen  seine  Verdienste  habe;  „orbem  Chris- 
liannm  a  barbaris  et  infidelibas  tot  secalrs  tegit  propngnatque  Folonia". 

2)  Quod  ad  secundum  attinet,  optandum  quidem  esset,  tale  caput 
legi  posse  orbi  Christiane,  quod  ob  communia  saera  Advocatum  re- 
ligionis  suae  haberent  Protestautes.  Verum  cum  non  unius  haec  res 
xtt  arbitrii,  niei  totam  Imperii  compagem  Bolvere  relit,  S.  Ser"'  Elect. 
secundum  Icges  fundamentales  et  instituta  majorum  id  pro  rite  legi- 
time<]ue  concluso  necesse  est  habeat,  quod  major  pars  Etectorum, 
quam  Catholtci  constituunt,  in  rem  communem  censuerit.  Pro  mo- 
dcmo  Europae  statu  vel  ipsorumoiet  Protestautium  intcrcssc  reputat 
tuta  potius  quam  Bpeciosa  sequi  consilia  nee  ultra  niti,  quam  ut  pactia 
Jureque  jurando  religionis  indemnitati  caveatur. 

3.  In  dem  dritten  Punkt  bat  der  Kurfürst  ganz  den  nämlichen  Wunsch 
und  bat  seine  Oe&andten  schon  darauf  instrairt. 


Schlezer  an  deu  Kurfürsten.    Dat  London  16.  Juli  at.  v.  1658. 

IBoglund  geoeigt  zur  Vermilloluog  mit  Schweden;  aber  Eile  nöUg] 
Ich  vernehme  von  guter  Hand,  dass  man  zu  Hofe  sehr  geneigt  26.  Juli. 
sei,  der  vor  Kurzem  schwebenden  Weiterung  zwischen  E.  Ch.  D.  und 

■)  Dieae  Antwort  schickt  Hoverbecb  (der  sie  auch  coacipirt  hat)  dem  schon 
wieder  nach  dum  Lager  Karl  Gustavs  abgereieteo  Gesandten  nach.  s.  d  Berlin 
30-  Mai  IGö». 


^aovGoOt^lc 


796  ^'I-    Brandenburg  uail  Eoglaod. 

I.  K.  H.  in  Schweden  durch  eine  kräftige  Mediation  za  präveniren. 
Ad  meinem  wenig^en  Ort,  weil  es  an  £.  Ch.  D.  Hofe,  wie  es  eobeinet, 
g:ut  gefunden  wird,  dass  ich  dabei  still  sitzen  und  mich  nur  am  Lebens- 
mittel Ton  einem  Tag  zum  andern  bektlmmem  soll,  habe  ich  des- 
wegen weiter  nichts  zu  erwähnen,  als  dass  uneraehtet  allem,  was 
draussen  spargiret  und  fDrgegeben  werden  möchte,  keine  geringe 
Confideuz  zwischen  I.  E.  M.  in  Schweden  und  dem  Herrn  Protector 
zu  vcrspDren . . .  Was  aber  E.  Ch.  D.  fOr  OfGcia  von  diesem  Estat 
in  Betrachtung  der  Gefahr,  worin  die  ganze  evangelische  Partei  an- 
itzo  stehet,  und  der  weiteren  ZerrDttung  des  gemeinen  Wesens,  so 
daher  zu  besorgen,  auch  in  Hoffnung,  dass  E.  Ch.  D.  hergegen  Sr. 
Hob.  und  dieser  Nation  in  einem  und  anderem  ein  VergnBgen  geben 
werden,  zu  gewarten  haben  möchten,  die  möchten,  wie  ich  mich  sehr 
befürchte,  dafeme  sie  nicht  alhie  ernstlich  und  mit  guter  Manier  ge- 
trieben werden,  wol  zu  spät  kommen. 


Der  Kurftrat  an  Schlezer.     Dat  Colin  a.  Sp.  3.  Aag.  1658. 
13.  .Aug.  Comp  lim  cnte  für  deu  Protektor  wegen  der  Gesaodtijcbart  Jephsoo's. 

Man  steht  ia  Berathung  darüber,  ob  es  nicht  aogemesseD  sei,  darch  eiue 
ExtniordiDBrgesaiidtKchafC  zu  antworten. 

Zu  Schlezers  InforioBtioii  wird  ihm  mitgeschiclit :  „dasjenige  was  von 
Verricbtiing  von  Unserer  Oesaudtscbaß  ia  Druck  gepnbliciret  worden.') 


Der  Knrftlrst  an  Schlezer.    Dat  Colin  a.  Sp.  12.  Aag.  1668. 
(Conc.  Schwerin.) 

[VoratellDDg  in  inaebea  aber  dl«  FeiudaeLgkeit  der  Lutheraner  nud  besoodera 

der  Schweden  gegen  die  Beronnirten;   ein  Intheraniecbes  Pamphlet  gegen  di« 

Eteformirteu;  schwedische  ÜndDldeainkeit    InsinnatioD  au  den  Proteetor.] 

j.  Nachdem  Wir  Uns  erinnern,  was  grossen  Eifer  der  Herr  Pro- 
teetor bisbero  Tor  die  reformirte  Beligion  überall  erwiesen,  und  aber 
dafttr  halten,  dass  I.  Eon.  Maj.  in  Schweden  der  Orten  ohne  Zweifel 
mtlsse  contestiren  lassen,  als  wann  Sie  jetztged.  Religion  nicht  ent- 
gegen wären,  noch  derselben  von  den  Lutherischen  kein  Bedrängniss 
zugeftiget  würde  (dann  sonsten  nicht  zu  vermuthen,  dass  der  Herr 
Proteetor  dem  Eönige  in  Schweden  so  viel  Znschub  leisten  würde):  bo 

')  Ba  ist  die  brau  den  bnrgische  Druckschrift  über  die  errolglose  Geeandtschaft 
Schwerin's  und  Weiinan's  au  den  König  Karl  Onetav  nach  Flensburg  im 
Juui  lti58,  worüber  vgl    Dropsen,  III.  2   40^  n.  and  oben  p.  132. 


A-nOO»^lc 


Beformirte  niid  LutbvraDer-    ScLwediscbe  rreesuren.    Cromnell  t.         797 

haben  Wir  nötig  befundeD,  demselben  und  den  Minirtris  in  England 
TOD  der  wahren  BescbafTenheit  einige  ErÖfTßung  za  tbun. 

Befehlen  Euch  demnach  gnäd.,  Ihr  wollet  data  occasione  denen- 
selben  ausfShrlieh  rorstelleo,  welchergestalt  die  Beformirten  im  Rom. 
Reich  nicht  so  sehr  von  denen  CatholiBchen  als  denen  Lutherischen, 
und  darunter  vomehmlich  von  den  Schweden,  am  meisten  gedrScket 
ffDrden,  wie  Wir  denn  nicht  zweifeln,  es  werde  Euch  selbst  genugsam 
bekannt  sein,  was  etzliclie  Jahr  hero  in  solcher  Materie  rorgcgangen. 
Widerstand  der  Lathenscbeo  gegen  die  AncrkcnonDg  der  Rcformirt«D 
bei  den  wettfSlischeD  Tractaten,  and  trntz  der  dort  ansgeoprorhenen  GleJi-li- 
Oerecbtigung  seitdem  noeh  immer  anter  schwedisrhem  Si  bnU  Zuriirltsetzong 
and  Bedrückung  der  Reformirtcn. 

Damit  sie  in  England  auch  sehen  mögen,  wie  die  reformirte  Re- 
ligion, als  wann  sie  vom  Teufel  herkäme,  tod  den  Lutherischen,  und 
zwar  denen,  so  Schutz  von  Schweden  haben,  besehrieben  und  aus- 
geschrien wird,  so  than  Wir  Euch  zu  dem  Ende  angefligte  Disputation, 
Bo  neulich  ein  Elbinger  gehalten,  dieselbe  auch  unter  andern  schwe- 
dischen Ministris  dediciret,  [aberschickenj ,  uod  habt  Ihr  ihnen  zu 
leigeo,  wie  sinietre  und  calumniose  der  reformirten  Religion  darinnen 
gedacht  werde. 

Wir  zweifeln  auch  nicht,  es  werde  dem  Herrn  Protectori  seihst 
bekannt  setu,  dase  eben  tod  den  Schweden  den  Reformirten  die  Ge- 
wissensfreiheit zu  Thorn  und  Elbing  genommen,  welche  sie  bei  den 
Katholischen  ohne  einzige  Bedrllngniss  gehabt;  wie  sie  sich  denn  auch 
unterstanden,  da  Wir  den  Reformirten  das  exercitinm  religionis  in 
Uinterpommem,  Unserem  eigenen  Lande,  ohne  Beschwer  und  Hinder- 
nisa  der  Lutherischen,  verstatten  wollen,  die  Schwedische  sich  dagegen 
gesetzet  und  an  Unsere  eigene  Landschaft  geschrieben,  dass  sie  sich 
dagegen  setzen  sollten. 

Daher  der  Herr  Protector  zn  ersuchen  sein  wird,  dass  derselbe 
bei  so  gestellter  Bewandtniss  seine  Affecüon  nicht  so  sehr  deneojenigen 
zutragen  und  leisten  möchte,  welche  ihn  und  seine  Religionsrerwandten 
dergestalt  drücken  und  verfolgen  thUten. 


Ans  dem  Monat  Aagaet  ist  nur  eine  Relation  Schlezers  vorbanden  6 
(dat.  UT.  Ang.  1858),  in  welcher  er  bericbtet,  dass  das  Misetranen  gegen 
Urandenbnrg  in  England  im  Zunehmen  begriffen  sei;  anch  nach  dem  jüngsten 
GreignifiB,  dem  Ueberfall  Kopenhagens  darch  Karl  Ou-stav,  bleibe  man 
dorh  hier  der  schwedischen  Sache  zngethan.  Bevorstcbende  AnflüBang  dea 
Protectors  (t  3.|13.  Sept.  1658). 


^aovGoOt^lc 


VI.     Brandenburg  und  Enftland. 


Schlezer  an  den  KurfUreten.    Dat.  London  10.  Sept  st.  v.  1658. 

[Der  Reglern DgBnecbael  Schlezer  nicht  orBclell  angezeigt;  Gründe  dieser  Ter- 
DuhläsBlgnDg;  Einreichnng  eines  Memoires  an  den  Staatsralh;  Brörternng  der 
englischen  Qriindc;  Schlezera  peraÖDitche  Stellong.  Hilfaflotte  fQr  Schweden! 
20.  Sept.  E.  Ch.  D.  kann  ich  hiedurcb  und  in  getreuer  Wolmeinung  untertb. 
nicht  verhalten,  waegestalt  die  Reihe  der  an  alle  Ministros  pablicos 
gethanen  eolenmen  Notification  von  Sr.  Höh.  des  Herrn  Protectoris 
Itichaidi  angetretenen  Regiment  so  gar  nicht  an  mich  kommen,  dass 
mir  auch  gnngBsm  zu  verstehen  gegeben  worden,  ich  wfirde  derselben 
keines  Wegs  zu  gewarten  haben.  Wie  ich  in  die  Ursachen  inquirirte,- 
hat  man  mir  im  Vertrauen  wissen  lassen,  ich  hätte  michs  fDr  meine 
Person  nicht  anzuziehen  .  .  .  diese  Sachen  aber  wären  in  eonsilio 
debattiret  und  hstte  man  nicht  finden  können ,  wie  man  £.  Ch.  D. 
gleich  andern  Freunden  des  Gouvernements  consideriren  könnte. 
Dann  fQrs  erste  hätten  Sie  niemals  die  königliche  Stuartischc  Partei 
im  Herzen  quittiret.  Zum  andern  hätte  es  den  Estat  befremdet,  dass, 
da  E.  Ch.  D.  hie  um  subsidia  hätten  anhalten  lassen,  dennoch,  wie 
sie  wo)  wUssten,  Ihren  Ministnim  mit  keiner  Vollmacht,  Sie  zu  einiger 
reellen  Coudition  zu  engagiren,  versehen  hätten;  daher  die  Tractaten, 
ob  sie  sich  gleich  an  ihrer  Seiten  darzu  geneigt  erwiesen  hätten, 
illuBoir  gewesen  wären.  Drittens  gleichwie  sie  nicht  vermuthct 
hätten,  dass  E.  Ch.  D.  auf  keine  andere  Weise  bei  der  königl.  schwe- 
dischen Partei  bleiben  wollten,  als  wenn  Sie  durch  Geld  darzu  obligiret 
wtlrden,  so  empfänden  sie  es  zum  höchsten,  dass  Sie  sich  von  I.  Maj. 
hätten  Bcpariren  und  zur  Offentliehen  Hostilität  wider  dieselbe  bewegen 
lassen.  Es  gereichte  ihnen  viertens  zu  keiner  geringen  Offension, 
dass  Sie  sich  durch  die  an  Sie  gethane  Schickung  davon  nicht  hätten 
wollen  dehortiren  lassen,  sondern  vielmehr  desto  eher  verfahren  wären 
und  sich  -mit  den  Feinden  desselben  desto  mehr  und  fester  alliiret 
hätten.  Zum  fünften  wären  engelländische  Eingesessene  von  E.  Ch.  D. 
Leuten  Qbel  tractiret  worden,  womit  meines  Erachtens  auf  den  Schiffer 
Dünne  gezielet  wird;  weswegen  der  itzige  Herr  Protector  sich  hätte 
sollen  verlauten  lassen,  es  sollte  so  nicht  dabei  bleiben,  dann  er  ge- 
dächte seine  Unterthanen  ausser  Schaden  zu  halten.  Endlich  wäre 
es  ihnen  auch  gar  bedenklich,  dass  Sie  mich  von  hinnen  hätten  wollen 
avociren  oder,  welches  ärger  wäre,  keine  Mittel  reichen  wollen,  wovon 
ich  E.  Ch.  D.  und  ihnen  zu  Dienst  und  Ehren  hie  hätte  leben  können. 
Meines  Theils  habe  ich  mich  hierDher  in  keine  particulare  Discurs 
einlassen  wollen,   sondern   sobald   ich   versichert  worden,    was   die 


A-nOO<^IC 


MiBeslimmiiiig  in   Kugland  gpffeu  den   Knrfürflleii.  74)9 

Meinung  wäre,  liab  ich  neben! iegendea  Memorial  an  das  Cnnsiliiim 
Status  abgeben  und  überliefern  lassen,  worauf  aber  an  heutem,  weil 
lü  Hof  ein  Fest-  und  Bettag,  den  grossen  Verlust  in  des  Herrn  Pro- 
tectoris  Olivarii  Person  zu  erkennen  und  Gott  den  AllerliSchsten  um 
Gnade  und  Segen  fiber  den  ueucn  Herrn  anzurufen,  gehalten  wird, 
keine  Antwort  und  Deelaration  erfolgen  können. 

Was  inmittelst  den  ersten  Punct  betrifft,  kann  ich  darauf  nichta 
anders  als  mit  Bezeugung  E.  Ch.  D.  hoben  Syneerität,  des  geringen 
Vortheils  und  augfenscheinlichen  Schadens,  so  Sie  von  einer  solchen 
Intelligenz  wurden  gehabt  haben,  der  gesobwinden  Abfertigung  des 
Königl.  Gesandten,  der  für  etzliclien  Monaten  an  E.  Ch.  D.  Hofe  ge- 
wesen u.  dergl.  antworten.  Dann  das  flbrige  ist  ausser  meinem  Wissen. 
Der  andere  Punct  ist  mir  Tollknmmlicb  bekannt,  weshalbcn  ich 
auch  einem  jeden  TOllkömmlicbe  Satisfaction  davon  geben  kann;  allein 
bin  ich  niemals  gestilndig  gewesen,  dass  ich  um  die  geforderte  Parti- 
cnlarinstructioD  und  Vollmacht  zu  dergleichen  Tractaten  'so  oftmals 
vergeblich  angehalten.  — 

In  dem  dritten  und  vierten  Punct  scheinets,  dass  man  sich  hie 
nicht  allein  zu  Richtern,  sondern  auch  zur  Partei  machen  wolle. 

Wegen  des  ftlnften  Punctes  ist,  siedert  dem  ich  dem  Secretario 
Status  den  verdolmetschten  Bericht  habe  zugeschickt  von  den  Dunni- 
schen  Hudeln,  nichts  passirct,  als  was  ich  in  meinen  unterüi.  Rela- 
tionen angedeutet. 

Des  letzten  halben  entsinnen  sich  E.  Ch.  D.  gnäd.,  was  ich  so 
unzählige  Male  . . .  remonstriret,  es  wOrde  sich  dieser  Estat  zum  Schimpf 
anziehen,  dass  ich  Über  alle  Haass  schlecht  gehalten  und  so  gar  aban- 
donniret  würde. 

Wie  nun  dieses  obstebende  alles  von  E.  Ch.  D.  werde  consideriret 
werden,  und  ob  Sie  gütliche  oder  scharfe  Mittel  dagegen  gebrauchen 
wollen,  stehet  zu  dero  hochweisem  Nachsinnen  und  bitte  ich  Gott, 
dass  er  Sie  darin  regiere.  Was  aber  bei  so  gestalten  Sachen  in  der 
von  E.  Ch.  D.  mir  gn.  gegebenen  Commission  auszurichten  sei,  gebe 
derselben  ich  untertb.  zu  bedenken  anheim.  ...  Ich  sehe  in  effectu, 
dass  E.  Gh.  D.  keine  untorth.  Dienste  numehr  hie  können  gethan 
werden,  ehe  denn  ich  die  Gnade  gehabt,  Ihr  persönlich  gehorsamst 
aufzuwarten.  — 

Bei  Schliessung  dieses  Temehme  icb,  dass  der  Estat  Ordre  gegeben 
habe,  20  Schiffe  I.  kön.  Maj.  zum  Succura  zu  schicken  ').  — 
')  Vergl.  anteo  d.  d.  29,  Oct.18.  Nov. 


^aovGoOt^lc 


gOO  VI.    Brandeubnrg  aod  EDglaod. 

Memoire    Schlezera   an    den   Staatsrath. 

