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sBBiGooi^lc
I
5-
„Gooi^lc
sBBiGooi^lc
sBBiGooi^lc
sBBiGooi^lc
URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR GESCHICHTE
DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBÜRG.
AUF VEEASLASSMO SEINER KÖHIGLICHEN HOHEIT DES
KROKPRIBZEB VON PREÜSSEK.
SIBBENTBB BAND.
BERLIN.
DRUCK UND VEHUG VON G. HEIHER.
1877.
D.qil.zMBlG001^IC
URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR «ESCHICHTE DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBURG.
POUTISCHE VERHANDLUNGEN.
VIERTER BAND.
HÜRltltSGEGEBEN
D'- B. EiffiMANNSDOBFFER
>BB uniteibitIt ailtDBLBBka,
BERLIN.
i mO VERLAG VON G. J
1877.
D.qil.zMBlG001^IC
V.1
sasiGoOi^lc
/c^?
^^7^"^^'^
Vorwort,
V OD den beiden Bauden, welche nach dem Plane dieser Pu-
blication der Zeit des nordiachen Krieges von 1655 bis 1660
gewidmet sein sollen, erscheint hier der erste. Wenn es uns
angemessen erschien, die streng chronologische Ordnang der
mitgetheilten Materialieu in so fem zn unterbrechen, als die
niederländischen Correspondenzen in der ersten Hälfte nnd
die englischen am Schlnss dieses Bandes nicht in einzelnen
Abschnitten an verschiedenen Stellen eingefügt, sondern in
zusammenhängender Folge als ein Ganzes belassen wnrden,
80 wird ein Blick anf die Natnr dieser Briefschaften anch
den Leser von der Rfithliehkeit dieser Abweichung überzeugen.
Dasselbe gilt von dem Abschnitt über den Reichsdepntations-
tag von 1654 bis 1657, und auch in dem folgenden Band
wird es geboten sein, einzelne Aetengmppen für grössere
Zeitabschnitte ohne Rücksicht auf das strenge zeitliche Neben-
einander zusammenzufassen. Der Uebersichtlichkeit and der
leichten Benntzong des Ganzen wird damit eher genützt als
geschadet sein. Im Uebrigeu ist das Verfahren dasselbe ge-
blieben wie in den früheren Bänden.
Heidelberg, Oetober 1877.
B. Erdmannsdörffer.
^aovGoOt^lc
sBBiGooi^lc
Inhalt
Vonrort ,
I. Bnadenbarg and die Niederlande w&hreDd des Dordiuchea
Krieges 1655—1660.
Einleitung 3
Acten 6
II- Der nordische Krieg bis zain Vertrag von Königsberg.
Einleitung 321
Acten 326
1. BeratboDgen und Vorbereitungen 326. 2. Ter-
huidlnngen mit Polen 369. 3. Terbandlongen mit
Schweden bia Bam Abbrach der Stettiner Tractaten
378. 4. Verhandlnngen mit den polniscb-preaBBiBcben
Ständen 39ö. 6 Verhandlnngen mit dem kaiserliohen
Hofe 415. 6. Politische cnd militärieche Campagoe
gegen Scbweden bis zum Eönigeberger Vertrag . . 453
Anhang. 1. Waldeck, Memoire über den Gang der Ereignieee
bis Enm Abecfalnss mit Schweden 516. 3. Waldeek,
RelatioD aber aelnen Antheil an den EreignisBen . . 528
III. Das Harienbnrger Bündolss (25. Jani 1656).
EiDleltcng 539
AcUd 645
IV. Sendang Dobrczenski's nach Prag (Jali bis Sept. 1656).
Acten 621
V. Der Reicbsdepntationstag so FrankAirt (1654 bis 165T).
Einleitnng 633
Acten 63G
VI. Brudeabnrg und England (1655—1660.)
Einleitong 705
Acten 717
PwwBflQTBriaiohoisi 827
^aovGoOt^lc
sBBiGooi^lc
I.
Brandenburg und die Niederlande
während des nordischen Krieges
1655—1660.
1
zMBlGoOl^lC
sBBiGooi^lc
Einleitung.
D,e
Jie polttischcn ßeziehungcn BrandenbargB la der Repnblib der Ver-
einigten Niederlande bilden während der ganzen Regrerangszeit des Kur-
rursten Friedrich Wilhelm eine der wichtigsten Parthlen seiner aas wärti gen
Politik. Die Interessen der beiden Staaten berührten sich anfs engste nicht
allein da, wo sie ränmltch an einander stieüsen, in den cleTisch-inärkischen
Fürstenthümem, sondern fset ebenso, Terraöge der bandet apolitischen
Stellang der Niederlande In der Ostsee, an dem entgegengesetzten Ende
des brandenbargischen Staatsgebietes, an den Küsten aad in den H&Tea-
platzen 70a Preassen, die theils im Besitz des KnrTürsten waren, theih in
der Hachtsphär« seines prenssiscUen Herzogthams lagea. In den sonst so
uogleicbea Macht Verhältnis seo der beiden Staaten stellte sich eine Art von
Gleichgewicht dadarcb her, dass der Kurfürst in seinen preussischen Be-
sitzungen ebenso in der Lage war, unbequeme oder bedrohliche Einwirkungen
auf die Interessen Hollands in der Ostsee zu üben, wie Ihm die holländische
Nacbbarschaft am Niedcrrbein geföhrlich werden konnte: die beiden weit von
einander entfemtea Sphären verhalten sich zu einander in steter Wechsel-
wirkung, und dieses TerhSltniss gibt der bran de nbnrgiach- niederländischen
Politik jener Zeit ihren eigenen compliHrten und weitblickenden Charakter,
gan% besonders in den Tünf Jahren der grossen nortUschen Krisis von I6Ö5
an, deren Illnstrirang die nächsten Abschnitte dieser Actensammlung ge-
widmet sind.
An verschiedenen Stellen unserer Publicatlon ist über die Natur dieser'
Beziehaogen vor dem nordisches Kriege und während desselben bereits ein-
gehend gehandelt worden '). Der hier folgende Abschnitt bringt zu den dort
verßffeut lichten Materialien noch eine wesentliche BrgäntUDg. Im II. Band
der „Politischen Verbaadlungen" (vol. IV der Gesammtpnblication) sind die
diesseitigen diplomatischea Acten (flr die niederländischen Beziehungen bis
znm Abscblnsa der AUiance Tom 27. Jnli lSä5 mi^theilt worden; hieran
') Drk. u. ActSüSt. III 85 (T., IV. 3 ff., V. Vi«.
!• -
i:q,t7od;>GoOt^lc
4 BiQleitQDg.
Echliesgen die nachfolgenden Acten sich unmittelbar an; sie enthalten die
politische Corrci^poiidenz der bnindenburgiscben GeKandUchaft im Haag
für die ganze Dauer des nordischen Rrioges bis zum Frieden von OliTa.
Es ers<:bieti angemessen, diese Correspondenz nicht auseinander zu
reissen nnd chronologisch in den Znsammenhüng der übrigen für diesen
Zeitraum zu pnblicireuden Acten einzureiben, sondern sie als ein fiir sich
stehendes Ganzes nngetrennt zu lassen; sie begleitet aaf diese Weise die
"Wechselfälle des Krieges gieichsaiii als ein fortlaufender Commentar, speciell
unter dem Gesichtspunkt der dabei in Betracht kommenden niederländischen
Interessen nnd des Vei-bäUnisses , worin die brandenbiirgische Politik sieb
mit diesen vereinigte oder kreuzte.
Es fehlt für diese Partbien weder an trelBichem gleichzeitigem Aoten-
material in gedruckten Sammlungen und Ge^chichts werken, noch an älteren
und neueren Bearbeitungen^); dennoch wird dem Forscher über diesen Zeit-
raum die nachfolgende Correspondenz als ein nicht unwillkommener Beitrag zur
Renntniss desselben erscheinen. Man könnte dieselbe wohl nach dem Namen
des Mannes benennen, aus dessen Feder sie vorzugsweise geBossen irt, des in
diesen Bänden scboti öfters erwähnten clevischen Ratbes (seit 1058 Kanzleri<)
nnd branden burgischen Gesandten im Haag Ur. Daniel Wciman'), und
wenn nach allem, was bisher von seiner Hand Teröffentlicbt worden ist, mnu
kein Bedenken (ragen darf, ibu als einen der bedeutendsten unter deu
Beamten des Kurfürsten Friedrich Wilhelm in den beiden ersten Jahr-
zehnten seiner Regierung zu bezeichnen, so werden die hier folgenden
Correspondenzen dieses Unheil in vollem Umfang bestätigen. Der Theii
von Weiman's politischer Tbätigkeit, den diese Berichte erläutern, und
der vorzugsweise anf die grosse europäische Politik, mit besonderem Be-
zug auf den nordischen Krieg, gewandt ist, verlief gleichzeitig mit den
für den Besitzstand des Kurfürsten oft so bedrohlichen ständischen Wirren
in den clevisch-märkischen Landen, an deren glücklicher Beilegung Wei-
mau's unermüdliches Schaffen den vorzüglichsten Antbeil hatte, und deren
Verlauf in dem V. Band dieser Publication eingehend an der Hand der
Acten dargelegt worden ist. Dieses Nebeneinander ist fortwährend im
Ange zu behalten: ermisst mau nach allen diesen Acten den Umfang von
Weiman's geschäftlicher Wirksamkeit, bctractitet man die Zahl seiner
meist eigenhändigen Schreiben, dazu das gleichzeitig von ihm geführte
grosse Gescbäftsjournal, das in zehn Folianten noch vorhanden ist*), so
eröffnet sich der Blick auf ein politisches Geschäftsleben von so umfassender
*) Ton neueren Bearbeitangen lind zu den Bchon aoderweit genannten
Schriften noch hinEuzDfügen die buiden bollüodigchen DoctordisBertationeg:
Vaillant de partibna a Republicft Batava in mari baltico ab a. leöä uaque ad
a. letiO actis. Hagae Com. 1811 1 und Sicoama Scbeta van de diplomatieke
beUekkiugen tasschen Nederland en Brandeobarg 1596— 1G78. Utrecht 1867.
') Vgl. Urk. n, Aotenst. IV. 2i. V. 774 ff,
•; S. darüber ITrlc. u. Actenst. V. 775. Droysen iu den Forscbaogen
zur deutseben tieacbicbte IV. 25; und dsnaelben in den Abhandlungen der
königl. eächg. OesellBcfa. d. Wiss. IV. 353 ff.
EJDleitQDg. 5
Art, wie es damals im Dienst des Eurfürsteu wol kaum ein zweitea gab,
selbst Waldeck nicht auEgenommeo. Weimao ist — eio Mano tod
34 Jahren beim BegiDu des nordischen Krieges — vielleicht der weit-
blickendste Dod bestgescbulte uutev den Staatsuiännern des Kurfürsten
Friedrich Wilhelm in jener Zeit; ein Politiker, der, unter den Ein-
drücken niederländischen Staatsiebeue und niederländischer Staatsknngt er-
wachsen, denselben ?iel verdankte, ohne doch sich diesen Ueherlieferungen
gefangen zn geben, der aber völlig durchdrungen sich zeigt von der wärmsten
Hingabe an den jungen bratidenburgischcn titaat, dem er seine Dienste
widmete und von dem er eine gewisse Grossartigkeit der Anachanuug und
des patriotiecben Glanbena besitzt, wie sie nicht häufig in dieser Zeit
begegnet. Es war ein schwerer Verlust für den Knrfärsten, dass der Belten
begabte, völlig ergebene Mann ihm in den Jahren seiner besten Kran durch
den Tod entrissen wurde, (geb. Iti2l gest. 1661)').
Das Ganze der in den Archiven zn Berlin und Düsseldorf erhaltenen
Weiman'schen Papiere in die vorliegende Sammlung aufzunehmen würde
unmöglich sein; vieles natürlich findet sich auch darin, was nun bereits
anderwärts gedruckt oder benutzt, vieles auch, was jetzt von geringerem
Werthe ist." Wir haben gesucht das 'Wesentliche für die Jahre 1655—1660
hier zur Kenntniss zu bringen; zusammengehullen mit den im III. und
V. Band veröffentlichten Materialien werden diese Correspondenzen ein
ziemlich vollständiges Bild der Beziehungen zwischen Brandenburg und den
Niederlanden In den fünf Jahren des nordischen Krieges geben.
*) Ueber die beiden anderen an der oiederländiachen Correspondenz bethei-
llgtan rersÖDlicfakeiten, Copes nnd Dogen vgl. Urk. u. Actenat. IV. 21.
^aovGoOt^lc
Brandenburg und die Niederlande
während des nordischen Krieges.
1655—1660.
Matthias Dogen an den KnrfUreten. Dat. Amsterdam
11. Aug. 1655.
(Beetürzung der Niederländer über die ichwediacheu Siege in Pulen. RilaloDg
für die Flolte in die Ostsee.]
1655- ^'^ '^'' '^"S^i'B ^^it i'u Haag genesen, um dort uu dem Abü<lilust> der
11. Aug. Alliance mitzaiirbeiten; jeli-.t ist er naeh Amaterdum zurückgekehrt.
Weil ich diesen Morgen nicht alleine bei Herrn BUrgermeieter
de Grave in sein Haus, sondern auch nachmalen aufs Rathhaus bin
gefordert worden, eo muss wegen Drängen der Zeit E. Ch. D. hier-
mit unterth. andeuten, dass man alhier die scbwedieche Progreesen
in Polen zum höchsten apprehendiret. Nun beklagen sie es wol von
Herzen, daes man mit unserer Alltanz so verzögert. Alle Entecbul-
diguDg läuft dahin: wer wollte das wol vertrauet haben, dass Polen
solchen schlechten Widerstand thun sollte?
Ich erinnerte, dass es an unserer Seite nimmermehr ermangelt
hätte etc. . . . Mir ward nicht widersprochen, sondern die Schuld ge-
leget auf die gewöhnliche Trägheit und Misshelligkeit, eo bei Repu-
bliquen in wichtigen Sachen vorläuft; and zugleich Versicherung ge-
tban, dasB in'e künftige alles an dieser Seiten wol beobachtet und
doppelt ersetzet sollte werden. Versicherten mich endlich, dass in
kurzer Zeit 16 der allerbesten Kriegsschiff in der Ostsee sein würden;
6 Schiffe wären schon da bei dem jungen Tromp; die 4 grosse
dieser Stadt eigene Schiffe sollten innerhalb 8 Tagen fertig sein und
mit dreien anderen Kriegsschiffen, so im VÜe liegen und aus Italien
Aj.OO<^IC
RSstungen Tür die OelBeeflotte. "J
sein gekommen, auch nur mit Victualien dörften versehen werden,
können auslaufen nach dem Sunde , da sie von nun an innerhalb
12 Tagen bei Tromp würden sein können; und sie halten sich noch
3 starke Kriegsschiffe bei Norwegen, so auf die ostindisohe Schiffe
warten; selbige sollten auch, oder wftren albereils nach dem Sunde
gecommandiret; welche sämmtlich 16 Schiffe austragen; und den
wOrden tftglich noch 8 andere oder, wenn es Moth, noch 14 Schiffe
folgen.
Matthias Dogen an den Kurfürsten. Dat. Amsterdam
24. Aug. 1655.
IBüalaogeo für die Oetse^äoll«. Oesaadtschart van Beuaia|;eD8 nach DäDomoricl
TfigUch rflhrt mau hier die Trommel, Matrosen zu werben. Die24. Aag.
4 Schiffe der Stadt haben all ihr Volk, liegen fertig, dabei die von
der Admiralität alhier 6 Schiffe thun. Drei davon sein all in Vlie,
für die Übrigen drei wird stark geworben. Nordholland wird hiebei
fQgen drei Schiffe und drei andere die von Rotterdam und von der
Haas.
Der Herr van Beaningen ') ist nach dem Haage zu, seine In-
struction zu empfangen ; vermeinte feetigüch, innerhalb 10 oder 12 Ta-
gen ztt Sofaiffe zu gehen mit 16 Kriegstuihiffen. Im Sunde sein al-
bereits 6 Schiffe und drei werden von dem Norwegischen Strande
dabei kommen.
Instruction fUr Weiman nach dem Haag. Dat. Ci^lln a. Sp.
31. Aug. 1655.
[Drückende ZunutboDgea der ächwedeo ao dem KurfureteDi dur Aosbrnoh der
FeiDklBeligkeitea iat wahrechtiDlicb Auch BusaUnd drubt qd dur Gräaze. Der
cftBua foederiB ist sumit gegeben; Bilt» um die vertrHgBoiüssige tl\\(a; Aorrage
wegen einer ausBerordeDtlichen Hilfe. Versuch eine Aoleihe zu coDtrahirea,
DiplomatiBcheB. Bankett nach Anawechaelang der lUliBcatiooeo.]
W. soll rasch zurückreisen nach dem Haag und alübald bei den Oe-31. Aug.
oeral-Staaten Audienz nebmeu. Dieeen aoll er Toratelten, da^s der KyrfUrst
>) Conrad vau BenoiDgen, Rath-Penaiunar rou Amalcrdam, als Gesandter
nach DSnemarb beatinoit, om dleaen Staat in MaaBi'egela gegeii Suhweden lu
gewinnen. Secrele Reaolulien 1. "iH- Aitzema Il(. 1215, wo aioh die
InstmctioD findet; die Abrertigang der Geaandlscbuft verzog eich bia in den
Noveniber, wo ihr anaser dem üeDauotea noch AmeroDgen und Vieraaen
beigegeben worden; Tgl. anteo e. d. 13. Dec.
^düvGoot^lc
o I. Brandenburg and die Niederlande.
Eo eifrig nU möglich d»s Zerwiirraiss zwischen Polen und Schweden bei-
zulegen geeucht habe; aber vergebens, und er habe daher wenigistens die
Sicherheit seineK Lttiide» von den Schweden zu erlRogoii gebucht.
Eb wären Uns aber dabei von schwedischer Seiten fast viel ge-
fährliche conditionee, unter andern aber und zuvorderst fUrgestellt
worden, dass Wir 1. Maj. in Schweden freien Pass and Repass durch
Unsere Seehafen mit Kriegsschiffen und Völkecn .... iUimitato gestat-
ten, die Zölle, so in Unsere Hafen fallen, mit ihnen theilen, die Neben-
direction der Conimercien m Unsern Landen denselben zustehen, allen
foederibus, so dem scopo zuwider, und absonderlich der StaatischeD
Alliance rennnciiren oder ja selbiger uns nicht gebrauchen sollten.
Als Uns nun solche Dinge einzugehen nicht anständig, so hätten
Wir zwar selbige conditiones ganz abgeschlagen; dennoch aber, um
eine Neutralität fUr Unsere Lande zu suchen, Unsere Räthe wiederum
an S. Maj. abgesandt. Alldieweil aber selbige Une vorhin berichtet,
wie selbige entweder gar nicht oder doch mittels schimpflichen und
wol unmöglichen Bedingungen zu erhalten, (massen man dabei Unsere
Hafen zur Assecumtion, die Abdankung Unser Völker und dass man
aufm Wasser mit Zöllen und den Commercien S. Maj. gewähren lasae,
bedingen wollen); so versehen Wir Uns nicht anders, als dass es zur
Ruptur mit Schweden kommen möchte j bevorab weil dieselbe gleich
sam von schwedischer Seiten Uns schon angekUndiget und versichert,
nachdem nicht allein der Feldmarschall Wittenberg an Unsem
General-Feld-Zeugmeister Sparren schriftlich gelangen lassen, dass
er Unsere nach Prenssen marschireude Truppen nicht durchlassen
wUrde, besondern S. Maj. selbst oft Unsem ßesandten angezeiget,
dass Sie Uns in Preussen nicht anders als ein Glied der Krone Polen
consideriren und wie andere Glieder derselben, auch Unsere dahin
gehende Völker nicht anders als feindlieh würde tractiren können.
Weil Wir nun nicht allein befugt, sondern auch schuldig. Unsere
Lande und Leute wider unrechtmässigen Gewalt zu verthfitigen, und
über das der Muscowiter mit seinen Armeen an Unsere preussische
Gränzen dringen tlmt: so könnten Wir nicht fUrbei, zu solchem Schutz
und Verthätigung Unserer Gränzen Unsere Truppen in Preussen . . .
80 gut Wir können, zu fhhren.
Weil dann solchem nach der Fall, darin das ordinarium subsi-
dium zuvörderst Uns nötig sein wird, fltr der Thhre und wol gar
fUr Händen, selbiger auch mit allem möglichen Fleiss gar nicht ab-
zuwenden und dannenhero, dass einige fernere officia haften möchten,
nicht zu hoffen, so hat er anzulialten, dass sobald möglich die ver-
^aovGoOt^lc
WeimtD'a Instmclioo. 9,
sprocheoe 4000 MsDn nacher Pillau Uns, well man sich der See an-
noeli gebrauchen könnte, geliefert werden möchten.
Und als anitzo schnedisc-he OrlogechitTe in der See fQrhaoden
und, wie sich der König eelhst vernehmen lassen, der Admiral, so
dabei, beordert, Staatische Oriogsehiffe in der Ostsee nicht zu leiden,
besonderD wenn sie iiim nicht zu stark und ihrer nicht mehr als 30
wftren, feindlich anzugreifen: wäre derhalben dahin zu sehen, dass,
wenn solche Völker Oberbracht, sie auch sicher ttberkommen und ge-
liefert werden möchten.
Und wiewohl die Kosten der Ueberbringung vermöge der Alliance
auf Uns kommen sollten, so hoffen Wir doch, dass, weil bei den
oberwähnten conditionibus, so Uns von Schweden angestellet werden,
der Herrn Staaten Interesse fast mehr als das Unsere in Consideration
kommt, sie werden in Ansehung desselben solche Ueberschickungs-
kosten auf sich zu nehmen nicht dtfficultiren.
Weiter ist anzufragen, whb die Generahtaaten ueben die^ier ordinären
Hitüuistang an extraordinärer zu thun gedenken, da ee eich doch ganz vor-
züglich atn ihre Intere^^en bandelt.
Hiemftcbst wird er sich bemtlhen, eine Anleihe von 200,000 Rth.
bei den Herren Staaten, der Stadt Amsterdam oder andern Pardcu-
lieren dergestalt aufzubringen, dass Wir selbiger ehist mdglich hab-
haft werden können; Wir wollten selbige aus dem Pillauschen Zoll
verzinsen und bis zu der Abstattung solchen Zoll den Herren Staaten
ad concurrentem usurarum quantitateni unterpßlndlicli verschreiben;
die Zinsen können ä ß Procent, wo sie nicht geringer erhalten wer-
den können, accordiret werden Die Solution ist zu promittiren dass
■ie erfolgen solle, wenn der Frieden in Unseren Landen stabiliret,
und sollen alsdann jährlich 25,000 Rth. erlegt und damit continuiret
werden, bis das Capital gänzlich abgetragen, salvis semper usuris
von dem RQcketande.
W. soll bei den Generalstaaten die Abwendung einer aiisehnlirbrn Öe-
Eandtüchart nacb Schweden betreiben; anrb soll er die Staaten veranlassen,
die Verniittelung zwischen Polen und Uussland zu rersucheu.
W. soll erforschen, wie Düuemark in jetziger Cüiijnnutnr mit den Ge-
herdlstaat«n steht. W. huII den Generalstaaten Kunde von dem geben, was
zwischen Schweden und Brandcnbarg vorgerallcn, und sie um ilire Ansicht
darin bitten. Ferner -
hat er einigen Confidenten unter den Herren Gcncralslaalen zu er-
öffnen, was Wir Uns wegen des Proteetoris in Engeland erkläret
und Unser dessein durch derselben Vermittelung zu befördern *).
■) Dies beliebt sich anf den eben jetzt gefaMten BecchlasB dea Karrdratan,
\Q I. Breodeuburg uod die Niederlaade.
Nach AusantwortuDg der Ratification wird er die Staa^sclie Com-
miesarios, eo bei Abhandelung der Alliance gebrauehet worden, zum
Banket einladen mllBsen und daunenliero mit Fürsten Johann Moritz
von Nassau Ld. ') wegen der Unkosten, so dazu nötbig, Abrede
nehmen. —
Die Beechenkang der besagten Conunissarien möchte nieht etyli
des Orts oder unnötig sein, bevorab wenn die Unserige von Staa-
tischer Seiten nicht regalirt würden.
Matthias Dogen an den Kurfürsten. Dat. Araeterdam
7. Sept 1655.
IRatificulioii der Alliance. Laugsamkeit der Flotte urüBtung. Nachricht«D vom
nordiBcboD Eriegsscbauplatz. Crumweil nud die KöDigekrone.)
7. Sept. Zum allerhöchsten ist bei hiesigen Kegenten angenehm gewest
die Zeitung, dass E. Cb. D. die. Allianz geratificiret haben*).
Ueber alles Vermuthen geht es mit Equipirung unserer Flotte
langsam fort . . .
Die unvermuthliehe Progressen der Moscowiter, glauben hier
viele, durften der Schweden Besolution wol gänzlich verändern . . .
Die preuseischeu Kaufleute alhier sein zum höchsten besttlrzt, ftlrchten,
weil Kownow von Moscowitern erobert, dass auch Königeberg möchte
Gefahr laufen, welche« nur 20 Meilen von einander sein soll. —
In England läest sieh der Herr Protector ganz eifrig von seinen
Creaturen durch offenbare Supplicationen zur königlichen Krone und
Scepter nöthigen ; er aber hält sich gar h»rt wider diese gute Suppli-
cAnten, will solche Wtirde ungeme annehmen, doch wird er sich wol
endlich dazu erbitten lassen. —
Joh. Moritz V. Nassan an den Kurfürsten. Dat. Cleve
8. Sept. 1655.
IScbirediecbe lutrigoeD gegeo die niederländischa Alliance. |
8. Sopt Es ist vor wenig Tagen der Herr von der Cappel express
kommen und mich gebeten, E. Ch. D. zu berichten, wie dass Schweden
mit Cromwell diplomatiscbe Yerbindang onzukaüpreD i bald errolgte die Sen-
dung von Job. Friedrieb Sclilczer nacL Euglaud, doeseo Berichte von dort
wir weiterhin miubeilen.
'> Vgl. Urk. n. Actenst. V, 2.U
') Die braadeobargieche BalificatioD iat dat. Colin a. Sp. 1. Aig. 1656.
Aitiema UI. 1203.
„A^iOOt^lC
IMe Ratification der Atlisne«. J^
sehr arbeitet, um za Terhindern, äaea die Herren Geoeraletaaten die
Alliance, mit E. Cb. D. gemacht, nicht ratiiicirten ; wozu Bi<^ unter-
schiedene Herren voq Holland tapper bemühen tbäten ').
M»tthia8 Dögett an de» Kurfürsten. Dat. Amsterdam
14. Sept. 1655.
(PlotteoräslnBg. Haa iit ungeduldig aber du Zögern d«s Karfüraten ; Plane in
der Oeteee. KriegBlmtige Stimmung in Amatcrdam und gute HoffuuDg r^r den
Kurfürsten, Oögen's Ratb.]
Im Orisundc sein ittt 8 brave Kriegsschiffe. Die 10 Schiflfe, so U. Sept.
dieses Coilegiiim 'j aufbringet, seind nicht allein alle nach dem Vlie
zu, sondern für etlichen Tagen albereits 6 derselben nach dem Sund
zugelaufen . . . Man versichert mich hoch, dass man mit allem Fleles
and Gewalt die Flotte und Ambassade wolle forttreiben.
Man ist zum höchsten verwundert, dass die Ratification nicht ein-
konim(, und dass von E. Ch. D. wegen die in der Alliance verspro-
chene Hälfe vom Estat albereits nicht gefordert worden, auf dass hie-
sige Ärmirung desto ragUchern Schein hatte, auch also Freunden und
Feinden unsere hiesige Intention . . . kundbar werden möge. Drittens
(tirchtet man auch sehr, dass bei Verzögerung die Englische mit in's
Spiel möchten treten; sollte man also das Spiel desto schleuniger wol
aarapielen wollen und anderen vorkommen.
Alhier hat man diesen Anschlag, dass, sobald unsere Flotte und
Ambassade im Sunde sein werden, man straeks und bevor auch einige
Andienz bei ÜSnemark genommen sein wird, 7 oder 8 Schiffe unterm
Prätext, unsere Kaufscliiffe zu convoyiren, sollen reeta nach der Memel
und Pillau lassen gehen, um die fUr allem feindlichen Anfall zu
Wasser zu versichern; inmiltels mit Dänemark tractiren und ihn zu-
gleich in Action bringen.
Ho viel man äusserlich mag urtbeilen, kann ich fUrwahr anders
nicht merken als dass man es alhier von Herzen meine, und wird
man dem Werke auch endlich wol den rechten Nachdruck gebei. —
Ich kann E. Ch. D. wol versichern, daes alhier awar grosse ABection
MiDBiehr fttr E. Cb. D. sei, aber doch mehrer Affeotion (tlr ihr eigenea
Interesse . . . Wie bestUrtzt und kleinlaut man fDr diesem hier war,
ehe die Allianz von E. Ch. D. geratificiret, so beherzt und kHhn-
■) Die niederländiache KaliGcalion igt vom 8 Oct. 1665. A:
Die Aaawecbseinng ertolgte erat in den leisten Tagen de« Oclober
'} Die Admiralität von Amsterdam.
yGoot^lc
]^2 I' Br&ndenbarg and die Niederlande.
mathig ist man itzo. Kleine und GroBBe kriegen jetzt mit uns, for-
miren Defleeins und Entreprieen auf diese und jene Insel in Her Ost-
see, dass, wenn es nach ihrem Sion und Wunsch ginge, die Schweden
wol nicht einen guten Hafen behalten wttrden. ... In summa Klein
und Gross, Jung und Alt weiss itzund von E. Gh. D. zu Bprechen
tind zu schreiben, und ist kein generöser und getreuer Bundsverwandter
mehr in der weiten WsH zu (inden, als der GhurfUrst von Branden-
burg itzt ist. Gott gebe, dass diese Affection immer daure und zum
Wolergehen des geliebten Vaterlandes und Confusion aller unserer
Feinde gedeihen möge.
Den Krieg oder Hazard in's lange ziehen, alle Tractaten verweilen
und so viel Zeit als möglich zu gewinnen, bis auch andere mehr den
Hamasch anthun mögen, und es hernach auf Gott und die gute Sachen
ungescheut lassen ankommen, wäre meines Sinnes. —
Der Kurfilret an Weiman und Copee. Dat. Cöslin
4. Sept. 1655.
i. Bept. Kurze Auzeige, dsEE die Srhveden, ziranzig Schiff« Gtark, bei Patz'g
liegen nud begonnen haben, einen Zoll von 10 Proreat ron den pasGirenden
Schiffen za erheben.
Weiman an den KurfUrsten. Dat. Haag 21. Sept st n. 1655.
[Ueber die Auewecheeloog der Ratification Nocbrichteo von dem Verfahren der
Schweden Tor Dansig; vorgeechlageoe Haaaregeln, AmBterdam. aiimmongen.]
21. Sept. Bei seiner Riickbehr ans Amsterdam erfährt W. , dsss man ihn im
Ha«g sehnlich erwarte und dass die Analieferung der Kati6cation bei den
Qeneralstaaten jetzt „das rechte tirnndwerk und das mouvement aller ihrer
DellberationeD wäre," W. begibt sich zu dem Präsidenten der Qeneralstaaten
und zu dem RathpensionKr von Holland und theilt ihnen mit, dass er in Be-
sitz der Ratifiration und mit der AuswecbselnDg beauftragt sei. Es wird
ihm versichert dass aurb von niederländischer Seite die Sache beschleunigt
Verden soll ').
Folgenden 20. Sept. kamen die Danziger Briefe ein und ward
von allen Oertem berichtet, wasmaseen die Schweden nicht allein
mit ihrer Flotte daselbst den Hafen besetzet und von einltuifendes
Lübecker Schiffen bereits den Zoll erzwungen, sondern auch Bautske ')
weggenommen und sonst etliche tausend Mann ungefähr 3 Meilen
unter Danzig ans Land gesetzet hfitten.
>) Tgl. Secrete Resolntieo I. 230.
*) D. i. Pntzig.
^aovGoOt^lc
Die Schweden vor Dftniig. |[3
Wenn nun solche Zeitungr nlles heftig geallarmiret, 80 dieneten
wir unB davon auch und babens dahin gerichtet, dasR heute in Hol-
land und darauf auch in der Generalität gedeliberiret und beschlossen
werden solle: 1) ob man nicht an Schweden pro mediatione, 2) an
die Moscau desgleichen, 3) an Dänemark um nähere Verbindniss und
Armirung zu senden, 4) mit aller SchifTsmacht in See zu gehen und
5) alsbald den rersprocleuen Succurs iHr E. Ch. D. sollte fertig
machen.
Amsterdam bleibt immerfort eifrig genug. Die Admiralität da-
selbst ist mit etwa 16 guten Schiffen ganz fertig, andere werden
noch hinzugebracht. Der von Obdam ') treibt das Werk gewiss
heftig und scheinet, dass er die Wrangelische Discursen sich zu de-
battiren ftlrgenommeD.
Dieses sehe ich gnugsam, wo £. Gh. D. mit Schweden auf leid-
liche Conditionen schliessen könnten, solches durfte rielen nicht miss-
fallen an diesen Oertem, und besorge ich tlher dem noch, wo der
König von Polen nicht etwa zurOckgehalten und aufgemuntert wird,
so möchte er einen beschwer- und gefährlichen Frieden machen, wo-
durch E. Ch. D. Sache hernach desto schwerer werden dDrfte. -
Matthias Dögeii an den Knrfiireten. Dat. Amsterdam
28. Sept. 1655.
(BeBiehuDgen xn Dunemark. Uebermütliige Stimmang gegen die ScbweileD.)
Alhier ist man itzo im Werk begriffen, wie man die Kön. JAaj. -2$. s«pt.
von Dänemark am fUgltchsten in unsere Allianz eiuschliessen möge.
Es wird sich aber Dänemark wol keines Weges heraoslassen, bis
dass von diesem Estat eine beständige und capahle Kriegsmacht sich
de facto in der Ostsee wird befinden.
Die Herzhaften alhier achten den schwedischen Sieg noch
ganz geringe, sagen, je weiter sie in Polen geadvanciret, je näher
sie zu ihrem Kirchhofe gekommen, dürften wol 5 oder 6 Feinde zu-
gleich sich Uber'n Hals zielien, da doch einer unter allen ihnen son-
stea genug gewachsen wäre. In summa, alle Sterngucker weissagen
ihnen nicht viel gutes, verweiseu sie wieder nach Lapland in ihre
alten Sitze. Der aber seinen Feind gering achtet, verstärket ihn
schon. —
■) Jacob van Wksaenaer, Herr yfto Obdam, deiignirter Lieateuaot-
Admital tÖr' die Oitiee-FloUe. Aiteema IlL 1212i die iDitfuction SecrBte
Besol I. 221.
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
1^ Bnnd«Bbai^ nnd di« Miedwland«.
Weiman an den RnrfUrsteu. Dat Haag 28. Sept 166ö.
[Diplomatische nnd kriegerische Pläne. BeEiehnog in Cromwell. RattftcatJoii
der AlUkDce.)
i. Sept. Man ist dabei 2a berstfaen, v«s gegenüber dem gerahrlichea Qaag der
Dinge ia Polen ODd Preusseu geschebeo eoII; iiidesB gebt alles ,pro more''
äUEEerst langsam. Für's erste nimmt man eine Oesandtscbaft nacb Scbwcden,
und eine nacb Dänemark in AuEEicbl; nacb Moskau wird geschrieben; auch
an den KurfürEteu soll jemand geEchickt werden. F^r den »ächsten Früh-
ling soll eine grosse Flotte von 50 oder 60 grossen KricgsEchiffen in Stand
gefiCtEt werden. — [Mehrere chiffrirte Zeilen ohne Anfiosang).
We^n deB Protectoris ist bereite alles niclit allein mit ihnen 'ab-
geredet '), sondern alsfortens auch deswegen ein Expresser nach Lon-
don an den Ambassadeur Nieuport abgesdiieket; ungezweifelt wird
damit viel ausgerichtet werden; und hat man mir nunmehr nicht
allrin rund aus bekannt, sondern anch deswegen verschiedene Briefe
gezeiget, dass alle Langsamkeiten bei diesem Eslat mehrentbeiis dar-
aus erfolget, dass sie gewusst, dass der Protector nicht gerne gesehen,
dass mit | : — : { '), als welcher sich gar zu eifrig fUr den KOnig von
England erwiesen, etwa« getban werden sollte.
Die AuswQcbselving der Ratification ist annoch nicht geschehen. —
W. ist für alle Falle nicht zu eilig damit; doch lüsst es sich jedenTalls
nicht mehr lange verzögern.
Weiman an den KurfUrsten. Dat. Cleve 6. Oct. 1655.
[Gute StiniiiiDDg Tür Brandeobarg allerwärla. Aiilanrzu energischen Beschlüe^eo.
Frage ob jetzt oder später die Flotte abzusenden. Abneigung Cromwells gegen
KorbraudeDbarg. Betreffs Answechselnng der RatiGcatiOD. TerhandlDag mit den
cleTiBchen Ständen; Aitzema, ihr Pnbliciat, vor Gericht zu liehen. Gestiegene
AchtQQg vor Brandeobarg. V ers oh QU ngs versuche unter den aiederl an diseben Par-
teien. Wicbtigiceit der Vereinbarung des Enrrürsten mit dem königlichen
Prenaspn,|
6. Oct. ^'ö verwichene Woche haben wir allen. Fleiss angewendet, es
dahin zu richten, dass Holland etwas endlicbs besebliessen möchte,
haben auch darhei und sonst allerorts rerspUrct, dass selbe Provinz
durgehends E. Ch. D. nicht allein zum höthsttn geaffectioniret, son-
dern auch mit einem ungewöhnlichen Eifer eingenommen ist, E. Ch. D.
') Utt dem RathpeDsionar Job. de Witt und den andern Uinistem von
Holland.
'} Uuaiirgelöste CbifTra; leg. „E. Ch. D."; vgl. die auf Cromwell betuglicben
Stellen in den AlUaDceverhandlnngen (Urk. u. Actenst. IV.), nebat der («abr-
scheinlioh von Aitiema herrührenden) „Letter of intelligence fron^ the Hagne"
bei Thurloe State Papers III. 514.
A-iOO<^IC
Gute StimmnDg in Holland. Cromweirs EiofluBB. ^5
reclitinSsBiges Flirhaben mit allein ihrem Vermögen eu »ecundiren. Die
andern ProTinzen zielen auch dabin, Ameterdsm Iftsset oicht nach,
alle und jede stetshin anratreiben. Schweden und andere anter der
Hand handeln dagegen. Und stunds desto weniger nicht am rerwi-
chenen Freitage fest, man BoUe ohne Verzug an Schweden, daag sie
die See frei und E. Gh. D. nnbefochten lassen, 2) an -DAnemariE,
dass man sich in Postur setzen; 3) an E. Ch. D. senden, damit die-
selbe des Estats Hülfe desto mehr versichert werden möchten; 4)
man sollte von nun ab anfangen zu equipiren eine Flotte von 40 oder
50 grosser KriegsschifTe, damit man eich derselben gegen den FrOh-
ling mit Sicherheit gebrauchen könnte zu Vertheidigung E. Ch. D.
tiad der Ostsee; unsere Ratification und derselben Auswechselung
sollte alles Ernstes befordert werden.
Allein stunds nnnocb in Bedenken, ob man anjetzt in See gehen
sollte mit denen Schiffen, so anjetzt im VHehe bemannet und zum
Auslaafen fertig liegen. Wir vermeinetcn Ja und wäre es zu spät
zu fechten, so würe es doch^ um etwn sehen zu lassen, dass mans
k&nnte und wollte. Amsterdam und einige andere fttmebme Glieder,
wie auch der Rath Pensionarius von Holland selbst waren mit uns
einig. Die andern, nebst den dänischen Ministris, macheten Schwie=
rigkeit und sageten, des Estats Ehre erforderte, kein Flick- oder
Halbwerk zu Ihun; dannenhero milsste man fDr dieemal, da die Zeit
Terlaufen, lieber liegen bleiben, mit Eifer die EcjuipageD fortsetzen
und sich gegen den FrDhling redoutabel machen, als in See laufen,
da man die Schweden allen Zeitungen und Umständen nach nicht
finden und nichts wOrd thun können, als in gefährlichen Stürmen
wieder nach Hause gehen etc. Zudem hätten E. Ch. D. so wenig
als Danzig sich nunmehr aus der See etwas zu befahren, der Win-
ter wDrd solches abkehren; zu geschweigen, dass die schwedische
Flotte dermasscn übel zugerichtet, dass sie von selbst wfirden wei-
chen mflssen. Zu Lande aber milsste man E. Ch. f). der Alliance
zu Folge mit Volk und Gelde assistiren.
Die fUmehmste Ministri aus Holland macheten sich die ge-
wisse Rechnung, sie würden ehister Gelegenheit aus Engeland wegen
E. Ch. D. eine solche Antwort bekommen, dass der Widerwärtigen
Anschläge dardurch zurOckgehen und E. Ch, D. wegen des Pro-
teetoris gewQnscheter Maassen zum Ziele würden gelangen klinnen,
Sie zeigen mir in originali glaubhafte Briefe, worin gemeldet ward,
dass erwähnter Protector E. C*h. D. Macht und ßlOck zum Höchsten
qiprehendirete und durch den Secretariam Statoi tagen buteo, er
\Q I. Btaadenbarg nod diu Niederlkode.
wisse, dass E. Ch. D. sein höchster Feind und dem Könige Ober die
Maasse zugethan wären, auch Sr. Maj. rersprochen bstten bei Ge-
legenheit 3000 Haan zu geben und zu unterhalten; und könnte Hol-
land also leicbllichen gedenken, dass ilime die Alliance mit E. Ch. D.
nicht aller selir aDgenehm sein könnte, wie wol Sie sonst bekennen
mDasten, wo dieses nicht wäre, so könnte ihnen E. Cb. D. Conserra-
tion wegen anderer Interessen, die Sie mit E. Ch. D. in sacris et
profanis gemein hätten, nicht weniger als dem Estat lieb und ange-
nehm sein; mit dem Hinzuthun, Holland möchte den brandeiiburgi-
schen Ministris im Haag solches wol bekannt machen und an die
Hand geben.
Auf AoBwech^^eluDg der Ratification habe er bisher nicht sehr ge-
drangen, ans allerhand Opportnnitätsg runden und namentlich auch —
dass E. Ch. D. annoch immerfort ohne Schaden freie Hände be-
hielte, wenn Sie sonst etwas mit Schweden schliessen möchten. Nun-
mehr aber werden wir nicht länger damit fitille stehen, sondern drauf
dringen, dass die Auswechselung für sich gehe und E. Ch. D. der
Succurs, inmaasaen mir solches E. Ch. D. aufgegeben, wirklich bei-
geschaffet werden möge.
Auf Befehl des Prinzen Job. Moritz t. Nasean ist er jetzt nach
Clere gereist, nni den Verhnndlungen mit den Stünden beizuwohnen'}.
Der Stände eingegebene Klag wii'd bei dem Estat fast nicht an-
gesehen, und weiln sie unter der Hand auch in Druck gegeben, oho-
gezweifelt durch ihren Aitzema, so seind wir der Meinung, denselben
deswegen öffentlich zu verklagen, damit er zum wenigsten inutil ge-
macht werde, uns heimlieh zu schaden.
Man wird nunmehr ein wenig mehr als vor diesem darnach lau-
schen, weiln man E. Ch. D. mit einem solchen Respect consideriret,
der uns bis dahero ungewöhnlich gewesen.
Es sind auch heimliche Tractaten fllr der Hand, wodurch ver-
hoffentlich Eintracht und vollkommene Versöhnung zwischen Holland,
den anderen Provinzen und sonderlich dem Hause von Orauje werden
befordert werden; und wo Gott Gedeihen darzu gibt, wie ich mein
Bestes darzu thue (denn die holländische Ministri mich darzu ge-
brauchet), so dDrfle ins künftig auch mit desto mehrerer Kraft und
Vigor aus diesem Estat Hlr E. Ch. D. und dero mitinteressirte ge-
agiret werden. —
Ich verhoffe zu Gott, das königliche Preussen werd sich mit
E. Ch. D. fügen, und wo dieses geschiehet mit Bestände und mit
■) Urb. u. Actenat V. SSOff.
D.qit.zeaOvGoO<:^fc
Crömwell- AltEema. Snbaidien. Das kÖDig). PreuaseD. I'J
allen Kräften, so möchte der Sache wol gerathen sein und der Welt
g:ezeiget werden, dass Gott ein Gott Beie, der eine gereclite Sache
lieb habe. Holland wttnschet Bolchea hjjchlicli und wird darzu alles
contribuiren.
Der Blirgermeister de Grave von Amsterdam lasset mir in
diesem Augenblick wissen, er möchte gerne mit mir sprechen und zu
E. Ch. D. höchstem Aufnehmen eine Sache commoniciren, so er kei-
ner Feder anvertrauen könnte. Ist's möglich, bo verbinden £. Ch. D.
sich mit obbenanntem königl. Preussen, mit was Conditionen es auch
auBtändiglich seie, und sehe ich und m&nnigtich alsdann ein Werk
aufgehen, das E. Ch. D. mit Ehren groBS machen und der Welt die
Contrebalance in diesen Conjuncturen geben kann.
Der Kurfürst an Weimaii. Dat. Pr. Holland 20. Oct. 1655.
[Eilige Betreibuüg der Subsiiiieu; Vorsicht wagen rHscher Pubticiriing vod Ver-
haadluDgen durch die Zuitoiigeu. RuchirertiguDg nach Kaglund hio bei Cromwetl.)
W. soll wegen Betreibung des Subsidiums so bald als möglich nach 20. Ott
dem Haag ZDrUckkchren.
Euch ist bekannt, wie alle Memori^ia, so dem Stat eingeliefert
werden, wo nicht gedruckt, doch bald darauf publiciret werden ; wer-
det derhalben die rationea pro impelrando subsidio, wie auch das
PoBtulatuni nur mündlich fUrtragen und Euch Überall der Behutsam-
keit gebrauchen, die Ihr wisset, dass sie Unserem dessein, da Wir
nicht gern Ursach zur Ruptur geben wollten, zustimmet. Man hat
aus Cöln geschrieben, wie Ihr das Auslaufen der Flotte urgiret habt
und sonst andere Particularia in den holländischen Couranten gehabt,
auch VOD Dingen, so nicht erfindlich; und ist um so viel deeto nö-
tiger, dasB man einiger Circumepection sich gebrauche,
Attzema aoll gerichtlich belangt werden.
Diejenige Minietros, so mit Engeland currcBpondiren , habet Ihr
zu rersiehem, daBB Wir dem Könige von Engeland zu nichta ver-
bunden, und könnte daunenhern die van Uns gefasBte Opinion als
unbegründet wol quittiret werden.
Weiioan an den Knrftlraten. Dat. Haag 26. Oet. 1655.
|Die Aukniipruug mit ('i'ouiivull eifrig unipruhluD.]
Es hat iu Ilaag einen sehr guten Kitidrark gemaclit, als luan erruhr, 2i>. Orr
änes der Kurfürst einen Ge^andti-n an Cromwcll si liickeu wolle.
Der Herr Bath PensionariuH de Witt... rieth mit vielem Ernst,
E. Ch. D. möchten mit der Absenduiig nicht säumen, sondern damit
MiMr. I. ÜHCh d. Or. Kuifllnleu. Vll. 2
t:q,t7r.d .*^nOO<^lC
l^g I. Brandenborg und die Niederlandfl.
alles Fleisses forteilen; es würden nicht allein die AdrerBarii dar-
durcli mächtig geschwäcliet , eondern die Staaten auch desto mehr
angefrischet werden, das gemeine Defensiouswerk an allen Seiten
animose anzugreifeD. Ich stelle alles zu £. Gb. D. gnäd. Gutfinden.
— Die Confidenten haben mir immer gesaget, ich kanna auch aus
vielen Umständen wol begreifen, dase ohne Eingehen solcher Condi-
tionen schwerlicli etwas zu hoffen oder zu erhalten sein wird. Dieser
Eslat hat sie müssen annehmen; und Frankreich, dem der König Ton
England so nahe befreundet ist, bittet schier von so langer Zeit, dass
er nur damit möge zugelassen werden. Warum sollte man's auch
weigern? Niemand mag dagegen. Sollte selbe Macht nach Gottes
Willen endlich verändern, so verfallen damit auch solche Conditioncs;
wo aber solche Kegierung bestehet, wer will sich dann auflehnen
gegen Gottes Finger? Der Prinz ron Oranien selbst wUrd vielleicht
selbst endlieh am besten tbuo, dass er der Stuartische Interesse rer-
liesse und mit dem Protectore ohne Feindschaft lebte; deun was kann
endlich ein Prinz von Oranien gegen ein so mächtig Reich ?
Nun, E. Ch. D. haben annoch allerdings freie Hände und kön-
nen dero hohen Vernunft nach alles reiflich Überlegen und demnach
rcsolviren. lieber drei Menschen weiss bie niemand davon.
Der Kui-fUrst an Weinian. Dat. Deutsch Eilau 27. Oct 1655.
(Die Schneien Bind aufgebracht, dass der Kurrüret das holIaDdiecbe BüDdaiee
Dicht aurgflbeD will und ihiiPD die Thuilnahme bd den Seezülteo reraagt. Der
Kurrürst Tragt wegen eiligen Succorses an. Friedliche Verhandlncgen zwischen
deD NiederlsodeD, Schweden und Brandenburg sind voreuzieheo. — NachricfaUu
vom KriegBBcbaa platz.]
t. Wir verhalten Euch nicht, dass Wir nach langem vergeblichen
Warten von Unsern Abgesandten endlich eine Relation vom 26. Sept.
aus Casimirsburg (woselbst das Feldlager t^r Crakau dasmal ge-
wesen) erhalten '), worin sie vermelden, man habe sie diroittiren
wollen, weil sie wegen der Reuunciation foederis Hollandici et par-
ticipationis telonii nicht nach Belieben instruiret wären. Endlich aber
hat man die übrige Sachen fürgenommen und sich vernehmen lassen,
dass alles sehr verändert wäre, und haben darauf schlechte Hoffnung
zum guten Success gemacht.
Weil nun obbemelte beide Punote die Herren Staaten mit an-
geben und Wir ihr Advis darüber zuvörderst zu vernehmen haben,
') Die Gesandten waren Schwerin und Dobrczenski. deren Berichte
weiterhin initgelheilt werden.
,A^nOO»^IC
Eogtand. Schwierigkeiten mit Schweden. Tom EriegaschaaplatE. IQ
Bo wollet Ihr bei ihnen sondiren, ob, nachdem Wir von der Alliance
abzuweichen nicbt genieinet, um Friede und Ruhe willen bei einem
und andern Puncte von den obenerwähnten einig Teiniiersment ge-
fanden werden könnte, damit tide Nostra illaesa das Foedus nicht
durchlöchert und ganz aufgehoben wUrde; und dafem solches nicht
zu finden (wie Wir dann wol daran zweifeln, das« es geschehen
könne), wea Wir Uns wegen des Succurses noch bei Winterszeit zu
versehen haben.
Wie man die besagte Functe in der Instruction vorhin gesetzt,
ist Euch bekannt und »eben Wir nicht, was weiter dabei von Uns
geschehen könnte, als das» Wir das ganze Werk auf einen General-
tractat (worzu doch die Schweden nicht Lust haben) oder ja auf eine
absonderliche Handelung zwischen Uns , den Herren Staaten und
ihnen verschöben, welches doch auch mit grosser MUbe und wol gar
nicht in Gttte zu erbalten sein möchte. Allezeit werden Wir auf das
letztere dringen und werdet Ihr nicht unterlassen zu befördern, dass
die Gesandtschaft an Schweden mit dem allerersten abgeben möge
und die Abgeschickten auf obenerwähnte Puncte und was dabei zu
thun auf den einen und anderen Fall, es werde die Sache in GDte
gehoben oder nicht, instmiret werden mögen.
Sonsten laufen die Zeitungen und Berichte noch wunderlich und
ungleich. Gewiss ist, daes Krakau sich noch hält (wie wol man sa-
gen will, dasa es capitulire) ') und die Kchwediuchc Völker, weil sie
sehr strapaziret werden und schlecht bekleidet seiu, auch theils bar-
fuss gehen, in Warschau bei 7 ä 8—9 des Tags hinsterben.
Der König von Polen soll sich in die Zipscr ungarische Städte
begeben baben.
Für Krakati will der König von Schweden den Feldmarschall
Wittenberg lassen, der doch krank liegt, und herunter auf War-
schau, von daunen nebst Steinbock auf Thoren gehen, solches zu
emportiren.
Besagte Stadt hat sich vernehmen lassen, sie wollte einigen Suc-
curft an Vülkem bei uns suchen; seind aber glelchwol absonderlich
bei Uns nicht einkommen, wie wol des gcsamniten Köuigl. Preussen
Deputirte es bei Uns angebracht.
Wir haben von ihnen sämmtüch zu Unser Sicherheit und um äe»
Passes willen über die Nogat begehret, dass sie uns Marienburg,
bis der Friede erhalten, einräumen möchten. Dazu aber hat sich der
; Die CspilulatioD vor inzwiecheo ertulgl am 18. October.
2*
yGoot^lc
20 I' BraDdeoborg nod die Niederlude.
Rönigl. Oeconomus GuldeDstern seines Priratnuteeiis halber (wie
wol Wir von den reditibue das gerin^te nicht begehret) nicht ver-
stehen wollen, ohnangesehen der Adel ganz dawider gewesen.
Danzig und Elbing hat eich sonsten zu der Conjunetion nicbt
verstehen wollen, besondern zu Anfangs sich separiret, jedoch cum
reservato, dass sie dazu hernachuials ad placitum veratattet werden
möchten. Wir stehen fast in Zweifel, ob aus dem Tractat etwas
werden möchte, massen die Leute nicht einig und nicht wol zu ver-
einigen stehen. Die Defension hätten sie zwar gerne, aber ohne
einige Kosten und Assecuration Hir Uns auf den beftlrcbtenden
Nöthfall. —
Mit Unserer Ariane gehen Wir an die Trebenitz'), etwa 12
Meilen von den Schwedischen und erwarten tagtäglich fernere Nach-
richt von Unseru Gesandten, weil Wir berichtet werden, der König
von Schweden herunter gehe, und nicht zweifeln, sie ihm folgen
werden.
Den Graf v. Waldeck haben Wir an die littauisehe Grftnzen
commandiret, wannenher Wir avisiret werden, dass Graf Magnus
de la Gardie auf Verstadt (sie) hemntergehe , sich, wie etliche be-
richten, mit dem Könige fUr Thorn zu conjungiren.
Weiman an den Knrfllrsten. Dat. Haag 7. Dec. 1655.
[Dia VereOhQUUKBVersutbe zwiscben Hollsud uad äea aadero Proviazen; Wichtig-
keit derselbeo für Braadcuburfc. Begiiiii der SnbeidieDiahlung. Die Stvllnng
Croaiwells. Schlezer in Loodon.]
Die verwichenc Woche ist die Generalität noch immer beschäftigt
gewesen mit dem Reconciliationswerk zwischen Holland und den an-
dern Provinzen und ist man darunter endlich so weit zum Ziele ge-
kommen, dasB man am verwichenen Freitage ein Project in die' Ver-
sammlung gebracht und so weit feste gestellt, dass es alsfortens in
die Provinzen gesandt, daselbst esamiuiret und approbiret werden
solle. Der Zweck ist, die vorige alte Einigkeit und vertrauliche gute
Correspondenz zu restabiliren im Estat und also daran zu sein, dass
hiufUro die Interessen dieser Republik mit mehrerem vigore in Acht
genommen werden mögen.
Die Mittel sind diese: dass das Seclusionswerk in seinen W^Urden
und L'nwUrden verbleiben, die 6 Provinzen daran ungebunden sein,
Holland und ihre Ministri deswegen nicht gechocquiret, die gewech-
selte harte Schriften weggenommen und drauf Prinz Wilhelm aus
•) l). h. die Drewens.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
KÖnigl. Prfnsien. VenöhnnngiTeranctaa in HollMid. Cromwell. 21
Friesisnd zum Feldmanchall gestellet und also in besUndiger guter
Harmonie und Einigkeit besorget werden solle, wie man die vorige
Wnnden cu heilen und den Estat ... in aein voriges Luyster und
Ruhe wieder setzen möge. — Und ist solchen Falls nicht zu zweifeln,
es werd gar einen guten Aspect an E. Ch. D. Sachen und Staat
geben; denn es leider mehr als gewiss ist, daes wenig Kraft aus
diesem Estat ftlr die gemeine Sache wird zu hoffen sein, wo die bis-
her verspürte Jalousien zwischen Holland und den andern Provinzen
(danuenbero auch der Haas und Misstrauen gegen das Haus Oranicn
, und desselben Geallürte) nicht in etwa gemildert o^er weggenommen
werden. Anjetzt schon und da doch das Werk annoch seine Voll-
kommenheit nicht hat, sondern da es noch in terminis deliberationis
bestebet, findet man gar eine andere Luft bei der holländischen Ca-
bale und stehet alle Welt schier bestBrtzet aber dieser so plötzlichen
Verftnderung. —
Inmittels kommen die Advisen aus den Provinzen ein, dass sie
mit ihren Geldern zu den dreien Monaten brandenburgischer Subsidien
fertig sein ').
Der GesBodle aber nill Kogleicb viel mehr veilaDgeo Dod die Stimmung
iit ADch dafür entgegenkommend augetbsn.
Sonst hat der Ambassadeur Nieuport die verwichene Woche von
London, so doch albier gesecretiret wird, an die Generalität berichtet:
der Protector wBrd schwerlich zu bewegen sein, gegen ]: — :| ')
etwas wirkliches fllrzunehmen ; der praetextus wSre causa religionis
et Protestantium , die Ursache aber durfte sein der obliandencr spa-
niacber Krieg. Mir ward darunter auch in geheim dergleichen von
vertrauter Hand zugeschrieben, und zwar, dass er nichts Hebers sehen,'
dahero dahin arbeiten wKrd, als dass |: — :| ') mit | :~:| ') verglichen .
uud im abrigen der h — : | ') Dessein auf ] : — : ] ') möchte unbehindert .
bleiben,, abermalen sab specie piae cansae, aber vielleicht in der That
zu dem Ende, dass [ : — : 1 ') in Furcht gehalten und inulil gemacht
werden möchte, Spanien HQlfe zuzubringen; oder aucb wol gar des-
wegen, das« er nicht gerne siebet, dass ':— :! -) in die Waffen und
derselben Uebung wieder kommen möchten. Doch ward dabei we-
■) Am 18. Nov. wkT maf Antrag tod de Witt in deo GeneralaUaten der
Beicliliiie gehut worden, die Bamroe tod 180.000 „Caroli guld«oa" als Rab-
•idie für drei Hooat* fläaiig tu macbea und die Beiträge der eioieloeD Pro-
Tinten dun uiinackreiben (Secrel« Raiolnt. I. 255}
') Unanrgfllöete CbilTre — leg. SchwedeoT * Bbeneo; leg. Bmiideuborg?
<) PoJesI ^) Dar Kaiaert ') Dia Niederlande?
A-nOOt^lc
22 I' Brnadeoburg ond die Niaderlande.
niger nicht auch genügsame Vereicberung gethaa, daea {: — :| ') auch
in allem Falle sich der |: — :|') nicht annehmen oder denselben eini-
gen ZuBchub thun, sondern sich ausser dem Werk halten wQrd, also
dass nichts gutes noch böses davon zu erwarten stQnd.
ScbUzer hat aus London bericbtetj Weiman bat ibm zuriickge-
Euhriebeo, er solle sich nur „caute und dermasaen bedecket hatten, damit
er immer and zwarn da er merLetc, dass nicht viel auBZuriehten sein würde,
sich füglich wieder zurückziehen könnte."
Weiman an den Kurfürsten. Dat. 13. Dec. 1655.
[Beabaiabtigte OBBaDdtscIiaften; Mangel an geeiguetem und willigem diploma-
Ijscbeb Personal in den Niederlaoden, und whb der Gruud davon iat. Holläudiacha
Flattenauerustung. Verhandlung über die Dicderländischeu Subsidieu und Rilra-
teistung an Trappen. Vernmthliche titelluug Cromwcll's.]
13. Dec, Die verwichene Woche ist in Holland fast uielits als das preussi-
sche brandenburgische Werk aufs Tapet- gekommeu. Wegen Benen-
nung der Ambassadeurs hat das Corpus sich zwarn verglichen, in-
maesen sie dahin gestinimet, es möchte nebst dem von Hubert aus
Mittelhurg und Issbrands aus Groningen der Herr de Grave, Bür-
germeister von Amsterdam, Amerungen aus Utrecht und Vierssen
aus Friesland nach Dänemark, und der Herr Tulp Altbürgermeist«r
von Amsterdam nehst deme von Isselmuvden nach Chur Branden-
burg gehen. Es ist aber, als weit Schweden und Brandenburg an-
gehet, in der Generalität deswegen annoch nichts feste gestellet, weil
die beide Bflrgermeistere von Amsterdam zu Annebmung gedachter
Gesandtschaft nicht verstehen können, sondern sieli davon geescusiret.
Wir haben uns hie und dort Über solche Langsamkeit zur GnOge
beklaget; wenn wir aber in's Werk selbst sehen, so spUren wir wol,
daes es nicht aus Disaffectiun so gar als daraus entstehet, dass Hol-
land Mangel an Leuten hat, welche sich in solche Ambaesaden
schicken können, und die da bequem seind, dass dieselbe nicht gerne
von Hause gehen, weiln sie immer besorgen, ihre lutrigues möchten
in ihrem Abwesen Schaden leiden ')■
') Der Protector! ') Schweden!
'} Eine andere bezeichnende Aeusserung Weiraan's zur ChariiltteriBlik der
huiländischen WürdcDtrnger findet aich in einem Trüberen BrierdeBselben an den
Kurrüraten dat. Haag 37. April lt)r)ri hei Geiegeuhcit der von der Stadt Amater-
dam übernommonen Tau fpatbens teile bei dem branden bürg Ischen KurpHnEen
Karl Emil (Urk. und Actenst. IV. 119). Weiman berichtet, wia die lur Ver-
tretung der Stadt nach Berlin bestimmten Gesandtoo wegen ihrer Unbekannt-
sch&rt mit Curialien n. dgl. In ziemlicher Angst vor der Reise aeien und Wei-
man drängen, sie womöglich zu begleiten. W, biltet, sie recht gut aufannehmea
A-nOOt^lc
SoUÄDdiscbe Ambuudeo und ButaDgen. 23
Wie ihm nnn iet, bo ist es eine Übele Sache, beBonderlicb da es
immer dabei bestehet, und niemand schier zu Annehmung solcher
Ambaesade bewogen werden kann. —
Im flbrigen hat Holland beratfaschlaget wegen Equipirung der
48 Kriegsschiffe und was fOr Mittel eigentlich und beständig darzu
dienen sollten; und eagete man uns gestern, sie wären deswegen so
gut ab verglichen, also dass es ihnen gegen das Vorjahr an Kriegs-
macht in der .Ostsee nicht ermangeln wflrd.
Sie babeD ioiwiBcheD Dicht zu sehr anf eine ConfereDi gedmugen,
Boodem erst jene Aogelegenbelt der GeeaadtschafteD iu OrdnoDg kommen
lassen wollen.
Denn wo wir zu viel sucheten auf einmal, so möchte man das
eine mit dem andern stutzig machen nach Gelegenheit dieser viel-
köpfigen Regierung .... Wann wir aber inzwischen auch E. Ch. D.
gnftd. Reseriptum vom 17. Nov. . . . empfangen und daraus gehorsamst
ersehen, wie sehr E. Ch. D. auf die Subsidieu an Volk und derselbeu
Unterhalt dringen, so haben wir endlich ein Memoriale eingegeben
und seind darattf .... gestern Vormittage mit einigen Deputirten
der Staaten general in Conferenz gekommen.
Sie beschliesseo nnr mündlich mit ihnen zu verhandeln und nichts ■
schriftliches eiazDgeben. —
Wir befanden die Deputirte gar attent und dem Werke zugetban
ZQ sein, in massen wirs auch gestern nach Mittage daraus verspOre-
tcD, dasH auf ilire Relation von unserem Fllrbringen, alsfortens
geresolviret worden, die Ambassadeurs, sonderlich zum |: — : ' '),
weil daran das meiste gelegen, sollten am schierstkUnfligen 4. Januar
von hinnen ohne einige Versjtumniss weggehen. 2) man sollte an
uns die bereits eingewilligte 120,000 Gulden bei dieser winterlichen
Zeit und gegen das Vorjahr das Volk in natura beischaffen. 3) die
Equipages zur See erster Tage fest stellen und darauf die nOtige
Ordrcs an die Admiralitäten lassen abgehen. 4) das Si^hreiben an
den Grossherzog von der Hoscau sollte gleichfalle ausgcfertiget und
uns gegen die künftige Post zogestellet werden *). —
nod Aoatoe» sn Terhäteo: „B. Ch. D. werden Bedacht babiiD, dae» Eoweileo noter
deutscher hameur Dod Adel aich mit dem oiederläLdiicheD nicht ao gu bald
Taget, and d>ss wir das andere mit Veracht und scharrer Uaillcrie wohl leichl-
lich pfiegen zu slossea, dahero wir ulbier besiirgen. es mochte den Amsterda-
miichen Kindern daraoter etwas widriges beg^goeo." (Ans Weiraan's Jour-
nalen in DüMeldorfer Archiv.)
■) Unanfgelöste Chiffre, Wol: König von Dänemark.
') Vgl. Urk. D. Actenst. IIl. 90^ der Entwarf des Schreibeaa io den Se-
crate ReaoUtien I. 261 ff
A-iOOt^iC
24 I' Brnodenburg und die NiederlaDde.
Mit den obgenannten 120,(K)0 seind wir nicht zufrieden, Bondern
weiden nunmetir auf ein mehree, zum wenig:8ten auch auf die Werbe-
gelder dringen.
Wir haben bei dieser Gelegenheit auch angefangen, von der An-
leihe zu reden und finden, so viel es anfänglich sein kann, darzu
noch gute Hoffnung.
Aus England schreibet mir der Herr Schletzer, er habe seine
Credentiale llbergeben und publicum charaoterem annehmen mtlssen;
es wftre ihm Zeit zur Audienz gesetzt gewesen, was er aber verrich-
ten wUrde etc., wollte er mit nächstem wissen lassen. . . . Allem Ver-
muthen nach wird der Protector sich wol aus dem Spiele halten;
denn weil er mit Spanien zerfallen, so wird er |; — :| ') nicht offen-
diren mögen, damit er dardurch |: — :|') im Zaume halten und
behindern könne, Spanien zu assistiren.
Weiman an den KarfHrsten. Dat Haag 13. Jan. 1656.
[Aufregung über die schwediachen Pläne gegen Danzig; Beachlnes der Hilf-
leistuDg; SchwankeD der ÖOeatlichen Meinung zwiechen Thnn and Laisen.]
1656. ■ Sobald alhie die Zeitungen angekommen, dass der König von
13. Jau. Schweden in die Werder gegangen und sowol mtlndlich an die Am-
bassadeurs dieses Estat als mit der That selbst bekannt gemacht,
dass er die Stadt Danzig mit Gewalt und zu Wasser und l.ande an-
greifen wollte, so ist man dieser Oerler über die Maasse sehr gealar-
miret worden. Die Kaufleule schrieen; viele inclinirten von selbst
dazu, nun mttsstc der Eslat nicht länger stille stehen, sondern die
Hand ans Werk legen; wllrd man Käunien und die Stadt lassen ver-
loren gehen, so wäre es um alles gethan; man könnte und mtleste
sich auf Schweden und schwcdisclies Wort nicht verlassen und mfichte
man also je eher Je lieber alles gegen Bie hazardircu etc. Und ge-
deihete das Werk endlich dahin, dass die Herren Staaten General
wieder zur Hand nahmen das Suchen deren von Danzig und am
9. Januar resolvireten, nicht wie Holland in eventum und conditio-
naliter, sondern slmpliciter und absolute, dass man mehrerwähnter
Stadt reelle Assistenz und Hülfe leisten solle und wolle. Zwar hat
Seeland dagegen geprotestiret und Overyssel war absent; die De-
putati der Generalität waren auch von ihren Principalen auB den
Provinzen nicht gcinstruiret so weit zu gehen; sie thätens aber sub
') Wie oben. Wol: Schweden.
•) Ebenso. Wol: deo Kaiser
^aovGoOt^lc
DaoEig TOD den Schneden bedroht. 25
8pe rati und Uberreicheten dem Danziger Abgeordneten die Kesohition
in Schriflen, in Meinung, dass er Geld darauf wbrd negocüreu können.
Die TOD Holland 'i^olvireten zugleich, ihre Herren Trincipalen von
Stund an auch zu verschreiben, in massen auch geschehen, und man
nicht zweifelt, dieselbe werden morgenden Tages als in praefixo
tennino unausbleiblich erscheinen.
Die allgemeine Meinung BCbwankt nun zwischen offenem Bruch and
zwischen gütlichen Verhandlungen mit Sihweden. Ersteres hat viele An-
hioger unter den Kaufleuten niid nuch unter den Regenten; —
viele aber und auch ganze Provinzen seind gar zweifelhaft und
apprehendiren , was man ihnen von weitem zeiget, schwere Kriege,
unsichere Successen, Gefahr des evangelischen Wesens, und dass
dieser Estat allgemälich zugleich mit England und Frankreich zer-
fallen und sich gar zu UDvermuthlich von einem ins andere und end-
lich ins aller unleidlichste, nämlich das spanische Interesse wDrd
prScipitiren und vertiefen mOssen. Mit Dänemark wären sie gleich-
falle noch nicht richtig und könnte man ausser selbiger Krone wenig
ausrichten. Und wie ihm auch wäre, che sie damit tractireten, ehe
sie Geld beiechaffeten , ehe sie Arminen (dann zu Wasser etwas an-
zufangen wäre nicht genug) richteton und auf die Beine brächten, so
wUrd nach Art einer so langwanien Regierung so viel Zeit vorbei-
Btreichen, dass Schweden bereits Meister im Feld werden und mit
ihnen lachen oder zum wenigsten die winterliche Zeit würd gewinnen
können, wobei sie niemand zu befürchten haben wOrden, Zu ge-
Bchweigen, dass man »ich mit Barbaren ') gegen Christen, mit Jesui-
ten gegen das protestantische Wesen und mit den Grundfeinden die-
ses Staats gegen die alten Bundgenossen ihrer gottseligen Voreltern
wttrd verknüpfen und einlassen mflssen.
Weiman an den Kurftifsteii. Dat. Haag 1. Febr. 1656.
[GratulitioD za dem Köni)[Bberger Vorlrafc. Allgemeine Beatiirzung darüber in
Holland und Zorn gegen Brandenburg Ein Fühler von Seilen des Kaisers.)
Ans den jüngst eingekommenen sowol puhlicquen als particuliercn i. Febr.
Briefen haben wir, ersehen, dass £. Ch. 0. endlich mit Schweden
geschlossen '). Der gerechte Gott wolle daselbst so viel Glilckes zu-
') d. h. das für diesen Fall iu AuBdichl huminemlc Bündniss mit dem Uos-
cowiler.
*) Köntgsberger Vertrag zwischen Brandenburg nud Schweden dat. 7/17 Ja-
A-nOO<^lC
26 I- Braodeobarg and die Niederlande.
geben, als ein ehrlicher Friede dem verderbenden Kriege voraa-
ziehen ist!
Männiglich albier, er eei grosB oder klein, ist deewegeo he-
etflrtzet, und wie dieses grosse Corpus mit vieler Mflhe bereits dabin
bewogen war, dass es gleichsam mit vollem Laufe zum Kriege eilte
gegen Schweden, um E. Ch. D. und sich einmal fUr all zu befreien
für schwedischer Gewalt, so kann's auch ohne Anstoss nicht wol
wieder zum Stande kommen, sondern es schilt, es murret, es fürchtet
und dräuet, weiln es so plötzlich zurückgezogen wird, als es eifrig
war angetrieben; sonderlich weil von andern Oertero häufig hiehin
geschrieben wird, E. Ch. D. hätten Häfen und Zölle sowol als diese
Allianz daran gegeben. I. Hob. muss deswegen nicht wenig leiden,
weil der Kaufmann rufet, es sei eine gemachte Sache von langer
Hand, um diesen Staat zu ruiniren. Verrätherei, Betrug, List, Bund-
bruch und dergleichen mtlssen wir hören, dass angezogen werden
wider den gemachten Frieden. Nun kann bei einer so geschwinden
Veränderung von dem unwissenden und scheuchen Föbel wol nicht
viel anders erwartet werden, fllrnehmlicb an diesem Orte, da der
gemeine Mann sub specie lihertatis nur liberas linguas hat ... Wir
suchen es zwarn allerorts zu ersänftigen und sagen, sie möchten nicht
urtbeilen, bis sie die Articulos pacis und die Sache selbst gesehen . ..
wir können aber schwerlich damit aufkommen uud seind bereits auf
verwichenen Freitag von den gecommittirten Käthen angesprochen
wegen der 120000 fl.
\YeiinaD bittet sobald als möglich am uähere Mittheilungen ütier den
Vertrag mit SchwedcD, um die Aufregung hier beschwiihtigen zq künaen.
Zu Hamburg war der von Pletfenberg, kaiserlicher Resident,
zu den Staatischen Gesandten gekommen und hatte denenselhen eine
Allianz mit I. kais. Maj. angetragen. Es dürfte aber dasselbe, nach-
dem E. Cb. D. mit Schweden verglichen, in geringe Consideration
kommen. —
Relation dat. Haag 8. Febr. J656; ganz in ähnlichem Sinne. Des-
gleichen ein Schreiben W's. an Schwerin vom 11. Febr. Weiman wünscht,
dass ein Oesandter zam Behuf der Mittheiluiig des Köolgsberger VertrsgE
bieher geschickt werde „mit mebrerm Charakter.'^ Das Dräugen um Hit-
Ibeilnng des Vertrags ist kaum ausznhallen. [Weimau hat iu dies«
Zeit deo Vertrag schon, darf aber daraus nichts niitlheilen]. Beiliegend:
Zeitang aus dem Haag 15. Febr. 1636. „Man schreibet aus Kdnigs-
berg iu dat. 1. Febr., dass die Kurlurstin nach der Medicorum Urtheil non-
mebr ausser Gefahr sei, und dass die Blattern fast vertrocknet und ange-
fangen theils zu bersten, thiils abzufallen. Sie bat viel ausgestandcD
A^oot^lc
Eindwck Äes Königab«rger Vertrag«. 27
doplici morbo; nsm et profluTJo meostriio et abscesAD molae afflJcts foit pia
PrincepB. S. Cb. D. ist über die Maasse betrübet geMeteu; sie aber hat
sich mit wauderbarer Geduld nud Gottseligkeit dreia geBchickt, also dass
aiicb die TröBter Trost vod ihr genommen."
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 15. Febr. 1656.
(StimmoDgen aber den KöDigsberger Vertrag. ITrlheil über deoBelbea io Eaglaiid
aod FraoLreich. Das katlioIJscbe FürsteobäDdaUs. HilferaT tod Daozig.]
Das Dräogen um MittbeiluD;r des Köoigsberger Vertrags dauert nnab- 15 P«br.
lässig fort; die Gegandteo siicheD nach Möglichkeit die Stimmung zu bearbei-
ten; sie etelleu die Lage des Kurfürsten vor; „man gicbt ihnen unter der
Hand einige Articuln, auTs gelindeste Übersetzet" etc.
Sie fangen auch schon an, ziemlidi auf ihre Maaese zu kommen;
und wünseheten wir, dase E. Cli. D. »elbBt an sie Bclireiben und
wenn Sie dem Estat gedanket für allen bezeigeteu guten Willen, dass
sie ihn alsdann auch versicherten, Sie gedächten nicht allein von
voriger Allianz nicht abzustehen, sondern Sie Ii9tten auch nichts ein-
gegangen, welches Sie behindern könnte, der Allianz' ein Geattgen
zu leisten, und dasa "nir die Articuln, so weit sie den Estat concer-
nireten, zu des Estatis desto mehrer Beruhigung coniniunieiren sollten.
In England ist man frohe des Vergleiches lialber; aus Frankreich
wird dergleichen geschrieben, und die Klügsten seind einstimmig der
Meinung, wo E. Ch. ü. der Schlugs gedeihen solle, so mllssten Sie
die Waffen nicht qoittiren, das Werk nicht halb Ihun, sondern sieh
mit Schweden conjungiren und also specie soeü ac communis fortunae
ihnen den Willen und die Macht brechen, gegen den Vergleich etwas
ftlrzunelimen. — Es wäre auch zu weit gegangen, von Moscowitem,
Cosacken, Tartaren, Polen und dem Kaiser etwas anders als Undank
und Verderb zu erwarten, wenn sie Macht kriegten. Wer dahero
einer unbilligen Strafe entgehen wollte, mUsste die Macht brechen
pertinaci ac in omnem fortunam oblirmato animo. Nach so bestellten
Sachen mllsste Schweden immerzu mit E. Ch. D. ganz Freund oder
ganz Feind sein; medium in Servitute esse; und wo E. Cb. 0. also
njebt gedacht ganz Freund zu sein, eo hätten Sie eine ganze Feind-
schaft mllseen unterhalten mit Schweden. Die Waffen würden Sie auch
bei dea Waffen und Ihren eigenen Unterthanen in Consideration halten.
Mainz, Trier, Cöln, Mtlnster und Neuburg haben sich nun neulich
contra quoscunque gealliiret und den von Uauschenberg zum Ge-
neral ihres Bnndes gemacht ').
') Gemeint ist wol das Bündniaa iwisctien Trier, (Jölo, MUoster und Neuburg
28 I- Brandenhnrg no^ die Niederlande.
Der Syndicos von Dftnzig Schrader ist nngekommen nnd hält nni
Hilfe zur See an — er hat abpr non wenig Au6Bi<-bt').
Weimaii an den Kurfilreten. Dat Haag 22. Febr. 1656.
(Orficielle Mittheiinng des Köeigsberger Vertrags an die GeneraletaoteD Günstig«
WirbDDg.)
i. Febr. üni dem nnabIäi?Rif;en Drängen zu entgehen and die Staaten einiger-
mnsgen zu beruhigen, und weil es doch „das .Decomm nnd der Stylus"
erfordert, dass ihnen der Friede nuHGcirt wird , während sie noch immer
„lüglich in koi^tbarer Arbeit begriffen, E. Ch. D. zu Hülfe zu kommen im
Kriege": so beEchlie^sen die OesHudleii endlich nach lierntbuiig mit dem
Fürsten Johann Moritz von Naseau —
man müBste den Mittelweg halten und also die Articulos concementes
communiciren, aber unter der Hand, aufs gelindeste tlbergesetzet und
mit mündlichen Anweisungen, wie eB um die Sachen nun und vorhin
bewandt gewesen, und diesem nächst möchte man die Notiücatioa
tbun, aber nur in generalibus terminis. Man that dieses also: wir
transjatirten den 9. und 13. Articul, und I. Hob. gab dieselbe einigen
Confidenten; dieselbe brachtens zur Generalität, männiglich critisirte
und gab's allerhand Glossen darüber; wir vereUsseten alles bei Par-
ticularvisilen ; und wie nun solches fürgegangen, so rceolvireten wir
die Notification vorberlihrter Maaseen zu thun . . . nahmen publique
Audienz und da wir gebührlich eingeholel, proponirten wir in einer
ungewöhnlich starken Anzahl, inmassen die gedruckte Beilage aus-
weiset '). Man dankete uns mit aller Civilität und war die eigentliche
Antwort darauf, wie £. Ch. D. aus nebstkommender Resolution vom
n. Febr. gn8d. ersehen werden '). Dieses bat nun die GemOther ein
wenig versetzet; man kommt etwa zufrieden und redet männiglich
mit mehrerem Respect.
Folgenden Tags ist darauf feste gestellet, ihre Ambassadeurs
sollten ohne längern Verzug sich zum Könige von Schweden aufma-
chen. — Ob nun diejenige, welche zu £. Ch. D. destiniret, gleich-
falls werden abgefertiget werden, ist noch ungewiss.
dat. Coln 15.Dec 1654. DumoDt Corps diplom. Tl. 2. 9111; vgl. Erdmanni-
dörffer Graf Waldeck 262 !.
■) Secrate Resolut. I. 272
-) Notificatie gedaen dor de Heeren Daniel Wejraaa ende Joban Copes
Hieisterg van S. Ch D. van Brandenbnrgb aea de Gr Ho Heeren Stetee Generael
der Vereen. Prov. den 17. Febr. 1656. over de gemeeckte Trede toeschen Sijn
Haj. VBD Sweden ende Sija Chear-Torst. DoorL - Anno HDCLVI. ~- 8.
Aitsema III. 1252.
*) Nor Danksagang und Bitte om baldige nähere Mittbeilung des Binielnen.
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
Dar Eönigiberger Vertrag. SeodoDg Booiu'e oach dem Haag. 29
Instraction für Georg v. Bonin an die Generalstaateu. Dat
Königsberg 23. Febr. 1656 •).
(MitlbeiloDg nod Recbtfertigaog des EÖDi^berger VertragB. Darlegang der Ter-
bällaiaae, die eq SchliesauDg deaselbeD geuöthtgt haben. Aarzahlnng nad Wider- *
legnDg der Termathlicb toq den Niederlandea Torz ab ringen den Eiowäude and
Anklagen.)
Er soll den Oeuenil Staaten zunäcbst eröffnen, dass der Eurfiirst iu 33. Febr.
Folge der zwischen beiden Staaten be^tebcudeii Alliance es für Döthig
halte, ihnen »on dem mit dem Konig ¥on Schweden gefiehtoRSenen Ver-
gleich gründliche Nachricht zu geben, in der Hoffnung, sie werden sich
TOQ der Unerlasslicbkeit nud Nützlichkeit desselben überzeugen lassen.
Der Kurfürst habe tou Beginn dieser Verwickelungen an duichaae meinen
schuldigen Pflichten nachzukummen gei>ucht —
Denn ob zwar Sr. Ch. D, Herren Vorfahren nach den ersten
preuBsiscben Pactis von a. 1525 von den Königen in Polen fast bei
allen Belehnuug:en mit neuen, höchst beBcbwerlichen Conditionen in
viele Wege lädiret, da ihnen wider dieselbe obenerwähnte Pacta und
dero christliche landeBfUrstliche Freiheit bald das Exercitium der ka-
tholischen Religion mit änsserster Beschimpfung Ihres christlichen
reformirten Gottesdienstes, bald ein jährlicher Zins, bald eine neue
Appellationeinstanz aufgedrungen, die Untertbnnen an sich, ja der
ordentlichen Obrigkeit liber's Haupt gleichsam gezogen und nicht
allein wider des LandeafHi-sten Respect,. ja die hohe Justiz selbst
vielfältige eigenmächtige, unleidliche, widerrechtliche Dispositiones
in dero preussischen Landen . . . fUrgenommen , solche unziemliche
Gewalt auch endlich zu höchster Ungebtlhr über Sr. Ch. D. Person
oder ja dero Anverwandten selbsten hat extendiret werden wollen,
so haben doch S. Ch. D. nach dem löblichen Exempel dero glorwQr-
digsten Herren Vorfahren . . . lieber Ihr christliches Gewissen und
PÖicht als dero Nutzen und Reapect für der Welt (welcher vielleicht
durch andere Wege höher hätte können getrieben >verden) in Acht
oehmen wollen, und haben zufolge sothaner Pflicht, was Sie von
schwedischer Armatur inne geworden, dem itzigen Könige von Polen
Johanni Casimire zeitig kund gethan. fndcssen, und da S. Ch. D.
gesehen, wie dero Sorgfalt aufgenommen, da man Iheils dero treu-
herzige Warnungen fDr ketzerische Zeitungen , unnöthiges Schrecken
und inania terriculamenta, so zu unzeitigen Kosten dienen sollten,
ausgerufen . . . haben S. Ch. Durchlaucht sich bemühet, nächst der
Uttlfe Gottes sowol durch dero eigene von Gott verliehene, als dero
>) Sic Die tosIrucliuD ist oicLt, nie Urk. und Acten«! [11 9:'. angegeben
wird, TOD) 23. Febr. m. St., aunderu n. at.
Aj.oo»^Ic
30 I. BraDdenbnrg und die Niederlande.
Freunde Kräfte, als die an der Sachen ebenwol intereseiret schienen,
»ich und die Ihrigen zu schützen; und hahen demnach, nicht ohne
grosse Unkosten, eine ziemliche Arm^e zuHaniraeng:ebracht und in
dero preussische Lande geHlliret; auch H. Kaia. Maj., dann auch die-
jenigen, so in diesen Landen gleichsam in einem Rchiffe mit Sr. Ch'. D.
waren, um Assistenz begrüsset . . . ahHnndcrlich würde der Staat,
dessen Archivuin, ja die Anwesenden »elbstcn Sr. Ch. D. dero un-
nachlässigen Sorgfalt ein unwiderlegliches Zeugnis» abgeben mtlssen.
Als nun aber he! J. Kais. Maj. keine Ilüire zu erlangen gewe-
sen, die Auswärtigen theils dem Spiele zugcHeben, theils an der Zer-
gliederung und Ruin de« Königreichs Polen tapfer und in die Wette
gearbeitet, die Einheimischen aber, als die polnischen Stände und
noch übrige Kriegsmacht unter einander uneins und nielirenlheils
nach und nach an J. Köa. Maj. zu Schweden sich ergeben, alles voll
Schreckens und Unordnung gewesen, der König darUher aus dem
Reich gewichen, die preussisehen Städte, worauf noch einig Absehen
zu haben, mit dem A4lel sich nicht fUgen wollen, besondern sich also
bezeiget, dass es bei Anfang derer mit iliren gehabten Tractaten nicht
unklar bernirschien, dass sie das thun würden, was Tliorn und Klbing
bald hernacher gethan, die |ireussischcn Stände auch von denjenigen,
so die Zusammensetzung befördern sollten, vielmehr davon abgehal-
ten worden, indessen aber die Friedenshamtlungen , so S. Ch. D. mit
J. Kön. Mjy. zu Schweden aufs eifrigste gefilhret, auch dergestalt
nicht laufen wollen, dass beide Theile zusammentreten und absonder-
lich S. Ch. D. dero Gewissen beruhiget gefunden : so ist darauf ge-
schehen, dass J. Kün. Maj. dero in Littauen habende Arm^e zu sieh
berufen, mit solcher und bei sich habenden schwedischen und polni-
schen, theils unbändigen Völkern in dero preussische Lande, da sie
sonsten von keinem Feinde gewusst, gerückel, und als S. Ch. D. dero
Force nach Besetzung einiger Oerter, welche so lange als möglich
gehalten werden müssen, an den Ort, da es raisonabel war, zusam-
menziehen und sieh setzen mUssen, hat das platte Land darüber der-
gestalt leiden mDseen, dass alles, was darin zu befinden, aufgegangen
und die noch übrigen aus dem SchifTbruch gleichsam salvirte und
darin Doch theils schwebende Unterthanen und Landstände . . . die-
selbe (Cli, D.) unaufhörlich und flehentlich angerufen, es möcliten
dieselbe doch ihr Elend aneeben . . . und, da das nicht allewege
durch Waffen gelinge, sie durch friedliche Haudelung von dem gänz-
lichen Untergang retten. —
Und als nun J. Kön. Maj. zu Schweden zu Fortsetzung der Frie-
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC _
SendiiDg Baoin'a okcb dem Hii^. 3^
densbandelung: dero Reichscanzier zu Sr. Ch. D. abgesandt, dieselbe
auch die Sachen also heschaffen gefunden, daas, wo Sie nicht gänz-
liche Satisfaction in allein erlangeten, auch Ihren Staat nicht zu einem
Haie gar in Ruhe eetzeten und befestigten, dass Sie doch die gegen-
w&rtige Noth Ihrem Lande abwenden und inmittels . . . von beiden
Theilen zu dem gemeinen Aufnehmen der Unterthanen und Interessen-
ten desto fdglicher und klDglieher könnte gestrebet und selbiges be-
fördert werden : so haben S. Ch. D. den Tractat, so wie er den Herren
Generalstaaten copeilich überreichet wird, in Gottes Kamen geschlos-
sen. Und haben demnacli S. Ch. D. die zuTcrlftssige Hoffnung ge-
scböpfet, wenn Sie mit J. Kön. MaJ., als einem evangelischen Poten-
taten, sich setzen und enger zusammentreten würden, solche Ver-
stfindniss der Kirchen Gottes aclbsten und beiderseits Unterthanen
zum Aufnehmen . . . gereichen würde. Gestalt dann S. Ch. D. nicht
wenig erfreuet, dass S. Kön. Mi^. bei persönlicher Zusamnienkunf)
sich dazu gutwillig anerboten und absonderlich bezeuget und an Tag
gegeben, wie Sie eine sonderliche Begierde hätten, mit den Herren
Generalstaaten in gutem Vernehmen alle Wege zu leben. —
Ein mehrers bei dem ersten Cungressu (wobei auch die schwe-
dische Pacta zu Oberlieferu) fUi-zutragen , halten H. Ch. D. nicht nü-
thig. Als aber zu venuuthen, dass uaehgehends einige Conferenzen
angestellt und dabei folgende Puncte fUrkommen möchten, so hat
auf nachgesetzte Weise Sr. Ch. D. gesandter Rath sich darauf zu
resolviren.
1) Werden die Herren Staaten vernehmen wollen, ob und wie
diese mit Schweden getrofTeue Alliance nebst der mit den Herren
Staaten getroifenen BOndniss bestehen sollte und könnte ; wobei einige
Beschwer fUrgehen möchten, als wann diese letztere aus Augen ge-
setzt und dannenhero der Staat zu Observanz derselben nicht weiter
verbunden.
2) Da aber die mit ihnen getroffene Alliance nicht sollte gehaben
sein, wie die Hülfe, zumalen in Streitigkeiten, so die Ostsee und die
Commercien, so darauf getrieben werden, (angehen), zumalen von Sei-
ten Sr. Ch. D. sollte geleistet werden.
3) Weil vermöge des Articuli IG. foederis Hollandici die Licenten
nicht ohne Communication mit den Herren Staaten zu verhöben, ob
selbige sollen erhöhet und, wenn der Tractat deswegen mit Schweden
sollte fUrgenommen werden , ob sie nicht dazu sollten gezogen
werden.
4) Ob dadurch, dass den schwediMrhen Kriegsschiffen die Station
Aj.OOt^lc
32 ^' Brandenborg aod die Niederlud«.
in den preaseisclien Häfen versprochen, nicht der besagte Art. 16
per Art 9 foederis Suedci caasiret und aufgrehoben.
5) Ob dann nicht ihren Kriegseeliiffen eben das vergönnt sein
sollte, was den schwedischen in dem Passu versßtltet
6) Ob der Art. 13. dicti foederis Suecici dem holUndiBchen Band-
nisB entgegeogeBctzt und dieses damit cassiret.
7) Ob' S. Ch. D, dem Staat nicht schuldig, die auf die Equipi-
rung der Flotte und occasione foederis et ad instantiam Sr. Ch. D.
aufgewandte Kosten zu refundiren und gut zu machen.
Auf das erste hat er Kameus Sr. C)i. D. sich herauszulassen:
1) Dass beide Foedera nicht anders denn defensira wären und dan-
nenhero wol beisammen stehen kitnnten. 2) So etwas in dem schwe-
dischen zu finden, so von Seiten der Herren Staaten zu ihrer Be-
schwer mochte angezogen werden, so ist solches praeter intentionem
Serenissimi hineingesetzt. . . 3) Hfttte man an Staatischer Seilen zu
bedenken, dass, wenn das gemeine Interesse so genau hätte allent-
halben in Acht genommen werden, auch die gemeine Hülfe dazu hätte
kommen müssen, man hätte H. Ch. D. allein baden lassen, und wo
etwas beschwerliches im Vergleich enthalten, trife das Beschwer zu
allererst S. Ch. D. und am allermeisten ; da wäre ja wol zu vermu-
then, wie ungeme Sic ein solches über sich hätten ergehen lassen;
und da ftlr die Interessenten ein mehrers geschehen sollte , ihre
Assistenz, und zwar so sufficient gewesen wäre, dabei erfordert wor-
den; allermaassen darum foedera gemacht werden, dass das gemeine
Interesse mit gemeiner Hülfe vertheidigt und dagegen die eine Partei
aller Frommen zu beobachten nicht scliuldig, wann ihr nicht gebnhr-
lich assistiret wird. Es werden die Herren Staaten zwar einwenden,
wie um die Zeit des Jahres, da man sich mit Schweden gesetzt,
ihnen unmöglich gewesen wäre, den versprochenen Succurs zu leisten;
man wäre auch vermöge Vergleichs es nicht schuldig gewesen, wie
einige schon in Niederlanden dabei eingewandt haben sollen, dass
der Succurs nach 3 Monaten allererst nach geschehener Attacque zu
schicken; im Übrigen hätte man gehuffet, dass an Seiten Sr. Ch. D.
dergleichen Anstalt bei dero Mtlice wUrde gemacht sein, dass die
Zeit des Succurses hätte erwartet werden kOnncn. Es ist aber dabei
in Acht zu nehmen: 1) dass das Foedus Art 1 im Munde hat, dass,
wann der Atlacquirte zu leiden käme, der Succurs auch fUr Ablauf
der 3 Monden aufs schleunigste sollte gesandt und also nicht ge-
wisse gemessene Zeit, sondern die Gefahr und ihre Umstände sollten
angesehen werden; 2) S. Ch. D. seind nur in dieselbe Gefahr gera-
Sendung Boniu'e uach dem Hsag J(^
then, sobald Schweden auf Sr. Ch. D. Häfen uod Lande prätendiret,
ja der König: sich erkläret, er könnte ö. Ch. D. nicht anders al«
andere polnische Stände in I'reusseii halten, auch der schwediscl.e
General Wittenberg solches Bchriftlieh Sr, Ch. D. Generalen ange-
fnget. Es haben auch S. Ch. D., was Hie von einem und andern
Dessein erfahrt, bei Tractir- und Schliessung der Alliance ErOITnmig
thun lassen, die schwedische Projecte dem geh. Rath D. Weinian
zugestellet, um darüber mit Einigen aus ihrem Mittel zu oonferiren . . .
ja es haben Sr. Ch. D. Miuistri im venvicheuen Sepfembri die Aus-
laufung der Flotte aufs fleissigste urgirt, auch zuletzt gebeten, da ja
die Hülfe nicht könnte geleistet werden, dass . . . aufs wenigste ein
Schein dazu gemacht werden möchte. Es ist aber deren keines zu
erhalten gewesen; ja da oho alle Gefahr die so fleissig gesuchte
Mediation, wozu nicht wenig Hoffnung gewesen, hätte fUrgebommen
werden kSnnen, hat man nicht erlanget, dass ein Brief oder eine
einige Person Sr, Cli. D. wegen an Schweden ausge^andt, weit we-
niger eine zu solchem Werke qualißcirte Gesandtschaft abgefertiget
wäre. Und ob man zwar mit Anschaffung einiger Pfennige in HoN
land zu verstehen geben wollen, dass man Sr. Ch. O. zu helfen
Willens, so ist man doch damit, wie mit allen Consiliis in dieser
Sachen, sehr langsam, allezeit viel langsamer als Sr. Ch. D. Zustand
es litte, gegangen, da doch malum repcutinum repentina remedia er-
forderte; ja man hat bei der Anleihe solche Conditiones bedingen
wollen, wodurch es dahin gekommen schiene, dass S. Ch. D. durch
die Alliance Selbsten dasjenige, als dero Häfen, verlieren sollte, wel-
ches Sie dadurch zu mainteniren und zu erhalten am allermeisten
hoffelen.
Und ob schon S. Ch. D. an Ihr für. Ihre eigene Person, auch
einige dero Bediente an ihnen nichts ermangeln lassen, sich in der-
gleichen Zustand zu setzen, dass die Zeit des Suecurses hätte erwar-
tet werden können, so stelleten, wie oberwähnet, die Unterthanen
doch unaufhCrlieb ftlr, dass sie darüber zu Grunde gingen, nicht so
sehr unter dem Schwall der schwedischen Völker, als derer dabei
steh betindenden Polen und also genannten Quartianer '), da keine
Leute zum Landverderben tüchtiger sich bewiesen, als eben selbige.
Und wann solches nicht consideriret wäre, so stand Sr. Ch. D.
zweitens und am allermeisten fttr, dass der Römische Kaiser das
Werk auf eine Coromunieation mit dem Churf. Collegio nahm, eine
<) Üeber dies« vgl. Drh. nad Aotenit I S54.
,Goot^lc
g4 t' Braodenbarg and dis Niederlande
gegenwärtige Gefahr mit eiuer sehr Ungeanieu Berathschlagung und
gar keiner Htllfe abwenden, einen in agone liegenden mit Kräutern,
so im künftigen Majo waclinen eollten, lieilen und curiren wollte; ja
es die Handlung leicht gab , da S. Ch. D. 7.weeu dero geh. Kuthe
bald auf einander an solchen Hof sandte '), und zwar den letzten auf
selbsteigene Veranlassung eines kaiserlichen expressen Abgesandten *),
wie man an sotbanem Hofe mehr dahin seine Consilia richtete, ilass
man eine gute starke Arm^e mit der Zeit auf die Beine bringen, und
dass selbige mit der Reichetände Willen von selbigen ehe zur Au^-
fllhrung einiger andern Privat- Desseine, als zur Assiatenz eines be-
drängten Freundes und ChurfUrsten des Kelchs zur rechte» Zeit ge-
brauchen möchte.
Bei so gestalten Haehen nun an solchem Hofe, den man am
meisten bei der Sachen interessiret achten milsste, und da sonsten
nirgendsher einige Ilftlfe ku vermuthen als von den Niederlanden, da
war die Frage 1) oh die allein und S. Ch. D. mit denselhigen dem
Werke gewachsen; 2) oder ob nicht vielmehr dieselbe zu sehwacli
und zu spät inore solito kommen möchten; 3) ob nicht indessen nicht
allein Sr. Ch. D. Lande, sondern aucli dero Armee (worinnen doch
nächst Gott dero einige lieltung bestand) durch ein allschou ent-
stehendes Sterben und andere beim Geldmangel hcrnirblickende Un-
ordnungen daraufgehen würde, und alsdann, wie die Armee nicht
ohne Succurs, also der Succurs nicht ohne eigene Armee hätte wur-
den bestehen können; 4) ob, da eine Summe Geldes bei Holland so
schwer aufzutreiben, der Succurs nicht noch härter halten mrichte;
ja gesetzet dass er geleistet und zugereichet, ob nicht 5) nachdem
die Anleihe mit so schweren Conditioncn beschränket worden, eben
selbiger Suceurs, so weit er in foedere nicht determiniret war, mit
vielen unerträglichen Bedingungen endlich Sr. Cli. D. viel härter an-
gekommen wäre; da dann, um Preusseu zu erbatteu, dergleichen
Rechnung und Prätensiones möchten erfolgt sein, dass nebst dem
preussischeu andere Lande, und, einen Patienten zu erhalten, unler-
schiedliche Gesunde nebst ihm mit darauf möchten gegangen sein.
6) Da nun aber solches alles durch einen leidlichen Traelat abzu-
wenden und Ruhe zu schallen war, ... ja da von Slaatischer Seiten
Sr. Ch. D. Ministris nicht undunkel (sie) an die Hände gegeben ward,
man möchte das gewisseste spielen, und wenn man sich selbst zu-
>;Joh. Friedrich v. Loben- 24 August und Qeorg v. Bonin Ü. Nov. 1655.
'J Dea kaiserlicbeo Flolkriogaratbea GrafeD v. Starheiuberg, d«r AofaDg
November bei dem Enrräraten io PreusseD war.
A-iOOt^lC
Sendang Booiu's nach dem Haag. 35
Törderst salvirte, hatte ein ander nicht gross sich zu beschweren; ja
da 7) man steh anderweit rerlauten Uess, dass man die Kunst, da-
durch man die Staatische Flotte einen Sommer zurückgehalten liätte,
aucli noch wol könnte und den folgenden Sommer geschehen möchte,
was in dem vergangenen fUrgelaufen — da nun diese Sachen also
bewandt ... ist leii^Iit zu scidiessen, was zu holTen gewesen, wenn
man sieh schon auf den Staatischen Succurs gesparet, bevorab da in-
dessen die andere Partei auch nielit feierte; und, welches am meisten
zu consideren, war eine grosse Macht aus dem ROm. Reiche durch
Mittel der ReichsfUrsten selber zusammengezogen, so in ihren eigenen
Landen werben und die besten Kräfte derselben dem Könige von
Schweden naeh und nach versprachen, auch wirklich zufohreten.
Woraus also die Herren Staaten abnehmen und zustehen werden,
dass es mit ihrem Succurs nicht ausgemacht war und S. Ch. D. nicht
besser, ja nicht anders thun können, als beschebener Maassen mit
Schweden zu Iransigiren.
Wollte man dennoch an Staatischcr Seiten eine Ruptur und da-
neben ftlrgeben, dass der Staat auch am Rhein und sonsten Sr. Cb. D.
hinfDro vi foederis zu assistiren sich nicht schuldig erachtete, so ist
ihnen ihre eigene dawiderlaufende Intention, so in Art. 20 supradicti
Alliancefoederis enthalten, entgegenzusetzen, und bliebe es ja auf
solchen Fall bei denen in sothanem Articulo reservirelen und ausbe-
dungenen Tractaten und Contracten. Dafern sie sich auch gar
Sr. Ch. D. entziehen wollten, hätten sie sich fllrzusehen, dass sie da-
durch auch nicht am Rheinstrom diejenigen zu Nachbarn kriegten,
die ihnen von Tag zu Tag considerabler würden; da sie denn wol
zu bedenken, welche Nachbarschaft die beste. ~
2) Den andern Punet anreiehend, da wollen S. Ch. D. hoffen, es
werde an solchen Oertern zu keiner öffentlichen Fehde kommen, sieh
auch alles widrige abzuwenden erboten haben. Weil auch dieselbe
von schwedischer Seiten dabin informiret, es wäre der Staat in ver-
schiedene Bündnisse mit der Krön Schweden getreten, mittels welcher
derselbe beiden Kronen Schweden und DAnemark das Dominium maris
baltici unstreitig zugestanden, und dass der Staat solchem zu Folge
keine Kriegsschiffe in die besagte See brftchte, die mit dem Staat
gemachte Alliance auch nur auf eine Defension angesehen, so wollen
S. Ch. D. nicht vermuthen, dass es leicht zu einem solchen Fall, da
Sie Hülfe zu leisten schuldig sein möchten, gedeihen könne; hoffen
aueh hierbei, es würde der Staat selbst erkennen, weil sich der Sta-
tus in Preasseu insoweit geändert, dass solch Herzogthum zu einem
3*
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
36 I' BraDdenburg und die Niederlind».
Feudo Suecico ge^vorden, dase um solcher Obligation willen, waon
der Staat mit Schweden zerfallen sollte, S. CIi. D. Rechts wegen an
den prenssischen Küsten, als den Schweden anitzo jure doroiaii directi
obligiret, nicht wOrdeu assiBtiven können. Im übrigen nnd da der-
gleichen engere Obligation sollte nach der Volker Recht das Foedus
nicht beschränken, da wollten S. Ch. D. selbigem beständig uacli7.u-
kommin Ihr allewege angelegen sein lassen; und könnte dieses
auch fllr keine Ruptur genommen werden, weil die beständigsten
Foedera per gentium jura in vielen Passibus limitiret und nicht selten
auch ihre Etfectus propter alia foedera et pactiones magis Talidas ge-
liemmet werden; auch in selbigen und dergleichen Fällen dem Staat
sothaneu Rechtens sich zu gebrauchen nicht vcrdaclit werden kann.
3) Bei dem dritten Punct hat er die Herren Staaten zu Tersiehern,
das» S. Ch. D. allen möglichen Fleiss angewandt, dase der Art. 12
foederis Suecici gar zurUck bleiben möchte; und hätten S. Ch. D. sich
dazu stracks beim Anfange der Tractaten verstehe» wollen, oder dem
Gesandten zuletzt, wie sie J. M. bis Krakau gefolget, vermöge ihrer
Instruction darein willigen können, so wäre der Tractat in viele
Wege unvergleichlich besser gefallen. Weil aber S. Ch. D. in diese
Articul nicht willigen wollen, hätten sich indessen die Zeiten geän-
dert, der König droben in Polen seine Sachen wol abgethan, also
dass er seine grösste Macht wider S. Ch. D. wenden können ; dahero
es dann überzahlter Maassen gekommen, dass der Tractat, sowie er
bei solcher BeschalTenheit hat mögen gemacht werden, einzugehen
gewesen. Ist der Articuks jemands beschwerlich, so ist es gewiss-
lich zuvörderst S. Ch. D., die Ihre und Ihrer Alliirten Interesse hier-
unter so wol begriffen und so lange darüber gehalten, dass derosel-
ben hiebei bewiesene Beständigkeit fast alle andere Beschwer, so
beim Vergleich sich sonsteu finden, möchten nach sich gezogen und
verursachet.
Und ist also 1) diesen Articul abzuwenden unmöglich gewesen
nnd also hierunter dem Foederi wol so weit ein Genügen bishero ge-
schehen, dass ohne die höchste Noth nichts eingewilliget ist. 2) So
haben auch S. Ch. D. bei der Handlung fleissig remonstriren lassen,
was Aas foedus hollandicum bei dieser Materie im Munde, und wie
S. Ch. D. zur Communieation mit den Herren Staaten hierüber sieh
verbunden hätten und demnach diesen Punct zur anderwäiligcn Hand-
lung, dazu sie mitgezogen werden möchten, ausgesetzt wissen wollen.
Wiewol aber solches in den schwedischen Vergleich nicht zu bringen
gewesen, so haben S. Ch. D. doch Ihnen «olcbe Commnnication mit
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
SeodoDg Bodid'b nach d«m Hasg. 37
des Herren Staaten mflndlich fUrbehalten; wobei man eich von Seiten
J. Maj. dabin erklftret, man wollte Sr. Ch. D. Mittel und Wege wei-
sen, dafs Sie. mit Ihren Alliirten dieseB Vergleicbe halber nicbt zer-
fallen dtlrften; ja weil auch J. Maj. selbst mit den Herren Staaten
absonderlich in gutem Vertrauen zu leben Ihr vorgesetzt, bo wollten
Sie gerne sehen, dasH S, Ch, D. solche engere Veretändnies vermitteln
wollten. Weil auch an schwedischer Seilen der Erhöhung wol ge-
dacht, bishero aber dartlber noch zur Zeit nichts geschlossen, so woll-
ten solchem nach S. Ch. D. des Staats Meinung gerne anitzo ver-
nehmen, auch bei der Handlung, so wegen Einrichtung der Licenten
mit Schweden annoch vorstehet, derselben bestes soweit möglich
beobachten. Fände auch der Staat gut, an S. Maj. deswegen zu
schicken, so wollen ä. Ch. D. aufs beste in ihrem billigen Suchen
den Ihrigen assistiren.
4) Bei dem vierten ist zu merken, dass, nachdem Elbing in
der Schwedischen Gewalt gewesen, die Passage den sehwedischen
Schiffen nicht wol hat können versaget werden. So ist auch dietselbe
dergestalt beschränket, dass keine sonderlicho Macht oder Recht
Schweden durch diesen Articul zugestanden. Weil auch der Hafen
zu Fillau also beschaffen, dass keine grosse Kriegsschiffe daselbst
durfhiaufen können, importire die verstattete Passage nicht viel, be-
sondem es ist vielmehr der Articulus an sich selbst vergeblich.
5) Dem fHnften Punct gibt der Art. 17 Foederis Hollandici seine
abhelfliche Maasse, woraus erhellet, dass man den Gebrauch der
Hafen für die Commercia an schwedischer Seilen nur allein bedungen;
so können die Staaten auch ein anders nicht prätendiren, weil sie
vi foederis Dominium maris haltici Schweden zugeschrieben und
also keine Kriegsschiffe hineinbringen.
6) Beim sechsten kann er die Herren Staaten versichern, dass
S. Ch. D. die Alliancc, so mit den Herren Staaten getioffen, aufzu-
beben niemalen intentioniret gewesen, also auch in den scliwedischcn
Pactis nicht versprochen. Würde aber ralione Boruseiae Ducatus etwa
bei begebenden Fällen einer oder ander effectus foederis ccssiren
mllssen . . . importirle solches nicht cessationem foederis; dieselbe
wtlrde auch daraus nicht herfliesson, besondern, wie vorerwähnt,
cessirle nur an dem Orte der Effectus, nachdem das Land in einen
andern Zustand gesetzt worden.
7) Anreichend den siebenten Punct, so i t ja Sr. Ch. D. nichts
wirklich geleistet, ja nichts zu Statten gekommen, kann also keine
Wiedergeltnng prätendiret werden. Im Gegentheil, weil S. Ch. D.
QQ I. Braodeoburg und die Niederluade.
um der getroffeqen AUiaDce Willen und dasB das gemeine Interesse
selbiger zufolge aufs eifrigste beobachtet werden inöcbte, den Trsctat
mit Schweden bis zur Unzeit aufgelialten , in Hoffnung es wtlrden die
Alliirteu mit Anschickung der Flotte, l^eistung der versprochenen
Ofßciorum das Ihrige thuu, nun aber des keines erfolget ... so hitten
S, Gh. D. deswegen vielmehr Spruch an die Staaten ad interesse
und um Reparation des verursachten Nachtheils; gestalt solches zn
seiner Zeit und da man an Staatischer Seiten dieser vergeblichen
Prätension inhärircn wollte, auefindig gemacht werden könnte. Es
versehen sich aber S. Ch. D., man darauf nicht bestehen, auch des-
wegen wol gar nichts moviren werde.
Sollte bei oberwähnten Dubiis ein mehres fürlaufen, darmuf
B. Ch. D. den Gesandten nicht instruiret oder D. Weiman keine
gnugsame Information aus den bei eich habenden Actis geben konnte,
hat er deswegen an S. Gh. D. unterth. zu refcriren und fernem Be-
fehls zu gewarten. Weil auch die oberwähnte Kationes, so S. Ch. D.
zu Schliessung des schwedischen Vergleichs bewogen, alle und jede,
absonderlich was wegen der Intention des Rom. Kaisers bei diesem
Werk, item der befllrchteten holländischen Rechnung, im Fall es zn
einem extraordinari Succurs hätte kommen sollen, angefuhret wurden,
in publice und indifferenter mänuiglicben nicht mag fllrgestellet werden,
so bat er sich desselben und alles dessen, so damit in gleicher Gon-
sideration, behuteani und bei Confidenten zur Justification sothanen
Vergleichs zu gebrauchen. —
Weiman au den Kurfürsten. Dat Haag 1. März 1656.
(BiDdrack dee EÖDi^Bberger Vertrags im Haag; Aosicht der Provinz Hollandi
der andera sechs FroviDzeo. Holland verlangt MitlbeiluDg dee gaozen Tertrags.
Weiman ist nicht dafür.)
1. Man. Wesmassen und warum wir am verwicheoen 17. Febr. die Noä-
fication des getroffenen Friedens dieses Orts gethan, solches werdea
E. Ch. U. aus unserer letzten unterth. Belation vom 22. Februar in
Gnade vernommen haben. Holland ist darauf die verwichene Woche
in vollkommener Anzahl versammelt gewesen und hat die ganze Zeit
gedeliberiret, was dieser Estat bei dem preussischen Werke weiter
zu thun ... Sie seind . . . noch gar übel zufrieden, weiln sie Er-
geben, sie können auf eine so generale Erklänmg nielit fussen, $oa-
dern sie mllssteu die Articulos selbst sehen, um alsdann darnach ihre
A-nOOt^lc
WirküDg des Eönigabei^et Tertragi. 39
Mause zu nehmen; Botchee erforderte nicht allein der Stylus und die
Billigkeit, zu geschweigen so alte FreundBchaft,' sondern ihr hohes
Interesse; Anibassaden, Equipages und ihre EaufmannsschifTe Btllnden
alle darnach stille, das gemeine Volk murrete und echrie, und sie
könnten dennoch nichts reeolviren, weil nie kein Fundament hatten,
worauf sie ihre consilia grDnden künnten; mit dem gemachten Frie-
den wären alle vorige resolutiones so sehr verrücket, als das Univer-
sum dadurch sehr wäre verändert worden; sie wUssten nicht, waa sie
an S. Ch. D. hätten; — über tausend Bchiffe eileten nach der Ost-
see; sollten sie nun dieselben laufen lassen, so möchten sie in Feindes
Hände gerathen; sollten sie sie aber mit Zwang einhalten (wie denn
bereits geschieht) so würd solches den commerciis einen gräulichen
Stoss geben in die Harre. Hie ersuchen, sie contestiren dannenhero
aufs allerhöchste, man wolle ihnen commusiciren , was gehandelt,
oder wo maus nicht hätte, macheu, dass man's erhielte. —
Holland hat dieserwegen am verwichenen Freilage ihre Htimme
zur Generalität eingebracht, dass zwar die schwedische Ambassade
ohne Verzug abzufertigen, mit der churbrandenburgischen aber mllsste
man stille stehen , bis dass sie aus dem Tractat selbst gesehen , was
mit Schweden verhandelt. Die übrigen Provinzen hatten nun das
Widerspiel gehalten und einmOthig dahin gestimmt, man möchte sie
beide geben lassen, die gethane Notilication gäbe ziemlich Licht, in
loco wQrden die Gesandten auch noch ein mehrers vernehmen ; wäre
wol gehandelt, so geschähe E. Ch. D. eine solche Ehre zu Danke,
wäre übel gcthan, zum Verweise . . . wie es auch ginge, es wäre
dem Staat ohne Schaden; man mUsste sich von E. Ch. D. nicht sepa-
riren; was man Schweden einräumete, nähme man sich selbst; weise
Regenten sähen vorwärts und nicht zurltck, aufs Interesse, ohne
Caprices.
Indexe mit all dem dringen f.le nicht gegen Holland durch und wabr-
Ecbeinlich wird dcrnuächst dorh die tchwedicc-be Oebandteehatt allein ab-
geben; die Gesandten siod oirbt ütiermässig eirrig, dugegeji zu remonstri-
ren. Weiman vermuthet, dyss die Communicatiou des A eitiags hu die
GeneraUtaateii Eichon per Expressen unterwegs ist.
Wir wissen auch nicht, obs zu rathen, dass man den ganzen
Tiactat communieiren sollte; tausendfältigen censuris wird man sich
unterwerfen müssen; zwei oder drei Articuln könnten auf allen Fall
genug sein, und würde das übrige die Zeit gut mnchen. E. Ch. D.
mUssten auch Ihre Sachen bei Schweden dahin dirigiren . . . dass die
ankommende Ambassade merken könnte, dass E. Ch. D. bei Schwe-
Aj.OO<^IC
^Q I. Branrt*nhur(5 und die Niederlande.
den und an der Ostsee noch nicht ausser Consideration wären; und
müehte sich alsdann alles endlich wol wieder schicken.
Weiraan an den KiirfHreteii. Dat. Haag 6. März 1656.
(Die Geeandtecbaft nach Schweden uiut Pulen. Holland jelzt enlecbloBSen, vor-
läufig keine Geeandlecbaft an den Kattäretco zti echicken. Uereizte Stimraaiig im
PublicuDi. Widerrälh eine besondere GesandlBchart liach dem Haag. OharakteriBtik
der Holländer. Uie Stellung von Eoglaod, Dänemark und Frankreiuh DauEig.
Oerüclile über den König von Polen]
2 Die Ocsand (schart nach Schweden und Pulen ist nun in der Ordnung,
ihre Instruction fcitig '). Dagegeu die an deu Kurfürsten haben zwar die
tieclis Provinzen auch jctsC noch gewollt; nlier Holland blieb dabei, „mit
dem Friede cesHircle daü Subjectuni Legationia"; erst müsbc man näheres
über diesen Frieden wist.cn. Und dies setzen die Uulläiider durch; den
beiden dnzu designirten Herren wird bedeutet, „sie möchten inmitteUl keine
weitere Koste tbun." Inzwischen ist man nurh in Holland jetzt z. Th. auf
andere Gedanken gekommen und wird man vielleicht den audern Ge-
sandten Instruction und Credenz anch au den Kurfürsten niltgelicu.
Die Vonirtheile gegen deu Königsberger Vertrug siud indei>s im Volk
hier noch sehr gross; eine expresse Butücbaft würde einen »ehr guten Kin-
druck gemacht haben, wenn sie uumittelbar nach dem Abschluss des Ver-
trags hier erschienen wäre. Jetzt freilich ist es schon etwas spät daza
und die Vorurtheiie haben sich schon zu tief festgesetzt, als dass e^ viel
helfen könnte.
Die Wunde ist geschlagen und aunoch zu frisch, die Hand wie-
der dran zu legen. Vieler Gedächtntse, dass sie Übel geredet, un-
zeitig gepropliezeiet, ist noch nicht gnugsaro überzogen; und gleich-
wie wenig Leute gerne sich in ihrem Urtheil Uberwinnen lassen, so
werden sie sich allhie fast alle geengagiret linden, alles deromassen
auszudeuten, daes sie in ihrem Vonirtheile nicht gefehlet.
Der Traclat ist auch unsers unterth. Bedltnkens nicht so he-
bchaffen, dass er nicht hier und dort unglitliche Ausdeutungen leiden
könnte. Solches nun mit »ier Noth zu excusiren, nitichte so viel be-
ständigen Veraciits gebären, als nunmehr das Htilleschweigen ver-
gänglichen Geschwätzes giebet. Besser ist es, dass man an diesen
Oertern zweifelt, ob E, Ch. D. nicht anders thun können, als dass
man ihnen die innerliche Uumacht zeiget und dass man gezwungen
sei. Jenes erhält annoch Respect und Furcht, dieses giebt keine
Liebe. Dieses Volk siebet nur auf die, welche ihnen Schaden thun
<} Seorete Resolutieu 1. 2T3ff, Aitzema III. 12530*.; vgl. Urk. und
Actenat. HI. 92.
^aovGoOt^lc
Wirkung des Kömgeberger Vertrags ^\
kJ>iin«D. Wer sie haben will, muss für ihnen zuweilen fliehen. Wer
ihnen Ehre thut mit der Rechten, niusB zeigen, äaf.s er mit der Linken
ein anders tbun kann. Ihre Begierde iet so Bchwerlieh zu ergättigen,
als ihrer viel ist, die alle ohne Ende und ohne Schranken, ohne Ver-
nunft und ohne Erfahrung regieren. Sie sind beechwerliehe Richter,
wenn man sie Meister machet, und vergessen gar zu leicht ihr eigen
Tfaun an andern, wenn sie urtheilen sollen in Sachen, so an ihnen
geschehen.
Den ganzen Tractat zu comniuniciren publieo nomine ist gar
nicht zu rathen; tausend ungleichen Urtheilen werden E. Ch. D. sich
unterwerfen müssen und die clausulas concernentea durch eine be-
sondere Gesandtschaft zu geben, wird sie so wenig befriedigen, als
sie sonst bereite guten Theils Überzeuget seind, dass ihnen die ge-
thane Notiflcation gnug sein kann.
Und seind also J. Höh. ') sowol als auch etliche Confidenten
der beständigen Meinung, es wQrd nunmehr und nach so bewandt«n
Sachen am besten sein, dass E. Ch. D. mit der besondern Abschickung
einhielten, und wHvd das Werk von selbst am ftiglichston wieder auf
seine Maasse kommen, wo sie weise sein und auf keine Formali-
täten und Papieren oder sonst zurUckselien, sondern an E. Ch. D.
senden; und dabei wird sich's am besten communieiren lassen, welches
hie gar zu vielen und verdächtigen Censuren wHrd unterworfen werden
mOBsen. Viere werden eine Sache und zwarn in loco besser begreifen
und mit einem Schreiben einen Estat zureeiite setzen könuen, den man
mit dieser gar zu späten Ehre nur irritiren würde. Sollten sie aber
nicht schicken und Holland wider die andern Provinzen «nd E. Ch. D.
opiniastriren wollen, welches wir doch nicht verhoffen wollen, so ist's
ein Zeichen, dass die Entfremdung der Gemüther so gross sei, dass
sie nicht mit äusserlicher Beehrung, noch mit wörtlichem Anbringen,
sondern mit der Zeit und höflichem Opiniastriren wieder zurechte
bracht werden könnenr —
Nun, wir stellen alles zu E. Ch. D. gnäd. Gutfindeu und zwei-
feln nicht, Sie werden in loco alles am besten erwSgcn können. Es
mCchte dero Abgesandter auch bereits auf dem Woge sein und das
Werk sich alhier deroniasseu von Tage zu Tage anschicken, dass
wir selbst anderer Gedanken würden. •
Alles wird sich noch wol schicken, und dürfte Holland diese
Woche wichtige Dclibcrationes zur Hand nehmen, woraus man sehen
') Die vorwilweto Princcesiu AmHiio vun Uratiiuu, die äcbwiegormuKur
des KorfarBten.
A-nOO»^lc
42 1' Brandenburi; uod die Niederlande.
wird, ob nicitt der Eslat auf den vurigen Fuss und dahin zu leiten,
dass Rie zwi^i^bcn Frankreich, Fjiigl»nd, Dänemark, -^hweden und
K. Ob. D. werden snchen eine durehgehend gule Intelligenz zu stiilen.
Viele fangen au, Behr dazu zu incliniren; der Herr Protector wUnftehefs
sehr; Dänemark räth dazu und Frankreich wird wol ein and«rg nicht
begehren. Wie ew aber endlich auch ausfallen möchte, so zweifelt
uns nicht, E. Ch. U. werden Frankreich und Kngclaad mesnagiren;
dieser Eetat wird sehr auf Kopenhagen sehen, und wo E. Ch. D
dahin etwa sandten, so möchten Sie von daraus dieBcn Estat am
kräftigsten lenken können. Wir vermerken auch, dass Dänemark
viele Iteflexion auf E. Ch, U. nimmt.
Der Danziger Abgeordneter hat bishero nur dieses erhalten, dass
deu (ieeandten nach Schweden aufgegeben, weun's ihre Gelegeniieit
erlitte, auf Danzig zu gehen, mit dem Magistrat von der Htadt Be-
wandtniss und Privilcgiis zu reden und endliclien das Werk dem
Könige von Schweden auf allen Fall bcBtennaassen zu recom-
mandiren ').
Die Zeitungen von des Königes von Polen Macht eeind alhie gar
zu enorm.
Weimaii an den Kurfllrsten. Dat. Haag 14. März 1656.
IDie Gesandti^a bd deo Konig von Schnedeo ahger<^iel, ohne Audrsg auch Tut
deo Kurrurateo. Warnung vor zuviel EutpegeDkoDimeo im Uiublick auf den Cba-
racter der Holländer. Zusage einer Bpateren iiesandtscbafl von de Will, Der
wahre Grund der MisüSliinmaug |
z- Vor eiuigen Tagen sind die Gesandte« an den König von Srhweden
abgereist; auch zu demKurfürsleii zu geben, haben EJe keine CommisKton;
man scheint demnach dorh sehr diffieil fiber den Königsberger Vertrag za
nein; Weiman räth, wenn dies bo ist, doch keine weiteren Schritte zu
tbun, es einfArb bei der bisherigen kurzen NotißcNtion bewenden zu lassen
und nicht „sich zu prostitiiiren und diesei^ Volk notb mnthiger zu machen";
die Zeit wird kommen, wo die Niederländer eicb von selbst wieder nähern.
Gewtsslich werden sie nicht brechen, was auch der gemeine
Mann plaudert, sondern E. Ch. D. es tongtrjuo und da Sie auf Ihrem
Point bestehen, wol am meisten veneriren. Und solchen Falls ver-
lieren E. Ch. U. an diesem Estat nichts; sie lieben niemand oboe
Furcht; da sie verlieren können, da ist oder kommt ihr Herze, es
sei ihnen endlich lieb oder leide. Holllen nun E. Ch. D. ihnen nicht
necessaire sein, so niüchten sie ziyar nicht senden; aber es wUrd ja
solches Falle zumal nicht zu rafhen sein, dass E. Cb. D. alsdann
', Vurgl. äecrete Uosolutien l. 2t:i-'f.
DqitzedüvGoOt^lc
Wirkung dee Königsberger VertrHgs. 43
weitere CommniiicatioD thuu und also hazardiren sollten, an diesem
Orte gar zu liederliche Richter» zu finden in einer .Sache, da dem
Ectat sonst nui- in zweien Puncten, die Zölle und Hafen betreffend,
angelegen ist, und woraus doch niänniglich Occasion nehmen möchte,
E. Cb. D. weiter und in höhern tiadieu anch gleichsam für aller
Welt au condemniren. Dan Werk, K. Ch. D. iiohe l{e;mtation und
Interesae ist gar zu zart, gar zu hoch, darunter etwas zu wagen, zu
geschweigen, einen suepecten Richter zu erwählen oder einen solchen,
der da möchte Lust schöpfen in E. Gh. D. Verlust.
tieepri<;li mit de Witt, il«r noch imiii(.'r die besten ^utiageu gibt,
auT MiuheiluLig des Tractateb dringt und »ersichert, dass die l'riitiei be-
bcblusseue Amlus^iidu an den Ku^fur^t meiner Zeit Uuüh noch abgc-
"ehk'kt werden call.
Mäoniglicli bchreiet noch immerfort sonst, E. Ch. D. hätten ihnen
dcD Tractat aufs eiligste eoninniniciren müssen. ^Yi^ aber repliciren
darauf, daraus hätten sie ein mchrercs nicht als aus der Notittcation
nehmen können; was wie anginge, wären Zoll und Hafen; wie es
nun damit bewandt, solches hätten ihnen ihre (,'orrespondenten ja ab
dem hellen Augenschein zum öftern geUberschricben. Und kann
niemand viel dawider reden. Es seind nur I'rätcxtus und der Grund
steekt darin; man kanns nach dem alten Muthe scbwerlidi über» Herz
bringen, seinen Freunden grosse Ehre anzuthun oder sich zu verbin-
den mit den Freunden des llaui^es von Oranien, bis man siehet,
dass es die liöchste Noth erfordert; dahcro gehen sie gute Worte und
thun nichts; sie sehen von einer Fost zur andern, ob nicht Schweden
etwa geschlagen werden möchte, und inmittelst kommen sie zu keiner
wirklichen Resolution. Was will man nun dagegen? Man muse mit
ihnen auf gleiche Weise handeln; man muss sie mesnagiren, aber
nicht zu viel sich drauf verlassen; sie werden wol stille halten, und
mit dem Aeusserlichcn wird E. Cii. D. dieses thun können, dass 8ie
dem Estat gutes thun gegen ihren Willen und die Freundschaft darin
cvntiDuiren, lauquam aliud agendo. —
Der Kürfüi^t an Woinian. Dat. Königsberg 16. Mäfz 1656.
liokDDdigaag der liesandlschjfl Buuin'G. Die .
»erlelil Rückzahlung der von dem Üeneralslao
Wir haben aus Euern unterth. Relationen vernommen, welcher- lö. *Iar
geslalt die Herren Staaten auf die Conmuinication der Friedensimnc-
ten dringen. Ob Wir nun zwar Unsern geh. Kath den v. Boniu
A-nOO»^lc
^^ I. Brandenburg und die Niederlniide.
hineinzuBenden und durch selbigen den ganzen Tiaelat den Herren
Staaten commuDiciren zu lassen entschlossen, selbiger auch anitzo
auf seiner Rückreise nach Pommern ') begriffen und dOBelbst ehist
lieber aufbrechen wird, so halten Wir doch dafür, daes nicht wol
bei einander stehen würde, die AUiance beizubehalten und was an-
derweit fUrgehet von yaclien, so die Atliirte ihnen anzugehen vermei-
nen, keine Nachricht zu geben. Und könnet solchem nach die Arti-
culos, die das Commercium auf einigerlet Weise angehen, den Herren
Staaten nur herausgeben, das Übrige aber bis auf des v. Bonin An-
kunft geeparet und ausgesetzt sein lassen. Es ist nicht anders, wie
Ihr remonstriret, dass wider die holländische Alliance nichts ge-
schlossen. Sollten aber die Herren Staaten der Meinung sein, dass
aus diesem Vergleich ins künftige etwas folgen möchte, so ihrem
Interesse zuwider laufen möchte, so haben Wir es nicht intendiret . . .
ja es bezeugen die Acta, dass die Puucta, so die Herreu Staaten mit
angehen, aufs allerletzte im Debat geblieben und flir die Sachen, so
in solch Interesse laufen, so eifrig und zwar länger als för das Un-
sere gestritten. Man bat Uns ja nicht assisliret, und sehen Wir nicht,
wie man Uns bei so gestalten Sachen, da Wir, was möglich gewe-
sen, ein ander aber in der That wenig oder nichts gethan, noch be-
schuldigen oder gegen Uns mit Einstellung vorbin projectirter Am-
bassade einen Unmuth will sehen und merken lassen. ~
Wo Ihr im übrigen Gelder von den Herrn Staaten gezogen, habt
Ihr sie an gehörige Oerter wieder zu liefern, wie Wir dann auch die
Weehselzettel zurückgesandt.
Weimau an deu Kurftireten. Dat. Haag 21. März 1656.
[Gute Stimmaiig von Amsterdam für deo KurCürateu. Erleg zwiBcheo SpanieD
und England; die Sielluiig der anderen Slaateu dazu.)
'21. März. Die Differenz zwiticheo Holland und dea andern Provinzen über die
Sendnng an den Karfürsten dauert oütb fort. „Amsterdam ist immer
sehr cirrig und stimmet beständig dahin, mao müsse von E Cb. D. nicbt
alitetzen, wie eg anch gehen möchte."
Sie fangen an, das Werk von Tage zu Tage mehr und mehr zu
begreifen, und wo E. Ch. D. sonst in den Waffen verbleiben, so
dürfte Ihr eine solche Freundschaft ohnedas endlich wol von selbst
zufliesseu. —
Das Unwesen zwischen Spanien und England nimmt immer
■} Von der Sendung au den kaiaerlichen Hör in Wien.
i;q,t7ed^>G00t^lc
Wirkung des Känigeberger Vertrags. 45
mehr und mehr zu, und dtirfte niclit allein dieser Staat in den
Commerciis zuvorderst gerlihret, sondern mit der Zeit in die eine
oder andere Partei gezogen werden. England wird präteiidiren , sie
mKfisten die Schiffe visitiren, die durchs Canal gehen, gestalt zu sehen,
ob auch Waaren ron Contrebande darin vorhanden. Hie will man
wilekee nicht leiden, und kann daraus endlieli nietil viel gutes kom-
men, inmaassen denn der Ambassadeur >i'ieuiM>rt deswegen ziemlich
bektlmnierlivhe Briefe an diesen Estat gesolu-ieben. Dänemark sieliet
gleichfalls auf Engeland und Schweden am meisten; und wie gute
Worte man auch dieses Estats .\mbassadeuren giebel, so dUrfÜen sie
doch nicht leiden, dass dieses Staates Flotte in die Ostsee gebe.
Weiman an den Kurftirstcn. Dat. Haag: 24. März 1656.
|Diir«r«iiE iHiBchen HollaDd und den anderen Provinzen über die Gesandtscbnfi
■n den Earfürsien. Dio Sendung Boiiiu's. üedenkliclie Stxltuug der Niederlande
la den auswärtigen Mächleo; Brandt^nbarg kann tcmporiBiren ]
Noch immer die PiETerenü zwischen Hollaad und den 6 Provinzen iiber34. Mür
die Absendang an den Kurfürsten.
Am Sonnabend dem 2r>. dieses brachten Depiitati denselben (den
SchluBS der Provinz Holland) zur fieneralität ein, und weiln die Pro-
vinzen gar übe) damit zufrieden, Holland aber dabei bestund, so
concludirte der Präsident gegen Holland und also per nmjora, man
Kollle die Ordres an die Ambassadeurs obne Verzug ablassen.
Hollnnd protestirt dagegeu; indem kommt aas Danzig die Nacbricht
TDD dem dortigen Commit'sar PeUs, dass Herr v. Bonin als karf. Ge-
(andter nach dem Haag dort bereits durcbgerei»!t sei; es steht somit fest,
itti der Kurfürst den Vertrag hier commanicireii lassen will, und Holland
kann nicht mehr behaupten, „E. Cb. D. thate ihren Bhrcti zu kurz", indem
Sie ihoen den Vertrag vorenthielten. Man wird nun sehen, was endlich
veiter daraus folgt; im Ganzen befürihtet Weiman, duss die Gesandt-
schaft Bouin's, wenn sie erfolglos bleibt, eher dazu dient, den Knrfürsten
10 compromittiren, als der Sache zn helfen.
Sonst ist der Herr Proteetor nicht gar zu sehr zufrieden mit
dem Eatat, weil viele Leute und Schilfe, tbeils für Geld, theils zu
rauben, draus in spanische Dienste gehen; inmaassen sich erwähnter
Herr deswegen per Deputatos bei dem Ktaatischen Ambassadeur
öffentlich und mit ziemlicher Schärfe beklaget. Mit Dänemark
siebet man gleichfalls annoch nicht viel auszurichten; Frankreich
ist vor und nach geoffensiret ; auf Spanien können sie sich nicht
verlassen; das Volk wDrd auch nicht leiden, dass man damit an-
..Goot^lc
4G '■ Brandeuburg ond die Niederlande.
schlüge. Unter sich spind sie in publicis *t domesticis sehr getbeilet. —
Und seiiid wir also immerfort noch der i)et<tändigen Meinung, man
könne hie nunmehr nichts bcHsers thun, ale dass man das Aeusser-
liehe in Acht nehme, damit man nur oiTenbare Feindschaft verhüte,
welelies denn leiohtlich zu tliun; das Innerliche ist gar zu sehr ge-
turbirct und mag man keiner Wirkliclikeit oder Gutes sich mit Be-
stände darob vijrseUen. —
Diese» scind auch I. Höh. Gedanken und derjenigen aus diesem
Entat, welche E. Cli. D. von Herzen geneigt und zugeihnn seind.
Weimaii an den Knrftlrsten. Dat. Haag 4-. April 1656.
(Rälii ab das gezalillc Gl-U zuriickiugeben. Die Geeandwcliiift aurgescliuben. Hasa
gegeu Schweden und politiBcha Pläne. Gerüclite über Pläne des KurfüraleD gegen
Jfilieli; Weimap warnt. Machinationen von CüUi und Münster.)
4. April. Wir haben E. Ch. D. gnäd. Reseriptuni vom 16. Mart. in uuterth.
Reverenz erhalten und daraus ersehen, wesmaaesen E. Ch. D. gnäd.
zufrieden sein, dnss man den Herren Staaten die Articulos, die das
Commercium angehen, vorab communieiren und sonst etwa die Gelder,
so wir empfangen, restituiren mü^e. Können aber nicht absehen,
dass wir, rebus ita stantibus, einige Frucht damit schaffen können.
Man würd den v. Bonin nur damit iimtil machen, sintemal er fast
nichts würd zu thua hnben, wenn er käme . , . Gewiss werden sie
es für ein Zeiche» eines Unwillens, ja wol gar Trotzes und Ruptur
ausdeuten, da man ihnen das geringe Geld, ceu in opprobrium tam
levis cnnsilii, anitzt wUrd resfituiren ').
In der Sache der Ocs.tndti-chaft an den Kurrür.sleii besteht Holland
jetzt d.iranf, man milesc nnn erst die Ankunft v. Boniii'ä abwarten, and
die nudern Provinzen lii^sen .sich das einstweilen auch gerallen.
Der Hass gegen Schweden i.st Über die Maas.se gross ^nd ver-
lü»st_man sich sclir auf Dänemark. — Dünemark soll sonsteu sehr
dazu ratlien, mit Schweden coujuuclim zu tractiren. Engelaod re-
commandiret fast ein anders nicht, und ist Holland bereits so weit
gekommen, das allgemeine Interesse in etwas näher zu beherzigen,
dass es heimlich Deliberationes hält, wie man sich mit Frankreich
näher verbinden und setzen könne '). —
'/ Näheres über die geleisteten Zahlungen findet sich io den Acten oicbl.
Wicqaefort bist, des prov. un. [|, 411 gibt an: ,au muis de Janrier on Inj
paya par avance ce <]u'on n'estoit tenu de luy payer qu'en Mara."
') Tgl. Secrete Resolnlien I. 298fr.
„A^iOOt^lc
Wirkung Aet Königsberger Vertrags. 47
Endlich Terhallen wir billig aucli niclit, waemaassen alhie fast
Bberall sehr ge!*pargirct wird, K. Cli. D. halten sich mit Frankreich
verbunden und worden gegen'» Vorjahr ins GUlirhscIic hineingeben ').
Wie ihm nun i«t, bo niadiet's allerlei Oedankeit; viele glauben'«,
viele nicht. Alle aber, die E. Oh. 1). einigcrmaassen zugethan, geind
bekümmert und wünschen für allen Dingen, wie e« ge^(■hehen möchte,
dass doeb E. Ch. D. nichts anfingen, biw etwa Schweden und Frank-
reich selbst sich mit Oosterreieb unversöhnlich gemacht. Sollte es
anders ßein, ho möchten E. Ch, D, nichts anders tiiun. als dass Sie
sich ergäben ä Ift discretion so verdächtiger Freunde, welche nebst
den Feinden endlich zugreifen und gleichsam in poenam indirecle
erlangen würden, welches sie mit offenbarer Gewalt neulich nicht
erzwingen können.
Die Churcöiniscben und Mllnsteriscbeti Leute laufen albie sehr
Itcrum und wie uns tiltnket, geben sie dem Gerüchte viel Kraft und
suchen nicht anders nls auf allen Fall diese» Estat von E. Ch. D,
abzuziehen.
Wehnaii an den Kurtlii^teii. Dat. Aiimterdam 18. AjH'il 1656.
[üfT Oeeacdte Boiiiii in AmBteriUm; im Hang or»art«l. Nieclerlüad lache laetnic-
lioneo für die Ostsee, liuiue Ziillerliütiung DÜnnmaik in Spannung. (lerucht über
die Zollerilijliung in PÜlau; ui^derlüniliäi'lier Agent iti Küiiigalierg; allgemeioe
Aufregung gegen die Zollerhüliungl
Als mir am verwicbencn Sonnabend ein Schreiben von E. Ch. D-iö. April.
geheimen Ratlie, dem von Honin zukam, worin er seine Ankunft
nach AmBtcrdam notificirte, so hab ich . . . mich alsfortens dahin
erhohen, — Nun haben wir zwarn weitläufig alles überlegt und es
zuvorderst dabin genommen, dass man . , . alle Streitigkeiten in den
Ceremonialibus tu verhilten nur einen Miftelcharacter annehmen und
die Ankunft im Haage bis auf künftigen Freitag ditferiren solle. —
Ich werd meines Theiles alier vorab nach dem Haage gehen ete.
Sonst gebet hie wenig für. Holland ist am verwichenen
Dienstage in der Generalität ihrer ersten Meinunj; verblieben, das«
man nämlich wegen E. Ch. D. nichts resolviren könne, bis dero Ge-
sandter werde geboret sein.
Für den Admiral ist die Instruction am veiwichenen Freitage
und Sonnabend feste gestellt; das f^nielmiste bestehet darin, daes er
') Deber diece Projecte vgl. die welter nnlen für die Zeit zwischeo dem
Konigeberger und dem Mkrleoburger Vertrag mitinlheilendeo Acleoalüclie.
A-iOOt^iC
4g I. Brandenbarg nnd die Niederltnde.
nicht Icideo sollte, dass des Staats Kaur»diifreii ungewöhnlicber Zoll
abgenommen werden möge. WDrd nun BcUwedeii, wie färm Jahr,
(leneelben heben wollen, 80 kommts wol zur Weiterung:. Dänemark
lauschet sehr nach Hotland, und ist gewiss der Haas gegen Schwedeu
unendlich gross; wiewol ioli meine» unterth. Orts noch schwerlich
glauben kann, wo die Niederlage nicht conliauirt, daes es so grosse
Notli habe; die Provinzen bedenken sich noch wol.
Sonst wird hier gespargiret, in wenig Tagen wUrd ein schwedi-
scher Licciitnieister in der Pillau anlangen und daselbst die Zölle
verhöhen; item E. Ch. D. liSttcn unter anderm dero Ständen fQrtragen
lassen, man möchte ».if Mittel bedacht sein, wie man die Commercien
den Eingeborenen zubringen und die fremde natioues davon mit der
Zeit excludiren solle. Der Staat hat einen Correspoudenten zu Kö-
nigsberg, welcher sich daselbst heimlieh aufhält und Kuysch ge-
nennet wird '), und wird wol derselb solche Zeitungen am meisten
hiehiii übersehreiben. Wie nun solche beide Puncten den Kaufleulen
ein Greuel und den Regeuten gerade wider die ADiauce zu sein
scheinen, so giebts viel Unwillens.
Bonin niid Weiman an den Knrfllrsten. Dat. Haag 9. Mai 1656*).
IWarnuDg vor ZotlerliühuDg in den preuBBiachcn Häfen. Der Kurrürat möt^e sich
nicht in neue politisch? Pläne und Verhiudungeo eiDlassen.)
i P. S. (eigenhändig von ßonin). Wir bitten E. Ch. D. unterth.,
Sie wollen ja nicht zugeben, dass inzwischen, da wir hier behaupten,
dass dieser AlUanee nichts zuwider gethan ist, die Erhöhung der
Zölle wirklich geschehe und eingeführt werde, und sollten auch
E. Ch. D. mit den Königlichen darüber etwas disputiren niUssen; sie
können Ihnen wegen so erheblicher Ursachen auch auf vorgenommene
Abrede ja wol so viel fügen; mit einem Ufschub ist nichts genommen.
Wir wollen das Werk alhie so fuhren, dass die Notli beigebracht,
das gemeine Interesse gezeiget, die Communication gethau und das
Mitbelieben und Gutfinden erhalten und also die Conditiones Art. 12
erfüllet und Erliöhung justificiret werde. Wo man aber ohne Er-
füllung der Requisitorum wirklich verfahret, so wissen wir hie keinen
Bath, das Werk gut und ufreclit zu erhalten. Man machet aber hie
') Wul derselbe, den ohne Nennnng aeices Namens auch Aitzema III. 1264
erwähat
') Id Betreff der Haopt Verhandlungen in dieser Zeit genügt es anf die nnten
B. i 30. Jqdi folgende Oesammlrelation Booin's zu Tertreisea.
Aj.OO<^1C
Die Frnge <ler Zollpthühniitr in Preiipspn. 49
ein Gesclirei, das« tlie Erhöhung sehon feste gesetzef und bald ein-
geftihret werden MIe. Wir wollen es nii-ht hoffen.
Sonst können in schuldiger Treue wir auch zu rathen und unterth.
V.U bitten nicht nachlassen, E. Oh. D. wollen sich an keinem Orte
weiters engagiren. Die Ursachen lassen sich nicht wol schreiben.
Es scheinet aber, daes sich eine starke Partei formire, und ist E. Ch. ü.,
wo jemals, itzo gerathen, freie Hände zu behalten und Bedenkzeit
zu nehmen, dieselbe Frist aber wol zu brauchen und nützlich anzu-
wenden. Und dieses wird zu E. Ch. D. Kuhin und Ehren hei
tnänniglich geschehen, wenn Sie sich bemühen, in solcher Bedenkfrist
zwischen Schweden und Holtand die Differentien beizulegen und zu
einem gewissen Vergleich zu befördern, zwischen Polen und Sctiwe-
den Frieden zu machen und im Köm. Reich denselben zu erhalten.
Wenn E. Ch. D. mit Ihren Truppen und Unterhalt derselben gute
Ordnung machen, können Sie mit starker Hand operiren und zu die-
sen Dingen grosse Beförderung thun ; damit sein alsdann ein und andere
E. Ch. D, Actiones justificiret, worauf sonst viel widrige Judicia fallen
werden; und Sie werden an alten Orten wol gethan haben, was die
unterschiedene Pflichten erfordern. Wenn man alier schon wUsste,
dass es umsonst und verloren sein würde, so kann doch der blosse
Willen und ernste Versuch E. Cli. D. nicht anders (als) zu hohem
Ruhm gereichen und nicht allein Ihre vergangene, sondern auch
künftige Actiones justificiren. —
Job. Copes an den Kurflirateii. Dat. -Haag 30. Mai 1656.
IBcscIiliisde in Folge der Itoniu'Bclicn (iesauiltBchurt. England und eeio Zuspruch
uiirdas Untfreut-huDgsrecbl zur See. HolländiBche BuBorgniese wcg^n derlotiuiital
Kwischen Eogland und Schweden. Die Zölle in Pillau.]
Bon in ht am Ihßb. Mai abgereist. ■— 3ü. Hai
Und hat Holland pro voto eingebracht, dass ihrigen jetzo zu
Marienburg in Preussen anwesenden Gesandten möchte uffgegeben
werden, E. Ch. D. Interesse ebenfalls als der Kronen Polen und
Schweden zu bcobn<>1iten. So ist ebenfalls bei Holtand und demzu-
folg bei der Generalität coneludiret, die jetzo hie int Vlie und ander-
wärts fertige 22 Kriegsschiffe nach dem Orizunt, daselbsten eins dem
anderen einzuwarten, ausgehen zu lassen; da denn der Admiral
Lieutenant Opdam ... die Commercien ihrer llnterthanen freien und
alle neuen UfHagen, so man denselben abfordern möchte, behindern
sollte. —
M>t« I. Ui..ch. d ür KurniRWu- Vll. 4
^düvGoot^lc
FfQ l. BrniideiibuT^ nnd die Niederlande.
Man erfälirt, dasB der Hen- Protector annodi gar Übel zufrie-
den bleibt, dass der Comniandeur de Iteuter das gpaniBcbe Hillter
nach Holland gefllhrt habe, und da liiepi^cs Estats zu London resi-
dirender Ambassador Herr Nieupoort bei Ihro Hob. Audienz er-
baUen und dolirt bat, dass die englische Sdiiffe desselben Reuters
Flotte, dem Gebrauch zuwider, hätten viailiren wollen, ist der Herr
Protector dabei bestanden, dass es billi;^ liätte gcsdieben oollen '),
und wird vermuthet, dass sic's in Engeland noeb dahin richten wer-
den, alle Kriegsi^ebiffe sowol als andere- KnntTabrteischiffe zu visitiren;
welches dennoch hiesigem Estat unnUiglich ist zuzustellen.
Die grosse Jalousie über die zwischen England und Schweden
gepflogene Handinngen zu London eontinuirt bie immer, und flieht
man zumalcn ungern, da^s der Herr Protector ungenclitet des bollün-
dischen Ambassadors Kieupoort's allegirtc Kuiu der schwedischen
Armee dennoch mit <Ieni scbwediscben Gesandten Bont absonderlich
und ohne Beisein seiner Käthe immer conferirel. —
Gestern kam bie eine Zeitung, als ob in der Pillnu der Zoll ufT
ein Viertentheil verhöbet wäre ; weil aber die jüngsten Danziger
Briefe vom 7/17. bujus nichts meldeten, habe icb's grosse Ursacli ge-
habt, selbiges zu widersprechen. —
Weiman an den Kurfllraten. Dat. Haag 6. Juni 1656.
[EteBoInlioD der GeneralslnateD nur die Booin'Hchp Proposiiioo RniL, iu dtr Zoll-
Bacli<? die Niederlüuiler ?.a Bcboueii.|
i. Boniii ist abgereist, Weiman eiwnitit, «as Uit- St;ialeii von Hiillaiul
auf das Memorial vom 4'. Miii Lctr. die Erhjiliuii^ drr Zölle resrilvircn
werden. Nun spriclit sich Holbiid über die Sa be jelir eiiti^chicden ans —
„man könnte und wollte zur Verliöhniig der Zölle ntclit co-.Kscntireii" -■) und
die Generalität möge eine solibe Antwort erthrilcn.
Und waren im übrigen die GcmUtber sehr verbittert und ver-
woiTen gewesen, indem sie sich ersten Anfangs in den scbwediscben
Tractat nicht gar zu wol schicken können. —
Endlich ist's zur Generalität eingebracht und daselbst über das
Werk abermalen gedeliberiret worden. Viele der Provinzen waren
mit der botlSndischen Resolution nicht zufrieden; andere sagten, man
möchte das Werk, aber es mit gelinderen Worten sagen. Holland
') Vgl. Wicquefort 11. 432f. Aitzeraa in. ]2!)5.
■} Secrete Resolatien I. 312r. der BescbluBB der Staateii von Ballni
vom 23. Mai 16&6.
A-iOOt^lC
Die ZulIcrhÖlniii!;. Ciomwoll \iw\ i1ns DiilorS'm-liiini?rccli( /in- Scp. 5|
wollte alier niebt wciclien, tmd wir uiiecrs Orts sahen dem Haiiticl
oline grosse Bewegung zu, weil wir wol gepelicii, dass wir uns nur
prostituiren und mit unsem Ofßciis docli gegen Holland nichts aus-
richten würden. . . Und ist's also endlich dahin ausgefallen, dass die
Generalität zwar hier und dort ein scliarfes Wort verändert, aber im
Übrigen sieb mit der boll. Indischen Resolution gcconformiret, dahero
auch per majora gescbloasen hat, man möchte es dabei bewenden
lassen und nicht allein uns, sondern aucb des Estafs Gesandten zu
Marieuburg sotbanen Schlu^s zustellen; inmaassen auch gesclieben ').
Inmittelst können wir's wol ennessen, dass E. Cb. D. des Wer-
kes halber und was Sie der Zölle halber und sonst zu tbun, in nicht
geringem Zweifel stehen werden, und wissen fast nicht, was wir
darunter gehorsamst rathen sollen. Das Volk ist alhier langsam,
gealteriret und wunderlich, und weil ihnen das Zollwerk an di© Seele
gehet, so wird man ihnen so schlechter Dinge darunter schwerlich
etwas überreden können . . . Wenn aber dennoch sie grossen Lar-
'men machen, aus der Allianz springen, vielleicht zu Thätlichkeit und
der Ruptur verfallen könnten, so wäre es unsers unterth. Ermessens,
gowol fllr Schweden als fUr E. Ch. D. das rathsamste, annoch zu der
wirklichen Verhöhung nicht zu schreiten, sondern damit noch eine
Weile stille zu stehen, in der Güte zu handeln und also zu verbllten,
dass man sie nicht zu wirklicher Hoatilität irritirete. Ihre Macht ist
nicht zu negligiren und kann man sich deren wol erwehren, wo man
nur gelinde mit ihnen verfahret. Sollten sie aber einmal Iiinein ge-
awungen werden, so dürfien sie gar zu gefährlich werden. Der Vor-
theil aus den Zöllen wird auch so gross nicht sein, sonderlich da von
hieraus die Kaufleute zurückbleiben, dass man darum sich zu einer
soleheu Feindschaft nöthigen sollte. Die Zeit wird doch alles bringen
und erstatten. — Warum sollte man sich rebus dubiis so viel Feinde
ohne grosse Koth über den Hals ziehen?
Nun wir stellen alles zu E. Ch. D. gnäd. Outfinden und zweifeln
nicht, Sie werden Ihre Mesures nach Ihrer eigenen Macht zu nehmen
wissen. Auf andere sieh zu gar zu verlassen ist so gefähriich als
in Staatsachen jemandem zu traueu. —
') Aitzema Ilt. 12M., die ResolutioD d«r GeDeralstaateD dal. 4. Juci 1^6.
4*
i:a,t--r.d .*^-.00<^lC
52 I- Brandenburg und Jie Niederlande.
Weiman an den Kui-ftiraten. Dat. Haag 20. Juni 1606.
[Die Gefalir Tür Dansig. Rolland eutsclilo^sen dnasclbe nichl iu st^hwedUehe
Hände kommen za InSBeoi Hoflnaug auT die anderen Mächte. Nur Holland nicht
durch ZollerhöhuDg reizen. EnglaudB Erklürnng,]
-20 Juni. Die Staaten von Holland stehen iu eifriger Berathuiig über die
preussiscben Angelegenheiten; man hält tie aber sehr geheim.
In hohem Vertrauen iet's uns sonst gesaget, man sei einmOthig
d6r Meinung, man wolle und könne die Stadt Datizig nicht lassen,
sondern. daran sein, dass dieselbe iu eehwedisclie Gewalt niclit kom-
men niöge, sollte man aiicli mit der Moscau, Polen und Tartaren sich
verbinden und gegen Schweden die Waffen aperto Marte zu Wasser
und Lande annehmen müssen. Wenn solcher Ort verloren, so wären
ihre Commercia verdorben und E. Ch. D. glciclifalls in schwedischer
Gewalt. Dieses alles nun meritirte, dass man Gut und Blut wägete,
um's abzukehren, und wOrd man keine Extremitäten scheueu, wie es
auch ginge.
Iu diesen) Sommer wird man „mit der Flotlo uiid Gt-Id" D;in2ig zu-
nüchst conserviren können; in^.wischen koniint Mosrnu auf die Beine und
wird den Schweden zu schaffen machen; auch auf den Kaiser und Däne-
mnrk reflectirt man; aber zunächst wird mnu nur den König von Schwe-
den dnrch die Gesaudten ermahnen lassen, von Danzig abzustehen. —
IlHnptsäcliHch warnt Wciman, der Kurfürst niögo sich mit Schweden
verbinden oder nicht, es keines Falls zu einer Erhöbunt; der Zölle kommen
zu lassen, als dem etiipfindlichsten l'nukt für die Holländer.
Der Protector in England hat erklärt, wenn die Oeneralstaaten rarlei
gegen Schweden nähmen, könne er nicht umhin, diesem zu helfen.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 23. Juni 1656.
23 Juni. Der Scbluss von Holland ist abulich wie oben aaegefaUen; Danzig
müsse mit allen Mitteln gerettet werden; 60 auch Brandenburg, „auch
gegen seinen Dank"; die ticRandten des Staats in Marienburg sollen ent-
sprechende Anweisungen erhalten '). — Bei der Generalität aber ic^t es
noch zu nichts gekommen.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 27. Juni 1656.
27 Juni. Holland ist jetzt bis zum 12. Juli auseinander gegangen; inzwischen
„trottiret" die Sache durch die Provinzen, deren Stände allseits versammelt
sind; viele aber sind gar nipht so resoluter Meinung wicllollnnd; Sei'land,
Friealand, Groningen, Oberjssel wünschen viel mehr Traetaten als ernst-
liches Auftreten and wollen uichts von Absenduug der Flolte wissen.
<) Secrete Resolutieu I. 321 ff.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Gefahr für Dunzig. RelatioD fioDio's. 53
Relation des geh. Raths Georg v, Boiiin von seiner Sendung
an die Generalstaaten. Dat (30. Jnni) 1656 '}.
iReiHe und K«ie«iibetiteu«r. FroposllJua im Haag; vorsicblige Behandlung des
Gesubäfli Erttn VooSeteaz niil den Lltpatlrten der Generaletaaleo; MiltheiluDg
VCD zwei ArtikGln des Konigebergcr Verlrags. Weitere Forderungen der De-
putirten in den nüchflen Confereiizen. Die Gesandten »illigcn endlich in Vor-
lesung des ganien Vertrags, weigern aber Abscbrifl desselben; zuleUt wird für
eidige Artikel Abschrift zugelassen. Die Schwierigkeit wogen der Zölle in den
preuseisclien Häfen. Artikel Xlll. des Känigsberger Verlraga und die nieder-
ländischen Bedenken dagegen. Abreise Bonin's.l
Arn 'S. März von Königsberg abgereibl; nm 6. in Elbing, wo er über 30.
den schwedischen Reichskanzler uirht antrifft und, da er sich mit ihm be-
s]irechcn soll, sich zu ihm nach Marien biirg begibt; er iheilt ihm seine
t^e^dung iiaeh Ilolhnd mit und bespricht shh weitläufig mit ihm über
Krieg und Pulilib. Der Kauzler Tcrhandelt eben wegen Uebergabe des
äcbloi^eeä Marienburg, und Bouiii ht beauftragt, mögHcbst milde Bedin-
gungen für die dort befindlichen polnischen Herren, Jacob We; her und
tiuldensteru zu befürworten.
Auf ilem weitem Weg wird er »on einer schwedischen streirenden
Failei von fiO Mann aufgegriffen und nach Putzig geführt, aber dort als-
bald von deoi Cunitnandantcn wieder freigegeben; indess hal er unlerwegs
noch vielfache Verzögerung uud gelangt erst am 29. lAärz noch Stettin;
daa:i geht die Reiiie über Hamburg und Bremen nach Amsterdam, wo er
am 13. April ankommt; erst 22. April begibt er sich, nachdem er mit
Weinian alles verabredet, in den Haag. Es folgen die üblichen Audien-
zen; am 25. April legt Bonin seine Pioposilion ab (vgl. die Instruction
obeJi p. 29 ff.).
Kr bescbliesst gcnicinsara mit Weiman, den Vertrag mit Schweden
nicht sofort in forma und öffentlich mitzutheilen, sondern sich Commissare
dazu zu erbitten.
Auch haben wir, besorgend, dass aller unserer gebrauchten FUr-
sicbt ungeachtet unsere PropOBition offenbar gemacht werden machte,
gut gefunden, die Gravaniina, bo £. Ch. D. gegen den KOntg und
Krön l'olen lange Zeit gehabt und noch haben, in der schriftliehcn
Proposition auttzulaseen, damit wir nicht an dem Ort darüber mit
den polnischen Mioistris in Streit gerallien möchten; haben aber bei
Verantwortung des Articuls von Gebrauch der Häfen, wie auch deseen
von Participation des Zolles viel Gelegenheit gehabt, der Könige von
Polen PrfiteuBiones auf die preussische Lande und darauf entstandene
Gravamina zur Genüge kund zu machen.
Verschiedene Besuche der im Haag anwesenden Residenten uud
Minister.
Der polnische hat nachdenkliche Discurs und Reden geführt
') GesammtrelatioQ nach seiner Rückkehr.
DqitzedüvGoOt^lc
54 '■ BraadenbuTg uod die Niederlande.
mit einer ziemlichen Schärfe, docli nicht »n sehr Beines Königes oder
anderer wichtigen Sachen halber, als wegen seines eigenen Unwillens,
uacli dem zu verstehen gegeben, dass er bei seiner letzten Anwesen-
heit zu Derlin nicht nach Gebühr gehalten worden.
Den 211. sein wir von Uepntirten von Staaten General durch den
Agenten zur C'onferenz erbeten worden. Die Depntirte sein gewesen
Herr Schooeke, Gellersman von Kommel, Herr Berentrecht,
ein Holländer von Dort, Hr. Veth aus Keelaud, Hr. von der Hoolcke,
Bürgermeister von Utrecht, Herr Wickel ein Friese, Rtpperda
aus Oberyssel, Herr Hchulenburg wegen Groningen und Umtandc.
Bei dieser Confcrenz hat der erste von den Depulirten uns angetra-
gen, dass sie von Staaten- General zu der von uns vertrösteten näheren
Couimunicalion de« Tractats mit Schweden verordnet waren ; wollten
demnach dieselbe von uns erwarten. Worauf wir uns anfänglieh
erkläret, dass, ob zwar E. Ch. U. Wort, indem Sie sieh vnn neuem
erklären, dass Sie der schwedische Vergleich nichf hindern sollte, die
Freundschaft und Alliancc mit diesem Staat beimbehalten, ihnen
allerdings genug tein könnte, Sie auch neque ralione pacti neque
excmpli gehalten wären, fernere CoitiniunicMtiun zu thun: ^o hätten
Sie uns dennoch gnäd. befohlen, die Articulos conccrnentcs mitzu-
theilen. E. Ch. D. in tragendem nonderbaren Vertrauen zu diesem
Staat würden kein Bedenken haben, ihnen den ganzen Tractat zu
conimuniciren, wenn solches nicht 1. gegen die mit 1. Kön. Maj. von
Schweden genommene Abrede laufen thäte, und dass solches nicht 'J.
anderen in Freundschaft verwandten ein gleiche» zu prätendiren Ur-
sacb geben würde, und dass 3. der Traefat dadmcli leichtlich zur Un-
zeit offenbar gemacht werden dürfte. Darauf sein der 9. und 12,
Artieul verlesen und examiniret worden, wobei wir denn behauptet,
dass dieselben der Allianz mit dem Staat nicht entgegen und zuwider
liefen etc. (s. die Instruction).
Wenig Tage hernach sein wir abermal zur C'onferenz gefordert
und hat man uns däsmal angetragen, der Staat wollte nicht curieux
sein, Dinge zu wissen, welche sie nicht angehen, auch ungern etwas
verhängen, welches uns an anderem Ort zu schädlicher Consequenz
gereichen könnte; begehrten demnach von uns nicht mehr, als wir
möchtcD die extrahiret übergebenen Artieul solchergestalt uuterscUrei-
ben, dass dieselbe sich also lautend in dem schwedischen Vergleich
finden und dass in allem übrigen nichts enthalten wäre, welches ihre»
Staat anginge und per directum oder indirectum auf ihre Allianz
konnte gezogen werden.
^aovGoOt^lc
ReUtiun Bonin'e, 55
Zu dem ersten, dasg eich nämlich diese Artioul im »cliwediechen
Tractat also befumk'u, crkiiliteii wir uns ungeweigert, nahmen das
andere zu bedenken, wozu sie uub denn, weil eben die Kiriness ein-
fiel, Zeit genug: liesüeu. leiier diese begehrte Untersclirift waren wir
dazumal im Kalii nielit allerdings eini^'; mir war die Untcreelirift fast
bedenklich, war deshalb Sinnes, dass wir die Artieul vom H. bis
zum Vi, iiiel. communiciron wollten und wegen der übrigen alsdann
die begelirte L'ntersehrift tbun. Herr Weiman hatte dagegen erheb-
liche und wichtige Bedenken '), welche ich neben den meinen aufge-
setzet; dieselbe brachten wir an I. Höh., deren Gutachten darllber zu
vernehmen, welche hierin zwar keine Maass geben wollten, inelinir-
ten gleiehwol dahin, dass man das wenigste, das man kennte, vor-
zeigen, zu nnnüthigeni Streit keinen Anlass gehen. und vielen für-
witzigen Leuten und nnbäniligen Mäuleru nicht Gelegenheit machen,
E. Ch. Ü. Actiones zu syndiciren und cavilliren. Endlich resolvirtea
wir zu einer Unterschrift, wie ... beilieget'), Hessen darauf den
.'t. Mai HU unsere Sachen Erinnerung thun und, dass wir einer aber-
maligen Confercnz erwartend wären, vermelden. Die Conferenz ward
folgcuds gegeben, dnbei präsentirten wir jetzt gemelte Unterschrift.
■\Vir wurden auch Itatlis, wegen Erhöhung der Zölle das Memonal
Nr. 4 bcigefllget zugleich mit einzureichen, in Meinung den Staat da-
durch allmälig zu Gebung seines Consensus zu gedachter Erhöhung
zu engagircu. . . . Mit dem ersten, nilnilich der begehrten Unterschrift,
meinten wir dem Begehren wegen Commuuieation der Artieul ein
Genüge getban zu haben. Deputirte wollten damit nicht vergnüget
und zufrieden sein, nieincten, die Unterzeichnung wäre gar zu ge-
neral, sie könnten darin die ihnen nothwendige Sicherheit nicht fin-
den; Hessen sich, vernelimen, dass sie in etwa Nachricht lUtttcn, dass
in dem Tractat ein Artieul von Aufhebung voriger Foedcruni und Pac-
toruiu enthalten, welches wegen sie nicht anders als sehr besorgt
sein könnten. Wir, als wir solches vernahmen, sagten, dass sie
dessen wegeu ihnen gar keine Schwierigkeit oder Sorge machen
') Dia Molive beider ausgeführt als Ueilago.
') „Die (.'liurbraudciiburgiBcbe ahgesaadten Rüllie erklüruD hiemit . - - uivht
ulltiin dass obateheade beide Arlicul conunuoicirler Maaeseo io dem scbwedi-
acheo Origiiia)vergloivb gloichlauieod bufundun werdeo, und daaa ia allem uodern
nii'bts ciithaltcji, welcbus wider die mit diesem Slaat aufgerichtete AlMaoce
liiuft, iiuJ (laas E. Uli. D. luteiilian bei Sclilioasung geniSlten Tractata geweaen
- iiimnaBseo Sia solches den KÖnigl. Schwedischen ausdrürklicb geaaget — von
dieser Alliancenicbt abzutreten." Dat. Grarenhage 4. Mai 1G56. Qoorg Bonin.
D. Weiman.
^aovGoOt^lc
Q^ l. Braaileabur); uod die NiederUnde.
sollten; es wäre ein solcher Articul in dem Tractat, derselbe aber
g'inge sie und ihre Allianz im gerin^eten nicht an; waren hald bereit
ihnen demselben lesen itii lassen, deuteten ihn auf den Maiienbnrgi-
schen Trnetat, auf dasjene, was ich vielleicht in damals liabender
Coiumission zu Wien und Herr Hchlezer in Kng:elnnd möchte getban
liabcn; wozu uns der Context des Articuls, als welcher in etwa zwei-
felliaftig: gesetzt ist, zu Stalten kommen '). Zeiyeten ferner an, dass
uns eine soictie Unterschrift, wie sie dieselbe begehrten, gar schwer
und bedenklich fallen wljrde; wir mtissten gestehen, dnss wir mit
Leuten zu thun hätten, die Urkunden und Verträge wol zuweilen
weiter extendirten, als des Gegeniheils Meinung gewesen; die Minutien,
die wir mit ihnen wegen der Gränze in Pommern abgehandelt, hallen
uns davon etwas erfahren lassen; wir könnten dafltr nicht gut sein,
dass sie nicht dernialeins auch mit ein oder anderem Wort und Clau-
Kul dieses TractatK weiter, als unsere Meinung ist, möchten gehen
wollen, könnten also auch unsere l'nlerschrift darauf nicht richten,
dass vel per directum, vel indirectum nichts gegen diesen titaat sollte
können angezogen werden; von Wr. Ch. U. Intention aber und dass
dieselbe in keinem >;;tUcke der Allianz zuwiderliefe, davon wollten
wir sie zur Genüge versichern.
Hierauf hat man gefragel, wie es denn um ihre Allianz stehen
würde, wenn dergleichen etwas geschähe. Wir haben geantwortet,
y. Oh. 1). wollten hotfen, dass Hie sich binfliro in solchem Stande
würden halten können, da^s Hie sich nicht mehr einen contortiim sen-
sum Ihrer Worte dltrfcn aufdringen lassen und da, wenn Sie einen
l'ingerbreit versprochen, eine Handbreit würden geben müssen. , . ,
Wenn in diesen Sachen über Verhoffen dergleichen Trätension der-
nialeins aufkommen sollte , un<l Sr. Ch. D. Macht, die Billigkeit
und Ihre Meinung zu behaupten, zu kurz fiele, würden sie alsdann
zutreten und dasjenige thun, was der Allianz gemäss ist.
Wir seind hierauf in Gesprüch kommen von fernerer C'omnmnicAtion
der Articul, wobei wir uns nicht ungeneigt dazu linden lassen, wenn
sie uns einige Hieherheit zeigen könnten, dass die Articul nicht soll-
ten divulgirct werden. Darauf haben sie geantwortet, sie wollten sie
in geheim halten, so viel die Form ihrer Kcgierung, die uns bekannt
wäre, leiden könnte- Darauf haben wir gesaget, wenn sie die Articul
in die Provincien schicken müsstcu, so wären sie schon auf dem
Wege, da sie in die ganze AVeit gehen wUrdcn. Sein darauf abereins
') Arl. JUll ü«s Kouigsljerger Verlraga.
DqitzedüvGoOt^lc
Relation Boaio'a. 57
von einan<ler geecbieden und haben bald darauf veitraulich erfahren,
dass man uns zumuthen werde, die Communication des ganzen eehwe-
dieehen Traclats zu thiin.
Oi) nun wol untei-schiedliehe ans der Herren Staaten Mittel I. Höh.
gerathen, Sie sollten die hepehrte C'omniunication nicht geschehen
lassen, dieselbe aiicti gar stark der Meinung gewesen, dass es nicht
geschehen sollte und nifissle und uns dawider hoch ermahnet: ko
haben wir gleichwol erachtet, dass wir von dem Zweck dieser Ab-
sendung und denen, dazu zu gelangen, uns vorgeschriebenen Mitteln
und Wegen nicht so weit abschreiten und, was uns darin zu thnn
befohlen, unterlassen ditrften, sondern haben resolviret, dass wir zwar
anfangs den Deputirten abereins remonslriren wollten, wie so gar
ihnen die Wissenschaft oder so genaue Nachricht von den veraccor-
dirten Articuln nicht nöthig wÄre, E. Ch. L). aber in viele Wege
schädlich sein könnte, und dass dannenhero sie in dieselbe zu drin-
gen nicht Ursach hätten . . . Auf den Fall aber, da wir befinden
wtlrden, dass sie dessenwegen Übel vergnügt sein und bleiben möch-
ten, haben wir entschlossen, den Deputirten nach vorher genommener
Zusage, dass es in aller Stille und geheim sollte gehalten werden, den
Traetat zu lesen zu geben, aber keines Weges Copei davon zu ertheüen,
Haben darauf um fernere Conferenz, um dieses Negotium zur
Endschaft zu bringen, angehalten, welche uns den 10. Mai gegeben
worden. Und als wir bald bei Anfang derselben gemerket, dass die
Herren Staaten ohn fernere Communicatinn nicht vergnüget und zu-
frieden sein wtlrden, haben wir uns in loco resolviret, dieselbe so
gar stark nicht zu verweigern und »ie uns doch endlich abdingen zu
lassen, sondern um so viel freier und runder mit ihnen zu gehen,
uns dazu in der ersten Antwort zu evklfiren, aber mit solcher Vor-
rede: dass, ob zwar E- Cli. U. aus jetzt obengesagter Considcration
dazu nicht verbunden, wir deunonh wUsstcn, dass dieselbe ein so
grosses Vertrauen auf diesen Staat hlitten, dass dero Willen nicht zu-
wider sein wtlrde, wenn wir ihnen den ganzen Traetat sehen und
verlesen licsscn; wir bäten aber, dass sie es unter ihnen behalten und
nicht weiter möchten kommen lassen. Worauf sie anfangs um Ab-
schrift baten; als wir aber dieselbe gänzlich abschlugen, haben sie
die Verlesung zu hören angenommen und vcrBiirochen, sie wollten
mit demjenen, was wir ihnen weiter communiciren wUrden, solcher-
gestalt umgehen, wie sie mit ihren allergeheimsten Sachen zu thun
pflegen, nämlich keine Copei davon machen und es auch in die Pro-
vinzen nicht gelsu en lassen. —
^aovGoOt^lc
58 I' Brandsoburg und die Niederluode.
(Dann eine Reihe von Vorerinnerungen s. Instruction.) Hierauf
liabeu wir ihnen den ganzen Traetnt klar und deutlich verleben, wo-
bei sie denn ein und andiTH, so ihneu nachdenklich flirkommen, wie-
derholen laiJKon, daiifeibe unleiKucliet und erwogen. Als nun die
Verlesung solchergestalt durch und zu Ende gebraeltt, haben wir mit
den Ueputirten über ein und andere der Hauptfragen in diesem
M'erk etwas controverfircn luüssen; ale wegen der Durchzüge zu
Wasser und Lande, Gebrauch der Häfen, Erhöhung der Zölle ... es
ueind aber vitr dasmal die Sachen nicht gar genau und auf da8
schSrffHte untersuchet, sondern in Kürze übergangen worden und sein
wir darauf abcrciua von einander geschieden.
Am 13. Miii verab^ihifdct >i('b Butiiu bei den Ueticriilütaateg in
feierlk-hiT Audii'uz —
und wurden wir um die .Mittagszeit ersucht, um f) L'hr mit den De-
putirten nm-liniaU in eine Conferenz zu komme», bei welcher uns
Herr Beverling proponirte, wir möchten ihnen Abschritt von den
8. 10. 11. 13. 21. und -li Articul erthcilen und ihnen beständig: und
versichert sagen, oh nach diesem Vergleich E. Ch. D. auch noch etwas
anders mit Hchwcden gctractiret und beschlossen hätten. Wir ver-
sicherten sie, dasa dieses letzte nicht wäre, wie^erlioletcn wegen des
ersten vo ränge zöge ne rationes, dass es ihnen nicht nutze wäre, wider
die Abrede, die wir deswegen mit dem Könige von Schweden hätten,
liefe und uns hei andern, die dergleichen prätendircn möchten, z)i
Hcliädlicher Conscqucnz diciicD könnte. Als wir aber sahen, dass sie
darauf bestehen wlirden, gaben wir ihnen die Articul in die Hände,
sagend, sie möchten dieselbe so fleissig als sie wollten lesen und
liessen, jedoch gleichsam wider unsern Willen geschehen, dass sie
dieselbe abschrieben. Und gefielen ihnen etliche Articul nicht, weil
sie dunkel und zweifelhaft gesetzt, welches wir nicht sehr stritten,
sagend, dnss solches durch L. Ch. D. Gesandten, die das Werk tvac-
tiret, Klugheit und Adresse geschehen wäre, damit wir anitzo oder
ins künftige unsere Worte nach der Billigkeit und unserer Intention
cxpliciren könnten. Als sie uns viel dawider zu sagen haben woll-
ten, antworteten wir, dass, wenn einem so beschwerliche und gefähr-
liche Kriegesmaclit für den TliUren stellet, man alsdann nicht so sehr
Uher Worte scrupuliret und die Zeit verleuret, sondern auch wol in
realibus, was immer sein kann, eingehet und naehgiebet; liessen uns
auch vermerken, dass, wenn sie in solchem titande gewesen wären,
sie bei solchen Gel^hrlichkeitcn vielleicht unsere Interesse und die
Allianz so genau als wir gethan noch nicht müchteu beobachtet uod
Relation Bonin's. 59
ihre Tractaten darnach aufgehalten haben; gingen auch endlich so
weit, dacs wir sagten, uns wäre nicht unbekannt, welcliergCRtalt
aodere vornehme und müclilige Staaten w»! ehemals Dinge eingangen
wären, die sie seiher wider die GcliUtir und Rechte zu sein gefunden
und mit nichts anders als der damaligen Noih entscliuldigen und gut
machen konnten; zielelcii damit auf den Act von Seclusie dee Hausex
Oranien im englischen Tractat.
Dann weiter Veihundlung über einige Ärtiki'l, die iSlelluiig des Kur-
fürsten zu SrbHcdcn u. n. helrcITeiid (8. 9. lU 21 24 ), welche die Ue-
sandlen als uiiHnrechtl^ar bebaiipien.
Die Erhöhung der Zölle eigentlich betrefTend, da hat man sie
anfänglich erinnert, dass dieser Artieulus auch bei Aufrichtung der
Allianz flir unbillig wäre gehalten worden, und dans sie E. Ch D.
dagegen nichts wiedergegeben und erstattet haben. Ho wäre auch
die Erhöhung darin nicht eimplicitcr und in perpetuum verboten, son-
dern nur dabS es ohne gewisse Hcqnisila nicht geschehen sollte, näm-
tich nicht ohne btilie Noth und ihre Bewilligung. Die Noth wäre nun
vorhanden gewesen, üzo geschähe die Coinmunicatiim, und diUkMc
also ihr Conbeiie unzwciflieh erfolgen; nnd wäre zn prüfuiniren, dass,
wenn die Kationes whrden bekannt gemacht sein, sie ihren Cousens
nicht weigern dDrftcn; da sie ihn aber weigerten, könnten sich
S. Ch. Ü. an dasjenige, was absque ratione oder contra ratlonem ge-
schähe, nicht verbinden lassen. S. Ch. D. würden auch wol dahin
sehen, dase Hie die Erhöhung nicht so weit gestalteten, dnee die
Cummcrcia dadurch gehindert nnd gedrllckct werden, welches denn
auch Ihr Vortheil nnd Ihrer Lande Interesüe nicht sein wUrdc.
Art. 13 ginge sie gar nicht an; denn derselbe dispoiiii-tc, dass
die Focdera und Conventiones sollten gelioben sein, welche dem
schwedischen Tractat zuwider laufen. Nun hätten wir erwiesen . . ,
dasB in dem schwedischen Tractat nichts enthalten wäre, welches mit
ihrer Allianz nicht zusammenstehen und vereinigt werden kannte;
also hätten ü. Ch. D. den 13ten Articul auch nicht inter eoucernenteE
gerechnet. —
Deputirte setzten dagegen, dase sie sich auf diese unsere Worte,
gegen ao klare Dispositiones des schwedischen Tractats, picht ver-
lassen könnten ; wenn Ü. Ch. D. ihre Allianz hätten beil>ehHltcn
wollen, hätten Sie bei dem Art. 13 leichtlieli ein l'aar Wort setzen
können, dass die holländische Allianz bei ihren Kräften bleiben sollte.
Die Clausuln in dem schwcdiuclieB Tractat wären zu liai-t und zu
A-iOOt^lc
gQ I. BraDdenburg und dio Niederlande.
klar gegen sie, könnten neque grammatice neque juridice so, wie wir
meinten, expliciret werden.
Wir gestunden dessen gar nichts, goudern behaupteten steif und
feste, dass in dem schwedischen Tractat nichts gegen ihre Allianz
wäre. --
Nachgehend» war hei uns die Frage, ob ieh, ßonin, den Be-
BchluFs der VersÄmmUing von Holland abwarten wollte. Wir funden
ee aber nieht geralhen, besorgend dans es das Ansehen haben würde,
als wenn ich etwas gesuchet und niclit erhalten habe; nahm also an
gehflhrcniien Orten meinen Abeohcid und machte mich reisefertig ').
Am 25. Mni Abnisc hus .lern Haag; am 21). Jani kommt er in PMlau
au, von wo er sWh iiHch Biilge i^um Kurfur^^teii begibt, ^-cine Relation ab-
zulegen.
Weiroati an (Jen Kurfürsten. Dat. Haag 4. Juli 1656.
[riroespr VAfvr gegen Schweden. Däaeinarh uod RuBBlniidj
Hier continuirt mich immerfort der l'nwUle gegen die schwedische
WafTen; Klein und Gr<is8 eifert, Regent und Unterthan. Und gleich
wie Holland fast die Kratl des tStaates In sich begreift, so hat's mit
seiner Kesohition, die es neulich genommen, ein solch Nachdenken
an den 8taat gegeben, dass die Provinzen Theil nehmen in ihrer Im-
pression und von Stund zu Stund, die eine für der andern, sich con-
formiren mit ihrem Vorschlage'). Ks mag niemand dagegen; und
wer ein anders etwa in Bedenken geben wollte, der machet sich nur
verdächtig . . . Friesland und Gelderland haben gestern darunter die
Resolutiones ihrer Principalcn mit grossem Eifer eingebracht. Von
den andern erwartet man desgleichen. —
Aus Dänemark siehct man wol so viel, dass derselb König
Lust zum Spiele bekommen dflrfte. Der Muscowitische Gesandte
war noch nicht weg, sondern fertig, Aber See wieder zu seinem
Herren zu eilen. Hie wird er nicht kommen, und ob man zwar vor-
gibt, er Uab deswegen vom Czar keine Ordre, so ist's nicht ohne
Nachdenken, dass er zu Königsberg ein anderes gesagt. Vielleicht
hat man ihm zu Copenhagcn gerathen, er möchte sich mit Reisen
nur nicht lange aufhalten, sondern zu seinem Herrn eilen und nur
berichten, was er gesehen, was er gehöret . . . damit man solche
') Die oflicielle Aulwort der GctieralfitaateD auf die üouia'sclie Soadang
eifulgt erst a. d. 4. Juui hm. Aitzem« UI. 1364.
-) NämlicU dcu Vorschlag zu lirnfiiger UlirteisluDg für ünnzig. Sccrete
ßceol T. 321. IT. Aitzema III. 1267.
^aovGoOt^lc
HolländiBche Slimmnng gepoii Schweden Marieiilinrger Riindnias. ßj
Leute nur je eher je lieber in's Harniscli bringen njiMjbte gejren Liv-
laml. Die Ambassadeurs tlieses Estats berioliten von dannen in Dal.
25. Juni, dem sohwedisoUen Residenten wäre gar niebt wol bei dem
Werke.
Weimaii an den Kiirfllröteii. Dat. Haag 11. Juli 1656.
[Irreaulntes Verhalten der Niederländer seit dem lirandeiibtirgisclieii Abkiimm<'n
mit Kthweden. KIn Bruch mit den Schweden ist nawahrsehclnlicli; dies ial auch
dos Interesse des Knrrüralen ]
Da» neiic Äbknmüien des Kürrürelcn mit den ätliwcden be.'chärtigt 1 ■
nach wie »or de olTentli he Meinung sehr pcinl cli ') —
Wobei sie denn auch wol niebt leugnen krmncn, dass sie durch
ihre Langsamkeit und tinziemlidies Proeedere grosse l'rsaolie gege-
ben, dasB E. Cb. D. eine solche Resolution gefasset. So weiss ieh
fast nicht, ob ich glauben werd, dass von ihrem Werk endliehen eiu
auders als Tractaten folgen sollten. Zwarn poltert man annocb gar
sehr und rufet mfinniglieb; Verderb llher Schweden! wie deun aucii,
dass E, Cb. D. sich nur denensciben zum Knechte gcmaeliet. Die
KlUgesteo aber, auch in Holland, fangen an in etwas zurltckzusebcn
und darnach zu lauscben, dass nmn zu lange gewartet und dass nun-
mehr das Uebel so sehr eingewurzelt, dass die Remedia firger fallen
müebten als das Böse.
Daher non nichts als ein äugstlicliet^ Uinlieitiippen; man will mit dem
Paiizigcr Gesandleii in Verhandlung treten, ob er tneinl, dass die Flotte
jetzt schon austauron soll und wa.« Dauzig selbst zur Suche thun will; aus
allem zeigt sieb, man hat keine rechte Lust mit Schweden zu brechen; es
wird nicht allzu schwer hnllcu, slih mit den Niederländern in gutem Ver-
nehmen zu erhalten.
Uns zweifelt nicht, Schweden eelhst werd dabei auch am besten
fahren; denn wozu solle man sieh einen so schweren Feind über den
Hals ziehen, da doch der Zoll schier nichts geben wird, wo die Hol-
länder aus der See bleiben? Bringet man sie einmal in die Waffen,
sie möchten wol bo bald niobt wieder in den Schlaf zu wiegen sein. —
E. Ch. D. werden aueli Ihren hoben Theils ohne allen Zweifel
dazu alles eontribuiren ; Bttndniss, alte Freundschaft, das elevlselie, zu
geschweige das oranische Interesse rathen dazu von selbst; kfvnie es
zum Bruch, das alles wUrde gar zu viel dabei leiden niUsseu. Unter
der Hand laufen bei den härtesten die Gedanken schon dabin, wie
') Das Marieuburger Bündniaa vom 15. Juni IG.'ilJ. Anzeige und Rechlferli-
gnng desselben h«i den General-Staaten in dem Schreiben des Karrürsten dat.
Königsberg G. Jnli 1666 bei Attzema III. 1280 ff.
A-nOO»^lc
62 '■ Rran<li'nl>nrf und die NicJcrlandiv
man mit CIcvc und mit <Ieti Qbelzufriedenen Stünden eich rcrhalten,
mit Pfalz-Neubur* anschlagen, die Cülniüclie Liguc ampicctiren und
dergleichen Dinge thun sollte, welclie nach vielen und gefälirlichen
Weiterungen scliniecken. l'nd wollen wir also rerboffen, man werde
diesen Leuten dem allgemeinen und allerRcitigen bcsondern Wesen
zu bohem Besten alle tbunlidie Satisfaction geben, zum wenigsten mit
frcundlicbem Thun deromaasnen begegnen, dass man sie nicht mit
Gewalt zu Estreniifäten zwinge. Wir unsers untertb. Orte, Bondcriich
aber auch I. Hob. arbeiten alles Fleisaes daran, dass man sie noch
immerfort in terminis halte und nichts ron ihnen getlian werde, wo-
mit die Sache zwischen beiden irreconeiliabel wcrd. —
Weimaii an den Kuifürsten. Dat. Haag 25. Juli 1606.
[Sclinaokende Stimmnog in deo Niedcrlaiiden.l
'i. Juli. Die Frage wird noch immer von Holland und den nndero Provinzen
erftrtert, v\e man sirb in der preussischen Angelegen lieit zu stellen habe.
Inmitlelst seiud echier alle Provinzen ziemlich schweniifltliig und
protestiren bei ihren Advisen, man müsse sich nicht präci)ntiren gegen
Schweden zum gefährlichen Kriege, sondern .... sehen, dass man
durch gütliche Tractaten aus dem Werke komme etc. — Daeu
durfte es endlieb kommen, dass sie alle bescbliesseu werden, man
müsse und wolle Danzig fUr Gewalt und für schwedischen HAuden
bewahren und zu dem Ende mit Volk und Geld der Stadt assistiren. —
Männiglich wOnsehct, dass E. Cb. D. sich entweder polnisch oder
neutral gebalten hätten, und wenn wir darauf anweisen, dass Sie sol-
chen Falls entweder ein Selave der Jesuiten und Barbaren oder
praeda victoris werden müssen, so bilden sie sich ein, sie wUrden
£. Ch. D. zu allen Zeiten haben können garantiren, und sagen an-
noch, auch in Holland selbst, sie werden doch dahin trachten, dass
sie E. Ch. D. retten, sollte es auch wider Ihren Dank sein. —
Weiraan au den Kurfilrsteii. Dat. Haag 1. Aug. 1656.
flmiDür noch die Frage der Bilfleistung für Danzig. Man wüoBClit dem Eur-
rüraten Datier zu treten. Die Ostseeflotte liat den Sund pasBirt Dänemark.)
Noch keine Einigung unter den Provinzen, ob man Dimzi^; mit Uewalt
beizustehen habe oder nicht. Holland ist der Ansicht, dass Schweden
einen solchen Beistand nicht einmal für einen Bruch halten könne, well
die Kiederinnde znm Schutz D.inzig's durch alte Verträge verpflichtet sind.
Andere (Seeland) bezweifeln dies.
Sie bereuen sehr, dass man E. Cb. D. nicht besser gemesnagiret,
i:q,t7r.d .,.*^nOO<^lC
Dio Frage der Bilfieiptiing für Hnnzlir. 63
und kann man soliier nicht Ba^en, wie viel wunderUelier Geilaukeii
ihnen in die Köpfe kommen, wodurch aie venneinen, E. Cli. D. wie-
der zurückzuziehen, welches sie salvircn nennen. Sic dürften heim-
lich jemand echicken, um mit E. Ch. D, reden zu l:)sgen, und viel-
leicht Herrn Dogen, weiln dei-selb auch in ihren Pflichten ist. Für
uns gedenkt man's zu verbergen, weil wir zu nichts al» zu guten
Tractaten mit Schweden ratlicn. Sie wünscheteu die l'illau in ihren
Hunden und sagen, sie könnten dadurch Occasion hahen E. Ch. D.
auch gegen Polen und Moscau zu defendiren, da es .Schweden un-
glfk-klich gehen sollte. —
Die Flotte ist am 22. Juli in die Ostsee nach Danzig gelaufen,
und E. Ch. D. Abgesandter, der v. Kleist'), bereits zu liamburg
gepassirct. Der König von Dünemark hat dem Herrn von Üpdani
seine Ordre geschenket.
Weiman an den Kuifllrstcn. Dat. Haa^ 8. Aug. 1656.
Seclnml bleibt bei peiner 0|)|n)Äitioii gegpii die liiillämlisrlien Vursrhliigc S. Aug.
uiiil Hill, d.'isE mnii iiiclil brotlic ohne Notli; c.'; wird dnliri von Weiiiinn
■Ulli Copes unterstützt.
Der Küifiiiat an Weiman ii. Dügeii. Dat. Hauptqiiartier zu
Warschau 7. Aug. 1656.
[Sie sollen in den NiederliiudL-H eru?l!ich vor dem Knicli mit Schweden «aroen.J
Ob Wir wot der gewisHcn HoflTiiung leben, dass die Herren 7 Äug
Generalstaateu sich eines andern bedenken und mit I. kön. Maj. und
der Krön Schweden nicht lirechen werden; in Betrachtung dass
I. Maj. ihnen alle Satisfaction geben, auch die Interpoeition zwischen
der Stadt Danzig gestatten und alles, so zu Beförderung und Nutzen
der Commereien dienet, eingehen wollen: so befinden Wir doch nöthig
zu sein, dass solches an gehörigen Orten erinnert und vorgeslellet
werde. —
Ergehet derowegen l'nser gnäd. Befehl hiemit an Euch, Ihr
wollet an allen dienlichen Orten solches behörig renionstriren und
Euch dahin bearbeiten , dass Ihrer Maj. obige Erklänuig nicht aus
Augen gesetzt, sondern acceptiret . . . werden möge. Sintemal ') der
König in Polen alle seine Macht olincapabel siebet, ^ui'ch WaiTen
') Ewald V. Kleist als
', Ton Lier ab im CoDCe
kannlfin K an Blei band.
A-iOOt^lc
64 I Bi-andenhor^ und die Niederlande
- etwas Fruclitbarea vor sicli zu thun, zu Friedenagetlanken kommet,
der Fürst aus Siebenbürgen und Cosacken die schwediselie Partei
nunmeiir auch enibrassireu, dass also der Moscowit^r Elfort bei to
wo] versehenen Rilstiingen uiclits wirken mücbtc, und die Sdiweden
durch die geschlossene Allianee mit dem Protectore leiclitlieh zu des-
|)araten Resolutionen bracht werden künnten; welches Uns sehr leid
sein würde.
Joli., Copes an den Kurfiirsten. Dat. Haag 22' 12. Aug. 1656.
(Die Schlacht bei WRracli.iu. Eiodi'uck derselben im Huag]
32. Ang. Vovgestern ist durch Briefe ans Warsciiau vom 1. Aug. die Naehrichl
von der Schl.iclu liei Warschau eingetroffen '). Gratulation,
Man ist hie nit so allerdings über diese Victor! erfreuet, indem
mau immer in diese Gedanken beliarret, I. M. von Schweden diesem
Estat nit zugethan, die Commercien au sich ziehen und die Stadt
Danzig seiner Macht zu unterwerfen Vorhabens sei. Dannoch da
man bei letzter holländiecher Versammlung die Forlschickung dei
nach Danzig destinirten 1500 Mann urgirte, haben melircntheiU Pro-
vincien damit still zu stehen beschlossen, wobei es dann auch vi
blieben und Zweifels oline bei dieser grossen Veränderung der Haupt-
sache wol ferners bleiben wird. So will man auch die 12000 Rth.
monatlich derselben Stadt nit ehe zahlen, man ersehe dann die Com-
mercien an schwedischer Seiten trihulirt und dieselbe Stadt wirklich
angefochten. —
Denen zu Elbing oder Marienburg hiesiges Egtats anwesenden
Gesandten ist zugeschriebeu, die in a. 1040 getroffene schwedische
Allianee zu erneuern, wenn uur I. M. oder dessen Commissarii scbrifl-
lieh approbiren die Acte declaratoire , so unter ihnen ist ausgewech-
selt worden, und hätten sie sich nit so genau an die Worte als wol
an die Sache selbsten zu binden. —
Weiman an den Knrfiirsten. Dat. Haag 22. Äug. 1656.
[Die Schlacht bei Wurachau; Glückwunsch. Die Niederlaude geneigt sich mit
Schweden zu vertraget) ^ die Gesaiidtechari in i'reUBaeu ]
-23. Aug. Wir danken unserni Gott mit Frohlocken, dass er E. Ch. D.
Waffen gesegnet, und erfreuen uns iu Ihrem Glücke, indem Sie nebst
I. Kön. Maj. von Schweden so herrlich obgesiegt wider Ihre Feinde,
■) Die Schlacht bei Warschan 38—80. Juli 165G.
i:q,t7od^>GoOt^lc
Die Scblacht bei Warschau. 55
Der Bimmel wolle weitern Begen geben, damit Ehre und Friede er-
stritten werde, das Ziel aller gerechten Waffen ! Und daaa alle
E. Ch. D. Actiones bis in Ihr hohes Alter so glücklich sein mögen
in guten SucceBsen, als Sie einen immerwährenden Glanz werden
nehmen von einem so gesegneten Anfang in dieser Ihrer Jugend!
Was einige Ehre in ihme hat, ist hie darüber mit uns erfreuet. Der
Staat selbst, wie viel Nachdenkens er biBhero gehabt hat gegen das
Mhwedische GlUck, scheint doch E. Ch. D. zu congratuliren, weil sie
nan für einiger Zeit schon angefangen, was leiser einherzugehen. —
Am '20. kam alhie die glückliche Zeitung an und war am
17. Aug. bereits beschlossen, wie die Beilage meldet '). £. Ch. D.
«erden daraus genugsam bemerken, dass man zu keinen Extremitä-
ten will, wo man einigermaassen sonst aus dem Werke kann. —
Dieseut nächst seind die Ambassadeurs zu Elbing gleichfalls be-
fehliget, auf einen schleunigen Schluss zu dringen, in Cunformität
obiger Resolution. — Gewiss ist's gemclten Ambassadeuren zu Elbing
vioil ein rechter Ernst, also dass sie deswegen hei vielen alhie und
bei der dänischen Ambassade nicht wenig angeschehlet (sie) werden. —
Joh. Copes an den Kurfürsten. Dat. Haag 19J29. Aug. 1656.
jCiinsIiger VerUuf dtr VerLandluiiReu mit Schweden. Schwedische Zollorhöhmig.
Ans Eaglaud. Fliegeodea Blatt über die ScIiUcht bei Warschaa.!
Die Gesandten au^ Elbiug berichteo, dass die Schweden äuseerBt ge- '2!). Äng.
neigt tiud, mit den Nii;derlanden die AllUiice zu enieuera ,,und dieses
Eitats Uutertb;inen nit höher als eioige andere Nation, auch die am we-
Digsteii beschwert würde, anzus'-hliigea." Man itit hier sehr verguügt
diiriiber, obgleich es anderiseits frappirt bat, ,,weil vor wenig Tagen die
aus Liv- oder Finnland liommende KaufhchiETe klagend berichten, dass man
per Last einen Kth. die Zölle verhöbet bat."
Der Gesandte Nieupoort berichtet aus England des Herrn Pro-
lecloris Eifer, die protestirende Partei in Preussen und Polen vorzu-
stellen, und wie er zu dem End mit dem Königl. schwedischen Ge-
Bandteu deliberiret, die Mittel auszußnden, die Widerwärtigen einzu-
halten.
Die Danziger bemühen sich, die Stadt Amsterdam und andere zu
tbun glanben, dass Warschau noch in polnischen Händen sei. Wir
') Fehlt; auch in den Secrete Resolutien. Gemeint ist jedeDfallB der
Entwarf eines Handda- and Schiffahrlavertraga zwiachen den Niederlanden und
Sehwedeu, den Aitzeraa 111. 1276 miUheilt, und der an 17. Aug, na die nie-'
dvrliiidUchcn Ccauiidleti iu Pieussen abgeschickt wurde.
lUtn. I. Oncli. d. Ot. KuniiHen. VII. 5
.yGoot^lc
gg I. BrandeDbnrß und die Niederlande.
haben aber, Urnen selbige Gedanken zuinal zu bcnelimen, dieses bei-
gehends in Druck ausgehen und in deu Provincien hinc inde, wie
auch den roroehmsteu Städten, schicken lassen ')
0. V. Schwerin an Weiman. I)at. Königsberg 11. Sept. 1656.
(Aus Weiman's Tagebllcbevn.)
[Der russische Qeetudle; seiLe InsoleuE; Bein Auira? Preuaaen als ruBsiecheB
Lehn zu erkeouen. Ablelmcudu Autwart des Kiii-rüreleii; das Ziel der (irfiissi-
Bcheti Souvifräuilüt-l
11. Sepl. Ein Gesandter des Mo.'^conitisi'liGi) Cz.'ireii i^t jetzt hier nnil hat
heule seine zweite Audienz gi-liabi, der Sibwerin Ijelgewolinl-
Wollte Gott, mein Herr hätte mit angehört, qua arrogantia et
obetinatione derselbe Mensch die Beleiliung gesucht, und zwar iisdeni
conditionibiis, wie es i)ei Polen gewesen. S. Ch. D. haben eine
Excuse naeli der andern getlian, warum Sie Bich hierauf nicht resol-
Tiren könnten, es wäre eine Sache von grosser Iniiiortanz, S, Ch. ü.
mUssten sich mit itireu Herren Vettern bereden, die bierin iiitcrossi-
ret wären, und dann mit den Heiren Staaten, mit denen Sie so ge-
nau verbunden wären, dass Sie ohne dieselben das geringste nicht
dieser Lande halber tractiren könnten. Das vorige hielt er vor ganz
keine Consideration; wegen der Staaten aber schien oa, dass es ihm
gross Nachdenken venirsaelite ; fragte,' ob S. Ch. D. wol ohne des
Königs von Polen Willen eine Alliance machen durften; und S. Ch. D.
hätten sieb vor den Staaten nichts zu nivehten; sein Czar wäre ein
so grosser Monarch, dnss er gegen sie S. Ch. D. wol schützen wollte,
hätte Geldes genug, mangelte ihm nur eines Hafens, so wollte er
Schiffe genug bauen lassen und sollten andere Schiffe daun wol weg-
bleiben. Wollte endlich wissen, wenn keine anderen Difücultätcu
vorhanden oder weggeräumt wären, ob S. Ch. D. wol Lust hätten,
unter seinem Cznren zu sein? S. Ch. D. konnten seiner Übel quitt
werden und sagten, Sie stünden mit deu Herren Staaten wogen der
Garnison in der Pillau in Handel . . . könnten also ohne dieselbigcn
hiebe! nichts thun; hätten sich auch resolvirt, dieses Land hiufflro
TDD uiemandem zu recognosciren.
Und auf dieses letztere, dilucht mir, wird man wol endlich die
Consilia richten müssen .... ich sehe nicht, was daran fehlen sollte,
'} Belllegend ein im Haag gedrnckleB Flugblatt (2 Bit bl. 4'): Kurtxer
Bi^richt von der | herrlichen | VIÜTOHlt: ~ etc.; worüber weiterhin bei den
KriegBSCten zam J. 1656.
^düvGoot^lc
Die Zumullinngen dea Moacowitera. Gefahr für PreusaeD. Q'J
du8 S. Cb. D. sich nicht jetzt in prietinain huius regionis libertatem
wieder setzen sollte ').
Der Knrftlrst an Weiman xm& Copes. Dat. Königsberg;
15. Sept 8t. n. 1656 (conc. Schwerin).
lOefSbriicbe Lage der Dinge in Preuaaen. Die Moacowiter in Livland; der
ruMitclie Geasodte io Köoigeberg; Aoapnich anr die Leiioehobeit über Preusaen.
Die GeuerBlstasren solleo eraacbt werden, ihre Aulorilät gegen den.CzBreu
geltend tu machen]
Nachdem die Sachen dieser Gegend mit der Zeit sich ziemlich 15. Sept.
gefahrlich beginnen anzulassen, so haben wir der Nothdurfl zu sein
enaeseen , Euch desfalls Nacliricht und Befehl zu geben , wohin Ihr
Euere Xegoriatiou der Orten zu richten habet. Und ist es nun wol
an dem, dass endlich auf Unser unaufhältliches Anhalten I. Kön.
MaJ. Tou Scliweden sicli also, wie mitkommendes Project ausweiset,
[so llir aber nicht äussern wollet, weil es sub fide silentii communi-
ciret) verglichen *). Wir müssen aber sehr befürchten , dass es wol
ui spät sein möchte, indem der Muscowiter mit solcher Macht in Un-
land gegangen, dass nicht wenig zu besorgen, solches bald ganz ver-
loren werden dürfte; Uberdeni er auch mit den Polen allem einkom-
menden Bericht nach sich schon verglichen und mit denenselben ein
Theil seiner Arm^e conjungiren und in diese Lande gehen will *).
AVas derselbe auch vor weitaussehendes Dessein haben mag,
könnt Ihr hieraus leicht abnehmen, dass er einen Gesandten (der
sieb hei der Audienz ziemlich insolent erwieseu) an Uns abschicken
und begehren dürfen, dass Wir das Herzogthum Preussen von ihm
tu Lehen recognosciren sollen, und solches zwar daher, dass es ein
Pertinens des Grossflirsteuthums Littauen sei. Dieweil nun dieser
Nation Manier wol bekannt, dass, was sie einmal begehren, sie mit
Gewalt zu behaupten suchen und ... sie leicht durch die grosse
Macbt, so sie anjetzo beisammen haben, diese Lande, von deren
Grenzen sie nur etzliche Meilen sein, infestiren könnten: so habt Ihr
dieses alda beweglich vorzustellen und dahin Euch eifrig zu be-
mBhen, dass man von dannen aus ein wachendes Auge auf die mos-
■) In eioero gleichfalla in Weiman'a Tagebächero eDthaltenen Antworta-
•chreibeu dat C. Oct. 16011 achreibt W. ao SchweriD: „icb hoffe bald die
Z«it in erleben, daaa ich E. Od. als viodici libertatja nostrae, Stiftern unserer
Sonverainität, xa coDgratulireo habe."
*} Wol der Elbinger Vertrag s. die Note auf p. GS.
', Der WaOeDatillat&nd swiachen Ruaseo und Polen (laWiloa) erfolgle erat
•in 24 October
^düvGoot^lc
58 I- Brandenbarg nod die Niederlande.
cowitiscbe Pro^ressen liaben und die Consilia dahin richten wolle,
dass dieselbigeo in ihren alten Gränzen verbleiben und durch ihre bo
nahe Nachbarschaft die ganze Christenlieit nicht in Schrecken und
Rtetige beschwerliche Furcht gesetzet werden niiSge.
Anfangs wdrde nicht undienlich sein, dass sie ein Schreiben an
den Zaar abgehen liessen und von demselben hegeiirten, dass er l'us,
ihrem Foederato und dem sie auf allen Fall assi&tireo niUssten, wie
auch Unsere Laude schouete und sich als ein Freund bezeigete.
Dergleichen Schreiben ist zwar schon vor diesem abgegangen; tlie-
weil es aber schon vergessen sein mag, die Gefahr auch nunmehr
viel grösser, so wttrde die Reiteratio sehr gut sein; wenn es aber
nicht wol eingerichtet werden sollte, wäre es besser, dass es nach-
bliebe. Und, verhoffen Wir, werden sie kein Bedenken tragen, an
ihre Flotte Ordre zu ertheilen, Uns auf allen Fall zu assistiren. Da-
gegen haben sie nicht zu beftirchten, dass hiedurch die Schweden zu
grosse Advantage bekommen und nachmalen ihnen wegen ihres In-
teresse auf der Ostsee keine Satisfaction geben sollten; sondern Wir
wollen ihnen bei Unsern Churfilrstliciien Worten versiehern, dass Wir
hierin nebst ihnen stehen und nimmer zufrieden sein wollen, bis die
Schweden ihnen alle gebührliche Vcreiclierung gegeben. —
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 19. Sept. 1656.
[Der ElbiDger Vertrag. Das TerhältnUs von Dunzig zn demaelbeo; die aat
Daazig beEÜgliche Claasel Die Holländer dem KurfiireteD daukbar lur äea
Vertrag. BesorgDiBse vor der ruBBiscben Macht; die hoiläudiecbe GesBodtechiTi
JD Dänemarli. Nachrichlen aua EoglaDd.)
19. Se(>t. Seither meiner letzten unterthänigsten Relation . . . ist alhie sehr
wenig fUrgelaufen, und ist Holland zwar nunmehr bei einander nnd
komplet, ihre deliberationes aber quoad publica stehen fast stille und
warten auf den endlichen Ausschlag der Elbingischen Tractaten.
Was nun darunter die verwicheue Woche eingekommen, solches zei-
get der Beischluss, und weilen man daraus das Werk fQr so gut ah
beschlossen meinet, so ist man gleich über die Maassen frohe, uod
wfinschet das ganze Holland gut und bass ein anders nicht, als daas
die Ambassadeuren den Traetat wBrcklich geunterschrieben hätten '>
') Der sogeDannte Elbioger Vertrag vom 1/11. Sept. 1656 ivischeD
Schweden aad den Nieder tan den, worin die Bandeia- and ZollangelegeDheiien
iu der Ostsee iniacben den beiden Nationen geregelt nerdeo aoltteo. Er irt
vn g«drackl, Aitiema III. 1274 ff. Dumont VI. 2. 147 u.a. 0.
A-nOO»^lc
Die mOBCowi tische Gefahr. Der Eibiager Vertrag. 59
Sie vermeinen auch, weilen ihnen nachgehend kein contrarium man-
datum, sondern viel mehr ein gewieriges zugekommen, sie werden
es endlich gelhan hahcn, und dass also der ganze Handel geschlossen
und beigelegt seie. Zwar hat der Danziger Abgeordnete getrachtet
ein wenig dagegen zu brouilliren uud zuletzt auch auszuwirken, dass
ihr Terrilorium mit eingeschlossen und der Stadt also das Haupt
gerestituiret werden mi'ichtei man hat ihn aber genugsam uud damit,
dass sie für Danzig mehr als genug gethan, abgewiesen, und erwartet
man also bei den nächsten Posten das unterschriebene Tractat zur
ßatilicaliim und wird darauf die Ordre angezweifelt ergehen an die
Flotte, dass sie wieder zurückkommen solle. Damit aber nichts rer-
sAumet werde, ist gestern geresolvierl, man solle auf allen Fall und
zum CebcrfluBS an die Ambassadeurs reecribiren, wo sie Über Ver-
muthen noch nicht gesubseribieret, dass sie ohne langen Verzug es
thun und sich an der Danziger Consens- oder Dissensum nicht stoseen
sollten. Und baltens die Kiügesten mit uns daftlr, man hätte selbe
Sta^t darunter nicht viel fragen müssen, weilen man wol wisse, dass
sie ÖlTentlich anders nicht würden thun können, als contradicieren;
innerlich wBrden sie aber wol ein anders nicht wUnschen, als einen
Schluss über ihr Wissen, damit sie sub praetextu necessttatis und
dass man sie verlassen, Polen, da sie sonst viel Gertlchtes für ge-
macht, zur Seite setzen und also mit einem guten Scheine das Mittel
ihres Heils angreiffen möchten.
Ueber der Clausul „salva" etc. ') seind alhie auch unterschieden
considerations fUrgefallen, und sein etliche in dem Gedanken, es sei
eine contradictio in adjecto dabei uud würd' ins künftige nichts
als Streitigkeit dabei zu erwarten sein, und dass dahero wäre
besser gewesen, die Stadt entweder in explicitis termiois gar
freizusprechen, oder blosslich zu includiereu. Schweden muss ge-
wisslich damit auch etwas wunderbar fUrhaben; vielleicht was ihnen
die Noth nicht zulasset itzo directe zu erhalten, in solchen terminis
zu setzen, dass sie es ins künftige dennoch hoffen können. Zudem
verstehet mans alhie diesergcstalt, dass fides polona zwar bleibe
hahitu und nicht actu vel exercitio, und wäre solches vorerst genug,
die Zeit den Rest wohl bringen wUrd; das Spiel wäre annoch nicht
aus. Endlich würde es noch zu Haupttractaten kommen müssen
■) Iti dum Elbioger TracUt ist, DacUdem diu Einecbliessuug von Daozig ia
deQSoIbtii ausgrsprücheD, ooch die Clauacl hinzugefügt: „aalra atque Jntegra
fide, »inaiii praedicta civitas Regi Polopiae debet, et salva incorporationo eiasdem
in Boruaaia".
^düvGoot^lc
JQ I. BrsDdeDbarg uod die Nied«rland«.
und wtlrde maa selbst bei dem Werk endlich seine beständige Haasse
gehen und besorgen können, dase £. Ch. D. und die Stadt Danzig
qnanto magis in ihre Sicherheit gesetzet werden mögen. Zu dem
Ende gedenken sie noch immer auf der Mediation zu bestehen und
verhoffen, solches K. Ch. O. auch nicht unangenehm sein.
Männiglicb protestieret nunmehr heftig, sie mllssen mit E. Ch. D.
Freund bleiben, der Staat ktSnne Sie nicht verlassen, noch E. Ch. D.
den Staat. Sie könnten auch wol sptlren, dass E. Ch. D. die Elbin-
gische l>HCtaten kräftig gesecondieret und dass sonst ihre Leute so viel
nicht wltrden erhalten haben. An ihrer Dankbarkeit sollte es auch
nicht ermangeln und wtirden, drob zu contestiercn, ihre Ambassadeurs
selbst auf Königsberg mit Schiffen sich begeben.
Mit dem muscowitischen Wesen fangen sie an bektimmert zn
werden, und gleichwie sie es vorhin nicht ungerne gesehen, m
apprehendieren sie doch nunmehr, da sie von den Schweden versichert
seind, eine solche Nation, da sie gar zu grosse Progressen Ihun
sollte. Gewisslich hat auch der Staat qua Staat wohl nichts dam
gethan. Ob aber die hollftndischen Leute, so bei der dftnischen Am-
bassade seind, nach ihrer grossen Passion, so sie gegen Schweden,
nicht etwas bei dem muscowitischen Envoy^ dero Zeits ausgerichtet,
drob möchte die Zeit wol endlich die Wahrheit lehren. Gewisslich
ist der von Beuningen ') über die Maassen eifrig gewesen, und zei-
get sololies, dass er Dänemark so weit gepoussiei'et, dass es seine
und weiter als des Staats Gedanken bei diesem Werke angenommen.
Viele verwundern sich Qber selbiges Post und des von Beuningen
Freunde selbst seind mit der Ambassadeurs Briefen nicht wobl zu-
frieden, weilen darin an allen Oerteren ihre privat affeetus zu sehr
herfUrleuchten. Sie seind desswegen auch mit den Elbingisclien Am-
bassadenren, als die gar andere und Friedenswege eingehen, nicfat
wenig zerfallen.
Aus Frankreich ist nichts sonderliches angekommen, und sclirei-
betB E. Ch. D. Residente. Von Engeland war eine Gesandscbftfl
hieliio gedestinieret, um diesen Staat, welcher auch die Madrilsche
Tractaten anfinget zu apprehendiren (dahero auch, wie nötig es Bein
wird, die Evangelische ausser Trennung zu halten), zur Freundschaft
mit Schweden zu animieren. Ob er aber nunmehr noch kommen
werde, mag die Zeit lehren. Der Protector ist nur geschäftig das
Parlament zu regalieren, und möchten dabei noch allerhand DiflTicultä-
*) Niederländischer Gesaadter io DäDemark s. oben p. T.
GüDStige Lage. Ausiichl auT ^ic SonTeraiuiliil io Prensseo. 7][
ten fllrkommea, wie wo! er wol nichts sonderliekeB zu befUrchten hat,
neuen die Miliz mit ihm einig wt. Was nun weiter fUrfallen wird,
darob werde ich künftig weiter berichten.
Weiman nii S(^liweriii. Dat. Haag 26. Sept. 1656.
C.\iiB Weinian's Tagebüchern.)
IKIagu ilber ^vliweiti'n. Cünstipe Lage Tür BruDilL'Dliurg; Holland kann dun
Kiirriirsti-n otclit fallen lasseD. Guter Wunsch für den Moecowiler.]
Kr kliigt tphr (lariibcr, d;\s>~ die SehwedeTi den Wünschen Branden- 26. Sept.
Ijurgti so wenig Entgegenkommen zeigen: ein ilanfen IJürgcr, wie die Dan-
zigcr, bidieu ihieu Willen duiehgcsctzt, und Biaudenburg sollte es uiebti*
Bitte um Gottes Willeo , E, Gn. denken darauf und ratheo zum
Besten! Die Zeit igt geboren, sieli von allem frei zu machen, weil
HUB alle suclien «nd keiner einen dem andern zum Theile gönnen
wird. Wir wollcu's hie ungemerkt den Leuten auchen in die Ktipfe
zu bringen und wollen verhotfcn, es wird uns weiter gelingen, weil
sie ziendich begreifen, wie viel ihnen daran gelegen ist, da^s E. Ch. D.,
als ihr alter Freimd und Religions verwandter, zwischen Moscau,
Polen und Schweden als der Mittelpunkt in seinem Centro geconeer-
viret werde. Gntt gebe, dass der Russe endlich das Gelag bezahlen
müsse!
O. V. Seliwcriii an Weiman. Dat. Königsberg 28. Sept- 1656.
(Aus Weiman's Tagcbllehern.)
[Verhand[iin)[eD mit Graf äcblippenbacb über die Frage der Souveränität fo
PreuBSen.' Lob der jettigen Kinträchligkeit am Hofe des KurfurBlen. FrM-
zödiaube Gesandte beim Küuig, üewegnngeii der Pulen. ÄcuaaitruDg des Kni-
TürstL-n übiT die Möglichkeit einer Abfindung mit iliueD Uober die bedenkliche
Lage der Schweden. FriedetiBbemiihungcn des Btschofs von Ermland. Schwerin
weist ein schwediBches Geachenk zurück. Der Moscowiter.t
Ich flberschicke hierbei einen Aufsatz, welchen S. Ch. D. dem 28. Sept.
Herrn Grafen von Schlippcubacb mitgegeben, und werden wir
fest darftuf bestehen '). Es hatte gemelter Graf nach genommen Ab-
sclieid von Hr. Ch. D. ein Antwortschreiben von Ihrer Künigl. MajestAt
bekommen. Kam also aus der titadt zu mir auf meine Kammer und
sagetc, ce würde alles' gut werden, Ihre Küulgl. Majest. hfttten ihm
so geschrieben, wir sollten alte iura majeslatis et supcrioritatis haben,
und Sie wollten Ilir so wenig Rechtens an der Regierung oder Bonet
') Dse Nähere vgl, w. n. bei den Verbandinngen , die dem Vertrag von
Labiau vorwog Ingen.
^aovGoOt^lc
72 1' BrAndeiibuig and die Niederlande.
hie im Lande anmaassen, so wenig Sie es in THrkeien befuget wftren.
Nur darin bestünde alle Schwierigkeit, wie man bei der Souveränität
ein solches vinculum reriprocum linden möchte, wobei beiderseits
Potentaten zu allen Zeiten ihre Sicherheit fänden, und sein König
meinete, das wäre die nuda recognitio feudi per simplex reversale,
]cli sagete, das wäre das alte, er möchte doch davon schweigen, 6o
hätte ich schon zu Franenburg haben können. Er sagete mir: Ihr
werdet gute Satisfaclion haben, aber es muss gleichwol quid pro quo
sein. Ich sagete, das thäten wir überfltlesig, wenn wir nicht auf den
4 Woiwodschaften so hart bestünden, dann auch dabei die Souveraini-
tät wäre versprochen, und könnten sie den Ort nimmer gefahren.
Er ißt nun damit fort, und werden wir bald vernehmen, was die Re-
solution sein solle; denn wir werden sehr.urgiren.
Es gehet, Gott Lob, itzt bei uns sehr einträchtlich zu; dann wir
sehen unanimiter auf Sr. Ch, D. Interesse, und dass gleichwol die
Schweden nicht ganz riüniret werden mögen. Hätten wir das von
anfangs einmhthig gethan, wir möchten in herrlichem Zustande sitzen:
dann da sah der eine ja gar zu handtgreiflich auf sein Interesse, und
theils waren so heftig gegen die Schweden animieret, dass aus solcher
Brouillerie nimmer was gutes kommen konnte. Und ich darf sagen,
dass diejenigen, so den Schweden am gefehrlichsten sein wolln,
ihnen dadurch, wiewohl wider ihren Willen, die besten Dienste
gethan.
M. d'Avaogour und M. de Lumbres ') seind wieder. beim
Könige. Was eigentlich ihre Verrichtung, weiss man nicht. Man
hoffet sonst, dass die Tractaten nicht ganz abgeschlagen. Indessen
gehen die Polen itz mit zweien Armeen, eine auf Jenseit, die andere
auf diesseit der Weichsel. Sie werden zwar nichts hauptsächliches,
wie ich zu Gott hoffe, mit ausrichten, aber das Land werden sie
greulich ruinieren. Ich habe Sr. Ch. D. unterschiedene Malen zu
bedenken gegeben, ob Sie nicht vermeineten, bei solchem zweifelhaf-
tem Zustande auch bei Polen anitzo zu unterbauen und solche gute
Conditiones zu erhalten. Darauf sagete S. Gh. D., das würde nicht
sein kiilnnen, wenn Sie sich nit zugleich erböten auf die Schweden
zu schlagen, und das wollten Sie nicht thun; nun Sie von' Schweden
gute Satisfaction erhielten, wollten Sie alles bei deroselben aufsetzen;
denn an deren Conservation wäre dem gemeinen Wesen gelegen, und
die Polen wurden doch nichts halten, wann die Schweden nur erst
■) Vgl. über dieae beiden frauzüsisctiea Diplomaleo Urk. u. Acteiiat 11.35C
Potilische Uebpreicht von Scbwerio. 73
getilget wären. Das eeind Sr. Ch. D. formalia, die Sie auch zu unter-
schiedenen Malen wiederholet haben. Daraus ich sohlieesen musB,
dasB es »eie firma reeolutio. Knn zweifele ich ira geringsten nicht,
wir wollen wol gute Conditioues erhalten, dass die Herren Slaalcii
so wol mit uns zufrieden sein solleo, als sie bisher llbel zufrieden
gewesen. Aber ich bekenne , ich hin ein bischen der Schweden
halber in Sorgen, dass, ob man zwar itzo saget, dass der Musco-
wiler Riga quittiret, und wann er's schon nicht getlian, doch nicht leicht
zu fürchten, dass er davon Meisler werden soll, so seind sie doch
damit eines so mächtigen Feindes nicht los, und die Polen werden
sie doch immer abmatten. Ihre Armee ist sehr schwach, es mangelt
ihnen Geld; der König von Dänemark beginnt etwas anzufangen, und
ist nicht zufrieden, dass die Staatischen Gesandten gcschlosRcn zu
Elbingeo. Man kann auch noch nicht wissen, ob der Staat den
Accord annehmen, oder, wann sie solches schon thnn, andere consilia
fassen werden. Ich bin dessen wohl versichert, wenn sie den Zustand
der Schweden so recht wUssIcn, wie er ist, sie milssten ihre consilia
ändern, oder sie wollten dann ölTentlicIi bezeugen, dass sie alle alten
Maximen wollten fahren lassen und zu ihres eigenen Staats Nachtheil
arbeiten. Lasset sie aufs wenigste unserentwegen aufwachen. Ich
will nimmer ebrenwerth sein, wenn sie nicht alle Satisfaction haben
werden. Dann nimmermehr werden S. Ch. D. von dem Punct der
Commercien und Zölle abstehen, wann Sie gleich sonst nichts erhiel-
ten; denn der soll und muss so sein, dass die Herren Staaten völlig
daran vergnQget sein.. Nun auf Danzig glaube ich nicht, dass die
Schweden jemalen weiter Gedanken machen werden, und wenn sie
es schon thun, wird es ihnen jedoch nicht gelingen, die Nuss ist zu
hart; wodurch werden sie dann redoutabcler geworden sein? Sie be-
ginnen es auch zu merken, und bin ich versichert, wenn sie das
Spiel nicht angefangen, sie wttrdens nun nicht thun.
Der Bischof von Ermeland, so hie ist, und in Polen von grosser
Consideration, bemlthet sich sehr um den Frieden, schicket ilz einen
zum Könige und bat begehret, dass wir ihm pro disponendis Polodis
suppeditiren sollten; haben ihm also solche zugestellet, wie er aus
der beikommenden Abschrift ersehen kann, woraus er eine rechte
Instruction vor seinen Canonicum formiret.
Heute ist mir von dem Herren Residenten alhie eine König).
Verschreibung über eine Starostei nicht weit von Danzig, Namens
Mirchow, offeriret, und ob ich ihn zwar sehr gebeten, dieselbige wie-
der zurückzunehmen, so hat er sich doch entschuldigt, dass er sol-
Aj.OOt^lc
74 I- Brandeoharg and die NiederUatie.
eben nicht verautworten könnte; werde also dieselbige mit Schiffer-
poHt dem Herrn ReichskaDzler wieder zuschicken. Bitte, wann Er
davon melden hüren wird, dae mit diesem nicht Ubercintrifft, so wolle
er mich Vertreten; dann ich berichte ihm die Wahrheit und werde es
auch nicht eins iubente principe meo aniiehmen.
Der Museowiter ist fort. Ich hoffe, man werde alda darauf be-
daclit »ein, dass wir dessfals ohne Sorgen sein mögen.
Ich danke ihm dienstlich der genommenen Mühe, daHS er bey
meinem Sohne zu Leyden gewesen, leb bitte ihn ferner rccomman-
diret zu halten. Ich bitte, mein Herr wolle mir doch allemalen seine
Senlimentcn über unsere Affairen geben.
Weiman an den Kui-ftlrsten. Dat. Haag 3. Sept 1656 ').
[Der EybiageT Vcitrag und die tCioredeD DäiicinarkH. D«r Uoge RstificRtiuna-
termin. tirosBLT Kiodruck der NachrichleD über die mosconilUcbe Getabr;
Vortrag der üraDdcuburgiEuliuD ÜL-eaadl schart über dieselbe bei den Ueoeral-
hliinU'Ci und gesli'llto Antrage. Sympalliie Tür die Siiclic der SouverSnitüt in
PrciiBScn. Ofücielle Notificalion des Ktbinger Vertrage |
Seit unserer jüngsten . . . Relation hat man albie immer noch
über Ratification des Elbingischen Tractats gedeliberiret. Und
obwol Dänemark dagegen gearbeitet und der Danziger Abgeordneier
eich sehr bemtthot anzuweisen, dass der Fttrbehalt der Societäten, als
worin der ganze schwedische KaufUandel bestünde, in effectu weg-
nehme die Vergleichung oder die Egalisation der Nationen in Schwe-
den, die man sonst zu grossem Vortheil vermeinet« erhalten m
haben '), so ist doch in der Generalität nicht darauf reflecüret, son-
dern der Schluss ausgefallen , inmaassen die Beilage bezeiget ').
Holland aber soll dennoch ein wenig mehr bewogen und sehr im
Zweifel stehen, ob's damit könne vergnüget sein, also dass man
annoch nicht weiss, was dabei geresolviret werden wolle. Ungezwei-
'I Sic. Der Inhalt ergibt, daes Sept. für Oc(. verschrieben ist.
') Nachdem in dem Elbinger Vertrag Schweden and die Niederlande sich
gpgeuaeitig zugceagel, Ihre resp UaterlhaueD io Itezng aar die Handelszölle auf
dvtn FuHS der iiieintbegüuatlgttru Natiuueii zu behaudeln iconjuuctiseima quaequa
gcns peregrinu), so wird hiuzugerügt: „quod ei vero coullngat, certas ob caoaiu
et urgente ticcceaitale, Dova maiora gravioraque vectigalia in allcrine roederati
domiDÜa imponenda eeae:-taiD eo casu malus grnriuaque a foederato aut eins
Bubdilia non eiigetnr, quau Ipai propra iucolae ac aobditi peodunL ijub qua
tamen aequalitate nullatenus intelligi debent peculiarium societa-
tara et subditaruio personaram ipecialia pririlegia."
>) Secrete ResoUtien 1, 347 t.
^aovGoOt^lc
D«r ElbiQger Vertrag. Die Moicowiter, 75
feit werden sie so lange tramniren als sie können, und weil Schwe-
den den termiDum ratificationis (welches vielen Nachdenken und Wun-
der gibt) auf vier Monaten haben ausgesetzt, so durften die von
Holland sieb dessen vielleicht ultra primam Suecorum intentionem
gebraachen und noch eine gute Weile zusehen, wo die Hachen ailer-
ends hinauswollen:
8onst waren die niuscDwitisehen Zeitungen bereits auch
alhie guten Theils erschollen und hätten dieselben billig den GemU-
thern andere Gedanken eingeben sollen; es ermangelte aber so viel
daran, dass der Mehrentheil sich nicht wenig darüber erfreuet, wie
sehr auch einige der Klttgsten das Werk als eine zumal gefährliche
Sache apiH-ehendiretcn , und dass also wenig Hoffnung war, dass
solche Leute ad saniora möchten gekommen sein. Wenn wir unser»
Theils aber inmittelst E. Ch. D. gnftd. Reempt vom Ib. Sept. erhiel-
ten und drans nicht allein den fHrnehmsten insbesonder die Bewandt-
niss des Werkes aufs beweglichste förstelleten, sondern auch auf der-
selben, wie auch 1. Höh. Giittinden es ins Publicum brachren durch
eine mündliche Conferenz, die wir mit einigen Dcputirten aus der
Generalität den 30. Sept. hielten, so veränderte sich das Spiel nicht
wenig; männiglich ward bestürtzet, und konnten wir kurz drauf, und
zwam sobald in allen Collegiis Rapport gethan worden, eine ziem-
liche Veränderung innerlich und äusserlich rerspUren.
Nun war unser Anbringen erstlich auf Complimenten gerichtet
und dass £. Ch. D. prudentissimis consiliis es hätten vermeinet dahin
alles Vermögens befördert zu haben, dass durch den Vergleich, wel-
chen Schweden mit diesem Staat eingegangen, die Bahne wäre ge-
machet worden, mit Polen zu tractiren und also einen allgemeinen
Frieden zwischen allen Tbeilen zu vermitteln, womit männiglicher
Sicherheit und einem so grossen Theile der lieben Christenheit die
vorige Ruhe hätte wiedergegeben werden mögen. . . Es wäre aber
anders ausgefallen und schiene der Himmel ihr ein solches Facit gar
ZQ sehr versetzet zu haben, indem der museowttische Einfall in
Livland eine solche Veränderung den Sachen beigebracht, dass auf
oiehls weniger als auf Friede und Ruhe gedacht werden könnte, und
dass man vielmehr an allen Theilen der Glinstcnwelt grosse und hohe
Ursachen befunden, die Waffen aufs eifrigste zur Hand zu nehmen,
den Russen entgegenzugehen und also unitis viribus dran zu sein,
dass eine solche barbarische Nation in ihrem wUsten Fttrhahen zu-
rückgehalten und beliindert werden möchte, ganz Europam zu Ober-
schwimmen. Wir zeigten dabei des Czaren Ambition und Kräfte, die
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
IQ 1. BraDdenbarg nod die NiederUnde.
Schwachheit und Division der uiuliefenden Potentaten, die Ruine ihrer
Commercien und waB der muBcowitische Abgesandt« bei E. Ch. D.
abgeben und begehren dürfen; erfiuoheten dahero den Staat um R«th
und Thaf, bezogen uns auf die Allianz und hegehrlen nach ein und
andern Discursen 1) Vorschreiben an den Czar; 2) der Staat möchte
danehst norh dahin schicken; 3) wich alles Fleisses auch bemühen,
ilasH Schweden mit Polen, zum wenigeten mit Dänemark vereinigt
und dabei allerseils K. Ch. D. Interesse qnanto magis befördert und
gesecondiret werden möchte; endlich und 4), dass man E. Ch. D. zn
den get<tipulirlcn Kubsidiis verhelfen und damit nicht säumen wollte,
weil der tcrminus debiti mehr als geexistiret und geboren wäre.
Und ist darauf erfolget, wie oben, und dass Amsterdam und die
andere fUrnehniHlc Glieder aus Holland in Eile zu ihren Principalen
gercisct, um sich bei denenselben schleunigen Bescheides zu erholen;
und weil sie heute werden wiederum hie sein, so werden wir morgen
vernehmen, was ans dem Werke kommen wolle .... Alle zeigen
sie viele Affection und rufen alle, E. Ch. D. müsse sich nunmehr von
dem schwedischen Lehencontract frei machen, die Zeiten seien dazu
geboren, Schweden kilnue und möge es nicht weigern, und wollten
sie gerne dazu helfen. —
Sonslen haben sie uns am verwichenen 20. Sept. durch den Herrn
Capelle und Beverning die Notification des Elbingischen Schlüsse«,
wie andern königlichen Ministris, mit vieler Danksagung und hohen
Gegenerbietungen gethan. —
Weiman an den KnrfUreten. Dat. Haag 10. Oct. 1656.
II>ct' Klnrell der RuBseii in Livlaad. Verzögerung der Ratification des Klbioger
Vertrags. Unlerredung mit dem Bjrgermeisler von AmBlcrdam über die Politik
der Staaten im Norden.)
;i. Seiter der verwichenen Woche ist alhie annoch nichts sonder-
liches fllrgegangen ... im übrigen tliut man nichts als deliberiren,
woraus denn kein Schluss erfolget, weil aller Augen auf Riga nnd
wie es damit ablaufen werde, incerlis animis gerichtet stehen. • Der
Hrss gegen Schweden ist deromaassen gross, dass sie nur mit Lang-
samkeit, Gott gebe nicht zu späte, begreifen können, wie gefährlich
die russische Progressen seind, und dürften dahero auch noch viele
sein, denen der Verlust von Riga nicht sehr zu Herzen gebet —
Die Ratification des Elbingischen Tractates dürfte in Hol-
land so bald noch nicht erfolgen, unterm FUrwand des Wortes
A-nOO<^lC
HolllodiBche Inlerrention bei dem Czuren, 'J'J
cireiter '), der gefährlichen schwedischen Societäten und dasB Schwe-
den Bclbst, nicht ohne Verdacht, vier Monat Zeit genommen. —
Vorgestern redeten wir mit dem Herrn Bürgermeister de G ra e f r ')
und sprachen ab, mau mllsste E. Ch. D. den Brief an den Czar be-
gehrter Maassen geben nnd ein Theil SehifTe nnd die 1300 Mann
Soldaten, so auf der Flotte seind, in Prcussen zur As><istenz Ver-
liesen ... in Kraft der Allianz und deren dabei verBprochcner Sub-
sidien. Und dürfte danebst noch geresolviret werden, dnss mau von
den dänischen und preussisclien Ambassadeuren einige nach Moscau,
einige nach Polen und einige zu E. Cb. D. abgehen Hesse, um aller-
orts die Mediation anzutragen und sowol E. C1i. ü. als des Staats
iDleresse geziemend in Acht zu haben. Wir unaers Orts ratheu biezu
so viel immer möglich uud zeigen ihnen, dass solches das sicherste
sei, wo man nur nicht gar zu lange traisniren wUrd; es niUsstc aber
diese Methode dabei gehalten werden, dass man a jiropioribus anfinge,
mit Schweden vollkommen schlösse, Dänemark coutentirete, E. Ch. U."
alkreuds assistirete und diesem uüehst durch ernsthafte Offieia suehete,
mit Polen und Moscau oder mit Polen allein Richtigkeit zu befTirdern,
damit man den Buss wieder zur Raison bringen könnte; nnd wo
solches nicht sein, oder Polen sieb auch nicht wollte zum Frieden
lenken lasseu, so mUsste man conjunctis viribus gegen beide sein
bestes tbun, weilu dem Staat und Dänemark so wenig als Schweden
uod E. Ch. D. diencji würde, dass Polen oder der Museowit Meister
»erden sollte. —
Weimao au den Kurfürsten. Dat. Haag 13. Oct. 1656.
|Üi« ADgeWgenbeil des Schreibens an den Czaren. Rückberurung der Flutte
im der Ostsee; die Beatiiiimung der lioUäiidiecheii Truppen; wol im uussersten
Nnihfall gegen den Moscowiter za verwenden. HulIEiudische Begithrliclikeil
nach Pillau.|
Seit dem leisten lierivht vom 10. Ort. h;it Weim;ni ein Memoire atij^
die Genera Utaateu gerichtet, woriu er auf eineu baldigeu Beschluss iii der
Augelegeubeic der Staatiäcbcn latcrvcntioii bei ücui Czareii dringt.
Die meisten Provinzen waren ziemlicb zufrieden uud befahlen
aUfortens den muscowitiseheo Brief zu entwerfen; und war weiter
'I lu dem Blbinger Vertrag verpflichten eich die beiden Paciacenten, in
ibrem Herrschaftsbereich die Zölle einzurichten „ad parem cireiter modum
«I taxam, atqne tnm temporis canBlilulH vecligalia rnernnt." Vgl. die Er-
ör(«rDn;en über discen Punkt und über die schwedischen HandelBBOcietalen in
ä«crete Besolutien 1. 350r. Aitzema III. 1283 f.
1 Bürge rmeitter von ÄmBtcrdam,
^düvGoot^lc
7g I. Brnndenburg nod die Niederlande.
nichts schliesslicliea geresolviret, weil Holland da« Übrige ad referen
dum annahm.
Nachgehend ward in Holland eifrig gedeliberiret '), was man
ferner thun sollte, and Ternehmen wir, dase Amsterdam alles Dir
E. Gh. D. gethan und gerathen; andere aber im Gegentheil es dafür
gehalten, man sollte stille stehen, sich zu nichts auslassen, auf Riga
sehen und kllnftig resolvirenj präpariren könnte man alles, aber
schliessen sollte man nichts; die Zeit wUrd ihr Interesse noch reifer
machen . . . Und ist's endlich, wie viel auch wir dagegen gtihan,
dabei verblieben.
Der GrirGer hat dos Concept eines Briefs an den CsareD eutworfeö.
Hullaiid wird erst ktiortigeii Montag erbläreii, ob es mit demsetbea eiorei-
Ktitudeu i^t ').
An die Flotte ist nunmehr Ordre ertheilet, dass alle Schiffe
zurückkommen sollen; und ob sie wol niciit beschlossen, dass die
■ darauf befindliche 1300 Mann E. Ch. D. sollten gegeben werden . . .
so hat unser Memoriale doch noch so viel gewirket, dass sie nicIit
absolute nn die Stadt Danzig und zu derselben Dienet gegeben wer-
den, wie die Holländer anfänglich gewollt, sondern dass geresolviret
worden ist, man solle sie zu Danzig nur lassen landen und näherer
Ordre erwarten; wobei denn Holland mit hohen Contestationen be-
tbeuret, sie wollten sie blösslich und allein zu E. Oh. D. Dienst da-
selbst sein lassen; so lang Sie aber nicht von dem Muscowiter wirk-
lich angegrifFen würden, so verhotfeten sie, würden sie E. Cb. D.
auch nicht begehren, in Betracht dass ilinen gar zu grosser Nach-
fheil daraus erwachsen könnte, wenn sie ohne Noth eine solche Ka-
tion irritiren und Ursache geben möchten, dass der Czar auf ihrer
Kanfleute Güter, welche viel Millionen betrügen, die Hände schlüge.
Wttrd aber E. Oh. D. in offenbare Nofh kommen, so wollten sie
noch Muscowiter, noch nichls ansehen, sondern sie jedesmal unge-
scheut zu E, Ch. D. Dienste gehen lassen.
Was nun weiter hieraus erfolgen wird, und ob's oieht Holland
dahin nimmt, dass sie vermeinen, E. Ch. D. werde ihnen selbst end-
lich die Pillau antragen (worauf heimlieh ihr ganzes Absehen ge-
richtet ist), wenn E. Ch. D. nur in mehrer Noth sein würden, und
üb man nicht auch darum die clevischen Stände ein wenig an sich
gezogen hat; solches mag die Zeit lehren. Gewisslich reden ein und
andere immer von Versicherung der Pillau, ob sie auch E. Ch. 0-
') Vgl. Secrete Kesolutieu I. 354 ff.
') Vgl. ürk. n. Actensl. Ui. 99.
yGoot^lc
KatificatioD des Elbioger VprtrBgB fpreogerl. Holl. Trnppcn in Danzig. 79
fügsam wBnl bewahren künnen? warum nicht der Staat ein Tlieil
Guarnisoo's (Irin haben sollte? Und hat Holland mit den clerisclien
Deputirten hoch hinaus gewollt . . . inmaassen wir kltaflig uutertb.
berichten werden '). —
Weknaii an den KnrfUrsteii. Dat. Haag 17. Ort. 1656.
IFiaoB SlimmDDg \a Hollaoit; immer kommt es ihoeii nur auf PMIau an. h's
gilt zu temporisireD. Omschlag der StiniDiung in nolland au Uuguustrn Sclino-
ileos in den I«tztea Wocben; Verzögerung der RstifiraÜoD des Elbinger Vfrlragg.]
Bulland nach wie ror irre.'^olut uud schwankend — 17. Oct.
nnd gleichwie der Kaufhandel ihr Auge ist, so seind sie bei denen,
die die Hafen, die meiste Macht haben-, endlich sehen sie wqI zurdcke,
aber zu späte, ohne Elfect, und wenn sie viel thun, so haben sie
Mitleiden. Auf wirkliche Hilfe wird man sobwcrlich sehen können,
weil sie selten zu etwas resolviren, ehe das GIflck Partei genommen;
und wird also hie nur dieses mit Uiclierhcit gethan werden künnen,
dasB mau Feindschaft und Uebel verbätet. Gewiss werden sie nimmer
ohne Herzleid ansehen, dass die Pillau in andere Hände komnten
sollte; und bin ich wol versichert, dass sie sieb einbilden, wo die
tiachen nnglUcklioh abliefen, dass alsdann E. Cb. Ü. am fertig»ten
sein würden, ihr Garnison darin zu nehmen. Darauf lauern die
13U0 Mann zu Üanzig, darauf seind endlich-ihre stete Hinceratioue»
gegründet, dass sie E. Gh. D. nicht wollen oder können lassen ver-
loren gehen; darauf sclilftgta endlich, dass sie immer rufen, man
müsse C. Ch. D. quantovis pretio von Schweden abziehen und also
vel invitum salviren. Ich hoffe zu Gott, E. Ch. Ü. werden es auf
solche Maasse nicht nötbig haben. —
Wir lassen das Werk nicht gar zwischen ihnen und E. Ch. D.
unversöhulich werden, sondern zwischen beiden sein, weilu wir doch
ein anderes nicht können; Kuptur wird vermieden und die Verbünd-
nisB so gestellet, dass man ins kOnftig thun kann was man will, und
da ein hohes UnglQck, welches Gott verhüte, Jnmittels zum Spiele
i'chlllge, 80 wäre es noch etwas, auch eine bescbwerlielie Kctraite zu
haben; mit ihrer Macht wird maus immer weiter bringen, wenn
man täglich mehr und mehr siebet, dass sie Schweden nimmer trauen.
Wie nealich zu Elbingen gesehlöfisen ward, da war männiglicb frohe ;
dass solches aber nicht aus Liebe, sondern nur aus Furcht gewesen,
erhellet, da Moscau brach, Polen wieder auf die Beine kam, dass sie
in selbem Augenblick angefangen die Ratification zu difücultiren.
') Vgl. Utk. n. ActBDBl. V. 7ij2ff.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
gO I. BrsDdenbnrg ond di« Niederlande.
Weiraan an 0. v. Schwerin. Dat. Haag 10. Nov. 1656.
(Aus Weiman's Tagebüchern.)
IKrbiütrung Wuimaij'B iibei das huulimüthige Verhalten ScIiwedcDB gegen Bran-
di'nlmrg; es euclit überall den Kurfürsten iu «weite Reihe la dringen. Man
mnss sich kräftig wehren. Weiraan arbeitet daran, Holland um so sicherer z\x
gewinnen und bei Brandenburg festzu halten. Gratulation zur Verbeiralhung.
Bitte für die Residenten in Frankreich und England zu Borgen.)
'•'■ Dass die Herren Schwellen sicli so ungerne anfügen, und sich so
leichtlich . . . ') seind Sachen, die ein gutes Auge zuvoren einiger-
inaassen sehen künnen. Weiss Gott, wir habens befllrclitel! Bestän-
digkeit wür uns nötliig und ein Herze, das dagegen niurrete, und
gegen gute Worte also auf allen Fall in seinem FürnehmeD genug-
sam gebartet war! FUr Gewalt ist nun keine Kotb. Wie, der den
Russ und Polen zum ütfentlidien , den Kaiser und Dänemark zum
beimlicben Feinden, und im Rest nur zweifelhafte Freunde, dem es
an alles ermangelt, der sollte also seine rechte Hand, ein Tbeil seines
Lebens abscimeiden? Unmöglich ist's zu gedenken, unmöglich ist's
zu glauben, und ist wol nichts anders, als S. Cb. D. auf die Probe
zu setzen und zu sehen, obs noch einigerniaassen thunlich, einen
solchen Potentaten allerends an den Ketten zu halten! Dieses ist
vom Anfang ihr Abschen gewesen, darnach haben sie ihr Thun und
Contracten gerichtet, und sehen wirs von guter Zeit bereits in die-
sem Staat, Frankreich, Engeland und anderen Oertern, wie sie
allerend den Grossen gemacht und S. Ch. D. als ein consectaneum
quid abgebildet; wie sie ihre Macht und Muth herausgestrichen, und
ä. Ch. D. für ein suhjcctum misericordiae und welchen sie aus Mit-
leiden sehützeteu, förgestellet. Frankreich ehret nichts denn Schwe-
den, und was sie uns g(>nnen, ist, dass wir schwedische Knechte sein
mögen. In Engeland haben sie S. Ch. D. in keinen Briefen, keinen
Tractaten aufs wenigste herftirgezogen, sondern an allen Oertern ge-
trachtet, Sr. Ch. D. Glanz und Macht in obseuro zu halten. Dieses
saget Herr Wiequefort. Dieses saget Herr Schlezer, und wir
könnens alhic genugsam bezeugen. Wird etwas verloren, so hats
Brandenburg getlian , gewonnen , Schweden. Summa : sie suchen
nichts ftlr S. Ch. D., als dass Sie die Ehre mögen haben, nun und
zu ewigen Zeiten den Schweif zu tragen, und solches gegen so grosse
Wohlthaten und getbane hohe Gelübde!
Sollten dann S. Cb. D. damit zufrieden sein, ein Herr, der zwar
gütig und friedsam, aber in aller Welt billig den Namen führet, dass
') Lücke in der Abschrift.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Krilik der «cliwpdischeii Polilik gpg^iiiiber Hrninlenlinrp. gj
er genereus und Ober allen Zwang der Dienatbarkeit Reie? Keint
Sie mOssen sich retten! Gott und die Zeit zeigen die offene Wegen
dazu. Wird sieb Schweden kenoei), »o wird ef ein solches nicht <Iis-
putiereoi wo anders, eo ists Zeit, zurück zu Beben, sieb seiherzuzei-
gen, und lieber mit Milbe durcbzuhrechen, als mit Hchandc zu die-
nen. Zwam wird solches hart sein, und da mich selltst vor grauet,
weilen icb immer dabei bleibe , Sie können allein nicht rcrloren
gehen. Aus ihrer Corruption an einer komme eine so grosse Ge-
neration (?) an der anderen Seite, dass S. Ch. D. nicht ausser Gefahr
bleiben, zugcscbweigen Ton dem proteetantiscben Wesen, und dass
Sie dessen Wohlfahrt nicht versichert sein können. Was icb aber an
der anderen Seiten auch gedenke, wie schwer das schwedische Joch
und wie bitter es ist, fUr so hohe Guttbaten einen so liederlichen
Lohn, für eine so milde Darreichung Bluts und Guts nur eine rer-
gBldete Dienstkette , das ist nesnm illum vasallagii Suevici mit so
rielcn heimlichen und gel^hrlichen Stricken, da die Pacta voll von
nein, zu empfangen, womit sie doch nichts anders auch noch filrlia-
l>en, als endlich und mit der Zeit Buevica fide dictielbe aufzulösen,
und S. Ch. D. herauszuwerfen. Ist es primum et ultimum in eorum
inlentione, in Preussen Meister zu sein, so dlinket uns, man müsse
Müth tehöpfen, sich selbst auf solchen Fall helfen und gedenken, es
seie besser als ein Löwe zu sterben, als einem Schaaf gleich aufge-
gcBsen werden! Gott wirds versehen, und alle Welt uns die Hand
gerne bieten, als männtglich bereits anfanget, Schweden als den uq-
dankbarsten Haufen, von deeswegen, dass es Sr. Oh. D. billiges Suchen
nicht nur in Bedenken nimmt, üffenthch zu condemnieren und gleicb-
Baui zu verfluchen. Engcland selbst wirds ihnen nicht zu gut halten,
und was diesen Staat betrifft, dem würde es eine Freude sein,
S. Ch, D. von Schweden abreissen zu helfen. Das ist ihr erstes,
das ist ihr letztes, da treiben sie nun so lange Zeit noch auf, und
weilen wir dazu nicht gewollt, so ist uns auch daraus alle die hollüu-
diitphe Kalisinnigkeit gegen S, Ch. D, verursachet worden.
Nun icb wills nicht hoffen, sondern dass der König sich beden-
ken werde, welehes ich zu Gott wünsche. Nachdem wir aber be-
dachtet, wie undankbar, wie wunderlich sich der grosse Minister
heretts bezeiget, und dass man in solchem Zustande sich auch aufs
itgt\6 in eventum bereiten und fertig machen muss, so richten wir
uns schon einigermaassen darnach bei allen Sachen. Wir zeigens
dem Herren Appclbaum'), doch von weitem, und dass crs nur
') Seh« edit eher ReaideDt im Haag.
MUer. u Ottch. .1. Or. KnrfUnMn. VU. 6
^düvGoot^lc
g2 I' BrnodeDbnrg und die Niederlande.
fBhIet. Hit der RatificatioD wii-d man ihn nicht überreden. Die
Excursiones der Soldatesca zu Danzig ') zu verbieten gehet gar lang-
sam, und haben wirB bei Holland tni geheim so weit gebracht, dass
morgen die Schwedische Sachen in eine heimliche Conferenz bracht
und das Werk dahin gedirigiert werden solle, dase mau resolrieren
mßge den Ambassadeuren zu befehlen, daes aie mit ehestem und
ohne Verzug eich zu Sr. Ch. D. erheben und dieselbe zwarn dahin
sollen suchen zu bewegen, dass Sie des Staats Intention mit Kräftig-
keit und ohne Einseitigkeit wollen helfen seeondferen , dabei aber
S. Ch. D, nicht allein dieses Staats guter Affection und guten Ver-
standes versicheren, sondern Garantie und Hcbadeloshaltung contra
quoscunque zugleich und aufs kräftigste anbieten. Diesem nächst
sollten aie zwischen Schweden und Polen die Mediation deromaassen
zu Hand nehmen, dass quocunque modo entweder ein Friede getroffen,
oder dem unwilligen Theile genugsam angedeutet werden solle, dass
sie nebst ihren Freunden die Waffen dagegen zur Hand nehmen
wollten. Polen müsse an Schweden die alten Praeteusioues cediren!
Schweden Preusaen quanto magis wieder einräumen an Polen. S. Ch. D.
müssen in Ihrer Freiheit bleiben, und dann man dieses alles mit erstem,
und weilen alles noch in crisi und der terniinus ratificationis noch
nicht da ist, zur Hand nehmen mtlsste!
Von der Pitlau und der Anleihe hab ich auch gleichfalls Anre-
gunge getbau und finde ziemliche Inclination dazu. Sie werden aber
auf die Conditiones geben, die fllrm Jahr entworfen waren'), und
wdnscbete ich dabero, desswegen Sr. Ch. D, Intention zu wissen.
Wir werden dieses Werk auch immer weiter befolgen, und es auf
alle eventus suchen zu schicken, wird man mit Schweden einig, dass
wir uns nicht vertiefen, wo nicht, dass mau sich dessen gebrauchen
kt}nue, und dass inmittelst und so lange das Werk zwischen beiden
ist, Schweden es dennoch auch merken und sich darnach achten
möge. Ihre Hoheit thut Ihr bestes auch wol getreulieh dabei ').
Viele Stunden bringen wir mit bekümmerlichen Deliberatieu von Tage
zu Tage zu, und werd ich nicht nachlassen vom Sucres immerfort
umständig zu berichten. Holland kommt den 22. ein, und werd ich
inmittelst vielleicht noch einmal nach Amsterdam und den anderen
') Die 1300 M, niederlaDdiechp Truppen in T*an7.\g; vgl. oben p. 7ö nnd
Aitzema KI. 12^ ff.
') Vgl. die Instruclion Toro 31. Aug. n;55, oben p. 7ff.
') Die verniltwtite PrincesBin Aoalie von Uranien, die Schniegermulter .
.des KnrfiirBlen.
^düvGoot^lc
On(e Stimmung- Tür Brandenburg io den Nioderlnnilen. g3
Hauptstftdten gehen. Jedoch werde ich der vorhandenen Poet noch
abwarten und werd im Übrigen nur dieses beifügen, dass wir Ew. Gn.
alle mit einander von Herzen GlUck und Segen wilnscheo zu der
Tollzogenen Ehe ').
Aus Engeland und Frankreich ist faat nicltts gekommen, und
passieret sonst auch nichts sonderliches.
P. S. Ista möglich, so bedenken Ew. Gn. Herrn Wicquefort und
HeiTD Schlezer. Wir haben uns über viele gute Dingeu bespro-
chen, also dass ein jeder an seinem Orte es wol verdienen wird.
Und da man mit Schweden nicht fortkönnte, so würde es aufs liöciiKle
nöthig sein, zu London nnd zu Paris zu agieren und Hr. Cb. D. Ge-
rechtigkeit und Gelegenheit fdrzustellen.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 21. Nov. 1656.
(Nene InMnictioD für die niedcrläadiecheD Gesandten In'Preusat^n. Rolländ'rsch«
RBtbschläge iD BeEiehoog aaf das Verhalten zu Schweden j die fjonverainiiüt
mosa dem Rnrfürslen in den Schooss Tallen; Ft^staDgeo anlegen und mil den
Sländeo verhandeln. Der Kurfürst hat die , .Balance''. Auch in den clevischen
Landen wird für mililSriBche Befestigung der Macht gesorgt. Omchl über die
Pläne des Pfalzgrafen von Neubnrg )
Die Generalität hat jetzt (18, Nov.) für ihre Gesandten in Freus^enSI. No\
eioe bestimmte InBtruction zur Vcrmittelung zwischen Polen nnd Schweden
beschlossen; zugleich —
sollen einer oder einige von den Ambassadeurs sich alsofort zu
E. Cb. D. erheben, dieselbe des Staats guter Affection versichern und
demnach in Vertrauen von obiger des Staats Intention berichten und
E. Cb. D. also suchen dahin zu bewegen, dass Sie sich hierunter mit
'dem Staat conformiren und bei Schweden kräftig coopcrieren woll-
ten, damit es mit obgemelten Condilionen möchte zufrieden sein; da-
gegen sollten sie bei Polen es suchen dahin zu vermitteln, dass
E. Ch. D. damit gänzlich möchte gereconciliiret werden. —
Holland fängt sehr an zurückzudenken; erbieten sich su vielen
hoben Dingen, wo E. Ch. D. nur sieb hierunter etwas mit ihnen
fUgen wollten; männiglich wünschet's auch, und rufen die Confidenten,
damit wUrd nicht allein die vorige gute Freundschall und Alliance
gerestituiret, sondern auch E. Ch. D. in Ihre eigene Sicherheit ge-
setzet werden; sie könnten doch endlich auf Schweden nicht trauen;
was flie jetzt nicht nähmen, besässen sie doch bereits in ihrer Seele;
des Königs Begierde würd, wie sein Muth, ohne Ende sein; wo mau
denselben nicht auf seine Maasse bringen würd, auch gegen seinen
•) Vgl. T. Orlich 1.247.
6*
DqitzedüvGoOt^lc
g4 I- Bramli'iiburg nnil die Nivd^rliinde.
Dank, so wOrd er nimmer ruhen oder rulien lassen ; ein Fussbreit in
Preua»en wUrd ihnen Aclion genug geben, das ganze endlieh zu
suchen etc. . . . und möchten dahero E. Ch. D. sich wo] fUr!<eheu und
dem schwedischen Glück hinfilro so sehr liwrch 'i'raetaten seine
Maasse helfen geben, als Sie l'rsache gehabt, deroselben Unglück
durch die bisherige Conjunctian zu massigen. Zwar möchten E, Ch. D.
sie nicht so gar ex abrupto verlassen; rietmehr hätten Sie Ursache,
sich allmälig von ihnen mit gutem Willen freizumachen, um damit
ein Fundament zu gewinnen, worauf man heniach bei den Ilaupt-
und gemeinen Traetaten von beiden Thcilcn eine absolute Freiheit
erhalten könnte. Wenns aber endlich zu einer Handlung ei-nstlich ge-
rathen wUrd, so niUssten £. Cli. D. aufwachen und zwar zusehen,
dass sie ausser Ruine blieben, aber auch keine Occasion in Handel)
behielten, Ihre Länder und die gemeine Ruhe, so oft es ihnen beliebte,
in Gefahr und Verderb zu setzen. Und wUrd solches nunmehr gnug-
sam in E. Cli. D. Händen und Macht, also dass Sie und der Staat
es nach Gefallen schier würden setzen können, bestehen; es würden
E, Ch. D. dabei auch Ihre Rechnung wol finden können; was l'olen
Schweden, diese jenen nicht gönnen, solches würd E. Ch, D. per sc
gleichsam zufallen, und blieben also E. Ch. D. in Ihrem Preussen und
jetzigem Staate ohne Contradiction wol Souverain; keiner wtlrd es
sehr dispntiren, weil es keiner fast bekommen könnte. Und mUssten
E. Ch. D. bei diesen Zeiten mit Citadellcn und Festungen auzutegeu
und sonst mit dcro Ständen zu tractiren deromaassen fortgehen, dass
Sie hinfUro besser bestehen könnten. Dem Staat wUrd nichts liebers
sein; denn unter allen könnten sie und Dänemark niemand mit
Sicherheit Ansehen und die Balance in denen Ländern besser gönnen
als E. Ch. D., als von welcher sie sich keines Argen zu versehen,
sondern vielmehr alles Liebes und Gutes. Wtlnschen also fast alle
miteinander, E. Ch. D. möchten nunmehr ein gutes sorgfältiges Aug
in der Sache halten, und weil Ihr paene fataliter von allen Oerlern
die Balance und das Spiel glücklich in die Hände fiele, so möchten
Sie klüglich damit umgehen und das Spiel bo lange in Ihrer Gewalt
halten, bis Sie Ihr Ziel erhalten haben würden.
Wir unsers Theils . . . richten alles dahin , dass E. Ob. D. alle-
zeit die Wahl in Händen halten mOge, wo es diesen Leuten ein Ernst
und es E. Ch, D. Gelegenheit sein wird, mit dem Staat anzuspannen,
wo nicht, dennoch die Herren Sehweden und Polen ein wenig damit
en cervelle zu halten, — Dürfte nun das Werk endlich dahin gedei-
hen, dass wir dieses Orts Öffentlich mtichteu sagen, dass die vorige
i:q,t7r.d .t^iOOt^lC
Holland üb«r die preqps. Souveraiuilät. Cluve ond der Nenbni^er. gg
Lehnscontracten und Participation aufgehoben wäre, Bolchen Falle
könnte man auf eine andere Maasee sprechen und fragen, ob sie die
Alliance hatten wollten oder nicht. Sonderlich da man inmittelst im
Lande zu Cleve mit der Besetzung zu Calcar wUrd können fertig
werden, womit denn nicht allein 8. f. Gn. Prinz MauritB zu Cleve,
sondern wir auch dieses Orts iieisgig beschäftigt sein. Wir lassen
die Cond^ische Gefliehter immer Statt greifen und habeuB bei I. Höh.
dahin gerichtet, das» uns aus dem Oranischcn Magazin 12 Stitck
CanoD sollen geliehen werden; Prinz Manrits lasset die seinigen
auch hinauf kommen, und verholTen wir's dahin bald befördert zu
sehen, dass E. Ch. D. damit in kurzem einen festen Fusb im Clevi-
schen (da Sie Bonst bishero gar zu sehr auf dem Sprunge geBtanden)
haben sollen. —
Der Ambassadeur Borecl schrieb aus Paris, der Herr Pfalzgraf
von Neuburg hätte vom Kaiser Sententiam auf 400,000 Rth. zu Er-
stattung des a. 1651 gelittenen Kriegsschadens erhalten, und würden
S. f. D. nehst dem Prinz von Condö mit 10,000 Mann ins Clevische .
gehen, bis erwähnte Summe wllrd entrichtet sein '). Wir künnen
aber unsere unth. Orts wenig Grunde davon sehen.
Weiman au den Kurftlrsten. Dat. Haag 24. Nov. 1656.
(Aus H'illaDd, FranLreich. England. Diu clevischen Slande und die Rüstangen
im Laad. Diverse Nacfarichten über die SouferainitätaTerbaDdluDgeti.]
Seiter unsere letzten ist hie wenig fUrgelaufen ... Holland ist 24. Not
gestern noch nicht gar complet gewesen. Den dänischen Tractat
von Guarantie') wird man, inmaassen er wenig auf sich hat, wol
bald ratifieiren; mit dem Elbingisehen aber sich nicht tibereilen,
weil man sich einbildet, Schweden wUrd damit auch noch immer ge-
mortificiret, um desto ehender zum Frieden zu lenken . . .
Aus Frankreich ist wenig eingekommen und meldeten etliche
nur , . . dasB zwischen Frankreich und Spanien alle Friedenshoffnung
gänzlich zerschlagen, dabero bei dem Hofe auf nichts als auf Präpa-
ration zum Kriege gedacht würde.
England thut desgleichen und dUrfle der Protector an Schwe- .
den, Dänemark und diesen Staat Gesandte abkommen lassen; wobei
') Die gleiche Nachricht auch von anderer Seile Urk. und Actenst. V.
l'O. U7Ü; wo überhaupt das Nähere Ear Urlnuterung dieser Verhaltaiaae.
*] Garantie vertrag mit Dänemark nnd England über den Elbinger Vertrag
Uli! SuhwcJeu; vgl Socrcte Itesolulieo 1. 31!).
^düvGoot^lc
gg I. BrBDdenburg und die NtederlHQde.
denn zu wUnsclieD, dass £. Ch. D. auch nicht vergeBBeu wDrd ; dahero,
dass E. Ch. D. Envoyi Schlezer wieder zur Stelle wäre, um auf
alles gute Acht zu haben.
Von den cle vi sehen Ständen vemehmen wir alhie nichts
mehr, als ilasK ihr rermeinter Agent zuweilen noch um Kesolulion
auf ihr jüngstes Suchen anhält Es wird aber nicht darnach umge-
sehen, weil man cia ander Aug als vor diesem in den preuseischen
iSachen auf E. Ch. D. gerichtet hat. Und wird dieser Mann darüber
zuweilen gar ungeduldig. Heute gehen 20 StUck Canon nach dem
Lande zu Cleve, welche uns theils I. Hob. aus dem oranischen Ma-
gazin geliehen, theils Printz Mauritzen zukommen, um einigen Ort
im Clevischen damit zu versehen. Und geben unsere Gedanken bloss
daliin, wie E. Ch. D. einen festen Fuss im Lande zu Cleve setzen
mögen gegen alle Zufölle.
Im Übrigen verlanget uns von ganzer Seelen zu vernehmen, ob
Schweden auch endlieh es gut mit E, Ch. D. meine und den nahem
Tractat zum wirklichen Schluss werd kommen lassen . . . Der Resi-
dent Apfelbaum kam die nähern Tage zu uns und sagete mit vie-
lem Frohlocken, sein König hätte ihm mit eigener Hand geschrieben,
in gelbem Augenblicke hätte er geresolviret, wegen der Souverainetät
und sonst E. Gh. D. gänzliche Batisfaction zu geben. Es laufen hie
sonst auch andere Zeitungen, die unter der Hand gespargiret und
ausgegeben werden, dass sie aus E. Ch. U. Cabinot herkommen,
die da viel in sich haben. Ob ihm nun so ist, das weiss ich nicht;
möchten aber wol wQaschen, dass sie etwas sparsamer an Fremde,
die zuweilen etwas zur Unzeit und da es gar ungleiche Effecten thut,
debitiren, gecommuniciret würden.
Weimau an den Kiu'fllrsten. Dat. Haag 5. Dec. 1656.
[Aus Uänemark; aua Euglaud und FruiihreJch Clevische AogelegeaheiteD. Ver-
treluug iu Paris uud LoudoD Dolhwendig.]
Die preußsiBche Post ist gestern zurückgeblieben; und schreibt
uns der Herr Kleist aus Kopenliagcn '), dass er daselbst wieder
angelangßt, und des Staat» .\mbaseadeurs als ein geheim, dass der
König daselbst die Elbingische Incluaion noch für sich, noch für die
') Ewald V. Kleist, im Sommer nod im Herbst 1G56 io zweimaliger San-
duDg am däDiscben Hofe, an dem er bis sam BeginD des s chwedi ich -dfeDia eben
Krieges bleibt
^aovGoOt^lc
Sicherheit 8iDsaB8TegelD in Cleve. Condc. Dänemuk. g7
Stadt Danzig: approbire und dahero za einem näheren Tractat mit
diesem Staat inclinire.
In Engeland Jet alles stille und deliberiret das Parlament fUr-
nebmlich Über Beischaffung der Mittel, so zu Ausführung des spani-
nisehen Krieges werden erfordert werden. Und siehet man gnugsam,
daes alles nach des Protectoris Sinne Jedesmal ausfallet.
FraDkreicb präpariret alles zom Kriege gegen den Frühling.
Von den cleviscben Ständen haben wir bishero nichts mehr ver-
iiommen und spUren wir so viel, dass sie wol sehen, es sei bei die-
sen Zeiten alhie wenig fUr sie auszurichten. Die 20 StUcke Canon
werden nunmehr wo! im Clcvischen sein. Und werden E. Ch. D. un-
gezweifelt schon wissen, dass die Condöische ins Oberquartier des
Gelderlands und also auf die Grenzen des Clevischen Landes seind
einquartieret worden. Der Ambassadeur Boreel schreibt auch aus
Frankreich, der Prinz von Condä habe heimliche Commission vtim
Könige in Polen, sich des Landes von Cleve zu bemächtigen. Wie
ihm nun ist, so hält's alles wachsam und mag das Gertlehte Sr. f. Gn.
Prinz Moritzen Desseins dostomchr favorisiren. Hie wird man übers
Canon nicht gehen, man gebe denn eine jährliche Hecognition.
Zu Wien lasset man alles in suspenso; und wird alhie nicht we-
nig drauf gesehn. Es wäre zu wünschen, dass E. Ch. D. zu Paris
und London Ihre Leute wieder zur Stelle hätten, um auf einen oder
andern Fall daselbst Suhsidia zu sollicitiren oder sonst Ihr Interesse
gegen männiglich poussiren zu lassen. Mir dllnket unterth., wo es
recht vorgestellt wird und mit Vigucur, man wcrd £. Ch. U. an bei-
den Oertcm so hoch als jemand cousideriren milssen.
Weiman an den Kiirflirsten. Dat. Haag 12. Dec. 1656.
|Uer Ethiogcr Verlrag. Dänemark bielet eoge AUiuDce. Die Macht CromweH'i
in EoglaDd. Frsnzosiacbe RüsluogeD. Beschwerde der Stadt We>el.|
Allee noch ia iiu«peRiiü; die preuHsi^^c-be Fost lüt zweimal BURgebliebcn. 12. Dec.
Herr Slingelant') hat alhie Rapport gethan, und kann man
dennoch nicht sehen, dass Holland LuHt habe zur Ratification des
Elhingisehen Tractats.
Der König von Dänemark beut diesem Estat aufs neue Allianz
and eine solche genaue Verbttndniss an , dass man , wie die
Worte der Ambassadeuren seind, aus beider Reiche und Länder
Vgl. Urk, u. ActeoBl. 111. 9il. n. 2.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
gg I. BraDdaDbarg und die Nitdurlande.
loteresse eines machen wolle. Vielen kommt dieses verdächtig fllr,
und äah» es nur zu Behinderung der Ratification angesehen und, wie
es ginge, von Schweden damit Vortheil zu ziehen.
In England thut der Protector alles nach seinem Sinne und
hats bereits so weit gebracht, dass nunmehr in Deliberation gekom-
men, oh das Protectorat nicht hereditair sein mUsse. Es stund auch
in guten terminis, dass man hinfttro die Steuern von 60 ad 120,000
Pfund Sterling bringen sollte zu Ausführung des Kriegs gegen Spanien.
In Frankreich präparirt man alles gegen den FrUbling. Mons.
de Thou kommt hie als Ambassadeur ovdinaire; und gibt solches
bei vielen Nachdenken, dass sie gegen den Sommer entweder allein
oder mit England conjunctim «uf Flandern etwas sonderlichs atten-
tiren durften. —
Die Stadt Wesel hat albie gestern abermaln ein Memoriale Über-
geben und gegen die Steuerexecutiones Hülfe gesuehet. Wir werden
aber dagegen wol advtgiliren ')■
Weiman an den Kurftirsten. Dat. Haag 19. Dec. 1656.
[Abschlaes des VerlrigB voa Labiaii; Gtuckwunech dazu. VoreicLUge Art der
Mittbeiluag im Haag and Gründe derselben. Gespräch mit de Witt.]
19. Dec. Wir haben aus E. Ch. D. gnÄd. Bescripto vom 23. November mit
höchster Freude ersehen, dass E, Ch. D, endlich mit den Herrn Schwe-
den richtig geworden und Ihre Freiheit erlangt haben '}. Wir wftn-
sehen E. Ch. D. von dem Allerhöchsten alles Glück und Gedeihen
dazu, damit es in E. Ch. D. hohem Hause so sehr blühen und zu-
nehmen möge, als es E, Ch. D. unter so vielen blutigen Kosten und
gcfslhrlicher Muhseligkeit ziiflcusst.
Wir haben darob in publieo keine Notification gethan, weil wir
deswegen keinen ßpfchi gehabt; babens auch nirs fruchtbarste ange-
sehen, nur massig davon zu reden; man weiss noch nicht, was die
Zeit bringen kann; die Regierung ist hier ombrageuee und das Volk
wunderbar, zuweilen neidig. Wir nennens nur eine Aufhebung der
vorigen Contracten und der Zullpartictpation , und lassen andere und
das GcrUchtc die Souverainität nur gemälig und langsam in die Ge-
mtlther instillircn. Alle seind sie darüber dennoch erfreut, weil ihnen
das Zollwcrk gar zu sehr ans Herze gebet, und sagen, man mQsse
den ChurfUreten nicht verlassen ; denn darin bestehe eia gross Tbeil
'} Vgl, Urlt. u. Acteust. V. 874.
>; Vertrag von Labiaa. dat 10.|20. Nov. 1656.
^düvGoot^lc
Eoglaad aod Frankreich. Weael. Vertrag von Ltbiao. g9
ihres Wohlfahrene. Die am weitesten sehen , sind nur darfiber be-
ktimn^ert, dass E. Ch. D. Bich weiter als zu Erhaltung einee reputir-
liehen Friedens dagegen verbunden an Schweden, nnd rathen, weil
E. Ch. D. bi(4her gar blUglich zwischen beiden geagiret, Sie mCchtea
nunmehr in solchen Wegen coutinuiren und nunmehr in allem darauf
bedacht sein, wie Sie das Erlangte mit Sicherheit sowol fUrs gegen-
wärtig als künftig könnten cooserviren. Und weil solches nicht ward
sein können, wenn ein oder ander Theil durch die Kraft des Schwer-
tes sollte Meister werden, so mflssten Sie Ihr eigen Land, Städte und
Festungen hei dieser Qelegenheit in guten Zustand und best&ndige
Ordre bringen, und jfir allen Dingen . . . daftir arbeiten, dass die
Streitigkeiten zwischen beiden Eönigea durch Tractat und Handlun-
gen beigelegt . , . werden möchten.
Der Rath Pensionarius de Witt gab mir am Freitag eine Visite,
und nachdem ich dieser Sache halber ziemlich umstfindig mit ihm
geredet, wobei es denn allerhand scrupulos gab, so war er doch der
Meinung, man mUsste es E. Ch. D. helfen manuteniren; man dürfte
eich aber alhie darunter mit öffentlichen Sollicitationeo nicht Über-
eilen, weil die Ambassadeurs deswegen bereits genugsam Macht hätten
und mau hiesigem Volke immerfort ein wenig Zeit geben müsste in
so wichtigen Sachen. —
Weimaii an deu Kurfürsten. Dat. Haag 26.Dec. 1656.
[Der Üllbioger Trscüit. Wirkung der BekanDtm&chuiig dea Vertriga von Labiau;
SlelluDg voD Dsosig. Ein miMglückter Versuch PoleoB. Pfalsgraf Adolf von
Zneibriicben im Haag. Allerlei DiplomfttiBchea. Die niederlnndigthe Gesandt-
Bchaft in l'reosBen. — Polniscde laatrnclioD. Pariser NBchricht über VerhaDd-
luagen mit Cromwell.)
Wenig neues; die KatiGcation dea Elbiager Tractats bleibt in suHpeaeo. 36. Dec.
Wir haben gnugsam bekannt gemacht, wie E. Ch. D. vom Kttnige
wiederum alles zurückerhalten und sich in Freiheit gcstellet; nnd hat
solches nicht wenig geholfen, inmaaasen man denn von Zeit zu Zeit
vornimmt, dass die Gemüther mehr und mehr sich ersänfligen und
nach dem Ethingischen Tractat anfangen zu lauschen. Die Stadt Dan-
z)g merket es bereits und kann dahero wenig ausrichten. Ihre Ab-
geordnete halten tfiglich um Subsidien an und, wie ich vernehme,
zuweilen mit nachdenklichen Worten.
Die polnischen Ministers waren beordert zu handeln, wie die
Beilage zeiget (Beil. 1) ; es ist aber nichts darauf erfolget, theils dass
hie wenig Apparenz war zu einem guten Success, theils dass E. Ch. D.
Aj.OOt^lc
90 I' Brandeobarg nnd di« NiederUnde.
Resident xu Paris, der von Wicquefort, sich in solche Sachen, in-
maassen er zu uns gekommen und uns es bekannt gemachet,, nicht
mischen, sondern lieber in E. Ch. D. Dienste verbleiben wollen.
Die Herren Dänen stehen gleichfalls sehr in Zweifel und wissen
niclit, wie weit dieaei' Staat halten werde, und sie sieh darauf ver-
lassen mögen. Prinz Adolf ist för einigen Tagen hiegekommen und
hat man demselben, zu Vieler Verwunderung, viele Ehre angethan ').
Die Generalität und Holland ä pari werden S. f. D. tractiren, und
ist's im tlbrigcn wahr und von guter Hand, was weiter darob iri die
nächstkommende Gazetten gebracht. Alle Verbinderung möchte aus
den schwedischen Societäten herrühren, und wo, solches nicht ist, oder
son^t dem Könige nicht merkliches Unglflck ziistösset, so wird man
mit diesen Leuten endlich wol fertig.
Es kommt auch dieses hinzu, dass man Frankreich in seiner
Armatur nicht allein, sondern auch in andern Intrigues mit England
(wozu denn des Herrn Boreelen secretes Advis . . hiebei . . viel
thut) (Beil. 2) Über die Maasse apprehendiret. Und lebet über dem
fast männiglichcn der Hoffnung, dass Schweden und Polen sich zu
Tractaten schicken und Friede machen werden.
Ihre Anibassadeurs schrieben bei gestrigen Briefen bieher, sie wür-
den sich aufmachen und erst zu I. Maj. von Schweden und darauf
alsfortens auch zu E. Cb. D. erheben.
Weinmiiii schickt ein ihm in bobem Geheiinnicis mitgetheiltes Memoire
der Ueueralätaatcu hii ihre Ocsandteo in Prcnssen').
. Ein jedweder saget, es etelie in Kraft dessen bei denselben Am-
bassadeuren alles zu tbun, sonderlich für E. Cb. D. . . . Oflerwähnte
Herren Ambassadeurs scind ehrliche Leute, E. Ch. D. ziemlich zuge-
tban, und die da wol wissen, dass ihrem Vaterlande es dienlich und
dem Staat nicht unangenehm sein könne, E. Ch. D. quanto magis zu
befreien und zu conservlren. I. Höh. animiren sie über dem noch
bei dieser Post mit einem besonderen Schreiben, und tbun andere
Ihre Freunde desgleichen. Nun, Gott, der Gott des Friedens wolle
Gedeihen dazu geben und £. Ch. D. Consilia dahin segnen, . . . dass
Sie mit einem langsamen Procedere sich von allerseitigem Joch und
■) rfalsgraf Adolf Jobaiin von Zwelbrüubeii , dar einzige Brader des
Königs K arl U u b tav von Schweden ; über Beinen Empfang im Haag s. näheres
bei Ai tzema III. 1301. In Wcimuo'e 'l'agebücherD ßndel »ich in einem Bchrei-
ben aus Frankfurt a. M. vom 20. Dec. 1656 als ein dort umlaufendes Gerücht
erwülinl, dass Friuz Adolf Johann sich mit einer Tachler Cromwells ver-
malen werde.
*) Hb ist die Instructioo vom 18. Nov., die Alliem» 111. I'JÖT miltheilL
„A^iOOt^iC
PriDC Adolf. Eine polDJiche InatraclioD. 9]^
alle Theile von endlichem Verderben klaglich und muthig befreien
mögen!
Beilage I. Instrnctio Generosia S. R. M<'* penes CelGos ac Frae-
potentes D. Foederati Belgii Ordioes Geoerales KfsidentibuK... de Wicque-
fort et Nicolas de Bie. Dat. DaDti'sci d. 29. Not. 1656. — Oratias
agent quam moximas DomiDJs Statibos, rjuod in siiceur^um Regiac Civitütis
NoEtrae Gedaoensis claseem submiseriDt, militcm suppeditariat et pccuniam
sutibidiartum promiseriDt, \a qoo ergo Nos Regnumque Nostrum et elvi-
taten) istam Nostram studio ut permaneaut, rogabnnt.
Invitabitis DomiDou Siatus ad geriam iuterruptornm per invasiouem Sueci-
cam reassumptionem tractatuuin de iuenudo pro securitat« commeruiorum
iu mari Baltbico, et quovis aÜo, contra hostee NoEtros foedere, ut sie firma
ac pcrpetoa inter 2s'os legaumque NoEtrum, ac ipsos coDEorgat amicitia.
Transactio ElbiugeusiB a Legatis Dominoram Statuum com Suecis ioita
Dt coDvellatur et nulla approbetur ratioue, procurabuot; imo si Tuturum
est possibile, ut ue tractatus quidem de moderatione seu melioratione
ipsJDs hie Tel in Dania reassamantnr; Xostram Regnique Noslri gubiuEcrendo
amicitJain, qoae eis longe semper futura est atilior secnriorque, veluti cum
gente sincera ac generosa, et quac vicinorum amicitiaE ex aequo et honesto
magis, quam ex fortaua et utilitatc colit.
Legatis hie existentibus Domini Status novas transmittant pIcDipotentias,
cum ad alia omnia, tum gpeciaüter ad recedendam a dicia tranüactione El-
bingcDisi, quam ad f;imam et rumorem torbatorum sab Varsavia «rmorum
Nostrornm festinaDter et genio Polonorum (qui, quamris fortunae aliquando
in Bcie ee arcommodet, non ideo tarnen statim fincitur) male ponderato
iaierunt; et, modo factum Fuum potius tueii voleut, quam publicum et
commune promovere bonam, adderemus, ut eos eiiam monereut, nc sint
partialee; scd cum adhuc aliud uoti habeamus inuitameutum, quam quod in
proxima andientia, dum eis habiti com Legatis Galileis Lubliui de media-
toribus coltoquii recenseremus seriem, quod nimirum Sueci Üaesarem ad
mcdiationem admittere uequeant, quiajam semel recusaruat; Uollandos, quia
pro declaratie jam eos habeant hostibus; Dannm ideo suspectum esse, quia
claeeem Hellandicam per Oresuadum transire permiserit: ipsi ad hanc
contra se exceptionem nihil penitus respunderunt.
Unde nihil aliud, quam privatim ipsorum (altiurem enim tion vereuur)
matationcm conjecturatour; ideo ad praesens hoc vos tantum erire volumus.
Erellant ex auiinit; Dominorum Statuum, si quam foveiit, ituspicionem, quod
hoc ex hello religio aliquod suseeptura sit damnum, vel Rcx Sueciae, quo-
modouunquc TaTentc rorluna, grarem nimie persecutionem. Abeat unde venit,
uoütris ditionibus dimiasis, iu niaii tcI ultra; hostes quaereio non e^t Fo-
lonorum.
A pprobationem pro Nobis Regauque Nuxtro Uomiuis Statiba» a Gencroüo
Kicolao de B}'c interpositae etipulationis, de nerrandis semper in eodem
Ben praesenti statu Tectugalibus, quandoqnidem ad Nostrum cum Legatis
Domiaorum Statuum coogressum remisimus, ipsi vero eam dou rcquirant: nt
A-nOO»^lc
92 I' Braudenburg und die NiederlaDde.
requireodi et rite recteqne hoc negotiam iDstitueodi halieaHt maDd&fnm et
facultateni, procnrabuot fitlelitates vet-tr^e
Ad mandatum Sacrae BegUe M'" proprium MartiaDus Witrisky,
Schol. Gnes. S. R. M''* Secretariue.
Von demselben Datum der Ciedenzbrier Jobaun Casimir'» für
Wicquefort als ext raord inareu und de Bie als Ordioarresident.
Beilage 2. Advis von Boreel dat. Paris 14. Dec. 1656. — „In
myn dcToir bin iik verobligeerl in't seeret (so 't syn can) overleschryTen,
daC de Eaecke met Conrcrt v.-in de Heere Prottctor hier wert begounen
in resolude ende ter handt genohmen te worden. Want ick van tter goeder
handt hebbe vertitiien ... dot de Heere Proterlor aen dit hof heeft doen
notificeeren, soo hoest Vranckrjck dit werck sal hebben begonnen, dat
is. Uooch. üdck daerop tial daadelyik aeuTülgen, daerby yoegende, datier
iiiet een hollants schip »a] laeten door zee gaen noehtc pasxereo, of hy saVt
doen Tisiteren; ende in weJtk schip hy maer een stnck spaenEch.goet comme
te Tinden, dat. J. Hooch. alles, schip ende goet, sal doen confisqneren." —
Der Knrflirst an Weimaii. Dat. Königsberg 15|5. Febr. 1657.
1657. Kurze Recapitnlati<in des Verlaufs seit der Schlacht von Warschau;
tö. Febr. die Feindseligkeit der Polen gegen den Kurfürsten ist im steten Zunehmen ;
ebenso die Uraiisunikeit ihrer Kriegführung und die Greuel, die sie verüben.
W eiman tioll eine angemessene Vorstellung an die General st aalen deshalb
richten und auf Grund der Alliance von 1655 um schleunige Hülfe bitteo;
es handle tich nni die Conservation des Kurfürsten; es ist womöglich um
Trappen, wo ntdil, um Geld anzuhalten.
Weiman an den Kurftirsten. Dat. Haag 10. März 1657.
IVurstellnugen im Haag übtr die nimc gcfuhrlicho Lage dur Diuge; wenig ge-
neigte Stimmung in Hollanil und in den Provinzen. Gesprücb mit de Witt
Reise nach Amsterdam nnd Cleve.|
10. Mir/. E. Ch. D. gnäd. Reecriple vom 15-, 20., 22. Februar hab ich
gestern ... empfangen und daraus in Untertbftnigkett ersehen , wie
es um die prcussischen Sachen bewandt, sonderlich aber was der
moBCOwitische Abgeordnete angebraeht ') und E. Ch. D. guäd.
gutgefunden, darunter bei den Herren Staaten der Vereinigten Nie-
derlande begeliren und behandeln zu lassen.
Nun ist daraus leictitlich zu ermessen, wie viel der Christenheit,
zugesehweigen diesem Staat daran gelegen, dass man dem aufsteigen-
den Uebel in Zelten begegne; dahero Freunde und Bundesgenoflsen
'} Vgl. Pufendorf VH. J. G, and die Briefo dea Kurfüraten an den Färaten
Joh. Moriti vou Nassau ans dieacr Zeit Urk. u Actcnat. V. 892. f.
A-iOOt^iC
Cromwell n. d. ÜDterxDchnngflrerht enr See. Sohlec-bl« Stiminiing in TTollaad. 93
die Hand ans Werk schlagen, Hltlfe und Ratli beitragen und also
(las gemeine InteresBe retten helfen. Wir unsers untertli. Orts haben
aueh zu allen Zeiten uns lassen aufe hächste angelegen sein, solches
alles anzuweisen und die Geniflther kräftig einzndrDcken, indem wir
von weitem immer gezeigt, wie gefährlich es dem .Staat sein wUrd,
die Ostsee in «ine Hand fallen zu lassen, £. Gh. D. zu abandonniren,
^k'hweden ad estreuia zu bringen und also Polen, Mo»cau, Oealerreieh
oder wer es sein niüchte in Preussen Meisler zu machen; mit dem
Hinzuthun: wire der Krieg übel angefangen, bei Schweden zu viel
gethan, bie und durt nicht allerdinge wol verfahren, so BtDgste man
daran als an vergangenen Dingen sieh nicht derouiaassen stossen,
<lnss man darum das gegenwärtige vergessen und nlsu aus Übel ärger
machen sollte; Keid, (lass und andere passiones mtlssten fllr dem
Interesse biegen und weichen; man möge daher die Hand kräftig
anlegen, den Elbingischen Vertrag ratificiren, E. Gh. D. Hülfe leisten
und also durch deren Kraft und Gewichte einen raisonabeln Frieden
mit Polen und die Erhaltung guter Innigkeit mit Dänemark und
ät'hweden ernstlich befürdem; dieses wäre der nächste und sicherste
Weg; Separation zwischen Schweden und E. Ch. D., Aureitz- und Auf-
niegelung anderer Nationen wären Gräuel und solche Extrema, wo-
dureli nothfyendig mtleste erfolgen was man suchet zu evitiren, indem
die Waffen nur einen wUrden können Meister machen, da doch der
Staat von Anfang so grossen Schreck fllr getragen.
Wir haben auch soviel damit ausgerichtet, dass die meiste Pro-
vinzen uns darunter seind beigefallen und also verhütet haben, dass
durch Antrieb einiger violenter Humeuren der Staat zu keinen wirkli-
chen Extremitäten gelanget. — Dass man aber gedächte, man mflsste
weiter gehen, sich der Partei mit Herz und Freundschaft annehmen,
Hülfe thun, wie es auch Namen haben möchte : dazu sehen wir wenig
Hoffnung und haben von der Zeit ab, dass E. Oh. D. sich mit Schwe-
den gefitgct, darob gar keine Sicherheit sehen können.
In Holland hats einige herbe und bittere Gemtlther, die durch
allerhand Passionen sich von Zeit zu Zeit haben lassen einnehmen;
sie seind voll MUstrauene, Kargheit, Furcht, Langsamkeit und hassen
ihre Feinde weniger als sie ihre Freunde vergessen zu lieben. Und
erstrecket sich solches Uebel auch hie und dort in die Provinzen, in-
maaseen Holland mit seiner Macht drauf eine starke Influsion und
Wirkung zu allen Zeiten gehabt. Und kommts also daher, gleichwie
man ohne Holland im Staate wol etwas kann verhindern, dass man
ohne Holland daselbst nichts fast thun kann, und dase wir dahero
A-nOO»^lc
94 I- BraDd«nbarg and die NiederlaDde.
wol Weiteningeo und Ruptur verhllten, aber E. Cb. D. ganz nicht
Tersichern mögen, daes der Staat nacb so gestellten Sachen das
wenigste effective für Sie tbun werde. Der Hass gegen Schweden
ist gar zu sehr gross und eingewurzelt, und vermeiiien die hitzige
noch immerfort: E. Cb. D. mQssten in Moth aein, solle man Sie retten,
und man mUsse Sie in etwa verlassen, wo Sie sich Ihrer selbst an-
nehmen, das ist, TOD der BchwediBchen Partei wieder abtreten sollten.
Es wird ddd beschlossen, erst in Hollftiid zu aondireo, ob der Kurrürst
überhanpt Aussicht hat aoT UDterBtGtzQDg: auf den guten Willen von
Holland kommt es doch an. Znnüchst Unterredung Weiman's mit
de Witt, dem er neben anderem beEonders anch die Bedenklichkeit der
russischen Einmischung zo Gemiith führt und ihn zu verBulaasen aurht, in
officieller Weise den Antrag zu stellen: „dass der Stnat E. Ch. D. mit
Brieren an die Moscan, mit Subsidien und einem Theil zum wenigsteo der
Danziger Völker an die Hand gehen möchte."
Dieser Mann nun war wol zufrieden, befand mein Anbringen
roll Gewichtes und der Art zu sein, dass billig darauf zu sehen,
sagete aber, er könnte nicht rathen, dass man annoeh in public«
daraus reden sollte, man mllsste die Gemllther unter der Hand dazu
präpariren etc. . . . fbgte aber endlich unter andern höflichen Conteata-
tionen dieses hinzu: wenn der Staat zu einem oder andern reaolviren
wUrd, BO wollte er verhoffen, £. Ch. D. würden solche Halfmittel
nicht gegen ihre Intention und Interesse employircn; fragend, ob und
auf waB Maasse wir sie deswegen geziemend versichern woUtfin und
könnten. Und dann: weiln man aus der Allianz, als welche notorie
gegen sie gemachet, nichts prätendiren könnte, wenn sie Geld vor-
echiessen wllrden, ob und wie man die Restitution tbun wollte.
In dem ersten Funkt, erklärt W., würden von Seiten des Kurflirgt«n
genügende Versicherungen gegeben werden.
Was aber die zweite Frage anginge, da bielten's E. Cb. D.
dai^r, der Staat wllrd keine Restitution begehren, weiln E. Ch. D.
solche Mittel zu Conscrvation des gemeinen Wesens anwenden wür-
den. Sollte aber der Staat es so nicht rerstehen können, sondern
Erstattung begehren , so wollten wir von E. Ch. D. unterth. verneh-
men, ob man die Versicherung nicht auf die l'illau, und zwarn sol-
chergestalt als es fUrm Jahr gennmmcD, geben könnte. Und scbloss
ich endlich, er mOchte das Werk wol erwSgen, sein bestes dabei
tbun und gedenken, dass die Zeit geboren, mit E. Ch. D. was gutes
auszurichten; ... es wUrd eine Separation sein, die der Staat so
lange begehret, aber ohne Extremität; E Ch. D. würden sich mit
dem Staat in effeclu abereins alliiren, aber ohne Ruptur mit Schweden.
Aj.OO<^IC
Weiman and de Witt 95
De Witt sngt seinen guten Willen für ans Zastandekomnien za; der
Knrrürst werde nur gnt dabei fahren — „fnniittebt dnss man Sie mit der
rillau BO waa an der Angel hielte, würd man Pie In andern Sachen, und
zwar den elevischen, desto gcEchmeider finden."
leb werd darauf nun weiter nach Amsterdam, und welln inmit-
teUt doch wenig vereSumet werden kann, bei Nacht und Tage nach
Clere eilen, um zu rechter Zeit wiederum in Holland zu sein. —
Der KorfUrat an Weiman. Dat. Königsberg 29. März 1657.
[Anlwort auf die Bedenken d? Wilt'»-!
Indem Wir de« Pen»ionarii Fragen wol und reiflich llberlegen, ü9, MärE.
80 mUssen Wir bekennen, dass Uns dieselbe in etwas befremdet f^r-
komm^n, weil sie doch allerseits leicht erinessen kOnnen, dass wir
alle erlangte HUlfsmittel wider niemand ■andei-w als Unsere Feinde an-
zuwenden gedenken und das», wann solche Emplfiye wider des
Staats Interesse und Intention laufen eollte, es fQr Uns keine Hütf-
und Rettungsmittel sein würden. Der Zweck Unserer Actionen ist
Friede, und dasa derselbe Je eher je lieber ohne ferneres Blutver-
giessen gestiftet werde. Dieweil aber dieses Werk nicht allein bei
Uns, sondern auch bei dem Widerpart stehet, so müssen Wir auch
Unsere actiones nach desselben Coraportement richten und, wenn die
Ruhe nicht in der Güte zu erhalten, nothwendig Uns der Waffen
darzu gebraueben, und halten Wir dahero daHir, es wUrde ein solches
Dessein nicht wider des Stnals Intention oder Interesse sein und dahero
es keiner andern Versicherung bedürfen.
So Tiel nun die andere Frage belanget und dasa die Allianz
notorie gegen Schweden gemaehet, da findet sieh nun wol nichts
davon in der Alliancen selber, und obgleich das polnische Wesen und
der schwedische Einfall Gelegenheit gewesen, die Sache zu poussi-
ren und zur Richtigkeit zu bringen, so ist doch dieselbe gegen kei-
nen in apecie gemeinet, sondern in gemein gegen alle diejenige
eingerichtet worden, welche Uns und Unsere Lande überziehen oder
feindlich angreifen müchten .... Und weil auch dergleichen üfFent-
liche Pacta und BDjjdniBse ihren Effect haben sollen, so würde Uns
auch mit der Hülfe wenig oder gar nichts geholfen sein, dafern zu
derselben nicht ehender Anstalt gemaehet werden sollte, als wenn die
Noth und Gefahr uns albereit überfallen. Demnach so werdet Ihr
solches alles nochmals, nachdem es sich schicken möchte, meanagiren
der Pillau halber aber nichts Tersprechen oder Euch deshalb rerbind-
lich machen. —
^aovGoOt^lc
gg t. Brandenbarg nnd die Niod^rtaDilo.
Weiman an den KnrfÖreten. Dat. (Haag 27. M«rz 1657) ').
[Keue BemühuDgen um die Uaterstülzung Hollande. Danzig gegen Pillaa.]
n. Nach W.'s Rückkehr in den Haag neue Bet^prerhn n gen mit de Witt,
der wirdernm Reine Bedenk lieh keilen vorbringt; man wolle dem Kurfürsten
gern helfen, aber „man müsste wissen, zu was Ende, mit vns Sicherheit
nnd gegen wen", nnd namentlich verl.ingt er wieder Sicherheit auf Pillan,
wie nie ]65ö xugetiagt worden Bei. Mit den allgemeinen Versiehe rangen,
nuvon Weiniaii spricht, meint de Witt „doss mami damit nicht würde
heben können."
Es wird danci bescblosseii , ein Memorial bei den General Staaten ein-
zugeben, was auch e. d. 21. Mär^ vor den 0 euer al Staaten rorgctrageii
wird. Die spe'cielle Autwort steht noch bevor; jedenfalls scheint der Ein-
druck ein ganz guter zu sein nnd ist „auf allen Fall kein Schade damit
gCKcheheu, dass man sie auf die AUiuuce eiuraal angespioclien."
nierbei Memorial au die Gencralstaaten, dat. 27. März in
40 Punkten, darunf hinaus kommend, Anns nnch Darlegung der Lage der
Knrfürat verlangt, die General Staaten sollen an den Grossl^rslen von Mor-
cnu schreiben und Gesandte schicken, ihn von seinem Vorgehen abzumah-
nen: ferner dem Kurfürsten Subsidien zahlen; desgleichen eine exiraordinire
Beisteuer unter Gestalt eines Aulehens oder sonst, mit geeigneter Vor-
Sicherung
Es ist die Rede von eiucm Dcsscin der Danziger anfP.llau, in Betreff
di'Sseu Weiuun und Copes ein Memiiire an die Generalstuaten eingeben
(niclit vorhanden).
Der Kurfürst an Weiman. Dat. Königsberg 12. April 1657.
(Drängen um Subaidten; Plllin nichi zu rerpßudpn.J
1^'. April. Antwort auf vorige Relation; zu näherer Begründung werden ihm die
Propusit Ionen des nioscowi tischen Gesandten niitgellieilt. Auf dem Snb-
sidium muss bestanden werden.
Sollte mau aber damit cunctiren wollen, 80 habt Ihr nochmalii
darauf zu bestehen, dass Wir Uns bei so gestalten Dingen notlnreo-
dig würden zu England wenden uiDsRen.
Viir.-cliläge in Bezug auf Verpfändung vi>n i'ill.m sollen abgelehnt
und nanientliih anch nnf die J.ilousic von DÄni'niiirl: liingf wiesen werdfu.
Weiman an den Knrfüreten. Dat Haag 10. April 1657.
(Keine Aueaiclit auf Hilfo|
10. April. In der Angelegenheit der Sobsidien nnd des Schreibens an den Mos*
cowiter ist man noch niilit weiter gediehen. Holland wird erst demnächst
susamraeiitreten.
■j Abachrift o. l>.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Wenig AasBicht üot holUndiBche Hilfe. 97
Der HasB gegen Schweden ist gar zu gross und bezeuclit sicli
auch auf E, Ch. D., als welche dafUr angesehen werden, dass Sie
Schweden gar zu sehr unterstützen. Uns ists zwar hnrt und zu be-
klagen, wir nittssens aber immer repetireii, dass E. Ch. D. nach so
bewandteu Sachen alhie Bchwerlieh etwas wirkliches zu hoffen; und
mag alle unsere Mtthe und Arbeit ein mehres nicht fruchten, als dass
wir arges helfen abkehren, der Partei zum besten, und dass wir die
Sachen in terminis einer gemeinen Freundschaft halten.
Weiman an den Kurfilrsten. Dat Haag 14. Mai 1657.
IHulUnd zielt aar Pillaa; auf Hilfe nicht zu hoS'eu. Bt!vor9ti:1iei.i<ler d.'inischer
Krieg, Die Stadt. Müuslpr gegen ihren Risehof]
Gestern hat der Ruth Pensionarius de Witt mit I. llnh. geredet 14. Mai
und heute mit mir; es hat aber kein ander Ziel dabei, als dnHS Hol-
land die Pillau absolute und wirklich in ihrem Besitz zu haben be-
gehret und auf solchen Fuss wol Volk und Geld herzugehen kein
Bedenken tragen wbrd.
Das kann nirlit zugegeben werden, und so stockt die ganze Angelogenheif.
Die Ambassadeurs aus Di^nemark schreiben vom G. Mai, dass
es sich daselbst zur Ruptur gflnzlich anlasse mit Schweden. —
Deputati der Stadt MUnstcr seind auch hie und eifern so sehr
gegen ihren Bischof, als sie sehr protestiren, dass sie zu E. Ch. D.
ein besonder uoterth. Vertrauen setzen.
Beilie ;end; Menioiinl der MünBtcrscIien Gesandten au die Genrralstiialen,
worin die Staiit unter Berufnni!; auf ihre alte Sfpllnng als Metropole von
Westfalen und oIs Hansestadt die Ocncralstnntcn eri^ucht, sie in ihre
Allianee und unmentlich in die Verbindung aurznncLinicn, welche die Nie-
dertande jetzt mit mehreren Stauden des Ueielis abzuschliessen im BegrifTc
stünden >).
In den folgenden Wochen wenig Berichte von Belang; es bleibt hier
xonächst alles beim Alten, und die Niederlande verzögern jede Entsdiei-
dong, in Erwartung der mittlerweile durch die Kriegserklärung Dänemarks
gpgen Kcliweden vorgehenden Veränderungen.
In Weiman's Tagebüchern ßndet sich aus dieser Zeit Nachricht von
riaer Audienz, die der Bpauische Gesandte im Haag, Dun Estevan de
Qaniarra bei der verwitweten Prinzessin Amalie von Oranien nm
M Juni hatte; der Gesandte cunteslirt, wie gut Spimien und Oesterreich 8,
') Gedruckt bei AitÄsma IV. 71. Vgl. Wicqnefort hiet. d, prov. nn. It.
454 fr. Tücking Oeschichte des Btina Münster unter Christoph Bernard
T. Galen 28 ff.
Hitit. I. 0*Kh I
„A^iOOt^lc
98 I' BraDcleubarg nnd d'w Niederlinde.
es mit dem KurfürsteD meioten und bittet die Fürstin, sie möge daza be-
hilflich sein, da.s3 ihr Scbviegersobu die schwedische Partei trerlaBEe nod
sieb mit den Polen und deren Freunden aussöhpe. Die Princessin lehnt
es höflich ab, sich in die Angelegenheiten des Kurfürsten zu mischen; doch
beschliesst sie dann mit Weimau, ihm von der Propo<:ition des Spaniern
Meldung zu machen; und Weiman stellt in seinem Schreiben anheim , ob
man nicht, wenn dabei bessere Bedingungen zu erlangen, darauf eingehen
wolle.
Beiliegend ein Memorial Gamarra's, worin er alle die Vortbeile
aufführt, die dem Eurrürsten aus der vorgeschlagenen Verbindung erwach-
sen könnten; namentlich die Eroberung von Pomraern — „son legitime
patrimoinc" — wird in Aussicht gestellt Was die Souveraiiiitat in
Preussen betieffe, so werde dieselbe allerdings schwer bestehen bleiben
können; aber ea würde dem Eiirrursteii die Errichtung eines obersten^
Jnstiztribunals in Preusseu gestaltet werden, um die lästigen Appellationen
nach Polen hin ab7-nsthafl"en; auch würde man in Pulen gern bereit sein,
die Verpflichtung zn persönlicher Lehetisempränguiss aufzuheben. Für das
weitere soll der österreichische Gesandte Lisola an den Kurfürsten ge-
schickt werden.
2f>. Juni. Schwerin an Weiman dat. Königsberg 25. Juni 1657 |: Zeigt ihm an,
dasE der Kur^U^^t jetzt entschlossen ist, sich vün Schweden loszumachen;
die Einleitungen sind gelroß'en; VVeiiuan soll mit der Princessin von
Oranien darüber sprechen und ihren Ralh erbitten:|.
2^-JHQi. Schwerin au Weiman. Dat. Königsberg 28. Juni 1657. Den
Schweden ist nicht sehr wot xa Muthe. Man bat brandenburgischer Seits
dem Abzug des Königs ans Preussen nicht widersprochen, aber sich doch
so darüber geäussert, dass man erkennen Hess, dies könne eine Veranlas-
sung zum Bruch werden. Anf die Proposition Gamarra's ist es augen-
blicklich nicht thnnlich zu antworten. Lisola wird erwartet.
5. Juli. Schwerin an Weiman. Dat. 5. Juli 1057. Li.sola wird noch
immer erwartet; wenn er keine besseren ßediuguiigen bringt, als die Ga-
marra geboten, wird er keine sonderliche Aufnahme finden; in diesem
Sinne soll auch Gamarra bedeutet werden.
10. Juli. Schwerin an Weiman. Dat. 10. Juli l(>d7. Gestern ist Lisola
angekommen. König Karl Gustav wünscht sehr eine persönliche Zu-
sammenkunft mit dem Eurfdrslen; es wird aber nichts daraus werden; die
KurHirstin ist sehr uupässlich '). Schwerin glaubt, dass der Kurfürst za
Tractaten schreiten wird; aber noch ist seine Intention nicht ofl'enkundig,
iil- — •!') *e'S3 nicht, woran er ist; bald wüthet und tobt er, bald ist er
humillimus. Ich bin am übelsten dran."').
■) Am 1/11. Juli wurde sie von einem 3ohn entbnndcn, dem UHchmaligen
KarfüTsten Friedrich III.
•) Chißrirter Name; vermuthlicli Graf Scblippenbac li, der ata Vertreter
dar latereesen des Könige Karl Gustav sich am Hofe des Kurrürsten befandi
vgl. Droysen Prensa. Polit, III, 2. 34S.
^) Alle diese Kxcerple ans Weiman's Tagebüchern.
.yGoot^lc
Oamarra. Lisola. Holland sawarteod. 99
Weiman an den Knrfttrsten. Dat Haag 24. Juli 1657.
[MiDoichrache Geschäfte. Dr. Jena erwartet. Im Haatr die Situntioo norer-
iodert: eawartende Stimmung. Neue Wendung dps Kriege iliirch den Weggang
itt Schwedeokönige aug Preusaen ; Ansicht darüber ia Holland. Gespräche
mit de Witt; SprÖdigkeiL gegen den Gedanken der Souveraiiiititt in Freuesen.
EiDo BulancealelluD^ «ird jetzt Tür den Kurfücateu gewünscht; Dicht feindliches
Anftreten gegen Sc^hweden ]
Als man zu Cleve mit den tnärkigclißii Ständen alles zur Rieh- 24. Juli.
tigkeit gebracht und Fttrst Maurilz bei ihme festgestellet, wie man»
mit den clevischen hinfUro zu halten, so bin ich ... am 22. alhie
nieder angelandet. Ich habe dabei för mir gefunden E, Ch. D. gn.
Rescript vom 5. Juli und werd demselben zu unterth. Einfolge gegen
den 4. Aug. mich wiederum nach Cleve verfugen, gestalt daselbst ■
E. Ch, D. geheimen Ratha D'" Jena Ankunft') abzuwarten und als-
dann weiter gehorsamlieh zu referiren.
Hie hab ich inmittelst die Sachen in einem solchen Zustande be-
funden, dass in meiner Abwesenheit nichts versäumet und in meiner
jettigen Anwesenheit Tielleicht noch wenig zu thun sein möchte. Der
Staat bleibt bei seinem alten Thun, rathschlaget viel und schleiisst
wenig, arrairet zu Wasser, um alles en cervelle zu halten , und weiln
andere sich inzwischen von allen Seiten sehr embrnuilliren, so betrtl-
hen sie sich Tielleicht nicht am meisten darum, weil sie den Vortheil
daraus ziehen, dass sie nur zuzusehen haben. —
Die meisten reflexiones fallen nunmehr und nachdem der König
Ton Schweden aus Preussen weggegangen, auf Polen und was E. Ch. D.
dabei thun werden. Holland wünschet und hoffet, E. Ch. D. werden
bei dieser Gelegenheit sieh in etwas herausreissen , dahero sich mit
Polen wieder in so weit setzen, dass Sie zum wenigsten auf gute
Conditionen Neutralität bewerben; sie vermeinen, Schweden gebe Ur-
sache, der Herr Lisoln Anlass, Polen gute HofTnung, und würden
ihre Ambassadeurs darunter zur rechten Zeit auch einkommen. —
Gestern hab ich darob mit dem Herrn de Witt lange Unter-
redung gepflogen und alles deromaassen gepräpariret, dass ich ver-
meine, E. Ch. D. gnäd. Befehlen ein Genügen geleistet zu haben.
Die SouverainitAt, Ermland und dergleichen will annoch nicht
wol durch den Magen, ich weiss schier nit warum, und da man doch
bekennt, dem Staat sei aufs höchste daran gelegen, dass E. Ch. D.
quaDto magis versichert und sowol gegeu Polen als Schweden ver-
stärket werden mögen. Dann war es dies, dann das; endlich aber
■) Vgl. Urk. ODd Actenat. V. 90-2.
7*
^düvGoot^lc
100 ^- BfaiJeiburg ond die NiederlHnde.
nahm er an, es, soviel inü^licli dahin zu richten, dass ihren Atnbaesa-
deuren mit eliisfeni aufgegeben werdt'n Bollte, bei Polen zu befördern,
dass E. Ch. D. darunter ^ewillfaliret und Sie also in dem Stande,
da Sie sich anjetzt in belinden, gelaHsen ivenlen möchten. Vermeinte
aber, E. Gh. D. würden diese Zeit und Ooujuuctur nit mliäsea ün-
fruclitbarlieh vorbeigehen lasüen, wie maus auch machete.
So sprechen auch andere, die E. Oh. D. am meisten geaflfectio-
niret sein, und rathen, wenn Polen die Souverainität, Ermland oder
dergleichen anböte, so hiTttens E. Ch. D. freilich anzunehmen und
demnächst Ihre Waffen von den Kchwedisclien alizuzichen , sich zwi-
schen beiden und neutral zu halten und endlich durcli fürsichtigea
Balauciren einen solclien Frieden zu befördern, wodurch beide Kro-
nen hinfllro ausser Huin und soviel niögücli in Gleichheit gehalten
werden möchten; nnd würden durch solche Wege E. Ch. D. sowol
als auch der Staat am bebten zu ihrer ßcchnung und Sicherheit ge-
langen fürs künflig.
Sie begreifen auch endlich, dass ihnen nicht weniger als E. Ch. 0.
die seliwediaehe Kuui und der Polen gar zu hohes Glltck ex aequo
bedenklich seie; die Waffen dahero gegen Schweden zumalen feind-
lich anzunehmen, dazu können glimpHicbe i>eute, denen das Werk
bekannt und E. Ch, D. Heimtntion und Wolfalnt Heb ist, nicht rathen
und ziehen darunter viele Ursacheti an. Alle aber bleiben sie dabei,
E. Ch. D. mtissten bei dieser Gelegenheit Vortheil «chalTen, es sei bei
Polen oder Bchwedeu, und dennoch uimmcrmehr aus den Augen
lassen, das ganze Werk deroniaassen terminiren zu helfen, dass kein
Tlieil des andern Meister werde. Zwar sei es delicat, mau niilsste
aber einen beständigen Zweck in allen actionibus haben und darnach
sich, so viel es dennoch möglich, immerfort richten ; und wllrde solchen
Falls, da E. Ch. D. nämlich sieh obged. Maasse mit Polen setzete,
der Staat sich zur Guarantic und gemeinen Consiliis hinfUro besUln-
dig wieder einlassen.
Weiman an den Kurfilrsten. Dat. Haag 31. Juli 1657.
|Die nene Situalioo im nordiacbeo Krieg. Alle Itu neun e gegen Braiidciiboi^ und
Neid über Beine Krhlge. Neue AbmikliiiungeD , iiiclit ncliv gegen tjcliwedeu
aafzulrelon; auch Weimaiis Anaiclit. Dfiueninrli wird von den Oencrol st aalen
völlig im ijticli golaaseo wei'dvii. Llolirmdisclie AjipreliciiBioiieii nach allen Seilea,
Allgemeine UD8ichorheil.|
3i.JnIi. Unkinre Stimmungen im Hang über die neue Sitnalion in Prenssenj
je(lerm.-tiiu verlangt jetzt von dem Kurfürsten schlconigEtes Aufgeben der
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
Mstthi^rzige Slimmnng in Holtand. XOl
schwedischen Partei nnd Versöhnung mit Polen, ohne die Schwierigkeit der
Sache za ermessen, nnd ohne dass man geneigt ist, dem Kurfürsten zur
BenutZQng der Situation behilfl'ch zu sein.
So stehet man stille, verschlagen unil hckOmmcrt, und weiss
man eehier nicht, wo man sich zwischen dem Guten und dem Neid
hinwenden solle. An einer Seite sichet und erkennet man des Staates
loteresse in E. Ch. D, Verstärkung; an der andern Seite strebet und
streitet annocU der alte Groll gegen einen Potentaten, der in vielen
Dingen gegen ihren Sinn verfahren; und wissen sie also nicht, ob
man den Anibassadeuren in Preussen befehlen solle, dass sie in specie
auf die Feststellung der Souverainität mitarbeiten und Polen dazu
disponireu, oder bei dem alten Memoriale vom verwichenen Jahre
nur verbleiben sollen. —
Wollte Gott, wir wDseten jedesmal und in Zeiten, wo etwa
E. Ch. D. Gedanken und consilia hinzielten; man könnte an diesem
Orte nunmehr, ceu vertice rerum, zuweilen wol Dienst thun.
Wieder Anmahnungen (wie gcnölitiltch, angeblich aus dem Mund hie-
siger wolgcRinnler Freunde) sich lieber auf die Balance zu stellen, als etwa
aaf die Seite gegen Schweden:
Ohne grossen Vortheil, ohne Sicherheit, ohne Satisfaction von
Partei und Interesse zu verändern, solches wÄre gar zu bedenklich;
Frankreich, England und andere wären nicht ausser Acht zu lassen,
und stiege bald wieder aufs hüchstc, was in einem oder anderen
Augenblicke sich in etwas niedergelassen hätte; und verhoffeten sie,
E. Ch. D. würden solches nach Gelegenheit Ihres Zuetandes hochver-
nönftig erwägen, inmaassen wir es auch unsers geringen Orte hillig
dahin lassen gestellet sein. —
Dieses muss ich melden, dass der König von Dänemark von
hier wenig Hülfe wird nach so bewandter Sache zu gewärtigen haben;
er ist eingestiegen und dürfte man ihn nunmehr baden lassen . . .
Man fanget bereits an zu sagen, man hab die Ruptur gänzlich abgc-
rathen. Dänemark hat auch zu vernehmen gegeben, man mtlsste die
Commercien in und mit Schweden sclilicsscn und die Zufuhren be-
hindern. Holland aber will davon durchaus nichts wissen, sondern
es lieber mit Gewalt verhindern.
Nach der muscowilischen Domination auf der Ostsee verlanget
ihnen auch nicht mehr so gar sehr, sondern man fanget an, einen
Schreck dafür zu haben; inmaasscn man denn auch fär allem heflig
apprehendirct, dass England eine so grosse Macht in Duyns hält und
man sich besorget, wo mau Dänemark zu Hülfe kommen wUrd, dass
A-iOOt^lc
\Q2 I' Brandeobui^ und die Niederlande.
der Protector das Gegenspiel thun dUrfle. Und kann man also am
diesem Staate nichts sicherers melden, als dass alles unsicher ist. —
Weimaii an den Kurfürsten. Dat. Cleve 22. Ang. 1657.
[Besprechung mil Jeiia in Clove über diu rr>tniEcbe KÖnigBW&hl. . Frankreich
gegen eine österreichische Wslil. Spanten, Polen sehr eutgegenkommeDd Tor
BruDdeubarg; HoUatid bedenklich, Meiaungen für und gegeu die Politik der
Balance; vermittelnde Ansicht)
I Aug Am verwichenen 9. Aug. bin ich aus dem Haage nach Thurnhoet
gegangen und von dannen am 16. alhie zu Cleve angelanget. Ich
hab daselbst E. Ch. 1). geheimen Rath Dr. Jena annoch gefunden,
dahero E. Ch. D. guäd. Befehl zufolge mit demselben aus denen
ihme committirten Sachen geredet'), wobei wir, nach erwogenem
jetzigen Zustande der Sachen und Zeiten, denn der Meinung gewor-
den, man könne zwar nichts festes ralheu, bis man sehe, ob und wie
weit E. Ch. J). sieh mit I'olen setzeu werd; denn solches die Sachen
sehr afficiren wllrd. Jedoch weil es vernuithlieh, dass es zu einigem
Schluss gedeihen dürfte und dass dadurch die Interessen mit Oester-
reich guten Theils leidlicher werden mtissten, so zeigete es sich von
selbst, was Weg endlich zu hallen sein wllrd. Wo auch Baiern
für sich nichts wollte, inmaassen es das Ansehen wol hat, so wire
C8 noch um desto sicherer, dass keine Veränderung gross zu machen.
Mons. de Thou sagetc und zeigete mir's aus seinen Briefen,
Frankreich wäre geresolviret, alles dabei aufzusetzen, es wäre Geld
oder Volk, um Oestcrretch draus zu hallen.
Was kann's aber machen, wo Cöln oder Baiern ein solches Ziel
nicht auch haben? Und zweifelt's uns endlieh nicht, E. Ch. D. werden
demnach dero Gesandten darunter dero gnäd. Willensmeionng eigent-
lich und näher Überschreiben.
Gleichwie Frankreich es thut, so unterlässt Spanien auch seines
Thciles nicht, E. Ch. D. aufa höchste zu mesnagiren ; und sagte der
Herr Gamarra vor wenig Tagen noch, man wtird E. Ch. D. alles,
was Sie nur begehren würden, ohne Zurücksehen zuschlagen.
Der polnische Resident gibt auch selbst zu verstehen, mu
mUsste E. Ch. D. nichts weigern; man wllrd es aueb nicht thun und
wäre er dessen aus fUrnehmen Schreiben wol versichert —
') Ueber die bevorstehende römische Königswahl, eu welcher Jen« ab Ge-
sandter bestimmt nur.
,Goo<^lc
Ver*chied«De AoBichten nnd Rathechläge. ^03
In Holland ist allee damit gleiobssm aufgefOllet, dass E. Ch. D.
wieder wendeten und polnisch geworden; Wagen und Schiffe seind
voll davon. Die Elugeste aber seind darnnter ziemlich bekümmert
und furchten fBr Reputation und Sicherheit; alle VerSndemngen wä-
ren geßhrlieb , die polnische Partei schwach . . . wer erwählete nü-
seros amicofl, wer vertrauete sich zd leicht an versöhnte Feinde? Die
österreichische Htllfe wäre weit entlegen und unsicher, die dänische
nicht mächtig genug und bereits nicht sehr glQckticb; die polnische
aber nichts denn Greuel und Verderben, wo sie käme; von dem nie-
derländischen Staat könnte man wenig wirkliches oder'gates erwar-
ten. Dagegen wäre Schweden wachsam, geschwind, in Holstein ver-
stärket, glücklich und immer versichert, wie es ginge, daes Frank-
reich und England endlich die Hand dran bieten mlissten und wttrden.
Bei denen aber stünde nunmehr die meiste Macht. Zu geschweigen,
dass MoBcau sich zuletzt mit Schweden aus Neid gegen Oester-
reich wieder fügen mOchte. Und wie ee sei, Bo wäre es allerdings
verdächtig und gefährlich, die Pfaffen in Polen und Oeaterreich in
beiden durch Eriegsmacht Meister zu machen. Balanciren und aufs
höchste ohne Partei so viel möglich Tractaten zu befördern, und eol-
cbes auf gute Conditiones , wäre eowol fUr das evangelische Wesen
als E. eil. D. das sicherste — und was desgleichen.
Jedoch sprechen andere auch anders und zeigen dieses und jenes-,
schwedische Schwachheit; im Glück Härte und Untreu, und dass sie
E. Ch. D. bei diesem Werke ^r zu sehr verlassen . . . zwischen
beiden zu sein, wäre an beiden Seiten gefährlich, und weit das beste,
ein Theil zu wählen und zu agiren. Und wollen dieselbe, man müsste
gar bis in Holstein gehen und daselbst suchen dem Wesen seine
Endschaft zu geben, das übrige wUrd von selbst hernach wol folgen
und sich anschicken. An Grund und Ursache ermangelte es E. Ch. D.
nicht, indem Sie im Anfang von den Schweden gezwungen und im
Ende davon gänzlich verlassen und drangegeben worden wären, nicht
ohne VerbrechuDg der aufgerichteten Bündnissen etc. , . Und dass
Oestcrreich gar zu mächtig werden dürfte, wäre so gefährlich nicht,
als dass Schweden seine Monarchie auf einen Fussbreit weiter als
bishero ausstrecken und vermehren sollte.
Andere dagegen weisen onf einen Mittelweg hin —
man sollte von Polen die Souverainität, Satisfaction, Ermeland zum
wenigsten bis zu Ende des Kriegs oder auf gewisse Jahre, von Schwe-
den Neutralität und zwischen allen die Mediation suchen zu erhalten,
und also die Waffen zwar quovis modo conserriren, aber doch so
A-nOOt^lc
"IQ^ l- Brftadenburg und die Niederlande.
weit suspendiren , dass man sehen könnte, ob mau aus dem Werke
nicht durch den Weg der Tractaten kommen könnte. . . .
Und Beind dieses bo die Gedanken, welche dieser Oerter am
meisten in's Mittel kommen; und wUrd ich meines unterth. Ortes, da
E. Ch. D. micii drum gnäd. fragen würden, mit dem letzten mich am
leichtesten fügen. E. Ch. D. werden aber in arena die beste Consilia
fassen können. — "
Weirnan an den Kiirflirstcn. Dat. (Cleve?) October 1657.
[Dur Vcrlrug von Wthlau Kindruck in Uollapd. Aiilcilio für Däacmark.
Ilolirmdiaclie Ang!>t vor Fmiikruich und Engtand.}
October. Aus ilen preust^ieoheo Briefen ersieht er den AliKchliias des Kurfürsten
mit Pillen '); er will alsbald (ans ClcTe?) nach dem Hang, um bei den
uocb Ters.immeUeii Staaten von Holland sogleich d<is Notbige zu thun.
Alles ist itu höchsten Gisd gefpaiint, etwas nälieres zu erfahren: Wei-
rnan stellt die Sache in das für Uraudcnburg güusiigste Lieht —
und glaub ich es, wicwol ohne jeitiands Aufsehen oder AergernisB,
soweit gebracht zu haben, dnss dadurcli die consilia pro |:König in
Dänemark :| ziemlich angestArket und sonst auch ins Mittel gebracht
worden, ob man nicht etwa einen Minister an E. Ch. D. Hof senden
oder einen oder zwei von denen Ambassadeuren , so bei Schweden
sein, zu E. Ch. D. abgehen lassen sollte.
