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BN UND
FRIEDRICH WILHELM
! ' 4
.
URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR GESCHICHTE
DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBURG.
AUF VERANLASSUNG SEINER HOCHSEIJGEX MAJESTÄT DES KAISEIiS
FRIEDRICH ALS KRONPRINZ VON PREUSSEN.
NEUNZEHNTER BAND.
POLITISCHE VERHANDLUNGEN.
ZWÖLFTER BAND.
ÜERAUSGEGEBEN
VON
Dp. FERDINAND HIRSCH,
PROFESSOR AM KÖNIG STÄDTISCH EX REALGYMNASIUM ZU HERLIX.
IHiRLIN.
DRIVK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
1900.
URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR GESCHICHTE DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBURG.
NEUNZEHNTER BAND.
POLITISCHE VERHANDLUNGEN.
ZWÖLFTER MND.
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr. FERDINAND HIRSCH,
PROFESSOR AH K0NIGSTÄDT18CHKJJ REALGYMNASIUM ZU BERLIN.
BERLIN.
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
1906.
Vorwort.
Die beiden ersten Abschnitte dieses Bandes bilden eine
Ergänzung zu dem vorhergehenden 18. Bande, gehören auch
noch zu der in diesem behandelten Periode (1676 — 1679),
und zwar hat der Herausgeber, da in den vorhergehenden
Bänden die Beziehungen des Kurfürsten zu Polen nur bis 1673,
zu Rußland nur bis 1660 verfolgt waren, sich genötigt gesehen,
hier noch etwas weiter zurückzugehen, in dem ersten mit dem
Tode König Michaels (10. November 1673) zu beginnen und
in der Einleitung zu dem zweiten das Verhalten des Kurfürsten
Rußland gegenüber von dem Olivaer Frieden (3. Mai 1660)
an darzulegen. Die in den drei folgenden Abschnitten ver-
öffentlichten urkundlichen Materialien sollen die Politik des
Kurfürsten von Brandenburg in der nächsten Periode seiner
Regierung, der vom Abschluß seines Friedens mit Frankreich
(29. Juni 1679) bis zum Zustandekommen des Waffenstill-
standes zwischen dem Deutschen Reiche und Frankreich
(15. August 1684) reichenden Zeit, in der er sein Heil im
engsten Anschlüsse an Frankreich gesucht hat, veranschau-
lichen. Der dritte behandelt die Beziehungen zu Frankreich
selbst, der vierte diejenigen zu Dänemark, mit welchem Staate
der Kurfürst auch in dieser Periode wieder in Bundesgenossen-
schaft getreten ist, der fünfte endlich soll zeigen, welche Rück-
wirkung die Verbindung des Kurfürsten einerseits mit Frankreich
VI Vorwort.
und andererseits mit Dänemark auf sein Verhältnis zu dem
Deutschen Reich im allgemeinen und zu einzelnen Mitgliedern
desselben ausgeübt hat. Die notwendige Rücksichtnahme auf
den zur Verfügung stehenden Raum hat es nicht möglich
gemacht, schon hier auch die Beziehungen des Kurfürsten zu
den anderen damals in Betracht kommenden Mächten, Öster-
reich, den Niederlanden und Polen, darzulegen. Es soll dieses
in den betreffenden Abschnitten des nächsten Bandes nach-
geholt werden, der in der Hauptsache der Darstellung der
Politik des Kurfürsten in seiner letzten Regierungszeit (1685
bis 1688) gewidmet sein wird.
Die in diesem Bande veröffentlichten urkundlichen Mate-
rialien stammen zum bei weitem größten Teile aus dem
Berliner Geheimen Staatsarchiv her, nur für den ersten Ab-
schnitt konnten auch diejenigen des Danziger, und für den
ftlnften noch nachträglich einige Akten des Münchener Staats-
archivs verwertet werden. Den Vorstehern und Beamten dieser
Archive spricht der Herausgeber auch an dieser Stelle für die
ihm bei seiner Arbeit bereitwilligst gewährte Unterstützung
seinen verbindlichsten Dank aus.
Berlin, im September 1906.
Der Herausgeber.
Inhalt.
Seite
Vorwort V
Inhalt VII
I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Einleitung 3
Akten 19
II. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Einleitung 247
Akten 269
HL Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Einleitung 333
Akten 340
IV. Brandenburg und Dänemark 1679— 16H4»
Einleitung 529
Akten 536
V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Einleitung Öfl3
Akten:
1. Der Reichstag zu Regens bürg 702
2. Verhandlungen mit den rheinischen Kurfürsten. Die Konferenzen
zu Frankfurt 791
3. Verhandlungen mit Kur-Bayern 825
4. Verhandlungen mit Kur-Sachsen 334
5. Verhandlungen mit dem ßischof von Münster und Paderborn . 857
6. Sendung Fuchs' zu den braunschweigischen Herzogen, dem
ßischof von Paderborn und K. CGln. Die Allianz vom
26. Februar 1684 866
Nachtrag 891
Personenverzeichnis 895
Abschnitt I.
Brandenburg und Polen 1673—1679.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX.
Einleitung.
Die in diesem Abschnitt über die Beziehungen zwischen Brandenburg
und Polen in der Zeit, vom Herbst 1673 bis zum Beginn des Sommers
1679 veröffentlichten urkundlichen Materialien schließen sich unmittelbar
an diejenigen an, welche in dem zwölften Bande dieser Sammlung über
die Beziehungen beider Mächte zueinander in den Jahren 1664 — 1673
mitgeteilt sind. Am 10. November 1673 war König Michael von Polen
gestorben; es trat dort wieder ein Interregnum ein und eine neue Königs-
wahl mußte vorgenommen werden. Kurfürst Friedrich Wilhelm hat1)
sich für diese um so lebhafter interessiert, da ihm von Polen her Aus-
sichten eröffnet wurden, daß entweder sein Sohn, der Kurprinz Karl
Emil, oder er selbst gewählt werden könnte, und er hat auch diesmal
der Versuchung nicht widerstanden, sondern diesen Anträgen ein geneigtes
Ohr geliehen. Wenn die polnische Krone ihm oder seinem Sohne an-
geboten werden und ohne allzu schwere Zugeständnisse, besonders ohne
Religionswechsel, zu erlangen sein sollte, dann ist er entschlossen gewesen,
sie anzunehmen. Auch von seinen Geheimen Räten, denen er, ohne diese
Absicht kundzugeben, die Frage vorlegte, wie er sich bei dieser Wahl
verhalten sollte, haben drei in ihren unten mitgeteilten Gutachten die
Möglichkeit der Erwerbung der polnischen Krone durch ihn selbst oder
durch den Kurprinzen in Erwägung gezogen und zwei von ihnen (Blas-
peil und Meinders) haben dringend geraten, wenn sich eine solche
Gelegenheit zur Erhöhung der Macht des brandenburgischen Hauses und
zur Förderung der protestantischen Religion darbieten sollte, dieselbe
nicht unbenutzt zu lassen, während der dritte (v. Canstein) die entgegen-
stehenden Schwierigkeiten für so groß erachtet, daß er meint, die Sache
sei „mehr zu wünschen als zu hoffen". Der Kurfürst selbst aber hat sie
') S. Hirsch, Die Wahl Johann Sobieskis zum König von Polen 1674 (Historische
Zeitschrift LXXXVII, S. 224 ff.).
V
4 Einleitung.
keineswegs für so hoffnungslos gehalten. Allerdings war die Zahl der
brandenburgischen Parteigänger in Polen nur klein, weit zahlreicher
waren diejenigen, welche wieder einen französischen Prinzen, diesmal
Conde, und diejenigen, welche wieder den von Österreich begünstigten
Kandidaten, den Prinzen Karl von Lothringen, auf den Thron zu
erheben wünschten, aber gerade der feindliche Gegensatz dieser Parteien,
die sehr geringe Aussicht, daß es unter ihnen zu einer Einigung kommen
werde, und andererseits die Abneigung eines großen Teiles der Polen,
es besonders angesichts des noch fortdauernden Türkenkrieges zu einer
Spaltung und einem Bürgerkriege kommen zu lassen, diese Umstände
ließen es möglich erscheinen, daß schließlich doch der Kurprinz oder
der Kurfürst als Kompromißkandidat aufgestellt und gewählt werden
könnte, und nach dieser Richtung hin hat der Kurfürst dort für seine
Sache wirken lassen. Um so unangenehmer ist es ihm gewesen, daß
er wieder von anderen Bewerbern, von dem Prinzen Karl von Loth-
ringen und auch von dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg,
der diesmal für seinen ältesten Sohn Johann Wilhelm die polnische
Krone zu erlangen suchte, um seine Unterstützung angegangen wurde.
Da er mit seinen Bestrebungen nicht offen hervortreten und es mit keinem,
der als Sieger aus dem Wahlkampfe hervorgehen würde, verderben wollte,
so hat er ein sehr verstecktes und gewundenes Spiel gespielt und schließlich
doch nur dank der Geschicklichkeit des Freiherrn v. Hoverbeck, den
er wieder als seinen Gesandten nach Polen schickte, erreicht, daß der-
jenige, welcher ganz zuletzt als Kandidat auftrat und durch seine zahl-
reichen Anhänger und durch die Unterstützung, welche ihm der fran-
zösische Gesandte, der Bischof von Marseille Forbin-Janson, gewährte,
seine Wahl durchsetzte, der bisherige Krön - Großfeldherr Johann
Sobieski, ihn zu denjenigen gezählt hat, welche seine Sache begünstigt
hätten.
Die auf diese Königswahl bezüglichen, dem Geheimen Staatsarchiv
in Berlin entnommenen Aktenstücke, die Korrespondenz, welche der
Kurfürst mit seinen Anhängern in Polen durch den Oberpräsidenten
v. Schwerin und durch seinen Residenten in Warschau, Wiehert,
unterhalten ließ, die Gutachten seiner Geheimen Räte, sein Schrift-
wechsel mit dem Prinzen von Lothringen und mit dem Pfalzgrafen
von Neuburg, seine Reskripte an v. Hoverbeck und dessen Berichte
zuerst von Preußen und dann von Warschau aus, sind als eine erste
Gruppe zusammengestellt worden. Wichtige Ergänzungen dazu bieten
Einleitung. 5
einerseits die von dem Herausgeber1) neulich an anderer Stelle ver-
öffentlichten Materialien des Danziger Staatsarchivs und andererseits
die Korrespondenz des Bischofs von Marseille und anderer fran-
zösischer Agenten und Parteigänger in Polen mit König Ludwig XIV.
und dessen Minister Pomponne, welche Waliszewski*) aus dem
Archiv des auswärtigen Ministeriums in Paris in den von der Krakauer
Akademie veröffentlichten Akten zur polnischen Geschichte heraus-
gegeben hat.
Eine zweite Gruppe bilden diejenigen Aktenstücke, welche der Zeit
von der Wahl bis zur Krönung König Johanns (Anfang Februar 1676)
angehören. Für die Gestaltung des Verhältnisses desselben zu dem Kur-
fürsten war es verhängnisvoll, daß gerade zu der Zeit, als er auf den
Thron erhoben wurde, der Wechsel in der Politik des Kurfürsten, seine
neue Verbindung mit den Gegnern Frankreichs, dem Kaiser, Spanien und
Holland, und sein Entschluß, aufs neue an dem Kriege gegen Frankreich
teilzunehmen, erfolgte. Dadurch wurde der König, der, wie bemerkt,
hauptsächlich der französischen Unterstützung seine Wahl verdankte, und
der sich von vornherein zu dem engsten Zusammengehen mit Frankreich
verpflichtet hatte, sofort in ein feindliches Verhältnis zu dem Kurfürsten
versetzt, und er ist um so mehr geneigt gewesen, gegen denselben vor-
zugehen, als er dadurch besondere Vorteile für sich zu erlangen erwartete.
Er rechnete auf reiche französische Subsidien, er hoffte außerdem aber,
dem Kurfürsten das Herzogtum Preußen entreißen und durch eine so
wichtige Erwerbung auch sein Ansehen und seine Machtstellung in Polen
befestigen und erhöhen zu können. Er hat2) sogleich durch den bei
ihm gebliebenen französischen Gesandten Ludwig XIV. das Anerbieten
gemacht, sobald der Türkenkrieg beendigt sei und er dadurch freie Hand
bekommen würde, den Kurfürsten in Preußen, dessen Eroberung bei der
Unzufriedenheit der dortigen Bevölkerung geringe Schwierigkeiten haben
würde, anzugreifen und auch gegen den Kaiser durch Unterstützung des
in Ungarn ausgebrochenen Aufstandes eine Diversion zu unternehmen,
l) Hirsch, Zur Geschichte der polnischen Königswahl von 1074. Damiger
Gesandtschaftsberichte aus den Jahren 1673 und 1074 (Zeitschrift des Westpreußischen
Geschichtsvereins XLUI, 1JI01).
*) Acta historica res gestas Poloniae illustrantia ab a. 1507 usque ad a. 1795, III
(Krakau, 18710-
*) S. die Denkschrift des Bischofs von Marseille für Ludwig XIV. von Anfang
Juui 1G74 (Acta hist. III, S. 5(Jff.). *
g Einleitung.
wenn ihm die dazu nötigen Geldmittel von dem französischen Könige
gewährt wurden. Ludwig XIV. ist bereitwillig auf diese Vorschläge
eingegangen, er erbot sich ') zur Herstellung des Friedens zwischen Polen
und der Türkei mitzuwirken und den polnischen König bei jenen beab-
sichtigten Unternehmungen gegen den Kurfürsten und gegen den Kaiser
durch Subsidien zu unterstützen. Doch erklärte er die von demselben
geforderten Geldsummen für zu hoch und machte, da er die Unzuver-
lässigkeit der Polen schon genügend kennen gelernt hatte, den Vorbehalt,
daß die Zahlung der Subsidien, die er bewilligen wollte, erst nachdem
der König jene beiden Unternehmungen wirklich begonnen hätte, erfolgen
sollte. Er bevollmächtigte den Bischof von Marseille zu weiteren Ver-
handlungen darüber und schickte bald darauf auch den Marquis
de Bethune, den Schwager der polnischen Königin, zur Teilnahme an
denselben nach Polen.
Die Ausführung dieser Pläne schien noch dadurch erleichtert zu
werden, daß auch eine andere Macht ihre Mitwirkung dazu anbot,
nämlich Schweden. Dieses stand schon längst im Bündnis mit Frank-
reich, bezog von demselben Subsidien und hatte sich dafür verpflichtet,
die deutschen Fürsten, welche Frankreich feindlich entgegentreten würden,
zu bekriegen. Es hatte sich der Erfüllung dieser Verpflichtung bisher
entzogen, sah sich aber jetzt nachdem der Kurfürst von Brandenburg
sich aufs neue gegen Frankreich erhoben hatte, von Ludwig XIV. gedrängt
und mit Entziehung der Subsidien bedroht, genötigt, Anstalten zu treffen,
um gegen denselben vorzugehen. Es ließ') durch den Gesandten Andreas
Liliehoeck, der zur Beglückwiinschung des neuen Königs nach Polen
geschickt wurde und Mitte Juli 1674 in Warschau eintraf, diesem ina-
geheim ein Bündnis anbieten, welches auch gegen Brandenburg gerichtet
sein sollte. König Johann zeigte sich auch zu dieser Verbindung geneigt,
da aber Liliehoeck nicht näher instruiert war und keine bestimmten
Vorschläge machen konnte, so wurden die weiteren Verhandlungen darüber
bis nach Beendigung des Feldzuges gegen die Türken, den der König
Ende August antrat, verschoben. Freilich ging die Hoffnung, schon in
diesem Jahre zum Frieden mit den Türken zu gelangen, nicht in Er-
füllung, doch wurden während eines Besuches, welchen der König im
!) S. die Schreiben Ludwigs XIV. und Poinporine's an den Bischof fon
Marseille vom 17. Juli 1U74 (a. a. 0. S. D5ir.).
*) S. die Berichte des Bischofs von Marseille an Ludwig XIV. vom 24. August
und 14. September 1674 (Acta bist. III, S. 122 f., 1 Jil f.).
Einleitung. 7
Oktober vom Lager ans seiner erkrankten Gemahlin in Kasiraierz machte,
wo sich auch der Bischof von Marseille und der inzwischen in Polen
angelangte Marquis de Bethune einfanden, die Verhandlungen wieder
aufgenommen und unter Mitwirkung der Königin, die Französin von
Geburt war und von Ludwig XIV. für sich und ihre Familie große Ver-
günstigungen erhoffte, wurde der König, der sich anfangs unzufrieden
mit den seiner Meinung nach kärglichen Anerbietungen des französischen
Königs zeigte, dahin gebracht, seine früheren Versprechungen zu erneuern.
Gegen Schweden wurde derselbe mißtrauisch. Die zu Ende des Jahres
erfolgte Aufstellung einer größeren Truppenmacht in Pommern, der lange
Aufenthalt Liliehoecks in Danzig und seine angebliche Beteiligung an
den in dieser Stadt ausgebrochenen inneren Wirren erregten ') in ihm
den Verdacht, daß man es schwedischerseits auf das polnische Preußen
abgesehen haben könnte, doch ließ er sich, nachdem die Schweden in
das Gebiet des Kurfürsten eingefallen waren, beruhigen. Die Verhand-
lungen mit den französischen Gesandten wurden fortgesetzt,9) und am
11. Juni 1675 wurde zu Jaworow ein geheimer Vertrag*) unterzeichnet,
in welchem sich König Johann verpflichtete, sobald der Frieden mit
den Türken zustande gekommen sei, offen dem Kurfürsten den Krieg zu
erklären und Preußen anzugreifen, sowie nur dem französischen Könige
Truppenwerbungen in Polen zu gestatten. Dagegen versprach ihm dieser
zur Beförderung des Friedens mit den Türken 200000 Taler und als
Beihilfe zu dem Kriege mit dem Kurfürsten während der Dauer desselben
jährlich ebenfalls 200000 Taler und, wenn er auch zugleich den Kaiser
in Ungarn angreifen sollte, die gleiche Summe. Doch machte er wieder
den Vorbehalt, daß diese Zahlungen erst nach dem wirklichen Beginn
der versprochenen Unternehmungen geleistet werden sollten. Mit diesem
Vertrage kehrte Bethune nach Frankreich zurück, während der Bischof
von Marseille in Polen blieb. Auch dieses Jahr hindurch hat der nocji
immer fortdauernde Krieg gegen die Türken die Ausführung dieser Ver-
abredungen verhindert. Zu Ende desselben, nachdem inzwischen der
Kurfürst die Schweden aus seinen Landen vertrieben und die Eroberung
l) S. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 4. Januar und Bethune's
vom 13. Januar 1675 (a. a. 0. S. 175ff.).
*) S. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 10., 17. und 24. Mai und
vom 13. Juni 1675 (S. 204 ff.).
s) S. Acta bist. III, S. 2 10 ff.; v. Mörner, Kurbrandenburgs Staats vertrage
S. 711 ff.; Recueil des Instructions IV, S. LUff.
8 Einleitung.
von Vorpommern begonnen hatte, erschien ') Liliehoeck wieder bei König
Johann, um den Abschluß eines Bündnisses, welches sowohl gegen den
Kurfürsten und den Kaiser wie auch gegen Rußland gerichtet sein sollte,
zu betreiben. Doch kam man trotz der eifrigen Bemühungen des fran-
zösischen Gesandten, dasselbe zustande zu bringen, noch nicht zum
Schluß, man verabredete aber, die Verhandlungen in Krakau fortzusetzen,
wo Anfang Februar 1676 endlich die bisher des Türkenkrieges wegen
verschobene Krönung des Königs vorgenommen und im Anschluß daran
ein Reichstag abgehalten werden sollte.
Diese Verhandlungen waren ganz geheim geführt und am polnischen
Hofe nur die nächsten Vertrauten des Königs in dieselben eingeweiht
worden, und dieser selbst hat sich vorläufig gehütet, seine feindseligen
Absichten gegen den Kurfürsten zu offenbaren. Daß von seiner Seite
zu der Erneuerung des durch die Verträge von Wehlau und Bromberg
abgeschlossenen ewigen Bündnisses mit demselben keine Anstalten ge-
troffen wurden, konnte ihm nicht verdacht werden, da diese Erneuerung
erst nach der Krönung des neuen Königs stattzufinden hatte. Er hat
auf Grund dieses Bündnisses die Hülfe des Kurfürsten für den Türken-
krieg in Anspruch genommen und dieser hat ihm Ende Juli 1674 auch
wirklich ein Hilfskorps geschickt, freilich nicht in größerer Anzahl, als
er schon während des Interregnums zugesagt hatte, was der König ihm
sehr übelgenommen hat. Als dann der Kurfürst zu Anfang des nächsten
Jahres, nachdem die Schweden die Feindseligkeiten gegen ihn eröffnet
hatten, diese Truppen zurückforderte, hat er lange mit ihrer Entlassung
gezaudert, endlich aber doch im Februar 1675 die Überreste dieser sehr
zusammengeschmolzenen Mannschaften heimkehren lassen. Für den neuen
Feldzug in diesem Jahre hat er, obwohl der Kurfürst durch den Krieg
mit Schweden vollauf in Anspruch genommen war, von diesem wieder
Hilfe verlangt und über die Verweigerung derselben, sowie über die durch
den Krieg veranlaßten Veränderungen im Postverkehr laute Klagen er-
hoben, auch dem Kurfürsten nicht gestatten wollen, Truppen aus Preußen
nach der Mark durch polnisches Gebiet ziehen zu lassen. Doch wurde,
als der Kurfürst, ohne sich daran zu kehren, im September dennoch ein
kleines Korps durch Pommerellen marschieren ließ, dem Durchzuge des-
selben kein faktischer Widerstand entgegengesetzt. Zu der Krönung des
Königs wurde der Kurfürst eingeladen und der Freiherr v. Hoverbeck,
l) S. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 20. und 27. Dezember 1675
und vom 10. und 19. Januar 1676 (a. a. 0. S. 243ff.).
Einleitung. 9
den er zur Teilnahme an derselben und an dem Reichstage nach Krakau
schickte, ist dort freundlich empfangen und mit den gebührenden Ehren
behandelt worden. Trotzdem ist der Kurfürst schon damals wenigstens
im allgemeinen von den feindlichen Absichten des Königs gegen ihn
unterrichtet gewesen. Schon im September 1674 hatte ihm v. IJoverbeck,
der auch nach der Abreise desselben von Warschau bis Anfang November
dort geblieben war, von den verdächtigen Verhandlungen mit Liliehoeck
und dem französischen Gesandten und von dem großen Einflüsse berichtet,
welchen der letztere am Hofe erlangt habe, und diese Nachrichten er-
hielten Bestätigung durch aufgefangene Briefe Liliehoecks, durch un-
vorsichtige Reden, welche einer der Vertrauten des Königs, der Woiwode
von Culm, Gninski, zu dem Befehlshaber des brandenburgischen Hilfs-
korps, dem Obersten v. Hohndori, im Lager führte, sowie durch das
Verhalten des Woiwoden von Pommerellen, Bakowski, bei dem Durch-
marsch der brandenburgischen Truppen durch seine Woiwodschaft. Der
Kurfürst aber hat sich dadurch nur wenig beunruhigen lassen. Er be-
schränkte sich darauf, das schon früher bei ähnlichen Gelegenheiten er-
probte Mittel anzuwenden, in Polen selbst der Verwirklichung solcher
feindlichen Absichten entgegenzuwirken durch Kundmachung derselben
unter dem gemeinen Adel und durch Vorstellung der Gefahren, denen
man sich, wenn es zum Kriege gegen ihn kommen sollte, aussetzen
würde. Er knüpfte ferner wieder Verhandlungen mit einzelnen ihm
wohlgesinnten, mit dem Könige aber mehr oder minder verfeindeten
einflußreichen Magnaten an, welche er ebenfalls von den Absichten des
Hofes hat unterrichten und auffordern lassen, sich denselben zu wider-
setzen. Diesem Zwecke dienen die wiederholten Sendungen des neu-
märkischen Kammermeisters Scultetus (im Januar und März und nachher
im Dezember 1675) nach Großpolen und die Verhandlungen, welche der
Kurfürst zu Ende dieses Jahres durch v. Hoverbeck und Wiehert mit
dem litauischen Großkanzler Paz hat führen lassen. Die Verweigerung
des Durchzuges seiner Truppen hat ihm ferner Veranlassung gegeben,
sich an seine Bundesgenossen, den Kaiser, den König von Dänemark,
die Generalstaaten, und auch an den König von England mit
Beschwerden darüber zu wenden, von denen dann der König von Däne-
mark und die Generalstaaten Schreiben zu seinen Gunsten an den
polnischen König gerichtet haben.
Als eine dritte Gruppe können die Aktenstücke zusammengefaßt
werden, welche der Zeit von der Krönung König Johanns bis zum
]0 Einleitung.
Zustandekommen des Bündnisses desselben mit Schweden (August 1677)
angehören. Obwohl weder während des Krönungsreichstages (4. Februar
bis 27. April 1676) noch in den folgenden Monaten die Verhandlungen
des Königs mit dem schwedischen und dem französischen Gesandten zum
Abschluß kernen, hat derselbe doch in dieser Zeit schon deutlicher seine
feindselige Gesinnung gegen den Kurfürsten kundgegeben. Auf dem Reichs-
tage wurden von den Parteigängern des Hofes heftige Anklagen gegen
diesen wegen angeblicher Verletzung der Verträge erhoben; die von dessen
Anhängern und nachher auch von seinem Gesandten v. Ho verbeck
geforderte Erneuerung dieser Verträge wurde ebenso wie einst zur Zeit
König Michaels unter dem Vorwande, daß erst die Streitpunkte erledigt
werden müßten, abgelehnt, trotzdem aber dem Kurfürsten weitere Hilfe-
leistung im Türkenkriege zugemutet. Durch die Gesandten, welche an
denselben mit dieser Forderung geschickt wurden, ließ der König zugleich
allerhand Beschwerden erheben und weitere Forderungen stellen, welche
offenbar nur den Zweck hatten, denselben zu reizen und später den Vor-
wand zum offenen Bruch zu liefern. Besonders handelt es sich dabei
um die Freilassung des vom Kurfürsten in Haft gehaltenen früheren
Danziger Predigers Dr. Aegidius Strauch, welcher1) in den Danziger
Wirren eine wichtige Rolle gespielt und den der Kurfürst im Verdacht
hatte, im schwedischen Interesse gegen ihn tätig zu sein. Der Kurfürst
hat diese Absichten wohl erkannt, aber nicht geglaubt, daß der König
so bald imstande sein werde, dieselben zur Ausführung zu bringen. Er
hat jene Forderungen und Beschwerden in höflicher aber entschiedener
Weise abgelehnt, im übrigen sich aber darauf beschränkt, die Verbindung
mit seinen Anhängern in Polen aufrecht zu erhalten, den Argwohn der-
selben gegen die auch auf die Ausdehnung der königlichen Macht im
Innern des Reiches zielenden Anschlage des Hofes zu schüren und sie
zum weiteren Gegenwirken gegen dieselben anzutreiben. Militärische
Maßregeln hat er noch nicht für notwendig gehalten. Er hat zwar
anfangs9) Truppen Werbungen in Preußen angeordnet, diese sind aber nur
in sehr geringfügigem Maße zur Ausführung gekommen, und er hat nachher
den größten Teil der von den dortigen Ständen bewilligten Gelder als
Beitrag zur Unterhaltung seiner Feldarmee verwendet, mit welcher er
den Krieg gegen Schweden in Pommern fortsetzte.
!) S. darüber Hirsch, Der Große Kurfürst und Dr. Aegidius Strauch (Zeit-
schrift des Westpreußischen Geschichtsvereins XLVII, S. 123 ff.).
2) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen 1678—1679 (Berlin 1897) S. 15ff,
Einlei tu Dg.
11
Im August 1676 kehrte der Marquis de Bethune, jetzt als Ge-
sandter des Königs von Frankreich, nach Polen zurück. Er1) überbrachte
die Ratifikation des im vorigen Jahre mit dem Konig von Polen ab-
geschlossenen Vertrages und war beauftragt, im Verein mit dem Bischof
von Marseille, welcher vorläufig noch weiter auf seinem dortigen Ge-
sandlenposten verbleiben sollte, dahin zu wirken, daß der Frieden mit
den Türken sobald wie möglich zustande gebracht und daß, wenn dieses
erreicht sei, der Konig ron Pötafl zur wirklichen Ausführung der beiden
in jenem Vertrage verabredeten Unternehmungen, zum Angriff gegen den
Kurfürsten in Preußen und zur offenen oder geheimen Unterstützung des
Aufstandes in Ungarn, sowie zum Abschluß des Bündnisses mit Schweden
veranlaßt werde. Das erstere gelang, im Oktober 1676 wurde im Lager
König Johanns zu Zurawna der Frieden mit den Türken1) unterzeichnet,
und darauf haben sich die beiden französischen Gesandten auf das
eifrigste bemüht, den König zur Erfüllung seiner früheren Versprechungen,
besonders zum Angriff gegen Preußen, durch welchen der Kurfürst im
Rücken bedroht und dem bedrängten Schweden Luft gemacht werden
sollte, zu bewegen. Aber sie fanden große Schwierigkeiten. Der mit
den Türken abgeschlossene Frieden bedurfte der Bestätigung durch die
polnische Republik und zu diesem Zwecke wurde ein Reichstag auf
Ifltte Januar 1677 nach Warschau berufen. Vor demselbeu eigenmächtig
mit dem Kurfürsten zu brechen, durfte der König nicht wagen, da er
sonst dort die heftigste Opposition zu erwarten hatte; den Reichstag aber
zur Einwilligung in einen Krieg mit demselben zu bewegen, dazu schien
bei der Friedensse Einsticht des größten Teiles der Polen wenig Aussicht
zu sein. Es war zu erwarten, daß der Reichstag die Entlassung eines
großen Teiles der Armee beschließen werde, es galt daher zu verhüten,
daß nicht der Kaiser oder der Kurfürst die so entlassenen Truppen in
bren Dienst zögen und daß nicht durch einen Reichstagsheschluß
dem König die Hände gebunden, sondern ihm Freiheit gelassen werde,
I zunächst wenigstens unter der Hand feindlich gegen den Kurfürsten
vorzugehen. Um dieses beides zu erreichen aber verlangte der König
von Ludwig XIV. bedeutende weitere Geldunterstützung, welche zu
bewilligen dieser jedoch um so mehr Bedenken trug, als auch seine
(Acta
') S. die Instruktion Ludwigs XIV. für denselben d. St. Gertnam 14. April 1676
Llll, S. 267ff.f Recueil des Instructions IV, & 140 ff.).
Dumont, Corps diplomatique VII, . 1, S. 325.
12 Einleitung.
Gesandten1) zeitweilig Zweifel äußerten, ob es ihm überhaupt mit
dieser ganzen Sache rechter Ernst sei. Dazu kam, daß diese auch von
schwedischer Seite äußerst lässig betrieben wurde, ferner, daß zwischen
Bethune einerseits und dem Bischof von Marseille und der Königin
andererseits Zwistigkeiten ausbrachen, welche hemmend auf den Gang
der Verhandlungen einwirkten.
Der Kurfürst hat natürlich von diesen Vorgängen keine nähere Kunde
gehabt, aber daß man am polnischen Hofe böse Absichten gegen ihn hege,
davon wurde er fortgesetzt durch v. Hoverbeck, der seit Ende Juli 1676
wieder in Warschau sich aufhielt, unterrichtet. Er hat daher wieder
seine Anhänger in Großpolcn und die mit dem Könige unzufriedenen
iMagnaten bearbeiten lassen, damit diese die Bemühungen der fran-
zösischen Gesandten zu vereiteln, ungünstige Beschlüsse des Reichstages
zu verhüten und den König zur Erneuerung der Verträge mit ihm zu
bestimmen suchen möchten. Das ist auch geschehen, aber mit wenig
Erfolg, und die feindseligen und drohenden Erklärungen, welche, als die
Erneuerung der Verträge im Reichstage zur Sprache gebracht wurde,, die
Anhänger des Königs und auch dieser selbst abgaben, ließen das Schlimmste
befürchten. Bald nach der Beendigung des Reichstages änderte sich aller-
dings das Verhalten des Königs, er erklärte sich jetzt zur Erneuerung
der Verträge und zur Vornahme der Belehnung des Kurfürsten mit
Lauenburg und Bütow ohne vorhergehende Erledigung der Streitpunkte,
nur unter dem Vorbehalt, daß darüber später verhandelt werden sollte,
bereit, und dieser Akt ist wirklich am 17. Mai 1677 in der herkömm-
lichen Weise vollzogen worden. Doch hat ihn, wie auch v. Hoverbeck
sogleich argwöhnte, nur die Rücksicht auf den Wunsch der Mehrzahl
der Stände und die Besorgnis, daß diese sonst die Zahlung der von dem
Reichstage bewilligten Steuern verweigern würde, zu dieser Nachgiebigkeit
bestimmt. In Wahrheit scheint er damals wirklich entschlossen gewesen
zu sein, den Kurfürsten zu bekriegen. Nachdem im März Liliehoeck
wieder in Warschau erschienen war und zu derselben Zeit Ludwig XIV.')
auf das dringende Zureden seiner Gesandten sich bereit erklärt hatte,
einen Teil der für das Unternehmen gegen den Kurfürsten bestimmten
Hilfsgelder vorauszuzahlen, wurden die Unterhandlungen über dieses
*) S. die Berichte Bethune's vom *25. November 1(17(3 und vom 15. Mai 1677
(Acta hist. III, S. 324, 392f.).
2) S. das Schreiben desselben an Bethune vom 1(5. März 1(177 (Acta hist. III,
S. 388 f.).
Einleitung.
13
I n tornehmen wieder aufgenommen. Man faßte den Plan/) daß ein
schwedisches [leer von Livland aus gegen Preußen vorgehen, daß der
Konig von Polen einen Teil der nach den Beschlüssen des Reichstages
zu entlassenden Truppen in seinem Dienst hehalten, diese mit der
schwedischen Armee sich vereinigen und in Preußen ein fallen lassen
und selbst unter dem Vorwande, die in Danzig noch fortdauernden
Unruhen stillen zu wollen, sich nach (lern polnischen Preußen begeben
sollte, Er übersandte im Juli 1677 durch den nach Frankreich zurück-
kehrenden Bischof von Marseille an Ludwig XIV. eine Denkschrift/")
Icher er die Ursachen auseinandersetzte, weswegen er bisher mit
Schweden einen Vertrag nicht habe abschließen können, aber sich bereit
erklärte, die zu der Vereinigung mit den Schweden bestimmten Truppen
bereit zu halten, wenn ihm von dem Könige von Frankreich die dazu
nötigen Geldmittel gewährt würden und wenn Schweden sich dazu ver-
pflichtete, das zu erobernde Herzogtum Preußen ihm zu überlassen.
Eben damals begann der Kurfürst die Belagerung von Stettin» Die
unis, auch diesen wichtigsten Platz Pommerns zu verlieren, ver-
anlaßte den König von Schweden, eifriger das Bündnis mit Polen zu
betreiben* Er versprach1) jetzt, durch den Feldmarschnll Fersen in
Livland und in den benachbarten Provinzen ein Heer zum Angriff gegen
Preußen ausrüsten zu lassen und dieses Land, wenn seine Eroberung
gelingen würde, an Polen zu überlassen, ausgenommen die beiden
Festungen Pillau und Memel, welche vorläufig als Si c he rhcits platze in
schwedischen Händen bleiben sollten. Auf das eifrigste haben darauf
Li lieh oeck und Bethnne die Verhandlungen mit dem König von Polen,
er -ich inzwischen auf den Weg nach Preußen gemacht hatte, fortgesetzt,
auch die K Bnigtfi, durch eine französische Geldzahlung vorläufig zufrieden-
Lre* teilt, unterstützt© ihre Bemühungen. Nachdem der Argwohn, welchen
ene Forderung in betreff Pillaus und Memels bei dem König erregt hatte,
dadurch beseitigt worden war, daß Lilielioeck *) den Anspruch auf
v* Festung fallen ließ, wurde am 81« August 1677 in Danzig der
Vertrag*) unterzeichnet, durch welchen sich die Könige von Polen und
ton Schweden zur gemeinsamen Kriegführung gegen den Kurfürsten
14 Einleitung.
von Brandenburg verbanden. Eine schwedische Armee von 8 — 10000
Mann, zu der 6 — 7000 Mann polnische Truppen stoßen sollten, sollte
in Preußen einfallen und sich dieses Landes bemächtigen. Dasselbe
sollte darauf mit Ausnahme von Memel, welche Festung die Schweden
bis zur Beendigung des Krieges besetzt halten sollten, dem König von
Polen ausgeliefert, auch die Kosten der Werbung und Ausrüstung jener
Truppen diesem von dem König von Schweden zurückerstattet werden.
Dagegen verpflichtete sich König Johann, seine Truppen auch weiter
im Dienste Schwedens an dem Kriege entweder in Deutschland oder in
Livland teilnehmen zu lassen. Der König von Frankreich sollte auf-
gefordert werden, die Garantie dieses Vertrages zu übernehmen. Man
hoffte,1) daß die Expedition noch in diesem Jahre zustande kommen und
daß durch dieselbe der Kurfürst genötigt werden würde, von der Belagerung
Stettins abzulassen, oder daß, wenn dieses nicht gelingen sollte, er jeden-
falls im nächsten Jahre vollständig beschäftigt und von dem westlichen
Kriegsschauplatz abgezogen werden würde.
Zu einer letzten vierten Gruppe sind diejenigen Aktenstücke vereinigt
worden, welche der Zeit vom Abschluß des Bündnisses zwischen Polen
und Schweden bis zur Beendigung des von dem Kurfürsten gegen Schweden
und Frankreich geführten Krieges (August 1677 bis Juni 1679) angehören.
Obwohl der Kurfürst frühzeitig (schon im Juli 1677) durch aufgefangene
Briefe Kunde von den gegen ihn gerichteten Verhandlungen zwischen
Schweden und Polen erhielt, hat er sich doch weder dadurch noch durch
die Ansammlung der polnischen Truppen in Preußen, noch durch den
lange dauernden Aufenthalt des Königs in Danzig und durch die drohende
und provozierende Haltung desselben ihm gegenüber, welche namentlich
bei der Sendung Gurszinsky's in sein Lager zutage trat, in der Fort-
setzung der von ihm begonnenen Belagerung von Stettin stören lassen.
Er begnügte sich damit, das Treiben des Königs in Danzig und zugleich
jener polnischen Truppen durch Scultetus und nachher auch durch
v. Hoverbeck, die er an das Hoflager nach Danzig schickte, beobachten
zu lassen. Militärische Maßregeln zur Sicherung der Belagerung von
Stettin zu treffen, hat er nur ganz vorübergehend9) beabsichtigt. In der
Tat ist das Gewitter, welches sich im Osten gegen ihn zusammengezogen
hatte, nicht zum Ausbruch gekommen, sondern hat sich, ohne ihm Schaden
zugefügt zu haben, wieder verzogen. Allerdings hatte König Johann
>) S. den Bericht Bethune's vom 26. August 1677 (Acta hist III, S. 426 ff.).
*) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 27.
Einleitung,
15
anfangs lebhaften Eifer gezeigt, den verabredeten Angriff gegen das Herzog-
tum Preußen zur Ausführung zu bringen, aber die «Schweden ließen es
an sich fehlen. Der dort herrschende Geldmangel, der Brand von Riga,
■ der Tod des Feldmarse halls Fersen* die Lässigkeit des an seiner Stelle
mit dem Oberbefehl über die in Livland zusammengezogene Armee
betrauten Feld mit rschalls Beugt Hörn, dazu die Drohungen des Herzogs
von Karland und des litauischen Großfeldherrn Paz, sich dem Durch-
marsch der schwedischen Armee mit Gewalt zu widersetzen, alle diese
l~ zustande haben bewirkt, daß die beabsichtigte Expedition in diesem
Jahre garnicht zustande kam. Infolgedessen mußten die in Preußen
angesammelten Truppen untätig liegen bleiben und würden, da aus
Schweden kein Geld für sie ankam, auseinandergegangen sein, wenn nicht
der französische Gesandte den König von Polen mit vieler Mühe überredet
hätte, vorläufig den Sold für sie herzugeben, Als dann Ende Dezember 1677
Stettin gefallen war, zeigte sich der letztere so ungehalten über die Un-
zuverlässigkeit der Schweden und auch so unzufrieden mit Ludwig XIV.,
der fortgesetzt die Zahlung der Subsidien vor dem wirklichen Beginn
der Aktion gegen den Kurfürsten verweigerte und auch die Wünsche
seiner Gemahlin nur teilweise erfüllen wollte, daß der französische Ge-
sandte befürchtete,1) er werde das ganze Unternehmen aufgeben, und um
dieses zu verhindern seinem Könige dringend riet, durch Vorauszahlung
der zum Unterhalt der in Preußen stehenden Truppen nötigen Gelder
und durch anderweitige Erfüllung der Forderungen des Königspaares
dasselbe in eine günstigere Stimmung zu versetzen. Vorläufig zeigte sich
der König auch gegen den Kurfürsten freundlicher, er gestattete, ohne
Schwierigkeiten zu machen, den Truppen, welche dieser nach Preußen
schickte, um dort die Winterquartiere zu beziehen und das Land gegen
einen etwaigen Angriff von schwedischer Seite zu schützen, den Durch-
zug, verließ Mitte Februar 1678, nachdem die Wirren in Danzig not-
dürftig beigelegt waren, diese Stadt und kehrte nach dem inneren Polen
zurück ; ein freundschaftliches Schreiben, welches damals der Kurfürst
an ihn richtete, hat er in ähnlicher Weise beantwortet, doch trat bald
wieder ein Wechsel in seiner Haltung ein. Nachdem Lud w ig XIV., der
fortgesetzt, um den Kurfürsten von der Teilnahme am Kriege in Deutsch-
land abzuhalten, das Zustandekommen des Angriffs gegen Preußen auf
l) 8. die Berichte Bethuae's Tom & uad 32* Uli*, 2. und 10. Hai 1678 (Acta
at»L V, s. 38 ff., 54fM 61 ff.).
16
Einleitung.
das lobhafteste wünschte, sich bereit erklärt hatte, ') für die zur Teilnahme
an demselben bestimmten polnischen Truppen monatlich 4ÜÜÜÖ Franks
zu zahlen, ließ er eich auf neue Unterhandlungen mit Schweden ein,
welches seit dein Frühjahr 1678 ernstlichere Anstalten traf, um die Expe-
dition von Li Wand aus gegen Preußen zur Ausführung zu bringen. Er
rarsprftch*) dafür zu sorgen, datö dem Marsch der schwedischen Armee
durch Kurland und Samaiten keine Hinderaiafe in den Weg gelegt wurden
und da l,i mit derselben, wenn sie an der preu Luschen (Jrenze anlangen
würde, sowohl die in Preußen versammelten wie auch noch weitere pol-
nische Truppen sich vereinigen sollten. Doch hat der Aufbruch der
schwedischen Armee, der schon im Sommer statt linden sollte, infolge des
unfertigen Zustamles, in welcher sie der jetzt mit. ihrer Führung beauf*
tragte Feldmarschall Heinrich Horo vorfand, sich wieder um mehrere
Monat* TOtsflgert Infolgedessen hat3) der König von Polen wieder an
'1' iis Zustandekommen der Unternehmung gezweifelt und, zumal da damals
die Vereitelung einer von dem polnischen Großfeldherrn Wiszniowiecki,
dem litani^'hen Großfeldherrn Paz und anderen Magnaten im Einver-
ständnis mit. dem Kaiser gegen ihn geplanten Verschwörung ihn in An-
spruch nahm, sieh weiter darum nicht gekümmert. Als dann endlich
Hörn im Oktober 1(>78 sich gegen Preußen in Bewegung setzte, waren
in Polen schon die Vorbereitungen zu dem auf Mitte Dezember nach
Grodno angesetzten Reichstage im Gange. Angesichts desselben aber')
wagte der König nicht, um nicht die Gemüter der Polen noch mehr gegen
sich zu erbittern, feindlich gegen den Kurfürsten vorzugehen. Die Be-
mühungen des französischen und des schwedischen Gesandten, ihn zur
Erfüllung seiner früheren Versprechungen zu bewegen, waren erfolglos,
Als die schwedische Armee Mitte November die preußische Grenze er-
reichte, fand sie dort keine polnischen Truppen vor, und auch von den
iu Preußen stehenden Mannschaften, deren Befehlshaber Beaulieu in-
zwischen gestorben und die infolge mangelhafter Bezahlung sehr zusammen-
geschmolzen waren, ist. sie nicht unterstützt worden. Allerdings eilte
der französische Gesandte BethüHa*) Mitte November mit Zustimmung
lies K5tiigS dorthin, um sie in Bewegung zu bringen und auch den preußi-
J) S, das Schreiben desselben ao B^thune vom Ä April 1678 (Acta List
V, S. 79 f.).
*) S. die Berichte Bethune*s vom 17. Juni 1678 (Acta hist, V, S. 86 IT,).
J) S. die Berichte B.*thuneTs vom (i, und 24. Juli 1678 (Acta hist V, S. 96 ff.).
*) 8. die Berichte desselben vom 24, und 3L Oktober 1678 (S, 148 ff.).
*) S. die Berichte desselben vom 7,, t&. und 30. November 167S (B. 158ff,, 165).
sehen Adel zu veranlassen aufzusitzen und mit ihnen i ereint den van dem
Kn dursten nach Preußen geschickten Trappen den Übergang über die
I Weichsel und den Durchmarsch durch das polnische Gebiet zu verwehren,
aber er richtete um so weniger aus, da er kein Geld mitbrachte und da in-
zwischen schon die Nachrichten von der Eroberung Stralsunds und Orfiife-
nldfl durch den Kurfürsten eingelaufen waren, welche die Aussicht aul einen
glücklichen Erfolg des schwedischen Unternehmens sehr verminderten.
Der Kurfürst hat auch in dieser Zeit gegenüber der feindseligen
Haltung des polnischen Königs sich darauf beschränkt, die Verbindung
mit den ihm wohlgesinnten Mitgliedern des polnischen Adels, btBODden
mit dem litauischen Großfeld her ro Paz und mit seinen Anhängern in
(i roßpolen, zu unterhalten und diese anzutreiben, sich den Anschlägen
der französisch gesinnten Partei zu widersetzen und ein feindliches Vor-
gehen des Königs gegen ihn zu verhindern. Dagegen hat er sich gehü tot,
an den gegen diesen gerichteten aufrührerischen Bewegungen irgendwelchen
Anteil zu nehmen, er hat vielmehr dem Känig warnende Mitteilungen
darüber zukommen lassen und hat durch die damit in Verbindung stehende
Sendung Niemyricz's an den polnischen Hof im Herbst 1678 einen
freilich erfolglosen Versuch gemacht, ein freundliches Verhältnis mit ihm
anzubahnen, Daß er auch damals keine ernstlichen Gefahren weder von
Polen noch von Livland her befürchtet hat, zeigt besonders der Umstand,
daß er nicht nur den Krieg gegen Schweden auch in diesem Jahre fortge-
sondern auch den größten Teil der im Winter nach Preußen geschickten
Truppen von dort wieder zur Teilnahme an diesem Kampfe abberufen
hat Die Folge davon war, daß das Land, als die Schweden doch zu
Ende des Jahres dort erschienen, sich in sehr wenig verteidigungs fähigem
mde befand und so die Schweden dort anfänglich, ohne erheblichen
Widerstand zu üuden, vorrücken konnten.
In eigentümlichem Gegensatz zu der Untätigkeit des Königs während
dieses Feldzu^es steht die feindliche Haltung,1) welche er während des
vom |6. Dezember 1G7H bis 4. April 1679 in Grodno abgehaltenen Reichs-
tages, auch nachdem durch das Eintreffen des Kurfürsten und seiner Armee
DD Preußen dem schwedischen Unternehmen ein jähes Ende bereitet war,
dem Kurfürsten gegenüber zur Schau getragen hat. Auch in den folgenden
M-naten hat er sich wenigstens den Anschein gegeben, als wenn er3)
einen neuen von Schweden geplanten Einfall in Preußen unterstützen
den Bericht B^thune's Tom 7, April iSM £8.819),
*) S. die Berichte desselben vom 25* Mai, 5. und Hl. Juni 1673 {$. 231 ff.)-
3lit*i. *. Gesch. & G* Kurfürsten* XJX. *
18
Einleitung,
wollte, und der Kurfürst ist dadurch veranlaßt worden, einen Teil seiner
Armee dort stehen zu lassen, Doch Ist sehr fraglich, ob seine damaligen
Versprechungen ehrlicher gemeint gewesen sind als die früheren, und ob
er nicht vielmehr auf diese Weise nur weitere Geldzahlungen von Frank-
reich her zu erlangen gesucht hat Von solchen nämlich machte er die
Ausführung seiner Anorbietungen ftbbiogig, zu der Bewilligung derselben
ober ließ sich Ludwig XIV. nicht bewegen* Schon Mitte April wies er1)
Bothune an, die Truppen in Preußen entweder zu verabschieden oder
dem Könige zu überlassen, und Ende Mai, als das Zustandekommen des
Friedens auch mit dem Kurfürsten schim ficher zn sein schien, befahl
er*) ihm, keine Ausgaben für dieselben mehr zu machen. Nachdem
dann Knde Juni der Friede zwischen Brandenburg und Frankreich
wirklich abgeschlossen war, erhielt BtHhune die Anzeige, ditß der Kftnig
sich bereit erklärt habe,1) für eine Aussöhnung zwischen dem Konig von
Polen und dem Kurfürsten tätig zu sein. Die Enttäuschung aber, welche
er von Frankreich erfahren hatte, und die Bemühungen seiner ebenfalls
in ihren Hoffnungen betrogenen und sich von Ludwig XIV. zurückgesetzt
glaubenden Gemahlin haben König Johann jetzt veranlaßt, sich von
Frankreich ab- und dem Kaiser zuzuwenden, so daß der Kurfürst durch
seine jetzt angeknüpfte enge Verbindung mit Frankreich wieder in einen
feindlichen Gegensatz zu dem König von Polen gebracht worden ist.
Auch für die Zeit nach der Königswahl Johanns bieten die noch
unged ruckten Materialien des Danziger Archivs, die Rezesse der Reichs-
tage und der preußischen Landtage und die Berichte der an den polnischen
Hof geschickton Sekretäre oder sonstigen Bevollmächtigten des Danziger
Rats, wertvolle Ergänzungen zu den in Berlin befindlichen branden-
burgischen Akten; sie sind von dem Herausgeber benutzt und in den
Anmerkungen verwertet worden. Nicht minder lehrreich sind auch für
diese spätere Zeit die von Waliszewski veröffentlichten französischen
Akten/) welche aus dem Lager der Gegner des Kurfürsten stammen und
zeigen, wie man dort dessen Politik angesehen und derselben entgegen-
zuarbeiten sich bemüht hat
') S. das Schreiben des Königs an fUthune vom 13. April 1G79 (S, 220).
*) S, das Schreiben des Königs an denselben vom 2n\ Mai 1679 (S. 242).
5) S. das Schreiben Pompoune^s an Brthune vom 7. Juli I67i> (S. 265).
*) Auf diesen beruht die Arbeit von Du Hauiel de Brenil, Sobieski et sa
politique de 1674 a 1033 (Revue d'histoire diplomatique ¥11 (1893), S. 4SI IT.), in
der aber das Verhältnis des Königs au Brandenburg kaum berührt tat.
Geneigtheit des Kurprinzen zur Annahme der polnischen Krone. 19
O. v. Schwerin1) an den litauischen Unterstallmeister Morstein.2)
D. Cologne sur la Spr^e ce 6./[16.] Novembre 1673.
[Die Krankheit des Königs, Vorteile der Erhebung des Kurprinzen auf den
polnischen Thron.]
Votre lettre m'a este bien aggreable, mais j'avoue que la lecture 16. Nov.
m'en a fort afflige, les nouvelles que nous eusmes de dela avec la poste
precedente nous apporterent bien de la joye en nous asseurant que le
Roy estoit gueri de sa maladie, aussi voulons nous esperer que Dieu aura
conserve la vie a Sa Maj. dans ces dangereuses conionctures, oü la Re-
publique a un si puissant ennemy sur les bras. Cependant ie n'ay pas
manque de faire rapport ä Son Alt. Ele. aussi bien qu'au Prince Elec-
toral de l'affection que vous aves tesmoignee en cette rencontre. Nous
avons receu avec cette mesme poste des relations de divers autres lieux
qui confirment tout ce que vous m'avez fait l'honneur de rae mander,
sur tout que Monsieur le Grand Thresorier ') avoit parle avec tant d'aflfec-
tion du Prince Electoral. Quand mesme je ne serois nullement attache
a cette maison Electorale, il me faudroit avouer que la Republique ne
pourroit jamais prendre un meilleur conseil, que de s'acquerir une teile
puissance pour la ioindre ä la sienne. Et pour ce qui est du Prince, il
ne sera pas besoin de vous en parier, par ce que vous le connoissez et
scavez vous mesme, que Dieu et la nature n'ont rien oublie pour le
rendre parfait, et le mieux est encore qu'il a tousiours tesmoigne une tres
grande inclination pour cette nation. La response qu'il fit lorsque sur
vostre lettre on luy demanda ce qu'il voudroit faire, fut fort remarq nable,
disant que, si Dieu l'avoit ainsi destine, la premiere chose qu'il feroit, ce
seroit de prier Dieu bien ardemment de la regir en sorte qu'il pust estre
l) Eigenhändig. Vgl. Hirsch, Die Wahl Johann Sobieskis zum Konig von Polen
1674 (Hist Zeitschr. LXXXVII, S. 230 ff.).
*) Felix Morstein. S. Urk. u. Akt. XII, S. 447.
') Andreas Morstein.
2*
20 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
aime de cette nation, qu'il fast si heureux de perdre la vie pour leur
conservation. Je vous asseure, Monsieur, que ce sont les paroles mesmes,
qu'il prononca avec admiration de plusieurs assistans. II n'y a pas
de bon peintre icy, qui puisse faire le portraict que vous desires, mais
vous scavez qu'il est si beau de visage et si bien fait de corps, qu'il
passeroit pour une tres belle fille s'il estoit de ce sexe-lä. La plus grand
difficulte se pourroit rencontrer au point de la religion, mais scachant
bien qu'un Prince ne voudroit pas avoir le blasme d'avoir change la
religion pour des choses de ce monde, il faudroit trouver d'autres tem-
perements, estant certain que les Catholiques ne pourront y courir aucun
risque, et qu'ils gagneront plus-tost pour ceux de leur confession au pays
hereditaire de S. Alt. E., mais je crains quil y aura des voisins qui
envieront a la Republique ce grand bien, et aimeront mieux, qu'elle ayt
besoin de chercher tousiours de l'assistence en d'autres lieux, que d'en
avoir assez d'elle mesme, et si l'on vouloit faire quelque chose, il me
semble qu'il ne faudroit pas attendre iusques ä ce que ces autres s'en
meslassent. —
Prinz Karl von Lothringen an den Kurfürsten. D. Sechenich
4. Dezember 1673.1)
[Bitte um Unterstützung bei der Bewerbung um die polnische Krone.]
Dez. Votre Altesse Electorale m'a temoigne dans toute la campagne
passee tant de bonte et de chaleur pour mes interests que j'ose prendre
la liberte de luy en recommander un assez grand qui se presente. Je
le fais dautant plus hardiment que je sais que sur le bruit qui a couru
Pordinaire passee de la mort du roi de Pologne (et qui se confirme pre-
sentement) V. A. E. a bien voulu faire connoistre quelque inclination
pour ma personne, dont je lui rends tres humbles graces et la supplie
de sa protection dans ce rencontre, assurant V. A. E. que personne n'arri-
vast ä la couronne de Pologne qui en doivent estre plus reconnoissant. —
') S. Pufendorf 1. XII, § 77 (S. 956).
Sendung an den E. G. Kanzler. Aussichten für den Kurprinzen. 21
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Hohenstein
1. Dezember 1673.
[Unberechenbarkeit des Ergebnisses der Königswahl. Rat, jemand an den K. G. Kanzler
zu schicken. Aussichten für den Kurprinzen.]
Der Ausschlag der bevorstehenden Wahl ist garnicht vorauszusehen, doch 1. Dez.
dürfte aller Apparenz nach die Königin1) der Autorität und Affektion halber,
die sie besitzt, zuforderst designiert oder doch dem zu Erwählenden durch die
pacta conventa die Heirat mit ihr zur Bedingung gemacht werden.
Er rät, jemand an den K. G. Kanzler3) zu schicken. Da alle Faktionen
mit demselben vertraulich korrespondieren, so würde man auf solche Weise
wenigstens erfahren können, was einer und der andere im Schilde führt, ob
wohl die beiden Groß-Feldherren Sobieski und Pac auf einen Piasten ihre
Gedanken gerichtet, welcher wohl einer von ihnen sein müßte. Zu solcher
Sendung würde der Hofrat v. Wedell besonders geeignet sein,3) mit dem der
Kammerjunker v. Brandt4) zunächst nur als privates mitgehen könnte unter
dem Vorwand, mit dem K. G. Kanzler wegen seiner Aussöhnung mit dem Hofe zu
reden, dabei sich, wenn nur der K. U. Kanzler wird gestillt sein, wenig Schwierig-
keit finden dürfte.
Soviel Ihrer Dchl. des Churprintzen Person anlangt — so würd
es gar zu teur gekauft sein, wann Sie gleich bei freiem exercitio dero
Religion gelassen würden und Preußen dakegen wie zum Brautschatz der
Reipublicae incorporirt werden sollte, umb Starosteien draus zu machen.
— War aber die Krön in solcher Noth, daß die Geistlichen, umb sich
zu retten, den Religionseifer müßten fahren lassen, so möchten sich wohl
auch außer der Incorporation andre Mittel und Wege finden, wodurch
ohne Incorporation der Reipublicae vor allen andern Concurrenten dieser-
seits gar merklicher Vorteil geschafft werden könnte. Schweden aber
würde sich E. Chfl. D. Haus am meisten opponiren. —
>) S. Hirsch a.a.O. S. 238.
") Johann Lesczynski.
*) Kf. bestimmte dazu den Obersten Grafen Friedrich Dönhoff. S. über
dessen Sendung (seine Instruktion ist Coln an der Spree 5./ 15. Dezember 1673,
seine Relation an Kf. Posen 20./30. Dezember 1673 ausgestellt) Pufendorf XII,
§68 (S. 947 f.).
«) Eusebius v. Brandt S. Urk. u. Akt. XII, S. 225f. Vgl. den Bericht des
Danziger Subsyndikus Stodert vom 9. Februar 1674 (Hirsch, Zur Geschichte der
polnischen Königswahl von 1674. Zeitschr. des Westpreuß. Geschichtsvereins XLIII,
S. 116 f.).
22 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck.
D. Cöln 24. November/[4. Dezember] 1673.
(Conc. 0. v. Schwerin, eigenhändig.)
[Aufträge für seine Sendung nach Warschau.]
4. Dez. Kr soll *) sich nach Warschau begeben. Da die Polen beim interreguo
keine fremden ministros dulden wollen, so erhält er vorläufig nur Kreditive an
die Königin,2) den Erzbischof und den Bischof von Krakau. Sollte Kf.
aber hören, daß andere fremde ministri dort verbleiben oder daß sie auch sonst
seinetwegen keine Schwierigkeiten machen, so wird er ihn mit den nötigen
Kreditiven an die Republik und andere, die er ihm zu benennen hat, versehen.
Er hat der Königin zu kondolieren und zu versichern, daß Kf. ihr gern
angenehme Dienste leisten wolle.
Sonsten habet Ihr überall Euch fleißig zu erkundigen, auf welchen
candidatum die Gemüther zum meisten incliniren, was desfalls vor factiones
sein, sonderlich auf wem diejenige, welche bisher die frantzösische Partei
gehalten, jetzo zielen, und was man vermeint, wer unter allen die stärkeste
Partei vor sich haben möchte. Unsertwegen habt Ihr überall höchlich
zu contestiren, daß gleich wie wir nichts anders wünschten, denn daß
die Republik mit einem gewünschtem Successore versehen werden möge,
worin auch allein unser Interesse bestünde, also würden wir auch allein
unsere consilia sowohl bei diesem interregno als auch nach geschehener
Wahl dahin richten, daß pacatus Status in der Krön erhalten und die
erfolgende einhellige Wahl mainteniret werden möchte.
Etwaigen Argwohn wegen der Sendung so vieler Regimenter3) nach Preußen
soll er ihnen benehmen und sie seiner getreuen Freundschaft versichern.
Wenn Sobieski nicht bald nach Warschau kommen sollte, so soll er an
ihn schreiben und ihm berichten, er sei befehligt, mit ihm vertraute Korrespon-
denz zu pflegen, es wurde dem Kf. lieb sein, von ihm zu erfahren, worin er das
Beste der Krone bei jetziger Gelegenheit befördern könnte.
>) Kf. hatte schon am 17./27. November lf>73 v. Hov. mitgeteilt, er halte für
notwendig, jemand nach Polen zu schicken, um der Königin zu kondolieren und
sein Interesse zu beobachten, und ihn aufgefordert, sich dazu bereitzuhalten.
II. antwortet (d. Ilohenstein, 8. Dezember 1673), er halte es nicht für dienlich, mit
der Sendung zu eilen, sondern rät es so einzurichten, daß man erst zur Zeit der auf
den 22. Januar angesetzten Eröffnung des Konvokationsreichstages in Warschau anlange.
3) Das Kreditiv für v. II ov erb eck an die Königin ist Cöln an der Spree
28.November/8.Dezember, das Kondolenzschreiben an dieselbe 27. November/7.Dezember
1673 ausgestellt.
3) S. Hirsch, Zur Geschichte der polnischen Königs wähl a. a. 0. S. 16 u. 97.
Aufträge an v. Hoverbeck. Günstige Aussichten für den Kurprinzen. 23
Er soll sich auch bemühen, die dem polnischen Gesandten nach Schweden,1)
welcher dort nachteilige Dinge gegen Kf. negotiiert haben soll, mitgegebene
geheime Instruktion, ebenso die demselben dort erteilte Resolution zu erlangen.
F. Morstein an Christoph Wiehert.2) D. Warschau
9. Dezember 1673.
[Günstige Erklärungen des Bischofs v. Krakau und des K. U. Kanzlers. Bedingungen
der Wahl des Kurprinzen.]
Berichte M. H. mit sonderbarer Vergnügung, was ich in bewußtem 9. Dez.
hochimportirenden negotio aus Antrieb schuldigster Devotion seit meinem
vorigen Schreiben ausgerichtet. Den Herren Bischoffe von Krack au1)
und den H. Cron Untercantzler4) habe bereits dahin disponiret, daß
sie numehro totissimi vor den Churprintzen sein, maßen sie dann weder
die Incorporation des Herzogthumbs Preußen, weil selbige dem ganzen
Churhause empfindlichen Nachtheil zuziehen dörfte, noch die Veränderung
der Religion (falls selbige nicht sonder Gewissenszwang geschehen könnte)
mehr praetendiren, sondern sind zufrieden, was die Religion betrifft, daß
er bei der seinigen bleibe und ihme das h. Abendmahl ritu suo in ge-
heimb reichen lasse, wenn er nur propter populum allemal in der römisch-
catholischen Kirche sich sehen lasse, die Messe mit anhöre, da ihme
unverwehret sein soll, bei währender Messe seine Gebete zu verrichten
oder sonst etwas zu lesen. Weil also die Geistlichkeit selbst dergleichen
dispensationes ultro ertheilet, nodus in scirpo non amplius quaerendus,
l) Constantin Breza, Starost von Nowydwor. S. über dessen Gesandtschaft
nach Schweden ebendaselbst S. 32, 36, 115.
*) Chr. Wiehert, brandenburgischer Resident in Warschau. S. Urk. u. Akt. XII,
S. 231. Derselbe fügt diesem Briefe Morsteins folgendes Begleitschreiben (s. d.),
wahrscheinlich an den Oberpräsidenten v. Schwerin, bei: „La poste vient de
m'apporter une grande lettre de Mons. Morstein dont la teneur se ioindra icy.
II me dit tant de choses, que je croirois la pluspart comme des paradoxes, surtout
au fait des temperamens de la religion, si d'autres n'escrivoient a peu prez de la
mesme maniere. Un amy allemand en parle selon le billet joinet. Mais puis que
Mons. le B. d'Ouerbek doit aller a Warsouie, il penetrera Tessentiel des sentimens
et il importe qu'il ne tarde point de se rendre sur le lieu, car la conuocation se
tiendra plustot qu'on ne pensoit. Gott richte alles in Gnaden zu seines Namens
Ehre.* Vgl. Hirsch, Die Wahl Johann Sobieskis, S. 232.
*) Andreas Trzebicki.
*) Andreas Olszowski, Bischof von Kulm.
24 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
und hat man auch nicht Ursache weitläufige Difficultäten zu machen,
vielmehr dahin zu folgen, quo fata amicissima ducunt, insonderheit weil
weder der punctüs ratione incorporationis Prussiae weiter mehr urgiret,
noch einiger bedenklicher scrupulus ratione religionis gemachet wird, modo
externae phalerae populo relinquantur. —
Dieses verlanget man nur zu vernehmen, ob S. Chf. I). willens sein,
ob diesem hochwichtigen negotio zu tractiren. Obernannte HH. Prae-
laten sinceriren nebenst vielen anderen, daß sie sich auf Seiten des Chur-
printzen sehr woll disponiret wollen finden lassen. Pro dote wird man
ein mehrers nicht anmuthen, als daß S. Chf. D. gegen das bevorstehende
Vorjahr etwan 10000 Mann auf eigene Unkosten zur Fortsetzung des
türkischen Krieges stellen, die im Besitz habende Herrschaften Lauen-
burg und Butau, auch die Starostey Draheimb der Respublique cediren,
die praetensiones schwinden lassen und eine offensive und defensive
alliance mit uns schließen. Die Tractaten müssen bald vorgenommen
werden, weil man auf Zurathen des Großfeldherrn Sobieski die Elec-
tion noch vor antretendem Vorjahr beschleunigen will. Bitte solches an
gehörigen Ort vertraulich zu hinterbringen und meine demüthigste De-
votion zu contestiren. —
J. v. Ho verbeck an den Kurfürsten. D. Hohenstein
18. Dezember 1673.
[Äußerungen Gurszynskfs über Sobieski's Absichten. Die vermutlichen wirklichen
Pläne desselben.]
Wie dieser Tage Herr Gu rszynsky !) aus Podlachien hier nach Danzig durch-
gereist, zweifelsohne um der Stadt inclinationes wegen künftiger Wahl zu er-
forschen und mit dem Woiwoden von Pommerellen zu konferieren, hat er die Ge-
legenheit benutzt, um die Absichten S ob ieskrs zu sondieren. Anfangs wollte
sich derselbe durchaus nicht merken lassen, daß Sobieski irgendwelchen
Gedanken oder Absehen auf die Krone hätte, sondern er suchte von ihm zu
erfahren, wohin Kf. zielte. Als er aber versicherte, daß ihm darüber noch nichts
zugekommen sei, brach er zuerst heraus, daß die Ritterschaft der podlachischen
Woiwodschaft einhellig auf Sobieski stimmte. Er hat darauf erwidert, er könnte
nicht glauben, daß dieses dem Kf. zuwider sein sollte. Den Kurprinzen zog er
wegen seiner Qualitäten und der Avantagen für die Republik allen anderen vor,
ja er versicherte, niemand würde sich unterstehen, mit demselben zu kompetieren,
]) Johann Gurszynski, Starost von Stargard.
Mitteilungen Gurszynski's. 25
wenn er katholisch wäre und sich mit seinem Bruder des Erbrechts auf Preußen
verziehen wollte, Schweden und die meisten von ihren eigenen Ständen möchten
es wohl (aber vergebens) ungern sehen. „So teuer, sagte ich, hätte E. Chf. D.
das Kaisertum nicht kaufen wollen, und wenn Sie dergleichen einzugehen in
Willens gewesen, sollten Ihr woll die beide letzte Könige nicht sein vorkommen."
Um zu erfahren, ob der K. G. Marschall etwa selbst nach der Krone
trachte, hat er den Diskurs dahin gezogen und erfahren, daß er sich vornehm-
lich auf die Affektion der Armee und auf den Bischof von Krakau verlasse und
darauf hohe Konzepte gründe, und daß er sich auch getraue, vermittelst eines
Friedens mit dem Türken, den er in der Hand zu haben vermeint,1) die Ritter-
schaft zu gewinnen. Die Wahl sucht er zu beschleunigen, damit nicht etwa bei
einem langen Verzuge sein Ruhm zu verschwinden beginne oder durch einen
revers de fortune alteriert werde. Zwei Dinge aber sieht er kein Mittel zu
überwinden, die Affektion der Königin und die Amulation des litauischen Groß-
Feldherrn Pac. Trotzdem wird er es dahin zu bringen suchen, daß ihm die
Krone angetragen werde, er wird sich aber dafür bedanken und sich damit be-
gnügen, daß man seine Vorschläge und Kommendation vor anderen gelten lasse,
dann wird er nicht Conde wegen zu großer Hitze und Eigensinns, auch nicht
Enghien, weil er nicht kapabel, sondern den nur 16 Jahre alten Vendosme
vorschlagen. Der Herzog von Hannover kommt bei ihm auch in große Kon-
sideration, dem Prinzen von Lothringen aber ist er gar nicht zugetan, weil dieser
sich an das Haus Österreich gehangen, welches ihn bisher so geringschätzig be-
handelt hat.
Schon aus dem, was er so erfahren, ist abzusehen, daß die Wahl ohne
Widerwärtigkeit, ja wohl gar ohne Aufstand nicht abgehen dürfte.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Hohenstein
22. Dezember 1673.
[Ursprung des Gerüchtes von feindlichen Absichten des Kf. auf das polnische Preußen,
Machtstellung Sobieski's daselbst.]
Endlich ist er dahinter gekommen, wer den Argwohn,2) Kf. hätte so viele 22. Dez.
Völker in das Herzogtum geschickt, um die Republik zu gefährden und sich
Vorteile zuzueignen, erregt hat und noch fomentiert. Der Magistrat von Elbing
hat vor diesem schon, als Kf. nur die Marwitzsche Schwadron Dragoner herein-
schickte, in der Stadt und bei Hofe großen Lärm erregt, nur um unter diesem
Vorwand Völker zu werben und damit die Neustadt, mit welcher sie damals
1) Vgl. das Schreiben der Frau Sobieska anPomponne vom 31. Januar 1674
Acta historica ed. WTaliszcwski III, S. 3).
2) S. oben S. 22.
26 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
in Streit lebten, im Zaum zu halten, und hat die vermeintliche Gefahr immerzu
exaggeriert. Dazu kommt, daß der Oberst Beaulieu, welcher bei des Feldherrn
Gemahlin und dadurch auch bei diesem selbst viel gilt, um sich wegen seiner
verspäteten Werbung zu rechtfertigen, diesen Vorwand ergriffen hat und behauptet,
er habe sich deswegen hier aufgehalten, um Elbing gegen des Kf. Vorhaben zu
sichern, und es sei nötig, daß er mit seinem Regiment daselbst in Besatzung
gelegt werde. Der Feldherr dürfte sich dazu leicht bereit finden, da er schon
eine geraume Zeit damit umgegangen ist, sich des Königl. Preußens teils selbst,
teils durch seine Dependenten zu versichern.
Er selbst hält Mewe, Osiek und Medzilentz nebst den Weyerischen Erb-
gutern, die er von seinem Schwager, Fürst Michael Radziwill, erkauft hat
Von seinen Kreaturen und Klienten halten:
Der Reichsschwertträger Bilinski die Starostei und Ökonomie Marienburg,
der Woiwode von Reußen, Jablonowski, Schwetz, der K. G. Schatzmeister
Morstein Tauchet, der K. U. Stallmeister Borowski Graudenz und Rogen-
hausen, der Woiwode von Pommerellen, Bakowski, der zugleich Landesschatz-
meister ist, Schöneck oder Skaryszew und durch seine Gemahlin Stargard,
der Generalmajor du Buy, Borowskfs Schwager, Dirschau, wo Beaulieu
bisher kommandiert, Gurzynski die Starostei Stargard. Die Unterkämmerer
des ganzen Landes, der Kulmische, Generalmajor Korycki, der Marienburgische
Tucholka und der Pommerellische, Graf Dönhoff, der auch Starost von Berent
ist, haben ihr Absehen auch vornehmlich auf ihn gerichtet. Zawacki, Starost
von Putzke,1) hat ihm sein Recht verkauft und cediert, demzufolge er nun vor-
nehmlich dahin trachtet, sich in Possession zu setzen. Dem Starosten von
Stuhm, Güldenstern, hat er auch bereits eine ansehnliche Summe für die
Starostei geboten und viele Evangelische meinen, die Verfolgung, die dieser eine
Zeit her des reformierten exercitii in der Kirche zu Jordanski wegen ausgestanden,
bezwecke vornehmlich, ihm diese nahe daran gelegene Starostei zu verleiden.
Der Woiwode von Kulm, Gninski, der Schönsee, Polnisch Kowalewo,
Reden und Lanckhorn hat, hält sich zwar halb und halb neutral, würde aber
unschwer zu gewinnen sein, namentlich durch Vertröstung auf das kleinere
Reichssiegel. Der ihm ganz ergebene Reichsjägermeister und Starost von
Bromberg, Zielecki, ist zwar bei Choczim gefallen, es dürfte aber wohl mit
Zulaß der Witwe die ihrer Lage wegen wichtige Starostei mit des Feldherrn
Völkern besetzt werden.
Er wird den Unparteiischen allen Argwohn zu benehmen suchen und ihnen
vorstellen, daß, wenn der K. U. Kanzler nicht für diesen Feldzug des Kf.
Assistenz zurückgewiesen hätte,') diese Völker wohl alle ausgeführt und das
Königl. Preußen aller Furcht enthoben worden wäre.
l) S. Hirsch in Zeitschr. des Westpreuß. Geschichtsvereins XXV, S. 44,
XLIII, S. 86, 114.
*) S. Urk. u. Akt. XII, S. 561 f.
Machtstellung Sobieski's. Versuch, den K. U. Kanzler zu gewinnen. 27
0. v. Schwerin an einen Polen. D. Coloniae ad Spream
18./ 28. Dezember 1673.
[Die günstigen Erklärungen des K. F. Kanzlers. Leichte Möglichkeit,' die der Wahl des
Kurprinzen entgegenstehenden Schwierigkeiten zu beseitigen. Vorteile dieser Wahl.]
Literae Dom.1* V.1*6 16to et 19° Decemb. exaratae rite mihi redditae 28. Dez.
Suaeque Ser.u Elect.11, quam propius tangunt, perlectae sunt. Dici non
potest, quanto laetitiae sensu ex iisdem aliisque huc transmissis S.a Ser.tas
Elect.118 insignem ac saue insolitum affectum, quem Reverend. mils atque
Uljmus j) nuÄ Vice-Cancellarius Regni1) erga Eandem ac Domum Elec«
t oralem Branden burgicam jam multoties declaravit, perspexerit: subinde
testata, nil quicquam magis se dolere, quam quod antehac') aliquae
dissensionum nebulae, nescio unde subortae, tanti viri amicitiam sibi
eripuerint: Quae tarnen omnia uti jam diu perpertua sepelivit oblivione
S.a Seren.tos Elect.11* ita quin idem fecerit aut facturus sit Rever.mU8
D nus Vice-Cancellarius nulla prorsus dubitat, idque jam praecipue in
votis habet, ut gratum animum suum atque sincerum affectum praefato
Domino Vice-Cancellario re ipsa testari possit. Equidem vere affirmare
possum, quod et tristibus illis temporibus, quibus confidentia tanti viri
S.ae Ser.u Elect." negata erat, eundem tarnen ob summa ejus merita
plurimi fecerit: Idem nunc cum in hoc tanti momenti negotio non solum
summam confidentiam sed et insperatum affectum S.*6 Ser.u Elect.11 de-
monstraverit, quin eandem prorsus sibi devinciat perpetuoque debendi
nexu, etiamsi res successu careret, adstringat, neminem dubitare sinit
sueta et iam satis cognita S.ae Ser.tis Elect.lis generositas. Dom.em V.nm
quod attinet, gratius nihil praestare poterit S.ae Ser.u Elect.11 quam ut
saepius memoratum D.num Vice-Cancellarium in optimis hisce cogitationi-
bus et propensa erga S.am Ser.tem Elect.lcm voluntate confirmet. Libertas
religionis, si ea concedatur ratione, quam indigitavit Dom.0 V.ra ex ore
tantorum virorum, difficultatem amplius non habebit, nam et Serenissimus
Princeps Electoralis celebrationi Missae jam olim adstitit et de ea reve-
renter sentit ac loquitur. De conditionibus, quae peragendo negotio pro-
ponuntur, veluti auxilio decem millium adversus Turcam, restitutione
Drahemi, Lauenburgi ac Butaviae et remissione debiti pecuniarii, facilis
etiam erit transactio adeoque nihil est, quod non animus ratione domitus
J) Andreas Olszowski.
>) S. Urk. u. Akt. XII, S. 222, 227 f.