(Beschwerde  äbar  die  noterloaseDe  NotiGcaUoD.] 
SO.  Sppt.  Le  Resident  de  S.  Alt.£lect.  de  Brandenliourg  ayant  ceii  preteri 
de  la  ncitification  solemaelle,  que  Ton  a  faite  ä  touts  les  HinJBtres 
puMics  de  la  successioa  de  S.  Alt.  Monseigneur  Riebard,  fils  aisai 
du  Ser""^  Prince  Olivter  d'beurenae  memoire,  dana  la  diguit^  du 
Proteetorat,  il  eupplie  trös  humblement  le  venerable  Conseil  de  luy  en 
faire  stjavotr  les  raisons,  pour  en  pouroir  advertir  par  la  poste  pro- 
chaine  son  Seigneur  etHaistre,  qui  n'attend  rien  moins  que  d'estre 
reneontr^  de  la  sorte  apr£s  avoir  fait  toutes  les  demooBtrations  du 
reapect  et  de  l'amitiä  envere  cet  Estat  aux  ministres  d'iceluy,  qui  lay 
ont  estä  enToyez  ou  qu'ils  [sie]  sont  passez  par  son  pals.  Et  ponr 
sa  personne  il  croit  de  s'estre  gourernä  tellement  darant  son  sejour 
iej,  qu'il  raerile  un  traitement  tont  autre  poar  son  particulier,  ne  se 
pouvant  imagioer,  que  HeBseigneurs  du  Conseil  le  roudraient  d^posseder 
de  sa  Charge  et  qualitä  et  toutes  les  advantages,  honneurs  et  pririlegea 
d'icelle,  pendant  que  S.  A.  El.  lu;  continue  sa  commission  et  qn'EUe 
rhonore  de  Ses  commandements. 

Auasi  ne  peut  il  pas  conoernir,  quelle  offensioo  particuliäre  cet 
E^tat  pourroit  avoir  contre  Sa  dite  Alt.  de  ce  qu'Elle  ne  se  trouve 
pas  en  meilleurs  termes  arec  son  Alliö  le  Roy  de  Suade,  pnis  qu'il 
u'en  tesmoigne  pas  tant  contre  le  Roy  de  Dennemark,  l'ennemy  formel 
de  Sa  Hflj<*. 

n  atteud  donc  lä  deasos  la  declaratioo  farourable  du  Conseil  et 
luy  recommaude  l'affaire  tres  humblement  &  une  serieuse  et  meure 
consideration. 

Fait  &  West-Minster  le  10  SepL  Van  1658. 

Schlezer  an  den  Kurfiirsten.   Dat  London  17.  Sept  st  v.  1658 
[„präsentirt  zn  Hnanm  den  4.  Oct  1658"]. 

[Das  Memoire  m  gemilderter  Form  äbergeben.  Der  oene  Protpctor.] 
27.  Sept.  Nach  ferner  reifer  Erwägung  und  Berathschlagung  mit  vertraulen 
Freunden  ist  es  nicht  rathaam  befunden  worden,  das  ans  Consilium 
Status  verfertigte  Memorial  in  solcher  Form,  wie  E.  Gh.  D.  ich  .  . . 
zugeschickt,  zu  tiberliefem,  sondern  habe  es  nur  dahin  richten  masaen, 
dasB  es  zwischen  E.  Ch.  D.  alles  in  dem  Stand  der  Freundschaft  . . . 
bteiben  möchte,  bis  ich  gebflhrlich  revociret,  ausquittiret  und  in  Freihüt 
gestellt  wAre,  E.  Ch.  D.  unterth.  und  in  Person  autzuwarten  .  .  .  Hätte 


Memoire  Schi,  an  d«D  StftftUrath.    Formelle  AbbernfaDg.  gQX 

ich  die  Ursacheo  der  unterth.  gcmelten  Prätention  begehret  zu  wissen, 
möciiten  sie  mir  in  so  nioden  und  klaren  terminia  gegeben  worden 
sein,  dass  hernach  schwerlich  ein  Regressus  w&re  gefunden  worden; 
auch  bfitte  ich  vielleicht  darflber  zum  andern  wol  E.  Gh.  D.  halben 
leiden  mOssen.    Anitzo  stehe  ich  noch  in  Erwartung  der  Antwort. 

AoB  EDglnod  und  Schottlaud  alletitbalbeo  Nachrichten  über  die  gata 
Aufnahme  der  Snccession  des  Protectors  Richard. 

In  einem  F.  S.  wird  noch  die  Narhricht  hinzugefügt,  dass  das  an  den 
Staatsrath  eingegebene  Memorial  gestern  nicht  verleüen  worden  iet,  son- 
dern erst  in  einigen  Tagen  an  die  Reibe  kommen  soll. 


Der  KnrfUrst  an  Schlezer.     Dat.  Hauptquartier  zu  Husom 
5.  Oct  1658.    -(Conc.  Schwerin.) 

[Abberafbng  ScMezera  aas  England.  Anordonog  für  seine  AesIoBiiDg.] 
Nachdem  Wir  aus  Euem  unterth.  Relationen  vernommen,  dass  15.  Oct. 
Ihr  von  der  Regierung  zu  London  nicht  mehr  pro  publice  Minietro 
erkannt  werden  wollet,  Uberdas  auch  entweder  daselbst  gegen  Schweden 
nichts  zu  erhalten,  oder  aber  nicht  genugsam  TorgestelU  sein  mnaa, 
wie  hoch  und  viel  der  Eron  (sie)  England  selbst  daran  gelegen,  da«s 
ihnen,  den  Schweden,  nicht  alles  Ihrem  Begebren  und  Wunsch  nach 
gehet:  so  finden  Wir  abermalen  kein  Ursach,  warum  Wir  Euch  l&nger 
des  Orts  lassen  . . .  sollten. 

Ee  würe  besser  gewesen,  er  wäre  schon  Mher  gegangen.  D.  Tornow 
hat  Befehl,  die  zum  Abschied  nötigen  Mittel  za  übersenden  —  „and  habt 
die  Uraach  Enres  Abscbeids  daraaf  zu  nehmen,  weil  man  Euch  des  Orts 
l&Dger  nicht  erkennen  wollen".') 


Schlezer  an  den  Kurfilrsten.    Dat  London  1.  Oct.  sL  v.  1658. 

[Schreiben    des   KurfarBteo    an  Crotnirell,    AntiÜDdigDng  einer  neuen  Geaaudt- 
acbafl;  Beden  darüber  in  England.) 

Ein  Schreiben  des  Kurfürsten  au  den  mittlerweile  verstorbenen  Protector  u.  Oct 
ist  am  27.  Sept.  eingetroffen.    Schlezer  hat  dasEelbe  dem  Staatssecretär 
zakommen  lassen. 

Die  Animosität  gegen  den  KarHirsten  dauert  in  England  noch  fort. 

Wann  ich  nun,  was  wegen  E.  Ch.  D.  fllrhabenden  anderwärtigen 
Schickung  fllr  Discurse  gefallen,  so  simpUciter  von  mir  schreiben 
sollte,  möchte  man  an  dero  Hofe  gedenken,  dass  ich  dieselbe  reculiren 

■)  Diese  Abbernrnngeordre  erhält  Schlezer  erat  am  8.118.  Nov.  1658. 

Milar.  1.  OiKh.  d.  Ot.  KurTUnl«».    VII.  61 


A-nOO»^IC 


g()2  ^I-    BruideDborg  Dad  BogUnd. 

oder  hiadeni   und  £.  Ch.  D.  gleichsam   Belbst  zu   contrariireu  mich 
untersteben  wollte'). 

Versicbernng,  daes  dies  oicht  der  Fall;  er  werde  den  zu  erwartenden 
GesandteD  Behr  gern  sehen  und  bitte  anr,  ihn  aas  seiDem  peinlicben  Ver- 
bältnisE  zu  lösen.  

luzwlscben  sacht  Scblezer  noch  immer  weiter  za  verhandeln ;  bei  dem 
uenen  Protector  hat  er  noch  keinen  Access,  der  Staatssecretür  ist  krank; 
er  schreibt  an  den  teUtem  und  sacht  nameatlich  dahin  zn  wirken,  dass 
England  in  dem  Krieg  zwischen  Schweden  aud  dem  Kurfürsten  neutral 
bleibe,  wie  das  auch  der  Wille  des  Protectors  Oliyer  gewesen  sei.  (Relat 
18  Ocl.  8.118.  Oct.  165$). 

Auf  das  Schreiben  des  Kurrürsten  an  den  verstorbenen  Protector  er- 
folgt eiufl  besondere  Autwort  nicht,  sondern  es  wird  zu  den  Act«n  gelegt. 

Ueber  den  Plaa  einer  neuen  brandenb.  Gesandtschaft  hat  man  sich 
nicht  herausgelasseD ;  Schlezer  hat  Weiman  gerathen,  sich  damit  zu  be- 
25.  Oct.  eilen.    (Relat.  15.  Oct.  1668.) 


Schlezer  an  den  Karfllrsten.    Dat.  London  29.  Oct  st.  t.  1658. 

[Widerraf  Dorichtiger  Nachrichten.  England  wird  nichts  für  Schweden  thun  and 
sich  mit  den  Miederlsnden  veratändigeD.  Stimmnog  in  England  dartiber.] 
Bittet  zu  entschuldigen,  wenn  bisweilen  seine  Nachrichten  varüren  und 
er  einzelnes  widerrufen  mnss;  es  kommt  dies  theils  von  dem  wirklichen 
Varüren  der  Entschlüsse  hier,  theils  davon,  dass  er  in  seiner  jetzigen  Lage 
nicht  immer  an  den  geeignetsten  Orten  eindringen  kann. 

Ich  werde  dennoch  auch  jetzo  verursachet,  was  ich  hiebevor  von 
Auslaufen  der  hiesigen  Flotte,  von  dem  tllr  I.  kön.  Maj.  in  Schweden 
destinirten  Secours,  von  einer  oder  anderer  fOrhabesden  Diversion  ge- 
meldet, hiedurch  zn  widerrufen  und  E.  Gh.  D.  simplement  gehorsamst 
zu  vermelden,  dass,  obgleich  alles,  was  htebevor  unterth.  berichtet  ist, 
auf  der  Bahn ,  auch  z.  Tb.  Ordre  darin  ertheilet  gewesen,  so  hat  ee 
sich  doch  nach  Stägiger  continuirender  Gonsultation  dermaassen  damit 
verändert,  dass  England  nunmehr  wol  ausser  Zweifel  still  sitzen  und 
dem  schwedischen  Wesen  mit  zusehen,  hergegen  die  wider  Kiederland 
gefahrte  Beschwerden  in  der  GBtc  abthun  und  die  olTerirte  Versicherung 
annehmen  werde,  dass  man  Spanien  weder  directe  noch  indirecte 
einigen  Vorschub  und  Assistenz  mehr  thun,  sondern  es  denen  In- 
gesessenen, von  welchen  es  biehero  geschehen,  mit  Gewalt  hinfQro 
hindern  wolle. 

'}  Ddoiel  Weiman  var  bestimmt,  nach  England  an  gehen;  die  Geaandt- 
Bchaft  QDterblteb  aber  nachmals;  vgl.  oben  p.  142  0*.,  wo  lieh  anch  sei g^,  wie  an- 
zardedeD  man  mit  Schlesers  mangelbafler  Beriohtentattung  war. 


A-nOO»^lc 


Scbwankeniie  EDtichlüiae  in  BogliDd,    Sohlacfat  im  Snad.*  803 

Eid  Theil  der  Armee  uDd  die  Bepublikaoer  siod  allerdings  übel  za- 

friedeo,  daes  man  so  den  besten  PreDod,  Schweden,  fallen  lasse;  ancb  ein 
künftiges  Farlanient  dürfte  vielleicht  Einsprache  dagegen  tban. 


Schlezer  an  den  Kurfürsten.    Dat.  London  6.  Not.  st  t.  1658. 

[Nene  OeeaudtAchaft  nötig.) 
Es  schwankt  hin  nnd  her  über  die  Präge  des  Einschreitens  für  Schweden  If».  Nor. 
oder  nicht    Schleeer  findet  höchst  wichtig,  dass  der  Karfürst  einen  Ge- 
sandten hier  htitte,  aber  einen  andern,  mit  nenea  Creditiren  nnd  mit  Mitteln 
versehen;  er  selbst  ist  in  seiner  Lage  ausser  Stand,  etwas  za  wirken. 


Schlezer  an  den  Enrttlrsten.    Dat  London  19.  Kot.  &t  v.  1658. 

[Die  Schlacht  Im  Sande.    Eine  groiaa  englische  Flotte  aoll  lu  Hiire  geecbickt 
werden.    Sobwediach-niederläDdiacha  Terhandlengeo.] 

Nach  langem  Flnctuiren  hat  endlich  die  Nachricht  von  dem  zwischen  29.  Nov. 
den  Niederländern  nnd  Schweden  vorgefallenen  Seegefecht  von  zweifelhaftem 
Ausgang')  es  za  dem  Entschluss  gebracht,  dem  König  effecliv  beizustehen; 
ein  Avisoboot  ist  zu  dem  Ende  bereits  an  den  König  geschickt  worden. 
12  der  besten  Fregatten  sollen  mit  versiegelten  Instructionen  nach  dem  Snnd 
geschickt  werden;  10  andere  sollen  ihnen  folgen. 

Was  ich  fdrlängst  gehört,  jedoch  nicht  annehmen  können,  als  ob 
I.  Maj.  [von  Schweden]  dem  hiesigen  Eatat  die  Veete  Kronenburg 
einrftamen,  die  ganze  Nation  vom  Zoll  im  Sunde  befreien,  auch  wol 
die  Einkünfte  derselben  bis  zn  Abtragung  des  von  diesem  Secours 
herrührenden  Debiti  mit  ihr  theilen  wollte :  darin  will  man  mich  aber- 
mal  confirmiren  nnd  zugleich  mänaiglich  in  der  Meinung  bestätigen, 
dass  nicht  als  extraordioaria  und  extrema  consilia  bei  der  Krön 
Schweden  abhanden  aein  müssen.  — 


Schlezer  an  den  Kurfürsten.    Dat.  London  12.  Nov.  at  v.  1658. 

CRlehard  Cromwell  und  die  Armäe.    VerbaßiiogeD.    Bevorstehende  Beronostion 
der  Arm^e.] 
Die  hiesige  Armie  hat  ihre  Petition  wegen  eines  andern  Generals  22.  No». 
als  des  H^rm  Protectoris   seihst   fallen  lassen;   hiegegen   begehren 

')  Die  Schlacht  im  Sunde  am  8.  Nov.  1658;  vgl.  oben  p.  147,  nad  über  ähn- 
liche Alarmnachrichten  von  dem  niederländi sehen  Gesandten  in  London  von 
demselben  Datum  p.  155. 


^düvGoot^lc 


gQ4  VI.     BraadflDbnrg  Dod  Eoglaad. 

sie,  dass  dem  GeneralHeutenaat  Fleetwood  Macbt  möge  gegeben 
werden,  den  Officirern  ihre  CommissiOQ  zu  ertheilen;  welcbes  aber 
so  wenig  als  das  erste  wird  Statt  haben  können.  S.  Hoheit  erweisen 
sieb  hierinnen  vigoureux,  indem  Sie  sich  neulieb  in  einer  Chaise  oder 
Sedan  ohn  einig  ander  Gefolg  als  eines  Laequajeo  naeh  des  Walsing- 
ham  Palais,  woselbst  eine  Anzahl  Officirer  liei  besagtem  General- 
lieutenant verBammelt  gewesen,  tragen  lassen,  der  Compagnie  unvei^ 
muthend  auf  die  Hand  gekommen  und  nach  einer  resoluten  Anrede 
sie  nach  Hause  gehen  heissen.  Siedert  dem  ist  es  unter  ihnen  ein 
Zeitlang  ziemlich  still  gewesen.  Neulich  aber  höre  ich,  dass  von  der 
Soldatesque  oder  einem  Theil  derselben  eine  Supplication  an  den  Rath 
solle  Überliefert  sein,  darinnen  sie  um  Reformation  desselben  and 
Removirung  fünf  hcnanntlicher  Herren,  insonderheit  des  Secretarii 
Status  sollen  angehalten  haben;  wie  es  scheint  ex  illo  capite,  weil 
selbige  denen  nahen  benachbarten  ihrer  Opinion  nach  ein  wenig  zu 
sehr  zugethan. 

Gewiss  ist  es,  dass  zwei  berühmte  Republikaner  und  Sectatores 
des  Autoris  der  Oeeana '),  worinnen  ein  imaginaire  democratique  Re- 
giment beschrieben,  im  gleichen  zwei  Royalisten,  so  an  der  vorigen 
Conspiration  Theil  gehabt  haben,  in  den  Tower  sollen  gebracht  sein, 
und  sagt  man,  dass  noch  zwei  vornehme  Ofßcirer  der  Armäe  ihnen 
daselbst  Gesellschaft  leisten  werden,  wo  sie  nicht  albereit  dahin  ge- 
sclückt.  £s  soll  auch  eine  Reformation  der  flbrigen  obhanden  sein, 
welches  das  einice  Mittel  ist.  sie  im  Zäunt  zu  halten. 


;aovGoO»^lc 


Richard  Cromwell.     Karl  II.  und  der  Krieg  in  Däaemftrk.    Lilly.         gQ5 

Der  KarfUrst  an  „Sa  Maj*^  le  Roy  de  la  Qrande  Bretagne". 
Bat  Sonderborg  12.  Dez.  1658.') 

[Aoieige  von  cetoen  TJutemebranDgeD  mr  Bettnog  des  EÖuiga  von  Däuemark; 
glücklicher  Beginn  deraelbea.] 