Man hat auch sonst im äusserlichc«, da die polnische Partei und
schier jcderman mit vollen W^orten ausschreiet, dass E. Ch. D. sich
mit Polen off- und defensive gegen JÖchweden verglichen habe, eine
weit grössere Gunst als vorhin bei den Regenten, sonderlich denen
. von Holland erspUren können. — Ob man hinfüro nicht weiser sein
nnd lUrsichtigcr mit E. Ch. D. umgehen werd, solches mag die Zeit
lehren; inmittclst soll für Dänemark gerceolviret sein, dass man
Sr. Maj. mit einer Anleihe von 1500 m. Gulden gegen Vei'pf^ndung
der Zölle an die Hand gehen wolle, wiewol Holland darob bishero
noch nicht«) zur GencralitHt einbringen lassen, und zu besorgen, daas
es mit der wirklichen Auszahlung von deswegen, dass ein gut Theil
der Provinzen darunter ziemlich schwierig und nicht geinstniiret sein,
laugsam hergehen möchte.
ludess wird auch vielfach noib be^weirdt, da&6 die Niederlande blch
irgendwie etiergii-ch gegen Schweden betheiligen werUvu. Müti fürchtet die
Franzosen und die Engländer, die in Flundern immer grossere Fortschritte
gegen die Spanier machen.
') Vertrag von Wehlau dat. 19. Sept. 16ÖT swiseben dem Kurfürelen und
Polen.
^aovGoOt^lc
Vertng roa Wehlan. Stadt MöDSter. ]^()5
Die schwedische Miniatri sagen auch rund heraus, alles waa Hol-
land an DftDemark thun würde, Bolchee wAre der Protector es foedere
schuldig hinwieder an Schweden zu prästiren.
Weiman an den KurfUrsteii. Dat. Haag 30. Ort. 16.Ö7.
[Die polDiBch-brandeuburgiecbe VersöhouDg. Der Kampf iwiecben Munater und
dem Biscbori die HullAndtr lÜBten gicb, der Stadt zu heiroo: was einen Frieden
bewirkt. Die däniacbe Anleihe von der ProvioE Hullaod berürworUt nnd
vorauabeEahlt |
Von etlichen Wochen hero ist hie fast nichts in Consideration 30. Oct.
gekommen, als E. Ch. D. Versöhnung mit Polen und das MUnster'-
Bche Wesen. . . . Und ists endlich dahin gediehen, dase hei Provision
der Commissarius Pelss ') zu E. Ch. D. zu gehen beordert und
mftnniglich der Meinung geworden ist, ehe man Ambassadeurs schicken
sollte, mtlsste man zuvorderst von der Sache nShem Berichtes ab-
warten und zusehen, ob E. Ch. D. selbst nicht deswegen etwas an
den Staat gelangen lassen wollen. Wir unsers untertb. Orts leben
anch der Hoffnung, dass solches geschehe und uns mit ehistem E. Ch. D.
Befehle und Instruction zukommen möge, wonach wir dieses Staats
inclinationes , weiln das Eisen noch warm und die Affection fttr das
polnische gemeine Interesse noch Krafl hat, mesnagiren können.
Als viel aber das MUnstersche Wesen betrifft, da ist am
20. dieses bei Holland und am 21. bei der Generalit&t geresolvirct,
dass man die Stadt, nachdem der Herr Bischoff die Mediation abge-
schlagen, mit Kriegesmacht retten sollte'). Man trug dem Herrn
Rheingrafen das Commando auf; zu Fuese und zu Pferde ging die
meiste Macht des Staats nach Groll als auf den Rendez- vous-platz-,
alles niarschirete etc. Wir unseres Ortes thaten in publico nichts
dazu; wenn wir aber betrachteten, dass E. Ch. D. der Stadt nicht
abgeneigt und durch dieses zum wenigsten die liguistische Neubur-
gische Desseins in etwa gebrochen und £. Ch. D. Freundschaft dem
Estat so nöthig und considerabel als es gewiss werden wUrd, dass,
an Statt einer Allianz und BUndniss, Neid, Uass und Feindschaft
zwischen den neuen Feinden aufkommen mflsste, so waren wir auch
nicht dawider, sondern gedachten, wenn gleich das Exempel voll
nachdenklicher Consequenz wäre für andere benachbarte Länder, so
möchte das Reich hinfliro solches resentiren.
') Niederl&odiscber CuanniaBar io Dauzig; vgl. obeu p^. 45.
<j Sacietfl BesolutieD L &60 ff. Wicquefoit IL 457.
yGoot^lc
106 1' Brandenburg und dia NiederUude.
Kurz, sie hallen sich in der Angelegenheit zurück, zuma) sie glauben,
dasR es zu ernstlicher Actinn doch nicht kommen and der Bischof Gcbon
Tur der Drohung Hollands zurückweichen wird; wie denn bereits auch
mehrere dahin lautende Is'achi lebten hier eingetroffen tind ').
H o 1 1 a n d hat sein Advis wegen der dänischen Anleihe auf
600,000 fl. zur Generalität cingebraclil, aber darauf ein mehrers nicht
erhallen können, als dass es die Geeomniittirten der Provinsen ad
refcrcndum angenommen '). £s ist dennoch gewiss und bekennet»
der Herr Kosewing selbst'), da&e Holland inmittelst das Geld schon
wirklich ausbezahlet und darftlr die Hypothek am Sundzoll ange-
nommen habe.
Weinian an den Kurfürsten. Dat. Haag 6. Nov. 1657.
[.Subsiilien für Däuemark. Der Krieg in Flaudero; die englischen „veiligia
cisDiarina"; HollaDd jetzt ganz eifrig; Anerketinang für die braadeDborgiacbe
Polilili Schniurigkeit der Behandlung dieses Staates ]
IV, Dieser Oerter gehet anitzt sehr wenig für. . . , Inmittelst zahlet
Holland die vor diesem gemcltc 600,000 fl. an Dänemark und ist
der Herr Roscwing deswegen zu Amsterdam. Zwarn hat die Ge-
neralität dazu, als es Holland förstellete, nicht direete verstehen
wollen; wenn sie es aber auch nicht ofi'entlich gecontradieiret, so
nimmt Holland soklies pro tacito cnnsensu an und gedenkt, die Zeit
werde den liest wol nachbringen. Wir waren unter der Hand von
Holland untersuchet, die Provinzen hie und dort in etwas zu dispo-
niren; es wollte aber nicht weiter damit gelingen, als dass die fDr-
ncbmste zu verstehen geben, Holland möchte nur fort gehen und nicht
zu viel fragen. Dilnemark hat dafür die Zölle im Sund und Nor-
wegen verschrieben Auf andere Einkünfte der Krön hatte man auch
geprätendiret; es saget mir aber der Herr liosewing, dass er sol-
ches rotuude abgesclilagcn hätte. Es mag Dänemark wo! im Grunde
wenig helfen; sie sehen aber hichei fUrnchmlicb aufs Gerttehte und
das Engagement einer so fUrnehmen Provinz.
Männiglich stehet auch in suspenso schier wegen des flandri-
schen Wesens und glaulit man fUr gewiss, dass England selbst auch
den Franzosen nicht allerdings trauen könne, sondern immer besor-
') Vorgleich Kwiscben der Stadt nod dem Bischof dat. 20. Oct. 1657; öfl«r
gedrackt, Londorp Ä. T. Vlll. ^^u. a. C; vgl. Tücking 53.
') Socrete Besolutien 1. !>61B'.
■^ Henrich Willemaon Rosewingo, dunischer Gesandter im Haag.
A-nOO<^IC
Däniachs Anleibe. England ■ „ventigia ciBinarina". 107
gen mflsse, dasB Frankreich der Englischeii vestigia ciamarina sehr
apprebendire und dermalen einst subito und Dber Vermuthen sich mit
Spanien setzen und vergleichen möchte. Zwar iats nicht ohne, dieser
Estat auch hat grosse Ombrage von den englischen Desseinen in
Flandern und wissen nicht, ob man nicht umzusehen. Wie es aber
ein Werk von grossem Gewichte ist, so stehet man immer stille und
getröstet man sich, dass man dagegen an der Ostsee fDr der engU-
sehen Macht sich desto weniger zu befahren habe. Aus welchem
allen denn wol abzunehmen, dass sie sichs 'lassen ein Ernst sein,
nunmehr ihr Macht und Ansehen allerdings dabin zu verwenden, dass
man mit Schweden quocunque mudo zu Beruhigung und Versicherung
der Ostsee möge richtig werden. Sie contestiren auch aufs höchste,
dass ihnen nichts liebers sein werd als mit E. Cb. D. nunmehr wieder
in gutem Vertrauen zu stehen und zu verbleiben-, und sagete mir
gestert der Rath Fensionarius mit vieler guten Bezeugung, würden
E. Ch. D. alhie wie in Dänemark von dem polnischen Tractat und
Ihrem Fflmehmen einige Eröffnung thun lassen, so wollten sie ihren
Ernst im Werke selbst erspUren lassen.
Die Versammlung hatte ad certas causas aus allen Gliedern
eichere Deputates hie gelassen und hab ich Gelegenheit gehabt bei
einigen Gastmahlen und sonst bei besonderen Visiten denenselben
erinnerlich wieder zu GemUthe zu fnhren, wie wir sie immer ver-
sichert, dass E. Ch. D. der Zeit so gewisse wUrden Acht haben dem
gemeinen Interesse zum besten, als es gewisse wftre, dass Sie der
Zeit, das ist der Noth, zuweilen hätten müssen weichen, und dass
sie solches nunmehr im Werk sähen; wenn aber E. Ch. D. dabei
schier fümehmlich auf des Estats inclinationes gesehen, ohne dass
Sie jemal dagegen Etwas genossen , sq verhoffeten Sie , man würde
Ihr auch nunmehr mit Bath und That besser an die Hand gehen als
nir diesem geschehen. Und gaben sie allemal darauf zur Antwort:
wie sie uns dero Zeit, da E. Ch. D. mit Schweden wirklich gecon-
jungtret gewesen und wir nichts anders in publice getrieben, als
man mflsste Schweden nicht zu hart fallen, nicht viel trauen mögen:
so bekenneten sie zugleich, sie hätten zuweilen zu wenig getban und
mOsste man solches den verworrenen Zeiten zuschreiben; gar au ge-
fährlich aber würde es gewesen sein, wenn E. Ch. D. des Staats
Fflrschlägen nach dero Zeit, da die schwedische Macht annocb nirgends
hin gedivertiret und Dänemark sowol als Oesterreich noch still waren,
sich so plötzlich in das polnische Interesse sollten gestürtzt haben.
Und wäre es nunmehr viel glücklicher gethan und zu Werk gericb-
Aj.OOt^lc
\QQ t Brandeoburg nod die Niederlande.
tet, woraus sie billig E, Ch. D. hohe Vernunft und Weisheit erkenne-
ten und in Abrede nicht sein könnten, wie ihre, des Staats, HUlfe
zuweilen gar zu langsam, dass ihre consilia etlichemal gar zu präci-
pitant fielen. Sonderlich gefällt es ihnen, dass E. Ch. D., inmaasaen
alhie gar zeitliche Gerüchte laufen, eo gute conditiones erhalten;
und sagetc mir gestern ein fUrnehmer Mann, sie hoffeten gänzlich,
E. Ch. D. würden Elbingen bekommen; und zog dabei in Vertrauen
an, man nidsste nunmehr auch anfangen, ein gutes Auge auf Oester-
reich zu haben. ... Sie fragen schier unaufhörlich, warum man ihnen
denn von dem polnischen Tractate, inmaassen zu Copenhagen bereits
geschehen, keine Ouvertüre widerfahren lieBse; Dänemark würde doch
ohne sie auch zu keiner Garantie verstehen. So entschuldigen wir
es mit allerhand glimpfliehen Ftlrwendungen, sonderlich dass E. Ch. D.
in vollem Marsch begriffen und also auf dergleichen Dinge nicht so
allergenau Acht hätten haben können etc.
lodess malmt W. diese Zurückhaltung gegen die General Staaten nicht
zu weit zu treiben, da die Gegner nicht vcreiiumen, daraus Capital gegen
Brandciiljiirg zu raacheii.
Es ist gar zu eine wunderbare Sache, eine so vielköpfige Regie-
rung wol zu mesuagiren ; wo mau sie nicht zu rechter Zeit et en son
point in Acht und einnimmt, so hat man hernacher gar zu viel zu
thun, ehe man sie wieder auf ihre rechte Maasse bringen kann; und
wie es gehet, so bats alle Zeit Fartheien, die in ihren Gedanken
gegen einander laufen, darinnen.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 20. Nov. 1657.
[Unrubo und BcalUrlzuDg in Holland; Zveirel über die EDtscbliesaungeD Brao-
denbnrgs; die Politik Englaada]
)v. Allerlei allannircnde Nachrichten laufen ein; der König von Schweden
ist mit den Niederlanden sehr unzurrieden und weigert den Geeandlen die
Audienz; Frederiksadde ist von den Schweden erobert worden; Frankreich
und England haben »icb von neuem verbunden, um närhsteü Frühjahr ver-
eint die Epani^rjchen Niederlande zu erobern und „unter einander zu thcilcu";
England macht immer neue Srhwierigkcitcn in Bezug anf den Tractat de
marine; von Brandenburg weiss man aneh noch nichts sicheres- Kurz, es
herrscht hier die grösüte Bestürtzung und Verwirrung. Zuvörderst kom-
men die Staaten vou Holland zusammen, deren Besciilüsse am 15. uod
16. Koveraber (Beilage; fehlt).
Man fragete und forsehete sehr, was E. Ch. D. vorhätten mit
Ihrer Arm^e, ob Sie mit Polen off- und defensive gegen Schweden
A-nOO<^IC
Der Brombei^er Verlrag. 109
^chloaseD, Elbingen bekommen, mit Dänemark Allians'. eingehen
oder auch an diesen Staat etwas gelangen lassen würden. Viele
sageten, man mUsste fUr OAuemark etwas mehr thun als für die-
sem etc. . . England wUrd man anch desto weniger zu Dlrcliten
lial>en, weil es sich mit Spanien in den Niederlanden aufs höchste
geengagiret; mau niUsste E. Ch. D. damit auch suchen der Partei
lum besten zu animiren und mUssle der Estat an allen Oertern seinen
Mutb and Macht zu rechter Zeit sehen lassen. Wenn aber der Estat
immer der Estat bleibet, das ist langsam, voller Furcht und verschie-
dener Intriguen, so ist aus diesem allen nichts weiter gekommen als
ia obgedachten resolutionibus enthalten. — Dieses ist wol gewiss:
wo England diesen Staat nicht mit Gewalt ins Sjjiel hineinrllcket,
dass man solchen Falls sich zu ihnen nichts als aller Indifferenz und
gemeiner Freundschaft wird zu versehen habeu.
Der Kurftlrst an Weiuian. Dat. Colin a. d. Sp. 10. Nov. 1657.
(EroOboDg BD die GcDeTalslBaleti zu macbeii ühvv ileti Brombcrger Vi'i'lrng.]
Anzeige von dem Bromberger Vertrag mit Polen'); diu be treffe iideii 20 Nu»
Attenaücke tiiid W. schon vorher dnrch die Kiirrfirstin /iigefsi'b'ekt
»urdeii. Ks mu.ss nnn den (lenerjilstiiiiten einige ErnfTiiuiig dariilier ge-
schehen
Weil es aber Uns nicht zuträglich sein würde, wenn es noch zur
Zeit esciatirte, so wollet Ihr in geheim etliche Com^nissavieii begeh-
ren, denen auferleget würde, sub fide juramenti dasjenige zu niesnV
giren, was Ihr ihnen in Unserm Namen entdecken werdet. Denen-
aelben nun wollet Ihr obgcmeite und hielicvor überscliickte Pacta
deutlich vorlesen und ihnen daraus remonstrircn , wie dnrlu nichts
enthalten, so wider ihr Interesse streitet. Ferner dass, wie gcru Wir
es auch bei einer simplen Neutralität bewenden lassen wollten, es
doch daliin nicht zu bringen geweseu; und dann ersuchen, dass die
Garantie, wozu man sich hiebevor so geneigt erwiesen, von ihnen
Bbemommen werde.
Zngleich Mahnung um nun endlich zu leistende Iliire.
') BroBibrrger Vertrag vom 6. Nov. lti5T, der den Wehlauer Ton l'J. Sept.
trginzl.
^düvGoot^lc
WQ l. Brandenburg nnd die Niederlftod».
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 27. Nov 1657.
(England nnd Frankreich in dem Krieg in Flandern. Kriegaiiberdraes in BelUnd;
Silberflotte ; französiscbe Diplomatie; der Broroberger Vertrag)
>r Oratnlation zur Rückkehr des Karrtiraten in die karmärkischeu L&nde.
Seit unserer letzten unterth, Relation ist alhie wenig (irgegAngen.
England fertigt und tliut alles, um in Flandern Fubs zu halten.
Frankreich kommt soichea zwar gar nachdenklich fllr, muss aber mit
hindurch, um ans zweien liebeln das geringste zu wählen. Die Herrn
Schwedische sagen, ee kommen ihnen aus England und mit englischer
Convoye 4000 Mann zu Hülfe, und werde Frankreich ancb Geld
geben, wozu ihnen zu London auch gute Hoffnung gemacht wOrd^
Andere aber glauben davon keines, weil der Cardinal im Geld-
geben sich selten Übereilet, auch gar andere Gedanken haben soll,
und der Protector in Flandern sich deromaassen geengagiret, dasa
er sich ins dänische Werk nicht mischen wllrd; zu dem läge ihm
Portugal näher am Herzen und dass er in seinem eigenen Reiche ron
Fairfax und Lambert, den Parisischen Zeitungen nach, immer
noch zu fürchten.
In Hulland, besonders in Amsterdam, ist man übrigens sehr des jetzi-
gen Kriegeil überdrüfisig; Admiral Opdani hat durcli Wegnahme der
brasilianischen Flotte einen Gewinn ron etwa 3 Millionen Gulden einge-
broeht; das ver!^öbnt die Stimmung ein wenig.
Die Franzosen arbeiten sehr daran, die Generalstaaten mit Schweden
wieder in gntes Vernehmen zq eetzen, und auf dieser Seile möchte man
es recht gern gelingen sehen. Man ist daher äusserst gespannt auf den
Inhalt des Brombergrr Vertrags; von polnischer nnd sobwedi^cher Seile
«Ird das Entgegengesetzteste darüber ins Publicum gebracht.
Weiman an den Kurflirsten. Dat. Haag 4. Dec. 1657.
lEngliache Politik in Flandern; A|)prehcDaionen wegen derselben in Hiillind.
Hebele Anasichlen in Däneaiark. Neignng zur VeratäuiligUDg mit Brandeuboi^.
Die Millbeilnng dca Brombei^er Vertraga; Schwierigkeit der Gebeimhallong.
Gute Aurnnhine der Miltheilnng, Beeorgniss wegen der Theilnahme OeBlrnicbi.)
4 Dec. England thut immer alles noch, um den Fusb in Flandern zu
halten, und weil der Protector angezweifelt wol siebet, zum we-
nigsten besorgen muss, dass in Frankreich das Herz und die Waffen
wqI nicht mit einander gehen, so lässt er eines Theils und draussen
alles in suspeuso. Schweden zeigen sie guten Willen, lassen Volk
heraus; Dänemark findet sie kaltsinnig, verdächtig; und dieser Staat
zweifelt an Aufrichtigkeit, indem Herr Nieuport ohne Volbdehiuig
i:q,t7r.d .t^iOOt^lC
Die EngläDder in Flandern. Dänemftrk'a Soh wache. Holland rsthloa. \W
des Vertrags Ton Marine wieder zurück kommt. An der andern Seite
aber und innerlich nehmen sie der Zeit deromaassen Aclit, dasa eie
renneinen, rebus ita pendentibus, ihren Fuss zu Mnrdyk derog:estalt
zu festen, das3 sie endlich wenig darnach fragen würden, zum Fall
auch die Jalousie in Frankreich zum Hasse, dieser zum Bruche und
alles zur Feindschaft ausschlüge, und gedenken ungezweifelt, sie
würden alsdann noch immer mit diesem Staat, Schweden, Portugal
und andern schliessen und balanciren können. Spanien ist in den
Niederlanden gar zu schwach, wiewol sie immer noch huifen Mardyk
zu recouTriren; und geben diese Händel und »cheinliche Desseins in-
mittelst diesem Staat nicht wenig Nachdenkens. Sie fürchten einen
zweiten Sund zwisclien den Niederlanden und Engeland, wo der Pro-
leetor in Flandern rerbliebe, und fürchten solche Furcht dennoch
weniger als Krieg, womit man Einiger Meinung nacli in Zeiten vor-
biegen mllsste; und fussen darauf, gleichwie Burgund zwischen Enge-
land und Frankreich sich so lauge Zeit wol erhalten als im Mitlei,
dase der Staat ins kflnftig zwischen beiden würd balancM-en können
als tertiuB und mit Vortheil.
In Dänemark geheis auch nicht deromaassen, dass sie nicht
darüber sehr bekümmert sein sollten; Herr Beuningen schreibt von
nichts als von Mangel und Gebrechen. . . . Holland ist deswegen
fleissig zu ßalhe gewesen und in Deliberation, wie man denn zum
Ziele zu gelangen. Volk können sie nit geben, Oeld mag so bald
nicht helfen ; eine starke Diversion sei alleiuo nötig. Den Polen ver-
trauet maus nicht; E. Cli. D. Waffen und Macht seind hie trefflich
berflbmet. Man ^eiss von der polnischen Keconcilialion; wir haben
die GemUther von Zeit zu Zeit auf alle Zufälle in etwas geprüpariret.
Sie sagen, man mUssle wieder zusammen setzen . . . mau mUsete mit
E. Ch. D. es wieder anlegen, man mtlsste einen Rath, ein Ziel
halten etc.
Wie nun das Werk deromaassen bewandt, so ist uns inmittelst
E. Cb. D. gnäd. Rescript vom 20. zu Händen gekommen. Wir sehen
dabei, dass es unmöglich nach Art dieser Regierung etwas zu com-
municiren und geheim zu halten; juratum silcntium hat hie kein
Exempel. Eine Notification wäre fürerst anch genug. . . . Unter der
Hand würden wir wol sehen, ob etwas zu erhalten. Wäre Hoffnung,
so könnte man allezeit zur Communicalion kommeu, wo nicht, lang-
samer geben und annoch bedecket bleiben.
Wir resolvireten daher», mit wenigen und zwam denen, die die
Kraft der Regierung in Händen haben, rund zu gehen und uns zu öffneik
..Goot^lc
"1X2 ' BraDdeobarg and die Niederlande.
Hierauf nuD die wärmsten Versicherungen und Ter Sprech an gen ton
dieser Seite; man ist bereit von neoein mit dem Kurfürsten zu Bcbltessen
utid ihm Garantie zn leisten „nicht allein bei dem polnischen Tractat, son-
dern auch in dem allen, was aus solch er Gesamnitresoinlion Ihr zuwachsen
möchte, und zwar solches auch mit ungolimitiiter Macht, Assistenz und
Hilfe." Weiman n-ird ersucht, dies ganz ausdrücklich dem Kurfürsten
miizutheilen; vielleicht dass er in seinen Ratbschlägen darauf Rücksicht
nimmt.
Sie apprehendiren daa Öeterreichiecbe Engagement gar eebr und
wünschen, dass auch Polen damit nicht behaftet wäre.
Weiman an den KurfUröten. Dat. Haag 10. Dec. 1657.
[UesorgniBse in Holland wegi'U der eLglisch-franzosiacheu Politik in Flandern.
DijsgleltheD wegt>ii der achwediechen Erfolge gegen Dänemark. Mediatiänaver-
Buch; erster Ansatz inr Haager Concert-Polilik; man sncht Brandenburg dafür
ZD gewinnen. Abneigung gegen Oesterreicfa und Spanien,]
10. Dec. Das Nachdenken auf das flandrische Wesen an einer Seite,
gegen Frankreich und Engeland, und an der andern Seite die schwe-
dische Progressen gegen Dänemark und den Sund seind immer
noch die Sachen, welche die Regierung und GemDther dieses Orts
geoccupirt halten. Jenes zwar nicht derogestalt, dass man dagegen
etwas wirkliches zur Hand nehmen sollte; denn dazu ist das Feaer
noch nicht nahe genug geleget; es muss nicht allein leuchten, sondern
brennen, was h>e bewegen soll. Man hoffet immer Veränderung.
Frankreich und Engeland werden mit ehisteni gar gewisse auch albie
n:^her senden und tractiren lassen ; dazu Inssen sie die Tractaten Ton
Marine, als die Frucht aller hiesigen Ratbschläge, allerseits offen und
unbeschlosseu , gestalt damit den Staat entweder stille und in Kühe
zu halten oder gegen Spanien, in communem spem vom Gewinne zu
participiren, zu engagireo.
Das dänische Werk aber ists, das nunmehr die consilia wann
hält und in männiglichena Augen deromaaasen bewandt, dass man
darin nicht länger langsam, sondern mit Eifer verfahren muss; und
ists darunter so weit gebracht, dass man nicht allein in Holland feste
gestellet, sondern auch nunmehr in der Generalität es suchet zum all-
gemeinen Schlüsse zu bringen, dass man mit E. Ch D. sich allerdings
fUgen und allen hoben Theilen entweder einen billigen Frieden durch
kräftige Mediation gleichsam dictiren oder mit gemeiner Macht und
Gefahr gegen den unwilligen Theil die offenbaren Waffen, gestalt es
zur Raison zu bringen, ergreifen solle. Man will auch alles dabei
i:q,t7r.d .*^nOO<^IC
Rrste AnduntongeD der Concert-Politik. 213
wagen und aufsetzen als zu Aufinihrun^ eineB hoelinUtz- und clirist-
lichen FUrnebmens, und darunter E, Ch, D. nicht allein die Festhaltung
der Allianz Tom Jahre 1655, sondern auch eine allgemeine Guarantie
und Schsdioshaltung in ungelimitirten terminie anbieten. . . . Man
fragt mich sehr nach Vollmacht zu begehren, zu handeln, zu schlicRseu,
wie denn auch, wie es mit dem polnischen Traetat bewandt; ob ich
in allem Falle mich in aller Eile zu E. Ch. D. erheben könnte, um,
was Sie intendiren, heimlich auszuwirken. Und habe ich mich hi»-
hero darunter deromaassen betragen, dass ich dem Staat ein Genlt-
gen leisten können, ohne dass sie ein mehrerg begehren und dass -
alles zu £. Ch. D. Dienste sich lenket, ohne dass sieb jemand dran
ärgert, von was Partei er aucli ist.
Dieses apprehendiret man immerfort noch gar sehr, E. Ch. D.
möchten sich mit Oesterreicli zu weit vertiefen, und würden die
Friedenstractaten dadurch desto schwerer werden. Man kann dabei
auch wol merken, wie sehr man Spanien benigniora fata heimlich
wtlnschet, dass der Staat dennoch sich schwerlich würde disponiren,
desselben Partei und Interesse zu embrassiren. —
WeimaH an den Kiirflirsteu. Dat. Haag 17. Dec. 1657.
(Die CoDcer( -Politik gewJDDt DudvD; gegun ScLwedeo gerichlct; man lioSt nur
den Karfüralen dabei. Die Zuaaniineukuiift in Lichtenberg.)
Eilte weitere Enlscheidmig im Hang ist noch nicht getroffen worden, 17. üvc.
iTird aber nürhstenB erwartet Per Gedanke, den kriegführenden Mächten
den J-'riedea diploniatisth aufzuzwingen und den Widerstrebenden (Soliwe-
dea] „pro turbatore pacia puhlicae" zu erklären, bat sehr viel Anhänger.
Frankreich und England suchen auf solche Gedanken zu bringen
uad zugleich' E. Ch. D. oder dero Ministres alhie sondiren, ob Sie sicli
zu Ausführung eines solchen Desseins mit dem Staat nicht wollten
fUgeo, nud im Fall ja, dass man E. Ch. D. darunter alsdann nicht
allein nach Einhalt der Allianz vom 7. 1055 assistiren, sondern auch
versichern solle, Sie mit allen Mitteln schadlos zu halten und contra
quoscunque zu garanliren. —
Der Rath Pensionarius ist verRchiedene Male bei mir gewe-
sen und zeiget derselb gar einen grossen Eifer. Die von Amster-
dam thnn desgleichen. Und männiglich in den Provinzen saget,
Schweden komme dem Sund zu nahe und sei es daher die hHehste
Zeit Friede kritAig zu bemittcln oder zu brechen und die llaud an
die Waffen zu legen; die Welt würde leiden Gothica mala, wo
man die nordische Länder in einen andern Stand oder unter einen
A-nOO»^lc
^^i}, I. Rrnmienbnrg nnd ilie Nieclerland?.
Herrn bringen wllnl; jedesmal wenn Til.ly oder Tor8ten8on so
weit gekommen, als nunmehr Wrangel, wäre Periodus zum Friede
dagewesen, „ceu vieto Dane, ceu Victore idtra non aueo". Die nm-
liegenden dentsclien FUrstcn niücliten anch wol zusehen, weil ihnen
es auch am sichersten wäre, das Norden getlieilet zu sehen.
Auf E. C!i. D. wird bei allem gar sehr gereflectiret und werden
Sie nngezweifelt mit Vortheil sich können lassen suchen, wo Sie die
höbe Noth nicht irgenda dringen wird, sich zn präeipitiren. Das
Abouebement mit Chursaebeen gibt viel Aufsehen ').
Der KnrfUrst aii Weiman. Dat. Berlin 14. Dec. 1657.
|Der Kiirrürat Torilvrl reelle LTiiIerRliilziiDg uikI Mitwirkung von (]e|i Güueral-
staateD. Die Halliing Kiiglaiicia und Fratihreicha, Polen will über den Friedfn
nur gemolnsum mit seinen Uiindei<geDOSBeii verhandeln. ]
c. Wir vernebnicn aus Eurer Relation gar gerne, dass der Staat ...
wns wirkliebes zu thuii gesonnen. Weil aber mit dergleichen seere-
ten und Privatdiseiirscn dem Werke endlich nirbt kann geholfen wer-
den, indessen auch die Zeit verstreichet, die Sache aber Eil und daiii)
Wirklichkeit an Geld und andern Kriegsniitteln erfordert: so halten
Wir nötig, dass zwar mit dergleichen obangeregten praeparatoriis aii-
gcbalten, aber auch in publico zur Sache geschritten . . . werde.
Demnai'b noII Weiman die gegenwärtige Sachlage, namentlich Sehwe-
den gegenüber ansfülirlich darlegen und die Oeneralsi^Hteii aufgrund der-
selben und der Älliance ituni geroeinsamen Handeln dringend anfTorderii,
Qud zwar nicht alietn mit Mediation, sondern besonders mit Geld und
andern EriegtiUedürrnisKen.
Bei denen Confereuzen, so hierauf erfolgen möchten, hättet Ihr
Über voriges mit denen Deputirteii zu fiberlegen, wie Frankreich
und England dabin zu diKponiren, dass sie in diesem nötigen und
beilsaiueu Werk keine Hindeniug beibringen und in den Weg legen
möchten. Unsers Ermessens wtirde selbigen fUrgestellet werden
müssen, wohin die rechte Intention der Allürten von dieeer Seileo
ginge, und dass dadurch niemandes Unterdrückung, sondern die all-
gemeine Ruhe und des Commercii Sicherheit gesuchet wHrde, welche
nicht besser ku erlangen, aU dass die vorige possessores der Lande
bei dem Ihrigen ungeturbiret gelassen und darunter keine Neueruag
verhänget würde. —
') ZiisammenknDft d.s l^urrüraten mit dem t^urfüraten Jubann Georg II.
vAn Sachseo eu Liclitenberg AoTangs Decemher lGr>T, beaonderB «egi>n der Frage
d«r bevorstehe ndeo römiichen KÖDiganahl; vgl PufeDdorf VII. 33.
A-iOOt^lC
Si-hwnnken üb«r ilen KntBcblnas Eom Kriege X15
Die Friedenshandelung: betreffend zwischen Polen and Schweden
habt Ihr den Staat zu vereieherii, dass Wir an polnischer Seiten keine
andere Resolution vernehmen können, als dass sie ohne die geaammtc
Alliirte, als DÄnemark und Ocsterreich, nicht genieinet zu tractiren,
auch Torbero, ehe der Traetat angetreten worden, der Abtretung der
preussischen Lande und aller Prätensionen darauf versichert sein
wollen. Schweden heisst solches praepostevum traclandi moduin; als
es aber in solchen Dingen mehr um die Realltüt als den modum zu
thun, wissen Wir nicht, ob diese £xeei>tion bei Polen gelten werde. —
Weimaii an den Kjirflirsten. Dat. Haag 25. Dee. 1657.
IBoIland Eur Riirieislung für Dauern nrk cnlflchliisscii; geschfiftliclie Ver7.i>geniiig,|
Holland ist endlich aui verwichenen Sounal)end geschieden und -'^
hat wegen der dänisch, polnisch und echwediselier Händel zwarn
alles, darob unsere vorige Hntertli. Rclationes melden, uud sonst auch,
dass man Dänemark mit ßOOO Manu uud einer ansehnlichen Flotte
assistiren solle, wo Schweden zum allgemeiaen Frieden und ihrer
Mediation nicht wollte, mit grossem Eifer und Ernste beschlossen
nnd ferie gestellet. Wenn aber annoch einige Glieder damit nicht
allerdings einig gewesen und sich auf ihre Principalen nochmalen be-
rufen, so bleibet solche Resolution jiro stjlo curiae ganze 8 Tage
ausser Kraft, und wird man darauf nicht fassen können, bis dass
Bolche Zeit verstrichen und bekannt sein wird, dass die dissenlirende
Glieder deroselben in Schriften sich nicht näher widersetzet haben.
Und können Wir also noch nicht wissen, was aus diesem Diuge end-
lich werden wolle. Dieses ist wol gewiss, daas Amsterdam, die
Kitlerschaft und andere fUruehme Glieder unerhörter Weise dieses
Werk beeifem, und schier niemand zweifelt, es werd vorbemelte Re-
solution in ihre völlige Kraft gehen.
Weimau an den KurfUrsten. Dat. Haag 8. Januar 1658.
jDorlrecht nnd Rolterdam maclieu KcliwiL-ri^keit«» |
Sobald der Rath Pensionnrius von Holland die verwichene Woche lii'iH.
ankam, empfingen die gecommittirte Räthe Briefe von den Städten 8 J»"-
Dort und Rotterdam, woliei dieselbe zu verstehen geben, dasH sie
»ich mit der geprojectirten Resolution annoch von deswegen nicht
Tergleicheo kÖDoteo, dass man nicht wisse, ob der König von Schwe-
8*
Dq,t7edHyG00<:^lc
•[IQ I. Brandenbiirg nod äie NiedorlacdB.
den die Mediation und Gcneraltractatcn ftnnehmen wUrd oder Dicht,
und daas man darunter nocli näheren Versuch thun müSBte; Dänemark
wirkliche Hilfe gegeben, wäre gebrochen, che man von Friede ge-
nproclien etc. . . , Fügten aber einmUthig (labet, wo Schweden nicht
7.uni Ziele wollte, und Bolehes vorhero gnugaam erseheinen wQrd, dass
»ie solchen Falls nicht weniger als andere Glieder der beständigen
Meinung wären, Dänemark ofTcntlich und mit aller Kraft zu assistiren.
Dieser Kitisprocb fällt sehr unbetjuein, da noo die gefaeste Resolation
ia Btzng &a( die Hilflei^tuug für Dänemark nach dem üblichen Stil nicht
bei den Generalstaaten eingebracht werden kann. Man hat beschlossen,
einige Käthe an die beiden dissentirenden Städte zn sehicken, nm sie von
ihrer Kinrcde zurückKubringcii; man hofft, dass es gelingen wird, lunial
d;t miltlcr Weile durch ncne Nachrichten es fc^t zn Etehen scheint, dass
der König von Schweden wirklich die Mediation »erwirft. Inzwischen hat
man die andern Pnnctc der Resolution bei den Gcncrnlstantcn eingebracht.
Weiman an den Kurfürsten. Dat Haag 15. Januar 1658.
[Die beiden Sd'idCc geben noch. Grosser Eifer für die Sncbe Dänemarks und
BraDdenburgs. Franzüsieclio nnd schwedische Votslellnngen bei dem KÖoig
Karl Gustav zur Nachgiebigkeit; Schwedens precire Lage; auf Frankreich ond
England nicht zurechnen. Verhandlungen mit der Cummisäion über MItlheiInng
des Wehlauer Vertrags. Vorsiebt und Abwarten als holländische Praxis aud
als Rath für den Eurfursten ]
II, Die Deputat! der gecomntittirtcn Bäthc seind die verwichcnc Tage
wieder zurückgekommen und berichten, dass die Stadt Dortrecht
sich erkläret, dass sie bei anstehender Versammlung mit den andern
Gliedern von Holland fügen und die Stadt Rotterdam derselben
Excmpel ungezweifelt folgen werde.
Morgen, vermeinet man, werd die Versammlung einen vollen An-
fang nehmen. Der Eifer für Dänemark und dcssclhen Conservation
nimmt auch immerfort noch tapfer zu, und weiln alles auf E. Ch. D.
reüectirt, so dürfte in kurzem %va8 merkliches geresolviret werden;
sie sagen, man niüsse Schwedendie Opinion benehmen, das« dieser
Staat sich schwerlich bewegen könne und immer zu spät komme. —
Uns ist auch gar gewies bekannt, dass nicht allein die franzö-
sische, sondern auch die schwedische Ministri selbst dem Könige treu-
lich ratlien, S. MaJ. möchten zuHchen und nicht alles auf die Spitze
lassen kommen, Friede an der O^stsee wäre um besten und für Frank-
reich und Kugland miwol als für diesen Staat unleidlich, dass man
eich daselbst weiter impliciren und durch neue Conquesten in der
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
ScbwRuken über den BntschluBS tum Kriege. Ii"?
allen Balance Veränderung machen sollte; gar gewiss würde dieeer
Staat, wie es auch ginge, die Waffen in die Hand nehmen und Him-
mel und Erde bewegen, ehe sie leiden kJ>nnteD, dass Dänemark oder
E. Ch. D. sollten beschädiget werden. Auf fremde Hftlfe möchten
I. Maj, sich auch nicht verlassen, der Cardinal wollte kein Geld
peben, um Schwedeo in Schweden redoiitahic zu machen; der i'ro-
leclor gebe auch nur Worte und habe mit sich selbst und den inner-
lichen Intrigiien, draussen zur See, inwendig mit dem anderen Hause
oder der Boyant^ so viel zu thuu, dass man sich aus England keiner
oder wenig Wirklichkeit würde zu versehen haben. Ellrnehmlich
wQrd der Proteofor eich wol hllten, gegen Holland etwas anzufangen,
weil er wol sehen wttrd, dass solches an Frankreich die Katine öffnen
wltrd, von der Freundschaft, die in der That nichts ist, als eine ver-
borgene Feindschaft uod gezwungen zwischen beiden, einen AbHprung
zu thun, das arbitrium renim zu -ergreifen und England extra Bei-
gimn zu halten, auch mit Hintansetzung aller anderer Interessen.
Sie fllgen dieses auch noch bei : England vorlheile ihnen zu
nichts, als dass so viele Gesandten und GeKandtschaften, die da von
Zeit KU Zeit gewesen und theils noch sein, dem König über 70,000 Rth.
haares Geld gekostet ; Schweden werde ausgezehrt, IJvland eine Ein-
Me, Pommern nnd Bremen aus dem Grunde verdorben, und sei das
ärgste noch, dasa die Protestanten in Verderb, Trennung und Jalousie
geselzet und von diesem allen die Frttchte und Vortheil auf niemand
»Is auf Oesteneich fliesHen würden: je länger Krieg mit Polen, je
mehr diese« Haus daselbst wllrd Wurzel greifen und eich verstärken,
und je gewaltiger Schweden an der Kord- uud Ostsee sein würd, je
mehr solches die deutsche und zwar die fUrnehmste KurfÜreten obli-
giertf, um Oestreich zu einem Haupte und Kaiser zu wählen gegen
alle widrige Zufälle und was dergleichen.
l'ns sagete gestern der Resident Appelboom selbst, dasa der
König gar gewiss anünge zurückzusehen und auf andere Gedanken
lu kommen. Ich weiss auch gar wol, dass er heute zu dem Rathe
Pensionario von Holland gegangen und demselben darob vermittelst
Vorzeigung der königliehen Briefe hat gesuchet vollkommene Ver-
sifherung zu geben. —
Am 9. dieses Hess man uns durch einen Diener oder ThUrwärter
ersuchen, wir möchten folgenden Tages unheschwerct zu ihnen hinauf-
kommen in die sogenannte Treves-Kanimer. Und weiln solches in
etwas praeter stylutn war und wir zu Behauptung E. Ch. D. hoher
Reputation zu verstehen gaben, sie würden zuvorderst zu uns an
A-nOO»^lc
;^;^g I. Braadeaburg nnd die Niederlande.
iiDBer Logiment kommen mllHsen, 8o that und supplirte Bolches der
Herr Hiiygena aus Gelderland ceu caput commissionis des folgenden
Tage» und kamen wir also am 10. dieiicH in erwähnter Kammer zu-
B^mmen. Aus Jeder Provinz war einer und aiis Holland der Rath
Pensionärin» gelbst dabei; und proponirte man uns, inmaaeseu mehr
liemelte Resolution mitbringt, so viel das Hauptwerk betrifft, und wa-
ren das übrige nur Complimenten und allerhand freuDdliche Erbie-
lungen; allein dnss sie ausdrückliclien mit hinein Hessen laufen, wo
man ilinen Ouvertüre vom polnischen Tractate thun wtird, dass sol-
chen Falls der Staat sich zur Garantie anböte.
Wir unsers Theils antworteten darauf nach gethanen vielen ofG-
ciösen Gegenerbietungen .... wie heilig und theuer E. Ch. D. immer-
hin Ihre angeerbte gute AfTeetioa fllr dieBeh tilaat erbalten . . . und
da Sie die höchste Notli und Gottes Hand gleichBam genöthigt die
verwichene Zeit dem äusserlichea Scheine nach eiii wenig zur Seite
■/.a treten und von dcB Staats Sentimenten zu discrepiren . . . wäre
eine geringe Wolke, eine Dii^crepanz in modo und nicht in fine ge-
wesen . . . und zeigete nunmehr der Effect, dass E. Ch, Ü, Kathsebläge
am besten gewesen, und das« Sie fast alles dem Staate hiemit ge-
deferivet, indem Sie sich desselben gethauem so vielfältigem Begehren
nach mit Polen gereconciliiret, als Sie die Zeit dazu gesehen, und
dass Sie der Noth desto lieber gewichen, weiln Sie gesehen, da Sie
von Schweden, um Ihren Staat zu conserviren, ein wenig abtreten
mUssen, das» Sie damit dieser Hepublik, also Ihren ältesten Freunden,
desto näher würden gcfllget werden, —
AIb viel nun die Communication des polnischen Tractate an-
ginge, da konnten wir zwar dieselbe begehrter Maassen nicht thun,
tbeÜB ob defectum mandati, theils dass es nicht dienlich, wciln alles
in geheim gehalten werden mUsste; wenn aber E. Ch. D, ftir Ihren
l'reunden nichts verborgenes zu haben hegehreten, so wären wir zu-
frieden ihnen den Tractat selbst deutlich fllrzulescn, in Hoffnung sie
würden sich damit vergnllget halten; inmaaBsen denn endlich und
nachdem ne sich besprochen, solches auch geschähe und wir drauf
die beide Instrumenten vom lU, Sept. 1657 von Wort zu Worte (Er-
lasen, alles zum besten interpretirten und endlich da die Relation
auf den Brombergfschen Schluss geschiehcl, durch eine Zeitige Di-
groi^sion und tanquam aliud agendo cinestheil» dissimulirten, dass wir
erwähnten Schluss nicht halten, anderstheils dennoch aus anderwärter
Wissenschaft dabeifiigeten, was E. Ch. D. über und nebst der preussi-
schcu Souvcrainität für SalisfaL-tionstllcke zugeleget wordeu.
A-nOO»^lc
ScbwankeD über den Katschlius Eum Kriege. ^|9
Sie ihres TheiU notireten viel, uod nachdem sie allcH gchürel,
rahmeten sie den Tractat als advantagieus , nutze uud repulabcl.
Endlich aber (und zwar da man am il. diese» wiederum zusammen-
kam) fragten sie mit vieler Höflichkeit, ob man ihnen nicht eine Ab-
schrift gebeo oder das unsrige so lange bona IJde leihen k<mnte, da»s
_ sie es dem' Gorpori vorbringen und darauf wegen der Garantie die
Iteeolution heKrdem möchten. Wenn wir aber vieler Ursachen hal-
ber dazu nicht verstehen konaten, bo schlugen' wir fUr, wir wotltcn
lieber mit ihnen in die generale Versammlung gehen, da« vorige re-
petiren und also m&nniglichen ein GnUgen geben. Wir thatcns
auch etc. . . . (Ceremonieli).
Nun kam alles auf die ewo Punete an, die Garantie uud wa»
hinftiro ins gemein zu thun, um zum allgemeinen Frieden zu kom-
men. Und Hessen wir uns bedUnken, was die Garantie anginge,
darin wtird der Staat keine Schwierigkeit finden^ und da»« ttbrigc be-
treftend da wären E. Ch. D. der Meinung, man milsste auf Mediation
und allgemeine Tractaten krüftig dringen, ohuc UintcrÜHt, ohne jemand
zu unterdrücken; die Balance müsste beobachtet, uicoiand Meister,
niemand Knecht g;einacht werden etc.
Bevor man weiter geht, dringen die hullänUiäthcu Coinmissäro nouli
immer auf die Uebergabe ciuer Cojtio des Broiiibergcr Vcrtriigs, was aber
von Weioian beharrlich geweigert wird, zumal er gar nicht in Besitz des
Wortlautca des Urombergcr Vertrags (nur des Wchlauer) i^t; worauf sieh
Lavh einem nochnialigeu Verj^uih die uiedcrländi^ehcu Couimissarc cudlicli
zufrieden geben.
Es sagcte mir aber gestern Abend noch der Itath l'ensionariiis
von Holland, er zweifelte nicht, es wll'rd diese Woche noch wol durch-
gedrungen werden können, und möchten wir K. Ch. D. freiniUthig
versicheiii, der Staat wUrd nicht relaschircn, sondern bei E. Ch, D.
feste stehen und ihr FUmehmeu mit Ehre und Vigur ausmiircn, und
mag die Zeit lehren, was dann endlich daraus werden wird .... der
Köpfe ist zu viel, alles langsam, alles mesnagcr und die incliuationcs
80 veränderlich, dass man honte nicht weiss, was man gestern ge-
wollt hat; es sei denn, dass es einmal vollkonimlich gcresolviret und
darauf die Hand ans Werk gcleget worden scie; denn solchen Falls
man ziemlich sicher sein und glauben kann: was langsam vorwärts
gehet, mag nicht leicht wieder zurUek.
Und bleiben daher alle diejenige, so E. Ch. D. alhie am besten
wollen, mit uns der beständigen Meinung, E. Ch. D. milssc sich nicht
übereilen, keine Partei weiter nehmen, sondi;ru noch ein wenig dem
A-nOO»^lc
220 '- Brandenbarg and die NiederlBode.
Spiele zuRehen und Ihre Arm^e in gute Ordre und Disciplin bringen,
zum wenigE^ten so lauge etille stehen und eich suchen laEsen, bis
Oesterreicb, bis dieser Staat wirklich eingestiegen und Sie damit be-
('tändige gute conditiones gemacht.
Männiglich hält» dafttr, solches könne E. Ch. D. nicht entsitzen,
weiln alle Theile Ihrer werden zu allen Zeiten nöthig haben. Wllrd
i'in Generalfrieden gemacht, so käme E, Ch. D. mit hinein; schlösse
Schweden mit Pulen und Oesterreich Ä part, so wBrd dieser Staat
Dänemark zum besten E. Ch. D. um alles suchen mflssen; und da
Dänemark sich separirete und allein Frieden maehete, so wtlrd
Oeslerreieh ihrer am nOthigslen haben, Schweden aber wBrde Sie
zu allen Zeiten selbst auch wiedereuchen und nimmermehr im Reiche
angreifen und turbiren mögen: also dass Sie gegen alle Zufälle auf
diese Maasse ... so lange Sie einigergeetalt die Arm4e würden un-
terhalten können, am sichersten und redoulabelelen sein dQrften; da
Sie im Widerspiel und wenn Sie die erste und zu frUlie losbrechen
sollten, an der Spitze sitzen und am meisten würden zu leiden und
endlich mit gar zu grossem Schaden zu sehen haben, wie wenig man
sich auf fremde Hülfe nach so bewandten Sachen zu verlassen.
T>er Kurftirst an Weiman. Dat. Colin a. d. Sp. 12. Jan. 1658."
[Vollmacht zur Miltheilung des Wehlau-Brombcrger Vertrags.]
22. Jao. Uebertieiidet iLm die polnische Hatification des Bromberger Vertrags;
Weitnan soll, wenn die GeneralslaatCD darauf bestellen, ihoen Abschrift
dikvon und toii dem Venrag c^elb^t uehmen lassen, jedorh mit der Bedin*
giing strtiiger viirlimfiger Gelieimbjiltung.
An dem Punct, darinnen der Freiheit der Katholischen gedacht
und darüber disponirt wird '), hat man nicht Ursaeh sich zu ärgern,
weil derselb fast von Wort zu Wort aus der Transaction, welche
Namens Unsers in Gott ruhenden Gross Herrn Vaters Gn. a. 1611
und ehe Sic zur Posscssion der Lande kommen, mit der Krön Polen
aufgerichtet.
Weimati an den Kiirfiirsteu. Dat. Haag 29 Januar 1658.
[Mao besieht auf Mittheilung des Wehiaaer Vcrlraga Reschlasseoa Anleihe füf
1 >rnicinark. Der onglisclie Gcsaiiitle Dowiiing. Sendung Yabrandta nach Berlin |
^9. Jan. Mit der Garantie bähen wir annoch keine Riditigkeit und bleibts
immer daliei, wie sehr wir auch dagegen arbeiten, dass man lopiam
') Art. XVI, des Wohlnii-Broniberger Vertrags, uodurcb die Freiheit 4er
kaihuliscLeu Ruligiunsiibutig im llurzugthum Prcueaea garUDtirt wird
V^iOO«^ Ic
SchwMkeii aber den EDtschlasi EDm Kriege. ]^21
des Tractatus bähen und in die Provinzen senden müsse; uad erwar-
ten wir also darunter von Post zu Post E. Ch. D. besondere gnäd.
ErkläruDg:.
Die Aogelegenheit der HilfleistuDg für Däuemarb wird bei der Genera-
lität eirrig belriebeo and es scheint Ernst damit zu «ein.
Holland resulvirte, man möchte an Dänemark auf die vorige con-
ditiones noch 400,000 fl. herleilien, und hegehreten, die Generalität
wollte ihnen darunter einige Indeninieation widerfahren lassen. Wenn
aber die Provinzen Bich beschwereten, darunter auch ohne Ordre ilirer
Committenteß zu resolviren, so haben sie am rerwichenen Sonnabend
beschlossen, die Anleihe proprio periculo zu thun ').
Der englische Envoy^ Downing hat gestern Audienz gehabt.
— Holland wird durch denselben den Protector alles Fleisses suchen
auf ibr Sentiment zu bringen in der schwedischen Sachen, und zwarn
dass man Dänemark assistireh und Schweden zum Frieden bringen
müsse, gestalt die alte Balance an der Ostsee nicht gar zu sehr zu
versetzen. Sie haben auch ziendiche Hoffnung dazu, und glaub ich,
dasB es aus diesem Grunde kommt, dnsx man ins gemein so sehr
apprehendiret, dass E. Ch. D. oder der Staat sich mit Oesterreich,
als welchem Engeland spinnfeind ist, gar zu sehr engagiren möchten.
Der augenblicklich zu Wii^inar liebndliclie stuutisrhe Gesandte Y&-
lirandts soll Instrartion zuget-chickt bekommen zu einer Mission nn den
Kurfürsten ').
Weiman an den Kurfürsten. Dat Haag 5. Felir. 1658.
(EulBchiedeDe Vorechläga der frgTiDZ Holland zu Gansleu Däncmarka und de«
KnrrürBten gegen Schweden. Dia andern Provinzen noch nuentBuhloiBen. Ver-
legenheit der Gesandten in Beireff der Mitlbeilung des Broroberger Vertrags
an die (ieneralBtaateD; vorläufiges AuBkunftBiniltel. Der englische Gfsandle
Downing: Cromwells Ansicht über die jetzige Politik iles Kurrürstun^ seine
Stellung zu Schweden; den Rcforniirlen geneigter als den l.uthcrischi'n.
Downinga gemisBiglee Auftruiuu im Haag.)
Holland hat endlich am 28. und 29. Jan. noch verschiedene Ke- ö Febr.
Boluliones eingebracht '), wobei es zuvorderst klfirlich herausBnget, dass
es den Eibingischen Tractat nicht anders gedenke zu ratifieiren als
nach vollkommener Erörterung der Elucidalionspuncten, und dann
endlich, dass es sie nicht behindern solle, Dänemark zu manutcniren;
diesem nächst und fltrs zweite, dass man Gcneraltractaten mit Macht
befordern, Mediation anbieten und dabei dahin trachten solle, dasB
■) Secrete ReaolntieD I. 5SU.
'I roBtraclion vom 9. Febr. 165» in Urk. u. Acteuet. III 113 ff.
■) äeciete Beeolutien I. 592{.
•,Gooq)e
122 '* Braoileiibais uod die Niederlande.
die krleg^eadc Tlieile einander restituiren und Dänemark mit dem
ÜröntHcbroiBi^hcn Tractat sich vcrgvUgen und Polen auf Schweden
und Livland rcnuucürcn und also Frieden eingehen mögen; fürs
«Iritte, dass man auf solche Sentinienten Frankreich und £ngland
gleichfalls solle suchen zubringen und zu disponircu; und dann end-
lichen, daBS man den polnischen Tractat auf gewisse Maasse und bi»
man Abschrift desselben übergeben wQrd, unter Balification solle an-
nehmen zu garantircn, und für allen Dingen, dass man alsfortens
und von nun ab etwa den Hrn. Ysbrandts von Wismar zu £. Ch. D.
in Gesandtschaft gehen lassen sollte.
Und ist darauf erfolget, dass in den Tuncten, die Elbingische
Ratification und die media pacis und was man Frankreich darunter
zu GemUthc fUIiren solle betreffend, alle Provinzen sich mit Holland
geconformiret: wegen, der Gesandtschaft an E. Ch. D. waren sie auch
gungsam eini^. Aber wegen der wirklichen dänischen Hilfe und der
Garantie, wie denn auch, wasmaassen man den Herren Ysbrandts
instruiren sollte, darüber konnte man sich nicht vergleichen. Holland
nahm alles auf» eifrigste und wollte, man sollte rund gehen und die
Garantie thun, wie denn auch Herrn Ysbrandts aufs vigöuröseste
und dass E. Ch. ü. könnten ihren Ernst sehen, instruiren; wozu denn
der Rath Pcnsionarius auf unser Gutfinden ein gewisses Project zur
Generalität einschickte. Es blieben aber die Provinzen grossen Thei-
les dabei, es wäre ihnen unmöglich so weit zu gehen, wie gern sie
auch immer wollten, ohne ausdritckliche Ordre ihrer I'rincipalen etc —
Niemand zweifelt, alles %verde sich mit Holland ccmformiren, und thun
wir in ein und anderen Provinzen nicht wenig unser bestes bei der
Sache. —
Es ist auch der Vorscbliig fit-niacht worden, um grösseren NaubdrucikB
willen lielicr den Herrn v. Ueuuiugcn aus Copeiihageu zu bcrureu und
UQ den Kiirfüjtitcn zu schicken.
Inmittelst haben nir E. Ch. D. gnäd. Rcscript vom 12. Jan. in
Unterth. wul erhalten und diiraus ersehen, auf was Maasae E. Ch. D.
gnäd. gutgefunden, dass wir den polnischen Tractat eommuniciren
sollen; und .. . seind wir nicht wenig bekümmert gewesen, wie man
nunmehr dem Werke noch beikommen möchte. Wie wirs eommuni-
ciren, wirds auskommen, und apprehendiren wir solches desto mehr,
weiln wir uns nicht sicherlich versichern können, wenn wirs eommu-
niciren, dass die Provinzen so simpliciter nach unsemi Wunsche wer-
den resolvircn; iumittelst hatte man sieh ausgelassen, inmittelst möch-
ten Andere Prälcstcn zum argen diaus nehmen und also E. Ch. D.
A-iOOt^lC
Schwanlceo nbcr den Eolachloas £UDi Kriege. ^23
GOte und Sincerität (wir inttsseii das ärgute immer am ersten beden-
ken!) missbrauchen; dieses wäre gar zu wichtig und eeind wir also
bis auf diese Stunde nicht vollenkomnuen schlüssig ,. wa» wir thun
sollen .... Inniittelst haben wir dennoch dieses beschlossen, dass wir
die Abschrift der Tractateu auf grewissc MaasBC an einige c^nlidente
Freunde in die Provinzen wollten lassen gelangen, als io Frieslnnd
lind Groningen au ü. f. Gn. Prinz Wilhelm '), in Seeland an einen
vertrauten Freund, in Oberyssel an den Drosteu von Lingen; und
dass E. Ch. D. Resident Copes in Utrecht und Gclderland selbst
damit gehen und mit Hulfershillfc dahin sehen solle, dass die
Communicatlon entweder gar nicht begehret oder zum wenigsten ohne
Gefahr möge zu Werke gestellet werden. Und seind wir damit an-
jetzt noch vollkommen geschäftig — und mögen sehen, wie weit wir
damit zum Ziele werden können gelangen; zum wenigsten werden
wirs deromaassen thun, dass niemand einige denunciationcm belli mit
Fuge draus werde befolgcru können.
Versthiedene Besuche den eiigliscbcn Kii»o}6 Dowtting, uüd -■
seind dabei verschiedene wichtige Discnisen fBrgcfallen, so die ge-
meine Sache betreffen. Kr protestirte sehr von seines Herren des
Frotectoris hoher Affeotion und Estinie, die er E. Oh. D. als einem
hohen Prinzen zutrüge, und dass S. Höh. wol wDsste, wie viel E. Ch. U.
bei Schweden gethan; wUnschete auch noch, dass Sic sich nicht ge-
separiret hätten, dem evangelischen Wesen zum besten; denn er
mUsste bekennen, es wöre ihme zu grossem Leidwesen fUrgckommen,
dass sich E. Ch. D. mit dem Pabstthuni gefUget und an Föten und
Oestreich gar zu sehr ergeben hätten; fUgete viel, pro morc gentis,
von Religion, vom protestantischen Wesen und ob mau auf Polen so
gross zu sehen, dabei. Wenn wir ihn aber von Grund aus anwiesen,
wie es mit dem schwedischen Krieg, und was dabei gesuchet wird,
heschafTeu .... so haben wir ihn ziemlich versetzet und es endlich
80 weit gebracht, dass er offentlieh zu uns hcrauseagetc, dem Pvotec-
tori wäre es nimmermehr in sein Herz oder Sinne gekommen, Schwe-
den den Sund oder weitem Dominat in der Ostsee zu gönnen, würd
es auch nicht thun, mllsste des Orts Friede machen und riethen sie
und Frankreich auch dazu; in allem Falle, wie sehr der Frotector
den Evangelischen insgemein zugelhan wäre, so machete er doch
noch Unterschied zwischen den lieforuiirlcn uud Lutherischen und
<) Prinz Wilhelm Friedrich vüd Oriiui«o, SUItUiillur vod Frioslaiid,
Schwager des KurfürsivD.
A-nOO»^lc_
]^24 I- Brandenbarg and die Nie^erlsade.
möchteo sich deeseti E. Ch. D. gar gewiss verselien. Bat auch drauf,
wir möchten vertraulich mit ihm communiciren und wollt« er nicht
allein solches dem Protectori rühmen, sondern auch in seinem Thun
sich mit uns berathen ').
In Wirklidikeit ist nun Buth zu bemerltei), das« Downing hier im
H»ag in Bezug auf die nordii<chen AngelegeDheiten sehr gemä'^Kigt auftritt
und auf Mediation und Friedeu dringt, während die schwedifehcn Ge-
sandten hier gehofft hatten , „er wiiid niihts denn t'euer und Flammen
sprechen."
Weiman an den Kiirftlrsten. Dat. Haag 11. Felir. 1658.
lAbBenduDg der Inalrucliou Yabrandl'a fiii die GeBandlechaft an den Kurrurst«D
MitlbeiluDj; des Bromberger Vertrags. ]
11, Febr. Sobald der Itatb Pensionarius alhie von Amsterdam wieder an-
gekommen, hat Holland hei der Generalität heftig angedrungen, dass
in den gemeinen Sachen alles zum Schlüsse befördert, sonderlich
aber die Instruction des Herrn Ambassadeur Ysbrandts, gestalt
sich in Eile nach Berlin zu erheben, aufs beste festgestellet und ohne
längeren Verzug weg und gen Wismar geschicket werden möchte.
Und ists darunter so weit gebracht, dass am verwichenen Sonnabend
geresolviret und heute bei der gewöhnlichen Resumption bestätigt
worden, nicht allein vorbemelte Instruction nunmehr zu ttberscbicken
(nnd dürfte es mit dieser Post geschehen), sondern auch, wie und wes-
maaBsen man dieses Staates Intention bei diesen Sachen und dem gan-
zen ostländischen Kriegshandel nunmehr Frankreich und England wirk-
lich bekannt machen und dahinarbeiten solle, dass dieselbe sich damit
conforniiren und also cooperircn möchten, damit man durch allge-
meine Tractaten Schweden mit Dänemark und Polen auf billig und
leidliche Maasse vereinbaren und vergleichen könnte ').
Id Bezug auf die Comniuiiicatiüu des Bromberger Vertrags haben sie
jetzt beichlüsiieu , dasb dem GrJfBer der Generalität eine Abschrift mitge-
tbeilt werden soll; von diesem soll dann in jede Provinz je ein Exemplar
mit der Verpflichtung Echlcutiiger Zurüekt^endung geschickt werden.
Weiman an den Kiirfilrsten. Dut Haag 26. Febr. 1658.
[Die Zeitungen uua Fünen. Mitthoilung des ßromborger Vertrags. Cromnell
durch innere Wirreu beBchärtigt.)
26 Febr. Nui'h alles im alten St«ud; man eiwartet jetut nähere Aulklärung über
') Vgl, w. u. die Acten der Gesandlsehart von W. Jephson an den Kur-
füfBlcn llj57/>*-
') Vtcl. oben p. 121. Am l'J Febr. überschictl Weimao (Jo|>i« der inmi-
Bcheu ubj!csaucl(cu Yabrand t'Buhcu [nstrucliun.
A-iOOt^lc
Tsbrandt Dach Berlin. Donnlng iid(] He. Thoii. ]25
dit lp|it«D Zeitungen ans Fünt-n, die sehr verworren und uultliir find ')i
rher wird niclits dtünitivCE erfolgen. Inxnischeu haben die ticii;iiidte Hrh
«'iitschlogFen, nun mit Commuiiicirung des Bronibcrger Vertrags nicht langer
zurürkEuhatten und baben denselben — „wie wol nur in blosser Copei unil
von unbekanoter Hand geschrieben, dem Aincrongen als Präsidi (der
UencrBlrt&aten) überreichet"; natürlich mit neuen Vorsielitsraaassregeln zur
(ieheiuthaltung.
Die Zeitnngen ans FUncu können von grosBcm Kinfln^s werden, nenn
>ie nidit gar zu übel ansralleii; zumal eben muh der l'roteetor in England
nrne Sclinierigkeilen mit Eeincni rnrl.iinent bekommen li:it und aNo voli.iuf
im Innern besrhäftigt ist.
Weimati an den Knrfilrstcii. üat Haag 4. März 1658.
ji^nt^liich-rranzüsiscbe FricdeniibeiniihDngen im IHof. ßi'fltixi'men über iks
iDieresKC Brnndenbnrgfi bui dem nordiacht-n Kriege; diie liitereasc ül'S tti'icliefl
üahei. Uünater als Hanscatadt von den Niederlanden anerkannt; Hesorgnisu
wegen Wesel.)
Conimii^sarc der Generalität halten ConTcrenzen mit dem Tranzösiüclien 4.
and englischen Gesandten, unj eine Vermitteinng zwischen Dänein.irk und
Scliweden herbeizuführen; der TranzösiRrhe Gesandte de T hon*) dringt auch
auf die Theilnahine lirandeuburgs; der englische erkliirt, worcrn die Qenernl-
altalen den Dünen llitfe genährten, te'i England gehnlCeo, den Schweden das
gleiche zu tbun. Die Nachrichten aus Füncn und Seeland erregen gro.sse
Heslürtzung; doih stellt man Kieh in Hiillnnd noch immer an, als wolle
in»H Dänemark keines Falls füllen lassen, und mehrere andere Provinzen
fisseD energische Resointionen.
Alles siehet auf E. Ch D. und was zu Berlin mit so vielen
Abgesandlen beschlossen sein tnöclite. Von Danzig wird ihnen gc-
whriebcn, daes es gar gewisse zu einer Conjnnction gegen Kehweden
angesehen und dass jedes Theil wiRSC, wie viel tausend Mann es
dazu anbringen solle, worüber denn vcrscliicdene Judieia sein. Ins-
gemeiu will man nicht an Ocstcrrcich ; heimlich aber und da man die
dänische Handel in so grosser Extremitjlt siehet, dUrfte man wllu-
when, dass E. Cb. D. nebst Oesterreicb mir losgingen; geriethe es,
»0 holeten sie die Kasteien (sie) mit fremden Klauen aus dem Feuer;
8olUe es nicht gelingen, so würden sie nngezwcifclt ihre Hände
. Februar
,rl Gnfilnv Über den ge-
luf die lusel Füoen und sicgruicho Schlacht gogen die risneu bd
Iieruaeg; am 5/1.'). S Febr. Marsch auT die Inseln l.aogclnnil, Laaland nod
P»l«fcr; am I-i/22 Febr. Ankunft der achwediscben Armee onf Scniand.
'l Ueber dessen Gesandlachafi Im Haag vgl. Oroea van Frioalerer
Arebitei de In maiaou d '0 ränge -Naaa au. 3ine Serie V. ll>8 S.
Aj.oo»^Ic
J26 T. BrsDilenhorg nnil «lie NiedfHandp.
wai'dieii und an solchein Fflmehmen unschuldig sein wollen ....
Andere aber sagen und Iialtciifi dafür, je mehr Schweden in Däne-
mark gew;(>nne, je besser es fUr E. Ch. D, wäre ; blieben sie drinnen,
HO wUrden sie für eine lange Zeit darin zu tliun finden, um alle»
unter ilirc Gewalt' zu setzen ; ihre Nachfolger wDrdea selbst auch so
viel Werk liabcn, eine nok-hc Conqiieste zu conserviren, welche ihnen
in aller Welt die nützlichste wäre, dass sie anderer, sonderlich im
Keiclic, wol würden vergessen; weswegen sie auch glauben, da»s
y. Maj. mit Polen, Oesteneioh und dem lleiche sich quolibetcunque
modo verglciciien und also, wie leide ee auch Frankreich und Eoge-
land sein möchte, alle ihre KrAlle nn solchen Oertcrn anspannen und
sieh um nichts anders bemlllien würden. Im Reiche wUrde man sich
auch niciit gar zu sehr zu bckamniem haben; dann anstatt dass
man besorgen mochte, die schwedisclie Macht wUrd ins künftig gar
zu gros» ^verdeii, allemianssen die Vorfahren gesehen, und zwam aua
so vielen niigrationibu» gentium scptcntrionalium, wie nachdenklich
es sei die Norder-Kronen auf einem Haupte zu sehen: so würde doch
numehr gar das coutrarium drauH erfolgen uud dass viel eher diese
Nation damit für eine gute Weile eingezfiumet werden dürfte; wie wä-
ren mit der Zeit von den andern gar zu sehr geabalieniret, eine na-
türliche Antipathie zwischen beiden aufgekommen, die Gesetze und
Freiheiten über die Maasse verändert und also nichts anders zu ver-
inuthen, als dass sie nach dem Rxempel der vorigen Zeiten unter den
Königen Kanuto, Christierno II. und Higismundo sich einan-
der wol bald in die Haar wachsen würden; und waa dergleichen.
Was nun daraus zu wählen oder z» tliun, solches werden E. Ch. D.
in areua am besten zu unterkennen wissen. ... Im Reiche zu bre-
chen und die Tliür zu einem so verhassten allgemeinen Kriege aufzu-
thun, ehe andere auch gnugsam mit eingetreten, solches möchte gar
zu nachdenklich fallen. — Sonderlich finden wirs alhie nötig zu seio,
dass man von dem üstcrreichisclien Tractate ') nichts sonderlicfas
annoch sage; denn wie es geht, so wird es sie in speciem unwillig
und in der That trag und secur machen.
Sonst passiret alhie wenig. Die Stadt Münster hat gegen Dank
des Bischofs erhalten, dass alhie am 2. dieses eine Resolution ge-
nommen worden, wobei sie die Stadt unter die Hansestädte und also
seine Aliirte auf gewisse conditiones, worüber man sich künftig ver-
■) Alliaoce iwiscbeD dem KnrfürBlen udJ KZaig Leopold von UngArn-BÖh-
men gegen Schwedeo. Dat. 9. Febr. 1658. r. Höroer Staatavertnge 229 ff.
Eindrnck der FarUchritle KnrI Gustavp. Downing über <lie Orani«r. ]27
gleichen soll, aufnimmt-'). Wir förchten, die Stadt Wesel niriclite
endlich auf dergleicben Getlanken kämmen, und werden also sehen,
was noch bei dem Werke etwa zu thun sein müclite, um der Conse-
qneni Torzuliiegen.
Zeitung aus dem Haag. Dat. Haag 8. ^^ä^z 1658 ^).
IRDglJacbe Diplomalio im Haag za ßuugten Sclinedeiis, Eagliachea Urtheil über
die niederländische Polilik; die Itcdciiliing der Ortinicr Tür die Niederlande ]
— Es hat inmittclst der englische Kcsidcut dasjenige, was er«.M;u
neulich l>ei der mUhdlichen Conferenz gesaget und .ingcfUhret, sehrift-
licb Ql)ergeben, worin viele nachdenkliehe Saclien, welclie sehr nach
Driuungen und Verweisungen schmecken, enthalten; worttlier denn
die Gemdther der Regenten ziemlieh gealterirct und verltillert seiud.
Es gehet ahcr filrnehndieh dahin, dass er will, ninn solle zwischen
Danemark und Schwellen :t part handeln und, wie er sich mündlich
darunter geexpliciret, auch darin Churbrandenburg des preussisclien
Interesse halber an der Ostsee mit eiubegreifen und also die Pro-
tegtirenden wieder zusannneuhringen.
!n Privatdiscursen sagt er utTentlicli heraus, Schweden sei ihr
bester Freund, wie wol sie nicht gegen Dfmemark mit ihnen gealliiret
wären; und o1)wol Dänemark fs um ihnen nicht verdient, so wollte
doch der Pnitector zeigen, dass er dessen Ruin nicht suehel. Sagete
auch dem dünischen Residenten im Anhören der Churbrandenhurgi-
schen, sie wären bis daheio fast mehr als die Selaven von Holland
gewesen und erfuhren nun, wes gutes und Iteislandcs sie dagegen
vnu deuenselbeu zu erwarten und wie viel Staats man auf des Staats
Freundschaft machen kitune; alles wäre gar zu langsam, getbeilt und
geiuteressiret, ehe sie etwas schliessen, zugesehweigen, zum Effect
bringen ktiunten, indem alles durch so viel verworrene und unkundige
Häupter gezogen werden milsete, wäre gemeiniglich alles schon gethan
und ihr Wesen zu spät; und sähe man nunmehro, was diese Lande vor
diesem gethan, dass man solches nicht ihnen, sondern den treffliehen
oranischen Prinzen, als welche reu ultra privata et honores et e<immoda
coDsliluti, sieh allein nm die publica bektimmert und also gleichsam das
Gelenke und die Seele des Staats gewesen wären (zu danken hätte) ').
') Die Regololion gedrnckt bei Aitzems IV. 'J44. Aitzema war Agcst
in SUdt Münster bei den UeneralaUaleD in dieser Angelegeuheit.
'J Solche „Zeitungen" Üegeo in dieser Zeit inebrrach bei den Ketalioaeo
Weimau's, meist, wie ilie obige, vod seiner Hand geaclirieben.
') Elnaa dergl. fehlt im Manascript.
^aovGoOt^lc
]^28 ^' Brntidenbnrg nni] die Niederlande.
Weiman an den KurfUrstcii. Dat. Haag 12. März 1658.
(Sclirpcken in Holland über die achnedlBclicn Siege; RntschlusaloGigkeit; frao-
zoeische niid »Dgliache Diplomatie.)
12. Mä«. Immer neue niid srblimmerc Nni'hriclilcn vom dänisclien Krieg; ein
ileniüthiiEender Friede für Dänemark, nebst DerenFJT- und OBTeDsiTslliatice
tnit Sehwcdcn ^oll Eihon dem Abücliliiss nahe c^cin. Die Bestürtzurig in
lloltand ist überaus gross, zwar redet man noch immer da»0D, wenn nur
Dänemark fe^t hielte und tieinen fulsehen Frieden mache, en werde aarb
Holland das semige nicht unterlassen —
wenn aber alles bei iliueD gar zu renlnderlicli und der Schreck für
dem Kriege fast iiiclit zu beschreiben ist, so künneu wir uns dennoeli
mit keinem Grunde einbilden, dess man sicli von ihnen grosser Dinge
KU versehen liabe. Sie werden durch Frankreich und Engeland auch
gar zu sehr abgeselirecket diireli allerhand Intrig^ies und DrSuungen.
Der rranzü^itohe und der englische (IcKniitUc im Haac; cajolJren Wei-
man Eehr und suchrji durch ihn den Kniftirsten vom Krieg gegen Scb «re-
den zuriickziihnlien.
Weiman an den Knrflireten. Dat. Haag 19. März 1658.
IDer Friede von Rocskildc. Sthnniikende AiiBichlen in Uollaiid über nanilelii
oder SlillsitKcn. Dio Franzosen und Kngländer arbeiten für Schwaden.)
ü. Die Nnchriehlen vom Abfchluss des schwedisch-dänischen Sepwat-
friedens ') sind nicht mehr zu bezweifeln. —
Sowol in Holtand als der Generalität stehet alles bestOrzt, betrSbt
und stille. Vielen geftillts heimlich, vielen und zwar den meisten
gehet» an ihre Seele. Jene sagen, es sei Gottes Werk, der Dänen
eigen Schuld, und warum wollte der Staat länger reluctircn? es wäre
schier gegen den Himmel gefoehten; was Dänemark gutwillig und
nun jure tlhergeben, wie wäre man befugt, zugesehweigen mäehlig
genug, solches Über Haufen zu stosaen? man mUsste mit Schwellen
liandeln, sich der Moderation fvemiler Interessen enthalten, mit Gelde
fechten, sonderlich drauf gedenken, dass man sich mit England nielit
möehte brouillircn etc. ; und stehet zu fUrthten, diese Meinung werd
in linhe Consideration kommen.
Andere zwar nehmens wol auch aufs Gegenspiel .... die Flofle
wäre schier fertig, der Belt auf allen Fall passabel , man mllsste sie
in die Ostsee gehen lassen, zum wenigsten unter dem Vorwand, ihre
Kaufmannsschi ITe zu begleiten; mit Polen und E. Ch. D, wäre noch
>) Friede von Koeskilde 9. März 1658
DqitzedüvGoOt^lc *
Friede von RoeskiMe. X29
tvol etwa» 7.U tliun etc. Uad (lürfte niif diese Opinioii bei Holland
sonderlieh und zu Aingteidam noeli wol grosse Reflexion g^enoromen
werden. —
Frankreich und England laufen und rennen, rathen und dräuen
sehr för Peliweden .... und jirotestircn sehr, dass sie fUr E. Cli. D.
Interesse aufs hncliBte eorgen werden. Der englische Resident kam
die verwiclienc Woclio noch zu uns und erhot sieh ulles, was wir nur
ihnen würden fUrscIireihen, darunter alhie zu thun, auch scliriftüeh
OberzugetH-n, nut dem llinzuthun, der l'rntcctor hätte ihm darzu aus-
(Irnokliehe Ordre nachgesehieket, Murrete Bonst, glauhte es aber
nicht, dass er gehöret, E. Ch. I). hätten sieh mit Oesterreich zur
Election und gegen Schweden verbunden.
Mons. de Thou spricht fast auf eben solche Maasse, und wissen
wir sfhier nicht, wie wir uns bei so bewandten Sachen zuweilen
herausreissen oder verhalten sollen. —
Wir unners unterth. Ortes . . . selien, hören, ratheu und reden
dero maassei», dass wir uns an die polnische Seite halten und von der
ändern nicht gänzlich abweiciien; präpariren alles auf alle Zufälle.
Weimaii an den Kurfili'sten. Uat. Haag 25. Alärz 16Ö8.
jYsbrBndtB i'd Berlin. Vorstellungen Weiman's über die schwächliche Politik
ier Hiederlaoilo; Hinblick auf die Oranier. De Witt Keine HoCTuiing auf die
Niederlande zn machen. Man begt llesorgnisse Tür Brandenburg wegen seines
Vorwage na |
Der jütüt in Berlin angelangte Btaalische Gesandte Ysbrandt-s bittet2r>,
die GeneralsCanten um nähere Instruction zur Verhandliinf; mit den knr-
riirstlichen Räthcii '); Weiman sneht dies zu betreiben, —
Es ist aber siedert" wenig Wirklichkeit darauf erfolget, indem
Holland sowol als auch andere Provinzen immer uoch gleichsam ent-
ideket stehen und nacli ihrer Gewohnheit auf den endlichen Ausschlag
warten.
Wir unsers Theila lassen an den Oertern, da es gilt, nicht nach,
anfs beste auszustreichen und anzuweisen , wie sehr sie uns und
E- Ch, D. mit so vielen houttadeuscu Resolutionen und Vorgebungcu
hiebevorn eingenommen und aufgezogen, wie hoch sie darunter gc-
conleetiret, gcß[)rochen und E. Ch. D. geanimiret, und wie nachdenk-
lich es endlich dem Staate sein wUrde, in aller Welt dafür augesehen
') Seine Correipondeoz aua Berlin s. Urk. u. Actcnat. III. lltiff.
«.«.. .. ö»ch. j. or. K-.ra«!«. VII, 9
i;q,t7ed.>G00t^lc
^^Q I. Braudenborg und die Niederlaiiiie.
ZU werden , (laBs die Seele der Republiken, Elire und Glaub, alliie
deroniaasäcn abgenoiiimeii , dass sie auch G. C'li. D., aU echier des
Estata eriiten und letzten F'reund, Iliren Feinden zum Raube abao-
donniren und dahin laHsen würden. . . . Mao möchte in Zeiten die
Augen ötTnen, rund und redlich gehen und den Krieg nieht dero-
maassen hassen, dass man in der Ewigkeit sich keines guten Friedeas
zu versiehern Grund und Fundament anlegete. Frankreich dehortirete,
Engelaud dräue, alles mit unleidlicher rude»se. Woher käme es aber?
Aus keinem andern Grunde, als dass sie vermittelst so vieler Experi-
menten sich versichert halten, dass dieser Staat mit den vorigen
Hauptern verstorben und weniger als ei» todter truncus capabel
wäre, sich zu bewegen. Sie möchten sich herausreissen , ihre Ehre
retten, remedia ndmittiren und weise sein .... sie könnten ihre Flotte
lassen hingehen auch ohne Brechen, sie könnten der Stadt Daozig
Volk und Geld geben auf träglielie conditiones etc.
Der von Beuningen schreibt unter der Hand auch dergleichen
Dinge aus Dänemark. Die klllgesten der Regierung fangen sehr an,
die gegenwärtige formani reginiinis zu schelten, auf die alte zu sehen,
nach oranischen Prinzen zu wUnschen, ihr Uebel zu erkennen.
Ges|)räch Weiniaii'K mit de Witt, der ilim sehr eifrig zleDilicb un-
beslinimte Zut^icbenuigeii gibt, dass die Getierah tasten doch s. Z. noch das
Ihrige tbiiii werdeil.
So viel wir nnnoch vernehmen oder glauben kiJnnen, mögen wir
E. Ch. D. darunter des geringsten nicht versichern. AMes ist zu ver-
änderlich, langsam und mechaiiisch; im Glück ist man sicher, bei
dem Unglück niedrig nnd verzaget; da nian's nicht zum htielisten
nötig hat, will mau alles tliun, wo man aber in Aengsten stehen
sollte, da zeucht man die Hand gar zu leichte ab. Und wissen wir
also E. Ch. D. kaum anders als vorhin auch zu rathen: etwas zu
hoflen, aber auf nichts Staat zu machen; der äusserlicheo Freund-
schaft /.u geniessen, aber schier nicht weiter, als dass sie nicht cöb-
trarii sein werden; soHten E, Ch. D. Waffen {der Allerhöchste ver-
leihe es) glücklich sein, so möchte mau sich zu etwas mehr verlassen
können; denn der llass gegen Schweden ist ohne Maasse; solllen Sie
aber Anstoss leiden, so dürfte ein iunerliches Mitleiden der einiger
Trost sein.
Und isis eben daher, dass diejenige, welche den Staat aus dem
Grunde kennen und E. Ch. D. geaffeetioniret seind, bis an die Seele
bekümmert sein für E. Ch. D., und da dieselbe eich zu Estremitäten
gegen Schweden präcipitireu sollten , dass sie Unglück fürchten
i:.a,t--r.d .V^iÖOt^lC
Gedrückte Stiromnng im HASg. WeimsD in BerliD. ]^31
Alle Welt apprebeDdiret gar zu sehr, dasB E. Ch. D. Torangelieo,
erst und im Reiche breclien, das Instrumentuni Paeia contra' datani
Gdem violiren, «ieli an dem dänisclien und zwar so notabilen Exeni-
del nit spiegeln und auf geallürte Waffen sich verlassen sollen-, und
das8 solches gar zu bedenklich sei fUr einen Herren, der so viel zu
rerlieren hat, Oesterreicli pflege von Alters her gar gerne solche
Häuser zu wagen, welche ihnen um ihrer Grösse Jalousie geben, uud
leigen solches die Historien der vorigen Zeiten. Und wUrd der Mass
unauslOscblich sein bei niänniglicb, wenn durch Brandenburg das
Reich nunmehr wieder in das vorige Kriegsfeuer gesetzt werden
sollte. —
Die nächsten Relationen von geringem Belang — die Nachrichten von
den Roeskilder Frieden laufen ininier genauer ein und machen die liollän-
discben StaatauUuuer iniraer verzagter. Am 11. April reist Weiman in
S&rben der clevisch-märkischen Ständedifferenzen nach Berlin und ist für
Dffbrere Monate vom Haag abwe.seud. (tJeber seine Gesandtschaft, ge-
meinsBrn mit Otto v. Schwerin, an den König Karl Oustav im Mai
und Jani 1658 s. int folgenden Bande.) Mittlerweile fuhrt Job. Copea
die Haoptcorrespondeaz.
Ana Weiman's Tagebüchern:
Weiraan an die Princessin Witwe von Oranien. Dat. (Berlin) 2i4. Mai
IS. Mai 1658. Alles ist gerüstet, um, wenn nöthig, jeden Augenblick los-
brechen za können; die Armee iüt marscbfcrlig, die osterreicbischen und
polnischen Truppen stehen zur Vereinigung bereit. Kr und Schwerin
tollen als fleeandte zum König Karl Gustav geben, ihn noch zum Fne-
drn zo bewegeu „aa*moins avec la Pologne." Der englische Gesandte
Jephson wird sie dabei nnterslQtzeu. In Frankfurt „noua ponssoos
l'Mection ä toutes forces, pour avoir un alliä qni soit le chef de l'Empire";
nod jedenfalls um Oesteireich zu verpflichten — „vojsnt qne c'eat la voiz
de Brandenbourg, qui d^oide prcsque tous les diCf^rents parmf les Elec-
teora." Der Enrfürst wünscht aufrichtig den Frieden. „La Pologne et
rAntriche ont fait des merveillcs pour faire alier TEIetteur avee eux eo
HoUace audevant le Roy de Suede; mais S. A. Eb n'y a point vonlu
pKsier l'oreille, consid^rant qae eela n'est qu'une infraction de ITnstrumen-
tDiD Pacis et le vray nioyen de nous precipiLer aus dernieres miaäres."
Dsdnrcb würde der Krieg möglicher Weise auch in die brandenburgischea
Unde getragen, und der Kurfürst darf das nicht wagen; da« hiesse „de
ttetlre tont, c'est ä dire l'armäe, an hazard", was nicht ohne die
iuaserste Noth geschehen darf Die Schweden haben nur diesseits des
Heeres etwas zu verlieren; Polen hat das grösste Interesse daran, die
Scbneden von sieb weg uud auf den Weg nach Deulijcljland zu weisen.
Znnal ist jetzt die rechte Zeit zum Haudeln vorbei; die „lentenrs" der
Ociterreirber haben bewirkt, dass man nicht in den Kampf eingetreten ist,
9*
„A^iOOt^lc
]^32 '- Brindenburg and die NiederUnde.
als DäDemark nncli zu retten wnr. Kuii, die herrtcbeude Meinung ist:
der KiiiTürgt darf tiicli durchaus iii<'ht übcieilt in einen Kampf mit Si.-h'K'e- .
den Ktürzcn. Wciinan front picIi, uiitt-r der Füliinng Sehweriii's an d''r
Ambftssjide nn dfn König Karl Oustav Thcil nehmen zu dürfen und
daliei die Weise Uieses „niinisire renommii" kennen zn lernen.
Joli. Copca an den Kni-fiiratcn. Dat. Haag 26116. Juli 165H.
[('romwell suclit dem Bruch zniscliPn Brniidfnbiirg imO ScIiweJcn vcirznhciigpn.)
i. Der en^lt»r1ie Resident Herr Downing knm gestern zu niii- und
sa^te selliigcs 7.11 tlmn nf eine ihm am seliiigen Tage vom nerrn Pnttee-
tore eingekomnienc Ordre, dabei er E. Ch, D. sollte durch mich unterlh.
andeuten lassen, dass dem Herrn Pioteclori leid wäre, daas S. Maj.
von Schweden E, Ch. D, Gesandten zu Flieesburg die Audienz, ver-
weigert Iiäfte'), mit Erbi«tuDg, das» der Herr Protector sich gerne
dazu verlegen wollte, den Frieden zwiBohen höchafged. Kiinig und
E. Ch. D. wieder zu erbauen, wenn nur I. Höh. dazu einige Mittel
an die Hand gegeben würden, immer dass doch E. Ch. U. sieb möch-
ten neutral baltcn.
Copcs vorspricht mit Dank, dem Kurfürsten Bericht davon zn geben,
und stellt dabei dem Downing die harlo Behandlung der S<'hweden und
dagcgeu den „glorio<;en" Piicdeu mit Polen vor, den natürlich der Kurfürst
vorziehen müsse.
Der Kurfiirst au Joh. Copes. Dat. Colin a. Sp. 26. Jiili 1658.
(Antwort auf den Crom well 'sehen VermiltclungsverBncli |
liilligt die i»n Downing gegebene Antwort.
Gleicbwie Wir nun mit solcher Antwort guäd. wol zufriedoii
sein, also habt Ihr Euch ferner zu bemühen, gute Affccfion uud Ver-
traulichkeit zwischen Uns und dem Protectore zu unterhalten. — lu-
sonderhcit habt Ihr .anzudeuten, dass Uns alle oflicia, so an Heiteu
des Herrn Protectoris zum Frieden möchten conferirct werden, jeder-
zeit sehr angenehm sein würden. Es mUsste aber der Friede, so viel
Polen anlangt, gcneral sein, sintemal sowol die neue als alte Pacta
kein andres leiden könnten. Was aber das Ilüm. Reich betrilTt, gleich-
wie Wir bisher darinnen ganz stille gesessen und ungeachtet aller
') D. I1. bi Flcnsbarg, wo Karl Gnslav die beiden brandenbnrgisclien
(iIcsnDdlcn Schwerin und Weiman zu empfangen eich geweigert hatte; vgl.
Uro y Ben III. 3 401 f. iiml den Bchriflenwechiel darilbec zwischen Appelbooro
und Uopee im Haag bei Ailzeuin IV. 277 0'.
^düvGoot^lc
Oomweira VeraiitteluD^Teraach. PranL-holläadische HaodelsrivalitJit. ^33
Btattlicfaen dazu gehabten Occasionen den Schweden im geringsten
nichts geschadet, also wollten Wir nicht unterlassen, ferner Frieden
zu erhalten helfen, wenn man nur schwedisclien Theils Unsere Lande
mit keinen Märsehen, welche, wie.hekannt, den Krieg nach sich zu
uehen pflegen, graviren, auch sich der vielen Bedrüuungcn und anderer
Zunötignngen enthalten möchte.
Joh Copes an den Kurfürsten. Dat. Haag 13|3. Aug. 1658.
[BenöhoDgeD Äppelboom'a im Haag. Eqglaud und Schnedeu. Verbot des
Verkaufa von Schiffen. H mdelamsBeregeln gegen Frankreich]
Der schwediache Resideut AppelbooQi verlangt in vprsihiedeiieii an die 13. Aug.
GeoeraUtaateD ciDgegebenenMeinorialieii, dass die O.-St. Erklärung ahgebeu
EolIeD, dasB sie dem Ilaus Oeeterreich, Polen, Braudenburg und Danzig
Mae Uat«rstütEuug angedeihen lassen wolleu, goridero dca Klbitigcr
Vertrag, den der König prout jacet ratificircn wolle, halten werden,
EiDcdem entttprechetide ReRolatioD der Geocralbtaateii vom ol. Juli ist neu
beftatigt worden. Holland betont iioih besonders die Clausel des Klbiugcr
Vertrage, wonach anderen Mächten nud besoDders Kui'brandeiiburg uud Dan-
lig der Beitritt ofTfn gela.isen wurdu ').
Hieselbsten will mau glauben, dass zwischen England und Schwe-
den der Commercien halber man sich «iergesfalt verglichen, dass bei-
derseits Unterthauen in dero Landen gleiche Freilicit rcei))roce gc-
DJeGsen sollen, welches hiesigen Eslats Unlergeliiirigcn dergestalt sollte
kÖDDen präjudiciren, dass deren viel sich dercnds haushaltlichcu nie-
dernelzeu nirtcliten. Man ist liie auf Mittel und Wege bedacht, wie
man allen Verkauf der hie angebauten Schiffen an fremden Nationen
wo nit verbieten, dennoch uf gewisse liniitirte Wege Ubci-Kulassen bc-
hiodern möge. Uud weilen Frankreich gewisses Fdictuni cnicncru
will, den Fremden, sonderlieh dcu Holländern, Oly, Thian uud was
ron AV altischen kommt daselbsten zu bringen zu verbieten *), gehet
man hie damit um, wie man selbigem Edicto sicli widersetzen oder
in anderen Commercien gleichen Scliadcn dcu Franzosen zufügen möge.
Zwiijchen dieser and der Mgenden Relation liegt nun die neue Weii-
duug im Norden: der Uebcrfall Kupcnliagens durch Karl Gustav, der
Beginn des zweiten däntscbcD Krieges und der lintKchliiss des Kutfüisteii,
<) Vgl. oben p. 6-iff. und Ailzoroa IV. 281.
') Ueber diese und aodora franzÖBiiche Prujcct« „toi v erste rek Inge van 's
Koniocks fioantien" s. Aitzema IV. 289 S.
^aovGoOt^lc
^QJ. I. BtaadeDbarg und die NiederUnds.
in deDGelbeo au der Spitze der gegen Schweden rerbtiudeten Machte ein-
7.utreteD. Weimao kehrt jetzt auf ee'iaeo Postea im Haag zurück, um
die Mitwirkung der Niederlande zu betrcibcu.
Weiman an den Kurfürsten. Dat Coesfeld 2ö| 15. Sept. 1658').
(praes. zu Husum 4. Oct. 1658.)
[BeBQCh an den brauoschweigischen Hüren; überall erbitterte Stlminaog gegen
Schnedeo. Herzog Friedrieb von WürEemberg ued Kndolf Augnst voo Brauo-
Bchweig, Der Biacliuf tou Müester- Kircheegebet iu der Grofscbart Mark für
de» Sieg des KarfürBteol
äept. Ich bin an den Höfen zu Wolfenböttel und Hannorer gewesen
und endliclien alhie auch angelanget. Allcrends habe ich E. Ch. D.
heilsame friedfertige Intention aufs beste fUrgestellet und endlich das
dänische Wesen deromaassen gerlihret, dass ich E. Ch. D. fast ver-
sicbeni dürfte, dass bowoI die Häuser Braunschweig, als der Bischof
alhie von ganzer Seelen wünschen , dass Gott der Schweden Gewalt
und Härtigkeiten steuern und dagegen E. Ch. D. Waflfen se-gnen
wolle. Männiglich, klein und gross, detestiret und verfluchet das schwe-
dische Wesen, und eagete mir des Herzogen zu Hannover f. Gn., sie
hätten nunmehr in aller Welt ihr Credit verloren. Wegen Batification
der Frankfurtischen Alliance *) schien es, dass t^ie bekümmert waren;
der Herr Bischof von Münster aber wird sie noch unterschreiben,
noch ratificiren, sondern sich an dem Kaiser und E. Ch. D. beständig
hallen. —
Zu Wolfenbmtel fand ich Herzog Friedrichen von Wllrtem-
berg, Herzog Augusti Eidam und vor dieser Zeit in schwedischen
Diensten gewesenen General-Major, Dieser Fürst schien ein Herr von
guter Conduicte und Erfahrenheit zu sein und erbot sich hochlich
gegen E. Ch. D., also dass ich wol merkete, dass er sich in dero
Dienst gar gerne cngagiren würde; er saget, dass seine Frau Mutter
vom Churhause Brandenburg gewesen ') und dass er El^nigl. schwe-
dische ihm neulich angetragene hohe Charges gerefusiret, weiln er
nicht gemeinet, gegen E. Ch. D. oder die Köm. Kais. Maj. zu dienen.
S. f. Gn. Herzog Budolf Augustua erweiset eine Überaus
grosse Affeetion zn E. Ch. D. —
>) Coesfeld im Bielliimi Uiinster. damalige Reeidenz dea Bischore.
'; Die Bogcnannte „rbciniache Alliance" mit Frankreich vom 14. Aeg. 1656,
za deren Unlerzoicbnern auch die braunscbweigischen Hcrzi'ge, der Bischof von
Münster und Schweden-Bremen gehörten.
■) Barbara Sophie, Tochter des Karfiirsten Joachim Friedrich, 1609
mit Johann Friedric'b von Würtemberg vermMt.
A-iOOt^lC
W. a. d. braannchw. HöfeD n. in Mänater. Der Kurfürst tmt d. Marscbe. J35
Albie )mb ich wegen der Oranischen Bovergfcrnischeu ShoIio alles
dahin abgeredet, (läse der Herr Biscliof es dud an die Stände bringen
lassen und dcninächet darauf bedacht sein will, wie man die briefliche
Urkunde und Cessionsscheine einzurichten und aisu die Zahlung der
100,000 Rlh. EU Werke ricliteo möge ')■
Und werd ich also morgen, geliebts Gott, über Cleve nach Hol-
land eilen. — In der Grarachaft Mark bin ich hie und dort en paseant
gewesen . . . und betet Kirch- und Kanzel allerorts für E. Oii. D.
Waffen ohne Unterschied mit ungehöretem Eifer. —
Der Kurfürst an Weiman nnd Copes. Dat. Parchim in
Meckeloburg X3. Sept 1658.
Er habe nun die „Ench bchanntcn Marschen" bcgoiineD; am 7. 8cpt. 2;i. s,.pi.
sei er vuu Bertia aufgebrocben ; morgen soll hier id üer Nähe allgeiueiues
ReadezvouB sein; dann soll ea mit gegamoitcr M;icbt weiter gebcu. Wei-
iiiau eull dahin wirken, dase der bollaudlBche Aduiiral Ordre erhält, luit
dem Kurfürsten fleissig zu commnoii-irea.
h^in weiteres Schreiben des Kai-fürston, dut. Bordcsholin 24. Sept.
1658 fehlt.
Der Kurfürst an Weiman uud Copes. Dat. Frierlrirlislmrg
in der Vorstadt vor der ftirstl. Kesidenz Gottorf 29. Sept. 1()58.
lUarechbericht; der Feiud auf dem Rückzug Fordert Cooperation der nieder-
läudisclicn Flotte Dud Ealhaltuiig vud l'urlii:ular(ruclateu.]
— Seit dem scind Wir mit der kaiserlichen und Unserer Cavalleric 9 Oct.
fortgegangen (dann die Inrnntcrie und Artillerie neb»t noch etzHchcn
Regimentern zu Pferde ecind noch zurllckc und die Tülen werden
ehester Tage bei Uns erwartet) und heute dato alliier zu Friedrichs-
■ bürg, die Vorstadt von Schleswig, Unser Hauptquartier gcnommeuj
da Wir dann vom Feinde nicht» augctrofTea, sondern vcrncbnicu, dnoä
sie sich allesammt nacher Fridericbsöde rctirircn.
Nun seind Wir ferner resulvirt, dieselben mit göttlichem Beistand bis
dabin zu verfolgen, allein verhoffen Wir auch, es werden die Herren
Generalslaaten nicht allein nunniclir mit ihrer Flotte iii See sein, son-
dern auch mit aller Macht verhioderD, dass uiclit die Schweden etwa
ihre Völker zur ticc binilbcr nach Pommern, Prcusscn oder JUtlaud
I) Tgt. Tüching p. 65.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
^^Q I, BrftDdeuburg und die Niederlsode.
und Holstein ahersetzen und Uns daselbst eiue Diversion machen oder
in den Rücken gelieu.
Dies Eolleu die Gesandlen ausführlich den Generalstaateu vorstellen —
Wir Unsere Theils wollten nicht nachlassen, zu Lande Unser
Hiisserstcg zu wagen und daran zu setzen; allein nih^steo die Herren
Ktftaten die äaclie mit nicht niiiideiem Eifer zu Wasser fortsetzen und
die Bchwedinche Flotte zu' ruiniren oder in den Häfen zu halten und
alHO die See zu bpfreien suchen; viel weniger wollen Wir Uns be-
fürchten, dass sie in irgend einige particulare Traetaten mit Schwe-
den sieh einlassen werden. —
"Weiman ao den Kurflirsteo. Dat. Haag 14. Oct. 1658.
(praes. Husum 13. Oct)
[Die FloUe baou negen widrigen Windes nicht auelaiir«n , k«iii VurwaDd; e'm
fi'iihereB HbnlicheH Beispiel. Gute Stinimnng. Memoire uii die nenerBlilät.
ItegODdere LeiBtungen vou Holland in AupbIcIiI. Die Geiieralslaaten nollen eine
Position au der Elbe iu Uauden des Kiirfiirsten. Ilrängen der lläneu. Von
Englaud kciiiB Kiumiscbung zu fürchten. 1
Alhie ist der Eifer fHr die gemeine Sache immer noch sehr gross
und nichts höher zu beklagen, als da5s die Flotte nicht heraus kann.
Von Stund zu Stunde hoffet man, es werde gelingen, allerinaassea
denn dieselbe nun vcrwiehene Tage zweimal nach einander bereits
unter Seil gestanden, aber wegen schleuniger Veränderung des Win-
des sich wieder zurllckzichen und, wie ungern man auch gewollt,
streichen mtissen. Es verursachet unter dem gemeinen Volk viel
Murrens wider die Obrigkeit und den Admiral; wenn aber alle»
Heissig durchsehen, so ists die Hand des tiimmels, die es verursachet,
und männiglich. von Herzen bctrUbet, dass der Staat seinen Ernst nicht
mit genügsamer That erweisen kann. Im Jahr 1(124 ists auch einmal
so gegangen, indem Graf Johann Ernst von Nansau an die
(> Mouat Itcgen inllsRcn, che er mit seinen Schiffen heraus und nach
Venedig kommen können. Inmittelst ist man dennoch in Arbeit, da»
eine oder andere Mittel zu erfinden, wodurch man zum Ziele gelan-
gen möge.
Und ist die Affectioij für E. Ch. D, llbcrall deromaassen gross,
dass man glaubet, Sie rfeicn das einige Mittel, wodurch man daa
gemeine Wesen restauriren könne und möge,
Pie Ge^uuiUeu bcnulzen tiicav Stitninuiig, um bei den Ocueraletnatcn
A-iOOt^lC
YerzÖgeruDg der hulländigcheD Hilfa. 137
eiu Memoi re (s. Beilage) einzureiihen, auT welches hin sie nun morgen mit
finigen ernannten Cumtoissaren in Coiifereiiz trete» sollen ')
Bei Holland haben wir um Pulver -und Lunten k part angehal-
len') und hat seihige Provinz ihres Theils (wie wir äusscrlieh, wiewol
aber ohne grosse Sicherheit, vernehmen) sich ziendich erkläret. —
Gar gewiss kostet die Flotte ein grosses, und saget man uns, die
versprochene Sulisidien werden dadurch^ mehr als »Anfach aii^e-
lebret. —
FUr allem möchten sie gerne einen guten Fuss hahen an der
Elbe, jedoch aber nicht durch sich, sondern E. Ch. D., als welche sie
»Dfangen dahin za consideriren, dase dieselbe das rechte Mittel sei,
SD der Ostsee ins künftig zu balanciren. Erbieten sich dahero auch,
nenn man einen oder den andern Ort belagern wollte, zu hohen
Dingen. —
Die dänische Ministri treiben drauf, dass man mit der Zeit meh-
rem Succurs an Volke fertig machen und eine gute Anzahl Fahr-
^ezeugs etwa nach dem Kiele und an die (iegend, damit E. Cb. D.
sieb dessen auf den Nothfall gebrauchen könnte, senden wolle; und
nerden wir nicht nachlassen, solches auch zu secondiren. —
Aus England spargiren die Herren Schweden zwar, da.s ihnen
UOlfe komme; man kann's aber alhie nicht glauben, und vernimmt
msn vielmehr, ob mau daselbut wol der Schweden Ruine nicht gerne
sähe odio Austriacorum , dass man doch den Einfall in Dänemark
uffcDtlich schier improbire.
Mit Portugal ist noch nichts sonderltchs gethau, und gehet im
Uebrigen wenig für.
Kun, aller Welt Augen sehen auf E. Ch. D.; Gott, der Herr der
Beerschaaren wolle Sie leiten, stärken, schätzen mit WeiBheit, Muth
nnd Stärke!
Memoire von Weiraan nnd Copes an die GencralstunUn.
Dat. 11. Oct- 1658. — Darlegung litr Ahsiehtcn des Kurfürsten fiir die
lirhallung uyn Dauemarlf; die Ucncral Staaten tollen, Kroft der Atliame
»on ltj55, ihn mit Rath und That dabei unterstützeu; sie werden trsni'ht,
(inen Gesandten naeh Mopean zu sehicken nnd ihren Admlral z» kräftiger
Unteri^lützang anzuwei»ven; da? Nähere wird auf eine besondere Ootiferenz
tenriesen.
>) Vgl Secretfl ReBointien 1. 617.
■) Kbendu. 8. 61».
^aovGoOt^lc
238 ^' Braadeaburg und dte Nietterlande.
Weiman an <lcn Kurfllrsteii. Dat. Haag 21. Ort. 1658.
(l»raes. Husum 18. Oct.)
' [Die Flolte endlich in See; Stärke durselbuD. Ordre dea Admirals. ilolluad in
bester Stimmutigi nacbgeecbickte Ordre nach Wuusch des Kiirrürsteo. Dar-
BtreckuDg tod Knugsmatorisl. Scadang nacli Hoscan. Stollaug Englands,]
21. Oct. Endlich ist am verwichcnen Freitage späte alliie die sichere Zei-
tung ciDgckoflhnen, dass die Flotte den 17. des Morgens frQlic aus-
gelaufen . , . Wir können schier nicht beschreiben, wie selir männigliclt
darüber gcfroliloeket, und wie eifrig die Regierung ist, dieses Werk
auszuführen. Ohne die KaufTahrteischifie bestehet die Flotte aus
35 Ca| litalorlogsschifTen, 4 Brandem, 6 Pluyten und etlichen Galeotten,
davon ein guter TheÜ auch gearmirct und mit gutem Canon yeraehen
sein soll. Kriegs- und Bootsvolks ist eine mehr als genügsame An-
zahl darauf, alles gesund, mnthig und willig, dem Feind unter die
Augen za sehen. Man zweifelt danebst nicht, es werden ad 10 oder 12
dänische grosse KriegeBchifTo dazustosscn und dass man also allem
Anaehen nach mit der Hlllfe Gottes den Schweden gewachsen eeio
lind den Weg zur Billigkeit werde zeigen kßnnen. —
Der Admiral hat Ordre alles zu thun nach GutGuden, damit
Copenhagen und also der König von Dänemark gerettet werden möge,
und soll er zusehen , ob er nicht ein Tlieil seiner Flotte durch den
Belt gehen, mit den Danen fUr Copenhagen sich conjungiren lassen
und also die schwedische Macht zu beiden Seiten des Sunds angrei-
fen könne. —
Holland ist inniittelst am ver\vichcnen Sonnabend wohlgcmuthet
geschieden und durfte künftige Mittwoche über H Tage wieder nein-
komnien, um alsdann weiter zu thun und zu resolviren, allermaassen
das gemeine Interesse erfordern wird. Zuforderst aber haben
sie auf unser Mcmoriale und Suchen unter sich geresolviret und
es dahin gerichtet, dass sich selbigen Tages die Generalität
damit auch noch goconformirct, dass man dem Lieut. -Admiral
in Eile nachschreiben und befehlen solle, mit E. Ch. D. nicht allein
vertraulich und Üeissig zu corrcspondircn, sondern auch dran zu sein,
dass sich die schwedische Trnppcu aus den Eilanden mit den andern,
so etwa draussen seiud, nicht conjungiren mögen; demnächst auch,
wenn E. Ch. D. würden gutfindcu, einige Völker nach Seelami brin-
gen zu lassen, dass er solches facilitiren, Schiffe dazu herloihen,
pressen und also alles, damit solches geschehen möge, thun und be-
sorgen helfen solle.
Zwar ward dabei in Holland auch geresolviret, mau solle expresse
i:q,t7r.d .*^nOO<^IC
AaaltiQreD der hoIläDdiatbeo Flotte. X39
hinzuBetzen, da E. Cb. D. den eia oder andern Ort belagern wollte,
dou er dazu helfen und, wo es zu Wasser zu thun, denselben mit
Scbiffemaoht scblT^sen und alle Zufubr und Succura hineinzubringen
verhindern sollte. Wenn aber einige Provinzen deswegen nicht gein-
stmiret und sonst der Meinung gewesen, solches wlird sich von selbst
auf allen Fall wol weiseo ... so hätte man sich iloswcgen nicht auf-
zuhalten, sondern die Ordre, wie oben, ininaassen auch selben Abends
noch geschehen, durch einen Expressen ah- uud weggeben zu lassen.
Diesen Mittag hat man uns davon Communication widerfahren
lassen. —
Nebst dem ist zugleich gercsolvirct, dass mau E. Ch. D. Ihilver
und Lunten aus des Estats Magazinen leiben, dahcro gegen einen
Revers de restitucndo ahfolgen lassen solle. —
Sonst ist auch die Schickung nach der Moscau gleichfalls gcdecre-
tiret und deromaasseu fcstegestellet, dass der Gesandte soll beordert
werden, E. Cb. D. und die polnische Interesse zu befordern und zu
secondiren. —
Frankreich und England halten sich, das schwedische Wesen be-
treffend, noch stille und werden ungezweifelt auf den Success der
Flotte und hernach auf starke Mediation gedenken. . . Ich kann aber
nicht merken, da^ man endlich so gar sehr als vor diesem auf
Eogeland sehen werd; fUrnebmIich aber mnss man glauben, dass
selbe Nation sich und ihr Interesse auch kennen und dem Könige
von f>chweden nimmer gönnen werd, sich ^Ileine grusH und künftig
über alle Meister zu machen; inmaassen man solches aus ihrer Con-
tenance und sonst auch führenden Discursen wol vernehmeu kann.
Der Kurftlrst an Weiman. Dat. HHsiira 20. Oct 1658.
[Di« holUndiBclie Flotte; Aoleihe vod MunitiuD. Uie Verbandlungeo de Lambrt'B ]
Freude über du eiidliubc AuKlHufeD der hollaiicltscheu Flutte. Ucber- ;i
sendet cioea Revers über die von den Ueucra blauten zu eiitleibeuile Krieg.^-
muuiti'iD,
Was von dem franzJJHischen Gcsapdtcn de Lunibrca wegen der
polnischen Tractaten vorkommen, solches werdet Ihr inmittckt em-
pfangen haben '). Dass Wir Euch aber diesfalls niclits gescliriebcn
oder befohlen, eines und das andere mit den Herren Staaten zu über-
legen, haben Wir darum gethan, damit ihr Vorhaben, die Flotte aus-
zuschicken, nicht etwa dadurch stutzig gemacht werden niücbte. Ueber
<) Tgl. Urk. and ActeoBt. U. 171.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
]40 I. BrsDClenbaYg nnd die Niederlsode.
das liithen Wir auch weiiifr Hoffnung, (iass aus der Zusammenkunft
wol Bo bald etwas werden durfte. Weil auch sehr dahin gearbeitet
wird, dass es nur auf particiliar Tractaten gerichtet und insonderheit
Dänemark escludiret werden möchte, so halten Wir hesser zu sein,
zu erwarten, bie der Höchste durch einen oder den ander» glOcklicheo
Success denen, so bishero so wenig Lust zum Frieden spUren lassen,
bessere Gedanken verleihen möchte.
Weimau an den KurflUsten. Dat. Haag 29. Oct. 1658.
(praes. Fiensbuig 28. Oct.)
(BemiihnogPD um bessere iDatructioneti Tür den niederländ, Ädoilral Bedenk-
liches Dränget! der Poleo zum Frieden. Oestcrreicb für den Angriff in ecbwe-
ilisch PommerD; die Dnuco im Bremipchen und in Schweden. Plan einer Er-
weiterung der brandenbargiscben AIÜBDce)
29. Oct. E. Gh. D. werden aus nnsem Kelationibus , '. . gnüd. vernommen
haben . . . dass zwar bereits dem Admiral befohlen, mit E. Ch. D. zu
correspondiren, auch zu behindern, dass die schwedische Forces sich
nicht wieder an einem Orte conjnngire)i, aus- oder ansetzen möchten.
Nun haben wir nachgehends unser bestes gethan, gestalt den
Estat noch weiter zu engagiren und im )Verke befunden, dass sie
durchgehcnds herzlich genciget sein, den Köni^ von Schweden zu
Raison bringen zu helfen und dass sie dahero, sonderlich Holland,
nur nach Mitteln umsehen, wodurch man am fUgUchsten zu einem
solchen Zwecke gelangen möge, jedoch solchergestalt, dass es ihrer
Seite nur in terminis defensivis und assistcntiae ex capite foederum
geschehe und Frankreich oder England nicht veranlasset werde, wenn
man zu weit gehen und sich blossen sollte, sich des Gcgcntheiles pari
Martc anzunehmen. —
Zwar mUssen wir bekennen, dass wir, ehe die Flotte heraus war,
diese Sache ziemlich sanfttich behandelt, und weiln wir den guten
Willen gesehen, Hbcr den Effect nicht gehen wollen; wir haben auch
das wenigste nicht gcthan als auf Begehren und Gutlinden der fUr-
nehmsten Glieder nud Confidentcn. Wenn wir aber immerfort erwo-
gen, wie höchlich daran gelegen, dass die Gealliirlen dieses Staats
Hilfe au der Ostsee nicht nur um Copenhagen und dieses Mal, son-
dern fJberall an der Ostsee und so lang dieser Krieg währen wird,
benöthigt sein, so haben wir altcrends unser hestes gethan und es so
weit gebracht, dass wir nicht zweifeln, es werd morgen geresolvirct
und feste gcstcllct werden, obwol in des Admirals Instruction vom
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
HoIUod im oordJBcheD Krieg« eug>giert- l^\
7. Sept. Art 8 enthalten, dass er nunmelir aicli daran iiiclit zu bindeu,
sondern mit oder oline der dänischen SeliifTsmaclit die scliwedisclie
Flotte allerorts zu verfolgen, zu incommodiren und /,u vertilgen liahen
solle. Wir holTen, es wercl auch noch hineingerllcket werden, das»
er directe auf £. Ch. D. Begehren cooperiren solle, wenn die Atliirte
gut fiuden werden, an der See etwa Belagerung zu thiin.
Aus England wird Bcliwedeu nocli wenig zu erwarten liabeu. --
Wegen der polnischen Tractaten hat der Eslat annoch das wenigste
nicht geresolviret, und vernehmen wir gnugsain, das») es ihnen misx-
(ällt, dass Polen die Danen nehcinet einigerniaassen vorheizugehen
und den Friede ex conxilio Gallico zu pruripitiren. — Wir wünsciie-
ten zu wiesen, was E. Ch. D. gnäd, Intention bei diesem Werke »ei,
und ob wir solche Tractaten, und was davon dej)Pndiret, zu beflirdem
oder zu versetzen, Mftnniglieh hfilt es flir eine nachdenkliche Kaciie,
dass Polen rebns ita stantibus so sehr eilet; wir unsers unterth. Ortes
aber zweifeln nicht, B. Ch. 1). werd es deromaassen betrachten, dass
Sie Uires Interwse dabei versichert sein können.
Der Herr Fricquet ') fraget immer, es thuns audi nicht weniger
die Regenten alliier, ob man sieh in ätrohhalnien (ita ajunt) binden
und die Schweden im Bremischen und Pommern nicht angreifeil wollte.
Wie wir aber unsere Theila darunter zu nichts geinstruiret seind, so
lassen wir solches jcdesmals unbeantwortet und an seinen Ort ge-
stellet sein.
Die dänische Ministri treiben sehr darauf, und wir unterlassen
nicht, dasscib zu secondiren, dass die Übrige 4000 Mann Secunrs mö-
gen nachgesehicket werden und vermeinen sie, der Herr Feldmarscball
Eberstein wUrd damit, sonderlich da ihm E. Ch. D. einige Reiterei
dazu gäbe, im Bremischen fruchtbarlich agiren können. Nach Nor-
wegen suchen sie gleichfalls Oflicirer und Hülfe, geslalt also den
König von Schweden auch im Herzen, d. i. in Schweden, anzugreifen;
und stehet zu vermuthen, dass man ihnen endlich an die Hand gehen
werde. —
Holland durfte mit ehestem wieder einkommcn und . . . werden
wir dran sein so viel mCiglich, dass unsere Assistenz in Kraft der
Allianz wieder ins Mittel kommen möge. Ob wir aber deswegen
etwas erlangen werden, darob kOnnen wir E. Ch. D. wenig Ver-
sicherung geben; vernehmen aber, dass etliche in die Gedanken
kommen, man mUsste ermelte Allianz coiroboriren, d. i. die H Jahr
') JobSDU Fricqaet haiserlivber QeBaoUler im Haag. A itzema IV. 'i82.
1,^2 r Br*n<leDbarg noi] die NiaderUnde.
auf 15 protongircn und sie eonst aiicli Ruf alle £. Ch. 0. I>ande und
Estat extendiren. Uini geben wira dahero E. Cli. D, zu gnfid. Be-
denken aiiheiin, ob Hie uns uiclit gnftd. zu instmiren, wie weit wir
uns darunter auslassen sollen.
Der Kurttiist au Weiiiiaii. Dat. Hauptquartier p. Husum
25. Oct. 1558.
IWpinan soll nach ICugland reixeo )
1. Nov, Naclideui Wir ans England die gewisse Nachriclit erlanget, datis'
wenn dax Werk daselbst nur recbtschaffen incauiiniret und getrieben
werden inOchte, die Sebweden von danuen kein Succurs erlangeo,
noch zu erwarten haben wUrden: so wollet Ihr Euere Sachen also an-
etellen, damit Ibr Euch sobald möglieb nach ü^ngland begeben könnet,
zu welcbem Ende Ihr denn biebei das uötbige Creditiv zu empfan-
gen habt.
Weinian aii den KurfUraten. Dat. Haag 5. Nov. 1658.
(pracs. Flenaburg 5. Nov.)
|Erfi>1|;reltlie Reise nocli t^feianil. D\k neue Ordre an den Admiral. HüfutruppeD
fiir Dänemark. Von Kngiand her keine Oefahr, Unangeoelimea Friedens drängen
der Polen, I
> Nov Sogleich aujetzt komme ich von meiner Reise wieder zurück und
verboffe, Seeland werd hinfüro sieb in alleo Fragen nuamehr besser
anschicken. lumittelst bat man uns die nebst kommende Resolution
Kugestetlet und fUr etlichen Tagen schon durch verschiedene Oaleotteo
dem Herrn Admiral (wiewol ingebeim und derogestalt, dasa man'«
nicht schriftlich erbalten kann) diejenige nähere Ordre nachgeacbickt,
wovon meine für 8 Tagen abgestattete unterth. Relation mit mehrem
Meldung gethan. Man vers|ineht uns darüber auch uoeb grosse Dinge
und dass man bei nächster holländischer Versammlung von näherer
Zusamnieusetzung mit E. Cb. D. reden werde, —
Die Patenten für die 40()0 Mann dänischer AssistcnzTÖlker seind
fertig und die Admiralitäten iu Arbeit das Ueberbringen zu besorgen.
In England stchets, das schwedische Wesen betreffend, noch in
vorigen tenniais, und weiss ich von guter Hand, dass der Uerr Re-
sident Appelboom sieb beklaget, dass sie vom Protectore nichts als
Worte wurden zu erwarten haben. . . Wenn man die innerliche Ge-
legenheit der englischen Sachen ansiebct, so kann man auch nicht
glauben, dass sie sich annoch in dieses W^erk werden misoben. Die-
„A^iOOt^iC
BollaDc] im Därdtscheo Kriege engsgiert. ^43
»es weiss ich aucli wol gewiss, dase Holland endlich nicht gar viel
darnach fragen dilrfle, allennaaasen der Herr liath Pensionär! u» lieute
noch deswegen gegen das englische Dräueo ein tapferes Votum
gefDhret. ~
Die polnische l'ractaten seind alliie bei so bewandlen Sachen
gar nicht angenehm, nnd ist zwarn der Herr Pinoeci ungeduldig '),
da£B man ihm auf seine Memoralia nicht antwortet, es dürfte aber
der gemeinen Sache wenig gutes damit gestiftet werden, da andere
oiil iiirer Gefahr Polen gerettet, dass dieselbe durch einen gepräci-
pitirlen Frieden uudankbarlioh verlassen werden sollten.
ßeiliegend: Resolution der ti<^-ueI'aUtaa teu aiiT das Memoire
voD Weim«» ond Copes vom 11 Oct. Dat. Haag 2. Nov. 1658').
ffeiman an den Kurtiiirtten. Dat. Haag 8. Nov. 1658,
(praes. Flensburg 5. Nov.)
|Pi» Datiere Alliaoce; Daratrvckuug vou Kricgsmunilioii. G»*gen die polLiachtD
PrifdeDBbestreliuDgen. Mllfijtntppbn Tür DÜDemiirlc. Nledetlündisclie Pläoe auf
Glärkstadt. Nachrichten von der Flotte. Falsche Nachrichlen Schlez.er'a aus
LoodoD; wie die ijachen dort wirklich alehen.)
Den verwichenen 5. dieses haben wir zuletzt gCKchriehen und ist 8. Nov.
siedert wenig fUrgegangen. Zwar haben wir es wegen der näheren
AlUance so weit gebracht, das» man in Holland darob ein jioinct
van beschryvinge geraacbet und in den Provinzen anfanget hin und
wieder za deliberiren, wie weit man jedes Orts Deputatns darunter
n inatniiren "haben m<ige.
Wegen des Pulvers und der Limten stehets gleichfalls in solchen
Icrmiais, dass morgen beschlossen werden dürfte, wo man die Geld-
mittel hinnehmen solle, gfistalt draus nach Kothdurft einzukaufen. —
Prinz Wilhelmen von Nassau f. Gn. thut gar viel bei der Sache.
MH den polnischen Tractaten war man nicht allerwol zufrieden,
and ärgerten sich die fUrnebmste deroniaassen dran, dass wir Ur-
sache gehabt, nicht altein den Herrn Pinoeci mit allem Glimpf in
etwa zurückzuziehen, sondern auch durch allerhand Mittel den Estat
ui versichern, dass es mit selben Tractaten nach Jetziger Bewandtiiiss
der Sache zumal wenig oder wol keine Noth haben werde. —
') HieroofmuB Pinoeci poluischer Geaandler im Haag. Aitzema
IT. 21; Wiciiutfiirt 11. M7.
', GedrncLt b«i Ailiema IV. ^ä3 t Vgl. Urk. d. Actenat. 111. lai.
„A^iOOt^lc
144 '■ BranJpnbiirg and ilio Niederlandp.
Die Patenten nir <lie 4000 Mann dänischer Htllfc enllen auch nun-
mehr we^- und ausgegeben aein. Wo sie nun hingefllhret werden
solle», darüber ht noeh nielils eigentliches geresolviret; vennuthlieh
aber wird» wol nach Seeland, gestalt die Eilande desto eher zu säii-
bera, gclien. Etliche sagen, man sollte sie dem Herrn Eberstein ')
zusenden, gestalt damit in» Bremische zu gehen, und könnten die
I'oleu einige Cavallcrie daxu herleiheii, wodurcli man denn den Sclnve-
den an solchem Orte Work gäbe, ohne dass E. Ch. D. oder Oester-
reieh im Kelche etwas anfingen. Und wird deswegen tä-glieh mit den
dänischen Mlulstris, wobi i wir denn wol das beste auch nach Ver-
mögen rathcn werden, gehandelt.
Ich merke wid, dafs einige im Estat ein Auge auf die CJlück-
stadt haben und gPgcn Verpfändung selbigen Orts Geld und Miltel,
HO viel man begeliren miichtc, verHpreclicn, und dass man an Seite
des dänischen Minlsterii darin noch gai- langsam gehet. Vielleielit
ists nachdenklich fDr den König, weil» diese Leute nicht gerne etv:aa
wieder geben. Hamburg dürfte auch sauer sehen, andere desgleichen
Üinbrage darnb scliöpfen. Wenn nmn's aber recht einsieliot, so möchte
es nicht auszuschlagen sein, da man an dänischer Seite sonst nur
gute Conditiones machete. Oar gewiss könnte dieser Estat nach sei-
ner Gelegenheit damit nicht viel gewinnen. Sie fressen nicht weiter,
wie andere. Sie würden sich aber damit gegen Schweden dero-
tnaassen eugagiren, dass mau ihrer bis aufs äusserste hinfUro sich
versichert wUaste. —
Im Uebrigen siebet man immernoch sehr auf die Verrichtung der
Flotte und hat man davon heute erst durch des Admirals Briefe diese
bestündige Nachricht erhalten, dass sie wegen steten contrarie Win-
des nicht fortkommen können und also den 20. dieses sich noch un-
gelUhr am Skagcrrack zu Vierburg befunde, stark, wol bemannet
und muthig. Witten Wittesen ') war nebst den Seeländlechen
Schiffen auch bereils dabei angelanget. Die Soldatesque hatte man
auf die Schiffe vertheilet; sie waren ad 3G Orlogsschiffe, ohne die
gearmirte Fluyten, Branders und Galeotfen. Am Sonnabend sind
ihnen aus der Maas auch noch drei capitale EricgsscbifTe gefolget,
und vevhoffet männiglich, Gott werd ihr gerechtes FUmebmen mit
starker Hand segnen. —
Zwar schreibt Herr Schletzcr, England nehme sich der Sehwe-
■) Däoiscbcr Feld marsch all.
*) NiederlüDiliaclier Viceadmiral, welcher dann in der Schlacht im Snnde G«L
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
Die hollünd. Flotte aat dem Weg in die Ostsee. England. I45
den an. Wenn aber noch der hieBige engÜBche Resident, welcher
noch diesen Abend bei uns gewesen, davon wisBen will, und dieses
Staats fUrnehniBte Glieder mich noch diesen Nachmittag aufs höchste
yeraicbert, dass ganz nichts daran, sondern rielmehr sicher sei, man
werde sieh daselbst aus dem Handel liaKen; ee lasse sich auch dorten
zwischen dem itzigen Herrn Protectoren und der Armee deromaasseu
an, dass sie in und mit sich selbst gar gelUhrlich gebrouillirct wer-
den dürften: so lasse ich Bolcbes billig bis dahin, dass man nähere
Zeitung erhält, zu eines jedweden Urtheil gestellet sein. Dieses ist
wol gewiss, wenn sie auch ausgelaufen, so würden sie zti späte kom-
men. Ascue selbst war auch noch zu London auf der Gasse ge-
sehen worden. ')
Der Kurftlrat an Weiman. Dat. Flensburg 1. Nov. 1658.
(conc. Scliwerin.)
(Die Cooperation mit der niederländ. Flotte, lieber die altiance-müssigB Hiiru
der NiederlÜnder; vor alletn wünscht der Kurfürst, dass sie nar seibat actir ein-
treten. Krweitenmg der ÄlliaDce. Der Kurrürst hat nichts gegeo äen oBtreicIii-
■chen Angriffsplan in schwediacb Pommern. Reise nach England; die Excesse
der Scbwcdeu in CarlaDd vorzas teilen.]
Antwort auf die KelattoD v. 29. Oct. Der Korfürgt hat drei rerschie- H- No"
deoe Scbifie bd den aiederläadiscbeQ Admiral abgeacblckt, nni uit deui-
Eelbeu kraft Eeioer neuen InatructioDcn sich in Commonication zu Eetzen.
So viel biemüchfit dasjenige betrifft, was Ihr in Unserm Namen
kraft der Alliance hei den Herren Staaten suchet, wlirde Uns zwar
solches sehr zu Statten kommen, wenn Wir bierunter etwas erhalten
könnten; wie Ihr ihnen dann desfalls rationes gnugsam vorzustellen
wissen werdet: insonderheit, dass dieses nur eine Continuation des
Krieges sei, worin Wir vor drei Jahren mit ihrem Einrathen getreteu
and wozu sie damalen zu helfen Bich Bchulilig ermessen ; welches sie denn
jetzo um so viel mehr Ursach hfitten, weil Wir eine so geraume Zeit
die Last des Krieges alleine und ohne Hülfe getragen. Ihr habt aber
gleichwol hierbei behutsam und glimpflich damit umzugehen; dann
Wir nicht gern wollten, dass sie etwan chocquiret oder ihnen das
Werk acfangs zu schwer gemachet werde. Derowegen könnet Ihr
es nur vor allen Dingen dahin zu bringen suchen, dass sie seihst
recht ins Werk treten und darauf tapfer agiren möchten, Künnte
■) Deber George Aecne nnd seine Bethelligong en der Rustang für
Schweden vgl Wicqnefort 11.533.
Hiiui. I. Oncb. d. Ol. KurlUnten Vll. 10
J^^g I. Brandenbarg ond die Niederlnnde.
aber über das vor Uns etwas erhalten werden, würde es Uns lieb
Bein; wo nicht, wollen Wir Uns dennoch in etwas gedulden.
Dass sonsten nicht allein die Alliauce auf 16 Jalir, besondern
auch noch ferner auf alle Unsere Lande estendiret und also noch
viel enger eingerichtet werde, solches soll Uns recht aDgenelim sein,
wie Ihr Euch dann in Uuserm Namen dahin zu declariren habet. —
Es wUrde Uns aber sehr lieb sein, dass dergleichen mit deu anderen
Interessenten, als Polen, Dänemark und Oesterreich auch möchte ge-
schehen können und also die Verbindung um so viel fester gemacht
wUrde; dergestalt, dass sich niemand so leicht unterstehen durfte,
einen und andern Theil anzugreifen.
Wenn der Herr Friequet Euch weiter fragen müchle, ob man
sich an Strohhalmen binden wollte'), habt Ihr denselben dahin zu
beantworten, dass Wir nur von I. Kais. Maj. erwarten, was zu thun,
und wohin man weiter gehen solle und alsdann solches ohnweigerlich
embrassircn würden.
Euere Reise nacher England habt Ihr aufs flirderlichste werk-
stellig zu machen und dem Frotectori die jüngste curländische Action
aufs beweglichste und dabei auch dieses vorzustellen, dass daselbst
die von Unserer Frau Schwester angestellete Gemeine der Reformir-
ten ganz zerstöret und von den Schweden nach nichts mehr getrachtet
würde, als die Reformirten, überall zu tilgen; und zweifelten nicht, weil
der Herzog von Curland mit des Herrn Protectoris Vater allzeit in
guter Freundschaft gelebt, er würde sich seiner annehmen ').
Der Kurfürst an Weimaii. Dat Flenabiirg 8. Nov. 1658.
(eonc. Schwerin).
jOegen die holläudischeD Absiebten auf GliickaUdt.l
I8.N0V. — Soviel die Festung Glückstadt betrifFt, da müssen Wir nicht
unbillig in denen sorglichen Gedanken stehen, dass, wenn man darauf
ferner das Auge schlagen und deren Einräumung prätendiren wollte,
dass es hei vielen andern allerhand Nachdenken causiren und dem
■) Vgl. oben p. 141.
*) Herzog Jacob von CurIftnJ, mit des Knrrürsten älterer Schwester
Louise Charlotte vermählt, war mit seiner Familie von dem in LivUod com-
maadireaden schncdiscben General Doaglas in seiner KesidcDa Hitaa über-
fallen, gefangen geaommea and nach Riga gefütirt worden. (Pufeadorf Carol.
Gustav. V. g 131): die schwedische Reclitfertigangsscbrift darüber gibt Aitiema
IV.ääTf.; Tgl.Oeijer-CartionlV,327. Man betraobtete die Gewslttbat als
einen Act der Rache gegen den Kurffirsten von Braodeobarg: Wicqnefort 1L536r-
i:a,t--r.d .t^iOOt^iC
CDrlani]. GliickBladt. Die Schlacht im Sani]. I47
Staat nur zum Unglimpf gereichen wUrde, als wenn man Ton denjeni-
geo, denen man zur AssiBtenz und Kettung kommt ... selbst den
Schlüssel zu ihren Landen prätendiren und wegnehmen wollte. Was
es den Schweden vor einen allgemeinen Hasa TcrurBachet, dass die-
selbe um ihrer Commodität willen an einen und andern solche An-
sinnungen thun, das ist Euch bekannt; daher Wir nicht gerne woll-
ten, dass die Herren Staaten gleichen Kamen erlangen sollten. Habt
demnach, so viel an Euch . . . solches guovis modo zu divertiren.
Beirulgend ein GriilnlationERrlirciben des Kurfürsten an die Oe-
neralstaaten Tür den inzwischen glücklich erkämpften Erfolg der Flotte
im Sand. ')
Weiinan an den Kiirfllrsten. Dat. Haag 20. Nov. 1658.
(Sieg der niederländischeD über die scbn-edieclie Flotte. Angebliche englische
Hilfeflolte. Bedcnklichhuit der Reise Dach Knglund. Tolen nnd Oeslerreich
dränget! auf eine neue Alliance.]
Endlich seind hie Briefe vom 11. dieses n. st. eingekommen, -"u Not
welche berichtet, dass die Flotten an einander geratben und die
bolISndische einen trefQiohen Sieg erhalten. Zwam seind solche
Briefe nur aus Litbeck und keine dabei ans Copenhagen, noch an
den Staat, noch an die dänische Ministres, dahero die widrige Partei
sich immer noch eines andern flattirct und die Gcmllthcr suchet irre
zu machen. . . . Wenn aber dennoch so cinmutbig und so sicher alle
Briefe davon reden, so zweifelt niemand, der Sache sei, wie ge-
schrieben. —
Und können wir kaum beschreiben, was fllr ein allgemeines
Frohlocken diese Zeitung bei dem ganzen Estat dannenhero verur-
sachet, hingegen aber wie zerschlagenen Muthes sich die widrige
Partei allerends bezeiget, derogestalt, dass Holland Über die Maasse
nunmehr eifert, das Werk weifer zu bringen und zu befolgen, die-
jenige aber, welche der Bcbwcdiscben Partei zugethan seind, ans-
drOcklich sagen, der König sei verloren, wo er nicht quocuniiue pre-
tio Friede mache oder Engeland stUhdlieb mit ans Werk greife. — .
Aus England wird abermalen ausgestrenet, dass der Protector
10 Fregattten (worin sonst schier seine meiste Macht bestehen soll)
') Die Schlacht im Sund am ». Nov, 1G58, in der die niederlündische Flotte
glücklich den Eingang in die Ostsee erkämpfte, und deren Folge die Aufhebung
der Belagernng Kopenhag;enB von der Seeseite war. Von dem Gratulatioas-
achreiben des Eurfürslen liegt bei einer spätem Relation anch ein gedrucktes
EzempUr in holländischer Uebersclzung, dat. Fleasborg 18. Nov. 1058.
_ 10*
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
]^48 '■ Itrao'lcuburg Dud tlie Hiederlaode.
nach dem Sunde gescliicket; der Herr Nieupoort aber, wie auch eein
Secretarius (als welcher irestert albier angclanget) köunens annoch
niclit glauben und vernieineu, dass sie nach dem Westen ausgelaufen.
Wie ihm aber ißt, eo achtet man's alhie bo gar gross nunmehr nicht,
-vveilu man's gedenket gegen inannigltch ausziiAihreu. De Ruyter
lieget im Texcl mit einer trefflichen Macht dagegen aucli wieder
fertig. —
E. Ch. D. befehlen mir in dero gnäd. Rescripto vom 25. Oct, dass
ich mich nunmehr nach Engcland zu erheben hätte, und iverd ich
mich stilndlich dazu fertig machen; nicht zweifelnd, dcro eleviscbe
Regierung wcrd mir zu den assignirtcn 4000 Rth. ungesäumt verhel-
fen; wUnsehete aber dennoch büchlich zu wissen, wenn der Protector
Schweden Suceurs geschicket und sich also damit wirklich geengagi-
ret hätte, ob E. Ch. D. dennoch der gnäd. Meinung verblieben, dass ich
dem ungeachtet weggeben »olUc. Gar gewiss uiüehte solches be-
denklicli sein, auch dcroniaasscn, dass ich niclit weis?, ubs nicht die-
sem Staat und sonst auch andern Alliirtcn möchte Ombiage geben,
bei einer solchen IJcwandtniss einem solchen Regiment sich gor zu
sehr zu nähern.
Der polnische Gesandte ist auch zwar noch hie, hat aber bis-
üero nichts wirklichs gctlian, und zeiget er zuweilen ziemliche Unge-
duld. Wir unterlassen aber nicht dieselbe damit zu mildern, dass
wir ihm zeigen, er tliue auch, wenn er nichts thue, und sei es in
einem solchen Staat mehr als eine Antwort auf ein Memoriale, mehr
als eine Allianz in scripto, dass sie wirklich agiren; der Rest solle
per se wol ullgeniählig folgen.
Der üsterreichische kaiserliche begreift es zwarn in etw«
besser, inuinassen er denn auch nichts ohne uns tbut; Hinget aber
auch nunmehr an, davon zu sagen, man müsse von einer besoudem
Allianz reden und sich etwa am Mittwoche darüber zusaramenthun,
gestalt nebst Polen, Dänemark und uns deswegen etwas sichers feste
zu stellen. Ob wir nun zwar ^vol sehen, dass der Estat so leichte
iiit zu einer solchen Alliaucc vei-steheu wird, auch ohnedas nicbl
wissen, worauf es E. Ch. D. specifice wollen gedirigiret haben, so
werden wir zwar die Conferenz nicht difficultiren . . . zweifeln aber
nicht, erwUhnte Gesandte werden aus dem Werke selbst die Schwie-
rigkeiten erspUren.
^aovGoOt^lc
Die Schlacht im Sund. Hüfacorpa für Dänomarb. Eogland. ^49
Weiman an den Kurfilreten. Dat Haag 22. Nov. 1658.
[Die Schlacht im Samle. Die BilfatroppeD für Dänemark; die Frage wer sie
commaDdireo «oll. DiffercDi zwtachen PHde Wilhelm nod Prinz UorilE von
Naasaa. Qnte Zeituog ans KDglaod. Die Giuctalädter Sache, EriegamuDitiun
voa deo HolUoderD geliefert Die projectirte AlliaDco Ewischen Oeelerreicli
aad den Niederlanden. Anhairsche Heiralhssacho.]
HaB hat immer noch keioc genauen Nachrichten über die Seeschlacht 32. Nui
im Sand; nor doss die Schwedeu geschlagen sind, steht fest.
Man ist sehr eifrig, die bcwuseten 4000 Mann, welche denn be-
reits vor etlichen Tagen allcrends angcfangcD zu marscbiren, nach
Copenhagen bringen zu lassen. Der de Ruyter lieget fertig, diesel-
ben rn convoyiren; der Colonel Killegray, von den 4 Obristen der
älteste und welcher bei Provision coramandiren dürfte, ist heute auch
schon weggegangen. Und ist man im abrigcn noch in Bcratlischla-
gung, was man ihnen fttr ein Chef geben solle. Alles zielet auf Fdrst
Wilhelm von Nassau und treibet solches die Stadt Amsterdam
mit besonderer Affection. Ich zweifele aber, ob S. f. Gn. sich dazu
einlassen werden ftlr kllnfligem Martio und dass man agircn kGnno.
Der von Beverwert soll seine Dienste auch angeboten haben; mir
dflnket aber nicht, dass die Herren Dänen sehr dazu incliniren.
Heute bin ich von fllrnehmcr Hand ersuchet, Prinz AVilhelm dazu
noch disponiren zu helfen, und wird man bald sehen, wo aolcliCK
hinaus wolle. Weil S. f. Gn. an Dänemark so nahe verwandt, an
E. Ch. D. beschwägert, tu diesem Staat so mächtig geradiciret, so
glaubt man, dieselbe werden das rechte Instrument sein, in diesem
Werke am besten zu agircn.
Eines ist sehr im Wege, dass das Feldmarschalksanit immernoch
80 sehr im Streite bleibet, und dass Prinz Wilhelm Hr. f. Gn. Prinz
Moritz, dieser aber jenem darunter so sehr zuwider ist. Wäre denn
wol zu wünschen, dass solches gehoben und beigelegt werden könnte;
welches sich denn auch mit der Zeit wol finden möchte, sonderlich
da sie beide alhie gegenwärtig sein. —
Hiebei kommt eine gar erfreulielie Zeitung aus England, welche
Howol der Herr Nieupoort, als der dänische Minister eonfimiiren:
dass der Herr Protector den .Schweden alle Hilfo an Geld und Schif-
fen gänzlich und rund abgeschlagen; und darauf Ascuc und andere
bereits angenommene Officierer angefangen zu difficultircn, nach dem
Sunde. und in schwedische Dienste zu gelien; und daws man also gar
gewiss diesen Winter von Engeland nichts böses werde zu erwarten
habeo. —
^aovGoOt^lc
^gQ L Brandeaburg und die NiederlsDde.
Wegen des Glückstudtiscben Handels ist noch nichts ge-
BcbloGsen, weil die Ministri deswegen besonderer Ordre aus Däne-
mark gewärtig sein.
Unser Kraut und Lotli wird inmittelst verhoffentlich an E. Ch. D.
Agent Dogen geliefert sein. — Es ist ziemlich mechanicq damit ge-
handelt und gar wenig, was man bekommt. Wir gedenken aber, es
sei besser als nichts, weiln das Abschen das meiste ist, und von Zeit
zu Zeit ein roelirers erfolgen muss.
Verschiedene Bcüprechmigcn mit den aoweECudcD Geeaiidteo der
alliirtea Mächte; der kaiüerliebc drängt darsiuf, dass man eich nieder-
laodischer Seit» über die angebotene Alliance erkläre; Weiman hält ihm
die Schwierigkeiten vor und bittet ihn, uicbt in der Sache zu drangen; das
beste gei, wenn man nur überhaupt die Niederlande Kur Actiüii brachte.
P. S. E. Ch. D. Gesandter, der Freiherr v. Loben ist nebst
dem fili-stlich Anhaltischen vorgestert alhie eingelauget, und haben
wir unsers Theils heute bereits bei I. Hob. gnäd. Audienz gehabt ').
i.Nov- Der Kurfürst an Weiman. Dat. Flensburg 19. Nov 1658. —
Eine AUiauce zwischen den Gencralstaateu und dem Kaiser wäre alkrdins»
tebr erwünscht und Weiman soll altes Ihnu, eie zu ermöglichen; inzwi-
schen soll er den kaiserlictien Gesandten daran eriunera, wie lange Braa-
denburg habe werben müssen, ehe es diese Alliance erreicht.
Weiman an den Kurfllistcii. Dat. Haag 25. Nov. 1658.
[Uogewiasheit über die Vurgänga im Sund. Die Allianccfrago mit dem Kais«.
Die üilfseendung nach Dänemark wiederum in Frage gestellt Kbeosu WeinaDS
Reise nach England J
V Noch immer nur Zeitnngsnaebrichtcn über Lübeck über die Vorgänge
im Sund; daa Gerücht behauptet sich, dass W ran gel auf schwedischer
Seife gefallen; „worüber sich niänniglieb desto mehr erfreuet, dass sie sa-
tten, er sei nicht alleiu E. Ch. D., sondern auch dieses Hslats höchbter
Keind von allen Zeiten gewesen." Weder vou dem Konig von Däne-
mark, noch von Opd;im sind bis jcut Briefe eingelangt, so dass die
schwediarhe Partei schon anfängt, wieder das Uiiu|)t zu erheben.
Die Allianceangelegenheiten sind im alten Stand; in Betreff der kai-
serlichen sagt de Witt zu Weiman; „es wäre eine lautere Unmöglich-
keit dazu zu gelangen, als lange dieser Staat mit Frankreich oder England
nicht würde in offene Ruptur oder Krieg geratbeu." lieber die Erneuerung
') In Sachen der Verheiratung des Füreleu Johann Qeorg von Anhalt-
Dessau mit der Princessin Uenriette Katharina von Oranien, der Schwä-
gerin des KurfÜTsteD.
Aj.oo»:ji
Die Schlacht im Sand. Neaea SehwftDkeD. ßngland. Carland. ^51
oDil Verlängei-UDg der britiideDburgiscben bittet WeimaD nm genaue
[DGtnictioa.
1d Beireff der 4000 Mann nocb Cupenhagen wird man jetzt bedenk-
litb, sie bei dem gefährlichen Winter noch wegzuBchirkcn, und ist geneigt,
es bis zum Frühjahr zu TerGcbiebcu- V,s tritt eine Conferenz zur Bera-
ttinog darüber zusammen, woran auch Wciman und Copee Theil neh-
tnea. Sie dringen nebst den dänischen Gesandten eifrig darauf, dass die
Tni[ipeD jedenfatls sogleich abgeschickt werden — „gctbanc Sachen wären
die beMen; wären sie zur Stelle, so könnten sie im Frühling nicht zn spät
kommen" — Die an der Conferenz theittichmenden Militärs heben dage-
gen die Schwierigkeiten eines jetzigen Transports n. b. hervor. Schliesslich
geht die Sache an die Generalität zurüik, wo noch immer nichts resolvirt ist.
Weimans Reise oach England wird von den Befreundeten in dieser
Zeit Dicht gern gesehen; das Uauplhinderniss derselben aber ist, dass es
ihm völlig unmöglich ist, die ihm dazu assiguirten Uelder von der clevischen
Rcgiernng zu erlangen.
Der KurfUret an Weiman. Dat. Flensburg 23. Nov. 1658.
(Reise Weimans nach England. Die schwedische Gewalllhat in Curlaad.]
Mit der englischen Reise soll Weiman es halten, wie die Priucessiu 3. Dec.
und „der Staat" es gutfinden werden; wegen der Gelder soll Auorduuug
geschehen.
Sollte auch hochged. Unserer Frau Schwiegermutter Ld. der
beBtindigen Meinung verbleiben, dass Ihr solche Reise nicht fort-
zusetzeD, so halten Wir nötbig zu sein, datts Ihr dem Herrn Nieu-
poort von der Eucb aufgetragenen Commiseion durch Schrei-
ben Parte gebet, damit er solches alles dem Herrn Protectori
rtmonstrirei) und den für Schweden destinirteu Succurs hintertreiben
möge. Wobei er auch insonderheit die von schwedischer Seiten wi-
der des Herzogs zu Curland Ld., dero Gemahlin und fürstliche Kin-
der vorgenommeneu unerhörten Proceduren und Untreu, wozu denn
»uch noch die gefängliche Hinwegfbhrung hochged. Sr. Ld, und dero
ItiDixn türgtl. Familien mit hinzukommen; und sonderlich auch, dass
nunmehr in Curland bishero gesammelte reformirte Gemeine von den
tjehweden ganz zerstreuet, und wie die Reformirte überall von den
Schweden so übel gehalten werden, beweglich vorgestellt werden
köDDte. Zweifeln nicht, es werde solches nicht ohne Frucht sein,
sondern den Herrn Protectoreni , dessen Herr Vater dem Herzogen
von Curland allemal viel Freundschaft erwiesen, zu anderen Gedanken
''ringen.
^aovGoOt^lc
^^2 I- Braadeoburg nad die Niederlkude.
Weimau an den Kurftlrsteu. Dat. Haag 29. Nov. 1658.
(praes. zu Satorp 25. Nov.)
[Die gewonnene Seeac hl acht. Die Hilfe nach Dnoemark durchgeBelzt. Erneaerang
der Ältiance. De Witt über den Plan einer Reise nach England. Geldmanget
das naupthinderaisB-l
1-. Endlich siüd authentische Nacbricblcn über die gcwonDenc Seeschlacht
eingcianfen; alles ht io grosser Freude; die schwedische Partei lässt die
Köpfe hängen.
Wir inmittekt seind niclit stille gestanden, sondern haben uns
dieser Conjunctur bowoI bei dem eogliechen Ministro, als auch die-
sem Estat aufs beste gebrauchet und es dahin gerichtet und richten
helfen, dasa der Herr Downiug ziemlich in sich gehet und gestern
Holland '), heute aber auch die Generalität mit grosser Animosität
geresolvirct haben, dass nunmehr die 4000 Mann zu Segel gehen und
mit 4 OrlogsschifTen gcconvoyiret werden sollen. Dem Admiral wird
mau dureU Expresse zu Wassoi- und Lande dabei noch auch aufge-
ben, denselben entgegen zu schicken, im tlbrigen den Feind zu ver-
folgen, E. Ch. D. mit seinen Schilfen an die Hand zu gehen etc.
Wegen Erncnerung der Alliance will Weiman. morgen Audienz bei
der Qeneralität nehmen; Freiherr v. Loben (dessen Mission sonst eine
andere s. pag. 150) wird daran Thoil nehmen. —
Eben wie mir von den Meinigen E. Ch. D. gnäd. Rescript dat.
. . . Nov. gereichet ward, stund der Ratb Fensionarius von Holland
bei mir im Salet, nnd wie er hörete (allermaassen ich das Glttck hab,
ziemlich confident mit ihm zu sein), daas ich noch nach England ge-
dächte, so liess er sich öffentlich heraus, dass seines Bedtlnkens es
nunmehr wUrd beeser sein, damit an- und stille zu stehen; hie könnte
ich bei so considerabler Conjunctur mit Batb und That Dienst thun-,
in England aber wUrd ich ohne Nutz sein . . . indem man gnugsam
versichert wäre, dass der Protector nichts wagen, sondern sieh stille
halten wlirde.
Trotzdem, erklart Weiman, würde er, dem Wunsch des Kurfürsten
entsprerhpnd, vielleicht bereits unterwegs sein, wenn er die nöthigen Gel-
der aus Cleve bekommen hatte; j» ma[i schreibt ihm von dort, dasa die
ihm Hssignirten 4000 Rth. erst im Decfjmber iimselegt werden sollen. Es
wird also wol, wie auch de Witt räth, nöthig sein, bis zum Frühjahr zu
warten.
ete Reaolnlien I. ^21 f.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Schlftcbtim Sood. Neae kräftige EnUchldsie. Vergebliches Gegeoirirken. ^^53
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag . . . Dec 1658.
(praes. zu Satorp 29. Nov.)
[Veraache der BchwediacheD Partei vereitelt; resolale Kotachlüsae. ErbilteniDg
gegen ScbneduD. ADballische Heiralti,|
Was alhie bei der Generalitfit am verwichenca Freitage reeol- .
viret worden . . . solches haben wir alefortenB uaterth. berichtet. Die
schwedische Partei bat solches deromaasscn empfunden, dass sie fol-
genden Tags die französische und englische Ministres bewogen, gestalt
ihr letztes EfTort zu thun nnd also die nebstgehende Memorialien zu
übergehcQ '). Zwar haben sie sich eingebildet, der Staat wUrd sich,
wie vor diesem also auch nun, durch dergleichen Grimacen lassen
irre nnd wendig machen ; es hat aber so weit dran gcfelilet, dass sie
desto weiter gegangen und entschlossen, den Viceadmiral de Ruytcr
mit noch 4 oder 5 grossen Orlogsschiffen nach dem Snnde gebu zu
lassen, gestalt daselbst mit 15 Kriegsschiffen den Winter llber zu ver-
bleiben , zuvorderst aber mehrbenannte 4000 Mann dahin zu con-
voyiren, —
E. Ch. D. können schwerlich glauben, wie sehr männiglicb ver-
bittert ist über der Schweden Gräuel; und kann ich fast nicht be-
schreiben, mit was Eifer eben die Prediger, welche fllr etwa 20 Jahr
für selbe MatioB als Engeln baten, nunmehr den grundgUtigen Gott
anrufen, dass er die schwedische Tyrannei und Gottlosigkeit strafen
wolle. —
P. S. In der fUrstlich Anhaltischen Heirathssaehe seind wir so
weit gekommen, dass wir morgen oder ttberniorgen mit den Pactis
Termeinen ganz richtig zu sein.
Der Kurflirst an Weiman. Dat. Satorp 30. Nov. 1658.
[Scbarfe Erklärung gegen die rranzÖBiacb-englisuheo Menionalien.]
Wir haben aus Euer untcrth. Relation und derselben angefügten lo. Dec.
französischen und englischen dem Staat Ubergcbcncn Memorialien
ersehen, welchergestalt dieselben Namens ihrer Prineipaten gcaurhet,
dass man nämlich die Consilia dahin richten solle, damit von beiden
Kronen Dänemark und Schweden einseitig Tractateu, exclusis Omni-
bus alÜB, eingegangen werden machten.
Dieweil Uns nun solches zum höchsten Präjudiz gereichen . . .
wQrde, so wollet Ihr Euch deshalb sowol bei dem Englischen als
') Beide gedruckt beiliegend; dat, aa Mov. 1656-
DqitzedüvGoOt^lc
154 I- BrAadeoboi^ und die Niederlande.
FrattzösiBchen im Haag aameldes und zum böchetea beschweren, auch
friedlich bedingea, dass Wir' bei so geetalten I>ing:ea zu andern Re-
solutionen zu greifen unumgänglich wUrden bewogen werden.
Weiman an deo Kurfürsten. Dat Haag 6. Dec. 1658.
[Alles im beeten Gange; eaergische Muaasregela zur HilfleietiiDg für Dioemark ;
Wilhelm von Nasiau als Führer deraelben la Aaaaicht; ÜODfereai über Er-
neuerung und Erweiterung der Atliance. riölzlicher SchreckecbuBB ausEDgland.
Eine englieche Flotte nach den Sund geschickt. Grosse Bestürtsnag und Ge-
einnuDgsänderuDg. Ermotbigangsveraache Weiman's. Abscheu der Niederländer
vor der Verbindung mit Oesterreicb and iäpanien. Ordre an den Admiral 1
-' Alles ist dieses Ortes bishero aach Wunsche gegangen, indem es
mit deo 4000 Mann und deren UebersenduDg nicht allein, sondern
auch damit richtig gewesen, dass man 6000 Röcke verfertigen,
Strümpfe dabei geben und einen ziemlichen Vorrath an Geld und
Victualien zu Schiffe bringen lassen und weiter dem Admiral befehlen
sollte, dass er ad 15 Schiffe im Sunde lassen, mit dem Rest hinUber-
kommen, jedoch zuvorderst befordern sollte, dass der Succurs aus
der Nord- oder Westsee in Sicherheit nach Copenbagen gebracht
werden möge. Man war bereits auch in Berathecblagung begriffen,
wie man gegen den Frttfaliag eine neue Flotte auszurüsten, die Miliz
zu Lande zu redressiren, nach Dänemark, Moscau und Polen zu
schicken und also allerends das gemeine Werk mit Macht zu beför.
dern hätte . . . Auf welches Fundament es denn auch gelegt gewe-
sen, dass man von uns gutgefunden zu begehren: wir möchten ihre
Consilia secondiren und also bewirken helfen, dass auch £. Ch. D.
Ihres hohen Ortes nach allem Vermögen Ihr Bestes thun wollten, ge-
stalt das allgemeine Werk aufs kräftigste und communi coosilio zu
befordern. . , Vnd war das Werk auch unter der Hand bereits so
weit beleget, dat^s man, um der Sache noch immer näher zu kommen,
S. f. Gn. Prinz Wilhelm von Nassau sollte durch allerhand Mittel
gedisponiret werden, gegen den Frllhling in Person nach Dänemark
zu geben und daselbst die 6000 Mann en chef zu commandiren. Mit
uns ist man heute auch auf unser jüngstes Memoriale in Conferenz
getreten, wobei . . ■ wir uns denn näher ausliessen . . . dass es die
Raison und das gemeine Interesse sein wUrd, wenn man die Allianz
vom Jahre 1655 flir sich nehmen, examiniren und nach Gelegenheit
jetziger Zeit und Laufte . . . verändern, verstärken und also einrich-
ten wflrd, dass das eine Theil ohne das andere nichts gewinnen,
Aj.OO<^IC
Plötslicher SchreckichuBB aas Bogland. 255
nichls verlieren kÖDnte: die Zeit wÄre zu proloogiren, E. Cb. D. gan-
zer Estat darin simpliclter zu begreifen, der ungedeterminirte Succurs
zu benennen und der moduB praestandi deromaasBen ausztidrttcken,
dasB man zu beiden Seiten ausser Zweifel und ad singula niomenla
möchte verpflichtet und versichert sein . . . mrnehmlich aber, dass man
sich beiderseits dahin aufs festeBtc zu verbinden hätte, aus diesem
Kriege nicht zu treten, bis man zu allgemeinen Tractatcn kommen
könnte.
Worauf denn eiue befriedigende vorläufige Äntwoit der niederiäudischeD
CommisBare erfolgt.
Der Freiherr von Loben nahm darauf auch dabei seinen Ab-
schied, und wir waren kaum an's Quartier gekommen, oder wir ver-
nahmen, dass die englischen Briefe vom 29. Nov. angekommen und
umständlich mitgebracht, der Protector hatte, nachdem er von der
ActioD im Sunde eigentlichen Bericht erhalten, mit grossem Eifer
geresolviret, dem Könige von Schweden mit aller Macht zu assistiren,
und dass sie dahero bereits 21 Fregatten beordert, heraus und nach
dem Sund zu laufen und es dahin zu richten, dass die beide Korder-
kronen nach Einhalt des letzten Rothschildisoiien Vertrags h part ver-
glichen, zum wenigsten, daea der König von Schweden nicht geruiniret
werden möchte.
Und schreibt der Herr Nieupoort dabei, es sei alles gegen
Oesterreich gerichtet, und dass man mit ganzem Fleisse trachten
werde, E. Ch, D, davon abzuziehen, und, wie sie sagen, zu salviren.
Sie werden dabei auch allen Fleiss anwenden, diesen Staat auf ihre
Gedanken zu bringen, und dabei alle mögliche Versicherung geben,
dass sie, inmaassen sonst dasGerllcht davon läuft, Dänemark suchen
zu conservtren und im Sunde keine Veränderung zu machen, viel
weniger ftlr sich daselbsten etwas zu stipuliren , welches etwa dem
Staat oder anderen Nationen könnte zu Nachtheil gereichen.
Nun können E. Ch. D. leichtlich gedenken, dass solche Zeitung,
als welche gegen Vermuthen und des Herrn Nieupoort so vielfältig
gethane Versicherungen gar zu plötzlich eingclangele , nicht wenig
Besttirtzung gemachet, und dass dadurch verschiedcue KcHolutiones
dOrften, wo nicht aufgehoben, doch zurllckgehalteu werden, und dass
es uns unmöglich fällt, dahero fär dieses Mal in einem und anderem
etwas Beständiges zu schreiben. Denn wie es gehet, und wie man
auch resolviren wird, so werden damit alle Sachen eiue andere Art
and Farbe annehmen, es sei daie man alhie stille stehe, nachgebe
i:q,t7ed ,.V^nOOt^lC
]^50 ^- BraDdeobui^ nnd die Niederlande.
oder resolvire, was angefangen, mit Ernst und bis aufs ftuBserete aus-
zuführen.
Weiman versucht im Gespräch mit Einzeluen tie zu errouthigen:
„Copenhageo wäre entsetzt, versehen ; die schwedische Macht klein , die
nnsrige sehr considcrabel, der Winter obhanden; wer wisse, was den Eng-
lisrhen durch Sturm und Ungewittcr begegnen könnte? Im Sund wäre für
i>ie kein Hafen, noch in den andern Eilunden; des Staats Flotte könute iu
Copenhagcn bleiben, da sie nit stark genug wäre zn agiren oder zurnck-
zukommcn" etc. und für das Frühjahr könne man eine nene Flotte ans-
i'ÜEten, womit man allem gewachsen wäre.
Inmittelst sehen sie wol, wo sie A vivc force gehen, mit England
brechen uud in einen offenen Krieg kommen sollten, daes sie an allen
Oeitcrn ihre Commercia in trcfTliche Gefahr setzen und endlich ge-
zwungen werden dilrften, sich io die öetreicbische spanische Interessen
zu werfen ; und weiln schier männiglich annoch daftlr grauet, so wird
ihre Unsicherheit immer noch desto grösser. Dahero wir denn nicht
unbillig bekümmert sein und nicht wissen, was etwa aus diesem
Werke werden dürfte.
Dieses vernehmen wir gleich jetzt, dass sie dem Ädmiral zu-
schreiben, dass er sieh auf allen Fall nicht von Gopenhagen begeben
solle; inmaassen man denn zugleich auch befohlen, dass die 4000
Maun, wie sie sonst den 7. thun sollten, nicht zu Segel gehen, son-
dern nähere Ordre sollen abzuwarten haben.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 9. Dec. 1658.
(pracs. zu Satrop 6. Deo.)
[Berathungen über die neue Lage der Dinge gegenüber dem Aufirelen Eng-
lands. Verschiedene Ansicblun. Die muthiger« prävatirl uuch. üio Hilfetroppeu
nicht nach Dänemark gesandt, aber in Bereilsuhurt gehallen; dagegen Gvldaen-
dung. ßemübung tlüs iranzösiacben Gesandten, den Kiirrürsteo von Oeslreich
zu Irenneu. Die Verhandlung über itie neue Alliance stockt. Uebulo FofitioD
des Öslreichiachen Agenten Fricqaet. AbechlusB des Anlialtiachen Efaecontracts )
Seil den jüngsten Niichriehtcn aus England (6. Dec.) stehen die Ge-
neralität und die Provinz Holland in eifriger Deiiheratiou '). Versehiedene
Meinungen machen sieh geltend. Für die einen ist die Uaupti^acbe, in kei-
nem Fall mit t^ngland m brechen und daher müsse man die angebotene
Mediation zwischen den beiden nordischen Kronen annehmen, selbst für den
Fall, dass vorerst die anderu Alliirten nicht darein begriffen werden konnten.
Andere sind entschlossener: Schweden werde doch die so angebotene
:q,t7edn>G00t^lc
PlöUltcher Schr^ckBcliuBB aus Englaad. -^^'J
Mediation nicht annehmen, und daher dürfe man DSnoniark und die Allinnre
dnrcfaans nicht im Stirb lassen.
Und möchte der Staat aich inniittelst allerends in gute Verfassung
setzen ... man bfitte auch nicht Ursache sich zu prärjpitiren, weiln
die englische Flotte wenig wUrd ausrichten können; vieUeicht kOnnte
sie um contrarie Winds nicht einmal in den Sund kommcD, zuge-
schweigen dass Ungewitter und der Winter sie in kurzem ungezweifelt
wDrd zurück unil nach Hause weisen können. Man möchte dahero
die ganze Flotte im Sunde lassen, die Stadt Copealiagen von Lübeck
aus oder sonst auch victualüren und auf allen Fall die 40U0 Mann in
Nordholland und an solche Oerter, die der See am nfichsten wären,
proTisionaliter verlegen. —
Und können wir ein anders nicht Tcrmerken, als dass diese
Opinion prävalire; allermaassen wir denn auch sehen, dass alle Sa-
chen in effectu darnach eingerichtet werden, und zwam indem am
IS. und 7. die Resolutiones genommen, auch die Ordre» drauf alsbald
geexpediret worden, dass die 40U0 Mann in Nordholland einquartieret
und der Admiral im Sunde verbleihen solle. —
Zwam ists zu beklagen, dass der Succurs nicht wirklich weg-
kommt, inmaassen es denn männiglichen leide (hut, dass der König
von Dänemark vergeblich darnach seine Mesures wird genommen
haben. Wenns aber mit Raison oicbt hat begehrt werden können,
dass man's gar zu sehr hazardiren und eine so sfallliche Mannschaft
den Englischen in die Hände spielen sollte, so kann man sich darüber
noch einigermaassen damit trösten, dass man an Dänemark eine merk-
liche Summe Gelde«, gestalt damit zu Copenhagen 7,u werben, folgen
lassen dürfte. —
Der Ambassadeur von Frankreich ist inmittelst bei uns gewesen
und protestirt sehr von seines Königs beständiger Affeclion gegen
E. Ch. D-, wie denn auch, dass sie mit ehestem eine fUrnehme Ge-
sandtschaft an E. Ch. D. wUrden lassen ahkonmien. Alles aber
scheinet gnugsam dahin zu reflccHren, dass sie E. Ch. D. nur von
Oesterreich mögen abziehen ; wozu wir ihnen denn wol wenig Hoff-
nung offen lassen.
Wie ihme nun ist, so stehet unsere Handlung wegen Corroboration
unserer Allianz durch diese Zufälle stille, und mögen wir darunter
nicht gar viei Werkes machen, auf dass wir uns nicht prostituiren. -
Eines thut uns leide, dass auch der kaiserliche Abgeordnete,
Herr Fricquet, anftlnget in etwa verdriesslich zu werden. Er
siebet, wie alles auf und gegen Oestreich losgehet, fürchtet vielleicht
i:q,t7ed ,.V^nOOt^lC
2gg r. Brandenburg und die Niederlande.
auch , man müclite sie endlieh drangehen ; dahero ist er zuweilen
Ilhel zufrieden und will , der Staat diUsbIc sich mit ihnen einlassen
oder I. Kais. Maj. werden müssen andere Mesures nehmen. Ich merke
auch wol, dass er lieber hiitte, dass wir wegen unser Allianz nicht
ä part, sondern auf ein Gesammtwerk mit ihm gehen mlichten. Wenn
wir ihn) dennoch aber mit allem Glimpf und klärlich rcmonstriren,
dasB man sich mllsste nach der Zeit schicken und diesen Staat nach
seiner Art und so gut als nina kann mcsnagiren ... so gibt er sich
zufrieden und zeiget in allem seinem Thun, dass ers um die gemeine
Sache treulich meine. Ich fllrchte aber, das Werk selber und die
Zeit werde ihm zeigen, dass es für Oesterreich annoch zu frllhe sei,
mit diesem Staat, wo er nicht mit Engeland vollkomnilicli bricht, in
Allianz zu kommen. Die Furcht fUr Engeland, der Hass des spani-
schen Namens ist noch gar zu gross, und dtinket uns immerfort, es
sei im Anfang gnug fUr sie, dass man sie lernet leiden und mit der
Zeit lieben.
P. S Am Sonnabend ist die AnbaUisrhe EhesUrrung unterschrieben
worden und die Gesandten beute abgereist.
Weiraan an tleu Kurfürsten. Dat. Haag 13. Dec. 1658.
(praes. zu Sonderburg 11. Dec.)
IFrankreich und England aolidariscli; kein parLicnlarer Friede; ScbwedenB Bo-
dentung. Dieselbe nach Uen GegeiihemerkHngeu Weininu'a. Das Sichere ist
nur: kein Brach der General Staaten mit IDnglend. Fricqiiet verEweirelt an der
ÖBt«n'eichiBchoD Allinoce mit den Staaten. Memoire Weimans über die neue
Alliance.)
13. Dec. Die rranzösischen und engliscben Gesandten versicbern wiederholt
Weiiiian: dass es nicht anf einen einseitigen Friedcnsscbluss abgesehen
sei zwisi-hen Schweden nnd Dänemark; der pobuNche Friede solle zugleich
auch bewerkstelligt werden. Aber man dürfe Schweden nicht zu Urund
gehen lattsen, „weilu sie ein so noUibles Glied des protestnn tischen Wesens
und ein so mächtiges Gegengewichte wären gegen die päbstische nnd spa-
nische Domin ntion"
Und saget der englische Kcsident ausdrücklich liiebei, was Eng-
land habe bei diesem Werke geresolviret und gethan, solches alles
sei hei Frankreich gerathen, gutbefunden und geapproblret. —
Wir unsers Tbeils haben nicht unterlassen, ihnen darauf zu re-
präsentiren , wessen man sich zu allen Seiten gegeu Schweden zu ver-
sehen, und wofUr sie sich selbst zu baten, sonderlich an England, wie
nachdenklich es für sie wäre, sieh in dies Spiel zu mischen und zu
Einwirlning d. fraDS.-eDgl. Diplomatis. Frieqaet. Neuer AlliaDceentworf. l^Q
Ternrsaohen, dasB fllrerst Frankreich das arbitrium rerutn in die HAnde
kriegen und Schweden bo viel gewinnen ni&chte, dasB ea liemacher
den Proteclorem, wie für diesem die Evangelische in Deutsehland und
die Herren Staaten in Miederland, das ist mit gewaltigem Undank, he-
zahlen könnte. —
Wir unterlassen auch nicht, dem englischen Residenten dabei zu
zeigen das Interesse der reformirten Religion und wie man's an
schwedischer Seite damit sowol in Preusscn als in Curland anfinge;
welches ihm denn scheinet nicht wenig: zu Herzen zu gehen. —
Wir sehen aber nicht, dass solches alles ein mehres wirke, als
daas man's wol aufnimmt und anfanget, die Schweden nicht mehr zu
lieben ; die Furcht aber gegen Oesterreich ist dagegen s» gross, dass
man sie annoch nicht kann hassen. —
Und wie es ist, so kann man ftlr dieses Mal annoch ron hier
aus nicht sicheres melden, als diese Unsiclierheit: wo der Staat siehet,
dass zwischen Schweden, Dänemark und Polen, mit Eiuschliessung
E, Ch. D., oder sonst an der Ostsee ein ziemlicher Friede getroffen
werden kann, so dürften sie sich um andere, oder den gemeinen Frie-
den nicht deroniaassen bekOmmem, dass sie darum mit England sollten
brechen.
Der Herr Fricquet siehet solches alliie auch gem&lig, und ob er
wo! filr wenig Tagen mit Gewalt auf eine Allianz mit Oestreich
directo treiben wollte ... so bekennet er docli nunmehr, dass er fDr
sich wenig HotTnung sehe, dahero allerdings nütliig und zu wUnschen
wäre, dass man nur an Seite E. Ch. D. zu einer nähern Verbindung
mit dem Estat gelangen könnte, nnd möchte der Rest mit der Zeit
folgen.
Schickt daa Concept eines Memoire'« roit über dte zu erneaenide
Allianre, das er bei den Qene rat Staaten einreichen will.
Das Memoire bebt hervor, diiss seit (tem Absrhiass der Alliance ron
1665 die Dirn^e in einen Hehr andern Stand gekommen sind; was damals
„alleen in jalnnsie bestünde", da.s ist seitdem „tot eenen openbaeren Oorlogh
Qftgeborsten". DHber ist es nun nöthig, dass die Allianee dem nngepas^t
werde — „dat de limiten vnn defensie worden gereguleert naer de proportie
van de aenstaende periculen." Es wird vorgeschlagen: 1) die Alliance
wird aof den ganzen Slaat und seine Alliirten beiderseits ausge-
debot; 2) für eine längere Reihe von Jahren ge^chlosseD; 3) mit näherer
Bestimmung der gegenseitigen Hiirsverpflichtungen; 4) auf so lange, bis
ein völlig sicherer Frieden alle Betheiligteu befriedigt.
^aovGoOt^lc
260 I- Brnndenbarg and die Niederlande.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 16. Dec. 1658.
(praea. Sonderburg 15. Dec).
lätellung Hollandg zu deo MediatioDspläneu voa Fraolcreicb und Bnglaud. War-
nung zur Voraichli Oestreich »od Foleo halten eich reservitt.)
16. Dec. Uebert^endct die Resolution der Staatcu von HoIIaod aur die Eingabe»
von de Thou und Downing (beide dat- 30. Nov.), dat 12. Dec. 16&8, in
Betreff der Vennittelung zwischen Dänemark und Schweden, bei der sie
^ich, um einen allgemeinen dauernden Frieden herznstetlen, gern faetheili-
gen wollen'). Sonst noch allea im alten Stand; das Memoire wegen der
neuen Alliance ist noch nicht übergeben worden.
AIb viel wir vernehmen können . . . BO wird man nimuiermebr
an Engeland oder Frankreich Tractaten, Mediatioo und dergleichen
in Beschwer ziehen, Bondern sich zu allen Zeiten darzu willig erbieten
und fertig halten ; man wird sich aber dadurch nicht lassen abziehen,
was angefangen, auszufUliren, sondern dabei beständig besteben und
den Frieden armata manu zu befördern suchen; zu welchem Ende mau
denn täglich berathschlaget, Mittel zu finden, gestalt eine estraordi-
narie Equipage gegen den Frühling zu thun und damit den Gealliir-
ten zu assistiren.
Können aber dabei unerinnert nicht lassen, dasB man sich den-
noch nicht gar zu sehr auf fremdes Thun und Versprechen verlassen
küune, allcrmaasseu wir denn wol besorgen, wenn man sonst in
Dänemark und Preussen ziemliche Mittel zum Frieden sähe zu erlan-
gen, dasB man solchen Falles auf 0. ') wenig sehen, sondern nur
allein suchen würd, E. Ch. D. zu retten und, da solches E. Cb. D.
nicht anständig, das teutsche Interesse fahren zu lassen.
Auf diesen Grund sehen nunmehr die üeterreichische und pol-
nische Ministri, dass man alhie alle Negotiationes bauen mDsse und
resolviren daher täglich mehr und mehr, von ihren AUiancen insbc-
sonder stille zu schweigen, bis man in etwas näher ins äpiel seheo
werde, —
Weimaii an den Kuiflirsten. Dat. Haag 21. Dec. 1658.
[Gute Zusiclierungeu der Ni«<derliLnderi abervri)! nur bia zu einem gewisaen Ond
2uvi-rläHsig. Keligiüse Uedeukliclikeiteii verbreitet gegen die KatbullEchea, ilie
TreiiiiDDg der Alliancp noch niebt weiter beiriehen; Fricqaet empfindlich nai
argwobniBch-l
21. Dec. Von allen Seiten werden ihm die besten Zosichernngen gegeben über
) Beide gedruckt in Secrete Besolatien I. 630 ff. vgl. oben p. 153.
; D. b. Oesterreich
Hollond una die CooceHpolitiV. 161 I
dieAbfichten der Republik; man will drn Fried«'!), abeniiani'Clzl die Rüstungen
fort und wird näiicninik und den KuHür.-len feeinef P:iHs im Sliflip laKseii.
An jruter Affeclion ist wol iiielit zu zweifeln; Oäuemark und
PreuRscn werden sie aucli wol nielit dran ^clioii und 8i> weit nichts
«heuen; nU sie aber lieber im Kriefre Idciben. mit Entrlaud und Frank-
reii-h brechen und alfo Runimam reriini in Gefahr »etzen, als E. Cli. D.,
da dieselbe »Imc Oesterreiili niolit tractiren kann, draa geben wür-
den, 8<deheK möchte wol nielit olme Zweifel, dahero-mehr zu biilTen
als zu versichern sein. —
Vielen lieget sonst das Keligionswesen und dass man den
RöniiBcli-KathoIischen nicht zu viel trauen oder zuwachsen lassen
müsse, trefllich im Kopfe, wozu denn nielit wenig hilft, dass man bei
den polnisch-kosakischen Conditionen der Keforniirten und Lutherischen
so ungOtlieh (inmaassen ei; alhie offenem Drucke lierumgelragen wird)
gedacht'); und l)esorget man, man werd an polnischer Seite auf eine
solche Maasse auch in Preusscn die Stüdte tractiren wollen. — Die
Regenten alhie werden es endlich selbst auch den anwesenden kaiser-
lichen und polnischen Ministns zu Oemlltlic IUhrcn, damit nicht dadurch
zwischen den Oeallürten Ui-saehe zu Jalousieu gegeben werden möge. —
Mit unsern Alliauztraetateu aber stehen wir noch stille und
haben das Memoriale annoch nicht tibergebeii, weili) wir vermerken,
dass die Sache noch nicht reif genug ist bei dem Staate, um was
endlicbs dabei zu erhalten; und ohnedas nicht allein Kngcland damit
geirritiret, sondern (was mehr ist und welches allen Wunder gibt),
dass auch der Herr Frictjuet sich deswegen ärgert und es dahin
scheinet zu deuten, dass E. Ch. D. mehr auf diesen Staat als Oesler-
reich reflectiren; woraus er sich denn vielleicht noch andere Dinge
einbildet und dass die Kais. Maj., wenn dieser Staat es zwischen den
nordischen Königen zum Frieden kommen Hesse, sich nicht gar zu sehr
zu F. Ch. n. wflrd verlassen können. Welche unzeitige Apprchension
wir dann jedesmal zwar sucliei) . . . wegzunehmen, vemclmicn aber,
wenn man sie schon cinesmal hintertreibet, dass sie bald wieder her-
fUrkommt, dahero scheinet ziendiche Wurzel gegriffen zu liaben; wes-
wegen wir denn auch in etwas leiser gegangen und nur dieses gc-
than, dass wir dureh den Kath Peiisi<inarium in Holland ohne Me-
morial oder förmliche Schrift das Werk ins Mittel gebracht. —
') 1) b. bei dem Vertrage vod Uadiatscli (lii. Sept. 1658); vermüga deagen
die Koeakeu der Ukruite vorubtrgelieiid wieder unter pobiiselie Ilerraciiart Korück-
kehrteu; Tgl. Ilerrmatiu Gesell d. ruBS. StnaleR 111. G41 T.
Mit«. I. OcmU i). Or. KDrfBnUn. VII. 11
i;q,t7ed^>G00t^lC
1Q2 '' Rrnnjpiibiiif; uiiil ilio Nifilerlnnile.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 23. Dec. 1658.
IVerlngiiug der Stnalen von noiland. Die Gpliifiago. Aiisiclit de Witts übor
Ernoiierndf; der Alliance. HemJuiig voii Sliiigelniid uud Vogelauiis nach Uäiio-
mnrli urd Scliwcdcn. Man versielioit Weiman miverßiijjlicher lulendoiicn dshfi.
Der polniache und der kniserlietie Geeandtt; Vertraiien des Knisers ?.a dmn
Knrrürgten. Der Däne verengt GliiekHtndt. Die englische Flolle kann hielit
ouflaiifen. Die rlieiiiisdie Altiance.]
23. Dec. Die Staaten ?on Tlollnnd sind ;iin 21. I)ec- au.s einander gegangen
und werden etwn Mitte Jntiunr wieder zuEnminentroten, wo dann alle wol
instniirl sein sollen.
Das fllrneliniste ist dabei in ConBideration pewesen, was man
nämlicli fUr einen beständigen Frmde ausfinden solle, geetalt daran»
die zur Equi|)ag43 der FloHen und zu AsBiBtens-, der Gealliirten nötbige
Spesen auf alle Fälle zu nelimen. Negotiiren und deswegen etwa»
förzuetellen ist fast bei ihnen criinineil, dabem man aueb die Beduc-
(ionsgelder nicbt rlibreu will, weiln dieselbe zn Ablegung der Scliul-
den gewidmet seind.
Steheis dahero darauf, dass man den 2(Xrten Pfennig anlegen
oder die Last- und Feilgelder wird angreifen miisnen.
Diesem näclist ist auch unsere AllianzbaiHllung bis zu kUnl>iger
Versammlung differiret worden, und sagetc mir heute der Ratb Pen-
sionarius, es wären seiner alle Glieder darin einig gewesen, dass
man dieselbe auf etliche Jalire prninngiren . . . müebte, hätte aber
gnugsam verspüret, das» man in puncto der wirkliclien Hilfe und der
Extension auf E. Cb. D. ganzen Staat schwerlich wlird einig werden . ,
und hätte es mit der weitern Extension wenig zu bedeuten, weiln
derselb, wer da schuldig E. Cb. D. in Preussen, Pommern und Cleve
zu schützen, per indirectuni sich wUrd verbunden finden, E. Ch. D.
ganzen Estat retten zu helfen.
Den franz. und englischen Ministris ist am Freitage auf ibre
Meniorialen eine solche Antwort, als wir jUngst Uberschicket, zuge
fertiget worden. Und seind darauf iu Holland der Herr von Slin-
geland und der Herr Vogelsang, Pensionarii von Dortrecbt nnd
Amsterdam, zu der Scliiekung nach Dänemark und Schweden geno-
mtniret, welchen dann die Provinzen Seeland und Friealand auf allen
Fall noch zweene werden beifügen. —
Es bat aber, wie man uns -mit hoben Contestationen betbeuert,
diesen Verstand, dass sie darum keines Weges wollen ablassen von
angefangener Defensiou des Königs von Dänemark, noch auch die
Schickung lassen wirklich für sich geben, wo sie nicbt durch Frank-
reich und Engeland zuvorderst versichert sein werden, dass Sehwe-
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
VerBthkdetie Sachrichten wihrend d. VerlngtiDg der Staaten von Holland. 163
deo sie und Friede begehre . . . Und sagete mir oberwälinter Herr
Balh Pensinnarius , äüsn snlclies des Staats innerliclie Meinung und
reclite Intention wäre . . und möchte icii solclies E. Cli. D. zu dero
Nachricht kUbnIich Übersclireiben.
Mit den östreicliieclien und polnischen MinistriH haben wir zuwei-
len was zu thun gehabt, um dieselbe ausser Ungeduld und Jalousie
vx halten. Nunmehr aber, dass sie täglich den Grund des Staats und
unserer Conduicte handgreiflich sehen, nllermaassen es denn vernttnf^ige
und feine, audi hie wolgelittenc Leute seind, so ist alles gut und
wol zufrieden.
Der Herr Fricquet hat uns I. Kais. MaJ. an ihn de dato 30. Nov.
ab^e1a.98enes allergn. Rescrijit in original! selien und lesen lassen,
worin dieselbe sich nach der Länge auslassen, wie und wnsmnassen
man nunmehr auf die österreichische Allianz zu dringen, allerends
aber befehlen, dass es mit unserm, als E. Ch. D. Ministrorum, Gut-
finden gcDian und zur Hand genommen werden solle. Und mitssen
wir bekennen, dass wir aus selbigem Schreiben treffliehe Merkzeichen
gesehen, dass I. Kais. Maj. ein sonderbares Vertrauen zu E. Ch. D.,
ffie auch L Höh. und Prinz Mauritzen f. Gn. setzen und ein an-
ders nicht hegehren, als durch zulässige Mittel männiglicben bei dem
seinigen zu schützen. —
Sonst haben L Maj. von Dänemark hiehin gerescribirct, dass Sie
die GlUcksladt nicht könnten Übergeben und dass Sie dem Staat
anf den Drontheimischen Zoll oder dergleichen alle begehi-te Ver-
sicherung geben wollten. Ob sie nun damit werden deromaassen zu-
frieden sein, dass sie zu näherer Anleihe verstehen sollten, daran
mDssen wir unsers unterth. Ortes nicht wenig zweifeln.
Wie es in England stehet, werden E. Ch. D. aus Hrn. Schlotzer's
Briefen vernehmen. Gleichwie er mir aber per Postscript lasset
irissea, dass der Proteetor selbigen Tages Ordre an die Flotte ge-
Echicket, sie möchten, wo es der Wind einigermaassen zuliesse, sonst
UDcrachtet alter andrer Dif6culteteu wieder auslaufen: so schreibet
der Herr Nieupoort schier das Widerspiel, und dass sie zumal ge-
devalisiret wären eingekommen, auch selbst die Thenies deromaasscn
von Eise triebe, dass es nicht glaublieb, dass sie diese Macht noch
einmal gegen die Gewalt der Nordostwinde und befrorener Ströme
wQrden wagen; also dass man die Gewissheit darunter mit nächstem
erst wird zu vernehmen haben.
Im übrigen hat das Frankfurtische AUianzwCsen und dass
sonst auch Pfalz-Neuburg sicli liie und dort mit Waffen und Wer-
11*
254 '- nrtiii<l«iiburt; und ille Ni eile rinn de,
buDgen berumschleppet, alliie bo viel veruinacliet , dass der Staat es
anfanget zu apprelieoiliren ; dauneiiliero befohlen, das» man auf die
Guaruisnnen ein nacliendes Auge liaben solle, l'riüz Mauritzen
f. Gn. neind aiieli nebst uns in Arbeit, darunter vom Estat auf allen
Fall näbere Erklärung und Assistenz zu erbalten, und wird viel ge-
saget, aucli von Paris bieliiu geschrieben, dass nie, die Alliirte, was
«onderliehs fUrliaben und kUnflig von der Tlirenniselien Armee
sieh ad 2(XX) oder 3000 mit ilinen würden eonjuiigiren.
Der Kurfilist an Weiman. Dat. Sondeiburg 12. Dcc. 1658.
|Die Eroeufruug «Iit Alliuiicp za belrcil'eii. Der Kaiser darf tiiclit hrüskirt wer-
den. Zureclil Weisung des cnglischon Geanndlin in Beznt; niif die Sldlung
Scbuedcns ]
c. Aiitwoit auf difl Relationen vom 13 und ]ö Dec, — Das Memoire
über die iinie Alliancc wird gcliilligt. Woinian i-oll (]iisMdl)e ebeslens
übergeben und liio Suche angrlegctitlich betreiben, , damit die ttefalirlirlie
iiiteiidirtc |>aiiiL-ul;ir Tractaten um so viel w<-iiif;er Siiiit ßiiden mt>gen."
Die Alliaiiuc mit dem Kniser rieilieh hiit -.eni^^ AuR-icIit; Weimaii boU
nur vcibiilcn, dnss der kii'serJiebe Ue.'niiiÜe nicht {'i;ieii Rilat heibeiführt.
Gegen sok-iie Tractaten aber, darinnen allerliöelifilgcd, 1. Kais. Maj.
gänzlich ausgeaeblossen werden wollte, habt Ihr Encli mit aller Maeht
zu setzen, dieweil Wir dabei sehr gefährdet werden dürften. Zu
einem Universal frieden aber könnten niclit guugRame Debvoires an-
gewendet werden. —
Dem engliseben Gesandten aber kann gleicbwol remonstriret wer-
den, dass die Couteslationes, ho er an seiner Seiten thut, dass ihneu
nämlieh die Kdnigl. sehwediseben Proceduren gegen Dänemark sehr
zuwider, mit dem versproehenen Succurs gar nicht übereinkämen,
und wäre dieses nocli viel zu frlihe gesprochen: ihr Interesse litte
es niebt, dass Schweden gar unter die Flissc gebracht werde, weil
man viel mehr iu denen terminis versirete, dass Schweden nur be-
bindert werden sollte, andere mächtige Kronen zu subjugiren und
sieb dadurch Meister über so viel andere Status mehr zu uiacbcn;
wenn die Sache erstlieh Ju solelien- Stand geratben, dass Schweden
gar unter die Küsse gebracht werden könnte, so wäre alsdann ander-
weit hiervon zu sprechen. —
^aovGoOt^lc
Der ÖBIreichische und d. potiiUch« Gesandte. Die Medialioa. England ]^gg
Weiman an den Kurftiraten. Dat. Haag 27. Dec. 1658.
(praes. zu Ripen 25. Dec.)
VerhandluDgen der Niederländer mit Frankreich und lingland über die Mediation.
Fricquet und Pinooei, Furcht vur eiuem Krieg mit England. Eroberung von
Wtta. Die VerbandluDgen Atiakia'P. Der PraUgrar ron Neubnrg. Klage über
den Ädmirnl Obdam ]
Man gibt nach wie vor die eifrigsten Ver.^icherungcn, dass die Staaten 27. Dec.
tren bei der Partei halten werden, und dass all ihre Verbaudlungen nur
lum iteslen derselben zielen. „Und haben die Dopntati der Generalität
aru terwichenen '24. dieses zwar ini', den fianz. und englischen MinistrJs
eine Conferenz gehatten, wobei sie sieh verglichen, dass der König von
Schweden diesen Staat zur Mediation adniiltiren miläste; inniaassen denn
erRihnte Ministri angenommen, solches dnrch .Moiis. Aka kia ') mit ehestem
aaswirken za lassen. '' Man bittet W ei in an e'ifnfi, dies nicht zu missden-
ten — ^man möchte keine Ombrage ron ihrem Than nehmen, nochs auch
übel deuten, dass man ihres Theijs die Fornies so ger;ide nicht iu Acht
nehme, man wäre ja ihres gnten Willens gnug-am versichert . . . nähme
diesrlbe (Mediation) nun der Könifr von Schweden an, so stünde es ja
auch Enra Theile hei ihnen, einen general und sichern Fiieden zu befordertt,
iliren Alliirten zn hohem IJestcn; nähme er's nicht an, %o hätte man dieser -
Si'its den Glimpf gewonnen, zumal nichts aber verloren, weil man intnitlelst
degtn weniger ni<ht mit aller Macht agircn würde."
Wir unsers Theils wenden allen Fleiss an, um den Staat bei
herzhaften Consiliis und die Geallitrtcn auBser Jalousie und Unge-
duld zu halten; womit wir uns denn zuweilen gnugsain geembaraeBi-
ret finden; sintemal bald der Kaiserliche Jalousie nimmt, dass er mit
seiner Alliance nicht fortkann; bald der Herr Pinocci Ungeduld zei-
get und sieh vernehmen lasset, sein König könne sich auf diese
Maaeae nit länger aufhalten lassen, sondern müsse endlich seine Me-
Bures nach sich selbst nehmen. Wodurch wir denn auch desto mehr
zurSckgehalten werden, von unserer particulieren Allianzhandlung
in reden oder unser längst abgcfasstc« Memorial zu Übergeben. —
Man fanget an höchlich zu apprehendiren , dass der itzige Herr
Protector, sich desto mehr zu befestige», nach seines verstorbenen
Herrn Vaters Exempd Krieg filrhabc mit diesem Estat und desselben
Einwohnern; zumal man glaubet, (lass man dem englischen Volke,
welches hiesige Trafßques und Keichthum nicht wenig beneiden soll,
daran einen Gefallen erweise . . . Wozu denn auch dieses kommt,
dass man glaubet, Frankreich sehe solches nicht ungern«, gestalt da-
durch das arbitrium rerum in die Uände zu kriegen und den Fu88
') Ueber dessen Vermitleluagslbütii^'keit auf dem uurdiacheu Kriegsschau-
platz vgl. Urk. und ActoDBt. 111.
„A^iOOt^lc
Ifig I. BraDdeobarg und die Nicderlnude,
aus dem englischen Eieen mit der Zeit zu zietieu. Und wird man
also dieses Ortes um desto melir auf eine kräftige Equipage bedacht
sein mDssen.
lieber E. Ch. D, glUcklicbö Progresscn gegen die IdbuI Älsen '),
wozu wir auch unsers Tbeila von Herzen Glück wünschen, war man
alhic über die Maasse frob, und ist darunter alsfortens die etwaliche
Beschreibung zum Drucke befördert worden.
Mons. Akakia ist alhie nur etwa 3 Tage stille gewesen und
gestert wieder aufgebrochen, um sich zu I. Maj. von Schweden zu
begeben. Er saget mit hohen BctheucruDgen, Frankreich wolle einen
Frieden und wollteu sie sich von Schweden nicht länger dupiren
lassen, sondern alle Htllfe zurückziehen, wo der König nicht rund re-
solviren wollte; 400,000 fl hatten sie gegeben, mehr aber würden sie
nicht ausreichen, bis sie des Königs von Schweden wol versichert
wären; sie könnten auch leiden, dass Oeßtreicb includirt würd, denn
sie müssten nutbwendig auch Friede machen mit Spanien. Endlich
aber, und wenn man lange mit ihm geredet, so ging den vorigen
Sincerationen viel ab, wenn er sich bedünken lassen, man würd dcn-
noeb an verschiedenen Oerfem tractiren müssen ; denn männiglichen
dieser alte schwedische Griff gar zu viel Nachdenkens gibt. —
Dass der Herr Pfalzgraf von Neuburg droben am Rhein mit
wenig Macht viel Geschreies macht, hat die Sachen alhie dahin ver-
anlasset, dass man auf alles gute Ordre stellet im Clevischen, und
dass deswegen Prinz Mauritzen f. Gn. ersuchet ist, dabin zu gehen
mit gewisser Ordre an die andern Gouverneurs, dass sie auf
Ersuchen S. f. Gn. mit Völkern zu Ross und zu Fusse sollen
assistiren.
Vnd ist man im übrigen nicht gar zumal zufrieden, dass der
Admiral die Herren Schweden in der Ostsee deromaasscn lasset do-
Joh. Copes an den Kurfürsten. Dat. Haag 30|20. üec. 1658.
(Fri^qaet. UazufriedeDlieil mit dem Admiral Obduni.|
!. Der Kaiserliche Abgesandte Herr Fricquet saget, dass er von
I. Kais. Maj. befehliget sei, über eine Defensivall iance zu Beförderung
des gemeinen Friedens mit diesem Statu in Conferenz zu treten
mit Begehren, wir, Namens E. Ch. D., zum selbigen Zwecke coope-
riren wollen.
') EroberoDg der luael Alaeo um 16. Dec. 1658.
DqitzedüvGoOt^le
Alscn. Akakia. PfaU- Neu barg. Admiral Obdam. Fricquet. 'IQ'J
Des Herrn von Waesenaers, hiesigen Admirale, Schreiben aus
Copenhftgen vom 18. Dec. haben hiesiger Uegiening keine Satisfaction
gethan, indem er immer Über seine Kriegscapitainen klaget und wie
sie die schwedische Schiffe in Landscron nicht eingehallen, viel min
«ie verfolget hätten; so hätte er auch nur ein einziges Schreiben von
E. Ch. D. erhalten und dahcro unwissend gebliehen, welcbergestalt
er E. Ch. D. möchte an die Hand gehen. So sei er auch fUr seine
Person indisposä, dass er seine Kammer halten und zu Schiffe gar
nicht agiren könnte. —
Der KarfUrst an Job. Copes. Dat. Hauptquartier zu
Kipen 5. Jan. 1659.
[Fricquet. Die Hallung Obdnm's <leni Kurfüraien gegenüber.) 1659.
Copes ?oll die BemUhangcn Fricquet.s tnögliclisb unterstützen. 15. Jan.
Dass Wir dem Adniiral Opdam nicht mehr als einmal gesehrie-
ben, ist zwar nicht ohne; dann weil wir nichts gewissers verhofft,
als dass er darauf das begehrte Fahrzeug schicken würde, so haben
IS'ir mit fernem Schreiben hillig zurückgehalten. Was nun denselben
an solcher begehrten Uebersclnckung gehindert, uml dass das gute
Dessein nicht beßrdert werden können, das lassen Wir zu seiner Ver-
antwortung gestellet sein.
Weiraan an den KurfUrsten. Dat. Amsterdam 4. Jan. 1659.
IStiomiDag voo Holland. Fricquet und aeine vergeblicbeu Vcreucbe; herrecbendu
Abneigung gegen tipanien oud OcglreicK Spaniscb-franKÖsiauhe FriedenBlrac-
laleo-, EiDwEtkung dcTselbeo auT die liiceigen Aussichten. Wciman tn Amstcr-
dam; gute Stimmung daseibat. Danisr^tiec Anleihevcrsuch.)
Holland dringt jetzt ernstlich auf Abschiekung einer Flotte von 60 4. Jan,
Scbiffen nach dem Sand; zugleich auf enge Verbindung mit Kurbrandeoborg.
Der Herr Fricquet hat schier alle Glieder in particulier be-
suchet, aber ein anderes nicht ausgerichtet, als dass er gesehen, wie
ffol und nützlich wir ihm gerathen, sich in publico nicht zu prosti-
tuircn; es ist noch gar zu frtthe mit den Bi>anischen und Ostrcichischen
Allianzen in diesem Staat aufzutreten .... Wenn auch die Regenten
wollten, so wDrd man doch die Prädicanten und das Volk eher zur
Oesperation als auf einen solchen Weg bringen können. —
Wir waren dieserwegen vorgestern bei dem Herrn Fricquet
nebst dem polnischen in Gonferenz, und kann er zwar dagegen nichts
Aj.OOt^lC
\Qfi l- Brandenburg und die NiederlBode.
sagen, allermaossen er auch in der That sich darnach ricbt<;t; udh
dUnket aber, das» der Mann trefüicli argwöhnig ist und immer sor-
get, man niOcIite es nicht recht mit ihm meinen. —
Ans Frankreich continnirets, dass man zu Lyon traetire mit spa-
nischen Ministris, und das» die Pracliminaria bereits ziemlieh weit
geavaneiret gewesen wären. Und gibt dieses auch nicht wenig Mii-
thes an diesen Staat gegen Engtand und Schweden, weil man nicht
zweifelt, dadurch werd die englische Maclit zicmlicli gedistrahiret und
die kaiserliche verstärket werden. Und künnen aus diesem allen
E. Ch. D. böchstvern (luftig ermessen, dass alhie das gemeine Werk
zwarn annoch einen so gewissen Cours nicht genommen, dass niati
darauf fussen könne, jedoch dass es auch aunoch nicht so bewandt
sei, dass mau an Bestsludigkeit und herzhaften Reeolutionen gar ver-
zweifeln sollte.
Vür Eude des Monats aber sei kein Ausschlag zu erwarten; er sei
daher uacb Amsterdam gegaogen; von hier Molle er mit Prinz Moritz
URch Cleve sich begeben, in Eile seine Privatsachen ordnen und dann nach
dem Hnag zurückreisen. Die Stimmung in Amstordam ist vortrerflich.
Dänem;irk wirbt um Geld für neue Truppen; ohne Verpraudung von
Olückstadt bekommt es aber diesmal keinen Heller.
Der Kurfllrst an Weimaii. Dat. Hauptquartier zu
Ripen 27. Der. 16Ö8 (com\ Scliwcriu).
(Die Dt'ue Alliance, Keine parliculareo PtiedeDaverlinndlungi'D. Farspruclio für
Oeflterreich. Der Ffalzgrar von Neuburg. Diplomatiacbo Cooperation mit
Oeeterreich ]
Die Üeschräiikung der zu erneuernden Alliynce auf eiuen Tbeil der
kuiTürsilichcu Laude i^t, wenn irgend niüglith, zu vtrmtiden.
Was aber die Friedcnstractaten anhelangt, ist so hochnötig, das«
selbige universcl seien und an einem Ort geschehen mögen, dass "Wir
auch alles, was ausser dem vorgenommen werden möchte, niclit allein
ganz inutil, sondern auch dem gemeinen Wesen sehr nachtheilig hal-
ten; Bcind auch versichert, dass, wenn der Stjuit nur fest darauf be-
stehen wird, man schwedischer Seiten darinnen zu willigen keine
Difticultct machen werde.
Zu dem Ende Ihr denn demselben vorzustellen habet, dass man
in diesem Werke uiclit auf den alten Hass, ho man gegen Oesterreich
hat, oder auch auf das Haue an ihm selbsten sehen mllssle, als ob
man nicht zu achten, dass man selbigem Hause Gutes thäte; beson-
A-nOO<^IC
SpiDisch-rraDiös. FrieilvDSVsrbaudl Ot^slen-eidi im Hiia};. Die OsUeefloUe. \QQ
(lern es inuss vorneliinlich dahin gesehen werden, dass des Feindes
Dessein gebrochen, welches bloss dahin gerichtet, dass zwar derselbe
mit eines Thcils Frieden machen, dennoch aber in armis bleiben und
den Krieg an einen andern Ort transferiren will. Welches wenn es
ihm gelingen sollte, Polen und Dfinemark nimmer sieher, et eonse-
quenter der Status stets unruhig sem würd. Zu gcechweigen, daes
Wir auf solche Art der Schweden Begierde recht aufgeopfert werden
würden; dann wenn Polen, Dänemark und der Staat die Hand vom
Werke abgezogen und Schweden den Krieg gegen Oesterreicli con-
tinuiren sollte, so würden Unsere Lande das stetswährende l'hcatrum
belli nnd Wir viel ttbeler dran sein als itzo, da Wir Uns aller solcher
.Assistenten gebrauchen können. —
Wir haben dieses alles auch dem hier anwesenden Gesandten
Yssbrandten vorstellen lassen').
BeilJegeod Ali.'^chrift eines „narbdenkliclieri" Schreibens des PfaU-
giafen von Neuburg an den König von Polen. Weim.in noll da^selhv
»a geeigneter Stelle im Hi<ag uiJtlheilcn [Fehlt]
Weil Wir auch vernehmen, dass es mit der ösferreicliischen
Alliance noch viele Difücultäten gibt, so hat der Herr Yssbrandt
auf Unser Begehren sich erboten, solches, als welches Wir dem ge-
meinen Wesen sehr zuträglich ermessen, an seine CoDÜdenten und,
wenn Wirs begehreten, auch an den Staat selbst zu dem Endo zu
recummandiren, damit man sich darzu verstehen möge. Ihr werdet
nicht unterlassen, dasselbe auch an Euerm Orte äussersten Fleisses
zu befördern und dem Herrn Fricquet alle gute Anleitung darzu zu
geben. —
Job. Copes an den Kiirfllistcu. Dat. Haag 27!17. Jan. 1659.
(ttollaoil heao(rB(jl die Kiiukbcruriiiig der Ftultu iius der OdCeuu. Giüiide widi>r
und für. Diu Gcntrnlilal Irilt bi'i. Uii7,iifrii>dunliBit mit dum nciiehmeii des
.Idmirali) Upduni. UiiB UnturuL-lmifii des Kiirfiirslvii !;i:gi'ti Fridcriciu ; man K»i'i-
l'dl »n der MÖglichkeil].
Bei der jetzigen Vei-eammlung von Holland ist wegen Kevocirung üT. Jmi.
der SchitTsflotta unter dem Admiral Opdam eine so ernsthafte De-
liberation angestellt, als wol immer in einiger Staatssaclic ist ge-
schehen. Einerseits ist considcrirt, dass man dem Könige von Dänc-
markcn kraft der Üefensivalliance GOtK) Manu zu liefern schuldig
und nur 2000 gesandt habe; das gemeine Interesse ebenfalls dahin
') Vgi. ürt. u. Aumnat. III. 133 f. und oben pug. 1^9.
DqitzeaOyGoOt^lc
I'JQ I. Braniienburg und die Niederlande.
liege, den Orisund in Sr. Maj. Händen und Gewalt zu bringen und
zu maauteiliren ; das» auch ein Engagement so weit seinen Anfang
genojnmen, dass eine so anselinlictie Flotte dahin gesegelt, und mit
liöchster OiFenBive des Königs von äcliweden obiger Secours in Co-
penhagcn gebracbt und desto böhere Hostilitat verursachet ist; dass
man dcio Maj. von Schweden die Copenhagische Belagerung nit allein
unfruchtbar machen, sondern auch tentiret habe, dero ganze Flotte zu
ruiniren , und dadurch E. Ch. D. und die Conföderirte wirklich anzu-
feuern, Schweden zu suppriniiren — und also die Flotta dort bleiben
mttsetc. —
Andernthcils ist hergegen vorgestellet, dass Engeland sich neben
Frankreich des Königs von Schweden angenommen und zwar Frank-
reich durch dero Gesandten den Statnm von dergleichen zu tbun abge-
mahnet, Engeland auch wirkliche Hilfe zu Wasser iterative hineinzu-
echicken unternommen und annocb dergleichen Hülfe anbiete; ja da-
durch Ursacli nehme, diesen Statum in anderen Sachen zu querelliren . . .
zu geschweigcn, dass Engeland Überaus stark arniire und ein Parlament
zu kräftiger Fortsetzung so.lches Dcsseins ausgeschrieben habe: und
man also Flotta, Frieden zu halten, billig zurllckziehen milsste.
Trotz aller angcstL'Ilten Gegetibemtibungen muea sii h die Generalität
doch dem Vorschlag Hollands ansdiliesEcn; eie läsüt bei dem däDiachen
Uesiindteii und bei Cope« den Kot^cbluse noch mit einem besonders
dringenden Grund eutEchulüigeii:
nämlich dass die Flotta dergestalt von allem unversehen und von
Mannschaft entblösst wäre und durch eingerissene Krankheit in kur-
zen Wochen dergestalt ferner würde entblösst werden, dass sie her-
nacher derends nicht würde zu hersetzen sein, ja wol nicht in See,
viel min heimwärts gehen können. —
Des Herrn von Opdams Fahrlässigkeit, oder wie es seiner Sei-
ten genennet wird, Indisposition und dadurch verursachte Versftum-
niss, E. Ch. D. mit Fahrzeug an die Hand zu gehen, wird bie überaus
übel gedeutet, auch bei seinen besten Freunden. —
Mit hüchsteni Verlangen ziehet man hie zu GemUtbc den glücklichen
äuccess der Entrcprinse uf Fredrixode, Wiewol bei niänniglichen sel-
bige vor eine Unmöglichkeit ufgenommcn wird.
Der entsprechende Iterehl an die Flotte zur Itiiikkehr ii<t ulsbald
t^. d. 2T/1T. Jan. un dieselbe erlassen worden.').
■) Vgl. Aitzeroa IV. aTT. Secreta BeBolot II. 3.
^düvGoot^lc
Rückberufunp der Ostsceflolte. 171
Job. Copes an den Knrfllraten. Dat. Haag 29 19. Jan. 1659.
(praes. Ripen 22. Jan.) ')
P1«D die niederländische Flotle aus iea dänisrben GewäBBerD Eurüvbinruren.
Grosie Rüstungen Eor See; BeaorgDJBS eiavs neuen engliachen Kriege»)
Wegen Zurdckforderung der SohifFflolta von Kopenha^u ist an- 29. Jui:
DOffa nichts bestSndigeB resolvirt, nur dass in kurzem selbiges ge-
schehen solle; es sei, dass man sie insgesanimt hiehin ziehe, oder
selbiges dem Herrn Admiraln anheimstelle, wie viel Schilfe er dort
lassen wolle, oder dass man ihm von hinnen RcBolutioa zuBchicke,
etwan 10, !2 oder zum höchsten 14 dort zn lassen. Alles dannoch
mit diesem Vorsatz (wie man uns hie dessen versichert) dass inwendig
Bcchs Wochen eine neue Flotte fertig sei, so das gemeine d&nische
Wesen secundire, und dass auch da« englisclie Vornehmen sie daran
nicht verhindern, viel min zurückhalten solle. —
Die Armatur zu Wasser gehet hie Oberaus stark vor sich, und
tragen viele hohe Regenten keine Sehe» zu sagen, dass sie wol be-
merken, dass England mit sie brechen wolle, weiln es sich so tief in
die dänische Sache immisciret und ufs neue so stark armirct.
Weimau an den Kurfürsten. Dat. Haag 31. Januar 1659.
|Die Itevocatiun der Flotte. Betheueningen der Gcneralstaaten. tielduoler-
Btiitznng für Dänemark. Eine Falschheit scheiat nicht zu Grunde sii liegen.
Der kaiaerliche Gesandte Fricqiiel mit Beineoi Anliegen gcicbeitcrt)
Sobald ich vernahm, dass man io Uolland was wichtigs ftlrhatte, 31. Jan.
so hab ich alles zu Cleve zurDckgesetzet und mich in aller Eile wie-
der hiehin verfQget.
Angelegenheit der Rückberufunj; der Flotte — vergebliche ßemübun-
gcn dagegen — die UnraöglicIikiiC wird fiufs dringcndütc Torgcstcllt — der
Admiral verlangt dtircliaus die Ufit-kkelir; er leide Mangel an Officiercn,
Mannschaften und Lebensmitteln; mit dem, waa er nocb habe, könne er
kanm 8 Schiffe arrairen cte. Uelirigcns »ersichert man aiifs eifrigste, dass
ika keinen Atifall bcdenteii eoIIo, man werde bald mit besserer Aus-
rüstung zurückkehren etc.
Mich insbesondere hat man ersuchet, ich möchte es feste glauben
imd E. Ch. D., inmaasscn es der Herr Ambassadeur Ysbranda
gleichfalls thuu wttrd '), versichern, dass sie es redlich meineten und
') Die Dalining dieaee Briefes acheint unrichtig zu sein ; der Brief würde, trenn
■m 22 Jan. d. I. 1. Febr. sL n. zu Ripen praaentiH, cur drei Tage unterwegs ge-
wesen sein; der Fehler liegt aber wol In dem Datum aus dem Haag; der Brief
moBS, wie auch der Inhalt zeigt, vor dem vom 21. /IT. Jan. geechriebon lein.
■) Urk. n. Actenal. IH.IM.
A-nOO»^lc
272 '- Brandenburg und die Niederlande.
nicht aussetzen wollten, es mtlchte auch gehen wie es wollte; weswe-
gen man mir denn auch in Vertraueu geofTenbaret , man werd erster
Tage I. Maj. von Dänemark eine merkliche Summe Gelds zu Wer-
bungen zaiilen lassen und vorschiessen. Wenn wir nun betrachtet,
dass nicht alles unbegründet und dahero die sechs Provinzen die
Kevocation geschehen lassen, wiewol sie dagegen in den Protocollis
einmUthig geprotestiret , so haben wir ein anderes dabei nicht ver-
mocht, als dass man alles dahin gericlitet, daes sie künftig auf dem
llauptwege recht und gerade fortgehen mpgen. — Und niHssen wir
dieses wol bekennen, dass sowol I. Höh. als auch wir nicht anders
sehen oder vevsiiüren können, als dass alles bis hiehio noch treulich
nnd ehrlich gemeinet sei und dass man nichts sonderlicbs, als etwa
fatale grosse L'nglUcke, welche die Gemüther gar zu sehr schrecken
möchten, zu besorgen und im Übrigen sich einer durchgehenden guten
Affection zu versichern hat ; wobei man denn nicht wenig auf die
Traclnten mit Frankreich und Spanien, auf das Parlament in Enge-
land und ob E. Ch. D. Friederichs-Odde würden wegnehmen können,
reflectiret.
Der kaiserliche Gt'saiidte Fricquec bat während W.'s AbwcseoheiC
«lies versucht, um sein Anliegen wegen einer Alliance durchzosctzen; er
ist nber einfach aliEchläf^lich beschieden worden und will nun ruhig die
bessere Gelegenheit abwerten.
Der Kuiftlrat au Weiman u. Copea. Dat. Ripeii 23. Jan. 1659.
(Die bolläDdischu Flutie darf nicht aus dem Suud zurückgezogen werden; an
ist das bestu Miltel, Schweden zum Friedeo za bringen, Bitte um Ucbcraen-
dung von TrnnsportBChiffen )
r. Wir liabcn aus Eurer, Residenten Copes, untertli. Relation'),
wie auch aus andern Schreiben, eine Zeit hero gespüret, dass man
daselbst vorhaben« gewesen, die Flotte aus dem Sunde wieder zu-
rückzufordern. Weil aber solches dci- gemeinen Sache Überaus schäd-
lich sein würde, so habt Ihr Euch nach aller Mögliclikeit dagegen zu
bemühen und allen Fleiss dahin anzuwenden, dass nicht allein die
Flotte aldar verbleiben und mit allerhand nothdtlrftiger Provision ver-
sehen, sondern auch dass auch die andern Schiffe daselbsten aufs
allerförderlichste equipirct werden mögen, damit, ehe und bevor die
Englischen wieder in See kommen könnten, man denen Schweden
beikunnuen niOcIite; wiewol Wir die gewisse Nachricht haben, d«it
',. Nämlich der vom 27. Jaauar.
DqitzedüvGoOt^lc
RückbcrufuQi; der Osfseeflotte. J73
wcDD man ao schwedischer Seiten merken wUnI, dasB die Herro
^aten bei dieoer Hesolutioii verbleiben, man in ganz kurzem einen
Oeaeralfrieden haben würde, welclier t^ich aber su oft relardireu
dflrfte, aU oftc die Schweden die geringste HolTnung bekommen, dass
etwa die Herren Staaten in ihrer gefassten Hesolution sich irre niaclien
bu^en.
Itaclideni auch 7.11 unterschied lielien Entrepriseii eine groitse An-
uhl Fahrzeug höchst nötig sei» wird, so habt Ihr Eucli zu bemühen,
Jamit eine gute Anzahl dessen mit den ernten Orlngschifleii Uber-
knmmen möge, weil man solches dieser Orten so viel als man be-
dOrftig gar nicht haben kann.
Die Kin.^prache gegen die Abberufung dor Flotte wird gleich darauf, 7. Febr.
<i»t. WJborg 28, Jan. und wiedermu dit. Wiboig 1. Febr. l(ir>9 in noch 11. Febr.
nicbdrucklicheier Weise wiederholt.
Weiman an den Kmfllrsten. ' Dat. Hajigr 3. Felir. 1659.
Et hicibt bei dem gefasslcn IJefcbluss und bei den giKen Vnsiehenin- 3- Febr.
ffn der Oeiiernl.^laoteu, das^^ sie Iren nnsli.illen ivrrdeii. Bei alledem stehl
in Bezug auf das von liier r.n Krivailenile fest — „dnss wir K. Cli I>. kei-
nes Dinges iilü eines duichgehemleu gnlen Willens vei sicliern mßpeii."
Weiniuii und Copes Italien eine Couferenz niil Cunimif-.^aren der
(jener al.'taMeu verlaogt nnd abgehalten, woiiu alle>, vertr.-inlii'h und neit-
Uufig be-ptoc-hen wurden i>l; u. .-i. verlangen sie aneli die Erneuerung und
Er«eiterunp der Allianee von lti5S ).
'- 16Ö9.
inmiiimmaDg io Betreff der Flotte. Hollgodigcher Antrag auf Cuutrcorüre an
ilcD AÜDiiral; der Burulil abgugaugeu. Die ungliscLe Flutte ungefalirlich. i>iu
Provinzen schaBTen Geld fnr neue Rüstung. Vsbrandta t
Meine jüngste haben E, Ch. D. untertb. hinlcrbracbt, wie dass 7. pebr.
Holland nit min al» die andere Provincien uns versiebci-t, dasn sie
die Hand vom Werk nit abziehen wollten. . Nun erhellet selbiges mehr
iii«l mehr daraus, dass, da die Glieder selbiger Provinz Holland von
ilireii Herreu Principalen wiederum anliero gelanget, sie dergestalt
animos aeiud eingekommen, dass sie hei der Generalität uf gesteru
hallen eingebracht, dass man dem Lt. Admiral Herrn von Wassenaer
wUe schreiben, sich uf keine Rückreise nach Hause zu begeben,
wndem mit der ganzen Flotta dort zu verbleiben, bis dass man ihm
'1 Vgl. oben p. Xr>9.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
]^74 T- BrnDd^Dbiirg ood die Niederlande.
nähere Ordre wUrde zuschicken; zu welcbem Ende dann heute bei
jetziger Post drei Duplikaten nach Copenhagen abgesandt werden '). . .
Und verlioffen sie, dass gegen Mnrtiuni unfehlbar eine eo ansehnliche
Sciiiffflotte wild abernial fertig sein, dass sie bastant sei, den Secours
nach dem Orisund zu bringen und dann nach BeachafTenheit des ge-
meinen Wesens dem Werk ferneren Naclidruek zu geben. Wozu wir
desto grössere Hoffnung sehüpfen, weil der Herr Ambassadeur Nieu-
poort aus London uf gestern hieliin benchtet, dass ihre jüngst aus-
gewesene Flotta dergestalt zei-rllttet, dass sie woi in zween Monaten
nicht wiederum in See kommen werde.
Die sämmtllclic Provincien, sunderlichcn aber Holland , seind
emsig im Werk begriffen, die Geldmittel zu dieser und andern kost-
baren Kriegsprslparationen auszufinden und zu deliberiren, wie nians
mit der Abschiokung der Gesandtschaften hin und wieder tliun werde.
Dem Abgesandten Herrn Ysbrands, weil er tifler um nach Hause
zu kehren hat angehalten und noch daruff bestehet, möchte insoweit
darein gewillfaliret und jeiuand anders zu E. Ch. D., wiewol irgend
in geringerer Qualität, deputirt werden.
Der Kurflii-st an Weiman u. Copes. Dat. Wiborg 22. Febr. 1659.
4. März Freude Ober die neue „rühmliche Resolution" der OeiieralKtaaten in
Betreff ihrer Flotte.
Matthias Bögen an den KurHirsten. Dat. Ämaterdam
8. Febr. 1659.
(Wichtigkeit einer ei);etien Flotte. AiiBsicht auf eine Invasion nach Schweden. .
ö. Febr. Diverpc Nachrichten über die Pricdensverhandlnng zwischen Spanien
und Frnnbrelch; über den Stand der englischen nud der hollandischen
Flotte.
Denken E. Cb. D. auch auf eigene Schiffsmaeht? E. Ch. D.
sowol als dero itzige Conföderirte nillsseu nur die Rechnung machen,
dass Sie sammt und sonderlich Schweden alzeit zum unsterblichen
Feinde bal>en werden, heimlicb oder öffentlich. Wider solchen Feind
aber ist eine beständige Macht zur See nötiger als zu Lande.
Ach wie hoclinötig wäre wol itzund E. Ch. D. eine Schiffsflolta!
Im sumptigten Htdstein und JUtland ruiniren wir Mann und Ross fast
ohne Feind; stunden wir nur mit der geringsten Macht in Schonen,
') Vgl Secrete Resolut. II. C.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
n die FloltP. Die TrnnPporlflotliüe. ^75
M wSre der König ohne Reich unii Schweden ohne König. Das
offene Elsenburgk ') geoecupirt, sclmittc denen beiden alle Communi-
ntion, allen Entxatz und Hülfe ab. Stoekholni und das halbe
i^fhweden dürfte una nicht da? zehente Theil Blutea kosten, als
Friedrichgodde ') wol kosten möclite ')■
Matthias Dogen an (leu Kui-fiirsten. o. D. *)
(praes. zu Wiborg den 20. Febr. 1659.)
[Noihrnr Schwerin'e. VprhnndluDg in Amslerdnin mit <le Grare über Bchlennige
Siirli-iglnng mit Zufuhr »Dil ober eiue birprsion nuf <]od Insi^tri oder in Scliive-
dm. Weitere VerhnndlnnR über dna Project Im Haag. Günstige Anriialimc
its Projecles. Wo die Diveralon geninrht werden knnn. Viele klcino SrlilBe
besser sIb wPDig grosse. Die Scliiffe sollen nneh Anlliorg dirigirt werden ]
Ich hab immerdar zu Gott die IIoiFnung gehabt, einmal einest. Febr.
«ieblige Gelegenheit zu erhalten, um meine unterth. Treue und
Affection zu E. Ch. D. Dienst zu krönen mit einiger höclistangeiegc-
oer und höclisterspriessliclier That, Solche Gelegeniieit haben ver-
hoffentlich mir S. Exe. von Schwerin mit dreien Zeilen dcro jUngnten
Schreibens an die Hand gegeben durch folgende Worte:
dasa, ivenn wir nicht bald Schiffe von hinnen Rchicketcn,
ehe der Vorrath, der nicht gross ist, da aufginge, so würde
alles Tergebens sein und niüssteu Sie wieder aus dem Lande.
Hit diesem Creditiv verftigte ich mich stracks zum Herrn Präsi-
denten de Grave, gab ihm zu bedenken, was aus diesem dänischen
Wesen wollte werden, wenn E. Ch. D. durch solche Extremitäten
anch desperata consilia nehmen wUrden!
1) Würden und könnten S. Oh. D. zu Brandenburg, um der Re-
putation, ja nicht aus JUtland und Holstein weichen, ehe und bevor
') D. h. Helslugborg.
*) D. b. das jetzige Fridericia.
\ Ueber die hier aogeregten und in den folgenden Relationen behandelten
Vertacbe DÜgen's, dem Kurfürsten eine eigene Transport floKe 7.um Bebnf
cioer Difersion gegen die Schweden auf Seeland oder in Ijchuoden selbst stur
VnfÜgnngzu stellen, findet sich anderweit keine Nachricht. Nur in den äecrete
RcsolulieD 11.10 steht eine ganz kurze Notiz, daas die dänischen Gesandleii
■HO .,eenig kleyn Vaertnjg bequaem tot transport van Rajtereo ende Knechten"
uhallSDi die BodealuDg der Sache ergibt sich erst aus den Berichten Dogcn'a,
snf dessen Veranlassung die dänischen Gesandten bandelten, und desBen sonst
■enig ta Tage tretend«) Thütigkeit im Dienste des Kurfiirslen hier in inleressan-
1» Weise illnstrirt wird.
') Aus dem Haag vom 21. Febr, wie sieb aus der folgenden Relation ergiebl.
„A^iOOt^lc
]^76 '■ BrriDdenbnrg und die Niederlaitde.
auch das letzte Viertel des restireadeu letzten D]ag:ereii Oclisens würde
verzehret sein. Was Nutzen denn S. Maj. von Dlneuiark von so
erleeiten Liindcru lialien würden, wjlrc leifht ?.a ermeRRen, Wir hier
verlören aucli unsere in den UÄudern augsiteliende jj^rossc Hehuldcn
und würden auch keine fette Suppen künni^eii Winter hahen, noch
die reiehe Landjuuker ihrer Weiden Zier jrenieeseii können, wenn die
JütländiRche Orlisen uns sofcar ahgiujren etc.
2) Uuinirten S. Ch, D. dero brave Armade «hiie Feind, ohne
Actioii und Ehre und ohne alle HülfteiKlung gesuccurrirfer Krnnen.
3) S. Ch. D. durch Hunger 7.nrUckgetriei»en , durfte ÜSneniark
durcli die schwedischen Waffen ganz und gar uiilergeliraclit oder
doch zu sejiaraten Traetaten, un» alliier für allen anderen Alliirten
am allermeisten schüdlich, gezwungen werden.
4) Wären endlich alle unsere angewandte und noch anzuwenden-
den I'nkoBten und Succursen unnütz und vergeblich und alleine dazu
nütze, dass sie uns die Kuptur mit Schweden und dero XcheustSuder
bemitteln dürfte.
Man fragte stracks, wie diesem allen docli fürzubauen. Ich
meinte, dasH dem ganzen Werke mit etwa {;0,000 Kthlr. Kosten
merklich zu helfen wSre, wenn man etwa die 20() kleine Schifte, be-
laden mit Haber und lieu auf eine 10 oder 12 Tage für r)000 Pferde,
Brod, Kiise und Bier für etwa 80U0 Manu auf gedachte geringe Zeit
zuschickete, dass also E. Cli. IX dero Armada in einem Tage ein-
schiffen und den andern Tag, ehe der Feind einigen Nachricht haben
könnte, dieselbe dem Feind auf den Hals wieder ausladen könnte.
Dadurch würde
1) Sr. Ch. D. Armade geeonserviret bleiben und nicht vor Hun-
ger weichen oder verderben dürfen;
2) würden S. Maj. von Dunemark wieder einig Land und Leute
bekommen, wenn wir Jütland cvacuirten und uns bei Schweden zu
Gante nötigten;
3) würden die gcsecundirtc Länder ciuigcrmaassen verschont
und nielit ganz und gar von uns dürfen geruiniret werden;
4) würden wir hierdurch an Schweden soiclic Diversion geben
können, dass sie andere zu bcspringeu würden inbaiten müssen, um
ihre eigenes zu beschirmen;
5) wenn S. Cli. D. glücklichen Progreaa hatten, könnte mau hier
die gedachte Unkosten und ein viel melirers an unserer grossen
Kquipage entweder mesnagiren (die Motiven ah utili seind hier sehr
„A^iOOt^iC
riie Trniigporl Hotlille. 177
kräftig) oder doch die Flotta, tvann» Notli Ihütc, niich dem WcHtun
zu ^brauchen, wenn man dero ostwärt» nicht würde benötiget s«iii;
6) wir alhier könnten durch diesen Vorst^hlag siclierlirh cvitircn
den Choc^ oder Stos« und Bruch, bei einigen so sehr mit England
bcfnrchtet; denn wenn in diesem H. Ch. D. glticklich Spiel hatten, tw
ivUrde niemand mit Schweden halten und auf ein halb verlorcneii
Spiel beisetzen; und ich glaube fest, das» dieser ITeil wol fast am
tiefsten durcbgedi-UDgen.
Herr de Grave fand sieh alsbald im Werke und begehrte, dasa
ich diese Rlotivcn auch den beiden andern anwcscodeD Rürgermeistcm,
Herrn Spiegeln und von Hörn fleiBsig beibringen, aber doch keines-
wegs versäumen wollte (weil periculum in mora und Holland diese
Woche auseinander ginge) mich noch den Dingatag Abend nach dem
Haage zu verfttgcn, diesen meinen Vorsclilag den Herrn von Marsc-
veen und Penaionario von Beuningcn eröffnen und zugleich ihnen
nomine Praesidis ansagen, dass «io zu Erhaltung und Auaflihrung
oflgedachten Vorschlages alle bedenkliche Mittel und Wege anwenden
sollten und die Ordre und Instruction darauf vom ganzen Käthe ge-
wärtig sein (welche Ordre auch in am|>Iis8ima forma durch einen
Scabinum gestern hier gebracht ist); doch dass ich die dänische Mi-
nistroe dazu mUeste antreiben, daes sie durch ein expresses Memorial
diesen Vorschlag an Holland eröffnen und Schiffe und Geld dazu bc-
gebren sollten'); sobald der Vorschlag von Holland nur beliebet,
wtlrde man »ihn Zweifel um die schleunige Mittel bei Amsterdani an-
klopfen, 90 wollten sie dann sich dabei wUlig und bereit finden
lassen.
Mit dieser erwünBchten Ordre und Hoffnung komm ich in den
Haag, richte mich in Vorstellung meines Postulati nach dem Willen
and Gutfinden der Amsterdamer Gecommittirten, Hberwinde bei allen
difficultirenden Gliedern alle ohstacula, flllirc die dänische Ministros
an den Reigen und bleibe selbst davon und halte auch E. Ch. D.
ausser aller Obligation und Verbände wegen deren biezu benötigten
Gelder, und versichern mich nicht allein meine Amsterdamer, sondern
auch die Ü&nen selbst mit grossem Muth und Hoffnung, dass wir
alles nach Wunsch und Begehren erhalten werden.
Nun recommandire ich allerends nichts mehr als Secrctessc und
Celerität, Verschwicgculieit und höchstmöglichste Beschleunigung doM
Werks, ehe uns England etwa praeveniren oder doch unsere Klein-
■) nies >reMlinli um :.0 y<-lt.. e. Seert'U RcBoluf. U.'M.
:q,t7ed.>G00t^lc
178 ^- Bi'andenbnrg naA die Niederlande.
gläubigen abschrecken möcbte, und damit E. Ch. D. nicht zu einigen
Extremitäten kommen dürfen.
Den endlichen Aussclilag diCBes Werk» werden wir vielleicht erst
morgen Samstag Abend haben; diesen Brief aber muss ich nun mit
die Nachträgen uf Amsterdam Bcnden, weil die Poet da morgen um
G Ulir zu Abend abgehet.
Wir hoffen auch mit diesen Frachtscliiffen eine 20 oder mehr
Kriegsschiffe, und, will es glücken, auch noch wol 1000 Fussrölker
anzuschicken; und wenn dagegen durch die Belt auch noch 10 oder 12
Kriegsschiffe von Copeohagen kommen möchten, könnte man den
Feind dann leicht auf den Inseln trennen und von einander halten
und also mehr als an einem Orte anzugreifen gefaast sein — welches
ihn in Furcht und Reepect halten würde.
Wird zu consideriren sein:
1) Ob Zeeland, da die Anlandung auf Copenhagen oderAmack,
weil doch einige Lebensmittel ftlr Boss und Reiter mitkommen, oder
aber FUnen, um unsere Quartiere in Holstein wider Friederichsode
zu versichern, anzugreifen sei.
2) Ob nicht die Polen durch diese Schiffe nach erhaltener unse-
rer Entre priese einige schleunige Diversion in Ponrmern machen
könnten, wenn sie durch den dänischen General Eberste in zu Lande
mit einigen Fussvölkcrn und Reitern gefolget und secundiret wftrden,
imi dadurch -Schweden aus Preussen zu ziehen: so ginge es in Pom-
mern an auf Rechnung der Polen und Dänen.
3) Ob es besser in Schonen und Schweden selbst Diversion zu
macheu? Doch auf was Diversion wir es anlegen, im Fall wir FH-
nen nicht besetzt zugleich, so wttrde eine gnugsamc Macht wider
Friedericlisödo milsscn bcstclieu bleiben.
Ich habe begehrt viele und kleine Schiffe; kleine Schiffe können
so nahe au Laud anleg'cn, dass die Pferd in See am Strand Grund
haben können, wenn es aus dem Schiffe gesetzt wird; kleine Schiffe
können in alle Hafeu Pferd und Reiter einnehmen, laufen ohne Ge-
fahr über alle Untiefen über, können sich unfern dem Strande leicht-
lieii l'Ur einem Feind Sahiren, der sicii so nahe ans Land nicht darf
wagen. Viele kleine Schiffe sein auch besser als wenig gritsse zu
Eutropriusen: denn wenn au« jeglichem der begehrten ÄX> Schiffe nur
r> Pferde ausgeladen werden, welches von ir> vielen darin noch blei-
benden Reitern und Matrosen wol in einer Stunde gescliehen kann,
80 stehen alsbald lOOO Reiter wider den Feind fertig.
ScbliesMlichen könnte ein Theil dieser Schiffe E. Oh. D. auch
i:q,t7r.d ...V^iOOt^iC
Die Tronaporlflottille. " ^79
dienen, nm Preussen, wenn die Notli solches erforderte, zu secuüdi-
rcn, auch einige Mchwedisehe Ocrter und Inseln zu infcBtircn; man
mBEsto dann aber mit den Schiffern de novo Fracht bedingen und
Belbi<;e prompt imd baar hezalilcn.
Der Herr Canzler Weimau ist noch nicht hier, habe also scincK
^len Kaths und Hülfe ungerne entbebrcu müBscn.
Habe vergessen zu sehreiben, das» wir unsere Schiffe gcdcetiui-
ret haben .... nach Aalbur^:, da ein guter Hafeu sein soll; im Fall
E. eil. D. soleheä nicht contramandiren , so wird es dabei bleiben,
wenn wir die Schiffe erhalten.
Der Kui-ftii-st an Dogen. Dat. Wiliorg in Jiitlaiul 22. Febr. IGö'J.
Billigt seine M.iassrcgelu und treibt zur Beschleunigung. t
Mattliias Dügeii an den Kuriiivsteii. Dat Anisteiilam
1. März 1659.
(ADfinucheDde Schwierigkeiteo wegen des error<lerlichcu GelJea. Voracblug dor
dänischen UeBiiDd(cn.|
Naclidem mein Vorschlag wegen Ansendung der 200 Stücke i.
Frachtschiffe (wovon iu meiner untertli. Relation am 21. Febr. aus-
fabrlieli berichtet) hier und im Haage sowol bei Holland als der
Generalität beliebet und darauf bei denen vun Holland der längst
begehrte Vorscbuss einer grossen Summen Geldes an die Herrn däni-
schen Miuiutros desto williger zugestanden, folgendes aucli der Ad-
miralität zu Amsterdam Advis darauf erfordert worden, bin icli eilends
auf Amsterdam gekommen und die Sache gegen Ankunft Herrn
Bosewings dergestalt gepräparirt, dass mau sieh hier zu schleuni-
ger Ausrüstung nötiger Convoyschiffe stracks willig erkläret.
Vernahm aber mit höchster Verwunderung bei Ankunft der Herren
däuisehen Ministri '), dass wegen Ausreichung begehrter Quittung Über
die versprochene Gelder einige Differenz wäre entstanden, uud dass
BJe daher gedachter Gelder so bald nicht könnten fabig werden; ge-
traueten aber die geringe Summe zu den Frachtschiffen entweder beim
Königl. Factorn alhie, oder aber bei dieser Stadt zu Lehne wol zu
entrangen. Nun aber entschuldigt sich die Stadt, dass stdchcs ohne
Hollauds Vorwissen und expresse Ordre nicht geschehen könne; der
Faetur aber weigert deu Vorschuss ausdrücklich.
■) BoBewing und Clinrisiui.
12*
^düvGoot^lc
J^gQ T. BranJoiihnrK und Jie Niederlnnde.
Als 1>ab ich endlicli die von der Admiralität dabin bewilliget,
daoR sie gedachten VorscIiuBs thun wollen; doch mit Bedingung, der
dänische Factor solle Bürge bleiben, dass sie ihren VorKcbus» entwe-
der an der Einiipagie abkürzen und innebeballen, oder doch dersel-
ben von des Fislats zu vorschiesscn (sie) Geldern wieder haben sollen.
Nun erwartet Herr Kosewing stündlich den dänischen Facloren, b«
auf seinen l.nndglltern Hich aufhält, da man denn sehen wird, ob er
zu godachfcr Bürgschaft sich verstehen werde. Im Fall er weigert,
dergestalt BUrge zu bleiben, so baben E. Cb. D. keine Schiffe eher
zu erwarten, bis die Staaten von Holland wiederum werden versam-
melt sein; welches noch wol ein 3 oder 4 Wocheu wird anlaufen.
Es wäre fürwahr zu lieklagen, dans dieses Work sollte bestecken
hIeihciK Die Armada verdirbt ohne Feind, das Land wird verzehret
ohne Vortheil, und wer weiss, was Aussehlag diese Verzögerung end-
lich uclmieu dürfte; der Feind und dessen ^Nehenstünder feiern
auoii nicht.
Nun werden E. Cb. D. meinen vorlüngst erlheilten Ralh wol füh-
len und tasten können, dnss man hier allezeit einen Geldkasten zur
Noth haben müsstc, da alles, wessen man bedürftig, in höchster
Eile, auf bestem Markte hei aBer Begebenheit unfehlbar zu be-
kommen ist, —
Die mehr gedachten (dänischen) Ministri sagen, dass sie alle
Gelder nach Bezahlung einiger Schulden hier auf Copenbagen Ober-
zumachen Ordre haben, und wUrdcn also alle Kosten auf ihre Gefahr
auf unsern Anschlag verwenden, weil sie weder vom Könige, noch
Ueiohsrätben, auch nicht vom General-commiRsario, Herrn Alefellen
der doch bei E. Ch. D. sich aufliült, dazu beordert wären. —
Die dänischen Ministri vermeiucn, eine gute Quantität FährschilTc
von Copenbagen werde abgesandt werden ; auch könnten von E. Ch. D.
alle PrivatschifTe, so in Jütland, um Ochsen abzuholen, kommen, in
Arrest genommen und gebrauchet werden, dass etwa ein Hundert hie-
siger Schiffe dürften genug sein. Ich lasse mich solches alles nicht
anfechlen; in Copenbagen wird wol geringer Vorrath bequemer SebilTe
sein; die in Jütland kommen, sein meistentbeils in den Hafen an der
Nordsee uud nicht in der Belf gelegen.
In sunnna, ich spüre wol, dass man nicht vom Gelde scheiden
wolle, werde aber dieses Wild so nicht verlassen. Wäre aber wol
KU wünschen, wenn fremde Mittel nicbt zureichen wollten, dass wir
dann unserer eigenen gebrauchen könnten. —
^aovGoOt^lc
Die Traneportflottill)!. 281
Weimaii an den Kurfilrsten. Dat. Haa;;; 3. Mäiz 1650.
GemeiD^am mit dem düiiiüchcit RcitiOcntcn Charisiuij babu er is :<.
endlich mit grosser Mübe dahin gebracht, „<lai,s lutwedcr llullaiid oder die
Generalität die Mittel Torächics.sen werden, wo der Herr Rosewing zu
Amslerdant sciter gestern nicht selbet Ratb gcsebaffet haben möchte."
Der Kurfürst au Weiman u. Copes. Dat. Wiborgr 5. März 1659.
[Urängt Bur schleaaige Seodang der Schiffe. Ermahtlaag zur Stondhurtigkeit an
die OeDeralslualen ]
Antwort auf W.'s Brief vom 3ten, Die Schiffe werden mit SehnRocbt lö. I
erwartet —
^stalt Wir denn alle Anstalt dazu gemachet, dass, sobald dieselbe
»nkommeD, das Werk sodann alsofort durch des Allerliüclisten gnäd.
ßeistand angegriffen und dadureh verlioffentlich che ein univcrsalci*
sicherer Friede erlialten werden soll, als man durch kostbare Trac-
taten und Medialionen wol nicht wUrd thun können. Wann auch die
.Schiffe schon Itzo hier gewesen wären, da die Schweden vor Copcn-
Itagen ein Bolch remarquables UnglUck erlitten '), müelitc Unser
Deseein albereit mit groeseni Suecess verriclitct sein. Aus CopcnUa-
gen haben Wir Uns wenig Fahrzeug oder wol gar nichts zu vcr-
Behen, und hier zu Lande ist dessen gar wenig zu bekommen, also
(lass ea nunmehr darauf ankommt, was man in Holland bei dem
Werk wird thun wollen. Die Engländer mögen dabei thuu, was sie
wollen, 80 wollen Wir doch hoffen, dass die Herren Staaten General
die Hand nicht abziehen, sondern wol bedenken werden, dass es mit
ihrer Freiheit ßowol als mit unserer aller auf solchen Fall würde ge-
schehen sein, wenn der König in Schweden von seinem itzigeu bOsen
Vorhaben nicht sollte gehindert werden. —
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 10. März 1659.
IHilfatruppen gegec Schweden; wer ihr Anfiilirer soiii still. l'Vankreich und
KDirlind sind einig über die VurmiUelaug im Norden; liesorguiBa. diua ein
uuth diu Uuüera lötaalen uöligen worden aiuU auzusciiliesscn; vurlauG^'« friiiiao-
(itche Zwangsmaassregeln. Verbindung der Gvneralslaatuu mit de« Itiacliur
von Münster. Der öaterreichisclie GeBandtc Fricquet]
Man ist noch eifrig dabei die gewilligtcn Geldmiltel zu bcscbnffeii. E^ in.
ist }et£t die Frage, wer die 40U0 .Mann, die man dem König von Däticiiiurk
■ Der miaBlDDgenö Sturm aur KopODhageu in der Nacht vom 20/21. Febr.
Pufeudorf Carol. Gustav. VI. ä 5. Geijor- C urlaon IV. a2!tff.
,A^nOO»^IC
2g2 '' Brandenburg nnd die Nioderlaode.
zu Hilfe Bchickcii. will, cümmfiudircn soll; Prinz Wilhelm hat noch nioht
erklärt, ob er dazu gcnci^jt itt; er ist vou DüDCinark vorgcscblagcu; uuuh
von Fürst Moritz ist die Rede. —
Sonst vernehmen wir, da8H Moos, de Thou nunmehr empfan-
den habe, wessen sieli Frankreich und Engelaut! wegen Beilegung
und Venuittelung der nordischen Kriege vergliciion, und dass er da-
mit zuvorderst auf Amsterdam gegangen sei, gestalt daselbst die Ge-
niUthcr vorab zu sondireu und, denie vorgegangen, alhie darob die
uütigc Ouvertüre zu thuu in der Generalität Worauf nun solches
eigentlich bestehe, können wir dieses Mal annoch nicht sagen; ungc-
zweifelt iat'e auf den ßotbscliild'gchen Tractat mehrentheils und also
auf particuliere Tractaten angcselien. Wir werden aber nicht unter-
lassen dabei zu advigiliren. . . Wir können genugsam merken, dass
beidoj Prankreich und England, Uimmel und Erden bewegen werden,
diesen ätaat auf ihre Gedanken und Ueiten zu bringen, inmaassea
denn England zu dem Ende an allen Orten drÄuet und Frankreich
auch bereits so weit gegangen, dass es auf alle fremde, das ist hol-
ländische, Fracht- oder Transportschiffe neue Taxe? gelcget hat. Wir
wollen aber hoffen, der Staat werde sich daran nicht gar zu sehr
stossen. —
Ilieboi, gnäd. Churfilrst und Herr, muss ich untertb. berichten,
dass man alhie im Estat anfanget, sehr auf den Herren Bischöfen
von Münster zu reflectircn, und dass man wUnschct, es wäre dahin
zu bringen, dass man den westphälischen Kreis mit diesem Staat ver-
liindcn und wol endlich gar gegen Schweden mit einfleehtcn möchte.
Mir zweifelt niciit, E. Cb. D. werden bei jüngster Zeit darunter auch
lies Herrn Bischöfen f. Gn. Schreiben erhalten haben, wozu ich denn
aiijetzt auch die protocollarisclie Erzählung alles dessen, was mir zu
(.'ocsfcld fUrgekommcn, gehorsamst (Iberseude ').
Der Herr Fricquet liat Befeld von der Kais. Maj-, die bischöfliche
MilnKtcrschc Interessen alhie zu sccondireu, in specic aber den Staat
■M ermalinen, dass sie sieh der Stadt Münster nicht annehmen mögen.
Wir haben ihine <iher gcrathcn, allermaassen es auch männiglich
ihut, er möchte sich mit erwähnter Abmahnung, da er dem Bischöfe
iiitht mehr Schadens als Vorlheils gedächte zuzubringen, nicht über-
eilen. — -
') Vgl. ubcu p. 134; üus Protokoll selbst (etilt.
^düvGoot^lc
de Tboa. Bischof v. Häusler. Ueber WeimaD'e Reiee noch fioglaud. ^^3
Weiman au deu Kiirfiirsten. Dat. Haag 10. Wärz 1659.
[Die Reiae Wuim&D'a nach England. ErwSguagea gegen die Eäthüchkcit der-
eelboD. Bitte nm loBtraction.)
Ale mir E. Ch. D. im verniobenen Jahr gnäd. aufgegeben naeb 10. Mär
BD§:eland zu ^ehen, udiI ich daran behindert worden anl^nglicb durcli
des Protectoris Tod, faemach Aabs der Staat alhier, Bouderlicb I. Uoh.,
es durchaus nicht gut fanden, und dann E. Ch. D. mir endlichen auch
pw pogtBCriptum aufgegeben, stille zu stehen bis zu näherer Ordre
[tu geschweigfen daes ich zu Clevo bis hiehin ungcaciitet ulles eingc-
veodten Fleisses nicht eines Hellers Werth mächtig werden können)
QU die Kosten abzutragen, da mir die Kammer ohne des geliquidirtcr
Gelder an die 8000 Rth. im Restant ist): so ists dahero dabei ver-
Idieben und gar gewiss dabei wol nichts versäumet worden, weiln
Duu von Tage zu Tage genugsam siebet, dass selbe Regierung noch
durch äusserliche Ehrbezeigung, noch durch Raisonnementen von den
scIiwediBchen Interessen will abgezogen werden.
Wenn aber dennoch ich nicht weiss, ohs E. Ch. D. auf solche
MaasBe Ihres hohen Theils begreifen und inmittclst die Zeit verliluft,
so bin ich darüber in nicht geringer Sorge gestanden, also dass ich
wiiier entschlossen gewesen, mich zu der Reise fertig zu macbeu. Wenu
ieh aber zuvorderst nicht alleiue der Sachen gi-Undlich nachgedacht,
sondern auch in meiner Instruction befunden, dass ich darunter mit
I. Höh. Gutfinden verfahren sollte, so sehe ich, dass zuvorderst I. Höh.,
hemacher auch FOrst Maurits der beständigen unbeweglichen Mei-
anng seind und verbleiben, dass es E. Ch. D. /.umalen nicht zu,r.ithen,
mich dahin gehen zu lassen, und kommen dabei verschiedene rationcs
in Consideration :
Zur Condolenz imd resp. Congratulation wäre es zu spät und
zu nünscheD gewesen, dass man dieselbe in das Jüngste Schreiben
hätte lassen einigermaassen mit etnflicssen. Rcalia aber daselbston
m tban und also zu arbeiten, dass sMi England mit Scliwcdcu nicht
dermaasseii, wie bisher geschehen, vcnuisehcn niöchfo, da wäre wenig
oder wol gar keine Hofi'nung, darunter etw.'w auszuricliten. Der l'ro-
lector nitisste Krieg haben, müsste gegen Spanien, gegen Ocstcrrcicb
am der Religion willen, gegen diesen Staat aber wegen der Commcrcieu
tgiren; dieses Frincipium wäre wie seine Seele und könnte er davon
nicht abweichen, wo er bestehen, wo er Geld \om Volke haben
wollte. Ob ich nun würd Hofi'nung haben mit RnisonuirLU ihn davon
lu divcrtiren, da ganz England bigot für Schweden und \ erbittert
gegen Oesterreich und diesen Staat wäre, solches mochte ich bedenken.
V^iOO»^ Ic
\^^ I. BraoduDburg und die Nicdurlande.
llcri' Nicupooi't mit seiucr cngÜBchcn Habitude und Religion, Herr
Petccom mit Bciocr grossen Erfalirung und Dignität, Curland mit
ilircn Affcctionen, Danzig mit ihrem Interesse, das» es nicht in schwe-
dische Hände kommen möchte, richteten bisUero nichts aus und schreien
um Hülfe, auf dass sie alleinc nicht ridicut werden möchten, und wlird
ich so gewisse nur zukommen, um den Haufen zu vermehren, als
dieses feste und unveräudcrlich bliebe^ so lange £. Ch. D. bei Oester-
rcich stehen und zu keinen particulier Tractatcn lenken wollen, Aaas
j'lir Sic iu England nichts wilrd zu thun sein. Da man aber glaubete,
man würd sie weiser machen, in deme man ihuen die Schweden, und
wie sie mit der Religion umgehen, recht beschriebe, so wUrd ja solches
nicht helfen; das Interesse schlüge doch vor; man hätte es mit so
vielem Schreiben, gedruckten BUchern und ßemonstrationen an Jepsou
zum Berlin, au Downing alhie versuchet, allermaassen ich dann
aiich den ganzen Elbingisehen Religionsverlauf und was dergleichen
wider die Heformirte fUrgenommen, gleichwie mirs zum Berlin von
dem Herrn St. ') und anderen gekommuniciret worden, zuvorderst ge-
schrieben, hcrnaclicr. in offenem Druck mehr al9 genugsam an die
Englische und sonsten fiberall, und wohl wisse, dass es dem Hofe zn
London mehr als bekannt geworden sei ; alles aber deromaassen ver-
geblich, dasB sie nicht ablicssen, sundeni sich noch mehr fUr Schweden
erhitzeten; ja dass »ic es fast für ein Zeichen einer Feindschafi nähmen,
wer gegen Schweden, auch mit höchster Wahrheit, reden wollte. Wobei
ich denn meines Theils desto unglQckltcher sein würd, dass sie mir
von deswegen nicht günstig sein möchten, weiln ich mich von vielen
Jahren hcro sowol in oranischen als andern E. Cli. D. Sachen gegen
sie hätte niflssen gcbrauclieu lassen.
Dagegen aber wäre ich dieses Ortes lllr andern bekannt, geaccre-
ditirct, gelitten und beijuem, E. Ch. D. gewisse Dienste von Tage zu
Tilge zu thun; dcrogcstalt auch dass viele Regenten bei I. Hob. gelbsten
erinnert, man möchte mich nicht gehen lassen, hie wäre das ccntrum
rcrum, hie mUssteu E. Ch. D. ihre Subsistence finden; wo es hie fehicte,
so würden Sic es in Engeland nicht antreffen; bliebe diese Hcimblicq
im Kriege und der Actiou, so würden E. Ch. D. keine andere Partei
folgen; wllrd das Werk zu Tractaten gedeihen und E, Ch. D. dazu
llircs Theils auch lenken, so würden Sie es doch durch und mit dem
Staat am besten auswirken, und wäre es klar genug, wenn ich weg-
ginge, ilass ich gar gewisse alliic versäumen, in Engeland aber nichts
') Sic. üemciat ist vielluicht der Uofprediger Stoacli.
i:q,t7od^>GoOt^lc
Gegeo die SeDdDDg W's Dach England. Glnchglüdver Zoll- Aue tiDglaad. Ig5
i:ewinneii wfirde^ wciln ich ja nicht ireflenken könnte, daae E. Cli. D.
mit den Bchwediechen Interessen würden symboliairen (»ic); zu gc-
Kchweigen das» FOrat Mauritscn f. 6d. schon gemerket, dass es hei
dem karis. Hofe grosse Jalousie erwecken durfte, daes es viel kosten
wQrd, dass die Mittel nicht zu finden, dass Herr Schlezer in grossesten
Aesgsten sitzet und deswegen einen seiner Domestiquen hiehin ge-
schickct, welcher dann sich vernehmen lAssel, es wflrd in England
wol keiner zur Audienz vcrstattet werden, ehe die Schlezeriscbe
Schulden wUrden richtig abgezahlet sein ! ')
So habe ich zwarn alle diese Motive eines tretflicben Gewichtes
in sein ermessen, mich aber erkläret, dass ich zwarn stille stehen
wollte, aber . . . E. Ch. D. von allem berichten und mieh deroselben
endlichen gnftd. Bescheides erholen, allermaassen ich denn auch in
l'ntertbSnigkeit hiemit etc. etc.
Jedenfallt) würden die hiesigen Ge^vbäfle uuter einer Reise iiftcb Eng-
leiden mUssen; W. bittet, lieber entweder Scblczer in London zu belassen,
oder einen drillen dabin zd flcbiclieii.
Weiman au deu KiufUrsten. Dat. Haag 15. ]^[ärz 1659.
[AWas im Gang. Der GlückstSdler Zoll. Rücksicltt auf England; Naobrlcliteu
von dort ]
Sobald in den näcbstcn Tagen die Staaten von Ilollimd znsaumenlrc- ir> h
teil, soll alles in Ordnung kommen. Die düaischen GesftndCeu gedeukeu
dann ibreo Vertraf; über Verpfändung des Ulück^tkdter Zolls zum Scbluss
zu bringen; darauf bin wird dntjn Ämsterdaiu Gelder vorstbiessea, und
damit wird man die Trau$poi-t8chiffe einkauren können ctg. luxwiüelicu
wird auch au der neuen DtedcrUndiü^heu Orlogflolte eirrig gerübtet.
Und können wir ein anders annoch nicht ersehen, als dass alles
nach Wunsche gehen dUrCte, wo nicht das englische Wesen Verände-
rung mit der Zeit verursachen möchte. Man saget uns zwar besUln-
dig, man wolle sich au England keines Weges stossen; ich dürfte
mich darauf aber um so viel desto weniger verlassen, weil männiglich
bekannt, wie man England apprehendiret, wenn ich nicht considerirele,
dass sie ihre Flotte im Sunde haben, demnach deroinaassen im Spiele
sein, dass sie nicht heraus können, wenn sie gleich auch wollten.
In En;;luud bat das i'arliimcnt trotz ullen Uegcnreden Eiusi.btiger
con ueuem besclilo'^sen, den Prate<.'tor mit Au>rii:ituiig eitler groa.^en Flotte
iiuüb deoi ännd zu beauftragen j dorh will d:ts I'nrlanietit sieh das urbilriuiu
[mi-is et belli vorbcbulteii haben; so äim jcdeiifftlls dieser etigli^ebc
iiuecurs für Sehwcdcn nicht allzn rasch erfolgen wird.
') Tgl. w. a. die Acten der Schlezer' echen GeBandtachaft nach London.
i:a,t--r.d .*^-.00»^lc
l^gg I- Brandenburg und die NiederluDde.
Weimau an den Kurflirsteii. Dat Haag 17. März 1659.
[Gute ZuaicIieraDgeD von de Witt. Einwand der Provios Seeland. Der Vertrag
über den Gluckstidter Zoll. Der englische Resident Downing.)
t. Wir haben heute eine praeallable Conferenz gepflogen mit dem
Herreu Batli Pensionario von Holland und es nach vielem Discurs
dabin beleget, dasB er angenommen, es bei der Versammlung (der
Staaten von Holland) dahin zu richten and zu erinnern, dass keine
Veränderung geschehen möge wegen der Flotte und Succursus, bod-
dem dass man alles dabei aufs eifrigste beschleunige; 2) dass die
von Amsterdam bei erstem Antritt uiögen geauthorisiret werdeo, den
VorscbuHS zu thun zu Abschickung des dänischen Fahrzeugs; 3) dass
wegen Erneuerung der mit E. Ch. D. habender Allianz eine endliche
Resolution genommen uad im Übrigen altes Fleisses dahin geseheo
werde, dass man den Herrn Bischof von Münster auf guten Wegen
halte und nicht negligire. —
Sonst hat Seeland angefangen darauf zu treiben, man möchte die
ganze Flotte nicht wegeendcn, damit man auf einen oder andern Zu-
fall das Land nicht cntblösscte ; allcrmaassen sie denn auch begehret,
man möchte ihnen zum wenigsten noch zwei Compagnien in ihren
Frontteren lassen. Mau hat aber am 15. dieses solches sowol im
Rath von Staate als auch in der Generalität verworfen.
Der dänische Vertrag über deu Glucks tädter Zoll ist, nach Aus-
»Bge der däDiBchen GcsandtcD, dem AbBchlass ganz Duhc.. W. fürchtet,
dass ilber das näbcre und die ciozclucn BcdiogunKen gerade er nicht viel
wird erfahren können — „weil wir von Anfang ab in Kraft K. Ch. D. au
uns vorlängät abgelassenen gnäd. ficfebls dieses Werk gänzlich zu wider-
rathen und zu divertiren gcsuehet haben."
Sonst ist diesen Nachmittag der englische Resident Herr Dow-
ning zu uns gekommen unter Vorwand einer Bcvisiten und saget,
Engeland habe gei-esolviret , den nordischen Frieden zu bcfordem
nicht durch Mediation allein, sondern auch ipsa media, die sie ver-
meineten dazu nötig zu sein. ProtcBlirete aber dabei, der Herr Pro-
tector wllrd nimmer zugeben, dass Schweden Dänemark Ubermeistem
oder E. Ch. D. eines Fuss breit Erde wegnehmen sollte, und wDrd ja
solchen Falls E. Ch. D. lieber mit Schweden als mit Oesterreich in
Freundschaft stehen.
Wenn wir nach geziemenden Complimentir- und Danksagungen
nun ihm der Schweden principia und Manieren nach der Länge an-
zeigctcn ... so stund er voll Zweifels und gab mit seinem Stillschwei-
gen gnugsam zu vernehmen, dass er Überzeugt ward.
.yGoot^lc
VerliBiidlaDgua für nod gegeo das CoDcert. \ß'J
Weimaii an den Knrflireteii. Dat Haag 21. Mitrz 1659.
(SabBidieo für DäDomark. Schreiben aus EDgiaad. Geheime Couterenten
de WiU'a mit Baglaod nod Frankreich. Andenluugeii über die Ziele der Oon-
cerlverhiuidluageD. England für Bruadanbui^ wolgesiont. Weimaa's Gegeabe-
mübaogeo und WarnangeD vor Schweden; er stellt de Witt £ur Rede; dessen
Ausflüchte. Die Transportschiffe.]
VoD Seiten Ilollanils kowoI iil^ der Gcueralitüt andauernder Eirer für 21.6
die Rüstung; die Staaten von Ilüllaiid hiiben hente resolvirt, für Dänemark
alsbald 70,000 fl. aaszuzalilen, womit das „Fahrzeug" unvorEiiglich hcrgc-
rlcbtet werdea soll für deu Krieg anf dea däaischeu luselo ')-
Eines ist, welches uus nicht allein, sondero auch andere nicht
wenig geallarmiret hat, dase näinlich der Herr Nieupoort vom
1». März biebin ^eecbrieben, wesmaasaen der Herr Protcctor nichts
feindliches zur Iland achmen, sondern nebenst Frankreich und diesem
Staat cooperiren wollte, damit man conjunctä operä die nordischen
König:e vergleichen und also die Ostsee in KuUe wiederum bringen
möchte, und dass er deswegen dem Herrn Downing gemessenen
Befehlicb, mit den Herren Staaten zu concertiren, bereits zuge-
schickt hätte; und ilass darauf erfolget, dass der Ratb PcnHinnai-iuH
von Holland in verschiedenen langen Couferenzen gewesen zuvorderst
mit erwfihnetem Herrn Downingr, hernach auch mit dem Ambassa-
deur von Frankreich,- und dass niemand, auch selbst die Generalität
nicht, in Erfahrung bringen können, was dabei etwa-gethan und ver-
handelt wurde; dahero nicht unbillig zu besorgen stunde, weil man
ohne das wol weiss, dass Holland den Krieg sehr scheuet und Eng-
land höchlich apprebendiret, dass etwas nachtheiliges geschlossen,
lam wenigsten verursachet werden möchte, dass mit der Flotte ge-
tardiret und den Englischen Zeit gegeben wllrd, eher als andere im
Sunde anzulangen. —
Wir sprachen zuvorderst mit dem Herrn Downing,* hernach
auch mit dem Herrn de Thou und vernahmen aus allen denen dabei
hinc inde geführten Discursen, dass sie allen Fleiss wflrden anwen-
den, gestalt diesen Staat auf ihre tjeutimenten dahero dahin zu brin-
gen, dass man aus einem Munde gleichsam reden und zwischen den
l>ciden nordischen Königen und derselben Alliirten einen solchen Frie-
den, als man alhio würde gut 6nden, bemiltcln sollte; und wUrd man
dabei ftlmebmlich auf den Kothschildischen Frieden sehen, so weit
Dänemark anginge, jedoch dass zum wenigsten der Artikul, worin
andern benommen mit Kriegsschiffen in die Ostsee zu kommen, ge-
^aovGoOt^lc
X^^ l- Braadeobarg aod die NiederlaDde.
hoben udiI herauHgeuomnien werden möchte '); was aber Polen und
E. Cb. D. anginge, da nittsate Schweden zwarn Preuseen restituiren
gegen Erlangung einiger Geldeatigfaction und dergleichen, E. Ch. D.
aber niftsste und sollte in vollkommene Sicherheit gesetzet und dabei
gegen Schweden und niäaniglichen gegarantiret werden. Von dem
kaiserlichen Intereese will Eogelaad wenig hören, Frankreich aber
Baget, wie die kais. Mty. in diesem Werke nickt anders als auxiliarU
könnte consideriret werden, so wDrden sie keine Ursacb haben zu
klageü, wenn Polen und Dftnemark nur eine Inclusion oder Amnestie
vor dieselbe auswirkten, und wo sie damit nicht zufrieden sein wur-
den, so mllsste mans dahin gestellt sein lassen, den andern aber nicht
verdenken, dass sie Friede beschlössen, wenn sie dazu kommen könnten.
Der Herr Downing protestirte abcrmaln sehr, dass der Pro-
toctor nicht leiden wQrd, dass man E. Ch. D., worin es auch wäre,
zu kurz thnn sollte.
Man war auch sehr geschäftig, durch allerhand Wege von udh
zu erforschen, wie E. Cb. D. etwa dieses Fürnehmen begreifen möch-
ten, und ob man auch bei künftigen Tractaten etwas Sonderliches
stipuliren wUrde- ^Vir gaben aber allemal gnugsam zu vomebmen,
dass wir uns darunter defectu mandati zu nichts anders auslassen
könnten, als dass wir wol wUE.Bten, dass E. Ch.'D. nicht hohers wUn-
Bcbeten als einen allgemeinen Frieden ; fuhreten ihnen aber dabei
immerfort nach der Länge zu GemUthe, wie gctährlich Schweden,
wie naehdenklich es zu allen Seiten wäre, solcher Nation durch par-
ticulier Tractaten wiederum die lland zii st&rken; man könnte die
kaiserliche Interesse nicht derouiaassco aussetzen; mit dem Roth-
Bchildiacben Tractate wttrd Dänemark auch nicht wieder auf die
Beine geholfen; England möchte sich ftirsehen und der £lerr Dow-
ning seinen Herrn und Vaterland für der schwedischen geföhrlicheu
Nachbar- und Freundschafl warnen etc.
Wenn uns nun aber dieses noch nicht genug zu sein schien, so
haben wir heute mit dem Rathe Pensionario von Holland selbst da-
von gesprochen und endlichen davon begehret, er möchte uns ehrlich
und aufrichtig sagen, wie es um diese Sache bewandt und wie es
damit genieinet wäre . . . wollte Holland verändern, so möchte es
solches uns nur sagen, und da es ihre Gelegenheit nicht wäre, den
Alliirten beizustehen, so möchte man sie denn auch nicht lange auf-
halten mit vergeblichen Vertröstungen.
')Uubcrd{eBen Artikel desltoeakilder Friodena vgl. Qeijor-CarlsuD IV. 274.
TerbandlaDfceD für nod gegun Am Conc«rt. ]^g9
Und gab er mir darauf zur Anhvort: er wäre FOrbsbens gewe-
seo, selbst zu mir zu kommen uud von diexera Dinge zu reden und
sigete weiter, mir wäre bekannt, waa Herr Nieupoort geschrieben
and dass sie einen guten Friede lieber IiStten als einen so kostbaren
Krieg; er liätte deswegen die franz. und englischen Ministros geson-
diret, wollte mir aber nicht bergen, daes M. de Thon gar keine,
Herr Downing aber nur einige general Ordre hsttte, mit diesem
Staat etwas zu behandeln; wenn sie dennoch aber von Bemittelnng
des nordischen Friedens viel geredet und drauf verschiedene Gedan-
ken, FBrschläge und conditiones wilrcn ins Mittel kommen ... so
wäre endlich dieses der Scbluss gewesen, dass beide mchrgen. Mi-
iiiHlri Dber sieb genommen, alsfortens an ihre Principalcn unistllnd-
lidi zu berichten und es dahin zu dirigiren, dass ilmen mit eiiCHteni
ober alle Dinge eine besondere gnugsamc Instruction möchte zuge-
schicket weiden.
Auf weitere Einnendungeii Wciiuans rcmonRtriit de Witt „mit rie-
l«n eruKtliihen Gbbcrden, da^ä s\t: dic»cs alles iiiciit aiillinlien sollte, ihre
turige Rcbolutiuucä ins Werk zu .stellen, und müehle i<:h da« K. C'li. I>.
aaBdriicklicIi versichern" eir.
All DÖgon ist gesehrieljen worden, dass das (leid für die Transport-
Tahrzenge nun bewilligt ist — pr \H nun nnr zn bestimmen, wohin es ge-
echiekt werden soll.
Der Kurfllret an Weiman. Dat. Wiborg 23. März 1659.
llirDBtlichc Vernalimng gegen die Bemühungen der CoDcerlpulitik. VerneiEang
anf die allftemeinen Fricdenstrnelnfen in Thorn. Der Kiirrürst wird eieli keinen
Falls Diif SeparalTerb&Ddlnngcn einluBsea.)
Euer etc. vom 21. dieses st. n. ist (30. März) alhie einkommcn, ->
woraus Wir ersehen, wie eifrig man sich an französischer und cngli-
Kcber Seiten bearbeitet, einen pai-ticulnren Frieden zwischen den bei-
den nordischen Kronen allein zu stiften. Unseres Orts mUssen Wir
dafOr halten, dass so viel mehr dabei zu befürchten, weil nicht aliein
Unser Resident zu London Heb letzer, obazwciflich instinctu der
Schweden, dergleichen Partieulartractaten Uns auch an Hand geben
ilörfen, sondern auch von schwedischer Seiten selbst dergleicben An-
werfe geschehen.
Gleichwie aber Unsers gänzlichen Ermessens dem Werke hiermit
durchaus nicht wUrde geholfen werden, also wollen Wir Uns auch
[iaran ganz nichts kehren. Nur kommt Uns dieses allein fast fremde
vor, dass des Itaths Pensionnrii Uis<'urB, so verdeckt er auch densel-
A-nOO»^lc
\QQ I- Bntndenbm^ nnd die Niederlande.
ben gcfUhrct, dennoch dahin zielet, dass die Provinz Holland daroo
nicht abgeneigt sein ralichlo. Ihr haht aber Behr wolgethan, (lass Ihr
Ton Unserer Seiten ihm alle Hoffnung dazu benommen. Ihr wollet
damit ferner continuiren, auch, wenn etwas deshalb an Euch weiter
gebracht werden möchte, Kolcbes dem kaiserlichen Gesandten nicht
verschweigen, damit, wenn es demselben sonst vorkjime, es keinen
SoupQon bei ihm erwecken möchte.
Wenn es sonst den Staten General ein rechter Ernst, einen ge-
nerale« sichern Frieden zu befördern, so können Wir nimmer glauben,
dasB dieselben die Tractaten dahin zu ziehen begehren werden, als
welche mit ihrem Belieben albereit nacher Thoru TCrwiesen, woselbst
auch schon die meiste' Gesandte ankommen, und ohne Ruptur de»
Friedenswerkes nunmehr kein ander Ort beliebet werden kann. Da-
her Ihr Euch denn mit allem Fleiss angelegen sein lassen wollet,
solches zu hintertreiben.
Sollte es aber nicht bebindert werden kOnnen, so vermögen Wir
Euch dennoch deshalb keine Vollmacht aufzutragen, sondern Wir
werden sie daselbst handeln lassen, was sie wollen, dicweil es, wenn
Wir Uns dabei interessiren sollten, Unserer Sache mehr Schaden als
Vortheil bringen würde; zugeschwcigen dass Unsere Allürteu dadurch
ganz und zumal in höchste äuspicion gesetzet und von Uns alieniret,
der Friede auch dadurch mehr verzögert als hefürdert werden dürfte.
Mahnung, dass die Transportschiffe etidlicb geschafft werden üoIIcd.
Mattli. Dügen an den Kurillräteii. Dat. Amsterdam
25. März 1659.
[Die Absendang der Transportschiffe wird betriehen; Ametcrdam schieBst das
Geld vor.]
t. Diesen Morgen haben die Herren dänischen Ministri, HerrCopes
und ich mit den Herrn Bürgermeistern hiesiger Stadt Conferenz ge-
halten wegen schleunigster Anschickung oftorwfihnten Fahrzeuges;
da dann die Herren Bürgermeister eich willig Hessen finden, um die
70,000 fl. oder 28,000 Rth., so bei diesem Estat in specie zu Auf-
bringung begehrter Frachtschiffe an DSnemark zugestanden, baar zu
Torschiessen , hiemit die Schiffe aufs schleunigste gemiethet und
nacher Jutland roOchten angeschicket werden. — Und werde ich von
dieser Stunde an im Werke begriffen sein, um Schiffe, soviel immer
möglich und obbcrülirte Summe nur vorreicben kann, anzunehmen.
Indessen gehen Herr Itoscwing, dänischer und Herr Copes, E. Ch. D.
Dn KorfurBt gegeo du Concert. Die TraoBportflottille. Hiireror nn Doltand. ^Cfl
Resident morgen wieder nach dem Haag, um alda bei der Generali-
iil Ordre auszubringen an die Admiralität, das» meine FracIitsciiifTe
mit behöriger Convoy versorget, auch zugleich der Herr Admiral Op-
ilam befehliget werde, mit einer guten Anzahl Kriegsschiffe sich auf
gewiese Zeit für Aalburg einzufinden, um E. Ch. D. Exploit zu se-
mndiren. —
Der Knrfiirst an Weiraan niid Copes. Dat. Wiborg
16. MHrz 1G59.
IDriDgcD auf baldige Abseodung der Flotle; desgleichen auf reelle Hilfe in
PrenssPii gegen einen ecbwedlscben Angriff. Scbwcden soll den Engländern
PilUn aDgebot«Q baben Bitte am tausend Uusketiore oder entsprochendeB (aeld.)
Uns Bcind Eure . . . Relations alhier wo) zu gekommen, und rcr- 2G.Mär
lioffeu, die Herren Staaten werden sich an der eaglisehcn Ausrüstung
Dicht keiiren, sondern um so viel mehr mit Abscliickung ihrer Flotte
eileD; denn wenn dieaelbe über Verhoffen länger ausbleiben sollte,
ist zu befürchten, dass die Lebensmittel in dieiiem Orie bald erman-
geln und Wir wol über 14 Tage alhie nicht stehen werden können.
Der Kurfürst habe bisher wenig Gelegenheit gehabt, nuf die BuDdeshilfc
Ansprach zu machen, welche die Allinnre von 1655 stipulirt —
oaclidem es aber nunmehr das Ansehen gewinnen will, als wenn
sedes belli in Unser Herzogthum Preussen transferiret werden wollte,
^talt denn die Schweden in 6000 Mann stark daselbst tlberaus
pn^sen Schaden anjetzo verüben und zu besorgen stehet , dass
Uuglas sich mit ihnen conjungiren und alsdann wol etwas haupt-
xäeltliches tentiren werde, Wir auch über das Nachricht erhalten, dass
man von Bchwcdiscbcr Seiten denen Engländern die Pillau offerircn
Boll: so wollet Ihr dieses Werk wieder ein wenig auf die Bahn brin-
gen und die GcmUther mit allem Glimpf dahin disponireu, damit
solch Unser Erinnern und Begehren im besten aufgenommen und
l'na anitzo mit dem dänischen Succurs nur ein tausend Mousquetirer
zugleich mitgeschickt werden möchten.
Zeigt sich Bedenken, diese Tnippc im Feld agircn zu la^i^cn, so soll
ff. die Zusicherung geben, dass sie nur als Garnison verwandt werden
Foll; will man auch das nicht, m soll man dalür wenigsienfi einige.^ Geld
n-hicken. Sollte aber diese ganze b'ordernng dem Hauptwerk .'^rhaden und
die Abt^endung der Fb>ttc bee in trächtigen, so tintlcn ^ic sie eiu.xtweilpn l>ei
^nlt lassen.
^aovGoOt^lc
J92 '' nrnndonburg und dio NiedurlaDde.
Mattli. Dogen an den Knrfilrsten. Dat. Amsterdam
29. März 1G59.
[Dia Miclhuiig der TransportacliiBe ist im Gnog. Diu Iliirstruppea Tiir
Kopeuliagea.]
7,. Auf Rnth erfahrener Schiffer hat er den Plan aufgc;;el»en, lauter klein.'
Fidirzcngc zu iiiiclbeu und sicli vielnx-lir cnlschlos^eu „Flenteti" 7.\\ iirh-
nien, »1. h. öcbiffe von lfiO-180 Last, worin bequem 80— ft» Rosse nnJ
Reiter irnnsportirt werden können.
Besrhreilit die Methode, wie die AnaschilTnng der Reiter und Pfenle
dabei Statt zu Gnden bat.
Gestern und vorgestern haben wir 1 1 Fleuten all g^emicthel,
derer jede 90 I'ferdc führen kann. Wir bedingen, das« sie 14 'IVe
zu Aalburg, da iiilnilicb das Rendezvous sein »oll, nach den einzu-
nebnienden VMkern sollen warten inÜNseu ohn einigen Entgelt. —
Hoffen also solcher Schiffe ein üU beizubringen, welche deuu
mehr als ein &000 Kelter werden filhreu können. —
Die 4001) FuBsvillkei-, so nach Coi)enhagen sollen, liegen albereits
hier flir dieser Stadt, ~ So viel ich kann merken, wird man mit der
grossen Flotte auch nicht feiern.
Matth. Dügen an den Kurftirsten. Dat. Haag 1. April 1659.
[Die TraDsportflotte.)
I.April. Zu Ende dieser Woche hoffe ich alles Falirzcug, soweit Ä*
28,000 Rtbir. reichen können, heisammen zu haben; will Tag weder
Nacht nicht feiern, bis sie ausm Vlic in See sein werden.
Weiterhin kommt ein neuer rneidenzriill, indem der däuiaehe UeEatidte
Rosewing erlilärt, mehr (ils 50 Srh'ffe seien niebt nötig, nnd fest driraut
beharrt nicht mehr Geld nnzuweisiii. Dögou muss üich darein fügen, el>-
gleieb er meint, dasa in 50 solchen Schiffen nielit mehr als 3000 Tfirde
zu transportiren sind. (Relat. 4, April 1659)
Weiman an den KurfUraten. Dat. Haag 1. April 1609.
[ConcertverhandluDgeQ. Die Transport Hottillo. Die liolländiacho Fliitle.j
I. Die Geneialbtnaten lassen durch Commissaie mit dem französiFchPD
und dem engliiclieti «esaudlen über ihre Vorsrbläge verhandeln; die briilfii
fremden Oei^andten conmioniciren darüber auch mit Weiman und den d»ni-
sehen tjesandtcn, nnd namentlich der euglifliho ver<«ichcrt eifrigst, daKi< >>i<
ftar nicht die Absicht hätten, Schweden sehr zu titärkcn und Dänemark u
verkleinern. Ihre iui-tincliou fcheint sehr allgemein gehallen zn sein. —
Dia Traoeportflottille. Die grosse FlottenrüstoDg. Olücketndter Zoll. j^Qß
„Woltle Gott, daag iomittelst die Subiffe aus Däaemark kommen und E.Ch.D.
damit über und in die Eilanden gehen und also uuter so vielen verworre-
Deu Hediationeu den Frieden mit den Waffen inuL-lieh könnten!"
Noch imincr neue Zeichen, dass min es njil der Ausiiistung der Flotte
sebr ernstlicb meint; es ist Eibwer, Si'hiOsvolk duzu zu bekommen; nach
vprsehiedenen anihrn VerMichen hat die Admiralität liesehbiKsen, die
Grönlands fahrten für dieses Jahr vollkomnicn zu untersagen; dann nerde
man Lcule genug bekommen.
Weiman an den KnifUraten. Dat. Haag 7. April 1659.
jOie Plollo. Der Verlraft »her den Glückstüdter Zoll. Uulerreilang mit de Witt.
WeimoD bSIt die Conccrt verband langen fiir angefäbrlich,]
Die AuErüstnng der hollündihehen Flotte geht vorwiirts. Die bew. 7 April.
Traiis[ioTtfabrzeuge sollen morgen oder übermorgen auslaufen.
Die dänisehe Vcrbandlmig über den Gilückslüdlor Zull scbeint dem
SehluJK naiic zu sein; das liringt den Dünen denn die Sammc von
1,11)0000 Rthir , indcsR legt fielt, doch vielliicbt noch d> Generalität hindernd
diuviychen '}. Die briindenburgiüeben Gesandten wiinfcben den Ab-
pcbluss nicht
la BetreEf der bedenklichen Verhandlungen mit England und Frank-
reich bat Weiman eine Unterredung mit de Witt —
und war endliclien der HchluBs: der Staat kOmite diese Handlung
nicht Tervreigem, verliesae sieh aber aiicli nicht darauTj die Flotte
und andere Mittel sollen darum gar gewisse iiiclit stille stehen, und
möchten B. Ch. D. darauf fusscn und andere versichern: sollte die
en{;liscbc Flotte können zurückgehalten werden, so konnte die ihrige
mit Vortheil hie bleiben, welln solchen Falls der Herr v. Opdam
doch MeUter in der See und bestand (A. h. bastant) wäre, E. Ch. D.
zu alles zu verhelfen; sollte aber die englische heraus kommen, so
würde die ihrige gar gewisse nicht nachbleiben, sondern den Alliir-
ten zu Httlfe gehen, wie und was aucb draus erfolgen möchte.
Alles wol betrachtet — .
80 Laltea wirs dafür, dass alle diese Confercnzen und FUrschläge all-
gemälig verschwinden und endlich gar werden zu Wasser werden;
denn gar gewisse wird der Staat nicht trauen, wo sie für ihre Allürte
und sich nicht ziemliche conditiooes bedingen können, und da Frank-
reich und England sich nit förmlich verbinden wollten, den König
von Schweden nolentem volentem zu Annehmung derselben zu dispo-
; „Articulen, aoupendu de oppignvrnniie vande rcBtinge Geluk-
rcte Resol. II. 20 IT.
1. Or, Kur
„A^iOOt^lc
194 ^- Brandenburg nnd die Niederlande.
niren, so ist alles vergeblich, sintemal sie uns offenttieh genug sagen,
wo es daran ermangeln sollte, dass sie solchen Falls das ^anze Werk
fllr eine Fourberei und Betrug halten mtlssten. Wer kann aber glau-
ben, dase Fraukreich und der Protector dem Könige tod Schweden
deromaassen zusetzen, ihm unannehnilichc Gesetze präscribiren und,
da er damit nicht wollte zufrieden sein, dass sie solchen Falls stipu-
lata fide versprechen wollten, ihn entweder selbst mit Gewalt eu
zwingen oder seinen Feinden hUlf- und ratlilos zu Übergeben!...
Und sehen wir also unsers unterth. Ortes keines Weges, dass rebus
ita stantibus aus diesen Conferenzen etwas beständiges werden.
Matth. Dogen a. d. KurfUrsten. Dat. Amsterdam 12. April 1659.
[Die TraDSporlflotlitle soll in See (!ehen; Stärke und Aoarüstiing dergelbeD.
Gute ZusicheraogeD tod holländiacber Seite. Gerücht über eine eoglische
Flotte «n der KöMe. — Oontralrer Wind,]
12 Apri). Die Mebraahl der bew. Fahrzeuge ist bereits im Tlie, die letzten gehea
bcnte dabin ab, bei bleibendem guten Wind wird die ganze Flotte nXchsten
Dienstag io See gehen.
Die Flotte besteht in 54 Schiffe, Fluyte genannt; die DSuen ge-
hen in ihrer Liefa auf, dass man räumlich damit 4300 Pferde werde
fiberfnhren können, olme Reiter und Fiissvolk.
Näheres über die AuRrüstnng mit Wasscrtassern, Plaukeu, Auslademn-
Ecbinen für die Pferde, Futler efe. Ein „wol versuchter alter Soldat",
Ednard Barbier wird im Namen des Kurtürsten bei der Flotte sein und
die Aufsicht führen.
Diese Stunde besuchte mich einer der fttmehmsten Regenten, bo
von Versammlung der Herren Staaten aus dein Haag gekommen; ver-
sichert höchlich, dass man, ea koste was es wolle, unveränderlich bei
der Partei halten wolle; dass die 4000 Mann unverzßglich mit der
Kriegsflotte nach dem Sund fort sollen, sobald nur die Zeeländer mit
ihrer Esquadron Schiffe fertig wären; welches innerhalb 8 Tagen für
Texel erwartet würde ; die französischen und englischen Friedenscon
ferenzen im Haage wären nur lauter Spiegelfechten ohne Grund,
ohne Nachdruck,
P. S. So ich diesen wollte scbliessen, kommt Mons. Vorburgb,
hiesigen Estats Ambassade- gewesener Secretarius zu Münster, berich-
tet, dasB ein Fischer aus dem Vlie Zeitung bringe, 42 englische
Schiffe in der See gesehen und gesprochen zu haben; ich gebe davon
stracks Advis an die Herrn Bürgermeister und die AdmiriUität . ■ .
um darnach unsere mesures zu nehmen.
i:q,t7r.d .*^nOO<^lC
Die TranepOTtBottille. Stocken der Tractaten. \QPf
In einem weitero Bericht Dögco's, dat. Amsterdam 15. April lti&9 ir>.April.
stellt sich dies doch nh eia leeres Gerücht bcrnus; aber wegen contraren
Windes hat die FlnTtenflotte noch nicht au^Iaaren künncn.
Weiman an den KnrfUreten. Dat Haag 14. April 1659.
(Die CoDcertverhandluDg stockt. Von der engliBclieo Flotte oicbta übles ed
rSrchteD- BedenkcD wegen der TranEporlflottille. Neue lostmctioo für den Ad-
miral Opdam. FriedeDsverhandlaDgen nwischcn Spanien und Frankreich; die
SielluDg Oeeterreichs zn denaclbeo. Die Verpf»nduug des GlückstÜdler Zolls.]
Die Confcrcnzcn mit de Thon und Dowiiiiig kommen nicht weiter, 14. April,
da beide neue Ordres von ihren Regierungen erwikrteii.
Wenn nun viele hieraus anfaug^cn zu sehen und handg^eiSich zu
BpOren, dass aus allem diesen Handeln wenig zu hoffen, sonderlich
da von allen Orten die Zeitung kommt, dnss die englische Flotte in
44 kleinen und grossen Schiffen bestehend bereits für drei Tagen zu
Doggersand gesehen worden und der englische Ilesident solches nicht
weiter widerspricht '), als dass er hoffet, der Protector werde sie
reyociren oder doch so gcinstruiret haben, dass man sich von der-
selben nichts feindliches zu versehen hätte; so fangen die fUmchme
Regenten an, ziemlichen zurückzusehen und zu glauben, was man von
Anfang billig glauben sollen, nämlich dass alle diese Händel nur
artificia und Mittel gewesen, dieses Staates Eciuipagrc auf- und zurück-
zuhalten; allermaassen denn von deswegen auch morgenden Tages •
in der Generalität darnach die mesures genommen und zu wirklicher
schleuniger Abschickung der Flotte kräftige resolutioncs an die Ad-
miralitäten und die Conunissarien der Generalität genommen werden
dtlrften. —
Inmiltelst seind die zu Amsterdam gcheurete W Fluyten am ver-
wichenen Sonnabend nach dem Vlic gegangen. Wir fUrchten aber
nicht unbillig, dass sie in fremde Hunde geratheu und ausserdem es
E. Ch. 'D. eine bedenkliche Sache Bein wilrd, dero so kostbare Rei-
terei darauf zu wagen, als lange'Sie nicht sehen, dass Dänemark und
Holland in der See Meister seind mit ihren Flotten.
Beiliegend eine ueae Instruction der Goncralst;iaten Iiir den Admiral
Opdatn, worin demselben die Ankunft der neuen Flotte onter Viceadrairal
') Beiliegend die niederlündieclie VvhQtBtiizaag eines .englischcD Placats:
„Declaratie aeo hef Voick van Kngbelaudt", über die gegenwärtige
Sebiffsexpeditlon nach der Ostsee; es wird die pulitisclie Notwendigkeit darge-
legt, eine Flotte In deo Sand eu Hcliichen oaA die dazu bestimmten SchiBe
einsein namhaft gemacht; es sind ihrer 40 mit 8i>8^ Mann tmd It^l^ Ge-
(cbiilien. (o. D.)
13*
196 ^- B'a'i^Piiburs ond liie Niederlande.
de Rnyter angemeldet wird, doch noch ohne bestimmten Termin; sollte
mittlerweile die eitglische Flotte in die Ostsee kommen, so soll er derselben
mit aller Höflichkeit begegnen; sollleii gegen Erwarten die Engländer Feind-
seligkeiteD gegen ihn verüben, so soll er Gewjilt gegen Gewalt brauilieii,
(Dat. II- April 1659.)
Und wollen verliofTen, <Iie Coiinexitiit der Sachen, und dass man
sieh hie und dort peu ü peu engagiret und einlasset, wie denn auch
ein und andere Zufälle, welche bei einer solchen Regierung, da es
recht geuiesnagirct wird, viel wirken, werden mit der Hülfe Gottes
endlichen alle Furcht zurllcktreibeu und die Sache auf einen guteu
Fusa und wieder zurechte bringen.
Von Brlissel vom 12. schreibt man, dass am Frieden zwisclien
Frankreich und Spanien schier nicht melir zu zweifeln sei, und gibt
dieses alles alhic nicht wenig BtolTe, die Gemtttber anzufrischen.
Zwar will M, de Thou vom Frieden nichts wissen; andere aber glau-
bens desto mehr, in sonderlichem Betracht, dass die Königin in Frank-
reich durch die Tnfante ihre Conservation ins kDnt^ig suchet, und
Oesterreich dadurch so gar viel nicht verlieret, weil so viel Prinzen
und 80 wenig Hoffnung in Spanien ist zur Succession; der Kaiser
wUrd dadurch befreiet von so nachdenklicher üuptur mit Frankreich,
und die Königin, dass sie hinfUro uicbt dürfe eine geringere schien
auf dem Stuhle, den sie nicht gar lange kann mehr cinbehalten. Der
Herr Fricquet kommt nunmehr auch schier auf solche Gedanken
und glaubt, dass solchen Falls I. kais. Maj. auf das Churfflrstliche
Fräulein von Sachsen gedenken würde; gewiss sollen viele am kais.
Hofe sein, welche fastidio Hispanorum niclit ungerne sähen, dass sich
die kais. Maj. wieder mit den deutseben Häusern alliirte.
Der daniüche Gesandte Rosewing ist nach England abgegangea.
£r bat die Glüclistüilter Verpfikiidung für 1,100,000 fl. zum ScMd^n aof
RatiGcalion gebracht. Weiman hat ihm die nötigen Mateiiaiicn an die
Hand gegeben, am in England zeigen zu können, „dass die Scbn-cden mit
der Religion spielen nnd gegen das Haus Oesterreich so hoch schieieit,
d.-imit sie durch solchen Vorwaiid nur Mittel erhalten mögen, ihre fliau-
bensgenossen über Hauren zu Herfen und an der Ostsee sich Meistei' zn
macheu."
Weiman an den KarfUraten. Dat. Haag 18. April 1659.
[Die englische Flotte in See gegaugen; Eiadrack der Tliataache. Wicderte-
ginnen der GoDcerlverhaudluugeD. Unterredung mit dem Bürgermeietet lot
Amsterdam.)
m. April. Der Auslauf der englischen Ebitte hat hier viel rerpiexität angerichtet;
Holland hat eilig Deputirtc zui'auiiuengcsclii. kt, um zu bcratben ; man hat
FnoEÖBiBch'epaDischeFried«UBau3Btcht Die ouglieche Flotte aaegelHnTeD. ^97
iodcEE doch bescbloaseu, in Be^ug auf die Flotte keiueo UDdern Bescliluss
m fassen, Eoadcrn alles ?.um Auslaufe bereit zu niachen.
MSnniglieh fiog auch an, von denen bieliero gebalteuen Couferen-
KD Qbel zu reden und viele der Fürnelinisten zu sagen, man hätte
sie dieserseits rechte gewarnt, es wäre bei den andern nur lauter Be-
trag und möchte sich der Estat nicht länger äifen lassen, sondern in
eioer gerechten Sache recht zugehen und die verdrückten retten
iielfen mit der Macht, die ihnen Gott gegeben.
Nunmehr aber werden wir vertraulich berichtet, dasa die beide
franz- und englische Ministri . . ., mit den Dcputatis der GeneralitAt
aufs neue in Conferenz gekommen und zu erkennen gegeben, sie wä-
ren von ihren beiderseits hohen Principalen nunmehr mit gnugsamer
Instruction und Vollmacht, das angefangene Werk abzuhandeln, ver-
sehen; wären dahero endlicli auch wol zufrieden, ein und andere
nShere Fürschläge 7,u fhun, wenn Deputat! der Generalität mit gleicher
Macht zu handeln und zu schlicssen würden gequalificiret sein. Und
wäre darauf nach vielem Deliberiren gcresolviret worden, man sollte
oftgcmelten Deputatis die begehrte Vollmacht, wiewol derogestalt
gehen, dase sie zwar in Handlung treten, eoncertiren, schliessen, un-
teraclireiben , aber der Generalität und dem Staate die Ratification
ToUkommlich fUrbehaltcn sollten. —
Wie uns nun dieses allen ziemlich nachdenklich Airkani, so ha-
ben wir zwar kein Mittel ersehen, alsfortens dagegens etwas fürzu-
nehmen in publice, haben aber Gelegenheit erlanget, mit dem von
Hörn, deputirtem Bürgermeister von Amsterdam, insbesondere zu
reden. . . . Und gab er uns, wiewol, wie es schien, mit ziemlicher
retenue zur Antwort, jedoch auch mit vielfältigem Hinzuthun, wir
mochten E. Ch. D. dessen versichern, die Flotte sollte unuachbleib-
lich auslaufen und sich an nichts kehren; die Conferenzen hätte man
nicht ausschlagen können; denn man mUsste hören; man würd eich
aber nicht präcipitiren, noch die AUiirle vorbeigehen, und hätten son-
derlich E. Ch. D. sich dessen zu allen Zeiten beständig zu versehen.
Weiman an den Kurftlisteii. Dat. Haag 21. April 1659.
jFutlgaug der Coaci'rlvcrhuudlung. Verciuburtu licJiiiynu^tvii. ßuiuouslratiuiiBD
Weiniaii'» gugeii tltn ,,nbsclnäu!iL'hori Griff"; er ühiirriidi-t de» friealäiidisclien
D^pnlirteu, nicht tu ujiterBchroiheii Weimnn's Vortrnfr vitr dim Generalstaalan.
BertthuafC mit den kaiacrlichen, polniscUen und düiiisclicn Uesundten; eis eini-
fto lieb zu eoergiBclien Vorglolluugeu. OlittHaiuB uiid de liyu. Verliällaisa vud
de Tbou aud Duwuiug zur SueLe.]
Erwähnte Conferenz ist darauf selbigen Abends noch bis in die 21- April.
i:q,t7r.d .t^iOOt^lC
]^98 '- Braadeubarg und die Niederlande.
Späte Nacht hinein gefolget und des äonnabendB hernach durch dea
Herrn v. Gent und den Bath PeDBionarium von Holland mit schier
unerhörtem Eifer continuiret worden, solehergcfitalt dass wir, wie
hoch man't) auch zu eccrctireu gesucbet, in Erfahrung bracht, was-
maassen man in der Sache zwischen beiden nach vielen hinc inde
pro et contra getlianen Debatten, wobei man an Seiten dieses Staats
zwar eine gute Weile beständig an den a)ten guten consiliis gebalten,
endlichen aber, nachdeni Frankreich und Engeland es kurzum nicht
anders gewollt, über nachfolgende Puncten einig geworden:')
1) Mit ,altcD mögliuheQ Mitteln" HerstelluD^ des Friedens zwischen
Dänemark und Schweden, und zwar auf Qrnnd des Rothschilder Tractals;
2) nnr mit Ansnabme des dritten Artikels, betr. die künftige Aus-
schliessung fremder KnegsschiiTe aus der Ostsee; vielmehr wollen die drei
Nationen (Frankreich, England, Niederlande) mit Macht darauf halten, dass
ihnen allen die Ostsee für jede Art tüii Schiffen völlig offen bleibt.
3) Schweden darf fortan auf Schonen keinerlei Zoll mehr erheben; der
dänische Sundzoll soll auf ein festes naverändcrliches Quantnni festgesetzt
werden, nud zwar narh Maassgnbc „als derselbe jem;iln am geringsten ge-
wesen."
4) Der König von Schweden soll angegaugeii werden, Dänemark
einige Theile vod Schonen zu restituireu oder zu belassen; weigert sich
Schweden dessen, so muss man es dabei belassen, aber dann jedenfalls
auf bucbstäbliuhe Einhaltung des Traclats driugcu; Däuctäark muss danu
befreit bleiben von Einräumung der Insel Ween (d. i. Uven), Zahlung der
ansbedungeuen Geldsummen etc.
5) Es sollen sofoit staatifcbc Gesandte nach Kopenhagen geschickt
werden und dieselben dort gemeinsam mit dem englischen Meadow die
Tractateu cntamlren.
6) Die holländische Flotte unter Opdam bleibt in der Ostsee; sie so-
wot als die englische sollen 6 Wochen lang stille liegen, die Engländer in
Crouenburg, die Niederländer „hinter den Lappen" — „dero.üjestalt und
zu dem Ende, dass dadurch beide Parten mögen gezäumet nud zur Raison
gebracht werden, iu der Güte zwar, wo es innerhalb besagten 6 Wochen
sein kann, ä force dus armes aber, welcher sich zu obbemelten Articulo
nicht Tcrstchen wollte.
^) Schweden soll zur Uatitieation des Elbingcr Tractats, „una cum
punctis van Elucidatie" vermocht werden, wodurch mau Kurbrandciiburg
und die Stadt Danzig aus dem Kriege bringt.
8) Kurbrandenburg soll innerhalb jener 6 Wochen erklären, ob es mit
cingeschlosseu sein, demnächst die Waffen niederlegen und sich auf d!e
Garantie der drei Mächte vorlassen will.
') Erster Eotnurr des nachmaligen „Haagcr Coacerts" vom 21. Mai 1659,
1 dem er in mehreren PuDklen verschieden ist.
^düvGoot^lc
D«r erste Coacerteotwarf. 299
9) Es soll, „aber ohne reciproqoe VerbinduDg", nsib Tbora gesandt
werden, um die polDJacben Tractaten gleichfalls zu Endo bringen zu belfen,
mit bcEondercr RückBicht .luf die Interessen Brandenburgs.
Wenn wir unsere unterth. Theües nun Über diese Haadlung: nicht
weni^ beettlrtzet worden und an einer Seite betrachteten die hohe
Sincerationee, welche man uns stetshin und mit so hohem Eifer und
Ernste darüber gethan, an der andern Seite den übermässigen Schrecken
fftr Krieg und Bruch mit Engeland, danebst wie die nebstgehende
Instruction darauf schlaget, und dass man gar ernstlich befohlen,
dass ftlr den 20. Maji (welcher Tag denn ziemlich auf die Zeit der
6 oder 8 Wochen eintriSl) keine als solche Schiffe, so etwa Victua-
lien nach dänischen Oertern bringen, sollen auslaufen: so haben wir
uns zuvorderst einen oder andern aus der Generalität, hernach aber,
weiln der ßath Pensionarius nicht anzutreffen, zu dem Uerm von
Gent, als dem Haupte solcher Commission und llantllung, erhoben
nnd demselben . . . nach der Länge fUrgestellt ... es wäre wider
aller Welt Brauch, gegen die Ehre und Dignität so vieler Geallürten
und ein abscheulicher Griff, diejenigen durch Kunst und List zu sepa-
riren, welche die Hand Gottes so wunderbarlich bishero bei einander
gehalten hätte, dass alle unsere und des Staats Feinde dagegen nichts
vermocht hätten. Die Allianzen brächten ausdrücklich mit, der einer
sollte ohne den andern nicht tractiren oder handeln ... so sollte man
uns, der Geallürten Ministros, in ihren Erinnerungen zum wenigsten
hQren; wir repräeentirten ja £. Ch. D., nach Ausweisung Unserer
Credentialien. —
Mach ein und andern Discursen blieb nun solches dabei, und
weil dennoch die Deputati auf ihrem Sinne beharreten und Holland
(oder vielmehr einige wenig) hart darauf drungen, man möchte unan-
gesehen unsers Suchens mit Vollziehung des Werkes verfahren, so
richteten wirs endlieh bei dem friesländischcn Deputate dahin, dass
derselb sich difficuhirete, rebus ita stantibus zu unterschreiben. Und
gingen darauf zu dem Präsidenten der Generalität und trieben das
obige nnd was dem anhängig mit einem solchen Eifer, dass zuvorderst
die gräuliche Furie der Deputation ein wenig gestillt und uns drauf
um die Glock zwei nach Mittage durch den Agenten der Generalität
angedeutet worden : weil es contra legcs Boipublieae wäre, auftnilnd-
liches Anbringen des Präsidenten Etwas zu resolviren, so gäben sie
am frei, um die Glock drei zur Audienz zu kommen und daselbst
unsere Kothdurft mllndlich und schriftlich fUrzustcllcn. Welches wir
denn auf Anrathen der Confidenteo auch gethan und um die Glock
Aj.OOt^lc
200 ^- Br^odenbai^ und die NiederlaDde.
vier hinaufgegangen sein und daselbst in einer zumal starken Ver-
sammlung theÜH directe, theils indirecte geproponiret und fUrgetragen
haben alles, was wir vermeinet bequem und capnbel su sein, vielen
die Augen zu eröffnen, zum wenigsten Zeit und Coinmunication zu
gewinnen und für aller Welt, eonderlicli weiln solche Sachen sehr
esciatiren, nii- den Alliirten zu zeigen, dass E, Ch. D. an diesem
Dinge unschuldig etc.
Der Antwort ist W. nun noch gewärtig, hofft aber hei der eutsrbiede-
nen Ansicht Hollands nicht viel davon.
Wir haben uns heut um den Mittag mit dem kaiserlichen, polni-
schen und dänischen Miniatris zUEamniengethan und in höchster Con-
Menz Überleget, was ... zu thun. Wobei wir uns denn endlichen
verglichen, man solle zu allen Seiten auf die Communication dringen
und diesem uäciist den Staat suchen quovis modo ad saniora coneilia
zu bringen; und sollte man zu allen Seiten darunter schriftliche und
mtindliche remonstrationes in der Generalität, zu Amsterdam, in Nord-
bolland und andern Provinzen thun und mit öffentlichen Protesta-
tionen zu erkennen geben, dass solche conditiones voll Schande,
Treulosheit, Gefahr und unehrlicher Verlassung stecketen, fllrnehmlich
aber dass dieser Estat ein anders nicht thäte, als dass sie ihre rechte
Freunde und alle diejenige, da sie durchaus keine eontrarie Interesse
mit hätten, den Feinden zum Raube dahin geben ... dagegen aber
sich Überliefern würden an- die Diseretion einer solchen Nation, die
sie hierait absolute Meister macheten, die nimmer mit Holland würde
symbolisiren können etc.
Und hat darauf der Herr Cbarisius, dänischer Resident, diesen
Nachmittag schon angefangen, mllndlich und schriftlich dergleichen
- bei dem Eathe Fcnsionario als bei der Generalität rcspectivo zu thun,
mit dem ausdrücklichen Hinzuthun, dass solche conditiones ruinlich
wären fUr seinen König und dass er dahero glaubete, I. Maj. wDrde
sich eher zerhacken und zerhauen lassen, als Sie sich zur Annehmung
derselben sollten lassen obligiren.
Der Herr de Eye wird desgleichen thuu.
Dieses ist bei diesem Werke fDr allem anzumerken, dass Mr.
de ThoH dabei sehr langsam gewesen, vielleicht weiln er auf den
Frieden mit Spanien und dahero auf Veränderung in ihren Interessen
gereflectiret. Dagegen aber ist man an englischer Seite dermaaseen
faeil und willig gewesen, dass sich die Deputirte seihet nicht drin
schicken können.
^düvGoot^lc
Der erste ConcerteDtwnrf. 201
Weiman an den Kurfilrsten. Dat Haag 25 April 1659.
(Fortgang der Coacertrerhandlung; iDclutiuD des Kurfüraleti. Gegenhemühungcu:
die Geaandten der verbündeien Mächl* FreuDdlichkeit des englischea GcsaDdteo.)
Die GcsaDdCeo babeo f<i «gefahren, eifrig gegeo das Conoert zu remon- 25. April.
Btriren —
and haben endlichen so viel unter der Hand auBg:erichlet, daas annoch
hinein^efnget worden, maa solle E. Gh. D. zu den Gopenhagischen
Tractaten invitiren und deroeelben Interesse, soweit man dieselben
fDrslellen wUrd, aufs kräftigste sccoudiren. Item, die Kraft E. Ch. D.
Inclueion solle nicht auf das Datum des Elbingschen Tractats und
wie E. Gh. D. dero Zeit bestanden, sondern anf den Tag der Erklärung,
dasa £. Cb. D. mit der Inclusion wollten zufrieden sein, reflectiren und
schlagen-, dabero die Meinung sein, wo E. Gh. D. nunmehr wollten
iodadiret und damit zufrieden sein, dass man 8ic auch bei der äou-
Terainität in Preussen guarantiren solle.
Zwar haben wir ein ntehreres gesuchet und alles, was erdacht
werden kann, gethan, um das Werk gar umzustossen oder doch con-
diliones in einem oder dem andern zu verbessern — unendliche Ar-
gumente haben wir Aabei gefUhret und den Staat für Unglbck ge-
warnet. Wir haben aber doch damit ein melires nicht als was oben
ernähnet ausrichten können, und dass wir gesehen, dass die Gemllther
in treETliche Unsicherheit gesetzet worden; also dass die holländische
Dircctores Werkes genug gefunden, ihr Fltrnehmen zu behaupten und
Opposition in der Generalittlt zu verhüten. —
Inmittelet ist der Traetat annoeh nicht unterschrieben , weil es
bald dieses bald jenes behindert, und saget man uns, dass es morgen *
dennoch unfehlbarlich geschehen solle.
toter den Befreundeten im Haag versehiedcnc Ansiuhtcn über die An-
grlegeoheit —
die meisten stimmen hierin Übereinander, Oestreich, Polen und E.Cb.D.
mQssen feste bei einander halten, und wtlrd ihnen solchen Falls nichts
Kbaden können , und worden E. Gh. D. durcli diesen Tractat so viel
gewinnen, dass Sie Polen bei beständigen consiliis wUrden halten
können. — Und können wir E. Gh. D. wohl versichern, dass der
Kaiserliche Gesandte nlhier mit unserm Verfahren Über die Maasse
wo! zufrieden ist, allermaassen dann derselb gestern zu uns gekommen
and uns mit weinenden Augen schier gedanket für unsern Eifer und
beständige gute Officia für die gemeine Sache. — Die Polnischen und
Dänischen bedanken sich auch gar hüchlich etc.
Dieses mflssen wir in Unterth. noch hinzusetzen, dass uns der
Aj.oo»^Ic
202 1' BrkDdeDbarg ond die NiederlaDde.
englische Resident bei wfihrenden diesen HAndeln viel guten Willens
bezeiget und sieb für E. Gh. D. Interesse Über die Maasse aequitabel
emieeeo, weswegen wir denn anch mit ihme gar gute FreundschaTt
erhalten. —
Der KurfUrBt an Weimaa und Copes. Dat Hauptquartier
Wiborg 20. April 1659.
(Eatscbiedeaür Protost gegen das Concert; soll bei den Generalstaatea angebracht
werden.)
O.April. Wir haben aus Eurer unterth. Relation vom 21. dieses nicht ohne
sonderbare Bewegung amständlicb Temommen, wie man so gar un-
vennuthend die in dem Hauptwerk genommene Resolution zu ändern
und auf allen Fall, dafeme auch der König in Dänemark innerfadb
6 Wochen sich dem gemachten und beliebten Aufsatz nicht bequemen
wollte, ihn darzu mit Gewalt zu bringen Vorhabens sei.
Wann Wir nun bedenken, wie so bald anfangs die Herren Staaten
nicht allein den König in Dänemark, sondern aneb Uns . . . ihrer Be-
ständigkeit znm höckfiten versichern und Uns zu gleicbmassiger auf-
riehtiger Festhaltung anmahnen lassen; darbenebenst dass der gote
König in Dänemark, welcher sich vermöge Bundes etc. auf die Htllfe
verlassen, alle Galamitäten ausgestanden und seinen Feind ziemlich
schwach und mllrbe gemacht, nnnmehro . . . erfahren soll, dass ihm,
anstatt verhoffter Rettung nicht der Feind, sondern seine Bundsver-
wandten und die ihn guten Theils zu der genommenen Resolution
animiret, erst hart fallen und zu der Unbilligkeit, welche sie vor diesem
selbst verdammt, . . durch Gewalt zwingen . . . wollen; überdem dass
man, Uns ohngewarnet, mit Andern Ober Uns und Unsere vermeinte
Sicherheit in Handlung einzulassen, Über Unsern Staat und Armte
gleichsam zu disponiren und Uns absolute leges und Gesetze voreu-
schreiben sich unternommen...; endlich auch der Kais. Maj. mit
keinem Wort gedacht, sondern dieselbe gar vergessen worden: so
mögen und können Wir gar nicht begreifen, durch was für Ursachen
der Staat auf eine dergleichen nachdenkliche und der Republik selbslen
höchst präjudicirliche Meinung gerathen.
Die englische Flotte kann es nicht sein; denn das ist kein un-
vermuthend neues Emergens, sondern ein wolbekanntes Werk gewesen.
— So wElrde es auch ein gross Disavantagio vor die Republik sein,
dass England auch nur durch Aussendung 30 ad 40 Sebiffe cap^el,
dieselbe dergestalt in Schrecken und in Furcht zu bringen, dass sie
Protest des Eturfüratfln. BinleDkea von FraDhreicb nod EngUnd. 203
deshalb ohne Vorwi&sen, auch UDgen-arnet Ihrer Bundesverwandten,
mit andern sich in Handelung einlassen und ihn ... abandonniren.
Die Gesandten sollen den General Staaten die Sache von dieser Seite
ciDgehend vorstellen.
Weiman an den Kurfllrsten. Dat Haag 28. April 1659.
IBerorsteheDde Unteracbrifl de» Coocorls; kleine ModiQcaliooon. Sanguiniache
AnffaMnngeD in Holland über den Werth des Coucerlea. Plötzliches Einlenken
TOD de Thou undDowningi Bestürzung uod Verwirrnng in HolUadi neuer Eifer
ßr Flotten rüata Dg. Polen. Dänemark. Downiog sucht Weiniaa zur Heise nach
LoudoD zu bewegen.]
Am 2b. Abenda sollte die Vereiabarung zwischen den Niederlanden, 38- April.
Frankreich und England unterzeichnet werden; den Wortlaut des Acten-
Stückes zn bekommen, ist noch aumöglich. Die BemübiingPD Weiman's
haben höchstens dahin geführt, dass man einige Punkte günstiger für den
Kurfarsten eingerichtet; indess ist damit der Sache nicht geholfen.
Gar gewiss war man auch allerseits der Meinung, sobald die
Unterscbreibung wtlrd flirgegangen sein, uns Communication des Trac-
tats selbst widerfahren zu lassen. Der Rath Pensionarius von Holland,
wie auch andere, betbeuem gleichfalls zum Höchsten, dass sie es mit
E. Cb. D. redlich gemeint und dass sie keineswegs gezweifelt, man
wQrd £. Gh. D. sowol bei Preussen, wie Sie ea jetzt besilzen, als
auch bei anderen dero Ländern und Leuten gegen männiglicb zur
Genüge kräftig haben schützen können. Weswegen denn die Direc-
tores dieses Werkes unglaublich froblocketen und diese als ein Mittel
ausschrien, welches ihnen Über Menschen Vermutben aus dem Himmel
zugefallen; und wie sehr die alte Regenten darüber seufzeten, wie
liocb und theuer wir die Hftupter für Ungltlck warneten, dannoch diese
Leute beständig dabei verblieben, es wäre dem Estat in Ewigkeit so
glQcklicher Stern nicht aufgegangen, als eben diese Zeit, dass sie im
Suude Gesetze geben, sich aus dem Kriege wickeln und ihre Aliiirten
salviren könnten. Das Herze riss uns fast im Leibe entzwei, wenn
wir alles dieses bfiren und zusehen mussten. —
Es währte aber nicht.lange damit; denn gleich in Momento, dass
die Post von Hamburg ankam und die Zeitung brachte, dass die eng-
lische Flotte im Sunde angelanget, entschuldigte sich bald Mens,
de Thou, bald Mr. Downing, dass sie den entworfenen Tractat
nicht unterschreiben könnten, ein jedweder schier auf einen besondem
Prätext . . . und kriegt also dieses grosse, dieses so hoch ausgeblasene
Werk damit den ersten Stoss. Worauf man dann vernahm, dass fol-
..Goot^lc
204 ^' BrantleDburg und die Niederlande.
genden Tages (26. April) der Ratfa Pensionarins voller Melaocolei,
voller ConfuBJOD und BeetUrtzung in ziemlich harte ContestationeB
mit oftbemelten MiniBtria soll gerathen sein.
Und kOnnea wir dieses wol bezeugen, dass wir unaers Theils
nimmermehr eine aolcbe Conetemation in den GemUtbem der Regenten
dieses Staats gesehen, als eben am verwichenen Sonnabend; der eine
war scbamrotb und über sein eigen Thun verbittert; der andere be-
kümmert und voller Sorgfalt fUr die Ehre und Sicherheit des Staates.
Wir muBSten erst anfangs unaers Theils, als hätten wir zu dieser Ver-
änderung geholfen, auch wol etwas leiden, welches sich aber von
selbst damit gcbtiaset, daas sie nach der eraten Hitze sahen, dass
wir sie nicht ohne Grund gewamet. Insgemein aber schrie man ober
der Franzosen und Engländer Betrug; und gelangle es endlichen bei
der Generalität dahin, dass man alsfortens an die Admiralität anfa
ernstbafligste gerescribiret, sie möchten zur AuarUstung der Flotte alles
was möglich iat thun und anwenden; die committirte Räthe aber schrie-
ben alafortena, wie auch iterato gestern, an die Glieder von Holland,
wo sie ihr Vaterland wollten für einem irreparabeln Schaden bebOten,
Bo möchten sie ohne Zurltcksicht ihre Deputates gegen morgen hiehin
schicken, mit vollkommener Macht, ohne Rücksprache zu ratheo und
zu acliliessen, wie man bei einer so beachwerlichen Verändcning der
Sachen nunmehr zu verfahren habe; in specie aber dasa man alle
Commercien- und Kauffahrteiachiffe einhalten und damit also die Boots-
leutc neccseitiren möge, sich aufs Lands Flotte bestellen zu lassen.
Und macliet man also die Miene, dass man nunmehr noch wieder
weise werden und die vorige Fehler corrigiren wolle; und hilft dazu
niclit wenig, dass wir ihocD aus denen uns durch den Freiherm
von Schwerin commuhicirten polniBchen und andern Briefen fllr-
gezeiget, wie sehr Polen eich auf dieaes Staats Beständigkeit ver-
lasaen; dahero die Tractaten zu Tbom lieber abbrechen, als sich ohne
die Anwesenheit dieser Republicq zu einigen Friedenahandlnngen
accommodiren wollen.
Zu deme antwortete der König von Dänemark auf des E^tats
Schreiben vom 29. März, dass I. M^. feste halten und zu keinen par-
ticulieron Tractaten schreiten wollten, der gänzlichen Zuversicht, ob-
gleich die Englische den 10. April im Sunde angekommen, dass der
Estat dennoch seinem so theuern Versprechen genugtbun, die Flotte,
Succurs und andere Nothdurften senden und sie also von allseitiger
Gewalt wUrde kräftig retten und befreien.
^aovGoOt^lc
Noch einmal das Coocert veruiluU. 205
Indess wird es nicht lange daoerD, so bringPD die fraozöbieohea ond
enfilitchcn Mioistcr wieder etwa^ neues aaT, „wodurch »ie die Kraft der
Volgeiiitenlionirten wol b;ild hemmen nnd vciBfliwächen können". —
Der Herr Donning bezeuget sich höclilich, dam man in England
sehr grosse Reflexion nelime auf E. Cli. D.; und wie er sich darunter
zu alles berzlichen erbot, dennoch aber anzeigete, er kannte iu loco
E. Ch. D. Advocalus nicht sein gegen so viele schwedisclie Ministros,
die ihren Hof kräftig agitiren und einnehmen: so wolle er mir in
Vertrauen ralhen und zwar aus vielen bewegenden erhebliclien Ur-
sachen, ich mjtehte mich von Stunden an nach London erheben und
dagelbst £. Ch. D. Interesse beobachten; er wolle mir alsfortcns ein
SchiiT, Pass und- Recommandatiousschreiben mitgeben, dass ich als-
fortens zu secreter Audienz sollte gelaugeu und ohne viele Grimaeen
E. Ch. D. inaestimable Dienste tliun können.
Wie mir nun solches ziendich unvermuthet fUrkam, dahero remon-
Blrirete, dass solches so in Eile uit sein könnte ... er der Herr
Downing dannoch dabei beständig verblieb, so nahm ichs zu be-
deaken an, sprach mit 1. Höh., die denn in etwas bekümmert war,
mit dem Uathe Pensionario in Holland, welcher sehr dazu rieth, und
Bberlegele es endlich mit mir selbst —
wobei, alles gegen einander gehalten, er es endlich fiir richtiger hält, nur
ein-;tweileii von Dowiiing Bedenkzeit darüber zu verlangen und so die
Sache zu vertagen.
Joh. Copes an den KurfUrsten. Dat. Haag ^i^^la 1659.
[Nener Eifer für die FloUe. PJrbittening auf England und Frankreich. Gewalt-
tliilEn zur See. Sislirang des b i>l I an di sehen Handels. Verbaodlang mit der
Conpagnie der Orönlandsfahrer. Oesandlscbarten nach Kopenhagen nnd Thorn.]
Nunmehr ist man hie mit so grossem Eifer, die Kriegsflotte in 3. Mai
See gehen zu lassen, im Werk begriffen, dase an allen den fünf
Admiralitäten espresse Deputirtc aus Mittel der General Staaten ab-
gesandt sein, dieselbe bei Tag und Nacht auszurüsten und unter Segel
lu bringen. Und trilgt man keine Scheu zu sagen, dass man eine so
grosse Elusion ron Frankreich und England nit erwartet hätte, und
nicht unterlassen wollte, sich davon der Gebühr zu ressentiren. Wie
man denn nun auch täglichen verspüret, dass England und Frankreich
den Raubereien zu W^asser dergestalt die offenen Häfen darleihen, dass
kaum ein Kaufschiff gesichert gehen mag, unterm Vorwand, dass es
af Bchwcdiscbe oder portugiesische Gommission geschiehet: so ist man
in Holland dahin kommen, dass man der Generalität hat binterbraebt,
A-nOO»^lc
20g t. BrnDdenbar^; QDd die Niederlande.
dass besser sei, ein ganzes Jahr ohne Handel zu sitzen, als dergestalt
nberfallen und beraubet zu werden. Und hat also der Estat ein ge-
neral Verbot gethan, keine SchifTo, -wie sie geucnnet oder wes Güter
sie geladen, aaslaufen zu lassen, in Hoffnung damit die noch flbrige
Eaufmittel zu eonserviren und die umliegende Etlnige und Städte er-
spllren zu lassen, dass mau ihrer ebenso wenig entrathen könne und
also iltnen Protection schuldig sei.
Den Grunlandsfarders ist ein zweites Verbot, nach ihrem Walfisch-
fang zu gehn, gethan'), welches, wie es selbiger Compngnie zumal
nachtheilig, so hat sie hiehin berichtet und inwendig zehn Tagen
1200 Matrosen' dem Estat zu liefern angeboten, wenn sie mit den
übrigen ausfahren möge. —
Denen nach Copenhagen und Thorn oder Warschau angeordneten
Gesandten ist ufgegeben, sobald möglichen sich zur Reise einzu-
schicken; wie dann der Herr Honart, so nacli Polen gehet, gestern
uns die AbschiedsTisite gegeben. Denen beiden nach Copenhagen
destinirtcn Gesandten, Herrn Vogelsang, Syndieo Ton Amsterdam,
und Herrn Haren von Friesland, ist der Herr Slingelant, Syndicus
der Stadt Dort, so vor diesem in Preuasen und Polen gewesen, ad-
juDgiret worden, zweifelsohne, weil Holland ein so grosses Interesse
in diesem Werk hat, auch in der Anzahl der Deputirten zu prSvaliren.
Weimau ao den Kurfürsten id.tdnt. — die nämlichen Nachrichten;
daza wiederholtes Scbwanlicti, ob er doch rasch nach England reisen soll
oder nicht; zaletzt unterbleibt es doch; aber er iet sehr perplex und ratblos.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag . . Mai 1659.
(OrosBe RüBtDDgea für deo Krlegafall. Die TraaiportBoItille. Denaoch kein
Tertranea zu fasBeo ; Gerücht vod Eroeaerung der Cou ce rt verhau dl ung, Uater-
reduDg mit de Witt; BeBorgoisae deSBelbeo, OuschlGsaigkeil Weimaug uud der
PrincesBin -Witwe über die Beise nach Eagland.)
„Unser letztes ist gewesen am 2. dieses". An der Orlogflotte wird
eifrig gearbeitet; die Admiralitäten bereiten sogar jetzt schon die zweite
Flotte vor für alle Fälle.
Ganz gewiss ists, dass die Flotte, welche nunmehr auslaufen soll,
aus 43 flber die Maasse grossen und trefflichen Schiffen bestehet and
derogestalt bemannet wird, dass eich an die 11,000 Mann, die Solda-
tesca miteingerechnet, darauf befinden werden; und dass man heim-
liche Ordre gegeben an den Admiral Opdam, um sich mit so rielen
>) Vgl. oben pag. 193.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Leteles SebwaDken Tor der EotscheidoDg. 207
Schiffen an eine gewisse bestimmte Platze zu be^ben, daes sie Rech-
nung machen, wenn's zum Treffen kommen sollte, dass sie an die
73 capitate Schiffe stark sein wOrden; und scheinets, dass sie zu dem
Ende doppelte Mannscliaft, Vivres u. a. Nothdurft haben mit sich ge-
nommen.
Man versichert uns danebst auch, dass man unsere Transport-
schiffe zugleich will mit hinUbemehmen und pro re nata £. Cfa. D.
damit hinüber gehen lassen. —
Und möchte dahero wol an wirklicher Aussendung der Flotte,
wie es auch gehet, nicht zu zweifeln sein; maassen man uns dessen
denn mit so hohen Betheuerungen versichert, dass wir selbst anfangen,
es festiglich zu glauben.
IndesB hilft dies atleB nichts, weon man dabei Dicht zogleich von hier
BUS fest entBchloEsen ist, „Dänemark contra qnosrunque zu assistlren" und
et ZOT Noth auf den Krieg ankommeo za lassen. Dazu aber ist noch wenig
Ansdcht. Man spricht bereits von WiederaurnHhme des Tractats mit Eng-
land und Frankreich.
Fnr etwa einer Stunde bin ich mit dem Herrn Rath Pensionario
von Holland dieserwegen in ein lang und ernsthaftes Gesprfteh ge-
rathen, und weil derselbe seiner Seite es dafOr hielte, wenn sie den
projectirten Tractat zur Richtigkeit bringen könnten, dass aolchen Falls
dem ganzen Wesen, sonderlich aber E. Ch. D. genugsam w(lrd geholfen
sein, sintemal, wie es ginge, der polnische Friede doch auch dranf
Vdrd folgen mttBsen; ich aber mit höchstem Eifer drauf remonstrirete,
dass das der Weg wSre zur Separation, dahero zu allgemeiner Ruin
der Gealliirten, und dass ich ihn um Gottes und seiner Ebre willen
hat und beschwor, er möchte sich vorsehen und sein Vaterland und
dessen einige wahre Freunde ob nimium bellorum metum nicht in
Verderb setzen. —
Er sagte mir in grosser GemQthsbestürtzung, er wttsste nicht,
was daraus werden wOrd, die obhandene Conferenz wUrd es zeigen.
Dieses aber mtlsste er mir öffentlich sagen, wo sie mit Frankreich
und England wttrden zerfallen, dass solchen Falles DAnemark, dahero
■neb Polen, wflrd verloren gehen; denn sie solchen Falles mit England
deromaassen würden zu thun bekommen, dass sie nicht ein einiges
Schiff würden nach dem Sunde zu senden Macht haben.
Da ich meines Theiles nun getrost drauf antwortete: dass uns
solches nioht so sehr als ein so gr&ulicher Zwaogtractat schaden wttrd,
zugesehweigcn dass des Staats Reputation dadurch bei weitem nicht
so viel leiden wUrd, als wenn sie die Partei so lascfaement und ohne
A-nOO»^lc
20g I' Brnudenbarg und di« Niederlaade.
einigen Schwertscblag abandonniren sollten: bo war die endliche Ant-
wort, vielleicht könnte es dabin noch wol gedeihen ... er fUrclitete
aber, wir würdens alle mit einander mit der Zeit bereuen, weil aus
diesem Handel gar gewiBS sebr grosse K.\tremitäten würden erfolgen. —
Wir unsers Theiles sind indessen wegen der Besendung uacll
Engeland zum bOcbsten bekümmert und können an einer Seite wol
coneiderii-ea , weil durch so gräuliebe Veränderung in diesem Staat
die Erafl der Sachen sich nach London zeugt, ilass man solchen Ort
ohne eine fatale Ungelegenbeit kaum kann negligiren, und dass man
dahero gar gewiss jemand aldar inuss haben, und zwar um so viel
mehr, dass man an Seite des Protectoiis selbst drauf dringet und zu
guter Hoffnung schier Tbtlr und Thore öffnet'). Weswegen ich denn
schier fertig gestanden, dorthin mich in Eile- zu erbeben und mein
bestes zu thun. ^Väre es nicht eben alles zu heben, so wUrd man
doch odia neglectus gehoben und den Schweden ein und anderes ein-
gerieben, den anwesenden Confödcrirten aber zum wenigsten zugesehen
haben. I. Hob. selbst auch war etliche Mal derselben Meinung und
wollte mich dimittircn . . . wenn wir aber nun nachgehends immerfort
wieder vermerket, dass I. Höh. Ihre Meinung geändert (in dem sie
gar beständig dabei bleibet, ich wUrd hier viel versäumen, dorten
aber so viel nicht ausrichten . . . zugesehweigen dass es ihr unmöglich
sein wUrd, das Anhaltische Heirathwerk ohne mich zur Kichtigkeit,
oder auch sonst die Oranische Tutelsachen, sonderlich die Education
des Prinzen betreffend, in einen solchen Stand, als erfordert werden
würd, zu bringen): so stehen wir abermalen in grö^ester BekUmmerniss,
bericbtens E. Ch. D. aber billig, auf dass Sie Ihre Mesures darnach
nehmen mitgen.