28 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
suaque bona justa expendens trutina vincere possit. Quamvis haec vel
minima putem commoda, quae inclyta Polonorum Respublica ex hac elec-
tione sperare debet; accessio tot regionum ac populorum jam ante
vicinitatis ac aeterni foederis nexu junctorum, quorum sanguine atque
opibus Respublica urgente necessitate tanquam suis uti possit, quemadmodum
hostibus formidanda ita Reip. perpetuo erit praesidio ac decori, sed haec
omnia superat genius Sereniss.mi Principis Electoralis, qui corporis atque
animi vigore nemini secundus, labore indefatigabilis, prudentia ac mode-
ratione aetatem supergressus, erecta indole ad bellum natus et ad omnem
virtutem sub faustis penetralibus formatus, etiam vota Polonorum ex-
cedet. Quare ut Dom.0 V.ra hoc tantum negotium omni cura atque studio
urgeat et quae in rem erunt sedulo fideliterque curet agatque, ego jussu
Serenissimi Electoris moneo et adhortor. Quodsi proprii commodi cura
Eandem tangit, facile judicabit, omnes illos ampla manere praemia, qui
huic operi promovendo manum adhibebunt salutarem. —
Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg an den Kurfürsten.
D. Düsseldorf 30. Dezember 1673.1)
[Die etwaigen Kandidaten für den polnischen Thron, Aufforderung, den Kurprinzen
als solchen auftreten zu lassen, oder, falls Kf. sich dazu nicht sollte entschließen
können, für die Wahl seines ältesten Sohnes zu wirken.]
30. Dez. Wie es voriges Mals hergangen, wohin die Zweck dirigiret gewesen,
wie die polnische Stünde in partes gezogen worden und woran es gehaftet
oder vielmehr worin man gefehlet, daß der thunmahls intendierte Zweck
nicht erreicht worden, wissen E. Ld. viel besser als ich es ihro expliciren
kann; es scheinet aber jetzo, daß die thunmahls gewesene factiones nicht
nur inwendig sondern auch mit den exteris noch continuieren; jedoch
finde ich nach denen mir zukommenden Berichten, auch sonsten in
Consideration des polnischen Estats mir zue Gemüt gehenden motiuis,
daß vermutlich bei künftiger Wahl auf ein solches subiectum vornehmlich
gedacht werden dürfte, welches die Königl. Wittib zugleich ehlichen und
die Krön des Kostes zwo Königin zu unterhalten entheben möchte; ob
nun ein Inländischer oder Piastus darzu gefunden werden möchte, muß
') Eigenhändig. S. Pufendorf 1. XII, § 76 (S. 955).
['fata'Neubnrgs Bitte um ruierstülzuug der Kandidatur seines Sohnes. 21)
ich desto mehr anstehen, weiln der IL Sobiesky ob benemerita und
jeUo erworbener idoire wnhl tneriticrt. nicU gern wieder einen Nationalen
über ihm würde wohl herrschön sehet», er seibat ttttr vermählet tat
In Moscau vernehme ich sei der Prinz nur lOjiihrig und ehe rot
dem Zweck zuc jung, der Printe von Löttringen (welcher ohne Zweifel
vom Keys, Hof jetzo mehr als vordem portiert wird) hat die vorige
Opposition der Partei, welche vor ditif$B> [der] Krön Frankreich zu-
itaaidfin, und, wie ieli vernehme, anuoeh dahin große Reflexion machen.
in Frankreich wüßte ich jetzo keinen un geh ei rateten Prinzen, aufweichen
man gedenken konnte, der duc de York ist auch nunmehr vermählet,
und finde also in Wahrheit niemand, welchem solche Krön ich herzlicher
wünschte, mit welchem auch die Krön Polen gar vieler Respecten halber
besser stabil iert und versichert würde, durch welchen auch dem PübHco
besser prospiciert und ein nötiges Unionsband selbiger Krön mit dem
Reich und anderen Benachbarten ah Schweden und sonst besser establiert
werden könnte, als wenn E* Ld. Charprinz von E. Ld. erlaubet und
er zur Resolution persuadiert werden könnte, ihme neben einer so viel
meri tierenden jungen Königin in die Arme als auch die Krön auf dem
Haupt zue setzen, fch schweige hier die überaus große aduantage, so
BL Ld, und dero hohes Curhaus jetzo und in perpetuum daraus zue
gewarten hätten, die ich Ihro von Grund meines Herzens gönne und m
viel an mir ist gewiß selbst als durch alle meine Freunde darzue arbeiten
werde, wenn ich nur gesichert bin, daß E. Ld. Gedanken dahin gerichtet
sein, zuraahlen in Wahrheit jetzo der ganzen Christenheit zum besten
öichtfl grossere geschehen könnte.
Sollten aber E. Ld. oder dero Curprinz darin Bedenkens tragen, so
erwarte ich E, Ld. Befehls, ob sie noch dar vor halten, daß etwa mein
Hans noch könnte dem Publice zum besten und E. Li zue Dienst
(zumahlen sie wissen, daß wirs von ihro erkennen werden) abermals
konnte in Consideration kommen. Sollte auch in Polen festgesetzt werden
ein snbiectum zu wählen, welches zuegleich die Königin neben der Krön
possedieren möge, so wiederhole ich hiehero die obige bei anderen suhiectis
außer E. Ld. Cnrprinzens movierte Düften] taten, und wenn E. Ld. jetzo
wieder wie vorhin auf mein Haus Reflexion machen wollten, stelle ich
zue dero hocherleuchtem Nachdenken, ob nicht etwa ein Gedenken auf
mein ältesten Sohn1} geworfen werden möchte; er ist jetzo 16 Jahr völlig
*) Johann Wilhelm, peb, 19. April 1658*
30 L Brandenburg und Polen 1673—1679.
alt and zeiget eine Maturität fast mehr als sein Alter mitbringet, und
was ihme wegen seiner Jugend an Experienz abgehet, kann der weise
Rath der Eron Polen, sodann E. Ld. hocherleuchte consilia und der
Königin Prudenz (so sehr gerühmt wird) supplieren, und wenn mans
verlanget, wollte ich mich selbst resolvieren einige Jahre ihme in consiliis
zue assistiren.
Hierdurch käme das Haus Oesterreich zue dem latent, die Königin
stabiliert zu sehen, Frankreich und Schweden auch andere außer Jalousie
einer absoluten Dependenz vom Keys. Hof, es könnte die Harmonie mit
E. Ld., der Krön Schweden und anderen Benachbarten desto besser
establiiert werden und vielleicht zue dem gemeinen Ruhestand nicht
undienlich sein; ich wollte auch mir vor eine gloire schätzen die Tage
meines Lebens dem Publico zum besten neben meinem Sohn zu sacri-
ficiren. Ich hoffe aber als noch mit allen dem Publico und den Polen
wohlwollenden und E. Ld. treuen Dienern, daß E. Ld. sich zue dero
Curprinzen resolvieren und I. Ld. darzue disponieren werden, denn gewiß
jetziger Zeit nichts grossere geschehen könnte. E. Ld. Befehl erwarte
ich hierin mit Verlangen pour ma conduite, denn ohne sie ich nichts
agieren werde und stell alles zue dero Disposition neben Versicherung,
daß von ihro mich nie separiren lassen — werde. —
Ein Pole an den Oberpräsidenten v. Schwerin.
D. s. 1. 8. Januar 1674.
[Bedingungen der Wahl des Kurprinzen. Empfehlung der Anliegen einiger Polen.]
3. Jan. Literas Ill.mae Exc.ae V1*6 d. 18 praeteriti mensis1) rite accepi. Quae
ad Ill.muin D.nura Procancellarium Regni spectant, exponere ob ipsius
abseutiam non potui, ut primum advenerit, exequar mandata, interim
dignetur rogo Ill.ma Exc.a V.1* proxime explicare, an integra epistola eidem
praelegenda sit. Hoc tarnen ex vinculo sincerae fidelitatis insinuare
necessarium duco, quod discursus a memoratis tum temporis praesulibus
coram D.no Morstin habiti internum tantum (qui cuique licitus est)
religionis sensum concernant, quod vero Ordines Regni publicam Romanae
fidei professionem praecedente usu coenae dominicae et juramento ante
») S. oben S. 27.
Bedingungen für die Wahl des Kurprinzen. 31
coronationem requirent, certissimum est, ita enim tenaces sunt Poloni
legis suae fandamentalis: Rex catholicus esto, ut ne reginam quidem non
catholicam coronare dignentur, exemplo Helenae Alexandri regis con-
sortis, cui diadema impositum non est, quod graecae religioni addicta
esset. De caetero spero, quod nullae aliae obvenient difficultates, intellexi
enim ex Domino Generali Maiore Comite a Dönhoff Leopoldi huc reduce
Hl mum Dnum Supremum Regni Mareschalcum (apud quem praedictus
D.nus Comes intimae est admissionis amicus et Suae Ser.tatl El.li addictus)
omnibus quidem candidatis anteferre Principem de Co n de, sed cum ipse
aetate et morbis languidus, matrimonio ligatus, Polonis exosus, ab ipsis in
praeterita electione publica et universa voce exclusus sit neque commodis
(cum ab eo duos tantum sperent milliones) adaequet quae a Ser.mo
Principe Electorali sibi polliceri potest Respublica, putat quod hie
palmam eidem praeripiet. duabus tarnen prius adimpletis conditionibus,
nempe religione et incorporatione Ducatus Prussiae Regno Poloniae. Meam
quod attinet tenuitatem, in partem summae verterem felicitatis, si eam,
quam mihi Ser.miw Princeps Electoralis D.nüÄ mens cle.mus per Ill.mam
Exc.am V.1"4™ deferre non dedignatur gratiam, obsequiis humillimis deme-
reri possem. D.nus Cancellarius Lithuaniae dici non potest, qua cum
humanitate et gratiarum actione7 Hteras liberi passus aeeeperit, iterato
contestatus est suam ad quaevis officia S.*6 Ser.tatÜ5 El.b promptitudinem.
Dominus Ensifer Regni Bilinski summe necessarius est S.M Ser.u Elect.11
ideoque tempestive captandus, cum non tantum in animis nobilitatis
plurimum valeat, sed etiam spem habeat consequendae directionis con-
siliorum pro instand convocatione, quae instar lydii lapidis erit ad ex-
piscandas et disponendas eligentium dispositiones. Desiderat ille libera-
tionem a contributionibus pagi seu villae Turow in districtu Soldaviensi
sitae. Similiter repeto instantiam Rev.mi D.ni Abbatis Paradisiensis
Szcruba in animis multorum procerum validi pro ipsius cognato, qui
sub legione D.ni Generalis Goltz stipendia meretur, ut per intercessionem
]U#mae EXCeae y »e a(j legionem praetorianam Ser.ml Electoris vel etiam
Ser.™1 Principis Electoralis promoveatur. —
32 1. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Der Kurfürst an den Prinzen von Lothringen. D. Cologne
sur la Spree 2./ 12. Janvier 1674.1) (Conc. 0. v. Schwerin.)
[Versicherung seiner Zuneigung.]
12. Jan. V. A. ne me faict que justice destre persuadee de ma veritable
affection envers Elle, et ie regrette seulement de ne lavoir pas pu tes-
moigner jusques icy par des effects, comme iay tousjours bien souhaitte.
Je seray bien aise de rencontrer des occasions pour pouvoir donner des
marques reelles de ceste verite et sur tout en celle que V. A. specifie
en sa lettre, me promettant en eschange, que si Dieu favorisera le dessein,
qu' Elle se souviendra aussi tousjours de la promesse quil luy a plu de
faire en sa lettre.*) —
Ein Pole an den Oberpräsidenten v. Schwerin.
D. s. 1. 15. Januar 1674.
[Mitteilungen des K. Schatzmeisters Morstein. Ratschläge, wie die Wahl des Kurprinzen
zu befördern sei.]
15. Jan. Promissas Serenissimorum effigies magno expecto cum desiderio, in-
terea depictam proelii Chocimensis transmitto S.ae Ser.u El.u faciem cum
humillimis obsequiis. Iudicium in nostro negotio D.ni Thesaurarii Regni
tale fuit: quod Procancellarius Regni discursura suum ratione
temperamenti in causa religionis, licet serio formatum, in iocum forte
(ex more inconstantiae suae) verterit, vel si postea viderit, rem quoad
religionem non esse practicabilem, alium in ipso puncto electionis can-
didatum producet in arenam, cuius cxemplum ab ipso inductum habui-
mus tempore praeteritae electionis Piasteae. Interim haberet forte hanc
mentalem reservationem, quod Ser.mus Elector de alio ad sceptra Polo-
nica promovendo non cogitaturus sit subiecto. Idem Thesaurarius Regni
coram me fassus est: Principem Condeum in summo apud omnes pro-
') S. Pufendorf 1. XII, § 77 (S.956); Hirsch, Die Wahl Johann Sobieskis S.234.
2) über die Verhandlungen des Kf. mit dem Wiener Hofe in dieser Angelegenheit
s. die Instruktion für v. Crockow vom 22. Januar 1674 (ürk. u. Akt. XIII, S. 617f.),
die Berichte des kaiserlichen Gesandten in Berlin de Goess vom 22. Januar, 5. und
12. Februar 1674 (ürk. u. Akt. XIV, S. 740ff.), Pufendorf a. a. 0.
Die Parteiverhältnisse in Polen. 33
ceres, etiam Cancellarium Lithuanicum esse praedicamento , nisi
Regina ipsi obicem poneret, tum propria ipsius declaratio, quoniam toties
hac in materia sortem expertus esset adversam, se concurrere nolle, nisi
unanimcm Reipublicae perceperit consensum, eo cnim casu se recipere
nolle, invigilandnm igitur omnibus modis, ne rerum potiatur tarn potens
candidatus.
Principem Lotharingum audio apud D.num Cancellarium M. D.
L.ae habere partes, si patruus eius ducatum suum, pace per Germaniam
et Belgiam composita, recuperare posset a Rege Christianissimo, cui pro
promotione Principis Caroli ad solium Polonicum ut Lotharingia quoque
cedat, domum Austriacam suadere audio, tantum ipsius interest Polonico
regimini a se dependens adoptare subiectum. Uti iam antea Ill.mae Exc.ao
V.rae indicavi, idem nunc repeto: Duos hie praeeipue (a quorum direc-
tione futura dependebit electio) captandos esse scilicet Supremum
Kegui Mareschallum Galliae addictissimum et Supremum M. I).
Lac Cancellarium ab eadem non abhorrentera, multumque hoc in
negotio Regis Christianissimi valebit declaratio, modo sit sincera et sine
restrictione data. Viennensis promotio non multum procedit, praeter hoc
enim, quod ab Austriaco Poloni sibi timent regimine, accedunt recentes
magnarum personarum oflensae, nempe Scepusiensis dominatus a Principe
Lubomirskio, Curiae Regni Mareschalco, instituta vindicatio, tum rudiori
stylo exaratae ad Supremum Regni Mareschalcum literae, quarura copiam
nuper transmisi. Imo si Domui Austriacae cordi esset promotio Ser.m!
Principis Electoralis, tarnen expediret ut simulent, se omni studio
optare Principem Lotharingicum, ne, si publice promoverent saepedictum
Principem Electoralem, idem apud partium Gallicarum sequaces ineurrat.
Hoc certum est, quod affectus tarn in Palatinatibus nobilium quam in
exercitu officialium erga Principem Electoralem augeatur, memores enim
adhuc sunt multi, cum sub felicibus auspieiis S.ae Ser.tis El.,is in Holsatia
militarent, heroieae generositatis, quam semper depraedicant. Posset meo
tenui iudicio (salvo meliori Ill.mae Exc.ae V.rae) religionis obici ita consuli,
si tempore ipsius electionis Dominus Mareschalcus a parte Gallica
(cuius studiosissimus est) induceretur, ut a Tartaris, Cosacis atque uni-
verso Oriente praesentissimum iam imminere periculum per Poloniam
spargi curaret, ut animi inter istas angustias haerentes non tarn religionem
quam regionem eiusque salutem respiciant. Venit mihi in mentem moderni
Augusti Imperatoris electio, quae vires ex fama imminentium in Hungaria
exercituum Portae Ottomannicae cepit. Gallis vero meo judicio incul-
Mater. z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 3
34 I. Brandenburg und Polen 1673-1G79.
candum esset, quod Austriacorum pro Lotharingo promotio in immensum
crescat, ideoque per subiectum aliquod tertium, nempe Ser.mum Principem
Electoralem, diversionem esse faciendam. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
16. Januar 1674.
[Audienz bei der Konigin. Besorgnisse wegen der Sendung der Truppen des Ef.
nach Preußen. Etwaige Aussichten bei der Wahl für das kurfürstliche Haus.]
IG. Jan. Er hat1) bei der Konigin, obwohl dieselbe unpäßlich war, sofort in Gegen-
wart aller bei Hofe befindlichen Senatoren, Kavaliere and Damen Audienz gehabt,
und sie hat ihm sehr freundlich und gnädig geantwortet, sie soll sich auch sehr
erfreut wegen der Erbietung, welche ihm Kf. befohlen bei ihrem jetzigen
Zustande zu tun, geäußert haben.
Der Reichsschwertträger Bilinski erkundigte sich bei ihm, ob wirklich
die Truppen des Kf.3) der Republik zum besten und nicht zu einem anderen
Dessein nach Preußen geschickt worden seien, und als er das erstere versicherte,
bemerkte derselbe, der Krieg in Polen hätte 26 Jahre gewährt, aber zur Ein-
quartierung in die adligen Güter3) sei es doch nicht gekommen. Er wünscht
daher, Kf. mochte (weil dieses Werk hier über alle Maßen odieux ist) den
preußischen Ständen eine kurze Konvokation gönnen, um zu versuchen, anstatt
dieses modi, welcher die Immediatuntertanen am meisten drückt, einen anderen
einzuführen.
Aus dem, was ich noch zur Zeit habe penetriren können, erseh ich
nur zwei casus, so bei dieser vorstehenden Wahl E. Chf. D. Hause
zustatten kommen könnten:
Einmal ein Unglück in der Wallachei und andringende Macht von
Türeken und Tatern, welche den Religionseifer (wie beim schwedischen
letzten Einfall erfolgte) nicht weniger bei den Geistlichen als Weltlichen
dämpfen könnte, andernteils, wann die französische Faction dergestalt
kegen die österreichische engagirt sich befuude, daß sie nicht anders
dann durch die Waffen zu scheiden wären, dann solchenfalls, umb ein
') v. Hoverbeck war am 13. Januar in Warschau angekommen.
2) S. oben S. 22 und 25.
3) Über die damaligen Streitigkeiten des Kf. mit den preußischen Ständen
wogen der dort einquartierten Truppen und die von ihm angewandten Zwangs-
maßregeln s. v. Orlich, Geschichte des preußischen Staates im 17. Jahrhundert I,
S. 3GOff.; Rachel, Der Große Kurfürst und die ostpreußischen Stände. S. 253.
Aussichten für die Wahl des Kurprinzen. 35
Blntbad zu verhüten, möchte der dritte in E. Chf. D. Hause gesucht
werden.
Französischerseits soll, wie er hört, da Conde wegen der Affektion der
Stande für die Königin und ebenso auch Vendosme als unecht wenig Aus-
sichten haben, der Comte de Soissons,1) Enkel des Prinzen Thomas von
Savoyen, auf die Bahn gebracht werden.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
20. Januar 1674.
[Bedingungen, unter denen die Wahl des Kurprinzen oder des Kf. selbst
erfolgen könnte.]
Obwohl der K.G.Feldherr auf Beschleunigung der actuum interregni 20. Jan.
dringt, geht es doch bei der Konvokation») sehr langsam und schläfrig daher,
es haben sich bisher nur wenige Senatoren und kaum zwei Drittel der Land-
boten eingefunden.
Gute3) Patrioten und unparteiische Leut wünschen des Chur-
prinzens D. auf dem Königlichen Thron zu sehen, aber doch alleweg
mit dem Supposito, daß Sie umb der Krön willen die Religion wurden
ändern und E. Chf. D. dero Herzogthumb Preußen der Reipublicae in-
corporiren. Welche die Sach nach mehrer Billigkeit erwähnen, kommen
(umb E. Chf. D. solcher Incorporation halber schadlos zu stellen) auf
den Vorschlag, daß E. Chf. D. selbst die Krön und das Großfurstenthumb
Litthaw mit allen incorporirten Provintzien dakegen erblich aufzutragen,
Sie auch mit Dero Gemahlin zu krönen wären. Mit der Condition aber,
daß Sie die Chur des Churprinzens D. würcklich abtreten und dieselbe
die Königin mit Versicherung der Immediat Succession am Reich heurathen,
J) Louis Thomas von Savoyen, Graf von Soissons, Sohn des Prinzen
Eugen Moritz von Savoyen und der Olympia Mancini, Nichte Mazarins,
s. Memoires de Pomponne ed. Mavidal I, S. 426. Vgl. den Bericht Stoderts an
den Danziger Rat vom 26. Januar 1674 bei Hirsch, Zur Geschichte der polnischen
Königswahl von 1674 a. a. 0. S. HOf.
*) Der Konvokationsreichstag war am 15. Januar 1674 eröffnet worden. S. das
polnische Reichstagsdiarium in Acta historica res gestas Poloniae illustrantia II. ed.
Kluczycki, S. 1361 ff. und den Danziger Reichstagsrezeß bei Hirsch, a. a. 0.
S. 26ff. S. auch die Relation Stoderts an den Danziger Hat vom 20. Januar 1674
ebendaselbst S. 103 ff.
3) S. Hirsch, Die Wahl Johann Sobieskis, S. 238.
3*
36 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
nach diesem aber der Reipublicae die freie Wahl, aus E. Chf. D. Hause
und Sr. D. Linie nach Belieben einen zu nehmen, wieder gekehrt wurde.
Der päpstliche Nuntius1) soll keinen mit Namen rekommendieren, aber
darauf dringen, die Stände mochten ja keinen anderen wählen als der in
religione catholica Romana natus et innutritus wäre.
Der Kurfürst an den Pfalzgrafen2) von Neuburg. D. Cöln
10./[20.] Januar 1674. (Conc. O. v. Schwerin.)
[Auf das Schreiben vom 30. Dezember. Versicherung seiner Zuneigung. Unsicherer
Stand der Dinge in Polen, Erbieten, darüber weiter mit ihm zu kommunizieren.]
20. Jan. — da ich dann, wie E. Ld. zur Gnüge bekannt, vor diesem albereit
wohl nichts liebers gesehen, als daß E. Ld. and dero hohen Fürst!. Hause
dieser große An- und Zuwachs zugekommen wäre. Es wollen auch E. Ld.
l) Franz Bonvisi, Erzbischof von Thessalonich.
') S. Pufendorf 1. XU, § 77 (S. 956), Hirsch, Die Wahl Johann Sobieskis, S. 234.
In einem ersten, vom 8. Januar datierten Konzept dieses Schreibens waren dem Pfalz-
grafen schon spezielle Ratschläge erteilt worden, wie er die Wahl seines Sohnes
betreiben sollte, der Kurfürst hat dann aber erst von den Geheimen Räten schrift-
liche Gutachten über dieses Konzept eingefordert. Der Oberpräsident v. Schwerin
äußert sich in dem seinigen, wenn Kf. bei seiner Meinung bleibe, den Herzog von
Neuburg nicht ganz zu rebutieren, sondern auf alle Fälle, da der Ausgang der Wahl
ungewiß sei, an der FTand zu behalten, so wüßte er an dein Konzept nichts Wesent-
liches zu ändern; wenn er aber eine andere Resolution gefaßt habe und sich Pfalz-
Neuburgs nicht annehmen wolle, so müßten die speziellen Ratschläge ganz ausgelassen
und das Erbieten mehr restringiert werden, v. Somnitz schlägt einen Mittelweg
vor, Pfalz-Neuburg nicht zu rebutieren, aber ihm auch nicht Ratschläge zu erteilen,
wodurch Kf. sich unnötig in die Sache vertiefen und andere Prätendenten choquieren
könnte. Eine solche Resolution hätte Kf. auch schon vorher gefaßt, nämlich sich
des Wesens noch zurzeit nicht anzunehmen, sondern sich zunächst genauer nach
der Stimmung in Polen zu erkundigen. Ebenso raten auch v. Canstein, Koppen
und Blas peil, möglichst in generalibus zu verbleiben und sich vorläufig nirgends
zu engagieren. Meinders äußert: Weil für den Kurprinzen eine nicht geringe
Inklination bisher in Polen verspürt worden sei, so hätte man für denselben aufs
beste zu arbeiten, ob er etwa salva conscientia et religione auf diesen Thron zu
befördern sei. Sollte des Kf. Intention dahin gehen, so wäre in dem Schreiben von
den specialia zu abstrahieren und des Kurprinzen Interesse zu rekommendieren.
Sollte aber Kf. wegen desselben nichts zu tun beabsichtigen, auch die lothringische
Partei der neuburgischen nicht vorziehen, in diesem Falle fände er bei der Antwort
nichts zu erinnern.
Antwort des Kurfürsten auf das polnische Hülfsgesuch. 37
glauben, daß meine Affection gegen dieselbe und dero Haus sich nicht
geändert. Ich muß aber E. Ld. dabei in freundvetterlichem Vertrauen
berichten, dass von I. Keys. M. mir des Hertzogs zu Lothringen Ld.
recommendiret und daß dieselbe in Polen unter dem Adel nicht nur
verschiedene Woywodschaften sondern auch den Hof vor sich haben
sollen. Dann so habe ich auch die sichere Nachricht, daß nicht weniger
vor einem französischen Subiecto eine starke Partei sich befinde, ich
habe aber weder davon noch von anderen Subiectis, deren verschiedene
gemeldet werden, einige gewisse Nachricht und kann dahero auch E. Ld.
etwas gründliches hierunter nicht communiciren, bin aber entschlossen, nach
und nach was in Polen hierunter vorgehet und wohin einer oder ander
inclinire mich zu erkundigen, auch daraus mit E. Ld. — Communication
zu pflegen. —
Responsum Suae Serenitatis El. Brandenburgensis ill. domino
ablegato extraordinario Alberto Opazky1) die 13./ 23. Januarii
1674 datum. (Conc. v. Somnitz.)
[Erbieten zur Sendung von Hilfstruppen.]
Rogavit illustris dominus ablegatus nomine inclyti Senatus Reipublicae 23. Jan.
Polonicae, ut cum res patriae suae et rege orbatae et bello a potentissimo
hoste petitae pro praesenti sint afflictissimae, in amicitia vero foederata
S.ae Ser.tis El."* eadem singularem repositam habeat fiduciam, velit S. S.
El. militem auxiliarem pactis promissum primo vere paratum habere,
eum augere, suisque sumptibus tum in itinere tum in castris alere; et
cum dimacharum sive dragonum in bello isto maximus futurus sit usus,
utex illisauxiliares copiae conficerentur et constarent. Equidem cum plurima
eaque arctissima sint vincula, quae S.am S.tem El.lem inclytae Reipublicae
jungunt, vix exprimere potest S. S. El., quam vehementer tot tantisque
foederatae Reipublicae malis commoveatur quantoque desiderio et studio
eidem quavis ratione consulendi flagret. Caeterum cum Germaniae
*) Albert Opacki, Unterkämmerer von Warschau, s. über denselben Urk.
und Akt. XII, S. 496. Der Primas, Erzbischof Kasimir Florian Czartoryski
von Gnesen, hatte (d. Warschau, 2. Januar 1674) dem Kf. den Tod des Königs, den
Sieg bei Choczim und die trotzdem dem Reiche von den Türken drohende Gefahr
angezeigt, ihn um Hilfe gebeten und mitgeteilt, daß zu weiteren Verhandlungen
darüber Opacki werde an ihn geschickt werden. Dessen Instruktion sendet der
L Brandenburg und Polen 1673 — 1GT9,
forliuiiie hoc ipso iniquissimo tempore conturbatae atque Ifffll gnoquti
gravissimo hello magna, sui parte tantum HOB everUtur, niliil itopeusius
dolet S. S. EL quam quod haec maxima pericula eodem it<i <oncurrauii
inomento, ut Poloniae uuice consulere opemque pro voto ferre non
permittant* t^uemjidmodum vero &. B. El. neque ioclytae Ueipublirac
neque foederibus cum eaiiem initis uuquam defuit, ita quoque et nunc
id aget, ut sub initium veris miles uuxiliaris pactis promissus copiis sese
Polonicis adi ungut. On! iuvta eadem pacta H es publica de s listen tatioiie
prospieiet Quodüi vero e RepubJica m&pia visum fucrit, ut dimachae
seu dragones mille ducenti luittnntur, pro smt in Kempublicam siogulari
alTectu S. 8. EL loco dicti inilitis auxiliaris illos non mittere modo wd
et suis suiutibusj qui summam centum millium florenorum Polonicorum
excedent, per sex menseg integres, ri iis Respublica opus tarn diu
habitum est, ikra oonetituit, hac lege tarnen* oe istud S. S. EI.,H Reipublicae
Poloiiicae commodandae Studium ullo modo deineeps contra pactorum
leges in exemplum ac praejudicium trahatur. Permi Üit hac in re optionem
Reipublicae 8. 8, EL ita, ut eidem liberum sit, eam ex propositis eligere
auxilii ratiouem, quam rebus suis eonvenientissimam putaverit,
Quodsi vero Deus 1er opt max. Germaniam benigne respexerit, ita
ut saluti et trauquillitati Poloniae procurandae S. S, EL vacare miice
possit, ea est summa iu BempuMicam S. S. EU* voluntas, ut eidem roajori-
bus et voto utriusque partis respondentibus auxfliia adesse atque sub-
venire velit — .')
Sekretär Schumann dein Danfciger Kate schon am 15, Dezember 1673 (s, Hirsch,
8, 101) zu- Darin wird er angewiesen, nach Frankreich und aueb nach England,
Holland, den spanischen Niederlanden und Dänemark zu gehen uud dort überall
um Hilfe gegen die Türken zu bitten, unterwegs auch zu Ef. sich zu begeben, ihu
KU bitten, Frieden, Freundschaft und die Vertrage mit Polen in halte», ihm zu danken,
daß er nach Morsteins Bericht die Wittum aJligeu Hilfctruppen habe stellen wollen,
und ihn zu ersuchen, dieselben für den nächsten Feldzug bereitzuhalten, zu ver-
mehren und ihnen Sold für 1> Muiiato mitzugeben, damit de auf eigene Kosten leben
könnten. Vgl. über seine Sendung Zaluski I, R, 606 f., Pufendorf I. XII, $ M
:), über die mit ihm iu Frankreich geführten Verhandinngen Acta bist. 111, S. IT.
i.'er Oberpräsident v. Schwerin schreibt an den Herzog von Croy !G./2tJ« Januar
1C74, Opacki sei mit der ihm erteilten Resolution ^arnidit zufrieden; sollten die
Aussichten zum Frieden sich erfüllen, so werde Kf. sich wohl mit der Hilf© etwas
liberaler zeigen,
') Das Kekr^-litiv des Kf. für Opacki ist auch am 13./ 23, Januar 1674 aus*
gestellt. Unter demselben Datum erläßt Kf, auch ein Schreihen an K. Mainz, worin
diesem Mitteilung Ton OpackTs Sendung gemacht inirl er gebeten wird, beim Reichs-
tage Hilfeleistung an Polen zu befördern? ferner ein solches an Romswinelu< l
Die Parteien und deren Pläne. 39
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
16. Februar 1674.
[Stand der Parteien.]
Nachdem der Starost von Dirschau du By mit einem französischen Ab- 16. Febr.
geschickten bei dem K. G. Feldherrn angelangt ist, hat dieser sich offen für
Conde erklärt und seinen Freunden mitgeteilt, derselbe wolle nicht allein die
Krone, wenn sie ihm angeboten werde, annehmen, sondern sich auch darum
bewerben, aber sich zur Scheidung von seiner Gemahlin schwerlich verstehen.
Demnach gibt es1) nun zwei Hauptfaktionen in der Republik: Die französisch-
condeische und die kaiserlich-lothringische. Das Haupt der ersten ist der
K. Feldherr, sie hält sich der Kronarmee und der reußischen, sowie der
anderen ostlich von der Weichsel liegenden Woiwodschaften für sicher, ferner
macht sie großen Staat auf den G. Kanzler und den Kastellan von Posen,2)
zumal nachdem dieser jetzt mit seinem Halbbruder, dem Woiwoden von Kalisch?
Opalinski, sich aus dem Grunde vertragen hat, sie zweifelt auch nicht den
ü. Kämmerer Krycki, der hei der dortigen Ritterschaft in großem Ansehen
ist, und den jetzigen Landbotenmarschall, den K. Schwertträger Bilinski,
welcher in der Plotzischen Woiwodschaft viel vermag, auf ihre Seite zu bringen.
Die preußischen Woiwoden und Starosten hingen3) früher mehr von dem G. Feld-
herrn ab, außer dem Dzialynskischen Hause und dem Woiwoden von Culm,
Gninski, welche, weil sie nicht zu rechter Zeit ins Lager gekommen sind und
die Okkasion bei Choczim verabsäumt haben, Strafe fürchten müssen, wenn die
Sache vors Kriegsrecht gebracht wird.
Die lothringische Partei verläßt sich auf den litauischen G.Kanzler Patz,
welcher die meisten Stände im Großfürstentum unter seiner Devotion hat, auf
den Primas und dessen ganzes Haus, auch auf den mehreren Teil der Geist-
lichen, darunter der Jesuiten, vornehmlich aber auf das Generalaufgebot der
nächstgelegenen Woiwodschaften Masau, Plotzk, Podlachien, Rawa, auch auf die
Wechsel, welche, wie man hofft, der Beichtvater der Königin, Pater Coronini,
von Wien herüberbringen wird, verzweifelt auch nicht daran, daß Graf
Schaffgotsch, den man in kurzem erwartet, den G.K.Feldherrn durch Nego-
tiation gewinnen sollte. Die guten Patrioten wünschen ein Subjectum außer-
halb dieser beiden miteinander stets ämulierenden Häuser zu finden.
beauftragt wird, das polnische Hilfsgesuch bei den Generalstaaten und dem Prinzen
von Oranien zu befürworten, und an den Pfalzgrafen Ruprecht, der gebeten wird,
dessen Negotiation in England zu unterstützen. Auch ein Empfehlungsschreiben für
Opacki an K.Sachsen hat Kf. ausgestellt, dasselbe tragt aber den Vermerk: .Der
11. Opacki bat seine Reise nach Dresden nicht fortgesetzet, dahero er das Original-
schreiben an Chur-Sachsen zurückgegeben."
>) S. Hirsch, Die Wahl Johann Sobieskis, S. 237 f.
*) Christoph Grzymultowski.
') S. oben S. 26 f.
40 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Der K.V.Kanzler, welcher sich sonst auf den K. G.Fe Idherrn vornehmlich
berufen, hat jetzt große Ombrage darüber gefaßt, daß derselbe drei Regimenter
nach Krakau geschickt und sich so der Residenz und der dort befindlichen
Krone versichert hat.
Sollte Kf. es nicht zuträglich befinden, mit dem Feldherrn zu halten, so
wäre auch nicht geraten, denselben weiter auszuforschen.
Es sind hier zu verschiedenen Malen böse Zeitungen von des Kf. Zustande
verbreitet worden.
Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg au den Kurfürsten.
D. Düsseldorf 21. Februar 1674.1)
[Auf das Schreiben vom 10. Januar. Unterstützung der Kandidatur seines Sohnes
durch F raukreich. Sendung Giese's zu Kf. und nach Polen, Bitte um Unterstützung.]
21. Febr. Der Herzog von Lothringen wird seine Gegenpartei so stark wie vormals
finden, ihm soll auch schon die Hoffnung benommen sein, daß er ohne Blut-
vergießen zur polnischen Krone gelangen werde. Von einem französischen Sub-
jecto ist ihm dermalen noch nichts vorgekommen und ihm wird auch versichert,
daß der König von Frankreich selbst kein solches Subjectum zu proponieren,
auch sogar keine Gesandtschaft nach Polen wegen der Wahl zu schicken beab-
sichtige, was noch mehr aus den Schreiben des Königs an ihn,2) ferner an
Sobieski und an den K. Schatzmeister Mor stein,3) deren Abschriften er bei-
legt, erhellt. Mit den Originalen schickt er seinen Kammerrat und Clevischen Resi-
denten Bernhard von Giese zu Kf., und er bittet, ihm und seinem Regierungsrat,
Kämmerer, Amtmann zu Caster und bestellten Hauptmann Heinrich Theobald
Freiherrn von Goldstein, welcher schon dem Kf. in dieser Materie Hinter-
bringung getan hat und auch noch ferner tun wird, Glauben beizumessen. Giese
soll mit diesen und anderen Schreiben nach Polen, doch ohne Charakter und
nur als sein domesticus, gehen und dort den vorfallenden occasionibus in der
Stille invigilieren. Er bittet Kf., ihn und seines Sohnes Interesse mit seiner Rekora-
mendation zu begleiten. Kr übersendet auch Abschrift eines Schreibens des Königs
von Schweden4) in dieser Sache. Sollte Kf. aber für sich selbst oder einen
seiner Prinzen diese Krone begehren, so werden er und die Seinigen gern zurück-
stehen und sich für sie bemühen.
») S. Pufendorf 1. XU, § 7C (S. i>55): Hirsch a. a. 0. S. 241.
2) Ludwig XIV. an den Pfalzgrafen von Neu bürg, d. St. Germain en Laye
3. Februar 1(174.
3) Von demselben Datum. S. Acta bist. III, S. 471».
4) Konig Karl XL von Schweden an den Pfalzgrafen d. Stockholm 7./[l7.] Januar
lf>74, darin erklärt derselbe, er gönne den erledigten polnischen Thron niemand lieber
als ihm oder seinem Sohne, und er habe seine Gesandten in Polen, am kaiserlichen
Neue Bitte Pfalz-Neuburgs um Unterstützung. Mitteilungen Sobieski's. 41
J. v. Hoverbeck an den KurfÖrsten. D. Warschau
24. Februar 1674.
[Schreiben Sobieski's und Galecki's; Frankreichs Eintreten für Pfalz-Neuburg. Bitte
der Evangelischen. Kandidatur des Prinzen von Dänemark. Bevorstehende Ankunft
Sobieski's.]
Aas einem beifolgenden Schreiben des G. Feldherrn1) and einem anderen, 24. Febr.
welchesGalecki')aaf dessen Befehl an ihn gerichtet, wird Kf. ersehen, daß ersterer
große Aversion gegen Lothringen trägt and jetzt Frankreich za Gefallen sich
willig bezeigt, das Pfalzneuburgische Interesse wie früher das Condeische zu be-
fördern. Er hat anfangs daran gezweifelt, daß es Frankreich wirklich ernstlich
mit Pfalz-Neuburg meint, er glaubt aber jetzt, da die Condesche Partei wie vor
den Kopf geschlagen ist und die Lothringische sich mehr als je in Positur stellt,
um Pfalzneuburg abzutreiben, daß Frankreich sich wirklich mit Schweden über
Beförderung der Kandidatur des letzteren geeinigt hat.1) Doch wird man nicht
so leichtes Werk finden, denn aas vielen Umstanden ist abzusehen, daß der
litauische G. Kanzler, wenn er sich auch noch nicht offen deklariert hat,
Lothringen anhängt.