Monseigaeur  et  treBhonor^  Coasin.  ConnoisBant  treebien  les  gene-  22.  Dec. 
reuses  [gic]  sentimentB  de  V.  M.,  qu'Elle  porte  tonsjours  envers  ceux 
qui  out  l'hooneur  de  Iny  apparteoir,  je  me  suis  tousjoura  bien  promis, 
qae  V.  M.  auroit  de  la  joye,  quand  Elle  verroit  assistä  le  Boy  de 
Dannemarck  si  inoocemineDt  opprimä.  Outre  la  satisfaction ,  que  je 
cherche  en  mon  particulier  de  concourrir  &  la  delivrance  dudit  Roy, 
comme  mon  alU£,  ce  m'en  est  aussi  uDe  tresgrande,  que  je  vois 
approure  mon  intention  par  V.  M'^  et  qu'Elle  me  faict  de  gratulations 
du  eommencement  de  mes  armes,  qui,  Dien  mercy,  a  est^  assoz  heureux 
et  l'eust  pentestre  est£  encor  d'avanta^e,  si  Vennemi  n'avoit  pas  choisi 
de  ee  retirer  dana  des  ptaces  elotgnez  et  seures  par  la  saison  pre- 
aente.  Je  feray  ueantmoiDH  tout  ce  qui  me  aera  possible,  et  ai  l'liyver 
approcbant  m'empesche  k  preseut  de  passer  plus  outre,  Dien  me  fera 
bieotost  ]a  grace,  comme  j'eapere  de  sa  divine  bontä,  de  delivrer  tout 
a  faict  le  Roy  de  Dannemarck  et  obliger  l'enncmi  ft  une  bonne  et 
seure  ptüx,  qui  est  le  seul  but  de  toutes  mes  actione,  panuy  lesquelles 
je  souhaitte  neantmoios  passionement,  que  V.  M'^  re^oive  auasi  de 
toute  aorte  de  contentement  en  son  particulier,  et  je  suis  et  dcmeurny 
ä  jamiUB  de  tout  mon  coeur  —  Mouseigneur  et  tresbonorä  Cousin  —  de 
V.  M**-  —  le  tresbumble  et  tresobeyssant  scrviteur  et  Cousin  etc. 


Schlezer  an  den  Kurftlrsteu.    Postscript  o.  Dat.  [Dec.  1658]. 

|Bia  engliecheB  Paaquill  von  Lilly  gegen  den  Kurrürstea.) 
Der  hiesige  berufene  Ästrologus  oder  vielmehr  Necromanticus 
Lilly  genannt  bat  aub  praetestu  seiner  auf  das  zukUnltige  Jahr  ver- 
fertigter astrologischer  Prädiction  unter  andern  Potentaten  wider 
E.  Ch.  D.  ein  erschreckliches  Pamphlet  oder  Pasquill  (worinnen  Ihre 
Cbarf.  Person  er  mit  allen  erdenkliehen  und  abscheulichen  contumelüs, 
calnmniis  et  injuriis  ganz  teuflisch  afiicirct  und  angegriffen)  cum  con- 
aensu,  vel  ad  minimum  connivatione  der  hiesigen  hohen  Obrigkeit  dem 

')  Antwort  auf  ein  eich  nicht  mehr  vorfindendes  GlückwunscbBohreiben 
Karls  II.  beim  Beginn  des  neuen  Feldcngi  in  Dinemark;  am  6..  16.  Dec.  war 
So  od  erb  arg  genommen  worden. 


^aovGoOt^lc 


gOg  VI.    BrandeDbnrg  und  Eoglaocl. 

Druck  ZU  untergeben  und  öffentlich  zu  publiciren  sich  weder  geschämet 
noch  gescheuet.  Da  E.  Gh.  D.  ein  Exemplar  dessetbcD  oder  nur  eine 
Version  der  gröbsten  Calumaien  zu  sehen  gnäd.  begierig,  werde  etc. 
,  .  .  unterth.  Folge  leisten.  — 


Der  kurländiäche  Resident  Elias  Strauss  an  den  Kurfürsten. 
Dat  London  17.  Dec.  1658.  ' 

{Anzeige  über  das  verräthe Hache  Benelioien  äcbl«zera.    üoterlasseDe  Coadoleai 
und  GratDiatioD.] 
27.  Üec.         Er  halte  es  für  seine  Pflicht,  dem  Karfiirsten  mitzutlieilen ,  does  der 
Resident   Schlezer   im  Zorn   über   die   ihm   vorentbaltenen   Gelder   alle 
SchreibcD,  die  er  vom  Hofe  bekommt,  den  echwedischen  Gesandtea  hier 
mittheilt  uod  auch  sonst  Hlles,  was  übeles  gegen  die  Interesseii  SrandeD- 
bnrgs  gesagt  werden  kann,  hier  geflieseotlieb  aus.^treut,  nnd  überhanpt  mit 
den  schwedischen  Gesandten  hier  in  einer  verdSchtigen  Art  von  Verkehr  stehe. 
Desgleichen  theilt  er  mit,  daas  man  sich  in  England  wandert,  warum 
Brandenburg  nicht,   wie  andere  befreundete  Mächte,   zu  der  jüngst  vor- 
gegangenen Veränderung  habe  coiidoliren,  resp.  gratullren  lassen. 

1059.  " 

2.  Jan,  Weitere  Angaben  ?on  Strauas  folgen  dann  in  einem  Brief  vom  23.  Dec  — 

Schlezer  werde  hier  allerseits  gemieden  als  ein  Verräther  seines  Herrn 
und  Vaterlands.  Seine  Angaben  über  die  grossen  Geldsummen,  die  man  hier 
nötig  habe,  seien  nicht  begründet;  er  seibat  habe  nicht  mehr  als  160  Pfand 
jährlich  Gehalt. 
19.  Febr.  Während  er  die  kläglichsten  Briefe  schreibt,  lebt  er  in  London  herrlich 
und  iu  Freuden,  wahrsch.  hat  er  Geld  von  Schweden  bekommen  (9.  Febr.  1659). 


Otto  V.  Schwerin  an  Schlezer.   Dat.  Riepen  26.  Dec.  st.  v.  1658. 

IZarücbweisuDg  seiner  Eotscbuldigungen.  Grosse  Geldforderung  Schleters;  un- 
fflöglicb  Bte  in  erfüllen.) 

Wegen  beständiger  Bewegung  und  Action  habe  er  auf  seine  mehreren 
Briefe  noch  nicht  geantwortet.') 

So  viel  sonsten  Seine  Exculpation  anbelanget,  hab  ich  dieselbe 
Sr.  Ch.  D.  unterth.  vorgetragen,  welche  sich  aber  damit  gar  nicht  con- 
tentiret,  sondern  vermeinen,  dass  Er  sich  selbst  damit  sehr  gravire 
und  dass  die  Exempel,  die  er  von  Herrn  Hoverbecken  und  Herrn 
tiomnitzen  allegiret,  gar  nicht  mit  Ihm  quadriren;  dann  ob  zww 
dieselbe  auch  mit  damaligen  Sr.  Ch.  D.  consilüs  nicht  einig  gewesen, 
so  haben   sie   es  nicht  allein  rund  bekannt,  sondern  auch  lieber  so 

')  Diese  Briefe  ächlezers  an  Schwerin  sind  nicht  TOrbaoden- 


EotbültuDgen  über  Sohl.    Strarspiatel  vod  Schweria.  g07 

lange  sich  absentiren  und  nicht  die  Affairen  auf  sich  nehmen  wolIeD, 
damit  sie  eich  nicht  Buspect  machten,  als  wenn  sie  ihrer  Contraropinion 
halber  nicht  alles  fidcliter  verrichteten.  Wann  mein  hochgeehrter 
Herr  nun  solches  auch  zu  Anfangs  gethan  hfUte,  sagen  S.  Ch.  D., 
hftlten  Sie  mtlBsen  damit  zufrieden  sein. 

So  wollen  auch  S.  Ch.  D.  nicht  verstehen,  daas  derselbe  vermeinet, 
es  thne  Ihr  gut,  dana  einer  oder  der  ander  Diener  sich  bei  der  Geg:en- 
partei  nicht  irreconciliabel  mache;  denn  S.  Ch.  D.  nicht  begehren, 
wann  es  gleich  zu  Tractaten  kommen  sollte,  dass  der  Feind  aus 
Consideration  und  Affection  gegen  deru  Diener  etwas  thun  sollte, 
wDza  ihn  nicht  sonsten  die  Raison  obligtre. 

So  afBciret  es  S.  Ch.  D.  auch  nicht  wenig,  dass  Er  in  allen  seinen 
Schreiben  so  operosc  dedueiret,  dass  die  geschehene  Präterition  in 
solchen  zweien  vornehmen  Actibus  nicht  um  Seiuer  Person  willen, 
sondei-n  Sr.  Gh.  D.  zum  Despect  geschehen ;  Sie  meinen  sonsten,  dass 
Sie  gute  Nachricht  haben,  dass  der  Herr  Protector  Sie  nicht  begehre 
zu  sehimpfen,  wie  dann  dessen  Bediente  im  Haag  solches  genugsam 
bezeugen. 

So  bin  ich  auch  aus  des  Herrn  letztem  sehr  erschrocken,  dass 
derselbe  anitzo  8000  Rth.  prätendiiet.  Ich  habe  seinetwegen  sehr 
fleissig  an  Herrn  Tornowen  geschrieben;  ich  weiss  aber  gewiss, 
wenn  es  ihm  mdglich  wäre,  er  würde  nicht  unterlassen,  Ihm  zu  helfen. 
Ich  bin  in  dieser  Sache  sehr  perplex  und  weiss  nicht,  wie  demselben 
zn  helfen  sei;  allzeit  auf  8000  Rth.  darf  Ersieh  wol  nimmer  Iteohnung 
machen,  dann  der  Herr  Tornow  bat  auch  nicht  einmal  6000  Rth. 
wollen  Über  sich  nehmen.  —  Von  hier  darf  Er  sieb  keine  Rechnung 
machen,  etwas  zu  erlangen ;  wann  dieses  Land  noch  zehnmal  so  gross 
wäre,  würde  es  die  Armöe  doch  wol  zu  gebrauchen  wissen.  Wansche 
demselben  im  Übrigen  ein  glDckseliges  neues  Jahr,  und  dass  es  Ihm 
in  diesem  und  kQnftigen  Jahren  besser  gehen  möge,  als  es  ihm  bis- 
her© gegangen. 

Dabei,  von  Bcbnerin  concipirt,  ein  Schreiben  des  Enrfürsteu  an 
D.  Tornow,  worin  dieser  von  neuem  aufs  ernstllchste  aogewieHcn  wird, 
Scblezer  die  benötigten  Wechsel  eu  scbicken  (dat.  Riepen  27.  Dec.  1658). 

Ein  andres  an  Weiman,  der  ihm  such  1000  Rth.  scbicken  .soll. 


^aovGoOt^lc 


VI.    Braadeubur^  nad  EnglaDd. 


Der  KnrfUret  an  den  Protector  Richard  Cromwell.   Dat  Haupt- 
quartier zu  Riepen  28.  Dec.  1658. ') 

[BnglsDdB  Verdienste  um  die  eviiDgeliache  Sache.  Gegenwärtige  übele  Lftge  der- 
eelbeo.  Yerderblicbe  Tliätigkeit  dea  ESoigs  von  Schweden;  eein  trealoser  UeberfaU 
in  Dänemark;  die  Gewalttbat  gegen  den  Herzog  von  Cnriand;  die  gegen  die  Re- 
formirteo  in  Elbing.  Der  Deckmantel  dos  evaogeliecben  Intereaaeai  Stellang  dea 
Kaisera  in  dem  Kampfe.  Diatribe  gegen  achwediacheB  Cbriatenthnm.  Bitte, 
den  Schweden  nicht  su  helfet).] 

DasB  Euglaod  von  der  Zeit  an,  da  der  höchste  Gott  die  Lehre 
des  Evangelii  daselbst  hat  gaädiglicb  ausbreiten  lassen,  alleweil  der 
evangeliechen  und  sonderlich  der  reformirten  Kirche  in  ihren  scbweresten 
Widerwärtigkeiten  und  allerbösesten  Zeiten  zu  HDIf  und  Rettung 
kommen,  solcheo  ist  weltkttndig,  \iDd  erkennen  es  auch  die  französische 
und  niederländische  Nationen  mit  dankbarem  GemÜthe,  werden  es 
auch  nimmermehr  zur  GnUge  loben  und  rOhmen  können. 

Nachdem  Wir  aber  in  solche  Zeiten  gerathen,  da  in  diesen 
Orten  der  Evangelischen  so  geist-  als  weltlicher  Zustand  von  Evan- 
gelischen selbst  turbiret  und  beunruhiget,  auch  fast  gar  Über  einen 
Haufen  geworfen  wird,  und  dann  Wir  bedacht  sind,  wie  so  grossem 
Unwesen  abgeholfen  werden  möchte,  so  haben  Wir  nicht  unbillig  auf 
E.  Höh.  reflectirt.  Was  für  gute  Affection  und  Zuneigung  gegen  die 
Evangelische  und  unter  denen  auch  gegen  Uns  E.  Höh.  Herr  Vater 
(tot.  titul.)  jederzeit  getragen,  solches  ist  Uns  durch  dessen  Abge. 
sandten  zur  GnBge  bezeuget  worden,  und  zweifeln  Wir  gar  nicht, 
E.  Höh.  werden  auch  also  gesinnet  sein. 

Dannenhero  Wir  mit  desto  besserer  Zuversicht  bei  diesem  allge- 
meinen Unheil  mit  E.  Hob.  beides  durch  Unsem  Gesandten,  welchen 
Wir  zu  deroselben  abgeschickt,  deswegen  zu  handeln  gut  befunden 
und  dann  auch  durch  dieses  Unser  Schreiben  (damit  nicht  etwa  durch 
Verzug  des  Gesandten  dem  allgemeinen  Besten  einiger  Schade  und 
Nachtheil  zuwachse)  Unsere  Meinung  zu  erklären  nötig  geachtet. 

Es  ist  E.  Hob.  nicht  unhcwusst,  dass,  als  der  jetzige  König  in 
Schweden  vor  3  Jahren  das  Königreich  Polen  bekrieget,  unter  andern 

')  Ale  Flugachrirt  gedruckt,  nebat  latelniacher  Ueberaetzang;  a.  d.  T.:  Copia 
lilerarumElectorisBrandenburgici  ad  Dn.  Protectorem  Angliaeetc 
Abdruck  dea  Churf.  Braodenb.  Schreibens  etc.,  o.  0.  l(i:>!l.  Ein  Concept 
iat  bei  den  ÄctcD  nicht  vorhanden,  so  daaa  man  den  Verfasser  nicht  erkennt 
Ebenso  iat  nicht  sa  sehen,  ob  das  Stück  wirklich  als  Brief  an  den  Protector 
abgegangen;  die  ganze  Form  desselben  zeigt  deutlich,  dasa  es  zum  Behuf  der 
Veröffentlichung  verfasst  ist  Gedruckt  in  der  Sammlnog:  Praeatantinm  et  emdi- 
torum  virorum  Epistolae  p.  897. 


^aovGoOt^lc 


Der  Karfürat  an  Richard  Cromwell.  g09 

Vorwendungen  auch  dieser  Beschönigung  sich  gebrauchet,  daes  er 
nämtich  das  evangelische  Wesen  daselbst  befördern  wollte.  Aber 
fürwahr,  mit  sothanem  bösen  Fortgang,  dass  etliche  hundert  evan- 
gelische Kirchen  in  die  Asche  geleget,  unzählig  viel  evangelische 
Familien  vertilget,  die  meisten  Versammlungen  zerstöret  und  zerstreut 
und  die  Bekenner  der  göttlichen  Wahrheit  zu  jedermänniglieheB  Hass 
und  Verfolgung  dargestellet  worden:  also  und  dergestalt,  dass  in 
denen  Landen  bei  Menschengedenken  dem  evangelischen  Wesen  nie- 
maleo  grössere  Niederlage  und  Schaden  zugefUget  worden,  und  die 
Evangelischen  unter  der  Katholischen  Regiment  niemals  ein  so  hartes 
ausgestanden  und  gelitten,  als  sie  unter  diesem  schwedischen  Be- 
förderer des  evangelischen  Wesens  haben  leiden  und  erfahren  mBssen. 

Nun  ist  dieses  Unheil  nicht  nur  in  Polen  allein  verblieben,  sondern 
es  hat  der  König  von  Schweden  unter  andern  auch  den  Forsten  von 
Siebenbfirgen  mit  eingeflochten  und  dadurch  diesen  guten  Herrn,  der 
sonst  einer  von  den  grossesten  Eiferern  vor  die  evangelische  Wahr- 
heit ist,  in  solches  Unglück  gestUrtzet,  dass  er  seine  herrliche  Länder 
und  die  Unterthanen  ihre  Freiheit  des  Gewissens  zu  verlieren  sich 
anooch  befahren  müssen. 

Damit  man  aber  handgreiflicli  sehen  müclite,  dass  man  nicht  den 
Himmel,  sondern  die  Welt,  und  durch  Beherrschung  der  Ostsee  man 
sich  auch  der  angränzenden  Länder  und  Königreiche  zu  bemächtigen 
suche,  ao  bat  der  König  von  Schweden  wider  gegebene  l'reu  und 
Glauben,  auch  wider  den  von  E.  Hob.  Herrn  V«ern  vermittelten  und 
beförderten  Frieden,  ohne  einige  vorhergehende  Ankündigung  (so  doch 
sonsten  auch  bei  den  Heiden  gebräuchlich)  den  König  von  Danne- 
mark  von  neuen  Überfallen  (nämlich  ein  evangelischer  FUrst  den 
andern),  und  zwar  zu  einer  solchen  unverseheneti  und  ungelegenen 
Zeit,  da  er  von  allen  Mitteln  beraubet  gewesen  und  sich  dergleichen 
Unfall  nimmermehr  hätte  träumen  lassen. 

Dergleiehen  hohes  aber  trauriges  Beispiel  haben  Wir  auch  an 
dem  Herzoge  von  Curland  erfahren  müssen ; ')  derselbe  ist  lutherisch 
und  ebenderselben  Religion  zugethan,  deren  sich  der  König  in  Schwe- 
den auch  rahmet  und  welche  er  einzig  und  allein  in  seinem  König- 
reich zu  dulden  bei  seiner  Krönung  geschworen.  Aber  demungeachtet 
wird  dennoch  dieser  gute  Herzog  (nachdem  er  den  Schweden  so  viel 
gutes  erwiesen,  dass  er  deswegen  liei  seinem  Herrn,  dem  Könige  in 
Polen,  in  Verdacht  war,  nachdem  er  sich  auch  wegen  der  Neutralität 

';  Vgl.  oben  p.  14t>. 