Weimaa an den Kurfürsten. Dat. Haag 9. Mai 1659.
[Amsterdam gegen das Concert, De Witt zweideatig.]
n. Mai. Das Zu stände kommen des bi' ab nichtig ten Vertrags ist sehr zweifelhaft,
die meistou wenden sich immer mehr davon ab.
Der Bürgermeister ron Amsterdam sagte uns gestern rund aus,
es wären Particulieren, die es getrieben, und mttsste man dem Staat
hierunter nichts beimessen; man möchte auch auf seinen Namen wol
sagen, dass es erlogen wäre, wenn man sngete, dass die Stadt Amster-
dam oder jemand von den Regenten drin gewÜIiget oder drum ge-
') Die GeaandlBchtirt SchleEer's in I^oodoo batte iuzviachen eio üble
Ende geDommco; Tgl. weilerhio die Acten derBelben.
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
Lctztce Schvnnkpn vor <lot RntschcidDog. 209
wuüst hfittc. llnil »prcclien ncliier alle Regenten auf solche Art, aleo
(taes wir schier nicht wissen, was iler liebe Gntt unter dicBem bo
nunderbarcn Zufalle mag verborgen haben. Wie ihnie aber ist, man
wird Oieses immer mehr und mehr erlernen mUssen, dass man Bieli
Lininiermehr auf solche Leute aufs wenigste verlassen mag.
EU sagetc mir der Rath PensionariuB von Holland fast für etwa
einer Stunde, wir machten uns zufrieden geben, Churbrandenbnrg und
Hnltand mtlsBtcn dch nimmermehr scheiden; es wttre bei ihnen nicht
büB gemeint gewesen und das Werk besser als wir glaubeten; wie
ihm aber wäre, so würden sie nunmehr einen andern Conrs halten,
UDil wie sie sich einmal ums Licht fuhren lassen, so wollten sie nun-
mehr ihre Macht gebrauclien und nach einem gemeinen Frieden
trachten. —
Dieses kommt uns nicht ohne Verdacht Hlr, dass der Rath Fen-
sionariuB bei obigem Discurs immer anhing: wenn man etwas reil-
lichea mit dem Herrn Downing würd sehliessen, solches würd dcn-
nocli niemand ttbel denten können; und dass wir in Erfahrung gebracht,
dasB zwischen beiden noch viele heimliche Congressus seind ; also dass
auf allen Fall E. Ch. D. nicht unbillig in Ihren consilüs darauf müchten
KU reflectiren haben.
Job. Copes an den Kurfürsten. Dat. Haag 2.112. Mai 1659.
|Wiei]erauf[iabm« der ConcettverlinndluDgeD. BeaorgoiBB vor dqucd eDgllBchi-n
tatrigneo. Der Slond der bereit liegendcD Flotte. Woran dii> EDlecheidnng hängt
b^i den FriedeaBverbaDdlnngeD. Bewegaogen dea NeabnrgerB. Der Bischor von
Müoater.]
Obwol die hie heimlieli vorgenommene Friedcnsnegociation, be- 12. Mui
treffend die Kronen Schweden und Dänemark, gleichsam abgebrochen
gewesen, indem an englischer Seiten man etwas neues, und welches
hiesigen Estats Deputirten nicht annehmlich, hat einbringen wollen,
so ist doch heute eine abermalige Conferenz gehalten und daraus er-
sehienen, daas man beiderseits die Sache nicht gerne abbrechen und
liemäcbst zur Ruptur kommen sollte.
Dieses Mal seiud die englische Brief von London nicht eingekommen ;
mau gibt zwar vor, es sei der Wind contrari gewesen, oder im Par-
laiuent gehe es nicht nach Wunsch des Herrn Protectoris: so muss
man doch viel ehe glauben, dass sie dort mit der Zurtistung einer
Denen (^otle so stark fortfahren, dass sie abermal die hiesige zu prä-
veuiren und also alles im Orizunt zu ihrer Devotion zu ziehen ver-
U.X«. ., U«.U. ,1. <ir. KuttU«.en. Vii. 14
210 I. l(riin.lL-Hl.iirg imd die Ni.'flprliitide.
Iioffen. Uie ist zwArcn alles fertig-, die bei der Itotterdamischen Ad-
miralität cquipirte Ci KriegiscIiifTe Bind aiieli scliou nach dem Reudez-rou«
uiigcföhr Tcxel gesegelt, die io Seeland verfertig:ten 7 KriegseliiflTe
Krtllteu am 10. oder 11. dieses auch auslaufen . . .; so seind audi der
Aiustenliuuisi-Iien Admii;alitüt 24 Kriegseliiffe clienfalb fertig; uixl
wird die gesanmitc Flotte uff 43 Seliiffe, andere sagen uif 45 ge-
i^diätzet, in nlleiii fUlirend 1775 Canonen und 10,r>00 wcbrbare Mann,
wenn selbst die ■H)M Landvölker, 8o auch scbon zu Schiffe gebraebt
sein, nur uff -JititO Mann gerechnet werden. Und von allen übrigen
Munitionen, wie auch von Matrosen ist eine so grosse Ueberzald ge-
nommen, dass mau die unterm Herrn Admiral Opdani dort liegende
Schiffe vollkoinmenllieb versehen und armircn kann. —
Uie Königl. dfiniscbe Maj. tliut thireb dero Ministruni liier immer
am cntstb affigsten erinnern, dass Sie den Rotbaehildischen Vertrag
nimmer werden nnnebmcn, viel min sich von dero Alliirten separiren.
Wir thuD eben dasselltige, werden aber beiderseits immer damit ab-
gewiesen, dass nian's hier wol meine und einem jedwederen die TbUr
offene, sein Iiiterewse ebensowol in Dänemarkeu als in Polen tu be-
dingen. Und ist CS gewiss, da>s, so viel diesen Staat betrifft, es meist
an diesen zween Puncleii baflet, dass Frankreich und Engclanit ihn
nicht vcrsieliern wollen, daas der Elbingschc Tractat mit seinen bei-
gefügten EIncidalionsjmncten bei Schweden solle angenommen werden,
und danebenst, dass man jener Seiten daruf bestehet, der Admiral
Updam solle still sein und mit seinen dort habenden Si'biffen nicht
agiren, wie die engliscbe Flolte auch nit tbuu wolle, w<izu man hie
nit verstellen will. Woraus dann ferner ist abzunehmen, dass man
hie wol inöcbte leiehllicheii zugeben, dass die jetzige Flotte unter dem
Viceadmiral de Ituyter nicht agire, wofern Fugland im gleichen
tbuc. —
Es ist ans Cöln bei gestriger I'ost biehin avisirel, dass 4000 fran-
zösisfbe Heiter den l'asa durchs Erzslift Trier gesinnen thäten. Der
Herzog von Neuburg hätte elf Wagen mit Munition am 4. huj. in
IXlren bringen lassen; so witrdcn auch die zween GRlicbsche Städte
Siltert und llinsbergeu fortificiret. Und ginge dort die Rede, dass
höcbstgcd. Herzog die Stadt Gulieh belagern wollte.
Aus Coesfeld wird hiebin berichtet, dass des Bischofs von Münster
f. Gn. das Chur- und Flli-stliche Schreiben, wobei sie I. Maj. abmahnen,
keine Völker nach Umbaut zu schicken, mit aller Höflichkeit excusiret
haben zu unterschreiben.
^düvGoot^lc
■ iler Kiil^diciiliiiisr.
Weiniaii an dcti KurOlrstuii. Dat, Hjiag 16. Jfai 165!).
|l)i(! FliKeDrüalung im hesti^n Gang. UpruJiig-'inlc ZusicliiTUiigeii vuu de Will.
WelmuD voll ZnvnrBicIit, Hcvorpiclipniler Friede zniücliPn SpatiJeii iind Frniik-
rtjch; venniilblidiiT KiuHufis <tesselbaii aurilie lipxiehnngcu EwiBchcn ^InglnDil iitiil
Kruukrricti. Duzu diu Krleis in Ku^laud; der ijtiirK des l'rulccturs; vermiithljcliu
Fi>lgKn lieseulliOD. Rtsuliite Nuliücalion dur GmmralstunUii an die Ix^iüun Ue-
undlen der Goticerlmäclile, Insfnictioii für de Itiijicr. Mutliig« Stimmung finf
der Flotlo nod altenlhalben. Nncliricht von cineni fili'greichen Gefecht V/aenv-
uaer's gegen dis Schweden. Düncmark. l'oteii.|
Die Flottenrüstimg geht fort; die seeländipfhcti nnd Maas-Schiffo sind l'>.
nirlilicli bercitE aut^gel.iufeii imch dem Oi't de): nendoK'VOiis, die Amsler-
daiiici' und friesii^clicn fioUen liereiCs unter Ses;ol sein.
Und Ijctheucrte mii- der Katli Pciisionariu» hei meiner Wieder-
kunft von Cleve und Amsterdam, daas es ilinen nunmehr ein Ernst
diimit sei und ich mich versichern möclite, dnss sie das englische
FriedenBwerk nicht länger anfiialten würde; mit Bc^eiiren, wir mtichtcn
uns dahero zufrieden gebeu und aufa vraigc keine Reflexion mehr
iiebmen; sie könnten auch wol sehen, daaa aus England bei diesem
Werke (weil der Herr Downiiig das erwartete Pouvoir nicht bekäme,
wie man vermeinet gehabt) nichts gutes zu erwarten stünde.
Wie weit ee ilime dabei nun Ernst gewesen, kann ieli niclit
Hagen. — Dieses aber, gnädigster Churfilrst und Herr, dieses ists,
was uns Muth und Hoffnung gibt, das uns stärket, das uns verursachet,
atlgemidieb zu glauben, der Htaat werde mit hineintreten, weil der
Himmel, weil die sclicinbare Hand Gottes sieb selbsten hineinmischet
und nunmehr in der That zeiget, da man aus fleischlichen Einsiebten
et nimio belli metu sich und die Freunde des Staats gar zu liederlich
dran gehen wollen, dass ee wahr werden niHsste, was wir Namens
E. Ch, D. in voller Versammlung der Staaten General sagten: wo der
Staat Dänemark und uns vcrliesae, so würden doch die Alliirtc sieh
von Ehre und redlichen Mitteln kcincswegea lassen wendig machen;
sie würden zu Gott und der gereclitcu Sache halten, sehen, wen Un-
treu treffen wBrd, und da Mensehen würden zagen, so wUrd der Himmel
sich öffnen und Mittel weisen, die gemeine Sache zu behaupten! Immer
haben wir sie gcconjuriret und ersuchet, sie möchteu nur einen Sommer
beständig bleiben, und mUsate gar gewiss inmittelst zwischen unsern
Feinden, ihres wunderbaren ZuStandes halber, Veränderung ftirfallen.
lud ist sulches endlich deromaassen erfüllt, dass es männiglich be-
kennet, dass es auch die allerungläubigsten mit Ver^vunde^uug an-
Hehen, dass es nunmehr an allen Orten ausbricht. Frankreich hat
14*
A-iOOt^lc
2J2 '- Brandcnbiirg nnd die Niederlande.
Friede mil Spanien, uud schreibet es der Cardinal mit eigenen Händen
in Dat. 0. Mai an Mona, de TIiou. Von guter Hand vernelmien wirs
aueb, dass ihm befohlen zu bcCärderti, dasB Holland die Flotte nach
dem Sunde Benden möge, wie denn auch der AmbaHsadcur seihst be-
kennet, er sehe nicht anders, als dass Frankreich und England sicli
ivol bald brouiiliren werden. Das Höchste aber und das FUrnebmste
ists, dass es in England bei dieser Conjiinetur, da alles in crisi summa
bestund, eine so gränlicbe Revolution abgegeben;') alle Welt reflee-
tirtc auf die Macht des Protectoris; diese Leute zitterten für seinem
Worte; Ehre und Treue wankten fUr seinem Dräuen — und nunmehr
ist's damit m weit gekommen, dass etliche ihn für verjaget, etliche
für gefangen achten; wie ihm aber ist, die Miliz ist zu London Meister,
das Parlament gcdissolviret, alles getheilet und das gemeine Werk
in einem solchen Zustande, dass gar gewiss wunderbare Veränderungen
obhanden seind. E. Ch. D. werden solches alles am Besten aus den
Beilagen vernehmen und . . . hieraus scblicssen, wo es möglich, dass
diese Officirer sich jemalen mit dem Proteetore können versöhnen;
wo es möglich, dass dieses Werk nicht noch andere Weitläuftigkeiten
nach sieh ziehe; wo es müglicb, dass ein so weitanssehender Handel
die Revocafion der Flotte nicht verursachen sollte, dass dennoch einige
Zeit dazu gehöre, che sieb alles wieder setze, ehe die Ombrages weg-
genommen werden krianen, und dass indessen daran nicht zu zweifeln,
diese Flotte werde heraus und also der Ausschlag des ganzen Werkes
a casu und von allerband ZulUllen dependircn.
Dieses wilre zwarn annoch zu i4)prehendiren, dass der Protector
bei so bewandten Sachen und nm Zeit zu gewinnen, dem Herrn
Downiug annoch möchte Ordre zuschicken, die alhie gejirojeetirte
Conditiones zu unterschreiben, wodurch die bekannte Leute in Hollami
sich abermnln möehten lassen äffen, oder dass der Admiral Montagu
inöclite mit der Zeit befehligt werden, dem Könige in Schweden gegen
Dänemark wirklich zu assistircn — man kann sich aber solches allzu
Bcbwertich einbilden, weil seine Sachen zu London nicht danach be-
wnndt sind und auf allen Fall es zu spät und sowol hie als in D.1ne-
niark die Sachen auf einem andern Fuss sein würden; allerniaassen
wir denn unsers Theits bereits dagegen arbeiten. —
Wir babens auch zicmliclier Maasscn bereits in die Provinzen
Hicssen lassen und empfangen von alten Oertern ziemliche Satisfactiou,
I Die Ueseiligiitig <lts i'ruletlurs Richard Cromwvll; vgl. '
«dl.' Cosdii.lilf IV. IT ff.
Aj.OO<^IC
Letztes ScbiraDkeD vor der Etil ecke! du Dg. 213
also das» wir liofien, der liebe Gott werd weiter uud weiter Segen
geben in bo gerechtfertig- und wolgemeinfer Sacbe.
Sobald sonßt der Estat die Briefe aus England erhalten, sind die
Ck)niaiissarii PacificatorcB zu den bekannten Ministri» gegangen und
haben pro forma gefraj^et, ob erwähnte Minititri annuub niebt fertig
wären, die projcctirte ConditioneB zu unterschreiben. Uud da der Herr
de Tbou zwarn Ja, der Herr Downing aber absolute geBsgel, er hätte
keinen Befehl dazu, so haben sie denenselbeu drauf gcreprääcutiret, der
:^laat wäre sclmldig, der Krou Dänemark zu assistiren, uiUssteu also ihre
Flotte ohne längern Vemug naeb dem Sunde senden, inmaaäseu sie
denn von der Generalität befehligt wären, sok'lies ihnen zu Dotiliuiren
und bekannt zu machen.
Worauf denn dieses auch erfolget, dass man darauf gestern den
ganzen Vormittag bis ad quartaiu iiostmeridianani an der Instruction für
den de Ruytcr und den Admiral gearbeitet und drin so weit ge-
komiuen, dass dieselbe, wie man uns »agct, in ziendich rigourcusen
terminis beschlossen und festgestellet worden '). Ist's möglich , so
werden wir derab die Abschrift suehen zu bekommen.
Und sagen die Oommissarii der Generalität, welche in Texel und
sonnten hie und dort in den Hafen gewesen, ditBs alles freudig und
frohe, der de Ruyter Über die Maasscn wuragcux und die Schiffe
alle mit einander trefflich an sich selbst und trefflich versehen wären;
also, wo der Wind ihnen diencte, dass sie in wenig Tagen Zeit würden
in der See sein können.
Die Admiralitäten seind auch nmthig genug, und aeind wir mit
ibDcn in Arbeit, zu übei'legen, wie wir unsere Fleuten etwa mügen
mit hinüber bringen, wozu denn bisbero einige in Holland noch wenig
Lugt gezeiget. — Wir hoffen aber, man werd nunmehr andere Ge-
danken schöpfen. Und weil sogleich der Herr Acidalius von LHhcek
in Dal. . . Mai uns die glückliche Ecncontrc des Herrn von Opdani
gegen die Schweden (wovon Holland per expressum Conmiunication in
diesem Augenblick mit grosser Freude begehret) überschrieben "), so
i^elien wir immer mehr und mehr, dass Gott mit uns im S|iielc sei und
es ein Greuel sein wUrd, wenn sich die bekannten bollündischen Frie-
dcDDi&cher noch weiter unterstehen wUrdcn, ihre Haud gegen die Ehre
des Vaterlands aufzuheben.
') Vg). dagegen deo char&kteriBliscIien Briuf von de Witt od duD Admiriil
Wasseaaer :□ Secret. Resol. II. ä3ff.
') Das kkioe Seegefecht bei der Insel Peliuiero, vowoa fufeudorr Carol,
'iusl. VI. j. 7 berichtet.
^aovGoOt^lc
214 I- Brandeobu[^ Dod die Niedisrlandtt,
Der König von Dänemark hcHfund auch noch fest« uml hat uns
desselben Maj. dureh dero. hiesigen Residenten danken lasuen für un-
sern Eifer, den wir bei diesem Werk allerends verspüren lasHen.
Der Gesiindte nach Polen, Iloiinrt, ist naii wiiklich abgetcist, wie W.
|i>rmfll von der Ueiieralität angezeigt wird.
Weimaii an den KuifUrsten. Dat. Haag 19. Mai. 1659.
[Das Sougefecht bei Fuiimeni. Furt<;uug der GoDcertverliandlangcni Stimmi-u
iliigegen; svltsttmu AnBicIiten übur die neusten Vorgänge in Kngland. Duwoini.'s
niriiu Instruction. nesehloBsenc Kiniiprnclie der hrandi'nbnrgischen udiI dSnisobon
(Jfsandten. Do Witt verkündet diiii nahen Abschluss; seine politisciiBn üriindt-
dufür. Holland wird es über die andern I'rovioKen davoutragen.j >
la. Mai. Hiedcr unserer jüngslen unterth. Uelation vom I(i, dieses hat man
alliier die crfrculielie Zeitung, wasmaassen der von Opdani die
Huhwedeu geschlagen und uacli einem scharfen Gefcehte gezwungen,
die öee zu räumen, haufenweise erhalten; wiewol wir tmscrs Ortes
annoch nicht evselien können, dass es mit dieser Zeitung so gar richtig
sei, indem wir es dafUr halten mdssen, dass es allen Umi^tandcn nach
nur ein Gcsdiützgefceht, gewesen ') und, da was sonderliches fllrgc-
gangen, dass solches ex postfacto mllgse erfolget sein. —
Wie ihm aber ist, so hat es der gemeinen öaclie keinen Schaden
gethai), sondern die Glieder der Regierung hie und dort, sonderlich
da alles eben auf dem Scheiden bestund, in einem und anderem nicht
wenig animiret, —
Da man nun Ilber dieser Sache in der Generalität vielfiiltige De-
batten gehabt, vernehmen wir, dass etliche Provinzen drauf bestanden,
man könnte darunter mit Fundament nichts schliessen, wo die Deputati
der Generalität nicht vollkommene Ouvertüre tlinu wBrden, wie es
denn eigentlich mit den Tractatcn, welche man die verwichene Zeit
mit den ausländischen Ministris entworfen, bewandt sei; und dass
darauf erfolget, dass erwähnten Deputatis auferlegt worden, vollkomm-
lieh darunter an das Corpus zu rapportiren; allcrmaaseen denn auch
jrcschchen . . .; und da«a darauf am folgenden 17. dieses der liath
l'ciisionariuN von Holland zur Versarandung gekommen und bekannt
fiemacht hätte, wasmaassen der Herr Downing endlich vorigen Abends
Keinen Expressen aus England bekommen und nunmehr bevollmächtigt
') Wie anch Pafendurf I.e. augibl: „ita erninug rtuidem machiuie aÜijuan-
diu auenime [Higniitunr'; dann Irieb der fiturm die Küniprenden aus einander.
A-iOOt^lc
LelitcB SchivnDben vor der Rulscliciduag. 215
wäre, die jUngsthin geprojeetirte Tiactaten zu rcaBSuniircn und auf
gewiesc MaasBC zu SclilusBe zu bringeu; dalicro dass ca die Notli er-
rnrdcrn wfird, dasa die Deputat! der Generalität sicli mit beiden aus-
liDdlBchen Ministris zuBammenthuu und zum wenigsten vernehmen
mijchten, was denn aus diesem Werk endlichen zu hoffen sein würde;
und dags man's zwar ins gemein dahin liabe gestcllct sein lassen, je-
doch aber etliche gnugsam ihren Missfallen darunter bezeiget, auch
uirlit unterlassen hätten anzuweisen, dass dieses Ding nbernialcn nui-
ein lauter Griff sein wtlrd, den Estat wiederum in Schlaf zu wiegen
uDd zu amusiren; es wäre nicht glaublieh, dass ein Expresser ange-
kommen, und das Londisclie Werk nicht deromaasscn beschaffen, dass
man vom Protectore in solchen Sachen so geschwinder Resolution hätte
^wärtig sein können; es wäre endlieh dennoch aber bei der vorigen
Kesolution verblieben.
Und mag wol nicht wenig dazu helfen, dass die Führer dieses
Pacificationswerkes, sonderlich die Herren de Witt und de Groot, der
Meinung sein sollen, dass die ganze englische Kevolte nur ein lauter
Spiege Ige fechte und siniulirtes Werk sein soll, gestalt daraus die In-
flinafion des Volkes zu vernehmen und darnach in weiterer Anstellung
der Regierung sich zu reguliren und zu richten. Wiewol viele vcr-
nDnttige Leute darunter mit ihnen gar nicht einig sind nnd es billig
ilafür halten, dass alle solche Sachen, welche in Engtand filrgegangen,
nicht nach einer Simulation schmeckten, sondern die einigsten Mittel
wären, dem jetzigen Proteetori den Garaus zu machea- Es wäre ja
wol eine gar erschreckliche Simulation, sich fangen, besetzen, zwingen
Vi lassen von seinen eigenen Offieierern, und, was noch mehr ist, an-
deren die Revue der Miliz, die Besetzung des Towers und sonst zu-
zulassen, ein Parlament gcwaltthätig zu dissolviren, dessen man doch
per pluralitatem votorum absolute mächtig und Meister war.
Für nlie Fälle wird mit deu befreundeten Ue^iiiidtcn Überlegt, was zu
iban sei, wenn etwa Dowiiing ernstlich die Traetaten wieder in G;ing
Wngen wollte —
wir verglichen uns dahin, wir wollten allerseits unser bestes thun, den
Estat von so nachdenklich und gefährlichen Traetaten und Confcrenzen
ZQ divertiren; unS sollte zu dem Ende der Herr Gharisius am 2().
diecea .\udienz in der Generalität nehmen und daselbst ein sehr nach-
drückliches Schreiben seines Kiinigs nicht allein überliefern, sondern
auch dabei eine solche Proposition thun , dass der ganze Estat sehen
könnte, dass I. Maj. von Dänemark lieber alles leiden, als sich Ge-
setze geben lassen, dahero eher alle Extrema ausstehen als den Roth-
A-nOO»^lc
2XQ L Braodeubuig nod die NiederlaDde.
schildischen oder parficuliere Traotaten belieben wUrd '). Wir unsere
Ttieils wollten darauf das gleiche thun, und aollte darauf der polnische
Resident folgen und begehren, der Estat möchte sich rotunde er-
klären, ob sie bei der gemeinen Sache gedächten zu stehen oder
nicht; und wollten wir einander behilflich sein, darunter solche
Dednctiones schrifllicb einzustellen, dass vielen angst und bange wer-
den niöcht«, ehe sie deren ungeaelitet zu weiteren Unbilligkeiten re-
solviren sollten. —
Inmittels bin ich gestern mit dem Käthe Pensionario von Holland
über diese Händel in eine besondere Conferenz gerathen, wobei er
denn nach vieler Bezeugung, das» er's wol meinte mit E. Gh. D. und
ilass er seinem mir vor 8 Tagen gegebenen Worte zu Folge ailes in
voller Vertraulichkeit mit mir communiciren wollte, nach der Längre
erzählete, was bis selben Tag in der Sache fürgegangen und dass
endlich alles darauf bestände, dass der Herr Downing nunmehr ex-
gircsse Ordre erhalten, näher zu tractiren und zu schliessen.
Die Sache hängt nur noch an Ceremouialien, indem England dabei die
„Vorstelle" vor Fraükreich verlangt — „gar eine zu grosse Impertinence"
Dieint de Witt, für einen „Proteotor, welcher in effertu doch nichts als
ein Minister, ja wol vielleicht in selbigem Augenblick gar eiu Privatus
wäre". Im übrigen aber wird mnn sich vereinbaren; wobei de Witt trotz
der lebbaften Remonstrationen Weiman's verbleibt.
Die Seele aber seiner ganzen Intention bestund darinnen, dass er
mir im Vertrauen meldete, sie mtlssten der Zeit weichen und wllrd
solches dem gemeinen Wesen nit viel schaden; es wäre die Haupt-
niaxime dieses Staats, s<dang es die äusserste Noth nicht erforderte,
mtlssten sie mit England nicht brechen; die Zeit wtlrd Rosen bringen,
die Traetaten würden langsam dahergehen, Dänemark bliebe inmittelst
in seinem itzigen Zustande, Schweden zehrte sich heimlich auf, Polen
könnte ja inmittelst in Preussen kräf^g agiren und England zu solchen
Revolutionen verfallen, dass es dem Estat ohne Muhe sein würde, die
alte Consilia gegen Schweden wiedeiiim zur Hand zu nehmen und
ohne Gefahr auszuführen; ja, wenn auch Dänemark particulatim trac-
tiren müsste, so wäre solches für die gemeine Sache so nachdenklich
nicht, als dass dieser Staat mit England in die Hiyire gerathen und
durch unglückliche Bataillen zu Grunde gerichtet werden möchte ....
AVUrden wir dahero wol thun, da wir uns zufrieden gäben und E.
('h. D. versicherten, dass sie alles mit Ehre und gnugsamer Sorgfalt
überlegen, dahero nichts thun oder eingehen würden, welches nicht
') Vgl. Aitzema IV. 3»3.
DqitzedüvGoOt^lc
Letites SchwaDkrii »or d. Kiiteclieidong. Dua IlaoFccr Concdrt v. 21. Mui. 217
ealweder die unvermeidliche Noth oder das gemeine Interesse erfor-
dern wflrde. —
Inmittelst vernehmen wir, das» oftbcraelte Ministri diesen Nacli-
mitta^ bereits mit den Deputatis der fUrsitzcndcn vier ersten Provinzen
in Conferenz gewesen, ohne dass wir nnnoch erfahren können, was
(Ubei fDrgegangen sein möge. — Zwar gehen Groningen, Obcryggel
und Frie»land merklich zurllok und t>eind mit diesen Hündelu nicht
gar wol zufrieden. Wir können uns aber niclit gar zu grosse Hoffnung
tialiei machen, weiln wir immer ttlrchtcn, wenn sonst niclit Verände-
mog vorßiUt, welche unsern Remonstrationen Luft und Kaum machen
nuVhte, cb werd Holland doch endlich alles nach Hcincm \Villen em-
portiren.
Die Geueralstaateii an den Kurftlrsten. Dat. Haag 22. Mai 1659.
[OfGciellt) Nolification vom Absuhlnss ilus lluagur Couci>r(CB.|
Zeigen ihm an, diiss gestern zwischen ihnen und den Ocüandtcn von^2. Mai.
Krankreich und England ein Tractat t;esclilo.iEcn woi-den i)>t „toi Tindiugc
van eeu eerlicke ende versceckerde Vied« tasc-hen de Couingcu van Swi'dcu
eude Deuemarcken ende oiu te rcatabilicreu de Cuuimcruc ende TralOu«) 0|i
de Oostzee": sie ültertiL-Dden ihm Abschrifl des Art. VII des Trattitts und
fordern ihn auf, seine Oesaiidcen zu den Verhnndlnrgeu zu senden, da die
luieres^ea Brandenburgs dabei durcbnns gewahrt werden trollen.').
Der Kurfürst aii die Geueralstaateii. Dat. Feldlager liei
Friderichsode 26. Jlal 1659. C<^onc. Scliwerin.-)
jGegi'u das j^i^aoblüasene Cuueuit. Dusselbu kuiniiit uur dcD tic1iwud<!u zu liuiv
DDd ihren ^eineinschäd liehen Plätien. Die Stellung des KiiDigs von Dnn«inarh-
UerKurrürat lehnt ea ab dem Concerl beizutreten. Kroiahniingzur Standhudigkeil.!
E. H. M. Sehreiben vom 22. Mai ist alhier wol einkommeu etc. 5. Juui,
Nun möchten Wir wol von Grund Unserer Seelen wBnfchen, dass die
') Der Vertrag vumai.Mai lt;59, gedruckt u.a. in Secrete Resolut. It-töff-
Aiti^m« IV. 3**3ff. — Art. VII. b.'SHgt, daae Frnukreicli und Knglond eich bt-
mülieo wollen, die Ratificatioo und Ausfiihrung dea Elbinger Trnclates zwischen
.''chweden und den Niederlanden vom U. Sept. lüüiWvgl. oben. p. 6» ff.) zu bewirken,
uad dasa der üurrUrst von Brandenburg und die älaitt ifauzig der Vorthvile
ilie^i's Traclatee tbeilhuft werden aulleu, wenu aiu binueu eiueni .Mouut aich niil
ihrer lucluaiou in deuaelbeu einverstanden erklären. Art. VIII bestimmt, daio
die InlereKHen des Kurriirsteu gegeoulicr dem Künig von ä^'hwcden freu niUch oft-
lieh Burgenoniuieu werden und zu diesem Zweck acino Gesandten zu den bevor-
iieheDden Verbaudhingen zugelassen werden sollen.
') Vgl. aaten p. 224f. «. d. 5. Juni 1Ü59.
^aovGoOt^lc ■
g]^g I. BrandpDburg und dio Niederlande.
gegenwärtige Conjuncturcn und des Feindes beständiges DesBcin der-
gestalt hescliaffcn, dass durch dicecs Mittel ein allgemeiner beständiger
Friede gestiftet werden niöclite, so sollten Sie gewiss im Werk erfahren,
daes niemand sei, der solche Ihre gute Intention mit melirem Eifer
secundiren, Ihre anwendenden BemQbungen höher rühmen etc. . . .
würde. Wann Wir aber E. H. M. Zeit währenden dieses Krieges ge-
führte tapfere Consilia und boclivernUnftige Resotutiones betrachten
und dabei dero eigenes bobea Interesse, welches Unseres gänzlichen
Ermessens gewiss auf solche Art nimmer salvirt werden kann, be-
denken, so würden Wir gewiss wider die treue Freundschaft und auf-
gerichtete Verbttndniss, wie auch die Uns bishero erwiesene Affeetion
handeln, wenn Wir E. H. M. nicht offenherzig vorstellen sollten, wie
durch das communicirte Project von dem allzeit rühmlich vorgehabten
Ziel sehr weit verfehlet und nichts anderes ausgerichtet werden wird,
dann das» die kostbare Zeit, wirklich zu agiren, vergeblich hinge-
bracht, die Krön Schweden in ihrer unersättlichen Begierde, dero Des-
seins auszuführen, gestärkt, der Krieg nur von einem Ort zum andern
transfcriret, die Unschuldige bedrängt, verlassen und gleichsam dem
stetswährenden Dominat der Krön Schweden untergeben und in summa
alle der gemeinen Wolfahrt zugethane GemUtlier von E. H. M. alie-
niret und zu andern Gedanken gebracht werden.
An E. H. M. löblich guten Intention haben Wir im geringsten
nicht zu zweifeln, und ist gar nicht ungemein, daes der Feind selbst
oder durch dessen Freunde die allertapferste Conailia, unterm Vorwancl
grosser Friedensbegierde, zu Zeiten irre mache — gleichwie aber der-
gleichen betrdgliches Vorgeben bei wolintentionirten Regierungen nur
auf eine geringe Zeit einigen Effect haben kann, also zweifeln Wir
nicht, E, H. M. werden in ganz kurzem selbst gleichsam mit Händen
greifen, wie alles dasjenige, was im Haag abgehandelt, allein den
Hchweden zn gefallen, ohngezweifelt auch auf deren Veranlassung ge-
schehen. Wobei Wir der tröstlichen Hoffnung leben wollen, E. H. M,
werden von nun an das gemeine Werk desto vigoureuser angreifen,
so viel mehr Nachtheil dasselbe durch die bisherige Cunetationes und
gemachtes I'rojcct erlitten. —
Wir stellen es zwar dahin, ob die Kgl. Wrd. zu Dänemark sich
dergestalt in einen hochschädliehcn Frieden einlassen werde; dieses
aber bitten Wir allein, E. H. M. belieben wollen zu erwägen, was Sie
und Ihre Posterität selbst vor unwiederbringlichen Kchaden und Nach-
tbeil daraus haben wtirden, wenn selbige Krön dergestalt subjugiret
und alle Vortheil in der Ostsee in Händen der Schweden verbleiben
A-iOOt^lC
Protest des Kurfureteo gegun das C'oncort. 219
sollten; und ob nicht nllein (iurcli den Rothsctiildiaclien Fiiedcn (woran
iicli doch die Schweden nimmer vergnügen lassen werden) die Freiheit
Ihrer Commercien gnuggani gesperret nnd die Schweden dasjenige er-
langet, wovor E. H. M. Vorfahren lieber Gut und Blut verloren hätten.
Wie ungchuldig auch Dänemark hiezu kommt, solches ist E. H. M.
selbst guugBam bekannt, und geschiehet deroselben daran gewiss Un-
recht, dass in dem jetzt gemachten Project der Schweden unerhörter
Fricdensbmch noch justificiret und das Werk darauf genommen wer-
den will, ob wäre dieser Krieg Über die nicht beschehene ErfUllung
der Rothschildischen Tractateu entstanden. Der ganzen Welt ist be-
kannt und offenbar, dass an dänischer Seiten alles und jedes, an
ischwedischer aber niclit das allergeringste adimpliret worden. So viel
herrliche Provinzen, welche der Krön Schweden abgetreten, seind des-
halb mehr denn ein gnugsames Zeugniss.
Eines ist nur, dessen die Kgl. Wrd, zu Dänemark beschuldigt
werden kann, dass dieselbe nämlich Kur Iluiitür l'rsach gegeben, in-
dem dieselbe, auf der Schweden inständiges Begehren, sich nicht ob-
ligiren wollen, £. H. M. und anderer Benachbarten KriegsscIiiifL'n die
l'assage durch den Sund zu verwehren. Xaehdeni aber Frankreich,
England und E. U. M. dieses Ihnen also zuträglich crmessen,- das»
?>ie auch selbst in oftberlthrtem I'roject zu Ihrem Besten sich verbun-
den und einen solchen Dominat von der Krön Schweden uicht gedulden
wollen; so lassen Wir E. H. M, dero hohem Vei-stand nach selbst ur-
(heilen, ob nicht die Krön Dänemark viel mehr meritire, dass sie
dieses Ihretwegen erlittenen Unglücks lialbcr mäehtiglich supportiret,
denn dass dieses Ursach sein sollte, dergestalt ahandonniret, zu einem
i^chinipflieheu, hijchst schädlichen Frieden forciret und in einen so
unglflckseligen Zustand gesetzet zu werden. —
Wie dem allen aber, und was hierauf weiter erfolgen und von
der Krön Dänemark beliebet werden mochte, so ist doch E. H. M.
l'ni^er Zustand und Gelegenheit, und das» Wir nicht allein mit Däne-
mark, besonderu auch mit andern gegen Schweden in Bündniss be-
griffen, bekannt, und werden Uns dahero niclit verdenken, dass \yir
liabei fest und unven-üekt halten, bis der AllergUtigstc Gott einen be-
ständigen und sicheren Frieden verleihen wird. Denn ob zwar E. H.
M. vermeinen, dass Sie Uns mit der Krön Schweden vergleichen und
uehst Frankreich und England garantircn wollten, so wUrdc doch
ai>lcheB Unsere Ehre nicht salviren, wenn Wir die mit der Krön l'olen
aurgerichtetc genaue und feste Verbdndniss ... brechen sollten; zu
gcschwcigen, dass ... die Intention der Schweden helle und klar am
A-nOO»^lc
220 '■ Braa(I«ubuTg uod die Niederlande.
Tage lieget, den Krieg an einen andern Ort zu pflanzen ; solches aber
nirgends geschelieti kann, dass Wir nicht allemal das Theatriun in
Unscrn Landen dazu aufrichten lassen und nach geendigteni Krieg
von dem Unsrigen der Schweden Begierde ersättigen mlisstcu,
iDmittebt aber dankcD Wir E. H. M, freund- und nachbarlich flir
Ihre tragende gute Sorgfalt, ersuchen dieselbe ferner dabei zu ver-
liarren, vornehmlich aber, dass Sie dieses gegenwärtige Werk wol
überlegen und sich dabei erinnern wollten, wie E. H. M. bowüI die
Kgl. Wrd. zu Dänemark als auch Uns selbst unaufhörlich und docIi
gar neulich durch reiterirte Schreiben etc. . . . angcfrischct, Ihre Be-
ständigkeit so hoch betheuert, dass es dicserseits eine grosse HlaKinc
gewesen sein würde, den geringsten Zweifel daran zu haben; und
demnach das angefangene Werk zu Ihrem unsterblichen üuhm . . .
vigoureusement augrcifcu und sich diireh keine fernere schiidliche Per-
suasiones von Ihrem rühmlichen Scopo divertiren lassen wollen. —
Weiniaii aii den Kiirfllrsteii. Dat. Haag 23. Jlai 1659.
IFruultreich will dua C'üucert returdirvu VorwiiTt« ZuslSude in KuglaDd; Bicharit
Oromwell und Fleetwuod. Deniiucb de Witt für das Coticert. Leichtere Urtheile
über die Wicliligküit der Sache. Die l'hiMppiua Weiman'e gegen das Cooceri.
Kudlidie Uulerauicbuung des Trautales. W. gluubt uu seine Nichtigkeit. Ui«
Flutte de Rujtur's bereila ia See.|
i. Am verwichcnen 21. dieses kamen die Zeitungen ans Frankreich
und England ein, beide vom . , . Mai, worin eines Theils der Friede
mit Spanien continuirte . . . und sonst berichtet ward , der Hof hätte
an Mons. de Thou albic gemessene Bcfehlieh ergehen lassen, sich
mit hiesigen Traetaten nicht zu übereilen, sonderu dran zu sein, dass
der polnische Friede zugleich oder wol gar zuvor befördert werden
möchte.
Dagegen liefen die eDgiiscbe Zeitungen derogestalt hinzu, dass
alle Briefe schier mitbrachten, der Protcctor wäre wie ein Gefan-
gener ohne Macht und nur zu einem Privatstandc gedestiniret ; der
Herr Flectwoud aber alles in allem, also das» er mit seinen Offi-
cirern das ganze Werk nach Gefallen triebe; Thurloe gefönglieh hm-
gesetzt, andere noch auch verworfen, und in Arbeit begriffen gewesen
wäre, das alte grosse Parlament, welches vom Jahr 1C49 bis Ifö3
gesessen und auf nichts als auf rcpnblicaniscbe Maximen gegangen,
wieder cinzurufen und durch dasselbe alles, was Zeit her der Prolecto-
rischcn £egierung fUrgenommcn, aufzuheben und zu verbesserü. — I»'
A-iOOt^lC
Der naager Tractot vom 2t- Mai. 221
1 ileno wol nunmehr gnugsam priiellet, dasa es kein Spiegrel-
gefeclite geweecn zwischen tliesen Sehwähern '), und es wol zu ver-
mutiien, dasB der eine dem andern nit wol würde können weichen
sine caede et sangnine; ja dasa auch Flcetwood, wenn er alles em-
portirete, doch Bcliwerlich eine Bepublicq richten wllrd, wciln er sich
iisdem artibus wUrd mtlsaeu consei-viren, womit er sicli herfllrgezwim-
gen, und das erste Exempel in der bekannten Welt geben wDrd, dasa
ein Krie^sheer anders ala Monarchen gegeben, und da diescx lange
halanciren sollte, dass solchen Falls die Miliz sich nothwendig wllrd
mfissen theilen — also zu bedenken sein, ob nicht nach so i>ewaDdten
8acben dem Könige die Tliür geöffnet wUrd, anf seinen Thron wieder
m gelangen. Wie es aber wäre, so stunde England ohne Haui>*, die
Kegierung ohne Autorität, die Ministri ohne Charakter, also dass mir
der Herr Rath Pensionarius von Holland selbst sagete, der Herr Nieu-
poort Bcliriebe ihm, mit dem Protectorc wäre es gethan,
Und vermeinten wir auf solchen Grund, dass man nunmehr doch
in Holland sich nicht länger wUrd lassen ätfcn, sondern die Augen
üffoen; allermaaäsen auch die meisten Itcgenten dahin schienen zu
zielen. — Ea währete aber nicht lange; der Herr Downing, ward
gesagt, triebe auf den Schluss der projeetirten Traelaten und hätte
»ch dabei bedenken lassen, man inUsste schliesBcn oder brechen.
Und folgete also darauf, dass ich mit dem Rathe Pensionario von
Holland zur Conferenz kam, wobei er mir viele Dinge und Kationes
zu GeuiUtlie fllhrete, warum mau billig zu schliessen.
Lange Ausrührnng von de Witt und Remonstratio nen Weiman's
Jagegen; uliue allen Krfolg.
Wir entschlossen nun darauf so viel möglich dagegen zu arbeiten,
sprachen mit verschiedenen aus Holland, mit denen von Amsterdam,
aus den ProTinzen und fanden bei vielen viel gutes Willens, bei den
meisten Unwissenheit und bei allen eine gräuliche Furcht für England,
besonderlicb aber dass sie vermeineten, mit diesem Tractat würd doch
nichts gethan, sondern verhütet werden, dass man England durch
Kuptur von aussen nicht inwendig wieder einig machen möchte; der
Kest wären Grimaccn und könnten sie nicht sehen, dass" was sonder-
iiches daraus werden wUrd. —
Wir atiesaen uns aber nicht daran, sondern macheten, dass der
Hen Charisius folgenden Tages darauf Audienz suchete und dabei
'1 I>. b. dem gewaseiien Protector Ricliari] Cromwell und dem jetzigen
Fühnr der Armee in Rn^lnnd, Flpctwuod, dt-r mit ICit^liarda idcliwpHter
Briilgi-l verhfiralliel war.
A-nOO»^IC
222 T. Brntiilcnhnr? und die Nidlcrlanilc
prnponiretc und tlbergab, wie die ßeilo^eii ausweisen'); den andern
Tags thaten wir in einer treffliclion Frequenz de«g:lcielien [Beilage),
und können wir E. Cli. D. w>l Yersiehcrn, da^s wir unsers Tlieiles eine
überaus grosse BestUrtzung der Genilitlier vermerkcten ; und wie wir
naeli Art der Baelie mit einem mehr als gCKölinlicIien Vigore redeten,
dasB es zwarn so viel verursachet, dass man sieli lange gezauket uud
geselilepfet, ehe man einig geworden '),
Wenn aber dennoeh der Herr von Gent und der Ralli Pensio-
narius als Primi üeputationis mit einer unglaublichen Opiniastritilt das
Werk getrielien, . . , s« ists dennoch endlich dahin gediehen, was wir
auch gptlian, dass man wieh, der einer nach dem andern, lassen ein-.
leiten und dass also der Sehlnss geworden, dass man sich mit deu
Ministris zusammcnthun und den Traetat unterseli reiben sollte. In-
maasscn denn solches auch deromaassen erfolget, dasa den 21. dos
Abends um die Glnck !t dieser so fataler Traetat völlig unterschrieben
und die wunderbare Cnniödie, welche mit so vielen wunderlichen Ver-
änderungen, ungleichen Mitteln und verschiedenen Sentimentcn und
Zufällen getrieben, endlich so uDvermuthlieh ausgespieiet worden, als
es niänuiglich dafUr hält, dass niemaln einiger EITect drauf erfolgen,
Houdern alles entweder in sich selbst zerfallen oder den Urhebern (die
wol gewiss particuliere Passiones bei dieeem Werk gehabt) noch zuletzt
ihren wolverdienten Lohn geben werde. —
Ueber dem ist die Flotte filr 4 oder f) Tagen mit 80 trefflich
gutem Winde ausgelaufen, dass man glaubet, sie sei schon im Sunde
und schwerlich zurückzuhalten, also dass alles bereits möchte ge-
schehen sein, was diesem Traetat zuwider ist. Wir wissen noch nicht.
') Fehlen; vgl. WicquAfort II. ri82.
*) Uieae Rede Weimau's vor den tieDeraUtoaten ist gedruckt bei Aitzema
IV. ys7— 392; oiu merkwürdiges SpecimcQ politischer BcredtBamkeit, welches
damals offuiibur ßroases Aursulien erre<;le vgl. Wicqnefort II. .'•(StlT). — Uus
haiidschririliche Exemplar, wciclies bei di^r Uelaliou Weimau's eich findet, ist
(nach einer von Herrn GR. Ur. Ilaesul mir rreimdlicli milgetlieillen Vei^leiclmng)
unvollstüpdig, es enlbäli nur ungefähr ein Drittel der gedruckten Rede und bricht
in dem Ailzemn'scheu Tust p. 390 col. 1. Z. G v.o. ab; aber auch bis dahin
fehlen in der Handschrift mehrere längere Stellen. Nach der Art dieser Text-
verscbiedenhcilen liegt die Vcrmulhiing nm nächsten, dass die handschrinlichc
Beilage zu Weiman's Relation ein Fragment der nrsprünglichen Redaction der
Rede ist, wie sie von W. nirklich gehalleu wurde; nschmula hat er dieaelbe ver-
muthlich (wie bei Schriflslücken dieser Art oft geschah) auch als gedruckte«
Flugblatt verbreiten luosun und bei dieser (iulegenheit einige Krweilerungru vor-
genommen; nach einem solchen Rlatt wird dann Ailzcma ilje Ri-dc in seinem
Werke abgedruckt haben.
A^iOOt^lC
Ucr na«g.!r TrncUt v,.r.. -21. Mui. 223
iib die Trans|)ortsc1iifre mit ilcme de Ituyter mit ausgelauleu, köuucus
aber seliwerlicli glauben. — .
Weimaii an den KurOirsten. I)at Haag 2(5. Mai 16ö9.
tUnlPtreilnnK mit dr Thon. Dio CnnrcilmächlP nicht sehr eiiiiß. Rii^tor nnter-
wegs mit der Flotte: llofTniin» ouf Pineti rimHii^t ilesBclhen mit der cnRÜticlici]
Flolle. Hirricht Oiidam's über das ]vHtc Siitrefffii ; Uniiurripdi'nheil mit ihm.] ,
Lebhafte Auscinniulersttziiiig Wciiiiiin's mit dem riniizOüiKuhcii Ue-26. Hai.
saudtPii de Tlioti Gier das Hunger C'oiieeit.
Wir veriialiiiien nachgehend, dass cfl ilimc dcroiiiaasscn /u Herzen
gegangen, dass S. Exe. einen ExpreBBcn drauf naeli Frankreicli ge-
Kcbicket. — Wir nierkca danebut aueb wol, dass ttie dem Staate au<.'h
iiiclit allerdings suclien zu balteii, was wegen de« Sand» niul der Ra-
tilieatioii de» Klbingiücheii Trai-taten verglioben worden, indem sie selbst
zu verstehen geben, nmn werde den König von KrJiweden dazu nicht
dinponiren können. Und nmss Honst nncb was dahinter stecken, das
noch Handel geben dürfte zwiselien ihnen allen, weil sie die Ministri
Bedenken tragen, dalicro dem Katai abrathcii, unR ud<1 andern Ministri»
die in der Generalität gedecretirte Comnmnieation widerfahren zu
lassen. — l'nd ditnket uns, wo die Sachen in England sich weiter noch
in Confusiou setzen, wie vermuthlicb, und der König von Dänemark
indessen beständig bleibet und bei der Partei hallt, man werd alliie
noch einmal so leicht wieder zurflcktreten, als man liederlieh sich
durch Kureilt für England von der Partei hat lassen abschrecken.
Wozu denn dieses kummt, dasB der Kuytcr mit einem bber die
Maasse trefflichen Winde bereit« weggewesen, als man hie gesehlosseu,
uud dass mau ilmi zwarn alsforteiis naebgeschicket, aber, ncscio quo
fato, das rnglltck gehabt, dass man in langer Zeit noch Pinek, uoeh
(ialeott(Bn gar war alles weggelaufen) bekomme» können, um in die
See zu folgen; und das« man also nicht wenig besorget, ehe dio nahem
Ordre» folgen können, der Ruyter bereits im Sunde und mit den Eng-
lischeu (welche in instructioiic haben, sie nicht [lassireu zu lassen)
bereits geengagirct gewesen sein möchte.
Also seind auch Schreiben des Herr Üjidam's angekommen In
Dat. 12. und 14. Mai, worin zwar berichtet, dass er mit den Schwe-
dischen zusammengekommen, und mau dieselbe einmal so weit be-
reichet gehabt, wo dem dänischen Adniiral Itielekc das Mastscil nicht
weggeschossen, dass man sie ruiuiren können, hernacli aucli, weilii
Itielcke noch nicht wieder fertig, daws er seines Theils sie auch
laufen lassen; worltber denn die Generalität und mauulglich heftig
224 ' Drnmlenburg und lÜf Niederktiitp,
aicli gcalteriret und viele sich vernclimen laaseD, erinelter Herr Op-
el am hätte Bicii Ehre und Leiten damit gnugsam sclbftt abgcscbrieben.
Er füget aber doch cndlieb noch dabei, er gedenke von E. Ch. D.
Völkern in Füliuen hinUberzubringen und . , . ') zu entsetzen ; woraus
denn dermalen die Sachen deromaasscn gealteriret sein könnten, da»«
alles daRJenig, was man alhie getractiret, zu Wasser werden, und von
selbst zerfallen dürfte; zu gcechweigen dass man flirehtct, ein und
andere Provinzen möchten ihres Theils auch die Ratilication noch
diflicultircn und das» also . . . diese so lang gewährte ärgerliche Händel
auch vielleicht gegen den Dank derer, die sie dem Estat aufgedruu-
gen, gar einen andern AiiBscblag, als sich etliche eingebildet, nehmen
könnten.
Weiman an de» Kui'flirsten. Dat. Haag 2. Juni 1659.
[Die Sciiilniig der Transpontlatiill.i aurgeguben, li'ic Hpa ni seh- frnnzüsi eben Pric-
deiiBvcrbnodlungcn.)
i Die Transportschiffe werden nicht kommen, weiln der dänische
Resident mir heute berichtet, dass die Schiffer sich durch Sentenz bei
den Wasscrriehtern zu Amsterdam lassen lossprechen und. also gede-
bandiret, der dänische Commissarius Marselcs auch gecondemniit
sein soll, die ganze Fracht und zwar auf eine solche Maasse, als
hätten sie bereits Dienst gethan, zu bezahlen.
Gar gewiss isls sonst, dass der Secretarius der spanischen Am-
bassade alhie ausgibt, dass Spanien mit England so gut als verglichen
sei, und dass also viele alhie nicht wenig apprehendiren, dass endlich
der ganze Kriegshandcl von allen Seiten her sich auf diesen Staat
ausgiessen dürfte.
Der Kurfürst an Weiman und Copes. Dat. Feldlager
bei Fridrielisode 26. Mai 1659.
jl'lan aur die Insel FuhncD, Unsichcrheil, was von Opditm ond der niodcrlürd.
Flotle zu crnarlen ist. Was der Kurfürst alieio verlaugl.j
5. Juni. Ucborij endet die Antwort »af eiu ihm dieser Tngc zugegangenes tjctirei-
heil der GcDeralstaateu, zur Uubeneichuug an dieselben'). — «Uus würde
sonst lieb seiu, wcuu dieües tichreibeii etwas divulgiret weiden könnte- ')".
'j Unleserlicli.
■') Vgl. oben p.217fF,
') Dieeeni Wunsch entsprechend ist dieses Schreiben ins tIoliÜDdiacbi> Über-
setzt und nls Fliigblalt gedruckt wnrd.-u: Brief vnnde Rcnr-Vnr^t van
„A^iOOt^lC
ßa3 Hasfcer Conccr). Plan f^egen Fühoen. England. 22*)
Im übripen melden Wir Eucli gnäd., (lasn Wir gleidi itzo in pro-
dnctu aeiii, die InHul Fiilinen r.u attacquiren, geHtalt denn alle Antitalt
iirrpit daitu fertig, alBo Aas» Wir Uns getrauen, näclixt götlliclier Hilfe
innerhalb wenig Tagen glQoldirh damit zu Werk zu l(oninien.
Nur allein lieget Ins diene einzige Consideration dabei im Wepe,
ilane der Admiral Opdam contraniaudiret sein möclite, sieli der Alliirten
nicht anzunehmen, daliero es dann leiclitlich kommen könnte, dasH
man von der Keliwcdisehen Flotte auf der Inmil beseldo^Bcn und alle
Lebensmittel, welelie man darauf bringen lasKcn nmss, abgeHeli Bitten
werden niöeliten; welcbcH dann inRondeHicit an kaiserlieber Seiten m»
li»eb eonsiderirot wird, dasB Wir noeli diefc Stunde zu Ihun linben,
dieselben zu dieser Entreprise zu disponiren.
Ob nun zwar in dem Projekt enthalten, dasH 0])dam keine Be-
förderung zum Transport leisten sollte, welches man auch eudlieh da-
liin gestellt sein lassen muss, weil man mit den alhie habenden 7
KehilTcn wol ziircelit zu kommen sieh getraut, so wollen Wir doch
hoffen, man werde demselben zulassen, wenn Wir nuf benicltcr Insnl
sein und von Schweden umgeben werden sollten, die Alliirteii zu ise
cundiren. Und damit solclies also gesihetieu möge, so habt Ihr Kucb
darum so hoch zu benillhen, s» lieh Eu(-h ist die Conscrvation l'nserer
Armee, welche sonst in liücliKtem Pcricul stehen würde, —
Weiman an den Kiufllrsten. Dat: Haag G. Juni 1659.
IDic Znalfiiidc in Knglniiil und ihre inr>);lichpn Pulgen. VerKcigiriing dir Rnlili-
nalionen. Krohomng von FriüpricFn,]
Ich mups dabei dieses melden, wiewol Ja wenig Hoffnung ist, "
da.sa aup dem Wesen zu London eine Rcpublicci werden kiinne (ist'H
doch zu keinen Zeiten gesehen, wo die Miliz geregiret, dasa man da-
selbst libeilatem gefundiret), dass dennoch viele seind, sowol hie als
in Frankreich, denen deromanssen angst dafllr wird, dass sie anfangen
zu erkennen, wie sehr man vor Jahren sein Verderben befördert, <la
man gegen die vorige künigliehe Regierung so hochlich, so unbillig
erhitzet und eingenommen gewesen. Man saget, und ist's wol /.u
glauben, dass sie sich endlich wieder an Spanien hilngen dürften, weil
Brandenburgh geachrei-on aen de H. Stalpn Htrit-rnul nvi-r hut 'l'<'in-
pprameiil 'twelck in '« Grnvcii-Hugc geconcipivert in pi'ivoeBl wpgcii de rf< ei-
lialie vnn.ii- Noordur Kui.iiif;rn. MlICI.IX. H [.üi:. ^^ - l'.-r i;ri,.f h\ ilnlirt:
VBldl-L.'CPr liy Fi.'.lii:i-0.1dr d.'ii a; M,.j 0>u\v .«(vi WAI.
..Goot^lc
225 • I' Braoileoburg hdiI die Nioilerlnndc.
ilas engliselie Volk nacli niclits als nach Kricfr gegen Holland und
nach Friede mit Sjianicn rufet und srlireiet.
Von F^iif^lnntl, wie voii Kraiikrcicli liört nmn iiii'lits über ilii- linlilirfttion
ilrsi El.-iagrr VcTfinfCK; es ist. ilPiiinarh nocli iii'-lil hIIck vorlnieii.
V. H. .Snfrloicli cHialtcn wir die liriefc vom }>i.2H. Mai und lialien
rrsache, E. C'li, l>. zu glilckliclicr Eroberunjr der Festunj; Fried rirbsmlc
zu (-■iingratuliren ').
Wcinian tiii den Kiirftirstcn. Dat. Haag 9. Jimi 10r>9.
(pracs. im Feldlager bei Filiicii fi. Jniii l()r)9.)
lAlli'a in siiciiriiPO. AeiiF!"'iiit)g von Jp Tlioii. iUe nnglifclio FJölli- in ilrrOsl-
scc ItutteE""!? '1" royniiatisdipn Lager]
i. Alles «iitct alliit iiiuiicifint nin^li auf die Verriclitung der nieder-
läudiHclien Oe^nndtsdiift zu Coiienlinffcn und wie sioli S. Maj. von •
Dänemark liieitintci betiagrcn werd. Anders Tlieils sieht man zugicitli
aueli auf die Iltndel m Ln^l-iud und was der Admiral Mnnta^'U
machen werd Item, oli nielit cm oder andern Ortes etwa eine noti-
liilc Verilndcumg /ufillcn niuditc welehc in etwas guter Lnfl wieder
gelten könnte l nd btclicu innnttelst fast alle andcru Deliberntinnes
stille, dergestilt diis kium Matirie zur VerKnmutInng übrig geblielieii
die vcrwiclienc ligc /wir h-vlten die Provinzen Über die liatifiealiAn
und wie wt it dieselbe /u tliun, allerends Landtage, und tbun wir nclml
dein dänischen Ministio tlk» was müglieh, uin dieselbe, wo nioht gar
zu verhindern, ]cdocb in etwas noch auf- und zurtlckzuhalten ; iumaasnen
denn zu dem Cnde L. Ch, D. Kesident Coiies annoch in Geldcrlandc
und der Herr Cbarisius ncbut meinem Redienten in Seeland gegangen
ist . . . Kann aber schwerlich glauben, wo nicht mcrklielie Verfmcle-
rungen fllrfallen, dass sie absolute zurückgehen und den Tractnt im-
(irobircn sollten. An Willen mangclts gar gewiss nicht, und ist fa^t
keiner, der nicht das ganze Werk detestiret und uns in allem glcicli
giebct; die Furcht al»er für Kriege und dass sie sehn, wie IIoIIaikI
die englische Macht apincliendiret, stosset alle gute Consilia gänsilicli
Hbor einen Haufen.
DtT fraiiKosische Gesandte de Thou zeigt, duss ihm an dem ganMn
Hunger L'oiiecrt weniji; gelegen ist, und es ht sehr widiri: che inlieh, liiv^'
„ b'vanb reich mit der Zeit anf .-niilere Coiisilin komme".
Ans F^ngland ist dem Herrn Downing nichts zukommen. — In-
iiiittels ist hie das OeRclirei, dass Montagu mit der Flotte wieif^r
•j l';i'>I..Tnii!r \-im l-V.-.i.TikS'.iMi- ^im li;/-.'(i Miii W-U.
•,Gooq)ii
Alles \a BuspcDso. f rederikiiodde'. Krisia il^r pngliBclieD V erhält aisBe. 227
weg und ZDrHfk nach Eng'land ?ehe. Und ifib> ^r gewisse, dnRH
iniu ain K^l. cngliBohen Hofe lu ßrDasel was snndcrliohefl fOihat;
allenuaasfen der Herr Oncali in Eile dahin gefordert und ein Schrei-
ben gezeiget, worin enthalten, man wtlrd in 3 oder 4 Woclien wn^
snnderlichcB vernehmen. Die Klltgxten nihie bilden »ich iniinerfort
aueh noch ein, es werde gar sieher mit dem englisehen Wesen growe
Hevolutione« geben; die UAupter unter »tirh, die Miliz und das l'nrln-
ment wOrden doeh endlich nicht einig bleiben, dahero ein Dritter
wieder hineinkommen, als der Kllnig, oder einer von allen sich Meister
maclieD, wie Olirarius.
Weiman an den Kin-filrsf«n. Dat. Haag 13. Jnni IGöfl.
IViTwirrlc VerliiillDiaBu iu Englatiil. lu tlotlaDd liufft niuii eiiT die Ufetnnraitim.
Nuclirichlen Boaewing'B aits I.ouiion]
E. Ch. D. werden au» den Ueilngen und was sonst der eiirlfui- l;> ■'
diRehc MiniBtcr ') nclircihet, mit mchrcnn vernehmen, wie anjclzf die
.Sachen in England und Frankreich bescimffen, und könncu wir ein
anderes noch nicht ersehen, alx dasR e» mit Frankreich und S])anien
eine gctliane, in England aber noch eine wcitausseliende Sache sei.
Gewiss hat man dem gewesenen I'rotectori die gethane Erklfl-
ning mit gewaffnetcr Hand abgezwungen; Monck trauet man nicht
zu sehr; von Henry Cromwell in Irland ist alles ungcwii's; Mou-
tagu hat annocli nicht geantwortet, und acind die Interessen der
jetzigen Regenten ohne Ende difTerent und verschieden; dahero die
Kingslcn alhie es immerfort noch dafür halten, es werd an selhoin
Orte endlieh wunderbare Itevolutioncs geben.
Und isls leicht zu begreifen, dass es dermainctnst zu einem dieser
dreien ausschlagen mllsse: entweder dass die Miliz ein freies I'arli)-
uient berufe, mch demselben gänzlich submittire und abdanke, dem-
nächst eine rechtschaffene, independente Uepublicq fomiirc; oder dnKs
aus so vielen Kriegshäuptern sich einer mit der Zeit wieder Meister
mache und den zweiten Olivarium gebe; oder dass die Häupter
sich unter einander, die Miliz das Parlament, und die nunmehr bin
und wieder am Kegimente sitzen, das Volk deromaassen ebocquircii.
dass dadurch dem Könige die ThUr, wieder in sein Erhthcil zu kom-
men, geöffnet werden möchte. —
') Dur ReBiilont des Ucriogs von Cnrlanü in London, KlinB StraiiBB, der
ancli in Vorbindnnf; mit dem bmiid<'«bnrf(i8tUfn llufc simid, bcBimdors iiatbdem
Schler.er Kn ilon Scliwcdon libiTK^saiiECii wnr; v^l- w- n. iIJc Acti'ii der Selile-
evr'achen Ueiaii dl schart.
15*
22R t- ßrnadenbiirg nnil die Niederlftode.
Die Zeit wird nun Holclien über kurz oder lang offenbaren; dienes
aber merken wir wol, das» man athic nunmehr da» dritte am liebfiten
Bähe, weiln .man von Tafre zu Tage genugnam siebet, dana dicwr
Staat zu allen Zeiten' von En^clnnd M'ird leiden mlisBeu, wo nirlit
endlich die nlte königliche Hegicrung wieder eingefitbrel wird, l'mi
Rciiid viele, die sich Hnffnun^ dazu machen, weiln niemand glaubet,
da^H die jetzige AmnJe sieh jemaln eiucni Parlamente unterwerfen,
dalieni unmöglich sein wird, eine Republic(| zu formireu. .—
Was nun sonst albie die Publica betrifft, da ist alles noHi in
vorigem Stande, und so lange man nicht weiss, was die Gesandtschaft
liei dem Könige von Dänemark ausrirbtet, wird man sich scbwerlicb
einiges Dinges annehmen.
Der Herr Rosewing schreibet aus London an seinen Kimig.
man wllrd sich au den Ilaagischen Tractat nicht Innden, sondern, wie
au allen Orterii, also auch im Sunde andere Ministros verordnen, unil
wären sie Ihres Theils mit den Commissarii« des Parlament« bereits
auch in Confcrenz gewesen, welche ihnen denn gar grosse Hoffnung
gegeben, dass sie ihres Theils die Sachen gar anders, als die Croni-
wcllisehe Familie gethan, würden consideriren. Wobei er denn dieses
auch bericbtetc, dass die Kaiifleute zu London abermalen eine Petition
ans Parlament übergeben und um Friede» mit Spanien angehalten,
niid dass er glanbete, das Parlament inclinirete nicht allein dazu, ma-
dern wäre bereits zu Brüssel mit D. Atonzo de Cardenas (welelies
denn auch von Antwerpen geschrieben wird) deswegen in vollkoniuiener
Handlung.
Wenn iinr Düiiemaik fe^t bleibt, so ist die HofTnnng noch nicht T*'r-
lort^n, auch die Nieder] aixlii wieder nnf den reclifcn Weg zn bringen.
i. üesoliitinn des Kurfürsten. Dat. bei der Iiisei Fanoe frepfn
[■'nhn''n 12, Juni 16Ö9. — Der König von Dätiemnrk gibt immer neue Ver-
teil lieningeii und Beweise, dass er fest bei den Verbnudeten aushallen und
firh keines Falls zu Part iculiirtrac taten berbeitasseii will; Weiuian foH
dies den 6euev;dsta»teu immer von neuem Tnrstellen.
Weimaii an den Kurfürsten. Dat. Haag 16. Juni 1659.
{yraes. im Feldlager bei Fiinen 13. Juni 1659.)
irjiinstige Ordre an den Ädmiral Opdani. Verwirrter Stand der Dinge) wachsende
Uiiinfriedenheit mit dem Hanper Trnelnt. Powning nach Knginnd inrüeUic rufen
ilAee der Kiirfiipstin, - Ordre der (JSL an Op.lam.)
i- K. L'h. |). vom Ifi. Mai st. v. an ndrh abgelassenes gnäd. liescri]rt
hub ii'li in l'ntertb. wol erhallen und daran!" wegen der Onlre an ileo
UaBtcherheJl der ÄUBriiLiu
229
Adniiral von Holland derumaaseen niciii Ifeetcs gctiiaii, das» diesen
Mittag drauf geresolvirct uud ohne Itesuniption weggcscliicket worden,
iDoiaa^Dcn die Beilage ausweiset Zwar hat man der Allürten dabei .
iD ftpccic niclit gedenken wollen, weil es wider den Tractat laufen
Word; (inmaaesen denn aueli die von Holland aus solchem Grunde
weigerten, das wenigste drin zu timn, Ins dass ith deme de Witt
lienilicli liart darunter zuredete uud zum Glücke aus des Froiherrn
vun Schwcriii's Schreiben vorzeigen konnte, sobald E. Cli. 1). etwas
gewonnen, dass solches alsforteus au Dänemark wieder eingeränniet
würde); sie sagen aber, es werde auf eines auslaufen, und weun's nur
den bioBsen !Namen hätte, dass der Allüi'ten Truppen in Fttbnen unter
dänischem Commando ständen, so liätteu sie Ui-sacbe gcnu^, solche
hm] gegen Schweden zu vertheidigcn ftlr Dilnemark.
Indem ich nun hiendt beschäftigt war, fand ich nicht gut, K. Ch.
D. Schreiben an die Generalität zu übergeben, weilu ich illrchtcte, es
möchte einige Leute gar zu sehr chocquiren und also das andere
Werk desto diflSciler niadien; wenns aber damit nunmehr seine Itich-
ligkcit hat, so werd ich damit ISnger uicht einhalten.
Im Uebrigen stehen die Sachen alhie noch gar wunderlich; Krank-
reich redet von einem gemeinen Frieden, England von näherer Zu-
suumenkunft, keines von beiden Theilen sendet die liatificatioii. Die
l'rovinzen seind ilires Ortes ^luch annoch nicht alle damit fertig, uud
lieiteiget Gelderland, wie sehr der Herr von Gent auch dagegen ict,
da#8 es Ehre und Affection für E. Ch. D. hat; l'treclit und Overysscl
kommen gleichfalls noch nicht ein; und wie männigüch, gross oder
Itleiu, diesen Tractat detestiret, so sehen die L'rhebcr dieser Confusion,
JasB man sie nicht ohne Ursache gewarnet, derogestalt auch dass sie
Itr Schani und Furcht nichts zu sagen wissen, als dass sie Zeit ge-
wonnen und die erste Attacque mit den Engländern geevitirel haben.
Im Uebrigen fangen sie an, auch ihres Tlieils auf den gemeinen
Frieden zu denken und zutreiben; gestalt sie denn heute geresolviret,
deswegen allen ihren Gesandten in Frankreich, England und Däne-
mark nöthige Ordre» zuzusenden uud sonst auch mit M. de Thou
albic darüber in Conferenz zu treten.
Der Herr Downing ist vom l'arlameut gerevocirct und hat Iieutc
seinen Abschied schriftlich genomiiieu.
Unsere gnadigste Churftlrstin und Frau ist, Gott sei Lob, den
\2. dieses glücklich und gesund zu Delffzyl angelanget ').
') Sie kam nacij HulIaDil, um dur Hoclixelt ihrer äcbwustor mit dem l'iiraU'u
Johann Georg t. Anbalt-Deesau beiEuwobneo; vgl. obeu p. 150. 156.
:A-iOO»^lc
230 '■ Brauduuburg uud diu Niuderlaude.
Um! wltnBcheu wii- im L'citrigen mit liöchutcni Verlangen /.n ror-
nehmen, wie cb mit der Attacquc aiit'FUlinen hergegangen. Alle Welt
»egnet E. Cü. D., wUngchet GlUck und glücklichen AusBclilag.
Bcilagi'. Kesulutic güarrestetrt sonder Resamptic, oiiimc
t^CBOiiiivu to wcidcti aetidb Gedcputcordc nuar Dttnuemiirckeii ende di;n Ad-
luitid, — Dat di'u Admirul biiiuiu deu lydt vun 3 weeökeii cude de pro-
luiigptiy, die diuiroii soude moy;j;e« volgiu, vry bijfft deffciisivelyck te Hgtt-
rvn tot afl'weeriiige vau alle opprc^bicii ende Unauwingcii, die duor ofl'tc
Diidt-r benetii'ic *;iii de Sweedsclic iimclit soudeii nnidgcii weidou oudcr-
iiomiuL'U trgciiii ecnige Landau, plitatseii ulTte cylandcn, die op de rcreptm
vaii dci'eu buUen syn ondcr de macht uffCe de gehoursamhevt vanden Coniiiek
vau Deiinemurck, uffte uaar Dato vüu dien oudcr S. M. geboorBiuuheyt ge-
bracht süuden uiougeii werden.
FilFftt Williclm Kriedi'ich von Nasüaii an den Kurfllrsten.
Dat. Groningen 17.7. Juni 1659.
lAukuuft der Kuirdrstiu]
i- EHtaut si lieurcux (jue S. Alt. El. Matlamc ci-t arrivi^ en cette
province, en ectte viJlc et en nia maitton en parfaictc »autö, j'ay j«g6
de moii debvoir d'en donner cognoisäanL'c ä V. Alt. El., pour luy
asseiirer, qiie je m'estinie le plus heiirciix ot content du nioiidc de voir
c« jmir, qiie S. A. E, MadaniC löge dessoubs mon tolt cl, cc qu'est
encorcs le plus grand bonlieur, S. A. E Madame se tcmiioigne sati-
faict du logement et reception, grande honte et bonlienr ').
J'espöre qiie oepeiidant S. \. E. Madame est icy, qiie Ic toiit-
piiiüsant par sa maiii forte bcsiiira Vos arniCB q'ui »ont Justei;; tar Üs
ne vont iiour conqiierir, niais seiilcDient pour conserver Ics terrcs et
siihjccis de V. A. E. et de doiiucr la paix efe. IConipliment]
i. Kill anderer Biier dat. üvöiiiiigcii 24,/l4. Juuj: er höre von dem riuii
gegen die Insel FUhnen und wÜDächc dazu Glück.
Der KurfiirBt an Unit' Wilhelm t'riedricli von Nassau.
Dat. Feldlager bei Coldiug 28. Juni 1659.
1 Vurb frei lull gc 11 iiud Versucli ijegon Kühnen. Klage über doo Adinirul Upduiii.)
i. Dankt für die tilüekwüDKche für die E.\pedition gegen Fübneii, die in<
zwisi^hen durch allerlei UmälAndc aocb verhindert worden i^t.
Wir hatte» zwar vorgestern resolvirct, bei Middolfalirt einen Ver-
glich zu thun, wie dann die SehifFe und einig Filhi-zeug mit einem
'} Am IJ. Juli achreibt WilLelm Friedriubftu den Karfürstim, dasa beulo
die Kurruietiu nach dem Haag abgereist ist.
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
D'w Rurrürstip ll Holbuil. U«scliiri»rJu über Ädmirul U|)ilaiu. 231
favorablen Wiod rast nalie und auf einen MiisketcnecliufjR an die Stadt
f^erlifket; woil man aber wegen unvermuthetcr Vciändeninft dos Winde«
nnd des starken Stromes das Volk nicht an Land bringen können, aU
haben sich die Hchiffe, nachdem man ein paar stunden gegen einander
liart, wiewol ohne sonderlichen Effect, eanoniret, wieder ÄiirUekge-
ziigen. Sobald Wir abef das annoch erwartende Ffthrzeug; bekommen,
werden Wir nicht unterlassen, mit dem ersten guten Winde die Attacque
zu versuchen.
Im üehrigen können Wir aucli E. Ld. iiiehf bergen, welcherge-
atall Wir j&ngsthiti Unaern Kriegsrath nnd Oborcomiiiissarium, den
von Waldaw, an den Admiral Opdam in guter Intention atigefertipt
und von demselben begehret, daes, wenn er ja nicht offensive gegen
den Feind agiren wollte, er Uns nur die Kee und den Itttcken frei
halten und zum wenigsten solchergestalt l'usere fitrhnbcnden Destioinen
facilitiren möchte. Er hat aber gemciten Unsern Abgeordneten nicht
allein ganz verächtlich tractiret, sondern auch, nachdem er alles, was
Wir von ihm begehret, pure abgeschlagen, von Uns und Unsern Actio-
nihns sehr nachtbeilig und schimpflich discurriret; also dass Wir gnug-
Bame Ureaeh hätten, Uns hierüber bei dem ahlortigen Estat zu be-
schweren. Wir haben aber um allerhand lledeukcn Willen Unserm ete.
Weiman anbefohlen, an gehörigen Orten nur dieses llli-zustellen nnd
in begehren, daas der Eatat ihre Üisplicenz hierüber gegen besagten
Opdam bezeugen und im Uehrigcn der Flutte solche Ordre gehen
möchte, damit dieselbe nicht ferner still sitzen, sondern <lie Gelegen-
heiten, .etwas gutes gegen den Feind auszurichten, besser als bishero
gexcheben, in Acht nehmen sollte ').
E. Ld. werden verhod'entlicli Ihro auch get'alleu lassen, beides mit
Gelegenheit ein und andern Ends, wo Sic es diensnni ermessen wer-
den, zu verstehen zu geben etc.
])L'r Kurfdi'st an Weiniaii. Dat. FoldlngiT j^i'^l-ii der Iiisol
Feniiüc Über 8. Juni 1659. (couc Schwerin.)
llliti tiollSiulLBcbo Tülilik but im SorJou allen varJürbi'n. KwuchHtrdu üIilt Oi.-
duiD. Poleu will Mttrieoburg vcrpriiadeo, ucj QaU\ tu bi'kuuiiuen.l
Autwort auf die Keliitinn vom 9. Juni. 1?*. Jm
Wir mitssen es Gott und der Zeit befehlen, dai<s alles so wenig
geachtet wird und dass sie doro Orten denjenigen, gegen welchen sie
kurz vorhero alle andere l'otentatcn aufgewiegelt, anitzo in ihren
'> Vgl. w. u. ilaa Schi-eibeu au Weimao id dat.
:q,t7ed.>G00<:^lc
232 ^' Bi'itiiituuburg uiiil diu Nitüerluiiile.
Sr.lmlz tieliiiicii und (lenBcIbcn widor iliie, ilcr Staaten, Freunde, und
bedritckle Naclitiarn bofOidoi-n helfen; wie es denn gewiss int, und
Ilir es ilincn aufli rundaus wol sagen könnet, dass der König von
Dänemark ni(^)it den Schweden, »oiideni den Herren Staaten zuzu-
sclireihcii habe, dase er nun innerhalb wenig Zeit alle Insbln und was
ihm zum Lcbentsaufcnthalt noch Übrig gewesen, so schändlieh verlieren
mtisscu, da sonsteu, wann sie euntinuirct und den Herrn üpdaninieht
fontraniandiret hätten, die tiaclic, nächst göttlicher Hülfe, so weit ge-
bracht sein sollte, dass der König von Schweden innerhalb wenig Zeit
noicns volens eineu . beständigen und sicheren Frieden h&tte eingehen
niDsBen.
Und weiln Wir dennoch Unsere Ehre und Sicherheit bedenken
und alhic weiter fort agircn müssen, gleichwol aber solches ohne
grossen llazard nicht zugehen wird, i^o lange Herr 0|idani i^titlc stehen
und dem Feind alles gewähren lassen wird: als habt Hir nochmals
Euch aufs äusscrsto dahin zu bemühen, dass, im Fall ja Herr Opdam
nicht otfcnsive gehen Bolltc, er dennoch befehliget werde, die Schweden
ab und die See frei zu halten; widrigen Falls dürfte es sich leicht
Kulragen, dass die Alliirfen alhier ein Unglück haben könuten, welches
gleichwol den Herren Staaten wenig Profit geben und nur allein der Schwe-
den Intention, horgegen aber den Frieden gar wenig befördern wUrdc. —
Hiernächst haben Uns Unsere Gesandten vom polnischen Hofe
berichtet, dass man daselbst nochmals gesonnen, den Schweden eine
SatisfactioB an Gelde zu geben, welches Wir endlich dahin gestellt
sein lassen müssen. Weil sie aber damit umgehen, dass ein vornehmer
- Herr aus Frankreich solches Geld vorschiessen und dargegen feste
Oerter, als etwa Maricnhurg, zur Hypothek bekommen solle; gute
Patrioten aber lieber sehen würden, dass solches Geld von den Herren
Staaten vorgeschossen und ihnen solcher Ort nebst einem gewissen
Zoll eingeräumet würde; so könnet Ihr Euch deshalben erkundigen,
wie man dazu intenlioniret sei, und Uns davon mit ehester Post unterth.
Nachricht abstatten.
Wcimaii an de» Kurfürsten. Dat. Amstenlam 24. Jinii löÖ9.
|Yi.'rliuu<l1iiii|^u iu Aiiislurdaiii: Div Trunspurlllattille. IhilTnuug nuf oiul* be^i^urc
Wenduug. UroeBU MFss^^urrivdculii'it Liit de Witt uud dem Hanger Trautat Aus-
flücbte de VViti's. h>ubi'ruiig di-r lusel Fauüu. Rvise Weiniuti'B Dach'Haarlum
iiud Leiden.)
li. Kr ist, bcsondcrB auf Wuuscb des däui^cheii Ciesitodtcn, jetzt tu Auister-
dum, wo CS lür den Augenblick mehr zu thtiu gibt als im Haag. Man kftUQ
Aj.OO<^IC
Bpschwordc üb. Opduin. GuU' älilnmuuj,'ia AuisUrJuDi. Kruhurung v. FuDoe. 233
voll bi<.-r iius <lic ölTciitliclic Mcitiiiiig iiui bcHtcii büitibeitc-ii. /iigldih wirü
uucli die Augt'Ifgeulifit der fitilitr fiir tieu Kuifür^itcti gcmiclhtttii, alier
iiirht ubgcgBDgcucii, Traus|iortscliiB'u t^Gurduet; vi» Thcil derselben, die iiiiin
i'twu au-'li arniireti kann, euH dem KurltirAtcn ur>ch zugi'sehiekt tveidc-ii.
Wir haben mit vielen der fUrucbnistcn Leute vielfUItigc Confe-
renzcn gclialtcn und vermeinen alles auf einen eulcbeu Fus» gericblet
zu haben, da^ wir E. Ch. D. wul einigermaasscD versichern dUrfleii,
vio I. )[aj. von Dänemark beständig: bleiben nud sieb zu niehte ein-
InsKcn, dass sukhen Falls dieser titant wieder auf die vorige Uoiisilia
iiml dabin zu bringen sei, dase sie es, weil nunmebr die Flotten
(,Müeklich gcconjungiret seind, mit England und Sebweden ungeschcut
wagen dürften.
Die Bürgermeister albie geben uns dazu die höcliste Hoffnung,
und iüfB fast iiitbt zu bescbreibcn, wie das Volk murret, der gemeiner
Magistrat sebilt und männiglifh dem Herrn de W. fluchet. Ungehörct
ist» bis daher gewesen, dass der Kaufmann alliic sieh in die Tolitica
mischet; nunmehr aber ist» damit so weit gekommen, das« sie uffent-
lieli sjnechen. Und wird uns von guter Hand gesagtt, wciln der ßatii
I'onsionarins ups biehin gefolget, um die Leute in etwa wiederzuge-
winnen, dass einige ihme selbst gar schimpflioli und bart zugeredet
und ihn ironicc ihren l'rinz genenifet haben sollen. Wir wissen auch
wol, dass er bei den Uurgenueistern gewesen, um sein Werk zu
JustiKciren; er hat aber dabei gespOret, dass es nicht anders zu thun
gewesen, als dass er sie versichert, sie hätten mit dem Tractat nichts
denn Zeit zu gewinnen und die Conjunetion der Flotten gosucliet; und
wo Dänemark nicht w'ollle, so wäre kein Bedenken, so bald die 3
Wochen um wären, auf die alte Conuilia wieder zu kommen, und
weil der Terminus verflossen und um wäre, s« wUrd der Tractat von
ihm selbst exspiriren und zerfallen, —
Indessen haben wir albie die baebsterfreuliche Zeitung von glllck-
lieher Eroberung des Eilands Fenoe erhalten') und , , , können E. Cli.
D. kaum glauben, wie sehr diese Zeitung hiesige Leute erfreuet. — Lud
wie ich den Burgermeistern des Freiherrn von Schwerins an mich
aligelai^senes Schreiben vom 4. Juni bt. v. fUrlas, so erblasseten sie
schier fUr Confusion und erkannten das UngtUok, welches dem ge-
meinen Wesen zustösaet durch die unglückliche Haagiscbe Händel und
die Kevoeation der fijchifl'smacht, wuvon ich des Herrn von Opdams
Schreiben zeigete. —
') Kroberung der IiiBel Firnuc um 10. Jiiiii bI. ii. J'irtli kuiBi'i-litJu', brauiluu-
burj^ischa und poluische Trupiieo; vgl. Druyseu III, 2. i^l.
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
21^4 ^' BiaiiJeabiirg und dit- N ieJorlanile.
Wir utiHei») Orts untcrlaxi^cn nicht», wodurch wir die dänische
ronwilia krmneii aiistürkcn und animircu. — Ich gehe damit wieder
nach dem Haagc, werd "aber zu Harleni und Leydcn auch bei den
MagiBtraten en paissaiit einige Devoiren tliun.
Weimaii an den KurfUi-steji. Dat Haag 27. Juni 1659.
INii'uiiooii'nDd erine eigen mächtige l'roIun^atiüD «In Waffe ustillptuuiIcG. Vur-
weia (iir deiiaelben.]
i. Die »tlgenuiiic Stiiutnutig wendet siili mehr und mehr vou dum tluagcr
Ti'itctiit nb; man ist d»hcr cielir ungehalten über die von deui (iesandtcu
Nieupuort in Lüiidon vereinbarte Prolongation ').
Etliche in der Generalität liabeit dieselbe nicht allein absolute
verworfen, Hondern auch gar hart darauf beittaudcn, man Biillfc er-
wähnten Herrn Nieup^oort anstund» revotiren und ihm seine Verant-
wortung in persona thun lassen; wäre es ihm an die Hand gegeben,
so sollte ijr Auctorem zeigen; wiirc es aus Ignoranz geschehen, so
wäre er der Chajge nicht wUrdig; da or's aber uialitiose gcthan, so
sollte man ihn darüber, andern zum Exempel, gcbdhrlich abstrafen.
Der Herr de Witt hat auch wo! Werk gefunden, sich von solclicm
Vngcwitlcr zu denieslircn. Es ist aber endlicli so weit gcmihlcrt, dass
mau darunter geresolviret und vennduet, allermaHSHen die HeilHgen
mit mchrcni besagen, weiches denn bei den Ucgcntcn selbst dahin
ausgedeutet wird, dass es in den Augen der Englischen nichts aiuier«
sein wtird als ein lauter Uesadveu.
De Witt hat hierauf eilig eine Herul'uui: der tiCciateu vuii lIullHnd nach
dem Hang auf 1. oder 2. Juli veraulas>t.
Hcilagc. Schreiben der ücaeralstaateii au Nieufiourt. Dut.
II »ag :iO. Juni lt>D<J. — „Hakende de vuorgcrucrUe jirulungiitie tielßV, Uel>-
bcn wy geouideclt, tiat gb; u dientlialveu tc vci'rc hebt geelargccrt eudc
sult ghy uyt de vourgcroerde onse Missi»c bespeurt hebbcu, dat wy den tjt
viUidien tivcr wat eurt«v soudeu genomen hcbhcu, um bchuorlyck nadruek
liyt werk te houden. Niet te min de saccke by n in diervoegon gcadjusiccrt
wescndc, soo licbben wy goetgevondea oiisc Kss. Ocdcputccrten by de
C'oningcri van Swcdcti cn Deiiucuiarkcii, mit^gudcrs deu Heer van Wusse-
iiaer LuC. Adni te authori^ceren, dat hy na u mii>»ive den 13. deses acu haer
respeetivelyrk mutacia mutnudis gcselireveu sulleu vermögen te regulcren.
Ferner beiliegend das cntspreehende äciireibeii au die Gesandten Sliu-
i;flant*(bei dem König von Scliweden) uud VoKcIsang und llarcn (bei
dem König von Dänemark).
') Niimlitli uijK- rroluiiguiiod dos zwidclu-u .luu bi.-ldcn l'lütleü iu dur Oalsec
dardi deu'i'reclal vuni '21. Mai elipulirleu WaffuuäliDatuuJesi vgl. A i t ze um IV. IVJi.
A-iOOt^lc
IMk Proluni^atiuu des W uffe n tili IIa Uli ües. Ktiglanil. 23Ö
Weimaii an <leii KarfUrsteii. Dat Haag 4. Juli 1669.
(piaes. im Feldlager am 1. Juli.)
|l)<-r düiiiaclio Ueaiileot Petkom. NachrichUn aus LoDdou. MvniuirB uii üIh
GtfDeraUtaateu.l
Der Königl. dänischer Keeident zu London Herr Petkum kam ■l.J'ili
am ersten diescH zu mir und vernahni irh . , ., dass er nach C'opcn-
hagon cüct, um daselbst zu sein, wenn etwa die engliselic l'lenipo-
tentiarii im Sunde werden anlangen, gc»talt seinem Könige den um-
htändlielien Berieht z« gehen von ßewandtniss der .englischen tiachen
und sonst bei den fOrfallenden Handlungen sich nach Iteüeben I. Maj.
brauchen zu lassen. Es scheinet ein werklich und eifriger Mann zn
sein in seiner Herrschaft Dienste und der die englische Regierung und
Iirfercsee aus dem Grunde kennet, weiln er lange Zeit daselbst gcre-
!sidiret hat.
lind saget er mir im tibrigcn, die englische Uegiernng huttc an-
noch wenig Wurzel, und was man auch davon aiiHsf reuete , so wäre
CS d«ch in Schottland und Irland noch nicht richtig; die Arm(^e möchte
keine 7000 Mann ausbringen, Gold w:irc nicht voriianden und dos
öffentlichen Pasquillireiis (wobei das Volk nur entweder um den König
oder ein Parlanienfum legitiinmn schrie) scliier kein Ende. Jedoch
uiBsstc er dieses bekennen, sie würen für die Conservation der Krön
Dänemark viel raisonnabler «Is die Proteetores jemaln gewesen, und
könnteu die Schweden nunmehr nicht alleiii thun, weiln ihnen der ge-
wöhnlicher Zutritt nicht wenig dadurch verschnitten, das» ins gcmoin
verboten, Ministros anders als in piiblico zu sprechen. Mit Frankreich
wären sie nit wol zufrieden; nach dem Friede mit Spanien sehnete
sich schier miinniglich, und wäre der llass gegen Holland deroniaasscn
gross, dass er fllr Knptur fürchtete mit der Zeit. —
ßciljcgcud ciu von Weinittn uud Copvs bei den Gciiemlü tilgten ein-
gereichtes Memoire dat. 1. Juli: der Eurfüiüt erkenne imtiiur mehr die
seltädlicheii Fulgcii ilcs Traetat:^ vum 21. Mai; der König tuu Srhwedcii
nimmt eine dänische Insel nach der andern und niemand liindert iliii'); in
Pulen erhebt alle;:, was scbwedii^eh gesinnt ist, das [Iaii|)t. Kis wird niii
^'ceiguete Urdre« MD den Adiiiiral U|idam gebeten; auch möiie man un (Icn
Konig und dio Uepublik Polen ijclii'eiljen und dieücllcu der gntcn Ab^ii hteii
der Ueuerulstuatea vereiehern.
< Wriljrcnil Il^ri pi'uluii^irlcD WiillunatilUluiiilus liiillu Kiiiii^; Iviii'l (.iiialuv
ijie iNjaln Muen, Fntatur uud Liiubud j^nnz in auiiicu ItesilK j^ehrucht.
^aovGoOt^lc
236 T Braudmibur;; uud die Niudcrlaude.
Weiinftii an den Kurfflrstcn. Dat. Groningen 8. Juli 1659.
(piacs. im Feldlager 4. Juli.)
Die Vcrii;milluiig ültcr die Frage Jer l'iuloiigatioii ües Twiiiiiis des Hunger
Vc^l^ugl^ gellt noch weiter. Die Ulieder der Uenerali^taaleu ciitid Lueli Haus
gegniigcii, uoi bis zum 10. oder 11, Juli «ich neue lostructiuaen zu holen. —
Inzwischen beschliosst WciniHii, dicise Zeit zu eiuer Heise Dach Groeiiiugcu,
£11 lienutzeii, bcKUiiders „wegcu der f. Auhiiltii^cheii Heirutliüpuclcu und der*
i^leieheu Siuheii, novun mir ullciu die Wisiseuüchurt beiwuhuel"; zugleich
AUL'ht er unterwegs überall für die Sache der Allitrtcn zu wirken; um lU. Juli
will er im Ila^g zurück sein.
Beiliegend ein neues Memoire von W ei man uud Copes an die Uc-
ueralstaateii gegeu den Vertrag vom '2U Mai dat. b. Juli lt!5ü.
Fürst Wilhelm Kiiedrieli von Nassau an den Kurfürsten.
Dat. Groeningcu 5. JuU 1659.
IKbge übur Uiiiliiui. (jute bJrbl.'iruiigeu vou Priesluud uud Groeuiugen.]
i. ^Vütlscht gute« dliiek zur baldigen NVicderholung des Aiigrißs uuf die
Intel Filliucu. Er bi-kliigt das Itcucbuien des AdmirulK 0|idain und wird
iin geeigneter Stelle dcsihidb Klage Tütircn. Leider hat man es iti Holland
nur nilxu viel mit Leuten /.u thiin, „die ihre besondeni Maximen rühren" etv.
Fricsland ist bereits resolvirt eu einer Kiklärung, „damit die Flotte in
Arlion treten nnd ninn dieser Seiten die tielegoiiheit zu Verrichtung etwa»
gutes für das gemeiuc Beste hesser nls bi:-liero in Acht nehmen mögi:".
Uroeningcu wird dein sieb hoAeutlich ansehlicssen.
Iti einem cigeuliäiidigen l'oätscript meldet er, d:iss so eben „die vuu
Stadt und Lande" (vou Groeningeii] die gleiebe Resolution bcs' blossen haben,
wie die Staaten vou Friesland').
25.Juli. Danl{ schreiben des Kurfürsten au Wilhelm Fricdriih für seiucu
Antheil an der Ke^ulution vou Frie^land uud tirocningeti, däss die Flotto
wieder in Actiun treten soll. Dat. Feldlager gegcu Middulfulirt 15. Juli 165u.
'JtJ. Juli. Duuksehreibeu an die Stauten von FrJeslaud. Da*, ibid. 16. Juli
It>5U. — Desgl. an die Staaten vou Oroeningen id dat.
Copes an den KurfUrsten. Dat. Haag
7. Juli. Weiuuiu hat eine Reise nach üroeningen nuternomnicn , iibcr die er
selbst Bericht crslutten wird
') Fiiret JuliUDu Ucorg v. Auhaltisl gluicbrulls bei dieseu VerbaudlDOgei)
iu Oroeningen auweseud und buricbtet darüber dem Kurfürsten eigenhändig. Uut.
Uroeuiageu b. Juli lii50.
^düvGoot^lc
Fricsland und (irocningen. UDhr>flicliki.-it Opdam'a. 237
Der KnrfilrBt an Weimaii. Dat Feldlager bei Cohling
28. .Tmii 1659.
1^'' ml II Du itra Oburcommieanrs v. Wnlilnw ati cleti Admiral Ojxinm. Uriljötlioliki'll.
(IvR Admirals. Weiinan soll libcr ilm Klage rüliroii.l
Kiifh ist alhereit wissend, weloliergeftalt und warum Wir l'nserii fi ■'"li-
Rath und Coinniissariuni Hangen von Waldaw an den Lieutenant
A<linirn1 Opdani abzuseiiicken venirsaelict worden. Nun lint 7,war der-
sellic die ihm anhefoldenc C'oniniiswion f;el)ülirend aliftclejret, wie er denn
vor wenig Tagen sieh allererst allner wieder bei Uns eingofundeD;
anxtnft alier dass Wir vcrlmffet, es würde derfiell)e von liomeltem Op-
ilamen niebt allein wo) au%ononinien, sondern auch mit guter lieso-
lutinn wiederum diniittirct wonlen aein, eo hahen Wir mit hiieliRter
Refrcmdimg von ihm vernelimcn mitssen, dasH er liald anl'angx fast
unliöflieli tractiret worden, indem man ilin nielit allein lange filr der
TiiBrc stellen und anfwnrten lassen, sondern, naehdem er cndlieii liin-
tiogelassen worden, hätte der von Opdain ihm alsfort nach seiner
aligelfgten Werbung (da Wir doeli ein mehrers nieht gesnelit, alw
Ins die See vom Feinde frei zu niaehen und dessen Seliilfe, welche er
bis in gegenwärtige Stunde darinnen naeh l{eliel)en agiren hisset, alizn-
halten) alle« rolnnde aUgesrlilageii, aiioli snusten sieh nicht gesehenet,
sowftt von Uns als UnKern Actionen fast sinistre und s]iÖttlieh mit
nicht geringer Unserer Despeftimng zu diseurriren; wie er dann ilin,
tlen von Waldaw, also damit diniiftiret und sich naeh Copenhagen
ljegel)en.
Kun seiQd das glciehwol solelie Proceduren, die ihm weder an-
stehen, noch Uns zu leiden gebtihren. Wir hütten auch solches olles
7.war selbst durch Schreiben an den Staat bringen' wollen; damit es
al)er nieht das Ansehen gewinnen möge, als wollten Wir Uns mit dem-
selben in Aetion einlassen, so hal)eii Wir tlienlieher befunden, solches
alles durch Euch an gebührlichen Orten mUndlich vorstellen zu lassen.
Weirann soll erergisch Si)tisrfti'tion für die drm Krrriir.'tcn zngpfügtc
ßeleidigung Tcrlangeii ').
Joli Oopes an ilen Knrfiirsten. Dat. Haag ll.|l. Jnli 16ri9.
IRxIremer Besclilnsg von Hrjlland; Sommation an .Schnellen iiiid niiiiemarlt. Ki-
moiiBtralJoiien und Eiitaelinldigiingen wider nnd fnr den ScIiiiU.l
Nunmehr schreitet man hie zu den Kxtrcmitätcn, und damit nmn 11. Juli
■nil Frankreich und Kngeland nicht zerfalle, und dass die llnndbin^
•) Vyl. i.l.ei. |.. L>:i)r. .liis i^Minilu r. nii d,i. FJ,r-l. ii Will,,. Im L'i i.-.ii i i li
A^iOOt^lc
238 '- ^rfioi^ahmg und A'm Niederlaade.
vom ll.|2l. Mai seinen Effect erreiche, lint mmi in Hollaatl, nacli viel-
faltig ^elialtenci) DeIil)eratioiieii, ilaliiii sich resolvirt, hei der fioiic-
ralität dicscfl vorzutragen, tiass man I. Maj'"" von .Schweden uiul
DiincnmvkcH dui'ch allerseitH, so französisch als englische und hicsifres
Eslatu Gesandten laeee vortragen und ersuchcu, Kieh kategorisch 7.u
erkl&ren :
1) oh Kie den Rnthschild'schen Tractat gedenken zu halten und
wirklichen zu vollthun;
'J) wenn sie dazu verstellen, daruf an Stund zu hnudclu und xa
schli essen.
3) wenn I. Maj. zu Dänemark eich weigerich fltelletcn, deroselhen
wissen zu lassen, dass dieser Status so eine kostharc Scliitfuflolta da
selltsten nicht mehr zu unterhalten gcdäclite;
4) und die 4O0O Afann auch, nebenst die 20(Xt, so in Coiwnhagcu
seind, gestalt sich einer und anderer Mnolit alliie, gegen allen vor-
fallenden Misshelligkeiten, zu gebrauchen, zurllekzuzioheu ').
Wir haben zwar liie, ko an Königl. däuischcr als an E. Ch. I>.
Heitcn, mit stetigem Ansuchen nicht still gestanden und sie immer ihrer
Belohlcn, ihres Interesse und so oft zugesagten Hülfe erinnert und zu
verstehen gegeben, dass, da doch in Ewigkeit Sehweden nicht zu
trauen, mit einer kleinen Hülfe, wenn nur die lUliirte Völker Überge-
setzt würden, die Sache zum guten, sicheren und reputirlichen Friedi'D
zu bringen wilre; da hingegen, wenn solche ihrige Kcsülutioues wür-
den vor sich gehen, altes zumal «lespernt gcstcllct und diesem tXat
uud zugleich den Alliirten ein so überaus hohes PräJudiz zugefllgct
wllrdc. Sie liabeu es auch gnugsani (immer so viel sie es uns zu
verstehen gaben) llberwogen, sagten aber, es sei kein ander Mittel
vorhanden, als zu diesen E&tremititten zu treten; denn sie wider Eng-
land und Frankreich eich nicht setzen, auch einen so kost])aren Krieg
so nur auf ihre Kosten geecbälic, nicht langer führen könnten; die
Zeit wäre auch schon so weit nvanciret, dass, wann nian's abhandeln
sollte, kaum so viel übrig würde sein, die Flotte nach Haus kouimeu
zu lassen.
Dieses seind nun die Ursachen oder vielmehr die Prätextcu dieses
Abfalls, und hat man nicht annehmen w<dlcn, dass wir ihnen saltsaui
zu vci-stchen gegeben, die englische Flotte wllrde uiT die ihrige nicht
ehest losgehen, weiln unmüglicb wÄrc, dass der Herr Montagu dazu
beoi-dert wilre, da die Itegierung dort so fluctuirete; viel min, dasu
DqitzedüvGoOt^lc
VersDcb zur Darchführong des Coocertea. 239
sie alle« ilirer Seiten sollten wagen; denn sie <tcn Säcliadcn, «len sie
etwan erleiden nuicbten, nidit würden krmuen ersetzen; und dicsox
Eslals Flotte bcdUrtlc sie nirlit zu attaoqniren, könnte mir der Alliir-
ten.LSger ilusecrlielien kcIiüIzcu nnd dem Ueherkunft indirecte l»e-
Tönlern etc. . . Sie blieben aber bei ilireni boelidcliädlieben Sentiment
und gaben uns zur Antwort, daes sie oHion allca, als ob wir jregcn-
wärti^, Uberlc»:ct, auch nicht alle ^Icielie tieilanken gebäht, ilaunocb
cudliehcu hei dieser einhelligen Ueüolutiou hStten ))Cgfcbcn iiiUHsen,
dass man den Frieden haben niiisstc und zwarn nach Laut dieses
Vertrages.
Es sngete der Herr liatli Pensionaris mir rccbtaus, E. Cb. 1>.
wQrdcn Ursach sein der totalen Huin de» Königs von Dftncmarken,
wenn Sic denselben ferner zurllekbielten ; dann sie Schreiben hntten
gesehen, die E. Cb. D. an höbe Potentaten hätten abgeben lassen, sie
versichernd, das» Sie den König von Dilneniarkcn in die I'artbei wiil
würden ballen.
Ich sagcte hieruf, dass dieser Status alle» Unheils den ebesicn
Stein mit diesem Partieulartractat geleget und E. Cb. l>. zumal ver-
dAcbtig gemacht hilltcn bei dero Itundgoiiossen, und dass daheni E.
Cb. [>. dort und dero Ministri an ihren Orlern, wie wir auch iiic, nicht
könnten slumui bleiben, sondern einem jedwederen niUiid- und schrifl-
liclicn mitsstcu ku verstehen geben, dnss wir nn allem erfolgenden
Unheil unschuldig und hiesigem Estat uiebl zu folgen oder von der
guten ]'artci ah7.utretcn gesinnet wären.
Weiniaii an (Ifii Kiirflirstcn. Dat. Haag; 14. Juli IG'it).
(]n-ai.'s. Kcldlnger bui ColiUnj^fn U, Jiili.)
[.SHiwnnkPti vor <Iit Kiilsclici<liiLi|^. Ilor lli>r<;i;riii<:i»li'r iIk (;rnvi-. V.>rl>r<'i'li<'iiili'
..rnntsfil,i> Sym|.™tliifU. (^onftTPriz mit lU' AVid- Hi'..l.sii:|,liHliT r.,nji ilT'Inl il..-
ÖBtreichinchcn fiesnnJti'ri Fiic([Upl.)
Kw iht norh nllcs uriRewit^s, wie livr St.iiit errh iloa wctlcrrii Imltm wird. 14- ■'"li.
AiiiKtinlam, I.cvdcn, llnnrlciii sind gut gcsiiint; Wpiman nnd ('oprs :ir-
beitcii nn doii andern, sie auch gut zu sünimcu.
Ftlmclimlicb bai>cn wir bei dieser Gelcgenbeit dem Herrn Blirger-
metater Gravc von Amsterdam mit allem Ernsten zugeredet und dem-
selben die 80 vielfilltigc Sincerationes und gemeine Interessen dero-
maasscn zu tiemllllie gefUhret, dass er die Fehler deren von llcdland
erkitnnto nnd i)ekliigeto, da«w er seine grauen Ilaare nunmehr noch
vieUeiebt würde niilssen mit seines Vaterlandes Sebande unter die Erde
A-iOOt^lc
240 t* Brnodeabnrg uad die Niederlande.
bringen; und ilaes er nichtes mehr bedauerte, als (iasR er sähe, tlass
die Republik nicht lilnger capabel wäre, gegen der franz «der cii^-
litwhen Natinueo Griffe sanis C()i]sitii8 Statt und Raum zu geben; je-
doch das8 er dabei filgete. annoeli \Yäre Hoffnung, der Staat witnie
sieh nieht präcipitiren , dahcro Dänemark diesmal nicht für den ite-
fusanten erklären; ja iin Gegentheil lioffete er seine») Ortes, was die
Vernunft nicht vermöchte, daas solcliea die Zeit, ZufTdle, Kriegsactinne»
und die Geduld wördeu wieder zurecht bringen und verbeesem; au
seinem oder seiner Stadt guten Willen ermangelte es pönal wo! nicht.
indem sie alles gethan, was immer mögtich geweeeu, gestalt den Sinai
bei herzhaften ennsilii? z« halten.
Andere fflnielinic Glieder flthron uns dergleichen Dispursen, koI-
eliergestalt dass sie ilir Unglück erkennen und nicht wenig beseiifien,
dass ilir liebes Vaterland ohne Prinzen, ohne Haujit sei. Zugeschwcigcn.
dass das Volk Überall die grösscBte Ungeduld zeigt und Ö'ffenllicii an-
fangt zu sagcu : England nirchtc filr dem König, Holland filr ileiii
Prinzen, und wäre solches die Ursache, dass beiderseitige Nationc«
unglltcklieh, verlassen und elendig wären filr Gott und der Welt, und
wilrd dieses nicht aufhüren, wo Gott nicht einig wenig böse Leulc
aus dein Mitlel wlird räumen lassen.
Doch wird dies allos nicht viel helfen, und dem Kurfürsten wini pc-
rnthcit, sii'h auf alle Fälle gefasst zu machen.
Mit dem de Witt haben wir heute eine ziemlich lange Conferenz
gehabt, wobei wir ante omnia gesuchet, mit aller Sanftmutli denselben
wieder auf eine gute Bahne zu bringen . . . Die dfinischc Miuistri
haben auf unser Gutachten desgleichen auch gethan. Es ist aber allen
vergeblich gewesen, indem deraelb bei seinem Werke einen Weg wie
den andern unbeweglich verbleibel. —
Der Herr Fricipict ist seines Tiieiles auch nicht wenig unge-
duldig, und wie er E. Cli. D. tapfere Beständigkeit zu allen Zeiten
fUr unvergeltlicli und inästhiiabel ausruft, so hat er durch ermeltcD
Herrn Petkuui ') sich genugsam berichten lassen, es auch beute aus
des Rathes Pensionarii Discursen selbst gnugsam begrifTen, dass seine
Gegenwart alliie mehr Schadens als Vortheil bringet; dahero gcresol-
viret, weiln er nunniehro selbst siehet, dass man sein znni Schrecke
brauchet, wenn die Pacificationsleute den ein oder den andern rer-
setzen wollen, er wolle bei Sr. Kais. Maj. uui Revocalion anhnllcn;
mit dem Erbieten, wciln dazu viel Zeit gehörete, dass er sich mit
') l>;liiif('li.'r lio.-UUi.l in I.oiHlnii; vor rU,\«t'\i 'l*i)<ri>ii nilf drv Dnri-hrfiF.' nirll
A-iOOt^lc
Die Pacifioationiparlei im Siege, 241
Eselat Toii hinnen erheben wolle, ehe er ftucli von Wien Bescheid er-
halten, wenn nur E. Ch. D, es mit tlcr gering:steii Litler an uns würden
gutfindcn zu ap|»ro!»iren. Wir unseres Tlieiles [haben] uns aber dar-
unter sehr zurilckn'elialten, wiewo! wir wol glauben, wenn er mit
einiäTCin Aufsehen bei dieser Conjunctur abbrechen mochte, dass es
den Pacificatoribus einige Scliwierigkcit verursachen dtlrfte.
Weiraan an den Kiiifilrsten. Dat. Haag 18. Juli J659.
lAllgeiaeiue WeDÜiin^ zum Sclilimmon. Wodurcli die Facliou de Witt's diese
*prbeiReführt ; daa Memoire de Thou's. Verhaiidliiunen mit Kogland. Krkl."ining
dfi EüDigi von Däneroark. Amsterdam und die öffenlllche MeiDong gegen die
ji'lzige Politik. Wie die Drobnolc de TIiod'b zu Stande gekommen. ]
Alles TCründert sich alliie von Tage zu Tage mehr und mehr, und 18. Jnü.
so gut es sich beim Anfange angelassen für die gemeine Sache . . .
so ^ar kehret sich nunmehr alles ins Gegenspiel, also dat^s man glcich-
Miin mit vcrstocketeni Herzen zu seinem Verderbe rennet; und wie sehr
das Volk, wie sehr auch einige Provinzen dagegen streben, die Di-
reelores in Holland dennoch alles nach ihrem Sinne eniportiren und
eiarichten. Mau thut alles, was England will, und was England nicht
nill oder weiss, solches befördert man Namens des Estats dabei, es
sei dem Corpori lieb oder leide.
E. Ch. D. werden solches aus den heikommenden Nieupoort'-
sehen Briefen vom 7, und 11. Juli zur Genüge vernehmen. Man treibet •
dabei auf die liatitication des Haagtsdien Tractats; man gibt Schooneii
dahin; man suclit nur QTiisquilien fllr Diineniark und den Elbingischen
Tractat fiir sich selbst; und was das ärgste ist: cxlra ternünos tractatus
erbeut man eich, Dänemark zu zwingen, anstatt da.«s man einem so
(celreuen Bundesgenossen mit allen Kräften beistehen sollte. Uns
grauet, wenn wir daran denken. —
Man hat in Holland gar lange deliberiret und aufs hitzigste gegen
einander debattiret, was denn endlichen zu thun, derogestalt auch dass
alles gleichsam auf der Spitze stand und dass für wenig Tagen noch
alles nach dilnischem Wunsche und wie wirs begehret, hätte mögen
resolviret werden. Da sieh aber solches alles gar zu plötzlich ge-
wendet und niemand schier ausdenken können, wodurch eine so ge-
schwinde Veränderung entstanden, so haben wir zuletzt erforschet und
erfahren, dass die bekannte Facfion, um Ihr Acussersfes zu thun, den
Ambassadeur von Frankreich bewogen, ins Mittel zu treten, und da
alles auf dem Hcldusse bestanden, ein Memoriale, wie die Beilage
Mitit. 1. Geich. d. Gc. KucrOciilen. VU. 16
Aj.oo»^Ic
242 ^- l^MQdsn'turg nod die Niederlande.
zeiget '), illrzubriiigen, wodurch denn die Glieder ini? gesammt dcro-
maasscn intimidiret worden, dasa man zuvorderst gar stille gestanden,
endliclieu alier dureh besondere Commissionen es so neit jretiraclit,
dass die Consilia günzlieh vcrüetzet und im ganzen Werke ein so
grosser Schreck verursacht worden, als sonst im Anfange niänniglieh
geantmiret war, noch Schweden noch Engeland zu fflrchten; aller-
mafissen denn fiiif solchen Grund alsfortcns Leyden, Harlera und das
ganze Nordholland, Edam auslicRchciden, zurückgegangen; danncnhern
das Werk so weit gehraclit worden, dass es nunmehr dem Rathe Fcn-
siouario und etlichen wenigen wieder in die H:lndc grcfallen.
Kicht zwar, dass sie ihr entworfenes Advis gäuzlich hchaupteti
können (welches in Effect dahin gezielet, dass man Dänemark ftlr
refusant erklären sollte), sondern dass sie es dahin gerichtet, dass
heute Vor- und Nachmittage in der Generalität gcdeliberiret und end-
lieh pluralitate votorum {wobei Frieslaud und Oberyssel absolute ge-
coutradiciret , Gelderland, Seeland und Utrecht aber nur sub spe rati
sich eingelassen) geresolviret worden, man solle an den Herrn Nicu-
poort diesen Abeud noch sehreiben, er sollte seine Negoeiation con.
tiuuiren und mit England daliin schlicssen: wo Schweden au Dänemark
Drnntheim, Bornholui, Wecn und die Guineische Satisfactionsgelder an
Statt des verursachten Kriegsschadens über- und resp. nachlassen, den
Elbingischen Tractat mit den Elucidationepuneten simpliciter ratiticiren
und also auf den Kothscbildischeu Frieden handeln und schlicssen
wollte, dasa man solchen Falls communi opc et consilio darauf drin,
gen , , . und endlichen dem nichtwollenden Theile die Hülfe entziehen,
dem willigen aber allen Zuschub und Beistand thun sollte.
Gar gewiss ists auch, dass die Direetores dieses Werkes mit
Privatschreiben diese Consilia aufs höchste poussiren und secondiren
werden; wobei denn dieses kommt, dass der Ileir Downing gestern
bereits ein Memoriale übergeben, wobei er bekannt gemachet, dass er
als Commissarius ad causam alhie noch etwas zu verbleiben und wegen
der nordischen tfaclie einige Propositiones, welche, wie man filrgiebet,
sehr avantageus für den St.iat sein sollen, würd zu thun haben, und
dass man ungezwcifelt eheste Stunde ndt ihm darüber in Cunferenz
treten und das ganze Werk dahin wird zu belegen suchen, dass man
') Memoire von de Thoii. Put. Haag 16. Juli 1659. - Lo BOuaBiirne Ära-
baEsadeiir de France . . , se trouve obltgi' de dedarcr a Leurs Si'igneuries dp
la part du liuj soa Hnistre, tiue ei dies surlent du Concerl . . . que le Koj ma
Muistre sorlira dis toniies de lu niudiatiou e( ossiatera ouvertcmeDt de loules
809 fotces Ol de luiitu sa poiMnoee le Boy du Savdn etc.
•,Gooq)e
Die Pacificati OD sparte i im Siege. 243
die englisclie Freundschaft immier büher zieljcii, dagegen aber alle
andere pite und tapfere Consilia von Zeit zu Zeit melir und melir
hintertreiben möge. Dalicrn es denn auch ist, dass man keine neue
Flotte ausrilätet, dass man die vorlfingst gewilligte 70,000(1.') zu Ab-
üniliiiig und Annebiiiung; des Fahrzeugs an die dünisclic Minislros niclit
zahlet, dass man alle andere gute Fürsehläge zurllckliisiset und auf
nichts stehet, als was daliin gehet, dass man mit Eiigtanil nicht breche
und man gegen Scliwedeu wiederum freie Hände bekonmie.
Was der König von Schweden am 20. Junii fllr eine Declaration
ausgegeben . . . eolelies wollen E. Ch. D. aus der gedruckten Beilage
fnäd. erselien ').... Wir wissen niclit, ob man sicli nunmehr, da
man alles von Engeland zu liaben vermeinet, auch gar gross drum
bekilmmeni werde. —
Und ists gar gewisse, wie Fricsland gegen alle diese Verände-
rungen mit allem Eifer und ex scripta geprotestiret , tlass die Stadt
Amslerdam bis auf diese Stuude noch feste stehet und alle diese neue
Consilia, sive scrio, sive in speeieni iinprobiret und gänzliclicn ver-
ivirfet. Die Affection und der Eifer des Volkes bleibet gleichfalls noch
für die gute Partei. —
Dem Herrn Downiug haben wir zur Genllge angewiesen, wie-
^el^hrlich es fttr England sei, sich einen Zaum im Korden anzulegen,
Mona, de Thou, aU S. Exe. uns vorgestern eine Visite gab, haben
wir zu Gemitthe gefiiliret, wie schmerzlich es E. CIi. D. und dero hohen
Ailiirten würde ftirkommen, dass er das obgemeltc Memoriale (iber-
gelien. Wie aber jener sehr hoch contestirete, sie sueheten Dänemark
nitlit zu ruiniren, wiewol selbe Krön ihnen nicmalcu als böses ge-
tban; . . . allermaassen er denn auch wol zu verstehen gab, der Hass
gegen Oestreich würde endlichen auch wol durch einen Frieden mit
X|)amen erlöschen; wtinschete aber immer noch, E. Ch. D. möchten
jemand nach London ans l'arlament schicken: so war der Herr de
Thou an der andern Seite wegeu des Itbergebenen Memorialis ziemlieh
confus und bestUrtzet, protestirte sehr von seinem gnten Willen und
dass er's (hun müssen, weiln er von guter Hand berichtet worden,
dass alles in Holland gleichsam in puncto gestanden, den Haagisehen
Tractat vom 21. Mai zu renveraireu . . . wollte aber wol bekennen,
«ass ers uicht übergeben, sondern blosshin nur einigen wenigen fllr-
'■ Vgl. oben p, 1«. 190.
') VerklQriugB vaade H. Eoaiackl. Majeet. van Sweden, aengaende syne
ibtnBghBQtliejdt tot de voltreckiughe der Vrede. — Dat. Crouoaburg. Am
ScIImb: Ujt laele vaude Ko. Maj, Eduard Ehrensleeu. 4 B!l. 4».
lÜ*
„A^iOOt^lc
244 I' Brandenburg und-dio Niederlnnde. *
gezeiget; woraus wir denn wol ein anders nicht merken können, als
<las8 es eine ^cmacbctc und zwisdicu ilini und dem R. 1'. tieimliel)
concertircte Saclie gewesen, geslalt dadurch die Glieder zu intintidircn
und daliero desto elier zu seinem Ziele zn gelangen.
Der Kurfiiret an Weiman. Dat. Feldlager bei Colding.
8. Juli 1659. (eonc. Schwerin).
18 Juli. IDebele Nochricblen aus dem Ilnog. Dio Forderungen der ConcerlmScIite be-
deuten den Ruin Driooniarks und dio Allmacht Schwedens. Lebhafte Remoo-
slratioD gegen geniEsc ÄciiBeeruDgen de \Vitt'B ; scharfe Kritik von dessen Politik.]
Wir haben zwar gehofft, dass Euerer bei vergangener Post ein-
gekommenen VcrtrÖ8fung nach die Herren Generalstaaten eine solche
Resolution ergreifen und an ihre Flotte absebieken würden, welche
ihrem Interesse, auch so vielen von ilineu getlmnen hoben Versiehe-'
rungen gemäss wäre . . . Mit liGcbster Unserer Bcstilrtzung aber hahcih
Wir in Euerem Abwcsen aus anderen alliier cingekonimcneu glaub-
würdigen Schreiben ersehen, dass man eben im Werke begriffen ge-
wesen, eine Ordre an die Gesandton in Copenhagcn abgehen zu lassen,
.dass sie dem Könige in Dänemark andeuten sollten, dass, im Fall
derselbe den Rotbschildischen Tractat nicht annehmen wollte, der Staat
nicht gesonnen wäre, weitere Assistirung zu leisten, besondern Flotte
und Landesmiliz zu revoeiren und also in der Tbat nicht allein den
Künig von Dänemark, besondcru auch Uns und Unseren Staat daran-
zugeben.
Nun ist jederinänniglich gnugsam bekannt, dass der Rothsehil-
dische Tractat so buchst naehthcilig vor dio Krön Dänemark, die
Unirten Provincien und alle Benachbarte nicht allein jetzt albercit ist,
wenn Schweden achoa ein uiehres nicht erlanget, wonach sie doch be-
ständig trachten werden . . , besoudcni, was das bedenklichste ist,
Copenhagcn auf solchen Fall allezeit und unaufhörlich gleichsam wird
belagert bleiben und gar schlechter Unterschied sein wird, ob die
Schweden auf Seeland anjctzo stehen bleiben, oder ans denen anderen
eedirten Plätzen stets bcselilossen und blocquiret wird.
Und thut nichts zur Sache, was man von der Guarautic spricht;
dann da man itzo bei habender grosser Macht den König in Dänemark
so unschuldiger Weise opprimiren lasset, so wird wol nicmaitds einige
Hoffnung darauf machen, dass, wann Schweden, ihrem festen Vorsatz
und dein aus dem Rothschildischcu Tractat erlangten Vortheil nach,
über kurze Zeit den liest unter ihre Gewalt zu bringen sich unter-
A-iOOt^iC
Kur Kurfiirat Kogeii du Witt. 245
nclimeu wird, diejenige, bo aiiitzo so knitsinnij;' , ja vielmehr übel
alTeeliuniret sicli vur das gemeine Weseii crzeiyeu, al»(1aiin, wann sie
iTstlicIi Kosten anwenden und aieli armircn sollten, aicli der Saclien
mit Ernst aunebmeu würden. Zu gcaelineigen, daas Schweden, wenn
es in dem itzigeu Zustande verbleibet, hernach in so geschwinder Eil
zu ihrem Inteut gerathen könnte, dasa es dem Staat unmöglich fallen
würde, mit ihrem Serours zeitig genug iieizukommen.
Alldieweil aber dieses alles alhereit itbcrflitsstg remonstriret ist . . .
und AVir fast befUrcbteu müssen, dass Fatalitäten bei diesem Werke
scfn, so niüsseu Wirs eudlicb Gott, der nnch seiner untadelhaftcn Ge-
rechtigkeit die Regierungen auf Erden verändert, alles aulieimstellen . . ,
und werden auf ein ander Mal so leicht auf der Herren Staaten An-
maUnuugcij, wie Wir dieses Mal gethau, Uns nicht hcrcden lassen,
weil sie Uns anjctzo, nnclidcm Wir ihren Consilii» gefolgct, in der
Niith stecken lassen und einem unersättlichen Feinde anfupfern wollen.
Müssen wol gesteheu, dasa Wir Uns einer solchen Unbeständigkeit,
zumal in einer Sachen, da der Staat mehr als Wir interessiret ist, nicht
versehen, und wann Wir dergleichen thun wollten, niüehten Wir viel-
leicht gar bald Mittel linden können, Uns aus dieser Sachen und noch
wol mit Vortheil zu reissen; ob aber alle dabei vorgehende Conditiones
dem Staat getilllig sein würden, daran müssen Wir sehr zweifeln.
Dieses aber gehet Uns hiehei sehr tief zu Herzen, dass, da Wir
hisher Unsere Aetionca dergestalt guflihrct, wie es der Staat selbst
desidcriret und öffentlich gelobet hat, dannoch der Uath l'ensionariua
de Witt sieh unterfangen soll, olTentlich über Uns zu schreien, dass
Wir Ursache an des Küniga in Dänemark Itnin wären, indem Wir
denselben von dem ICothsehildischcn Traetat dchortireten '). Ea ist
aber diese Beschuldigung so nusverschitnit und unbegründet, so ver-
wegen CS ist, dass ein solcher Mensch sich von Unseren Aetionibus
dergestalt zu urtheticn unternehmen darf Wir haben Uns nie unter-
»ilauden, den König in Dänemark zu bevormunden oder vorzuschreiben,
wie er seine Sachen anstellen solle. Wann AVir aber denselben von
Unserer Bestilndigkeit versichert, auch wol dabei die Gelührliclikcit des
Itotlisehildischen Tractatcs angewiesen haben, so haben Wir nichts ge-
thau, als was von dem Stasit aellist vielfältig geschehen, Wir auch noch
diese Stunde von dem ganzen Staat nielit sagen können, dass derselbe
sich hieriimcn sollte geändert habi'ii; dann was in den l'rovincicn des-
halb umgehet, ist Uns nicht unbekannt; dass Wir Uns aber mit dem
') Vgl. obeu p, 23!(.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
246 !■ Brandenburg und dio Nipderlande.
de Witte, nachdem sich dcrscibige von franzÖBiscben, ciiglischeo und
ecliwcdisclien Ministris gegen des Staats wahrhaftes Interesse amstcllen
lassen, eonfomiircn und seiner unbeständigen, höelistscliädllehen Con-
silien theilhaftig niaebcn sollten, dazu lieben Wir Unsere Ehre und
Gewissen zu viel. Und wird er gewisslich der erste nicht sein, der
mit seinem Exempel beweisen wird, dasa man zwar in dorn Staat nach
der Natur solehcr Itepnldicq ein Zeitlang Bolehc sebfldlielie Consilia
fuhren, auch ctzlicber Maassen durebtreiben kann, bald aber in die
Grube fallen mnss, die man Anderen zu graben gedacht hat; wie Wir
dann ninunermchr glauben können, das» die göttliche Itaehe lange
über solche schädliche Leute ausbleiben werde.
Und sehreiben Wir Euch dieses zu dem Ende, damit er es er-
fahre und Bciuc Zunge auf ein ander Mal besser in Acht zu nehmen
wiösc ').
Joli. Copes au den Kiiiftirsten. Dat. Haag lfl.!9. Juli 1659.
|l>owuiDg bleibt iin Haag. Neues ciiglia.lita rriijucl. Uer (.■uglisch-franzüslstbe
Verlrng vom ;i Februar)
i Es liatle der englische Resident albio Herr Downing selion seinen
Abschied gcnonjmen, war auch mit einer güldenen Kette ad l'A^) A.
Xaniens dos Estais bcgiftigct geworden; ihm ist aber ein neues Cre-
dcutialc vom Parlament zugesandt worden, dabei ilim befohlen in
Qualität eines Commissarii sieb noch hie aufy.ubalten und der Norder
krönen IJefriedigung zu respiciiren. —
Ho seind auch in England bereits einige Conditioncn zu l'apicr
gebracht, wie man das Werk finden solle, mit Beifögung, dass man
demjenigen dei' Königen, so sieh nicht filgcn wdrdc, nicht allein die
Assistenz entziebcn, sondern wirkliehen zum Aeeommodement zwingen
solle . . . und ist beute bei der Generalität alhie den Vor- und Nach-
mittag eifrig beratbschlagt worden, wclcliergcslalt man den Henn
Nieupoort bierauf inslruiren solle; wovon der Herr Canzler Weiniao
ausfUbrlicb unterth. berichtet,
') Dieses Schreiben curairtc einige Zeil später im Hang, ■□ hoUäudiscber
Uebersetzung gedruckt, wie Copes in einem Beriübt vom T. Oet. iüjd mitllieül'
nach diesem Blult druckt es aaeb AiUemu IV. UM ab. De Witt erbebt bei
deu liraadeuburgiechen ticsiiudten lebliufto Beschwerde über di^i indiscretu Vet-
riSentlicfauDg; diese aber stelleD in Abrede, dass sin dieselbe veranlasst haben;
privatim war ihm das Schreiben des Kiirfiirsten sebon vorher von Weimaa nil-
gctbeilt worden; vgl. unten s. d. 28. Juii 1>J59, uud diu Benrthcilung des Schrei-
bens bei WicQuefort IL 58If.
A-iOO<^lc
Üie l'uuificutiuuHiiartei ubi'uitaf. 247
Wir haben dabeneubcnst vom köu. franzrisisclieii CcgantUcn hic-
sclbslen in einer Visilc, mi er uns vor zweon Tagen jfcgebon, vor-
■ uummcn, dass zwisehen s^eiucm Küuif^ und der englischen Hegierung
am 3. Febr. jUngst dieses vergliehen sei, das» sie beide dem König
vun Sebweden bcispriiigen wollen wider alle diejenige und sundcrlich
diese Unürtc Provitieien, so wider Hchwcdeu feiudliehe» agiren möchten,
lud ob wir dieses wol ehest vor eine fabrieirtc Sache ufgcnomnicn,
so haben wir doch verstanden, das» der engtiselic KesideDt Downing
el)en dasselbe sollte gesagt haben, und dass er selbige Vcrbindniss
unter sich hätte und vorzeigen könnte; und gebet dieselbe in copia
hicnebcnst ').
Dickes nun hat in Holland grusle Alteration verursai-hct und nie
zu mehr disponiret, den jUng^t ufgcrielitelen Tractat de 21, Mai ein-
zufolgen und sieh aller Ilostilität wider Scbwcdeu zu enthalten.
Weiiiiaii an den KiiritUriteii. T>at. Ilaajf 21. Juli KiÖO.
[Oiu l'acificaliuniijmrti'i volliß nlieiiinir Irul/. vit;lfa('Ueni Witlorspruch. Vereucb
(billige Stimmi'D in ili-r (ii>iivruliiüt zu gi'wiDiicn. IlnOnuiig: auT allcvnieiae poli-
liachi.' Weniluii^L-u ; :<pauuurig iwisi-iieii KiigUnil uuJ FraDkrcii^h. tichwankFDde
Zukuuflupiriuo.j
Die Arigc'leg:ehhciteii geben trutz allci' uiigcwaiidier Mühe ^iublimm; die 21. Juli.
P!intiratioLi-|Jiirlt'i i>t oljpii niif trofz iilletn Widcr.^ipruih. —
Zu gesehweigen da.«« das Volk ferc ad scditiononi nsque au den
fiirneli nisten Oi rtcrn murret und wUtlief, auch die meiste Itegenlen un-
geduldig, seliwiorig uii<l seliicr desperat seind, rimdaus bekannt, dass
iiic da^i ISrisc sehen und doch nicht (liehen, dass man 7.u seinem Ver-
derbe nit gehe, sondern renne etc. Was hilfts aber* Wir sehen, dass
dem ungeachtet die l'acilieationspartei (es mag ihnen endlich aueh
geheu wie es wolle) durcli allerhand Üünke mid Gritfe alles iutimi-
dircn, alles auf ihren Willen zwingen, also dass wir E, Ch. ü. keines
Weges versichern können, dass der I>tat in Kurzem wieder auf eine
gute Maassc R<dl(c zu bringen sein. Der Herr de Orave, Rurger-
mcister zu Amsterdam, »agetc mir heute noch, Itempublieam esse im-
|)arem sanis eonsiliis, es wiirc zu bedauern; sie von wegen ihrer Stadt
stunden feste und wollten nnt gegenwiirtigcn eousiliis nichts zu thun
haben, sie würden aber von den andern (Edam ausgenommen) ver-
lassen und blossgestcllct.
') Es isi <]i-r bvkauiitu (.-[iflisdi-rrauzrisiBche Vertrug vom 3. Febr. 16.''>9, der
dcD Ausgangspunkt der Veroiitlolungspolitik der Weet mächte bildet (Du mont VI.
2. ?44)
„A^iOOt^lc
243 ^' Brandeuburg und die Niederlande.
Die von Stadt und Lande haben heute auch noch von ihrer Pro-
vinz ciue ziemlich nachdrliekliche Ordre, dass man nämlich nach Ex-
spiration der zweimal drei Woeheu die Flotten solle ungehindert agiren
lasscu, erhalten, also dass wir für solche Opinion nunmehr 3 Vota fllr
uns haben und in voller Arbeit bej^riffeu seind, aus Geldcrland oder
sonst noch die vierte zu linden und es also in künftiger Woche, da
Friesland präsidircn wird, dahin zu bringen, dass die Resolution vom
18- verändert und dem Adiitiral und den Deputatis im Sonde gnug-
same Ordre de non amplius prolongando et agendo möge zugeseliicket
werden. Wie weit wir aber damit werden fortkommen können, solches
mag dio Zeit lehren.
Wabr^cheinlirb wird die Oi'gcnp;irtci es mit atlcu MiltolD uur dubiti
zu briDgcu äucliea, daäs die äummcrtuuufitc übac Ai'tiou biugezogen wcrdcu;
vOD Aufung Oclobcr iin fcrbietct es siob dann von selbst.
Inzwiscbcii stebn düch ^'rosse Dllgcmeiiic Ycräudcrutigeii bevor, die deu
Aspcct der DiugC andern werden.
Die Jalousie zwiselien Frankrcicli und Fngcland nimmt von Tage
zu Tage mehr und mehr zu und stehet schier nicht zu zweifeln, wo
der Friede mit Spanien (woran denn kaum zu zweifeln) seinen Fort-
gang gewinnet, ca werd endlich daraus erfolgen, dass solche Nationcs
unter sich zerfallen und zu beidcii Seiten diesen Estat suchen werden;
gleich wie denn Frankreich auf eine genaue Allianz sehr eifrig dringet
und das englische Parlament seiner Seite auch fast Über seine Ge-
wohnheit civilisiret und in Arbeit begriften ist, Sir Henry Vane,
caput eonsiliorum, in Ambassade hiebin zu schicken und auf eine
nähere Zusammensetzung zu dringen.
Aus welchem allen denn dieses erfolgen wird, wo dieser Staat
seine Sache wol in Acht nimmt, dass er arbiter rerum werden und,
wie es gehet und wes Partei er auch annehmen wird, dieses erlangen
kann, dass die itzige Partei verändert und dem Könige von Schweden
entweder England oder Frankreich werde abgezogen werden können.
Zwar kann man davon aunoch nichts sicheres sagen, und ob, oder
was Partei man wählen wird; dieses aber merken wir wol, dass die
Directores Hollandiae metn regis-Caroli und was dem anhängig ist,
nach Engeland sieh lenken, und dass also eine wunderbare Verändc-
i-ung kommen niüehte. Wiewol es sonst zu vermuthen, dass man
ins gemein pro bono Ilei|)ublioae fllrs beste halten wird, bei Frankreich
und dessen Partei zu bleiben, dahero sich nebst Spanien und andern
von der englischen Dienstbarkeit bei dieser Zeit zu befreien, zugleich
auch durch dieselbe Mittel Schweden auf seine Maasse zu bringen.
Das Bwcile Hanget Concert. 249
Gestalt dann viele glauben, das ganze Spiel werde nach dem gerechten
Willen Gottes sicli endigen in der Strafe deren von England und
Sfliwcdeu, als welelic beide sieh gegen Gott und MenBclien am mcisteu
verBÜndiget und eine Weile licro vergriffen.
Weimiui an den Kuiiiirstcn. Piit. Ilnag 25. Juli 1650.
(Zwtileit Haagiir Uuncert. BfSliirzte und bi.'scli;imtu Stluiiuuug Jui'ubcr U'iu
ilasieltii; zu UtunJo gi>kL>ninii.'u. Ktidia uiil eiuor oiuzigoii iatjuimo Mnjurilät;
HoBuuDg, die Sacbe uuch zu rcilruaaireD, gering. Die nllitrtcu Uesaudtcu woUun
auslialti;!). Duppulzüngigkeit du Witt's gegen Fricquet ]
Endlich hat die bekannte l'artci nach so vielem Dispntlreii, nach 25. Juli.
so vielen ungehörtcn Veränderungen durch allcrliand gräuliche Griffo
nnd Listen es so weit gcbracbt, dass Holland am 18. dieses gcschlosBcu
und die Generalität verfolglicli gestern und vorgestern nach eincui
langwierigen Delibcriren und heftigem Gezanke per niaiora geresol-
viret: man solle mit den auswärtigen Ministris sich vereinigen und
also mit gerammter Force Dänemark zu partIciiHcrer Handlung, daliero
dahin zwingen, dass es innerhalb 14 Tagen den Uotliscliildischeu Ver-
trag annehmen möge '); allcrmaasucu denn darunter bereit» die uOthige
Ordres die verwidiene Nacht ku Wasser und zu Laude per exprcssos
seind abgelassen und sowol nach England al» nach dem Sunde ver-
schicket worden.
Von ganzer Seele bedauern wir's. Und wie es an unseren fleissi-
gen aelirifl- und mUndlichcn Gegenerinücrungcu wol gar gewisse uiclit
crmangelt hat . . . »o ht ein jedweder, der mit der bekannten Faction
Dicht vermischet, über diesen fatalen Handel bcaeliÄnit, bekümmert und
bestilrtzet, also dass ... die Auclores sell>8t zu ihrer Exculpation
nichts als die extremam nccessitatcm und dass man salutem populi
nickt an die Unsicherheit eines einzigen Seegefcehtcs hangen solle,
flirzuBchUtzen wissen.
Gar wunderbarlich ist's damit hergegaugeu und das ganze Werk
in einer so grossen Geschwindigkeit von dem einen Extreme zum
andern und auf diesen Fnss versetzet worden, dass auch die klUgste
und älteste Regenten in Holland selbst bekennen, es sei unbegrei flieh,
wo CS hergekonmien. Zwaru wusste man wol viele Tage znvorn,
wohin der Rath Fcnsionarius zieletc mit seinem Auhang; es war ihm
<) Secret« Resolut. II. 1-8 ff. At tzeuiu tV. 3'.>8f. Der Uuricbt vuu Copi->a
id. dat. rügt liiuza, dass das uuue (Joiicert vuui 'J4. Juli iu der Wuljuuiig Jus Trao-
lÜBigchea Geeaadtea de Thuu untcrzeicliuel wordea ist-
.A^nOO»^IC
250 '- BrantleDburg und die Niederlande.
aber alles nocli bis auf den 15. wnd 16. deromanseen verleget, Aass
er schier desperivete und sieh also gcnothdranget sali, zu allen Extrc^
mitilten zu sclireitcn, allermaassen er indessen denn sich mevklicben
über unsere contraria ofißela beschweret, und endlicheu (welches nuo-
nielir liberall bekannt wird) mit des IleiTn de Thou vorhin geex-
praetisirtcr Declaration ') und de3 Herrn Downingcn vielfältigen
seil riftl ich eu Sineeratinnen und Vcreieiierungeu, dass England die Ra-
tificiition selucken und redlich halten wollte, die Gemilther znvorderet
zweifelliait, endlich aber so zagliaft geinaelict, dass er zuletzt mit
voller Kraft durchgedrungen und unser Werk an allen Oertern suspeet
und zu Schande gemacliet. Zwarn haben wir immer dagegen ange-
hauet ... es ist aber alles vergeblich gewesen, weiln dein Gegenthcile
es gar zu leicht gefallen, ein so wunderbares Corpus, da es einmal
von guten Gonsiliis abgewichen, auf dem Irrwege beständig nicht allein
zu halten, sondern auch zu verstärken. —
In der Generalität stund alles in summa crisi, und wo uns nur
ein einziger Mann aus Gelderland festgehalten, allermaassen er uns
schier versprochen, so wäre vorgestern das ganze Werk redressirct
worden, t'nd ist's zwar nicht ohne, wciln selber man von dem von
Gent und dem Uathc l'cnsionario ultra inandatnm seiner Principalen
ist verleitet und verrücket worden, dass wir annoch arbeiten aus Gel-
derlaud ein Desadveu zu erlangen und also, weiln Friesland, Groeningen
und Overyssel noch feste ballen, die Majora in der Generalität wie-
derum zu machen. Wir seind aber eines guten Öuccessus so wenig
versichert, dass wir E. Ch. D, nie^t rathen dürfen, darauf auch grosso
Reflexion zu machen; es könnte sonst auf den Fall, da etwa Däne-
mark beständig hielte oder Schweden sieh widersctzete, allermaassen
es viele fllrchten, viele wünschen, noch ziemliche Operation thun; da-
hcro wir denn auch gut gefunden, damit nicht allerdings stille zu
stehen.
Wie nun dieses alles sehr beschwerliche uud wichtige äachcD
seind, so haben wir uns mit den Kaiserlich-, dänisch- und polnischen
Ministris zusanuiicngetlian und ins gemein überleget, was bei so be-
wandten Sachen zur Uand zu nehmen. Wenn nun dabei allerhand
Discurse und FUrschhlge ins Mittel gekommen (wobei auch der Herr
Fricquet sehr beklaget, dass der Rath Pensionarius sehr übel mit
ihme gehandelt, indem er, um das Volk für Schweden und England
desto mehr zu bewegen, fast alle Tage geharanguirct, wo man mit
I) Vgl. oben p. 212.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Dae sneile Haager Concert. Nachricht«D aas England. 251
Engeland in die Haare käme, so wdrde man alsfortens mit Oesferreicti,
dahero mit dem alten Erbreinde wieder aneiianiicii müssen, wicwol
er ihm, Herrn Fric(]tiet, scibsten jedesmaics jrar andere Mienen ge-
niacliet und nimmer ratlien wollen, dass er sich von hinnen begeben
sollte): SO' war endlieh dieses unser iin vorgreif liclics Gutaeliten und
iinterth. Bcdllnken, man mlls-^te dieses Ortes immerfort noeli der guten
Partei fltrsteben nnd unnaehUssig darunter arbeiten, damit mau die
Sache desto leichter redrcssiren könnte, wenn etwa Engeland, wie filr
diesem, andere Wege einginge, Schweden sich opponirete, oder I. Maj,
von Dänemark, da man billig alles zu contribuircte, beständig halten
und sieh nicht wilrd ei-sclirccken lassen.
Nun, Gott verzeitic diesen Leuten alle ihre Feliler, stärke E. Ch.
D. und die gute Partei mit dei^to mehrer Gnade und gehe, wie icbs
gänzlich hoffe, was dem gemeinsamen Wesen alhie abgebet, dass
solches E. Ch. D. Glorie vermehre in dci-o gUteklichcn Actionen!
,Ioli. Copcs an den Knrfilrsten id. dat.
Aus Kngland hat man, d«ss der Herr Henry Crorawel! niis Irland
zu l.ondnn angckumnirn und selbigen Litnücs GulcgerihfiC dem PnrhtneDt
binterhrncht hnlie nud vcTüicherl;, dass doit «lies in Hube wäre Worüber
er bedanket nnd hcurlaiibct i^t, iiffin Lande zu äfincit (iiitein zu gehen.
Sein UiuUcr aber, der gewesene I'roleclor, Iiac eine Protection ulT 0 Wuchen
(-^ie) wider seine Crcditoren, duds sie ihn in selbiger Zeit nik;ht überfallen
Follen, erhallen; und srlircilit dieses Kstnts Uesundter Herr Nienpoort,
dass, wciin des vorigen abgelebten Protecloris 01i?er's Trauer nneh nicht
bezahlet ist, dass niiiti ihn selbsten darüber besprochen, dahc noulitcns .
dieser Fmtector Richard Ihr) Kxc. d;is Tucli selbsteu zu Hans guschicket
und «erehret, und dieser Status ihme PcrniUsion gegeben, selbiges Präsent
atiiii-.ehmen, — '
Anders in einer von Wciniaii redi<;irCeu Zeitung dat. Hnag ^5. Juli,
„Henry Cromwell war nobeaonnen giiug gewesen, naeher Iiondon zu
kommen, woselbst er am 17. bei dem Kalb von Staaten Audieuz gehabt,
welcher ihm deu)nii(;h>t, sieh aufs Land zu begeben, anborohlcn und seinem
Bruder Kiihard geboten, innerhalb G Tagen das Haus vullkömmlieh zu
räamen, wogegen sie ihn aus sonderbarer Gnade noch ti Monaten (sk) von
Ausprui-b seiner Creditoven befreien."
Zeitung aus dem Haag. Dat. 25 Juli lliöSI. (von Weiman),
Die Gedeputirte nach dem Sunde scind am 14..'i4. verreiset. Und hatte 2':
man im Ucbrigen vcrsrhieJcnc suspeete Personen und viele Pferden in We?t-
niünj-ter und andern Oertern gearrcatiret; waonenhoro alhie und anderswo
die Uoyalisteu Eich bereits flattiren, dass ehe lang in Kugland wieder neue
„A^iOOt^lc
252 '' Brandeubutg und die Niederluode.
Troiibles entstchu werdeu. Ocwise Ut'n, dasa tli« Miliue will l>f£alili.'t üi'iii,
uiiii dass ktiiio Kcuugsiiuii' Mittel fiiilmuUou, womit lu.iii ilerusdi.cii rÜL-k-
stittidigeii uud iiiir i'tlichc Milli<,ni'ii ^Mt [wUufvmhu tjolO iiUlnigoii kuunc;
ilemgestiilt diiss maii-^ ü;ifiii- lialt, ila^ I'iuliiiiK'.iE \\crdu «cgcii Goldi.uiiigcls
die l'lolle, wekla- :^ü viel kg.ska, iiirlit lat]g(.T im Simdc h;ilteii köiiufri und
zurück kommen lua^eii mäi^ätu,
Zeitiins ans dem Ilajig. Dat. *J8 Juli IImU (vou Coiic>).
-Ja Juli- Dt'ii l*i. Jtili i>b zu ti roLtitititeii das rürsllicli AnhallisLlio Itcilager gar
(rlii.kli.li gtliulteii worden. Uud weil» 1. V\i. L>, ilie ^_'llur(ür^lill gCKt-igt,
dasS yiu Ilir vätürliulics I Imis iioclinuilc» genif ^.jilu'ii, sd werdeu üie beute
zu Uj-swiL-k alh-c nächst bei di/m Hange aulangeii, nebst der Frau Mutter
Hub. uud l'rJuK Mauritüeu f. Ga.
Wfinian :i» den Kuifiii-ötcii. Dat. Umv^ 28. Juli Wö'ü.
(jn'iies. (^(ilttiiLg 2ö. Juli.)
IWIn.lälillu nuoli dum Abäuliliisa dt-a zwi-ilvu Cüui^orl.rs. Ue Witt Blatidlmrt.
Uisüurs mit iUin ilOor si^ii.i; A eiisseiiingt-j] iu Hl-IivII" des Kiirrursleu. IJio l)u-
[„Llirten im Smid umimgl
i- Alles ist nun in i-uspoiisi); es kuniint dar.iul' mi, wie Dänemark und
öebwedcn die neue liüts.haft aufuebinen werden. Viele Sliiiimen erliebcn
sieh iiaeb wie vor gegen die Politik der bek.iniilen l';irtei — „wo wäre es
gehiirel, dass ein Cont'öderirier airli zum Iti-bter, eiu Huudesgenuss zum
Feinde, und eine üepulilieii i^ieh stelletc, üolebeu Kunigcti auf sülebe Art
(icsetic zu geiicni^"
Der Ilatli PcuBionarius aber cum suis ist ^''ar einer aiiilercii Meinung,
indem er uiibeweglieli dabei bleibet, wenn sie mit Engeland brcclicn
»ullteu, so wären sie, dabcro aucli Dtlnemark und ilie Alliirten, ver-
loren; ciuc ungltlekliehc ILitaille küniitc dem Lstat alle Commcreia
niinireu.
Ich zeigete iliinc darauf E. Cli. D. gniid. IiC^criiittnu vom S./18. Juli,
und raerkete ie!i wol, dass er in etwa darüber sfutKcle, sagetc aber
endlich: niemamt wllrde ibnie verdenken, dass er als ein Minister na
einen Minister seine Meinung rund ans sagetc, und iiättcn wir, aii
unser und dflniseber Seite, es nifht allein niilndlieli, sondern auch juib-
licc uud sebriftlicli über des Staats Ai'tiones deromnassen getliaii, dass
wir den gemeinen Mann seiner zu Uiehtern gomaelit. Wie ieli nun
darauf vcrseliicdcntlich replicirte, so blieb er d.ibci, seine Meinung
wäre 80 und könnte er darin nit verändern, und weiln wir darunter
von ihnte diserepireten, so wäre es nbs eriniinc, wenn jemand darunter
causam voti hcraussagete absque animo injuriamli. —
A-iOOt^lC
DftB zweite Concert; de Witt; <ie Thon. 2Ö3
Als viel man aua allco Briefen von Cronenburg und Kopenhagen
siehct, pciml die Deputati nicht gar wol einig, indem die Herren Slin-
^elnndt und Iluybert sidi ziemlich nach Schweden lenken, die an-
dere aber den geraden guten Wog halten; welchen sich denn der
Herr von Opdam am nieifiten filget in seinen Briefen an den Staat,
also daes wir aucli nicht gut gefunden, gar zu sein* tlbcr ihn zu do-
lircn, weiln wir besorgten, es möchte Rolchcs das rechte Mittel sein,
ihn zu irritircu, daliero in die schwedische Partei zu stUrtzcn. —
Weimaii an den Kurfürsten. Dat. Haag 1. August 1659.
[F)c Thoa löugncl Beinen ^iillicil an ilcni zweiten llangor Cnnccrt; BcllBames
Henehmen des Maunee. Angele^'Ptiheit des HeBidenten Wicqiiefort in Paria. 2u-
aiände in KoginnJ ; baidise VerandiTting uoiimgünglicii. Die Bpauisch-frnuzÖBisctie
Heirat]
M. de Thon saget nunniclir, er hab dem letztem Tractat zwischen 1- Ai
England und diesem Staat zugeschen; gleichwie er aber dazu keine
Ordre gehabt, so hätte er ihn nicht nntersch rieben , sondern es ge-
glichen lassen, dass Keimbliqucn über Könige verordnet, was er seines
Theilc» bekannte gar hart und zwischen Künigcn gar zu ungewöhnlich
zu sein. AVie uns nun aber dieses in Ansehung seiner Ücclaration
vom 10. Juli ') und dass das letzte Conventum in seiner Stube gcmacbct
und beschlossen, gar fremd fitrkonimt, inmaasscn wirs ilime denn auch
vorgestern noch ziemlich rund zu Gemilthc gefUhret, so können wir
uns in des Mannes Thuu nicht wol Schicken, müssen aber wol glauben,
Jass er sieb von den bekannten Leuten aus Holland zu alles leiten
IriSBct und nicht gnugsam begreifen will, dass er contra propria coni-
iiiida laborirct, wenn er hilft, dass dieser Staat sich immer weiter und
weiter mit der jetzigen englischen Regierung vertiefet.
Bei dieser Gelegenheit kam zugleich mit ins Mittel, dass der Hof
zu Paris E. Cli. D. Kcsidcnlcn Wiequefort befohlen, sich aus Frank-
reich zu Ecfirircn, und als wir ein und anders (wicwol unter der aus-
fhllcklichen Protcstalion , dass wir nicht wtlssten, wie es E. Ch. I),
liegritfen) dabei, und warum es hart wäre, angezogen, so sagete er,
Jass man gar gcwiise am Hofe nicht geglaubct, dass er annoeh in E.
Ch. D. Dienst wäre, und dass er selbst bereits erinnert bsltlc, es wllrd
allerseits am besten sein, diese Sache zu keiner fcnieren Verweiterung
kommen zu lassen; gleichwie wir denn sehen, dass der Ilhcingraf und
viele andere filmehme Leute sieh bcmlllieu, erwähntem Wiequeforteu
') Vgl. oben p 242,
D.qit.zeaOvGoOt^lc
254 '' Br&ndeobarg UDil diu Niederlaade.
Torzuspreclieti und die H-and zu bieten; zugeschweigen , dage sie alle
mit einander es dafür balten, E. Cli. D. werden sich seiner aunehmen,
weilii er allerends fUrgil)t, dass er von E. Cli. D. niemaln wäre revo-
ciret, sondern bis dabcro TollkoDimlich geeontinuiret worden. —
Aus England schreibet Herr Nieupoort von niebts als von Friede
und Einigkeit; andere aber melden gar andere Sachen, und dass da-
seiltet, zwißdicn dem Parlament und der Miliz täglichen die Jalousie
dermaassen zunehme, dass ungezweifelt Veränderung erfolgen müsse.
Gewiss ist's sonst wol, dass das Parlament sehr suchet, neue Miliz
aufzurichten und die alte zu dumpfen, und zu dem Ende gibt man
täglich neue Patenten aus an neue Creaturen. Man hat auch bereits
den allen Trainband, d, i. den Ausschoss, wieder ^vollen in Wesen
bringen, und gehen nunmehr alle Gedanken und Sorgen dahin, dass
man Geldmittel finde, gCBtalt die Soldatesquc allerends zu stillen. Wenn
nun aber gar sehr zu vermutbcn stehet, dass hiebei das ganze Werk
sich stossen möchte, indem das Parlament ein Grosses cmportiren
würd, wenn's hieniit dufcbkänic, hingegen aber die jetzige Miliz und
Officirer wUrdcn ausbabcn, da sie sich dcromaassen das Ketz fein oaiift
würden llber dem Kopfe zusammenziehen lassen: so glaubet niännig-
licb, es niUsscn in Kurzem die englischen Sachen einen anderen Gursum
nehmen, es sei das» es einen neuen Protcctorem oder den alten König
wieder gebäre.
In Frankreich wird nichts so sehr besorget, als die Vollziehung
der spanischen Heirat, und merket mau, dass alles andere darum
stille stehet
Weimau au den KuifUrsten. Dat. Haag 4. Auguat 1659.
|Der ucuo Traclat; Schreibun aa den KüQJg von Daiieniark. Zusammengehen mit
den OuBanilten der AUiirleo. Diu englietlie und die fronzüaiacliu KnliGcatiun. —
Vcrihcidigutigsschrift von Niuupoorl.]
4. Aug. Alles notli iingewiss; es koiumt nlles auf die Antirort an, die Schweden
und DäneDinik auf den neuen Trni-tjit geben werden '), •
Inmittclst lasset dennoch das Volk nicht nach zu murren, Am.ster-
dam zu protcstiren, Friesland, Ovcrjssel und Stadt und Land zu
widersprechen; danncnliero die Paeificationsparfei auf die gener.alc
Tractaten zu dringen, gestalt dadurch wieder gut zu maclien und zu
redressiren, was sie . . so liederlich verdorben und in so grosse Un-
>) An eben diesem Tage, i. August, wurde vod England und den Nieder-
Innden das angenannte dritte ITiiDgor Üuncert unterzeiclinot; 8. Secrete Resol.
II. lOSr. AiUemalV. 406f.
,Goo»^lc
Das dritte Baader Conc«rt. Die engliBohe Ratification. 255
Sicherheit gesetzt haben. Zu dem Ende wird nunmehr in Frankreich,
nunmehr auch in England aller Flciss angowendot ... die Zeit aber
wird uuB lehren mtlSBen, was davon zu hoffen. — Uns gibt man iu-
dessen {rute Worte. Man sucht die unwillige Geuiüthcr aurs beste zu
Etillcn tind hat man an I. Mnj. von Dänemark gcresolvirct zu sehreihen
und remonstrire« zu lassen, allcrgestalt E,*Cli. D. aus dem Deisohlussc
sich mit mehreni werden lassen bcriehtcn können; es seind sehr
schwache Gründe darinnen gelegct und die Argumenta deroniaassen
schlipferig, dass die Membra Status selbst damit lachen ').
E. Ch. D. können sich dabei wol versichern, das« wir in allen
Sachen in recht gründlicher Einigkeit leben mit den kaiscrliclicn, d:V
njschen und anderen confuderirten Minislris, in der gewissen Hoffnung,
der liebe Gott werd in einer so guten Sachen dermaln einst noch ein
Mittel schicken, das gemeine AVcrk entweder zu einem allgemeinen
Friede oder zu mehrenn GUlek und kräftigeren Aetioneu befördern
zu helfen.
Der englische Herr Downing verspricht uns selbst darunter alle
gute Cooperation . . . Dieses ist gewisse, dass die vcrwichene Xacht
ein Espresser aus Engeland angekomnieu und nicht allein die förm-
liche Ratification des Traclafs vom 21. Mai, sondern auch eine Decla-
ralion mitgebracht, dass Engeland zufrieden, den dänischen Frieden
dahin zu bcmitteln, dass über das der König von Dänemark Drontheim
und die 400,000 litb. behalten solle. — Ob und wie aber Mr. de Thou
seiner Seite mit seiner liatilieatioD fertig, dahero üb und wasnmasseu
die wirkliche Extradition geschehn solle, diescrwegcn kann man au-
noch ein mehrcs nicht berichten, als dass die Klügsten glauben, weil
Engelaud will, dass Frankreich wol müsse.
Beiliegend eiue gedruckte Flugschrift:
MisMvp I vnn D. H. | A. N») I fegens | De loopeiidc discoursen,
peruchieti ende .Memoiieiu — [Sindtnappcn]. Tot Amslcrdnm, Oc-
ilruckt by Simon Dinksz vnn de Made . . . 16ö9.
In Form eines Briefes au einen Freund, dnt. Loiideu . . . Juli Hi;"i9.
eine Kechifcriigung dtr Hnoger-Conccrt-I'olitit und seines AntliLÜ» daran,
nauienilicb der von ihm bewirkten l'rülüngiitiun des Waffenstillstands, womit
er überzeugt sei, Daueinark eincu groKseu D:en!^t erwiesen ku balicu. Olnie
denselben wäic Diinemnik so nie so Terliiren gewceen. Frankreich und
Eugl.md stehen fest bei dem TraetJtt vom 21. Mai; Frankreich erlilärt,
Schweden [Ulfe sehiekcn zu wollen, sonio man davon abgeht; Frankreich
■) Secrcte Reaoi. II. Hl ff. Aitzema IV. 4(Wff.
') D. h,: van Dlcnj tlloern] A[mbBsaadcur] N[ieupoorlJ.
^düvGoot^lc
256 '' Brandenburg nnd die Niederlande.
begünstigt Schweden deshalb so, weil der Kaiser mit Dänemark jetzt so
eng verbunden ist.
„Do jalou^iien tnsschen het KevBerlijrk Hnys van Oostcnrijck ende dat
van Vranckrijck sijn niet vnn heden noch gister, wy onnen dat niet effeu
maken. In Schonoii de ziel van Dcnncmarcb, de Comniercie is de ziel van
onscn Slaet; wy hcbbcn te doen gehadt om de Commercle niet Vranckrijck,
niet Spaignen, met Engelandt, oock met Dcrmemarck lange ja ren, dick ende
menichmael: 't Eyiide is geweest de Vrede; Wy hebben Spaignen Spaignen,
Vranckrijck Vranckrijck, Engelandt Engelandt, Dennemarck Denneniarck
moeten laten blyven; also ook nu wy Sweden Sweden moeten laten blyven.
De Commercie en vryheyt van dien ist al, en 't sijn al menscben, tnet men-
schen moeten wy handclen, cu wy sijn selfs oock menschen. Indo Sont is
te voor groote exactic geRchiet, 't soude by de Bweden niet vcel erger kön-
nen werden getuacckt; maer als Vranckrijck, Engelandt ende oiisen Staet
het eens z^" (gc^'Ü^k deur 't Haechsclie Tractact die eenicheyt ia gemaeckt),
dan gijn wy gesamentlijck buyten alle twjjffel meestcr vau de Navigatie
ende vnn de Sont, de Castclen mögen sijn acn Wien sy willen, 't gchieten
van do Castclen is uict met allen; willen de Heeren Denen niet geholpcn
weseii, of nienense te sullen bcter geholfen worden deiir do Geallieerden,
nicn kan 't haer niet bclclten; de dric Staten ist gcriouch, als niaer de Na-
vigntie wert hersielt in vryheyt."
Der Kurftlrst an Weiman. Dat. Feldlager hei Coklinge»
26. Juli 1659. (conc. v. Selnveriii.)
[Verlust von mehreren KriGnaschiffeu bei einem tingliictliclicn Kencontre mit deii
Scliweden. Klage über die ünthStigkeit der Iloliriiider Üer Kiirfürat unschuldig
an dem gehabten Vcrluall
5 Was sich jüngster Tagen zwischen denen bei Uns gewesenen
dänischen und liolliindisclieu Orlogschiffen und dem Feind fllr eine
unglUcklicIie Rcncontre zugetragen, solches geben Wir Eucli aus dem
Reisciiluss, davon Ihr das Originale alsofnrt zu llberlicfcrn, mit uichrcm
zu ersehen '), Ihr kömiet die Umstände dieses Werkes, wie Wir solche
in Unserem Schreiben kürzlich angezogen, an gebörenden Orten aus-
führlicher ftlrstcllen und renionstiircu, was für bochscbädliche Effecten
die unvermutldiche Veränderung und fast unbesonnene Fnlcipitanz in
den Consiliia daselbst nach sieh ziehen, und wie nnglücklicb es endlich
ablaufen dürfte, dafern man nicht zu andern Gedanken und besserer
Conduictc sich bewegen lassen wollte; die bishero den ganzen Sommer
durch zu verschiedenen Malen sich ereignete höchst gewünschte
I die Oeuernislaalon, wclchea auch Ailzema
^düvGoot^lc
Nii'UpooH. SchUppe der iiioilorlfindiftlieu FloUo. 257
Occasiones, welche man vielleiclit nimmermehr so gut wieder fiudcn
«Drde, hätte man lieber mit Trainircn und Stillsitzen fllrnbcr^hen
lassen, als sich deren zu Abbruch des Feindes und Beförderung des
allgemeincD Bestens bedienen ^vollen, da es düch gewiss und fast
handgreiflich am Tag lüge, dass solches das einzige wahre Mittel
wäre, einen allgemeinen, sicheren nnd ehrlichen Frieden zu erlangea. , .
Dafern Ihr vermerken würdet, dass der Staat Uns wegen Verlust
der Schiffe etwas imputiren und desfalls einige Prätensiones auf Uns
machen wollte, so hattet Ihr dagegen ftlrzustellen:
1) dass die unvermeidliche Nothwcndigkeit, wenn Wir anders
nicht alles alhie stehen Ia.ssen nnd unverriohteter Sachen weggehen
wollten, Uns dahin gebracht, dass Wir resolviren müssen, das Fähr-
zeug, so bei Ahlburg, Ahrhausen und derends zusammengeführet ge-
wesen , durch Convoytrung dieser Oriftgschiffe abholen zu lassen, wie
denn auch
2) der in Norder-JUtland commandirende dänische Generallicute-
nant Claus von Ahlefeld inständig deswegen bei l'ns anhalten
lassen, und ob Wir zwar
3) die Gefahr, so bei der Sache zu befürchten gewesen, wol Über-
leget und alles zuvor reiflich erwogen, so hat doch
4) der Admiral Koning und die andere Schi ffscap itainen ver-
sichert, dass sie ganz keine Noth und Gefahr hätten und sich auf
allen Fall mit genügsamer Sicherheit refiriren könnten, wie Wir ihnen
dann auch
5) keine andere Ordre gegeben uml ihnen ernstlich anbefohlen,
.»'ich mit niemand in ein- Gefecht einzulassen, sondern ehestmöglich
wieder zurDckzukommen;
6) zudem von I. Kön. Wrd. und Ld. zu Dänemark durch einen .
deswegen expresse an Uns geschickten Cammerjunkem versichert
worden, dass die Holländer gegen die Schweden iu der See agiren
und Uns solche frei halten wollten.
Welches alles Ihr etc.
Der Kurfilrst an die Generalstaaten. Dat Feldlager bei
Coldingen 26. Juli 1659.
jDotbätigkeit der bollüudiacbcn Flottg; Zasarotnenatoss mit der Bchwediscbeo ;
scblecbtes BeDebm«n der hollüudi sehen SchifTu. ürmahnung gegen das CoDcert)
Darlegung der Situation, nie in dem vorigen. Klage über die Uu- r>. Aug.
tfaätigkeit der hoUändiücbcii Flotte, wodurch ca gekommen, „dass dem
HiUr. I GbcIi. d. Or. Kurfiinlfii. Yll. 1<
i:q,t7ed.yG00»^lc
258 ^ BrnnilRnhiirK imd 'Üe Nii'dprlaado.
Könige von DäntmarkeD gteichi^Bm anterm Canon E. H. M. h'loU/e eine
rnstil nnch der andern wcggcnomiiien.
In dessen allen Erwägung nun haben Wir die Rönigl. däDiscbe
und die vom Lieutenant Adniiral Opdatu Unserer Direction untcrge-
bepe SfliifTc nacher Alirbauseu wärts, um das daselbst von den Künigl.
dänemäi'kischeu Gommissarien zusaiuinengebracbtc Fahrzeug auliero
zu convoyiren und abzuholen, gcschieket. Als aber dieselbe jüngster
Tage von 8 sclnvedischcn Schiffen angegriffen und E, H. M. Schiffe
alsofo'rt die Taue abgehauen und vorsätzlich ohne die geringste Ge-
genwehr auf den Strand gesegelt, die Matrosen Unsere mitgegebene
Snldatcn abandonniret und sich salviret, auch ron denen Capitninen
(ausser dem Comniandcur Schloeten, welcher auf seinem Schiffe ge-
blieben), verlassen worden: so ist dadurch der dünische Admiral allein
im Stiebe geblieben und, nachdem er sich eine Zeit lang wol geweliret,
endlich in den Brand geratlien, aucb darüber neben den audei-co
SehiffcD in der Schweden Hände gekommen, er auch selbst geblieben.
Wir wUnscliten von Herzen, dass, gleichwie Wir bisliero zu Be-
förderung des gemeinen Wesens an Uns nichts crmangeln lassen uod
keine Gefahr, Mühe, noch Ungelegcnbcit deshalb gescheuet, also Wir
E. H. M. auch einen andern und bessern Effect dero zum höchsten
Präjndiz der Alliirten geniaclitcu Tractats und darauf erfolgter Vcr-
lassung berichten könnten. Allein Wir müssen befahren, daes dieses
noch das geringste Unglück sein wird, so aus Jetzt angeregtem IVactat
zu besorgen, dafcm E. H. M. sich nicht Ihrer getreuen Bundesgenossen
mit ernstlichem Nachdruck annehmen und die bishcri) genommene
boclischitdliclic Itesolutioues und erthcilte Ordres ändern werden. —
Weiiiiaii an den Kurfliraten. Dat. Haag 8. August 1659.
( Rigcnthümlichc PJriilTnuDgcii und Krhidlnngen Downings. Vorfliclitigo Antwort.)
Miin spricht ebenso oiTrig von dem polnischen Frieden, wie von dem
zwischen den nordisuhcii Kronen.
Der cngÜBcliC Commissarius Downing ist vorgestern zu uns ge-
kommen und hat uns ... zu erkennen gegeben, wasmaossen er mit
dieses Staats Dcputirten wegen des polnischen Friedens in Conferenz
gewcsicn und darunter gewisse Flirschläge ins Mittel gebracht, auch
deroniaasscn tiberschrieben hätte nach England, dass er verhoffete,
darunter in wenig Tagen Zeit eine solche Antwort und Instruction zu
erhalten, dass wir in der Thnt würden crspllren, wasmaasscn unsere
an ihn gethanc vielfältige Ucnioustrationcs nicht wären ohne Frucht
A-iOOt^lC
Oid Stiilappn der iiiederläödisclipn FlolW. Downins'g F.rbletiingpn. 209
gewesen. Er erkannte, <1ass Frankreich alle Ehre und Glorie bei dem
polnischen Wesen an sich iillein nähme, da es doch des Ortes d. i, an
der See nichts als durch En^eland vermöchte; sie wllrdeo scIbsten
wirken und darunter auf nichts als auf E, Ch. D. sehen, dieselbe
tuflHStcn sie eonservireu ob cnmmunia sacra und um Prcussen, damit
Schweden nicht gar zu gross wHrde an der Ostsee. Um Polen hätte
England sich nicht viel zu bekümmern; es wäre aber ihre Incli'uation,
E. Ch. D. KU retten, welches sie nunmehr wol sähen unmüglich zu
sein, als lange l'nlen nidit mit Schweden wiird verglichen und gecon-
ciliiret sein. Ihm zweifelte auch nicht, weun's E. Ch. D. begehren wiird,
England wllrd Sic zu allen Zeiten garantiren, olme dass E. Ch. i>. fUr
sie sich wie für andere (die Herren Staaten) zu befüi-cbten. hätten, dass
man von Ihr Städte oder Plätze (sc. wie im Clevischen) wUrd mit Ge-
walt einbehalten; eher möchte es sich noch können zutragen, dass E.
Ch. D. durch ihre IlUlfc derselben lte«titution und Wiedereinräumung
sich möchten zu getrösten haben.
Wie wir nun dieses so viclHtltig hohe Erbieten nicht ohne Nach-
denken und Verwunderung anhöreten, so unterliesscn wir zwar nicht
mit aller HrifHchkeit zu contestircn, dass wir nicht zweifelten, E. Ch.
U. wOrd solches alles sehr angenehm sein, rcmonstrircten , dast^ das
Haus Brandenburg von langer Zeit, sonderlich aber scitcr des Gülieb-
sehcn Successionsstreitcs, in genauer guten Intelligenz mit England
gestanden, dass sie bei dem Xantischen Vertrage gewesen und den-
selben auch za garantiren versprochen; dase Schletzer zu Erneuerung
alles desselben nach Engeland wäre geschicket und seine Untreue ver-
arsachet haben dürfte, dass man bishero deswegen zu seinem Ziele
Dicht gcrathen wäre ; er könnte aber desto weniger .nicht seine Herrn
Prinzipalen wol versichern, dass E. Ch. D. ein besonder gutes Ver-
trauen auf Engcland setzeten und nimmer scheuen würden, solches
l)ei allen Gelegenheiten nach Vermögen in der Thal zu erweisen.
Was nun aber eigentlich auf dieses alles zu bauen sein wcrd,
solches stellen wir E. Ch. D. hohem Urtbeil billig unterth. anheim, und
dürfte man in kui-zem was näher ins Werk sehen können. Allem .
Verrauthen nach durfte es zu London Veränderung geben. —
Job. Copesan den Kurfürsten. Dat. Haag 11. |1. August 1659.
IVtrmnlhnngcii über Nienpoorls eigenmächtige Prolongation des tlottger TrnctatB;
Bcinc Abberntang Bnapeodirt.)
E. Ch. D. haben aus unseren vorigen untcrth, ßclationen gnä<l. ii. Aug.
vernommen, wie dass mau den Herrn Nieupoort aus London zu
Aj.oo»^Ic
200 ^- Braiidenhurg nnil die Niederlnriilp.
revociren gedächte, weiln er die Prolongation des Haagischen Traetats
auf drei Woc-Iien eigener Autorität eontinuiret, und wie daSB viele Pro-
vincien daruf stark anbielten; jedoch dergestalt, dass man jemandcD
cxtraordinaric dorthin abseuden möobte, seine Stelle währendes seiner
Abwesenheit zu vertreten und die Negotia zu beobachten. Weiln aber
immer gemuthmaasset ist, dass er dieses uf etlicher Leute Anratben
gethan, 80 beginnet es desto wahrsclieinlieher zu werden, weilu Hol-
land jetzo vorstellet, er, Hen- Nieupoort, möchte ehest schriftlichen
die Ursachen überschreiben, die ihn zu solchem Thun bewogen hätten,
damit dieselbe untersucht, man resolvirc, wessen man gegen ihn zu
verfahren halte'). Bleibet also seine Kevocation bis daran suspendiret.
Weimau an deo Kiirfilrsteii. Dat Haag 15. Angnat 1659.
lOsuerndo Uuznrrii'denbcit des Volks. Die Angelcguiihoit dor verlorenen Schiffe.
Nahe Kutnstropbe io England )
; Nichls neues vorgernllcn. —
Inmittelst nimmt das Murren des Volkes nicht ab, sondern es
schilt und schmähet Bürger und Bauer ohne Aufhören, nrnelimliefa
da neulich die Zeitung von den eroberten Schiffen eingelaufen. —
Was indessen E. Ch. D. wegen erwähnter Schiffe in Dat. 26. Juli
an die Generalität gelangen lassen, solches haben wir am verwiehenew
Dingstage alsfortens Überliefert und dabei dem Präsidenten und an-
deren eine solche nähere Information gegeben, als es uns E. Ch. D.
bei dero gnäd. Rescripto wollen anbefehlen. Und vernehmen wir
dranf, dass man sehr zörne Über die Capitaine und dass Commissarien
heute ein Gutachten entworfen, worin enthalten, dasa man ihnen ihren.
Proccss machen und also an diesen lauten ein Exempel statuiren
solle. Man warnete uns dabei von guter Hand, dass der Herr de W.
cum suis dahin gezielet, man möchte E. Ch. D. schreiben and dero-
Hclben remonstriren, weiln Sie die Capitainen gegen ihren Dank auf-
gehalten, so wären Sie Ursache eines so merklichen Verlustes, dahero
schuldig, denselben abzutragen.
Der mit den Befreundet«!) besprochene Vorschlag, ein Memoire dagogcu
rill zureichen, wird aua vielen Gründeu verworfen and beschlossen, nur münd-
liih zu operircD —
welches wir denn auch gethan und so viel gefruchtet, dass nur allein
an die Admiralitäten gesehrieben und dcnenselben befohlen worden,
sich zu erkundigen, wo die Capitaine hingekommen und wenn man
') Vgl die p. 255f. mitgethoilto Vertbeidignngesehrin Nietipoorts.
Nieupoort. Die Sublappe Zeitiiugeu ana Kngluiid. 261
ihrer mächtig, dagegen wie es eich gehUtiret anderen zum Exenipel
in verfahren.
Was nun von andQra Oertern weiter eingckommcn, solches wollen
E. Ch. D. aus dem BeiBchlusse gnäd. ersehen. Wobei denn wol das
Famehmstc ist, dass der Künig von Engeinnd bereits aus ßrabant weg
und nach Engeland in Person gegangen sei; und dass wtrs um desto
mehr glauben, weiln es die Princese Royal gesaget haben soll und
BODsten die Sachen zu London deromaasscn wunderlich gestanden,
dass man nicht ohne Ursache eine grosse Veränderung allerorts ver-
muthet. Gewiss dllnket uns, weiln die Nation zu gross, zu wunderbar
nnd hart, Gesetz und Gewohnheit von viel tausend Jahren königlich,
alJes aberall gar zu sehr getheilet, das Parlament nicht angenommen
oder legitim, die alte Miliz damit nicht einig, der Adel desperat und
CS unmöglich ist, eine so grosse und wunderbare Nation, es sei aristo-
cratice, es sei democratice zu regieren und im Zaume zu halten, es
werde in gar kurzem und gar plötzlich , da die Armee keinen neuen
Protectorem machet, oder doch endlich noch der König wieder hin-
einkommen, wenn man ansiehet, dass auch kein Protector bestehen
küDne ans Mangel der Geldmittel.
Gleichwie nun dadurcli eine gar grosse Veränderung in allen
Dingen verorsachot werden dUrfte, sintcmaln man albier auch alsdann
aus einem gar anderen Tone singen wUrde, su wäre zum höchsten zu
wQnschen, dasa der Kßnig von Dänemark inmittelst beständig halten
und einer besseren Zeit abwarten könnte.
Beiliegend die gewöhnlichen Zeitungen aus dem Haag. Nieu-
poort schreibt, wie gewöhnlich, so, als ob uicht» besonderes -in Eogiaud
]os wärei alle andern Schreiben von doit aber zeigen^ wie die Saibcu im
höcbsteu Grad in der Schwebe stehen. „Man saget anth, dii&s xwci
Quäkers sich fürs Parlament gepräseutirct, überlaut gerul'eu : Kacho über
den abgelebten Königl und sich in demselbiKcti Momento erstoihcn."
Weiman an den Kurfilrsten. Dat. Haag lÖ. August 1659.
(praes. im Feldlager bei Beetlioff 14. Äug.)
lAbfall GelderDS vou der PaciBcatiuns parte!. Dia Verhaadluugou im Nürdon;
ilagliclikeit einer Bchaellea Einigung zwiechen den beiden uordisehen Königen.
Haltlosigkeit des Ilaoger Tractates. CuQfuaion in Englaad. Der Resideui de Uye )
zur Charakter istik des Reaideotonwcsens.)
Die PaciGcationspartei treibt ilir Wesen weiter; seitdem Herr v on G e ii t 18. Au^i
?crreiBt ist, bat Gelderland begonnen, sieb davun znrUckzuziebeu — „wir
vernehmen von guter Hand, dass es den lUcli Peiisintiuriuiu nierklicb bo'
A-nOO»^lc
2^2 ^' Bruudeoburg und diu Niudurlitude.
trübet, dass er Dach so vieJeni Murrcu und Schmähen des Vulkes auch an-
soheo iiiUESC, diis.s die gcldiisclic Provinz, mit welcher siu l)ishero gecooelu-
diret, sieb gemälig vou ihiu abzeucht und zu den ündern dretca bcätäudigcn
Provincicn lenket". **■
Auf die Naebrielitcn aus dem Sund, ob Schweden, oh Däueinark den
Haager Tractiit annimmt oder uicbt, wartet man mit Spannung. Ycrsehie-
denartigo Vcrnmthungcn werden gemacht; die Einen m.-ilen aus, dass
Schweden, die Andern, dasK Döncmarli die Aonabme Tcrweigcrn werde.
Eb bleibet aber wol auch dabei nieht, Bondern es aeind nicht
wenig filmeliraer Leute, welche es daf^r halten, keines von beiden
wQrde erfolgen, sondern vielnicLr hätte man sich nicht unbillig zu
versehen, dass die beide Könige unter sich zusammentreten und ex-
claso Statu einen Frieden machen möchten. Solches wBrd ihnen bei-
derseits für der Posterität leidlicher und in Ansehung des Doininit
maris baltici und sonst der Zölle und Reputation halber weit am für-
träglichsteu sein. Schweden wttrd damit sich von» ElbingiBchen Tractat
befreien, Dänemark von so vielen Schulden und Affronten, England dürfte
es nicht ungeme sehen, weiln es doch nichts so sehr suchen dürfte,
als diesen Staat zurückzusetzen. Und wo noch ichtwas dag:egen zu
bedenken wäre, so möchten es die Alliirte sein, uni} dass Dänemark
hiufilro Schweden nieht wflrd trauen können ohne holländische Gua-
rantio. Man müsste aber dabei bedenken, dass Schweden fast in einem
Augenblick Bich mit den Alliiricn setzen könnte, und dass Molland zu
allen Zeiten das dänische Interesse wUrd am|>Iectiren mttssen, wcnn's
auch ausser Verbllndniss , ja auch wol gedisgnstiret wäre durch der-
gleichen Trnetaten.
■\Vic nun solches alles aber nur tiefe Resveries unter den für-
nehmsten Leuten sein, so wollen E. Ch. D. gn. daraus abnehmen, da
die Humeurs und Judicia dcromaassen verschieden seind, dass die
Consilia publica nicht allein vielen Verändei-nngen unterworfen, sondern
auch die bekannte Pacilitatorcs nicht ausser mci-klicher Gefahr bleibenj
sonderlich da fast ein jedweder die bishero geffthrete Consilia anfanget
zu verfluchen und daran zu sehen, wie weit der Estat von Gott und
Ehre verfallen, indem er so vcrtraueten Freund schier wie ein Kind,
wie einen prodignm ohne Macht, ohne Rccbt hält und ti-acliret; und
dadurch nichts anderes thut, als dass man der Welt Freundschaft nud
Gottes Segen mit Gewalt von sieh abkehret und gleichsam mit Füssen
StÖBSCt !
DüB Gci'üuht erhalt sich, dass der König bereits nach England hinüber
sei; alles dort ist in grössier t'oufusiou; einige llafeu, resp. KrlegBgchiffo
haben sich für den König erklärt, de.-^glcicheu die i'ro»iuz Keut.
,.V^nOO<^IC
Politische Unaiclierheit im Ilai^. KnglificheB, Du Bjq. IlSuemurk. 263
Der Herr Nieupoort meldet aber dabei noch dieses Idb heaon-
dcre, da£B das Parlament cini§;e Glieder zu ibm depiitiret uiul mit
aD|;ewübnlieher Höfliobkeit zuvorderat entecbuldigen lassen, dass um
der inländiscben Desordre willen in puncto der Kapereien annoeh
kein eicher Schlüge genommen werden küuncn; hernaeli aber hätten
sie gemeldet, sie wären bericbtet, es wären unter Tromp etliche
Kriegsschiffe auf der flandrischen Küste, und wollten sie sich nichtes
widriges 2u ihnen versehen, und was dergleichen mehr. Woraus man
ins gemein vermutbet, daas ihoen nicht gar zu wol bei der ti^achc sein
mDsse; wozu denn auch dieses kommt, dass sie diesem Staat bei den
jetzigen Conjuncturen gar zu sehr fügen.
Der poluische KesidcDt du Bye but neulich im Namen dcsi Ucrzoi's
vüu UoUtein-Oottorp bei der Uenerjilität ein Mcuioiru üliiTgubeu [dat.
Hiiag 24. Juli ]Gö9|, worin Klagen über tue AUiirteii geführt wcrJeu, wäh-
rend Pule» doch selbst zu den AUürten gehört. Weimaii .<ctzt de Byc
darüber zu Kcde — „und habe nach eiu uud auderem geführten Disenri^u
wul weiters nicht TCraehmcn köniicu, als dass er Eolchoü nach der Lilter
des Kescripti und so weit abs frandc ciiigeriehtet, weiln er von Polen übel
bezahlet wird, das« er diesen Dienst eiuom solchen Fürsten nicht weigeru
kouneti, von welchem er mit poluiscbeiii Belieben Bcistulluiig und ziemliebcu
Vortheil hat." Uebrigens ist de üyc der Saühe der Älliiiten ganz wol
ZDgetban.
Weinian an den Kurftirstcn. Dat. Haag 25. August 1659.
|Du8 abkbiieude Schruibeii dos KSuijja vül Diinümark. Angublitli buvuratulieude
Iliirvgosuche tiea Parlanivuls.]
lieber dem Königl. dänischen Schreiben vom JI;i'|,'^, wovon die ;i5- Anj;.
Coi)ia hiebei gehet '), haben sieh die Pacificalorcs sehr geärgert, und
sagete der R. P-, es wäre pitoyabel und ein elendiges Werk dmn;
denn je der Mann (sc.der König) von nichts nilisste berichtet sein,
was in seinen Sachen fOrgegangen, in Beti-acbt dass so gar viele und
zumal unerfindliche Errores darin vorhanden wären.
Aus England will, jedoch ohne grossen Grund, verlaufen, dass
das Parlament eine ansehendlicbe Gesandtschatt biebin abkommen und
um Assistenz, sonderlich aber um eine considerabilc Anleihe Geldes,
werd sprechen lassen.
': Mieeivu van doa Kooiug vau ücaeuarckeu auo du Hvoruii Sluti'ri Ueneraul
<l«r Vflreeoictkd» NaderlanduD. Guduti^url duu 31 Jalii 16&'^. Uudu älijl. MÜt'LlX.
6pp.4*. — Uaroacli bei Aitzema IV. KWH'.
^aovGoOt^lc
234 ^- Brandenburg und diu Nioderlande.
Weimaii an den KnrfUrateii. Dat. Amsterdam 30. Aug. 1659.
(Krisis in UDgland. Die Kurfüreiio uud dio oraaische Familiu io Amsterdam )
'. Aug. Dn im Haag jetzt wenig za Tcreäumen ist, habe er sicli ;inf Gutfiuden
der Kurfürstin Iricher begeben, nm zuzuseheu, wie dieselbe bei ihrer Anwe-
senheit iu Amsterdam aurgenommen wird etc.
Diibei Zcitungsbcri<;ht id. dut. Immer drolicudcre Niichrirht<.-n aus
lüngbind; die ganze iiretbytcnuuiscbc Partei ist jetzt für den König; den
Parlamt'otsgliedcrn wiid es unheimliih, viele machen steh ans dem Staube.
Es kumniC alles :iu auf den Erfolg, deu Lord Lambert davon trägt, der
vom I'ailameiit abgcsüiidt iäl, die Stadt ehester zu belagern und den Auf-
stand dort zu dämpfen. Misslingt seine Expedition, so wird die Revolution
wol allgemein werden „dem Könige zum besten". Uliickt sie, ,eo dürfte
ea einen neuen l'rotectorem geben uud die köuigliche Hoffnung noch eine
gute Weile zurüek geh alten werden",
„Alhle wird f. Ch. O. und das ganze IIuus vou Oranlen über die Maasse
köutlieh, ja nicht anders als königlich gctrautiret and solches mit solcher
Affeetiun für Oranje und Kraudenburg, dass es mehr einem. Wunderwerk
nls der Zeiten Beschaffenheit ähnlich erliiene. I. Cb. D. die Churfürstin
gedachte heute aufzubrerlien; man will es alter keines Weges gesehehen
lassen, also dass der Aufbruch bis künftigen Montog den 2. Sept. verschoben
worden."
Zeitung uu» Amslerdum . . Sept. 11)09. (Weimau.)
BesL'hreibuug der Abschicdsfeierlichkeitcu zu Ehren der abreisenden Kur-
fürstin.
Alles steht jetzt darauf, ob Schweden die Tractateu annimmt, und ob
es Lambert in England gelingt, die royalistische Partei zu ruiniren —
entweder König Karl, oder Piotector Lambert.
„liier Kcind zu 40 ad 5Ü Nortsfahver glücklich angekommen , und hat
die hiesige westinüi^clie C'ompagnie dem Herzogen in Curland nnnmebro
auch sein iu Uuincu habendes letztes Fort dolosc weggenommen."
Der Kurflirst aii Weimaii. Dat Hauptquartier RellinghauBen
28. Aug. 1659.
[Nenus ächreibcn an diu Geuerul Staaten mit Mahnung Eum Handeln ; die uiedur-
ländiecho Flotte; Oiidani uod Uiiyter. Intercipirlo Briefe des äcliwedenkÖniKs,]
'-lit. Saclulem der Köuig vou Schweden die Fricdcnstractaten einzu-
gelicn plftt refllsirct, auch die Htaatisehen Gesandten dcshalben gar
hoch affrontirct, so habet) Wir der Nolhdnrft zu sein erachtet, an die
Herren Generalstaaten einliegeudes Originalsebreibcn [nebet Copiej ab-
zugeben, welches Ihr dencnsclhcn insinuJren und sie aufs inständigste
anmahnen werdet, dass sie ihren so vielfältig wiederholten Verspre-
cbeu uud hohen Versicherungen, so sie desfalls getbau, nunmehro
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
Aus F.ngUnd. Neue Mahnung KD di« GcmTulsUatea. 265
Dachkommen . . . wollten. Worzu dann <tas einzige Mittel übrig,
dass sie ihre Flotte nicht länger stille liegen lassen, sondern derselben
Ordre ertheilen möchten, damit sie wiederum ehestes Tages agiren
sollte.
Im Fall Ihr auch, wUler alles Verhoffen, vernehmet, dass sie
etwa die Flotte gar avociren wollten, so habt Ihr mit allen hierzu
dienlichen Remonstrationen solches zu divertiren. Wfir es aber, dass
sie ja ein Theil< derselben zurEtckfordcni wollten, so habt Ihr Euch zu
bem&hen, dass Ihr es dergestalt verniittelt, damit Opdam abgefordert,
de Ruyter aber daselbst zu agiren gelassen werden möchte.
Hierbei Copicn einiger intercipirter Schreiben des Königs von Schweden
ZD geeigneter Verwendung im Haag, (fehlen.)
Der Kurfllrst au die GeneraUtaateu. Dat. Hauptquartier
Kellinghauseu 28. Aug. 1659. (conc. Scliweriu.)
jNbqb HahoQDg, Qacbdem Scbweden den Eloager Tractat e Drück gewiesen.]
Wir zweifeln nicht, E. H. M. werden aus Unseren vom 26. Mai 7. Sept.
und 26. Juli an Sie abgelassenen Schreiben, wie aach von Unseren im
Raage subsistirenden Ministris Unsere bei gegenwärtigen Gonjanctarea
mit denen vorhabenden Particulartractaten wolmcincnde Gedanken
gnugsam vernommen haben. Wiewol Uns nun vorgekommen, als sei
es von E. H. M. angleich aufgenommen worden, dass Wir die vorge-
twesene Tractaten nicht vor das rechte Mittel urtheilcn wollen, wodurch
ein bestindiger Friede zwischen den nordischen Kronen und was da-
von dependiret, erbalten werden könnte, so halten Wir Uns dennoch
versichert, dass E. U. M. keine andere Opinion von Uns haben können,
denn dass Wir, der zwischen Uns so fest verbundenen getreuen auf-
rechten Freundschaft nach, nichts anders als was sich in der Wahrheit
also verhält und auf gutem Fundament beruhet, vorstellen werden, und
wissen gar wol , woher dergleichen Intei-pretationes rühren ; ge-
stalt denn E. H. M. nunmehr in der That werden erfahren haben,
dass Unsere wegen der daselbst vorgeweseneu Tractaten gethane
Erinnerungen nicht ohne Clrund gewesen und aus getreuer nachbar-
licher Freundschaft hergeflossen; indem E. H. M. zwctfelfrei nunmehr
bekannt gemachet sein wird, dass der König von Schweden an nichts
weniger, denn an einen Frieden (ohngcachtct derselbe aufs allervor-
theühafteste vor ihm bedungen) gedenket, im Fall nicht alles zugleich
darunter begriffen, was zu einem absoluten Dominat gehöret.
Dann ob zwar auch von glaubwürdigen Personen anbero berichtet -
Aj.OOt^lc
2gg L Bruiidenburg und die Niederlande.
worden, welchergestalt liocligedachtcr Künig von Scliweden E, H. M.
Geeandten wider aller Völker Recht gar scbimpfUch und indigne trac-
tirct, auch sieb gegen dieselbe gewsUtbätiger Bedräuungen TeraehmeD
lasBcn, 80 können Wir doch niinnierniebr glauben, daas derselbe sich
so weit sollte haben empoi-tiren lassen, einen so mächtigen Staat, der
nun bei einem ganzen Saeeulo so viel glorwtlrdigste Tbaten getban
und ihre Reputation aufs höchste gebracht, solches auch um die Krön
Schweden, zumal bei diesem letzten Haagischen Tractat, gar nicht
meritiret, dergestalt zu lacessiren und zu offendireu. Allein dieses at
gar gewiss, dass er die von E. H. M. offerirte Tractaten, wobei sieh
doch nicmands besser als die Krön Schweden wttrde befunden haben,
so ganz pint refusirct, dass keine Gedanken mehr darauf zu machen.
Ersuchen demnach E. H. M. frenndnachbarlich , Hie wollen nicht
allein zu Conscrvirung Ihrer hohen Reputation, sondern auch zu Main-
tcnirung Ihres eigenes Interesse eine solche Resolution ergreifen, damit
(iero kostbare Flotten nicht länger mUssig liegen, sondern dae Werk
nunmehr mit Ernst und Nachdruck angreifen roSgen.
E. 11. M. werden hierinnen so viel weniger Bedenken tragen, weil
Sie auch vcimöge des Haagischen Tractats sich darzu verbunden, auch
sowol dem Könige von Dänemark als Uns diese Versicherung gegeben,
dass, sobald nur der König von Schweden diese Friedenshandlung
ausschlagen wttrde, Sic zu wirklicher Action und Rettung des höchetged.
Königs vou Dänemark treten wollten.
E. H. M. wollen sieh versichert halten, dass Sic auf diese Weise •
den so liochnötigen und von allen Allürten höchst desiderirten und
gewünschten allgemeinen Frieden, vermittels göttlicher Gnade und
■Beistand, einzig und allein befördern und vermittelo werden.
Jüh. Copcs an den KurfUrateii. Dat. Haag ''^s",Ü: 1659.
lAdmirul Updjiii's ItKUionstriiliunCD; Aitistcrdam'a OegäQcrkliimngCD. Die Ge-
eandlen ia Koiieohngeu.)
t. Der Lieutcnant-Admiral Wassenaer bezeuget bei seinen jüngaten
Schreiben, dass er wol nach Hollami zu kehren begehret, weiln er
die Lilirtcning der Gemeine, wie auch etlichen der Regenten Tadclen
nicht entgehen könne; jedoch sollte ihn dergleichen Geschwätz, wie
ers nennet, nicht irre machen oder von seiner Schuldigkeit abhalten.
Dieses letztes nun hat die Stadt Amsterdam Abel ufgenommen and
in pleno ihrer Versammlung doliiret, dass er in vielem in sein Dertur
manquiret habe; und ist diese Klage so weit gegangen, dass man bis
lil Articulos wider ihn ufgesetzt . . . Wiewol andere es dafür halten,
i:q,t7r.d .,*^-.00<^IC
Dia AbluhDUDg dcB Huugur TroctitUs durch Schwudfu, ^ 267
dags, weiln die Sachen dort gi> Uhcl ausgeschlagen, man nun alle
Sebuld diesem ufblirden wolle.
Die M«diatoreu, „oder vielmehr Arbitri" aan Kopenhagen schreiben,
tiase sie SOO Soldaten, die m;in üchon uns Kopetjhageu zu Schiff gebracht,
wiudcr zurückgeschickt; trotz dem DrüDgeu der ciigliächcn DevollmäcUtigtcn,
die durauf drangen, hätten sie sich nicht ciiUchlicssou köuucu, eiuo» Tbeil
der Flotte zuniekziisi'hickeu.
Weiman an den Knrfllrsten. Dat Haag 7. Sept. 1659.
(NachriuhloD aus dem Sudi]; tichweden unlBchiedce im Verwerfen des Huager
Vortrags. Peinliche ätiniuuug durüber iu Holland; die rechte Zeit gegen
Schweden versüuuit. Düuotnark wird neue ITüfrLuiig gegeben; man rellectirt auf
die brandeubnrsiacha CaTalleric. Nene Bealätigiing der Ihirturickigkeit Karl
Gustav 's-]
Mit der letzten Post stud Nachrichten von den Staatiseben Depuürten 7. Supt.
eingetroffen; der König von Dänemark hatte sich bereit:« am '2i. Aug. st. n.
zu Parti culartractaten herbeigelns.seii; der König von Schweden dagegen
war bei seiner Meinung geblieben und wollte ^ich au die Uaagcr lJeäehlU»!-e
nicht kehren. .\m "28. Aug. st. n. sollte von den Depiitineii der drei Mächte
iioi'h ein Versuch bei ihm gemacht werden; inde^i^ sah man den gleichen
Erfolg voraus.
Dieses Missglücken des Planes erregt in Holl;iud sehr peiuliche Empfin-
duDgcD —
da man siehet, dass es per uaturam uumöglicli ist, wu E. Cli. D. Qiclit
gnugsame Cayallerci dazu hergeben uud Itbcrgehcn lassen wollen, zu
seinem Ziele zu gelangen; Ja, weiln die rechte Zeit vcratricheu uud
sich Schwedea an allen Oerteru doromaassen verstärket, das» man
eine Überaus lange Zeit wird haben mUsseu, ehe man alles mit Gewalt
wird recuperiren können, dass es gar zweifelhaft, wenn auch E. Cii. D.
wollten hinübergehen, dass man sie aus ihren Nesten wUrd vertreiben
ki)nnen. —
Und ists eben aus solchem Gmnde, dass man schier nicht weiss,
wo man sieh fainkchren soll, und dass man iu Holland in den Mei-
Dungen gar diserepant gewesen, alu mau am verwichenen Sonnabeud
dieses Work in eventnni zur Berathschlagung gezogen . . . Einige von
Holland seind bereits heute bei dem dilnisclien liesidcnteu gewesen
und haben unter vielen anderen Contcstationen . . . begehret zu ver-
nehmen, ob er auch gnugsam geiustruirot wilre, mit ihnen über ein
und ander Sachen in Gonferenz zu treten; bevorab, ob er auch wilsHte,
was und wie viel man wo) gegen die winterliche Zeit an Speisseu,
Holz und Kleidung itlr die Stadt Copenhagen, auch sonst Haber, Heu,
Fahrzeug für die CLurhraudonburgische Cavallerei wlinl nötig haben;
mit Begehren, wo er deswegen nicht gnugsam gciuötrujrct wiire, dass
Aj.oo»^Ic
268 1' BruDdüuburg und die Niederlande.
er deswegen ungesäumet nach Hofe Bcbreiben und gungsatnea Befehl
und Ordre drauf cinliolen möchte.
Und hat er darauf geantwortet, in specie wäre er deswegen zwam
niclit beordert; wciln aber der Uebersehlag leicht zu machen, und keine
Zeit mtlBsto verabsäumet werden, so däuehte ihnie, er hätte wol an
a. Kön. Maj. zu schreiben; hie aber würde man am sichersten und
besten thun, wenn man sich damit nicht lange aufhielte, sondern zum
Werke selbst schritte und die wirkliche Mittel verBchaffcte; und wollte
er nicht zweifeln, seinem Könige würde nicht unangenehm sein, wenn
man Sie nur in solchen Sachen nit viel fragete.
Sogleich in diesem puncto vernehmen wir auch, inniaasscn uns
es der Herr Acidalius zu grossem unserm Vcrgnitgen und Vortheil
schreibet, dass Schweden gänzlich opiniastrire, so gar auch, dass I.
Maj. dieses. Staats Deputates nicht allein ziemlich hart tractiret, son-
dern auch als legatos hostium von der Mediation gänzlich ausge-
schlossen. Welches alles denn zwar bei männigliclien vor eine gene-
röse und rechtmässige Äction wird gedeutet werden, gar gewiss aber
bei vielen eine erschreckliche Confusion wird gebären.
Zeitung aus dem Haag. — Das Volk murret gar sehr gegen die
ßegetiteii und srhciiiets, da man sich selbst gedenket weiss zu bienoea,
dass der abaerite Admiral darum desto mebr leiden düri'te. —
Moni«, de Thou lauft auiioch gar sebi- herum; wenn mau aber saget,
dum er von seiiicui Könige einen xiemliehcu Verweis bekommen wegen der
Haagischc» Traetaten und soneteu Mr. Treslon') in Däuemarken sieb
gauzlicb entzeucht and für Schweden streitet, so ist man athi« mit ihneo
nllcn nicht gar wol zufrieden.
Weimaii an den Kurfürsten. Dat Haag 12. Sept. 1659.
[Aufre),niQg im Uoag über dio EntscbtioBsnag des Königs von Schweden. Um-
sehlag der Stimmung geguu ilia; nucb iu England. Vorbereitung zu ueueu Moaai-
regeln. Spanisclie Subsidieu für Dänemark. Kngluud will aein« Bund von Scliwe-
den abziehen; wunecht eine brandenbargische Gesandtschaft. Die Holländer
wünschen die Cavalterie der Verbündeten nnn nach Seeland libersasetEcn. Wei*
uiaue dreifucbe Propositian; er will den mittleren Weg bis auf Instruction inae-
huKcn. HiePacificationspartei ancb jetzt noch nicht gebessert.]
SepL Indeme der König von Schweden bis auf den 30. Aug. st. n. un-
vermuthlich hart opiniastriret, die englische und nicderläadische Mi-'
') D.h. der Chevalier do Tortou, frauEÜsisvher üesandter auf dem uordi-
schun Kriegsschauplatz-, vgl. aeine Memoiron. In eiuum Convolut des Berliner
Geh. Staatsarchiv es, welches aurgefaugenu Bricrscharten aus den Jahren des nor-
diseben Krieges enthalt, Üudct sieb auch eine Anzahl ven Briefen Terluns au
A-nOO<^IC
Die Ab|i>bi)iiiig (Icb Haagcr Trnctatc? dnrcb Schweden. 269
Distros zamftl indigne behandelt, die Kaagische Cnnvcnta mit einer
harlnSckiger Bc&tfindigkeit unver9Dderlich verworfen und solclies mit
hüehHter Confusion hiehin berichtet worden int: so ist'» kaum 7.u
beecbreiben, was Alteration soiehes alhie bei klein nnd gross verur-
sachet, sonderlich aber denen, die ihre Rechnung so Übel gemacliet
und eich mit unerhörter Prasumption unternahmen, Könige zu zwin-
gen, ehe sie einmal gedacht, dass Bolches unnii)g1ich sein würde ohne
die Hölfe derjenigen, welche man bei so ungeregelten Tracfaten so
uneraartetcr Dinge verworfen, zum wenigsten zur Seite gesclzet und
mesprisiren wollen.
Hierauf fanget nun der alter Eifer wieder au, und will man nun-
mehr alles tbun gegen einen unversetzlichcn (sie) König. Holland hat
endlich darunter sieb nach reifer Deliberation am ersten erkläret und
es darauf gestern und heute dahin bei der Generalität gebraebt, das»
resolviret worden, man solle, wo es annoch nicht ohne das gescbfibe,
die Flotte allerseits aufs kräftigste gegen Schweden agiren, Copenhagen
auf eine lange Zeit von alles versehen, E. Ch. D. Völker hintiberholen
lassen und darunter nicht allein Engeland, sondern auch Frankreich
engagiren, und also an allen Orten alles tbun, was nur einiger Maaosen
bedacht werden könne, um einen so barten Feind zur Raison zu
bringen.
Herr Downing eifert gleich hoch; Herr Nieupoort schreibt
ans England, dass das' Parlament, auch nach erhaltener Victorie, feste
bleibe und solches den schwedischen Ministiis rund ausgesaget; wes-
wegen man denn niclit zweifelt, wo Schweden . . . geopiniastriret bis
nach Esspiration des Termini, es sei die Feindschaft bereits wirklich
wieder angefangen, und würde mau also mit der Zeit noch was gu-
tes zu erwarten haben fDr das gemeine Wesen.
Morgen wird man mit dem Ratlie von Staaten Über dem modo
eiequendi in Deliberation treten, und will man nicht allein zu Am-
sterdam zum Magazin alles fertig machen, sondern auch die heimliche
Anstalt tbun, dass 200,000 Rth. gegen solche Versicherung, als Depu-
tali zu Copenhagen werden feste stellen, (wobei ungezwcifelt auf OlUek-
stftdt nocinnalen wird gezielet werden) I. Maj. zu Dänemark mögen
fQrgesetzet werden. Den von Opdam lasset man zurUckekommen,
und ist beute im Quartier des Ambassadeurs von Frankreich (der den-
noch nit weiter gehet, als dass er alles anhöret) zwischen dem Herrn
Downing und den- Commissariis dieses Staates verglichen worden, •
dass man zu beiden Tbeilen ein gewisses Theil Si'bifTe revociren möge '),
■) Secrcte Rosolal. It. 120 ff-
Aj.oo»^Ic
2'7Q L Urandeiiburg und ilio Ni«derlmid,o,
worüber denn die Generalität ihren Leuten im Sonde gemeBsenen Be-
febl zugescliieket und in speeie angezogen, sie hielten» daflir, es wilrd
die Zahl nicht llher 20 laufen, Kudem darauf gesehen werden mUasen,
dage man von dieses Staate wegen daselbst alle Zeit am stärksten
bleiben möchte.
Herr Charisius saget uns dabei, daes er aus Spanien Zeitung
bekommen, man wolle daselbst seinem Könige ein Subsidium von
100,(K)Rth. zufertigen.
Und da uns gestert der Herr Downing von des Parlaments
Victoric Comniunication getban und wir heute darauf die Complimen-
ten abgeleget, so sagetc er abermaln, sie würden Schweden nicht weiter
helfen und, da sie sonst vom rechten Weg abgewichen, einen andern
Gang halten . . . Erbot sieh hüchlicb fUr E- Ch. D. und trieb aber-
malen darauf, man niOclite doch nach Engeland schicken, mit Vcr-
fliclierung, da.ss E. Ch. D. für allen daselbst viele Affection finden
würden.
Der Rath Pensionarius hat mit uns gerodet, der von Beunin-
gen desgleichen, Holland selbst hat sich darüber nit wenig beküm-
mert, wie und auf was Maassc man's dahin bringen möclitc, dass E.
Ch. D. oder die Allürte ihre Cavallerie möchten borleilien und hinüber-
gehen las-sen . . . Wir haben uns bis anhero immer noch zurückge-
halten und nur von weitem gezeiget, dass E. Ch, D, gerne alles thun
wollten, um sie fUr der Zeit nicht verzagt zu machen. Wir haben
solches alles auch mit Gutfinden des HeiTu Fricquet getban und ...
endlich uns fUrgenommen, morgen Audienz zu suchen und dieses Werk
eigentlich zu cntamiron . . . worauf denn ungezweifelt erfolgen wird,
dass man mit uns wird in Conferenz kommen wollen, gestalt zu ver-
nelimen, wie und auf was Mansse E. Ch. D. gemeinet, die Truppes
folgen zu lassen. Sie ihres Theils seind genugsam fiberzeuget, dass
sie entweder an Schweden den Sond lassen, oder sich der Alliirten
werden gebrauchen müssen, und dass ihnen sonst kein Mittel in der
Welt übrig sei.
Wenn wir dennoch aber darunter E. Ch. D. eigentliche Willens-
meinung nicht wissen und es für gar beschwerlich achten, darunter
zu hazardiren und nach eigenem Gutdünken zu verfahren — indem in
effectu drei Wcgo voratehen, die E. Ch. D. nebst dero hohen Alliirten
würden eingehen können, als nämlich:
]) dass man die Völker hergilbe ohne Condition und Handlung
und also alles an die Zeit und die Discretion dieser Leute stellete —
welches denn nicht wenig bcdenklich;-
^düvGoot^lc
_ Nene Lage nach SchnedeoB Ablelmang. ^ 271
2) daag man darunter was bedeckt und fUrsicIitig ginge, inrlem
man niebt nlsfortens die Völker, sondern nur die Hoffnung dazu gäbe
und die Parten iumittelst dcBto mehr an einander waclisen liesse und
3) dass man sie nicht gäbe, sondern weigerte und mit Schweden
tractiretc, geetalt sieh nach dein Exempel dieses Staates ante omnes
selbst zu salviren und diejenige mit Dänemark allein baden zu lassen,
welche ilires TheÜH erat eowol Dänemark als die Alliirten dran ge-
geben und so liederlich abandonuirct ; retteten sie Dänemark, so wäre
solches m&nniglirh zum besten und also der Friede gcneral; wo nicht,
den Alliirten nicht zu verdenken, dass sie für sich gcsorgct und das
Qhrige der Zeit zu rcmcdiircn aiihcimgcstcllet, sunderlich da sie ge-
sehen, dass diese Leute es respectu Polen auf eine solche Mansse zu-
vnrhin mit ihnen vorgehabt und es sehr eonsidcrabcl, ob die Alliirte
nielir als diese Leute und England würden verlieren, wenn Schwe-
llen sieh Hber den Sond MeiHter niaebctc; gewiss würd Holland nud
England damit ins künftig so viel zu thnn bekommen, dass wir un-
sere Ortes desto eher niüchleu in liuhe sein; zu dem könnte man vor-
theilhafte Conditiones dabei sti|)uliren, durnntibus tracfatibus Pommern
gewinnen und sich also durch solche und dergleichen Wege hesser
als durch die dänische betrUglichc Kriege salviren; und was der-
gleichen mehr billig in Considcration kommet : so stehen wir an, niebt
wissend, wo wir uns hin kehren sollen.
Das erste Mittel ist gar zu unsicher und würd dahin gedeihen
können, dass das Volk verloren ginge uud damit nielites ausgerichtet
tvQrd, als dass man diesen Leuten hUlfc auswirken, was sie so un-
billiger Weise gegen die Allürten selbst angefangen.
Das dritte wäre vielleiebt auch vorbcizugehn, weiln es viele
nachdenklich 0 Dinge mit sich echlepfet, welche, nisi in extremis, bil-
lig (nichtj gehazardirct werden, und wissen uns darin auch niclit aller-
dings zu linden.
Also dass wir sehen, wo man sich des ersten bediente, dass es
Societas Icouina sein wUrd; und da man das dritte amplectirte, dass
es zn alleu Seiten, wie verantwortlich es auch es alieno escmplo et
facto sein möchte, hart und gefährlich sclieinen dürfte.
So sind wir der Meinung, wir wollen uns des zweiten bis daran,
dass uns E. Ch. D. werden Ihres Willens Meinung haben zukommen
lüHscn, mit aller Circumspeetion und Fdrslcbtigkeit zu gebrauehea
suchen.
Und können wir dabei nicht bergen, dass es allerorts mit Hän-
den und Füssen gleichsam bcrrurbrieht , wo diese Pacilicationsleute
A-nOO»^lc
272 ' '- BroudODbarg and die Niederlande.
nur nocli einigcrmaasscii, und wann ee auch ist, zum Frieden kommen
künnen, dass sie immer fort noch scIilieEsen und mit Zurücksetzung
aller andern, aus Ful-clrt der Miliz, damit vcrfabren werden. Zu ge-
Bchweigen, dase man ohne das nicht versichert ist, ob Engeland, wie
sehr es auch nunmehr )trotestiret, zuletzt beständig bleiben und halten
werde. —
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 15. Sept. 16B9.
[Audienz bei ileo rieneral Staaten. Neae Nachrichten ans dem Sand ; die eng-
lische Flotte nach Haus geflegelt; die Ilolländer zum An^^iBT nuf die Schnedeo
bereit. Der ßrnch vor der Thür. Fricquet. Vorbereitungen anr Verproviantirnng
von Kopenhagen.]
'i. Sept. ^'ir haben ani 13teu in publice Audienz erhalten und gepropo-
niret, allermaassen £. Cli. D. aus der Beilage gnSd. ersehen werden').
Unsere Rede war in ihr seihst viel nachdrücklicher und mit mehrer
Weitläufigkeit auf die ßewandtniss der " gegenwärtigen Conjmicturen
gerichtet; uiid war alles nicht allein mcht unangenehm, sondern man
wDnscbete E. Ch. D. anch bei der Antwort Glück und Wolergehen zu
der pommerBchen Expedition. —
Wenn nun aber die endliche Zeitung aus dem Sonde fUr wenig
Stunden eingekommen und man daraus ersehen, dass alles mit grosser
Confusion und Uneinigkeit zerschlagen und der Herr Montagu auf
eine zumal unerwartete Weise mit den meisten englischen Schiffen
davon gegangen, die holländische Deputirte aber ihren Leuten, son-
derlich dem de Rliyter, Ordre ertheilet, feindlich zu agiren und die
schwedische Schiffe im Sonde anzugreifen und zu ruiniren, and was
dergleichen mehr hieliin geschrieben worden, woraus nichts anders ab-
zunehmen, als dass Schweden bereits fUr refusant erkläret worden,
dahero wenig Hoffnung Übrig ist, dass die Sachen sollten wieder zu
Recht bracht werden können ohne eine rechtschaffene Rupture: so
werden wir nicht länger traisniren, sondern mit aller Sorgfalt zusehen,
was wir bei so bewandten Sachen zur Handlung kommen and, wo
es möglich, eines oder anders zu gutem Schlüsse bringen mBgen.
Zuvorderst ist die mefarerwähnte Resolution vom 12ten dieses
bereits weg und die Ruptur damit mehr als gnugsam geentamiret —
Mit dem Herrn Fricquet gehen wir darunter mit grosser Ein-
mUthigkeit, und wie er alle Tage mehr und mehr selber siebet, dass
alhie die Sachen noch gar zu unreife sein zu bcsondern öetreichisehen
') In dieser Aadienz wurde das Schreiben des Kurfürsten an die General-
elaolen {oben p. 26f>f.) üborgeben. Die boiliegonde Rede Weiman's entspricht
inhaltlich ganz den Ansführungcn in seinen beiden Schreiben vom T. and 12 Sept.
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
Heue Lage nach Schncdens Abl^hnnng. HeinifBlirt Monlngn'e. 273
AllinDZCTi, so ist er unscrs BedUnkens gar wol zufriedeD, dasa wir
iin^era Theilä mit E. Ch. D. Credit und AlliaDZcn die gemeine Inte-
ressen, so viel thuulirli, nppityiren. Der däiiiselie Resident hat mit
dem Rathe von Staaten bereits wegen VerseLung der Stadt Kopen-
Iiageu Cunferenz gehabt, und ist dabei bcscldosaeu worden, man solle
alliie eiuen Vorratli bei einander bringen und nach enuclteiu Copen-
bsgen bringen für 4000 MiütSre und 10,000 Familien, wie aucli Ha-
ber, Heu und Strolic für Cavatlerei, und sollte man sulcliCH für einen
leidlielieD Preis daselbst verkaufen, wozu der Estat Leute beetellen
BoUte, den Vermögenden flir ihr eigen Geld, für die armen Leute aber
möehte der König einstehen.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Haag 19. Sept. 1659.
[Di« Abfahrt der eugliachea Flotte uds dem Sund,]
Uel)er die Retraiete des von Montagu ist man voller Argwohnes 19
und Xaehdenkcns, sonderlich weil man Naehricht hat, dass die eng-
lische FIcnipotentiarii den ücpntirteu im Sonde die Miene geniaehet,
es wäre wider ihren Willen; dem Herrn Downing aber sollen sie
geschrieben haben, dass es mit ihrem Gutfinden geschehen. —
Männiglich Hinget an, mit offenen Augen zu sehen, wie sehr
man sich mit den Haagisehen Tractaten habe ums Liebt fuhren lassen,
indem die Zeit unnützlich verflossen, Schweden verstärket und Frank-
reich sowol als England ohne Stoss oder Schlag zu ilirem lutent ge-
lan»:ct seiud. —
Der Herr Downing ist bei uns gewesen, und wie er immer sehr
protestiret von des Parlaments guter Affection gegen E. Cli. D,, so
vertheidigt er mit grossem Eifer des von Montagu Helraicte damit,
dass sie Mangel an Vivres gehabt und die Staatisehe Deputirte sich
mit ihnen wegen Zurtlekschickung eines Theilee der Flotten zu beiden
Seiten, wie sehr ers begehret, nicht vergleichen wollen.. Sagte im
iHirigen, sie würden den Schweden nimmermehr trauen, und was der-
gleichen. Welclies wir unsers Theils mit Discretion angenommen und
mit der Zeit erst werden zu vernehmen haben, wie weit diesen Leuten
zu trauen.
Weiman an den KurfUi-sten. Dat. Haag 22. Sept 1659.
[AllgemeiDe Unsicberheit der Lage.]
Viel Dt'liberatioueD zu allen Seiten, zu GuDsten DäDemaiks, aber doch 22. Sepu
keine rechten BesiblÜÄse ; die PaciGeaCiünspnttci wartet noch immer auf ir-
Hxlcr. 1. (icKh. .1. Cii. Kiiimr.leu. Vn. 18
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
274 ^' BrandeDbnrg und die Niederlande.
gend einen Umechtrang im Snnd, und namentlich, ab Nieupoort in Eng-
land ni^ht einen snichen zu Wege bringen wird. — Daher hat sich der
Staat anch, trotz aEier priraten Diticurse darüber, noch nicht in Verliindang
mit Weiman gesetzt über die gemeinsam zn ergreifenden Massregeln le-
denfalls, sobald Schweden sich eitiigermaasBen zur Vernunrt anlässt, so ist
die PaöißcationspBitei hier wieder obennur. Die Deputirten im Sund arbeiten
allein darauf hin, nm jeden Preis-den Frieden zn ermöglichen „und sowol
Dänemark in seiner Sicherheit nis den Estat in seiner Repntation dran zu
geben".
Weiman an den Kui-ftirsten. Uat. Haag 29. Sept. 1659.
[VerprovianttriiDg von Kopenhagen. Bäckaicht aaf England. Beroratehende
acbwadiache Oesandtschart. Bevoratehender rraDzüsisch-S|>aniacher Frieden.]
29. Sept. Endlich hat am 26ten dieses die Generalität wegen VerseUung
der Stadt Copenhagen sich vergliclien, wie die Beilage ausweiset'),
Holland lauret und lauschet darunter desto weniger nicht auf En-
geland und was das Parlament bei so bewandten Sachen werd tliun
wollen, und wird man übermorgen vermuthlicli davon etwas grQnd-
lichs vernehmen! Dem Herrn Nieupoort ist sonst unter der Hand
dennoch auch befohlen, wo das Parlament nicht wilrde nach Einhalt
oberwähnter Resolution zu bewegen sein, etwas nacli Copenhagen zu
schicken, dass er die Kohlen und andere Notliwendigkeiten auf des
Staats Credit einkaufen und wegsenden solle.
Mit uns ist man annoeh zu keiner Couferenz gekommen. — Der
Herr Downing soll sich erkläret haben, das Parlament wUrd gar
gerne geschehen lassen, dtwa man E. Ch. D. Tnippen hinüber liolete; mit
und wegen der Kaiserlichen aber würden sie sich nicht einlassen, weiln
sie mit Spanien im Kriege BtUnden und besorgen mUaeten, dass Oest-
reich in den Eilanden Fuss setzen mischte. Und wie Deputati darauf
repliciret, die Kaiserlichen stünden unter E. Ch. D. Commando und
wäre nur Cavallerei, so hätte er sich bemerken lassen, seines Ermessens
könnte der Estat nach Gutfinden darunter rerfahren, und wflnscheteu
sie ihres Theils so sehr als der Staat, das Schweden zur Baison und
auf seine Maasse möchte gebracht werden. Und Tcrnehmcn wir, dass
man diesem nächst nunmehr die längst mit uns fürgebabte Gonferenz
. . . ersten Tages werde suchen werkstellig zu machen.
Natürlich gehen neben allem immer die alten Hoffnungen der P.rcifi-
') Ljate Tande groote Frovisie door de Vereeoighde Nederlandcn ge-
deatineert tot het rictalieren ?ande Stadt Coppeahage, om aen de Borgers aldaer
gesleten te werdeo. — Auch gedruckt bei AitzematV. 40Ü, wo die Geaammt-
kosten sich auf 474045 t), belaufen.
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
VerprovisDliruDg vod Eopenhegen. GeBaudl^chuft CitjH's. 275
cation^partei her, die n:imciilli.'li bei den Deptitirtcu im Sund unablässig
tbätig ist —
und mag man's unter der Hand wol beleget haben, dftss eine seliwe-
dieche Gesandtschaft unter hollündtscliem Geleite aus Croneuburg al-
liier mit ebestem, wiewol man's in publieo nicht wissen will, anlangen
dnrfte.
Aus Frankreich continuirets, dass der Friede von beiden Königen
unterschrieben und die Heirat festgestellet, , . . wicwol man glaubet,
Spanien werd sich, um die consilia et arnia Gallica so lang möglich
in suspenso zu halten, mit wirklicher Heimfllhrung der Infante nicht
präcipitireu.
Weiman an den Kui^tirsten. Dat. Haag 7. Oct. 1659.
[BrandcDbnrgisches aoH dänisches Memoire. Die GeBaiidtschaft Coyets nach
dem Uaag.l
Endlich seind wir wegen der Generalität zur Confereuz gonöthiget 7. Oci.
am 2. dieses ').
Beifolgend das dabei üborgebcne Memorial; sie sind dabei ohne
nähere Inslrnction gewesen, nur ein Brief ?on Schwerin hat sie über die
loteiitioüen des Kiirftirsten belehrt. Sie haben dabei, gewarnt Ton anderen
frilheren Gelegenheiten, Huch auf den Kaiser und dessen hiesigen Gesandten
geeignete Rücksicht nehmen müssen.
Wir können auch bis anhero nicht sehen, dass solches unser Me-
moriale anders als mit gutem Vergnügen aufgenommen worden und
solche Früchte geschatfet, dass endlich darauf und was sonst dabei
an dänischer Seite gehandelt und remonstriret worden *), die nebst-
komniende Rcsolutiones vom 3. erfolget und nach dem Sunde geschicket
worden. Wozu noch dieses kommt, dass gar gewisse nach Holland
ins besonder an die Deputirte gesehrieben und dabei in ziemlich
scharfen Terminis zu verstehen gegeben, dass dem Eetat die letzte
Handlungen zu Copenhagen und das Cajettische Wesen nicht an-
BtHnde '), mit fernerem Befehle, sie möchten sich hinfUro ftlr derglei-
chen Dingen huten.
') Vgl. Socr«te Resolut. II, 135; das brandenbargische Memoire bei
Aitnema IV. 420ff.
•) S. das „Beer aenBlotelijcke" Memoire des dänischen GeBsodlen Charisius
ibid., wo ÄitBema über den Eindrack, den dasBelbe machte,' aehr anders be-
richtet
*) König Karl GuBtav Bchiclite in dieser Zeit einen ansBerordentlichen
Gesandlen Peter Julins Coyot naeb dem Haag .Bern Credenzbrief dat. Fro-
deribbaig 27.|17. Aug. 1659), gegen dessen Zalaasuug die brandenburgischen und
^äaischeD Gesandten lebbafi remonatriren.
18»
276 ^- Brnodenburg nnd die Niederlaoile,
Joh. Copea an den Kiirfttrsteii. Dat. Haag 14.!4. Oft 1659.
(VerproviaDtirutig vod KopenLngcD. Aus Kiiglaiid |
1. Uff morgen ist der Tag angeordnet, die eheste Kanfflolta von
liinnen nach der Ostsee abgehen -zu lassen, wclclie theilw Kaufninnn-
aehaften nach Danzig und Königsberg, theils einige NotliwendigkoitCD
uff Kopenhagen fuhren sollen. Die Convoysehiffc sollen über vier
oder fltnf nicht sein. Ucber etwau 3 Woehen aber sollen mit einer
stärkeren Convoy abgehen die Behuften, so I, Maj. von Üäueniarken,
dero anwesender Bllrgcrschaft nnd sAmnitlieher Kiliz sollen zugesandt
werden, und ein jUngazin angestcHct, in welchem ein jedweder seine
Nothdurft kaufen und nieht höher, als der Einkauf alhie ist heschehen,
bezahlen solle.
Es bleibt das Parlament zu London noch bei seiner vorigen
Meinung, keine neue Sehiffsflotlc nach dem Sund gehenzulassen; nur
hat man . . . durch hiesigen englischen Besideufen uns thun zeigen
ihre Resolution, wie dass selbige Republik in allem sich conforuiire
mit dem, was die Plenipotentiarii und Extraordinnrii Deputirten ver-
richten und zufrieden sein, dass die hollAndische Elolte wider Schwe
den, hie er die Tractaten annehme, ogire etc.
t. Zeitung aus dem Uaag (von Wotmaii) dat. 17. Oct. 1C59.
Dlt Gesandte Nienpoort in Loaduti kommt iu seinen Vcrlmndlungcn nicht
weiter, mno verschiebt ihn von eioem zum nadeni Mtilp.
„Man hat alhie mit gros^pin Eifer am 14. hnjus peresolviret, demsplKen
zu regcrlbiren, er »olle das Parlament nocbmDlen ikkI zniii UeberHu^K sitiii-
miren, den Haagischen Conventi.s nicht nur mit Worten, sondern auch mit
der Thot nacbzükommeu; dahero was von Eugli^jolieD sich in de» Königs
in Sibneden Dienbten befindet, zu levücireii, itzgciiiilten König mit Mncbt
zu Anneliinuiig dys Friedens cotopcllircn zu helfen, zu dem Ende wieder
eine Ruffi^^aDte Srhitfi^maehC nach dem Sunde zu senden, alle srhwedisrho
Schiffe, es sei in den Hafen oder auf See, überall nnzugveirpn und arrestiren
zu laeBen*^ etc.
Der Kxirfllrat an Weimaii. Dat. Hauptquartier zu Ricliteiiberg
8. Oct. 1659.
(Kr Boll im Haag om Subsidien anhaHi-n; desgleichon um Kric<;eKCbiffo gegen
Slralsuad.]
Antwort auf die Relation vom 29. Sept. st. n. Er er-viirte mit Ver-
langen die neitercu Re^olutioneu <iu^ dem Iluag.
luniittelst hiiltcn Wir auch wol gchoffct, Ihr wllrdet Ijiserm am
näehstabgewiehcnen IG. Aug. ergangenen Reseript gemäss von oinoni
NivtlL-rluDiIt.' um) Hii',-Iuiicl. Dlt Kurrüret forilurl Subiidien. 277
Subüiilio etwas angebraeltt haben. Nach(1eni aber solches noch zar
Zeit nicht gcscheUeft, unterdessen aber die Last des Krieges allein
weiter zu tragen Uns uniniiglidi fallen ■n'iU, so wollet Ihr . . . Euch
dahin Aueserst bearbeiten, dannt ein Stück Geldes von dem Staat er-
liallen werden möchte; denn ausserdem Wir kein Mittel absehen, wie
das Werk länger erhallen und der allgemeinen Sachen ferner was
nützliches beigetragen werden könne. Ob auch gleich solches in Kraft
der .Uliance nicht sollte gcfoniert werden können, so ist ja ohne das
die Sache an sieh so billig, dass ... sie vcrhoffentlich ohne Diflieul-
tiren in diesem Punct Uns willig Satisfaction gehen werden.
Kr>üll uiimeritlich hinsvciscn aut Fraiikrtii h und die Weise, wie dieses
den König von Si'liweden UDter.-tützt.
Und habt Ihr sicherlich zu glauben, dass, wenn solches die
änsscrstc Xoth nicht erfordern thäte, Wir es lieber länger verzogen
haben würden.
Es würde Uns auch sehr zuträglieh sein, wenn Ihrs dahin bringen
könntet, dass der Siaat etzliche Schiffe vor die Stadt Stralsund legen
liesse.
Der KurfllrBt an Weiman. Dat. Hauptquartier Proen bei
Stralsnnd 15. Oct 1659.
(Krmunterung zum Feslhallen für die fleneralslaaten.]
Nachdem nunmehr der polnische Hof mehr Begierde zu General- 25. Oct.
fricdenstractaten bezeiget als vorhin, in Sonderheit weiln man daselbst
siehet, datis es mit den particulier Tractaten in Dänemark ins Stocken
gerathcn und kein Succcss hierunter 7.u vcrmuthen, und alBo vermittels
gritriiehcn Beistandes ein Ocncralfriede in kurzem zu hoffen, wenn
anrh die Herren Staaten gleichfalls darauf dringen, desfalls einen
mehrrrn Ernst versiidrcn lassen und zu keinem parliculier Friede sich
verstehen wollten: als habet Ihr mit allem Ernst und Eifer Euch da-
bin zn bearbeiten, dass llir ihnen solches mit allen darzu dienlichen
Haisons, und sonderlicli wcjren annoeh glllckliehen Sueeessen der
.\lliirten Waffen an allen Orten, remonstrirct und sie dahin disponiref,
damit sie auf Univcrsalfriedenstractaten feste bestehen, darauf dringen,
auch an ihren Gesandten am polnischen Hofe schreiben möchten, dass
er daselbst dergleichen treiben solle.
Dabei Ihr sie dann immerliin versichern könnet, dass, wie glück-
lich es auch dieser Orten geben möchte, Wir doch nimmer die Be-
gierde des Friedens verringern, sondern allein darin die Wolfahrt
A-nOO»^lc
278 ^' BraudeDbur); und die NtedeilaDdc.
UnBeres Staate suchen wollten; wie die Schweden noch diese Stunde
keinen rechten Vorsatz hätten Frieden zu maclien, war daraus gnugsam
zu sehen, dass sie die alte salvos conductiis, von denen sie doch
selbst vor diesem erkannt, dass sie den Gesandten keine gnugsame
Sicherheit geben und dcsfalls andere versprochen, wiedergebracht; da-
hero ohn Zweifel abcnnaln eine gute Zeit vergebens verstreichen wird.
Und weil diese ihre Obstination sich vurHßhnilich darauf fundiret, dasa
man in Holland keinen rechten Ernst gegen sie gebraucht, so wollten
Wir hoflfen, sie würden zu desto meiner Beschleunigung des von ihnen
selbst so hoch gewünschten Friedens ihre so oft gcfasete tapfere Re-
solutiones dermalcneins zu Werke richten, wovon Wir aber bis dato
den geringsten Effect niclit gesehen, besondern vielmehr täglich alhie
erfahren und mit Augen ansehen müssen, dass die Schweden ohne
einzige Verhinderung ihre Volker aus Dänemark anhero bringen.
Joh. Copos au dcji Kurfürsten. . Dat. Haag i?,;ri'V. 1659.
[[>lc Sulilaclit bei N]'bur;j:. HuSuuDg auf l'iuu LunduDg in Sueland; dusgldchen
auT eine Actiaa der Flutte iu E'ummerD. Scbwieriglicil Gcidsubsidieu zu er-
luDgcuj grueser Geldiuangel.l
Dem Estat alhie, sunderlich aber der Provinz Holland, so jetzo
in corpore versammelt, ist es eine überaus angenehme Zeitung ge-
wesen, zu hören die total Niederlage der schwedischen Armee in
FUhncn, und dass sowol die ihrige als E. Oh. D. und übrige alliirte
Völker Bo tapfer sieh getragen und so eine hochrQhmlichc Victori er-
balten haben'). Und ist der holländischen Schiffsflotta, wiewol nur
am allerletzten dazu gekommen, weiln sie zwecn Tagen durch wider-
wärtigen Wind und hartes Wetter nicht agiren können, auch so riel
Ehre zugewaclisen, dass sie den Sehlnss des Werkes befördert hai
Nun wird bei uns und den wolaffectionirten ferner gehoffet, der
Viceadmiral de Ruytcr werde eine mehrere Anzahl Völker, als vor
diesem, nach Seeland oder Schonen können llberschiflen . . . und sich
der guten Zeit annoch vor dem Frost bedienen. Wozu wir desto mehr
Hoffnung haben, weiln alhie der extraordinär! Deputirten Schreiben
aus Kopenhagen, am 12.122. Nov. an besagten Herrn Viceadmiral ab-
gegangen, in eopia vorgezeigt worden, worbei sie ihn ersuchen, sobald
die Action in Fühncu würde glücklich ausgefUhret sein, er mit seiner
Flotte und Völkern eilig nach Kopenhagen kommen, gestalt der schwe-
I) Schlacht bei Nyborg auf Fühneii am 24. Nov. Itj59, in welclier die Scbire-
deo von den Veibündeteo röllig geachlageD wurden.
.yGoot^lc
Schlaubt bei Nyborg- Kein Geld im Haag. 279
diseben Flotte, so sicli aua Landskron, stark 28 Schiffe, begeben, den
Pass, geetalt daeelbeten sie nit wieder einlaufen, abzuschneiden und
ttberall verfolgen und ruiuireu oder ja immer bis nach Gotenburg
treiben möge. —
Diejenigeo, so E. Ch. D, Fortune gerne höher gezogen sehen, ver-
meinen, wenn man in Pommern etwas ferners tentiren wollte, dass
der Viceadmiral de Ruyter ein Kriegsachiff 3, 4 oder mehr E. Ch. D.
nit verweigern wUrde, nun man hie so weit gegangen, dass mau dero
Völker zu Schiffe eingenommen und davon sich in so einer notabeln
Actioü auch zu Wasser bedienet hat. Etliche der AdmiralitlUsglieder
lassen sich so weit aus, das» man ein E^quadroo Eriegschiffe uf £.
Ch. ü. Namen sollte mögen auslaufen lassen. Ich zweifele aber, ob
alle holländische Begenten dieses würden zustehen.
Geldmittel aber alhie zu' erbalten ist eine überaus schwere Sache,
wiewol E. Ch. D. ingefolge der Allianz selbige nicht behöreten ver-
saget zu werden, und wir sollen, sobald der Herr Canzler ') hie sein
wird, solches tentiren. Es hat die Stadt Danzig, wiewol sie der Re-
stitution halben sich in allem fügen uud verbinden wollen, bis uff diese
Stunde nicht einen Ueller empfangen. Ebenfalls hat auch die Krön
Polen, da sie die Quota des Danzig'schen Zolls verschreiben wollen,
nicht ein 100,000 Rth. haben kUnnen. Und ist dieser Geldmangel vor
hiesigen Estat selbsten so gross, dass man nicht siehet, wie man gegen
den Frühling neue Equipage zur See thun und die Flotte abermal
wird herausbringen können.
Daher denn auch die Meiuuog, wenn Friede mit Schweden möglieb,
desto besser — noch immer stark Tertretea ist.
Zweites Schreiben id. dat.
[Hravisolflolte für RupeahsgeD. Die oicderl. Depulirleo ia Kuptsnbagen leiheo
deoi DäoenkÖDig Geld. UatersuchnngscoinniigBion gegen Opdam.]
Die zweite Proviantflotte ist vor 8 Tagen von Amsterdam oder
Tessel nach dem Orizunt mit gutem Vorwind ausgesegelt, und ver-
hoffet man, sie werde eine kurze Reise haben und sicherlicben in
Kopenhagen kommen können, wie dann auch der Viceadmiral de Ruy-
ter etwan 7 oder 8 Convoy-Schiff bis uf Schager-Ryf ihr entgegen-
gesandt hat. —
Die zu Kopenhagen anwesende cxtraordinari Staatische Herren
Deputirte haben selbigem König uf sein emsig Anhalten etwan
') D.h. W«iinaD, Caozler vou Cleve, der in diesen Tageo verreiat war.
2g() I. BranJeubarg und die Niederlaude.
10,000 Rth. vorgestrecket und Wechseln uf äea Ratli von Staaten
gezogen; welches hie nicht wol iet ufgenommcu, jedoch vor (lieBCS
Mal passirtjUiit schrifllicher Antwort, sie möchten äioh dessen ferner
enthalten.
Dem Herrn v. Opdam, LieuL-Adniiraln, scind Commi^sarien ge-
geben, seine Relation dieser ganzen nordischen Reise zu examiniren,
welche alle seine vorige hieliin geschriebene Brief und ßelaliones exa-
miniren und zweifelsohne viele Fehler ihm nnfbUrdcn werden. Er
hat sich zwarn mit dieser Antwort schon gcfasst gehalten, dass ihm
durch den Haagischen Tractat die Hände gebunden und durch die
contrariirende Ordres, so ihm zugesandt, nit mUgtich gewesen ist, den
Feind, wie er wol gerne gewollt, zurückzutreiben, auch nicht Naskau
KU entsetzen, weil er keine Landsoldaten gehabt, dazu zu gebrauchen.
Oa man nun ferner uf ihn dringen würde, nimmt er dieses zur Ent-
schuldigung, dass man von Anfang ihn zu dieser Charge gezwungen
und, ob er lange sich geweigert und, dass er die nicht verstünde, ge-
sagt, ihn dennoch nit habe erlassen wollen.
Weimau an den Kurfiirsteu. Dat. Haag 16. Det'. 1659.
(Kriaia der uiederlündisclitiD Politik; die eDigegeualebutidvD AneicbteD übur die
jetzige Lage. Vermulhiicber Sieg der Pacificatiouspsrtei.j
16. Di'c. Er ist auf kurze Zeit verreist geweseu, theils lu Piivatgcschärten, theils
auf dringendes Verlangen des Bischofs ¥. .Münster, der ihn zu sprechen
wünschte, in Coesfeld. Er bitlet um Verzeihung; es war im Hnag jelzc
nicht viel zu versätiiiipn. Jelzt kommt iinn hier alles ad suinmam crisiii und
ist viel ZD tbuQ —
und zwar zu dem Ende, wo man keine wiikliche Assistenz für E. Cb.
D. wUrd erhalten können, dass der Estat dennoeh immer mehr und
mehr möchte aiigestärket werden, bei der Partei zu stehen und nach
so bewandten Sachen die Hand nicht abzuziehen von so getreuen Bunds-
verwandten und 80 guter Sache . . . Wobei wir denn wol so viel
vernehmen, dass durch die englische Uneinigkeit und die Fünische
Victorie vielen der Muth ziemlich wachset, und dass dahero den De-
putatis und der Flotte in Dunemark befohlen worden, ihr Heil und
Glück weiter gegen Schweden vigorose zu vei-suehen; und dass man
in Holland noch immer disputiret, ob man nunmehr nicht I. Maj. von
Dänemark von dem Haagisehen Traelat zu befreien, zum wenigsten
unter dem ein oder andern Prätext den Krieg so lange zu coutinuiren
hat, dass man Schonen zu recnperiren und sieh also hei dieser Gele-
genheit einmal vor alle von schwedischer Furcht erledigen und liberiren
A-iOOt^lC
TJutereacfauDg gegen Opüam. Kampf d«r Porteieti im Haag. 281
möchte; und dase zwar Anieterdam und einige andere eonsiderabile
Glieder sehr auf diesem, der Rest aber mit dorn Katli I'ensionario
darauf bestehen sollen, man hiitte zwar nach so bewandten Sachen
dem Könige von Schweden ein wenig härter zuzusetzen und von I.
Maj. eine kategoriBL'he Resolution, ob Sie die Haagiscite Conditiones
annehmen wollten oder nicht, zu begehreu, mit der öffentlichen Be-
dingung, dass sie auf den Weigerungsfall den König von Dfinemark
von erwähnctcm Convento wBrden mlitsüen allerdings freizäblen; dass
man aber davon den Anfang machen, dahero die Tractaten gänzlich
zur Seite setzen und den Estat in die bereits unerträgliche Kriegs-
küste weiter noch engagiren und vertiefen sollte, so lang man sonst
cinigermaassen sieh würd daraus reissen können, solches wäre eine
so gar hochbedcnkliehe Sache, dass sie ihrer Seite dazu nicht wllrden
resolviren, es möchte auch gehen, wie es immer könnte oder wollte.
Wortlber es denn zwarn Kwisehen beiden verschiedene nachdenkliehe
Harangues abgegeben, also auch dass man annodi nicht cigeutlich
sagen kann, was dcmi endlieh der Schluss sein dürfte.
In puncto der Assistenz, welche man E. Cb. D. zu tliun, scind
auch verschiedene Scntimenten, wiewol deswegen in publico nicht viel
Gerüchtes ist.
Wenn wir aber alles erwägen und consideriren, worauf in diesem
Estat am meisten zu reflectiren stehet, und dass wir E. Gh. D. auch
billig unsere Furcht zu Ihrer Nachricht nicht bergen, so verhalten Wir
billig nicht, dass unser» Bedtlnkcns wol nichts sonderliches gcresolviret
werden wird, und dass die Paeificationspartei mit dem süssen Friedens-
namen alles emportiren, dabero schwerlich zu holfen sein wird, dass
sie den Haagischen Schluss sollten fahren lassen . . . Hierunter möchten
sie vielleicht auch ihre Deputates (so ohne das, leider, hitzig genug
seind) unter der Hand noch animiren und sich also an nichts anderes
kehren. —
Weiman an den Kurfllrsten. Dat. Haag 23. De«.-. 1659.
[Die Schlacht !d Fiiliren, Trotidem keiue AiiBsicIit üiif polilisclii! Wi'inluug.]
Ueberseüdtt ein Schreiben dos Eöitigs von Daneiuaik au die Ucoeral- 23. Ürc
«taaCCD mit der Auzeigc von dem Sieg in Fühticn, dat. Kopcuhageu 21 Nov.
1059; nebst den Mcmorialieri au die Gcnerahtanteu, womit der däntscbo
Ite-ident Cbarisius und Wcituau zu dem Siüi; gratnlirea [beide dat.
20, Dec.) ')
'} GedrackI bei Aitzema IV. töö.
^aovGoOt^lc
2g2 ^- BrnadeDbnrg und die Niederkode.
Mao iüt eifrig bemuht, den Staat von Schweden abzubringen, aameuC-
Itrli hat mau ver£UC-ht den Kath-Peu^ioaiir zu g&wjuneu, aber ganz vergeb-
lich. Es ist ftUo wenig Hoffnung zu maubeu —
in besonderem Betracht, dass es gar gewisse dem Estat sehr sauer
wird, die erscliieckliebe Koste länger zu ertragen; zu gcschweigen,
dass CS alle Tage sehr anstös&lich ist, dass man in Dänemark ihnen
alles aufbürdet und solches zuweilen durch ein und andere Begeg-
nungen, die nicht gar zu höflich sind und männigllch alhie sehr de-
gousfiren.
Man wird aber näher in's Werk sehen, wenn die dänische Au-
bassadeurs alhie dermaleinst werden angelanget sein.
Beiliegend Zeitung aus dem Haag. — Gewi:<s ist ee, das^ die
PuciHrationEparteiin Hollaadsicb heimlich flaitiret mit der FuhnischcnVictorie,
wciln sie Tcrmeiuen, Schweden werde nunmehr mit *ihrcu Leuten ä pari
wol gerne Echlieesen . . . Worin sie denn desto mehr gesCarket werden, dass
sie peuuriani aerarü gar zu sehr für sich haben und ailerenda fiirschützea
können. —
Die des Königs von Schweden Humeur vermeiucu zu keuuen, glau-
ben nicht, dass er bei diesen Coujunctuien nach dem Frieden werde lau-
schen, nm seine Schwachheit nicht an den Tag zu geben, zu mehr weiln
sie uicht sehen, wo er solchen Falles seine Truppen würde hinführen und
die Winterquartiere nehmen lassen.
In der Münstcr'ficheu Sache wird man sich wol fürseheu, dass man
sieh nicht vergreife, und ist der Domdechant, der von Brabeck ioctigDito
alhier, um solches in omnem eventura fürzukommen. Worin ihn die Kaiser-
liche und Churbrandenbnrgische Ministres nach ihrem Vermögen secondiren.
Unter der Hand aber arbeitet man, wie man den Bischöfen mit der Stadt
möge vergleichen. Inmittelst machet sich S. f. G. in eventnm zu alles
fertig, inmassen Ihr denn Chnr-Cöln dazu bereits 500 M. z. F. und 100 1.
Pf. wirklich übergelassen; Pfulz-Nenbnrg präaentiret 3000 M. z. F.; selbst
haben Sie 30U0; ron dem Kaiser und Ghur Brandenburg haben Sie gleich-
falls einigen Zuschub zu erwarten; und soll Sic Spanien bereits bis auf
2000 Pferde versichert haben.
Die Anleihe der 100,000 Rth. für Polen gebt gar zu Wasser, ohuge-
zweifelt dFiss man sich Friede mit Dänemark und Schweden einbildet.
Weimaii an den Km-ftirsten. Dat. Haag 6. Jan. 1660.
[Der p^renäiscbc Friede. Diverse politische Nacbrichtou, Das Schreibe» Mb-
zartu's au dea Karfürsten.]
ir. Der Friede zwischen Frankreich und Spanien ist endlich gerati-
liciret. Die däniscbe extraordinari Ambassadeurs seind beute zu Delfl
und werden morgen alhie cingeholet werden. M. Cajet hält sieb
r^reDäiscber Friede. FruDiöaische DrobuDgoD. 283
stille; Englaud ist annocli gar wunderlich geembrouilliret. Aus Däne-
mark kommen keine Zeitungen . , . Der Rath Pensionariue bleibt un-
beweglich bei seinem Haagischen Tractat, wie sehr er sonst schwüret
und protestiret von aufrichtiger guter Intention. Andere arbeiten
hcimlicl), öffentlich so sehr dagegen, als sie sehen, da»s die erwähnetc
Partei Himmel und Erde beweget, um mit ihren äentinientcn ilurchzu-
dringen. Niemand stärket sie mehr' darin als Frankreich. Indessen
aber wird Holland innerhalb 14 Tagen etwa hie sein, und weiln das
ganze Werk ziemlich wunderlich aussiebet, weiln die Consilia so gar
sehr gctheilet sein, so ist^ vom Aueschlage noch wol so bald nichts
sicheres zu melden. Zwar wirds auch gar delicat sein, dieses Werk
recht und wol zu treiben; denn man eich leichtlich gar zn sehr und
wol uanittzlioh drin vertiefen möchte; zumala gar sehr zu befürchten
stehet, der Kath Peneienarius cum suis werde unter dem süssen Namen
des Friedens und mit dem franz- und englischen ächreckmaotel endlich
gegen den Krieg alles emportiren. Wir unsers unterth. Orts aber
werden darum dennoch nicht unterlassen unser bestes zu thun und
mit Kraft zu zeigen, dass der besonder Friede der rechte Krieg sei.
Beiliegend Zeitung dat. Haag 6. Jan. — Mons. de Tbou hat
cudlicb am verwicheiicn 3. dieses die NotifKalion des Friediiiü und was-
Diaassen Schweden geneigt sei, nicht allein mit Dänemark, fondera auch
mit andern Beinen Feinden Frieden zu machen, per Memorialc, welches er
dem Präsideutcn durch seinen Secrctarium einlierera lassen, getbiin. — S.
Exe. haben dieselbe Memorie auch durdi einen Edelmann den Cburbran-
detiburgiscben Miuiatris gecommuniciret. Was von der Kön. Scliwedischen
Intention darin gesaget wird, ist gegründet onf ein Schreiben, welches der
König ?on Frünbreich an die gealliirte Chur- und Fürsten des Reichs und
der Cardinal an den von Grarelle gen Frankfurt unläugsc abgehen lassen;
worin man sehr zum gemeinen Frieden räch und da der Kaiser oder Chur-
brandenburg nicht wollten, mit grosser Kriegsmacht, womit man Schweden
assistiren wollte, dräuet; inmaasscu denn alhie auch Abschrift eines Schrei-
bens, welches der Curdinal Mazarini an S. Ch. D. zu llrnndenburg gcthan
b.-iben boII, unter der Hand sehr herumgetragen und bei mäuntgiich der Art
zu sein gcurihcilet wird, dass cm von 8r. Ch. D. zu Brandenburg entweder
durch nicht Antworten gcmesprisirct oder doch so beantwortet werden uiüsse,
dasfi man Herze und deutsche Kedlichkeit Kcbcu Hesse'). Mr.de Haute-
Rivc kam deswegen auch zu den Churbrundenburgiscben und liess sich
btdiinken, Frankreich würd 20,000 Manu aufs Vorjahr ins Feld bringen
können. Die Churfürstlichen liessen ihn aber sub specie einer betiondercu
Vei'traulii'hkeit sehen, dass der Kaiser allein ad 40,000 Mann ohne die
pommerischen Armeen übrig nnd fertig hätte; und kann man's gleichsam
') Vgl. Droysan III. 2.471.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
234 ^- Brandeuburg und die Niederlaade.
mit Händen tasten, dasü alle ditse Diuge nur laoter bontade»; seind und
Schweden selbijteii Uarauf uiubt fusseii werde. —
So viel man souslen begrciCeu mag, scbeiDtii, ditrsü Frauk reich den all-
gemeinen Friede mit Krnst suche, jedoch derogestalt, dass tichwedeo gänz-
lich solle in Deutschland gercslituiret uud alles bei dein histr. Pacis gelassen
werden. Und kommt von guter Iland: wo der Kaiser und Chnrbrandenburg
dazu iiiuht verütehen wollten, dass sie solrhen Falle Arraken an Schwedea
anbit'teu werden, wenn sie sich nur im Deutschland ^ttachiren umt mit Dü-
uemark uud Polen Frieden uiauhen wollen.
Woinian an den Kurtlirsteii. Dat. Clevc 14. Jan. 1660.
[Verauch, de Witt mit Geld zu gawinueu. Bemüliuugoo. die SucluaionBacto nu
beseitigen und dus Haus Oranlen wieder einzusetzen, ^ladt und Bischof vun
Münster, im Streit liber das jus praeaidii.J
li.Jnu. Am (!. Januar besprachen wir uns in gebeim mit ilen dänisclen
Miiiistris, dass man allen Fleiss anvenden, dannenliero die allerseitige
Actiunes dahin richten sollte, damit die Rothschild isc he Uaagische
Tractaten bei die Seite gesetzet, Schonen restituiret, der Estat inmiltelst
b«i der Partei gehalten und, wie es ginge, zum wenigsten ein general
Frieden befordert und erlauget werden möchte . . . Und weiln dabei
diese» nur fftmehmlich geconsideriret ward, das» uns der Kath Pensio-
narius gar zu sclirccklich zuwider wäre, dass man wUrd trachten
müssen, denselben quocunque modo aut pretio entweder zu gewinnen
oder in diesem seinem Fürnehnien bei andern Gliedern dermaassen
bekannt zu machen, dass er endlich gegen seinen Willen, wo es
möglich, zur Haison bracht werden möchte: so war endlich der Scliluss,
sie ihrer Seits wollten dazu Fleiss, königliches Wort und Geld an-
wenden, und möchten wir unsers Theilea iu- und ausserhalb Holland
das Unsrige dabei auch tbun. —
Allermaassen denn auch geschehen , indenie ich mit dem Rathe
Penüionario zuvorderst in eine Confcrenz gekommen, das gemeine
Interesse bester Maassen getrieben und endlich das Werk der Har-
monie, gestalt Prinz Wilhelm zum Statthalter zu machen, das eng-
lische Seclusionswerk aus dem AVege zu nehmen und also zwischen
den Provinzen, denen Häusern von Oranien und Nassau und andern
Theils denen von Holland ein beständiges Vertrauen zu stiften; aller-
maassen denn bereits die von Amsterdam zuvorhin auch auf unser Ver-
anlassen dazu die Hand angeleget gehabt und der Herr de AVitt öclion
mit mir vielfaltig ges])rochen, wie es etwa ins Werk zu richten sein
möchte.
Der Herr Bürgermeister Spiegel von Amsterdam hatte darub
Aj.OO<^IC
De Wilt ani die orBnische Kestitiition. 285
auch mit I. Höh. sclion fltr einigen Tafren vertraulich geredet, und
blieb endlich der Srhluss, weiln er, derRath PcnBionnriu», von Herzen
wiiucchete, daRs iliesCR VersHhnungswerk möchte zur Wirklichkeit
lirarht werden, daas ich mich nacli Anisterdam begehen, diese Sache
«laMclbst rcchtschnfTen anbinden, dnnnenhcro es dahin dirigiren aullte.
dase ihren Depntirten aufgegeben werden möchte, l»ei nächwter Ver-
8aminlung dasselbe nomriglicli durchzutreiben. —
Wie weit es diesem Manne nun damit ein Ernst sei, snlehes kann
ich zwam nit sagen, kann aber dieses nicht l>crgen, weiln er mir be-
kennet, dass die Oranisehe Sinmltates bei üime nicht ohne Wirkung
wären, dass er meines ßedlinkens damit nicht allerdings spielet, wie-
wol er sonst, was die Publica betrifft, auf seinen vorigen Sentimcnten
(lomiaassen verbliebe, dass er BAgete, der Estat könnte den Krieg
nicht länger auf solche Maasse fllhren etc. Und ... bin ich drauf
alsfortens nach Amsterdam gegangen und liah daselbst mit dem re-
gierenden Bürgermeister Spiegel und demc von Beuningen so weit
gesprochen, dass sie mir gnugsame Hoffnung gemacht, sie wttrden bei
nAchster Versanmilung sothaue Instruction mitbringen, dass sie sowtd
in publieis als auch privntis unscnn ßegeliren ein Oenflgen würden
leisten können.
Zu Utrecht und Amheim hab ich bei den Hegentcn auch ziem-
liche Inclination gefunden. — Wie es nmi allerdings nölliig war, wegen
der Feldniarsehalkschan mit Prinz Maurilzen f. On. gründlich zu
reden, und ieh auch sonst in privatis zu Cleve nölhigs zu thun hatte,
so bin ich ftlr dreien Tagen nlhie angekommen, in Meinung morgen,
wills Gott, wieder wegzugeben.
Prinz Job. Moritz zeigt sich nun mit allem, was im Intcios.-:c des
KinrUr^tcn and der guten Snche von ihm voilnrigt wird, ciiiTCisiauücn; er
erklärt sich bereit, dem Prinzen Wilhelm dir Feldmnischnllsclinft 7.u libci'
lassen —
welches mich denn deroniaasscn erfreuet, dass ieli nunmehr mit mclirer
Hoffnung als Jemalen wieder nach Holland wende und allen Kleiss
anziikehren gedenke, das» E. Cii. D. zu Ihrem Zwecke gelangen , . .
mögen.
Das Mllnsterscbe Wesen ist in suspenso; denn da wir's im
Hange so weit gebracht, dass der Herr Fricquet und der Rath
Pensionarius sich unter der Hand dahin vereiniget, wenn des Herrn
Bischofen f. Gn. der Stadt durch ein zweifach Hcbloss an jedem Thor
die Halhscheid der Schlilsse lassen wollte (inmaassen es zu Besoncon,
Dole, Gratz etc. isl), dass solchen Falls die Stadt in den andern
A-iOOt^lc
236 ^ BrandeDbnrg nod die Niedertande.
Functen der Seatenz pariren sollte: so hat äer voa Brabeck solches
ad referendum angenommen und sich darauf nach Coesfeld begeben,
und der Rath Pensionarius versprochen, dass inmittelst alles stille stehn
sollte.
Joh. Copes an den Kurftlrsteii. Dat. Haag 20.|10. Jati. 1660.
[Die ForderuDgeo KsrI Gaetav's von Schweden. HochfabreodeB Anrirelen von
Coyet.|
20. Jan. Die Herren Staaten von Hotland seind nunmehr in corpore ver-
gadert, Zweifels ohne uff die Sachen von Schweden und Dänemarken
zu ilelibcriren ; dazu desto grössere Anleitung gibt, tiass vor zween
Tagen aus Copenhagen hie angelangt sein die Articuli, so I. Maj. von
Schweden gestracks vor dero Abreisen nach Gothenburg den Herren
Mediatoribus übergeben —
Dieses Geschrift nun, wie es sehr weitläuftig, so gibt es allerhand
ImprcBsiones, etliche meinend, wie es viel ungereimte neue Vorstellungen
hat, so sei es nur daruf augesehen, Zeit zu gewinnen; andere, dasB
CS darum zu höher angezogeu sei, dadurch ein mebrers, als die Haa-
gische Tractaten geben, zu bedingen, mehrentheils zwarn zum Nacii-
theil der Kronen Dänemark und Norwegen; und dass darum der
König von Schweden denen Uoterthanen von Frankreich, England und
Unürten Provincien dieses alles, was sie vor ihre respective Nationen
begehren, zugebe.
Die däuifchen ond schwodisrheu Gesandten hier arbeiten eifrig gegen
einander —
und gibt den Kön. dänischen Gesandten es viel Vortheils bei den ge-
meinen Gliedern hiesiger Regierung, dass ihre Proposiliou so humblc
und niedrig, hergegen des Herrn Cojct so altier und trutzig einge-
stellet gewesen, und dass uf diese der Status mit ziemlicher Hitze hat
geantwortet, wie aus dem Gedruckten zu ersehen ').
Dannoch wenn man die GemUther der hohen Regenten und so
nber die Haagische Tractaten gesessen haben, untersuchet, so beepUret
man, dass sie von denen Vorschlägen nicht abweichen, sich auch
gänzlichen einbilden, der König von Schweden werde mehr und mehr
beikommen und nicht alles, wie in Ffihnen unglücklich geschehen, so
auch in Zeeland und Schonen uf die Spitze setzen; dass auch Frank-
Teich und Engeland selbigem König dazu vertraulicher Weise wol
') Die Rede Coyeta, am 35 Kov. 16ü9 gehalten und dann auch gedracict
verbreitet, bei AitiemalV. 421 f.; vgl. Wicqnefort [I. 634; die ofBcieil« Ant-
wort der QenerniBtaaten erhielt Coyet erat am ir>. Jan. liiGO (A itzema ibid. 537''.
i:q,t7r.d .*^nOO<^IC
Schwedischer Troti. Grosses StormlanreQ gegen de Witt, 287
ratlien werden, da dann Frankreieli immer gesucht, Schweden vr>n
dnnneu los zu maclien und ins Römische Reich zu fUliren.
Weiman an den KurfUrsteu. Dat. Haag 26. Jan. 1660.
IVereiobfirung mit CliarieiDS über den FuldzDg gegen die Pacificationspartei.
Fricqnet. Schnierigkeilen wegen des Geldpunkles und der Handelaklenme-
De Will Dod der Plan der oraoiacben Restitution. Amsterdani. TroU allem
wenig Hoffnung anl Aendernng der holländ. Politik.]
Nene Besprechnngen mit den dänischen Gesandten über das einzn- 2
schlagende Verrahren nud einigen sich beide so:
mau möchte nunmehr die Hand ans Werk legen und omni modo da-
hin trachten, dass die Pacificfttionspartei versetzet und also der Estat
mOchte gedisponiret werden, die Haagische CouTenta in etwa an die
Seite zu setzen und bei der Partei zu halten, und dass man darunter
die Glieder fieissig visitireu, ioformiren uud akviel den Rath Pensio-
narium angehet, sieh eines gewissen Mannes, der Über ihn vermag,
gebrauchen, dannenhero versuchen sollte, ob er dadurch etwa oder
durch uns auf gewisse Maasse möchte wiedergewonnen werden können;
in allem Fall, dass man sich bezeugen sollte, wo sie nicht wollten,
dasg sie alsdann erwarten möcliten, dasü man in Polen weise sein,
sich nicht länger herumleiten lassen, sondern mit Schweden A part
Bcbliessen, dahero die ganze Eriegsbllrde ihnen allein auf den Hals
wflrd devolviren und wälzen. Alles was gcpassiret, sollte man loben,
znm wenigsten dissimuliren. Selbst nahmen die Dilnische an, deme
Ton Opdam, wessen Fanten sie sonst gnug zu bescheinigen getrauen,
nicht zu widern, sondern behUlflich zu sein, damit er sich gegen
Amsterdam retten und wieder bequemen möchte, hinföro wieder Dienst
M thun, zum wenigsten in den holländischen eonsiliis, wozu er sieh
sonst merklich anbeut, Wobei aber dieses auch gesupponiret ward,
wo solches nicht helfen sollte, und man sehen würd, dass der Rath
Peosionarius nicht zu versetzen stUnde durch diese gelinde Mittel, dass
man solchen Falls in Bedenken nehmen sollte, ob man nicht aperto
Marte seine Consilia zu impugniren und also quocunque modo dieses
Mannes gar tu nachdenkliche Rathschtäge mit allen Kräften und un-
gescheuet zurückzutreiben haben sollte. —
Wir unterliessen nicht, von diesem allen mit deme von Fricquet
Tertranlich zu reden . . . und konnten wir ein andres nicht verspüren,
als dass er sich alles, was wir gutgefunden, gänzlichen gefallen Hess. —
Und erfolgete also weiter darauf, dass die Dänische sowol als wir
bei den Gliedern von Holland die Visit« obangeregter Maasse fleissig
A-nOO»^lc
2gg I- ßrandenbars und die KiederlsDde.
ablcgcten und allerseits befanden, dass dieselbe ziemlicb wol incliniret,
aber alle mit einander der erschreeklicben Eöete halber, so bei Con-
tinuatidn des Kriegs erfordert werden wUrdeii, in voller Angst waren;
ntil boben Bezeugungen, dass sie sähen, es wUrd ihnen auf die Dauer
uuniUglieh sein zu bestehen; alles wQrde ausser Landes consumiret,
das wenigste mllsste aueli mit Baarschaft gcfhan werden; inmittelst
stunden die Commercien theils stille, theils wflrden sie in dem engli-
Bi'lien Canal und der Westsee durcb allerhand Capereien aufs Susserste
geturbiret, und dass das ärgste wfire, dass sie uuglllekliche ßencontres
befalii-en und also darüber Engeland, Frankreich und langwierige Kriege
besorgen mtlssten etc. . . Die von Amsterdam, Haarlem, Leyden etc.
waren dennoch sehr herzhaft; und wie man darauf auch mit dem
Herrn Rathe Pcusionarlo zur Conferenz kam, fanden wir denselben
immer noeb und aufs alte roll Scliwierigkeiten, wiewol er die polniscbe
Tractaten sehr apprehendirete. —
Ich meines Tiieiles kam nun mit ihme auf das Reconciliations-
werk, zeigcte dabei an, was ich au Amsterdam, wie auch bei FUret
Mauritzen zu Gleve darunter verrichtet und ersuchete ihn, er möchte
glauben, dass man's ehr- und ernstlich meinete, und muss ich dabei
gehorsamlicb melden, dass er mit hohen Contestationen bczeugete, er
suehetc E. Ch. D Dienst zu Ihun, wOnsehete zugleich, dass die Si-
multatcs mit denen vom Hause von Oranien aus dem Grunde müehten
gehoben werden.
Die Ilaoptsnclic alier liegt an der Stadt Amsterdam and mnss Weiman
Rieh besonders mit den Bürgermeislern Spiegel und de Qfbtc in Ver-
bindung setzen; wo,'; flurh in iiäehEter Woche geschehen soll. —
Und können wir im Übrigen wol nach so vieler nngewandte-
Muhe, wie leide es uns auch thut, nichts anders melden, als dass all
hie alles sehr unsicher und vielleicht mehr zu fllrchten als zu holten
ist, also dass es scliwerlieh zu- rathen sein möchte, ia»s sich E. Ch.
D. oder Polen gar zu sehr auf diese Leute verlassen sollten, wo Sie
sonst was gutes tbun könnten. Die Glieder in Holland selbst seind
wie verworren und deromaassen verthcilet, dass sie in medi» conveutu
einander angesehen und der einer zum andern gesaget, sie wßssten
nicht, was unter ihnen rcgierete.
ßcilicgeud Zeitung id. dat. „Die Herrn Abgesaudtcn von Chur
Cöln und .Mainz fciud auf den 8. Jau. zn Paris augekomnieu und gehen,
wie man saget, mit vollkommenem CoDteDtenient und einigen Wecbselbriefen
wieder nnch Deutschland, "
iinmrv Terwoirrniio Nnchrichlen an.< Knglniid General Monk nähert
Brandenburg oiid de Will. 289-
M<h mit seinen Tinppei) London, d:iG Parlament liisst ihn begrüssen uiid
DBcli London einlnden; nieniiind wci^s, was Monk will und was cndlieh
iterdcn wird.
Weiman an den Kurflirsten. Dat Haag 3. Febr. 1660.
[Conferenis mit de Will; gute Zusicherungen desselbee: geraeinganiür Plan mit
drm dsDiBeben Geanmllen. De Witt für eine Sendung nach Kn;;land. Der Sireil
in MiiDBter niid der KaiBer. Die Untersuchung gegen Admirnl Opilnm. Ge-
neral Monk in England.)
Die Naobrichten von ansäen her sind immer aufregender und ver- 3. Fein
«irrender; raan ist sehr besorgt, dass Polen mit seinen Seiiornttriictnirn
»Di^scheidet und die Last des dänischen Krieges den Niederländern .iillcin
überlädst
Ich, Wciraan, hatte mit dem Rath Pensionario eine gar nach-
denkliche Confercnz, allein und ins besonder, worin ich mit allen Um-
ständen anwiese, wie weit dem Estat, wie weit ihmc, Herrn de Witt,
daran gelegen, dßBS man zurücksähe, und gleichwie der grosse Gott
alles deromaassen geschickt, dass es annoeh Zeit wftre, weise zu sein,
dass man ohne ehdliche Ruin der Sache nicht langer könnte stille
i»tehcn etc. Ich zeigete dabei ins besonder an, wie scliier alle Welt
und unsere Aliürte selbst sich einbildeten, er Hebete das Haus Oranien
nicht und mlissten sie darum leiden, weil seine Passion sich auch auf
Churbrandenburg exteniliren dürfte; mit dem Hinzuthun, dass mau
sonst nicht sehen könnte, warum er sich in dem ganzen Werke so
schwierig bezeigete; für Engeland hätten sie sieh ja so gar nicht zu
fSrchten, weiln es mit sieh selbst gnug zu thun hätte und interessirct
wäre, Dänemark ait gar verloren gehen zu lassen. Frankreich wflrd
auch nicht viel tlinn können, weiln es sieh selbst ohne des Estats ^'or-
wissen mit Spanien zu einem gemeinen Frieden verbunden und Mr.
de Thou es alhie selbst und publieo scripto bekannt gemacht hätte,
nber demc das deutsche Reich es mllsste abtragen, was davon zu bc-
fBrthteu stünde. Worauf ich ihme denn auch die uns durch den Frci-
lierm von Schwerin zu reeliter Zeit auf E. Ch. D. Befehl conununi-
cirte intercipirtc Schreiben in passibus utilibus vorlas und endlichen,
da wir von dem bekannten Keeonciliationswesen vertraulich geredet
und einig worden, dass ich nach Amsterdam gehen sollte etc. , . diese
Antwort von ihme erhielte: er hätte Gott zum Zeugen, dass er bei
dem ganzen Pacificationswesen bishero keine Passion hätte gehabt als
seinem Vaterlaude gutes zu thun, dass er E. Cb. D. eher liebete, als
hassete, und schwor er bei seiner Seele, Holland hätte in Sachen der
Athirten zu allen Zeiten nur allein auf E, Cb. D. und deroselben Cou-
Uitcr. I. li^-Kli il. üt Kuininltu, VU. 19
i;q,t7od lyGoOt^lc
290 '■ Uraiiilüuburs «lA ilip Nieclerluntli'.
servatiou geeelien; sie thatcns noeli auch; und da er bislicro tou meinen
Sentimentcn diserepiret, mo vvürc iliinc es leid gewesen, dass er darüber
mit uns zerfallen sollen. Wfe wirilnii aberkeineMalire würden beimessen,
dass er seiner Provinz Interesse und Senfiiiienten befolffct, so wollte
er uns versiclieni, wenn er nui" so weit kommen könnte, dass er zwei-
feln kOnnto, ob England sich wUrd wieder ins seliwediscbe Werk
mischen, dass er solchen Falls ohne Zurttcksielit nns beifallen und
■/.eigen wolle, dass er nicht weniger Affection ftlr K. Ch, D. als Aversion
lijiltc gegen der Schweden Unrcdiiclikeiten. —
Wie ich midi mm Nanjcu» F.. (h.D. sehr bedaiikete etc., so
lialieu wir mit den dünisclien Ambassadeiiren uns allerdings verglichen,
das Werk pen a pcii und mit sanfter Hand weifer zu bringen, dem
Manne zu ilankeii tind Dankiiarkeit Iteizubringcn, seine Freunde zu
gewinnen und also zu sehen, ob wir zu unserem Zwecke (|Uoeunc[ne
[iretio gelangen können. Wir werden dabei auch sehen, wieweit wir
uns der 0|idainisehen Hiindel werden bedienen {«ünnen ').
Die dänif-fhen (le^aiidton ttollcn zu dem Kmlo morpcu imcL Aiusteidjini,
Wcimnu einige Tngc später.
Der kaiserliche Gesandte ist nit gar wol zufrieden, dass die
Generalitilt (wiewol mau mit uns auch uocli nicht gesprochen) in den
Uesolutionen von ihm gar niclits meldet. Der polnische Resident i.-«!
vielleiclit wegen der verweigerten 10IJ,(K)() Iltli. deromaassen gerilbret,
dass man ihn kaum zurllck und auf zientlielier Bahne lialten kann.
De Witt rüth ininipr noch sehr da7.u, dass der Kurfürst einen ßc-
stiniitcii an das Pnrlnraeiit nach Kiighmd fcliieko; dns gegenwärtige I*jir-
Inment «erde doch wol eine Zeit liuig hestelien, nud da könne der Knrfüist
in der S'hwedisehen Saiho dort viel wirlieii.
Das Mllnsterisehe Werk stehet aunoeli in vorigem Stande; allein
verursaelien die Kaiserliche Trouppen an allen Ortern viel Geschreies.
Wie sich nun der Herr Risehof danmter hegreift, solches werden K.
Ch. D. ans der Beilage gnüd. vernehmen. (Fehlt.) Dieses aticr weiss
ieb dalici wol, dass man S. f. Gn. am Kaiserl. Hofe ziemlich Übereilet,
und als demselben Deputatus nur um Hülfe in eventnm und termiuis
generalibus angclialten, dass man alsfortens zugeschlagen, die Vi'dker
hinuntevgescbiekt und hernach gefraget, ob der Mann aueli Ordre hätte,
Un gezweifelt' ist" 8, um die Quartieren zu gewinnen; e^ hat aber beule
alhie bei der Generalitet ein solches Aufsclieu gegeben, dass icli nit
weiss, was endlicli daraus kommen dllrfte.
') 11. h. der Unlersuchiinp gegen den Admtrnl Opdnm wepen seiner Ffilirnni:
alä Onrnmnndant der Oatpeeflutle: Vf;l. Socrcl, »eBnInt. ir. H!<— 18,'i.
„A^iOOt^lC
Münster. Hie ÜiiterBnchnnft gegen Opdam. Gonpral Monk. 291
1'. ö. Sogleich vernehme, daaa der Rath Fensionarius in Holland .
bei der Resumption anfs neue in favorem des von Opdam geeon-
duiliret, ohngcachtet »ich Alcmar endlich mit Amsterdam aucli gefllget,
niid nlso acht die grosseste ätädte dagegen echriftlich und aufti
»cilärfste geprotestiret ').
Die Monkische Conduite in Engeland, weil er über Vernnithen
«ich fltr das Jetzige Parlament erkläret und im Whiteliall sein Quartier
nimmt, giht viel Alteration, und habe ich ein Schreiben aus London
gesehen, dass alles Volk Über ihn gräuheh anlangt zu schelten und
lu srlmiähen, ja dass man gar harte Dinge gegen ihn fUrnehmeu
dürfte. Das Parlament soll inmittelst aber sich publice erkläret haben,
sie wollten das Volk suchen von Lasten und Schulden zu deehargiren,
ditDuenhero sich in auslündisclie Kriege ohne die gröttseste Noth nicht
engagiren, und wäre gewiss, dass sie nicht gar zu gut schwedisch
wfiren. —
Wcinian an den Kurftii-steii. Dat. Amsterdaai 10. Febr. 1660.
ICaaforenz m't niedErlfiDiliaclien Dcpntirten. Vorstellungen Weironii's über die
i^nchlnge, Unterredung mit de Witt; er vertheidigt die Concerlpolilik; seine Kr-
htrtuLigen in der omniachen RestitntioneBache; Erwägnog über die Ehrlichkeil
de WiU'ii. Verhandlungen in Amsi^rdan: Missetimmnng gegen de Witt; die
groäicn Studie gegen die ktcincu. Beuningen. Pensionär de Groot. Allge-
mpiiie Slimmnng für DÜBeninrk «nd Hass gegen Schweden in Amslerdam. Der
erwartete UntBCliwung in England.]
Am 8. Feiir. noch Amsterdnm gereist. Torlier hnt noch im Haag eine 10. Febr.
Ccinferenz. mit Staatischen Depiitirten Statt geTanden (s. die folg. Relation
Ton Copes). —
Wobei wir denn nach der LSnge angezeiget, wie gar widrige
Operationes der Haagisclie Tractat fhue in Polen da man mit gutem
Grond sagete: wir bleiben in der Partei oder wir treten draus, so
wird Dänemark drum nicht weniger oder mehr bekommen; warum
sollen wir uns denn miserabel machen ohne Nutzen? in Dänemark,
da der König von Schweden ungezweifell dergleichen präsupponirete
und gedächte : ich sehliessc oder schliesse nicht, so wird's mir nidit
') Die f^oiiclnaion nach der Untersnchnng gegen Opdam erfolgte dahin, dnsB
lierselbe „voor syne goede condoite ende devoiron, in des aelfs joogstc eraploy
betoont ende aengewelTdt, bedankt" werde, Secret. Resolnt. H. 185, wo aacli
die Kinwendnogen der widersprechenden Städte AmBterdani etc. lo dem bei-
liegenden Jonrnnl Weiman's wird hinzngefügt: die proleatirenden Städtedepn-
lirlen denlen an „dacs sie vermerkelcn , warum der Ruth PeuBionar die Opda-
ni«che Partei bicil, nämlich weil er fnrchle, die Opdnmische Defension werde
die Raagieche Pacification nnd dem Urheber müssen criminel machen".
19*
292 ^' BraDdenburg und die Niederlaude.
TOrtheilen; warum denn grepräcipüirct, warum niclit der Zeit abgeselien,
der Quartier g:eiiosHen, Dänemark geruiniret und den Staat so lang ge-
plaget als ich kai\n? der Haa^ißclie Tractat lasset mir docli öidierlicit
und Vortheil gnug, wenn ieli ihn auch zuletzt wUrd annelimen mllssen —
und dass dalier »olclics Priucipium notliwendig mtlsstc we^gcnnminen,
zum wenigste» so weit gealteriret werden, dass uoeli Polen, nocli
Seliweden darauf gar zu eelir ftissen und darnacli ihre Mesures nehmen
könnten . . . Alle Contractcn hätten von sich selbst diesen mitfuhrendeii
Verstand: wo die Sachen in einem solchen Stande hieihen. Nun wSre
ja so viele Zeit llbcr die bedungcue 14 Tage dahin, so viel Schade,
80 viele Verflnderung erfolget, die englische Regierung so oft verrficket,
Frankreich bis auf diese Stunde sriumig, die vnlligc Katification ein-
zubringen, ja Frankreich hätte selbst sich mit Spanien uoforic ver-
gliclien, einen allgeuieiucn Frieden zu befordern und also im M'erke
selbst genugsam gezeiget, dass es auf den llangisclien Tractat nicht
gar sehr refleetirete, und möchte dannenhero der Esfaf seines Ortes
auch bedenken, ob sie sich an Strohhalme binden oder vielmehr be-
denken wollten, wie sie sieh ihres Theiles aucli in Freiheit stellen
machten. Zum wenigsten könnten sie iliren Dc|iutirtcn zuschreiben,
dass sie sich auf allen Fall mit den Traetaten nicht llbereilen, souderu
alles offen lassen sollten, bis dass sie dem Estat von I^ewandlniss dex
Werkes zuvorher berichtet und der Estat auch zuvorderst vernommen
haben wlird, was der Herr Nieupoort in Engeland wUrd ausgerichtet
haben . . . Welches alles die Herren Conmiissarii denn gar wol auf-
nahmen und uns versicherten, ■ dass sie von allem getreulich rcferireu
wollten, und der Estat von Herzen geneiget wäre, nn Dänemark und
E. Ch. D. als „haere oudstc ende getrouweste bondgenotcn'-
alle Dienst und möglichste Freundschaft zu erweisen.
Worauf denn des Abends noch der Rath l'ensiouarius de Witt
zu mir an unser Quartier kam, gestalt über voriges noch in etwas
weiter zu discurriren; and . . . immer noch anzeigcte, der Estat könnte
dadurch immer noch in Verweiterung mit Eugeland gcratlien; denn
so bald Schweden von solcher VcrSuderung vernähme, wllrd es sieh
erklären, die Conditiones zu acccptiren, und wltrd sotchcn Falls der
Estat sciue Macht entweder müssen stille halten oder agiren lassen^
wo jenes, solches wUrde uus nicht dienen, noch Dänemark; wo dieses,
so wllrd Eugeland und Frankreich sich gar gewiss wieder drin mischen,
und wäre solches eben das, welches seines Bedünkens der Estat keines
Weges hazardircn mtlsste, weiln sie einer solchen Macht nicht ge-
wachsen, daliero der Estat, Dänemark und E. Ch, D. ganz und gar
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
Braudtiiitiiir; und de Will. 293
ilrauf §:elien niiiclitcii, da man darin den gci-ingriten Fehltritt tliun
illirftc. Worauf er mit liolien Uezeiigungen contcstiretc, tiass es gar
keini! Passion wäre, die üiu auf solchen Seutiraenten hielte, sondern
spin Gewissen, iu welchem ers filr Gott nicht anders bislieio begreifen
können. —
Un<l kam endlich von selbst mit mir auf das bekannte Reenn-
Filiationswerk, zum höchsten protestirend , dass es ilim damit ein
rechter Ernst wäre . . . Und weiln er mir die 0|nl.imisehe Sachen
zu lesen anvertrauet, gestnit (wie es zum wenigsten äusserlieh hiess)
meine Gedanken darüber zu vernehmen, so war endlieb seine Meinung,
man kannte diesem Werke, wortiber denn noch gar viel Geschreies
i»t, seine abbelflichc Alaasse aucl[ zu allerseits Vergnügen geben, wenn
man mit dem Reconciiiationswerk, also dem Feldmai-scballat, nur wUrd
zur Uielitigkeit gelangen; denn weiln dadurch ein ander aneehulicbes
Amt wilrd vacant werden, so könnte der von Opilani solches an-
nehmen und also von der Admiralschaft mit Ehren abstehen, wodurch
denn alle vorige Ötreifigkcilen tacite heigeleget, zum wenigsten vor-
beigegangen werden könnten. Und erbot sich im (ihrigen zn allen
guten Dingen mit mehr als gemeiner Expression.
Wie weit ihm nuu dieses ganze Ding ernst sei, kann ich zwarn
oicJit sagen, weswegen ich denn wol zuweilen in grossem Zweifel
stehe nnd nicht wol weiss ... ob wir nicht lieber solcher Freundschaft
misstrauen nnd gerade gegen ihn an und lo^igeheu sollten. — Muss
aber wol bekennen, dass ich endlieh zum gelindesten und sichersten
lenke, dahero dahin ziele, dass man diesen Mann in der Gute zu ge-
winnen suche, wo es einigermanssen möglich ist; für diesem iiab ich
. viel Candor's und ßedliclikeit drinnen befunden, kann also nicht aller-
ilings feste stellen, dass er's contra conscientiam thue, was er thnt,
oder dass er uns zu hetrllgen suche, da er sich nunmehr publice et
[irivatim ziemlich gcuelim stellet.
Was A Disterdam betrifft, so hat Weiniau hier ilie Stimmung unver-
■iidort zu Gunston des Kurfürsten und Diinemarks gerunden.
Ich vcrfligete mich zu dem Herrn von Polssbroeek, redete Hber
die zwei Stunden mit ihnic; endlich kamen zwec andere Burgcrmeistere,
w nach dem llaage gelten, auch dazu und war nach einem kräftigen
Üebatt alles dessen, was bei diesem Werk aus- und inwendig gecon-
«iileriret werden kann, dieses der allgemeine Schluss, sie ihres Theiles
Wollten sieh mil nnserm Voi-sclilage günzlicfa und absolute fügen und
bei der Versammlung denselben ans allen Kräften poussiren.
Mit dem von Beuningcn redete ich nachgehend, weiln er selbst
A-nOO»^lc
294 ^- BfiiDdeDburg UDtt die Niederlande.
ZU mir kam, und thut derselbe in allen Dingen wol «ein Bestes ge-
treulich; wobei er mir denn auch bekannte, dass dem Käthe renai<(-
nario wegen der Conelusiou, so er für 0)idani gegen Willen der
Hieben considerabelBten Städte genommen, ziemli<!b Übel zu Muthe wäre,
lind dass er ihn gewarnet, er niöehte eich kenneu, die Publica auf
solche Art nicht treibeu, als er Jdngst getbau , noch auch Intriguc
machen mit den kleinen Städten, die grossen würden dadurch ge-
nöthiget werden, einen anderen Weg zu wählen; und sollte der Herr
Andres de Graef sich haben verlauten lassen, das wtlrdc die Baline
machen zn einem Bai'neveldisehen l'rocedere und was dergleichen.
So nüthigten sie mich endlich den Mittag bei den Herren däni-
sclien Ambassadeuren zu Gaste, da denn der meiste Magistrat zugegen
war und miinnigücheu zeigete, dass Ihnen meine Gegenwart nicht
unlieb, fUrnclimlich aber E. Ch. D. Freundschaft zu Herzen ginge.
Der Herr l'eter de Groot war auch da, und wird dereelb heute
seineu Eid als Pensionarius an diese Stadt ablegen, anstatt dessen
von Beuningen, welcher selbe Cliarge von deswegen, dass er in die
Vrocdschnp aufgenommen, zuvorn abgeleget hatte. Man hat crwähneten
de Groot vorhin verdächtig gemachet, dass er zum Haagischen Trac-
latc gar zu sehr geholfen, und leugnet er mii-s nunmehr auch nicht'
Wir haben aber daran nebst den Herren Dänischen so weit gearbeitet,
dass er nunmehr unsere Partes alles Fleisses zu vertreten angenommen.
Der Herr Charisius ist auch von einigen anderen holländisohen
Städten wieder zurückgekommen und saget, dass sie alle mit einander
sich sehr geneigt und gltnstig auf sein Anbringen erkläret hätten. —
Man thut den dänischen Ambassadeuren gar viele Ehre an mit
Gaslereieu, Comödienspielen und dergleichen, wobei das Volk denn
wol einen llhcraus grossen Haes gegen Schweden bezeiget; gcstalt
denn auch der Herr Cojet hier gar schlecht empfangen und von einem
Burgermeister nur getraetiret, weilu es sein Amt gewesen, von allen
andern gar kHhlsinnig grehattcn, von den Kauflciiten aber, da er vom
Kathhause gekommen, nicht einmal des llausabzieheus [sie. Hutaln
aichensyj auf dem Damme gewflrdigct geworden.
Unter der Hand ist sonst au den Herrn Vogelsang nach Däue-
iriark geschrieben, die Dei)utirte möchten mit den Tractaten gar nicht
eilen. Engeland aber und was Monk daselbst machen wird, dürfte
im ganzen Werke dennoch wol das meiste Licht geben; welches denn
den Vernünftigsten, auch selbst nunmehr dem Herrn de Witt dero-
gcstalt fUrkommt, dass er glaubet, alles lenke sich daselbst wieder zu
der Monarchat-Regierung. _
jdnvGoOt^lc
t'iiurureiizbcsprecliutsgi'ii mit uiudarlüDiliscIu'u UepiiUrliru. 295
Joli. Topcö au (It'ii Kurfllrsteii. Dat. Haag if,,!"!;,, 1660.
ICuufertuK mit cloii tiualisulmn Deputirtei». Der poltiiache Beiiiient Jraht mit
eiuuiD Separatfrieden.)
Es Ii.ibcn I, H. M. am 7. Felir. uus ala E. Ch. D. Ministros liic- lo, Fil>r.
selhsten (liircli dcro Agenten erBuchcn lassen, mit iliren llerien Üc-
initirlen Kur Coiifcrcnz zu kumincn, wie wir dami j,'etlian und vor uns
j:efun(Icn den Herrn Huyj,'en8 aus OelderlaTiJ, Herrn I'ensionariiiin
de Witt ans Holland, Herrn Ötaveuiwse aus Zceland, Herrn von
Anicroujren atts Utrecht, Herrn IJootynia aus Frieslaiid und Herrn
Öehuy lenliorgli aus Groenin^-eu; welclie uns, Xantens E. Cli. Ü., als
(icro jiltestcu und getreuen Bundjrenosseu, wie sie sagten, mUnd- und
bernaeh i»flirii'tliebeu bekannt jrcmaelit, wie dass der Statue naeli Eu-
^'eiaiid freschrielien uiul seiueni Anibassadori Nieujioort ufgegebeii
hätte, dort alle menseli- und mtlglielie Devoirs anzuwenden, gestalt die
jetzige liegierung sieli crlilärcte, ein nielircrcs als bei vorigen Con-
ventimien war liedungen, Uäneniarkcn zum Vortbeii bei Öehweden aus-
mwiiken, wciln selbige Schwediselie Maj. ilureh dero Tergivereatioucn
'Icr Krön Däuciuarkcn so grossen .Scliaden liäfte zugefllget.
Uabencbens, wie der Status gleichfalls dero Gesandten in Uflnc-
iiiarkcn liiitte uffgcgeben, alle bedeukliclic kräftige Mittel an die Hand
zu nehmen, Schweden zum Frieden zu bringen und die bei sieh ha-
bende inilitaire Machten zu Lande und zu Wasser immer lassen urgiren
|teg. agiren?] oliue einziges Moments Verabsilunuing , so lang bis die
^•chwedisclic Maj. zum Frieden wirklichen sich erkhlretcu und effcctive
zum Besciduss gebracht sei.
Dom Herrn von Hünnrt auch iu Preussen hätten sie zugeschrieben,
I. Maj. und Seuatores Kegni dahin zu disjionircn, das» kein Friede
dort geschlossen würde und derselbe auch uiikrät'tig nidchtc sein, so
lange IJänemarJ; mit Schweden nicht verglichen wäre; wie dann auch
dieses Status mit Schweden geschlossener Elbingschcr Tractatus kralt-
his sollte sein, wenn der danische Friede nicht vor sich ginge.
Die Autwort dtr Uran den biujjcr dnrjiirl' s. oben in der Itelalion von
Weluiiin.
lici selbiger Zeit haben sie den Herrn do itye, Kon. polnischen
Itesidenten, ebenfalls zur Conferenz gerufen und ihm ihre Ucsolution
wie uns vorgetragen, der ihnen anaJi ebene rnmassen, wie er uns hcr-
naclier referirtc, hat geantwortet und klar gesagt, dass, wann der
Status hie iifl' keine andere Gedanken käme, den goneralcn Frieden
zu verhandeln und eins ohne den andern nicht zu schliessen, so würde
Polen unfehlbar mit Schweden schliesscn, wie er dann von seinem
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
296 ''■ Uruiitieubutg uud Ji« Niederland«.
Kr'uijre cxpresöe Ordre halte, es liic zu hintcrbringeu uud darufT ca-
tcgüiioc Antwort und Resolution zu begehren.
iicifoli^cnd ein aiD 6. Felir. der Ueueratität ijbergebuuce Mcmoriul,
die pieussisi-hcn Verbaudluugen betreffcod; in der Uuiipt^ache dunh obige
Confeicnz erledigt.
Zeitiiug aus dem Haag. Dat> 13. Febr. 1Ü60. {von Weimaii.)
INachricblcQ ans Euglaud. Die Opdam'sche UatereiicLnogseaclio.]
ir. Aus Fiigeluiid scbieilit man vom 6. Febr., dass das Parlament am
1'3 Jau. ft. V. vertuitleU einer Det-Iaratiün pubüciren lasbeu: uaehdcui- es
Outt gefallen, dem Volke durcb einen blutigen Krieg den Weg zu seiner
Freiheit zn bahnen, da^s daset-lbe. binfüro vieler Ur^arhen halber aU eine
Kepubli»|Ut' und freier Staat von denjenigen, so das Volk in einem l'atla-
uienl repräseiitiren und von deniselbigen Parlament vou Zeit zu Zeit er-
wählet werden sollen, ohne König, singuliere Person und Herrenbaus, welche
zu allen Zeiten nur uf ihr eigen und nteht uf das gemeine Interesse ge-
sehen, gcguuverniret werden mils^e. Wobei sie dann proteMiren gegen die-
jenige, weli'he niänniglich cioubtetcu in den Wahn zu bringen, als ob doü
gegenwärtige Parlament nur sitchete ^icb zu porpetuiren und mit Gewalt
|>ro arbitrio zu regieren; und znr Darthuuug des coutrarii und Limitirung
ihrer Maeht re!>tslellen sechs Puneta und zwaru 1) dass die hohe Obrigkeit
in tuehrgenannCcm Parlament i-esidircn, die Milice aber desto weniger auch
nieht der cicilen Maeht unterworfen sein; 2) was der Nation Ficlhcit, (iut
uud Hlut betrifl'l, nichts als naeh den üeietzeu gethan werden und als weit
die urdinaric Administration derselben angehet, üflgenanntes Pailameut sieh
darinnen niiht mischen; S) dasselbe für die Bestellung des MiuisterÜ oder
Predigtamts Sorge tragen; 4) Kirchen und Schulen bei ihren Privilegieu
bundliaben; 5) dcu Commercieu uud Scbilfahrt so viel möglieb benefieireu
und 0) die Gemeine von Lasten und Schulden, als viel der Jtzige Zustand
es erleidet, dcsehargiren solle. Ob welehem allen sie als über (Jrundge-
setzcn be.sländig zu halten gemeinet sein.
Der (Seueral .Monck bat sieb damit gcconfirmiret, ludern er in einer
Antwort auf einiger Provinzen au ihn geriihtetc Schreiben^ worin dieselben
um ein frei Parlament sprachen, wchhe er durch den Druck gemein machen
luüscn, wcitläuüg anführet, was seit Abschaffung der Königl Regierung, bei
welcher mau vou fndepcndenicn, Presbyterianern und audern dergleichen
Öetten niehts gewusst, in den Gesetzen, geist- und weltlichem Staude für
notabele Vcrändt.ruugcu fürgefallen und daraus, dass es eine Unmöglichkeit
sein würde, denselbeu abcrmalen zu inlervertircn oder alle solche Interessen
durch die monarehicalo Regierung zu exbauriren, besehleusst, d;iss Kuge-
Inud nunmehr uothwendig durch ein Parlament oder aristocratice müsse
gcgouveruiret werden.
Diese Conduite des General Mouclis, welcher bereits mit seiner Armee
um Uamptoncourt angekommen und in Wbitehall sein (Quartier nehmen wird,
gibt viel Alteration uud hab ich ein S<:breilien aus London gesehen, dass
alles Volk über ihn gräulich anfangt zu schelten und zu schmähen, ja dass
Nachrichten aus Kugluuii. Uiu Oiidaui'ttuh« Sacbit. 297
mau gar liurte Dinge gegen ibn luroehmeu dürfte. Die QeilipDtirtr, sü dio
StiuJt London an ibn abgeschicket, sollen aucb auf ibr Anbiiugcri beiuo
.=i>li'he ErkläruDg, nU sk sii'h versehen, erliaitcn hüben und der mcliri'rc
Tbeil der Provinzen immer nocb za der Mouarrhie iiicliniren. Als abtir
Eiucr, Kobert l';e und Major Fineker Namens der Kdellcute von Har-
Bcbire eine zd Bernfuug eines freien Parlaiuejits zielende Petition eingegeben,
liat lusn dieselbe nächst Verlesung so aaiitösslicb befunden, dass man vor-
geuelte beide Persooea alsfottens befohlen in den Tower la bringen.
Inmitteh hatte das Parlament Commissare genominiret zu Einfnrdc-
ruiige einer monatlichen Sehßtzung von 100,000 S St, ; und gleichwie es dem
Viceadniiraten Lüuson eine jährliche Leibpension vou 5U0ffSt. lür sich
uud seine Erben zugeleget, also hatte es Fleetwood, Wbitelocke,
Sivicklaud miü andere ad dicendum causam für eich gecitiret, und mag
die lii'ic geben, was London dabei thuu und endlichen daraus werden wird.
Die schwedische Minisiri hallen auf ihre ncnliche Kemou.-Iranz au-
Jioi-b keine Antwort, wciln das Parlament nicht gur zu gut schwedisch sein
und sich ohue dag ohne die grösse-te Xoth in ausländische Kriege nicht
^ulle engagiren wollen. Herr Xienpoort halte gleiulifalis anuoch nichts
aosrichteu können, weiln bei so vernirretcm Zustande in Btaatssachen nichts
zu thuu gewesen. Herr Downiug hatte sich soneten gegen Herrn Ko-
se w i n g ansgelüBsen, dass er wieder nach Holland ginge und instruirct war,
ncitu Schweden so lange refucant und irruisoniiabel bliebe, für Dänemark
bessere Conditiones befordern zu helfen.
Die Opdaraische Sache machet viel Werkes . . . wubei die grossen
IStädte wollen erweisen, dass sie endlich von den kleinen nnd also vou der
l'liiralität des Halbes Pensionarii nicht gedenken zu dependiren. So leidet
der Ton Opdam, weilu ihm der Kath Pcnsionariuii gar zu günstig ge-
wesen; SD leidet das Publicum, weiln nicht wenig Zeit damit verloren gehet. -
Weimau an de» KurfUraten. Dat. Haag 17. Febr. 1660.
[Unlerredung mit de Witt. Betheuerungeu über Beiue Stellung zu dem Hause
Orauien und dem Kurfürsten; seine Unschuld an der Acte van Sectusiei die
Stelluug d«a Prinzen seitdem nur nm so günstiger. !□ der aliftememun Publik
aliweicbende Ansicht. Unmöglichkeit mit Eoglund zu brechen; Ansicht der
politischen Luge in den Augen de Wilt'a uud VVuimau's. Üie Miinater'ecbe
Sache. Expedition in das Slift Bremen.)
Ftlr acht Tagen habe icli aus Amsterdam llber Hamburg um- IT. Febr.
ständlich berichtet, v/sis ich daselbst nebst den dftuisehen Anibassa-
deuren thim und vernehmen können, wobei ich denn auch wegen der
oranischen Sache gehorsamst ein und anders referiret. —
In einer inzwischen gehaltenen zweiten Conferenz ist die Angelegenheit
der Oranischen Ueconciliatjon und des Feldmarschallamtcs weiter besprochen
worden.
Und weiss ich für dieses Mal schwerlich etwas mehres dabei zu
fUgen, als dass vorgestert der Rath FeuBionarius de Witt zu mir ans
;yGoo»^lc
29S ' nruudfubnrg uud die Niudurlaude.
Quarticv gekoninieii, und da ieli ihm leferirete, was ich mit dem von
l'oltihrocckc fllr eine Coiiferenz gehabt, mir nicht allein vielen Dank
gesagt filr die genointncnc Sltihe, souilern anoh diese Versicherung
gegeben, dasB er dem Werke weiter fleissig nachdenken, mit dem
von Haveii sich bereden imd verfolglieh sein bestes thun wollte, ge-
t^lalt ein HO nachdenklich niid heilsames Werk zu vollkommener Rich-
tigkeit 7,11 bringen, wobei er denn zumal höchlich betheuerte, er trüge
keinen llass gegen die Hilnser Oranien und Nassau; er wllaste, wie
wcrth jjoichcr Name diesem Estat zu allen Zeiten gewesen, Hau hätte
ilin wegen des Hecliisionswerkes im Verdacht gehalten; Gott wisse,
oline Grund! Herr Rcveriiing uud Nieupoort hätten es auch mit
einem wirklichen Eide in der Unlländieclien Versammlung betheucrt,
und wäre er bereit, seines Tlieües desgleieheu ftlr aller Welt zu thuu;
sie wollten solches auch zu allen Zeiten gnugsam darthun und er-
weisen. Itekamite, die Geistlichkeit, die Miliz und das \\>\k wären
alle für den l'riuz; und wie das Volk von Natur gegen das gegen-
wärtige Kcginicnt pflcgctc zusein, so wäre es gewiss, dass der Prinz
von Oranien mehr Atfeetiüu gewonnen, indem man ihn Übel tractireu
mllsBcn, als er durch die Seclusion verloren, weiln solches Ding doch
nur ein ludibrimn iniqui temporis gewesen. Contestirtc drauf heftig,
dass er von Herzen E. Cli, D. zngctiian wäre und bestätigte es mit
hoben Eidschwitren, mit dem Hinzuthun, ich möchte E. Gh. U. dessen
versiebern.
Da ich aber mit ihnic auf die l'ubliea kam, so sagetc er, ihm
wäre nichts leiders, als dass er darunter mit meinen Scutimenten nicht
kj)nnt6 einig sein; Gott wisse, eein Gewissen und die Gelegenheit des
Staates lieasc es ihm nicht zu. .Seines BedOnkens niUsstc'es eine un-
hewegliehc Maxinia im Staat sein, das geringste nicht zu liazardiren,
woraus man in Ungclegenhcit könnte kommen mit Engeland; gegen
selbe Nation könnten sie nicht bestehen, wenn sie Dünenmrk helfen
sollten; und würde Schweden kein grösser Dienst in der Welt ge-
schehen können, als dass man sie gar zu hart angriffe; denn dadurch
würde Engcland gezwungen werden, mit sich selbst sicli wieder zu
vereinigen und für die Krön Schweden abcrmalen zu den Waffen zu
greifen. Er wUnschetc nichts anderes, als dass der König opinistrircto;
denn solthcn Falls wollten sie für aller Welt zeigen, dass niemand
dafür gepasstoniret wäre. Ausser oder denn gegen den Haagischen
Tractat aber etwas dawider anzufangen, hielte er dafür, würde der
Weg sein, entweder Engeland ins Spiel zu zielien, oder zum wenigsten
zu verursachen, dass er zuschlagen uud also die Haagische Conditiones
,Goo»^lc
De Witt und Weimnii. 299
eher als es der gemeinen Saclie diencte, anuelinicn luöelite. Leugnete
sonst aucli nUht, man wtird den Polen nnd AlÜirtcn nicht vorweisen
können, da sie ihres Tiieils traetireten; wiewol sip ihres Ortes so viel
weniger L'rsach dazu hätten, als es bekannt wäre, dass sie fllr sich
selbst und auf eigenen Kräften bestünden, dannenher« bei weitem so
viel böses nicht zu besorgen haben könnten ans dem däuisclien Schlüsse,
nenn derselb endlich erfolgete, als Dänemark aus dem polnischen,
»eiln gewisse zu befahren stünde, daas Schweden solcheu Fallc!» gar
EU viel gewinnen nud sich mit der Zeit gar auch an Polen und E.
Ch. D. räelicn wllrde.
Wenn ich nun darauf vevBchiedene wichtige Argumenta rei>licirte,
Hinderlich dass England in keinem Stande, und es zu nllen Zeiten
noch Zeit wäre, zurückzukehren, dass man auch was auf Gott und
eine gute Sache mllsste lassen ankommen, dass Dänemark oline Schonen
eine ewige Last würde sein für diese Kepublicii, dass der Kaiser und
die Alliirte gar gewiss endlich die Polen nit würden zurückhalten
künnen, wo man hie nicht resolvirete, ftlr Schonen und die General-
Iractaten etwas zu wagen, und dass man sie mit geucral Argnmeiitcn
nicht würde abschrecken; niemand wollte elendig sein für der Zeit;
wo Schweden einmal mit Kaiser, Polen und E. Ch. D. versöhnet, so
würde es auch wol eine Zeit lang ruhen; wer wüsste, was inzwischen
kommen könnte; Dänemark würd Engeland und der Estat wol müssen
conBcrviren; wo nicht, so wUrd Schweden Werks gnng finden, solches
zu behaupten: gegen sieh selbst; deim gemeiniglieh blieben die drei
nordische Kronen anf einem Haupte nicht lange in Iluhe; gegen an-
ilere cimsiderabile Seemachten ; und weiln solches würd Engeland nnd
dieser Estat sein, so würd es uaser wol vergessen; zngesciiweigen,
wenn Schweden endlieh nicht eben einen so erfahrenen König haben,
anler Kinder oder Minderjährige verfallen, uneinig und zcrtheilet nnter
sich selbst sein dttrffe, wie denn davon Exempla vor allem in der
scbwedisehen Historie zu finden wären, so dürften wir uuseres Ortes
wol 80 gar grosses nit zu befahren, sondern vielmehr zu hoffeu haben,
dass an Deutschland sein natürliches Mitglied und Pommern au seiuen
rechten Herrn wohl ohne Mühe wieder kommen köuutc; wobei denn
aufh wol zu glauben, dass man sich dcroseite mit solchen Verbind-
nissen von Garantie versehen würde, dass man auf allen Fall wich
um die schwedische Macht nicht so gar gross würd zu bekümmern
haben. Und trieb ich diesem nächst sehr in ihn, er möchte solches
alles erwägeu, dannenhero es bei Holland dahin richten helfen, dass
man schleunig et#iis gutes resolvirete, zum wenigsten dassman den
:A-nOO<^IC
^QQ I. ßmuileoburg uod die Miederlande.
Dcpittirten iu Dänemark beföhle, ohne nähere Ordre nicht zu Bchliessen
mit ycb\Yeden. Welches er (ienn zwarn ad refercndum annahm; mir
(Hinket aber keinesweges, dass er darum seine vorige Sentimcnteu zu
verändern gedächte.
In der MUnaterischen Sache warncte ich ihn. auch mit allem
Ernste für Uebereilung; ihme dabei anzeigend, dass es nur Vortheil
fUr ^Schweden nnd Ursache seio dürfte, wenn selber König in Däne-
mark desto mehr in Dänemark opiniatrirete, und der Eaieer desto
ehender sich mit Schweden reconciliirete, daea ihnen der ganze äcliwnrm
auf die Frontiereu kommen könnte. Worauf er uns denn versprach,
er wollte die Sache bei dieser Versammlung suchen ausser äehlusses
zu halten, und möchte man also inmittels allerseits zum Accommoderoeut
desto stärker arbeiten, und wollten sie die Stadt sehr dazu anmahnen.
lieiticgciid Jüiiniul il;i(. IT. F^br. Uebor die Müastursuho
Su(;bc ähiiliuh w. o. Dainu der Herr Friequct und die CharbriiiidL-Q-
biirgiai'hen sttlicu aber nicht stille, dem Steinte aazuweiscn, äuss Geld geben
üu UngehorEamc auch gebrochen sei im Reich '), und da$ä dadurch universa
rerum fucies mit der Zeit Veränderung leiden könnte. Uli sagen dabei, tu
sei solches Mittel nicht zum Bruche nngeseben, sondern nur d»hiu, diiss
man die Stadt cunservire lür despernteu Consiliis, und dass inmiltclst uue-
toritnte Imperatoria das Werk niögo beigeleget werden; und würde der
Kslac gaix'i gewisse die äcadt Münster besserer Maassen, auch derogestalt
d;izu nnimiren, dass nicht zu zneifcln, der Fürst von Münster, wenn er
wollte, würde bessere Conditioiies, als mau sich einbildet, dabei obtinireu.
Männiglich verlanget von der Bchaackiscbcn Expedition im Stift
Urcmen etwas zu vernehmen'). Die t^chwedisclie Partei ist heftig deswegen
gcallarmiret ; alles rennet und trabet, und weilu der Oberst Metercu gc-
suhriebeu, diiss vou den bolländisehen Fussvölkeru etliche würden mitgehe»,
so soll der Ambassadeur von Frankreich sich ziemlich hart dagegen ver-
nehmen lassen und dabero in Delibcnition kommen, ob man solle zugeben,
dass des Estats Truppen ausser den dänischeu Landen mit vollen Fahucu
geführet werden sollen. Andere arbeiten dagegen, und wäre zu wünschen,
sie waren nun schon weg; denn es solchen Falls sein Verbleiben dabei wol
nehmen dürfte. In allem Fall könnte man für eine Zeit lang unterstcckcu
oder in die Uaruisonen an Statt anderer verlegeu und kann solches albic
keines Weges anslossig sein, weil man heimlich uit ungernc siebet, dass
den Schweden das Itremiscbe, da sie son^t gar atark werben, möge'iuutil
gemachet werden.
') Uie Stadt Miiaater liees, da die Uüberlaaauug vou Truppen nicht guwribrt
wurde, durcL ihren Agenten Aitzema um eiuu Summe Geldes bei den (icuural-
ataatcn anhalten znr Führung ihres Kampfes gegen den Biscbor.
'-} D.h. >lie Expedition unter Führung des dänischen Feldniarscballs Schaack;
Vgl. die folg. Relatiou von Copes.
iq,t7ed.>G00t^lc
Münster. Krieg im Slirt Bremen. .Ans England, 3QJ
Joh. Copes an den Kiu-fiirateii. Dat. Haag 17.|7. Febr. 1660.
|Di« politische Lage in England und Gfni>ra[ Mont. Dünpmarl;. Cojet. De
Thon and der Einfall in das Siift Bremen. Dowoin;;. Der Streit in MCiaster.]
Des Generallieutenants Moncks Marclie nacli London geiiet etwas 17.
langsam vor aicli, weileu er eine Musterung gelialtcn und des Parla-
ments zu ilini gesandte Depiitirte ebcst emivarteii wollen, wclelie ihm
das Generalat, wie man schreibt, uffgetragen und seine Völker ilivcr
Bezalilung versichert hAtten.
Entzwiiichen haben die Glieder des Parlaments sich beflisscii, uf
alle Wege sich der Gemeine aDgcnchui zu machen und eine Acte
pabliciret, so einem Jedwederen zu Gemlitlie führet, dass sie in kurzem
eioe solche beständige Anstalt der Republik formiren werden, dass
sie in Ruhe bleiben und aller ihrer Privilegien , Religion, Hab und
Guter versichert sein mögen, welche auch im gleichen Übereinstimme
mit der Libertät und Gesetzen eines freien Estats, wozu ein jedweder
»ein repräsentirend Glied einschicken möge; bei welcher Repräsentation
die hohe Obrigkeit werde besteben und die Kriegsmaclit ihr unter-
worfen bleiben; danebenst dass ein gottesfürchtiges Ministerium angc-
stellet, die Prediger mit gebtilirendem Unterhalt und Ausfolgung der
dam verordneten Zehenden versehen und die Freiheit der Couscienz
Btabilüret, Collegia, Universitäten und Schulen bei ihren I'rivilegien
erhallen, die Commercien, so zumal zerfallen, zu Lande und zu Wasser
hersetzt und alle utTgebrirdete Ufflagen, so viel möglichen, gelindert
and die so liberaus grosse Schulden abgestattet werden sollten; zu
ffelehem sie vcrhotften, in gar kurzer Zeit zu gelangen, wann nur niolit
einige Miscontentirte sich ufflchnen und selbiges bebinderen niöcbten.
Der Herr Monck gibt unterzwisehen einem jedwederen gute
Hoffnung, etwas gutes zu erhalten, wie man denn ersiehet aus ge-
wissen Schreiben, so er an die von Devon, so zumal ein freies Par-
lament haben wollen, gesandt, dass er keiner der Partheien die ge-
riogste Jalousie oder einigen Widerwillen, als Consistorianten , Inde-
IKodenten, Anabaptisten u. a. geben wolle, viel min die kJiniglichc
Kegierung anstimmen, sondern eine üepublicq formiren, ab bei welcher
ein jedweder sein Inferest beibehalten könnte.
Die dänischen Octiandtcii tauchen Uacbdriicklich eine EikliiLiiiig *\p?-
l>t.iats für den QencrDirticilcn zu erlnngcn; dann wolle auch .il^bnld PüJeii
tfn nllev Vcrbandlnug mit Schweden abstehen.
Der schwedisclie königl. Deputirter Herr Cojet hingegen trachtet
cliestea Tages eine Conferenz mit der Generalität zu halten, dabei,
^ic man sagt, er die Navigation in der Ostsee freiBlellcn und hiesigem
d.yCoOt^lc
302 '- Bronilcnliiirg und die Niedetlniide.
Estat die Mittel an tlic Hand g^eben wollte, liberall zollfrei und iiniie-
hindert zu negotiiren.
Der franzAsiscIie Gesandte Herr de Tlinu gecimdiret stark selbigre
schwedische Interesse; und weiln man hie berichtet ist durch Schreiben,
so aus Fllhnen kommen, daes <Iie königri. dänische Feldmarschallen
die holländische FusBvßiker ans selbiger Insul nach Holstein und, wie
^esa^t nnd auch geglaubt wird, nachm Fdrstenthum Bremen ziehen.
m ift der Herr de Thou Willens, darlllier dem Estat die Unbilligkeit,
indem sie das Hömisphe Reich invadircn helfen wollen, und dass Bern
König es nicht ungeahndet lassen könne, zu renionstriren.
So ist auch der Herr Downing aus Engetand wiederum hie an-
gelnnget, Zweifels ohne, Namens des ParUments viel vorzutragen und
der französischen Intention beizufailen.
Man ist hie ebenfalls wegen der Stadt MUnster in starker De-
liberation, wie ihme zu thnn, da die Deputirte selbiger Stadt um Geld
und Völkerliilf anhalten, vorgebend, die Churfbraten Mainz und Cöln,
andere sagen aueh Schweden, hätten ihre Depntirlen daselbsten, ihnen
Hülfe wider den Bischof anbietend, welches Mittel sie als ein Antreib
nehmen, hiesigen Estat ku thun resolviren, sie mit Geld beizuspringen,
damit fremde Miliz abgekehret werde. Der bischofliche Agent zeiget
hingegen alhie vor Sr, Kais. Maj. Mandatum paritorinm sub poena
bnnni, wofern die Stadt inwendig zween Monaten nit der Sentenz
l»arire und vor all sicli fremder Herren Hülfe enläussere.
Zeitung aus tlem Haag. Dat. 20. Febr. 1660. (von Weiman.)
[Nacbricbieo aus England. Doffning, Miinater'ache Saclie.j
1. Kdir. Herr Xieupoort meldet aus London in selbigem Dato [13, Febr], als
der Qencr.il Monck am 6. mit der ATontgarde zu St. Albnnß aiigekommcn,
wiii-e er von dem VieendmiinlPD Laiison und von etlichen 20 Capitaineii nnd
Oflicirern aus der Flf>lte verwillkouimt worden. Daseilist waren aueb ai»
W. einige fiiruchmc rersoneii von wegen der Kdelleiite von Suffolek und
Norfuirk kommen anhalten, dnss der fluctnironde Znstand der Nation dnroli
ein freies Parlament müsste gestabilüret werden. Woranf gemelier Ooneml
in termiiiis gcneratibus geantwortet, solche Dinge müs^tc man bei der civilen
hohen Obrigkeit suchen, nnd wollte er seines Theils, als viel an ihm wäre,
zu Beförderung des gemeinen licütcii gern contribuiren.
Inzwisclien in London Meutereien der Truppen, die aber rasch bcendigl
werden, nachdem am 13. Febr. Monck seinen Kinzug in London gehallen.
Was nnn aber endlichen nns dem Üanptwerke werden würde, solches
war noih gar nnsicher und nngesrhaffen daroli /.u urtherlen. Monckcs,
als eines von X.itor geiescvvirten Menscbens, A'^trones glauhetrn viele, das:!
„A^iOOt^lC
Milnetcr'sche Aiigelegetilieit. Ans Kriglnnd. 3011
aDDOch Tcrdecket waren. Wie es aber ginge, eo würde es zum Treien Pnr-
laoipnle. id est zum Könige, oder für eine Zeit Inng nneh zu einem neuen
I'roterlorat (für die frtie Uepiili|ii-(j wur nielits) sieh allgeniäiieli wieder
ffhicken. —
Herr Dowiiing lint gcstert der Geneialitiit iiud nllen Ministres seine
Ankunft und Chnracteiem eines Alile<;nti oder Knvnje extrnordiuafre be-
tannt semnrht . . , und verlanget •männiglieh 7.u vernelimen, wie nnd w;is
et thnn und anbringen werde.
[Die Münüter'sche Angelegenheit.] Die Kuiserliehen und Ciinrbrnn-
dciibnrgischen thnu alles w;is müglieli, um Tliüilichkeiten fiirzuktmiineii, und
irt? wol s'i weit bracht, dnss die hitzig.^te zlendich zurüeksehen nnd gnng-
fnme Versicherung geben, wn der Fiir-it von -Münster mit Annehnning der
Sentenz sub reservatione benefieiorom juri.'i dennoch mit der Gnrnison, Stel-
lung des Comnmndanten nnd den h;dben Schlüsseln h. double serrure sich
cM'gnügen nnd im übrigen Aninc.-tic ertheilen wollte, dn^s der E^tat tolrhen
Falls die Stadt würde abweisen und disponiren, niediiinfe nobÜitatc sich
mit ihrem Fürsten' in der Stille zu vergleichen. Welches daim gnr gewiss
wol das ehristlichsle, sicherste und sonderlich für I. Gn, von Münster das
rühmlichste und avnntageusste fein würde; flenn gar gewiss dieses der Weg
ist, mit der Zeit zu seinem Ziele zu selnngen. Der Wnllfisrh ist gefangen,
wenn er den H-'frpnn im I.eibe hat, wie weit er auch läuft oder toliet!
Zeitiiiig. Dat. Haag ''xMtV 16C0. (von Copcs.)
IF.ngland nnd Frankreich ["egen Vcrpfänilnng eines diiiiisch.'n IlnfenB nn die
Niederinnde.)
Herr Downing protestirt im Hang eifrig gegen jeden etwaigen Ver- -2. fi
'ncli der Oeneralstnaten, für Ihre Kriegs Unkosten von Dänemark einen oder
den andern festen Ort nn der Ostsee zu erlangen, wie nnnientlieh dnvon
die Rede ist, dass Dünemark den fieneralstaaten Drnnlheim oder Glüekstadt
verpfäDden will. England werde es nicht dulden. Daher werden wol die
jelzt im Hang anwesenden dänischen Gesandten schwerlich eine neue Geld-
nnlfihe erreichen; zumal Frnnkreich derselben Ansicht mit Dngland ist.
Wviinaii an den Kni-filirtten. Dat. Hiuifj 24. tVbr. IGfiO.
[Frankreich für Schweden. Kemühimgon nüiieninikB ilnge^'on.]
In den dänischen Sachen der alte Zustand unverändert; Tlollnnd und-j.|.|
die bekannte Partei halten nach wie vor an dem llanper Traclat. Frank-
reich spricht zwar viel vom flenernlfricden; aber wenn es zum treffen
kommt, „so zeigen sie, dass sie allerorts für Schweden auf der Wnehe
licgea" —
inmaasscii solcliofi Ur. de Thoudic vorwiehenc Woche, da in Holland
sieh alles am besten angolasson, mit »einen Visiten nnullich gnup; gc-
wigei . . , Was nie anch in Kngeland cinigorniaas.-<cn noch vennögon,
„A^iOOt^lc
gQ^ I. Brandenburg nnd die Niederlande.
solches wird alles mit einander noch dahin gerichtet, daes man Schwe-
den nicht verlassen müsse; so gar auch, dass Mr. Bourdeaux vor
wenig Tagen zu London die Notification des Friedens mit einer schier
schändlichen Maniere gethan, indem er fllrgegeben, die höchste Noth
liätle sie zu solclten Tractaten gebracht und niüchte England versichert
sein, dass sie hei aller Gelegenheit dennoch so sehr fllr das Interesse
ihrer Itei)ublicq gesorget, dass sie niemalen die geringsten PUrschläge
hStten wollen anhören, welche etwa zu Nnchtheil selbiger Kcpublicq
hätten mögen angesehen sein. Der HeiT Rosewing hat dagegen
Namens Dänemark ein nachdeukliches Memoriale gegen Schweden an
den Rath von Staaten Überliefert, und schreibet dabei, man sei im
Parlament mit dem schwedischen Procedere nicht gar zu wol zufrieden.
Ob aber der Herr Downiug, welcher heute noch bei der Generalität
Audienz haben wird, auf solche Art sprechen werde, darob werden
wir künftig berichten.
Joli. Copes an den Kurfürsten. Dat. Haag 24. Febr. 1660.
|r>ii>nicderliuil. Truppen sollen nichl mit in'a Stifl Brcnieti. Anleilie für Uätie-
mark. Mlioater'sciie Sache.]
24. Febr. Die Provinz Holland hat nicht können gut finden, dieses Estats
Fuasvölker, so uf FOhnen gewesen, nach dem Stift Bremen und also
uf deutsehen Boden wider Schweden zu fahren; sondern vorgeschlagen,
es wäre besser, dns offene Wasser abzuwarten und sie nebst andern
dänischen und alliirten Trouppes zu SchiflFe nach Schonen oder woda-
selbstcn I. Kön. Maj. von Dänemark es würden nützlichen erachten,
zu fuhren. Woruff die hiesige dänische Gesandten über sich ge-
nommen, es hei ihrem König, wie auch den Feldmarschalken Schaack
und Eberstein dahin zu richten, dass diesem Estat damit gcwill-
faliret wtlrde.
Es ist ferner in Deliberation gebracht, demselbigen Könige einen
monatlichen Vorschub von 20,000 Bth. zu thun, so aus denen in
Copenhagen vorhandenen holländischen Esswaaren I. Mnj. sollen ge-
folget werden, die dänische Miliz und andere nötige Ausgaben daraus
zu finden etc. Welche Präsentation die Kön. dänische Gesandten an-
zunehmen willig seind, zugleich aber zu versuchen, dass sie eine zween
Monate voi-ab hie contant ziehen möcliten, bis etwas dort wUrde in
Vorrath sein. Wie weit ihnen solches nun wird gelingen, ist ungewigs,
weiln Geldsachen hie langsam hergehen.
Wegen der Stadt Münster wird gearbeitet, die Mediation zu
tentiren und darüber mit dem Kais. Herrn Abgesandten alhie zu con-
i:q,t7ed ,.V^nOOt^lC
Dänemarb. UuDBter. PraDZ. OccupatioD von Orange. 3()5
certireD. Dabei dann dieser Vorsatz ist, wann selbige nicht verfangen
wUrde, Geldmittel der Stadt beizubringen, damit sie iiiclit in fremde
H&nde zerfalle, und zeiget der Statns jemehr dazn angelrieben zu
werden, weiin vor gewiss aus Münster bericlitet worden, welcher Ge-
stalt die geietlicbe Chur- und Ftlrsten des Rlieins ihre Mediation und
wirkliche Hilfe der Stadt anbieten, mit Begehren, sie ihre Deputirte
von binnen abfordern möchten, damit die katholische Ueligion keinen
Schaden erleide. —
S. Maj. Yon Frankreich haben den Herrn Grafen Ton Dobna,
Gubematoren in Oragnien, sommireo lassen, Ihr das Sehloss einzu-
räumen, weiln Sie sagen, dass Dispute wäre unter den Princessen und
Sie die Saclie als Blutsrogt bemitteln wollten ')- WorufT derselbe Ilerr
Gubernator hiehin geschickt, und will sich dieser Status dieser Sachen
80 weit annehmen, dass er an die Princesse Royale schreiben, wie
auch die Kön. Maj. von Frankreich durch einen Expressum beecuden
und also das llnlieil helfen abwendet) wollen.
Weiman an deu Kurfürsten. Dat Haag 29. Febr. IGGO.
(Riu neues Memuire von Coyet. Obamächtiger Haas gegen Schwedeu, Frankreich
und England. Downing nod de Tliou. Du Witt.)
Von neaen Vorrälleu niobts als ein von dem schwedischen Gesandten
Coyet b'ei der Oeneralitüt ciit gereicht es Memorinl, wodurch aber die
StinnnuDg für SebweUeii eher verscblimmert ah gebessert worden ist.
Und ists wol gewisse, wo man niemand als mit denen (Schweden) 29. Febr.
zu thun hätte, man wUrde alsdann der Sache bald zu rathen wissen;
denn gewiss alles dagegen dcromaassen eingenommen, dass man vom
Staat wol alles erhalten wUrd, was man fllr die gute Partei begehi-et,
wenn auch die Paciticationsicute es im Herzen nicht gerne silhen ...
Wenn aber Frankreicli, wenn England reden, wenn diese Macht sich
gegen uns reget, wenn die mit ihren Griffen und Bedräuungen sieh
wider uns setzen ... so ist zwarn wahr, dass sie damit die innerliche
Sentimentcn des Volkes und der Regierung nicht versetzen oder weg-
nehmen, sondern vieiraehr verursachen, dass männiglieh anfanget die
frantze Boutades und die englische Ilärtigkeit so sehr zu hassen, als
■) Ueber die Angelegenheit des kleinen Fürsteutbuma Orange, welches,
dem Prinxen von Oranieo gehörig, vermöge der erzwungenen Capitulation des
Oeavernenrs Grafen Friedrich v. Dobna, jetzt von den Franiosen occu-
pirt wurde s. die ausriihrlichen Nachrichten bei Aitiema IV. 620 ff. Wicque-
Tart IL fi61ff. Groen van Prinsterer Archives de la Maison d'Orange 2xae
Serie V. ISitr,
M.t,r. ». U..«l.. .1. t;r. K.,nir.tc.,. Vll. 20
A-nOOt^lC
306 ' Brandenburg und die Niederlande.
der Schweden ungerechte Sache; wir unsere Tiieils befinden dabei
auch, dass der meiste Haufe der Regenten heimlieh wQnechet, dae«
der Estat Muth fassen . . . und aperto Marte etwas anfangen müchte,
womit man eine so ansehendliche Bepublicq hors de paye setzte und
sich revangirete . . .; mäqniglich siehets, männiglich begreifls, ja
niänniglich des Volkes flueiiet schier, dass es nicht angenommen, nicht
gcfolget wird — Aber, gnfid. Churfllrst und Herr, was hilfts? Die
Wenige gehen doch ihren Gang und wenn man auch alles gethan hat,
was nur zu erdenken stellet, gestalt denn E. Ch. D. gnäd. bekannt,
dass wir alles angewendet ... so ists doch unmöglich, dieselbe auf
andere und gute Wege zu Ijringen. — Ins gemein ist der Wille gut:
man hasset auch diejenige, die die gute Consilia behindern. Wann wir
aber nunmehr zum zweiten Mal erfahren, wenn die Hoffnung auch am
gi'öseesten ist, dass man solches alles dennoch mit franz- und engli-
schen Memorialen gleichsam in einem Augenblick umstossen und be-
hindern kann, so ersehen wir von Zeit zu Zeit mehr und mehr, dieses
Estats Regierung derumaasseii bestellet zu sein, dass sie noch ihrer selbst
mfichtig, noch fremden guten Willens und Einralhens iähig seind und
dass man dannenhero sich mit keinem Bestände darauf verlassen könne.