Er hält für Kf. den Pfalzneaburger für zuträglicher, doch wird derselbe
am kaiserlichen Hofe nicht geringe Opposition finden. Er wird mit dem K. G.
Marschall im Vertrauen modnm rei gerendae überlegen.
Hofe, in Frankreich und Brandenburg angewiesen, ihnen zur Erlangung desselben
behilflich zu sein. — Der schwedische General Mardefeld teilt (d. Wolgast
29. Dezember 1673/ [8. Januar 1674]) dem Oberpräsidenten v. Schwerin mit, der
König hätte ihn und Wangelin beauftragt, eine Verständigung mit Kf. wegen der
bevorstehenden polnischen Königswahl zu versuchen, und bittet ihn, nachdem Kf.
sich bei seiner Anwesenheit nur iu generalibus herausgelassen hätte, um nähere
Nachrichten. Schw. antwortet (d. Cöln i)./[19.] Januar 1674), Kf. halte nach den
bei der vorigen Wahl gemachten Erfahrungen für notwendig, bei dieser Sache sehr
behutsam zu verfahren, er bittet um Eröffnungen ratione candidati von schwedischer
Seite und fügt hinzu, bisher schienen der Sohn des Zaren und der Prinz von
Lothringen die meisten Anhänger zu haben.
') Joh. Sobieski versichert (d. Lemberg 16. Februar 1674) den Kf. seiner
Ergebenheit und verweist auf die Mitteilungen Galecki's.
*) Frauz Galecki, Generaladjutant bei der Kronarmee, schreibt dem Kf.
d. Lemberg 16. Februar 1674), er wünsche, daß der Kurprinz sich, um die polnische
Krone zu erlangen, zur Änderung der Religion verstehen möchte, dann werde der
G. Feldherr und dessen ganzer Anhang für ihu wirken. Er fragt an, ob Kf. für
Pfalz-Neuburg sei, und versichert, daß sie sich der Wahl des Lothringers auf
das äußerste wiedersetzen würden. Vgl. die Relation Schumanns an den Danziger
Rat vom 9. März 1674 (Zeitschrift des Westpreußischen Gesch ich ts Vereins XL1II,
S. 119f.).
*) Vgl. Stoderts Relation vom 16. Februar 1674 ebendaselbst, S. 116.
42 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Die bedrängten Evangelischen, die deswegen vor der Wahl einen expressen
Abgeordneten an Kf. schicken wollen, bitten denselben, bevor er einem Kandi-
daten seine officia bei der Wahl leistet, bei demselben neben den Angelegen-
heiten seines Hauses auch ihre Interessen zu bedingen.
Die Bischöfe von Krakau1) und Wilna') haben sich gegen ihn für Pfalz-
Neu bürg erklärt, der K. V. Kanzler aber bleibt dabei,*) er wolle, nachdem er
sich bei voriger WTahl in dem von ihm vorgeschlagenen Subjekt so betrogen
gefunden, diesmal abwarten und sich gefallen lassen, was andere tun werden.
Diejenigen, welche jetzt eine dritte Partei formieren wollen, schlagen den
Prinzen von Dänemark4) vor. Auf Anfragen, ob eine solche Wahl dem Kf.
entgegen sein könnte, hat er, da Kf. sich noch für keinen deklariert, geantwortet
Kf. sei mit dem dänischen Königshause nahe verwandt und es hätte zwischen
ihnen schon seit Menschengedenken keine Streitigkeit gegeben, vielmehr sei das
dänische Haus dem Kf. wegen seines Eintretens für dasselbe bei den Traktaten
zu Oliva Dank schuldig.
P. S. Da der K. G. Marsch a 1:1 in wenigen Tagen hier anlangen soll und der
litauische G. Feldherr beschlossen hat, auf denselben zu warten, so hat er
auch den Bischof von Krakau dazu bestimmt, noch hier zu bleiben. Da so viele
der Vornehmsten sich hier befinden, so glaubt er, daß hier in kurzem ein
sicherer Grund zur Wahl wird gelegt werden, auf welchen Kf. seine Deklaration
gegen die sollizitierenden Kandidaten wird zu fundieren haben.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln
26. Februar/[8. Mär/] 1674. (Conc. O. v. Schwerin.)
[Auf die Relation vom 24. Februar. Bei Aussicht auf günstigen Erfolg ist besonders
das Interesse seines Hauses zu befördern, sonst Pfalz-Neuburg. Befehl, mit Sobieski
in Verbindung zu treten.]
8. März — Sonsten5) erinnern wir uns sowohl aus dieser letzteren als auch
anderen Euren Relationen ersehen zu haben, daß es wohl dahin kommen
durfte, daß, wann beide Partheien, sowohl die keyserlichc als die frantzö-
sische, sich mit einander collidiren sollten, die meisten auf einen aus
l) Andreas Trzebicki.
•O Nicolaus Stephan Pac.
*) S. die Schreiben Olszowski's an Sobieski vom 8. und an Lombardi
vom 15. Dezember 1G73 (Zaluski I, S. 487 ff.).
4) Georg, Bruder Konig Christians V. S. über dessen Kandidatur die Berichte
Stoderts an den Danziger Rat vom 26. Januar und 16. Februar 1674 (S. 110
und 118).
5) S. Hirsch, Die Wahl Johann Sobieski's, S. 242.
Instruktion des Kurfürsten für v. Hoverbeck. 43
unserem Chur-Hause, ungeachtet der Religion, stimmen dörften. Nun
könnet Ihr unschwer ermessen, daß uns unseres Hauses Angelegenheiten
fürnemblich touchiren, und daß auf den Fall ein guter Succeß zu hoffen
wäre, wir nichtes unterlassen wurden, was zue Erreichunge dieses Zweckes
dienete, gestalt wir dann zue Euch das gnädigste Vertrauen haben, Ihr
werdet dieses Werk vor allen anderen nach Euer uns bekannten Dex-
terität befordern und poussiren.1) Wann aber vor unser Churhaus nichtes
zu erhalten stunde, wurde uns des Galecki Vorschlag und des Princen
von Neuburgk Person vor anderen angenehm und gefallig sein.
Er soll über dieses alles mitSobieski vertraulich kommunizieren, dessen
Absichten zu erforschen suchen und ihm mitteilen, daß es dem Kf. sonderlich
lieb sein würde, wenn er jemand an ihn abschicken wollte.
Gutachten der Geheimen Räte,
v. Blumenthal (d. Berlin 26. Februar/[8. März] 1674).
Kf. hat die Frage gestellt, ob er bei der bevorstehenden polnischen Königs- & März
wähl den pfalzneuburgischen Prinzen vorschlagen solle. Ihm scheinen keine
Bedenken dagegen zu sein, sondern dieselben Ursachen, welche das vorige Mal
für die Unterstützung der Bewerbung des Vaters gesprochen haben, auch für
die des Sohnes fortzubestehen.
Blaspeil (d. Cöln an der Spree 27. Februar/ [9. März] 1674).
Die Sache ist sehr schwierig, so daß er fast keinen rechten Schluß bei sich 9. März
hat machen können, was er dem Kf. raten soll.
So viele ich verspüren können, haben Ew. Chf. D. bisher keinen
Gedanken gehabt, dero eigenes Churhaus zu dieser Krön befordert zu
sehen, viel mehr haben Sie sich (aus einem sehr christlichen und hoch-
J) An demselben Tage weist Kf. den Rat Fehr in Königsberg, den Verwalter
der Güter der unter seiner Vormundschaft stehenden Prinzessin CharlotteRadziwill,
an, dafür zu sorgen, daß die von diesen Gütern auf die Seymiken zu schickenden
Deputierten instruiert würden, zuerst seines Kurhauses Interesse gegen die bevor-
stehende Wahl bestens zu rekommendieren und dahin zu wirken, daß, wenn nicht die
Religion ein unüberwindliches Hindernis bilden sollte, jemand aus demselben gewählt
werde: sollte aber dazu keine Hoffnung sein, dann sollten sie für Pfalz -Neu bürg
oder dessen ältesten Sohn stimmen.
44 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
rühmlichen Eifer zur evangelischen Religion) dergestalt alien davon er-
wiesen, daß Sie ihr interesse hindangesetzet und aus Beisorge, daß das
evangelische Wesen Schaden dadurch leiden möchte, gedachte Krön auch
nicht einmal anzunehmen sich vermerken lassen, wann sie gleich Ihro
oder Dero Herrn Sohn, des Churprinzens hochfürstl. D., nitro und von
selbsten angetragen wurde. Ob nun zwar diese Gedanken dergestalt
christlich, generös und heroisch seind, daß sowohl Feinde als Freunde
dieselben loben müssen, nichts desto weniger, weiln fast scheinet, als
wann der Himmel selbst Ew. Chf. D. diese Krön zuzulegen entschlossen
und nicht allein die polnische Nation, sondern auch alle andern davon
fast eingenommen seind, daß dieselbe niemanden als Ew. Chf. D. hohem
Churhaus gebühre, so deucht mir dennoch, daß man billig darauf zu
reflectiren und dasjenige, wras Gott und Menschen Ew. Chf. D. anzubieten
scheinen, nicht so schlechterdings zu verwerfen hätte.
Zu Wegnehm ung des obstaculi, welches die Religion bildet, und Beruhigung
des Gewissens sind schon von den Polen selbst Temperamente vorgeschlagen
worden und nach Hovcrbeck's Bericht scheint es bei dem Gegensatz der
österreichischen und der französischen Partei, daß die Polen endlich einem
Evangelischen die Krone aufs Haupt zu setzen kein Bedenken tragen dürften,
auch sattsame Vorkehrungen gegen künftige Inkonvenientien getroffen werden
könnten. Daher ist diese Sache nicht so gar außer acht zu lassen, vielleicht
beabsichtigt Gott, die evangelische Kirche in Polen nunmehr zu retten und durch
das Mittel eines Königs aus dem Hause Brandenburg, unter dessen Schutz die
bedrängten Evangelischen dort Ruhe und Gewissensfreiheit haben könnten,
derselben zu Hilfe zu kommen. Die Vorteile, welche Kf. und dessen Nach-
kommen daraus zu gewarten haben würden, sind notorisch, die Gelegenheit
wird sich vielleicht niemals wieder darbieten. Er rät daher, Kf. möchte noch
weiter der Sache zusehen und sich für keinen Kandidaten erklären. Sollte sich
die Sache anders schicken und entweder die Krone dem Kf. nicht angetragen
werden oder von ihm nicht angenommen werden, dann wird sich auch zeigen,
welcher Kandidat die meiste Aussicht hat, und ob und wie Kf. den einen oder
anderen dazu rekommendieren und befördern solle.
v. Canstein (d. Berlin 27. Februar/[9. März] 1674).
!>. AlSrz Kf. hat zu bedenken gestellt, was er bei der polnischen Wahl wegen des einen
oder anderen Kandidaten zur Krone zu tun oder zu lassen hätte. Vornehmlich
kommt es darauf an, wohin die polnischen Stände am meisten inklinieren
möchten, Kf. darf daher nicht eher einen bestimmten Entschluß fassen, bis er
mehr und sicherer unterrichtet ist. was für Aussichten die einzelnen Kandidaten
haben.
Gutachten der Geheimen Räte. 45
Für des Zaren Sohn scheint nichts Sonderliches zu geschehen und sich
auch keine besondere Inklination zu ihm zu finden. Dem Herzog von Loth-
ringen hat Kf. bei der Torigen Wahl entgegengewirkt, derselbe wird daher ihm
feindlich sein, eine Konjunktion des Hauses Österreich mit der Krone Polen ist
auch immer für bedenklich gehalten worden. Sollte derselbe aber gute Aus-
sichten haben, so wurde nicht ratsam sein, ihm direkt entgegenzutreten. Schweden
scheint keine Prätension zu machen. Eine franzosische Kandidatur wird Kf.
jedenfalls ebenso wie früher für schädlich erachten, doch würde man sonst
hierbei rationes pro und contra finden können. Der Prinz von Dänemark
scheint wenig Aussichten zu haben, hat zu Kf. gar keine Konfidenz bezeigt,
Seestedt hat auf der Durchreise nicht einmal Kf. begrüßt. Sonst in fundo
rei hat Kf. keine erhebliche Ursache, ihm entgegen zu sein. Von dem neu-
burgischen Prinzen weiß er nicht, ob nicht Mangel an Geld, Volk, Erfahrung
und Konduite, auch vielleicht an der Affektion sein möchte. Sonst dürfte er
wohl dem Kf. am wenigsten schaden können, und da Kf. angefangen hat, dessen
Partei zu embrassieren, so weiß er nicht, wie derselbe davon wieder abtreten könnte.
Der vornehmste aber unter allen Kandidaten wären E. Chf. D. wohl
selbst und dero H. Churprinzens hochf. D. Aber ich glaube, daß die
Religion und viele andere considerationes so wichtig sein, daß sie nicht
zu superiren stehen und man also hierin in bloßen Wünschen verbleiben
müßte. —
Meinders (d. Berlin 28. Februar/[10. März] 1674).
Falls Aussicht sein sollte, daß der Kurprinz zur polnischen Krone durch 10. Man
rechtmäßige Mittel gelangen könnte, so würde dieses sowohl für die evangelische
Kirche wie auch für des Kf. Haus und Staat sehr nützlich sein. Wie bisher ver-
schiedene vornehme Stände sich hiezu wohl affektioniert und geneigt bezeugt, so
wären diese auf dienliche Art in dieser guten Intention zu stärken, daneben ihnen
aber auch deutlich anzuzeigen, daß der Kurprinz seine Religion nicht ändern werde.
Sollten aber die Polen darauf bestehen, daß ihr König katholisch sein solle,
so hätte Kf. keine Ursache, seine bei der vorigen Wahl für Pfalz-Neu bürg
und dessen Sohn geführte gute Intention zu ändern, da die früheren Ursachen
auch weiter fortbestehen und der Pfalzgraf erklärt hat, die damals versprochenen
Bedingungen auch jetzt bei glücklichem Erfolg zu erfüllen, Kf. solche Bedingungen
und Vorteile aber weder bei Lothringen noch bei Dänemark, am allerwenigsten
aber bei einem Piasten finden wird. Pfalz-Neuburg hat in Polen eine starke
Partei und auch Frankreich und Schweden auf seiner Seite.
Da die Zeit der Wahl nahe bevorsteht, so wäre Pfalz-Neuburg der
Intention des Kf. zu vergewissern, der Traktat mit ihm zu erneuern und die
sonstigen Vorbereitungen dazu zu treffen, besonders wäre Graf Dönhoff oder
sonst jemand heimlich an den K. Marschall zu schicken und das nötige Geld
bereitzuhalten.
46 I. Brandenburg und Polen 1673— 1(579.
v. Somnitz (d. 6./[16.] März 1674).
1(5. März Er erörtert die Grunde, welche für und wider die Unterstätzung der pfalz-
neuburgischen Kandidatur sprechen, und kommt zu folgenden Ergebnissen:
1. Es ist zu verhüten, daß dem Kf. selbst und seinem Hause bei dieser
Wahl präjudiziert werde.
2. Kf. hätte keines Kandidaten Wahl sonderlich zu hindern, als der etwa
franzosisch von Nation oder Gemüt oder sonst der Republik und deren Nach-
barn mit seiner Macht beschwerlich fallen konnte.
3. Geld um eines Kandidaten willen zu spendieren, möchte undienlich sein.
4. Weil etliche Senatoren sich mit Sobieski besprechen wollen, wäre
das Resultat dieser Konferenz abzuwarten. Er rät, mit niemanden pacta der
Wahl halber einzugehen.
Prinz Karl von Lothringen an den Kurfürsten.
D. Vienne 10. März 1674.
[Bitte, seine Bewerbung uui die polnische Krone zu unterstützen.]
10. März Er erneuert seine Bitte, Kf. möchte seine Kandidatur in Polen unterstützen,
entschuldigt, daß er nicht selbst zu ihm kommt oder jemand an ihn schickt,
wiederholt seine frühere Erklärung wegen des Kurprinzen (doch glaube er
nicht, daß Kf. an denselben denke), versichert, daß er alles tun wolle, was
zur Satisfaktion des Kf. beitragen könne, verweist auf v. Crockow.
Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Coln
10./20. März 1674.1) (Conc. 0. v. Schwerin.)
[Auf das Schreiben vom 21. Februar. Bereitwilligkeit, die Kandidatur seines Sohnes,
doch zunächst nur vorsichtig, zu unterstützen.]
•20. März Er wird auch jetzt wie bei der vorigen Wahl alle mögliche officia anwenden,
um des Pfalzgrafen Intention wegen der Wahl seines Sohnes zu sekundieren,
wenn sich die Sachen in Polen nur in einigerlei Weise dazu fügen und er
etwas mehr Licht von dem Absehen der Republik erlangen könnte. Zwar wird
ihm von einigen Orten große Hoffnung gemacht, sein Haus sollte dieser Krone
halber in große Konsideration kommen, er versichert aber, daß er garkeine
') S. Pufendorf 1. XII, § 7G (S. 955), Hirsch a. a. 0. S. 241 f.
Antwort des Kurfürsten an Pfalz-Neuburg und Lothringen. 47
Gedanken darauf mache. Da der jetzige Zustand in Polen aber so beschaffen
ist, daß man unmöglich irgend worauf zu fußen hat, so sieht er sich genötigt,
hierin behutsam zu gehen und sich noch zur Zeit nicht zu deklarieren, da die
Polen es bei voriger Wahl sehr übel genommen haben, daß man darin so weit
gegangen ist Doch will er v. Hoverbeck befehlen,1) Giese mit gutem Rat
an Hand zu gehen und des Pfalzgrafen Angelegenheiten nach bestem Vermögen
zu befördern. Sollte sich künftig mehr licht in diesem Wahlnegotio hervor-
gehen, so will er sich die Sache treulich angelegen sein lassen.
Der Kurftirst an den Prinzen Karl von Lothringen.
D. Cologne 12./22. März 1674. (Conc. 0. v. Schwerin.)
[Auf das Schreiben vom 10. März. Die Sendung eines Bevollmächtigten an ihn ist
erst später rätlich.]
— Elle a bien fait de n'envoyer pas eocore personne pour ne faire 22. März
pas eclatter nne affaire, qui demande le silence ponr reussir. Qnand le
teraps nous donnera nn peu plus de lumiere dans les brouilleries de la
Pologne et qu'il y aura a fonder quelque jugement sur les intentions de
cette nation, non seulement je seray bien aise que V. A. envoye icy
qnelqu'un pour notre commun interest,') mais aussi je re^ois de bon
c<pur les obligeantes öftres que V. A. me fait.
Crockow ist beauftragt, darüber ausführlicher mit ihm zu sprechen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
27. März 1674.
[Absichten der französischen Partei, Hoffnungen der lothringischen. Rat, Skoraszewski
und Zuckowski zu beschenken.]
Der pommerellische Landesoberkämmerer Graf Donhoff und der Oberst 27. März
v. Prebentaw, die bei ihrer Abreise nach Lublin ihm versprochen, von des
') Dieses geschieht in einem Giese mitgegebenen Schreiben an denselben von
demselben Datum.
*) Im April hat der Prinz wirklich den Grafen Albert Gaprara zu dem Kf.
nach Berlin geschickt, doch liegen über die mit diesem geführten Verhandlungen
keine Aufzeichnungen vor.
48 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
K.G.Marschalls Inklination Nachricht zu geben, berichten, daß derselbe sich
bisher nicht eigentlich habe deklarieren wollen, wen er vor anderen zur Krone
erhoben wissen wolle, doch wäre ans allen Umstanden abzunehmen, daß ihm
keiner lieber wäre als der Prinz von Conde. Wenn aber dieser weder für sich
noch für seinen Vetter, den Prinzen von Conti, sich darum bewerben wollte,
wurde ihm der Kurprinz am angenehmsten sein, und er gedächte deshalb den
Generalmajor Korycki an Kf. zu schicken. Die französische Partei soll auch
in Lublin1) eine Abschickung nach Frankreich beschlossen haben, um zu son-
dieren, wie man dort gesinnt ist, und zu persuadieren, daß Conde entweder
selbst konkurriere oder den kaum fünfzehnjährigen Conti der Konigin vor-
schlage. Es ist also vom Ausschlag der Wahl schwer zu prognostizieren, es er-
eignen sich immer neue Emergentien. Die Sendomirsche Woiwodschaft hat auf
dem Kreistage beschlossen, zur Wahl Mann für Mann auf zu sein, der K. G.
Marschall ist darüber sehr bestürzt und sucht durch seine Kreaturen auf dem
preußischen Kreistage durchzusetzen, daß3) die Landboten instruiert werden,
lieber wieder zurückzukehren und die Republik ohne Oberhaupt zu lassen als
zu gestatten, daß die Wahl durch oder bei einem allgemeinen Aufgebot vor-
genommen werde.
Obwohl der K. G. Marschall und der litauische G. Kanzler ein-
ander gar nicht trauen, korrespondieren sie doch der Wahl wegen eifrig mit-
einander.
Da der Prinz von Dänemark3) sich hauptsächlich auf den Woiwodefn von
Lublin, Hey, verläßt, der bei dem K. G. Marschall keinen Kredit und bei der
Ritterschaft wenig Affektion hat, gerät sein Werk dadurch ins Stocken. Für
Pfalz-Neuburg scheint weder von' ihm selbst noch im Namen des Königs von
Frankreich das Geringste getan zu werden, woher Lothringen hofft, es
würden endlich auch die Widerwärtigsten aus Mangel anderer Subjectorum ihm
beifallen.
Pfalzgraf Philipp Wilhelm an den Kurfürsten.
1). Düsseldorf 4. April 1674.
[Auf das Schreiben vom 10. März. Polnische Forderungen. Bitte, ihm zusammen
mit Schweden die gewünschten Truppen zu liefern. Sendung Straetmans.]
4. April Die bisherige Ungewißheit hat veranlaßt, daß auch er sich vor der Zeit
zu erklären oder eine formale Gesandtschaft zu schicken angestanden, um sich
nicht unnötigerweise zu prostituieren. Jetzt werden ihm aus Polen von ver-
traulicher Hand folgende Bedingungen an Hand gegeben, auf welche er in seiner
') S. über die dortigen Vorgänge Acta bist. II, S. 1418f., IN, S. 4f.
'2) S. Hirsch in Zeitschrift des Westpreußischen Geschichtsvereins XLIII, S. 24.
3) S. ebendaselbst S. 123 ff.
Nene Bitte Pfalz-Neuburgs um Unterstützung. 49
Proposition zu reflektieren hätte: 1. Der polnischen und litauischen Armee gleich
nach erfolgter Wahl 4 Millionen polnische Gulden zu bezahlen, 2. zwei Jahre
nacheinander jedesmal 2 Millionen zur Unterhaltung der Armee aus eigenen
Mitteln oder den königlichen Einkünften herzugeben, 3. 8000 oder 10000 Mann
z. F. zur Verstärkung der Armee gegen die Türken zu liefern, 4. Caminietz
Podolsky, wenn es den Türken abgenommen würde, zu fortifizieren. Ihm ist,
zumal bei dem jetzigen erschöpften Zustande seiner Lande, unmöglich, die drei
ersten Bedingungen zu erfüllen, er hofft aber, daß Kf. und Schweden ihm mit
der verlangten Mannschaft auf eine bestimmte Zeit an Hand gehen werden. Er
ersucht daher Kf., mit dem dortigen schwedischen Gesandten darüber reden und
ihn um eheste Beibringung der Resolution seines Prinzipalen urgieren zu lassen.
Soviel er von der schwedischen Gesandtschaft in Köln a. Rh. penetrieren kann,
wird es dort keine Schwierigkeit geben. Sollten Kf. und Schweden ihm darin
die Hand bieten wollen, so bittet er, auch ihren beiderseitigen Gesandten in
Polen zu befehlen, sich im Namen ihrer Prinzipalen bei fallender Wahl für seinen
Sohn zu erklären und zu versichern, daß solche Volklieferung prästiert werden
solle und daß sie selbst dafür stehen wollen. Das Geld betreffend, glaubt er
nicht, daß man auf dem angegebenen Quantum so gar beharren wird, er wird
jedoch zusehen, wie er das, was er aus eigenen Mitteln nicht prästieren kann,
mit Kredit oder von guten Freunden beibringen möge. Dem ihm durch v. Gold-
stein mitgeteilten Rat des Kf. zufolge hat er sich jetzt entschlossen, seinen
Geheimen Rat und Vizekanzler S tratmann dorthin zu senden, derselbe wird
ehestens bei Kf. sein und diesem weitere vertrauliche Eröffnungen hinterbringen.1)
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
7. April 1G74.
[Der Ausfall der Wahl ist ganz ungewiß, die Aussichten Pfalz-Neuburgs vorläufig
sehr gering.]
Gestern hat er durch Giese des Kf. Schreiben vom 2./12. März empfangen. 7. April
Es nimmt ihn sehr wunder, daß die französischen Rekommendationsschreiben,3)
auf die vornehmlich gebaut wird, erst jetzt hervorkommen. Da der K. G. Mar-
sch all und der G. Schatzmeister verreist sind, werden sie erst acht Tage
vor Beginn der Wahl insinuiert werden können. Von Frankreich hat man
sich keines Vorschubs an Gelde, vom kaiserlichen Hof aber starker Opposition
') Straetman ist Ende April in Berlin eingetroffen. Den mit ihm dort am
1. Mai abgeschlossenen Vertrag s. bei v. Mörner, S. 381 ff., vgl. auch Pufendorf
1. XII, § 76 (S. 956), Hirsch, Die Wahl Johann Sobieski's, S. 243 f.
*) S. oben S. 40.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 4
50 I- Brandenburg und Polen 1673—1(579.
zu versehen. Der K. G. Kanzler hat sich zwar nicht ungeneigt bezeugt» es
ist aber vor allem aufs Geld angesehen, da er durch seinen Hofmeister von
Giese sofort 2000 Dukaten zur Reise auf den Wahltag and ebensoviel zur
Zehrang dort gefordert, obwohl er sich vorher zar Condeischen Partei geschlagen.
Vom Ausschlag der Wahl ist es sehr schwer was Grandliches za
progoosticiren. Nicht nur darumb, daß die Sachen mehr impetu quam
consilio, durch Boutaden als reife Ueberlegung geschlossen werden, sondern
vornehmlich umb dessen willen, daß viel der vornehmsten bisher bei
ihnen selbst keine rechte Resolution gefaßt. Ueber das, da man auch
gleich sie alle mit einander absonderlich so treuherzig machen könnte,
daß sie ihres Gemüths Meinung offenbarten, würde man doch daraus
nicht eigentlich abnehmen können, was endlich erfolgen möcht. All-
dieweil in ipso actu die meisten dasselbe, was sie wünschen und vor
gut achten, kegen das, so practicable sein wird, werden müssen fahren
lassen. —
Anjetzo aber find ich die Condeische Partei annoch die stärkste,
nächst der die Lothringische und nächst dieser die dennemärkische, die
neuburgsche aber die schwächste. Ob man aber zu concurriren rathen
soll oder nicht, dasselb wird sich allererst, nachdem der von Giesen
mit dem Herrn Litthauschen Großkanzler (so sich alhier zur Stelle
befindt) und mit dem Krongroßmarschalck und Großschatzmeister
wird conferirt oder vielmehr tractirt haben, zeigen. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
21. April 1674.
[Gespräch mit dem litauischen G. Kanzler. Unzufriedenheit Giese's mit seinem
vorsichtigen Verhalten.]
21. April Um die Intentionen des litauischen G. Kanzlers zu sondieren, hat er
denselben heute besucht und ihn gebeten, dem Kf. in dem Wahlnegotio mehr
Licht zu geben. Als derselbe erwiderte, Kf. habe ja schon seinen Entschluß
gefaßt, der neuburgische Gesandte hätte ihn versichert, sein Herr würde garnicht
daran gedacht haben, aufs neue als Kandidat aufzutreten, wenn nicht Frankreich,
Schweden und Kf. ihn dazu augetrieben hätten, hat er geantwortet, Kf. wünschte
aus denselben Gründen wie das vorige Mal sehr gern die Wahl Pfalz-Neuburgs,
Mitteilungen des litauischen G. Kanzlers. 51
da er aber seine consilia gern so führen möchte, daß er nicht nur keinen Undank
bei dem nächsten Konige verdienen, sondern anch sich gleich zu Anfang bei
ihm in ein rechtes Vertrauen setzen mochte, so hätte er ihm befohlen, sich bei
ihm, als dem erfahrensten Staatsminister, zu erkundigen, wen er der Krone
für würdig, nützlich und reussibel hielte. Der Kanzler versicherte darauf, er
hätte des Subjecti halber noch nichts determiniert, sondern wolle, sobald der
G. Marschall und die vornehmsten Staatsminister sich eingefunden haben würden,
mit diesen vertraulich darüber beraten. Conde habe zwar erklärt, die Krone
annehmen zu wollen, wenn sie ihm durch einhellige Wahl angetragen würde,
dazu aber würde er es nicht bringen können, seine Ehescheidung sei nnmöglich.
Daß der Bischof von Marseille Pfalz-Neuburg allein und ernstlich meinen sollte,
könne er nicht glauben, sondern man schiene sich dieses Prätextes nur zu
bedienen, um eine Ambassade herzuschicken und das Reich in steter Unruhe zu
halten, dazu, aber nicht zur Wahl, würden auch wohl die von dem Gesandten
mitgebrachten Gelder ausreichend sein. Kf. brauche nicht in Sorgen zu stehen,
denn wer auch gewählt werden sollte, werde verpflichtet werden, die pacta
foedera mit den Nachbaren unverbrüchlich zu halten, er werde am besten tun,
sich der Rekommendation eines bestimmten Subjecti zu enthalten.
Giese, dem er Mitteilung von dieser Unterredung gemacht, war wenig
zufrieden damit, daß nur sondiert würde, ob und wie weit mit der Rekommendation
Pfalz-Neu burgs fortzukommen sei, er hat aber darauf hingewiesen, daß Kf. ihn
angewiesen habe, behutsam zu ^ehen, und geraten, nicht eher zu konkurrieren,
bevor man guten Grund dazu hätte. Wenn durch Beförderung des Königs von
Frankreich eine konsiderable Partei für den Pfalzgrafen gebildet sei, dann
könnte Kf. der Sache einen mächtigen Nachdruck geben. Auch hätte der
litauische G. Kanzler geäußert, es sei sehr zweifelhaft, ob die Vielheit der
Rekommendationen den Kandidaten zum Vorteil oder zum Schaden gereichte.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln an der Spree
10./20. April 1674. (Conc. 0. v. Schwerin.)
[Befehl, sehr vorsichtig sich zu verhalten, keinen der Kandidaten öffentlich
zu empfehlen.]
Er sucht und verlangt bei dieser Wahl allein, daß die Republik einen 20. April
solchen Konig erhalten möge, der derselben wohl vorstehe, mit den Benachbarten
in guter Freundschaft lebe und durch deren Assistenz das in höchster Gefahr
schwebende Königreich wieder emporbringe. H. hat daher vorzustellen, Kf.
höre nicht gern, daß man von einem Kandidaten mehr viel Geld als andere
nötige Requisiten verlange.
4«
52 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Da an einem glücklichen Ausgang auch andere, besonders der Kaise
und Schweden, interessiert sind, so soll er mit den Gesandten derselben
besonders dem kaiserlichen, vertraulich überlegen, wie die Wahl eines franzo
sischen Prinzen oder eines sonst gänzlich von Frankreich dependierenden Kan
didaten gehindert oder, falls etwa doch die französische Partei durchdringe
sollte, verwehrt werden könnte. Von den übrigen Candidati exteri glaubt er
daß der Prinz von Dänemark, dem er sonst hinderlich zu sein keine Ursach
hat, nicht dazu kommen kann, da Schweden sich dagegen mit aller Macht setzei
will und nicht anzunehmen ist, daß die Republik bei jetzigem Zustande sollt«
Schweden offendieren wollen. Vermutlich wird daher wohl die Wahl auf dei
Prinzen von Lothringen und den ältesten Sohn des Herzogs von Neuburj
vornehmlich ankommen. Ihm würde nichts lieber sein, als wenn einer voi
diesen beiden dazu gelangen möchte, wodurch auch die Königin bei der Krom
erhalten werden könnte, bei beiden finden sich auch solche A van tagen, daß di
Krone nicht übel dabei fahren würde. Bei dem Lothringer ist auch nicht i\
fürchten, daß er eine sonderliche Dependenz von dem llause Österreich habei
würde, zumal da der Kaiser sich seine Beförderung garnicht besonders angelegei
sein lassen soll.
H. soll sich nun so betragen, daß, wenn einer von diesen beiden dazi
käme, er ihn nicht beschuldigen könnte, daß er sich seiner Wahl nicht ange
nommen und für den anderen mehr getan hätte. Eben diese Vorsicht hat e
auch zu beweisen, wenn einen anderen die Wahl treffen sollte. Falls er daz
gewisse Apparenz sehen sollte, so hat er die Negotiation so zu führen, daß aucl
dieser ihn nicht beschuldigen könnte, ihm hinderlich gewesen zu sein, er viel
mehr ihm deshalb künftig Obligation haben möchte. Ein Piastus soll ihm auc
nicht zuwider sein, wenn es nur nicht ein Subjectum ist, welches der Krön
selbst daher suspekt, daß es durch Faktionen, Intriguen und Dependenz vo
fremden Potentaten ihnen aufgedrungen wird.
Er hält also nicht für geraten, jemand publice rekommendieren zu lassei
H. soll vielmehr, falls eine öffentliche Proposition nötig sein sollte, darin no
den Wunsch des Kf. zu einer glücklichen Wahl aussprechen, seine Geneigthe
zu beständiger Freundschaft versichern und die Qualitäten des eligendi so tx
schreiben, daß es denen, welchen Kf. die Krone gern gönnt, zu statten kam«
falls nicht die Vornehmsten unter sich wegen eines Subjecti einig sein und i
wünschen sollten, daß er das Werk durch seine Rekommendation sekundiere
ließe. Vor allem hat er dahin zu sehen, daß der künftige König dem Kf. nicl
reprochieren könne, er sei ihm hinderlich gewesen.
Von seinem Privatinteresse und besonders seiner Prätension auf Eibin
wird vor der WTahl nicht geredet werden können, dagegen soll er sich bei alle
Gelegenheiten der Evangelischen annehmen und sich bemühen, daß dasjenige
was eine Zeit her zu ihrem Präjudiz geschehen, aufgehoben und sie in ihi
frühere Libertät und Privilegien wieder eingesetzt werden. Er hat sich auc
bei allen Sachen, die er in seinem Namen rekommendiert, dessen zu prävalierei
daß Kf. der Republik jetzt wieder eine so ansehnliche Hilfe auf seine Kostei
Verhaltungsbefehle an v. Hoverbeck. 53
ohne dazu verpflichtet zu sein, leiste, und sich bei Gelegenheit darüber zu
beschweren, daß man ihn immer in Verdacht zu setzen suche, als wenn er
etwas Gefahrliches gegen die Krone vorhätte.1)
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln an der Spree
4. Mai/ 24. April 1674. (Conc. Blaspeil.)
[Auf die Relationen vom 21. und 23. April. Zusage an Pfalz -Neuburg. Befehl,
zusammen mit Straetman, aber doch vorsichtig, für denselben zu wirken.]
Nach allem scheint es, daß der Bischof von Marseille nur zum Schein 4. Mai
für Pfalz-Neuburg wirken, daß er vielmehr Conde, Enghien oder Conti
auf den polnischen Thron zu erheben suchen wird, oder wenn es dahin nicht
zu bringen ist, den Prinzen von Mo de na oder den G. Feldherrn, damit der
künftige König dennoch eine Kreatur von Frankreich sei. Da aber dieses
ebensowohl der Republik als auch deren Nachbaren höchst schädlich sein würde,
so soll er mit den Konfi den testen, welche das Beste des publicum und der
Republik am meisten beherzigen und der französischen Faktion am wenigsten
zugetan sind, ferner mit dem Kaiserlichen und Schwedischen überlegen, wie
solchem Gbel am besten zu begegnen sei. Da eine einmütige Wahl des Prinzen
von Lothringen nicht durchzusetzen sein wird und ebensowenig eine solche
des Prinzen von Dänemark, der Schweden, oder des von Mo de na, der das Haus
Österreich opponieren wird, bei Neu bürg aber zu erwarten ist, daß diese opposi-
tiones alle zessieren werden, so glaubt er, daß allen besorgten Inkonvenientien
am besten dadurch vorzukommen sein werde, daß man auf diesen seine Gedanken
richte. Er hat daher dem pfalzneuburgischen Gesandten Straetman*) sein Wort
gegeben, den Prinzen von Neu bürg vor anderen rekommendieren zu lassen
und alle möglichen officia für denselben anzuwenden. H. soll daher mit diesem
vertraulich kommunizieren und überall mit ihm so de concert gehen, daß dieser
Zweck erreicht werde. Der französischen Partei ist zu Gemüte zu führen, daß
die Wahl eines französischen Prinzen unmöglich reüssieren werde, ebenso ist
bei dem K. G. Marschall und anderen zugunsten Pfalz-Neuburgs zu wirken,
vor allen Dingen muß versucht werden, die kaiserliche Partei für denselben
0 Kf. schreibt am 20./ 30. April an v. H.: „Indessen ist dieses unsere gnädigste
Willensmeinung, daß, wenn Ihr sehen solltet, daß, wie Ihr schon vor diesem berichtet,
die Sachen dahin gedeihen würden, daß wegen derer mit einander streitenden Factionen
man auf die Gedanken käme, uns die Krone zu offeriren und die Königin mit unserem
ältesten Sohn cum spe futurae successionis zu vermählen, Ihr solches vor allem zu
befodern, dieses aber dergestalt zu mesnagiren habet, daß es zu unserem Nachteil
nicht gemerket werde." S. Ilirsch, Die Wahl Johann Sobieski's, S. 243 f.
») S. oben S. 49.
54 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
zu gewinnen. Doch hat er die ganze Negotiation so vorsichtig und behutsam
zu führen, daß, wenn die Wahl auf einen anderen fallen sollte, Kf. dabei keinen
Undank verdienen, sondern sogleich bei dessen Antretung sich mit ihm in gutes
Vertrauen setzen könne.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Oöln 24. April /4. Mai 1674.
(Conc. Blaspeil.)
[Zusage au den Prinzen von Lothringen. Anweisung, wie IL sich dem Gesandten
desselben und denen der anderen Kandidaten gegenüber verhalten soll.]