D.qit.zeaOvGoOt^lc 


mO  ^''      BrkDdenburg  and  BogUod 

richtig  verglicheD)  hinterlistiger  Weise  nebenst  seiner  Gemahlin  und 
sieben  forstlichen  Kindern  auf  unerhörte  Weise  aus  seinem  Hanse 
und  Residenz  gestossen  und  alle  sämmtlich  gefangnen  nach  Riga  weg- 
gefDhret. 

Aber  gleichwie  die  Gleichförmigkeit  in  der  Religion  bei  dem 
Könige  von  Schweden  so  viel  nicht  wirken  kann,  dass  er  seiner 
Glaubensgenossen  schonete,  wenn  er  stehet,  dass  ihre  Länder  und  Vor- 
theil  ibme  bequem  und  gelegen  fallen ;  also  treibet  ihn  auch  der  Eifer- 
geist und  Bitterkeit,  die  er  gegen  die  Reformirten  trägt  so  sehr,  dass 
er  ihnen  in  Glaubens-  und  gelBtliclicn  Sachen  Gesetze  vorzuschreiben 
und  ihnen  Gewalt  anzuthun  kein  HedcDken  traget.  Dessen  haben 
Wir  ein  augenscheiulich  Exempel  an  Klbingen,  wessen  Wir  Uns  um 
so  viel  desto  lieber  gebrauchen,  weil  es  in  England  niclit  unbewusst 
sein  kann.  Daselbsten  hatten  unter  einem  katholischen  Könige  die 
Reformirten  mit  den  Lutherischen  zusammen  ein  freies  und  friedliches 
Esercitium  religionis.  Jetzo  aber  ist  ein  lutherischer  Inspector  oder 
Gewiesenspeiniger  daselbst  bestellet,  bei  deme  diejenigen,  so  Kirchen- 
diener sein  wollen,  ihre  Confession  ablegen  und  ihm  in  geistlicben 
Sachen  auf  eine  daselbst  ganz  neue  Manier  gehorsamen  mflssen,  wo- 
durch dann  dem  Ratb  selbiger  Stadt  sein  Reclit,  welches  ihm  hierunter 
zustund,  benommen.  So  ist  auch  die  h.  Communion  nach  der  refor- 
mirten Kirchen  Ceremonien  nienaandem  als  den  Engländern  und  zwar 
nur  in  einem  Privathause  zu  verrichten  vergönnet,  and  ist  im  übrigen 
die  Bitterkeit  wider  die  Reformirten  so  gross,  dass  auch  die  Psalmen 
Davids,  welche  viel  Jahr  lang  in  selbigen  Kirchen  gesungen  worden, 
deren  sich  auch  billig  alle  Christen  gebrauchen  und  ihnen  dieselben 
recommandiret  sein  lassen  sollten,  ganz  und  gar  abgeschafiet,  also 
dass  nicht  allein  Menschen,  sondern  auch  Gott  geschimpfet  werden 
mflssen. 

Wann  Wir  nun  dieses  alles  wol  erwogen,  können  Wir  nimmer- 
mehr glauben,  dass  E.  Höh.  denen  Schweden,  wie  sie  sich  berUhmen, 
HOlfe  leisten  und  ihnen  zu  ihrem  Vorhaben  beforderlich  sein  werden, 
als  welche  mit  sothaner  Gewalt  und  so  grosser  Ungerechtigkeit  uro 
sich  greifen,  und  sowol  ihre  eigene  als  auch  andere  Macht  zu  un- 
wiederbringlichem Schaden  und  Schmach  der  christlichen  Kirchen  und 
dann  den  allgemeinen  Frieden  und  Ruhe  zu  betrüben  anwenden. 

Es  gehrauchen  sich  zwar  dieSe  ärgste  Religionsfeinde  annoeh  des 
Deckmantels  der  Religion,  verwendende,  dass  sie  mit  Katholischen, 
und  zwar  den  Ocsterreichischen  zu  thun,  als  welche  nach  denen  an 
der  Ostsee  gelegenen  Hafen  trachteten;  auch  verlästern  sie  Uns,  dass 


A-nOO<^IC 


Der  Karfüret  ao  Richard  Cromwell.  ^\\ 

Wir  Bfindnisse  loit  Katholischen  geg:en  die  Evangelischen  gemachet. 
Aber  es  ist  bekannt,  dass  der  Krieg  Ewiachen  Dftnen  und  Schweden, 
beiderseits  Evangelischen,  gefUhret  wird;  und  indem  die  Kais.  Maj. 
nicht  zulasset,  sondern  durch  Ihre  Völker  verhindert,  ilamit  die 
Schweden  das  Herzogthum  Holstein,  als  ein  unstreitig  Glied  des  KOm. 
Reichs,  dem  Könige  in  Dännemark  und  Ihr  selbsten,  als  dem  Ober- 
haupte, nicht  entzielien  oder  abnehmen,  so  thun  ja  höchstged.  I.  Kais. 
Maj.  hierunter  nichts  anders,  als  was  einem  christlichen  Kaiser  ge- 
bQhret,  und  wenn  Hie  es  nicht  thäten,  so  unterlieesen  8ie  Ihre  Schuldig- 
keit und  stünden  Ilirem  von  Gott  aufgetragenen  Amte  nicht  recht  fllr. 
Wann  aber  Wir  hierinnen  deroselbcn  auch  Beistand  leisten,  als  ein 
Glied  seinem  Oberhaupte  zu  Vertheidigung  seines  Mitgliedes,  so  thun 
Wir  ja  nichts  anders  denn  Unsere  Pflicht  erfordert,  welche  Wir  nicht 
nnterlassen  dürfen,  wo  Wir  nicht  die  Nachrede  haben  wollen,  als 
hätten  Wir  Unser  geliebtes  Vaterland  in  seinen  Nöthen  verlassen. 
Gewisslich  haben  weder  die  Ocstcrreichische  noch  auch  Wir  hierunter 
einig  anderes  Absehen  noch  Interesse;  und  da  gleich  das  Haus  Oester- 
reich  mit  andern  Königreichen,  FQrstenthDmera  und  Regimentera  tu 
einigen  Streitigkeiten  begriffen,  so  bat  doch  solches  mit  dieser  Hache 
niehts  zu  thun,  und  gehet  dem  Köm.  Reich  oder  desselben  Oberhaupte 
nichts  an.  Würde  derhalben  unbillig  sein,  wenn  man  ein  christliches, 
ehrliches  und  nothwendiges  Vorhaben  hemmen  und  hintertreiben  wollte. 
Die  Seehafen  belangend,  fehlt  es  so  weit,  dass  1.  Kais.  Maj  die- 
selbe jemand  nehmen  wollten,  dass  Sie  auch  nicht  einer  Hand  Breite 
von  denen  Ländern  Ihr  zuzueignen  begehren.  Sie  haben  Ihre  Völker 
deswegen  geschickt,  dass  sie  dem  rechten  Herrn  das  seinige  wieder 
erwerben  sollen;  so  gar  weit  mangelt  es,  daee  Sie  weder  an  Gütern 
noch  andern  Nutzungen  jemandem  das  geringste  entziehen  wollten; 
dass  anch  solches  an  der  Insul  Alsen  kann  bewiesen  werden,  dass 
man  nicht  alsbald  dem  Könige  von  Dännemark  davon  Nachricht  ge- 
geben, dass  er  solche  selbst  in  Defension  nehmen  und  die  Festungen 
nebenst  den  Hafen,  als  welche  den  allerbesten  und  bequemsten  Oertern 
in  der  ganzen  Ostsee  zu  vergleichen,  mit  dänisclien  Völkern  be- 
setzen möchte. 

Und  was  darf  man  viel  Worte  machen!  Lasst  Uns  die  Sache 
selbst  beschauen:  der  König  von  Schweden  gebe  wieder,  was  er  andern 
mit  Gewalt  und  Unrecht  abgenommen;  er  ersetze  Uns  und  andern  die 
verursachte  Schndcn  und  Unkosten;  er  thue  Versicherung,  dass  er 
künftig  niemanden  äberfnilen  wolle,  wie  er  den  Polen,  Dänen  und 
nun  neulich  den  Curl&ndem  gethan ;  so  wollen  Wir  hinwiederum  Ver- 


Aj.oo»^Ic 


gl2  VI.    Bruidenbarg  aad  Bogluii). 

sichenmj:  thun,  dasa  weder  in  eines  andern  Ländern,  noch  in  fremden 
Seehafen  kein  EriegSTolk,  weder  der  Kiüaerlichen,  noch  der  Alliirten 
solle  gefunden  werden. 

So  hat  man  sieh  auch  von  dieser  Seiten  keiner  Schwierigkeit 
oder  Gefahr  des  freien  Handels  und  Wandels  zu  befürchten;  dann 
Uns  am  meisten  daran  gelegen,  das»  selbige  frei  sein  und  ihr  Wachs- 
thum  haben;  nnd  sehen  Wir  gar  nicht,  wie  solches  fttglicber  geschehen 
könnte,  als  dass  alles  in  vorigen  Stand,  wie  es  vor  der  dänischen 
Unruhe  gewesen,  gesetzet  werde,  wohin  Wir  Uns  auch  einig  and  allein 
bemühen  wollen. 

Wie  können  Uns  aber  die  Schweden  aufrttcken,  dass  Wir  mit 
den  Katholischen  Uns  in  BUndnisse  eingelassen,  da  sie  doch  selber 
mit  den  Franzosen  Bandnisse  gemacht,  es  wftre  denn  dass  sie  die 
Franzosen  fUr  Ketzer  hielten,  die  sie  nicht  sein  wollen! 

Und  was  mfissen  doch  diejenigen  vor  ein  Evangelium  haben, 
welche,  ob  sie  schon  der  Katholischen  Fegfener  (von  welchem  wir 
durch  Gottes  Gnade  wissen,  dass  es  niemandem  schaden  werde)  be- 
streiten, dennoch  tn  der  christlichen  Kirchen  nichts  als  einen  Schlamm 
und  Abgrund  voller  unmenschlicher  Ungerechtigkeit  und  grausamen 
l^rannei  den  Gliedern  Christi  über  den  Hals  ziehen!  Was  mDssen 
diejenige  vor  ein  Evangelium  haben,  welche  mit  Feuer  und  Schwert 
Polen,  Dänemark  und  nicht  ein  geringes  Theil  von  Deutschland  ver- 
wüstet, wo  nicht  gar  um  und  umgekehret  haben,  und  indem  sie  die 
Katholischen,  so  da  die  gute  Werke  als  nötig  zur  Seligkeit  erfordern, 
verdammen,  selbsten  also  leben  und  handeln,  als  wenn  man  mit  nichts 
als  mit  grausamen  SOnden  und  Lastern  den  Himmel  and  die  ewige 
Seligkeit  erwerben  könnte!  Was  mfissen  di^^nigen  Christliches  in 
ihrem  Herzen  haben,  so  da  verursachen,  dass  die  Heiden,  die  so  feste 
Über  Treu  und  Glauben  halten,  nicht  ohne  geringe  [sie]  Beschimpfung 
und  Schmach  des  christlichen  Namens  uns  vorwerfen  mflssen,  dass 
die  Treulosigkeit  nur  allein  bei  den  Christen  zu  finden  seil 

Weil  dem  nun  also  ist,  so  ersuchen  Wir  E.  Hob.  wegen  der  Ehre 
Gottes,  der  christlichen  Kirchen  Wolfahrt,  der  Liebe  zur  Gerechtigküt 
und  um  der  gemeinen  Religion  willen,  dass,  wenn  Sie  von  dem  Könige 
von  Schweden  zur  HUlfleistung  angerufen  werden,  Sie  desselben 
Thaten  anschauen,  Itztbesagte  hohe  Obtestation  bei  Ihr  gelten  lassen 
und  vielmehr  den  Unterdrückten  als  dem  Unterdrücker  zu  Hülfe 
kommen  wollen.  Und  gleichwie  E.  Hob.  dem  höchsten  Gott  nichts 
woigef&lligers  als  obbemeltes  werden  thun  können,  also  werden  auch 
Wir,  nebst  allen  der  christlichen  Wolfahrt  Liebhabern,  E.  Höh.  allezeit 


A-nOO<^IC 


D«r  Eorfant  an  Richard  Cromwell.    Noefamalig«  Abberafaog  Schieters.      gX3 

bCichlich  deflwegen  verbundeii  sein  und  verbleiben,  die  Wir  im  Bbrigen 
dem  gn.  Schutz  des  Höchsten  trealich  empfehlen.  — 

Der  Knrflirst  an  Schlezer.    Dat.  Hauptqoartier  Ripen  5.  Jan. 
1659.     (Schwerin  conc.) 

[Schleier  Torliofig  aae  Elaglaad  abberufen  und  nach  dem  Haag  bestellt.    Seioe 
schwedische  GesiDDaeg.] 

Der  Eurßirst  hält  es  in  der  That  für  nachlheilig,  weau  er  keinen  Re-  15.  Jan. 
sideuten  in  London  hätte;  ihm  aber  könne  er  kein  neaee  Greditiv  schicken, 
nachdem  er  von  der  jetzigen  englischen  Regternng  so  anfFallend  übergangen 
worden.  Trotzdem  wünscht  der  Knrrürst,  Schlezers  Kenntniss  der  Ver- 
hiltniEse  noch  ferner  zn  benutzen  nnd  befiehlt  ihm  daher,  zanächst  alebatd 
Dich  dem  Haag  zn  reisen,  von  wo  er  dann  zosammen  mit  Weiraan  wieder 
nach  England  zorückkehren  soll.  Für  seinen  künftigen  Unterhalt  wird  er 
40  Fürst  Johann  Moritz  gewiesen. 

Wir  tragen  aber  auch  dahingegen  das  gnAd.  Vertrauen,  dass  Ihr 
die  Opinion,  welche  Ihr  bisher  wegen  der  ZuträgUchkeit  zu  der 
Schwedischen  Freundschaft  gehabt,  nunmehr  schwinden  lassen  und 
Euch  nach  denen  Sentimenten,  so  Wir  itzo  ftihren,  in  Eurer  Negocia- 
tion  richten  werdet.  Damit  Ihr  auch  um  so  viel  besser  zu  ersehen 
haben  möget,  wie  man  es  mit  Uns  an  schwedischer  Seiten  meinet,  so 
soll  Eucli  zu  dem  End  bei  Eurer  Ankunft  im  Haag  voltkommlich  In- 
formation ertheilet  werden.     

Der  KorfUrst  an  den  knrländischen  Residenten  Elias  Stranss 
in  London.     Dat.  Hauptquartier  Ripen  5.  Jan.  1659. 
Dank  für  den  von  ihm  über  Schlezer  gegebenen  Bericht  [oben  p.  806].  15.  Jan. 
Haben  zwar  dergleichen  auch  schon  längst  erwartet,  aber  dennoch 
allzeit  Besserung  verhoffet.     Nachdem  Wir  aber  nunmehr  wol  ver- 
sparen,  dass  dieselbe  nicht  erfolgen  werde,  so  seind  Wir  reaolrirt, 
das  Werk  anders  anzugreifen,  damit  der  gemeinen  Sache  nicht  ferner 
dergestalt  geschadet  werden  möge. 

Schlezer  an  Graf  [Waldeck?].  Dat  London  7.  Jan.  at  v.  1659.') 

[Seine  schwedische  Oesinanog  und  die  erfahrene  übele  Bebandlong.    Protector 
Richard  Cromwell.    Opposition  gegen  ihn.   Harrison  und  Taoe.    Onte  Zaversicht 
.  für  den  neaen  Protector] 
Adressat  hat  ihm  die   Warnang   zukommen   lassen,   dass  er  bei  dem  17.  Jun, 
Kurfürsten  als  gut  schwedisch  gesinnt  angeschrieben  aet. 

■)  Ohne  Adresse.  Nach  der  Anrede  „hochgrtfl.  Exe."  kann  der  Brief  anch  an 
Graf  Dohna  gerichtet  sein,  mit  dem  Schleier  gleichfalls  correapondir^  ebenso 
wie  mit  Waldeck,  ancb  noch  dessen  Auatritt  ans  braadenbnrgischeo  Dienatea. 


A-nOO»^lc 


g]^4  ^^     Branduoburff  aod  Boglind 

Ich  kann  E.  hochgräfl.  Exe.  nicht  bergen,  duB  ich  der  gänzlichen 
MeiDung  sei,  da  Ihr  alle  Particularitfitea  des  Tractamentes,  so  ich 
diese  2  Jahr  her  empfangen,  bekannt  gemacht  werden  sollten,  Sie 
würden  sich  selbst  nicht  darüber  verwundern,  wenn  ich  nicht  allein 
schwedisch,  sondern  der  Ehre  und  Gewissen  ohne  Schaden  gar  türkisch 
und  tartarisoh  geworden  wftre,  znmal  weil  man  sagen  möchte,  dass  durch 
die  vorsätzliche  Abandonnirung  meiner  Person  ...  die  unterth.  Obliga- 
tion, womit  ich  Sr.  Ch.  D.  bis  dahin  verwandt,  gnugsam  anfgefaobea 
und  ich  auch  von  der  Zeit  an  nichts  mehr  begehrt,  als  dass  ich  forma- 
liter davon  entschlagen  und  völlige  Freiheit  haben  möchte,  meine 
Fortune  an  andern  Orten  zu  suchen. 

AasfUhruDg,  wie  dieee  Ewei  Jahre  hiadorch  man  ihn  coDsequeut  habe 
darben  lassen  und  dadnrcb  in  die  peinlichste  Noth  gebracht;  der  Knrfiirat 
weiss  wahrscheiolich  von  allem  nichts.  £r,  Schleier,  aber  fühlt  sich  jetst 
dorch  nichts  mehr  uach  dieser  Seite  verpflichtet.  Dann  allerlei  politische 
Nachrichten. 