Wir haben am Freitage mit dem Herrn Downing geredet, und
weiln derselbe solche Mängel gar zu wol kennet und üfTentiich heraus-
saget, Engeland würde zu keinen Zeiten leiden, dass Dfinemark dem
Estat Drontheim und Glücksladt einräume, so besorgen wir, dass die
Herren Ambassadeurs von der Anleihe, wozu man ihnen sonst zumal
grosse Hoffnung maclief . auch wenig wirkliches erhalten werden bei
künftiger Versammlung. M. de Thou thut auch wol seines Ortes
alles was er kann . . . inmaassen es uns denn sehr hart zu sein scheint,
dass er in seinen Memorialen an den Estat den Zug in Pommern pro
infraetione Instrumenti Pacis öffentlich ausschreien darf, unangeschen
wir ihm für und nach das Contrariuni wol gründlich erwiesen.
Am 18. Febr. eine lauge Unterredung mit de Witt, wo Weiiiinn
norhranis seine Ansicht der Ijagc nusfilhrlicli vorlegt — ohne neue Argu-
mente, Ebenso de Witt in seiner Entgegnung.
Weiman an den Kurfürsten. Dat. Amsterdam 2. Mfirz 1660.
[Auch AmBlerdam gibt die Hoffanng auf, eine ^Vendung der DtederlHDdigcfacD
Politik zu bewirken. Die polnischen Frieden strac taten. Trnctaten znisclicn
Spanien und England.]
:. Ist sogleich nach der letzten Relation nach Amsterdam gereist.
Sogleich liab ich mit dem von Polsbroeck, als welcher alhie
Aj.OOt^lC
Niederlünd. Schwäche. AmsterdHin. Franxöaiache Drohungen. 307
das Haupt ist uod von welchen] alles, was sonst diese Stadt regieret,
absolute dependiret, gau^eam venioinuien , daes es ilineit leide tliut,
dasä man im Haa^e nicht weichen will . . sie seufze» darüber und
fAgen rundauB, auf solche Art könne der Estat nicht lau^e bestehen. —
Wozu denn dieses kommt, das» von BrllsHel und aus dem Uaage ge-
schrieben wird, Monk hätte eich, naelidem er sieh des Parlamentes
und der Stadt London ganz und gar beuiächtiget geliabt, rundaus und
rollkommlieh ftlr ein frei Parlament, das ist fUr einen König er-
kläret, welches alles denn in publicis eine zumal grosse Veränderung
geben und fUr den dänischen Zustand eine gerathenc Sache sein
wörde.
Änf all die guten Worte ist aber nicht viel zu geben, ebenso wie Buch
bei der oraniscben ReconciliationsEache.
Cebrigens räth Weiinan die polnischen Ti-actaten für alle Fälle doch
nicht zu remachlässigeu; mau kann damit, wenn man He nahe zum Schhiss
praparirt hat, allerhand gnte Wirkung fhuii.
Sonst saget man alhie auch, dass Spanien mit Engeland tractire
und dass der Schluss eher erfolgen möchte ^als sich Frankreich oder
sonst jemand einbilden dürfte, welches gewiss denn auch Veränderung
geben, zum wenigsten den Herren Frantzen das Gebisse was näher
legen würde.
Copea an den Knrftlrsten. Dat. Haag 2. März 1660.
(Drohende AostalteD ia Frankreich]
Bin hier elngelrolTeDer Brief ans Paris meldet, „da^s der Mareeba] de 2
Torenne Ordre habe, steh zum Marche nach Deutschland anzuschicken,
vella der König von Frankreich den König von Schweden nicht wolle oder
könne verlassen, viel min dero Kais. Maj, einige Vortheile nf selbige schwe-
dische Krön in Händen lassen".
Weiinan an den Knrftirsten. Dat. Haag 9. März 1660.
IBemuhDDgen in Amsterdam um Eriangang von Krie|;8schiffeu ; man muss sich
'of Schiffe von kleinem Kaliber beschränken; Mangel eines Hafens für grosse
Schiffe. General Uonb und seine neneRten Mausregeln in London. Nahe Ads-
■icht anf Frieden auf Seiten Polens, des Kaisers und Brandenburgs. Bestürzung
de Witt's. Der Bischof von Münster.]
Den 3. und 4. hab ich [in Amsterdam] mit dem Herrn von Polss- 9. Mär
broeck tanquam aliud agecdo so weit geredet, dass er bekannt, wir
mtlssten Schiffe in Pommern haben, man mttsste uns darunter assistiren;
und weiln glaublich, dass wir nit Mittel hätten, sie einzukaufen, dan-
20*
„Goot^lc
308 ^* Brandenbiifg und die Niederlande.
noch auch bei dem Estat zu gefölirlicli wfire, deswegen Geld zu suchen,
80 mUBste die Stadt Anisterdam es timn; er wolle es anbinden, mit
seinem Herrn Brüdern davon reden etc. Ich sagete, wir würden damit
auch vielleicht in dem polnischen Wesen Veränderung machen kJJnncn;
100,000 oder 80,000 Rth. Wiire genug; E. Ch. D. würden auf allen
Fall Hypothek auf den Pillanischen Pfundzoll gehen können und ver-
hoffentlieli ge8tatt«n, dass jemand daselbst Namens der Stadt benennet
würde, daa Interesse selbst zu empfangen.
Ich gedachte endlichen, wenn man des Geldes sicher, dass wir
solchen Falles die Schiffe nach Gelegenheit nehmen könnten und wo
dazu einige Hoffnung wilre, dass ich über ein Tag oder fünf wieder
hinUberkommen könnte. Die Macht, Schiffe zu heuren oder einzu-
kaufen, stellete er im ganzen Diseurs ungefragef feste, weiln solches
in der Allianec begriffen, —
Inniittelst hab ich nebst dem Agenten Dogen zugleich mich er-
kundiget, ob man etwa für 80,000 Rth. 20 Kriegsschiffe bekommen
könnte, und befinden wir, da^s zwarn Hoffnung guug sich dazu offen-
baret, als viel kleine Schiffe von 10, 15, 18 Stöcken angehet, gestalt
damit zu kapern, liie und dort einzufallen und sonsten den Feind,
allermaHssen man fitr diesem aus Dünkirchen gethan, damit zu in-
commodiren, sonderlich da Dänemark im Kriege bleiben und also die
Staatieche Flotte im Sund oder dahcrum agiren sollte.
Man berichtet uns aber dabei endlichen, wenn wir weiter gedenken
sollten und zwarn dass wir grosse Schiffe vermeineten einzumiethen und
damit aperto Marte zu fechten, dass solches darum wUrd vergebens
sein, weil E. Ch. p. dazu keine taugliche Hafen hätte, und kommt
also darauf an, ob denn E. Ch. D. zu erwähnten kleinen resolviren
und darauf in eventum Ordre und Mittel beizuschnffen gnSd. gutfinden
würden. Und dUnket uns unmaassgcblich , wo mau in Pommern zu
agiren gedenket, dass man in eventum zum wenigsten auf etliche 6
oder 7 billig zu gedenken, weiln man damit in den binnenländisclien
Strömen und an dem Strande mehr Dienst Ihun künnte, als mit den
grossen, zum wenigsten Secours behindern, Volk hin und wieder
bringen, Zeitungen einholen, und also versuchen, ob's endlich weiter
gebracht werden konnte.
Aus Engeland ist gestern ein Expresser von dem Herrn Nieu-
poort angekommen, mit Beriebt, als vorhin eine ziemliche Anzahl
und wol bis zu 200 Mann von denen in anno 1G48 verjagten Parla-
mentsgliedem vor und nach in die Stadt wieder eiDgesehlicIicn und
bei Monck es dabin gedirigiret, dass davon zehn mit anderen 7.ehn
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
FlüUuuplHDti. MoQk nad das b'arlument. 3()9
des üitzcudeu Parlaments unter der Hand zusamnieD^ekommen und in
Conferenz geleget, ob man sothaue cludirte Glieder nicht ohne Unter-
scheid nieder einzulassen und zu readmittiren hätte; dass nach vielem
Debat Monck endlich die Balance gemachet und denjenigen beige-
pflichtet, welche AHirmativam gesustinirct; solchergestalt wie darauf
die vorgcmelte Glieder von ihm armata manu wieder eingefflhret, zu
Sita und Stimme geadmiltiret, er, Monck, darauf zum General Über
die Milice erwählet und zugleich alles dasjenige, was »either a. 164H
gethan und geresolviret, fUr nichtig erkläret worden. Das Volk war
ober die Maaasen fröhlich darüber gewesen, in Hoffnung sie wUrden
noch wol ein niehrer Coutentement erlangen- Hie ist auch eine iHr-
nchme l^erson aus Engeland angekommen, und berichtet dieselbe, dass
sich alles zu Revocation des Königs lenke und derselbe, ehe drei
M'otheu zu Ende laufen, wieder in sein Reich sein werde. Monck
wird inmittelst sehr gertthniet, und wie er von dem ganzen Volk pro
liberatore patriae überall ausgeschrien und gleicbsam aduriret worden,
so hat er sich nachgehend immer bei der Stadt gehalten, White-
Iiall (juittiret, den Magistrat geebret und gehöret, und da ihn cins-
maleu das Parlament köstlich tractireu wollen, sich davon entsehul-
digcl, wcilu CS das Ausehen gehabt, dass mau ihm den Hals brechen
wollen.
Hier gibt es j,tos8 Aufsehen und wissen einige sich nicht wol
darin zu finden, weil ihre Rechnung dadurch gar zu sehr verrücket
wird; wozu dann dieses noch kommt, dass sie sich bishero heimlich
flatlirct, vielleicht auch durch den van Honart haben lassen berichten,
Polen würde so leicht nicht schticssen, zum wenigsten der Kaiser und
Chur Brandenburg darin nit begriffen, sondern exciudiret werden;
dahero nicht zu zweifeln sei, Schweden wUrd endlich in Dänemark
den Uaagischen Tractat noch annehmen, in Deutschland gehen und
also nicht nötig seiiv, dass sie an die AUiirteu eine nähere Versiche-
rung gäben; und dass sie vorgestert dennoch aus den Danziger Briefen
vom 25. Febr. das Contrarium gesehen, sonst aucli von der AUiirteu
Ministris berichtet worden, dass alles zum Schlüsse lenket und dass
der Kaiser und Chur Brandenburg sich endlich um ihretwillen nicht
eruciticiren, sondern der Notli weichen und für Dänemark thun, als
ihnen rebus ita stantibus würde möglich sein; denn sich der Rath-'
pensiiinnris darauf bei den Kaiserlichen und Churbrandcnburgischen
angegeben und höchlich begehret, sie möchten es doch helfen richten,
(Uss zum wenigsten ihre hohe Principalen die Waffen nicht nieder-
legen, sondern damit contjauiren möcbten; müeste bekennen, der Estat
A-nOO»^lc
^\Q t- Brandenbarg und die Niederlande.
hätte es um gie nicht verdienet, aber amore Daniac, welches sunst
endlieh gar darauf gehen und nocli ein mehrere verlieren wttrd, möchte
man an solches Suchen Gehör gehen; ihre Sicherheit wUrde üb auch
sehr erfordern. Wann ihm aber post muita abgefraget, wenn sie es
thäten, ob dann der Estat sieh hinwieder verbinden wollte, ohne
Kaiser und Chur Brandenburg nicht zu schliessen mit Schweden, oder
sonst denenselbeii hinfllro zur See dagegen zu aesistiren, und er darauf
ungeseheiiet nein eagete, so nahmen wir es nur ad referendum und
gaben ihm inmittelst gründlieh zu vernehmen, dass niemand sich ohne
Pflicht und gratis würde miserabel machen für andere.
Der Bischof von Münster ist bereits in grosser Verfassung,
will aber nicht wiesen, dass er sich in die Fraftkfurter Alliance ein-
gelassen.
Weimaii au de» Kurfllraten. Dat. Haag 16. März 1660.
llIoSnuDgcD der herrschendea Partei auf MoDk; Eifersucht gugea die Flottea-
plüue des Kurrürsteo. Tod des KöaigB Karl Guatav; die FaciGcatoreu wendeo
auch (lies zu ihrem Vortbeil. Drohende Erklärung de Thou'a. Streit über das
neue französiechti Lastgetd.]
z. lieber Hamburg werden E. Ch. D. gnäd. veraomtnen haben, wa«
sonst nochmalen in dem beigeheuden Duplicat . . . wird wiederholet.
Zu uiehrer Erläuterung desselhcn aber fügen wir billig weiter noch
dabei, gleichwie man an diesem Orte auf nichts als auf Engeland und
auf die evenlus rerum siebet und sich dann zu London . . . (fiis Werk
wiederum gar wunderlich ansehen lasset, indem Monck alle seine
äusserliche Actione» gegen den König und auf eine Kcpublique an-
leget, zum wenigsten nach der alten Cromwellischcn Melhodc sein
eigen Aufuehnicn suchet und zur See rüsten lasset: dass also solches
alhie die Gemüther derjenigen, die am Ruder sitzen, ziemlich wieder
aufzeugt.
Es Etückt alles und kommt nicht weitei; auth die ADgelegcuhcit der
Schiffe in Amsterdam, trotz aller Veisprcchiingeu, steht still und Dogeu
bemiiht sich vergeblich dort um Uescheiil, ,s.imnit sähe mnn nicht gerne,
dass K. Cb. D. an SrhiffsmachC allgemälig gedenken sollte".
Nur vor dem Abschlusa des polnischen Friedens hat die I'acificatiuns-
partei einen grossen Schrecken.
Selbigen Tages [11. März| ist darauf noch die Zeitung erfolget,
dass der König von Schweden den 13. st. v. zu Gothenhurg Todes
verblichen, und haben wir darauf sondiret, ob die Holländische heute
dadurch nicht zu was Vigor zu bringen wären, allermaassen sonsten
das ganze Volk darüber zum höchsten frohlficket. Wir merken aber
A-nOO<^IC
Gen. Munb. Tod des KötiigB Kar) Gustav. Franz, Drobungeii. 311
wi>], dasB die Pacificationspartei es gar anders aiifnininit und es dafUr
hält, Schweden werde nunmeliro nicht länger trainiren, sondern Bowol
den gemeinen Frieden suchen als den UaagiBchen Tractat absolute
aanehmeu. 0er Herr von Gent sa^et mir auch, er seines Theiles
wollte.' es wäre in Polen schon geschlossen; denn damit wttrden E.
Ob. D. Ihr preussisches Interesse salviren; in Dänemark würde Schwe-
den endlich doch auch woi foi-tmtlssen, und weiln E. Ch. D. darin ge-
iocludiret wHrden, so klinnten Sie sich an allen Orten in Frieden
«ctzen.
Wenn nun aus diesem allen gnugsam erhellet, wo diese Leute
hin zielen ... so wird man wol am sichersten thun, dass man . . . sich
auf diesen Staat nicht weiter verlasse, als auf ein Mittel, welches ex
caBu und contingenter sehr gut oder sehr schlecht sein könnte. Wobei
denn dieses noch zu conwderiren, daes PYankreich und Engeland
omnein la{)idem bereits raoviren, um denselben in der alten Fureht zu
lialten, so gar, dass M. de Thou gestert Audienz suchen und dabei
dräuen dilrfen, wo der Estat ratione Daniae nit bei dem Haagisohen
Tractat bleiben wollte, dass sein König alle seine KrÄfte einspannen
und damit dem König von Schweden (mortem namque dissimulaverat)
nintra (luoseunque zu Wasser und zu Lande assistiren würde. Wobei
er dann auch nach vielen grossen -Rodomontades von seines Königs
Macht dem Estat verwiesen, dass er sich unterwinde, nicht allein Pla-
faten anzuschlagen gegen den Fasszoll in Frankreich '), sondern auch
darunter andere benachbarte Potentaten gegen seinen König aufzu-
wiegeln und also einem solchen Monarchen seine ßegalia publice zu
disputiren; zugleich nicht wenig extollirend, dass sie mit den meisten
Chur- und FUrsteu im deutschen Reich in gar genauer Alüance stünden
irad die Gedeputirte zu Frankfurt unlängst seinen Ktinig versichert
hallen, sie wollten dem Könjg in Schweden Pommern wieder liefern
und männiglich hei dem Inst. Pac. schützen. Und obwol ein jedweder
siehet, dass solches precario und instinctu Suecorum, forte etiam abs
mandato gesehiehet, derogestalt dass milnniglicli anfanget der Franzen
l'ebermuth zu hassen, so thuts doch seine Wirkung, weiln eine solche
Kf^ierung leichtlich zu intimidiren stehet und alle Zeit die Pacifications-
partei sieh dessen gar meisterlich zu gebrauchen weiss.
') In diesen wurde bei Strare von :j(HK) ß. per Schiff den niederländ. Uoter-
thaneu verboten, in don fraazüBiBcheu Hüfea das dort neu eingeführte „Last-
ud«r FasBgeld" zu zahlen. Zugleich versuchten die O.-St., England und die
HaoBestädte in ähnlichen MasBregeln zubewegen; vgl. Aitzema IV. 483 f. liöOff.
^aovGoOt^lc
312 1' Braadenharg und die- Niederlande.
Wpimaii an den Kni-ftirateu. Dat. Haag 23. März 1660.
[Uer Tod des äcbivedenköiiigs ohne die ^«hoffte Wtrtcung Tür die gute Sache.
DtBcurs mit de Wilt. De Thou und Cojet. Zeitung aus England; Generftl
Monck]
z. Sobald ftlliie des Königs in Scliweden 'I'od erschollen, liätte eicli
niänniglioli scliier einbilden mögen, dass der Estat diircli einen solchen
Zufall hätte können bewogen werden, Mutli zu ergreifen, die Hand
was näher ans Werk zu legen und also zu resolviren, wodurch eich
Dänemark der vollkommenen Restitution und die Allürte eines allge-
meinen Friedens oder einer verfraulicben Wiederzusammcnselzung zum "
wenigsten hätten zu erfreuen gehabt. Wir unseres Ortes nicht allein,
t^onderu auch andere aliiirte Miuistri thaten auch wol treulich das
Beste zur Saeho, viele fUrnehnie Glieder lenketen diesem nächst auch
nach unseren 8entimenten, also dass den' Franzosen und kschweden
dieses Ortes nicht wenig Angst ward bei so bewandten Saclien. Wie
aber endlichen der .\n9schlag gewesen, als Mons. de Thou drauf
»Isofort eine so herbe Proposition getban und der Herr Cojet in Hol-
land sein schriftliches Memoriale, allermaassen die Beilagen zeigen,
übergeben: solches werden E. Ch. D. verlioffentlich aus dem nebst-
koramendeu Duplicat bereits zur Gnilge vernonmien haben: an Statt
Gutes Böses, an Statt Eifers und Muths nichts denn Sicherheit und
nachlässige Consilia, so gar auch, als man zuvor vor dem polnischen
Schlüsse in Furcht und BekllmmcrnisB stund, dannenbero anfing zum
wenigsten gute Worte zu geben und auf Wiederbringung einigen Ver-
trauens zu gedenken, so liess man in einem Augenblick hernach alle
solche Consilia fahren. Niemand war froher als die bekannte Pacifi-
cationspartei, niemand als Holland, und weiln eie alsfortens schlössen,
die schwedische Regierung wttrd, rebus ita stantibus, nichts als Friede
suchen kommen, so nahmen sie ihr Haagisches Werk nunmehr fllr
gethan, sageten, der gemeine Friede wUrd zugleich drauf erfolgen,
Polen und E. Ch. D. wäreu damit ausser Gefahr, des Kaisers halber
würen sie nicht so sehr bekllmmert. Summa: wie in einem ungesunden
Leibe die Arzenei, so thut alhie, was die Zeit auch mitbringet, nichts
sebier als contrarias operationes. Wir sehen mit Leidwesen, dass die
dänische Ministri und viele alte fllruehme Regenten sich merklich
dartlher bekümmeren und dem gemeinen Wesen ein besseres zuwUn-
schen; der Herr Fricquct und ich haben auch nach verschiedenen
mit den sämnitlichen alliirten Ministris gepflogenen Couferenzen endlich
auf Veranlassung der MUnster^ehen Sachen am 21. dieses mit dem
Käthe Pensionario der Länge nach aus dem Werke geredet und dar-
A-iOOt^iC
Per Tod des Königs von Schwodea, Äu3 England. 3^3
bei, was die gemeine Allianzen, die Billigkeit, Sicherheit und das ge-
meine Interesee erheiecheten, gründlich angefUhret und getrieben, ihn
seihst auch aufs höchste daran erinnert, was er die vorige Tage noch
bei uns selbst gerathen, gerecommaudiret und versprochen; sie möchlea
doch nunmehr feste stehen, auf Schonen gedenken und sich dos Vor-
theils, welchen Gott aus besonderen Gnaden den Allürteu bei einer
g" pr criticquen Conjunctur gleichsam miraculose zuschiekete, mit
Weisheit und nicht tnidankbarlieh gebrauchen nnd bedienen.
Wenn er seines Ortes aber das Werk gar anders angriff und
antwortete: man niftsste solche Zuteile nicht zum Argen und Kriege,
sondern der Christenheit zum besten, demuacii zum Frieden gebrauchen,
wenn man Gottes Güte recht erkennen wollte . .; die schwedische
Regierung böte in Dänemark nunmehr alles an, solches niHsstc man
nicht verwerfe«, in Polen wlUd sie desgleichen tbun, der Friede wäre
die vollkommene Genugthuung fiir alles . . . die schwedische llegicrung
halte fbr diesem den Krieg auch nach ihres Königs Tode nicht ua-
gUckiieh gefUhret; wo man sie nun eclilagen wollte, so möclite mau
ihnen den Friede nicht schwer machen; vielleicht wElrden sie mit sich
selbst 60 viel zu thun bekommen, dass mfinniglichen das Seinige ohne
Krieg mit der Zeit wieder zufiele — : so werden E, C'h. D. aus solchem
Olscurs, inmaassen denn die andere Glieder, selbst auch Amsterdam,
aus gleichem Tone stimmen, zur Guttge abnehmen, wo nicht Gott
nocbmalen Wunder tliäte und etwa den König von Englaud plötzlich
rcetituirt, dass von hinnen nichts beständiges zu erwarten, —
Holland ist mit der Antwort an M. de Thou bereits fertig uud
soll sie ziemlich klingen'), Herr Cojet wird wol keine erhalten,
weiln man damit lachet, daas der Knecht dräuet, wenn der Hcrre
flehet.
Zeitung ii ii s dem Haag. Dat. 19. März lötiü. (von Wduiaii.)
Aus England: ,es blieb dabei, dass sirli das ilzige l'iirlamcnt am 15.,'Jö.
Mart. bclbstcn di^isolvireu und das andere gegoii den 15 i^ö. April i'iiiküui-
ineu sollt«. — Die iu Irlaud ^clireien auch nacli ciucni tVciuii F 11 rl 11 nie 11 tu,
und biitlc iiiuii die verwiebcne Tage ciuige Fur^cblägc gcthuDj sowol wegoii
eines Heiretihaus, als auch einer siitgulieren l'crson, iu spccie des l'ruteclorü
Kichard, in dereu K'anicu man pro more et lege llcgni das Parlament
convoeireii konnte — uud saget man den General MoJiek von Meinung zu
«ein, man inüsste solches tbun sub nomine custodum liberiatis Augliuo;
wobei d^ii :«ebr notabel ist, dass man dieses als das erste Mal vom Herren-
^aovGoOt^lc
314 I' Braadooburg and die Niederlande.
hause im Parlameat gesprochen; und duss mau von einer besondcro Vena
sprechen dürren, scheinet, als wäre es nur dahiu aogeseheii, dass man al
gemälig das Volk wolle soiidireu oder gewöhnen an eine stnguliere Peno
CS möchte dann Monck oder König Carolus sein. Für Moock ist eii
Genealogie in offenbaren Druck gekomnien, worin gededuciret, dass er t(
dem Hanse Lancaster komme."
ileituug aus dem Haag. Dat. 26. März 1660 (Weimau).
{Die RestauralioD in EugluQd. Die kirchlichen Verbültnisee. Admiral Moalagu,
Das Parlnmeat. Auleiiie fnr Düaemark, Schlassnort der hollsndischea Polilik.]
■z. Man spricht nunmehr öffentlich im Parlament von Revoeation des
Königs, des Oberhauses, und kann solches wol nicht hall) geschehen. Alle
l'rovinzeu sebrcieu darum; London richtet alles dabin; Irlaiid erklüret Eich
öffentlich; alle Republikaner lasset man aus dem Parlament allgemalig weg-
nehmen. Lambert iet in den Tour gebracht . . . Das Kirchwesen wird such
dahin gelenket. Dabero bat man das alte Convenant d. i. Dogma Calviui
und das Presbyleriuni aufs neue festgestellet, gepnbliciret und öffentlich diin
stehen lassen, dass man den König und des Königs Haus conserviren und
beibehalten wollte. Anabaptisten aber und andere, die der Royant^ von
An zuwider sein, hat man geproscrJbiret, iind da sich die verwicheue Tas.'e
einige Ofücirer zusanimengethan und gegen diese des Parlaments Veifali-
Tuug schriniifhe Remonstranz übergeben wollen, so ist Monck mit seinen
Uliedern uus dem Parlament zu ihnen gegangen und hat sie pro auoloritate
dlnsipiret.
Montagu ist Ädmiral geworden und zur Flotle gegangen, Wer weiss
warum? Gewiss hat derselh ans dem Sund heimlich mit dem König gecor
respondiret und Ijr. Maj. Kxpressen zu Copenhagen in der grosaen Kirchen
geabbouchiret ; und kommt dieses hinzu, dass ich aus besonderen Briefen
gesehen, dass das itzige Parlament sich noch was werde continniren und
nnterm Prätest, dass sie über Form der Ausschreibung des künftigen Par-
laments, ob's nomine Regis oder Custodum Anglicae libertatis nämlich ge-
schehen solle, heftig disputiren, endlich selbst die Khre suchen werden, mit
dem Könige zu capitnliren und also dem Werk die letzte Hand anfzn-
Icgen. —
An Dänemark scind endlich die 60000 Rtb., wiewol mit schweren Con-
ditionen, gewilligt'); weiter ists nicht zu bringen gewesen, weiln man den
Frieden haben will, wie es auch gehe.
Sic sagen endlich nunmehr auch rund aus, der Staat könne eher Repu-
tation, Freundschaft, Dänemark, Polen und Brandenburg, als Ruptur mi'.
Frankreich und England wagen; jenes sei reparabel, dieses ihr gew'n'ses
Verderben. Wollte Polen nicht warleu und Dänemark lassen sinken, su
müssien sie es leiden und aus zweien Uelieln das geringste wählen.
') NTioilich gegen Verpfändnng des Amtes Drontheim, vgl. Secrete Re-
solut. II, 199f.
^düvGoot^lc
Ana EnglBod Niederluida und Frankruicb. 315
Weiman au den Knrfiireteii. Dat. Haag 6. April 1660.
IHoB'uuDg der Pacificatoren auf Ute RestauratitiD in Knglaud. Vergebliche Ar-
beit. De Witl's ErörteniDgeD geg«n die fraazÖeiechen Ntiueruogeu iu Bezug auf
Handel uod Zölle. MazaHa'B Eiiileukeu gegeuüber dem KurrürateD.)
Die Sache ist immer noch beim Alten; es hilft bei diesen Leuten hicr'>-
gnr nichts — „und weiss ich nicht, obs auch helfen würde, wenn gleich
iiochniHlu eiu Wunder geschähe und der König in Engeland gerestituiret
Sie sagen, sie mllssen Frieden haben, und weil eie glauben, der
König werde auf allen Fall nicht anders als mit Capitulatiou wieder
hineinkommen, so flattiret man sich bereits damit, dass seine Macht
nicbt gar gross sein und Holland dabei nicht gar sehr zu fUrehten
haben werde.
Wir mUBsen sonst wol bekennen, das» allereeit« Ministri die ver-
gangene Woche de eoncert ihre äusserste Kräfte angewendet, um eine
Veränderung zu Wege zu bringen ... es ist aber alles vergebens und
fehlet so viel daran, dass man damit etwas ausrichten sollte, das» die
Remedia contrarie Wirkung tlmn . . . und dass man endlich diese
leure gar zu schwedischen Freunden machen dürfte, weiln sie durch
(las stetige Remonstriren sich grämen und die sie nicht genug geob-
ligiret, lieber zu Feinden mit der Zeit haben möchten, als mit so
vielen Verweisungen neutral und (wie es die Faeificatorcs nennen)
undankbar und unvergnllget. —
Bei der Confeienz mit dem Herrn de TIiou liat siinst der Kath
I'ensionarius sehr herzhaft geredet und nicht allein aus allen Briefen
von König Henrich des Grossen Zeiten ab, sondern des Herren Bu-
zenwalls Proposition vom 4. Sept. lr>!*3 und sonst angewiesen, dat^B
die jetzige Königliche Linie sein Gillck niemand mehr als diesem
Eslat 2U danken habe ') ; gciitalt denn darauf so viele Tractaten und
ResolutinncB, worin die Könige in perpetuuni versprochen, dieses Staats
l^eute nicht hölier als ihre eigene Unterthanen zu beschweren; sondern
hat zugleich auch gededueiret, dass man* sich dessen durch den MOu-
sterischen Frieden nicht unfähig gemacht und dass er, Ambassadeur,
demnächst wol wissen, es auch seinem Könige rcferiren möchte, dass
sie nit würden nachlassen drauf zu bestehen; gleichwie es mehr als
bekannt, dass solche Innovatiunes nur Mittel wären, der Ministrorum
Käckel zu milen; wo man auch nicht mit Fleisse suchcte, die Ge-
mUther der Unterthanen alhic gar unversöhnlich zu verbittern gegen
') EbeuBO bei Altiema IV. f!91.
^aovGoOt^lc
326 ^' BruuduQÜurg uiiil dio Niuilarlaade.
Frankreich, so iiiöditc er, Ämlmasadeur, liinfüro den Estat aucb mit
solcheu Memorjalen, als sein letztes gewesen, verechonen.
2,Aiiril. Zeitung. Dat. lUag 2. Aiiril 1060 (von Weimau). — Der Cartliual
(Mii/ariu) liut an dun chuibraHdeuburgiBchon Gesandten ia ParU, den
lIiTin Brandt, eiuen grossen Brief ge^cbricbcii, worin er in cffcctu tciu
iSolireibeu, welches er hiebcvorn uii I. Ch. D. gethyn, Euebet zu justili-
L-ireii >] ; woraus deniioeh erhellet, dass vv immer I. Cb. D. suchet zum Frieden
zu disjionircn und jilso Schweden indirecte zu retten.
Vuni Aiiril 1060 ati tritt iu deu Berichten aus dem Haag die Ange-
legenheit der Itestau ratio u in Kugland l&st ausGchlicssliib in den Vor-
dcri!rund; es liegen besojiders ausführliche geechnebene Zcitungeu von
Weinian und von Copcs darüber vor; über deu Fortgang der uordisclien
Verhältuisge bis zum Frieden von Olivii bieten sie weniger; stall deren
treten mehr die Münslcr'sehen Differenzen hervor.
Zcituug dat. Haag l>. Mai 1(!60. VVcJman ist in Breda gewcaeu
und bat eine Conferenz mit Köuig Kiirl II. gehabt (und mit der Priueei-s
Kovnl weiien der oranischen Suchen) — „Zweimai ist er bei dem Könige
gewesen und hat jedesmal viel treffliche Tugenden in dem Herrn versi>iiret.
Kr redet französisch mit einem gar guten Unheil und,- da doeh das tie-
bichte in etwas traurig scheinet, mit einer gar freudigen und anlockenden
Mieue. Eifert für die Behgiun, und haben darunter noch Frankreich noch
Spanien ctwns von ihm zu Vortheil der ihrigen erhalten können. Suchet
mit Holliind die alte Freundschaft uud betheuert höchlich, dass er aus ver-
gangene nicht will gedenken; mit diesem könne man die franze lusolentie
zurück und Spanien auf gute Mi<asse halten. Liebet deu Prinzen von Oranien
über alles. Für die Häuser Broudenburg und Nassau erklären und erbieten
Sie sich sonderbarlicb hoch; mit dem Hinzuthun, die mit ihme gelitten, wäre
billig, dass sie sieb auch mit ihme crfreueten. Hat ihm verschiedene Dinge
gcsaget: an I. Hüh., die er sagetc zu respcctiren als seine Mutter: für I.
Ch, D., dass er sieh genau will mit verbinden; für die fürnehmste Herren
von Holland, dann erzeigend, dass er Königliche Uedunken habe."
i. Zcituug dat. Haag lü. Mai 1660. Es ist Nachricht eingelaufen, dass
der Friede in Danzig (Oliva) dem Abschluss ganz nahe ist; uud auder^eil«,
dass in England Monk sich bereits oHen für den König erklärt hat; a°
der Spitze der Widerstrebenden steht Lambert; man glaubt in Hollaud,
dass es doch einige Confusion geben werde, ehe der König durchdringt, ">"'
deshalb hat mau auch bis jetzt deu König nur unter der Hand mit Privalceni'
plimcutcn^begrüsscn lassen: „publico nomine würden sie nichts thun können,
ohne sich in (iefabr zu setzen und dem Könige selbst Schaden zu ihnn".
') Vgl. oben pag.i'-i.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Die Best an rat ioD in England. ^^y
Jedoch Ut in Frage gekommen, ob man nicht unter der Hand dem König
«inigenGeld geben Eolle, um sa mehr als Ma/arin ihm in dieser Beziehung
grosse Offerten gemac-bt hat, auch ihn auTgerordert, nach Frankreich zu
kommeu und von dort aus nacb England zu gebea. Hier in Holland wird
man alleg thnn, den Eöuig ron der Heise nach Frankreich abzuhalten.
Weiman hoffe von der Persönlichkeit des Königs die besten Eulschlüsf^c
nnd besonders, ,dass England sich hinfiiro mit Holland setzen, dannenhero
üebest Dänemark und E. Ch. D. dem geraeiuen Wesen vorstobeu werden,
damit noch Frankreich (inmaassen es bereits anfängt), noch Spanien, wenn
es Portugal gar zu gliieklifh wegnehmen sollte, der übrigeu Welt gar /Ji
beschwerlich fallen mögen", —
18. Mai 1660 (Cnpes). Downing ist in aller Eile nach London gc- 18. Mai,
reist — wird aber bei der Rönigt. Partei dort nicht sehr gut ankommen.
25. Mai 1660 (Copes). Die eaglitche Flotte unter Montagu, 12 grosse 2r>. Mni.
Kriegschiffe und etliche kleine, liegt vor Scheveningcn, wo Copes und Wei-
man sie besuchen. „Der Herr Admiral Montagu empfing uns gar freund-
lich in Bciuem Schiffe, so die Königl. WalTen binden uff fiihrete mit der
ÜQterschrift „Dien et tnon Droit". — .Mau erwartet stündlich die Coin-
miesare des Parlaments.
25 Mai 1660 (Weiman). Hent soll der König Karl in den Haag 25. Mai.
kommen; grosse Vorbereitungen. Die Schiffe in Sfhe?eniugeu tragen alle des
Königs Flagge, eine Krone im weissen Feld mit C. R. „sie hatten dieselbe
7. Tb, von des Admirals Leilackeu in der See gemacbet und vorigen Tngcs
erst aufgestecket . . , Die Matrosen zeigeteu viel Freude und wiesen uns^
dasg sie hinter dem Rohr den Prolector Cromwcll in effigie aufgebenltet,
als eineu Tyranntn".
I. Juni 1660 (Weinian). König Karl II. im Haag, De Witt be- 1. Juni.
xeogt die grösste Freude und Affertion, ^insinnirt »ich überall und über
alles, gehet bei dem König aus und ein , . . und wirds dahin riehlcn, dass
an den König und seine hohe Ministres etliche Tonnen Golds sollen ver-
ehret werden". — Am 29. Mai haben die brandenburgisehen Gesandten neb^t
dem indesE angekommenen Prinz Moritz Audienz bei dem König. Gra-
tulation und liebenswürdigste Versicherungen.
II. Juni 1660. Zeitung über die Ankunft des Königs in England. 11. Juni.
Es soll noch manches von widerstrebenden Elementen da sein. Der Streit
iwischen Hisohöflicben und Pres byte rianern wird wieder beginnen; „der König
bleibt dabei: not Dishop, not Klugl in könig- und fürstlichen Regie-
rungen müsse keine Gleichheit sein".
15, Juni 1660, Man hat jetzt in den orauischen Streitsachen gute li'i. Juni.
Miene gemacht, aber nur zum Schein — in der Hauptsache wirds nicht
anders werden.
17. Juni 1660 (Wciman), De Witt bat öffentlich gesagt, „er seines IT.Jimi.
Theiles nlleinc wolle coniradirircn, wenn auch alle Sr. Hob, seine väterliche
;,Goo»^lc
gl^g I. Brandeobni^ opd die Niederlande
Chargea woDtea auftragen; tind da es alsdann nichts deeto weniger gC'
schehen wörd, es sei wegen England oder ans Antrieb des Volkes alhier,
btttte er schon längst geresolviret, seine Charge alsdann niederzulegen und
gutwillig abzudanken, damit er sirh nicht besUndige und übel aaslnufen
dürfte mit einer solchen Regierang".
i. 22. jQni 1660. Weimnn räth, möglichst bald nach London eine Gr-
fandtschart zu schicken und die englische FrenndScbart zu poussircn. „Wer
England hat, hat diesen Staat; wer beide hat, hat Schweden
nicht zu fürchten." Das ist die Hauptsache für den Kurfürsten; es wird
aber viel Mühe machen, in England „die Fassion für Schweden aus dem
Herzen des präoccupirten Volkes wegzunehmen".
^aovGoOt^lc
II.
Der nordische Krieg
bis zum Vertrag von Königsberg.
D.qil.zMBlG001^IC
sBBiGooi^lc
Einleitung.
"ie Zeit von dem ersten Gewahrwerden der Gefahr eJoes neuen
scbwe diu rh- pol nis eben Krieges bis zu dem Abkommen, welches der Kurfürst
Friedrich Wilhelm geuöthigt wurde in dem Köuigsberger Vertrag vom
17. Jana.ir 1656 mit dem siegreichen König Karl Gustav von Sfliweden
ibzuschliessen, war für die brandeuburgisrhe Politik eine ungemein gefahr-
'olle und bewegte. Während die politisohe Action den Karfürsten so eben
noch mit voller Kraft den Anfgaben zugewandt gewesen war, die dem brau-
deuburgischen Staate aus seiner Stellung im Keicb und zu den Parteien
des Keirhs erwuchsen, wahrend hier noch alles unfertig und in den ersten
AnfäDgen der Bildung begriffen war, während man noch die Arbeit einer
langen Reibe von J-ibvea vor Heb sah, um alte Schäden zu heilen, be-
gonnene Organisationen zu vollenden und den St.-iat allmälig für grössere
»ctive Aufgaben nach aussen hin fähig zu machen; so trat iu der Gewiss-
tieit eines bevorstehenden Krieges zwischen Polen nud Schweden plölzlich
die Nothwendigkeit an ihn heran, in sehr angenügender Verfassung in eine
grosee Krisis bineJDzntreten, die voranasichtlich den ganzen enropäischen
Norden erschüttern und namentlich den Inhaber des Herzogthums Preussen
nnvermeidlich in Mitleidenschaft ziehen musste. Es ist hiernach so wenig
zn venrnndern, wie man es in Abrede stellen kann, dass die brandenbur-
gieche Politik in diesem ersten Stadium der nordischen Verwickelung keine
sehr hervorragenden Erfolge aufzuweisen hatte. Der Eönigsberger Vertrag,
*«lcher Brandenburg nebeu geringen Vortheilen eine Menge der empfind-
liebsten Beeinträchtigungen brachte, welcher das Uerzogthom Prcussen aus
einem polnischen zu einem schwedischen Lehen machte und dem neuen
I<ehDEherrn Rechte gewährte, die der alte schon längst nicht mehr hatte
fonJern dürfen oder ausüben können — er war eine Niederlage und er war
dies um so mehr, als die brandenburgische Politik, trotz aller angenrälligen
Schwierigkeiten der Lage, mit bewunderungswürdigem Mutbe gleich im An-
fang der Verwickelungen sich ziemlich weit gehende Ziele gesteckt hatte,
' denen es in dieser Krisis nachzustreben gedachte.
A-nOO»^lc
322 "■ ^^' nordiacUe Krieg bis gsom Vertr^ von Königsberg.
Denn die anfange UDteiuommeuea Versuche der Piiedensvcrmittelang
zwischen den beiden streitenden Mächten boten von vorn herein wenig Aus-
sieht auf Erfolg. Man setzte sie in's Werk, als eine nicht zu unterlassende
politisrhe Pflicht, indem man dabei doch zugicirb der weit wahrschein-
licheren Eventualität fest in's Ange blickte, dass der Krieg zwischen Schwe-
den und Polen bis aufs äusserste geftihrt werden, nnd dass er vielleicht ia
den gesammten Besitz- und He rrschafts Verhältnissen der nordischen Be-
reiche ganz nenc Combinationcn, somit auch für Brandenburg ganz neue
Möglichkeiten heranfführen werde, die man nicht unbenutzt lassen dürfe.
Die Politik des Kurfürsten Friedrich Wilhelm ist in diese grosse
Krisis nicht anaschliesstich mit dem Gedanken neutraler Abwehr and mög-
licher Erhaltung des Bestehenden hereingetreten. Im Jahre 1655 lag der
Hinblick auf eine mögliebe Auflösung des polnischen Reiches unzweifelhaft
nahe genug. Brandenburg hatte gewiss alle Ursache, sich Plänen dieser
Art nicht rüchiialtslos hinzugeben; die Erhaltung der bestehenden Zustände
entsprach in diesem Zeitpunkte seinen Interessen am meisten; aber der
Kurfürst konnte sich auch uicht verhehlen, dass es in seiner Macht, bis jetzt
wenigstens, nicht lag, solche Pläne zu vereiteln, wenn nnn der entschlossene
Anstnrm des erobcrungslustigen Schwedenkönigs und die augenscheinliche
Widcrstandsunfabigkeit des polnischen Staatsgeffige's gleichmassig auf die
Katastrophe hinarbeiteten.
Vielmehr war es dann für ihn gebotene Pflicht, zur Stelle zu sein,
um den Gewinn davon zu tragen, der unter diesen Verhältnissen etwa zu
erreichen war. Es galt, aus dem Schiffbruch Polens für Brandenburg die
Stücke zu retten, deren Besitz ihm eine gesichertere Stellang schuf gegen-
über der M achter Weiterung gefährlicher Nachbarn, jetzt namentlich Schwe-
dens, aber schon auch im Hinblick auf die sich immer näher herandrängende
Gewalt des moscowitischen Reiches.
Die Erlangung der Souveränität des Herzogthums Preussen war das
Ziel, welches der braodenburgischen Politik von Anfang an als das ersl$ und
wichtigste vorschweben musste. Aber das Verlangen nach territorialen
Abrnndungen und Vergrässerungen verband sich damit sofort nnd aufs
natürlichste. Die Behauptung Freussen.s forderte, wenn Schweden wirklich
seine Absichten in Polen erreichte nnd siegreich blieb , mit diesem mächti-
gen und begehrlichen Nachbar an der Seite, einen stärkeren Rückhalt als
er bisher Polen gegenüber genügt hatte. Wenn es mit der Auflösung des
alten polnischen Reiches in irgend einer Weise Ernst wurde, so musste
Brandenburg die äussersten Anstrengungen machen, um dabei uicht leer
auszugehen: dies war ein Grundsatz, den diesem Staat die Natur seiner
politischen Lage im siebzehnten Jahrhundert schon ebenso dringend gebot,
wie später im achtzehnten.
Nur hatte Friedrich der Grosse andere Mittel, seinem Willen Gel*
tung zu verschaffen, als die seinem Vorfahren im Jahre 1655 zur Vernigung
standen. Je grossartiger die Erfolge Karl Gustav 's von Schweden in
seinen ersten Kämpfen gegen die Polen waren, um so weniger zeigte er
sich gesonnen, mit dem Brandenburger als Genossen anf gleichem Fnsse
xa verhandeln; als der Kurfürst sich weigerte, auf Bedingangen einzu-
Aj.OO<^IC
EinleituD)?. 323
gehen, die ihn schutzloB neben einen übermächtigen Bundesgenossen Etellen
lolluu, veTpichteLe er znnächst ohne viel Bedeakett anf seine Mitnirknog;
es mochte ihm ein Leicbtee danken, nach dem poInJEcheD König auch den-
enkD poloisehen Vasallen zu Boden za verfen.
So wurde halb gegen seinen Willen, halb mit demselben der EnrTiirst
Friedrich Wilhelm jetzt in ein anderes Verhältniss zn den Unterneh-
mongcD gebracht, die ohne seine Theilnahme Karl Gustav allein zq voll-
bringen gedachte. Das Bedenkliche and Feindselige, was diese Pl&ne für
Brandenbni^ hatten, stellte sich nnn mehr in den Vordergrund; jedenfalls
«arman entschlossen, sich dergestalt in Rüstung zn setzen, dass man ent-
weder dem siegreichen König an den Grenzen von Preassen halt gebieten
oder ihn nöiigen konnte, fiir die Bandes genossenschaft Brandenbarga einen
besseren Preis za zahlen, als er bisher gewillt gewesen war. Nicht zum
offenen Bruch liess man es kommen, die Verhandlungen wurden unablässig
weiter geführt, während Karl Gustav seinen stolzen Siegeszog dnrch
Polen vollbrachte. Aber in derselben Zeit wurde das Vertheidigungsbünd-
aiss mit den Ständen des polnischen Antheils von Prenssen verbandelt und
abgeschlossen; mit dem kaiserlichen Hofe trat man in Verbindnag, um von
dorther wo möglieb eine Gegenwirkung gegen das unberechenbare Ungestüm
der schwedischen Siege zn bereiten; in den Niederlanden betrieb man die
Abeendung der vertragsm aasigen Unteratützang kraft des ao eben abge-
Eehlossenen, von Schweden so eifrig angefochtenen Bündnisses; zugleich
GELcbte man die eigenen kriegerischen Rüstungen zu vollenden und alle Ver-
theidigungsmassregeln für den äaasersten Fall zu treffen.
Dennoch kam es nicht zu diesem änsaersten Fall, oder streifte den-
eelben nur gleichsam. Allerdings traf der Kurfürst jetzt seine militärischen
Dispositionen, am sein Herzogtham aud das mit ihm zu bewaffneter Neu-
tralität verbundene „königliche Preassen" vor einem eventuellen Angriff
schützen zu können ; aber indess worden auch die Verhandlungen mit dem
König über die Bedingaiigen eines doch noch abzuschliessenden Bünd-
nisses eifrig fortgesetzt; und als nnn in der That im November 1655 Karl
Qnstav mit seiner siegreichen Armee die preassiscbe Greoie überschritt
und auf Königsberg marschirte, so zeigten die Hassnahmeo des Kurfürsten
eine so unsichere Haltnng in der Mitte zwischen dem Versuch kriegerischer
Abwehr nnd dem Wunsche politischer Vereinigung, dass das in weiten
Kreisen damals verbreitete Gerücht von einem schon längst gesicherten
Binverständniss der beiden Fürsten, welches nur durch einen Scheinkrieg
Docb verhüllt würde, um für den Brandenburger den Anschein dea Zwanges
IQ retten, in dem Gang der Ereignisse eine deutliche Bestätigung zu fin-
den achten ').
Trotzdem war dies nicht der wirkliche Sachverbalt, wie nach den vor*
hudenen Acten mit Sicherbett zu behaupten ist. Vielmehr scheinen die-
jenigen nicht ganz im unrecht zn sein, welche in dem Gang der branden-
*) Vgl. Pierre dea Noyers Lettres pag. 81. Rndawski, bist. Polen.
fg. 219.
Aj.oo»^Ic
324 ''' ^"^ Df^i^iBcbe Krieg bis lam Vertrag von Eöuigsberg.
bargiscbeo PoliUk während der letzten Wochen ror dem Eönigsbergcr
Vertrag einen Mangel an fester Führung, ein ansicberes Schwanken zwischen
entgegengesetzten Entschlüssen wafarnehraea zu können meiutea'). Man
wird an der Hand der weiterbin veröffentlichten Acten in der Lage seiar
die verscbiedenen Möglichkeiten der Beurteilung gegen einander abzu-
wägen.
Jedeofalla ist nicht zn verkennen, dass durch die überraschend
schnellen and vollständigen Siege Karl GnBtav's in der ersten Phase
seines polniscben Krieges Tür den Earrürsten die Basis gleichberechtigter
Geltung, auf die er sich in Anfang zn stellen gesucht hatte, in merklicher
Weise verschoben war. Nach dem jähen Zusammensturz des polnischen
Reichs (dessen schnelle Wiedererbebung zunächst nicht vorauszasehen war)
hatte die freie Buiidesgenossenschafr- Brandenburgs, obwol immerhia er-
wünscht, doch für Kart Gustav einen erheblich geringeren Wertb erhal-
ten; im Nothfall glaubte er sie erzwingen zu können. Und indem nnn der
Kurtürst, gestützt auf eine nicht nnbeträcbtiiche Heeresmacht, einerseits
seine Selbständigkeit zn behaupten versuchte, anderseits sich aber doch
Buch nicht zn dem Wagniss eutscbliessen konnte, ganz ohne hilfreiche
Bundesgenossen es anf die Entscheidang der Waffen ankommen zn lassen,
die er daher aar zögernd uud zurückhaltend führen liess, und indem end-
lich doch auch Karl Gustav es vortheilbafter hielt, den Kurfürsten zum
Freund als zum besiegten Gegner zu haben: so ergab sich aus dem Zn-
sammenwirken aller dieser Umstände (zn denen vielleicht anch noch die
Mitwirknng mannichfacher persönlicher Verhältnisse und Interessen sich ge-
sellte) die eigentfaümlich unklare Situation, aus welcher dann der Königs-
berger Vertrag hervorging. Es ergab sich daraus auch, dass dieser Ver-
trag eben nur für den Augenblick der Ausweg ans einer schwierig com-
plicirten Lage war, mit geringer Aussicht anf dauernde Geltnng; bei der
leisesten Wendung der Geschicke zu Ungunsten der schwedischen Sache
mnsste sehr bald der Moment eintreten, wo der Kurfürst sich an denselben
nicht mehr biuden wollte und Karl Gustav ihn dabei nicht mehr fest-
halten konnte.
Von den Actenstücken , welche znr Erläuterung der brandenbnr-
giscben Politik in dieser ersten Phase des nordischen Krieges in dem
nachfolgenden Abschnitt mitgetheilt werden, siud, neben dem Berliner ge-
heimen Staatsarehiv als Hauptquelle, eine nicht nnbeträcbtiiche Zahl
dem fürstlich Waldeek'scben Archiv zu Arolsen entnommen, dem wir
schon für den vorigen Band viele wichtige Beiträge zu verdanken hatten,
und welches für die Zeit bis in deu Herbst 1657 sehr wertbvolle Mate-
rialien über den politischen und militärischen Verlanf der nordischen Krisis
enthält.
Eine Kategorie von Actenstücken haben wir geglaubt hier ans-
■) Vgl. des Noyers p 47. Kaochbar. Leben und Thaten des Fürsten
Georg Friedrich voc Waldecb p. I03ff., nnd die am Schlnss dieses Abschnittes
folgenden Anfzeicbaangen von Watdeck.
^aovGoOt^lc
EiDleitang. 325
BchlieüscD zu sollen, die näniHch, welclie die „DefensionEverliandluiigeii''
d«s Kurfürsten mit deu Ständen des Herzogthums Preust'en betreffen.
Begreiriicher Weise berühreo Bich dieEelben auf's oächste mit dem Ver-
lauf der allgemeioen Angelegenheiten dieser Zeit; indcüs scbieu es doch
angemessener, i^ie dem Theile dieser Publikation rorzubebiilten, welcher die
Bttndit-cbeii Veihaudlungea im Herzogtbum Preiissen im Zusammenhang
behandeln wird ').
') Aach für diese Partien eotbält daa Archir zu Arolseo wichtiges Material,
to Dameollich eine Beihe intereasaater CorresponilenzeD Waldeck'a aus der
Zell «einer Sendung nach Preueseo gemeiueam mit Ho verbeck im April 1650;
anderes auch für die nächatfolgende Zeit
^aovGoOt^lc
II« Der nordische Krieg bis zum Vertrag
von Königsberg.
1. Berathungen und Vorbereitungen.
1654 Waldeck, Raiflons pourquoy S. A. E. se doit armer, et r^fu-
tation du contraire [o. D. — Eigenh. Ärols. Archiv) ').
(Moralische uod reichsracbtliclie Verpflichttiog aar Beschaffung von RüataageD.
Weilere Nützlichkeit deraelben. EiDweoduDgeD nad Widerlegnng dereelbeD.J
II est chreetien, qu'on se mette en estat de pouvoir proteger bcs
susjecte, et la conscienee y ohlige. II eat juste selon le monde, et
les conetitutioDs de l'Empire promettent, meemeB ordonnent, qu'un
cbacun s'asseure contre les malheurs apparaotB. La Bulle d'or
nomine les i^lecteurs des soustiens de ce grand bastiment, qui le sous-
tiendra priv^ de forces. L'.Union des ^lecteurs reut, qu'ils se main-
tiennent et secourent promptement Comment exeeuter cela, sans estre
armä? L'ordre de l'execution ordonne sus peioe de reparation du
dommage, de secourir, ä la requisition du gouverneur du Cercle, son
voisin sans delay. Quel moyen d'y satisfaire, sans avoir du monde
prest? Le mesme ordre commende de se tenir tousjours en eetat pour
se defendre soy mesme et se guarantir du mal. Quel efFet peut avoir
cette ordonnance, si Vordre pout cela n'est establi de bonne heure?
La guarantie du traittä de paix contient expräs, qu'on doit secourir
touB ceus, qui y ont part, et prononce la sentence du ban contre ceux,
') Dieses Stück beSadet sieb nodatirt io einem Foscikel des Archivs zn
Arolseo, welches Acten aas den Jahren 16M/55 enthält ; vermnthlich ist es bald
nach dem Vertrag von Stade (24. Nov. 1654. Urk. n. Actenst. VI. 625) ge-
achrieben; wir bringen es an dieser Stelle, obwol es auf die nordische Kriegs-
gefahr noch nicht specii^ll Bezug nimmt.
^aovGoOt^lc
BetitbnDgen und VorbereitnngeD. 327
qai y voudroient contrevenir; la resolution prise k la diäte de Ratis-
boDDe et conclusions de CercleB mesmes e'y confortnent. Enfin les
alliancea faitee depuis peu ne Bouffrent point de delay, si l'on [ne] veut
manquer de parole, tellement que l'honueur y est engag^.
L'utilit^ aussi e'y treuve, d'autant que S. A. E. peut asaeurer ees
eetats contre toute sorte d'invasioDS promptes et se mettre ä loisir ea
defense esgalle h force, qui la pourroit attaquer..
Un Estat de ^erre forma fait eviter le desordre, qu'un arme-
ment subit dans la neceseitä cause, oü les amis et ennemis rouinent
eo meeme temps le pais.
S. Alt. E. estant armä, l'envie paseera k ceux qui la considerent
comme un desjeunä. Les Roys et Republiquee, qui ont l'iaterest
eomman avee luy, rechereheront son allianee. Les Estats de l'Empire
bien intentionu^s auront reeours k lui.
n aura moyen de soulager ses suajects fidelles et de faire venir [?]
indirectement les meschants. — II previeodra par \k les souslerements,
qui par les practiques de ses eunemis pourroient estre causäs.
n ne sera plus obligä k dompter directement par armes l'inso-
lence de quelques humeurs brouillants.
Ce qui pourroit estre contraire h cette resolution:
1) L'ombrage, que les grands potentats en pourroient prendre.
II n'est pas ä considerer, puisque ne sommes pas seuls qui ar-
mons, et les traittäs publics et les eonstitutions de l'Empire le re-
qniörent
2) La panvret^ des susjects.
Laquelle sera bien plus grande, si les ennemis occupent le pais et
B'il faudroit armer dans le desordre et apris estre attaquä; enfin
l'ordre peut remedier k tout, si cette pauvretä n'estoit causäe d'ail- .
lenrs.
3) Les privilÄges des Estats.
L'ioterpretation en appartient au prince, qui n'est pas obligä de
hazarder son estat ä cause de privileges. Aussi u'ont ils point d'efTet
contre les eonstitutions de l'Empire et dans des occurences extra-
Qrdinaires.
4) Le danger, que les Estats prätendroient avoir toute la directiou.
On leur la peut laisser quant k la distributiou des quartters et
le payement; pour le reste il faiit qu'il demeure au prince, et
l'on ne raanque pas de remides, pour se mettre k courert de ce
costä l&.
^aovGoOt^lc
328 ^- ^^^ Dordiache Krieg bis taia Vating tod Königsberg.
5) Si les Eetate se roidissoient, on auroit la guerre.
Si cela arrivoit, il y faudroit apporter les remödes convenablee, et
pour cela ne laisser pas Taffaire.
6) Si l'on se vouloit asseurer des Estats, il faudroit autant de
gens de guerre pour retenir le pais en devoir, qiie pour se-
courir ses alliez. Pour exemple le Royaume de Naples pour-
roit estre allegu^.
A tous eeux, qui ne connoiesent pas le pais, eette difBcult^ est appa-
rante ; mais oü il a'y a pas ud fonds coosiderable dans lee mains des
estata, une milice establie, des places fories et une persoDne de teile
autorit^, qui les pulsse faire suivre ses sentimens, «es dangers 'ne
soDt ä considerer, quand on est en bonne posture; surtout \k oü ils
ne fönt de plaintes que contre les charges, abusant le peuple bous ce
pretexte si specieux ; mesme considerant les personnes, qui compoaent
les estats, il s'en trouvera gu6re, qui voudroient avec leur bien ha-
zarder leur personne, et s'opposer au Prince, quand il a des forces
considerables.
7) La consideration qu'on doit faire des Estats d'HoUande, qui en
pourroient prendre pretexte, pour incorporer les villes de
Wesel, Emmerich etc.
Considerant leur eslat present, il n'y a rien h craindre de ce costi
lä. Puis il n'y a point d'exemple, que les provinceB ayent tooIq
s'opposer k des arrests de l'Empire et y assister quelqu'un. La perte
de la Tille de Brenieu leur est Bi conaiderable, et la coaclusion de
l'Empire est pour la ville: encore n'y fönt y [d. h. ils] rien.
8) L'on voit, que l'Empeureur fomente presque l'obstinatioD des
Estats-, l'on doit donc apprehender, qu'il les assistera.
Les constitutioDS de TEmpire ne luy ostent tout pretexte de iustice,
et s'il se veut servir des forces, il ne manque point de preteste
contre nous.
9) L'Espagne et le Duc de Lorraine se pourroient ing^rer dan»
TafTaire.
Ceux-lÄ ne peuvent approcher le pais de S. A. E. avec des corps
considerables, sans passer, toucher ou donner de l'ombrage aui
autres estats, et out desia fait des demandes, tellement que tout
autre pretexte sera connu aux intereesös et voisins, et en sera fall
une cause commune.
10) Le Duc de Neuburg s'en pourroit prövaloir.
Les fondemeuts susdits Ten empecbent assez. Du plus le treitJ
BeratboDgeri und VorbereilnngeD. 329
proTisionel Tenant ä estre rompn , il court pIuB de risque, que
S. A. E.; car s'il a de l'aseistaace , Elle n'en manquera non plus.
11) Les Su^dois sous pretexte de leur pretensioD B'en pourroient
mesler. ,
Si l'Estat de lenrs affaires le pertnet, et s'ils ont des forcee et un
dessein forma, ila sont ä considerer-, mais comme saiiB cela Königs-
marck ') n'oseroit sans ordre B'embarquer dang une affaire de
teile nature, et cet ordre ne pouvant eetre obtenu eu si peu de .
temps, il semble estre plue raisonnable, qu'oii previenne par un ar-
mement dans la vraye saison les deaaeinH, qu'ila pourroient avoir
form^ et qu'ils pourroient encore former Biir la connaissance des pro-
cedures de l'Enipereur et de» Estals en meenie tempB. Puis il n'y a
paB ä croire, que, n'ayant pas encore la ville de Bremen en leur
pouvoir, ils voudroient entreprendre deux affaires d'aeaez grande
congequence ä la fois. Enfin si l'on apprebende quelque deBsein, il
K faut mettre en eBtat de leur resiBter, se pouvant servir de ce
pretexte de leur pretenBion, sans que S. A. E. face quelque choBe.
Waldeck, Gedanken wegen der Gefahr in Preussen. Dat.
27. Dec. 1654 (Eigenh. Arola. Arch.).
(DriDgeDde Gefahr für Freussen. Schleuoige Rüstung nöthigi Alliaacen und
Geld. Krieg oder Frieden. |
Be haodelt »ich um Moskowiter, Schweden nud Foleo; von den zwei 1655
ersten tet der Sieg der einen nie der anderen für Prengi-eti boihgefährlicb ; 6. Jan.
TOD den Polen ist allerdings kein Sieg zu befürihten, aber wol „dass,
wenn die Angst und Noth sie dringen soUtej sie ehe Sr. Gb. D. Lande als
ihre eigenen hin weggeben würden."
Die Sache ist oft erwogen worderf, Fillau anch Echon einmal verloren
gewesen — ^das sicherste meines Ermessens ist, man nehme die Gefahr
aaf das allerhöchste and bedenke die Remedia dagegen."
Deren seind nun meines Ermessena zweierlei: kräftiger Wider-
stand oder die GQte. An der Güte wird gezweifelt, so muss das
andere gewählt werden.
Darzu gehört VerfasBung und was dem anhängt, AUiancen und
Geld. Welches meines ErroeBsens das einige Mittel, weil keine Gltte
gehoffet wird und bekannt, dass Über dem Interesse grosse Herren
ffenig Liebe gegen einander bezeigen.
V Graf EöaigeDiarch, achwediicber Stattbalter im Uerzogtlinm Bremen.
330 "' ^^'' DOr^iBche Krieg bis inm Vertr^ tod ESoigaberg.
Wenn nun der Schweden Vornebmen auf Polen gerichtet, so ist
nicht zu zweifeln oder alles, was zu Facilttining desseo dieneam,
werden sie bei die Hand nehmen; worzu denn die Hafen, wie man
sagt, (denn ich des Landes njcht kündig) ihnen grossen Vortheil ecliaffen
können; und so ferne sie dieselbe hinweg hätten, würde der Rest
schwerlich bleiben.
Daher ist an eine YerfasBODg so schleunig als müglich sd denken nnd
es nicht aurzneichieben bis zur Anweseuheit des EurfiirBten iu Preussen.
Inzwischen gilt es, Gesandtschaften an den Moscowiter, den Herzog von
Curland zu schicken und besonders bei Polen und Schweden selbst sich znr
VermitteluDg zu erbieten „und zn verstehen geben, wer raisonnabele Conditio-
nen nicht eingeben wolle, gegen den wolle E. Ch. D. sein."
Desgleichen moss man überlegen, ob man mit den Generalstaaten,
Franzosen, Spanieru in Verbindung über die Sache treten soll.
Für Geld rnnsg aber hanptBächlicl) gesorget werden,
Ansserdem ist dafür zn sorgen, dass, wenn man die Hanptkraft nach
Prenssen wendet, doch auch die hiesigen Lande nicht ganz ausser Sicher-
heit gelassen werden.
Solches alles Torgenommen und e:Kequirt seiend, kann man doch
auch alle Mittel, so nur ersinnlich, anwenden, in Frieden zu bleiben;
denn ausser der höchsten Noth kein Krieg anzufangen, weil solcher
nicht allein gelährlich und selten einem grossen Herren Nutz daraus
entstehet, sondern ohne Moth auch Gott missfällig.
Waldeck an den Knrfllr8.ten. Dat Berlin 5 Febr. 1655.
(Ärols. Arch.)').
[Bitte um Unterauchang der Differenzen zwischen ihm und Schwerin.)
15. Febr. W. bittet den Kurfürsten, in ßciug aof das, was im geh. Rath zwi-
schen ihm und Schwerin vorgegangen, zwei Räthe mit der Untersnchnng
zu beauftragen, woraus denn hervorgehen werde „ob ich Ursarb gegeben,
dass man mir soll vorwerfen, ich wolle regieren und sei Ursach an E. Cb.
D. Stüats Verwirrnng". Der Kurfürst werde dann erfahren, „dass ich Ont
') Wir tbeilen die Dachrolgenden auf einen Streit zwischen Wal deck nnd
Schwerin bezüglichen Äctenstücke ans dem Archiv sn Aroleen hier mit, da
dieselben einen charakteristischen Beitrag zur KeuntDies des kurfürstlichen
Conseila in der Zeit der beginnenden nordischon Verwickelang tiefem; wahrschein-
lich bingeu die Gnanciellen Krürtorangen, van deaea der Streit ausging, auch schon
mit den Plüoeo militärischer und allgemeiner politischer Vorbereitung auf die
vorausgesehene Erisis zusammen.
A-nOO<^IC
Waldeck und Scbweria. 331
DDd Lebeo bei E. Cb. D. in Gefahr setze, da aodere, so vor wenig Zeit
nicfat so viel gehabt, dass eiu bliad Pferd über ihr Gut atraachelo köDDcn,
jetzt ansehaüche Güter kaaren, hobero Stand annehmen, ja so absolat noch
ihren Willen haben wollen, dass viele es beklagen."
[Waldeck] Susject de la dispute de Mona, le Baron de Saeriu
avee moy. (o. D. Arole. Ärch.).
Ha souslenue est, qu'on doibt eßtretenir honorablement les mini-
Mres de dehors, la reputation de S. AI. El. y eatant enguagöe et
Testat de ses affaires en quelque fsQon recoDou par Ih.
Mona, le Baron dit, que S. AI. El. peut bien estre Electeur et le
demeurer Bans tellee depances, lesquelles il ju^e la rouine de Boa
efltat.
Je die, qu'avec 20 escus par an l'on peut aller bien loing, et que
c'est peu pour le bien, qu'en tire S. AI. El.
Mona, le Baron veult, que l'utilit^ n'en soit ei grando que le
tordt, qu'une depance de 20000 escus fait ä Testat presant des
finances.
Je donbte du fondement de sa soustenue et mets pour rem^de
nn Boin plus grandt pour l'augmentation des revenues.
Laj aeseure, que le seul remäde est de retranscher les de-
pances, et sur tout les susdittes, voulant monstrer, qu'elles «nt est^
si excessives, que la disette d'argent en est caus^e, et que les reve-
nues ne peurent estre augment^es saus cela.
Mon opinjon est, que les depances inutilles doibvent estre retran-
chäes, mais le redräe des domaines point oubli^; et |je] plaints, qu'il
a paru si peu de soin k faire le premier et allegue pour exemple
50000 escus de guages et pansions au pays de Cleve qui estoit re-
duittes a 12000, et selon le dire de M. le Baron cela n'a pas est^
ciecutä, fait ainsi tort 114000 eecus en trois ans, et s'iLs ne sont pay^s,
S. AI. £1. les doibt aux aultres pais do mesme, et je me fais fort
de preuTer et monstrer, que les domaines peuvent estre augment^s et
redrefls^s et les depances necessaires et bonorables, avec ce qui est
requis pour le plaisir de S. AI. El., treuv6.
M. le Baron persiste k contredire, fonde tout le vedrös sus le
retranchement des depances, dit, que sans cela les domaines ne peu-
vent estre redress^es, et qu'il o'est pas cause, que la reduction n'a
A-nOO»^lc
332 W- J**"" oordiacbe Krieg bis zam Vertr&g von EöoigBberg:.
pas est6 esecutee, nie, qu'il soit poBsible qu'on puisse treuver ce que
je sougtieas et dit, qu'il 1e veult raonstrcr.
Je in'offre k vouloir monstrer ce qiie j'ay dit et regrette, qu'on
n'a pas observä l'oMre fait h Cleve, pour mieux^ pouvoir juger, qui est
cause, que bien des cboees n'ont est6 faittes, et s'il avoit CBtä observf,
que tout iroit mieus.
M. le Baron persiste k vouloir preuver rimpossibilit^, dit, que
je suis cause, qae l'ordre a est^ renversä en establissant Modb.
Wöes ') et asseurc, que l'ordre observ6 tout iroit plus mal.
Je le priois de specifier d'avantage, en quoy j'avois ronipu l'ordre,
et goustenois, que l'observation d'iceluy auroit donnd beaucoup de la-
miere de tamps en tamps h S. AI. El., et ei l'on avoit fait connoistre
k S. AI. El. I'utilitä, eile Vaaroit appreuvi^e, et si Tod avoit obserrä
mes admonitioDS, tout iroit mieux.
MouB. le Baron dit, que j'estois celuy, qui avoit contraria l'ordre
le Premier et que Tobservation auroit estä domagable, et si je s^a-
vois quelque cboBe de bon, queles benefices, que je possedois de
S. AI. EI., meritoit bien, que je le dis.
Je respondis, que mon Berment et mes benefices m'avoit port^ ä
l'advertir souyant, mais qu'il I'avoit negligä et avec cela n'avois je
os£ m'introduire dans une aifaire, dont seien son dire S. AI. EI. oe
vouloit pas que j'eusse copnoissence et dont personne ne st^voit rien
que luy.
II respondit, que je debvois monstrer ce que j'avois dit, qu'il
estoit serviteur de S, AI. El., et que toutte ma visöe ne tandoit
qu'ä vouloir toiit gouverner; que je disois, que luy seul leB affaires
des financcB estoit eounues, n'estoit que pour luy donner le tordt
de tout qu'i! avoit fidellement servy.
Je remonstroia k S. AI. El., que sa visöe ne tandoit qu'ä mc
porter k quitter cette court, que Jamals j'avois fait paroistre une in-
tantion si mal foud^e que de vouloir gouverner absolument; si le re-
spect de S, AI. EI. ne m'empescboit, et que je n'apprebandois de dire
quelque chose, qui put cUoe<iuer S. AI. El.,' que je pourrois avoir pluB
de maticre touschant son dire que luy, mais que je me contantois de
') ». Weeze, ein guldtisclier Edelmonn, der, wie ea scheint, aut W»l-
dock's VetanlaaBUDg eioa aDseliuliclie Übnrge am Hofe erhalten hatte; er bt'
geguet weilerhiD ata Oberstallmeister der KnrrürHtiD, EammeTberr ood Haapt-
iDBDD der kutfüratlichen Leibgardai vgl. Urk. u. ActeDst. II. 280. Im AroU*
zu ÄrolaeD befindet aicb eine Privatcorreapondenz zwischen ihm and Waldeck
auB der Zeit nach dea letzteren Bucktritt au9 branduaburgiachea Dianateo, wontt
eich ergibt, dass «r Waldeck persönlich nahe stand.
Wfttdeck DDd Schwerin. 3311
dire, que si pas un du conseil 8(ait qnelque chosc contre ma conduitte
et iprocede, que je l'advertis, ei luy reste une goutte de sang qui Boit
fidelle ä S. AI. El., qa'il le disc, priant S. AI. El. d'ordonner quelques
uns qui eBcourtent M. le Baron, qu'^il preuve, que je suis cause du des-
ordre, que je veux gouverner tont et que je suis pas soignenx ä
moDstrer ma reconnoisBence pour le bien que j'ai re^u de S. AI. £1.;
qn'il paroiBtra, que j'ay eu pour but la conservatioo et l'aggrandiBse-
ment de la reputation de S. AI. El-, la justice et le redrös de son
estat, et afin que l'on voye, que je n'ay eu autre but; Tayant fiwt voir
i S. AI. EI., je m'offre de vouloir quitter le Service, afio que teil
pretexte ne reste k M. le Barou, voyant bien, qu'il ne peut reposer
tant que je suis icy.
Waldeek an Schwerin. Dat. Colin a. Sp. 7. Febr. 1655.
(Arols. Arch.).
(Porderl ibo aur, eine CommigsiOD des Geh. ßalhea über den Streit zwischen
beiden entBcheiilen ed Inaaen.]
Monsieur. La veritä et la raison reniportent enßn; vous con-11 . F«br. -
fessez, qu'il est veritable, qu'il y a du desordre dans les finauces;
vouz alleguez dea raisons, pourquoy je dois moustrer des rem^des,
et je vois, coniine il seroit dangereux, si je tardois plus longtemps ä
me decbarger d'une Obligation, que l'instruction de Cleve m'impose').
II paratt aussi, qu'il peut venir une heure (coutre rostre senti-
ment, lorsque je todb le dis, il y a quclque temps), qu'on demande
raison du pass^, comme il ni'arrive par vostre industrie; et quoyque
declarez ne trouver rien k redire k mes actions que l'intercession pour
Hess, de Weeze et de Primerose') (ce que mesme nie sert de fon-
■) ü. h. die dat Clere 4. Dec. 1651 erlaBBeoe nene Ingtrnction für die Ge-
BChirtaordonDg deB Geheimen Ralbea; vgl. CoBmar n. Klaproth p. 200 ff.
') Ueber die Persönlicbiieit dieses Primerose, der hiernach gleichfalli
(«ie Weei«) in den von Waldeck protegirLen und in VerbiQiluDg mit dem Hof
gebrachten Mäonern gehörte, ist sonst nichts weiter bekannt. Vermalhlich eio
englischer Flüchtling, aoa politischen oder anderen Motiven; ob und wie er mit
der bekannten eoglisohen literarischen Familie des Namens Ensamnenhängt,' ist
nicht ersichtlich. Von Seitan des Knrriirsten war ihm eine PenBiOD bewilligt
worden, zunächst ohne amtliche Verpflichtnngen. Einige weitere Notisen über
ihn finden sich im Archiv in Arolsen in einem Briefe, den er im Febr. 1655 von
Colberg aus an Waldeck richtet; sie erscheinen elgenthümlich genng, nm hier
beilänSg mitgetbeilt in werden. Er schreibt nn Waldeck: Schwerin habe
ihm kürzl'ch dnrch Herrn v. Puttkammer sagen lassen, der Knrfnrst wünsche,
dasB er nach Berlin komme, nnd zwar einerseits weil (wie er im Wortlant an-
tührt): „l'Bleclenr vent, qae vons fenilletiez nn peu dans la bibijolheqoe poor
Aj.oo»^Ic
334 I^- ^^^ Dordiacho Krieg bis zdtd Vartrag von KÖDigeberg.
dement, pour m'exempter de confusion) : si ne puJB je me Batisfaire
du repos de nion äme, tnnt que je Tois les affaires de mon maitre en
desordre et ce bon prinee point eeclaircy des discours assez chatoniU
des raisoD qa'il tods dira" und ferner: „le petit pHoce commeDcera ä parier peu
i peu; on vent, qu'il preoDS Aia sa jenneBae l'babitnde de la langne fraufoiae,
en qaoy voaa pourrez aBsiater." — Vorerat proteatirt P. dagegen, dass maa eq
glauben scbeine „que je auia quelqae grand Doctanr" — er bsbe in früher Ju-
gend ein wenig Latein gelernt „et eoBaite eu quelqne teiotnre de la pbfloaophia
Bcolaatiqne" — aber davon seien nnr noch Trümmer übrig; oar bin and her ohne
AaawabI habe er seitdem noch ein Buch gelesen; nu er wlBae, das verdanke er
„i la vae et ouye des choses du monde et ä nies reflexiona"; er habe seitdem
einen so grossen Bbss gegen Bücher (besonders „de la crasse BColastique")
„qu'il n'y a ficlion poetiqne, qai la past snrGaament descrire"; sein Vater habe
ihm ancb in seinem Testament seinen Unwillen darüber spüren laasen. Den an-
deren Vorschlag nimmt er mit Empfindlichkeit anr; vor etwa 36 Jahren hätte er
Bich wol dazu eignen mögen; aber er sei crataunt, dass man ihm jetzt so etwas
ZQmuthe; er Bollle dann wol ancb den jungen Prinzen TranzäsiBch lesen and
schreiben lehren? „lellement que tant de temps et d'argent despense ponr roe
rendre capable de servir des princes en choses solides abontiroit ä b^gayer avcc
un enfant, qai ne parle pas, et ä faire cnsuite les susditB fonctiona, qui ne s'eier-
Cent ordiuairement qoe par des pereonnes de la plua basse esloCfe". Er aieht
diese Zumntbungen als eine Intrigne aeiner Feinde bei Schwerin an. Er habe
die Sache bisher ganz mit Stillschweigen übergangen, aas guten Gründen: „le
Premier a eat£ l'esperance, qae la proposition d'an traite avec l'Angleterre
devant infaiiliblement r^nsair par l'agreation de S. A. El. et ne doulalit nulle-
ment d'eatre empto;^ pour cet effect, comme me flattant d'eatre ponr ceste no-
gociatioD antant ronmi ponr le moins de ce qui estoit requis qu'antre qai fast
i la coar (en balanqant ane cbose avec l'antre, seit dit par parantbese), cela fast,
dis-je, cause, qne, ponr ne rompre te col il mon dessein, je ne m'ingera; ä de-
mander aacune Charge, outre qne par l'eBperance de cet emplo; je me propoaaj
de ponvoir honorablement revoir les tant desir^es natione d'en bas et rendre en
teile occaston a Hess, an Service plus important, qne moy on antre partiealier
ofGcier ne ponrroit pent-eatre faire en tonte sa vie." Aasserdem habe ihn von
Bewerbung nm ein Amt abgebalten „la conaideration de ma ü^b noire melan-
colie, dont le snjet est si terrible et de laqnulle j'esperoia qoe Dieu me gu^ri-
roit, en me faisant changer d'air et d'objecta". Er bittet wiederbolt> bei etwaigen
Verhandinngen mit England ihn zn verwenden; kürzlich habe er Waldeok eine
Schrift nberschickt, worin die Wichtigkeit einer aolchen Anknüpfong dargelegt
wurde. Einige Monate später wendet sich Primerose von neuem au Wat-
deck (dat Coiberg 6/15.Jn]i 1656) nnd erbietet sieb überhaupt Eor Verwendnng
in diplomatiscben Sendangen jeder Art Es scheint nicht, dass man Ton dem
Anerbieten Gebranch gemacht hat; doch bleibt Waldeck noch eine Zeit lang
mit ihm in brieflicher Verbindung. Gegen Ende 1655 tancbt er einmal in Wieo
auf; als G. v. Bonin als Gesandter dorthin kam (s. w. n.), traf er dort anch
Primerose, der sieh an ihn wandte, mit der Bitte, ihm beim Kurfürsten die
ErlanbnisB auszuwirken, seine Pension anch ansaerhalb der kurfürstlichen Land«
Tersehren EU dürfen; übrigens sei er auch erbstig, „jeden untändlichen Dienst"
aozunehmen. — Weiterbin ist er ans io den Aotan nicht mehr begegnet.
„A^iOOt^lC
Waldeck and Sobwerin. Primerose. 335
lesi poar an si greand seigneur, doDt le doute ne lui eat pas eeule-
ment faecbeux, mais aussy dangereux et ä moy fort pr^judieiable,
Cest pourquoi je voua viens renouveller la memoire, que veuillez
presser uiie assembl^ de quelques uns du Conseil ou de tout le corpa,
ob paissiez produire lea d^aordrcB, que j'ay causez, et que je puiase
fwre voir, que je n'ay autre passion daus cette affaire, que celle que
maTcz enseignä avaot hier.
Schwerin an Waldeck. Dat CöUn a. Sp. 8. Febr. 1655.
(Arols. Ärch.J.
|IbI Mit der ünterauchoDg einverBtaadeD. Weese und Primeroae. Entgegnang
■nr Wftldeck's Vorwürfe in Bezug nnf die YRrbessernDg des FinanzweaeDS ]
MoBBieur. Je connois I'advantage, que la veritö et la raison ont 18. Febr,
(Jana la vie humaiue, et ayant jusquea iey gouvemö la mienne aelon
cea deux maximes, je suis d'accord, que ce qui s'est passä demiäre-
ment soit examinä rigoureuBcment par l'une et l'autre. Ausai c'ont est^
Celles, qui m'ont obligä d'ouvrir la bouche dans une affaire, oü il y
alloit du bien du aervice de S. A. E. et oä Von taache d'augmenter
de fraia ordinaires, ce qui tout seul me pourroit absoudre de l'accu-
nation, que V. E. m'intenta au mesme temps, du dcsordre au meanage
et de l'obBtacle que je mettois k aon redressement.
De ne rien repartir daus une teile occaaioD, c'eust eatä un con-
tretenpB, qui m'auroit sana doute ehargä de beaucoup de soupijon de
la veritä, et il me fut ais£ de m'en exempter, puisque je n'avois qu'ä
rappeller la memoire du paasä, pour monstrer, que je ne m'estois pas
d^parti le Premier de l'ordonnanee faicte k Clere, et que je n'eatois
pas coupable de son renversemeDt, ny que V. E. n'a jamais estä mes-
conteote de moy d'avoir caus^ des depeuses, mais bien au eontraire
de n'avoir pas Toulu consentir pour en ffure.
Pour justifier ceste veritä, je me suia content^ d'alleguer l'exemple
de Mr. Weea, et V. E. s'est hast6 d'adjouster celuy de Mr. Prime-
roae. Si de cela il vous peut estre demeur^ quelque doute, il ne
tiendra paa & moy, que rona n'en soyez cselairci devant Messieurs du
Conseil, et j'aurois deaja faict moy mesme cette propoaition, si le bon-
beur . . . ne nous avoit commandä pluatoat tout autre oecupation.
Ausai m'importe-il d'entendre, eomment il me peut eatre imput^
avec raison, que j'empeacbe le redresBemeot du mesnage de S. A. £1.,
que je renrerse et hais les bonoes ordonnances, que je o'ay paa defer6
aax bonnes admonitiona, que V. £. m'avoit faict de tempa en tempa
Aj.oo»^Ic
336 ^'- ^^"^ Dordiacbe Krieg bis zum Vertrag von KönigaberK.
8ur ee Bubject etc., qui en vöriti sont de choseB, qui ne doirent pas
laiHBer aucua scrupule dans l'esprit de S. A. £1. et dont la
moindre meriteroit tVestre extreme tuen t ressenti et rigoureueement
cbaati^ d'Elle, niais desquelles je me trouve absoiia par ma conecience.
Waldeck an Scliwerin. Dat. Colin a. Sp. 9. Febr. 1655.
(Arola. Arch.).
[Porf^eBetzte Reibereieo.)
Ifi. Ft-br. Messieurs du Conseil, en nous escoutant, eQaarout, ä qui de nous
deux attribuer le plus les belles niasimca, qui fout l'ouverture de nos
lettres. J'estime la reputation de mon maistre, son bien et son es-
pargne, son advantage. Ma condition ne souffre poiut, que je serre
d'accusateur , et r^asBumaot le suject du diseours passä et d§ ma
soustenue, la justice de vogtre reparüe paroietra avee la raison, pour-
qufly ne me rcspoudez point tur tout le contenu de ma lettre. Mais
en attendant j'attends un peu d'c8claircisBement de ce que roulez dire,
qu'ftvcz voulu eviter le soub<^n de la veritä, nn'importa'nt, de B^avoir
rcsplication d'un terme qui semble chatouilleus. Je suis bien aixe,
que Q'avez autre fonderaent que celui de Mr. Weeze, qui vous serve
de sujet de vostre chaleur, qui est tres foible et encore moins fondö
Ique?] tout le reste que pourriez alleguer contre moy.
Si i'ay peu dire pour le pass^, que j'estois eatisfait de voua
quant ä mon particulier, je s^^uray, si je le puis faire k l'advenir et
apprcDdray ayec joye, quelle est la reserve, que tous faites dans
vostre lettre.
Einige weitere Hriere zeigeii, dftBs der ßeh. Rath sieb dta ZerwürfDiKbes
aonnbrn. Soiunitz nod Uoverbeck wurden delegirt zar Verbandlaag
awiBchen den beiileo Gegnern. — Die Sache epielt bis in den April 1655;
das Resnltat erkennt man nicht; doch fand offenbar eine änsBerliihe Ver-
söhn nng Statt.
Protokoll des geh. Ratlis. Dat CöUn a. Sp. 24 Febr. 1655').
ü. Man. S. Cb. D. verlesen ein ächreibeu, worin notificirot wird, wobiu Schwe-
dens Intent').
Quaeritur, wie sich S. Ch. D. verhalten solle.
') Von dergleichen Protokollen des geheimen Rathes sind ans dieser Zeit
DOr einzelne zerstreute Glälier erbalten; die meisten iuhalllich sehr uobedeatend;
die Prolokolle worden schlecht und anrcgclraäesig geführt.
*) Vermathlich eine von Dobrcsenski ans Stockholm eingetroffene De-
pesche; vgl. Ort. u, Actenat. VI. 069.
A-iOO<^IC
Berat ha II gen und Vorbereituitgen. 337
Graf TOM Waldeck: Kaieer'e Sobii, Herzog zu Neuburg, Sieben-
bürgen Düd S. Cb. D. Beind bei Polen in Vorscblag.
Polen suchen dem Churr. iu FreuGscn Eintrag za tban. Halt, wano
es wegen des Eides gcF^rhehen könne, es mit Schweden zn halten. Interim
Polen zn urgiren, was sie thun wollen. Mit Schweden zu tractiren.
Herr «on Putlitz.
Herr von Knesebeek hält, dass S. Cb. D. sich in Verfassung zu
stellen, den Polen keine HüKo zu leisten, als so weit die Pacta verbinden.
iDlerim mit Scbweden zu tractiren, sich aber nicht zu rerliefen, sondern mit
der Lande Sicherung.
Herr lloverbeck. Churr. kann üirb uff eigene Macht nicht verlassen.
Nichts zu thun, so ni<?bt vcrantwortlicb. Der Eid kömmt in Consideration.
Die Gerechtigkeit der Sachen werde bei Polen sein. Des Chnrf. Interesse
kSone sich ehe mit Polen vergleitbeo als mit Schweden. Polen kann die
SeehaTea nicht nehmen, kann keinen Krieg ohne Consens wider den Churf.
anfangen. Schwedens Macht ist verdächtig; wollen Meister in der Ostsee
werden; dazu müssen sie die Hafen haben ....
Herr Somnitz siebet gleicbergestalt nicht, dass S. Ch. D. noch zur
Zeit sich resolviren können, welche Partei zu nehmen, sondern Tractaten
Eo eontinuiren. Uff einer Seite ist der Eid. Anders Theils der Zustand
\a Polen; ob zwar grosse Macht, nehmen das Ibiige nicht in Acht, sehen
Dff ihre Libertät. Bei Schweden seiud auch Consi de ratio nes, dass man ihnen
nicht helfen könne. Besser also, dass es in vorigen terminis bleibe ....
TJfT Mittel zn gedenken, wie Geld und Volk an die Iland zu schaffen.
Cborfürst: künftigen Monti^ soll man hieven hauptsächlich trncti-
ren. Mit Schweden ist hart zu tractircu. Polen ist noch besser. Wie es
dahin könnte gerichtet werden, dass conaensn Polen, jedoch absque pacto,
der Churf. etliche Ort occnpirte.
Der KnrfUrst an Blnmenthal und Canstein. Dat. Colin a. Sp.
26. Febr. 1655.
(Coneept mit Correcturen von Waldeck)').
[Gefahr für Prensson; Verwicke langen zwischen Russland, Polen, Schweden;
evcDt. Ansprach des Kaisers. Beschlossener Harsch nach Prensson. Auffor-
derang Geld und Trappen aufzubnugen Vierzehn Fr^punkle. Qrösste Qeheim-
haltung.}
Wir haben Euch als Unseni geh. Käthen in sonderbarem Vcr-H. Mär
trauen und dass es in höchster Veracbniegenheit gehalten werde, hier-
durch in Gnaden zu TCrnehmen geben wollen, dass Wir bei der etar-
■) Joachim Friedrich von Blnmenthal, Statthalter des Fürsteathnnis
n*lberatadt. Bahao von Canaiein, Amtskammerpräsident nnd der Halber
■tadter Begternng attachirt. Ein gleicblantendes Schreiben anch an Graf
Wittgenstein, Statlballer des Pürstenlbams Minden.
Itmut. >, Goch. d. Or. Kurninieu. Vll. 22
A-nOO»^lc
338 ^^- '''"' nördliche Krieg bis tarn Vertrag von EÖDigsbei^.
ken Armatur, so hin und wieder auf des Reichs Boden und an Un- *
serer Laode Grenzen vorgehet, sonderlich aber der grossen Macht des
Moscowiters, der Überaus starken KriegsrOstung im Königreich Schwe-
den und dann der schlechten Anstalt, so dagegen im Künigreicli Polen
und Yomeiindicli im preussischen Antheil bis in Gegenwart gemachet
wird, Ims nicht in geringer Gefahr befloden, zumal die Victorie des
Moscowiters nicht weniger Unseren als des Königreichs Polen Ver-
lust nach sich ftihret und der Krone Schweden das bisliero gehabte
Glück den Appetit und Verlangen nach Unsern preussischen Se^
hafen, welchen sie nicht wenig bezeugen, wie Wir von Unserm Rathe
Dobrczenski berichtet werden, je mehr und mehr erwecket, die Kroa
Polen aucli, wie gleichergeslaU rorgegeben wird, den Frieden mit
Schweden zu erhalten, demselben Unsere Seehafen hiowegzugeben ge-
meinet sein soll, in Hoffnung einer grossen Victorien gegen die Mob-
cowiter in BUndniss mit ihnen, den Schweden, zu treten und hernach
wol alles hin wegzunehmen sich geltlsteu lassen niUchte.
Hierüber ist Uns auch vorkommen, ob sollten die Polen den Kai-
ser zu Hilfe zu rufen geroeint sein, welches denn nicht weniger Ge-
fahr, der PrfitcDsion halber, welche sowol das Beich, als das Haus
Oesterreich auf Unsere preussische Lande vorgeben, nach sich ziehen
mochte.
In Erwfigung nun dessen allen befinden Wir hßchstnöthig, allen
möglichen Anstalt zu machen und Uns in solche Bereitschaft zu stellen,
dadurch Wir Uns solcher grossen vor Augen stehenden Gefahr, wo
nicht gänzlich, doch in etwas zu entachfltten ; haben auch 'zu dem
Ende einige von Unsern Oberrathen aus Preussen anhero zu Uns er-
fordert gehabt und mit denselben berathschlaget, wie in möglichster
Eile eine nöthige und nachdrückliche Verfassung solcher Gefahr ent-
gegenzustellen.
Nachdem Wir aber befinden, dass Unsere Stände des Ortes zum
weitläufigen Landtage incliniren, auch genügsame Nachrieht vorhan-
den, dass daselbsten einige Leute sein, die es zu hindern suchen, und
dann an Besclileunigung dieses Werkes und Gewinnung der Zeit, wie
einem jeden, der bei Kriegen herkommen, bekannt, sehr viel, ja all«
gelegen sein will: als haben Wir Uns entschlossen . . . etliche tau-
send Mann in Preussen zu fuhren und mit denselben die vornehmsten
Pässe, dadurch Wir Gefahr zu vermuthen, zu besetzen, damit selbigem
Land nicht einem jeden ofTen stehe.
Ob nun wol Wir bis zu 4000 zu Fusse, ohne Enthißssung Unserer
Garnisonen, inner vier Wochen Zeit zur Hand haben küni
,\jOO'
BeratLnngen und Vorbereitungen. 339
ZU 600 Pferden zu gelangen verlioffen, so ist (l(»eli dasselbe gegen
eioer solchen Macht, 8o voratehet, viel zu wenig. Deiowegen Wir
Euch denn hiermit gnfid. coniinittiren wollen, nicht allein Vorschläge
zu thuD, wie des Ortes in Unserm FUrstenthum Halberetadt 1000 zu
FusK und noch einige Heiter sonder Beschwer der Unterthanen bei-
zuschaffen, so zu erwähntem Zwecke inner der nächsten sechs Wochen
bereit »ein mögen, und daneben ein gut Stück Geld in Eile aufzu-
bringen; sondern auch Uns Eure unterth. getreue und pfliehtmässige
Gedanken Qber nachstehende Puncte unverlängert zu eröffnen.
1) Ob Ihr nicht nöthig und gut befindet, dase Wir Uns dergestalt
wie gedacht in Preussen verwahren?
2) Ob Wir Uns in Persou sobald hinein zu begeben?
3) Ob Wir Uns zwisclien Polen und Schweden zu interponiren
und durch solche Armatur den Succese kräftiger zu machen?
4) Ob Dicht Polen zu pressiren und zu weisen, wie sie den Ver-
lust Unserer Lande verhüten können? und sofeme solches erschiene,
ob ihre Partei zu nehmen, oder Schweden sonsten zu bewegen, dass
sie Unsere Lande ungeirret lassen?
5) Was fbr Conditiones auf solchen Fall zu machen ?
ß) Wie Wir, ohne Uns mit einer Partei zu engagiren, in Sicher-
heit bleiben können?
7) Wenn Polen und Schweden wider Uns einen Schlnss machten,
was alsdann zu thun?
8) Wann das Eünigrcich Polen sich thcilen wollte, und Uns ein
Theil sich ergeben, wie darbei sich zu verhalten?
9) Ob alleine Wir etwas vorzunehmen, oder mit Schweden des-
wegen etwas zu tractiren und mit ihnen zu theilen?
10) Wenn Polen und andere gegen der Schweden Dessein Uns
beistehen wollten, wie im Reiche Sicherheit zu finden, dass in denen
Landen, so Uns daselbslen zustehen, Wir nicht angegriffen werden?
11) Wie man es indessen in Reichsgeschäften anzustellen, damit
man nicht an beiden Orten in Unruhe stehe?
12) Wie es auch wegen der Wahl eines Römischen Königs zu
halten, wenn indessen etwas vorkommen sollte, und wie solches Werk
zn unterbauen?
13) Und dann sonderlich, weil man weiss, dass in Polen man
sehr nff des Kaisers Sohn bei Vacanz derselben Krön zielen
wird, ob es Unser Interesse zulassen möchte? Auch womit und wie
solches zu hindern?
22«
;dovGoOt^lc
340 "' ^^' DDrdiscIiD Krieg bis Eom Vertrsg von Königsberg.
14) Wie deme zu begegnen, dass der Herzog zu Neuburg der Un-
ruhe in Preussen sieb nicht bediene?
Und weil Gefalir beim Verzuge, werdet Ihr Uns aufs eiligst auf
die erate Fragen Eure gründliche unterthäuigste Gedanken Übersen-
den und auf die Übrigen mit dem ersten einkommen. Als auch, wie
obgedaclit, au der Secretesse dieses Werkes viel gelegen, werdet Ihr
Euch dieselbe äusserst lassen recommandiröt sein.
P. S. Damit von gegenwärtigen Sachen auch ins künftige nicht
etwas auskommen mßge, sondern alles in summo secreto verbleibe,
so ist Unser gnäd. Wille, daes Ihr dies Unser Schreiben bei Ueber-
schreibung Eurer Bedenken Uns zugleich zu selbst Händen wieder
mit Uberschicket, auch keine Abschrift davon an Euch behaltet.
Blumenthal und Cansteln an den Kurfürsten. Dat. Halber-
stadt 2. März 1655.
13 Mars Erste Antwort auf das beute eingegaogeue kurf. Schreiben — sie
billigen den Plan der RlJEtung und lassen sieb dano weitläufig darüber ans,
wie man in Halberstadt zn dem gelangen könne, was der Knrfurst fordert
— freilicb werde es sebr schwer fallen, das Gewünschte anfzubringen.
Reiterei nameDtlicb ist gar nicht zu BchafTcn. Eingehende Antwort anf die
vorgelegten Fragen wird vorbebalteo. Diese folgt dann in dem Scbreiben:
Dieselben an den KurfUrsten. Dat. Halberstadt 11. März 1655.
(Blumeuthal eigenh)
|Die Gefahr im Norden; der Earfürst miiBB selbst nach PreaeBen; grosse Trappen-
zahl nöthig. BedeobeD gegen eine TheiluDg PoIdds. Der Pfalcgraf tod Neu-
bnrg aogetäbriich. Die RaiBsrwahl.]
rz Aasführliche Erdrterongen über die Möglichkeiteo der nordiscben Ver-
wickeloDg. Will Schweden gegen die Moscowiter, gegen die Polen? Jeden-
falls ist die Gefahr für Preussen sehr gross. Sie rathen dem Knrf. sehr,
selbst nach Prenssen zu geben und die Angelegenheiten dort in die Hand
zn nebmen.
Mit der von dem Kurliirsten angegebenen Zahl aber ist nichls gethan
— es bedarf wenigstens 10,000 M. z. F., 3000 z. R. and 1000 Dragoner,
und das kostet, ohne die Werbegelder, mooaMich 80—90,000 Thir.
Ist es möglich, aicb zwischen Polen und Schweden zu interpooiren,
ao ist das besser, als selbst mit in den Krieg za gerathen.
Betreffend die 8. Frage, wegen einer etwaigen Auflösung des König-
reichs Polen, so sei der Kurfürst allerdings dem König von Polen mit
Bidespflicht verwandt — ^so lange nun die änssersten Kettnngsmittel von
allen Tbeilen nicht sein employiret worden und man noch nicht nnbeileu
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
Berathangen tind Vorbereit nogeo. 341
kaoD, dass der Verlust dieees Känigreicbs aus Verhängniss Oottee her-
komme: so lange müEsen trir auch fast aastefaeu, ob aaii solcher Resolation
einiger Saccese mit genUsem Paadament kana gehoffet und mit gnter Con-
scienz eolcbe Theilung könne angetiomineu werden." Weitere Brwägangea
über den Modus einer etwaigen Theilung; comtnunio muter risarnm. Was
durch Krieg gewonnen, wird auch nur dnrch Krieg vertheidigt; und nimmt
der Knrf. eine solche Acqnisition an, ,so werden B. Ch. D. bei dieser Re-
Bolotion auch eugieich sieb entschliessen and Teststellen (nÜEsen, entweder
gegen Schweden oder einen jegJiahen, der Jalousie über Ihre (JIrossheit
bitte, den Krieg, so lange Sie in dieser Welt leben blieben, zu coniiDuireu
oder alles gewonnene mit Schimpf wieder zu verlieren .... Dabero wir
denn vor itzo und so lange wir von obigem alleu keine mehrere particn-
laria wissen, nicht rathcn können, dass E. Ch. D. noch zni; Zeit sich mit
Schweden in dergleichen Theilung oder Vergleicbuog einzulassen btttten,
in Betrachtung dass doch die»<elbe nicht viel besser als die, so der Löwe
mit dem Fuchs anging, ablaufen würde."
In Bezug auf etwaige Besorgnisse vor dem Neubnrger während der
nordischen Verwickelung darf man sich beruhigen — er bat keine Solda-
ten, er hat nicht '/> von dem geiiorben, was man in Berlin gemeint hat,
and hat überdies Schwierigkeiten mit seinen Ständen; man batBlumenthal
iue Cöln geschrieben, alles was der Neuburger geworben, seien nicht
mehr als 200 Reiter und 300 M. z. F.
In Bezug auf die Kaiserwabi (N. 12) erklärt Blumeuthal, er wolle
eich damit nicht noch einmal die Finger verbrennen.
Das Gutachten von Wittgenstein, dat. Petershagen I5.|25. März •
1655, hält sieb ganz im Allgemeinen, indem er vor jeder lebhafteren nnd
Eelbständigen Action warnt.
Der KürfUrBt an die Geheimen Räthe. Dat. Ciillu a. Sp.
26. Febr. 1655').
lAoCTorderong zur Ueantwortung von 26 FragpunkteD.]
Seine Churf. Durclil. zu Brandenburg pp. unser gnädigster HerrS. Mar
begehren Aber folgende Puücte dero geheimbten Herren Käthe schrift-
liches Bedenken und solches in Löchster Verschwiegenheit zu hallen.
1) Weil der getroffene Stillstand zwischen Polen und Schweden
Bich allererst den 1. Juli des 1661. Jahres endiget, und auf Seiten
Polen kein Friedensbrucb zu vernehmen, vielmehr aber diese Krön
') Unter den zahlreicheo Abschriften, die von diesem Actenetücke vorbanden
■iod, trägt eine das obige Datum ad marg., die andern sind nndatirt. Demnach
■ären diese 26 Fragen an die geheimen Bäthe wol gleichzeilig gestellt mit den 14,
<iie nur an Blumenthal, Canatein und Wittgeastein gerichtet wurden;
d«B lelEtereo scheint dieses ausführlichere Sthrirtstück nicht zugegangen
M lein.
A-nOO»^lc
342 ^'' ^^^ Dordische Krieg biB lutn Verirag vod EöDJgeberg.
den ewigen Frieden, den pactis gemäss, urgiret, auch, da fiber Zuver-
sicht von derselben, dem Stilletand zuwider, etwas sollte gehandelt
. oder noch künftig gehandelt werden, in den pactis ein gewisser Mo-
dus vorgeschrieben, wie ohne Waffen aus der Sachen zu kommen:
ob dann zu praesumiren oder zu besorgen, dass die Krön Schweden
brechen möchte, und was vor Motivea und Rationen dieselbe darzue
zu bewegen oder davon abhalten könnten?
2) Es besaget der StillstandevA-gleich , dass Sr, Ch. D. Herrn
Vaters Ch. D. christscligen Angedenkens selbst Versicherung gethan,
dass solcher Stillstand gehalten werden, und aus den prenssiBchen
Porten den Schweden kein Schaden gescheheD sollte: ob dannenhero S.
Ch. D. nicht schuldig, es auch ihr Staat erfordere, dieser Versicherung
getreulich Dachzukomnien und durch alle Mittel und Wege allen Arg-
wohn und Muthmassen, das Widerspiel geschehen zu lassen, oder selbst
zu procuriren, zu verhüten, auch der itzigen Kön. Maj. in Schweden
solches alles, wann es nötig, zu erkennen zu geben?
3) Wann aber hiernächst verlauten und vor gewiss geglaubet
werden will, dass, ungeachtet die Bremische Unruhe gestitlet'), die
Krön Schweden dennoch in allen ihren Landen, auch ausserhalb ihrer
Landen, stark werben und viele Uegimenter zu Ross und Fubs
richten lasse; dann auch, weilen mehr als zu wahr, dass Ihre Maj.
in Polen einen mächtigen Feind, den Moscowiter, wider sich haben,
der albereit ziemlichen und grossen Progress gehabt und noch wei-
ters haben könnte, wogegen die Polnische Arm^e in nicfat geringer
Confusiou sich befinden und uneins sein sollte; auch vorgegeben wird,
welches man allerdings nicht glauben will, dass Ihre Maj. sich des
boni public! wenig annehmen und desswegen mit den Senatores und
Ständen fast zerfallen; wanuenhcro gefürchtet und besorget werde,
dass erwähnter dieser Feind immer weiter gehen und sich in kurzem
des gröBSten Theils Polen bemächtigen 'möchte; und dann, dass die
Krön Schweden bei solcher guten Occasion sieh, unter was Schein
es immer sein wollte, mit diesem Feind conjungiren und endlich den
König um Krön und Scepter, die Stände aber um ihre Freibeil
bringen könnten; dass also von verschiedenen Orten vor gewiss wolle
referiret werden, dass Ihre Maj. in Polen, nicht nur unter der Hand
durch Schreiben uml heimliche Botschaften, sondern auch endlich
durch Herzog Friedrichs zu Holstein F. D. dem Könige n
Schweden zu verstehen gegeben, wann derselbe den Moscowiter ns
') Vgl. Urk. u. Acteoat. VI. (Jäö.
DqitzedHyGoOt^lc
BerathnDgen und Torbereit ungeo. 343
dem Reiche bnDgen, die occupirte Oerter ihme hinwieder abnehmen
aad der Krön Polen restituiren wUrde, dass Sie alsdann nicht allein
anf das Königreich Schweden renunciren, sondern auch ganz Lielland
und das Dominium auf PreuBsen und Curland der Krön Schweden
cediren wollten. Zu geechweigen, dass von vielen Jahren iiero, wie
die Acta davon reden, am polnischen Hofe wider das Haus Bran-
denburg ganz gefährliche Consilia gcftllirct worden, die dahin gangen,
wie man dae Herzogthum Freussen von solchem Hause abreissen
möchte:
So wird zu deliberiren sein, 1) wie ä. Ch. D. es anzustellen,
duB Sie bald hinter den rechten Grund dessen alles, was von diesem
Pnnct erzählet worden, kommen möchten; und dann 2) was hierauss
Sr. Ch. D. vor Despect, Gefahr und würkliehen Sehaden entstehen
könnte?
4) Fosito DuD, es könnte aus der Schweden Armatur und ihren
Proceduren beigebracht oder bestendigs vermuthct werden, dass sie
bei solcher guten Occasion, die hemächst calva sein möchte, sub quo-
vig praetextu den Süllestand brechen oder doch aufs mindeste dem
Feinde Zuschub thun, oder auch auf mancherlei Weise ein Misstrauen
verursachen würden, als ob sie brechen, die preussische Hafen oeeu-
piren und den alten Weg gehen wollten ; es wäre auch der polnische
Znstand ao elend, dass König und Krön daraus sich nicht wickeln
könnten, sondern mtlssten ex duobus malis das minimum erwählen,
ond entweder den Kaiser, auch andere benachbarte Potentaten, wie-
wohl mit schlechtem Vortheil, zu Hillfe rufen, oder mit der Krön
Schweden gänzlichen Frieden treffen, erwähnte spöttüche Conditionen,
ibnen und Sr. Ch. D. zum grossen Despect und Schaden, einge-
ben und sich mit Ihr conjungiren : so ■ wäre zu ponderiren und
wohl zu überlegen, was S. Gti. D. bey diesem gefährlichen und zwei-
felhaften Zustande, auch ganzem Werke vor einen scopum zu ergrei-
fen und zu führen, darnach die Consilia zu richten und alle occa-
Btones zu attendiren und zu gebrauchen?
5) Als nehmlich, ob anfangs dies Sr. Ch. D. Zweck sein könnte,
dass Sie nur bei dero Fürstenthumbem , Landen und Leuten, derge-
stalt dass keine Hafen, Vestungen, Städte und Häuser von einiger
Partei occupiret, die fürstliche Intraden nicht geschmälert, noch gar
eingezogen, noch die Unterthanen in Contribution gesetzet, oder aber
das platte Land auch verbra.'nt oder geplündert würden, verbleiben,
und sich dabei defcndireu, niemandem aber assistiren oder Ursache
zur Offension geben wollten?
^aovGoOt^lc
344 ^^- ^^^ nordische Krieg bis cum Verlng von Königsberg.
6) Oder ob Sr. Ch. D. zu rathen, dass Sie, falls einige Occa-
BioD sich praesentiren thäte, oder auch wann dies nicbt wäre, Sie
selbBteo auf gute Oceaaion zu gedenken Ibro vornebmeu, sich der Pol-
nischen Beschwerden, genossener Lehnwahre , derer ComraisBionen,
Appellationen, Grenzstreitigkeiten, und was des Dinges mehr ist,
gänzlich zu entscblitt^n und davon zu entfreien; 2) oder, da solches
nicht zu erlangen, dass Sie votuui et sessioneni bei den Polnischen
Reichstagen, sonderlich bei einem Interregno, bekommen möchten, zu
dem Ende, dass derjenige, so das Königreich haben wollte, Ursache
hätte , auf S. Ch. D. zu sehen und derselben hinwiederum zu Ihren
Zweck zu verheffen sieh obligiren mtlsste. 3) Wie S. Ch, D. mit
Ihren Ständen in Freuseen in besserem Vernehmen und Vertrauen
sich zu setzen, und auf was Weise Sie freiere Hände zn be-
kommen.
7) Oder oh auch S. Ch. D. bei diesem Wesen den Zweck neh-
men wollten, wie Sie über dem, so erzählet worden, data occasione,
ein mchrers acquiriren und Ihre Lande erweitern möchten?
8) Gesetzt nun, dass dies Alles Sr. Cb. D. eigentlicher Zweck
sein sollte, so mtlsste wohl ponderiret und überleget werden,
wie S. Ch. D. dazu zu gelangen, worinnen am ersten zu vigiliren,
und was zu Anfangs vorzunehmen, was Sr. Ch. D. zuträglich, und
was höchstschädlich und verhinderlich sein könnte? Item, auf
was Weise S. Ch. D. bei einer und andern Parthey sieb zn
verwahren, damit von den beiden letzten scopis nichts gemerket
würde?
9) Und zwar, ob nicbt von der Defensions- Verfassung, sonderlicb
in Preussen, der Anfang zu machen?
1. wie dieselbe beschaffen sein mfisse?
2. wie solche aufs schleunigste einzurichten?
3. wie es mit den Oberräthen, Hauptleuten und Ständen aniu-
atellen, dass sie bald und willig zu contribuiren?
4. wie ohne grosse Beschwer der armen Unterthanen solche Ver-
fassung zu continuiren?
5. Ob nicht nöiig, dass S. Ch. D. von hier aus jemand in
Preussen voran sendeten, der bei den Oberräthen öfters
Instanz thätc und sowohl dieselbe, als auch die Uauptleute
und andere Stände und wohlaffeetionirtc zu Sr. Ch. D. lo-
tention mit allen dienlichen rationibus und demonstralioniboR
praeparirte auf eine andere Occasion, deren S. Ch. D.
sich zu bedienen; item auf Vortbeil und Verhindemiss gt-
A-nOO»^IC
Berathan^eD und VorbereiluDgen. 345
naue Acht hätte, S. Ch. D. davon von Posten zu Posten
avisirte, damit dieselbe ferner die Nothdurft beföi'dern
könnten?
6. Ob es nicht ratheam, weil die Herren Oberräthe »olches
selbst etliche Mal geratben und inständigst unterthänigst
darum gebeten, dase ü. Ch. D. selbst in Preuseen giengen?
7. Was dero. hohe Praesenz daselbsten nutzen und operlren,
8. Ihre Absentia aber verabBäumeti und verhindern könne?
9. Ob S. Ch. D. mit einem geringen Coniitat, oder mit einigen
Völckern dahin zu gehen?
10) Ehirch welchen Weg am sichersten durchzukommen?
11) Wann die VHlckcr zu unterhalten den Preussen zu schwer
Mcn wollte, auf was Weise S. Ch. D. den Polnischen Anlheil zu
Holfe nehmen könnten, und was fllr Mittel daraus zu ziehen? Ob auf
Generalmittel zu gedenken, oder auf ein freiwillig Subsidiuni auf et-
liche Monat oder Jahre?
12) Weil auf Legationen und Schickungen, auch sonstcn, ziem-
liche GeldpOBten gehen werden, woher dieselbe zu nehmen?
13) Wie es füglich anzugreifen, dass alle Sr. Ch, D. Lande
also mögen vereiniget werden, damit auf allen Nothfall den be-
drSngien die anderen einniüthiglich assistircn thäten?
14) Wann die Krön Schweden durch Sr, Ch. D. Lande, sonder-
lich durch Pommern, den Pass begehren sollte, was zu thun?
15) Ob schwedische Werbungen in Preussen und allen Sr. Ch.
D. Landen zu behindern, oder ob in etwas durch die Finger zu
«eben?
16) Ob S. Ch. D, zur Interposition zwischen Polen und Schwe-
den sich nochmals zu erbieten, und wie dieselbe fUgUch anzu-
stellen?
17) Wann die Interposition sollte abgeschlagen werden, was hier-
nSchst bei Ihrer Maj. in Polen zu tliucn?
18) Was bei den Senatoren und Ständen ingcsammt zu suchen?
19) Was bei einem und andern privatim zu negotiiieuV .
20) Wann der König in Polen die Ucborlassung des Cliurfürsll.
Tentschcn Volkes, Sr. Ch, D. persönlichen Zuzug, und das gemeine
Aufhot des Landes begehreu sollten, was zu thun?
21) Ob bei Siebenbürgen etwas zu suchen?
22) Wie man sich gegen den König in Schweden zu betragen,
wann derselbe begehren sollte:
1. Freund- und gute Nachbarschaft,
^aovGoOt^lc
346 'I- ^^^ Dordtscbe Krieg; bis tum Vertrag tod Eöaipber^.
2. Keutralitat,
3. die PreussiBchen Hafen uder sonsten ein Theil von den Pren-
ssischen Landen, mit Versprechen, etwas anders daftlr za
achaffen ;
4. Oder was zu tUun, wann Schweden dergleichen nicht begeh-
ren, Bondem Bich stellen sollte, ab ob es den Stillstand hallen
wollte?
23) Ob bei Herzog Priedricba in Holstein F. D., deren die
gänzliche Interpositiou aufgetragen sein soll, etwas zu suchen?
24) Wag zu thuD, wenn es gewiss ausbrechen sollte, dass Polen,
sonder Sr. Ch. D. Vomissen, das Preussische Dominium directum ce-
diren wollte?
25) Was am Kais. Hofe zu thun, sonderlich bei künftiger WaU
de« Römischen Königs?
26) Wann von Sr. Ch. D. eins und das andere resolviret, wie es
anzufangen, dass die Resolution in höchster Verschwiegenheit gehal-
ten und alles nachdrücklich exequiret werde?
WaWeck, Gutachten über die politische Lage.
(o. D. Eigenh.)').
[Bcaotwurtuag der 36 Fragpuokte des KarrüraUo.)
z 1) Ob ZD TermathcD, dass Schweden den WaffenstilUtaad
Diit Polen, der erst 1661 zu Eode gebe, brechen werde
und welche Motive sie dazo bestimmen oder davon ab-
halten kÖDnen.
W. erörtert zunacliäl, dass naf Haltung der Iridncien von Seiten der
.Schweden keine grosse Hoffnung zu setzen ist — die Lage Schwedens, der
Charakter des Königs weisen auf das GegentkeU hin; die grossen RUsIdq-
geu, die man jetzt dort maebeu siebt, können keinen andern Zweck babea
uls den Krieg gegen Polcu.
2) Ob der von Sr. Ch. D. Herrn Vater sei, eingegangen»
Stillstand zu halten, und ob S. Ch. D. scbnldtg, was
dagegen Turgehl, zu hinder,u und den Schweden zu oo-
tificiren.
Zu LctEtereni ist nach W.'s Ansicht der Kurfürst nicht verpflichtet.
') Kin sehr nralänglicbeB ActeoBtiick (»2 Seiten rol.) von Waldeck eigen-
händig mit vielen Correcturen geschrieben. Wir geben aus demselben oor eioee
Auszug. Rauchbar p. bGd. bat mehrere älinliche Äcteustücbe benotst, daifW
liegende aber nicht gelianat.
BeratbDDgsD und Vorbereitangen. 347
3) Die Gefahren des Kurfürsten dadurch.
Die elende Lage Poleua ist allbekaoiit — nenn nan hier Schweden,
dort Moskowiter gegen dasselbe losbrechen, so ist „dnrch der Eron Föten
OliDveisheit" natürlich auch Freussen in die höchste Gefahr gesetzt. Na-
türlich wird Polen, wenn es sich selbst dadurch helfen kann, die Häfen des
Kurfürsten den Feinden nnbe den klioh dahingehen. Dem KCoig von Polen
ist ohne weitereg znzntranen, dass er etwas tbut, „dadurch die Eöoigin
einen Vortheil and der König seines Unterhalts vor sein Lebtag versichert
Ml, da er von den Ständen sich so beschimpft siebt, keine Erben bat und
die Königin ihn ganz regiert, welche nichts als Geld suchet." Daher ist
die Gefahr für Pillau und ganz Pieuasea sehr gross.
Der Kaiser wird auch ins Spiel kommen, wird unter dem Vorwaud,
Polea zn helfen, eine grosso Armee auf die fieine bringen „und hernach
mit Gewalt seinen Sohn znm Rom. König machen, das alte in des Ganz-
lers Ulms Bedenken') befindliche Desseiu ausführen, E. Cb. D. neben alten
Evaagelischen Ständen am Gewissens- und andere Freiheit bringen,"
Der Herzog von Neu barg wird dann auch nicht feiern. So dass also
„Dicht allein Preasseu in Gefahr, sondern dero Chur und alle dero andere
Lande in Noth, wenn nicht dazn getban wird, Schand nnd gewisser Scha-
den also zu vermnthen."
b) Ob für den Ohnrfürsten besser nur defensiv oder auch
offensiv sich zu verbalten.
Anch znrDefension gehören Truppen, die, wenn man sie im Laud nn-
terhalien will, dieses erschöpfen und viel Geld kosten und das Land in
Schulden bringen etc. Zunächst aber soll man doch sich in der Vertbci-
digong resp. neutral halten — „denn so grosse Ehre, ein Land zu couser*
Tiren, als eins zn gewinnen; bei diesem hat das Glück den meisten Tbeil,
bei jenem erscheint der Verstand." Wird dann durch den Gang des Krie-
ges die Defensionsverfassnng allroälig unerträglich und die Schulden zu
gross, so mnss map eine andere Resolution ergreifen.
6) Ob der OhurrUrst sich dabei der Obligation bei Polen
erledigen soll, oder etwa sich Sitz und Stimme beim
potniachen Reichstage erwirken; ob man dabei mit den
preuBsischeu Ständen in ein besseres Verhältniss kom-
men und freiere Hände bekommen kann.
Das Verhältniss zu Polen ist allerdings sehr nnerträgüch ~~ dass der
Kurfürst, ein Herr so vieler Lande, dort in Prenssen abhängig sein soll von
einem König, „so durch Faveur der Senatoren, Oorruptionca u. dgl. zu
einer Krön kommt, darin er selbst so viel als nichts zu sagen hat."
Kommt der Kurfürst davon los. so kiiuo er in Preussen, ,wie ein
rechter Regent nach dero Belieben das Regiment fuhren", auch im Rei.h
und soDst ganz auders auftreten.
Es würde wesentliche Ersparungen bringen; d;ig Annuum hörte auf;
') D. h. das sogonsnate Struleodo rösche Gutachten vom J. lUOS; vgl. über
duselbe die Abhandlnng von Droysen, Abiiandlungeu der Kgl. Sachs Gea,
d. Wiss. VIII. 361fr.
Aj.oo»^Ic
348 ''- ^^' nordieche Krieg bis Kam Vertrag von Kdoigsberg.
ebeoEo die Belebnaogskostea, die BestecbuDgen am Hof in WarEchao; die
Participatioü des Zolls würde ein für allemal rerbütet sein — „eDdlicb
E, Ch. D. wären der erste, da Sie jetzt der zweite sein."
Allerdings hat der Enrfüri>t den Lebnseid geBcht?oreti ; aber Polen hat
seine Verpflichtungen auch nicht gehalten'). Zudem kommt das Interesse
der Bvangelisrben gegenüber den Katholischen in Betracht.
Der Kurfürst Ist auch ein Fürst im Reich — wer darf ihm zumntben^
seine Lande im Reich in beständiger Gefahr zn halten, wenn er vermag
es KU äadem ? „So lang Sie nun von vorbesagter Obligation von Polen
nicht los sein, miisscu Sie der Ohoweisheit der Polen sowohl als der Vor-
sätzlichkeit Ihres Feindes halben jederzeit in Gefahr stehen." Ueberdies
„die Obligation nutzt der Republik in Poleu nichts, sondern bringt nur dem
Könige und geldgeizigeu Senatoren Vortbetl" — während es ein allge-
meines Interesse der gesanimten Evangelischeo im Reich ist, dass der Kur-
fürst möglichst freie Hände habe.
Einstweilen kann es eventuell auch gut sein, wenn man nur die Sessipa
auf den polniscben Reichstagen erlangt.
(Sehr wichtig i^t, sich mit den preussiEchcn Ständen in besseres Ver-
trauen za setzen — „zu allen Zeiten ist die Liebe der Unterthaneu vor die
grösste Stärke eines Herren geachtet worden." Wie ist aber dies zu macheu?
Durch „Verehrungen" au Einzelne wird uichts Gutes bewirkt; das reizt nur
zur Wiederholung — „gleich wie einem Pferd, wenn es ein Ohnart an sich
nimmt, durch Woltbun und Haber geben das Stiickclien, darüber es das Gute
genossen, mehr zu thuu angewöhnt wird". „Gutthatea" können wol aoge-
wandt werden, aber nicht zur Belohnung der Untugend, sondern als An-
reizung zur Tugend. Der Kurfürst soll den preossischen Ständen in Bälde
einen Landtag versprechen, einige Gegner mit Gnaden oder Vertröstungea
gewinnen, so die Unwilligen zähmen etc. — Auf -diese Weise kann der
Kurfürst dort allmälig freie Hände und ein festes Regiment bekommen.
T) Ob der Kurfürst suchen soll, „bei Gelegenheit dero
Laude zu erweiternd'
Im Allgemeinen ist ein solches Bestreben nicht zu missbilligen, wenn
es auf gerechte Weise geschehen kann; schliesslich kommt es auch bei der
gerechtesten Sache auf den Erfolg an; —einige Grenzörter aber, wenn es
i'ich bietet, könnte man gewiss mit Recht nehmen zur Erstattung der
Kosten. Die Frage ist jedoch nicht im allgemeinen zu entscheiden. „Sonst
findet man, dass der Conquerenteu Lob mehr ausgestrichen wird, als deren,
so die Häude in Schoss legen".
8) Wie dies nun des näheren einzurichten?
Es kommt aii auf Truppen, Artillerie, Geld, Alliauccn, gute geeignete
Käthe, Schickungen an alle Betheiligten, fleissigc Berathungen und Ueso-
lutiouen, „gute Ordnung und Direction"; Verbindungen in den anzugreifen-
den Landeu.
Der eigeulliehe Scopus ist zu verbergen — freilich, wenn auch andere
'j Ueber die Frage des Lehnseidcs Vgl. auch dis ICrÖrtemDgen Waldecb'a
bei Kauchbar p. 62f.
,A^nOO<^IC
BeralbnDgeo aod Vorbereitungen. 349
Diebta gewisECB darüber errahren, „Mathiiiaseangen Keiiid nicht zu vermei-
den". ^Das Mittel aber, dadarch so Ttel möglich es na verbüleo, ht das
Anerbieten der loterpositioa, und das» man bei vielen Ratb eiubolt" etc.
9} Hit der DefensionsverfasBUDg AnzafaDgeD.
Ee gibt im Ratb aach viele Gegner des Plans, die alle Gedanken von
„CoDqoesten vor gotttos aasechreieu" ; als „particnlier InteresEen nod oho-
regnlirte .Atobition". Aber jedenralls wer ConqueEten machen will, moss
zuerst im Stand sein, sich zn vertbeidigen. Man darr in Prenasen damit
keine Stande länger bäumen — r mau kann es mit dem Moscowiter vorläaGg
rechtrertigen. Die Rüslung mots mögÜrbst rasch begonnen werden, so-
gleich hier and in Preussen selbst..
Allein znr Defension brancbt es ein Corpa von 4000 z. R. und 8000
z. F. Denn nach drei Seiten ist hi nzu blicken : Schweden, Polen, Moscan,
and das Herzogthnra Preusseu hat eine sehr ausgedehnte Grenze.
W. legt einen Entwurf der Kosten bei '). Er bittet, nebst zwei anderen
Räthea, mit den Vorbereitangen beauftragt zu werden.
Den preussiEcben Oberräthea müssen die nötigen Vorstellungen über die
Qefahr gemacht werden. Den Landräthen müssen Ver^prec hangen auf die
Oberämter und andere Qaaden gegeben werden, damit sie willig werden;
desgleichen den Ständen allerlei geeignete Vorstellangen gemarht werden;
der betreffende hierza Abgesandte moss die Stände tractiren, „beim Olas
Wein ein oder andere gewinnen" und iboeii gute Verheissangen vom Chur-
lürat«!! bringen; andere auch „init Manier schrecken".
Hilft die Qüte nicht, so muss man Leute ans den Ständen gewinnen,
ihnen Werbepat«nte geben. Quartiere assigniren etc.
Bleibt man in Frieden and nur defeDsiv, so braucht mau bei starken
Compagnien wenig OfGciere, wobei weniger auf Eingesessene als aof „exer-
cirte tapfere Leute" gesehen werden moss; „die Völker müssen beisammen-
gehalten, also mit Geld verpflegt werden, anch solch Tractemeat empfan-
gen, dass nicht aus Mangel' Krankheiten entstehen, die Soldaten im Aus-
laufen gefangen and von den Bauern todt geschlagen werden. Denn ob
Bchon wollte vorgewandt werden, die Polen, Schweden and Kaiser tbun es
nicht, dass sie so richtig bezahlen, und führen doch Krieg: die drei Vor-
gesetzten haben grosse Lande, darana sie viel Geld ziehen und Volk be-
kommen können; der Kaiser und die Schwedischen haben das gaate Reich
Tor sich gehabt, da sie Unterhalt, Volk und Geld funden; diese holten noch
Recroten aus Schweden, I. Kais. Maj. pressteo aas dero Erblanden, besclz-
ten die Festangen und führten das Volk heraus. Welches E. Ch. D. alles
mangelt. Vor erst aufzukommen finden Sie Mangel an Mannschaft in dero
Landen, Wie würde es gehen bei den Recrotenf Die andern Reichsstiinde
werden weder das Reich noch ihre Lande gern von Volk entblüssen lassen.
Die Schweden und andere, so mehr Geld geben, wurden E. Ch. D. allzeit
vorkommen. Dass deswegen E, Ch. D. Ihre Leute wie Gold werden con-
serviren müssen; daza aber gehört Geld, welches ohne Reschwer der Un-
lerthanen nicht zugehen kann; es sei denn, dass man ein Subsidinm an-
') Dieser fehlt bei den Acten.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
350 ^^- ^^^ nordiBche Krieg hin loin Vertrag von Königsberg.
derswo eriniige. Das siclierEfe Mittel meines nnterth. ErmeEseDs würd seio,
eilig zn einer guten VerraseuDg zd fchreiteo und dadurch die Qefahr ab-
znwenden, durch einea Tractat sich in Sicherheit zu (setzen, oder ander-
weics Quartiere zn suchen. Unterdess könnten die gemeinen Leute gespeisst
and alle zwei Monat ein Monat Sold gegeben werden; die OfSciere aber
werden das Ihre haben müEKen."
Vorläufig ist indess jemand nach Fieussen zn senden, die Gemütber
dort zn praparJren und Bericht von dort einzusenden.
Gnt wäre, wenn der Kurfürst selbst hineinreiste, wodurch manchem
Hebel vorzubeugen wäre. Doch geht es jetzt nicht gut, weil er seiaer
Sicherheit halben doch nur mit einem giö.sseren Comitat von Truppen reiseo
dürfte. Aber in 8 Wochen müssen alle Völker marschbereit sein.
10} Der einzuschlagende Weg nach Preusseu.
Darüber müsse W. sich erst erhundigeo.
11) Ob zum Unterhalt der Truppen eventnell auf Mittel
ansPoten zudenken sei,, und ob auf general Mittel zn
gedenken*.
,Die ganze Werbung müsste auf Moscow genommen werden, zn Dienst
Polen, und hätten ß. Cb. D. unterschiedener Senatoren Rath über solche
DefeusioQ einzuholen und im Vertrauen selbigen zu entdecken, dass gegen
Schweden dies Werk mit angesehen; auch mit den Generalen der Krön
und in Iiittauen auf gleiche Weis (nämlich öffenilich wegen Moscowiters
und im Vertrauen dass es auf Schweden mit gerichtet) deswegen zu com-
municiren"; der Kurfürst könne dies aber nicht länger allein tragen und er-
saobe sie desbulb um ein Subsidium oder um Quaitiere; wenn nicht, so müsse
er seine Truppen „zergehen lassen", die dann den Schweden zulaufen würden.
Aehnlich rouss dann anch bei den Schweden operirt werden.
Vorzüglich müsste man aber snchen Quartiere zu bekommen, „denn
man nicht allein dadurch des Unterhalts, sondern auch der Kecompense sich
zu veraichern."
„Könnten die general Mittel in Preussen eingeführt werden, wäre sol-
ches nicht zn widerralhcn*').
12) Die Spej<en für T.,egationen.
Die Nötigkeit der LegaUonen ist „aus dem Welilauf und den Histo-
rien bekannt". „Weil ich aber von E Cb, D. Gnance Staat die geringste
Nachricht nicht habe, wo einige Mittel so stracks berzunehmeu, aondern
was ich davon weiss, so weitläufig hier und da höre, so kann mit Grund
E. Ch. D. hierin nichts räthen. Nur allein muss ich sagen, dass anfs wenigst
3 Monat Sold vorE.Ch. D, Volk auf den Notbfallin Cassa und zu so einem wich-
tigen Werk 50 oder 60,000 Rth. zn Schickungen im Vorrath zu haben erfordert
wird. Und sofern keine andern Mittel vorbanden wären, wollte ich, dasa
es zu vermeiden, aber kann mit gutem Gewissen nicht anders aagen, E.
Cb. D. sollten ein ansehnlich Stück Ijands versetzen; denn besser, etwa«
eine Zeit lang gcmisst, als alles in baznrd gesetzt. Und will bei solchem
' Oller iigeraeiae Mittel", Sfter vorkommender Ansdrack
A-nOO<^IC
BerathungeD ond Vorbereitnni^en. 351^
Verk nicht geEgtart sein, Eonderu es maus ein BffurI gescbeheo ddiI die
ErEialluDg beim Tractat erwartet werden." Weiteres io Bezug auf das
Geld verdeo die Räthe zu sagen wisseo, „so dcro Staat besser keaneD als
ich". Der Karfiirst möge sich „eiue SpeciGcaiion aller paraten Gelder ein-
geben lassen".
13) „Wie die Lande zn vereinigen."
Ist schwer zn sagen; die Landstände werden sich nirgends botbeiligen
wollen, and sie zwingen kann man nach den Keichsconstitutionen nicht.
,Wenu aber durch einen Trai^tat, diivoii Frankreich, Holland und die evan~
gelitcben Beiebsstände Qu&rants, l'reusscn unter £. Ch. D. Herrschaft
wieder an's Reich bracht werden könnte, so würde mehr Snccess bierin
10 hoffen sein'); bis dabin sehe ich wenig .\ppareuz darzu."
14) Ob den Schweden der Pass durch Pommern zn gestatten.
Man musK es an den Kreis verweisen, um nicht selbst die Verantwort-
lichkeit xa haben.
15) Ob schwedische Werbungen zn verbieten oder durch
die Pinger zu sehen.
Das Volk brancht man selbst und kann also den Schweden es nicht
zulassen'; OfGcieren kann man nicht wehren, .schwedische Dienste zu neh-
men, doch dürfen sie keine Gemeinen mitnehmen und müssen geloben, sich
auf Erfordern jederzeit zu stellen.
16) Ob der Korfurst sich zur Interposition erbieten soll.
Dies ist sehr za rathen and bat jetzt mehr Aussiebt auf Erfolg, als
früher unter dem Karfürsten Oeorg Wilhelm. Vorzüglieb wäre es gut,
trenn Andere, besonders Frankreich, den Kurfürsten zur Vermittelung her-
beizögen; womöglich muEsten auch einige evangelische Stände dabei sein.
IT— 20) Verschiedene Nebenfragen hierzu.
21) An den Fürsten von Siebenbürgen könnte man wol jemand schicken,
20 sehen, wie er sich zn den schwebenden Fragen stellt.
22) Verbältuiss zu Schweden.
Neutralität ist wenig erspriesslich. Die Häfen den Schweden abzu-
treten, ist durchaus nicht zu rathen — „wenn E. Ch. D. die Hafen hin-
weggeben, so wäre alle Hoffnung aus, dass Sie jemals ein mebreres, als Sie
jetzt haben, erlangen oder sich considerabler machen oder erhaltet köno-
len". Dadurch wurde Schweden unbedingt Herr der ganzen Ostsee.
W. vergleicht dann eingebend die Verbältnis.se jetziger Zeit mit denen
bei dem letzten Krieg im Jahr 1626, mit denen er viele bedrohliehe Aebn-
liebkeiten ßndet; ja vieles ist jetzt scbHrnmtrr als damals; so namentlich,
^*is jetzt der Moscowiter hinzukommt, der früher gar nicht in Betracht
kam; auch der Herzog von Neuhurg war damals nicht so gefährlich wie
'; Insofern nümlich, als dann m Gunsten PreussenB der g 180 des Reicha-
«biebiedea von 1654 in Kraft treten würde, vermöge dessen .jedes Cburfürsten
und ätAudes Landsasaen, Untertbanen nnd Bürger zu Besetz- und Erhaltung der
einem oder anderen Reichastand zugehörigen, nöthigen Vestungen, Plätzen und
Gnamiionen ihren LandeafürBten . . . mit hülf liebem Beitrag gehorsamlicb an Hand
in gehen schuldig seyn"-
y Goot^ Ic
352 ^' "^'' oordiacbe Krieg bk intn Vertrag TOD RÖDigBberg.
jetzt, wo er gerüstet ht und AlliaDcen hat; auch die SteltuDg des Eftitere
war damals eine andre; jetzt ist sie bei einem Krieg im Norden für Bran-
deuburg »ehr bedenlilicli. — „Damals waren viel G Ch. D. staatskn tidige
nnd geübte Leute, welches jetzt zlemürh mangelt - . . ee war Direction ia
allen Saclien, welches gegenwärtig nicht erscheinet; fleiasige Correspon-
deuzea wurden nnterhalten, zu Schickungen wurde nichts erspart, welches
jetzt anders erscheint".
In mancher Beziehung steht man aber auch jetzt besser als damals, n. a.
dadurch, „dass man jetzt mit einigen Kcichsatändea in Alliancen steht,
welche den Schweden nicht trauen; dass im niedersächsischen Kreis son-
derlich das Hau8 Bvaunachweig eine ziemliche Anzahl Völker anf den Beinen
hat, welche gegen Einfall gegen den Frieden bereit; dass der Kaiser fried-
sam uud seine Toniebmsten Minister furclitsam, und Krieg gegen das Inter-
esse ihrer Personen streitet; dass ziemliche Jalonsie zwischen den Eatbo-
lischen, und Mittel, selbige zn hegen nnd zu stärken; djiss besser Vertrauen
der Evangelischen und etlicher katholischer Reichsstäude gegen E. Cb. D.,
als gegen dero Herrn Vater sei. nicht gewesen .... Das allerbeste ist,
dass E. Ch. D. selbst mit hohem Verstände begäbet, massig Leben führen,
fleissig das Werk untersuchen, aus den Werken und nicht S c hm eicbe'l Worten,
aus Rationen und nicht Gunst der Personen die Rathschlage und Acltoneu
dero Diener nrtheilen, tapferes Gemüths, arbeitsames Leibes, weswegen
auch und wegen des Effects, so solche dero Tugenden im Reich zu Wege
bracht, bei der ganzen Welt in Ansehen, von dero Feinden gesucht und
gefurcht, von dero Freanden geltcbet, consideriret und geehret werden".
Die jetzigen Interessen des Kurfürsten gegenüber Kaiser nnd Reicba-
stSodeu sind ia einem andern Gutachten vom 31. Dec. 1653 erörtert wor-
den'). Gegenüber Polen gibt es eine Reibe ron Interessenpuakten, die der
Kurfürst mit ihm gemein hat. Ebenso mit Schweden.
Dagegen stehen aber auch wieder eine Reihe von Differenzpuakten. Die
Schweden sind „ersoffen in der Rcherrschnug der Ostsee", streben nach den
Kivieren aller dorthin mündenden Flüsse etc. — sie also in Polen gedacht,
erscheint sehr gefährlich — „sie sind hungrige Leale, also geflüirliche und
harte Nachbarn"; wenn sie erst in Prenssen Fass gewinnen, werden sie
auch die Jülicher Lande nicht lassen, um den Niederlanden nfiher sn sein;
und können sie es, so werden sie dem Handel Gesetze vorschreiben. „In
summa, ihres Reiches Aufnehmen be»tebet In Beherrschung der Ostsee und
Meister von Polen zn sein, welches ohne E. Ch. D. Verderb nicht sein
kann'.
Mit Polen bleiben die Verschiedenheit der Religion nnd die von ihm
beanspruchte Herrschaft in Preussen ewige Differeuzpuukte.
Es gilt daher, ebenso sehr die Macht der Schweden möglichst zn
schwächen, als die Aei Polen in Schranken zn halten.
Vorerst ist die Rüstung mit Eifer fortzusetzen. Dann mn.ss man zunächst
bei Polen die nötigen Verhandlungen führen Ebenso bei Schweden, und
') Vgl. ürk. und Actonst. VI. 4»8ff.
DqitzedüvGoOt^lc
Berothiinjfen uod Vorbereitungen. 353
ein Tort heilhaft er Trsetat mit (lieEem gesucht, Tür den Fr&nkrelch, HoIIoimI
und die evangelbchen Stände Garnnts sein müsBtei),
An beiden Orten müsste man die Rüstungen mit der voa dem Mo&co-
viter drohenden Qefalir erklaren.
Da für all dies grot^ee Eoaten nnrgewandt werden müesen, somüBseD
«entweder durch Tractat oder den Degen" diese ersetzt werden.
Kann Polen den Kurrüvsten nicht schützen, so darf dieser mit den
Schweden einen vorlheilbafteo Vertrag eingehen, in dem er sich selbst sicher
stellt; nnd könnte dann der Kurfürst um so besser „im Reich seine rühmliche
Consilia fortsetzen". „Am Rhein würden Sie her nächst sich so fest
machen können, dass mit dem Aufwachsen des Prinzen von
Oraoicn E. Ch. D. dieser beiden hoben Hänser Aufnehmen ge-
eammterUand würden erlangen können. B. Ch. D. würden dnrch
solchen Weg entweder das Rom. Reich in Flor nnd Aufnehmen
bringen oder ein gross Theil tot sich davon behalten".
Uan hat dem Kurfürsten gegen eine Verbindung mit Schweden seinen Eid
torgehalten, ihm aber dabei doch vorbehalten, „eine freiwillige Ergebung
der Stände in Qrosspolen anznnehmen'. Da ist kein grosser Unterschied
— der Kurfürst kann seine Pflicht gegen Polen durch seine Interposition
I Uli ig erfüllen.
Uebrigens mnas man mit den Reicbsstäuden sich auf guten Fuas
setzen; mit dem Nenburger wäre womöglich ein „gütlicher Vergleich" zn
srhiiessen, „selbigen damit auf- und von seinen Deaseinen gegen E. Ch.
D, abzuhalten".
Die von den anderen' geheimen Rätheu abgegebenen Gutachten (alle
0. D. nnd eigenh.) aind zumeist weniger eingehend und von geringerem all-
gemeinen Interesse; am wenigsten besagend die von Pntlitz und Seidel;
dos von Hoverbeck sehr Vorsichtig und ZDrückhalt«nd ; für den Fall dass
eine Entscheidung getroffen werden mnss, neigt er mehr auf die Seite
Polens als Schwedens.
In dem Outachten v. Löbens wird (ad §, 6) gerathen, der Kurfürst
Eolle sncben, bei einem künftigen Interregnum in Polen sich mit dem event.
Kronprätendenten so zu stellen, dass er von ihm „nicht allein sessionem
et Totuni anf dem polnischen Reichstag, sondern auch ein mehrerea er-
lange"; weitergehende Gedanken nnd Hoffunngen lehnt er ab.
Gutachten des geb. Rathce Thomas v. d. Kncsebeck: er räth zu
Xentralitat und Defensiv Verfassung; daneben muss man zwischen Polen
nnd Schweden zu vermitteln anchen. „Sollte Polen das dominium directum
in Prenasen cediren und von sieb transferircn wollen, könnte die Sache eine
commonis causa Impcrii werden und das Hcrzogtbum Prenaaen wieder
an das Reich kommen, welchem ea mediante Ordine Teutonico unterwor-
fen gewesen,'und haben E. Gh. D. anf solchen Fall sich viel mehr zu be-
mühen, die ditiones Borussicas von dem Imperio als von einem ausländi-
schen Potentaten in feudum zu recognoaciren".
Gutachten des geh. Ratbes v. Bonin; er erörtert zuerst namentlich
die Schwierigkeiten, die in der holländischen Alliance und in der Ein-
lIittF. I. OEKh. i], Gr. Kurninten. Vll. 23
:A-nOO<^IC
354 "-' ^" nordische Krieg bis zum Vertrag von Eönigaberg.
spräche Schwedens gegen dieselbe liegt'); er meint, man müsse über Art
16 und IT derselben zu irgend einem Arrangement zu kommen sncheii,
wodurch man l^chneden befriedigen nnd so zu einem frenndschaftlichcn
Verliältniss mit dieser Macht gelangen kann. Will man die Preundsdiaft
mit Schweden gleich ¥on vorn herein verloren geben, „bo wird anf die an-
dere und grosse Frage zu antworten sein, wobei mir zwar die Haut grau-
set und die Hand zittert, wenn ich bedenke, was darauf stehet, wo die
Suchen übel lanren." Will man sich doch den Muth dazn fassen, na ist
dabei 1) auf Fleiss und Ordnung In den Bcraihnngen nnd Ausführungen
zu seheu. 2) Alle Diener des Kurfürsten müssen in guter Vertrau! ich Iceit
zusammenstehen, damit nie wie die Glieder eines Leibes zusammenwirken.
3) Gute Ausrüstung der Trnppcn. 4) Da Schweden durch seine National-
truppen dem Kurfürsten so weit überlegen ist, so muss man versuchen, die
benachbarten polnischen Woiwodschaften an sich zn ziehen and sich daraus
zu verstärken . . , . H) Die Reichslandc des Kurfürsten müssen völlig ausser-
halb des Conflictes gebalten werden. 9) Mit den wichtigsten answartigen
Fürsten muss man Verbindungen anknüpfen.
In demselben Znsammenhang gehört, von etwas späterem Datum:
„Der Herren Generalen and Obersten Bedenken."
„Protokoll, so gebalten wurde in I. hochgr. Ezcellenz zu Waldeck
Losament, in derselben, wie auch des Herrn General Wachtmeisters Cbri-
stopheuE von Kanncnberg, Herrn Obristcn Hansens t. Rocbow nnd
Herrn Obristen George Friedrichcns von Trotta Gegenwart über die
Punlite, so gcda<0)teu , . . dcro Scntimcnt darüber zu urtheilen, eiagehüa-
diget worden. Den 29. Martii 1655 in Colin a. ^d. Sp."
1) Bei der Beschaffenheit des preassischcn Landes, seiner weilen Aas-
dehnung etc. muss dos zu bildende Corps zum mindesten bet>tchcn aus 4000
Reitern, 6000 M. z. F., 500 Dragonern und entsprechender Artillerie.
2) Wenn Schweden (oder eine andere Macht] den Durchzug durcii
das Hcrzogthum PreuFsc.i begehrt, so ronss ihm dieser unter Protest schliess-
lich gestattet werden, doch ohne ihm einen Hauptpass zu gewähren; ät
mögen sich selbst Brücken schlagen. Bei Polen mnss man erklären, man
sei ausser der Verfassung gewesen, es zu hindern.
3) Verfahren die Schweden hierbei gewaltsam gegen Brandenburg,
so muss man sich nach Kräften wehren etc.
Weitere Erörtcruugen über einen oder einige womöglich zn gewinnende
Passe an der Weichsel zur Sicherung der Correspondeuzlinie u. dgl.; uline
nüheres Eingehen ins Detail.
') Dieses Gutiichteo mnss, wie die Erwfihnnng der niederländischen Alliaoee
vom 27. Juli 165!) ergibt, etwas später als die andern abgegeben worden leia-
Uebor die Einsprache Schwedens gegen die Alliance vgl. w. a. and Urk. v.
Act. IV. 141.
^aovGoOt^lc
Hrralhungeu nnil VorbereituoRBii. 355
„Conclusum" im geli. Eathe Ulüer die 26 Fragpunkte o. D.
Der Angriff ScbwedeuB gegen Polen ist alterdiogs mit grosser Wahr- Febr.
srheialidikeit TorauaEUschcn. Die Gelegcoheit für Schweden ist jetzt sctir
günstig.
Der polnische Staat wäre itzo nicht mehr also wie bei beiden
Toriges Königen; w5re Missverstand zwischen dem Könige und den
Ständen; König Viadislaus hätte grossen Verstitnd gehabt, auch
grosse Courage; jetziger wäre dem nicht gleich . . ,
Die Armuth in Schweden wäre itzo gross uud es bei der Krö-
DQDg des itzigen Königs so boubos (sie) nicht zugangen wie bei der
Cbristinae; der itzige König wäre noch jung, zum Kriege begierig
würde flieh also wagen, etwas weiter zu acquiriren. In Schweden
wäre nun etliche Jahre Friede gewesen; da sie ausserhalb Krieg'),
hätten sie sich innerlieher Empörung zu besorgen.
Miin muss s-i'h bemühen, zu pciielriren, was die Absiebten an beiden
OiteD sind; namentlich nuch bei Frankreiob durrh Geld. «Das Geld in
Frankreich müsste wohl angelegt werden nod nur demjenigen widerfahren,
der etwas au !i richten könnte".
Zu einer oder andern Partei sich zu wenden wäre' nach der Zeit
nicht räthlich, sondern bei beiden um Frieden sich zu bemühen. Wenn
eine oder die andere Partei unterläge, hätte man die victoriose zu
nehmen, wie König Gustavus es mit König Friderico gemacht,
den er abgewiesen.
Heber zn Bchliessende Alliancen muss mna Rath pflegen; über die
Starke der Verfassung erfahrene Leute znziehen; jedenfalls muss die
Küetung stärker sein, als sie es früher war, wo die Verhällnis.se noch miu.
der schwierig waren; „in a. 1635 haben die Preussen einen Schlnsa ge-
wicht, 8000 Mann zn werben und durch allerhand Contributiones zu unter-
halten."
Alle Stimmen sind einig, dass der Kurfürst woinöglich persönlich nach
Preusaen gehe, aber nicht ohne Armee.
Sehr wünschcnswerth wäre, damit Preusscn nicht zu sehr bedrückt
werde, ein Subsidinm von Polen — dafür werden sie aber Assistenz haben
wollen, nud das würde Schweden als Feindseligkeit ansehen:
Ward also geschlossen, das Subsidium unbegrllsst der Krön Polen
zu thun. Nach anderweiter Umfrage ward davor gehalten, dass dieses
eine schwere Deliberation, weil man bei Forderung des Subsidü von
Polen bei beiden Seiten anstossen wUrde. Herrn v. Hoverbeck'a
Vorschlag, dass des Herrn Grafen v. Waldeek Kegiment') zu Polen
') D. h. wenn Bis ausser, ohne Krieg wären.
*) Vgl. nnten pag. W2 a. 3.
23*
.yGoot^lc
356 ^^' ^^'' ■)<"'d'Bcho Krieg bis zum Vertrag von KÖDigsberg.
ginge, sie aucb darneben in Sr. Ch. D. Pflicht blieben, würde zwar
gut sein; weil aber die Soldaten alsdann Polen schwören niUssten,
würde es allerhand Schwierigkeit geben. Einen Pass an der Weichsel
zu nehmen, sei Sr. Ch. D. nütliig.
Der Kaiser wUrde dem König in Polen nicht assistiren, mOclite
es eher der Krön tbun und sich dadurch bei derselben angenehm
machen, weil er seinen Sohn gern zu solcher Krön bringen wollte.
Der KarfUrst inuss eifrig suchen, die Iiitcrposition zwischen den beiden
Mächten zd erlangen.
Sei nötbig, jemanden an den Ragozzi in Siebenbürgen zu
schicken, sonderlich wegen der vorgeheudon Conjuncturen; und
wUrde sich leicht ein Prätciit zu ßolcher Schickung finden; käme dar-
auf, wer dazu babil und aldorten angenehm; sei vofzuwenden, Wein,
Pferde oder anders alda zn erhandeln.
S. Ch. D. erfreuten sich, dass nunmehr das Consilium auf alle
Fälle feste gesetzt; Verschwiegenheit wäre bei diesen Sachen sonder-
lich Tonnötlien; jeder Rath sollte seine Pflicht bedenken, dass davon
nichts auskäme.
Die Neutralität wäre bedenklich; würden beide Theile Sr. Ch. D.
Lande sich gebrauchen mUssen, und wäre künftig zu reden, auf welche
Partei S. Ch. D. sicl^ möchten zn wenden haben.
Der Knrftlrst an Ftirst Johann Moritz von Nassau. Dat
Colin a. Sp. 5. MSrz 1655.
(Conee[>t mit Correcturen von Waldeck.)
(Dringlichkeit der anbefohlenen R üb tun gen. Grand der« elben die Gefahr inPreuBseo;
beabeichtigter Harsch onch Prensseo; höchste Eile empfohlen.)
i Ob Wir zwar das gewisse zuverlässige Vertrauen zn E. Ld.
haben, dass dieselbe das Verfassungswerk mit allem Eifer treiben ....
so haben Wir doch E. Ld. , damit Sie von der Noth wendigkeit
solches Werkes um so viel mehrere Wissenschaft haben mögen, der-
selben hierdurch in Vertrauen anfUgcn wollen, dass Wir nach vor-
hergehender reifer Berathschlagung beschlossen, mit etlichen tausend
Jlann in Unser Hcrzogthum Prcussen zu gehen und f^r der daselbst
von so vielen Enden hervorscheinenden Gefahr Uns in hehörliche
Defensionsverfassung zu stellen. Und weil diese Sache ganz keinen
Verzug leiden will und die Völker innerhalb vier Wochen allhier bei-
sammen Bein rnKsBcn, eo ist Unser freundliches Begehren an E. Ld.,
Berathnogeii iid<1 VorbercituDgeo. 357
dieselbe wollen ihr, so lieb derselben Unser Wolfahrt ist, höcliet an-
gelegen äeia lassen, damit daselbüten alles zu gchleuDigster Richtig-
keit gebracht werden möge etc.
Waldeck. Memorial wie die Anstalt zur Verfassung gemacht
ist iu Sr. Oh. D. Landen.
(o. D. Eigenh. Arole. Arch.) ').
[Uögliche LeistuDgen der verachiedeDen Elaasen von Uaterthaoeti. Uebersicht
über die einzeloeu Provinzen. ]
1) Vorerst aeind alle Bediente erinnert, sieb zn erklären, wie
viel Reiter aufm Kothfall jeder in 14 Tagen Zeit liefern wolle anf
seine Kosten, ohne Erstattung der Kosten.
2) Zweitens sollen alle Lehenleut alle Jahr drei oder viermal ge-
mustert und keine, so nicht recht gemontirt, passiret werden.
3) Drittens sollen die SattelgUter aufm Notbfall gereit zu sein
PistoleD, Uegen, Bandelier, Sättel und Zäume an einen gewissen
Ort liefern, damit in der Eil Pferd und Mann hernach desto besser
inr Hand bracht werden können.
4) Sollen alle Freie, wie sie auch Namen haben mögen, mit
etwas darbei zu thun angemahnet werden.
5) Alle Untervögte und Bauemftthrer, Schulzen und was dessen
mehr, sollen sich mit Musqueten von gleichem Caliber gereit halten
und auf Erfordern entweder selbst marschiren oder einen andern
stellen, welchen sie bei Zeiten vorzuzeigen.
6) Musö ein Ueberschlag gemacht werden, wie viel Bärger und
Banem in Städten und Dörfern, die Handwerker mit einge-
schlossen, und nach Vermögendheit der Leute auf 10, 15 oder 20
Mann ein Soldat gesetzt werden, welchen sie mit Gewehr zu ver-
sehen und aufn Nothfall zu unterhalten ; und' damit man Reiter haben
könne, mQssen nach advenaut so viel mehr auf einen Reiter gerech-
net, auch von selber Sattel und Gewehr erkauft und an einen ge-
wissen Ort geschaflfet werden. Diese Leute müssen in Compaguien
vertheilt und auf den Unterhalt der Officirer aufm Fall Retlexion ge-
macht werden.
In der Mark ist man noch im Werk, aber noch nicht fertig;
') Ana domaslbuD ActeofaBcikel dea Arolseaer ArcUiva, wie dua oben p. 326ff.
nütgetheilte Stuck.
^aovGoOt^lc
358 ^^- Der Dordiscbe Krieg bis mm Vertrug vod Königsberg.
man TCrmeiiit aber daselbst es auf 1000 Pferd und 3000 Haan
zu Fu88 zu bringeD.
In PreuseeD ist es auch noch nicht richtig; aber die Bedienten
haben schon bis auf 900 Pferd auf ihre Kosten, wo man sie ge-
brauchen will, gewilligt.
So eeind auch Über die Guarnisonen schon 1200 Mann da-
selbst aufs vorerzählte Maas» gericht; man vermeint es aber auf 6000
zu FusB und 2000 Pferd zu bringen.
Zu Halberstadt da haben die Bediente 80 Pferd zu liefern ge-
willigt; wegen des andern ist man noch im Werk,
Minden hat wegen der Bedienten 90 Pferd gewilligt und
400 Mann zu Fuss fest gestellt Aber die Guarnison und ohne die
Lehnleut.
Ravensberg hat 85 Pferd wegen der Bedienten versprochen,
und meint man wegen des Fussvolks es auch auf 400, fiber die
Guamisonen, zu bringen.
Instruction ftlr den GFZM. Otto Cliristoph v. Sparr bei seiner
Reise nach Curland. Dat. Colin a. Sp. 14. Jan. 1655.
(Cone. V. Hoverbeck.)
34. JaD. Sparr will in PrtTatget'ebäftei) nach Curlaad reisen. Er erhält den Auf-
trag, bei dieser Gelegenheit zugleich die militärischen Anstalten In PreUBsea
zn inspiriren; desgleichen einen besuch bei dem Herzog von Curland zu
machen und ihm die Grussc dee Kurfürsten zu tiberbringen. Dabei soll er zu-
gleitrhsichgründiith zn infümiircn snchen über die Krieg^anBsichteu im Norden,
wie es mit dem mot^kuwiti^chcn oud poluiecbcn Kriege steht, ob man Krieg
oder Frieden zu crwnrten bat, wie es mit den Tractalcn zwiscbeu l'ol«n
und Schweden steht etc. Die gewonnenen Nachrichten soll er hei seiuer
Rückreise den preus.si^chcn Oberrätheo in Königsberg nuttheilen.
Bericht des GPZM. O. Clir. v. Sparr an die Oberräthe
in Preussen. Königsberg 27|17. März 1655.
jUebele Auaeichlen Tür die Folco duu Moscouitern gegenüber. KriegeriKb«
AbsichtBD Schwedens; aetoe vermuthlicfaeu Pläne im Nordeu.)
2(. Müll. Was den pol n i sc b-mosconi tische d Krieg betrifft, so ist nach den
Aussagen des Hcrzog.s von üurhud wenig gutes zu hoffen; die pobische
Armee hat den ganzen Winter im Feld gestanden und ist völlig abg^
mattet nnd ruinirt. Der Moscowiier dagegen hat seine Truppen den Wiawr
durch in den Quartieren gehabt und liaan bald mit starker Macht wieder
ins Feld rücken; es wird also den Polen wahrscheinlich übel ergsheD.
Aj.OO<^IC
Benthaogen und T orberei tu ngen. Poloniea. 359
Ebenso geben die polnisch-schwedischen Friedenti Verhandlungen venig
pole Aussieht; die Krone Schweden zieht dieselben offenbar nur hin bis
iQin Frühling, am dann desto besser ihre Flünc aufzuführen. nTJud wenn
gleich die Tractaten reassumirt werden sollten, wird die Krön Schweden
der Krön Polen so harte Conditiones Toreehlagen, die uiebt wol einge-
g&ngeD werden können, welche benanutlich darin bestehen dürften: dass
vegea von vielen Jahren her anfgewendeler grosser Untiosten im vorigen
ItolniEchen Kriege die Refusion begehret and, zum Zweck zn gelangen,
lalfendcs iUJttel vorschlagen thut:
es Sülle die Krön Polen der Krön Schweden sowohl das ganze Land
PrcDfsea, als aneh Cnrland dergestalt abtreten, dass hinfüro die Lehen
TOD der Krön Sehwedeu und nicht von Pulen euipfaugen werden sollen.
Auf solchen beliebten Fall sie mit der Kion Polen einL-n ewigen Frie-
den machen nnd den Krieg wider die Moscowiter alsdann nebst der Krön
Polen offensive nnd defensive antreten und führen wollte."
Er habe ihnen dies im Auftrag des Kurfürsten eröffnen koHcd,
2. Verhandlungen mit Polen').
Graf Bogoslav v. Lesczynski ao den Kurfilrsten. Dat.
Przygodziciis 25. Dec. 16Ö4.
Er bittet den Kurfürsten, „taoquam amicnm Regi et Regno Poloniae", 4. Jan.
ihm mit^Dtheilen, was er etwa in Betreff der üerürhte von feindlichen Ab-
richten der Schweden gegen Polen wisse.
Der Kurfürst verweist ihn in seiner Antwort {dat. Colin a. Sp.
4. Jan. 1655) an den Hof- und Kamraerrath Wladislaw v. Knrtzbach 14. Jan.
Zawacki, den er in der gleichen Angelegenheit an den König ge-
schickt b^e.
'i Hiermit sind za vereleichcn clie schon VI. ti79ff, mitfcelbeilten Berichte
TOD Hoverbeck and Adetsbach ans dieser Zeit; die Furtseizung der letz-
l^rea folgt am Kode dieses Abschnittes.
^aovGoOt^lc
360 '^ ^''^ uordiBcbe Krieg bU zdo Vertrag von KÖDtgsberg.
luBtruction fUr den Freiherru Wladislav v. Kurtzbach-Zawacki
an den polnischen Hof. Dat. Colin a. Sp. 15. Jan. 1655.
(Conc V. Hoverbeck.)
{Anerbieten Kur VermitteluDg; die moBCowitische Gefahr; die vennothlicbeD Ab-
sichteD Schwedens', WarnaDg.|
•2b. Jan- Der Karfüret bedaaert die gegenwärtige bedrängte Lüge den Königs,
Domentlicb von Seiten der MoEcowiter; er erbiet«! sk-h vorkommenden
Falls znr Vermittelnng; bei der jetzigen Lage würde es fielleicht geratbeo
sein, gelbst „iniquis conditifinibns" mit dem Moacowit«r zu scbliessen. Der
Enrfürst will nicht behanplen, üuee der König von Schweden die ungün-
stige Luge Polens benutsen werde, aber gewiss ist, dass er „von vielen
kriegssüchtig- und dürrtigen" dazu angetrieben wird ; ausserdem hat man aller-
dings in Schweden Bcbon in den letzten Zeiten der Königin Christine
über hundert angebliche Coutraveotionen von polnischer Seite gegen
den Waffenstillstand gesammelt, und der verstorbene Reichskanzler soll
schon den Entwurf eiues betrefTeudeu Manifestes fertig gehabt haben.
Auch haben vornehme Leute in Schweden, wie Graf Schlippenbach,
(„dessen Namen er doch nicht zu melden hiit") schon geäussert, dasx die
Jahre des Waffenstillstandes wol abgekürzt werden würden. — Auf diese
grosse Gefahr soll er den König aufmerksam machen. Beruft mau sich da-
gegen auf die Alliance mit den Niederlanden und auf deren zu hoffende
Hilfe, so soll er vorstellen, wie wenig sichere Rechnung darauf zu macheu
ist. — Führt man dann bIe letztes Mittel ^das ullgcmeiue Uffbot" an,
so ist zn erwidern, dass dies eben dem „ure et seca der Medicorum" gleich-
komme und nicht ohne die grässte Verheerung des I^andes zu bcwcrkst«l-
ligen sei, abgesehen davon, dass man dadurch doch nur eine nndisciplinirte,
schlecht und nngleich bewaffnete Truppe bekäme, mit der erfabrungsmässig
nicht viel zu leisten sei. Würde man endlich, wie von etlichen Ständen in
Grosspoleu schon geschehen, die Hilfe des Kurfürsten in Anspruch nehmen,
so soll er fragen, woher die Werbegelder und die andern Spesen kommen
sollten; übrigens aber sich nicht weiter darauf einlassen, sondern es ad
referendnm nehmen.
Graf de Bnin Opalenski, Woiwode von Posen, au den Kor-
fUrsten. Dat. in aree rcsidentlae mcae Siracovicusis
8. Febr. 1655.
. Febr. Dank für die durch Kurtzbacb übeibracbte Botschaft; zur Erwi-
derung sende er «nmicum meum intimum" den Königlichen Kammerherru,
Baron Job. Ludwig v. Wolzo^en an ihn zu vertraulicher Verhandlung.
Er freut sich, dass der Kurfürst zu seinen Verhandlungen iu l'olen einen
Mann „e gento nostra" wie Knrtzbach erwählt habe.
^düvGoot^lc
Polonica. Zawacki. Wohogeo. 361
Protokoll der geh. Rathsaitzung. Dat 15. Fetr. 1655.
„Was dem Abgeordneten des Woiwoden zu Posen auf sein 2j Febr.
Anbringen für Antwort zu geben."
Graf Waldeck: nur allgemeine Antwort und für die ACTection Dank
zn Esgen; man darf sich nicht «engagiren, Leuten zn helfe», die es selbst
Hiebt tbun können"; höchstens wenn es „von dem ganzen corpore" begehrt
würde, könnte man etwas tban. Hoverlieck könne vielleicht dem Gc-
taedlea die Meinung des Eurfüreten „nur discnrsiweise vorbringco". „In-
dcBB dasG diese Sachen allbier vorgingen, käme Zeitung ein, als ob man
die Fillau und Memel weggeben wollte; Schweden würde vorgeben, Polen
gebe sein Eigcutbum weg; wenn S. Ch. D. sich diesem opponirten, kämen
Sie in doppelt« Feindschaft."
Enesebeck stimmt Waldeck bei.
üoverbeck dcsgteicbeD; doch brunche man nicht alle Hoffnung auf
Assistenz zu nehmen, könne gütliche Vermittlungsversuche bei beiden Kro
nen machen etc.; auch soll man zu erfahren suchen, wie viel an Volk und
<je]d der Woiwode aufzubringen im Stande sein würde.
Somnitz ist auch zunächst für den Versuch der Mediation; aber „nn-
lerer Kriegs Verfassung zu gedenken und den l'oleu zu wissen zn tbun, er-
achte er nicht rathsam"; es gelte vur allem eine Dismembratioa von Polen
ZQ verhüten; wenn etwas geschehe, nu müsste es ulcbt für Orosspolen, son-
dern für ganz Polen geschehen.
Seidel: Assistenz für Grosspolen würde Itiuch mit Schweden herbei-
(hbrea und dieser sei jedenfalls zu verhüten; man muss suchen zwischen
den beiden Kronen zu vermitteln.
Serenissimus: „es würde gehen wie Sr. Ch. D. Herrn Vätern bei
Krankreich widerfahren, der gesaget, man sollte ihm erst helfen, ho wollte
er dergleichen tbun; S. Ch. D. wollten bei Frunkicicb und Staaten alle
iiochige Untei'bauung thua."
Es wird darauf beschlossen, eine Gesandtschaft in der Person Schwe-
rin's an den Woiwoden von Posen zn schicken, und eine ausführliche In-
struction für denselben aufge^jctzt, worin die Bedingungen besprochen
werden, unter denen der Kurfürst die „Protection" von Grosspülen üher-
aehmen oder ciu Itündniss mit demselijen sihlies^cn könne. — Die Scn-
dnog unterblieb aber dann, wie auf dem Concept der Instruction ver-
merkt ist.
Kurtzbach-Zawacki au deu KurfilrBten. Dat. Warschau
14. Febr. 1655.
Er habe sich sofort nach Empfiing der hijjtruction n.ieh Warschau be- 1 j. Febr.
geben und Audienz bei dem Eöuig genommen. Sehr freundliche und dauk-
Aj.oot^lc
362 ^^* ^^' Dordiache Erieg bis edid Vertrag tod Königsberg.
bnrc IlmDabnie seiner Eröffnongeo. lieber das Nähere verweist er ;inf
einen Beriebt an Hoverbeck').
Zahlreiche ErwiiieruugSbeUreiben poloisrher Senatoren auf die Begrü-
Kisung darcb Kuitzbach.
InstmctioD für Kurtzbach-Zawacki auf deu grosspolnischen
Landtag.
(o. D. Conc. V, Hoverbeck,')
[Waroang vor den schoebendeD GefahreD. Dia Waldeclc'scheD Trappen nicht
mehr zu haben; polnische MilitärzQBlände. Korrürstiiche Truppen kÖDDen nicht
überiuaeea werden; dentecher Militär^eisl. Wegen ereot. BesetZDDg grosipol-
ntBcher Plätze. Klage über die Verbindung der GroBspolen mit den preuiaiachen
Querulanten]
April Zuvorderst 80 hat er, aber aar privatim, die der ganzen Repu-
blique vorstehende Gefalir ohne Meldung Sr. Ch. D, vor sich selbst
auB denen ihm beiwohDenden Nachrichten vorzustellen; und wenn er
vermerken wird, dass man dieselbe re<!ht begriffen, fragsweise sich
zu erkundigen, wessen bei solcher Beschaffenheit S. Gh. D. zu Rettung
und Sicherheit dero Lande sich zu versehen haben könnten.
Wenn nun darauf (wie es ausser Zweifel geschehen wird) ihm
die Antwort gegeben würde, der Keipublicae Zustand wäre leider so
beschaffen, dass an Statt dessen, da sie Sr. Ch. D. zu assistiren hätten,
ihre einige Hoffnung und .absehen auf Sr. Ch. D. Beistand und die
Völker des Herren Grafen von Waldeck*), darUber der Herr von
Wolzogen zn trnctiren Vorhabens gewesen, gerichtet sei: hat er vx
repräsentiren, die grosspoinische Stände hätten ihnen selbst im Wege
gestanden, dass sie nicht also gleich nach des Herrn von Wolzogen
ZurUckckunft die Gelder Übermacht, womit des Herren Grafen Völker
verpflegt und andere mehr hätten kennen geworben werden; inzwi-
schen hätte der Herr Graf von Waldeck tbeils seiner Völker dem
Künige in Frankreich überlassen; mit denen tlbrigen aber wäre er
in Sr. Ch. D. Dienst getreten; also dass die Krone keine Rech-
nung mehr auf das Regiment zu machen habe; ob sie auch gleich
anitzo Geld beischaffen wollten, würden sie fast niemanden finden,
der sieh bei ihnen einlassen wollte, weil wegen übler Conduite, un-
') let nicht vorhauden.
'.' Bei der Reinschrirt die NotiE; „DieseB Memorial ist nf Befehl nicht ani-
gegeben, sondern Herr Zawacki hat einen Extract aeibst mit eigener Hand
daraus gemacht und zu sich genommen den 13. April 16&5."
■) Wol Georg Friedrichs jüngerer Bruder Graf Wolrad v. Waldeck;
vgl. ErdmaoaBdÖrffer Graf Waldeck p. la
^düvGoot^lc
Verbaadlnng mit den grosapolui sehen Ständen. 363
leitiger Zahlnng und dannenliero, dass uf den Stab und das erste Blatt
nichts passiret werde, die polnische Dienste ganz in Veracbtnng
kämen; und hingegen von Schweden wol 12, ja auch 16 Kth. uf
einen Knecht zu Fuss, und 60 Rth. uf einen Reiter gegeben würden.
K&men sie diesem nach darauf, S. Ch. D. möchten von Ihren
Völkern ein paar tausend Überlassen, bat er zu repräsentiren, dass
Hl Versicherung des Herzogthams Preusseu weitläufiger Grenzen kaum
8000 zu Pubs und 4000 zu Ross suffieient sein wllrden; und dasa in
Teutschland die Ueberlassung der Volker sich so schlechter Dinge
nicht practiciren liesse, sondern es hielte sich ein Oavalier an seinen
Eid und geleistete Pflicht nur so lange verbunden, als ihm die Capi-
tubttion UDverrttcfct gehalten wUrde. Und würde wol keiner in cbur-
f^rstlichen Diensten gefunden, welcher deroselben nicht lieber um halb
Geld, als der polnischen Republique um doppelten Sold dienen wollte;
lumal da bei Sr. Ch. D. einer und der andere auch nach der Abdan-
kung Accommodement und Beförderung zu gewarten hätte, darzu in
Polen allen Fremden der Weg verschlossen.
Kämen die Stände endlich darauf, S. Gh. D. machten mit Ihren
eignen Völkern die nächst angelegenen Pässe besetzen und also
Grosspolen vor einem Einfall schützen, hat er vorzustellen, dass bei
solcher Conduite, als die polnische bishero gewesen, S. Ch. D. billig
bedenklich sein mDsse, sich mit Polen in einigerlei Weise einzu-
lassen .... Jedennoch aber, wann es von denen sämmtlichen Stän-
den begehret und desbalber an S. Ch. D. geschiieben und ihm zu-
gleich Commission, unter des Landmarschalls und etlicher Senatoren
Hand, ertheilet und in derselben mit gedacht würde, wofern S. Ch.
D. die Oerter zu besetzen sich verweigern würden, mUssten sie sich
anderweits um Assistenz bewerben: wollte er als ein Patriot dieselbe
nf sich nehmen und bei Sr. Gh. D. deshalber allen möglichen Fleiss
anwenden.
In particulari kann er auch wol einen und den andern seiner
Confidenten versichern, dass dieses bei Sr. Ch. D. wol würde zu er-
faulten sein; es mlisste aber, damit S. Ch. D. die Zahl wieder ei-setzen
könnten, auf so viel tausend, als die Stände begehren werden, zu
zwölf Rth. auf jeden Knecht mit dem .illerehesten gezahlt werden.
Wie geneigt aber S. Ch. D. bishero gewesen, der Reipublicae
Wohlfahrt zu befordern, so mtisst er doch in Sorgen stehen, dass er
dieselbe nicht wenig dadurch altcrirt finden würde, dass mau des
ärgsten preussischen Querulanten Sohn anderweit an dcro Stände ab-
schickte, bei denselben Subsidia suchen liesse und zu der Zeit, da von
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
364 '^' ^^' DordiBcbo Krieg bia zum Vertr^ von Eöntgaberg.
der Verfassung einig uDd fUleiii zu bandeln -wäre, Gravamina zu-
sammentraten, motu» und Misstrauen zu erregen veranlasste. Dieees
letzte wUrde bei dem Herrn Krongrossscbatzmeister am meisten zu
exaggeriren sein, damit durch dessen Credit und Vermögen des Grö-
ben's Commission contremandiret und er discreditiret, oder auch, da
S. Ch. D. wegen seiner Insolentieu einige eebärfere Verordnung zu
thun genotfadrioget wHrden, solehes von Br. Kon. Maj. und der Re-
bublique nicbt übel genommen werden möge.
Kurtzbach-Zawacki an den KurfUrsten. Dat. Sroda
24. April 1655.
[Dur groaspolD lache Landtag \o Sroda. Bitte nm Truppen. Gumiskl t- Gessadt-
Bchad Dach Scbweduu. Der Spion Holst, v. Groben.)
'2i. April, Der hier abgehaltene Landtag hat vom 10. bis '23. .dprJI gewahrt oud
ist, um die Woiwodsehafteu l'oseu und Ealisch in Vertheidigaogszustand
zu setzen, eine lleihe von Erhebungen, ausserdem „der persönliche Fortzng
aller derselljigeu, die von Adel sein, beschlossen worden;" man hofft in deu
uacbstea Wochen eine Armee vou 13,001) M. an den Grenzen zu haben,
8000 z. F. uud 5000 z. R. Die drei anderu Woiwodschaften von üross-
polen sollen ähollcbe Massrcgclu treffen.
Weil aber zu befllrehten, dass das Fussrolk etwas langsam und
zwar meistlich von ungeübten Leuten zusammen möchte gebracht
werden, als haben die Stände wiederum ein unterth. Supplicat') an
E. Ch. D. abgehen lassen, gehorsamst bittende, E. Ch. D. wollen gnä-
digst ihnen mit 2 oder 30M Mann behilflichen sein und die Pässe
an der Netz bis an die Weichsel besetzen lassen . . . i5io wollen auf
einen jeden Knecht 4 Kth. des Monats geben und das Geld inner
14 Tagen fortschicken, und sobald die Vülker auf den polnischen
Boden kommen werden, sollen ihnen noch dazu 8 Rth. auf zwei Monat
zu voraus gegeben werden.
Der Herr Goraiski'), welcher hat in Schweden reisen sollen,
ist vor etlichen Wochen gestorben und wird von vielen sehr beklagt;
') lieiliegcDd; im Namen der SläDdu der beiden Woiwodacbafien, von dem
Laodoiarechall Job. Sehlicbtlng von Bukowiec; dat. in convuuto purticnlari
är/.odeusi die 3U. Maji 11)53. Dabei uoch ein Schreiben dea Woiwoden von
Foaen an den KurrUrsten, woriu die ßiltu gleichfulls enthalten : „dignetur Sei'"
T* in tutelam et pr oto ctioaom haa proviociaa recipere et adinittere" (daL
-j. Miii 1()55).
•) Vgl. Urk. u. Actenet. VI. 689. L 9lJ.
^düvGoot^lc
VerbaDdlnDg mit den groBspolnischen Stäadeu- Affairo Holet. 355
auf seine Stelle soll der Graf von der Lissa, Woiwoda Lescycky,
versebicket werden, welcher lieinte von hier naeli Warschau in Eil
fortgereiat, um von dannen aufa allerelieste nacli Schweden zu reisen.
Der schwedische Envoyö Joh. Koch hat in Warschau ein Schreiben
des schwedischen Senates an den polnischen Senat liherreiclit').
Die vergangene Wochen ist ein echwediseher Spion, mit Namen
Jacob Holst, zwiachen Tschamkow und Wilene') ertappt worden
und nach Posen eingebracht; soll allda morgen examiniret werden.
Man bat bei ihm die Abrisse der Festungen Thorn, Graudenz, Posen
und auch die ßeschreilmug all der Pässe an der Netz und an der
Weichsel gefunden; hat aber nocli nichts bekennen wollen; nur das
floU er bekannt haben, dass er vor diesem sei in E. Ch. ü. Oienstcn
gewesen, aber er habe sein Abacheidbrief bekommen. In Posen hat
er alles am allermeisten obaerviret und beschrieben, alle kleine Pforten,
die Warte wie breit und wie tief sie sei, die Mauern wie schwach
oder stark sie seien. Und ob er mit diesen Particulari täten gar leicht
ist überwiesen worden, so wül er doch nichts bekennen ; er gibt sich
vor einen aus, der nur das Land hat besehen wollen. Weil ich aber
selbst bei dem Examine sein werde, will ich aufs eheste E. Ch. D.,
waa er weiter bekennen wird, untertb. aviairen').
Alle hiesigen roritehmen Stände sind mit dem Treiben des v. Groben
sehr onzuri'ieden und wollen etwas dagegen Ihnn.
Der KnrfÜrat an Kurtzbach-Zawacki. Dat. Colin a. Sp.
28. April 1655.
(Nach Berlin bescbioden. Die Angelegenheit Holat.l
K. soll, da der Knrfürst persönlichen Bericht von ihm wünscht, sich 8- Mai.
Ml lald als möglich an dein Hoflagcr desselben einfinden. Das Missvcr-
KtändntsB in Betreff des Jacob Holst vernimmt der Kurfürst „ganz nn-
Renie' ; er selbst habe bei den gegenwärtigen Verhältni.fsen für nöthig er- '
wählet, ihn zu dem bewussten Zwecke abzuschicken, „und wundert Uns,
dB.ss er dcncnjenigen bevorab vornehmen Ständen des Reichs nnd Euch
iibeondcrlich (dn er anders gewu^st, dass Ihr in Unscrn Dien.'^ten begriffen)
dsvon, wie er ojtaminirct worden, keine Eröffnnng gethan. Zwar haben
wir ihm ernstlich »erboten, keinem Menschen seine Condition oder Fürneh-
nebmen ohne Noth zu offenbaren, haben ihm anch, damit er desto leichter
') Vgl. Pufondorf Carol. Gustav. I. |. 44 ff.
*) D. i. wol Czarnlkow nnd Filohno.
*, Deber diesen Holst, der in der That nicht ein schwedischer, sondern
ein brandenborglscher Spion war, vgl. Urk. n. Actcnst. VI. 6iHff. Erd-
manDsderrrer, Oraf Waldeck p. SlSf.
A-nOO»^lc
365 II. Der Dordlsche Erie^ bia xom Vortrag von Rünigsberft-
unbekannt bleiben und es desto verborgener EOgcben möchte, einen Pati
ertheilet, snniint wäre er von Uns licentiiret; nnd solches aus denea Ur-
sachen, die Ihr leicht ermessen könDet nnd mn nelcher willen Ihr dies
Werk anch annoch für Euch selbst also treiben . . . werdet, dass TToser
DesEcin, absonderlich die Marche belangend, nicht erschalle". Uehrigeas
hätte Holst sich den vornehmen pulnischen Ständen, die ihn verhört, recht
wohl entdecken können; die OehcimbaUnng sei nur angeordnet worden in
Hinblick auf die Bevölkerung „den gemeinen Mann" in den betreffenden Ge-
genden; die Festiingspläne sind ihm gar nicht spcciell auTgetragen wordea;
er ist Ingenieur and mng sie aus persönlicher Curiosität aufgenomtaea
haben, „wie Ihr wisset, dass die Lcnte von solcher Profession von allea
Plätzen, so hie sehen, gerne Ahriss haben, und ist keine Malice dabei zn
vermulhen." K. soll dafür wirken, dass Holst srlileunig aus seinem
Arrest enllafscn wird.
Letzteres wird weiterhin von K. erwirkt, nnd es knüpfen sich an dit
Angelegenheit noch allerlei Zweifel und Verdächtigungen, in Folge deren
der Kurfürst an den Woiwoden von Posen, Opalenski, selbst schreibt
und ihm den Snrhverhalt officictl mittheilt (dat. Colin a. Sp. 1. Jnni 16&5);
vgl. Urk. a. Actenst. VI. 694.
Instruction dea Kötiigs Johann Casimir flir seinen Secretär
Bartliold Rautcnfels an den Kurfürsten. Dat Warschau
I.Mai 1655').
IBiUe um Vermiltelang zwischen Polen nod Schweden. Die polniachen Friedeai-
bedinguDge»; Amnestie; die Titel- nnd Wappenfrage; Ansprach auf Geldeot-
schÜdiguDg und Ablrelnng von Carknd; Unlerslülsang bei anderweitigen Eni-
Schädigungen; nüiidriiss gegen dii- Mosowilcr nnd KoBuki-n. F.venlaell aach
nur VcrlÜiii^eruiig des WnSenslillslands, nebsl conjuiictio armorum gegen die ge-
nannten Feinde 1
i. g. 1—3. Der KnrfiJrst wird ersucht, die Verraiticlung dem König von
Schweden gegfniibcr sn führen, entweder zur Herstellung eines ewigen
Friedens oder Verlängerung des Waffenstillstandeä.
4. A(] pacem itnque pcrpetuam hoc modo S. U. M. et Regia
Üotnus scBC accutnniodabit, si
5. AmnUtia perpetua inter lineam Regalem SigismundaDam et
ßermum Regem ordinesque Sueciac per declarationetn publicam, abo-
litis prioribus desuper ouinibue contra eandem Ser™»" familiam ema-
natis hactenuB Regni Sueciae praejudicialibue constitutionibuB rescriplis
vel quoquo ali» veniant nomine, in comitüs praesente S, R. Hi<* pro-
tanc Becretario fiat.
') Exemplar mit eigenhändiger Dnterschrifl nnd Baudaiegel dei Eönigt.
Polonica. GesaDdechaft von Rnatonfels. 3g7
6. Tihili Suetici Regia in persona S. R. M'ia terminanti conce-
delur über usus u^quc ad extrema vitae tempora, excmplb niultomm
in Europa principum, insignibus etiam oinnibus rctentis.
1. Ut loco bonorum gentilitiorum et feudaüum Domus Vasianae
remuneratiouis summa ad minus ducenlorum milium Impcrialium
praestetur. Loco vero resignatioDis totius juris in Regnum Sueciae
hercditario competenlis in personam et ramiliam moderni Seri"»^ Regie
tola Livonia a Dunae fluvio usque ad ICstboniae Narvam inclusive,
(cum reliqua maior Livoniae pars ad regnum Polonine de jure alias
pertineat, Esthonia iam olim in disceptatione extiterit), Ser"i«e Sigis-
mundauae faniiliae Laereditario jure iterum deoccupetur et »alvis et
restituendis exulantiura Livonorum bonis terreHtribus boe modo Polo-
niae Regno totaliter postliminio redhibeatur.
8. Et cum bace Livonia in nullam proportionem totius Regni
Suetici (quae vix parallela Finlandiae ent) et resignandorum bonorum
gentilitiorum et feudalium veniat,- Sermua Rex et Ordines Sueciae iu-
super adpromittent, ae, quicquid porro erit a S. R. Mte alibi cxpeten-
dum, in quo D"" Sueci pro re nata ex hisce conditionibuB conlrarium
noD ^it sineque suo singulari damno eandem snblevare poterint, in eo
se haut gravatim pracbituros omnino S. R. Mtas confidit.
9. Nach Abscblnss dieses Friedcne verbinden sich beide Mächte zum
Kriege gegen die Moscowitcr und Kosaken.
10. Kommt ein solcher dauernder FrJedo nicht zu Stande, so iat der
König ancb erbätig, aar eine Verlängerung des Waffenstillstands einzugehen,
und zwar onler der Bedingung: 1} dass beide Mäcbte sieb zu einer „coq-
JDDGtio armorum proprüs ntriusqne partis impcnKis contra Moscnm et pro-
tectos ab co perGdos Cosai^os indissoluliili darntura ücxq" vereinigen; nnd
2) quod si Dflminus DeuB praefatam armormn conjunctionem ita
benedixerit, ut de lueratis per Dooa Suecos Mflsci proprüs ditionibus
contigua S. R. Mtie ejusque Sormue familiae rationc juris Suetici et
Livoniae dari possit satisfactio, tunc inetituenda erit commissio, quo-
ties opus fuerit, et per deputatos traetandurn de paee perpetua, salvis
noanullis conditionibus superius specifieatis.
Vortrag von Rautenfels bei dem KurfUraten (o. D.).
ISichetheit des ecbnedischen Kriegs; die Titel- und WappendiOeteuz; letztur
Tersocb in Stockholm. Der Kurfürst wird gebeten, sich zu rüsten. Pillnu nnd
Memel.]
I. K. Haj. lassen l. Ch. O. freundlichst avisiren: n
1. Daes Sie sieh von der schwedischen Seiten zweierlei Anfalls
A-nOO<^lC
368 '^ ^" nordische Krieg bis xani VerlraR von Kunigsberg-
und FeintlHcligkeitcn verselien, erstlich ron der Küniglicben Armße;
darnach auch von dem Kadziejewgki'}, welcher sclion zu Stettin
ist und die ^anzc Königetnark Ische Armee auf seine von den Mosco-
witern durch den Chmielnicky*) subordinirtc Gelder erhalten will.
2, Dass man den Herrn Morstyn gar schleclit in Schweden
aDgenommen *) und auch den Brief vom 9. Mai wegen de» ausge-
lassenen dritten ,.Etcetera" und des Worts „Regoorum", beroach aucli
wegen des schwedischen Wap)>eiis nicht bat annehmen wollen. I. Maj.
aber wollen solches durcliaus nicht tliuu, dass Sie aus Ihrem Wappen
die 3 schwedischen Kronen und den Löwen fiollten auslöschen lassen,
haben derowegen schlechte Hoffnung, dass es zur friedlichen Coinpo-
sition kommen sollte. Nicht desto weniger aber wollen Sie den Herrn
Goraiski Castellan Kiowski, cum plenaria facultate, die Friedens-
tractaten zu reassuniiren, ehestens nach Stockholm abfertigen; bitten
derowegen zum freundlichsten:
1) I. Ch, D. wolle dero gewöhnliche gute Affection gegen I, Maj.
und der ganzen Krön erweisen und sich zum Mediatore nebenst dem
Fürst von Holstein und dem Fürst von Curland hochgUnstig ge-
brauchen lassen.
2) Bitten Sie, I. Ch. D. wollen mit dero Armie der schwedischen
Armie aus Pommern den Paes in Preussen verhindern.
3) Bitten Sie ferner, 1. Ch. D. wollen 1. Maj. 2000 Fussvolk zur
Besetzung der Grenzen in Grosspolen überlassen (nnter den üblichen
OeldhedlDgungen).
4) Bitten Sie I. Ch. D., dero Festungen in Preussen, sowol aneh
das Herzogthum selbst mit guter Defension zu verseben.
5) Wegen der Moscowitischen Tractafen bitten Sie, I. Ch. D.
wollen mit dero Abgesandtem, den Sie iu Moscow zu verschicken
Willens gewest, verziehen bis zur weiteren Requisition.
Letzlich hahcn I. K. M. höchlich protcstirt, dass Sie niemals im
Sinne gehabt, am geringsten mit Krön Schweden wegen der Festung
Pillau und Mcmcl zu tractiren; bitten, I. Cb. D. wolle diesem keinen
Glauben geben.
Diese Puncta haben I. K. M. hei hochfreundlichster Bitte, I. Ch.
D. solches mit beweglichen Worten aliquoties itcrnndo aufs fleissigste
durch meine Wenigkeit unterth. vorbringen lassen, sind auch ent-
') Vgl. Ürk. a. ActoDBt VI. G59 n, 3.
•) EbeodaB. I. 285.
*) VgL Pnfendorf Carol. GnaUv. I. J. £
^düvGoot^lc
Polonica. RBnlHnfela. Das preDsBischa Anounm. 369
gchloesen, einen Abgesandten eliestens nacliKuschieken, mit I. Cli. D.
ferner darin zu tractiren.
Mit RanteDfels findet dHnn am 10. Mai 1655 eine OommUsio ns -
sitzoDg Statt, zu der v. Loben, t. Schwerin nnd v. Somiiitz de-
pniirt werden, und deren Protokoll vorliegt; ein wesentlirhcr Erfolg wird
aicbl erreicht.
Hoverbeck an den KnrfUrsten. Dat Königsberg 28. Mai 1655.
[RcicbBtag in Warschau. Das preussiscfae Annanm; durch Destechnng zn am-
gehen. Dia Sendung von Rau(enf«ls.)
Er will norh hente nach Worr^chou zum Reichstag abreisen, bittet aber 2rt. Mai
dringend um fiistrnciion dafilr.
So viel die Erlassung des Aniiui und Subaidii ordinarii von die-
sem Jahr betrifft, dürft ea damit, wofern E. Ch. D. denen grosepol-
niechen Ständen kein Volk überlasBen, sehr liart halten und die Sach
nicht anders als vermittels eines Gratials vor den Herrn Gross-Schafz-
meister und sonsten zu haben sein. Die Herreu Regimcntsräthe hiel-
ten es wol vor einen grossen Vortlieil und Gewinn, wenn E. Ch. D. mit
ein Paar tausend Rth, 20,000 ersparen könnten und haben mir zu dem
Ende in Ermangelung baren Geldes an die Obristen Wallenroth
und Lessgewangk, wie auch den Dr. KnÖffel Obligationen auf
1000 oder 2000 mitgeben.
Von des Secretarii Rantenfels Ncgoeiation weiss ieb hiebt, was
ich sagen soll, und muss ich's seinem eigenen Capriccio niebr als dem
Künige oder den Senatoren beimessen, angeschn S. K. M. sich bereits,
vor etlichen Jahren, da Hir doch zu der Zeit die Aspeefen bei weitem
nicht so sehr zuwider liefen als anjetzo, sieb auf leidlichere und prac-
ticablere Conditionen gegen mich ausgelassen').
Instruction für den Hof- nnd Kamraerrath Wladislav Frei-
herrn y. Kurtzbaeh-Zawacki zur Verhandlnng mit den Depu-
tirten der beiden grosspolnischen Woiwodschaften. Dat.
Colin a. Sp. 25. Mai 1655.
[Die Besetzung gross pol oi scher Plälze liedingangen des Kurriirsten dabei.]
l. Zur Besetzung durch die Truppen des Kurfürsten soll er ihnen die '
folgenden Plätze vorschlagen: „Nakel, die Flehne, Pakosc, Sembowo,
■] Vgl Ürk. D. Actenit. Tl. 693.
Utut. I. Oach il. Gr. Karnintm, VII. "
^düvGoot^lc *
370 '^' ^'^ itordiicbe Erieg bis Kam Vertrug von Rdnigsberg.
Schloterie, Vladislar, üscie, eia Poet in Posen, als etwa aufm Schloss«
daselbstea, Draheim nod Bentschen."
2. Die Stünde mUssen die nöthigen Arbeitsleute und Materialien zur
FortiGcation liefern.
3. Das Commando mUsate den churfürBtlicheD Oflficieren in denea
Oertern allein verbleiben, g:eg:en einen Revers, niemanden als den
Ständen die Oerter wiederum zu Überantworten; auch mUsateo chur>
fnrstlicbe Völker darin allein gelegt werden und dieselbige von Sr.
Ch. D. dependiren.
4. Enrtzbach soll die gonaonten Pl&tze selbst Inspiciren and über
ihre Vertheidigungsrähigkeit Bericht erstatten.
5. 14 Tage nach AbschluFS des Vertrags sollen die Pl&tze besetzt
werden; die Trappen sind mit 4 Rth. auf den Mann monatlich uad nach
MssBgabc der brandenbnrgi sehen Verpflegntigsordonnanz zu verpflegen.
6. Für die ntStige Munition und Artillerie wird der Enrfürst sorf^en.
T. Für die a,afgewandt«D Kosten sowie die Verpflegung sollen dl» De-
putirten gutsageo, „auch bis zur Satisfaction die besetzten PlStze zur Hy-
pothek stellen".
8. Proviant auf dem Marsch mnss geliefert werden.
9. Der Kurfürst ist bereit, den Ständen Hir jeden Centner Satpeter
einen Centner Pulver zn liefern.
10. Die Tmppen dürfen nur zur Vci-theidigang der bestimmten Plätze
verwendet werden.
1 1 Streitigkeiten der Truppen mit polnischen Truppen oder den Ein-
wohnern sollen durch ein gemischtes Gericht entschieden werden.
12. Auf diese Bedingungen ist E. bevollmächtigt mit den Ständen
abznscbliessen ; findet die eine oder andere derselben Schwierigiceiten, so
bat er erst zu berichten.
Hoverbeck an den Kurfürsten. Dat. Warschau 3.|13. Juni 1655.
[Vom polnischen Reichstag. Rüstangen nnd Zuversicht in Grosspolen. Die
Moacowiter in Littaaen. Huthlosigkeit der dortigen Stände. Der Korrürat als
Throncnndidat.)
13. jnni. Jedermann war gestrigen Tages jles Schlusses gewSrtig, wenn
das unrerhoffle Incident nicht dazwischen kommen -war, dass ein Land-
bot den andern bei Zusammenkunft der sämmtlicben Stftnde an den
Hals geschlagen und Über dem Gericht, darüber gehalten, die zu den
Beichsconsultationen destinirte Zeit war zugebracht worden.
Die grosspolnischen Stände vermeinen guten Theils ausser Ge-
fahr zu sein, nachdem ihnen ron den Schweden so viel Zeit gegönnet
worden, dass sie den Ausscbuss von Bauern an die Pisse gefQhrt
und das allgemeine Uffbot des Adels in Gang gebracht haben. Bei
BrandenboTg und GroiBpoteo. ZnMnät io Lilteaeii. 371
und nebenet diesen beiden oneribue des Ausschusses der Bauern und
Uffbot des Adele wollen die anderen Stände sich durchaus zu keinen
Werbungen verstehen. Es hoffen aber gleichwol die GroBSpolniscbe
die Sacb so weit zu bringen, dass ihnen von den allgemeinen Con-
tribulionen so viel zu heben vergönnt werde, als zu Werbung und
jährlichem Unterhalt 3000 U- z. F. und 1000 Pferde erfordert wird.
In Littauen aber ist sehr grosse Furcht vor der Moscowiter Macht
und Tirannei, sintemal sie alle, die ihren Glauben nicht annehmen,
rergehen lassen; dass man, um diesem zu entgehen, sich wol an
Schweden ergeben dOrfte. |:Der Bischof von der Wilde'):] inclinirt selbst
dahin, dass man sich vermittelst gewisser Pactonim ergeben soll, und
eorrespondirt deshalber sehr fleissig |:mit dem Herzog von Cnrland:!,
von welchem er eo viel hält, daes er ihn |;auch gar zum kQnftigen
Künig:] Torecblagen darf. |:Der Feldoberste in Littauen:| aber möchte
es gerne dahin gerichtet sehen, dasB vermittelst gewisser zu beiden
Theilen Torlbeiliianiger Gonditionen sie eich |:uiiter E. Ch. D. Protection
geben) möchten. Was es aber vor Gonditionen sein sollten, davon werde
ich diesen Abend bei einem deshalber angestellten Banquet reden. Und
siebtes darauf, dass liFllrst Bogislav') zuE. Ch. D.:] selbst hinüber
kommen soll. |: Diese Fürsten wie auch der Erzbisehof zu Gnescn:]
und viel andre mehr gOnnen K. Ch. D. |:die Krön vor andern:), so-
wohl in Ansehung |:dero Tapferkeit und anderer Qualitäten:], als auch
weil Sie ohne dae |:nach Abgang des Königs das mehrste Erbrecht
auf Littauen :| haben'); und stehen nur deshalber dabei an, ob auch
E. Ch. D. uf solchen Fall sich so hoch angreifen wollten oder könn-
ten, dass Sie denen andern |:ConcurrenIen:i und insonderheit |:Schwe-
deu:| gewachsen wären.
Rurtzbach'Zawacki an den Karftlrsten. Dat. Posen
8.118. Jnni 1655.
[Die Occapatiooarntge bei den groBipolDiBcbeD SlSodeo; sie erheben Scbwierig-
keiieo; Mifatraaeo in Folge der AOTiiire Holst. Sicherheit der Groaepolen auf
hUch« Gerüchte hio; achlecbte RüstuiiKeni die Päaao an der Nelte. Mangel-
haries Amtegehtfiaioie« in Polen. Weitere Nachrichten bis zum Ende der Ge-
SBndlBchan ]
Am 10. Jnui st. n. hier eingetroffen bot er norh »iele tob den Stän- ig. Juni
den angetroffen; er erhält aber zunächst zar Antwort, dass man ohne Coa-
', D. i. WilnB.
*) FSrat BogieUT Badziwill.
*) Tgl. über die jagellonische Verwand tBcbafC das KarfürBton Urk. u.
Act»nal L 161 d
24«
A-nOO»^IC
372 I^- ^" nordUcbe Krieg bis znin Vertrag voa Künigaberg-
seoB dea Königs imd iq Abwesenheit des KroDschatzmeisters, des General-
LaDdeshanptraanb's vod Qrosspolen, die CapitDlntion nicht schlieseen könoe.
Sie lassen dem KorTürstea für seioen guten Willen inzwischeD danken and
bitten K., noch etwas Gednld zn haben.
Ob ich Dan zwar keine eigentliche Antwort und Declaration be-
kommen, 80 hab ich doch von den Vornehmsten so viel rerstanden,
dasB sie die Hauptpunkte nicht werden eingehen wollen. AU erstlich
wollen sie E. Cli. D. Völkern die Pässe nicht einräumen, weil sie sel-
bige mit ihrem Volk schon besetzt haben, sondern wollen, dass sie
zu Felde neben der polnischen Annee liegen sollen ; unterdessen wollen
sie die StUcke auf die Pässe haben. Zum andern sagen sie, es sei
gefährlich, solche Pässe eines fremden Potentaten Völkern einzuräu-
men, viel gefährlicher aber, dass dieselben allein darin liegen und nur
Yon ihren OfQcieren commandiret werden sollen. Zum dritten wollen
sie den Soldaten kein Service oder Proviant auf der Marche bewilli-
gen, weil es in Polen nicht der Gebrauch wäre, sondern wollen, so-
bald die Puncta geschlossen, zu Landsberg die Gelder vor einen Mo-
nat auszahlen, damit die Völker Zehrgeld haben möchten. Ferner
wenn sie ja etwas von E. Ch. D. Völkern in gewisse Plätze anneb-
mcn sollten, so sollten doch dicsclbigen Völker nicht zur blossen De-
fension der veraccordirten Plätze, sondern auch anderwärts nach Er-
■ forderung der Nothdurft gebraucht werden. Letztlich haben sie am
meisten darauf . gedrungen, dass die Völker, sobald sie auf dem pol-
nischen Boden kommen, nebenst E. Ch. D. Revers I. Kön. Maj. und
den Ständen einen Eid ablegen sollen.
K. spricht ihaeo seine Verwundernng aas über diese plötzlich heri-or-
tretenden Zeichen des Misstrauens, nacbdem sie früher den Knrfürüten selbst
so inständig gebeten hätten, die Pa.«sc zn besetzen. Es kommt heraus,
dass Einige als Ursache ihres Misstraoens die Sendung des Jacob Holst
andeuten, worauf ihnen K. plausibel zu machen sacht, wie natürlicb und
nothwendig und nnrerfänglioh dieselbe gewesen sei.
Im Uebrigen bericlit ferner E. Gh. D. ich untertb. , dass ich die
Sachen allhier in grosser Confusion gefunden, also dass aucb all die
von Adel, deren allhier bei Posen bei 3000 sind gemustert wor-
den, wiederum nach Hause verreist; wollen gar nicht glauben, dass
der Schweden Vorhaben wider sie gemeinet sei , dieweil sie von nn-
tersohiedenen Orten, als von Breslau, von Danzig, Schreiben bekom-
men, dass es bei uns gar keine Gefahr haben wird; und sonderlieh
ist allen der Muth sehr gewachsen, dass vor wenig Tagen von Bres-
lau hier geschrieben, Königsmark war durch DUringen in die Ober-
pfalz gangen. Welchem ich zwar meines l'faeils noch kein Ölaabett
i:q,t7r.d .t^iOOt^lC
Srandeobarg nod Grosspolen. 373
geben kann, aonderlich nachdem durch diesen E. Cli. O. Trabanten
mir von Berlin nichts zukominen. Unterdessen sein die Pässe mit
nD^eObtem Volk besetzt; sie bauen ächanzen, die gar wunderlich
susseben, denn sie haben kein einzigeu, der sich darauf recht ver-
stehen sollte.
K. bemerkt, dtias die beiden in der InstruclioD angegebeoeD Pässe
I>akosc uud Sluterie zur Woiwodschaft Cujavien geboren aad daher hier
niebt über dieselben eutscfaiedeu werden kann. Dagegen macht er aocb anf
einige andre wichtige Pässe an der Netze aufmerlisain, oamentlich Labi-
sebfQ und Rynarzewo.
£r klagt über den Mangel an Verschwiegenheit in Polen; alles ge-
beiffläte wird ausgeplaudert; so hat er eben erfuhren, „dass der Königliche
SecretariuE Raatenfels die aller geheimsten Sachen Bürgern und Studen-
ten hier in Posen erzählet hat"; er verwahrt sich für etwaige Fälle.
Zwei Tage später schreibt Knrtzbach noch einmal dat. Lissaw 20. Juui.
10./20. Juui 1655 ähnliche Nachrichten: die Mchrzub] der Leute ist ganz
verblendet; nur wenige wirkliche gute Patiiotcu scheu ein, wie sehr die
UnbeEonnenen (ndic meist von ihren gottlosen Pfaffcu also betböret") dem
KoHürsten Unrecht thun uud dabei alles anfs Spiel setzen.
In Erwiderong auf das S'.-hreibon vom 8./18. Juni erhält darauf Kurtz-
bach Befehl, die versarameltcn Stände nochmals der Affection des Kur-
tÜTEten zn versichern und dann sofort Abschied zu nehmen nnd nach Berlin
la kommen (dat. Collu a. Sp. 12. Juni 1655). Einige Tage später (18. Juni) 33. Juni.
wird dieser Befehl dahin abgewandelt, dass er erst noch die Ankunft des
0 ro >:gs cb atz 9ie isters abwarten soll. Diese Ankuuft aber zieht sieh hinaus
ood wird endlich ganz zweifelhaft, wie K. noch am 19./29. Juni ans Lissaw 29. Juni,
schreibt: die Stände hier sind darüber sehr betrübt, dass auf diese Weise
mit dem Eurflirsteu nichts abgeschlosseu werden könne; aber „man lebt zu
Warschan so sicher, als wenn man von den Schweden gar nie gehört; mau
hat anch einen Belations- Land tag pro die 10./20. Juli zur Sroda ansge-
schrieben; unterdessen marschircn all die Landschaften in den beiden Woi-
wodüchafteu nach dem Li^er, welches an dreien Ocrtern an der Ketz soll
geschlagen werden". Das Uebrige wolle er mündlich berichten.
Adersbach, Relation. Dat. Warschau 14.|24. Juli 1655.
IVom Hofe. In Grosspolen Confueion und Ohnmacht. Dünaburg.]
Völlige Stille iu Warschau und am Hofe.
Aus Grosspolen habe ich jetzo auch des Herrn Krongrossschatz- 24. Juli.
meigters Schreiben gelesen, darinnen er ausdrücklich berichtet, dass
General Wittenberg mit 12,(XX) Mann gegen GrosBjKilen anziehe,
daselbst aber noch ganz keine Bereitschaft zur RUstung sei, sondern
A-nOO»^lc
374 '^- ^'^^ nordiBcbe Krieg bii zum Vertrag von RöDtgsberg.
alles in grosser Gonfusion bestehe. Was dieses nun Air einen schönen
Blick gebe, dem ersten Ansatz zu widerstehen und dadurch unsere
Völker zu aniniiren, ist leicht zu urtheilen. Also schreiten wir ge-
rades Weges zum vollen Untergang. DBnenburg soll eich auch fast
gutwillig den Schweden ergeben haben.
Ädersbach, Relation. Dat. Warschau ^^„"^ 1655.
INacbricht tod Littaneo. Verepätete Uuergie dea KöDigs; aagaordoete Wer-
buugeu. Der Primai soll AbdaukuDg des Königs verlangt habea. Ans Groai-
polen.)
6. Aug. Der EoDig residirt noch hier, nebst einer Anzahl Senatoren, mit denen
täglich Bath gehalten wird. Ans Litauen allerlei widersprechende Nach-
richten, u.a.anch das Oerücbt,dasa der GroasreldherrFürsI Jan ns Radziwill
sich mit dem gBQZcn'QroäsrürEtentham den Schweden ergeben habe, dem
anch wieder widersprochen wird.
{: Indessen beginnt man jetzo erst recht sich in Postur zu stellen
und bei der grossen Wasserfluth, die uns fast ganz ersaufen möchte,
auf Mittel zu gedenken , wie man diesem Unglück steuern und sich
auf eine Defension gefasst machen möchte; wann nur nicht zu späte
wäre; massen der König mit aller Macht die geerbten Schätze angrei-
fen wird. Und hat den Obristeu von Wallenrodt zum General-
miyor über die neue Armee, so itzo schleunig aufgebracht werden
soll, bestätiget, auch ihm alsogleich Palenta auf ein Regiment zu Pferde
und auf ein Regiment Dragoner ertheilet, welches derselbe auch sich
im Monat zu liefern verbunden; darzu dann andere Ofßcirer mehr ge'-
zogen und gefordert werden, das» also Hex Poloniae ihm einen rech-
ten Ernst sein lasset, weil ihm das Wasser schon bis au die Seele
dringet. Wenn nur die Sueei so lange warten wollten, bis wir fertig
wären :|.
I: Dieses habe unterth. noch hinterbringen sollen, welches mir der
Resident des Kaisers als aus der eonfidenten Communication eines
vornehmen Jesuiten anvertraut hat, dass der Primas Regui herkommen
sei, dem Regi Poloniae ausdrücklich zu sagen: Depone Coronam.
Nun muss gewiss was dran sein, weil sie beide in der Audienz hart
an einander gewesen, dass sie auch gar laut sich hören lassen. Wäre
eine grosse Geduld des Regis Poloniae und mächtige Vermesaenheit
des Primatis:[.
P. S. |:Die Noblesse in Grosspolen will durchaus nicht in den
A-nOO<^IC
' Bericlite vom Hofe in Warachftu. 375
Aecord der VerrAtber einwilligen '), sondern bleibet beatändig and
wehret Bicb tapfer, auf Aseistenz wartend:|.
Ädersbach, Relation. Dat. Warschau ?/„,.' 1655.
[Die Kvoigin nach Krakaa. TerepaUte BuatuDgea;. Oberst t. Wallenrodt.
Hilfegesuch an den KatBer.|
GesterD iet die Königin mit ihrem Hofstaat Dach Krakaa ^gereist — 8. Aog.
«wobei denn recht traurig anzusehen gewesen, wie die beide gekrfinle
Hkapler einander mit BetriibnisB and grossem Herzeleid gesegnet haben."
Es ist zn vernnndern, vie man sich bemüht, jetzt erst eine Armee zn
Stande zu bringen, während die Schweden bereits im Gebiet von Lancicz
stehen Rollen; und auch jetzt noch geht es EcbläTrig genug zu — „der
gute König ist verrathen ond verkauft und weiss nicht, zu wem er sich
fertrsnen boII."
:In Bumma wir sind verloren, wenn Gott nicht ins Mittel tritt
nnd uns Rettung 8chafft.:| Indessen hat der Herr Oberste r. Wallen-
rodt die Charge dea Generalmajor so weit angenommen, als die ver-
iprochene Zahlung erfolgete, so S. Maj. erboten zu zahlen {:au8 den
Geldern, so von dem aus des verstorbenen Prinzen Terlassenem Schatze
genommenem Silber und Aposteln jetzo zu Cracau geschlagen wer-
den'); welches aber sehr schwer dem KiJnig abgangen, ehe er sieb
dazu verstehen und sie herausgeben wollen; und wäre es nie ge-
schehen, wenn die höchste l^oth ihn nicht gedrungen h&tte:|.
Wallenrodt möchte viel lieber DienEte hei dem Kurfürsten nehmen,
wozn ihn sein Vetter, der Hauptmann zu Tapian, aufgefordert.
P. S. |:Der König hat auch den Haider um Hilfe inständigst er-
suchet und gebeten, aber diese Antwort darauf erhalten, dass er ohne
der Reichsstände Vorbewusst und Consens nichts thun durfte. Schlechter
Trost :|.
Aderebach, Relation. Dat. Warschan 2.|12. Ängnst 1655.
(YertheiJiguDgBDiasgregelD in Warscbaui der KSnig aoll ine Fitid. Gerücht
über deu Rnrfürateu.}
|:Hier beginnen wir uns itzo erst zu verwahren und zu verschan- 12. Aug.
len, nnd werden alle Tbore der Stadt mit Werken besetzet. Der
') Am 25. Juli hatten diu Führer des gross polnischen AnfgebateB die Capi-
lalatiun von Ujae mit den Schweden abgeachlossen, in Fniga deren Groiapolen
•ieh dem König Karl Gnstav ergeben und ihn ala Herrscber anerkennen Ballte;
Tgl. darüber neben den ftlterea Quellen die Notizen aus dem polnischen Werk
Ton Jarochowski in *. Sybel Bistor. Zeitechria 18, 3T3ff.
*) Vgl. über diese Sch&tie Urk. n. Actenit. Tl. 692.
^düvGoot^lc
376 '[' ^^' uordiBcbe Krieg bis zum Vertrag tod Königsberg.
Gnesensche Erzbisdiör ist vor 3 Tagen hie wieder aagelaa^t, blosa
den Ktinig zu perBuadircn, io's Feld zu gehen, wenn auch gleich nur
mit ein tausend Mann; dann die Ritterschaft dadurch animirt werden
werde, dass sie sich desto fieissiger und willfahriger in das Lager
einstelle, wann sie den Herren im Felde vermerken; dem auch der
KOnig pariren und sich von hinnen ehest aufmachen will. Der gute
König weiss nicht, wie er sich ihnen accommodiren soll, damit er
ihnen keine Ursache zur Widerwärtigkeit gel»e;|.
Der König läüGt Adertibach kommeo und spricht mit ihm von den
Gerücht, dass der Kurfürst mit den Schweden verständigt sei; lä^st sich
aber luieht duvou abbringen nnd bleibt fest dabei, „dAns K. Ch. D. iba
nicht lassen würden."
Adersbach, Relation. Dat. Warschau 5. 15. Aog. 1655.
I VertheidiguQgamtkSBregeln ; der );elreu» Adel von Grusspuleti ; die ßadzinill und
das bönigl. Preasecu. liebele NachricUteo ans der Ukraine und l.iltauen. Die
Verhandlungen in Stettin. Radziejewabi. Fartäckr^iilendit Auflüsung; Geii des
Königs. UuffnnDgaloaer Zustand. Gerücht über Absiebten des tCurfürsten anf
Ermland.]
;. E. Ch. D. habe hiemit . . . gehorsamst hinterbringen sollen, dasg
wir uns allhic in bessere Postur zur Defensiun stellen, und werden
die deutschen oder fremden Völker ehist allhic aus Littauen, wie auch
der Kronfeldherr mit 3000 auserlesener Mannschaft erwartet werden,
also dass wir hoffen, mit der aufgebotenen Ritterschaft, so morgen
zum geueral Rendez-vous unter Sochazew 8 Meilen von hier ver-
schrieben ist, dahin auch Ö. ,Maj. sich begeben und solcher Vorstelluug
in Person beiwohnen will, und mit dem grosspolniBchen Adel, so sich
beständig und getreu zu Sr. Maj. Diensten erkläret und sieh auch da-
hin, wo sie commandiret würden, zu präsentiren anerboten, ein Corps
von 30,000 M. uffzubringen und bei einander zu haben, damit S. Mfy.
den Fricdensbruch ihrer Feinde und Meineid ihrer Rebellen zu räcbea
mit Gottes Beistand und Hilfe sich ins Feld machen will ... Zu dem
haben beide Fürsten Radziwill (indem auch Herzog Boguslaw
heut oder morgen hie in aller Eile sein wird) und die drei Haupt-
stAdte sammt dem ganzen Königl. Tbeil Preussen sich aufs äussersto
zu wehren ufTs neue schrift- und cidlieh sich erkläret und ver-
bunden.
Ans der Ukraine die Nachricht, daas die Kosaken Podhaj'ecE einge-
äschert haben und auf Leniberg ziehen ; aus Littanen, dass die Moscoviter
Aj.OO<^IC
Berichte vom Hofe in WsrBchau. 377
Wilua erobert haben. Mao wartet mit Verlangeu auf eleu Ausgang der
Trsctateo zu Stettin — „Pacem te poecimus omuea".
Herr Radziejewski soll bereit bis Caliss gerttckt sein').
i:ln summa, icb sehe vor den König in Polen keine Kettung, wo
Gott nkbt in's Mittel tritt und den Frieden verleihet; dann er von
allen Seiten faijt von seinen Feinden in Gewalt ist, dass er nicht
weisH, wem er sich vertrauen dürfe, weil auch die Masuren (an derer
etiliche vornehmste der ßadziejewski auch geschrieben haben soll)
UDtrea zu werden beginnen und übel von ihm reden. Zu deme so
mag der Cumput des Heeres auf dem Papier grösser als in der That
an 8ich selbst sein, und all dies darzu über die Maasse zu böse, dass
der König bei dieser äussersten Noth lieber das Geld als seine Wohl-
fahrt schätzet, weil er den Schatz nicht angreifen will, da er doch
seinen und desselben Untergang und Verlust vor Augen siebet. Was
soll mui sagen? Wir leben allhier ganz desperat; die Thors dieser
Stadt werden ja auch verechanKCt, aber in den Vorstädten herum seind
solche grosse Nester dass, wann sie angcstecket werden soIIcd, die
ganze Stadt davon im Brande mit alsdann gehen dttrfite, weil viel
dergleichen Nester sich aucii in der Stadt beßnden. Und taugts darzu
nicht, dass in Preussen die beiden Gebrüder Woiwoden, Herren Wei-
hern, unter einander in grosse Feindschaft gerathen sein, und in
Littauen auch unsere beiden Gevettern Fürsten Kadziwillen sich
eben veruuwillet haben.
Im Hbrigen, gn. ChurfUrst und Herr, verwundert sich der König
in Polen sehr, dass er von E. Ch. D. keine Antwort auf sein Schrei-
ban erhalten kann, und wird gar kleiamilthig, weil das Gerücht stark
erschallet, als wenn £. Ch. D. das Biscbofthum Ermland occupiren
nolltea:|.
Eine letzte Relation Aderübach'd, dat. Wuriiebau lt>./^t>. Ang.
Itl56, liegt noch vor, die uitüts wet;ciitUi;h neues bringt; dann bricht die
Correspondenz Ttir die uächstu Zeit ab.
') HieronyinuB RHdEiuJuweki, früticror poluUcher KroD-Uator-KaUKter,
dun wegen HochTerrath o. a. verurteilt, jetst in Bchwediacbeo Dieoatea; er war
UDMDtlicb aucb bei der CapitnlatioD TOn Ujsc tbaiig gewesen; vgl. Urk. a.
Actenst VI. 659. 6ä2.
^aovGoOt^lc
II. Uer aordiBche Krieg bis tum Vurtrag Ton KöDigaberg.
YerbandluDgen mit Schweden bis zum Abbruch
der Stettiner Tractaten.
König Karl Gustav an den KarfÜrBten. Dat Stockholm
6. Mai 1655 {eigenh.}.
[CompUmente. SendoDg OzeDBtjema'B nacb SUttia )
16- Mai. Dank für die ihm durch dea brandenbargischeD Residenten Dobrczeuski
geuachteo VersicheruDgea tod der guteo OeBionaDg des Korftlrsteo gegea
ihn. Er Eende des Graren B. Oxenstjerna nach Stettin, der dort ab-
warteo soll, was der Kurfürst des weiteren an ihn bringen will. Vor^ch«-
rang der besten Absichten.
Der Kurfürst an Karl Gustav.
(Concept o. D. ').
[Conplimeate. Bitte nicht ohne Be rück s ich tiguog seiDer lDtere»«ii mit Polen
# obzaBchlieesen]
Dank für obiges Schreiben. Ozenetjerna wird hoffentlieh, was bis
jetzt noch nicht geschehen, die nöthigen Versicherungen zur QrUnduDg
eines guten Vertrauens geben und so das von dem EnrfUrsten entgegeo-
getragene Vertrauen belohnen.
Nacbdem aber indeueB leicht geschehen konnte, dass zu E. K.
H. Satisfaction der Friede durch die jetzige poIniBche Ambaeeade alda
geachloBsen werden möchte, so will ich im geringsten nicht zweifeln, er>
Buche auch £. H. darum ganz dienstlich, Sie werden nichts desto weniger
dabei mein Interesse in Acht Dchmen und solchen Frieden,ehe und bcTor
die projectirte Condiliunes auch vor mich eingegangen, nicht vollziehen.
Dann weil ich bisbero sehr auf E. M. Satisfaction gedrungen und
deroselben halber, wie auch noch neulich durch die verstattete Marche,
sehr suBpect gemachet, wUrde ich sehr tibel daran sein, wenn ich da-
bei vergessen sein sollte. Es wird aber auch zu E. H. und dero
Staats eigenen Sicherheit gereichen, dass ich die bewusste Conditionea
erhalte, wie ich mich denn dessen festiglich zu E. M. versehe, und
dasB Sie darin mehr vor mich sorgen werden, als wenn ich selbst da-
') Das Concept jedenralls von dem Korfürsten lu eigenhindiger Antwort
abgesclirieben.
i:q,t7r.d .,*^-.00<^IC
VerhsudlDugeo mit SchweditD. 379
bei wäre, sicherlich verlasse. Meinem Rath Dobrozeneki habe ich
befohlen, desralls weitere gebührende Erinnerung bei £. M. m thun,
and demselben Vollmacht äberscbickt, und weon ich vernehme, dasa
die Tractaten alda ihren Fortgang erreichen solltea, würde ich nicht
DDterlassen, mit E. Maj. Belieben noch jemands zu schicken, dero-
selben noch weiter meiner zu E. M. tragenden beharrlichen loclinatioD
in versichern.
Feldmarechall Graf Wittenberg an den KarfUrsten. Dat.
Alten Stettin 22. Juni 1663.
Zeigt «n, doGs er ehe8tcr Tage mit seineni Corps ,tod hianea aufza- 2. Jali.
brechen and in Artton zu treten getueiot bin". Dabei müt^iie er uoTermeid-
lieh einige Striche von Hinterpommcru fijretliibe Tage berühren; der Kur-
füret iverdc geboten, den Fass zu gebtatten und CummiEüarc zu Terordoen,
welche die Trnppen durchs Land geleileo. Es soll äberall gute Disciplin
gehalten und niemand an Leib, Hab und Qut gekränkt werden, ßemfung
aof das Jus geotium und ausserdem auf das Inst. Pac. Art. XVIL §.
Quoties aiäem mililee.
Dasbelbe Oe^urh wird eineu Monat später in einem Schreiben des Kö-
nigs Kall Gustav an den Kurfürsten, dat. Sietini ib. Juli 1655, wie-
derholt für die zweite, vom König gelbst gelührte schwedische Armee
Der Knrfürst an Feldmarschall Graf Wittenberg. Dat
Colin a. Sp. 26. Juni 1655.
Er erinnere sich des betreffenden Artikels des Inst. Pac wol; dort sei 6. Juli,
aber zugleich gesagt, einmal dass dergleichen Duichziige aof Kosten des
Durchziehenden zu geschehen haben; und dann dass nach Inhalt der be-
treffenden Reichficonstitiitioncii der Durchzug dem Kreisober^ten angezeigt
werden muss, so wie auch, wohin der Zug genieinet; dergleichen Versiehe-
rang gegeben werden muss, dass es nicht gegen das h. röm. Reich oder
dessen Ulieder abgesehen bei. Davon ist in dem Schreiben des Feld-
marschalls oichts zu Icbeu; der Kurfürst könne daher nicht definitiv darauf
anlworteu, suudern crsuilic ihn, vor Fortsetzung des Marsches erst diesen
Verlangen Genüge zu thun. Er werde sofort an den Kreisobersten, den
Kurfürsten von Sachsen, darüber bericUteu.
Diese Communication an Kursachsen geschieht und wird beant-
wortet (dat. Dresden 2. Juli); desgleichen an den Kaiser; von beiden
Seiten nur Formalitaten als Antwort.
Desgleicfaen wird es dem König von Polen angezeigt (28. Juni);
dem Herzog von Cnrlaud (29. Juni).
lodess begiebt sich im Auftrag des Kurfürsten Ewald v. Kleist,
Aj.oo»^Ic
330 ^'- ^^' oordiach« Krieg bis zum Verlr*^ roa Königeberg.
PrääideDt der bi u terpom in cri sehen BegieruDg, zu Graf Wittenberg ia's
Lager, über den Darchzug mit ibm za Terbandeln; er miiES ihm wältrend
des Durchzuge taglich 40,000 l'f. Brud und 200 Todbcd Bier zu leisten
versprecheu, itit aber von der Orduung, die Witteoburg halt, sehr erbaut.
„Ich muBS bekeuneu und habe mich selbsteu gestern darüber vernuadert,
dass kaum ein Viertelmeil vom Loger ich der Bauern Vieb sicher an der
Weide habe gehea Geheo, und durf also keia Soldat, bei Leib- und Todes-
strafe, uicbt den geringsten Mnthwillen verübeu oder etwas wegnehmen ....
Gestern haben sie einen Trompeter in Polen gesendet und den Krieg an-
kündigen lassea". (Relation, dat. Stargard 6, Juli 1655.)
In spateren Berichten aus Pommem über weitere schwedische Onrch-
Züge (September ff.) werden dann allerdings sehr hertige Klagen geführt
über die von den Truppen begangenen Oewaltsamkeiten.
FeldmarBchall Graf Wittenberg an Oeneralfeldzeugmeister
Sparr. ' Dat. Lager bei Scroda 25. JoH 1655.
Er habe glaubwürdig erfahren, dass einige brandenburgische Regi-
menter unter seiner Führung „in oder durch hiesige Landschaften geHibrt
werden sollen; es sei berremdend, dasa davon dem doch in der Nähe be-
lindlicben König keinerlei Nachricht gegeben worden sei, wie auch ihm,
Wittenberg, nicht. Er bittet um Auskunft darüber, was die Absicht
dieser Bewegung sei; die Tractaten in Stettin seien, seines Wissens, noch
nicht geschlossen, so dass der KurfUrst nicht von daher zu diesem Ver-
fahren ermächtigt sein kann.
Ein Schreiben id. dat., ähnlichen Inhaltes an den Qeneral-Major ▼.
Eanoenberg.
Sparr an Wittenberg. Dat Colin a. Sp. ... Juli 1655.
Der Zweck der Tmppenbeweguug sei lediglich zur Beechützung der
eigenen Lande des Kurfürsten, ohne irgend jemand zn nahe zu treten etc.
... die beiden Potentaten werden sich wol über die Sache in Einigkeit za
arrangiren wissen.
jdüvGoOt^lc
Dorehmarseh dorch Pommern. Die Steltiner Trartateo. ggj
Instniction fUr Waldeck und Schwerin an den König von
Schweden.
(Conc. 0. D.)')
IFriedensTormittelDDg oder Bündoias. SonrerSnität and GebietserweiteriiDg. Keio
■cbwedUclieB ProteclionsbündDiss ffomöglicli. BcdingnngeD elnea solclicD für
dcD NDBserBten Fall PaDctnin securitatis. Unabhüngigkeit der Commercien.
Reine ParticipatioD der Zölle.]
Sie sollen den König aufEticben, uro sie ihn jetzt treffen können, undCU.Jali.]
sollen dann:
i. Veruiittelung zur Fnedcesverhandlung anbieten, und wenn diese
Dicht zn Stände knmmt, Abschlieseung eines Vertragca, wobei der König
versprechen mnss, «nicht eher mit Polen Frieden ku machen, bis die Con-
ditiones, so für S. Ch. D. in diesem foedcre abgehandelt werden möchten,
anch flir deren Militic die Bezahlung and Satisraction erhalten."
2. Weil I. Maj. gelbsten Sr. Cli. D. antraten lassen, Sie wollten
Thro die Souverainität in dero preussischen Landen zu Wege bringen, so
ncceptiren solches S. Ch. D, und verBclien sich liierunter keiner Ver- '
änderung, können auch von Ihrer Seiten davon nicht abstehen. Und
werden I. Maj. sieh dahin bei diesem Focdere verbinden: 1) dass Sie
Sr. Ch. D. selbige von Polen zu Wege bringen, 2) scibsten auch dar-
auf im geringsten nicht prätendircn wollen; dann 3) dase selbige auch
auf die andern Stücke, so S. Ch. D. zu Ihrer Satisfaction erlangen
möchten, estendiret werde, und Sie selbige, gleich wie Preussen, abs-
que recognitione superioris besitzen mögen.
3. Anreichend die angemuthete Protection ist feste darauf zu
bestehen, dass S. Ch. D^ darunter nichts einwilligen können.
Aatfilbning iiber die Unthunlichiceit eines foedus protectitinm.
Wflrde eingewandt, dass S. Ch. D. ex ipso absoluto jure superio-
ritatis ein Condominium maris baltici prätendiren möehten, seind S.
Ch. 0. zufrieden, dass dem Foederi einverleibet werde, dass Sie sol-
cher Prätension renuneiiren, wann die Strandgerechtigkeit und was
Ihren Vorfahren am Herzoglhum Preussen und dero Hafen freigestan-
den und getiabt, deroselben auch und is specie fUr sich selbst der
Handel und Verftlhrung Ihrer eigenen Waaren mit Kanffartheischifren
freigelassen wird. Auch wollen sich S. Ch. D. reversireo, dass Sie
stante hoc foedere und so lange deroselben das Ihrige unangefochten
gelassen wird, keine KriegsschifTe von einiger Partei, womit die Eron
'; Wol von demselben Datoin, wie das beiliegende Creditir für die beiden
Oetsndten (dat. Colin a. Sp. 4 Juli 165r>) nnd die weiterhin folgende laetntction
zDr Veitandlnng mit Oienstjerns.
Aj.oo»^Ic
382 ^^- ^^^ nordische Krieg bis inin Vertrag von Rdoigsberg.
Schweden in öffentlicher Fehde begriffen, in dero Hafen einlassei
wollen.
Sollte man aber auf scliwediBcher Seiten anf der Protection be-
stehen und lieber den Handel als Bolcben Terminum wollen fabien
lassen, ist selbige einzuwilligen, jedoch mit folg:enden Conditiooen
und Bedingungen:
1) werden die Abgesandte» dahin sehen, dass dies Foedus Foe-
dus protectitium und nicht protectio, clientela etc. allein mOge
genannt,
2) also abgefasset werden, dass in rei reritate nichts andere ak
eine nachfolgendergestalt conditionirte Defensio daraas erzwungen,
auch so viel müglich und ohne Sr. Ch. D. Beschwer geschehen kann,
eine Reciprocation in Acht genommen werde.
3) Dass die protectio absonderlich (da die Garantie sonsten alle
zur Satisfaction gehörige StUcke angehet) nur die beiden Hafen
Pillau und Memel angehen soll;
4) und zwar wenn dieselben feindlich aDgpgritreD werden, und dtnn
auf Requisition des EiirfQrsten und ohne Anspruch auf Wiedererstattung
der Kosten.
6) Aas dem Prolectionfaverhaltniss darf keinerlei Art von Beschwerung
und Ansnutzunf dea Landes hergeleitet werden;
6) desgleichen keinerlei Regierangsrechte et«, etc.
4. Der punctus securitatis ist den Factie mit folgenden Worten
einzuverleiben :
Sacra S. R. M. assecurat Sermum Dom. Electorem et totam soam
domum Ellem , quod non velit Ser. Suae Elect. in Borussia Dne^
quicquam praejudicii afferre, sed potius hoc agere, ut dictam BoniBsiun,
prout summo cum jure possideri possit, cum omnibus pertinentiis,
portubus, libero commerciorum usu, quae etiam nee per directum nee
per tndirectum dirainui Tel ad alia loca in SerUa S. praejudiciuni
trsnsferri debent, teloniis, quibus nunc utitur, aliisque juribus eaden
poBthac et in perpetuum quiete possideat, utatur, fmatur, in esque
poseessione, quam cito S. S. R. H. s dicto Ser^o Dom. Electore re-
quisita fuerit, pro omnibus viribus manuteneatur. S. R. M. contra
haue assecurationem nee jus ceseum a Rege Regnoque Poloniae in Du-
eatum Borussiae, nee jus ullum per bellum quaetiitum opponet, nee nUo
modo istis sive juribus sire aliia praetensionibus utetur.
6. Die Direction der Oommercien in seineu Landen behält eich d«r
Kurfürst uneingescbr&nkl vor,
6. Die Zölle werden wie bisher in Pillau gezahlt; der KurfBlst b*-
DI« StatUner TrtkcUUii. 3g3
bilt BÜb vor, sie in den za erwerbendea Orten xa erhöhen. Partici pation
der Zölle kaon nicht zageEtanden werden.
Instrnction für Waldeck und Schwerin an den Grafen Benedict
Oxenetjerna. Dat. Colin a. Sp. 4. Juli 1655.
(Conc. F. Somnitz.)
[AtHcnrntioD ig Betreff PrenaaenB. Erfülloiig der polniBchea Lehenap flicht.
Di« CommnnicatiunaliDie. Die preaaBiBche SoaTeräuität. Ansprach auf Littauen.
HiDweis auf die KeieerkroDe.)
Keben den otiigen Bedingungen wird hier weiter verlangt eine Asse- 14. Juli,
torntion des Känigg, unter Garantie der Krone Frankreich nnd der Oeneral-
Staaten, dass Schweden keinerlei Ansprach von dominium directum oder utile,
Sonverainitüt, Protection, Zoll ge recht igkeit etc. in Prenssen erheben, noch
sach Bich von Polen cediren lassen will; sowie dass der König es nicht als
einen Brach ansehen solle, wenn der Eurrurst die 100 Reiter den Polen zu
Hilfe schicke, wozu er lehnEm&ssIg verpflichtet sei.
In der Nebeninstruction (ebenfalls Conc. v. Somnitz) wird weiter
heran sgegangen — der Kurfürst verlangt eine Commnnicationslinie zwischen
der Mark nnd Prenssen, „an der Netse, Warthe und Weichsel nnd sonsten
binnen Landes gelegen" und wird sich daher vorlänfig einiger Pl&lze dort
bemächtigen; ferner die Sonverainität in Prenssen und das Gross fürstentum
Liltanen, welches einst „Unsere Vorführen besessen"'); nach Aassterben des
knrfiirstlicben nnd markgräflichen HauEes Brandenburg könnte dasselbe
dann an Schweden fallen.
Zu desto mehrer Versicherung Unser guten Intention können
auch Unsere Rstbe dem Königl. schwedischen Plenipotenliario ent-
decken, dass Wir niemand die Römische Krone nach Ableben des
itiigea Römischen Kaisers lieber als I. E. M. gönnen. Finden sie
aber dass besagter schwedischer Reichsrath Graf Oxenstirn nicht
ptene inatruiret wäre, werden sie diese Anzeigung zur anderwärtigen,
etwa Unser Selbsten mit I. K. M. Zusammenkunft auszusetzen oder
ja nur discureweise ausserhalb der Couferenz beizubringen haben.
Waldeck nnd Schwerin, Relation. Dat Stettin 8. Jnli 1655.
lAnknoft in Stettin. Oxenstjerna und Lilieslröm.)
Beschreibung der Ankunft in Stellin mit Ceremonien etc. lg julj.
Ale zweiler Unterhändler neben Ostenstjema ht schwedischer Seits
Herr Lilieatröm ernannt — man wiase zwar, sagt Ozenstjerua, „dass
er (Li).} an Unserm Hofe im schwarzen Register stünde" *), aber er habe
■) Vgl. oben pag. 371 n. 3.
■) Oeber die Grunde dafür vgl Urk. u. Acteuat. I. 405. IT. »35n.
y Goot^ Ic
384 I^- ^'^ aordiecbe Erleg bis forn Vertrag tod Rönigaberg.
die enteprecbendeo Weisangen erhalUn, sich aogemesseD zu bezrigen —
freilich mÜBse er das Bett büten — um keine Zeit zu verlieren, erbieten
sich die brandenburgischen OeK.'indten, die Conferenzen in LilieEtröm's
Hsaa zn halten.
P. S. Ton Waldeck (eigenh.). Auch werden E. Cli. D. nicht
Abel thun, wenn Sie durch den von Zawacki an den Woiwodcn von
Posen schreiben liesBen: nachdem man deroselben nicht so begegnet,
wie es die Wolfahrt derselben Quartiere erfordert, so wollen Sie oho-
schuldig sein an dem, so ihnen zustoiisen wird, unterdese zwar thun
was Sie kUnnen, durch allerhand Wege und Mittel die beiden Kronen
in Ruh zn bringen, wie Sie dann zu dem Ende diese Schickung ge-
than; es mUsse aber E. Ch, D, anders an Hand gegangen werden,
sollen Sie etwas auariciitcu. An den König und die Herren Senato-
ren könnte desgleiclien gescliehen, und ist dieses unsers Ratbs die
Ursacb, dasa E. Ch. D. in allem das Tort ihnen aufwalzen mttssen.
Waldeck an den KurfUrsten. Dat. Steftin 8. Jnli 1655.
[Dringeade Bilte um Gehcimniss. Die FelJtrnpppn 7.u verstfirken, Verhandlnni;
mit den mürkiechen StitndpDi Rares Geld eu beschaffen,]
i. Wäoscbt Glück zu dem Terinnf der hiesigen Verhandlungen.
UnterdesB bitte ich E. Ch. D. unterth., Sie wollen um Gottes
Willen mit keinem Menschen als M. Somnitzen aus diesem Werk
reden; denn kein Mensch kann glauben, was vor particularia mau
alhier weiss von E. Ch. D. Discursen, und scheint es, dags man Leute
daselbst bestellt, so bald diese bald jene Zeitung bringen , nur E. Cb.
D. Gedanken zu hören.
Er räth, aus den einzelnen Garnisonan möglichst viel Trnppen hernug-
znzieben und zur Armee zn nehmen.
E. Ch. D. Tcrsprechen den märkischen Ständen nicht, dass nichts
mehr begehren wollen, als was Sie gefordert, aber E. Ch. D. reden
ihnen auch nicht hart zu, sondern machen es wie der Kiinig hier,
der bitt und sagt, die Notb dring ihn darzu; so lassen E. Cb. O. es
uns auch machen.
Weitere militäriscbeAuordnnngen, für die die gröBste Eile empfohlen wird.
E. Cb. D. sprechen' Dr. TUrnot') zu, dass er 30 oder 40,000
Rth, oder mehr in Eil beischaffe; denn etwas Geld im Anfang dar
') Dem geh, Rith Job. Tornow.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Die StettJDer Tractaton. gg5
»ein moBS; alle Beiehen im Laad mtlsien etwas austhun . . . Gott
wird alles aegneti, es muss aber verschwiegen und fleissig gehandelt
werden.
Waldeok nnd Schwerin, Relation. Dat. Stettin 8. Jnli 1655.
(zweite Relat. id. dat.)
[Sehr freoadschaftlicb« ErbietaDgen OxeoBtjitra&'B; DDbeschräiilttä Vollmacht.
FriedeasTennittelDOg aninSglich,]
Bericht über die erste Conferenz mit Ozenstjerna. Er betbeoert IB. Juli.
die freondBchaftlichen Absichten Beioee Könige, und „daas er, so lange er
bei ASairen genesen, noch nie eine Bokbe anlimitirte tostmction gehabt
als er itzt erlanget, eine solche Freundschaft zd atiften, dabei B. Cb. D.
alle desiderirte Sattsfaction nnd Contentement erlangen sollten ... Er be-
klagt« darauf gar hoch, daes ein solch groxs Miestraaen eingerissen wäre,
nnd bat, E. Cb. D. solltens machen als Eeiri König, welchem gleicbergestalt
so viel wnnderlicbes Dinges von E. Ch. D. vorgebracht wurde, und I. M.
im geringsten nichts davon glanben". Karz, die Worte lauten so gnt als
man wüuschen kann. Freiticb in Bezng aaf eine wirkliche Priedensonter-
bandlnng zwischen Schweden nnd Polen scheint Oxenstjerna kaom etwas
in seiner Instruction zn haben, nnd wird darin wol nichts auszurichten
■ein — ^zamat weil er bei anserem Anwarf gar kaltsionig davon sprach,
ja gar lächelte und aagete, das milsste nur der Prätext dieser Negociation
seia . . . und versicherte uns hoch, dass in ganz knrzem die FreundHchaft
■o gross sein sollte, dass anter scbwediscbem und brandeaburgischem fnter-
Mie kein tJntersebeid sein sollte".
Waldeck an den KorfUrsten. Dat Stettin 9. Juli 1655.
(eigenh.)
[Oota Hoffbnng. Polen verloren. TierBt«i Oeheimniss. Vorgeschobene Con-
liaian. Daa elgeobändige Projeot in Earfüratan.]
Alles llisst sich sehr gnt an; die Schweden haben das stärkste Inter- 19. Juli.
esse daran, den Kurfürsten zu gewinnen nnd sind sehr eifrig dabei. Es
würde Rir Brandenbnrg sehr genhrlich werden, wenn es allein stehen
wollte.
So Menschen bei weltlichen Sachen etwas thun kßnnen, so seind
die Polen verloren, und so wir mit diesen nicht anstehen, nämlich
Schweden, so seind wir es mit, ans Mangel Mittel, nnser Volk eu
DBterfaalten, welche« ihnen zulaufen wBrde. Gott gebe E. Ch. D. nur
Beständigkeit, den Rest wird er auch segnen.
E. Ch. D. stellen sich aber, als ob Sie nicht wol zufrieden wären
UsMr. I. C*Kli. a. Gr. KurtUrelen. VII. 25
386 '^- ^^^ nordische Krieg bta mm Vertrag von Königiberg.
mit dieser Neg:ociatioii und lassen doch Ober der einen RelatioD, so
nur pro forma geschickt wird, Totiren, auch eine Antwort darauf
machen'). Auf das Particuliere wollen E. Ch. D. allemal sich gnäd.
belieben lassen, in Eil zu antworten, aber allemal zum Schein etwas
aus der Kanzlei auch ausfertigen. Wenn das Werk secret ^halten
wird, so hah ich gute Hoffnung, geschieht das aber nicht, so dttrfte
es schlecht ablaufen.
P. S. In dem eigen hftndigen Project*) £. Ch. D. steht, dasa Wir
ein ewiges Bftnduiss machen sollen und mit den Schweden anstehen.
E. Ch. D. reiteriren durch noch ein Rescript solchen Befehl, weil
jenes nur ein Concept ist; denn es muss doch dahin kommen, und ge-
winnt man Zeit. Gott weise, dass ich mein bestes thun will. Kann
dem Herrn y. Schwerin auch nicht anders Zeugniss geben, als dass
er es gern gut sähe, und hoff'e ich, wir werden etwas gutes aus-
richten.
Waldeck nnd Schwerin an den Kurfürsten. Dat. Stettin
9. Juli 1655 (Schwerin mpp.).
[FriedtiniTermiUeluDg nbgelehol; keine ReUaog für Polso. OxenHlJerDft Toidert
Wa]ir«DgemeipBchaft; Aaeaicht auf Tbeilnng Poleas. Mno ancht sieb gegenseitig
ftUBiaholtiQ. Die jülich'sche Seche.]
i. In der orGciellen Relation hnben sie znar gesagt, daea Schweden zur
Friede HBTerhaiidlnng noch Hoffnung Hesse — doch bat in der Thal
Oxeostjerna klar bekannt, dass der König nicht dazu inclinire, and er
also aach keine Instruction dafür hätte.
Sähe auch nicht, wozu solcher Friede nQtzen sollte ; denn es doch
mit dem Königreich Polen anjetzo also beschaffen, dass, wenn sie
gleich die Waffen niederlegten, solches doch sowol wegen der mäch-
tigen auswärtigen Feinde als auch der Procerum gefassten Resolution,
ihren König abzuschaffen, Über einen Hänfen gehen mflsste.
Die Gesandt«!! dringen in ihn, ihnen den eigentlichen Deasein des
Käaigs Karl Onatav zu enthüllen, worauf Osenstjerna doch wieder
Dar in allgemeinen Ansdrticken von den grossen Vortheilen spricht, die
jedenTalls für den Kurfürsten dabei berauskomnieD würden — „aber ehe
und bevor wir uns würden erkläret haben, dass E. Ch. D. Socina annornm
sein wollten, könnte er nichts weiter heranssagen; würden wir ihn aber
') Diese rein insaerlich gehaltenen, für die nneiogeweibten Mitglieder dea
geheimen ßaths bestimmten Belationea liegen bei den Acten; ihre IJittheilong
hat kein iDteresse Die für den Eurfüraten bestimmten Berichte sind alla ron
Waldeck und Schwerin eigenhiodig geschrieben.
\ Dieser eigenbändige Anfsats dea Earfürsten ist nicht mehr rorhaadeo.
A-nOO<^IC
Die Stettiuer TracUteu. 337
dessen Yersiehern, so wollte er uns folgenden Tages eine solche Propo-
sitioo tban, die uns vollkommlich rergDÜgeo sollte.'
Wobei er viel particulariBirte, unter andenn ron der Erone, von
grosser Theilung; machte einen solchen Strich -\- und sagte: das eine
Theil soll unser and das andere euer sein. Blieb aber unbeweglich
dabei, rorherbegehrte Resolution mllgete von uns geschehen, ehe
kennte er das geringste nicht weiter sagen.
Hieraaf eiitschltesscn sirh die Gesandten doch, ihre ErklÜrong abzu-
geben, dass, wenD der König dem Kurfürslen die nötigen Sicherheiten gebe,
wenn er gestatte, dafts der Karfür^'t steine schuldigen LeislnngeD »n Polen
Tortentrirbte, wenn er zngebe, dass Brandenburg sich nicht jetzt gleich
feindlich gegen Polen zu eiklüren brauche, sondern vorerst von diesem durch
gütliche Verhaadinngen einige feste Plätze zu erlangen suche, wenn der
Kttoig verspreche, dass dem Kurfürsten für diesen Entscbluss auch ent-
sprechende Vortbeile werden sollen, und dass er nicht ohne völlige Befrie-
digung des Kurfürsten Frieden schliessen wolle; so sei der Kurfürst ent-
schlossen, „die Waffen mit anzutreten".
Der Schwede entgegnet, Brandenburg wolle offenbar nur vorerst zu-
sehen, „was sie vor QlQck haben würden" — iodess solle doch eine gute
ErklSrnng hierauf erfolgen.
Weiteres bringen sie nicht berans; nur das merkte man, „dass dieser
Krieg wol anf ein recht Hauptwerk angesehen".
Sonsten ward der jQlich'schen Sache nur eins occasionaliter ge-
dacht — da fing er alsofort an: desfalls habe ich etwas gutes vor
Euch in mandatis, repetirte solches auch bemach noch einmal.
In dieser Zeit (7. Joli) kommt der schwedische Diplomat Oraf
Schilp penb ach incognito nach Berlin nnd spricht mit dem Kur-
fürsten in geheimer Andienz. Darüber liegt eine französische Aufzeich-
nong vor:
Ledict G. de Seht, a fort variö en ses discours A 8. A. K. Tantost
disoit-il, qne les Suedois ne vonloient de la Pologne que la Litnanie et Ics
parties proches de Livonie. Tantost tout ce qui estoit sur le bord de la
mer Baltiqne; mais cela avec le gr6 de S. A. £., qui a'y devoit rien per-
dre. Ceuz, qui y perdroit hormis la Pologne, doiroient estre payä de la
Boämie. Tantost disoit-il, qae la Bo6mie doivolent tonsjours demeurer pour
an Emperenr, et qu'il devoit esiro pris des Protestants, mais qne pourCant
Bon Kov ne vonloit point de ceste dignit6. II faisoit grande protestation
d'amitiä de son R07 enrers S. A, E., disant, que cette gnerre seroit la plus
estroite liaison entre enx.
Waldeck an den KorfUrateti. Dat. Stettin 10. Juli 1655.
Der Krieg i.'^t nuTermeidlich — „so wir nicht mitmachen, so geht es 20.
über ans bbg" — es j^lt nur jetzt raRcb so viel Truppen als möglich zu
25*
^g It. Der nordische Krieg bis EDm Vertrmg von EÖDigaberg.
bfibea — er habe läogst geratben en werben — „ich dsnlie Gott, duB ich
ohnscbaldig am Terzug; beim kommenden will ich meio Blat anfsetzeo".
Waldeck and SchweriD, Relation. Dat Stettin 10. Jnli 1655.
(Schwerin eigenh.)
(Die BchweäiacheD AoerbietaDgea nnd ForderDOgeo. Schweden gegeo die nieder-
ländiBche Alliaaee.]
i. Heutige ConferCDE besondcTB mit Kzaminirnng der TolImachlCD hinge-
bracht; die Schweden wünschen in der Alliance den Zweck gegen Poleo
m>icbst offen genannt.
SoDBt haben sie uns en avance ^sagt, dass der KiJnig E. Ch.
D. KU der SouTerainit&t von Preiwsen, Emiland ohne Braonsberg, eia
Stock am Samogitien verhelfen . . . wollten; dabei sie auch andeu-
teten, dass der König das KOnigl. Preussen und Pomerellen begehrt«,
und dass E. Ch. D. ihnie zu ihrer Armee 5000 z. F. und 3000 Pferde
zuschicken möchten.
Sehr angelegentlich remonstriren die schwedischen Unterhändler gegen
die brandenbnrgisch-niederländiEcbe Alliance, die der ihrigen Gtracks zn<
wider wäre nnd die der Knrfürat anfgeb^n mÜBSte*).
Resolution des KnrfUraten.
(Conc. von Somnitz o. D.)
(Ablebnnng der Tonohlfige. Der Karfnnt lieht Tor, allein n gehea.)
Die gemachten Varschl&ge tangen nichtB: „Ennland ohae Brannsberg
halten Wir wie einen Leib ohne Seele nnd erscheinet aoch ans dieser £z-
ception, wohin ihr Dessein gehet mit den Commerciis. SamogEtlen ist die
Bchlechteste Provinz anter allen; hingegen wählt Schweden den besten
Tbeil, der üne auch nicht ttbel anstünde" . . . „Halten also annoch dafür,
dass man nur dabin zu sehen habe, dass ein jeder ä part gebe nnd Wir,
ohne ihre Offension, was zu Erweitemng Unser Quartier nnd Erlangung
der Oerter, so in UnEer eigenhändigen Instrnction, Ench auch soneten wol
bewnsBt sein, ohne ihre Hinderung ins Werk richten mögen".
Waldeck nnd Schwerin, Relation. Dat. Stettin 11. JuH 1655.
(Schwerin eigenh.)
21. Juli. Meute früh Conferenz. Die Gesandten begehren von den Schweden
— „sie möchten E- Ch. D. en confidence wissen lassen, dasü, wann die-
■) Vgl Urk, ond Actenst. IT. 141.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Die Stettiner Trftctaten. 3g9
Mibe dem Käoige dud alsofort, ehe man sich in dem Kriege weiter ver-
tiefte, das König). Theil Pranssen und PomerelleD, worin sie gestriges
Tages des Königs Satisfaction begehret, durch Tractaten erlangen lEÖnn-
Kn, ob sie damit iDfriedeu sein und alsdann Frieden machen wollten T"
Eine directe Antfrort darauf erfolgt lunSchst nicht-
Am 16. Juli eihjilt Ozenstjerna Nachriebt, dass der König in Wol- 26. Jali.
gast angelangt ist nnd ihn dorthin za sich bernft. Waldecli und Schwe-
rin erhalten ?on dem KurHireten Befehl (dat. Liebenwalde 18. Juli 1655), 28. Juli-
dem König nach Stralgnnd entgegenzugehen und die Verhandinngen mit
ihm fortensetzen.
Waldeck und Schwerin, Relation. Dat Stettin 21. Jali 16öö.
(Schwerin eigenh.)
[Die CspitnIatioD in Groeapolen. Schwierigheit mit der niederUadiachen Alliance;
Karl Gustav ai^wöhnlBcb. Bath eich zd accommodireD. Folaieche Edelgarde des
Königs]
Gleich diese Stunde komme ich, der Graf v. Waldeck, wieder 3
lurQck von Wolgast und muss wol bekennen, dass die eingekommene
Zeitung von der Accommodation der GroBspolen ') und das beim
König sich Uglich hfiufende Misstrauen die Sache nicht wenig schwer
machet. Zwar hat sich der KSnig dieses grossen GlQck's unerachtet
dennoch sehr wol erboten, wie mich denn der Graf von Dohna auch
yersichert, dass, wie der König diese Zeitung bekommen, I. Maj. ge-
sagt haben sollen: Nun soll der Churfltrst von Brandenburg erfahren,
dass ich sein Freund bin.
Allein, gn. Herr, diese Condition steht allemal dabei, dass E.
Ch. D. mit den Staaten wegen der Ostsee keine Alliance machen
sollen ... I. Haj. sagten auch ansdracklich, wenn wir dabei ver-
blieben, so wftre an nichis weiter eu gedenken.
Indes» sollen die Tractaten hierl fortgesetzt werden und morgen Qraf
Oxenstjeroa wieder zurückkommen. Die Qesandten rathen, wenn der
KurTürst sich mit Schweden setzen will, dies bei Zeiten zu thnn, ehe neue
Erfolge den König noch schwieriger machen, zumal er schon jetzt roll Arg-
wohn gegen den Kurfürsten ist.
Dagegen ist zu bedenken, dass doch selbst die niederländische
Alliance noch unsicher ist; noch diese Post hat Wciman sehr desperat
SD Schwerin geschrieben; ausserdeoi ist doch die Frage, ob die tieneraN
Staaten, auch wenn die Alliance . geschlossen, genügenden Snccnrs schicken
werden, und ob dann die Gefahr für die prenssischen HKfen nicht eben so
gross bleibt.
■) Vgl. oben p^. 376.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
390 ''- ^^^ nordische Krieg bis zum Vertrag von Eöuigsberg.
Karz, sie ratheo, sieh mit deo tSchwedea abzafindea and so Echnell lAs
möglich sich zu entBcbliesseD.
Das Vertrauen zwiecheii dem EfiDig and den Polen ist albereit
80 grüSB, dass I. Maj. eine Guarde von lauter polache Edellenle
machen, worüber Scblippenbach commandiren wird.
Am Hofe ist nur Johann Oxeastjeroa nnd sein Anhang, der diese
Freundechaft mit den Polen nicht gern sieht.
Waldeck an den Kurfürsten id. Dat. (eigenh.).
31. Juli. Aehnlichen Inhalts. Drangen zum Schinss, Die Schweden Terlaagen
zunächst den Ausehluss von 4000 M , offenbar der Sicherheit wegen. Man
musE darauf bestehen, dass es nicht eher geschiebt, als bis wir in Preouen
sind. Preusseu mnss vor allem salrirt werden. Milil&rische Vorechlige.
Der KnrfUret an Waldeck nnd Schwerin. Dat. [Oranienburg?]
21. Jnli 1655.
(GoDC. Somnitz.)
31. Juli. Die niederlttndische Alliance ist doch dem wirklichen Abscblass naibe.
Anslasisuug des 5. und 15. Art. ist nicht möglich, da darin der Hauptzweck
der Alliance ffir die Staaten enthalten ist Uebrigens ist es nnr ein Deleo-
sivbündniss.
Schwerin nnd Waldeck, Relation. Dat. Stettin 22. Jnli 1655,
(Schwerin eigenh.)
[Die niederländische Alliance Hauptacbwierigksit. Der Kurfürst bei dem König
verdächtigt.]
;. Nach Empfang der Resolution vom 21. Juli. Die Schweden von ihrer
Ansicht über die niederländische Alliance abzubringen, wird nicht gelin-
gen — „sie sagea ezpresse, dass sie nimmer und in Ewigkeit die Staaten
iu die Ostsee kommen lassen oder ihnen verstatten wollen, darülier etwa*
zu disponireu". Das Dilemma zwischen dem niederländischen nnd dm
schwedischen Bündniss ist an.'^serordcutlicb schwierig.
Es ist gewiss, gn. Herr, dass die Kaiserlichen und alle die sel-
biger Partei aohäagen, sich sehr bemühen, E. Ch. D. suspect bei dem
Könige zu machen, wie denn der Graf Scblippenbach nna noch
gestern sagte, dass der Ghurl^i-st von Mainz diese Worte zu ü.m fe-
sagt: Mein Gott, ist es möglich, dass ibr ^em ChurfUrsten von Bnu-
denburg trauen wollet, das und das hat er wider euch Torgeh^
er wird euch nimmermehr beständig bleiben !
yGoQt^li
Die Stettioer Tractateo. 39X
Der KarfUrst an Waldeck and Schwerin. Dat Oranienbarg
22. Juli 165Ö.
( Dobrcienskt's BerichUratattuag. Scbriftltche Aesecuratioii su fordera; für die
ErklimDg gegen Poleo noch Aurachub nötig. Fordernog von Enolftüd und El-
bJDg; die CommnnicatioDsliDie 1 ein Theil von SamogilieD. Für Schweden daa
kÖDJglicbe PreaBsea and Pommerellen. Eventaelle weiter« EroberiDgeD-]
Der Hof- aod Legationsratb Dobrczenski hat Bericht erstattet über 1. Aug.
Eeine Verhandlnog mit dem Kboig von Scbwedea: er will alle mögliebe
SatjaractioD geben und Pillan and Memel weder jetzt noch kttoftig begehren,
«wenn nur I. Maj. ich in dereo Dessein nicht hindern tb&te". Die Lage
ist so, dafis jeder sein Interesse scharf ins Auge fassen muse.
Wann deni] bei sotbaner Bewandtniss zu mein selbsten, meiner
preassiBchen und anderer I^antle Sicherung vor allem rortrfigltoh sein
wird, dass I. Maj. in Schweden dergleichen Assecuration, wie Sie mir
mfindlich durch ermelten Mr. Dobrczenski zuentbielen lassen, ib
Schriften auBstelle: als wollet Ihr Euch, denen ich bierunter vor an-
dern traue, darum zum ersten, solche zu erlangen, aufs emsigste Eurer
mir wolbekannten guten Dexteritftt nach bemühen und was darauf vor
Erklärung gescbiehet, mir nach und nach aufs eiligste Überschreiben.
3) Was f^r's andere die von mir begehrte Declaration gegen
Polen betrifft, wollet Ihr durch allerhand dienliche rationes I. Maj.
dahin zu bewegen Euch angelegen sein laseen, dass solche so lange
aosgestellet werden mftge und nicht eher geschehen dflrfe, bis ich
mit meinen V<}lkem in Polen und Ober die Weichsel kommen. Könntet
Ihr auch noch längere Zeit erhalten, wttrde es mir desto lieber sein;
welches erste Ihr Euch doch pro extremo zu gebrauchen.
3) Wobei Ihr drittens der Conditionen zu erwähnen, welche Ich
mir bedinget und auch rorhin bekannt; dass mir vor's erste das ganze
Bisthum Ermland, cum Omnibus iuribus in ecclesiasticia et politicis,
mit der Stadt Brauneberg, dem Hafen daselbst und allen andern darin
belegenen Städten, Häusern, Gütern und Pertinenzien, wie die immer
Namen haben, zugewendet werde. Könnte auch hierbei die Stadt
Elbingen filr mich erhalten werden, wird es dazu dienen, dass ich den
ganzen Zoll bekäme, und dadurch allerhand Miestrauen rerhfltet werden.
Oder da dies difficultiret wird, dass mir die Hälfte des Zolles gelassen
— oder doch, dass es mit dem Zolle also gehalten werden möge, wie
derselbe fBr dreien Jahren von mir in der Pillau genommen.
4) Weiteres rohsste mir auch die linea communicadonis aus der
Chur Brandenburg Über die Weichsel und also wieder zurflcke ver-
bleiben, nach Besage des Euch mitgegebenen Memorials.
.yGoot^lc
392 "- ^^' nordische Krieg bis mm Vertrag tod Königsberg.
5) Ueber diesem werdet Ihr aaob dsrttber I. Maj. BchrifUiohe £r-
ktärang zu erlangen Euch bemfihen, dass Über die vorigea Sttlcke,
deren im 3. Punkte gedacht, mir auob ein Theil von Samaiten, in-
gestalt sie sich schon vor diesem dazu erboten, erblich, absolute, ohae
Lehnschaft, wie Preussen zugewendet, und dieser und alles vorige
nicht uf mich allein, sondern auch auf meine Succeseores ChurfÜrBtea,
und die Markgrafen zu Brandenburg gerichtet werde; nach meinem
und meiner ganzen Familie Absterben aber der £ron Schweden wie-
der anheimfalle.
Hingegen behalten I. Mi^- in Schweden den giuizen königlieben
preusBischeo Theil, sammt Pomerellen; will auch meinestheils dersel-
ben dasu behilflich sein.
Wie es mit dem zu halten, was Hber dieses durch Entreprieen
erlanget wird, davon hab ich Euch, dem Grafen zu Waldeck, meine
Gemttthsmeinung entdecket, welches Ihr nach Discretion werdet zq
negotiireD wissen.
WaWeck und Schwerin, Relation. Dat Stettin 22. Juli 1655.
(Schwerin eigenh.)
1. Aug. Scblippenbach kommt unrermutliet von Wolgabt her an — offen-
bar um IhneD allen noch übrigen Zweirel nnd Unmutb zu benehnieD. Nro«
VerBichPFUDgen über die nolgemeintcn Absichten des KäoigE.
Waldeck und Schwerin, Relation. Dat Stettin 23. Joll 1655.
(Schwerin eigenh. „is mains Qropres")
[Fortging der Tractaten. Ankunft des Königs. Eile nötig.]
2. Aug. OxcQstjerna i»t zurückgekehrt. Fortsetzung der Traetateu mit ihm;
über Zeit nnd Art der Conjnnction, Fiibrnng dea Oberbefehls etc. In dieser
Stunde wird der König hier eioretten. Sie bitten den Enrrürsten, sich etwas
näher an Stettin heran zu begeben, znr Beschle unigang der Verhandlungen
— „denn wenn wir dns tempo verlieren, dass der ßönig ?on hinnen ziehet,
ehe diese ÄUiance geschlossen, so könnten wir E. Ch. D. wol keinen glück-
lichen Ansgnng promitttren." Es gibt in der Umgebung des Eäuigs viele
Männer, die der brandenburgischen Alliniice sehr reindlich sind; der König
ist aber bis jetzt noch fest.
^düvGoot^lc
Die SteUiner TractkteD. 393
Waldeck und SchweriD, Relation. Dat Stettin 24. Jnli 1655.
(Schwerin eigenh.)
{ADfUncheode Schwierigkeit in Betreff Ermlaods; vorgescIiUgeDe EntschädigaDg
ia Littaaeo Nene Forderung betreffend Hemel und Pillao. BDergische
WeigeruDg.]
Der König bat, um die Verhandinngen zu beschleunigen, Lilieetcöm 3- Ang.
aufG ScbloGS tragen laseen, und es wird verbandelt, indem der Kftnig im
Nebenzimmer ist and gleich die Resotntionen gibt. Anfangs ging es gut —
aber eB hat sich hatd alles sehr übel angelaesen, indem sie Tor-
trugeo, der König: hätte bei sich erwogen, daes er das BiBchoftbum
Ennland, weil das Eönigl. Theil Freuesen sehr kurz begriffen, nicht
entratbeo könnte; so wollte I. Maj. £. Ch. D. einen grossen Strich
in Littauen davor geben, welcher an £. Ch. D. littau'sche Aemter
stieese.
Waldeck und Schwerin weigern dies; im Hin und Her mit dem
König im aiidera Zimmer wird verhandelt; endlich lässt der König
sagen;
morgen sollte der Satisfaction halber solche Erklärung erfolgen,
das8 E. Ch. D. Contentement bekommen soUteii, wenn wir uns nur
wegen dessen, so sie jetzt bringen würden, wol erkläreten: brachen
damit aus, daas raison de guerrc und ihre Gommodität erforderte,
daas E. Ch. D. ihnen bis zu Ausgang des Krieges die Memel einräu-
meten und sie einen Commandanten in die Pillau setzten, so dem
Könige und E. Ch. D. zugleich mit Pflichten verwandt wäre.
Dieses mögen £. Ch. D. uns sicher zntrauen, dass wir ihnen hie-
bet wol ziemlich die Wahrheit gesaget und nichts unter die Bank
g^tossen und sie bei unser Seel und Ehr versichert, dass solches in
Ewigkeit nicht gescbehn wltrde.
Die Gesandten luthen aufs entscbiedencite , sich hierauf nicht einzu-
lasseo — höchstens etna aU äusserstes das Temperament, dass die Com-
mandanten des Kurfürttfu in Pillau und Memel auf den su schlieesenden
Tractat in Eid genommen werden.
Waldeck an den Kurfitrsten. Dat. Stettin 24. Juli 1655.
(eigenh.)
[Die Trapp«D nach Prenssen liiii in Bewegung lu selzeo; mit den Ständen sieb
gnt stellen; Btrengea GeheimDJsa. Leider zu spät gerüatet.)
E. Ch. D. lassen sich gn. belieben, Ordre zu gehen, dass ohnver- 3. Aug.
merkter Saob die Völker sich nach der Neumark ziehen, so bald
A-nOO»^lc
394 "- ^^' Dordiache Krieg bis tum Vertrag vod Kdoigiberg.
möglich, damit, wenn dieee Tractaten nicht nach Wunsch gehen sollten,
man mit einem Getbeilt, wo nicht mit allem Volk, nach Preussen
geben könne und unterdees sich hier zu verstärken suche und in den
Rucken gehen kOnne.
Ich will hoffen, es eoHe alles nach WaoBcb gehen, aber doch
muBs man vorsichtig sein. E. Cb. D. mesnagiren nm Gottes Willen
die Affection dero Stände-, denn Sie sehen, wie es dem König in
Polen geht nnter selbigem Frätext.
E. Cb. D. lassen sich gegen niemand merken, warum Sie die
Völker advanciren lassen, auch gegen die nicht, denen Sie das Befehl
ertheilen; denn Wolfsberg') bekommt so bald Nachricht davon und
beriebt es Uberzwerch anbero.
Wir mQsseD uns schrecklich in Acht nehmen, daes ohne Noth
kein Ombrage geben. Ich hoffe, E. Ch. D. werden la Cave einge-
bunden haben, mit Discretion zu procediren . . . Unsere Sach ist bo
gefährlich, dass kein Fehler von £. Ch. D. Bedienten muss begangen,
noch jemand von Consideration disgnstirt werden. E. Ch. D. vergeben
mir gnäd., dass so frei schreib, meine unterth. Schuldigkeit erfordert es.
F. S. lu 2 Tagen nird mno wiseen, woran vir siod — ,Qott wird
ODB schon helfen. TToterdess wollen E. Ch. D. getrost sein. Hätten wir
2 Monat ehe gearmiret, so sollte eE anders lanten**.
Waldeck und Schwerin, Relation. Dat Stettin [25. Jnli].
Heute abermalige Verhandlung mit Oxenstjerna, der über die „Satis-
factlon" des Kurliirsten Schwierigkejtea macht. Die Gesandten erklären,
„dass £. Cb D. dieselbe nicht als ein Geschenk vom Könige fordern, so
nenig als I. Maj. die Ihrige von E. Ch. D. dergestalt snchten, sondern
E. Ch. D. wjirdens sich selbst sauer genng darum werden lassen mUsBen,
bazardirten mehr darum, als der König."
Dann kommt Oienstjerna auf den Vorschlag der FarIJcipation der
Zölle zwischen Schweden und Braudeuborg zurUck, worüber natürlich keino
Einigung erreicht wird.
Der KurfUret an Waldeck nnd Schwerin. Dat Oranienburg
25. Joli 1655.
(Geschr. von Somnitz mit Unterschrift des Rurf.)
[Abbrach der VerbandlaDgea. Uarscbordre an die TmppeQ ertbeilt, DefeDeiooa.
verfsssDOg ]
i. Aog. Wegen Fillau nnd Memel ist kein Temperiiment weder vorzuschlagen
noch anzunehmen. Wird aus dem Tractat nichts, so sollen sie mit gutem
■} Schwedischer Beiident in Berlin; vgl nnten s.d. 31. Oct, 1S&(».
Abbruch äer Stettiaer Tractateo. PolniBCh PreoBaea. 395
OUmpf abreiGeo; mit der Bemerkung, dass der Kurfürst nach demselbeD
Völkerrecht, wonach der Köoig durch brandenbargJscheB Gebiet gezogeD,
gleichralls den Durchmarsch durch polnisches machen werde. ^Die näthige
Ordre wegen Arancirang Unser Tmppea ist alsfort nach erlangter Gnrer
RflatioD (dat 24. Juli) ansge fertigt"
Am 21. Juli wird diese AblehnoDg (Conc. von Somnilz) wiederbolt: 6. Ang.
An Känig hat uns gutes Teraprochen, jetzt will er dds um das best«, was
wir haben, durch Tractat bringen. Unter solchen Bedingungen ist die Alliauce
nicht mdglich: „auf solche Weise sollten Wir bei solcher Alliance nicht
anders als ein unruhig GewisscD, Verlust Unserer höchsten Regalien,
Schimpf und Spolt für der Welt ... in gewarten haben. Hingegen haben
Wir bei der Defenaiou dos Unsrigen ein freudiges Gewissen und wollen
hotFen, der böcb&te Gott, der es Uns gegeben, wird Uns auch dabei gnä-
digst schützen". Also jetzt gilt es die DefenBionsTerfassang. Befehl tot
Rückkehr.
VerhandluDgeD mit den polnisch -preusslschen
Standen ').
Michael Matthias') an den KnrfHrsten. Dat. Danzig ^.^^. 1655.
INocb heine Schweden ioi Laude, Die achwediache Fiolte bei Putiig. Der
Msrach des KurfürsteD durch Dauziger Gebiet. Geachifto in Dauzig.]
E. Cb. D. berichte ich hiemit unterth., dase ich gestern allhier, 8. Sept.
GoU Lob, wol angelanget bin; habe jiunterwegeo durch ganz Cassu-
ben keinen bösen MenBchen gesehen; wie mir auch männiglicb be-
richtet, so wäre bis dato noch keine Partei »chweiJischer Völker der
Oerter nach Lanenburg kommen. Gestern aber seind 32 scbwedischo
Armee-Schiffe nach dem Pautzker Winkel und Hele gegangen, welche
ich selbst in der Herreise, da ich bei der Olive war, gesehen.
Heute frQb kam der Herr Clement Cölmer zu mir, verwun-
derte sich über meiner geschwinden Wiederanberokunft. Ich erzählte
ihm etliche Ursachen des Postwesens halber*), so diese meine Reise
'} Vgl. ZK diesem Abschnitt Leugnich, Geschichte Prenasana VIL llOff.
*) SarrärBtliGher Hofteutmeister.
') Vgl V. Hörner, Staats vertrage p. 191
^aovGoOt^lc
^t^Q II. Der Dordiiche Krieg bis sam Vertrag voo Köoigitwrg.
verarsachet. Er sagte darauf, er wollte hernach weiter hiervon mit
mir reden und fragte alsofurt, ob E. Gh. D. nicht selbst bald konvnen
würden; item wie es wegen der Marche £. Ch. D. Annee stOnde . . .
fragte mich auch , ob ich Befehl hätte, deshalb etwas an den Rath zu
Danzig zu bringen.
Ich sagte, dass ich zwar deshalb kein Befehl hätte, aber ich
wollte es referiren. Indem kam Herr Rogge und beriohtete, samoit
wäre FoBt kommen, dass die schwedische Armeeflotte bei Uele Volk
auBgesetzet und sie auch Pautzke erobert hätten; wovon aber keine
Gewissheit ist.
Gleich itzo komme ich von dem Herrn Präsidenten und BDrgtt^
meister Lerten; derselbe berichtet, dasg der Herr Subsyndieus, wel-
cher unlängst zu Berlin war, dem General Sparre entgegen gereiset
ist, uro abzuwenden, dass die Marche nicht durch das Danziger Werder
gerichtet werden möchte, weil sie solches znm Vorrath behalten
mtlesen.
Itzo kommt Herr Gölmer wieder zu mir und berichtet, dass mit
Proviant wol wtlrd« geholfen werden; wenn auch nur gut Ordre ge-
halten, könnte die Marche vielleicht wol bei der Stadt nach Dirsohau
genommen werden. Es wird auch bei diesem Wetter noch der beste
Weg sein. Sie verwundern eich aber, dass noch niemand vorange-
Bchickt würde, der bei Danzig und bei dem Oeconomo za Marienbnrg,
Herrn Goldenstem, um den Pass sich anmeldet
Wegen eines Hauses habe ich mich erkundiget und eines ausge- -
fraget, welches nicht unbequem; es wird aber vor ein halb Jahr ein
tausend flor. pol. gefordert:!.
Instraction für den geh. Regierungsrath und Hofgericbts-
verwalter Matthias v. Krockow an die Grafen Jacob und Lud-
wig Weiher und an den Freth. Sigiamuud von Güldenstem.
Dat Cöalin 4. Sept 16Ö5.
11. Sept. Zuerst sich nach Dauzig begeben, wo er sich von „Cniierm Hofratb
Preih. Vladielaus ?0D Enrtzbacb-Zawacky" und „ünserm Hofreot-
mejster Michael Matthias" über den Stand der Dinge iDformfren
lassen soll.
Dann hat er sich bei dem Rath von Danzig zu melden; diesem den
Dank des Kurfürsten zu sagen, dass er sich za fernerer vertraulicher Cor-
respondenz erboten etc. Der KurfürBt sei entacblosBen, tum Schute seines
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
VerhaDdliiDg«D mit potoisch PreniBso. 397
Landes einig« Truppen oacb Prenssen zd fltbren; er lAsat am Darcbzng
darch ihr Territoriam, „auch wol zwischen den Schanzen and Festung, ja
dorcb die Stadt selbst", ftobaiteo, sowie um Berörderoog der Trappen
dorcb Lebeasmittel und Manition, gegen Bezablnng, sowie Schiffe znm
Uebersetten der Artillerie. Er soll es dabin zu bringen snchen, dase die
Sache nicht mit langen Beratbangen verschleppt wird , und zugleich die
Oesiannog des Ratbs nnd der „Bilrgerei" zu sondireo «neben, die nach
frflherea Berichten sehr gnt sein soll. Er soll sich bemtihen, für den Noth-
fall weiter zo verlangen: die Conjnnction einiger Danziger Trappen, den
Harsch dnrch die Stadt und den erentnellen Rückzng nnter die Wälle von
Danzig.
Nnch diesem soll er sich eiligst zd den beiden Woiwoden') auf den
Weg machen. Auch bei ihnen bat er nm Oewäbrang aller fiir den Darcb-
Darsch erforderlichen Begünetignngen anzuhalten,
Conjanction der Waffen soll hier aocb nur für den Notbfall verlangt
«erden.
Dasselbe ist dann bei dem Eönigl. Oeconomus Güldenstem') anzu-
bringen-
Im Uebrigen hat er ihnen allen zu versichern, dnss der Kurfürst nichts
suche, ah den Schatz seiner Lande per pactum securitatis oder nentrati-
talis, die von den Schweden dabei vorgeschlagenen unerträglichen Bedin-
gungen aber nicht eingehen könne.
Matthias von Krockow an den KurfUreten. Dat. Neustadt
8. September 1655.
[Qefeclit mit den Schweden bei Putzig. Bereitwilligkeit des Woiwoden Weiher.
Erieganachrichten.)
Wie ich zu Neustadt angelanget und Ternommen , daes der IS Sept.
Mtrienburgische Woiwode Jacob Weyer zu Putzig, die Ausaetzung
der Schweden za verwehren, habe ich mich dahin zu ihm begeben,
und wie ich ankommen, beide Theile in Action gefunden. Die Schwe-
diache hatten bei 20 Scharbotten und bemUheten sich an Land zu
setzen, spieleten mit grobem GeechUtz inständig; ward aber keiner
beschädigt, als nur ein Pferd, so durch den Hals geschossen. Der
Herr Weyer mit seinen Dragonern und Landvolk ritten nebeost
dem Strande, und weil er auch ein Paar Feldscblangen bei sich bat,
liess er uff die Schwedische tapfer Feuer geben.
') Oraf Ludwig Weiher, Woiwode von Pomerellan, Graf Jacob Weiher,
Woiwode von Uarienburg.
*) Sigiemund v. Güldenstem, Sturoat von ätam.
^düvGoot^lc
398 "■ '^^' Dordiioha Krieg bii cum Vertrag von Königaberg.
Dieser Scharinfltzel wfthrte bis um 8 gegen die Naebt, da die
Schweden, welche an einem Ort auagesetzet waren, ein Dorf ange-
zflndet und sich wiederum zu Schiffe begeben. Diese vergangene
Macht über hat man in den Schiffen viel klappern g:ehürt, vermuth-
lich dass sie ihre seeletze [sie] Schiffe repariret.
Weil nun der Herr Woiwode Jacob Weyer den ganzen Tag
Über bis 8 Uhr zu Abends mit dem Feinde zu thun gehabt, habe
ich den Nachmittag nber bei Putzkcn vergebens zagebracht uud aller-
erst nach dem Abendessen meine Proposition oder Gewerbe . . . ab-
gelegt; da dann dessen Resolution hanptsilcblich dahin ging, dass er
vor seine Peraon E. Ch. D. gerne in allem zur Hand gehen wollte,
was znr Beförderung des Harches dienlich; vermeinte, die Danziger
würden keine Ursach haben, E. Ch. D. die Passage dnrch Schottland
zu difBcultiren, wenn es squadroneoweis geschehe; zum wenigsten wür-
den sie die Artillerie mtlssen passiren lassen, und könnten B. Ch. D.
mit der Reiterei und FussTolk bei dem Kloster zur Olive äff der
rechten Hand über die Berge marchiren.
Er verEpricht, id Danzig daftir zu wirken, dus in dieser ßesiehanft
keioe ScbwierlgkciteD gemacht werden. Dagegen vird es mit den Lebens-
mittelu nnterwegii wol Scliwierigkeiten haben, da sie im Lande Reibet schon
gehr knapp sind. Weitere Rathsehläge für Heu einzuschlagenden Weg.
Nachrichten über den Fortgang der Dinge in Polen, Rürkzng und Verfol-
gung des Kßnigx, Ergt-bung der poluischen Grossen an die Schweden u. b. f.
Venceslans de Lesao, Bischof von Ermlaud, an den Karfllr«ten.
Dat Heilsberg 28. September 1655.
i. Sept. „Ulaiit tandem dies adventua Ser»" Cels"" V"" etc. Problockeadea
Bewill komm na nge ach reiben . an den Karflirstea bei seiner Ankunft in
Prensaes; er stellt Hieb demselben ganz zur Verfügung.
Instrnetion für den prenssischen Oberrath und Kanzler Joh.
V. Kospoth an den Woiwoden von Colm Joh. Koss und an
den Bisehof von Cnlm Joh. Gembicki. Dat Stomsdorf
20.130. September 1655.
). Sept Aufforderung zu gemeinsamen Batbsohlägen nnd Defeosionsmitteln ;
wozu Koapoth mit den Beiden Einleitungen treffen soll.
y Goot^ Ic
VerhandliingeD mit polniecb PreuBBen. B99
N. an N. Dat Direchan 29.I19.September 1655').
[VerhBndiDDg mit eioigeD Bdelleoten von PoiDmerelleo; sehr eifrig Tür die Ver-
■inigaDi; mit dvm Earfürstea. Hiobspoaten. Der Woiwode Weilier; auch er
bereitwillig, ßathachläge-]
Ich habe gestrigen Tag hier zugebracht, in Meinung, es wQrde 29. Sept.
sich der Adel alhier einfinden; aber es sein etwa ihrer 8 erschienen.
Der Herr Woiwod hat auch seine Liebste gegen Abend bis 1. Meile
Ton hier nach Danzig begleitet, indessen zu mir gesandt und begehrt,
ich mOcbte bis heut micli alhier ufhaUen; welches ich auch gcthan
und mich durch Gelegenheit bei denen Versammelten von Adel einge-
fuDdeo; welche ganz eonslemiret gewesen und alles wegen Uebergab
Coniz verloren geben.
Ich liabe ihnen zugesprochen und sie angemahnet, nicht alles
sinkßn zu lassen. Da sie mich dann gefraget: 1) ob ich sie ver-
■ichem könnte, dass S. Ch. D. nicht mit Schweden wären. 2) Ob die
Alliance mit Holland richtig, dass man sich daruf zu verlassen. 3) Ob
S. Ch. D. noch einige Retrada und mehr Volk hatten.
Uf das 1) hab ich ihnen remonstriret, warum S. Ch. D. hier
kommen und was die Schweden von Ihnen begehreten, das Sie nimmer
eingehen wttrden. Ad 2) die holländische Alliance wäre in öffent-
lichem Drucke, wollte sie ihnen aus Danzig scliicken, und hängete
daran noch wol ein melireres. Ad 3) es wären noch eine gute An-
zahl TOQ Compagnien zu Boss zurOck, die auch ehest folgen wttrden ;
to wären auch uff etliche Regimenter Patente ausgeben, und würde
es Sr. Ch. D. an Volk nicht ermangeln. Ich könnte sie auch ver-
Bichem, wenn sie mit Sr. Ch. D. sieb vereiniget, dieselbe mit ihnen
zasammenstehen und sie in Ihre Protection mit nelimen wQrden.
Damf fingen etliche unter ihnen an, wie ihre Gewohnheit ist, mit
grossem Impetu: sit ergo Protector nosterl und uf polnisch: wir
wollen den, der es anders sagt und widerspricht, mit
Säbeln von einander tragen (unter diesen war ein Kocbanski,
ein ander Zerlinski); stehet er wol bei uns, er soll unser
König sein, wenn er uns nur bei unserer Religion lässt;
thaten etliche RcmonstratioucB dabei, weil S. Ch. D. dem Jagelloui-
schen Hause verwandt ; etliche, und unter denen ein Konojawski, sageten ;
wir haben noch einen König; er soll so lang unser Protec-
tor sein, und wir wollen ihm assistireo mit dem, was wir
haben.
') Ohne notertchrin and Adresse; Termathlich tod Erockow an einen der
IntfärBtlicbei) Bäth«.
A-nOO»^lc
400 ''- ^^^ »ordi'oba Krieg bis cam Vertrag von Königsberg.
Alle waren uf den Herrn Woiwoden Dbel zufrieden; dass sie das
Land unter dem Prätext, dass sie Volk wttrben, auBgeaogen; nu wären
sie arm und nirgend wäre das Volk zu finden, S. Gh. D. möehten das.
KOnig:!. Preuasen manteniren, sie wollten äff Monat oder Vierteljahr
sich vergleichen, was sie geben sollten ete ermahneten mich,
den Herrn Woiwoden mit ihnen anzutreten, dass er noch heute und
sobald er könne mit ihm zu Sr. Ch. D. reisen möchte.
Indessen kommt ein Kosak, so vom Herrn Woiwoden ausgeschickt,
dass Coniz am verschienen Freitag, Tuche) am Sonntag eingenommen
sei, welches sie wieder sehr perplex gemacht.
Etwas spbter trifft N. N den Woiwodeo, der eben znriickkammt , «nf
der Strasse; er macht ihm dieselben Vorstellungen, wie den TerBammeltea
Adeligen.
Daruf er sich herausgelassen sagende: Nu in Gottes Namen, ich
will alsfort aber die Weichsel, da ist mein Herr Bruder, der Marieo-
burger Woiwode; der hat S. Ch. D. gestern gesprochen, und wollen
morgenden Tages zu deroselben; will mitnehmen ron Adel, was ich
kann, und sehen, wie wir den preussischen Landen zu gute einen
ScblusB machen-, es ist sonst alles Terloren; die Übrigen Powiaten,
die itzo nicht hier sein, werden's wol ratihabiren. Und bewies hicrzo,
wie achUfrig er auch im Anfang war, grossen Ernst. Gott gebe zu
solchem VerbUndniss glücklichen Success zu Gottes Ehre, Sr. Ch. D.
und dieser Lande Bestem!
Habe also nichts mehr gewusst zu thun, besundem reise eben itzo
fort uff Danzig und nacher Hause. Sr. Ch. D. wird der Herr Bruder
dieses untertb. hinterbringen, meine Wenigkeit deroselben recomman-
diren und mein geneigter OOnner verbleiben etc.
F. S. Ihr werdet Euch bei den Tractaten wol vorsehen, dass Hir
die grossen Stfidte mit hinein bekommt, Euch Muster-, Sammel-, Lauf-
putze reservirt Den beiden Weihern könnet Ihr ihre Starosteien
und Guter zu ihrer Contribution wol lassen. Was ich sonst an den Uerm
B(ruder) geschrieheu, möchte ich wol wissen, wie es ufgenoramen. Uf
solche Art, meine ich, wUrde etwas daraus werden; unsere Macht
würde grösser werden, und durch die Mittel, dadurch sich das Gegen-
theil stärket, könnte man selbes schwach und sich stark machen.
So eine fliegende Arm^e, als Königsmnrk gebrauchte, wird auch
dienen.
^aovGoOt^lc
Verhaudlungon mit potniscti t'rcuBBen. 401
Instruction für die geh. Räthe Fabian Graf und Burggraf zu
Dohna und Friedrieh von Jena an den Woiwoden von Marien-
burg nnd an die am '3: oX' zu Marienbnrg versammelten an-
deren Woiwoden und Proceres. Dat. Riesenburg ^\ S^p^ 1655.
lAntrige der Woiwoden durch Tacholka. Der Earrürst erbötig. in einige Plälze
OaraisoQ eu le^cen; Betbeuerung Beiner guten Absicliten; VorBchläge za gemeio-
Bamem Bandeln.)
1) Dem Woiwoden von Marienburg ist Rir die geschehenea Mitthei- 2. Oot.
Inngen zn danken.
2) Hauptsächlich aber: als besagter Herr Woiwoda Sr. Ch. D.
durch den Herrn Landechreiher und Königl. Secretarium Tuchotka
zweierlei an- und flfrstellen lassen: 1. dase S. Ch. D. etwa 3 Compa-
gnien zu Ross dem Herrn Woiwoden zusenden wollten, welche unter
dem Prätcxt, die Passage nach Pommern offen zu halten, an jenseit
der Weichsel gehen möchten; 2., dass S. Ch. D. Ihre Vorschläge er-
öffnen möchten, welchergestalt Hie vermeinten, dass den sämmtlichen
prenesischen Landen bei dieser Gefahr geholfen werden könnte, da-
mit der Herr Woiwod den versammelten des Orts solches fUrstellen
nnd nebst ilinen seine Consilia darnach richten könnte: so haben die
ehurftrsHicbe Abgeordnete Namens Sr. Oh. D. sich dahin zu erklä-
ren, und zwar auf das 1) dass S. Ch. D. dem Herrn Woiwoden niclit
allein mit 3 GoRipagnien, sondern wol mehrern assisliren wollten,
wann Sie wissen möchten, wohin die Tractaten und der Schluss zu
Harienburg ausgeschlagen, und was fUr Sicherheit S. Ch. D. dabei
finden möchteo; sobald selbiger erfolget, wollten S. Gh. D. wegen
Zusendung eines Subsidii sich crkUren. Indessen aber, damit er Sr.
Ch. D. Geneigenbeit, dem Herrn Woiwoden zu helfen, sehen möchte,
80 wären S. Gh. D. resolviret, in die Oerter, darin der Herr Woiwod
nöthig befinden möchte, dass Guamison zu legen wäre, so viel an
Fussvölker, als er herausnehmen wUrde, zu legen, damit der Herr
Woiwod die darin gelegenen Völker an sich ziehen, im Werder oder
sonsten Angesichts beritten machen und im Felde, oder da es nöthig,
dieselbe gebrauchen könnte.
Wegen „Cummando und Restitutioa des PlatzcB" Bollen sie erkl&ren,
keine Instraction zu haben, zugleich aber versichern —
dass S. Gh. D. nichts anders suchctcn als dieser Lande Bestes und
Sicherheit .... und wHrdc am besten sein, dieser und anderer
Punkte wegen an S. Ch. D. zu schicken und mit deroselben selbst
deswegen Richtigkeit zu machen. Indessen hätten Sie kein Misstrauen
in S. Gh. D. zn fipt7.on, und weil sumnium periculum in mora, ihre
U^ttr. z. GfhLi. d. «[. KurrUHleii. VU. 26
A-nOO»^IC
402 ^'' ^'''' iiordlsche Kr!p(; bis xnm Vertrig von KSnigaberg.
Völker in Gottes Namen an sich zu ziehen und gr. CIi. D. Völker
eiBzunetameD; we^en der angeregten Punkten würde es keine Diffi-
cultät machen.
Ad 2; ist des Kurfürsten MeinnDg 1} dass die beideo pren.ssischea
Theile ihre Rnth^cblügc und Defeiisions mitte) ven-inigen inUsGon.
2) Es niusR gemeinsam au den König von Polen geaaudt werden, so-
wie ancti an andere Mitglieder des Reichs, sie um Ralb nnd Hiire anza-
geben.
3) Desgleichen an den König von Schweden mit der AnfTorderung, die
Neutralität dieser Lande anzueriiennen.
4) MOsate man sich zu allen Tlieilen in gute Verfassung setzen,
und als Sr. Gh. D. der Zustand des Königl. Pronssen, der Herren
Woinpoden und anderer Stände Armatur nicht bewusst, dem Herrn
Woiwoden aber solches alles am besten bekannt, als könnten S. Ch.
D. darin nicht wol rathen, beaondem versähen sich, dasa der Herr
Woiwod würde nebst seinen Mitgliedern solches am besten anzuordnen
wissen und darin nicht das geringste beilegen oder einige Zeit ver-
situmen. Unmaassgeblich aber hielten S. Ch. D. dafHr:
1) dass die Defeneionsmittel beider Provincien proportionirel und
einander darin gleich kommen mDssten.
2) Weil nun S. Ch. D. ein gewisses Corpus Ton 20,000 Mann
aufgebracht und beisammen hätten, als hielten S. Ch. D. daftlr, dass
man's im Künigl. Preussen auf selbigen Fuss richten und was immer
möglich und thunlich in aller Eil aufbrachte und nach Proportion nnd
Vermögen der Lande Sr. Ch. D. gleichkäme.
3) Die grossen Städte, als Thom, Elbing, Danzig wären zur Be-
ständigkeit communi nomine zu ermahnen und in diese Verfassung ,
mit zu bringen; gestalt S. Ch. D. Ihres Theils schon daran laboriren
und an die Stadt Thorn, als die fcrneste, bereits geschicket.
Fabian v. Dohna und FriedriRlt v. Jena an den Knrfllrsten.
Dat. Marienburg 4. October 1655, Abends um 10 Uhr.
[Verhandhuig in Marienburg. Per Woiwode Weiher vüDacht Speci6caliOD der
Bedingungen dca KerfürBton-, übrigeDs die Aaaaichten gat. Auch die Maiurea
Rur Verbindung geoüigt. Bitte nm neue loBtnicIioD-]
Am 3. October gegen Abend nach Manenborg gelangt; von den
Ständen des Königl. Preussen wjir nocli niemand da; eie unterreden
sich inzwischen mit einem Bürgermp ister und einem Rathelierrn von Marien-
burg, die zu ihnen geschickt werden, und stellen ihnen die gnten Absichten
des Karfürsten vor.
A-nOOt^lc
Verhandlangeii mit polniach PreneBen. 403
Spät Abeods treffen Doch die Depiitirt«D von Elbing and der Woiwode
Jacob Weibe;- ein. Am folgenden Tag legen sie bei dem letzteren, in
Oegenwart der Herrn OUIdenstern nnd des Bischofs von Ermland,
ihre Proposition ab. Weiher erklärt, dasB die preossischen Stände jeden-
falls alle sehr gern die Protection des Kurriirsten annehmen würden; es
handele sich nur dnmm, die Hcdingnngen ganz genau za eröffnen.
Als die Brandenborgei hierauf die Absiebten des Karfürsten näher
darlegen, bleibt Weiher dabei, die Sache wäre ganz gnt — nur wan-
derte er sich, dass wir anf keine Conditiones, was £. Ch. D. von dem
Königl. PrensEen begehreten, in specie instrairet; denn was wir von
dem proper tionirten Beitrag gegen £. Ch. D. Armee vorbrächten, wäre
ganz genernl nnd könnte anch daranf kein richtiges Conclnsum anf
hiesigem Landtage gemacht werden ... Er bat zu unterschiedenen Malen
nm E. Gh. D. Begebren und Conditiones zu wissen und dass doch dieselben
anch practicabcl und possibel sein möchten. Und ist wol an ihm, wie
auch seinem Bruder Herrn Ludwig Weiher nicht zn zweifeln, dass sie
es mit dieser E. Ch. D. Intention nicht eifrig meinen sollten. Uie Notb
lehrt sie beten".
So viel bis jetzt scheint, wird, ,es müssten denn Danzig nnd Thorn
Händel machen, die allgemeine Zusammensetzung wo] erfolgen"; wenn der
Knrfürst bei diesem Landtag nicht mit seinen Bedingungen herauslcommt,
dürfte dies „allerhand Misstrauen und Nachdenken" geben. Sie bitten ihn
daher, Anordnung zu treffen, damit hier mit Angabe der Bedingungen etc.
auf Ratification geschlossen werden kann. Stehen die Sachen noch wie
bei ihrer Abreise, so können sie nnr dazu rathen, hier abzuschliesscn; denn
an diesem Landtage und dessen Schluss hanget unserm einrültigen Er-
messen nach viel . . . sollte dieser Tag ohne Frucht abgeben , sehen wir
nichts anderes, als dass singnlis agentibus universi sint peritnri."
Die Eröffnung der Vereammlung findet morgen Statt.
Der Woiwode Koss kündigt an, „es würden an E. Ch, D. die Ma-
snren ehest schicken und alles dasjenige, was alhier beschloBBen, mitbe-
lieben ')."
Nochmalige Bitte um achlennigstc Instmetion.
Der KarfUrst an Dohna und Jena. Dat. Frenschmarkt
5. Oetober 1655, hora 12. (Conc. Somnitz).
(Die IniUat)ve mnsa von den prenssischen Ständen ansgehen. Conjunction oder
Protectiont Specißcirte Voricbl^e des Kurrürsten. Vorsichtig« Erbietnng na
gemeiasamer kriegeriacber Action)
— Nun ist Euch wissend und zeuget die mitgegebene Instruction, 5. Oct.
dass Wir keine Protection prätendiren oder den Standen angetragen,
') Am 8- Oetober schreibt EoBS aus Riesenborg, dass nach erbaltenen Briefen
die HoBDren ünr Coojonclion bereit sind, der EurfürBt möge nur einen Oe*
sandten an eie ubschicken.
Aj.oo»^Ic
404 1'- ^*''^ iiordiBFht! KriPg bis zum Vertrag von Königsberg.
besondern blngg conjunctionem coDsiliorum et mediorum ad defensJo-
nem tendenlium; und da nun also der Zweck von Uns nicbt förge-
stellet, sa küiinen ja auch die Mittel und Gonditiooes dazu reichend
und gehörig von Uns mit [sie. leg. nicht] herrtlhren, und mUssten
selbige von denen herkommen, so die besagte Protection suchen.
Der Kurrürt^t könne nicht wissen, wie viel die einzelnen Stände an
(ücld Dnd Völkern vermöchten; das müssten sie angeben, nnd elier käono
der Kurfürst sich .imh nicbt näher erklären. Inzwischen gebt ^eine Mei-
nung dabin:
1) man lässt es am besten bei der in der Instrmrtton vorgeschlagenen
„Conjunction" verbleiben;
2) die Stände erklären, mit welchen Mitteln sie ihrerseits dem Kur-
fürsten zuuucbst beitreten wollen;
3) da zu Friede nnd Neutralität wenig Aussieht, welche Defeiisions-
mittel »ie dann ferner, und wie bald beitragen wollen.
4) Wollten sie Uns eine Protection oder die Direction des Werkes
auftragen, stünde ihnen su, auitzo die Mittel und Conditiones zu be-
ranieu, darüber mit Euch zu cooferiren und, da sie alle nicbt zu-
sammenbleiben kiinnteD, bis etwas gescbloseen, gewisse Deputirte mit
genngsauier Vollmacht hinter sich zu lassen, die entweder mit anbero
röeketen (was das beste wäre), oder des Ortes suetinireten , bis alles
geschlossen.
5) Wurden dabei die Defensionsmittel eben wie bei der Con-
junctioD erfordert werden; und Hessen Wir's doch lieber bei der Con-
junction bewenden.
G) In spccio erklärten Wir Uns dabin, dass, sobald die Conjunction
oder der Vergleich getroffen, Wir solches I. Maj, von Schweden signi-
ficiren und selbige ersuchen wollten, alle Hostilität von den alliirten
Landen abzuwenden und auf die Generaltractaten zu sparen, dafeme
etwas mit ihnen zu handeln.
7) Weil Wir noch zur Zeit von Schweden nicht attacquiret und
den Anfang zur Offension zu machen Uns niemand ratben wird, in-
dessen aber gleicbwol Putzig und andere pommerelliscbe Oerter und
Lande nicbt zu verlaHseu, so wollen Wir an die scbwedischen OfS-
i-irer schicken, sie von den Waffen und Attaeque abmahnen , bis von
1. Maj, Erklärung einkommen; wollten sie aber daron nicht abstehen,
mUssten die preussischen Stände mit ihren eigenen Völkern und
Mitteln sie zu repoussiron trachten j und wollten Wir, wenn sie Völker
aus den Garnisonen nehmen würden, selbige wieder mit den Unscngen
supplircn und die Ocrtcr nicmands als den Conjungirten zum Besten
und ihrer Defensioia halten, auch auf Begebreu wieder abtreten. Die
i:q,t7r.d .t^iOOt^lC
TerhaDdloDgen mit polntflch Preoasen. . 405
erste Attac^ue zu thun würde nicht rnthsam sein; aber Oerter zu be-
setzen und, wenn sie alsdann attacquiret wtlrden, aufs fiusserste den
Alliirten zum Besten zu defendiren, dazu wollten Wir Uns wol ver-
stehen; geetalt Wir dann forlitzo reeolviret, die PIätr.e, so sie zu be-
setzen nötbig erachteten, zu besetzen, auch da einige Völker diesseits
hereindringen wollten, auch vom Kßnigl. Theil abzulialteu.
8) Wollte I. Maj, diese Stände mit den Waffen nicht verschonen,
und Uns von den Stilnden genügsame Defeneionsmittcl ftlrgcstcllt wer-
den, so wSren Wir nicht abgeneigt, zu ihrer Beschützun^ alsdann zu
thun, was ratio belli erfordert.
9) FriedensrerhsndluiigeD werden nur gemeinsam anti;eue1lt und wird
der Kurfüriit dabei alles Ibno, die Stände in Besitz ibrer bisherigen Frei-
heit etc. zu erhalten.
10) Indessen würden die Stände nebst Uns sich hemüben, die
Afaeuren and anderer Hülfe so viel möglich an sich zu ziehen;
11) auch das Pospolite liuesenie oder die Landmilitie in allen
Woiwodschaften angesieht« aufbringen, bis andere Anstalt gemacht
werden könnte;
12) an dienlichen Oertern angesichts Magazine anordnen und mit
der Nothdurft wirklich versehen, auch von Munition, Pulver, Blei, Lunten
und was zur Artillerie nöthig, Provision machen, weswegen mit den
Städten Thorn, Elbing und Danzig zuvörderst ein gewisses /.u beramen.
13) Sollte den Versammelten nachdenklich fltrkomnien und, weil
Wir die OfTension anzufangen Bedenken tragen, dahin aufgenommen
werden, als wenn Wir bei dieser Partei nicht genug thäten und sie
so weit deserireten, so habt Ihr ihnen ftirzustellen, dass Wir solches
thäten 1., um so viel desto besser auch die gütliche Handlung, auch
zu ihrem eigenen Besten, zu befördern; 3., thäten Wir ja darin schon
eine wirkliche Assistenz, dass Wir die Plätze besetzten, damit sie mit
ihren Völkern desto freier agiren könnten; 3., hätten Wir auch ein
mehres nicht ganz abgeschlagen, sondern wenn Wir der Stände Re-
solution und Kräfte versichert, wollten Wir weiter Uns erklären und,
was zur Sache gehört , thun ; 4., sie wären schon attaequirct,
halte es also bei ihnen ganz kein Bedenken, hcsondern könnte es
nicht anders sein, als dasS sie sich wehren müssten.
Die Proposition in pleno zu thun, halten Wir nicht nüthig, be-
sondem ist alles in particulari und absonderlich der 8. Punct mit
Behutsamkeit zu eröffnen und zu tractiren.
Am 6. October werden die Verhandlungen in Murieiibnrf? jibgcbrochen 6. Oct.
— die Stände verweisen in ihrer Anzeige dnvon den Kurfürstcij uul' den
„A^iOOt^lc
406 ^'' ^^'^ nordische Krieg bis sani Vertrag vou KÖDigeberg.
Bericht seiner tiesaudteD. Zugleich wird von Seiten der drei Woiwodeo
TOQ DaDzig, Marieuburg uud Culiu der Graf Juli. Po tulicki uh Oetiandter
KQ den Eorfürtitca abgeschickt.
Der Bischof von Ermland (Wenzel v. Lesuo) an den Knr-
fUreteo. Dat. Heilsberg 7. October 1655.
1. Oct Der Graf von Waldeck hat sieh mit seinem ganzen Regiment tod
1500 Reitern in das ßi>tbum einquartiert; dringende Bitte um Befreiung.
Resolution des Kurfürsten. Dat. Holland 9. October 1655. Sehr
höflicbeB Bedauern über die geschehene Belästigung; das Regtraeot soll
abgeführt werden und nur 2 Compaguien dableiben, nin den Knrfürsten aaf
dem Weg nach Köaigsberg zn geleiten.
Dohna und Jena au den Kurfürsten. Dat Holland
9. October 1655.
Bericht über den vorläufigen Ausgang der Verhandlungen in Harieo-
barg; sie werden vertagt, da die Gesandten der 3 Städte Dauzig, Etbing
und Thorn erklären, sie seien ohne Instruction zu näheren bindenden Ver-
handlungen und müssten dieselbe erst einholen.
Instraction für Dohna und Jena nach Marienburg. Dat.
Königsberg 15. October 1655.
(iDBtrnctioD and Entwurf für ein zu schlieSBendeB Biindnlss. Eiozeloe Bedin-
gnageo. Ereutnell auch ohne Beitritt der Städte abzuschli essen.]
15. Oct. Verweis auf einen beiliegenden lateinischen Aufsatz in 32 Punkten, «o
den sie sich zn halten haben [s. uutco].
Doch dasB, daferne die Stände bei dem 8. und 9. Punct sich da-
hin erklären würden, dass sie gleich uns lieber 20,000 M. inner g^
wissen kurzen Frist herbeischalTen, als 10,000 M. und das Andere an
Unterlialt zu Unserer Armee beitragen wollten. Unsere Ab^esandleD
solches, so viel die Völker betrifft, nicht auszuschlagen, sondern n
acceptiren. Es mtisste aber nichts desto weniger bei der VerpfleguBg
vor Unsere Völker, zum wenigsten auf etliche Monat, vermiß des
lateinischen Punets sein Verbleiben babeu.
Bei dem Punct, in welchem Wir zu Unserer Versicherung Et-
liche gewisse Plätzö Uns einzuräumen begehren, sollen sie xww M
bestehen, doch endlich gleichwol, wenn es nicht zu erhsltea, £ollM-
VeibaDdluDgeD mit polnisch PreaaaeD. 4()7
tauische Spitze fahren lassen. Doch daes diese Plätze auf Unser Gut-
befindea und Anheben von des Königl. PreuBsens Unteithanen der-
^stalt grebeaeert und gebauet werden, damit man sich darinnen wider
Gewalt halten könne. Sollten Wir auch rathsani erachten, zti dem
allgemeinea Besten einige Schanzen oder Werke an der Weichsel
oder anderen Orten aufwerfen zu lassen, sollen die Künigl. Preussen
gleichfalls verbunden sein, so viel Unterthaoen als nöthig zu solchem
Bau herzugeben und arbeiten zu lassen.
ErleichteruDgen in Bezug auf den Durchmarsch'dureb die Städte.
Direct den Stauden zu überlassen erbietet Eich der Kurfürst 4 Com-
pagaien z. R. und ein Regiment z. F. ä T Cumpaguien ; gegen entsprechende
Bezohlnng.
Wollen die Städte nicht mit, so sollen die tieeandten sieb mit den
Woiwoden allein zu einigen suchen —
und dabei von ihnen Rath und That zu fordern, wie und welcberge-
stalt man sich mit ehestem ohne grosse Weitläufigkeit etlicher Stä<lte,
als Marienburg nebenst dem Schlosse, wie auch Elbing und Thorn
benkjichügen könne.
Entwurf eines Bliodnieses mit deu küuiglich-preusaischen
Standen. Dat. Königsberg 15. October 1655 ').
1. Sit haec coDJuncUo absque Kegiue Maj"' Poloniue praejudicio. 15. Oct.
2. Ad nullius offenBionem, sed solum ad utiiusque Prussiae defensio-
Dem tendat et ad promoveodam tranquillitatem puLlicam dirocta sit.
3. Sancte ea et inviolabiliter servetur et custodiatur, et aeulra pars
absqne alterius consensD ab ea decedat vel quibuscunque adversitatibns
pressa eam deserat.
i. Neutra pars Tel Regiae Prussiae partis membrum separatim absqno
coDimnai voluntal« pacem, iuducias, neutralitatem vel quodcanqne alind
paotom ineat.
5. ConjunctiouiB butus et oiuuium corum , quae ad eam perlloent vel
peniuere possunt, Eupremum directorium babeat Sei""'* Elcctor Uranden-
liurgeasis.
6. Liceat Ser™" Electori, ia Regia Pnissin vel buius (aslris suos
babere couailiarioa , et idem ücitum quoque sit Regiae Prussiac iu Ser™'
£lcctoris caatris.
T. Confert ad hanc conjunctionem Ser'""' Elector exercitum viginti
') Dieier Eotwurl ist zu vergleiclion mit dem nuclimuls ubgescLIae
BäadoisB vom l'i. Not. I6ä5i er liegt (IbiusuIIiuu zu CiruuJu, tlueli hubtu die
gcfülirteD VerbaadluDgea weseiilliclio AbÜDderuugiiD benirlLt.
A-nOO»^lc
408 ''* ^^' DordUche Krieg bi« zum Vertrag vod EÖDigaberg.
millium milltan], tarn peditum, quam equitam, cum oiDoibaG, qaae od bene
inEtractum exercitam desiderari poterunt.
8. Regia PrQssia sistat eiercitom decem millintn, Jta tameD, at Ser™'
Electoris esercitum, qnoad eam psitem qua Regiae Prussinc exercitum
soperat, proportionabiliter alat et eidem'de aecessariU prospiciat.
9. Cnm quoque Regia Prussia tot tormeata et qaae ad ea epectant,
noD conferat, aequam erit, nt et hoc nomine Ser™" Electori aliqtia fiat
menstrua Batisfactio, quo res tormeutaria et qui eam curaiit, conserrari et
Bustentan possint,
10. Quod si tantus militum iminerus a Regia Pruasia iulra meuBJs
spacium compsrnri nequeat, statim taatani pecuniae äummani EoUaiit, nt
miles conventus, cnm omnihns ad exercitnm recU iustructum aecessarlis,
intra »upradictum mensis Bpacium coDscribi possit.
11. Hie miles, quantam ßeri potcst, sit Oermanus, nt eo rectins, si ita
contiagat, hoetilia impelus etesclpi, et sisti, et averti possit; cum Germaai
militeB magie assnctl sint ad dieciplinam militarem subenndam, uti bactenns
coraprobatum fuit.
12. Inter orSciaies et prauroetos adEeiscantur quoque tiermaui, qui in
re militari annt exercitati.
13. Simnlatque conjunctio baec conclasa et capita snperius posita et
infra ponenda ab atraque parle prubata fueririt, mittatnr ad Kegiam Maj""
PoloDicam, et Regia Ejus Maj*** de bac conventione et coajunetione cer-
tior reddalur et conBÜium Ejus M;ij''' petatur.
14. ÜJodem modo mittatar ad Regiam Haj'<"> Svecicam et eideni Re-
giae Majestati exponatnr, quod inter utramqne Prussiam coaTeotio et com
janctio defensira coDcluea sit, ei a Regia Ejus Maj» decenti modo contea-
datur, nt copias euas a finibas haruni terrarum abducere, loca occupata
reddere et pacem Hiurere colere »elit; utramque Prussiam paratam esse,
ab omni hoKtilitate abüttnere et omnia conferre, qnao modo uuquam ad sta>
biliendam pacem generalem et fidain facere possent.
15. Quod si vero Regia Ejus Maj*" bisce postulatie et petitia locum dare
et siuceram pacem cum bisce terris colere recuset, utraque pars omni fide,
ope, auxilio et viribus sibi invicem adsistat et communi bosti omnibus modis
se opponat
16. Interim uKqucdnn), quid Regia Maj*** Srecica hac in parte de-
creverit facere, constat, ad Generales SvecicoB communi nomine scribi et
illi moueri debent, ut ab omuibus iuTasioaibus, direptionibns, locoruin oecu-
pationibus desiEtaiit; sin nolitit, et uon expeetat& Itegiä resolutione eooa-
tibas Kuis inhaercre et ultcrius progrcdi tenteut, via eis et conjuncta aruia
opponaalur, et quovis modo progressus eoruni sistnntur, quücunquc taodcm
loco sive in Ducali, s'iyo in Re^ia Prnssia inuptio facta fuerit.
IT. Si durante bcllo boc loca qoaedam ä Ser"° Electore et ejus exer-
cita occupala fuerint, ea, postquam bellum vel pace, vel transactioue, rel
alio quocunque modo sopitum fuerit, veris dominis restltuautar.
18. NeutriuE partis exercitus conjunctis damuaiuferat, vel rapiuas, la-
trocinia ant furta exerceat, et si tale quid factum fuerit, in autorcs severe
animadvertatur.
.yGoot^lc
Verhaodlun^D mit polotach PrauBieD.' 409
19. Qaoties Tisum fuerit, conjanctio exorcitunm Bat, ita tamen, nt hoc
et omni alio casa Ser°"> Electori RupremDm maneat directorium.
20. In utroqoe exercitu omnia ordioe agaiitar, et id serio operaio dare
delKDt Generales et orßciales, ut et esercitos et subditi eimal conser-
21. Bellam, quantum fieri poteet, Dt et staliva et quartiria extra fines
atriaeqae Pnissiae et genitar et babeaulur. Quodsi tarnen neceseiUis »li-
qnaiido reqairat, nt vel propter nimium frigue, vel aliam äeris injoriam
»erfitus in campiä stare nequeat, et ita intra ünes harum terraram quar-
tiria ordinanda, fiat id a Ser"" Electorc, tanquam t>upreino Direutore, t^om-
DiDDicato taroen coneilio cum cotisiliariis Regiae Prussiae, qui iu castris
Ser"' ElectoriH tunc erunt.
22. Ümoes legationea et missiones cummuui utnusqne partie sunitu
eipediantur.
23. Ser"° Bleutori, communis securitatis ergo, Htatim tradantur civi-
Utes Manaebargam una cum arce, Bruunsber^a, älrassburguoi , Dirscho-
Tiam et fortalilium ad conBuentiam Vietnlae et Nogat estrnctum, vulgo die
MoQlaoische Spitze, ut iie praesidium caum imponere possit; et pro utra-
qne parte über maueat traneituE.
24. Omiieä fero Civitateä et aix Mariaeburgensitt a iSei""> Electoi-e
contra hoates ulriusque Frussiuv consurvcntur et defcndantur, et prout cae-
tera lora occnpata, ita qiioque haee triiusncto bello leddaatur et resti-
taaDtnr.
25. FraeBJdia haec ataiitar a Pru);sia Kegia, ita tarnen, ue nimium
eobditi et cives graventur, et prent de sustentalione ex aequo et bouo enu-
TCDtum Toerit.
26. Si e Kepublica et ejua t^alute viäuni fuerit, ci?itates eivc inaiorce sive
minores praesidium taJe recipiaiit, ut, si cuujuucCum cum eo, quud iaui ha>
bent proprium, per aliqnod teuipns, et usquedum de libciutieric cominuiii
auxilio facienda prudenter et matnre consilium bnbeatur, lioc^tiles .iri»uHiis
reprimere possint.
27. Qood fii ?ero obsidentea vel vi vel alia latioiie cuaeli dcseraut
locum ob^eäsum, uimulatque ulrique parti couBullum Taerit, impoEitum prae-
sidium avocelnr iteram. •
28. HromittuDt hoc ipso Civitatee trea majores Tornnium, Elbinga et
Gedanum, ee ita curam hubiluras, nt omnia ad obEeesioiietn aliquam per-
rerendam necessaria uondum coraparata statini coiuparentur, ne Ketspubüca
et communis haec coiijunctio detrimeiili quid iiide capiat.
29. Statim a die couclusae hujus conjunctiouis Slatu» Rcgiae Prusbiue
copias enas in unum coDtrabant, et Iliustrissimi Falatini univcrsalia edant
et, uti vocatur, Pospolite Riiszenie couvoeent.
30. Intcr Generale^, orßdalci; et gregavtoG mtlites, Oermanos et Fo-
ionos, fera amicitis colatnr, neque alter alteri ad rixas quofis modo ansam
praebeat; qood si vero tale quid exoriaiur, negotium amicabiliter compo-
uatnr. Caeterum in rixae autores, citra persouarum re^peclum, pro quali-
litat« causae atataatnr.
31. Qnod si quie, proat hie couvcntuui est, a xuu parte adimplere,
A-nOO»^lc
410 U- ^^^ noVdische Erleg bis zQm Vertrag von KöoigBberg.
Tcl, quae facere vi bujus coDJuoctioais tenetnr, focerc detrcctet, babeat
Ser""" Eleotor, tauquam Bu^remus Dircctur, cxecationeiu, ita tamea, ut
eapei ea priut) commuuicct cum consiliaris PruGsiae Rcgiae in Ser"' Suae
caütrJB degentibus.
'62. TransituR quoqae über äit per omaes eivitates et foilalitia utrios-
que partis exercitui, et praetcrea, ai ita casus Terat et oeceasitaa cogat, taui
prope se recipcrc licent ad civUatee et fortalitia, nt eub tormentis ibi tati
8 int exercitus.
SigD. Regiomonti die 15. meDsis Octobris, a. 16Ö5.
Fiidericna Wilhelmas Elector.
Der Kurfürst an Doliiia und Jena. Dat. Holland 20. Oct. 1655.
[ZuröckbaltuDg empfohleu. 0er Woiwode von Plock and die Uaearen-I
20. Oct. Aus ihren bisberigcD Belatiünea [nicht vorbanden] geht hervor, dssa
mau es dort so auslebt, als wäre die Conjunction besonders dns Interesse
des Kurfürsten. Sie sollen den Ständen darüber den Standpunkt kt«
machen, sich etwas zurückhalten nud die Leute au sich heran kommen
lassen.
Anjetzo iat alhier der Plotzker Woiwod zugegen, nebst 4 andern
Deputirten der Woiwodschaflen im Herzogthum Masow begriffen, und
bezeugen eine sonderbare Treue für I. K. M. zu Polen und die
Krön, also gar auch, daes sie gar nicht thunlioh erachten, daea man
bei Schweden einige Neutralität suche; erstlich weil dadurch I. Maj.
die verpflichtete Hilfe, so sie und alle Unterthanea des Bcicbes schul-
dig wäreft zu leisten, entzogen wird; 2., des Königs Widerwärtige
dadurch veranlasset, mehr Macht wider denselben zu wenden ; 3., eine
und andere Partei bei itzigetn Zustande ruiniret werden könnte, so
durch unnöthigee Gunctiren sich stärken oder ufs wenigste länger sub-
sistiren könnte.
Ucbcr die Verhaudlnngen mit dieser Hasnrischen Gesandtschaft folgt
ein besonderes ächreibeu des Kurfürsten au die Gesandten in Marienbni;.
Sie wollen 40Ü0 I'l'. und ]000 M. z. F. stellen. Uer Woiwode vun Ploik
erklärte, nach Mnilenburg gehen zu wollen, um das Zögern der preussi-
schen Staude überwinden zu hellen. Sic zeigen alle ziemlichen Eifer gegen
Schweden — „doch möchte ihucn wol lieber sein, auf Unsere als ihre Eosteii
Krieg zu fiibieu*.
Am I. November schickeu der Bischuf von Ermland Wenzel roa
Lesno und die in Marienbuvg anwesende Kitterschaft zur per»ÖDU<teii
Yerhaiidluug mit dem Kurrürsteu eine Gesandtschaft nn ihn, aiiderS|Mli*
derselben den Woiwodcn Jacob Weiher, lieber die VerhaadloBg at
diesen liegen keine Protokolle vor.
VerhaudluDgeD mit polaisch PreuBseo. 41 X
Folgt dann ciue neue InfitrucCioii für Doboa and Jeua, dat. Riusli 12 Nov-
12. üov, 1655, worin sie äiigewieseii werdeu, die hier bescblutiEeDCa Paukte
mit Siegel und TJnterschrirt auszuwechseln, „Ilieriiäcbst eo BoIIen sie mit
altem möglichen Fleiss dahin sich bearbeiten, hiermit die drei grössereo
Städte nicht nur in diese Conjuuction gezogen, sondeiD auch sich zu cioem
Beilrag verstehen mögen, und »ich dabei Yersichem, dass Wir ganz nnd
gar nicht gemeinet, ihueo in ihren Uerecbtigkelten etc. einigen Eintrag zn
thun" etc.
Das Resultat dieser Verhandlungen itit das Bündniss dat. Riusk
12. No». 1655, zwischen dem Kurfürsten cinserscits und den ^Doniini Sta-
tus Senatorii et Equestris Ordiuis Terrarum Regalis Prussiae" .audereiiieits.
Den preassischen Städten (besonders Danzlg, Elbing und Thorn), die das-
selbe nicht mit nuterzeichnen, wird eine Frist vou 20 Tagen zum Beilritt
offen gehalten. Vgl. v. Mörner, Staats vertrage p. Ilf2ß.
Fr. V. Jena au den KurfUi-»teo. Dat. Marienburg
17. November 1655.
[Auiwechaelung dea B ü od niss Vertrags. Nolliwucdigu Maassregeln cur Vertheidi-
goDg von Harieaburg. Notizen übur ilua Pinta und geiae Verlbeidigungfluiittel.
Dib Gebrüder Weihei.j
Gr ist abgeschickt zur Auswechslung des Tractats vuni 12. Nov. mit 17. Nov.
den preassiscben Ständen; die Sache wird keine grossen Schwierig keilen
haben. Jena hofft, dass vennöge dieses Bündnisses der Kurfürst sich so
fettsetzen kann, „dass Sie mit Gottes Hüire auch den mächtigsten Feind
Dicht zu fürchten".
Darzu ist aber nöthig: 1) dass die vor dieeem in dem Werder
m Dolstat uad Tbiergarten von den Hebweden aufgeworfenea Schan-
zen so bald repariret und besetzet, auch
2) die vor hiesiger Stadt liegenden Werke wieder in vorigen
Stand gebracht werden.
3) daes die Bauern im Werder, alwo zum wenigsten 2000 gute
Leute zu finden, gemustert und bewehrt und ihnen etzlicbc gcworl)ene
Knechte nebst einem verständigen und beberztcu Üommaudanten zu-
gegelren werden;
4) so sind auch die Vorstädtcr, deren auch wol fast 1000, mit
ihren Knechten in Ordnung zu bringen; und können
5) AÜe diese Leute nebst den Soldaten zum Bau und Wiederauf-
riehtung der gefallenen Werke gebrauclit werden, und uf solche Weise
kann alles
ß) in drei Wocben, wie es dann auch hohe Zeit ist, fertig sein.
„A^iOOt^lc
412 '^- ^^' Dordische Krieg bis luni Vertrag von Königsberg.
Dieweil aber die hiesigen Leute nicht verstehen, was sie vermögen
und worauf ihre Defeneion beruhe:
7) so werden B. Ch. D. gnild.-geruhen, dergleichen Leute anhero
zu ordnen, die unverdrossen, wachsam und mit allem Ernst die vorige
und darbei diese Angelegenheit befördern, das» ein Magazin, welches
höchslDöthig, angerichtet werde. Die Leute versprechen es wol fDr
sieh zu thun; haben sie aber keine vigilante Antreiber, so haben E.
Ch. D. sich darauf uichts zu verlassen.
Unter denen Werken vor hiesiger Stadt seind zwo Schanzen, da
die eine die andere commandirct und beide von hier aus besehoBsen
werden können ; und diese Schanzen gehören auch zur Defension des
Werders. Wenn solches alles fertig, gute Magazine angeordnet und
alles ordentlich, welches sein muss, gcHlhret wird, auch beherzte Sol-
daten dabei sein und Gott der Herr nicht ohne Mittel strafen will:
60 Bche ich nicht, so viel ich zwar von dieser Kriegessache verstehe,
wer uns von Menschen bis gegen den Frühling etwas thun wolle.
Nur rauBS meines einfAltigen Ermessens nach keine Stunde mehr ver-
säumet werden.
Der KurrUrxt möge Sachverständige hierher sthicbeo und sich von
denen über die Snche berichten lassen.
Die Vorstädte alliier, welche mit in den Werken begriffen, seind
60 gross und weitKlufig, dass E. Ch. D. ganze Armee darinnen stehen
und überwintern kann, und wenn die Leute sehen werden, wie E.
Ch. D. gnädigst geneigt, gute Ordre zu halten, und dass sie bei dem
Ihrigen alliier ruhig und sicher bleiben können, werden sie, wenn
man sie nur recht anweiset, alles willig thun.
An dem hiesigen Schloss wird auch vor Winters noob eins und
das ander zu machen und zu bauen sein, damit es, weil kein rechter
Treiber und nötiger Eifer da ist, langsam daher gehet. Sonst sind
darauf 10 metallene Sttlck, darunter vier halbe Karthaunen, und etwa
30 eiserne Stück, etzlicbe hundert Doppclhacken, so aber noch aus-
zuputzen und anzurichten; und zu den vorgemellen Stocken seind za
theila 500 Kugeln, zu etlichen aber noch nur doch zum wenigsten 200;
4*1 Centner gegossen und 100 ungegossen Blei; dann 100 Centner
Pulver, wie auch 10(X> Bund Lunten, jedes Bund zu GO Klaftern und ,
etzlicbe hundert Bund jedes zu 30 Klaftern ; wie auch ein Theil Hand-
granaten seind annoeh vorhanden. Wtlrdo also meine« Ermessens der
grösste Mangel an Lunten und Pulver noch zur Zeit sein. Was vor
Vorrath an Proviant da sei, habe ich noch nicht erfahren können, es
soll ja aber auch noch etwas Mehl vorhanden sein. Proviant ist leicht
Aj.OO<^IC
VerhaDdlangCD mit polnisrh PrensBen. 413
herbei zu schaffen, wenn Dur dazu Orduun^: g^emaclit wii'd, und wäre
es hohe Zeit, dass vor dem AVinter und ehe das Wasser friert, noch
gemahlen würde.