4. Mai Der dortige moskowi tische Resident hat sich gegen Wiehert erboten,
mit seinen ministris genaue Freundschaft zu pflegen. Da ihm viel daran gelegen
ist, mit dem Zaren in gutem Vernehmen zu stehen, so soll H. dem Residenten
anzeigen, daß er gleichen Befehl erhalten habe.
P. S. Er soll behutsam, vorsichtig und sorgfältig verfahren und sich nicht
zur Unzeit bloß geben. Der Prinz von Lothringen1) hat sich bei Kf. angegeben
und er hat ihm seine officia zugesagt, derselbe hat sich auch gegen ihn so
bezeugt, daß er Ursache hat, ihm Gutes zu gönnen. Da er aber verspürt, daß
es mit demselben solche Diffikultäten geben wird, wodurch der Republik und
ihm allerhand Ungelegenheiten zuwachsen konnten, er auch an dem Prinzen
von Neuburg einen ebenso guten Nachbar und Freund zu haben meint und
hofft, daß durch dessen Wahl sein Vater zur vollkommenen Devotion des Reichs
und des Kaisers werde gebracht werden können, so würde ihm am liebsten sein,
wenn die Wahl auf den Prinzen von Neu bürg fiele. Er soll aber trotzdem
dem Gesandten des Herzogs von Lothringen und dessen Anhängern bedeuten,
Kf. wolle demselben nach Möglichkeit helfen, wenn er nur sehe, daß Aussicht
für ihn sei, er erwarte aber, daß, wenn dieses nicht der Fall sein sollte, seine
Partei für den Prinzen von Neuburg sein werde. Der Prinz von Dänemark
hat seine Rekommendation nicht nur nicht begehrt, sondern dessen Abgesandter
hat bei der Durchreise durch Berlin nicht einmal einen Gruß von ihm abgestattet,
er hat daher von ihm keine Freundschaft und gute Nachbarschaft zu erwarten.
l>em Gesandten des Prinzen Reginald von Modena, um dessen Rekommendation
dessen Bruder, der Herzog, gebeten und den die französische Partei wohl endlich
zur Krone zu befördern trachten dürfte, soll er ein Kompliment machen und
ihm zu verstehen geben, daß Kf. dem Prinzen alles Gute gönnte und ihm nicht
hinderlich sein, sondern, wenn Apparenz für ihn wäre, ihn befordern wurde,
und so sondieren, was für eine Partei er für sich hat. Doch soll er sich hüten,
bei dem neuburgischen Gesandten Ombrage zu erregen, als wenn Kf. dem
neuburgischen Prinzen jemand anders vorziehen wollte, und dieses so menagieren,
daß niemand etwas davon erfährt.
») S. oben S. 46 f.
Verhaltungsbefehle an v. Hoverbeck. Dessen schwierige Stellung. 55
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
4. Mai 1674.
[Zuversicht der französischen Partei. Seine Ratschläge, wie Sobieski für die lothringische
zu gewinnen sei. Verschiedene Versuche, ihn auszuforschen. Schwierigkeit
seiner Stellung.]
Nach des K. 6. Marschalls Ankunft1) haben sich viele, die bisher an 4. Mai
sich gehalten oder doliberiert, demselben wegen des Prinzen von Conde gefugt
und dadurch ist dessen Partei sehr trotzig und ruhmredig, die lothringische
aber, die bisher ihrer Sache mehrenteils sicher zu sein vermeinte, überaus
perplex geworden. Da eine starke machina nur durch schwere und mächtige
Gegengewichte zu regen ist, so rät er dem Grafen Schaffgotsch3) und Taff,8)
ihr Werk mit rechtem Ernst anzugreifen und dem K. G. Marschall und dessen
Gemahlin ebensolche Avantagen, wie sie von Frankreich zu erwarten haben
oder prätendieren, anzubieten, nämlich eine Grafschaft in Schlesien, welche zu
einem immediaten Fürstentum könnte gemacht werden, für ihn selbst und eine
solche in Lothringen für den Grafen d'Arquin,4) Schaffgotsch aber steht
noch damit an und hofft, ihn durch Persuasionen zu gewinnen.
Gegen Kf. ist der K. G. Marschall sehr mißtrauisch, weil ihm von einer
neuen Allianz desselben mit dem Hause Österreich zum Nachteil Frankreichs
berichtet worden ist. Um ihn deswegen zu sondieren, ist erst Nieraierzyc5)
und nachher Fürst Radziwill auf Rletzko zu ihm geschickt worden, auch der
K. Hofmarschall Lubomirski, dem er gestern die erste Visite gab, suchte ihn
deswegen auszuforschen. Derselbe erzählte, es sei hier die gemeine Opinion,
Kf. hätte mit dem Kaiser beschlossen, nachdem hier die Wahl erfolgt sei, den
Kurprinzen mit 10000 Mann den Holländern gegen Frankreich zu Hilfe zu
schicken. Er hat sich aber mit Unwissenheit entschuldigt. Derselbe gab sonst
zn verstehen, daß er Pfalz- Neu bürg die Krone vor anderen gönne, aber
Conde's Partei unvergleichlich stärker befinde. Doch ist dem wenig zu trauen.
Auch Fürst Michael Radziwill und der jetzige Direktor der Ritterschaft
Sapieha hatten sich früher für Pf alz- Neu bürg erklärt und arbeiten jetzt
eifrig für Conde.
Er ist mit den beiden Konkurrenten Lothringen und Neuburg übel
daran, jeder von beiden will, daß er öffentlich rekommendiert werde, er hat
J) Der Wahlreichstag hatte am 20. April in Warschau begonnen, am 2. Mai
war Sobieski dort eingetroffen. S. das polnische Reichstagsdiarium in Acta h ist. II,
S. 1426 ff. und den Danziger Reichstagsrezeß in Zeitschrift des Westpreußischen
Geschichtsvereins XLIII, S. 57 ff.
*) Kaiserlicher Gesandter.
3) Gesandter des Herzogs von Lothringen.
4) Henri de la Grange d'Arquien, Vater der Gemahlin Sobieski's.
5) Stephan Niemirycz, U. Kämmerer von Kiew. S. Urk. u. Akt. XII, S. 248.
56 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
sich dem bisher dadurch entzogen, daß er behauptet hat, er hätte seine Kreditive,
die er in Wirklichkeit schon richtig empfangen hat, noch nicht erhalten. Loth-
ringen hat noch eine formierte Partei und fast ganz Litauen für sich, Neu bürg
aber noch keinen, der sich öffentlich für ihn deklarieren will.
P. S. Der Kastellan von Roggenhausen Gembicki und ein vertrauter Diener
des Woiwoden von Kiof f ') haben sich erkundigt, ob er Ordre hätte zu deklarieren,
daß der Kurprinz, wenn er gewählt würde (wie Niemierzyc schriebe) entschlossen
sei, die Religion zu ändern. Als er antwortete, davon sei ihm nichts zugekommen,
wenn aber die Wahl erfolgte, möchten sich wohl Mittel finden, wodurch der katholi-
schen Religion Sicherheit verschafft würde und des Kurprinzen Gewissen unge-
kränkt bliebe, schieden sie mit Unwillen von ihm.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
8. Mai 1674.
[Anerbietungen des Zaren. Abneigung des kaiserlichen Gesandten gegen Pfalz-
Neuburg, Begünstigung des dänischen Prinzen. Seine schwierige Lage. Mitteilungen
Morstein's und Grzymultowski's.]
8. Mai Als er bei seiner Ankunft mit dem G. Kanzler Paz von des moskowiti-
schen Zaren Konkurrenz zu dieser Krone sprach, stellte dieser sich ganz fremd
und wollte es garnicht für glaublich halten, daß der Zar auf diese Krone oder
einige Stände auf ihn ihr Absehen richten sollten. Jetzt aber hat der Zar
durch seinen Residenten das Anerbieten machen lassen, wenn man ihn wählen
wollte, die Republik gegen die Türken mit aller Macht zu schützen und alle
Kroneinkünfte zur Fortsetzung des Krieges verwenden zu lassen, der litauische
G. Kanzler scheint auch für den Fall, daß seitens der Krone die Armee seiner
Partei zu schwer fallen sollte, sich dieser Konkurrenz des Zaren wenigstens
zum Schrecken und Drohen bedienen zu wollen.
Gegen die französische Faktion, die jetzt stärker als je ist, arbeitet er nach
Möglichkeit, jedoch unter der Hand. Für Lothringen hat man bisher bei dem
K. G. Marschall und dessen Gemahlin wenig schaffen können. Der kaiserliche
Gesandte will trotz alles dessen, was man ihm vorstellt, von Pfalz-Neuburg
nichts wissen, er hat sogar gesagt, wenn eins von beiden nicht zu verhüten
wäre, so wollte man am kaiserlichen Hofe lieber die Wahl Conti 's, als ein
minus malum, als diejenige des Prinzen von Neu bürg sehen. Es wird dem-
zufolge den Französischgesinnten klärlich zu verstehen gegeben, wofern sie sich
nicht Lothringen zuwenden wollten, möchten sie weder Neuburg noch
Modena, sondern viel eher den Prinzen von Dänemark portieren, der schon
vor zwei Jahren sich zur katholischen Religion gefügt haben solle.
!) Andreas Potocki.
Aussichten der verschiedenen Kandidaten. 57
Bei so vielfältiger Veränderung und verdeckten Prozeduren ist er hier sehr
übel dran. Die Minister der beiden Herren, welche Kf. in seinem Reskript vom
10./20. April zu portieren bezeugt, sind so eifersüchtig aufeinander, daß sie auf
ihn lauern lassen, und wenn er von dem einen eine Visite annimmt oder ihn
in der Konigin Gemach spricht, so verweist ihm sofort der andere, er halte es
nicht mit ihm, sondern mit jenem, und behauptet, er hätte nicht zu sehen, ob
Apparenz zum reüssieren sei, sondern zu erklären, daß dem Kf. keine andere
Wahl als die seinige angenehm sein würde.
Der K. G. Schatzmeister berichtet ihm, der K. G. Marschali hätte sich
mit den vornehmsten unter den litauischen Ständen dahin geeinigt, daß sie diese
Zusammenkunft bis Trinitatis verlängern und indessen dahin arbeiten wollten,
daß sie zu einer einhelligen friedlichen Wahl gelangten. Zu Lothringen
würden der K. G. Marschall und dessen Anhänger sich unter keinen Umständen
verstehen, zu Neuburg hätten sie auch keine Inklination und die meisten in
Litauen und der K. V. Kanzler wären demselben zuwider. Wegen Conde's
möchten wohl einige zu Extremitäten schreiten, für Neuburg aber würde der
K. G. Marschall nicht mit den Litauern fechten, sondern lieber ganz abstehen,
wenn diese dasselbe mit Lothringen tun wollten, unter diesen Umständen
könnte Dänemark das beste Spiel für sich finden, wenn er sich sofort öffentlich
zur katholischen Religion bekennen wollte. Solches verspreche er aber erst
nach erfolgter Wahl. Sie hätten aber unter sich beschlossen, daß, wenn ein
Unkatholischer auf solche Hoffnung oder Vertröstung zu wählen wäre, der
Kurprinz ungleich besser und anständiger als Dänemark sein würde. Ganz
ähnlich hat sich auch der Kastellan von Posen1) ihm gegenüber ausgesprochen.
Derselbe behauptete, jetzt schiene keiner der Krone näher zu sein als der Prinz
von Soissons, oder, wie seine Anhänger ihn lieber nennen, Prinz Thomas
von Savoyen, der3) nicht weniger Favor bei Frankreich als Conti und weniger
Aversion bei den hiesigen Ständen hätte.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
12. Mai IG 74.
[Unterredung mit Sobieski und mit dem französischen Gesandten.]
Der K. G. Marschall hat bei der Visite, die er ihm gegeben, nicht nur 12. Mai
großen Respekt und Affektion, sondern auch willige Vertraulichkeit im Wahl-
werk bezeugt. Er hat beteuert, daß er noch keinen rechten Entschluß gefaßt
habe, sondern erst des franzosischen Gesandten und anderer Vorträge vernehmen,
*) Christoph Grzymultowski.
*) S. die Instruktion Ludwigs XIV. für den Bischof von Marseille vom
30. März 1674 (Acta hist III, S. 15).
58 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
sich aber bemühen wolle, daß Kf. nicht allein in seinen Rechten nicht gekränkt
sondern in solches Vertrauen gesetzt werde, daß der künftige Konig ihm seine
Erhebung vornehmlich zuschreiben und ihn dieses sein ganzes Leben lang
genießen lassen solle. Da Galetzki1) ihn am Tage vorher, als sie von einem
Piasten sprachen, fragte, ob, wenn Sobieski erwählt würde, Kf. ihm mit Volk
assistieren werde, so hat er daraus geschlossen, daß diesem eine solche Materie
nicht unangenehm sein würde, und ihm gesagt, Kf. hielte ihn nicht weniger
als andere benachbarte Potentaten solcher Würde für wert und gönnte sie ihm
von Herzen. Kr nahm das mit hohem Respekt und großer Moderation an.
beteuerte aber dabei, daß er es weder für ihm anständig noch der Republik
zuträglich hielte. Kr riet ihm, bei der öffentlichen Proposition in generalibos
zu bleiben, und bat, mit ihm darüber zu kommunizieren. Wegen des Kur-
prinzen erklärte er es für unverantwortlich, eine so avantageuse Kondition,
dergleichen sich in viel hundert Jahren wohl nicht wieder finden werde, um
der Religion willen auszuschlagen, er improbiertc aber doch nicht des Kf. Aus-
spruch, wenn derselbe vor einem Jahr katholisch geworden, so hätte es noch
wohl das Ansehen haben können, daß es aus Antrieb des Gewissens geschehen
wäre, jetzt aber könnte es von niemand anders gedeutet werden, als daß es der
Krone und der Königin halber geschehe. Zu dem neu burgischen Prinzen
bezeigte er keine Inklination, behauptete auch, daß keine Hoffnung sei, die
Litauer für ihn zu gewinnen. Dasselbe hat ihm auch der französische
Gesandte,2) den er nach seiner Ankunft incognito besucht, gesagt, doch erklärte
derselbe, daß er in seiner Rede nur Pfalz-Neuburg rekommendieren werde,
falls es aber mit demselben gamicht vonstatten gehen sollte, so werde er sein
äußerstes tun, damit nur nicht Lothringen zur Krone gelange, was doch
jedenfalls bedeutet, dann wolle er diesem ein französisches Subjectuin entgegen-
setzen. Auch am kaiserlichen Hofe scheint keine Inklination für Pfalz-
Neuhurg vorhanden zu sein, wohl aber für den Prinzen von Dänemark.
Gegen Lothringen hat sich fast ganz Polen nach des K. G. Marschalls Ankunft
erklärt. Die Versuche des Grafen Taff hei der Gemahlin desselben sind ganz
vergeblich gewesen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. 1). Warschau
15. Mai 1074.
[Auf das Reskript vom 24. April; 4. Mai. Orangen des neuburgischen und franzosischen
Gesandten. Drohende Trennung Litauens von Polen. Tod des Primas.]
!.">. Mai Die Behutsamkeit, die Kf. ihm anbefiehlt, fällt ihm um so schwerer, da
der französische und der neuhnrgische Gesandte dagegen arbeiten und
>) S. oben S. 4L
-) Toussaint Forbin-Janson, Bischof von Marseille. Derselbe war am
8. Mai in Warschau angekommen. S. dessen Relation vom 11. Mai (Acta hist. III,
S. 25 ff.) und die Relation Stodcrts an den Danzigcr Rat vom 11. Mai (Zeitschr. des
Westpreuß. Geschichtsvereins XL1II, S. 137 ff.).
Absichten Sobieskfs. Verhalten des französischen und des kaiserlichen Gesandten. 59
behaupten, Kf. hätte die neubnrgische Kandidatur zuerst vorgeschlagen. Betreffend
die 100000 Taler an Geld and Hilfe an Volk, die Kf. in dem mit Stratman
aufgerichteten Traktat *) bewilligt, ist man gleich bei der ersten Ansprache sehr
laut gegangen und hat überdem von ihm begehrt, er sollte außer den Völkern
auch deren Unterhaltung zusagen, er hat sich dazu aber nicht verstanden.
Der französische Gesandte hat zwar3) in publicis für Pfalz-Neuburg
trefflich gesprochen, aber es ist noch nicht zu merken, daß jemand von der
französischen oder von der lothringischen Partei zu diesem übergetreten wäre.
Man glaubt, daß3) der K. G. Marschall jetzt mehr als je auf die Krone
sein Absehen richte. In diesem Fall sagt man von den Litauern, sie wollten
sich separieren, Lothringen wählen, ihn mit der Königin verheiraten und ihn
zum litauischen Könige krönen, was für Kf. wohl nicht so schädlich sein würde.
Jetzt verstärken sich beide Parteien, die lothringische und die condesche durch
herbeigerufene Ritterschaft und geworbene Völker und läßt es sich zu einer
Trennung sehr an, in welchem Fall aber die französische Partei nur für Conde
fechten will.
Der Primas ist heute gestorben.4) Sein Tod kann Pfalz-Neuburg zu-
statten kommen, da er ganz lothringisch war, während der Bischof von Kujavien
Gembicki, auf den jetzt die Direktion ankommt, und der von Krakau*) Pfalz-
Neuburg gänzlich zugetan sind.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Potstamb 7./[17.] Mai 1(574.
(Conc. 0. v. Schwerin.)
[Auf die Relationen vom 4. und 8. Mai. Vorstellungen, welche II. dem kaiserlichen
und dem französischen Gesandten machen soll, Befehl, sich auf das äußerste für
Pfalz-Neuburg zu bemühen.]
Da zur Wahl des Prinzen von Lothringen keine Hoffnung mehr zu sein 17. Mai
scheint, so wundert ihn sehr, daß man kaiserlicherseits seine Vorschläge so
wenig attendieren, ja gar lieber einen französischen Prinzen als Neuburg gewählt
sehen will. Er soll dem kaiserlichen Gesandten remonstrieren, Kf. hoffe,
daß der Kaiser auf die Vorstellungen, die er durch v. Crockow machen lasse,
sich anders erklären werde, sonst müßte auch er andere mesures nehmen und
möchte es ihm vielleicht gewisser Ursachen halber besser geraten sein, Conde
alsSoissonszu befördern. Daß Pfalz-Neuburg ihn zum Frieden mit Frankreich
») S. oben S. 49.
*) S. die Relation des Bischofs von Marseille vom 17. Mai (Acta h ist. III, S. 30)
und die Stoderts vom 11. Mai (S. 141).
*) S. Acta hist. III, S. 31.
4) S. Zaluskil, S. 556.
5) Andreas Trzebicki.
60 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
veranlaßt haben sollte, ist unwahr, Kf. will es auch auf sich nehmen, daß der-
selbe sich so gegen den Kaiser anschicken und solche consilia fahren werde,
daß dieser damit zufrieden sein solle.
Da es mit Lothringen ein desperates Werk ist, so soll H. seinen äußersten
Fleiß für Neu bürg anwenden. Daß Kf. l) eine neue Allianz mit dem Kaiser
treschlossen und resolviert haben solle, den Kurprinzen mit 10000 Mann den
Holländern zu Hilfe zu schicken, daran ist garnichts, das soll H. denen, die
davon sprechen, ausreden. Dem Bischof von Marseille soll er anzeigen, Kf.
sei sehr erstaunt zu vernehmen, daß man auf die Beförderung eines franzosischen
Prinzen bedacht sei, während doch der König ihn habe versichern lassen, daß
er allein den Prinzen von Neuburg rekommendieren wollte, woraufhin er dem
Pfalzgrafen Versprechungen gemacht hätte, die er nicht ändern könnte, er hoffte
daher, der Bischof würde sich ernstlich der Beförderung des Prinzen von Neuburg
annehmen und auch Schweden dazu antreiben. Von dem Moskowiter glaubt
er, daß derselbe von den Litauern nur zu Verhinderung einer französischen
Wahl in Vorschlag gebracht ist.
Jedenfalls aber, wie auch die Wahl ausfallen möge, ist eine Trennung und
ein Bärgerkrieg zu verhüten. Das Interesse der Königin hat er publice und
privatim aufs beste zu beobachten. Um Beförderung des Prinzen von Dänemark
ist er nicht ersucht worden, kann also darin nichts tun. Zur Änderung der
Religion soll derselbe nicht geneigt sein. Wegen öffentlicher Rekommendation
des Eligendi kann ihn Kf. von hier aus so eigentlich nicht instruieren, sondern
beläßt es darin bei der früheren Instruktion. Sollte dort von der Einquartierung
in Königsberg-) etwas vorkommen, so soll II. erklären, dieselbe sei nur vorläufig
infolge des Ungehorsams der Stadt erfolgt.
eJ. v. Ho verbock an den Kurfürsten. D. Warschau
19. Mai 1(574.
[Seine Proposition. Straetinan's Hoffnungen sind illusorisch. Vergeblicher Versuch
einer Einigung der Polen und Litauer über die Wahl Pfalz-Neuburgs.
Seine Erklärung zu Sobieski. Beginn der Wahl.]
11). Mai Da die Zeit her sowohl die condesche als auch die lothringische Partei
immer sehr stark gegeneinander gearbeitet und die neubnrgische bei Litauen
übergroße Opposition, bei den Polen aber nicht sonderlichen Beifall gehabt, hat
er3) den von dem K. G. Marschall, dem Bischof von Krakau, dem Kastellan von
») S. oben S. .V).
-) S. oben S. 34.
*) S. den Reichstagsrczeß vom 18. Mai und deu Bericht Stoderts vom 18. Mai
a. a. 0. S. 74, 14G.
v. Hoverbeck's Verhalten. Vergeblicher Ei nigungs versuch. ßl
Posen and dem U. Kämmerer von Kaiisch Krycki gegebenen Rat, mit der pro-
positione in publico an sich zn halten und in casum scissionis des Kf. Mediation
anzubieten, nicht nngern angenommen. S trat man freilich ist damit nicht
zufrieden nnd behauptet, an dem Succeß der Wahl Pfalz-Neuburgs sei fast
nicht zu zweifeln, er hat aber durch den K. G. Marschall und den Kastellan
von Posen Gelegenheit erhalten, Komplimente von wahrhaftigen Inklinationen
zu unterscheiden, und merkt wohl, daß die französische Faktion und besonders
der K. G. Marschall Pfalz-Neuburg garnicht meinen, sondern unter dessen Namen
Conde oder. ein anderes französisches Subjekt durchzubringen suchen.
Nachdem sich die Litauer münd- und schriftlich verpflichtet, nicht von
Lothringen abzustehen und der Königin Interesse nicht zu verlassen, ist1) in
der vorigen Nacht (wie ihm der Kastellan von Posen auch im Namen des
K. G. Marschalls vertraut) beschlossen worden, durch die Bischöfe von Krakau,
Kujavien und Kulm der Königin erklären zu lassen, sie hätten, um sie auf
dem Thron zu erhalten, von anderen Subjektis abgestanden und sich wegen
des Prinzen von Neu bürg geeinigt. Wenn die Königin durch ihre Autorität
die lothringische Partei dazu disponieren könnte, sich zu fügen, so würde man
eine einmütige Wahl zur Vergnügung der Königin haben, sollten aber die Litauer
von Lothringen nicht ablassen, so würden auch sie wieder zu Conde sich wenden
und dessen Wahl durchzusetzen suchen. Die Königin aber hat eine solche
Verhandlung mit den Litauern abgelehnt und den Bischöfen anheimgestellt,
diese selbst in die Hand zu nehmen. Darauf hat sich der Bischof von Krakau
zu dem litauischen G. Kanzler begeben. Ob derselbe etwas geschafft hat, weiß
er noch nicht, Graf Schaffgotsch versichert, alle Mühe werde vergebens sein,
zumal der litauische G. Kanzler überzeugt sei, des K. G. Marschalls Partei meine
es nicht treu mit Pfalz-Neuburg, sondern bediene sich nur dessen Namens, um
wieder auf Conde oder einen Piasten zu kommen. Wenn sie sich aber damit
äußerten, würde man ihnen einen litauischen Piasten entgegenstellen und damit
ihre verdeckten Anschläge hintertreiben.
Es wird aber keiner gefunden werden, der dem K. G. Marschall die
Wage halten könnte, daher hat er kein Bedenken getragen, demselben zu
erkennen zu geben,3) daß, wenn die Wahl auf einen Piasten fallen sollte, dem
Kf. seine Person vor allen anderen angenehm sein sollte, was er mit großem
Respekt aufgenommen hat Auch bei Dänemark, Modena und Lothringen
ist des Kf. Befehl nach so gutes Vertrauen gestiftet worden, daß, wenn die
Wahl auf einen von diesen fallen sollte, Kf. gute Nachbarschaft von ihnen zu
erwarten hat Stratman freilich behauptet, an des Kf. Hofe die Versicherung
erhalten zu haben, daß er sich für seinen Prinzen erklären und nur für diesen
agieren solle, aus den herübergebrachten Stücken aber hat er es ihm nicht
zeigen können. Doch hat er nichts unterlassen, was zur Beförderung des pfalz-
neuburgischen Interesses einigermaßen hat dienen können.
!) S. Zaluski I, S. 556, die Relationen des Bischofs von Marseille vom 18.
und 21. Mai (Acta hist III, S. 35 f.) und die Stoderts vom 19. Mai (a. a. 0. S. 14G)
*) Vgl. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 17. und 23. Mai (S. 32, 43).
62 I. Brandenburg und Polen 1073 — 1679.
Es war wohl zu wünschen gewesen, daß man das Voliren noch auf
einige Tag hätte ausstellen wollen, damit indessen zu einer einmüthigen
Wahl Unterbauung hätte geschehen mögen. Allein es haben sich die
Polnische keinesweges dazu verstehen wollen aus Furcht, die Litthauer
möchten sich indessen verstärken und auch wohl die nächste Woyewod-
schaften zum Aufbot kommen.
Indem ich dieses schreib, bekomm ich Nachricht aus dem Kreise,
daß1) ganz Litthauen (außerhalb des II. Vicekanzlers Fürst Michel
Hadziwill und des Woyewoden von Plotzko Sapieha) auf des Prinzeu
von Lothringen Person bestehen, die sechs Woyewodschaften aber
Marienburg, Rawa, Pommerellen, Lublin, Kyo(T, Wollynien und ganz
Iteussen auf den K. G. Marschalck votiren, in den andern Woyewod-
schaften auch ein Theil Lothringen, das andere Neuburg haben wollen
derer andern aber, als Modena, Savoyen, garnicht gedacht werde. In
der Posen-, Caliß- und der Sendomirschen Wojewodschaft wären die
meisten Condeisch, wann sich der von Seestedt der catholischen Religion
halber vor den Prinzen von Dennemarck cathegorice erklären wollte,
dürfte (wie ich veruehm) seine Partei wroll fast die stärkste werden. —
P. S. Auch — indem ich die Relation siegeln will, bring ich in
Erfahrung, daß die meiste litthausche Stand mit einer Protestation kegen
den Piastum geschieden, die Polnischen aber bis Montag den Wahltag
prolongirt haben. Welches vermittelst göttlichen Beistands ein Mittel
sein kann, umb die (jemüther zu einer friedlichen Wahl zu disponiren. —
J. v. HoviTlici'k an den Kurfürsten. D. Warschau
21. Mai 1(574.
[Verhalten der französischen Partei. Wahl und Proklanrierung Sobieski's. Aussichten
dieser Wahl für den Kf.]
*21.Mai Was ich dem pfalzneuburgischen Gesandten von des französischen
Gesandten und derselben ganzen Partei Intentionen von Zeit zu Zeit
beständig hinterbracht und er mehrenthcils zur Disaflection ausdeuten
wollen, dasselbe hat er nunmehr handgreiflich selbst erkannt, indem*)
l) Vgl. Zaluski I, S. 550 f. und den Ueichstagsrczeß vom 19. Mai (S. 75ff.).
*) S. Zaluski I, S. 558, den Keichta-jsrezeß vom 19.— 21. Mai (S. 75 ff.) und
die Relationen des franzosischen Gesandten vom 21. Mai (S. 3711'.) und Stoderts vom
IS». Mai (S. 140 f.).
Die Wahl Sobieski**. 63
vorgestern die meiste polnisch und ein Theil litthauscher Stand auf den
K. Feldherr votirt, gestern aber die Polnische all ingesambt ihn vor
einen König aufzunehmen sich declarirt und die übrige litthausche durch
die Vornehmste aus ihrem Mittel heute dergleichen zu thun sich erbieten
lassen. Weil obgedachter frantzösischer Gesandter sich hierob so hoch
vergnügt zu sein bezeugt, daß er versichert, sein König würde wegen
solcher Wahl eben die Avantagen der Reipublicae zuwenden, so er bei
erfolgender Condeischen zugedacht, haben auch die Aflectionirtesten rath-
sam befunden mit der Nomination so lang inne zu halten, bis derselbe
auf alles wirkliche Versicherung würde geschafft haben, und damit ist
man auch indem ich dieses schreibe annoch geschäftig.
Als anfangs viele vota auf den K. G. Marschall fielen, freute sich St rat man
darüber in der Hoffnung, dieselben würden, der von dem französischen Gesandten
gegebenen Vertröstung gemäß, dem neuburgischen Prinzen zugewandt werden,
gestern aber ließ ihm der K. G. Marschall durch den K. Fähndrich sagen,
er hätte sein äußerstes für den Prinzen getan, hätte aber gesehen, daß Gottes
Willen auf ihn gerichtet sei, welchem er nicht widerstehen könnte, und hat
ihn seiner Freundschaft versichert.
Für Kf. ist sehr günstig, daß derselbe den G. Marschall durch ihn seiner
sonderbaren Achtung und Zuneigung hat versichern lassen, und daß er mit der
öffentlichen Proposition an sich gehalten. Derselbe hat sein Schweigen für
eine Rekommendation aufgenommen und erkennt sich, wie er ihm durch den
Kastellan von Posen und zwei Abgeordnete kontestiert hat, dem Kf. hoch
verbunden. Betreffend die Interessen des Kf. und die jura der Dissidierenden,
verspricht der Kastellan von Posen, sollte eine Assekuration ausgestellt und
in dem Notifikationsschreiben derselben gedacht werden.
Als gestern die lothringische Faktion eine Protestation ins hiesige Burg-
gericht einlegte, lockte sie damit den ministris über 50000 Gulden aus dem
Beutel, erklärte aber doch endlich, sich den unter sich ganz geeinigten polnischen
Standen zu fügen.
Damit es nicht das Ansehen habe, als ob die Wahl des K. G. Marschalls
der Republik mehr nachteilig als vorteilhaft sei, hat1) dieser sich verpflichtet,
nicht allein Frieden mit dem Türken zu stiften und Sicherheit für die Kosacken
zu schaffen, sondern auch 6000 Mann zu stellen und zwei Quartal Sold der
Armee zu schenken, welches letztere dieselbe ihm als ihrem Herzoge geschenkt
haben wollte.
Die Königin ist so betrübt, daß sie darüber bettlägerig geworden, doch
könnte es wohl dahin kommen, daß man sie anstatt ihrer Schwester mit dem
König von Spanien verheiratete, auch von ihrer Vermählung mit dem Kur-
prinzen wird gesprochen. Die meisten aber meinen, des Königs Gemahlin,
') S. den Reichstagsrezeß vom 31. Mai und 1. Juni (S. 91 f.).
64 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
obwohl noch jung, werde es nicht mehr lange machen, sondern der verwittweten
bald den Platz räumen.
Indem ich dieses schreib, geht1) mit einmüthigem aller Stände
Consens die Xoraination und folgends die Publication des E. Marschalls
zum Könige in Polen und Großfürsten in Litthauen mit allen gewöhn-
lichen Solenn i täten vor sich. Die Notificationschreiben werden wohl
morgen ausgeschickt werden. —
Es wollen zwar sowohl die lothringischen als neuburgschen ministri
ominiren, E. Chf. D. würden an diesem Subjecto einen doppelten Condeum
finden. Er hat aber soviel Mißgönner im Reich, daß man ihm, wann
er ja seiner so hoch beteuerten Zusage vergessen wollt, gnugsam wird
können zu schaffen machen. Zu dem so dependirt er vornehmlich vom
H. Castellan von Posen, welcher sich alle Weg hüten wird, einig Unruhe
in Großpolen oder Feuer an den Grenzen zu erregen. So ist auch bei
der jetzigen Wahl nicht weniger als bei voriger Gottes Finger zu spüren
gewesen. Die polnische Woyewodschaften seind durch Lieb und Respect
und nicht durch eine Boutade wie damals dazu gebracht, Litthauen
opponirte sich zu Anfangs, gab aber doch nach, nicht zwar so balde,
daß man hätte sagen können, er war ex casu rex worden, aber auch nicht
so langsam, daß nicht Gottes Antritt dabei war zu spüren gewesen. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
26. Mai 1674.
[Audienzen hei dem König und der Königin. Freundschaftliche Erbietungen derselben.
Bevorstehende Sendung Skoraszewski's.]
26. Mai Wegen der Traktaten über die Pacta conventa2) und des Fronleichnams-
festes haben der päpstliche Nuntius und er erst heute zur solennen Audienz
bei dem Könige und der Königin gelangen können. Der König hat sich deswegen
sehr entschuldigen lassen und bei der Audienz ist alles so eingerichtet gewesen,
daß er es nicht besser hätte prätendieren oder wünschen mögen. Als er nach
der Heglückwönschung den König an sein Versprechen erinnerte, des Kf. Interessen
!) S. Zaluskil, S. 558, den Reichstagsrezeß vom 21. Mai (S. 81 f.) und die
Relation des Bischofs von Marseille vom 21. Mai (S. 39).
*) S. den Reichstagsrezeß (S. 82 ff.) und die Berichte des Bischofs von Marseille
vom G.Juni (S. 71 ff.) und Stoderts vom 1. Juni (S. 150).
Audienzen bei dem König und der Königin. 65
bei der Wahl vor andern zu beobachten und dem Nenerwählten einzubinden,
und ihn bat, dieses ins Werk zu setzen, versicherte er es zweimal und fügte
hinzu, Kf. hätte sich dessen um so mehr zu versehen, da er seiner Wahl halber
sich gegen ihn hoch verbunden erkennte. Aach die Königin, die ihn Unpäßlichkeit
halber im Bett liegend empfing, zeigte sich äußerst liebenswürdig, sie sprach
die Hoffnung aus, dem Kf. mit ihrem Gemahl persönlich aufzuwarten, sie erklärte
sich zwar auf seine Bitte bereit, dem letzteren des Kf. Interesse zu rekommen-
dieren, behauptete aber, dieses zu erlangen sei für sie kein meritum, da derselbe
selbst ohne dem begierig wäre, des Kf. Freundschaft und Affektion zu erwerben.
Wenn beide, wie er hoffen will und des Kf. Affektionierte ihn versichern, bei
den jetzigen Sentimenten verharren, wird Kf. neben der Ehre, daß er den König
vornehmlich machen helfen, auch merklichen Nutzen aus der Wahl zu erwarten
haben.
Der König hat beschlossen, an Kf. den Vexillifemm Posnaniensem Skora-
szewsky zu senden, Kf. wird so Gelegenheit erhalten, demselben auch zugleich
für die geschenkten Kamele1) ein Präsent zu machen. Wegen eines mehren
subsidii durfte Kf. wohl belangt, aber nicht beschwert werden, da ein baldiger
Frieden mit den Türken zu erwarten ist.2)
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Potstam 21./[31.] Mai 1674.
(Conc. 0. v. Schwerin.)
[Auf die Relation vom 21. Mai. Befehl, dem König zu gratulieren, um Bestätigung
der Pakten anzuhalten und der Prätensionen des Kf. zu gedenken.]
Er schickt ihm schon jetzt, unerwartet der Notifikation, ein Glückwunsch- 31. Mai
schreiben3) an den neuerwählten König. Er soll möglichst bald Audienz er-
bitten, damit seine Gratulation unter den ersten abgelegt werde, dabei dem
*) v. H. hatte am 27. März 1674 dem Kf. gemeldet, der posensche Landfähndrich
Skoraszewski lasse demselben 3 Kamele aus der türkischen Beute präsentieren,
und hatte schon damals geraten, diesen sehr angesehenen und wohlqualitizierten
Kavalier an der Hand zu halten.
*) v. H. berichtet 7. Juni, Skoraszewski reise heute ab, derselbe sei be-
auftragt, um etliche tausend Mann anzuhalten, und er rät, dieselben nicht zu ver-
weigern, Kf. könne den König dadurch sein Leben lang sich verbinden, derselbe
wünsche besonders, Kf. möge bezeugen, daß seine Willfährigkeit aus Rücksicht auf
seine Person geschehe, und um zu zeigen, daß ihm seine Wahl vor anderen an-
genehm sei.
*) d. Potsdam 19./29. Mai 1674. In einem zweiten Schreiben von demselben
Datum ersucht Kf. den König um Durchzug für seine Truppen, die bisher in Preußen
gestanden, nächstens aber von dort fortmarschieren sollten.
Mater, z. Gesch. <L G. Kurfürsten. XIX. 5
ßf> I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Konige die Freude des Kf. über seine Wahl und die Hoffnung aussprechen, diß
unter seiner Mitwirkung das Band der Freundschaft zwischen Kf. nnd der Re-
publik mehr und mehr befestigt werde. Im übrigen hat er entweder bei dieser
ersten oder in einer folgenden Audienz, wie er es am besten finden wird, m
Determinierung der Zeit zur Konfirmation der Pakten, wie auch wegen Lauen-
bürg nnd Bütow anzusuchen, und dabei zu kavieren, daß bei Bestimmung des
Ortes er nicht eben an Warschau gebunden zu sein scheinen möge. Auch hat
er data occasione der rechtsniaßigen Prätensionen des Kf. Erwähnung zn ton,
damit es nicht das Ansehen habe, als hätte er sich derselben begeben. Bei der
Gemahlin des Königs hat er auch ein Kompliment abzulegen.
J. v. Hoverbeek an den Kurfürsten. I). Warschau
5. Juni 1674.
[Bemühungen, die Aufnahme eines dem Kf. präjudizierlichen Artikels in die Pacta
conventa zu verhüten.]