Dea  neuen  Regenten  Person  belangend,  ist  der  jetzige  Protector 
ein  junger  Herr  von  etwa  35  Jahren  voller  Verstand  und  Courage, 
bei  niemand  verbasst,  sondern  hei  männiglich  beliebet,  der  auch  des 
Herrn  Vätern  Maximen  albereit  wol  gefasst  und  sie  zu  manches  Ver- 
wunderung trefflich  zu  practtsiren  weiss.  —  Zwar  kJinnte  sich  etwas 
Zweinng  sowol  in  consilio  als  hei  der  Arm^e  und  im  künftigen  Par- 
lament ereignen;  denn,  wie  besagt,  gibt  es  eine  Art  einer  Faction 
im  ßath,  und  dem  Generallieutenant  Fleetwood,  von  dem  die  Ana- 
baptisten  und  Millenarii  in  der  Arm^e  dependiren,  ist  noch  neulich 
gar  scharf  zugeredet  worden.  Ausser  denen  hie  und  da  ausgestreuten 
Schriften  and  Ermahnungen  der  Gemeine  zu  einer  solchen  Erwählung 
der  Glieder  des  Parlaments,  wodurch  die  Fundamente  des  jetzigen 
Gouvernements  umgestossen  werden  .  .  .  trägt  sich  auch  dieses  zu, 
dass  von  einer  und  anderen  Provinzen  der  Generalmtgor  Harrison 
und  der  Sir  Henry  Vane,  beide  Leute  von  grosser  Autorität  und 
der  hiesigen  Regierung  zuwider,  zu  Parlamentsherren  erwählet  worden. 
S.  Höh.  behalten  dennoch  die  Mittel  in  Händen,  wodurch  Sie  einem 
und  andern  zu  remediren  und  allerhaud  Zerrüttungen  ftirzukommen 
vermögen.  Man  caressiret  allezeit  jetzt  die  anwesenden  OfBcire  und 
hat  ihnen  gestern  ein  stattliches  Banquet  zu  Whitehall  ausgerichtet, 
welches  schon  seinen  Mutzen  haben  wird.  Würde  das  Parlament  dem 
Herrn  Protectori  die  Hände  etwan  binden  wollen,  so  setzet  es  ihm 
vielleicht  hergegen  die  Krone  aufs  Haupt,  nnd  damit  möchte  aladann 
der  Concert  gemacht  sein. 


^düvGoot^lc 


Ucbird  Crom  well,   urteil  über  OKver.  Schleier  PanoDsliK.  Lkge  in  Eogl.      gl5 


Schlezer  an  Waldeck.     Dat  London  21.  Jan.  st.  v.  1659. 

Aus  denen  Particularitäten,  die  ich  von  des  Herrn  ProtectoHris  31.  Jan. 
OHvarti  Ende  gehöret,  ist  allezeit  unstreitig  abzanebmen,  dass  er 
kein  gemeiner  Mann  geiresen,  sondern  der  ein  sehr  tiefes  Insehen  in 
alle  Dinge  gehabt,  auch  tn  fttrfallenden  mit  menschlicher  Vernunft 
nicht  aufzuwickelnden  Dif^cultäten  seine  Zuflucht  zu  Gott  bat  nehmen 
dnrfen.  — 

Schlezer  an  den  Kurfürsten.    Dat  London  4.  Febr.  st.  v.  1659. 

(Bereit Willigkeit  ed   fernerer  DieostleistaDg.    Das   oene  FsrlameDt;    gnte  Aai- 

■ichten.     Eoglisohe  Parteiansicbten  über  den  Bchwedigch-däDitcheD  Krieg.    Die 

RegiaruDg  enlBchieden  für  die  Schweden.] 

Antwort  auf  das  Schreiben  des  Kurfürsten  dat.  Ricpen  5.(15.  Janaar;  U.  Febr. 
obgleich  er  entEchlosaen  gewesen  sei,   den  Gescbfiften   lieber  ganz  zu  ent- 
sageo,  so  volle  er  doch  nnn  dem  Enrfürsten  noch  veiter  dienen. 

Demfolgend  bin  ich  unterth.  willig  und  erbötig,  sobald  die  fBr- 
eret  erforderte  löGOffSterl.  oder  6385  Rth.  hie  sein  werden  und  ich 
die  von  E.  Cb.  D.  in  dero  cleviscben  Landen  assignirteu  1000  Rth. 
verde  empfangen  babcD,  wegen  des  übrigen  aber  und  täglich  an- 
vachsenden  durch  Caution  guter  Freunde  mit  einiger  Manier  mich 
werde  losmachen  können,  C.  Ch.  D.  Befehl  und  gnäd.  Intention  ge- 
mfiss  mich  von  binnen  nach  dem  Haage  zu  erhoben,  mit  dero  Herrn 
Statthalters  Prinz  Johann  Moritzen  von  Nassau  f.  Gn.  und  denen 
ttbrigen  Ministris  aus  E.  Ch.  D.  Geschäften  gebührend  zu  conferiren  ete. 

Dann  Nachrichten  tod  dem  politiRchen  Stand  der  Dinge  in  Engtand.  Das 
Parlament  ist  zasam  menge  trete  n ;  der  Protector  hat  gnte  Anssicht,  sich  mit 
ihm  EU  verständigen;  sie  haben  alle  den  Eid  geleistet,  anch  „der  berühmte 
Sir  Henrj  Vane";  der  Präsident  Bradshaw  ist  krank;  General  Harrt- 
co n  hnt  diesmal  eine  Wahl  abgelehnt. 

Insgemein  finden  die  Herren  Schwedischen  sowol  bei  den  Pres- 
byterianern  als  insonderheit  denen  Independenten  und  Anabaptisten, 
wie  denn  auch  bei  der  Armee  viel  Favor.  Es  formiret  sich  aber 
dennoch  eine  Partei  im  Parlament  unter  der  Hand,  die  der  Schwe- 
dischen Macht  nicht  sonderlich  favorisiret,  sondern  den  König  in 
Dänemark  gern  wieder  aufgeholfen  und  conserviret  sehen  wollte. 
Jedoch  begreifen  sie  annoch  keine  andere  Condition,  als  dass  I.  Maj. 
der  kaiserlichen,  niederländischen  und  E.  Ch.  D,.  Alliance  renunciiren 
und  hinfflro  auf  England  mehr  als  auf  jemand  anders  sehen  sollte. 
Die  Kaufleute  sind  gleich  ergCBtalt  fast  niehrentheils  nicht  gut  schwe- 


A-nOO»^lc 


glg  VT.    Brandenbarg  Dod  England. 

diBcIi,  denn  sie  klagen  darüber,  dass  sie  kein  Wort  halten,  nicht 
punctual  eeiu,  und  das  ist  bei  <leDeD  I^enteD  das  allergeliSssigste.  — 
Schweden  bat  Frankreicli  und  Portugal  an  ihrer  Seiten,  und  haben 
sieh  in  Possession  gesetzt  eines  fast  unverhinderten  Accessus  . . .  der- 
gestalt, dass  ich  mehr  und  mehr  versichert  werde,  es  sei  ihnen  eine 
ansehnliche  Hülfe  und  Beistand  versprochen  nnd  werde  solche  in  effectu 
geleistet  werden,  sobald  sich  die  niederländische  Flotte  etwan  weiter 
rtthren  möcht«.  Es  liegen  allezeit  ex  decreto  consiUi  30  gute  Orlog- 
Scfaiffe  für  ihnen  fertig,  die  sie  zu  aller  Zeit,  wenn  sie  begehren 
werden,  bekommen  können,  und  &0  ä  60  andere  werden  equipirt,  die 
ihnen  gleichcrgestalt  aufn  Nothfall  zu  Dienst  präsentiret  sein. 

Der  Kurfürst  an  Schlezer.     Dat.  Wiburg  22.  Febr.  1659. 
(conc.  Schwerin.) 

[AblehoDug  leiner  groaseo  Geldrordernog;  t ermittelndes  Anerbieten,  erent.  Bnt- 
laesnng.] 
4.  Man.  Mit  höchster  Verwunderung  müssen  Wir  vernehmen,  dass  Ihr 
über  7000  Kth.  baares  Geldes,  ehe  Ihr  htuaus  kommen  könnet,  be- 
gehret, auch  dabei  zugleich  meldet,  dass  Ihr  ohne  das  noch  ein  grosses 
schuldig  verbleiben  wUrdet,    Wenn  Wir  nun  von  andern  nicht  wftren 


jdoyGoOt^lc 


ScblPier'fl  QelörorderDDg.     Adb  dem  Cabioet  Richard  Cromwelle. 


Schlezer  an  den  KnrfürateD.   Dat  London  18.  Febr.  st  v.  1659. 

[Der  ProUetor  aod  die  Armie.  ÜDterrednDg  Ricbud  Cromnells  mit  Ewei  PolitikerD; 
kluger  Bath.  B«de  Satller'a  im  nnterhana;  seine  AeuaaeniDgea  über  die  jariatiache 
Nolwendigkeit  dea  SöDigthnina;  dber  Wiederberafang  der  Alten  Lorda] 
Zuerst  die  gewöhnlichen  Klagen;  dann  die  laofendeD  Nachrichtea  aas  33 
LoodoD.  Verhandlangen  im  Parlament  über  die  Stellang  des  Protectors 
zn  demselben;  es  GChelnl,  dass  man  sich  za  einer  Vereinbarung  zusaminen- 
finden  wird.  Zugleich  verhandelt  der  Protector  aoch  häufig  in  Pleetwoodg 
Hause  mit  den  Häuptern  der  Armee,  worüber  manche  vom  Parlament  ziem- 
lieh  stuttig  werden  und  argwöhnen,  «dasR  iwischen  8r.  Höh.  und  der  Ami^e 
mehr  Einigkeit  möchte  befunden  werden,  als  man  biahero  vermeinet." 

Und  bei  diesem  Paseu  halte  ich,  es  werde  E.  Ch.  D.  nicht  uoan- 
genebm  sein,  daas  ich  Ihr  unterth.  erzähle,  was  wenig  Zeit  fDr  Be- 
rufung des  Parlamentes  fUrgefallen,  woraus  Sie  von  des  Herrn  Pro- 
tectorls  Humeur,  Conduite  und  Genie  hoohweisHoh  werden  urtheilen 
können. 

S.  Höh.  Bessen  zwei  bekannte  Herren  zu  sich  fordera  und  fragten 
sie  um  Rath,  wie  man  sieb  in  den  damaligen  Conjuneturen  gegen  der 
Arm^e  zu  verbalten  hätte.  Des  Einen  Meinung  war,  S.  Hob.  sollte 
die  Armto  anbero  zu  kommen  beordern,  und  nachdem  er  sie  en  bataille 
hätte  rangiren  lassen,  sich  fllr  ihr  präsentiren,  sie  zu  Beständigkeit 
bei  seiner  Person  und  Familien  ermahnen  und  die  unter  ihnen  be- 
kannte unruhige  Officirer  in  ihrer  aller  Gegenwart  herausnehmen  and 
andern  zam  Exempel  hinweg  tbuen. 

Wie  der  erste  von  diesen  beiden  Herren  seinen  Abschied  ge- 
nommen, begehrte  S.  Höh.  von  dem  andern  zu  wissen ,  was  er  von 
diesem  oberzählten  Advis  hielte.  Der  sagte  darauf  rund  heraus,  Sie 
wflrden  sich  damit  ruinireu;  sein  Ratb  aber  wäre,  S.  Höh.  möchte 
darauf  Acht  geben,  wer  ihm  von  der  widrigen  Faction  zu  diesem  oder 
jenem  Advancement  recommandiret  wOrde,  und  begnadigten  dieselben 
fftrerst  durchaus  nicht  mit  den  desiderirten  Chargen,  sondern  nehmen 
andere  darzu,  davon  Sie  gewiss  wären,  dass  sie  es  mit  keinen  faotiosen 
Leuten  hielten.  Nachgebeuds  aber  möchten  Sie  ein  fieissiges  Auge 
darauf  haben,  was  vor  Stellen  vaoant  wären  und  advanciren  bemach 
die  andern,  die  Ihr  erst  ftlrgetragen  wären,  zu  bJJheren  Chargen  als 
ihre  Fautores  selbst  begehret  hätten ;  wenn  das  geschehen,  und  S.  Hob. 
in  dem  Wege  continairten,  wtirden  Sie  algemälig  die  Gemtttber  von 
der  andern  Partei  abziehen  und  die  ganze  Armäe  gewinnen. 

S.  Hob.  hOrete  es  alles  mit  Anmerkang  an,  antwortete  aber 
nichts  anders  darauf,   als   diese  Worte:   Seid  Ihr  Moleh  ein  groiitr 

Musr.  I.  O«oh.  <1.  Or.  KnrtUnun.    VII.  52 


A-nOOt^lC 


QIQ  VI.     BrAndeobarf  und  EngUnd 

Politicut?  Von  der  Zeit  aber  an  bia  auf  diese  Stunde  habeo  S.  Hob.  ge- 
dachten Cavalier  nicht  wieder  zu  sicti  fordern  lassen,  damit  man  nicht 
merken  möchte,  dass  Sie  entschlossen  wären,  seinem  Bath  zu  folgen.  — 

Man  verhoffet,  dass,  wenn  noch  etzliche  hitzige  E^ute  aus  dem 
Parlament  werden  votiret  werden,  dass  man  im  Obrigen  allen  auf 
beiden  Seiten  sich  der  Moderation  befleissigen  und  solche  Espedientia 
finden  werde,  wodurch  der  Sachen  zu  rathen. 

Es  hat  deswegen  am  15  dito  einer,  Sattler,  Sr.  Höh.  Matstre  de 
requeste  und  erwählter  Parlamentsherr,  trefflich  et  cum  approbatione 
im  Hanse  der  Gemeine  peroriret  und  das  Parlament  nachdenklich  er- 
mahnet: nachdem  sie  nunmehro  darin  einig,  dasa  das  Regiment  in 
einer  einzelnen  Person  und,  wie  er  den  terminum  soll  gebrancht  haben, 
snbordinaten  Magistraten  bestehen  sollte,  so  möchten  sie  sich  wol 
beratben,  was  sie  femer  für  eine  Verfassung  machen  wollten.  Er 
könnte  ihnen  das  sagen,  dasa  der  Herr  Protector  ein  guter,  weiser 
und  gottesfUrchtiger  Herr  wäre,  der  nichts  irraisonables  begehren  wOrde, 
auch  jiiobt  Ober  sie  als  Thiere,  sondern  als  über  Menschen  herrschen 
wHrde;  sie  möchten  aber  auch  zusehen,  dass  sie  sich  nicht  gegen  ihm 
als  junge  Teufel  verhielten. 

Dieser  Herr  Sattler  ist  auch  der  erste  unter  den  Notables  ge- 
wesen, der  der  königlichen  Dignitftt  und  Characterie  hat  erwähnen 
dQrfen,  und  zwar  dergestalt,  dass  er  gesagt:  er  wäre  zwar  ein  Bechts- 
gelahrter  und  juris  publici  consultns,  und  wtlsste  gar  wol,  was  ein 
Orand-Connestable  d'Angleterre,  was  ein  Chef  de  justice  und  dergl. 
wäre;  er  i^de  aber  nichts  in  den  engelländlschen  Bechten  von  einem 
Frotectore  und  könnte  derhalben  nicht  ersinnen,  wie  die  Statuta 
und  Gesetze  des  Landes  anf  diesen  Namen  möchten  applicirt  werden; 
denn  die  redeten  allein  von  einem  König,  und  der  Könige  Reeht 
wäre  in  der  h.  Schrift  und  den  Bachern  Mosis  besoiirieben.  Nun 
wäre  es  zwar  nicht  zu  vermutben,  dass  der  jetzige  Herr  Protector 
ihnen  ihre  Guter,  Aecker  und  Weinberge  abnehmen  oder  sonsten 
violenter  et  arbitrarie  mit  ihnen  procediren  würde;  sie  möchten  sich 
aber  auch  hOten,  ihm  die  Hände  dergestalt  zu  binden,  dass  er  ge- 
zwungen wflrde,  die  Stricke  zu  zerreissen  und  par  raison  et  n^cessitä 
d'estat  über  sie  zu  commandiren. 

Bei  der  Gelegenheit  hat  er  der  alten  Herren  erwJUinet  und  nicht 
undeutlich  zu  erkennen  gegeben,  dass  es  billig  wäre  dieselben  wieder 
einzufordern;  und  dergleichen  vermeinet  man,  dass  auch  von  der  Armöe, 
vermuthlich  durch  Veranlassung  des  Hofes  (dann  der  Herr  Protector 
soll  ihnen  nicht  Übel  affeotioniret  sein)  werde  auf  die  Bahn  gebracht 


A-nOO<^IC 


Rnde  Sudler'e  im  Parlament    SchleierB  Heirat snD(;Rle(rpQheiten-         819 

werden;  jedoeli  wUrde  es  damit  keine  andere  Meinung  haben,  als  dass 
allein  der  alten  Herren  Kinder,  nicht  aber  die  Väter  und  Alten  selbst 
im  Session  im  Herrenhause  admittiret  werden  sollten. 


Schlezer  an  Graf  Dohna.     Dat.  London  11.  März  1659. 

[Apologie.    Geldsache.    Englische  Heiratsangelegeoheit;   desgleicheD  im  Haag; 

eine  neue  Galanterie  in  Eogland;.  notwendigeB  diplomatiBcbes  Biirsmittel;   die 

Tochter  dee  PräaldeDteo  des  StaatsratbeB.    Der  Verkehr  mit  dem  echwedischcD 

Gesandten     Geld  oder  Abdankung.] 