Die Stadt hat ihr eigen Zeughaus, darin aber nicht mehr als 12
kleine metallene Stücken, deren das grösste etwa 3 Pf. schiessen mag.
Damebenst hahen sie auch noch 3 kurze etwas grosse Stücken, wie
femeiniglich etzliche Städte unten in denen Stadthoren zu gebrauchen
pflegen. Es mag auch noch Pulver und andere Materialia vorhan-
den sein.
Die Leute seind mit den Polen durchaus nicht zufrieden und dürf-
ten sie ihnen bei Anwesenheit E. Ch. D. Guamisonen dergleichen gute
Wort wie bishero geschehen nicht mehr geben; doch wird sieh durch
gute Vorsorge auch das Vertrauen wol wieder (wenn es nötig) herbei
briugen lassen. Die Herren Weiher haben keine rechte Affection
bei den Unterthanen, und haben eich daher ins künftige E. Gh. D.
Diener auch, so viel sich thun lässt, danach zu richten, dass wegen
allzu genauer Correspondenz kein Misstraucn erwachse.
Der Kurfürst an Sigisrauiid v. Güldenstem. Dat. Riesenburg
23. November 1655.
Er schickt zur näheren VerhaodloDg über das mit den prcassiscfaen 23. Not.
StÜDden gcechlosseno ilüiidiiise den Fei dzcugrae ister Otto Christoph
Freiherrn v. Sparr, den GeneralkrlegscomniiBsar Claus Ernst t.
Platen and den geh. Kath Friedrich t. Jena an die prcussischen
Stande. Bitte dieselben in ihrer Aufgabe zu anterstützcu.
Ebenso an Hrn. Jacob Weiher id. dat.
Instruction fiir den geh. Kriegsrath und Generalmajor Chri-
stoph von Houwaldt für die Verhandlung mit der Stadt
Elbing. Dat Königsberg 11. Dee. 1655.
[BrbietuDg zur Biolognog einer Garniion; güoetiga Bedingangen. Drohang für
den Fall der Weigerung,|
Er soll, ohne sieb als Gesandten zn Rerireu, in Elbing zu erkunden 11. Dec
SDeben,was die Stadt im Fall eines feioditcbcn AngrilTs zu thun gesonnen
ist. Findet er sie zum Widerstand entschlossen, .so hat es dabei sein Be-
wenden und er soll sie in diesem Sinn ermntbigcn. Andern Falls soll er
ihnen, wenn sie Geld- und Trnppcnmangel vorschützen, Saccnrs von chor-
A-nOO»^lc
414 '^' ^^'^ nordiaohe Krieg bii tum Vertrag von Eöuigeberg.
filrstlichen Trappen anbieten, die ereot. selbst der Stadt sobväreti niid an-
ter dem Commando der Stadt stehen sollen. Der KarfUrst will in diesem
Fall, wenn die Stadt für die YcrpflGgung der Truppen anfkommen vUl, die
Löhnnng derselben tragen und sogleich für 3 Monate Sold mit in die Stadt
bringen laBsen.
Und versicheren [S. Ch. D.] sie llber das, keinen Frieden zu
machen, oder einige Haudelung vorzunehmen, noch dero Waffen nie-
derzulegen, es sei denn dass die Stadt entweder zu einer freien
Reichsstadt gemacht oder doch bei jetziger Verfassung gelassen vrflrde.
Sollten sie sich nicht drein finden und ihr eigenes Interesse hegreifen
wollen, hat er ihnen vor sich selbst zu erkennen zu geben, dass S.
Ch. D. den Schlüssel ihrer Stadt in Ihren Händen haben, und wann
Ihr keine Pacta im Wege stehen (wie biBhcro bei der Krön Polen)
die Handlung nach Belieben fördern und hemmen können ').
Die Woiwoden Kos (Chelm), Jap. Weiher (Marienbnrg), Lnd.
Weiher (Pommerellen) an den Kuriüreten. Dat. Marienburg
6. December 1655.
:. In der grossen Bedrängniss der Zeit wissen sie kein anderes Mittel,
als den Kurfürsten nm „salutare consilitun" zu bitten; sie schicken deshalb
an ihn den Notar nnd kgl. Secretär Jobann Peter Tiichotka mit der
dringenden liittc, diesem die gewünschte Qilfe zuzusagen.
:. Ein Schreiben ähnlichen Inhalts mit dringender Bitte nm Rath nnd
Hilfe von dem Biachor von Emiland Venceslans de liesno. Dat.
Heilsberg 16. Dee. 1655.
;. Der Kurfürst an den Bischof von Ermland. Dat. Regiomonti
19. Dec. 1655. Er sei entschlossen „pntius cstrcnin qnneque pati quam
indignas admittere acceptareve eonditiones" ; übrigens werde er das Interesse
des Bischofs so hoch halten wie sein eigenes nnd hoffe auf baldige per-
sönliche Besprechung.
Der Bischof an den KurfUrsten. Dat. Heilsberg 10. Deo. 1655-
Dank für die zugesandten Truppen. Cr bekomme höchst beunrnhigende
Nachrichten — es soll die Absiebt der Schweden sein, sobald sie Elbing
haben, direet in das Bistbum einsnrallen, dem dann das SebJimmste bevor-
stünde. Br bittet dringend um Rath, was zu thun sei.
') Ueber den Erfolg von Honwaldts Mission sind keine Acten erhalten.
^aovGoOt^lc
Verhandlungen mit dem Kaiser 415
5. Verhandlungen mit dem kaiserlichen Hofe,
Augnst bis December 1655.
Der KnrfUrat an den Kaiser. Dat. Cülln a. Sp. 1. Äag. 1655.
Theilt mit, was weiter anf dem Kriegsschauplatz vorgefallen'). — Der II.
König von Schweden ist in Stettin angekommen mit einer „wolformirtcn
Armee nnd Arlillerie", ist nach Polen eingerückt, and zwei WoiwodschAflen
in Qrosspolen haben sich, sobald Graf Wittenberg ankam, sogleich ia
schwedische Protection gestellt.
Ans Polen kommt das Gerücht, dass 10,000 Tartaren einen Einfall in
Foramern machan sollen; von wem geschickt, ist noch nicht za ersehen.
Bitte nm Rath und eventoelle Hilfe.
Der Kaiser Ferdinand III. an den Knrflireten. Dat Ebers-
dorf 24. Angnst 1655.
Er sagt dem Knrfürsten zu, ^in begclienden Noih^illcn, wenn Wir 34. Aog.
wissen werden, von wem Sie einigen Gewalt besorgen, ond wider wem Sie
Unsere ARsisteez bedürfen, Ihr solche widerfahren zn lassen". Gegenüber
dem Itegionenden Krieg in Polen mnss man anf Anstalt denken, dass das
Reich angeschädigt bleibt.
Andreas Neumann^) an den FreUierm v. Loben*). Dat
Wien f *^« 1655.
[Polniflcfaer Gesandter mit Oesnch nm Hilfe; Znsage der polnischen Krone tnr
des Kaisers Sohn. Gerüchte über Brandenburg. Die fluchtigen Jeaalten.]
Am Torschienen Mittwochen Abends ist ein polnischer Gesandter 4. Sepi,
TOD den Stftnden liier ankommen, wie ich mich dessen erkundigt, de
domo Leseinski, Episcopus. Dem Verlanten nach suchet bei I.
Kais. Maj. derselbe eine Armada von 30,000 Mann unter dem Com-
mando des Fürsten Piccolomini, mit zu^höriger Artillerie. Hin-
gegen wollen die Stände I. Kus. Maj. Herrn Sohn, den Ungarischen
') VgL oben p. 379.
*) Brandeobargischer Resident in Wien.
*} Oder an Schwerin; die Adresse fehlt.
^aovGoOt^lc
416 II, Der nordische Krieg biB «m Vertrag von KöDiggberg.
König, zum Successoren erwählen; und soll der König in Polen ein
Creditiv mitgegeben haben, mit Pbicitirung dessen, was die Stände
wtlrden proponircn lassen.
Hier ist durchgebend ein gross Geschrei, dass I. Ch. D,, unser
gn. Herr, Ihre Armee mit der schwedischen hütten conjungiren
lassen.
Die ans Polen häufig ankommenden Jesuiter machen ein gross
Geschrei, wie man mit ihnen und anderen Ordensleutcn so übel ver-
fahre; worron gleichwol die von andern Orten einlangenden Avisen
nichts melden. Was man. hier vor eine Resolution nehmen wird,
stehet zu erwarten; ohne gross Advanlage wird man sich wol nicht
leichtlich eiulaxsen.
Instruction ftlr Joh. Fr. v. Loben nach Wien. Dat Colin
a. Sp. 24. Angust 1655.
(AunbrderaDg an den Kaiser, die Vormittelaog für Poleo za äberoehmen ; iDter-
eSBe des Reichs an dorn Bestand tod Poiea. Die Brealaaer Schuld. Die de-
vJBchen Sl&ode. Verhandlung mit KarsachaeD]
3. Sept. Alle BemÜbunf^en Brandenburgs gegenüber den moscowiti sehen und
schwedischen Rüstungen gegen Polen sind erfolglos geblieben, und der
Kurfürst sieht kein anderes Mittel mehr, als die Mediation des Kaisera
nnd anderor christlicher Potentaten zwischen der Krone Polen und ihren
Feinden; der Kurfürst läset den Kaiser dringend ersnchen, diese in die
Hand zu nehmen.
Inzwischen habe er nicht nmltin gekonnt, sich in die nöthige Verfaüsnng
zn setzen und gedenke sich selbst nach Prensscn zn begeben; der Kaiser
möge sich inzwischen die brnndenbargischcn Reichslando empfohlen sein
lassen.
Discursweise aber hat Unser geh. Rath bei einem und dem an-
dern fUrzustellen , dass, ob zwar itzo der Krieg unter auswärtigen
Potentaten gefUhret würde, dem Rom. Keich doch hoch und viel daran
gelegen, dass er beigeleget und dergestalt gehoben werde, dass es
im alten Stande bliebe und Polen nicht gar zerrlittet würde und zu
Grunde ginge. Was fDr Macht bei Polen, wenn es unter einem
Haupte, wie mächtig es an Reiterei, was damit zn thun, wenn sie
unter guter Kriegadisciplin seien und mit PussvOlkern conjungiret,
wie bald sie in Deutschland dergestalt über die Oder gefUhret, was
fUr Schaden ihre Incursiones aUeine thun könnten, wäre fOr Augen
und könnte leicht ermessen werden.
d.yCOOt^lC
VnrhindlnngeD tnit dem Kaiser. 417
Bei einer andern Audienz soll er auch die Schuld') in Anregung
bringen, 130,0{IO Rth. Capitnl nebst den Zinsen; womöglich Abtragung io
baarcm Qeld; erklärt man Iti Wien, dies nicht zu haben, ,bo hätte er
flei«sig aor.ahalten, dass T. Kais, Miy. den Herren Grafen v. Scbwartzen-
berg Unseretwegen contentireii, Unsere versetzten Aemter Uns wicderver-
srhalTen und also dieser Schulderjl:ist entledigen möchten". Der Kurfürst
buhe seiner Schwiegermutter 20,000 Rth. von diesem Geld cediiti der Kai-
ser möge dieser eine sichere AsEignation darüber ^eben.
DcBgleicheu Anregnng wegen Jügerndorf).
Wenn die clerischen Stände etwa in Wien si^h beschweren, „dnss
Wir ihnen so grosse Summen anfsubringen anntutheten", so soll er es mit
der nnnnigünglichen Nothwendlgkeit bei jetziger Lage entschuldigen, „in-
maassen dann mänuiglicb bekannt, dass die Noth kein Gesetz leiden könnte. "
Unterwegs die geeigneten Vorstellangen bei dem Kurfürsten und Kur-
prinzen von Sachsen zu machen.
Nebeninstmction. Dat. Colin a. Sp. 29. Äug. 1655.
(BTentnelle Hilfe <Ie? KniserB. Gefahr für Schlesien. Prensseii als Reichs-
lefaeu. Drohende Pläuo Schwedens. Rüm. KÖnigswabl.)
1. L. soll 7.0 penetriren suchen, welche Unterstützung im Nuthfall vom ». Sept.
Kaiser zu erwarten wäre, und ob wo) auch für den Fall, „dosa Wir es
nicht bedürfen", einiger Buccura geleistet werden würde.
2. So wird ihm auch wol die Gelegenheit an die Hand geben,
sowol der Rom. KaiB. Maj. eelbsten, als etlichen dero MiniMtris zu
hinterbringen (wie sie das auch wol vorher wissen werden), dass das
Herzogthum Schlesien vor diesem ganz nnd gar zum Königreich Polen
gehörig gewesen; wannenhero au besorgen, dass, wenn es in andere
Hinde gerathen sollte, solch Herzogthum auch wol afFectiret und un-
angefochten nicht gelassen werden durfte.
3. Wann es die Gelegenheit geben würde, von dem Zustande
des Landes Preussen Churf. Thcils. zu reden, so knnnte er wol dis-
cnrswcise sondiren, ob sich I. Kais. Maj, auch wol in eventum S. Ch.
D. dabei sehfitzen zu helfen annehmen möchten, sonderlieh wann es
vom Reiche als ein fcudum Imperii recognosciret würde.
4. Nichts weniger kann er wol data occasione diseursive remon-
striren, wie es allem Ansehen nach scheine, sauimt die Schweden in
') Die sogeaannte „Breslauer Schnld"; vgl. darüber Ürk. nnd ActensL
IT. 609.919. ¥1.2117. Koch, Qesch. d. denischen Reichs unter Ferdinand 111.
1.457.
•) Vgl. Urk. n. Aclenst. VI. 202. 209ff.
Hmtcr. I. QHch a. Gt. KiicninUD. VIL 23
, i:a,t--d;>G00t^lc
418 I'- ^^' nördliche Krieg bis sdui Vertrag 7on ESoigiberg.
den flfipteDtrionalibuB partibus eine neue Honarchiam anzurichten
5. In Betreff der Rom. Königswahl soll er sich mit Mangel der In-
straction entBcbaldigen nnd nur zn ergründen Bachen, wu bis Jetst in Be-
zng dar&nr vorgegangen ist.
Alle diese Sachen soll er sehr behntsam betreiben — „Wir aber
versprochen ihm gnäd., ihn überall schadlos and ausser aller Oerahr to
halten".
Der Kurfürst an de« Kaiser. Dat Stumsdorf 20.130. Sept 1655.
Dank für obiges Versprechen [24. Ang.]; Tervela aaf die Sendnng
7. Loben 'b. Anzeige, „dasB ich mit meiner Armie, Gott Lob, glücklich
and wol die Weichsel bei der Montan 'sehen Spitse passiret und anch hea-
tigen oder morgenden Tages in meinem Lande zu sein verboffe''. Vom
Känig von Polen nar die Nachricht, dsBS er nach Krakan gegangen, und
die Schweden ihm dabin gefolgt sind; die Echwedische Flotte, 40 Schiffe
ätaric, liegt aar der Danziger Uhede nnd hat ohne Erfolg Patzig belagert.
hoienz Christian v. Somnitz an v. Loben. Dat. Königsberg
12.12. October 1655').
[Der Karfurtt in Königeberg. Dürftige Nachricht vom EriegMcbaoplatE. Dro-
hende Stellnng von Steinbock and Hagane de U Gardie. Znsag ans Dentech-
land für Schweden. Königin Christioe.]
12. Oct. S. Ch. D. seind verwundert, liass Sie von m. h. H. bis dato nichts
empfaagen. Sie seind sonst, Gott Lob, die Weichsel mit Ibren Völ-
kern wol passiret und gestern alhier giUcUicb angelangt
Von den beiden kriegenden Königen wird man des Orts mehr
gewisses haben denn alhie. Die Warachau'sche Post ist aufgehoben
und haben wir vom Freih. v. Schwerin gane keine Nacliricht. Es
wird über Thom gemeldet, dasa Kralcau noch nicht Über. Etliche
berichten, der König von Polen stehe mit einer guten Force darin.
EUiche sagen, er sei mit den Kosaken verglichen und sei ihnen ent-
gegen gegangen, um mit ihnen und den Tartaren sich zu conjun-
giren.
Steinbock ist sonst vom Köaige von Schweden herunter gangen
und ist die Riviere ßoch passiret, ungeachtet der Masuren Wider-
'} V. Loben bemerkt ad marg. en diesem nnd dem w. □. p. 438 Tolgeoden
Schreiben (ib.ßCi. Nov.) von Somniti, dssa der Kaiser dieselben persColich
gelesen habe.
T. Löb«n iD Wien. 419
itand, die sich doch b Meilen von Warechau wieder sammeln solleu.
£e will verlauten, aammt gingt Steinbock auf Thora. Er hat viel
Geschütz bei sich.
In LiTland rüstet sich Graf Magnus zum Feldzuge. Da seind
nnsere Gr&nzen, und an der Weiclisel steht Steinbock auch auf der
andern Seiten. Ist man mit Krakau fertig, wer weiss, wo dann das
Gros hingeht
Gott mag Hälfe aus dem Himmel senden, die hochnütig. Unsere
Arm^e bessert sich sonst, Gott Lob. Mein gnädigster Herr that wol
allen Fleiss, sein Land zu bewahren. Gott segne seine Gonsilia und
gebe ihm doch treue Freunde.
Wir erwarten von m. h. H. bald Zeitung,
Herzog Wilhelm zu Weimar soll dem Könige seinen Sohn zu
Diensten und daneben prilsentirt haben, 2 Regimenter in seinem Lande
fBr I. M^. werben zu lassen. Landgraf Fritz wirbt noch in
Deutschland ').
Regina Sueciae geht in Italien. Man sagt, sie nimmt eine An-
zahl katholische Clericos, auch eineu gQldenen Scepter mit, selbigen
der Mariae Lauretanae zu präsentiren.
V. Loben, Relation. Dat Wien 16.|6. October 1655.
Ankunft in Wiea am 4. October st. r. Er wird am Hofe sehr höflich 16 Oct.
empfaugeD. Der K^ser ist nnpässlich, weshalb die erste Audienz sich ver-
zögert. Inzwischen allerlei Gespräche mit den kaisGrlichen Käthen, beson-
ders mit Graf Enrtz; dieser beklagt sehr, dass man nnn schon wieder
Krieg habe nnd koatapielige Rüstangen betreiben müsse; Loben Ist er-
staunt, dass Knrtz die dem Kurfürsten von dem König von Schweden
zngemntheten ßedingnuKen so genau kennt, „als ob er dabei gewesen".
Anfangs habe man in Wien die bran de nburgi sehen Rüstungen etwas
argwöhnisch angesehen, jetzt aber ist durchgängig zn bemerken, „dass I.
K. M. dero Verfassung hoch loben nnd E. Ch. D. Consilia and Actiones
wol ästimiren".
Graf Starhemberg ist an Karsachsen geschickt und soll von da nach
Prensaen zum Kurfiirsten gehen; näheres über seine Mission war noch nicht
zu erfahren.
■) In einem Schreiben des Enrfüraten dat. Holland 20./10. October 165S
wird Loben anfgetragea, beim Kaiser gegen dieee Werbnogen im Reich noi
ein Terbot von Reichawegeo einKnkoromen, aber nur mündlich.
27*
,AjOo<^Ic
420 ^^- ^" nortlische Krieg bis Enm VertTttg von Eönigaberg.
Der sebwedische Gesandt« Steno ßjelke ist aua in die dritte Woche
hier, ohne xnr Audienz gelangen zu können wegen der Krankheit des
Raisere.
Man will hier zwar Werbungen vornehmen, doch geht es sehr langsam
damit vorwärtR. AulTallend ist, dass man auch hier keine genaue Nnch-
richt hat, wie ck in Polen eigentlich Etebt; man glaubt zn wissen, dass der
Pnpst dem König Joh. Casimir 250,000 Silberkronen geschickt und ihm
ehestens noch einmal eben so viel zu schicken versprochen hat.
V. Loben, Relation. Dat Wien 23.113. Oetober 1655.
t. Am 8./18- Oetober Audienz bei dem Kaiser. (Beiliegend die Propo-
sition, entspr. der Instruction). Der Kaiser drückt sein Bedauern aus, dass
der Kurfürst durch die ncnen Verwickelungen za neuen kostspieligen
Rüstungen geiiötbigt werde; die Reicbslando des Kurfürsten wolle er sich
inzwischen „treulich recommandiret sein lassen". Darauf erkundigt sich
der Kaiser eingehend nach den VerbSltnlssen zwischen dem Kurfürsten und
Schweden, über den bisherigen Verlauf etc. In Bezug anf die Stärke der
Truppen meint Loben, der Knrflirst werde, ohne doe Landvolk in Prenasen,
wol 19 — 20,000 M. haben; die schwedische Armee zu Wasser und Land
schätzt er auf 50,000, ausserdem aber werde allenthalben stark geworben.
Es macht Loben den Eindruck, dass seine Mission dem Kaiser sehr
angenehm ist. Zuletzt überreicht er ihm ein Exemplar der „ Recht mSssigen
und Wohlbcgründeten Deduction wegen der Jülich-Clevischen etc. Succession."
An demselben Tage zur Mittags mahl zeit bei Graf Kurtz; die von
Brandenburg gewünschte kaiserliche Mediation, meint dieser, werde ihre
Schwierigkeit haben; erst müsse sie doch der König von Polen begehren,
und dieser werde es kaum, da er auf die Bitte um 5—6000 M. Hilfe eine
fast abschlKgliphe Antwort erhalten. — Loben sucht sowol für Polen als
anch für Schweden wahrscheinlich zu machen, dass ihnen die Mediation
des Kaisers willkommen sein werde.
Von Rüstungen ist hier nicht viel zu merken; wenn gerüstet wird, so
geschieht es sehr in geheim.
Am 12./22. Oetober BcBucb des schwedischen Gesandten Bjelke nnd
des schwedischen Residenten Kleye, die beide voll sind von den grossen
Erfolgen des Königs und sich darüber ansführlich auslassen. Kleye meint
zu wissen, dass der Kaiser nicht sonol uene Regimenter werben Hesse, aber
von den alten 17 so verstärkt habe, dass sie sich auf 30 — 40,000 Mann he*
laufen könnten. Wogegen Loben hält, dass der Kaiser immer eine be-
trächtliche Zahl an der türkischen Grenze haben müsse.
Heute früh nach Ebersdorf gefahren, wo so eben geheimer Rath ge<
halten un4 beschlossen worden war, auf den Wunsch des Kurfürsten die
Mediation eu übernehmen; doch wünscht man, auch Kursachsen und Mainz
dazu EU ziehen, an welche espresse Boten deshalb abgehen sollen.
Eben zuletzt kommt noch die Nachricht, dass der König Job. Casimir
. Loben in Wien.
421
das KtiDJgreich Polen hat ränmen müssen und sich augenblicklich im
Oppela'schen iiurbält Der Kaiiter will es anTaugs nicht glauben, nSintemol
es eine grosse Sache wäre, so ein stattliches, cunuiderubles Königreich zu
rerluren; Sie würden es allzeit nicht thun, soadcrn sich violmehr von dem
einen Ort zum andern wenden, bis Gott Uittel und Eutsatz schicken
möchte".
Zweite Relation id. dat.
Es ist ein Kescript des Kurrursten, dat- Stumsdorf 20/30. Sept. ein-
getroffen, in Folge deissen Löbcu und der Rcaidcot Neu manu noch in
der Nacht eine neue Proposition an den Kaiser eutwerfcn, die am 20/10. Oct.
io einer neuen Audienz vorgebracht wird.
PropoBition an den Kaiser. Dat. Wien 10.,'20, Oct. 1655. Ob-
gleich der KurfUrBt sich zwischen den beiden kriegeuden Königen dnrch-
OQB neutral gehalten, so' beginnen die Schweden doch jetzt, sich feindselig
zu zeigen, und Preusaen ist stündlich einem Angriff von ihnen ausgesetzt,
sowol von Livlaud als von Hochpolen her. Der Kur{}lrst bittet dringend,
ihm sobald als mi^glich ein Corps von 4000 M. z. F. und 2OO0 z. R. zu
Bilfe zu schicken und inzwischen dnrch bewegliche Schreiben den König
von Schweden von seinem Vorhaben abzubringen zu suclieu.
Löbeu bittet den Kaiser, dieses sein Anbringen möglichst geheim zu
halten, und drängt bei Graf Kurtz anf möglichst schleunigen Bescheid.
V. Loben, Relation. Dat Wien 30.|20. Octolter 1655.
Verschiedene Besache und Uuterrodungeu, namentlich mit dem Reichs- 30. Oct.
bofrath Gcbhard, der sehr cinflussreich ist, und den Löbcu räth „mit
i-tner ansehnlichen Souvenancc zu regaliren." '
Am 16./26. Oct. erhält Löbeu die Kai«. Resolution auf seiue erste
Prupositiou '), worin der Kai^r sieb zur Vebcrnahme der Mediation bereit
erklärt.
Zweite Relation id. dat.
Die Frage über die dem Kurfürsten zu leistende Hilfe wird sehr
schwierig befunden; schon dass König Job. Casimir eich auf schlesisches
Ucbiet geflüchtet hat, ist eine nicht geringe Verlegenheit. nWie ich ab-
merken konnte, ist man am Kais. Hofe sehr perplex, auch daneben furcht-
') Br schickt von derselbeD nur eine Abschrirt, um das OrigiaHl keiner Ge-
fahr ansZDsetiou ; denn in deniaelbon uunci dor KBJger die „preussisc bcn
Lande E. Ch. D. Lande", was man kiiufiig vinllelcht einmal luit Nutzen wird
gflbranoben können. — Das Original, dat. tiberedorf '25. Oct. 1605, liegt bei den
Acten.
A-nOO»^lc
422 I^- ^^' fioidiaebe Krieg bis znin Vertrag von Eöaigsberg.
sam uad gar weaig gemeioet, sich noch Eor Zeit io diesen Krieg einflecbtci
zu lassen gder selbst zu impliciren".
Heute fViih ein langea Oespräch mit dem Reichsbofi-atb Gebhard über
die scbwedisch- poloische Sache und das VerhältniBS des Karfilrsten dazu;
Loben behauptet, eine Assistenz, wie die vom Karfürston verlfiogte, Ter-
trüge Bich wol mit der Möglichkeit, die Mediation za übernehmen. Aai
Oebhards Reden ist zu entnehmen, „dass ich bei diesem Passn mit einet
sehr limitirten Resolution entweder werde bedacht oder das Werk von
Zeiten zu Zeiten tralsnirt und aufgehalten werden". Nächste Woche will
Loben die Jägerndorrcr und die Breslauer Schuldsache Torbriagea; doch
hat er auch dafür keine grosse Hoffnung.
V. Loben, Relation. Dat. Wien ^j'^tv 1655.
Um die Resolution des Kaisers wegen der Hilfleistang zu bescblco-
nigen, habe er sich bent früh an Graf Knrts gewandt; die Sache soll
hente im Bathe rorkpmmen; zugleich theilt ihm Kurtz mit, dasa Onf
Starhemberg oxpress an den Kurfürsten abgeschickt irorden sei, zo tct-
nehmen, ^was E, Cb. D. eigentlich bei diesem EriegsweseD su thnn ood
dabei beständig zu verbleiben gesonnen wären, wie Sie sieh an Kräfl«B and
Stärke zur Resistenz befindeten'^ etc.; inzwischen aber solle Loben doch
einen günstigen Bescheid erbalten als Vorantwort; auch solle er dem Kar-
fursten berichten, „dass 1. Kais. Maj. Ö Regimeriler z. Ff. . ■ . nach der
Schlesien an die polnische Orenze commiindiret, anch albereit etliche 1000
M. z. F. darin hätten, wie Sie dann Qlogau, Kosel, Oppeln, Batibor nnd
andere Städte, an welchen was gelegen, nach Notbdurft besetzen liessen;
also dass auf allen B'all man sich sothaner Völker wol würde I
können."
V. Loben, Relation. Dat Wien V:».^. 1655.
Er drängt fast täglich nm Resolution wegen der begehrten Assistenz;
Graf Kurtz zeigt sich indess jetzt „etwas verändert", hebt hervor, dass
die Suche sehr wichtig nnd sehr wol überlegt werden müsse etc; man 'in!
wohl nicht eher einen Bescheid erlbeilen, als bis Briefe von Graf Star-
hemberg eingetroOTen sind; inzwischen lässt man den KurfUrsten ermabncD,
sich nur möglichst zu verstärken; anch der Kaiser lasse einstweilen *tt-
ben. Offenbar möchte man hier gerne erst abwarten, „wie die Sachen
laufen nnd der Wind wehen würde"; wie man denn auch dem König tob
Foleu nicht gestatten will, in Schlesien Truppen bei sich zu haben. —
Demnächst will er mit der Jögerndorfer und der Schuldsache vorrücken.
^aovGoOt^lc
V- Loben in Wien. SUrbemberg in PrenseeD. 423
Proposition des kaiaerlichen Hofkriegeraths Job. Roichard
Grafen von Starhemberg an den Korflireten o. D.')
Dank des Kaisers fiir die geschehenen Mittheilungcn über den Stand
der Dinge ; er lässt ihm dagegen uittbeileD, was der ESoig von Schweden
bei Beginn des Krieges au den Kaiser geschrieben*) ete. Jedenfalls ist die
Loge auch fiir das Reich sehr bedenklich and ist diesem durch die Küstan-
gen defl Earfürstea „ein wolerspriessl icher Dienst geschehen"; der Kaiser
nistet gleicbrülls; man mass fortan communicatis cunsilüa verrahren. Die
gegenwärtige Abschicliung ist eben vornehmlich sn diesem Zweck ge-
schehen, „am £. Ch. D. Zustand und Verlangen an I. Kais. M^. eigentlich
ZQ Ternehmen' und danach das erforderliche zu than.
Resolution des Kurfürsten an Starhemberg. Dat. Rinsk
6. November 1655.
iVardieaate Foleos um die ChrieteDheil; energiscbe Vermittelung nötig. Sen-
dung BoDJn's nach Wien.]
.... Nachdem die Krone Polen jederzeit gleicheani die Vormauer g
gewesen, welche Deutachland, ja die ganze Christenheit von vieler
barbarischer Völker schädlichen und gefährlichen Feindseligkeiten
frei gehalten und dabei mit allen angrenzenden gute und ruhige
Nachbarschaft gehalteu, niemanden gedränget, bedrücket und verge-
waltiget, sondern in ihres Reiches Grenzen blieben und einem jeden
andern das Seine gelassen: so hätten alle Benachbarte nicht allein,
sondern die ganze Chrietenheit . . . grosse Ursach, dahin zu sehen,
dasB dieses Königreich in guten ruhigen Zustand wiederum gesetzt
und dabei erbalten werden möchte.
Daher womöglich eine „cruBtIiche, kräftige nnd durchdringende Yer-
mittelong" des Kaisers zwischen Schweden und Polen. — Zur näheren
Verständigung und za eingehenderen Mittheilungen wird der geh. Rath
t. Bon in (neben dem dort schon anwesenden v. Loben) an den kaiser-
lichen Hof abgeschickt.
Der Kurfürst an v. Loben. Dat. Rinsk 6. November 1655.
Da die Sachen durch schriftliche Resolutionen sich nicht genügend för- 6. Noi
dern lassen, so wird der geh. Rätb Georg v. Bonin ihm mit neuer In-
struction nach Wien nachgeschickt.
') Das bei den Acten liegende kaiserliche Creditiv tat Starhemberg ist
datirt: Eberadorf 19. Sept. Iü55.
■) Vgl. Pnfendotf Carol. Gustav. II. |. 71.
^aovGoOt^lc
424 ^'' ^'" QordiBcba Krieg bii zum Vertrag voD EÜDigaberg.
Instruction fUr den geh. Rath Georg v. Bonin nach Wien.
-Dat. Rinsk 6. November 1655.
(Conc. y. Somnitz.)
IDsrstelluog d«r Lage, Bitte um ein Hilfscorps. Bcentuelle -Erworbang der
polaiacheD Krone für daa Usne Oesterreirh; Bedingungea des Karfäratea dilwi;
Auspruch auf das koDiglicbe Prensaeo and Pommerellon ; Souveraiaität Oe-
wKhrleistDQg des Kaisera; Braunsberg und das Stift Ermland. Vorschlag eian
ewigen DefeDsivbiindDisses. Hinweis auf die römisclie Königswahl. Die Etio-
gelischen in Schlesien]
'. Er Boll mit Starhemberg an den kaiserlicben Ilof zuTÜckgeben. Vor-
stelluD^ der Lage der Dinge in Polen nnd PrensGen etc.
Er soll bitten, daes der K^Eer sobald als mäglicb 3000 M. z. F. and
3000 Reiter von den in Schlesien liegenden dem Karrürsten „zn Unserem
Gebrauch und aiitcr Unserem Oommando" Qberlüsst.
In Bezng anf die Bedingungen ^oU er gemeinsam mit v. Loben in
Unterhandlung treten; hierbei dürfen sie so weit gehen:
das8, wenn die Krone oder einige fUrnebme Stande I. Maj. oder
dcro Herrn Sohne, dem Ungrischen Könige oder dero NachkommeD
die Krone Polen nach Ableben dieses itzi^en Königs J o an ni b
Casimir! zum Erbrecht prasentiret, und I. Maj. dieselbe anzunehmen
gesonnen, Wir Ihr dieselbe nicht allein gerne gönnen, besondem such
dazu, oder auch sonsfcn zu einer anm' " ' "■■"■■ - > -■■--
Uusern Kräften verhelfen wollten; jedoe
1) dass I. Maj. alle Ihre Kräfte n
gern Könige und Uns vereinigte, und
ferne die glltlichen Mittel nicht verfan
2) wenn Sie oder der Ungrisehe
alles sowol in eeclesiasficis als politii
Königreich Polen liessen;
3) darentgegen es nebst Uns dah
wegen der aufgewandten grossen Ui
Preusscn wie auch Poramerellen zum I
— totani nimiruni Borussiam —
liehen Antheil, so wir bis anhero g^elia
rccognitionc superioris (gestalt Uns sol
nebst denen bei Ihr sich befindenden
theils präsentiret) cum omnibus pertin<
civitatibus eigeuthümlich haben, besitz«
Heim fall 8 recht an den Kaiser nach i
Hanse 8.
S. Maj. würden auch sieh hieruii
DqitzedüvGoOt^lc
Sendung v. BoDio'a nacb Wien. ^25
fUr sieb noch Ibre Nachkommen auf solche Stücke wegen des Efinig:-
reicbs Polen prätendiren, auch die Waffen nicht ehe niederlegea woll-
ten, bis Wir in Bolchem rechten und dem Besitz solcher Lande stabt-
üret und selbige nibiglich erhalten ; gestalt Sie Uns denn auch dabei
nuumteniren würden wider des deutschen Ordens, auch männiglichen,
Ansprache, weswegen Sie aneh aller Prätendenten Kenunciationes
auf das herzogliehe, als das andere Theil, und in specie des Papstes
Consens zu schaffen haben wttrden. Die Stadt Braunsberg mUsste
Uns auch pleno jure zu verbleiben von dem Stift abgetreten werden;
jedoch wollten Wir dagegen dem Stift Ermland und dem Bischof da-
seibsten eine billigmässige Satisfaction geben.
4) Der Kaiser soll zwisclipn Moücau und folen vermitteln;
5) deEgleicbea mit andereu Fürsten im Sinn und loteresse dieser Ver-
eiubarang □□terbtuideln.
6) Kein Theil darf ohne den andern verhandeln oder Frieden BchliesEen.
1) Es wird zwischen beiden ein foedns defensivurn perpetuuni , „so auf
diese Lande zu richten", eingegangen.
Die Wahl des 'Römischen Königs belangend, haben Unsere
Rätbe sich vernehmen zu lassen, dass dabei Wir des itzigen Königs
in Ungarn Person Wir Uns allewege würden recommandiret sein
lassen.
Und dabei zugleich Erinnerung zu tbno wegen der gewallsameu Ke-
fonnationea in Schlesien.
V. Loben, Relation. Dat. Wien 3-1 13. November 1655. ■
Die Zögerungen dauern fort. lii dem jiiiigbt eingegangenen schwedi- 13. Nov.
srhen Schreiben an den Kaiser, worin die Eroberung toq Krakau uoüficirt
wird, gibt der König die aufriclitigsten Versicherungoo , dass der Kaiser
und dus Keicb nichts zu befürchten hätten.
Graf Kurtz äussert im Auftrag des Kaisers seine Verwunderung gegen
Loben, dass der Kurfürst durch seinen Uci^andteii in Frankfurt auch das
lleich um Mediation habe ersuchen lassen. Loben btfiudet sich in Ver-
legenheit wegen der Autwort, da er über die Sache weder von Berlin nocb
von Frankfurt etwas vernommen; er antwortet endlich, dass der Kurfürst
unzweifelhaft bei seiner Ansicht bleibe, dass der Kaiser (nebst den Kur-
fürsten von Mainz oud Sachsen) die Vermittelung führen solle; der Antrag
in Frankfurt habe dagegen keine Bedeutung; es könne wol sein, dass Port-
mann von Löbens Auftrag nicht nnterricbtet gewesen sei „und also E.
Ch. D. Gedanken nicht allerdings gemäss seine Propositton eingerichtet
haben möchte".
^düvGoot^lc
426 ^'- ^"^ nördliche Krieg bis «um Vertrag von Königsberg.
Eine ReBolation wegen der begebrtcD Hilfe erTolgt noch immer nickt
Uraf Kurtz eagt, dase dafoa „uicht die wealgate Ursach wäre, daes I.
Kais. Maj. ein gross Werk anzarangea noch nicht gefaeaet, Hessen aDitzo
an vielen Orten stark werben und hätten vor, sieb im kurzen considerable
ZQ machen".
Auch auf die hollSndische Alliance kommt mao.sa sprechen; die Uit-
theiluDgen, welche Laben bei Kartz ondQebhard darüber maeht, wer-
den ron diesen völlig zufriedenstellend gefanden. Der Kaiser lässt rathea,
aach Kursachsen so bald als möglich von dem Inhalt der aiederländischea
Alliance zn unterrichten, was ^ ö b e n auf der Rückreise in Dresden tbun will.
P. S. Die Erklärung von Karmainz ist eingelaufen, welches sich ebeDSO
wie Sachsen znr üeberuahme der Mediation bereit erklärt; auch der KurTÜrel
von Mainz aber ist verwundert, dass zu gleicher Zeit auch das Reich lüs sol-
ches in Frankfurt in der Sache angegangen- worden ist, und weiss nicht,
wie sieb herauszufinden; so dass durch diesen Schritt voo-Portmann in
Frankfurt die Sache sehr verzögert und erschwert wird').
V. Loben, Relation. Dat Wien 10.|20. November 1655.
30. Nov. ^icb beklage höchlich, dass ich fast nicht weiss, was ich bericbten
soll." Zwar zum Behuf der Mediation ist nun endlich ein Graf von Bet-
tingen*} an den König von Schweden abgeschickt worden, über Aessta
Instruction aber L. noch nichte erfahren hat. „Sonsten aber, und so fiel
die Assistenz betrifft, da weist n'an mich allezeit nicht allein auf die vor
gehende Werbungen und starke Verfassungen, sondern auch auf die Regi-
menter, die bereit iu Schlesien coniniandiret seind, dadurch ein Zeicbeo I.
Kais. Mflj. Zuneigung und Willens abzunehmen wäre". Ueberdies verlangt
Graf Kurtz von Loben jetzt für diese VerhandluDg noch eine specielle
Vollmacht, wogeigen L. vergeblich remonstrirt, ndoss in Eriegesaachen kein
Cuncliren und lange Deliberationes Statt haben könnten". Ausserdem findet
Loben es bedenklich, dass er nicht penetriren kann, „was eigentlich mil
dem Könige in Polen bei derer suchenden Hilfe und Interposition , die
durch des Königs Residenten, den Visconti, stark urgirt wird, absonder-
lich tractirt werden mag, da leichtlich von der Snccession auf des Königs
Tod icbtwas dergestalt geschlossen werden möchte, daas mao Preussen
lieher von sich selbsten, als dem Rom. Reich recognosciret wissen dürfte.'
Gcbhard macht wegen der Assistenz doch gute Hofftiong — die
Sache soll heute im Ratb verhandelt werden, und Resolution in den nich-
sten Tagen erfolgen.
') Vergl. hieran die Berichte von Portmann and Hübner vom Df-
tatioDttsg in FraohfDrt ans dieser Zeit.
^ Graf Franz Eusebius von PottiageD) über diese Gesandtschaft ■-
Pafeodorf Carol. Gostav. II. f 73. IU. {. 72. Zugleich wird mit demnlbei A(f-
trag Graf Eufstein an den König von Polen geschickt.
.yGoot^lc
T. IröbeB in Wi^o. ^y
Der KuriUret an v. Loben. Dat. Rhedea 20.110. Nov. 1655.
jNichricht Tom AbachlasB des BüDdalBaes mit den polaiBcli-prenasiBckeii StÖB-
d«D. Wbbracheiiilichkeit eioer kriegeriBchen Verwickelung mit Sohwedea; Er-
bieten iD oDger TerbiodaDg mit dem Kaiser. Aasiicht auf nieder) in diacbe
Hilf«. Oefoht im Terang.)
Löbeo habe den kaiserlichen Ministem gesagt, der Kurltirst werde 20. Nor.
eich in den polnischen Krieg nicht implicireo.
Wir geben Euch hiermit in Gnaden zu vernehmen, dass, nachdem
Wir keine genügsame Sicherheit Unseres Staats von den SchTrcden
erbalten können, Wir Uns mit den Eönigl. prenssischen Ständen in
eine Defensionsverfassung eingelassen und also dieses Land, oder
ftofs wenigste die darinnen gelegene iniportante Oerter bis auf den
Frühling, nächst göttlicher Hilfe, zu defendiren Uns getrauen. So
wird auch mit dem Könige in Polen, dem noch im Reich viel hin und
wieder anhangen, fleissig communiciret, und verhoffen Wir, wenn nur
Gott und I, Kais. Maj. die Hand nicht abziehen, es soll an Bedressl-
mng defl ganzen Werkes nicht ermangeln. Und weil die Schweden
dergleichen Dinge vor Ruptur aufnehmen, so ist leicht zu urtheilen,
dass Wir dadurch in den polnisclicn Krieg implicirt werden dürften.
Und haben also I. Kais. Maj. nicht zu ftirchten,' dass Wir die-
selbe in'B Werk und Uns daraus halten sollten. Es komme aber, wie
es wolle, so habt Ihr die Kais. Maj. zu versichern, dass, wann sich
dieselbe dieses Werks mit annehmen wollten, Wir nimmer ohne die-
selbe Uns mit den Schweden vergleichen werden, gleich wie Sie sich
auch gleicher Gestalt also verobligiren würden.
Aach könnt Ihr die Kais. Maj. versichern, dass die General-
staaten sich des Werkes mit Nachdruck annehmen, auch eine Flotte
von 50 Schiffen schicken werden.
Dieweilen Wir aber Uns ehestes des Ueberfallcs vermuthend sein
fflflssen, so werdet Ihr instantissime urgiren, dass I. Kais. Maj. mit
Ihren Werbungen, auch der Assisteuz nicht säumen mögen.
Kesolntion des Kaisers. Dat. Wien 20, November 1655.
Der Kaiser hoffe nicht, dass Schweden gegen Brandenburg irgend et- ÜO. Nov.
waa ?oniehmen werde; sullte es doch geschehen, so werde der Kaiser „sich
üero Kaiserlicheo Amts erinnern nnd S. Cb. D. ntoht schutzlos lassen,'* wie
er dies ihm bereits dnrcb Qraf Starbemberg für jeden Angriff seiner
ReicbsIaDde habe zusagen lassen, und wie er es für seine Erblande gleich-
falls vom Kurfürsten erwarte. Das Beste wäre , dasa der Kurfürst speciell
für die Verhandlung darüber jemand an den Kais^rl. Hof schickte. In-
zwischeo habe der Kaiser die gewünschte Mediation übernommen.
y Goot^ Ic
428 ^'- ^*' Dordiscbe Krieg bii Eam Vertrag von KÖDigiberg.
V. Somnitz an v. Loben. Dat Riesenbnrg 15.I2B. Nov. 1655').
(Nacbricbtun vom KriegaachMiplBt«. Die Scbweijeii niUBTogelo PreuBSee. Du
Def«BBivbiiiidDiBi mit den preueBiBehen StäodeQ. Falsch«« Gerücht.]
Mit den Schweden iBt es annocb in aotiquie. Sie haben durch
eine Partei von etlicheD hundert Pferden 40 von unseren Reitern, so
auch auf Partei gewesen, mit sich zum König, eo 4 Meilen diesseita
Warschau, genommen; der hat sie aber, bene esaminatus, wieder los-
gelaBscü, und daweil wollen sie der Welt weis machen, dass sie mit
meinem gnäd. Herren Freunde bleiben wollen.
Unterdessen weisen viele int^rcipirte Schreiben aus, dass Graf
Magnus auf Königsberg gehen solle, und wollen sie die HostilitSt
mit einem Hauptstreich anfangen, so operae pretium sei, den Gott
auf ihren Kopf wenden wolle.
Marienburg besetzen wir itzo zur Ualbsehied, dass also nichts
gewissers als der Schweden Irruption in diese Lande zu veirmuthen,
weil sich der König .verlauten läast, er wolle es noch fHr Winters
haben. So wollen sie in's Stift Ermland gehen, welches zwischen Königs-
berg, Holland, Preussmark und andere Sr. Ch. D. Landen eingelegeo. Ja,
es können S. Ch* D. weder in die Mark, noch aus derselben etwas
hieher bekommen, wann die Schweden in Braunsberg, so zu Erm-
land gehört, liegen. Also haben sie nicht allein diese Lande anitzo
mit Graf Magnus und Steinbocks Armee umzingelt, sondern wollen
auch in die Mitte gehen, dadurch sie dann S. Gh. D. und dero Völker
gleichsam im Sacke hätten und ohne Sehwertschlag ruiniren könnten;
ja Graf Magnus hat ausdrücklich gesag:t, sie wollten die Winter-
quartiere alhie nehmen.
Solchem fbrzubeugon haben S. Ch. D. mit dem Königl. Preussen
und dem ErmUndischen Bischof ein gemein Defcnsiv-Weseo aufge-
richtet, und ist also nicht anders zu vermuthen, als dass sie mit hellen
Haufen auf uns gehen werden, Anitzo kommt Zeitung, dass sie auf
Thorn gehen, welches gleichsam für verloren zu achten, weil keine
Besatzung wie sicbs gebührt darin und sonsten es an vielen Stücken
mangelt, weil es zur Conjuuction nicht getreten.
Gott stehe uns bei und gebe Gnade, dass wir bei dem unserigen
nur bleiben können. An dem ausgesprengten fiunior, sammt sollte
I. Ch. D, das Königl. Preussen cediret werden, iüt das geringste nicht
und ist auch nicht raisonnable. Hacc enim est Helena illa, propter
quam Sueci pugnant.
') Vgl. obeo p. 4ia.
DqitzedüvGoOt^lc
V. Löb»D In WieD. 429
Der Karfttret an v. Loben. Dat. Riesenbarg i. Pr.
26-116. November 1655.
[Bitte am eiae Diversion von Schlegieo her. SchirediBche CoutremiDe in Wieo;
St«no Bjelke. loBinoatioo über SchweileDa GeiioDang gegen Oeateireich; Ein-
ladoog tom ZasamnieDgeheii mit Poleo DDd Braadenbnrg.]
Neues DrUageo, Atst der Kaiser eich Qbv die Frage der Aisistenz 26. Nor.
entscheide, ^weiln in mors eanimam pericalnm und ÜBserem jetzigen Za-
stSDil nirbls vorttägl icher, als weDD die in Scfalesien liegenden Völker aufs
schleunigste über die Grenze geben und eine DiTcrsion machen mächten".
Ferner soll Loben heraaszabckommen Euchcn, wnram der schwedische
Gesandle Bjelke in Wien, der schon abreisen wollte, jetzt coiitreniaiidiTet
worden ist nnd noch iu Wien bleibt; es scheint, dasa Schweden vorhat, den
Kaiser durch Verhandlungen von Polen nnd von der Uns zd leistenden
Hilfe abwendig su machen.
Worin Wir um Bo viel mehr bekräftiget werden, weil der von
Dobrczenski Uns referiret, es hutte der schwedische Kanzler unter
anderen Persuasionen, Uns von der preuasischen Conjunetion abzu-
halten, auch diese angefUhret: dass ilincQ leichter fallen wflrde, dem
Kaiser Polen zu ccdiren und also Unsere Freunde von Uns abzu-
ziehen, als das Königliche Prcnssen, worauf zuvorderst ihr Absehen
gerichtet, zurQckzuIasBen.
Solchem nach werdet Ihr keine Mflhe noch Kosten sparen, zu er-
fahren, was die Ursach des gedachten BJelkena längeren Bleibens
am Kaiserl. Hof sei, und auf Discursweise bei den Conßdenten remoa-
striren, ... ob auch wol ein zutrftglicber Tractat mit selbigem Hause
zu treffen, welches schon AnschUge machcte, wie desselben Erblaude
ihm genommen und in specie BUhmen zu einem perpetuo Domiaio
' des Rlimischen Kaisers ins künftige gemacht werden mitehte, davon
derselbe erhalten würde, ans was vor einem Hause er wäre').
Der Kaiser, soll Loben andenten, kOnne nnf andere, bessere Weise zn
Polen gelangen, als durch Cession der Schweden, welcher Weg ihm nnr
den gröBSten Hase »ziehen nUrde.
Sollte auch etwan Namens Kais. Maj., dass Ihre von Schweden
dergleichen Offerte gethan, an Euch gebracht werden, habt Ihr, jedoch
mit ziemlicher Bescheidenheit, das Interesse Kais. Miy., auch des
Reiches abermals zu remonstriren , warum die preussische Lande an
Schweden nicht können gelassen werden und im Vertrauen an die
Hand zu geben, dass, wenn Kais. Maj. mit Uns und den Standen des
Königreichs Polen zusammenstSnden, dieselbe die Gerech^gkeit Ober
') Vgl. die oben p. Sk7 mi^elheilte AenaBeroDg Schllppenbnch'a, auf
welche sich diese Notli wol besieht.
A-nOO»^lc
430 ^'- ^^' Dordiscbe Krieg bia sntn Vertrag yon KäDigabei^,
Livland und Riga erlang:en könnten, wodurch Sic sich an der Ostsee
sehr considerable machen könnten. Jedoch habt Ihr hiermit behntsatn
zu gehen nnd es auf die letzte zu sparen.
V. Loben, Relatioii. Dat Wien 27.117. November 1655.
[Die kniBerliche lUsdIution. Neoer Teraoch Löbena; die beiden PreDeeen als-
Reicbslehen. Die achwediachen Werbnogeo im Beicb ]
r, Am 12./22. November ist ihm von Graf Kor tz die Eaiserl. ReBolutton
wegen der AGglstenz übergeben worden (a. d.) — es zeigt sich, daes der
Kaiser „über die MaaEsen behutaam gehen und sich aoGser aller Gefahr
wissen wolle", wie man aus dem so sehr „vorsichtig nnd künstlich aufge-
setzten Bescheid" erkennt.
Dahero habe ich vor diesmal nichts mehr zn thnn gewosst, als
dasB ich mit einer Replik, in welcher ich von E. Ch. D. Oegenerhieten,
so viel räthlich befunden worden, in etwas anderweite Apertur gethan;
habe auch sothane Schrift am 24./14. Nov. obenged. Herrn Graf
Kurtzen tiberreichet nnd darneben mündlich (wiewohl es vor diesem
auch bescheben) zu verstehen gegeben, dasa E. Ch. D., wenn es die
Rom. Eais. Maj. gut befinden nnd mit arbeiten würden, sich bemKhen
wollten, hiermit von derselhen beide Antheile Preussen (nämlich auf
solchen Fall, da jetziger König in Polen davon bleiben mUsste) zu-
sammengebracht und von I. Kais. Maj. und dem Reich recognoscirt
werden sollten.
Zugleich dringt Loben (wie schon früher wiederholt) darauf, dass der
Kaiser ernstlich gegen die fremden (seh wedi scheu) Werboogen im Reich ein-
schreiten müsse.
Den ersteren Pnnkt hört Kurtz, wie auch früher schon, „mit Snsser-
licher Anrontliigkeit'' an , geht aber nicht darauf ein ; in Bezog anf die
Werbnagen erklürt er, der Kaiser müsse die Sache an den Depatationstag
bringen nnd den verfassungsmässigen Weg gehen; übrigens werde in den
grossen Territorien die Werbung ohnedies nicht gestattet, in den kleinen
ober and in den Stfidtea seien doch erfabrnogs massig alle Verbote fmcfatlos.
V. Bonin, Relation. Dat Aussig ":^: 1655.
3. Deo. In Dresden am 1T./27. Nov. angekommen; er verrichtet dort anf der
Dnrchreise seinen Auftrag, einerseits den Verlauf der Verwickelung mit
Schweden darzulegen nnd die harten von diesem gestellten Forderungen
knnd zn geben; anderseits die falschen Gerüchte zu widerlegen, die über
den Zweck der niederiändischen Alliance ausgestreut worden waren, und
die richtige Bewandtniss mitzntheilen.
V. Löbeo in Wien. BlameDthnla Ontacbten. 43|
Der KDiprins läsgt erkeDnen, dass Kursachsen höchstens sich aa
einer InterpoEitioD betheiligeo nird; mehr ist nicht za erwailen. Die Ant-
wort aaf Boiiin's Werbung soll in einem vertraulichen Schreiben an den
Karlursten selbst erfolgen.
V. Loben, Relation. Dat. Wien jV «?.. 1665.
Anf das vorige Memoire wird ihm erklärt, man wolle nan warten, bis 4
Starhemberg znrOckkfimc, mit dem auch Bonin von dem Kurfürsten
gesandt werden würde.
Di^egen läast sich nichts sagen. LSben gedenkt nächste Woche auf-
lobrechen, die Acten aber zum Gebrauch für Bonin bei dem Residenten
Neumann zu hinterlassen.
Die Schweden bemühen sich jetzt, dem Vcriaut nach, die Reichslehen
für ihre Satisracttnnslande zn erlangen.
Relation dnt. 8./18. Dec. — Bonin ist angekommen; Loben führt
ihn am Kaiserlichen Hofe ein.
Joa. Fr. V. Blnmenthal an den KnrfUraten. Dat.
Halberetadt 'IS::' 1655.
[Aoaicht über die tcliiredische Politik. Vermuthliche Chancen des BündDisBea
mit den preasaischen Stünden ; dos Fehlen der drei Städte in demselben; Zweirel
an seiner Wirksamkeit; in spät abgeschlossen. Die ReicbBlaude; Werbongen
im Halbe rstädti sehen. Briefe an Graf Enrti und Freiherra v. Anersperg. Da«
Urtbeil über den kaiserlichen Hof schwierig; wenig Verbindang mit Oraf Kurts.
Terclansulirter Rathschlag in Betreff der Besiehung Enro Kaiser. Termotfaliche
Politik des kaiseriiclieD Cabinets. Gute Wünsche.)
Autwort auf ein Schreiben des KnrlurE^ten, dat. Kinsk 16. November 3
,antcr dero Daumsecrel", worin ihm die Lage der Dinge geschildert, das
BündnisB mit den kttniglich prenssiseben Ständen mitgetheilt und er aufge-
fordert wird, seine Meinnsg darüber abzugeben, und „wie weit Sie sich auf
den Kaiser zo verlassen hätten".
Ich an meinem wenig:en Ort bin zwar in dieser Meinung alstets
geblieben, dass, wenn der Schweden Interesse dieses, wie ich aus der
Deliberation, so vor und nach zu der Zeit, als man wegen Partici-
pation der Zölle in Hinterpommem tractiret, zum üflem gehöret habe,
wäre, dass eie nämlich in der Ostsee allein dominiren wollten, die-
selbe E. Ch. D. preussiache Häfen nicht wUrden ohne Anspruch lassen.
Ich habe auch eu der Zeit, als ich im April zu Berlin uaterthänigst
aufgewu^t, diese Anzeige gethan, dass Einer ein gewisses Consilium,
so dem König tod Schweden von dem alten Ochsenstirn gegeben
worden, gelesen hatte, so dahin ginge, wie derselbe durch Acquiri-
Aj.oo»^Ic
432 "■ ^" oordiicbe Krieg bis zum Vertrag von Eöoigaberg.
rung: aller Seehafen von Rig:a an bis inclusire der Stadt Lübeck einen
gewissen Weg zn Erlangung des ganzen Teutocblandes balinen und
maeben sollte. Aber hergegen babe ich von der Zeit und Stunde an,
da ich verstanden, dass sie das ganze Eünigreich Polen Bubjugiron
wollten, diese Gedanken bekommen, dass, weil ein solches Vorbaben
ein Werk von etlichen Jahren, wann sie näoilicb sich dessen Toll-
kömmlicb versichem wollten, wSre, sie wtirden erst dahin trachten,
wie sie K. Ch. D, zu ihrer Freundschaft und zu Goiguncdon dero
Waffen mit den ihrigen brächten, bis sie sich des grossem Tbdls der
Krön würden bemAcbtiget haben, und dass, wann solches geschebeo
wäre, sie E. Cb. D. von denen acquirirten and ihnen am wenigsten ge-
legenen Oertern zehnmabt so viel StDcke offerircn wUrden, als wie die
Häfen (daferne anders die Porten, als an deren Conservation die Er-
haltung des ganzen Landes haftet, taxiret könnten werden) gOttig
möchten geachtet werden. Nachdem sie es aber auf diese Weise an-
greifen, so scheinet es fast, als wann sie E. Ch. D. Macht und Re-
sistenz nicht gross fllrchteten, oder dass sie sehen wollten, wie es auf
ihrem Warscliauischon Wahltag würde ablaufen und also hierdurch,
oder Oiferirung der neuen Tractaten die Zeit gewinnen mögen, damit
sie sich alsdann nach Betindung ihres und unsern Zustandes, auch
nach Veranlassung des Kaisers Kesolution besser oder schlimmer er-
klären können; welches erste dann, wann es mit Securität gehoffet
werden kOnnte, wol höchlich zu wünschen und zu dessen möglichster
Obtinirung nichts zu. unterlassen wäre, weil des Königs progressus
sich von Zeiten dergestalt gemehret haben, dass es bei vielen verstän-
digen Leuten nicht weniges Nachdenken verursacht, in Betrachtung,
dass sie, wie die wöchentlichen Zeitungen es mitbringen, ihr Livland
vermehret, Ghurland, Samaiten und Littauen in ihren Lehnseid bekom-
men, OroBspolen fast ganz und Kleinpolen meist zu ihrer Gewalt ge-
bracht, Kassuben und Pommerellen grossem Theils besitzen, also dass
fast wenig ausser Preussen Obrig ist; und steht zu besorgen, dass,
wann der König wider Vermutben zu Warschau erwählet und gebul-
diget werden sollte, er alsdann per modum praecepti gehen, die
preuBsiscb-polniscben Stände zu Conjongimng mit ihren MitbrOdem
des KSnigTeichs erst in der Gltte und hernach sub eomminatione, olles
das Ihrige zu confisoiren, zu avociren, und an E. Cb. D. zu begehren,
Ihre Waffen niederzulegen oder gewärtig zu sein, dass er alle seine
vier Armies zugleich in Preussen geben, und Sie daselbst bekriegen
wollte.
Dass E. Ch. D. nun die Resolution ergriffen, sich mit den Sttfl-
A_nOOt^lc
Kliimciithala (iulachlen. 433
den den königlichen l'reusacds r.a fftsocn, snichefi ist eine Resolution,
die ich vor DhernHH ^roBS und von Honderbnrer Wichtigkeit daher
halten niuss, weil ich höre, dflifs von solcher Union die drei Stitdte,
Danzig, Elhing und Thom Rieh separiret haben und dazu nicht treten
wollen, auBRCr dasH sie sich ^eneraliter zn einer ARsistenz erbieten;
2., weil icli vernehme, dass es dem Schweden mehr um selbiges Land
tu gewinnen, als um drei oder vier andere Provineien ku thuu sei
und sagen solle, dass er Preussen liDher, als das Ktinigreich aus die-
ser Ursache halte, dass, wann er dieses verloren und jene» nur noch
Sbrig hätte, das ganze Ktinigreich Polen daraus wieder recuperiren
wollte; also dans nicht zu zweifeln ist, er werde alle xeine Macht,
solches zu rccn])eriren, anwenden. Sollte er nun, weil der Menschen
Fav«r gemeiniglich dem GlHcke nachläuft, es so weit bringen und
ein Paar von diesen StAdten, als welche ihm, dem Verlaut nach, nicht
wenig affectioniret sein sollen, in seine Gewalt bekommen, rto wDrde
besorglich diese Union nicht lange währen , sondern die llbrigen
Stände dieser Leute Exeropcl bald folgen, insonderheit weil man die
Soldatesca nicht allemal in Zaum halten und durch derselben Exor-
bitantien sie leicht (unterm Praetext, nie mDsseu sieb demjenigen, waa
die sämmtlichen Stände des Rönigreiebs resolvireten, auch aceommo-
diren) zu lUimpirung dieser Verfassung bewegen lassen.
Es mOchte vielleicht nicht undienlicb gewesen sein, wenn die-
selbe im Majo, und zwar mit den Rtä<lt«n, hätte können getroffen
werden, und dass man darauf des Königs progressus nach Möglich-
keit aperte als unter der Hand gehindert hätte, damit derselbe nicht
so gar weit kommen wäre; in Anmerkung, dans viele Stände, und
insonderheit die Stadt Krakau, wann sie einige Itesistenz gesehen
hätte, sich nicht so geschwinde wflrde aceommodiret haben. Nun
aber E. Ch. D. diese grosse Resolution einmal genommen, so wDnscbe
tcb darzu viel GtOck und Segen, befinde auch, wann daraus einiger
Effect zu E. Ch. D. Land und Leute Cnnservatlon und zu Erhaltung '
dero eigenen Reputation soll zu hoffen sein, dass dai7.ue nicht allein
unaufhörliche Arbeit, Sorge und MDhe, so Nachts als Tages, conti-
nuirliche und zulängliche Subsidia an Gelde und neuen Völkern, son-
dern auch (weil meiner alstets gehabten Meinung nach E. Ch. D. die
Sache allein ausfuhren, ohne Ihre Lande und sich selbsten auf Kindes-
kind zu rniniren, nicht vermöglich sein) dieses gehörig und nötig sein
will, dass man, dafcme es nicht alscbon geschehen, um solche
Assistenten sich bewerbe , denen die ßcrubigung des Königreichs
Polen sowol als F.. Ch. D. zur Sicherheit dienet, denen die schwe-
Aj.oot^lc
434 1'- ^^^ nordische Erieg bis xam Vertrag von EÖDigsbei^.
dische Macht gleichergeetalt verdächtig und schädlich ist, und von
denen man nicht eben dergleichen, was von denen Schweden itzo ge-
schieliet, zu besorgen habe.
Was E. Gh. D. im Reich gelegene Lande nnd deren Trene und
müglichste Cooperation betrifft, daran trage ich ganz keinen Zweifel,
nnd will nicht allein bei denen hiesigen mein Aeusserstes tliun, worauf
E. Gh. D. sich gnädigst zu verlassen, sondern alles, was ich dureh
Gottes und E. Gh. D.. Gnade und meiner mühseligen Arbeit erhalten
und erworben habe, zu Dero Gonserration herzlich gerne wieder em-
ployircn. Was ich bis hieher zu vor OfRoirer gefunden, so Verluigen
tragen, E. Ch. D. uoterthänigst zu dienen, und euch alle begütert
und gesessen sein, dieselbe habe ich in meiner andern Relation spe-
cifioiret.
An den Grafen von Eurtz, wie auch den Fürsten von Aners-
pergk, weil er nunmehro Obrister Hofmeister and Director Consilii
ist, habe ich dem gnädigsten Befehl nach geschrieben und sie generaliter,
weil mir die particularia unwissend sein, gebeten, dasjenige zu beför-
dern, was E. Gh. D. mit dem Grafen von Starhembergk abgeredet
haben; und was dieselbe mir zur Antwort geben werden, solches will
ich originaliter gehorsamst einschicken.
Schliesslich befehlen E. Ch. D. gnädigst, dass derogelben ich ge-
horsamst berichten soll, wie weit Sie sich auf dem Kaiser zu ver-
lassen haben. Nun ist diese eine überaus schwere Frage, welche ich
aus vielen erheblichen und E. Ch. D. am besten bekannten Ursachen
nicht wol simpliciter beantworten kann, weil solche Beantwortungen
viel andere Judicia, als wie meine schuldigste Treue gegen E. Ch.
D. meritiret, leichtlich verursachen künnen; zumalen ich mit Wahrheit
schreiben kann, (ob ich wol im vergangenen Sommer einsmal die
Nachricht von Berlin gehabt, als wann alda geglaubt wQrde: ich
correspondirte mit dem Fürsten von Anersporgk), dass ich in andert-
'halb Jahren nicht Über vier oder höchst fünf Briefe und an nieman-
den als an den Reiehsviceoanzter ') geschrieben und demselben die
hin und wieder vorgehenden Werbungen notificiret habe, mit Beifü-
gung meiner habenden Besorglichkeit, dass dieselbe leichtlieh zu einem
Krieg im Reich Veranlassung geben könnten. Derselbe nun bat eine
Gewohnheit, die Briefe oder Antwortungen sehr kurz, nach seinen
Namen, kaum in 10 oder 12 Zeilen bestehende, einzurichten, und ans
denen kann man mit genauer Mühe verstehen, was er sagen will.
') Graf Knrtl.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
BlDDienlbalB Oatachten. 435
Bin al»» der unmassgebliclien Meinung, daB8 gut gewesen wäre,
oder noch sei, dem Kaiser, daferue der Schweden Postulata bei E.
Cb. D. eine rechtmässige und Tollkommcne Jalousie erwecliet liaben,
nud Sie zu eioiger derselben Einwilligung nicht verstehen künneo,
noch wollen, solches in vülliger Confidenz zu erkennen zu geben, und
von ihm zu wissen und sich zu erklären begehren, ob I. MaJ. des
Königreichs Polen sich annehmen wollte oder nicht, und wann das-
selbe geschehen, wie E. Ch. D. gesichert sein kannten, dass solche
Assistenz dieselbe ausser Gefahr halten und genügsame Sicherheit
gehen künnte. Nach dem Erfolg und der Beschaffenheit solcher ver-
sicherter Erklärung hätten dann E. Ch. D. die Hiiass Ihrer Resolution
wieder zu nehmen. Würde der Kaiser sich dahin erklären, dass er
sich wegen seiner eigenen Lande des Königreichs annehmen mUsste,
und dabei EL Ch. D., dass dieselbe und Ihre Lande genügsame Secu-
rität haben könnten, versichert, und dass man sehe, dass desselben
Armada also beschaffen wäre, dass die Itettung des Königreichs zu
hoffen, so deucht mich, E. Ch. D. hätten solche Versicherung (wann
Sie nicht vorher durch leidlicher und weniger kostende Wege zu einem
angenehmen Vergleicli mit Schweden kommen könnten) nicht zu ne-
gligiren, und hätten eich auf dem Kaiser in tali periculoso statu wol
zu verlassen. Insonderheit wann die Staten Generale die Sachen mit
Ernst angreifen and E. Ch. D. nicht allein stecken lassen wollteta,
sondern dass auch dahin getrachtet wärde, wie noch vor dem Früh-
ling Dänemark nnd die Anseestädte mit einzutreten konnten bewogen
werden. Sollte man aber penetriren und in der That erfahren können,
dass des Kaisers Interesse nicht leiden wollte, oder seine Mittel zur
Resistenz also nicht beschaffen wären, dase er die Sache möchte
können ausführen, noch E. Ch. D. ein sufßeient Corpus völlig unter-
geben, oder auch, dass weder Dannemarck noch die Anseestädte das
Werk nicht embrassiren, oder aber dass die Staten General E. Ch.
D. zwar die 4000 Mann vermöge der Alliance schicken, aber den
Krieg wegen ihres Interesse aus Furcht des Cromwelts oder der
Schweden grossen Progressus nicht angreifen, sondern begehren woll-
ten, dass wir allein agiren und den Krieg ftlhren sollten; auf wel-
chem Fall die Frage weiter sein wQrde, ob denn E. Ch. D. Macht
nebst der Vereinigung, so Sie mit den preussisch-polniscben Ständen
getroffen (weil Sie sich bei so gestalten Sachen auf dem Kaiser nicht
verlassen konnten) also baatant wäre, dass man mit gutem Fundament
Hoffnung, die Sache gegen einen so vietoriosen König auszuführen,
haben könnte; daferue auch dieses nicht gefunden werden möchte,
A-nOO»^lc
436 ^'- ''" nordiacUe Krieg bis znm Vertrag von Kobigsberg.
SO wird leichtlicli zu resolvircn stellen, ob dann nicht Ucascr sei, in
etwas ratione commercioruni zn wciclien, als das ganze I^nd dort
auf einmal nnd besorglich andere mehr zu "verlieren, und durch
solchen Verlust aus aller Consideration zu kommen. Welches alles
aber von grusscn Herren besser und Bichercr kann resolvirct, als von
Dienern geratben werden.
Ich verbleibe sonsten vor mein particulier der beständigen Mei-
nung, dass sich der Kaiser dieses Königreichs annehmen mflsse und
werde, und dass er es zwar erst durch eine Schickung versuchen
und den König in Schweden abmahnen lassen werde , die Krön
nicht 7.U acccptircn, sondern seine Mediation anzunehmen, mit dem
Andenten, dass er es nicht nachgeben kuune, niaassen dann am
1 1 ./21. Nov. der Graf von Pö tt i n g en deshalb von Wien zum
Könige in Schweden abgereist ist. Sollte darauf nichts crinlgen,
noch seine Mediation wollen angenommen werden, so wird er Zeit
suchen zu gewinnen bis in den Frnhling. Gott verbttte nur durch
seine Barmherzigkeit, dass entzwiechen der König in Schweden seine
Macht nicht zusammenziehe und E. Ch. D. wirklich angreife, oder wenn
er sich dazu bewegen lassen sollte, dass E. Ch. D. die göttliche
Assistenz in der That verspüren und durch Erlangung einer guten
Vietoriam den Frieden zu Ihrem Lob und Nutzen befordern und fer-
neres BlutstUrzen verbaten möge.
V. Ijilien und v. Bonin an den KurfUrBten, Dat. Wien
11.11. Deceniber 1655.
11. Dec Sie sinJ, wie es EchcinC, auf Veranlasenng clen ttpaiiisrbcu Oct^andton
befragt worden, „ob R. Ch. D. einen Spinola an I. K. M. in Spanien
gesandt. AIb wir nun davon nichts wnsstcn nnd, dass vir driftir hielten,
dass es nicht wäre, herichtelcn, ward gcta^tj dass sich Biiicr also neoneta
und einiger Commission von E. Ch. D. sich rUhmeto; hätte sich aber also
verhalten, dass man ihn in ArreRt nehmen niüsEeii". Die Gesandten bitten,
sie darüber zu nnterriditen, was an der Sache ist').
') Ucber diese Spitiola'aclic Angeiegenbeit vgl. Urk. and Actenst. VI.
M><B. DDd die dort ungerührte Literalnr. Bern erkeoswerth ist, dus diese beiden
Mitglieder des geheimen Rathes gnax ohne RenntoiBS der mit Spinola gefiihr-
leo Verhandlungen sind.
jdüvGoOt^le
Btumenthala UutacbUo. Löbvo uoU Uonio io Wien 437
Der KurfUrst mi Klumentlial. Dat. Küriigsherfr
17. December lfi55').
\Di-r Kurfürst eotscblosseo, sich gegen Schweden znr Welir la solzcn. Hl. soll
in Wicu EU echlouuiger DiversioD aolreiboo. Wurl>upf;un L><ir(liii{;vra.|
Lasse Euch ferner in Gnaden wissen, [:<Ias8 icli zwar sclileclitcu n.
Trost noch zur Z^it von «lern von Loben in seinen Relationen tio-
kommen, g:Ieichwoi habe icb noch gute HofTnun;; uml unterlasse uiclit,
(licscn Leuten zuzureden und Bie zu animiren, weil mir Schweden
härtere und unbilligere Conditioncs als jemals vorgcseldagen , so ich
im Namen Gottes und im Vertrauen auf desBen gnädige Assistcmz
mich eDtecblossen, Leib, Gut und Itlut gegen sie zu wagen und auf-
Eiisctzen; und könnt« also nichts diensamcrcs gcBchelien, als wenn der
Kaiser das Tempo in Acht nehmen und eine Divort>ion machen wollte.
Derhalbcn Ihr dem Graf Knrtz zuschreiben wollet, dass er sich
bOchstes bemtlhen möchte, den Kaiser dahin zu disponiren, dass er
solches, und zwar aufs allerschleuuigstc, wcrkstellig machen möchte;
er könnte den Kaiser gewiss versichern, wlirde er solches zu rechter
Zeit thun, dasi ich ihm künftig in atleui, was er von mir begehren
könnte, die Hand bieten wollte:'.
l.Blumcntbal soll deu Guucralwachtniuifitcr Dürriiug, der iu den
braDdcnburgiscbeD Landen im Reich etliche tauäcod Matin Ecbk'aini;!-t, „auf
was Weise CS aneb gescbebe", zusammeDbringCD soll, mit allen Mitteln da-
bei unt«ratüt2en :|.
Actum in der Reichs-Canzley. Den 20. Deceiubcr 1655^.
Graf Kurtz.
I. Kais. Maj. hätten der Stadt Thorn Uebergabc ungcru veraommeD) 30. Dec.
ingleicben da^s ein Anschlag auf Minden wider die Kiinigl. äyiiccratiunes
rargewesen; stellten zu bedenken, |:ob nicht durch eine Defcnsion-Lige
und Verfossnng darcb das ganze Uüni. Reich der Soeben zu helfen wire:j.
Cbnrfürstlicbe ad ]iro|>asitionem
l:Difl fast liederliche Uebergabe der Stadt Tboru sei wol zu beklagen;
dem Cburftirsteii za Brandenburg würde sie hocbschädlich sein, Ihr die
Uefubr und Feiadselgkoiten uüher nnd gnr nnf den Hiitä xiehcn:.
Den ÄDEcbiag auf Miudea könnten wir nicht für ofTenbar und gor ge-
wiss ausgeben; |: doch wäre er dem Churfürstou zu Brandenburg so glaub*
■) Gaot iD Chiffre. Von UlumcDthal ad morg. notirt: „vm[ifnogeu den
23./r3. Dec, aber aus Mangel der Ziffern erst, weil iub deshalb nach Preuisen
echretbeo müesen, um 4/14. Jun. decißVirüt".
*) Cbiffrirtcs rrolokoll bei den Acten der Bonin'echen Gceandlechaft.
A-nOO»^lc
438 '^' ^^^ Dordiache Krieg bie zum Vertrag von KÖDigsbe^.
würdig fürkommeo, daiis Sie tiraf t. WittgensteiD gegen vorige Ordre
dazubleibea befohlen :|.
[:Einc TcrrasGuug, wie vorgeEcblagciij zu machen, mächte nicht undien-
lich sein ; wiewol dieselbe in Retchsconstitiitioaen schon gcuiucht, im Frieden-
schlnss aber von der allgemeinen Garantie deswegen schon special Ver-
aehung gethan, konnte sin doch ad prae^entia ten^ora wol accominodiret
uad womöglich kräftiger und verbindlicher eingerichtet werden. Damit aber
wäre dem Churfürsten zu firandonburg tu gcgeuwartigec Noth nicht ge-
holfen, ijuuderu Kais. Miij. würde auf Itatb und Mittel gedenken, die Ihro
auch zu Erhaltung dcru prcugsixchcu Lande und deren Armee dieoen
könnten, nochmals durch das allgemein Werk ei^teudiret und verbeneert
werden :[.
Replica.
I. Kais. Maj. bedauern St. Ch. D. Zustand; |;ad petitom der 6000
Mann bcsoi^t man, dass eie boc rernm statu ta dem Churf. za Branden-
burg nicht wol würden gebracht werden; ein Corpus au die Greuze zo
fübreu, würde ein Stück Landes in Verderb getzen:|. Declaravit, |:dasa
Kaiü. Maj. gewinnet seleu, ratioue dero Königreich und gosammter Erblande
deutscher Liuieu mit dem ChuiTürsten zn Urandenburg wegen der» sowot
in als ausserhalb Reichs habenden Landen ein foedns defensivnm perpe-
tuum et iudissolubile aufzurichten :|.
Ad replicaui
Wir wollten uns besprechen und die Instruction nachsehen und als-
dann mit vollständiger Erklärung einkoumcn; unterdessen könnten wir iq
antecesEum wul sagen, |:dass wir gemächtiget wären, eiu solches Foedust
wie es I. Bxc. determiniret, zu machen; wir meinten') aber daneben be-
richten, dass E. Cb. O. bei Ausfertigung solcher Instruction Absehen ge-
habt: 1., auf das polnische Wesen ingesaromt; 2,, auf Conservation dero
Hcrzogthum Prenssen ; 3., dero Kriegesmacht gegen die Gefahr, so ihr für
den Thüren ist. Wenn in diesem allen Sr. Ch. D. durch das vorgeschla-
gene foedns reeiprocuiu könnte gcrathen und geholfen werden, auf solrheQ
Fall könnten wir eine Alliaucc tractireu und schliessen. Wenn Kais. Maj.
darauf Antwort geben wollten, wären wir Erbietens, uns der Allianz halber
particulariua zu ei'kläreu:|.
Nachmals ward von it^igem Zustand des Königreichs Polen im Ge-
spräch unterschiedlich geredet, anter andern dieses: |:wenn der König in
Schweden auch der Sinnes wäre, so könnt es geschehen nud dem Cbnr-
füfsten zu [{rnndenbnrg die Lehenempfängniss alsdauu wol erlassea wer-
den:]. Wir haben darauf gesaget, |:wenn Kais. Maj. Gedanken auf Polen
hätten nud uns dieselbeu offenbnreteii, würden wir B. Ch. D. Meinung da*
gegen eröffnen, die dann 1. Knis Maj. nicht zuwider sein würde:|.
Ferner ist gefraget, jrob E. Ch. D. die Allianz nicht würden schliessen
wollen, wenn Kais. Maj. helfen, dass Sie der König in Schweden bei Ihrem
Preussen unturbiret liesse:{. Worauf wir zar Antwort geben, |;dasE mit
dem, dadnreh der König in Schweden dazu möchte bewogen werden, dass
*) Sic iD der Anflösopg der Chiffre; leg. müssteuT
i:q,t7od^>GoOt^lc
Verband tun geo in Wien. 439
er E. Cb. D. PreuBsen uiipertorbiret liesse, er auch wo) zu etwas zn brin-
gen stüode, davou E. Cb. D. ein tnefarti antl zwar etwas an Erstattung der
Kosten und Ergötzang der Gefahr und Verdrieeslichkcit, die Sie tou Uf-
bringuDg dieser Völker gehabt, erlangen könnten; wehbes alles sie auch
nicht gero nmsonst wollten getban haben :|. Und damit w.ird dieüc Con-
feieaz geschlossen und nfgehoben.
Der KarfürBt an v. Loben und v. Boniii. Dat. Königsberg
20. December lG5o.
[EnDächtigaug zam Herauagebon mit den ünsaersteo Bediogungen. Drangen anf
Bcbleanige DiTersion ]
Wir haben Euch zwar bei vergangener Post anbefohlen, von 20. Dec
denen in der Euch, dem v. Bonin, uiitgegebeneo Instruction enthal-
tenen |:ultimi8 noch zur Zeit an Euch eu halten :|. Damit Ihr aber
in diesem paseu ausser Zweifel sein tuöget, so haben vrir es dahin
goäd. gemeinet, dass Ihr damit so bald und stracks in Anfang {:nic1it
lierausgehen müchtet:|; sollte sich aber |:I. MaJ. zu der schleunigen,
wirklichen Asststenz bei dem andern Anerbieten nicht verstehen wollen :|,
anf solchen Fall habet dcroselben Ihr |:alles dasjenige Unsertwegen
anzubieten, was Wir Euch an Stelle der nltimorum in instructione
gegeben:!. Wie Ihr dann nochmals I. Maj. Unsertwegen |:aller Be-
ständigkeit zu versichern und, weil periculum in mora, die Sache
dahin schleunigst zu bringen habt, hiomit die real Diversion,
wenn es möglich, auch diese Stunde geschehe:!.
Der KnrfUrBt an den Kaiser. Dat. Königsberg 24. Dec. 1655.
(„vom Freih. v. Schwerin angegeben und placitirt").
(Angriff der Schweden; Königsberg bedroht. Bitte um sclilenoige Uilfe.]
E. Kais. Maj. kann ich hieniit in aller Eil uud unterth. Gehorsam 24 Dec.
nicht verhalten, welchergeetalt die K. Maj. zu Schweden, nachdem
dieselbe eine Zeit hero in diesem meinem Herzogthum und Lande
ohn alles mein Verschulden und Ursachen allerhand Hostilität verflbct,
nunmehr sieb mit der Armee soweit genähert, dass Sic auch auf diese
meine Residenz Königsberg avanciret und also ich noch heutigen
Tages einer formellen Belagerung mich zu besorgen.
Der Oesiindte v. Bon in wird bereits in Wien eingetroffeu sein nnd seine
Anftrjige vollbracht haben —
;dovGoOt^lc
440 "' ^"^ DOrdischti Krieg bis zum Vertrag vou EGnigeberg.
also trage zu £. Kais. Maj. icli uochmals die uuterth. Zuversicht,
Sie werden diIcIi, als dcro geliorsamsten treuen ChurfQrsteu, nieht
lassen, sondern zur wirklidien Assistenz, dero gnäd. Vcrgprccheu nach,
alberoit nötige Anstalt gemacht haben.
Eine sdUeuulgc Diversion ist das EiuKtge, Wiis aus diuser üuaser!>l«n
Nuth retten kann. Der Kurluret ist zu allen CiegenverpfliL-htungeii' gegeu
den K;jiser und sein Haus bereit, wie Bouiu darüber uäber instruirt int.
V. Loben und V. Bonin, Relation. Dat Wien 15.125. Dec. 1655.
(ganz eiiiffrirt.)
Ex ist noch uirgends eine Aaa.sicbt aar rasche Hilfe zu crblickea. Sie
sind bereits mit allen ihren AiieTbictutigen bcrau^gegangen, aber ohne irgend
welchen Edolg. Man will eben hier durcbauü uocb dieseu Winter Bedenk-
zeit haben.
Die Gcüandteu rathen: vor allem ist uöthjg, die Armee zu erh&Kea,
ohne die man weder den Schweden noch dem Kaiser viel gilt— am besten
wäre es, mau köimte die äebwedcn mit Verhandlangen bis zum Frübjaht
hinhalten.
V. Bonin an den Karfiirstcn. Dat Wien 15.125. Dec. 1655.
(ganz chiffrirt.)
[Btfrige VerwenduDg des epaaischeu Gesaadtea für den KarfürsteD. Seine un-
güDstige Ansicht von der jetzigen Wiener Diplumutie-I
. Dec. Gestern Besuch bei dem spanischen Gesandten '), der grosses Interesse
für die Sache des Kurtürsten kund gibt, für die er bei dem Kaiser und
seinen Ministem eifrige Vorstellungen geniocbt habe.
— |:que peu s'en falloit qu'il a'avoit rompu tout it fait avec le
Prince d'Aursberg sur ces propos, luy ayant dit quo, si par son
ministere l'Empereur venoit k pcrdre ou l'amitiä ou ies forces d'ua
Prince conime V. Alt., vaitlaut, geuereux, zcM pour la conservatioa de
Testat, portö a rcmettre la Pologne au point, oft tous les bons Chre-
stiens la desirent, puissaut iIcs Kstats et pays qu'il poasedc . . . qu'
pourroit estrc ua jour cbef de touta les protestantn cu Allcmague, qui
■) Tgl. über diesen, den Marchese von Cnstel Rodrigo, w. u. dieFinl-
relation Bonin'B nach seiner Kückkehr von der Gesandtschaft, und dif IIm-
rskterislik des Venezianers Olustiniaui bei Fiedler Relationen I. 40Gr
Aj.OO<^IC
Varitaudluogc-u in Wien. Dur epouischu QeBuuiltS. 441
pcut faciliter et dirticultcr rulcctiou du Uoy liomaiD, au ijuut du reste,
si t'Eiupcreur au teiups bieu brouillii, oi\ nous göinmes, veuoit a
pcrdrc ud priaco ä la teste il'uue aiuiiic, qui pcut etitrc au servicc
cl au dcservicc de sa niaisou: luy, Priuce tl'Aursperg eu aeroit un
jour responsable au Roy boq uiaiHtre etc. ... Je vcux 6nir cettc re-
Ution . . . adjoustant eeulcineiit, quc Mons. l'AiuliaBsadeur de ee pus,
qu'jl'me quittoit, alloit k la Cour, dire ä sa M'e, quc, ai e'cstdit ü luy,
ü faire de la part du Roy sou uiaUtre, avuc lu couduitc qu'il me
Toyait tenir dauB les affaires que j'ay entre les mains, ralliance Bcroit
faite et parfaite en moins de truis hcures:|.
P. S. II faut eucor dire costuy-li: Mun». 1' Ambassadeur mc donna
l)ouue eutisolation au cas quo Je ue fisse poiut d'afTaire, disant qae
ce n'estoit que trop ordiaaire cn ceUo cour, de liüsser ecUapper Ic
Tiay teuips et perdre les oceasions favorables a Icurs intercsts; qu'il
luy avuit estd uuc trCs graude mortiticatton durant le tcmps de huit
ans qu'il avoit l'liouneur de suivrc cette cour, d'avoir vcu ces lauter-
nericö aux despens et au prejudicc de ce bou Prince. L'affairc de
Breiucn pouvuit eervir de prcuve et de cxeuiplc ä ce sou dire, le
(lessein en estant fait aussi sagenieut quo gcnercusciueut uiis eu exe-
cution; qu'il avoit peur, qu'on ue feroit de mcsme eu cettc cou-
joncture.
V. I^öbeii, Relation. Diit. Wieo 28.118. Dec. 1655.
Der Gesaadte an deu Köuig von l'oleu, Uiaf Kulfäteio ist zurück- -jg; Dec.
gekehrt; Küoig Jobaon Cuäimir bat i>i<;b Kur Aunabme der kuJät^rlieheD
MediatioD b(.'reit erklärt; er stund jcti^ ebcti ioi liegrilT, nach Polen zu-
rüi'ksukehrcn.
Morgen will t. Loben von Wien aufbrcclien und v, Boiiiii die F«rt-
führuDg der hiesigen VerliandluDgCD übcrlasäcii.
Die Verhandlungen am kursäebsiticlicii Hüte, welche v. Li
seiner Hin- und Küikreiee iu Dresden tülirt, bleibcu ubuc jcde^
Itesultat.
^aovGoOt^lc
442 ^* ^"^ Dordiscbe Krieg bia eum Vertrag tod Königsberg.
Georg von Benin, Unterthönige Relation von meiner gethanen
Reise auf Wien. (o. D.)-
[Aadkoz io DreBden, Aafcuiirt in Wiea. ErorteraDgeD mit Graf Rurls und
Fürst Aaersperg. Der spaoiecbo Gesandte Gastel-Bodrigo, VerscbiudeDe Cod-
fereoEeo mit den bniaerlicbea Deputirten; ZarSckbaltuog derselben; die Frage
über dos abeuacbliesaeDdu Qüaduisa. Verdacht der KaiaerlicUoii gegou doo Kur-
fürateoi fionin'a poiui d'Uuaueur, Troatloae Antwort dea Duca d'Amftlfi; der
apaoiacbe GesaadU als Troator Reaulatiou des Kaiaers. Bonin'a Binwenduo-
gei) dagegen. Verabachiedang beim Kaiaer; BinweiB anf eine mögliche Wen-
dang des Kurrärsten in Schweden. Graf Kurtz. KhrsabsieignDgeti. — Bericht
über Kaiser und Hofalaat. K. Ferdinand III. Fürst Aue rsperg und Graf Lasly.
Auersperg's Sfslem, den Kaiser zu iaoliren; den Jesuiten Treund. Der spaniacfae
Geaandta; garahrlicher Geguor Tür Aueraperg. Graf Kurts. Volmar. Gebfaard
u. a. Der Militürataat; AmatS und Hatzreld. Stand der Armäe. Kriegsana-
sichten. Der Kaiser rriedlich gesinnt. — Heimreise.]
1656 Reise mit dem kaiserlichen Gesandton, Qrafeu Starbemberg über
[Januar.] Dresden Dach Wien.
In Dresdeo bat Bonin Aodiouz bei dem Kurfürsten (10. Nov.), wobei
er namentlicb d<iB gewaltsame Benehmen der Schweden , sowie die bran-
denburgische Alliance mit den Niederlanden zur Sprache bringt, mit der
Versicherung, dass letztere durchaas nichts entbalto, was Karsachsen (in
BcEug anf die clevfscbon Lande) präjndicirlicb wSre.
Am a. Dec. st. D, kommt er nach Wien, wo er mit dem noch anire*
senden v. Loben sieb in Vernehmen setzt. Am 12. Not. Audienz bei dem
Kaiser. Von den kaiserlichen Rathcn zeigt sich Graf Kurtz „als ein E.
Ch. D. von Alters affectionirter" der Sache des Kurriirsten sehr wohlge-
neigt. „Fürst Tou Anersborg bezeugete seinen Zweifel darin, dass er
sagete, es wäre weit aus Preussen biehcr, ehe die Zeitnng herüberkäme,
könnte stcb es da sehr ändern."
Ich habe beiden geantwortet, £. Cb. D. Consilia ständen auf ge-
wissen Principiis, und nie dieselbe so leicht nicht su bewegen, so
^ wäre auch in dero Ratb nicht bald Aendening zu Termuthen. Die
Principia wären : dass Sic das Königreich Polen gcra im alten Stande
erhiüten wissen möchten; 2., wäre Ihre Stand und Geburt zu hoch,
Ihr Herz und GcblUte zu edel, Ihr Sinn und GeniQthe zu gross und
gencreux, dass Sic sich zu so anhilligcn Dingen, als wozu Sie der
König von Schwedeo zu treiben fürhätte, eollt«D bewegen lassen. Wie
nun dieses eine wol fundtrte Meinung und nicht so leicht bewegliche
Principia seien, so wäre auch tu Sr. Gh. 0. Rath und FUrhaben so
leicht keine Aendening, als S. F. Gn. besorgen mOchten, zu TCrmu-
then. Als Sie aber llire gute und generöse Intention gegen so grosse
Macht zu behaupten und auszumhren nicht TermUchten, mtlssten Sie
bei andern, die gleiches Interesse haben. Hälfe und Beistand
suchen etc.
^aovGoOt^lc"
BelstioD T. BoDiD'a über den kaiierlicbeo Hof. 443
Bitte Dm etrengBte Oebeiinbaltang dieeer Verbaadluog.
Der spanische Botschafter hat meine an ihfa j^ethane Wer-
bung »ehr wol aaf^noDiineD , besser als ich zu deduciren gewusat,
wie E. Ch. D. Suchen des Kaisers wahres Interesse sei, und h&tten I.
Maj. nicht nötliig, darüber viel Katb zu halten, sondern nnr zu ge-
denken, wie solche Intention in's -Werk zu richten sei . . . Die Eai-
Herlichen Käthe aber meinen, er habe liiezu leicht zu rathen, sein
König sei ferne davon, und den Zusehern sei nicht leicht ein Spiel
zu gross.
Nach eiaem neuen von Bodid and Loben übergebenen Memorial
kommt es &m S.J18. Dec. zn eioer Conferenz mit den dazu deputirten kai-
seriichen Rätbeo.
Die Kaiserlichen legen drei Fragen vor:
1) wie wir meinten, dass der Interposition ein Nachdruck kllnnle
■ gegeben werden;
2) wie fortzutreiben und zu befordern, dass das Churf. Collegium
sich der Interposition mit annehme;
3) ob ich, Bonin, nicht mehr in Befehlich hätte, als was pro-
poniret und in Schriften übergeben worden.
Wir haben geantwortet, dass wir uns auf die erste Frage nicht
wol femer einlassen oder erklären könnten, ehe wir wUsstcn, was I.
Kais. Maj. Meinung von dem polnischen Wesen wäre, ob und wie
weit Sie sich desselben anmaassen wollten; wenn wir aber dessen ver-
ständiget wären, möchten wir vielleicht ein und anders zur Sachen
dienend an die Hand geben können.
2. Auf die andere Frage wären wir zwar nicht instniiret, gleich-
wol, wenn zuvor unseres Suchens halber, als in einer Sache, die gai
keinen Verzug leiden könnte, resolviret wäre, wollten wir darauf be-
dacht sein und unser weniges Gutachten abgeben-, wir wären wol ver-
sichert, dass S. Ch. D. gern dazu alle Beförderung werden thun lassen
Ihrer gegenwärtigen Noth aber wQrde damit nicht können geholfen
werden, sondern solches mUsste per praesentiora remedia geschehen.
3. leb hätte hauptsächlich mehr nichts anzubringen; dafem aber
I. Kais. M^j. auf Polen Gedanken und Intention hätten und vermein-
ten, dass Ihr von Seiten Sr. Ch. D. darin könnte an die Hand ge-
gangen werden, hätte icli mich auf gewisse Maasse darauf zu erklären.
Da sie auch des gebetonen Succursus halber ein und anders condi-
tioniren wollten, hätten wir uns darauf gleichesfalls zu erklären.
Es haben aber die Kaiserlichen mit keiner Resolution herausge-
wollt, uns aber alles, was wir gewusst und noch mehr als wir ge-
A-nOOt^lc
^^_]. II, Der DOrdiacb« Krieg liis lum Vertrag vod KöDigaberg.
wu»st, abfragCD wollen. Wir sein aucb ziemlich weit uud frei her-
au^gangcn, iu Hoffnung unsere Saclic (laoiit zu befördern; da wir aber
gemerket, dase wir damit nietit weiter k&ineu, habeo wir auch etwas
besser au un» gelialten und auf real Erklärung von ihnen gedrungen.
Bei dem Schlues der damaligen Conferenee haben sie gefraget, ob
wir iustruiret witren, ein foedus olTensivuni et defcngivuui perpetuum
et indissolubile zu machen. Wir haben ea zu bedenken und in uoBcr
Instruction weiter nachzusehen angenommen.
Iu der anderen Conference haben wir uns zu Anfange auf jctzt-
gesagte Fragen des Foederis halben mit ja crklilret, von ihnen ferner
Ouvertüre erwartend.
Darauf haben ttie sieh Über E. Ch. D. Abgesandten zu Frankfurt
beseiiwerct, dass derselbe abwcseuil wftrc und uicht beförderte, dass
die Itcichsstände sieh des Werkes mit annehmen, und haben 'sich sehr .
augtilegen sein lassen, uns zu remonstriren, wie nötig wilre, dass die
säninitlichcn Slilnde sieh dieses Dinges annehmen').
Wir haben dieses zwar nicht gestritten, aber uns dabei nicht
gern auflialtcn wollen, sondern den Discours wieder auf unsere Sache
gezogen. Da haben die Herren Kaiserlichen endlich begehret, wir
möchten sagen, was wir vor ein Focdua mit ihnen zu machen be-
gehrten. Worauf wir gesaget, wir suchoteo eigentlich kein Foedus,
sondern begehrten Hilfe von I. Kais. Maj. nf dero unterschiedliche
gethane VertrSstangcn. Dafern sie aber bei Ttewilligung und Aus-
gebung solcher Hilfe gewisse Conditiones vorsehlagen möchten oder
Gedanken und Intention auf Polen hätten und dazu Sr. Ch. D. Hilfe
benöthiget und deswegen eine Allianee mit derselben machen wollten,
solchergestalt wären wir dazu instruirct und gevoUmäehtiget. Sic
haben es aber nicht allein in dieser, sondern auch noch in der fol-
genden dritten Conference hin und her getrieben, nicht aus dem Munde
sprechen wollen ; ilass wir endlich wot gesehen, dass wir es mit ihnen
zu nichts bringen würden, sondern dass die Conferenzen hei ihn^ nur
dahin angesehen wären, dass sie uns immer weiter ausholen und uns
iu einen Traetat zur Allianee so weit fuhren wollten, dass wir nach-
mals nicht wol wieder zurück könnten.
80 haben wir ihnen klar und deutlieb gesaget, dass, im Fall wir
sähen, dass uns die Allianee, davon wir redeten, nicht dazu dienetc,
dass S. Ch. D. dadurch in Ilirer gegenwärtigen Noth in Preussen und
zu Couservation dero Kriegesmacht könnte geholfen werden, so wUrdcn
■) Vgl. <iageg«D oboD |iag. 425 den Beriebt v. Lobeoa, dut. a/ia Nov. 1655.
i:q,t7r.d .V^iOOt^lC
Relation v. Booin's über den ksiaerliehcn ITor 445
wir (lieselbige nicht schlicaseii. \\s sie sülciics rcrn<»iniiieii, lialieii »ie
am-h die Confercnccn bald beschlossen und aUgrebroelien , sagend, sie
wollten dem Kaiser den Verlauf referiren.
In der Zeit habe ich auch vertraulieb erfahren, dass man dafUr
balteo wollen, E. Ch. D. wAren mit dem König von Schweden der
Sachen wol cini^ und diese AbBchiokung und Negoeintion nur dnsu
Mgestellet, ' dass man mit Behendigkeit erfahren wollte, was der Kaiser
bei diesem Werk zu thun gcmcinet würe. Welches mir gar beschwer-
lich zu vernehmen gewesen, maasscn ich denn, wie schlecht ich auch
bin, nicht gern vor der Art Leute wollte angesehen sein, die sich zu
Spion und Kundaobaftern gebrauchen lassen, vielwenigcr dalllr gehal-
ten, diiss E. Ch. D. anstilndlich wäre, Comniissioncs an hohe Orte zu
erlheilen, die nicht anders als I, Maj. von Schweden zur Kundschaft
dienen sollten. Habe deswegen angefangen, eine scharfe Schrift nuf-
zii»etzeu ... als es aber etwas scharf gefallen und mir die jetzter-
folgte Aenderung in den Stat nicht so gar tmvermnthet gewesen, habe
ich es nicht Übergeben wollen, gleichwol etwas von dem £inha1t des-
selben zu Beförderung der damaligen Intention an einem und andern
Ort mflndlich angebracht.
In den Tagen zwischen diesen Confercnzen bin ich zu dem Duca
d'Amalfi ') gefahren, demselben unser Suchen zu recommandircD und
von ihm zu vernehmen, wie des Kaisers Armatur beschafFen . . . Der-
selbe ist nun ziemlich frei herausgangen und gesaget, was sie hätten
und was ihnen nmngcite, und dass er nicht ratben könnte, dass E.
Ch. D. die begehrte Ililfe gegeben wUrde; denn wenn dasselbe ge-
schehen sollte, inUsstc der Kaiser mit einer guten Armee, nebst allem^
was zum Kriege gehörete, verschen sein, dass er des Königes von
Schweden unerschrocken erwarten kOnote.
Daranf geht Bonin abermals zu dem ^panischoii Botschafter, ihm sein
(.'nglück zu klngen, worüber eine besondere Relation in franzoRischer
Sprache beiliegt*). ,
Kr drinfrt hicraof auf seine baldige AbferligunR. In einer letzten Con-
ferenz mit den depntirlen kniseiliehcn Ilathcti erbiilt er von dii-Reii niünd-
liehe Resolution:
I. Kais. Maj. hätten I. Ch. D. Meinung des polnischen Unwesens
■> Ottavio riccolomini, Dnca d'Amalfi, kaiserlicher Pe Id marsch all ;
vgl, Ginstiniani bei Fiodlor I. 400.
*. Vgl. oben p.440. Der fip&Dische Ccsandto reicht, eine hefiooderc Bchrift-
liebe KioRabc beim Kaiser ein, worin er darauf driORt, dass man Uonin nicht •
„mit so Bchlechter Vergnügnng" abreisen lassen dürfe; doch bleibt auch dies
Oboe i^h-folg. (Relation dat. Wien 26. Dec. a. 5. Jan.).
A-nOO»^lc
446 ''- ^^' DordiBche Krieg bis mm Vertrag von Königsberg.
halber vom Herrn Grafen von Starbemberg, bo auch aus unserem
Vortrage wol vcmommen .... hfitten auch zu dem Ende die von
E. Cb. D. gcrathene Interpositinn angefangeD. I. M^j. wären femeT
der Meinung, daaa der Mediation ein Maehdnick mDsse gegeben wer-
den, sodann aucb, daaa ein jedweder der angesesaenen sich in Ackt
zu haben und auf seine Sicherheit und Defension su gedenken hStte;
weswegen sich denn I. Kais. Maj. bemitheten, das ganze Keich mit in
das Werk zu ziehen; hätten sich aucb zu dem Ende in eine Ver-
fassung und Armatur gesteltet, damit Sie hoffentlich bestehen nolllen,
wenn andere ReichsstSnde und Mitglieder das Ihrige auch also tbätei;
wobei Sie aber klagen mflssten, dass ihrer riel ihnen das Widerspiel
lieber sein [iessen, indem theila' meineten , der Kaiser müsste sidi
dieses Dinges nicht annehmen, theils gar hingingen und Hlr Fremde
bei hundert und tausenden wUrben; additis nominibua, sed extra pro-
tocollum ').
Den gebelenen Succurs betreffend, wären Kais. Maj. Waffen nock
nicht in der Postur, dass Sic eine solche Anzahl Volkes abgeben
könnten, zumal da man so geföhrlichc Zeitung von Berannahnng der
Tartaren und Kosaken hätte . . . überdiess wäre ja keine Möglichkeit,
die Völker fort- und durchzubringen, wOrden den Winter umkommen,
und weil der König von Schweden in der Mitte, wOrde er sie in E.
Ch. D. nicht gelangen lassen; alao würden sie dem Kaiser rerloreB
sein und E. Ch. D. nicht geholfen haben. Dieselben hätten Erleich-
terung zu hoffen, weil der König in Schweden sich der Tartam hallw
wird moviren m&ssen; dann würde der Holländer Succurs aueh h-
kommen ; unterdessen würden E. Ch. D. Ihre vortheilhaftige Posten ü
Acht zu nehmen und sich derselben zu bedienen wissen. I. Kaii
Maj. wollten nicht hoffen, dass B. Ch. D. im Rom. Reich wDrden u-
gegriffen werden. Der Kaiser könnte jetzo nicht weiter gehen, wollte
sehen, wie sich die Interposition anliease etc.
Dieses war neben dem schriftlichen Bescheide die Antwort, die
ich f^r diesmal zu gewarten.
Bonin repHcirt aof diesen Bescheid -^
man möchte nicht so curieux sein, Unterscheid zwischen den Landen
in und ausser Reichs zu machen-, wenn E. Ch. D. daselbst (in PreuBSOil
Ihre Macht und Stärke verHeren sollten, würde Sie dem gemeiees
Wesen nachmals so viel weniger beitragen und nfitsen könnM'
*) Ceber diese WerbnogcD im Reich vgl, aacb weiterhin die Verbsndtoif**
des DepnUtioDsteges in Frankfart a. M.
A_nOO<^|t,
BeWEon r. Bonio'* über den kaiBerlicben Hof. 447
Stellete fBr, wie E. Cb. D. aicli jetzo nirgend her, als von Kais. Hiy.
Hilfe zu getr&Bten; mit Holland wäre es ausser der Zeit, aus dem
Reiche zu weitlAu&g; die tartarische Zeitung würde E. Ch. D. nickt
zu ErleichleniDg dienen; der König in Schweden wDrde eher den
Leuten an jener Seiten anf eine Zeit ihren Willen, als £. Ch. D. sich
hie fester setzen lassen ; zeiget« auch Mittel, dadurch E. Ch. D. könnte
geholfen werden, nÄmlich eine Diversion, und wie der begehrte
Succurs, wenn er zu E. Ch. D. nicht könnte gebracht werden, eben
so nützlich zu gebrauchen stände; dass er auch ungeachtet der Winter-
zeit wol könnte geftihret werden, durch die Chur- und Mark Branden-
burg auf Stargard, daseibat den neu ankommenden Scliwedtschen
aufzupassen. Bat in diesem Stücke uui Verbesserung der Resolution.
Es kommt noch zn einigen Besprechnngen herüber und hinüber ohne
weiteren Erfolg; voranf Booin seine Absehiedsaadieiiz bei dem Kaiser
nimmt, formell mit dem Vorsatz, eich nur die weitere karlürKtliche Reso-
Inlion selbst zn holen nnd dann zurückzukehren.
I. Kais. Mftj. haben von Kais. Gnade gar fein gesprochen und
versichert, dass Sie auf keinen Cburfilrsten im Reich so viel Absehen,
als auf E. Ch. D. haben, hoffend, Sie wOrden daran nicht zweifeln,
obschon deroselben gebetener Maassen nicht könnte gewillfabret wer-
den, sondern die Umstände der Zeit und I. Kais. Maj. Sachen Be-
schaffenheit wol betrachten.
Letzlich habe ich noch gesaget, dass ich nicht wissen könnte, in
was Stande ich E. Ch. D. finden würde ; weil der König von Schwe-
den Ihr mit grosser Haclit für der Thtlren stände und Sie von keinem
Ort IlDlfe und Trost zu gewarten, sorgete ich, dass Sie, wiewol gegen
Herz und Willen, etwas wttrden thun und eingehen niflssen; I. Kais.
M^. möchten unterdessen glauben, man möchte Ihnen auch vorsagen,
was man wollte, dass man bei E. Ch. D., sowol Herr als Knecht, bis
hieher keine schwedische Gedanken gehabt Darauf aber ist mir
nichts geantwortet worden.
Dann noch ein Gespräch mit Oraf Knrtz, dnrch den der Kaiser noch-
mals seine Sympathie Tür den Knrrüraten bezeugen l&sst
und kam in Gespräch bald ditses darauf, der Kaiser hätte auch noch
Land und Leute, und würde sich das Haus Oesterreich nicht in ein
Bockshorn treiben lassen; der ChurfUrst von Sachsen hätte sich bei
I. Maj. Freundschaft nieht übel befunden.
Welches ich nicbt anders als ftlr Motiven zu voriger Propoaition
gesagt verstehen und annehmen kennen. Ich habe darauf geant-
wortet, dass I. Kais. H^. von Herrn Graf von Starbemberg und
yCoot^lc
448 " '"''■ ""flischp Krrpß hiü 7,nni Vi'rirflf! von KrmiRsbprg-
gefUliite» Coiisiliis und Actionilms zu M)türoii liiUten, dass E. Ch. D.
IntenUnn nicht anders geweacii; ich wllnsclitc, dasB I. Kais. Maj. sich
anch also l)ezcij;cii möchten etc.
Am folgondfii Tag lü-ist Graf Knitz Bonin noch einmal in die
Heirbskanzlci Mtlca, nm ihm einige eingrgnngene und abzuarbicLende
Briefe vorzulegen; ro namcnllicli d»H Srlireilicit, welches der Kaiser der
polnischen Sai^he wegen nach b'raukrurt (im den Deputation stag) riulilCD
will, dem die Abschrift von Itouiiis Proposiliou als Beilage Hiitgpgrbeu
werdcu roII. Ocgcu letztiTOs rcmonstriit Hunin libltan und diiitgt auf
Geheimhaltung, wozu, obgleich er e.s zusagt, K u rl z aber keine grosse Last
zu liührn scheint.
Weiler fcdgt ein Abschnitt der itelntion, worin Bonin ens am mens teilt,
„was ]i. Ch. D. unter meiner nnwerthcn Person für Hlhren beieiguog
widerfahren". (Cerenionicil, Besuche, Einladungen etc )
Von I. Kftis. Maj. und dero Hofes Zustande ist kürzlich noch iQ
berichten. I. Maj. sein vom Podagra sehr beschweret, auch flonsten
schwach und nnvermögcn, «o dass Sic sich übcrnll trn^en lassen und
selten einen Fuas an die Erde setzen. Es wird bei dcroselben doch
wüchentlich 2 oder 3 mal Rath gehalten. Auch crluatigen Sie sich
zuweilen noch mit der Jagd, Man meinet, dass Sic solcher liirer
Leibcabcschaffcnbcit wegen noch mehr als sonstcn dem Kriege feind
und Frieden zu erhalten begierig sein.
Folgt die Liste von ,1. Maj, hohe Bediente, geheime Reichs-, Hof-
und Kriegsräthe"; 39 Personen; nnr Namen und Titel genannt.
Unter welchen der Flirrt von Auersberg (I. Maj. Obrister Hof-
meister) in höchsten Gnaden, wobei er sieh denn mit aller möglichen
Fürsicht zu conscrviren nichts unterlässt. Denn nachdem vor Jahren
I. Kais Maj. zu Graf Lessle Person ein sonderbares Belieben ge-
tragen und gcmeltcr Fürst deswegen in Sorgen gestanden, dass ihm
solches zu Vorfange uud Nachtheil gereichen könnte, hat er allen
Fleiss gethan, denselben auszuheben und bei Seite zu bringen. Und
als solches durch harte üezUehtigung böser Dinge, so man auf ihn
geleget, nieht gelingen wollen, hat man es endlich mit Gutthat ver-
suchet und ihm den nutzbarsten Dienst, den der Kaiser zu yergeben
hat, mlmlich das Generalat in Dalmatieti, ulTgetragen, wodurch er sich
bewegen lassen, den Hof und Hoffnung zn der grossesten Kaiserl.
Gnade zu quittiren, seinen Missgllnstigen zu weichen und Platz n
geben und sich in üuhc uud Sicherheit zu setzen.
Nach diesem lilsst gemelter Farorite nicht zu, dass jemands in
Kaiaerl. Gnade uff und weit kommen mßge, zu welchem Ende denn
die Aufwartung bei Hofe also angcstetlet, dass die Tomehmeti Herren
i:q,t7ed ,.V^nOOt^lC
Relalion r. ßonin's über dnn hkiserlichen Hof. 44:9
nur zu gewissen Stunden und dann mit Haufen zu Hofe kommen, bo
daas einer dem andern im Wege und keiner oft und lange bei I.
Kais. Haj. sein und bleiben kann. Die Dbrige Zeit aeind nichts als
Kammerdiener und andere geringe Leute an und um den Kaiser. Die
meiste Zeit aber wird unter dem Frauenzimmer vertrieben, zu wel-
chem die CaTallircr auch nicht so freien Zutritt haben und sie auch
nicht besuchen, auch nicht sehen und sprechen dUrfen, als wenn bei
Aufwartung und sonsten ihr viel bei einander sein. Der FDret von
Auersberg hergegcn, und zwar er allein als Obriste Hofmeister,
darf überall allein kommen und hält es mit dem Frauenzimmer gar
freundlich, careesirt sie auf alle mögliche Art und Weise, bittet sie
zu Gaste, beschenket sie. Desgleichen thut er nach Gelegenheit den
geringen Leuten, die in der Kammer dienen, dass also alle diejenigen,
die stets an und um den Kaiser seind, von niemand als von ihm de-
pendiren. Wo er aber vermerket, dass der Kaiser von irgend einem
couBiderabelen Menschen etwas zn halten begunnt, hat er ein stet-
wachendes Ange auf denselben, bestellet auch wol unter denen ge-
ringen Leuten Wächter auf ihn; sucht ihn zu befördern und sein
Bestes zu wissen, aber bei Dingen, dabei er nicht Gelegenheit hat,
oll und nahe zum Kaiser zu kommen. Wo aber dersclbige solche
Gnade weiter zu bringen sich angelegen Boin läset, so bringet nmn
ihm etwas böses auf den Hals und suchet ihn zu drtteken und
mioiren. Und ist dieses unter den klugen Leuten, die bei Hofe die-
nen, schon so bekannt, dass sie wissen, wie weit sie des Kaisers
Gnade suchen und begehren mQsscn.
Dazu hat Fürst von Aucrsborg die Jesuiten an der Hand und
zu seinem Willen; dass ich also vemmthe, er könne sieh Zeit dieses
Kaisers Leben wol conserviren; und in der Zeit wird er also Air sich
sorgen, dass er nachmals wol in Ruhe sein und das Ding einem an-
dern befehlen kann.
Und sehe ich ihm nichts so gelUbrliches als den spanischen Am-
bassadeur, zumal wenn ein und ander Gonsilium, welches der FUrst
von Auersherg gegen des Spaniers Rath durchtreibet (wie denn zum
üftern geschiehet), ttbel und dem Kaiser oder seinem Hause zu Scha-
den und Unglück geriethe.
Dieser Spanier ist ein Überaus geschickter und allem Ansehen
nach treu- und ofTcnhcrzigcr Mann, jedoch so weit als die Natur
solcher hohen Gescltäfle, als er thut, die Offenherzigkeit leiden kann.
Sollte, wie gesagt, dem Fürsten von Auersberg ein solches Consi-
iium, das sie im Kath gestritten haben, Übel gerathen, würde ihm
Uttn. I. CckIi .1 Gr. KuTflIntcin. TU. 29
i:q,t7r.d ,.G00»^lc
450 ^'' "" nordiHcho Krieg big mm Vertrag von Königsberg.
dieser Spanier solclics wol zu Nutze zu machen und gemeltcn Fürsten
in Widerwärtigkeit und Verantwortung zu ziehen wiesen. Welches
er dem Ansehen nach aucli gar wel merket und deswegen allen müg-
liehen Fleisa thut, ihn von da zu haben, damit ein ander an seine
Stelle kommen m<lge. Welches er Jetziger Zeit damit zu Wege zu
bringen suchet, dasH alles, was der König Ton Spanien vom Kaiser
begehret, wo es immer sein kann, abgeschlagen wird; und wollte man
demselben gern den Schein geben, dass es nicht so sehr der Sachen
Beschaffenheit nach als diesem Minister zuwider geschichet, und dass
der König von Spanien also sollte geursachet werden, einen anderen
und angenehmeren herauszuschicken.
Der Spanier aber will ihm den Willen nicht thun und abweichen,
sondern Ijtsst seinen König wissen, dass die Unangenehmigkeit nicht
beim Kaiser, sondero bei diesem einigen Miniatro ist; wiewol in
voriger Zeit man dem Kaiser fUrgebracht gehabt, dieser Mann habe
seinem Könige die Heirat in des Kaisers Hause widerrathen und ihm
ein FrSulein von Innsbruck zuflilireu wollen. Der Spanier aber hat
gemacht, dass es der Kaiser anders erfahren, ist auch so klug und
gescheut, dass er ihm bis daher alle gebrauchte Streiche ausschl>
and versetzt; hat es so weit gebracht, dass er beständig mit in des
Kaisers geheimen Rath gesogen wird, welches hiebevor keinem ge-
schehen, bei einem andern ins künftige auch wol nachbleiben darfte,
nachdem gedachter FUrst von Auersberg den Kaiser und fast ganzen
Hof jetzo in die Meinung gebracht, dass die p&bstiicbe, spanische und
alle auswärtige Consilia im Römischen Reich nicht viel Nutzen schaffen,
und dass die Leute zu ihrer Lande Bestem nur Uebel und Unheil
ins Römische Reich zu bringen suchen; dass also die spanische Con-
silia jetzo so wenig in des Kaisers Rath gelten, als sie jemals mögen
gegolten haben.
Graf Kurtz ist ein alter treuer Diener und deswegen bei dem
Kmser nicht Abel gesehen; mit des Ftlrsten von Auersberg seinen
Consiliis nicht allemal einig; darf sich glcichwol nicht stark dagegen
setzen.
Graf Volniar ist nicht so lieb und angenehm, als wegen seiner
Wissenschaft und Erfahrung in Heichssachen hochgehallen ; in dencn-
selben aber vermag er mehr als sonst jcmands.
Durch Herrn Gebhart meinet man, dass sich Graf Kurtz zu-
weilen helfe, und dass ihn dasscihigc in geheimen Rath gebracht und
darin erlinlte. Jetzo hat man drei niittelmilssigc Leute und von denen
man nicht eben besorget, dnss sie andere auszuheben suchen werden,
Iiq,t70d ,.V^nOOt^lC
ItülntJun V. Büiiiti's über den kaiscrlicbeD Hof. 451
in beliehnen Katli gciionimeD, näinlicli Herrn Horuiargcliall Grafen von
Starhenibcr^, Herrn Graf von Traun, vorgewesenen General-
Kricgs-CrtmniiBsar, General-Waclitnietstern und jetzo östevreicIiiBchen
Landmarscliall, Herrn Grafen von Fllrstenbcrg, der vor nichts als
Obrislcr gewesen und des alten Pfalzprafcn von Dlleseldorf Frau
Wittwen Herr Bruder ist; Graf Porzia aber und dergleichen von
sonderliebem Witz hochgehaltene Leute zurückgelassen.
Im Militärstaat werden wol Duc d'Amalfi und General Hatz-
feld das beste thun, wicwol dem ersten der Gonipetenzstreit mit dein
FDntten von Auersbcrg wegen der Oberhand und Vorsitzes auf
ßeiebstägen seliädlicli ist.
General-WachtmciBtern, welche in Considcration sein und, wenn
e« zum Krieg koiniot, employiret werden niöebtcu, weiss ich nicht
als Herrn Lacron nnd ßaroii de la Suse; zweifele auch, dass der
Unkosten halber mehr werden benennet werden, ehe es zur Action
und zum Feldzuge kommt.
Mit der Armee ist sonst der Staat gemacht auf 50,000 Mann,
welche in naehfolgcndcn llegimentern bestehen sollen. Ob nun die-
selbe complet sein oder nicht, wird mit sondern. Fieiss und FDrsicht
untersuchet, nicht bei gencral und grossen MunstcruDgcn, eondem
durch kleine Commissarioa , welche hin und wider in die Oerter, da
sie liegen, verschicket werden, nicht allein von den Officirem, sondern
aoch von BUrgernieistev und Rath, vermittelst Erinnerung an dero Eid
und Pflicht, Listen nehmen, auch absonderlich bei den BUrgem oder
Leuten, da sie in Quartier liegen, nach Jedes Soldaten Umstände Er-
kOndigung tbun, allen Unterschlcif so viel möglich zu verhüten. Der
solchergestalt examinirten Listen habe ich nnt«rschiedliehe gesehen,
auf 5, G und 27 hundert Mann, und ist denen Obristcn bei Verlust
der Regimenter angesaget, dieselbe primo Maji complet zu haben.
Des Obristen de Mors Regiment ist auf 3200 Mann zu Grossglogau
gemanstert.
Verzeiehniss der Regimenter, so anjetzo bereits auf dem Fusb
stehen und noch gerichtet werden sollen, die Regimenter z. Pf. zu
1000, die Regimenter z. F. ad 3000; ohne die Wien'sebe Besatzung,
so hierunter nicht begriffen:
Cavallcria.
Infanteria.
Alt Piceolomini.
Buehoimb.
Lacron.
Montccuculi.
Suse.
Sporck.
Conti.
29*
Dqitze
ov Google
452 "- ^^^ Dordisclic Krie^ bis znm Vertrag von K ünigabcrff.
LouyB Gonzaga. RanlTL
OÖtzo. Baden.
Waller. de Mütb.
Schaff. _ Starenberg.
Pasch .... Tragoner.
Zu diesen werden anjctzo noch gerichtet:
Heister. Hundcistein.
Garnier. Schaff.
Nicolai.
Wann auf diese neue Regimenter die Gelder und Patente aus-
gesehen, 80 nunmehr geschehen, sollen noch 3 z. Pf. und 2 z. F. for-
miret weiden, welcher Namen noch unwissend. So eoUcn auch noch
2 Regimenter Tragoner, item 2 Regimenter Croatcn errichtet werdend
Uebcr diese sein noch 10 Obristen von neuem verschrieben; ob
man mit denselben sclilicssen wird, steht zu erwarten. Und machet
man sich, wie ich verstehen können, auf Krieg an zwecn Orten ge-
fosst : erstlich trauet man den Sachen [nicht], die von diesem Ort kommen
könnten; dann ftirclitct man sich vor Ragotzky, weicher 30,000
Mann geworbene Leute bei einander hat. Die ungarischen Stande
weiss man auch in solcher Disposition, dass sie bei Gelegenheit gar
leicht zu einem Aufruhr zu bewegen stünden, wegen allerhand Be-
schweren, die sie nihrcn , und sonderlich dass man derjenigen vor-
nehmen Herren, die sie fDrgcRclilagcn, keinen 7.um Palatino machen
wollen, sondern daes, wie sie sagen, die Jesuiten und spanische Am-
bassadeur Graf W asalin zum Palatiu gemacht haben.
Allem dem aber, was sie von diesen Orten befürchten können,
meinen sie mit ir)000 Mann gnugsam zu begegnen, und dass sie das
Uebrige zu anderem Behuf gebrauchen können. Jedoch bin ich der
Meinung, dass der Kaiser an keinem Ort Krieg anfangen würde, wenn
er Sicherheit sähe Frieden zu behalten, sondern würde seine Armee
dem Könige von Spanien überlassen, zumal wenn der Römische König
gemaehet wäre.
Den 5. Januarii lfi5G bin ich aus Wien gerciset, und weil ich so
gar groHse Eile numchr nicht zu haben vermeinet, der Vorrath an
Gelde aber durch gedoppelte Schenkung und andere extraordinär
Spesen sclion ziemlich klein geworden, habe ich nicht auf der Post
reiten können, weil mir eine jedwede Über 3 Rth. hätte kosten wor-
den [sie], sondern bin mit einer Landkutschen gefahren und habe
meinen Weg durch Hälircn und Schlesien genommen cte. etc. . . . (und
endlich] durch Pommern Ober Danztg und Pillau auhero gelangt
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
B«laUoD V. Bouiu's über d. kaisurl. lluf. Verbaudi, mit Schwodeo. 453
6. Politische und militärische Camp^ue gegen
Schweden bis zum Königsberger Vertragt).
Der Kui-flirst aii Scliwcriii und Dohrczeuski. Dat. CüU» a. Sp.
8. August 1655.
(eoDC Somnitz.)')
[WcioiBD QD<I die Diedurlüadiache Allianca; YoretelluDgen in Betreff durselben
bei dem EÖDJg.]
Vorgestern ist Daoiel Weimanii aus dem Haag hier angekoiumcn'}; 18. Äug.
auf die Kunde von den Einwendungen der Schweden gegeu die niedcrläa-
diucbu Alliance (nwegcn der Zölle, Direction der Comuiercion , Kxclusioa
der StaaliiiChcu Schiffe uns Uneern Ilafeu, des dDminii uiaris baltiui") bat
«r erklärt, dass alte diese aDgefochtenen Punkte „sich gar nicht wollen sym-
bolieircu lassen" — hält Brandeuburg daran nicht fest, so würden die
Staaten die AIliaDce als gebrocbea und sich selbst als von Brandenburg
„mespriseert" anseheu und gewiss nichts für dasselbe thun, wie es ihm auch
ergehen möchte. Jedenfalls müssen diese Anstösse bei dem Tractat mit
SchwedeD vermieden werden.
Ihr könnet I. Maj. versieheni und Namens Unser dieses eingehen,
dass Wir ofücia anwenden wollen, die Staatischen Kriegsschiffe aus
der Ostsee zu behalten, auch, dafern sie etwas wider Schweden ten-
tiren wollten, Wir uns der Sachen, in specie auch der Stadt Danzig,
Dicht annehmen.
Auch erbieten Wir Uns dahin, dass, weil Wir bei dieser ÄlUancc die
Jahre Aber, worauf sie gerichtet, verbleibeu müssen, nach Ablauf der-
selben, ohne Sr. Maj. Vorwissen, in keinen ferneren Tractat, die Ost-
see betreffend, Uns mit Holland einlassen wollen.
Wollte man dieses nicht annehmen , hättet Ihr zu remonstriren
dass man Uns ... in vielerlei Unglück stürzen wollte.
') Fiir die militari scben Vorgänge ist hier, ausser den Acten des Berliner
SUatgarcbiv's, besouders ein noch enbenntztes Convolut des Arcbiv's za Arol-
SUQ ausgebeutet worden, welches vielerlei railitürisuhus Detail bietet, besonders
Tür den Autbetl Waldeck's an deo Kreigniseun. — Us ist aufTiillig, dass, auch
in Berlin, Acten über die TLätigbeit Otto Christo ph's vou Sparr iu dieser
Zeit fast gänzlich fehlen,
-) Nach Abbrncb der StctLiaer Verhandlungen (oben p. 395 i waren diese
Ewei Gesandten beauftragt worden, dem König zu folgen und die Torhandlnn-
gea fortzusetzen.
•) Vgl UrL. a. Actenst. IV. U3.
^aovGoOt^lc
454 ^^ ^^'' nordiacbu Kritg bis »lun Vurlrug von KöiiigBberg.
Vertragsentwurf, zu liogasno von den scliwedischeii Com-
mi8sarcn den bi'andunbui'g;isülicn Übergeben . . . August 1655.
August. 1, Das Bündniss gilt gegen den König ?on Polen und alle seine An-
hänger und Helfer,
2. Entgegenstehende üundnissc ilea Eurfürsteti, weletie die jurn, com-
ntoditas und aecuritas des Königs bccin trächtigen, werden anfgcliobeu —
,[)lauc ucssent". Der König verspricht, kciueu Friedcu zu niuchen, bevor
dem Knrrdrtiten die in Art. 10 und „der geheimen Conreution'^ zugeeielierlcn
Vorthcile sicher gestellt sind; desgleichen verspricht der Kurrürgt, sieb vor
dem Frieden auf Icciuerlei particular Abkommen mit dem König oder ein-
zelnen Ständen von Polen einzulassen; sondern dass er all dies dem König,
der auch für das lutcresse des Kurfürsten sorgen wird, „penitus relinquet
ac reservabit",
3. Dagegen sichert der König dem Kurfürsten unbedingten Schutz im
Besitz des herzoglichen Preusscn zu — „salvo tamen S. R"" M" et Rcgno
Sueciac dominio dirccto et juribus uliis in dictum Ducutuni Borussiae et
Episcopatum Wanniensem, piont in conventioue sccreta id descriplum et
S. R'* M" roservatum est". Bei jeder Gefahr, die der Kurfürst etwa dieses
Vertrags wegen in seinen Reicbslandeu erduldet, wird der König ihm bei-
stehen.
4. Der Kurfürst hält mindestens 8000 M. Truppen, die im Fall des
Bedürfnisses sich mit den königlichen verbinden.
b. Der König hat die oberste Kriegsdiroction ; einzelne Bcstinimuugea,
Ausnahmen etc. für besondere Fälle.
(i. Anweisung der Quartiere für die kurfürstlichen Tinppen; da.s Bis-
thum Ermland und ein daran gränzeuder Strich Landes in Polen.
7. Freie Werbung in den beiderseitigen Reicbslandcn.
8. Alles, was von feindlichem Land erobert wird, Hitlt der Krone
Schweden zu, mit Ansnahme der für Brandenbn^ bestimmten Satisfaction.
U. Der KurfQrät verspricht Schweden völlig freien Üebrauch seiner
Häfen, Städte etc. zum BedUilDiss des Verkehrs, Trautportes und der
nötbigen Einkäufe. Den Fcslungscommaudanten des Kurfürsten, namentlich
denen von Pillan und Mcmcl, muss diese Convention besonders eingeschärft
werden, nnd müssen sie auf die Beobachtuug derselben dem Kurfürsten
einen besoudern Eid leisten.
10. Als Satisfaction erhält der Kurfürst das Bistbum Ermland, mit
Ansnahmo von Brauosberg nnd seinem Territorinm; für letzteres wird er
an einer andern passenden Stelle genügend entschädigt werden.
11. Alle übrigen Erwerbungen fallen Schweden zu; desgleichen auch,
beim Aussterben der „descendente mascula faniilia" des Kurfürsten, Erm-
land nnd das Herzogthnm Preu^scu.
12. Ueber die Einrichtung des Dandcls wird der Kurfürst nuch Ver-
ständigung mit dem Könige verfahren. Die Direction der Liccntcn fällt
dem König zu; die Erträge werden zur Hälfte zwischen ihm und dem Kur-
fürsten getheilt.
^aovGoOt^lc
Scbwediachcr und braudenburglscher üuiiilnUaentwurf. 4Ö6
13. äireitigkeJtcu sind Jurcli beiderseitige Coiiimie[>are freundBclmfllicU
zu scbliciitcD.
14 D.1B BüodDigs dauert bis zum Ende des Krieges ood darf kein
Tbeil eher davoo zurücktreten.
Bramleiiburgisclier Gegeiientwurf.
„Diese» Cttiicept hubcti ä. Ch. D. also iiursctzou und zu Krakau über-
geben lasEcn."
Eutspricht den eiozelacn Artikeln des vorigen (Echwed.) Entwurfes,
mit betr. Abänderungen.
Art. 2. Bisher geseblosscne andere BünduisEe „iiou ita vigcant im-
posterum, ut supradieto scopo et buic tractntui aliqua ratioue eontrarientur."
Art. 3. Das doniiDruni directum nicbt württich crwäbut; aber gleich-
fults Hinweis auf die dem König in der geheimen Convention vorbebal-
tenen Rechte.
Art. 4, 10,000 Mann und weitere (Quartiere.
Art. 5. Der König hat die oberste Direction, commanicirt über mit
mit dem Kurfürsten darüber.
Art. 0. Damit dieser freie Gebiancb der Häfen dcu Kurfürsten nicht
uötigt, grossere Besatzungen in seine Festungen zu Icgeu, so verspricht der
König, nie mehr als 2 KriegsscbiiTe anf einmal in deu preussisulieu Uäfen
landeii zu laaeen und nicht mehr Truppen da auszusetzen als ' ', der kur-
fürstlicbea Besatzung beträgt; auch mit Subiffen und Truppen nie länger
als eine Naclit sich aufzuhalten. Kriegsschiffe inüsseii auf tjchuaswcit«
von der Festung entfernt bleiben, die Truppen in Sebalnppen nach und
nacb ansgeschifTt werden.
Art. 10. Satisfaetion : Ernilund „sub titulo et quuütatc ducali", die
Aeiater Lauenburg und Hütow, sowie Tancliel und Schweiz — alles nach
dcuselbci) Hecht zu besitzen wie das Herzoglhuui l'reugsen nach der ge-
heimen Convention.
Dann ein Art. 14 eiagcEcboben : das gegenwärtige Bündaiss steht an-
deren bestebeudeu Bündnisseu nicht im Wege.
Instroctioii fUr Schweriu und Dobrczeneki. Dat. Colin a. Sp.
21. August 1655.
iWomftgliüb Neutralität aud Erwerb von Ermland. Evunluellcs Eingehen auf
eia BiiodoiSH; Itediagungen üusselben; lieber Bcbwodievbu Prot^tctiou über Erm-
laud uU Vasallagiuni. — l!:vGn(ue|]e GonceBaiua bctreireud l'illuu und Meinul]
Instruction, wonach sie sich ^in Besrhiiessung des ihnen bekannten 31. Aug
foederis niutui zu richten".
„A^iOOt^iC
456 ^'- ^^^ nordische Krieg bis Eum Vertrag von Köiiigaberg.
Sie sollen dem König vorslellen: der Kurfürst habe, iu Anbetracht
aller Veihäitnisse für sich am gceigDetütcD geruDdeu, neutral za bleibeo;
sie sollen zuvörderst die Neutralitüt liraadciiburgs in dem bevorstehenden
Kampfe dem Eöatg plausibel zu machen suchen.
Geht der König darauf ein, so sollen sie dahin abschlicssen — „für
allem aber hätten sie es dahin einzurichten, dass Uns möge freigegeben
werden, das Bischoftham Ermland in Protection zn nehmen and za hal-
len". Will der König dies durchaus nicht, so ist es fuhren za lassen.
Besteht der König durchaus auf einer Erklärung Air oder wider, so
können die Gesandten darauf eingehen und über ein BundnisB mit Schwe-
den auter den früher von diesem selbst angebotenen Bodiugangeu ver-
handeln.
Nur sollen sie gegen i Paukte eifrig remoiistriren: die zngemathete
Verzieh tieistnng auf alle anderen Alliancen, den anlimitirten Gebrauch der
preussischcn Häfen, die verlangte Direction der Commereien, die l'artici-
pBtion der Zölle.
Jedenfalls sollen sie suchen, die Verhandlang hinzuziehen.
Die oberwühnte von Uns gerevidirte schwediache Conditiones
□ebenst dem secreten Articul wollen Wir Unsern Gesandten Über-
reichen lassen. Und weil jd bemeltem sceretem Articul und Condi-
tionibuB enthalten, dass Wir Preussen und Ermland hinfUro von der
Kön, Maj. und Krön Schweden zu Lehen nehmen wollen, und dann
Wir wol lieber sehen, das» ihme nur die Protection darüber ver-
bliebe; so stehet Uneerb Gesandten zn versuchen, ob mau dies Vasal-
Ingium wegbeben und hineinfUgeu mi5chte, dass der Krön Schweden
ins kOnftig die Protection nur Über berührte Länder competiren
und zwar nach Inhalt dessen, was Wir Unsern Gesandten vor diesem
in Conimission aufgetragen, nur so weit, dass l. Maj. und Ihre Nach-
fahren im Iteiche und die Krone Schweden za allen Zeiten sollen und
wollen Uns obgcdachte Lünder, so weit Wir oder Unsere naebkom-
niende Herzoge in Preussen und Ermland sie darum allemal ersuchen,
schuldig sein, gegen alle Gewalt, von wem auch ihnen dieselbige zu-
gefUget werden wollte, zu beschützen und zu beschirmen.
Dagegen wollten nun Wir Uns verbinden und reversiren, dass,
80 oft ein König in Schweden oder ein Herzog in Preussen und Erm-
land mit Tode abgehen wird, solche Protection vermittelst Kenovation
des Protectionbriefcs, worin obiges enthalten sein solle, vemeuem zu
lassen.
Da man aber hierbei noch andere Conditioncs bethetingen wollte,
so hinten es Unsere Gesandten bei dem Vasallagio zu belassen.
^aovGoOt^lc
V(TliaD<]long roil Scbwodea. ^g'j
Nebeiiraemorial. Dat. 22. August 1655.
Kommt e& udu auf obige Bediugaagen mit Schweden zum AbscblusB 1. Sept.
des foederis matai, Eo ist der Kurfürst uocb su weiterem erbätig :
1) oacb Absterbeo der kurfürstticben Liuie soll Pillaa und Memel au
Scliwedea falleu, wofür dieses uur die braudeubiirgiachen Aguaten, welche
im iibrigea PreuaBeo snccedireo, durch eia eatsp rechen des Territorium zd
CD [schädig en hat.
2) Ermland fällt für dieeeu Fall ohne weiteres an Schweden.
3) Es soll vou jetst an den Commandaaten von Pillan und Memel stets
eine veigiegelte Ordre gegeben werden, die ibaea für den eintretenden
Tadesfall die Üebergabe an Schweden befiehlt, and musa jeder Comman-
dant anf üefolgnug dieser Ordre beeidigt werden.
Schwerin und Dobrczenski, Relation. Dat Posea
. . . August 1655.
(Polaiacbe Bitte um FriedeD ; vergeblich. Besorgaise für den eigeuen Erfolg.
Der Kurfäret mit der Ärmäe nacb Preneaeii.]
Ein königl. polnischer Oesandtcr i^t erscbieocu nnd hat gar beweglich .
DU Frieden gebeten — seine Rede scbloss mit den Worten: ,,|iacem pe-
timos, bellum deprecamur". Der König Toa Polen hat sich auch be-
reit erklärt, sich selbst zu Karl Gustav zu bcj^eben; man solle nur die
Bedingungen des Friedens sagen, er bewillige alles etc.
Der König Karl Gustav hat nur entgegnet, er wolle lieber selbst zu
dem König von Polen kommen; er ist Jetzt, wie es heisst, bereits iu
Warschau.
Die Gesandten sind sehr besorgt für ihre eigene Verbandlung bei
jetzigen Umständen und sie wollen den König so rasch als möglich zu er*
reichen suchen — aber bis Warschau sind noch 40 Meilen und ein aebr
gefahrvoller Weg.
Inzwischen kann wenigstens der Kurfürst seinen Einmarsch nach Preusseu
mit seinen Truppen ungestört vollbringen.
Der Kurftirst an Schwerin und Dobrczenski
l>at. 6. September 1655.
(o. 0. conc. Somnitz.)
(Neue nBChträglicbe Instruction.]
Sie sollen den zu rührenden Tractateu zwischen Polen und Schweden G.Sept.
beiwohtien nnd dabei vor allem alles zu beseitigen suchen, was seit 1525
drücbeDdes in dem Verhaltniss zwischen Polen und Preusseu eingeführt
worden ist, namentlich die Apellation, Der etwa versncblcn Ucbertragnug
A-nOO»^lc
458 '■'■ ^" "ordiscln: Krieg bia g'.um Vertrag von Küuigal»;rg.
tlur poluibclicn Kccbie uiif Siliwcdi'U soticu sii; ütretig wideiaprccLiMi. llilft
dies nichU, so tritt die frühere Instruction ^ratioae protectiDui); oder vasal-
lagii" wieder io Knift. Diinn aber ist für die auTgewandten KostcD bei
diesen Streitigkeiten, mit denen der Karfürat eigentlich ^im geringsten
nichts zu echnffeu", Entschädigung zu fordern, und bis zu deren Leistung
muss dem Kurfürsten „eine gcuugthätige Versicherung an Landen uud
Leuten gegeben werden" — das nähere sei den Gesandten bekannt.
Der Kurfllrat an Scliwcriri uml Dobrczciiäki. Dat. MUlbanz
eine Jleilc von Dirsehau 15.125. September 1655.
(couc. V. Somnitz.)
25. Sept. Die Pricdens-tractutcn zwischen den beideu Kronea sollen, dem Verlaut
nach, abgebrochen sein. Der Kurfürst ist mit seineu Truppen untcrwei;»;
am IT. soll bei der Montaner Spitze der TJebergiing über die Weichsel ge-
schehen.
Schwerin und Dobrczenski, Relation. Dat. Casiniirebnrg
26. September 1655.
[tfurte Verhaudlaiig mit den Scbwädeu |
äept. Der König hatte den Gesandten durch llerrn Erskeiu sagen lassen,
„das», dicwcil wir wegen Ueniinciation des foederis Hollandici und Parti-
cipalion der Zölle nicht genugsam instruiret, ^o könnten wir ri;isen wann wir
wollten". Als sie um ihren Abschied und Convoy einknmen, hält man sie
doch noch auf. Inzwischen zieht der König mit eijiem Theil der Armee
auf neue Unternehmungen aus; alle Verhandlungen stocken indess. End-
lich am 24. September kommt der König zurück. Heute nun eine Confo-
r^iz mitErskein und Canterstcin. Der König lässt ihnen erklären,
dasa man die 2 obigen Punkte einstweiteu aussetzen und indess das Uuudes-
proJGct im übrigen durchnehmen wolle; doch so dass immer für den König
jene 2 Punkte die conditio sine qua non bleiben.
Die Besprechungen über das Projeut führen aber zu nichts. «Wir
wissen fast nicht, was wir von der Sache jadiciren sollen; denn dimittiren
wollen sie nns nicht und geben uns doch auch suhleehte Hoffnung zur End-
schuft der Tractaten und bezeigen sich vid härter, dann sie jemalen zuvor
gclhau".
Die Uesandten sehnen sich sehr, „ab hoc vitac gcucrc erlöset zu wer-
den", uud zweifeln, ob sie es noch lange ;iushaltcn können.
Graf Scblippenbaeh Ba;^t, der König wolle jetzt Braansberg dem
Kurfürsten nachlos^eD, über die Vettern des Kurfürsten (fränkische Linie)
uiusstcn exvludirt bleiben.
^düvGoot^lc
Vurhondlaag mit Scliwcdi,'». Mlliuriscbt: Uassrogetii. 459
Instrnction fiir Walticck „Itei der ihm aiifgütiageiieTi Kxpe-
ditioii". l>at Uieaeiibuig 2. Octobcr 1655.
(ÄroU. Arch.)
1. W. aoU mit der Cavullcrie „in's Culmisclie geheo und daselbst 2. Oct.
Qnartier nchmeD"; mit dem Wolwoden boII er sieh io EiDverDehmen selten
and die Truppen Dicht zu weit auseinander legen.
2. Er soll mit dem Woiwoden über den Unterhalt der Truppen
trautireu, so gut es gebt.
3. Eine „Vorwacht" tou 1000 Dragonern und 100 Reitern ist nach
Schlotteric zu legen.
i. Graadenz soll er durch den Oberst Kliagsporn mit 400 U. be-
setzen lassen, auch 20 Ctr, Pnlver und 2 Regiments stücke dahtu schaffen
lassen.
5. Ebenso, „dafern es Volk eiuuebmcn will", soll Tborn mit dem Wal-
deck'schen Regiment z. F- und 'i Comp, von der Uarde, uebst 3 Zwälf-
prüodera und 3 audera Stücken besetzt werden.
6. Bedingungen der Besetzung: der Magistrat „gibt das Wort" [d. h.
die Parole] ; der Stadtcommaadont behält das Obercommando, und es darf
kein Accord ohne Willen der Stadt geschlossen werden. Dagegen mnss
die Stadt die Truppen unterhalten; Pforten und Posten werden ihnen ein-
geräumt; auch die Stadt darf keinen Accord ohne Waldeck's Willen
ücbliessen; sie muss ilm „zu den CousilÜs zulassen und ohne sein Yorwissen
keine Correspon den zien pflegen"^ desgleichen ihm bei allcu Maassrcgeln zum
Besten der Stadt behilflich sein; wenn der städtische Cummaadant ab-
gängig wird oder seine Pflicht nicht thut, soll die Stadt Waldeck dos
Commando übertragen.
T. Strassburg ist mit 200 M. zu besetzen.
ä. Die Pässe an der Drcwenz sind zu revidiren und in Stand zu halten.
0. Den betrcCcndea OfQcicren soll Wal deck Ordre geben, „die
Posten zQ mainteniren".
10. Wcun sich Gefahr zeigt, soll er sich zurückziehen und sich mit
der Infanterie zu vereinigen sueheu, auch in seiner Abwesenheit den Offi-
riercD entsprechende Befehle hiuterlassen.
11. Den Rest der Artillerie soll er nach Marienwcrder schicken.
Der Kttrflirst an Waldeck. Dat Prcuaclimark 3. Oct. 1655.
(Arols. Arclh)
Es kommt Nachricht, dass die Schweden die Masuren überwältigt haben 3. Oct.
und über den Bug gehen. Waldcck soll sorgfältig recoguusciren lassen.
Der Kurfürst wüuscht baldigst Nachricht, ob Thorn und Uraudeuz üar-
niaon einachmen wollen oder nirbt.
^aovGoOt^lc
460 ^^ ^^' Dordische Krieg bis zum Verfrog vaa Königsberg.
Der KurfUrst an Waldeck. Dat. Preuschmark 3. Octobcr
um halb 4.
(Eigenh. AroU. Areh.)').
3. Oct. Lieber Graff von Waldeok, Ewer Selireiben') hab ich gleicli ibto
WoU empfangen, Undt Weill eiuige Sachen so hochnottig mitt euch
müssen communicirt Werden, als Wollet Ihr gleich nach empfangung
diesaes Euch alliie geslellen, Uudt damitt Ihr destu eher Uberkummen
kunnet, schicke ich eins von meinen Leib Pferden Ihme entgegen,
hiemitt Gott befollen Undt verbleibe — Des Herrn Graffen — gutt-
williger Freundt — Friderich Wilhelm Chf.
A Monsieur lo Conte de Waldeck
a Risenburg.
Waldeck, Gedanken, was bei jetzigem Zustand zu thun;
Dat Marienwerder 5. October 1655.
(Arols. Arch.)
[Elbiog and die MouUaer Spitze womöglich tu basetzeu. Militärisch« Vor-
achläge über TrappeDaurBlclluug etc.]
5. Oct Es ist um das Herzogthum Freussen zu thun, welches zu dcfen-
diren man gemeinet. Dazu wird erfordert, dass man die abhalte, so
uns nachstehen. Kann nun solches auf den Grenzen geschehen, ist
CS gut; aber den Rücken muss man frei haben und innerlich gesichert
sein, auch Mittel, die Armee mit Geld und Lebensmitteln zu versor-
gen, bei der Üand haben, und der Linie von Commnnication zu un-
sera andern Landen sich nicht berauben lassen.
Welches alles zu erlangen, man Eibingen, eines Orts an der
Weichsel, so nah bei Danzig als man kann (und wäre die Mon-
tauer Spitze meines Ermessens die bequemste) mächtig sein muss.
Welches aber nicht geschehen wird, wenn man mit dem Volk sich so
weit davon abgibt.
So wird es auch aus Mangel Zufuhr an Lebensmitteln mangeln,
wenn man, ehe Magazine gemacht, zu weit in's Land gehet. Also
dass mein unvorgreiflicher Rath wäre, weil zu Marienburg tractirt
wird, man Hesse das Fussvolk und die Artillerie stehen, wo sie nun
') Id der Orthogrnpbie des Origioals.
*) Nicht TorbAndeu.
^aovGoOt^lc
Hilitärische HassregelD. 461
stehet, und sehe, ma und durch was Wege man Elbtngen und die
Hontauer Spitze bekommen möge.
Unterdessen wollte ich die Reiterei auf den Grenzen stehen
läBHcn und mit dem Fussrolk auf Deutsch Eilau gehen, daselbst ein
Magazin aus dem Guimischen und Lübauischen machen und mich re-
tranchiren; da stehe ich 7 Meilen 7on E. Ch. D., hab alle dero
Aemter auf der Seiten, stehe an einem See tou 5 Meilen lang, kann
das Fussvolk hinter mich in die Dörfer legen, die Reiterei zu allen
Stunden an mich ziehen und, wo es E. Ch. D. Dienst erfordert, hin-
gehenj da im widrigen Fall E. Ch. D. nicht bastant sein, der grossen
Macht zu begegnen, wenn Sic den RUcken nicht frei, so von allen
Orten Sie umschliessen könnte. Das Stift Ennland wllrde auch in
Eil HO ruiniret werden , dass man sich es hernach nicht gehrauchen
könnte; weswegen zu Allcnstcin und der Oertcr Magazine zumachen
und etwas Volk hineinzulegen, wie auch Braunsberg sich in Güte
Terfiichcm.
An der littauischen Grenze kann der Obrist SchÖnaich und die,
so dahin beordert, stehen bleiben. Hernach kann man weiter sclieu,
wie CS anzustellen; denn sollte meine Artillerie und mein Ttruder
zurllckgehen, wllrde es scheineu, ob weiche man schon, und wllrde
den Muth unscrn Leuten und den Benachbarten bcDclimen.
Ich will selbst gehen und Deutsch Eilau besichtigen und alles so
anstellen, dass das Fussrolk und Artillerie keine Gefahr, und die
Conjunction mit E. Ch. D. nicht verwehret werden soll. Es mUsste
aber an alle Beamte befohlen werden, mir folgen zu lassen, was
nötig, und erlaubet wei'den, dass die Benachbarte um einen Zusclmb
anspreche. Auf solchen Fall kann auch die Besetzung Strassburgs
besser entscbuldiget werden, wegen der Linie von Communication.
Auf alles aber mUsste mir schriftliche Ordre gegeben werden.
Sobald das Volk logiret, könnte ich mich zu E. Ch. D. verfügen und
den Consiliis beiwohnen.
Auf das Schloss Graudcnz könnten auch 100 Mann gelegt
werden.
Es mUsste aber bei dieser Resolution bleiben und ohne äusserste
Noth nicht verruidert werden, bis man in Postur, einen Haupt-
streich zu thun.
Inzwischen nuiss das Magazin zu Königsberg, Wehlau und Holland
gemacht werden; das Oewehr, so zu Rieseuburg liegt, auch nach'
Holland geholet werden.
^aovGoOt^lc
462 ^^- '*" norJiBcbo Krieg bis «um Vertrag vod KÖDigsberg.
E. eil. D. gelirauclien «ich liieriu de» Ratlis von Huwaldt').
Wenn nur Kcsolution liali, so will in wenig Tagen <Iae Werk so go-
stellet halten, dai4H bei E. Cli. U. tieiu kann und in dero Dienst nach
Littaueu Iiin mich könne j^ebrauchcn lassen. Gott gehe guten Svhluss.
Der KurfQrat an Waldcck. Dat. Preusdliiiiark 5. Oct 16öö.
(Arola. Arch.)
Aur die äbcr^tchH^tieiien Cicdaiikpn wiid ihm erwidert, „daiSR Unser
FoBsviilk in den jeUigen Quartieren nicht «itehctn lileJben könne, weil es
dHrinneo keine LehensniiUcI hat und KIcincD Fürgebcn nach das Pro-
viant zu Dollstatt niclit ankommen. N.icli Holland .iber ist l'roviant ange-
achafTet, aurh die Ordre xclion ergangen, dahin zu niarcliiren; und uiu ge-
moltca Holland wollen Wir stehen bteilicu, bis die Handlung zu MnrJeu-
hurg richtig".
In Betreff Granden^ soll er nach Guifinden verrahrcn
Die Artillerie und die übrige Infanterie soll sieh auT Holland ziehen.
„Mit der Cavallorle wollet Ihr in'E Culniische gehen und ia'e Löbau'sche,
der gestrigen Ordre gemäss').
Waldeck an den Kurftiraten. Dat. Lcssen 6. Oetober 1655,
Aben-ls Glock 8.
l. Er habe nuT Grand eine^ von dem Woiwoden Koes ausgcGtellteo
Patentes den Ohr. Lient. Aolach mit einigen Trnppen abgeschickt, nm
in Strassburg Garnison eu nehmen; die Stadt hat sich aber geweigert, ihn
ohne gani specielle Ordre des Königs oder des Wniwodca auftnnebmen;
der Ort wäre zwar ohne Schwierigkeit doch zu occopiren; W. habe dies
aber ohne besondere Ordre des Kurfürsten nicht tbua wollen. —
Ebenso steht es mit Grandenz, das sich weigert. — „Sonsten vernimmt
man von den Schweden, und dass dieselben sich diesen Grenzen nähern
sollten, noch zur Zeit nichtK".
P. S. „Es kommt iteunder, wtewol ohne sondere Genlsskeit, Zeitung
ein, dass Fürit B o gi s I av Kad z i w i 1 1 die Schweden in Masuren geachlagen^
') Vgl. oben p. 413 die Sendung llauwatils nach Klbing.
*) In Belrcff Klbioga and der Montaner Spittc ist in dieser Antwort nichts
cDlhalten.
^düvGoot^lc
Utiitäriache Hae
Der Kurflirst an WaUlerk. Dat. Ilolliind 7. Octolier 1650.
Kr scliitkt ihm zur Itesetüung der nötigen l'ässe uad l'lülze «alle 7. Oct.
Dragoner" zd und sein (WalilcrkV) Heg. z. K , mit Ausnahme von 2 Comp ,
die er bei nith lieliält.
Waldeck an den Knrfilrsten. Dat. Marienwenler 7. ÜcL 1655.
(Conccpt, Arols. Arch.)
IMililünache RnthBclilÄ);i'. Kniechit'üciie Ilullnof; nötig. |
Um Jeaus Clirixtüe liittc ich, E. Cli. D. j^elicn nielit zu weit von der 1- Oct
Weichsel. Denn so E. Ch. I>. nicht bei der Montaner Spitz eine
Schanz auf den Berg machen und dadurch sich der Ueberfahrt ver-
sichern, sein Sie ganz abgesclinittcn ; und ob schon iltc Schanze, so
die Polen haben, ihnen bleiben sollte, niUsscn wir docli auch eine
haben, dadurch wir'sie Bwingen können. Marienburgischer und EI-
bing'schcr Werder mflsscn in unscrn Hilnden bleil>en; denn kommen
die Schweden darein, so werden sie Meister von der Nehrung, con-
sequenter von der Pillau, und echlicssen den Succurs der Staaten ab.
Wenn E. Ch. D. in Thorn Vidk hstten bringen können, wäre ea nicht
büs; doch ist jenes nötiger.
Er will Graudenz begichtigen, zweireit aber, dass die Stadt Trappen
aofiiebmen wird.
Die Schweden werden bei der Memcl und an der littauischen
Grense Diversion suchen zu machen, un« von der Weichsel abzu-
ziehen, um Zugang zu den Werdern zu hallen; welcher Verlust der
Verlust UDBcrcs Staat« ist; dass also man durch nichts sicli muss von
dcu hiesigen Quartieren abziehen lassen.
Es muss, Gott weiss, eine beständige Resolution genommen wer-
den, wie man defensive oder offensive gehen, auch wegen Magazin
und Winterquartier alles anstellen will; sonst ist alles verloren.
Mein Eifer zu deroselben Dienst und Reputation dcroselbcn Person
und der Armee thut mich so kühn schreiben. Ich hoffe, es werde so
genommen, wie ich es von Herzen meine.
Der Kurflirst an Waldeck. Dat. Holland 8. October 1655.
Kr wundert Hch über die WcisernnE von Strassbnrg und wird den 8 Od,
Woiwodcn Koss b.ildif^.it darüber zur Rede stellen. — „Weil Ihr aneh
beliebtet, d;iKs Ihr fo ganz keine Nachricht von den Schweden erlanget,
als wollet Ihr Oei^^ig Vartt-ien za 4, 5 nnd ft ITerden auf einander gehen
A-nOO»^lc
464 '^' ^^'^ DOrdisch» Krieg bis com Vertrag von RÖDigBlierg.
laEsen und Euch bemühen, daut Ihr gewisse und gute Kundschaft erlangen
möget; denn es Uns diBreputiriich sein würde, wenn auf Uns sollte gegan-
gen werden, nnd Wir hätten nicht Nachricht davon".
Der Kürfilrat an Waldeck. Dat Holland 9. October 1655.
-. Er sendet ihm den preossischea Hofgerichtsrath Carl Friedrich von
der Oelschnitz zu, „damit Ihr Euch seiner in einem und andern bei
Tractaten und dergleicben gebrauchen könnet".
Schwerin nnd Dotti-czenaUi an den Kurfürsten.- Dat.
Caaimiraburg 10. October 1655.
10. Oct. Trotz tüglichen Drängens ist zd Iceinem Abachluaa zu gelangen. Die
Schweden sind über die Verhandlungen des EurftlrsteD mit dein Eönigl.
Freussen nnd besonders mit Danzig sehr argwöbniEcb. Bei der Behanp-
tnng der Unrcroinbarkeit der holländischen und der schwediscken Alliance
beharren sie fest. Desgleichen bleibt die Partieipatton der Zölle nnd die
Zulassung der fränkischen Linie streitig.
Instrnction fiir Waldeek. Dat Künigsberg 15. Oct. 1655.
(Arols. Arch.)
15. Oct. I. Wa'tdeck soll seine Trappen easaromenzieben und sich mit
ibneo nebst der Artillerie aa die Memel begebea nnd dort jedem feind-
lichen Eiafall en^;egentrcten.
2. um der bessern Verpflegung willen soll er die Truppen woinfiglich
jenseits der littanischen Grenze quartieren, „nach Orodtio närts, als welche
Ort der König in Schweden dabcvor Sr. Ch. D. selbst attribuiret".
3. Er soll seine Ankunft an derOrenze den in der Nähe befindlichen
moscowi tischen Generalen nnd OfGcieren antelgen, mit Versichernng freond-
schalllichcr Gesinnung.
4. Ebenso ist bei der schwedischen Generalität in Lirland so rer-
fabren; er soll sich mit ihr auf guten Fuss setzen; bei Begegnung mit
achwedisclien Truppen auf littanischem Gebiet ist jede Feindseligkeit eq
vermeiden. Ucber die Antwort, die er erhält, soll Waldeck schlenni^
Bericht erstatten. Zeigen die Schweden offene Feindseligkeit, „so mag sich
der Herr Graf, ufs beste er kann, defendircn, auch den Schwedischen Ab-
bruch zu thnn suchen".
5. „Ueber die nöthigen Gelder za Erlangung gater Knndschaft" soll
er »erfügen.
6. Desgleichen hat er Vollmacht, mit polnischen oder andern Truppen,
die in des Eurtürsten Dienst treten wollen, zu unlorhandeln.
luetraclioD Kr Woliiecfc. GewiDDung polnischer Trappen. 465
I. In Tilsit, Tnpiau und Wehlau sind gute Magazine zu errichten.
8. Wa etwa RcOouten oder R« trän die ments nöthig sind, soll er Bie
baneo lassen.
9. Aach darf er im Nothrall „des gemeinen Aufbots sich gebrauchen".
10. Sollte Bü zur Action kommen nnd einige Orte dann Rieb weigern,
Garnison einzanehmen, so hat Waldeck Vollmacht, dieselben „nach
Eriegsmanier znm (iehorsam zu bringen nnd zu bestraren, wie ihm dann
auch sonst, wann er etwas zu Sr. Ch. D. Dienst rerorduet, die Execution
zn verrichten offen gelassen wird".
I I. „Wann der Feind mit einer considerablen Macht anf ihn dringeu
sollte, bat er sich seinem Gutfinden nach entweder an einem gewissen ivid
sichern Ort zn setzen, oder zurückzuziehen; dabei er aber jederzeit dahin
sehen muss, dass er von Sr. Cb. D. nicht abgeschnitten werde; und bat
sich bei solchen Fällen auch der hohen Ofßcirer Rath nnd Gutachten zu
gebrauchen".
12. „Wann er verepüren sollte, dass der Feind nach Königsberg
dnrcbbreoheu wollte, so muss er solches zn hindern oder dem Feinde vor-
zakommeii suchen, auch sich selber afn Notbfall nach Königsberg reti-
13. Mit Munition soll er genügend versehen werden.
14. Er soll fleiesig recognosciren lassen und dem KurfUrsteu stets
Nachricht geben von dem, was vorgeht; in den Aemtern wird Anstalt ge-
troffen, dasB die Brtere bei Tag und Macht durch reitende Boten befördert
werdeir.
15. „Wann er auch etwas Importantes vorzunehmen Willens, nnd die
Zeit leiden will, Sr, Ch. D. vor der Execution davon Bericht zn thun, soll
er Holclies werkstellig zu raaclieu schuldig sein nnd derosciben Resolution
vorher© einholen. So es aber Sachen sein, welche keinen Verzug leiden,
kann er anch ohne eingeholter Resolution exequiren".
Major David Jordan an den KurfUrsten. Dat. Fawlowki
17. Octo])ei- 1655.
[Verfluch polnische Truppen in den Dienet des Eorfürsten zn Eiohan.)
Nachdem E. Gh. D. mir anbefohlen, mich derogestalt bedient zu 17. Oct
machen, dass icb welche Völker an E. Cb. D. bringen möge; habe
drum auf Befehl I. Ch. D. Gott weiss nicht gesäumet; aber unmög-
lich, Bo geschwinde so eine grosse Sache, also dennoch so eine ziem-
liche Armee zu persuadiren. Habe dennoch einen Anfang meiner
Dienste in's Werk gerichtet und einen Obristen, mit Namen Niewia-
rowski, mit einem ziemlicben Trupp Volkes zu E. Ch. D. Diensten
gebracht; von dem auch an E. Gh. D. eine Schreibung wird zuge-
sandt. Mich aber wiedemm aufgemacht und eine ziemliche Reise za
Hater. *. Qacb d. üt. KnrrUnMn. VU. 30
466 n. Der Dordischa Krieg bis snin Vertrag tod Eönigeberg.
thnn Torgenommen an die Armee, die zu denselbigen Vftlbern ge-
hören, welche a\if ein 5 oder 6000 M. stark berichtet wird. Hoffe,
die auch an £. Ch. D. Dienste zu bringen; an .den ich auch tob den .
itzt geworbenen Völkern ein Schreibung habe, daas sie sich zu dero
Diensten persuadiren und einlassen sollen.
P. S. E. Ch. D. werden die Leute wollen einen Ort anzuweisen
sich gnäd. belieben lassen. Thue E. Gh. D. auch zu wissen, dass
hie ein Obrister ist mit Namen Poktonski, der an 3000 Kosaken
FuBSTülker zusammenhat; wann ich ein eüeade Schreibung von E.
Ch. D. erwarten könnte, wollte ich bei einer Occasion als dahin
reisen.
Beiliegend das Scbreibea des Obersten Stephan Niewiarowgki
(„in Eeincm und der ganzen Coinpagnte Namen") an den Kurfürsten
dat, Pawlowki 15. Oct 1665 (polnisch mit beillegender deutscher lleber-
selznng), worin derselbe sieb bereit erklart, in die Dienst« des Kurfürsten
gegen den gemein$aD)eu Feind zu treten ; er habe jetzt ca. 300 Reiter and
ca. 400 Dragoner, hoffe aber bald mehr zosammen zu bekommen.
Des Tveiterea erhält Waldeck Befehl, die Verhandlung mit diesen
Truppen zu fuhren und sie unter gewiesen Bedingungen in kurfürstliche
Dienste zu aebmen.
t. Patent des EnrfitrBtcn an alle Civil- nnd Militärbeamte im'Natan-
gischen und Saniländiseheo Kreis, dem Grafen Waldeck in allen Dingen
Hilfe und Gehorsam zn leisten, dat. Holland 18. Oct. 1665.
Waldeck an den Knrftiraten. Dat, Königsherg
18-18. October 1655.
[Geld- und Tuchsendang aus Eöuigaberg. Outen Muihes |
IH. Oct. Was vor eine Müh ich gehabt habe, kann icli nicht genung sagen,
das Geld und Tuch bei^utreiben. Diesen Mittag werde ich 30,000
lith. übersenden, mit welchen meiner Rechnung nach E. Ch. D. weit
kommen können, wann auf die Compagnien mit dem ersten Blatt,
wie sie jetzt bei der Musterung sich befinden, Geld gegeben und auf
den General und andere Stäbe Assignationes anhero gegeben werden;
da ich denn gut vor sein will, dass selbige Assignationes vollthan wer-
den sollen. Vor meine Leute will auch schon heransbekommen, was
mir nötig; wicwol mich noch sehr Übel befinde, will ich doch sehen,
ob überkommen kann. Gott regiere E. Ch. D. und dero Rath; denn
ich keine Gefahr sehe, wenn die Condutte gut ist Es scheinet, ob
A-iOOt^lc
Waltleck in Königsberg. 4g7
(Itlrfte mir die Last in Littauen etwas schwer werden, wovon meine
Gedanken sagen oder doch Ubci-ecbreiben will.
ReBolotlon des Kurfürsteo, daL Hotland 21. Oct. 165Ö. — Dos 31. OoL
Schreiben vom 18. erat heute bekommen. Mit den. 30,000 Rth. ist wenig
anzDfangeti; sie reiihcn noch nicht einm&l zn '■ Monnt tiold. Waldeck
BoU von dem ganzen Posten von 150,000 !Uh. dem Kurfürsten 70,000 bnar
and 20,000 in Assignationen üheiKchicken; und für seine Truppen soll er
30,000 baar nnd ebenso viel in Assignationen behalten.
Der Kurfiiret an Waldeck. Dat. Holland 20. October 1655.
[RecofDoicirDDg oacb Litlanea. Gnta Besiebangen mit dem Bischof von Wtlna
zn echalt%D.J
Legitimirt bei ihm einen Rittmeister Münchhausen, den er mit einem 20. Oct.
Schreiben (dessen Copie mit übcrsandt wird)') abgefertigt; derselbe hat
sonst nur noch den Aaltrag, Erkundigungen über die schwedische Armee
tu Littaucn einzuziehen, und ob noch weitere littanische Truppen zu der-
selben gesCoBsen sind; W. soll den Rittmeister des weitern über die Lage
in Littanen informiren.
Im übrigen wollet Ihr Gelegenheit suchen, mit dem Bischof von
Wilde in Gespräch zu kommen, um von dcmselbeu ku vernehmen,
was er etwa fQr Nachrichten hnbe, wie es um des Königs zn Polen
Armee stehe, und ob an dem etwas sei, dass der OrossfUrst in der
Moscau itzgedachtem Künige Fricdenstractaten angeboten. Auch
wollet Ihr endlich dahin sehen, dass vorerwähnter Bisehof jedes-
mals bei guter Zuneigung gegen Uns erhalten werde.
Waldeck an den Kurflirsten. Dat Königsberg 21. Oct 1655.
[Die GelderhebDDg in Königsberg. Reise der Kurfürstia nach Prenssen.
TachHeadnng.)
Mit dem Qeld hat es noch einige Sehwicrigkcit gegeben, so dass dieses 2t. Oct.
und das Tuch erst heut abgehen kann. Kr will heute abreisen, wenn seine
Gesundheit es erlanbt, nnd wenn die Sladt genügende Sicherheit gegeben
für die richtige Zahlung der übrigen Gelder.
■) Diese Copie, die bei dem Berliner Exemplar fehlt, findet sieh bei eioer
tweitcn Ausfertigung dieasB Scbreibem im Aruli. Arch. Der Brief ist gerichtet
an den Woinodeu von Witepak, Panl Sapieha, dat. nollaud 19. Oct. 165r>:
Widerlegung der ausgestreuten Gerüchte, als ob dbr Kurfürst mit Schneden im
Bunde wäre; er bittet den Woiwodeu vielmehr, über gemeinsame VertheidiguDgi-
massregeln mit ihm in Verbindung zu trotcn, nod vemeist ihn zu diesem Zweck
speciell an Waldeck.
30*
463 "- ^°'' Do''<l'Bclio Krieg bis zum Vertrag von KoDigaberg.
E. Ch. D. berichte ich uotertü., daes der Trompeter, so E. Gh.
D. um den Pase an den Köoig: von Schweden geschickt, von den
Polen ermordet ist; weswegen es nötig, daea E. Gh. D. einen OfGeier
mit CO oder 100 Pferden hinsenden, dass selbiger recht zu nach
Pommern den Pass bringe, und unterdessen I. Gh. D. die Kurfttrstin
fortreisen lassen; denn sonsten es weit in Winter kommen and I. Cb.
D. der Kurfttrstin die Reis schwer fallen wtlrde.
F. S. Das Messen, der Mangel der Wagen macht, dass nicht
mehr Tuch vor diesmal mitgehen können als die Hälfte. Wenn nun
E. Ch. D. beliebte, dass an jedwedes Regiment die Hälfte Tuch ge-
geben wDrde, als auf 1000 Mann 4000 Ellen, und die Guarde, so
5000 Ellen gefordert, dritthalhtaueend ; indessen dass selbiges verar-
beitet, wird das andere folgen ;' sonst wird es Jalousie geben, wenn
der eine was bekommt, der andere nicht.
Waldcck, Instniction fUr Obrist- Lieutenant Aulack an den
Grafen Magnus de la Gardie. Dat. 22. October 1655.
(Arols. Arch.)')
!■ Oct. Er soll den Qrarcu de la Oardie, „in Anmerkung mir allerband rer-
dächlige Berichte zukommen", um Aensseraog darüber bitten, „wessen ich
mich zu demselben zu versehen". Zagleluh soll er die Erwartung aus-
sprechen, dass der schwedische General die Qränzen des Herzogthums
nicht überschreiten, dass er gegen die littanischen Völker, die in des Kur-
rUrMtcn Dienste getreten, nichts feindliches nuternebmen, auch die brasden-
burgischea auT littauischem Uehiet einquartierten Tmppeu nicht beläsUgea
werde.
Der Kurfürst an Waldeck. Dat Deutsch Eylau
27. October 1655.
(Arols. Arch.)
I. BcBtätigiing eines von Waldeck erlassenen kriegarechtlichen Urteils:
die Summe von 8CSG fl., welche von dem Waelitmeister des Rittmeisters
Brandt und seinen Leuten der Fran des Ernst Korff in gewaltsamem
Uelerfall auf freier Landstrasse geraubt worden ist, soll dem genaanteo
Rittmeister und seiner Compagnie an ihrer nächsten Löhunng abgeiogea
und der ßerauhteu wieder zurückerstattet werden. — Beiliegend verschie-
dene auf die Angelegenheit bezügliche Acten.
■) Bio Bericht Anlacb'B über diese Miiaion liegt nicht vor.
Wftideck an der litUaischen Grenze. 4g9
Waldeck an den Knrfllrsteii. Dat. Insterburg 30. Oct. 1655.
[Kändschsft von der schwedischen Armee Duter de la Gurdie; ihre Starke und
Termathlichen Absichten. Miliforiscbe Disposilioneu Watdeck's. Vorschlag za
einem Angriff aar die Schnredea. ReqniaitiousBj'stcm.]
Heate hier angekonunen ; gedenkt morgen lu Tilsit zu eeiii. 30. Oct.
Ich bab albie den Obristen Scbönaicb und oineo Lieutenant,
ivelchen derselbe io das scbwediscbe Lager untei' dem Prätoxt ge-
schickt, ob wäre tod ihren Partbeien in diesem Uet^ogthum Schade
gegchehen, angetroffen; welcher berichtet, dasB er Graf Magnus
Selbsten gesprochen und von demselben zur Antwort erhalten, dass,
wofem jemand angetroffen würde, der Schaden thäte, da sollte mau
aufscblageu; er hätte sousten gedacht, sie hofften durch Abtretung des
Stifts Ermland noch Friede zu bekommen; den Durchniareeh zu dem
Königlichen Prenssen mtlsse man ihnen gestatten; denn sie Ordre
hätten, dieselbe anzugreifen , und weil sie befehligt wären , Über
Braunsberg zu gehen, hat er sich des Wegs auf Tilsit, Insterburg und
Königsberg erkundigen wollen. Sie geben sich ans für 18,000 Af.,
werden aber nur auf 10,000 geschätzt, wovon ich denn bald durch
Spendirung etwas Gelds Kundschaft zu bekommen hoffe. Die BrUcke,
so sie bei Welunen geschlagen, sein sie noch nicht passirct. Es scheint,
dass ihr Dessein sei, entweder mit Steinbock sich zu coiyungiren,
oder ins Stift Ermland Aber Heustattel zu gehen; denn über Tilsit
mflssten sie sich zwischen der Memcl und Inster halten und könnten
in den Morasten durch Partbeien sehr ruinirct werden; auf Heustattel
aber zu haben sie flach Feld bis nacber Insterburg, auch bässer Ge-
legeDbeit nach dem Bisthum zu gehen. Weshalbcr ich anf das Haus
Ragrnit den Capitain Dnoiseler mit 50 M. von meines Bruders Re-
giroeat und 100 Neugeworbene, auch jemanden mit 300 M. in Tilsit,
nnd den Obrist-Lientenant von des v- Schliebcn Regiment mit Dra-
gonern in der Nähe bei dieselbe Stadt verlegen, daneben Eukerness,
and was sonsten in Acht zu nehmen, der Gebltbr versehen, eine- Vor-
waeht von 50 Dragonern, welche hazardiret werden müssen, narher
Cattcoau, und dagegen an die Memel eine Wacht von 30 Pferden
schicken, und von des Jägermeister Hall 's Leuten längst dieselbe
bis nscher Tilsit, und das Ubrigo von des Hen-n Grafen v. Dohna
Re^ment stellen [will], damit auf den Nothfall diejenige, so in der
Tilse keine Dienste thun können, aus den Wildnissen Incommoditäten
verursachen mögen.
Das Fussvolk stelle ich von Georgenburg bis Angcrburg an die
Anger; dafern ich sehen werde, dass die Schweden auf uns avan-
Aj.oo»^Ic
470 '^- '^^^ Qordiaclie Krieg bis zum Veitrui; voo Künigeberg.
cirten, will icli nieiDC Artillerie auf Augcrburg geben lassea. Die
Reiterei Inss ich von Spcrliiig; ab an dca Grenzen bia JohanniBburg
logireu, mit Ordre, äasä sie auH den benacbbarteu Orten für eich und
in ihrem Namen Station und Unterhalt fordern sollen, damit man ea
hernacher entweder entschuldigen oder, nachdem Resolution wird ge-
fasBt werden, mainteniren ktinoe. Sie sollen so nahe als sie können
beisammen stehen, auch so gute Ordre als immer möglich dabei ge-
halten und die Lebensmittel, wenn es gescliehen kann, von aussen
gesuchct werden. Solchergestalt kann die Conjunction mit E. Cb. D.,
dafern selbige von Nötheu sein und unterwegs frische Pferde ftrs
Canon bestellet werden, innerhalb '6 oder 4 Tagen geschehen.
Ich werde mit dem ehesten einen Offteirer au FUrst Bogislav
Radziwillen und au den Sopia [d. i. öapieha] scbickea. Wann
nun dieselbe Volk und gute Resolution hätten und sich alsdann eine
favorable Oecaeion präsentirte, so stelle E. Ch. D. gn. Nachdenken
und Befehl anlieim, ob ich alsdann neben ihnen mein Heil versuchen
soll; denn ich merke, dass sie sehr sicher sein. E. Ch. D. können
ilberlegeu lassen, ob es angehen wollte, dass man mich desadyoairte
und ich meine Entschuldigung auf ihre Dräuworte oder etwas an-
deres, so' wol zu linden stUnde, nähme. Ich erwarte deswegen E.
Ch. D. gn. Ordre. Und weil sehe, dass die Station von den Völkern
alhie würde verzehret werden, so würde ich mich erkllhneo, einige
Wittinnen mit Getreide, so bei der Tilsc liegen, anzuhalten und
solches an behörige Orte bringen zu lassen; denn es besser ist, dass
ein Kaufmann, welchem hernachgehends , wenn es wo) gehet, alles
bezahlt werden kann, klage, als dass E. Ch. D. Armee und I-and
niinirot werde. Wenn ich auch irgendwo Geld, oder was uns sonslen
nötig, bekommen kann, werde ich es angreifen und E. Ch. D. be-
rechnen lassen. ■
Resolutiou des Kiirfiirste». Dat. Oschetzky 4. Nov. 1655.
^aovGoOt^lc
Wftideck OD der tittauiacbeD Gr«oze. Coarerens mit Woiraberg. 471
0er Kurfürst ao die geheimeD Rüthe in Berlin. Dut. Saiil-
feld 25. Oct. 165ö. — Sic sollca ilarcb cinca aua ilircr Mitto Ijei dem
schwediscbeD ResideDteu Wolfaberg in Berlin zu crkuudoii xuchcn, was
er über die VerbnadliiDgeu der beiden Abgesandteu eu deu Ktinig Karl
Gustav (Scbweriu und Dobrczeoski) wisse.
Bericht Wesenbeck's tlber seine Unterredung mit Wolfaberg.
[Dat 21. October 165ö.)
[Die Geeaucttcn bei Karl GubUv. Mnchricht aus Wieu. Weitere I'IIIdu du«
Königs. Die brandeDtrurgische Rüatueg. Scbwediscbo Absicht au( da« kUijif;!-
PreDBBeo.]
Wolfeberg erzählt, dass die bcideu Gesandten am 6. Sept. zum Kö- 31. Oct
oig gekommen seien; daon am 21, Sept. sei der König von Kruliau riti^k-
warts aafgebrocbeo uud habe die Oesandtea abgefertigt. Seitdem »ei er
ebne alle Nachriebt.
War soDBteD in Discursen was freinitilbigcr un<t m> pcrjilcx und
nachdenklich im Reden nicht mehr als vor drei Wochen . . . »ondern
hatte ziemlichen Mnth wegen seines Königs Vragrenn, Cunjunctiiren
und ein^eholeten Zeitungen wieder gcfasHt, indem er {gedachte, wie
ihm der Bcbwedische Resident Klee aus Wien zugcKcliricIien, daKH uf
dessen gethane Proposition bei Kais. Mnj. dieselbe Meinen Ki'mig ver-
Binceriren lassen, dafero nur die Grenzen Ihrer Erliläiider uiilierllhrt
blieben, sieh des polnischen Krieges nicht mit za implicircn; der-
gleichen anch Chorsaehfien gcrathen.
Wettere NachrichteD und Hitthiiia;i:iungeD Wolf ibc rg« u\i<:t die
Absiebten des König« Karl Oasta* für die niw:b^te Zeit und nein«
Chancen.
Auf Prea-sea übergebend meint W'df-ber^, der Uiriculnirictr Con-
vent werde nmi wil zu Bude tein; «r b ilit itl.ri;,".-»- t('Mi''I[jii>i:'ii, .,:iI- -««i,n
der Herr Graf t. Waldetk n, t t'.liobm Vo.L';::i i.a^'i.T Ut'.ari gai,;."-fj,
in MeioDDg, dau t^üeicbi S. Cb. D. au';b eii.!;.": Aeu-tcr il:i':'.l:t b^Un
möchten-'.
Wie ich antwortJ^te. da** i<-;,» eis^'ulli'h t.i'bt »Ij«-!*;. n-jili'rirf«
er, das« nkbt oLo«. daM ü. Ca. U. l'-.rt \-,'.,.t:r, p,t, z-ir l>I'><>*'rti iM-
fension aUzavid utnl ;rr',-**. viX-.in:.:.,: zi tuAf/tn-.!-. Ai-na M>n>t<:u
Ihre Lande damit ztj n'.u'.f:!: '»■'.'.:': ■/'.':.•:■'>■>] n>; • \.--f.-u. <!;i" K*:
andere polnüri« r'-i^'J* :i y.."-u 7^...:'% i. •..u.'-u i* .."!';& . . .vt t^'ün
König oidit w<J oL-^iL-'U^ c.,-..!^
^aovGoOt^lc
472 'I- ^^' nordische Krieg bia Esin Vertr«g von Königsberg.
Ich antwoiiete ihm, dsss man keinem Potentaten vorBthreibea
könnte, wie hoch er seine Defension commenourirte. So wUsste ich
auch nicht, ob jemand der polnisclien Stände in Prenssen mit seinem
Könige Krieg liätle oder Feind wäre; denn esja nur personatis actio
unter beiden Königen scliicne, und dessen die Stände nicht zu ent-
gelten, auoli solchergestalt sich wol unter eines Anderen Protection
geben könnten etc. . . .
Er schloss auch damit, dass man ja verhüten sollte, damit zwi-
schen denen beiden hoben Häuptern keine Diffideuz entstehen möchte;
denn sein König von Sr. Ch. D. Landen und Autheil des üerzogtliums
Preussen das geringste nielit begehre (denn was vor diesem wegen
Pillnu und Iklemel gescliehen, weil S. Ch. D. absolut in Preussen zu
sein vermeint hätten, davon aber sein König schqn abstehen), dahin-
gegen sich verseilen wUrde, dass S. Ch. D. dieselbe in seinen Dea-
seins und Actionibus nicht bindern würden, sonderlich da er uf das
Königl. Antheil Preussen eine hauptsächliche Iteflexion gerichtet hätte
und solches haben mdsste und in dem verwüsteten und grossen weiten
Königreich Polen nicht liegen bleiben wUrde.
Waldeck an den Kurfürsten. Dat. [Tilsit] 1. Nov. 1655').
[Die Qaartlere für die Reiteret; möglicber Zusammenstoee mit den Schweden.
Nolwendig, einen ICniBdiluas zu faaaeD. Walileck actio aelaetig. Krniahnung Kor
Pesligkeit. Die Rtiiae der Ktirrürstin. Gcbeimniea vor allem nötig]
E. Ch. D. sehen aus dem Kinschluss, was der Obr. Schdnaicb
berichtet'). Nun erwarte ich Ordre, was ich thun soll wegen der
Logirung meiner Keiterei ; denn sofern ich logircn will, muss ich mich
resolviren, es mit dem Degen zu mainteniren; und weil sie schon
Quartier genommen, wurden sie, die Schweden, es fllr einen Bruch
halten.
Wenn E. Ch. D. gemeint sein, die Sache auszuführen nach der
gefassten Resolution, und sich resolviren können, sich in solchem
Staat zu fehcn, dass es vielleicht einmal an ßrod auf dcro Tisch fllr
eine Zeit lang mangeln möchte, und solches mit Beständigkeit aus-
■) Im ArulseDur Archiv ein anderes lÜxempUr dieses Briefes, datirt Tapian
26. Oct. 165;>-
*) Dieser ßericlit fehlt; oQeabar enthielt er die Nachricht, dass die brao-
denburgische Reiterei bei dem Versuch, sicli jonseits der Greoce in LiilauoD
eiozuquartieren, auf Hindernisse vun Seiten der dort schon aDgehomneDen
Schweden gestosaen wnr.
Waldeck an der littanischea Oreazo. 47g
iBstehen and dee Gltlcks und dero Waffen Ausschlag sich zu unter-
werfen getneinet: so hielte meines wenigen Ermessens davor, E. Ch.
D. werden wol thun, dero Reiterei eo zu stellen, dass aufo Fall man
sich coi^ungirea könnte, auch mit der Artillerie und Fusavolk einen
solchen Posten zu fassen, da sie stehen und von Steinbock so ge-
schwind nicht fiher ein Haufen geworfen werden ki>nnl«n. Unterdes»
nehmen Sie 1000 M. z. F. und 2000 Pferd und schickten die mir,
dass Graf Magnus, so denselben in solcher Postur sehe, dass etwas
anszurichten, Über ein Haufen werfe; unterdess, wenn ein 1000 Pferde
von ihnen Uherrumpeln könnte, solches thäte.
Ich will eigentliche Kundschaft einholen und bei Tag und Kacht
E. Ch. D. Nftchriclit geben. Unterdess lassen mir dieselbe gn. wissen,
ob Sie eine solche Resolution genommen, damit mich darnach richten
könne. Aber wenn E. Ch. D. einmal gebrochen, so muss die Sacb
ausgeführt werden, und wenn E. Ch. D. auch itzunder das Werk mit
Schimpf sollten liegen lassen, so ' war für dero Leben der ßespect
verloren.
E. Ch. D. senden jemand an die Churfürstin, dass sie sich eilet,
damit nicht, eben wenn wir hier in die Haare gerathen, dieselbe von
ihnen ein Sehimpf empfange.
Wenn E. Ch. D. etwas filnunehmen gemeinet, so wollen dieselbe
doch fVr dero Dienern in der Kammer sich nicht bloss geben; denn
E. Ch. D. versichern sich, dass zu Königsberg gehöret hab, was E.
Cb. D. wegen der Marienburger und anderer Hachen geredet; und
beim Krieg ist die Seeretesse alles. Ich wollte gern vor vielen war-
nen, aber ich darf es nicht wagen. Gott regiere E. Ch. D., dass Sie
Ihre Leute kennen lernen!
Waldeck an deii Kurfllreten. Dat Tilsit 1. Nov. 1655.
[Die RadEiwiU'schea Fracfatscbiffe. Reriaisilionun. MilitärJBche DieposilioDeD.
Evealaeller ZusamineDsloas mit den Schweden wegeu Ermlands.l
Wie beigehend zu ersehen, habe ich an Prinz Rad zi will ge- i
schrieben; die Wittinnen hab ich auf Labiau gesandt'); anderen, so
hier Güter haben, desgleichen sich hinunter zu begeben andeuten
■) Eb Bind die Witlionen (FrachlBchiffe), auf deoeo Fürst Radziwill Beioe
Schatte, nm «ie vor Kriegagerahren eu bergen, nach Tilsit oder Memel zu
BchaffeD veisuchto; WaldecklieBS dieeelben mit Beschlag belegen; vgl. über
die Angele|;eDheit Erdmannadörrfur Graf Waldeck p. 349r.
A-nOO»^lc
474 ^'- ^^' nordische Krieg bis zam Vertrag von Königaberg.
lasaen; es ist vermuthlicb das Beste hinweg; dena in einer Naobt
jO Wagen aaagesohifFt sein; was aoob darauf, haben £L Cb. D. in bei-
gebendem in etwas zu ersehen. leb habe nach Tapiau geschrieben,
daselbst keine Wittinnen passiren zu lassen. £. Cb. D. wollen giä-
digst Belieben tragen, zu verbieten, dass kein Haber ausgdaseea
werde zu Königsberg; denn ein grosser Hangel in kurzem daran iwin
wird. Ich will hier im Namen E. Ch. D. allen Hauptleuten zu wissen
thun, dass sie allen Haber ausdresehen und in die Stödt schaffen
sollen. So hab aueh eine Ordre gegeben, dass jedweder B«iter ausser
dem Herzogthum 3 Sack Haber sich schaffen soll, welche an einen
bequemen Ort will bringen lassen.
Man bringt mir Beriebt, ob sollte Graf Magnus Ober die Bracke
sein ; icb hab noch Parteien ans, erwarte deren Bericht. Alhier will
ich Bellicum lassen, daas er diesen Ort, Uagnit, und die Schant su
Kuckernese etwas in Defension bringe, und das Commando albier
und zu Baguit bis auf weitere Ordre fUbre. De« Jägenneisters Hall
seine Leute will ich hier in dieser Gegend stehon lassen. Morgen,
geliebt es Gott, will iob wieder nach lasterborg. Unterdess hab ich,
wie E. Ch. D. aus der Gopie sehen können, an die specificirten Haapt^
leute geschrieben, und will ferner nichts, so zu E. Oi. D, Dienst ge-
reichend sein mag, an mir erwinden lassen. Den Hauptmaan von
der Lyck hab ich mit beigebendem geschrieben und lostruetion BD
Priuz Bogislav Radziwill geschickt; an den Sapia hab ich Doch
niemand senden können. Dass der Obrist "Wallenrodt mit 300
Pferden nach Grodno, umcht mich um so viel schwächer; bei 2000
Pferde hoff ich in 0 Tagen beisammen zu hoben. Das Fussvolk aber
verstärkt sich noch schlecht, weil diese Orte besetzen muss. — Ich
erwarte E. Ch. D. Befehl, wenn die Schweden ins Stift Ermland
gehen wollen, ob solches mit Gewalt wehren soll, wenn ich kann;
thun wir es nicht, so seind wir drum. Wenn es E. Ch. D. geliebte,
Leschgewang zu beordern, zu Ihnen zu stossen, damit Sic desto
mehr sich verstärken. Ich sage noch, wenn wir etwas wagen wollen,
ist mehr Hoffnung, als wenn E. Ch. D. Participation und Lehnschaft
eingehen; aber Gefahr ist dai)eii da ist bei E. Ch. D., die Resolution
zu nehmen. Schliesslich wlluscbc ich nochmals E. Ch, D. Gottes
Schutz und Beistand.
^aovGoOt^lc
Waldeck »a der liLtauiscbsD Grenze. ^75
Waldeck an den Kurfllrstcn. Dat. Angerburg 5. Nov. 1655.
[Hübe nad Noth. Lust Ettm ADgrifT. Strenge Jualiz. 0er RadzJwilt'Bcbe
Scbatz.)
Mit was MUlie ich es dahin g:ebracht, daes meino Völker in etwas ^
inBamnienbracht, kann ich nicht besehreiben; denn alles mich su hin-
ilern sucht; docl) hoff ich dureli Gottes Gnad bald die Zahl zusammen
zu haben. Wollte Gott, sie wären nur besser in exorcitio, an Fleiss
sull's nicht mangeln.
Die Schweden stehen noch zu Wirsbolova; man sagt, ihre Brücke
sei gebrochen. War ich beordert, sie anzugreifen, schöne Gelegen-
heit hatte ich. Wenn es nicht durch Schlieben zur Tilsit gehindert
würde'), hoffte ich E. Ch. D. versichern zu können, dasa mit Gottes
Hilf an dieser Seite, so lang das Wasser offen, keine Noth haben
sollte.
Weil mir so viel Leute entlaufen, und befinde, dass die Amts-
sehreiber, Schulzen und benachbarte Edelleute daran mit schuldig,
als lasse ich morgen einen hängen, so entlaufen ; gegen diejcne aber,
so ihm Aufenthalt gegeben, die Execution ergehen; welches E. Ch.
D. gnädigst bewilligt, und wenn Klagen kommen, wollen E. Ch. D.
mich zu hören gn. geruhen.
Mit Verlangen erwarte ich Ordre, sowol wegen des Comporte-
mcnU gegen die Schweden, als wegen Prinz Radziwill's Schatz.
Den Vogel muss man nicht aus den Händen lassen; eine neue Ai-mce
steckt darin.
Waldeck an den Kurfürsten. Dat, Aiigerburg 7. Nov. 1655.
Der schwedische General-Quartiermeister Pleitner wünscht im Auf-
trag des Qmfen Msgoua de la Oardie eine Unterredung mit Wal deck;
er habe ihm ein Rendezvous zugesagt.
') ßeiliegead verschiedene Acten über die Widersulzlichlieit dos Ubriaten
T. Schlieben, Hauptmann's zu Tilsit, der sich »eigen, den Bcrelilen Wal-
deck'fl Folge zu leisten; worauf dieser ihn verhaften lässt, was der Kurfürst
(dat 1*. Not.) billigt.
^aovGoOt^lc
476 '^- ^^^ nordische Krieg bii znm Vertrag ?on E öuifüsberg.
Waldeck an deu Kurfürsten. Dat. Angerburg 7. Nov. 1655.
(Arols. Aldi.)
[Der Budziwill'Bcbe Scliatx. Brief an« Paris; die politiache Lage. Ralh über
das Verhallen zum Kaiser nod zu dem Depatatiooetag iu Frankfurt]
Erdringt wiederholt darauf, dass man sich der RadziwiH'soben
Schätze bedienen müSBe; damit sind viel „Lücken zu stopfen".
r. Sonsteil werden E. Ch. D. auB demjenig^en, so Vicfort") an midi
gesellrieben, erselien, vrTe die Sachen in Frankreich stehen. E. Ch.
D. wird Gott beistehen, aber es wird nöthig; sein, mit grosser Behut-
samkeit zu verfaliien ; denn werden die Schweden Meister, so seind
E. Ch. D. verloren j kommt Polen mit Hülfe der Katholischen empor,
80 seind E. Ch. D. und alle Evangelische in Gefaiir, ganz ausgerottet
zu werden. Weswegen E. Ch. D. mir zu Gnaden halten werden,
dass den nnterlh. Ralh gebe, dass E. Ch. D. an den Kaiser begehren,
sich als Kaiser zu interponiren ;- wegen der Schuld oder eonsten Geld
oder Volk zu lehnen; so E. Ch. D. im Reich angegriffen worden,
Beistand zu leisten; auf dem Deputationstag die Churftlrsten und
Stände E. Ch. D. sich anzunehmen zu verniögeu; aber nicht mit ihnen
sich zu weit zu engagiren; denn die Hülfe nicht zu E. Ch, D. Bestem
angesehen sein möchte. Und weil der König in Schweden sich dee
Prätexts der Religion alwege gebrauchet, so wird es nötig sein, dass
E. Ch. D. an Portmann befehlen, den evangelisehen Ständen dero
Affection und Beistand zu versichern, doch dass sie den König von
Schweden zu Raison bringen durch Abschicknag, sofern E. Ch. D.
nicht Hand und FUss sollen gehen lassen. Bei den Churflirsten und
Katholischen mtlssto er auch abermalcn anhalten, E. Ch. D. beizu-
springen. Mit grossem Verlangen er™«'-*'' •"'> ^- "^i- ri Ai-flrp
Oberst Heinricli v. Wallenrodt
9. Nov. :
[Nacbriclit über die Bewegungen dea Gen.
aelben. Gute Gelegenheil vcreänint; Knlbl
Verwuudiiiig dea Königs Karl Gustav.
Johanniaburg. Verband
F. E. Hochgräfl. Exe. fUge ich untei
naclidem ich gestriges Tages micli uj
') Abraham v. Wiciiiicfart, brand
belrcCTende Schreiben desselben ist nicht '
Rinsk Iti. Nov. 1655 weist der Kurfürst
preusaischen Amtsgeldern 1000 Rtb. za üb
^düvGoot^lc
Wsldeck an äec litUDiBchen Qrente. 477
des RadischewBki Oeconimo von der Lomse geaprocheü, welcher
mir rilr ganz gewiss uud wabrhafitig dieses berichtet, nämlichen dass
der Gen. Steinbock vor etzUclieti Tagen von Nowodwor mit dem
ganzen Lager aufgebrochen, in der Nacht, dass man nicht weiss wo-
hin; er vermeinet aber, wie ihm wäre berieht, als sollte er sich gegen
2!akrocyn gewendet liaben; ich vermeine, er wird sich mit Graf
Magnus conjungiren, und weilen man ganz der gewissen Meinimg,
dass Krakaii nocli nicht Über, als durften sie also mit der ganzen
Macht hingehen. Es ist Jammer, dass' wir itzund unsern Vortheil
versäumen. In Warschau liegen nicht mehr als 300 Mann, und ist
allea in grosser Furcht, Dieser Oeeonimus kommt erstlichcn für
3 Tagen von Warschau, der gewisslichen gut Brandcnbiirgisch ist,
hat auch ctzliche seiner Sachen zu Johannisburg; berichtet mir auch,
als hielte es man zwar ganz in geheim, dennoch hätte ers in etwas
von des Kadischewski seinem Secretari verstanden, als sollte der
König von Schweden geschossen sein und läge auf dem Schloss Wias-
dowa nahe bei Warschau; denn man hat einen deutsehen Baibier aus
Warschau geholet, den hat man auf selbiges Schloss geftlhret, ist auch
noch bis dato nicht wieder in sein Haus kommen, den man vom Schloss
nicht herunter lässt. Auch hat der Radischewski in Willens, wie mir
benannter Oeeonimus berichtet, einen Brief an den Hauptmann nacher
Johannisburg zu schreiben und die Sachen, so dem FDrsten Bogislav
Radziwill zugehüren, zu verarrestiren ; er saget aber dieses darbei,
dasa es die Meinung nicht hätte, sondern dass er gute und bessere
Eundschatt durch 'diese Occasion haben könnte, sich zu erkundigen, was
Partei I. Ch. D. eigentlichen hielten. Ich habe es aber gut beantwortet.
Ich vermeine, dass er schon wol besser dieses weiss; fUrchte, es ist wohl
auf die Festung Johannisburg mehr angesehen, habe aber dem Com-
mandanten Herrn Obristen Wetzell heut dieses geschrieben, dass er
sich möchte in Acht nehmen, wenn etwa solche Schreiben kämen, dass
man auf den Spion ein wenig Acht haben sollt, auch dafern über Ver-
hoffen was feindlichs in der £il sich regen sollt, aus 3 Canonen die
Losung sollt geben.
Ich muss mich alhicr noch einen Tag zwei aufhalten, weilen ich
mich morgen oder Obermorgen mit einem vornehmen Masurischen
Herrn sprechen werde, der mich begehret in nothwendigen Geschäften
zu sprechen; erwarte, was es wird sein.
^aovGoOt^lc
4-78 !'■ '-'^^ nordiselie Krieg bis amn Vertrag von Königsberg.
Joh. Casimir v. Eulenljuig an Waldeck. Dat, Georgenbürg
9. Nov. 1655.
IZngaminenkaDft mit Oberst Pleitner. Der RadziwtH'eche Schati. Lob der
Bcbnedischen Armee; rriedliche Absichten. General Huwaldt den Schwedei
Terbasst.I
r. Rapport über militari scbes Detail.
Obrist Plcitner ist hier zur Insterhurg, habe mit ihm zu Mittag
gegeBsen und allerhand Diacurs inifr ihm gehabt.
Er ffüiischt nameDllirh, die arreElirten Sachen dos F. Radziwill Trei
zn machen und betont, dnss Radziwill sicli in schwedische Protection be-
geben habe —
sagte ferner, tlass Radziwill, als er yernominen, wie seine Wittio
nen arrestiret wären, ganz bestUrzt worden und gesagt: itzo bis
ich ein niinirter FUrstl Scheint, als mllssten allerhand gnte Sachen
darinnen sein.
Eulenburg vcrHicliert ihm, dass es nur geschehen eei, ora die Sachen
in Sicherheit zu bringea.
Kr lobete seines Königs Armeen sehr, sonderlich Graf de U
Gardie seine, welche alle in wohl exercirten Finnen, in die 1G,000
stark, bestünde, und getraut sich damit auf 20,000 M. zu gehen.
Versicherte mich, dass sein König wider Ch. D. nichts tentiren, weni-
ger den Päbstlem Friede hiedurch zu Wege bringen will, sondern wo
wir nicht anfangen würden, wollten sie gar stille sein. Ich antwor-
tete, dass ebenermasscn Ch. D. nichts anders sucheten, als Ihren
Estat zu conserviren, weswegen Sie dann um keiner andern Ursach
halben sich in eine solche Verfassung gesetzt; dass derjenige, so sich
an Sie machen wUrde, mit I
Herrn mit IVeuen meinen un
Seinem Bericht nach ti
Exe. zu sprechen und auf
kommen.
Endlich Hess er sich au
Huwaldten so gehässig w:
Friedens oder doch wohl
wUrden. Ich antwortete, icl
Güter in der Lausitz gekaut
') Ueber Rnwald'a Vergnn
Stimmang gegen ihn vgl. Urk. i
^aovGoOt^lc
Waldeck an der littfinischeo Grenz«. 479
ter Weise an, dass er zu E. Exe. nacher Angerburg sich begeben
sollte, so er aber weder abgeschlagen, noch zugesagt. Damit ich
wieder nach meinein Quartier geritten.
Der Kurfürst an Waldeck. Dat Rinsk 9. Nov. 1655.
(Vorläufig noch keine Action. Dir RadziniU'ache Scfaatij
Wir lassen Euch auf dasjenige, so Ihr Uns durch Euren Secre- 9. Not.
tarium Licent. Franz Meindersen untertli. referiren wollen, zur
gm. Erklärung unvcrhalten sein, dass, so viel belanget, wie Ihr Euch
gegen die Schweden zu comportiren. Wir Unsern geh. Rath Ewald
Kleistcn nochmals an den König abzufertigen, und sobald Uns der-
selbe Relation tliun wird, so sollet Ihr gemessene Ordre, wie Ihr Euch
zu verhalten, zu gewarten haben. Bis dahin aber habet Ihr nichts
zu tentiren, gleichwo) solche Anstellung indessen zu mächen, dass,
wenn Wir Euch von gcmelten Kleistens Relation Nachricht erthei-
len werden, Ihr ohngesäumt bei Uns sein oder des Orts der Gebühr
agiren könnet ').
Der Korfürst ist dftmit einverstanden, dass die Radziwill'schen
Sachen vorläufig nach LabUu in Sicherheit gebracht siud.
Waldeck an den Korftlraten. Dat. Angerbnrg 10 Nov. 1655.
Er beklagt sich darüber, dass die preussiscbea Oberrüthe die Tür das 10. Nov.
Militärweeen bestimmten und aDgenicsenea Aeeisegelder anderweitig ver-
wenden, wodurch in den Auszahlungen an die Truppen Confusion entsteht.
Bitt« um Abhilfe
Die betreff. Weisungen des Eurlursten an die Oberräthe werden sofort
erlassen.
Rittmeister Siebert Pegati an Waldeck. Dat Stalupin
[StalhipÖliiien?] 10. Nov. 1655.
Er stehe hier mit seinen Reitern, den Marseli der Schweden zu beob- 10- Nov.
achten. Es kommen viel Excesse von Seiten der schwedischen Trappen
vor- Auf seine Klagen hat der schwedische Qenernlissinius sich erholen,
die Delinquenten zu bestrafen; es sind ihrer über CO cingobraclit worden;
2 habe er sellist geschickt; diese solieD gehängt werden; „von den andern
sollen 10 und 10 spielen, welche henken sollen". Sic haben übrigens von
Vieh und Pferden kein Stück weggenommen, „nnr blos was essende Waa-
') Dlesfl.beabsicbligte Oesandtschaft Kleist's an d^n König Karl Gustav
kam nicht sor AasfubniDg.
„A^iOOt^lc
4S0 "' ^'" "crdiache Krieg bis lum Vertrag von Eöuigsberg.
ren und von Leiocnwerk was sein mag". Die EcbwcdiEcben OfBciere «teilen
sieh „sehr corLesiBch" an iiod erbielen picli zu aller Freundschaft. Morgeu
soll der Aufbrach der Schweden von Wirbnlleii ans, wo das Hauptquartier
iät, erfolgen; der Marsch geht auf Augustowo.
Georg Heinrich von Wallenroflt an den Kurfflreten. Dat
Neidenburg 10. Nov. 1655.
10. Nov. Berichtet anf Befehl des Kurfüisteii über die Vorgänge in den nächst-
gelegenen polniBchen Woiwodschaften. Der Landtog der Woiwodschaft
PlotK ist Kum 15. November »ufgeschoben. In Ciecbanowo, wo die Hasa-
riKchc Woiwodschaft ihre Zusammenkunft gehabt hat, ^siod sie in 2 Haa-
Ten geritten"; die einen sind für die Alliauz mit BrAndenl)urg, die nndern
für AnschlnsR an S<'hweden; den 15. November hommen sie such wieder
zu^mnien. Der König von Polen ist mit ca. 60 Pferden nach Oppeln;
„die Krone aber, so er mit .sich genommen gehabt, ist ihm in den Berg-
städten hinter Krackan von dem Herrn Lubomirsky, Hrn. Kroueo-
marschall, abgenommen worden". Stadt und Schloss Krakan sind über.
Der König von Schweden findet nirgends Widerstand mehr; wo er jetzt
int, weiss man nicht, GFZ. Stoinl)Ock ist in der Stille ans seinem nahe
hierbei gelegenen Lager zu Nowodwor aufgebrochen, nro sich mit dem
Grafen de la Gardle zn vereinigen. Der Woiwode von Flotz, von dem
Wallenrodt alle diese Nachrichten hat, räth, dass die Truppen des Kur-
fürsten sich mit dem Woiwoden von Witepsk, Hrn. Snpieha. vereioigea
sollen. Ue&er die Ankunft der Tartaren nichts gewisses.
Joh. Casimir v. Enlenburg an Waldeck. Dat Georgenburg
11. November 1655.
11. Nov. Soeben gnte Kundschaft über die achwcdtsche Armee erhalten. Sie
rühmt sieb 18,01)0 M. stark zu sein — sie haben aber nnr 4000 M. z. R. nnd
2000 z. F.; die Iteiter sind gut, aber das Fnssvolk sehr elend; 3000 Mann,
die noch ohne Waffen sind, haben sie nach Littanen zurückgeschickt. Heote
marschircn sie anf Augustowo, nicht weit von der Grenze. „Rittmeister
Pegow hat etliche gefangen genommen, die haben 7 Dörfer, Ch. D. zn-
Btändig, geplündert; sollen heut in der sehwediseken Armee ge henket wer-
den. Die Gefangenen sagen au?, dass iu ihrer Armt;c grosser Mangel an
Proviant sein soll, weswegen sie ans Noth und Hunger ansreiten müssen'^.
^aovGoOt^lc
Waldeck an der littaaiecheu Greoze. ^g]^
WaWeck an den Kurfürsten. Dat. „in Eil beim Aufbruch
zu Pratricken" 12. Nov. 1655.
Er habe hier mit Pieitner conferirt. Die Schweden gehen auf 12. Nov.
Aogostotro, „fürchten sieb, ich verwehre ihnen die Conjanction; hätte ich
Ordre, ich wollte ihnen einen Trab echenken". Ueber die Radziwill-
Bchen WitUnnen bat er „hart geredet"; es würde, wenn man aaf der Con-
Gscation beetUode, „Prenesen darüber leiden" ... „er vermeint, Stück und
andere Sachen könne man halten, das Geld solle man folgen lassen . . .
ÜraT Magnus begehrt mit mir zu reden; wenn keine Ordre bekomme,
dranfzDsch lagen, werde es willigen müssen".
Waldeck an den KnrfUrsten. Dat Angerbarg 12. Nov. 1655.
[CanferenB mit Pleitner. De lii Qardie wünscht eine Zasammenkanft; W. weicht
■ns. Die BadEiwiH'sche Affaire; schwedische Drohung; Eipectorallonen herüber
nnd hinüber. Geschenk. Venunthlicher Plan der Schweden. Quartiere im Pol-
nlschen für die £eil«rei nicht mehr müglich. Schwierigkeit der Anfgabe. Mili-
tärische Dispositionen. Bitte nm schriftliche Ordres. Oeldnolh. Bitte am Zo-
seoduBg eines böheren OfGciers znr Tbeilnabme am Commando nnd an der Ver-
antwortung.]
Gestern Abend zn Pratrik mit dem Obrist Pleitner zusammenge- is. Nov.
kommen, welcher anzeigt, dass Graf Magnus (de la Gardie] auf der Grenze
bei Wirsbalowa stehe und za aller Frenndschaft bereit Bei')i er will nach
Angastowo geben und wünscht mit Waldeck eine Znsammenknuft auf der
Grenze; bittet nm freien Verkehr für einen Officier, der nach Königsberg
gesandt ist, einiges einEukaufen; endlich fragt er, wie es mit der Arresti-
rang der Radziwill'scben Sachen stehe; Fürst R. stehe unter dem Schutz
seines Königs.
Waldeck schiebt die persönliche Begegnung mit Graf Magnus nn-
ter dem Verwände von Qescbäften hinans; dass der Officier nach Kiiaigs-
berg gereist sei, Wnldeck anbegrüsst, sei befremdend, er thue es auf
seine Gefahr einen Affront zu haben; übrigens sei das Durchreisen nicht
verboten.
Was Prinz Radziwill Sachen beträfe, wUsste ich nicht, wie sie
dazu kämen, in solche Sachen sich zu mischen, und wäre aus meinem
Schreiben an Prinz Radziwill die Ursach zu ersehea.
Worauf er antwortete, das wQrde ein Anfang einer Feindseligkeit
sein, wenn man die Wittinnen anhielte, und würden die Preussen die
Beute theuer bezahlen müssen.
>) Beiliegend ein von Pleftner überbrachtes Schreiben de la Gardie's
an Waldflch, wonn er ihn begrüsst nnd den Wunsch nach aähorer Bekaoot-
sobafl aaupricht; dal. Gi«i;oldiahy 24. Oc(. Ifi.^ (alten Stils?}.
Hui«. I. QHcb. il. Or. Kuimntcn. VU. 31
482 ^'' ^^' DOfil'Scho Krieg bis bqu Tertrag von Königsberg.
Ich antwortete, wenn mau mit ürftuen die Sache t^fareo wollte,
wfirde man zu Machdenkea und dasa [ich] E. Ch. D. davon referirte,
Ursach geben; ich wQsete von keinem Arrest, aber wenn so viel an
den Wittinnen gelegen wäre, wollte ich wünschen, dass E. Ch. D. mit
Prinz Radziwill nicht so nahe befreundet und den Herrn sonst nicht
so hoch äsümirteo ... die Sicherheit des Gutes und meine Person
seien die Ursach, dass es zurDckgehalten . . . und dass Petarden, aller-
hand Gewehr, Kanonen, Pulver und dergl. darauf.
Worauf er antwortete, das wäre geflttchtet Gut etc . . . Worauf
ihm sagte, dass mit Wagen und Eahnen zu Nacht darbei wären ge-
fahren worden und weil der Schatzmeister die Petarden verlAugnet,
der Ffirst sich nicht an E. Ch. D. hielte, sondern mit Dräuungen sich
aus dem falschen Wahn, als wenn sein Gut arrestiret, bringen wollte,
so wäre Ursach zu allerhand Argwohn genug daher; ich wollte aber
E. Ch. D. alles berichten und dcro Befehl erwarten.
Oa sagte er, er wäre froh, dass er den Grund wDsste ; das Canon *
und Gewehr könnten £. Ch. D. wol behalten, das Geld und Hobilien
aber sollte man folgen lassen.
Femer gab er vor, wie daas er gehört hätte, ich wollte die Cod-
junction mit Steinbock hindern; wenn solches geschähe, wurden '
wir den Anfang der Feindseligkeit machen.
Antwortete, dass ausser £. Ch. D. Grenzen noch keinen Befehl
hätte, etwas gegen sie zu thun; sie wflrden mein Wehren auch nicht
gross achten; denn sie unser Volk, sonderlich das meine, nichts fisti-
mirten.
Antwortete er, dass ihnen darinnen Tort geschehe, sie ästimirten
unser Volk hoch, die Officiere wären ihnen meistentheils bekannt;
wOssten wohl, dass es ein gross UnglQck vor die Evangelischen und
den König von Schweden sein wQrde, wenn E. Ch. D. mit ihnen zer-
fallen sollten; aber wir ästimirten I. Uaj. so gering, worinnen wir
uns auch möchten betrogen linden.
Ich sagte, ein Manu ist des andern wcrth; Freundschaft ist das
beste; bei Feindschaft aber, so sie da Lust zu hätten, würden sie
sehen, dass, wo sie Preusscnküpfe haben wollten, Scbwedcnköpfe
dran mUssten gesetzt werden, und wärden sie Preussen nicht auf der
Post gewinnen, wie Polen.
Er sagte, das wassteu sie wohl, wQnschten auch Einigkeit um
Sr. Ch. D. und der Evangelischen willen; sonst wflrdc es den schwe-
dischen Soldaten lieh sein, wenn sie etwas zu thun bekämen; denn
sie bisher nur mit Gänsen und UUhnem gefochten; wenn aber Schwe-
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
Waldeck an der lituaischeo Grenze. 4g3
den mit Sr. Ch. D. zerfiele, eo beklagte er das Land; denn die Mos-
coniter, Kosaken und Tartarn wDrden sie hereinsenden, auch all^
verwÖBten.
Waldeck antwortet nocbmals mit einer entEchlossenen Wendanü; dann
iH die Conferenz zu Bnde. Waldecb glaubt, dasa die Schweden nach
Bnolaiid wollen und den Weg über das Haff zu nehmen suchen werden, go
„dass sie zwischen Königeberg und der Fillau anrm Frost zn kommen suchen
werden".
Der Kurrüret hat diesem Pieitner Trüber einmal eine Kette und sein
Bild vei-sprochen für gewisse geleistete Dienste; er erinnert Wal deck
daran, und dieser zahlt ihm 300 Rth. ans nnd bittet es gnt zn heinsen; man
könne den Mann noch gebrauchen.
Meine Meinung ist, dass sie mit Steinbock sich copjun^ren,
zwischen E. Ch. D. und mir ins Stift geben oder mit Parteien sie
znm Accord zu bringen suchen werden und solches dergestalt, dass
sie ohne Nachtlager oder FDttcrung die Parteien durch werden gelien
lassen wollen, und so man's wehret, werden sie um Tilsit und Ineter-
barg Diversion zu machen suchen, und so man sich daran nicht keli-
ret, gar einen Anschlag durch eine starke Cavalcade auf Königsberg
machen.
So eben läuft Kesolntion des Kurfürslen anf W.'a biiiherige Schreiben
ein. W. bedauert, dass es unmöglich ist, jetzt die Reit«rei ausserhalb des
Herzogtbnme zn quartieren; die Schweden dringen überall gegen die
Qrenzc vor; wo Waldeck seine Partbcien hinübergcscbickt hat, da be-
gegnen sie sich überall schon mit den Schweden, so bei Augustowo, wo
der Obst-Lt. Polenz 300 schwedische Reiter angetroffen. Ohne Feind-
seligkeit ist es also nicht mehr möglieb, Qnartjerc in Polen zn behaupten;
auch geht es jetzt nicht an, die Reiterei so weit aus einander zn legen;
man muBS sie beisammen halten, wenn gleich es dem Lande schwer fallt.
Ich bin darinnen wol unglficklieh, das» der Zustand dieser Oerter
nicht zutSsst, dass allen zugleich ein völlig GcnDgeo thun könne; denn
ohne Feindschaft in ihr Land (wie sie es nennen) zu logiren, ist un-
möglich; vor ihnen zu weichen, wenn sie an die Orte kommen, so
man belegen möchte, ist schimpflich; E. Ch. D. Grenze zu defendiren,
sich von Königsberg und E. Ch. 0., wie meine Instruction ausweiset,
nicht abschneiden zu lassen, so weit mich aus einander zu legen und
zu verhfiten, dass man nicht zwischen mich gehe, noch E. Ch. D, Lan-
den beBchwerHch falle, ist zugleich unmöglich, sonderlich da sie auf
der Grenze diesseit der Wildniss gehen. Wegen des Fussvolks und
Stacken will ich E. Ch. D. gnäd. Ordre nachleben; ob aber im übri-
gen es treffen werde, kann ich nicht wissen; doch thue ich nichts,
als mit Ratli der dieser Oerter kündigen Oflicirer, bis zu E. Ch. D.
31« ,
484 '^- ^^' '^'^''■^■Bche Erieg bis sum Vertrag vod Königaberg.
gnäd. Ordre auf meine vielfältige Kelationen. Hab auch die Verord-
nung getban, dass der Obriste Wallenrodt aieh an die Lyck'schen
Grenzen ziehen, unterdessen, was er an Ration aus dem über der
Grenze gelegenen Ort ziehen kann, nehmen soll. Mein Regiment,
Sch&aaich und Canitz lass ich im Oleziachen zusammenziehen,
wohin ich iu Person beigeheu will. Einen Versuch will ich thun,
ob 80 viel Pferde zu Wege bringen kann, dass etliche Musquetiere
anstatt Dragoner bei mich nehme. Wenn sie einbrechen wollten, will
ich an Fleiss es ihnen zu wehren nicht ermangeln lassen, wDrde auch
gegenwärtig der Zahl der Soldaten nach ihnen wol stehen köanen
und wollen.
Nachdem aber das Volk neu und das meiste noch nicht vonn
Feinde gewesen, wenig OiVeiere bei mir habe, ja gar keinen, so E.
Ch. D. kennen und auf dessen Desterität Sie sich verlassen, und was
an einer Seiten vor eine Zaghaftigkeit mir konnte ausgeleget, an der
andern Seiten, weil ich noch Jung, niemals eine Armee commandirt,
vor Unverstand und Tcmerität geschätzt werden möchte: so erwarte
ich billig expresse .Ordre, wenn ich mich an der Zahl gleich befinde,
und mit noch der andern bei mir habenden OfBcirer Meinung, wenn
sie auf mich dringen, mit Raison geschlagen werden könnte, ob es
wagen soll oder nicht?
Wäre ich von E. Ch. D., was den Krieg angehet, recht gekannt,
ich wollt diese Vorsorg nicht haben. Aber itzt ists get^rlich um mich,
ohne E. Ch. D. exprcssc Ordre etwas zu than. Hätte ich sonsten die
Macht gehabt, mein Vortheil anf die Schweden zu nehmen, mit Gott
sollte es schon geschehen sein.
Klagt über grogee Oeldiioth; anch die Officicre bei ihm sind zum Theil
unbemittelte Leute; das ist sehr bedenklich, da er den Sehnedea so nahe
gegenüber steht
Weil es viel mehr Kunst erfordert, dem, was von mir erfordert,
ein GenDgcn zu thun, als ein Land anzugreifen und zu Oberwinden,
und meine Actiones nicht ungetadclt bleiben werden, so bitte £. Cb.
U., dieselbe senden mir einen hohen OfBcirer, der mir die Last und
Verantwortung helfe tragen, oder senden jemand anders anhero, so
commandire, und lassen mich bei dero Cavallerie gehen. Doch wie es
E. Ch. D. machen, so will ich dero Willen, so viel in Menschen
Kräften stehet, vollbringen.
^düvGoot^lc
Waldeck ao der litUaiechen Grenze.
485
Mcmoriale vor Secretarium Meiiiders, wie er an S. Cli. D.
von Brandenburg nach Riusky von I. Iiochg. Exe. von Wal-
deek wegen Graf Magnus abgeacliieket.
(Arola, u, Berl. Arch.)').
[Nachrichten Qber Stärke aad StelluDg der Schweden. DispositioD für etaeo
.Aagriff auf die Bchwedischeo StellDDgen; Grüade für die Thaolichheit eines
AD^iffe. EveDtnelle Oiepoaition für den Winter nnd die LandesdefeDsioD-)
Ad marg. „Dieses ist Sr. Ch. D. mündlich referiret, Uinsky den
1*2. NoTember 1655."
Man hat gewiBse Knndschan, dass die Schwedischen Ober 0000 i^- Nov.
Mann stark seio; bei Wallunen ist die BrUeke Ilber die Memel ver-
fertiget und uff dieBseit ein Rctreoehement gemacliet. Der Oberlorster
Ncttelhorst hat den 1. Nov. den General-Quartiermeister Pleitner
zu Sodargen gesprochen, welcher saget, dass die Schwedische Aruiec
den 2. oder gewiss den 3 Nov. um diesclbigo Gegend Btchen, und
Graf Magnus mit der Hofstatt zu besagtem Sodargen und Rumäni-
schen logiren, Über 2 Tage aber daselbst nicht stehen bleiben, son-
dern uff Neustädtchen, woselbst er eine Brücke machen lieaae, mar-
chiren würde.
Vor 3 Tagen ist ein Lieutenant von Scbönaich in dem schwe-
discheo Lager gewesen und mit Graf Magnus selbst geredet, wel-
cher gesaget, dass sie nicht im Sinne hätten, Sr. Gh. D. Landen und
Unterthanen einigen Sehaden zuzufügen, noch dieselbe feindlich zu
tractiren, hoffeten aber auch, S. Ch. D. würden ihnen den Durchzug
uffs Stift Enuland und dem Königl. PreusBcn nicht verweigern. Er-
wartBQ also L hochgr. Esc. gnädigst Ordre, wie Sie sich uff einen
und den andern Fall zu verhalten, ob Sic den Durchzug, dafem sol-
cher von Graf Magnas begehret werden sollte, gestatten, oder, weil
Sie Gelegenheit sehen, anjetzo den Schweden Altbruch zu thun, sol-
ches versuchen und ins Werk richten sollen; Ihre Meinung ist, dass
Sie nach gegenwärtiger Eundschaft den Einfall folgender Gestalt
thun könnten.
Die schwedische Cavalleric lieget gemeiniglich in Dörfern und
zwar in grosser Sicherheit; das Hauptquartier ist ordinaric hinter der
Arm^e, und wird ein place d'armea geben, davon man mcistenthcils
Nachricht haben kann. L Exe. wollten also die Gelegenheit ersehen,
dasB Sie sieh heimlich in der Nachbarschaft, etwa in einem Wald
■) Original im Arolsener Archiv; im nerliner eine Abschrift,
Deberscbrirt fehlt, aber ein Stuck am Schluss binzngefügt ist; vg). i
Aj.o6»^Ic
4g6 II Der nordieclio Krieg bis euiu Verlray von KÖuigabcrg.
oder soustcu, ütellCQ köuntou, und in der Nacht mit dem ganzen
Corpo der Cavallerle auf ihren place d'armes rticken, tumittela einen
- Obristen mit 500 Pferden und 300 Dragonern in das Quartier, wo sie
am Btärkesten lägen, einfallen lassen und denselben die Relirada uff
den place d'armes assigniren. Wann liernacbgeliendB die übrigen auch
darauf zu marcbirten , wollten Sie dieselbe allda empfangen und
solchergestalt, ob die Schweden schon an der Zahl Überlegen, demiocb
guten Succcss hoffen.
Wann der Einfall glUckte, wollten Sie das Fussvolk nebst eini-
gen Dragonern nach Wallunen schicken und ded Passes allda sich
bemächtigen, damit das Fussvolk dartibcr nicht zurückgehen könnte;
wann sie aber ihre Flucht uff Steinbock zu nehmen würden, wollten
Sie sich an sie heukeu, alles, was von Leuten in der Nachbarschaft,
so Waffen tragen können, zusammenbringen luid sie zu ruiuiren
suchen.
Dafern nun dieses Sr. Ch. D. gn. Willensmeinung, mtissten I.
hochgr. Exe. noch Cannenberg, Sparru') und ihre 2 Compaguien
nebst allen Dragonern, im Fall man sie daselbst immer entbehren
küunte, zugeschicket werden, und die Bagage von diesen Trouppe«
in Sicherheit bei das Fussvolk gehen, diese aber so geschwind, als
es die Pferde leiden könnten, uf das Amt Lyck zu marehiren, und
I. Exe. bei Tag und Nacht, dass sie im Anzüge, kund gethan werden,
welche inmittelst sichere und gewisse Eundschaft einziehen und fol-
gends an einem gelegenen guten Ort so secret, als immer möglich,
sich mit ihnen conjungiren und darauf den Anschlag zu Werk rich-
ten wollten. Wann S. Ch. D. alle Cavallerie, so Sie bei sich haben,
schicken könnten, würde die Sache desto sicherer gehen.
Die Motiven und Ursachen, welche S. Ch. D. bewegen könnten,
diese Resolution zu nehmen, achten unter andern Ihre £xc. vornehm-
lich nachfolgende zu sein.
1. Obschon Graf Magnus vorgibt, er habe gegen S. Gb. D.
nichts feindliches im Sinn, so scheinet doch aus allen Umständen,
dass er nur Zeit zu gewinnen, Samaiten in Sicherheit zu setzen, und
sich hernaehgehends mit Steinbock zu conjnngiren suche, damit sie
alsdann S. Ch. D. mit desto grösserer Macht angreifen können -, maassen
dann auch Graf Magnus gesaget, dass er über Tilsit, Insterburg
und Königsberg nacher Braunsberg gehen mfisse, sich auch wegen
dieses Weges erkundiget.
') Id der Berliner Jibachrift Span.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Wsldeok an der liUanischeD Orauze, Sein Aogriffsplao. ^gy
2. Die Samaiteo und aodere, ja dio ganze Littauische Armee
wären znm Recompeue uff gute Winterquartiere in PreuBsen ver-
tröstet.
3. Der General-Major bat zu obbemeltem Lieutenant gesaget,
sie hätten ja den Kaiser bezwungen; was denn S. Cb. D. viel macben
wollten t
4. Der König von Schweden hält Sr. Gb. D. Abgesandte nur mit
Tractateo auf, bis man in der NachbarBchafl fertig; es hat derselbe
aaoh expresse zu Stettin gesaget, dafem S. Cb. D. mit einer Armee
in Freuesen gingen, mUsee er dieselbe vor seinen Feind achten.
5. Da man anjetzo sein Heil nicht versuchte, wtlrde man doch
heroachgebends nach gemachter grosser Armatur schimpfliche und
oacbtheilige Condidones eingehen müssän.
6. Hingegen, wenn es wohl abliefe, wflrde S. Gh. D. nicht allein
einen grossen Namen dadurch erlangen,
7. sondern die Samaiten, Gnrland, und was von Littanen die
Schweden inne, alsbald am- und nach allem Vermuthen su Sr. Oh. D.
sich schlagen.
8. Wohin dann der Obr. Korf oder sonsten jemand geschicket
und ein neues Corpo gerichtet werden könnte.
' 9. Die Königliche Frenssen wUrden viel melir Hoffnung uff S
Gh. D. setzen und sich desto eher accommodirCD.
10. Bei dem Moscowiter selbst würden S. Gb. D. sich in grosse
CoDsideration bringen.
11. S. Gh. D. könnten alsdann alle dero Völker zusammen-
ziehen und bessere Conditiones machen.
12. Dem König könnte alsbald notifieiret werden, dass S. Ch.
D. zu dieser Defension, um dcro Staat wegen so viel Dräuungen in
Sicherheit zu setzen, gezwungen worden; wären aber nach wie vor
bereit, uf billige Conditiones zu tractiren ; wollte alsdann der KiJnig
nicht, 80 hätten S. Ch. D. desto bessere Mittel sich zu verstärken,
könnten die Quartiere erweitem, und hielten darzu die Werder zur
Reserve noch hinter sich')-
Die Schickung an Graf Magnus hätten S. Exe in Ungewissen-
hcit, wessen S. Ch. D. sich resolviren würden, und damit res integra
bliebe, noch zur Zeit nicht gethan.
Wollten nun S. Ch. D. diese Resolution nicht ergreifen, so halten
I, Exe. für nötbig, dass bei Zeiten und fllr dem Winter an einer Ge-
■> Bis hierher du ActaQstück des Arolaeaer Archivs ; die fulgendeo SäUe
aus dem Berliner Kiemplor.
Aj.oo»^Ic
488 II- Der nordiBohe Krieg bie Eum Vertrag vod Königsberg.
gcnd, WO viel Häuser sein, worin die Soldaten fDr der Kälte sich
bergen könnten, ein Retranchement gemacht, alle Fasse und Wildnisse,
so viel möglich, verhauen und vergraben, auch in alle Aemter aus-
geschrieben werde, dass alles, was Waffen zu tragen geschickt, anf
den Glockeiuchlag zu erscheinen in Bereitschaft stehe; gestalt dann
I. Ekc ein solches Schreiben an die Littanieche Hauptleute schon ab-
geheo lassen. Auch wäre der Bischof von Emiland und die Königl.
Preussen quibueeunque conilitionibus zur Gonjunction zu anioiiren;
die Reitereien nach Möglichkeit zu fattgiron; zu Königsberg und an
andern Oertom gute Hagazine zu machen, bis durch Hilfe der Alliir-
ten und Divcrsiones gegen das Vorjahr [man] ein anders zu dem
Werk thun könnte.
Sollte man auch das Stift Ermland und alles andere abandonniren
und nur 'auf dieses Landes Defenaion sehen wollen, so hielten I. £xc.
für diensam, solche Posten zu fassen und die Völker also zu logiren:
Sie wollten Welau, Salow, Jorgenhurg und Taplacken mit einigen
Besatzungen nach Nothdurtlt versichern, einige Redouten an der Anger
machen und bis Schippenbeil alles, so viel thunlich, verhauen und
vergraben lassen und in diesem circuitu logiren. Sie hätten also die
Anger für sich , den Pregel auf der linken Seiten und die Alle auf
dem Rucken; die rechte Seite wollen Sie bestermaassen defendiren, auf
den Kothfall könnten Sie Über die Alle gehen und den Marsch der
Schweden auf Königsberg hindern. Die Plätze von einiger Importans
bis auf Johannisburg wollten Sie mit nöthigem Besatz versehen und
mit Partheien das Land so viel möglich defendiren und dem Streifen
wehren. Zu Georgenburg ist wegen vieler Scheunen gute Commo-
(lität, ein Retranchement zu machen und irgends ein tausend Mann
zu logiren; zu Angerburg dosgleiehen.
Memoire [von Waldeck] über die confiacirteo Radziwill'schen
Schätze.
(Das Geld vorläoGg behalten und zu Ruatangen verwenden. Die Buf öen Schiffen
befindlichen Petarden, Kanonen und Gewehre. Verhalten dem Fürsten Bkd»irill
gegenüber.]
12. Nov. ,!at Sr. Ch. D. zd Rinsky 3 Meilen von Thorn den 12. No?. 1655
referiret worden" ').
■) Veminthlicb gleichfalls dorch Franz Meinders, wie das vorhei^bende
Stück.
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
Waldeek an der litUviaebeo Greoie. Der RkdsiwiU'fch« Schati. 4g9
Wa)d«Gk hält dafür, „dseB, wenn so viel Oeld, als man sagt nnd es
scheinet, darin TOrbandeo, S. Cb. D. könnten so viel, als zn Ricbtnng einer
Denen Arutee in Teatschlaod vonnötben wäre, beransnehmen and eine Obli-
gation an den Plats legen ; anf den Nothfall kannte man auch etwas davon
za Bezahlung der hiesigen Armee nehntea; inmittels za dem Füret Rad-
xiwilln schicken und sagen lassen, dass alles richtig inventarisirt nnd,
nachdem S. Ch. D. wüssten, woran Sie wären, ohne Anfenthalt resti(nirt
«erden sollte."
Käme es znm Krieg, so würde es gegen alle Raison sein, „nervam
belli ans Händen zn lassen". Als Kechtfertigungsgrttnde kann man vieles
aDfiibren, wie namentlich die Drohungen der Schweden; feraer die auf den
Radziwiirschen Schiffen n. a. auch vorgefundenen Waffen; ^der Schatz-
meister bat die Petarden verläagnet, deren man hernach drei gesehen" etc.
„Der Schatzmeister hat von I. bochgr. Exe. durch den t. Budden-
brock begehren lassen, dass ihm erlaubt werden mächte, nur etzliche
Wagen mit Kleidern und einem llaadpfennig für den Fürsten wegzufüh-
ren"; W. hat es aber verweigert, bis auf InetracÜon des Kurfürsten. Er
räth, die Wittinnen zuerst nach Labiau und dann weiter nach Königsberg
bringen zu lassen.
„Wenn S. Ch. D. es also gut fündea, wollten sie die Sachen durch
den Herrn v. Bnlenbnrg und sonsten jemanden inventarisiren lassen.
Dafern aber S. Ch. D. dieses nicht thun wollten, köcnten Sie an den Pur-
sten schicken nnd ansprechen lassen, 2 oder 3U0,ÜÜ0 Ktb. zu lehnen; die
Kriegs materialia aber und das Gewehr bis zu Ausgang der Sache bebal-
ten und die Stücke anf die Schanze bei Knckernese , wo deren ohne das
vonaötheu, schicken".
Der Kurflirat an Waldeck. Dat Rinsk 13. Nov. 1655.
Antwort anf den Rapport dat. Angerburg 8. Nov. Billigung seiner ge- 13- Nov.
troffenen Hassregeln. Er soll daftir sorgen, dass das Magazin in Königs-
berg hergerichtet wird. Von den in Ragnit stehenden Kanonen sind die
metallenen nebst den dazu gehörigen Kngeln nach Königsberg zu schicken ;
die eisernen sollen dort bleiben.
Der Kurftlret an "Waldeck. Dat Rinsk 14. Nov. 1655.
Befebl lam RückiDg im Fall eines Angriffs. Das Biiadniae mit deo preuse.
Ständen.]
Auf die in Eaerm Uemonal enthaltenen Punkte lassen Wir Eucli ll. Not
in gn. Reaolution ^rissen, dass Wir vor unnöthig erachten, ein Re-
tranehement zu Angerburg und Insterburg zu verfertigen, besondem
nenn auf Euch sollte gedrungen werden, so habet Ihr Euch zurQck-
A-nOO»^lc
490 '^' ^^' nordische Krieg bis Bom Vortr&g vod EÖDigiberg.
EUzieheD-, auch mücbten die Magazin des Orte nicht sicher ttein; be-
sonderu habt die Verordnung und VcrBehung: zu thnn, dasB alles toq
Früchten naeher Köuigeberg geflehet werde.
Uiiiweis auf dos mit den Staaden des Röuigl. I'reutiseD abgeschlosGeoe
Biiiiduiaa [vgl. obea p. 411); dem gemäss soll W. nauientlicb dem Bistbum
Eriulaad gegenüber verfahreo.
Der KorfUret an Waldeck. Dat Rinsk 15. Nov. 1655.
15. Nov. Von deu ßadziwill'ütticu Sachen soll alles, was Meubles und in EiBten
vei'sdtlosseu ist, nach Königsberg in das ÜevrSIbe auf dem Schloss ge-
bracht werdeo, uuler Aursiebt des Radziwiirscheu Schutz meisters und
melircrcr karfürstlicher Beamten; Kanonen, Muskoten, Kugelu etc. mäBsen
speuitii'irt und ebenfalls in Königsberg in Verwahr gehalten werden.
Waldeck aii deü KurfÜrsteu. Dat. Angerburg 14. Nov. 1655.
(Arols. Ärch.)
7. Es kommt Nachricht, dass Bogislav Radziwill und die Stäud« von
I'odlacbicn mit deu Schweden verhandelt haben, sich mit ihnen verbinden
und gemeinsam in das Herzogthum Preussen ziehen wollen. Vermnthltch
werden sie sich theilen und der eine Thei) zwischen Tilsit und Insterburg
durch auf Königsberg, der andere in das Bisthuni Ermland gehen. Oies
beides zn hindern sei er nicht bastant. Wie er es Ijalten soll in diesem
Fall? Ob anf Königsberg sich zurückziehen 7 Er boETc, dass dies so spät
als möglich nötig scia werde. Die günstige Zeit, etwas ausserhalb der Gren-
zen von Preussen vorzunehmen, ist nun vorüber; es gilt itun hauptsächlich
die Conservatiou der Armee und dass man diese zunächst den Winter über
durchbringt; uud das» man zu ihrer Erhaltung Erminnd und das Königl.
PreuHsen benutzen kann.
Der KurfUist au Waldeck. Dat. Itinsk 19, Nov. 1655.
[Neue Marsch ordre.)
Wir wollen Euch hiermit in Gnaden aDbefuhlen haben, dass Ihr
die Artillerie und Infanterie allgcmälich auf Königsberg gehenlasset;
und mit der Gavalleric könnt Ihr steben bleiben, bis Ilir sehen wer-
det, dass Graf Magnus de la Gardie Euch vorbei passiret- Als-
dann könnt Ihr mit der Cavallerie neben ihm hergehen und Eucm
Marscli auf Osterrode zu nehmen; daselbst werdet Ihr vermuthlicb
Uns antreffen.
^düvGoot^lc
Kriegeriacbe Vonpiete. 491
Geueralmajor Chriatopli v. Caiuienberg au deu Karftirsten.
Dat. Greyffiia 12.|22. November 1655.
(Arola. Areh.)
[Die Scbweden tucken aaf Thorn. Streihögei der UDglücbüche StreifEug des
Oittmeiaters Hatthios; wüDBcht ticb eu revancbireD. Kriegegericbt ab«r
Ualtbias.]
E. Ch. D. berichte ieh unterth., das8 anjetzo eine audere Partei 22. Nov.
wieder eiDgekommen ; berichtet, daas die Scbwedeu 5000 Pferde über-
gesetzt und Bwischen Scheps und Plonsko stehen sollen und, wie be-
richtet worden, ihren Marsch nacher Thorn nelimen wollen.
Es hat aneh meine Partei von den Schwedischen eine Partei von
400 Pferden gesehen, welche vorlängst der Weichsel gegangen; weil
nun meine eine Partei, ein Rittmeister mit 50 Pferden, eben den Weg
gegangen, welcher vermuthlicb diese Partei wol antreffen wird (sie);
verhoffe aber nicht, dass er sich auch so schlecht halten werde, wie
der Paul Matthias*). Nun hätte ich jetzo Gelegenheit genug, auch
davon zeitig genug Kundschaft gehabt, dass ich mich wegen des Ritt-
meisters Paul Matthias wol revanchireu könnte, wenn mir nur E.
Ch. D. die hohe Gnade erweisen und gn. befehlen wollten, meine Re-
vanche zu suchen, wenn sich noch eins solche Gelegenheit präsentiren
möchte, wie jetzo.
Weil ich nun hievon rechte eigentliche Kundschaft habe, als werde
ich morgen von hier aufbrechen und meiuen Marsch etwas näher auf
Reden und so fernere dem Marsch folgen, werde auch im übrigen
meiner Ordre gebUlirlicli nachleben.
Ich habe den Corporal von Paul Matthias Partei cxamiuircn
lassen; berichtet, dass er genugsam davon kommen können, auch die
Unterofficirer, absonderlich ein Reiter von meiner Compagnie, den
Rittmeister vermahnet, weil er sehe, dass die Parteien ihn umwickeln,
er sollte nicht trauen, er sehe ja wol, wie es gemeinet, er solle davon
reiten ; worüber er dieselben gescholten und mit dem Degen zwischen
die Ohren zu hauen gedräuet. Es hätte der schwedische Obr. -Lieute-
nant auch gesagt, wenn er diese Partei nicht angetroffen, dass er
Ordre hätte weiter zu gehen und eine zu sucheu oder auch etliche
Salvag^ardien aufzuheben und zum König zu bringen; welches alles
der Corporal mit mehrem berichten wird.
P. S. Wenn man den Rittmeister Paul Matthias wiederbe-
■) Andere Beriobte CanneabergB über dieses Boocootre mit den Scbwe-
I siod DJcbt Torbaaden.
Aj.oo»^Ic
492 '^ ^^ Dordiscbe Krieg bis Eum Terlrog von Königsberg.
kommt, musB man Über die Partei ein Kriegsreeht haiton lassen und
ein Exempel Btatuircn, weil sie sich so bäronbftutersch g:ebalten, daas
andere ein Esempel darnach nehmen.
Relation des Chmtian Ernst Fndewils von seiner Sendung
an den König Karl Gustav. Dat Preusclimark 27. Nov. 1655.
[Verzögerte Raiee zum Eüoig. AndieDt; broudeabnrgieche Hueregela gogen
reiodlicbe Eiolullei Starke der korrüratlicheo Trappao. Schwedischer Argwohn
gegen den EnrfürateD. Formlose Abfertigaog, BäaberaDrsU.)
Ära 4. Oct. zn Prenschm&rk vom Kurfürsten abgererb'gt. Am 9. Oct.
in Warschau angelangt; der König ist noch in Krakaii; da der Weg
„wcgea der zasammengelaufenen Rauber und Mörder" anpractlcabel ist, so
muss er fast 4 Wochen Uegen bleiben, (wie auch ein ebeoralla anwesender
englischer, ein hessischer nnd ein cnrUndlscher Gesandter. Relat. aus
Warschau, dat. 19. Oct. I6S5.) bis endlich der Kanzler Ozeastjern« znm
König nach Sandomir bemfen wird nnd P. sich unter dem Schutz von
dessen Ucleitsmaunschaft auch aof den Weg machen bann (5. Nov.). Der
König kommt entgegen nach Ilsa; die anderen brandenbnrgischcn Gesand-
ten sind schon fort, worauf sich P. alsbald anmelden lässt und nocb am
Tag seiner Ankunft Audienz erhält (11. Nov.).
P. hat dem König anzuzeigen, dass der Kurfürst mit seinen Truppen
in Preussen zn Biesenburg glücklich angelangt Ist. Inzwischen hätten
^etzliche fremde herrenlose Tnippeu" einen Biofall dort gemacht nnd viel
Schaden angerichtet — der Kurfürst müsse also einige Plätze an seiner
Grenze besetzen; was der König nicht missdenten möge.
Der König versichert die freundschaftlichsten Qesinnungeu und fragt
nach dem Näheren; P. meint, es würden wol polnische Truppen gewesen
sein. Auf die Frage nach der Stärke der vom Knvnireten mitgebrachten
Truppen erwidert er: „dieselben, so mit Sr. Ch. D. in Prenssen gekommen,
wären wol 10,000 Mann gewesen; dieselben, so schon zuvor in Preussen
gestanden, hätte ich nicht alle bei einander gesehen; ich hätte aber wol
gehöret, dass sie auch wol fast so stark sein sollten. Daranf sagte I. Maj. :
Ihr thut wie die Polen, die geben sich alzeit nocb eins so stark ans, als
sie sein. Ich antwortete nochmals etc . . .* wie oben. Worauf die Audienz
zn Ende ist.
Dann folgt er dem König anf der Reise nach Warschau — ohne zu
einer Abfortignng gelangen zu können. Dann weiter anf Thom zn, wohin
der König will. Unterwegs iu GKerlieus am 20. Nov. bat er nochmals beim
König Audienz, zum Abschied. Karl Gustav erklärt sein Bedauern, dass
der Kurfürst sich, wie er höre, jetzt iu ihm uacbtheilige Verbindungen ein-
lasse; er habe nichts dergleichen vou ihm erwartet u. dgl.
P. replicirt, dass es dem Kurfürsten aieraand verargen könne, sieb Jetzt
in eine gewisse Postor zn setzen; aber er habe sicher nichts feindliches
gegen Schweden vor.
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
Podawils' SendnDg an Karl Guitav. Bückzug auf Köotgsberg, 493
Der KöDig remonetrirt bcBondors gegen die Verbindung des Kurfürsten
mit den SLändeo des Eönigl. Prcnssens — diese diubsc aurgelöst werden;
ndaQD EODSten er gleichsam bei den Haaren darzu würde gezogen werden,
mit Ibnen zu schlagen, and aaf solchen Fall wollte er liernacbcr von aller
Blatstürtznng etc. entschnidiget sein", Uebrigens erklärt der König, er
könne P. „ans Mangel der Secretarien" nichts schrirtliches mitgeben, was
der Knrfürst, der sonst in Bolchen Sachen „sehr obachtig" sei, entechnl-
digen möge. Dobrczeuski solle nächstens abgefertigt werden, nud durch
ihn wolle der König dem Kurfürsten weiter „sein Herz ontdccken".
Unterwegs wird P. noch von einer Rotte von 15 - IG Rdubern ange-
griffen Dnd dadarch seine Rückreise etwas fcriögert
Der KnrfUrst an Waldeck. Dat ßieaenburg. 28. Nov. 1655.
(Arols. Arch.)
(Befehl zum Rückzug. Besetzung von AIJersteiD)
Es ergehet hiermit Unser gn. Befehl an Euch, daes Ihr das Fqsb- 28. Nov.
rolk nebst den Stttcken auf Königsberg gehen laBset, mit der Reiterei
aber Euch hierherwärts ziehet, damit Wir Uns um so viel leichter
conjungiren können.
Laesen Euch souBt hierbei UDverhaltcii sein, dass der König zu
Schweden Strassburg bereits occupirt hat
Weil auch der Bischof zu Ermland venvilliget, das Haus Aller-
stein zu besetzen, als wolltet Ihr jemand an den Biaehofen, so heute
ron hier nacher dem Bisthnm gereiset, voranschicken, damit derselbe
wegen der Logirung und Verpflegung Ordre stellen könne.
Waldeck an den KnrfUrsten. Dat. Lötzen 29. Nov. 1655.
(Arols. Arch.)
IRücbzDg an f Königsberg. Aufstellung der Reiterei. Versuch poluieche Trappen
zn eogagiTen; Geld oüthig. Strenge Justiz. Hoffnang auf einen glücklichen
Streich-, Bad zi will]
Et habe, der Ordre eatsprechend, die Artillerie in Marsch gesetzt, für 29. Nov.
(las FnsBvolk gleichfalls die nötigen Befehle gegeben. Obr. Lieatenant
Ilnndebeck mit seinen Leuten will er hier, in gesicherter Position,
üteheii laesen, ndnmit die Krankheit in etwas wieder übergehen möge"; im
Fall eines Angriffs bat er eine sichere Rückzngslinie auf Königsberg.
Die Reiterei habe ich hinter die Seen und Wildnisse gestellt, als
jd's Kheinische, Sehist'sche, Rastenburgische und Ortelsburgische;
A-nOO»^lc
494 '^- ^''^ Dordiecbc Krieg bin zum Vertrag vod Königsberg.
ausser dem Obriatcn Walrodt, welchen ich im JohaDnisbargigehen
tiabc stehen lassen, doch mit Ordre, sich so /.u setzen, dass ihm nifht
eingefallen werden könne. Kleine Vorwachten will ich an allen Orten
auf der Gränze stellen lassen. Ich gehe auch selbsten mit etlicb han-
dert Pferden, um eigentlich zu wissen , wie es mit des Prinz Rad-
ziwill Armee bewandt, und zugleich alle Pässe, so viel möglieb, ni
reeognosciren.
Den Obr. Lieutenant Dönhoff habe ich in E. Ch. D. Dienste
engagirt mit 300 Pferden, Tartaren und Tentsche, wie er sich angibt,
auf jedweden Reiter 10 Hth. Er vermeinet auch Prinz RadziwiH's
I^eibgarde mit Standard und allem zu debauchiren; wie ich denn
auch einen Capitain-Lieutenaut engagirt , ao sein Regiment z. F. n
debauchiren sucbep will. Wann ich nur Geld hätte, ich wollte hier
viel gutes mit richten; aber die Künigsberger halten Rohtbergern
zn lange auf. Wo ich hie etwas bekommen werde können, werde Icfa
es angreifen, es sei von der Aecise oder wovon es wolle; dena iti
kann Geld Dienste thun.
Es sind in meinem Abwesen viel Desordres vergangen; habe aber
der Verbrecher unterschiedlich in Verhaft, und werden etliche gehenkt,
einige Officirer auch vor's Kriegsreeht gestellt werden.
Unterdessen bitte E. Ch. D., Sie wollen gn. geruhen, mir in 2<ä-
ten wissen zu lassen, |:wenn mein Heil versucbeo soll; denn mir noch
gute Oecasionen, so mit Gott mir nicht misslingen sollen, vorstehen::.
P. S. Alle die Zeitungen, ao mir einkommen, E. Ch. D. zu Ober-
schreiben, wDrde dieselbe nur irre machen; weswegen genug zu sein
erachte, E. Ch. D. zu versichern, dase mich genug vorsehen und B^
Ch. D. ^Dienst in Acht nehmen will. Sonst wird bericht, Pr. Rad-
ziwill wolle von Colno aus in's JobanDiaburgiscbc einfallen, wiewol
er schlechte Hehlen bei sich hat; und dürfte ich es thun, in 24 Stun-
den hoffte ich ihn zu haben; man muss der Zeit erwarten.
Instrnction für Somnitz und Dobrczenski an den K^nig vod
Schweden. Dat Riesenburg 19.|29. Nov. 1655.
[Rrbietnug in gatem EioTeniehmen. Nähere Bediogangeo; WaffeabüDduiu ab-
ßelehot; die Lebnerecognition ; Bietham EnnlaDd iiLcularisirt ; die hollindiKbt
AtlisDce; Partioipution der Zölle. Das VerhältuiBB xn poloiscb PreaaieD. Di«
Arm^e das KarfünteD. Event AnerkenDung des Königs nacb der Eröaw^-
EnnUada Heimfall an Schweden.)
I, Not. Der Eurflirgt wünscbt lebhart, mit Schweden in bisherigem goten Ver-
nehmen zu bleiben — schon früher eeicn die Herzöge in Prcnssen, seine Vor-
OeaandtBohaß von SomDiU nod Dobrceeniki an den Eüoig. 495
fahren, bei Kriegen zwischen Polen und Schweden anhethritigt geblieben
oder h&tten anch die Mediation übernommen.
Der KnrrürBt wünscht deshalb, dasR ihm eine allgemeine Sicberheits-
erklfirnng gegeben werde; womöglich ancb bo, dass alle FeindseUgkeiten
gegen das königlicbe Prenssen zngleicb mit anrhören.
Hiermit sei aber der KnrfiirBt „auf den Fall da der Eänig in Schwe-
den König in Polen würde", noch keineswegs gesichert; die Gesandten
sollen ftir diesen Fall die weiteren Bedingungen abhandeln. Sie worden
hierfür anf das „vorige letzte lateinische Project" verwiesen'), mit einer
Reibe von näheren Bestimmnngen :
1. Die conjnnctio armorum kann nicht bewilligt werden.
2. Die „modiGcata et qnalificata" künftige Lebnsrecognition für
Prenssen soll doch auf den Namen Polen», nicht Schwedens geschehen.
3. Dem KurRirsten wird das Bisthnm Ermland nebst allen seinen
Städten etc. nnd besonders Braunsherg wiÜirend des Kriegs eingeräumt nnd
im künftigen Frieden als weltliches Fürstcnthnm erblich zugeeignet; macht
man geltend, dass dies früher nur als Preis für die coiijanctto armornm ge-
nannt worden sei, so ist zu sagen, dass der KniTürst dies verlanget als
Aeqaivalent für die Farticipation des Zolles nnd „Einräumung und Abtre-
tDug des König]. Prenssens, worauf Wir viel und grosse Unkosten ge-
wendet".
4. An der vor einigen Monaten geschlossenen holländischen
AUJance sei nun schon in das neunte Jahr gearbeitet worden, und die-
selbe sei durchaus ohne Bedenken für Schweden, was die Gesandten dem
König plansibel machen sollen. Besteht der König durchaus auf ihrer Un>
zaiässigkeit, so sollen sie erklären, dass der Kurfiirst schliesslich „auch in
dieeem, wiewohl schweren, Puncto I. Maj. nicht aus Händen gehen wollte";
doch solle man ihm so viel Zeit lassen, um mit den Generalstaatcn dar-
über in Unterhandlung treten zn können.
5. Die Farticipation der Zölle ist ein sehr nogerecbtfertigtes Ver-
langen und ein EingriCF in die Hoheit des Kurfürsten. Lässt der König
nicht davon ab, so sollen die Gesandten schliesslich einwilligen, aber da-
bei Dach einander versuchen durchzusetzen: a. die Farticipation wird zu-
gestanden, nimmt aber ihren Anfang erst „nach Unserem und Unseres
Chorprinzens Ableben", b. sie beginnt erst nach dem Tode des jetzigen
Korfürsten, aber unter Abzug der gesammtcn Kosten für Festungsban,
MoDition, Proviant etc. c. keinerlei Einquartierung, Durchzüge, Muster-
plätze etc. d. es dürfen keinerlei jura flscalia daraus hergeleitet werden.
Dagegen verspricht der Kurfürst aufrichtige und vertrauliche nachbar-
licbe Correspondenz. Da er mit den Ständen des Königl. Prenssen in Ver-
bindang getreten und einige dort gelegene Orte (Schloss und Stadt Maricn-
bnrg, Brauusberg, Stnhm, Allenstein, Dirschaa, Mewe) mit seinen Truppen
besetzt habe, so schlägt der Kurfürst vor, Deputirtc dieser Stände zugleich
mit den jetzt zu sendenden brandenburglschen Gesandten zu berufen, um
mit iboen über ihre Sicherheit etc. zn negotJiren.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
496 '^' ^*'' Dordiscbe Krieg bis zam Vertrag vod Königsberg.
Eoniiut der König daranf, dosG der Koriurst eeine Armee abdankeD
8d1I, oder einen Theil den^elbeQ, so solleo sie erklären, dass, sobald der
KurfürBt der Sicherheit seiner Lande völlig gewiss sei, er dies allerdings
thun werde — „welcbes dann zu Unserem Gefallen und ArbitrJo stehen
wird'.
Endlich lolelzt können sie auch die Participation der Ztille bei Un-
sern Lebzeiten gestatten; doch, wie oben, mit den nöthigen Abztigen
für den Bedarf der Festungen etc.
F. S. Sobald der König Karl Qnstav gekrönt ist, ist der Karfümt
bereit, ihn öffentlich als König anzuerkennen. Will der König anch von
der Zoll participation abstehen, so sollen sie doch den Vorschlag berans-
bringen, dieselbe gegen den Besiti von Erntland zu gestatten. Dabei ist
der Kurfürst einverstanden, dass Ermland nach Anssterben des branden-
bargiscben Maunstammes an die Krone Schweden falle.
In einem Schreiben der beiden Gesandten an den KurfTirsten noch Tom
Datom der Instruction, wird hervorgehoben, dass in den bisher mit deo
Schweden gewechselten Vertragsprojecfen der Passus Über die Souverai-
nität noch nicht genügend klar ansgedriickt sei; sie bitten darüber nm
nähere Instmetion.
Der Kurfürst an Waldeck. Dat Königsberg 1. Dee. 1655.
(Arola. Arch.)
;. Wiederholung der Ordre vom 28. Nov. für Fussvolk nnd Artillerie;
mit der Cavallene soll er ohne Verzug „iti's Oberland nach Momngen*^
sich begeben nnd sich dort mit Gen.-Major v. Cannenberg Tcreinigen.
P. S. Er soll sich hüten, dass er nicht unversehens überfAllen wird,
nnd Kundschaft aosschicken, wo de la Gardie jetzt steht.
Waldeck, Metnorial vor Freiherm v. Schwerin. Dat Lötzen
1. Dec. 1655.
(Concept Arols. Arcb.)').
Verschiedene Vorschläge, «!e schnell Geld und Vorrithe zu besehaffen.
„Alle baare Zinsen und ordinär Geldeinnahmen müssen in Sr. Ch. D.
Hände kommen, nnd dieses Lands Bediente ein Jahr warten lassen".
„Dass die Pfondsinbaber ein halb Jahr der Intraden bergeben; deon
8. Ch. D. es ihnen hernach zd gut können kommen lassen".
■j Vgl. Raacbbar 1. 101.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Waltlvck BD d. littaiiiecheD Qfease. Seodaug v. Somnitz n. Dabrc!:eBaki. 497
Da» Ziuskuru musa überall beigeEcbafft werdcD. Die AccJsegelder
müsBeD sasgezahlt werdea — „die AcciEe mu.ie aach verböbt werden und
dnrch alle Species gehen",
Desgleicben die 7on den Städten Königsberg versprochenen 150,000 Rth.
GetreidekShae vrerden angehalten zn Gnnstea der Magaiiae.
Der Karfilret an Waldeck. Dat Künigaberg 2. Dee. 1655.
(Arols. Arch.)
Er habe mit ihm über Dinge, die keinen Verzog leiden, zu gprecheu. 3. Dee.
Er soll sorort nach Empfang dieses sich auf den Weg zu ihm machen,
«Eucb aach nichts denn Gottesgewalt davon abhalten lassen".
Waldeck an den KurfUraten. Dat. Liitzen 2. Dcc. ISöÖ.
(Arols. Arcb.)
Antwort auf die Ordre vom 1. Dcc. Hnndebeck hat in seiner Schwa- '2. Dcc
dron kanm 200 gesunde Leute; sie muss notbwendig noch einige Zeit ansEcr
Königsberg bleiben.
In Betreff der Cavallerie gibt er zu bedenken, ob es räthlich, diese
Gegeud so ganz zu entblössen: ein Einfall der Moscowiter ist wahrschein-
lich; Graf Magnus hat noch bei Raigrod, 4 Meilen von Lyck, einige
Truppen stehen lassen, die dann nach Uelfeben hier hausen köuneu etc.
Dennoch werde er den Befehl ausfuhren und nur einige Posten hierlassen.
Die beabsicbtigte Recognoscirung an die Gränze selbst auszuführen,
sei er gestern durch andere Geschäfte rerhindert worden; Obrist Schän-
aich ist mit 400 l'f. dazu commandirt worden; mit Ordre, „wenn er einige
Ischwediache) Pailbeien, so Desordrc gemacht oder E. Cb. D. Untertbanen
Schaden zugefügt, antreffen würde, derüelbea sieb mit guter Manier zn be-
m&chtigeu".
Somnitz und Dobrczeiiski an den Kar^rsten. Dat. im Möcker
Olr Thoren f^;;:- 1655.
[Schlippenbach über die polittacheD Verhandlnngen des KurTüraten. Verband-
lang mit dem König und dem Relchakanzler. Das prenaeiache ßündniae die
grÖBite Scbwiariglieit. Uebergabe von Thoro. Die Geaandtecbafl in Wien.]
Gestern in der Umgebung von Thorn angekommen, wo Graf Schlippen- 3. t)ec.
bach ihnen entgegenkommt und ihnen n. a. miftheilt, „dass die Besatzung
der Stadt und des Schlosses Marieaburg, und andere E. Cb. D. Negocia-
Üoaes am Kais. Hofe und sonstcn I. Maj. sehr zu Uerzen ginge und die
Tractalen schwerer machen würde".
Am folgenden Tage Audienz bei dem König, der ihnen erkittrt, das
A-iOOt^lc
498 "' ^^' Dordisobe Krieg bis mtn Vertrag Yoa Eünigaberg.
BcDehmeD („comportement") des KarfureteD babe iha wol zn allerlei Qe-
daoken briogen können, doch freue er eicfa, daes der Kurfüret jetzt ans
eigenem ADtrieb sie geschickt habe; er weist sie au den Reichskanzler zur
Verhandlung.
Dieser führt eifrig Beschwerde über das Auftreten des Kurfürsten im
königlichen Freussen — er sei ihnen hier «härter und beschwerlicher als
König Casimirng selbst gefallen."
Dann will man zu den eigentlichen Verhandlungen übergehen — doeh
scheut man sich jetzt noch beiderseits, mit bestimmten Pordei-uugen her-
anszQgebeD und den Anfang zu machen.
Viel Schwierigkeit wird jedenfalls das Königl. Prenssen machen ; der
König hat befohlen, alle sich hier zeigenden fremden Truppen als feindliche
zn behandeln, so auch die brandenburgiechen: „das wird snstinirt, dies
Land gehöre ihnen, nnd der darein käme, miisste Feind oder Freund sein".
Die Stadt Thom hat mit dem König accordirt — gestern sollen die
Tractaten richtig geworden sein,
Die Gesandten rathen, an die am Kais. Hof befindlichen Gesandten
zu schreiben, „dass sie vor erlangtem Befehl von E. Ch. D. nicht Bchliessen,
noch Torhero mit den nitimis herausgehen sollten".
Der Kurfüret an Somnitz und Dobrczenaki. Dat Königsberg
1:S:i- Deeember 1655.
[Nähere Instrnction; Sonverninität oder Lehn averhältoiss. Beschwerde über be-
gangene Feindseligkeiten. Gate Zeitung ans Holland]
c Antwort auf das Schreiben vom 19./29. Nov. Es ist überhaupt gar
nicht die Absicht des Kurfürsten, das früher übe^cbene schwedische Pro-
jcct anzunebmeD,
sondern Wir verbleiben bei deniselbigen Project, darin Wir nur in
etzlichen gewissen Dingen uns dem Könige obligat machen und im
übrigen alle notas nnd jura supremi dominii Une zueignen. Sollte
nun aolclies noch nicht deutlich genu^ eingerichtet sein, so trauen
Wir Eurer Dcxterität genugsam zu, dass Ihr solches Bochmalen wol
in Acht nehmen werdet; und weil Uns zu Anfangs die Souverainitfit
ohne einige Dependenz versprochen worden, und Wir darauf, ehe Wir
die Sache zur Ruptur kommen lassen wollen, gleichwol so viel ge-
wichen, dass Wir endlich zu dem Vasallagio, obberQhrter Haassen und
Anders nicht. Uns aceommodiret, so können Wir nicht glauben, im
Fall sie sonst Lust haben mit Uns za schliessen, dasa sie die Trac-
taten desfnlls aufstoseen werden. Sollten sie aber über Verhoffen der-
gleichen Dinge hincinfiickcn wollen, dadurch sie die Unterthanen ent-
weder in Land - oder Justizsacben an sich zieLcn könnten, oder aucb
sonst ausser den accordirten Uescrvatis die Hand darin behalten woH-
VcrhaDdlnDpei) von SomnitE a. Dobrczenski. 499
ten, sub quocuoque praetextu solches auch imtDermehr eein mOchte:
90 wollt Ihr darein nicht condeecendircn , sondern vielmehr rem in
iotcgro halten; jedoch lieber die Sache um der holländischen Alliancc
und Participation der Zölle, als des Vasallagü willen anstehen
lassen.
Andere etwa versticbte Aeodernngen werden sie nach ihrer Kenntnias
Dod OeGcbichlicbkcit zu bcortheileD habeo. üegebrcn die Schweden mehr
als was ihnen bis jetzt gewilbgt int, go tiieht man, „daBs Wir noch nicht
Ursache haben, Uhk ilinea gnnz zo nnterwcrfen, Bondern dass sirh das
Werk wol mit der Zeh audern werde**. In diesem Fall soll Somnitz per-
sänlich koramen and nene Instntction einholen.
Die polnisclien Qoartianer haben ohne jeden gegebenen Änlass zwei
brandenburgifche Streifparteicn niedergemacht; die Gesandten sollen Be-
schwerde führen.
Nachrichten ans Holland melden, dass die Qeneralstaaten dnrch ver-
sehredene Arabassaden sich der Sache Brandenburgs emsttich annehmen
wollen. — „So sehet Ihr, dass Wir noch nicht Ursache haben, Uns ihnen
(den Schweden] ganz zu unterwerren, sondern dass sich das Werk mit der
Zeit wol ändern werde'.
Somnitz ond Dobrczenski an den KnrfUi^ten. Dat Thorn
??;: 1655. ' ;
IKerl Gastar io Tboro. VerbaodlnDgen i die Besetzang von Harienborg; das
LehnsTerhältoisB Tür Preatien oder die SonveraiDiUt; doralDJam narta; ZoU-
nnd Handels frage. Nene vod Scbweden verlangte Oanotien ; die karfürstliobeD
Trappen nad Pillao. Dae Bisthnm Ermland etc. Kein defiDitiver Beecbeid %a
«rlsDgeo. Scbwed'ische QaarUere aod Streifzöge.)
Der Eänig ist am 25. Nov. st. v. zuerst in Tbom eingeritten. An die- 8. Dec.
sein nnd den folgenden Tagen vieirältige Verhandlangen mit dem Retcbs-
kanzler.
, 1. Den ersten nnd schwierigsten Pnnkt bildet die Besetzung von
Hanenbnrg seitens des Karfürsten; werde, so erklärt der Kanzler, die
brandeubargische Itesatznng nicht abgeführt, so milssten sie das herzogl.
Prenssen gleichfalls feindlich behandeln; alle Remonstrationen sind vergeh -
iicfa; Schweden besteht darnnf, dass vor jeder Art von Vertrag erst die
prenasischen Plätze geräomt werden müssten.
2. Haben wir das foedus protectitium in's Mittel gebracht; da-
von man gar nicht hören wollen, besondem auf das Vasallagium und'
zwar dergestalt, dass dos Vinculum Vasallagü das Fundament und
die melioratiooes, so E. Ch. D. widerfahren könnten, ratione appella-
tionifl et«., die ronditinncs sein mOsstcn, fredrungen.
32* I
500 ^'' ^^' ■ioi'<l<Bche Krieg bis mm Vertrag voo Königsberg.
Die brandeaborgiscbeD Gesandten verlangen dagegen, „daEs die Son-
veraiDttät zum Fundamente und dabei einige cooditioDea, als das Vasallagium
nnd subEidinm militare für I. Maj. beduogen werden könnteii". Darüber bat es
viel Hin- and Herstreiten gegeben. Die Gesandten meinen, man soll auf
„den NamcQ der Independenz oder Sonrerainität" nicbt viel Qewicitt legen,
„wenn nur erhalteu würde, dass £. Ch. D. in RegiemngsEachen die freie
Hand behielten nnd I. Maj. sich darin nicbt eiDmiEcbeten".
3. Auf die Forderung, dass die polnischen Freugscn mit Hostilitätcn
verschont; und für ihre Dcputirten salruB conductUB gewährt werden m&cht«,
ist mit lieinem Wort geantwortet worden.
4. HabeD die Kßnigl. Deputirteo renunciationem dominii mariB
begehret, welche mit denen von E. Ch. D. mitgegebenen Conditionen
bewilliget.
5. Ist von Schweden prätendiret dircctio commercioruiD , telo-
neonim et ipsa telooea, weil solche ex domioio maris folgeteo. Da
haben wir nach dem vorigen Project, dass die Commercia libera sein,
die Zölle aber von E. CIi. D. nach den Rollen in den König), benach-
barten Hafen gesetzt, und gegen Ermland (nachdem die anderen Ex-
pedientia nicht verechlagen wollen) die Participatio verstattet; von E.
Ch. D. aber der Einnehmer sollte gehalten und angesetzet werden,
jedoch dass direciio commercionim et teloneornm bei E. Ch. D. Ver-
bleiben sollte, uns herausgelassen. Man ist aber an schwedischer
Seiten darauf endlich bestanden, dass communicato consilio alles ge-
schehen sollte und £. Oh. D. die dircctio nicht könnte gelassen
werden.
7. 8'}. Da der KurfüTEt viel bedenkliche NegociatJonen gegen Schwe-
den vorgenommen, so mÜHEC dicEes jetzt eine wirkliehe Versiehernng haben;
und zwar: a, die vom Kurfürsten zu eiitlassoudeii Truppen werden gegen
üezaltlun); den Schweden überlassen; h. die Giirnison von I'illiin soll ihnen
schwören; Schweden bezahlt die Hülfle davon; oder der Commandant wird
ihnen mit vereidet.
Wegen Pillau lehnen die Brandenburger jede Verhandlung ab, da die
nneh nicht instruirt seien ; jedoch sei hieranf gar keine Hoffnung zn machen.
In Bezog auf die Truppen wüiisrht der Kurfürst vorläufig noch freie Hand
zu behalten, wird aber jedenfalls mit ihnen keinen Feind Schwedens be-
günstigen.
9. Wegen Brraland's wollen die Schweden nichts hören; doch lässt
der Ueichsknnzicr dnrchblicken, es möchte wol eich ein Vortheil an Land
und Lcnten für den Kurfürsten ünden, wenn er nur in anderen Punkten
wiche.
10. Klage der Schweden über die Besetzung des königl. Prenssen.
11. In Bezug anf die Kenunciation der bedenklichen Alliaucen scheint
■) Sic. §. 6 fehlt.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Terb4DdlDDguD voD SoniDiU n. Dubrceoneki, ^Q]^
es, dasG jetzt mit der Krhöbong der Zölle und der Pai licipation die Schwie-
rigkeit gebobeo ist.
12. De Qsu portunm. Es lionimt darüber zu keiner bestimmten Anf-
etellnng.
Der König ist beute abgereist, wol »ach Marieuburg. Sie Tcrbaudeln
dann noch weiter mit dem Reichskanzler and entschtiessen sieb für'e erste
dem König noch nachzureisen.
P. 8. Dat. Freystadt l./H- Dec. ItiöÖ. Sic habeu beschlossen, dass
einer von ihnen [Somnitz] dem Kurfürsten persönlich Bericht erstatten soll.
Noch können sie keine Uesolution vom König bekommen und werden immer
weiter reilröstet — „and die Einquartierung gehet für sieh, maasseii der
König gestern alhicr ankommen, nnd weisen die Ausschreiben des Frovinnt-
meisters, dasB zu Riesenbnrg weiter das Hauptquartier sein solle. Die
Partheien, so auBgesi-hiekt werden, sollen sehr stark sein, bei lOÜO, 2000
Pferden, die geringsten von 300." — Sobald eiu Bescbdd *om König da
ist, wird Somnitz kommen.
Resolution des KurfUreten. Dat. Köuigaberg 14. Dec. 1655.
ItJItimatam des Kurfürsten; eveotuoller Befehl zur Abreise]
Er sei höchst befremdet über die Porderangeu der Schweden; sie sollen 14. üve.
dem König und seinen Beamten nochmals die schweren Folgen eines Bruchs
znrischeu ihnen vorstellen; der Kurfürst habe alles mögliche gethan, ihn zu
verhüten. Besteht der König auf seinen unbilligen Forderungen, so musa
der Kurfürst die Sache Uott anheimstellen „und denen von meiner göttlichen
Allmacht Uns verlicbenen und von Unseren Alliirteu crwiirtcndcn Mitteln
vertrauen.** Sie sollen eine kategorische Erklärung fordern, und, wenn sie
binneD 2 Tagen nicht erfolgt ist, abreisen.
Der Kurfürst an König Karl Gustav. Dat. ... 10. Dec. 1655.
(Coneept).
Unter Hinweis auf das biäber bestandene gute Finvernebmcn spricht lo. Dec.
der Kurfürst die Hoffnung uns, da^s der König die bei ihm jetzt auwcsen-
den Gesandten mit guter Resolution zurücksenden und keluerlei Uustilität
begeben werde. Jetzt aber kommt gewisse Nachricht, dass schwedische
Trupiten einzelne brnndenburgische Abtheiinngon angegriffen und theils
niedergemacht, theils gefangen genommen haben; dies sei hoffentlich ohne
des Königs Befehl geschehen; es wird gebeten, die Thäter zu bestrafen und
Wiederholuagen vorzobeugen.
^aovGoOt^lc
502 "' ^^' Dordiscba Krl«g bis sum Vortrug voo Kouigsburg,
Köuig Karl Gustav an den KnrfUreten. Dat Freistadt
. . Dec. 1655').
VcrsicherDDg freundschartlicher Gesinnung; die erbalteocD Nufbricliten
aber über die VerhuDdlungen des Kurfürstoa mit deu Pcinden Schwcdeas
DÖtigeu deD Eonigj sich Dach Preusseu ku wendeu, um die Lage der Dinge
mehr ans der Näbo zu beobachten; doch habe er keine Teindliche Absicht ;
- da indess der Kurfürst, wie man erfahrt, mit den Polen im Bunde etebea
und allerlei feindliche Piano hegen soll, so kann er sieb nicht wnndcra,
wenn dem ctitüprechend gegen ihn verrühren wird; er soll seine Verbio-
dnngen mit polnischen Standen aurgebeo, und man werde ihm sofort ein
auderes Gesiebt zeigen.
V. Somnitz an den KurfUrsteii. Dat. Namgeist bei Holland
14. Dec. 1655.
[ächwierigkeit der Verhaudlaog; beleidigende Forderangen; Absicht des Köoiga,
nach Königsberg zu marBchtren.]
Nach mehreren Tagen weiterer Verhandlung ist ihm ein Aufsatz von
den Schweden übergeben worden, „darin man an schwedischer Seiten das
Werk aufs höchste gespanat"*). Somnitz geht zum Keichskanzler, zd re-
monstrtren.
:■ Er sa^, das Vasalla^iuiu mllsete festgesetzct sein, dass es ad
illum modum eingerichtet würde, wie es bei Polen gewesen, ausgc-
nommen etliche meliorattonce, eo sie E. Ch. D. accordiren wollten;
über die Übrigen Punkte wäre zu handeln, doch mehr was die Worte
anbelanget als die realia, die wol bleiben mUssten. leb renioustrirte
unter andern, dass der Punct wegen der Quartianer eine Öffentliche
Insultation wäre, dass man Leute besolden sollte, die mit Nuthzttch-
tigoD, Morden und PlUndem den Lohn verdieneten, den Gott und das
Recht darauf gesetzt. Er sagte, der Köuig hätte es befohlen also zu
setzen; weil E. Ch. D. in seineu Quartieren lauge gestanden und itzo
dieselben im Werder noch verdürben; doch hielte er dafUr, dass dar-
auf zu handeln; wenn Martenburg restituiret, würde sieb alles besser
geben.
Miindlich mehr davon — er schielet dies in alier Eile voraus.
Jetzt steht der König zu Preusclimark; man lilsst sieb vemelimeo,
') Original, ohne Aaafüllung des Monatstages; Pufendorr V.§,GG gibt das
Datum 3. (13.) Dec., vermulhlicb nach einem andern Exemplar desselben
Schreiben 8.
*) Dieser Aufsalz Godut sich nicht bei den Acten.
:q,t7ed.>G00t^lc
VerhaodliiDgeD von Somoitz u. Dubrczeuski. 503
mau wollte auf K0iiig:8berg gclien uud da Hclilicsseu . . . Das halte
ich wol gewies, dasB aus FreumlHcliaft und uiu des evangelischen
Wesens wüten nichte für E. Ch. D. zu erhalten.
Der Kurfllrst au Dobrczenski. Dat Königsberg 15. Dec. 1655.
Da Somnitz wahrsäheinlich sclioii iiutcrwcgs Dach Königslerg ist^ 15. Dec.
60 wird ihm mitgelheilt, doss nach eingetroffene u Nachricliteu die Schwe-
deu wirklich in das Herzogthum eingerückt »iud und dascILst Quartiere
uebincD, ja auch die eigeueu Tafelgüter des KurlTirstea Lclasteo. Er aoll
gegen dieses rücksichtslose Verfahren, bei uuch währenden Tractaten, ener-
gisch proteatiren und sehlenuigsto Zurückziehung fordern.
Dobrczenski ao den KuifUrsten. Dat Marienfeld
8.118. Dec. 1655.
[Zähigkeit der Schweden. BeguDgen der katholischen Müclile, Schweden fast
aaf I'reuBsen gerichtet. Besetzung von Uolland. Kuuiglu Christine katholisch.
Tauschproject.]
Der König bleibt fest dabei, so lange der Kurfürst Marienburg be.'^etzt 18. Duc.
halte, habe er das llccht, das llcrzogthuni als Feiudeshmd zu behandeln.
Die ZeituDgeo, welche hier cinkumuieu, dass die Katholischen
gegen diese Progrcssen sehr machiniren, verursachen zwar nicht ein
geringes Nachdenken, jedoch prävalirt mau sicli der Zeit, und ist wol
die bitcbste Sorge, wie man sich bei Zeiten des ganzen Preussen,
welches man allen andern Conquestcn vorziehet, entweder durch Ge-
walt oder durch Tractaten versichern könnte. I. K. MaJ. sagen, dass
Ihnen allererst itzund durch E. Cb. D. Actioucn die Augen recht ge-
öffnet worden, uud Sic sehen künnon, wie E. Ch. D. Ihnen schaden
könnten; wfire Ihnen also nicht zu verdenken, dass Sie bei diesen
CoDJuncturcn suchten sich E. Ch. D. auf das künftige reellenient zu
versichern; könnten auch vieler Ursachen halber einen indcpendenten
Staat mitten in dem ihrigen nicht wol leiden ....
Das ganze Werk bestehet alhier mehr am Gebrauch der Zeit und
glücklicher Renommee, als au Stärke und grossen Tliaten, und wie ich
herzlich beklage, dass so viel gute Gelegenheiteu vcrfloBsen, also
wQnsehe ich, dass man sich der restirendeu mit Nutzen gebrauchen
möchte.
Man hat sich alhier verwundert, dass E. Ch. D. dcro Garnison
A-nOO»^lc
504 '^ ^^'' Dordiacbe Krieg bie zum Vertrag von Königsberg.
aus Hollaud liabcn abfuhren lassen, und hat; der König anitzo 100 Mann
dahinein gelegt.
Es bezeugen auch I. K. Maj. ein gi-osses MiBsfallen über der Kö-
nigin Christine Abfall und sagen, dass Sie sieh ehestes an den
Katholischen in Person rcvanchiren wollten.
Von dem projeclirten Tansch (?) ist aueb die Rede gewogen. Der
Keichfikaozlcr will, wenu der Kurfürst sieh geueigC zeigt, persäntich zu ihm
reisen, .
Der Kurtilrat an König Karl Gustav. Dat Regiomonti
19. Decembcr 1655.
lü. Dec. Vcrsic'lierung, dass dtr KarHirst nicht an eine feindliche Haltung gegen
Schweden denke. Aber atlerdiugE habe die Forderung 70d Pillau uud
Memel Eeltens der Schweden sehr bestürzt; er habe mit allen Gründen ver-
geblich ven^ncht, sie davon abzubriugeu; aber er könne nicht daran denken,
selbst als Partei in den Streit zwischen Polen nnd Schweden einzutreten,
wie ci' schon immer nur die Mediation, rersnehc.
Inzwischen wird Prenssen von Gchwedischen Truppen nmriugt; der
Fe Idni arschall Wittenberg schreibt an die brandenburgiächen Oenerale
Sparr und Kanpenbcrg, das» er alle brandenburgischen Truppen, die
nach Prenssen geführt würden, als Feinde betrachten würde; und der Kö-
nig selbst äussert gegen die Gesandten dee Kurfürsten drohend, er werde
nicht anders als wie ein Feind und wie jeder andere poluische Vasall behan-
delt werden, mit besonderem Hinweis auf sein mit den Niederländern ab-
geschlossenes Bünduiss.
Der Kurfürst hatte hiernach gewiss alte Ursache sich zu rüsten; daher
der Vertrag mit den königl. preussi.schen Ständen in Marienburg, der aber
durchaus nicht gegen Schweden gerichtet ist — „quamquam non diffitea-
niur aniicomra auxilia consitiarinc nos petiisse, si nihil hostile parantibuB
vis fielet, cui impares esscmns" — worüber auch dem Könige die nöthigeu
Garantien gegeben worden sind.
Trotzdem nun das offen feindliche Verfahren der schwedischen Truppen.
Die dem Kurfürsten bis jetzt vorgesch läge neu Bedingungen sind ganz ud-
ajinchrabar und unbillig — „atque eo proceditar uaque, nt literario cono-
mcrcio etiam cum privatis et tantum non colloquiis leges ponantnr" — wäh-
rend man anderseits gar nichts für den Kurfürsten thun will.
Bitte, die von den brandenburgischen Gesandten überbrachten Vor-
schläge anzunehmen.
^aovGoOt^lc
TerhaDdlDDgeD vua Somnils a. Dobrcieoehi. 505
Der Kurfürst an DobrczcDski. Dat. Königsberg
21. December 1655.
[Beschwerde über das drüclcende Verfahrea der Schweden. Neue VurbaodluDg
mit dem Reicbekaoiler; fäaf Puncte VorbedioguDgeu ; ereot. Räamaog vau
MBrienbi»^; bstegoriBche Erblärnag oder Abreise.)
Antwort auf daa Schreiben von 8./ia. Dec.'). 21. Dec.
Wenn Wir nun die vergangene Züitea, und wie man an schwe-
discher Seiten gegen Uns procediret, erwägen, so befinden Wir band-
greiflich, daes sie Uns |durch die Tractaten nur abueiren, Zeit ge-
winnen und einen Vortheil nach dem andern gegen Uns erhalten
wollen, damit sie ihr Dessein, bo sie bishero verdecket, nun aber selbst
an den Tag geben, Unsere Lande und Leute an sich zu bringen,
desto siclierer ausführen möchten .... Wir sollten Uns zwar solches
eine Warnung sein lassen und nicht davor halten, dass, nachdem Wir
in vier Abschickungen nichts andres erhalten, daun dass man die
conditiones von einer Zeit zur andern verschlimmert, insonderheit an-
jetzo da I. Maj. in Ihrem Uns zugesandten Schreiben hostititatem Uns
annunciiret, solche auch in der That erwiesen, indem sie in Unser
Land gerttcket, Quartier ausgetheilcl, die Ocrter besetzet und alles
dasjenige tentiren, was man von einem Feinde erwarten kann. Nach-
dem Wir aber in Erwägung der evangelisclien Religion und anderer
unzähligen Ursachen mehr L Maj. Freundschaft zum höchsten ästi-
miren, so wollen Wir die abcrmalen an die Hand gegebenen Trac-
taten nicht verwerfen, sondern soll Uns sehr lieb und angenehm sein,
wenn der Ilerr BeicHskanzler sieb zu solchem Werk selbst gebrauchen
lassen will.
Es sei aber, dass derselbige auhero kommen oder Wir abermalen
dahin schickten, so mOsste vorhero an schwedischer Seiten dieses rc-
solviret werden, dass
1) wegen des Vnsallagii es gar auf eine andere Art genommen
und etwan das Project, so zu Kogasno gegeben*), reassumiret und
darüber tractiret werde; denn dass Wir zurlicke handeln und Uns
dessen wieder begehen sollten, was albcrcit damalen verwiUigct und
und welches noch zu verbessern von L Maj. scithero zu unterschie-
denen Malen versprochen worden, dazu wird es wol nimmermehr
') Ein aoderes bei den Acten befiadlicbe«, von SoDinitE entworreoes Uon-
cept, dat 19. Dec. 1655, welclies noch achärrer ableboeud sich aasBpricbt, nU
das obige, and welcbea anf Waldock, als den mit der weitereo Verhnudlang
beanftragten, hinweiat — .iet nicht abgaogen".
') Vgl. oben p. 454.
^aovGoOt^lc
50Q 1'- ^*" Dordiecb« Krieg bia zum Vertrag voq Königsberg.
komnien, und hoffen nicht, daag der böchete Gott Uns in so unglQck-
liehen Staad gerathca lasBcii sollte, daes Wir dergleichen, wie das
letzte libersehiekte Project in sich hält, einzugehen gezwungen wer-
den könnten; wie denn auch dergleichen zu keiner beständigen
Freundschaft, wohin jedoch bei Uns das einzige Absehen ist, nicht
ausschlagen könnte.
2) So viel die Allianee betrifft, seind Wir erbietig, aolche Erklä-
rung von Uns zu stellen, die I. Maj. Sicherheit genugsam geben wird,
wann nur hergegcn nicht .dergleichen Formalia hegehret werden,
welche I. Maj. keine mehrere Sicherheit, Uns aber grosse Verklei-
nerung geben können.
3) Gleichergestalt soll der Funct rationo usus portuum also ein-
gerichtet worden, dass I. K. Maj. einlaufenden Schiffe Sicherheit ge-
nugsam darin erhalten, nur allein dass auch Unsere Securität dabei
in Acht genoninien und jedesmal wenn armierte und mit Kriegsvolk
besetzte Schiffe ein- oder durchlaufcu sollen, mit dem Gouverneur
vorher Abrede genommen werde und nach dessen Disposition das
Einlaufen geschehe.
4) Wegen I'articipation der Zölle wollen Wir I, Maj. auch gra-
tilJcircn, nur dass die Einrichtung der Zollrollen und die Commercia
also Dcbst Uns dirigiret werden, dass die Traficquen nicht beschweret,
nocli die Handlung aus Unsern Landen divertiret, auch in andern L
Maj. Häfen nicht weniger als in der Pillau und Memel genommen
werde. Verhoffen aber dagegen, I. Maj. werde dergleichen von Uns
ohne Aeqiiivalcnt nicht begehren, bcsondem dero so oft gethanen Ver-
tröstung gemäss Uns es wiederum gemessen lassen, wie Euch des-
falls Unsere Intention bekannt.
5) Wir mit Anmuthung so einer schimpflichen Gondition, dass
Wir die Quartiauer eonteutircu sollten, verschonet werden mögen.
Wenn nun I. K. Maj. sich liierUber Unserem zu deroselbcn gc-
fasstcn Vertrauen gemäss werden erkläret haben, so kann die Zu-
sammcnsehickung geschehen, und sobald solche Sachen ihre Kiehtig-
keit erhalten, können nicht allein I. Maj. {:lbr latent wegen Marieo-
burg erreichen:!, besondern Wir wollen auch darauf mit I. Miy. ferner
Uns vergleichen, wie Unsere Völker also zu gebrauchen, dass die-
selbige nicht allein deroselben kein ombrage geben, besondern viel-
mehr 'iu einem guten und gemeinnützigen Zweck employiret werden
mögen.
Ihr werdet Euch hemllben, dass Ihr hierauf innerhalb zwei Tage
kategorische Kesolution erhaltet und, wenn dieselbe Unsera desiderüs
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
VerhaudiuDgäu von äomnitz u Dobrcionebi. ^(fj
gemaH8, befördern, däsa der Herr Keicliskanzlcr aabero komme; widri-
gen Falls aber Euch so bald anhero verfUgen und Uns von allem
umst&ndliche Belation abstatten; dann Wir in solcher Ungewiaeheit,
insonderbeit wegen des bevorstehenden Schlusses mit I. Kais. M^j.
und anderen Intercsairten uiebt länger stehen können ; insonderheit
da man nicht allein bie Unser Land aufs äuseerste verdirbt, beson-
dern auch Hinterpommern und die Neumark mit den Märschen so
zurichtet, dass Wir derselben nichts mehr zu gei;icB»en haben werden.
Beigefügtes Schreiben werdet Ihr gebührlich zu UbcrrcicheD
haben.
Aus einem ScLrcibeii [der schwedischen Regierung] an den
Gesandten Snoilsky in Frankfurt (Dec. 1655)').
[Scbwedischa Kucapitulatioa des bisliorigcn Verlaufa.)
äU I. Cb. D. zu Braudcubarg iiii ii-rwichcucu Winter vcruomineD,
daas I. K. Mtg. zu Schweden sich ku jelzigein polnhcheii Kriege präpa-
rirtcD, habeu S. Ch. D. erstlich durt-b den Herrn Grafen von Waldeck,
nachmaU aber gegen den königl. scbwedischeu Residenten zu Itcrliu münd-
lich zu verstehen gegeben, weil dero hdcbstlöbl. AnteceäsotPu von denen
Königeu uud der Kepublique in Puleu vieiraltig vor diesem wurcu gravirt
worden, und Sic dahero wol Ur^uch hätten, solches zu rcäseuliicJi, dass Sie
dcrowegen, weuu es I. K. Maj. leide u mochten, siih mit dero solcbergestult
conjuugiren wollten, wann uämlicbcn Ihro das Bisthuni Kriiil»iid zur Satis-
faction eiugeräomC nnd selbiges sowohl als das i-lmrfQrstliche l'ieusscu iu
einen souverainen Stand gesetzet werden möchto.
Auf sotbane Apertur seiad folgcuds beiderseits Cummissurli vciordnet
worden, welche sich ku Abhandlung dieser Sath in Stettin zusamnieuge-
ihan; welche Tractsteu mehrers zu fucilitireu, haben sieb I. K. Maj. mit
dero Kriegsmacht nicht in l'reusscn, sondern in Pouinicru iinzul^dcn rc-
Golvirt. Wie dud 1. K. M^. daselbst angelangt', haben Sie nicht allein
einige DilGcultäteD . . . sowol der präteudirten Souvcruinllüt als auch dero
Securität hülber in FrcusBen . . . sonderu auch dabenebeust berunden, doss
I. Ch. D. dazumal eine I. K. Maj. präjudicirlicbe Alliuncc in dem Haag
entworfen und proponiren lassen, woiüber I. K. Maj. etwas Ombrage gc-
fusst. Als nun I. K. Maj. begehrt, dass I. Cb. U. mit dem projectirtcn
Tractat der hoIländischeD Alliiiuce in etwas zurückhalten wullten, darbc-
uebeust aber auch Bedenken getragen, in eine solche ubsolutc Souvorainitiit
über das churfürstliche Preusscu und das Ui^thuui Ermlaud zu consen-
') KaozleiDotiz: .Ist udb durch den Herrn Culmbac bis eben Uesandten
commuaiciret worden". Vgl die Uelaliooeo vuui ItcicbsdopulatioDSlag zu
Frankfurt.
508 ^^ ^"'^ aordiache Krieg bie nam Vertrag vod Köuigsberg.
tircD . . . balicn sio es ad refereudutn geDommeD Dad scitid damit also
ii.-iclier ßerliu zurück;;eroijct.
Daranf kamcD dcD 4. Aug., als I. K. Maj. durch die Mark reisete,
zweeD charrürstliche Gesandte abermals bei deroselbeo an, ond wurden zu
Fürstenau gewisse Commiüsarii, die Traetaten zu reassumiren , verordnet;
allerinnaGscD dann selbige währender Marche verscbiedener Orte, bis den
10. Aug. in Rogasno, continuiret und fortgesetzet worden. Und obwolen
I. K. Maj. damals aur gewisse Maass in die begehrte SoavGrainit&C ge-
willigt, auch dero Frätension wegen Einaebmuug schwedischer Beaabcuug
in Pillan und Memel fallen lassen, hingegen aber darauf bestehend geblie-
ben, dass I. Ch. D. von der damiiten bereits mit Holland geschlossenen
Alliaace, so weit selbige dem gegenwärtigen Krieg und den jnribus maris
biiltid präjudicireji möchte, cessiren und I. K. Maj. von den Licenteo der
beiden Seeporten Pillau aud Memel partjcipircn las^ien sollten, so haben
jedoch die Herren chnrf. Gesandten abermak nichts schliessen wollen und
weg^n der beiden letztem Functen defectum instructinnis vorgeschüttet;
jedoch vermeinten sie, ihr ga. Herr sich deswegen leicbtlicb accommodirea
würde, nachdem I. K. Maj. die Souveralnität verwilliget nnd keine Oami-
Guuen in Pillau und Memel zu haben mehr prätcndirten. Reieeten damit
also zum andern Mal wiederum zurück; und kam[euj ungefähr de u 4. Sept.
zu I. K. Maj. in Opozno, und weil sie sich weder zu der CcssatJon der
holländischeu Alliance, noch Participirnng der Licenten verstfhen woIIcd,
sondern ancb darzu dasjenige, was bereits zuvor ao cor dirt gewesen, etlicher
Maassen zu revocirea und zu limitiren anfingen, darbenebenst I. K. Maj.
auch in Brrahrung gekommen, dass eben zu selbiger Zeit I. Cb. D. mit dem
Könige Casimiro correspondiricn, in dem Haag durch dero Ministrum die
üatilicatiou der Alliaace urgirten, die Holländer zu Schickung der Flotte
nach der Ostsee ponssirten, auch in Preussen mit selbigen Stauden ein I.
K. Mtij. zu Präjudiz gereichendes Defensionswerk einrichteten: haben I.
Ch. D. fast KU den Gedanken Aulaaa gegeben, als ob Sie dero Oesaudte
zu I. K. Maj. nicht zu schliesscn, sondern fast mehr dero Actiones und
den Ausgang dieses Werks abzusehen, abgefertiget.
Diesen Weitläufligkeiten unr in Zeiten fürzukommen, haben I. K. Maj.
sich mit dero Armee gegen Preussen gewendet; da dann uuterwegcn der
Churf. Rath Elen' Dobrc/.cnski reraonstrirt und von seinem gu. Herrn
Schreiben an I, K. Maj. mitgebracht; welcher auch mit geliäriger Antwort
und nach bcscfacliener Remonstration — wie nämlichen I. Ch. D. mit f.
K. Maj. etwas umstüudig in diesem Werk umgegangen — wieder abgefer-
tigt worden.
Zu Thorn haben sich abermaleu zwei cLurf. Räthe, der Herr
Dobrcxcnski und Herr von Somnitz bei I. E. M&y eingefunden, welche
:sich auch noch den 3. Dcc. jiingstbin bei I. K Maj. zu Prejstadt wirklich
befunden uud im Werk begriETen, dieser Sacbeu ein Ende zu machen. Von
dem ferneren Verlauf aber hat man keine eigentliche Nachricht.
^düvGoot^lc
Schwedische Kecapilolatioo. Kalschlma lam Krieg. 5()9
ProtocoU des Kriegsraths.
(von Waldeck's Hand. Arols. Arch.) o. D.
Den . . December 1655 ist im fUtb zo Kfinigsberg von Sr. Ch. D. E
Torgestellt worden: nachdem der E6nig in Schweden in Sr. Cb. D. Lande
geadvBDciret und dieselben mit Durchzügen, Elnquartiernngen nnd Einfor-
dera Stationen gleichsam feindlich tractiret — [sie. add : was nun zu thnn?).
— Als ist der Schlasa mit elnmütbigem Ratb nller dem Rath beiwohnen-
den geheimen lUthe nnd Officierer dahin antgefallen, dass man die Reiterei
zwischen Brannsberg and Wormit zusammenziehen , und sorern man kd
einem Passagte oder durch einen Einfall einig Adrantage haben kannte,
solches nicht ans Händen la lassen, gondern sein Bestes zu thnn.
Ordre des KaHUraten an Waldeck. Dat. Köni^bcrg
23. December 1655.
(Arol8< Arch.)
[Die Tractaten vergfiblich; Befehl zur Einleitang der FeindsKliglicilen ]
Nachdem durch vielßlltige Tractaten zwischen dem Küni^ in 33. Dec.
Schwedea und mir kein Friede bat ktinnen gestiflet werden, als uf
solche unbilligmässige Conditionen, welche mir zum IiüchBten Prüjudis,
dadurch nicht allein meine arme Lande und Leute, sondern ich selbsten
in höchsten Verderben gesetzt, hat erhalten werden können: so hab
endlieh, wiewol mit höchstem Unwillen, da ich dennoch stets ver-
hoffet, mit der Kön. Uaj. zu Schweden, als nahem anverwandtcn
Blutsfreunde, in g:utem Vertrauen, dem allgemeinen evangelischen
Wesen zum Besten, in höchst vertraulicher Freundschaft und stets
währendem Verbindnisa zu leben, dahin zu resolviren, meinem General-
Lieutenant von der Cavallcric Grafen von Waldeck hiermit zu be-
ordern, dasfl er nach Erapfahung dieses sich zu der Cavallerie ver-
fUge und nebst Zuziehung deren alda vorhandenen Officier beratho,
wie und uff welche Manier der künigl. schwcdiBcheo Armäe einiger
Abbruch möge gethan werden; auch solches aleofort ins Werk zu
richten suche, jedoch mit aller möglichen Behutsamkeit. Hieran be-
echieht mein vollkommener Wille.
^düvGoot^lc
510 "* "^'' oordieche Erief; bis zorn Verlrog von Königsberg.
König Karl Gnstav an den Kurfliraten. Dat. Creutzburg
16. Dec. (26.) 1655.').
lAofSoglich keine Absichten snf PilUa Qad Memel; BecapJlalation des VerUnr«
zwischen Scbvreden und Brandenburg; definitive Forderangen des Eünigs]
2{;. Dec. Er Tersucht das in dorn Briefe des Earfürsten 7oni 19. Dec. Behauptete
ZD widerlegen. Kr leugnet die Absicht auf Fillau and Memel ganz ab:
„Niliil eqnidem dicto Kostro ministro') in raaDdatia dedimus,
quo rens possttperagi indicatioDisalicnjus deportubns Filla-
vienai et Meroeleasi. Et nescio qais alias es Nostra meiite se-
cretum talo, qnod aDimum Nostrum nnnqaam occoparit, evnl-
gasset". Die Sache sei our ans »lltugrosser BcBorgoiss anf Seite dea
Korfürstcn entstanden.
Der Kurfürst selber babe durch den schwedischeD Residenten in Berlin
den Wunsch zur Theiinnhme an dem Krieg ansEprecben lassen: „si ergo
placeret Nobis ailsciscere Cels. V"" El. in belli socinm, et in compensatio-
nem et eatisfactionem oQCruni belli promittere eidem non modo Bpiscopa-
tnm Warmicnsem titulo et jure Eccnlaris Ducatus, sed etiam partem Samo-
gitiae et Lithuaiiiae, atque adeo dictum Warmiensem Dacatum et Samo-
gitiae Litbuaniacqne partes nna cum. Borussia Dncali fn plenum et abao-
Intnm Domininro eldem confirmare et in eo tueri: tunc velle C. V. El.
usque in finem belli contra Poloiiiam et alios hnic motui sese immiecentes
fideliter Nobia adsistere. Et nt tanti propoaiti consilinm in aecreto faabe-
retar et in Poloniam non emanaret, additum est, panoos ejas esse con-
Gcios". — Dem König erscbien diese Genossenschaft erwünscht, die Bedin-
gungen „non impoGsibiles, sed immcnsae". Darüber fanden dann im Mai
1656 Verhandinngen durch Commissare Statt. Dass Schweden nun dio
beiden prenssischen Häfen und die Participation der Zölle verlangte, hatte
seine guten Qiünde, die aasgeführt werden. Der Kurfürst wird einsehen,
dass der König Pillan nnd Memel nicht „obtentu solins Nostrae ntilitatis*
pr&tendirt hat; der König wollte aie nnr als Sicherheit bis zum Ende des
Krieges haben, weil der Kurfürst ein für Schweden bedenlilichea BiiadnisB
mit den Niederlanden trotz aller Warnungen abgeschtossea hatle. Die Ge-
sandtschaft des Kurfürsten nahm darauf keine Kücksicbt und verliess Stettin
— „ioco adaeqnatae retpanstonis minas acerfaas et nesclmus qnas es bar-
baris et ip.'^o Orco contra Nos arcessendas snppetias jactans" — Nach all
dem hatte man Recht, die nach Preassen gehenden Trnppeu des KurfUreten
als feindliche zn betrachten.
Am 4 Aug. kam eine neue Qesandtscbaft zu Uns. Der Kurfürst raass
gestehen, dass der König da alles mögliche nachgegeben bat; namentlich
hat er hier auf Pillau nnd Memel verzichtet und nur auf der Theilnabme
an den Licenten bestanden. „Deaideravit cquidem C. V. El. dictorum Du-
catnnni (Borussiae et Warmiac) plenum et absolntum Domininm, sed post-
modnm . . . Legatio ejuedem csbibito Nobis die 9. Augusti projccto suo
<) Tgl. den Brief nach bei Rndawski p 2147.
«) D. t. Grof Schlippenhacli
Dqitz'edüvGoOt^lc
Der Enrrärat nod Karl OaaUv. Uottenhagencr EntwarT. ^\\
in Rogasno i^novit C. V"" El. . . velle a NoUis et Corona Soceiac Boe-
pedictas DucatDB in feadam recognoscere". — Etwas später, während Wir
nach Polen hineinzogen, kam am 5. Sept. bei Opozno die brandenbnrgisclie
Gesandscbaft mm dritten Male, mit einem eigenhändigen Brief des Kur-
fürsten — „pristinnm enmqne infncatnm erga Nos amorem spirantes*'; aber
ala man zn den Geschäften kam, bo wollten sie fast alle bisherigen Znge-
ständnisse zarückzieben. Und inzwischen wnrdeir die Ratificationen des
niederländischen Bliadnisses ausgewechselt nnd dort anf Absendung einer
Flotte in die Ostsee gedmngen; das Känigl. Preussen nnd die benachbarten
polnischen Palatinate worden zur gemeinsamen Vertheidignrig gegen Schwe-
den Burgefordert. Dies eet Aber offenbare Feindseligkeit gegen Schweden,
wie auch das Bündnisf> selbst mit den preassischen Ständen Eeige.
Die Hauptsache, worauf der ECnig beharren mnsa, ist, dass das bis-
her zwischen dem Kurnirsten nnd der Krone Polen bestandene Verhält-
niss npoatbac qnoque inter Nos regnumqne Nostmm nt et C. V'» EI. in-
tercedat". Im Uebrigen lässt sich über Yerändernngen und Uilderungen
noch beratben.
Schwedischer VertragBentworf „za Mottenhagen Übergeben".
[Dee. 1655) ')■
1. Der EnrflirBt verzichtet Töllrg auf den bisherigen Nexus mit Polen.
2. Ijr tritt In denselben fortan zu Schweden.
3—6. Näheres über den Modus der künftig von Schweden zn nehmen-
den Belehnung.
6. 1500 M. Hilfstruppen bei Angriffen auf Schweden iu den Jetzt er-
oberten Landen*).
7. Freier Durchzug durch Preusaen.
8. Freier Oebranch der preussischen Häfen für schwedische Handels-
und Kriegsschiffe.
10. Der Kurfürst erbebt keinerlei Anspruch auf das Königliche
Preussen; auch hält er keine KriegsschilTe ohne EHaubniss des Königs.
11. Die Zölle in den herzoglich-preussischen Häfen werden gemcin-
sam verwaltet and gethcilt.
12. Entgegenstehen de Bündnisse sind anfgehoben, soweit sie mit die-
sem Vertrag unvereinbar sind.
'} Die Toltmacht des EöDtgs für Erich Oxenatjeroa ear Yerhandlnng
mit den brandenbnrgtBchen Gesandten, dat. Hotlenhngen 23. Dec. 1655. Die
Vollmacht des RDTfüreten für Schwerin nnd DobrczenBlii zur Verhandlung
In Uottenhagen, dat. Regiomonti 2fl. Dec. IC'iS.
*) In einem brandenbnrgiacben Gegenentwnrf, der bei den Actoo liegt, aud
der sich sonst dem achwediachen siemlich aDacblieast, werden statt dieser Hilf*
leistnog die .ceDlnni equitea nrroati* dea polniachcD Lchnavertraga geboten.
A^iOOt^lc
512 ^'* ^" nordiache Krieg bis zum Vertrag von Königsberg.
16. Der prenssisde Lehiisraoon wird forlcDtrichtet; die 4 Kriegi-
Gcbiffe, zu deren Stellung der Herzog bisher verpflichtet war, ratlen weg.
17. Die AppeUation aus Preussen nach I'olen wird aurgehofaen; Er-
richtoDg eines eigenen OberLribunals in Prcassen.
18. Streitigkeiten zwiticben dem Herzog und seiuen Ständen werden
durch eiao AustragalcominissioQ geschlichtet, unter cioem vom König er-
nannte n Vorsitzer.
IS. Circa reg oecoDomicas hat der Kurfürst ganz freie Dispodtion.
20. Gegenseitige WerUefreibeit im herzoglichen und böniglirbtn
Preussen.
21. Gegenseitiger Beistand zum Schutz dieser Convention.
22. Aufhören der t'eindseligkeilen.
„UicEca Goncept haben die Schwedischen zu Mottenhagea extr.idiret*").
Schwerin und Dobrczenski an den Kurfürsten. Dat o. 0.
28. Dec. 1655.
Sie haben sofort nach ihrer Ankunft bei dem König Audienz gehabt;
er versichert, „dase es wider Ihren Willen und des QnartJermeistere Ver-
sehen und der Bolen Verleitung geschehen, dass er so n^ihe herangekom-
men; e« wäre wiJer seinen Willen, auch raison de guerre; wollen fifb
auch wieder zurüekKiehen*"). Noch kann alles gnt werden; der Köni|[ ist
bereit, während der Tractatcn die Feindseligkeiten einzustellen.
Resolution des Kurfllrsten. Dat Königsberg 28. December.
(Conc. V. Somnifö.)
2K. Dec. Der König allein habe die Feind Seligkeiten begonnen, mit AngiilTefl,
Brandschytznngen und Einquartierungen; auf nneerer Seite waren norDc-
fensiou. Es ist also Sache des Königs zunächst erst das Land wieder n
räumen. Anerbieten der Auswechselung der Gefangeneu*).
■) Von der Belebnnng mit Ermlond ist weder in diesom Project, nocb in i
dem brandenburgi sehen Oegenentwurf die Rede.
») Vgl. Droysen III. 2. 244. |
■) Für die Tage von hier nb bis zum Abscblnss des (Cönigsberger Verinp
und über den Abacbluss dteses letiteren fehlen aDfTalleuder Weise fast alle Aetea: \
auch das Archiv 2u Arolsen bietet hier keine Ergänzung; ee scfaeint, da« i»
diesen letzten Tagen mündlicbe Berichterstattung an Stelle der schriftllckaD ge-
treten ist; einigen Ersatz dafür bilden die ». a. im Anbaog nilgallieilun
Berichte.
:q,t7edi>G00t^lc
Der Königaberger Vertrag. 5J^3
Waldeck an den KnrfUrBten. Dat Königsberg 10. Jan. 1656.
(Arola. Arch.)
Der Kurfürst bat befohlen, dass OencralioBJor y. C&noenberg „gehrn 1656.
soll, Weblan zu entsctzeD". Waldeck legt seine niilUämcben Gründe 10. Jan.
Tor, weshalb er das UnterDehmen, ohne- Fiiesvolk und Artillerie, für noaus-
flihrbar h< und davon abrätfa.
Der Kurfürst an König Karl Gustav. Dat Königsberg
10. Jan. 1656.
Die Verhandlungen mit dem Kanzler Oxonstjcrna sind so weit ge- 10. Jan.
dieben, dasa an dem Abschlass nicht zu zweireln ist. Der Knrrürst bittet
den König, er möge ihm (laber aach seinen Wunsch, betreffend Braansberg,
nicht unerfüllt lassen; er werde dafür beBonders dankbar sein.
S. d. Königsberg 11. Jan. 1656 Dankschreiben für ErfUlluag der Bitte ■).
Den Friedonaschluss iwiachen Brandenburg und Schweden, den
neuen Lehnsvertrag für das Herzogthnm Preussen und die Special-
convention über da.<< ßistbum Ermland, alle dat. Königsberg 7. Jan. st.
T. 1656 R. bei V. Mörner Staatsverträge p. 195—200.
Der Knrfllrst an Graf Christian von Dohna im Haag.
Dat Königsberg 17. Jan. 1656.
Anzeige des mit Schweden geschlossenen Vertrags ~ „nnd weil Wir 17. Jan.
bei so gestalten Sachen Unsere Völker in etwas zu rcduciren gemeinet, so
wollet. Ihr Euch mit den bewuesten Werbungen ferneres nicht bemühen".
An diesem nnd den folgenden Tagen die gleiche Anzeige vom Absnhinss
des Königsberger Vertrags nach allen Seiten hin in zahlreichen gleichlau-
tenden Schreiben; die einzelnen Provincialregierungen erhalten Befehl
(30. Jan. 1656), das Ereigniss von den Kauzein verkünden zu lassen und
ee mit tfflentUchen Danksagungen etc. zu begehen.
■) Vgl. dte Spoeialoonvention wegen Bnnlande bei v. Mörner Staatsver-
rä ge p. 19S.
q,t-od;>GoOt^lc
514 ''' ^^^ nordJBche Krieg bis Kam Tertr^ tod EöDtgsberg.
Der Kurfürst an den Kaiaer. Dat. Königsberg 12. Jan. 1656. ')
(Klage über deo ansgebliebeDen Beietaad. Erläuteroog der NothweDdigkeit des
abgesch Josse Den Vertrages mit Schweden.]
a. Er habe von Anfang an dem Kaiser über die polnischen Unmben Mit-
thcilnng gemacht, und der Kaiser habe willig die Interposition zniBchen
den beiden knegeodeii Theilen übernommen etc. '). Der Gang der Dinge
zeigte indess bald, dass „mit gelinderen Mitteln allein mir nicht zn helfen
gewesen." —
Und hatte ich dahero wol verhoffet, es würden E. K. M. meinen
dcsideriis willkominene Statt und Raum gegehen und, wie Sie mich
nicht nur dnrcli Sclireiben, sondern auch hernachmala durch dero
Abgesaudtcn, den Herrn Grafen von Starhemberg, versichert, die
hegehrte wirkliche ABsistenz mir widerfahren haben lassen: so ist
doch darauf ungeachtet alles angewandten Fleisses nichts zu erlangen
oder zu erhalten gewesen, und also meine so wol gemeinte Intention
durchaus divertiret worden.
Als nun unterdessen die KOn. Wrd. in Schweden dero Wafiea
aus dem Klinigreieh Polen nach dem künigl. Theil Preussen ge-
wendet, auch, nachdem sie die vornehmsten und stärksten Oerter
ohne Widerstand in demselben eingenommen und ihre andere Ar-
meen an sich gezogen, mit gesammter Hand in mein Herzogthum
Preussen gerllcket, etwa eine halbe Meile von dieser meiner Residenz
dero Hauptquartier genommen, derselben alle Zufuhr gesperret, auch
dabei sich allerhand schwere und ansteckende Krankheiten unter
meiner in dieser Stadt sich befindenden Armee ereignet, und ich dabei
gesehen, dass, wann icli gleich ein mehres anstehen wollte, auch das
Werk noch in etwas aufhalten mi'igen und mein Land vollends zn
Grunde verderben und verwüsten Hesse, ich dennoch, welches das
grösste und vornehmste gewesen, mich von niemand einiger Hilfe
oder Assistenz wirklich zu getrösten, von Jedermänniglich verlassen
gestanden, und mir auch nicht die geringste Hoffnung durch meine
an E. K. M. Ahgcscliickte darzu gemachet würden; alle andern Di-
versiones auch, so von mir noch etwa zu machen gewesen, ohne
Implicirung des h. R. Reichs nicht geschehen können, weswegen ich
billig ein grosses Bedenken gehabt; hiemfichst ist mir solches alles
von unterschiedenen hohen Orten beweglich fUrgestellet und ich des-
wegen, und damit dieser Missverstand ohne Weiterung beigelegt wer-
') Obgleich sonat von Preaasea aas die Datirnng der karfSratlichen Eanslei
durchgängig dem neuen Slil folgt, no ist hier in dem Schreiben an den Kaiser
der alte Kalender gcbraechi.
') Vergl. oben p. 379. 415.
Der EÖDigaberger Tertr^- Aoseige ao den Kaieer, 515
den möchte, von meinen geäng^stigten Untertbanen unterth. und weh-
mflthigBt angeSehet worden:
So habe ich endlich zu Bettung meines Gewissens ... die von
I, Kön. Wrd. in Schweden von neuem veranlassten Tractaten mit
dero deswegen aobero geschicktem Reichskanzler, dem Herrn Grafen
Erich Ochsenatirn antreten und dieselben, so viel bei so einem
Zustande möglich, zu Ende bringen lassen mUsseo, gestalt dann die-
selben den 7. dieses alhier in ECnigsberg geschlossen und den 10.
Bo balde darauf die Auswechselung der Ratificationen von beiden Tbeilcn
erfolget.
Und habe nun meiner obliegenden Schuldigkeit zu sein ermessen,
von solchem allen E. K. M. gehorsamlich Nachricht zu geben.
VersicheroDg unwandelbarer Treae gegen Kaiser und Reich; der Kaiser
werde boffentlich glaobec, dass er nichts anderes gelhan, „als was keines
Weges mit guter nod christlicher Raison zu ändern gewesen." —
Kaiser Ferdinand III an den Kurfürsten. Dat Wien
7. März 1656.
[Formelle Be&ntwortaDg. AnerkeDonog clet BeeitEes tod PrenseeD.)
Uns ist E. Ld. Schreiben . . . wol eingelangt und daraus der 7. Mär
Lftnge nach in Unterth. referirt worden, aus was fOr angefahrten Ur-
sachen dieselbe sich necessitiret befunden, . . . die etc. Tractaten an-
treten und . . . za End bringen zu lassen.
Wie Wir nun die zwischen beiden hohen kriegenden Theilen ent-
standene Missbelligkeiten und zumalen auch daes £. Ld. wegen dero
Herzogthums Freussen ') mit darein gezogen werden wollen, sehr
ungern vernommen und Uns dahero um so viel lieber [zu] der vorge-
schlagenen Interposition . . . verstanden: also thun Wir Uns der gege-
benen Nachricht und bevorab, dass E, Ld., wie Sie bis anbero Uns und
dem h. Reich mit unverrtlckter Devotion zugethan gewesen . . . darin
zu continuiren entschlossen seien, freundoheim- und gnädiglicb bedan-
ken und verbleiben £. Ld. dabeioeben mit freundoheimlichem Willen,
kaiserlichen Hulden und allem Guten bestftndig wolbeigethan.
>) Di«aa Wort« liod von bnuideDborgiBcher Seite anterBtrlchen and mit
eioein NB TeTseheiii offenbar in demselben Sinne wie oben p. 421 D.I.
33»
DqilzMBlAjOOl^lC
II. D^■^ nordisch« Krieg bis tarn Vertrag von KÖDigsberK-
Anhang.
1) Waldeckj Memoire über den Gang der Ereignisse bis
zum Abs ehluss mit Schweden. (Eigenh. o. D. Arols. Arch.) ')
S. Alt. El. estsDt arriT6 bds la bort de la Vistalle, ....') an geoli-
homme, que j'avois envoj^, m'apporta ordre de m'; trenrer le leodemaia,
oü l'on resolut de passer i loisir la riviöre et de s'arrester to ces qaartiere,
taat pour rcpoEer l'arniäe, qua ponr B'aeseDrer de qnelqae liea advanta-
geox Eus la ditte riviäre, et pareillemeDt des eetats de la PruEse Boyalle ;
maJB aa licn dD cooEeil qni se debvoit tenir edb ce qn'on anroit a faire, aa
moitid cbemiD du qDartier de 8. Alt. El. et du mien j'appris, que Varm^e de
Monseignenr l'EIcctenr marchoit, saus ponvoir eetre mforiii4, vers oü. Vers
le Golr j'eoB adns du quartier de S. Alt. El., oit je m'en allois, pour me
certiGer d'un si f^usbit cbaDgement, et fas tout sorpris de roir marcher
l'arm6e et l'artillerie tont droit daoB le DuBChö. Je Ab moo poBsible poar
d^tonraer uiie marche b1 prätipit^e et domageabte, mais en laio, puls qu'on
apprehandoit de cbocqaer les estats , la on il me eembloit estre & propos,
de les lasser de l'iDcommoditä de nostre armöe, ponr les porter & se dö-
clarer, et ä, nous donncr des placos d'assnrance , oa de faire malgrö eaz
uu fort cotisiderable bub le bort de la riviäre, pour les tenir en debTOtion;
et cela d'aaltant plus, que )a BaiBon oe souffroit point de dilay et qoe le
Boi de Suade estoit eugnagg ä Cracovie. Mals l'appräbaDsion de chocqner
les estats da pais et ralliance avec les proviaces nnies Sst rejetter raoD
advis et resoutdre d'envoyer la caraillerie dans revescbä de Lebeao, et Tio-
fanteric & Dolstät, village situä sns ua petit canal qoi dooae daos le Haf,
aiosi commode pour la Toiture des vivreB, et procbe d'ElbiDgne, afin que
pandaat le traitt6 entre lea estats et les d^patez de S. Alt. EI. l'on pnt
praudre ses mesuies. Mais estant partf , ponr präsenter le corps d'armäe,
que j'avois avec moy, ä S. Alt. El., j'appris, qoe l'armAe, que Monseigoear
l'Electeiir avoit avec luy, veDoit prandre son qoartier dans le mieu, od de
noureauz l'on resolut de suivre ce qui avoit estä concla le joar aaparavant.
Mals S. Alt. El. s'en alla & PreDscbmarlc, d'od eile me fist r'sppeller de la
■) GeschriebfiD, wie der Inhalt ei^ebt, in der Zeit bald uacb dem Eöaiga-
berger and vor dem Uarienbarger Vertrag. Wol ao einen der gebeimeo Räthe,
vielleicht an Weimac im Haag gerichtet.
■j Lücke gelasBen enr AaarüllDDg des Datama.
jdüvGoOt^lc
Aobang. Memoire tod Waldeck. 517
marcfae, qu'oo m'aroit commis da coetö de Tborn, pour tascber d'y raetlre
gaarniBon, comme ausai dans Strasbourg, et m'oidouna de r'cnvoyer l'artil-
lerie et riofanterie, qne J'avois avec moy, puis que la »ille de Thorn n'estoit
pas tenable; pour Strasbourg, j'y debvoitt uiettre 300 bommes. Je remonstray
t'utilJtö de la poBeession d'une Tille si considerable ; touttee Tols sans effcct.
Daus Strasbourg leg trois rentt) bommes eeals ne vouloit eetre receus, iioq
obälaDt l'ordre du Waiwoda de Colin. Ayant log6 la cavaillerie, je ni'en
retournois aupräs de S. Alt. El, laquelle je treuvay sus le d^part pour
Königeb., oii Tod oblient lOOm escns poui le payement de rurmiie, et da
drap poor habiller les soldatE, L'ou y doima ordre pour ud Magazin des
TiTfCB pour 6 moip, pour tontte rarm6e; mef^me fit on nn project des quar-
tiers d'biver pour le« assigner ä chncqae Bögiment, aGn qu'un cbacque eut
soing da sieo; I'od proposa aassi de se servir des Werders pour place
d'armes, et de «'assearer d'Elbiogoea de gr6 oa contre grä, retrancher tont
le pais depaia Eönigsbergae ä Tapian et de la ä Labiau, pour en tout cas
poD?oir sabsister areo l'armäe bors de la Tille, etcouvrirla Pillo, de cber-
cher I'occasion de faire an coup considerable ; si uou poar avoir tout l'ad-
Tantage qu'on se pourroit soubaitter, au moins pour guaigner du tamps.
Piasieurs cboaes Äisreat räsolnes, d'aaltres differäes, mais riea exäcatä
corame il ostoit reqnis. Une demy moostre fust doDD6 au eorps, que S.
Alt. El. avoU avec luy, 50m eecns pour des Douvelles lev^es,- le reste oii
la Decessitä le reqaeroit le plus; les continuelle marcbös, en apparance peu
otilles OD necCBsaires, faisoit consamer le drap pour les soldats, ou enipescboit
poor le noine, qne les habits oe pouroit estre faits n'y ä tamps n'y comiue
il folloit. Les ordrea poar te Magazin fusrent esöcutöes comme de coutume
en cette coart, et si l'on pressoit cette afTaire, cela psssoit pour des rignenrs
contrarientes la fa9on d'ftgir cd cn pais; les assignationg des quartiere ne
fosreot point däpesebez par cenx, qui en avoit en la commissioa; le project
des Werders fast rejetlö sons pr£texte de l'offance, qu'on canseroit auprSs
des «statg de la PmEse Royalle; de peur de cbocquer Dantzig et l'alliancc
d'Hollande l'oa ne voalat point appreaver le dessein sug Elbingue; la dö-
fanee et fortiScation de cette Tille fnst commise i des gens sans autoritö,
et rasaistance des cenx de Rögence fast froide et sans effect; le retraache-
ment du pais entre le Fregel et .... ') fast coosiderö conime uoe affaire
snperflne, inntille et impracticable, ainsy ndgligäe -, il fust arrestö de se servir
d'nn adTantage considerablej ei I'occasion se prßseutoit. C'esloit la röso-
latioD, avec laquelle 8. Alt. Gl. partit d'icy pour Holtande, ponr y acbever
le traitt^ aTec les estats asseublez ä Murienboarg. Tout malade qne
j'estois, je soitib; j'y rencontray an Waiwoda de la Masovie, qni demandoit
denx mille bommes sons sa conduitte, avec qnelque piäces d'artillerie contre
Statnboc. Les estats & Marienbourg demandoit dcox on trois mllle bommeg
poor s'en servir daus la Pomerelle & recouperer les bicoquea, oü les Snedois
iiToit plaoes d'arraes. Personne ne Touloit rien promettre pour l'affairo en
gÖDcral; je treuTay quelque dispositioa & voulotr accorder ce qui anroit
affaibly nos forces, et estoit perdn ou par impradauce des directeurs ou par
1) Lücke in d. Hds.