5. Juni Ebenso wie der König ganze 8 Tage lang nichts als Widerwärtigkeiten
gehabt, haben auch ihm verschiedene preußische Landboten, besonders der
.Starost von Putzig. Zawatzky, der Oberst Prebentaw und ein v. Bistram,
sehr viel Händel damit verursacht, daß sie heimlich und öffentlich einen Punkt
in die Pacta conventa einzurücken gesucht, wonach der König geloben sollte,
den Kf. anzulangen, daß er in Lauenburg und Bütow die Adligen bei allen
ihren Rechten und Privilegien, namentlich in betreff der Kontribution, lassen nnd
den katholischen Gottesdienst erhalten sollte, wodurch nicht allein Kf. graviert,
sondern auch die preußischen Stände gravamina zu führen und Schutt sn suchen
veranlaßt werden würden. Durch seine Bemühungen bei dem Ritterschafts-
marschall Sapieha. dem Bischof von Krakau, dem Kastellan von Posen,
dem G. Schatzmeister und dem Kastellan von Brzesc, Piasetczinsky, hat
er nur 'geringfügige Änderungen in dem Artikel erwirken können. Doch hat
er sich dann an den K.U.Kanzler gemacht, diesen sehr günstig gesinnt
befunden und, nachdem er durch denselben erfahren, daß auch der König sehr
unzufrieden damit wäre, hat er bei demselben Audienz gesucht nnd von ihm
die Versicherung erhalten, daß, wenn er schon zugeben müßte, daß etwas
deswegen in die Pacta conventa eingerückt würde, er doch des Kf. Respekt
nicht weniger als seinen eigenen alle Wege beobachten werde. Darauf hat er
mit Hilfe des K. U. Kanzlers und des Kastellans von Posen es dahin gebracht,
daß nur die Worte in die Pacta eingerückt worden sind, der König wollte seine
Autorität bei dem Kf. interponieren, damit die beiden Ämter Lauenburg und
Bütow sowohl in ecclesiasticis als anderen Freiheiten und Immunitäten in toto
iuxta pacta Bydgostiensia erhalten wurden.1)
J. v, Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
12. Juni 1674.
[Audienz heim Könige, Überreichung der Schreiben des Kf. und dessen Votum*. Ver-
schiebung der Krönung.]
Er bat dem Konige in feierlicher Audienz den Glückwunsch des Kf. ab- 12.
gestattet und bei dieser Gelegenheit auch das Schreiben*) wegen des Durcheil
der Truppen übergeben. Der König antwortete darauf mit sebr obligeanten
Worten und gewährte ihm dann eine geheime Audienz in seinem Kabinett. Er
hat Ihm dort die beiden Schreiben des Kf. vorgelesen und darauf auch das
schriftlich aufgesetzte votutn des Kf. übergeben mit der Bitte, zu bewirken, daß
dasselbe angenommen und ad archivuni gebracht werde, was er auch versprach.*)
Der Eeeognitio feudi, Renovation der Pakten und noch anstehenden Satis-
faktion hat er zwar auch gedacht, aber mir beiläufig, da der Koni;: ihm EU ver-
stehen gab, daß er beabsichtige, die Krönung erst im nächsten Januar vor sieb gehen
zu lassen, und daß er bis dabin in allen Reichshandeln gebundene Hände hatte.
Den f ranz os i sehen Gesandten hat, wie er aus seinen Keden bat ab-
tuen können, das Schreiben wegen des Passes für des Kf. Truppen ins Reich
etiiehermaßen allarmiert
Juni
Res
apongum S/* Serenit.Tl* Electumlis BrniidoiihLir^icae illustri
domino ablegato — Vladislao Skoraszuwski da tum 9./ 10. Jnmi
ta, d. 1C74-4) (Conc. v. Somnite.)
[Zusage, die früher versprochenen Hilfstruppen schleunigst m schicken. VotÜutig«
Unmöglichkeit weiterer Hilfssendung.]
-
Freude des Kf, über den Ausfall der Wahl, Glückwunsch daau, Versicherung 19.
iner freundschaftlichen Gesinnung.
Juni
*) Am 9. Juni meldet er, er bitte noch weiter viel Pisputate wegen des Lauen -
burg-Bütowscheu Artikels gehabt, schließlich aber doch mit HÜfe der Königin und
dea litauischen G. Kanzlers erreicht, daß derselbe eine unverfängliche Fassung erhalten
hatte. S. Prawa Konstytucye (Volumina Jegum) Vt S. 273.
*) S. oben S, G5, Anm. 3.
*) Am 16. Juni berichtet er, der Bischof von Krakau habe zwar das Votum
des Kf. angenommen» aber die Ausstellung eines attestatum insinuationis abgelehnt,
er hoffe jedoch durch Vermittlung der Königin ein solches in erhalt eu.
*) S. das durch Sk. überbrachte Schreiben König Johanna an Kf* vom 7. Juni
1674 (Zaluski I, S. 630 f.) und seine Instruktion ebendasei tat 3. 649 (inifimlich in
GS
Brandenburg nnd Polen 1678—1679.
Quam sincera vero baee sint vota et quam non intra vota R"
S.L,tJi{ E1J-S aflectus erga Rein publicum consistat, exinde patero sperat Ille
1} uod n oh modo superiore anno milite proinisso sed et alia ratione
pactis non requisita Eidem adesse voluerit, et nuper quoque mille ducento
dimach&s sive dragones copiis Reipublicae jüngere et sex inensibus suo
aere> quod oulla pactorum lex postuIat, alere Reipublicae promisit.
Quainquam vero status Germaniae ex eo tempore longe turbülentior peri-
culosiorque factus, promissum illud tarnen S,a* Reg.M Maj.ti S.a Ser.**
Eleet.,ls praestabit atque insuper dimachas dictos a die ingressus
in regnum per septem menses integros, si eorum opera tarn diu neces*
saria erit, suis sustentabit sumtibus, atque hoc ipso tempore HL Doci
Croiano, Gubernatori suo in Prassia, rescrihit, curet, ut compagen
illi quanto ocyus e stativis progrediaritur et ad Regium proce
exercitnm.
Vellet equidem SL* Ser.*** El.u* amplioribus ad amieam petitionein
S.ae Reg,&B Maj,üä Reipublicae sub venire copüa. Caeterum notum est quam
periculoso ardeat bello Germania atque magnos in illam et exteri de-
ducant exercitus et ordines imperii nurnerosas undequaque eontrahant
eopias. Unde necessitas S*ao Ser.li EL11 imponitor, ut et suas colligat et
in propinquo periculoruin imminentiumamovendorum causa habeat Atque
hinc exprimere Ipsa non potest 8.* Ser-1" ELll\ quanto dolore afliciatur
quod, dum hinc Germaniae« dulcissimae nimirum patriae, inde Poloniao,
quam alteram patriam pro summo suo erga ipsam affectu habuit semper,
pericula atque mala considerat, non pro voto utrique subvenire atque
Regio non minus quam suo flagrautissimo desiderio satisfacere possit.
Quodsi res Germaniae pacatae esaent aut, quod sperat, in tranquillum
pervenirent statu in, eo erga Reg,*m Maj.tolll est animo, illo in Rempublicam
affectn S,11 Ser>s Ellis, ut ampliores multo copias ipsa S*a Ser.tÄ* El„n*
ad pacem Reipublicae procurandam et aftectum erga Suam R.*m Maj.tenfc
amicissimum declarandum probandumque adducere ac aistere eonstitue.it
1675). Sk. kam am 18. Juni in Berlin an und hatte noch an demselben Tage in
Potsdam bei dem krank daniederliegenden Kf. Audienz. Auf dessen Anfrage an den
0. Präsidenten v. Schwerin vom 19. Juni, was für ein Geschenk ihm zu machen sei,
erwidert dieser» da SL dem Kf. die Kamele geschenkt, auch sonst gute Devotion
bezeigt habe und der erste sei, den der neue König schicke, konnten ihm nicht
weniger als 1000 Rthlr. gegeben werden. In einem von der Grenze aus abgelassenen
undatierten Seh reihen dankt Sk* dem Kt\ für dessen freigebiges Geschenk und
emptieblt ihm, wenn irgend möglich, dem Könige Hilfstruppen zu schicken.
Resolution auf das Anbringen Skoraszewslri's.
69
IX Warschau
Promiüit Sibi vicissim 8L" Ser.u* Elect*11*, queniam uon pactis
modo satisfecerit, sed ultra pacta progressa animum suum orga ltempu-
blieam testata slt, fore ut et a parte Reipubltcae qnae implenda restant
perticiantur. Id quod et a Reg.* Maj.tc peramanter contendit1) —
J. v. Hoverbeek an den Kurfürsten
19. Jum 1674,
[Antrag des Forsten Radziwill wegen Vermählung der Prinzessin Radziwill.]
Schon vor mehr als acht Tagen hat ihn der litau isc he V, Kanzler") HL Juni
besucht und ihm mitgeteilt, er hätte erfahren, daß fremde Fürsten sich bei Kf.
»um die junge Prinzessin Radziwill,*) gewiß hauptsächlich um ihrer Güter
willen, he werben» Der Vater derselben hätte aber in seinem Testament den
Wunsch ausgesprochen, daß die herrlichen Fürstentümer seinem Hause und Ge-
schlechte erhalten blieben, ein Fremder, der das Indigenat nicht hätte, sei
solcher Regalien im Großfürsten tum nicht fähig, er bäte daher Kf. als obersten
Vormund, seinen Konsens dazu zu geben, wie die meisten schon getan, daß der
Fürst von Kietz kc,*) mit welchem er auch sonst andere ihr Haus und ihren Staat
angehende Verträge aufgerichtet, die Prinzessin vor anderen heirate. Er hat
erwidert, daß er davon nichts gehört hätte, aber an Kf. referieren wollte.
Nun wird es darauf stehen, wie die treu Alfectiünirten erinnern,
daß E. Cht D. sich nicht engagiren* aber auch den Herrn zur Despera-
tion nicht kommen lassen, welche ihn veranlassen könnte, unter dem
') Gau* ähnlich lautet das Antwortschreiben des Kf* an den König (d. Potsdam
.Juni 1674), Dem Herzog von Croj teilt Kf. (d. Potsdam 12./22. Juni 1674]
mit, er habe die von dem polnischen Gesandten erbetene Vergrößerung des Snkkurses
abgutdhlftgBnj und befiehlt ihm, sowohl den Marsch der nach der Mark beorderten
Truppen zu befördern, als auch die Ausrüstung und den Marsch der nach Polen
bestimmten Truppen m beschleunigen. Über dieses von dem Obersten Caspar
v. Höhender ff befehligte Hilfskorps, welches in der Stärke vou 12UU Dragonern
am 2. August an der Grenze dem polnischen Kmuni^sar i'haudrz ynski übergeben
wurde, s- Kriegsgeschichtliche Einzelschritten V, S, 10IT.
J) Fürst Michael Radziwill.
*) Luise Charlotte* Tochter des 1669 verstorbenen Fürsten Boguslav
Radfciwill. S. über diese ganze Angelegenheit Sc hiemann, Luise Charlotte
ßadziwÜl, Markgrifin von Brandenburg (Forschungen zur Branden burgischen und
Preußischen Geschichte III) S. 125ff.
*) StanislauR Kasimir Radziwill, Fürst vou Kleck. S. Schiemann
a. a, 0. S. 134.
70 L Bran4*D*rarz on4 Polen 167$— 1$79.
Ythhihw der mit eüichen Vormündern (darunter leider auch xwei evan-
?eu«cbe ä^iDy ausgerichteten Ehepacten ein Tbeil der Guter in PoaMsion
za nehmen. Er hat sich zwar seit der Zeit der Königin Fräulein Schwester1)
*ehr aecommodirt. ako daß man auch davor gehalten, er dürfte die un-
Zrreiinte r^neepte von der jungen Prinzessin Radziwillin fahren lassen
und -einen .Sinn ganz dahin wenden, welches dann auch die Urach ge-
wesen, daß ich mit dem Bericht in etwas bei mir angestanden. Es scheut
aber, daß der Fürst Vicekanzler (wiewohl er einen Sohn hat von dieses
Konig« Schwester, welcher der jungen Prinzessin Alters und anderer
Qualitäten halber anstandiger war) diese Heirath umb seiner Privat-
interessen willen, insonderheit damit der Fürst von Kletzk ihm wieder
in der Teilung soviel mehr fuge, von etlichen Jahren her eifrig treibe.
E# war aber sehr gut, wann der Königin Schwester aus der besorgenden
.Schwierigkeit befreien könnt, welches vielleicht so viel ehe geschehen
ward, wann durch E. Chf. D. Vermittlung der Furstenstand vor den
Bruder*) bei I. Keyserl. M. zu erhalten stund.*) —
J. v. Howrbe<:k an den Kurfürsten. D. Warschau
7. Juli 1674.
r.\rirer d*<> Königs über des Kf. Weigerung, ihm weitere Hilfstruppen zu schicken,
Kat, dessen Wunsch zu erfüllen.]
. Juli Kw. Chf. I). kann ich nicht gnugsam zu erkennen geben, wie wehe-
rnüthig und zugleich alterirt sich der König darüber bezeugt, daß der
pogensche Landfähndrich Skoraszewski auf so sehr inständiges Anhalten,
al.s er schreibt gethan zu haben, nicht einen Mann zum Secours kegen
den Krbfeind erhalten, und schließet daraus, daß er sich ins künftige
keiner Freundschaft zu versehen hab, weil jetzo zu Rettung seiner Person,
Ehr und Reputation nicht das geringste auch nur zum Schein erfolgt,
da er doch auch noch wohl nach erfolgtem Frieden mit dem Erbfeinde
', Mario Anne d'Arquien, die sieh später mit dem K.U.Kanzler Wielo-
pol.xki vermählte.
7; Graf Mali^ny.
3) Kf. erwidert darauf (d. Potsdam 21. Juni/1. Juli 1674), H. solle auf ferneres
Anfragen antworten, bisher hätte sich kein fremder Fürst und auch sonst niemand
um die Prinzessin beworben, Kf. wolle dieses alles bis zu deren Volljährigkeit aussetzen.
Die Prinzessin Radziwill. Unzufriedenheit d. Königs über verweigerte Hilfeleistung«
sich in solchem Stande befinden möchte, dabei er noch wohl einige
angenehme Kegen bezeugung thun könnt. Bei solcher Beschaffenheit
unterlaßt der Herr CronVieeCantzler nicht Oel zum Fear zu gießen
and Ew. Gh£ D, Intention dahin auszudeuten, oh wünschten Sie die
Repubüque in solchem Stande zu sehen, dabei sie neue beschwerliche
Konditionen vor der Hülfleistung abdringen könnten. Der Kdnigl.
frantzüsische Gesandte tracht auch damit zu aggraviren, daß er vor-
sieht, man hätte etwa 1500 Mann kegen den Turcketi nicht entrathen
können, aber wohl ganze Armeen kegen Frankreich (derer ueulicben
Bezeugungen ungeacht) fuhren können, vorgebend, Ew. Thf. I). Dessdiie
waren nicht (wie eine Zeit lang spargirt worden) kegen die Stadt
Hamburg sondern kegen seinen König gericht und giiv^e der Marsch
(wie er Nachricht hätt) nicht nacher Holstein sondern nach Westflahlen.
Ob ich gleich rernonstrire, Ew. Chf. D. wären nicht schuldig, die in
pactis benannte 1500 Mann zu Fuß mehr als einmal zu einem Kriege,
und zwar auf der Republique Unterhalt} zu schicken, nun war der jetzige
kein neuer Krieg, sondern bloß eine Continuation des vorigen, weil die
vorgewesene Friedenshandlung von der Repubüque nicht ratibabirt worden.
Teuer das so schickten Ew. Chf. D- 1200 Dragoner, welche weit kostbarer
wären als 1500 Mann zu Fuß, bei denen, so vor zwei Jahren geschickt
worden, hätten Sie zwei Monat Sold gegeben, und nun erbieten Sie sich
zu sieben Monaten, da Sie nicht sieben Tag zu verpflegen schuldig.
Obgleich (sag ich) solche Vorstellung von mir geschehen, man auch
dakegen nichts einzuwenden weiß, sondern es völlig zustehen muß. so
verlangt es doch fast nicht*, weil der König einwendt, dasselbe war rer
erfolgter Wahl versprochen worden und könnt ihm zu Ehr, Reputation
and Merito bei der Repubüque und folgend* der Christenheit nicht
gereichen, wann aber Ew. Chi", D, seioenthalben auch nur etwa 1O0O
Mann gewilligt und eines Monats Sold nur vorzu>. hießen sich erboten,
welches auch wohl von den bereite declarirten sieben Monaten bitte
können abgezogen werden, so hätte die Republique und benachbarte
Potentaten gesehen, daß ob er gleich nicht so viel Gelds anbieten könnt
als andere candidati, die Affection, so Ew. Chf. D, ihme zutrügen, solches
wohl ersetzen könnte.
Welchem nach ich meinen untertänigsten Pflichten gemäß nicht
umbhmgehen kann, nochmals uuvorgreiflich gehorsamst zu erinnern,
daß Bw«. Chf. D. wohl mehr als dem Könige daran gelegen, daß ein
extraordinär subsidiura gewilligt werde. Denn dem Könige kann es
72 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
wohl so viel nicht machen, ob er ein tausend Mann mehr oder weniger
ins Feld bringe, Ew. Chf. D. aber wird es sonderlich zu statten kommen,
daß er sich von Wiederwärtigen nicht wird künftig können verleiten
lassen, wann Ew. Chf. D. gleich bei Antretung der Regierung ihn extra-
ordinarie in den Augen der ganzen Welt Ihr werden verbündig gemacht
haben. —
Der Kurffirst an v. Hoverbeck. D. Cöln 13./[23.] Juli 1674.
(Conc. v. Somnitz.)
[Unmöglichkeit weiterer Hilfeleistung. Unzufriedenheit, daß H. Versprechungen
deswegen gemacht hat.]
23. Juli Wir haben Euch öfters wissen lassen, auch dem Königl. polnischen
Abgesandten selbst deutlich genug zu verstehen gegeben, wie auch in
der schriftlichen Resolution, so er empfangen, angezeiget, wie es uns
unmöglich fiele, bei jetzigem Zustande des Römischen Reiches der Krone
Polen mit mehr Völkern, als wir fürhero versprochen, zu assistiren.
Wir hätten dahero gehoflet, daß, weil diese Hindernüß leider nur gar
zu bekannt und offenbar, es würden S. K. M. deswegen in uns weiter
nicht dringen, von Euch hätten wir uns aber zuforderst versehen, daß,
weil Euch der Zustand am besten bekannt, Ihr würdet weder einige
Hoffnung wieder unsere Intention des Orts machen oder unterhalten,
noch uns mit einigem Einrathen, unsere Meinunge zu ändern, ferner
behelligen. Gestalt wir dann dessen auch von Euch fernerhin nicht
gewärtig sein und Euch gnädigst befehlen, allenthalben zu remonstriren,
wie es uns ebenso thunlich der Krone anitzo mit mehrer Hülfe zu statten
zu kommen, als es der Krone möglich, dem Römischen Reiche bei diesem
Zustande Hülfe zu senden. Hättet Ihr sonst was versprochen und über
Euch genommen, würdet Ihr auch dahin für Euch sehen, wie Ihn
prästiren könntet.1) —
*) Kf. beauftragt v. Hov. 15./25. Juli 1674, sich bei dem Eonige zu erkundigen,
wann die Beschwörung der pacta, die Rekognition der Lehen und die Verhandlungen
wegen der Differenzen vorgenommen werden sollten, und zeigt ihm an, daß er
selbst und der pommerschc Regierungsrat Ernst v. Crockow zu Kommissaren dazu
ernannt seien.
Die Radziwillsche Heiratsangelegenheit. 73
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
18. September 1674.
[Die Radziwillsche Heiratsangelegenheit.]
Die beiden Fürsten Rad zi will,1) der U. Kanzler und der 0. Truchseß, 18. Sept.
haben ihm sehr zugesetzt und von ihm endliche Resolution zu wissen begehrt,
wessen sie sich bei vorhabender Werbung um die junge Prinzessin Rad zi will
zu Kf., als Obervormund, zu versehen hatten. Seine dilatorischen Antworten
sind nicht anders als für abschlägig aufgenommen und dahin gedeutet worden,
daß Kf. diese Heirat schon einem seiner jüngeren Prinzen destilliert hätte.
Dazu hat besonders beigetragen ein Schreiben Skoraszewski's, in welchem,
wie die Frau des U. Kanzlers dem König, ihrem Bruder, berichtet hat, derselbe
gemeldet haben soll, Kf. hätte zu ihm geäußert, er hätte auch Prinzen, warum
er dieser Heirat halber sein Absehen lieber auf einen anderen richten sollte?
Er hat dieses gleich nicht glauben wollen und versichert, nach den Reskripten
des Kf. hätte derselbe zur Zeit noch keine Reflexion auf die Heirat der Prinzessin
gemacht, und hat nachher, als er das Schreiben zu sehen bekam, gezeigt, daß
darin nicht von einem mit dem Kf. gehaltenen Diskurse die Rede sei, sondern
daß Sk. nur für seine Person wenig Hoffnung dazu mache und zum Schluß
erwähne, ein vornehmer Konfident habe zu ihm geäußert, Kf. habe auch Prinzen,
warum er denn die Prinzessin außer seinem Hause verheiraten sollte.
Der U. Kanzler treibt die Sache noch eifriger als der Fürst von Kletzke,
verlangt die Ehestiftung sogleich aufgerichtet zu sehen, behauptet, in hohen
Häusern würden oft schon Kinder in der Wiege ehelich versprochen, in Polen
hätten die Fräulein nicht selbst zu wählen, sondern müßten dem Gutfinden
ihrer Freunde und Verwandten folgen, zumal wenn, wie in diesem Fall, beide
Personen einander an Stand und Vermögen gleich wären.
Der Fürst von Kletzke geht etwas bescheidener, verlangt keine sofortige
Ehestiftung, sondern nur eine Erklärung des Kf., daß dieser seinem Ansuchen
nicht entgegen sei, sondern es unterstützen wolle, erbietet sich, der Prinzessin
freies exercitium der Religion zu lassen, auch alle ihre Kirchen dabei zu
maintenieren und sich ihrer Güter nicht anzumaßen. Doch kann er sein Vor-
haben nicht allerdings bergen, indem er sich über die üble Administration der
Güter durch die oeconomi beschwert. Dabei haben sich die beiden vornehmsten
unter diesen, Klokotzki und Sienitzki3), während des ganzen Wahltages
nnd noch viele Wochen nachher vergeblich bemüht, die beiden Fürsten dazu
zu bringen, ihre Rechnung durchzusehen, und wird die Administration so gut
geführt, daß schon viele zinsbare Posten getilgt, verpfändete Güter eingelöst
und Prozesse teils schon ausgeführt, teils in solchen Stand gesetzt sind, daß
die Prinzessin später nicht wird gefährdet werden können.
>) S. oben S. 69.
*) S. Schiemann a. a. 0. S. 131.
74
h Brandenburg und Polen 1G7S— 1G7H.
Um andere Bewerber abzuschrecken, drohen die Fürsten, daß sie allen
solchen den Indigenat behindern* und daß sie, falls die Prinzessin außer den:1
Hause wider ihres Vaters Intention verheiratet werden sollte, dieselbe nicht
/iiiii Besitz und Genuß der Güter, besonders der Fürstentümer, zulassen wollten
Beifolgend zwei Schreiben an Kf. in dieser Angelegenheit Da die Fürsten den
Konsens der meisten Vormünder schon erlangt haben, ist zu besorgen, daß säe,
falls von dem Kf. auch nur ein scheinbarer Prätext ausgewirkt würden
dessen mißbrauchen dürften. Ihm haben Leute, die sieh ganz unparteiisch
anstellen, gesagt, er mochte zu verhüten suchen, daß den Fürsten nicht all«
Hoffnung benommen würde, sonst wurden diese die Woiwoden von Trocky
Oginski und von Pototz Sapieha, welche die nächsten Erbinnen der Prinzessin
zur Ehe haben, J) aufreizen, der angeblichen Absicht des Kf., ihnen die Güter
durch Vermählung der Prinzessin mit einem seiner Söhne aus den Händen an
bringen, dadurch zuvorzukommen, daö sie dieselben unter sich teilten. Gegen
solche offenbare Gewalt aber würde sich wohl Assistenz finden, wenigstens bei
denen, welche diesen drei Hänsern so großes Aufnehmen nicht gönnen.
J. v. Ho verbeck an den Kurfürsten. I). Warschau
22. September 1674.
[Die verdächtigen Unterhandlungen des schwedischen Gesandten mit dem Könige,]
, pL Bisher hatte man von der Negotiation des schwedischen Gesandten *) nur
gehört, daß er das Interesse der Evangelischen dem Könige rekommendiert,
jetzt aber hat er erfahren, daß derselbe eine Union oder Ligne mit dieser Krone *)
proponiert, was allen Machbaren billig Nachdenken verursachen muß, Der Ge-
sandte bat Befehl erhalten, dem Könige zu folgen, und es ist zu fürchten, daß
l) S. Schiemanu a.a.O. S. 135.
*) Andreas Li Heb o eck. Derselbe war, wie Schumann am SO* Juli aus
Warschau dem Danziger Rat berichtet, am l!i Juli dort angekommen. Am 3. August
übersendet Seh, die Präposition, welche derselbe in der öffentlichen Audienz gemacht
habe, und berichtet, daß auch in der Tri vataudienz nur von Rekotnmendation der
Evangelischen iu Polen und von schwcdischerscits zu sendenden Hilfstruppen die
Rede gewesen sei. Am 17. August berichtet er von der Abscliiedsaudienz des
Gesandten und übersendet das demselben erteilte Responsum, in welchem der König
den Dissidenten Gnade und Schutz zusagt Am 24* August berichtet er, daß der
König am 22. nach dem Lager abgereist sei, und bemerkt, er sei versichert worden,
daß der schwedische Gesandte außer dem, was er gemeldet habe, nichts proponiert
oder urgiert habe-
*) S. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 24. August und 14. September
1674 (Acta hist III, S. 122, 130).
Verhandlungen des schwedischen Gesandten mit dem Könige,
?5
ebenso wie er sich bisher wenig an die Senatoren und Staatsminister gehalten,
sondern meist mit dem König aliein und den französischen rainistris konferiert
bat, man sich an die Stände nicht so groß werde kehren wollen, wenn das Vor-
nehmen mit dem Könige werde konzertiert sein, bei welchem die französischen
ministri durch Erweckung von Mißtrauen gegen den Kaiser und Kl sowie durch
große Erbietungen sehr prävalieren.
Er hat nicht unterlassen, einzelnen Senatoren die Mine zu entdecken, es
wurde auch gut sein, wenn in GroQpolen Argwohn gegen diese Netrotiation des
schwedischen Gesandten während des Feldzuges erregt werde, so datf sie etwa
durch Schreiben oder Schickung an den Konig das Werk stutzig machten,
J. v* Hoverbcck an den Kurfürsten, D. Warschau
25. September 1674.
berwiegeu der französischen Partei am Hofe, Zurückweisung des kaiserlichen
Residenten. Schwedische Machinationen. Günstige Erklärungen Pars.]
Obgleich Frankreich jetzt nicht imstande ist, dem Konig und der He publik
mit Volk oder Geld m assistieren, und infoige der durch den unseligen nieder-
ländischen Krieg verursachten Störung des Handels in der Ostsee hei allen
Ständen großer Geldmangel herrscht, so ist doch zu verwundern, daß es an
vielen Orten Beifall findet, und war in Sachen, die nur zum höchsten Ver-
derben des Landes ausschlagen können* Diejenigen, welche vom König und
von den reußischeu Landen, wo sich die Armee zusammenzieht, zurückkommen,
berichten, die Sachen wären so disponiert, daß1) man mit dem Türken je ober
je lieber einen Frieden oder einen Anstand auf etliche Jahre zu schließen suche,
am hernach dem Kaiser und Kf. Diversionen zu schaffen, durch welche diese
genötigt wurden, ihre Macht vom Rhein zurückzuziehen.
Als er gestern von der Königin Abschied nahm, versicherte diese zwar
ihre treue Affektkm zu Kf,. er hält aber doch für richtig, was allgemein von
ihrer Reise zum König zusammen mit dem französischen Gesandten3) gehalten
wird, daß aus Furcht, der Kfittig möchte endlich sein wahres Interesse begreifen,
das darin besteht, daß er mit den Nach baren sich in gutes Vertrauen setze und
dadurch bei seinen Ständen, die des Krieges und aller motuum gänzlich müde sind,
Liebe und Affektion stifte, der Gesandte sie vermocht habe, trotz ihrer Schwanger-
15. Sept.
') 5. über die darüber geführten Verhandtungen die Berichte des Bischofs von
Marseitle und des seit Anfang August 1674 in Polen befindlichen Marquis de
B-thune, des Schwagers König Johanns (Acta bist, HL, S. 59 ff.} und die darauf
beruhende Darstellung von du Harne! de Breuil, Sohieski et sa politique de 1674
a 1683 (Revue d'histoire diplomatique VII), 8, 48Sfi\
*) Bt'thune, S. den Bericht dti Bischofs von Marseille vom 7, September
1674 {Acta hist. III, S. 127).
7*
L Brandenburg und Polen 16
schaft dorthin zu reisen, am ihn in seiner Negotiation zu sekundieren. Er soll
ansehnliche Geldsummen mit sich fuhren, um damit, sobald es mit dem Türken zu
einem Schluß kommen wird, einige von den polnischen Völkern zu gewinnen,
damit sie einen Einfall in Ungarn tun und daselbst den Aufstand stärken* Daß
auch Schweden dem Kf. in der Mark und Pommern mächtige Diversionen
machen werde, dessen rühmen sich die Franiosischgesinnten öffentlich.
In Großpolen. Lentzitz* Sieradz, Kujawien und Litauen finden sich wohl
viele unter den Stünden, die den französischen D esseinen entgegenzuarbeiten
willig wären, wenn ihnen von dem Kaiser und Et, ähnlich wie früher zur Zeit
der Konigin Louise, deßbalb an die Band gegeben und Zu-schub getan wurde.
Er bat deswegen an Crockow geschrieben. Die Entfremdung mit dem Kaiser
aber ist so groß, daß dem Neissischen Kanzler Zyeronski, den der Kaiser
geradenwegs über Krakau zum König in Qualität eines Residenten geschickt, bei
seiner Ankunft durch den geistlichen IL Referendar bedeutet worden ist, es wlre
nicht Herkommens und es wurde ihm auch nicht verstehet werden, sich den
Feldzug über beim Könige aufzuhalten, weil solches dem moskowitischen Ge-
sandten und anderen Anlaß gehen könnte, dasselbe zu prätendieren. Dieses
Procedere, daß man die Bundesgenossen, den Kaiser nnd den Zaren, abweist,
dagegen Frankreich und Schweden alles, was sie verlangen, einräumt, wird dazu
dienen, die Faktion bei den Ständen desto verdächtiger und verhaßter m machen.
Nicht nur die französischen Minister fahren trotz seiner Remonstrationen
fort, Kf. wegen angeblicher Verletzung der mit ihrem Könige abgeschlossenen
pacta zu gravieren, sondern ebenso auch Schweden, wie er aus der Kopie
einer Relation, die Skoraszewski dem Könige von Stettin aus erstattet hat, er-
sehen hat. Dieselbe ist sonst voll Kontestationen der Begierde des Königs von
Schwedens mit dem von Polen in engere Freundschaft zu treten.
Der litauische G. Feldherr Pac hat ihn besucht. Derselbe wurde sehr ver-
traulich, erzählte ihm, der französische Gesandte hätte ihm seine officia sowohl
hei dem Kfioig von Frankreich als auch bei dem hiesigen Könige und der
Konigin angeboten, versicherte aber, solange ihm seine Augen offen ständen,
werde er nicht zulassen, daß gegen Moskau vor Ausgang der Induzien etwas
vorgenommen, noch den Nachbaren, Frankreich zu gefallen, Diversionen gemacht
würden, deßbalb wollte er sich je eher je lieber zur Armee begeben.
[Di
J. v. Ho verbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
25. September 1674.
[>k> Wirren in Danzig, von Schwaden her der Stadt drohende Gefahr, Rat} Strauch
Sept,
von dort tu entfernen.]
Wie hoch Ew. ChX D, daran gelegen, daß verhütet werde, damit
<lie Stadt Dantzig in keines mächtigen Potentaten Gewalt gerathe,
dasselbe bedarf keiner Verstell- oder Ausführung, maßen ich mich erinnere,
Die französischen und schwedischen Km triebe. Die Danzijrer Wirren.
77
daß Ew. Chf. D, oftmals erwähnt, daß Sie ehe Ihr Aeußerstes dran
wagen, ala solches zugeben wollten. Es befindet sich aber dieselbe1)
»anjetzo, da der Doctor Strauch und der Advoeat Nixdorff die Bürger-
schaft kegen den Kath aufgewiegelt, zumal bei annähend schwedischen
Macht, darauf die beide Leut ihr Absehen haben, nicht außer Gefahr,
insonderheit weil die Mittel zugleich entstehen, sich in solche Verfassung
Ials vor diesem zu stellen, und ich soviel mit gutem Grunde erfahren,
daß sich die französische Faction (auch wohl einige andere) hierülMT
kitzeln und Schweden hierunter einen notablen Dienst zu tfaun bereit
sei^ damit es ihrer in andre Weg in seinen Desseinen genießen möge.
Es vermeinen aber einige Stadtbediente auch andre Wohlaffectionirte,
daß kein sicherer Mittel sein würdet solches abzuwenden^ als wann vor-
gedachter Doctor durch eine honorable Vocation zu einer Profession oder
SuperintendentensteU von dannen removirt würde, welches aber nicht
füglich durch einigen andern Potentaten als etwa Chursachsen oder
Ew, Chf. D, geschehen könnt, und wollten sies von Ew. Chf. D» vor so
ein hohe Gnad aufnehmen, als wann Sie ihnen viel tausend Mann Sonaten
zu Hülr geschickt hätten. Ich sollt«* zwar billig Bedenken tragen, der-
I gleichen Vorschlag an Ew. Chf. D. zu bringen, daß Sie einen unruhigen
Mann mit Wissen und Willen in ihren Landen befordern möchten.
Allein es hat mit derselben (Gottlob) nicht die Beschaffenheit, daß Sie
dergleichen Leut nach Belieben nicht wieder wegschaffen könnten, wann sie
über die Schnur zu hauen anfangen. Da nun Ew. ChL D. mit diesem Ihr die
Stadt zu verbinden gnädigst gemeint sein möchten, so könnte der Herr Ober-
praesident hierunter in Vertrauen mit dem Stadtsyndico Herrn Francken,
Ider sich dero Gnad und patrocinii rühmt, ferner correspondiren.*) —
P- S. Es ist nicht ohn Nachdenken, daß der seh wedische Gesandte,*)
nachdem er zu Thorn Ordre erhalten, dem Hofe zu folgen, vorhero wieder
nach Dantzig gangen.
l) Ober die damaligen Wirren in Danaig s. Gralath, Versuch einer Geschichte
Danzigs Hl, S, 54flV; Hirsch, Der Große Kurfürst und D*. Aegidius Strauch, inZeitscbr.
des Westpreuß, Qeschichts Vereins XLVII, S, 1231V,
*) Am 2& September wiederholt er diesen Vorschlag und rät, zuerst durch den
Agenten des Kf. Cleber sondieren tu lassen, ob Strauch eine ehrenvolle Berufung
anderswohin annehmen wolle, um so zu ersehen, ob Fremde mit im Spiele seien,
da Str. in solchem Falte sich nicht werde fortlocken lassen. S. über den von Kf.
gefaßten Beschluß, Strauch als Superin teodenten nach Halberstadt zu berufen, und
die deswegen mit demselben angeknüpften Verhandinngen Hirsch a* a* 0* 8« lG4f.
5 Liliehoeclt. S. Hirsch a. «. 0, S. 160.
78
L Brandenburg und Polen 1673 — 1679,
J. v. Ho verbeck an den Kurfürsten.
23, Oktober 1674.
D. Warschau
[Vorschlage, wie die Absichten der französischen Partei vereitelt werden könnten.
Äußerungen des K. V. Kanzlers. Stimmung in Preußen.]
23.0kl Auf seine Veranlassung hat v, Crockow1) mit den kaiserlichen HfaiMm
überlegt, wie den franzosischen Praktiken vorzubeugen sei, und sein Bedenken
darin erfordert Er hat ihn an v. Meyerberg*) und Lisola*) gewiesen und an
die Hand gegeben, daß in Großpolen ebenso wie früher bei dem Con de sehen
Werk der Anfang zu machen und gewisse Subjecta zu gewinnen seien, welche
den Ständen über die Verderb lichkeit der franzosischen Pläne die An gen öffneten.
Auch bei der Armee sind, wie ihn Major Goltz, der Oberküchenmeister der
verwitweten Konigin, versichert^ ansehnliche Subjecta dazu disponiert worden,
der litauische G. Feldherr Paz, der durch die Konigin hat versichern lassen,
sobald er merke, daß den französischen Eingebungen beigepflichtet werde, wollte
er sieh cum protestatione davon machen, die beiden Pototzki, Woiwoden von
Sieratz und Kyoff, die ohne das sehr mal content sind, der Feldschreiber Ciar-
neeki und der K, Fähnrich Sieniawski, Er hat hier neulich den Woiwoden
von Sendomtr Tarlo ausführlich informiert und von ihm das Versprechen er-
halten, daß er sein bestes in seiner Woiwodschaft tun wolle, ehendazu hat sich
in Litauen der Kastellan von Wilda*) erboten. Nach der Meinung derselben mußte
nicht in forma maoifesti, sondern eines Privatschreibens das falsche Vorgeben
der Franzosen, des Et jetzige Kriegs Operationen liefen dem Vertrage desselben
mit dem Könige schnurstracks zuwider, widerlegt werden.*}
Er hat neulich den K. U. Kanzler, um besser zu penetriercD, was er im
Schilde führe, auf den Diskurs von einer durch Frankreich bei Schweden ge-
suchten Diversion gegen Kf. und den Kaiser gebracht. Kr wollte aber davon
nichts wissen, auch den Händeln in Danzig keine besondere Bedeutung zuer-
kennen (von Strauch6) erklärte er, derselbe meine es mit dem König und der
Krone nicht übel). Gegen Kf. erbot er sich hoch, sprach aber doch seine Ver-
wunderung darüber aus, daß er (v*H.),da er in Polen nicht weniger als im Herzogtum
l) S. die Relation v. Crockow1s aus Wien 'vom 12. September 1674 (Urt. u-
Akt XVI, S. 712f.).
a) August in v* Mayernberg, baiserlicher Gesandter in Polen 1662— 1666
und 1670— IGT J.
*) Franz v. Lisola, kaiserlicher Gesandter in Polen 1656—1662.
*) Andreas Kotowicz.
b) Kf. übersendet v, Boy, aus dem Hauptquartier zu Bleisheim l./Vt. November
1674 einige Exemplare der Schrift Alilophili epistola (a. Diar. Europ. XXX, Append,
S. £ i ff.), worin die Ursachen seiner Beteiligung am Kriege gegen Frankreich dargelegt
und Feuqutere's ungegründete Imputationen widerlegt seien.
«) S. oben 6. 77: Hirse h a, a. 0. S. 147.
Vorschläge wegen Vereitelung der französischen Umtriebe.