Eingehende  Apologie  über  seine  Angelegenheiten  in  England.  —  Zn-Sl.Uäre. 
Dächst  ansnihrlich  über  die  Oeldsacbe.  — 

Femer  werden  E,  hochgr.  Exe.  mir  vergönnen ,  dass  ich  auf  die 
mir  fUrgeworfene  Kosten  auf  meine  prätendirte  Heirat  kommen  möge. 
Und  darinnen  gestehe  ich  fOrerat,  dass  ich  bald  Anfangs  bei  meiner 
Ankunft  in  England  mit  einer  gar  Tornehmen  Person  in  Tractaten 
gestanden  bin,  wodurch  Sr.  Ch.  D.  etzlicbe  der  considerabelBten  Familien 
dieser  Orten  hätten  zugewandt  werden  können,  wenn  die  zu  Hofe  re- 
gierende Invidia  zugelassen  hätte,  dass  Sie  meinem  unterth.  FUrschlag 
nach  so  viel  hätten  darauf  Spendiren  wollen,  als  doch  endlieh  wird 
bezahlt  werden  mDssen.  Die  Leute  seind  genugsam  bekannt,  mit 
denen  ich  mich  engagiren  wollen,  und  in  was  für  ein  Ansehen  und 
Credit  sie  Sberall  seind.  Mit  der  Dame  meinte  ichs  consideratis  con- 
siderandis  wol  von  Herzen;  ich  kann  aber  wol  mit  Wahrheit  bezeugen, 
dass  ich  nicht  Über  die  40  Rth.  Werth  an  dem  ganzen  Werk  ge- 
wendet habe. 

Dann  seine  Reiee  in  den  Haag. 

Bei  der  Occasion  ward  mir  Ouvertüre  gethan  von  einer  Heirat, 
die  ich,  weil  ich  sonst  nichts  in  dem  Hage  zu  thun  und  auf  die  reich- 
liche versprochene  Geldmittel  zu  meiner  Wiederkehr  nach  England 
warten  musste,  prosequiret;  aber  mit  einer  solchen  Punctualität  in 
Sr.  Ch.  D.  Dienste,  dass,  wie  nur  eben  so  viel  da  war,  wormit  ich  za 
genauer  Noth  wieder  hereinkommen  konnte,  ich  alle  Conversation 
abrupte  abbrach  und  mich  durch  keine  Charmes  nicht  einen  einzigen 
Tag,  damit  ich  den  Wind  nicht  versäumete,  wollte  aufhalten  lassen 
—  worüber  wir  auch  zerfielen. 

Nach  meiner  Wiederkunft  passirte  eine  Galanterie,  deren  sich 
jemand,  der  mehr  Vanität  hätte  als  ich,  rühmen  könnte.  Ich  weiss 
mich  aber,  so  wahr  ich  redlich  bin,  nicht  zu  erinnern,  dass  icli  mehr 
als  ein  oder  zwei  Rth.  darauf  gewendet  hätte;  und  ich  verwundere 
mich  über  die  basse  Concepten,  dass  hie  oder  in  Frankreich  jemand 

52» 

i:q,t7r.d    ...*^nOO<^IC 


320  ^'''     Brandeobarf  aod  Rngl&iid. 

gedenket  etwas  Bonderlicbes  auszarichten ,  der  nicht  min  oder  mehr 
mit  Fraueazimmer  weiss  umzugehen,  nachdem  in  des  berühmten 
spaniBchen  slhie  gewesenen  Ambassadeurs  Gondomars  Negociation 
eine  so  notable  Passage  zu  finden,  was  fllr  Adressen  er  sich  gebraucht 
und  aus  was  Ursachen;  dergleiofaeu  uns  denn  die  Erfahrung  tSglich 
an  die  Hand  gibt.  Anitzo  erkOhne  ich  mich,  gegen  E.  hochgr.  Exe. 
mnd  heraus  zu  bekennen,  dass  ich  noch  auf  diese  Stunde  eine  von 
des  Herrn  Präsidenten  vom  Consilio  Status  Töchtern  nicht  ohne  Vor- 
wissen  der  Befreundeten  bei  aller  Gelegenheit  caressire,  wiewol  sans 
attachement  mit  einem  freien  und  unbekümmerten  Heneen;  und  dieses 
Entretien^hat  mir  aufs  hOchsleeinanderthalbhundertBth.  gekostet  Wann 
aber  ja  niemand  bei  Hofe  erkennen  will,  was  fDr  rationes  statua  zu 
Sr.  Ch.  D.  Dienst  ich  hierunter  habe,  sondern  dass  man  noch  gedenket, 
mit  mir  deswegen  zu  chicaniren,  bin  ich  zufrieden;  man  ziehe  sie  mir 
ab  Tou  dem,  was  man  mir  sonsten  schuldig. 

Er  sei  TOD  andern  hieeigen  ResidcDten  angeklagt  worden  des  allzn- 
vertraalichen  Umgangs  mit  den  schwedischen  GeBandten.  Er  bekennt  sich 
dazu,  findet  es  aber  ganz  gerechtfertigt  und  für  den  Dienst  nüfa'g. 

'  Dann  wieder  anf  die  Geldsache  und  auf  seine  Gegner  am  Hofe.  — 
Droht  man,  daas  man  eventnell  mich  ganz  abandonniren  will  —  „A  la  bonne 
heure,  so  mache  ich  lieber  den  Anfang  nnd  renancüre  am  ersten." 

Indeas  macht  er  dorh  noch  einige  Yorschläge  znr  Tersöhnnng,  aber 
nur,  wenn  der  KorfUrst  sich  perKÖnlicb  dabei  verpflichleti  sonst  traut  er 
nicht;  er  will  aach  event.  selbst  nach  Beillc  kommen,  aber  nur  auf  Gmnd 
eines  fQrmlichen  Salvcondncts ;  andere  dürfe  er  seinen  Gegnern  nicht  trauen. 

Ein  RechtfertignngFschreibeo  Ähnlicher  Art  (Abschr.  o.  D.)  an 
Freib.  t.  Schwerin,  wo  namentlich  seine  Kundgebung  einer  andern  po- 
litischen Ansicht  gererrbtfertigt  nnd  dagegen  die  übele  -Behandlang  gestellt 
wird,  die  man  ihm  habe  zn  Tbeil  werden  lassen.  Zuletzt  habe  der  Kurfürst 
sogar  dnrch  ihn  ein  Schreiben  an  den  Protector  übergeben  lassen,  worin 
seiner,  Schlesers,  mit  keinem  Wort  gedacht  war;  was  hier  sehr  anfGel. 
—  Von  den  Liebesgeschichten  ist  hier  nicht  die  Rede. 


Aehnllche  Schreiben  richtet  er  auch  In  derselben  Zeit  an  Graf  Waldeck, 
der  inzwischen  schon  den  Dienst  des  Kurfürsten  verlassen  hatte;  dieser 
schreibt  ihm  zurück:  die  brandenbnrgischen  RSthe  hätten  „einhellig  die 
Glossen  etwas  zn  scharf  nnd  die  Zeitangen  zn  favorable  anf  der  widrigen 
Seite  gefunden;  sonderlich  weil  ans  anderen  Schreiben,  die  vielleicht  eben 
so  wol  nicht  informiret  sein,  die  Sachen  noch  etwas  kümmerlich  vor  den 
Herrn  Protector  beschrieben  werden,  nnd  die  Flotte  so  parat  anssnlanfen 
nicht  geschätzet  wird.  Dem  sei  nun  wie  ihm  wolle,  hätte  ich  zn  wünschen, 
dasB  Er  in  seinen  Schreiben  etwas  behutsamer  wollte  sein,  weil  die  Zeiten 
veränderiich  seind." 


^düvGoot^lc 


Scb1«Eer'ache  PeriODtlieo.   Seio«  Flacht  nod  tJebertriU  zu  deo  Schweden.      g21 

(Bronillon  aar  der  Rückseite  eioes  Briereg  TonScblezer  dat  2ö.  Febr. 
Et.  T.  16&9.    Arols.  Arch.) 


Der  korländiecbe  Resident  Elias  Stranss  an  den  KorfllrBteii. 
Dat  London  25.  März  1659. 

[Bericht  über  Sohlesera  TerachwaDdDog  nad  seto  Lebao  ia  LoodoD.] 
Eb  sei  ihm  anbegreiflich,  wie  Schlezer  so  vi«l  Geld  habe  dnrchbriDgen  4.  April. 
köDDeo;  er  habe  nur  3  oder  4  Diener  in  Beioem  Dienst.  Vor  anderthalb 
Jahren  hat  er  eiomal  mehrere  sehr  kostspielige  Baukett's  gegeben;  dies 
hatte  einen  besonderen  Privatzweck;  er  wollte  eine  gewisse  reiche  Heirat 
machen;  zn  dem  Kode  wollte  er  selber  einen  Eindmck  machen,  verliesg  sein 
bisheriges  einfaches  Logis  nnd  log  in  ein  anderes,  „efüs  von  den  besten 
ond  stattlichst  fournisirten  Häosern  in  ganz  London";  seiner  „sopponirten 
Liebsten"  [die  aach  hier  nicht  mit  Namen  genannt  wird]  soll  er  sehr  kost- 
bare Geschenke  gemacht  haben.  Das  konnte  nun  nicht  lange  währen;  es 
erfolgte  seine  Schnldverhaftnng  etc.  Vor  ca.  3  Monaten  hat  er  hier  vom 
Hofe  durch  Vermittelung  seiner  schwedischen  Frennde  anf  den  Namen  des 
„Weinzolls,  so  den  Ministris  publicis  bei  ihrer  Anknnft  alhie  cd  Hofe  frei- 
gegeben wird",  nngefähr  700  Rtb.  bekommen;  jetzt  lebt  er  nun  in  einem 
Privattogis  mit  2  Dienern,  1  Jnngen  und  seinem  Sohn  für  ca.  18  Rtb. 
wöchentlich. 

Mit  200  Pfnnd  kann  man  ganz  respectabel  hier  leben. 

Elias  Straaas  an  den  Knrfllrsten.     Dat  London  6.  Mai  1659. 

ISchleser  heimlich  abgereist  und   zo  den  Schweden  äbergegaogeo.    Kltgen  des 
Knriftndere.} 

E.  Cfa.  D.  ungetreuer  Minister  Schlezer  hat  sich  nach  Empfang  16.  Mai. 
seines  aus  Holland  erwarteten  Geldes  ohne  einzige  Bezahlung  seiner 
alten  Scbaldeo  heimlich  von  hinnen  weggemacht  und,  wie  ich  glaub- 
lich berichtet  werde,  naobdem  er  von  den  scbwediscben  Ministris  alhie 
mit  einem  Paes  versehen  worden  und  mit  ihnen  ein  gar  Tertraulicbes 
Valetmahl  gehalten,  sich  recta  durch  den  Snnd  oacher  dem  König 
von  Schweden  begeben,  welcher  schftndlicbe  Abschied  E.  Ch.  D.  hoher 
Reputation  zu  nicht  wenigem  Nachtheil  nnd  Verkleinerung  gereiobet. 

Klage  über  dag  unglückliche  Schicksal  seines  Herrn,  des  Herzogs  von 
Carlaad  —  er  selbst,  der  Gesandte,  ist  in  Folge  davon  von  allen  Mitteln 
entblösst  und  hilflos  gelassen. 


^düvGoot^lc 


VI.     Broudeaburg  uod  blnglaud. 


Der  Kui'fUrst  au   Stattlialter.  Oberpräsident  und  geh.   Rätlie 

zu  Berlin.    Dat.  in  nuaerm  Feldlager  auf  der  Inael  Fanöe  bei 

Fllbneu  8.  Jnnl  1659. 

IScblessera  Abfoll  kd  den  Schwedoo     ProcesB  gegen  ihn  eiozuleiteo.) 

Anzeige  vod  dem  Uebertritt  Schlezers  zq  den  PeindeD,  mit  Hinter- 
latiauiig  seiner  unbezahlten  Scbuldeu;  er  hat  zuletzt  noch  eiuc  ReiAanag 
von  6000  Rth.  bei  dem  Staatssecretär  deponirt. 

Die  Sache  soll  dem  Advocatus  Ssci  übergeben  nud  eine  Citatiou  gegen 
Schlezer  erlassen  werden. 

AuBserdcni  eallen  aie  nachforsihe/i,  ob  Schlezer  „au  uomiiiibae  oder 
lindern  Gütern"  etwas  besitzt  und  datsGclbe  mit  Besuhl^  belegen;  Gcine 
Verwandten  haben  alle  Correspondeiiz  mit  ihm  abzubrechen. 


Verwandle  von  Schleyer  sind,  wie  sieb  herausstellt,  die  neuinärkisclieD 
Aiut^räthe  Striepc  und  Lange.  Er  bat  in  der  Neumark  einige  Oeld- 
ansprücho  stehen,  aber  nicht  von  Betaug. 

Die  Vorladung  Schlezers  erfolgt  durch  l'atent  des  KarfürsteD 
dat.  Feldlager  bei  Stepping  9.  Aug.  1659.  Es  wird  angeordnet,  daes  davou 
ein  Exemplar  in  Berlin,  andere  in  Hamburg,  Lübeck  und  Leipzig  an- 
geschlBgen  werden. 

Anf  diese  Citatiou  antwortet  nun  Schlezer  mit  der  Broschüre  (die 
er  auch  dem  Kurrtirsteu  persönlich  dat.  Nickopiug  in  Falster  1.  Not.  st.  t. 
165y  überschickt): 

Abgenötigte  Ehren -Rettung  des  gewesenen  Churfürstl. 
BraudenbnrgtEcheu  Raths  und  Residenten  inEngcIlaadJohaD 
Friedrieh  Schlezers  auf  ein  unter  L  Chnrl'.  Dchl,  Nahmen 
wieder  ihn  publicirtes  vermeintes  Edictum  Citatoriam.  Anno 
l(i59.    (10  Bli.  i") 

Am  SchlusH  dat.  Fiiedricbsb 

Der  Inhalt  wiederholt  nur  di 
Thalsachen  und  Auffassungen,  ob 
Sachen. 

Dagegen  wird  von  brandenbn 

Abdiack  einer  von  einei 
die  von  dem  gewesenen  aus 
gegangenen  Churf.  Brandei 
in  England  I,  F.  S.  au  Friei 
geschriebene  und  in  offene 
aautite  Ehrenrettung.     Anno 

Hier  wird  u,  a.  hervorgehoben 
„die  den  chur-  und  furstlicbeu  t 
bnrgischen  Häusern,  auch  etlicbei 
jedweder  nach  seiner  Profession, 


^aovGoOt^lc 


ProceiB  gegeo  Soblezer.    Broacbotea  für  and  wider  ihn.  g23 

Rohm  ond  Ehre  ihren  Lauf  in  dieser  Welt  Tollendet  haben"!  aber  er  be- 
schimpfe eie  noch  im  Qrabe. 

Etwa  1645  war  er  in  brandenbargische  Dienste  als  SecreUir  einge- 
^ten,  war  immer  sehr  tarbalent  und  anspmchBToll  and  wollte  hoch  hinaus. 

Nach  einiger  Zeit  brachte  er  es  dahin,  dass  er  als  Resident  nach 
Hamburg  geschickt  wurde;  was  er  da  fllr  Comädieu  anfgeftihrt,  will  der 
Terf.  lieber  verschweigen.  Er  erhielt  da  seinen  Abschied  und  erklärte, 
nnn  nach  England  gehn  zu  wollen,  dort  za  leben;  zugleich  erbot  er  sich, 
wenn  es  dort  etwas  flir  ihn  zu  tbnn  g&be,  gegen  600  Kth.  Oehalt  es  über- 
nehmen zu  wollen.    Folgt  dann  die  Geschichte  der  englischen  Negociatlon. 

So  viel  von  seinem  Leben,  Amt  nnd  Verrieb tangen.  —  „Dann  von 
seiner  entbnsiastischen  Religion  nnd  eiagebiideten  Offenbamngen,  und  dass 
er  sieb  bisher  zu  keiuer  Religion  beständig  bekennen  wollen,  mag  ich  hie 
nichts  melden,  weil  dem  Herrn  seine  schwärmerische  Handel  in  der  Reli- 
gion genugsam  bekannt." 

Schon  vorher  ist  gesagt,  dass  er  auf  ganz  lächerliche  Weise  präten- 
dirte  snm  Adelstand  sn  gehören,  weil  ein  Brnder  seines  Vaters,  der  in 
Wien  Apotheker  war,  dort  kathohsch  geworden  und  geadelt  worden  war. 
Sodann,  bei  seiner  Hciratsangelegenheit  mit  einer  englischen  Gräfin,  bat 
er  den  Enrrdrsten,  ihm  ein  adliges  Out  von  20,000  Thl.  zu  scbenkeu  und 
auf  kurfiirstlicbe  Kosten  vornehm  und  prächtig  auftreten  zu  dürfen,  um 
seine  Bewerbung  durchzuführen. 

Der  Verf.  schätzt  ihn  anf  ea.  50  Jahr  —  dabei  hat  er  aber  nicht  einmal 
in  der  Welt  einen  Testen  Sitz  und  eine  NiederJassnng  für  seine  Familie 
erreicht,  sondern  lässt  diese  seinen  Verwandten  zur  Last  fallen  und  schweill 
in  der  Welt  nmher. 

Am  ScbluES  Abdruck  einer  nenen  Citation  gegen  Schlezer  dat. 
Colin  a.  Sp.  22.  Dec.  1659.  ___^^ 

Endlich  erfolgt  noch  eine  spätere  Apologie  Schlezers;  die  gleicfafallB 
nur  das  Bekannte  wiederholt: 

Job.  Fr.  Schlezeri,  consiliarii  qnondam  etc....  Defensio 
contra  cal'umnias,  diffamationem  et  injurias  impotcntium  in 
aula  ista  inimicorum  suorum,  integro  qnadrienuio,  pront  res 
se  dederunt,  conscripta. 

Psalm.  CIX.    „Ne  sileas,  ne  dissimula  etc." 
Anno  MDCLXII.    (20  pag.  4°). 