DqitzeaOvGoOt^lc
518 II- Oc nordische Krieg big zum Vertrag von KöaigsbeTg.
leur trabisoD, de sort« qu'en coDsideration de l'affaire göoeralle il fuEt riBola
de E'aliier easemble, miiis de faiie ce qai serviroit an public et poJot
s'attaacher ä l'iutöret particulier de Tuoe ou l'aultre pro?ince, et de tenirle«
forces aQttaot (ju'on pourroit easemble , et de se servir de l'occiiBion, qni m
präscnteroit la plus favorable. OpiuaatB sur ce qu'oo auroit ä faire poor
fauiliter ce dessein, il fust dit, qu'oa aaroit ä praadre qd poste advaiitageni
poar la facilitö dea vivres, et d'oii l'on pourroit avec effect convrir le prii
et ee semr des occasious, qui se poarroit pn^Eeater da cost^ de la Litu-
nie, comme aussi dn costä de la Visrolle. Mais saas attandre la cODclasian
de toas ce qui estoit reqais poar l'ezöcatioa dn sasdit, S. Alt. EL partit
le landemain du Eoir que j'arrivä pour Deutsch Eilau avec rösolDtion d'j
subsister, jusqn'i ce qu'elle aaroit Douvelle de moy, qui fus envo;rä vers b
riviäre duMcmmel avec ordre de prandre quartier dans la Lituanie Kojalle,
CD cas que lea Su^dois o'y avoit point du monde, d'empescber lear entrte
daas le Dncb^ piemiärenient par voy^z arauiables, puis par force, idms de
me gaarder de oe m'eugnager pas trop avaut, et me donner de gnarde,
de u'estre pas couppä de 8. Alt. Ei., u'jr de Königsbergue i et qooj qw
ce fuBseot des ordres assez difficiles & obaerver, et que je ne fusse pu
accompaigaä des gens fort aggueria, je m'y tra&sportois avec aoltaut d>
diligeuce qn'il estoit possiblej tuais araut le d^part d'Hollande j'esciirä
UDO lettre i S. Alt. Et., par laquelle je la prioia de perdre toutte esp6-
raoce de paix et agir en eaaeiii]', ou de la faire avaut que le Roy de
SnOde soit eii estat de joiadre toattes ses forces et d'ammener dea oatioDE
barbarea avec Boy, pour bruslcr et ravager Doetre pais, ä quoy souffrir aree
patiance il aeroit mesmeB necesaaire da se räsoaldre, u'estant point assenri
du succäs des combats; car le differer de l'esäcutioD des boas desteioi
cauaeroit double mal: perte de räputalJon, et la roniue da paia. J'y ad-
joustois, que S. AU. £1. se doDtiast guarde, de n'advaaoer paa d'advantaga
avec aoQ armäe, qu'il ent räsola d'attandre renneiny, et de n'embrasser plos
qu'on poarroit mainteuir; reuouvellanl la memoire de ce qu'il y aaroit i
faire poar rexäcutlon de Taffaire eu g6ueral, proposaut mesme quel<|Mi
expädianta pour la d^fance du pais et de quelle fa^ou S. Alt. El. sepoai^
rott voir soalagä par le soin de ecs gäaeraux. Mais an lieu de mettre ea
effect les choses si utilles, man ad?is causa anpräs des quelques uns de U
jalonsie, et tout demeura en auspeus.
EstaDt arrivö ä Insterburg je sens, que le Comte de la Ouarde aidt
fait UQ pout Eus le Memoiel et avoit desja fait passer quelque tronppes; ee
qui me Gt loger ma cavaillerie entre les estangs et marats, qni soat en »
pais lÄ, pour äviter la surpiiae; et avec Tinfanterie je pris poste aupi^s
d'Angerbourg, lieu presque inaccessible, ai la geläe ae le randit lell>
laissaat nn regiineut ä Insterburg, pour didpater ce passage, jnsqu'aeeqM
je le pourroiE joindre, et randauc la riviäre devant moy si profonde par le
moyeo d'une escluse, qae je ue pouvuis eatre forc6 qu'i bonaes eneeignei.
Tons cea ordres eatants donuii le mesuio aoir de moa arriföe, j'allois «
peraonne ä TÜse et Raguit, pour pourvoir ä la senret^ de cea lietiz; ce qw
j'acbevö, avant qne toutte Tarm^e da Comte de la Ouarde avoit pastt.
et revieuE le deusi^oic jour a Inaterburg, d'oü j'eovoyoia un exprtis anpr^i
i:q,t7ed ,.V^nOOt^lC
Anbaog. Memoire tod Wuldecfc. 519
de S. Alt. El., Iny faisant connoiBtre Testat de t'arm^e du dit Comte et les
niojens, quc je pröToyois, d'avoir de l'advaotagc eus tay, ^oii armöe ue coo-
BÜtant qu'en 8000 homuies, manquaDt des vivres, ayaut:^ a gausche une
Irös graade foreet et tes MoscowiCes de l'aultre costä, anxquels ils ae se
poQToit fier; plasieors passages trös eetroits devaot eax, des chciuius fort
meaavais ponr j passer avec l'artillene, et la grande distauce entre Staia-
boc et le dit Comte; Sapia, Waiwode de Witepski, avec beanconp de
Doblesse bds le chemin. Je repr^sentoy, que, S. Alt. £1. nie voulant laisser
faire, que je TairesteroiB et rouiDeiois sa caraillerie, ou, si Tod vouloit joeir
d'an jeu Bear, que S. Alt. El. postaut son iiifauterie eii liea eeur et laissaDt
approscher sa cavaillerie, que selou les raisona de gocrre je pourrois
asseurer la victoire. Mais au lieu de respoiice oäcessaire pour au teil des-
sein, je receas ordre de ne comiaettre aocDoe hostilitg, de doüuer ordre au
iogeineot seur de nos trouppes, et de joiudre S. Alt. El. ea personne.
Voyant avec estonnemeDt le cootraire de ce qui arolt estä r^sola, et si
nöcessaire ponr le bien de S. Alt. El., et estant adverty, qu'on vouloit
qnitter Tborn et toattes les aoltreg places importaates, je dounay les ordres
reqoises ponr la senret^ de mon corps, et niarcliois nouict et jour ponr
joindre S. Alt. El.; laqnelle je tronvois dans la marcho vers le Daschä.
Et m'estannant de ce qne je royois et entandis des plnsienrs, je üb mon
poesible de remädier anx inconveniauts, qne je präroyois, priaut bien fort
de mettre gnamison dans Strasbourg et Graudentz, lieux asscz considerables ;
mais Sans succös. Ne pourant rien obtcuir en cela, je proposuj de loger
toutte la cavaillerie ens la frontiäre, de mettre une gnarnison de mitle
liommes dans Marienbonrg, logeant uu bon corps d'infaQterie anx environs
de Brannsbergne, ponr voir la contenance du roy de Snäde; le voyant trop
fort, l'oQ pourroit disputer tes places advantageuEes; le voyant d'nne force
esgualle, le combattre; enfiu prandre ses mÖBures; mais qne le plus senr
seroit encores, d'aller sns le comte de la Guarde. Mais le tont fust
desapprouTÖ, jnsqn'enGn l'on resolut de mettre 1000 homuies dans Marieu-
bonrg et de loger nn corps au lieu advaatagenx; de pourvoir en attandant
aax näcessitös ä Röuigsbergue ; mais quo tont aussitost j'aurois ä me
retirer avec mon infaDterie ä Königsborguo , laissant la cavaillerie sns la
frontiäre. Je remonstrois, comme je pourrois raudre bon service en aschc-
vant le retranschement, qne j'avois commencö ä Aogerbourg, pour y loger
1000 bommcH de pied et 500 oheveaus, et qu'il y avoit d'aultres places
coDsiderables dans l'ävescb^, pour De les uügliger poiut, et qne S. AlL El.
au pis allä avoit assez d'iofanterie [lour la däfancc de Köiiigsbergue, se
pouvant servir des dragons et cavaillei-ie ponr sonpl^er an defaut de l'in-
fanterie; mais je recens ordre. espräs de quittcr tont et marcher tout droit
vers Königsbergnc; ce qne j'ex^cntti de teile sorte, que, ce qui se pouvoit
faire de mon costä ponr la seuretö des chasteanx, ne fust poiut nögligö,
comme il a pam, qu'Angerbonrg, Tilse, Kaguit, Letzen, Görgenbourg,
AlleoBteio et Wormit n'ont pas 6t6 occup6. Et quoy que je fus rcprimendä
des ce, qne je n'avois ammen6 tons ce que j'avois de l'iufaiiterie , je pay6
deE raisons; mais lors qne l'on mo dit, que tontto rinfnuterie et rartiilerie
de S. Alt. Et., contre la räsolutiou prise et toutte raison de gnerre, estoit
„Goot^lc
520 '' ^^' nordische Krieg bia lam Vertrag von Königsberg.
daas Marienbourg, j'ensBe mienx ftimö avoir hazaidä lea chasteaux, qoe de
Toir cette ville et tout l'estat en danger, Teaulte d'assez d'infaiiterie.
Ce fnet alors, oü Von xe voyoit fort cmbarrassä: le roi de Saöde
maislre de Thorn, s'approeher d'Elbiugne; ceax de la rille portäz ä lo
recevoir; nostre meillenre infanterie, artillerie et amnionition coappöe; le
magazin point poorveu; nostre gdneral esloignä; cette villc onverte par
tout, et en donble, b) Von vonloit faire ce qae la raison de gnerre deman-
doit, OQ accepter \ea conditions qae le roi offriroit, tels qa'elles puBsent estre.
L'on mit tout en düliberation; les opinions estoit divers; je faisota moa
possible ponr faire connoistre, que les mofens y e«toit de panvoir mestne
en cet estat faire qnelque chose; mais que pcndant qne j'ezeenterois les
räsolntions i la campaigne, qn'il feaatdroit songer i. ce qa'il y avoit ä
faire a la ville. A la Sn l'on räsolnt de faire un eesay sas le quartier do
la eavaitlerie dn roy, et lea ordres fiisrent d6pechez, mais trds mal suivies,
d'aultant qu'un certain colonel, qni debvoit ammener trois mille cheTeanx,
n'ammena que deox rägiments et arrtva 3 jours plus tardt que son ordre
contenoit. Qne ce soit pour la raison, qa'il allägua; d'avoir attendu les
anltres, on par aultre consideration, est ä s^avoir. Mais cela fist nn effect
tout contraire an deasain forma; car le gäneral Spar ajant re^en nn ordre
de passer par le Dantziger Nernng, pour venir ici, je deb'oia donner dans
le quartier, pour tirer donble effect de ma caralcade; maia la longue de-
meure dn colonel sasdit ra'en empescba, qn'il ne s'en falloit qne peu d'henrei
du temps, que l'infanterie sortie de Marienboarg se sanva d'une defsitts
infaillible de la caraillerie suödoise.
Le g6neral Spar s'estaDt saav6, et radvis venu, que le colonel nomniö
alloit joindre le landemain Canneberg, je partia la nouict, en intantion
de faire nn essa; sus le quartier du Roy de Suöde. Mais 4 mon arriv^e
nuprds des tronppea je s^en, que le roy avoit mareb6, tant ponr emp&cher
la conjouction de la caraillerie que pour devancer Spar et de surprandre
cette ville. Je n'avois ai tost mia piedt ä terre dans un village prosche du
rendevottp, qne qnelque cavailliera reviendrent d'une partie de 150 cbeveaux,
laquetle estoit pons^^e et selon lenr rapport des plusieura tronppea, ou des
eatandardes avoit pam; mesracs portat on la nouvclle, qne Tod attaqaoit
meR guardea; ce qui rac fist resouldre, de faire ferne, anltant & canse d'nn
döGlö, que j'avoia derri(}re moy, qni m'auroit incommodä dana la retrailte,
qne puisqne je ine voyois en lien st advantageux ponr le corps, quej'avois
avec moy. J'y avois nn bois derant moy avec nn marray, oü il y avoit
nne digue pour aveoue; ä droit un foseä me couvroit, ä gansche un bois;
nn villnge eatoit derriöre moy, dana lequel j'avois logii des dragons, en
dostinä d'anitres ponr le boia d gauscbe; tous ce que J'avois de cavaillcrie
devant le village, ä deux regiments pr^s, qni estoit dans la reaerve derriöre
le village, d'ori ils le pouroit passer des deuz costöz, pour en cas de b6-
ceasitö me secourir et avec plus d'effect, ponvants remplir tontte la di^tance
eutre le bois et le village, comme oussy entrc le village et le toss& sus la
droitte. Mala les Sn6dois s'arrestörent de Taultre costi da bois, qui estoit
(arge de deuz porläea de canon, et quoy quo je demenrasse aas le lien
juaqu'ä douzo henrea du soir, n'advancerent point, et il n'estoit pas raison-
A-iOOt^lc
AohuDg- Mtimuiri: vod Wulduck. 521
nable de sortir de moo advaolage, s9achaDt toatte rarmäe des Saädoia
marcher.
Riea venaot i moy et adverty, qae le roy aroit paseä ea persooDC la
Passarge, petitte rividre sna lea codGus de r^rechä de Warinie, je tais en
diliberatiOD , ce qne j'aaroia ä faire. Les udb voutoit, qa'oa ailast vers
Melsac, oü l'oo disoit, que I'arm^e avott pass^e, diiiant estre mieax de ha-
zarder qaelque chose, que de se retirer et se laiaser puis aapräa enfermer
datis Königsbergoe, pour 7 crever de famlae; les autres ju^oit plus ä pro-
pos, de faecher de se porter eo quelque lieo, poar füre reposer uii jour
les chereanx barassöz, et d'od l'on put aller k l'eunemy et assearer eo toat
cas la retraitte vers Käuigsbergue, Ileus, de la coaservatioD daqnol döpaQ-
doit celle de Testat.
Pandaat que 1'od opiaoit, la noarelle vieat, qne trois rägimeots avoit
senllemeDt passä, et que le roy estoit encores daos sou quartier; ce qai
auroit fait r^sonldre d'y aller, si nne aultre partie do m'eut assear^, d'avoir
vea passer le roy & Melsack, et que la gaarde advaiicöe sub l'aisle gansche
de ma cavaillerie ne in'ent advertie, que rarmäe estoit desjä arriväe i Zinteo,
petitte fitle & ooe Heu plus proschc de Königsbergue que je u'estoia et ä
denz lieaz de moy; et quoy que quelquesuus estoit de Topmion de debvoir
aller tont droit i la ville Dommäe, puis que tontte l'armäe n'y pouroit estra
ec ce qn'y seroit, u'y pourroit estre qa'ea däsordre, et qu'eu toat cas par
le moyen des chemins e^troits, par les qnela tl feauldrott venir ä uoüs, ou
DODS Buirre, doqs nous poarrious toasjour retirer, je rösolns de faire mon
mieus de les devancer, jugeaut ae pouvoir arrirer que vers le jour & ta
ditte Tille, & cause du graudt i6Sl6 que j'aarois ä faire; que le roy, mar-
cbant la DOaict, pouvoit se saisir des passagea sns une petitte eau maräca-
geose nommöe le Friachiag, ayaut euvoyä quelques trouppes & Königsbergue
sarpraudre la rille, oü il n'y aroit que dem mille honimea ao plus, le gäne-
ral Spar o'y eetant pas encores arri?ä, oa qu'aa moiiis tontte l'aruiöe pou-
Toii estre arrii6 & Zioteu avaot que j'y eerols, cstant plus forte, pourreue
d'iDranterie et artillerie, qoe je serols euguag4 d'bomieur de combattre et
Sans eflect; que 600 dregons envoyäz ä Brandoubourg me pourroit cmpcscher
l'aecös & KÖuigsbergne , et qn'avec la cavaillerie toat Testat de Sou. Alt.
El. seroit hazardä; que mesmos ane partie de Tarmöe estuot dans Ziaten
ne poQTOit souffrir grandt domage de oioy, et moy mettant en hazardt le
taut, n'eo tirerois aultre advantage que d'avoir entrepris nue action sans
atilitö, et d'estre ob1ig6 de me retirer eu faisant ncquerir do Thouneur ä mes
euneinisi la plus grande partie, d la fin tous ce que j'arois de haats
officiers avec moy, tomberent d'accort, qae c'estolt la raison de guerre de
proceder de la sorte.
Apr^ avoir envoyö des parties sns les alsles, je fis n)archer, et
ayaut plus & attandre Teoaemy en teste, je inesuoJs Tadvnulguarde,
laissant des gnardes derridro Ig ?illage, dragons dcdans. •I'arrivö ä. la
poincte du joar & Braudenbourg, od j'appris, que la mesme nouiut Tou
aroit eo allarrae dans la ville do Köuigsberguo, et voyant les feux des
Saädois fort proche sns ma droitte, je oiis des dragons dnns le cbasteau
de Brandeabourg et eovoyois pour s9UToir Testat de Königsbergae ; adran-
Aj.oo»^Ic
522 * ^' ^^' DOrdUcbe Krieg bis Eum Vertrag von EÖDigaberg.
9aat tousjours arec nies trouppes, ponr en toDt css essayer ä y entrer mal-
gr6 cenz, qui seroiC deraat. J'aarois aoBEf envojö ä B&lgae, ei a?ant mon
d6part S. Alt. £1. n'eat ordoDDä des gens poar le dit chasteau. Le rapport,
qae Ton me Gt, qne tont estolt en bon estat i Eönigsbergue , et qne les
Suädois estoit eacorea aapräa d« Zinten, m'obligea i eoToyer anprös de 8.
Alt. El., poar l'advertir de ce qni o'eetott passä; logeant en attaiid&nt los
tronppes daus lea villagea les plua proschea, poar repoaer en attandant
qne j'anroia tangoe des enuemiea et ordre de S. Alt. £1. Laqnelle, me
faisant appeller, me fit counoiatre, qo'elle ne me croyoit paa aas^z en aeu-
Tet6, ai je ne me retirois soas le canoo; mais je l'aasenroia, qne cette uotiiet
je lu; respondroie de tont accidant. Dont je ne pansois mal treuver,
d'aaltant qne ans la permiaaion de MoDseigaenr l'Electeor j'aruis laissd lea
tronppes oü ils eatoit, avec ordre de tenir bonne goarde, et arrivant an pea
tardt au qaartier et y treuvant an caraillir d'une partie, qne j'aroia OQTOyä,
qni m'asseura, que le ro^ avoit marcbö ä denx beares l'apresdinä tont droit
Vera mon quartier; le colonel Span meame m'ajant fait 89a?oir, quo aus
un advia pareil il avoit desjä fait monter i cheval sea trooppes, je donnois
ordre par tout, que Ton se treuvaat ans la place d'armes, que je fis s^avoir,
et poar plus de senretö, J'envoyoia l'adjutaut g6aeral meame aux tronppes
lea pIns esloign^es; maia doq obstant tontte cette präcantion il ne e'y reu-
contra qne le rägiment d'EUer qui estoit logö avec moj, une bonne benre
aprös deux anltreä rögiments airiverent, maia tous le reste ae perdit, et
d'aucaus prircnt le chemin, que le roy debvoit tenir. Conaiderant l'asseu-
rauce, qne j'avoia donnäe, le danger, qne conrroit aos trouppea et lout
Testat de S. Alt. El., j'estoie au däaeapoir, n'oaant abatidoner le poate, de
peur d'estre couppä de la ville, et courrant risque d'nue blasme irröpai'able,
luissant p6rir les meilleara r6giments: je r^aolua de risquer plnatoat ä faire
diacourir de moy, qu'ä hazarder le hiut, et pris uu poate aelon le desseia
et rinterst du pnnce, envoyaiit le sergcnt de bataille Cauneaberg pour
m'ammener les esgnariäs, jugeant pouvolr mienx remedier ä tont laconve*
uiant, denienrant en lieu fcrme, qu'en cherchant lea anltrea, oü touttea les
tronppes et la ville eatoit en danger; ni'asseurant que, de quelle fa^on que
l'affaire succäderoit, j'anroia moyeu de satiafaire moy mesme et de payer
de ma pemoDue.
C'eatoit alora oil je recounus la favenr de la fortnue; car les rägimeuts
se relreuvcrent, et le roy s'eatoit arreatä 4 Crentzbergue, villette & nue
lieu et demy de moy. J'ensso pu tanter qnelque choae poar diaputer le
pasGage nn pen; maiä et l'ordre do S. Alt. El. aus l'advia dea g6&eninx,
qni estoit avec luy, fondä aus des raisons träa juatea, et la lasaitnde des
bommes et cbeveanx, qni avoit travaillö qaelqne jonra et nouicts sana repuaer
n'y repaistre, ne me fisrent senllement pasaer la ville ana le Samlandt, pour
y reposer nos cbeveanx, mais m'empeacberent (sur tout les cbeveanx bar-
raaa^z), que je ue pouvois rien faire, oö aultrement j'avois deajÄ commandö
liUO cbcveaux, pour cbarger ce qn'ila rcucoutreroit, les voulanta aoustenir
de tout le corpa.
A meame tamps que je faisoia pasaer la cavaillerie, nogtre Infanterie
soua la conduitte du G. Spar arriva, et le landeintüo Mona. d'Obreainski,
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
Aobaug. Memoire vou Waldeck. 523
qui Qoas apporta la nouvelte certaine, que le roy doDoeroit de touttos sea
Forces 808 la ville, oq dods feroit la goerre i>i chandement, que toul le p&is
en patiroit, mais qn'il rojoit eocores le roy porte poar au accommodemeut,
et que le ro; fäiaoit sfavoir ä S. AU. El., qu'il döeiroit encores de doDoer
fia i ces broasleriea par no accammodemeat i Tamiable. En diiliberant ce
qae Ton feroit, l'on dodb vieot advertir, qae le roy Eeroit le mesme eoir i
uoe demy lieu de la ville, qae ses geus c'estoit ioformäz des oarrages,
qa'oQ foieoit ans le Pregel, riviöre qui passe par Königsbergne. L'on
doDue le signal arrestö avec le g^oeral major Cauuenberg, ponr faire
approEcher la caTaillerie et ordonoa tout pour la seuretä de la rille ponr
la Qouict prösaote. Et c'estoit dana ce tamps, oii l'on reconnust, que beau-
coQp des cboses estoit traittöes arec trop de uonchalauce, aultaut tonschant
les gaardes que les ourrages pour la seuretä de ia ville,
£a attandant, la nouvelle uous vientj qae le Roy c'estoit saisy da
cbaetean de Balgus, feaulte de l'e^öcutiuu de l'ordre, que S. Alt. El. avoit
doDD^. Le chasteau de Braudenboorg fast Eommö, mais eu vain. Le ')
aa 3oir des troappes parnreut ä la campaigae deraat la rille, et selon le
dire et l'apparance plustost par meGenteudu qu'ä dessein; estaat plus qae
certain, si nostre cavaillerie selou l'ordre et le signal doau6 se fust treuvöe
ä la ville, qae ans le premier logeraeat le roy poavoit estre incümmodä, ai
non UDe bonne parlie d^fait; mais eile arriva si tardt, que quelque r^giments
des ooBtres courroit risque d'estre d6faita. Le roy ponrant passer par deaaus
la rivi^re 4 cause de la göl6e forte-de ce tamps la, qn'ainsy l'on ue poavoit
fatre aoltte cbose qa'ä pourvoir ä ce qui estoit requia, coutre les accidants,
qa'one r^solution plna hardie que de aaison noua pouvoit caaser, nous sou-
veaaots de I'ezemple de Prague, et je crois fermement, si la preiniäre
Dooict 1b roy eut pa se servir de aon Infanterie (laquelle esguarräe et toutte
mouilläe, le cauon marcbaut daos l'advautgaarde, et ayaut rouipu les cbe-
Qiiits et la glace) S. M. anroit fait nue tantative et nous auroit incommodä,
se reocoDtrant uu eudroit od la ville estoit ouverte, que 5 ou 6 csqnadrons
de cavaillerie et anltaut de bataillona d'infauterie pouvoit entrer de front,
Sans aatre empficbement que ceduy que les bonunes y aaroit apportüz. Mais
le landemaiD l'oa y porta rem^de et pourveut cet endroit d'un parapet foasö
et plnaieurs batteriea, que la d^fance eu estoit träs ais6c; et pour plus
d'ordre et d'aaltres raiaona Ton avoit le jour devaat fait uue distribution
des postes: l'une pour M, Spar, l'aultre estoit confi^e ä lloabalt, sergent
de bataille, la troisiöme i l'aultre aergeut de bataille Trott, la qaatricsme
me demenra; chaqne poate fust partag6 entre les colonels, les places d'armes
doDQ^z ä la cavaillerie, laquelle estant arrivee fast log6e dans les fcanx-
boDTga, coiume l'estoit aaasy l'infanterie, et c'eat est6, dans ce logement et
l'ordre ponr lea vivres qn'oa ent pu faire, perdre Tesp^raace aux Su^dois
de räussir coutre S. Alt. El. et dans leur grandt dessein, qae par uu ac-
CO tQiDO dement ä Tamiable et raisonnable. Mais le d^sordre qui s'y treuva,
aoltant par le peu d'aasistaoce que lea biea intantiou^a soutoit, qae par les
traverses, qae plusiears, si non directeraent, an molns indirectement y appor-
■) Lücke £ar Auafullong dea Datoins.
DqitzedüvGoOt^lc
524 1^ ^"^ norüieche Erleg bis zum Vertrag von Kömgsberg.
toit, Gt Touler la bonr^oosio et däseeperoit les Eoldats, les ans se pUigaanU
dn d^sordrc, in^olance des eoldats et d'oDe cbarge insnportable, les aaltres
de 1a famiae, do froidt, de la roaine de tenr personnes et de lenr cheTcauz.
Les magistrats parloic poor les bourgeols, saus apporter le remöde qae les
affaires de ce tamps et I'utilitä publique demaadolt; les blöt, qu'on s^nroit
dans la rille, ae vonloit estre accnrdöes poar la snbsistance des eoldats, et
l'oQ niesDageoit ä cODtre tamps l'affectioD desja perdue des bourgeois ; lore
qu'avec grandt peiae Ton avoit trenvö da bl6, les boalangers et brasEenrs
refusoit & servir, les maglstvats i les faire ob6tr, et les officiers le voalaat
faire, se voyoit reprimnndtiz ; le foarage ne vonloit estie apport^ des habt-
taDB, et le fouragcr des soldats passa ponr des actions barbares; la nöces-
siM des soldata demandoit de la conniTence, mais les plaintes coatjnaelles
Dous portoit au chastimeat; I'oa n'esUiit potot aaseorä n'y de la fidälit^ de
toatte la boargeoisie, o'y de l'affectioa des soldats, qai ae perdoit. Apräs
S. Alt. El et Dioy pea avoit le soin reqnis dans teile affaire, et toas le
monde coatroloit co qal ae faisoit; les bless^s et malades demeurereot sns
les nies, et le refus des boargeois ä les re^evoir appreavä; les hospiteaaz
et maisons de peste fasreot refiisös sus ina demaade da roagislrati enGo il
sembloit plustost, qae toot avoit coospirö el dous faire p6rir qae de pro-
cnrer noatre conKervatioo. Ud brouit conrroit, qae la räpagnaaee des boar-
geois procedoit d'oD advis, qai leur avoit estä doDuä, de faciliter oa presaer
par ]& la paix, comme c'cstoit aassi ane des raisooB les plos apparaates
qu'alleguoit ceax, qui croyoit l'accommo dement si näcessaire. Ccstoit ane
piti6, d'eotandre, qa'nn cbacua blaemoit le proced6, et personae mettoit la
oiaiD i l'oenvre, et s'il s'en treavoit, qai par Eöele poar le prince faLsoit
Icur possiblc ä remädier aax accidaota pröseats et apparavanta i l'adveair,
l'on lay impatoit le däsordre poor le rebatter. EnGn toDtte lea bonuea
vhoses fasreot traversöes et l'issae, qae lea traverses coatiuaelles caasoit,
attriba6 a ceas, qai oaltre leor fonctioa tascbott & y remädter. St I'oa de-
mandoit, de quelle fa9on qn'on se poarroit maiatenir, la piaspart faisoft
connoistre, quo la pais senile nons ponvoit aaaTer, et s'il y en avoit qni
Dionstroit comment l'on ae poarroit maioteair, l'advis fast appreuvö, mais
dans rezäcutioa failly et l'anctenr de la t>onne räsolntion descriä ponr tor-
bulant, amatear de gnerre, opprcssenr de la peauvretä, enOn ponr la peste
de l'estjit, comme par des escris pablics I'oq a taschS de pervertir Tinten-
tton des congeils fidels. Noatre conseil diviaä en opiuions, les chefs jaloax
t'an de l'aaltre, l'envie eontre les fidels servltenrs, les practiqnes des Snödoia
parmy les soldata et le penple eusrent teil effect, qa'il eat falln resonldre
de p^rir eii faisant beaaconp soaffrir lea Suädoia, rouinant lenr arm^e et
la nostre perdue de famino et de maladie, de nons voir toas deax Je pHs
dea Moscovites et anitres mal intaction^z eontre cet eatat; qa'il falloit con-
siderer, qn'estaus sans armäe (comme cellecy aaroitestö perdae), les levöes
dans l'empire empeacbdea, aans argent et assistauce asseur^e, lore qn'estioas
en boune posture, qae dans la misäre noas ne nous en debvioas point pro-
niettre et qne Selon Testat des affaires nn accommodement m6diocre seroit
ä pr6ferer ä uao roaino ingvitable de tont I'eatat. Et qaoy qne l'on estoit
en doabte, si traisnaut on pea Ic traittö Toa poarroit avoir qaelque advan-
AnhaDg. Uemoire von Waldeck. g25
tage, ne se poavant; qae par 1e froidt qu'il fatsoit, l'on oe noas donaast
moyen d'exäcater quelqne desseia important; ei vit od presser S. Alt. El.
a D'attandre pas plae de progräs des Su6doig ; et lors qa'DQ joor il fust dit,
que 6 jonr bouDs mioe uons Tiusroit avoir des conditions plas advantageuses,
l'oD reepondit, que dans ce tamps li Ica Saädois seroit maistres de tons
las chasteaaz tmx envtronB, et les coDditioas pires, ce qai poQrtaut panvoit
estre dispat^. Mms le oombTe et l'anctoritä de l'aage et l'exemple, que
lelg advis out ordinairement noe soitte pareille, n'estaut pas si difficlle
(comme il avoit desja parn) de traverser oae bonae chose et faciliter la
ntauTaise, qn'ä bien faire, l'emportdreDt bot tont, pais qu'on avoit mesmeB
desja ä Berlin accordö le principaL
Pendant ces dibats je todIub faire an eseay sns le quartier du roy;
mais nonobstant Vadvis certain, qu'on ponrroit passer la gtace, il se trenva,
qne des fosB^s mar^cagenx randoit t'acc^s impossible avcc uue et graude
trouppe, qne je fus obligä de revenir sans rien faire '). Apr^s quoy l'on
enroya le IJent. colonel Pranel avec 250 cheveaux ponr passer derriöre
Tarm^e su^doiso et tascber d'enlever an qaaitier; leqnel rencontra en che-
min faieant 4000 tant Finlandois que Polouois, fist donner si rertemeut sa
premidre trouppe, qn'elle renrersa celle dans ravantgaardo des Sn£dois,
cominaDda aux aultres de faire de meenie et voyant les höaiter nn peu, il
y mesna la eeconde, donnant nn conp de piatolet i nn ofGcier devant uoe
Ironppe des enuemia; mais n'estant Enivy qne d'nn page de S. Alt. El., qui
appuyoit le pistolet & la teste de Coniepoltzky*), qui tua le dit page,
il rerieat pour a'asseurer des siens, mais sans effect, ce qui le Sat demeurer
prisounier, li oü il auroit fdt prandre la fonitte i du corps si considerable,
si toos oea gena aroit combattn, les Polonols ayant desja toumäe, croyant
qae tontte nostre cavatllerie y estoit '). Cette action a fait condamener
on capitaine de mon r^giment, d'aroir l'esp^e rompue, d'antres casa^z et le
dixiösme cavaillir des fnyarte i estre pandu.
liB roj, ayant envof^ son chanceliier*) anprds de S. Alt. £1., il nous
demanda ineessament nne cession d'armes, sona prätezte de la conservation
dn pais. I/incertitude, si conclnsioDs oa non, empescha d'accepter ce qni
6sbraDluroit tellement tons nos amis, qne tontte Tesp^rance des secours,
qa'espäriouE, anroit itA perdn ponr Tombrage, qu'anrions augmentä par nn
teil act, syaot desja senty l'effect des traitl^a pasa^s. Ce qui fit resonldre
Sa MajeBti, de faire attacqner la villette de Welao, laquelle point pourveue,
comme il estoit reqois, par nonchalance, ae randit le secondt jonr. De ü
') Dies ist wahrscheinlich die angeblich 7on Watdeck versäamte Qelegeo-
bett, äen König Karl Gnatav peraönlich gerangen zn Dehmen, von welcher
Pufendorf V. §. 69, apricht; vgl. Droyaen III. 2. 244. Hieracr bezieht sich
nach vielleicht die oben p- 509 mitgetheilte Ordre dea Kurfürsten an Waldeck.
■) Alesander KoDiecpolaki, einer der Anföhrer der zd den Schweden
1 berge gangenen polniachen Qnartianer; vgl. Fafendorf Carol. Gnatav. II. §.30.
*) Pen BchwediBChen, ziemlich abweichenden Beriebt über diesee Bancontre
I. bei Fnfendorr a. a. 0. II ^C5; vgl. anch Rauchbar I. 105, nnd w. n. im
oIgea(l«n Abachnitt s. d. 2G. Jan, 16Ö6.
«) Graf Erich Ozenstjema.
i:a,t--r.d .*^-.00»^lc
526 "' ^^^ nordische Krieg bis inm Vertrag von Königsberg.
il s'apprOBcherent de Tapian, qnelle place oe coDiroit pas grand risqae;
mais Labien, qoi n'estoit pae en däfaoce, estoit comme perdne, feaalte
d'exäcntton des ordres donoäes. Par od ils poavoit passer le dteme par dit
rnisBeau, et mettre ä sac et ä fen tons oe qai nons ponvoit donoer da fon-
rage, maiBmes dodb conpper da Pillo, si a'ensaioDs ronltt hazarder nn com-
bat; en petit nombre aller i eax estoit dangerenz, et de deegnsrair la vflje
De l'estoit pas moins, snr toat ponr des r^sons, qai ne s'oseot escrlre;
ajant en meames advjs, qn'ils avoi träEolu de bnuler tont le Samlandt, qne
l'Emperenr ne Tonloit rieo faire, le dnc de TranggllTanle d'occort arec le*
Sa6dois, le roy de Pollonie mal accompaign6, le eeeoars d'HoIlande tardif,
nos estats rebnttez des sonffrances, aoa Boldats iacommodäs, le conseil pen
port4 poDr des rösolatious eitTfimes, la plas grande partie des chefs d'arm^
danB ropioioD d'estre perdns en falBODt la gnerre, et point d'aBsistsnoe
ponr les räsolns: qn'il fatloit se randre, qttoj qoe j'ensse asaearä, qne, les
remädes estants ambrassäes et demenrants constants daoe toatte sorte d'acci-
dant, la perte des Snödoia seroit infaillible, qoe moa fröre üendroit qaelqoe
tamps dans FiBchhanaen, et qne j'yrois avec qnelqne offioiers dans le Pillo,
oü l'oQ lenr fcroit passer le döair de rattaqoer. M^ la cessioa d'armes
fast aocord^e de part et d'aaltre, et cela fait nons ne ponrions plas, sans
coorrir donble riaqne, nona d6dire de conclnre. Et c'estoit en ce tamps,
oA contre tontte politiqne je oe me pus erapficher a. faire paroistre dans
mea ienx le mescontantament, qne la fa^oo de faire pendant le traittä «t i
ta conclnsion mesme me cauaoit; snrtont royant ce qn'enasiona pn faire et
qa'il y avoit encores ä faire, qne le Roy, ses ministres et les habitants dn
paiH me faisoit pasaer ponr ta piere d'aohopemeot dang lea räaolations pa-
ciGqnes, qne je fne mesraes adrerty des qnelqnes digconra dangereu oontre
ma personne dans la rille; ce qni me confirma tant plna & ponsser l'affaire
anssy avant qne je pouTOis, an lieu qn'on croyoH me ribntter.
Qnant au traict4 meames, U seroit snperfln d'en parier en detail, les
artiolea ayauta deaja pam de delä; mais il semble, si dans les cooförances
il ent parn plna de formet^ et de räsolatioa, et qne le conseil et les cbeß)
d'nrmäe eossent fait roir plns d'opinioo ponr nn snccäs henrenx de nos
armes, plosiears points cbastonilleox ne s'y tronveroit pas. Müs ponr iw
nons charger point, il feanlt le prandre, comme nne pr^royance dlTine et
arrest Celeste.
Le traitt^ 8ign6, l'on r^solnt nn abbonsehement entre S. M. et S. Alt
El. L'on allegaa contre oette r^Eolntion la chaleor de denz princes trop
fraiachement accord6z, l'ombrage, qne teile oonferance canseroit, qne le Roy
eatoit encores dans le pais de S. Alt El., qn'arant qn'y aller l'on debvroit
estre assenrä de plna d'inclination ponr le bion commnn dn Roy, fascher
de p4setrer nn pen dans Bon intantion, arrester ce qn'on feroit, le Roy de-
mandant nne conjonctioni mais la r^aolntion de roir le Roy estant prise,
l'on esperoit de faire quelqne chose tonschant l'ntilitä pnbliqne et le bien
de denz eatats, qnoy qn'on avott pr6dit, qn'en fusant la paiz, il f^oit i
mesmes tamps arrcEter, comment de concert l'on pat freister les cnneius
commons et avec utJlitA proportion^e a»z fraaB, qa'nn cbacnn y ^iporte-
roiti qn'aprös la conclnsion il Bereit plns diiBeile ä obtemr la moindre ehoM
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
Anhang. Memoire vod Waldecb. 527
poar S. Alt. El, comm« il a pani depois. S. Alt. El. m'^yaot envoyä de-
vant poar compUmeoter le Roy, S. M. sortit eu caroe de la ville de Sehip-
peapail pour re^voir S. Alt El., laqa«Ile accompaigoie de cent ofGciers,
et 600 caraillter, oaltre la ^arde qne M. Wees commande, e'approEcha de
50 pas, oi le Roj fit arrester le caroa. S. Alt. Gl. mit piedt ä terre et se
recoDtrerest fl moitiä chemio arec des compliments r^ciproqnes. S. M, fist
tirer son'oaooD et deuz bataillons d'infaoterie, avec les 600 cbeTeans qae
le Roy aroit ponr coDToy; nos geng pasgerent deraot le caroe, od S. M.
et S. Alt. El. etoit EeDls; le convoy da Roy suirit jnsqa'ä Barteostun, oA
nos cavaillirs fisreat pareillemeDt des salves. L« prämier jonr le Roy et
S. AlL El. estoit seala i table; lea anltres jonre les priaces et s^natenrs,
comme aasiy aoltres ofSciers, fnerent rois il table; les diaeonre estoit g^ne-
ranx de part et d'anltre. Mais le troisiime joar il se tient nne conferance
entre le chanceliier, le comte de la Gnarde, le comte Tott, Mons. le
baron le Snerin et moy, oä l'on parla des moyens d'appaiser lee troobles
pr6sents: ce qa'on feroit da royaame de Poloinge; comment S. M. et S.
Alt. El. se poarroft Her plus östroittetnent; l'on esamiaa les intereste de
l'an et l'aaltre, l'on mit aassy aas le tapit la ceaaioa de noB trooppes en
rebonrsant Doa frais. Rien fast codcId, oiais tout räaervä & nne anltre con-
ferance. 8. M. teamoigna de ta chaleur ponr nne liaiaon plas estroitte,
et si la nODTelle de la maladie de S. Alt. El. Madame ae nous eot press^z,
il a^mbloit, qne le Roy ent däsir^ d'aasenrer tnnt plas les esprita de ces
denx princea par raccompliBsement d'nne affaire entam^e. Hais le Roy
ayant scen S. Alt. El. Madame si malade, ne vonlat demenrer, qu'ä poeine
Tonloit il dianer, peadant leqael il donna de signes de grande amitiö ä S.
Alt. El., I'acceptant pour fröre. S. Alt. El. accompaigna bors de la vilte,
oü l'on se sgpara avec ambrassades.
De particnlariser tonttes les marches de S. M., les aoatres, lea solns
qn'on a en ponr nons faire et conserrer des amie, an moins la diligenco
qae j'y ay apportiS; TeoToy vers l'Empereur, les conditions trop advanta-
gens, qn'on luy offroit; comme lea Moacowites ont fait paroiatre dcTonloir
sonCTrir uoatre neutralit^, mais an reste de rindifferaace et da desdain poar
l'atliaoce oa la m^diation -, ce qn'on a fait avec la France et le l'rotectear;
ce qn'on a n^gligö dans l'empire et cbez le dne de Transilvanie , comme
Wayer, l'd'vesqne de Warmie, snrtont la rille de Dantzig ont traianez la
liaison des eEtats de la Pmaae Royalle avec S. Alt £1.; comme le Roy
de Foloinge n'a riea fait de bon, miüa facilitö le retardement des desaeins
aalntaires ; Sapia et anltres Polonois nons ont flatt^a d'esp^raoce, sans rien
faire; plaaieara colonels polonois demaudez des capitulationa plas advanta-
genses qne les ooatres n'avoit; «jnelqnes niu noua traby; tons les ordres,
qai aa sont doan^s poar la seurotä dn pais, lea advis et coDeeila mal re^ens
et pIns mal exäcutöe; la noncbalance, jalonsie et froidenr des plnsiears, qai
par Icnr konnear et fid6lit6 ponr le prince debroit mienx faire od laisaer
faire lea aHhree : ce seroH tm rteit trop long et ennonyenx ; la patiance ponr-
roit estre deaja alterte par Is leetare de ce qai est dit.
A präsent noaa avona .... rögimenta de cafaillerie icy et . . . . rä-
giments d'infanterie ; anltant qae je tra?aille ponr les conserver et mettre en
„Goot^lc
528 '^ ^^' nordische Krieg bis lam Vertrag; voo Königsberg.
bOD estat, aultant travailleDt plnaienrs i les faire roniner, comme desja il
a falla EatUfaire lee solliritations pr^Bentee de cette rögence et laiseer die-
siper trolB rägimeats , qa'on ent pn r'aseembler en bref, les exercer et en
tirer serrice. Le mesrae se fait arec ia cavaillene du pais, od 8. AU. El.
ponrroit souffrir beaaconp de domage, ä B^avoir d'estre fraGtrö de 4000 hommes
& pied et pr^s de dem milie cheveatix. Nods faisoos faire d'aultres leväes,
& Proportion da danger, qne prövoyons. Si l'on doibt conserver, angmenter,
licentier, readre Tarmäe, ou räsonldre la guerre, To;raQt toat disposä qne
d'aaltree ]a fairont, eet encores ea däbat. Si la conclasioii sairra, est ä
B9aToir, maie fort ä donbter de rezöcution. Ceax anzqnels les affaires aoat
commises, soot on noacbalaats oa tardifs, beaacoap oooap^z d'aife opinion,
que DDDB perdrous par la goerre, qo'elle sera. L'issoe parotst des exemplei
pasEäz. Le gäaereas priace est & pliuodre; lea bien iataDtiOD^z le Bont
anssy; mais le rämäde ne nona peat venir qu'nn advis efage et d'aactoritA
et d'nae b6D6dictioD miracnlease de la di?ine boot^, ce qae je sonbaitte et
contribae, qaant Itax honunes, ce qoe je puis. Si je me perds, je ne perdray
rien, n'eatiment rien qne ma conscience et TboDDenr; le reste ne pent point
demenrer aassy boD.
2) [Waldeck] Relation, waa S. Exe. die Zeit Über ... [bis
zur] Conjunction mit den Schweden verrichtet {o. D.
Arols. Areh.)')
Nachdem der Freiherr von Schverin nnd Herr Dobrozenski wie-
der zn I. Ch. D. aas Pommern von I. K. Maj. in Schweden znrückgekoin-
men, sein sie mit neuer Instraction versehen nnd wieder za I. K. M^.
abgeschicket worden, und ob ich schon dieselbe nicht gesehen, indem ich
schon nach Prenssen abgereist war, so ist mir doch aus den RelationeD
nnd dem, waa hernach Vorgängen, so viel bekannt, dass sie bevollmiichilget
gewesen, einen Vergleich mit Schweden einzagehen nnd selbst anf gewisse
Conditioncs eine wirkliche Conjanction zn verabreden, wie solches das Pro-
ject einer wtrklicben Conjanction, so bei selbiger Abschickang von dem
Freiberrn von Schwerin aiffgesetzet , answeiael. Die Abscfaiclcnng hat
gewähret bis zn der Belagerung nnd Erobernng der Stadt Cracan, wohin
obgadachte Abgeschickte mit I, K. U. gangen seita.
') Wir tbeilen anoh dieaen eingehenden Bericht Wnldeck'a hier mit, ob-
gleich derselbe mehr hietoriographischer als eigenUich actenmäaaiger Natur iet.
Wie ans einzelnen Stellen hervorgeht, ist derselbe nicht Domittelbar nach den
geschilderten ErelgDissen, sondern wahrscheinlich garaome Zeit später rerfaaat
aber, nie elnEeloe Bandbemerknngen zeigen, mit steter Rücksichtnahme aaf die
Acten. Vielleicht eine Vorarbeit sn der nachmals von Rancfabar nntemomme-
nen Biographie; jedenfalls hat dieser die vorliegende Anheichnong viellUtig
benutzt
A_nOOt^lc
Anhang. Memoire toq Wftideck. 529
In währender solcher Zeit Terrichtete ich meglichsteD Fleisees die mir
aafgetragene Comroission io Prenssen, als
1. bei der Stadt Danzig, nach ÄusweiäUDg der Relatioo, so hierroD
eingeschickt;
2. bei dem Woiwodea Weiher;
3. bei FriDz Badziwilt, an den ich abgeEcbickt und gGEcbrieben;
4. bei dem Woinoden von Witepsic, Sapieha, an welcbea ich ge-
schiebet;
5. bei dea moi>kr>witiErhen Generalen, ao welche ich geschrieben;
6. beförderte ich die Abschickan^ Mr. Kittelmann's aa den Musco-
witiscben Czar, welche sorietea, da üie schon abgangen, nuter dem Vorwand
der Gefahr tod den Oberräthen zariickgebaJten wäre;
7. brachte dae zuvor proponirte Accise- Wesen zur Richtigkeit;
8. stellte ich Ordnang bei der Miliz und Hess die Völker mostern,
aacb Mittel zu der Mastening beibringen;
8. machte ich von den Dieoetpßicbtigeo 4 Regimenter z. Pf, ah des
Obristen Wolrad's, [leg. Wallenrodt?] Lessgewang, Schänaich nad
Sayen; 1 Regiment Dragoner des Obristen Canitz, iind ans den Wibranzen
& Regimenter z. F., als das Waldeck'sche, des Grafen v.Dohna, Obristen
Tanbenecker and Elingsporn, Cnimbach.
10. Von den berechneten Bedienten ward von jedwedem erfordert,
etliche Mann zn werben nnd zn montiren auf ihre Eosten, wovon des
Obristen Clnit and Gözens Regiment gerichtet. Durch Vorschoss vom
iTägermeist^r Halle nnd von den Wildnissbereitern ward des Obristen
von Halte Esqaadron z. Pf nnd 2 Compagnien Dragoner; wie auch eben-
falls dnrch Vorschues 4 Compagnien z. F. von dem v. Hall in Knckeraese
oder Lonieenschanz gerichtet worden; wie ench das Regiment z. F. von
dem Obristen Kalkstein, wodnrch der alteKalkstein von widriger Be-
zeasnng tmd Hinderungen in der vorseienden Verfassung abgehalten and
begütiget ward.
11. Ward von 20 Hnfen ein Mann durch ganz Preussea zu geben ge-
wiUiget, wovon theils meine Dragoner gerichtet Obristlient^nant
Aalack hat seine Compagnie uf seinen Beutel geworben, welche Werbe-
gelder ihm noch nicht wieder erstattet sein.
12. Habe ich 14 Stück mit Zubehör allerhand Schanzzeug, kleine
Scbiffe, etliche hundert Centner Pnlver, Blei und was aonsten zur Artollerie
nötig, benebst den darzu erforderten Pferden beigeschafft und geliefert,
wie auch Lehensmittel sowol vor die von mir gerichtete Truppen als auch
vor die Armöe, so 8. Cb. D. bei sieb hatten, angeordnet; und ward in
jedwedem Kreis ein Obrister zn dem gemeinen Aufbot geordnet, welcher
die Officier stellen und alles in gute Ordnung bringen und halten sollte.
Aach trug ich nötige Vorsorge und machte Anstalt zu der Vestungen
Sicherheit und Erhaltung.
Unterdessen marscbireten S. Cb. D. aus der Mark mit dero Armöe
vegeD Danzig und befahlen mir, an der Weichsel deroselben warzunehmen,
wie Bolcbes die mir deshalb gegebene Ordre aasweiset; welcher zufolge,
ob ich schon wegen des Volkes gute Disposition gemacht, dennoch in so
Itatet. 1. 0«Mb. d. Gr. KnifilnUn. VU. 34 i
530 '^' ^^ DOrdtsche Krieg bis Enm Vertrag von Königiberg.
karzw Zeit dieselbe nicbt so vollkommen beiBammenbriDgeD, noch in einem
Stande setzen konnte, ich mit 1 Compagnieo von meinem RegimeDt,
1 Esquadron von Wallenrodt, 1 von Leeegewang, 2 tos Sebönaich,
2 TOn Sayea nnd l Esq. Dragoner von Canitz, aacblComp. ron meinem
Regiment z. F., etlicben von Dobna, Tanbenecker, ElingBporr und
Ealkstein nebst obgedacbter Artotlerie den 25' Sept. st. n. bei Riesen-
bnrg ankommen , wie S. Gb. D. folgenden Tag an der Weichsel bei der
MoDtaaer Spitz angelanget; woselbst ich mich za deroselben begeben nnd
von meiner Verriebtang Relation getban, wie aocb Vorschläge, anf was
Weise man zd Gelde ond Magazin gelangen könnte: nämlich wenn von
jeder Hnbe ein Ducat nnd ein gewisses an Fmcht zn geben angesohlages
würde. Wobei ich gerathen, dass man die Sach also anstellen sollte, dass
Sr. Gb. D. Lande verschonet und die Lebeosmittel ans fremden Orten her-
genommen würden. Woranf in gehaltenem Eriegsrath resolvirt ist, in das
Herzogtham Prenssen zn geben ungeachtet meiner Erinnemng, dass man
ofs wenigste erst eine Schanz an der Weichsel, nm daselbst einen Foss
zu haben, machen nnd eich zuvor die Stände des Eönigl. Preoseeo ver-
sichern sollte.
Zu Riesenbni^ sahen S. Ch. D. die Völker, so ich mitgebracht, ond
weil sie niemals beisammen gewesen, sondern alle ganz nea vor wenig Zeit
erst gerichtete Völker waren, dahero sieh nicht in allem, wie disciplinirte
Lente tbun sollten, erwiesen, haben S. Gh. D. etwas Uissfallen ibretbalben
bezeiget; welches dergestalt von denen, so ihre Passionen des Herren
Dienst vorziehen, gemebret nnd gestärket ward, dass denen von mir ge-
richteten Regimentern au&akommen dnrcb allerhand Wege nnd Verhinde-
mng gewehret wurde.
Daselbst zu Riesenbnrg endete sich die mir in Preussen nfgetragene
Commission nnd nahm der Qeneral-ErJegscümmissariQS von Plato [leg.
PlatenJ die Quartier- und Contrihntionssachen ganz nf sieb, und der General-
Feldzengmeister Sparr wollte das übrige Militär werk dirigiren und führen.
Dass ich also Ordre nnd Commission bekam, nacher Thom zn geben
mit der Cavallerie und meines Bruders Regiment, unterwegs Grandenz mit
des Obristen Elingsporns Regiment und Strassbnrg mit 2 Comp, von
meinem Regiment zu besetzen, welchem ich dann nachgefolget ; und ward za
selbiger Zeit der Obrist Schönaicb, Walrod und Canitz an die
littbauische nnd masarische Grenze, daselbst ihre Regimenter zu completiieo
nnd zugleich ein wachendes Aug anf das, was da vorgehen möchte, zn
haben, geechicket
Aber bald des anderen Tages bekam ich andere Ordre zu Marienwer-
der, dass ich nämlich zu Sr. Ch. D. nach Preuschmark kommen sollte, wo-
selbst mir anbefohlen, Thorn nnd andere Oerter nicht zu besetzen, soodera
das Fussvolk mit der Artollerie zurückgehen zu lassen, mit der Cavallerie
aber in's Löbanische zu gehen, von wannen S. Cb. D. mich anf .Holland
gefordert, woselbst wegen einer Conjunction mit den Ständen des Eönigl.
Prenssen Tractaten angefangen und selbige hetuach durch Graf Fabiaa
T. Dobna und Dr. Jena zu Marienbnrg continnirt wnrden.
Unterdessen gingen S. Cb. D. uf Königsberg nnd forderten voo seJbiger
Anhang. Memoire von Waldeck. gg]^
Btadt 200,000 Bth., wollten auch wegen des Magazias and anderer Sachen
Anstalt machen, welches aber verblieb, und committirten mir S. Cb. D. bei
der Abreise solcbea alles zd vollbringen; wie ich dann es dabin brachte,
dass ]DO,OO0 Rth. ') baar von der Stadt aasgezahlet und wegen des Maga-
zines die Ausschreiben abgingen. Wegen der Amtalt en den Quartiereif
gegen den Winter, der Recrnten nnd anderer Nothdnrft wollte sich niemand
angreifen nnd blieb alles ohngeachtet meiner eo bäa6gen nnd rast t&glicb
gethanen Erinnerungen Sterken.
Za eelbiger Zeit resolvirteD sieb 8. Cb. 0., micb mit einem Regiment
z. Pf., den Obristen Wallenrodt, Reimann (welcher Tor seine Person
von Sr. Ch. D. an den Masnrischen Adel, denselben af Sr. Cb. D. Seit«
ZQ bewegen und an Feldmarecball Steinbock, bei demselben, was man
sich ZQ ihme zn versebeD, za vernehmen abgeschickt ward), Schänaich
□od Canitzen EsqnadroD, nebst meinem Regiment z. F., dem Obristen
von Enlenburg nnd einer fisqnadroD von meines Bmders Regiment, wie
anch der von mir gerichteten Artollerie gegen Littfaanen an den Memel-
strom zu schicken und daselbst nf Oraf Magnus de la Gardie Actionen
Acht ZQ haben. Was ich bei meiner Abreise dabei erinnert, solcbes ist
ans dem Schreiben zu ersehen, so ich an 8. Cb. D, ans der Stadt Holland
gethan, weil ich Unpässlicbkeit halber zu deroselben nicht wol kommen
konnte.
Nachdem nun mir damalen 8. Ch. D. das Commando und Aufsicht in
Samland aufgetragen, nnd dass sowol die Festungen mit Nothdurft ver-
seheo, als auch das Magazin einrichten lassen solle, anbefohlen, habe ich
den Obristen Oötzken bei dem Obristen Reiman n, so zum Stadt-Obristen
in Ednigsberg bestellet war, gelassen zn Königsberg, in der Louisen-
Sebanze bei Tilsit den Obristen Halle mit seinen 4 Comp. z. F. gelassen
nnd seinen Wildnissbereitern nnd dem Anfbot ihm anf erforderten Fall bei-
zBapringen anbefohlen, den Obristen Clait in Weblan, Bellicnm in
Tilsit, eine nen geworbene Compagnle nebst einem Lieutenant von meines
Bruders Regiment nnd etlichen Commandirten in Ragnit zn Defension sel-
bigeo Haoses geleget, auch andere Orte, als Lözen, Georgenbnrg und
Angerbarg nach Möglichkeit besetzt; daranf mit der Reiterei nnd andern
Fugs Völkern gegen die litthauische Grenze mich begeben.
Wie ich nun vernahm, dass Graf Magnus an dem Memelstrom mit
8000 M., mit welchen es wegen ermangelnder Vivres und anderer Ungele-
genheit schlecht beschaffen war, stünde, schickte ich meinen damals haben*
den Secretarinro Meinders an S. Ch. D. von Insterburg ab und berichtete
von dessen Arm6e schlechter Beschaffenheit, nnd dass ich ihm, wenn ich
deswegen Ordre hstte_ Abbrach thnn, seine Reiterei ruiniren und nach
KriegersiBon Sr. Ch. D., wann meinem Tors^lag gefolget würde, der
Tictorie versichern wollte. Aber mir ward verboten, keine Feindseligkeit
gegen denselben zn verüben nnd doch mich vorsehen , damit ich nicht von
Sr. Cb. D., welche gegen Nenmnrk in's Löbau'sche Ihren Marsch genommen,
and der Stadt Königsberg abgeschnitten würde, nnd sollte ich durch Güte
•) Sic, nicht 10,000, wie Banchbar p. 91 angibt.
34*
Iqit-odyGoOt^lC
532 "' ^^'' ^('[^■■■^'■^ Krieg bia znin Vertrag von Königsberg.
oder Gewalt den FeindBeligkeiteD , jedoch mit geougFamer Sicherheit, be-
gegnen.
Ich stellete mich demnach an die Angerap zwischen Insterbarg uud
Angerbnrg, damit ich nach einlsngender KandBchaft von Oraf Magnus
Comportement und gemäss Sr. Cb. D. goäd. Ordre verfahren könnte.
Was daranf vorgegangen, weiset bub die Antwort, £0 meinem Secretario
Heinders mit Euriickgesandt, sowol anf das was an 8. Ch. D. bracht,
als die desfalla abgelaEsenen Schreiben an den General-Feldzengmeister
Sparr nnd den General -Enegeoommis&arium vod Platen.
Wie ich mich anch wegen des Magazins Ergänzung bemühet, weil das-
jenige, was die von mir zugegebenen Trappen verzehret, abgekürzet werdeu
wollte, nnd wie ich etliche polnische Schiffe, so einigen zu den Schwedischen
Übergegangenen zugestanden, zu Tapian nnd anderen Orten arrestjret, ist
bekannt; wamm aber selbige gegen meinen Willen losgelassen, auch aus
was Ursachen das zn Tilsit angeschiffte MagasiD Eorn ohne Notb so lange
zurückgehalten, dass es bei Tapian eingefroren nnd also von den Schweden
verbraucht worden; anch dass meine Verordnung durch contrarie Befehle
jederzeit umgestoBseu worden, solches muss ich billig an seinen Ort gestellt
sein lassen; und bekam ich anstatt Antwort af meine Berichte andere Be-
ECripten von particnlier Dingen, endlich ein Ordre, zo Sr. Cb D. zn kommen.
unterdessen hatte Graf Magnus den General -Quartiermeister Pleitner
an mich geschicket und mich aller Freundschaft versichern lassen, mit dem
Vermelden, dass er mit mir eine TJnterrednng zu halten begehrte. Ich stellte
solches auf Sr. Ch. D. Gntfinden aus und versicherte ihn hinwieder meiner
Instruction gemäss aller Freundschaft, bis ich von Sr. Ch. D. andere Ordre
bekäme. ,
Ich EcbJckte inmittels nochmals an Fürst Bogislav Radziwil und den
Woiwoden Sapieha. Dieser erbot sich zu allem guten durch den Obrist*
Wachtmeister Jordan; jener bezeugete durch ein Schreiben, dass er sich
zu schwach fände, den Schweden zu widerstehen. Dorch den Obristen
Wallrad [Wallenrodt] liesa ich mitdenmasurischen und polnischen TAlkem
traellren und verwahrete die Grenze, so gut ich konnte. Weil ich aber in
dem Insterbnrgischen nnd derer Orte stehen mnsste meiner Ordre nach,
welche in sich hielt, dass an die Orte, da die Schweden Quartier h&tten,
nicht gehen, noch einige Feindseligkeit verüben und mich vorsehen sollte,
und dann die Schweden an denen Orten über der Grenze Leute hatten, auch
ich ihnen nichts tränen konnte, dahero einiger Leute Güter Beschwer litten:
ward derselben Anbringen mehr geglanhet, als der Inhalt meiner Relationen
ponderiret und ich durch ein Schreiben von Sr. Cb. D. anstatt der Dank-
sagung vor meine Sorgfalt reprimendiret, auch mir eine Liste der Quar-
tieren, so ich hätte beziehen sollen, von dem General-Feldzengmeister zn-
geeandt; welches solche Orte waren, die theilti weit von einander, theils
hinter der Wildniss gelegen waren, dass, wenn ich eine dreimal so starke
Armee gehabt hätte, ohne Gefahr derselben solches nicht vollbringen
können oder mich in einen nnverautwortlichen hazard setzen nnd gegen alle
Kriegsregeln handeln müssen. Zwar bab Ich Proviant über den Gr«ozen
A-nOO<^IC
j^Dhaog. Memoire vod Wsldecb. 533
begehret, aber die Schweden habens gehindert, Dod denselben feiadaelig
za begegoen, war mir Terboten.
Wie nnn Oraf Magnas sei aeo Marsch bei Raigrod rorbe! bd Piozko
aber die Brücke genommeii hatte, liesg ich die mir zugegebene Trappen
Bo sicher als ich Itonote, in geljrochenein Lande stehen nnd auf den Grenzen
dnrcb Laorparteien nnd die Bauern Wacht halten, welche die Wachtfeaer
machten nnd auf den Olockenschlag an allen Orten eich parat hielten; und
machte ich mich folgend» Sr. Ch. D. gnäd. Befehl anf den Weg en dero-
Eelben, traf Sie anch anf dem Zurückmarsch nach Freossen zn Rheden an,
weil 6r. Ch. D. widerratben war, doss man weder Thorn, sa doch 600 Mann
einnehmen wollen, noch einig ander Ort besetzen, sondern sich znrück nach
Prenssen begeben sollte. Wie 8. Ch, D. von Rheden wegging, berichtete
Qeneraltnajor Caonenberg, welcher über der Drebenitz stund, dass I.
K. Maj. von Schweden im Anznge; worauf zn Ijössen Eriegsratb gehalten
nnd resolviret ward, die CaTallerie zusammen zn ziehen nnd damit anf den
Grenzen zu etehen, 1000 M. z. F. in Marienbnrg zn legen, den Rest in
Königsberg, Brauosberg und andere nötbige Oerter, die schwere Artollerie
nach Königsberg ZD schicken, die leichte Stücke aber nebst denen Reimen-
tern, so mit aus der Mark kommen, vor Braunsberg stehen zu lassen, da-
mit man nach dem Zustände nnd contenance T. E. Mnj. selbiges gebrauchen
könnte.
Damals besichtigte der Generat - Feld zeugmeister 8parr Qraudene nnd
rapportirte, dass es ein schlechter Ort nnd nicht mit Nutz zn besetzen wäre.
Von LÖBsen ward iah wieder zn denen mir untergebenen Völkern nach
LiLtanea beordert, dass nämlich das Fnssrolk nach Königsberg mit der
Artollerie gehen lassen nnd mit der Reiterei stehen bleiben sollte, also dass
ich mit Caonenberg mich conjangiren sollte.
um diese Zelt kam der Freiherr von Schwerin und Mr. Dobresinaky
wieder inrück von I. K. Maj. in Schweden mit solcher Antwort, da^s man
an einem Accomodement desperirete.
Ob ich nun schon erinnerte, dass man zn Angerbnrg sich retranchiren
oder derer Orten etwas stehen lassen sollte, sowol den Landlenten einen
Moth zn machen, als auch, wenn man defenHive gehen wollte, den Feind da-
durch incommodiren, so wnrde doch selbiges nicht gut gefunden; daes ich
also nichts als eine Compagnie von meinem Regiment zn Angerbnrg, das
andere Fnssvolk, ohn meines Bruders eine Esqnndron z. F. , welche wegen
der Infection zurück hatte, nebst der Artollerie nf Königsberg gehen liess,
nnd blieb mit 59 Reitern stehen, bis von Gen. Maj. Gannenberg, au wel-
chen ich geschicket, Nachricht hatte. Auf meiner Znrückreise von Lössen
besah ich Allenstein, welches schon vormals zn besetzen gerathen hatte,
aber nicht gut gefunden ward; berichtete also nochmalen, wie important
selbiger Ort wäre, dahero mir vergönnt war, ihn zu besetzen. ' Legte also
den Obr. Lient. Hundebeck von meines Bruders Regiment mit der vor-
gedachten Esqnadron hinein, welcher daraus Osterrode mit Capitain Munt
besetzte.
Zu selber Zeit kam der Major Jordan, so wieder zn Sapieba ge-
schickt hatte, zurück mit Bericht, dass die Muscowiter ihn gescbUgeo.
A-nOO»^lc
534 ^'- ^^^ ooidiuehe Krieg bis sum Vertrag von Köaigeberg.
unterdessen ward die eq Lttsseo geDommeiie ReBolotion so weit
üadert, dass der aeaeral-FeldzeugtneiBter Sparr mit aller Infanterie nnd Ar-
tollerie in Marieobarg, ansser dem Regiment von Sybarg, welches fa
Brannaberg geleget war, S. Ch. D. aber vor dero Person nach Königs-
berg gingen, nnd Oen. Maj. Cannenberg stellete sich nm SaaUeld hernm,
und ich Tor meine Person ward zn Sr. Ch. D. nach Eänigeberg gefordert:
dahin ich mich begab, nachdem ich savor dem Obr. Schönaieh, dsss ei
mit gedachtem Qen. Maj. Cannenberg Beissig commaniciren and wo sie
stehen küDaten, damit sie desto schlenniger nf erforderten Fall znsammen-
Blossen möchten, verabreden und dessen Ordre nachleben Bollte, beordert,
auch davon dem Oen. Maj. Cannenberg Nachricht gegeben hatte.
Wie ich onn za Eönigsbei^ ankam und die Sachen in einem so ver*
änderten Zustand befand, dasB nKmlich die Infanterie nnd Artollerie in Ha-
rienbnrg sich gesteliet hatte, also von der Cavallerie separiret, and Königs-
berg nicht genugsam mit meinen Völkern besetzt war, dergestalt dass Ich
uns in einem solchen Staat sah, dass ins Feld offensive zo geben die Zeit
nnd Gelegenheit versäumet war, auch wir uns ausser Postnr gefnnden und
znr Defensive keine rechte Anstalt gemacht war; und ob ich zwar die
Nothdurfc in Zeiten erinnert hatte, war solches doch nicht alteuditet worden.
Zn dieser Zeit kam die Karfürstin In Prehssen an, nnd liesB der
Oeneral-FeldzeugmeiBter Sparr dieselbe bitten, sie möchte doch zum Frieden
raüien. Der Herr von Somnitz nnd Mr. Dobresinsky waren vor we-
nig Tagen von Riesenbnrg ans wieder zu I. K. Maj. von Schweden abge-
schicket, welche aber uf ihr Anbringen wie ein Victorieuser antworteten nnd
wie ein Soldat agirteu, auch immer fortgingen; dass durch die Prttsolntion
[Irresolntton 7] des Gen.-Feldzeagmeister Sparren, was er thnn sollte, ihm
die Zeit, zn Sr. Ch. D. mit dem Fuesvolk zu kommen, benommen ward.
UnterdesB pressirte ich, dass maa Resolution nehmen möchte, was man thun
wollte, ob man kriegen, oder alles, was der König in Schweden begehrte,
eingehen wollle. Die Opinionen waren divers; endlich aber ward gnt ge-
fanden zu kriegen nnd auch zu tractiren, nnd mit der Reiterei dem König
in Schweden so viel Abbruch zu thnn als man könnte, wie denn die Ordre,
so S. Ch. D. unter dero eigenen Hand gegeben, ausweiset ').
Da hab ich nun meiner Schuldigkeit nach erinnert, dass man mit Bauen
an der 8tadt, Verbesserung der Magazinen nud anderer Noth wendigkeiten
fleiBsig verfahten sollte, anch begehret, dass Proviantmeieter nnd jemand,
so auf die Materialia znm Bau, auch auf die Einqnartiernng Acht hätte,
angeordnet, auch Einem, so Autorität hätte, das Commando über die Stadt
aufgetragen werden möchte. Daranf ward dem General M^or Habald das
Commando über die Stadt gegeben, welchen ich auch dem Volk vorsteUete.
Der alte von Oelschnitz wurde zum General -Proviautmeister verordnet;
der Uofgerichtsrath von Oelschnitz uf die Materialien zu sehen bestellet,
und dem Ohr. Lient. Bellicum der Bau und die Aufsicht nf die Quar-
tiere aobefohlen.
Weil man aber dafür hielt, dass das Fussvolk tu Königsberg nötig wäre,
>) Oben p. 609.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
ADhang. Memoira tod Wald«ck. 53g
weiches in Marienbnrg oha Nati von Frost aad Krankheit ganz vergehen
DÜaste, tiberlegteo Oeo. MaJ. Dörffling nnd ich, wie daaPnsBvolk daberans
ED bringen wäre, nad hielten darror, daes es über die Nehrang heraus kom-
men könnt«, weil die Sitnation des Landes darzn gelegen war. Wnrde also
mein Obrieter Lieatenant z. F. ron Anlacb aasgeechicket, nm zu recog-
noscireo, ob man über die Nehrung geben könnte, wobei Ordre an den
Gen. Feldzeagmeister Sparr abgangeu, dass er vor seine Person, weil er
versichert hatte, mit 1000 Mana aad 300 Reitern, wie von Dr. Jenen im
Rathe zn Königsberg angedeutet worden, in Marienburg bleiben, etliche
iiDd gewisse Völker, so geuennet wurden, bei sich behalten, die übrige mJt
Oen. Major Trotten anf Königsbei^ senden sollte.
Was in solcher Resolution nnd bei dem Marsche von dem Qeneral-
Feldzengmeister, [der] gegen solche Ordre selbst aas Marienburg ging, be-
zeiget worden, weil ich nicht gesehen, will ich anf deren Aussagen, so jetzo
todt, nicht anregen.
Wie nna diese Ordre abgegangen und zu obgedachtem ollem Anstalt
gemacht war, ich anch Ordre bekommen hatte, machte ich mich auf zn den
Vdlkern, der Meinung, einen Einfall in das Schwedische Qnartier zn than.
Es traf sich aber, daes eben in dem Moment, wo ich zn den Tälkern
kam, der König in Schweden mit seiner ganzen Armee etwa eine Meile von
meinem Rendezvous ankam, des Vorhabens, entweder anf unsere Cavallerie
oder selbige vorbei auf Königsberg loszugehen; wie er dann eine Parthei,
so Oeo. Maj. Cannenberg ansgesandt onter dem Commando des Obrist-
Wachtmeieters Joseph, in eigener Person renconlrirte nnd schlug, welche
die Kundschaft einbrachten, dass die Armee ihnen auf dem Fnss folgete;
weswegen ich mich stellen nnd, was das Olück geben wollte, erwarten
musste. Nachdem sich aber ein Wald zwischen mir und I. Maj. Armee
befaud, blieben dieselbe jenseit und ich dieseeit stehen, nud schickte Ich
Partheien ans, welche mir die Kundschaft brachten, dass der König voo
Scbvdden mit der Armee bei Zinten stünde und auf Creuzburg den rechten
Weg nach Königsberg ginge. Warnm ich mich resolrirte, auf Branden-
barg zu gehen, damit ich nicht von Sr. Ch. D. abgeschnitten würde, weil
in gemeltem Brandenburg kein Besatz war und, wenn es die Schweden
einbekommen b&tten, ich zn Sr. Ch. D. nicht hätte kommen können.
Dem General-Feldzeugmeister Sparren ward Ordre entgegengeschicket
voo 8r. Cb. D., Balge, Fischhausen, Brandenburg und andere Oerter mit
dem Volk, welches dass er mitbrächte, er Sr. Ch. D. notißciret, zn beset-
len. Solches aber verblieb, ich weiss nicht, ans was Ursachen ; nur Bran-
denburg ward von mir besetzet. Darauf begehrte ich Ordre von Sr. Cb.
D., welche, .weil die Kundschafter mitbrachten, dass der König auf Creua-
bürg ging, mich beorderten, daas ich mich an die Stadt Königsbei^ setzen
sollt«.
Id derselben Nacht kam der Gen. Feldzengmeister Sparr zn Sr. Ch. D.
und wie Ich Mr. Pelniz an 8. Ch. D. schickte, fernere Ordre zn holen,
ward nach gehaltenem Ralh mit dem Gen. Feldzengmeister und Gen. Mfy.
Habald gut geftiuden, die Reiterei auf Samland durch die Stadt gehen
zo laseeDi welchem zufolge ich anch dieselbe durchgefUhret. Wie nun dem
Aj.oo»^Ic
536 ^^' '^^'' DordiBcbn Krieg bis zum Vertrag von EüDigeberg.
OeDeral -FeldzeagmeiHter als General das Comra&Ddo zustund, Bo liess er
sich aach als einem Oeoeral in Aostbeilang aad Nehmaog des Worts and
die ihm eoDst gebührende Ehre geben; aber sonst nahm er sich fast nichts
mit Ernst an, sondern wie die Stadt in 3 Posten abgetheilt »ar, deren
einen er selbst, den andern Gen. Maj. Hnbald, den dritten Gen. Maj.
Trotte nahm, so verwahrt er seinen Posten and liess alles andere gehen.
Die Vorsorge, so ich hatte, nnd die Erinnerung, so ich that vegen Maga-
zine nnd anderen Dingen, machte er mir schwer nnd annützlich darch seine
Disrarse, dass alles verloren, dass es nur mein Werk wäre nnd dergleichen;
ond hierin fand er Beifall; hingegen konnte ich, der ich als ein Ratb and
Diener thät was mir möglich war, ans Mangel Antorität, als deme dag
Commaodo nicht zastand, nicht fortkommen.
Indessen kam der König und setzte sieb vor die Stadt, liess auch
Balga erGteigeo. Da ward die Cavallerie hineingefordert, nnd mir ward
auch ein Post gegeben. Damals thät ich Vorschläge, wie mit den Quar-
tieren, Backen, Brauen and anderen Nothwendigkeiten in verfahren wäre,
hielt die Hand auch mit daran, solches alles ins Werk za richten; aber
ich war ror wie nach ohne Autorität und Hülfe nnd fand an allen Orten
Widerwillen und Hindernog, knnntc also meinen zu Sr. Ch. D. Dienst and
dero Staats Bestem aussehenden Zweck nicht erreichen, sondern leb ward
vor einen schädlichen Menschen gehalten, wie dann in Königsberg Öifentlich
gesagt ward, dass man mir den Hals brechen wollte, der ich den Frieden
störete und hinderte.
Unterdessen ward der Freiherr von Schwerin und Mr. Dobre-
flinskj' zu I. E. Maj. in Schweden geschicket; die entschuldigte sich, dass
Sie dnrch einen Abas so nahe bei Königsberg gekommen wären, zogen
sich aach etwas zurück. Der Gen. Maj. Cannenberg nnd ich wollten
ihm einfallen, konnten aber dnrcb<! Morast nicht kommen. Darauf kam I.
Maj. Reichscanzier an nnd brachte viel OfScier mit, dass also nichts oho
der Schweden Vorwiesen geschehen konnte, wie denn derObrist Brnnell,
welcher mit einer Partei von 2Ö0 Pferden den Schweden einzufallen aus-
ging, verkundschafft, geschlagen nnd er selbst d;irüber gefangen ward.
Nachdem nnn der Reichscanzler den Stillstand hegehret, gingen UDter-
desB 8. K. Maj. hin und attacqnirten Wehlan, welches, weil es nicht mit
Nothdnrft verseben war, sich den andern Tag ergeben, und gingen weiter
auf Tapiau und Labiau. Da ward der Stillstand von beiden Tbeilen ein-
gegangen. Bei diesen Tractaten liess man wenig Resolution und Stand-
haftJgkeit sehen, weswegen sich dann viele seltsame Puncten darin fanden.
Darauf gingen S. Ch. D. zn I. K. Maj. nacher Schippenbeil, um
mit deroselben zn sprechen and nähere Abrede zn nehmen, und ward aach
deswegen zwischen dem Reichscanzler, Graf Magnus, Graf Tot, dem
Freiherm von Schwerin und mir Conferenz gehalten, wobei ich nichts an
meinem Fleiss ermangeln lassen, and gingen sie damals wegen ünpässlich-
keit der KnrfUrstin auseinander.
^aovGoOt^lc
in.
Das Marienburger Bündniss.
(86. Jtmi 16B6.)
D.qil.zMBlG001^IC
sBBiGooi^lc
Einleitung.
Die fttnr Moaate zwischen dem KöDigsberger Vertrag Tom 17. Janaar
uad dem Marieoburger Bündniss vom 25. Jaoi 16&6 zeigen nns die brao-
deDburgische Politik noch aobetheiligt an den kriegerischen Vorgängen
dieser Zeit, aber nm so bewegter nnd erfüllter von Berathangen und Br>
wägangen der wichtigsten Art. Das Abkommen mit Schweden hatte, trots
dem erzwungenen Lehnsvertrag für das Herzogthnm Prensaen, dem Knr-
fUrsten doch bis zd einem gewissen Grad freie Hand für Beine weiteren
Entsehliessnngen gelassen; nnmittelbar nach dieser Vereinbarnng nnd ehe
das iiene Emporkommen der polnischen Waffen die Lage der Dinge ver-
wandelte and den Blick anf die ntichstliegeuden Gefahren zn richten nötigte,
dnrfte man in Königsberg wol eine Zeit lang der Ansicht sich hingeben,
dass jetzt, nachdem man Schweden gegenüber vorläufig sichergestellt, die
Zeit gekommen sei, die politische Lage nach allen Seiten bin in's Ange zn
fasseD nnd mit gesammelter Kraft im Sinne der eigenen Interessen in
Action zn treten.
Die Situation war für Brandenburg besonders in einer Beziehung nea;
noch nie znvor hatte der Karfüret Friedrich Wilhelm sich im Beeits
einer so auGehnlichen Heeresmacht gesehen, wie er es jetzt vermöge der
ansserordentlichsten Anstrengangen war. ') Schon Hierin lag, sowol nach den
') Im Febraar 1656 schlägt der Kurfürst selbst seine Armee für den Sommer
d. J., die noch im Gang befindlichen Werbangen eingerechnet, snf 2ri,000 M. an
(Urk. n. Actensl. V. 840.); dsEn vgl. die Znean mens teil nagen bei Riese die drei-
tägige Schlacht bei Warschan (Breslaa 1870) p. 40 B. Bei den preussiscben Land-
tagsacten vom März 1656 findet sich ein Bedenken der Stände, worin die in
Prensaen anwesende Armee anf ca. 20,000 H. angeBCblagen wird; in Eönigsbeig
allein hätten zeitweilig bis 15,000 H. gelegen. Eben daselbst eine sehr noch-
dräckliche Klageschrift der drei Städte Königsberg, worin sie sich beschweren,
dass eben jetzt, bei währendem Landtag, ihnen ihre zu ihrer eigenen Vertheidi-
gaug geworbenen Soldaten ,de facto weggenommen und wie das Vieh abgetrieben
worden, nod zwar nff so ei'ne Art, dcss in's künftige schwerlich jemand znr De-
renaioii derselben [Städte] sich in Dienste und Beatallnng einlassen wird*. Diese
WerbuDgen der Stadt Königsberg, angesichts der Armee des Korfäreten, sind
Bahr cbarakteristiBOh.
A-nOO»^lc
g^Q III. Du Marisnbarger BüDdoisa.
herrscheDdeD VorEtellangeii überhaupt, als auch wegen des gespannten Vcp
h&ItQisses zn den prenssiBchen Landständen, eine dringende Anfforderong
zn kriegerischer Thätigkcit ausserhalb der Landesgräazen: „mit müssigeo
Waffen minirt man seine eigenen Lande", hält in dieser Zeit einmal einer
der geheimen Ritthe dem Earfürsten vor.'} Verscbiedene Uöglicbkeiten
lagen vor: einen Tbeil der Trappen musstc man jedenfalls in dem prenssi-
scben Herzogtbum bebalten, schon zum Behnf der nötigen Landesvertheidi-
gnng; (neben allem andern machten auch die zweifelharten Abeichten des
Moskowiters diese Vorsicht notwendig) nnd znr eventnellen Leistung der im
LehnsTertragfür Schweden stipulirten Hilfe j den anderen grösseren Theil konnte
man jetzt, da die nächste tiefabr beseitigt schien, entweder abdanken — natür-
lich die unerwünschteste nnd überdies auch sehr kostspielige EventualitKt —
oder man konnte denselben gegen Entschädigung einer anderen Macht
überlasaen — Frankreich bemühte sich aufs eifrigste darum — oder man
moBste mit diesen Trappen selbst an irgend einer Stelle in Action treten;
jedenfalls stand fest, dass man dieselben nicht Jahr nnd Tag im eigenen
Lande unterhalten wolle nnd könne. Unmittelbar nach dem Äbschlnss des
KönJgBberger Vertrages erschien die Stellung Karl Gnstav's dem erobert«)
polnischen Keich gegenüber noch so siegreich nnd gesichert, dass der Fall
zwar schon berührt, aber noch nicht ernstlich in Betracht gezogen wurde,
wo es im eigenen Interesse des Kurfürsten unumgänglich sein würde, mit
ganzer Macht sieb auf die Seite Schwedens »zu stellen; es schien jetzt mög-
lich, zu gleicher Zeit den Blick auch nach einer ganz anderen Seite hin
zn wenden nnd mit dem Gros der jetzt znr Verfügung stehenden Truppen,
in Verbindung mit geeigneten Bundesgenossen, an Unteraebmnngen gegen
eigene Feinde an anderer Stelle zu denken.
£s ist merkwürdig zu sehen, wie weit da in dieser Zeit die Qedauken
schweiften. Ich habe an anderer Stelle schon anf die Wiederaufnahme der
gegen den Pfalzgrafen von Nenbnrg, als Inhaber von Jülich und Berg, ge-
richteten Pläne aufmerksam gemacht, die uns jetzt entgegentritt.^) Der
Ausbrach des schwedisch-polnischen Krieges hatte sie zunächst in den Hinter-
grund geschoben, aber unvergessen waren sie, und wenigstens die Bichtnng,
welche Graf Waldeck in dem Cabinet des Kurfürsten vertrat, legte anf
sie das grösste Gewicht.') Jetzt stellte die Eroberung der gesammten
jülich-bergiscben Erbscbaftslande , die Abrunduug der brandenburgischen
BesitzDugen am Niederrhein sich wieder als die zunächst zu ergreifende
Aufgabe dar. Ich lege in diesem Abachnitt die Actenstücke vor, auf welch«
ich damals meine Darstellung stützte; erneute Nachforschuogeu in den
*) Georg von Bonin in eiaem w. a. milzutheiienden Protokoll einer Qe-
beimrathssitzang.
») Graf G Fr. von Waldeck p. 365 ff, vgl. p. 2öl.
*) Bemerk enswerth ist, wie der Verfasser der , Leiters of intelligence fron
tbe Hagae" (vgl. Drk. u. Act. III. 82) in Thnrioe SUte Papers III. 552 schon
im Juni 1655 angesichts der b randen b arg i sehen Bnatungen schreibt: ,the deaign
of Brandeobargb ti no otber than the conqaeat of Jaliera and Berguee". V^.
dazu w. Q. den Bericht Staverene aas Brüssel vom 7. Febr. 1656-
ElnlsitDDS. 541
Aden des Aroleener Arcbivs haben noch mehrere mir früher nnbekanote
hinzDgefügt, die zorn Theil noch weiter blirken lassen.
Wenige Tage nach dem FriedenfsehlnES zu Königsberg, bei der Zo-
sammenkanft zwischen dem Kurfürsten nnd dem König Kar! Gnstav in
Bartenstein wurde die Aogelegenbeit znerst zur Sprache gebracht, nad der
König erklärte vorläafig seine Zastimmung zn einem Unternehmen dieser
Art.') Von hier an bis zam Abscbluss des Marienburger Bündnisses haben
die Verhandlsngen über dieses Project nicht anfgehört, neben den anderen
ernsten Erwägungen, die sich bald herandrängten, den Ratb des Kur-
füraten auf's eindringlichste zu bescbäftigen; man findet in den nachfolgenden
ActenstUuken die vielseitigen Erörterungen, die ebenso narh der Seite der
Berechtigung, wie der Opportunität nnd Ausführbarkeit über den Gegen-
stand gepQogen worden sind.
Ging man aber auf diese Gedanken ein, so wurde, neben der schwe-
dischen Freundschaft, besonders das Verhältnisg zu Frankreich von Wich-
tigkeit. Das „Unternehmen am Rhein" war nicht zn isolii'eni es mussto
mit Notwendigkeit den Kurfürsten hineinfahren in den noch danernden
grossen westeuropäischen Kampf zwischen Spanien und Frankreich, und
sowie der Pfalzgraf Philipp Wilhelm tou Nenburg in offenkundiger
Verbindung mit Spanien und allen Mächten der katholischen Propaganda
stand, so musste fUr den Fall eines neuen kriegenschen Versuches gegen
ihn der Kurfürst sich der Freundschaft Frankreichs versichern. Das mit
dieeer Macht, nach langen Verhandlungen, am 24. Febr. 1656 endlich ab-
geschlossene Bündniss hatte, für Brandenburg wenigstens, in dem Hinblick
auf solche Eventnalitüten seine wesentlichste Bedeutung^); in dem ofGciell
als DefensivbündnisB geschlossenen Vertrag wird auf die etwa zu machen-
den „Eroberungen" unverhohlen hingewiesen.') Von hier aus aber lag es
oabe genug, ebenso wie es schon früher geschehen war, die Gedanken
weiter schweifen zu lassen und anch andere mögliche nnd wünschenswertbe
Rectificationen der Besitz Verhältnisse in jenen westlichen Landen für die
dabei in Betracht kommenden Mächte in's Auge zu fassen. „Ich habe ein
überaus grosses Dessein vor", schreibt der Kurfürst am 5. Febr. 1656
eigeohätidig an den Statthalter von Cleve, „ich kann ani:h solches der
Feder nicht vertranen, und wird eich solches schon gegen den Sommer
weisen"'); nnd fünf Wochen später schreibt er an denselben, mit der Bitte,
*) Vgl. w. n, das Protokoll über die Bartenateiner Verhandlungen.
*) Vgl. die Verhandlangen darüber mit de Lumbrea schon im Sommer 1655
Urk. n. Actenat. II. 37 CT.; noob deatlicber iu einem Bericht Hoverbeck's an
den Kurfürsten dat. Berlin 10. Sept. 1655 über aeine VerhandluDgeu mit de
Lambrea (worüber deeaeD Bericht a. a. 0. feblt\ bei deiftn H. über die aggres-
«iveo AbsicbtsD des Eurfüreten achon ganz offen heranageht.
') .Lea conqnetea, qui en oe caa ae feront daus lea lienz, oü leg parties
o'aoroDt aotre droit que'celni des armes (also z, B. anagenommen die jülich-ber-
giacben Laude), eeront parlagäes eatre elles ägalement.* Dnmout Corps Univ.
VI. 2- 130.
') Urk. n. Actenst. V. MO; zugleich mit der Weisung, die Werbungen in
den ole viseben Landen eifrig fortzusetzen; die oben p. 513 mitgetheilte Ordre ut
„A^iOOt^lc
542 ^''- ^*^ Harienbnrger BündaiBS.
den Brief za verbreiiDeo, wieder toq dem „grossen Intent, velches ich für-
babe": „eine Armee tod 6000 Haon soll allhie im Lande steben bleiben,
mit der andern aber werde ich Gelbst ^tren und seben, wo der Wind nns
an's Land bringen wird".*) Man erkennt bierans zur Genüge, dass es lich
bei den weit anssehenden Projecten, ia welcbe die nacbfolgenden Acten-
stücke einen Blick thon lassen, nicht am gegenstandslose Diplomaten-
gegpräche oder nm die Phantasie eines aufgeregten Projectenmaohers ban-
delte, den man gewähren liess, sondern dass in der That dje Intentionea
des karfürstlichen Cabinets nnd namentlich aacb des Fürsten selbst in
allem Ernste auf das „Unternehmen am Rhein" gerichtet waren , nnd dass
dieses Unternehmen, wenn anch noch nicht im Einzelnen formnlirt nnd fest-
gesetzt, sehr einschneidender Natur werden sollte für die gesammten Herr-
ecbaftBTerbältnisse in den westlichen Theilen des Reichs. WenndeLnmbres
in dieser Zeit an Mazarin berichtet von grossen Säcnlarisationspläoen im
Reich, die zwischen König Karl Onstav nnd dem Grafen Waldeck
besprochen worden seien"*), so wird er richtig unterrichtet gewesen sein,
nnd man wird in den folgenden Actensttickeu die Sporen davon gewahren,
dass ähnliche Besprechungen auch im Rathe dee Enrfürsten selbst Statt
gefunden haben.
Ein ziemlich reichhaltiges Material aller Art hat sich über diese und
die anderen damit zusammenhängenden Verhaudlnngen im Scboosse dea
karfllrstlicben Cabinets erhalten. Besonders Graf Waldeck warnnermüd-
licb, die Situation und die ans ihr eich ergebenden Notwendigkeiten und
Möglichkeiten in immer nenen Wendungen eu beleuchten; man erkennt,
dass seine Aoscbaunngen auf zahlreichen Widerspruch von Seiten anderer
geheimer RSthe trafen. Die Zahl der von seiner Hand erhaltenen Auf-
zeichnungen (meist im Arolsener Archiv), zum Theil allerdings nur gsox
flüchtig hingeworfene Skizzen, die zum Abdruck sich nicht eignen würden,
ist aneserordentlich gross nnd Iftsst die Arbeitskraft; des Maanes bewundern '■);
ebenso besitzt das Berliner Staatsarchiv sowol von ihm, als von anderen
geheimen Räthen eingehende Gutachten, die freilich meistens nur die bald
Dobna gilt entweder nar für dieeaa periönlich oder hat irgend eiueo osteosiblen
Zweck.
*) Dat. Königsberg 14. März 166fi, ebendas. p. 844; aacb hier iet offenbar
das Unternehmen am Rhein gemeint; vgl. aacb die w. n. mitzn theilen den eigeo-
hiodigeo Briere des Korfarsten ans dem. Arolsener Arctiiv.
">) Urk. a. Acteoat. II. 99.
") So namentlich zahlreiche skizzlrte Eotwürfe für die LandesdafensioD von
Freoisen; in einem derselben wird n. a. aasgefiibrt, wie das Oeneralanf gebot im
Lande einzurichten sei; jedes adlige Gut mnss eia gewisses an Mannschaften
stellen, ,der 20te Mann im gansen Land enrollirt, mit Freiheit versehen and
unter gewisse Compagnien getheilt, auch ezerclrt werden* — ,und köonte man
den Geworbenen wüste Bnfen anweisen, sobald selbige sich eingericht, in Haus
laasen nnd wieder fremde zuwerbeo; dadurch würde das Land besetzt und eine
bestiadige Hiliz würde hier zu finden sein' etc. (Arols. Arch.}
Aj.OOt^lC
BinlaitaiiK. 543
ia den Vordergmod tretende Frage der „ConjnnctioD" mit Schweden be-
hudeln ").
Leider ist eiD grosser Theil dieser Schriftstücke nndaürt nod ans dem
Inhalt die Anfeinanderfolge der cinzelneD meist nicht tu erkennen. In der
Natnr der Yerhältnisee aber lag es, daee je länger je mehr neben dem
Hinblick auf entferntere Ziele die Aufmerksamkeit des EnrRirsten und
seiner BSthe sieb anf die ntcbstliegenden Torg&nge richten mnsste, aof
die Gefahren, welche sie drohten, anf die in erlangenden Yortheile, welche
sie zeigten. Von Anfang an war, t(H) schwediscber Seite schon bei der
Confereos io Bartenstein angeregt, auch der Gedanke in KrwKgDng ge-
Dommen worden, dase man mit Schweden in ein noch engeres Verhältnias
treten könne, als der Eönigsberger Vertrag geschaffeo hatte, nm mit ihm
wie an den Gefahren so aach an den gehofften Vortheilen des weiteren
Kampfes gegen Polen Theil za nehmen. Die unerwartete Erhebung Polens
Ton seiner demilthigenden Niederlage, die nun in den ersten Monaten des
Jahres 1656 sich vollzog, vereint mit der lant nnd drohend sich kundge<
benden Entrüstung gegen den abtrünnigen brandenburgischea Vasallen,
liess mit Notwendigkeit die Frage der „Conjnnction" mit Schweden all-
miUig mehr in den Vordergrund treten, ohne indess die anderen Pl&ne
gänelicb bei Seite zn schieben. Nach allen Seiten sind die hieran sich
knüpfenden Uöglicbkeiten durchgesprochen worden. Die Aussicht anf eine
Jetzt doch sehr wahrscheinliche Thetinng Polens unter die benachbarten
Mächte liegt noch immer allen Erw&gangen zn Ornnde; es war natürlich,
dass hierbei auch Braudenbnrg auf seine alten Wünsche zurückkam nnd
die Forderungen wieder aufnahm, die bei der Stettiner Conferenz im
Sommer des vorigen Jahres von EarlOustav abgelehnt worden waren ").
Nur Torilbergehend konnte der rermnthlich von einem schwedischen Diplo-
maten gelegentlich hingeworfene Gedanke Beachtung finden, wonach der
KnrfUrst die Krone Polen erbalten , dafür aber das Heriogthnm Preagsen
nebst Pommern an Schweden ebneten sollte, welches dann zusammen mit
dem polnischen Preossen die gesummten Küstenländer in die Hand be-
kommen hätte; so wenig verlockend lür den Kurfürsten der Vorschlag sein
konnte, nnd so leicht die Schlinge zu erkennen war, die hinter ihm versteckt
lag, so findet man doch auch über ihn nach der Weise der Zeit dnrchge-
fBhrte eingebende und scheinbar ernsthafte Erörternngen.
Die Instmctionen für die während der Monate Mai nnd Juni zn Frauen-
bnrg und Marienburg geführten Unterhandinngen stellen die Hauptpunkte
der wirklichen Forderungen des Eorftlrsten fest: die Souveränität von
Preossen nnd als Landerwerb Grosspolen In seinen wichtigsten Theilen als
Correspondenzlinie zwischen den märkischen nnd prenssischen Landen;
dass aber zugleich auch der Plan eines Kampfes um Jülich und Berg noch
*') Da von den im Berliner Archiv befindlichen Qntachten der einieloen ge-
heimen Räthe Fnfendorf Tl. { 16—19 eine sehr anefabrlicbe ADe1;ae gibt, so
kann hier, nm den gegebenen Benm mögliohat fnr nngedraoktes nnd nnbenntstea
Material anesnnotien, anf diese verwiesen werden.
■>) Vgl. oben p. 381 ff. Oraf Waldeok p. S26 ff.
A-nOO»^lc
544 '^^ ^*^ Uariftiibtirger Bündniis.
nicht aufgegeben worde, seigt die FordeniDg, die nocb hinEDtrat: der Ver-
zicht Karl GnGtar's, als pfSlziBch-zweibrückenBcheii FamilienhanpteB, Rof
die ErbaoEprüche Beines Hanses in den jUlich-cleviBCheD Landen, und Un-
terstUtzang des Korfüreten znm baldigen Erwerb der gesammten ErbBchafta-
lande. Der Gang der Verhandlnngen brachte es mit sich, dass der Kor-
fürst anf diesen letzten Pnnkt Torläafig zd verzichten sich TeranlaBBt sah,
<^De daram das Unternehmea selbst aufzugeben; aach die Soaverainiiäts-
frage trat vorerst noch znrUck; über die Theilangsfrage aber einigte man
Bich. Auf Gmnd dieser Einigang traten Schweden and Braodenbnrg als
EampfgeaoBsen ueben einander, and mit dem Marienbnrger BUndniss be>
ginnt eine nene Wendung in dem rerschlnngenen Oefüge dieser nordischen
Kämpfe.
^aovGoOt^lc
III. Das Marienburger Bündniss.
(25. Juni 1656.)
Protocol tena h, Bartenatein aprfes le traitt^ de vassallagie.
[YoD Wftldeck eigenh. Arols. Arch.) 16äti.
Le 23 le Roy alla voir S. Alt. El. danB Bon logie. S. AU. El. 23. Jan.
l'accompaigna dans aa maison. Le Chancelier rieat aupres de tnoy
me dire, qu'apreBdisn^nous auriooa ä parier de la conjonetion. Ve-
nant chez luy, le comte de la Guarde, Tot et Suerin y viendrent.
Sa proposition estoit, que noetre affaire consiBtoit en trois poincte:
1. dans la conjonetion d'armes et le oombre-,
2. dans la direction;
3. et la satisCactioD.
Quant au premier, rinterest comman le demandoit. Le secondt se
pourroit adjoater. Le troisieeme estoit bors de saieon, la Poloigne
eatant desja conquiae et le Boy assez fort pour acfaever cette affaire.
Mais que l'intereBt du Roy demandoit de conserrer les amies de S.
Alt. E,\. jusqu'ä un tampB que I'oq puiBse faire quelque ehose; alors
ron pourroit parier du reate; en attendaot donneroit des quartiere pour
an corpB de 8000 hommes.
Nons respondions, que le premier eatoit neceBBaire, le aecondt ae
trouveroit; le troisiesme ne pouvoit estre indifferent, puisque S. Alt. El.
s'eoguagera s'attirant tous lea ennemia du Roy; il falloit s^avoir, pour-
quoy ce faire; que Ics quartier» ne nous accommoderoit point, maia
uous enguageroit; qu'il falloit faire un traitt^ en bref, ou nous laiaser
oegotier auprea ceux que redouttODs.
US demandoit, si l'affaire Beroit perpetuetle. Mous dismea, si l'on
nous donnoit quelque cbose, qui le meritaat.
Nous noua aeparaamea, en voulant faire relation.
mm^. ., a=«i., d. ür. Kuri^x.«.. vu. ,,^35^^ ..Google
546 "'- ^^^ Harieaborger BAndoise.
24. Jan. Le 24 de Janvier le Ro; se declara d'apprenver, qu'on commen^at
quelque chose sus le Rhin, e'offroit h favoriser le tranBport des soldats,
dit qu'il falloit se servir des pretextes qui eussent quelque fondement
et apparance, qu'il falloit agir en quatre endroits, hors de la Poloigne
et Bremen S. M., l'Electeur de la Marc Brand, et des pais de Cleve;
qu'il falloit avoir un groa pour soustenir et un aultre pour attacquer,
faire des magazins Bur lea rivieres, surtont ä Halberstat').
Der Knrfllret an Waldeck. Dat. Königsberg 26. Jan. 1656.
26. Jao. Waldeck soll ein Kriegsgericht niedersetEen über die OrBciere, die
an dorn Streifzag des Obr. Lieut. BrnnoU, wobei dieser ^fangen genom-
men \TDrde nnd eich jetzt über sie beklagt, Tbeil genommen haben*);
ebenso über den Capitain Hobendorf, „so das Hans Lyck anfgeben".
Ebenso mnt. mat. Ordre an den FZM. v. Sparr, „wegen der OlGcierer
von der Infanterie, so sich vor geschlossenem Vergleich an die Schweden
ergeben".
Clans Ernst v. Platen an den Knrfitrsten. Dat. Marienbni^
a?. Jannar 1656.
[Verhandlnng mit den Hüaptera der köoigl. prensBischon Stände; sie wollen den
Widerataad gegen Schweden fortsetEon.]
27. Jan. Platen hatte den Auftrag, dem Marienbnrger Woiwoden nnd Herrn
UüldeoBtern den Abschluss des Vertrags mit Schweden anzuzeigen, die
Gründe zu erläntem und sie zn versichern, dass der EarfUrst dabei die
Interessen der verhUndeten prenssischen Stände nach Kräften wahrge-
nommen habe.
Die Empfindlichkeit der betreffenden Herron über den Königsberger
Vertrag trat aber klar zn Tage: „sie hätten bei der Conjnnction nnd Ein-
nehmnng E. Ch. D. Onamison in diesen Platz grossen Vortheil verhoff'et;
nnn aber wären sie in weit schlechteren Zustand gesetzet, indem ihre Völker,
80 sie sonst hereinziehen können, verioren gegangen; der Adel hätte sich
anch herein begeben würden (sicj, so itzo Königlich schwediGche Salra-
gnardie zo grossem Tbeil, weil sie alhier wegen der Chnrf. Guarnison nicht
Ranmgefnnden, angenommen; hätten sich versehen, dassE.Ch.D. nach Inhalt
des Vei^leichs ohn ihr Voibewnsst und Cousens nicht würden geschlossen
haben etc." Eine bestimmte Erklärung über ihr weiteres Verhalten weigern sie
') Hier bricht das Protokoll ab. Vgl. über die Bartenateioer ZQsatnmcaknDft
anch oben p. 526 f.
^ Vgl. oben p. f)2!>. 53fi.
^aovGoOt^lc
Conferenz !□ Baitflnatein. EiudrncL des EÖnigaberger TertragB. 547
für jetzt abzugeben; es scheint aber, sie denken auf fortgesetzten Wider-
stand, sovie sie gestern einen scbwediscben Trompeter, der sie zar Accom-
modadon anffordem sollte, mit solcbem Bescheid zurückgeschickt haben.
Ton unserer Seite ist dem Bchwediscben Trompeter gesagt worden,
dass die Schweden von uns nur Frenndschaft zn gewärtigen hätten; ee
liegen aber hier, ebenso wie in Stnbm, neben den brandenburgischen auch
polnische Trappen.
Andreas Neumann') an den KnrfUraten. Dat Wien
19.129. Januar 1656.
[Besor^iaee in Wieo vegen der echwe den frennd lieben Polilik dee Enrrüraten.
Päpstliche Snbsidieo für Polen. BagoEsi.l
Ein Schreiben ans Thorn vom 30. Dec. st. t. hatte hier das Ge- 2'
rUcht verbreitet, Braudeeburg habe sich mit den Schweden verstän-
digt; als vor einigen Tagen die Nachricht eintraf, dass es nicht wahr sei,
war man hier hoch erfreut und hofft nun wieder, "B. Ch. D. werden dem
Oegentheil, mit der Ilülf Gottes, ^is anf den Frühling genug gewachsen
seiD, da dann, so viel ich ans privat Discursen an vornehmen Orten ab-
nehme, man von hier ans mit in Action treten dürfte". Jedenfalls will man
hier Eo sicher als möglich gehen nnd tränt noch immer nicht ganz, dass
Braadenborg sich nicht doch noch mit den Schweden vereinigt.
„Der Papst hat 200,000 Rthlr. zn Behuf des Königs in Polen Übermacht,
so vorgestern ausgezahlt worden. So sein auch vor die Königin 90,000
Rthlr. gestern hier erlegt worden, Volk davor zn werben".
Fürst Ragozzi von Siebenbürgen scheint auch nach der polnischen
Krone ansznscbanen.
A. Neamann an den Freih. v. Loben. Dat. Wien
12.|2. Februar 1656. ■
[Der Eöoigaberger Vertrag.]
Dankt dir geschehene Anzeige des Königsberger Vertrags; bittet 13.Febr.
am nähere Specificirung der einzelnen Bedingungen. Man ist hier am
Hofe „nicht wenig perplex über dies neue Emergens", es heisst, der
Karfürst überlasse den Schweden 8000 Mann. Bitte nm genanere Infor-
mation.
■) Brandenburgiecher Resident in 1
,^L,Googlc
548 "^ ^^ MarieDbnTger BüDdoiBB.
Waldeck, Gedanken uach gemachtem Frieden mit Schweden
zu Königsberg, (o. D. Arols. Arch.)
CDie Frage der TroppeDabdaDkung. Eilige Furtaetznog der RüatuDg.
ConjanctioQ mit Schweden.]
Es Ut io Zweifel gezogen worden, ob der Kurfürst jetzt noch
länger armirt bleiben, oder noch niebr werben, oder die Waffen nieder-
legen solle.
W. bekämpft eifrig jeden Gedanken an Abdankung von Truppen,
wodurch man die Lasten des Landes nicht mindern, sondern in der
That erhöhen wUrde.
Bleibt mau aber bewaffnet, so mnss die Verfassung auch den ob-
waltenden Gefahren proportionirt sein. Dazu braucht man aber ge-
worbene, gut exercirte Soldaten; denn der Augenschein hat gezeigt,
„wie Ober alle angewandte Mtlhe von Dienstpflichtigen und Wibranzen
man kaum einigen Vortheil ziehen könne; sonderlich aber ist inner-
halb Landes darauf im geringsten nicht zu bauen oder sich zu ver-
lassen". .
Hiermit aber darf keine Zeit verloren werden. „Wäre man genug
gewaffnet gewesen, als Wittenberg marschirte, fertig, wie Cracau
belagert war, ja wäre noch dazumal, als der König in Schweden in's
Land kam, alle nüthige Anstalt zum Widerstand gemacht gewest, wer
wollte an besserm Success E. Cb. D. Sachen gezweifelt haben? Wenn
aber im Gesicht eines Feindes Volk auf die Beine gebracht, Magazine
gemacht, Oerter besetzt und befestiget werden sollen, eo pflegt es ge-
meiniglich so auszuschlagen, wie £. Ch. D. es empfunden".
Um die Truppen zu erbalten, mttssen sie bald in Action gebracht
werden, und dafür empfiehlt sieb am meisten jetzt die Conjunction
mit Schweden. Es wird ausgeführt, dass diese unter den jetzigen
Umständen bowoI die beste Sicherheit als das grfisste Ansehen gewähre,
namentlich auch den Schweden selbst gegenüber; auch kann man nicht
die Einsprache des Gewissens geltend machen; denn wenn man ein-
mal sich entschlossen hat, „dem König Casimiro zu renunciiren", so
kann es nun auch ohne Verletzung des Gewissens geschehen, dass
man sich in Stand setzt, sich seiner Feinde zu erwehren; schliesslich
wird der Kurfürst, wenn er auf diese Weise in die Lage gelangt,
selbst mitzusprechen, bei der ganzen evangelischen Partei das grösste
Ansehn erlangen, und wenn der K&nig von Schweden nnterlSge,
„möchten alle Teutschen E. Ch. D. Partei nehmen und dieselbe con-
Biderabler, als jemals ein Ghurfürst gewesen, machen".
yGoot^lc
Gatachten Waldeok'a. 549
Wie es nach dem Frieden mit Schweden in Prenssen wegen
einer Defension anzustellen. (Von Waldeck eigenh.
Arols. Arch.) o. D.
[Entworf eioea VertbeidignngeBj'itemB (üt das Herzogthum PreuaeeD. Beaoadere
Gefahr von Königaberg wegen der QDBicheren GeaJDDaDg der Bärgerachaft
TmppeDQberBCblag.]
Oefabr eiues ADgriffs auf PreusGeo ist besondera aQf der littauiscfaeD Seit«
TOD den MoecowiterD, anf der masurischea tod deo Polen za befurchten.
Vor allem ist zn r&then die Bcfestigoog von Tilsit, ala Hsnptpass
über die Memel. Trotz der Kähe ist doch auch nicht zu rathea, die Be-
festigangeo von Bagoit zu demolirCD, schon „wegen der Güte des GebäuV'i
ea müsstc vielmehr auch dieses noch in bessern Zustand gesetzt werdOD.
An verschiedenen Punkten in dieser Gegend müasen Schanzen angelegt
werden. Johannisburg, Soldau, Neidenburg sind besser zu fortifi-
ciren; besonders anf Osterode ist Gewicht zu legen.
Weiter müssen au den Grenzen, mit Benutzung der Wildnisse, Seen
und Moräste, Feldredouteo und Bctranchemcnts angelegt werden.
Da diese aber im PhII eines Angriffs nicht ansreicheu werden, ao muss
man eine andere „Retraitte" haben, „wozu die Riviere Angerab und die
Seen bis Johannisburg sowohl der Carte als dem Bericht nach, so in der
kurzen Zeit, weil in Littunen gewest, einziehen können, diensam scheinen.
Denn so viel die Seen belangt, sind selbige Sommers Zeit nicht zu passiren
und sofern Augerburg und Letzen besetzt und zwischen dem Spirding nnd
Lclzen an einem Pass, so in der Carte anzuweisen, ein Schanz gemacht
wird, ist bis Johannisburg zu mit geringer Macht solch Passagie zn verhüten,
von Angerburg bis Insterburg kann durch Hülf der Schleusse die Angerab
BO gross gemaebt werden, dasa ausser einem District von einer halben
Mail, welchen man wegen der Fläche des Wassers allzeit pasairen kann,
niemand zu Pferd durchzukommen vermag; welchem aber durch ein Re-
tranchement und etliche Redonten wol vorgesehen werden kann".
So könnte man im NothTal! mit einer kleinen Armee, unter Beihilfe
dea Landvolks und des gemeinen Aufbot«, eine grosse feindliche Armee
abwehren.
Als Platz für Magazine empfiehlt sich Morungen. Für weitere
RückzugBsicherheit müssen die nötigen Orte an der Alle nnd an der Pas-
sarge besetzt werden, „und so viel mehr, weil die Geistliche das Stift
(Ermtandl aus E. Ch. D. Händen zu spielen kein Fleisa sparen werden";
besonders also Wormit und Allenstein zo besetzen. Weiterhin dann
aach Balga, Tapian, Lahian; der Pregel und die Dieme roüasen re-
tranchirt werden; Fischhansen iet so zu befestigen, dass es sich eine Zeit-
lang halten kann.
„Belangend die Stadt Königsberg, so ist auf selbige aus erwogen
Ursachen Acht zn haben: einmal wegen der Bürgerei und derselben prä-
tendirten Freiheit .... welche doch solang E. Cb. D. an eich selbsten nicht
hoeb zn achten, so lang die Pillan und Tapiau in £. Gh. D. Händen, wo>
durch die Stadt an sich selbst genug in Gehorsam gehalten werden kann.
ggQ III. Das Harieoburger BandDiBB.
Doch ist iD CoDBideretioQ der Nachbaro ein Aog aaf sie za haben nötig, «tu
inan viel und ziemlich oealiche Exerapel, daes solche Städte den LebDScliati-
beiren, auch wol beoachbarte zn Schützern erwählet and dadnrch Ohnhcil
verorsachet. . . . Und wäre Bolchea ao anEnfangen, dasB wenig Ombrage
und geringe Kosten erfordert würden. Wozu denn leicht zn gelangen sein
möchte, wenn nnten nnd oben an dem Pregel unter Torwaod desEeo Ve>
Sicherung solche Werke gemacht würden, welche in Eil geecblossen dihI
also zu mehrerer Beberrachnng der Stadt nnd Defension derselben gegen
Feinde gebraocht werden und mit geringer Besatzung verwahrt bleib«
könnten." Angserdem müssen die bisherigen Befestigungen von KöDigsberg,
die freilieh nur als Retranch ements gelten konnea, durch einige Bedoutn
mit Wall und Graben verstärkt werden, namentlich auch deshalb, veil
„Bürger und neue Soldaten jederzeit besser in einem beschlossenen all
oEFenem Orte fechten".
Tor allem aber igt das wichtigste, die Werke von Pillan nnd Memel
zur Perfection znbringen,80 wie die angefangene Schanze bei Eukernci«
zn vollenden. '
Alles in allem braucht man zur Defension dieses Landes, ausser des
Besatzungen, ein paar tausend U. z. Pf. und 4000 z. F. im Felde; wonebtn
das gemeine Aufbot zu organisiren und einzuexerciren ist.
Folgen weitere Eathschläge über die Organisation der Fortifications arbei-
ten, über Kriegsrath nnd Obercommando. Käme es dazu, dass man zasammes
mit Schweden auch offensiv vorginge, so dürfte die Feldarmee nicht nnur
600Q z. F. und 1000 z. Pf. stark sein.
Waldeck Gedanken über den Staat Sr. Ch. D. nach gemachtem
Frieden zo Königsberg, (o. D. Arols. Arch.)
[Unthätiges ZuBeben aichtza empfehlen. Verschied eDe.U5glichkeil«n einas .oaiHB
Krieges". Quartiere für die Truppen nud künftige Satisfaction in verlangeB.
Eeine Ueberlassnng der Armee an Schweden. Erörterung des TauschprojectM
TOD PreusBen und Pommera gegea die polnische Krone. CouJuDction mit äcliwe-
den. Unternehmen eot Eroberung der Jülich'scben Lande; BechtBgrönde g«g«a
den Ffalzgrofeo von Neuburg]
1) Es wird zuerst die Frage erwogen, ob der KorTüTHt sich nur Quar-
tiere in Polen für äOOO M. nebst einem Stück Landes als Unterpfand für dit
Eriegskosten anweisen lassen nnd im Ucbrigen sich nicht weiter engagiren
soll, „als die Defension des polnischen Werks es erfordert".
Dieser Vorschlag wird abgelehnt; er bringt nur Gefahr ohne gesicher-
ten Vortheil.
2) Ein zweiter Vorschlag lantet dahin, „dass S. Ch. D. ein ünterpfud
vor die angewandten Kosten nehmen nnd Ihr Volk bis gegen den FriüiUng
in Ihren eigenen Landen halten nnd auf einen neuen Krieg sich vereinigra".
Auch dies verspricht wenig Nutzen und Sicherheit; bleiben die äckwe-
den siegreich, so werden sie uns immer schlechte Bedingungen macbea;
.yGoot^lc
OntitohteD Waldeck's, 55]^
DDterliegen sie, eo verdea die Polen nie Tei^eeen, was nir jetzt iD Bezog
aaf PreuEsen gethan haben. Es werdea dana die verachJedeneD Möglich-
keiten eines gemeiDBam mit Schweden in hegiauenden „neuen Kriegs"
darchgeBprocben. Für die Berechtigang eines Kriegs gegen Oesterreich
»erden eine Reihe von Gründen anfgefuhrt, zumeist ans der Missregiernng
des Kaisers im Reich and aus der in den letzten Jahren oft bewiesenea
Unganst der kaiserlichen Politik gegen Brandenburg entnommen; zuletzt
namentlich: „Beibehaltung der alten Desseinen des Hauses Oesterreich
gegen das Ghnrhaas Brandenbnrg, vie das Bedenken zu Berlin vorhanden
eines fisterreichi sehen Canzlers ans weiset" (ad marg. „das Bedenken
Ludwigs Yon Ulm".)') Indess alle diese Gründe berechtigen doch noch
nicht zam Krieg, „ehe man verzweifelt an anderen Hilfsmitteln".
Gegen die Moscowiter könnte das Gewissen wol ruhiger sein; aber
Tortbeil ist dabei nicht zu hoffen. Dasselbe gilt von K osaken nnd Tar-
taren. Siebenbürgeu bat immer gute Freundschaft mit Brandenbnrg
gehalten. „Frankreich hat zn allen Zeiten Sr. Ch. D. und der gnteo
Partei betgestanden; warum demselbigen zuwider zu leben?" Mit Spanien
ist dasselbe Bedenken wie beim Kaiser Holland's Conservaljon ist uns
zu nöthig, nm einen Krieg gegen dasselbe zu wünBcheo. Gegen Däne-
mark können wir mit gutem Gewissen nichts nDternehmen. „Der Pro-
tector steht zu fest". „Rom ist zu weit und, ohne das Reich zu vemn-
rnhigen, dahin schwerlich zu gelangen". Ueberhaupt ist kein neuer Krieg
zn wünschen, beror das Fener in Polen gedämpft ist.
3) Dagegen würde es sehr „plausibel" sein, wenn der Kurfürst sich
geeigneter Quartiere fGr ein ansebpliches Corps nnd fiir den Fall wirk-
licher militärischer Actio u auch einer ansehnlichen Satisfaction versicherte;
„denn da E. Ch. D. dnrch diesen Frieden alle der Schweden Feinde zn Ihren
gemocht, die Ihren aufgeweckt, Ihre eigenen Freunde mehrentheils ab-
wendig gemacht ... so mnss davor halten, dass E. Ch. D., wenu kein
besserer Vorschlag zn finden, diesen zu wählen hätten". — „Und da der
Einwurf schon geschehen möchte: der Schweden Aufnehmen sei E. Ch. D.
Untergang, so ist auch bei jetziger Gelegenheit der Schweden Untergang
B. Ch. D. Anfnehmen nicht; denn allein können Sie sie nicht nnterdrficken,
und die Helfer sein zu snapect; wenn aber E. Cb. D. sich mit gross
machen, so sein Sie etwas, da Sie sonst nichts möchten werden".
4) Dass der Kurfürst, wie in Frage gekommen, den Schweden seine
Armee gegen Erstattung der Werbegelder oder gegen sicheres Unterpfand
überlassen solle, ist ganz zn verwerfen ; es möcbten sich auch wenig Leute
findeo, 80 sich wollten dergestalt hingeben oder verkaufen lassen".
5) Ein anderer gemachter Vorschlag ist der, „dass E. Ch. D. ein ewige
Verbündnis mit der Eron Schweden machen und die Krön Polen in
völllgeo Staat nnd ruhigen absoluten Besitz deroselben geliefert, und Preus-
scD und Pommern ihnen dagegen gegeben werde, sie nicht allein der Jülich-
sehen Snccession renunciiren , sondern znm Besitz zu gelangen E. Cb. D.
'j Vgl- oben p. 347. D.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
552 I'I' ^'*' UoHenbarger Büadniss.
favomiren" '). Dieser Yorgcblag ist „etwas delioat, doch 7tele Rstiooes vor
und gegen". W. erörtert zunächst eine Reihe von Gründen , weshalb dax
Herzogtham Preuüsen ein apboqnemer und DDiaträgllcher Besitz für dea
KnrfürEten sei : Prensseii wird, wenn Schweden unterliegt, natürlich eine Beate
der Feinde werden ; wenn 8<rhweden siegreich bleibt, „ein stätiges Magazin
vor der Schweden durchziehende Armeen und tributaires Land nn andere";
in beiden Fällen hat der KarfUrst nichts davon; zumal wenn man hinio-
nimmt die übele Finanzlage und die UnbotoäBsigkeit der Öt&nde; FestongeD
zn bauen, wird nioht gestattet werden; eine Miliz aufzorichten, wird wegen
der vielfachen „Wirrnngen in dem Accis-Wescn ond vielen EzemptJonen
des Beitrags von den Kinsassen" nicht ausführbar sein; qu Bezablnng der
Schulden ist nicht zu denken; überdies setzt der Kurfürst um i'reusseüs
willen, „welches nnmehr eich selbst nicht helfen bann", seinen Staat an
andern Stellen „in hazard". Dagegen sei P ölen ein Land, „welches nebea
der 'Würde Erjtfto geben kann"; zöge man einen Tbell der geistlichen
Güter ein, so würden die Einkünfte sehr beträchtlich sein känaen; mit den
Marken gewönne man eine gote Commnnication, und Echlösse man dann,
neben Schweden, mit den Kosaken, Tartaren und Siebenbürgen eine ewige
Alliance, so wäre man von dieser Seite völlig gedeckt; wenn die polnischen
Stände einwilligen, so hätte niem.ind dagegen Einspruch zu thun; auch
könnte man die Krono vielleicht „successiv machen". Ob es schwerer sei,
eine Krone zu behaupten, als „ein ohnmächtiges Herzogthnm", sei zweifel-
haft. Dem Einwand des Oewisseni könnte entgegengehalten werden, dass
die Krone durch die Flucht des Königs und den Abfall fast aller Stände
vacant geworden sei. „Seine angeborene Unterthanen zu verlassen and
zu vertanscheu, mächte hart scheinen and ohnverantwortltch; es möchte
aber dagegen gesagt werden, weil sie E. Ch. D. treuherzige Erinnerungen
in Wind geschlagen, alle Anordnungen zu Vertheidignng dieses Landes zn
spät aiigeuommeu, auch exequirt, seien sie Visacb dieeer Resolution i ihre
Beschwerden, sosiecontinuivlich führen, bezeugen, dans sie mit dieser Re-
gierung nicht vergnügt; ja das Rühmen, so viele von denen schwedischen
guten Orderen thun, bezeugt, dass ihnen solch Regiment nicht so zuwider
sein kann; ja der Zweifel wegen der Religion würde bei ihnen gehoben
seil, und also vielleicht mit ihrem Willen geschehen können". Nach eiuigen
weiteren ähnlichen Erwägungen kommt W. dazu: „dass deswegen viel-
leicht nicht obngereimt der Schluss gemacht werden könnte, dass £. Ch. D.
auf einen solchen Tiinsch dergestalt wol ein Vergleich treffen könnten,
dass nämlich E. Ch. D. dieses Land ohne Durchzüge oder einige Beschwerde
'] Es wird hier nicht ersichtlich, von welcher Seile dieser Gedanke eines
Tausches von Preussen und Pommern gegen die Krone von Polen angeregt wor-
den ist, dass er nicht bloss von Waldeck als eiue Möglichkeit hingeworfen,
aondorn, nahrscheinlich von echwedischer Seite her, versnchsweiae in die diplo-
matische Verhandlung eingeführt worden ist, scheint sich ans den w. n. mitge-
theilteo Waldeck'achen ,Contenta der lostmctioD* eq ergebeo. Da der Vorschlag
schon in dem Schreiben Waldeck's an den Kurfürsten vom 1. Febr. 1666 er-
wähnt wird (p. 555), io liegt die Vermuthnng nahe, dass er schon bei der Cod-
fereoE in Bortenstein vorgebracht worden ist.
,Goo»^lc
Gutachten Waldeck'e. PolD)Bch-pr«uB>iflcheB TaiiBchprujecl. ggg
besitzen BoiheD, bis Gross- und Eleinpolen neben der Masaa, allem dem
was die Kosaken bexilzen, in ruhigem Stand absolute eingeräumt, äass Sie
nicht allein der geistlichen Güter nud anderer zu der Eron gehörigen
Güter ohne Widerspruch sich gebrauchen können nnd nicht dieaelben zn
vergeben sehuldig sein; sofern solches aber nicht erlangt werden könnte
nnd [Schwedeüj, beide Theile PreuEsen zu rersicheru, einen Frieden ein-
gehen und, den zn erlangen, die Eron einem andern geben oder theilen
DiüsBte, daBS alsdann entweder E. Ch. D. Grosspolen, oder so viel als foe-
banptet werden könnte, in snpfriorilate und allein behielten, neben dem
prenssiBchen Herzogthnm, wie Sie es jetzo besitzen, oder aber Preussen
abeolate, ohne Dependens, neben dem alleinigen Gebranch der Zölle nnd
Hafen behielten; daneben [Schweden] von nun an die Prätension auf die
Jttlicb'sche Sncceasion vor den König und dae Hans Snlzbach rennnciirte
nnd die Erlangung des Besitzes faTorinirte. Dadurch bekämen E. Ch. D.
entweder ein machtiges Königrei<-b, oder einen besüern Zustand an diesem
Ort, nnd versicherten tioh der Jülichecben Lande, welche nicht allein wegen
der Einkommen, sondern auch der Consideration, darin E. Ch. D. sich er*
halten, von grossem Gewicht".
Wie anch der Bcschluss über diese Punkte fülle, W. könne jedenfalls
nur in der Conjnnctiou mit Schweden jetzt das Richtige erblicken.
Zu demselben Resultat führt auch die Erwägung der Schwierigkeiten, die
anderenFallsdieevent. EntlasEUDgdergeworbencnTruppcD. oder ihre
theilweisc TJeberlassung an Frankreich, die von dort her gewünscht wird,
vemrsachen würde: „dass also nochmals gesagt werden könnte, E. Ch. D.
tliäten besser, die Conjunction mit Schweden einzugehen und durch dieselbe
Bich der Jülichscben Laude zn versichern, mit Hülf Frankreichs, welchem
man, wenn Geld vorhanden, wohl Volk zu Wegen bringen könnte".
„Und dass E. Ch. D. mit Fug sowohl Meuburg Überziehen, als Gich
mit Nntz mit Schweden conjungiren könnten, erscheint, soviel das erste
betrifft, daraus:
1. daes der Herzog von Neubnrg zum Öftern bezeugt, er sei an den
Vergleich nicht gebunden, so E. Ch. D. mit seinem Uenn Vater gemacht;
2. dass er wegen der ganzen JUlich'schen Lande allerhand gefShrlicbe
Dinge zu Regensburg niachiniret;
3. E. Ch. D. schnurstracks dem Vergleich zuwider sessioncm und votum
im westfälischen Ereis gehindert;
4. die AUiance, s<i E. Ch. D. mit Cöln gemacht, zu hinlerlraiben gcsncht;
5. bei Spanien, Frankieich und Staaten gegen E. Ch. D. machintret,
wie nicht weniger im westfälischen Kreis";
6.-9. weitere Feindseligkeiten im westfälischen Kreis;
10. „was aber das meiste ist, E. Ch. D. vorenthält, was deroselben
von Gott nnd Hechts wegen zukommt, dem Zeugnise des öBterreichischen
Canzlers nach.')
> Wie daa Werk mit Sicherheit anzufangen, davon muas apart geredet
werden".
■) StralendorfSsohes Gutachten 1.416*. Drojsen p. 436 ff.
i;q,t7ed^>G00t^lc
554 ^''- ^^ MwiCDbarger BöodDisB.
DifficultÄten beim Krieg und Remedia. (Von Waldeck
eigenh. o. D. Arols. Arch.)
Skizze zo eiDem Gutachten [des gefaeimen Raths?]. Es fiodet sieb,
dass die meisten Di fßcnl täten beim Krieg sich „beim Stillsitzen'^ auch fin-
den würden. Dagegen gewährt die Theilnahme am Krieg die Möglichkeit
sieh eine gute Satisfaction suszu bedingen. „Wenn E. Ch. D. ein ansehn-
lich Stück in Polen dero Gränzen am gelegensten sich geben lassen, dero
Armee agiren lassen, dass sie ihr Brot nod Unterhalt von aussen finden,
andere practicabele Conditiooes zu dero Vortheil erlangen and mit den
Schweden virklich In Eil antreten, den Polen zu widerstehen, darbei alle
Mittel den Frieden zn befördern im übrigen anwenden; können wir nicht
anders sehen, als dass E. Gh. D. Staat darbei die meiste Sicherheit, dero
Ehre am meisten salviret bleibt, nnd dero \ntzeii am meisten zn hoffen;
dass derowegea zn der Conjnnction, and znm schlennigsten, mit Schweden
rathen müssen." Zugleich ist dem Kaiser nnd allen befreundeten Potentaten
Anzeige von diesem Entschlass zn machen. „Damit ancb dem Herzog von
Nenburg die Furcht eines Krieges gegen ihn benomtnen werde, würde ansers
Ermessens nicht ohndienlich sein, jemanden dahin abzufertigen, wegen eines
V^leichs zu reden; welchem doch solche Instmetion gegeben werden
könnte, dass nichts ans dem Werk werden könnte und doch der Glimpf auf
£. Ch. D. Seiten bliebe."
• Waldeck an den Knrflirsten. Dat Königsberg 1, Febr. 1656.
(Cop. Arols. Arch.)
[Bitte nm Dispenaatlou tos einer aeheimrathssitzong; BacapjtulatioD seiner Ad-
aichten.]
>. Febr. E. Ch. D. wollen mir ga&A. erlauben, dass ausm Rath diesmal
bleibe, damit E. Ch. D. der andern Käthe Meinuog gegen das, eo ich
Bchriftlicli angezogen, hören und schliessen können. Dann weiss ich
nichts zu sagen, als 1., dass meiner Meinung nach die meiste und
wichtigste rationes vor die Conjunction sein; 2. dass die Tractat darfiber
bald zu machen, E. Gh. D. Interesse nach ; 3. dass ohne Schweden E.
Ch. D. nimmer zu der JUlichsehen Succession kommen werden, die
Schweden seien denn gedämpft; 4. dass jetzt gute Prätesten, alle
nöthige Anstalt zu Occupirung solcher Lande zu machen ohne Ombrage;
5. dass der Verzug £. Ch. D. in allem schädlich und bald gereuen ,
wird; es sei denn, dass die Gedanken noch beibleiben, Schweden zn
wollen schaden, auf welchem Fall mit Festungban and starker Armimng
fortzufahren; 6. die Frage, ob man conjungtren solle, welches dem
i:a,t--r.ti ,*^-.00<^IC
GaUchteu Waldeok's. Hiir>fordeniDg Karl Qnstav'B. 555
Könige von E. Cb. D. doch schon vereprocLea, erörtert seiende,
mflaste, wie und wo erst anzufangen, oder ob's hier und dort im Jtt-
licbacben zugleich geschehen solle, in Bath bestellet werdra; 7. daas
man aowol auf den angebotenen Tauseh, als andere Vorschläge In-
strumente abfaBse, endlich eilig M. d'Obresioky abfertige,
Gott segne £. Ch. D., daas Sie den besten Rath wählen und, wer
aaf dero Interesse allein siebet, erkennen mögen.
König Karl Gustav an den Kurfllrsten. Dat. Loviczii
31. Januar 1656.
Da der KnrfurGt „tx tenore pactomm fendaliam" verpBicbtet sei, dem 10. Febr.
König im Fall des Bedürfnisses mit 1000 M. %. F. und 500 z. R. za
Hilfe ZQ kommen, oad da König Johann Casimir jetzt „non spemenda
contra Xos et Nostras terras molialur", so wird der Kurfürst demgemägs
ersncht — „peramanter requlrimns"— , besagte Hilfe zu stellen. Der Ge-
neralgonvenieiir ron Prenssen Graf Erich Oxenstjerna ist mit- dem
weiteren beauftragt.
Der KnrfOrst an Graf Ericli Oxenstjema. Dat Königsberg
29. März 1656.
Die gewünschten 1500 M. sollen am 3. April in DoUtadt eiDtreffeQ;29.Häre.
doch bemerkt der Kurfürst, dass dies nur „ans sonderbarer Conrtoisie" ge-
schehe, nicht als ob wirklich der Fall eingetreten wäre, wo er es „tI pac-
tomm" thna müsse. Er bittet ausserdem, die Truppen gut za halten, zu-
mal da sie nur ein „spontaneum subsidinm" seleü, damit dieselben künftig
in gutem Znstand zurückgeschickt werden können.
Andreas v. Staveren') an den Knrfilrsten. Dat Bruxellea
7. Februar 1656.
[Eindrack des Königaberger Vertrags ia Brüssel; Besorgniss vor DuterDehmaageD
des Kurruretau und' Frankreichs io Jülich uud den «paDischeo NiederlaodeD.]
Schwerin habe ihm Nachricht vom Abschluss des Vertrages mit
Schweden gegeben; Gratulation dazu —
qnoy que je suis regardö icy de tout le monde sinistrement, croyant l. Febr.
aveeq _une opiniastretä indicible, que cet aecord sera suivy d'une
■) Brand enburgi scher Resident in Brüssel.
i:q,t7edHyG00t^lc
ggg III. Du MorieDburger BüDdnise.
alliance arecq la Fraoce, en vertu de laquelle, dtsent-ils, que S. A. EL
TJendra personnellement bien accompagn^ ou armä prendre poBBeseion
de ßea terres h^rfiditaires de Juliers et paraprts partager aux con-
questes de cet estat, lequel, selon l'opinion bumaine, n'est paa capable
ä se pouvoir garautir contre l'orage, dont il eet menacä de la Franoe
et Angleterre, sauB quasi un singulier miracle de Dieu.
Protokoll einer Sitzung des geh. Rathea (o. D. von Waldeck
eigenh. Arols. Ärch.)
Herr von Scbwerin: sich mit der Krön Schweden zuaammen-
zuthun um des Interesse der Religion [willen] ....
Wie es anzustellen, weil Schweden einen groeeen Krieg, und an
allen Orten coDsilia gegen ihn gefuhret werden; man sei schon so
weit gegangen, dass quaestion an nicht mehr vorzustellen.
Das Gewissen sei zu conerderiren , das Vasallagium sei ange-
nommen, könne also zu Stabilimng der Krön Schweden mit gutem
Gewissen gearbeitet werden ....
Was die Clevische Sacb betrifft, sei zwar versprochen bei Vertust
des ganzen Rechtens nicht als aroicabiliter die Sacb zu heben; fremde
HBlf sei gefährlich; die Churf. Lande seien beschwert; Prinz von
Cond£ sei beständiger in seinem Thun als Lothringen. Die Staaten
haben widrige Gedanken.
Wenn es vorgenommen werden sollte: 1) auf seine eigene Kräfte
Staat zu machen 2) des Königs in Schweden sich zu Tersichem 3) den
Protector zu enguagiren.
Herr von Somnitz: entweder sei das Dessein, die Lande in
Sicherheit zu besitzen, oder, wie wegen Neuburg angeregt, etwas
weiters vorzunehmen.
Hier müsse alles gestillt sein, ehe man auf jenes gedenke. So
solle man seine Sacli anstellen, dass dies Werk zu Stille gebracht
werde, darnach die consilia und die Armatur zu richten.
Wenn die Conjunction so zu machen, dass man Quartiere be-
komme, sei sie nicht zu widerratben.
Herr von Bonin: der Zeit nach seien nicht auf Frieden, son-
dern auf Krieg die Gedanken zu richten.
Mit mnssigen Waffen ruinire man sein eigene Lande, müsse also
auf Kriegsconsilia das Werk zu richten sein.
Protokoll dei Gebeimen Bathea. 557
Den Eriep mit den Eatttoliscben anzufangen, von welchen die
Gefahr zu erwarten, sei seiner Meinung nicht, wegen Churf. Amts,
die Seufzer und Klagen der Unterthanen wttrden auf I. Ch. D. kommen;
da die Gefahr her zu rermuthen, mit denen habe S. Cb, D. andere
consilia geführt; so geschwinde umzukehren, würde disreputirlicb sein.
Wenn die Sachen recht angesehen werden, müsse er antworten,
wenn S. Ch. D. Ihres Gewissens Beruhigung haben, sagen Sie zwar:
wohl mit Gott dran; aber darum nicht sicher; denn durch Schwedens
Untergang wllrde Sr. Ch. D. Verderb und der Evangelischen Gefahr
Tcrursacht werden.
Auf alle Wege das Rom. Reich in Frieden zu erhalten suchen,
davon bei solcher Deliberation geredet werden solle; den bedrängten
Unterthanen zu bezeugen, dass Sr. Ch. D. eolchee zu Herzen ginge.
Im Krieg sei kein neue Gefahr, sondern nur ein Prjitext gegeben.
Man solle der Truppen ein Thei! nach Westfalen sich ziehen
lassen.
Geht auf die Restitution des Königs in Polen.
Dass man an denen Orten den Anfang mache, dar man mit Recht
auf prätendiren könne.
') Alle Consilia auf Frieden zu richten sei löblich; arma-
tus nnd foederatiie mflsse man sein.
Ein Bündniss mit Schweden sei zu machen, wenn es christlich und
auf christliehe Desseine. Jetzt sei besser sich zu conjungiren, als
hiemäclist; denn sagen: Schweden mächtig sei Gefahr: werden sie
aberwunden, so seie sie doppelt. Alle Mittel mUssen S. Ch. D. an-
wenden, Schweden fest und das polnische Werk in Sicherheit zu stellen.
Denn sollten Sie so bald wieder bemach an Polen sich geben, wllrde
■ Schimpf und Gewissens Gefahr darbei sein.
Mit Neuburg sei es noch zu zeitig, wegen Weite des Wegs, und
dass es directe gegen den Friedenschluss und Vergleich sei.
Man müsse auf die Mittel bedacht sein und sehen, wie weit man
damit kommen könne; mit Frankreich und Schweizern, auch Croinwell
und Holländern sich zu alleguiren.
Neubnrg weiss zu machen, ob Schweden böse Intentionen.
Den Staaten Ombrage, doch Hoffnung zum Vergleich zu machen.
Den Kreistag pro forma zu pressiren.*)
■) Bin neuer VoUat; nDleserlich.
>) Hier bricht du Protokoll ftb.
^aovGoOt^lc-
ggg; ni. Du Harienbnrg«r BändniBS.
Instnictioii fHx Dobrczenaki an K. Karl Gustav.
Dat Königsb. 8. Febr. 1656.
8.Febr. Id Bezug aof die Pacta Feudalia sind noch einige Panlcte mit Schwe-
den io's Reine zn bringen; Dobrczenski nird beauftragt, die VerhaDdlnng
mit dem schwediacben Kanzler zn fübren.
Dobrczenski an den KarfÜrsten. Dat Elbing 27. Febr. 1656.
[CODJDDctioDBTerhBDdlnDg vertsgL Beiorgntia der Schweden wegen der General-
BtMten.]
27. Febr. Er ist vor 2 Tagen dort eingetroffen und hat den schwediEchen Reichs*
kanzler besacbt, der alles Qnte versprochen bat; er sei inatmirt, mit den
branden bargt gehen Räthen über die Conjnnction zn conferiren; da der
König aber jetzt nicht in der Nähe sei, so schlüge er Tor, die Sache an-
stehen zn lassen, bis man von dea Königs Rückkehr etwas gewisses wissen
werde; jetzt haben sie hier nnr ganz nngenügende Nachrichten (iber ihn.
DasB ihnen nicht allerdingB wot zu Huth, habe ich vielfältig ge-
spürt, uud bezeuget der Reichskanzler, dass eie mit den Staaten von
Holland gern in gutem Vernehmen stehen wollten, und wUrde I. E.
M^. sehr angenehm sein, wenn E. Ch. D. durch dero wolvermijgeDde
Mediation die Zusammensetzung der Geinflther zu befördern und die
wachsende Ombrage zu dämpfen geneigt wären.
Er f^gt an, oh er hier bleiben nnd den Känig abwarten soll.
Der KnrfÜrsl an Dobrczenski. Dat Königsberg 2. März 1656.
(Sendnng Bonin'e nach dem Haag. BeKiehaug zd den Qeoeralstaaten. Cromwell.]
^.Häri. Er soll sehen, was er bei der Marie ob nrgi sehen Handlung schaffen kann,
sofern der schwedische Reichskanzler es gutfiadet, dass er dahin sich begiebt
P. S. Der geb. Rath Georg t. Bonin ist in den Haag geBchlekt
worden, nm den KOnigsbe^^r Vertrag mitzntheilen.') Man wird dort be-
sonders über den die Licenten betreffenden Artikel sich beklagen; Dobr-
czenski soll die Meinung des Königs nnd des Reichskanzlers erfragen, wie
man die Qeneralstaaten darin zufrieden stellen nnd ihnen remonstriren käaae,
„dass in dem Passn ein Foedus dem andern nicht zuwiderliefe"; der König
wird hoffentlich geneigt sein, sich mit den Geaeralstaaten in Frieden dar-
über ans einander zu setzen.
Und weil bei Uns der Herr Protector in England de modo con-
ciliandi Ordines foederati Belgii sich erkundigen lassen und dabei ge-
wflnscbet, dass dieselben in gutem Vernehmen erhalten und ihnen xa
keiner Trennung Aolass gegeben werden möchte, so wollet I. Maj. in
Unserm Namen Ihr gebührend ersuchen, Sie wollten sich dahero, and
■) Vgl. oben p. S9(r.
Verbuidlniig DobrCEeiiBki's mit O'^natjenia, 559
um BO viel desto mehr zu Uneerer Nachricht und Beförderung^ der
Sachen, auch Stiftung: des allenthalben nötbigen Vertrauens, ferner
bersnslassen, wie dero Wunsch nach hierunter weiter zu verfahren. —
Instnictioii filr Dobrczenaki an den schwedischen Reichskanzler,
Dat Königsberg 30. März 1656.
[Verbuidtong über näbere VereiDigong; BüBtnngeD in der katholiiclieD Welt;
vorlioflg ED beaDtwortende Fragen. VerbältniBs in dem HoBCowiter. Daa Ver-
Italten des EnrrurBteo auf dem Reich sdeputatioDstag,]
I. Er solidem Reichskanzler sagen, dass er dem KarrQrsteD alles ihm 30 Märe.
TOD jenem anvertrante berichtet; der Eorrürst Gel nicht abgeneigt, mit
dem König in ein engeres Verstäodniss zn treten; es würde aber gnt sein,
eins ond das andere präliminariter vorher abznmachcn.
Wir hätten die Sache Überlegt und sähen die Gefahr an allen
Orten, und dasa gar leicht die ganze Christenheit mit eingeäochten
werden kannte; tüelten dannenhero bestfindige heilsame und christliche
Consilia für nöthig, und dass in Zeiten reiflich erwogen werde, wie
diesem allen mit gutem Grunde fUrzukommen .... insonderheit aber
auch, weil die Tomehmaten Katholischen im h. Köm. Reich nicht nur
die CoQsilia zusammen thäten, auf das polnische Werk und den zwi-
schen I. Maj. und Uns getroffenen Frieden ein genaues Abschen hätten,
sondern auch starke und considerabele Werbungen albereil: angestellet:
würde man sich bedenken mfissen, welchergestalt dieselbe entweder
zu divertiren oder zu sinceriren, auf allen Fall aber auch nüthige An-
stalt und Gegenverfaseung zu machen und dergleichen Consilia zu er-
greifen, wodurch mit Gottes Hilfe das heil. ßOm. Reich in Friede und
Kufae erbalten . . . werden m&ge.
Zn all dem will der Earfürst gern das Seinige beitragen; nnr möchte
der Beicbskanzler Torher einige Fragen beantworten:
1. ob er genügend amfasBende Instructioneo habe für das „Hanpt-
werk".
2. ob er ermächtigt sei, „von dem Dessein and eigentlichen Scopo Uns
80 bald pari zn geben".
3. ob er Vollmacht habe, in der Jülich'schen Sache einen deßDitiven
SchlQBs zn machen.
Wird dies alles bejaht, so ist der Kurfürst bereit, dann schleunig an's
Werfe za gehen.
II. KebcDSt diesem so bat er auch zugleich dem Herrn Reichs-
canzler «u berichten, dass Wir nicht zweifelten, es würde I. Maj. be-
kannt sein, welchergeatalt Wir mit dem Grossfürsten in Hoscau
bis anbero die ^Neutralität gepflogen und darüber noch neulich, als
ggQ ni. DftB IfBrianbarger BaDdoiis.
Wir Unserer Secretarien Einen dahin abgeichicket, BchriftliGhe Ver-
BicheruQg erhalten. Dieselbe wären Wir nochmals an Unserm Ort za
conserriren und deswegen gemeinet, jemand» , sobald es sein könnte,
abzufertigen. Wttssten nicht anders, ab dass auch vorhochgedachter
OroesRlrst mit I. JA&j. und dem Reich Schweden in gutem Vernehmen
atOnde.
Ueber die erhaltene Aatwort soll D. eigens nnd ansfilhrlicb berichteD.
Nebenmemorial.
Auch hat Unser . . . Kath Dobrczenski dem Herrn Beichscanzler
aus beigelegtem Schreiben auBfUhrlich zu remonetriren, welchergestalt
die Katholischen die preuBsischen Sachen apprehendiret, und wie sie
sich deswegen bezeigeten. So hätte man auch, als Wir auf dem De-
putatioDStag eine allgemeine Defension urgiren lassen, sich dabei gar
kalt und langweilig, auch dergestalt erwiesen, dass Wir gar leicht
abnehmen können, dass es ihnen kein Ernst; nunmehr aber Däbmen
sie so bald tud wegen des Bischofs zu Bisantz Ursach, trieben Tor
sich die Defension und machteo so bald ein allgemeines Werk daraus.
Weil Wir nun vor diesem die Defension durch Unsere Abgesandten
suchen, auch dieselbe inständig begehren lassen, so hätten Wir davon
so stracks und directe nicht abstehen können, sondero hätten die
Unsrigen instruirt, dass sie zwar äusaerlich und mit Worten sich der
Katholischen Intention accommodiren sollten, wenn es aber zum Werk
und Effect kommen sollte, so sollten sie darzu sich keineswegs ver-
stehen, sondern das ganze Werk auf den künftigen Reichstag ver-
weisen.
Es wird den Schweden anheimgegeben, ob sie ihre Oesandteo am De-
pntationstag tihnticlt inatruiren wollen.
Declaration des KnrfUrBten Über gewisse Begünstignngen für
den ehemaligen Bischof von Ermland. Dat. Königsberg
11. April 1656. (Cop. AtoIb. Areb.)
[EiDnabmen und ReaideDE dei eheinal. Biecbofa. Jariediction über dia Kleriker
and Einaettung der Pfarrer. Recht zur Beitreibung der Emolanieote ; die Be-
amteD des ehemsl- Bischofs. Civil- and Criminnljarisdiction dem Eorfüraien
vorbehaltea. Landeahoheit des Enrfüreteo.]
11. April. Quamvis vi pactorum inter Begiam Majestatem Sueciae e't Serem-
tatem Elect initoniRi principatus Warmiac quondam episcopatus cum
Omnibus iis iurihus, quibus uuquam princeps evangelicus in suo priuci-
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
DeclaratioD eo GauBteo äea ebenuJigeii Blscboh von ErmlaDd. 561
^tu, tarn quoad politica quam ecclesiastica, rel usus est, rel vi iuris
territorialis uti potuit pleniesime, bac tameQ expreasa conditione, in . . .
memoratam Ser"''" Elect. traDslatuB sit, ut omne illud ius, quod rel
antehac ullus episcoporum, vel qui praeseiiB praeerat, habuit et exer-
cuit, peDitus deäceret et totuB episcopatue secularisaretur, canonicatuB
et capitula extin^erentur et quoad omnia naturam et qualitatem rere
et proprie sie dicti principatue et feudi secularis assumeret; Ser"" ta-
rnen S. Elect. pro amicitia, benevolentia et favore, quo iara tum
maiores Suae Ser''* illustrissimani domum Lesnensem et imprimis Ser*"
S. ill. Dominum Episcopnm Wenceslaum Comitem de Lesno pro-
secuta est et adbuc prosequitur: Reverendiesimae Iliustritudini eins in
iam dicto principatu Warmiae ad dies vitae usum et exercitium liberum
et tmpeditum [sie], quoad sequentia capita, verbo Electorali promittit et
coocedit :
1. Oiunes et singulos reditus, quos olim percepit et qui ad rem
oecoDomicam spectant vel spectare possunt.
2. Ordinariam suam residentiam habeat Heilsbergae, ita tarnen,
ut vel agris mutandi vel alia de causa in alia quoque loca se confen'e
el ibidem pro libitu commorari possit; modo Brauusbergensis arx Ser'''
S. Elect. vieemtenenti et constliariis relinquatur.
3. Retinebit exercitium iurisdictionis in omneB et singulos clericos,
salva tamen, si quis clericorum ad Ser'"* S. Elect. uti velit, appella-
üooe; et quemadmodum üs canoniciB, qui uuac praesentes sunt, si vel
per casum vel per decessum esse deficient, alii nulli substituendi, ita
Bev'"* lUuetritudo , sL quis parochonim noviter constituendus, Iiabeat
potestatem ofScium hoc alicui pro libitu confercadi, ita tamen, ut Ser"
S. El., antequam officium vel parocbiam adeat, ad ratibabenduni com-
mendetur.
4. Quemadmodum quoque hoc ipso Rev'"" Ejus Illust"' coercitio
coQcessa et tradita est, qua contra rusticos ad debita serritia et alias
coDSuetss operas et reditus ad rem oeconomicam spectanteB exigendos
et extorquendos opus liabet.
5. Officialefi sou ministri, qui nunc rei oeconomicae in principatu
praesunt, simulatque non modo homagium sed et familiaritatis inra-
mentum praeter id, quod antehae Rev""" Illust"' , praestiterunt et prae-
terea ipsia nibil iusta ex causa imputari possit, Ser*" S. Elect. confir-
mabit, quo ipso dicti officiales obstricti erunt, omues et sioguloa re-
ditus oeconomicos secundum art. 1. Rer"'"" Illust"' in manus tradere,
rel qoibns Rev"* Illusf" suo nomine tradi voluerit; salviB tameo iis
meiiorationibus, quas propriis anmptibus, absque tamen detrtmento vel
Mater, t. OMcb. d. Or. KnKUnMu. VIL 36
562 ^^ ^"^ Marienburger Bflndniia.
JDCommodo ReV™ Illuat"'* Ser*'* S. Elect. comparabit et fadet, qaae
omneB immediate ad Ser'"" S. Etect. pertinebont.
6. ludieia omnia tarn civtlia quam criminalia, tarn in prima quam
in seconda instantia in omnes et ain^los subditos, nobiles, civitatea
et rnsticos Ser'*' S. Elect. sibi soll retinet, quae EioB Ser*" nomine
Dominus vieemtenens et cousiliarii esercebunt, ita tarnen, ut clerici et
canonici huc trahi ve\ vocari non debeant; in edA enim iurisdictio salva
et integra manet Rev'""' lUust"' secundum art. 3., ut et eoercitio in
rusticos secandum art. 4.
7. £a, quae hactenue Ser'" Elect. ez siogulari faTore et tuaiciUa
Rev"**' Illust"' concesait, nihil derogabuot iuri directo et superioritatis
S. Ser'' competenti, et utat reditus omnes supradtcti ad Rev*"" Il)uBt"~
pertiaeat, non tamen habet potestatem, quicquam praeterea a subditis
S. Ser''* io dicto principatu exigendi Tel a iam impositis participaiidi.
Datum Regiomonti 11 Aprilis 1656.
Waldeck, Difficoltäten nnd Remedia, so bei Ansführnng des
-von Sr. Charf. Dchl. mir gn. vorgestellten Yorhabens za
beobachten, auf Sr. Churf. Dchl. gnädigsten Befehl anfgesetzt
(Eigenh. o. D. Arols. Arch.)
A. Zuerst ist wenig Xutz zu sehen bei Ausgang des Krieges,
da das Land, darum man Krieg fOhrt, verdorben werden muss und
die übrige mit i)e8chwert; dass also durch Gewinst eines Landes
mebrder Last dem ganzen Staat zuwächst.
a. Da schon Völker auf den Beinen, und aus Obngewissheit des
Friedens mehr geworben werden mUsseu, scheint es bei jetziger Zeit
mit halber MQh und Kosten thunlich zu sein, dass man dasjene er-
lange, darzu man berechtigt zu sein davor hftlt; welches, wie weit
es Grund, dessen besser kundigem Urtheil heimgestellt sein
lassen; sonderlich weil man in Sorgen stehen muss, dass zu Behauptung
dessen, so man besitzt, eben solche Kosten angewendet werden müssen,
sofern durch einen Vergleich zwischen den Praetendenten dem Werk
nicht vorgekommen werden sollte.
B. Dieweil auch zum Krieg, welches Anfang man zwar weiss,
des Endes aber nicht so versichert sein kann, gross Geld erTordert
wird, sonderlich da dieses in Eil fortgesetzt werden soll, im An£kag
grosse Kosten darzn gehören, wBrde der Hangel dessen ein grossea
Impediment sein.
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
EralgtiDgeD Sber dat UDtwDehmen gegeo Phli-Nenbarg. 563
b. Solchen Uan^l in so germget Zeit zu ersetzen, wDrde fast
ohnmöglich Bcheinen. Sofern aber mit dem ersten darzu gethan,
auch etwas Zeit g:egeben wUrde, mochte selbiger Dif^cult&t zu be-
gegnen sein:
1} dass man in den Landen, Tras von Gburf. Domaineo versetzt oder
ohnversetzt, auf ein Jahr einbehielte;
2) dass man ein geaeral Accis durch alle Churf. Lande anstellte;
3) dass ein gewisse doch leideliche Contribntion continuirte;
4) dass man eine Summ Geldes aufzunehmeD sich hemUhte;
5) dass man von Frankreich entweder ein Subsidium oder sonst
einen Vorschuss zu bekommen sich bemühte;
6) Tom Protectore,
7) und in Zeiten Ton Holland zuVolltfaunng der AlliaDce eine Half
an Qeld begehrte;
8) und auf die Lande, so mau zu bekriegen gemeint, einen Auf-
schlag thäte.
C. Desgleichen wtlrde ein Mangel au Soldaten sich finden, die-
weil die Lande L Cb. D. sehr erschöpft, und die Benachbarten selbst
werben, Spanien, Kaiser, und Schweden, wie auch Frankreich des-
gleichen thun ; warde demnach der Bekriegende ') darin Vortheit haben,
dass alle, so Jalousie von Churf. Dchl. empfingen, ihm in Werbungen
und Beibringung Mannschaft favorisiren würden.
c. Diesem zu begegnen mSchten wohl Mittel gefunden werden:
daas man, bei Geld seiende, b€i Zeiten starke Werbungen anstellt«,
oDter dem Praetext dieses Krieges, und gegen genungsame Gaution
auf jedweden Mann ein gewisses gebe, in gewisser Zeit auf den
Masterplatz zu liefern, und in der Kachbarschaft, auch abgelegenen
Landen die Werbungen thun lasse, nämlich in Holstein und Däne-
marck, Ir-, Sehott-, und Engeland, in der Schweitz und Polen, und
Littauen sieh auch bediene.
D. Nacbdeme auch derjene, so angegriffen werden sollte, etlich
tausend Geworbener, bei 12,000 ausgelesen, mit guten Officirem rer-
sebenen Landvolk hat, ist ein solch Corpus nicht zu verachten, soo-
dem möchte mehr Widerstand, wegen Situation de6 Landes, davon
empfunden werden, als man vermuthen möchte.
d. Vorerst ist ein ziemlich Anzahl geworben Volk auf den Beinen,
und Bofem die Sach annehmlich und geresolvirt, Geld beibracbt und,
wie oben gesagt, die Werbungen angestellt, kann zugleich auch ein
>) Sic. D. b. der in Bekriegende, der Pfaligr&f von Neabnrg.
36*
.yGoot^lc
gg4 ni- ^" HBriinbai^er BnadniM.
Ausachuss gemacht und damit dem Andern init g^leiohem Effect be-
gegnet weiden.
£. Es ist aber darbei nicht weniger zu consideriren die Ver
wandteebaft mit dem Hans Baieni, welches bo wenig wegen deBsen
Hauses Religione- und anderer Interesse Neuburg verlassen wird, als
es obngern das Grosswerden Churf. Dchl. um viel Considerationen,
sonderlich aber wegen der Verwaudlschall mit Pfalz-Heidelbergs Chur-
fUrstl. Dcbl. mit gute» Augen ansehen kann.
e. Solchem möchte man durch Frankreich vorbauen küDDeo, in-
deme Frankreich Bteh so mit demselben gegen das Haus Oestereicfa
verbinden mOchte, dass selbiger ohne Gefahr nicht abtreten dörfte;
sonderlich angehend die Wahl, welche Frankreich bei E. Ch. O. ku
Wege zu bringen vertrösten mQsBte; und desto sicherer zu gehn, mUsste
mit Schickungen und Negotiationen selber aufgehalten werden, bis der
Streich, so in Eil geschehen müBste, vollbracht wfire. Und könnte mit
Adresse die Jalousie zwischen dem Haus Oestreich und Bayern leicht
erhalten werden können.
F. So stehet die Praetension von Sachsen nicht wenig im Wege;
denn selbiges Haus die Lande lieber zertheilt und ein Theil in eines
Schwachem als E. Ch. D. Händen sehen wird; denn durch Verstärkung
E. Ch. D. Kräfte wird Sachsen seine Hoffnung schwächen, und da
selbiges Haus mit Hessen-Darmstadt als verschwägert mit Neuburg
anstehen und einen Vergleich unter sich machen Bollten, würde E. Ch.
D. zwei mächtige Häuser, welche nicht ein geringes vom Beich an
sich ziehen würden, gegen sich haben, welche an rieten Orten mäch-
tige Diversiones machen könnten; und ist dabei nicht wenig zu consi-
deriren, dass Magdeburg noch in Sächsischen Händen.
f. Sofern dies Obstaculum gehoben werden sollt«, schiene das
sicherste Mittel zu sein, dass man Sachsen und Nenburg, diesem durch
die dritte Hand, jenem directe einen Vergleich, doch in geheim, an-
böte und die beide Landgrafen, als Schwäger, zu Ucterbändelem ge-
brauche; dergestalt hielt man jene auf, und dieser würde geenguagirt.
So wDrde das Haus Weimar vielleicht vom Churhaus zu separiren und
durch die jetzt gemachte Theilung zwischen den Sächsischen Herren,
indeme man mit dem Churftlrst traotiren und die andern unter dor
Hand mesnagiren mDsste, die Jalousie gestärkt und alle Widrige, wo
nicht verwehret, doch lang verzögert und,- da es zum ärgsten wollte,
selbigem Haus einige Satisfaction gegeben werden können; sondörlieb
wenn man .... berg und andere des Orts mesnagirl; und da die Stadt
Magdeburg nicht in Sächsischen Händen, kann das Stift von ihnen
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
KrwignDgeD ober du Uateraehmeo gegen Pfbls-Neabiirg. 5g5
nicht be)iauptet werden. Wie es mit solchem Stift und Stadt anzu-
stellen, möchte hier überflüssig scheinen angertlhrt zn werden.
G. Die Praetension aber, so I. Mty. in Schweden, als von dem
Zweibrfickisehen Haus seinde, haben, ist nicht ein geringes Obstakel;
denn wie dieselbe dero Haus nichts zu wollen vergeben sieh erklÄret,
so ist zu besorgen, dass Sie davoo nicht werden abzubringen eein;
Bonderlich weil wegen allerhand grosser Desseinen I. E. &[. sich solcher
Praetension sehr nützlich gebrauchen können, und sowohl zu Erhebung
dero Hauses, Vortheil der Krön, au& wenigst zum Widerstand denen,
ED an anderen Orten Sie traversiren möchten, mit grossem Effect be-
dienen können. Und sofern man einige Gedanken haben mfichte,
dass dem preussischen oder pommerschen Lande dermaleins etwas zu-
gedacht seie, so ist solche Praetension nicht aus aebwedischen Händen
zu bringen.
g. Wie solcher Hinderung abzuhelfen sei, davon ist etwas delicat
zu handeln nSthig; denn so man nach der Verbündtnies, so zwischen
I. E. M. und E. Ch. D. gemacht, dieses ansehen wollte, wUrd man
sagen kSnnen, dass
1) weil solche fiUudniss nur auf ein Tlieil I. Gh. D. Lande mit L
M. und der Krön gemacht, wAren die Hände frei in diesser Saoh.
2) So man es deme nach ansehen wolle, was L H. so oft sich er-
klärt, das Sie ausser Rechten in dieser Sache niclits bei der Band
aehmen wollten, so möchte selbiges auf diese Aetion nicht gezogen
werden kVnnen vorgegeben werden;
3) KU geschweigen der Consideration, darin der Pfalzgraf von Sultz-
bach ist, welchem aufs wenigste I. M. schwerlich zu Praejudiz etwas
favorisiren möchte.
4) Sollte man es nach der Krön Interesse Überlegen, so möchten
auch verschiedene Ursachen sieh finden, so zu Nichtfavorisirung eines
solchen Desseios zielen möchten; hingegen aber, so man ansiebet, wie
E. Ch. D. mit der Krön und dero Interesse nunmehro verbunden, so
tn<>clite man so schliessen, das sie lieber E. Ch. D., als dessen aus
gemeinem Interesse sie sich versichert halten, welcher ihnen auch
nicht so auspect sein kann als die sämmtlichen Katholischen, unter
welchen Baiem der vornehmste; aber darbet würden sie ihr Interesse
zuvor oder im Train des Werks zu beobachten nicht unterlassen, und
sofern es nicht Jalousie bei ihnen verursachen sollte, würde es zuvor
mit ihnen zu Überlegen sein ; denn, was mit Frankreich gehandelt wird,
ihnen nicht verborgen bleibt; worbei aber wieder zu bedenken, dass,
so man sich der Intention Äussert, dass alsdann, so es ihnen nicht
AinOOt^lc
56g III- Dm Mkrienbnrger BöndniBi.
annehmlich, es geßlhrlich ; und schwerlich werden eie es vor annehm-
lich achten, es sei denn, dase sie etwas dargegen. Sollte aber die
Zeit es leiden, daas man verzog, bis Schweden in andere Kriege sich
weiter geenguagirt, so möchte von ihnen keine Hinderung zu g«-
warten sein.
H. Wie das gemeine Interesse der Evangelischen ancb Frieden
erfordert aus vielen erheblicbea Ursachen, so möchte nicht ohne Grundt
gcsaget werden können, dass durch die Separation des SftohBiselien
Hauses, Zweibrllck, Sultzbacb und der Sorg wegen Schwedischer Prae-
tension, Sie sich in Sorgen sehen möchten einer grossen Gefakr von
den Katholischen, und da unter einem scheinbaren Praetext viele gegen
E. Cb. D. sich auflehnen, andere aufs wenigst stilkitzend alles mit Ge-
duld ansehen wurden, die gtmze Evangelische Partei dartlber zu Grand
gehen könnte.
h. Diesem möchte man meinen dass dergestalt begegnet werdra
könnte, nämlich dass zu Frankfurt') E. Ch. O. mit den vomehnuta
Häusern alles Uberlegen Hessen, so zu Versicherung des Friedens ge-
reichen möchte, und durch solch Mittel selbige in Ihr Interesse ao
führten, daes sie zu einer DeliberatioD, mit dem Degen den Frieden
uud dessen Inhalt, der Evangelischen Sicherheit betreffend, zu mum-
teniren schritten*, worbei durch Langheit der Tractaten, so zu traisniiea
wären, E. Gh. D. ihnen allerband Vonehmen des Herzogs von Neu-
burg, der Katholischen, sonderlich im westphälischen Kreis, zu Naeh-
theil der guten Partei vorstellen Hessen, die Principaleo durch Schickun-
gen gleichergestalt zu Bath zögen und unterdes dem Herzog unter
dem Schein eines Tractats E. Cb. D. wie mehr und mehr zu cfaocqoirN
Ursacb geben, uud wenn Sie im Staat, den Streich zu wollen thnn,
' zuvornoch dero Displicenz, zu solcher Besolutiou zu m&ssen
schreiten, bezeugtes. Sofern es aber thnnlich w&re, unter einen
andern Praetext, entweder zu Defension beider Laude gegen fUnquar-
tierung, oder sein Interesse gegen einen anderen, so den Krieg dahbi
bringen wollte, zd beobachten, eine Armee dabin zu Athren, mScbte
solches sehr vorträglich sein, und wUrde der Streich verriebt stin, ebe
man ihn ankommen sehen.- Unterdessen könnten, die Evangelischen bei
Willeo zu erhalten, selbige mit Continuation der eonsiliorum und ridea
Sincerationeu mesnagirt werden*).
') Anf dem jetzt dort TerBammelteD Reich adepatatioDstag.
*) Hier bricht du Hemoire ab; ea acheint nicht so Eode geHbrt wotdto
^düvGoot^lc
BnrägnDgaD über du CDtcrDehmen gegen Pfkli-Menba^. 5g7
[Waldeck] I. DifSenltäten, ao sich bei dem Yorliabeii
am Rhein eräugen, (o. D. Arols. Arch.)')
|G«rAhT für PreaBasn, Pommern uaä die Merk. Nicht genag Trappen sm
Bheia; Bedealclichkeit des MaraoheB d&hio. Schwierigkeit der diplometiBchen
Lkge. 0DBicherheit Frankreich gegenüber. Wie diesen Schwierigkeiten in be-
gegnen iet.]
1. Erstlich ist dieses Herzogtum noch in Gefahr und mnes erst
daraus gesetzt werden, sowohl wegen der Eron Schweden als derer
Feinde.
2. So seind Pommern und die Churmarb Brandenburg Einfällen
ODterworfen, welchem erstlich vorzubauen.
3. ^. Ch. D. Krflfto am Rhein so schwach, dass sie gar bald, so
man sich hier regte, dorthin zu gehen, Über ein Haufen geworfen wer-
den könnten.
4. Sehocquirte man vor der Zeit in der Marche diejenige, so mit
in's Spiel gebraeht werden mOssen.
5. So lang man der Evangelischen Reichsstände nicht versichert, die
Staaten zuwider, die Katholische zugegen, den Rücken nicht frei, die
andere Sr. Ch. D. Lande nicht in Sicherheit: so kann der geringste
Anstoss uns in solche Postur setzen, wie wir den König in Böhmen ge-
sehen und uns selbst fast zweimal widerfahren.
6. Wann man marchiren sollte, ehe man der Krön Frankreich der-
gestalt rersichert, dass dero Betrug uns nicht zu schaden vermag,
80 kann sie der katholischen Partei zum Besten, wenn dieselbe
mit Spanien Frieden machen wollte, Sr. Gh. D. die Armäe aufen
Hals und dieselbe, dafem Sie solche schon nicht licentiren mttssten
oder wollten, doch mit dem Reich oder Spanien allein zusammeo
lassen, und ihren Vortheil aus dem Werk allein ziehen; auf wel-
chen F(dl, höchstgem. S. Ch. D. um alle dero Lande auf einmal
springen könnten; indem der Kuser der Churmark und anderer
im Reich gelegener Lande, Pfalz Keuburg mit spanischer Htllf
und Connivenz der Staaten der clevischen I^de, wo nicht aller, doch
deren Theila sieh bemächtigen, und dieses Landes die Schweden
gegen ihre Feinde oder aber diese gegen jene sich gebraochen
wDrden.
') Dieiea Stück Dicht tou Waldeck eigenbündig, aber jedenfallB Abacbrift
nach einem von ihm stanimeDdeD Concepte. Eine Eanileinotiz am Bande gibt
daa Datom 19. April 1666.
^aovGoOt^lc
563 ni. Dm HarlenbQrger Bänduisi.
II. Remedia, damit ein Bolch wichtig Werk nicht in den
DifficaltSten allein angesehen und Frankreich choqnirt werde.
Ad l""'"- Dieses Herzogthum ausser Gefahr zu setzen, mnss ent-
weder Frieden zwischen den beiden Kronen Schweden und Polen
erlangt, oder entweder die Feinde der Schweden oder die Schweden
ged&mpft werden. Auf Frieden mues man arbeiten, aber dabei
den Lauf des GlUcks deme, der am meisten zu redoutiren, mOg-
lichat hindern helfen. Am meisten aber war Schweden zu redoutiren,
da es obsiegte und In Stand war, diese Landen in seine HSnde
zu bekommen, welche wieder herauszubringen schwer wtirde ge-
halten haben. Nachdem aber die Schweden einige Resistenz gefunden
und ein Vergleich zwischen ihnen und Sr. Ch. 0. getroffen, wodurch
dieselben
1. ein Bisthum erbalten, welches, Über die Renunciatioii, S. Cb.
D. bei Polen und allen Römiech-Katholiscben irreeonciliabel macht;
2. aus des Kaisers und aller Katholischen Proceduren im Rom.
Reich selbiger zuvor gehabter Argwohn gegen S. Ch. D. genugsam zu
spltren ;
3. die zuvor verspürte Vorhaben von Polen gegen S. Ch. D. eben-
massig genugsam bekannt;
5. [sie] die Dräuung der Quartianer und der alhier gewesten
polnischen Gesandten noch in frischer GedSchtniss;
6. die Schwächung der Evangelischen Partei durch die Ruin der
schwedischen Armäe genug zu sehen;
7. das Verderb dieses Herzogthums, wann die Schweden Preussen
allein zu defcndiren sollten getrieben werden, handgrifflioh;
8. ja der Schweden total Ruin 9r. Ch. D. gänzlicher Verderb,
iodeme ihre Ueberwinders deroselben Erbfeinde und Sr. Ch. D. aHeln
jetzt weit überlegen:
so erachte die Sicherheit dieses Herzogthums darin zu besteben,
dass S. Ch. D. der Krön Schweden zu einem solchen Frieden rathen,
dadurch Polen so cingeschränckt bleibt, dass es der katholischen
Partei kein Vortheil schaffen kann und S. Cb. D. Über das Bischof-
thum Ermlaod vor dero angewendete Kriegskosten Satisfaction be-
kommen mögen; unterdess aber zu Sublevirung derer Leute einen
solchen Ort unterm Schein der Quartiere sich anweisen lassen, darin
Ihre Völker sich refraischircn und, so der Frieden nicht succediren
will, mit Mutz agiren können. So hfitt auch S. Ch. D. sich einer Satia-
faction zu versichern, welche Sie so bald in Besitz nehmen, fest
,Goo»^lc
ETwigangtn über du Dotoroehmen gegen Pf«li-Neabarg. gg^
machen ond sieb dario verstärken masaen. Wann nun in Gfobb Polen
solche Satiefaction wollt« gegeben werden, deckte eolehea Pommern
mid die Mark.
Ad 2"- In der Mark Brandenburg wäre einig Volk an den Or-
ten gegen Schlesien zu halten, welches mit aus Gross Polen ver-
pflegt werden könnte, und masste Schweden auch etwas in Pommern
haben.
Ad 3**- Unterdessen wäre bei Spanien etwas eu tractiren darch
Slaveren '), welchem durch einen Bedienten Commission gegeben
werden könnte.
Die Katholische Chor- und Forsten wären zu Interponenten in
dieses Weik zu sollicitiren und mit vielen Fragen und Vorschlägen,
zu dessen Bemhigung zielend, sicher zu machen.
Inmiltels wären die Werbungen am Rhein zu beschleunigen, die
Begimenter so stark als möglich und unter dem Vorwand des hiesigen
Kriegs gute Verfassung zu machen.
Ad 4"- Auf solche Weise hätte man Zeit, die Evangelischen
wegen ihres Interesses im Reiob so sprechen zu machen, dass sie
geangagirt und selbst Anleitong zo dieses Werks AnsfUbrung geben
würden.
Auch könnte man unter ein oder anderm Vorwand vermög der
getroffenen Allianz mit Braunsehweig *) einig Volk in der Gegend von
Halberstadt gegen die Zeit, da es erfordert wird, zusammenziehen,
desselben sich in Eil drunten mit zu gebrauchen, welche Zahl hernach-
mals etwas verhöht werden könnte.
Ad 5'°- Auf vorgesagte Weise könnte man sich der vornehmsten
Reichsstände versichern, die Staaten durch Interposition eines Tractats
mit Schweden befriedigen, die Katholischen in Schlaf wiegen, und
deren Stände unter der Hand sicher machen.
Ad 6*- Was die Krön Frankreich im Schilde ftlhrt, kann man
alsdann sehen, wenn man ihro sagt, sie solle in solcher Zeit eine
gewisse Summe Geldes bereit haben, die Divcrsiones vom Reich ab-
zuwenden nna Mittel zeigen, der Vtvrea uns versichern, und zugleich,
dass keinen Frieden, elie Wir wegen der jQlischeu Lande in Sicher-
heit, machen wollen, kräftige Versprechung thun, wobei mit dem Pro-
tectore fleissig um Geld und Volk zu arbeiten; damit aber Frankreich
keine Ursftcb sich zu beschweren habe, ihnen vorstellen
") Vgl. oben p. 566.
*) TgL ürk. D. Actenat. VI 683ir. v. Höroär Stwtaverträge p. 184 tT.
A_nOO»^lc
570 ^- ^"B HariflDborger BfindoiBB.
1. wie sie bisher mit uns verfahren;
2. der Gefahr, bo uns vorstehet, imd
3. dass desBwegen Sicherheit haben mOesen.
Inzwischen kann mit Schweden dieses hiesigen Staats Sicherheit
gesucht, und so fem selbige erlangt, jenes ausgefDhrt, da aber alhier
zu arbeiten annoch aöthig, so lang aufgeschoben werden; dann eine
freie Seite vor allen Dingen zu machen erfordert wird.
Und weil ohne das Torm Augusto man mit einer Annäe dahin
nicht marchiren kann, so ist die Anstalt so zu machen, dass, wann es
dieses Orts Zustand leidet und es gut gefunden wird, man eu rechter
Zeit dort Bein könne, und solches durch Hilf des Walsers, auf welchem
das FussTolk überzubringen wäre, dafem Schweden die Passage durch
den Sund bei Däunenmark faoilitiren wollte; wann dann die Garde n
Pferd aeben noeh etlichen Regimentern erst in Gross-Polen giengen,
etliefae Völker, wie obgesagt, bei Halberatadt zusammengezogen,
drunten im Cleviachen die Werbungen etwas verBtärkt wtirden, und
die Schweden aus dem Stift Bremen etwas Volk hergeben wollten, die
Franzosen auch Mons. Fabcrt oder andere Truppen auf ein gewisse
Zeit an dem Ort halten, so könnte der Beat Zeit haben zu folgen.
Und damit ein Anfang von Artillerie vorhanden seie, hfttte man in
denen Garnisonen drunten im Land etliche Canonen in Bereitschaft
zu halten und dem Corpori bei Ealberstadt etwas beizufDgen, anter
dnn Vorwand doppelten Vorspanns doppelte Pferde hinzosenden, und
etliohe Regimentsstficke mit dem Fnssrolk zu schicken. Auf solche
Weise kSme man ohne gross Ombrage zu allem. So wftren auch Bla-
teriallen, Wagen und dergleichen in den Vestnngen zu machen und
etliche Maschinen mitznoehmen. Item würde Pulver in Zeiten zu be-
stellen sein.
Waldeck, Medioire Aber den Krieg gegen den Pfelzgraito
TOn Nenborg. (Eigenh. o. D. Arols. Arcli.)
[Torlwndeiie WideraUndamiUel des Gegoera. Seine TarwuldtMhaft and KiM
Partei. Schwierigkeit seiner Bekämpftug.]
Auf die Frage, wie ein gewisser Prinz zu bekriegen mit Hofinnng
Snccesaes, und was vor Anstalt darzn nöthig, ist die Antwort, so viel
die Zeit leiden wollen, diese:
Der Zustand dessen, so man anzugreifen Vorhabens
bestehet vorerst in 3, 4 oder 5000 Geworbenen, und bis 12 ja
«DB sein möchte, 1
l bis 12 ja mehr I
A-nOOgIC I
fowAgnogeD über du DDternahmoii geg«D PfklE-NenbQrg. 57^
tsoaend ansgeleseora' und theÜB in Torigen Kriegen gewesener, oder
doch zu den Waffen durch Ezeroitia tttchtig gemachter Mannaohaft, in
starker Veetung und Bänaem, kornreichen) Land, also ohne Zweifel
mit Korn wohlveraehenen Uaguazinen. An Anunonttion und ArtoUerie
ist gleichmilBsig kein Mangel, und solche ohne MHh zu bekommen fa-
Torisirt der Strom.
Er selbst von einem Tomehmen, mächtigen und in seiner Conser-
vation interessirtem Hause, und diejene, so von solchem Hause nicht
des besagten Prinzen Erhaltung suchen, werden doch ehender ihn be-
balten, als der ihn bekriegen will, reussiren sehen. Die Benachbarten
sehen aoch lieber in eines schwachen als mächtigen Herren H&nden
ein so ansehnlich und wegen Commodität des Stroms und anderer
wohlsitnirten Orte considerables Land.
Alle widriger Religion Zugetbane haben ein Absehen darauf zu
haben mehr als grosse Ursach.
Und die Veatnng, so ein m&chtiger benachbarter Etinig darin hat,
interessirt denselben gleichfalls.
Er ist verständig, begierig zu Krieg, hat gute Materialen und
Officieren.
Dass demnach der Staat des Prinzen bestehet in wohlbestellter Ver-
fassung, ArtoUerie, Maguazin oder Mittelen darzu, Vestungen, conside-
rabelen Verwandtschaft und Interesse mit mächtigen und vielen Nach-
baren; dass es fast nur an den Geldmitteln mangelt, welche Inter-
essirte und Geistliche nicht fehlen lassen werden.
Dass demnach vorerst gegen seine Force und Interessirte Anstalt
zu machen.
Ob nun wohl gegen 12 oder mehr tausend Mann ausgelesener
Leute vom Landvolk ein Corpus von geübten geworbenen, und zum
Krieg, als zu fechten und Beut zu erlangen, begierigen Soldaten selbige
zu aberwinden genung scheinet, so muas es doch aufs wenigste in
solcher Anzahl sein. Worbei aber in Acht za nehmen, dass von den
Interessirten ein solcher Securs kommen kann, dass, wo nicht die Zahl
ganz, doch vor die Hälfte verdoppelt werden möchte; weswegen auf
ein Corpus Staat zu machen, das dem Securs aufs wenigste esgualliere
und dem andern zur Hälfte gleich sei; denn ob wohl man zu mehr-
malen gesehen, daas wenig Volk eine viel grössere Anzahl ausm Feld
geschlagen und daraufii Land nnd Städte tiberkommen worden , so ist
doch daranf ...').
■) Hier bricbt die Hkodichritt ab.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
572 "I' ^^' Hkrienbargar BdnclDiM.
Waldeck: Pens^es sns nn deseein saa le Rhis.
(Eigenli. o. D. Arols. Arch.)
Ce qu'il y a ä observer:
1) FeauU avoir un bon pretexte pour le retour des trouppes;
2) des vivies en chemin;
3) passage libre partout;
4) bieo reeonnoietre le chemin le plua court et le plus commode
et seur;
5) au passage de chacque riviSre le quart ou tiers d'une psje;
6) bien pröparer le paesage de la deroi^re riviire: 1) qae 1«
deux borte soit libres; 2) des pontons ou batteaux avec ce qu'j est
necesBaire prest;
7) dee batteaux chargez dea vivres et ammoDition;
8) dee cliariots pour la mesner et les cfaevaux, avec le barnoü;
&) une mediocre artoUerie;
10) des ponts de song ou aultre;
11) feault bien faire reconnoistre lee places et en prendre des plus;
12) bien adjuster le tamps pour se joindre, feault avoir ud Becoon
considerable ;
13) feaalt soua main fiüre des lev^es d'infanterie;
14) prendre pluBieurs petittes places fort esloign^es les unes des
auttres et les fortißer le mieux qu'il se peut, pour doaner de la be-
Boigne ä l'ennemy;
15) feault faire deux magazins considerables, Tun proacbe le B.').
I'aultre vera M.');
16)' & l'instaat meame de l'executioD faire parier aux voisins rt
offrir l'amitiä;
17) continuer la lev^e le plus qu'on peut;
18) faire de l'argent aultant qu'ou peut;
19) offrir de l'amiti^ aux princes voieins, mais les faire quereller
par des particuliers officiers, pour en tirer quelque chose;
30) dietribuer le pays sous les ofGciere, ä la rceerre des droits
regau» et des terres apparteuantes ä ceux qui se rendeDt;
21) bien traitter les susjects').
■) Leg. Rhiat
') Leg. Hiioater?
■) Nicht volleodet.
^düvGoot^lc
BririgangeD über du üotBrDehmeD gegen Prali-Neabarg. 573
Der Knrfliret an Waldeck. (Eigenh. o. D. Arols. Arch.')
Lieber Herr Graff von Waldeck, datnitt keine Zeitt verlohren
werde, so wolle er unbeschwerdt die iuBtructton ahn den Konig in
Schweden aufsetzen lassen, birzu kan man den von Platten oder D.
Jena gebrauchen, die forderung der sattisfaction wirdt zuerst hoch
sein mOssen, daniitt es zum abschlage desto besser kommen könne,
Die JUllischc sacfae aber muss hiebey woll beobachtet werden, biemitt
wünsche dem Herrn GrafTen einen gutten morgen undt verblleibe Al-
zeitt — Des Herrn Graffen — guttwilliger freundt
FriderJch Wilhelm Churf.
Im AnschloEs an diese eigenhändige Ordre des EorrürEtcn liegt bei den
Acten ein Concept Waldeck's „Cootenta der Instruction", vorio
er eine Reihe von GeaichtBpankteD, welche für dieselbu in Betracht zu ziehen
sein würdeo, zusammeDstellt.*) Zunächst wird auch hier der Wunsch hin*
gestellt, „dies poliiiscbe Werk in Stille zu briageu" durch einen Frieden
mit dem jetzigen Küuig, oder llebertragnsg der Krooe an einen andern,
eveatnell an den Kurfürsten („wenn es ohne Tausch geschehen könnte" vgl.
oben p. &Ö2), oder durch die „Theilung des Königreichs unter Siebenbürgen,
Schweden, Moscaa, Kosaken nod E. Ch. D.", oder indem man „eine Ke-
public daraus mache und einen Dictatorem anordne und mit der Polen Hülf
Uoscau bekriege". Weiter gilt es, bei dieser Gelegenheit „eine considerable
Macht" dem Kaiser nud den Eutholtachen gegenüber aufzustellen und mit
deren Hilfe gegea Nenburg loszugeben, „welches aber auf solchen Fall
mit Frankreich zu überlegen". Den Kaiser mnss man durch allerhand
DnterhandluDgen hinhalten and bzwischen im Reiche Partei zu machen
suchen.
„Ob durch Braunschweig DKnemark in Rah gehalten werden könne;
die Staaten mit an den Moscowiter gehetzt, nad selbiger zu Wasser und
Land anzugreifen. Ob Wirtenberg und Badeu lu armiren anznniabnen, die
Schweizer und OeneTer dnrcb selbige anzuziehen. Ob an die Reichsstädte
ohnbekaunte oder öffentliche Schickung zu thun. Ob die Herzoge von
Brannschweig der Stadt sich zu bem&chtigen nicht unter der Hand aufzu-
reizen, dadurch sie desto mehr in Waffen zu bringen. Ob nicht im nieder-
sächsischen Kreis eine Kreiswahl zu formireu and dadurch die Herzoge von
■) In d« Beohtsohrsibnng des Originals.
■] Das Sohriftstäok ist nndatirt; in dem batreff. Fascikel des Anileener Ar-
chivs folgt es unmittelbar auf das obige Handschreiben des Kurfürsten; hiernach
müsste man vermutheD, dass auch nach dem obigen Brief noch gemeinsame Be-
rathungen über die FeiUtellung der lastrnotioa Statt gefuDden hätten; doch ist
es vielleicht wafarsohelnlichsr, dass diese .Conteota der iDstruction* den Bera-
thnngeo bv Grand gelegt wurden, tär die das Handschreiben des Karfürsten den
Absebluse bildete, dass sie also diesem eeitlioh Torantasetzan wären.
A-nOO»^lc
574 ^"' ^'* Uvieobarger BGndniii.
Brannschweig in Conaiderstion zu setzen nnd die Haebt gfigea di« Eatbo-
lische ZQ verstärkeD. Ob nicht pro forma ein westflilischer Kreistag la
pressireo und das TortNeaburg aofzabürdeo des widrigen Saccesseg. W&s
eigentlinh Sr. Ch. D. Satisfaction aaf allen Fall sein solle. Ob die JQ-
lichsche Succession nnd etwas in Polen vorerst genug. Ob Münster tot
S. Cb. D. oder Schweden in behaupten. Wie es mit Oldenburg nnd
Ofitfiiegland zu halten.') Wenn Schweden Münster kriegt, ob Cftln»
nnd was dazu gehörig, Sr. Ch. D. soll bleiben. Oder ob Baiern und Cdln
dureh Frankreich beizubehalten nnd ihnen etwas ron der Beut mitzngönnen.
Wem Trier nnd Mainz za Theil werden sollen. Ob Frankreich im Reich
etwas zn lassen. Wie die Staaten zn contentiren. Der Protector, Ob der
Torgeschlagene Tausch von Prenssen ganz abzuschlagen, oder zninstehen
auf solche Conditiones, welube entweder nicht practicabel oder, so sie er*
langt werden könnten, S. Ch. D. in grösser Ansehen nnd Macht setzten,
nämlich dasB S. Ch. D. auf sichere Wege EOnig in Polen würden. Oder
dass Sr. Ch. O. Münster, Cöln, . . . *) und die ganze Jülicbsche Successinn
neben Bremen zugestanden würden nnd die Schlesig neben anderen gele-
genen Stücken Sr. Ch. D. blieben; nnd wenn deren keines snccedirt«, Sr.
Ch. D. bessere Conditiones in Prenssen zugestanden würden.
Wenn hieranf Besolntion genommen, kann, was noch vei^essen, toi^-
stellet werden, welches mündlich morgen zu thun verhoffe."
iDStnietion fiir Graf Waldeck und für den Geh. Rath und
Generalkriegacommiasar Claua Ernst von Platen an den
schwedischen Reichskanzler Graf Erich Oxens^ema. Dat
Königsberg 1. Mai 1606.^
[Uahnang zum Frieden nnd Anerbietang der Vennittlaog. BinweDdongen g^en
das Verlangen der CoiyanctioD mit den Schweden zn machen. Die Frage der
Saturaction für den KorrärateD. Beine Fordernngen ; Sonveralnit&t von Prenuea,
Verzicht des Banaes PfalE-Zweibräcken aaf die Jülich- de Tischen Lande Beihilfe
zur Gewinnung dereelben. Worin eTentnell nachgegeben werden kann. Bntwnrf
der BedlDgaogen für das abzascblieasende Bündniae und die Jetzt einzugehende
Conjnnction.]
i. Es wäre dem Herren Reichscanzier wissend, welchergestalt bei
denen mit I. E. TA. Torgewesenen und g:eBchloBsenen Tractaten von
■) Tgl. aber die eveDtnellen' schwedischen nnd braudeabnrgiichan Abaichten -
aufUflnster nnd Oldenburg die Bericht« de Lombree' vom 2. Hin 1666, Utk.
D. Aetenetn. 81f.
*) Dnleabarer Name eincorrigirt, vielleicht LOttichT
■} Das Concept dteaer Inatraotion ist von der Hand dea geh. Käthes Fried-
rich von Jena. Von demselben ist dam die folgende HarginahioUi gemaeht:
.Diese Inatmctlon habe auf Sr. Ch. D. . . . Speoialbefehl ich anflietiea uad dea
29. April at n. 1^6 in OonsiUo ablesen müsaeo, da höehatged. S. Cta. D. lalbat
i:n,tr,-d .,*^-.00<^IC
InttraetiSD nr TerhandliiDg Aber die Conjaoction. 575
einer nSheren FreondBcbaft ^redet, an schwediBoher Seiten anch za
solchem Ende anterachiedene Wege fQr^eschlagen worden, und was
deswegen an Uns er, der Reichscanzier, vx verschiedenen Haien, und
noch nenlichst daroh Uoeem Bath Johann Ulrich Dobrcsensky
anbringen und erinnern, auch zugleich anzeigen lassen, dass er von
L K. H. in dem ganzen Hauptwerk voltkOmlich instruiret Damit nun
auch Wir an Unserm Orte nichts ermangeln laasen, was zn Erhalt-
Dnd Vermehrung guter Vertraulichkeit nnd Freundschaft immer dienen
möge, also hätten Wir sie darauf an denselben abfertigen wollen, mit
Befehl, die ganze Sache mit dem Herren Reicbecanzler zu flberlegen,
die Consilia zusammenzuthun und Sussersten VcTraögens nach zu Ter-
suohen, ob man dergleichen Espedientia finden könne, wodurch die
Sicherheit auf beiden Seiten beibehalten und je mehr und mehr stabi-
liret und befestiget werde; und wollten sie nun, wann dem Herren
Beiohscanzler es belieben wDrde, oiit demselben gerne conferiren und
das ihrige beitragen helfen. Es mache nun der Reichscanzier mit
denen Vorschlagen den Anfang, oder er begehre es von ihnen, (wie-
wol sie darauf, dass er den Anfang damit mache, fest zu bestehen
haben) so sollen sie ihm anzeigen, dass Wir, bei so gestalten Dingen,
flir das sidierate und auch Ihrer M^. and dero Estat für das vortrftg-
liehste, doch unvorgreiflicb, hielten, wann die Sache zwischen I. Hiy.
and dem Könige in Polen in der Gate gehoben, und nicht so das
' ganze Werk auf den Ungewissen Ausgang der Waffen gesetzet wDrde
und zweifelten Wir niobt, es sollte sich auch wol zu billigm&Bsiger
gfltlicher Handlung der König in Polen anschicken, auch andere Po-
tentaten, diesen Zweck zu erlangen, nicht ermangeln; wie Wir Uns
dann gleichfalls erböten, willig and treulioh dahin Uns bearbeiten zu
faelf«i, damit dieser weitauBsehende Handel zu I. E. M. gutem Con-
tento und Satiafacäon ohne grössere Btatsttirzung gütlich beigeleget
werde; gestalt Wir dann deswegen jemandes der Unserigen an den
Ednig in Polen mit ehestem abschicken, die Conditiones, welche I.
tS»i, in Sehwedeu praetendireten, anzeigen, fUr Uns selbst einiger
sag«gea g«weMO, vod deneo Herren Qeb. Bäthen sbar I) I. Bxc. der Herr Onf
von Waldeck 2)HerrT0D Hoverbeck 3) Herr von PUtso 4) Herr Sonoits
6) und lob Friedrioh tod Jenk. Und ist niU dieier iDitractioD, lo viel die
wirkllohe Ooqjanction und Antretang so eioei get&hrlioheo Krieges betrifft, ausser
L Bzo. dem Harm Grafen von Waldeok keiner tod den Herren Bäthen einig
gewesen, soDdem dawider alte geredet. Welches ich am Nachricht« willen hier*
b«i TerseichneL' Bauohbar I. IIS eraählt, daaa der Knrfärat .des H. Dr. Jen«
proeednr desaprobirteD nnd das oonoept der lutmction io Dero eigenen Schatnlt
«inschlosaen*.
:A-nOO<^IC
gyg *' HI. Du Marienborger BfiDdotss.
SftUBfaction balber, oad dasB die mit Schweden aufgericbfete Facta in
ihrem vigore verbleiben mögen, bedingen lassen, aacb eonsfen in allem,
wie vor diesem Unsere Vorfahren und Wir selbBt aibereit gethan, noeb-
mals eines Mediatoris Officium nber Uns nebmen wollten.
Es sehe der Herr ReichBcanzler selbst, wie bei so zerrüttetem Zu-
stande des Königreiebs Polen, da der König das Künigreich gleicbsaro
verlassen, und die meisten Untertbanen ron ibme abgesetzet und
schwediscbe Partei erwählet, und I. E. H. in Schweden in selbst ge-
wBnschtem GlDck und lauter Sieg gescbwebet, dennoch der KSoig in
Polen ohne einige ftnsserliobe Hülfe wieder aufkommen, und die vor-
hin Abgewesene wieder zu ihm getreten, und was die Polen fAr sieb
allein in kurzer Zeit wieder itir Progresse gethan. Man wOsste zwar
nichts gewisses, gleicbwol wftre es vennuthlicb, daas sich in diese
polnische Unruhe alle Papisten und wol andere barbarische Völker
mit einmischen und I. K. M. in Schweden noch schwerer fallen
möchten. Es hätten zwar dieselbe im königlichen Preussen die vo^
aehmsten Oerter; alleine wann die Polen Meister im Felde werden
sollten, so könnten sie doch auch io das königliche Preussen kommen,
und würden alsdann die Conditiones eines Vergleichs desto schwerer
und weitläuftiger fallen. Es hätte sich eben auch der verstorbene
König in Schweden, glorwürdigster Oedächtniss, Gustavus Adol-
ph us, bei Marienburg gesetzet und hätte auch Eibingen in seiner Ge-
walt gehabt; dennoch wären die Sachen und Streitigkeiten zwischen
beiden Parteien, und da die Armeen gegeneinander gestanden, gleich-
sam im Felde ohne weitern Krieg beigeleget und verglichen worden.
Der Ausgang aller Watten wäre ungewiss, und die Evangelische
Parthey könnte gar leicht in die grosseste Ruin und Ungelegeobeit
geratben. Und bei diesem Vorschlage haben sie fest zu verharren
und alles, wie es ihnen bekannt, aufs beste zu remonstriren, auch alle-
mal sich nach dem Zustande in denen Conferenzien zu bezeugen und
sich solchergestalt dabei zu comportiren, dass der üerr Reichscanzler,
auch andere schwedische Ministri, aus denen Disoursen abnehmen, wie
hoch Wir I. E. M. in Schweden Freundschaft und beständige Vertrau-
lichkeit aestimirett und halten.
Sollte der Herr Reichscanzier ftirgeben, es wären die Coosilia
Pacis numehro zu spät, und könnte die Sache nicht anders, als durch
fernem Krieg ausgefllhret werden, und dabei der Co^junction mit
Unserer Armöe gedenken, und dass Wir dieselbe I. E. M. selbst bei
Unser Anwesenheit zu Bartenstein versprochen, I. M. sich auch darauf
verlassen hätten: so haben Sie bei vorigem Vortrag des Friedens,
loBtractiou £Qr VerbaudlnDg über die CoujuDCtioo. 577
dass derselbe besser und sicherer sein wUrde, za bestehen; der Con-
janctioD halber aber sich dergestalt herauszulassen, dass Wir keines,
was Wir mit I. M. geredet, in Abrede w4ren, es wäre aber darzumal
nichts abgehandelt und dabei keiner beständigen Conditionen gedacht,
vielweniger 80 eines grossen und Unsera ganzen Estat concemirenden
Werks halber iehtwas beatitndiges abgeredet oder geschlossen worden;
Wir würden nicht allein dasjenige, was albereit mit I. H. vorhin ab-
gehandelt, gehöriger Maassen beobachten, besondern auch die Freund-
schaft und das Vertrauen zu vennehren suchen; nur möchte der Herr
Reichscanzier selbsten vemtlnftig als ein Staatsmann bedenken, in was
fOr Gefahr und Hazard Wir Unsere Person und alle Lande setzeton,
wann Wir, ohne Uns angethane wirkliche Feindlichkeit, eine Parthey
erwählen und nicht allein den König in Polen, sondern wol gar den
Tflrken, Moskowiter, Kaiser, Papst und alle andere R&mische Catho-
lische als Feinde Ober den Hals zögen und dergleichen Sache antreten,
derer Wir, menschlicher Weise, auch mit 1C0,0C3 Mann nicht gewachsen.
Wir hätten mit I. M. in Schweden Uns verglichen; deme wollten Wir
nachkommen, und im übrigen Uns die Wiederbringung des lieben
Friedens und der Kön. M^. in Schweden Sicherheit bestermaaasen an-
gelegen sein lassen; allermaassen Wir suchen wollten. Uns mit Unser
Arm^ in der Masau nach der Weichsel wärts, doch mit I. K. M. in
Schweden Vorbewuest und Einwilligung zu setzen, und also nf dieser
Seiten der Weichsel allen fernem Einfall der Polen, so viel an Uns
ist, abzuwehren und zu hindern; welches sie mit Bescheidenheit, doch
ernstlich, treiben und vorstellen sollen.
Wann nun von schwedischer Seiten, wie Wir nicht zweifeln, appre-
hendiret und dagegen eines und das andere eingewendet, auch noch-
mals auf die Conjunction bestanden wird, so werden sie die Appre-
hengion und andere Anführungen ohne Unsem Praejudiz und Machtheil
wol zu beantworten wissen ; endlich aber der Conjunction halber fragen,
was Wir dann dafür, dass Wir Uns Polen, Tartaren, Kosaken, Mosko-
witer, Türken, Kaiser, Papst und alle Katholischen zu Feinden machen
sollen, für Sicherheit und wirkliche geruhige Satisfaction haben, und
von I. Maj. in Schweden Uns gegeben werden könnte. Wann hierauf
excipiret würde, es wären ihme, dem Reichscanzler, albereit bei seiner
Anwesenheit Conditiones ttbergeben, darüber man nur zu handeln, so
ist dasselbe dergestalt abzulehnen, dass ihme zwar etzliche unvorgreif-
liche and nnbindliche Puncta übergeben, dieselbe aber betreffen nur
meistentheils daa Werk auf den Fall, wann man albereit wirklich
eonjungiret, und wie es etwa wegen der Contiuestcn und andern mi-
Udter. I. UcKh. .1. Cr. KiiTm»Ui>. VII. 37
A-iOOt^lc
578 "^' ^^ Harienbni^er BündaiM.
litarischen Vortheilen zn halten, und wann man zaforderet in dem
Hauptwerck einig, so würde man sich wol hernach in denen andern
Torerwäbnlen Puncten vergleichen kOnnen; und haben sie nur von
ihme zu begehren, eich herauszulassen, wie Wir bei der begehrelen
Conjunction zu versichern, und was wegen der Überaus grossen Geft^r
und Hazards, so Wir aber Uns nehmen, und dass Wir Unsere Armie,
nebenst allen Zubehörungen, wider einen Feind employiren sollen, fDr
Erstatt- and Ersetzung haben sollen?
Sollte er nicht begehren, dass Unsemtwegen Unsere Abgesandte
sich zuerst erkläreten, sondern so balde anfinge und, was albereit vor
diesem entweder von Podolien und der Ukraine, dann denen vier vor-
nehmsten und an EinkHnften und Landen reichesten und besten Woy-
wodschaften in Grosspolen auf die Bahn kommen und Uns angeboten
worden, nochmals anböte: so werden Unsere Abgesandten ihme re-
monatriren, dass Wir der Güte wegen wol nichts diflieultiren wfirden,
allein wäre es damit ein ganz ungewisses Werk, und könnte es ge-
schehen, dass es sobald die Polen, als 1. Haj. behaupteten; Wir wür-
den auch dabei keine Ruhe oder Sicherheit habeu, sondern mit Ge-
walt und Hazard aller Unserer anderer Länder raanuteniren müssen,
da es dahin stünde, wie die Sache ablaufe, zumal was Podolien und
die Ukraine anbelanget, dabei Wir ftlr Uns gar keine Sicherheit, noch
den geringsten Vortheil sehen. Würde Uns aber von I. Maj. einige
Sicherheit vorgeschlagen, wollten Wir Uns darauf erklären.
Oafem nun von ihnen Vorschläge begehret würden, so haben sie,
doch mit Bedingung, zu remonstriren :
1) dass diese Conjunction tHr sich gefährlich;
3) Wir mit derselben alle Unsere Mittel und aller Unserer Lande
Vermögen engagireten;
3) dass Wir, die Wir keinen offentliehen Feind hätten. Uns alle
vorerzfthlte Feinde über den Hals zOgen;
4) dass Wir dnroh diese Conjunction Uns aller der Schweden
Actionen theilbaftig macheten;
5) dass Wir bloss aus Frenndschafl gegen I. H^. diejenigen als
Feinde tractireten, welche Uns doch zur Feindschaft keine genügsame
Ursache gegeben; und dass, wann Uns gleich Ursach gegeben, Wir
dennoch schuldig, zuforderst die Güte {anzuwenden] und für die Offen»
Satisfaction zu begehren;
6) weil, wann Wir ftlr Uns stehen und Uns des Werks nicht an-
nehmen, viel ehender, menschlicher Weise, ein Friede und Vertrag zu
hoffen ;
^düvGoot^lc
iDatrnctioD zur Verbandlaog über die OotijaDction. 579
1} weil durch diese Conjunction der Friede im heiligen RQmiBcfaen
Beicb könnte gestöret und so viel hundert tausend Seelen ins Elend
und TrQbsal geaetzet, auch ohn Zweifel die ETangeliBchen selbst da-
bei Verfolgung und Abgang ihres geistlichen und zeitlichen Vermögens
leiden mfichten.
Wurden Uns dahero weder I. Maj. noch jemandes anders ver-
denken, wann Wir Uns bei so einem grossen Werk wol fBreehen;
Ibro Haj. würden es für billig halten, wantf Wir nachfolgende Puncta
nir Uns bedingeten:
1) die Souverainität Über Unser' Henogthum Preussen, und dass
also alle diejenigen Puncta fallen und aufhören, welche der Sonre-
rainität In den vorigen Paotis zuwider;
2) dass I. M. f^r sich und dero Successores demjenigen Rechte,
welches das Pfälzische Haus ZweibrUcken an die Jnlichische, Clevische
und zugehörige Lande bishero praetendiret oder sie sich angebracht,
renunciiren und sieh dess^ben in Ewigkeit begeben; darzu auch des
ganzen Hauses ZweybrQck zu Recht beständige Renunoiation mit ein-
schaffen, und sieh solcher SuceesBionssache hinfflro anderer Gestalt
nicht, als zu Unserm Besten, annehmen. Darbenebenst
3) Uns auch zu jetzt erwähnter Landen vollkommenem und ruhi-
gem wirklichen Besitz mit dem ehesten verhelfen und dabei zugleich
wider jedennänniglich manuteniren, deswegen aber weder itzo, als
ins künftige an Uns oder Unsere Successores, Nachkommen, oder an-
dere Erben einiger Aufwendung, Schadens oder Kosten halber icbtwas
praetendiren.
I. Oradus. Bei dem Ersten sollen sie fest bestehen nnd davon
nieht abweichen, endlich aber so viel nachgeben, dass zwar die Son-
veraiBität bei Uns verbleiben, nach Unserm nnd Unserer Vettern der
Hargr^afen zu Anspach und Culmbach und aller männiglichen ehe-
lichen Nachkommen Absterben aber das Herzogthum Preussen an die
Könige nnd Königreich Schweden kommen solle.
II. Oradus. Wir wollten zwar das Herzogthum von Schweden
recognosciren, doch ohne Eid und nur ex foedere et tanquam ex pacto
confratemitatis , doch dass Unsere Vettern die Succession mit hlltten.
III. Gradus. Sollte es aber ja endlich bei dem Pacto Vasallagii
Terbleiben, dass doch Unsere Vettern in die gesammte Hand mitge-
nommen, die participatio der Licenten aufhören, und Wir zum wirk-
lichen Lcheneid nicht verbunden, sondern nur einen Revers geben
dürfen. Sollte es ' aber wegen Unserer Vettern nicht zu erhalten sein,
lasaen Wir geschclion, dass es hierin bei den getroffenen Punkten verbleibe.
37*
i:q,t7r.d ,.Goo<:^lc
580 '^'- I'"" Marieabarger Bandnias.
Bei dem andern and dritten Punct aber haben sie za bestehen
und dieselbe, tanquam conditiones sine quibus non, zu halten, wie sie
Und soll das Foedus in folgenden Punclen bestehen:
1) Soll dasselbe reale sein und auf alle l'nserc Lande und deren
Interesse gerichtet werden;
3) ftlr diesmal aber nicht länger, ata auf acht Jahr geschlossen
werden und länger kein Theil binden, es werde denn dasselbe durch
beiderlei Belieben prorogiret und verlängert.
3) Diese BUndniss soll zu beider Theile Besten und Sicherheit und
wider diejenigen gerichtet sein, welche I. M^J. oder aber Uns und
Unsere Lande des polnischen Wesens, oder Urs der Jolichischen
Sueccssion halber angreifen und beziehen worden.
4) Zu solchem Ende wollen Wir in Waffen stehen bleiben und
Uns mit I. Maj. mit einer guten Arm^e, so stark Wir sehen werden,
dass es Unser Eriegs-Estat zulasset, nebenst aller Zubehdrunge, con-
jungireu, von welcher Conjunetion unten mit mehrem geredet wird.
5) Damit Wir auch Uns und Unsere Lande, welche durch diese
Unsere Armatur ziemlich erschöpfet, in etwas wieder erholen und desto
bass hemachmals bei dem Publico das Unserige tliun mögen, so wer-
den I. Maj. Uns so halde ganz Gross- Polen, das ist; alle Woyewod-
sehaften, welche ihr Tribunal zu Peterkow haben, (ausser denen
prcussischen und pommcrellischen) erb- und eigenthOnilich ohne einige
RecognitioD und absolute fitergeben und Uns in deren ruhige Possession
setzen.
6) Wann einem Theil ins künftige dieses Bundes und der darinnen
begriffenen Landen lialber, als da ist Unser Herzogthum Preussen und
alle andere Unsere im RömiBchen Reiche gelegene, au schwedischer
Seiten aber das Königl. Preussen und der gleichfalls im Reich gelegenen
Lande halber einige Gefahr zustehen sollte, so soll
7) das andere Theil auf vorhergegangene Notification verbunden
sein, aufs schleunigste und ufs längste innerhalb drei Monat, von Zeit
der Notification an zu rechnen, deme in Gefahr stehendem Theile tu
Hülfe kommen.
8) Die Hälfe aber an sich selbst soll darinnen bestehen, dass Wir
aufs wenigste 8000, die Schweden aber aufs wenigste 12000 Mann zu
schicken verbunden sein; es wäre dann, dass das beleidigte Theil ein
wenigers begehrete.
9) Diejenigen Soldaten aber, welche einem oder dem andern Theile
zu Hülfe gesendet werden, soll derjenige, welcher sie schicket, auf
i:q,t7r.d .*^-.00<^IC
loBtrnctioo zur Verhandlang über die Conjanction. 581
Boine eigene Unkosten werben und unterhalten; sobald sie aber in
dessen Lande, welchem sie zur HUIfe kommen, anlangen, sollen sie
dergestalt verpfleget werden, wie bisanhero in tentschem Kriege die
teutachen Regimenter und Soldaten, sowol uf schwedischer Seiten, als
Unser» Orts tractiret und verpfleget worden.
10) Wann er aucli, deme sie zugeschicket, derselben nicht mehr
bedOrflig, sollen sie so balde wieder abzumarchiren schuldig sein, doch
mit nothdOrftigem Unterhalt bis an die nSheste Grenze dessen, der
sie geschicket hat, versehen werden.
11) Und soll auch niemand dieser Hülfe halber, welche eiu Thcil
dem andern ins künftige vermöge dieser BOndniss thnn werde, Macht
haben oder befugt sein, einige Satisfaction von dem andern zu fordern
oder zu begehren. Es hat aber dieser Punct nichts mit gegenwärtiger
Conjunction zu thnn.
12) Wir wollen aber in diese BUndniss ausdrDeklich mit einge-
schlossen und begriff'en haben das heilige Römische Reich, die K5-
mische Eais. Maj., wie auch alle Unsere Alliirtc, gcstalt es zu niemands
OflTension, sondern bloss zur Defension, wie oben erwähnet, angesehen.
13) Kein Theil soll ins künftige Macht haben, ohne ded andern
Vorwissen und ausdrackliche Einwilligung Friede, Stillstand, oder
andere dieser aufgerichteten BQndniss und Verti'age zuwiderlaufende
Pacta zu machen oder einzugehen.
14) Sollte aber ein Friede geschlossen [werden], oder sonsten des
Krieges nicht mehr bedürfen, so behalt jedes Theil seine Armöe fUr
sich, doch dass bei dem Friedensvertrage ein Theil des andern Bestes
suche und befordere und sich allerseits die Gontentirung und Satis-
faction der Soldatesque mit allem Ernst angelegen sein lassen.
15) Bei dieser itzigen gegenwärtigen Conjunction aber, welcher
oben im 4. Ärticul gedacht, haben sie nachfolgende Gonditiones zu
bedingen :
16) 1. Dass I. Maj. so balde für Unsere Arm^e so viel mriglicb
dergleichen Quartiere assigniren, daraus nicht nur die wirklich vor-
handene Volker unterhalten, sondern auch die Regimenter cnmplctiret,
neue Recrniten gemachet, auch die Nothwendigkeit an Ammunition
und andern Znbehörungen angcschaffet werden könne.
17) 3. Diese assignirte Quartiere sollen auch nicht am allzuge-
fährlichen Orte sein,
18) 3. In diesen Quartieren, wegen derselben Austhcilung, Aug-
schreibung der GoDtribotionen ■ und allem andern, bleibt die Dircction
Sr. Gh. D. oder dero Oevollm&cbtigten.
A-iOOt^lc
5^2 ^^^- ^"^ MHieuburger BÜDdaisa.
19) 4. Unsere Artuse soll so lange ä part und separat in denen
assignirten Quai-tieren verbleiben, so lange kein Feind vorhanden;
sobald aber die Notlidurft erfordert, soll Unsere Armäe, vermöge der
itzt getroffenen Conjunction, verbunden und schuldig sein, wider den-
selben mit zu gehen und sich mit der schwedischen zu conjungiren,
oder k part zu agiren, nachdem solches im Kriegsratb, pro ratione
Status bellici, von beiden Theilen wird gut gefunden werden.
20) 5. Die Garnisonen sollen aus denen Oertem unterhalten wer-
den, in welchen sie liegen; sollten aber die Orte dazu nicht sufficient
sein, sollen die benaebbarten zu UUlfe genommen werden, und auf
gleiche Weise wäre es auch zu halten, wann etwas in denen besatzten
Orten zu hauen oder zu bessern.
21) 6. So ofte vermöge aufgericliteter Cunjuncüon die Goiyunction
der Armeen nöthig befunden wird, soll solches vorhero mit Uns oder
mit denen von Uns GevoUmSchtigten in Rath gestellet, und was als-
dann von beiden Theilen gut befunden und geschlossen wird, ohne
Säumniss ine Werk gerichtet werden.
22) 7. Bei geschehener Conjunction der Armöen bleibt die Di-
rection der Actionen I. K. M., doch dass, so ofte etwas hauptsächliches
fUrzunehmen, solches zuvorbero mit Uns, oder aber, in Unserer Ab-
weseoheit, mit Unserm GevoUmäcbtigten in Rath gestellet und aber-
leget werde.
23) 8. Es sollen auch denen Schwediscben die Unserigen in
Treffen, StUrmen, Märchen, Beuten, Quartieren und allem andern gleich
gehalten und melir als die Schwediscben nicht fatigiret werden. Im
llhrigen aber bleibt denen Sehwedischen billig der Vorzug und die
rechte Hand bei ßataillen und sonsteo.
24) 9. Der Unterhalt für beide conjungirte Corpora wird aus
denen Quartieren, in welchen sie stehen, genommen; die andern Quar-
tiere aber, so etwas daraus gezogen werden kann, zu Contentinrng
der Soldatesque und andern nütbigen Aufwendungen angewendet. Soll-
ten die Quartiere niiniret sein und andere gesuchet werden mUseen,
muas darinnen fUr beide Armeen nach Proportion Gleichheit gehalten
werden.
25) 10.5 Wie Wir mit Unserer Armee, also sollen auch I. K. M.
gehalten sein, mit dero Arm^e uf den Nothfall sich mit Unserer zu
conjungiren.
26) 11. Obgleich I. K. M. bei geschehener Conjunction das Di-
rectorium allemal verbleibet, so behalten Wir doch die absolute Gewalt
aber Unsere Armine, Unsere Generalen und Offlcirer, entweder zo be-
iDStntctioo snr Vetbaudlung über dio ConjuDction. 533
halten, oder zu caseiren, und ao deren Stelle Deuc zu setzen; Unsere
Armäe zu bezahlen, die Verbrecher zu bestrafen und sonsten alles,
was darinnen begriffen und darzu gehöret, anzuordnen; oder aber
solches alles venicliten in Unsenn Namen Unsere Gevollmächtigte.
Und sollen auch die Ordreo allemal an Unsere Generalen er£:ehen und
TOD denselben herwieder an Unsere Völker ausgegeben werden.
27) 12. Wann ohne persönlichem Beisein I. K. M. und Unser eine
Conjunction geschiehet, soll derjenige das Commando haben, welcher
die vornehmste Charge bedienet; wären sie aber in Chargen einander
gleich, 80 soll das Commando dem Königlichen zukommen; doch dass
ein jedweder ober seines Herren Völker die Direction und Jurisdiction
in allem andern behalte, ausser denen Attaquen, Schlachten and an-
deren Desseins, welche der Königliche, doch mit vorgehabtem Rath
Unserer Generalen und Officiren von beiden Arm^n, anzuordnen hat
28) 13. Kein Theil soll dem andern durch Märchen oder auf
einige andere Wege die Quartiere verderben oder ruiniren; erforderte
aber die Noth einen Durchmarsch, soll ein Theil dem andern solchen
unweigerlich zn verttatten schuldig sein.
29) 14. Dafem auch einer dem andern in seinem eigenen I^ande
Suceare zuschieben mttsste, bleibt die Direction demjenigen, welchem
das Land zostehet. Doch wollen Wir weder den in foedere vorher
genannten, noch auch sonsten einigen andern äuccurs in Schweden,
Livland, oder andern angrenzenden Orten, welche bei itzigem Kriege
nicht occupiret B«n, zu schicken, vielweniger Uns deswegen zu con-
juogiren verbunden sein.
30) 15. Die Siehende [fliegende?] Armeen, welche von beiden
Theilen gehalten werden, sollen allemal aaf I. K. M. oder Unser Be-
gehren schuldig sein, zu conjungiren, oder der Ordre nach Diversiones
zu machen; es wäre dann, dass sie solchergestalt engagiret, dass sie
eich ohne Schaden und merkliche Gefahr nicht conjungiren könnten.
31) 16. Die Conquesten, welche bei währender jetziger Con-
junction von einem oder andern Tlieil acquiriret werden möchten,
sollen nach Proportion der Force unter I. K. M. und Uns getbeilet
werden; doch dass darinnen an Situation, Güte des Landes, Stärke
derer darinnen liegenden Städte und Plätze und sonsten in allem
Gleichheit gehalten werde, es geschehen dieselben in Polen oder an-
derswo.
32) 17. Wann ein vornehmer Ort belagert und eingenommen
wird, soll derselbe von der Partei besetzet werden, in wessen Quartier
er gelegen.
^aovGoOt^lc
534 '"■ ^'^ Harienbnrget Bünduisj.
33) 18. Wann ein Land oder Stadt die Quartiere redimiret oder
Brandscliatziing giebt, oder auch ein Ort, so eingenommen wird, fUr
die Plünderung, oder sonsten KriegRgchrauch nach, etwas geben muss,
soll dnrinncD zwisclicn beiden Theilen und dcro Generalspersooen nach
Proportion der Aimöc Glciclilieit gehalten werden. Agircn sie aber
k part, 80 beljalten die Geiieralcs ein jedweder dasjenige, was er be-
kommet, und bleibet der 31. Articul der Conquesten halber für sich
und in seinen Würden.
34) 19, Wann die ArnnSen von einander sein, so bleiben'dio
Gefangenen, sie sein wes Standes oder Condition, auch einem jedweden
Theile absonderlich. Haben sie sich aber conjungiret, so bleibet es der
übrigen' Gefangenen halber auf eben die Weise; die GeneralsperBonen
aber bleiben in gemein, und wird auch, wann einer von denen Gene-
ralen, indem die Armeen bei einander sein, in einer Oecaaion sollte
gefangen werden, ein dergleichen gefangener General von beiden
Tbeilen nach Proportion wieder ranzioniret, wie man sich deswegen
am besten wird vergleichen können.
36) 20. In summa, von allen Vortheilen und Einkommen, sie
haben Namen wie sie wollen, ob deren hierinnen gleich nicht gedacht
ist, soll zwischen I. Maj. und Uns, dann auch beiderseits Armeen uad
Soldatesqne, durchgehende Gleichheit gehalten werden.
Sollte bei einem oder dem andern Funet ein Zweifel fBrfallen,
haben sie solches an Uns cito untertliAni^st zu berichten und Unsere
eigentliche Meinung darüber zu gewarten; sonsten aber bei allem dem
vorgeschriebenen steif und feste zu verharren und davon keineswcges
abzuweichen.
Dieses werden Unsere Gesandten noch zu beobachten haben: wann
ratione dieser Conjunction zwischen dem Könige und Uns, oder aber
sonsten zwischen den hohen Oflicirem einige Streitigkeit entstehen
sollte, wie dieselben beigeleget werden können.
Dergleichen können sie tlberlcgen, wie der Friede im Römischen
Reich erhalten, alle Jalousien, so aus dieser Conjunction entstehen
können, mflnniglich benommen, und die Execution des Osnahrtlgischen
und Mönsterischen Friedensschlusses im Reiche liefördert werden möge,
wie nicht weniger, wie die Freundschaft und das Vertrauen mit den
General-Staaten erhalten, und der punctus commerciorum recht einge-
richtet werde; darzuWir Uns als Mediator mit ihnen erbieten than.
^aovGoOt^lc
iDBlracUon zur Vorliitadliing ül'er dio CoDJUDclioD. i385
Ineti-uetioii k part. Dat. KiJiiigsberg 2. Mai 1656.
[Nnhire ^ngnbeu. Grenzen der genÜDBchteo Satieractiou io Polen. Sechs wei-
tere Forderangeo. GegenverBprechuDgen dee EurfiirBteD. VerabredaDgea wegen
der kalholi scheu Anschläge im Reich.]
E^ Tvird absonderlich nöthi^ sein, mit allem Flciss zu penetrirco, 2- Mai.
woliin des Königs rechte und grandliche Intention sowohl im regard
von Polen, als des Römischen Reichs und des Moscoviters g:erichtet
sei, auch wie ca mit der Königl, Armöe und denen Alliirtcn, auf die
Bie sich verlassen, bestehe; woi-nach die Gesandten ihre Propositiones
za richten, und wie es der Zustand der Sachen erfordert, meanagiren,
auch ihrer DexleritAt nacb, hart oder gelinde, eine und die andere
Materie zu tractiren haben.
Absonderlieh aber mUssen sie sich alle consilia pacis und die
Beförderung derselbigen besterniaaasen befohlen sein lassen. Wann
aber nichts verfangen sollte, mögen sie sieh wol erklären, dass Wir
ungeacht grosser Gefahr, die Uns auf allen Seiten drfiuet, dennoch,
um die GemBther desto eher zu friedlichen Gedanken zu bringen,
welches Unser einiger Zweck ist, und in Betrachtung des Zustands des
Evangelischen Wesens und der Macht, die sich zu dessen Ruin em-
pöret, Uns mit I. Maj. näher zusammensetzen und vor eineu Mann
stehen wollen, wann Sie Uns
1) mit einer bequemen Satisfaetioa an Land und Leuten willfahren;
und') wollen Wir Uns mit dem Stack von Grosspolen, welches sich
von Crossen bis an Warsaw und wieder bis an Neidenburg oder Ort-
telsburg erstrecket, damit Wir eine Uneam communicationis zwischen
Unscrn märkischen und prenssischen Ländern haben können, conten-
tircn. Sollte auch eine ansehnliche und Uns wohlgelegene Satisfaction
können erhalten werden, so wollten Wir Uns zu der Auswechselung
ein Paar Aemter, die ihnen gelogen sind, bequemen, als nämlich Ma-
rienwerder und Riessenburg;
2) wann Sie Uns des Eids bei der Investitur entlassen und sich
mit einem Revcrsal eontentiren;
3) wann Sie auf die Succession der Jlllischen Länder renonciren
und Uns zu denen zu verhelfen versprechen;
4) wann Sie die Praetensiou auf die Licenten in Unsern Häfen
gegen Assistenz vor Danzig falten lassen;
5) wann Sie Uns hintUro keinerlei Weise wegen der 1600 Mann,
wegen der Exulanten, wegen des Bischofs von Ermeland nicht zu
graviren rersicliem;
■) Der Dkchrolgeode Pusdb von dem KorfiirsteD eigenhändig geschrieben.
i:a,t--r.d .*^nOO»^lc
586 ^'^' ^^ MatieubnrgtJT Büadniss.
6) wann Sie in UnBern vorigen postnlatis, als wegen privationis
feudi, wogen der Tutel, wegen des Postwesena und Dilucidatioo des
§7. Factomm favorisiren;
7) wann Sie sich mit Holland ehestes vergleichen, und zwar nicht
andere als durch Unsere Interposition.
Hingegen wollen Wir mit Unser Arm^e Ihre Desseins ausfahren
helfen und an einem von Ihrer Arm^e separirten Ort, da nur Lebens-
mittel sind, zu agiren anfangen.
Auch wird' nüthig sein, von dem Zustand des Köm. Reichs mit
I. Maj.'oder dem Reichscanzler zu conferiren und derer Meinung zu
erforschen, wie nämlich der Katholischen Anschläge zn divertiren und
ihren Machinationen vorzukommen wäre; auch wie man ferner mit
Nachdruck auf die Execution des Friedenschluss dringen, und wann
die Katholischen einige Diversion im Reich machen wollten, man ihnen
begegnen soll.
P. S.') Wcill ich Wegen des Muskovittiscben gcsantten verhin-
dert worden bin, Als hab ich dieses durch Mona. Dobcrsinsky
schreiben lassen.
Waldeck au den KnrfUrsten. Dat Brandenburg 1. Mai 1656.
(Conc. Arols. Arch.)
[Gut« Zuversicht- Der moBCowitiache GeiiiDdte. OebeiiiiDisB. Verhandlnag mit
KöDigaberg. Bitte um eia GDadeDgesohenk.]
Gott wird mir beistehen, daes E. Ch. D. Nutzen so bandgreiäich
befördern werde, dass viele beschämet sein sollen. Ich will hoffen,
die Schweden werden ihr Interesse besser als zuvor erkennen.
Unterdessen wollen E. Ch. D. sich gn. belieben lassen, den Hos-
cowiter mit Caresseu und guten Tractamenten aufzuhalten; keinen Rath
fiber diese Sachen, bis Sie hören, wie es zu Frauenbur^ abgangen,
halten, und inmittels durch Hoverbeck vernehmen lassen, wag vor
Conditionen des Friedens die Polen eingehen wollen. £. Ch. D. aber
wollen sich nicht merken lassen, was Ihr eigentlicher latent —
Meine Briefe wollen E. Ch. D. doch an Mr. Dobrczenski geben
und durch ihn beantworten lassen.
nringende Ermahnniig zur Anlegung von Magaziueu ; die Stadt EänigG-
berg neigt Bioh jetzt willfabriger und will gewisEe Bewilligungeii machen.
Wenn auch ohne £. Ch. D. Schaden Sie mir bei solcher Gele-
genheit eine Gnade Ihun und, weil mir jetzt viel drauf gehet, ein paar
') Vom Eurrüraten eigeobSodig.
^aovGoOt^lc
Der Kurfiiret UDd Waldeck. Begion der VerhuidluDg. 587
tauBeud Dueaten darüber von ilinea begehren nnd micli damit begna-
digen wollen, wttrde ea vor eine groase Gnade erkennen.')
Der Knrfllrst an Waldeck. Dat. Köuigaberg 2. Mai 1656.
(Eigeuh. Arole. Arch.^)
[OeberaituduQg der Inetmctiou. UDzuvei-läeaige StimmuDg iu KöoigBberg. Feat-
batteo BD dca Forderungen.)
Lieber Herr Graif, hiebey habt Ihrj die nehbon^ instruction zu 2. Mai.
empfangen, wie auch ein Schreiben auB Churlandt, Wollet euch des
zustandes woll erkundigen und mir von allem bcricht thun. Ein
Schreiben, so der Konig Cassemier ahn die Ober Rabtte getlian, ist
mir Ton Reichs Cantzler geschickt worden. Ihr wollet anhalten, ob
noch mehr deren vorhanden werea, so wolte ich mir dieselbe woll zu
nutze machen, undt aihett man hierauss, wie die Preussen gcsiuaet
sein. Derwegen muss man sich desto besser in acht nehmen. Die
Statt Kneiphoff hatt bewilliget das fordt ahm Plegell zu legen, bitten
nur, das die anff der alt Stettisehen aeitten ettwae möge gemacht wer-
den, welches auch geschehen soll.
Hiemitt'thu ich Ihn Gottlicher Bewahrung empfcllen undt ver-
bleibe alzeitt — des Herrn Graffen — guttwilliger freundt
Friderich Wilhelm Churf.
P. S. Auf gross Pollen uehbenBt dem ganzen tribonall, so dahin
gehörig, hatt der Herr Graff hardt zu bestehen, ausser die Preussisclicn
uodt Pommerelliscben Woiwodtschaften , undt wen das nicht gehen
mochte, aledan der nehben instruction in allen nachkommen.
Waldeck und Platen an den Kurfürsten. Dat. Frauenburg
3. Mai 1656.
[Ankunft. MilUänacher Stand der Dinge.]
Gestera hier angelangt nnd vom Reichskanzler gebührend emprangen, 3. Mai.
Der König, erzählt dieser, stehe in gutem Zastand bei Thoru, Witten-
berg mit einem Corps bei Warschan; der König werde wahrsrhclniieh nach
Pommerellen gegen Cz&rneckt gehen nnd dort zngicich die ans Deutschland
kommenden Trappen an sieb ziehen ; die Rnssen seien nicht sehr zn lürchteu;
die kaiserliche Armee stehe eist in Böhmen nnd noch nicht in Schlesien;
die Niederlander würden in der Zollfrage zufrieden gestellt werden — „wenn
■) Ein Bescheid anf dieses Qeanch liegt in den orhalteDen Acten nicht vor.
>> In der Bechtschreibung des Originala,
A-nOO»^lc
5g^ III. Doa Marieiibarf!» Biindaiss.
E. Cb. D. diese Seite noch Podlaschcn nnd Masuren mit dcro Armee frei
iiiellen, nrhtcteri sie das übrige nicht" — liurz, es wäre Zeit, sieh jetzt
ernstlich zasammenzuthnti.
Waldeck an den Kurfürsten. Dat. Franenburg 3. Mai 1656.
(Arols. Arch.'}
IKrate Btudriicke. Streifzug der Dauziger. Dobrczenski im Oehvimtiisa.]
Die Friedensvorseliläge kommen dem Keichscanzler fremd vor . . .
die Communication mit Polen und Annehmung der Gesandtschaften,
sagt er, komme dem König in Scliwedcn suspect vor, es gehe grosse
Ombrage. Heut wollen wir nur von Frieden reden, morgen aber wer-
den wir von der Gonjunction reden. —
Die Dan'i.iger haben eine Bravade für Dirschau g;emacht, aber
200 Reiter in Stich gelassen.
K. Ch. D. Idssen doch niemand anders als Mr. Dohrczcnskt
meine Briefe sehen, folgen Ihrer Resolution und glauben, dass ich etc.
Waldeck nnd Platen an den KurfUrsten. Dat. Franenburg
3. Mai 1656. Abends um 10 Ut-.
(BcgiaD der UulerlmadluDg. Priedensvermiltelong oder CoDJuactioD Rraadea-
borgisclier Voracblag.]
3. Mai. Die formelle Vcrliimdlnnß mit dem Reichskans-.ler hat noch heute be-
(rnnnen. Der Kanzler erklärt, der Kör'g wünsche eifrig den AbschlnsB
gemäss der zu Bartenstein geuomiueuen Abrede, nnd er sei dazu ausreicliend
bevollmächtigt.
Waldeck und l'latcn entgegnen, es sei zu bedaacin, dass mun da-
mals in Bnrtenstein die Sache n'eht weiter gebracht; inzviseheo habe steh
mnnchcs verschlimmert; die Kosaken and Tartaren, anf die man damals auf
schwedischer Seite rechnete, sind Jetzt zweifelhaft, wohin sie sich schlagen
sollen; von den Moscowitern ist jetzt höchst wahrscheinlich die Ruptur zu
erwarten i Sicbeubärgi-ns ist mnu nicht sicher, ganz Polen ist in Aufstand
and die eigene Armee geschwächt; inzwischen nähert sich die kaiserliche
.Vrnice und der Papst und alle Katholischen stellen sich in Waffen. Der
Kurfürst müsse daher jetzt mehr als je sein Hanptbemüheu anf die Her-
stellung des Friedens richten; er wolle daher seine Armee zusammenziehen
und inzwischen eine Gesandtschaft an König Joh. Casimir schicken; er
lässt bitten, dass Schweden sciue Friedenshediuguugeu sagen möge, auf
welche hin der Kurfürst vermitteln soll.
') Neben den gemeinscbaftlichün Relationen gehen die perBÖnlichen Berichte
Waldecit's her, die sich theils In den Originalen in Berlin, theile in den Uonceptea
in A reisen vorfinden.
A-nOO<^IC
VerbaDdlang in Fraoenbarg. 589
Der KeichgtcaDxler Bucbt ihnen diee auszureden: diese Fricdcnsver-
haudlungen würden jetzt nur den Polen zu Oute kommen; iiuclt sei er
dnfür nicht in^truivt, Fondein nnr zu Verhandtungcu über die Conjnnction.
Die Brandenburger halten dagegen die grossen Gefahren, d'C der
Knrfiirst mit der Conjunction Eiih auf den Ilals zielien würde: dem Moseo-
witer Gteht dann der Weg nach Königsberg offen; der Kaiser und alle Ka-
tlioliticheu würden eich rühren, und es Itftnu dem Kurlür«ten Icitht am Rhein
elnras sehlimmcs znstosseii.
fi'ach längerem Iliu- und Ilerbniidcln, wobei der Kanzler immer wieder
^,"uf die Kolliwendigkeit der Coiijnnclion zurüi'kkonmit, maehen die Branden-
bnrger den Vort;chlnp, „dass R, Ch. 0. Truppen ziisanimongcKogen, dieselbe
gleichsam mit Votwissen der Polen in Masnu oder einem anderu Ort über
die Orenze, da es I. Köu. Mnj. gut fänden, logiret, keine wirkliche Feind-
seligkeit als geisen die, so K. Cti. D. feindlieh tractiren wollten, fürgenomnicn
und endlii h da^s E. Cb. D. als Mediator dureli eine Abschirkung in l'ulcn
ihnen die conditiones pacis . . . fiirslctlon otc. . . . würden".
Der Kanzler crkbiit, dies zunächst in Uelicrlcguiig ziehen v.u müssen.
Weiter gehen die Brandenburger fiiv diesmal nirhl heraus.
Der Kurfürst an Waldeck. Dat. de Piilaw ce 4 Maji 1656.
(Arols. Arcli.)
(Die KöniRin von Schweden in Pillau orwarlot. Anweiaung für die Corrospondenji.J
Mouflieur le Comte. Cellccy est pour vous advertir de mon arrivfie 4. Uai.
en ce lieii, nö j'attcnds Sa Maj'" la Itcine de Suede, laquelle, k ce
qu'on dit, scra ioy aiijourdbuy.') Puisque donc on nie vient d'asBciirer,
(|u'E11e pourroit bien s'arrcster ie.y un couple de joura pour sc rafrai-
scliir, et que je suis resnlu de ne bouger pas d'icy pcndant son p^-
jour, je trouve ä propos que, lors que vous aurez quelque cbose ä me
inander, vous vous serviez de la route la plus proebe, qui est celle
par c»u, laquelle dans six lieures ae peut acbever, et nr^criviez cc
que vous avez ä ^crire. Je suis etc.
Die Vcrhandlungeu scheinen hier einige Tngc gestockt zu haben, da
Wald eck schwer erkrankte, wie Plalen in einem besonderen Brief an den
KuriJrGfen dat. 8. Mai meldet.
■) Vgl. über ihren Rmpfung durch den KarfürBlon Pu fendorf Carol. Gast.
III. {. 17.
^aovGoOt^lc
590 '"' ^^ Harienbarger Büttdniai.
Der Kurfürst an Waldeck. Dat. Königsberg 10. Mai 1656.
(Eigenh. Arola. Arch.')
[Waldeck's Erookheit. Neue liislmclioii. Bi'inüliuiigeii der Moscowiler und PiiI«d
um dsD Kurrürsten. Gprahr für dia Schweden von den UOBCowitern.]
10. Mai, Lieber Herr Graff von Waldcck, Es ist mir leidt zu yemehmen
gcweesen, dass Ibr wider aufs neue eigefallen [aic] gewessen Beidt,
erfreue mich aber danebben, das es .Sich wider in ettwas gebessert batt,
Gott wolle Ihme ferner wider aufhelffen, welches ich bertzlich wDosche,
Doberainssky wirdt meine entliche erklei-ung bringen*), jedoch muss'
maa itzo sehen, wer die besten conditionen geben wirdt, weil! der
MuBskowittischer gesantter itzo bir undt vom Zabren TJell verspriebt,
wie auch der rolnisebc, also haben ja die Schweden Ursache Sieb
solcher gestaldt bcrauss zu lassen, daniitt man sehen möge, ob ihnen
ahn meiner freundtschaft gelegen. Er wolle, wen er zum Eonige
komme, Ihn ahn seine parolle ermahnen, den wie er Sich gegen mich
comportiren wirdt, daran werden Sich andere spigellen. Mein Schwager
der Hertzog von Churlandt bat die Neutralitet bey Schweden erhalten,
die Muekowitter sein sehr auff die Schweden verbittert, ich suche mich
zu interponiren, aber es will nichts verschlagen, undt werden Sie von
den Cattolischen fUrnebmlicb vom Kayaer dazu animirtt. Er will mitt
700000 [sie] Man in Licflandt undt Schweden infallen, vermeindt das
der Kayser dessgleichen tbun wttrde, es scbeindt es Sey ein aussge-
arbeittes Werk, 25000 Tarttern sein zum Gasemtro gestossen, die Co-
saken kommen auch dazu, welches gargcwiss. Der Herr Graff schicke
mir mitt ehsten Seine Gedaueken hierüber, DobersinskyeD hab ich alles
was gestern undtbeutte bey der conferentz fUrgangen zugestellt'), Welcher
von allen bericht thun wirdt, hiemitt Gott befoUen undt verbleibe etc.
Nebeiiinstraction. Dat Königsberg 11. Mai 1656.*)
[BediDgDDg«D für die CoDJUDctioo. Die SatiaractiooBpoDkte; die CarreipondeDS-
linie. Theiloabme an den oeDen ErobernngeD. Event. Hilfe gegen Daniig be-
Bonders en honoriren. Daner der Alliance. Punkte, wo nachzageben; wo in
beharren. Neutralität mit dem Moscowiler. Waldeob'e Krankheit.]
11. Hai. Es haben dieselbige [Gesandte] absonderlich dabin zu sehen, dass
') Id der Rechtscbreibnng des Origioate.
)) Die folgende Nebeoinstmction vom 11. Uai.
)) Das Protokoll über die Conferenc mit dem rDSBiscbeii Gesandteo am 11, Hai,
welches die Hanptverbandlnng enthält, liegt bei den Acten (Arola. Arch.); b. dss-
Belbe w. n., im Zneammenbaog mit den anderen anf RaBaland besüglicben Acl«o.
') Diese iatansaer fnrWaldeck ond Platen auch für Dobrcienski aai>
ge Blei lt.
i:a,t--r.d .,*^-.00<^IC
Nene Instraclioii. 59]^
durch diese Conjunction eine Bchleunige BerubigUDg der polniechcn
motuum möge befordert werden, nnd daes Wir Unser Sicherheit und
Satisfaction darbei haben können. Die Satisfaction wird absonderlich
darinnen bestehen: 1) wann I. K. M. auf die JUlisehe und Cleviscbe
Snccession renonciren, darauf Ihr zu bestehen habt; 2) wann Sie Uns
etwas absoluter in Unserm Preussen machen wollen, welches aber,
wauD e8 nicht zu erhalten wäre, keine conditio sine qua non sein soll;
3) wann Sie Uns an Land und Leuten bequeme Oerter erb- und eigeo-
thQmlich assiguiren; und kann man erstlich das ganze Grosspolen pro-
jectiren, darnach die lineam communicationis zwischen Unsem m&r-
kischen und preuBsischen Ländern und also eine Passage über die
Weichsel; 3) [sie] den Strich, welcher sich von Landeck auf Nakel,
Oembicza, Loncicia, Wolboriz, Pieterkow, und also bis an die sclile-
sische Grfinze erstrecket. Letztlich aber werden Wir Uns mit den
beiden Palatinaten, als Posen und Caliss, contentiren. Und wann Sie
den ersten und andern Vorschlag annehmen wollten, worden Wir Uns
endlich zur Abtretung ein Paar preussischen Aemter. als Marienwerder
und Riesenburg, resolvircn können.
Die Participation der Conquesten betreffende, ist die also zu ver-
stehen, dass Wir an denen Oertem, die der König von Schweden in
Polen noch nicht acquiriret, als in Podolichen und Ukraine, wann mau
aldar agireu sollte, gleicliergestalt mit ihnen nach Proportion der Waffen
participiren mögen. Wann aber L Maj. begehren sollten, dasa Wir in
Littow agiren sollten, habt Ihr dasselbe so viel möglich abzuwenden.
Was Wir der Licenten halben im regard von Danzig in der Uaupt-
instruction- befohlen, ist darauf nicht zu bestehen; jedoch wann sie
Unserer Hilfe darbei bedörften, mflsste darvor eine particuliere Satis-
faction erfolgen.
Auch was die Jahre, mit welchen die AUiance zu beschränken,
betreffen thut, können die Gesandten nach Gutlinden dieselbige ex-
tendiren.
In übrigen Unsem postulatis, als wegen der privatione feudi,
wegen der Tutel, werden sie alles so viel möglich zur Richtigkeit zu
bringen bemnhet sein; doch wann man alles nach Wunsch nicht er-
halten könnte, sind die Tractaten derhalben nicht aufzuheben.
Das Postwesen aber muss in seinem vorigen Stand nothwendig
verbleiben.
Auf die Dilucidation des §. 7, die Assistenz betreffende, mDssen
sie hart bestehen, damit Wir dardurch hinfUro nicbl graviret werden
möchten.
Aj.oo»^Ic
592 '"■ ^"^ Uarieobargar BQDdniu.
Audi wenlen die Gesandten bemühet sein, die Neutralität mit
dem Moeeoviter vor Una zu erhalten, weil dieser Fciud, welcher Uns
so nahe ist, Uns gar zu schwer fallen möchte.
So der Graf von Waldeck wegen seiner Unpftsslichkeit nicht
fortkommen kann, wird der von Platea mit dem von Dobrczensk y
die Tractation zur gewünschten Endschaft zu bnugen befliessen sein ;
ehe sie aber ein jeder unterschreiben, soll der von Dobrczensky in
aller Eilfertigkeit mit dem Project sieh bei mir einfinden.
Was sonstcn noch mchrcs vorfallen könnte, das stellen Wir Un-
sern Gesandten Dexterität anheim.
Waldeck an den Kurftlrsten. Dat. Frauenlurg 12. Mai 1656.
(Eigenli.)
[Wnlilcck'd Krankheit. Der moacowiliacho Gusacdto. Militärische NacliricIileD.)
i. Dank für des Knifüit.tpn Sorge um seine Ocjnndh'it. Den in Ki^nigR-
bcrg :itiwcEciu]cii mosrowjti^chcii Opsaik'ilvn möge dtr Kurrür^t mit Jagdeo
und OiiKtercieu hinzubaltcn sinhcn, bis Waldcck mit dem König Karl
Gustav geüpTOi'heii.
In wenig Tagen sollen E. Ch. D. klarer sehen. Wrangel ist
mit 14000 Mann <Icm Scharuezki nach. Der König hat ein Corpus
bei Graudenz . . . Wittenberg steht bei Warschau. Königsmark
wird envartet. So kommen auch schottisclio Völker, und gehen viel
Officierer wieder ius Still Bremeu, daselbst zu werben. Gott wird
llath Kchalfeu. E. Oli. D. bleiben nur bestfindig bei einer Itesolution.
Uebermorgen will ieb, will's Gott, zum König gehen; in dieser Stunde
geht Mr. Dobrczenski ror.
Waldeck an den Karftlrsten. Dat Francnbnrg 13. Mai 16ö6.
{Conc. Ärols. Arch.)
i. Seine Krankheit habe ibu noch hier aufgehalten; morgeo gedenke er
nach Marienburg zu gehen.
Wenn der moscowititicbc Qceandtc nicht aufzuhalten ist, so wird es am
besten sein, ihm eine allgemeine Antwort zu geben über dea WnnBch dos
Knrrünttcn mit dem Czarrn in Frcundsihnft zn leben und eine Gesandtschaß
in Aus.sicht zu stellen; das beste aber wäre ihn zarUekzu halten, bis Wal-
dcck mit dem König gesprochen.
^düvGoot^lc
Verhndlnng io Frtnenbni^; in Horiflnbnrg. 593
Dobrczenski an den Knrfltrsten. Dat. Marienburg 13. Mai 1656.
[Schlacht bei Gneaeo. Der Eönig für die Theilnng PoIeoB.]
Olücklich bei dem Kßnig io Marienbarg angelangt, der so eben die 13. Hai.
Nachricbt von dem Siege WrangeTe über die Polen (Qaartisner nad Pos-
polite) nnMr Czarnecki bei Kneznic erhält.')
Sonaten ist wol aus I. E. H. Discurseo abzimeliinoD, dasB Sie
nicht gesinnt sind, das ganze Königreich Polen zu bebaupteo, soodem
es viel lieber zu zertheilen und zu zergliedern . . . auch sind Sie nicht
UBgeneigt, den König Casimirum einerlei Gestalt wieder zu aceom-
modiren; aber dasa das Königreich sollte in vorigen compagem und
Stand gebracht werden, das liesse dero und EJSb. D. Interesse nicht zu.
Am 14. Mai kommen Waldeck und Platen in Marienbarg an.
Der Knrftlrst an Waldeck. Dat. Königsberg 17. Mai 1G56.
(Arols. Ärcli.)
[OL. V. Batryr. Der moacowitiache Qesaadte-}
Der Generallieatenant Bawyr hat Bich an den Karrüreten gewandt nnd IT.
dessen Schutz nachgesucht, auch um erentnelle Verwendnog gebeten.
Der Kurfürst ist dafür, einen Mann von solchen Qualitäten nicht abzu-
weisen, „nnd Ewar ans Cousideration, damit er solchergestalt weder in Kai-
serlichen noch in NeuburgiRcUen Diensten sich engagiren mächte". Wald eck
soll baldigst seine Meinung aussprechen.
P. S. (eigenhändig.) Denmoscowittischen Gesandten werde ich
80 lange aufhalten, hiss ich weittere nachricht von Ihrer negotiation
werde erlangt haben, er will von hinnen nach Hollandt undt von dün-
nen zu Wasser nach Archangelo gehen.
Waldeck an den Kurfürsten. Uat Marienburg 18. Mai 1656.
(Conc. Arols. Areb.)
[Oute AnaalcbteD für die Conjaoction. MilitSriache Vorgänge. Festigkeit oöthig.
Schlechter Fortgang der Werbangen im CleviacheD. Polaischer Bmissir in
KÖnigsberg-l
Morgen, geliebt es Gott, soll Mr. Dobrczenski fiberkommen und is. Mai.
wie es hie stehet, E. Ch. D. untertb. berichten. Ich hoffe, Gott werde
meine Commission segnen. Sonston scheinet es, es gelie jetzt detn
Eönig wie E. Ch. D.; denn wie es sich ansehen lässt, haben etz-
') Solllacht bei Ooegen am 7. Uai it n. 16541; vgl. OeiJer-CarlaoD IV.
1.37 f.
A^iOOt^lc
594 ^- ^*' Harisnbarger BAudniis.
liehe diese CoiOanction nicht gern gesehen, aus Ursachen, so Mr.
Dobrczenski auoli berichten wird, welches der König aber nicht
merken will, sondern will seine Sache ausfuhren, worüber bleiche Ge-
sichter hie gesetzet [sie. leg. gesellen?] werden.
Der Markgraf von Baden hat gestern die ZusamtneDTOttirete in
Pommerellen geschlagen. Jetzt geliet eine Partei Weiher zu suchen,
welcher etzliche 100 Pferde [stark] nach Conitz warts gangen. So dQrfte
man auch bald eine wunderliche Gualanterie von der Danziger Lager
Temehmen.
E. Ch. D. sollen mit Ehren aus diesem Werk kommen; Sie bleiben
nur bei einer Resolutioo, bis die Noth und Zeit uns zu einem anderen
zwinget. Ich hoffe, die Schweden werden die Neutralität mit Hoscou
und E. Ch. D. Mediation zustehen; der König denkt ihnen Satisfaction
zu g^hen.
Die Werbungen gehen im Gleviscbon scbläferig '). Wenn E. Ch.
D. gefiele, eine scharfe Ordre dahin abgehen zu lassen'). E. Ch. D.
sein darin unglücklich , dass dero Befehle so gering geschützet and
dero treue Diener so angefeindet und verfolgt werden.
Man ist hier sehr jaloux von des Radomski Gegenwart zu
Königsberg, und wie ich vernehme, soll er viel Conferenzen mit unter-
schiedenen Leuten halten. E. Ch. D. nehmen sich in Aclitl Gott segne
Sie in allem Ihren Thun etc.
Waldeck und Platen an den Korfilrsten. Dat. Marienliarg
19. Mai 1656.
(Erste Gonfereaz mit den schwedischcii CominissareD ; die Frage dei ^eigenl-
lichea DsBseiDB*. Zweite CoDferenz; Schwierigkeit negeD der Jülich -de viscbeo
Etenn Delation.]
ti. Am 18. Mai erste Oonferenz mit den scbnedisoheD ComuiiesareD, dem
Reichs-Kanzler Graf Oxenstjernn, dem Keichsrath Rosenhan and dem
Admiral Steno Bjelke.
OxenstjerDS recapitulirt die bisherigen BemiihaDgen flir nähere Cdd.
Jnnction zvischen Brandenlinrg und Schweden, wobei er es darstellt, als ob
die ersten WüDsche für eine golche zueret von Brandeoburg geänssert wor-
den seien.
Waldeclc meint, es sei UberflUasig zu untersuchen, wer die Conjnncüon
cnerst znr Sprache gebracht, „wem auch am meisten daran gelegen", es
') Dasselbe berichtet ein Schreiben des Oberatwachtm eiste» Alex. v. Spaen
au den Knrfürsten dat. Cleve 10. Mai 1656; es mangele an Geld.
■) Tgl. das Schreiben des Enrfarsten an den Statthalter in Oleva,
vom 2U.Hai Urk. a. Acten sLV. 848.
^aovGoOt^lc
TerfaaDdloDgen io Uarienbnrg. g^g
komme aaf das beiderseitige Interesse nad Sicherheit ao, nicht „anf einige
Torgebliche Ehre". Zn allererst müsse der Enrfürst wissen, „was eigentlich
bei der ganzen Sache I. Eon. Uiy. Dessein sei, und wie weit Sie endlich
Ihre Conqnesten zn behaupten oder den Krieg gegen Polen fortznsetzen
resolvirt seien". Erst dann könne der KnrftirEt sich bestimmt Ginricbten
nnd erklären etc. ete.
Oxenstjerna: das seien „weiüänfige und nicht znm Zwecke gehfirende
Dinge"; man solle doch snr Sache kommen; die Absicht des Königs wXre
genng bekannt, „nnd wäre dieselbe die Fortsetzung des gegenwärtigen pol-
nischen Krieges und Erhaltung der erlaogten Conqnesten; denn wie solche
mit Waffen erlanget, also müssten Rio aach damit mainteniret werden"; dnrch
Cedimng von Ermland sei der Enrfürst bereits der Eroberungen Schwe-
dens theilhaftig gemacht worden; dies solle anch femer geschehen; nur zu*
nächst die Conjnnction; dann zuerst gegen die Polen; ist man mit denen fertig,
so wird es sich mit den anderen Feinden, als Hoscowitem, Kaiser, Katho-
lischen wol anch finden.
Waldeck wirft ein, daes diese Angaben über die Absichten des Königs
?iel en unbestimmt seien, nm daranf etwas zu banen.
Oxenstjerna: man könne im Anfang eines Kriegs nicht sein Endziel
bis in's Einzelne hinein feststellen.
Waldeck besteht darauf — „E. Ch. D. setzten (durch die Conjnnction)
Ihren Staat in so grosse Gefahr, desEwegen Sie ja billig wissen müssten,
wamm?" —
Damit ist diese Conferenz 7.a Ende.
F. S. Hente Nachmittag eine zweite Conferenz. Der Reichshanzier
eröffnet in Bezug anf „I. Eon. Maj. eigentliche Intention", dieselbe sei ge-
richtet auf die „gemeine Sicherheit, wie auch Maintenimng der polnischen
Conqnesten; I. Eon. Maj. hielten daneben alles dasjenige für Conquesten,
was sich in Ihre Protection und Schutz ergeben"; der König wünsche, dass
alles, was in dem Eönigsberger Vertrag zweifelhaft nnd dnokel sei, hier
«liäateit werde; die Jiilich'Bche Sache aber gehöre nicbt hierher, man könne
sich darüber anderweitig vergleichen.
Ueber letzteren Punkt verhandelt man noch bin nnd her, da die Schwe*
den ihn ausgeschlossen, die Brandenburger aber ihn aufgenommen wünschen.
Sie bitten um Instruction, wie sie es damit hallcu sollen.
Waldeck an den Kurfürsten. Dat Marieabiirg 19. Mai 1656.
(eigenh.) „ans mains propres de S. A. El."
[Die Jülicta'ache Sache ebne AnBsichJ Rnf Erfolg bet dem König; aber die Satis-
factionaan);elagenlieit.]
Wegen der Gfllich'schen Saccession sehe ich nicbt, wie der König 19. Mai.
weiter zn bringen, als dasB er verspricht, nichts mit Gewalt oder Krieg
darin vorzunehmen, and dasB man durch andere Wege sich gegen ihn
38*
596 '^^' ^"^ MarienbDTger BöadoiaB.
verBichert, dazu Rath sein wird, unterdess aber E. Ch. D. eigenen
Interesse halber ^egen ein aoBelmlich StSck in Polen sieb conjungirt,
wie Sie denn [TcrBprochen, darin E. Gh. D. Satisfaction zu geben.
Wenn es Gott nicht znnider, so hoife ich, wenn E. Gh. D. wegen der
GUlich'schen Sach mit dem Versprechen des Königs [sich] coDtentiren,
so werden Sie mit Contento im Übrigen dies Werk ausführen. Ich
merk, dass sie endlieh zur Neutralität wol verstehen wOrden; aber
ich sehe nicht, wie E. Gh. D. solche einzugeben zu rathen.
Waldeck aa den Kurfürsten. Dat Marienbiirg 19. Mai 1656.
(Conc. Arols. Arch.)
[Die JülicVecbe Sachs. Der moBcowiliecbe Gesandte. Militäriacbe ond poliliscbe
NacbriuhteQ.]
19. Hai, Die Jülich'eehe Sache macht Schwierigkeit; der König trägt Bedetaken,
einem Präjudiz gegen seio Hans zuzustimmen.
Gestern Abend aber hat der Gen. Major Linde gesagt, wenn
durch einen secreten Articul dies Werk gehoben werden könnte, würde
es gehen; denn der König nicht gern wollte, dasa es public würde.
König Casimirum wollen sie nicht wieder zu der Krön lassen,
sondern unter Siebenbürgen, Gosaken, und E. Gh. D. thvilen, dem
Muscowiter auch Litthanen lassen.
Den moBConitiscbea OeEondteu könne der Eorfüret entlasBen mit Yer>
Bicbernngen der Bereitwilligkeit zu näherer Frenndechaft nnd Versprecben
einer bald erfolgenden Geeandtscbaft i zngleicb die Erwartung anasprechea,
daas die Trappen dea Czaren Land nnd Leute des Eurfürüten reapectiren
würden.
Der König gehet auf die Danziger, achtet die vorgenommene
Blokade von Warschau nicht; keine Kosaken nnd Tartam sein beim
König Casimiro, sondern nur Adel und in 2 oder 3000 Ungarn zu
Fuss. Lubomirsky will eine Aristokratie aus Polen machen und
keinen König haben. Koniecpolski will Gaaimiro nicht dienen.
Czarnecky hült es mit dem König, aber aller Adel verlfisset ihn.
Weiher soll 2 oder 3000 Bauern und Edelleute hei sich haben. Die
Regimenter, so ansm Reich kommen, sollen auf ihn gehen. Die Staaten
wollen sich in dies Werk nicht mischen, bieten eine Alliance an. Dä-
nemark suchet eine ZusammencOtzung von Schweden, Holland und
andern Evangelischen. In summa, wenn wir hier nur gute eonditiones
machen, sorge ich für das übrige nicht.
^düvGoot^lc
Terhandlnngeo in Ifarienborg. 597
Waldeck nnd Platen Relation. Dat. Marienbnrg 20. Mai 1656.
(Terhaadlaog Aber die eroberten Laode uod die Satiafaction dea RarfürateD. Di«
Jölich'acbe Sache; man kHDD die Znatimmung des Eönigs dahia gestellt eeiD
laaaen. Die DiederläDdiacben Gesandten. Habaang zur Bile.J
Uoterredang mit dem Reichskanzler bei einem Besuch heute Morgen. 20. Ha
Die Broadenbarger wenden gegen die gestern kund gegebene Absicht des
Känigs in Bezng anf die Mainteairnng der Eroberungen ein, „daas hiervon
dasjenige müsste separiret werden, was der MuBcowIter prätendirte ; denn
B. Ch. D. sich dessen keines Weges annehmen könnten".
Oxenstjernn gibt ihnen darin Recht, das werde keine Schwierigkeit
machen, nnd auch sonst, oamentlicb In Bezog anf Licenten and Handel,
wolle der König dem Kurfürsten alle gewiinscbte Satrsfaction geben.
Anf die Frage nach der beanspruchten Satisfaction in Polen schlagen
die QesandteD ganz Qrosspolen und eiae Commanirationslinie zwischen
Preassen und der Mark vor.
Oxenstjerna scheint damit so einverstanden, dass sie mit Ihren nie-
drigeren Forderungen zurückhalten.
Wegen der Gulich'schen Lande wollten I. E. M. E. Ch. D. rer-
sichern, nichts wider das Inst. Pac. zu handeln, in Hofinung: Sie wfir-
den damit sich cootentiren und deswegen kein Ombrage vor I. E. H.
fassen. Unseres Orts halten wir dafür, sie zielen auf einige Satis-
faction oder Recompens, gegen welches sie sich der Sache wol ganz
begeben würden. Erwarten deswegen E. Ch. D. gn. Befehl, oh wir
nach erlangter guter Satisfaction von derselben (mit Vorbehalt der
Posenischen Woiwodschaft und der Communicationslinie) etwas fallen
lasaeD nnd daneben ihnen ein Paar Aemter anbieten aollen, damit sie
nicht allein ihre Pr&tension quittiren, sondern E. Ch. D. auch zum
wirklichen Besitz der Lande zu verhelfen versprechen, oder, wenn
dieses von ihnen nicht eingegangen werden sollte, es bei obiger ihrer
Erklärung lassen sollen. Unsers unterth. Ermessens wäre dieses letz-
tere E. Ch. D. am nützlichsten, in Erwägung E. Ch. D. mit Frankreich
und den Staaten dergestalt sich setzen können, dass von den Schwe-
den Sie derends nichts sonderlich zu befahren haben werden. Hin-
gegen sehen wir so viel, dasfl, dafem dieser Tracfat wegen der Con-
jiiDction nicht voUenzogen werden sollte, die Schweden auf E. Ch. D.
Ruin bedacht und den sedem belli in dero Lande zu ziehen Willens
sein, auch allerhand beschwerliche Conditiones bei der Neutralität (in-
massen sie dann deren schon einige angeregt) vorstellen werden.
* F. S. Besuch der nie derlandis eben Gesandten;'} sie werden sich in
nichts miBchen nnd keine Schwierigkeiten machen, wofern Ihnen nur in der
Licenteofrage Satisfaction geschieht.
■) Ueber diese OeaaedUo vgl. Drk. n. Aotenat III. 92.
DqitzedüvGoOt^lc
g98 "^ ^^ HkrieDbai^er BüDdoin.
Wenn man mit den Tractaten so lange traianiren sollte, bis Danzig
geaccordiret, würde man si'kwerlich gruto Conditiones erhalten. Wie
es wegen der Liceoten albie anznstellen bei Schweden und Staaten,
wird Ordre nöthig seio. [Waldeck mpp.]
Waldeck au den KurfUrsten. (Eigenh. o.[ D.)')
[Die Vortheile der CoBJanction empfohlen.)
|20. Mki-l Wenn ich bedenke E. Ch. D. Zustand, so sehe ausser der Con-
junction nichts als E. Gh. D. und dero Armee gewissen Untergang.
Denn die Staaten empfangen Conteutement von den Schweden; den
MoBcowiter werden sie mit ihrem Schaden befriedigen; der Kaiser
wird nicht bald losbrechen; der Polen Anstalt ist nichts, wird bald ver-
schwinden, und E. Gh. D. consnmJrcn Ihre Lande und die Armee zer-
geht; da bei der Conjnnetion E. Cb. D. gewiss ein ansehnlich StOck
von Polen bekommen, dero Armee exerciren, den Unterhalt verleich-
tcm, und bei allen Potentaten in Consideration bleiben, und zu Ver-
sicherung der Jfllich'schen Succession genugsam gelangen künnen der-
maleins ohne die Scliwedcn. Die eine Woiwodschaft Posen hat nber
70 Städte. Was wird das Übrige austragen. Bishero haben E. Ch.
D. keinen Ort auf der Weichsel gehabt, bekommen hierdurch einen;
und was mehr vor Advantage aus dieser Conjunetiou zuwachsen wird;
sonderlich weil dieselbe mit dem Koecowiter in Neutralität treten
können.
Gott regiere E. Ch. D., dass Sie auf dero wahres Interesse sehen
und bei dieser Resolution fest bleiben. Denn wie ich das Werk an-
sehe, so seind E. Ch. D. mehr gesichert, geehrt und geförcbt, als wenn
Sie neutral sein, und bei den andern Parteien ist wegen bösen An-
etalts und barbariscben Hflmeuren kein Sicherheit. E. Ch. 0. resol-
Tiren bei sich selbst; ich verbleibe etc.
• Waldeck an den KurfUrsteri. Dat Marlenborg 21. Mai 1656
(eigenh.)
lUoterredaDg mit dem KöDJg. Gute VeraicheraagoD. Die Jdticb'sebe Siehe;
WeigeruDg Dod Zugestäodiusa des KÖnigi; auaraicheDde Sktiafaction in Polen.
Die Königeberger LicenteD. Kälte der hollüDdiecheo GeBuidtea. Hilitäriscbee.)
21. Mai. Diesen Nachmittag hat mich der König zu sich fordern lassen
und mir gesagt, dass es nicht möglich oder E. Ch. D. mllssten sich
') Auf dem Original des Berliner Archiv« eine KanEleiootii : äaX. 18. Hai.
Daa CoDCept im Amle. Areh.: dat. Harlenbiirg 20. Hai 1656.
Tuh»ndloageD in Uarienbarg. g^g
mit ibme coigangiren oder eine Resolution gegen ihn fassen, welches
er nicht hoffen wollte-, denn I. M^j. E. Cb. D. in allem solche Satis-
faction geben wollton, dasB E. Cb. D. sehen sollten, dass es wahr
wäre, was er E. Cb. D. zu Bartenstein versprochen.
Was die Renunciation belangete auf die GUticfa'sche Lande, so
wollte er solches gern tbun, wann E. Cb. D. Nutzen und I. Maj. kein
Schand davon hätten; aber er wäre nicht der älteste vom Haus, könnte
auch, wann er's schon wäre, in Präjudiz seiner Vettern nichts ver-
geben, und alle Welt wtlrde urtbeilen, dass er aus Furcht eine solche
ActioD gethan hätte, so nicht in seinen Kräften stttude. Das wollte
er aber versprechen, dass er in dieser Sacb nichts als durch gfltlicbe
Wege oder durchs Recht vornehmen wollte, auch E. Ch. D. gegen
diejene, so E. Ch. D. mit Gewalt daselbst angreifen wollten, assistiren,
sonst sich in das, was zwischen E. Cb. O. und dem Herzog von [Neu-
burg] vorgehen möchte, nicht mischen. An Land wollte er E. Ch. D.
genung tbun in Polen. Weil er aber die beste Ort und gelegenste zu
Werbungen E. Ch. D. einräumen wollte, so würden dieselbe ihm wieder
assistiren, damit er diejene Ort, so zu seiner Sicherheit nöthig, etnbe-
kärac, und sofern E. Cb. D. wollten, wollten L Maj. deroselben Ihre
Armee zu der Ihren geben, dass Sie das Werk dirigiren könnten, oder
zusammengehen; ja wenn E. Cb. D. zu Oanzig helfen wollten, wollten
I. Uaj. E. Cb. D. Satisfaction ä part davor geben. Sagte, Sie sollten
zusammen participiren.
Worauf ich sagte, man sollte E. Ch. D. die Licenteu zu ESnigs-
berg allein lassen: sagte der König: wohl auf etliche Jahre, man
mfisste davon reden, er wollte £. Cb. D. in allem GenUgen tbun, auch
sobald man hier zum Scbluss kommen, mit E. Cb. D. sich mündlioh
besprechen.
Dass also meines Ermessens E. Ch. D., wenn Sie wegen der Gu-
lieb'scheo Renunciation sich gnädigst zufrieden geben, verhoffenllich
gute Conditiones machen werden. Morgen wird ein Aufsatz überreicht
werden, da man sehen wird, was vor Hoffnung zum Success.
Dlfe holländische Gesandten seind ganz froidt gegen uns. Wir
haben ihnen E. Ch. D. Befehl entdeckt. Sie machen Complimenten,
sagen aber femer nichts. Sie tractiren mit dem Reichscanzler.
Der König geht morgen, die Danziger einzujagen und ihnen das
Wasser zu benehmen ; meint in zwei Tagen wieder hier zu sein. Als-
dann, halt ich, wird Steinbock nach Pautzke') gehen.
') D. h. Patsig.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
QQQ IIL Das H«ri«DbDrg«r BSndowa.
Des Eöniga Bruder geht auf Witepski.
Wenn E. Ch. D. nicht mit dem Eflnig echlieasen, so
eine andere Partei nehmen.
Waldeck an den KurfUratea. Dat Marienbnrg 22. Mu 1666
(eigenh.)-
[Unterredung mit dem Reichskaozler. Scbwierigketteo in Betreff der gerorderten
SatisrectioD in Groispolea. TaascIivoraDhlag in PommerD. BmprehluDg der Üod-
juDOlioB. Preis für eveotaelle fiilfe gegen Dansig.]
23. Hai. E. Ch. D. berichte hiermit unterth., dasB der Reichscanzler eben
in dieser Stund bei uns gewesen und gesagt, das« er morgen nach
IKrschau zum Könige wollte; begehrte zu wissen, wo es wegen der
Satisfac^on auf stehe; Posen' und Galiss wollten sie £. Ch. D. so
stracks einräumen.
Wir haben ihm gesagt, dasa wir, ehe von E. Cb. D. Antwort be-
kommen, uns nicht in Tractaten recht einlassen könnten; aber zur
Nachriebt könnten wir wohl sagen, dass angehende das Übrige in
puncto satisfactionis würden £. Ch. D. gegen die Kosten und Gefahr,
darein Sie sich steckten, mit so einem geringen nicht contenüren lassen;
Sie mUssten ganz Grosspolen neben einer Linie von Communication
haben in Freussen.
Worauf er antwortete, wir gingen darin aueb zu weit; denn wenn
man ganz Grosspolen considerirte, wAren solches nur 4 Woiwodschaften;
aber was auf dem Tribunal nach Peterkau gehörte, wäre Masau und
Cujavicn und viel mehr, welches sie nicht willigen könnten. Auf der
Weichsel würde auch schwerlich ein Ort gegeben werden können; denn
dadurch schnitt man sie von Crakau ab.
Wir rcmonstrirten ihm, dass ohne das schwerlich was draus wer-
den würde. So viel vermerke ich wohl, dass endlich die 4 Woiwod-
schaften wohl gehen werden und wegen Marienwerder und Riescnburg
die Linie von Communication folgen möchte.
So haben sie auch geredet von einem Tausch eines engen Qistricis
in Pommern, da die Marschen durchgehen müssen, dargegen sie ^was
auf jenseit der Oder von Pommern quittiren und sonst gleich thun
wollten. E. Ch. D. reden es mit dem Herrn von Schwerin ab, dass
sonst niemand darum gewahr wird, und befehlen mir; ich will es wohl
mesnagiren.
Gott gebe GIflck zu der Conjunction; denn ohne dieselbe seind
E. Ch. D. verloren.
^aovGoOt^lc
TerhandlnageD in Marieobarg. QQ\
Ich merk auch so viel, wenn E. Ch. D. zu Danzi^ helfen wollen,
das8 sie E. Ch. D. im Zoll wollen participiren , auch vielleicht den
Köni^berger Zoll in währender Conjunction E. Ch. D, allein lassen.
Ich erwarte sdileunige Ordre.
Waldeck an den KurfUrsten, id. Dat
Die Werbnngeo in Cleve nehmen schlechten Fortgang; deoDoch sind
sie TOD der KnsgersteD Wichtigkeit. Waldeck echickt seinen Brader mit
einer Reihe daranf bezüglicher Vorschläge, die er empfiehlt.
Waldeck an den Kurfürsten. Dat. Marienburg 23. Mai 1656
(eigenh.'}.
{Bitte nm loatrucifon. Die Oeuer&ls tuten. ConjaDctioo. Eilige Werbungen.
DÖrCriiager. Die Eönigsberger Liceoten.]
Vor Eintreffen nencr Instmction ist nicht abzaschliesseo. Verweis auf 23. Mai.
einen aneführlicben Brief an Schwerin, namentlich in Betreff des Verhält-
nisses BD den Generalstaaten.
Das» £. Ch. D. Staat in Oefahr stehet, ist gewiss; das apparen-
teste Mittel aber sich zu salviren ist die Conjunction, wenn sie auf
gute Condttiones gefunden werden kann. Ich will in allem hehutsam
gehen; E. Ch. D. arbeiten nur, dass einige Orte besser versehen werden,
treiben die Werbungen im Cleviscben mit Nachdruck und lassen Gen.
Maj. Dörffling alles, was er an Reitern parat, zu sich ziehen. Wenn
ein Gen. Major Difficultäten machen will, zu marscbiren, solches gibt
kein gute Exempcl. —
E. Ch. D. geruhen gn. anlicrü die neue Tax der Erhöhung der
Licenten mit einem von dero Zollbedienten zu senden, damit man mit
den Staaten was beständiges abreden kann.
Der KnrfUrst an Waldeck und Platen. Dat. Königsberg
21. Mai 1656.')
[Nachgiebigkeit in Betreff der Julich'acheD BenuooiatioD ; Bevcra des Kdnigs ver-
langt. Der Earrürat bedeokUch über die Lage der Dinge; Betonung des Friedensi
kein Brach mit den Niederlanden nnd dem Moecowiter. Satisfactioii in Geld,
QroBBpoIeu ala UoterpTand. Voraicht und Zurückhaltung bei Abechlosa der
Conjanction.]
Es befremdet den EurfUrsten, dass man jetzt schwedischer Seits wegen 21. Hai.
der Jülich'achen Renuriciation so viel Schwierigkeiten macht, während man
■) Das Aroiaener Concept bat daa Datnm 24. Mai 1656.
*) Sowol daa Concopt als das ausgerertigte Exemplar von Schwerin'a Hand.
Ueber die Bedentang dea dorcb dieses Schreiben eingeleileten Zwiechenralla vgl.
BrdmsDOidörfrer Qraf Waldeck p. 379 ff.
A-nOO»^lc
gQ2 III. Dm MftrieDborger BandDiai.
sich früher selbst dasn erboten. Um aber zd zeigen, dasB eE ihm weniger
anf Ecin Priratinteresse als auf das gemeinschaftliche CTangelieche ankommt,
so will er die Kennnciation dahin gestellt sein lassen „und endlich zufrieden
sein, dass S. Msj. ünE eine zn Recht bestehende schriftliche Versichening
vor sich und Ihre Erben . . . ertbeilen, dass Sie weder nun noch ins küiißig«
auf vorbesagte Lande via facti, directe vel indirecte, propriis noch allonun
armis etwas tentiren, Doch anch von andern vermeinteii InteresBeotea ein
mehrers Recht au sich briugen, noch das Ihrige auf einen andern trsns-
feriren, beaondern alles in gegenwärtigem Znstand lassen nnd des Ans-
Schlags des Rechtens erwarten wollen".
So viel nun das Hauptwerk an ihm selbst belanget, da mdssen
Wir wol bekennen, dass, nachdem sich alles, was in der Christenheit
ist, gegen diesen sehwediscben Erleg zu regen*begiDnt,^und dieses
Werk TOD allen Orten mit grosser Inridia angeseben wird, die schwe-
dischen Armeen sebr zergangen, keine Apparenz vorhanden, dieselbige
so bald zu verstärken, bergegen die Polen an allen Orten in grosser
Menge zusammenlaufen. Wir billig gross Bedenken haben sollten, Uns
in das Werk zu mischen, insonderheit da man an schwedischer Seiten
noch so gar verdeckt gebet, nnd Uns den eigentlichen Zweck dieses
Krieges nicht wissen lassen will. Wenn Wir aber befürchten mOssen,
dass, wenn Wir die Schweden in diesem ihrem bedrängten Zustande
gar verlassen sollten, die Polen nur dadurch noch flbenntlthiger
werden, von keinem Frieden hören, besondera auf gänzliche Vertilgung
der Schweden, auch Continuation des Krieges bis in Schweden oder
zum wenigsten Livland bestehen .... so bleiben Wir bei Unserer
Resolution, Uns mit ihnen näher einzulassen; jedoch mit dieser aus-
drücklichen Bedingung, dass die Wiedererlangung des Friedens der
einzige Zweck solcher Tractaten sein soll.
Daranf also soll Waldeck einzig hinarbeiten ; vor] jeder näheren Ter-
bindnng müssen die Schweden genau angeben, „was die conditiones pacis
auf ihrer Seite sein sollen, und was sie eigentlich vor ihre CouqueBten
hültcn". Zugleich darf darunter die Freundschaft mit anderen Verbündeteut
namentlich den Qenerat Staaten, nicht leiden, sondern mit diesen wegen der
Commercien eine Einigung erreicht werden; ebenso will der Kurfürst mit
den Moscowitern darüber keineswegs in Feindschaft gerathen.
Indessen wollten Wir doch Uns mit Unseren Völkern an einen
solchen Ort in Polen setzen, dass Wir dadurch doch in effectu den
Schweden zu HUlfe kämen und ihnen Luft machten.
So viel Unsere Satisfaction betrifft, ungeachtet wohl niemand mehr
als Wir bei diesem Kriege gelitten und dessen noch kein Ende sehen
und dahero wohl billig dieselbige hoch genug spannen könnten, so
wollen Wir doch auch hierin der ganzen Welt weisen, dass es Uns
i:q,t7r.d .,*^-.00<^IC
VerliBDdlnDgea ia Marieoburg. 603
mehr um Wiedererlangung: des Friedens dann um neue Conquesten
lu thun und Uns daran vergntlgen, daae Uns davor etwa 3 oder
4 Millionen Rth. erlegt und bis zu selbiger vollkommener Bezahlung
Grosspolen zu einer wirklichen Hypothek gegeben und cum omni jure
eingeräumet und von den Schweden Maintien und Garantie versprochen
werde.
Die militärischea BedinguDgen der Conjunction soll Waldeck ge-
bühr^Dd in Acbt nehmen', dieselbe darr namentlich von den Schweden „nicht
allemal pro lubitu, besondern nur in nccccssitatis casu' begehrt werden.
Der Kurflirst an Waldeck und Plate]i. Dat. Königsberg
22. Mai 1656.')
[Betonung des Friedens. Die niederläadiechen Gesandten.)
Sie sollen den Köni^ zum höchsten versichern, dass der Knvf. weit 22. Mai.
entfernt sei, „Uns gegen Sie zu seinen und mit Ihren Feinden zu halten";
er wünsche vor allem den Frieden.
Es ist befremdend, dass die Staatischen Gesandten sich so kalt zeigen;
sie sollen in geeigneter Weise bei ihnen remonstriren und zu penetriren
Sachen, was sie uiit den Schweden verhandeln.
Waldeck und Platen an den KnrfUrsten. Dat. Marienburg
24 Mai 1656.
[Die Jülich'sclie Sache beim König ohne Aussicht. UroberangsabsichteD Karl
Gnatav's. QeDeralstaate'a. Moscowiler. Di» Satisfactioa des Kurfürsten, CoQ-
junction.]
Die Resolution vom 21. Mai erhalten. Sie bezweifeln, ob der König 24. Hai.
ia Betreff der Jiilich'seheu Succession zu dem genüuschteD Schritt zn hringen
sein wird, da er die Sache vom point d'honneur ans auffasst nud ausserdem
schon erklärt bat, dass er es beim Intt. Fac. belassen nnd weder selbst
etwas gewaltsames vornehmeu, uoch andere dazu veranlassen will.
Dann der Zweck des Kriegs und die Bedingnngeu des Friedens;
Wir verspüren hiebei so viel, dasa I. Maj. alle Lande, worinnen
Sie Garnisonen haben und welche sich einmal Ihrem Schulz und Pro-
tection untergehen, als Gross- und Kleinpolen, Preuasen, Cassuben,
Pommerellen, Uasuren und zugehörige Provineicn und Orte, wie im
gleichen Samaiten und woiiin sich des Orts Ihre Arma erstrecket, fOr
Conquesten halten wollen, und dass Ihre Meinung fast sein mag, den
König in Polen gar nicht wieder aufkommen zu lassen, eondem viel-
I Wia dai votig« Stock.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
g04 ^"- ^" MarianbaTger BüDdorii.
mehr andere in'B Spiel zu ziehen und dag Reich ganz zu zergliedern;
Termeinend dasa Sie keine Sicherheit fiodeo könnten, mit König Ca-
aimiro, wie Sie reden, in einige Tractaten sieb einzulaaseo; und
wäre auch itzo noch gar nicht de tempore, vom Frieden zu handeln.
Mit den OoneraUtaatea wird man hoffentlich llittel finden, trotz dieser
DeneD Alliance io gutem Vemehmen za bleiben, obwol die niederl&Ddischen
GeEaadten hier eicb jetzt sehr kalt anlasseii.
DaBB der Karfürst in jedem Fall mit den Moecowitern in Frieden
bleiben will, ist dentlicfa gesagt worden.
Wegen der SatUfaction des EarfürBlen haben sie bereits erklärt, dass
sie „ganz Grosspolea, bo zn Fetrikau das Tribunal gehabt, nnd alle darin
gelegene Käniglicbe nnd geistliche Güter, nebst einer linea communicationiB
nach PrcQsseii" begehren; doch hat man sich darauf noch nicht naher ein-
gelassen.
Die Coiy'nnctioD selbst wird scbwediecher Seits so gewünscht, dass ein
gewisses brandenborgiscbeB Corps zn ganz freier Disposition nnter schwe-
dischen Befehl gestellt wird. Doch darf man sich daraof nicht einlassen.
Waldeck und Platen an den Kurflireten. Dat Marienborg
25. Mai 1656 (von Waldeck eigenh.).
[Der König darchaai nicht mm Frieden geneigt; für Brandenburgs Nentnüit&t
nicht zu gewinnen. Kriegerische Erfolge, Die niederländ. Gesmodteo. Beiee
zam König in du Lager vor Dansig.]
i. Das Schreiben des Eurf. Tom 22. -Mai erhalten ; —
— Das können wir E. Ch. D. wohl versichern, dass bei I. H^. die
geringste Zuneigung zum FVieden nicht verspüren, sondern vielmehr
eine Intention sehen, den König Casimirum nicht wieder zum Reich
zuzulassen. Was in unserm Vermögen ist, soll nicht unterlassen wer-
den, Friodeiiegedanke.n zu erwecken an die Hand zu nefamen, mEtsseo
aber aus vielen Umst&nden billig am Suceess zweifeln, wie nicht we-
niger dass, ohne dem König eine gnte Anzahl der Armee zu Über-
lassen, selbiger mit dem Stillsitzen oder Meutralsein E. Ch. D. sich
zufrieden gehe.
Und dies nm so mehr als die Schweden in den letzten Tagen einige
glückliche Erfolge theiis gegen Czaroecki, tlieils gegen die Danziger ge-
habt haben.
Mit den Slaatischen Gesandten wird gntes Vernehmen gesucht —
und kann ich, der Graf von Waldeck, E. Ch. D. auf meine Selig-
kcit versichern, daes, wo niclit alle, doch die meisten unter ihnen auf
scliwedische Seite inclioiren . . . wie denn solche Discursen darbet vor-
VerhoDdlDDgeD in Harienbarg. gQ5
gefallen, so der Feder nicht zu vertraueo, die gute Leute nicht in Obn-
glück zu bringen.
P. S. In dieBera Moment gehe ich, der Graf von Waldeck,
zum Könige, will meia Bestes thun, Frieden zu beförderu.
Waldeck an den KnrfÜrsten. Dat 25. Mai 1656
im flchwedischen Lager beim Hofft') (eigenh.).
[Der £öDig den Friedenege danken abhold; bereit zu einer Apanage Cur König
Caaimir nod aeioe Gemalio. Gute Haltong der prenssiscben Truppea.]
Er trifft den König bei Belagemngsarbeiten gegen Dauzig und Encbt
ihm in der befohlenen Weise Friedensgedanken beizubringen —
I. Haj. aber haben mir zur Antwort gegeben, dass Sie ohne Ihre
Susaerste Ruin keinen Frieden mit König Gasimiro machen k{)nnten,
oder er mOsete abeolnt sein; darzu könnte er selbst nichts contribuiren,
und wenn I. Maj. aus Schweden das Werk allein darzu bringen sollte,
würden Sie lieber vor sich arbeiten; aber allein könnten Sie die Krön
Polen nicht bezwingen, weswegen Sie unterschiedlichen von Ihren
Conquesten etwas abtreten wollten; da denn bei dem Gebrauch der
Waffen ein jeder dahin bedacht sein würde, wie er die Eingesessene
seines Antheils bewege, ihn anzunehmen. Damit aber E. Ch, D. den
Olimpf bei der Welt und dem König Gasimiro behielten, wollte er
sieb bedenken, wie £. Ch. D. darbei Ihrer Intention nach dem Haupt-
werk ohne Schaden [sich] zu comportiren; und E. Gh. D. zu ge-
fallen wollte er König Casimiro auf allen Fall etwas zu sein und
seiner Gemalin Lebtag einrKumen. Die wirkliche Gonjunction zwi-
schen I. Maj. und E. Ch. D. aber mUsste vor sich geben, sonst w&ren
E. Ch. D. vielleicht und gewiss er') mit verloren; wollen auch morgen
Abend selbst wieder auf Marienburg, den Traetat zu beschleunigen. —
Das übrige, was hier passiret, wird Mens. BUrstel E. Ch. D.
referiren. Er hat gesehen, dass die preussische Völker, wenn sie an-
geftlhrt werden, so wohl als andere fechten, und wttnschte ich wohl,
dass E. Ch. D. derselben nur viel hätten; ich wollte mit Gott sie
so wohl fechten machen vor E. Gh. D., als sie es vor Schweden thun.
') Danziger Bo«tl (Haopt), Befeatignng an der Weichsel ; einen Plan derselben
s. bei Fnfendorf Carol. Onat. p. 5B8.
') So mit übergeachri ebenen Zahien; der nrapriinglicbe Test: „E.Ch.D. ge-
wiss and Tielleicht er mit'.
^düvGoot^lc
QQQ III Das Uftriaabarger Bändoiai.
Der KnrfUrst an Waldeck nnd Platen. Dat Königsberg
26.|16. Mai 1656.')
(Der Tenicht aaf Jülich. Bedenken gegen die AnBfahrbarkeit der ichwediacheD
Fläoe. VerEDch dei BiDlenkena; Forderang einea beachränktaran Frognunmei.]
Antwort auf die Belation rom 24. Mai. In Bezog auf die JüUch'scben
Lande verlangt der Karfürst nnr, dass der Binder nnd die Schwestern des
Königs die gewünschte Erklärnng mit Tollziehen.
li. Was aber den Zweck der vorhabenden ConjuQCtion betrifiit, seind
Wir gewiss nicht wenig perplex, dass I. Hfy. nocbmalen auf der Zer-
gliederung des ganzen Reichs und Behauptung des grössten Theils
vor sieh bestehen. Wir gönnen zwar I. Haj. nicht allein dieses, son-
dern ein viel mebrers, müssen aber billig befUrcbten, dass es eine
Sache sei, so unmöglich zu behaupten; und wenn gleich der jetzige
ESnig von Polen und die TOrhandeoe polnische Macht in diesem Kriege
getilgt werden könnte, so wttrden sich doch ins künftige Gelegenheiten
genug berrortfaun, nicht allein dieses wieder zu verlieren, besondem
das flbrige zugleich in hazard zu brii^en; zu geschweigen, dass, wie
es offenbar, alle andere Potentaten und Republiken sich mit fiusserster
Macht hiegegen setzen werden, wodurch denn, wie Ibr leicht zu er-
messen habt, alle Unsere Lande in grosse Gefahr gerathen wQrden.
Wir bekennen sonst gerne, dass Wir erhebliche Ursachen genug
haben, Uns mit den Schweden zu conjungiren und wtlnschten nur,
dass die Tractaten bald ihre BodBcbaft gewinnen möchten; allein der
Zweck muss billig und auch möglich sein. Sollten sie dabei bestehen,
dass das Reich auf solche Art zergliedert werden sollte, so mOssten
sie Uns vorher zeigen, mit was Mitteln sie solches auszufDbren and
zu mainteniren gedenken, wie stark ihre jetzige Armee, was sie vor
Succurs aus Schweden und dem Reich zu gewarten, wie sie den Kaiser,
Staaten, Moscowiter, Kosaken, Tartaren, ja die ganze katholische
Macht und Liga aus der Sache zu halten.
Weil Wir gleichsam überall der Schweden Vormauer und ifanen
nichts begegnen kann, Wir seien dann zuvor niiniret, so kann es Uns
auch nicht verdacht werden, desfalls sorgiUltig zu sein. Wir mDsseu
fast davor halten, dass I. Mty. nur darum von dem Frieden und den
conditionibus pacis nichts melden nnd sich Aussem wollen, weil Sie
sieb nicht unbillig befürchten, dass es propagirt und die Polen dadurch
nur mKchtiger gemacht werden mScbten. Welches Wir denn auch I.
Miy. nicht verdenken können. Wir seind auch wol zufrieden, dass es
■} Dsa aasgerertigte Exemplar von dar Hand Schwerio'a.
i:q,t7od;>GoOt^lc
TerbMdliiDgeQ In UarieDbarg. QQ'J
in dem Foedere nicht gedacht werde, wann nur I. H^. Üdb mit Itirer
Hand, welche niemand zu sehen bekommen soll, Tersichern wollen,
dasa die Sache nicht so weitl&ufig, besondem intra terminos possibi-
litatis ^halten werden solle.
So werden Wir auch endlich darauf nicht so gar hoch bestehen,
die Conjunction nicht eher wirklich anzutreten, bis der König von Polen
sich der Friedensconditionen halber erklärt habe, sondern wenn Wir
das Project gesehen und ratione diroctorii und sonst alles zu Unserem
Contento eingerichtet, wollen Wir Uns desfalls auch besser erklären.
Im BinEeliien EoUeD sie namentlich den wichtigen Punkt über die Posten
sorgrältig in Acht Dehmen.
Waldeck and Platen an den KnrfUrsten. Dat Marienbnrg
28. Mai 1656.
Kurse Erwiderung auf den vorigen; die Conferenzen werden jetzt 28. Mai.
wieder beginnen, da der König and der Knnzler gestern Abend wieder nach
Harieoburg gekommen sind.
Waldeck an den Kurfürsten. Dat Marienbnrg 28. Mai 1656.
(eigenli.)
(RemoDitration gegen die neoe Erklärung des KarfürateD; Hinweie auf Gegen-
wirkDDgen am Bore; verzweiTelt an der Sacfae; bittet am Conrerenz mit dem
Eorfärateni bietet acioen RScbtritt von dieser Mission bd. Klage über die
MacbiDationea seiner Gegner.]
Wollte Gott, dass ein sicheres Mittel hätte können gefunden wer- 28. Hai.
den, E. Ch. D. Staat und Lande ausser Gefahr zu setzen, oder aufs
wenigste eine Hoffnung bleiben möchte, ohne die Wirkung der WafTen
nicht um alles gewiss zu kommen, so wSre besser, dass von keiner
Conjunction jemals geredet worden. Nachdem aber, ohne Partei zu
nehmen und der Gefahr tou weitem abzuwehren, E. Gh. D. gewiss
einem Theil ,nachdem beide E. Cb. D. verderbt, zur Auebeute, meines
Ennesaens, bleiben mUssen, so möchte von Herzen wnnscheo, dass,
nachdem wir unserer Instruction gemäss zur Antretung der Conjunction
uns herausgelassen, es nicht erst auf die Erklärung E. Cb. D. genommen
wttrde, wie in dero gestrigen Tages angekommenem Schreiben unterth.
ersehen.
Dieses sage ich nicht, dass vermeine, man mfisse alles eingehen,
was die Schweden begehren, sondern darum, weil gewiss und ver-
sichert weiss, dass, wenn der Aufsatz von den Schweden auch voll-
Aj.oo»^Ic
gQg III. Dbi Uarienbarger BündolM-
kommen nacb dem Begebren E. Ch. D., bo \rerdea diejenige, so diesem
Werk aus falschen GrUnden ganz widerepreeben, solche Erinnerangen
thun, die noch essentiell, noch jetziger Zeit nach, da an einem Ta^;
viel gelegeo, vorzubringen »atzlich, noch zu erhalten prat^cabel sein.
Doch wird von mir deroselben gn. Befehl punctuell beobachtet
werden and nebm Gott und den Herrn Flaten zu Zeugen, dass nichts
vergessen, so zu E. Ch. D. Sicherheit, und Bespect nöthig. Gott, der
Regierer aller Dinge, fahre die Sache; denn Menschenvemunft naeh
ist es ohnmöglich, dass E. Ch. D. reussiren kdnnen, da nur V^erwir-
rungen an Statt von heilsamen Consilien beibracht werden. Wenn
deroselbe gnäd. beliebte, nach Brauosberg oder Heiiigenbeil aaf ein
Tag etlieh zu kommen, damit von uns einer selbst zu E. Cb. D. mit
überkommen könnte, wttrde viel Zeit gewonnen sein. Sonst wflrde
ich auch bitten mBssen, daas lieber E. Ch. D. jemand anders anhero
sendeten; denn an die Instruction gebunden zu sein und dann von
den Feinden der Sacb und meiner Person das Werk censuriren zu
lassen, kann nicht als zu meiner grossen Confusion gereichen.
Diesen Nachmittag werden wir zusammenkommen. Was vorfallt,
soll so bald berichtet werden. Bei meinem Eifer zu deroselben Dienst
vergeh ich vor Sorg und betrttb mich bis zum Tod fiber die Nachre-
den, BO dulden muss, und dass so augeuscheinlicb traverairet und ver-
folgt, auch beschimpfet werde. Gott wird mich nicht verlassen, noch
E. Ch. D. dero Hand von mir ziehen. —
Waldeck und Platen an den KurfUrsten. Dat Marienburg
29. Mai 1656.
29. MaI. Die Gonferenzen haben von Deuem begonoeD; man übergiebt sich gegen-
seitig die entworfenen Projecte über die brandenbnrgiscbe Satisfaction;
dieselben zeigen sich noch sehr discrepant von einander; ebenso Differenz
über die Zahl der von Brandenburg zu etellenden Trnppen nnd über die
Frage des Commando's derselben.
Der Knrfllrst an Waldeck nnd Platen. Dat. Königsberg
29.119. Mai 1656.
Verschiedene Anweisungen in Betreff einzelner Verhandlangspankte.
29. Uni. P. S. (eigenhändig.) Weil der H^us verflossen, als erfordert die
hohe ^othdurft bald zu scbliessen. Die freie Disposition meiner Armee
muss mir verbleiben: denn ausser dem ist nichts zu tbun.
^düvGoot^lc
VerhaadloDg in MarieDbarg- g09
Waldeck an den Kurftlreten. Dat. Marienbnrg 29. Mai 1666.
(Conc. Ärols. Arch.)
(Die Scbwedeo übeTDiüthig und zühe; DrohuDg deraelbeo. Ibr Angebot. DifferenE
wegen Uifection der Truppen. Der Jülioh'sche Verzicht. Die Conjaoction nn-
TRrmeidlicb. Truppen aas dem Beicb herbeizQEieben. Dörfflingera Sanmaeliglceit.
HilitariBcbes über die Schweden. Gerücht aaataetreaen über beabsichtigten
Abzng unoh der Hark.]
Aus der Relation werden E. Ch. D. sehen, wie es hier stehet. 29. Mai
Der Schein des Glücks macht sie verhärtet; sie bezeugen öffentlich,
dasB, wenn wir uns nicht conjungiren, sie andere Gedanken Ton uns
haben müssen. Das ist gewiss, dass eine Person, so E. Ch. D. bei
meiner Ueherkunft nennen werde, mir heut gesagt, sofern keine Con-
junetion geschehen sollte, würde der König sich rächen und auf die
geringste Soupgon alles stehen lassen und auf £. Cii. D. gehen.
Sie offeriren Posen, Kaliseh und Siradien, doch dass die Warthe
die Grenze sei.
Wegen der Direction Btosset sich's am meisten; aber darin kann
man nicht weiclien. Morgen werden wir sehen, was es werden wird. —
Wegen der Jttlich'schcn Succession wollen sie (des Canzlera Wor-
ten nach, worauf doch-nicht allerdings fest zu stehen) nach E. Ch. D.
letztem Begehren eine Versicherung einrichten; geben auch vor, sie
wollen wegen der andern Puncten eine gute Erklärung geben. Man
wird es bald sehen; wird der König GlUck gegen die Polen haben,
so spricht er gewiss hoher. Ich will bei dieser wie bei allen Gele-
genheiten zeigen, dass auf E. Ch. D. Interesse allein sehe, und wenn
dasjene, so in Raison bestehet, nicht Statt finden will, dass alsdann
nach dem Zustand E. Cli. D. meine Consilia und Actionen richte. Aber
das sage ich, so wir hie nicht binden, sein dieselbe verloren und
werden durch ein langsames Feuer unter Schweden Joch gebracht
werden, wo man nicht mit Kraft sich dagegen setzet. Davor muss
etwas gewagt sein, und zu dem End begehren E. Ch. D. Pass beim
König in Dänemark und befehlen, dass, was an Fussvolk drunten
fertig, in Zeiten zu Schiff tiberbracht werde. Auf allen Fall kann es
dienen; die Ofüciercr bitten selbst darum. Aber in der Grafschaft
Oldenburg mUssten sie enibarquiren unter Bremen. Dörffling wUrde
auch nötig eine Ordre zuzusenden sein, dass, so lieb ihm E. Ch. D.
Gnade, er die 30 Compagnien, so schon längst complet sein sollen,
zusammenziehe und fernere Ordre erwarte; und wDrde nicht undien-
lich sein, dass er etzüehe Stdcke bei sich kommen liesse.
yGoot^lc
QIQ III. DsB Uarienborger Bündoisi.
Ich wflDBch nocb, dass dieses wol ausschlafe; tfo nicht, mnss eia
hazard gelaufen sein. Die Pillau ist nöthig zu versehen. Czarneeky
soll den Danzigern zu Succurs gehen wollen, welchem Wrangel folget.
Der König will mit dem Markgrafscben und andern Regimentern, so
an der Drebenitz gestanden, ihm entgegen gehen. Steinbock rer-
schanzt sich gegen dem Hovet Über.
Wanschen möcht ich, dass E. Ch. D. elw&s nfther kommen könnten,
sonst wird viel Zeit weglaufen. Wenn die Tractaten sich wol an-
Hessen, wenn es E. Cb. D. gnftd. beliebete, auszugeben bei denen, so
es ausbringen, dass E. Ch. D. in die Mark gehen und das meiste dero
Ännee mitnehmen wollen, soneten aber noch gut noch btlses von diesen
Tractaten gedenken, so wird es an beiden Seiten dienen. Gott fahre
die Sach und gebe solche Rathsehläge, die ihm gefällig!
Waldeck an den Kurfürsten. Dat. Marienburg 30. Mai 1656.
(Gonc. Ärols. Arch.)
[Fortgang der VerhaDdluDgeo ; die Scbneden etwas cngänglicher; hoBl znletct
zam guten Ende zu kommen.]
30. Mai. Heut haben die Schweden sich etwas näher herausgelassen, und
scheinet, ob gereue es sie, dass sie in ihrem Aufsatz etwas unf&nulich
verfahren und zu Machdenkeu Ursach gegeben. ~- Allem Ansehen
nach werden sie sich schon näher zum Ziel legen; doch muss man
nicht darauf bauen, bis man alles voUenzogen. E. Ch. D. ziehen gn.
etzlicfae Leute zusammen, damit Sie auf alle Fälle gereit sein. —
Sie bleibeo auf Posen, Kaiisch, Siradien, doch dass die Wartbe
die Grenze sei. Aber ich halte daftlr, wenn man darauf bestehet,
werden sie es fahren lassen; vor Marienwerder, Riesenbnrg und Hol-
land bieten sie Lancicien an ; aber so man Marienwerder und Riesen-
burg mit den Schulden ihnen gebe, hielte ich dafUr, sie würden die
Linie von Communicadon zustehen.
Wegen der andern Puncten aus den Pacten wollen sie morgen
reden; zweifele aber, ob sie in allem Satistaction geben werden, doch
in den meisten hoff ich's. Das ist gewiss, wenn E. Cb. D. nicht mit
ilinen coi^ungiren, so mögen dieselbe bald resolviren, alles zu thun
was Sie können, sie unterzubeugen; denn sie £. Cb. D. gewiss um
Prenssen zu bringen suchen werden. Doch glaube icli einen andern
Ausgang dieser Tractaten und wUnsche nur, dass E. Cb. U. in der
A-nOO<^IC
Terhandlnng ia H&ri«DbDi^. g^]^
Nähe wfireD. Hit dem Project des Aufsatzes will icli jemand Über-
senden, BO £. Ch. D. Ton allem Bericht geben boU.')
Wie ich mich qufil über diesem Werk, das weiss Gott. Der wolle
alles 2u ^tem End fuhren.
Waldeck an den Kurförsten. Dat. Marienburg 6. Juni 16B6.
(Eigenh. Arols. Ai'ch.)
[VerzögeniDg dnrch das Pfiogstfeet; Abend bei der EoDigiD. OesprSch mit dem
Reichskanzler OzeDstjenia; dessen Klage Ober die wideratrebeudeD Bäthe d»
EnrförsteD; Hinweis anf möglichen Todesfall. Glückliches Treffen des Königs
gegen Czarneckj. AnflÖsuDg bei den Polen; Unzufriedenheit in Dansig. Der
Bof nach Qraudens. Die FranEoaen gegen Breisach. Derfflinger.]
Das Fest hat etwas Zeit hinweggenommen, daes nicht viel thim G. Jani.
fcOnnen; heute werden wir wieder zusammen kommen. Gestern Abcud
^ing ich aufs Hoff, der Königin aufzuwarten; nahmen I. M^. mich
mit hinaus in einen kleinen Wald, da Sie zu Abend assen, woselbst
Sie sehr rQbmten E. Ch. D. grosse Qualitäten und dero Civilität gegen
dieselbe; fragcten mich auch, wie Sie es doch anstellen konnten, um
die Ehr zu haben, I. Ch. D. die ChurfUrstin zu sehen, wonach Sie
sehr Terlangten,
Nach dem Essen kam der Reichscanzier und lamentirte, dass man
ihm die Schuld alles ohnannehmlichen gebe; welchem ich unterschied-
liche Ursachen, woraus solche Opinion entspränge, vorstellte; worauf
er losbrach und sagte, es wäre wahr, dass in vielem nicht procediret
würde, wie es wohl geschehen sollte, um ein rechtes Vertrauen zu be-
festigen; die Ursach aber dessen läge nicht allerdings an ihnen, son-
deVn die Sorgen, so ihnen gemacht würden durch gewisse Nachrich-
tungen, so sie hätten, dass nicht allein die meiste Räthe, so um E.
Ch. D. seien, alles thun was in ihren Kräften, deroselhen Resolution
zu ändern, alle dero andere Räthe, so entweder [sicj dem Werk zu-
gethan, ans ihren erheblichen Ursachen in Verdacht zu bringen, ab-
zuschrecken, ja alles, was E. Ch. D. auch am nächsten, auf widrige
Gedanken zu bringen suchen (wovon, wie er sagte, mir wol Particu-
laritäten, welche vielleicht mir nicht wissend, sagen wollte), wären
mit Ursach. £. Ch. D. gute Intention und tapfere Resolution wäre
ihnen genug bekannt; aber das wUssten sie auch, wenn ein Herr nicht
secondirt würde und dicjene, so es wohl meineten, inutil gemacht, so
') Am 1. Jnni schickt Watdeck seinen Secretär Frans Me
mündlicher Bericbteretattong an den Enrfnraten.
A_nOOt^lc
Q\^ III- Dpi Hariebborger ßaDdaiis.
könnte nichts andereB daraus folgen, ala was ibnen schon zu mehr
Haien ron anderen widerfahren, und das wäre die Ursach, daB8 sie
nicht wflssten, wie sie es recht machen sollten, dasB £. Cb. D. content
and sie dermaleins nicht bloss gelassen warden.
Ich suchte durch ihm genugsam bekannte Ursachen die Affection,
80 E. Gh. D. im Werk, diese Sach angehend, genugsam bezeugt, und
dasB sie nicht zu zweifeln hätten, wenn sie nur sincerement verfahren
wollten [sie].
Worauf er antwortete, ihre Saclien wären so beschaffen, dass sie
nicht ändern könnten, wenn schon ein Fall bei ihnen geschehe. Wenn
aber (welches Gott lange verbaten wolle) E. Cli. D. mit Tod in währender
Zeit abgehen sollten, so würden sie in gross Olinglltck gerathen; denn
sie auf £. Ch. D. hohe Person allein in diesem Werk sehen mllssten.
Ich antwortete, dass E. Ch. D. darin solche Ordre stellen würden,
dass dero guter Nam nach dero Tod nicht gekränkt würde. Da sagte
er, an E. Ch. D. Willen zweifelten sie nicht, aber da bei dero Leben
dieselbe solche Müh hätten, dero Intention werkstellig zu machen, was
denn werden würde, wenn deren Ralh gelten sollte, so E. Ch. D. lieber
ohne Sicherheit mit barbarischen und E. Ch. D. und aller dero Land
und Freunde Ruin suchenden Leuten anzustehen rietheu, als auf die
beste Conditiones mit ihnen, als die in E. Ch. D. Aufnehmen ihr loter-
esse finden, anzustehen. Worbei viele Discursen, so der Feder niclit
zu vertrauen, vorkommen. Der Schluss aber war der, sie wBrden E.
Gh. D. äusserst zu contentiren suchen und nittssten hoffen, dass E. Ch.
D. das Werk wUrdeo zu Ende führen können.
Was sonsten ihren Zustand belangt, so ist der König, nachdem
er vernommen, dass Gzarnecky noch hei ihm stünde, auf ihn ge-
gangen, welcher in 30,000 stark gewesen. Wie aber I. Maj. ihn ge-
sehen in Bataille stehen, und in einem Vortheil, haben Sie der« Ami^e
getheilt, Dragoner, Fussvolk und Stück zwischen und vor die Reiter
gestellt und ihm in die Flanke an beiden Seiten gehen wollen. Worauf
er, sobald als einige Vortruppen auf ihn gangen, die Flucht genommen,
dass der König nicht mehr als einen Starost und zwei Standarten be-
kommen, neben 300, so todt und gefangen. Weil es aber spät ge-
wesen und die Nacht I. MaJ. überfallen, seind die Polen so fortge-
gangen. Der König aber hat Markgraf Carle Magnus') an sich
gezogen und wird vor sein Person wieder nach Graudenz kommen.
') Markgrar Karl MngnnB vooBaden, der aue Pommern mit neaeo schwe-
diachen Truppen beraohani; rgl. Pufeüdorf Carol. Gust. Hl. j. 18.
A-iOOt^lc
Verbaoillaiig in Harianbnrg. 613
. Die Polen laufen mehrentheil wieder aus einander und sucbeu Oe-
, nad beim Könige, wie denn die Quartianer auch zu verstehen geben
lassen, daes ete wieder bei I. Maj. kommen wollten; und wie man
meint, so werden I. Maj. dero Herrn Bruder und Wrangel auf War-
, gcban gehen lassen, und Sie den Danzigern näher treten, sonderlich
. weil Sie davor halten, dass der Moscowiter in allem von ihnen zu
. Contentiren und der Kaiser durch Diversiones abzuhalten sei.
In Danzig fängt der gemeine Mann au zusammenzulaufen und
senden heimlich Leute an Steinbock und den König.
Gott gebe seinen Segen an £. Gh. D. und dero Diener, dass man
den rechten Weg treffe. Das kann ich aber wohl mit Wahrheit sagen,
wenn diese Conjunction nicht fortgebet, dass alsdann die Schweden
unterbracht werden müssen oder E. Ch. D. eeind um Preussen, sie
gewinnen oder verlieren. Doch besserem und vemtlnftigerem Urtheil
nicht vorgegriffen.
Wenn ein Schluss hier geschieht,, begehrt der König mit E. Ch.
D. selbst alle Abrede zu nehmen.
P. S. Man meint, dass morgen der ganze Hof auf Graudenz
gehen wird und werden notbwendig wir aufs wenigst nach Marien-
werder geben, um zu vollziehen, was heut abgeredet wird werden.
Von demselben Datum eiu anderes, ebenfalls eigenb. Schreiben Wal-
decks an den Kurfürsten im Berliner Archiv; der Inhalt fast ganz der-
selbe, aber formell uicbt Daplicat, sondern in ?ieiracb anderer Wortfassnog.
Au Schlags: die Frauzosen schicken eine Armee nach Brisac: sehr günstig
für die Schweden; denn dadurch wird der Kaiser geuötbigt, die Aagen
dorthin zn richten.
F. 8. „Ich vemehme, dass Därffling nicht marschirt'); wenn die
Armee des K4inigs auf Warschau geht, stehen E. Ch. D. Grenzen bloss;
and wenn dieser SrhlDss vor sich geht, wie ich glaube, so werden die
Polen, wenn sie kein Widersland wissen, nicht feieru". Er wolle hiermit
gewarnt haben.
Waltleck und Platen an den Kurfllrsten. Dat Marienbnrg
9. Juni 1656.
Verhandlung mit dem Reichskanzlei' über die einzelnen Paragrapheu 9
des Bündnissentwurfes. Der König hat cioeo Theil seiner Armee unter
Oberbefehl seines Bruders und Wrangeis zum Entsalz nach Warschau ab-
geschickt; er selbst will ernstlich gegen Danzig operirea.
') Vgl. obeu p. 601. 609.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
sBBiGooi^lc
Verhandlaug iD Harienbnrg. g]^5
und was sonst zu Polen gehört, zu ttberlaasen, oder anderen solche
Orte zu cediren. — AeusBerlich kann kein Mensch beim König Frie-
densgedanken finden.
Der KurfUret an Waldeck. Dat. Königsberg 15. Juni 16Ö6.
„citissime" (Arols. Arch.)
Er gedenke morgen eicK nach Balga zu begeben. Waldeck solll5. Jani.
sieb sofort aufmachen nud eben dorthin kommen, „iumittelst aber mit I. K.
M. nichts Terbindliches, ehe Wir Euch gesprochen, schliesseu" ').
Der Knrflirst an Waldeck und Platen. Dat. Balga
18. Juni 1656.
IBotschaft des Königs Johaan Casimir; grosse poloische Armäe; die Schweden
sehr bedroht; die Conjanctioo sehr neaeotlich für sie; die GeaandteD sollen
fest sein.)
Wir lassen Euch in Gnaden unverhalten sein, welchergestalt derl8.JuDi.
polnische Jägermeister Meidel, welcher gestern Abend noch vor
Eurer Abreise augekonimen, heute Audienz bei Uns gehabt . . . Be-
richtet, dass der König mit einer starken Armee, worunter 6000 alte
geworbene Knechte sein sollen, welche aus den Garnisonen genommen,
dastehe, und nicht glaublich, dass die schwedische Armee alda gegen
ihn etwas ausrichten werde. Begehret von Uns im Namen seines
Königs, dass Wir Uns wieder zu ihnen schlagen mögen. Wir haben
noch nicht viel mit ihm geredet, weil es eben Sonntag gewesen und
können also nicht sagen, was er etwan mehr in commissione habe,
so Euch aber bald communiciret werden soll. Allem Anscheine nach
scheint es wol, dass sie vor dieses mal eine starke Armee zusammen-
haben dürften, welches besser zu erfahren Wir einen schwedischen
OfGcirer, so. zugleich von dannen kommt, ein Kiest von Geschlecht,
anhero versehrieben, Wir auch alsofort wieder zu dem Könige nach
Marieabnrg, damit I. Haj. den Zustand daselbst erfahren möge, re-
mittiren werden.
Die Schweden werden also in karzem eine Macht sich gegenüber haben,
„deren sie allein nicht bastant sein können" ; sie werden also hoffentlich in
den Bedingungen fügsam sein, bes. in den Punkt dem Licenteo; es kommt
dem Eurf. sehr viel darauf an, darin die Qencnilstantcu nicht zu chocquiren.
') Bei diesen Besprechungen in Balga wnrde (17 Juni) beschloaBen, nnter
den obwaltenden UmatäDden die Fordernog der Jälich'scbeD BennnoiatioD fär
jetzt fallen zu lasaeo; vgl anch Baacbbar I- IIa.
^aovGoOt^lc
sBBiGooi^lc
VwbaDdlnDg iD Harboburg. Q\'J
Schaden Uns zu nicht geiingem Deepect gereichen. Wir verlaeeen Uns
aber hierunter allein auf Eure Uns genugsatn bekannte treue Sorgfalt.
So viel die Zueammenkunß mit I. Maj. betrifft, wollen Wir Uns
zwar dazu fertig halten; allein nach Eibingen zu kommen, sind Wir
nicht in Equipage, und zu Holland ittt auch nichta zum beeten I. Maj.
zu accommodiren ; daher Uns dann am liebsten sein wQrde, wenn Uns
von I. Maj. ein adeliges Haus oder Dorf auf dieser Seite Eibingen
benennt würde, wohin Wir Uns alsdann verfügen wollten.
Waldeck an den Kurfürsten. Dat. Marienburg 24. Juni 1656.
Es ist nun alles richtig. Zu Holland wird der König hei E. Ch.24.Jaiii.
D. kommen. Es kommen mehr Leute mit, als man vermeint. Ich
bring mein Silber aufn Nothfali mit und werde alles bester Maassen
bestellen, auch morgen bei E. Ch. D. in Person sein.
P. S. Canneuberg soll avisirt werden, geiiic Truppen mehr zu-
sammenzu ziehen, „sonst möchte er ein Obugliick haben".
König Karl Gustav an den KurfUrsten.
Dat. Marienburg 15. Juni 1656.
Der KÖDJg spricht seine Zuslimmung aus zu der tod den braDdenbur-25. Juoi.
gisctien Gesandten in Marienburg aufgestellten Forderung, das» die Licenten
in den prenssiseheu Häfen von allen dortbin handeltreibenden Nationen in
gleicher Höhe erhoben werden sollen.
Derselbe an denselben, id. dat.
Ks ist bei den gegenwärtigen AlliauccTcrhandluDgcn von den branden-
bnrghcheu Gesandten dargelegt worden, „(juoniodo praesentinm temporum
adspeotu:^ et pericnlorum spccies admouere et requirere rldeantar, nt di-
rectioni Regiininis et Militiae Prussiae recte prospicialur, ac opus etiam
esse, ut certuB quidatn Gubcrnator istis ProTinciis adhibeatac, qui in ab-
sentia Gels"'' V" Elect. et facienda tanto facilius espedire poeait et, qaod
rei gerendae necessitas forte efflagitabit, celerins cxeqaatur". Der König
gebe hierzn gern seine Einwilligung.
Am 1&./2&. Jnoi 1656 wird zu Marieuburg das Bündnies zwischen
Brandenburg und Schweden abgeschlossen. Die verschiedenen auf
dasselbe bezüglichen Instrumente s. bei v. Mörner Staats vertrage p. 201
bis 209; zu der dort angeführten Literatur ist noch Rndawski p. 264 hin-
znznfögen.
^aovGoOt^lc
6X6 "'- ^" Marieubnrger Büudniea.
Sie Eollea eich al^so nicht beirren laseen, wenn dio Schweden • ,
als ob ihnen an der Conjunction tio viel nicht gelegen wäre '
wo), „dass ihnen gar sehr daran gelegen".
P. S. Es hat Ue8 gedachter Meidel gcsagf «Ideck'a, nameot-
nlclit glauben wollten, dasa sein König auf die achteten Bündni««,
„T. . ,, „„ . ■■ 1 ■ . ; Kurfürst ihm die Ort«
Wir einen von Unsern ümcirern milscbicken j « . _
vrttDenzien nnd Nntzangea
laBsen mochten; er wollte den Officirer /„öergeben, und soll erund
wieder öberliefem.') ^,n und seinen Nacbkomnim
20. Jnnl. Am 20. und 21. Jnni Berichte de- ^ .-"^! 5" W'*"«/« Nntzting «f
21. Joni. der Verbandlnng über die einzelne ';J>^ J*"*" vorhandene Tochter tmt
zeigen sich ziemlich entgegenkon^ ■ /^^ten „uf erfolgte wirkliehe Tr.-
,y!i^(pibtf ansgeGtellte Assecuraüon eines
Der KuriUrst an W "'* rf„ „ w.ldeck, die Suttb.]««
■'j-i»". Liode gnädigst oonfcriret and aafge-
Iblrmabaang zur Festigt ' 'V^'!, fiir dabei zn schützen etc.
9'j !.,„■ i..« p,.,=™ *'^ ^ 4ri finden sieh mehrfach bei den Act«.
«„M . T - ^.-^Ä-de dat. Königsberg 8. Juli 1656 die ie
SchluBS gestand ^..vJj^i^^.'^^.den von Plock Job, Casimir Kr-
Ihr aebet, wir .!■''■'>' '^"'jT»"*"' ^"^ Krasiaski gegen seinen an»ge-
Ihr werdet > ,; f^fä" "^ die polnische Seite gescblagen hatte. — Diese
Puncten, b "i:.^ («:* ''''^ ^nnJen natrirlich nach dem politischen DmscbUg
und waa ' :^^'fiiBS^'*^^iiad dam "noch Ansprüche auf Schade nersat* e^
in Acht ,jjf;;«*3ic «■" "^1"»^" "»"■
eheBtem 'i!'»^'
niclit r * jir«l "° * Herzüge von Brannscliweig.
zoseD per ^"^ KSoigs''«''« 7. Jnli 1658.
die ibsrlili'^^ ^^ CoqjanctionsTertiages miti dereelb« Bei
sasiGoOi^lc
'.. '^
:*v;^
Sendung Dobrczenski's
nach Prag.
(Jnli bis September 1666.)
sasiGoOi^lc
g]^3 ^^'' ^"^ Marieoburger BäadaisB.
Verleihnngs- und Eraennuiigsurkonde fili- Waldeck.
Dat Königsberg 2. Juli 1656.')
2. Juli. In Anbetracht der treuen und niitzlichea Dienste Waldeck's, nament-
Itch bei ScblieBEang des neuerlich mit Schweden aargerichteten Bündaissee,
und in Aussicht auf seine ferneren Dienste vllt der Kurfürst ihm die Orte
MeHcritz, Paradeie und Bleseu mit allen Pertinenzien und Nntzungen
(ex cl. die Landeshoheit) erb- ood cigenthümlich übergeben, und soll ernnd
seine Nachkommen dieselben 7on dem Kurfürsten nnd seinen Nachkommen
als Lehen recognosciren.
Stirbt W. ohne männliche Erben, so soll der Witwe die Nutzung anf
Lebenszeit bleiben; nach ihrem Tode aber jede vorhandene Tochter mit
30,000 Rth. ausgestattet werden.
Dagegen stellt Waldeck dem Kurfürsten „af erfolgte wirkliche Tra-
dition oberwähuter Stücke" die ihm früher ausgestellte Assecaration eines
Recompenses zurück.
„Ferner haben Wir ibme, dem Grafen eu Waldeck, die Statthalterei
über die in Grosspolen acquirirte Lande gnädigst conferiret nnd anfge-
Cragen;" der Kurfürst verspricht ihn dabei zu schützen etc.
Andere Schenkungen dieser Art linden sich mehrfach bei den Acten.
So erhält Fr. v. Jena durch Urkunde dat. Königsberg 8. Juli 1656 die in
PreuEsea gelegenen Güter des Woiwoden von Plock Job. Casimir Kra-
sinski, die confiscirt worden waren, weil Krasinski gegen seinen ansge-
stellteu Revers sich wieder auf die polnische Seite geschlagen hatte. — Diese
nnd andere ConGscationen wurden natürlich nach dem politischen Umschlag
i. J. 1058 zurückgefordert, und dasu noch Ansprüche anf Schadenersatz er-
hoben; worüber weitläufige Acten vorhanden sind.
Der Koxfllrst an die Herzöge von Braunschweig.
Dat Königsberg 7. Juli 1656.
i. Theilt ihnen den Abscbluss des Coqjnnctions vertrage» miti derselbe sei
sogehalten, dass die Reichslande dabei ganz nninteressirt blieben; vielleicht
aber werden die Polen sich daran nicht kehren und doch einen Angriff gegen
Reichslande des Kurfürsten unternehmen. — Die Herzöge werden ersucht
zu berathcD, was dagegen zu thnn sei, dass der Friede im Reich nicht ge-
stört werde.')
Zugleich wird Raban v. Canstein von Halberstadt ans an die Her*
zöge von Braunschweig abgeschickt, um sich mit ihnen direct über etwa la
ergreifende Massregelu in Vernehmen zu setzen.
') Conoept, mit der Bemerknag von Schwerio's Band: .dieses haben S.
üh. D, selbst befohlen also aufsetzen za lassen'. Tgl. Banobbar L 119.
^ Aehnliohe NotifioationBachreiben ergehen an den Kaiser, die Eurfüraten,
Hessen- Kasse), Wirtenberg, die sächsischen Herzöge.
^düvGoot^lc
Sendung Dobrczenski's
nach Prag.
(Juli bis September 16B6.)
sasiGoOi^lc
sBBiGooi^lc
rV, Sendung Dobrczenski's nach Prag.
(Juli bis September 1656.)
Ä. NeamaDn*) an den KurfUrstea. Dat Wien 24.|14. Jani 1656.
[Ein bedeoklicheB Schreiben. EnherEog Leopold Wilhelm kob den NiederlaodeD
erwartet; VermulhaDgen über deo Zweck derReiie; Oerüchta über schwediach-
broDdenbargiflche Kriej^abBichten ; Scfaickneg eiaea Geiendten nach Wien
empfohleo. — OeaterreichiBche AbaichteD auf PrenaaeD, im NameD des Ordeoa-
TreppeDwerbangeD für <len Ereheraog Leopold Wilhelm; VerbkndlaDgeo mit
dentBcben Reicbafärateo, besoodera Baiero. Trnppenbewe gongen nach Schleaien.]
Vebersendet ein ibm von dem scbwedischeD Residenteo Kleyn mitge-
theilles Schreiben von bedenklichem Inhalt (s. n.) —
Nun ist nicht ohne, dass eine. Zeit hero ron I. hochf. Dehl. dea24. Jani.
Herrn Erzherzogen Leopold Wilhelm zu Oeeterreich Anherokunft
aus den Niederlanden allerhand Discursen geführt worden und Vielen
gross Nacbdeaken gemacht hat, warum Sie eben bei jetzigem gefähr-
lichen Zustand bemeller Landen sieh herausbegeben, da Ihrer Gegen-
wart am meisten von Nöthen; dahcro etwas sonderlichs darunter ver-
borgen sein mftsste. Und seind etliclie wol in die Gedanken gerathen,
dass es auf eine Impresa wider Freussen, und dadurch auch den
Weg zum Königreich Polen zu bahnen, angesehen.
Indem man aber considerirt .... iTcracbiedene ÜDwabracbeinlich-
keitenl, Bo bin ich fast in die Gedanken gerathen, ob nicht dergleichen
Dinge mit FleiHS forgirt jsicj und an die Hand gegeben werden, indem
man wol zu ermessen, dass man's an gehörige Ort weiterbringt, eine
Qfihere Zusammentretung mit I. K. M. zu Schweden dadurch befördern
zu helfen.
Eine Menge Gerüchte cnrsiren überhaupt nnd von der verschiedensten
Ari-
al» da ist, was mir gestern zu Ohren kommen, ob sollte rorgewesen
sein, dass I. K. M. in Schweden mit dero Armeen in Schlesien h&tten
') BrandenbargiaebeT ReaideDl in Wien.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
g22 '^- SBiidnog Dobrcieoski'a uub Prag.
g:ehen, E. Ch. D. aber um gleiche Zeit (und zwar deu 5. Mai) mit
deu Ihrigen vor Pra^ stehen sollten; welches aber wegen der TOr-
gangenen Veränderung in Polen wfire zurftckgeblieben. Wiewol man
nun au vielen Orten solchen Dingen keinen Glauben geben mag, so
bleibt doch bei andern der Argwohn nicht aus . . .; dahero auf E. Ch,
D. geh. Raths des Herrn Grafen von Waldeck Exe. an Hand Gebung
ich an einem and andern Ort Hoffnung gemacht, dass E. Ch. D. je-
mand Ton dero romehmen RSthen aa den hiesigen Hof absenden und
I. K. M. satsamen' Bericht thun lassen wDrden. —
Der Erzherzog wird zu kOnftigeD Freitag, geliebta Gott, hier sein.
Beilage. «Aus Pimitz rom 8. Jnlii et. a. 1Ö&6."
„Bei meiner Abreise von Brüon ward an einem und andern Orte TOn
einer unausbleiblichen neuen Unruhe, jedoch ganz Btlll und gleichsam mit
zusanimengeBtoseenen Man lern gemurmelt, worvoo Ich doch Dichte gewisses
rernehmen höuuen. Alhie aber habe ich von eluigeu theile voruebmen
Kriegs-, thells Hof- and Landbedienteu per disrursam erfahren, dass zwi-
schen I. Kais. Maj. und dem König Casiroiro eine geheime AlÜaace per
fecundum et tertinm bcsehloseen sei, vermöge welcher dieser nit allein f.
Kais. Maj. In Schlesien etwas zu Ubei:geben, sondern anch Preussen, soriel
dessen sein ist, dem deutschen Orden abzutreten verwitliget habe. Damit
aber solches so viel besser bemäntelt werde, soll es anf diese Weis be-
schehen, als wann der Erzherzog wegen dessen, dasi er Grand-Maistre des
deutschen Ordens, dem Preussen vor Alters gehörig, dieses billig wiederam
in alten Stand zu setzen und von dem jetzigen Elnbaber zd vindicirvn
schuldig wäre. Solches werkstellig zd macben, solle es den Namen habeu,
als ob die neugeworbene Völker zu des Erzherzogs Diensten und Nutzen
aas seinen eigenen Mittein geworben sein, nnd ob Ewar solche Werbungen
durch Kaiserliche OfGcircr und Patenta beschehen, I. E. Maj. dennoch des
Erzherzogs Intention nnbekanot nnd Sie der Meinnng gewesen, dass er
solche Völker anderswo gebrauchen würde; und wollte der Kaiser solcher-
gestalt zum wenigsten quasi ezcusatus sein, der Erzherzog aber sollte den
Namen haben, als wenn er es proprio coneilio et Marte ohne Interesse des
Kaisers thäte .... Es soll anch bereits eine weitläaTtigc doch geheime
Unterhandlung dicsralla geschehen sein mit etzlichen Chor- und Fürsten
und annoch mit Ohnr-Baiern die meisten DirBculUiten sein, dass zu zweifeln,
ob er sich darein mischen werde. Die Kaiserliche Artillerie wird allgemacli
En Schlesien eingeführt, alwo sich deren bereit eine ziemliche Quantitjtt be-
findet, so nach und nach hine in gebracht worden; den geringen OfBciereu
und Landsassen macht man die Concepten, als hätten die Breslauer etwaa
versündiget und wäre die Rüstung anf sie angestellet; die 3 Regimenter so
alhier einquartieret sein, seind auch beordert, Ihre Compagnien beisammen
fertig bis anf gewisse Ordre zu halten."