79
begütert sei, so sehr auf die Souveränität bestrebt sei. Es scheinen hei seiner
Anwesenheit in LÖban sich einige an den masanschen Grenzen Wohnende bei
ihm eingefunden zu haben, wie denn die französische Faktion die Leute hier zu
überreden sucht,1) die meisten in des Rf, Landen wären fast desperat und diesem
wäre daher um so leichter beizukommen.1}
J, Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin
9./[l 9.] Januar 1675?)
[Besuch bei dem K- G. Kanzler, dessen Erklärungen, Gespräche mit anderen groß*
polnischen Edelleuteiu Stimmung im Lande.]
Er ist bei dem polnischen G. Kanzler gewesen, hat demselben Anzeige 19. Jau.
davon gemacht, daß die Schweden in die Lande de? Kf. eingefallen seien und
daß Kf, nun vor allem anf Rettungsmittel für dieselben denken, besonders sich
bemühen müsse, daß das, was sowohl von dem französischen als auch von dem
schwedischen Gesandten eine Zeit her am polnischen Hofe zu seinem Schaden
negotiiert worden und noch negotiiert wird, hintertrieben werde. Er hat ihn
um seine Meinung gefragt, wie es in der Republik anzustellen sei, daß die
Wüblaffektionierten beibehalten und jedermann alle widrigen Impressionen
benommen würden, und wessen sich Kf. zu versehen habe, wenn er die zu
Hilfe geschickten zwei Regimenter zurückrufen nnd die Krone um Hilfe an-
sprechen müßte.
Der G. Kanzler antwortete, er wüßte bisher nicht, was der französische
Gesandte eigentlich negotiierte. Derselbe befände sich jetzt nicht im Lager bei
dem Konig, sondern4) hei der Königin in Jaworow, Er wollte wohl glauben,
daß dessen Suchen mehr zum Nachteil als zum Aufnehmen des Kf. ungesehen
') S, die Berichte des Bischofs von Marseille und des französischen Agenten
Aiakia Tom 24, August und 20, Oktober 1674 (Acta bist, 111, & 11$ f., 123, 159t).
3) Bald darauf hat v. Hov; Warschau verlassen und sich nach Höhenstein zurück-
begeben, wo er sich auch in den nächsten Monaten aufgehalten hat
*) Kf. hatte (d, Colmar 1% Noveraber/[9. Dezember] 1674) seinen Statthalter in
der Mark, den Fürsten Johann Georg von Anhalt, angewiesen, Scultetus nach
Polen zu dem G, Kanzler Lesezynski zu schicken, um diesem voranstellen, daß er,
falls die schwedische Armatur wirklich gegen ihn gerichtet »ein sollte, sein© Hiifs-
truppen aus Polen werde abberufen müssen, und ihn zu ersuchen, in diesem Falle
dabin zu wirken, daß ihm von Polen Hilfe geleistet nnd den Schweden nicht der
Durchzug durch das polnische Preußen gestattet werde, ferner ihn auf die Absichten
Schwedens, sich üau/igs zu bemächtigen, und die Notwendigkeit dem zuvorzukommen,
aufmerksam zu machen, S. Pufendörf L XI II, § ä$ (S. 10
•3 & Acta bist III, S. 170 ff.
I, Brandenbarg und Polen 1673—1679.
sein werde. Vom schwedischen Gesandten hätte er drei Schreiben erhalten,
in denen derselbe versicherte, er sei nur zu dem Zweck nach Polen gekommen.
um die gute Korrespondenz zwischen beiden Königen zn unterhalten und der
Republik alle Oinbrage1) we^en der in Pommern ausgesetzten schwedischen
Truppen zu benehmen. Schweden wünsche in nähere Allianz mit Polen *u
treten, wegen der Abwesenheit des Königs vom Hofe hätte er darüber noch
nicht verhandeln können, der G. Kanzler möchte befördern, daß jemand ex ordine
senatorio zu Verhandlungen darüber nach Schweden geschickt werde- Kr habe
aber geantwortet, diese Sache wegen Aufrichtung einer Allianz müßte erst dem
König und der Republik, die es auf den Seymiken zu überlegen haben würde,
ordentlich vorgetragen werden, darauf habe der Gesandte nicht weiter geantwortet.
Auf seine Bitte erklärte sich der G. Kanzler bereit, um die Absichten Schwedens
bei dieser Allianz zu ergründen, weiter mit dem Gesandten zu korrespondieren.
Er versicherte, er wolle zu Beibehaltung der guten Partei und Benehmung aller
üblen Impressionen sich auf das a'u Berste bemühen, er werde niemals zugeben,
daß mit Schweden oder mit Frankreich Allianzen geschlossen würden, welche
den mit Kf, und anderen aufgerichteten pactis prajudizierlieh waren und zu
neuen Kriegen Anlaß geben konnten. Er wolle durch seine Konlidenten im
der schwedischen Allianz warnen lassen und er hoffe, daß es auf den Seymiken
nicht an Kontradieenten mangeln werde.
Die Abfordcrung der beiden Dragonerregimenter widerriet er, da die
FranzSsischgesinnten daher nur Anlaß nehmen würden, Kf. bei der Republik
verhaßt zu machen, und auch der König dann auf den Gedanken gebracht
werden dürfte, der Obligation gegen Kf. entledigt zu sein. Daß im Falle eines
Angriffs der Schweden gegen Preußen Polen mit denselben brechen und dem
Kf, mit aller Macht assistieren sollte, bezweifelte er sehr und er riet, Kf, mochte
darauf ja keinen Estat machen. Wegen der Danziger Händel ,sagte er, ihm
selber wäre anfänglich bei der Sache nicht wohl gewesen, allein der schwedische
(icsandte ginge wieder nach Warschau, der Danziger Rat solle schon viel Völker
geworben und sich in gute Verfassung gesetzt haben, es wäre besser, wenn der
König und die Republik vorläufig ibre Hand aus dem Spiele hielten, zumal es
sich um causa religiouis inter dissidentes handelte. Im übrigen war er bereit,
sobald der König sich zurückziehen würde, nach Krakau zu gehen, um dem
Kronungsreichstag beizuwohneu, und er versprach, dort auf das äußerste sich
zu bemühen, daß das gute Vertrauen zwischen dem Konige und Kf« erhalten
werde. Er riet aber, Kf. machte an den Kastellan von Posen schreiben, der
nicht schwedisch gesinnt, sondern dem Kf, wohl zugetan sei und bei dem
Könige am meisten gelte.
Mit Zustimmung des G. Kanzlers hat er auch den tribunns der Posenscheu
Woiwodschaft Kritzki, den Bruder des IL Kammerers von Kalisch, und den
Kastellan von Sandetz Miaskowski besucht und mit ihnen über die S^ehe
gesprochen. Beide hielten das Vorgehen der Schweden gegen Kf. für eine
l) S. Acta, bist, III, S. 175ff.
Sendung des Scultetus nach Großpolen. 81
Ruptur, auf die Frage wegen der künftigen Assistenz aber gaben sie keine
kategorische Antwort, sondern blieben in den terminis, daß sie durch den
Türkenkrieg sehr beschwert und enerviert wären.
Sonst hat er fast bei allen, die er gesprochen, gemerkt, daß sie zwar den
Türkenkrieg herzlich gern los wären, dem Könige aber gar glückliche Progressen
nicht gönnen, zumal derselbe die Armee mehr als einer seiner Vorgänger zu
seiner Devotion hat und die Franzosen der Königin, die an hectica zu laborieren
angefangen, sehr anliegen sollen, den König noch bei ihrem Leben dahin zu
disponieren, daß er sich verpflichte, nach ihrem Tode keine andere als die
Prinzessin von Neuburg zu heiraten, damit so dem Hause Österreich alle
Hoffnung wegen der verwitweten Königin benommen werde.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin
23. Februar/[5. März] 1675.1)
[Gespräch mit dem K. G. Kanzler. Derselbe macht geringe Aussicht dazu, daß sich
Polen dem Durchzug der Schweden nach Preußen widersetzen sollte.]
Er hat bei dem G. Kanzler des Kf. Aufträge ausgerichtet. Derselbe ant- 5. März
wortete, von schwedischen Werbungen in Danzig hätte er bisher nichts ver-
nommen, es sei auch nicht zu glauben, daß der Magistrat den Schweden daselbst
öffentliche Werbung sollte gestattet haben.») Das Gerücht wäre vielleicht daher
entstanden, daß im Pommerellischen, besonders in Lauenbnrg und Bütow, welche
Orte jetzt von den Schweden mit Kontribution belegt seien, solche Werbungen
vorgenommen würden. In den Woiwodschaften Posen und Kaiisch, über die
') Kf. hatte (d. Aallen 21./31. Januar 1675) Sc. angewiesen, sich nochmals zu
dem G.Kanzler zu begeben und diesen zu ersuchen, es dahin zu bringen, daß an
Danzig ein strenges Verbot, den Schweden Werbungen in der Stadt oder deren
Gebiet zu gestatten, erlassen und daß auch sonstige Überlassung von Truppen an
dieselben verboten werde. Auf Fragen nach dem Zustande des Kf. solle er antworten
dieser und seine Armee seien in gutem Zustande und er hoffe, in kurzem die Schweden
ihres ungerechten Überfalls gereuen zu machen. Auch von moskowitischer und
dänischer Seite ständen Diversionen gegen dieselben in Aussicht S. Pufendorf
1. XIII, § 58 (S. 1022).
*) An den Rat von Danzig hatte Kf. (d. Müncherog 24. Januar/ [3. Februar] 1675)
geschrieben, er höre, daß derselbe den Schweden Werbungen in und um die Stadt
gestatte, und ihn davon abgemahnt. Der Danziger Rat erwidert darauf (25. Februar
1675), es seien eine Zeit her keine Werbungen, weder öffentliche noch heimliche,
im Gebiet der Stadt gestattet worden, sie wüßten auch nicht, daß solche vorgenommen
seien. Kf. hatte auch (d. Schweinfurt 12./22. Februar 1675) den Rat vor den Anschlägen
der Schweden gewarnt und ihn ermahnt, die nötigen Sicherheitsmaßregeln zu treffen.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 6
82 I- Brandenburg und Polen 1(J73— 1679.
er als generalis judex zu gebieten hätte, hätte er schon vor seiner Ankunft
infolge des verdächtigen Erscheinens schwedischer Offiziere daselbst inhlbitorialia
ergehen lassen und dem auf der Grenze wohnenden Adel befohlen, wachsam zu
sein und solche Werbungen nicht zu verstatten. In den anderen Woiwodschaften
hätte er nichts zu sagen, da müßten die patenta inhibitorialia vom König er-
gehen und das würde bei dessen weiter Entfernung nicht so bald zu erlangen
sein. Er erbot sich aber, weil periculum in mora, an einzelne Woiwoden zu
schreiben und sie zu ermahnen, in ihren Woiwodschaften die schwedischen Wer-
bungen zu verbieten. Daß Bqkowski willens sein sollte, einige Kompagnieen
an die Schweden zu überlassen, wollte er nicht glauben, da derselbe nicht
schwedisch gesinnt zu sein scheine. Doch erklärte er sich bereit, zum Überfluß
noch an denselben zu schreiben, als wenn solches in Großpolen von ihm ver-
lautete, und seine Antwort dem Kf. mitzuteilen.
Er hat dem G. Kanzler eindringlich vorgestellt, was für verderbliche Folgen
das arglistige Vornehmen der Schweden nicht nur für des Kf. Lande, sondern
auch für Polen haben werde, und die Erwartung ausgesprochen, die Polen würden
dazu nicht still sitzen, sondern sofort durch einen Generalaufbot den Schweden
den Durchzug nach Preußen verwehren. Der Kanzler antwortete, er wüßte das
sehr wohl, stellte es auch dem Erzbischof und anderen Senatoren vor, ihre
Antworten und judicia aber seien so kaltsinnig und schlecht, daß er sich darüber
entsetzen und schämen müßte. Bei dem gemeinen Adel fände er schlechte
Affektion gegen Kf. und große Furcht vor dem schwedischen Krieg. Wenn man
den Schweden mit Drohungen und harten Worten den Weg nach Preußen ver-
legen könnte, so würde der ganze Adel eines Sinnes sein, wenn man aber vom
Generalaufbot reden und sie ermahnen würde, dem Feinde entgegenzugehen,
dann würde es an langes Deliberieren und Disputieren gehen. Wenn es den
Schweden ein rechter Ernst sei, nach Preußen zu gehen, würden sie eher unter
Königsberg, Pillau und Mümmel stehen, ehe das Generalaufbot vom Könige publi-
ziert und der Adel zu Pferde gesessen wäre.
Er hat allen möglichen Fleiß angewandt, den Kanzler zu animieren, ihn
auch nach Anleitung seiner Instruktion versichert, daß bei Kf. alles wohl, seine
Armee in gutem Stande und auch zu hoffen sei, daß Moskau und Dänemark
mit Schweden brechen werden. Der Kanzler erklärte, er wollte nichts versäumen,
was zur Aufnahme und Erhaltung guter nachbarlicher Freundschaft dienlich sein
könnte, er könnte ihn aber nicht versichern, daß Kf. sich auf den polnischen
Adel würde verlassen können.
Zuletzt sprach er allerhand Bedenken gegen des Kf. Allianz mit Österreich,
Dänemark, Holland und Moskau aus und riet, derselbe möchte, wenn sich Ge-
legenheit zu einem ehrenvollen Frieden darbieten sollte, dieselbe ja nicht vor-
übergehen lassen, vor allem aber alle Mißverständnisse in Preußen mit den
Ständen beseitigen, denn die Schweden hätten auf die Disaffektion der preußi-
schen Untertanen des Kf. ihr meistes Absehen gerichtet und getrauten sich
derer als einer halben Armee zu bedienen.
Verhandlungen des Scultetus mit dem K. G. Kanzler. Bericht Hohndorfs. 83
Caspar v. Hohndorf1) an den Kurfürsten. D. Königsberg
8. April st n. 1675.
[Polnischerseits gemachte Schwierigkeiten, gehässige Äußerungen des Woiwoden von
Culm. Entlassung des Hülfskorps. Rückkehr nach Preußen.]
Den s. d. Colmar d. 3./ 13. Dezember 1674 erteilten, ihm am 25. Janaar 3. April
eingebrachten Befehl, das Schreiben2) des Ef. an den König diesem za insinuieren
und am die Dimission der Truppen anzuhalten, hat er am 28. Jan aar zu Braclaw
ausgeführt. Der König hat das Schreiben angenommen, darauf mit dem franzö-
sischen Gesandten konferiert und hat ihn an den Woiwoden von Culm,*) welcher
im Felde die Kanzlei verwaltet, zu fernerer Verabschiedung verwiesen. Dieser
hat ihm nach drei Tagen zur Antwort gegeben, der König verwunderte sich
nicht wenig, daß Kf. seine Hülfsvölker jetzt, wo man sie am nötigsten hätte,
abnehmen wollte. Was wäre aber viel wunderns, man wüßte ja wohl, wie
Kf. gegen die Krone Polen gesonnen sei, denn man wollte geschweigen der
Dinge, welche bei den Brombergischen Friedenstraktaten durch die Pacten be-
reits gehoben wären, and nur sagen, was derselbe nach der Zeit für Intention
gegen die Stadt Elbing ins Werk zu richten gesucht, wie mit Draheim verfahren,
wie Obrister Kalckstein unter den Armen des Königs weggenommen und wie
man mit ihm umgegangen, wie hoch das Land beschwert und wie feindlich man
die Städte Königsberg exequiert. Preußen sei zwar dem Kf. von dem damaligen
König und von Senatoren, die Geld genommen, übergeben worden, aber doch
in solcher Art und Weise, wie es damals unter der Krone gestanden, denn keiner
könne mehr vergeben, als er selber habe, nicht aber, daß sie so wider ihre
Freiheit sollten traktiert werden, was zwar vorige Könige alles gelitten, dieser
aber nicht leiden werde. Die Truppen anlangend, wollte der König, daß er
3 — 400 Mann kommandieren sollte, dort stehen zu bleiben, mit den anderen
and den übrigen Offizieren könnte er nach Preußen gehen. Durch diese in
polnischer Sprache gehaltene Rede, welche auch der Kapitän Krohn vom
Schliebenschen und der Leutnant Handorff von seinem Regiment angehört, ist
er sehr bestürzt geworden, er hat dem Woiwoden geantwortet, die den Kf. an-
gehenden proponierten Stücke wären ihm ganz unbekannte Dinge, and da er
*) Befehlshaber des von dem Kf. nach Polen geschickten Hilfskorps. S. oben
S. 8. Sehr merkwürdig sind die Berichte der französischen Gesandten Bethune
und des Bischofs von Marseille vom 6. und 16. Oktober 1674 über verräterische
Unterhandlungen, die er mit dem König von Polen geführt haben soll (Acta h ist. III,
S. 141, 149).
*) d. Colmar 29. November/ 9. Dezember 1674. Darin fordert Kf. den König auf,
falls er wirklich von den Schweden angegriffen werden sollte, sein Hilfskorps zu
entlassen und seinen Feinden nicht den Durchzug durch das Königl. Preußen zu
gestatten.
*) Johann Gninski.
84 I. Brandenburg und Polen 1673 — 1679.
darauf nicht instruiert sei, so könne er darauf nicht antworten. Er habe nur
Befehl, um Dimission der Truppen zu bitten, die Sache wäre übrigens an sich
selbst von großer Wichtigkeit und er mußte sich erst mit Oberst Schlichen';
und anderen Offizieren unterreden. Nach reifer Überlegung mit Kapitän Krobn,
dem Oberst Seh lieben völlige Pienipotenz, alles in seinem Namen zu handeln.
aufgetragen, hat er beschlossen, bei der vorigen Resolution zu verbleiben, und
hat daher am folgenden Tage, als sie wieder bei dem Woiwoden erschienen
und derselbe abermals im Namen des Königs 200 Mann zn kommandieren be-
gehrte, erwidert, er hätte dazu keine Ordre noch Instruktion, könnte also sich
dem ihm von Ef. übergebenen Kommando der Truppen nicht entziehen noch
etwas kommandieren, lieber wollte er, da er auch keine Ordre hätte, mit Gewalt
oder wider AVillen des Königs sich von demselben loszureißen, bis auf ferneren
Befehl mit beiden Regimentern stehen bleiben, müßte aber erwähnen, daß KU
schon die siebenmonatlichen Traktamentsgelder hierher gezahlt und daß er, am mit
den Truppen subsistieren zu können, den König um einen Monat Sold bitten
müßte. Der Woiwode hat darauf mit dem König gesprochen und nachher zum
drittenmal, aber schon mit gütigeren Worten, nur 100 Mann begehrt, er hat
dieses aber wieder verweigert und endlich, vielleicht weil die Polen gescheut,
das Geld zn geben, gütliche Dimission erlangt, er hat daher das letztabgegangene
Schreiben des Kf.*) dein König nicht eingeliefert sondern bei sich behalten und
dem preußischen Statthalter überliefert. Nachher hat der König ihnen noch
vorstellen lassen, daß es ihnen unmöglich fallen werde, vor der Horde der
Tartaren durchzukommen, sie haben aber erklärt, sie hätten Ordre, müßten also
Gott trauen und sich wehren, und um Ablösung gebeten. Darauf wurde ihnen
erklärt, sie könnten unmöglich noch abgelöst werden, weil kein Regiment, an
welches der König deswegen geschrieben, sich dazu verstehen wollte, schließlich
aber hat auf seinen Vorschlag der König 100 Mann zu ihrer Ablösung geschickt,
und sind sie am 9. Februar aus dem Rastquartier llinie aufgebrochen und mit
den Regimentern glücklich bis Sasslaw gekommen. Nachdem so die Truppen
in vollständige Sicherheit gebracht, hat er sich von denselben getrennt und ist
am 3. April hier angelangt.3) Er bittet um Zahlung der rückständigen Trakta-
') Bodo v. Schlichen, Oberst des zweiten Dragonerregiments, welches zusammen
mit dem Hohndorfschen das Hilfskorps bildete.
*) Kf. hatte, nachdem der Einfall der Schweden in sein Land erfolgt war, den
König in zwei Schreiben vom 7./17. Januar und 5./15. Februar 1675 um Rücksendung
seiner Truppen gebeten, in einem dritten vom 15./25. Februar hatte er diese Bitte
erneuert, sich bereit erklärt, wenn diese Gefahr beseitigt und seine Feinde gezüchtigt
sein würden, Polen mit aller Macht zu Hilfe zu kommen, und verlangt, daß den
Schweden, die einen Einfall in sein Herzogtum Preußen beabsichtigen sollten, der
Durchzug durch polnisches Gebiet verweigert und im Notfall verwehrt werde.
3) Der polnische Kommissar Jan Chandrinsky bescheinigt (d. Bogussen 1. Mai
1 675), daß er den entgegengeschickten preußischen Kommissaren bei Prosko von den
am 2. August 1674 empfangenen 1200 wohl mundierten Dragonern nur 273 dismundierte
und unberittene Mannschaften übergeben habe. S. Kriegs geschichtl. Einzel-
Bericht Hohndorfs. Aufträge an Wiehert 85
mentsgelder, durch deren Ausbleiben die Truppen meistenteils ruiniert worden sind.
Wenn sie diesen Rest und die Monate April, Mai und Juni mit der Winterver-
pflegung richtig erhielten, so seien er und Oberst Seh lieben erbötig, die Regi-
menter wieder instand zu setzen, doch werde hier schlechte Anstalt zu solcher
Zahlung gemacht.
Der Kurfürst an Wiehert. D. Hauptquartier zu Schwan
in Mecklenburg 14./[24.] Juli 1675.
[Befehl, Liliehoeck entgegenzuwirken. Rechtfertigung der Festnahme
der Diener desselben.]
Aus beiliegendem bei Liliehoeck' s in Kolberg arrestierten Leuten 24. Jul
gefundenen Schreiben geht hervor, daß dieser befehligt ist, eine Allianz zwischen
Polen und Schweden zu traktieren. W. soll daher auf dessen Tun und Negotiation
Acht geben, sich auf das äußerste bemühen zu erfahren, was er vorhabe, und
dabei im Interesse des Kf. die notigen Remonstrationen tun. Die Allianz belangend,
soll er sich erkundigen, ob der König und die Krone dazu inkliniere und in was
für Punkten dieselbe bestehen solle, besonders ob man auch etwas einfließen
lassen wolle, das dem foederi perpetuo zwischen Kf. und Polen einigermaßen
zuwider sei, in welchem Fall er gehörige Erinnerungen zu machen hat. Sollte
Liliehoeck am Hofe vorgeben, daß Kf. gegen das Völkerrecht gehandelt habe,
indem er seine Leute in Pommern habe anhalten lassen, so soll er dagegen an-
führen, Kf. wäre nicht versichert, welche Qualität L. habe, ob er ein ambassadeur
sei oder nicht Da Schweden mit ihm im Kriege sei, hätte L. um einen Paß
Schriften V, S. 17. König Johann III. schreibt an Kf. (d. Bratslauiae 7. Februar
1675) : Nihilominus ne orienti (quod dolemus) dominiorum Serenitatis Vestrae
tempestati desiraus, legiones auxiliares particulari ordine Ser. Vestrae revocatas ac
loci temporisque vastitatem fastidientes redire ad vocem Ser. Vestrae sinimus. Non
minus tarnen dolentes Ottomanis relictis in coguatas acies explicandas, quas quidem
integras viris et armis voluissemus. Nee hosti praeda aut victima fuere. At inclementia
coeli, maturi autumni asperitate, viarura longitudine, solitudinis penuria consumpti.
Nee annonae vel stativorum defectus aecusari absolute debet, quippe utrumque, prout
tulit ratio regionis, cura nostra provisum. Nee praeliorum alea causari potest, quam
experiri virtus legionum sincere quidem cupivit, occasio, obsidione Bari excepta, defuit,
sed fatal is valetudinis quaedam imbecillitas, quam et iam earum terrarum geniti
experiuntur. Redeunt itaque cum suis officialibus singulari Ser. Vestrae favore dignis,
virtute et fortitudine conspieuis, inter quos generosum generale ro II ondor ff special iter
Ser. Vestrae commendamus — licet non ambigamus Ser. Sueciae Regem a fundo
Reipublicae temperaturum, nihilominus magnifico Supremo Regni Caucellario e vicino
agenti damus negotium, Supremum armorum Generalem eo nomine per literas com-
pellandi, qui aeque in seeundis ut adversis ofticia nostra deesse Ser. Vestrae nolumus. —
36 L Brandenburg und Polen 1673—1679.
fnr seine Leute anhatten müssen, ferner haue er sieb nicht wie ein ambassadear
betragen, sondern gegen Kl böswillige Verleumdungen ausgestreut. Er soll aoeh
duk anweise darauf hinweisen, daß. wenn Gott zu dem jetzigen Vorhaben gegen
Schweden Glück gebe. Polen leicht wieder tu Liefland gelangen konnte. Die gegen
Schweden formierte Partei, zu der der Kaiser, die Könige von Spanien nnd
Dänemark, die General-Staaten und Kf. gehörten, sei so beschälen, daß
Polen billig Bedenken haben sollte, sich mit Schweden zu engagieren. Ferner
soll er daran erinnern, wie unrechtmäßigerweise Schweden mehrfach Polen
überfallen und betrogen nnd wie sie auch Kf. trotz des mit ihm abgeschlossenen
Bündnisses überfallen bitten.1)
Der Kurfürst an den König von Polen. D. in eastris ad
Schwanum Megapolitanum 28. Juli/[7. August] 1675.
[Auf ein Schreiben vom 10. Juli.3) Unmöglichkeit der Hälfeleistung.]
7. Aag. Die ihm auch noch ferner von Schweden drohende Gefahr verhindert ihn,
dem Konige Hälfe zu leisten.
Manifestum itaque neque charitatem, quae a se ipsa ineipit, nee
pacta, quae illius legibus gentiumque juribus consona semper et iuxta
illa aeeipienda sunt, id exigere a nobis, ut proximo, quod nobis imminet»
pericalo nondum penitas depulso foederato regno suecurramus. —
König Johann III. an den Kurfürsten. D. in castris nostris ad
Leopolini 19. August 1675.
[Forderung, daß Kf. keine Truppen aus Preußen über die Weichsel schicke.]
V.h Aug. Conßtat Serenitati Vestrae quo nisu et cura nostra factum sit, ut
Bitouiae et Lauenburgo ac Drahimo sua eo usque a vicinis armis con-
») Kf. schreibt (d. Schwan 20./[30.] Juli lf>75) an den K. G. Kanzler Lesczynski
und den Kastellan von Posen, Grzymultowski, das Gerücht sei zu ihm gelangt
und fast alle schwedischen Gefangenen behaupteten, daß der König und die Republik
Polen ihnen gegen ihn Hilfe leisten würden. Er könne das nicht glauben, teile es
ihnen aber mit und ersuche sie, sich zu bemühen, daß der Unverschämtheit der
Schweden auf würdige Weise begegnet werde, damit sie erkennen möchten, daß ihre
Känke in Polen keine Stelle finden.
2) In demselben hatte König Johann den Kf. ersucht, bei der ihm weiter von
den Tataren und Türken drohenden Gefahr ihm den Pakten und der christlichen
Liebe gemäß Hilfstruppen zu schicken.
Poln. Beschwerden wegen Truppensendung aus Preußen u. behinderten Postverkehrs. 87
stiterit securitas levatosque illinc milites hybernantes ad instantiam nos-
tram. Grate, non dubitamus, meminit Ser. Vestra pari cura et solici-
tudine nostra Ducalis Prussia ab iisdem armis protecta datumque nostro
et Reipublicae nomini, quod Ser. Sueciae rex — licet magna intentionum
suarum compendia vidisset, fundura Reipublicae attrectare noluerit, obser-
vandum ducibus suis commendarit ab eodemque armis suis abstinere
mandaverit. Ad praesens queritur,1) adversa talione affectum illum sibi
pensari, militem ibi contra se authorari et decretorie cogi, quin Vistulam
superet et per dominia nostra regni Sueciae dominia inundet. Unde
providendum a Nobis, ne tranquillitas vicina turbetur bellique theatrum
in fundum Reipublicae vergat et vertat. Quam maxime itaque apud Ser.
Vestram contendimus, ut et quieti publicae et nostrae, quam eo in passu
interpositam studuit, authoritati provisum velit. Pactorum equidem sumus
non ignari nee sanum eorum sensum negligimus: nisi sanius fuisset
authoritatem nostram ad avertenda a Ducali Prussia arma interponi, nunc
eiusdem abusu arma in eandem vocari, a quibus et Regalis Prussia flammam
coneipere facile posset. •) —
König Johann III. an den Kurfürsten. D. in castris nostris
ad Leopolim 29. August 1675.
[Beschwerde über die Behinderung des Postverkehrs.]
Das Ausbleiben der gehofften Hälfe des Kf. bekümmert ihn sehr, nicht 29. Auj
minder, daß die über Danzig gehende Post3) in dem Gebiet des Kf. aufgefangen
und so der Verkehr und Handel mit den Nachbaren behindert wird. Die wieder-
holten Fälle zeigen, daß es mit Absicht geschieht. Er verlangt daher, daß Kf.
dagegen ernstlich einschreite, die Freiheit der Post wiederherstelle, die Übel-
*) Ober die damaligen Bemühungen Lilieho eck s, den Marsch der preußischen
Truppen nach Pommern und der Mark zu verhindern, s. Hirsch, Der Winterfeldzug
in Preußen, S. 10.
*) Der Subsyndikus Stodert berichtet dem Danziger Rate aus Warschau 29. Juni
1675, der K. Schatzmeister Morste in und andere hätten ihm vertraut, wenn Kf. nur
eine Handvoll Truppen aus Preußen nach Pommern beordern würde, wie er beab-
sichtigen solle, so dürfte dadurch Polen mit in den schwedischen Krieg verwickelt
werden. Man meine, daß Kf. es ebendarum, ut videlicet implicetur Polonia, desto
eher zu tun resolvieren werde.
*) Vgl. über diese Streitigkeiten wegen der Post Stephan, Geschichte der
preußischen Post (Berlin 1859), S. 32ff. S. auch Acta bist. III, S. 234.
88 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
täter bestrafen und die aufgefangenen Briefe wiedergeben lasse. Zugleich er-
innert er ihn wieder an die religio pactorum und ermahnt ihn, auch die ihm
von den Türken drohende Gefahr zu beherzigen.
Caspar v. Hohndorf an die Ober-Kriegskommissarien
Sebastian von Waiden und Boguslav v. Pudewelss. D. Neuen-
burg 12. September 1675.1)
[Vorgänge bei dem Obergang über die Weichsel.]
12. Sept. Als er von dem Pram auf der polnischen Seite abgesessen, kam der
Podstarosta von Neuenburg mit anderen Polen und Woznik zu ihm und erklärte
prostestando, ihm sei zwar von dem König und der Republik anbefohlen, die
Truppen nicht durchzulassen, sondern, da Kf. wider die Pakten handelte, es mit
Gewalt zu verhindern, doch wolle er es für dieses Mal nicht tun, sondern nnr
mit einer Protestation, daß Kf. seine Truppen mit Gewalt an ihrem Ufer über-
setze, einkommen. Darauf hat er geanwortct, er wäre nur Soldat, müßte, wohin
er beordert, marschieren, zudem aber wüßte er, daß Kf. hierin nicht wider die
Pacta handelte. Zugleich hat er versichert, daß bei diesem Marsch nicht der
geringste Schaden angerichtet werden sollte. Ferner hat er dem Podstarosta
gesagt, er könne nicht glauben, daß der König und die Republik dieses befohlen
hätten, es sei gewiß nur des AVoiwoden Bonkowski Ungute, auf dessen alleiniges
Anhalten sie keine factiones vornehmen würden. Er ist so auf ihre Protestation
mit einer Reprotestation eingekommen und hat gebeten, diese auch in ein Buch
einzuschreiben.
') Kf. hatte (d. Cleve 21. Mai 1(175) dem Iierzog von Croy befohlen, die beiden
aus Polen nach Preußen zurückgekehrten Dragonerregimenter, sobald dieselben wieder
instand gesetzt seien, und die in Preußen befindlichen Reiter nach der Mark zu
schicken, der Abmarsch derselben aber verzögerte sich bis zum September. Der
Woiwode von Pommerellen, Bakowski, hatte in einem Schreiben an die preußische
Regierung (d. in arce Schonecensi 3. August 1675) von dieser auf das Gerücht hin,
daß Kf. Truppen über die Weichsel zum Kampf gegen die Schweden schicken wolle,
unter ähnlicher Motivierung, wie es König Johann in seinem Schreiben vom 19. August
(oben S. 86 f.) getan hatte, verlangt, daß diese Truppensendung unterbleibe, und erklärt,
daß er nur auf ausdrücklichen Befehl des Königs den Durchzug durch Pommerellen
gestatten werde. Kf., dem die preußische Regierung dieses Schreiben zugeschickt
hatte, forderte darauf (d. Schwan 5./15. August 1675) von den Geheimen Räten in
Berlin ein Gutachten, wie in dieser Sache zu verfahren sei. In dem von F. v. Jena
verfaßten Gutachten, von dem nur ein undatiertes Konzept vorliegt, wird dargelegt,
daß die von dem König und von dem Woiwoden gegen den Marsch der kurfürstlichen
Truppen aus Preußen angeführten Gründe nicht stichhaltig seien, und geraten, daß
Der Durchzug durch Pommerellen. 89
Der Kurfürst an den König von Polen. D. in castris ad
Schwanum Megapolitanum 17./ 27. September 1675.
(Conc. v. Somnitz.)
[Auf das Schreiben vom 19. August. Nachweis der Berechtigung, Truppen aus Preußen
zum Krieg gegen Schweden zu verwenden. Aufforderung, den Pakten nachzukommen.]
Dank dafür, daß der Konig sich den Pakten gemäß am die Sicherung 27. Sept.
seines Herzogtums Preußen sowie von Lauenburg, Butan und Draheim bemüht hat.
Quod autem rex Sueciae conqueritar, nos, licet ipse dictis terris
pepercerit, nihilominus ex Ducatu nostro Prussiae militem educamus ad
retundenda injustissima ipsius arma, facile judicat R. M. Vestra, quam
nicht nur Kf., sondern auch das Reich und die Alliierten dieses dem König vorstellen
möchten. Die Frage, ob Polen den Durchzug zu gestatten verpflichtet sei, wird
geraten, nicht zu berühren, sondern nur zu erklären, Kf. hoffe, daß der König und
die Republik sich nicht von seinen Feinden verführen lassen und ihm Unbilliges
zumuten würden, sonst werde er trotzdem von seinem Rechte Gebrauch machen.
Kf. richtet darauf (d. Schwan 10./20. August 1675) Beschwerdeschreiben deswegen
an den Kaiser, an die Könige von Dänemark und England und an die General -
Staaten. Kaiser Leopold antwortet darauf (d. Wien 7. September 1675), er habe
jetzt keine rechte Gelegenheit, etwas an den König von Polen gelangen zu lassen,
er habe aber seinem dortigen Residenten Zierowski aufgetragen, das Nötige in
dieser Sache bei dem Erzbischof von Gnesen anzubringen. König Christian V.
teilt (d. Rendsburg 23. August 1675) dem Kf. mit, daß er ein Rekommendations-
schreiben in dieser Sache an den König von Polen habe abgehen lassen, und auch
die Generalstaaten senden (d. Haag 3. September 1675) ihm ein solches zu.
Der Kf. hatte inzwischen den Befehl zum Abmarsch der Truppen wiederholt.
Daraufhin richtete die preußische Regierung ein Schreiben (d. Regio monti 30. August
1675) anBakowski, in welchem sie diesem Anzeige davon machte und ihn ersuchte,
den Truppen den Durchzug den Pakten gemäß zu gestatten, und beauftragte den
Hauptmann von Marienwerder, Georg Heinrich v. d. Groben, ihm dasselbe zustellen
zu lassen. Dieser berichtet (d. Marienwerder 13. September 1675), er habe zwei Tage
vor dem Obergang der Truppen über die Weichsel das Schreiben dem in Danzig
befindlichen Bakowski durch einen dortigen Ratsherrn übergeben lassen, auch
Liliehoeck sei dort gewesen und hätte zwei seiner Leute abgeschickt, um die
Truppen bei Neuenburg zu besichtigen. Bakowski erwidert (d. Gedani 16. September
1675), die Einwilligung des Königs sei nicht eingeholt und ihm von diesem kein
Auftrag erteilt worden. Daß von ihm erst jetzt der Durchzug gefordert und derselbe
gleichzeitig ausgeführt werde, sei species quasi iusti attentati, quod revera transiliit
metas, ut non redargni non possit Darauf folgt ein weiterer Schriftwechsel. Schließlich
weist Kf. (d. Stargard in Mecklenburg 20./30. November 1675) die preußische Regierung
an, sich nicht weiter mit Bakowski wegen dieser Sache einzulassen, dieselbe aber
und wie man ihn mit der Krone zu kommittieren suche, in Großpolen und sonst
bei den Wohlgesinnten auszubringen. S. Pufendorf XII, §81 (S. 963f.).
90 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
iniqua ista sit expostulatio. Ex omnibus terrarum suarura angulis non
corradit modo Sueciae rex quicquid potest virium, ut terras nostras de-
vastet malaque nobis accersat infinita, et nobis eorundem avertendorum
causa ex Prussia nostra militem evocare licitum non erit? Cum Saecia
nuper pariter contra fas jusque gentium Poloniam invaderet, militem
nos certe in Hegni Polonici Ducatusque nostri gratiam non ex Borussia
nostra sed ex omnibus dominus nostris conquisivimus. Quid igitur
iniquius quam ut auxilia, quae alii subditi nostri Borussiae tulerunt, Uli
iisdem denegent, nee Polonia aegre feret, si officium ipsis praestitum
praestabitur quoque terris nostris, quae eis olim Polonia aecomodarunt.
De caetero quemadmodum nullam omnino Sueciae ad arripienda contra
nos arma causam praebuimus, ita id agemus, ut illa bono cum Deo
repellamus caveamusque, ut, quantum certe in nobis, id sine ullo vicino-
rum incommodo fiat. Sed neque Sueci de K. M. Vestra causam con-
querendi habent, quando ea praestat, quae Pactis conveniunt, neque hoc
auetoritati R. M. Vestrae praejudicari jure quisquam existimaverit. Tran-
situs Vistulae quod spectat, constat R. M. Pactis antedictis convenire
eundem et viderint Uli, qui impedire istum voluerunt, uti aeeipimus, quo-
modo Pacta observaverint. Equidem Suecis in votis esse, ut et alias
invadant terras, non dubitamus, dederunt illius animi luculenta docu-
menta non una vice in Polonia, sed accisae ipsis sunt per Dei gratiam
vires, ut mala, quae meditantur, patrare nequeant. Et si quid tale inibi
tentarent, ecquae commodior occasio recuperandae Livoniae nasci potest
inelytae Reipublicae, cui et nos quavis ope et auxilio nunquam deesse
velimus. — Rogamus itaque R. M. Vestram, ut Suecorum jaetantiam suo,
quem meretur, loco habeat et deineeps conatibus ipsorum injustissimis
juxta Pactorum tenorem oecurrere velit.1) —
Der Kurfürst an den König von Polen. D. in castris ad
Schwanum 17./ [2 7.] September 1675. (Conc. v. Somnitz.)