Vom  Nov.  nnd  Dec.  16Ö9  finden  sich  einige  aufgefangene  Briefe 
Schlezers  an  verschiedene  Personen,  von  Helsingör  datirt.  Einer  der- 
selben Ist  adressirt  an  „Mode.  Samuel  Hartlieb,  geutilhomme  allemand" 
in  London'),   unter   dessen  Adresse   sich   Schlezer   schon   von  I65Ö   an 

■)  Vgl.  über  diese  PersönlichlceitA.  Stern,  Mllton  und  seine  Zeit  II. 2t)6 ff.  — 
Auf  eioeni  Zettel,  der,  von  nicht  bekaouter  Haod  geacbrieben,  bei  diesen  Acten 
liegt,  findet  sieb  die  Notiz:  „Ans  diesem  Schreiben  sehe  ich,  dass  Herr  Schlezer 
ein  Schwärmer  ist;  denn  Hartlieb  (welcher  ein  Elbiager  und  sonst  gelehrter 
Haan  ist)  ist  aller  neuen  Propheten  Patron  nnd  Advooatus.    Fignlne  [der  in 


^aovGoOt^lc 


g24  ^I-    Braodenbarg  und  EnglsD«]. 

seine  Briefe  nach  London  schicken  lässt.  Er  theilt  demselben  seinen  Ueber- 
tritt  in  schwedische  Dienste  mit  und  bittet  ihn,  dahin  wirken  za  helfen, 
dms  seine  in  London  hinterlasse  neu  Schulden  „für  public  erklärt  und  die 
Oreditores  an  den  Cburf.  Hof  mögen  verwiesen  werden";  wenn  dies  ge- 
schehe, so  würde  er  am  liebs^ten  fernerhin  in  England  oder  Irland  leben  — 
„denn  dem  deutschen  Wesen  traue  ich  nicht";  der  brandenborgische  Hof 
sei  zwar  augenblicklich  still  gegen  ihn;  „ich  traue  aber  doch  dem  Frieden 
nicht,  sondern  wollte  gern  so  weit  daron  sein  als  immer  möglich."  Seinen 
Sohn  hofft  er  bei  dem  Grafen  Dohna  anzubringen,  den  der  Eänig  von 
Schweden  sehr  hoch  schätzt;  er  selbst  will  zunächst  zn  dem  Pfalzgrafea 
von  Sulzbach  sich  begeben,  der  znm  Generalstatthalter  von  Seeland  emauot 
ist,  und  an  den  ihn  der  König  gewiesen  hat.  (Dat.  Elsingsör  2T.  Dec.  st.  t.  1659). 

Die  Juristenfacnltät  zu  Frankfurt  a.  O.,  an  welche  die  Acten  des 
Schlezer'scben  Frocesses  zur  Begutachtung  gesandt  werden,  fallt  am 
SchluBB  eines  uiisfü lirlichen  Gntacbtens  über  Scblezer  die  Sentenz,  dass 
er  als  Landesrerräther  und  Ueberläufer  aller  setner  Chargen  zu  entsetzen,  für 
ehrlos  zu  erklären  nnd  mit  dem  Schwert  hinzurichten  sei  (dat.  18.  Aug.  1660). 

Eine  Intercession  zu  Gunsten  Schlezers  von  Seiten  Schwedens, 
UDterz.  von  der  Königin  Hedewig  Eleonore  und  einer  grossen  Anzahl 
von  Keicharäthco,  dat.  Stockholm  13.  Oct.  1660,  bleibt  erfolglos. 

Nach  dem  Frieden  von  Oliva  macht  Schlezer  Versuche  zur  Ver- 
söhnung, wie  es  scheint,  durch  Vermittelnng  des  Fürsten  von  Anhalt;  doch 
geht  man  in  Beriin  darauf  nicht  ein.  Mit  dem  Jahr  1662  hören  die  Briefe 
Schlezers  und  die  Acten  über  seine  Angelegenheit  auf. 

Im  Jahre  1673  tapcht  seiu  Sohn  Johann  Schlezer  von  London  her 
auf.  Der  Vater  ist  todt,  der  Sohn  ist  in  englischen  Diensten  „au  Service 
du  Roj  de  Grande  Bretagne".  Er  gedenkt  noch  längere  Zeit  in  England 
zu  bleiben  nnd  bittet  nur,  dass  die  Ungnade,  in  der  sein  Vater  gestorben, 
nicht  auf  ihn  Übertragen  werden  möge.  —  Darüber  erhält  er  eine  gnädige 
VersicberuDg,  die  Ungnade  gegen  seinen  Vater  solle  ihm  nicht  zum  Nacb- 
thctl  gereichen;  doch  dürfe  er  auch  keinerlei  Ansprüche  anf  rückständigen 
väterlichen  Gebalt  oder  dergl.  erheben. 

Hiermit  scbliessen  diese  Schlezer'scben  Person alacten. 


Instruction  für  deo  OberetallmeiBter  Bernhard  Gerhard  v.  Pölnitz 
aftdeu  König  von  England.»)    Dat.  CöUo  a.  Sp.  21.  Mai  1660. 

[BeglückwüBBcbung  des  Königs  zur  Heimkehr  nach  Boglend.   Gelegentliche  An- 
regung in  Betreff  des  englischen  Tnchhandels  nach  Preaseen.] 
31.  Mai.         Das  Pariamcnt  hat  beschlossen  den  König  zuruckzurnfen ,  und  dieser 
gedenkt  nächstens  ans  Holland  nach  England  aufzubrechen.    Pölnitz  soll 

Sohlezers  Brief  als  gemeinsaaier  Frennd  erwähnt  wird]  ist  ein  Prediger,  hat 
Herrn  Oomenius  Tochter,  prätendirt  Viaiones,  welche  er  auch  drucken  Uesen, 
und  prophezeit  Schweden  grosse  Dinge.* 

')  Pölnitz  war  schon  einmal  1658  im  Anftrag  des  Korfüraten  in  England 
gewesen,  um  für  denselben  eine  Anzahl  Pferde  eiczukanfen  (Greditiv  für  PÖluitz 


A-iOOt^iC 


Ende  d«r  SohleMr'achvo  Affür*.    SeDdung  von  PÖIdiU  od  Kul  II.       ^25 

dea  OliickvoDseh  des  KnrfiirsteD  iiberbringeD,  nnd  zwar  sanuhst  nach  dorn 
Haag,  wo  er  *}eo  König  wahrscheinlich  noch  antreffen  wird;  oder  eventuell 
nftcb  London,  wohin  er  ihin  aoch  im  ersteren  Fftll  folgen  soll. 

P.S.  Und  ob  twar  S.  Ch.  D.  bei  dieser  des  von  Pölnits  Ab- 
schickuQg;  keine  Affairen  wollten  treiben  lassen,  damit  I.  Köo.  Mty- 
desto  mehr  spDren  möchten,  dass  S.  Gb.  D.  einig  und  allein  hierzu 
die  Freude  tlber  die  KesÜtution  veranlasste:  so  möchte  der  von 
Pölnitz  dennoch  mit  dem  Canzler  oder  wen  er  sonst  sehen  wDrde, 
der  des  Königs  Affairen  am  meisten  nuter  Händen  hätte,  bei  guter 
OccasioD  dieses  erinnern,  dass  S.  Ch.  D.  I.  E5n.  Maj.  bfiten,  wegen 
der  Niederlage  der  englischen  Tücher  in  Preussen  nichts  gewisses 
entschliessen,  besondem  damit  warten  wollten,  bis  S.  Ch.  D.  jemands, 
wie  Sie  gesonnen  wären,  nachschicken  w&rden  und  alsdann  1.  Kön. 
Maj.  die  Nothdnrft  nnd  was  dabei  za  erwägen,  vorstellen  lassen  worden. 


Pölnitz  trifft  den  König  Karl  II  nicht  mehr  im  Haag.  Am  20.  Jant 
begibt  er  sich  anf  den  Weg  nach  England,  wo  er  am  25.  ankommt.  Er 
meldet  sich  bei  Milord  Jarrct.  der  ihm  baldigste  Andienz  verspricht  — 
,mit  dem  Hinznihnn,  Sr.  Maj.  würde  dieses  O^cinm  am  desto  angenehmer 
sein,  dass  Ich  der  erste  wäre,  welcher  deroselben  über  Ihre  Herstellnng 
käme  cougratnliren".  Am  30.  erfolgt  die  feierliche  Andieoz,  die  mit  ganz 
besonderen  Ehrenbezeignngen  für  den  Gesandten  vor  sich  geht.  —  r,DeT 
Hof  und  die  ganze  Stadt  ist  voll  davon,  dass  Sie  der  erbte  sein,  welcher 
S.  Haj.  durch  eine  Oe.<iandtsrbaft  gefelicitiret."  Allerlei  Nacbrichten  über 
den  Hof  von  wenig  Belaug.  Pölnitz  gedenkt  näcbeteos  wieder  abzereisen; 
er  will  aber  den  Herrn  v.  Heringen,  der  „dem  Canzler  Weiman  bis 
dahin  aufgewartet  nnd  hiesigen  Landes  Affaires  und  Intrigues  ziemlich 
knndig  ist",  einstweilen  hier  lassen.    (Relation  dat.  London  2.  Jnli  1660).     12.  Joli. 

Eine  zweite  Andienz  bei  dem  König  hat  Pölnitz  am  4. [14.  Juli.  14.  Joli. 
Energische  FrenodgcbaftsverBicheningeD  Karls II.  —  „Den  Herrn  v.  Bever- 
weert  [den  niederländiechen  (jesandtcn]  hab  ich  par  rencontre  iu  des  Königs 
Bedcbambre  gesehen  nnd  mit  demselben  von  ein  nnd  anderem  ziemlich  ver> 
traulich  geeprochca.  Wir  verfielen  zuletzt  anf  den  Discurü  von  des  Königs 
Heiratb,  wobei  gedacht  ward,  wie  insgemein  viel  davon  geredet  würde,  dass 
8.  Maj.  sich  mit  der  Königin  von  Schweden  Tcrmählen  sollte.  Er  sagte 
aber,  dass  er  seines  Theils  vieler  handgreiflicher  Ursachen  halber  nicht 
die  geringste  Apparenz  dazu  sähe,  und  stimmte  endlich  mit  mir  darin  überein, 
daas  für  die  gereformirte  Religion  hnd  das  Haus  Oranien  sowol  er,  als  so- 
viel demselben  zngethan  wären,  billig  nichts  höheres  wünscbeten,  als  dass 

80  Üromwell  dat.  Colin  a.  8p.  7.  Febr.  1668'.  Aach  jetzt  hatte  er  Aatträge 
far  den  Haretall  des  KorfÖFSten;  Karl  II.  übersandte  swei  kostbar«  Pferde  als 
OeechflDk,  .unter  welcheo  eich  anch  befindet  dasjenige,  worauf  S.  Mej.  Ihren 
Biozng  in  diese  SUdt  getbaa*.  (Pölnitz  an  den  KorfnrBteD  dat.  London 
13.;23.  Joli  1660). 


^aovGoOt^lc 


g26  ^''    Brandenborg  nnd  Bngbiid. 

S.  Maj.  dftroDter  aaf  die  Princesae  Marie  reflectiren  mÖchteD;  mit  dem 
HinznthnD,  er  wisae  «ol,  dass  da  nicht  eDtbrUohen,  die  ihm  aufbürdeten,  als 
ob  er  solches  traversireD  wollte;  gleichwie  aber  kein  generenaes  OemUtbe 
Botbane  angleiche  GedauIceD  von  ihm  schdpfeu  konnte,  so  mlisste  er  ja  ohne 
Witz  nnd  Verstand  sein,  da  er  nicht  begriffe,  doss  er  contra  propria  comraoda 
wurde  laboriren,  wenn  er  nicht  alles  beitrüge,  sondern  verhinderte,  was  zu 
Aufnahme  des  Hauses  Oranien,  da  er  seinen  Lnster  ans  sieben  mttsste,  ge- 
reichet" — 

„Zu  Hofe  Bowol  als  in  der  Stadt  eebnet  man  sich  iosgemein  sehr  nach 
einem  Kriege,  sonderlich  gegen  Frankreich.  8.  Maj.  aber  lassen  noch  sar 
Zeit  daza  wenig  Inclinatlon  und  sousten  verspüren,  dass  Sie  gegen  Frank- 
reich  eben   so    eebr   nicht  geanimiret   seind."     (Relation   daL    London 

16.JDli.  6.|16.  Juli  1660.)  — 

Dann  folgt  noch  eine  Relation  über  seine  Abscbiedsandienz  beim  König, 
bei  der  er  auch  gelegentlich  seineu  Auftrag  in  Betreff  des  Tuchhandels  in 
Prenssen  anbringt,  nachdem  er  schon  vorher  darüber  mit  dem  Kanzlsr  Hjde 
conferirt  hat.  Dem  Kanzler  wird  der  Secretär  v.  Heringen  vorgestellt, 
den  Pölnitz  in  London  zarücklösst  nnd  der  in  der  nächsten  Zeit  Rela- 
tionen über  die  Londoner  Torgänge  während  der  ersten  Monate  der  Restan- 
ration einsendet.     Pölnitz  selbst  reist  am  19.  Jnli  ab.    (Relation  dat. 

29.  Juli.  London  19.  Jnli  1660.) 


^aovGoOt^lc 


Personenverzeichniss. 


AcidaliuH,  polit.  Agent.  -268. 
Aderabach,   bKodenb.  Resident  id 

Poleo.  316  f. 
Adolf  Jubann,   PfalEgraf  v.   Zwei- 

brncken.  »0.  613. 
Adoir  Wilbelm,   üen    y.  ä.  Wei- 
mar. 660- 
V.  Afalefeld  OUua,  dän.  Geoeral.  257. 
Aitiama,  Leo  van,  Agent  im  Haag. 

14.  1«  f.  la?.  aOO.  540. 
AkBkia,MhffediecherDiploniat  Itöff. 
Aldeohofen.Dr.,  kurcÖln.Qeeandter. 

6äO. 
Alexander  VII.,  Papst.  547. 
Alexe)  Michailowitsch,  Ciar  von 
Mowsan.    6a  66ff.  71.  75.  7a  559. 
590.  778. 
Alien,  Will.,  engl.  Pnblicist  170. 
Amalifl,  Princeuin  von  Oranieo.  41. 

»2.  97.  131.  7ii7.  752 
Amerongen,  nieder).  Uipiomal  etc. 

22.  125.  295. 

Aneth&Dus,  harlrier.  Kanzler.  686. 

Appelboom,    scbwed:  Resideot    in 

Niederlanden.  81.  »6.  111.  133.  142. 

AscDu,  George,   engÜBCher  Militär. 

145    149. 
d'Anbri,   lothring.  Gesandter.  669  ff. 
V.  Aoeraberg,  Füret.  434,  440f.  442. 

448  ff.  626  ff.  688. 
Augast,    Berzog  v.  Sadisen,  Ad- 

ministr.  v.  Magdeburg.  ii'Jl. 
v.Aulacb,  Obr.Lieut.  46^.460.529. 

535. 
d'AvaagoQT,  franEÖs.  Üiplumat.  72. 

Barbier,  Bd.,  Marinier  ia  brandenb. 


V.  Bawyr.  Gen.  Lieut.  Xa. 

Bück,  Jesuiten pater.  670. 

V.  Bellicom,  brandenb.  0 berat.  474. 
531.  r>34. 

vanBeuningen,  Conrad,  nie derjand. 
Gesandter  iu  Dänemark  etc.  1.  70. 
ill.  1-i-i.  130.  177.  270.  28Ö.  293. 

UeTerning,  Mitglied  der  Geueral- 
staatun.  76. 

V.  Beverweert,  niederltnil.  Mili- 
tär etc.  1*9    825 

Bidenbacb  v.  Treueofels,  wür- 
tenberg.  Gesandter.  651.  667. 

Bjelke,  dinischer  Admiral.  223. 

Bjelke,  Steno,  scbiredGesandtereto. 
420.  429.  594. 

Björnklaw,  schwed.  Gesandter.  698' 
100. 

Blake,  Rob.,  engl.  Admiral.  77a 

T.  Blumentbal,  Joa.  Fried.,  bran- 
denb. geh.  Bath,  Statthalter  etc. 
331.  340.  431  ff  437. 

Boel,  scbned.  Kanzler  v.  Vorpom- 
mern etc.  639.  641  f. 

V.  Boineburg,  knrmaiuii scher  Mar- 
schall etc.  643.  673.  686  ff  6M. 

Bonde,  scbwed.  Gesandter  in  Eng- 
land. 50. 

V.  Benin,  Georg,  brandenb.  geh,  Batb 
und  Gesandter.  29-60.  334.  353. 
423  ff,  430  f,  436  ff  442-452.  54a 
r>56,  55ö.  73!),  749. 

Boots  m  a,  Milgl-d.GeDeralBUaten.21l5. 

Boreel,  niederl.  Diplomat.  85.  H7. 
90.  92. 

de  Bonrdeaux,  franz. Diplomat.  304. 

V.  Brabeck,,  münslcrscher  Domde- 
chant.  282.  286. 


^düvGoot^lc 


PeraoaeDverEeicfaniSB. 


Bradahaw,  John,  eogl.  StaHlemann. 

750.  761.  815. 
BradBhaw,  Riebard,  eDglGeBandtei 

778. 
1   Brandt.  Cbriiioph,   brandoobarg. 

Diplomat.  316. 
r.    Brandt,    brandeub.    Rittmeister. 


..  Rath.  641. 
BruDoll,  braDdeob.  Oberst.  525.  546. 
d  e  Bye,  poln.Diplomat.  91.200.263.295. 

V.  Vanits,   braDdeob.  Oberst  4S4. 

529. 
V.  üaD8teiD,Rabau,  brandeob.  Aints- 

kammerpräsident  etc.  337.  340.  61B. 

691.  695  fr. 
GaoterBteiD,  liönigl,  achwed.  Secre. 

tär.  458. 
V.  d.  Capelleo,  Mitgl.  d«r  General. 

atsateo.  10.  76. 
V.  Castel-Rodrigo,    Harq.,   epan, 

UesaadUr  in   Wien.  440.  443.  445. 

69a. 
de  la  Oave,  braodeDb.  Militär, 
de  Cbaoe,  karmaiDE.  Diplomat.  6ti3. 
Charisine,   dänischer   Resident   im 

Haag.  179   IBl.  190.  200.  215.  226. 