^düvGoot^lc
Drobende Oernehle ans Oeeterr«!cb. NotificaiioD an den Kaiser. g23
Der Kurfürst an den Kaiser. Dat Holland 16. Jnni 1656.
[AoseiE^e des OoDJuDotioDaveiirags mit Scbwedeo. Bitte um geeignete Maase-
regeln gegen die Hereinziehnng dea Beicba in den Krieg.)
EriQDemng an die geschehene Noüfieation des Königsberger Ver- 16. Jnli.]
träges.') Seitdem eei er eifrig bemüht gewesen, den Frieden zwischen den
beiden streitenden Theilen zu vermitteln ; doch ganz ohne Erfolg; die Feind-
seligkeiten dauerten fort, und er gei dadarcb mit seinem Lande in eine höchst
bedrängte Lage gekommen —
und also aus diesen und anderen wichtigen Ursachen bewogen worden,
bei Torgedaehten mit I. Kön. Wrd. io Seliweden Tor diesem einge-
gangenen Factis nicht allein meinem Obliegen nach zu verharren, son-
dern auch noch in eine nähere Verständniss und wirkliche Conjunction
der Waffen dieser Lande halber mit derselben zu treten . . , wie ich
solches alles E. Mt^. mit ehestem durch einen deswegen Abgeschickten
auaftlbrlich und gründlich remonstriren lassen will.
Die Pflichten gegen Kaiser und Reich bleiben nach wie vor vorbehalten,
weshalb auch hiervon Anzeige gemacht wird.
Und weil nun solches alles einzig und allein die polnische und
preussische Lande, keines Weges aber das h. Rom. Reich angehet,
ich mich aber gleichwol dabei befahren muss, es möchten die Polen,
dafem sie nur dazu Gelegenheit überkommen sollten, auch ihre Hosti-
lität (wie sie damit vor etzHchen Wochen den Anfang albereit ge-
machet) gegen die im h. ROm. Reich gelegenen Provincien erzeigen
und dadurch leicht ein grösser Feuer anztlnden: also ersuche E. E.
JA. ich hiermit ganz gehorsamst, Sie wollen dero hocherleuchtetstem
Verstände nach dieses Werk derogeetalt beherzigen, damit durch dero
bekannte Kaiserliche Sorgfalt dasselbe förderlichst durch gütliche Mittel
gehoben oder doch zum wenigsten das h. Rom. Reich daraus gelassen
und nicht zugleich mit implicirt werden möge. —
Instmetion für Dobrczenski an den Kaiser und an den
Kurfürsten von Sachsen. Dat. Königsberg 7. Juli 1656.
(ErläDternngen.20 geben über den ConjuactioDSvertrag mit Scbweden; Krieg vom
Reich fem sn halten. Ob kaiserliche Einmischung in befürchten. Kaiserwabl,]
Er soll an beiden Orten, nach seiner eingehenden Kenntniss der Sache, 7. Jnli.
die Gründe vorstellen, weshalb der Enrliirst eich veranlnsst gesehen, seine
Waffen mit den schwedischen gegen Polen zu verbinden; seine Absicht dabei
sei keine andere, als möglichste Beschleunigung des Friedens.
') Vgl. oben p. 514; vennnthüch anch hier die Datirnng wie dort.
Iqit-odyGoOt^lC
ß24 I^- Sendung DobrcEenaki'i naeb Prait-
Da ansgerdem sein Hauptziel daraar gerichtet eei, dem Reiche den
Frieden nogeslört zu erhalten, wie der Kaiser und der Knrf. von SachGeo
dies unzweifelhaft auch begehrten : „a]eo ereachten S. Ch. D. dieselbe ganz
gehoFBaniEt und Treuadlich, I. K. M. uud Cb. D. woliteu dabei beständig
und anverrürlit verharren, keinen anderen Impressionen Qehör geben, viel
weniger Glauben beimessen, sondern ihnen allezeit die Rahe und Sieherbeit
des Reichs angelegen sein lassen; wie S. Ch. D. denn auch au Ihrem Orte
nebst diesem I. E. M. nnd Cb. D. za Sachsen Hauses Interesse Ihr alle-
mal angelegen ^ein lassen wollten. Nur würden sie am allermeisten
dabin sehen, damit nicht nur das h. K6m. Reich, sondern auch dessen
jedwederer Stand ä part ans dem polnischen Wesen gelassen nnd bleiben
möchte."
Er soll am kaiserlichen Hof so lange bleiben, bis er klar sieht, ob oder
ob nicht eine Einniiscbang des Kaisers zu erwarten steht.
Etwaige Versuche in BetrcCT der Röni. Königswahl za verhandeln, soll
er mit Mangel ati Instruction ablehnen und nur discnrsweise andeuteu,
„dasB er versichert wäre, dana S. Ch. D. es niemand lieber gönnen würden,
als dem Hause Oesterreich und absouderlich I. K. M. Successoren". ~
Die Reise Dobrczenski's wird durch contraire Winde so aufgehalten,
dass er erst am 26. Juli nach Berlin kommt. Er trifft dort mit dem Oe-
neriilmajor Derfflinger zusammen, der in diesen Qnartieren sehr schöne
Truppen zu^iamniengebracht hat, aber, wie Dobrczenski erfahrt, ent-
schlossen ist, eher den brande nbnrgischen Dienst zu verlafsen, als dem Ge-
neralmajor Wrzesowi t7. 1) bei der Conjnnction mit dessen Corps im Rang
i. Äag. zn weichen. (Relation dat Berlin 26. Juli st. v. 1656.)
Der Kurfürst an den Kaiser. Dat Hauptquartier zu Leogonietz
17. Aug. St. n. 1656.
(Die FnedeDBbemilhaDgen mit Polen ge«cheiterl; ftindliche Geeianong der PoIeD;
NÖtignng zum Kampf. Die Schlacht bei Warscban. Neigung Eum Friedco.]
Die fortgesetzten Friedensbemlihnngen haben bei den Polen keine Statt
gpfanden, auch die durch die Vemiittelung des frnnzöfischen Gesandten
de Lumbres versuchten.
17. Aug. Anstatt dessen aher ilass ich mit gewieriger und gehoffter Keso-
lutian versehen worden, sein mir nicht allein harte, unleidentliche und
unverantwortliche Bedräuungssclireiben zukommen, sondern auch von
gedachtem de Lumbres bei seiner ZnrUckkunft mitndlich referirt
worden, dass, obgleich der König in Polen und die Senatoren mit I.
I) Wol der Bchwedische General Graf Job. Weikard Wrzeeowitz, der
Buch bei Pafendorf Carol. Gust. II. J. 3i>. geeaeDt wird. Auf diesa Differons
beziebttn sich vermuthlich die obcu p. 601. 6<I9. i;i;i vorkommenden Notizen über
die SänmnisB nnd WiderBetzlichbeit Derfriinger's,
,Goo<^lc
Sendnng DobrcseBiki'a nach Prag. g25
Eon. Wrd. in Schweden in eine Friedenshandlong sieh einmlusw
gftnzlicb nicbt ab^neigt, sie dennocb dabei micb keines We^es wissen,
sondern so bald von dem Frieden g&nzlich aosgeschtosaen baben
wollten. ')
Als ich nun eine unrerhoflle, unverdiente and anverdaulicbe Ant-
wort erbalten und die endliche Meinung und Resolution gesehen, so
habe ich auch anders nicht gekonnt, als diejenigen Mittel, welche der
Allerhöchste mir anrertrauet, zu gebrauchen und diejenigen [sie] wider
meine Feinde, nebst I. Köd. Wrd. in Schweden, zu wenden und die-
selbe damit in offenem Felde im Namen des Herrn anzugreifen. Da
dann die Bannherzigkeit des AUerhüchsten es also gnädiglich ge-
rsget und die Action dergestalt gesegnet, dass nicht nur die tlber-
aus grosse Menge der Feinde das Feld, sondern auch seine Ar-
tillerie , Bagage , gemachten" Werke , Schiffbrücke und Warschau
Selbsten , nachdem das Gefecht vom 28. Julii st. n. Abends bis Sonn-
tags, war der 30., gegen Mittag gewähret, hinwiederum verlassen
und Uns gönnen mUssen. —
Trotzdem eei er eutscbloBBen , auch femer alles für die Qewin&DDg
des Priedeas £n thun und bitte den Kaiser in gleichem Sinn za wirken,
namentlich dass auch Jetzt das Reich nicht in den Kampf hereingesc^en
verde.
Dasselbe SchreibeD mnt. mnt. an alle KurfürBten, die Herzöge von Braun- ,
schweig und den Landgrafen von Hessen-KasBcl — flir die GTangellBchen
mit EinftlgUDg einer das evangelische Interesse beriifarendeo Clansei.
Dobrczenski Relation. Dat. Prag 18. Aug. 1656.
[Dar Kaiser io Prag erwartet; BestürtEang Übet die Niederl^e der Poleo. Goto
OesiDnang des KorprlnzeD tod SachseD.]
In 8 Tagen wird der Kaiser hier erwartet. Die Bestürtzong über die 18. Aug.
polnische Niederlage ist bier sehr groBS; es scheint, der KniBsr wü^ fiich>
wenn nnr die Rahe im Reich gesichert bleibt, nicht einmischen.
Was ich liegen des Cburprinzen von Sachsen geschrieben'), bitte
unterth., £. Ch. D. wollen darauf gnäd. reflectiren, und wftrde nicbt
') TgL den Bericht de Lnmbrea' an Brienne in Ürk. n. Actenst, IL
104 IT.
') Dobrcsenski liatte tnerst seine Hiasion in Dresden vollbracbt; nla
Bericht von dort befindet sich nicht bei den Actea-
ll.ter. .. ü«»h. d. U,. Knrnir...... VII. 40
A-nOO»^IC
g26 ^^- Sendang Dobrceeiiiki'a nuh Prag.
andicaliob sein, wann man mit demselben oft oorrespondiren möchte,
weil er sich anitzo der Affairen annimmt and E. Ch. D. Freundschaft
sehr hochsohAtxet. I. Dohl. haben mir gesagt, dass iwar S. Ch. D.
nicht werben liessen, sie wären aber versichert, dass sie innerhalb
4 Wochen eine Armee von 30,000 Mann aaf bringen kennten; und be-
stände die Seele der Woifahrt aller ETangelischen in einer guten und
herztichen Vertraulichkeit, welche bishero gemangelt.
Er reist heute dem Kaiser entgegen.
Proposition Dobrczenski'a sa den Kaiser.
Dat Prag 28. Aog. 1656.
■28. Ang. Darlegung der bisherigen Poiitik des Kurfürsten seit Beginn des Krieges
und namentlich der snletzt gescheheßen kriegerischen Terelnignng mit den
Schweden gegen die Polen. Veraichemng seiner nnwandelbaren Öesinnnng
fiir das B«Ich und den Frieden desselben.
Dobrczenski Relation. Dat Prag 30. Äng. 1656.
[Andienz beim Kaiser- Forst Aaersperg zarückhalteod. Sympathie fSr Polen
am kaiserlichen Hof. Denaoch wabracheiDlicli keine EinmiaeliuDB; miliUriscbe
SchwieriglieiteD i gelieime Benegangea]
30. Ang. Andiene beim Kaiser am Tag nach seiner Auknnft, mit Ablegnng
obiger PropositioQ, die vom Kaiser frenudlicb beantwortet wird.
Fürst Anersperg, mit dem D. über die gegen den Karfürsten
ansgesprengten ungünstigen Gerüchte spricht, zeigt sich sehr zurück-
haltend.
Nun ist nicht ohne, gnäd. Cburf. und Herr, dass die Passionen
vor Polen, wiewol man sie sucht zu verbergen, bei diesem Hofe sehr
gross sind, wie auch nicht weniger eine jalouse und furchtsame Re-
flexion auf E. Gh. D. und des Königs von Schweden, anitzo Gott Lob
(wie hier die Zeitungen lauten) sieghafte Waffen, und dass man die
französische Sorgfalt vor die Beruhigung der polnischen Troublen selir
sospect b<. Jedocb bin ich der Meinung, dass mad sich zur Zeit
directe in dieses Werk nicht mischen wird, weil es nicht allein I. K.
M., sondern auch dero Ministri, die icli noch gesprochen, also zu ver*
stehen geben, weil man auch 12, oder wie andere sagen, 15,000 Mann
nach Italien geschichet, derer aber viel albereit rebelliret, auch die
anderen nicht allerdings fortwollen.
^aovGoOt^lc
DobTCienaki in Prag. g27
Hier im EönigTeieh liegen 5 Begimenter, und sind tod jedwedermt
zu der itali&aischen Expedition 3 bia 5 Compagnien weggenommen
worden, an dero Stelle andere sollen geworben werden.
SoDBten kommen fast täglich poIniBcbe Couriers albier, und wird
unfehlbar sehr heimlich etwas geschmiedet —
Dobrczenski Relation. Dat Prag 17. Sept. 1656.
[Schlacbt bei Warscbaa; ihr Eiudrack am Hofe in Prag. Italifiaiacbe Politik.]
Oratalation zu dem Sieg bei Warschau. Man ist hier darüber „Dicht IT- Sept.
wenig perplex and bekümmert". Indess trotz aller Theilnabme für PoIeD
Hcbeiot eine directe ElnmiscboDi; doch nicht zd befürchten, obgleich nament-
lich die Oeistlichea sehr dafür sind. Es scheint vielmehr, dase man in
Italien einen HanptBtreich zn Gunsten der Spanier vorhat; doch mentert
die Mehrzabl der Truppen (noter FH. EukeTort) nad will nicht in Italien
dienen; kann man sie nnd andere persnadirea, so wird man doch zu einem
neuen Krieg gegen die Franzoeeo in Italien kommen.
Dobrczenski Relation. Dat Frag 21. Sept 1656.
[Baldige Bficbkekr dea KaiaerB naeb Wien; DobrczeDski's tlitreiBB nicht erwünscht.
Die Geistlichen am Hofe sehr gegen den Enrrüraten; allgemein die SUmmnog
gegen Schweden nnd Braadeobnrg. Geheime Sendong nach KnMlaitd. Geaandt-
sehaft aas Polan. Die nach Italien beatinimtea Troppen.]
Der Kaiser will am 25. Sept. nach Wien zurück. Da bowdI der 21. Sept.
Kaiser selbst, als die vornehmsten RtUhe versichern, „dasa I. K. M, B. Ch.
D. alle eelbst gewünschte Adrantagen .gerne gönnen und sich bei dem pol-
nlachen Wesen neutral zn halten gemeinet wKren", so gedenkt D. niebt
naeh Wien za folgen, zumal mau es anch hier, wie es scheint, nngera sefaen
würde.
I. E. M., wie auch I, D. der Erzherzog bezeugen gegen mir mit
Worten nichts anders als ein grosses Vertrauen zu E. Cfa. D. Ich bin
aber dessen gründlich rersichert, das» es nur Worte sind, und daes
die Geistlichen, welche die rechte Intelligentien und Beweger der Ge-
mtltber sind, dieses Vertrauen nicht haben, sondern vielmehr allen
Hissgunst, Hisstrauen und scbftdtiche Resolutionen einzupflanzen be-
mfibet sind.
Sowohl Anersperg als Gebhard versichern, mit Worten oder Mienen,
dass man nicht daran denke sich einzumischen, trotz grosser Anerbietungen
von Seiten der Polen ; aber es ist nnmöglicb, etwas sdniftlicbes darüber zu
eringm —
40*
^düvGoot^lc
528 '^' Sen^nng DobrcteDBki's nach Prag.
80 kann ich biahero das gänzliche Miestrauen aus meinem Herzen nicht
auswurzeln, weil ich sehe, mit was Passionen sie alhier Tor Polen
streiten, mit was Freude sie alle böse Zeitungen vom König von
Schweden und E. Ch. D. annehmen, wie jalous sie sieh von I. M.
von Schweden glücklichen Progressen bezeigen, wie emsig sie sich
bemühen, unter der Hand alles zur Dämpfung des Königs und
C. Ch. D. zu contribuiren und die GemUther aufzuwickeln; also
dasB wol in Wahrheit nichts als das zweifelhaftige GlUck, die ge-
fährliche Conjuncturen und der Mangel einer gewissen Occasion uns
tlbel zu tbuu , ihren Willen bezäumet und aufhält ; und wird
also ein wachtsames Auge auf ihre Äctiones zu haben nicht undien-
lieh sein.
Gaui heimlich ist ein Expresser nacb der Moscan geschickt worden.
Man erwartet eine feierlirbe polnische Ambaesade ; manche meinen, sie
soll dem Kaiser die Anssicht auf die Succcssion in Polen erCffDen.
Von den nach Italien bestimmten 12,000 M. ist nar die Hälfte hinge-
kommen; die andere bat aicb abeolnt geweigert, dorthin zu raaracbiren.
Man wird sie nun anderweit verwenden.
Dobrczenski Relation. Dat. Prag 26. Sept. 1656.
(Onfrennd liebe Stimmong; aaiweiohende Antwortenj nichta Gates eu erwarten.
Empfindlichkeit gegen Schweden. Der Earrürat in groMem Bespect an kaia.
Hofe. Allerlei Krieg in der Lnrt]
i. Sept. Die Stimmung hier neigt sich immer mehr der Gegenpartei zn. Der
EatEer hat Dobrczenski anf seine. Proposition eine schriftliche Aatwort
zDstellen lassen, „in welcher die untertb. Bitte, die ich gethan: daas
man sich nämlich in das polnische Wesen nicht impliciren mfige, unbe-
antwortet geblieben". Eine neue schriftliche ErklKmog, die er anf seine
Remonstrationen erbäU, ist ebenfalls nicht sehr klar; mündlich gibt der
Kaiser sowol als Graf Knrtz nnd Gebhard die beruhigendsten Yersiche-
rnngen.
Und wann ich einiges Tbeils meine geringelGedanken Aber diese
Conjunctur schreiben darf, so bin ich der unvorgreiflichen Meinung,
dasB, ob man zwar hei diesem Werk sich engelrein und sauber
machen will, so operiren dennoch die polnische grosse Offerten, die
liebkosende Gelegenbeilen, die furchtsame Sorgfalt, Jalousie und die
beschwerliche Sustentation der Völker im eigenen Land dergestalt,
dass wol zu besorgen, dass man endlich entweder indirecte etwas
thun, oder ja den Krieg in Polen zu fomentiren und durch Animining
Aj.OO<^IC
DobrcseDski in Prag, Abrein- g29
and subtile Änreizan^eD Feinde wider Scliweden aufznmuntern wird
bemfihet sein.
Man beschwert sieh Ober diesetbtge gar sehr, absonderlich dass
I, K. M. von Schweden die Eaia. OfTerten wegen der Mediation mit
60 höhnischem Schreiben (welches sie fast allen Herrn Cburfllrsten zar
CenBur geschickt und es gleichsam eine Clarigation nennen) haben
rerworfen, und dass man sich aoitzo der französischen MiniBtem ge-
brauchet um den Frieden zu befördern. Darzu dann gekommen
(welches alhier auszuwurzeln unmöglich), dass man glaubet, der König
von Frankreich h&tte eine Summe Geldes I. E. M. yon Schweden zu
deq Werbungen, in Ansehung dass es wider, das Beich gehen sollte,
auszahlen lassen; und könnte dieser Verdruss die Gemtlther zu ge-
fährlichen Resolutionen anreizen.
Dieses ist gewiss, dass, so lange E. Ch. D. glorwUrdigstes Haus
gestanden, es nie bei diesem Hofe in der Consideration gewesen als
es anitzo ist, und weil man £. Cb. D. Kräfte merklich siebet und
mit Stabilimng des Kaiserl. Thrones umgehet, wird man E. Ch. D.
zu caressiren und von der Krön Schweden und Frankreich Interessen
abzuziehen bomtthet sein.
Die Abschickung der Völker nach Italia kann leicht der Zunder
sein, daraus der Krieg mit Frankreich entstehen kann, und die Be-
gierde zu bindern, dass der König in Schweden nicht das ganze
Preussen unter seine Gewalt bringen möchte, macht hier auch die
Friedfertigen ungeduldig und martialisch. Die Moscowitischen Pro-
gressen kitzeln die GemOther nicht wenig, wiewol man sich anstellt,
als weun man keine Wissenschaft darvon hätte; man wird auch nicht
nacbtassen, Kohlen zu diesem Feuer zuzuscharren. —
Am 21. Sept. reist Dobrc^euski vou Prag ab, wäbreod der kaiser- 27. Sept.
lic-he Hof sich nach Wien zurück begibt; mau hat Dobrczeneki be-
deutet, dass man nicht wünsche, dass er dorthin folge, „es sei dann, dass
ich Doch etwas anders vorzutragen hätte". (Relation dat. Chlnmitz in29.Se|)t.
Böbmen 29. Sept. 16&6.)
Die Armee des Kaisers wird anf 3ü,00ü M. geijcbätzt, sehr gutes Volk
and 60 gut in den Erblaoden vertheilt, „dasa es die Untertbanen sehr wenig
cmpfiadeD*'; inzwischen wird stark weiter geworben. Vor nächstem FrUb-
jabr aber wird man sieb wahrscheinlich nicht entscheiden.
^aovGoOt^lc
g30 I^- äeodnng Dobrczanaki'B nuh Prag.
Zoletzt Doch eioe sasammeDfaMflnde Schlnsarslation dat. Berlia
15-126. Oct. 1656; ohne bemerk enswerthen neuen Inhalt — Anr zum ScbloBs:
„Han traut anch den Unterthanea in den Erbländern Dicht zam besten,
und weil die Pressaren, da§ Gewisneu nnd der Beutel gross sind, als bin
ich gründlich versichert, dasa gar viele nach Erlösung Beufzen nnd bei Ge-
legenheit nicht sehr standfest verbleiben wQrden". —
^aovGoOt^lc
Der ßeichsdeputationstag
zu Frankfurt.
16M bin 1667.
D.qil.zMBlG001^IC
sBBiGooi^lc
Einleitung.
la dem Regensburger ReichEabecbied vou 1654 war die Verfügung ge-
troffen worden, dass ein Theil der dort noerledigt gebliebenen Geschäft«
bei der fUr den Mai 1656 aasgeschriebenen Fortsetzung des „prorogirten"
Reichstags wieder Torgenommen werden sollte ; ein anderer Theil derselben
wnrde dem für den 1. October 1654 nach Frankfurt a. M. bernfenen „ordi-
nari Depntations-Convent" überwiesen'). Das WiederznsamnieDtretea 4ee
Reichstags verzögerte sich fast ein Jahrzehnt lang, das des Depntationstag^
dagegen wnrde für den genannten Termin festgehalten, wenn gleich die
wirkliche Eröffnung ebenfalls erst fast ein Jahr später Statt fand.
Die dieser Versammlnng gestellten Aufgaben normirte der Reichsab-
schied (§£. 185. 191) einerseitH auf die Verbesserung der R eich sex ecntioos-
Ordnung and der Reich spoliieiordn an g, für welche dieselbe nnr vorbereitende
Verhandlangen führen sollte, deren Resultate dem künftigen Reichstag zur
BescblussfaBsnng vorznlegen wären; anderseits und vornehmlich aber anf die
„casas restitnendorum ex capite amnistiae et gravaminum". Das hicss: es
galt die noch immer nicht znr vollen Ansföhrang gebrachten Restimmongeu
des westfälischen Friedens endlich zu verwirklichen ilber den Vollzug der
Amnestie, Wiedereinsetzung der Beraabten nnd Qescbädigten in ihre Rechte,
Ordnung der kirchlichen ReebtaverbältniBBe nach Massnahme des Normal-
Jahres nnd der anderen darauf bezüglichen Anordnungen des Friedensin-
stnimentes.
Znm ersten Male aber sollte diesmal der Deputation stag In einer neuen
Znsammensetznng tagen. Der westfälische Friede hatte Tür denselben die
Herstellung der Parität gefordert. Auf dem Regenshni^er Reichstag war
diese Bestimmung in's Werk gesetzt worden: um die bisher vorhandene
Majorität der katholischen Stimmen im Füretenratb xa beseitigen, wurde eine
Anzahl neuer evangelischer Stimmen definitiv in denselben aufgenommen 'j;
■) Begenabnrger ReiohsabBchied a. 1654 5.1916*. — Deber das Id-
stitnl der Deputationstage and nber die in der letzten Zeit in Betreff desselben
gepflogenen Verhan dl nagen vgl, Ffanner bist, comit. p 168 ff. Urk n. Actenst.
I, T93ff. VI. 143. ErdmannsdÖrffer Graf Waldeck p. lOäff.
>) Regensborger Reichsabscbied $. 194. Es waren Sachsen-Altenbui^,
BraadeQbnrg'Cnlmbach, Meckleubarg, Wnrtenberg und einer von den Wetterani-
A-nOOt^lc
634 ^- ^^^ ReiobsdepDUtiouatsg za Frankfart.
Dm dasselbe Tür daB knrfü rat liebe CoUeginm zu bewirken, wurde als vor-
läuGge Aas kunftsm BSE rege) verfügt, dass auf dem berorsteheudeD Depntations-
tag die drei erangelischen EorTürBteD vier Stimmen, der Zahl ihrer katho-
lischen Collegen entsprechend, haben sollten; die Fübmag des vierten
Votums Eollte anter ihnen abwechseln').
Es war begreiflich, dasB dem kaiserlichen Hofe bowoI wie der Mehrzahl
der katholiBcben Stände diese ningestaltnng des Instituts nicht sehr will-
kommen war. Unter den nnn gegebenen VeihältniBsen bot natQrltch für
ihre Zwecke die Reichsdepntation nicht mehr die Vortbeile, wie bisher; so
unbequem anch oft der Reichstag sich zeigen modit«, er gewährte dennoch
dem Kaiser die grössere Möglichkeit, ihn in erwünschtem Sinne zu leitea
nnd zu beherrschen, alB jene jetzt ganz paritätische Versammlung, und be-
sonders die praktisch so wichtige Restitationsf^age konnten der Kaiser and
die katholische Partei nnr mit Bedeuken in diese Hände gelegt sehen.
Bis znm letzten Moment hatten daher nameDttich die kaiserlichen Ritbß
auf dem Reichstag die Yereinbarung über den Deputationstag zu hindern
gesncht*). Nachdem dies mislnngen war, stellte Bich besonders die Frage
über die Concurrenz des Reichshofratbs in den Vordergrund. Aach
Tü]^ diesen hatte das weBtTältsche Friedensinatrument die Herstellung der
Parität gefordert*). Von Seiten des Kaisers war indess thatsächlich diesar
Anordunng bis jetzt keine Folge gegeben worden, vielmehr hatte die neue
1654 ohne Mitwirkung der Relchsstände publicirte Reichshofrathsordnnog
in dieser Beziehnng einen Ausweg eingeschlagen, der dem Wortlaot des
FriedenaiDStmraentea nicht entsprach und den Evangelischen die dort stipn-
lirte Garantie keineswegB gewährte*). Mit lebhaftem Widerspruch war daher
von Seiten der Letzteren diese kaiserliche Oetiofimng empfangen worden;
die Proteste gegen dieselbe waren noch über den Schluss des Reichstags
hüiaus fortgesetzt worden 0; eis Tbeil der Evangelischen, unter ihnen aacb
namentlich Brandenburg, hatte sich dabin geeinigt, die Competenz des
Reichshofratbes nicht eher anzuerkennen, als bis die versprochene Parit&t
in demselben hergestellt sein würde.
Diese Streitfrage aber kam nnn namentlich für den bevorstehendea
Oepntationst^ insofern in Betracht, als die demselben zugewiesenen Ra-
stitutionssacheu znm grossen Theil solche waren, für welche auch die Cmu-
petenz des Reichshgfratbes In Anspruch genommen wurde, und die katho-
schen Grafen, welche der Ordioardeputation als Btehende Mitglieder hinnigefagt
worden. Ausserdem wurden von den Reichastädten neben den bisher berecbtigteii
(OöId nnd Nürnberg) noch vier andere beigeiogen: Aachen, Deberliogen, Stra«-
bnrg Dod Regensbnrg.
>) Ebendas. {.191.
<) Pfanner p.SSlf.
») Inst Pac. Osn. V. 5.56.
*) BaicbshofrathBordnnngvon 1651Tit. 1. (.2 bei Benkenberg Baichi-
absobiede IT Anbang p. 44; vgl. Herohenhabn Gesch. d. Bslchshof^thea L.
627 fr.
') v.HaiernBegeoibDTgerReiohstagabandlaageoLllSSff. Pfannerp.SIfir.
A-nOO<^IC
:v- Einkitung. 635
^ ÜBcheD InteressenteD zogen natürlich meist einen Reich shofrathsprocess der
...^ EDtsi-beidnag durch die jetzt wirklich paritätische Keichsdepntation bei
, weitem vor, ebeaao wie es das stets festgehaltene Interesse des Kaisers war,
. ■. der Thätigkeit dieses Oerichtahofes einen möglichst weit mit der der eigent-
lichen Reichs! ustitnte zasammenfallenden Umkreis zu geben. Man war in
. ,, Regeosbarg ohne Verständigung aas einander gegangen, die Kaiserlichen
|_ mit der bestimmten Erkl&mng dass die Beicbsbofrathsprocesse ihren Fort-
gang nehmen würden, die E?angelischeo mit einem ausgeeprocheaen Protest
'. gcg^D die Rechtsbestäudigkeit des Gerichtshofs in seiner jetzigen Znsammen-
'^ setzong. Es war schon hiernach za rermnthen, daes die Thitigkeit des
DepntationstAga in den Restitutio nsangelegenheiten keine sehr erfolgreiche
''~ verde eein können: er hat seine Sitzungen fortgesetzt, bis sie durch den
^^ Tod Kaiser Ferdinands III. abgebrochen wurden; aber die Resnltate, die
7" er tn Tage gebracht, sind äusserst geringfügiger Natur gewesen.
'' ' Nichte desto weniger haben wir es Tür angemessen gehalten, die Be-
"' richte der brandenbnrgischen Gesandtschaft auch von dieser ReicbSTereomm-
" ' Inng in zweckmässiger Verkürzung doch hier mitzutheilen. Sie illnstriren
'" die praktische Theilnahme Brandenburgs an den officiellen allgemeinen
' ' Reiebssogelegenheiten io der Zeit, wo die ganze Energie seines politischen
-'' Pandelns der grossen Krisis im Norden zugewandt war; zur Verrollstän-
'' dlgong des Bildes gehören auch sie, ebenso wie die im folgenden Band
' ' DtitentlieileDdeD, nngleich interessanteren Verhandlangen über die neue Kaiser-
-' wähl, die steh ihnen zeitlich unmittelbar anschliessen, sowie die gleichseitigen
' Über du Verhältaies des Kurrürsten zu der „rheinischen Alliance".
'• Die brandenbnrgischen Gesandten in Frankfurt waren Johann v. Fort-
mann'), dem wir schon io vielßUtiger Verwendung nnd namentlich aocb auf
dem letzten Regensbnrger Reichstag begegnet sind, and der erst jüngst als
nKath, Bibliothekar nnd HislOTiograph" angestellte Joachim Hühner')*
Als einer der ersten auf dem Posten erscheinenden Gesandten traf Port-
mann schon Im November 16M in FranJcfort ein, während die formelle Er-
öffnung der Verbandlungen sich noch über drei Vierteljahre verzögerte'«}.
*) Er schreibt eich hier Job. von Portmaon and gibt gelegentlich an, dua
,- er erat jüngat den Adel erhalten habe.
^ Vgl. V. Orlich IL 439. — Ursprünglich war, wie gelegentlich aus den
Acten hervorgeht, auch Clans Ernst von Platen noch für diese Oeaandtscbaft
bestimmt, der aber dann znrückbehalten warde.
*■>) Acten material anr Geschichte des Depntatioustags, sehr unvollständig und
Eoßllig sBBammengestellt, gibt Loodorp Acta publica VII. 1051 ff. VIR. 1 ff.
416. 504 ff. 51S ff. 553. 563 ff. u. b. f. Die VerbandluDgen über die FortsaUuog
d«f Tages nach geschehener Kaiaerwahl, sowie über die von dem Kaiser ver-
langte, von Enr-Mains verweigerte Verlegung desselben nach Regenabnrg sieben
sich durch die nicbateo Jahre bindorob bis snr Berafnng des Reichstages.
^aovGoOt^lc
V. Der Beichsdeputationstag zu Frankfurt
1654 bis 1657.
Extract ans dem Memorial, so S. Ch. D. zu Brandeuburg dero
Gesandten bei dem Reicbsdeputationstage zu Franküul am Mun
ertheilt (o. D.)')
1) MilsBte solche ZagammeDkanft continairet; verdea and man selbig«
nicht TOQ eioaDder geheo lassen, bis die Principaleo über deoen Crsachea,
wetrhe sie auf andere Gedanken bringen möchten, mit einander communiciret
nnd andere zureichende Mittel erfunden, den vorhandenen Zweck, Dämlich
des Reichs Wohlfahrt, zn hefbrdern.
2) Sei daselbst nichts von Sachen anzonehmen, was nicht aof dem
Reichstag dahin gewiesen.
3) Diejenigen Sachen aber, welche eigentlich auf den Dsputationetag ge-
wiesen, sein möglichsten Fleissee zn Ende zn bringen; Tornehmlicfa aber
der Pnnctns restitnendorum in liqnidis.') Wegen deijenigen Sachen aber,
die noch etwas danke], haben der Evangelischen Chor-, Fürsten and Stände
Depntirte sich zuerst zu vemebmen, hemacb es ihren Principalen tu refe-
riren, auch zugleich ihre nnmassgebliche Gedanken zn eröffnen, wie es
damit anzustellen. Worüber dann sie, die Principalen, sich zu vergleichen
and was weiters zu thnn zu entscbUesBen.
4) Was wegen des Reichshofraths von den eTaugelischeu Chur-, Fürsten
und Ständen bei dem Reichstage resolviret, nämlich denselben eher nicht
zn recognosciren, bis solcher, dem Instrumento Pacis gemäss, mit Räthen,
so der evangelischen Religion zum halben Theile zi^ethau, bestellet ; wobei
man feste zu verharren. Auch sei in's künftige zn gedenken, wie die Prä-
sentation daselbst, gleichwie iu dem Kammergericht zu Speier, von dea
Ständen an I. Kais. Maj. geschehen möge.
5) Das freie Bxercitlnm der Religion für der evangeliüchen Stände
Gesandten, Reichshofräthe nnd Agenten am Eaiserl. Hofe, iugleirhen dero
') Das Original der Instruction Gadet sich nicht bei den Acten; in dem vor-
liegenden Extract sind verrnnthlich nur die FormalieD anagelaaseD.
') Usber die Scheidung zwischen „casus liquid i" nnd „e. dubü" s. Reichs -
abschied l 191-
A-nOO<^IC
iDitrnctioD. TorUaflgea. Q37
Familien nod Bedienten, anch der Abgestorbenen Witwen und Kinder soll
gleicIiergCBtalt bestandig nrgiret nnd davon nicht abgestanden werden, bis
solches erbalten.
6) Nicht weniger w&re das Exercitinm evangclicae religionis in den
Kaiser 1. Erblanden za beobachten.
1) Bei währender Zasamnienknnrt in Frankfurt hätten sich die eraü*
gelisehe Confidenten tu Tergleichen, wie die Featstellung dessen, dass die
Majora in den Reichscollectis nicht gelten sollen, znWege zubringen; wie
anch dass die Execntiou alles dessen, was sowol im Eaiserl. ReichahofraÜi
als anch in dem Kammergerichte zu Speier gesprochen wird, durch die
KreiEämler allein verrichtet werde; und dann, wie die Kreise also gefasst sein
mögenj dass nicht unterm Schein, selbe zu succorrireii , wie vormals ge-
schehen, dieselbe von deo Eaiserl. Völkern selbst beleget werden.
Und damit S. Ch. D. desto besser des Reichs Wohlfahrt beobachten
mögen, wünschen dieselbe, dass man jederzeit die Materiam nnd was zu
derselben Beförderung dieusam, vor die Hand nehme, nicht aber die sämmt-
liche Chnrfursten mit solchen Anmuthnngen, welche ihnen nur schimpflich,
zu dem Hauptwerk aber wenig dicnsam, behellige, damit S. Ch. D. desto
füglicber alles gutes accordiren können. —
Relation. Dat Frankfurt a. M. 17.127. Nov. 1654.')
(Ankunft in Frankfurt- Differenzpunkte in Sacben des EammeTgerichtB. Schwe.
denB Ansprach auf FröcedeDs für Vorpommarn gegen Hinterponimern bei den
VisitatioDfiD. Varanch des Eaisers, 60 Bomermouate beim fräokiscben Kreistag
zu erwirken.]
Am 22.112. in Frankfurt angekommen und sich im Saalhof eiuqnarljrt. 27. Nov.
Es sind erst wenige Gesandte anwesend.
Es soll zwar der Mecklenburgische Canzleidirector auf wenig
Tagen Bein Losament albie bestellet haben, damit er folgenda tod
hinnen nach Speier verreisen und der Visitation Camerae beiwohne.
Als ich aber mit dem österreichischen Gesandten darQber in Discurs
geratlien hab ich so viel vernommen, dass unterschiedliche Reichs-
stände mit der EammeFgerichtsmatrikel Verhdhung, soviel das augmen-
tum salariorum betrifft der Herrn Beisitzern, noch nicht einig, auch
einige Anordnung der Visitation durch sichere Classes (wie dieselbe
bei jüngstem Reichsabscbied zu finden), als wann dieselbe durch all-
gemeinen ReichsBchlnss nicht gewilliget, bestritten; worunter auch in
Bpecie die Eron Schweden &icb beschweret bat, dass Hinterpommem
in seeunda classe und also Vorpommern, so hernacbher folget, vorge-
') Von FoTtmana atleiu; sein College Hübner trifft erst viel ap&ter in
Frankfurt eiu.
A-nOO»^lc
g38 ^' ^^' BeiobBdapntatioosti^ sa Frankfurt
Betzt sei; da doch die Reflexion in allem nicht auf die Prftcedenz dw
fDrstlichen Hjluser, sondern auf die Conimodität (damit jederzeit eine
Gleichheit ratiooe perflonarum utriueque religioniB gehalten wHrde)
^nommen, und sonderlich darum Hinterpommera in die zweite Klasse
bracht, dieweil £. Ch. D. dabei nicht als ChurfUrst schicken und at&o
niemanden bei der Visitation haben, hemacher aber in einer Classe, '
als Churfttrst und Heno^ in Pommern, zu gleicher Zeit diTersa Sab-
jecta nach Speier abfertigen müssen.
Der Kaiser h&t bei dem fränkischen Kreistag dnrch Graf
Schwartzenberg von nenem nm Bewilligung von 60 ROmermonaten
(wie anch auf dem Reichstag in Regensbat^ vereacht wurde)'), sowie am
Bezahlung des Restes von 100 Rämermonaten, „so zn Münster nnd Osna-
brück dem Angeben nach bewilliget sein soUea*' angehen lassen. Die friia-
kischen KreisstÜnde haben geantwortet, „dass die Pordernng der 60 Rdmer-
monate auf einen allgemeinen Reichstag gehöre and dass sie sich anch nicht
erinnern könnten, dass die 100 Römermonate zu besagtem Mtinster durch-
gebendB bewilliget seien".
Die nächsten Relationen bieten nichts 70n Belaug. Schon jetzt beginnt
dos Petitioniren um Geld, was dann die ganze Daner des Eteputationstags
hindurcb eich fortsetzt: unter 300 Rtbir. monatlich, erklärt Portmann,
könne er in Frankfurt nicht auskommen.
Relation. Dat Frankftirt 1. Dec. 1654.
[Diverae Anfragen in Bezug anr Ceremonialien.]
11, Dec. Bis die Gesandtschaften sieb gesammelt haben, was vor Neujahr nicht
zu erwarten za sein scheint, bittet Portmann noch um Instmetion über
etliche zweifelhafte Punkte:
1) Wie soU es in Bezug auf die Session unter den Hänsem, Pomnem,
Mecklenburg, Hessen und Wiirtenberg gehalten werden? soll dieanfdem vori*
gen Reichstag provisionaliter gutgeheissene Alternation anch hier gelten oder
soll Pommern hier den Vorzug beaosprachen ? Mecklcnbarg und Wurtenhei^
sind erst bei dem letzten Reichstag zum Depntationatag zugeordnet worden;
sie gelten also in diesem Institut als juniores Principes nnd können hier
keine Präcedenz (also auch nicht die Alternation) beanspruchen. Doch ist
allerdings dieser Vorzug der älteren Mitglieder bisher uieht beobachtet wor-
den in der Reichsdeputation, wofür ein Beispiel beigebracht wird.
2) Vorpommern (Schweden) wird das pommerische Votum, communicato
consilio mit Hinterpommern, flibren. Sollen nun beide neben einander, oder
Vorpommern, als das stimmführende, auf der principal, Hinterpommem aber
auf einer Nebenbank sttzenf Portmanns Gutachten geht dahin, dasa der
I) Vgl. T. Meiern I. 1076. 1120.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
RÖmermoiimte. Ceremonialieii. Zollkrieg im RheiDgan. ggg
Karfürst seinen pommerisehen Gesandten nicht aof die Nebenbank ver-
drängen lassen kaDn. Fühlen sich die aadera nachsitzendeu Stünde beein-
trächtigt dnrcb die doppelte Besetzung des pommerisehen Sitzes, so wäre
eine Alternation zwiscben Vor- und Hinterpommem in Bezog aof die Be-
isetzang der Priocipalbank vorza seh lagen.
3) Wenn Hinterpommeni mit dem vorponomerischea (schwed.) Votum
nicht ein verstanden and dieses ohne BerUcksichtigang des andern abgelegt
wird, so glaubt Portmann, dass alsdann der brandenb. pommerische Ge-
sandte seinen Protest einzniegen hat. Vorpommern soll in solchem Fall der
Discrepanz beide Ansichten in seinem Votam anführen nnd begründen. —
Relation. Dat Frankfort 15. Dec. 1654.
[Ankonft des schwedischen Depntirten BoeL Sänmigkeit aller andern. Drohender
Zollkrieg im Rheingan zwtBchea EnnnainE and Eorpralz. Katholischer Pärsten-
bnnd.]
Seit meiner jHngsten untertb. Relatioo iat der Kön. Schwedische 20. Dec.
Abgesandter Boel ') wcgeo des Herzogthums Vorpommern alfaie an-
gelangt, der vorgeatrigeti Tags am Abend seine Ankunft durch deo
LegatioiiBSecretarium mir notificiren lassen. fAüstaaeoh von Cafialien.]
— Hit dem fernem Andeuten, dass der Schwedische Commissarius
Scbnolsky ihme adjungiret, der aber noch in Schireden wäre und
vor dem Monat Martio k. J. nicht wQrde anhero gelangen können.
Von der Abreise der kaiserlichen Commiesare Graf Wolkenstein nnd
D. Crane aus Wien ist noch nichts zn hören, nnr der Cstreichische Ge-
sandte Volmar ist da; der Dächstgesessene Kurfürst von der Pfalz hat
aoeb gar keinen Depntirten ernannt. In Speier znm Visitationstag ist noch
niemand erschienen als der Mecklenburgische Canzleidirector Dr. Hayn.
Und scheinet, dass I. Ch. D. zu Pfalz sich wegen Churmainz
offendiret befinden, indem höchstged. Ch. D. ein Zolibret zu Gaulsbeim
ohnweit von Ingelheim aufrichten lassen, weil Ibro an solchem Ort die
Zollerhebung gebnhre, welches aber durch den Vieedomb zu Mainz,
als welcher sich solchen Juris alda anmasset, bestritten and durch
HOlf I. Ch. Gn. daselbst das Churpfälzische Zolibret abgenommen nnd
an dessen Stell ein andres uffgehenket worden, welches hinwiederum
Churpfalz mit Aufbietung einiger Landvölker abwerfen und das Ihrige
an vorigen Ort stellen lassen; darauf vor wenig Tagen abermal der
Churfllrst zu Mainz herzügefahren und das, gegen Aufstellung eines
andern, in kleine Stocke zerhauen und in den Rhein werfen lassen.
Und wird nunmehr die Zotlstätt mit etlichen Compagnien Soldaten un4
Landvolk bewahrt; sein auch dabei femer alle Churmainziscbe Unter-
') Zngleich Eaoiler des Herzogthama Torpommem,
DqitzedüvGoOt^lc
040 '^- ^^^ ReichstleputatiODBtsg za FraDkftirt
thaoen im Bheing:au aufgeboten, geetalt sich auf den Mothfall fertig zu
halten und denen, 90 bei der Zollstätt liegen, zu Hfllf zu kommen.
Dahingegen boII Churpfalz auch eine Anzahl Soldaten und etliche tau-
send Bauern bei Altzheim haben, in Meinung sieb bei der Zollgerech-
tigkeit mit gewaffneter Hand zu manuteniren. Und möchte solchem
nach Churpfiilzischen Theila wol davor gehaltan werden, da man der-
gestalt via militari verfahren wolle (ungeachtet die Sach wegen Erhe-
bung des Zolls zu Gaulsheim am Kais. Reiehshofrath anhSngig), dass
es keiner grossen Reformation der Justiz und Visitation bedOrfe und
dieselbe wol verbleiben könne.
Ea werden auch E. Ch. H Zweifels ohn von Ihro Residenten zu
Cöln berichtet sein, dass daselbst Churmainz-, Trier- und Cölnische,
wie auch Mllnstersche und Pfalz -Nenburgisehe Deputirte sein, der
Meinung ein Verbttndnias mit einander aufzurichten und ai<^h in Positur
zu stellen gegen diejenige, welche einen oder andern ihres Mittel«
angreifen möchten. Und sollen sie die Ursachen ihrer Zusammen-
kunft und Verblindnias auf der Herren Evangelischen Chur- und FSrsten
Armatur hinachieben wollen.
Relation. Dat. Frankfurt 22. Dec. 16Ö4.
[Versuch des kaiser). Hors eine neue BeichahorratliaordiiQDg zn octrajiren. Di«
mmiDz-pKIsiscbe ZoMdiBneoz; eine »Ddere gleichsr Art. Gmnd der Verwickelnng-J
Es ist P ortmann aus Wien ein kaiGerliches Decret zagesoMckt worden
(dat. 16. Juli 1654, aber erst kürzlich pnblioirt), welches sich snf die nene
KeichshofrathsordunDg bezieht, von der auf dem vorigen Reichstag
von kaiserlicher Seite viel gesprochen vnrde. Die Reichstagsgesandtea
haben damals eifrig dämm angebalten, dass dieselbe den Reicbscollegieo
zar Diecnssion vorgelegt nürde; es geschah aber nicht, nod die Evangeli-
sehen haben daher gegen dieselbe proteetirt. Das gegenwärtige Decret
sucht die nene Ordnaug de facto einEaführen. Portniann fragt an, ob
man nicht gemeinsam mit andern Evangelischen deshalb bei Zeiten ein«
Beschwerde einreichen wolle — „sninal es scheint, dass es ein Versnchetück
sei, weil das Decretnm nicht von I. Kais. Maj., sondern vondem Reichs-
vicecanzler Graf Enrtzen und dem Secretario SchrOdern nnterschriebeo
worden".
Alhie in der Nachbarschaft befinden sich aaeb accumutationes
gravaminum, indem nicht allein die Churf. Dcbl. zu Pfalz') (welche
sich itzo nicht wol befinden sollen) das Zotlbret zu Gauleaheim gewalt-
samer Weis abgeworfen und zerhauen und das Dorf, so unstreitig
') Sir. Log. Mkinü.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
ZollnirreD im Rbeiagaii. ReichBhofrftthsordnnDg. EreieaBchen. Q41
pfälzisch ist, mit Churmainzischen Soldaten besetzt, wie in meiner
jOngaten Relation unterth, g^emetdet; sondern auch vor 4 oder 5 Tagen
dergleichen an dem Grafen von Nassau -Saarbrücken zu Idstein ver-
flbet und demselben auch ein Zollbret von I. Ch. Cin. zu Mainz abge-
worfen irorden-, welches sich tibel zu diesem Reichsdeputationstag
schickt, da man den punctum restitaendorum, ex capite gravaminum
et aronestiae vornehmen und nicht neue gravamina rerursacheii sollte.
Und zwar rOhret das Unwesen mit Churpfalz daher, dass dem
TOn Brömser, wie auch andern Chunnainziscben Miaisti-is, einige
Gflter von der Eais. Maj. geschenket sein, welche sie ron Churpfalz
jnxta Inst. Pao. zu Lehen recognosciren sotten*); dabei nun der Zoll zu
Gaulsheim mit prätendiii wird und gedachter Br5mser begehrt, dass,
weil er keine Kinder hat, I. Ch. D. zu Pfalz seiner Schwester Kinder
als mit einem Kunkeltehen belehnen solle, wie diesfalls am Kais. Uof
lis pendens ist, dessen gleichwol ohngeaebtet solche Thathandlungen
vorgenommen werden.
Relation. Dat Frankfurt 29. Dec. 1654.
[Tom oberBÜchBiscben Kreistag. Die OeschäftsordonDg bni der ReBtitatioDsrrage
■af dem DepotatiooBtag. Pommäriscbe Präcedenz. Dae kaUertiche Decret gegeo
BeiideDten und Ageotea. Der BiBchof von UüDster. Graf Schlippenbuih. Oe-
rüchte ana dem Haag.] ,
Als meine jQngste Relation ergangen, ist noch seihigen Tages der G
schwedische Gesandte Boel, des Herzogthnms Vorpommern Kanzler,
zu mir kommen, dem ich auch folgenden Tags eine Revisite gegeben,
dabei neben den gewöhnlicheo Curialibus allerhand Discursus wegen
des im obersftchsischen Kreise gehaltenen Kreistages und dabei
genommenen Schlusses ratione acceleratjonis diaetae, modi votandi,
altemationis loci zwischen Leipzig und Frankfurt a. 0. (an welchem
der Kreistag zum nächsten gehalten werden soll), item ratione requi-
aitionis der Herren Nach- und Zugeordneten vorgefallen, und sonder*
lieh darflber doliret worden, dass etliche Stände sich uff Cbursachsen
bezogen, welch Votum noch nieht abgelegt und also sie nicht ver-
nommen und gleichwol von dem Cbarsächsischen Gesandten hätte vor
genehm gehatten werden wollen; dem aber von andern contradiciret
worden, so er auch wegen seines obhabenden Befehles thun mOssen.
Referirte daneben, dass der österreichische Gesandter sich bei ihm
off die vier Regulas, welche zu Regensbarg von den Katholischen in
puncto restituendorum es capite gravaminum vorkommen, bezogen und
') Intl. Pao. Osn. IV. 8- in. Monast. V. 5. S
X>Ur. *. Uemb. d, Ur. KuilUntan. VII.
„Goot^lc
g42 ^' ^^^ ReichBdepatatioDBtai! in Fraotfart.
Tenoeinet bfttte, dass mit deren ErQrterung aieh alles zum guten Ende
schicken würde; so er [BoelJ aber widersprochen und dagegen die
infallibilem normam, welche in dem Kais. Edict und NtIrnbergiBChea
Executionsrecess enthalten, angezogen, dass nämlich bei dem Depu-
tationstage alles nach dem Stand, wie es tk. 1634 gewesen, eiageriebt^
werden mtUste; dabei er auch endlich aequieaciren mOseen.
Wegen der pommerisohen PrScedenz witi Boel getneinBam mit Port-
mann anf dae Vorrecht Pommerns dringen; doch iet er instrairt, nöthigen
PallB auch in die Alternation der vier Hänger lu willigen.
Das Decretum, so am Kais. Hof gegen die Residenten und Agen-
ten pnbliciret, so ich mit jüngster Relation unterth. aberschicket, hab
ich ihm communiciret, welches er sehr präjudicirlioh hielt, nicht allein
darum, dass die Reicbshofrathsordnung per indirectum eingeführt wer-
den wolle, dagegen er zu reden stark befehliget wftre, sondern auch
den evangelischen Chur-, Fflrsten und Ständen dadurch ein neues Gra-
vamen zngefHgt würde; nnd wollte er zu Einholung specialen Befehls
solch Dccret alsobald an I. Eon. Maj. in Schweden ftberschicken.
Der Mttnster'sche Gesandte, wiewol derselb vor etlichen Tagen
nach seiner Wiederkunft von Speier wiederum hie angelangt, hat mir
dannoch seine Ankunft nicht notificirt, noch sich zur Visite erboten.
Er ist audi der Meinnng, wann einer des Geschlechts yon Fürsten-
bcrg alhie angelangt, welcher bei der Deputation verbleiben soll, von
hinnen nach Chursachsen und von dannen näeh dem Kws. Hof zu
verreisen. Wie dann der Bischof zu Mttnster die Sache wegen des
Domdechanten von Mallinckrodt und der Stadt Hitnster Qberall
heftig treiben Ifisst. Soll sieb aber in die AUianee zwischen den gast-
lichen Churfttrsten und Pfalz-Neuburg noch nicht gegeben haben, son-
dern sich zuvorderst mit der Stadt vereinigen wollen nnd einen Land-
tag nach Coesfeld verlegt haben, dahin er den Colonel Wielicb ans
dem Haage verschrieben.
Der Herr Graf v. Schlippenbach, welcher knrz vor dem heil.
Cbristfest albie wiederum angelangt, wird ehisten Tags voif hinnen
nach Churpfalz nüT Heidelberg and von dannen nach Ghurbaiem nfT
München verreisen und sein demselben die Schreiben gestriges Tages
wol eingeliefert —
So hat aueh der schwedische Gesandte (welches ich gleiehfalla
aus den Cölniscbea alhie einkommenen Zeitungen vernommen) tod mir
zu wissen begehret, wie es dämm bewandt, dass I. f Gn. der Herr
Statthalter zu Cleve den Deputirten im Haag eröffnet habe, daae dero-
selben zu Brüssel die Stadt und Schloss GUlich gegen E. Ch. D. PrS-
Reichshornttb. HÜDBtar. 60 Bömermonate. Dm lotbring. Kriegsvolk. g43
tesBion uff Gro88g:logan zu räumen anerboten, aber nicht angenommen
sei; wie auch dass eine AUianee mit Churcöln, Braunschweig:, Heaeen etc.
geschloBsen, ob die Herrn Staaten General mit darein treten wollten.
Weil aber darob mir nichts wisaig, mir auch nicht gebühret, darüber
in Discors mich einzulassen, hab ich mich desfalls mit der Unwiseen-
*heit entschnldiget.
Nene Oesaadt« sind noch nicht angekommen.
Relation. Dat. Frankfurt 19.|29. Jan. 1655.
[Die Kaiaerl. CaminissBre. Eaiserl. Q eld fori] emn gen an die Ereise. Das loth-
ringifiche Kriegavolk]
Die kaiserlichen CommiBBare Graf Wolltenstein and Dr. Crane sind 21
nun angelangt. Der Bischof tod Worms, der das Haapt der kaiaerl. Ge-
sandtschaft sein soll, wird erst nach Schlage des oberrheiniscbea Kreistages
folgen.
Aof diesem Kreistag hat der karmoinzische Uarschall t. Benenberg
im Namen des Kaisers 6Ü Römermotial (neben den angeblich zu Osnabrück
und Münster verwilligten 100) von den EreifiStänden verlangt; wie das gleiche
auch bei dem schwäbischen, fräDkiscben, ober- und niedersäcbsi sehen Kreis-
tag geschehen ist. Der pfälzische Gesandte Dr. Meisterlin schreibt aber
mir ans Worms, dass der Kaiser hier nie in den andern Kreisen wenig
davontragen werde. Grosse Weitläufigkeiten in Betreff der Speirischen
Kam m erge richte V i sitatio n .
Demnach auch wiederum drei Regimenter lothringischen Kriegs-
Tolkes zu Landstuhl und Homburg ankommen und daselbst einquar-
tiret werden, auf welche die Franzosen von Schaumburg passen und
schon etliche OfGcirer zwischen Lautem und Landstuhl abgesetzet haben,
dannenhero die im oberrheinischen und westfölischeu Kreise und.son-
derlicb die jenseits Rheins gesammte Ghur-, Fürsten und Stände sich
eines grossen Unheils befahren und auf die Abhatidlung mit dem Her-
zogen TOn Lothringen und Evacuation der Plätze von desselben Truppen
dringen; solcher Punct auch wol erat vorgenommen werden dürfte : so
wird zu E. Ch. D. gnäd. Belieben gestellt, wie wir uns bei den De-
liberationibus, wann solche Sachen rorkommen, betragen und wohin
wir unsere Vota Itlhren sollen.
Relation. Dat Frankfurt 2. Febr. 1655.
[Ceremoaialdiffereazen mit den EaiBerlichen. Die kaiserliche Oeidforderang nnd
der bairieche Kreistag. Enraachien über die Oeremonial frage; äesgleicben Baiero,
PfalE, CÖln.]
Portmann will den Totestem angekommenen kaiserlichen Commissa* 12. Febr.
reo seine Visite machen; als er aber sirh dazn anschickt, schicken die
41*
i:q,t7r.d ...V^iOOt^lC
644 ^- ^"^ ReicbsdepatatioDitag in Fnokfart.
Kaiaerlicben eioeo SecretSr: sie würen bereit, ihn zd empfangen, aber Doter
der Bedingung, dass er ihnen die Oberstelle in ihrem Logis JieGse nod das
Prädicat „Excellenz" nicht begehrte. Auf beiden besteht Portinann : die
Kaiserlichen aber behaupten, beides niuht anders geben zu dürfen, als den
Principalgesandten und sofern dieselben „Standespersonen" wSren. Ueber
dieses Wort verlangt Portmann eine ErklKrang. Qraf Wolkensteiii be>
zieht sich auf den Usus bei den Friedenstractateu nnd dem Reichstag zu'
Regensbnrg: d. h. „Orafen, Freiherren uad andern Herrenstandes". Anf
die Frage, ob sie darunter auch einfache Adlige mitTerstünden'), wird
keine Antwort gegeben und Dr. Crane verweist auf ein in Osnabrück nnd
Münster deshalb beachlossenee Decreti sie wollen beim Kaiser anfragen.
HiernächBt hat der Stadt Regensburg Abgeordneter mir vor-
gestern die Visite gegeben . . . Unter anderm hielt ich ihm vor, dass
im bairischeo Kreis die Stände und sonderlich 1. Cb. D. zu Baiero
und die Stadt Kegensburg in Bewilligung der neuen 60 Rfimermonaten
liberal gewesen. Er wollte aber dessen keinen Gestand thun, son-
dern dass der Kais. Gesandter Graf v. Nothafft, welcher sich bei
dem Kreisconvent eingefunden, Negativam und eben dieselbe Antwort
erhalten, welche auch in andern Kreisen gegeben wäre.')
Er referirte dabei, dass der Kreistag, welcher den 7.|17. ver-
wichenen Monats Januarii in Baiem zu Landshut angefangen, nunmehr
vermuthlicb zu Ende gebracht sein wflrde, weil alda wegen der Kreis-
obristen. Nach- und Zugeordneten alles richtig wäre. —
Der KarfUrat schreibt über obigen Ceremonialconflict an die einielnen
Kurfürsten (dat 20. Febr. 165&). Kurfürst Johann Georg von Sachsen
antwortet (dat. Dresden 14. März 16&ä.), dass allerdings Graf Tranl-
man n sdorff einst bei den wesl^ischen Verhandlungen den knrGächsischen
Principalgesandten in seinem Losament bei der Visite mit der Oberstelle
geehret — „nnd seind Wir sonsten der Gedanken, dass I. Kais. Haj., als
dem Oberhanpt, billig der Reepedt gebühre, dass dero Gesandten aller
Orten der Vorzug vor einem Cbnrfürstlichen Gesandten billig gegönoet
werde"; wenn die kaibcrl. Gesandten dennoch den seinigen jene Ehre er-
wiesen, „haben Wir solches vielmehr mit Dank erkennet nnd derer mit Be-
scheidenheit gebranchei, als im übrigen die Sache allzusehr difVcultiret".
Wie es mit Portmann stehe, welcher Qaalititt er sei, ob Principalge-
sandter etc., wisse er nicht und könne daher über den eiuzelnea Fall keine
Meinung eröffnen.
') Vgl. oben p. 635. n. 6.
') So in der ofSciellen Antwort der bairiscben Kreisstände an den kaiser-
licben Commiasar dat. Landahnt 3t. Jan. lOriTi; der Kreistag erklärt sich für io-
competent und verweist auf den Ueichslag; dies war indess gegen die Slimmeu
von llaiem and Begeneborg darcU die kleineren Kreisslöndu dDrcligeselit wordea.
i:n,tr,-d .,*^-.00<^IC
CeremoDialia. Die 60 RdTnernioDate im bsir. Kreta. PresiDrun io Jülich. 54.5
Kurfiirüt Ferdinand Maria von Baiero (dat. Müocben 24. März
1665.) aotwortet, dase allerdingB der Kaiser Bchon in Schreibeo Tom 19. Oct.
1644 die betreff. Bbren auf „Staodeapersonen" restriügirt habe; and so, flir
die PriDcipalgeBSodteD, die StaDdeepersbaen eiud, hat es £aiern für sich auch
immer nur verlangt. Der Karrürst ist also der Meinung, „dass inaii au
Seiten der Herren Churfiirsten viel mehr Ursache habe, das Troctament von
den Kronen mit I. Kais. Maj. Assistenz und Exempel zur Richtigkeit xu
bringen, als bei I. Maj. selbsten wider dero ergans^ene und ron den Herren
ChorfürEten verstandenermaaEsen acceptirte Kesolntion weitere Instantias
nnd dadurch auch bei den Kronen das Werk von nenem wieder schwer zu
mache d'^
Kurfürst KarlLudwigvoüder Pfalz (dat. Heidelberg Ö. März 1655)
tritt dagegen den Ansichten des Kurfürsten bei; es kommt nicht auf die
Person des Gesandten, sondern des sendenden Kurfürsten an, und in jedem
Fall sind die den Kurfürsten gebührenden Bbren zu ertheilen.
Kurfürst Maximilian Heinrich v. Cöln (,dat. Lüttich 16. März
1655): er habe hier die Acten über die Sache nicht zur Handj er werde
künftig durch setno Gesandten seine Erklärnng geben lassen.
Relation. Dat Franküirt 2.|12. März 1655.
[Weitere Ceremonialdifferenien mit den Kaiaerlicben.]
Graf Wolkenstein geht nenerdings, wahrscheinlich in Folge nencr 12. Mär::.
Instruction aus Wien, n<ich weiter als zuvor: er habe die Acta nnd Proto-
kolle na'hgeseben und darin „kein einiges Exempel angetroffen, daes die
Churf. Gesandten, sie seien principal oder secuadarii, Stands- oder nicht
S Lands per^oiien gewesen, die Präcedeiiz und Praediuatum Escellentiae von
den Kaiser!. Herrn Conimissarien sollten prätendiret, viel weniger erhalten
haben, nnd wäre also dieses ein ganz unerhörtes, von keinem Herrn Chur-
fürsten jemalen gesurhtes Zumutheu". — Es kommt glücklicher Weise hier
praktisch nicht viel darauf an, da die Kaiserlichen nicht direct bei den Ver-
handlungen betbeiligt sind.
Relation. Dat. Frankfurt 22. Febr. 1655.
IPfalE-Neabni^Bcbe BedruckuDgeo der Protestanten im Jo lieh' sehen.]
Portmann macht darauf nnfmerksam, die jüiich-clevischen Angelegen* 4.Hliri.
heilen, sammt der für die dortigen Ketigions- nnd Kircheusacben verordneten
kaiserlichen Commission im Auge zu behalten ,,weiln des Herrn Pfalzgrafen
zu Neuburg f. Dchl. mit den Pressuren gegen die Evangelische im Land
von Jülich sonderlich stark verfahren nnd das Exercitium Reltgionis auch
au den Orten,. da es a. 1610. 24. und öl. notorie gewesen, verbieten thnt,
dazu die Gebrüder von Walenbnrg meisterlich cinrathen helfen, als welche
an Pfalz-Nenbarg ein Schreiben abgehen lassen, darin das ganze Mysterium
„Goot^lc
Q46 ^' ^^^ ReichsdepnUtioiuUtg au Frankfurt.
inlquitatiB, Dod aoa velcben FuDdaniGDten man vorhabe, die Predigt trol aa
20 Orten abzuschaffen, and das durch eiae erfaDdene Distiuction des Bxer-
citii ReligioDia io Claudes tinum, priratam et publicDm, dadarch Dicht alleio
die Iteversalcn, sondern auch das Inst. Pac. und letzter Vergleich zwischea
B. Ch. D. DQd dem Pfalzgrafen von Neaburg löcberich gemacht werden
wolleD.
Dieses Walenburgiscbe ächreibea überschickt Port mann (23. MKre)')
und bozetehDet es ^b eine höchst gefäbrlicbe MacbinatioD gegen alle Vergleiche
mit Neabnrg, gegen das lastramentam Facis etc.; es sei ein allgemeiner
Angriff gegen das ganze evaugelLsche Wesen. Portmana trügt die Sache
deshalb auch den anwesenden proteätant. Gesandten vor.
In einem bezuglichen Aufaau des Altenbnrgiscben Qeaandten wird ge-
sagt: wenn man diese dritte Species der KcligionE Übung, das „exercitinm
clandestinnm", einfuhren wolle, so miissc man auch eine vierte biniurügeD,
das „exercitium violcntum".
Relation. Dat. Frankftirt 9.|19. März 1655.
[Cnrmaini and die Reicbsritterachaft. Befestigang von HaioB.]
19.UarK. Hz genaonter Charfltrst [vod MrIdz] hat sich eehr bemflbet, die
Reicbsritterscliaft, welche zu Wflrzburg versaniinelt gewesen, dahin so
dispoDirea, dass sie der KatholiBchen Partei anaehmen, wann es sa
weiter Ungelegenbeit gerathen sollte, dazu aber dieselbe geringe Lust
gehabt. Unterdessen ist er Vorhabens, die Stadt Mainz zu forti6ciren,
und bat zu dem End Ingenieurs berufen lassen, die Festung abzu-
stechen, wiewol es gemeiner dafür gehalten wird, dass der Situs der
Stadt Mainz also beschaifen, dass daselbst kein real Fortification ge-
legt werden könne.
Relation. Dat. Frankftirt 23. März 1655.
[Allerlei Bewegungen, Reisaa and ZaBammenkünfte anf katholischer Seite. Pfali*
Nenburg. Die .CalvinisteD* im Prankrarter Bäche rmesekatilog.)
2. April. Von der Churmainzischen Ankunft hört man noch nichts bestftn*
diges, nur dass der von Varhurg nach und nach in die Stadt kommt
und mit dem österreichischen Volmar communiciret und sich dem-
nächst alsohald wiederum von hinnen erheben thut. Darauf jetztged.
Volmar vor wenig Tagen auch wiederum nach Mainz verreiset, in
so weit er der Reise bekannt sein wollen; von dannen aber hat er
sich schon nach Trier begehen und spargiren seine Leut, dass es wegen
der Streitigkeit sei, welche der Churfürst daselbst mit dem Stift Hasi-
minl habe. Andere aber haben dabei andere Gedanken und vermeinen,
') Nicht vorhandsD.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Allerlei Icriegeriacbe Gerüchte and BüBtaDgen. Die CalviiiisteEibücher. 547
dass die Churfllrsten Mainz und Cüln nach besäum Trier kommen
wurden. Es bat zwar auob wollen verlauten, als wann die Königin
von Schweden, der Erzherzog Leopold, Charfürst von CöJn und
Herzog von Neubarg zum Scharffenbövel in Brabant zusammenkommen
würden, es haben aber die letzte Brief davon keine fernere Meldung
getban. Dagegen aber wird berichtet, daes der Herzog von Neuburg
noch ctlicbe Völker z. R. und F. werbe, weil man ihm versichert, dass
E. Gh. D. noch uff etliche Regiment zu R. u. F. zu werben Patenten
ausgetheilet habe.
PortmaoD macht aufmerksam darauf, dasein dem Frankrurter Bücber-
messkatalog noch immer die Bücher der „CalviDJstca" ab^ouderlicb aufge-
führt werden; man eoti zunächst bei der t^t Frankfurt darauf driogen,
dass dieser factiose Namen abgestellt und dEigegeii, wie im Inst. Fac., der
Auidmck „Reformirte" gebraucht werde.
Relation. Dat Fraiikfiirt SO. März 1655.
[Gerächte vod einem Harsch der Schweden an den Rhein; Voraichlemaeeregeln
des Ffalzgrafen vod Neaburg.]
Indessen wird alhier spargiret, dass Königsmark mit 8000 Mann 9
nach dem Rfaeinstrom marechire'), welches eine grosse Apprebension ,
bei den Kais. Commissarien und sonderlich dem Herrn Grafen v. Wo 1-
kensteio verursacht, inmaassen er sich vermerken lassen, dass er
nunmehr uff keine kriegische Apparat und Feldzug mehr Acht gebe,
als uf diesen schwedischen Feldzug. Die ludicia davon fallen unter-
schiedlich, nachdem die Leute gesinnet sein, insgemein wird aber da-
vor gebalten, dass es ein Succurs sein solle, so durch Fimentelli,
Bpaniseben Ambassadeur vorbero bei Schweden, gesucht, und daes der
Krön zu Versicherung die Festung Jülich eingeräumt werden solle . . .
Dass auch der Herr Pfalzgraf zu Neuburg eine starke Äpprehension
davon haben muss, erscheinet aus den Werbungen, so itzo stark fort-
geeetzet werden. Er hat auch von Neuburg eine ganze Cartbau, eine
halbe, vier Dreilinge und fUnf Falkenetten Über Land nach Wertbeim
fhhren und daselbst in Schiff auf den Main bringen lassen, welche
vorgestrigen Tags albie ankommen und femer nach Düsseldorf abge-
fahren sein.
Die knreäcbBiBcheu Qesandten eiad eben augekommen; andere werden
in Kurze erwartet.
') Aehnliche Gerächte, wahrscheinlich von den Schweden aelbat auBgespreogt,
•ach noch ipäter im JudI; vgl. oben p. 372.
^aovGoOt^lc
g48 ^- ^^' B«i<!iisd«P<>talioD8UK jsu Frankfurt.
Relation. Dat Frankfurt 13. April 1655.
il. Der Würzbni^ische Kanzler Sebaetian Wilhelm Meel hat Bich .
(6. April) als kurmaiDzJBchen Gesandten legitimirt.
Ein heftiger Streit brennt dieser Zeit zwlechen S. Altenburg und S.
Weimar, welche beide das Recht beanspruchen, Mitglied der Reichsdepn-
tation zu sein.
Ebenso danert zwischen Mainz und Pfalz der Streit wegen des Zolles
von Oaahheim, zamal da der Kurfürst von Mainz jetzt auch das Jus terri-
toriale in der Ortschaft beansprucht.
Relation. Dat Frankfurt 20. April 1655.
lOeiterreichiiche Bemühungen für die künftige Kaiserwahl. Büstnugen des Neu-
bnrgOTf. General Hfttzfeld.)
30. April. Der österreichische Gesandte Volmar ist vor wenig Tagen von
Trier und Cöln wiederkommeD, und soll er bei Churmainz and Chur-
trier wegen der kUnlltgen Wahl eines Römischen KönigB vor I. Kais.
Maj. Herrn Sohn negotiiret und sein Sachen erhalten haben ; hei Chu^
cöla, da er dergleichen gesucht . . . aber keine annehmliche Beeolntion
erhalten haben.
Der Herr Pfalzgraf zu Neubnrg lässt an dem neuoi Bollwerk tu
UUBseldorf stark arbeiten, damit es in Defension gebracht werde; hat
aus dem FBrstenthnm Menburg in alles 12 ganze, 19 halbe Cartbaonen,
und vier metallinen FeldstDcke dahin bringen lassen; soll zwar ge-
trachtet haben, das Generalat Über der Herren geistlichen ChurfHrsten
Volker zu bekommen, dieselbe aber wollen es dem Vernehmen nach
dem General Hatzfeld auftragen.
Relation. Dat Frankfurt 23. April 1655.
[Uie Waid- nnd Indigofrage.]
3 Mal. Der Sachsen- AI tenbnrgiscbe Gesandte stellt vor, „wegen ftefärbung der
Tücher mit dem Wajrdt und Abf^chaffung der Indigo") der Indigu
sei schon in der Folizeiordnatig von Ibtl verboten, dann wieder durch ein
Kais. Mandat vom Jahr 1638, welches 1G54 reuovirt worden sei, des InhaltK,
„dass die Wullcntiicher anders nicht als mit Waydt und nicht mit der
Tenfelsfarbe oder Indigo gefärbt werden sollten"; für Thüriogen sei die
Wajdtcultur der wichtigste Brw erbzweig.')
') Vgl, hieran den Oberrheinischen Kreisabechied dat Worms
m: "b": >^^- 'Art' VI (Politeiwesen). Hier wird erwähnt, daaa die Frei- nnd
RetchiBtidte , namentlich Ptankfart, mit dem Gravamen ei n gekommen , doss der
Indigo, so gleichwol nf eiogeholten Uericht der Sachen Verständiger keine
corrosiv Parb, Bondern in ansländiscben Königreichen und Landen nützlich ge-
A-nOO<^IC
Kalhol. KüetuDgeD uod Gewoltthatea. Waid und ladlgo. Q49
Dabei ich Pflicht halber diescB zu berichten nicht unig:elien sollen,
daes im Fflrstenthain GllUch vor vielen Jahren auch grosse Handlung:
wegen des Waydt's gewesen and dessen hio nnd wieder im Land viel,
gezilet worden, davon zwam die Vestigia sich noch befinden, aber
nun mehr auch nicht mehr gesäet noch cultiviret, sondern an Statt
desselben andere Frtlchten gesäet werden. Gleich auch die Grlltt in
den clev-, gfllich- und bergischen, damit das Bier von Alters pflagte
gesotten werden, in Abgang kommen, nachdem aberall der Hopp ge-
pflanzet worden. —
Relation. Dat Frankfiirt 18. Mai 1655.
IVerBÖgeraog der Eröffaang des DepatatioDst^a darcb die Eaiserlichen. Hübner.
KatholiBche Vergewaltigung gegen die Grafen tod WertheEm. Andre Sholiche
Fälle anderwärts. Hessen- Darm a ladt and die jültch'ache Sache.)
Man sagt, dass die Kaiserlichen den Deputationstag gefliBsentlich bin- 2
oaszreben „und inmittelet eioen Coliegialtag und dabei die Wahl eines Rö-
miBchen Königs zu befördern suchen". Es ist uichta zu bericbteu von neu
ankommenden Gesandten ; der kaibraadeubargiscbe Ratb Hübner ist kürz-
lieh hier dorchgekommeu nach Hanau und soll alle Tage wiederkommen.
Unterdessen feiern die katholische Stände mit unzeitigem Proce-
dere nicht, ingestalt der Carthäuser Prior und Convent zu Grünau von
I. Ch. Gn. zu Mainz zwei Befeblschreiben, eines an den Oberamtniann
zu Bischofsheim, den v. Sickingen, das andere an den zu Milten-
berg, den v. Hoheneck haltend, zu Wegen gebracht, worbei ihnen
Befehl gethan worden, diejenige Gefäll, welche die Grafen zu Wert-
heim in den Churmainzischen Aemtem und Kellereien zu erheben
haben, thätlich anzuhalten und Herrn Graf Friedrich Ludwigen
Antbeil also lang zu arrestiren, bis besagtem Priom die Hilllle aller
derjenigen Gefälle, welche jemals, also ohne Unterschied ob vor hun-
dert mehr oder weniger Jahren, davon ab und ad alios, maxime vero
pios, usus gezogen worden, zur Karthaus gehöret haben, ausgefolget
worden; und darauf von den gräflichen Bedienten zu Temehmen be-
gehrt, ob man darauf die Parition thun wollte.
Diese protestiren d^egen und bemfen sich gegen den KurrUrsten von
Mainz nnd den Cartbfiuserprior auf den letsteo Reicbsabachied circa finem
brancht wird and ia wolfeilem Preis an verkaufen, dnrcb fiscaltsche Edicta ver-
boten, biogegen der Wejth, so gleich wo I nicht so gat nnd viel Iheurer gehallen,
allein za gebrauchen sab poana confiscationia der mit Indigo gefärbtes Tücher,
zu höchstem Schaden aud Rnin der Färberei im Reich . . . geboten werden
wollen*. Der Kreialag hat den Beschwerten Recht gegeben nnd fertigt, daes
die betreETeDdpn Edicte für'a erste nicht zur Exeonlion gelangen and dl« Sache
an den Kaiser and den Depntationatag gebracht werden soll. —
A-nOO»^lc
g50 ^- ^^^ R«ich>d«|nitatioDiUg eu FraDkRirt.
§. „Wir setzen ood ordnen" etc.; Bolcbe Qravamina eocIesUstica seien vom
letzten Reichstag eben auf den Depntationstag rerniesen worden; statt
dessen ist über die Gmnaoische Sache eine kaiserliche Commission ange-
ordnet worden nnd die Sache beim Reicbshofrath anhängig gemacht.
Der Knrrürst von Mainz hat bereits vor etlichen Monaten an 3 Orten
die Gefälle des Grafen wirklich anhalten lassen. Es ist nötfaig, dass man
sieb eTangelischer Seits der Sache annimmt; der brandenbnrg-cnlmbachische
Gesandte will sie in die Hand nehmen; Portmann ertheilt ihm seinen
Rath dazn.
Aehnlich der Frocess der Rotenbnrgiscben Ganerben contra Knrbaieru.')
Aehnlicb die Sache des Fleckens Gaulesheim zwischen Mainz und Pfalz.
AuB welchen und andern dergleichen Händeln fast erscheinen will,
als wann die EjttholiBche auch zn dem End den Deputationsconvent nf-
schieben, damit sie unterdeesen eigenen Gefallens hausen und ihr da-
runter gesDchtes Interesse durchdringen mögen.
So auch die Angelegenheit der Capuciner in Hildesheim'), wobei es
doch durchgesetzt worden ist, dass dieselben hi Hildesheim Terbleiben, nnr
dass ihre Zahl auf 12 beschränkt worden ist; wobei sie sich aber noch
keineswegs beruhigen. Ebenso die Angelegenheit der Herrschaft Duding-
bauseu.
Der Hessen-Darmstädtifiche Bath nnd Gesandte Dr. Dietrich scheint
die Absicht resp. den Auftrag zu haben, in der Jülich- de* Ischen Angele-
genheit irgendwie (als Vermittler) einzutreten.
Relation. Dat Fraukfvrt 1. Juni 1655.
(Eurcölaische Gesandte. Mahoang an die evaugeliichen Stände. Die protestan-
tiicheo ResidenteD am kaieerlicben Hof.]
li. Die kurkölnische Gesandtschaft ist (26. Mid) angekommen , bestehend
ans zwei Grafen t. Fürstenberg, die einstweilen aber schon wieder ab-
gereist sind, und Dr. Aldenbofen.
Portmaun einigt sich mit den andern evangelischen Gesandten, ein
Schreiben an die noch nicht erschienenen Evangelischen zu erlassen'); die
Rnrsäcbgischen wollen sich nicht daran betheiligen.
VerEchiedene Kl^en sind eingegangen wegen Vergewaltigung pr«>-
testantischer Residenten am kaiserl. Hofe.' Die Sicherheit dieser Leute,
sowie der protestantischen Reich shofrätbe, muss ernstlich in's Auge gefasst
werden.
') Vgl. Londorp VIl. 1055ff.
>) Vgl. Londorp VII. 1063ff.
*) Gedruckt bei Londorp VII. 1052.
^aovGoOt^lc
Protest. Gravamioo. Anesichten auf Wahl eined Ritoi. Königs. g51
Relation. Dat. Fraiikfiirt 8. Juni 1655.
(Tod ChriBlians von Calmbsch. Würtembergische Gesandtachaft. Yolmar uud
Graf Förateobetg; die künftige Ksiserwahl. Der cnlmbachische Geaandt«.]
Markgraf CbriBtian von Brandenburg-Calmbacli ist am 30. Mai ge- 18.Ju[ii.
sterben. — Fortdauer der Differenz zwischen Altenbnrg und Weimar wegen
der Theilnahine an der Reicbsdepntatioa. Ein kaiserliches Rescript ist vor
einiger Zeit an die noch fehlenden Stände ergangen, zur Beschickung des
Tages zu mahnen'); dies ist auch an den Herzog von Würteaberg gelangt,
obgleich dessen Gesandtschaft länget hier ist'); es kommt darüber zu einem
Wortwechsel zniscbea dem Würtenberger und Volmar (Ostreich. Gesandter)
und Cr&ne (kaiserl. Commissar), wobei heran szn kommen scheint, dass Vol-
mar den Würtenberger wegen Visiten Streitigkeit als nicht anwesend be-
trachtet.
So ist sucb jllng:ster Tageo bei mehrgemeltem Volmarn ein
starker Wortzank gewesen zwischen ihm und dem Grafen von Für-
stenberg, churcölniscben Gesandten; darauf dieser zu dem NHrn-
bergiscben Abgeordneten, welcher auch zugegen gewesen, gesaget,
dass er wichtige hochaugelegene Commission nach dem Churbaus
Baiem und von dannen an den Kais. Hof habe; unter anderm auch
sich vermerken lassen, es mtisste mit der WabI eines Römischen Königs
nicht hergehen als hisbero geschehen, sondern es mOsste dabin gedacht
werden, dass die Wahl vom Haus Oestreich uff ein ander vornehmes
Haus gebracht würde, welches zu befördern die Krön Frankreich eine
grosse Summe Geldes zusammen hätte. —
Der braudcnburg-cnlmbacbiscbe Gesandte soll, nach dem Tode des
Markgrafen, jetzt auf einige Wochen nach Haus kommen. Er uud Port-
raann fUtchten, dass dies noch mehr beitragen werde, den Depo tatione tag
zu schwächen; die Katholischen dagegen reden dem Cnimbacher zn, abzn-
reisen, weil sie je eher je lieber den Tag sich zerschlagen sehen würden.
Petition der reformirteu Gemeinde in Wetzlar um Duldung — von
Brandenburg eifrig unterstützt.
Relation. Dat. Frankfiirt 15. Juni 1655.
[Trieriaclie Oesandtecba'ft. Der cnlmbachische Gesandte. Anegleich des Gaula-
baimer Streites. Fortiflcation von Maine. Berörderang heBseD-darmstädli scher
Bäthe in den Reichshofraüi. Nothwendige Gontrota der evangelischen Stände
über dieae Berufungen.)
Zwei Trierische Gesandte sind angekommen (12. Jnni); der Brnder des 25. Juni,
Karfürsten, einer von Ley, soll als Hanptgesandter folgen.
'1 Ebendas. S. 1051.
') Sein Antwortachreiben an den Kaiae
«u d«T wnrtenbergische Bath Bidenbach
Aj.oo»^Ic
652 V. Der R«ichsdepuUtiauitBg zu Fraobfart.
Die eTangeÜBchen Oesandl«!! haben gemeioEam &a die culmbachJKche
RegieniQg in Bairenth geachriebea and gebeten, die Abberafuag ihres Ge-
sandten zurUckzanebmeD.
Die Oaulsbeimer Sache ist endlich verglicben; Kui-pfalx hat seinen An-
sprach anf das directDm dominiam liir 18000 fl. verkauft, und somit ist zwischeu
Mainz und Pfalz nun alles ansgeglichen.
Zu weniger aber nicht wird an FortificatioD der Stadt Mainz tSg-
lich stark gearbeitet und darunter den Bar^em so wenig getrauet,
dasa diejenige, welche dem Werk gern zuBehen wollten, ihrer H&ntel
und Hflte entbtÖBset werden nnd dieselbe den Soldaten zu Theil fallen.
Es dflrfite sonst der hesseD-dannBt&dtische Ratb Dietrichs wegen der
GBlischen Saccessionsach wol nicht mehr zu mir kommen, weil ich
von dem TOrpommer'sclien Gesandten berichtet hin, daas er eine Beichs-
hofrathsstelle za Wien angenommen.
DasB auch Doctoris Schützen, landgräfl. beBsen-darmBlAdtischen
Bath's, Sohn, so auch in I. f. Gn. Rathadienst und Professor zu Giessen
gewesen, am 28. Hai st. v. installiret worden und darauf zum ersten
Mal seine Rathastell vertreten and bedienet, ist mir ans Wien ge-
Bchrieben. Und gibt's den Evangelischen in's gemein Wunder, dass
zwei Kais. Rätbe aus einem fUrstl. Hause uff einmal und zugleich an-
genommen worden, bevorab aber bei denen, welche bishero geklagt
haben, dass I. f. Gn. zu Hessen -Darmstadt in causis Evangelicorum
deroBclben Interesse nicht so eifrig in Acht genommen.
Ob nun damit den Herren evangelischen Cbur-, Fürsten und Stän-
den gedienet sein kann, wird der ProgresB mit mehrem nachweisen . . .
derowegen wol nöthig wire, dass die Herren Evangelischen solche
Sacb etwas zu Herzen nehmen und es dahin einrichten kSnnten, dasa
die evangelischen Reichshofräthe mit ihrem Conscns und Verwilligung
angenommen wRrden, damit sie sieber sein möchten, dass ihre Sachen
redlichen nnd wolerfabrenen qualificirten Männern anvertraut, auch
die Sachen nicht mehr aus dem Reichsbofrath, wann sie daselbst ge-
schlossen, in den geheimen Kais. Rath gezogen werden, gestalt sich
dabei mebnnalen zuträgt, dass auch die Sachen, welche wol im Reichs-
bofrath decidirt Bein, in gedachtem geheimen Rath wiederum retraetiret
worden. —
Relation. Dat. Fraukfart 29. Jnui 1655.
|Uar colmboch liehe Üesandte. Braun schweig. Schweden -VorpODunerD.)
9. Juli. Der braDdenbnrgi.-^ch-cntmbachisrhc Gesandte hat auf das Schreiben
der evangelischen Qesandtsrhaften hin die Erlaabniss erhalten, hier za
bleiben, nebst oeaer Vollmacht.
i:a,t--r.d .t^iOOt^iC
Evaagel. ReichahofrSthe. SDolakf. Baiern in der Oberpfali, g53
Am gleichgiltigHteii tod allen zeigen Eich gegoo den Depntatioustag die
Braouscbweiger; sie haben noch keineo GesandteD liier, eotschaldigen sich
auch nicht; es verlautet gar uichts voci ihnen.
Der (schffed.) TOrpommei'Eche ist, weil e» hier zu gar keinein Anfnng
kommt, abbernfeu and verabEchiedet sieb; der ComniiäBar Schnolsky soll
nun der Deputation rait beiwohnen, der jetzt eben aus Schweden in Stral-
sund angelangt ist.
Relation. Dat Frankfurt 6. Jnli 1655.
[Kommen und Q«lieD von Gesandten, Baiem nnd Oberpfttls.)
Der schwedische KriegskommiBsar Schnolsky ist angekommen, derlG.Jali.
bisherige vorpommerische Gesandte BoetI dagegen abgereist, um seiner
Torpommcriscben Kanzlerstelle zu warten. Die Kursächsischen sind nach
dem Sauerbrunnen in Langenschwalbacb gegangen.
Der braunscbweigifiche Rath Polycarp Heiland, der bJeher deEigairt
war, ist gefahrlich krank and deshalb nicht erschienen ; jetzt soll nnn der
Kanzler Schwartzkopf kommen. Man will die Kais. Commissare crsacbcn,
einen Termin zur Eröffnung zu setzen.
Enrbaiern beansprucht für die Oberpfalz eine Exemtion von der
R«gcl des Jahrs 1624, so daes Baiern nicht verpSichtet wäre, dort den
evangelischen Gottesdienst eu dulden, augeblich nach einem ihm ftüher er-
theilten Revers. Keiner der «anwesenden Evangelischen aber weiss etwas
davon. Baiern gibt daranf einen Eztract des Reverses. —
Relation. Dat Frankfurt 13. Jnli 1655.
■ Kommen nnd Gehen von Oeaandten. Kärgliche Hofiraner für Markgraf ObriBtiu.)
Nach Abgang des Requisitionsscbreibens an die noch fehlenden Stände 23. Jnli.
hat sich imwiscben der Mecklenburgische Gesandte eingestellt. Die
knrsKchsiachen sind nach Scbwalbacb znm Sauerbrunnen gegangen nnd
verweilen dort noch. Der culmbacbiecbe Gesandte beklagt sich, dasB die
Kithe in ßairenth sich in Bezug auf die flir den verstorbenen Markgrafen
anznlegeDde Trauer etwas knauserig gezeigt haben, sie haben nicht einmal
angeordoet, dass die Kutsche mit schwarzem Tuch überzogen wurde; bei
den Würtenbergem ist das geschehen; das mnen dem brandenbnrgisclie»
Hanse sehr zur Disreputation gereichen, zumal im Vergleich in Wiirtenberg,
was erst 1495 in den FUrstenstand erhoben ist. Der Enrfürst wird als Mit-
Tormond nnd TesUmentEvolUtrecker gebeten, sein Ansehen zur Abstellung
des tJebelstands cinzusetsen.
^aovGoOt^lc
£54 ^- ^^^ ReiohsdepaUUoDsUg sd Prankfiirt.
Relation. Dat. Frankfurt 27. Juli 1655.
[Ceremonialia. Zweifel über Zustand ekommeo dea Depatationatages. Laoea Ver-
halteo von KnraachaeD. Die Waldenaer :d Piemoat. Missatinde am Reicha-
fcammergoricht in Speier. Diplomatische NotiScatioa.]
;- Endlos lange CeremonialdifTcrenzen. PartmanD schlägt vor, das knr-
rüretUche Colleg solle sich über eine gleichrörmige Regel vergleichea; der
karsäcbstsche erklärt, daliir keine lastmction zu haben, und anch die andern
haben Einwendungen.
Die EvangelischeD haben gute Absichten für das Znstaiidekommen des
Tages, die KatboliecheD aber haben gar keine Lust dazu.
Portmann sucht darauf zu dringen, dass von den Kaiserlicbeo ein
Termin fUr Ablegnng der Proposition verlangt wird; der bairieche Gesandte
meint, vor September werde es dazu nicht kommen. Die Kaiserlichen haben
auch wenig Lust ^nr Sache.
Die Kursächs Ischen wollen von allen jetzt einlaufenden Klagen, bes.
evangelischer Stände wegen Unterdrückung, keine Notiz nehmen, bevor die
Proposition abgelegt und damit der Tag förmlich eröffnet ist. Andere
Evangelische, wie der Würtenbergische, sind darüber ungehalten nnd ver-
langen, dass man Enrsachsen rahig bei Seite lasse nnd doch procedire.
Die Schweizer haben an den Landgrafen von Hessen geschrieben, wahr-
scheinlich auch an den Kurfürsten, wegen der Waldenser in Piemont,
dass man sich deren annehmen möchte.
Bei einem Besuch des Mecklenburgischen Gesandten kommt man n. a.
auf das Reichskammergericht zu Speier, wo jener eine Zeit lang der
Visitation halber gewesen — er sagt:
dass am Kammergericbt eu Speier grosse Fehler und Missschläg so-
wol bei dem Gericht als der Canzlei vorgiDgen, und sonderlich dass
diese dem Gericht nicht unterworfen und solche Leute von Chur Münz
bestellet wären, die weder recht lesen, noch schreiben konnten, dahero
zum dftem die Producta nicht recht abgeschrieben, noch die Conelusa
Assessorum wol abgefasset wdrden; dass auch grosse Parteilichkeit und
Corruptiones Torliefen und man fast alles erfahren könnte, was im
Gericht und Canzlei in der Partheien Sachen vorginge, nnd in summa,
dass Augiae stabulum (nt erant ipsias rerba) zu repurgiren und also
hoehnütig sei, die Visitation an die Hand zu nehmen. I. f. Gn. so
Badeo als Kammerrichter hiUten selbst über die Canzlei geklagt und
vorgeschlagen, dass die Canzlei dem Gericht mOsste subject sein, wann
es anders recht hergehen sollte. —
Der KnrfUrst hat Portmann beaoftr>, den anwesenden Gesandtey
HitÜteilang von der durch Waldeck und Schwerin begonnenen Vei^
mittelong swischen Schweden nnd Polen zu machen.'}
') Die VerhandlDDgeD in Stettin, oben p. 3St ff.
.y Goot^ Ic
ReiebikammerKerichl, Der Krieg ia PoI«d. g55
Relation. Dat. Frankfurt 3. Äng. 1655.
(GoDsteroirende Wirinmg der Machricbteo ms PoleD. BesorgDiase der Katfaoli-
sehen fSr du Beioli; Bkiera apecnlirt echoD aof ContribatioDeD ttu den oberen
RaichskreiBeD. Scbwindeade Aaisicht aaf baldige EreBTonDg des Tages. Der
schwedische Gesandte Scboolshy.]
Die NachricbteD ans Polen, daes mehrere tausend Mann snr scbwedischeo 13. Aug.
Ami6e geBtossea sind, vier Woiwodschanen sich für Schweden erklärt
haben etc., bringt hier bei den K^a. Coramissaren , den Eatholiscben, be-
sonders den bairiscben und östreichiacben Gesandten die böcbBte Conater-
nation hervor.
Der CharbairiBChe bat sieb darauf vermerken lassen, daes die
Catholische schon längst gewu&st, dass die groeae Annatur der Krön
Schweden nicht allein auf Polen, sondern auch uff das Komische Reich
ond die Römische Krön angesehen, dabei auch einige, dass die Inter-
ventio, welche von der Eron Schweden vor die evangelischen Unter-
thanen in den Kais. Erblanden in Inst. Pac. vorbehalten')) realiter
möchte practiciret werden wollen, besorgen; bevorab sich bei der Kön.
Haj. zu Schweden viele exulirende Staatspersonen befinden sollen.
Derowegea I. Kais. Maj. und seinem gnäd. Churftlrsten and Herren
nicht zu verdenken sein wttrde, wann sie sich wiederum in gebdhrende
Postur setzten; und weil die Kosten ihnen allein zu tragen unmöglich,
dass sie derentwegen die oberen benachbarten Kreise zum Behelf
nehmen mflssten. Nun wollen zwar die Evangelischen nicht hoffen,
dass es wiederum dazn kommen werde, dass die Churf. Ochl. zu Baiem
nach deroselben Belieben in das Reich die Cootributiones ausschreiben,
weil solches dem Inst Pac, zuwider; zu weniger aber nicht appre-
hendiren es die anwesenden eraogelischeo Gesandten aus den oberen
Kreisen und vermeinen, dass bei Zeiten zu advigiliren sei.
Diese Nachrichten werden die Proposition wahrscheinlich noch melir
verzögern, zumal die Katholischen ohnedies keine Eile damit haben. Am
29. Jnli Visite des schwedisch-vorpommerischen Gesandten Scbnolsky —
Sonst bat ihm (Schnolsky) der Graf von Wolkenstein angezeigt,
dass der Reichstag herzunahete, innuens, dass man sich bei Zeiten
dazu anzuschicken hätte; welches der östreichische Volmar klarer zu
verstehen gegeben und vermeinet, dass die Gesandten mit hellen
Haufen von liinnen sich nach Regensburg erheben könnten.
') InsL Pae. Oao. V. §-41, wo der Krone Schweden and den Aogsbnr-
giichen ConfeaeioDSTerwaodten das Becht vorboballen wird, in Betreff der Ke-
ligioDiaacbeD in den Öaterreichiscben Landen bei dem Kaiser ,amice interveniendi
■t demisae iDtercedendi*.
lyGoot^lc
g56 ^- ^*^ BeichadepDtstioosUg in Praakfdrt
Dieses aber ist zumal nachdenklich, dass der Herr Grafr. Wol-
kenstein sich, referente dicto .Fomerano Legato, expectoriret, wenn
die CathoÜBche sich so viel Vortheils von dem Oeputationaconvent zu
erwarten hätten, als sie nicht haben, wUrdeo I. Eais. Me^. and der
Herr ChurfBrat zu Mainz wol Mittel finden, wie die abwesende Ge-
sandte biebin zn brin^n sein wOrden.
SchDolsk; ist beauftragt, in Frankfurt zd residiren und namentlich
die AusführUDg und AnfrecbterbaltODg des Inst. Fac, in den i Oberkreisen
zu überwachen, an die er deshalb besondere Creditive erbalten bat. Natür-
lich zu nicht geriDgcm Nachdenken der Katbolischea.
Relation. Dat. Frankfurt 10. Ang. 1655.
[Termin Tür firöCTonDgi dennoch Doch zweirelhaft. Oraf Fürsl«Dberg.]
). Aug. Die kaiserlichen Conimissare haben auf stetes Drängen der Brangeli-
sehen jetzt endlich erklärt, die Proposiiion ausgeben zu wollen, sobald alle
Gesandten 2nr Steile, und haben den 8.|13. Sept. als Termin anfgeatcllt
IndesB glauben die EvangeliBCfaen nicht an den Ernst; es wird ganz auf die
jetiige Campagne ankommen, und wahrscheinlich es so eingerichtet werden,
dasa auch nach geschehener Froposition die Gnnsultationen nicht so rasch
vor sich gehen können. — Die Katholischen hoffen auch noch, daes an dem
Streit unter den einzelnen fürstlich- sächsischen Häusern der ganze Depu-
tationstag sich aufläsen werde.
Der angekommene bairische FrincipalgcBandl« Graf Pttrstenberg be-
sucht Fortmann nicht und weigert den Titel Bxcellenz.
Am ^i'.i^rpf; kommt der bis dahin beurlaubte andere brandenborgische
Gesandte, der „Cburf. Brandcnb. Rath, Bibliothecarins und Historiographng"
Joachim Hübner, der in Cleve gewesen war, nach Frankfurt znriick.')
Fortmann reist (6. Sept. st. n.) nach fiaireuth zum Begrübaiss des Mark-
gr.'ifen Christian.
Anfang Sept. sind alle evangelischen Gesandten da; die Proposition
wird auf den 18.123. SepK verschoben; Htibner ^er zweifelt an der wirk-
lichen Kröffnnng, „weil in der Messe an den Römer wegen der vielen Kram-
laden mit Kutschen nicht wol zu kommen"; auch fehlen uoch verschiedene
kaAoliacbe Gesandte. Der Streit zwischen Altenburg und Weimar ist Tür
diesmal durch kursächsische Yermittelung verglichen worden — ober uur
für diesen Deputationst^.
') Von hier ab siod die Relatioaen meist von PortmaDD(P.) oder Hübner
(H.) allein, bisweilen von beiden gemeinsam onteraeicbnet.
^düvGoot^lc
SdoübIe;. Hübner. Die Waldenaer. EröfTauossreier. 557 *
Relation. Dat Frankfurt 24. Aag. 1655. (P.)
[Die WaldeDBerangelegeDbait.]
Wegeo der WaldeDser in Piemont hab ich nicht nnterlassen, 3.SBpt
£. Cb. D. Tongern Befehl ') zu unterth. Einfolg bei den anwesenden
evangelischen Gesandten fieissigre Erinnerung zu thun.
Die Aosfertigong d«B Oesammtschreibeiis der evangelischen Depatirteii
ao den Herzog von Savoyen ist bis jetzt nur durch anderes verzögert
worden.
Jetzgemelten Evangelischen hab ich die eilfertige Nothvrendigkeit
desto mehr vorgestellt, dass der Protector Cromwell einen Envoyä
an den Herzogen von Savoyen gesandt, der mit dem Bescheid abge-
fertiget, dass die Sach an I. Kön. Haj. in Frankreich verwiesen und
dass ihnen vor Ausgang des Monats Septembris geholfen werden •
roDsste, wie mir der englische Theologe Duraeus referirt; sousten es
allerdings gefährlich sein würde, weil sie sich in Anzahl von 1500
gewehrter Landvolks und 700 Soldaten auf den höchsten Bergen auf-
hallen und ihr Lager der Engelen Lager genannt wird, aber nach Ver-
lauf obgedachter Zeit wegen Schnee und Kälte nicht länger daselbst
werden subsistiren können, sondern nach den Thälem sich begehen
werden mflssen, alda die Savoyische stark versehaDZt liegen.
Uebrigeno vermeinen die Evangelischen hier, dass wol bald es dort zd
emem Vertrag kommen werde, wie nach schweizerischen Nachrichten dazu
AoBsicht sei, nnd dass es daher einer weiteren Interccssion nicht bedürfen
werde.') —
Relation. Dat. Frankfurt 16.]26. Sept 1655. (H.)
[EröBDang des Deputation staga; TerzÖgernng durch den Weimar- Altenbareiacben
Streit.]
Gestern (26. Sept.) ist die Kais. Proposition aof dem Römer erö(rnet26.Sept.
worden. ') Am 13|23. war schon alles versammelt and fertig dafür, als die
. bereits beigelegt geglaubte Streitigkeit zwischen Altenbnrg und Weimar noch
einmal ansbracb; man suchte die Sache zu vergleichen, aber darüber wurde
es dann zn spät, nm die Proposition noch vorzunehmen ; Altenburg gab den
Anlass dazu. Die Katholischen neigen sich mehr zn Altenburg, die Evan-
gelischen mehr zu Weimar. Gestern nun hat vorerst Weimar nachgegeben.
') Gednicbt bei Dieterici die Waldenser and ihre VerhältoiBge Eom bran-
denb.-preuflB. Staat p. T5.
*) Ertbeilang des BogeDaunteo Fatentea von Pignerol (Rivoli) IS. Aug. Ifi55
Ebenda«, p. 71. 371 ff.
') Londorp VH. 1054 f.
Vttm. t. (icith. i. Clr. KnttliTOcM. VII. ^
^düvGoot^lc
658 ^- ^^' ReichsdepatatioDBl&g in Fruikrart.
Relation. Dat Fraukftirt 'J: h]' 165B. (H.)
[ADwesenheit Karls II. vod Eaglaod io Frankriirt]
Vergangene Woche seind auch I. Kön. Maj. von Grosebiitannien
zusammt I. Kön. Höh. dero Fran Schwester nnd der Herr Berzog zn
Glocester alhier angelanget und das Logiment bei dero hiemgem
Residenten Herrn Curtio genommen. Haben zwar incognito hier sein
wollen, wie sie dann auch nur einen kleinen Train mit sich gebracht;
sie haben sich aber fast täglich jetzo in der Hesse auf dem RSmer
sehen lassen und sind auch schier von m&nniglich gekannt worden.')
Nachdem ich vernommen, dass hßchstged. I. Eon. Maj. tou niemand
alhier die Visite annehmen wollen, so habe ich mich auch nicht er-
knhnen dürfen, deroselben aufzuwarten.
Sie wollen, wie es heisst, in einigen Tagen nach Heidelberg, weshalb anch
ror ein Fear Tagen Prina Rapreeht hier eingetroffen ist.
Relation. Dat. Frankfurt 5. Oct. 16B5. (R)
lOespannte Besiebongen zniBchen Brandenbarg und Schweden; Besoi^iase tod
Karsachsen; Wanang des Österreich iecben Qeaaodten; Ansaicht aof erent. Hilf-
leiatang; Dankbarkeit vod Ear-CölD; das brannachweigiBche Bündnisa; achlecbtar
Fortgaog der Kreiarüstaagen. Doraens.]
15. Oct. Er habe den anwesenden Depatirteu kraft knrf. Befehls dat. Cdln aSp.
21. Aug. Mittheilnng gemacht über die drückenden Bedingungen, womit
jetzt Schweden aaf den Kurfürsten eindringt; alle, besonders die Evan-
gelischen, zeigen sich sehr bestürzt darüber. Der EarsSchsische fürchtet
bereits für Sachsen, im Fall es zur Rnptnr zwiachea Brandenburg und
Schweden käme; denn „wenn es in der Kurmark Brandenburg regnet, so
sei es in Sachsen nass".
Der Oejterreicher Volmar erinnert daran, wie sehr einst Schweden
der TheiluDg von Pommern widerstrebt habe; der Knrfurst habe auch jetzt
seinen Tbeil nicht nllznsicber. — Uebrigens sprechen alle aus, dass man
den EorTdrsten nicht stecken lassen werde; die Einen sprechen Ton dem
Kurfürsten verein, die Andern von verwandtschaftliehen Pflichten — , sonder-
lich rühmte der Chnrcölnische.die ansehnliche, vornehme Hilfleistung, weirbe
E. Ch. D. seinem gnüd. Herrn, als die lothrinj^che und Cond^ische Trap-
pen vor 2 Jahren in das Stift Lüttich eingefallen waren . . , nicht allein
anerboten, sondern auch wirklich geleistet hätten, indem Sie Ihre Ydlker
bis an die Gränze der cleviscben nnd m&rkischen Lande marschiren lassen,
dadurch der Herzog von Lothringen nebens den coi^jnngirten Condäiscben
desto balder znr Raison gebracht wäre.'")
') Vergl. Kriegk Qnohichte von Frankfart p. 139.
>) Vergl. Urk. n. Actenat. VI. 501 ff- Erdmanoadörffor Graf Waldeck
p. 163 ff 192 ff.
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
Karl II. BraDdeuborg n. Schweden. Daraeos. KÖDigin ChristiDe. g59
Der BrannschweigiBcbe Oeeandt« sagt, zwischeo dem Karfürstea ond
dem Hans BraaDschweig sei „eioe ConfSderation aaf 3 Jahre aafgerlchtet",
der seine Herrn nachkommeii würden.') Er bekl^t Überdies , dass es mit
der Kriegs verfsB sang in den Kreisen so tibel herginge and man sich allent-
halben mit Unvennögen entschaldige nnd so das Ausland gleichsam locke
znm Angreifen. Im niedersSchsichen Kreis sei anf diese Art eine Arm^e
„aufs Papier bracht, aber in der Tbat nichts"; im obersächsischen ist nur
ein Römermonat bewilligt worden; in andern Kreisen gar nichts. —
Der englische Theolog Dnraens ist am I. Oot. bei P. gewesen,*) sich
zu erhandigen, ,iob von E. Ch. D. eine gn&d. Resolntioo anf die abgegan-
gene Schreiben eiokommea sei, mit dem Vernieldeii, dass die Herrn Wet-
teraa'sche Reformirten Grafen sich gegen ilin wo) erklärt, and dass soader-
lieh der Fürst zn Nassau - Dil lenbnrg ihm allen Vorschub zu lelaten ver-
sprochen; dass aucb I. f. Gn. za Hessen-Cassel bereit darüber deliberiren
lassen, nnd er eines gewierigen Bescheids bei seiner Anknnft zn Cassel,
dahin er erstes Tages zu verreisen gedächte, in Ünterth. gew&rtig wäre."
Am T. Oct. Bt. n. reist, wie Hübner beiläuBg berichtet, Königin Chri-
Btitie von Schweden durch Frankfurt, mit einem Train von 10 Kutschen,
„deren eine mit München und Jesuiten besetzt gewesen".
Relation. Dat Frankftirt ll.|21. Oct 1655. (H.)
[Beginn der Verhandlnngen,)
Am 8.{I8. Oct. ist die erste Couaultation gehalten worden. Die beiden 31. Oct.
Gesandten theilen sich so, dass Portmann referirt was im ChurfUrsteu-
rath, Hübaer was im Fürstenratb vorgeht.
Im Fürstcnrath führt Volmar das Ostreich. Directorium nnd schlägt
vor, nach Ordnung der Proposition zuerst die Frage der Amnestie (punctum
restitutionis ex capite amnestiae et Gravaminum) vorzunehmen; Einigung
darüber erfolgt auch mit dem KurfQrstenrath.
Relation. Dat. Frankfurt 19. Oct 1655. (P.)
[Brandenburg nnd Schweden, Stadt und Bischof von Speier. Waldenser. Die
Gapnziner in Hildesheim.]
P. bringt bei Knrmainz ein Memorial an über die harten Bedingungen, 29. Oct.
die Schweden dem Kurfürsten obtmdiren will. —
■) Daa bmunicbweigische Bündniai vom 19. Jnti 1655; vergl. Urk. u. Aetenst
TL 632ff. V. Uörner Staataverträge p. 184 ff.
*J Johannee Doraeos (Dnrie), der bekannt« schottische Agitator für die
Union der protestantischen Kirchen, für welche er jetzt in Denlachland Ihütig war;
vergl. über ihn Stern Milton ond seine Zelt I. 3. 2CSff. 474.
A-nOO»^lc
QQQ V. Der ReichedepntatioDBtftg eu Fr&Dbnirt.
Ein Streit besteht zwischen der Stadt Speier and dem Biecbof, welcher
das Recht, dea solleDDeo Einritt in die Stadt za halten, oBorpiren will, be-
vor er TOD dem Kaiser die ßelchnnng über die Regalien erhalten.
ünterredoBg F.'g mit einem Eavoyischen Gesandten Grafen von Ln-
zern; u. a. über die Walden^er; der KurlTirst hat wegen derc^eibcn an
den Herzog von Savoyen geschrieben; Lnzern gibt die besten Versiche-
rn ngen.
Im Fürstenratb eifrige Verhandlungen über die Hildesfaeimer Capnziner-
Sache, in welcher die Katholischen sich sehr hartnäckig zeigen.
Relation. Dat Frankfurt 26. Oct 1655. (P.)
[Du vierte Votnm im KnrfürBtoiiratb,]
Der Regeneb. Reicheabschied verfügt, dass beim Reichs de pntationstag zur
Herstellung der Parität zwischen Katholischen und Evangelisrben im Knrfiir-
stenrath jedesmal ein evangelisrher Knrfiiret duplex votum haben solle. ') —
Bie jetzt ist es noch nicht nötig gewesen, da man theils sich conformirt
hat, theils in der Hildesbeimer Sache aber Knrcöln bei der HauptcoosulUi-
tion doch abtreten mass und also nnr 3 katholische Stimmen übrig bleiben.
Die evangelischeu kurfürBtlichen Gesandten haben aber einstweilen sich ver-
einbart, dass, so lang keine dUcrepauten Meinungen iwischen ihnen sind,
das 4te Votum von Tag zu Tag bei ihnen bernmgehn soll; ergibt sich aber
bei einem Gegenstand Meinungsverschiedenheit, so bleibt das 4te Votnm
bei dem, der gerade an der Reihe ist, so lange, biB diese Materie aasge-
macht ist.
Relation. Dat. Frankfiirt 26. Oct. 1655. (P. n. H.)
[Schwedische Werbangen im Reich. Der Herzog von SacbaeD-Weimu',]
'>. Nov. Empfangsbescheinignng eines Schreibens dat. Holland in Pr. 20. Oct
(st. n.) , betreffend die schwedischen Werbungen im Reich, wozu sich sogar
FUrsten des Reichs brauchen lassen; in specie die Sachsen-Weimar-
sche Werbung;*) weiter sollen sie die Vermittelung des Reichs zwischeo
Polen und Schweden zu gewinnen suchen. Sie haben hierüber mit den
Gesandten in Frankfurt commnnicirt.*)
In Bpecie und bo viel die Sachsen-WeimariBche Werbung anbe-
langet, hab ich, V. Portmann, noch gestriges Tags mit dem fOrstl.
Gesandten nach Anleitung dero gn. Befehls vertraulich commuDiciret
und so viel vernommen, dass der Seeundogenitus Herzog Adolf Wil-
helm, ein Herr von etwa 24 Jahren, zwar Lust zum Kriege habe, es
hätte aber der Herr Vater darzu noch nicht verstehen wollen; er, der
■) Vgl. oben p. 634.
*) Vergl. oben p. 419.
•) Vergl. oben p. 4Üfi.
^aovGoOt^lc
Die vierte Stimme. Hildesheim. Fremde Werbunguu im Reich, gg^
Gesandte, hätte auch bis dato von keiner Werbung gehört, wiewol er
niit allen Posten von Hof Schreiben bekäme ... Eg gel auch das
Land vom Unterthanen ganz entblösst, und nflrde es ein gross Allarm
darin geben, wenn man daselbst 2 Regiment zu werben anfangen sollt.
Der säcbBischc Gesandte will es seiaem Herrn berichten, der gewiss
dem Earrürsten eine genügende Antwort geben wird.
Relation. Dat Frankfurt *?; SSv. 1655. (H.)
[Die Capaciner in Hildeaheim.j
Der 26. Oct. wird im Pürstenrath bestimmt zar Uauptverhandlnng über T Nov.
die Hildesheimer Sache. Die Vota dabei fallen aber so lang ans, dass man
am ersten Tag nur 4 ablegen kaon (Oealreich, Baiern, Altenburg, Würz-
barg); am 27. wird man auch nicht fertig. Die Katholischen dringen alle
auf Rückführung der Capuciner, kraft des Jus reformaudi. Inzwischen ist
Anseicht, dass die Stadt eich friedlich mit den Capuziuem abfindet.
Ueber die Verhandlang derselbea Angelegenheit im Earfüratenrath be- 13. Nov.
richtet Portmann am 2112. Not.
Relation. Dat Frankftirt 2. Nov. 1655. (P. o. H.)
(Die Frage der aaawärtigea Werbnngeo im Reich durch deutsche FürstuD.
Schwedische PrätensioD auf die JiiUch'sehen Laude. Eiosetue Aeaaserungcu
über die Werbungefrage.)
GemelBHame Unterredung mit Volmar über die allcuthalbea im Reich 12. Nui
stattfindenden Werbangea tiir auswärtige Poteutaten, wozu sogar Reicbs-
fürsten sich brauchen liessen, wie von einem jungen Herzog von Weimar,
einem Markgrafen von Baden -Durlach gesagt werde. Das sei gegen die
Reichscoustitationen, und die £ntbl6sBung-des Reichs von Mannschaften
sehr gefährlich bei jetzigem Znstand; man müsse darauf denken, es zu ver-
hindern. V. Loben sei deshalb zum Kaiser geschickt und am den Kaiser
zur Mediation zwischen Schweden und Polen zu bewegen.
Volmar erwidert, gegen diese Reichssatzung und Kais. Edict sei leider
alsofort gesündigt worden bei dem schwedischen Zerwürfniss mit Bremen;
dann habe der Pfalzgraf für den Herzog t. Modena Werbungen ange-
stellt a. a.; dem Kaiser hätten sich auch schon mehrere angeboten —
insgemein aber wären viel abgetheilte FUrsten und Grafen, welclie
sich entechuldigten, dass sie keine Mittel zu leben hätten und darum
notbwendig andern Orts ihren Unterhalt suchen mttssten ; wie er dann
in specie auch von dem Herrn Markgrafen zu Badcn-Durlach Anregung
that. Es wollte aber von denselben in's gemein davor gehalten wer-
A-nOO»^lc
gg2 ^- ^" BeiebadepatstJonitag in FrsDkfort.
deD, dasa sie darao nicht Übel thäten, weil die teutsche Freiheit ihnen
Bolches sugehe.
UebrigeDB soll die Frage vod dea fremden WerbangeD anf dem Rclcbs-
depatationstag zar Sprache kommen.
Herr Volmar referirto dabei, dass der König in Schweden der
Kön. Maj. in Frankreich zu wissen getbao haben sollte, dass er sein
Recht zu den JUlich'schen Landen verfolgen masste und gern versichert
wäre, nie die Krön Frankreich sich darunter halten und ob dieselbe
sich der possedirenden Chur- und Fürsten annehmen wtlrde.
Von beiden daraur nettere Besprechungen mit den andern wichtigem
Gesandten über die unswärtigen Werbungen. Die meisten zeigen sich eia-
verstanden und behaupten, dass bei ihnen keine gestattet worden seien.
Der BrauuBcliweigiscbe meint dagegen, trotz dem allgemeinen Verbot
möchten wol vermöge Speciulindnlt's im niedersächsischen Kreis die meistea
von den schwedischen Trappen geworben sein. Die meisten andern sagen,
man branche vielmehr nene Leute ins wüste Land, als dass man sie sieh
hinwegfithren lassen wollte.
Der Hessische Gesandte sagt, sein Herr habe den Franzosen wie
den Schweden, trotz wiederholten Bitten, abgeschlagen, auch nnr eine Com-
pagnie iu seinem Land zn werben. Der Wiirtenbergisehe: der Bmder
des Herzogs, dev noch in spanischen Diensten sei, habe nntersphiediich ver-
langt, einige Compagniea in Würteuberg werben zd dürfen, sei aber immer
abscbläglich beschiedeu worden.
Relation. Dat Frankfurt 9. Nov. 1655.
[Weiteres aber die Werbungen; Mocktenbaig; die Wetteraaer Gntfeui die achwi-
bischen Grafen ; Aachen und Cöln; der Bieobof von Mfinster; Karoölu. Die Ver-
handlung mit dem Herzog von LothriDgen.]
f. Fortsetznng über die Verhandlung mit den einzelnen Gesandten wegen
der fremden Werbungeti.
Der Mecklenbnrgiachc Gesandte erklärt Hübner, es sei ihm
nichts Ton Werbungen in M. bekannt; wenn aber die Schweden es thun
wollten, so könnte sie iitemaud daran hindern —
aldieweil sie die Stadt Wismar, welche mitten im Lande gelegen, und
daselbst der meiste Zulauf von Volk wäre, inne hätten. So wäre auch
hochged. L f. Go. anderer Sohn, Herr Herzog Carl, welcher biebevor
schon in schwedischen Diensten sich gebrauchen lassen und nicht
gerne still zu Hause liegen möchte, jetzo im Werk begriffen, selbst ein
Regiment zu werben und solches dem Könige in Schweden zuzuftlbren.
Werde also £. Ch. D. sein gn. FUrst und Herr ... bei so gestalten
Sachen für jetzo in diesem Fall nicht wol an die Band gehen können.
A-nOO<^IC
Die ß«oid«a Werbnogen im lUicb. Die IfttliriDgiBcfau Sacfai:. g53
Desgleicfaen gesteht der Gesandte der Wctteraner Orafeo, dass
bei ihoeo etücb« Werbgngea Torgegangen üeieo; sie hätten nichts gefäbr-
lichea dabei gedacht; ddh aber wolle er seinen Priacipalen den Stand der
Sache und die Ansichten des EorfilrsteD melden.
£benso wird die Sache an die schwäbischen Grafen und an die
Reichsetltdte gebracht —
nnd dörfle es wol wegen der Stadt Cöln und Aach am nötbigsten
sein, weil in denselben Städten im weetphaiisehen Kreis die vor-
nehmste Werbungen vor auswftrtige Potentaten geschehen, als mir der
Chureölnische Gesandter noch vorgestriges Tages referirte und auch
damit Bbel zufrieden war.
Der MOnsterisehe Gesandte hergegen wollte mich, Hflbenern,
gfinzlich versichern, dass I. f. Gn. der Bischof durchaus keine Wer-
bungen ... in dero Landen verstatteten, hätten auch auf den Gränzen
die Anstalt gemacht, dass, wann sich gleich einige Völker gesammelt,
dieselbe doch nicht aus dem I^nde gelassen wltrden.
So nahm er ingleicheu auch auf sich, an den Abt von Wein-
garten, wie auch an die Stadt Aachen (welcher heider Stellen er
auch alhier vertritt) deshalb zu schreiben; hielt aber dafttr, dass die
Stadt Aachen die fremde Werbungen daselbst bei jetzigem Znstand
schwerlich wDrde bindern können.
Besondere der Enrcßluiscbe wiederholt die Versicherung der besten
Absichten seines Herrn fQr den Kurfürsten, besonders in Hinsicht anf die
früher gegen die Ijothringer in LUttlch dargebotene Hilfe.
Ab auch des Herrn Grafen zu Nassau-Saarbrtlck Abgeordneter
am 7. dieses Monats den anwesenden Gesandten zu erkennen gegeben,
dass die Eron Frankreich wegen der Festung Homburg mit dem
Herzogen von Lothringen in Tractaten begriffen nnd das Kgl. Parla-
ment zu Metz die Grafsch. Saarwerden zu besagter Eron ziehen
wolle, und also die höchste Koth erfordere, dass die Tractaten mit
dem Herzog von Lothringen zum Schluss gebracht werden, deswegen
unterschiedlich begehrt, dass die Gonsultationes in den Reicbscollegüs
dieser Sachen halber an Hand genommen würden —
so bitten die Gesandten um baldige Instruction. ')
') Deber die Verwiokelnngen mit dem Heraog Karl too LotfaringeD resp.
eeioen Trappen, vergl. neben dem Actenmaterial bei v. Meiern RelcbBtagaband-
lungea qnd Londerp VI. TU. puaim die ADsrübrangen bei ErdmaDnadörrfer
Graf Waldeck p. l&T ff.
^aovGoOt^lc
ggj, V. Der ReiohsdeputationBtag zu Piankfurt.
Hühner an den Kurfllrsten. Dat. Frankfurt 21.111. Nov. 1655.
(„zu Sr. Ch. D. selbsteigenen Handeu")
INachrichteo aas EDgland; die eDgliscbe Regietang will iwischeo Scbneden and
Brandenburg verniittela. Bevorstehe oder Krieg in der Schweis. Die braodea-
burgiache GesaDdUchaft in England; KurbeaseD erfreut darüber.)
21. Nov. Es berichtet mir meiu Correspondent aus England bei gestern
alhier angelangter Post vom 2.112. Nov., dass, ohnangesehen die alds
anwesende Bchwedieche MiniBtri E. Ch. D. jetzige Kriogsverfassang
und ÄctioneB auf allerhand Weise suchen zu denigriren, die von der
Regierung alda zuaammt dem holländischen Ambassadeur damit um-
geheo, dass aufs eheste eine gesammte Ambassade sowol an E. Ch. D.
als I. Köu. Maj. in Schweden möge abgefertiget werden, einen billigen
Vergleich zwischen ihnen zu treffen und ihrer beider Armeen dem ge-
meinen Wesen zum besten zu conjungiren; zumal weil allem Ansehen
nach der Krieg zwischen den evangelischen und katholischen Cantons
in der Schweitz wol angehen möchte; wesshalben dann daselbst ein
Abgesandter von den evangelischen Schweitzern ehist erwartet werde.
Wenn nun imnittelst ... die Tractateo zwischen höchstged. I. Kön. Miy-
and E. Ch. D. zu beiderseits Contentcmcnt albereits geschlossen, wOrde
vielleicht solche Schickung nicht vonnifthen sein.
Es hat sonst der evangelischen Gesandten keiner von E. Ch. D.
jetziger Megociation in England etwas gegen mich gedacht Allein
der Hessische hat sich in vertrauten Discursen so weit gegen mich
herausgelassen, dass man bei ihnen E. Gh. D. Conjunctiou mit Eng-
land bei itzigem Zustand nicht allein zu dcro selbst eigener desto
mehrem Sccurität, sondern auch dem ganzen evangel. Wesen sehr er-
spriesslich halte, und dass man am hessischen Hofe nicht ungeneigt
dazu sei.
Er bittet um Instrnction , wie er in Discureen über diese Sache sieb
verfastten boU.
Relation. Dat Frankfurt 16. Nov. 1655. (P.)
[Die poIaiBch-achwediscbe Vermitlelang. Trier über die WerbuDga frage. Gerücht
über eioeo brande üb u rg isc h ■ sc hwcdi ach eo Vergleich. Der savoyische Gesandte
Dud das ReichsdirectoriDOi.l
36.Nov. Der karmainzisrhc Gesandte Meel meldet, da.ss der Kaiser an seiaen
Herrn gcschrieljen wegen der Vermittlung zwlsrhcn Polen nod Schweden.
Der Eürltirst but geantwortet, dass es beaaer sein würde, wenn daa ganze
kurf. CoUeg sich daran betUeiligte. Ebenso bat der Karfürst von Sachsen
auf ein kaiserliches Schreiben mit der Verweieung an den Deputatioustag
geantwortet
^aovGoOt^lc
Goglaud. Savojeo. Hildesbeim. Lotbariugica. gg5
Es geht ein Gerücht, dasa der Karfürst und Schnedeo am 2t. Oct. za
Krakau eineo Vergleich geschlDsseo haben.
Der Kurfürst von Trier läest dem Knrfursten eciiie ZnstimniuDg ia
fietreff der fremden Werbnogen s^en ; er hat in seinen Landen das frühere
kais. Edict dagegen erneuert.
Der »aToylsche Gesandte Graf v. Lazern hatte den .Auftrag, au
eünmtliche hiesige Gesandte ein Schreiben abzugeben, und dasselbe dem
MainziEcbcii Reichs dircctorinm eingeliefert. Dieses aber hat es nicht znr
Dictatnr kommen lassen, sundern hat den Gesandten abgewiesen, weil dieses
Schreiben nicht hierher gehöre. Worauf der Gesandte abgereist ist. Klage
über die Eigenmächtigkeit des Reichsdirectoriums.
Relation. Dat Frankfurt 't t,Z 1655. (H.)
[Die Hildesheimer Sache. Die lotbringiBche .Angelegenheit im Eurrüretenrath ;
im Fürsteorath.]
Portmanu ist nach Erenznach verreist auf wenige Tage. - 5. Dec
Am 28. Not. Conferenz zwischen P., H. nnd Snoilsk; über die Hil-
desheimer Sache. Es war beschlossen, dass die EvangeltEcheD ihre Ra-
tiones in einem besondern Aufsatz vorlegen sollten. Snoilsky widerräth
dies, es werde nur Weitläufigkeiten machen, man soll lieber einfach Copie
der Protokolle übergeben. P. n. H. bedauern, dass es dafür nun zu spät
ist, da man bereits den AnfsAtz gemacht nnd angekündigt. — Auch bei den
andern evangel. Gesandten geht der Vorschlag Snoilsky's nicht durch.
Am i!'d°J' Verhandlung über die Lotbringische Sache im Kur-
fürstenrath. Mainz proponirt, dass anf dringendes Verlaugen der ausschrei-
benden Fürsten des oberrheinischen Kreiües, sowie der Gntfca t. Nassau-
Saarbrück, der Herren v. Sickingen u. a. diese Sache jetzt vurgeriommeu
werden müeste. Die katholischen Vota sind dafür, dass man mit dem hier
anwesenden lothringischen BoTollmächtigten d'Aubri in Verhandlung trete.
Enrsachsen: erst müsse derselbe sich qualificiren. Dann legt Hübner dos
(vorher mit Portmann vereinbarte) brandenburgische Votum ab — er be-
tont, dass diese lotfaringfscbe Sache jetzt sehr verändert sei „durch Herzog
Karl's Arrest, darnach durch Reducirung der Festung Hammerstein und
DDD Jetso durch den Uebergang Herzog Franzen zu den Franzosen",
and daher entschuldigt er sich defectn mandatt. — Aehnlich der pfälzische
Gesandte Dr. Peil.
Das Conclnsnm erfolgt dann dahin, dass man mit d'Aubri sich in
Terbindung setzen wolle and versuchen, ob von den früher vereinbarten
200,000 Rth. er etwas nachzulassen disponirt werden könne.
Im Fürstenrath haben sich die meisten defectn mandati entschuldigt —
doch verursachte die jetzige VeränderuDg mit H. Herzog Franzen
zu LotliriugeD ein Bolchee Nachdenken, dass man meistentheil» daftlr
halten wollte, man wDrde mit dessen Abgeordneten sich nicht wol
eialaseen können, man hätte dann zuvor von ihm Temommen: 1) ob
Aj.OO»^Ic
566 V. Der ReichaäflpuUtioDatag so Fraokrnrt.
er sowol von dem Herzog Karl als desBen Bruder Herzog Franzen
Vollmacbt vorzuzeigen hätte und sich aUo gebührend legitimiren könnte;
2) io wDrde mao sich auch tu mebrer Versicherung bei den lothrin-
gischen Gommandanten, so die Festungen in Händen haben, erkundigen
mttasen, ob sie auch, im Fall man die Tractaten alhie scbliessea wUrde,
selbige zu quittiren und einzurftumeii gemeinet; 3) endlich, dieweil
vennuthlich Herzog Franz von Lothringen nicht ohne sonderbare Ur>
sach die spanische Partei verlassen und zu den Franzosen getreten,
und dannenhero zu besorgen, es dürfte sich die Krön Frankreich dieser
Festungen anmaasaen, so w&rde oilbea. lothringischer Abgeordneter,
dass solches von der Krön Frankreich nicht geschehen sollte, gleiches-
falls genügsame Versicherung thun müssen.
Inzwischen könne man dalieim nm weitere InstnictioD bitten. — Dae
karf. Colleg stimmt mit diesen Ansichten nicht ganz übercin — man einigt
sich GcblieBsiich dahin, dass das Mainzieche Directorinm es äbernimmt, den
Gesandten in Betreff Beiner Legitimation etc. tn besagen.
Der lothringische Gesandte aber fordert bald darauf sehr kategorisch
Bescheid, will von der Oeldsnmme nichts ablassen nnd ist sehr nntraitabel.
Relation. Dat 2. Dec. 16Ö5. (P. H.)
12. Dec Am 29. Not. feierliche Vebergabe des evangelischen Aufsatzes über die
Hildesheimer Sache; ebenso von katholischer Beite. Die beiden Aufsätze
werden der kais. Commission übergeben and dann zur Dictatur gebracht
Relation. Dat. Frankfurt 16.|26. Dec. 1655. (P. H.)
[Die yennittelangBaDgelegenheit. ErößiaDg von Kurbaieta. Snoilak;. Der
Kaiser will in Wurtenbai^ werben. Badiscbe Werbong für Schweden. V•^
schiedene Stimmeo dagegen.]
^(i. Dec. Die Angelegenheit wegen der Vermittcluug zwischen Polen nud Schwe-
den geht langsam daher. Mainz nnd Sachsen haben wegen der vom Kaiser
von tboeii verlangten Adjunction Im KarfUrstenrath nichts conimunicirt, und
daber stockt die ganze Verhandlniig, Eodücb bat der östreichiscbe Oe-
sandte Volmar eifrige Erinnerung beim HaTnziBchen Directorinm getban,
dass es vorwärts gehen solle.
Der bairiscbe Gesandte D.Oexell batAnftrag erhalten, sich mit den
Brandenburgern privatim darüber zu vernehmen, „wohin E. Cb. D. bei der
InterpositJon zielete". —
Gab aaoh gnug zu verstehen, dass sein gnäd. Herr ein Ombrage
davon gehabt, dass demselben vor der Interposiüon keine Communi-
cation geschehen. Dann ob er gleich noch ein junger Herr wftre, so
Aj.OO<^IC
Lotbariogioa. Fremde Werbangan. BeBtitatioosiach«. gg7
wttrden doch die CoDsilia solide gefuhrat und darnach von I. Ch. D.
die Actiones eingerichtet; Sie auch begierig wären zu vernehmen, auf
welche Weis E. Gh. D., zum Fall dieselbe von der Krön Schweden
attacquiret wBrden, Hülf und Beistand geleistet werden möchte.
Der EChwed. Oesaadte Snoilsky gibt sieb sehr viel Mühe zn er-
fahren, was im cbarf. Golleg in Betreff der Interposition ziriBchea Schwe-
den nnd Brandenburg Torgegangen sei.
Der WüTteubergische Gesandte v. Biedenbach zeigt (13. Dec.)
Portmann ein Schreiben des Kaisers, worin dieser dem Herzog Ton W.
anzeigt, dass er sieb znr Sicberong seiner Erblande in considerable Ver-
fassung setzen müsse nnd nm die Erlaubnies bittet dnrch Job. Wllb. Vogt
zu Honoltsteln ein Regiment im Würtesbergiseheu werben sn lassen.
Der Herzog ist in Verlegetiheit darum and der Oesandte soll deshalb hier
umfragea über die Meinungen andrer Gesandten. Portmann entgegnet:
„dasa zwar I. Maj. nicht zustände, ohne Vorbewnsst and Verwiliiguag
der Reichsstäude dergleichen Werbungen anzastellen, sondern dass es ge-
gen die ReichsconstitntioneB, Friede nsscblnss und Wablcapitulatiou schritte",
im FürBteuthum Culmbacb (Bairenth) sei eine gleiche Fordernng auch ab-
gelehnt worden; bei jetzigen Zeitumständen aber es dem Kaiser zu weigern,
möchte vielleicht bedenklich sein, und er will daher erst um Instruction
einkommen.
Der Würtenberger referirt auch, dass 2 Markgrafen ron Baden-Dur-
lacb bei sich daheim einige Völker geworben nnd den Schweden zugeführt
hätten; aber nicht viel, und im Würtenbergischen seien ihnen die Werbun-
gen nntersagt worden.
Der MünBter'sohe Gesandte, der zugleich für Aachen iBt, zeigt ein
Schreiben der Stadt Aachen: sie wollten keine fremden Werber zulassen,,
aber die brandeuburgisohen Officiere würden ausgenommen.
Relation. Dat. Frankfnrt 23. Dec. 1655. (P. u. H.)
(Die K^aertlcheD und die „materia leetituendamm" ; SehuBuclit nach dem Beicb>-
tag. Das beabsichtigte Beichsheer für Polen. Die Weinariscbe Werbung.) tct
Der Hessen - Casselscbe Gesandte erzählt tou einer Unterredung mit 2. J.
den Oesterreichern Crano und Volmar; er habe von ihnen zu wIbscu
verlangt, was man wegen „Reassnmtion der niateriae refitituendorum" evan-
gelischer Seits zu erwarten habe, um, jetzt in den Ferien seinem Herrn
mündlich davon zu berichten —
es wäre aber ihnen gar kiütflinnig abgangen und hstten fast cum
indignatione von solcher Materie geredet, mit der Anzeig, daas die
Evangelische und Catliolische in den Religionsgravaminibos noch nie-
maln so weit von einander gewesen, als sie voritzo seien. Und hat
es fast das Ansehen, als wann die Catboliscbe nach dem Reichstag
i:q,t7r.d .*^nOO<^IC
ggg V. D«r R«icb>deputatioDBti^ eq FraDkrnrt.
eileten, oder doch sub praotextu des Reichstags diesen Convent gern
zerschlagen sähen. Der kurmainziBche Heel hat sich dabei venieh-
roeo lassen, dass die Gesandten insgesammt von liier aus zu End des
Monats Aprilis sich nach dem prorogirten Kotchstag erheben und alda
in materia restituendorum, bis davon andere Fürsten und Stünde,
welche zu dem Roichsdeputationsconvent nicht gehören, die Ihrige auch
dahin abfertigten, continuiren möchten.
Der Syadicus Stenglin referirte —
dass der Herr Ffalzgraf zu Neuburg Über die neue Reicbswerbung
General uud der von Reuscheuberg General Lieutenant sein sollte,
I. Kön. M^'. in Polen zu assistiren, und dass I. Kais. Miy. in den
schwäbischen, bairischen und fränkischen Kreisen stark werben Hessen.
Der Weimarscbe Gesandt« hat jetzt vou Haus die Weisaug erhalten,
ia Betreff der angeblicheo Werbung von 2 RegimeDtem für Schweden be-
titimmt zn erklären, „dass es ein falscher Rumor gewesen und dass mui
daran im geringsten uiebt gedacht".
Relation. Dat. Frankfurt 6. Jan. 1656. (P. H.)
ILotlmriDgiCB. Abreise vod üesandteD. SDoilaki.)
le.Jati. Der lotfaringiscbe Gesandte ist schwer erkrankt, aber weder Arzt noch
Apotbeker wollen ihm borgen; Knrmainz meint, man mflsse sfcb seiner doch
annehmen. Portmann entgegnet, man kßnne sieb darauf nicbt einlaBeeo,
zumal da es jetit verlante, die Festungen Landstnhl and Homburg seioo
jetzt mit franEösEschem Volk besetzt oder wenigsuns die Besatzung in fraa-
zösiscbe PQicht genommen; er werde vorerst keinen Pfennig verwilligen.
Der Mecklenburgische Gesandte ist abgemfen, weil bier doch nichts
geschehe nnd er zn Haus besser zu braoeben sei; das Volum wird einem
andern aufgetragen.
Der kursächsische Princi palgesandte geht gleichfalls fort.
Bcbnolsky verbreitet ein bedenkliehee Schreiben in Betreff des Kor-
fürsben nnd seines Verhallens im uordischen Krieg.
Relation. Dat Frankfurt 20. Jan. 1656.
[DDraeuB. Lothsriogics.)
30.JaD. Der englische Theologus Dnraeus hält sich itzo auf an dem
fDrstl. GaeselscIieD Hof, von dannen er hiehin berichtet, dass I. f. 6n.
in der Sache, die Accommodation zwischen den Evangelischen be-
treffend, sehr geneigt seie, aber auf £. Gh. D. hohe Person eine son-
derliche Reflexion hätten.
^aovGoOt^lc
LothariDgics. Doraens. 669
D. wünscht eioe Erklärnng des KarfiirsUn darüber nod präeentirt
einen Estract uns Scblezers lostruction in Bezog aof diese AngelegenheiL
Der tothrmg, Gesandte d'Aabri scheint selbst an dem Erfolg seiner
Verhandlung zn verzweifeln; er sncht jetzt 1500 — 2000 Tbir. geborgt stn be-
kommen, wahrscheinlich nm dann damit durchzugehen nnd die Tractaten
abzubrechen.
Der Kaiseir st gegen Herzog Franz Ton Lothringen, dem er „so
viel Jahr Unterhält gegeben" sehr aufgebracht, dass er die spaniscben Dienste
TcrlaBsea bat, nnd die Ostreich. Gesandten sind deshalb nicht sehr eifrig
für ihn. Indess soll Herzog Karl von Lothringen in Spanien gestorben
sein — das würde die Sachen ändern.
Statthalter n. geh. Käthe an den Karf. Dat Colin a. Sp.
1. Febr. 1656 (tinterz. v. Wittgenstein).
Klage darüber, doss der Deputationstag gänzlich nntzlos sei nnd garll.Febr.
nichts dort geth.in wfrde. Um ihn nnr zusammenzuhalten, werden allerbnnd
Parerga getrieben; Zusammenfassung der eingegangenen Relationen.
Relation. Dat Frankfart 10.|20. Febr. 1666. (H.)
[Vorläufige Abkunft mit dem lotbringlschan Gesandten.]
Am 8.|16. Deliberation über die lothringische Sache. D'Aubri hatSO.Febr.
erklärt, bis auf 180,000 Rth. herunter geben zn wollen. Er erbietet sich
persönlich- nach Paris zn Herzog Frans zu gehen und dort die Bänmang
gegen die genannte Summe durchzusetzen.
Eine neue Schwierigkeit ist, dass der Gommandant von Homburg nicht
?ou Herzog Franz, sondern von der Hereogin Nicole, der Qem&lin des
Herzogs Karl, dependirt.
Im Kurf. Rath gebt die Majorität dahin, sich mit d'A ubri nicht weiter
einzulassen, bevor er formell von Herzog Franz nnd der Herzogin Nicole
berollmärhtigt wird. Zugleich soll an den Commaudanten von Homburg
geschrieben werden, seine Pressuren von dorther einzustellen.
D'Anbri erklärt, das gewünschte von Paris beibringen zn wollen,
bitl«t zugleich um ein Anleben von 1200 Thir. zur Reise nnd Scbutdenbe-
Zahlung. Letzteres wird auch bewilligt und die Stadt Frankfurt soll das
Qeld vorschiessen. Die gebotene Summe aber nnr 150,000 Rth.
Relation. Dat Frankfurt 13. April 1656.
[AoBÖBung oder Fortsei cang dee Tages.}
Am 10. April Sitzung des Kurfürstenralhes. Kurpfalz bringt vor, anB23. April,
vielen Gründen würde der Depntationstag am besten aufzulösen sein. Der
Antrag kommt ganz unerwartet; uochm^s findet sich, dass er verabredet
ist mit Altenburg, Braunschweig etc. Im Eurfürstenratb ist niemand daranf
A_nOO»^lc
Q'JQ V. Der ReichsdepDtatlonBtag bd Pronkfiirt.
instrairt. Es ist aaffallend, daae die Katholischen jetzt deo Tag fortEosetiea
wünscheo, während sie Mhet entgegeogesetster Meionog waren.')
Relation. Dat Frankfort 27. April 1656.
[Pater Beck über die AbiiohteD des EalBcri.]
Der Jesuit Beck, dea CardiDal von Hessen Beichtvater'), eis
alter iwischen 60 und TOjähriger Mann (wie mir, v. Portmann, re-
ferirt ist), 8oU sich haben vorlauten lassen, daes der Kaiser bei an-
stehendem Sommer 60,000 Mann auserlesenen ^ten Volks zu Feld
bringen und durch dieselbe die Herren Evangelische lehren würde, das
Inst Pac. zu halten; mit dem Vermelden, dass alhier bei dem Reicbs-
deputationsconvent nichts wQrde gethan werden, daran auch dem Kaiser
nichts gelegen. Er soll sich daneben bewerben, um zwei evangelische
Räthe bei dem Reichsbofratb zu gebrauchen; er wDsste auch wol, wie
sie beschaffen sein mOssten, wann sie Kais. Mi^. angenehm sein sollten.
Relation. Dat Frankfurt 4. Mai 1656.
[Die ErrIcIitnDg von E reis verfaBBan gen ; die DiffereoE im westraÜBcben Kreis.
Kaiserliche HiirstnippeD tat Spanien nach den Niederlanden. Fraosüsiscber
Gesandter Grarelle in DentacblaDd.]
i. Am 28. April ünterredaog mit dem brau Dschweigis eben Gesandten über
den ReichsdepatatioDstag Dnd namentlich die EreisvcrrasBungen. Beider
allgemeinen Lage sei es unumgänglich, etwas fiir die Defension des Reichs en
tbnn. Beim letiten Reichstag ist viel davon geredet worden, Kreis verfassnngen
za mochea — „es wäre aber bei keinem ichts geschlossen, aasEerhalb dass
im obersächsischen off ein Römermonat gegangen wäre, im oiedersäcbsiechen
aber die Sache recht beherziget und ein ziemlicher Anstalt gemacht wäre".
Der Brannschweiger meint, es müssten wenigstens der ober- nnd nieder-
sächaische nebet dem westphäliscfaen sich znsammenthnn.
Portmann: im wcHtphäliscben Kreis sei die Differenz zwischen Bran-
denburg nnd Nenbarg über das Kreismitdirectorinm; daher hätte es dort
noch zn nichts von Yerabredongen kommen ktinnen*); übrigens ist Bran-
denburg sehr bereitwillig. —
■) Dazn vgl. ein Schreiben des Eaiaers an den KnrrSriten von Sachsen
dat. Wien 24./I4. März 1666, welches fn Abschrift bei den Aoten liegt: der D«-
pntationatag habe in Sachen „Amnistiae et Qravarainnro" noch wenig gelhan;
er hat aber die Aufgabe, die Geschäfte wenigstens für den Reichstag voreobe-
reiten; daher ist mit allem Fleisa einer AnBösnng des ConveDtes eDtgegenin-
wirken, nnd Enraachsen wird anfgefordert, in diesem Sinne thäUg sn sein.
•) Vgl. Urk. n. Actenst. V. 778.
*) Vgl. Urk. n. Actenst. Tl. 474ff.
^aovGoOt^lc
Euserl. RBataageD. KreiaverfuaangeD. OeBt»rr«lchiHche Politik. Q'J\
Man spricht riel daron, dass der Kaiser etliche tausend Mann an den
König von Spanien noch den NiederJandeD ahlasBen will. — Der König
von Frankreich hat deshalb an den Kuser geschrieben und sich beklagt,
auch einen Gesandten, Qranvella [Grarelle], an die Knrfiirsten abgeschickt,
der schon bei einzelnen gewesen nnd nächstens hieher kommen wird.
Relation. Dat Frankfiirt 18. Mai 1656.
[Oeatretch sehr hart in alleo Fragea der Gravomina; Abaichten der kalserliebeB
Politik dabei; BeseitigiiDg dea loat. Pac]
Bei den Comultationen wird forthin verspüret, dass unter den 28. Uni
CatholiBchen das Haus Oesterreich in puncto Gravaniinum am här-
testen den Evangelischen fällt, wie sich dessen das Gburmaiazische
Reichst irectorium und andere nach und nach vermerken lassen . . .
welches den stattlichen Angelöbnissen , so mehrgemelter Volmar bei
Anfang des Reichadeputationstages wegen des Hauses Oesterreich ge-
than, e diametro zuwider ist
Die Veränderung der Consitiomm kommt den Evangelischen nicht
ohne Ursach sehr befremdlich vor; es wird aber von einigen vertnuthet,
dass dieselbe daher komme, dass der Kaiser bei jetzigem Zustand
gern sehen sollte, dass die Evangelische und Catbolische mit einander
zerfielen und also diese sich hinmederum zu I. Eais. M^. schlagen
möchten; wodurch dieselbe wiederum Ursach und Gelegenheit bekom-
men wurden, Ihre Eriegsvdlker in das Reich zu einquartieren nnd
etwa vorhabende Desseinen mit HUlf und Zuthun der Katholischen in's
Werk zu stellen.
Diese haben bei letzter Deliberation wol gespHret, dass sie die
Evangelische offendirt hatten; darum obgemelter Volmar bis zuletzt
zn im Rath verblieben und mit einem und andern nachdenkliche Dia-
carsus gefUfaret. Wie dann die Principia, deren die Catbolische nun-
mehr gebrauchen, dabin zielen, dass die geschehene Restitutiones Gra-
vatomm pro illa vice eingerichtet, dass sie dasjenige, so metu armomin
geschehen, von keinen wBrden achten und also mit der Zeit das ganze
Inst. Fac. als metu armorum hinc inde aufgericbt, über einen Haufen
stossen mögen; ingestalt der Oestreichische Volmar zu den Hessischen
Gesandten von dem Stifte Hirscbfeld exempUficirt hat.
Relation. Dat Frankfurt 1. Juni 1666.
Der KnrfUrst von Uoinz bat kUrilicb Volmar eine Audienz verweigert, 11, Jnitr,
dagegen sie dem bairischen nnd dem Bcbwedischen Gesandten gewährt, wo-
bei man Über das Procedere bei diesem Reichsdepatationstag allerhand Re-
den geführt.
Aj.OOt^lc
g72 ^' ^^^ Beicbsdeputalionatag ca Frankrurt.
Relation. Dat. Frankfiirt 6.i 16. Juni 1656. (P.)
(Beachwerde Ober die HiirieistaDg des Eaisera in den Niederlanden; BnutDacbwe^;
WürtPDberg; der französische GesaDdU Oravelle.]
IG. Juni. Der brannschweigische Gesandte Poljcarp Heiland gibt in einen
Votum bei anderer Oelegenbeit zn Prolokoll, daas er aiisdrücklichea Befehl
erhalten habe, dem Convent zu melden, dass es seinem Herrn „sehr be-
denklich vorkäme, dags I. Kai». Maj. einige KriegSTÖlker zn Dienst des
Königs von Hispaiiien nach den Niederlanden geschickt hätten, deren noch
mehr in Anzug wären, nnd derowegen wol in bedenken, was darunter vor-
zunehmen, nod dass sonderlich die Verfassung der Retchsdefension an Hand
genommen werden möchte".
Solcher Sachen halber ist der fürstlich WUrtenbergiaeher Ge-
sandter auch gestriges- Tags bei mir gewesen und hat aus specialem
Befehl seines gnäd. Fürsten und Herrn vorgetragen, dass der franzö-
sischer Ambassadeur Graorelle sieh uff einige Tage bei demselben
ufgehaltcn und Über solche Kais. Assistenz, als welche dem Inst Pac.
e diametro zuwider, geklagt hAtte; I. Eon. Maj. hätten nicht allein
an allerhöchstged, I. Kais. Maj., sondern auch an I. f. Gn. geschrieben
und sei er, französischer Gesandter, bereits bei den rheinischen Herren
Ghurfürsten gewesen, wollte nun seinen Weg nach München nehmen
und von daanen zurück auf Strassburg und verfolglich anhero zu dem
ReichsdeputationsconTent kommen.
Er bittet P. am Mittbeilung, was der Kurftirst ihm für diesen Fall und
über diese Angelegenheit rescribirt; der aber noch nichts davon weiss nnd
nm baldige Verhaltnngsregeln bittet
Relation. Dat Frankfurt 16. Jani 1656.
[DiffereDE Ewiachen dem Eataer nod Bnrmainz in Betreff der polniechen Aiaiateni.]
S5.jQQi. Es wird das Gerücht verbreitet, dass der Kaiser zweimal an Kur-
mainz geschrieben: er könne den König von Polen nicht länger warten
lassen, auch die Trappen nicht länger auf seine Kosten erhalten, er müsse
wissen, was er vom Reich zn erwarten habe. Knnnainz hat geantwortet,
man solle sich darauf nicht einlassen, die Protestanten würden nichts gegen
Schweden tbun, nnd bei den Katholischen sei es auch zweifelhaft Seitdem
hat man am kais. Hof einen Btarkea Disgusto gegen Knrmalnt.
Relation. Dat Frankftirt 21. Juni 1656. (P.)
[EDtdeckiing einer Conapiration von Geistlichen gegen den EurfürsteD von Haini.]
l.Jnlt. Der Würzburgisehe Gesandte, v. Vorbnrg, ist vom Kurflirsten nach
Mai DZ beschieden worden —
und zwar darum, dass sein gnSd. ChurfUrat und Herr einige Canonieos
Diverses Ober die kkiaerliche Politik. CoDSpiration in Munt. g73
gefänglich einziehen lassen, welche bei dem Pahst zu Rom heftige
Klageo wegen AusösBung des Lands, Beschwerung der Unterthanen,
exereirten Monopolien und dgl. Über denselben gefHbret und es so
weit damit bracht haben, dass I. Ch. Gn. dadurch in Verdacht ge-
ratben nnd die Klagen Ihro zur Verantwortung gestellt werden sollen.
Solche Conspiralion der Geistlichen ist dabero entdecket worden, dass
ein Canonicus zu Mainz, genannt Langen, welcher unlälngst solcher
Sachen halber zu Rom gewesen und einem Ganonico Catbedralis Eccle-
siae, der einer von den Mitklllgern gewesen und Blomena genannt,
aus dem Lfltticbschen börtig, zu VerbBtung Verdachts, darin er sclion
gerathen, begehret hat, dass die Schreiben von Rom in einem Courerto
an ihn abgeben möchten, darunter aber jUngstbin ein Sclircibcn Ton
einem Cavalier Blomen, welcher bei I. f. Gn. zu Braunschweig ge-
wesen und nach seinem Abfall zum Pabsttbum eich zu Mainz ufhftlt,
ein solch Schreiben, als wann es an ihn gehalten, erülTnet und I. Gli. Gn.
zubracht worden; darauf dieselbe obgemelten Canonicum und seit der
Zeit andere mehr in Haft nehmen und ihre Schriften, darin aller Ver-
lauf befunden, aus ihren Losamenten abholen lassen.
Relation. Dat. Frankfurt 5. Jnli 1656.
IFkleche Gerüchte über beabgichtigta Hiir« des Kaisers für Polen. Yermnthete
Pläne des Erzherzogs Leopold Wllhetm.l
Volmnr bat dem kurmaio zischen Raih and Marschal t. Benebarg 15.Juli.
gesagt, der Enispr wolle eine Armee von 15000 M. iinch PreusRen dem König
von Polen in Hilfe schicken und daneben ein Lager von T — 8000 M. um
Cracan her halten. Beuebarg aber sagte, „dass es mir fiogmärigc dis-
cnrsuB gewesen", und auch sonst hat man Narbricht aus Wien, dass dort
daran nicht zu denken; mau überlässt viblmebr dem König von Sp.mien
Truppen, und die andern sind nicht so, dass Polen viel davon zd erwarten
hätte. Kinige freilich meinen in Wien, der Erzherzog'), der Administrator
in den spanischen Niederlanden wnr, mächte etwas auf Preussen vorhaben.
Relation. Dat. Franktiirt 27. Jnli 1656.
[Der lotbriogische Gesandte d'Anbri; höbe FordernngeD; angebliche Verhaadlung
Bwischen Frankreich und dem Baus Lothringen. Französische Beschwerde über
FriedensbmcL von Seiten des Kaisers.]
Der lothringische Gesandte d'Aubri ist von Paris luriick, soll aber 6. Ang.
von „Madame NicW"") so schlechte Antwort mitbringen, „dass er sich
*) Erzbertog Leopold Wilhelm; die gleichen Gerücfate über ihn s. oben
p. 621 r. and Urk. u. AcUnst. IL 9C f.
^ Die Gemalin dos jetzt in spanischer Gefangen sc baft befiadllcben Hereogs
Karl von Lothringen.
HiMt. > OiHh d. 0[, KnrfUntcn. VIL 43
,A^nOO»^lc
g74 ^- ^^"^ BeichadepaUiianaUg zn Frankfiirt.
echSmete, diCGelbe zur Dictatar zu geben". Sie besteht anf den früher eq
RegeoEbnrg Etipnlirten 300,000 Rtb., über eine Vermindernng müesc sie erst
ihren Qemahl in Madrid I)erragen.
Inzwischen verlangt d'Aubri nieder 3 — 400 Rtb. „zu Abzahlung Eeioer
in Frankreich gemachten Schulden".
Auch bringt er die Nachricht mit, „dass die Krön Frankreich mit dem
Uau3 Lothringen in Traclaten stünde und demEclben fiir das Herzogthnm
Lothringen eine andere mitten im Eöaigreieh gelegene nnd ebenso viel ein-
bringende Provinz abtreten wollte".
P. S. Der anwesende Tranzösische Resident hat beiden) Reichs-
directorium ein Memorial eingeben wollen in Sachen der llüirscndungen des
Kaisers in die s|)anisehcn Niederlande und nach Italien.') Der Mainzische
Gesandte läth ihm, es Heber bei dem KurRirsteu selbst anzubringen ; woraof
er nach Mainz reist nnd dort sehr ernstliche Vorstellungen de.shalb ge-
macht hat.
Relation. Dat. Frankfurt 3. Ang. 1656.
[Gravella gegen den Friedensbrach des Kaieers. Abbeatellnog der HiirafrappeD
Tür Italien.]
IS.Ang. Mr. de Gravelle, der Tranzösische Gesandte, bat ^egen den Matn-
zischen Gesandten rund heraus erklärt, wofern der Paragraphns Inst. Pac.
Caes.-Galt. „ß u( eo Kincerior" etc.') von I. Kain. M;ij. nicht gebalten wurde,
könnte sein König mit dem Reich nicht in Frieden leben.
Es heisst jetzt, dass der nach Italien bestimmte Kais. Saccnrs anter-
bleiben soll, weil die Franzosen dort grossen Schaden gelitten und er als«
nicht so iiötbig ist.
Relation. Dat. Frankfurt 10. Aug. 1656.
(Gravelle's Aoftreten in Frankrurt. Allerlei unglaubliche Qerüchte.]
20 Aug. Der franz. Gesandte Gravelle ist seit einiger Zeit hier und mit den
G es an dtsc haften in Verbindung getreten — „Monsieur Grarell«", wie er
sich allein nennen laset nnd „Enroyä de la part de S. M. Tr. Cbret.", ohne
alle weiteren Prädicatsansprürhe.')
Er hat neben seiner Credenz ein Memorial an's Reich übergeben.
Es kommen Gerüchte, dass der kats. General Lamboy mit 12,000 M.
den Khein herunter Spanien zu Hilfe geschickt werde, —
') In Betreff der letzteren gebrauchen die öBtorreichiacbeu Gesandten gela-
gentlicb die Ausrede: diese Truppen — 12,000 M. — gingen gegen den Herzog
TOD Uodena, nnd zwar wegen verweigerter Recognoacining der Reichalehen; da*
habe alao mit Frankreich und dem fraazöeiach-spanischcn Krieg gar nichte tu
than.
') Inat. Pac. Uonaat. §.3., worin pactirt wird, daaa kein Thetl die Feinde
des andern irgendwie unterBtützen soll.
') Allerdings mit Anaprüchen anderer Art, indem er z.B. auf lateiniaobe An-
reden nur franzüaiach antwortet □. dgl.
,Goo»^lc
Kaiserliche Politik in Italleo, Niederlanden, Polen. g75
DoBgleichen, dasE der KarfurGt von BrandeDbarg in Wien condemnirt
worden sei, dem Pfalzgrafea von Neubarg 400,000 Rtb. als Eriegsent-
scIiädigDug Tom J. 1661 her zu zahlen, und dasE der Kaiser GOOO M. schielten
will zur Esecution. — Natürlich alles unglaoblicb.
Relation. Dat. Frankftirt 17. Äng. 1656.
[Schlacht bei WarBchaui Eindruck derselben. Angebliche S um mation des Kaisers
an Frankreich. Oesterreichiacbe Deatang des FriedensiDstmmenteB.]
Oratnlation za dem Siege von Warschaa.
Der österreichisclier Gesandter, welcher vor diesem ein scliIecliteH 27. Aug.
Prognosüeum vor E. Ch. D. macfaeo wolleo, ist durch diese Zeitung
allerdings bestdrtzet worden und hat sich endlich mit einem guten
Trunk getröstet, mit der Anzeig dass auf einen verdorbenen und be-
trübten Markt ein fröhlicher Krämer gehöre.
So soll zu FSre in Frankreich ein Kais. Courier angelangt sein,
welcher die Zahlung der 3 Millionen wegen des Herrn Herzogen zu
Inspruck rermög der Mllnsterschen Tractaten fordern ') oder aber die
Restitution des Elsass begehren, Bonslen man die Possession mit Gewalt
suchen wolle.
Tolmar erklärt bald nachher dBB Ganze für ein falsches Zeitnngäge-
rücht.
Derselbe äussert bei tielegonbeit der Tmppen Sendungen nach Italien:
es hätte zu Mttnster die Meinung nicht gehabt, daes I Kais. Maj. die
Krön Spanien ganz abandonniren sollte, sondern man hätte verhoffet
gehabt, es würden die beiden Kronen bald mit einander Frieden machen.
Dieweil aber solches nicht gescbebe und Frankreich der Krön Spanien
so hart zusetze, könnten I. Kais. Maj. solches länger nicht geschehen
Relation. Dat. Frankfurt 24. Aug. 1656. (P. H.)
[Karmatnzische BondeBplÜDe znr Üeberwochiiog des Kaisers.]
Der Torporamersohe Gesandte erzählt, daas der Kurfürst von Main« 3. Sept.
änsserst missziirrieden über den Kaiser eei wegen der nach Italien geschickten
Assistenz; er fürchtet sehr, dass der Kaiser entweder die nach Ibilien be-
stimmten Truppen, oder ein Heer von gleicher Stärke in das Elsass schickt,
die Franzosen zn inrestireu; dadurch werde der oberrheinische, schwäbische
und fränkische Kreis beunruhigt und gefährdet —
weshalben dann S. Cb. Gn. das rathsamste Mittel, allem dannenhero
'] Inst. Pac. Monast. $i.^; es handelt sich nm die Entschüdigang des
Erzherzogs Ferdinand Karl Tür seine Verloste im Elsass.
43*
g76 ^- ^^' BeichadepntalioQstag la FMDkfort.
beBor^enden Unheil vorzubeug^en, zu seiu dfiuclite, dass die voraehniBte
katholische und eTaDgelische Cbur- und Forsten am Rhein sich einer
gewissen Verfassung verglichen, und hätte es bisiiero nur fast fUrnehm-
lieh an dem Hause Uessen-Gassel gehaftet; davon jetzgem, Caesel'Bcher
Gesandter mir, v. Portmann, allen Beriebt gegeben. —
Relation. Dat. Frankfurt 31. Ang. 1656.
[Das Memoire von Gravelle. BeaorgDJae äes Herzog! von Würteoberg. Old«n-
bnrger Zollaacbe.)
lO.Sept, Die östreJchiscben Gesandten sind über das Memoire Gravelle's sehr
aufgebracht, es eei ein „famosam libellum", um die KeicbBKtände gegen den
Kaiser zu hetzen etc, ; der Kaiser habe nie gemeint, dem Ktinig von (Spanien
in perpetnnm acine lliiTe zu eutziehcD etc.
Der Herzog von Würtenberg i^ebreilit in groBser Angst, weil er glaubt,
dasR die nach Italien beBtimmten Völlier doch noch im letzten Moment nach
dem ElsasB geliihrt werden sollen, und er dann für sein Land fürohtet.
In dieser Zeit liänlige Verh.mdlnnften über die Oldenbnrgor Zoll-
Bache. Zahlreiche Klagen laufen ein, der Graf von 0. beBchwere die Weser
mit mehr als achtzehn Zöllen. Der Oraf wirbt eifrii; bei den Standen herum,
einen Reiclisbenchluss für sich ?.u Wepe zn bringen. BeBooders Bremen
iflt in eifriger Opposition dagegen. Brandenburg unterstützt es dabei; and
betont übripienB, gemeinsam mit Kurpfalz, „dass die Majora in Zollsachea
nicht praevatiren können".
Relation. Dat. Frankftirt 7. Sept. 1656. (P. H.)
lUoterredung mit Gravelie; seine Warnung vor der Macht des Kaisers; italiä-
niscbe Politik. Bremeu und Verden an England zu verpfinden.)
Am 31. Aug. Besnch der beiden Gesandten bei Gravelle. Cnrialien.
Grarelle versichert, dass sein Herr die besten Absichten für die Reicfas-
Btäude habe —
und dass beiden Theilen obliegen wDrde, dahin zu sehen, dass die
Macht des Kaisers (wie durch die Heirat des Königs in Hungarn mit
der Tnfantin in Hispanien und durch die gesuchte Unterdrückung der
Reichsstände zu befahren) nicht zu gross werde ; welches seiner Mei-
nung nach viele (innuens Ecclesiasticos Electores et nonnullos alios
Catholicos) wol begriffen, welche aumehr anders sprechen wOrden, als
sie vorhero gethan hätten. Darauf hat er bald angefangen von dem
Kaiserlichen Succurs nach Flanden) und Italien zu reden und desfalls
laut obgemelten Memorials zu doliren.
^düvGoot^lc
EaiBarL Politik in lulien. BremeD o, VerdsD. Rhein. Alliaoce. g77
Wir referirteD dagegen, was I. Kais. Miy. an £. Ch. D. und an-
dere Char-, Fürsten und Stände des Reichs wegen der Ufllfe nach
Italien geschrieben. Er aber verleugnete aleobald, dass der Herzog
von Modena das Herzogthum Mailand zuerst angegriffen, sondern dass
Carazena einen feindlichen Einfall in das Modenaisclie getban und
der Herzog sein Land wider alle Gewalt notliwendig hätte vertheidigen
müssen; und wann gleich der Herzog dem Kijnig den Krieg, welchen
er vor I. Kön. Maj. in Frankreich bei UfFricbtung des FriedenssclilusHes
gefllhrct, continuiret hätte, dennoch demselben daraus kein Präjudiz
juxta §. sab hoc praesealt etc. Instrument! Caesareo-Gallici entstcltea
können noch sollen, und consequenter 1. Kais. Maj. keine Ursach ge-
habt, melirged. Herzogen davon zu dekortiren, noch das Mandatum
avocatorium zu erkennen, und noch viel weniger Kriegsvölker nach
Italien fuhren zu lassen; bevorab das Inst. Pac. anweisen thäte, dass
allerhöchstged. I. Kais. Maj. dem König von Hispanicu gar nicht zu
Half kommen könnten. —
Es laaren Gerüchte über eiae beabsicbtlgto Verpräiiduug von Bremen
und Verden vou Seiten der äcbnedeu au die Engländer.')
Relation. Dat. Fraukfurt ^';äS'^ 1656. (H.)
[Gravelle. Cuptaiio beoevaleuliue Tür den Kurfiirsleu. Brauosuhweig und der
rbeioiscbe Bund. Veracbiedene Gtiscbäfte.]
Gravelle besiicbt Hübner und übergibt eiu Schreiben des Königs i
an den Knrlürstcn, nebst einem neuen Memorial. Er hebt hervor, dass in
dem Brief dem Kurrür&ten der Titel „Mon fröre" gegeben wurden sei.')
Am 19 29. Sept. Besuch des braun schweig! sehen Gesandten —
Er berichtete mir auch in Vertrauen, dass nunmehr das fürstliche
Haus Braunschweig zu der von Chur Mainz, Trier, Cöln, Pfalz, Neu-
burg und Monster hiebevor getroffeneu näheren Verein auch wäre ein-
geladen worden, und würde dieselbe mit annehmen, auch zu solchem
Ende sich in gehörige Verfassung stellen; man hätte auch Hoffnung,
dass Chur Baiem in sothane Verein sich mit begeben wUrde, und
zweifelte er, der Gesandter, nicht, es würde an E. Ch. D. ebenmässiges
gesonoea werden, wo es nicht albereit geschehen, wie vielleicht auch
an I. K. Maj. in Schwedeu. Dann dans dieselbe noch nicht darzu
wäre invitiret worden, hätte Chur Cöln fUrnehmlich verhindert und
dieses Werk über drei Monat aufgehalten, mit Einwenden, dass, weil
■) Vergl. Porendorr Carol, Gast. IV. g. äl ff. Geijer-Carlsou Geschieht«
Schwadens IV. 242. 268.
^ Vergl. ürk. n. ActanaL U. '29. 94.
^aovGoOt^lc
g78 ^' ^^' ReichBdflpntatioDsUg in FraDlrftirt.
höchBtged. J. Kön. M^j. in einem aimwärtigen Krieg begriffen und mit
Ihrer Armäe Bo weit abwesend wäre, würde Sie allem Anseben nach
darzn niebt versteben, noch so viel von Ihren Völkern, als za solcher
Verfassung von Nöthen, miesen wollen.
ücbrigens bat der Brannschweiger jetzt Befehl erhalten, das Gravelle'-
sche Memoire eu approbireu.
Nach eioem Gerücht eoII Volmar Dächstens zu den rheiniGchen Kar-
fürsCfiD reisen aad die Wahl des Königs ron Ungarn zum Rom. König;
betreiben. Die Streitigkeiten über die Kheiazölle nnter den Betbeiligten
dauern unablässig fort; besonderu Mainz und l'falz liegen noch immer ia
Streit. Der Bruder des Kurfürsten ?ou Mainz, der v, Scbönborn, wirkt
hier eifrig fiir die Sache seines Bruders bei Kanfleuten n. a., für das Main-
zer Stapel recht.
Vom niedersäcbsischen Kreis ist ein SchreibcD an den Reichsdepo-
tationstag eingegangen, worin derselbe auf die Gefahren des jetzigen pol-
nischen Kriegs und eines etwaigen Einfalls in Reichslande aufmerktiam
macht und zu Verbaudlungen darüber auffordert. Eurmainz zögert, das
Schreiben vorzulegen.
Relation. Dat Frankfurt 5.|15. Oct 1656. (H.)
[EurmalDZ für RüBluDg der ReicheatäDde; Abneignog des Kaisers dagegen. Du
Memoire GraTelle'a. Brannecbweig und Hessen.]
15. Oct. Der karmainziscbe Gesandte Ueel spricht über die von seinem Herrn
gewünschte Rüstung der Reichsstaude ; Kurmaiuz habe mit grosser Notb
4000 M. bei einander; bei den andern Stünden aber gebe es noch iangsajD
her; der Kaiser wäre dorn Werk so abgeneigt, „und wenn desbalben etwas
au Sie gelangte, sich vernehmen Hesse, es wäre nicht nöthig, dass die Stände
um Werbung einiger Kriegsvölker sich bcmübeten, sintemal Sie derselben
zn Beschiitzung des Reichs albereit genugsam auf den Beinen hätten, und
dürften die StSndo nur die nötbige Quartier denselben hin und wieder assig-
niren"; was denn sehr bedenklich wäre.
Gravelle klagt, dass man sein Memorial noch immer nicht in Bera-
thuag gezogen. Volmar wirbt eifrig, dass es überhaupt nicht vorgebracht
werden soll; was aber nicht die Meiuung des Kurfürsten ?on Mainz ist.
In dieser Angelegenheit reist jetzt Volmar bei den 4 rheinischen Kurfürer^n
hemm, um sie dazu zn bestimmen; unter der Hand zugleich wegen der
künftigen Rom. Eönigswahl.
Die drei braun seh weigischen Häuser wollen nächstens eine Zusammen-
kunft mit Hessen-Cassel halten, um über Ort, Bcdingnngea etc. der von
Mainz vorgeschlagenen Rüstung zu beratbscblagen.
^düvGoot^lc
Das Gnvelle'ichB Memoire. Q'JQ
Relation. Dat. Frankfurt 12.|22. Oct. 1656. (H.)
[ZerwüifDias zwiBcben dorn Kurrürsten vod der Pfalz und seinem Bruder Ruprecht]
Der pfälzieche Oesaudle D. Peil Iheilt auf Befühl sciues llorreu mit, 22. Oct.
diisE plötzlii-b ein Zcrwürfuisä zwiscbcu dem Kurfürsten und ticiueiu Bruder
Kuprccbt uusgebrocbcn sei. Auluss ist, dass der Kurfürst den Prituten
bittet, auf einige Zeit das SebloKs Heidelberg zu räumen. Kuprocht geht
darauf weg, die Messe über nach Frankfurt, und jetzt zu Euruwuz, „also
Anas das tjerückte schou iu der Stadt ginge, als ob er gar catboliscb wor-
den würe"; was der Gebandto indess bezweifelt.
Relation. Dat. Frankfurt 16.[26. Nov. 1656.
[Bcrathuug über das Gravellu'Bcho Memoire.]
In der Frage, wie das GraTclIe'scbe Memorial zu beantworten, sind die 26. Nov.
meisten Evangeliscbcu einig; es soll närulicb über die von den Franzosen
gegen den Kaiser geführten Klageu über die gcscbebcae militärische Hilf-
leistung iu Flandern und Italien eiuo Schrift an den Kaiser gerichtet
werden.
Am 13, Nov. Berathung über das französische Memorial; im Kurfürsten-
rath, unter Vorsitz vou Mainz; zugleich im Fürsteurath, wo Volmar das
DirecCoiium führt und vorschlägt, Gravelle eiufach an den Kaiser zu ver-
weisen.
Baiern ist gleichfalls dafür, dass die Sache nicht hichcr gehöre; ebenso
Muustcr.
Dagegen Würzburg, Brandcnburg^Culiabacb, ßraunscbweig,
Pommern, Würtcnberg, Mcckcinburg, Ilcsscn, die Wetterauer
Grafen und die drei evangelischen Städte Rcgcusburg, Strassbnrg
und Nürnberg — sind der Meiimng, die Sache gebore allerdings hieher,
und man müsse au den Kaiser schreiben, ihm das Memorial übersenden and
ihn auffordern, für die Conservirung des so thcuer erkauften Friedens zn
sorgen.
Die andern: Altenburg, Constauz, von Prälaten Fürstenberg
und die drei katboliscbeu Stadt« Cölu, Aachen und Ueberliugeu
entschuldigen sieb mit Maugel der Instruction.
Uie Majorität also ist für ein Schreiben au den Kaiser, wie auch Bran-
denburg will. Die Ke- und Correlation ist uoch aufgeschoben.
Relation. Dat. Frankfurt JJX";. 1656.
lEurpfiilz. Ein poloischer Gesandter in Sicht. Schreiben des oiedersäcbs. Kreises
und VcrhandiDDg darüber.|
Der pfälzische Gesaudtc ist nach Heidelberg berufen worden, wahr-10. Dec
Bcbeinlich in Angelegeuheit der Streiiigkeiteii zwischen Mainz nad Pfalz, nod
h»t inzwischeo Portmauu sein Votum aufgetragen.
^düvGoot^lc
ggO V. Der BeichsdepaUtionBlAg in PraDkfdrt.
EtD polniticher Gesandter an deo DeputalionKtag eoH iiafh Ostreich.
Nachrichten unter weg» sein, v. Moretein, mit der VersicbeniDg, dass Eeia
Herr die Reichsgrenzen respertiren werde. Grund für Voimar, die Be-
ücblassrassuDg über das an den Kaiser za richtende Schreiben weiter hin-
anszQschiebeu.
Am 1. Dcc, Benitbung über das Schreiben des niedersäclisischen
Kreises. Im Kurfürstenratb absentieren sich die cölniecben und trier-
sehen Gesandten, „ans ITrsachen, dass sie Medicin gebraucht hütten".
Baiern verlangt, dass es ausgesetzt werde bis zur Ankunft des polnischen
Gesandten; Mainz will trotzdem die S;«;be Toruehmcn, aber „es war kein
rechter Ernst dübei". Portnjann dringt darauf, dass sie trotz Abwesen-
heit von Cöln und Trier vorgeuommeu werde, „und setzte mich deswegen
an den ordioari Tisch, die andern aber blieben noch in corooa stehen".
Er setzt es endlich durch, dass die Umfrage doch vorgenommen wird, Cöln
und Trier schicken ihre Vota schriftlich.
Im Fürstenrath sclilägt Yolmar als Vorsitzender vor, den polui-
Echen Gesandten erst zu erwarten und stimmt in dem Sinn ßir Oestreich
und Burgnad; die Katholischen alle stimmen dem bei; es sind nämlich
nur zwei dn, der Bairische uad Stadt- C öl nische, jeder als Vertreter mehrerer
andern Stimmen. Die Evangelischen dagegen sind alle dafür, die wich-
tige Sache nicht aufzuschieben.
Das Reenltat ist, daes vorerst die Sache noch nicht angegriffen wird.
Der polniEche Gesandte trifft einige Tage i^päte^ in Frankfurt ein.
Relation. Dat. Frankfurt 21. Dec. 1656.
[Stadt und Bischof von Münster. Die Grafen von NaBBaa-äaarbrücken und di«
lothringischen Trappen. Fraubreich an der Reichsgrenze.)
81. Dec. Der Bischof von Münster hat ein Memoire schon früher eingegeben,
mit Klagen gegen die Stadt M. nud der Bitte um ein Schreiben an das
Reichs kam mergericht zu Speier.
Eigentlich gehören nnn solche Sachen nicht hieher; indess da es ein
gemeinsames Interesse ist gegen die Stände, die überall sich weigern, sich
an den Kosten der Lande.sdefension zn betheiligeu, so ist das brandenbur-
giscbe Votum nach dem Wunsch des Bischofs abgelegt worden; und ist
demgemäss ein Schreiben der Keichsdepatation an das Keichskammerge riebt
abgegangen.
Zwei Nassau-Saarbrück'sche Gesandte kommen S. Dec. zu Port-
mann und klagen, „dass das Haas Nassau-Saarbrück wegen der Grafschaft
Saarwerden, Vogtei Herbitzheim nud Festaug Ilombnrg biilf-, rath-
nnd trostlos gelassen wurde". Die Jesuiten nisten sich in Saarwerden ein,
nnd wenn nicht Hilfe kommt, wird dort die evangelische Religion bald ganz
vertilgt sein. „Sie hätten auch in Erfahrung gebracht, dass der König in
Prenkreich gedenke, die Festung an eich zu halten, damit er eine lineam
aas dem Königreich nach Fhilippsburg und Elsass gehaben möge . . . Ihre
A_nOO<^IC
Frankraich ui der BaicbigreDse. Hemoin Gr&velle's. 681
gnad. Herren mtiisten, wenn ihoen nicht geholfen nürde, mit der Krön Frank-
reich absonderliche Handlang pflegen nnd sich so wol vergleichen als sie
kÖDDten."')
Zugleich erfahrt P., dase die Commaadanten in Hombarg und Land-
stuhl von nenem in französische Pflicht genommen worden siud; ein neuer
JotbringiBcher Gesandter von „Madame de Nicole" soll hieher kommen ;
die lothringische Ann^e bleibt in französischer Devotion.
Relation. Dat Frankfurt 4. Jan. 1657.
[Das Gravelle'ache Memoire; loyale AbatimmnogeD darüber. Eine poluieche
Scbmihschrifl gegen Schweden und Brandenbnrg zur Diclatiir gebracht. Eatbo-
llscbe WänBch« für den Krieg im Norden. Agitation des Neubargers in Wien.) 1^57.
Am 29. Dec. im Eurrdrstenrath wiederholte Bcrathung über das frau- U.Jau.
zösische Memoire in Sachen der Eaiscrl. Kriegshilfe in Italica. Kur trier
gibt jetzt sein Votum ab und zwar so, dase es sich „mit Chur Cöln, Baiern
und Sachsen dabin verglichen, dass ilie Sache hiebin nicht gehöre und dass
derowegen dieselbe an die Kais, Maj. zu remittiren, der französische Ge-
sandter aber per Deputatos zu bescheiden seie, cum anncxo, dass nicht
allein des defectus maadati und des Kais. Respects, sondern auch des Rom.
Reichs Interesse wegen des Uerzogthuras Mailand als eines alten Reichs-
lehens dabei zu gedeoken".
Die andern, Cöln, Baieru, Sachsen, geben jetzt zu, dass ein
Schreiben deshalb an den Kaiser gerichtet werde, „doch dass es glimpflich
aufgesetzt werde and man sich des ludicii nicht unterfangen thäte". So
ancb Pfalz.
Brandenbarg will, dass in dem Schreibeu an den Kaiser doch auf
Beobachtung des last, Pao. gedrungen werde.
Schliesslich wird ancb bei der Currelation mit dem Fürstenriith die Ab-
fassung eines Schreibens an den Kaiser beschlossen, doch nuter allerlei
Einsqbränhungen.
Am 29, Dec. ist „ein polnisches Patent mit groben Calumulen und
Lüsterung angefüllt [Abschrift fehlt] auf inständiges Auhalteu des öster-
reichischen Gesandten Volmars diciiret worden". Dur schwedisube Ge-
sandte nud Hubner beklagen sich sehr darüber; der Mainzisehc Gesandte
Med erklärt, dass er auch dagegen geweeeu, Uettreich aber habe so
sehr darauf gedmogcn und sein Herr ihn dann nngewiescu, es zu thuu. In-
zwischen hat Meel weder das Original des betr, Patents, noch sonstige
Beglanbignng desselben gesehen. Hübner vermuthct, es könne ein fiugirics
Machwerk sein, etwa von Volmar verfasst. SnoÜsky und Uübner
einigen sich zu einer schriftlichen Protestation dagegeu, die am 4. Jan. über-
geben wird.
Die Katholischen wünschen übrigens sehr, dass der polnische Krieg
noch eine Weite fortdauere, und suchen durch allerhand „Fündieiu" den
') Vgl. die schon früher gemachte Eingabe des Nassatiiscben Gesandteu ■
den DopaUlionetag bei Londorp VII. lOeSiT.
Aj.oo»^Ic
g32 ^* ^^^ BeicludepatatioiiiUg sa Frankfurt.
Eurfurüteu und den König toq Schwedea za entzneieu und viel von bal-
diger £i&ignug zwischen dem Karfürsten and dem König roo Foleo zu ver-
breiten.
SooilBky hat Bericht aas Wien, dase durch eine Gesandtschaft der
Pfalzgraf t. Neubnrg dort habe anbalteo lassen, dass er die 400,000 Rth.
Kriegskosten t. I6&1 her in den brandenb. Luiden selbst exequiren dürfe.
Der KaJücr bat ea aber nicht gewilligt, sondern den Gesandten nnr eine
allgemeine Zasicheroug gegeben [Tgl. oben p. 675].
In den folgenden Tagen eifrige Berathuugea über das an den Kaiser
in der französischen Sache zu richtende Schreiben. Gegen die von Mainz
gegebene Fassung desselben kämpft Volinar sehr lebhaft an. Das Con-
cept soll, bevor das Schreiben an den Kaiser abgeht, erst zur Begutachtung
au die einzelnen kurfürstlichen Höfe geschickt werden.
Protokoll. Dat Fraukfurt 5.115 Jan. 1657.
I. Bei den Berathungen ini Kurfürstenrath über dos Schreiben an den
Kaiser lüagt der Brannschweigiscbe Gesandt«, auf Anlass der beabsichtigten
Sendung des Concepts an die Kurfürsten, über die grosse Langsamkeit der
Reichsverbandlungen : „vor Zeiten habe mau gewisse Termine gesetzt, für
welcher Endiguug die Reichstage nicht zergehen sollten. Nunmehr würen
ans Reichstagen Kcichsjahrc geworden, auf die letzt würden gar
Reichssaecula daraus werden". Trotzdem bleibt es dabei, dass das Con-
cept erst von den kurf. Gesandten an ihre Herren geschickt werden aulL
Relation. Dat. Frankfurt 25. Jan. 1657.
[Der rheiniBche Band und der Eintritt von Schweden uod Brandenburg.]
4. Febr. Gespräch mit dem pfälzischen Gesandten über die neuerdings getroffene
Vereinigung von niehrern Cbur- und Fürsten im kurrheiui scheu nnd west-
phäliscbcn Kreis. Es handelt sich jetzt, sagt Portmanu, namentlich am
Aufnahme von Schweden und Brandenburg in den Bund; die von Braun-
scbwelg und Hesseu-Cassel vorgeschlagen ist. Der maiuzische Marscball
V. Beneburg reist in der Angelegenheit viel herum, und sollen die Ver-
bündeten sich grosse Hoffnung machen, dass die General Staaten sich mit
ihnen engagireu werden.')
Relation. Dat Frankfurt 1. Febr. 1657.
liouBversnche von Eurpfalz nnd Würlenberg betriebea. Neue Oiffiarenz zwi-
schen Pfalz Dud Mainz.)
Ee ist mehrfach die Rede von dem zwischen Cburpfalz und Würteuberg
') VgL Düheres hierüber iu dem Abschnitt über die rheiaiscba Alliaoce.
Aj.OO<^IC
Reichajohra u. ReichBaaecula. ÜDiooBTeraache. V«rtagaiig od. Anfhebaog. 583
rerhandelteu Versuch einer Einigung zwischen LutheriBchen und
Beformirten.
Der Vorpommerische erzählte weitläufig, \vm es vor eine Be-
BchafTenheit damit hätte, und dasa dieselbe vornehmlich durch einen
Mährischen von Adel, Namens Grodnitz, so Lutherischer Religion
zugethan, aber gar moderat und deshalbcn bei Sr. Gh. D. zu Pfalz
wolgelitten wäre, veranlasst worden, und dasH dieselbe desfalls bereits
ein Schreiben an den H. Herzogen zu WUrtenberg abgehen lassen.
Ks hat darauf gestero eine persönliche Zusammenkunrt in Heidelberg
Statt finden sollen.
Der Kurfürst von der Pfalz hat eine kurniainzische Schanze bei
der Rheinfahrt zu Worms, nachdem er vergeblich die Abtragung verlangt,
durch 400 M. aufgebotenes Landvolk am 22. Jan. demolireu lassen. — Der
französische Gesandte Gravelle hatte Auftrag zu vermitteln und ist auch
der Meinung gewesen, dass die Schanze vor allen Dingen zu demoliren seL
Mainz hat es wo! geschehen lassen wolleu, aber lieber durch andere, und
hat deshalb seine Trappen daraus zurückgezogeu und dem pfälzer Landvolk
Raum gegeben.
Relation. Dat. Frankfurt 8. Febr. 1657.
[Plan der Aufhebung des Deputalionstages; Stellung von Kurmaiaz dazu; Stellung
dea Kaisers. Unioossache. Der rhelDJacbe Bund. Lothringischer Unterhändler.
Ein französischer Geiandter in Wien.]
So ist auch bei der Visite, welche derWtirtenbergische Gesandte 18. Febr.
mir, V. Portmann, gegeben, vorkommen, dass der Baron de Chaos,
welcher bei Chur Mainz wol gelitten, nach WUrzburg an I. Ch. Gn.
zu Mainz abgefertiget, mit deroselben sieh privatim zu unterreden, ob
der Keichsdeputationsconvent aufgehoben werden müge, unterm Prä-
text dasB der Reichstag seinen Fortgang haben werde. Die churmain-
ziscbe Gesandtschaft will zwarn nocli nichts davon wissen, mit dem
Vorgeben, dass ihr gn. Churf. und Herr die Dissolution dieses Con-
vents vielmehr widerrathen habe. Es soll aber I. Kais. Maj. nicht am
besten gefällig sein, dass man sich dies Orts des polnischen und
französischen Wesens angenommen und dergleichen progressu temporis
mehr vorkommen möge; der Kais. Reichshofrath auch inmittelst keine
absolutam potestatem in cansis gebrauchen könne. Derowegen man
am Kais. Hof mit den Gedanken umgehe . . . dass die Endschaft dieses
Tages zwarn zu befördern, und wann solches geschehen, alsdann der
Reicbstag so lange verschoben werden könne, bis daran L Kais. M^.
gerathen fänden, denselben vorgehen zu lassen.
^düvGoot^lc
6g4 ^' O'^ BeichsdeputatioDBUg in Fraakfart.
Der WürteDbergische Qcsaadtc gibt zu verstehen, dass sein Berr ia
der ReligioQseioigaDgsangulegeDheiC sich gern mit andera verbiDden würde.
lo Bezug auf die Reception von lirandenburg in die rheinisch- west-
phälischen Vereinigung, sind Mainz, Trier, Münster und Pfalz Neubnrg
damit einveretandeu, divse Schweden und Brandenburg aufgenommen vrerden;
doch will man nichts mit dem jetzigen Krieg zn tbnn haben. Es fehlt nur
die Erklärung von Enrköln.
Ein neuer lochriugiBcUer Gesandter, Präsident Oondreconrt, hat von
Madame Nicole Vollmacht erhalten, mit der Reichs deputation zu ver-
handeln.
Ein frauzoüiHcher Ijesandter Baron de Vignaconrt war in Wiea —
bat aber no wenig Satisfaction erbalten können, dass er, ohne vom Kaiser
Abschied zu nehmen, abgereist ist.
Relation. Dat. Fraukftirt 22. Febr. 1657.
(Klage Gravelle's über die geiallichen EarfürBten. Debele Lage der Evangeli-
BCben aurdeo) Depulationstsg; die Icatbolischen VorsitzendeD; das vierte evoogel.
Votum.]
l.HSrz. Gravelle kbgt über die geistlichen Kurfürsten: sie sässen so nahe
an Frankreich, sie könnten den Kaiser zwar uicht hindern, Truppen nach
Italien zu schicken, aber wol nach den spanischen Niederlanden.
SchliegsUcb creehn E. Ch. D. aus jetzig^ea etc. . . . Helatiooen, wie
geföhrlieh es bei jetzigem ReichsdeputationHconvent um die Evangeli-
Bchen stehe, weil im CliurfUrsteiirath der ChurBächsiBche mebrentheilB
den KatbolischcD beifUllt, und dabero die Invidia auf £. Ch. D., dero
nur Chur Pfolz beipflichtet, gcwftlzet wird; im Fllratenrath auch zum
öftera die Gonclusa bei den Re- und Correlationen nicht eröffnet wer-
den als dieselbe auBgefalleu, und dennoch die Torstimmeade ETaoge-
lieche solches nicht ahnden.')
Welcher Ursachen halber auch auf den Brauch des quarti voti
unter den Evangelischen im ChurfUrstenrath zu dringen denselben nicht
sonderlich diensam und nützlich sein wUrde, weil sieb doch die Katho-
lischen dessen praevalireu dörflen.*)
Daher sei auch die Frage aufzuwerfen, ob es für die Evangelischea
wirklich nützlich, dass der Coavent länger fortgesetzt werde.
') Die Klage kehrt sehr häufig wieder, dass der östroicfaische Ditector dea
FürsteuratheB dos ConcluBum d«BBelbeu nicht getreu bericlitet Dud doch niemand
aus dem Fürstenrath ifam za widerapreuhen wagt.
Aehulich wird auch bei Mainz viei^ltig geklagt, dass es seinu Stellung be-
nutze, um Dinge, die ihm onbequem, von der VerhandlnDg zurückza weisen oder
bei Seite eu legen.
') Vgl- oben p. 634; man erkennt bierans, dass das Anakunftsmittel dei
vierten evangeliscben Yolnrns im Eurrnraleurstb nicht einmal zur Ausführung
gekommen war.
i:a,t--r.d ...*^-.00<^IC
Bheiniiche Alliance. Kaiserliche Politik. gg5
Relatioii. Dat. Frankfart 1. März 1657.
(Die Türkengefahr als kaiaerlicber Hebel gegen den Depntalionstag. Volmar'a
Eifer gegen den rheiniBchen Baud.)
Der Kaiser beabsichllgt den Grafep v. Nothafft an alle KnrfiiraWnH- Mär«.
abzni'chirkeD, nra Hilfe gefi;en die Türken, „weirbe den Hass dorcb Friol
DDd Dalmatien mit Gewalt nebmen wollen". „Und möchte es viellelcbt wol
am den Reicbstag nnd WabI eines Rom. Königs zu than sein, weil I. Kais.
IMaj. nogern sehen, dass man bei dem KeichsdepotationscoDTent ein nnd
andere Sache vornehme, welche deroselbrn nicht gefällig."
Der öeterreichische Gesandte Volmar kann seine passiones wegen
der CoDföderation, so von Chur Mainz eifrig getrieben wird, und son-
derlich, dass I. K. Maj. zu Schweden und E. Ch. D. dazu sollten
assumiret werden, nicht verhelilen, sondern bricht damit öffentlich aus
und will sieh bevorstehen lassen, dass damit der Kais. MaJ. zu nahe
getreten werde.
Relation. Dat. Frankfui-t 8. März 1657.
[Verband jungen über den Grarelle'schen Antrag nnd das Hainzieche Ooncept.
Karmainz in Ungnade am kaiaerl. Hofe. Die Fealungen Homburg nud Lanilaluhl.
Madome Nicole f. In Wien I'niject eines KiirfürBtentages]
Nene Verhandlangen im Kurflirstenrath , betreffend Grarellc's An- 18. März,
liegen ond das auf sein Begehren an den Kaiser zu richtende Schreiben.
Brandenburg votirt mit Mainz zu Gnnolen des französischen Anliegens.
Das knrroainzischo Concept zn einem Schreiben an den Kaiser wird aber im
Karfii raten ratb so corrigirt, dnse nichts übrig bleibt nis die Notification des
rrnnzösiscben Memorials, ohne dass man selbst eine directo Aufforderung
an den Kaiser binzufü^ in Bczng anf sein Verhalten zn Frankreich. Da-
gegen bestehen im Fürstenrath sämutliche fiirstliche Evangelische anf dem
ursprünglichen Mainzer Concept-, so auch Würzburg nnd Costnitz.
Id den Differenzen zwischen Kurpfalz und Mainz ist man jetzt am
Kais. Hof „besser Chnrpfalzisch nie Churmainzisch" und den Wünschen
des Kurfürsten von der Pfalz sehr geneigt. Dagegen ist m;iu dort sehr un-
zufrieden damit, „dass Chnr Mainz nicht nllcln der französischen Sache sich
bishero so fleissig angenommen, sondern aoch daneben auf eine Particu-
larverfassung etlicher vornehmer Churfürsten nnd Stände des Reichs so
hai-t dringen thätc, auch sonderlich veranlasst halte, dass I. K. Maj. in
Schweden und E. Ch. D. mit darin genommen werden möchten".
Nachrichten ans Zweibrücken bringen, dass die Festungen Homburg
nnd Laodstuhl wieder ucn mit froiizösischcn Truppen stark besetzt worden
sind. Inzwischen aber ist Mad. Nicole gestorben; Herzog Franz be-
kommt nun die lothringischen Güter, und da wird es vielleicht anders.
Aus Wien von dem Agenten Bntzer die Nachricht, dass man dort
Über Bernfuug eines Collegialtagee tractirt — näheres verlautet nicht.
,A^nOO<^IC
Qgg V. Der BeichidepntationBtaK bq Fruikfart.
Relation. Dat. Frankfurt 15. März 1657.
[Da§ Project dea KurfürBteotagea. EarmaiDEiacbe Gründe dagegeo. EId Ge-
aandter von Modena in Sicht. Der fraDiSBische Gesandte über die Politik der
katholischen EarTäreten.]
25. März. VoD dem beabsichtigten Collegialtag ist noch hie ddiI da die Bede,
aber bei oäberem Fragen will niemand etwas davon wissen —
ausserhalb dass der EurmAinziscbe dabei anzeigte (gleich ich auch
vorhin von dem KureHchsischen verstanden), dass vor diesem einiger
Anwurf geschehen; es hätten aber I. Ch. Gn. dazu wenig Lust; wel-
ches der Obermarschall von Beneburg ') dergestalt vertraulieh er-
klärt, dass sein gnüd. Herr bei den Churf. Collegialtägen seine Intention
nicht durchfllhrcn könnte, sondern tob andern Katholiscbeii per majora
contraminirt würden; bei den allgemeinen Reichseonventen könnte er
besser fortkommen, weil er daselbst neben dem Directorio im Churf.
CoUcgio auch seine Leute im fllrstlichen bStte und in beiden die Sachen
anterbaucn könnte.
Man erwartet einen Modeneni sehen Gesandten, der aeinen Herzog von
dem Vorwurf reinigen soll, ala ob derselbe dem Kaiser dug Gebührende ver-
weigert halte; und deshalb hält, man nnch noch inne mit dem Schreiben an
den Kai^jer.
Der französische Gesandter erzählte mir [Portmaanj, dass an-
fangB bei dem Churtrierisehen und Churbairischen Hof Hoffnung zu
guter Expedition gewesen; aber wie am Churtrieriechen Hof der Ane-
thanus gut spanisch, also der Graf Gurtius am Churbairischen gut
österreichisch wären und die beide eich folgcndg dem Vorhaben ganz
■widrig bezeigt hätten. I. Ch, Dchl. zu Baiern möchten wol vermeinen,
dass Ihre Lande weit abgelegen, und dieselbe sobald keine Gefahr
haben würden; was aber die Erzstifter Trier und Cöln anbelangte,
hätte er gimg zu verstehen gegeben, dass es denselben wol am ersten
gelten und L Kön. Maj. Ihren Feind im Durchziehen oder da Sie sich
sonst darin aufhalten thäten, verfolgen würden.
Der korsächsische Gesandte verreist auf einige Wochen.
Relation. Dat. Frankfurt 22. März 1657.
[Der Gesandte des Herzogs von Modena.]
I.April. Am 14. März Hesnch des Modenesischen Gesandten, Baron de Ston,
der den Yerlanf des Conflicts mit dem Kaiser darlegt; er übergibt t^ia
Schreiben des Herzogs an den Kurfürsten, nebst einem Memorial, das beim
■) So wird der Maine Boinebnrg in diesen Acten fast darcbgängig g»'
■cbrieben.
A-iOO<^IC
Modeoa. RhniD. AlüsDce. Tod des Kaisere. gg7
Reich sdirectori am eingereicht Verden goII, in Abschrift. — Die kaiserl. Com-
missarien haben ihm die Aadienz geweigert. Ton deo kurfürstlichen Oe-
eandten rühmt der Modeueser nur die Kurmninzischen, Eonie den Knr-
rürsten selbst, den er in Würzburg gesprochen; von beiden hat er guten
RcEcheid erhalten.
Der Würzburger Gesandte verreist anf etliclie Wochen.
Relation. Dat Frankfurt 5. April 1657.
[VoD der rheiDiBchcn Alliance. Der Kaiser in extremis. Klage Grarelle's.
Kaiser FerdiDand III f.]
Der brannsehweiginche Gesandle besucht (2. April) Portmann and er- 15. April,
zählt ihm:
daS8 die ntratlich braunscbweigiache Häuser beiBammen gewesen und
Unterredung gepflogen hätten, wann und an welchem Ort man der
VerbÜndniBS halber zusammenkommen und delibenren möchte; und
dass sie die Stadt Coblenz am Ithein gelegen und den 17. Monats •
Junii daselbst cinzukommen gntgefunden, welclies er, sobald gleichfalls
darüber Resolution Ton Hessen Casset einkommcn wird, wie gestriges
Tages geschehen, dem Churmainzisclien und andern Vereinten an-
zeigen sollte.
Kr habe dies bei Ilerrn Meel thnn wollen, sbcr dn Schnierigkciten
gefunden; d^nn will er zu dem MarGchall t. Benebnrg; derselbe ist aber
in höchster Eile von seinem Kurfürsten nach Würzburg heschieden worden,
,ans Ursachen dass deroscibcu der Bericht zukommen, dass l. Kais. M&j.
schon die letzte Oelung belconimcn und in extremis gelegen". Am 3. April
ist dann eine Co ufere nz im Carmeliter Kloster gchnllen worden, wo die ka-
tholischen Verbündeten den braunschweigischen Vorschlag ratione teniporis
et lori ad referendum nahmen. Es wird anch anf Betheiligung von Bran-
denburg gerechnet. Hier in Frankfurt will man die Verhandlungen nicht
fuhren, damit nicht alles gleich den Kaiserlichen bekannt wird.
Gravelle klagt, man verlange von Frankreich die niinutiöseste Aus-
führniig des Inst. Pac, z. B. in der Sache der 10 unter die Landvogtei
Hagenau gebärigen Reichsstädte im Et.sass. Aber gegen Frankreich würde
immer wider das Inst. Pac. Verstössen; noch vor einigen Tagen seien wieder
500 M. kaiserl. Truppen hier vorbei nnch Brabant zu den Spaniern ge-
gangen.
Der Kaiser ist am 2. April st. n. gestorben. Volmar, der nach
Würzborg gereist war, nui von da nach Heidelberg zu gehn, ist darauf
* gestern wieder hier angelangt. Der Knrfürst von Mainz will auch ehestens
nach Mainz surückkehren.
Ob die Deputation nnn hier weiter tagen wird? —
^düvGoot^lc
ßgg T. Der Reich Bi]«pntattoD«Ug in Frankfiiri
Relation. Dat FraDkfort 12. April 1657.
[Der Tod des Kaisers. DiTene Aensae rangen des bairiscben GessodtoD. On-
velle. BL'weguDg unler deo KarfürBleii. WahlaassichtoD. Vom wiener Hofe;
Aacrepcrg nud Schwartzeabei^.]
2-J.Äpril. Auf die Euade vom Tod des Kaisers wird der bairische Gesandte
alsbald nacb Münthen beTufeo und reift sehr .schnell ab, nur von wenigen
sich perEÖnlicb verabschiedend; zu dem b ran nf^cbweigi sehen Gesandten
pfiRt er: ,dftS8 neio pnäd, Churflirsl and Herr gar keine Gedanken Hchlage
nuf die Wahl, weil die hohe kaiserl. Dignität grosse Spesen erforderte, da-
gegen I. Ch. D. dero Gelder besser anznlegcu wüssten".
Bei (lern französisclien Gesandten hat er Bonderliebe Syncerationen
seines gnäd. Herrn geg:en I. Kön. Maj. in Frankreich gethan und sich
zu allem erboten, und dabei sonderlich die bis dahin geleistete Dienste
dergestalt gerühmt, das« er, der Gesandter, sich nicht darin richten,
noch sich Ober das veränderte Gesichte gnugsam verwundern können,
bei sich selbst und andern gedenkend: quanlum miUatui ab illo!
Gravelle bemerkt, dass man aber sich dadurch nicht werde täuschen
lassen. Er bat mit der Todesnachricht einen Expressen nacb Paris ge-
srhickt, der '.>00 Duc. bekommt, wenn er den T. April Abends in Paris war.
Uebrigens im Reich nmer den Kurfürsten schon ein massenhaftes Hin- nnd
Herschicken. Es scheint, dass man den Reich sdeputationstag durch den
Tod des Kaisers für aufgelöst betrachten will. Die Kais. Commissare be-
trachten ihre Commission uatüriich als erloschen.
In Betreff der künftigen Wahl sprach der kölnische u. a. Vnrfiir.stlicbe
knlboliscbe Gesandte so, als werde sie natürlich den König von Ungarn
und Böhmen treffen — nber sie faaben noch keine Instruction von ihren
Herren, ist also nichts darauf zu geben.
Uebrigcns soll der Fürst Auersperg an dte geistlichen Kurf1Jrst«D,
sowie an Baieninud Pfalz, Graf MontecucuH an Brandenburg und Sachsen
geschickt werden, nm diese Wahl zn betreiben. Fürst Auersperg ist aber
nicht sehr gern bei dieser Mission, weil er fürchtet, dass der Erzherzog
mittlerweile die ganze Administration ordnet nnd er davon ausgeschlossen
bleibt; aber der Erzherzog ist nicht sehr mit ihm zufrieden nnd hat ihn schon
einm.ll kurs nach des Kaisers Tod, als er ihm aufwarten wollte, zu seiaera
Verdruss ziemlich lang warten lassen. Dagegenstehtder Graf Schwärt ceo-
berg sehr in Gunst, dem Auersperg immer sehr feindlich gesinnt war.
Die geh. RÄthe an den Knrf. Dat Colin a. Sp. 24. April 1657.
4. Mai. Ueberscbicken die letzten Relationen ans Frankfurt; der Reichsdepnta-
tionstag ist zwar mit des Kaisers Tod erloschen; aberes ist nicht in ratben,
dass die brandenbnrgiscben Gesandten den Anfang machen mit der Auf-
lösang.
^düvGoot^lc
Todd.EuBera. AllgemeiDeAafregiiiig. Oeaterreichn.Baiern. Vicamletreit. gg9
Relation. Dat. Frankfurt 26. April 1657.
[Der öiterreichiBChe Wähle au di dat. Veranchte TinachnDg in Betreff seloeB Altere ;
Zweifel über aeioe Zaiäeeigkett Der Vicariataatreit. AuflÖBOOg des T^a oder
Dicht. Tituleratreit Ewiacbea Baieni und PfaU.)
Auf dem Wahltag, der auf den 4./14. Aagost angesetzt ist, soll der G
Kßnig von Ungarn and Böhmen die Absicht haben pereänlich zn erscheinen.
DenBelben wolleo die Gatholiscbe und unter selbigen vornebmlicb
der Österreichische Gesandter schon älter machen als er ist, Torgebend
dass er gegen künftigen Junii das 18. Jahr complirt habe. Wohin
solches angesehen, wird dahin gestellt; es befindet sich aber im Nach-
sehen, dass er im J. 1640 den 9. Juni zur Welt geboren und also
gegen solche Zeit in diesem Jahr das 17. seines Alters vollendet haben
wird. Demnach nun die Gülden Bull Art. 7. in Principe Electore
18 Jahr pro legitima aetate adeundae administrationis sui Electoratus
erfordert, so wird die Zeit ins kDuftig; lehren, ob dergleichen in Im-
peratore requiriret, oder ob in honoribus capessendis annus caeptus
pro completo habeatur. Vermutblich möchte es ein Disput geben, wann
Bonderlicb Chur Baiem, davon das Haus Oesterreich eine Apprehensinn
zu haben scheinet, einen Competitorem geben sollte. Es ist aber doch
bei Zeiten Ludovici Bavari Imperatoris, als zwischen demselben
und Friderico Austriaco wegen des Kaiserthum'B gestritten und
Krie^ gefahret, dahin verglichen, dass ins künftig, wani) in der Wahl
einer vom Hans Oesterreich und zugleich einer vom Haus Biüem con-
curriren wBrden, dieser jenem weichen solle.')
Volmar bezeigt sich gegen den Enrpßtl zischen Gesandten ultra modum
höflich. —
Streit zwischen Eorbaiern und Earpfalz aber das Reichevicarist;
in mehreren Landen z. B. in Würtenberg hat man das betr. bairische und
pfalzische Patent neben einander anschlagen lassen.')
Es scheint, dass der Reichsdeptitiilionstag zusammenbleibt; mebrere Ge-
sandte (Altenbnrg, Braanschweig, Oestreich u. a.) haben besimmten Befehl
dazu erbalten; namentlich mit Rücksicht darauf, dass die Auflösung beim
Ausland einen (Ibeln Eindrnck macben würde. Nur Pfalz iuclinirt sehr zur
Auflösung des Tagea.
Pfalz hat gegen Baiern jetzt auch die Klage, dass der Kurfürst
v. Baiern ^den Titel des Herzogen in Ober-, Niederbaiern, auch Oberpfalz
dem titnlö des Pfalzgrafen bei Rhein praeponiret". Pfalz protestirt dagegen,
mit Recht, sagen die Brandenburger.
') Vgl. hieren die Kritik Hübner^ In der Relation dat 2./12. Joni.
^ Ueber diese Streitfrage zahlreiche Acten bei Loodorp Vlll. passim.
^düvGoot^lc
g90 ^- ^^^ BelcbsdepatatioDBtag ed Fraolhrt.
RelatioD. Dat. Frankfurt 3. Mai 1657.
[Der Yicariatatreit iwUcben Baiern und Ttails; Ansprach vod Behwedeo und
Ffwireich. KarpfaUiacher UnioDSveTSDch. Oarüchte über ÖBtorreichiache WaU-
pl&DO EU QDDBten des EnhersogB Leopold. Aogebliche RSatiiDgen id Baten.]
i. Snoilaky enählt Portmann in Betreff der VicariatsfragG: „dasB
zwar im J. 1636 bei der Belehnnng, so der abgestorbeoe Herr ChorfUrat
in Baiern bei Kais. MaJ. FerdJDando III erhalten, das Jas vicariatiiB mit
einverleibt gewesen, als aber jetzige I. Cb. D. zn Biiiern die Belehnong
apnd eundem Caesarem erlangt, solche Insertio juris Yicar. Ihr» abgeschla-
gen und dagegen Chorpfalz ein Decretuni cnBsatorium Tersprochon Bei,
- welchen ein atark Fnndament wäre vor I. Ch. D. zu Pralz."
Der schwedische und französische Gesandte behaupten, die Sache ge>
höre mit zur Cognition der beiden Kronen, qua Interpretation des lust. Pac.')
Danebens bat der Voi'pommerscbe mir, Httbnern, (21. Apr.)...
referiret, daae Chur Pfalz eich nicht wenig bemühet hätte, den Herrn
Herzogen zu WUrtenberg, wie auch den Herrn Markgrafen zu Baden
Durlach zu persuadiren, dase sie mit I. Ch. D. in eine nähere Alliance,
darin jetztgcd. I. Cb. D. das Directorium fQlircn wollten, treten mach-
ten, sie hätten es aber bis dabin geweigert und wären geneigter mit
in die von Chur Uainz veranlasste Verein unterschiedlicher Cbur-,
Farsten und Stände einzutreten, zumal wann sie gewiss vemähmen,
dass E. Ch. D. dergleichen zu thun Willens wären.
Wie er mich nun am 30. ejusd. re\isitiret, vermeldete er u. a.,
daes er neulich ein Schreiben von Wien von vertrauter Hand bei einem
guten Freund alhie gesehen, dass man alda bei Hof itzo nicht so aehr
mit den Gedanken umginge, wie I. Kön. Maj. in Ungarn zu der Kais.
Eron gelangen möchten, als wie sie den Heirath mit der Infantin von
Spanien je ehe je lieber vollziehen und sich zugleich der Sucecssion
in selbigem EOnigreicti versichern könnten; derowegen Sie wol in
kurzem die Reise nach Spanien vornehmen dörften. Und wann nun
I, Msy. in jetzgcdacbtcn beiden Puncten Gewissheit bei dem König
und Eron Spanien erhalten, könnten Sie wol geschehen lassen, dass
der Herr Erzherzog Leopold zur Kais. Dignitflt erhoben wHrde, dabei
aber wegen der Mittel, so zu einer Kais. Hofhaltung vonnöthcn,
Difficultät vorfallen dürfte, dtcweil I. Dchl. von den österreichischen
Erblanden nichts in Posscssion hätten.
Der Kurfürst von Baiern wirbt 12,000 M. zd F. und R., wie der bran-
de nbnrgiscb-cnlmbacbi sehe Gesandte erzählt.
') Das lost. Fac. eolhält über diese Frage keine aas drück liehe BeatimmuDg.
^aovGoOt^lc
Vi carial streit. CftndidalardeiErah. Leopold; deigl. die bnirieche. 691
Relation. Dal. FraDkftirt 10.|20. Mai 1657. (H.)
[PorteetZQiig oder AuBösuDg des Deputalionstagea, Französische BemühnogeD
für eine bnirisclie ThroDcandidatur. V icariatsetreit.]
Portmano ist Dach Mainz verreist, um im AuDrag des EnrfürstenSO. Mai.
mit Kumininz za TcrhaDdeln über Fortsetzang oder AuflÖBDog dea DepD-
tatlonstags. In einer Resolution, dat. Königsberg 4. Mai, bat der RurHirEt
den WoDEcb au.sgeGprocben, der Depotalionstag werde sich nun hoffentlich
bald zerGchlagen, worauf Hühner in dem Sinne mit den andern kurfürst-
lichen Gesandten spricht. Karmainz aber motifirt ausführlich, dass es
besser sei, den Tag fortzusetzen; der kurs^chsische and der knrbairische
Gesandt« sind verreist — nur der pfälzische ist entschieden für Auflösung;
anch die meisten fürstlichen Gesandten sind instruirt auf Fortsetzung.
Der Modenesiscbe Gesandte erzählte gestern — „wie an Selten der
Krön Frankreich man sich so sehr bemübete, Churbaiern zn Strebung nach
der Kais. Krön zn iustigiren nnd darzn grosse Assistenz verspräche. Nun
verspürete man zwar bei 8r. Ch. D. selbst noch keine sonderbare Lust darzn;
man nnterliesse aber nicht, dero Gemahlin, welche eine Princessin von
grossem Verstände nnd hohem Mnth sein soll, durch gewisse Personen vom
savo^iJEcheu Hofe sehr zn animiren, ihren Herrn dazu zn bereden".
Von Pfalz ist eine Schrift unter der Presse, zu beweisen, dass das
Vicanat nicht zu der Cburdigoität, sondern zu der Pfalzgrafschaft bei Uhcln
gebSre";') während Baiern behauptet, es gehört znr Knrwürde nnd znm
Rrztmehscssamt.
Auch Pfalz, wie Baicrn, macht starke Werbniigen.
Relation. Dat. Frankfurt 24. Mai 1657.
[Oesandtschsfien iu der Wahlsache. Rheinische Alliance.]
Ära 22. Mai sind P. n. H. bei dem kurmain zischen Gesandten in Folge .?. Jnni.
eines besondern Aufti^igs des Kiirfürsteu nnd ersuchen ihn im Namen des
Kurfürsten um Prorogation dos zum Wahltag bestimmten Termine.
Derselbe Gegenstand wird auch direct mit dem Kurfürsten von Mainz selbst
verhandelt.
Die Verhandlungen verschiedener Stände (u. a. Brannschweig) über die
Alliance, die zu Coblenz hatten geführt werdeu sollen, sind nnn hieher ge-
niesen worden. In Coblenz soll die ganze Stadt unpractieable und nnbe-
qnem sein wegen der grossen Festungsbanten, die der Kurfürst unternimmt.
Ein Gesandter des Kurfürsten nach München soll unterwegs sein [Ra-
bau V. CansteinJ; der bairiscbe Gesandte erklärt auf SpccialLicfcJil seines
Kurfürsten, dass man in München kein Schreiben von jenem annehmen
könne, wenn der Titel Vicarins Im pcrii fehlt«; man würde sehr bedauern,
wenn dies zn Störung der Gesandtschaft dienen sollte.
') Vermothlich die Schrift von E^ecbiel Spauheiro disconra snr les
aCfaires d'Allemagne et eur le vicariat de l'Empire, die dem Dnc de Gramont,
dem französischeo Gesandten zu dem Wahltag, gewidmet ist and das oben an-
gedeutete Argument eingehend begrändct.
44*
Aj.oo»^Ic
g92 ^' ^^' ReicbedepatatioDBUK '^ Praottfnrt.
Am 29. Mai kommt Fortmaan zorück. Auch Tolmar und der Kof
BächBieche siod jeUt wieder eiogetroffen.
Relation. Dat Frankfurt 2.]12. Jnni 1657. (H.)
(UDdarchdrioglichkeit der Haioier Politik in Betreff dnr Wsbl. Aageblicht
Wieoer Projecte für Breherzog Leopold Wilhelm. HiatoKecbo Erörterung Höb-
ner'a. Die rheinische AI liance -Sache ruht]
12.jDm. Unterredang Hiiboer's mit Suoilsky, der kürzlich am Mainzer Hof
war: noch känoe man dort gar nicht penetriren, wen der EnrfiirBt mit der
Wahl meine, man zeigt eich weder got öBtreicbiscb, noch gut bairisch.
Er gedachte über das, dass ihm jöngsthin von Wien aas in Ver-
trauen geschrieben worden, wie man jetzo alda ein vor dieeein scboa
fUrgeliabtes Project wieder auf den Tappet brachte, um das Hans
OeBterrcich bei dem Eaiserthum zu erhalten, dass nämlich, weil der
E&nig in Ungarn die Heirath mit der Infantin von Spanien zu vollen-
ziehen und der Succeesion in selbigem Reich sich zu versichern, notb-
wendig mit ehistem dahin verreisen mOsste, der Erzherzog Leopold
Wilhelm inmittelst sich um die Kaiserl. Erone zu bewerben bitte.
Damit nun S. Debl. den Kaiecrl. Staat desto besser fahren könne, so
wolle höchstermelter König Ihr auf gewisse Maass das Königreich Ungarn
und Boheimh, wie auch das Oberösterreieh abtreten, dem B^her-
zogen Carl Joseph das Uaterüsterreicb einräumen, dahergegen sollte
der Erzherzog Leopold dem jüngsten Herrn Bruder die anjetzo in-
habende BischofthUmer cediren '}. Und trUgen I. Maj. sieh solcherge-
stalt mit I. Erzherzogl. Dchl. einzulassen desto weniger Bedenken,
weil Sie versichert, dass hochermelter Herr Erzherzog sich nicht ver-
heirathen und nach dessen Absterben die beiden Königreiche zusammt
den österreichiBchen Landen Hir doch wieder heimfallen wflrden. —
Was sonst den also gerühmten Vergleich zwischen dem Hanse
Oesterreich und Baiem, wann diese beide in des Römischen Königs
Wahl concurriren sollten, betrifft, eo ist mir unwissend, auf was Gmnd
mein Collega Portmann dergleichen in die unterth. Relation mit eiii-
^ gebracht. Nachdem ich aber aus jüngstem E. Ch. D. gnäd. Rescripto
ersehen, dass Sie gerne den Vergleich selbst hätten, habe ich nicht
unterlassen, mich diese Tage deshalb zum fleiesigsten zu erkundigen
und in den Scriptoribus derselbigen Zeiten, so viel ich deren in Eil
zur Hand schaffen können, umzusehen, da mir dann unter andenu vom
Culmbachischen Gesandten ein vom filrstl. Culmbachischen Lehnprobsl
zu Wien Persio aus einer alten Augsburgischen teutschen Chronik
ihm zugestellter Extract communicirct worden, daraus eo nel zu er-
>) Tgl. Wagoer Hiat. Leopoldi 1.29 f.
i:q,t7edHyG00t^lc
Zur EaiMrwabl. Hietoriicbe OoDtrOTerse. Rheio. Alliance. 693
sehen, dasB, als Kaiser Ludwige der Vierte mimerzog Friedrichen
zu Oeaterreich (den er im Krie^ gefangen beltommeD und etliche
Jahr im GefUngniss gehabt) zu Ulm sich wieder versöhnet und ihn
auf freien Fuss gestellet, ermelter Herzog Friederich sich nicht allein
des angemassten Eaisertfaums verzeihen, sondern auch darbeneben fUr
sich und alle Erben sich verschreiben mBsaen, dass, so oft «in Herzog
von Baiern mit einem Herzogen von Oesterreich in der Wahl wAren,"
80 sollte der Herzog von Oesterreich dem von Baiem weichen und in
der Wahl nachgeben. Welches dann demjenigen ganz zuwider ist,
was mein Collega, sonder einiger Communication davon mit mir zn
pflegen und mir dadurch zu weiterer Erkundigung Anlass zn geben,
iiiehevor referiret, und habe ich dannenhero eine Nothdurft erachtet,
obermelten Extract unterth. hiebe! zu fUgen.')
Dass nun solcher Vergleich . . . und zwar a. 1324 (Sie. Leg. 1325] (da
vorher a. 1321 [Sic. Leg. 1322] Herzog Friedrieb in der Schlacht ge-
fangen worden) zu Ulm Vorgängen, wird von dem fDrtrefflichen bairi-
sehen Historico Aventino lib. 7 Annal. Boj. gleichfalls bekräftiget, aber
dabei geftlget, dass dieser schriftliche Vergleich hernach von Herzog Lud-
wig zu Ingolstadt (den man den Bärtigen gencunet und mit dem
E.Ch.D.Ahnherr Fridericus I Uochsel. Anged. unterschiedliche schwere
Kriege geführt) Kaiser Friedrich III, um von demselben wider sei-
nen Sohn Ludovicum Gibbosum Aesistenz zu erlangen, wieder zu
gestellt und cassirt worden sein solle, wie aus Beilage ..mit mehrem
zu ersehen; dass also heutiges Tages mehrermelter Vergleich bei der
Wahl eines Rom. Königs ... in keine Consideration kommen kann.
Von den Tractaten über die Defeneivalliance (Karmainz) ist es
jetzt ziemlich stille, obgleich dieselben hierher bstica verlegt werden solleo.
Snollaky epricbt seine VerwaaderaDg darüber ans —
da doch der ChurfUrst zu Mainz bei Lebzeiten Kais. Maj. so hart
darauf gedrungen hätte. Wäre also sein, des Snolsky, Huthmassen,
dass solches damals nur aus Furcht für dem Kaiser geschehen; dieweil
aber dieselbe nunmehr cessire, so scheine, man achte diese Sach nicht
mehr so gross und gehe mit andern Consiliis um.
Sonst soll der Herzog zu WUrteuberg mit darin zu treten nicht
ungeneigt sein, wie auch Cliur Pfalz, wenn nicht die yielfilltige zwi-
schen I. Cfa. D. und dem Herrn ChurfUrst^n zu Mainz versirende Strei-
tigkeiten im Wege stünden.
^düvGoot^lc
sBBiGooi^lc
Kftiaerwsht. Vicariat. Bliein. AllisDce. Forlsetzuagod. Auflöauog. 695
R«ichedepalatioDstag zu schicken, wie BaierD uod Sachseo beabsichtigen
solleD. Kurmaiiiz it^t entsehieden dügegen. Es liegt kein Exempel für den
Fall vor.
Die i rheioiBchen EarfUrBteu uod der vou Baiern solieo, wie verlautet,
persönlich zur Wahl erBchcinen wollen; „und nird daneben vor den König
van UugarD und Bebaim das Churf. MainzUcbe Schloss Aschaffenburg,
uDgcHthr 5 Meilen von binnen gelegen, zuge rüstet". Auch eine starke franE.
Gesandtschaft wird erwartet, Grammont, Lionne and Chanot; des-
gleichen angeblich eine sp^mische und eine päpstliche.
Von München her verlsntet, dass man dort nicht geneigt ist, sich nm
die Wahl za bemühen. Volmar hat es sehr bedenklich gefunden, dass E.
Cb. D. den t. Canstein jetzt uacb München geschickt haben.
Kurpfalz, Würteiiberg und Baden - Darlach sind empfiadlicb
darüber, dsse sie nicht zur Dcfcusivalliauce eingeladen sind. Der
Uraunschweiger entschuldigt es damit, dass Knrpfala i. J. 1651 derVereini-
gaug der rheinischen Kurfürsten nicht habe beitreten wollen. Das hatte,
sagt der Pfftlzer, den Orund, dass daoials Frankeuthal noch in Hand der
Spanier war nnd daher der Kurfürst vursicbtig sein uiusste.
In Dänemark wartet man mit Ucui AusbiuuU ai>rWieu und vice versa.
Relation. Dat Fraiikfart 14. Juni 1657. (P.)
[Fortaetzuag o<j«r AuDüsung. Die kunflige Kaieerwabli bairieche Grörtemngen
darüber. Fürst Job. Moriz v. Nassau als braudenb. Wahl gesandter.)
Am 12. Juni Session des Kürlurstenrathes über die Frage der Port- 21. JdqL
Setzung oder Aufhebung des ReichsdeputatiousCagcs. Obgleich Trier, Cöln,
Baiern, Sachsen gegen die Fortsctzuug votireu und nur bedingungsweise
und eveutnaliter dieselbe zugeben, so macht Kurmninz doch das Conclnsnm
per majora für die Fortsetzung — Brandenburg und Pfalz hatten einfach ohne
Bedingung aufSchlnss votirt. Portmann rem oustrirt gegen das Terfabren
des Uainzers, aber vergebens.')
Weiter bei der Correlation mit dem Fürstenrath über die Sache zeigt
sich, dass dieser zu gar keinem Conclusuni gekommen ist wegen mangeln-
der Instruction vieler Stimmen; die fürstlichen Gesandten aber sind fast
alle sehr gegen die Auflösung; nur Brandenburg- Culnibach bekommt seine
andere Anweisnng von den Brandenburgern. Purtmann verlangt hierauf
erst an den Kurfürsten berichten zu dürfen.
Schliesslich kommt heraus, dass Baiern und Sachsen die Contiuuation
sehr wünschen, „damit I. Ch. D. zu Baiern das Jus vicarialus vor sich sta-
btliren und neben Cbursachsen jus ordinandi commissarios*), oder dass doch
') Das Verfahren des UainEer Dtrectoriums war dieses: die 4 ersten Yotanten
votlren mit allerhand Claase In, dle21eUlen ohne solche; der VoreilEende nimmt
dann die Claaseln als eigentliches Votum und maeht daraus eine Majorität für
die Fortaetiung des Tages.
') Nämlicb Commiseare zu dem Deputationstag (s. vorige Belation).
Aj.oo»^Ic
596 ^- ^^' ReicbadepulatioDStug eu Frankfurt.
an sie ala Vicaiios referiret würde, behaupten, inmaasfen sie sich dessen
dabei ausdrücklich also verlauten lassen, dass sie soust in die CoutiDuatioa
nicht gebchlcn köunteii", Mainz und Trier haben sich nur durch das Drin-
gen Baierns von ihrer nrsprünglichen Meinung abbringen lassen.
Der künftigen Wahl halber führte der Churbairische vor sich
Belbst den DiscurBuin, dass dem König von Ungarn und Boheim mioor
aetas und dass er die Succeesion im Eönigreich Hispanien ambirte,
behinderlich sein würde, das Kaiserthum za verwalten, und wenn gleich
die Henen CburfDrsten ratione minorennitatis dispensiren wollten, so
wäre doch dem Reich mit einem Kaiser, ao ausserhalb Reichs residirt«,
nicht gedient, sondern mllssten sie denselben in Imperio Romano haben.
Dem Erzherzog Leopold Wilhelmen würde es auch nicht dieneo,
weil er keine andere als geistliche Güter hätte, die auch zum Unter-
halt nicht sufficient; und noch viel weniger dem Erzherzogen zu In-
Bpruck, weil derselbe ganz verschuldet und fast die Ziegeln auf dem
Dach verschrieben wären.
F. geht darauf nicht weiter ein und fragt nach dem bevnssten Vertrag
aus der Zeit Ludwigs d. Balern'). Jener verweist auf Cnapinian,
weise aber nicht viel von der Sache; übrigens lehnt er den Gedanken der
Wahl seines Herren ab, obgleich derselbe geaag darnm angegangen würde.
Fürst Job. Moriz von Nassau, Statthalter zu Cleve, zum Wahlge-
sandteu bestimmt, läBst im Saalhof (wo auch P. wohnt] ein grosses Lose-
ment mietheu.
Relation. Dat Frankfurt 16.|26. Juni 1657. (H.)
[Die DefenBivalliance. Baban v. Canstein.]
2G.JuDi. Die b rann schweig! sehe Gesandtschaft hieher in Sachen der Defensiv-
alliance wird sich etwas hinansscbiebeo, da die braunscbweigischen Fürsten
jetzt anderweit viel zu deliberiren haben, besonders wegen des beabsichtig-
ten dänischen Einfalls im Herzogthum Bremen; so daas Canstein jeden-
falls noch zeitig genug dazu kommt.
P. S. So eben kommt Canstein in Frankfurt an.
Relation. Dat Frankfort 28. Juni 1657. (P.)
[Wahlvorbereitangen in PrankruTt ond anderwärte. Gravelle über die bairiache
CaQdidatar; eventueller francösiacher Ansprach; die Wahlcapitalatiun und ihre
Häagel. Dänemark gegen Schweden.]
H. Juli. Der Wahllag naht heran; der Magistrat von Frankfurt läeat znr Ver-
sicherung der EarfÜrsten und der Stadt noch eine Anzahl Soldaten werben;
aber mit der Ankunft der Kurfürsten hat es noch gute Wege. P. rälh,
1) Vgl. oben p. 603.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
VorbereituDg«n zur Kaiserwabi. 697
. der burf. Hauptge^andte soll Dicht eher hierher kommeD, bis 3 oder 4 Kur*
fü raten zur Stelle sind.
Die geistlicbeu KurfürateQ hüben eine Cooferens bei dem Trierer aar
desseu Haas Eäbrlicb gehalten, Mainz und Trier pereöulich, Cäln darcb
Graf Fürsteuberg vertreten.')
Üaiern uod Sacbscn nerden die Wahl möglich hiDaasschiebeo, ddi eich
in ihrem Ticarlats recht desto mehr zu berestigen.
Oravelle ain22. Jaui bei F. Er betont die Xothnendigkeit, Oestreioh
dieBma) anszoBchlieBseD. FraDkreich wünscht die Wahl des Karfureten ?oa
Baiern; doch bat Oravelle wenig Zureraicht aaf dessen Geneigtheit; er
Bcbliesat es auch daraus, dass jetzt der, EarfUrst dem brandenbargiscben
Gesandten t. Cansteiu weder die Audienz noch ant'h privatum alloquiom
bei seinen Käthen gestattet hat, weil in seinen Credenüalen der Titel Vi>
Carlas Imperii fehlte; so wurde er Brandenburg nicht beleidigt haben,
wenn er Absichten auf die Wahl hätte.') Gravelle ist überhanpt mit der
Gesinuang Baierns gegen Frankreich nicht zufrieden. Fände sich aber
kein anderer Bewerber — «gab er so viel zu verstehen, dasB I. K. M. selbst,
ehe und bevorn das Kaiseithum bei dem Haus Oesterreich verbleiben sollte,
einige Reflexion darauf nehmen würden, und hätten dieselbe darunter ein
sonderbares Vertrauen xa B. Gh. D."
Er kommt dabei auch auf die Capitulatiou zu sprechen: Ferdi-
nand 11 nnd III hätten viel versprechen müssen, aber wenig gehalten;
man müsse weniger auf viele Artikel als auf genaue Beoabachtnng sehen.
Der Administrator zu Halle hat an mehrere Karfürsten ein
Schreiben gerichtet in Betreff der evangelischen Monila, die bei der vorigen
Wahl nicht beobachtet worden seien: die Evangelischen in den Erblanden,
Bestellung des Beichshofrathes, freies Exercitium am Kais. Hof für die
Räthe und Residenten der Reichsstände.
Die Dänen sind angeblich schon über die Elbe ins Herzogthnm Bre-
m e n eingefallen. Der König hat dem niederaächsi sehen Kreis Anzeige da-
von machen lassen, dessen Stände in Hildesbeim Conferenz gebalten haben
sollen.
Am 2. Juli reist Hübner auf einige Wochen nach ächwulbacb zum
Sauerbrunnen.
Relation. Dat. Frankfnrt 5. Juli 1657.
[Die rheinische DerensiralUance.)
Die für die Verhandlung der Defensivalliance bestimmten braun- 15. Jull.
ECbweigisehen Gesandten Otto von Mandrcda Kriegsrath, Canzler
Schwärt zkopf nnd Dr. Witten sind am 30. Joni; die hessischen Kro-
scgk, Zobel nnd Badenhaosen vorgestern angcliingt; morgen sollen die
Verhandlungen beginnen.
■} Vgl Wagner Bist. Leopoldi I. 3lf.
') Von dieser ZurückweisDDg „avec assez d'impolitesse" sprechen auch die
Mimoires de Gramoat I. 46B; vgl. anch weiterhin den Bericht Caosteiu's
selbst bei den Wahlacten.
Aj.oo»^Ic
598 ^- ^^' Reicbsdepulatianstsg eu Freobrurt.
Id Betreff des Wabltnga g;eht am kDrmainEiGrhen Bof die Rede, wer
4 Wochen Dach dem angesagteu Terinio käme, k&me noch zeitig geong.
Relation. Dat Frankfurt 12. Jnli 1657. (P.)
[VorläufigeB über den Wahltag. Brandenburg fär Oeaterreich. Bhsio. Alliaace.)
22. Juli, Der König von Ungarn, heiast es, will mit einer Suite tod 1000 Per-
sonen und l&OO Pf. kommen. Ob er aber in conclavi zugelassen wird, ist
noch sehr zweifelhaft.
Von Spanien sollen Graf Pegneraada nnd Marqais de Castel Rod-
rigo kommen „und da die ^'unzösiacbea Gesandten mit 300 Mann zuge-
lassen würden, sie WüIgdb sein sollen, mit 500 M. zn kommeu**.
Suoilsky hat aus «fliegenden Diacursen" gehört, dasa der Knrfurst
von Brandenborg für Oestreicb stimmen und dafür 2 Herzogtbümer in
Schlesien (wobei Jägerndorf) und eine gnte Snmme Geldes erhalten
werde.
Die Verhandlungen über die Defensivalliance zwischen den Katho-
lischen and B rann Schweigern and Hessen haben begonnen, sind aber noch
nicht über Vollmachtsformalien etc. hinaus.
RelatioiL Dat Frankftirt 26. Juli 1657. (P.)
(Schwedieohe GeBaadtechaft wegen des dänischen Einfalls in Bremen.]
Bin schwedischer Gesandter Björenklaw ist Torgestem angelangt,
der zu den rheinischen Knrfürsten weiter reist. Er wird in Betreff des
dänischen Einfutls in Bremen sich auf die Garantie des Inst. Pac be-
rufen. Die Katholischen aber werden viel lieber zwei CTaugelische Könige
sich bekäntpfen sehen, als etwas dazu thnn.
Relation. Dat Frankfurt tinl 1657. (H.)
(üer däuische Kriege Rbeinische AlliaDce.]
Von Sthwatbach znrückgekehrt. Vor drca S Tagen kam der Kurfürst
von Mainz nach Schwalbocb und erhielt dort ein Schreiben des Königs
von Schweden (Stettin 7. Jnli)'), worin dieser driagend „um die scbnidige
Ueichshilfe wider den König iu Dänemark" anhält
Bei den Alltancetractaten hängt cr jetzt daran, ob die Sache zu-
nächst nur zwischen den Katholischen und Braunschweig-Heasen abgemacht,
oder ob Brandenburg gleich jetzt hereingezogen wird.
') Gedrackt bei Londorp YIIL 141 ff.
^düvGoot^lc
Vorbereituiigeu zut Kuiaerwuhl. Ü«r tlÜDigcb-Dcbwediacht) Krieg. 699
Kelatiou. Dat. Frankfurt 9. Aug. 1657. (P.)
[Der däoiBche Krieg und der Biacliof vud HuDBter.)
Schweden dringt bei den Bruunschwoigem anf kategorische Erklärung, 19, Aug.
wie sie sich gegenüber dem diinischen Eiarall in Bremen TCrhaltcn wollen.
Der Bischof von Münster verlangt krafc des Frankfurter Bündnisses
von 1651 and dessen Extension rom 15. Dcc. 1C54 Hilfe zur Defension
seines Bislbams. Anch hat der Karfiirst von Mainz bereits 600 (oder nach
andern 1100 M.), und die andern entspreehende Truppen ihm zugerührt.
Andre meinen, der Bischof wolle damit nur etwas ^egen die Stadt Münster
ausführen.
Relation. Dat. Frankfurt ll.|21. Aug. 1657. (H.)
[Ankunft von Geaauateu zum Wabilug.]
Arn T.il'T. Einzug des Kurfürsteu von Maiazi uu demselben Tag der^l.Aug.
Cüluiücbe Wahlgesandtc Oriif Egon von Fürsteuberg; am S.JS. der
Bfiiriscbe Gesandte Graf HerniauQ von Furslenbcrg (Bruder Egons) —
diese alle ziemlich einfach, der Goldenen Bulle entsprechend.
Sonntags d.|19. Einzug des franz. Gesandten Marechal de Gram-
mont und M. de Lioane; überaus köstlicher Train.
Der Kgl. böhmische Gesandte, Fürst Lobkowitz, wird erwartet.
Der dänische, Graf von Rantzow, ist in aller Stille angekommen
und hat keine Einholung gewünscht, weil er nicht mehr als 20 Personen
bei sich hat.
Der Triers che Gesandte, Bruder des Eurfürsleu, einer von der Leye
wird auch erwartet.
Der Kurfürst von Sachsen will circa 14.|4. Sept. pcrsöulich kommen.
Relation. Dat. Frankfurt- 12. Sept 1657. (P.)')
{Fortaetsnng oder Suepension. Die FürBteopartel eDtechiedou für Fortsetzang.]
Am 7.|l7. wird von EnrmatDz eine Zusammenkunft des Reichsdepu- 22. Sept.
tationstages angesetzt zar Berathiing über ein von Snoilsky eingereichtes
Memorial. — Im Kmfürsteurath wird ein.stimmig beschlossen, dnss der De-
patationstag bis nach vollendetem Wahltag sDspeadirt bleiben solle. Im
Fürstenrath entfernt sich der östreichisehe Gesandte Volmar, sowie
der Würzbnrgiscbe 7. Vorbnrg, welche dieselbe Meionng vertreten; ea
bleiben nur wenige fürstliche Gesandte da — über die Berathnng wird auf
Hiibner's Relation verwiesen. Es finden darauf Verhandlungen über die
Frage zwischen dem Kurfürstenrath und dem Fürstenrath Statt, worüber
Protokoll: wobei im Namen der Fürstlichen die Alleubnrger erklären,
,sie wolien die Meinung, ob sollte dieser Depntationstag bis nach verricbter
') Für die Zeit iwitcben dieser uud der vorigen Relation fehlen die Be-
richte.
^aovGoOt^lc
"JQQ V. Der BeiehsdepataliousUtg za Fraukrurt.
Wshi ia EuspenEO gelasseu werden, simplictter widersprochoo haben", aod
weiter führen andere ane, man habe bereits Frankreich beleidigt, jetzt wolle
mUn auch Schweden beleidigen, indem man dae übergebene Memorial des-
selben nicht berathe, sondern den Deputalionstag anrachiebe.') Offenbar
ist die FUrstenpartei änsserst beleidigt über die ZnmnthuDg, jetzt ihrerseits
Eich ans Frankfurt zu entfernen.
Relation. Dat Frankfurt 8.118. Sept 1657. (H.)
[Das BohwedJBChe Memoire. Debatten für nad wider die SaBpensioD; EorfSrstea
and Fürsten. Rede des Braanschwelgers.]
IS.äept. Die schwedischen Ministri Snoilsky und Björnklaw haben es end-
lich so weit gebracht, duss über ihr Memoire vom fi.|15. Jnli>) gestern in
beiden Cotlegien Berathang angestellt worden ist. Die Oestreich er erklären,
sie betrachteten den Deputations tag darch den Wahltag eo ipso als suspen-
dirt. Die Mehrzahl der andern, der Braunschweigische, Vorpommeriscbe,
Hessische und Würtenbergische kommen in heftigen Disput mit dem Oest-
reicher Hartmann: wenn das östreichische Directorinm sich weigere, in
so wichtigen Sachen Berathuiig zozalassen und (wie Volmar) dabei ganz
ansbteibe, so werde man daggelbe von einem andern führen lassen; das
letzte Conclasum beider Collegien gehe einfach auf Coutinnation; die Zeit
der wirklichen Vornahme der Wahl sei noch ganz nnsicher; solle man da
mittlerweite rnhig ansehen, dass das Inst. Pac. bald hier bald dort durch-
löchert werde? Dann kommt der Hainzisrhe Director Meel und bringt den
BeschluBB des Eurfürstenrathes (s. o.)- Darauf nun verschiedene eifrige Oe-
genredea u. a. der Brannschweiger: „ob denn die Herrn Chnrfürstea
dem Reich die Versicherung geben könnten, dass hei währendem Interregno,
welches vielleicht sich wol noch auf ein Jahr erstrecken möchte, kein feind-
lioher Einfall in's Reich geschehen sollte i wollten die ChnrfürBten inmittels
Rempnblicam indefeusam lassen, so würden die Fürsten uud Stände sonst
sehen müssen, wie sie ihre Lande in Sicherheit behielten; ee würde sich
auch hiernächst der uiedersächsische £reis an denjenigen zu erholen wisBeo,
die Ursach davon wären, dass ihnen durch feindlichen Einbruch einiger
Schade zugenigt werde und was dgl. mehr. — Hübner mischt sich nicht
in den Streit, nur habe er allerdings das Ausbleiben des Ostreich ischen
Directoriums auch ahnden i
Die geh. Räthe an den Kurfiireten.
Uat CöUq a. Sp. 30. Sept. 1657. (Putlitz, Kueaebepk Tornow.)
[Kormains für ForfBetzang; die geb. Bäthe dagegen.]
lO.Oct. Es ist ein Schreiben dos EnrfÜBten von Mainü an den Kurfürstea
') Schweden forderte in dem betr. Memorial die Interceaeion des Depntations-
tages wegen des däniBchen EinFalla in das Herzogthnm Bremen,
') Uedrackl bei Londorp Vlll, Uü.
^düvGoot^lc
FortaetEungod. Aafl&BDDg. Brandenburg für ÄnflöBang. EroBigkt- 701
eingetroffen ■), worin Earmainz nochmals dabei bleibt, dass es nicht wc4
angehen werde, den Depntationetag jetzt zu abrnmpiren und die so nötigen
Berathongen über Sicherheit nnd Ruhe des Reiche der Verantwortang der
KnrTdrBten allein anfznbiirden. Die Fürsten würden es sehr fibel aurnebmen,
ond gegen alle etwaigen Uebergriffe in die knrf. Präeminenz könnte man
Bich verwahren.
. Die geh. Räthe bemerken, das.s mit dieEer Meinong Mainz doch ziemlicb
allein atebe, die andern Eorfürstea scheinen alle entgegengesetzter Meinang;
der Deputation Et ag sei durch den Tod des Eaisers tbatsächlich aufgelöst
Was aher die Gefahren betrifi), die es habe, ihn anfzolösen, so muse man
bedenken, dass er bereits zwei Jahr bei einander ist und seitdem nicht das
geringste vorwärts gebrarbt bat. Trotz aller Terwabningen wird va
furchten sein, doss die Fürsten doch sich in die Verhandlungen über die
Wablcapitulation einmischen. Also, es ist bei der Meinung zu rerbleiben:
der Depatationstag ist aufgelöst.
Relation. Dat. Frankfurt 6.|16. Oct 1657. (H.)
[PraDEÖaiBches nnd achwediaehes Memoire, v. Krosigk f; heimlicher Katholik.]
Etliche PoBttage her ist gnr nichts zu schreiben gewesen. Gestern aber 16. Oct,
ist ein von den beiden französischen Gesandten Grammont und Lionne
eingereichtes Memorial gegen das Haus Oestreicb (angebl. von Lionne selbst
Tcrfasst) zur Dictatur gebracht worden.*) Ein anderes Memorial hat auch
Björnklau für Schweden eingereicht')
Die fürstlichen Depntirten sind noch immer entschlossen, hier angzn-
barren nnd den T«g fortzusetzen, worin auch Mainz mit ihnen einig ist
Am auci.' ist der Hessen-Cas.'^elsche zn den Allianztractaten depntirte
Gesandte v. Krosigk hier an der Wassersucht gestorben, „nachdem er des
Hoigens in aller Frühe zwei Münrbe in secnlierem Habit zu sich kommen,
sich anf katholisch absolriren und das Abendmahl reichen lassen, die auch
des andern Tages wieder zu ihm kommen und ihm noch etliche lateinische
Gebet, unangesebn er schon sprachlos und ohn Verstand gewesen, vorge-
lesen, nnd ist darauf am veigangenen Mittwoch labcE.' in einer katholischen
Kirchen mit den gewöhnlichen Ceremonien begraben worden; es soll seine
hinteriassene Wittib, so etliche wenig Stunden nach seinem Tod alhier an-
gelangt, bei die 3000 Seelmessen fSr ihn bestellt haben*) .... Der andere
Hessische Gesandte Badenhausen aber (so mit ihm in einem Quartier
gelegen) ist noch zweifelbaftig, ob obgedachtes mit seinem Collegen Vor-
gängen, weil er das geringste nicht davon inne worden, ausser deme dasB
die Müncbe da gewesen, als er schon in den letzten Zügen gelegen".
') Gleichlautend an alle Kurfürsten dat. Frankfurt 2C. Sept 1657 bei Lon-
dorp VIII. 181 f.
■) Bbendas. p. 182 f.
>) Ebendas. p. 175 ff.
*] Vgl. aber Krosigk BDch Rommel Gesch. von Hessen IX. p, lOOn. und
Urk. n. Acteost. VI. 23ti.
A-nOO»^lc
700 ^- ^^' BeiehadepotatioDstag sa Fruikrurt
Wahl iu saspeiiso gelasisen werden, simpliciter widersprocW .
weiter führeo andere aas, man habe bereits Fraobreich bele'
m&Q auch Schweden beleidigen, indem man das übergebe
selben nicht berathe, Bondern den Deputationstag auf- i) d»
ist die Fürstenpartei äneserst beleidigt über die Znmp zwIecWi
eich ans Frankfurt zn eotferneu. ,t Zatiebni
— Janssen Sie dwi
Relation. Dat FraDkfdrt 8.II8. ' " ^^''«"> '"^''^'l
[D« .chwedlsche Memoire. Debatten für and ^ ' ^^^^'^^ "^'^«« ^"f ""^
aod Füfsten. Rede dei Br ji=es bei jetzigem ZurtuH
18. Sept. Die schwedischen Miniatri Snoüsky ,-rermeIte Kronen mit einiihifr
lieh so weit gebracht, duss über ihr M
beiden Collegien Berathung angestellt
sie betrachteten den Deputat ionstag
dirt. Die Mehrzahl der andern , i^ .,[. Colin a. Sp. 8. Dec 1657-
HesatBCbe nnd WUrtenbergiüche " ,H"boer«l
reicher Hartmann: wenn daf - .'''". ... ... -j „
so wicbtigen Sachen Berathnr ,.'vp^»«,onst.g jeUt auspend.rt -^, »
ansbleihe, so werde man <• • :.-^^";;/,'',''Mi4Tied der znbSnftigeo W#
letzte ConcloBum beider C . t.. "" "" T., . .. ,■ 1, .Ji.n.
der wirkliehen Vornahme ' - ' . .^ ^?"'^-»' ^1'^*' ''" ^'"'""'^ ' "*'""''
mittlerweile ruhig ansch - -; . :rhr zu bethen.gen.
löchert werde? Dann , , *
BeschlnsB des Knifü-
genreden a. a. der
dem Reich die Ter
welches vielleich'
lieber Einfall in'
Rempnblicam '
sehen müssen
auch hicrnäc'
die UrsacU
Schade zuf
^aovGoOt^lc
VI.
xdenburg und England.
16BB bis 1660.
sasiGoOi^lc
7Q2 ^ ^^' ReichedepatstionaUK sn FraDkftart.
Relation. Dat. Frankftirt 20.J30. Oct 1657. (H.)
[EarmBiiiz für Interposition zniBchen Spaciea uod FraDkreich.]
t- Sonst bin ich dieser Tagen für gewiss berichtet worden, dass
S. Ch. Gn. zu Miüoz nnnmelir resolriret sei, die Interposition zwischen
den beiden Kronen Frankreich und Spanien, jedoch mit Znsiebnng
dero andern Mitchurffiraten, auf sich zu nehmen, inmaassen Sie dann *
den Chursäcbsischen Gesandten jtlngsthin zu sich deBhalb erfordcni
lassen und demselben weitläufig rcmonstriret haben, dass Sie nicht
sehen, wie zu der Wahl eines Rom. EünigCB bei jetzigem Zustand
geruhig zu gelangen, ehe und bevor höchstermelte Kronen mit einander
wieder verglichen wären.
Der Knrförst an HUbner. Dat Colin a. Sp. 8. Dec. 1657.
[AbberafüDg HSboere.]
B. Di^c. Da durch den Wuhlt^ der DepotMionetag jeUt suspendirt wird, so
wird hiedurch Hübner Ton Frankrurt abberufeD.
Zugleich wird Portmann, welcher als Mitglied der zukünftigen Wahl-
geeaudUchaft in Frankfurt bleibt, angewieEen, sich bei weiteren Verhaudlun-
geo des Deputationstages nicht mehr zu bctlieiligen.
^aovGoOt^lc
Brandenburg und England.
1656 bis 1660.
D.qil.zMBlG001^IC
sBBiGooi^lc
Einleitung.
WsbreDd der ersten RegieniDgsjahre des Enrfürsten Friedrich
Wilhelm hatte sich nie die TeranlaBsnDg geboten, sn der englischen Re-
gierang in ein anderes Verbältniss za treten, als das des Anstaascbes for-
meller Höflichkeiten und der gelegentlichen Benihrang bei Fragen, die
für den einen wie für den andern Theil nnr von beilfinfiger Wichtigkeit
waren '). Man begegnete sich namentlich in gemeinsamen Wünschen nnd
Bemühangen für die Wiederberstellnng des verwandten pfälzischen Hauses,
aber hier wie dort nötigte doch der Drang der verwickelten beimischen
Angelegenheiten, den Blick anf das Nahe und Eigene za richten. Die
gleiche Zeit brachte dann in Deutschland den westfälischen Frieden, in
England die Eataatrophe des Kfinigtiinms nnd die Gründung der Republik.
Erat von hier an entspannen sich Beziehungen, die eine eingehendere Dar-
legung erfordern.
Zunächst aber war es nicht die neae englische Regiemng in London,
zu welcher Brandenburg in Verhältniss trat, sondern das englische Eänig-
thum im Exil, in der Person des flüchtigen Erben der Krone, des nach,
maligen Königs Karl II. Die Geschichte dieses Exils und namentlich die
Beziehungen des Hasses Stuart zu den verschiedenen deutschen Häfen in
den Jahren 1649 bis 1660 bilden eine Episode in der Geschichte jener Zelt,
die nicht ohne Interesse ist nnd mit den allgemeinen Angelegenheiten sieb
zum Theil in merkwürdiger Weise verflicht *). Hier ist nnr daraaf binzn-
weisen, in welcher Weise Brandenburg davon berührt wurde; es wird ge-
nügen, die bezüglichen Actenstücke in dieser Einleitung zu verzeichnen
nnd, so weit n^tig, mitzatheUen.
Es versteht sich von selbst, dass am brandenbnrgischen Hofe im vollsten
Maasse die Stimmung des Abscbeu's nnd der Entrüstung getheilt wurde,
womit man in Europa fast allenthalben die Ereignisse der englischen Re-
■) Vgl. ürk. n. Actenst. I. 71 84 ff- 637. 664. 769.
*> Einiges BDB diesem Kreis, nach Acten des Wiener Archivs, bat Ottokar
Lorenz mitgetbeilt in Sybel Histor Zeitschrift 21. 334fr. and in Drei Bücher
Geschichte nnd Politik p. 296 ET. HsDohea einzelne enthalten anch die froheren
Binde dieser Fnblication an TersobiedeneD Stellen, besonders der Abschnitt
über den Begeosbarger Beicbetag VI. I4S ff. Von englischer Seite bietet
Clarendon hiat. of the rebellion and civil wäre (Basel 1798) das meiste.
M>t«r. 1. Qucb. d. Or. KnrfBntra. VQ. 45
A-nOO»^lc
706 ^I- BnudcBbnrg und Boglud.
Totation Dod namentlich die Hinrichtnng Karl's I. aofbalini; ein posithti
VerBtändniEB flir die innere Natar dieser Vorginge würde man in Deotiä-
laod damals vergeblich gesncht haben, man sah überaJl nur die Rcbelün
and die verbrecheriscbe Blattbat, in welcher sie gipfelte, nnd aber häk
ist in dentEcher Sprache, soweit wir die Aenssemngen der Zeit äbeneta,
damals wol kaum ein Wort in andrem Sinne gesprochen vordeo als in d«
des loyalen Entsetzens über naerhörte Hissethat
Uro so mehr hatte der Sohn des hingerichteten Königs, der als KSn;
Karl II. in den Niederlanden, in Deutschland, in Frankreicfa auftrat, vf
Mitleid und Sympathie zu rechnen, nnd diese wurden ihm in der Thtt th
allen Seiten her entgegengebracht. Indem nnn aber der Tertriebene Pri-
tendent von Anfang an auch eine praktische Bethätignng dieser OesinoDiiga
durch Geldnnterstütznng und womöglich dnrch kriegerische Hilfe in A^
Bprnch nahm, so ei^aben sich bierans Beziehnagea von tam Tbeil ziemlich
peinlicher Art.
Die erste AnkDJipfnng mit dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm dshIM
Karl II. bereits im März 1649*). Vom Haag aus schickte er einen Q^
sandten, Henry Greeme, an den in Cleve residirendeo Korffirstco, i«
diesem das in England Geschehene mitzutheilen und Beine Untentätmog
Torlanfig im Allgeroeinen nachzosnchen hatte*). Die Antwort, die der Ab-
gesandte zurückbrachte, mag, als die erste vorhandene AenGserang des Ktir
fUrsten in dieser Ange lege übe it, hier in forma mitgetheilt werden:
Serenissime et Potentissime Rex, Domiue Cognate et AfGnis col«-
dissimel
Aequa Regiae Dign''» V*' desideria et ex Ejus snmmae in Nos b«M-
volentiae plenissimis literis') et ex Henrico Oreeme, qui eas üoat
tradidit, plene intelle^imus. Si quanto dolore adversa Regiae Dip"
V" fortuna Nos afGcit, tanta = — m_i.:. . — * t,^o\tu
ejus in laetiorem aliqna sattei
linm concesBuri sirnns, qui pr
tum id faciat. Nunc, cum es
Nostras Josta et reliqnoram
statunm ditlones tarn horrend
daque solida et duratura pac
tattones riresque Nostras no
animndvertit, per Nos non bi
latis statim annoamus, neque
qnitati temporam impatandam
bellornm tempestate redditaqi
facies Nostris regjooibns toti
*) Also in derselben Zeit wie mit
Bücher p. S99.
*) Der Credeoibrief Oreeme'a di
*) Dieser Brief ist nicht mehr vorl
mothlich liemliob dea gleichen WortI
Ferdinand [II. bei Loreni p.SOSf.
^aovGoOt^lc
BlokitoDg. 707
erimaa, qoi ad evertenda nefaria et omninm Regom rc Frincipom
execrationem ac Tiodtctsni merita perdDellinm ansa iDdabitataroqne
jns Regia« Dign*'' Y'" assereodDin Bidem pro virili snppetins fersrnnsi
JD qao propoelto Nostro coDsentientes Nobis et socios Tore praeci-
paoB Sacri Rom. Imp" Principes cerdssimis arguinentiB peranasam
faabemas, abnodeqae liqact ex charisaimornm cognatoram Nostrornin
Arcbiepiscopi Colonieosis et Frincipis Palatini Neobnrgici naperiü
ad NoB literis, qaanim exemplarla hiace eoDi in fioem adionsimas ').
Nostra ioterim stadia et ofßcia Kegiae Dign'' V** qDam prolixissime
deferentes etc. — Begiae Digu'" V"* Cogoalnx et Affinis stodiosissi-
mos FridericDS Wilhelmas Blector. Dat. Cliviae 17 Apr. 1649.
Wie die Lage des KurTdrsten in diesen Monaten war, liess sich ron
ihm in der Tbat wahrecliein lieber oder billiger Weise kaum erwartcD, daes
er die Mittel hnbe, um mit Geld oder gar mit Truppen etwas erheblicbes
fUr den Bittsteller zn leisten, und der obige Brief lieae darüber, bei allen
Betbenernngen lebhafter Tbeilnabme, keinen Zweifel beetehen. Trotzdem
sehen wir scbon einige Wochen später einen nenen Sendboten des EnglSuders
am Hofe zu Cleve. Es war der Oeneratlienteaant Johann Adam t. Earpf '),
der die dringende Bitte nm Geld nnd Trnppen wiederholte. Die Antwort
konnte keine andere sein atg xnvor: der KurfUrst erkennt es als ein ge-
meinsames Interesse aller christlichen Potentaten an, den König zo nnter-
sttttEen, qdamit vorgedachte schreckliche, niemals erhörte Tbat (die Hin-
richtnng Earl's I.) der Gebühr nach revanchirt und S. Eon. Haj. zn dero
Brbkttnigreicbc gebracht werden möge"; er habe deshalb auch bereits an
den Kaiser nnd die anderen Kurfürsten geschrieben; anf dem künftigen
Reichstage werde gewiss etwas in diesem Sinne geschehen; inzwischen
aber nnd f<lr sich allein sei es ihm völlig nnmöglicb, Geld oder Trnppen
zn bescbafTen "). Bei den Besprechungen mit Earpf war n. a. anch schon
die Frage berührt worden, welche geeignete Persönlichkeit man in Dentsch-
land würde finden können, nm dieselbe an die Spitze der beabsichtigten
„Armada wider England" zu stellen; der Blick Karl's II. war dabei anf
den kaiserlichen Feldmarscball Grafen von Halzfeld gefallen, den anch,
wie Karpf berichtete, der Prinz von Oranien empfahl; der Knrfürst liess
sich gern bereit finden, dem englischen Unterhändler ein Schreiben an
Hatzfeld mitzugeben, worin er diesem den Plan mittheilte nud ihn an-
gelegentlich ersnchte, anf den Wunsch des Königs einzugehen'). Als
<) Anck diese beiden Briefe Boden sieh bei den Acten nicht.
*) Sein CredsDEbrief dat. Hag. Comit 10. Mai 1649. ~ Karpf war ein
deDtacher Edelmann in ei^liaeben Diensten, „ex Saevioa Bhenanave nobilitate",
wie ihn bei gelegentlicher Brwähonog dieser Verhandlongen Pfanner hist.
comit IL {. 66 beieicbnet.
*) Besolatioa des Earfüriten dat. Cleve 3a Mai 1649.
*) Der Enrfürst an Qraf Hatifeld dat Cleve 24. Mai 1649. Von dem-
■etbea Datnm Empfehlongssehreiben für Karpf an die EnTfüreten von Hains,
Oöln nnd Trier, sowie an den Pfaligrafen von Neuborg and die Landgräfin von
B essen- Cassel.
45*
;dOvGoOt^lC
708 VI- Brandeobarg and Bogtand-
Earpf gleich darauf Dach Nürnberg abreiste, am anch bei dem jetzt dort
tageDden FriedensezecationBCongTeBB die Angelegenfaeit seineB Herrn zu
betreiben, ertheilte der EarfUrst seinem dorügen Qeaandten Matthaeae
Wesenbeck den Auftrag, ihm bei seinen QeBcb&ften „alle mfiglicbe
ABsiatenz eq leisten""*). Guiz bo leicht wnrde ee indeBS doch nicht, von
dem nan Bchon zadringlicber werdenden Bittsteller loszakommea. Gesprächs-
weise hatte der EurfürBt sowohl ihm als dem früheren GeBandten Oreeme
mitgetheilt, daas er die Absicht habe, eine grSasere Anleihe von etwa
100,000 Rth. aofzanebmen; gelänge ea ihm, dieselbe xa bekommen, so sei
er erbötig, dem König mit einem Darlehn von 10,000 Rth. beisnsteben "].
Der EnrfurBt hatte schwerlich mit dieser Aenssernng eine sehr dringende
Verpflichtung zn übernehmen vermeint; am so ernstlicher nahm man sie
von englischer Seite. Bald nach seiner Ankunft in Nürnberg wandte sich
Karpf brieflich an den Kurfürsten nnd bat nm Anweisung des versproche-
nen Darlehens, znmal da, wie er hinznznfUgen sich nicht scheute, er in Er-
fahrung gebracht habe, dass die Anleihe, auf die er verträstet worden sei,
.jetzt glücklich realisirt worden sei; er habe bereits Truppen geworben, nnd
diese würden ihm wieder auseinander lanfen, wenn er sie nicht bezahlen
könne '■). Zu gleicher Zeit bestürmte er Wesenbeck in Nürnberg, wobei
die angebliche Znsage des Knrfürsten schon auf 26,000 Rth. angegeben
wurde"), nnd vom Haag her schrieb, gleichfalls unter Bemfbng auf das
geschehene Versprechen, der tapfere Graf James Montrose, der eben
damals die Expedition nach Schottland vorbereitete, bei welcher er einige
Monate Gpltter (April 1650) sein tragisches Ende fand'*). Der Kurfürst
liess durch Greeme, der wieder in Cleve erschienen war, dem Grafen
Montrose eine höflich ablehnende Antwort überbringen mit der Erklärung,
dass die beabsichtigte Anleihe bis jetzt nicht den gewünschten Erfolg ge-
habt habe; den Generallieutenant Earpf wnrde Weaenbeck augewiesen,
vorläufig zur Ruhe zu verweisen, da er die Aenssernng des Kurfürsten
missverstanden und jedenfalls nichts Gchrifttiches von ihm in der Hand
habe"); und ebenso erhielt derselbe anch von dem Nnmbetger Congress
"0 Der Enrrörst an Weaeobeok dat. Cl«v« 28. Mai 1649.
' ') Deber die schon seit dem Sommer 1648 betriebenen Veranchedes Enrfürateo,
eineADleihe in den Niederlanden zu coDtrahiren, vgl. ürk. q. Actenst. IV. 76ff.
") Karpf an den Kurfürsten, dat Nömbei^ 17. Jnli. 1649.
") Weaeabeck'a Bericht dat. Nürnberg 20./30. Juli 1649.
") Montroae an den Earfüraten dat Hag. Com it. 22. JoU 1649; die Ant-
wort des Karffirsten dat Cleve ST. Jnli 1649. Vgl. v. Bänke, Kngliiche Ge-
aehichte IIL 354 ff.
'*) Der Rorfürat an Weaenbeck dat Cleve 6. Aug. 1649: .Anlangend
des pp. Eorffen propoa, können Wir Encb nicht bergen, data er Bach gar eb
milde berichtet; denn Wir üua aolcher paren Offerten keineswegs in entsinnen
wissen. Zwar haben Wir ihm so weit Tertröetnng gelhan, wann Wir zn einem
AelelieQ von 100,000 Bth. gelangen könnten, wollten Wir üus aladaon in resol-
virea wisaen und I. Eon. Wrd. mit einem Darlehen znr Band in gehen; weil
Wir aber bis dato bei weitem solche Snmm für Uns selbat nicht aufbringen
können, so vennögen Wir anchermeliem General Lieutenant nichts vorznacbieeaen."
A-nOO<^IC
EioleitUDg. 'JQQ
eine rorläafig sblehDeode ADtwort, wobei es den einzelnen StSndea anheim-
gegeben wurde, was sie privatim etwa in der Angelegenheit tbnn wollten '*).
Hiermit waren, wie die Abwesenheit weiterer Acten scbliesBen lässt,
diese Besiehangen vorerst abgebrochen, nnd bald darauf wnrde Karl II.
darcb die Erhebuag Schottlands zu seinen Onnsten der Noth wendigkeit
ilberbobeo, die Hilfe deutscher Fürsten für seine Wiedereinsetzung in Eng-
land ansprechen zu mtissen. Aber das schottische Unternehmea fand in
der Schlacht bei Worcester (3. Sept. 1651) ein jähes Ende, Earl II. kehrte
als Flüchtling anf das Festland zurück, und alsbald sehen wir. ihn die alten
Verbindungen wieder anknüpfen, die alten ijitten emeoeru. Im Reiche
stand jetzt der Reichstag bevor, anf den man schon Mher die Engländer
vertrustet hatte, nnd dem kaiserlichen Hofe war eg natürlich sehr willkommcD,
anf diesen die Hilfsgesocbe des flüchtigen Königs abwälzen zu können.
So wurde die Angelegenbett des . englischen „subsidium charitativum" in
Regensbnrg zur Verhandlnng gebracht. Wir haben früher die branden-
bnrgischen Acten znr Geschichte dieses Reichstags mitgetheilt, nnd es er-
gibt sich ans ihnen, dass der Kurfürst mit ganz besonderem Kifer sich die
Bewilligung eines erklecklichen Subsidinms von Seiten der Reichsstände
augelegen sein Hess; anf Vorschlag der brandenburgischeu Gesandtschaft
erfolgte im EurfUrBtencolleg der Bescblnss, dass vier Römermonate zn
diesem Zwecke zu bewilligen seien, nnd der Knrfürst selbst hatte einen
noch höheren Satz in Vorschlag gebracht "). In der That hat derselbe
Dun auch eine bei dem bedrängten Stand seiner Finanzen siemlich erheb-
liche Summe der Sache des legitimen Königthums in der Pereon Karl's II.
als Opfer dai^ebracbt, selbst über das Maass jener reichstäglichen Bewiltl-
gnng hinaus. Die ans ge seh rieb eneo vier Römermonate betrugen für die
brandenburgischen Territorien in runder Snmme 10,000 Rth. ")i sie wurden
sofort anf die einielnen Landschutten umgelegt, nicht ohne lebhafte Klagen
der betreffenden Regierungen und Stände; dem englischen Unterhändler
Grafen Röchest er wnrde eine Versichemng ausgestellt, dass bis zum 16. Dec.
1654 die ganze Snmme in Hamburg zur Auszahlung bereit liegen solle").
Freilich wnrde der Termin nicht eingehalten ; im April 1665 sehen wir, dass
erst &000 Rth. wirklieh geiahlt worden sind, und bald darauf wendet sich
Karl II. mit der dringenden Bitte an den Kurfürsten, „de me faire payer
le pen qni reste du präsent qne vous m'avez fait", er befinde sich in der
") Resolution der BzecutlonB-CommissioD an Karpf, dat. Nürnberg
28. Juli 1649. Dass von Seiten des Wiener Hofes Karl IL damals wabrschein-
lich ein uemlich beträchtliches Anlehen erhielt, seigt Lorant p. 302.
") Vgl. Ürk. a. Actenat VI. von p. 174 an an vielen Stellen, nnd dazu
die Werke von Pfanner und Heiern. Clärendon XI. 106 echreibt dem Ear-
fürateo von Ifafns das Haupt verdienst so, ohne Brandenburg so oenneD.
'*) Genau 10042 Rth. { so wird in den brandenbnrgischei] Acten die Summe
immer berecbnet; (das Herzogthom Preaasen tablt natürlich nicht mit); die Samme
von 7312 Kth., die Lorenz p. 302 angibt, ist der Betrag von 6 BÖmermonaten
allein für die märkischen Karlaode.
"} Dat. Oölln a. Sp. 21. OcL 1654.
^aovGoOt^lc
710 VI- Brandenbarg and England.
änsserBten Oeldrerlegeoheit "). Auf dieses Bchreiben erfolgte keine Ant-
wort, ebensowenig aof ernente eigenhändige Mabnnng des Königs, sowie des
Grafen Rochester"). Dennoch ist mitten ans den Bedrängnissen der
nordischen Krisis hecans eine neoe erkleckliche Zahlung geleistet worden,
nnd zwar sehen wir jetzt, ohne dass die Acten ans eine MotiviniDg des
nenen Zugeständnisses erkennen lasRen, die Abrechnung mit dem Engl&nder
nicht mehr auf vier, sondern auf secha Römermonate gestellt, in mnder
Snmme auf 17,000 Rtb. Im Sommer 1656 müssen daranf TOOO Rth. ansge-
zahlt worden sein; denn in einem Schreiben dat. Brügge T. Juli 1656 an
den Kurfürsten bekennt Karl II., daes er'nnn im Ganzen 12000 Rth. em-
pfangen habe, was ihn indess nicht abhält, un die rückständigen 6000 Rth.
in ziemlich empfindlichem Tone anfs dringendste zn bitten. Ein neuer Al>-
gesandtcr Qeorge Wajte wurde sngleicb nach Berlin geschickt, am den
Rest dort selbst abzuholen. Es ist begreiflich, daes bei der damaligen
Lage der Verwickelungen in Preussen nnd Polen dem Knrfürstea das AI-
posengeben nicht leicht wurde; im December 1656 wurde Wayte in Berlin
mit einem Reisegeld von 200 Rtb. auf Abschlag und mit Tertröslnng auf
die Znknnft entlaeseu, und es macht in der That einen wenig erfreulichen
Eindruck, wenn man den königlichen Verbannten, dessen Hilfsquellen immer-
hin nicht unbedeutend waren, unermüdet seineu Anspruch bis auf den letzten
Thaler beitreiben sieht, in einer Zeit, wo er den Knrfiirsten durch einen
schweren Krieg in Anspruch genommen wusste ") Die letzte Verhandlang
über die Geldangelegenheit scheint gegen Ende des Jahres 1657 stattge-
funden zu haben; damals sandte Karl II. seinen Oesandten Francis
Roper nach Berlin, nm die fehlenden 5000 Rth. In Empfang zu nehmen**);
er erhielt den Bescheid, dass er in vier bis sechs Wochen das Geld in
Frankfurt a. M. erheben könne, und da mag es nun wirklich ausgezahlt
wurden sein, wenigstens finden sich keine weiteren Acten über die Sache.
Wenn es sich bei all dem wesentlich nnr nm Leistungen ohne Gegen-
leistung gebaüdett hatte, so findet sich daneben wenigstens an einer Stelle
ein Ansatz anderer Art. Nach Beendigung des Regeusbnrger Reichstags
kam Graf Rochester, der dort die Angelegenheit des Subsidinrns be-
trieben hatte, im October 1654 nach Berlin. Sein Herr halte Ursache, für
die eifrige Verwendung des Kurfürsten in Regensburg besonders dankbar
zn sein; einen Ausdruck dieser Gesinnung haben wir in einem Actenstück
zn erkcnueu, welches damals abgefasst wurde, nnd welches, da es nicht
^ Karl II. an den Enrfürsten dat. ÜÖln IS. Jan i 1655.
■") Kartll. dat. CÖlnU.Jan. 1656. OrarRocbesterdat. Bresselä. Juni 1666.
'^^ DacD vgl. die jadenfalla unwahre AeDSserong Karl'e II- in seinem Brief
an den Kaiser dat. 8. Jan. 16Ö7 bei Lötens p 310, wo er in Betug anf da* in
Regensbarg bescbloseene Snbeidinm sagt: ,cdjob frnctum hactenaa DDlInm, sive
Injuria tempomm, sire Ordinnm praeter spera repagnantia, percepimna*. Claren-
don XI. 106 gibt als im Gänsen wirklich empfangene Snmme nicht gani 10,000 Pf.
äterling an, was etwa 40,000 Klh. gleichkommen würde.
"J Karl II. an den Kurfüreien dat. Donquerquae 1*2. Nov. 1657.
Aj.oo»^Ic
ohne IntoreBBe und bisher nobekaont gebliebea ist, hier seine Stelle fiodeo
mag. Ee ist der nachfotgeode
Revers des Grafen Rochester.'*)
£□ vertu du ponroir, qoe le Roy de la Oraode Bretagoe nion
Maistre m'a donnä, je promet« ao nom de Sa Msj*^ & S. Alt. El. de
BraDdebonrg que, qaaod Dieu La restablira, Elle l'asBistera arec
nne flotte oa corps couEiderabM partoat, oil Ses Eatats seront trooblez
tant par mer qne par terre.
Pareillemeot j'asseore S. Alt. El., qo'on La recevra dans la so-
eiitö du commerce aux Indes tant de;ä qne delii la ligae a proportioii
du Dombre des vaissauz od de la somme d'argeot qoe 8. Alt. El. y
mettra; et qoe pour cela od permettra doq seDlement le Service dc^
bavres, mais qne Sa Maj'^ contribnera tout ce qui Lny sera possible,
ponr y avancer Ses iuterests, comme Elle promet faire en toute aotre
chose, pour temoigner & S. Alt. El. le joste resseDtimeot, qo'Elle a
des bons offices, qn'EUe en a receas.
C'est ce qne je m'engage de faire ratifler an Roy dans siz se-
maiaes on plastost si S. Alt. El. me le commande.
Cöln BOT Sprea SO»« d'Octobre 1654.
{L. 8.) Rochester.
Wie man erkennt, liegt hierin der Eeim zn der nachmaligen branden-
bnrgisch - englischen Alliance, nebst Handel- nnd Schi ffahrts vertrag vom
20. Jnli 1661 enthalten"}; die Acten geben keine Ansknnft darüber, ob die
vorbehaltene Ratification Karls II. erfolgt ist; bei den Verhandlnngen von
I6Ö1 ist man, nie es scheint, anf die Znsage in Betreff der ostiodischen
Handelecompagnie nicht zorückgekommeni überhaupt wird von dem Acten-
stück bei dieser Gelegenheit kein officieller Gebrauch gemacht, es scheint
fast in Vergessenheit geratfaen za sein; aber jedenfalls war dasselbe, venu
aaeh vorläufig noch auf eine sehr unbestimmte Zukunft gerichtet, doch ein
Tersncb EarUIL, seiner Erkenntlichkeit einen thatsSchlichen Ausdruck
zn geben.
Und wie es scheint, hatte derselbe eben jetzt noch eine andre Ursache,
dem brande nburgischeu Hofe dankbar zu sein. In eben dieser Zeit hatte
der royalEstiscbe Parteigänger Graf Middleton in Schottland der Sache
des Königs einen neuen Anstoss zn geben versucht"); mit Interesse ver-
folgte man auch in Berlin die ans England herßberdriagenden Nachrichten
von den aufständischen Bewegungen im schottischen Hochland, mau drängte
nm eo mehr in Regensbui^ zur Beechlennignng der Snbaidienfrage, damit
der Eünig in Stand gesetzt werde, dem schottischen Aufstand, dessen Be-
**) Ori^oal mit dem Siegel and derüoterachrift Rooheatera. — Anf einer
Abschrift, die bei den Acten liegt, findet sieb die Notii: „das Original bisTon
wird sbsoadsrilch verwahret".
») V. Mömer. Staatsvertröga p. 251 CT.
") Clarendon, hUt. of the rebellion XL bäff.
^düvGoot^lc
712 ^'- BroodeDbarg aad Engttuid.
deatang mao überschHtete , neue UaterBtUtzong sDznfiihren "). Besonders
Waldeok nahm eich der Angelegenheit mit Eifer an. £r hatte darcb
seinen Bruder Wolrad eben damala ein Regiment werben lassen, ursprüng-
lich wol in der Absicht, es in brandenbargiscbe Dienste treten zn lassen;
jetzt wnrde mit Bewiltignng des Kurfürsten beschlossen, dasselbe znr Üeber-
fnhmng nach Schottland dem König zn überlBSsen, nnd Oraf Rochester
hatte bei seiner Anwesenheit in Berlin auch dieses Geschitft geordnet Dag
einzige daranf bezügliche Actenstück, 'welches noch vorhanden Ist nnd wel-
ches wir hier miitheilen, ist ebenfalls ein
Revers des Grafen Rochester.
Je m'oblige de la part du Roy de la Grande Bretagne, qne la
capitntatiOD faite avec le Comte de Waldeck sera exactement ob-
serväe et les mille mousqnetaires regens de la part du Rov anz en-
virons de Hambourg et ponrveus des necessitez, raais apräs holt jonrs
d'attente apr^s les vaisseanx aans en estre assnrä qn'ils arriveront,
l'on en advertira S. Alt. £1. et suivra ce qui luy semblera bon, et
en cas qu'ilg passent, le Roy les fera sur la requisition de S. Alt. El.
livrer auz havres de Monseignenr l'Electenr aux depeus du Roy").
Cöln sur Sprea 21 d'Octobre 1654.
(L. S.) Rochester.
Es ist nicht genau zu erkennen, welchen Ausgang das hier eingeleitete
Geschäft gehabt hat. Rochester begab sich kurz daranf nach England"),
aber es verlautet nichts von der Ueherführung jener deutschen Truppen
nach Schottland, das Unternehmen hat sich wahrscheinlich doch noch im
letzten Moment zerschlagen ; aber jedenfalla hatte der Kurfürst an seinem
Theit die Bereitwilligkeit docnmentirt, auch mit reeller Hilfleistong dieser
Art dem vertriebenen König seine Theilnabme lu bezengen, nnd noch ein
Jahrzehnt später, als Karl II. längst wieder ans der Verbannung heimge-
kehrt war, findet sich noch eine gelegentliche Erwähnung dieses im Jahre
1654 ihm zur Verfügung gestellten brandenburgischen Regimentes '°),
Wenn nnn bei allen diesen Beziehungen die Fiction festgehalten wurde,
dosB Karl Stuart der einzige legitime Herrscher von Orossbritanien sei,
der nur augenblicklich im Ezil sich befinde, und dass die zeitweiligen In-
haber der Staatsgewalt in dem englischen Gemeinwesen nur eine verworfene
Schaar königsmörderi scher Rebellen seien, mit denen jede Verhandtnog oder
Verbindnng nnmöglicb: so mochte dies in der That den herrschenden Ge>
*>) Urk. n. Actenat. VI. 366. S7a
") Wie oben not 24.
") Ol&rendon, XI. 136, dar übrigens von Bocheatei nnd leioeD Dnter-
nehmnngen immer in sehr geringschätzigem Tone spricht
*o) Drofsen, Qesch. d. prenss. Politik III. 3. 20. o.
yGoot^lc
EinleitQDg. 7]^3
BinooDgen io Berlin, wie anderwärts, entsprechen; aber der brandenbnrgische
Staat hätte beträchtlich kleiner, seine Beziehaugen nnd InteresBen viel
weniger ausgedehnt nnd mannichfach sein müsBen, als sie es waren, wenn
man ein Bolches Verfahren ohne Anstosg und ohne eigene Beeinträchtigang
hätte durchfübren wollen. Die englische Republik zd ignoriren zeigte sich,
zntnal nachdem dieselbe in dem Protectorate Cromvrells ta fester Ge-
staltung gelangt war, sehr bald unmöglich.
Für Brandenbnrg ergab sich dies zuvörderst ans seinen Verknüpfungen
mit der niederländischen Politik nnd mit den oraniscben Interessen. Im
April 16M ging der zweijährige Seekrieg zwischen England nnd den Mieder-
landen zn Ende. Gromwell errang nie einen vollständigeren politischen
Sieg, als in dieser seiner ersten grossen Action nach anssen; die Seclnsions-
acte, wodurch das Hans Oranien von den niederländischen Staatsämtera
ausgeschlossen werden sollte, entzog den RestanrationsTersnchen der Stuarts
für immer, wie man glanben durfte, jede Mäglichkeit einer nachdrücklichen
Trotergtiitzung von dieser Seite her, and zugleich fesselte dieselbe in der
stärksten Weise das Interesse der herrschenden Aristokraten von Holland
an das des Prolectore nnd seiner Regierung. Das jetzt geschloBsene Bündnise
zwischen beiden hatte zur Basis, dass man sich hier der Oranier und ihrer
Partei, dort der Stuarts und ihrer Anhänger zu erwehren hatte nnd dass
diese beiden Häuser eng verwandt waren und durch ihre jetzigen Schicksale auf
einander angewiesen schienen; begreiflicher Weise aber war die Stellung
Cromwells in diesem BUndniss in dem Maasse eine stärkere als die der
holländischen Aristokraten, als die oranischeu Sympathien in den Nieder-
landen jetzt mächtiger waren als die stuartiscben in England. Bei seiner
engen Verbindung mit dem Hause Oranien, für welches er eben bei dieser
Gelegenheit mit besonderem Nachdruck in die Schranken trat"), konnte
Datttrtich ancb der Kurfürst von Brandenburg der Rückwirkung dieses Ver-
hältnisses nicht entgehen. Sie wurde ihm namentlich empfindlich bei den
damals geführten Unterhandlungen über eine Aliiance mit den Vereinigten
Niederlanden. Zunächst trat überhaupt die schon seit mehreren Jahren be-
triebene Angelegenheit bei den tieneral-Staaten jetzt für einige Zeit gänzlich
in den Hintergrund; man förchtete offenbar im Haag, sich bei Cromwell
za compromittiren, wenn man jetzt das Bündniss mit dem Brandenburger,
dem Gönner nnd Helfer der Stuarts, abschlösse, nnd mehrere Monate bio-
darch konnten die brande nburgi sehen Unterhändler in der Sache keinen
Schritt vorwärts thun»). Endlich kamen die am politischen Horizont auf-
tauchenden nordischen Vernickelungen zu Hilfe; dort konnten die Holländer
die Freundscbaft Brandenburgs nicht entbehren, ebenso wie der EnrfUrst
der ihrigen bedurfte, und in den ersten Monaten des Jahres 1655 nahmen
daher die Verbandinngen einen neuen Anlauf, der anch schliesslich mit der
Unterzeichnung der Aliiance vom '21. JuH 1655 endete. Aber auch hier noch
trat die Gestalt Cromwells lange Zeit hemmend in den Weg. In London
*■) Vgl. den energischen Protest des Enrfaraten gegen die BeclnsioDsacte
i Tharloe State Papers II. 272. Urh. n. Aoteasi IV. 109.
») Qrk. n. Aetenst. IV 111.
y Goot^ Ic
sBBiGooi^lc
EioleituDg. 715
Bein Vater soll käniglich schwedischer Leibarzt ^geveacD, er selbst wird od-
gefthr 1609 oder 1610 geboren sein; ein jüngerer Brader war der als branden-
borgiscber Resident iD Stockholm fnngirende Adolf Friedrich Schlezer,
dessen Berichte von dort Mher mitgetheilt worden sind"). Die Tbätigkeit
Johann Friedrichs im Dienste des KarfUrEten hatte sich bisher mehr
in einer subalternen Sphäre bewegt; er war ?erschiedenen Gesandtschaften
als Secretär beigegeben, einmal auch (Dec. 1647) ihm eine selbständige
Mission nach Dänemark anvertraut worden; zuletzt sehen wir ihn als knr-
fUrsttichen Residenten in Hamburg augest«llt. In dieser Eigenschaft kam
er auch mit Graf Waldeck in Berühmng, and neben seinen amtlichen Be-
richten an den Kurfürsten führte er von da an eine regelmässige Correspon-
den? mit diesem, die anch nachmals von Engbnd ans fortgesetzt wnrde nnd
welche sich in dem Archiv zu ^rolsen noch vorfindet. Es ergiebt sich daran»,
dasa Schlezer, sei es auf Waldeck's oder ancb des Kurfürsten Veran-
lassung, schon vor seiner officiellen Sendnng gleichsam incognito nach London
gereist ist, wahrscheiulich am das Terrain dort zu recognosciren und einige
vorläufige Anknüpfungen zo versochen"); er ist dann verschiedene Haie
zwischen London und dem Festland hin nnd her gereist, ehe die Angelegen-
heit ganz zur Porfection kam; inzwischen erhielt man in Berlin auch von
anderer Seite her ans England indirecte Andentnng darüber, dass eine
diplomatische AnknUpfnng in London willkommen sein würde; Ende October
1655 wurde fiir Schlezer, der nach einer persönlichen Unterredong mit
dem Kurflirsteu vorläufig mit dem Auftrag nur als Correspoodent schon
wieder nach England zoriickgekehrt war, die Instruction als hrandenbnr-
giscber „Envoyö" ausgefertigt.
Die Acten dieser GesandtBchaft, soweit sie in den Berichten Schlezers
an den Earfürsten und verschiedene von dessen Käthen, sowie in der Wal-
deck'schen Correspondcnz des Arolsener Archivs vorliegen, theilen wir in
dem nachfolgenden Abschnitt mit. Sie erläutern den Verlauf der hranden-
burgisch- englischen Beziehnngen vom Herbst 165Ö au bis in's Jahr 1669
anch deshalben in Utrecht mit ehrlichen Lenten durch Heirat befrenndet". Dem
Kartdrsteu sei bekannt, dasB er „von solchen redlicheo Lenten herkömmt, die bei
UoBern in Oott rnhendim Vorfahren hocheel. Anged. in vomehmen Or&cien eich
jahrelang wol verdient gemacbt haben , wie Boch sein Vater Eon. achwediecher
LeibmedicDB geweaeo"; er aei seinen Qualitäten nach wol tu gebrancheo und un-
bedenklich fiir eine Bedienstung za empfeblen. — Welchen Erfolg dieser Versuch
Schleiers gehabt hat, ist nicht zn erkennen; jedenfalls sehen wir ihn schon
i. J. 1615 wieder in brandenbargiechen Diensten.
") Urk. n Actenst. VI. 647 ff. — Er wurde am 3. Febr. 1656 ans dem
Dienste des Kurfürsten entlassen und trat in den Schwedens überj bei Anabmch
dee Krieges swischen Schweden nnd Brandenburg wurde dennoch ein Avocatoriam
gegen ihn erlassen, dem er nicht Folge leistete; es warde deshalb Vermögens-
conGscation über ihn verhängt. Kr etarb 1659. (Nach gelegentlichen Notizen
in den Acten Joh. Friedrich's.)
») BinoiBl schon im Sommer 1654; vgl. Erdmannsdörffer, Graf Waldeck
p 340- In dem, wol etwaa gelarbten. Memoire vom Jan. oder Febr. 1656, welches
wir w. u. mitlheilec, stellt Schlezer den Verlauf etwas anders dar.
A-nOOt^lc
716 VI. Brandeoburg and Englvid.
and gewähren, neben dem InteresBe, welohee diese Beziehnngen selbst:
haben, zugleich auch fUr die Charakteristik der englischen VerhäUnisse in
der Zeit des Protectorates einen nicht werthlosen Beitrag; selbst die reine
Personalgeachichte dieBer diplomaÜBchen Episode and speoiell des Mannes,
der in ihr auftritt nnd, fUr nnsere Blicke wenigstens, in ihr nntergeht, ist
nicht ohne ein gewisses cnltnrhislorisches Interesse. Was über die von
Cromwetl an den Kurfürsten gerichteten Gesandtschaften von Bradsbaw
nnd von Jephson sich in den diesseitigen Acten vorfindet, ist an seiner
Stelle eingefügt; die Gratutationsgeaandtschaft Gerhards v. Pölnitz an
Karl II. nach London nnmittelbar nach der erfolgten Restaaration bildet
den Uebergang zn der folgenden Epoche.
^aovGoOt^lc
YI. Brandenburg und England.
Joachim Htlbner an den Koriftlrstei). Dat Frankfurt a.{M.
7.|17. Oet 1655*).
[iDainaatioD aus Gngluid-, dikd wÖDSctit eioeo brandenbarg. aeBandtoo]
Den "'q^ nahm ich die unterth. Freiheit, E. Ch. D. gehorsamat 17. Oct.
zu referirea, was mir damalea aiu England vertraulich zn wissen ge-
macht wurde, welchergestalt man nämlich dero Orten gerne sähe, dass
E. Ch. D. jemand dahin abordnete, und dass mau zu dem Ende die
Tractaten mit Schweden alda noch in etwas aufhalten wollte. Kann
demnach aus schuldiger Pflicht nicht fQrbei, auch unterth. dabei zu
fügen, was mir bei gestriger Post vom ^^ aus London ferner im
Vertrauen von dieser Sachen communiciret worden, dase nÄmlich die
sehwedische Hinistri alda unter andern viel Ruhmens machen, wie ihr
König E. Ch. D. so stattliche Offerten gethan, so gar dass auch S. Eon.
Maj. mit E. Ch. D. in diesem Kriege wider Polen sich gerne con-
jungiren und Sie mit in die Gesellschaft desselben nehmen wollen.
Bittet nm Ordre, wie «r sich verhaltea soll.
ReBolation des Kurfürsten. Dat Holland 24. Oct 1655.
[Gin« OuBDdtaebaft Jo Vorbereitang.]
Demnach Wir nun entschlossen, mit dem ehesten jemanden an 21. Oct
bewussten Ort zu schicken nnd das Werk mit Ernst anzufangen, so
wollet Ihr solches Euerem Correspondenten eiligst zuschreiben, damit
er davon Nachricht haben möge.
') Hnboer, brande ab nrgiacher Geeaadter beim Depntationitag in Frankfart;
Tgl. oben p. 666.
AiOOt^lc
7J^g VI. BrandenbiirK and fiogluid.
Schlezer an Waldeck. Dat. London 12. Oct at v. 1655.
(Arols. Arch.)
[ADBichteo dea DiederländiBchen Geasadteo in LondoD äbar die Dordiichen Ver-
wickelangSD ; deagl. über die AllikDco mit Brandenbarg. Absieht der Schweden
Kor.die preaaBitchen Häfen; EDtaehädigang dea KnrfaratoQ, event mit der pol-
nischen Krone.)
! Oct. Siedert dem bab ich Geleg'eabeit gehabt, mit dem niederländiechea
Herrn AmbasBadeur von uoterBchiedlichen Dingen zu reden. Es ist
aber auB dessen Disears niehts anders absnnehmeD gewesen, als dass
sich die Herrn Generalstaaten der Behauptung des Gommercii in der
Ostsee mit gewaltsamer Hand genugsam begeben, dieweil die Uinistri
selbst bekennen, dass sie dieses Jahr keine Schiffe mehr dahin schicken
werden. Und maehea ibre Rechnung albereit darauf, wann den König
in Scbweden der Krone Polen sich bemächtigen and dieselbe anneh-
men wttrde, dass er auch alsdann der vorigen Könige in Pol«n Maxime
ergreifen und die Commercien nicht mehr, als dieselbe gethan, mit
Völlen und Licenten beschweren werde. Dann wann sie ein mehrers
ohn der Krön Polen and deren Eingesessenen eigenen Schaden und
Nachtheil hätten ertragen können, wUrden die Jesuiten und ihr An-
hang die Könige schon darzu induciret haben.
Es ward der Ratification der zwischen Sr. Ch. D. und I. Hochmög.
aufgerichteten Alliance ohngefähr gedacht Darauf sagte der Herr
Ambassadeur: es wSre solche Alliance nicht darzu angesehen, dass
ein oder ander der contrahirenden Theile dadurch sollte incommodiret
werden; an Seiten I. H. Mög. bliebe sie zwar fest und unbeweglich;
was aber S. Ch. D. für eine Mesure in Ihren eigenen Geschäften
nehmen würden, müsste man erwarten. Es wtlrde bienächst I. H. Mög.
nicht anzumutben sein, dass sie sich des gemeinen Interesse einzig
und allein annehmen sollten, da andere, denen eben viel daran ge-
legen, (womit er auf die £lage]änder schien zu zielen) sioh nicht darum
kUmmem oder das Ihrige darzu thon wollten. Ihrer kön. Uaj. in
Schweden Mioistri geben sonst hie genugsam rund heraus zu erkennen,
dass es um die Pillau, Memel and Weichselmttnde absolute zu
thun ; und liess sich einer, den ich wegen f&r diesem gehabter Kund-
schaft besuchet, gegen mir verlauten, man gedächte Sr. Ch. D. ein
aneeholiches Aequivalent, benanntlich das Bischofthum Culm oder der-
gleichen dafQr prSsentiren. Er gedachte wol gar des EönigreichB, die-
weil I. Maj. vieler Ursachen halber es weder für sich noch ftlr dero
Herrn Bruder begehrten. FUr die niederiändische Macht in der Ostse«
Aj.OO<^IC
Die NiederUnd« ond dl« laterMBsn Id d. üitae«. Lkge lo BogUnd. 7j[g
fBrohten sie rieh g«r niebt; denn sie halten ein ihrer Schiffe so gut
darin ats 10 Staatisohe, wegen Enge der See, und daas die Kieder-
Länder bei Sturm und Ungewitter keinen Hafen zur Retirade darin
haben wtirdeo.
Schlezer an den Enrfltrsten. Dat London ~ Oct 1655.
(Orosse VerändeniDgeD iu Engluid. Der Erieg mit Spanien; Gefahr eioer Treo-
DiiDg FraBkreicha roD demaelbeQ. Aligemeioe AnimoaiUt der Katholiken gegen
di« Beformirten. Leidea dea engliBohen Haodeta. Cromwella Wnnach einer
groaaen proteat. Vereinignng.]
Hit diesem meinem unterth. Schreiben finde ich mich schuldig, 29. Oct.
E. Ch. D. den Zustand dieser Orten etwas weitläufiger fUr Augen zu
stellen, dieweil dergleichen Ver&ndeningeD obhanden, worauf ohn
Zweifel das ganze Europa ein Auge haben wird und die (limehmete
Häupter und Potentaten ihre Consilia richten werden.
Eb scheinet dann, dass diesen Landen der Krieg mit Spanien
flbera Haupt hange wie eine dicke und schwarze Wolke, die ja noch
wol zu dissipireu sein möchte, wenn nur nicht etwan Frankreich (wo-
selbst man soneten nach geschlossenem Frieden anfängt die engeUftn*
dische angehaltene Schiffe und Gflter wieder los zu geben) durch an-
gebotene persönliche Vermittelung des Pabstes zum Vergleich mit
Spanien möchte abwendig gemacht, die ganze katholische Partei da-
durch erreget und mit den gesammten Abel zusammenhaltenden Pro-
testirenden auf die eine oder andere Weise eine Waldeosische Tragödie
gespielet werden; inmassen sich dann sowol bei denen katholischen
Hchwoitzerischen Bundgenosaen wegen der von ihnen entwichenen
35 Familien, die sich zur reformirten Religion erkläret haben, aber
all des Hirigen darüber verlustig sein — , sowol als in Langnedoc
bei Einziehung der reformirten Kirche zu Florensac, und zu Paris
selbst, Savoyen zu geschweigen, eine besondere Animosität gegen die
Religionsverwandten verspüren lasset, und wird auch an andern Orten,
so viel man vernimmt, mit dem Gewissenszwang nicht gefeiert
Der englische Handel leidet schweren Schaden darcb die Bescblag-
nahmeo von Bpanigcher Seile; man sagt, Spanien habe alle confiBCirten
Effecten dem Röoig Karl II. snr Verfügung gestellt, nm daraus Mittel zu
einer neuen Schilderhebnng in England zu gewinnen.
Nene engliscbe Rfistungen; Cromwell wünscht sehr eine enge Ver-
einigung mit den Niederlanden, und es ist gute Anseicht dazu, um dann
die allgemeine Sache der ETangelJGcben in Europa in die Hand au nehmen.
Ans diesem alleo aber stehet genugsam zu erachten, wie gerne
man dieses Ortes sehen möchte, daes die sämmtUche Evangelisehe tä.n-
A_nOO»^lc
720 ^^ Bnodanborg nnd Einlud.
mathig xDsammenBetzten, and wie willig man sich wllrde erfinden
laBBen, I. K8n. Maj. in Sehweden zu einer Moderation j^e^n £. Cfa. D.
in den an Sie gesonnenen Functen, 80 nnmehr hie znm Theil bekannt,
nnd sonsten zu guter VerständnisB mit derselben zu disponiren.
Schlezer an Waldeck. Dat London 19. Oct et v. 1655.
(Ärolß. Arch.)
[Der nnf&ll in Hispaniola; aeioe Grnnde — Oenioa bdIbb; Featigkeit der jetsigen
Begiarong. QlMibe m die Hdglichkeit eiuea BeligionskriegB. Captatio.]
Der Prot«ctor ist häaflg krank. —
Dass man aber sagen will, er habe ihm den misslungenen An-
schlag auf Hispaniola zu sehr zn Herzen gezogen, kann ich nirgends
aus abnehmen. ... So wird noch anjetzo zu Whitehall dergestidt
davon discurriret: es könne zwar sein und man gestehe es gerne, dass
sowol in der Instruction, die man den Officirem nach Indien mitgegeben,
als in der Execution grosse Fehler begangen wären; die Hauptursachen
aber, wamm Oott den Herrn Protectorem mit diesem seinem ersten Un-
glück gedemflthigt habe, hält man diese zu sein: ßtr erst, daas man
sich zu sehr auf seine grosse Macht verlassen; zum aadem, dass man
an Statt ehrlicher gotteaßtrchtiger und vomebmer Leute (denen man
nicht allerdings getrauen wollen) ein Theil Canaille aus den Barbados
EU diesem Dessein gebraucht habe; man wolle sich aber binfüro bessern.
E. hochgr. Exe. erzähle ich dieses nnterth., damit Sie den geninm
aalae hujus daraus erkennen nnd Ihr sehaHsinniges Urtheil Ober denen
Projecten und Actionen, so dahero entspriessen, desto l>e68er können
ergehen lassen. Gesetzet man, dass sich ein menschlicher Fall mit
dem Herrn Frotectore zutragen sollte, so wird doch schon aof einen
Suocessorem, der ihm gar nahe bestehen und wol so viel Affection
bei der Gemeine oder zum wenigsten minorem invidiam haben möchte,
gezielet Und man findet die GemUtber hier so bewandt, dass, wenn
die Regierung noch lOmal verändert wttrde, so wflrde doch der Hass
wider das Pabsttbum und der Eifer fQr das gemeine evangelische
Wesen nicht leichtlich aus den Herzen getilget werden.
Gespräch Cromwells mit dem aiederl&Ddischea Gesandteo über die
gegenwärtige Weltlage. —
E. hochgr. Exe. ersehen hieraus, wie man an dieser Seite des
Meeres nicht anders die gegenwärtige motns betrachtet, als dass ein
pur lauterer Beligionskrieg daraus entstehen werde.
yGoot^lc
HiBpanloIa- L&ge In EDgland. InHtrQctioii Schlete». 721
DaferD Sie mir vermerken würden, dasB ich mich von der ge-
meinen Opinion zu weit emportiren Hesse, werde ich durch Ihre hoch-
weise und gnädige Erinnerung leichtlich davon retrahirt werden kSnnen.
Ich thue. unterdessen das Meioige, dase ich nämlich einfältig zu er-
kennen gebe, wie ich die Sachen alhie befinde. —
Instruction fttr Johann Friedrich ScHezer „in seiner Nego-
tiation bei dem Herrn Protectore von England". Dat. Nen-
marck 30. Oet 1655.
[Oeremo Dielt. Bitte nm Fried enavermitteluDg iwiachen Bcbweden und Poleo.
Gegen die Alteinherrscbaft einer Macht auf der Ostsee. Bernfang auf die Cod-
feaei OD BgemeiD Schaft; Bitte nni UoterstützuDg gegeo die ZornatbaDgen ScbwedeDe
in PreDBBeu. Cromoella BeacbützDog der Waldeoaer; seioe BemühnngeD für Be-
fViedoDg der streitenden Confessioneo ; Interease dea Eurfärateu dafür; Branden-
borg auf gespanntem Fasse mit den Katholiken. Tortänfiges wegen einer engeren
Verbindong. Erbietnng sd BegflnstigungeD für den eDgliscbeo Handet. EiDO
formelle Ambassade in AoBBicht gestellt. Geheime Andiene bei dem Protector.]
1. Im CereinoDiell soll verlangt nud gegebeu werden ganz Dach Mass-
etab anderer mit dem Protector verkehrender Poteataten gleichen Rauges.
Als Wir aber der Kegotiation fUrträglich erachten, wann er die- so. Oct.
selbe anfangen und darin einen guten Grand legen möchte, ehe und
bevor er sich öffentlich für Unaern Abgeordneten oder Envoyä auszu-
geben hätte, gleichwol aber bei dem Herrn Protectore mit diesem
modo tractandi Wir kein Nachdenken oder ombrage erwecket wissen
wollten: so hat er [Schlezer] sich durch Leute, so er dazu tüchtig er-
achten wird, bei bemeltem Herrn Protectore zu erkundigen, wie es
derselbe gut finden möchte, ob er seine Qualität zu puhliciren oder
ohne öffentliche Qualification die Handlung anzutreten hätte.
2. Der wieder ausgebrochene Krieg zwischen Schweden und Polen ist
eine allgemeine CalamitSt für alle benachbarteo nud an dem OstseehaDdel
iateressirten Mächte. Der Protector wird ersQcbt, dnrch eine besondere
Schickung und VersDcb einer Vermittelaog den Frieden wieder bersteilen
zn helfen.
3. Welchergestalt di^enigen, so aus England und benachbarten
Königreichen und Landen in diesen Gegenden und Häfen ihre Han-
delung gefUhret, bei dem alten Zustande der Lande, der Zölle und
anderer Beschaffenheit der Commercien sich leidlich und wol befunden,
solches zeugete die Erfahrung; was aber tür Vortheil selbigen schaffen
möchte, ja andere Potentaten und Kepubliken zu gewarten hätten,
wenn die Direction der Commerciorum, Ansetzung der Zölle, Oeffnung
und Schliessung aller Hafen an der Ostsee von eines Potentaten Oe-
Hotcr- I. Gucb. il. Gr. KurnirMso. Vll. 4C
„Goot^lc
722 ^^- Br^udfliibnrg und Boglud.
fallen dependiren und eine bo grosse Macht ad arbitrium uniuB gelangen
sollte, stelleten Wir zn des Herren Protectoris hochvernflnftigem Nacli-
denken und zweifelten nicht, er solches alles fttriftngst reiflich erwogen
nod darüber solche Gedanken wfirde begriffen haben, wodurch dem
gemeinen Wesen geholfen werden könnte; und als dam&chst mit so-
thanem gemeinen Interesse das unaerige in particulari dergestalt ver-
knüpfet, dass es von einander nicht getrennet werden könnte, so zwei-
felten Wir nicht, er dasselbe, zumalen auch propter oonfessionis com-
mnnionem et in ortbodoxia conaensam zu Herzen nehmen, solches beob-
achten und, da Wir darunter zu leiden kämen, mit Rath und That Uns
aseistiren würde; und h&tten demnach die Zuversicht gefasset, solches
in vertraulicher Confidenz selbigem nicbt allein zu offenbaren, son-
dern ihn auch um die angeregte Assistenz zu ersuchen.
Und nachdem es dann solchem nach an dem, dass von Sr. Maj. za
Schweden Uns aogestetlet wird, dass Wir Unser Herzogtbum Preussen,
so Wir und Unsere Vorfahren von undenklichen Jahren bishero von
dem Könige von Polen und selbiger Bepublik reeognosciret, von
höchstged. Sr. Maj. zu Schweden (da der itzige König von Polen noch
nicbt debetliret, weniger abdieiret, auch die Krone ond gesammte
Stände in Polen kein Recht Ober sich I. Miy. aufgetragen) zu Lehen
nehmen sollen und dabei die freie Passage durch Unsere Seehafen
Pillau und Memel, welches doch von keinem Könige von Polen prft-
tendiret worden, begehren, darinnen auch die Zölle erhöhen, die Con-
direction der Commerciorum in Unserem eigenen Lande fShren, anch
Unsere Herren Vettern, so zu Anfangs mit denen prenssischen Landen
belehnet gewesen, von der Succession in selbigen, nachdem Unsere
Descendenten, das Gott verböte, ohne fernere Leibeserben abgangen,
ausschliessen, ja auch dahin Uns nötigen wollen, dass Wir der niit
den Herren Staaten General zu Versicherung Unseres Staats und der
Commerciorum aufgerichteten Bflndniss eben zu der Zeit, wie wir ihn,
den Herrn Frotectorem, dazu nebst anderen Potentaten zu Folge des
foederis invitiren wollen, renuociiren und Uns begeben sollen ....
80 hätte er oftbemelten Herrn Frotectorem zu ersuchen, dass er des
gemeinen and Unseres absonderlichen Interesse ernstlich und mit Nach-
druck sich also und dergestalt annehmen wolle, dass . . . . S. Miy.
zu andern Gedanken und dahin bewogen werden möchte, dass Sie
dergleichen weitaussehcnde Postulata, die sowol anderen Potentaten
als Uns beschwerlich, ja Uns tbeils unmöglich fielen, fahren lassen
möchten.
BrandenbDTg habe bisher iu dem Streit zwischen Poleo and Schweden
Aj.OO<^IC
Inttitietion 8oU«i«n. 723
über die Snccession in Schwedeo, als eiuem „Privatslreit zwischen Eweien
König). HünBern", niemals Partei genommen, sondern nur za vermitteln
gresucht, wie noch znletzt in Lübeck. Der Enrfürst habe also anch an dem
gegenwärtigen Kampfe gar keinen Antheil.
Von dem Herrn Protectore versahen Wir Uns aber, dass er sol-
chem nach nicht allein attento religionis vinculo, auch in Betracht der
g^emeinen Commercien .... wenn die Mediation nicht TCrfangen wollte,
auch mit gutem Rath und dergleichen Mitteln Uns assistireD wQrde,
wodurch TOQ Uns und UDserem Staat aller Gewalt abgewandt und
Wir bei ruhiger Possessioo des Unserigen, aucb die Commercien in
UDsem Hafen ungeturbiret gelassen wUrden.
4. Hiemächst hätte Unser Abgeordneter zu erwähnen, welcher-
geatalt Wir erfreulich yemommen, dass der Herr Protector denen in
Piemont verfolgten Reformirten heilsame und fllrträgliche oi^cia in
ihren hohen Nöthen mit sonderbarem rflhmlichem Eifer uod Ernst
geleistet, wie anch von den gesammten reformirten schweizerischen
Städten Terstanden, welcbergestalt er, der Herr Protector, ihm bestes
Fleisses angelegen sein Hesse, dass die unter den Evangelischen strei-
tenden nnd misshelligen Theologen und andere, so von ihnen depen-
diren, zur christlichen Moderation und mutuellen Toleranz zu bringen.
Und weil Wir dann daraus seinen christlichen Eifer fQr die wahre
Religion . . , verspüreten, allermsssen derselbigen das unzeitige und
nneelige Streiten, hevorab in Deatschland, einen uosfiglichen Schaden
nnd der Kirchen und guter Folicei Zerrflttung verursachet und alles
Vertrauen nnd chriBtliche Liebe aus den Herzen der Christen gebracht:
Wir hätten ihm demnach Befehl gethan, den Herrn Protectorcm zu er-
sBchen, dass er Uns von solchem FBmehmen, nnd was dem anhängig,
Part gehen wollte'); Wir w&ren gesimiet, demselben nachzudenken,
Uns darauf gebflhrend herauszulassen und nicht allein hei seines, des
Abgeordneten, Anwesenbeit, besondem allewege nach dem Exempel
Unserer Vorfahren an solches so heilsames Werk Hand aozalegen und
lu Beförderung desselben alles, was in Unsem Kräften, herbeizutragen.
Weil Wir aucb zu Kegensburg und anderweit bei den Katholischen
grossen Haas nnd Unwillen wider Uns [erreget], (da Wir, was den
Evangelischen zum besten daselbst getrieben und abgehandelt worden,
ftlleio erhalten und mit der Parität unter den Katholischen und £van<
gelischen ohne Jemandes Assistenz durchgedningen) so bofTeten Wir
1) Schon in einem Schreiben dat. 36. Oct. 1666 beaaftragt der KurTOtit
äcbleser, ihm „Yoa des Dnraei Unternehmangen" Beriebt in erstatten; vgl.
oben p. 669.
^düvGoot^lc
'J24 ^'- B»D*leDbDrg nnd EogUnd.
um SO viel mehr, es wfirde der Herr Frotector seines Orts wiederum
um gleichmässiger CoDBideratibn willen, wie Wir bei den Evangeli-
BChen ins gemein gehabt. Uns zu aasistireu geneigt sein, bevorab da
Wir in solchen Fällen allein stehen und noch wol von tbeils Evan-
geliBcheo selbst verfolget würden ; aber dennoch, nach der Hfllfe Gottes,
wann Wir von ihm als einem Glaubensgenossen nicht ganz gelassen
wUrden, Uns zu conserriren gemeinet, dazu auch, Gott Lob, nicht ge-
ringe Mittel in Händen hätten.
5. Sollte Unser Rath und Abgeordneter verspüren, dass bei dem,
was oben wegen der wirklichen Assistenz angefübret, man dahin zielen
würde, daes etwa« wirkliches und verbindliches zwischen beiden Theilen
mtlsste aufgerichtet und geschlossen werden, so bat er dabei zu con-
testiren, wie Wir zu einer engen Verständniss obaugezogener Interessen
wegen wol geneigt, auch was Uns an der Invitation zur Holländischen
Alliance bisher behindert, wie gerne Wir solche Impedimenta gehoben
sehen, [zu erklären]; dann auch sich zu erkundigen, wohin damit von
der Seiten eigentlich gezielet, ob man die Holländische oder eine ab-
sonderliche Verbflndniss wQrde belieben wollen; und darauf femer zu
referiren und Unsere Resolution zo gewarten. Indessen aber femer
andeuten, dass die promteste und eilfertigste Mittet Uns die liebste.
Wir auch dagegen, was billig wäre, nicht anschlagen würden; gestalt
Uns dann lieb sein sollte zu vernehmen, wenn Wir das englische
Traf6eq in Unsem Landen befördern könnten, weswegen er im Dis-
curs erwähnen kann, dass mit Verstattung der Cort-meister in Unseren
Städten, Bestätigung der Stapel, auch andern Dingen der englischen
Nation lügen und ihre Handlung befördern wollten ; andere Mittel, womit
der Kepublique gedienet, würde die fernere Handlung eröfinen.
6. Eine ToUniacht wird dem GeaaDdCea vorerst nicht gegebenj einst-
weileo genügt eeiu Creditiv — „wo zum Succesa Hoffoung, wollen Wir eine
Ambaasade mit genagaamer Vollmacht dabin abordnen, welches er dem
Herrn Protectori aozDdenten bat".
Die obigen BemerkaDgen über „Unser portlcnlar Interesse and was von
dem schwediachen Fümebmeu and daher anderen Potentaten besorglicheo
ZafKlIeii oben erw&bnt", soll Schlezer dem Frotector in geheimer Andiene
vortragen ').
') Schleier erhält dieae iDstmction in London am 16'|3!>. Nov. 1655-
^aovGoOt^lc
Instnotion SehleHri. Schwadao a. BrutdaDbarg. Haoa Oruien. 725
Scblezer an Waldeck. Dat London 26. Oet 1655.
(Arols. Arch.)')
(Baglische Nftchrichteo ood Aosicbten ober die brandeobiirg-achwedtache Ter-
wickeloDg. Croratrell aod dM Bana 0»Dian. Festigkeit der Regierung]
Von der besorgenden Ruptur zwischen I. E. M. in Schweden und &■ No«
S. Ch. D. wird alhier viel discurriret, und sähe man gar ungern, dass
es dazu kommen sollte. Es wird auch genugsam zu verstehen gegeben,
daSB man alles, was natzlich wäre, beitragen wolle, damit solche echftd-
liehe Weiterung möchte verhntet werden. Jedoch erwartet man nicht
minder, als dass man solemniter und mit guter Manier darum be-
grOsset werde.
Die engellSndische gedruckte Zeitungen (die da bevor allemal
von dem Secretario Status revJdiret werden) melden nicht ohne Nach-
denken verschiedlich von dem itzigen preuasischen Zustande; (tlr's
erst aus Stettin, dass S. Ch. D. damit umgehe, wie er das Eönigl.
Theil FreuBsen unter seinen Schatz und Schirm bekommen möge; und
wird dabei gesetzt, wann das geschähe, würde man eine rechtmässige
Ursach zu S. Ch. D. bekommen. Zum andern aus Prankfurt am Main,
dass alle wohlmeinende Leute wttnschcn, der Herr Protector möchte
sich zwischen beide hohe Potentaten interponiren . . . Ich bekomme
inmittels keine Ordre und stehe fast in den Gedanken, ob etwan die
Resolution zu Hofe möchte verändert sein. —
Dafem sonst jemand auf die Veränderungen, so sich hier zu Lande
zutragen könnten, Reflexion haben möchte, so wird es ohn Zweifel
das hocbfUrstl. Haus Orange sein, welches auch in sothanen Conjunc-
turen vielmehr auf andere Dinge hoffen, als an hiesigem Ort Fretmd-
Bcbaft und Reconciliation begehren möchte .... Sonsten weiss ich
von guter Hand, dass der Herr Protector sich verlauten lassen, er
hätte wider das Haus zu Orange durchaus keine Picque oder Un-
willen, sondern könnte demselben alle Prosperität und WoIHlhrigkeit
gar wol gönnen, wo nur der Estat von ihnen nicht turbiret . . . wttrde.
Auf solchen Grund weiter zu baaen; wBrde vielleicht das rechte
Mitte! sein, die nähere Vereinigung Sr. Ch. D. mit dem Herrn Pro-
tectore oder in effectu mit der Republique [herbeiiufBhren). Denn
wenn gleich Sr. Hoheit Person abgehen und die Regierung noch zehn-
') Bioe gieichlaotende Beptiqne dieeea Briefea aach im Berliner Archiv, ao
deo Grafen Ton Wittgeoatein gericlitet.
yCoOt^lc
726 ^'- BrandeDbnrg and Englanij.
mal verändert würde, stehet doch nicht Icichtlich zu glauben, dasa die
Maximen deswegen changiret oder aufgehoben werden.
Ich liabe von dem obigem an S. Cb. D. fUr dieam^ nichts erwfibneL
an den Kurf. Dat London 9. Nov. st v. 1655.
[Qerücht tod einer ueneD aea&DdtBcbalt. Geldooth in Bogland nnd Kittel lor
Abfaiire. Die RegieruDg sacht die RojisliBteo xa gewinnen; c^jolirt die Fremdea.]
19. Nov. Schi, hat ein Qerücht gehört, als ob der EnrfürBt jemand anders nach
LondoD ZQ schicken beabsichtigte; er bittet es in discreter Weise zn ihnn,
damit sein persKnliches Ansehen dabei nicht gelcränkt wird.
Verschiedene Pläne in England, nm Geld zur Fortsetzung des Krieges
gegen Spanien zn erlangen.
Unter andern wird dieses zar Hand genoeunen, dass man etz-
liche Leute, die sich zn des langwierigen Parlaments Zeit and sonsten
in der Republik Diensten bereichet, zur Reehnnng von ihrer Admini-
stration fordert Wie dann dieser Tage ein sehr begüterter Mann,
der eine Inspcction auf die Zölle gehabt, Namens Harrey, in den
Tour gebracht; und möchten dem noch wol andere mehr folgen.
Die Regierang sncht die royalistischen Malcontenten auf alle Art zn
gcwiuuen und eine mildere Behandlung möglich zn machen.
Bei den Fremden und AnswSrtigen suchet man sich u. a. dadurch
beliebet zu macheu, dass man den Rigor der Zünfte, woher die ver-
triebenen Handwerks- und Handelsleute aus Deutschland n. a. Orten
über die Maassen beschwert worden, moderiret hat
Schlezer an den Korftirsten. Dat London 16. Nov. 1655.
[Eiotreffen der Instroction. Daraeas.]
'26. Nov. Gestern ist das Schreiben vom 25. Oct. nnd die InstrnotioD eingetroffen.
Schi, hat sich bis jetzt nur bei dem StaatssecretSr Tbnrloe gemeldet —
Auf die Anfrage des Enrltirsten in Betreff des Daraens:
Des Duraei Werk bestehet darin, dass er mit klaren und un-
widersprecblichen Argumenten darthuet, wie das heutige SchulgezäDke
der Theologorum Protestantium mit dem wahren Cbristentbum und
Aufnehmen der Kirchen durchaus nicht übereinkomme; durch waa
Wege und Mittel es könne and müsse abgescbaffet werden, und wie
man sich hinfUro einer cbristliehen Vereinigung zur Erbauung in der
Gottseligkeit und einer brüderlichen Correspondenz wider alle öffent-
liche und heimliche Feinde zu befleissigen habe.
yGoot^lc
Teraögeruugen aud Schwierigkaltsa der EiolHitung. 727
Er ist TOD der hiesigen Akademie ood von dem Frotector ermächtigt,
die dazn nöthigeo Schritte za thoD.
Kr ist auch ein Mann, der bei den Tfaeologis und rnftnuiglicb
aller Orten sehr beliebet und zu einem solchen wichtigen Werk, wo
jemand, tüchtig erkannt wird. Beim Herrn Frotectore und den fUr-
nehmsten MinietriB gilt er gar viel ond hat unterscbiedlicben fliret-
licheo Häusern als Holstein, Carland u.a. gute Dienste gethan; dass
ich von Herzen wUnscben möchte, er w&re bie zur Stelle; denn ich
weiss von vielen Jahren her, mit was unterth. Devotion er E. Ch. D.
zugethan ist.
Nach eiDJgen WeiteruDgen mit dem Staats secret&r, die leieht beseitigt 3. Dec.
werden, läast sich Schlezer zur fonnelleQ Audienz bei dem Protector
anmelden. Diese steht nau za erwarten. (Bericht Scblesers dat. 23. Not.
1655.)
Allerhand Abhaltungen ziehen die Andiens noch hinaus. Der Kurfürst 10. Dhc.
lässt Schlezer dnrcb den Geh. Batb Friedrieb y. Jena schreiben, die
Sache mit allem Ernst und Eifer zu fördern. Weimann schreibt, dass
die Prinoeesin ?. Oranien ziemlich perplex über diese Verhandlung ist.
(Bericht daL 30. Nov. 165&.)
Die Andienz ist noch immer aufgeschoben. — Schlezer erfährt in- 17. Dcc.
zwischen, dusa Cromwell über die Ruptnr zwischen dem Kurfürsten und
den Schweden, als zwei erangeüschen Fürsten, sehr betroffen ist (Bericht
dat. 7. Dec. 1655.)
Schlezer an den Knrflirsten. Dat London 14. Dec. 16ÖÖ.
[Die VerzögeniDg der Audienz und ihre Orüede. Der CeremoDieDineister.
Andienz bei Cromwell. EiDgebeode Rede des Frotectore. Cromwells Inleresse
für den Fürsten von Sieben bürgen.]
Er habe gefUrchtet, dasa die stete Hinansscbiebang der .\adieaz doch 24. D<ic.
noch einen besondecn Grund hHben müsste und deshalb nachgeforscht.
leb hab auch in der That befunden, dass, w&brend der Zeit ich
hie hab still sitzen mflssen, dem Herrn Protectori von E. Cb. D. aller-
hand widrige Impressionen mflssen gegeben sein. Sie seien ihm aber
durch die Person, so ich darzu informiret, dergestalt benommen wor-
den, dass er alsbald gesagt, sie sollte sehen, ob ich nicht bald
Audienz bekommen wtlrde.
Gestalt mir dann des folgenden Morgens frllbe angesagt worden,
dass ich mich darzu gefasst halten sollte, and hat mir bald der Ma-
gister Caeremoniarum , ein geschickter Hofmann und der hiemäcbst
A-nOO»^lc
728 ^^- Bruidenbnrg nod EDgland.
ZU Ambassaden möchte gebraucht werden, die Visite, welches nicht
einem jedweden geschiehet, persönlich abgestattet, in welcher er mir
angedeutet, dass S. Hob. zwar geneigt wäre, mir eine öffentliche
Audienz zu geben-, weil Sie aber dafQr hielten, dass es zu Beförderung
der Oesch&fle dienlich und £. Ch. D. selbst vielleicht am liebsten sein
wQrde, wenn es privatim geschehe, wollten Sie mich ä part zu ihr
kommen lassen; es sollte mir aber dennoch, in deren esgard, alle
Ehre widerfahren, die der grossesten Könige Abgeordneten, so einen
minderen Characterem als der Ambassadeurs hätten, angethan wUrde.
Dem zu Folge bin ich des anderen Tages am ll.|21. durch ge-
melten Magistrum Caercmooiarum in des Herrn Protectoris Leib-
kutsche mit sechs Pferden und acht Lacquaie, so daneben gangen,
abgeholet und bis an das Palatium zu Whitehall, hernach über einen
kleinen Platz zu Fuss die Stiegen hinauf durch den Trabanten Saal
und Bo fort durch unterschiedliche Gemächer in ein ansehnliches, da-
rinnen man mich ein wenig zu ruhen gebeten, bald darauf aber zn
Sr. Hoheit selbst, die eine Menge Herren und Edelleute um sich
hatten, gefhhret worden. Wie ich die gewölmlichen Reverenzen gethan
und mich zu ihr genähert hatte, ward den anweeenden Cavaliers ein
Zeichen gegeben, dass sie sich retiriren sollten und blieb also niemand
bei Sr. Höh. darinnen als Herr Präsident Laarentz'), der Herr
Strickland und der Secretarius Status. Ich redete demnach den
Herrn Protectorem solchergestalt an, wie E. Cb. D. aus der Beilage
gnäd. zu ersehen geruhen werden '). —
Der Herr Protector beantwortete es in engelländiscber Sprache
mit vielen zierlichen Worten hauptsächlich dahin: ich wäre ihm gar
willkommen, und die Sache, warum ich geschickt würde, wäre ihm
gar angenehm; er hätte es allzeit daf^ gehalten und es in seinem
Herzen betrachtet als eine Pflicht, daas ihn Gott unter andern und
vielleicht Tomehmlich deswegen zu diesem Gouvernement gebracht
hätte, damit er allen Fleiss anwenden sollte, die evangelische Poten-
taten, Fürsten und Republiquen in guter christlicher Einigkeit und
Vertrauen beisammen zn halten-, und wahrlich, war es jemals nöthig
gewesen, so wäre es jetzo, da sich der Geist, der die Papisten re-
giret, an der unmenschlichen Procedure mit den Waidensem und in
') D. i. Golonel Henry Lawrence, Präsideot des SUattratbea; die aDderen
eiod Walter StrickUnd, Mitglied de« Staaterothea and Tharloe der StaatB-
aecretär.
') Fehlt. Natürlich, vie iu der AntrittsaadieoE üblich, id genaaem Au-
BchlnsB an die obige luBtructioD.
^aovGoOt^lc
AndieoE bei Cromwell. 729
den HftndelD in der Scbweitz so klärlicb tiStte sehen lassen; wer dann
dieses nicbt erkennete, der mUsste sehr verfinstert sein, nnd wer sich
nicht ermuDtem und aufschrecken liesse, der beginge eine grosse
Sonde; noch grösser aber diejenigen, so sich dieser Conjunctur zu
ibrer eigenen Ambition und Begierde ihre Gränzen zu erweitern und
sich iind die Ihrigen zu bereicben oder die Commercien an sich zu
ziehen, missbraachen wollten, da ein jedweder jetzo grosse Ursache
hätte, nioht auf sein eigenes, sondern auf das gemeine Interesse, er
wäre gleich lutherisch oder refonnirt, (dann alhie würde kein Unter-
schied darunter gemacht) mit höchstem Eifer und Sorgfalt zn sehen.
Ihres Theils hätten sie eich, so viel die innerliche Unruhe zulassen
wollen, emsig dahin bemühet, dass alle Trennung, Streit und Blut-
Tergiessen unter den Evangelischen mochte aufgehoben und verhütet
werden; denn sobald Sie zum Regiment kommen, hKtten Sie fUrerst
darnach getrachtet, dass Sie mit den Niederlilndem Frieden machen
und sich mit ihnen zu Unterhaltung guter Freund- und Nachbarschafl
setzen mdchten. Gott habe ihn auch darin gesegnet und seinen Zweck
erreichen lassen. Oergleichen Sorgfalt hätte er auch gegen andere
gehabt .... wäre es auch möglich gewesen, dass man in dreier Jahre
Frist billige und raisonnable Conditionen von Spanien hätte erhalten
können, so würden sie den Eönig an dem Ort mit etwas mehrer
Macht als bisher gescbehen nicht angegriffen haben, da man gleichwol
von je heraus mit ihm in Gontestation, Streit und Krieg gewesen wäre.
Zwar hätte ihnen Gott ein Hartes bezeiget, dass es ihnen aldort nicht
gelungen wäre, und es stünde annoch in seiner heiligen Providenz,
was für einen Ausgang er darin verleihen wollte. Wie sie aber end-
lich sowol mit Spanien als mit Frankreich hätten Frieden haben
können, wenn sie auf das Particuliere hätten sehen wollen, hätten sie
nicht allein aus «iner Liebe und Indination zu friedlicher Begehung
und guter Verständniss mit den nächsten Nachbarn, sondern auch
deswegen diesen letzten für dem mit Spanien präferiret, weil gleich-
wol so viel hundert reformirte Familien in Frankreich leben und da-
seibat wol gehallen, geschtttzet und gebandliabt werden; dabingegeo
die spanischen Maximen nur dahin gingen, dass man die Gewissen
aufs äusserste beschweren und alle Bekenner der evangelischen Wahr-
heit entweder Öffentlich mit Gewalt oder durch keimlicbe Practiken
bis auf den Grund ausrotten sollte. Aus diesem allen könnten E. Ch. D.
gnugsam abnehmen, wie ungern er es sehen würde, dass es mit Ihr
und andern zu schädlicher Weiterung kommen sollte; und er hätte
deswegen sein Herz, welches Gott bekannt wäre, mehr gegen mir
A-nOO»^lc
730 VI- Bruidcmburg nod EDglaiid
eröffoet und weitläufiger mit mir geredet, als seine Gewohnheit wftre
und er mit einigem Ambassadeur gethan hätte; wie ihm die allda
gegenwärtigen Herren dessen Zeugniss geben würden. £a geschehe
aber aus dem Vertrauen, so er hätte, dass dieses alles an Seiten
E. Ch. D. recht wBrde begriffen und wol damit gemeinet werden.
Im übrigen sollten mir ehester Tage Commiasarii verordnet werden,
durch welche er die Ouvertüren, die ich weiter thnn wfirde, gern
vemebmen und £. Ch. D. in allen möglichen Dingen za Diensten
sein wollte.
Scblezer führt ans, wie der EnrfQrst gleichfalls den Frieden wünsche,
zur Küstung gegen Schweden aber durch die Fordernng genöthigt worden
sei, dem Könige die prenssischen Häfen zu übergeben.
Hiemäcbst fing der Herr Proteetor an, lateinisch mit mir zu reden
und fragte, ob ich nichts hörte von dem Forsten in Siebenbürgen.
Ich antwortete, mir wäre dieses von ihm bewusst, dass er Gesandten
ig oder für Erakau bei dem König in Schweden gehabt hätte, und
dass annocb Courriers zwischen ihnen hin und wieder gingen; was
sie aber tractiret hätten (wie dann S. Hob. schien deswegen ourioe
KQ sein) und ob es etwan das gemeine Wesen beträfe, davon wäre
mir nichts bekannt. Er lobte den Herrn und sagte, er hielte dafBr,
dass es ein tapferer Herr und sehr wol intentioniret seia mttsste. Ich
glaubte es mit und fügte dabei, dass G. Gh. D. mit dem fflrstlicben
Hause der Ragotsky auch je und allewege gute Freundschaft und
Correspondcnz gehalten hätten — welches ich deswegen mit Fleiss
tbat, dieweil ich unterschiedlieh gehöret habe, dsss der Herr Pro-
tector diesen Fürsten durch eine besondere Sympathie inniglich liebet
und ästimiret.
Der Prolector habe dazu noch besondere, anch für Brandenbnrg wichtige
Qriiade, die Scblezer aber, in Ermangelang einer Chiffre, der Feder
nicht anvertrauen mag. £r räth indess, aicb dem Fürsten von Siebenbürgen
möglichet zu nähern.
Sclilezer an den KarfÜrsten. Dat London 21. Dee. 1655.
[Eifrig avBDgclische Stimmang in EoglBod. Die reformirte Gemeinde in Dansig.
Tolerani für die Jaden.]
Die Commissare zar Verhandlnng mit ihm sind noch nicht ernannt;
im übrigen zeigt sich allenthalben die beste Stimmnog.
Ich darf mich auch erkühnen, E. Ch. D. unterth. zu versichern,
dass, je mehr dero Sorgfalt für das gemeine evangelische Wesen nnd
das particular Interesse der Reformiiten erscheinen wird, je mehr
A-nOO<^IC
Aadiens bei CroiUffelt. Siebe üb ürgtiü. Verzögerung. Spooieii. 731
werden Sie Ihr äas hiesige Gouvernement za allen fUrfalleoden Oc-
casionen verbinden können. Und wird nicht wenig darzn helfen,
wann Sie geruhen werden, der reformirten Gemeine zu Danzig
bei den verbofFentlich zwischen ihr und der Kön. Maj. in Schweden
fUrseienden näheren Tractaten sich ernstlich anzunehmen; dann die
treiben ihre Sache allbie unter der Hand durcb einen expreesen Ab-
geschickten gar eifrig und stehe ich mit demselben in fleissiger Com-
munication.
Es wird auch dieses £. Ch. D. nicht wenig Affection gebären,
dass Sie unterschiedlich erwiesen, nicht uugeneigt zu sein, die jü-
dische Nation in Ihren Landen zu toleriren; denn der Herr Pro- .
tector dringet seiner Gewohnheit nach auf deren Beeeption mit kräf-
tigen Reden, wiewol er sie gnugsam durch seine Autorität zu Wege
bringen könnt.
Schlezer an den Kurfitrsten. Dat. London 4. Jan. st. v. 1656.
[VersögerQDg der Terhandlung; gute Stimmaog. Spaniscbe Friadüaebeniüliungaii.
Klage über ausbleibeodc Gelder.] 1656
Noch iminer keine CommisBarieQ ernaont; Scbl. gedenkt näch»itens eine 14. Jan.
Audienz bei dem Proteotor zu nehmen und sich eu belclagen.
Ich weiss sonst von guter Hand, dass E. Gh. D. Geschäfte in
dem Consilio, so die vorige Woche gehalten worden, fürgekomraen
und nebst dem Punct von der generalen Zusammensetzung der Evan-
gelischen mit Fleiss dehattiret sein. Das eigentliche Resultat aber
habe ich bishero nicht erfahren ktinnen.
Spsoien macht insgeheim diesem Staat grosse Anträge in BetreCF des
FriedeoH und dann einer ConfSderation zwischen beiden. Von dem spani-
schen Handel bat man hier sehr grossen Vortbeil und deshalb hören viele
gerne dabin.
Klage über Geldklemme und über das Aasbleiben zweier ihm ver-
sprochenen Wechsel.
An E. Ch. D. löbüclier und generöser Intention hab ich nicht zu
zweifeln; ich weiss aber, wie es an Dircm Hofe zugehet. Dann wenn
von Geldsachen vor die auswärtige Ministros soll geredet werden, so
ziehet mau entweder die Scbultern, oder proponirt es en passant und
bringet es zu keiner Resolution. Wird dennoch endlich ein Schluss
darin gemacht und E. Ch. D. befehlen es nicht jemand, dem Ihre
Ehre, Nutz und Bestes so lieb und lieber ist als seine eigene Wol-
fahrt, so geschieht doch nichts, sondern wer aus dem Aug ist, der
bleibt wol aus dem Sinn,
^aovGoOt^lc
732 ^'- Brandenbarg nod BnglMd.
Schlezer an Waldeck. Dat London 4. Jan. st v. 1655').
(AtoIb. Areh.)
(Die schwedisch - braadeDburgiBchen TerwickelaDgen. Engliache StiminaDgeD
dabei; Cromweila ArgwohD gegeo den Eorräreten. Bogl&od für Scbweden vuA
gegea Verbindang mit dem Eaiier. Klage Aber ichlechte loformatioo io Berlin.|
14. Jan. Ich beklage von Herzen, dass die Sachen inmittelst 2u solcher
Weiterung zwischen I. Eon. Maj. in Schweden nnd höchstged. Sr. Cfa.
D. durch allerhand MlBsverstände, JalouBies und DifGdenzen . . . kom-
men Bein; und besorge mich gar sehr, wo Gott nicht durch ein son-
derbares Mittel hilft, dass die Conditionen des endlichen Vertrages
, je länger je schwerer fallen werden.
Allhie sähe mans wol gern anders; ausserdem aber dass die
Natur nnd Art dieser Regierung und Nation ist, in allen Dingen lang-
sam zu verfahren, so wäre es kein Wunder, wenn der Herr Protector
durch die artifices des Qegentfaeils bisweilen irre gemacht und von
einer oder andern Resolution zurttckgehalten würde; alldieweil es
unterschiedliche Mal so scheinbar ist ausgegeben worden, S. Gh. D.
wären albereit mit dem Könige verglichen, dass ich selber auf die
Meiuung hätte können gebracht werden.
Darzu kommt, dass Sr. Hoheit noch allemal eingeräunet wird,
dass es S. Ch. D. noch heimlicher Weise mit dem König Garolo IL
halten, und weil Sie sich neulich verlauten lassen, Sie wBBSten so-
wohl als jemand am Chnrf. Hofe, was zwischen Sr. Ch. D. und I.
Maj. fUrgelaufen wäre, stehet zu besorgen, dass der barquebiuirte
Secretarius aus der Schule werde geschw&tzet haben.
Es werden mir die Sachen hiedurch ein wenig schwierig gemacht
Vom Kaiserl. Secours seind wir hie niemals der Meinung gewesen,
dasB er erfolgen wflrde. Und wann es gleich geschehen wäre oder
noch post festum geschähe, wird er schädlicher gehalten als all das-
jenige, was der König in Schweden Sr. Ch. D. angemuthct. Dann
die Leute seind hier von den grossen Offerten, so I. Maj. Sr. Ch. D.
soll gethan haben, und die noch neulieh aus dem Mund einer fflrst-
liehcn Person anhero geschrieben sein, dergestallt eingenommen und
abhorriren die katholische Hülfe so sehr, dass man ihnen die ratione«
schwerlich einbilden kann, warum sie S. Ch. D. nicht hat können,
noch mögen acceptiren. So weiss ich auch nur eine oder andere;
dann an was Ort ich mich zu Berlin von dem Zustand der ganzen
Sache bah informiren wollen, da bat man sich nicht anders gegen
') Sic. Der Inhalt ergibt, daaa der Brier dem Janoar 1656 aogebört.
i:n,tr,-d .,*^-.00<^IC
EagliDdQ.d Verwtokol i.Norden. Kathol. Umtriebe. AadieDEb.Cromwelt. 733
mir gehalten, als ob ich ein Fremder w&re und Sr. Ch. D. nicht an-
ginge. Gleichwol richte ich mit demjenigen, so ich gleichsam aufge-
fangen habe, noch all etwas aus.
Schlezer an den KarfilrBten. Dat. 10. Jan. 1656.
[BeiorgoiBB vor Pläoen der Katholiacben. Vorfall bei dem veneEUnischen Ge-
aandten.]
Noch keine CommissiOD eraannt. — Die ^ppreheuBJODeD wegen katho- 20. Jan.
lischer Pläne in ganz Europa wachsen. — Man hat es dem Tenezianiacheu
QetiandteD sehr Übel genommen, dass er iii seiner Haoskapelle eogliscfa bat
predigen lassen ; mehrere Engländer, die dem OotteGdieniit beigewohnt, bat
man „beim Eopf genommen".
Es scheinet aber, das Interesse Status erfordere allhie, dass man
wisse, was für Leute man unter sieb habe, und dass es wohl fUr-
nehmlich um den Priester möchte zu thun gewesen sein, der ausser
Zweifel aus den englischen Seminariis der Jesuiten herkommen, und
TOD dem man möchte erfahren können, was Air Leute von hinnen
BO fleissig an ihren General nach Rom correspondiren.
Schlezer an den Korfürsten. Dat London 11. Jan. 1656.
[Zweite PrivataadienE bei Cromwell, Seine Aesicht über die gegenwärtigen
Kriege, Cromwell präoccnpirt Tür Schweden, aber wenig unterrichtet übar die
preDssiacb-polmschen VerhältniBBe. Onte VerBprechnegen.]
Er wird nnverseheiiE zn einer zweiten Privatandienz beim Protector 21. Jan.
geladen (10. Jan.). Er hält io seiner Anrede ihm besonders den Puoct
seiner Instmetion über die Versöhnung der streitenden Religionsparteien
vor. Cromwells Antwort lautet dahin:
Er hfttte mir bei meiner ersten Ankunft bezeiget, wie ihn die
Schickung and das Oewerb, so ich anzubringen gehabt hätte, so lieb
und angenehm gewesen wäre als es hillig hätte sein sollen, dieweil
ihm die Ehre von einem so grossen Prinzen, bei dem das evangelisohe
Wesen und viel nnterschiedlicbe Fürsten und Status interessiret, wider-
fahren wäre. Wessen er mich auch damals versichert ... das wollte
er nochmals aufrichtig und treulich wiederholet haben. Der König
in Schweden wäre ja in Polen kommen; er hätte ohn Zweifel seine
Ursachen gehabt und wäre allzeit dabei vorgegeben worden, dass es
zum Advaneement der Religion dienen und dieselbe damit gemeinet
sein sollte. Es wäre aber nichts neues, dass dergleichen Schein in
der Welt gebraucht würde; er wollte damit weder auf den König
A-nOO»^lc
754 ^'- BrAndenbQrK and Baglud.
noch auf £. Ch. D., noch auf jemand anders zielen oder sich zum
Richter stellen über den verborgenen Rath und Gedanken der Men-
schen; denn er wQsste wol, dass er selbst anderer Leute Urtheil mSsste
unterworfen sein, die dafhr hielten, dass er sich der Religion und des
Namens Gottes, welche dennoch unser edelstes Eletnod sein sollten,
nur zum Prfttext bedienete; es würden Jedennoch seine Aotionen kOnftig
davon zeugen, was er fUr eine Intention und Meinung geführt hätte.
Wann er aber die innerliche Ursache der Kriege, so heutiges Tages
im Schwang giugen, ansehe, so könnte er nicht anders davon reden,
als der Apostel JacobuB in seiner Epistel gethan hätte: „Woher
kommt Streil und Krieg unter Euch! Kommta nicht daher aus Euem
WolliUtea, die da streiten in Euem Gliedern?" Dann in effectu kämen
sie ordinarie aus Begierde, aus Ambition oder dergleichen Passionen
her. Er könnte von den Ursachen der Misshelligkeit, die zwischen
E. Ch. D. und dem König entstanden wären, nichts beständiges sagen,
und es wUrde ihm nicht zu verdenken sein, wenn er sich so eben nicht
wörde darin finden können; dann die Oerter wären etwas weit abge-
legen; hätte keine eigentliche Oemeinscbafl mit diesen Landen; die
Interesse, die jura, die privilegia wären etwas verwickelt und hie-
selbst nicht so gar wol bekannt Die schwedische Ministri aber be-
richteten ihm, dass so wol das Königliche als das Herzogliche Freussen
ein Lehen und Appertinenz des Königreichs Polen wären, und dass
derhalben der König E. Ch. D. kein Unrecht thäte, dass er, nachdem
er das Principale in seiner Macht, das Accessorium, welches ihm numehr
auch zu käme, auf gewisse Maass and Weise von Ihr forderte. Er
bäte derhalben, ich wollte ihn doch von der wahren Bewandtniss der
Sachen, woher der Streit kommen wäre etc. . . . etwas gründlicher
informiren.
loh verhoffe, E. Ch. D. werden das gnäd. Vertrauen zu mir tragen,
dass ich bei dieser Gelegenheit nichts werde vergessen haben, was mir
von dero Geschäften bewusst und was Ihr zu Dienst und Bestem bat
können beigebracht werden; wiewol ich wünschen mOchte, daas ieh
ratn einem und anderem etwas mehr Nachricht hätte. Was ich aber
darauf replicirte, ward alles mit guter Attention angehöret, bequeme
Fragen hin und wieder fUrgebracbt, die Landkarten nun und dann
angesehen, auf die Ursachen des Kriegs wider Polen ioquiriret, aneh
daneben zu wissen begehret, was für ein Expedient sein möchte, die
Kiederlftnder und Schweden in Freundschaft mit einander zu halten,
und wie sich der König in Dänemark vermatMieh bei dieaer Cod-
joncture comportiren würde.
^aovGoOt^lc
AadleDS bei Cromwell Eöu^aberger Vertrag. Whiielooke. 7gg
Der endliche Schluss war, es sollte itmerhalb wenig Zeit eracheinen,
wie enifltlioh S. Höh. Ihr wolhe angelegen Bein laesen, alle fernere
schädliche Weiterung zwischen den Evangelischen zu Terhilten. Womit
ich mich ftlr diesmal etc.
Schlezer an den Knrftlrsten. Dat. London 25. Jan. 1656.
[Der KÖDigBberger Vertrag. Der Krieg in der Schweiz. Dur Fürst von Sieben-
bürgen.]
Gratalation znm Abschlnss dee EöoigEbergei- Verlragee mit Schweden; 4. Febr.
der Protector und andere wolKeneigte sind sehr darüber erfreot.
Es paesiret sonst jetzo alhier nichts, womit E. Ch. D. zu behelligen
wfiren, als dass man sich um den in der Schweiz numehr entstan-
denen öffentlichen Krieg nicht wenig bekümmert und auf allerhand
Mittel und Wege bedacht ist, den Evangelischen mit einem Nachdruck
zu assistireo.
Hau verlanget auch mit der Zeit nach Erneuerung der mit dem
Fürsten in SiebenblirgcD angefangenen vertrauten Correspondenz
durch eine oder andere Abschickung, der man sich in kurzem ver-
muthet; denn es hat der im' verwichenen Sommer alhie gewesene
siebenbOrgische Minister sich verlauten lassen, dass sein Herr den
Schweitzern auf den jetzt hegebenen Fall mit einer ansehnlichen Summe
Geldes zu Hülfe kommen würde.
Schlezer an den Kurftireten. Dat. London 1. Febr. 1656.
[Beabsichtigte OesaadlBcbaftvoDWliLtelocke. Die Flotte aegel fertig. VeneiiaDiBche
VermitteloDg Enisehen Spanien and England; unvereinbare Di fferenzpankte. Stärke
der eogliacben Hanne. Handel nach Oatindien. Der Gonacil or trade. Rerormen
in Irland. Nähere VerhaadlnngeD jetzt gegenatandeloe; der euglische Handel nach
PreosBen.]
Es ist nunmehr gänzlich beschlossen, dasa ein extraordinär! Am- ii. Febr.
bassadeur an 1. Kda. Maj. in Schweden und E. Ch. D., vielleicht auch
noch zu andern protcstirenden Fdrsten und Ständen in Deutschland
soll geschickt werden^ und es ist darzu der Herr Whitelock, der
für diesem in derselben Qualität zu der Königin Christi na in Schweden
geschickt gewesen, dcsigniret worden, der es auch nicht allerdings ab-
geschlagen hat. — Gemeltem Herrn Whitelocke soll einer von den
ÄldermaoB zu London, Pack genannt, adjungiret werden, der Kaufleute
Interesse in Acht zu nehmen. Wie bald aber die Verschickung eigent-
lich fortgehen werde, davon ist noch nichts zu melden.
yGoot^lc
736 V- BrADdeoborg nod BogUod.
Die eine euglische Flotte, die bei Cbattam Eegelfertig liegt, besteht ans
42 erlesenen EHegsecbiffen und 12 Brennern-; an einer andern ebenso starken
wird gearbeitet und sie ist Gchon bnld fertig. Die erstere ist wahrscheinlich
beBtimmt, die spanische Flotte in Cadix zu ruiniren, am dem König alle
Hoffnang auf die 30 Millionen za benehmen, die er mit der Silberflotte ans
Indien erwartet
lamittelB bemOhet sich dennoch der venezianische Ambassadeur,
wie ich vernehme, die Sache zwischen Spanien und Engelland beizu-
legen; wiewol die Expedientia echwerlieh darin werderi zu treffen
sein, weil der König in Spanien fhrgibt, es stehe in seiner Macht nicht,
den Engellandera den westindischen Handel frei zu geben, dieweil
ihn die Stände in Gaetilien et quidem titulu oneroso fUr sich bedungen
und er sich daher eines Aufstandes wOrde besorgen mflsseQ. Biestgen
Orts aber insistirt man absolute darauf. So will man sich auch damit
nicht zufrieden geben, dass der König die Engelläoder von der In-
quisition esimiren und per actus negativos ihnen das exercitinm reli-
gioQiB vergönnen wolle, sondern man will alhie formaliter paeisciren,
dasB die Libertät, dass sie in ihren Häusern und Schiffen ihre christ-
liche Zusammenkanfte halten mögen, zugestanden werde. —
Die Macht des Landes zur See wird sonst je länger je mehr ver^
stärket; gestalt es nicht allerdings unglaublich, dass der Herr Protector
in die 30,000 Mariniers unter seinem Commando haben sollte.
Es liegen itzo auf der Riviere 20 wolgeladene Schiffe, die nach
Ostindien gehen sollen und möchten ihnen künftiges Jahr wol andere
30 folgen. Diese werden mit Pässen und ßecommandationschreiben
von dem anwesenden portugiesischen Residenten versehen, dass sie
in allen seinem König zustehenden Hafen in Africa und Asia fr»
können handelen und traficquiren mögen; welches der niederländiBchen
Ostindien Compagnie, deren Actionen schon von 500 und mehr Gulden
auf 360 abgestiegen sein, zum merklichen Abbruch gereichen möchte.
Den Effect und Mutzen des Counsil of trade oder Consilü com-
merciorum, worzu noch immerhin qualificirte Leute gef^get werden,
wird man auch sonsten mit der Zeit zu erfahren haben. In Irland
wollte man dergleichen Consilium aufrichten, dieweil selbige Insel xn
den Commercien und Schiffahrt, insonderheit nach Keuengland und den
Indien, sehr bequem; wie man dann auch sonsten alles, was zu deren
Aufoahme gereichen kann, mit Einführung guter Gesetze und Ord-
nungen, neuen Plantationen oder Golonien (zu deren Bestärkung man
alle Protestirenden, so dahin kommen, das jus indigenatus in England
geuiessen lassen will), Verbesserung des Mttnzwesens, Erziehung und
Versorgung der irländischen Jugend (zu deren Behuf jährlich in Eng-
Die «agi. Kriegsflotte. Beformen in Irland. BngUnd o. Brandenbarg. 737
land und Irland eine general Collecte eoll ^than werden) und was
derg:leichen mehr ist, sonderlich beherziget. Es kann auch dieses alles
desto leichter der Orten ins Werk gerichtet werden, dieweil man als
in einem gleichsam ron neaem conquirirten Lande durch keine Gesetze
und alte Gewohnheiten darin gehindert wird, welches hie im Lande
der Regierung in vielen Dingen, die zu rerbessem wären, grossen
Anstoss giebt. —
Die Vermittelung zwischen E. Ch. D. und I. Maj. in Schweden
hab ich nicht gesucht (dieweil ich gesehen, dass es von sich selber
darauf auekommen würde), sondern hab nur mit aller Bescheidenheit
um des Herrn Proteetoris Kath und Hülfe angehalten; zu deren Zuweg-
bringung haben weder die den engelländiscben Kaufleuten offerirte
Freiheiten in E. Ch. D. Landen, noch eine absonderliche Alliance mit
dem Herrn Protectore, weniger die Invitation zur Hiteintretucg in die
niederländische, sondern nur die blossen Conjuncturen, so aber nicht
mehr dagewesen, etwas helfen können. Denn der Herr Protector hat
die Maxime, dass er sich nicht um die Commercien so gross, als nm
das dominium maris (denen jene folgen raUssen) bekümmert Zu dem,
obgleich die beneficia, so £. Gh. D. dieser Nation in dero Gebieten
erzeigen wollten, nicht wUrden verschmähet werden, so will sie doch
lieber an Orten und Enden sein, da eine gute und richtige Bezahlung
in contanten Geldern, wie zu Hamburg und Danzig, fallen thut, als
an anderen, woselbst etwan darin ein Mangel erscheinen mOchte.
Wenn aber E. Ch. D. sonsten gnäd. gerubeten, eine prompte und
gute Jusüz in allerhand Fttrfällen ihnen administriren zu lassen (in-
massen ich dero geh. Batb Herrn Friedrich t. Jena anitzo einen
Casum an die Hand gebe), wUrden Sie alhie grosse Ehre, Reputation
und Affection acquiriren.
Von der Alliance bei einem solchen Zustand, da es schien, ob
E. Ch. D. deren gar benötiget sein möchten, viel zu erwähnen, hab
ich billig Bedenken getragen, zumal weil es ein langsam Werk wflrde
gewesen und der Sehluss doch auch zu spät kommen sein; sondern -
hätte gern gesehen, dass die Ouvertüre von dieser Seiten geschehen
wäre. —
Schlezer an N. N. o. D. (c». Mitte Febr.)').
[Bin grosses OatemehmeD in Oang. Eine Btoschäre zu Gnnaten des Uilitär-
regimentes.]
Die Flotte ist t. Tb. ausgesegelt — Eriegsr&tbe werden gehalten —
■) Ad einen nicht genannlen der karrärstUchen Bithe.
Maur. 1. UHch. d. Qr. KnrnrMan. VU. 47
.yGoot^lc
738 ^^- Bruidenbni^ nod BngUnd.
ein Bettag aageordoet, vie immer, venu etwas BedeateodeK im Werke ist;
aber alles ist gaoz geheim.
Es ist unlängst ein Tractat herauBkommen , darinnen erwiesen
wird, dass die Verfassung:, so der gemeine Mann ein freies Parlament
nennet, in den gegenwärtigen Conjuncturen gar niclit dienlich sondern
das militfire Regiment ihr weit zu präferiren sei. Es ist eine Überaus
gute Feder gewesen, die es geschrieben hat; und der Herr Frotector,
ob er gleich aperte darin taiiret wird, liebet es dergestalt, dass er
sich verlauten lassen, es mehr als einmal durchlesen zu wollen. Han
hat auch noch zur Zeit nichts soliders gehabt wider die Uillenarios,
so sich der jetzigeu Regierung nicht accommodiren wollen.
Crom well leidet in dieser Zeit schwer an eioem Gewächs auf der Brost,
so dass er laage Zeit nicht In den Rath kommt nnd keine Audienzen gibt
Waldeck aa Schlezer. Dat Königsberg 28. Febr. 1656.
(Cone. ätoIb. Arcb.)
[VerBuch Cromwelt für ein gemeiDsnnieB Unternebmeo za'gewiDoen. Geldaeadang.]
i. Febr. Wir haben das seinige vom 5. Jannarii jQngsthin erhalten and was
bis dato des Orts seine Verrichtung gewesen daraus ersehen. In was
Stand wir numehr uns dieser Orten befinden, wird derselbe aus denen
Churf. hiemächst folgenden Reseriptis zu vernehmen haben, so alhier
zu wiederb9len unnöthig erachten.
Allein haben Wir dieses erinaern wollen, dass der Herr sieb möchte
bemflhen zu sondireu, was der Frotector bei so gestellten Sachen zu
thun gemeint und ob derselbe nicht dahin zu disponiren, dass mit
Sr. Cb. D. ein grosses Dessein vorzunebmen und zu solchem Ende so-
wohl Geld als andere Requisita beizutragen geruhen möchte, aller-
massen htfcbstged. Sr. Cb. D. ganz uiebt zu rathen sein will, dero
Armäe mUssig zu lassen, noch weniger aber selbige bei gegeuwärtigen
grossen Armaturen der meisten Fotentaten in der ChriBtenbeit um-
Bonsten abzudanken.')
Wie aber diese Sach zu incaminiren, dass sie zugleich secret
bleibe und doch auch schleunig Success habe, darüber wollen Wir
seiner Meinung und Gedanken mit ehiatem gewärtig sein.
Uebersendnog eines Wechsels ron 1000 Rtb., nebst Mahnung zur Spar-
samkeit
') Tgl. oben p. ö40ff.
jdüvGoOt^lc
Polit. Broach. Scbl. d. Wuld. ThMter n Moaik. Eönigsb. Vertrag. Lockhart. 73g
Schlezer an Friedrich t. Jena. Dat London 29. Febr. 1656.
[Keue VerordDUDg in Betreff des T beater weaens. MaaikerbesoIdaDg-)
Man fanget an, von dem rigore morum etwas zu relaactiireo und ii. HSrs.
ist darauf bedacht, wie man plebi panem et Circenses geben wolle.
Zu dem Ende werden an Statt der Comödien, worunter allerband
Leiciitfertigkeit mit in Schwang gangen, binftlro repraeeentationes
morales virtutum et vitiorum, item rituum variarum gentium ac popu-
lorum aufs Theatrum gebracht und allemal eine köstliche Musik darbei
gefDhrt worden. Einer von den fUmehmsten Musicls bekommt 500 S
Sterling Besoldung; das wird aber aus dem Einkommen des Theatri
abgetragen und daneben noch' ein ehrliches an die Soldatesque und
an die Armen mtlssen auegekehret werden. —
25. Febr. 1656 (st. ii.) schickt der Kurfürst an Schlezer dos Schreiben
an C romwell, welches die officielle Anzeige des Eönigsberger Vertrags
an deDselbeu enthält. —
Der KnrfUrst an Schlezer. Dat Künigaberg 9. März 1656.
Der geh. Rath. Georg r. Bonin ist aa die General Staaten gesandt 9. Man.
worden, nm denselben den Königsberger Vertrag mitzntheilen ■). Schlezer
soll den Frotector angehen znr Mitwirkang, damit die GeneraUtaaten in
gutem Vernehmen mit Brandenburg gehalten werden.
Schlezer an [Jena?]. Dat. London 14. März st v. 1656.
[Lockbarts Oeeandtacbaft nach Frankreicb. Die Flotte- DerPfaUgrarvon Nenbarg.)
In mciaem nSchstvorigen hab ich des Abgesandten erwähnet, der 24. Hin-
von hier nacber Frankreich geschieket wird. Sein Name ist Lockart,
ein Schottländer von Geburt. Er ist dem Herrn Protectori beschwie-
gert'), hat nur den Charakterem eines Envoy^, nimmt dannoch
ausser seinen ordinari Dienern 12 Soldaten in Livree mit, und seioe
Edelleute und andere aufwartende seind OtScirer der Arm^e, dass es
also eine rechte militäre AbBchickung sein wird.
Die Flotte ist nicht so bedeutend wie Mher gemeint — sie bat wol
keine andre BestimmuDg als sich mit der spanischen beramznschlagen.
DasB man sich sonst des gemeinen Wesens gern annehmen wolle,
erscheinet unter andern auch daraus, dass man einer mir bekannten
') VgL oben p. 29 ff.
>) William Lookbart; er war mit einer Nicht« Oromwells verbeiratet;
vgl. Carljle IV. 143- (Tancbo. Bdit.)
^düvGoot^lc
740 ^'I' Brandeobarf nod BDglaod.
habilen Person in Deutschland Ordre gegeben, auf des Herrn Pfalz-
grafen zu Neuburg ') und der katholischen Eurftirsteu Actionen ein
Auge zu haben.
Sehlezer an den Knrftlrsten. Dat London 16. März 1656.
CConferaoE mit Tborloe. Verhandlong aber «io eveotDellea BÜDdoiai; Hinweis
aar mögliebe VerwickeiaDgen in Cleve. Zunehmende Courtoieie. Möglicher Krieg
mit Portugal. Aussiebt aar allgemeineD ReligiouBkrteg.]
1. Harz. Gestern zd einer Coofereoz mit dem Staatssecretär in Whitehall eio-
geladeD.
Worauf ich mich auch bei ihm eingestellet und anfänglich bezeiget
habe, daBs ich Verlangen trüge zu vernehmen, wie S. Höh. den von
mir beschehenen mllnd- und schriftlichen Vortrag conaideriret hätten,
und was Sie sich desfalls erklären wollten; die Laufte wären bo be-
schaffen, daee man keine Zeit zu versäumen hätte.
Der Staatssecretär versicberl die besten Absichten des Protectors.
Dieweil aber die Worte qualieunque foedere, deren ich mich
in der Proposition gehrauchte, ein foedus defensivum et offensivum
begriffen, selbiges aber gar viel in sich hielte, so sähe S. Hob. gern,
dass Sie zuvom ein wenig Erläuterung von mir haben möchten, was
£. Ch. D. Intention mit einer so nahen Alliance sein möchte, was Sie
fDr ein Interesse daran hätten, auch wozu ich vermeinte, dass es dem
Protectori, der jetzo in einem Krieg mit Spanien begriffen wäre, nützen
mfichte. S. Höh. wollten auch gerne wissen, ob ich Ordre hätte, etwas
in specie mit Ihr zu tractiren.
Ich replicirte auf das letzte, dass ich zwar keine specielle Ordre
hätte, mit Sr. Hob. Dber einem offensive Foedere zu handeln, sondern
ich hätte nur zu sondiren, worzu Sie geneigt sein möchten, und was
man auf allen Fall von Ihr zu gewarten. Was aber E. Ch. D. Intention
anbeträfe, davon könnte ich wol dieses sagen, dass Sie gesinnt wären,
nebst dem Herrn Protectore und andern protestLrenden Potentaten sich
der gemeinen Sachen und Anliegens der Evangelischen, wie Sie allezeit
gethan hätten, noch femer treulich und kräftig anzunehmen. E. Ch. D.
General-Interesse bestände darin, dass Sie sich mit Ihren Glaubens-
genossen fest setzten, dieweil Sic sich zu der andern Partei nicht
mehr gutes noch beständiger Freundschaft, als ihres Gleichen, zu ver-
'] WahrsetaeiDlich Teranlaeat durch die in dieser Zeit abgehaltene ZawnmeD-
knoft zwischen Karl IL und dam Pfalzgrafen in DüsseldorT, wovon Clarendon
XI. 116 ff. berichUt
,Goo»^lc
Ponrpvlen über ain BnndoiBB. 'J^l
sehen h&tten. Das particulare aber w&re diese«, dass Sie eine ansehn-
liche Annto auf den Beinen hätten, selbig:« aber bei diesen Conjanc-.
tores nicht wol desbandiren, noch auch mUssig liegen und die Quar-
tiere vergebens auszehren lassen könnten, sondern auf deren Conser-
vation und Gebraacb bedacht sein mDssten. Worzu nun solche Sr. Höh.
anjetzo ntttzen möchte, sagte ich aosdrUcklich, dass ich zwar kein Be-
fehl hätte davon zu reden, ich könnte ihm aber doch unrorgreiflich
die Commoditftt etzUeher E. Cb. D. Länder, benämlich der cleviechea
anweisen,
Schleser bemerkt, dass ihm bei dieser Andienz „mit viel mehrer De-
monstration als JemalB hiebeTor im Ein- nnd Ausgehen begegnet" worden sei
Aasser dem Krieg mit Spanien wird man wol aneh noch einen mit
FortaKal bekommen; denn dos vermeiute gute Verhöltoiss ta diesem Staat
sei mehr Schein; die EngUoder haben einen Hafen von dem König von
Portugal verlangt, und das treibt die Portugiesen, sich eher mit Spanien
anstnsähnen.
Wie ihm aber sei, so wird man albier je länger je mehr in der
Opinion confirmiret, dass aus dem Jetzigen Wesen ein rechter generaler
und pur lauterer Beligionskrieg werden werde.
Besonders wird auch die üransamkeit der Polen gegen alle Protestanten
hervorgehoben und der Knrflirst in Hinblick daranf gewarnt.
Schlezer an Waldeck. Dat Londoo 28. März at v. 16&6.
(AtoIb. Arcb.)
[Die AlIiaDceoagelegenheit; Bitt« nm Cbtffra nnd genaue Inrormation. Geldmsngel
in England. Geldangelegenheit des BesideDten. Pferdepretse. Ein paaeendes
Geschenk für den Proteotor.]
Belangend die von Sr. Ch. D. wegen mir gn. aufgetragene Sache, t. April,
hätte ich wOnschen mögen, dass ich zugleich ein wenig Nachricht von
dem jetzigen Zustand Sr. Ch. D. ArmÄe ... zu desto besserer Infor-
mation des Ilerrn Protectoris bekommen hätte. Inmittelst will ich
doch meiner gehorsamen Schuldigkeit nach nicht unterlassen, die
nächBtkflnftige Woche mit dem Herrn Praesidenten, der Sr. Ch. D.
affectionirt ist, beiläufig nnd in genere daraus zu reden und dem fol-
gend mein Anbringen gegen des Herrn Protectoris Hoheit und die
Discurse, so dabei pflegen gefDhrt zu werden, zu möglichster Er-
reichung Sr. Ch. D. Intention zu richten. Im Fall ich eine Inclination
zu dem Werk alhie verspflre, werden E. Uocbgr. Exe. der Secretesse
halber keine Sorge zu tragen haben; denn die Consilia seind alhie fast
742 ^^ Brandanbnrg QDd Eng lud.
impeDetrable'); allein es wird wie mit allen aDdem Dingen ein wenig
langsam daher g^eben.
Es wäre aucli nötig, dass ich eine Chiffre hätte, und dass ich nn-
geßlhr wissen möchte, worauf ä. Ch. D. Ihr Absehen hätten.
Ich weiss, dass S. Hoheit sich haben verlauten lassen, Sie wollten,
wann es zur Acüou käme, eine Arm^e ausserhalb Landes halten. Ob
Sie noch derselben Meinang und Fllrsatzes sein, kann ich nicht wissen;
besorge mich aber, dass es uns sowol albie als anderen endlich an
Geld gebrechen werde. Dann es ereignet sich schon ein grosser
Mangel, und die königl. Parthei sowol auch die Holländer mit ihrem
rielseittgen Unterschleif haben ein unglaubliches aus dem Lande ge-
führt Was aber dennoch «ugesagt werden möchte, darauf wird man sich
zu verlassen haben; nur daes das Sollicitiren etwas MQhe kosten wird.
Gehaltsaugelegeaheitcu des Residenten, für die Waldeck kiinrtig eq
sorgen versprocheo hat; das Leben ist hier theuer, der Engländer achtet
einen Thaler, wie wir einen Orotichen ; ohne Kutsche kann Schleier keinen
Pnss vor die Thür setzen; wenn der Protector, wie es helsst, im Sommer
nach HamptoDCODit zieht, wird es ohne eigene Kutsche und Pferde kanm
abgehen können.
Auf geschehene Anfrage Waldeclcs gibt er Anskunft über die Preise
der Pferde in England; unter 15 ff Sterling (» 67 Rtb.) hat man kein Eutsch-
pferd — fiir etwas gutes zahlen die Engländer gern 40 — SO u. m. Pfnad.
Ein Gespann der litthauischen Isabellehaar-Pferde möchten dem
Herrn Protectori nicht UbcI gefallen, wenn S. Ch. D. ein Präsent an-
bero thun wollte; denn es ist hier etwas rares.
Schlezer an den KnrfUraten. Dat London 28. März 16ö6 st v.
[Das VerhältniBB zniactien England, den Miederlanden nnd Braadoabnrg. Schwan-
kende Zuversicht im Krieg gegen Spanien. Crorowell krank. Kritik der letsten
FlotteQBendnng.)
7. April. Ich erachte es meiner obliegenden Pflicht gemäss zu sein, E. Ch. D.
untertb. zu remonstriren , wasmassen die Sachen alhier nicht so con-
sideriret werden, als ob E. Ch. D. des Herrn Protectoris Vermittelung
zu Conservation des guten VerncbmcDa zwischen Ihr und hochged.
Herrn General Staaten von Nüthen, oder auch ihres Sauer- oder Säss-
aebens halber Ober die Tractaten mit I. Maj. in Schweden sich einige
Scrupel zu machen hätten, sondern dass es leichtlich einmal dazu
') Eine Bemerknng, die Schleier wiederholt, bald rühmend bald klagend,
macht! mau erruhra hier zu Lande niuinatB etwas, wid audurwärts, antar der
H«nd und auf NebuD wegen.
^düvGoot^lc
Ponrparler ab. eio BDodn. Stimmnog in Engl. Zweideatigk. <t, Ni«d«flÜDd. 743
kommen könnte, dasa vielraebr einer oder ander Theil E. Cb. D. guter
ofBeiorom za Erhaltung Frieden und Einigkeit zwischen beiden be-
dSrftig sei; und die Herrn Generalstaaten selbst durch E. Ch. D. Exempel
nnd Znthun darzn excitiret und mit geeammter anderer Hand kräftigdarzu
bewogen und angehalten werden möchten, dass sie sieh mit massiger
Beobachtung ihres particulieren des gemeinen Wesens ein wenig eifriger
und resolnter als wie Zeit hero, ihrer eigen Mioistrorum Bekenutniss
und aller Welt Wissensohalt naeh, geschehen ist, annehmen möchten.
Der Krieg mit SpaDJen wird doch mehr and mehr ein bedeokliches
Werk; es gebt doch aicht alles so wie man gedacht; nod mao hat selbst
bei einigen tüchtigen Befehlshabern zur See „eine Kleinmüthigkeit bei An-
tretuug der Expedition verspüret", — Zu dem hat jetzt der Protector häu-
figer mit den Aerzten zq thun, „als es manchem geßült". — Die Silberfiotte
hat man echappiren lassen. — Die ganze Expedition mit der jetzigen Flotte
wird von dem Pnblionm sehr scharr kritisirt. Es gebe, wird n. a. gesagt,
andere nnd viel bessere Dinge, dem Papsttum Abbruch zn thnn, z. B. no*
mentlich die Unterstützung nnd Beförderung von Lenten, die vom Papsttom
abgefallen sind, wie D. Romsvinkel; um dadurch andere zd dem gleichen
zn ermathigen.
Scblezer an den Knrfttrsten. Dat. London 25. April 1656.
Die Klage über Langsamkeit der Geschäfte, über die Schwierigkeit 5. Mai.
eine Audienz zu erlangen etc. ist allgemein. Scblezer ist seit langem eine
Audienz bei dem Protector zugesagt; aber ohne Erfolg.
Der Admiral Buyter soll nach niederUodiscben Zeitungen eine grosse
Anzahl der za Cadix mit der Silberfiotte angekommenen Silberbarren von
da nach den Niederlanden gebracht haben. EngliGche Kriegsschiffe haben
ihn angesprochen; er hat erklärt, er führe nicht spanische Güter, sondern
•Gelder, die die Spanier niederländischen Kanflenten schuldig würeu; über-
dies war Ruyter stärker als die Engländer; und so ist es dabei geblieben.
Aber man zweifelt, wie lange es noch vorhalten werde.
Scblezer an den KurfUreten. Dat London 2. Mai 1656.
[AndieoE bei Cromwell üeber die Form des mit ihm za achlieBeeDden Bünd-
nfsaes; Gerächte ober den Frieden aniseben England nnd Spanien. Spannoog
Englands mit den Niederliiaden. Cromwells allgemeine Erklärung; Über die jülisofa-
clevische Suhe. Andentnng über eine Offensiv- and DefenaivaltisDce.)
Ich habe gestern Abend nach langem und beschwerlichem Warten 12. i
endlich das GlDck gehabt, bei dem Herrn Protectore in Beisein des
Uerm Stricktands und des Secrctarii Status Audienz zu erhalten.
Was ich är. Hoheit im Namen E. Ch. D. fllrgetragen, gehet hie neben
A-nOO»^lc
744 ^'- Bruideoburg und Eogluid.
in copia. Im seclisteD Paragrapho der PropositioD ist da^enige ent^
halten, was mir durch den Herrn Grafen von Waldeck zwar nur za
Bondiren ist anbefohlen worden; weil es aher vergeblich ist, aus diesen
Leuten etwas borauszubringen, wo man nicht diejenige, so die Macht
in H&nden haben, gleichsam surpreniret oder es ihnen rund abtragt,
hah ich erachtet, dass es nicht andienlich sein würde, Sr. Höh. selbst
diesen Punkt in dUrren terminis fnrzustellen.
Meine vorige Instruction ist auf Incaminiruug einer illimitirten
Alliance gerichtet gewesen; nach der Zeit ist mir aus dem Haag
geschrieben worden, £. Ch. D. desiderirten, dass zum wenigsten wegen
einer defensiven BUndniss mit dem Herrn Protector möchte trao-
tiret werden; woraus ich geschlossen, dass derselben Intention ich
nicht näher kommen könnte, als wann ich die Sache mit den Worten:
„foedere lali qualicunque ipti libueril" fÜrbrächte. „St bellum contiauare
animua iil" habe ich nicht ohne Ursach gesagt; dann es gehet das
Gerfichte, man wolle mit Spanien Frieden machen; welches gar schwer
zugehen wUrde, es wäre denn Sache, dass es der König suchen, eine
ansehnliche Summe Geldes zu Bezahlung der Kriegsunkosten hergeben,
die Insel Jamaicam den Engländern abtreten und sie von der Inquisition
in Beinen Ländern befreien wollte. Von deren keinem aber ich noch
zur Zeit etwas gehöret habe.
Ich sehe auch nicht, woraus es zu vennuthen stehe, als dass man
hie sagen will, die fUrgewesenen Tractaten zwischen dem Könige
Garolo 2**° und den hispanischem Ministris wären zerschlagen, welches,
wann es sich so erhielte, könnte es wol andere Ursachen haben, und ist
ausserdem nicht zu glauben, dass der König in Spanien um höchstgem.
Königs Caroli Restitution willen einen ewigen unversöhnlichen Krieg,
auf sich laden wollte. . . . Die besorgende Collusion [der Kiederl&nder]
mit Spanien aber, die Convoyirung oder Ueherbnngung des Silbers
nach Flandern und Brabant, die grossen Summen, so die holländischen
Kaufleute dem Könige vorgeschossen, die Animosität, so man in Nieder-
land wider diesen Staat und insonderheit aujctzo wider I. Kön. Maj.
und wider derselben Allürte und Freunde verspfiret, könnte sonst ein-
mal allerhand Weitläufigkeiten verursachen. Ich habe derhalben genug
zu sein ermessen, wenn ich von Erhaltung der Freundschaft zwischen
E. Ch. D. und den Herrn Generalstaaten, bowoI auch zwischen denen-
selben und I. Eon, Miy. in Schweden also redete, wie die AhscbriA
der Proposition ausweiset.
Der Herr Protector, nachdem er E. Gh. D. Schreiben empfangen
und verlesen hatte, gab zur Antwort, er hätte aus demselben und aus
A-nOO<^IC
AndloDS bei Oromwell. 7^
meineni Fürtrag zuvorderst die geneigte Äffection, womit £. Ch. D.
ihm zugetban wftreo, mit allem Dank vernommen etc. [Gratulation zu
dem Vertrag mit dem König von Schweden etc.] Was das Übrige an-
belangte, weit er klagen mOsste, dass sein Gedächtniss etwas abnehme
and er auch eins und anderes in meiner Proposition nicht gar wol
verstanden hätte, bäte er, ich wollte die Mflhe nehmen, es entweder
zu repetireu und zu erklären, oder es ihm Bcbrifllich zukommen zu
lassen. Unterdess aber fuhr S. Hob. doch im Oiscors fort and re-
capitulirte gleichsam unvermerkt alles vom Anfange bis zum Ende.
Dann auf den Eingang meiner Rede und die höfliche Beschwerung
über die so lange ausgestellte Audienz, replicirten Sie, dass es Ihr
gar angenehm sein würde, wenn ich oftmals zu Ibr käme, damit Sie
mit mir von verschiedeneu Sachen communiciren könnten; insonderfaeit
von dem guten Vernehmen zwischen den evangelischen Fürsten and
Herren, welches er in diesen Zeiten so hoch nötig hielte .... und
sähe er gern, dass I. Kön. Maj. in Schweden, E. Cb. D., der König
in Dänemark, die Herren Generalstaaten und andere ein Herz und
eine Seele wären. . . . Und wenn er einige Gelegenheit darzu haben
und befinden wfirde, dass £. Ch. D. Interesse in den jttlichscben Landeii
mit dem generalen Werk, woranf er fümehmlich zu sehen hätte, Über-
einkäme, wollte er ancb darin nicht unterlassen £. Gh. D. mit aller
möglicher Freundschaft und Diensten an die Hand za gehen. Dann
er hörete, dass der Pfalzgraf zu Nenbnrg ein grosser Feind und
Verfolger der Religion wäre, und auf solche hätte man billig aebt
zu haben.
Ob nun gleich hiedurcb alles, was ich fUrgestellt, dennoch sub-
Btantia beantwortet war, so rcpetirte ich alles, was ich gesagt hatte,
kürzlich und damit ichs desto verständlicher mache, mit noch schlecb-
terem Latein, mengte zu desto klärer Expression hie and da etwas
Engeländisch mit hiuein; gab zu verstehen, dass ich Macht hätte, von
einer offensiven und defensiven Alliance oder wie es S. Hob.
begehrete, mit ihm zu tracttren, wiewol ich die speciale Vollmacht,
nebst einem generalen Entwurf derselben, untertbän. erinnerter AIa6.BeD
noch nicht bekommen.
Er bat mich, als beute das angebrachte schriftlich einzugeben und
ich bat, S. Höh. wollte mir eine unverzUgliche Erklärung darauf wider*
fahren lassen. Welches Sie mir verhiesscn und nahm ich damit meinen
Abschied.
^aovGoOt^lc
746 ^^' Brkndanbarg and BogUod.
Proposition Schlezere.
Alinea I — 5 Fonnalien und Aozeige tod dem mit Schweden abge-
achloBsenen Vertrag zu Königsberg.
Snperest, ut QOmiDe Ser*** S. Elect CeU"' V" g^ratias quam maximal
agam pro benevoli affeotug in diffioiti boe negotio clarissima testtUione;
eamque persuasam oiodido ac certam reddam, oibii Ser*™ S. Elect. reli-
quum facturam, quo omni ofBcio Btndioque illam ricissim demereatur.
Nee lucolentius Geis"' V" pronae Toluntatis Suae documentum exhibere
potuit, qoam offerendo ipBi, si bellam continuare animuB Sit, et arma
exercitumque Sunm et quicquid praeterea in potestate ac viribus Snis
positum erit, inito cum CelH"' V* foedere tali qualicunque ipsi libaerit
Quod ut Set*'' Snae verbiB faeerem, speciali mandato mihi injunctum est
Bitte, bei Gelegenheit für das gnte Recht des Kurfürsten in der jültch-
cleviscben Sache einzutreten, -^
hoc praesertim tempore, quo machinationibus Comttis Palatini Meo-
burgici aliommque principam catholiconim ... ob initam cum Bege
Sueciae pacem, plebis Batavae fremitibus ac sosurris abalienari aliqoo
modo a so poase animos vetenim amiconim ac foederatomm Suoinm
Dnn. Ordinum uniti Belgii non injuria veretur. fiorum aatem anücitiBm
uti precio buo debito Ser'°"* Elector aestimat, ita, si dirisio aliqua intet
ee atque illoB ant int«r ipsoa ac Regiam U^j**™ Sueciae contingat,
initium tllud fore credit istins separationiB, quo proprio commodo ducti
a tuenda oommuni salute contra veritatiB Evangelioae hoBtes a reliquis
ProteBtantibuB Bejungi Be patiantur. Quam noxium autem illud meliori
caoBae futurum sit, nemo rectios quam Gels. V* judioaTerit
Ueberreichuog eines kurfüretlichea Schreibensi nebst der Broacbüra
Asserlio JarJa etc. über die jUlich-cleTische Streitfrage.
Scblezer an Waldeck. Dat London 2. Mai 1656. (Arola. Arcb.)
[Propoaition bei dem Protector abgelegt Bitte am genBaere Information von
Baus her.]
12. Hai. E. bocbgr. Exe. erinnern sich gn. zurück, was Sie mir fUr etzlioben
Wochen im Namen Sr. Gh. D. anbefehlen wollen. Ich hab darauf
zwar versuchet, durch den Herrn Präsidenten des Consilü Status zu
vernebmeD, was deswegen alhie zu gewarten; weil er sich aber keines
Dinges fiUBsern wollen, sondern mich auf den Herrn Protectorem selbsten
gewiesen, hab ich der Nothdarft zu sein erachtet, die Sache solcher,
gestalt, wie auo der Abschrift der gestriges Tages gethanen Proposition
i:n,tr,-d .,*^-.00<^IC
AndieiiE bei CromwelL 747
za ersehen, [add. zu Tenichten], Ich kann weder Sr, Gh. D., noch
E. £xc. alle Unaeheo in der Eil erzählen, waram ich eins and anders
so wie geschehen ftlrgebracbt; hoffe aber, 'E. hochgr. Ezo. selbsten
Werdens nicht als raisonnable finden, und noch viel mehr würden Sie
mir in 6n. Beifall geben, wann Ihro die Humenrs der Leute, die das
jetaige Regiment führen, bekannt wären.
Ich wUnsche, dass Gott Sr. Gh. D. consilia dirigiren und Sie auf
einen rechten soliden Weg de» fnrstlichen Glücks und WoliUhrigkeit
Hebten wolle. Meines wenigen Theile, damit man auf keinem un-
gewissen Fundament baue, referire ich alles, wie es mir fUrkoramt,
trealich und aufrichtig. Ist es aber Gottes Wille, dass hie etwas
hauptsüchliehes soll gethan und negotiiret werden, so wird es in alle
Wege nöthig sein, dass ich ein wenig fleissiger als bishero geschehen,
von Hofe entreteniret werde, nicht nur bloss von den gemeinen Oo-
currenzen, sondern auch von Sr. Gh. D. Intentionen und wie sich die-
selbe von Zeit zu Zeit verändern möchten. Jetzo habe ich wiederum
in ao viel Wochen keine Schreiben gehabt und muss deswegen alles
mit Foroht procediren, nicht wissend, ob ich irgend worianen zu weit
gebe oder zu gelinde und langsam verfahren möchte.
Schlezer an Waldeck. Dat. London 16. Mai 8t. v. 1656.
(Arols. Arch.)
I Waldecks Send DDg nach Frenenborg; Glückwonscb. Appreheua Jonen vor katho-
liechaD Plänen- Das Allianceproject wird gat anrgeDommen.)
Ein Schreibeo Waldecke dat. Franenbu^ 3. Hai st v geeMm er* 26. Hai.
hatten. Waldeck nebst Platen abgeordnet zur VeroiittelDng Ewiachea
ächwedeu und Polen; GluckvnDsch zu seiner YerrlchtaDg, deren guter
Erfolg im Interesse aller liegt; worern nur die Protestanten dabei vor Zwang
geschützt werden, wird man ancb hier in London wo) den Frieden gern sehen.
Hingegen besorget man sieh gar sehr, nachdem die ganze katho-
lische Parthey nunmehr erreget und an allen Orten Pacificationen,
Bündnisse und Lignes unter ihnen geschmiedet werden, ihre Animositftt
wider die Evangelische sich auch vielfältig erreget, dass S. Gh. D.
durch gute Wort und Vertröstungen möchten gewonnen werden, sich
von andern zu separiren, die jetzt auf den Beinen seiende Macht da-
durch zu schwächen und demfolgend viel Concepten, so noch obhanden
sein möchten, zu turbiren.
Meines wenigen Theils menge ich mich in solche wichtigen Sachen
durchaus nicht weiter als der schuldige unterth- Gehorsam, wie aueb
Aj.oo»^Ic
748 ^^ Bnodenbatg und BngUod.
die Raison, Ehre uad Gewissen erfordert and referire nur alles ein-
ßlltlg:licb wie ichs beschaffen finde and verrichte da^enige was mir
befohlen wird.
Dem folgend hab ich ans demjenigen, was mir von £. hochgr. Exe.
durch Schreiben vom 28. Febr. st t. anbefohlen worden, anfKnglich mit
dem Herrn Prfteidenten des Consilii Statos communioiret, naohgehends
(weil ich von demselben nicht weiser werden k&nnen) dem Herrn Pro-
tectori selbst in einer particulier Audienz es in solchen terminis, wie
es von Sr. Hoheit am besten hat köoneo begriffen werden, fllrgetragen
und gestern mit deren Tertranteetem Ministro, dem Secretario Slatoa
Herrn Tburloe, eine kurze Conferenz darfiber gehalten. Mit wenigem
^horsamlich davon zu referiren, vermerke iob, daas die OuvertOre be-
sonders wol aufgenommen wird; es ist auch Apparenz da, dass sie
wirklich möchte acceptirt und mit mir darfiber in formale Tractaten
getreten werden. So bald sich auch einige extraordinarie Geldmittel
(entweder durch Convocation eines Parlaments oder durch Erzwingung
des ö*" Pfennings von den Royalisten und des 20'" von den andern
Malcontenten oder durch eine gute Beute von den Spanischen oder
Portugiesen — denn mit diesen letzten geratben wir vermuthlicb auch
in Krieg — ) herffirthun werden, möchten monatliche ausreichende
Bubsidia ffir eine Armöe zu erhalten stehen.
Schlezer an Waldeck. Dat London 6. Jnni at v. 1656.
(Ärols. Arch.)
(Die SchwedeD werden hingeiogen; die brande Dbargieohe Sscbe noch; Defenaiv-
alliuce. Die Bngltnder verlaogen Hittheiinng dos EÖnigaberger Vertroga ; Schleier
gewährt eie. Bin Hange! in der oiederländiBchen Alliance. Die SecInBioiuKte;
Cromirell und die Or&nier. Der niederläodiuhe Geanodte in London. Geheime
Mission des jnogeD Heimbnch. Prüsente und Pensionea.]
i. Dank für ansnihrlEcbere Nachricbten über den Verlauf des Krieges.
Ich verspfire, dass die Köoigl. Schwedische Ministri fiber den
Verzug der Co&clusion ihrer Tractaten alhier zumal sehr diBeontentirt
sein, nnd ich kann meins Tbeils nicht anders befinden, als dass sie
es des Niederländischen Ambassadeures Dexterität, der jetzt & toute
force regieret, zuzoschreiben haben; wiewol die angeborene Scmpulosität
der EngUnder auch das seinige darzu thuet. An Seiten Sr. Ch. D. hat
man auch nichts anders zu erwarten; denn nachdem das Vertrauen
zwischen derselben und den Herrn General Staaten in etwas ge-
schwSchet worden, mache ich mir keine andere Rechnung, als dass
mir gemelter Ambassadeur hinderlich sein werde, wo er kann und mag.
ScbwankeD in der AlliaDCaBBche. 749
Es bat dennoch die erste Ourerture, die ich auf E. Hochgr. Exe.
gn. Andeuten, zwar propoaitionsweiBe aus gewissen Ursachen, jedoch
nur zu sondirea, gethan, eo viel gefruchtet, daas keine geringe Con-
fidenz ZQ Sr. Cb. D. daraus entstanden and ich in anderen desto besser
Gehör bekomme.
Weil aber wegen Veränderung der Lauften an diesem und jenen
Orten nicht weiter für jetzo darauf zu dringen gewesen, zumal weil
mir kein fernerer Befehl desfalls gegeben worden, so gebe ich anjetzo
nur auf eine defensive Ailiance und hab ich den Nutzen, den sowol
S. Ch. D. als der Herr Frotector davon haben könnten, dem Secreterio
Status kürzlich rargestellt Es ist auch derselbe, wie es scheinet, so
weit begriffen worden, dass jetzo die Frage ist, ob eine solche Ailiance
auch mit denen, so dieser Estat mit anderen hat, und mit denen Ver-
bindnissen, die S. Gh. D. theils mit der Krone Schweden, tbeils mit
den Niederländern haben möchten, bestehen und wie weit sie mit
einander flberein kommen könnten. Zu dem Ende und damit man
dessen einen gewissen Grund erlangen möchte, hat man von mir die
Communication sowol des zwischen I. Eon. Mfy. in Schweden und
Sr. Ch. D. getroffenen Vergleichs, als auch der mit den Vereinigten
Provinzen gemachten Ailiance begehret; mit dem Vorwand, weil sie,
die Engeländer, diejenige Tractate, so sie mit anderen Nationen ge-
macht, nicht verborgen hielten, sondern sie zu männiglichee Nachricht
in offenen Druck hätten ausgehen lassen, wollte man hoffen, es wUrde
Sr. Ch. D. nicht zuwider sein, wenn man, ehe und bevor eine Re-
solution genommen wDrde, zu wissen begehrte, wie Sie sowol mit dem
König in Schweden als mit den Niederländern ständen. Nun erinnere
ich mich zwar wol, dass es höchstged. Sr. Ch. D. Intention in dero
gn. Bescript vom 25. Febr. nicht gewesen, obgedachten Vergleich in
allen und jeden seinen Puncten und Clausein jemand zu communiciren;
nachdem Sie es aber nunmehr denen Herren General Staaten dnriA
den Herrn v. Bonin thun lassen, der Herr Protector auch, wenn er
wollte, die Abschrift von dem Kön. Schwedischen Ambassadeur be-
konunen könnte .... als habe ich in Mangel der Occasion, Sr. Ch. 0.
Ordre mich so bald zu erholen, auf anderwärtige des Herrn Secretarii
Status Instanz resolviret, mit gehöriger Caution der Secretesse ihnen
solchen Vergleich sehen zu lassen.
Ich hab sonst unterschiedliche Ual bei den Herren Geheimen
Bäthen EMnnemng gethan, dass mir ein Froject der Ailiance, wie
S. Cb. D. sie gern eingerichtet sehen möchten, zugeschickt werde; bis
dato aber hab ich keines b^ommen, sondern, wenn es zu weiterer
„Goot^lc
750 ^'' Brändenbnrf; and BogUod.
Unterredtmg gelangen sollt«, werde ich die generalia selber entwerfen
uod io den specialibus unvorgreiflich versocheD mfiBfleo, wie weit es
naeh Anleitung der niederländischen Alliaoce damit in einem und an-
derem ZD bringen. E. hocbgr. Exe, aber werden inmitteht ohne
Zweifel die VerfDgung thun, damit ich nicht allein mit bemeltem Pro-
tect, BOndem auch mit einer Chiffre ehists möge versehen werden.
Ich h&tte sonst wünschen mögen, dass S. Ch. D. in der nieder-
ländischen Alliance dal pari gangen wSren und nicht nnr 2000 gegen
4000 Mann zur mutnellen Assistenz präsentiret hätten; dann es h&tte
hie ein mehrers Ansehen gehabt, und ich weiss, wie sich die Nieder^
Iftnder darin erhohen, dass sie mit Frankreich und Schweden in ihren
Bündnissen allezeit zu gleichen Theilen gangen.
Belangend die Acte der Seclusion des fBrstl. Orangischen Haasea
vom Gouvernement in den Niederlanden, hab ich I. Gn. dem Herrn
Grafen zu Wittgenstein, der mir diesen Punkt sonderlich auf-
getragen, Bericht gethan: wasgestalt ich denselben alhier schon f&r
etzlicher Zeit incaminiret, indem ich die Extraeta der Schreiben, so
mir aas Niederlanden von der guten Affection der Orangischen Part^
zu dem gemeinen Wesen und hingegen von den widrigen Humoren
der Louwensteinischen Faction zukommen, allemal durch die dritte
Hand dem Herrn Protectori habe fDrbringen lassen. Es hat auch
darauf einer von den Obristen, die um S. Hoheit sein, der aber von
der Gonduite dieses Werks nichts gewusst, gegen einen meiner guten
Freunde zu erkennen gegeben, er verspOrete, daas S. Hoheit zn dem
Hanse von Orange nicht Abel geneigt wäre.
Dass ich nun die Sache nach der Zeit nicht weiter poussiret, ist
die HindernisB diese gewesen, dass ich verspüret, wie der Nieder-
ländische Ambassadeur, so den Louwensteinischen Herren zugethan,
ein Zeit hero eine ziemlich starke Influenz zu Hofe gehabt ....
weshalb ich mich fUreusehen gehabt, dass ich bu ungel^ener Zeit
nichts weiter movirete. Dann ich kann nicht wissen, was erwähnter
Ambassadeur dem Herrn Proteetori fUr Hoffnung von seiner Partei in
den gegenwärtigen Conjuncturen geben möchte; und wenn er das g^
ringste von diesem Desaein vermerkte, wUrde er sich bemfifaen, dnrdi
oontrarie Impressionen alles umzustossen. Ich werde aber ^istw
Tage Gelegenheit haben, mit dem Herrn Präsidenten, dessen Haximeo
mir bekannt, zu reden, worbei ich in Acht nehmen werde, dasjenige
auf die Bahn zn bringen, was zu Beförderung der Sachen dienea
mdge. Es wird mir au<A zu Statten kommen, dass ich Schreiben aas
Niederland habe, von den spanisehen Hen^ daselbst, die wol auf
A-nOO<^IC
SchwaDlieD In d«r Alliancesach». H«<nibKch. RomawiDkel. 7&\
eioe Alliaoce auBlaufen möchten. Han redet allzeit Ton einem extrur-
ordinary Spanischen AmbaBsadear, der nach dem Haag soll geschickt
werden ; und gibt es bei vielen ein Nachdenken, dass eben hei dieser
Zeit der Peneionarius von Holland nach Brabant verreiset ist.
Es machet mir sonst alhie der Niederländische Amhassadeur eine
gute Mine, erweiset aber nicht mehr das vorige Vertrauen in Dis-
curseo. Dann in der Visite, die er mir gestern gah, konnte ich ihn
auf keine Staatssachen bringen und das fttrachmste Suject war, dass
er gern wissen wollte, warum des gewesenen Churf. Canzlers zu Cleve
Sohn, der unlängst wie eine particuliere Person anhero kommen, eich
aber mehr als ordinarie mit einem Train präsentiret, hie sei und was
er fUrhabe. Ich halte, der Ambassadeur stehe in den Gedanken, dass
er von dem Hause Orange eine secrete Commission habe, und ich habe
dieselbe Muthmassung. Weil er sich aber noch zur Zeit nichts gegen
mir äussert, lass ichs auch dahin gestellt sein. Wäre es aber so,
könnte es nicht schaden, dass wir mit einander daraus conferirten.
Ich vermerke so viel, dass ihm der verwitweten Königin von Böhmen
alhie habende Forderung recommandirt sein, woraus ich das übrige
beschliesse. Es ist sonst dieser Mons. Heimbach noch ziemlich Jung,
kommt nur gleich von den Academien und gibt vor, der Herr Protector
hab ihm eine Profession zu Oxford offeriret, weshalben er hertiber
kommen sei. Das dUnket mir aber gar zu ein frigidum Schema zu sein.
Der Kurfürst habe früher bei ZaBcbiclcang der CommiaHion ihn beroll-
mäcbtigt, auch zar Unterstütz nag seiner Sache hie and da Pffieente oder
PeoBioneo zu geben oder zu versprechen; Schi, hält dies gleichfalls für sehr
dienlich und bittet um nähere Anweisung.
Oliver Cromwell an den Kxurfllrsten. Dat E Palatio Nostro
Westmonasterii 13. Juni 1656.
Neben einem allgemeinen Patent an alle befreundete Füreten und Staaten 23. Juni,
babe er dem Dr. jur. etc. Peter Georg Romswinckel, „qui relicta saper-
stitione Pontificia ad pnriorem religionis caltum ee receperit", noch einen
besnndern Empfehlnngsbrief an den Kurfürsten geben wollen, mit der Bitte
demselben zn Schatz and Hülfe za Eein. — Vester bonna Aroicas
_____^ 01i»er F.
Schlezer an den KurfUrsteu. Dat London 13. Jnni st t. 1656.
[Vorbesprecbaogeo über die AllUoce. SeclnsioDSOCte. Coortoisie des Korrüraten
gegen englische Kaof leate. Preneeisctie Frojecte des ErEherEOge Leopold Wilhelm.]
Verhaodlung mit dem StaatssecretSr — er verlangt aof die Alliance- 23. Jod).
autr&ge Schlesers zanüohst Mittheil ang der uiederlftudischen AUiance nnd
Aj.oo»^Ic
752 ^'- BraDdeobnrg and Bagland.
des Vertrage mit Schweden; die aach Scblezer oarh einigem Bedenken
gewährt. Schi, stellt die Vortheile vor, die ein solches Bündniss hätte
[Beilage fehlt). Der StantGsecretär fragt nach der Vollmacht. Scbleeer
bittet dringend, dasB ihm eine solche geschickt werde, sowie ein AUiaace*
entwarf.
Von der Acte der Seclusion des fflrfitlichen Haueee zu Orange
aus dem GouTernement der Niederlande ward auch ein weitlSufiger
Discurs geftlbret, der aber gleicherg:e8tah darauf auslief, das« man
mehr Documente haben mttsste, woraus man hocfagemeltes Hauses gute
Inclination zu diesem Estat zu ersehen, als ich ihm annoch beibringen
könnte. Von welchem allen I. Hob. der Fr. Princesse zu Orange ist
durch den H. Weimann umständlich untertb. Bericht gethan. —
Dass E. Gh. D. die Eaufleute zu Danzig, so von dannen nach
Elbing ziehen wollen, ihre Güter in der Pillau zollfrei bat passiren
und ihnen daneben andeuten lassen, dass es dem Herrn Protectori zu
Ehren und aus Gewogenheit zu dieser Nation geschehe, ist alhte in
Öffentlichen Zeitungen gedruckt worden und wird sehr wol aufgenommen.
E. Ch. D. dienet auch dieses Tielteicht nicht zu annötiger Nach-
richt, dass von Danzig anbero geschrieben, wasgestalt I. Dchl. der
Erzherzog Leopold zu Oesterreich wol nicht uugeneigt sein möchte,
das Herzogthum Preussen, wenn I. Eon. Maj. in Schweden und dero
Arm^e etwan ein oder ander Unfall zustoseen sollte, mit Hfllfe I. Kais.
Maj. wiederum zum Deutschen Orden und zum Reich zu vindiciren. ')
Der KarfUrst an Schlezer. Dat Balga 23. Joiii 1656.
23.Jiim. Die Verhältnisse ändern sich jetzt von Tag za Te^; es ist got, dass
- Schlezer bisher in generalibns verblieb nnd res noch iutegra ist. Er soll
ohne besondern Befehl nicht weiter gehen.
Schlezer an den Kurfürsten. Dat London 11. Juli 1656.
21. Jali- Obiges erhalten — er werde also hinfort nicht eilen mit der Verhandlung.
Er ist Anfang Juli aafs Land gegangen, nach Rnst-hall, um da den Be-
scheid des Enrf. abzuwarten and nm nicht einmal plötzlich in London nach
seiner Vollmacht znm Beginn der Tractaten gefragt zu werden, ehe er sie bat.
Schlezer an Waldeck. Dat London 11. Juli st v. 1656,
(Ärolfl. Arch.)
[Der HarieDborger Vertrag. Sabsidieo von Bnglud in erbitten.]
ai. Juli. Durch einen Brief Waldeck'a vom 20. Joni st. n. habe er Nachricht
■j Tgl. oben p. 631 f.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
Harieabnrger BÖDduiiB- SebUter's HeiritaiDgelegeDfaeil. 753
TOD dem Abechlus» mit Schweden erlialteu'); es ist gevisa, „dass S. Üh. 0.
hie und anderer Orten sehr considerable dadurch gemacht worden".
Ich wtliiBche, dasB ich beständige Ordre gehabt hUte oder noch
bekommen möchte, mit dem Herrn Protector wegen einig:er Subeidien
fQr Sr. Ch. D. Armäe zu traotiren. Dann weil im nftchstkOnftigen
September ein Parlament wird gehalten werden, möchte man sehen,
wie nian es dabei völlig durchgetrieben hätte. Gott gebe aber, dass
Sie es nicht von Nöthen haben, sondern bei sich selbst mögen sub-
sistiren können.
Adb Portogal sind 60,000 ff Sterling rermöge des Tractats mit dem König
ein getroffen.
Schlezer an .... [Jena?]. Dat. London 11. Juli st v. 1656.
IScfateiers eogliBche Heiratepläoe-, Schwiertgkeiteo dur Sache; Wichtigkeit für
den üurfürateni Bitte um eine Anleilie von dem Knrräraten]
Klage, dass er noch immer keine VoDroacht and bestimmte Anweisangen '21- 3nai.
erhalten hat. — Zugleich wolle er jetzt nnler aller DiEoretion etwas nähere!:
über seine Privatangelegenheiten mittheilea'). Zanitchstalso: „dass die Person,
woranf ich ziele, Herrenstandes and eines Vicomte Tochter ist, deren Familie
mit anterechiedlichen Tornehmen Grafen and Herren im Lande hie berreandet
ist. Ich würde meine Gedanken nimmer so hoch haben gehen lassen . . .
als ich aber verspüret, bei der Frua Mutter so viel Gnade erlanget zu haben.
dass ich ein mehreres würde präteodiren dürfen, nnd dass es Sr. Ch. D.,
zn merklichem Dienst gereichen würde (dann ich könnte mich dadurch bei
dem Herrn Prot«ctore, der die Dame sehr ehret, in grossen Credit bringen",
viele geheime Dinge erfahren etc.), so sei er doch dem Projecte näher ge-
treten. Dabei nun aber — „hab ich zwar gesehen, dass ich za zwei Dingen
würde resolviren müssen, furerst, wenn es mir miselingen sollte, hinfüro an
keine Heirat zn gedenken ; zum andern, dass iib auch um dieser willen mein
Leben würde wagen müssen. Ich hab aber dafür gehalten, diiRs es beides
wol meritirte. Dann wenn es znm Effect kommen sollle, würde mich jedemian
glückselig schätzen. Kostete es mir aber das Leben, so verlöre ichs in
einem generösen Dessein, darinnen icb, wiewol es eine schöne Dame ist,
sonsten nichts eigenes gesucht habe als meine Kinder, insonderheit die Tochter,
in eine brave Familie zn bringen, darinnen sie besser würde erzogen werden,
als icb mich erinnere irgends wo gesehen zu haben. Dann die Vicomtesse
ist gar eine extraordinarie Dame" — die überdies weniger auf Stand nnd
Geld, als Tugend nnd eine ansehnliche Charge sieht. Ceber die Schwierig-
keiten der Sache habe er früher an Waldeck and Schwerin geschrieben.
Der Kurfürst habe also Gelegenheit, eich hier in London „etzflbhe der vor-
') Das ManeDburgerBündDisswnrderoTfflellanterieichnet erat am25.Janil6r>6.
'j Frühere Briefe Schleeers über dieae seine wanderlicheD Privatangelegen-
heiteu Bndea eich bei den Acten nicht, auch nicht im Arolaener Archiv.
HiMi. 1. OnoIi. d. g[, KufnnMa. VU. 48
A-nOO»^IC
754 ^'' Brandenbarg nnd finglaod.
aehmBtOD Leute Qemfither zn concilüren". Der Protector würde sieb anoh
sehr freaea, da er der Familie aelir affectionirt Ist Der EorfÜrst ItanD hier
einem treueD Diener za einer „couBiderabeleQ Fortane" verbelfen.
P. S. Er habe an den Hofprediger Stosch') a. a. geschriebeD, dass
ein Idittel ilini znr Sache zd verhelfen wäre „eine Sanme contantea Geldes,
die ich Sr. Ch. D. allgemälig abverdieneu möchte; dann es liegt hie nar
daran, dass man einmal in den Sattel gesetzt werde." —
Schlezer an den Knrfllreten. Dat London 15. Aag^t 1656.
[Schlacht bei Warechan- Du beTorstehende Parlament. Stimmangen gegen
Cromnell. Die Armfie für absolntea Regiment. Gereiztheit gegen die Niederländer.]
'20. Aug. Gratniation zur Schlacht von Warechan. In London allgemeine Freade
darüber. Hier ist alles in suspenso bis znm Znsammentritt des Farlamentef.
Mit demeelben aber lABset es eich etwas wanderlich an; dann die
Election der Glieder gehet in den Provinzen etwas scbläfrig fort, weil
ihrer viel dafllr halten, dass sie nur pro forma znsammeng'enifeD werden
nnd Dicbts andres werden thun mtissen, als was der Herr Protector
gut finden wird. Andere wollen deswegen weder elegiren, noch elegiret
sein, damit sie nicht den Schein von sich geben, dass sie das gegen-
wärtige GouTemement, von dem sie convociret werden, für legitim
erkennen. — Die Armäe inmittels hält es beständig mit ihrem Hanpte,
und wann es rund herum kömmt, möchte der Herr Protector durch alle
diese und dergleichen Oppositionen bewogen werden, die supremam
'seu regiam autoritatem et potestatem Icgislatiram mit Hülfe der Mi-
lice an sich zu uehmen, damit die getrennete und verworrene Gemütfaer,
die selbst nicht wissen, was sie endlich wollen, gleichsam mit Gewalt
beisammen und in Ordre gehalten werden.
Mit den Niederländern ist man innerlich nicht wol znfHeden ; denn
es ist genugsam am Tage, dass der EOnig in Spanien mit niederlän-
dischem Volk, Schiffen und Gelde den Krieg wider diese Länder fhhret.
So ziehen auch die Niederländer inmittels die spanische und andere Gom-
mercia zu merklichem Abbruch dieses Staats an sich, daher sich auch
ihrer viel einer Knptur besorgen.
>) Hit diesem stand Schlezer, wie sich ana anderen Andentnagen ergibt,
in regelmässiger Correspondenz , worin er namentlich über die kirchliohen Zn-
atände in Eiutland Bericht gab; doch ist von diesen Briefen nichts zn den Acten
gekommen.
^aovGoOt^lc
Cromirell und die Atm6e. Doi bevorstehende Parlament,
Schlezer an Waldeck. Dat. London 12. Sept 1656.
{Arola. Arch.)
(ScfaUcht bei Warscban; Eiodruch in Eogland. Das bevontefaende Psrlunent
YerBtärkiiDg der Anii6ei Besoi^Diaa vor einem Aogriff Karls n ; Haearegel gegen
diÖ Rojralisten. ZwaogBrnaasregelD Cromwells. ADBeichteo Tut die Pariameat«-
aitzuDg. BeaoldnngaangelegeDheiten.l
OratnIaUoD zd der Schlacht bei Warscbao. Man ist hier sehr bestürzt 23. Sept.
Über den Brach RnBalanda mit Schweden nnd seinen Einfalt in Livland.
Gott verbäte nur, dtws nicht auch das Hans Oatreich wider I.
Kön. Maj. und S. Ch. D. sich errege, inmasseo S. Höh. der Herr Pro-
tector fQr wenig Tagen gewisse Zeitung davon zu haben vermeinet bat.
Hiesiger Orten beruhet itzo alles anf der Versammlung des Par-
laments, so die künftige Woche Session nehmen wird. Unter den
erwählten Gliedern befindet sieb eine grosse Menge Malcontenten.
Man verboffet aber dennoch, dass sie von denen, so der jetzigen Re-
gierung zugethan, werden Oberstimmt werden. Es seind allzeit ein gut
Theil von OfScieren von der Armäe darunter, und 8. Hoheit ver-
absäamen nichts, was zur Bembigung und Versicbemng des Staats
fQr in- und ausländischen Attentaten dienen mScbte. Zu welchem Ende
dann alle Compagnien zu Boss und Fuss, so hoch es ein jedweder
Befeblichhaber bringen kann, verstärket werden; alle Hafen und Ad-
venuen werden stark besetzet; in allen namhaften Städten und Flecken
lieget Garnison. Ein considerabel Theil der Armäe wird hier herum
gezogen, und an bequemen Orten in und um der Stadt werden Völker
verleget werden. Es wird auch alles zum Feldzug fertig macht; denn
man gibt vor, es sei ein neuer Anschlag vom EOnig Carlen, der
mit Htllfe des Pfalzgrafen zu Neuburg etzliche tausend Mann in
Flandern soll versammlet haben, auf diese Lande entdecket, und dass
sich ihrer viel zu dessen Ausführung sollen enrolliret haben. Wem
aber die Beschaffenheit hiesigen Gouvemements bekannt, kann ihm
dieses letzte schwerlich einbilden, weil alles dermassen gefasst ist,
dass sich kaum 10 Personen ohne Gefahr, bekannt gemacht zu wer-
den, zusammenthun können. Unterdess ist dennoch den Boyalisten
geboten, den 12. dieses die Stadt und umliegende Oerter uff 20 Hei-
len zu räumen und iu 6 Monaten sich nicht wiederum heranzunahen.
S. Hoheit erweisen gesinnet zu sein, Ihre Autorität zu maintentren,
unter anderen damit, dass Sie unerwartet des Parlaments Versamm-
lung und. ungeachtet alles Munnurirens und der in Zeit hero vielfal-
tigen auskommenden Charteken neue Assignationen ftlr die Ann^
48*
ygg VI. Brandeobarg uud Englud.
aus^g:eben habeo, ehe dann die letzte exspiriret Bein-, und die Leute,
Bo man mit ^Dtlicher Ermahnanff und öfterer Erinnerung nicht hat
bewegen können, dass sie Versicherung, geruhig zu leben, gethan hätten,
die werden ex eelsitudine poteetatie der eine an diesem, der andere
an einem anderen Orte in Verwahrung genommen. Unter denen ist
der berühmte Sir Henry Vain, den man fDr wenig Tagen nach der
Inaul Wigbt gefänglich weggeschickt, Einer, Sir Arthur HaBlerick,
ein Colone! Rieh u. m. a. ; gestalt dann noch gestern in die 20 qnali-
ficirte Personen in die Tour sind gebracht worden. Dem' gewesenen
Präsidenten Aber des Königs Hanpt, Bradshaw, kann man (weil er
eine ansehnliche Charge von der vorigen Parlamenten einem hat, die
er sich geweigert, auf Begehren des Herrn Protectoris nieder zu legen)
noch nicht beikommen; man wird aber wohl verhüten, dass er nicht
viel Spiels machen könne.
Man diBcurriret nun fiberall, was von dem bevorstehenden Par-
lament zu erwarten Btebe, und die meiste Präsumtion gehet dahin,
dass es wohl nichts anders als obsequii gloriam mit Bewilligung der
Geldmittel und Bestätigung oder Erhöhung des jetzigen Regiments
davon tragen werde. Dann ea seind ihrer viel, selbst unter den ge-
nannten Royalisten, die da wünschen, dass der Herr Protector sich
nur eines gewissen Statut! der Parlamenten gebrauchen mttchte, ver
möge dessen demjenigen der Eönigl. Titul und Authorität gegeben
wird, der die Macht bat, sich daftlr aufzuwerfen; denn alsdann könn-
ten sie ihn mit gutem Gewissen dafür erkennen. Wenn er auch hin-
wieder ein Oberhaus aufrichtete, würde der Mehrertheil der König-
lichen ihm gern beifallen.
Wiederholte dringende Bitte um ADwelBDOg der für seiue Stellung
nöthigen Geldmittel — „die Leute albier können sich doch nicht einbilden,
was ein Churfürst des Reiches sei, wann es nicht an dem änsserlicben Ge-
pränge ein wenig erscheinet." —
Schlezer an den Kurfürsten. Dat London 2. Oct 1656.
jOaa FarlameDt billigt den apaniscbeu Krieg. Gute Maehricbt von der Flotte.
Erdbeben in Fem. CromwellB VerhalteD. BeBold onga klagen.]
Das Farlament hat einhellig beschlosaea, dass der jetzige Krieg gegen
Spanteo rechtmässig und unvermeidlich und daher die Polilik des Protectors
zn unterBtUtzen sei.
In derselben Zeit kommt in England die andere Trohe Nachricht an,
dass die Flotte im epanixchen Meer doch noch mehrere Schiffe von der
Silberflotte abgefangen hat, darunter allein eins mit b Millionen Dncaten
A-iOOt^iC
Dkfl Deae Parlftment. ZwatigRmaBgregelD. Spmn. Beuta- Reise n. Boltaod. 757
Wertb, ein nnderes mit Indigo nod CochenMta im Werth von 150,000 S Sterl.')
Die Kosten fiir die AasrUtitaag der Flotte sind damit reichlich ersetzt.
AüBGerdem hat man dabei zagleich die Nachricht erhalten, „dasB in der
Gegend Pem dnrch ein erschreckliches Erdbeben die Bergwerke eingefallen,
das höchste Gebirg den Tbaleu gleich geachlichtet, in die 12000 Bergleute
ersticket nnd über die 100 Hillionen an BdIUos oder Barren von Silber
▼erlorea sein".
Der Herr Protector hat seiner gewöhnlichen Sitts&mkeit nach keine
eztraordinari Freude darinoeD bezeigt, sondern sieh eine Zeit lang
stillschweigend retiriret gehabt, bis er Gott dafUr gedanket; bemach
ist der Rath Tersammelt und ihnen die Zeitung communiciret worden.
Klage über ausbleibende Besoldung; er habe das ganze J^hr erst
1400 Thlr. bekommen; unter 700 ff Sterl. ist hier zn leben nnmdglich.
Schlezer an den Knrflireten. Dat Haag 14.|24. Oct 1656.
[Der Protector nnd das Haue Oranien. Reise nach dem Haag; Oeldnotb.]
ITachdein ich die Gonjuncturen in Engeland dergestalt beschaffen 24. Oct.
gefunden, dass der Herr Protector sich wol nicht allein der prftten-
dirten Seclusion des fSrstl. Hauses zu Orange von dem GoaTemement
der Niederlande begeben oder des getroffenen Pacti sich nimmer ge-
brauchen, sondern vielmehr hochgemelten Hause alle Freundschaft
und Dienste im höchsten Grad zeigen möchte, bab ich erachtet ....
in höchster Eil eine Reise anhero zu thun —
nnd zwar einmal nm mit der Princessin ron Oranien über die Sache
zD berathen; sodann aber aach ans Oeldnotb; er ist entschlossen nicht
nieder nach England zn gehen, bevor er einen günstigen Bescheid in seiner
Geldsache erlangt hat.
Der Kurflirst an Schlezer. Dat Labian 4. Nov. 1656.
Billigt seine Reise nach dem Haag — er treibt dort hoffentlich Geld 4. Not.
anfi es ist in letzter Zeit zn knapp mit dem Geld hergegangen — sobald
als möglich soll er einen Wechsel bekommen, üebrigens werden seine
Unterhan dl nngen approbirt nnd er soll in denselben fortfahren, namentlich
versaeben, ob der Kurfürst Snbsidien von England bekommen kann.
Am 18.128. Nov. antwortet Schlezer aas dem Haag; er ist noch immer28, Nov
da und hat kein Geld auftreiben können. Sobald er dasselbe habe, wolle
er nach England zorück nnd für die Subsidienangelegeoheit wirken. Üebrigens
(schreibt er fd. dat. an Watdeck) „belief eich die zn London nnmehr an-
') In eioem epäteren Brief berichtigt Schlezer, dau ea bei weiten nicht
0 viel gewesen sei.
^aovGoOt^lc
758 ^'- Brandenbarg Dod BogUad.
gekommene spanische Beate effectire aar aof 300,000 S Sterliog; die aaderD
2 oder 300,000 ß wareo Dnter den OfBcieren, Soldaten and Matrosea aof
der Flotte blieben, von deoea man anitzo, weil noch eine andere SUberflotte
aas der Havaana anterweges iet, keine Bechnang fordern darf. Uan wird
1657- ^^^ *'"'^'' ^'"' gelegenen Zeit nicht Tergesaen". (Arols. Arch.)
5. Jod. Am &. Jan. 16&7 schreibt er noch immer ans dem Haag; allerlei Nach-
richten über die englische Flotte unter Blake. Endlich nimmt sich Weiinaa
im Haag der Sache an; er und Capes bewegen, nnter ihrer Garantie,
Math. Dogen in Amsterdam, für Schleier 3000 Fl. holl. anfzabringen,
mit denen dieser sich anheischig macht nach England zurückzakehren, seine
Schulden zn bezahlen und die nächsten 5 Wochen dort aaszohalten , bis in-
zwischen ihm von Hofe weiteres znkommen wird. (Bericht von Weiman,
13. Febr. dat. 13. Febr. 1657).
38. Febr. Am 18.|28. Febr. 16ö7 kommt Schlezer nach London zurück, wartet
aber erst auf Instruction, bevor er wieder in die politischen Kreise eintritt
und seine Verhandlnog fortsetzt.
Schlezer an den Kurfttreten. Dat London 6.|16. März 1657.
[Die OfBciere und die HerBtellnng der Monarchie. Cromwells Oeoelgtheit für den
Plug aeloe Rede an die Officiera. H essen -Eotael; Eorprals. Oraf Hoben lohe.]
Ib. Harz. Am i^°^ waren eine Anzahl „Haupt- OfBciere" bei Crorawell, die
ihn wegen der verlautenden monarchischen Pläne zur Rede setzen. C rom-
well hört Bie mit Sanftmuth und Oedntd an und harangnirt sie dann auf
eine Weise, worans hervorgeht, dass er dem Plane aach wolgeneigt ist.
Endlich hat er ihnen rund tieraus g:eBagt, eie dHrflen nicht den-
ken, dass er sich für ihrem Dr&uen, ata ob sie von ihm absetzen
wollten, (wie er hörete, dass ihrer etzlicbe solche DiBcurse fllhreten)
im geringsten fllrchtete, sondern er wollte dasjenige thun, was er in
seinem Gewissen verantworten könnte und für die Armee aowol als
für dem ganzen Volk das beste sein wtlrde .... Schliesslich hat er
sie wiederum caressiret, als gute Patrioten zu ihrem Devoir ermahnt,
und sie endlich mit Verwunderung Über seinen Verstand, Beredtsam-
keit und Weisheit ron ihm gelassen.
I. f. 6n. der Herr Landgraf zu Hessen-Gassel haben sich
nunmehr auch darch ein Schreiben an des Herrn Frotectoris Hoheit
adressiret, und I. Cbnrf. D. zn Heidelberg sollen gesinnt sein,
eine Versammlung etzlicher benachbarten Forsten, Grafen und Herren
zu veranlassen, woselbst der alhie eine zeitlang gewesener und mit
gutem Contentement von hinnen gelassener junger Graf von Hohen-
lohe, Herr Carl Ludwig erbeten ist, von dem engelländischen Wesen
Relation zu thun.
^aovGoOt^lc
GeldverlegeaheiL Crorawella KÖDigthum. Subaidieofrage.
Schleser an Waldeck. Dat. London 6.|16. März 1657.
(AtoIb. Arch.)
[WaoheeDde AnBsichten auf Errichtnag einea oenen KöDigthoms. HoBnang aaf
ErlaugiiDg einet Sabaidiaau; Eotwnrf eioer beiüglicben Eingabe.]
Ich bab bald nacb meiner Wiederkunft hie alles zu einer Ver- iti. März,
ftndemng des RegimeotB in ein königliches disponiret gefunden. Her-
siedert seind etzliche Traversen darin kommen von Leuten , .die ob
ihrer Meinung naob den Niederlanden zum VerdruBS und Naobtheil
gern wieder alles auf eine pure Repablique haben gerichtet gesehen.
Weil aber der Mebrertheil im Parlament dennoch auf ein Königreich
zielet, der Herr Protector es auch nicht gar wirfet, die Arm^ sich
allgeroftlig accommodiret, die Rechtsgelehrten dämm rufen und der
gemeine Mann darnach verlanget: kann man nicht anders artheilen,
als dass es darauf auslaufen werde. Die Benennung des Suceessoris
und die Erwählnng eines Generalissimi wird auch bei dem Herrn
Protector bleiben, und man zweifelt nicht, oder die DignitÄt werde
endlich ganz erblich gemacht werden.
E. bochgr. Exe. werden nun bocbvemttnftig erachten, wie Abel
es sich schicken würde, wenn ich aus Hangel des Geldes eben zu
dieser Zeit von hinnen ziehen sollte; zumal weil mir die Hoffnung,
ein Subsidiuni unter dem Namen einer Anleihe zu erhalten , von ver-
trauten Leuten (dann publice hab ich noch nichts davon erwähnen
dtlrfen) nicht allerdings benommen wird. Es wird aber seine Zeit
haben wollen, und bab ichs bienebengebend ungefähr entworfen, wie
das Werk zu incaminiren sein möchte.
Bitte nm etwas geosnere Information über die latentionea des Enr-
fiireten; „fUr allen Dingen aber wird ein Wechsel dabei sein müssen"; neae
Scbildemng seiner Geldnoth.
Beilage. Den Ministris Status alhie wUrde zu Gemfith zu füh-
ren sein, wasgestalt S. Cb. D. des Herrn Protectoris Freundschaft
gesucht, eine sonderbare Confidenz mit Communication allerhand guter
und böser FürfUUe gegen ihn erwiesen, eine AlUance, wie er sie selber
haben wollte, ihm ofTeriret und in einem und anderem seinen guten
und geneigten Willen genugsam erblicken lassen. S. Hoheit hätten
sich auch nicht anders zu versehen, als dass Sie jederzeit einen ge-
treuen Freund an Sr. Ch. D. haben wUrden, naehdemmal derselben
Interesse und Inclination mit dem gemeinen evangelischen Wesen,
welches er der Herr Protector mit aller Kraft zu behaupten ange-
nommen hätte, inseparabiliter verknüpfet wäre. Nach diesem würde
^aovGoOt^lc
ygQ Tl. BraDdeobarg uod Bogluid.
es Sr. Ch. D. sonderlich lieb sein, bei meiner Wiederkunft nach Hofe,
da sie mich gerne sehen, zu Ternehmen, was Sr. Höh. eigentliche
Gedimken wegen einer näheren Zusammensetzung sein möchten. Im
Fall sie sich dann deswegen herausiiessen und ich befinden würde,
dasB ihre Concepten mit Sr. Ch. D. Intention und Interesse Status
übereinkäme, so hfttte ich mich darttber zu erklären, daas höchstged.
Sr. Ch. D. solche nicht unangenehm sein wDrden und möchte alsdann
ungescheat proponiren, dasB Sie dem Herrn Protectori gern zu Dienst
und Gefallen eein wollten, Sie wfirden ihn aber hergegen ersuchen
mOasen, dass er Ihr anjetzo mit einer Anleihe einer erklecklichen
Summe Geldes (die heute oder morgen aus dem Pillauisch«! Zoll
wieder restituiret werden sollte) beispringen möchte. Wann man nur
dazu die Resolution und den Effect selbst erhalten, könnte es mit der
Zeit in ein Subsidinm verändert und S. Ch. D. von der Schuld auf
eine oder andere Weise desohargiret werden.')
Schlezer an den Kurfilrsten. Dat London ^~J 1657.
[Cromwell und die Köoigawürde ; HeirBtaaDgelageDheit der Lad; Fraocea; Er-
wägnngeD m GuDaten dea KoDigsthama. Schleien SlellungO
6. April. Es ist jetzt sehr wahrBcheiDlicb, dass Cromwell die königliche Würde
aonebmen wird, wie deon ancb schon bei den letzten Tractaten mit
Schweden die persönliche Formel angewandt worden ist, während früher
z. ß. bei den französ. Tractaten nar von „la France" nnd „rAngleterre"
die Rede war, ohne persönliche Nennung des Protectors.
Ee gibt auch dieses ein Nachdenken, dass die obhanden gewesene
Heirath zwischen Sr. Hoheit Frl. Tochter und dem Lord Rieh, des
Grafen von Warwick Enkeln, rOckgängig und dem gemelten Grafen
vom Herrn Protectore selbst mit den allerhöflichsten Terminis abge-
schrieben worden.*) Woraus insgemein geschlossen wird, dass man
auf eine höhere Partie ausser Landes, und zwar eine solche, die ein
ansehnliches Herzogthum in der Nachbarschaft, so ihr abgetreten oder
nbergeben werden solle, einbringen werde, zielen thae; und dass man
hingegen einen Brautschatz von. 50,000 Pfd. St. mitgeben and sich
je länger je näher mit einander setzen werde.
Mancherlei spricht gegen die Errichtong der Monarchie.
■) Der Schlaea des Briefea fehlt. — Die Antwort des Karfuriten auf den
obigen Vorachlag and Entwurf a. g. IH. April 1657.
'} üromwella juogam Tochter, Fraacea; die Heirat fand nachmals duch
noch SUtti vgl. Carl;l« 1. 69, IlL 376f.
^aovGoOt^lc
Die Frmge. dee RönigthnniB. SubsitlieD frage. "JQ^
Gletohwol, wann man die Generalnetgung der Nation zum König-
reich, die SabmisBioQ der härteBten Republikaner, als des gewesenen
Republikaners Bradshaw (der nunmehr nur auf die ParlamentBherren,
die eich dem Herrn Frotectori nicht genugsam widersetzet, inTehiret,
denjenigen aber snnst fUr einen König erkennen will, der die sicht-
bare Macht haben wird) und andere mehr, das Assonpissement des
meisten Theils der Armie und deren vornehmsten Häupter, die Alacrität
und Vigor des Regenten selbsts, wie auch die Qualitäten des prä-
Bumtiren Prinzen und Snccessoris, näjnlich des ältesten Sohnes Hy-
lord Richard, der von allen Theilen beliebet wird, das Geschrei
der Rechtfigelehrten, die keine neue Gesetze leiden und die gegen-
wärtige Regierung mit den alten incompatibel schätzen, den Antrieb
nnd Poursuite der Königlichen Hauptstadt London u. dergl. conside-
riren will: kann man nicht urtheilen, was für grosse Inconvenienzen
anders daraus entstehen sollten, als dass ihrer etzliche in der Opinion
bleiben werden, S. Hob. handele wider Ihre eigene Principia, die aaf
keine zeitliche Ambition sondern bloss auf die Ehre Gottes, Bestes
der Kirche und Wolfahrt des Volkes gewidmet gewesen, denen aber
doch anch mit scheinbaren Temflnftigen Argumenten auf ihre Einrede
ZQ begegnen nnd sie endlich allerseits wol in Ordre zu halten sein
werden.
In dieser ganzen Zeit verhandelt 8chlezer noch nicht wieder direct
mit Cromwell oder dem Staatssecretär nnd dringt immer auf neue Oeld-
sendnng.
Der Kurfürst an Schlezer. Dat. Königsberg 28. März 1657.
[DriDgeades Terlangeii nach eogliscber üoteratütznog. AbbenifaDg gedroht]
Man fürchtet in Gugland, dasB der EurflirRt sich von Schweden lossagen 3t
and mit Polen nnd Moakan in Tractaten treten wird Das ist, trotz aller
ErbietODgen, bis jetzt noch nicht geschehen, der Earfiirst hat noch immer
das gemeine evangelische Wesen dem eigenen Interesse vorgezogen.
Massen aber dabei höchlich beklagen, dass Wir von allen Interes-
senten, die doch communem causam nebst uns gern befördert sehen,
so gar verlassen werden, gestalt Wir denn noch in gegenwärtiger
Stunde nicht die geringste Anzeige von dem Herrn Frotectore ver-
spOren können, dass man Uns in einigerlei Wege assistiren imd zu
Statten konmien wollte; sogar dass der Protectnr Uns noch nie einigen
Schreibens gewflrdiget. ')
') Der tetste eigeohäDdige ZasatE voo Schwerin in dem von ihm vidimirten
Concept) das oben mitgetheilta (p. 751) Em pfehlangaach reiben gilt natürlich nicht
^aovGoOt^lc
762 ' ^'- Braod«nbarg and BogUmd.
Schlezer soll mit allem Eifer jetEt dafür wirkeo, dass der EarfürGt
eine reelle Uoterstützong aas Bogland erhält: BOQBt könne Brandenboi^ oicbt
mehr das Werk allein auf seine Schultern nehmen. Ist keine Hoffnang znr
BrlangODg, so ist anch kein Omnd, dort einen Residenten mit schveren Kosten
zn unterhalten.
Dabei noch ein Brief von Schwerin an Schlezer, worin ihm ehestens
1000 'f hl r. versprochen werden; wenn er aber nichts erreicht, soll er ab-
bernfen werden.
Schlezer an den Kurfürsten. Dat London 10.]20. April 1657.
20. April. Er bittet nur noch einige Zeit Geduld zu haben, bis die Inneren Ver-
f'assnngsTerhältnisBe hier geregelt sind. Jetzt ist es unmöglich aaenkommen;
kein auswärtiger Minister vermag jetzt eine Andiene bei dem Protector zu
erlangen.
Schlezer an den Knrflirsten. Dat London 3.|13. April 16Ö7.
[Das Parlameot für Errichtuog des EÖDigthoms; StimmaogeD im Pablikum dar-
über. Die aaswärtigea VarhaudloDgea rnhao. Vielleicht eine englische Flotte
in den Sund geschickt]
IS.April. Grosse Petition des Parlaments an Cromwell um Veränderung der
Regjcmagäform; die Sache ist mit 120 gegen 50 Stimmen im Parlament
durchgegangen ; Ansführung „wamm das Prädirat eines Protectoris nicht
wol länger Statt haben könnte". Das Decret selbst wird noch geheim ge-
balten, so lange der Protector sich nicht darüber erklärt hat; es rerlantet
aber, dass In demselben er ersucht worden ist, dass er „den Kamen, Titnl,
Würde und Amt eines Königs in England, Schottland und Irland etc. an-
nehmen, geniessen und exercireu, auch zu Verhütung allerband Confusion
und Ungelegenheit noch bei Lebens Zeiten denjenigen declariren und be-
nennen wollte, der Ibr nnmittelbar snccedlren sollte". Cromwell hat um
Bedenkzeit gebeten.
Man vernimmt sonsten, dass in unterschiedlichen Provinzen Peti-
tionen geschmiedet werden, die dieses jetzige Decretum des Parla-
ments wol disputabel machen mCchten. In der Armee ereignet sich
gleiebergestalt etwas Uneinigkeit und können die Gemfither sieh noch
nicht allerdings in der obbandenen Neuerung wol schicken. Die dem
Herrn Protectori am meisten zugetban, remonstriren der Boldatesque,
ihr grossestes Gravamen wider den vorigen König wäre dieses ge-
wesen, dass er seinen grossen Rath, nämlich das Parlament, verlassen
und sich anderen Particulieren anvertraut hätte; was der Herr Pro-
tector jetzo tbun möchte, wllrdc geschehen auf Gutfinden, Anrathen
und Ermahnen des Parlaments, so die ganze Nation repräsentirte,
mit was Grund oder Schein würden sie sich dann dem Decreto des
ganzen Volkes widersetzen können?
^aovGoOt^lc
Die Frage äea KöDigthami. S ab si dien frage. ^QS
Die ausl&ndigcben Affalren werden usterdesseD zu meinem groesen
Unmutti in dieBer E, Ch, D. dringenden Angelegenheit bis zu EtabliBse-
ment des neuen Begimentea ansgeetellt, da die Minietri aladann einer
naefa dem andern gehört und ihnen Satisfaction gegeben werden eolt. —
Ich werde soneten in Vertrauen berichtet, im Fall sich das Wesen
in der Ostsee nicht besser als bishero anschicken, sondern die Nieder-
länder sich noch weiter darin mengen wQrden, dass S. Höh. wol ge-
neigt sein solle, eine ansehnliche Flotte nach dem Sund zu schicken,
und dass es nur von Sr. Eon. M^. in Schweden bis dato noch zurück-
gehalten werde.
Der Knrfllrst an ScUezer. Dat Königsberg 18. April 1657.
Br Bei in seinen Offerten bisher etwas sn weit gegangen, währeud der 18. April.
Protector gar nichts dergleichen thut. Schleier soll tou jetzt an sich
mehr zarückbalten. Mit Geldsabsidien würde dem Kurfürsten sehr gedient
Bein; aber keines Falla darf Schlezer über den Pitlaucr Zoll, etwa als
Pfand, irgend etwas verbindliches versprechen.
P. S. Dat. Königsberg 19. April 16&7. Schlezer wird angewiesen, I9. April,
seine Nachrichten nicht mehr, wie bisher, z. Th. an einzelne geb. Räthe,
besonders Graf Waldeck zn richten, an den er z. Th. „dae Vornehmste"
geschrieben, Boodern immer an den Kurfürsten direct. Grund, well diese
Beamteo Öfters in Geschäften abwesend Bind und die Briefe dann zu spät
eröffnet werden.
Schlezer an Schwerin. DaL London 10. April 1657.
[Cromwells erste Ableboang der Krone; Bewegungen im ParUmeDt. Nen er Ver-
such, liotive des Proteolors. Bewegungen unter den Strenggläubigen ued in
der Armäfl. Nene AoBsicbt auf Annahme der Krone. QuintomoDarchistenveT-
schwöning.]
Die Grklärung Cromwelle, womit er die königliche Würde ablehnt. 20. April.
Aligemeiues Staunen des ParlamentB — „eumal weil der Herr Proteetor
wol gewnsst, oder zam wenigsten hat wissen können, was unter ibaen für-
gangen and er eich so gar nicht seiner Meinnng oder Intention geänssert,
dass ancb der Secretarins Statns bethenert hat, nicht anders rerspüret zu
haben, als dass er's annehmen würde".
Inmittels ist im Parlament hart darwider geredet und z. Th. da-
hin gegangen worden, dass man die 20 Tage, die er über die De-
creta des Parlaments zu deliberiren hat, fllrUbergelien und ihn hernach
nolentem voleotem zum Könige proclamiren lassen wollte; oder aber
dass sie sich von sich selbst bis zu nächster Zusammenkunfl auf Mi-
chaelis diBBolviren und iumittclst alle Dinge in suspenso laBsen, keine
Taxen oder Impositionen bewilligen, noch einige Assignationen ftlr
A-nOO»^lc
734 ^'' BraDd«Dburg uod BoglaDd.
die Hiliee pasairen wollten; ob der Herr Proteotor rermeioet, dttss
er dann alleB durch Beine General Majom nnd mit dem Degen be-
haupten wollte?"
Es ist indesa eine oeoe Erklärung des Partaments an den Proteotor
gerichtet wordeo, worin auf dem früheren Verlangen behanrt wird.
Es beisst, daes Gromwell enrAblehnnng besooderB gebracht worden
ist durch die Nachricht von widerwiltigen Reguogen gegen die Monarchie
anter dea Lerellers, WiedertäuferD u. a. Secteo; die Qaäker hobeu gestero
2 Meilen von London eine Yersammlong gehalten, die durch Cavallerie
auseinander gejagt worden ist.
Die Soldateeqne wird auch in effectu schwierig gemacht, und man
sagt, General Lambert fange an, auf dce General Harrisons und
Sir Henry Vane, die eine absolute Demokratie wollen, ihre Maumen
zu gehen. Man streuet unter der Armäe Charteken ans, darinnen man
sie ihrer wider den vorigen König und das bOniglicbe Regiment aus-
gegebener Schriften und Protestationen erinnert; welche auch den
Effect gehabt haben, dass die gemeinen Soldaten dem Herrn Protec-
tori durch einen ihrer Cameraden eine Schrift präsentiren lassen, da-
rinnen sie ihm gedankt, dass er den Königlichen Titul nicht annehmen
wollen. Er hat ihnen aber zur Antwort gegeben, dass er ihre gute
Aftection und das Vertrauen, so sie zu ihm hätten, zwar wol aufnehme,
die Sachen aber, die jetzo verhandelt wttrden, gingen ihnen nichts an,
sie möchten ihn nur daf^r sorgen lassen; es sollte schon alles xu
ibr^tt und des ganzen Landes Bestem gerichtet werden.
Trotzdem, und da man dies für vorübergehende Regungen hält, hat
der Protector Jettt eine etwas mehr entgegenkommende Antwort gegeben;
er will dem Parlament seine Bedenken vorlegen; vielleicht, dass man sie
ihm widerlegt. Man ist jetzt ziemlich deB Qlanbens, dass er die Krone
noch annehmen wird; es hilft dazu, dass gestern ausser Jener Qnfcker-
Tersanunlung eine neue Conspiration entdeckt worden ist, von der Partei,
„die aller weltlichen Regiment Ende gekommen zu sein vermeinen und eine
fUnfte Monarchie, darin der Herr Christus selbst sichtbarlich regieren
werde, erwarten". Die Rädelsführer sind gefangen. Dergleichen steigert
die Chimceu der anfznrichtenden Monarchie sehr. —
Schlezer an den Kurflirsten. Dat London 17.127. April 1657.
[Die Verfueungg frage noch nnentschiedeu ; Armee nnd Parlament, äcbleiera
Memoire an den Protector mit der Bitte am SubiidieD.]
27. April. Die Entscheidang schwebt noch immer; man zweifelt jetzt wieder mehr an
der Annahme des Protector^i. Die Armee will gern die Form einer königlichen
Regierung zugeben, will aber „von dem Namen und Qualität eines Königes
nichts wissen".
^aovGoOt^lc
Die Frage des ESDigthamB. SabsidieorrBge. 7ß5
Hiegegen bestehet das Parlament desto mehr darauf, weil S. Hob.
den Titnl UDd Macht des Protectoris eigentlich von der Arm^e haben.
— S. Hob. haben demnach die letzte abschläglicbc Antwort dergestalt
beschlossen, dass Sie lieber den allerscblecbtesten l^tul vom Parla-
ment, als den allergrössesten und höchsten von der Arm^e acceptiren
wollten.
Schlezer hat sirh inzwischen euUcbloasen, ein MeniorJ»! an den Pro-
lector ciruureicheii, was hierbei folgt.
Memorial Schlezers an Cromwell.
Er habe bis jetzt seine wichtiKen Geschäfte nicht onlerbrechen nolleii;
indesR nber verrinnt die Zeit, und er müsse ihn jetzt darauf anfmerksam
machen — „octarnm decimum jam agi menEem, es quo Ser""* Elector
Dominus mens primuR inter Germaniae principes ofGcia ac amicitiam suam
Cels"' V»* prolixe obtntit". Es hat sich daraus „me internnneio" ein freund-
schaftlicher Verkehr entwickelt; der Knrfurst habe die weitgehendsten An-
träge 7.n einem Btiudnise gemacht — „paratnm ee esse, instructissimo cum
exercitu usibus vestris, nbi opus, inservire". Inzwischen ist der Moscowiter
als neuer Feind binuigekommen; niid noch hat der Kurfürst von England
keinerlei reale Unterstützung erhalten. Dringende Bitte, dnss er dem Kur-
fürsten „snfficienti aliqna argeriti summa quanlocius surcarrere velit". —
Der Kurfürst an Schlezer. Dat Röiiigsl)erg 24. Mai 1657.
[Mieabilligung des Memoires- to der BüodniBsrrage ZDrückhaltang empfohleD,]
Wir befinden das von Euch . . . schriftlich flbergebene Memorial, 34. Hai.
zumal was den Moscowitischen Czar betrifft, dergestalt eingerichtet,
dass, wenn demselben solches kund werden sollte, Wir anderes nicht
denn Misstrauen und Ungelegenheit daraus zu erwarten haben dürften.
Wäre also besser gewesen, dass Ihr solches in der Ubergebenen Schrift
mesnagiret und sonetea etwan bei einer Gonferenz vertraulich vorge-
bracht hättet
Nachdem aacb, so viel den Punct der Alliance betrifft, der Herr
Protector sieb anf £nere erste gethane Offerte gar nichts erkläret und
Uns damit Unseres Versprechens wieder entbunden, so mögen Wir
nicht absehen, warum Ihr Euch in mehr angeregtem Memorial so weit,
und zwar cum oblatione eines paratissimi esercitns, quacanqae occasione
et ubi opus fuerit, herausgelassen. Ihr habt deshalb ferner ohne Unsem
special Befehl keine Meldung zu than und nur in general Erbieten zu
aller Freundschaft zu verbleiben; wegen des Snbsidii aber . . . noch-
malige fleissige Remonstration und Instanz zu thun und uns mit ehe-
stem zu berichten, was Ihr desfalls vor HoAiung erlangen werdet. —
^düvGoot^lc
'JQQ VI. BnuideobarK nnd BogUDd.
Schlezcr an den KnrfUrsten. Dat London 1. Mai st v. 1657.
[Die YerfusangB frage. Tod des Kaisers Ferdinand. Cromwell wünscht «inen
protestaDtiecheD Kaiser.]
i. Die Regiments frage schwebt Doch immer; die Armee gibt sich mehr
und mehr zarrieden mit der Äagsicht anf Crorowells EöDigthnm.
Der tödtliche Abgang der Rom. Kaie. Maj. afSciret S. Hob. nicht
wenig und sähen dieselbe nichts liebers, ab dass nicht aUein die Pr&-
scription des Hauses Oesterreich intemimpiret, sondern daaa auch das
Eaiserthum zu einem protestirenden Haupt, wann es möglich, könnte
gebracht werden; was deswegen fQr Discarsen bei Hofe gefalleo, wie
man darin auf E. Gh. D. reflectiret, und wie gern man Aber diesen
Punct näher und Tertraulicher mit Ihr eommuniciren mochte, will ich
alhie, bis mir seihst etwas davon fhrkommt, nicht referiren.
Schlezer an den KnrfQisten. Dat London 8.|18. Mai 1657.
[Defiaitive Ablehnang des Protectors.]
18. Hai. Be herrscht grosse Peiplesität. Gegea die allgeraeioe Erwartung hat
der Protector jetzt aeiae Enderklärung dahin abgegeben : „er kOnnte oichta
finden, womit er sein QewisGen in Annehmnng des königlichen Titais be-
friedigen Icönnte; weahalben er bäte, sie wollten ihn einmal für alle ent-
Bchnldiget halten und sich mit der Resolntioti vergnügen lassen, dass er
denselben keines Weges acceptiren könnte noch wollte".
Schlezer an den KnrfUrsten. Dat London 15. Mai ai v. 1657.
[Audienz bei Cromwell. Ansicht des Protectors über die Lege; die Kaiserwahl;
»eine BeKiehangen zu den eiaselnen Mächten, ÜDmöglichbeit, den Kurfürsten
jetit mBteriell za Doterstützen; VertrÖstang. Die Clianceo der Kaiserwahl. König
oder Protector; die Ansicht der JariaUn; Botschaft der Arm^e an daa Parlament
Das Bndget in der neuen Terfasancg.)
S5. Mai. Gestern gegen Abend bin ich bei ür. Hob. admittiret worden und
hab derselben in substantia ßlrgetragen, was in der Beilage enthalten
— Er bedankte sich fDr die Ehre und Confidenz, die B. Ch. D. ihm
mit der beschehenen Tertraulichen Communication erwiesen i wollte
derselben darauf nicht vertialten, wasgestalt era gut und nöthig er-
achtete, dass das Kaiserthum von dem Hanse Oesterreich bei dieser
Zeit abgewendet würde; dann weil es eine Branche von Spanien,
welches bei der widrigen katholischen Partei eine starke Inflaenx
hätte und gleichsam derselben Säule und Aufenthalt wäre, so wären
alle Evangelische dabei interessiret, dass eine solche Dignität tmd
Macht nicht in solchen gefährlichen Händen bleiben möchte. Er wllsste
auch wol, dass es bei den Herrn ChurfUrsten des Reichs bestände.
A-nOO<^IC
Abtehnang der Rrone. Aodieai bei Cromwell. 767
eine glfleklicbe VerSndening darin rorzunehmen, und er wolle seines
Theils wnnaclieii, dass er wisseo möcbte, durch was Mittel er zu einer
oder ander ihrer gaten Intention contribairen konnte; dann es hätte
auch Frankreich deswegen Anregnn^ bei ihm thun laasen. — Wie
die Saoben aber annoch bewandt wären, mBsste er dafUr halten, das«
er bishero nicht mehr noch besser hätte thun können, als dasa er den
Krieg wider Spanien mit Macht continuirt hätte. Daneben thäte er
jetzo seinem Alliirten, der Krön Frankreich, wirkliche Assistenz mit
Ueberlassang guter Völker. Mit Niederland wäre er zwar noch nicht
verfallen, er erwiese ihnen dennoch oder wflrde ihnen erweisen (das
englische Wort, so er gebraucht, bringt beides mit), dass er kein Be-
lieben in ihre Proceduren hätte; er hätte ihnen biezuvor geschrieben
wegen I. Mi^. in Schweden und sie ron allem widrigen und derselben
hinderlichem Vornehmen dehortiret; dei^leichen hätte er gethan an
den König in Dänemark; an den GrossfOrsten in der Moskau hätte
ers auch £. Ch. D. halber thun wollen-, weil er aber so weit von
demselben abgelegen wäre, dass sie einander nicht wol bereichen
köDDlen, wUsste er nicht, was es fDr ein Effect wttrde gehabt haben ; er
müaste aber bekennen, dass mit dem Krieg wider Spanien und mit
der Assistenz, die er seinen nächsten Nachbarn und Alliirten thun
mttsste, die Gasse bei ihm so angegriffen wäre, dase es fast alles ge-
wesen wäre, was er hätte thun können. Und das war die Ursach,
warum sie mir nicht eher auf mein Memorial Antwort gegeben hätten,
dass er nftmlicb nicht hätte finden können, auf was Weise er E. Ch.
D. in dero Begehren ein Genügen thun könnte; er sehe auch fUr der
Hand noch nicht, wie es wttrde geschehen können ; er hätte den
schwediachen Miniatris, so oft sie ihn um dergleichen begrttsset, eben
dergleichen Bescheid gegeben. Würde aber die göttliche Providenz,
die alles .regierte und insonderheit Über sein Volk ein wachendes Auge
hätte, ihm einige Mittel an die Hand geben, worinnen er E. Ch. D.
particulare Dienst und Freundschaft thun könnte, so möchten Sie sich
alles dessen zu ihm versehen, was Sie von einem guten Freund und
Alliirten (des Worts gebrauchte er sich) zu erwarten hätten.
Ferner liessen S. Hoheit sich mit mir in Discurs ein, fragten,
auf wen wol die künftige Wahl fallen möchte; Sie hätten Nachricht,
dass [. Dchl. Erzherzog Leopold, weil er ein Herr bei Jahren und
ohne Erben wäre, auch nicht leicbtlich heirathen möchte, grosse
Apparenz dazu hätte, und dasa der König in Ungarn zugleich römi-
scher König werden sollte. lugleicben begehrten Sie zd wissen,
ob Churbaiern oder jemand von dem Hause Hoffnung dazu haben
Aj.oo»^Ic
738 ^'' BrftDdeobnrg aai England.
machte,' item ob Cburbaiern eine Arm^ formirte', wie CbureaehBen
besinnet wäre; was E. Ch. D. eonderlicbea dabei tbim köDnten. lek
fiag:te, wenn die Mittel nur zureicben wttrden, dass Sie Ihre Amte
verstärken und unter Ihren Freunden agiren kOnnt^i, wie Sie wolUen,
Bo wOrde man Bchon erfahren, wie conaiderable Sie hierin sein wür-
den. Sie baten darauf, ich möchte die rationes coosideriren, die ^
mir gegeben hätten etc.
Heate sind verschiedene Leafe, wie Damentlicb Qeorg Fleetwood,
der Schnr&herBbruder des Protectors, bei Scblezer geweBen, ihm aozndeateo,
dasB die abschläglicbe Antwort nur für's erste gelte, nad dass alles gui
anders werden würde, „wenn der Estat erst würde gerasst seia"; jetzt stüsd«
es mit dem Parlament noch so, dass es „mit demselben wegen des ktfoigL
Tituls ziemlich hart hielte", der Protectar könne sich fQr den Aageoblick
nichts weiter aufladen, habe aber den besten Willen fUr den KurfUrsteo.
Es eeind inmittels die Gedanken dahin gangen, man wollte dem
Herrn Protectori das Dilemma fdrstallen, ob er nach den GesetHii
des Landes oder mit dem Schwert regiren wollte; erwählte er das
erste, so kSonte er eich des König!. Tituls nicht weigern; im Fall ihm
aber das andere beliebte, möchte er mit seiner Ann^ und den Gene
ralmajom sehen, wie er Geld bekäme und wie lang daa Begimeot
währen wUrde.
Man vermerket auch, da«s die Juristen hierunter sonderlidi
spielen; dann obgleich sonst ein Expedient zu finden sein möchte, dus
die Regierung auf die Eönigüche Maniere unter dem Namen des Herrn
Protectoris gefDhrt werden könnte, bilden doch diese den Leuten ein,
dass niemand seiner Possession wtlrde verBichert sein können, wann
nicht der Titul des Königs flberall gebraucht wtlrde; dann die Ge-
setze redeten von demselben und von keinem andern, und an deitn
Buchstaben hätte man sich zu halten, oder es konnte endlich alles
contravertiret werden.
Die Armie oder ein Theil derselben hat hergegen eben am ver-
gangenen Freitag eine Requeste dem Parlament präeentiret und denen
Inhalt durch ihre Deputirte für der Barre oder Schranken mOndlich
eröffnen lassen, wodurch sie gebeten, das Parlament wollte in des
jdnyGoOt^lc
Cromwell und die oene TerfuBoag. 769
Intnittels wird darfiber murmuriret, dass man mit PrAeeotirung einer
Summe von 1900000 Pfd. Sterl. ') und darüber sieh noch nicht einmal von
der arbitrary Macht der Macht [leg. Milice?] und der General-M^om
abkaufen kdnne. Etdiche halten auch dafür, das» die projectirte
Verfassung mit so ansehnlicher Revenue, als kein König fär diesem
grehabt, ein Bissen sei, der auch wol andern, die eben so nahe Recht
als der Herr Protector dazu haben, einen Appetit erwecken möchte.
S. Hob. selbst aber scheinen sich zu besorgen, dass unter einer so
liberalen Präsentation etwas anders stecken möchte, und dass die
Herren Juristen, wann alles praecise nach dem Stylo ouriae sollte ge-
richtet werden, leiehtlich auch darin ein Fflndlein erdenken und ihm
allerhand B&ndel machen möchten; gedenken derhalben Ihre alte Ca-
meraden, ob sie gleich nicht Vomehmens sein, etwas thäüiches wider
Sie anzufangen, nicht zu disgustiren, und hoifen, daes die auslHndiscben
Affairen die GemUther wol endlich zufriedenstellen und vereinigen
werden.
Memorial Schleyers an Cromwell.
Der Korfüret iKBst den Protector ersnchen, ihm seine AoBicht darüber
zu eröffneo, „qaid in praeaenti S. Rom. Imperii Statn eligeodoqoe qoam
primnm novo Imperatore rebus rationibusque Augliae qaam mazime expediat".
Zugleich erinnert Sehlezer nochmals an die in dem vorigen Memoritil aas-
gesprochene Bitte om Sobsidiea. —
Der KnrfBrst an Sehlezer. Dat. Königsberg 31. Mai 1657.
Sofero niao englischer Seits die Sache statt auf Subsidien, auf eioe 31. Mai.
Anleihe zn wenden sucht, so soll Sehlezer sich darauf nicht einlassen and
vielmehr nochmals auf erstere dringen.
Scblezer an den KnrfUraten. Dat. London 22. Mai st v. 1657.
[Die oeae VerfaBeaDg. Pamphlet gegen Cromwell. Die katholische Propaganda
in England.]
Am 19. Mai ist beschlossen worden, die von dem Parlament entworfene l. Jooi.
Begimentsform gaoz beiznbehalten aod einsnführeD, nnr dass der Name des
Protectors an die Stelle des £Onigs tritt. Das wird hoffentlich das
Ende der hiesigen Wirrea sein.
Es ereignet sich dennoch inmittels unter den fanatischen Schwär-
men) eine solche unversöhnliche Verbitterung der GemUther, dass
■) Als Jahres budget in der neuen Yerfassnog; vgl darüber die Rede Crom-
wells am 21. April li;57 bei Carij'le IV. 135 IT.
Hain. i. OokIi. d. Qc. Kurninisii. Vll. 4y
yGoot^lc
770 ^I- BrsDdeobnrg ood EajilsDd.
neulioher Ta^n eine ^tlige Chartek auf öffeDtHchen StraBsen, aneb
hin und wieder in den Pl&tzen and Hftuaem ausgeBtrenet worden, da-
rinnen die dreierlei Qnflstionen gar scharfeinnig and mit einer ge-
lehrteo Feder debattirt werden: 1) ob der Herr Protector nicht ein
Tyrann sei; 2) ob demfolgig nicht ohne einige Solemnitit Justiz ttber
ihn könne getban, oder, rund heraus lu sagen, ob er nicht ohne Ce-
remonien anf eine oder andere Weise könne und mßge ums Leben
gebracht werden; 3) ob solche That nicht ein rflbmliohea and der
ganzen Nation erspriessliches Werk sein würde. Diese Schrift ist
unter dem Mamen eines Wilhelm Allen mit einer posairUchen Pne-
fation dem Herrn Protectori selbst dediciret and S. Höh. darin ermah-
net worden, dass Sie als ein guter Hirt sein Leben für die Schaafe
willig lassen und sich für einem so löblichen und nötigen Tod nicht
entsetzen wollen.
Es spielen aber onter diesem und andern dergleichen aufrAhre-
rischea Bflchem und Tractätieiu obn Zweifel die päbstische Emissarii
ihre Person, deren dann eine solche Menge albie Torbanden, dass,
wie ich neulich gegen einen Tomehmen Catholischen erwähnte, von
andern gehört zu haben, dass wol in die 1500 rSmische Prieater hie
im Lande sein sollten, sagte er darauf, dass fast so viel allein hie in
London sein möchten; und hat man in Spanien obserriren können,
dass die engelftndische Seminaria daselbst merklich erlediget und
eine grosse Menge der engeUndischen Jesuiten berOber gesandt wären,
die unter den Namen der Millenariorum, Quäker und anderer Sectirer,
auch wol der Juristen, die albie viel vermögen, passiren und die
Leute mehr und mehr zerrUttfin.
Schlezer an den KurfÜrBten. DaL London 29. Mu st t. 1657.
[BugÜBcber Sieg bei den CenarieD- Schleier ale Verrasser •iner eDgUecheo Bro-
chSre über die dentache KBieerwahl.]
i. Zorn gnteo Omen (flr die neue Regtemogsform iet die Nachricht von
dem Siege des Admirals Blake bei den canarl&chen loseln eiagelanren. ')
Inmittels aber bin ich von romebmen Leuten zu Hofe ersacbet
worden, in Form eines von aussen kommenden SohreibeoB einen Dis-
cours aufzusetzen, worinnen erwiesen würde, wasgestalt England bei der
künftigen Kaiserwabi merklieh interessiret wäre und derhalben Ur-
sacb hätte, dei\jenigen Potentaten anter die Arme za greifen, die ein
solches Werk zu einem guten Zweck wttrdeo dirigiren helfen kdnnen.
Sothanen Discurs seind sie Willens in engeUndiscber Sprache Qber-
■) Sieg bei Santa Oras auf TeneriffA über die epaDieche Flotte md 3a April 1667.
i:a,t--r.d .*^-.00<^IC
Pamphlet Kathol. Propaguida. BroiohSre 7. Schi. Sabsidien. 771
setzen zu lassen und dem Herrn Protectori selbst zu pr&seotiren.
Ob ich mm gleich unterschiedliche hieber gehörige Argumenta sowol bei
Sr. Höh. selbst als in einem Schreiben an den Herrn Präsidenten
angezogen, so bab ich mich doch dahin bequemt, dass ich die Sache
ein wenig weitlftufldger deduciren wollen, und bin jetzo begriffen, es
zu Bberseheo und mundiren zu lassen.
Schlezer an den Kurfllreten. Dat. London 1. Juni st v. 1657.
[EöDigliehe Etikette. Die erateo Hünien des Protootori.]
Der Protector beginnt in den Formen des Königs bei dem ParlameDt 11. Juni,
safzntreten and daseelbe wie ein Haus der Oemeioeü zn behandeln. Die
Horieute nennen ihn nicht mehr Mjlord sondern Sire; heate sind die ersten
Gold- uDd Silbermünzen ausgegeben worden, mit des Protectors ßrastbild
ond Namen, den Wappen der 3 Königreiche und dem Löwen der Familie
Cromwell mit der DeriEe: „Heu ntn moritarv» mild odimet nemo".
Schlezer an den KorfUrsten. Dat London 5. Jnni st. v. 1657.
[VeriiaodlDDg aber die 8nbBidienf>age; Thorloe venreiBt anf die Rosten dea apani-
scben Eriegea; DieenesioD darüber. Die Broschüre Scbleters über die Kaieer-
wahl. Eine Schrift von Daraens.]
Gestern eine Unterrednng mit dem Staatesecretär über die Subsidien- 15. Jani.
frage; der Protector, sagt Schlezer, habe Ihn vorerst abscbläglirb bc-
schieden; jetzt wäre nun die Verfaseangefrage in Ordnnng gebracht; nnn
sei es Zeit noch einmal anf die Sache znrückznkommen. Der Staatssecretttr :
Er kennte nicht eben sagen, was S. Hob zu thun gesinnet
wäre. Dieses aber wftre gnugs&m bekannt, daas sie keinen gewissen
Fundam oder affectirte Länder und Einkünfte hätten, womit sie die
Regierung führen und ihren Freunden Dienst tbun könnten, sondern
sie lebten alles von der Gemeine gutem Willen und ungezwungenen
Beiträgen; dahingegen hätten sie den grossen schweren Krieg mit dem
König in Spanien auf dem Halse und sie renneinten, dass sie dem
gemeinen Wesen nicht besser dienen könnten, als wann sie all ihr
Vermögen darzu anwendeten, dass dem Hause Spanien die Mittel be-
nommen möchten werden, wodurch selbiges den Evangelischen scha-
den und Abbruch thun und die päbstliche Tyrannei erhalten könnte;
es ^nge aber ein nnglanblicbes darauf und bliebe schwerlich etwas
nbrig, womit sie andern zur Hand gehen könnten.
leb gestand das erst gu- gen, fragte aber, ob es nicht eine Sache
wäre, wenn S. Hob. selbst nicht so flberflttssig versehen, dass Sie
andere mit Geld assigtiren könnte, dass Sie es mit dem Parlament
A-iOOt^iC
772 ^'' BrandeDbai^ und EdkUdcI.
communiciret und demfolgend aufs schleunigst Rath danu gescbaffet
hätte. Der Krieg mit Spanien hätte zwar als eine mächtige Diversion
seinen Nutzen; ausser dem aber dass andere Erangeliaehe noch zur
Zeit keine Besserung- davon empfunden, sondern dass ihrer viel ur-
theilen, England wttrde nur für sieh selbst Vortheil dabei 8cha£fen
können, so stunde zu bedenken und erweise es sich in der That, dass
es damit nicht alles gethan wfire, wenn man Spanien aliein zur See
angriffe. Denn ani^gesehen des etzliche Jahr her erlittenen Schadens
erschiene es genugsam, dass es demselben noch zur Zeit an Macht und
Mitteln nicbt gebreche, in Portugal, Italien, Flandern und andern
Orten ihren Feinden das Haupt zu bieten. Es wHrde demnach nicht
genug sein, dass man ihm allein die Geldmittel, die nicht so bloss in
den Indien besttlnden, abnehme, sondern man dienete sich auch zu
bemfihen, dass man ihm die Gelegenheit abstrickte, Volk zu bekommen,
80 viel er wollte; wann das geschehe, wQrde die Sache bald eine
andere Gestalt gewinnen. Und dazu wäre jetzo die Gelegenheit vor-
handen, wann |: das Eaisertbum bei eine andere Familie ge-
bracht:! wflrde.
Er replicirte darauf, England suchte sein eigen Interesse nnter
diesem Krieg nicbt mehr als andere, die heutiges Tages Gonquesten
machten; blieb inmittels sei seiner Meinung, dass, wann dem König
in Spanien die Silberflotten verhindert oder abgenommen würden, dass
ers alsdann nicht lang wttrde halten können. —
Ich wollte dieses weiter nicht dispntiren, sagte auch, dass £. Ch.
D. Generosität viel zu gross wäre, in S. Hob. wider dero gute Gele-
genheit zu dringen; gebrauchte ich meines Theils ein wenig mehr Im-
portunität darunter, als ich sonsten gewöhnet wäre, möchte ers der
Affection zuschreiben, die ich za ihrer Nation trtlge; denn ich klärlich
fUr Augen sähe, was es Sr. Höh. fOr Reputation und Advaotage draussen
geben wUrde, wenn Sie in den jetzigen Gonjuncturen dartbun möchten,
dass Sie sich Ihrer Freunde und Glaubensgenossen wirklich annehmen
wollten. — Er verhiess dajauf, dass er mir mit ehestem Antwort vom
Herrn Protectore förderlichst zu Wege bringen wollte.
Was sonsten wegen Englands Interesse bei dem jetzigen Zustand
des Rom. Reichs neulich aufgesetzt worden, ist in einer vertrauten
Toraehmen Compagnie verlesen, approbiret und ins Englische flber-
gesetzet, wird auch mit ehestem dem Herrn Protectori von einer Per-
son , die es sich sehr angelegen sein Iftsst, ffirgetragen werden. Es
kommt dabei gar wol zustatten, dass der Herr Duraeus eben jetzi*
ger Zeit eine kurze Abschreibung seiner Reisen und Megociationen in
A-nOO<^IC
Tborlo« n. CromwetI; der tpao. Krieg o. d. evugel. iDteresae. 773
dem bewussten Conciliationswerk hat auBf^efaeii laBsen, die er damit
eoncludiret, dass es hinfttro von England erwartet werde, ob sie sich
ihrer publiquen Profession oder solemner Verbindung zu BefÖrderang
der ProtestireDdeD Interesse gegen dero Widerwärtige gemäss bezeigen
wollen. — Diese Schrift ist anheute unter den Herrn des Parlamentes
ron ihm, dem Herrn Daraeo, selbst ansgetheilt worden.
Schlezer an den EnrfUrsten. Dat London 19. Jnni Bt t. 1657.
[AndieDB bei CromwetI 1 EveDgeliscbe Sjmpetbie Tdr den EarfäTeteD; dae Verdieoat
Englaede darch BebämpfoDg tod SpeeieD; Aoeicht über die Lage des iit>rdiacheD
Krieges; die Fransoflen io Italieai Eoitepietigkeit des Seekriegs gegen SpauieD;
vori&ufig OetdDDteretätsDDg unmöglicb; die Keisenrsbl. Schleser dringt tat
scbleaoiga Dnteratätsaiig. Scblesera Proposition.}
Zu Folge meiner den 12. dieses jfingsthin abgelassenen unterth.S9. Juai.
Relation hab ich ron dato an, sobald es die Gelegenheit gegeben, um
abermalige Audienz bei dem Herrn Protectore angehalten, auch
dieselbige gestern Nachmittag im Beisein des Herrn Präsidenten Lau-
ren tzen erlanget. Ich that die Proposition in Latein, des nebenlie-
genden angefährliehen Einhalts, und S. Hob. antworteten darauf, wie
folget:
Sie hätten vorhin zu mehren Malen gegen mir bezeuget und woll-
tens noch ferner thun ron ganzem Herzen, dass Sie E. Ch. D. nicht
allein als einen grossen und generösen Herren in allewege conside-
riret, sondern ihn auch deswegen sonderlich ästimiret und sich mit
dem GemUth an Sie rerbnnden hätten, weil Sie das gemeine erange-
lisebe Wesen mit einem besonderen Ernst und Eifer beherziget and zu
dessen Defenaion und Behauptung sich ziemlich tief engagirt hätten.
Gott selbst hätte durch die herrliche Victoria, die er den confOderirten
Prinzen rerliehen und durch dero wunderbare Erbalt- und Beschir-
mung Zeugniss gegeben, dass E. Cfa. D. löbliche Intention eine gute
nnd angenehme Sache fbr seinen Augen wäre, und Ihres Theits hätten
Sie sich mit einer sonderbaren Sympathie allemal höchlich dartiber er-
fVeuet, wann es I. Eon. M^. in Schweden und E. Gh. D. glücklich
ergangen, und hätten Mitleiden und Sorgfalt Ihrenthalben getragen,
wenn Sie in einiger Widerwärtigkeit und Difficultät gewesen wären.
S. Hob. rerhoffeten, es wOrde an allen Seiten erkannt werden, waa-
gestalt Sie an Ihrem Ort nichts unterlassen hätten, was zu Abbrach
des gemeinen Feindes der Protestirenden und Intercipirung dessen
indischer Schätze oder Ruin seiner Schiffe and Länder gereichet hätte,
und ohne diese notable Diversion wQrde das Haus Oestreicb Macht
A-iOOt^iC
774 ^'- Bnuidenbiirg tmA EDgUod.
and Kittel gu-ug ^habt haben, in Italien, in Flandern und an andern
Orten kräftiger za agiren, als es eine Zeit hero gethan hätte. — So
Tiel Sie informirt wftren, ständen der Cooföderirten Saehen auch noeh
so gar Bbel nicht; denn für erst hätte die göttliche Providenz den
Forsten von Siebenbürgen mit herzugebracht, die Polen könnten
zu keinen Kräften kommen. Der österreichischen Arm^, noch des
Muskowiters erwähnten S. Hob. nicht, sondern sagten nur, worauf Sie
eine besondere Reflexion hätten, wäre das dänische Wesen und da-
rin gelebten Sie der Hoffnung, Sie wollten bei den Miederländem . . .
so viel effectuiren, dass sie Dänemark keine rigorose Assistenz thnn,
noch sieb der Eron Schweden hinfOro so mächtig opponiren sollten.
An andern Orten standen die Sachen auch ja noch ziemlich wol;
denn er hörte, daas der Franzosen Dessein in Italien einen etwas
bessern Forlgang hätten als bishero. Ihres Theile continairlen Sie
den Krieg wider Spanien zu Wasser mit Ubergroasen Unkosten; denn
es wäre ein grosser Unterschied unter einer Ann^, die zu Land er-
halten würde, und einer Flotte in See; daher er denn ziemlich er-
schöpft wäre, und mUsete er da^enige 'gegen mir repetiren, waa er
dem Königl. Bchwedischen Ambassadeur zum üftern remonetriret hätte,
dass er nämlich gnug zu thun hätte, die Flotte im Gang und esse zu
halten. Ausserdem wUrde es mir so wol bekannt sein als ihm selber,
daes sie noch zur Zeit kein rechtes gefaeetes Gouvernement hätteu,
sondeni dass sie annoch fort und fort daran arbeiteten. Wann Ihr
aber Gott hienäohst einige Mittel und Gelegenheit darzu gebe, oder
dass ich Ihr eine speciale Ouvertüre thäte, worin Sie E. Ch. D. Dienst
thun könnten, und zugleich berichten wollten, wie es mit dero Zustaud
und mit der obhandeneo kaiserlichen Wahl beschaffen wäre, so wollten
Sie erweisen, dass Sie keine Complimente gebraucht hätten etc.
Schleeer erwidert, der Karfürst sei gleicbfalla von den besten Ab-
sicbteD, aber er känne sie mit seinen eigenen gane erEchäpften Mitteln nicht
durchführea ; von der Qegenpartei würden ihm die lockendsten Erbietungen
gemacht, nin iho herUberznziehen ; er müsse daher um Oeldunterstütznng bitten.
S. Höh. gaben mir zur Antwort, wenn ich mich so lang, bis das
Parlament fttr dieses Mal geschieden wäre, gedulden und mich als-
dann wieder an Sie adressiren wollte, würden Sie es gar gerne sehen;
denn Sie würden alsdann capabler sein, mir eine eigenHiebe Resolu-
tion zu geben als jetzo, und ich möchte versichert sein, dass ich nicht
damit sollte aufgehalten werden; Sie wollten es auch lieber Ihr selber
entbrecben, als es an einigen Dingen fehlen lassen, womit Sie das
gemeine Werk befördern könnten.
^aovGoOt^lc
AndisDE btii Cromwell. Enrpfftli. Fleetwoodi Motion. 775
leh bedankte mich ftkr die Erkl&rang and bat, S- Höh. wollten
dabei in ConBideratJon ziehen, daas Sie durch den Weg, der Ihr an-
gewiesen wflrde, vielleicht mit einer kleinen Summe mehr ausrichten
nnd grössere Reputation damit einlegen möchten, als an andern
Orten mit einer viel grösseren.
Sie nahmen diese Erinnerung wol auf und erliessen mich dem-
folgend mit aller Glltigkeit.
Proposition Schlezers ao Cromwell.
Nu* eine kurze An sein ao der setz ang, die anf den Hauptsatz hinaasbonimt:
Eo in loco res nostrae versantar, nt, nisi praesens anzilinm Ser**" Electori
Domino mso ClemB» adferatnr, optimi fideÜBsiniique amici Cels»'* V**, qni
mnltiB oezibns ipei jnncti snnt, qniqne mazimo tum in negocio religionis,
tum in promovendis Reipublicae bujus emolumentiB arertendisqne pericnlis
AR dami^B usui ipsi esae posaunt, rationibiiB snis quocnnqae modo providere
oblatasqae a nonnnllis conditiones accipere amicitiamque cum ipsis inire ac
colere necesse faabituri sint. — _______
Schlezer an den KarfUrsten. Dat London 26. Jani st v. 1657.
(Snbsidienfrmge. Enrpfälslsche GeeftodtBohafl. Gratiflcation für Thnrloe. Inaa-
gnratioD dea Protectors.]
In der Sobsidiensacfae keine neue Entscheidung; vielfache Stimmen 6. Juli,
sprechen dagegen, dass man überhanpt Geld ausser Landes zu Babsidien
schicken dürfe.
Nenlich ist ein burpfälziBcher Qeaandter angekommen, der ancb zn
Schlezer kommt und ihn um Beistand bei seiner Werbung (Assistenz gegen
Karbajern) bittet. Es Ist noch zweifelhaft, ob er admittirt werden wird.')
Schlezer hält es für nötig, dass dem Staatssec retär AnsBicht auf eine
anBchnliche Gratification tod Seiten des EnHUreten gemacht wird. —
Die Inangoralionsfeierlicbkeit des FrotectorB hat hente Statt gefandeo.
Schlezer an den Kurfürsten. Dat London 3. Jnli st t. 1657.
[TorMbtag Fleetwoods Im Pftrlameot fdr die Saclie der ETaDgelisobeo; Debatte
aber die GompeteDS des Parlameotea; Bnlacheidnog für den Frotector. Parla-
mentabesohlnBB. Yert^nng.]
Das Parlament hat sich bald nach geendigter Inauguration des 13. Jali.
Herrn Protectoris wiederum versammelt und sobald das Parla-
ment gesessen, der Lord Deputy von Irland, ist Herr Fleetwood,
Sr. Höh. Eidam, aufgetreten und hat die Vereinigung der proteatiren-
den Eirohen und dass sich die Nation den ansehnlichsten Vorstehern
') Wie epater berichtet wird, hat derselbeam 6. Aogast bei Cromwell
Andienz und wird mit frenDdlioheni Besoheld ohne eine formelle Zasage entlaBien;
aber vgl- n. pag. 783 f.
^aovGoOt^lc
776 ^^' BraDdeDborg nod Bn^uid.
derselben, so anjetzo drauBSfln in den Waffen begriffea wären, mit
Rath und Tbat beizuspringen wollen, declariren wollte, bewegtioh re-
eonunandiret. S. Exe. seind darin vom Herrn General Lambert,
jedoch mit der Restriclion secnndiret worden, dass es nicht rathsam
wäre, in einiger des Parlaments sohrifUichen Reflolutton oder Ordre
. . . sich der Beachirmung der Religion ausdrücklich anzumassen, noch
einiger jetzo kriegender Theile za erwähnen, sondern nur in terminis
generaliBStmis zu verbleiben, damit man nicht den geaammten Eattio-
lischen Anlass gebe, sich unter einander wider die Evangelischen und
insonderheit wider England zu verbinden, noch auch sonaten das Werk
gar zu ruchbar machte und zu grossen Esclat von sich gebe.
Der Seeretarius Status, der nach diesem geredet, hat sich denen
vorigen in allem conformiret und das Werk fUr gut christlich und
ralimlich gelialten, daneben auch bezeuget, dass er gar wol wflsste,
wie sehr S. Höh. darzu incliniret wären; als ein Hofmann aber und
als ein confidenter Diener Rr. Höh. hat er hiebei geftiget, er erachtete
es billig zu sein, dass mans derselben anheim geben sollte, was Sie
deswegen zu thun gesinnet wären; denn auch diese Sache eigentlich
ntr Sie gehörete und wtlrden S. Höh. schon wissen, was hierinnen der
Nation Ehre, Interesse und Wohlfahrt, auch der gemeinen Christen-
heit Anliegen erforderte.
Dieser ist wiederum von etzlichen andern, als dem Generalmajor
Desborottgh, des Herrn Protectoris Schwager, und ihrer mehr von
der Milice (denn mit denen hat man's vomebmlicfa angefangen gehabt)
assistiret worden. Sie haben aber dennoch so viel Widersprecbens
gefunden, dass man endlich die Sache ganz verwerfen und nicht da-
röber herumvotiren wollen. Worauf der Lord Deputy wider den
Ablieben Gebrauch zum andermal aufgestanden .... und wie sich
ihrer viel Über solche Infraction der Ceremobien des Parlaments for-
malisiret, ist er wider seine Gewohnheit und natürliche sanftmflthige
Complcxion, die ihn sehr beliebet machet, en coläre geratben und hat
mit solchem Eifer geredet, dass endlich beschlossen worden, man
sollte die Vota darüber ergehen lassen. Wie es darzu kommen, haben
sich die Gemflther dergestalt augenblicklich verändert, dass nemine
contradiccnte resolviret worden, man sollte das Werk Sr. Höh. auf-
tragen und derselben bester Maass anbefehlen.
Das Deeretum selbst ist obangedeuteter Ursachen halber in fol-
genden Terminis concipiret worden: Freitags den 26. Juni A. 1657
ist in Parlament beschlossen worden, dass Sr. Hob. dem
Herrn Protector als ein Desiderium des Parlaments sollte
Aj.OO<^li:
Fl«etffood* UotioQ. Coofarens über die Subaidieaf^age. 777
reeommandiret werden, S. Höh. wollten Belieben trage
alle christliche Devoiren, die zur Vereinigung der protc-
stirenden Kirchen möchten angewendet werden, zu en-
couragiren, und werden der Lord Deputy, der Lord Lambert.
der Herr Secretariua, General Desborough und Colonel
Jones ersuchet, diese Votirung des Parlaments Sr. Hob.
fOrintragen. War unterschrieben: Henry Scobel, Clerck
des Parlaments.
Nach Vollenziehung dieses ist mehrbesagtee Parlament auf Wie-
derzusammenkunfl gegen den 20. JanuarÜ näclistfolgenden Jahres von
einander geschieden. —
Schlezer an den Kurfürsten. Dat London 17. Juli st. v. 1657.
[Bevorstehende oäbere TerhsDdiDng mit der englischen ReftieruDg.]
Am 13. JdU ist der neue Staatsrath eröffoet worden. Gleii;h den Tag '27. Juli,
darauf hat man begonnen, die answärtigen Sachen und besonders die Bchwe-
discfae and brandenburgiEclie vorzanehmen. Hente hat der Staatssecretür
mir sogen lassen, daas Commissarien zor Verhandlung ernannt werden und
die Conferenüen näcbsCen Dienstag begtoDen Bollteü.
Ob nun die vorhandene Mutation in £. Ch. D. consiliis mir keine
Verhinderung oder Difiicultät in meiner Negociation geben werde,
und ob ich nicht von vielen Dingen gute und particuliere Information
werde TonnSthen haben, solches gebe E. Ch. D. zu reifem gnäd. Nach-
denken ich unterth. anheim.
Schlezer an den KnrfBreten. Dat London 24. Jnli st v. 1657.
[Conferena mit dem achwediachen and dem bra od enbargi sehen Gesandten wegen
der Snbaidien; Schlezera Vortrag. Ertappte Holländer.]
Am 22. Juli die erste Conferenz mit den ernannten Commissaren in 3. Aug.
WbiCefaall. Zaeret verhandeln dieselben mit dem Oenerallientenant und
schwedischen Berollmächtigten Baron Pleetwood, der knrz vorträgt, dass
es sich für den Känig von Schweden einfach um Schiffe und Geld handele.
Dann wird Schlezer hereingerufen — „da ich dann den Lord Depnty
von Irland, den Vicomtc Lisle (oder, wie der Name pronnnciiret wird,
Leyel), den Lord Strtcklaad nnd den Secrctarium Statna für mich ge-
fanden". Schlezer trägt gleichfalls sein Anliegen vor; die Commissare
nehmen es ad referendnm.
Der Vortrag Schlesers, in französ. Sprache, liegt bei; Inhalt wie
die früheren, besonders Bitte nm eine „prompte assistaoce d'srgetit et nomme-
ment de qiielque cinqnante milie livres Sterling". — „Les raison« et motifs
cy devant alleguez demenrent en leur vigeur, encor que ä. Alt. Elect. deat
„A^iOOt^lc
778 ^'- Brandeoburg uai Engluid.
preDdre qnelqae resolotion conreDoble Ha tempB pr^seot poor In ooDservfttion
de BOD estat, de aee terres et de ses sajete, peadant qne Sa Mf^'* de Snede
& troQT^ bon de retirer la pIns grande partie de Sod armöe de la Pologne
et d'agir separeraeot contre Son ennemy le Boj de DenDemark. Car eD
gagnaot da temps et ae coDBerrant boj meBme 8. Alt. Eleot se reod capable,
de servir un jonr le public avec tont plQB de force, selon Is boone intention
qn'Elle a ene toDBJonrs" etc.
Seitdem hat eine weitere Gonferenz noch nicht Statt gefoDdeD, Schlezer
iBt in gTosEer Verlegenheit, dasB ihm jede nShere Inatraction über die Be-
diDgDDgen fehlt, anter denen er über die englische Geldbilfe abBchliessen soll.
Ein Schiff ist aufgebracht worden, welches eine Anzahl spanischer Officiere
and eine ziemliche Quantität Silbers, was von der letzteo Silberflotte her
noch in TeDcrlffa gehalten wnrde, nach Spanien oder Flandern bringen
wollt«; sehr ansehnliche Beat«.
Richard Bradehaw, englischer Gesandter nach Moacan, an den
KarfÜraten. Dat Franenbnrg ^^^ 1657.
[TermitteluDg xniscbeo Schweden nnd dem CsarsD.]
10. Ang. Er sei von dem Protector abgcBcbickt, nm eine Versöhnung zwischen
dem Czaren und dem König von Schweden zu rerEuchcn; hierbei sei ihm
zngleich aufgetragen, den Enrfürsten im Namen des Protectors speciell zn
begrüBsen and ihm Beine Dienste anzubieten, falla er derselben bedürfe —
„B( qnidem Magnus Dox MoBcoriae ad nonnnllum praetensam titati sni de-
fectnm insnrreiit mibiqae hoc per Cancellariam Buom eignlficari cnraTit
Ego Tcro poting meae credo menti, sibi hnoc praetextam solnmmodo et
nnice eam in finem placaisae, quo tempas tereret et interim prias Daiaa
capitalis actionis exitam effectumve armomm utrinsqae Reg. M"> Saeciae
et Daniae experiretar, antequam qaaeqnae tractata cnm 8er»> ac Pof"
Saecoi'um Rege iniret." —
Der Kurfürst an Bradshaw. Dat Regiomonti 12. Ang, [sie] 1657.
12 Ang. Dank für den Grnss des Protectors; auch der Karflirst hat seine Ver-
mitteluug zwischen dem Czaren and Schweden angeboten; er mächte dies
mit erneuter Anerbietung dem Czaren ins OedSchtniss zurückrufen.
Bradshaw an den Knrftirsten. Dat Goldingen 1. Oct 1657.
1. Oct. Dank für den durch die Herzogin von CurlaniThier in Goldingen jüngst
erhaltenen Brief vom 12. Sept. [sie]. Er werde jetzt, sobald es das Wetter
erlaube, zu dem Czaren aufbrechen, dabei die geäuEserteii Wünsche des
Kurfürsten !n Acht nehmen und seiner Zelt darüber Bericht geben.
^aovGoOt^lc
Oeasodtachall Bradshawa. Aoleihe oder Sobeidie.
Schlezer an den Knrittrstea. Dat London 7. Äug. 1657.
Der Generalmajor aep80Q[Jepbeon] wird an deuEänigvoDSohweden, 11. Aag.
Hr. MidduB [Meadow] an den von Diuie mark gCBchickt. Der erstere soll
anch zu dem EarfUrsten kommen.')
Schlezer an Waldeck. Dat London 7. Ang. st v. 1657.
(Arole. Arch.)
[Aoleihe eher 2a hoffen all Sobsidie. Engliaehe Beschwerden über die Nieder-
länder. Wae man von dem Earfürsten erwartet-]
Bedauert, daas er keine Vollmacht erhalten, mit dem Protector iiberll. Ang.
eine Anleihe za verhandeln, sondern dass der Kurfüret nnr, ohne von
einer ReBtttnimng zn eprechen, ein Snbsidiam begehrt. Unter dieser Be-
dingang wird man sich hier schwerlich dazn verstehen, besonders —
weil es auch handg^reifiioh ist, dasB der Krieg mit Spanien nimmer
mehr Trird können aosgeftthrt werden, so lang die ^Niederländer, unter
was Prätext es auch sein möchte, sieh der Transportation des spani-
schen Silbers und allerhand diesem Staat nachtheiliger Zufuhr unge-
scheoet anmassen. Man gedenket derhalben nar auf Gelegenheit, den
Handel ihnen dermaleina zu sperren, und weil solches nicht wol wird
geschehen können, als dass man einander wieder in' die Haare ge-
rathe, so wird das Geld desto mehr mesnagirt
Wie es aber auch endlich mit meiner Negociation gehen möchte,
merke ich doch wol, dass man Sr. Ch. D. die Condition, bei der Königl.
Schwedischen Partei zu bleiben, mit dem Hause Oestreich sich nicht
ZQ engagiren, gestalten Sachen nach Ihre Waffen, wohin es die Con-
foederirte gut möchten finden, zu kehren und dergleichen werden für-
gestellet werden. Denn dahin bemühet sich der hiesige französieche
Ambassadeur (der mir sonst wo! vieler Ursachen halber, sowol als
der sohwediBohe Fleoipotentiarius treulich assistiret), dass ein advan-
tageuser Beding fOr die ganze Parthei dabei möge gemacht werden.
Er könne nicht lünger in England bleiben, wenn nicht Anstalt gemacht
verde zn seinem Unterhalt.
■) Sbid Credenzbrief HD deo Rarrürsten, vod Miltoo verfasst, in desBen Litte raa
B SenalDB Anglicani, Cromwellii Richardique ad diversos in Europa PHii-
cip«8 et Reapablicaa exaratae (ed. Pritiue. Lipa. 1690) pag. 213. Daa Origioul
Im Archiv vorhaaden; das im Dnick fehlende Datam iat 20. Ang. 1657. Gogeo-
gaaaichoet von Jo. Thorloe.
^aovGoOt^lc
780 ^'- Bru>deDburg uod Eoglknd.
Suhlezer an den KnrfUrsteiL Dat Rasliall 12. Äng. sL v. 1657.
[üie SeodnDg JephsoDS ; von ihrem Erfolg der Bescheid «bhiogig; LaDduraotb«IL]
22. Aug. Heide unvor^reifliche Heinang ist dabei [bei der Sendang Jeph-
fions an Karl Gustav] gewesen, dass es fürnebmltcb za Reconcilia-
tion beider kriegender Theile angesehn sei. Dabeneben muaa ich
aber dennoch auch dafUr halten, dass S. Höh. Fttrhabena sei, höchstged.
I. KOn. Mty. ihre Concepten wegen generaler Vereinigung der evan-
gelischen Potentaten und Mächte zu communiciren und demfolgend
einen Scbluse zu machen, wie sie sich gegen einem jedweden abson-
derlich comportiren wollen.
Es ist mir allezeit von guter Hand zu verstehen gegeben worden,
dass ich, ehe und bevor gemelter Qeneral Hi^or bei I. Kön. Hiy.
wDrde angelanget sein und etwas gründliches zurttckgeBchrieben haben,
auf einige speciale Besolntion mir keine Rechnung zu machen haben
wDrdo. Mehrbesagter Person Verschickung aber ist nun, wie ich vernehme,
wiederum bis zlt Ende der nächstkünfligen Woche differiret worden —
er habe sieb deshalb ebeoso wie der schwedische Bevollmächtigte fUr einig«
Zeit aufs Land begeben, «owie der Protector aach meist in Hamptoncoart
sieh aufhält.
Schlezer an den Korftiraten. Dat London 28. Aag. st t. 1657.
[ÜDlerreduogeD mit MiltOD oud Tbortoe; goDeigle GesiDDDDg, aber kein Geld.
Sendaag Jephaons. Schlezer droht mit einer politischen Wendang des EorfortUn.
Jephson. Headow.]
7. Sept. Nachdem ich mein jüngstes vom 20. dieses aus Rushall an E. Cb. D.
untertb. abgehen lassen, bin ich nicht allein von wegen des Secretaiü
Status Herrn Thurloe advertiret worden, dass er ein und anders
mündlich mit mir zu communiciren hätte, sondern es hat mir auch
der zu den ausländischen Affairen bestellter Seeretarius Hilton zu
wissen gethan, dass etwas im Rath fUrgangen wäre, so E. Ch. D.
concemirte. Ich habe mich darauf sofort wiederum anhero begeben,
wiewol ich gross Bedenken getragen, ehe und bevor der gnäd. ver-
sprochne Wechsel würde ankommen sein, mich dieser Orten viel sehen
zu lassen, und habe fUrerst von dem Secretario der auswärtigen Ex-
peditionen so viel vernommen, dass ihm anbefohlen worden, ein affec-
tionirtes Schreiben an E. Cb. D. aufzusetzen, darin derselben Eifer
für das gemeine Beste und Ihre Beständigkeit bei der Königl. Scbwe*
dischen Partei gertlhniet und Sie in terminis generalibus Sr. Hob.
Freundschaft und möglichster Dienste versichert würden. Dieses
A-nOO<^IC
SendDQg Jephsoog. ÜnterredaDK mit Hiltoo nnd Thurloe. 7g]^
Schreiben hat dem General Major Gepson mitgegeben werden sollen,
dass er*» nach Gelegenheit der Sachen E. Ch. D. zuschicken oder
selber flberliefem sollt«; denn, wie ich höre, hat es sich auf ihn re-
feriret
Den Secretarium Status sprach ich noch desselben Tages en paa-
aant; weil er aber wegefertig war, zum Herrn Protectore nach Hampton-
cottrt zu reisen, ward die Conferenz bis Tolgenden Nachmittag aus-
gestellt
Wie ich mich nun zu bestimmter Zeit bei ihm einfand und des
Herrn Protectoris endliche Erklärung tu wissen begehrte, bezeugte er
gar hoch, dass es Sr. Hob. eine sonderbare Freude und GonsolatioD
wäre, E. Ch. D. bei der guten Partei unverrUckt engagiret zu wissen;
Sie dieneten und assistireten derselben tod Herzen gern, da^enige
aber, was ich im Namen E. Ch. D. deeiderirte, hielte bei ihnen sehr
hart und könnte zu keiner unbequemeren Zeit von diesem Estat ei^
wartet worden, als eben jetzo. S. Hob. aber wttrden sieh dennoch
zum böebaten angelegen sein lassen, und er, der Secretarius Status
(der hie fast alles vermag), wollte sich äusserst dahin bearbeiten, dass
E. Ch. D. nicht nur mit Worten contentiret, sondern einer realen
Freundschaft und Assistenz theilhaftig werden möchte. Inmittelst
hätte der Herr Protector seinem Envo^ä eitraordinaire an I. Königl.
Maj. in Schweden Ordre und Instruction gegeben, E. Ob. D. bei ehister
Gelegenheit aufzuwarten, und Sber dem würden Sie mir ein Schreiben
zustellen lassen, entweder bei dieser oder der nächsten Post, aus
welchem E, Ch. D. des Herrn Proteetoris guten Willen und Intention
mit mehrem ersehen würden.
Ich remonstrirte ihm abermal die hohe Nothwendigkeit einer un-
verzögerten Resolution und bat, er wollte sich erinnern, dass ich ihm
unterschiedliche Mal zuvorgesaget hätte, es wäre eine Veränderung
obhanden; denn wenn E. Ch. D. von diesem Estat keine Hülfe und
Beistand bei Zeiten genieesen könnten, da Sie aller andern Assistenz
von Schweden und Siebenbürgen entblösset wären, würde es niemand
Wunder nehmen müssen, wenn Sie sich ingleichen mit Hintansetzung
anderer Interesse zn demjenigen entschlössen, was zu Ihrer eigenen
ConBerration das Beste und Nächste sein würde.
Der Secretarius Status verhiess mir darauf abermal, da^s er, wie
seine Worte lauteten, alle Steine bewegen wollte, damit mir eine
speciale Antwort vom Herrn Protectore ehistes gewerden mOchte.
Wobei ich's denn dieses Mal habe müssen verbleiben lassen und
habe unterdessen Gelegenheit gesucht, mit besagtem General-Hajor
A-nOO»^lc
7g2 ^^- BrKDdeDbnrK und Engluid.
JepBon mich bekannt zu machen, damit ich E. Oh. D. desaen Cbt-
racterem unterth. geben und ihn zugleich zu derselben Dienst dispo-
niren mOehte. Seine vornehmste Qualitäten aber kommen mir Tor,
fBmehmlich militaire zu sein. Er hat dennoch die französische und
lateinische Sprach ziemlich, auch eine PoUtesae in dem Aeosserlicben . . .
[Aufzählung seines Qefolges]; im Obrigen wird er gehalten fUr einen
Mann, der es wol und aufrichtig mit dem gemeinen evangelischen
Wesen meine.
Der Oesandle nach DKuemark, Mr. Meddus ist gestern abgereist.
Schlezer an den Kurfltraten. Dat London 4. Sept st. v. 1657.
[Schweden und England. HanaeAtiBCher Gesandter. Scbreibeo dea Protectora-]
14. Sept. Eb wird jetzt sUgemeia gesagt, die MiBsion JephBon's sei, eine eogere
Alliance mit Schweden zu tractireD ; ein Bchwedischer ausserordentlicher Ge-
sandter Prlesendorf ist in London anwesend.')
Aach ein Syndicns von Hamburg, Licentiat Petersen, ist hier, an-
geblich priratim, aber wahrscheinlich doch im Auftrag der 3 Hansestiidte.
Das Schreiben an den Enrfürsten ist ihm noch nicht zugestellt worden-
er mag nicht darom drängen.
Eret nach Abgang der Post erhält Schlezer noch an diesem Tage
das Schreiben des Protectors.*)
Schlezer an den Karfttrsten. Dat London 26. Sept st t. 1657.
[Qerachte Sber des EnrTaraten Teratändigang mit Polen. Oeremonlalla.]
Seit drei Posttagen sind die answ&rtigen Nachrichten aasgeblieben }
man trägt sich mit allerlei Gerüchten, anch namentlich Aber den EurfUrBten
und sein Abkommen mit Polen.
Des Herrn Protectoris Schreiben vom 3. dieses will ich hoffen,
E. Ch. D. wol eingeliefert zu sein. Oass dasjenige, so daran mOohte
desideriret werden, nnr des Canzelisten Unbegriff und Nonchalance
deren, die Acht darauf haben sollten, nicht aber dem Hangel gebah-
render Aeatime bei Sr, Hob. zuzuschreiben sei, wird E. Ch. D. aus
dem Brief, der dem Oeneral-H^jor Jepson mitgegeben ist, erscheinen;
denn der fängt an : SereniiMime Princept, amice ac foeäerale ^arittime %
und aber dem, dass er respectueusement s^lisirt ist, endigt er sich
') Vgl. Pafendorf, Carol. GoaU». IV. (.82f.
*) Gednickt bei Milton, Litterae pag. 222.
*} Bei Milton, Litterae p. 213. 222 haben baide Briefe dee Protectora dieie
Anrede; die Originale im Berlfner Archiv haben beide nnr: Str^ Prnetft.
A-nOO<^IC
ScbwedeD a. EDglaod; JephiOD o. Fritseodorf. Vertrftg vod Wehlan. 7^3
mit der Conrtoisie: Serenüatit Vetlrae Sladioituitmu'}. Wie ich friig:te,
wanim der andere nicht auf die gleiche Weise eingerichtet wäre, enl^
Bohnldigt es der Concipist ftlrerat damit, daas er allein den Eingang
Ser"' Prmceps gesetst hätte, in Meinung der SecretariuB Status wtlrde
nnrei^essen sein, das Qbrige geziemend tu ordonniren, und sagte da-
bei, dasB sie die demonstrationes honoris ihren guten Freunden nicht
allemal ex formula gSben, wie bei ans io Deutschland, sondern dass
sie darinnen bisweilen rariirten, damit man desto besser erkennen
könnte, was aus Gewohnheit oder einer rechten Affeotion geschehe.
Alle Angen sind jetzt aaf die Vorg&age in Flaadern gerichtet.
Schlezer an den EarfÜrsten. Dat London 2. Oct st v. 1657.
[D«r WebUner Vertrag.)
GliickvanBch zu dem jetzt anthentisch gemeldeten Vertrag zwischen 12. Oct.
dem Karfürsten nnd PoleD'}. Der Protector maas über den Inhalt desselben
genau nnterricbtet werden, sonst wird es wol mit dem gnten Tertranen
hiesiger Seits bald za Ende sein.
Schlezer an den Knrfllrsten. Dat London 16. Oct st r. 1657.
[Biodmck des WehlMier YertrageB; Hinblick aaf dis K&iserwabL Beecbeid an
den knrprälziicben Gesandten ; eTaugeliecbe Vereinigung; Pension vom Parlament.]
Man ist hier z. Th. sehr perplex gewesen Über die Nachricht von den 26. OcL
polnischen Tractaten des Eorfürsten. Der Gesandte Hihrt dennoch fort, in
der alten Welse zn verhandeln, nnd schon ist die Stimmang wieder besser.
Heine nnterth. Schuldigkeit hat inmittelet erfordert, deren durch
den Freiherm von Schwerin mir angedeuteten Ursachen der Trac-
taten micli dergestalt zu gebrauchen, dass nicht allein meines Wissens
nichts darwider geredet wird . . , sondern es ist mir auch noch gestriges
Tages zu verstehen gegeben worden, wenn man versichert sein könnte,
dasB E. Ch. D. mit {: Österreich wegen der Election nicht engagiret
sondern sich dagegen opponiren wollten :|, dass man Ihr noch wol zur
Hand gehen und in der That erweisen wollte, in was hoher Aestime
man Ihre Freundschaft und vertrauliche Correspondenz hielte.
Der churpfalzisclie Envoyä, den man zu Hofe rechnet seinen
Depeeche bis aufs Recreditiv bekommen zn haben, ist dahin bescbieden
worden, wenn die deutsche Fürsten sieb recht zusammenthun und eine.
') Die Originale haben vielroehr in beiden Briefen um Schlnss die Conrloisie:
Veiltr bonai amieui Olirer P.
•) Wehlaoer Vertrag dat. 19. Sept. 1667-
D.qit.zeaOvGoOt^lc
734 ^I- BrandoDbarg ond Boglud.
gewisse Verfassung unter sich machen wttrden, wollte der Herr Pro-
tector mit hinein treten und das Seioige darzu thun; unterdessen wollte
er die Bezahlung der Sr. Cb. D. zu Heidelberg restirenden Pension
dem Parlament recommandiren und ihm nicht nur mit Worten, son-
dern mit der That Dienste zu thun beflissen sein. Es Terwnndem sich
ihrer viel darBber, dass S. Hob. sich so weit herausgelassen; ich bin
aber fDr meine Person von Anfang der Heinnng gewesen, dass, wenn
£. Ch. D. diesem Estat abgehen und nicht bei der Partei bleiben
wDrden, so würde es Chur-Pfalz zn geniessen haben; ja man wtlrde
vielleicht ein übriges bei ihr thun, damit mau die GemUther in Deutsch-
land nicht gar yerlieren mochte.
Schlezer an den KurfÜrateD. Dat Loudon 23. Oet st v. 1657.
(Der Korrüriit und die EBiserwahl; Schleier dringt anf Eil«; die eDgliache Be-
gieraog schon iDformirt über dea EurfürBteD Abaichten.]
2. Nov. Mao kommt aaf die Frage, ob nicht etwa in der Sache der Kaiserwabl
der Em Tiir.1t schoD für Oestreicb enga^iret ist, noch mehrmals mit BeBorgoiss
zurück.
Ich hielt dafUr, es wUrde deroaelben unoachtbeilig sein, wenn ich
ihm [dem Staatesecretär] dasjenige, so ich bei derselben Post durch
die gewöhDliche Correspondenz empfangen, dass nämlich E. Ch. D.
mit [Oesterreich] annoch nicht wol zufrieden wfiren, conununiciret h&tte;
gestalt ich ihm denn selbiges ans meinen Briefen vorhielt und daraoa
beschloss, wenn S. Hob. noch etwas zu tfaun gesinnet wären, wäre es
hohe Zeit, und wflrde zu Vermeidung aller Weidäuftigkeit nötig sein,
dass sie sich rund gegen mir erkläreten, was sie zu prästiren ent-
BchloBseo wären, and was sie bergegeo von E. Ch. D. begehrten.
ludesB merkt Schlezer aas allem durch, dass man hier doch noch andre
Nachrichten über den Kurfürsten hat, and mao glanbt, dass er in der Wahl-
Bache doch mit dem Hans Ostreich schon in Einverständniss let.
Schlezer an den KurfÜrsteD. Dat London 27. Nov. st v. 1657.
[Schlezer ia grosaer Noth. Seine Verhaflaog wegeo Schaldea; alsbald wieder
befreit; SatisfBCtJoo für die Beleidigung ta fordern. Seine pecnniire Lage.)
Dass B. Ch. D. ich siedert dem 23. pass. nicht mit meinem untertb.
Schreiben aufgewartet habe, ist daher kommen, dass ich mit keinen
Worten die Perplexität hab ausbilden können, darinnen ich bishero
gestanden, wie ich nämlich £. Ch. D. hohe Reputation an diesem Ort
erhalten und zugleich verbergen sollte, dass ich oneraohtet meines ao
i:a,t--r.d .,*^-.00<^IC
Die Frage der EaiaeTwabl. SchleBrri Verbftflnng. 785
rielfältigen, dem&thigsten Remonstrirens, Bittens und Flebens, und Eu-
wider dero gaii. Vertröstungen, Zusagen und ausdrücklichen gegettenen
Ordre geld- und hnlflos gelassen worden.
Noch weniger kann ich derselben anjetzo nach Würden zu er-
kennen geben, wie ecbmerzlich es mir zu Herzen gehe, dass ich um
der in Ihrem unterth. Dienst gemachter Schulden halber den 24. dieses
albier auf offener Strassen arrestiret, in ein gemeines Cabaret ge-
fahret und von liederlieben Leuten mehr als scbimpflicb gehalten wor-
den sei ')• Zwar hat mein deshalb abgangenea Schreiben an den Se-
cretarium Status so viel zu Wege gebraebt, dass der Rath alsofort
zusammengefordert und die Resolution genommen worden, etzUcbe
ihrer Bedienten nebet einem OfGcirer von der Guarde and einer Rotte
Husketirer an das Wirthshaus zu schicken und den Baillif zusammt
seinen Leuten, wie auch den Koch, der die Permission, wegen einer
Summe von 130 Pfd. Sterl. mich anzuhalten, sub- et obrepticie mit
Verschweigung meiner Qualität von den ludicibus delegatis zu Wege
gebracht, hinwieder in Arrest zu nehmen und wegzuführen, mich aber
nacber Hause begleiten zu lassen. Gleich aber wie ich damit keines
Weges vergnügt sein ka^n, sondern E. Gh. D. halben viel eine höhere
Satisfaction zu prätendiren habe, also lass Ichs in E. Ch. D. und dero
ansehnlichen Hinistrorum hoehweisem Gutachten gestellet sein, auf was
Weise Sie vermeinen, dass dieser gelittene Affront solle reparirt und
ich hinwiederum in integrum restitniret werden.
Meines Tlieils hätte ich wol einen and andern Fürschlag zu than;
weil ich aber so unglückselig bin, dass dieselbe insgemein wenig atten-
diret, ja noch wol meine Schreiben gar anders ab sie gemeinet, aus-
gedeutet werden, muss ich mich der Aeussemng meiner Gedanken so
lang enthalten, bis ich vernehmen werde, ob und wie weit E. Ch. D.
hiedurch gnädigst affioiret, und was Sie prompte und ohne einigen
Verzag darin au thun gemeinet sein.
Es weiset sieb unterdessen selbst, dass Geld die Lose sei, und
werden E. Ch. D, sieh in keinen Ungnaden darüber verwandem, da
ich in Hajo und Junio mit 3C3 Pfd. Sterl. hätte kßnnen von hier
kommen, dass anjetzo zum wenigsten 6C3 Pfd. Sterl. oder 2503 Bth.
dartu werden erfordert werden.
Ich bin inmittelst nach dergleichen Despeot nicht Willeiu wieder*
um in publice zu compariren, ehe und bevor E. Ch. D. mir gnäd. zu
verstehen geben, was dero endliche und goäd. Resolution meioer Person
1 Von dieser VerbttfloDg Schleiers erz&hlt aacb Alliema IT. 186.
(•MT.Ji. QiKli. d. Or. KarrnntSD. VIL ÖO
A-nOO»^lc
7^g VI. IlraiKkiil.ur:; iiml i':ii);laml.
und Angclegenbeit halber sein mJigc. Werde es auch dcslialben nicht
thun können, dieweil meine Sachen in dem Hause, so ich biahero
bewohnet und nun daraus ziehen uiubb, glcichergestalt angeballen
werden. —
Iii den folgenden Wochen lebt Schlozor in völliger Zuriickgezogenheil,
und seine Briefe enth.ilten wenig von Belang.
Schlezer an den Knrfiirsten. Dat. London 25. Dec. st. v. 1657.
[Jophson An den Kurfürsten adresslrt. Die Stimmang gegen Braodenbarg Ter-
chlochlert. Die Snche dos Schiffers Dann. Bitte ihm Satiafaction za Terschag'i'n.
Downing nnch den Niederlanden bestimmt)
I. Dieweil ieli nicht allein durch Sehreiben eines E. Ch. D. Unter-
thancn, so ich bei des Herrn Protectoris Abgesandten, den General-
Major Jepson gebracht, sondern auch hicselbst in Erfahrung kommen,
daes gemelter Abgesandter von Sr. Höh. Ordre habe, zu E. Ch. D.
sich in Person zu erheben und bei Ihr dasjenige zu negotiiren, vns
man alhie dem gemeinen Wesen nlltz- und verträglich zu sein er-
achtet .... als wird es zu E. Ch. D. hohen Weisheit und GenerosiUI
gestellet, wohin Sie denselben bescheiden wollen.
Meines unterth. Theils hab ich Ihr nicht zu verhalten, dass nicht
nur wegen der erschollenen Separation E. Ch. D. und I. Kön. Maj.
in Schweden und was demfolgend weiter obhanden sein möchte, son-
dern auch über der von einem hiebevor genannten engelSnclischen
Schiffer geführten bitte™ Klage') noch ein ander Mescontcntemenl
Sr. Hob. und dieses Estats gegen E. Gh. D. vor und nach meinem
hiesigen Rencontre zu verspüren gewesen; von welchem letzten ich
■) Die Angelegenheit des englischen Schiffers Thomai Dann. Denelb«
war im Mai li>5T mit seinem Schiff, dem .Thomas of Ipswich*, noch Pillaa ge-
kommen; in Folge von CoaBictcn mit seinen Bootsleuten verlassen ihn diese, du
Schiff kommt darüber zn Schaden and erleidet endlich Schiffbmch. Dnnn «ird
dann in Königsberg gegen die Bootsleute klagbar, indem er sie zogleicb be-
schuldigt, werthTolle Stncke der Tachlndang bei Seite gebracht zn haben. Die
ensliBchen Bootelente aber sind von dem Commandantea von Pillau, Oberst Bill«,
^aovGoOt^lc
SenduD^ JephaonB. AchleEerB Affront. DaDo'ache Angelegeabeit. 787
durch zwei vertraute Leute, die aber sieh in specie nichts äussern
dürfen, bin advertire( worden; und ist es die eigentliche Ursache ge-
wesen, warum die Audience de cong6 (die ich als ein Verlassener
und der sonst keinen Rath und HOlfe mehr gesehen, E. Ch. D. hohen
Reputation der Gebtlhr vorzuBtehen und die bemach erfolgete Incon-
Tcnienten zu TerhUten, gesuchet) diiFeriret worden.
Der Knrrürst hat jetzt, venn der OeEsadte JephBon zu ibm kommt, die
best« Gelegenheit, nachdrücklich wegen der ihm in seiner Person wider-
fahrenen Beleidigung Remonstration zu tbnn; bei der Untersuchung wird
wot berana kommen, dass hinter dem bewussten Koch uoch andere Leute
st«ben, und „dass ich E. Ch. D. halben habe leiden müssen'^. Schlezer
verlangt, dnss der Koch condcninirt werden soll, „öffentlich an den Pranger
gestellt zu werden*' nod eine von ihm zn bestimmende Somme an die Armen
zu zahlen.
Der nach dem Haage destinirte Resident [Mr. Downing] hat neu-
lich die Prediger und Aeltesten der niederländischen Gemeine zu Lon-
don zu Gaste gehabt und u. a. sich verlauten lassen, er zöge hinttber
in wichtigen Geschäften ; denn S. Hob. wollten einmal recht verflachen,
ob es dem niederländischen Estat ein Ernst wäre, eich des protestan-
tischen Wesens anzunehmen oder nicht
Schlezer an den Kurföreten. Dat London 29. Jan. st v. 1658.
[ParlanieDtseröffDDng. Die Rede Cromwella am 25. Jaonar. Bio Tmctat über
cDgltBche Schiffahrt und Handel und über Erricblnng einer Bank. Die Regiemag
ancht eine Anleihe. Plan für die nächste Campogne.]
Das Parlament Ist am 20. Jan. wieder zusammengetreten. „Das zweite 8. Febr.
oder Herrenhana" ist damit zugleich, aber ohne alle Solcnoität, eröffnet
worden; C romwell in Person liess die beiden HÄoser zusammenkommen
nnd hielt eine kurze Ansprache an sie über die Lage des Staates, was
legen, habe er dieses desperate Spiel gespielt. — Bald darauf kehrt Dann nach
London zurück, wo ar gewaltigen Lärm schlägt über die ihm in Pillan nnd Königs-
berg vriderfahrone Unbill ; er berechnet seinen Schaden anf 1900 B Sterl. = 7600 Rth.
nnd fordert Schadenersatz 7on Brandenburg. Wie Schlezer im Febr. 165S
meldet, fand er in London Glauben und erregte grosse Eetrüstong gegen Bran-
denbnrg. Cromwell selbst richtete ein Schreiben an den Kurfürsten (dat.
Westroooasterii 18. Febr. 1658), worin er sich des Schiffers annimmt, sieb darüber
beklagt, dass die eidbrüchigen Bootsleute in brandenburgische Dienste genommen
worden seien, nnd nachträglich Satisfaction für Dnnn fordert- Indess wurde in
Königsberg die Abweisung der Dann'schen Ansprüche aufrecht erhalten; man
scheint dort überzeugt gewesen zn sein, dase der englische Schiffer ein Betrüger
war. Weitläufige Acten liegen über die Sache vor, die eich noch mehrere Jahre
hinzog; noch Karl II, verwendet sich im Jahre 166S für Denn bei dem Knr-
ffirsten; doch blieb anch dies erfolglos.
50* ■
.yGoot^lc
7gg Vr. Binudt'nburg und Ktiglnnd
danD TOD Lord Fieuoes „auf eine theologische Art nach der hrntigen
MuDiere dieeer Nation mit ziemlich scharfen Esprossionen wider Spanien'")
weiter ausgeführt wird.
Den 25. dieses .... ist man etwas näher zur Sache kommea, in-
dem S. Hob. beide Häuser des Parlaments zu sich in das Banquet-
Hau8 beschieden und ihnen daselbst mit einer lang:en und beweglichen
Oration den gegenwärtigen Zustand des ganzen evangelischen Wesens
filr Äugen gestellet, insonderheit aber die Peiplexität, darin der König
in Schweden theila durch seine öffentliche Feinde, theils durch andere
seine Widerwärtige, die, ob sie gleich der Religion zugethan wfcen,
aus dem Gottesdienst nur ein Gewerbe macheten, oder vielmehr das
Commercium ihren Gottesdienst sein Hessen, den König in Dänemark
wider ihn aufgehetzet, E. Ch. D. von ihm abwendig gemacht und den
offenen Feinden der Krön Schweden mit Geld, Volk und Schiffen bia-
hero Assistenz getban hätten, gebracht wäre. Demfolgend bat er sie
cruBtlich ermahnet und gebeten, sie wollten di^ Sache reifiich erwägen
und nur gedenken, dass sie sich, wenn der König in Schweden sollte
gedämpfet werden, von ihren Nachbarn nicht das Beste zu versehen
hätten. Es wäre derhalben von Köthen, auf mehr Geld und Schiffe
bedacht zu sein, damit man vermittelst göttlicher Hilfe das Werk in
einen andern Stand bringen und nicht zusehen und erfahren mflsate,
dasa von ihren Freonden einer nach dem andern aufgerieben und sie
zuletzt auch zu ungelegener Zeit angegriffen würden.
Zu dieser Proposition mag ausser den Devoirs der Königl. schwe-
dischen Ministrorum ein gedruckter nervöser Disenrs, auf was Weise
die englische Schiffahrt und Traficq in bessres Aufnehmen zu bringen,
und ein Banco wie in Niederland hiesiger Orten aufzurichten wäre,
nicht wenig geholfen haben. Er ist allzeit desselben Tags unter die
Herren des Parlamentes ausgetbeilt worden, wiewol er schon im De-
cember Sr. Hob. offeriret und von derselben an erfahrene Lente ist
remittiret gewesen. Es wird darin beschrieben die Notbwendigkeit
der Vermehrung der Kaufmannsschiffe in England, die Beschaffenheit
des engeländischen Handels tär dem Krieg und dessen jetziger Zn-
stand, die gegenwärtige Bewandtniss der niederländischen Commer-
ciorum, die Ursache warum dieselbe in kurzer Zeit so mächtig zu-
genommen, die Nutzbarkeit der Bank zu Amsterdam, der Pr^udiz
nnd Hindemiss, so den Engeländem daraus entstehet, und der Vor-
theil, den sie haben könnten, wenn sie gleichergestalt eine solche
Bank errichteten; wie solches anzufangen, und endlich worzu eine
<) Vgl. über die Rede ancb Oarl;l e. IT tca
^düvGoot^lc
Cromwell im P&rlsmeot. Schrift über Handels- a, Bankwegeo. Auflösniig. 789
englische Eaafmanneeourt hie zu Lande diCDlich. Durchgvhends Tver-
deo darin viel Mysteria des EaaffaandeU entdecket, und wird es auch
deswegen nicht unter die Lente gebracht. —
Man bemühet sich demnach gar sehr, ansehnliche Summen Geldes
aufzubringen und allerhand praeparatori^ zu machen. Es wird auch
rermuthet, daas der Secretarius Statue, auf welchem fast alles liegt,
sich deswegen aus Whitehall in der Still nach London rctiriret hahe,
damit er einen VorechusB von 100,000 Pfd. Sterling und hernach alles za
einer nachdrücklichen Action befördern könnte.
Es wird ebenmässig gesagt, man erwarte des Mone. l'Estrade
aus Frankreich, der mit dem Herrn Protectore wegen der künftigen
Campagne in Flandern tractiren, und dass Frankreich mit Gngelland
daselbst hinfUro zu gleichen Theileu gehen, die tlbrige und meiste
Macht aber gegen Deutschland wenden werde.
Schlezer an den KniftlrateD. Dat London 5. Fet)r. st v. 1658.
fDnterhauB gegen OberhaoB. Unerwartete AuflÖaDDg des Parlaineata.]
Das HaoB der OemeiceD hat, statt aaf des Frotectors neuliche Rede 15 Fvbr.
tinzngebeD, seiae Zeit seitdem meist mit Protestatiooen gegen das Herren-
haus hiogebracbti aus dem Oberhans sind mehrere ins Unterhaus über-
getreten und haben sehr bedenkliche Reden gefuhrt —
und ob zwar der ohgedachten wenig Leute Menses dergestalt balan-
ciret worden, dass, da man Ober einem und andern wichtigen Punct
votiret, die Suffragta gleich gefunden worden und also nichts nach-
theiliges hat können concludiret werden: haben S. Hob. das Werk
doch dergestalt zu Herzen genommen und die Beschaffenheit der Ge-
mOtber also angesehen, dass Sie gestern, den 4. dieses, sich unver-
muthens nur in einer Entsche mit zwei Pferden, damit Sie nicht
möchten erkannt werden, und ohne der Trabanten Gnarde, die Ihr
aber bald hernach gefolget und, wie man sagt, unter den Casacques
mit Pistolen sei verschen gewesen, nach dem Oberhaus verfuget, das
Haus der Gemeinen dabin erfordern lassen und nach einer kurzen
aber scharfen Anrede (worin er ihnen verwiesen, dass sie die bishe-
rige Zeit mit unnützen Disputen und mit vorsätzlicher Urastossung
de^enigen, was sie selbst gebauet und worzu sie viel Mühe gehabt
hätten, ihn zu induciren, hingebracht und etzlicbe Tage her mit sol-
chen Anschlägen schwanger gangen wären, woraus dieser Nation
mehr Unheil und Unfriedens in kurzer Zeit entstehen könnte, als er
ihr Friede, Sicherheit und Wolfahrt in so manchen Jahren mit Ver-
Aj.OOt^lc
790 ^'' BraiiduDburg UDil Bogkad.
giegsuDg so Tieleu Blutes, mit Anwendung so vieler Millionen und
mit uDgesparter Daraetzung seines Leibea und Lebens h&tto zu Wege
bringen können) ganz unvereeheoeT Weise diesolriret und von einan-
der bat geben lassen. S. Hob. haben unter andern hiebeigefQgt,
weil Sie wol verapüreten, daas Sie wenig UBIfe und Beistand in den
gegenwärtigen Coiyuncturen von ibnen zu gewarten bätten, mDssten
Sie sehen, wie Sie es sonsten macbteD; wollten aber Gott Richter
sein lassen, welcher Theil es mit der Prosperität der Nation und der
gesammten Protestirenden am besten gemeinet hätte ').
Für die nacbsten Zeiten sind die Briefe ßchlezers wenig and tod
geringem Belang. Von Subsidien oder Alliance ist zunächst nicht mebr die
Rede; es wird ihm nor aofgetragen, in der Angelegenheit des Schiffers
Dann die nätigeu Vorstellungen in England za machen. Im übrigen drängt
Schlezer daranf, ihm die Abreise ans England za gestatten und durch
Geldsendung zu ermöglichen. In Berlin geht man auf diesen Wunsch ein
und M. Dogen in Amsterdam wird angewiesen, ihm zum Behuf seiuer
AuHlösQug 3000 ßth. zu schickcü (dat. Colin a. Sp. 20. April 1658). Ob
dies geschehen, iet nicht ersichtlich. In dieser Zeit, wie es scheint, schrieb
Schlczer daa nachfolgende undatirte Memoire, fielleicht zur Einsendung
an einen der knrfiirstlichcn Räthe bestimmt.
Sehlezers Memoire über seine Erlebniase ala braudeuburgiaeher
Resident in London, o. D. [1658.]
1655 und 1656 Bei er „dergestalt an dem Chnrf. brandenburgischen Hofe
trautiret" gewesen, dass er seine Residentenstelle in Hamburg aufgegeben
und viele anangenebme Weiterungen gehabt hätte. Endlich entscbloss er
sich, nach England zu gehen, nm dort seiue „Fortune zu suchen". Trotz
aller erfahrenen Übcistände und „mitten in meinem höchsten Disgnsio" habe
er aber doch auch von dort her seine Dienste angeboten.
„Die Leufte hatten sich inmittels dergestalt verändert, dass, da man
kurz zuvor den Herrn Protectorem nnd diesen Estat feindlich gehasset, unter
andern eben deswegen, weil ich die Wahrheit davon bezeiget, mich perse-
quiret hatte, bo befand man endlich, dass man England von nStben bätl«
und ohne dasselbe in den wider die Krone Schweden zur Hand genommenen
Defensionswaffen uud der entworfenen oder wolgeschlosscncn Alliance mit
Niederland nicht fortgehen könnte; erinnerte sich auch zugleich, dass ich
wol eher durch Gottes Gnade Sr. Ch. p. nicht nnnützlich gewesen wäre,
darum revocirte man mich durch des Herrn Grafen v. Waldeck [Exe]
nnd den Herrn Tornoweu mit inständigen Schreiben gar eilfertig und in
üolchen Terminig, dass S. Cb. D. die nach Prenssen fürhabeodo Reise nicht
') „And I du dissolve this PurMomeiit! And let God be judge betweeo joa
and me!" Rede üromwulls am 4. Fubr. bei Carlyl», iV. lU»,
y Goot^ Ic
ÄurtöeuDg liue ParluDieola. Scblezer'eche Persoualien. 79]^
eher fortsetzeD wollten, bia Sie mich selber geEprocheu hätten. Ich kehrte
derohalben von Hamburg in der Eil wieder znrUcke uacher Berlin, ward
daselbst von höcbgtgcd. Sr. Ch. D. gar gnädig und von der ganzen Hof-
Gtadt freundlich empfangen; 8. Ch. D. entdeckten mir Ihr Fürhaben, mit
diesem Eslat Freundschaft zn machen und mich darunter zu gebrauchen;
fingen anch darauf an, durch Ihre Leute deswegen mit mir tractiren zu
JaBaeu. Die durften mir nun zwar aogesinnen, weil ich ohne das hieher
zn reisen gedächte, dass ich für ein Nichts Werth die Chnrf. Gesch&fte auf
mir nehmen sollte etc."
Schlezer verlangt 1000 Rth. für die Hinreise nnd das erste Jahr;
man will nur 600 Rth. zahlen, und Schlezer gibt darin endlich nach „und
machte meine Rechnung, dass ich anch nicht mehr als einen Jungen halten
und mich im übrigen nicht weiter bemühen wollte, als ich für ein solches
Tractement würde tbun können". Mit vieler Mühe werden dann 1000 Rth.
Wechsel zusammengebracht, womit Schlezer nach London abreist. (Sep-
tember 1655). Er hält ^ich znerst still und eingezogen; dann macht er sich
mit der holländischen Ambassade bekannt, die, wer weiss aus was für
Gründen, das Gerücht von einer bevorstehenden sotlennen Gesandtschaft ver-
breitet hatte. Indess Schlezer hält sicji zunächst nur als blosser Corres-
pondent, der zu sondiren hat; darauf lautete seine Bestallung mit 600 Rth.
Einige Monate später kam Instruction nnd Credenz, um öffentlich aufzutreten
— nur kein neuer Wechsel. — Der Staatssecretar Tborloe nahm das Auf-
treten Schlezers znerst nicht sehr angenehm auf; man hatte eine feierliche
Ambassade erwartet, nnd statt dessen erscheint Einer, „der dnre h die Hinter-
thür hereinkäme", wie Thurloe sagt. Trotzdem bewilligt der Protector
i'ine Öffentliche Audienz. Schlezers Bagage war in Hamburg durch nn-
günstigen Wind zuriickgehiiUen — er muss daher Alles neu anschaffen, und
die 1000 Rth. gehn so zu Ende. Nun folgten die ewigen vergeblichen Klagen
lim Geld, Die Geschäfte aber gingen gut; Schlezer gewann Beifall — nur
(so schrieb man anch von andern Seiten nach Berlin) wünschte man, dass
er sich etwas stattlicher in seiner Ausrüstung halten könnte. Schwerin
deutet ihm an, dass der Kurfürst wünscht, dass er seinen „Train grösser
und repntirl icher" machen sollte. (Mai oder Jnni 1ÖÖ6). Er wird nun ge-
nötigt, eine eigene Kutsche zn halten, und, da sein alter Wirth ihn nicht
länger behalten will, eine eigene Haushaltung einzurichten. Dann folgt
nach Isngen vergeblichen Bitten um Geld die Reise nach Holland (s. oben
p. 757); endlich Aufnahme eines Capitals dort, aber nur von 1200 Rth., die
eben ausreichen, die Schulden zu bezahlen. Dann weiter wie bekannt aus
der Relation nnd endlich die Arrestirung am 24. Nov.
Seitdem ist er durch übeles Gerede bei dem Kurfürstco in Ungnade
gekommen. Tornow schreibt zwar, es soHe etwas für ihji geschehen,
aber man behandelt ihn äusserst schlecht, und er muss mit seinen Credi-
toren allerlei Abkunfte treffen und hat jetzt noch eine sehr bedeutende
Schnldenlast. ^
In einem andern ähnlichen Memoire späteren Datums |c». März 1659]
erzält er dasselbe mit manchen Abweichungen.
^aovGoOt^lc
792 ^''- Braadeobarg ood EngUod.
Feiade am Berliner Hof haben ihn zn dem Entechlase gebrocbt, uacb
England zu geben ond die brandenbnrgischen Dienste zn qaittiren. Eben
im Begriff sich in Hambarg eiuzascbifTen , bekommt er eine Aarfordemng,
nochmals nach Berlin za kommen, wird sehr gnädig ron dem Knrlnrstea
empfangen nnd tibernimmt, ohne öffentlichen Charakter, gegen einen massigen
Gehalt, das Amt der Correspondenz uns London.
Sept. 1655 kommt er nach London; im 3. Monat darauf erb< er In-
stmction und Creditiv, nm als Envoyä in London anfzntreteu. — Dann
weiter über seine Geldaffniren, Verhaftung ttc.
Im Sept. verwichenen Jahres war er so weit, dass er in gebührender
Form einen 'Wechselbrief auf den Eurtursten selbst zog, nnd zugleich einem
gnten Freund Auftrag gab, sobald er erführe, dass die Bezahlung des
Wechsels geweigert würde, ein Schreiben einzugeben, worin er definitiv
seinen Abschiod verlangte.
Inzwischen erhält er von dem „Premier Mtnistre" ein Schreiben, worin
dieser seine Zurücksetzung bedauert nnd unschuldig danin zu sein erklärt;
zugleich tbeilt er ihm vertraulich mit, man habe ihn, Schlezer, am Hofe in
Verdacht „^s ob er Sr. Ch. D. jetzige Consilia nicht approbirte nnd dem-
folgend alhie zu Hofe nicht dergestalt agiret hätte, wie er hätte thun können
und sollen". Der Wechselbrief aber war bezahlt worden.
Schlezer erwidert, er sehe allerdings den Nutzen von des Kurfürsten
jetziger Politik nicht ein, habe daraus anch gegen ihn selbst, seine Minister
nnd seine Freunde am Hof kein Hehl gemacht Was aber die Verhandlung
in London betreffe, so sei er von Nov. 165T bis Aug. 1658 überhaupt gar
keiner partJcnlaren Commission gewürdigt worden, ausser in Betreff jener
„dummen odiosen Händel" mit dem englischen Schiffer (Dünn).
Einmal dann scheint es, als habe man wirklich die gnte Absicht, ibn
in anständiger Form su erlösen und zn befriedigen — aber schliesslich
kommt heraus, dass man ihm mit Gewährung einer geringen Summe zu-
mnthet, „dass er sich von hinneu wegstehleu, die Churf. Creditoren stecken
lassen nnd derjenigen Gnade seinet- und ihrethalben leben solle, die ihn
blühero aufs änsserste verfolget . . . anch die Maximen gehabt, dass man
auf solch einen ungewissen Estat, wie der hiesige, nichts wendee
sollte" — wofern er das nicht will, wird dem Residenten gedroht, ibn ganz
zu abandonniren.
Die Znmuthnng einer solchen „schimpflichen Retirade nnd Eschapade"
verwirft Schlezer als gegen seine Ehre nnd Gewissen etc.
Das Stück bricht dann ohne eigentlichen Srhluss ab.
^aovGoOt^lc
Schlezerache Penoonliuii. GeaAud tschaft Jupbso
Generalmajor W. Jephson an den Kurfürsten. Dat Wismar
3, Nov. 1657.
Zeigt dem Korfürsten seincD Auftrag an; er Eoll ihm die GrÜEse des 13. Nov.
frotectoTS überbringen ; zugleich wünscht der Protector zam Gedeihen der
evaDgelischeu Kirche nichts lebhafter, als ein anfrichtiges Zusammen halten
zwischen dem Kurfürsten und dem König von Schweden. Der Gesandte
bittet am Bestimmung von Ort nnd Zeit, wo er den Kurfürsten treffen kann.
Der Kurfürst jintwortet ihm dat. Cötn a. Sp. 8. Dec. 1657. — Jephson 18. Dcc.
erhält das Schreiben, als er eben in Begriff steht, in das schwedische Lager
nach Fühnen abzugehen, um gemeinsam mit Meadow womöglich zwischen
Schweden und Dänemark zn vermitteln. 1658.
Endlich nachdem der Friede zwischen den beiden Reichen hergestellt, 23. Apr.
schreibt Jephson Ton neuem dat Hamburg 13. April 1650, dass er nun
dea Wunsch und eben jetzt neuen Befehl des Frotectore habe, den Knr-
füreteD so bald als möglich zu eehen nnd meldet sich am Hofe an.
Propoaition JephaoDS an den RorfUrsten (o. D.).
Einleitung über die freundschaftlichen Gesinnungen des Protectors für
den KurtürBten und sein Wnusch in Qähcies Verhältuiss mit ihm zu treteu.
Er wolle den Kurfürsten weder mit einer langen Probe seiner Beredtsamlieit
belästigen, noch „avec les encomiastiques de Sa persoune".
Je ne tiendray pas plus long: tempB V. A. ä präsent, ei non que
pour Iny dire, qu'ä une autre commoditä j'ay des propositions k luy
faire de 1a part de mon maistre, qu'il a jngi eBtre de fort grapde
importanee non eeulement pour les interest comtnun de ta Retigioo,
mais dc8 ceus qui touehent de pluB präs k S. Alt. et Ses subjecte ee-
lon la coDstitution präsente de l'AUemagne."
Des englischen Gesandten Jephson bei der Conferenz Über-
gebene Punkte (o. D.), mit Unterschrift nnd Siegel Jephsou's.
[Kotwendig« Vereiaignog zwiecheu Braodenbnrg und Schweden. D[e Saiserwabl
vom Eam Österreich auf ein anderes ed briogen ; das allgeineioe, das branden-
bnrgieche nod das englische loteresae dabei. Bin Artikel für die Wahlcapitulation.]
1. Der Protector räth eine enge Verbindung zwischen dem Kurfürsten Mai.
nud dem König von Schweden.
Quod communis purioris religionis causae interBit, ut Cels. Sua
Regri Sueciae sc adjung:eret, nee cnm apertis ejusdem inimicis foedue
7'94 ^' BrsDileDburg uod EugUnd.
iniret, luce sua adco res clara est, nt illam dilucidare velle esset lu-
ceroam boIi accendere. ... At noiim diutiuB hisce meistere . . . ni
bene notum fnisset, nihil intcntatum relicturos vaferrimos homines,
quo taDdem, si fieri posBit, propoeitum ad optatum finem perdu-
caat-, quo eonfecto hoc tantum pro praemio Cele. S. forsan reportabit,
beneficium utpote Folyphemi Ulysai concessum, ut suorum uttimus
devoraretur; compertum est, qua fide agant cum suis haereticis.
Weitere Aasfiibruag darüber, nie gchädlich der gemeinen Sache eia
sc bwedisch-brandeDburgi scher Krieg werden miisBe, nod ebenso dem Epecielleo
Interesse des KorfürEtcD und seiner Lande.
Der Protector würde nur sehr angern der Freundschaft des Kurfürsten
entsagen; indcss ist der Gesandte der AnsicLt, dass solchen Falls er nicht
umbin können würde, Schweden zu Hilfe %u kommen.
2) Quod secundo loco proponeudum haheo, pertiuet ad Sacri Ro-
man) Impcrii Dominium, ut, si fieri possit, traosferatur in alteram do-
nium quam Aiistriacam, sub qua • satis diu tota laboravit Germania.
Res utut aonoullis videatur levicula, in qua tarnen praecipuum vestrae
quietis, libertatis et religionis momentam positum sit. Pacillinium
esset enarrare mala, quae sub potentia ista vero Hispaoica perpessi
cstis . . . Mon sane pulchrior occaaio esspectari potest, quam data
est, quum haeres Imperio destinatus mortuus sit et jure potestia sine
quavis injuria tos vindicare et habenas tali rectori committere, qui, si
non eadem rcligione vobiscum imbutus sit, tarnen talis reperiatur, ut
qui noQ tarn hostili odio Evangelicos omnes prosequatur.
Esto bella inde oriantur et quics Imperii paullulum turbetur: hac
tarnen via pax firma et sincera in posterum stabiliri potest, quae nun-
quam, dum pessiraarn istud hominum genus, Jesuitae, sceptnim
tenent, speranda. Bellum ob leves causas suscipi non debct, sed ut
indigne evitetur, quum pro aris et focie contendere DEVS exercituum
no8 evocat, nulla satis justa ratio reddi potest. Uteuuque res succc-
derent, melius tamen foret semcl quam semper mori et sub epecie
pacis et libertatis in majorem in dies detmdi servitutem et miseriam.
Non inficias ibo, quod rem suam cum communi ngat Dominus
mcus, dum hoc suadet. Bellum nostrum Hispanicum nemini ignotum
est, quod sane idem ferme existimaudum, ac si esset Austriaeum, in-
time adeo istarum dilionum prineipes inter se uniuntur. Sed hoc aflir^
mare licet, puriorem religionem non minimam fuisse causam, cur bel-
lum istud susceptum fuit et adhuc continnatur.
:t. Endlich bittet der Protector den Kurfürsten, dahin zu wirken, diiss
in die Wahlkapitulation aufgenommen wird ein Artikel —
.yGoot^lc
Jupheou iD BerliD. 795
quo cantum erit, ne Imperator, Electoree, Principe^ vel Status Gemia-
Diae (qui per pacitieationem Monasterieneem tenentur, Kegts Oalliae
bostee nullo titulo vel praetextu vel ullius coatroversiae bellive rati-
ooe contra illum armis, pecunia, milite, commeatu aliterve juvare), ne
sub praetextu bellum contra Angloe gereudi eese immisceant belli» iani
iu Flandria vertentibus, qaum Ü. Protector suppetias tantum et auxilia
amico suo confoederato illuc miserit. W. Jephson.
Reapouaum uomuie S. Sert"' Elect etc. d. 11. meua. Maji
A. D. 1658 datum.')
[VerbiaduDg Braadeaburga mit Polen. Anaweicheode Antwort über di« Kaiser-
wahl. Znatimmnag in Betreff des Kriaga in Fl&nduni.|
1. Der Earfürst habe bei der jetzigen Verwickelung wieder recht er- 'Jl. Mai.
Tahrea — „adeo connexas esse S. Ser*'' Elect. stataa cnm regni Poloniae
»tata rationes, nt bic concati aequeat, qaia S. Ser^' Elect. coUidatar". Das
meiste- Verdienst würde sich der Protector erwerbeo, weno er auf einen
baldigen Frieden zwischea den beiden Königreichen binwirktc; es wird bci-
läafi^ erinnert, dasB doch auch Polen seine Verdienste habe; „orbem Chris-
liannm a barbaris et infidelibas tot secalrs tegit propngnatque Folonia".
2) Quod ad secundum attinet, optandum quidem esset, tale caput
legi posse orbi Christiane, quod ob communia saera Advocatum re-
ligionis suae haberent Protestautes. Verum cum non unius haec res
xtt arbitrii, niei totam Imperii compagem Bolvere relit, S. Ser"' Elect.
secundum Icges fundamentales et instituta majorum id pro rite legi-
time<]ue concluso necesse est habeat, quod major pars Etectorum,
quam Catholtci constituunt, in rem communem censuerit. Pro mo-
dcmo Europae statu vel ipsorumoiet Protestautium intcrcssc reputat
tuta potius quam Bpeciosa sequi consilia nee ultra niti, quam ut pactia
Jureque jurando religionis indemnitati caveatur.
3. In dem dritten Punkt bat der Kurfürst ganz den nämlichen Wunsch
und bat seine Oe&andten schon darauf instrairt.
Schlezer an deu Kurfürsten. Dat London 16. Juli at. v. 1658.
IBoglund geoeigt zur Vermilloluog mit Schweden; aber Eile nöUg]
Ich vernehme von guter Hand, dass man zu Hofe sehr geneigt 26. Juli.
sei, der vor Kurzem schwebenden Weiterung zwischen E. Ch. D. und
■) Dieae Antwort schickt Hoverbecb (der sie auch coacipirt hat) dem schon
wieder nach dum Lager Karl Gustavs abgereieteo Gesandten nach. s. d Berlin
30- Mai IGö».
^aovGoOt^lc
796 ^'I- Brandenburg uail Eoglaod.
I. K. H. in Schweden durch eine kräftige Mediation za präveniren.
Ad meinem wenig^en Ort, weil es an £. Ch. D. Hofe, wie es eobeinet,
g:ut gefunden wird, dass ich dabei still sitzen und mich nur am Lebens-
mittel Ton einem Tag zum andern bektlmmem soll, habe ich des-
wegen weiter nichts zu erwähnen, als dass uneraehtet allem, was
draussen spargiret und fDrgegeben werden möchte, keine geringe
Confideuz zwischen I. E. M. in Schweden und dem Herrn Protector
zu vcrspDren . . . Was aber E. Ch. D. fOr OfGcia von diesem Estat
in Betrachtung der Gefahr, worin die ganze evangelische Partei an-
itzo stehet, und der weiteren ZerrDttung des gemeinen Wesens, so
daher zu besorgen, auch in Hoffnung, dass E. Ch. D. hergegen Sr.
Hob. und dieser Nation in einem und anderem ein VergnBgen geben
werden, zu gewarten haben möchten, die möchten, wie ich mich sehr
befürchte, dafeme sie nicht alhie ernstlich und mit guter Manier ge-
trieben werden, wol zu spät kommen.
Der Kurftrat an Schlezer. Dat Colin a. Sp. 3. Aag. 1658.
13. .Aug. Comp lim cnte für deu Protektor wegen der Gesaodtijcbart Jephsoo's.
Man steht ia Berathung darüber, ob es nicht aogemesseD sei, darch eiue
ExtniordiDBrgesaiidtKchafC zu antworten.
Zu Schlezers InforioBtioii wird ihm mitgeschiclit : „dasjenige was von
Verricbtiing von Unserer Oesaudtscbaß ia Druck gepnbliciret worden.')
Der Knrftlrst an Schlezer. Dat Colin a. Sp. 12. Aag. 1668.
(Conc. Schwerin.)
[VoratellDDg in inaebea aber dl« FeiudaeLgkeit der Lutheraner nud besoodera
der Schweden gegen die Beronnirten; ein Intheraniecbes Pamphlet gegen di«
Eteformirteu; schwedische ÜndDldeainkeit InsinnatioD au den Proteetor.]
j. Nachdem Wir Uns erinnern, was grossen Eifer der Herr Pro-
teetor bisbero Tor die reformirte Beligion überall erwiesen, und aber
dafttr halten, dass I. Eon. Maj. in Schweden der Orten ohne Zweifel
mtlsse contestiren lassen, als wann Sie jetztged. Religion nicht ent-
gegen wären, noch derselben von den Lutherischen kein Bedrängniss
zugeftiget würde (dann sonsten nicht zu vermuthen, dass der Herr
Proteetor dem Eönige in Schweden so viel Znschub leisten würde): bo
') Ba ist die brau den bnrgische Druckschrift über die errolglose Geeandtschaft
Schwerin's und Weiinan's au den König Karl Onetav nach Flensburg im
Juui lti58, worüber vgl Dropsen, III. 2 40^ n. and oben p. 132.
A-nOO»^lc
Beformirte niid LutbvraDer- ScLwediscbe rreesuren. Cromnell t. 797
haben Wir nötig befundeD, demselben und den Minirtris in England
TOD der wahren BescbafTenheit einige ErÖfTßung za tbun.
Befehlen Euch demnach gnäd., Ihr wollet data occasione denen-
selben ausfShrlieh rorstelleo, welchergestalt die Beformirten im Rom.
Reich nicht so sehr von denen CatholiBchen als denen Lutherischen,
und darunter vomehmlich von den Schweden, am meisten gedrScket
ffDrden, wie Wir denn nicht zweifeln, es werde Euch selbst genugsam
bekannt sein, was etzliclie Jahr hero in solcher Materie rorgcgangen.
Widerstand der Lathenscbeo gegen die AncrkcnonDg der Rcformirt«D
bei den wettfSlischeD Tractaten, and trntz der dort ansgeoprorhenen GleJi-li-
Oerecbtigung seitdem noeh immer anter schwedisrhem Si bnU Zuriirltsetzong
and Bedrückung der Reformirtcn.
Damit sie in England auch sehen mögen, wie die reformirte Re-
ligion, als wann sie vom Teufel herkäme, tod den Lutherischen, und
zwar denen, so Schutz von Schweden haben, besehrieben und aus-
geschrien wird, so than Wir Euch zu dem Ende angefligte Disputation,
Bo neulich ein Elbinger gehalten, dieselbe auch unter andern schwe-
dischen Ministris dediciret, [aberschickenj , uod habt Ihr ihnen zu
leigeo, wie sinietre und calumniose der reformirten Religion darinnen
gedacht werde.
Wir zweifeln auch nicht, es werde dem Herrn Protectori seihst
bekannt setu, dase eben tod den Schweden den Reformirten die Ge-
wissensfreiheit zu Thorn und Elbing genommen, welche sie bei den
Katholischen ohne einzige Bedrllngniss gehabt; wie sie sich denn auch
unterstanden, da Wir den Reformirten das exercitinm religionis in
Uinterpommem, Unserem eigenen Lande, ohne Beschwer und Hinder-
nisa der Lutherischen, verstatten wollen, die Schwedische sich dagegen
gesetzet und an Unsere eigene Landschaft geschrieben, dass sie sich
dagegen setzen sollten.
Daher der Herr Protector zn ersuchen sein wird, dass derselbe
bei so gestellter Bewandtniss seine Affecüon nicht so sehr deneojenigen
zutragen und leisten möchte, welche ihn und seine Religionsrerwandten
dergestalt drücken und verfolgen thUten.
Ans dem Monat Aagaet ist nur eine Relation Schlezers vorbanden 6
(dat. UT. Ang. 1858), in welcher er bericbtet, dass das Misetranen gegen
Urandenbnrg in England im Zunehmen begriffen sei; anch nach dem jüngsten
GreignifiB, dem Ueberfall Kopenhagens darch Karl Ou-stav, bleibe man
dorh hier der schwedischen Sache zngethan. Bevorstcbende AnflüBang dea
Protectors (t 3.|13. Sept. 1658).
^aovGoOt^lc
VI. Brandenburg und Enftland.
Schlezer an den KurfUreten. Dat. London 10. Sept st. v. 1658.
[Der Reglern DgBnecbael Schlezer nicht orBclell angezeigt; Gründe dieser Ter-
DuhläsBlgnDg; Einreichnng eines Memoires an den Staatsralh; Brörternng der
englischen Qriindc; Schlezera peraÖDitche Stellong. Hilfaflotte fQr Schweden!
20. Sept. E. Ch. D. kann ich hiedurcb und in getreuer Wolmeinung untertb.
nicht verhalten, waegestalt die Reihe der an alle Ministros pablicos
gethanen eolenmen Notification von Sr. Höh. des Herrn Protectoris
Itichaidi angetretenen Regiment so gar nicht an mich kommen, dass
mir auch gnngBsm zu verstehen gegeben worden, ich wfirde derselben
keines Wegs zu gewarten haben. Wie ich in die Ursachen inquirirte,-
hat man mir im Vertrauen wissen lassen, ich hätte michs fDr meine
Person nicht anzuziehen . . . diese Sachen aber wären in eonsilio
debattiret und hstte man nicht finden können , wie man £. Ch. D.
gleich andern Freunden des Gouvernements consideriren könnte.
Dann fQrs erste hätten Sie niemals die königliche Stuartischc Partei
im Herzen quittiret. Zum andern hätte es den Estat befremdet, dass,
da E. Ch. D. hie um subsidia hätten anhalten lassen, dennoch, wie
sie wo) wUssten, Ihren Ministnim mit keiner Vollmacht, Sie zu einiger
reellen Coudition zu engagiren, versehen hätten; daher die Tractaten,
ob sie sich gleich an ihrer Seiten darzu geneigt erwiesen hätten,
illuBoir gewesen wären. Drittens gleichwie sie nicht vermuthct
hätten, dass E. Ch. D. auf keine andere Weise bei der königl. schwe-
dischen Partei bleiben wollten, als wenn Sie durch Geld darzu obligiret
wtlrden, so empfänden sie es zum höchsten, dass Sie sich von I. Maj.
hätten Bcpariren und zur Offentliehen Hostilität wider dieselbe bewegen
lassen. Es gereichte ihnen viertens zu keiner geringen Offension,
dass Sie sich durch die an Sie gethane Schickung davon nicht hätten
wollen dehortiren lassen, sondern vielmehr desto eher verfahren wären
und sich -mit den Feinden desselben desto mehr und fester alliiret
hätten. Zum fünften wären engelländische Eingesessene von E. Ch. D.
Leuten Qbel tractiret worden, womit meines Erachtens auf den Schiffer
Dünne gezielet wird; weswegen der itzige Herr Protector sich hätte
sollen verlauten lassen, es sollte so nicht dabei bleiben, dann er ge-
dächte seine Unterthanen ausser Schaden zu halten. Endlich wäre
es ihnen auch gar bedenklich, dass Sie mich von hinnen hätten wollen
avociren oder, welches ärger wäre, keine Mittel reichen wollen, wovon
ich E. Ch. D. und ihnen zu Dienst und Ehren hie hätte leben können.
Meines Theils habe ich mich hierDher in keine particulare Discurs
einlassen wollen, sondern sobald ich versichert worden, was die
A-nOO<^IC
MiBeslimmiiiig in Kugland gpffeu den Knrfürflleii. 74)9
Meinung wäre, liab ich neben! iegendea Memorial an das Cnnsiliiim
Status abgeben und überliefern lassen, worauf aber an heutem, weil
lü Hof ein Fest- und Bettag, den grossen Verlust in des Herrn Pro-
tectoris Olivarii Person zu erkennen und Gott den AllerliSchsten um
Gnade und Segen fiber den ueucn Herrn anzurufen, gehalten wird,
keine Antwort und Deelaration erfolgen können.
Was inmittelst den ersten Punct betrifft, kann ich darauf nichta
anders als mit Bezeugung E. Ch. D. hoben Syneerität, des geringen
Vortheils und augfenscheinlichen Schadens, so Sie von einer solchen
Intelligenz wurden gehabt haben, der gesobwinden Abfertigung des
Königl. Gesandten, der für etzliclien Monaten an E. Ch. D. Hofe ge-
wesen u. dergl. antworten. Dann das flbrige ist ausser meinem Wissen.
Der andere Punct ist mir Tollknmmlicb bekannt, weshalbcn ich
auch einem jeden TOllkömmlicbe Satisfaction davon geben kann; allein
bin ich niemals gestilndig gewesen, dass ich um die geforderte Parti-
cnlarinstructioD und Vollmacht zu dergleichen Tractaten 'so oftmals
vergeblich angehalten. —
In dem dritten und vierten Punct scheinets, dass man sich hie
nicht allein zu Richtern, sondern auch zur Partei machen wolle.
Wegen des ftlnften Punctes ist, siedert dem ich dem Secretario
Status den verdolmetschten Bericht habe zugeschickt von den Dunni-
schen Hudeln, nichts passirct, als was ich in meinen unterüi. Rela-
tionen angedeutet.
Des letzten halben entsinnen sich E. Ch. D. gnäd., was ich so
unzählige Male . . . remonstriret, es wOrde sich dieser Estat zum Schimpf
anziehen, dass ich Über alle Haass schlecht gehalten und so gar aban-
donniret würde.
Wie nun dieses obstebende alles von E. Ch. D. werde consideriret
werden, und ob Sie gütliche oder scharfe Mittel dagegen gebrauchen
wollen, stehet zu dero hochweisem Nachsinnen und bitte ich Gott,
dass er Sie darin regiere. Was aber bei so gestalten Sachen in der
von E. Ch. D. mir gn. gegebenen Commission auszurichten sei, gebe
derselben ich untertb. zu bedenken anheim. ... Ich sehe in effectu,
dass E. Gh. D. keine untorth. Dienste numehr hie können gethan
werden, ehe denn ich die Gnade gehabt, Ihr persönlich gehorsamst
aufzuwarten. —
Bei Schliessung dieses Temehme icb, dass der Estat Ordre gegeben
habe, 20 Schiffe I. kön. Maj. zum Succura zu schicken '). —
') Vergl. anteo d. d. 29, Oct.18. Nov.
^aovGoOt^lc
gOO VI. Brandeubnrg aod EDglaod.
Memoire Schlezera an den Staatsrath.
(Beschwerde äbar die noterloaseDe NotiGcaUoD.]
SO. Sppt. Le Resident de S. Alt.£lect. de Brandenliourg ayant ceii preteri
de la ncitification solemaelle, que Ton a faite ä touts les HinJBtres
puMics de la successioa de S. Alt. Monseigneur Riebard, fils aisai
du Ser""^ Prince Olivter d'beurenae memoire, dana la diguit^ du
Proteetorat, il eupplie trös humblement le venerable Conseil de luy en
faire stjavotr les raisons, pour en pouroir advertir par la poste pro-
chaine son Seigneur etHaistre, qui n'attend rien moins que d'estre
reneontr^ de la sorte apr£s avoir fait toutes les demooBtrations du
reapect et de l'amitiä envere cet Estat aux ministres d'iceluy, qui lay
ont estä enToyez ou qu'ils [sie] sont passez par son pals. Et ponr
sa personne il croit de s'estre gourernä tellement darant son sejour
iej, qu'il raerile un traitement tont autre poar son particulier, ne se
pouvant imagioer, que HeBseigneurs du Conseil le roudraient d^posseder
de sa Charge et qualitä et toutes les advantages, honneurs et pririlegea
d'icelle, pendant que S. A. El. lu; continue sa commission et qn'EUe
rhonore de Ses commandements.
Auasi ne peut il pas conoernir, quelle offensioo particuliäre cet
E^tat pourroit avoir contre Sa dite Alt. de ce qu'Elle ne se trouve
pas en meilleurs termes arec son Alliö le Roy de Suade, pnis qu'il
u'en tesmoigne pas tant contre le Roy de Dennemark, l'ennemy formel
de Sa Hflj<*.
n atteud donc lä deasos la declaratioo farourable du Conseil et
luy recommaude l'affaire tres humblement & une serieuse et meure
consideration.
Fait & West-Minster le 10 SepL Van 1658.
Schlezer an den Kurfiirsten. Dat London 17. Sept st v. 1658
[„präsentirt zn Hnanm den 4. Oct 1658"].
[Das Memoire m gemilderter Form äbergeben. Der oene Protpctor.]
27. Sept. Nach ferner reifer Erwägung und Berathschlagung mit vertraulen
Freunden ist es nicht rathaam befunden worden, das ans Consilium
Status verfertigte Memorial in solcher Form, wie E. Gh. D. ich . . .
zugeschickt, zu tiberliefem, sondern habe es nur dahin richten masaen,
dasB es zwischen E. Ch. D. alles in dem Stand der Freundschaft . . .
bteiben möchte, bis ich gebflhrlich revociret, ausquittiret und in Freihüt
gestellt wAre, E. Ch. D. unterth. und in Person autzuwarten . . . Hätte
Memoire Schi, an d«D StftftUrath. Formelle AbbernfaDg. gQX
ich die Ursacheo der unterth. gcmelten Prätention begehret zu wissen,
möciiten sie mir in so nioden und klaren terminia gegeben worden
sein, dass hernach schwerlich ein Regressus w&re gefunden worden;
auch bfitte ich vielleicht darflber zum andern wol E. Gh. D. halben
leiden mOssen. Anitzo stehe ich noch in Erwartung der Antwort.
AoB EDglnod und Schottlaud alletitbalbeo Nachrichten über die gata
Aufnahme der Snccession des Protectors Richard.
In einem F. S. wird noch die Narhricht hinzugefügt, dass das an den
Staatsrath eingegebene Memorial gestern nicht verleüen worden iet, son-
dern erst in einigen Tagen an die Reibe kommen soll.
Der KnrfUrst an Schlezer. Dat. Hauptquartier zu Husom
5. Oct 1658. -(Conc. Schwerin.)
[Abberafbng ScMezera aas England. Anordonog für seine AesIoBiiDg.]
Nachdem Wir aus Euem unterth. Relationen vernommen, dass 15. Oct.
Ihr von der Regierung zu London nicht mehr pro publice Minietro
erkannt werden wollet, Uberdas auch entweder daselbst gegen Schweden
nichts zu erhalten, oder aber nicht genugsam TorgestelU sein mnaa,
wie hoch und viel der Eron (sie) England selbst daran gelegen, da«s
ihnen, den Schweden, nicht alles Ihrem Begebren und Wunsch nach
gehet: so finden Wir abermalen kein Ursach, warum Wir Euch l&nger
des Orts lassen . . . sollten.
Ee würe besser gewesen, er wäre schon Mher gegangen. D. Tornow
hat Befehl, die zum Abschied nötigen Mittel za übersenden — „and habt
die Uraach Enres Abscbeids daraaf zu nehmen, weil man Euch des Orts
l&Dger nicht erkennen wollen".')
Schlezer an den Kurfilrsten. Dat London 1. Oct. sL v. 1658.
[Schreiben des KurfarBteo an Crotnirell, AntiÜDdigDng einer neuen Geaaudt-
acbafl; Beden darüber in England.)
Ein Schreiben des Kurfürsten au den mittlerweile verstorbenen Protector u. Oct
ist am 27. Sept. eingetroffen. Schlezer hat dasEelbe dem Staatssecretär
zakommen lassen.
Die Animosität gegen den KarHirsten dauert in England noch fort.
Wann ich nun, was wegen E. Ch. D. fllrhabenden anderwärtigen
Schickung fllr Discurse gefallen, so simpUciter von mir schreiben
sollte, möchte man an dero Hofe gedenken, dass ich dieselbe reculiren
■) Diese Abbernrnngeordre erhält Schlezer erat am 8.118. Nov. 1658.
Milar. 1. OiKh. d. Ot. KurTUnl«». VII. 61
A-nOO»^IC
g()2 ^I- BruideDborg Dad BogUnd.
oder hiadeni und £. Ch. D. gleichsam Belbst zu contrariireu mich
untersteben wollte').
Versicbernng, daes dies oicht der Fall; er werde den zu erwartenden
GesandteD Behr gern sehen und bitte anr, ihn aas seiDem peinlicben Ver-
bältnisE zu lösen.
luzwlscben sacht Scblezer noch immer weiter za verhandeln ; bei dem
uenen Protector hat er noch keinen Access, der Staatssecretür ist krank;
er schreibt an den teUtem und sacht nameatlich dahin zn wirken, dass
England in dem Krieg zwischen Schweden aud dem Kurfürsten neutral
bleibe, wie das auch der Wille des Protectors Oliyer gewesen sei. (Relat
18 Ocl. 8.118. Oct. 165$).
Auf das Schreiben des Kurrürsten an den verstorbenen Protector er-
folgt eiufl besondere Autwort nicht, sondern es wird zu den Act«n gelegt.
Ueber den Plaa einer neuen brandenb. Gesandtschaft hat man sich
nicht herausgelasseD ; Schlezer hat Weiman gerathen, sich damit zu be-
25. Oct. eilen. (Relat. 15. Oct. 1668.)
Schlezer an den Karfllrsten. Dat. London 29. Oct st. t. 1658.
[Widerraf Dorichtiger Nachrichten. England wird nichts für Schweden thun and
sich mit den Miederlsnden veratändigeD. Stimmnog in England dartiber.]
Bittet zu entschuldigen, wenn bisweilen seine Nachrichten varüren und
er einzelnes widerrufen mnss; es kommt dies theils von dem wirklichen
Varüren der Entschlüsse hier, theils davon, dass er in seiner jetzigen Lage
nicht immer an den geeignetsten Orten eindringen kann.
Ich werde dennoch auch jetzo verursachet, was ich hiebevor von
Auslaufen der hiesigen Flotte, von dem tllr I. kön. Maj. in Schweden
destinirten Secours, von einer oder anderer fOrhabesden Diversion ge-
meldet, hiedurch zn widerrufen und E. Gh. D. simplement gehorsamst
zu vermelden, dass, obgleich alles, was htebevor unterth. berichtet ist,
auf der Bahn , auch z. Tb. Ordre darin ertheilet gewesen, so hat ee
sich doch nach Stägiger continuirender Gonsultation dermaassen damit
verändert, dass England nunmehr wol ausser Zweifel still sitzen und
dem schwedischen Wesen mit zusehen, hergegen die wider Kiederland
gefahrte Beschwerden in der GBtc abthun und die olTerirte Versicherung
annehmen werde, dass man Spanien weder directe noch indirecte
einigen Vorschub und Assistenz mehr thun, sondern es denen In-
gesessenen, von welchen es biehero geschehen, mit Gewalt hinfQro
hindern wolle.
'} Ddoiel Weiman var bestimmt, nach England an gehen; die Geaandt-
Bchaft QDterblteb aber nachmals; vgl. oben p. 142 0*., wo lieh anch sei g^, wie an-
zardedeD man mit Schlesers mangelbafler Beriohtentattung war.
A-nOO»^lc
Scbwankeniie EDtichlüiae in BogliDd, Sohlacfat im Snad.* 803
Eid Theil der Armee uDd die Bepublikaoer siod allerdings übel za-
friedeo, daes man so den besten PreDod, Schweden, fallen lasse; ancb ein
künftiges Farlanient dürfte vielleicht Einsprache dagegen tban.
Schlezer an den Kurfürsten. Dat. London 6. Not. st t. 1658.
[Nene OeeaudtAchaft nötig.)
Es schwankt hin nnd her über die Präge des Einschreitens für Schweden If». Nor.
oder nicht Schleeer findet höchst wichtig, dass der Karfürst einen Ge-
sandten hier htitte, aber einen andern, mit nenea Creditiren nnd mit Mitteln
versehen; er selbst ist in seiner Lage ausser Stand, etwas za wirken.
Schlezer an den Enrttlrsten. Dat London 19. Kot. &t v. 1658.
[Die Schlacht Im Sande. Eine groiaa englische Flotte aoll lu Hiire geecbickt
werden. Sobwediach-niederläDdiacha Terhandlengeo.]
Nach langem Flnctuiren hat endlich die Nachricht von dem zwischen 29. Nov.
den Niederländern nnd Schweden vorgefallenen Seegefecht von zweifelhaftem
Ausgang') es za dem Entschluss gebracht, dem König effecliv beizustehen;
ein Avisoboot ist zu dem Ende bereits an den König geschickt worden.
12 der besten Fregatten sollen mit versiegelten Instructionen nach dem Snnd
geschickt werden; 10 andere sollen ihnen folgen.
Was ich fdrlängst gehört, jedoch nicht annehmen können, als ob
I. Maj. [von Schweden] dem hiesigen Eatat die Veete Kronenburg
einrftamen, die ganze Nation vom Zoll im Sunde befreien, auch wol
die Einkünfte derselben bis zn Abtragung des von diesem Secours
herrührenden Debiti mit ihr theilen wollte : darin will man mich aber-
mal confirmiren nnd zugleich mänaiglich in der Meinung bestätigen,
dass nicht als extraordioaria und extrema consilia bei der Krön
Schweden abhanden aein müssen. —
Schlezer an den Kurfürsten. Dat. London 12. Nov. at v. 1658.
CRlehard Cromwell und die Armäe. VerbaßiiogeD. Bevorstehende Beronostion
der Arm^e.]
Die hiesige Armie hat ihre Petition wegen eines andern Generals 22. No».
als des H^rm Protectoris seihst fallen lassen; hiegegen begehren
') Die Schlacht im Sunde am 8. Nov. 1658; vgl. oben p. 147, nad über ähn-
liche Alarmnachrichten von dem niederländi sehen Gesandten in London von
demselben Datum p. 155.
^düvGoot^lc
gQ4 VI. BraadflDbnrg Dod Eoglaad.
sie, dass dem GeneralHeutenaat Fleetwood Macbt möge gegeben
werden, den Officirern ihre CommissiOQ zu ertheilen; welcbes aber
so wenig als das erste wird Statt haben können. S. Hoheit erweisen
sieb hierinnen vigoureux, indem Sie sich neulieb in einer Chaise oder
Sedan ohn einig ander Gefolg als eines Laequajeo naeh des Walsing-
ham Palais, woselbst eine Anzahl Officirer liei besagtem General-
lieutenant verBammelt gewesen, tragen lassen, der Compagnie unvei^
muthend auf die Hand gekommen und nach einer resoluten Anrede
sie nach Hause gehen heissen. Siedert dem ist es unter ihnen ein
Zeitlang ziemlich still gewesen. Neulich aber höre ich, dass von der
Soldatesque oder einem Theil derselben eine Supplication an den Rath
solle Überliefert sein, darinnen sie um Reformation desselben and
Removirung fünf hcnanntlicher Herren, insonderheit des Secretarii
Status sollen angehalten haben; wie es scheint ex illo capite, weil
selbige denen nahen benachbarten ihrer Opinion nach ein wenig zu
sehr zugethan.
Gewiss ist es, dass zwei berühmte Republikaner und Sectatores
des Autoris der Oeeana '), worinnen ein imaginaire democratique Re-
giment beschrieben, im gleichen zwei Royalisten, so an der vorigen
Conspiration Theil gehabt haben, in den Tower sollen gebracht sein,
und sagt man, dass noch zwei vornehme Ofßcirer der Armäe ihnen
daselbst Gesellschaft leisten werden, wo sie nicht albereit dahin ge-
sclückt. £s soll auch eine Reformation der flbrigen obhanden sein,
welches das einice Mittel ist. sie im Zäunt zu halten.
;aovGoO»^lc
Richard Cromwell. Karl II. und der Krieg in Däaemftrk. Lilly. gQ5
Der KarfUrst an „Sa Maj*^ le Roy de la Qrande Bretagne".
Bat Sonderborg 12. Dez. 1658.')
[Aoieige von cetoen TJutemebranDgeD mr Bettnog des EÖuiga von Däuemark;
glücklicher Beginn deraelbea.]
Monseigaeur et treBhonor^ Coasin. ConnoisBant treebien les gene- 22. Dec.
reuses [gic] sentimentB de V. M., qu'Elle porte tonsjours envers ceux
qui out l'hooneur de Iny apparteoir, je me suis tousjoura bien promis,
qae V. M. auroit de la joye, quand Elle verroit assistä le Boy de
Dannemarck si inoocemineDt opprimä. Outre la satisfaction , que je
cherche en mon particulier de concourrir & la delivrance dudit Roy,
comme mon alU£, ce m'en est aussi uDe tresgrande, que je vois
approure mon intention par V. M'^ et qu'Elle me faict de gratulations
du eommencement de mes armes, qui, Dien mercy, a est^ assoz heureux
et l'eust pentestre est£ encor d'avanta^e, si Vennemi n'avoit pas choisi
de ee retirer dana des ptaces elotgnez et seures par la saison pre-
aente. Je feray ueantmoiDH tout ce qui me aera possible, et ai l'liyver
approcbant m'empesche k preseut de passer plus outre, Dien me fera
bieotost ]a grace, comme j'eapere de sa divine bontä, de delivrer tout
a faict le Roy de Dannemarck et obliger l'enncmi ft une bonne et
seure ptüx, qui est le seul but de toutes mes actione, panuy lesquelles
je souhaitte neantmoios passionement, que V. M'^ re^oive auasi de
toute aorte de contentement en son particulier, et je suis et dcmeurny
ä jamiUB de tout mon coeur — Mouseigneur et tresbonorä Cousin — de
V. M**- — le tresbumble et tresobeyssant scrviteur et Cousin etc.
Schlezer an den Kurftlrsteu. Postscript o. Dat. [Dec. 1658].
|Bia engliecheB Paaquill von Lilly gegen den Kurrürstea.)
Der hiesige berufene Ästrologus oder vielmehr Necromanticus
Lilly genannt bat aub praetestu seiner auf das zukUnltige Jahr ver-
fertigter astrologischer Prädiction unter andern Potentaten wider
E. Ch. D. ein erschreckliches Pamphlet oder Pasquill (worinnen Ihre
Cbarf. Person er mit allen erdenkliehen und abscheulichen contumelüs,
calnmniis et injuriis ganz teuflisch afiicirct und angegriffen) cum con-
aensu, vel ad minimum connivatione der hiesigen hohen Obrigkeit dem
') Antwort auf ein eich nicht mehr vorfindendes GlückwunscbBohreiben
Karls II. beim Beginn des neuen Feldcngi in Dinemark; am 6.. 16. Dec. war
So od erb arg genommen worden.
^aovGoOt^lc
gOg VI. BrandeDbnrg und Eoglaocl.
Druck ZU untergeben und öffentlich zu publiciren sich weder geschämet
noch gescheuet. Da E. Gh. D. ein Exemplar dessetbcD oder nur eine
Version der gröbsten Calumaien zu sehen gnäd. begierig, werde etc.
, . . unterth. Folge leisten. —
Der kurländiäche Resident Elias Strauss an den Kurfürsten.
Dat London 17. Dec. 1658. '
{Anzeige über das verräthe Hache Benelioien äcbl«zera. üoterlasseDe Coadoleai
und GratDiatioD.]
27. Üec. Er halte es für seine Pflicht, dem Karfiirsten mitzutlieilen , does der
Resident Schlezer im Zorn über die ihm vorentbaltenen Gelder alle
SchreibcD, die er vom Hofe bekommt, den echwedischen Gesandtea hier
mittheilt uod auch sonst Hlles, was übeles gegen die Interesseii SrandeD-
bnrgs gesagt werden kann, hier geflieseotlieb aus.^treut, nnd überhanpt mit
den schwedischen Gesandten hier in einer verdSchtigen Art von Verkehr stehe.
Desgleichen theilt er mit, daas man sich in England wandert, warum
Brandenburg nicht, wie andere befreundete Mächte, zu der jüngst vor-
gegangenen Veränderung habe coiidoliren, resp. gratullren lassen.
1059. "
2. Jan, Weitere Angaben ?on Strauas folgen dann in einem Brief vom 23. Dec —
Schlezer werde hier allerseits gemieden als ein Verräther seines Herrn
und Vaterlands. Seine Angaben über die grossen Geldsummen, die man hier
nötig habe, seien nicht begründet; er seibat habe nicht mehr als 160 Pfand
jährlich Gehalt.
19. Febr. Während er die kläglichsten Briefe schreibt, lebt er in London herrlich
und iu Freuden, wahrsch. hat er Geld von Schweden bekommen (9. Febr. 1659).
Otto V. Schwerin an Schlezer. Dat. Riepen 26. Dec. st. v. 1658.
IZarücbweisuDg seiner Eotscbuldigungen. Grosse Geldforderung Schleters; un-
fflöglicb Bte in erfüllen.)
Wegen beständiger Bewegung und Action habe er auf seine mehreren
Briefe noch nicht geantwortet.')
So viel sonsten Seine Exculpation anbelanget, hab ich dieselbe
Sr. Ch. D. unterth. vorgetragen, welche sich aber damit gar nicht con-
tentiret, sondern vermeinen, dass Er sich selbst damit sehr gravire
und dass die Exempel, die er von Herrn Hoverbecken und Herrn
tiomnitzen allegiret, gar nicht mit Ihm quadriren; dann ob zww
dieselbe auch mit damaligen Sr. Ch. D. consilüs nicht einig gewesen,
so haben sie es nicht allein rund bekannt, sondern auch lieber so
') Diese Briefe ächlezers an Schwerin sind nicht TOrbaoden-
EotbültuDgen über Sohl. Strarspiatel vod Schweria. g07
lange sich absentiren und nicht die Affairen auf sich nehmen wolIeD,
damit sie eich nicht Buspect machten, als wenn sie ihrer Contraropinion
halber nicht alles fidcliter verrichteten. Wann mein hochgeehrter
Herr nun solches auch zu Anfangs gethan hfUte, sagen S. Ch. D.,
hftlten Sie mtlBsen damit zufrieden sein.
So wollen auch S. Ch. D. nicht verstehen, daas derselbe vermeinet,
es thne Ihr gut, dana einer oder der ander Diener sich bei der Geg:en-
partei nicht irreconciliabel mache; denn S. Ch. D. nicht begehren,
wann es gleich zu Tractaten kommen sollte, dass der Feind aus
Consideration und Affection gegen deru Diener etwas thun sollte,
wDza ihn nicht sonsten die Raison obligtre.
So afBciret es S. Ch. D. auch nicht wenig, dass Er in allen seinen
Schreiben so operosc dedueiret, dass die geschehene Präterition in
solchen zweien vornehmen Actibus nicht um Seiuer Person willen,
sondei-n Sr. Gh. D. zum Despect geschehen ; Sie meinen sonsten, dass
Sie gute Nachricht haben, dass der Herr Protector Sie nicht begehre
zu sehimpfen, wie dann dessen Bediente im Haag solches genugsam
bezeugen.
So bin ich auch aus des Herrn letztem sehr erschrocken, dass
derselbe anitzo 8000 Rth. prätendiiet. Ich habe seinetwegen sehr
fleissig an Herrn Tornowen geschrieben; ich weiss aber gewiss,
wenn es ihm mdglich wäre, er würde nicht unterlassen, Ihm zu helfen.
Ich bin in dieser Sache sehr perplex und weiss nicht, wie demselben
zn helfen sei; allzeit auf 8000 Rth. darf Ersieh wol nimmer Iteohnung
machen, dann der Herr Tornow bat auch nicht einmal 6000 Rth.
wollen Über sich nehmen. — Von hier darf Er sieb keine Rechnung
machen, etwas zu erlangen ; wann dieses Land noch zehnmal so gross
wäre, würde es die Armöe doch wol zu gebrauchen wissen. Wansche
demselben im Übrigen ein glDckseliges neues Jahr, und dass es Ihm
in diesem und kQnftigen Jahren besser gehen möge, als es ihm bis-
her© gegangen.
Dabei, von Bcbnerin concipirt, ein Schreiben des Enrfürsteu an
D. Tornow, worin dieser von neuem aufs ernstllchste aogewieHcn wird,
Scblezer die benötigten Wechsel eu scbicken (dat. Riepen 27. Dec. 1658).
Ein andres an Weiman, der ihm such 1000 Rth. scbicken .soll.
^aovGoOt^lc
VI. Braadeubur^ nad EnglaDd.
Der KnrfUret an den Protector Richard Cromwell. Dat Haupt-
quartier zu Riepen 28. Dec. 1658. ')
[BnglsDdB Verdienste um die eviiDgeliache Sache. Gegenwärtige übele Lftge der-
eelbeo. Yerderblicbe Tliätigkeit dea ESoigs von Schweden; eein trealoser UeberfaU
in Dänemark; die Gewalttbat gegen den Herzog von Cnriand; die gegen die Re-
formirteo in Elbing. Der Deckmantel dos evaogeliecben Intereaaeai Stellang dea
Kaisera in dem Kampfe. Diatribe gegen achwediacheB Cbriatenthnm. Bitte,
den Schweden nicht su helfet).]
DasB Euglaod von der Zeit an, da der höchste Gott die Lehre
des Evangelii daselbst hat gaädiglicb ausbreiten lassen, alleweil der
evangeliechen und sonderlich der reformirten Kirche in ihren scbweresten
Widerwärtigkeiten und allerbösesten Zeiten zu HDIf und Rettung
kommen, solcheo ist weltkttndig, \iDd erkennen es auch die französische
und niederländische Nationen mit dankbarem GemÜthe, werden es
auch nimmermehr zur GnUge loben und rOhmen können.
Nachdem Wir aber in solche Zeiten gerathen, da in diesen
Orten der Evangelischen so geist- als weltlicher Zustand von Evan-
gelischen selbst turbiret und beunruhiget, auch fast gar Über einen
Haufen geworfen wird, und dann Wir bedacht sind, wie so grossem
Unwesen abgeholfen werden möchte, so haben Wir nicht unbillig auf
E. Höh. reflectirt. Was für gute Affection und Zuneigung gegen die
Evangelische und unter denen auch gegen Uns E. Höh. Herr Vater
(tot. titul.) jederzeit getragen, solches ist Uns durch dessen Abge.
sandten zur GnBge bezeuget worden, und zweifeln Wir gar nicht,
E. Höh. werden auch also gesinnet sein.
Dannenhero Wir mit desto besserer Zuversicht bei diesem allge-
meinen Unheil mit E. Hob. beides durch Unsem Gesandten, welchen
Wir zu deroselben abgeschickt, deswegen zu handeln gut befunden
und dann auch durch dieses Unser Schreiben (damit nicht etwa durch
Verzug des Gesandten dem allgemeinen Besten einiger Schade und
Nachtheil zuwachse) Unsere Meinung zu erklären nötig geachtet.
Es ist E. Hob. nicht unhcwusst, dass, als der jetzige König in
Schweden vor 3 Jahren das Königreich Polen bekrieget, unter andern
') Ale Flugachrirt gedruckt, nebat latelniacher Ueberaetzang; a. d. T.: Copia
lilerarumElectorisBrandenburgici ad Dn. Protectorem Angliaeetc
Abdruck dea Churf. Braodenb. Schreibens etc., o. 0. l(i:>!l. Ein Concept
iat bei den ÄctcD nicht vorhanden, so daaa man den Verfasser nicht erkennt
Ebenso iat nicht sa sehen, ob das Stück wirklich als Brief an den Protector
abgegangen; die ganze Form desselben zeigt deutlich, dasa es zum Behuf der
Veröffentlichung verfasst ist Gedruckt in der Sammlnog: Praeatantinm et emdi-
torum virorum Epistolae p. 897.
^aovGoOt^lc
Der Karfürat an Richard Cromwell. g09
Vorwendungen auch dieser Beschönigung sich gebrauchet, daes er
nämtich das evangelische Wesen daselbst befördern wollte. Aber
fürwahr, mit sothanem bösen Fortgang, dass etliche hundert evan-
gelische Kirchen in die Asche geleget, unzählig viel evangelische
Familien vertilget, die meisten Versammlungen zerstöret und zerstreut
und die Bekenner der göttlichen Wahrheit zu jedermänniglieheB Hass
und Verfolgung dargestellet worden: also und dergestalt, dass in
denen Landen bei Menschengedenken dem evangelischen Wesen nie-
maleo grössere Niederlage und Schaden zugefUget worden, und die
Evangelischen unter der Katholischen Regiment niemals ein so hartes
ausgestanden und gelitten, als sie unter diesem schwedischen Be-
förderer des evangelischen Wesens haben leiden und erfahren mBssen.
Nun ist dieses Unheil nicht nur in Polen allein verblieben, sondern
es hat der König von Schweden unter andern auch den Forsten von
Siebenbfirgen mit eingeflochten und dadurch diesen guten Herrn, der
sonst einer von den grossesten Eiferern vor die evangelische Wahr-
heit ist, in solches Unglück gestUrtzet, dass er seine herrliche Länder
und die Unterthanen ihre Freiheit des Gewissens zu verlieren sich
anooch befahren müssen.
Damit man aber handgreiflicli sehen müclite, dass man nicht den
Himmel, sondern die Welt, und durch Beherrschung der Ostsee man
sich auch der angränzenden Länder und Königreiche zu bemächtigen
suche, ao bat der König von Schweden wider gegebene l'reu und
Glauben, auch wider den von E. Hob. Herrn V«ern vermittelten und
beförderten Frieden, ohne einige vorhergehende Ankündigung (so doch
sonsten auch bei den Heiden gebräuchlich) den König von Danne-
mark von neuen Überfallen (nämlich ein evangelischer FUrst den
andern), und zwar zu einer solchen unverseheneti und ungelegenen
Zeit, da er von allen Mitteln beraubet gewesen und sich dergleichen
Unfall nimmermehr hätte träumen lassen.
Dergleiehen hohes aber trauriges Beispiel haben Wir auch an
dem Herzoge von Curland erfahren müssen ; ') derselbe ist lutherisch
und ebenderselben Religion zugethan, deren sich der König in Schwe-
den auch rahmet und welche er einzig und allein in seinem König-
reich zu dulden bei seiner Krönung geschworen. Aber demungeachtet
wird dennoch dieser gute Herzog (nachdem er den Schweden so viel
gutes erwiesen, dass er deswegen liei seinem Herrn, dem Könige in
Polen, in Verdacht war, nachdem er sich auch wegen der Neutralität
'; Vgl. oben p. 14t>.
D.qit.zeaOvGoOt^lc
mO ^'' BrkDdenburg and BogUod
richtig verglicheD) hinterlistiger Weise nebenst seiner Gemahlin und
sieben forstlichen Kindern auf unerhörte Weise aus seinem Hanse
und Residenz gestossen und alle sämmtlich gefangnen nach Riga weg-
gefDhret.
Aber gleichwie die Gleichförmigkeit in der Religion bei dem
Könige von Schweden so viel nicht wirken kann, dass er seiner
Glaubensgenossen schonete, wenn er stehet, dass ihre Länder und Vor-
theil ibme bequem und gelegen fallen ; also treibet ihn auch der Eifer-
geist und Bitterkeit, die er gegen die Reformirten trägt so sehr, dass
er ihnen in Glaubens- und gelBtliclicn Sachen Gesetze vorzuschreiben
und ihnen Gewalt anzuthun kein HedcDken traget. Dessen haben
Wir ein augenscheiulich Exempel an Klbingen, wessen Wir Uns um
so viel desto lieber gebrauchen, weil es in England niclit unbewusst
sein kann. Daselbsten hatten unter einem katholischen Könige die
Reformirten mit den Lutherischen zusammen ein freies und friedliches
Esercitium religionis. Jetzo aber ist ein lutherischer Inspector oder
Gewiesenspeiniger daselbst bestellet, bei deme diejenigen, so Kirchen-
diener sein wollen, ihre Confession ablegen und ihm in geistlicben
Sachen auf eine daselbst ganz neue Manier gehorsamen mflssen, wo-
durch dann dem Ratb selbiger Stadt sein Reclit, welches ihm hierunter
zustund, benommen. So ist auch die h. Communion nach der refor-
mirten Kirchen Ceremonien nienaandem als den Engländern und zwar
nur in einem Privathause zu verrichten vergönnet, and ist im übrigen
die Bitterkeit wider die Reformirten so gross, dass auch die Psalmen
Davids, welche viel Jahr lang in selbigen Kirchen gesungen worden,
deren sich auch billig alle Christen gebrauchen und ihnen dieselben
recommandiret sein lassen sollten, ganz und gar abgeschafiet, also
dass nicht allein Menschen, sondern auch Gott geschimpfet werden
mflssen.
Wann Wir nun dieses alles wol erwogen, können Wir nimmer-
mehr glauben, dass E. Höh. denen Schweden, wie sie sich berUhmen,
HOlfe leisten und ihnen zu ihrem Vorhaben beforderlich sein werden,
als welche mit sothaner Gewalt und so grosser Ungerechtigkeit uro
sich greifen, und sowol ihre eigene als auch andere Macht zu un-
wiederbringlichem Schaden und Schmach der christlichen Kirchen und
dann den allgemeinen Frieden und Ruhe zu betrüben anwenden.
Es gehrauchen sich zwar dieSe ärgste Religionsfeinde annoeh des
Deckmantels der Religion, verwendende, dass sie mit Katholischen,
und zwar den Ocsterreichischen zu thun, als welche nach denen an
der Ostsee gelegenen Hafen trachteten; auch verlästern sie Uns, dass
A-nOO<^IC
Der Karfüret ao Richard Cromwell. ^\\
Wir Bfindnisse loit Katholischen geg:en die Evangelischen gemachet.
Aber es ist bekannt, dass der Krieg Ewiachen Dftnen und Schweden,
beiderseits Evangelischen, gefUhret wird; und indem die Kais. Maj.
nicht zulasset, sondern durch Ihre Völker verhindert, ilamit die
Schweden das Herzogthum Holstein, als ein unstreitig Glied des KOm.
Reichs, dem Könige in Dännemark und Ihr selbsten, als dem Ober-
haupte, nicht entzielien oder abnehmen, so thun ja höchstged. I. Kais.
Maj. hierunter nichts anders, als was einem christlichen Kaiser ge-
bQhret, und wenn Hie es nicht thäten, so unterlieesen 8ie Ihre Schuldig-
keit und stünden Ilirem von Gott aufgetragenen Amte nicht recht fllr.
Wann aber Wir hierinnen deroselbcn auch Beistand leisten, als ein
Glied seinem Oberhaupte zu Vertheidigung seines Mitgliedes, so thun
Wir ja nichts anders denn Unsere Pflicht erfordert, welche Wir nicht
nnterlassen dürfen, wo Wir nicht die Nachrede haben wollen, als
hätten Wir Unser geliebtes Vaterland in seinen Nöthen verlassen.
Gewisslich haben weder die Ocstcrreichische noch auch Wir hierunter
einig anderes Absehen noch Interesse; und da gleich das Haus Oester-
reich mit andern Königreichen, FQrstenthDmera und Regimentera tu
einigen Streitigkeiten begriffen, so bat doch solches mit dieser Hache
niehts zu thun, und gehet dem Köm. Reich oder desselben Oberhaupte
nichts an. Würde derhalben unbillig sein, wenn man ein christliches,
ehrliches und nothwendiges Vorhaben hemmen und hintertreiben wollte.
Die Seehafen belangend, fehlt es so weit, dass 1. Kais. Maj die-
selbe jemand nehmen wollten, dass Sie auch nicht einer Hand Breite
von denen Ländern Ihr zuzueignen begehren. Sie haben Ihre Völker
deswegen geschickt, dass sie dem rechten Herrn das seinige wieder
erwerben sollen; so gar weit mangelt es, daee Sie weder an Gütern
noch andern Nutzungen jemandem das geringste entziehen wollten;
dass anch solches an der Insul Alsen kann bewiesen werden, dass
man nicht alsbald dem Könige von Dännemark davon Nachricht ge-
geben, dass er solche selbst in Defension nehmen und die Festungen
nebenst den Hafen, als welche den allerbesten und bequemsten Oertern
in der ganzen Ostsee zu vergleichen, mit dänisclien Völkern be-
setzen möchte.
Und was darf man viel Worte machen! Lasst Uns die Sache
selbst beschauen: der König von Schweden gebe wieder, was er andern
mit Gewalt und Unrecht abgenommen; er ersetze Uns und andern die
verursachte Schndcn und Unkosten; er thue Versicherung, dass er
künftig niemanden äberfnilen wolle, wie er den Polen, Dänen und
nun neulich den Curl&ndem gethan ; so wollen Wir hinwiederum Ver-
Aj.oo»^Ic
gl2 VI. Bruidenbarg aad Bogluii).
sichenmj: thun, dasa weder in eines andern Ländern, noch in fremden
Seehafen kein EriegSTolk, weder der Kiüaerlichen, noch der Alliirten
solle gefunden werden.
So hat man sieh auch von dieser Seiten keiner Schwierigkeit
oder Gefahr des freien Handels und Wandels zu befürchten; dann
Uns am meisten daran gelegen, das» selbige frei sein und ihr Wachs-
thum haben; nnd sehen Wir gar nicht, wie solches fttglicber geschehen
könnte, als dass alles in vorigen Stand, wie es vor der dänischen
Unruhe gewesen, gesetzet werde, wohin Wir Uns auch einig and allein
bemühen wollen.
Wie können Uns aber die Schweden aufrttcken, dass Wir mit
den Katholischen Uns in BUndnisse eingelassen, da sie doch selber
mit den Franzosen Bandnisse gemacht, es wftre denn dass sie die
Franzosen fUr Ketzer hielten, die sie nicht sein wollen!
Und was mfissen doch diejenigen vor ein Evangelium haben,
welche, ob sie schon der Katholischen Fegfener (von welchem wir
durch Gottes Gnade wissen, dass es niemandem schaden werde) be-
streiten, dennoch tn der christlichen Kirchen nichts als einen Schlamm
und Abgrund voller unmenschlicher Ungerechtigkeit und grausamen
l^rannei den Gliedern Christi über den Hals ziehen! Was mDssen
diejenige vor ein Evangelium haben, welche mit Feuer und Schwert
Polen, Dänemark und nicht ein geringes Theil von Deutschland ver-
wüstet, wo nicht gar um und umgekehret haben, und indem sie die
Katholischen, so da die gute Werke als nötig zur Seligkeit erfordern,
verdammen, selbsten also leben und handeln, als wenn man mit nichts
als mit grausamen SOnden und Lastern den Himmel and die ewige
Seligkeit erwerben könnte! Was mfissen di^^nigen Christliches in
ihrem Herzen haben, so da verursachen, dass die Heiden, die so feste
Über Treu und Glauben halten, nicht ohne geringe [sie] Beschimpfung
und Schmach des christlichen Namens uns vorwerfen mflssen, dass
die Treulosigkeit nur allein bei den Christen zu finden seil
Weil dem nun also ist, so ersuchen Wir E. Hob. wegen der Ehre
Gottes, der christlichen Kirchen Wolfahrt, der Liebe zur Gerechtigküt
und um der gemeinen Religion willen, dass, wenn Sie von dem Könige
von Schweden zur HUlfleistung angerufen werden, Sie desselben
Thaten anschauen, Itztbesagte hohe Obtestation bei Ihr gelten lassen
und vielmehr den Unterdrückten als dem Unterdrücker zu Hülfe
kommen wollen. Und gleichwie E. Hob. dem höchsten Gott nichts
woigef&lligers als obbemeltes werden thun können, also werden auch
Wir, nebst allen der christlichen Wolfahrt Liebhabern, E. Höh. allezeit
A-nOO<^IC
D«r Eorfant an Richard Cromwell. Noefamalig« Abberafaog Schieters. gX3
bCichlich deflwegen verbundeii sein und verbleiben, die Wir im Bbrigen
dem gn. Schutz des Höchsten trealich empfehlen. —
Der Knrflirst an Schlezer. Dat. Hauptqoartier Ripen 5. Jan.
1659. (Schwerin conc.)
[Schleier Torliofig aae Elaglaad abberufen und nach dem Haag bestellt. Seioe
schwedische GesiDDaeg.]
Der Eurßirst hält es in der That für nachlheilig, weau er keinen Re- 15. Jan.
sideuten in London hätte; ihm aber könne er kein neaee Greditiv schicken,
nachdem er von der jetzigen englischen Regternng so anfFallend übergangen
worden. Trotzdem wünscht der Knrrürst, Schlezers Kenntniss der Ver-
hiltniEse noch ferner zn benutzen nnd befiehlt ihm daher, zanächst alebatd
Dich dem Haag zn reisen, von wo er dann zosammen mit Weiraan wieder
nach England zorückkehren soll. Für seinen künftigen Unterhalt wird er
40 Fürst Johann Moritz gewiesen.
Wir tragen aber auch dahingegen das gnAd. Vertrauen, dass Ihr
die Opinion, welche Ihr bisher wegen der ZuträgUchkeit zu der
Schwedischen Freundschaft gehabt, nunmehr schwinden lassen und
Euch nach denen Sentimenten, so Wir itzo ftihren, in Eurer Negocia-
tion richten werdet. Damit Ihr auch um so viel besser zu ersehen
haben möget, wie man es mit Uns an schwedischer Seiten meinet, so
soll Eucli zu dem End bei Eurer Ankunft im Haag voltkommlich In-
formation ertheilet werden.
Der KorfUrst an den knrländischen Residenten Elias Stranss
in London. Dat. Hauptquartier Ripen 5. Jan. 1659.
Dank für den von ihm über Schlezer gegebenen Bericht [oben p. 806]. 15. Jan.
Haben zwar dergleichen auch schon längst erwartet, aber dennoch
allzeit Besserung verhoffet. Nachdem Wir aber nunmehr wol ver-
sparen, dass dieselbe nicht erfolgen werde, so seind Wir reaolrirt,
das Werk anders anzugreifen, damit der gemeinen Sache nicht ferner
dergestalt geschadet werden möge.
Schlezer an Graf [Waldeck?]. Dat London 7. Jan. at v. 1659.')
[Seine schwedische Oesinanog und die erfahrene übele Bebandlong. Protector
Richard Cromwell. Opposition gegen ihn. Harrison und Taoe. Onte Zaversicht
. für den neaen Protector]
Adressat hat ihm die Warnang zukommen lassen, dass er bei dem 17. Jun,
Kurfürsten als gut schwedisch gesinnt angeschrieben aet.
■) Ohne Adresse. Nach der Anrede „hochgrtfl. Exe." kann der Brief anch an
Graf Dohna gerichtet sein, mit dem Schleier gleichfalls correapondir^ ebenso
wie mit Waldeck, ancb noch dessen Auatritt ans braadenbnrgischeo Dienatea.
A-nOO»^lc
g]^4 ^^ Branduoburff aod Boglind
Ich kann E. hochgräfl. Exe. nicht bergen, duB ich der gänzlichen
MeiDung sei, da Ihr alle Particularitfitea des Tractamentes, so ich
diese 2 Jahr her empfangen, bekannt gemacht werden sollten, Sie
würden sich selbst nicht darüber verwundern, wenn ich nicht allein
schwedisch, sondern der Ehre und Gewissen ohne Schaden gar türkisch
und tartarisoh geworden wftre, znmal weil man sagen möchte, dass durch
die vorsätzliche Abandonnirung meiner Person ... die unterth. Obliga-
tion, womit ich Sr. Ch. D. bis dahin verwandt, gnugsam anfgefaobea
und ich auch von der Zeit an nichts mehr begehrt, als dass ich forma-
liter davon entschlagen und völlige Freiheit haben möchte, meine
Fortune an andern Orten zu suchen.
AasfUhruDg, wie dieee Ewei Jahre hiadorch man ihn coDsequeut habe
darben lassen und dadnrcb in die peinlichste Noth gebracht; der Knrfiirat
weiss wahrscheiolich von allem nichts. £r, Schleier, aber fühlt sich jetst
dorch nichts mehr uach dieser Seite verpflichtet. Dann allerlei politische
Nachrichten.
Dea neuen Regenten Person belangend, ist der jetzige Protector
ein junger Herr von etwa 35 Jahren voller Verstand und Courage,
bei niemand verbasst, sondern hei männiglich beliebet, der auch des
Herrn Vätern Maximen albereit wol gefasst und sie zu manches Ver-
wunderung trefflich zu practtsiren weiss. — Zwar kJinnte sich etwas
Zweinng sowol in consilio als hei der Arm^e und im künftigen Par-
lament ereignen; denn, wie besagt, gibt es eine Art einer Faction
im ßath, und dem Generallieutenant Fleetwood, von dem die Ana-
baptisten und Millenarii in der Arm^e dependiren, ist noch neulich
gar scharf zugeredet worden. Ausser denen hie und da ausgestreuten
Schriften and Ermahnungen der Gemeine zu einer solchen Erwählung
der Glieder des Parlaments, wodurch die Fundamente des jetzigen
Gouvernements umgestossen werden . . . trägt sich auch dieses zu,
dass von einer und anderen Provinzen der Generalmtgor Harrison
und der Sir Henry Vane, beide Leute von grosser Autorität und
der hiesigen Regierung zuwider, zu Parlamentsherren erwählet worden.
S. Höh. behalten dennoch die Mittel in Händen, wodurch Sie einem
und andern zu remediren und allerhaud Zerrüttungen ftirzukommen
vermögen. Man caressiret allezeit jetzt die anwesenden OfBcire und
hat ihnen gestern ein stattliches Banquet zu Whitehall ausgerichtet,
welches schon seinen Mutzen haben wird. Würde das Parlament dem
Herrn Protectori die Hände etwan binden wollen, so setzet es ihm
vielleicht hergegen die Krone aufs Haupt, nnd damit möchte aladann
der Concert gemacht sein.
^düvGoot^lc
Ucbird Crom well, urteil über OKver. Schleier PanoDsliK. Lkge in Eogl. gl5
Schlezer an Waldeck. Dat London 21. Jan. st. v. 1659.
Aus denen Particularitäten, die ich von des Herrn ProtectoHris 31. Jan.
OHvarti Ende gehöret, ist allezeit unstreitig abzanebmen, dass er
kein gemeiner Mann geiresen, sondern der ein sehr tiefes Insehen in
alle Dinge gehabt, auch tn fttrfallenden mit menschlicher Vernunft
nicht aufzuwickelnden Dif^cultäten seine Zuflucht zu Gott bat nehmen
dnrfen. —
Schlezer an den Kurfürsten. Dat London 4. Febr. st. v. 1659.
(Bereit Willigkeit ed fernerer DieostleistaDg. Das oene FsrlameDt; gnte Aai-
■ichten. Eoglisohe Parteiansicbten über den Bchwedigch-däDitcheD Krieg. Die
RegiaruDg enlBchieden für die Schweden.]
Antwort auf das Schreiben des Kurfürsten dat. Ricpen 5.(15. Janaar; U. Febr.
obgleich er entEchlosaen gewesen sei, den Gescbfiften lieber ganz zu ent-
sageo, so volle er doch nnn dem Enrfürsten noch veiter dienen.
Demfolgend bin ich unterth. willig und erbötig, sobald die fBr-
eret erforderte löGOffSterl. oder 6385 Rth. hie sein werden und ich
die von E. Cb. D. in dero cleviscben Landen assignirteu 1000 Rth.
verde empfangen babcD, wegen des übrigen aber und täglich an-
vachsenden durch Caution guter Freunde mit einiger Manier mich
werde losmachen können, C. Ch. D. Befehl und gnäd. Intention ge-
mfiss mich von binnen nach dem Haage zu erhoben, mit dero Herrn
Statthalters Prinz Johann Moritzen von Nassau f. Gn. und denen
ttbrigen Ministris aus E. Ch. D. Geschäften gebührend zu conferiren ete.
Dann Nachrichten tod dem politiRchen Stand der Dinge in Engtand. Das
Parlament ist zasam menge trete n ; der Protector hat gnte Anssicht, sich mit
ihm EU verständigen; sie haben alle den Eid geleistet, anch „der berühmte
Sir Henrj Vane"; der Präsident Bradshaw ist krank; General Harrt-
co n hnt diesmal eine Wahl abgelehnt.
Insgemein finden die Herren Schwedischen sowol bei den Pres-
byterianern als insonderheit denen Independenten und Anabaptisten,
wie denn auch bei der Armee viel Favor. Es formiret sich aber
dennoch eine Partei im Parlament unter der Hand, die der Schwe-
dischen Macht nicht sonderlich favorisiret, sondern den König in
Dänemark gern wieder aufgeholfen und conserviret sehen wollte.
Jedoch begreifen sie annoch keine andere Condition, als dass I. Maj.
der kaiserlichen, niederländischen und E. Ch. D,. Alliance renunciiren
und hinfflro auf England mehr als auf jemand anders sehen sollte.
Die Kaufleute sind gleich ergCBtalt fast niehrentheils nicht gut schwe-
A-nOO»^lc
glg VT. Brandenbarg Dod England.
diBcIi, denn sie klagen darüber, dass sie kein Wort halten, nicht
punctual eeiu, und das ist bei <leDeD I^enteD das allergeliSssigste. —
Schweden bat Frankreicli und Portugal an ihrer Seiten, und haben
sieh in Possession gesetzt eines fast unverhinderten Accessus . . . der-
gestalt, dass ich mehr und mehr versichert werde, es sei ihnen eine
ansehnliche Hülfe und Beistand versprochen nnd werde solche in effectu
geleistet werden, sobald sich die niederländische Flotte etwan weiter
rtthren möcht«. Es liegen allezeit ex decreto consiUi 30 gute Orlog-
Scfaiffe für ihnen fertig, die sie zu aller Zeit, wenn sie begehren
werden, bekommen können, und &0 ä 60 andere werden equipirt, die
ihnen gleichcrgestalt aufn Nothfall zu Dienst präsentiret sein.
Der Kurfürst an Schlezer. Dat. Wiburg 22. Febr. 1659.
(conc. Schwerin.)
[AblehoDug leiner groaseo Geldrordernog; t ermittelndes Anerbieten, erent. Bnt-
laesnng.]
4. Man. Mit höchster Verwunderung müssen Wir vernehmen, dass Ihr
über 7000 Kth. baares Geldes, ehe Ihr htuaus kommen könnet, be-
gehret, auch dabei zugleich meldet, dass Ihr ohne das noch ein grosses
schuldig verbleiben wUrdet, Wenn Wir nun von andern nicht wftren
jdoyGoOt^lc
ScblPier'fl QelörorderDDg. Adb dem Cabioet Richard Cromwelle.
Schlezer an den KnrfürateD. Dat London 18. Febr. st v. 1659.
[Der ProUetor aod die Armie. ÜDterrednDg Ricbud Cromnells mit Ewei PolitikerD;
kluger Bath. B«de Satller'a im nnterhana; seine AeuaaeniDgea über die jariatiache
Nolwendigkeit dea SöDigthnina; dber Wiederberafang der Alten Lorda]
Zuerst die gewöhnlichen Klagen; dann die laofendeD Nachrichtea aas 33
LoodoD. Verhandlangen im Parlament über die Stellang des Protectors
zn demselben; es GChelnl, dass man sich za einer Vereinbarung zusaminen-
finden wird. Zugleich verhandelt der Protector aoch häufig in Pleetwoodg
Hause mit den Häuptern der Armee, worüber manche vom Parlament ziem-
lieh stuttig werden und argwöhnen, «dasR iwischen 8r. Höh. und der Ami^e
mehr Einigkeit möchte befunden werden, als man biahero vermeinet."
Und bei diesem Paseu halte ich, es werde E. Ch. D. nicht uoan-
genebm sein, daas ich Ihr unterth. erzähle, was wenig Zeit fDr Be-
rufung des Parlamentes fUrgefallen, woraus Sie von des Herrn Pro-
tectorls Humeur, Conduite und Genie hoohweisHoh werden urtheilen
können.
S. Höh. Bessen zwei bekannte Herren zu sich fordera und fragten
sie um Rath, wie man sieb in den damaligen Conjuneturen gegen der
Arm^e zu verbalten hätte. Des Einen Meinung war, S. Hob. sollte
die Armto anbero zu kommen beordern, und nachdem er sie en bataille
hätte rangiren lassen, sich fllr ihr präsentiren, sie zu Beständigkeit
bei seiner Person und Familien ermahnen und die unter ihnen be-
kannte unruhige Officirer in ihrer aller Gegenwart herausnehmen and
andern zam Exempel hinweg tbuen.
Wie der erste von diesen beiden Herren seinen Abschied ge-
nommen, begehrte S. Höh. von dem andern zu wissen , was er von
diesem oberzählten Advis hielte. Der sagte darauf rund heraus, Sie
wflrden sich damit ruinireu; sein Ratb aber wäre, S. Höh. möchte
darauf Acht geben, wer ihm von der widrigen Faction zu diesem oder
jenem Advancement recommandiret wOrde, und begnadigten dieselben
fftrerst durchaus nicht mit den desiderirten Chargen, sondern nehmen
andere darzu, davon Sie gewiss wären, dass sie es mit keinen faotiosen
Leuten hielten. Nachgebeuds aber möchten Sie ein fieissiges Auge
darauf haben, was vor Stellen vaoant wären und advanciren bemach
die andern, die Ihr erst ftlrgetragen wären, zu bJJheren Chargen als
ihre Fautores selbst begehret hätten ; wenn das geschehen, und S. Hob.
in dem Wege continairten, wtirden Sie algemälig die Gemtttber von
der andern Partei abziehen und die ganze Armäe gewinnen.
S. Hob. hOrete es alles mit Anmerkang an, antwortete aber
nichts anders darauf, als diese Worte: Seid Ihr Moleh ein groiitr
Musr. I. O«oh. <1. Or. KnrtUnun. VII. 52
A-nOOt^lC
QIQ VI. BrAndeobarf und EngUnd
Politicut? Von der Zeit aber an bia auf diese Stunde habeo S. Hob. ge-
dachten Cavalier nicht wieder zu sicti fordern lassen, damit man nicht
merken möchte, dass Sie entschlossen wären, seinem Bath zu folgen. —
Man verhoffet, dass, wenn noch etzliche hitzige E^ute aus dem
Parlament werden votiret werden, dass man im Obrigen allen auf
beiden Seiten sich der Moderation befleissigen und solche Espedientia
finden werde, wodurch der Sachen zu rathen.
Es hat deswegen am 15 dito einer, Sattler, Sr. Höh. Matstre de
requeste und erwählter Parlamentsherr, trefflich et cum approbatione
im Hanse der Gemeine peroriret und das Parlament nachdenklich er-
mahnet: nachdem sie nunmehro darin einig, dasa das Regiment in
einer einzelnen Person und, wie er den terminum soll gebrancht haben,
snbordinaten Magistraten bestehen sollte, so möchten sie sich wol
beratben, was sie femer für eine Verfassung machen wollten. Er
könnte ihnen das sagen, dasa der Herr Protector ein guter, weiser
und gottesfUrchtiger Herr wäre, der nichts irraisonables begehren wOrde,
auch jiiobt Ober sie als Thiere, sondern als über Menschen herrschen
wHrde; sie möchten aber auch zusehen, dass sie sich nicht gegen ihm
als junge Teufel verhielten.
Dieser Herr Sattler ist auch der erste unter den Notables ge-
wesen, der der königlichen Dignitftt und Characterie hat erwähnen
dQrfen, und zwar dergestalt, dass er gesagt: er wäre zwar ein Bechts-
gelahrter und juris publici consultns, und wtlsste gar wol, was ein
Orand-Connestable d'Angleterre, was ein Chef de justice und dergl.
wäre; er i^de aber nichts in den engelländlschen Bechten von einem
Frotectore und könnte derhalben nicht ersinnen, wie die Statuta
und Gesetze des Landes anf diesen Namen möchten applicirt werden;
denn die redeten allein von einem König, und der Könige Reeht
wäre in der h. Schrift und den Bachern Mosis besoiirieben. Nun
wäre es zwar nicht zu vermutben, dass der jetzige Herr Protector
ihnen ihre Guter, Aecker und Weinberge abnehmen oder sonsten
violenter et arbitrarie mit ihnen procediren würde; sie möchten sich
aber auch hOten, ihm die Hände dergestalt zu binden, dass er ge-
zwungen wflrde, die Stricke zu zerreissen und par raison et n^cessitä
d'estat über sie zu commandiren.
Bei der Gelegenheit hat er der alten Herren erwJUinet und nicht
undeutlich zu erkennen gegeben, dass es billig wäre dieselben wieder
einzufordern; und dergleichen vermeinet man, dass auch von der Armöe,
vermuthlich durch Veranlassung des Hofes (dann der Herr Protector
soll ihnen nicht Übel affeotioniret sein) werde auf die Bahn gebracht
A-nOO<^IC
Rnde Sudler'e im Parlament SchleierB Heirat snD(;Rle(rpQheiten- 819
werden; jedoeli wUrde es damit keine andere Meinung haben, als dass
allein der alten Herren Kinder, nicht aber die Väter und Alten selbst
im Session im Herrenhause admittiret werden sollten.
Schlezer an Graf Dohna. Dat. London 11. März 1659.
[Apologie. Geldsache. Englische Heiratsangelegeoheit; desgleicheD im Haag;
eine neue Galanterie in Eogland;. notwendigeB diplomatiBcbes Biirsmittel; die
Tochter dee PräaldeDteo des StaatsratbeB. Der Verkehr mit dem echwedischcD
Gesandten Geld oder Abdankung.]
Eingehende Apologie über seine Angelegenheiten in England. — Zn-Sl.Uäre.
Dächst ansnihrlich über die Oeldsacbe. —
Femer werden E, hochgr. Exe. mir vergönnen , dass ich auf die
mir fUrgeworfene Kosten auf meine prätendirte Heirat kommen möge.
Und darinnen gestehe ich fOrerat, dass ich bald Anfangs bei meiner
Ankunft in England mit einer gar Tornehmen Person in Tractaten
gestanden bin, wodurch Sr. Ch. D. etzlicbe der considerabelBten Familien
dieser Orten hätten zugewandt werden können, wenn die zu Hofe re-
gierende Invidia zugelassen hätte, dass Sie meinem unterth. FUrschlag
nach so viel hätten darauf Spendiren wollen, als doch endlieh wird
bezahlt werden mDssen. Die Leute seind genugsam bekannt, mit
denen ich mich engagiren wollen, und in was für ein Ansehen und
Credit sie Sberall seind. Mit der Dame meinte ichs consideratis con-
siderandis wol von Herzen; ich kann aber wol mit Wahrheit bezeugen,
dass ich nicht Über die 40 Rth. Werth an dem ganzen Werk ge-
wendet habe.
Dann seine Reiee in den Haag.
Bei der Occasion ward mir Ouvertüre gethan von einer Heirat,
die ich, weil ich sonst nichts in dem Hage zu thun und auf die reich-
liche versprochene Geldmittel zu meiner Wiederkehr nach England
warten musste, prosequiret; aber mit einer solchen Punctualität in
Sr. Ch. D. Dienste, dass, wie nur eben so viel da war, wormit ich za
genauer Noth wieder hereinkommen konnte, ich alle Conversation
abrupte abbrach und mich durch keine Charmes nicht einen einzigen
Tag, damit ich den Wind nicht versäumete, wollte aufhalten lassen
— worüber wir auch zerfielen.
Nach meiner Wiederkunft passirte eine Galanterie, deren sich
jemand, der mehr Vanität hätte als ich, rühmen könnte. Ich weiss
mich aber, so wahr ich redlich bin, nicht zu erinnern, dass icli mehr
als ein oder zwei Rth. darauf gewendet hätte; und ich verwundere
mich über die basse Concepten, dass hie oder in Frankreich jemand
52»
i:q,t7r.d ...*^nOO<^IC
320 ^''' Brandeobarf aod Rngl&iid.
gedenket etwas Bonderlicbes auszarichten , der nicht min oder mehr
mit Fraueazimmer weiss umzugehen, nachdem in des berühmten
spaniBchen slhie gewesenen Ambassadeurs Gondomars Negociation
eine so notable Passage zu finden, was fllr Adressen er sich gebraucht
und aus was Ursachen; dergleiofaeu uns denn die Erfahrung tSglich
an die Hand gibt. Anitzo erkOhne ich mich, gegen E. hochgr. Exe.
mnd heraus zu bekennen, dass ich noch auf diese Stunde eine von
des Herrn Präsidenten vom Consilio Status Töchtern nicht ohne Vor-
wissen der Befreundeten bei aller Gelegenheit caressire, wiewol sans
attachement mit einem freien und unbekümmerten Heneen; und dieses
Entretien^hat mir aufs hOchsleeinanderthalbhundertBth. gekostet Wann
aber ja niemand bei Hofe erkennen will, was fDr rationes statua zu
Sr. Ch. D. Dienst ich hierunter habe, sondern dass man noch gedenket,
mit mir deswegen zu chicaniren, bin ich zufrieden; man ziehe sie mir
ab Tou dem, was man mir sonsten schuldig.
Er sei TOD andern hieeigen ResidcDten angeklagt worden des allzn-
vertraalichen Umgangs mit den schwedischen GeBandten. Er bekennt sich
dazu, findet es aber ganz gerechtfertigt und für den Dienst nüfa'g.
' Dann wieder anf die Geldsache und auf seine Gegner am Hofe. —
Droht man, daas man eventnell mich ganz abandonniren will — „A la bonne
heure, so mache ich lieber den Anfang nnd renancüre am ersten."
Indeas macht er dorh noch einige Yorschläge znr Tersöhnnng, aber
nur, wenn der KorfUrst sich perKÖnlicb dabei verpflichleti sonst traut er
nicht; er will aach event. selbst nach Beillc kommen, aber nur auf Gmnd
eines fQrmlichen Salvcondncts ; andere dürfe er seinen Gegnern nicht trauen.
Ein RechtfertignngFschreibeo Ähnlicher Art (Abschr. o. D.) an
Freib. t. Schwerin, wo namentlich seine Kundgebung einer andern po-
litischen Ansicht gererrbtfertigt nnd dagegen die übele -Behandlang gestellt
wird, die man ihm habe zn Tbeil werden lassen. Zuletzt habe der Kurfürst
sogar dnrch ihn ein Schreiben an den Protector übergeben lassen, worin
seiner, Schlesers, mit keinem Wort gedacht war; was hier sehr anfGel.
— Von den Liebesgeschichten ist hier nicht die Rede.
Aehnllche Schreiben richtet er auch In derselben Zeit an Graf Waldeck,
der inzwischen schon den Dienst des Kurfürsten verlassen hatte; dieser
schreibt ihm zurück: die brandenbnrgischen RSthe hätten „einhellig die
Glossen etwas zn scharf nnd die Zeitangen zn favorable anf der widrigen
Seite gefunden; sonderlich weil ans anderen Schreiben, die vielleicht eben
so wol nicht informiret sein, die Sachen noch etwas kümmerlich vor den
Herrn Protector beschrieben werden, nnd die Flotte so parat anssnlanfen
nicht geschätzet wird. Dem sei nun wie ihm wolle, hätte ich zn wünschen,
dasB Er in seinen Schreiben etwas behutsamer wollte sein, weil die Zeiten
veränderiich seind."
^düvGoot^lc
Scb1«Eer'ache PeriODtlieo. Seio« Flacht nod tJebertriU zu deo Schweden. g21
(Bronillon aar der Rückseite eioes Briereg TonScblezer dat 2ö. Febr.
Et. T. 16&9. Arols. Arch.)
Der korländiecbe Resident Elias Stranss an den KorfllrBteii.
Dat London 25. März 1659.
[Bericht über Sohlesera TerachwaDdDog nad seto Lebao ia LoodoD.]
Eb sei ihm anbegreiflich, wie Schlezer so vi«l Geld habe dnrchbriDgen 4. April.
köDDeo; er habe nur 3 oder 4 Diener in Beioem Dienst. Vor anderthalb
Jahren hat er eiomal mehrere sehr kostspielige Baukett's gegeben; dies
hatte einen besonderen Privatzweck; er wollte eine gewisse reiche Heirat
machen; zn dem Kode wollte er selber einen Eindmck machen, verliesg sein
bisheriges einfaches Logis nnd log in ein anderes, „efüs von den besten
ond stattlichst fournisirten Häosern in ganz London"; seiner „sopponirten
Liebsten" [die aach hier nicht mit Namen genannt wird] soll er sehr kost-
bare Geschenke gemacht haben. Das konnte nun nicht lange währen; es
erfolgte seine Schnldverhaftnng etc. Vor ca. 3 Monaten hat er hier vom
Hofe durch Vermittelung seiner schwedischen Frennde anf den Namen des
„Weinzolls, so den Ministris publicis bei ihrer Anknnft alhie cd Hofe frei-
gegeben wird", nngefähr 700 Rtb. bekommen; jetzt lebt er nun in einem
Privattogis mit 2 Dienern, 1 Jnngen und seinem Sohn für ca. 18 Rtb.
wöchentlich.
Mit 200 Pfnnd kann man ganz respectabel hier leben.
Elias Straaas an den Knrfllrsten. Dat London 6. Mai 1659.
ISchleser heimlich abgereist und zo den Schweden äbergegaogeo. Kltgen des
Knriftndere.}
E. Cfa. D. ungetreuer Minister Schlezer hat sich nach Empfang 16. Mai.
seines aus Holland erwarteten Geldes ohne einzige Bezahlung seiner
alten Scbaldeo heimlich von hinnen weggemacht und, wie ich glaub-
lich berichtet werde, naobdem er von den scbwediscben Ministris alhie
mit einem Paes versehen worden und mit ihnen ein gar Tertraulicbes
Valetmahl gehalten, sich recta durch den Snnd oacher dem König
von Schweden begeben, welcher schftndlicbe Abschied E. Ch. D. hoher
Reputation zu nicht wenigem Nachtheil nnd Verkleinerung gereiobet.
Klage über dag unglückliche Schicksal seines Herrn, des Herzogs von
Carlaad — er selbst, der Gesandte, ist in Folge davon von allen Mitteln
entblösst und hilflos gelassen.
^düvGoot^lc
VI. Broudeaburg uod blnglaud.
Der Kui'fUrst au Stattlialter. Oberpräsident und geh. Rätlie
zu Berlin. Dat. in nuaerm Feldlager auf der Inael Fanöe bei
Fllbneu 8. Jnnl 1659.
IScblessera Abfoll kd den Schwedoo ProcesB gegen ihn eiozuleiteo.)
Anzeige vod dem Uebertritt Schlezers zq den PeindeD, mit Hinter-
latiauiig seiner unbezahlten Scbuldeu; er hat zuletzt noch eiuc ReiAanag
von 6000 Rth. bei dem Staatssecretär deponirt.
Die Sache soll dem Advocatus Ssci übergeben nud eine Citatiou gegen
Schlezer erlassen werden.
AuBserdcni eallen aie nachforsihe/i, ob Schlezer „au uomiiiibae oder
lindern Gütern" etwas besitzt und datsGclbe mit Besuhl^ belegen; Gcine
Verwandten haben alle Correspondeiiz mit ihm abzubrechen.
Verwandle von Schleyer sind, wie sieb herausstellt, die neuinärkisclieD
Aiut^räthe Striepc und Lange. Er bat in der Neumark einige Oeld-
ansprücho stehen, aber nicht von Betaug.
Die Vorladung Schlezers erfolgt durch l'atent des KarfürsteD
dat. Feldlager bei Stepping 9. Aug. 1659. Es wird angeordnet, daes davou
ein Exemplar in Berlin, andere in Hamburg, Lübeck und Leipzig an-
geschlBgen werden.
Anf diese Citatiou antwortet nun Schlezer mit der Broschüre (die
er auch dem Kurrtirsteu persönlich dat. Nickopiug in Falster 1. Not. st. t.
165y überschickt):
Abgenötigte Ehren -Rettung des gewesenen Churfürstl.
BraudenbnrgtEcheu Raths und Residenten inEngcIlaadJohaD
Friedrieh Schlezers auf ein unter L Chnrl'. Dchl, Nahmen
wieder ihn publicirtes vermeintes Edictum Citatoriam. Anno
l(i59. (10 Bli. i")
Am SchlusH dat. Fiiedricbsb
Der Inhalt wiederholt nur di
Thalsachen und Auffassungen, ob
Sachen.
Dagegen wird von brandenbn
Abdiack einer von einei
die von dem gewesenen aus
gegangenen Churf. Brandei
in England I, F. S. au Friei
geschriebene und in offene
aautite Ehrenrettung. Anno
Hier wird u, a. hervorgehoben
„die den chur- und furstlicbeu t
bnrgischen Häusern, auch etlicbei
jedweder nach seiner Profession,
^aovGoOt^lc
ProceiB gegeo Soblezer. Broacbotea für and wider ihn. g23
Rohm ond Ehre ihren Lauf in dieser Welt Tollendet haben"! aber er be-
schimpfe eie noch im Qrabe.
Etwa 1645 war er in brandenbargische Dienste als SecreUir einge-
^ten, war immer sehr tarbalent und anspmchBToll and wollte hoch hinaus.
Nach einiger Zeit brachte er es dahin, dass er als Resident nach
Hamburg geschickt wurde; was er da fllr Comädieu anfgeftihrt, will der
Terf. lieber verschweigen. Er erhielt da seinen Abschied und erklärte,
nnn nach England gehn zu wollen, dort za leben; zugleich erbot er sich,
wenn es dort etwas flir ihn zu tbnn g&be, gegen 600 Kth. Oehalt es über-
nehmen zu wollen. Folgt dann die Geschichte der englischen Negociatlon.
So viel von seinem Leben, Amt nnd Verrieb tangen. — „Dann von
seiner entbnsiastischen Religion nnd eiagebiideten Offenbamngen, und dass
er sieb bisher zu keiuer Religion beständig bekennen wollen, mag ich hie
nichts melden, weil dem Herrn seine schwärmerische Handel in der Reli-
gion genugsam bekannt."
Schon vorher ist gesagt, dass er auf ganz lächerliche Weise präten-
dirte snm Adelstand sn gehören, weil ein Brnder seines Vaters, der in
Wien Apotheker war, dort kathohsch geworden und geadelt worden war.
Sodann, bei seiner Hciratsangelegenheit mit einer englischen Gräfin, bat
er den Enrrdrsten, ihm ein adliges Out von 20,000 Thl. zu scbenkeu und
auf kurfiirstlicbe Kosten vornehm und prächtig auftreten zu dürfen, um
seine Bewerbung durchzuführen.
Der Verf. schätzt ihn anf ea. 50 Jahr — dabei hat er aber nicht einmal
in der Welt einen Testen Sitz und eine NiederJassnng für seine Familie
erreicht, sondern lässt diese seinen Verwandten zur Last fallen und schweill
in der Welt nmher.
Am ScbluES Abdruck einer nenen Citation gegen Schlezer dat.
Colin a. Sp. 22. Dec. 1659. ___^^
Endlich erfolgt noch eine spätere Apologie Schlezers; die gleicfafallB
nur das Bekannte wiederholt:
Job. Fr. Schlezeri, consiliarii qnondam etc.... Defensio
contra cal'umnias, diffamationem et injurias impotcntium in
aula ista inimicorum suorum, integro qnadrienuio, pront res
se dederunt, conscripta.
Psalm. CIX. „Ne sileas, ne dissimula etc."
Anno MDCLXII. (20 pag. 4°).
Vom Nov. nnd Dec. 16Ö9 finden sich einige aufgefangene Briefe
Schlezers an verschiedene Personen, von Helsingör datirt. Einer der-
selben Ist adressirt an „Mode. Samuel Hartlieb, geutilhomme allemand"
in London'), unter dessen Adresse sich Schlezer schon von I65Ö an
■) Vgl. über diese PersönlichlceitA. Stern, Mllton und seine Zeit II. 2t)6 ff. —
Auf eioeni Zettel, der, von nicht bekaouter Haod geacbrieben, bei diesen Acten
liegt, findet sieb die Notiz: „Ans diesem Schreiben sehe ich, dass Herr Schlezer
ein Schwärmer ist; denn Hartlieb (welcher ein Elbiager und sonst gelehrter
Haan ist) ist aller neuen Propheten Patron nnd Advooatus. Fignlne [der in
^aovGoOt^lc
g24 ^I- Braodenbarg und EnglsD«].
seine Briefe nach London schicken lässt. Er theilt demselben seinen Ueber-
tritt in schwedische Dienste mit und bittet ihn, dahin wirken za helfen,
dms seine in London hinterlasse neu Schulden „für public erklärt und die
Oreditores an den Cburf. Hof mögen verwiesen werden"; wenn dies ge-
schehe, so würde er am liebs^ten fernerhin in England oder Irland leben —
„denn dem deutschen Wesen traue ich nicht"; der brandenborgische Hof
sei zwar augenblicklich still gegen ihn; „ich traue aber doch dem Frieden
nicht, sondern wollte gern so weit daron sein als immer möglich." Seinen
Sohn hofft er bei dem Grafen Dohna anzubringen, den der Eänig von
Schweden sehr hoch schätzt; er selbst will zunächst zn dem Pfalzgrafea
von Sulzbach sich begeben, der znm Generalstatthalter von Seeland emauot
ist, und an den ihn der König gewiesen hat. (Dat. Elsingsör 2T. Dec. st. t. 1659).
Die Juristenfacnltät zu Frankfurt a. O., an welche die Acten des
Schlezer'scben Frocesses zur Begutachtung gesandt werden, fallt am
SchluBB eines uiisfü lirlichen Gntacbtens über Scblezer die Sentenz, dass
er als Landesrerräther und Ueberläufer aller setner Chargen zu entsetzen, für
ehrlos zu erklären nnd mit dem Schwert hinzurichten sei (dat. 18. Aug. 1660).
Eine Intercession zu Gunsten Schlezers von Seiten Schwedens,
UDterz. von der Königin Hedewig Eleonore und einer grossen Anzahl
von Keicharäthco, dat. Stockholm 13. Oct. 1660, bleibt erfolglos.
Nach dem Frieden von Oliva macht Schlezer Versuche zur Ver-
söhnung, wie es scheint, durch Vermittelnng des Fürsten von Anhalt; doch
geht man in Beriin darauf nicht ein. Mit dem Jahr 1662 hören die Briefe
Schlezers und die Acten über seine Angelegenheit auf.
Im Jahre 1673 tapcht seiu Sohn Johann Schlezer von London her
auf. Der Vater ist todt, der Sohn ist in englischen Diensten „au Service
du Roj de Grande Bretagne". Er gedenkt noch längere Zeit in England
zu bleiben nnd bittet nur, dass die Ungnade, in der sein Vater gestorben,
nicht auf ihn Übertragen werden möge. — Darüber erhält er eine gnädige
VersicberuDg, die Ungnade gegen seinen Vater solle ihm nicht zum Nacb-
thctl gereichen; doch dürfe er auch keinerlei Ansprüche anf rückständigen
väterlichen Gebalt oder dergl. erheben.
Hiermit scbliessen diese Schlezer'scben Person alacten.
Instruction für deo OberetallmeiBter Bernhard Gerhard v. Pölnitz
aftdeu König von England.») Dat. CöUo a. Sp. 21. Mai 1660.
[BeglückwüBBcbung des Königs zur Heimkehr nach Boglend. Gelegentliche An-
regung in Betreff des englischen Tnchhandels nach Preaseen.]
31. Mai. Das Pariamcnt hat beschlossen den König zuruckzurnfen , und dieser
gedenkt nächstens ans Holland nach England aufzubrechen. Pölnitz soll
Sohlezers Brief als gemeinsaaier Frennd erwähnt wird] ist ein Prediger, hat
Herrn Oomenius Tochter, prätendirt Viaiones, welche er auch drucken Uesen,
und prophezeit Schweden grosse Dinge.*
') Pölnitz war schon einmal 1658 im Anftrag des Korfüraten in England
gewesen, um für denselben eine Anzahl Pferde eiczukanfen (Greditiv für PÖluitz
A-iOOt^iC
Ende d«r SohleMr'achvo Affür*. SeDdung von PÖIdiU od Kul II. ^25
dea OliickvoDseh des KnrfiirsteD iiberbringeD, nnd zwar sanuhst nach dorn
Haag, wo er *}eo König wahrscheinlich noch antreffen wird; oder eventuell
nftcb London, wohin er ihin aoch im ersteren Fftll folgen soll.
P.S. Und ob twar S. Ch. D. bei dieser des von Pölnits Ab-
schickuQg; keine Affairen wollten treiben lassen, damit I. Köo. Mty-
desto mehr spDren möchten, dass S. Gb. D. einig und allein hierzu
die Freude tlber die KesÜtution veranlasste: so möchte der von
Pölnitz dennoch mit dem Canzler oder wen er sonst sehen wDrde,
der des Königs Affairen am meisten nuter Händen hätte, bei guter
OccasioD dieses erinnern, dass S. Ch. D. I. E5n. Maj. bfiten, wegen
der Niederlage der englischen Tücher in Preussen nichts gewisses
entschliessen, besondem damit warten wollten, bis S. Ch. D. jemands,
wie Sie gesonnen wären, nachschicken w&rden und alsdann 1. Kön.
Maj. die Nothdnrft nnd was dabei za erwägen, vorstellen lassen worden.
Pölnitz trifft den König Karl II nicht mehr im Haag. Am 20. Jant
begibt er sich anf den Weg nach England, wo er am 25. ankommt. Er
meldet sich bei Milord Jarrct. der ihm baldigste Andienz verspricht —
,mit dem Hinznihnn, Sr. Maj. würde dieses O^cinm am desto angenehmer
sein, dass Ich der erste wäre, welcher deroselben über Ihre Herstellnng
käme cougratnliren". Am 30. erfolgt die feierliche Andieoz, die mit ganz
besonderen Ehrenbezeignngen für den Gesandten vor sich geht. — r,DeT
Hof und die ganze Stadt ist voll davon, dass Sie der erbte sein, welcher
S. Haj. durch eine Oe.<iandtsrbaft gefelicitiret." Allerlei Nacbrichten über
den Hof von wenig Belaug. Pölnitz gedenkt näcbeteos wieder abzereisen;
er will aber den Herrn v. Heringen, der „dem Canzler Weiman bis
dahin aufgewartet nnd hiesigen Landes Affaires und Intrigues ziemlich
knndig ist", einstweilen hier lassen. (Relation dat. London 2. Jnli 1660). 12. Joli.
Eine zweite Andienz bei dem König hat Pölnitz am 4. [14. Juli. 14. Joli.
Energische FrenodgcbaftsverBicheningeD Karls II. — „Den Herrn v. Bever-
weert [den niederländiechen (jesandtcn] hab ich par rencontre iu des Königs
Bedcbambre gesehen nnd mit demselben von ein nnd anderem ziemlich ver>
traulich geeprochca. Wir verfielen zuletzt anf den Discurü von des Königs
Heiratb, wobei gedacht ward, wie insgemein viel davon geredet würde, dass
8. Maj. sich mit der Königin von Schweden Tcrmählen sollte. Er sagte
aber, dass er seines Theils vieler handgreiflicher Ursachen halber nicht
die geringste Apparenz dazu sähe, und stimmte endlich mit mir darin überein,
daas für die gereformirte Religion hnd das Haus Oranien sowol er, als so-
viel demselben zngethan wären, billig nichts höheres wünscbeten, als dass
80 Üromwell dat. Colin a. 8p. 7. Febr. 1668'. Aach jetzt hatte er Aatträge
far den Haretall des KorfÖFSten; Karl II. übersandte swei kostbar« Pferde als
OeechflDk, .unter welcheo eich anch befindet dasjenige, worauf S. Mej. Ihren
Biozng in diese SUdt getbaa*. (Pölnitz an den KorfnrBteD dat. London
13.;23. Joli 1660).
^aovGoOt^lc
g26 ^'' Brandenborg nnd Bngbiid.
S. Maj. dftroDter aaf die Princesae Marie reflectiren mÖchteD; mit dem
HinznthnD, er wisae «ol, dass da nicht eDtbrUohen, die ihm aufbürdeten, als
ob er solches traversireD wollte; gleichwie aber kein generenaes OemUtbe
Botbane angleiche GedauIceD von ihm schdpfeu konnte, so mlisste er ja ohne
Witz nnd Verstand sein, da er nicht begriffe, doss er contra propria comraoda
wurde laboriren, wenn er nicht alles beitrüge, sondern verhinderte, was zu
Aufnahme des Hauses Oranien, da er seinen Lnster ans sieben mttsste, ge-
reichet" —
„Zu Hofe Bowol als in der Stadt eebnet man sich iosgemein sehr nach
einem Kriege, sonderlich gegen Frankreich. 8. Maj. aber lassen noch sar
Zeit daza wenig Inclinatlon und sousten verspüren, dass Sie gegen Frank-
reich eben so eebr nicht geanimiret seind." (Relation daL London
16.JDli. 6.|16. Juli 1660.) —
Dann folgt noch eine Relation über seine Abscbiedsandienz beim König,
bei der er auch gelegentlich seineu Auftrag in Betreff des Tuchhandels in
Prenssen anbringt, nachdem er schon vorher darüber mit dem Kanzlsr Hjde
conferirt hat. Dem Kanzler wird der Secretär v. Heringen vorgestellt,
den Pölnitz in London zarücklösst nnd der in der nächsten Zeit Rela-
tionen über die Londoner Torgänge während der ersten Monate der Restan-
ration einsendet. Pölnitz selbst reist am 19. Jnli ab. (Relation dat.
29. Juli. London 19. Jnli 1660.)
^aovGoOt^lc
Personenverzeichniss.
AcidaliuH, polit. Agent. -268.
Aderabach, bKodenb. Resident id
Poleo. 316 f.
Adolf Jubann, PfalEgraf v. Zwei-
brncken. »0. 613.
Adoir Wilbelm, üen y. ä. Wei-
mar. 660-
V. Afalefeld OUua, dän. Geoeral. 257.
Aitiama, Leo van, Agent im Haag.
14. 1« f. la?. aOO. 540.
AkBkia,MhffediecherDiploniat Itöff.
Aldeohofen.Dr., kurcÖln.Qeeandter.
6äO.
Alexander VII., Papst. 547.
Alexe) Michailowitsch, Ciar von
Mowsan. 6a 66ff. 71. 75. 7a 559.
590. 778.
Alien, Will., engl. Pnblicist 170.
Amalifl, Princeuin von Oranieo. 41.
»2. 97. 131. 7ii7. 752
Amerongen, nieder). Uipiomal etc.
22. 125. 295.
Aneth&Dus, harlrier. Kanzler. 686.
Appelboom, scbwed: Resideot in
Niederlanden. 81. »6. 111. 133. 142.
AscDu, George, engÜBCher Militär.
145 149.
d'Anbri, lothring. Gesandter. 669 ff.
V. Aoeraberg, Füret. 434, 440f. 442.
448 ff. 626 ff. 688.
Augast, Berzog v. Sadisen, Ad-
ministr. v. Magdeburg. ii'Jl.
v.Aulacb, Obr.Lieut. 46^.460.529.
535.
d'AvaagoQT, franEÖs. Üiplumat. 72.
Barbier, Bd., Marinier ia brandenb.
V. Bawyr. Gen. Lieut. Xa.
Bück, Jesuiten pater. 670.
V. Bellicom, brandenb. 0 berat. 474.
531. r>34.
vanBeuningen, Conrad, nie derjand.
Gesandter iu Dänemark etc. 1. 70.
ill. 1-i-i. 130. 177. 270. 28Ö. 293.
UeTerning, Mitglied der Geueral-
staatun. 76.
V. Beverweert, niederltnil. Mili-
tär etc. 1*9 825
Bidenbacb v. Treueofels, wür-
tenberg. Gesandter. 651. 667.
Bjelke, dinischer Admiral. 223.
Bjelke, Steno, scbiredGesandtereto.
420. 429. 594.
Björnklaw, schwed. Gesandter. 698'
100.
Blake, Rob., engl. Admiral. 77a
T. Blumentbal, Joa. Fried., bran-
denb. geh. Bath, Statthalter etc.
331. 340. 431 ff 437.
Boel, scbned. Kanzler v. Vorpom-
mern etc. 639. 641 f.
V. Boineburg, knrmaiuii scher Mar-
schall etc. 643. 673. 686 ff 6M.
Bonde, scbwed. Gesandter in Eng-
land. 50.
V. Benin, Georg, brandenb. geh, Batb
und Gesandter. 29-60. 334. 353.
423 ff, 430 f, 436 ff 442-452. 54a
r>56, 55ö. 73!), 749.
Boots m a, Milgl-d.GeDeralBUaten.21l5.
Boreel, niederl. Diplomat. 85. H7.
90. 92.
de Bonrdeaux, franz. Diplomat. 304.
V. Brabeck,, münslcrscher Domde-
chant. 282. 286.
^düvGoot^lc
PeraoaeDverEeicfaniSB.
Bradahaw, John, eogl. StaHlemann.
750. 761. 815.
BradBhaw, Riebard, eDglGeBandtei
778.
1 Brandt. Cbriiioph, brandoobarg.
Diplomat. 316.
r. Brandt, brandeub. Rittmeister.
.. Rath. 641.
BruDoll, braDdeob. Oberst. 525. 546.
d e Bye, poln.Diplomat. 91.200.263.295.
V. Vanits, braDdeob. Oberst 4S4.
529.
V. üaD8teiD,Rabau, brandeob. Aints-
kammerpräsident etc. 337. 340. 61B.
691. 695 fr.
GaoterBteiD, liönigl, achwed. Secre.
tär. 458.
V. d. Capelleo, Mitgl. d«r General.
atsateo. 10. 76.
V. Castel-Rodrigo, Harq., epan,
UesaadUr in Wien. 440. 443. 445.
69a.
de la Oave, braodeDb. Militär,
de Cbaoe, karmaiDE. Diplomat. 6ti3.
Charisine, dänischer Resident im
Haag. 179 IBl. 190. 200. 215. 226.
270. 275. 281 287. 294.
Chmielnicki, Bogdan , Kosaken-
häaptliag 36».
Christian, Markgraf v. Brandenb.
Uulmbacb 651. 656.
(' h ri B t i D e, KÜnigin v. Scbweden.
355 419. 5M. 647. 659.
Cbriatoph Bernard von Galen,
BiBcbof V. Münster. lOö. 102 210.
2S0. 290. 302 ff. .^10. 699.
Ciuit, brandenb Oberat 529.
UomeoiaB, Arnos. 024.
Condä, Ueinricb PrinE r. 85. 87 556-
Oopes, Joh , brandeob ßeaideot im
Haag. 5-318. paeaim. 75».
Uojet, Peter Julius, schned. Diplo-
mat. 275. 282 f. 286. 294 301. .305
312 r.
Taoe, kais. Oeaandter. 639 643 bis
702 p
eil,
Francis. 760-
Henry. 227, 251.
Cromwell, Oliver, Lordprotector
von England. 9. 15. 17. 21. 24. 45-
50. 88. 90. 117. 125. 164. 261. 434.
667. 713-797 pusim.
Cromwell, Ricfaard, Lordprotector
V. IfDgland. 16Ö. 212. 220 261. 313.
761. 798. 800f. 808 ff. 817 f
UEaruecki, pola. Heerfährer. 587.
592 f. 596. 604. 610. 613.
V. Derfflieger, brandenb. General-
wachtmeister etc. 437. 535. 601. 609.
613. 624.
DesboroDgh, engl. Qsusralm^ar.
776.
V. Dobrcienski, Joh ülricb, bnn-
denb. Diplomat. 18. 336. 338. 378.
391. 429. 453ff. 464. 471. 493. 494
bis 508. 513. 622. 628. 668 ff. ÖS6.
588. 690 ff 628-630.
V. Dobna, Graf, in schwed. Diensten.
V. Dohna, Fabian, Bnrggraf, bran-
denb. geh. Batb. 401-411. 630. 819.
V. Dohna, Graf Frisdrich, GoQver-
nenr v. Orange etc. 305.
V. Dohna, Graf, brandetib. Oberst.
469. 513. 529. 542.
Dogen, Matthias, brandenb. Resident
in Amsterdam 5 ff 63. 150. 174 ff.
189. 190 ff 303- aiO. 768. 79a
T. DöDbof, brandenb. Obr.-LienL 494.
Douglas, schwed. General. 146. 191
Downing, englischer Gesandter im
Haag. 121 ff 133. 153 160 184 ff.
196 ff 202 ff 209. 212. 214 ff. 229.
242 f. 255. 258. 369. 273 ff 297. 303f.
317. 787.
Dumseler, brandenb. Cspitain. 46Ö.
Dann, engl. Schiffscapitalo. 786 r. 790.
- 792.
Diirie, John (Daraens), engl. Theo-
log. 657. 669. 668. 733. 726. 772.
Eberhard, Hera. v.WSrtenberg. 693.
V. Eberstsin, dänischer Peldmar-
Bchall. 141. 141. 178. 304.
Enkofort, kaia. FeldmarBchall. 637.
Erskein, schwed. Eriegsrath. 45S.
d'Estrades, fraot Gesandter. 789.
A-iOOt^lC
Perioneoverz^iehDlBa.
, Joh. Casimir. 47
829
480. 488.
F&lrfax, engliBcher Uilitära. Partei-
manD. 110.
Ferainand III., Kniser. 33. llfiCT.
439. 447. 614 f. 622ff. 635- «S7. 7GG.
FerdlnaDd Maria, Earf. t. Baiero.
645. 690. 767.
PieDuea, Lord. 788.
Fleetwood, engl. General -Lieat.
230 f. 297. 7«8 775- 777. 804. 814.
817.
Fleelwood, ichwed. Qeupdter. 777.
FraDceBco, Henog von Modeoa.
C61. 677.
Frani, Herzog v. LoIhrio^D. 660ff.
Friedrich (III.) TOD BraDdeDbarg.9t<.
Friedrich, Landgraf t. Besaea 419.
Friedrich, Bersog v. Holal«ia-Oot-
torp. 343. 346.
Friedrieb HeJDrich, Print von
OranieD etc. 714.
Friedrich, HerEOg v. Würteoberg.
134.
Fricqnet.kaiBerl.GeeaDdteriniBftag.
141. 146. 148. 157. 159. 161. 163.
166ff. na. 182. 196. 240. 2Ö0.270r
286. 287. 300. 312.
r, Friesendorr, achwed. Geaandter.
berg, Orar, fcnrcöla. Ge-
T.Paiitei
aandter.
de Clamarra, apan. Geaandter im
Haag. 97 r. 102.
deUGnrdle, Hagnna, Graf. SO. 419.
439. 468 f. 473 ff. 478- 480. 485 ff.
490. 496 r. 518 ff. 627. 531. 516.
Gebhard, kftis. Reichahcfratb. 421 f.
627 f.
Gembioki,Job.,BiaGhorT.Ci)]m.S9S.
T. Gent, Mitgl. der Qeneralataaten.
198 r. 222. 339. 350. 361. 311.
GoDdreconrt, lothring. Geaandter.
684.
Ooraiaki, Sbigne«, poln. Magnat.
804. 368.
Qötie, brandenbargiacher Ob«rat.
6a» f.
deOramont, Dac, frana. Geaandter.
691, 695. 699. 701.
de Grave, Bargermeiater t. Amater-
dam. 6. 17. 22. 77. 175. 177. 208.
239. 247. 283.
de Gravelle, frans. Diplomat. 263.
671 f. 674ff. 694 697.
Green e.Hunr;, engl. Gesandter. 706r.
V. Grüben, prensa. Landstand. 365.
T. Grodnitz, mähriacher Proteatant
683.
V. Gßldenetern, poto. Edelmann.
20. 53. 3Ü7. 403. 413 546.
V. Hall, preusB. Oberjägermeiater.
469. 474. 629.
T. Haren, Mitgl. der Generalataaten
etc. 206. 234. 29S.
Harring ton, engl. ächriftateller. 804.
HarriaoD, engl. Generalmajor. 764.
814.
Hartlieb, Sam., deatech. Gelehrter
in Bogland. 1523.
Baal erigh, engl. Port DDjentsnittglied.
756.
V. Batsfeld, Graf, kaia. Feldmar-
achall. 707.
Hajn, mscklenbnrg. Gesandter. 637.
639.
Hedwig Eleonore, Königin von
Schweden. 689. 611- 824.
Beiland, Polycarp, brannecbw. Batb.
653. 672.
Beimbach, Dr., polit Agent. 751.
Benriette Katharina, PrinceBBin
V. Oranien, Füratin v. Anhalt 160.
V. Beringen, Agentin London. 825.
Bille, brand. Comnandant t. Piliao,
786.
Bohendorf, brand. CapiUin. 546.
V. Bohenlohe, Graf 768-
Bolat, Jac., brandenbnrg. Ingenieur.
365 f. 372.
Bonart, nieder! Diplomat 206. 214.
296. 309.
T. Boawaldt,brandenb.geh.Kriega-
rath etc. 413 f. 463. 478. 623. 634.
r. Hoverbeck, Job. brand enb. Gea.
in Polen. 326. 3S6 1 353. 356. 361.
369 ff. 541. 675. 586. 795 806.
A_nOO»^lc
P e rs 0 nen ve reei ch n i s !>
9übner, Joachim
Hiatoriograpb t
brandenb Ralh
C. 635. 637. U
I. 717.
V. Huijbert, oiederl. Gesandter
Freateeo etc. 22. 253.
Handebeck, brandenb. Obr.-LieO'
tenaot. 493. 497. 533.
Hii^geoe, Mitgl. d. GeneralBtaateo.
118. 296.
Hyde (ClarendoD), eDgl- Eauzler- 826.
Jacob, Herzog V. Cnrland. 14C. 151
264. 379. 590. 809.
V. Jena, Friedr. braDdenbarg. geh.
Rath etc. 99. 102. 401-413. 530
574. 618. 727. 737. 739.
JephBDD, W., eoglUcber Geaandter.
131. 184. 779 ff. 786 r. 793 ff.
JohauD Caeimir, König t. Polen.
19. 29. 92. 866 ff. 879. 420 ff 441.
587. 593 Ö96. 604 f. 614 f. 622 ff
JohaDDErnet, Graf T.Nasaan. 136.
Johann Georg, Fürst von AnhalL
150. 299. 236- 252.
Johann Georg IL, Enrrürat von
Sacbsen. 114. 379. 623 ff. 644. 699.
768.
Johann Georg, Enrprint v. Sach-
sen. 625.
Johann Horitx, Pärat v. Naaaaa-
Siegen, brandenb. geh. Rath, Statt-
halter etc. 10. 16. 28. 85f. 92. 99.
163 f. 166 ff. 182 r. 252. 285. 288.
356. 696. 813 815.
Jordan, brandenb. Major. 465. 532f.
Joseph, brandeob.Obr Wachtm. 535.
laaelmayden, niederl. Diplomat. 22,
T. HalkateiD, branden barg. Oberst.
529 f.
V. Eannenberg, Christoph, brand.
Generalnachtmeiater. 354. 380. 496,
504. 513. 520 ff. 533 ff 617.
Karl IL, König von England. 314.
316 ff. 658. 705 ff. 719. 740. 744.
755. 787. 805. 824 ff.
Karl, HerBOg v. Lothringen. 663 ff.
pasBitn.
Karl Emil, Karprinn ron Branden-
burg. 22.
Karl Gnetav, König v. Schweden.
321 ff. 378 f. 393. 492. 501 f. 504
610. 513. 525. 541 ff 545 f. 555. 587.
592 f. 598. 617. 629.
Karl Joaeph, Erzherzog. 692.
Karl Ludwig, Kurfürst t. d. Pfalz.
639 ff 679. 693. 758, 784.
Karl HagnuB. Markgraf v. Baden.
594. 612.
V. Earpf, Job. Adam, Gen.-Lient
707 ff.
Kittelmann, brandenb. äecretär etc.
529.
V. Kleist, Ewald, brandenbarg. geh,
Rath etc 63. 86. 379 f. 479.
Kle;, Bchwed Resident in Wien.
420. 471.
ElingBporn, brandenbnrg. Oberst.
459. 529.
T. d. Kneaebeok, brandenb. geh.
Rath. 337. 353. 361.
Knöffel, Dr., poln. Leibarzt. 869.
Koch, Job., eohwed. Emoj6. 365.
Koctaanski, poln. Magnat 399.
Koniecpolsbl, poln. Magnat. 625.
596.
EÖnigsmark, Graf, schwed. SUtt-
hatter in Bremen. 329. 372. 400. 647.
Eonojaweki, poln. Magnat. 399.
V. Korff, brandenb. Oberst. 487.
V. Kospoth, Job., prenes. Kaatler.
398.
Koss, Joh., Woiwode t Köln. S98.
403. 414. 462.
Krasinski, Woiwode v. Plocko. 618.
V. Krockon, brandenb. Rath etc.
396 ff-
V. Krosigk, hessischer Oetandter.
697. 701.
T. Enfstein, Graf, kaiserlicher Oe-
eandter. 426. 441.
T. Enrtz, Graf, Reichancekantler.
4I9ff. 430. 437. 442. 447f. G28. 640.
V. Enrtz , Graf, knrbair. Minister. 686.
V. Kurt zbach-Zawacki, brandenb.
HofVath etc. 369-373. 384. 396.
Lambert, engliacher Militär ond
Part«iaiann. 110. 264. 314. 316. 764.
776.
^düvGoot^lc
Pe rso De DTsreeJ ch bUb .
Lange, raaiDZ. CanoDicaB. 613-
Lawrence, Henry, FräBicI. H. engl.
Stoataratiiea- 728. 771. 773.
Lawson, engl. Admiral. 303-
Leopold, König tod Ungarn nnd
BÖhmeo (naohm. Kaiser). 678. 692.
698.
LeopoIdWilhelm.Erzberiog. 62ir
627. 647. 673. 690. 692. 696. T&2. 767.
T. LeBOjnski.GrafBogiifllBv, poln.
Magnat 359.
T. LeBOsynaki, Weneel, Biachofv.
ErmlaDd. 398. 403. 406. 410. 414.
415. 488. 560 ff.
LeBlie, Graf, kais. Rath. 448.
y. LeBBgawang, Oberst. 369. 474.
529.
V. d. Ley e, kartrier. Oesandter. 699.
V. Lilieatröm, schwed. Kriegsrath
etc. 383 ff 393.'
Lill;, engl. Schrift BteUnr. 805.
T. d. Linde, aohwed. Oeneral. 596.
deLionne,rnuiE.QeBaodter.699. 701.
Liaola, kaiserl. Diplomat 98 T.
Lobkowtta, Forst, böhoi, Gesandter.
699.
Lockhart, Will., engl. Staatsmann.
7S9.
V. Loben, Job. Friedr., brandenb.
geb. Batb etc. 84. 160. 152. 155.
363. 369. 415. 416—441. 442. 547.
Loniae Charlotte, Heriogin von
Carland. 146. 151. ^
Lonise Henriette, Knrfnrstin von
Brandenbarg. 36. 229 f. 252. 264 534.
Lobomirikl, poln. Krön marsch all.
480. 596.
T. Lncerne, Graf, aaToyiacher Qo-
Bandter. 660. 665.
deLnmbrea, franiös- Diplomat 72.
139. 541 f. G24.
r. Hailinckrodt, münsterBch. Dom-
dechant. 642.
Maria, PrincesBin t. Oranien. 826.
MatthJBB, Mich,, brandenb. Bent-
meister. 396 t
Matthias, brandenb. Bittmeist 491 f.
MaximilianHeinrich,Karr.T.Cöln.
645. 647. 649. 676. 687. 698ff. 702.
831
Haearin, Cardinal. 117. 212. 283.
316. 542.
Mesdow, engl. Gesandter. 198. 779.
782. 793.
Heel, wönbarg. Kanzler. 648. 664.
668. 678. 681.
Meidel, poln. Jägerm Bieter. 615 f.
M e i n d e IS , Franz, Secretär. 479. 485ff.
488. 531 f. 611.
Meisturlin, Dr., pISU. G>eBandt«r.
643.
V. Middleton, Graf, engl. Fartei-
fährer. 711.
HittOD, John. 779r.
Honk, englJBclier General etc. 227.
288. 291. 294ff. 301 f. 307 ff, 314ff.
Hontagn, englischer Admiral. 312.
226. 238. 272 f. 314. 317.
Montecacnli, Graf, kaiaerl. BaUi.
688.
V. Hontrose, James, Graf. 708.
T. Morstein, poln. Gesandter. 680.
Hünchbansen, brandenb. Riltmei-
Bter. 467.
Neumann, Aodr., brandenb. Resi-
dent in Wien. 415. 421. 431. 547.
621.
Nicole., Heraogin von Lothringen.
669. 67a 681. 685.
Nienpoort, niederl. Gesandter in
England. 14. 21 45- 50. 65. 110.
148 r 151. 164. 168. 184. 187. 234.
241. 246. 254. 259 f. 263. 273 ff 308.
714. 761.
Miewiarowski, poln. Magnat 465r.
Oezell, Dr., knrbair. Gesandter.
656 a ff. passim. G96.
T. Oelsnitc, prenss. Hofgerichtsralh.
464. 534.
V. Opalenski, de Bmn Graf, Woi-
wode von Pomd. 360. 364. 366.
Ozenstjerna, Axel Graf, schwed.
BeichBkuitlar. 431.
Ozenstjerna, Graf Bened., achwed.
Beichsrath etc. 378. 383-396. 492.
499ff. 513. 515. 5^. 559. 588 ff. 594ff
Oienstjema, Graf Job. 390.
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