270.  275.  281   287.  294. 
Chmielnicki,     Bogdan ,     Kosaken- 

häaptliag  36». 
Christian,    Markgraf  v.    Brandenb. 

Uulmbacb   651.  656. 
('  h ri B t i  D e,    KÜnigin    v.    Scbweden. 

355  419.  5M.  647.  659. 
Cbriatoph   Bernard   von    Galen, 

BiBcbof  V.  Münster.    lOö.  102  210. 

2S0.  290.  302  ff.  .^10.  699. 
Ciuit,  brandenb    Oberat  529. 
UomeoiaB,  Arnos.  024. 
Condä,  Ueinricb  PrinE  r.  85.  87  556- 
Oopes,  Joh ,  brandeob    ßeaideot  im 

Haag.  5-318.  paeaim.  75». 
Uojet,  Peter  Julius,  schned.  Diplo- 
mat. 275.  282  f.  286.  294   301.  .305 

312  r. 

Taoe,  kais.  Oeaandter.  639  643  bis 


702  p 


eil, 


Francis.  760- 
Henry.  227,  251. 


Cromwell,  Oliver,  Lordprotector 
von  England.  9.  15.  17.  21.  24.  45- 
50.  88.  90.  117.  125.  164.  261.  434. 
667.  713-797  pusim. 

Cromwell,  Ricfaard,  Lordprotector 
V.  IfDgland.  16Ö.  212.  220  261.  313. 
761.  798.  800f.  808  ff.  817  f 

UEaruecki,  pola.  Heerfährer.  587. 
592  f.  596.  604.  610.  613. 

V.  Derfflieger,  brandenb.  General- 

wachtmeister  etc.  437.  535.  601.  609. 

613.  624. 
DesboroDgh,     engl.   Qsusralm^ar. 

776. 
V.  Dobrcienski,  Joh  ülricb,  bnn- 

denb.  Diplomat.   18.  336.  338.  378. 

391.  429.  453ff.  464.  471.  493.  494 

bis  508.  513.  622.   628.  668  ff.  ÖS6. 

588.  690  ff  628-630. 
V.  Dobna,  Graf,  in  schwed.  Diensten. 

V.  Dohna,  Fabian,  Bnrggraf,  bran- 
denb. geh.  Batb.  401-411.  630.  819. 

V.  Dohna,  Graf  Frisdrich,  GoQver- 
nenr  v.  Orange  etc.  305. 

V.  Dohna,  Graf,  brandetib.  Oberst. 
469.  513.  529.  542. 

Dogen,  Matthias,  brandenb.  Resident 
in  Amsterdam  5  ff  63.  150.  174  ff. 
189.  190  ff  303-  aiO.  768.  79a 

T.  DöDbof,  brandenb. Obr.-LienL 494. 

Douglas,  schwed.  General.  146.  191 

Downing,  englischer  Gesandter  im 
Haag.  121  ff  133.  153  160  184  ff. 
196  ff  202  ff  209.  212.  214  ff.  229. 
242  f.  255.  258.  369.  273  ff  297.  303f. 
317.  787. 

Dumseler,  brandenb.  Cspitain.  46Ö. 

Dann,  engl.  Schiffscapitalo.  786 r.  790. 

-  792. 

Diirie,  John  (Daraens),  engl.  Theo- 
log. 657.  669.  668.  733.  726.  772. 

Eberhard,  Hera.  v.WSrtenberg.  693. 
V.   Eberstsin,   dänischer   Peldmar- 

Bchall.  141.  141.  178.  304. 
Enkofort,  kaia.  FeldmarBchall.  637. 
Erskein,  schwed.  Eriegsrath.  45S. 
d'Estrades,  fraot   Gesandter.  789. 


A-iOOt^lC 


Perioneoverz^iehDlBa. 
,  Joh.    Casimir.   47 


829 


480.  488. 

F&lrfax,  engliBcher  Uilitära.  Partei- 

manD.  110. 
Ferainand  III.,   Kniser.  33.  llfiCT. 

439.  447.  614  f.  622ff.  635-  «S7.  7GG. 
FerdlnaDd  Maria,  Earf.  t.  Baiero. 

645.  690.  767. 
PieDuea,  Lord.  788. 
Fleetwood,    engl.    General  -Lieat. 

230  f.  297.  7«8    775-  777.  804.  814. 

817. 
Fleelwood,  ichwed.  Qeupdter.  777. 
FraDceBco,    Henog    von    Modeoa. 

C61.  677. 
Frani,  Herzog  v.  LoIhrio^D.  660ff. 
Friedrich  (III.)  TOD  BraDdeDbarg.9t<. 
Friedrich,  Landgraf  t.  Besaea   419. 
Friedrich,  Bersog  v.  Holal«ia-Oot- 

torp.  343.  346. 
Friedrieb    HeJDrich,    Print    von 

OranieD  etc.  714. 
Friedrich,  HerEOg  v.  Würteoberg. 

134. 
Fricqnet.kaiBerl.GeeaDdteriniBftag. 

141.    146.  148.  157.  159.  161.  163. 

166ff.  na.  182.  196.  240.  2Ö0.270r 

286.  287.  300.  312. 
r,  Friesendorr,  achwed.  Geaandter. 


berg,  Orar,  fcnrcöla.  Ge- 


T.Paiitei 
aandter. 

de  Clamarra,   apan.  Geaandter  im 

Haag.  97  r.  102. 
deUGnrdle,  Hagnna,  Graf.  SO.  419. 

439.  468  f.  473  ff.  478-   480.  485  ff. 

490.  496  r.  518  ff.  627.  531.  516. 
Gebhard,  kftis.  Reichahcfratb.  421  f. 

627  f. 
Gembioki,Job.,BiaGhorT.Ci)]m.S9S. 
T.  Gent,  Mitgl.  der  Qeneralataaten. 

198  r.  222.  339.  350.  361.  311. 
GoDdreconrt,  lothring.  Geaandter. 

684. 
Ooraiaki,  Sbigne«,  poln.  Magnat. 

804.  368. 
Qötie,    brandenbargiacher    Ob«rat. 

6a»  f. 


deOramont,  Dac,  frana.  Geaandter. 

691,  695.  699.  701. 
de  Grave,  Bargermeiater  t.  Amater- 

dam.  6.  17.  22.  77.  175.  177.  208. 

239.  247.  283. 
de  Gravelle,   frans.  Diplomat.  263. 

671  f.  674ff.  694   697. 
Green  e.Hunr;,  engl.  Gesandter.  706r. 
V.  Grüben,  prensa.  Landstand.  365. 
T.  Grodnitz,  mähriacher  Proteatant 

683. 
V.   Gßldenetern,    poto.    Edelmann. 

20.  53.  3Ü7.  403.  413  546. 

V.   Hall,    preusB.    Oberjägermeiater. 

469.  474.  629. 
T.  Haren,  Mitgl.  der  Generalataaten 

etc.  206.  234.  29S. 
Harring ton, engl. ächriftateller.  804. 
HarriaoD,  engl.  Generalmajor.  764. 

814. 
Hartlieb,  Sam.,  deatech.  Gelehrter 

in  Bogland.  1523. 
Baal  erigh,  engl. Port  DDjentsnittglied. 

756. 
V.  Batsfeld,  Graf,   kaia.  Feldmar- 

achall.  707. 
Hajn,  mscklenbnrg.  Gesandter.  637. 

639. 
Hedwig   Eleonore,    Königin  von 

Schweden.  689.  611-  824. 
Beiland,  Polycarp,  brannecbw.  Batb. 

653.  672. 
Beimbach,  Dr.,  polit  Agent.  751. 
Benriette  Katharina,    PrinceBBin 

V.  Oranien,  Füratin  v.  Anhalt  160. 
V.  Beringen,  Agentin  London.  825. 
Bille,  brand.  Comnandant  t.  Piliao, 

786. 
Bohendorf,  brand.  CapiUin.  546. 
V.  Bohenlohe,  Graf  768- 
Bolat,  Jac.,  brandenbnrg.  Ingenieur. 

365  f.  372. 
Bonart,  nieder!  Diplomat  206.  214. 

296.  309. 
T.  Boawaldt,brandenb.geh.Kriega- 

rath  etc.  413  f.  463.  478.  623.  634. 
r.  Hoverbeck,  Job.  brand enb.  Gea. 

in  Polen.  326.  3S6 1  353.  356.  361. 

369  ff.  541.  675.  586.  795   806. 


A_nOO»^lc 


P  e  rs  0  nen  ve  reei  ch  n  i  s  !> 


9übner,  Joachim 
Hiatoriograpb  t 


brandenb    Ralh 
C.    635.    637.    U 
I.  717. 
V.  Huijbert,   oiederl.  Gesandter 

Freateeo  etc.  22.  253. 
Handebeck,  brandenb.  Obr.-LieO' 

tenaot.  493.  497.  533. 
Hii^geoe,  Mitgl.  d.  GeneralBtaateo. 

118.  296. 
Hyde  (ClarendoD),  eDgl-  Eauzler-  826. 

Jacob,  Herzog  V.  Cnrland.  14C.  151 
264.  379.  590.  809. 

V.  Jena,  Friedr.  braDdenbarg.  geh. 
Rath  etc.  99.  102.  401-413.  530 
574.  618.  727.  737.  739. 

JephBDD,  W.,  eoglUcber  Geaandter. 
131.  184.  779  ff.  786  r.  793  ff. 

JohauD  Caeimir,  König  t.  Polen. 
19.  29.  92.  866  ff.  879.  420  ff  441. 
587.  593  Ö96.  604  f.  614  f.  622  ff 

JohaDDErnet,  Graf T.Nasaan.  136. 

Johann  Georg,  Fürst  von  AnhalL 
150.  299.  236-  252. 

Johann  Georg  IL,  Enrrürat  von 
Sacbsen.  114.  379.  623  ff.  644.  699. 
768. 

Johann  Georg,  Enrprint  v.  Sach- 
sen. 625. 

Johann  Horitx,  Pärat  v.  Naaaaa- 
Siegen,  brandenb.  geh.  Rath,  Statt- 
halter etc.  10.  16.  28.  85f.  92.  99. 
163  f.  166  ff.  182  r.  252.  285.  288. 
356.  696.  813  815. 

Jordan,  brandenb.  Major.  465.  532f. 

Joseph,  brandeob.Obr  Wachtm.  535. 

laaelmayden,  niederl.  Diplomat.  22, 

T.  HalkateiD,  branden  barg.  Oberst. 
529  f. 

V.  Eannenberg,  Christoph,  brand. 
Generalnachtmeiater.  354.  380.  496, 
504.  513.  520  ff.  533  ff  617. 

Karl  IL,  König  von  England.  314. 
316  ff.  658.  705  ff.  719.  740.  744. 
755.  787.  805.  824  ff. 

Karl,  HerBOg  v.  Lothringen.  663 ff. 
pasBitn. 

Karl  Emil,  Karprinn  ron  Branden- 
burg. 22. 


Karl  Gnetav,  König  v.  Schweden. 

321  ff.  378  f.   393.   492.   501  f.   504 

610.  513.  525.  541  ff  545  f.  555.  587. 

592  f.  598.  617.  629. 
Karl  Joaeph,  Erzherzog.  692. 
Karl  Ludwig,  Kurfürst  t.  d.  Pfalz. 

639  ff  679.  693.  758,  784. 
Karl  HagnuB.  Markgraf  v.  Baden. 

594.  612. 
V.  Earpf,  Job.  Adam,   Gen.-Lient 

707  ff. 
Kittelmann,  brandenb.  äecretär  etc. 

529. 
V.  Kleist,  Ewald,  brandenbarg.  geh, 

Rath  etc   63.  86.  379  f.  479. 
Kle;,    Bchwed     Resident    in    Wien. 

420.  471. 
ElingBporn,   brandenbnrg.   Oberst. 

459.  529. 
T.   d.   Kneaebeok,    brandenb.   geh. 

Rath.  337.  353.  361. 
Knöffel,  Dr.,  poln.  Leibarzt.  869. 
Koch,  Job.,  eohwed.  Emoj6.  365. 
Koctaanski,  poln.  Magnat  399. 
Koniecpolsbl,   poln.  Magnat.  625. 

596. 
EÖnigsmark,  Graf,  schwed.  SUtt- 

hatter  in  Bremen.  329.  372.  400. 647. 
Eonojaweki,  poln.  Magnat.  399. 
V.  Korff,  brandenb.  Oberst.  487. 
V.  Kospoth,  Job.,  prenes.  Kaatler. 

398. 
Koss,  Joh.,  Woiwode  t   Köln.  S98. 

403.  414.  462. 
Krasinski,  Woiwode  v.  Plocko.  618. 
V.    Krockon,    brandenb.   Rath    etc. 

396  ff- 
V.   Krosigk,    hessischer   Oetandter. 

697.  701. 
T.  Enfstein,  Graf,  kaiserlicher  Oe- 

eandter.  426.  441. 
T.  Enrtz,    Graf,  Reichancekantler. 

4I9ff.  430.  437.  442.  447f.  G28.  640. 
V.  Enrtz ,  Graf,  knrbair.  Minister.  686. 
V.  Kurt zbach-Zawacki,  brandenb. 

HofVath  etc.  369-373.  384.  396. 

Lambert,  engliacher  Militär  ond 
Part«iaiann.  110.  264.  314.  316.  764. 
776. 


^düvGoot^lc 


Pe  rso  De  DTsreeJ  ch  bUb  . 


Lange,  raaiDZ.  CanoDicaB.  613- 
Lawrence,  Henry,  FräBicI.  H.  engl. 

Stoataratiiea-  728.  771.  773. 
Lawson,  engl.  Admiral.  303- 
Leopold,   König   tod  Ungarn   nnd 

BÖhmeo  (naohm.  Kaiser).  678.  692. 

698. 
LeopoIdWilhelm.Erzberiog.  62ir 

627.  647.  673.  690.  692.  696.  T&2. 767. 
T.  LeBOjnski.GrafBogiifllBv,  poln. 

Magnat  359. 
T.  LeBOsynaki,  Weneel,  Biachofv. 

ErmlaDd.   398.  403.  406.  410.  414. 

415.  488.  560  ff. 
LeBlie,  Graf,  kais.  Rath.  448. 
y.  LeBBgawang,  Oberst.    369.  474. 

529. 
V.  d.  Ley e,  kartrier.  Oesandter.  699. 
V.  Lilieatröm,  schwed.  Kriegsrath 

etc.  383  ff  393.' 
Lill;,  engl.  Schrift BteUnr.  805. 
T.  d.  Linde,  aohwed.  Oeneral.  596. 
deLionne,rnuiE.QeBaodter.699.  701. 
Liaola,  kaiserl.  Diplomat  98  T. 
Lobkowtta,  Forst,  böhoi,  Gesandter. 

699. 
Lockhart,  Will.,  engl.  Staatsmann. 

7S9. 
V.  Loben,  Job.  Friedr.,  brandenb. 

geb.  Batb  etc.   84.    160.    152.    155. 

363.  369.  415.  416—441.  442.  547. 
Loniae   Charlotte,   Heriogin   von 

Carland.  146.  151.  ^ 

Lonise  Henriette,  Knrfnrstin  von 

Brandenbarg.  36. 229  f.  252. 264  534. 
Lobomirikl,  poln.  Krön  marsch  all. 

480.  596. 
T.  Lncerne,  Graf,  aaToyiacher  Qo- 

Bandter.  660.  665. 
deLnmbrea,  franiös-  Diplomat  72. 

139.  541  f.  G24. 

r.  Hailinckrodt,  münsterBch.  Dom- 

dechant.  642. 
Maria,  PrincesBin  t.  Oranien.  826. 
MatthJBB,    Mich,,    brandenb.  Bent- 

meister.  396  t 
Matthias,  brandenb.  Bittmeist  491  f. 
MaximilianHeinrich,Karr.T.Cöln. 

645.  647.  649.  676.  687.  698ff.  702. 


831 

Haearin,    Cardinal.    117.  212.   283. 

316.  542. 
Mesdow,  engl.  Gesandter.  198.  779. 

782.  793. 
Heel,  wönbarg.  Kanzler.  648.  664. 

668.  678.  681. 

Meidel,  poln.  Jägerm Bieter.  615 f. 
M  e  i  n  d  e  IS ,  Franz,  Secretär.  479. 485ff. 

488.  531  f.  611. 
Meisturlin,    Dr.,    pISU.  G>eBandt«r. 

643. 
V.  Middleton,  Graf,   engl.  Fartei- 

fährer.  711. 
HittOD,  John.  779r. 
Honk,  englJBclier  General  etc.  227. 

288.  291.  294ff.  301  f.  307  ff,  314ff. 
Hontagn,   englischer  Admiral.  312. 

226.  238.  272  f.  314.  317. 
Montecacnli,  Graf,   kaiaerl.   BaUi. 

688. 
V.  Hontrose,  James,  Graf.  708. 
T.  Morstein,  poln.  Gesandter.  680. 
Hünchbansen,  brandenb.  Riltmei- 

Bter.  467. 

Neumann,  Aodr.,  brandenb.  Resi- 
dent in  Wien.  415.  421.  431.  547. 
621. 

Nicole.,    Heraogin  von    Lothringen. 

669.  67a  681.  685. 
Nienpoort,    niederl.    Gesandter   in 

England.   14.   21    45-  50.  65.  110. 
148  r  151.  164.  168.  184.  187.  234. 
241.  246.  254.  259  f.  263.  273  ff  308. 
714.  761. 
Miewiarowski,  poln.  Magnat  465r. 

Oezell,    Dr.,    knrbair.     Gesandter. 

656  a  ff.  passim.  G96. 
T.  Oelsnitc,  prenss.  Hofgerichtsralh. 

464.  534. 
V.  Opalenski,  de  Bmn  Graf,  Woi- 

wode  von  Pomd.  360.  364.  366. 
Ozenstjerna,  Axel  Graf,   schwed. 

BeichBkuitlar.  431. 
Ozenstjerna,  Graf  Bened.,  achwed. 

Beichsrath  etc.  378.  383-396.  492. 

499ff.  513.  515.  5^.  559.  588 ff.  594ff 
Oienstjema,  Graf  Job.  390. 


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