[Auf das Schreiben vom 29. August. Rechtfertigung der in betreff der Post
getroffenen Maßregeln.]
, Sept. Weswegen er dem Konige und der Republik keine Hülfe senden kann, hat
er in einem Schreiben vom 28. Juli auseinandergesetzt, von dem er für den
Fall, daß es von den Schweden abgefangen sein sollte, eine Abschrift beilegt.
') In einem Schreiben an den K.G.Kanzler Lesczynski vom 18./28. September
beschwert sich Kf. darüber, daß der Marsch seiner Truppen aus Preußen von einigen
Rechtfertigung des Durchzuges und der Maßregeln wegen der Post. 91
Mit dem Auffangen von Briefen und Störung des Postverkehrs haben die
Schweden den Anfang gemacht, darauf ist ihnen gleiches mit gleichem vergolten,
und, da im Reich aller Verkehr mit ihnen verboten ist, sind auch verdächtig er-
scheinende Briefe von Kaufleuten geöffnet worden. Doch hat er dafür gesorgt,
daß Briefe an Könige, Fürsten und andere hochgestellte Personen unangetastet
bleiben sollen. Wenn solche vermißt werden, so werden sie von den Schweden
aufgefangen sein. Für die Briefe an den König und dessen Hof hat er be-
sondere Sorge getragen und sie an Wiehert zu schicken befohlen. Sollte von
seinen Postbeamten darin etwas versehen sein, so wird er sie gebührend be-
strafen und dafür sorgen, daß künftig der Postverkehr keinen Schaden leide.1)
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln
2./ 12. Dezember 1675.
[Befehl, als sein Gesandter zur Krönung und zum Reichstage sich nach Krakau
zu begeben.]
Nachdem der 2. Februar 1676 zur Krönung und der 4. zum Anfang des 12. Dez.
Reichstages in Krakau angesetzt sind, soll er sich fertig halten, dorthin als Am-
bassadeur extraordinaire zu gehen. Die preußische Regierung ist angewiesen,
die Legationskosten beizeiten zu beschaffen. Beifolgend Abschrift eines Schreibens
an Wiehert, Kf. hofft, H. werde denselben bei seiner Ankunft zu Krakau
nützlich gebrauchen können.3)
als Verletzung der Pakten ausgelegt werde, und er bittet ihn, den verderblichen
Machinationen der Schweden entgegenzuwirken und den Königl. Hof sowie die Republik
seiner steten Bereitwilligkeit, die Pakten zu halten, zu versichern.
') In Schreiben an den Primas, den K. G. Kanzler, den litauischen G. Kanzler
Paz und andere Freunde von demselben Datum rechtfertigt sich Kf. in ähnlicher
Weise wie in den beiden Schreiben an den König gegen die von Schweden gegen
ihn ausgestreuten Verleumdungen und ersucht dieselben, solche Versuche, zwischen
ihm und der Republik Zwietracht zu stiften, zu vereiteln und über der Aufrecht-
erhaltung seines Bündnisses mit derselben zu wachen.
T) In einem Schreiben vom 23. Dezember 1675/[2. Januar 1676] weist Kf. v. IL
an, den Deputierten, welche die polnischen Evangelischen auf den Krönungsreichstag
abschicken wollten, mit Rat und Tat beizustehen und die 200 Dukaten, welche er
ihm schon vor zwei Jahren zu diesem Zweck geschickt habe, zu ihren Gunsten nach
Verabredung mit ihnen zu verwenden. Am 31. Dezember 1675/[10. Januar 1676]
befiehlt er ihm, sich unverzüglich auf die Reise zu begeben, dem König zu seinen
glücklichen Erfolgen in dem letzten Feldzuge, zur Krönung und zum neuen Jahr zu
gratulieren, fleißig Acht zu geben, ob der französische und der schwedische Gesandte
und andere Übelgesinnte etwas gegen ihn und sein Interesse machinieren sollten, und
dieses möglichst zu hintertreiben. Er solle anhalten, daß die Konfirmation der Pakten
diesen gemäß, und zwar diesmal in Preußen, geschehe, die Belehnung mit Lauenburg
und Bütow könne bis nach Beendigung des Reichstages ausgesetzt werden.
92 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. v. Ho verbeck an den Kurfürsten. D. Hohenstein
14. Dezember 1675.
[Wicherts Besuch bei dem G. Kanzler Pac, günstige Erklärungen desselben. Mittel,
um die französisch-schwedischen Machinationen zu vereiteln.]
14. Dez. Da der litauische G. Kanzler1) seine letzte Heise nicht nach Tauregen,
sondern nach Grodno hin gerichtet, so hat er sich nicht unter dem Vonrand
einer Besprechung wegen des neuen Grabens zu ihm begeben können, er hat
aber Wiehert veranlaßt, zu ihm zu gehen. Diesem hat der G. Kanzler ver-
sichert, es solle dem schwedischen Gesandten nicht gelingen, den König in die
jetzigen Händel im Reich einzuflechten, solchem Vorhaben wurde er öffentlich
widersprechen, da der Republik jetzt, wo ihr solche Gefahr von den Türken
drohe, mehr als je daran gelegen sei, mit den Nachbaren in der engsten Freund-
schaft und ßundesgenossenschaft zu leben. Er riet auch, Kf. möchte sich künftig
vor Allianzen mit Schweden hüten, welche der Republik Ombrage geben und
ihm nur zum Nachteil gereichen könnten.
Von einer Ruptur und Diversion in Liefland hat er bisher noch nicht ratsam
gefunden zu sprechen, da, solange die Königin in dem Wahn steht, daß sich ihr
Haus ohne französische Protektion nicht maintenieren könne, daran gar nicht
zu denken ist. Ebensowenig hält er auch für praktikabel, die Krönung des
Königs (wie einige meinen) zu hintertreiben. Es wird vornehmlich dahin zu
arbeiten sein, daß Schweden und Frankreich nicht eine Diversion, wenn nicht
directo durch Armeen der Republik, doch unter dem Schein freier Werbung oder
zugesandter Hülfe gegen den Türken in des Kf. hiesigen oder den kaiserlichen
Landen machen.
Kf. und der Kaiser werden nicht umhin können, so viel daran zu wenden,
als ein Regiment deutscher Reiter zu richten erfordern würde, denn die sind
gar dünn gesät, welche aus Liebe zum Vaterlande sich dem Hofe widersetzen
und dadurch ihre Fortun verscherzen sollten, um Geld aber sind manche zu
gewinnen.
») Kf. hatte schon (d. Schwan 30. Juli/ [10. August] 1675) v. U. beauftragt, sich
unter dem Vorwande einer Besprechung wegen des zwischen Memonia und Labiaa
anzulegenden Kanals zu Pac zu begeben, denselben der Freundschaft des Kf. gegen
ihn und das Großfürstentum Litauen zu versichern, ihn vor der Unzuverlässigkeit
der Schweden zu warnen und sich zu erkundigen, ob diese bei dem König, dem
Hofe und auch sonst in Polen und Litauen Gehör fänden. Wenn er Pac gutgesinnt
fände, sollte er mit ihm überlegen, was dagegen zu tun sei, und ihn ersuchen, auch
in Moskau für die Interessen des Kf. zu wirken. Er solle sich auch erkundigen, wie
Kf. Pac selbst und seinem Hause sich dankbar beweisen könnte. Am 22. November/
[2. Dezember] 1675 fragt Kf. bei v. IL an, ob die Unterredung mit Pac statt-
gefunden habe.
Sendungen Wicherts zu Paz, Scultetus' zu Lesczynski. 93
Der Kurfürst an Scultetus.1) D. Cöln an der Spree
9./ 19. Dezember 1675.
[Befehl, nach Großpolen zu reisen und dort den schwedischen Machinationen
entgegenzuarbeiten.]
Dem Vorschlage des Herzogs von Croy und v. Hoverbecks gemäß be- 19. Dez.
fiehlt er ihm, sich zu dem G. Kanzler und anderen wohlgesinnten Senatoren
in Großpolen zu begeben.
Absonderlich hast Du die französische und schwedische schädliche
machinationes und consilia, welche durch den Akakia, Lilienhoeck
und andere jetzo geschmiedet werden, vorzustellen und dabei den Schaden,
so bei deren Fortgang der Republik daraus zuwachsen würde, zu reprä-
sentiren, dahingegen unsere aufrichtige Intention und Freundschaft gegen
die Republik zu contestiren und zu derselben beständigen Cultivirung
jedermänniglich zu vermögen. Könntest Du auch bei dem Castellan von
Posen oder sonst penetriren, was des Hofes Sentiment von itzigem Zu-
stande der Schweden und wohin die Schweden ratione foederis incliniren,
würde uns solches lieb sein, gestalt uns dann auch zu gnädigstem Ge-
fallen gereichet, was Du bei dem Littauischen Adel im Durchreisen aus-
gerichtet. —
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Driesen
24. Dezember st. v. 1675.2)
[Besuch bei dem K. G. Kanzler und bei Breza. Günstige Aussichten, das Bündnis
zwischen Schweden und Polen zu hintertreiben.]
Er hat auf der Rückreise in Marienwalde das Reskript des Kf. vom 3. Jan.
9./ 19. Dezember erhalten und sich sofort nach Posen begeben. Er hat den
G. Kanzler zur Reise nach Krakau bereit gefunden, denselben der Freund-
schaft des Kf. gegen den König und die Republik versichert und ihn gebeten,
die franzosischen und schwedischen Machinationen zn vereiteln, dem König alle
üblen impressiones von Kf. zu benehmen und aufrichtiges Vertrauen zwischen
beiden hohen Häuptern zu stiften. Der G. Kanzler erklärte, er werde in das
von Schweden gesuchte Bündnis keineswegs willigen, auch dem Könige davon
]) Scultetus kehrte ebendamals von seiner Gesandtschaft nach Moskau zurück,
s. unten Abschnitt II.
*) S. Pufendorf 1. XIV, § 60 (S. 1024).
94 I- Brandenburg und Polen 1673—1670.
abraten, da die Republik durch die mutuac obligationes sich eine unerträgliche
Last auf den Hals laden und vor dem Einfall der benachbarten Potentaten
nimmer sicher sein würde. Er wollte sich bemühen, daß bei diesem Reichstage
die pacta mit allen Nachbaren renoviert und konfirmiert würden, und daß nun
sich auch nach erhaltenem Frieden oder Stillstand mit den Türken nicht des
Krieges im Römischen Reich teilhaftig machte, sondern neutral bliebe. Darauf
kam er auf die zwei geworbenen Kompagnieen Polen, die Kf. angenommen haben
sollte,1) er sagte, dieses würde nicht nur bei Hofe übel aufgenommen, sondern
machte auch den Adel in Großpolen sehr schwierig, auch er selbst hielt es nicht
für wohl geraten und ähnlich äußerte sich sein Vetter, der junge Lesczyuski.
Starost von Fraustadt.
Aus den Diskursen beider hat er entnommen, daß der Konig dieser an-
genommenen Völker halber allein vermeint genug Trsache zu haben, mit Kf. in
expostulieren, weil sowohl die Feinde als auch die Freunde des Kf. in Polen
mit dieser Werbung unzufrieden seien und daher desfalls ein jeglicher dem Hofe
leicht Heifall geben dürfte.
Er hat auch den Starosten von Nowidwor, Rreza, der vor xwei Jahren
nach Schweden*) geschickt worden ist, dort angetroffen und besucht Derselbe
ließ sich gegen ihn sehr offenherzig heraus, er hätte, als ihn König Michael
nach Schweden geschickt, Vollmacht gehabt, etwas zu traktieren, wie er aber
gesehen, daß die Schweden auf eine Offensiv- und Defensivallianz hart gedrungen
und daß solche der Republik mehr schädlich als zuträglich gewesen, hätte er
sich nicht darauf eingelassen. Jetzt aber würde3) diese Allianz von den schwedi-
schen und französischen ministris bei Hofe stark gesucht; was der Konig ton
würde, werde die Zeit lehren, derselbe werde wohl, da sein Werk noch neu
angehend sei, dessen so leicht nicht äußern dürfen, der schwedische Gesandte
werde indessen zu Krakau sehen, wie der Reichstag abliefe, jetzt bemühe er
sich nur, es bei Hofe dahin zu bringen, daß man durch die Finger sehe, wenn
durch französische oder schwedische Schiffe Völker in Preußen, bei Elbing oder
sonst, ausgesetzt würden, weil sie den Krieg von Pommern abziehen und nach
Preußen transferieren wollten. Da man besorgen müßte, der König werde die
Libertät des Adels mit der Zeit gar zu unterdrücken suchen, würden sich bei
diesem Reichstage schon solche finden, welche ihm das Obstat hielten und die
Freiheit des Vaterlandes inaintenierten. Er hat zwar dem Starosten nicht völlig
trauen dürfen, hat ihm aber docli zu verstehen gegeben, weder das Haus Öster-
reich noch Kf. würden zugeben, daß man die Freiheit der Republik kränke,
und ihn aufgefordert, mit anderen guten Patrioten dahin zu sehen, daß vom
Könige nichts Präjudizierliches eingeführt werde. Sehe man dem Konig von
>) S. den Bericht des Bischofs von Marseille vom 25. Dezember 1675 (Acta
h ist. 111, S. 244).
'-*) S. Hirsch, Zur Geschichte der polnischen Königswahl von 1674 (Zeitschrift
des AV estpreußischen Geschichtsvereins XLI1I), S. 32, 37, 115.
a) S. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 20. und 25. Dezember 1675
und 10. Januar 1676 (Acta hist. III, S. 243 f., 248).
Scultetus' Bericht Ankunft v. Hoverbecks in Krakau. 95
Schweden wegen des freien Durchzuges durch die Finger, so dürfte man auch
dem Kf. nicht verdenken, wenn er den Feinden nachginge und sie suchte, wo
sie zu finden wären. Er hat ihm und anderen, die auf dem Wege zum Landtag
in Schroda waren, auch hinterbracht, wie Schweden Moskau gegen Polen auf-
zureizen suche. Alle haben auch gemeint, der König dürfe sich nicht in eine
Allianz mit Schweden einlassen. Er weiß zwar nicht, wie der König desfalls
gesinnt ist, glaubt aber, durch den litauischen G. Kanzler und andere Ver-
mögende könnte der Sache wohl vorgebaut werden, besonders wenn sie bei
diesem Krönungsreichstage hiervon einen articulum sine quo non machen wollten.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Cracau
8. Februar 1676.1)
[Die Krönungsfeierlichkeiten. Böse Absichten der Feinde des Kf., Wirkung der
Schlacht bei Fehrbellin. Der Streit wegen der Post.]
Des überaus bösen Weges und vielfältiger Widerwärtigkeiten ungeachtet 8. Febr.
ist er doch vor den Krönungssolen ni täten 3J hier angelangt, er hat aber wegen
der Einholung und Aufführung, da er alles in der größten Verwirrung gefunden,
nichts suchen mögen. Bei der Ansprache kontestierte der König große Freude
darüber, daß Kf. auf seine Einladung eine extraordinäre Gesandtschaft geschickt,
sprach von des Kf. Erfolgen und fügte hinzu, er hätte den Krieg gegen Kf. nie
gebilligt, noch sich dazu wollen brauchen lassen. Bei dem Banquet, an dem
nur der päpstliche Nuntius,3) der französische Gesandte4) und er an der
königlichen Tafel saßen, zeigten sich der König und die Königin auch sehr
freundlich, auch der französische Gesandte unterließ kein Stück der Höf-
lichkeit
Des Kf. Feinde bewerben sich5) nicht allein um eine Diversion von hier
aus, sondern hetzen den König zum offenen Kriege unter dem Vorgeben, daß
es demselben leicht sein werde, Preußen wegzunehmen. Der Hofprediger
Pikarski hat in der Reichstagspredigt ohne alle Scheu den König ermahnt,
von der Oder bis zur Saale vorzudringen und dort die durch das Wasser zum
') S. Pufendorf 1. XIV, §3 (S. 1036).
*) Am 30. Januar war der Einzug des Königs in Krakau, am 31. das Begräbnis
der beiden Könige Johann Kasimir und Michael, am 2. Februar die Krönung
des Königs und der Königin vor sich gegangen, am 4. Februar war der Reichstag
eröffnet worden. S. Zaluski I, S. 592 f., 678. Salvandy II, S. 333 ff.
*) Martelli. S. Acta hist. III, S. 246.
*) Der Bischof von Marseille Toussaint Forbin-Janson.
5) S. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 27. Dezember 1675, 10. und
19. Januar 1676 (Acta hist III, S. 244ff.).
% I. Brandenburg und Polen 1673—1670.
guten Teil ausgespülte Säule seines Vorfahren Boleslav Chrobry wieder auf-
zurichten. Beifolgend auch der ungereimte Artikel, l) den die preußischen Stande
der Reichstagsinstruktion eingerückt haben. So tun sich jetzt, wo Kf. so sehr
distrahiert ist, von allen Seiten Widrige hervor, es hat aber doch, wie er hört,
nach dem siegreichen Treffen bei Fehrbellin sehr nachgelassen und finden sich
wenigstens kluge Statisten, welche raten, man habe Kf. nicht zu hindern, der
Schweden Ilorn zu brechen, denn dann würden sie beiderseits Polen nicht
mehr formidabel sein können. Den Großpolen gibt er besonders zu verstehen,
daß, falls sie nicht verhüten, daß eine Diversion in Preußen gemacht werde,
Kf. ihr Land nicht im Kücken lassen, sondern sofort angreifen werde, sie be-
greifen es auch sehr wohl, nur wenige aber haben den Mut,1) zu widersprechen.
Die Ungarn suchen des Königs Protektion, auch der Fürst von Sieben-
bürgen korrespondiert mit dem Hofe eifrig.
Der Post8) halber soll der König vor seiner Ankunft überaus großen Unwillen
bezeugt haben, nicht, weil Kf. dieselbe über Berlin gehen läßt, sondern wegen
des übersetzten Porto. Ein Lot solle jetzt einen Ortstaler bis Hamburg zn stehen
kommen, während es früher über Stettin nur 3 Gr. poln. gekostet habe.
Der Kurfürst an Wiehert. D. Cüln an der Spree
25. Februar/[4. März] 1676.
[Auf eine Relation vom 16. Februar. Befehl, vorläufig v. Hoverbecks Stelle zu
vertreten. Zusage des Königs von Dänemark.]
März Er hat an den König und an einige wohlgesinnte Senatoren der französischen
und schwedischen Machinationen halber geschrieben. Die Briefe4) befinden sich
in beiliegendem, an v. Novcrbeck gerichteten Paket. Sollte derselbe5) nicht
mehr am Leben sein, so soll er (W.) das Packet öffnen und dasjenige verrichten,
*) Derselbe lautet: Pacta et foedera cum exteris et vicinis ex consensu totius
Reip. reassumantur. Ser. vero Elector Brand, ita demum ad recognitionem feudi
juxta pacta ßidgostiensia admittatur, si omnes ab utrinque controversiae complanatae
sint et in quibus exorbitatum fuit satisf actio praestetur, praeeipue vero ratione
exeintionis ci\ itatis Elbingeusis et fortalitii Drahimcnsis ex hypotheca, ratione distric-
tuum Leoburgensis et Butoviensis, trajeetuum, postae publicae. S. über diesen Land-
tag Lenguich VIII, S. 124ff.
2) S. den Bericht des französischen Agenten Bai uze vom 6. Februar 1676
(Acta bist III, S. 252).
*) 8. oben S. 87 f. 91.
4) Sic befinden sich nicht bei den Akten.
5) v. Ho verbeck war bald nach seiner Ankunft in Krakau schwerkrank geworden.
Schon während der Krönungsfeierlichkeit am 2. Februar war er, wie die Gesandten
des Danziger Rats diesem am 10. Februar berichten, in eine tiefe Ohnmacht gefall«
Wirkung der Schlacht bei Fehrbellin. Erkrankung t. HoTerbecks. 97
was darin demselben anbefohlen ist1) Da er in seiner Relation vorgeschlagen
hat, die Vornehmsten in den Palatinaten zu kaptieren und ihnen etwas zu
versprechen, so soll er die betreffenden Personen namhaft machen, sie inzwischen
durch gute Promessen animieren und versichern, daß Kf. sie seine Dankbarkeit
mit dem ehesten werde wirklich spüren lassen.
P. S. Er soll auch im Vertrauen zu Krakau ausbringen, Ef. hätte von
D&nemark die Versicherung, daß, falls man gegen ihn in Polen das geringste
tentieren sollte, der König alle nach und von Polen und Preußen gehenden Schiffe
anhalten und die commercia hemmen wollte.
v. Lehndorff*) an den Kurfürsten, s. 1. et d. [Gracau
1. März 1676.]3)
[Genesung v. Hoverbecks. Vorgänge auf dem Reichstage.]
Mit v. Ho v erb eck hat es sich sehr gebessert, die Ärzte geben Hoffnung 1. Man
auf völlige Genesung. Mit dem Reichstage4) läßt es sich etwas besser an,
der König dringt sehr darauf, daß er in 14 Tagen geendigt werden solle,
and will dann selbst wieder zu Felde ziehen. Die Senatoren haben ihre vota,
was noch nie geschehen, meistens schon vor Vergebung der Vakantien und
Chargen geendigt. Vorgestern hat5) Bonkofsky votiert und heftige Klage
und nur mit Mühe wieder zum Bewußtsein gebracht worden (bei Hofe, bemerken sie,
werde dieses pro singulari omine aufgenommen und geflissentlich Sorge getragen,
es durch die Zeitungen in der Welt zu verbreiten). Er selbst bittet am 17. Februar
den Kf., da er keinen Legationssekretär mitgenommen habe, ihm jemand zu schicken,
der ihm während seiner Leibesschwachheit bei der Anfertigung der Relationen helfen
könne, und schlägt Scultetus dazu vor. Diesem befiehlt darauf Kf. (d. Cöln
an der Spree 21. Februar/ [2. März] 167G), sich schleunigst nach Polen zu v. II o ver-
beck zu begeben und demselben an die Hand zu gehen.
') In dem Schreiben vom 25. Februar/[4. März] 1676 wird v. Hov. befohlen,
die beifolgenden Briefe an den König und an einige Senatoren abzugeben, das
Interesse des Kf. zu befördern und den Wohlgesinnten ein Gratial je nach ihrer
Stellung und ihrem Einfluß zu versprechen. An den preußischen Kammermeister
Büttner erläßt Kf. (d. Cüstrin 28. Februar/ [7. März] 1676) die Ordre, an Scultetus
und Wiehert 5000 Taler zu zahlen.
*) Legations-Marschall.
») S. Pufendorf 1. XIV, § 3 (S. 1036).
«) S. Zaluski I, S. 598f., 678f.
•) Nach dem Danziger Reichstagsrezeß erklärte der Woiwode von Pommerellen
Ba.kowki in der Sitzung vom 28. Februar, nachdem er von dem König aufgefordert
war, die Republik über die Unruhen in Danzig zu informieren, dazu hätte der Krieg
zwischen Schweden und Brandenburg den Anlaß gegeben. Als die Schweden nach'
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. ~
I. lirandenbnrg und Pole« 1673 — Hi7s»,
darüber geführt, daß Kf, die Völker Hfl PreuUeu habe über die Weichsel über-
führen lassen. Er nennt es Gewalt, hat dieses aber mit sehr elenden Gründen
ausgeführt, indem er hat gestehen müssen, dato Kf. zwar vermöge der pacta1} dazu
befugt sei, daß aber damals Polen mit Schweden Feind gewesen und jetzt die
Zeiten sich geändert hätten. Einige Kutan über die Herabsetzung der polnischen
Münzen auf ihren rechten Wert durch Kf* geklagt und gebeten, der König
mochte es mit dessen Münzen ebenso machen, andere haben auch vorgeschlagen,
die IlilfsvDIker von Kf, wieder 7.11 verlangen. Dil aber hat der Wohvode von
Kaiisch*) im Namen der Großpolen sehr wohl beantwortet, indem er darauf
hingewiesen, wie unvernünftig es sein wurde, von KL der selbst zu Felde wäre,
Hilfe zu erbitten, und er hat, als besonders dazu von seinen HiüterbHel
beauftragt, gebeten, der König mochte mit Kf. in gutem vertraulichen Vernehmen
verharren und die pacta renovieren, weil sonst sie, die Großpolen, die größte
Gefahr von des Kf. siegreichen Watten zu besorgen hätten,
Preußen hätten ziehen wollen, seien sie durch die Vorstellungen des Königs davon
abgehalten worden, hatten aber zur Gegenbedingung gemacht, daß Kf. *ie nicht
aus Preußen subsidib inkommodieren dürfe. Trotzdem und obwohl er vom König
gewarnt worden, Oeße der Kf. stet* Truppen aus Preußen marschieren, erzwinge
auch die Überfahrt über die Weichsel, was ihm nach den Fakten nicht zustände
(denn diese gestatteten ihm nur liberum traiectum, wenn dtf Feind communis sei).
Es stehe zu befürchten, daß hieraus ein grobes Feuer entstehen und sie unnötige
Gäste bekommen mochten* Ferner klagte er darüber, daß die Posten attaquiert und
dadurch der König und die Republik, den Regal dieses wäre, höchlich
beleidigt waren. Dieses hätte auch der Stadt Daneig und anderen sehr geschadet,
indem die Wechsel verloren und die Korrespondenz etliche Wochen fang zessiert
bitte* Diese Störung des Handels hatte dem gemeinen Mann iu Danzig Gelegenheit
gegeben, sich wider den Rat aufzulehnen, doch steckte dahinter noch etwas, das die
Nach baren geheim hielten. Dann klagte er auch über die kurfürstliche Münze, daran*
entstände Polen großer Nachteil, weil sie schlechter als früher und kaum 24 wert sei.
Aus dem allen könnte man schließen, wie Kf. ihnen nachstellte. Da derselbe auf
ullrrhand Weise den WTeg ad oecupandum portum et VistuJam bereitete, so sollte
mau dieses alles als eine Sache von großer Konsequenz erwägen. Die Gesandten
des Danziger Rats melden demselben am L März, BQkowski sei in seinem Votum
auf die Depauperation der Stadt gekommen, habe diese guten Teils dem Kf. bei-
gemessen und behauptet, ex depauperatione et defectu commerciorum et negotiorum
habe die Bürgerschaft, müßig lebend, angefangen, in den privilegiis et juribus zu
gl Li Kein, welche der Rat bei guten Zeiten sich arroßiert oder die Bürgerschaft per
inadvertenttam negligiert haben mochte. Daher sei der Zwiespalt in der Stadt ent-
standen, den zu heben der König sich möchte angelegen sein lassen.
*) Der Wehhmer Vertrag vom lfJ. September Hi57 bestimmt in § 14: CopiU
Regiis per Prussiam Ducalem quando opus fuerit iter patebit, sine maleficio tarnen,
noxa aut damno ullo incolarum — • Pariter liberum erit S. Serenitati Eh ejusque
posteris, Prussiae dueibus, eadem ratione et cautelis supramemoratis per Poloniam
aut Prussiam R egalem eopias militares ducere.
*) Johann 0 p a I i n s k i* Eine solche Erklärung desselben wird in dem Danziger
Reichstagsrezeß nicht erwähnt.
Anschuldigungen Bakowski's und der Strauch'schen Partei gegen Kf. 99
J. v. Hoverbeck an den Kurfhrsten. D. Cracau
10. März 1676.
[Umtriebe der französisch-schwedischen Partei. Bitte um Geld.]
Die französische und schwedische Partei prävaliert bei Hofe so, daß eine 10. Mär
Diversion sowohl in Preußen als anch in der Mark unfehlbar zu gewarten ist.
Man hat dagegen durch treue Patrioten getan, was möglich ist, auch soviel
geschafft, daß es publico nomine wohl nicht geschehen wird. Man prätendiert
von Kf. Hilfe vigore pactorum, obgleich Kf. solche in einem Kriege nur einmal,
und zwar auf Unterhalt der Republik zu leisten schuldig und es ungereimt
ist, die Erneuerung der Pakten zu diffikultieren und doch auf Grund derselben
Hilfe zu begehren. Die Strauch'sche Faktion in Danzig sucht1) den Ständen
beizubringen, als wenn Kf. sich der Stadt zu bemächtigen suchte und zu dem
Zweck den Obersten v. Flemming2) durch allerhand Ränke daselbst in Dienst
gebracht hätte.
Alles ist hier dreimal so teuer wie in Warschau, er will daher den größten
Teil der Kavaliere zurückschicken, trotzdem wird er mit dem vorhandenen Gel de
nicht auskommen, bittet daher, ihm schleunigst weiteres zu schicken.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 6./16. März 1676.
[Scultetus' Sendung. Bajcowski zu machende Vorstellungen.]
Freude über seine Besserung. Scultetus, den er geschickt hat, wird IG. Mär;
ihn ausfuhrlich informieren. Vornehmlich wird nötig sein an diejenigen, welche
wohl für Kf. votiert haben, seinen Dank abzustatten und sie seiner Dankbarkeit
durch gewisse Versprechen zu versichern.
>) Kf. hatte schon (d. Cöln 20. Februar/ 1. März 1G7G) v. H. beauftragt, dem
von dem tumultuierenden Pöbel in Danzig ausgesprengten Gerücht, er stände mit
Leuten in der Stadt in Unterhandlung, daß sie ihm dieselbe in die Hände spielen
sollten, zu widersprechen und Bestrafung der autores zu verlangen.
*) Der früher im Dienst des Kf. befindliche Oberst Heino Henrich v. Fleming
war mit Zustimmung desselben schon im April 1675 in den Dienst der Stadt Danzig
getreten und war Kommandant der Truppen derselben geworden. Das hatte Argwohn
sowohl in der Stadt als auch in Polen erregt, und dieser war ebendamals noch
dadurch vermehrt worden, daß v. Fleming sich mit Erlaubnis des Rates aus der
Stadt entfernt und nach dem Herzogtum Preußen begeben hatte. Die Gesandten
des Danziger Rats berichten demselben 28. Februar 1676, Ba^kowski hätte sie
deswegen im Auftrage des Königs zur Rede gestellt, sie hätten geantwortet, ihres
100 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
P. S. Er hat mit Befremden vernommen, wie hart und feindlich sich
Bc-jkowski1) in seinem voto gegen ihn geäußert hat. Was derselbe ihm zur
Last gelegt hat, ist falsch, bei Überführung seiner Völker ist durchaus keine
Gewalt gebraucht worden und die pacta gestatten nicht nur in dem Falle, da
man einen communem hoste m hat, den Durchzug. H. soll ihm dieses vorstellen,
ihm anzeigen, daß Kf. sich zu ihm als seinem nächsten Nachbaren eines besseren
versehen hätte und hoffte, er werde die Freundschaft zwischen beiden Reichen,
die durch dergleichen einseitige und unbegründete interpretationes pactorum
gestört werden müßte, zu erhalten suchen.2)
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cracau
11./21. März 1676.
[Zustand v. Hoverbecks. Beratung über die zu ergreifenden Maßregeln. Vorgänge
auf dem Reichstag. Mitteilungen des K. G. Kanzlers.]
21. März Er ist gestern vormittag hier angekommen und hat v. Hoverbeck in
etwas besserem Zustande vorgefunden. Was etwa pro statu praesenti zu tun,
damit nichts Widriges in die Reichstagskonstitution gebracht werde, ist heute
bei demselben von Morstin, Wiehert und ihm überlegt worden und sie haben
beschlossen, auf die an Büttner assignierte Summe3) den ersten Wechsel an
den Kaufmann Formund, der sich zu Königsberg aufhält, zu ziehen.
Wissens sei Fleming nicht im Auftrage des Rats, sondern in seinen eigenen
Angelegenheiten, um mit den in seinen Gütern einquartierten Soldaten zu verhandeln,
verreist, und sie hätten es dahin gebracht, daß er ihrem Bericht getraut, den Gegen-
bericht für erdichtet gehalten und ihnen erzählt hätte, ihm sei von denselben Leuten
gemeldet worden, daß auf 5 oder 6 Meilen vor Danzig etliche tausend Mann Branden-
burger in die Winterquartiere verteilt lägen, wovon er durch seine Freunde nichts
erfahren hätte. Dieses Gerücht sei aber doch dazu benutzt worden, um den Rat
beim Könige zu . verdächtigen.
») S. oben S. 97 f.
*) Am 8./18. März 1676 richtet Kf. Schreiben an den Primas, die Bischöfe
von Ermland und Kulm und andere Wohlgesinnte im König]. Preußen, in denen er
Beschwerde über den französischen und den schwedischen Gesandten führt, welche
die ganze Republik gegen ihn aufzureizen oder wenigstens das Heer zur Bildung
einer Konföderation gegen ihn, in der Hoffnung, das Herzogtum Preußen zu plündern,
anzutreiben suchten, ferner über Ba.kowski, der auf dem Reichstage in heftiger
Rede gegen ihn losgefahren sei und unwahre Beschuldigungen gegen ihn erhoben
habe. Er bittet sie, solche Machinationen zu vereiteln, Bqkowski von weiteren
Anschuldigungen gegen ihn abzuhalten und dahin zu wirken, daß die Friedensstörer,
jene beiden Gesandten, aus Polen vertrieben wurden.
2) S. oben S. 97.
Scultetus in Cracau. Machinationen der Feinde des Kf. 101
Der Reichstag wird1) sich wohl bis Ostern verschleppen, man verhandelt
noch immer aber den Vergleich der beiden litauischen Feldherro, wozu sich
aber Progreese noch schlecht spüren lassen. Es kann auch wohl sein, daß es
vom Konig selbst mehr impediert als befordert wird.
Er hat bisher nur den K. G. Kanzler und den Kastellan von Posen
besucht. Letzterer erklärte sich alles guten gegen Kf.. wollte aber ad particularia
nnd vom Intent des Hofes sich im geringsten nicht bloß geben. Der K.G. Kanzler
aber gab zu verstehen, daß er sich in den König nicht richten könne, er traktiere
alle durch die Bank sehr höflich und habe doch zu keinem fast eine Konfidenz,
schriebe alles seinem eigenen Esprit zu und es stände zu besorgen, daß er sich
eben hierdurch die Feindschaft der Republik auf den Hals ziehen werde. Er
und die meisten anderen Senatoren hätten beim König inständig angehalten
und urgierten auch noch, daß man die Pacta mit allen Nachbaren konfirmieren
und die Republik in diesen auswärtigen Krieg nicht einflechten möchte, wozu
sich der König wohl auch werde willig finden lassen.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cracau
18./28. März 1676.2)
[Machinationen des Hofes gegen Kf. Günstige Erklärungen Krzycki's, Breza's, des
K. G. Kanzlers und des Bischofs von Krakau. Die Danziger Händel.
Zustand v. Hoverbecks.]
— Daß — der Hof allerhand Practiken kegen E. Chf. D. und auch 28. Mär
woll den Kayser anzuspinnen and also Franckreich und Schweden Luft
zu machen suchet, ist mehr denn allzu gewiß. Die größte Sorge bestehet
jetzo darinnen, wie sie E. Chf. D. von der Belagerung vor Stettin ab-
halten oder doch zum wenigsten eine Diversion dabei machen möchten.
Zu dem Ende dann der König Putzke unter dem Praetext, ob handle
der Fürst Rad ziwil dem Sawatzki*) sein Recht darauf ab, an sich zu
>) Die Gesandten des Danziger Rates berichten diesem am 15. März, die Hoffnung
auf eine gütliche Beilegung des Streites der beiden litauischen Feldherren sei infolge
der Hartnäckigkeit beider sehr gesunken und es gewinne den Anschein, als ob sie
es ad extrema kommen lassen und daß darüber der Reichstag Gefahr laufen werde,
falls nicht der König ein zureichendes Mittel zur Beilegung dieser Streitigkeiten finden
und so den Reichstag etiam cum prolongatione retten werde. — Am 28. März fand
wirklich die Aussöhnung beider Feldherren im Reichstage statt
*) Zum großen Teil in Ziffern. S. Pufendorf 1. XIV, § 4 (S. 1037).
*) Kasimir Zawadzki, Starost von Putzig. Über die schon seit längerer Zeit
von Sobieski mit dem Danziger Rat wegen Erwerbung der Starostei Putzig
10g Tt Brandenburg und Pulen 1673—1679.
bringen suchet Es hat sich auch noch vor wenig Tagen der König ver-
lieh men lassen, wie es doch käme, daß die Mal content en in Preußen mit
ihren gravaminibus nicht einkämen. Und ob man zwar viel praepara-
toria KU Contintiinmg des Türkenlmegs machet und zu Werbung frischer
Völker große contributiones zu willigen von der Republik begehrt, so
tractirt man1) doch heimlich den Frieden so viel möglich durch den
Forsten in der Moldau. VViewoll ihrer viel seind, die da schwerlich
glauben wollen, daß diesen Sommer noch was draus werden würde, und
daß Franckreich nur solche Rodemontaden mache und der Republik da?
Maul zu schließen suche. Es laufe aber mit dem Frieden, wie es wolle,
so meinen doch etliche gute Patrioten, so E. Chf. D, noch wohl wollen,
daß es sehr gut sein würde, wann K Chf. D. sich Stettins je eher je
lieber bemächtigen könnten. So möchten sich vielleicht viel Sachen bei
diesem Hofe ändern, zumal der König sowohl gegen den französischen
Gesandten als auch den schwedischen zum oftcrn gedenken soll, mit Ver-
lierung Wismars hätten sie Pommern in die größte Gefahr gesetzt, wann
aber Stettin im Frühjahr überginge, so stünde ihnen schwerlich zu helfen.
Damit aber der Hof allemal nach Belieben Ursach mit E»Ghf, D; au
zerfallen haben möge, suchet man3) in der Constitution ratione confir-
gefährten Verhandlungen s. Ilirscb, Zur Geschichte der polnischen Königswahl von
1674, 8, 114. Am 13, März laßt der König, wie die Danziger Gesandten dem Rat der
Stadt an demselben Tage berichten, durch die Woiwoden von Kulm und Pommerellen
diese Verhandlungen mit ihnen wieder anknüpfen, er verlangt, daß ihm die Stadt die
Starostei mit dem Recht, welches sie besessen, noch in diesem Frühjahr abtrete,
erbietet sich dafür die schon früher angebotene Summe von 80 000 FL zu stahlen,
erwartet aber, daß die Stadt davon etwas ablassen werde, wofür ihr anderweitige
Vergünstigungen und Gnadenbeweise in Aussicht gestellt werden. Die Gesandten
nehmen, weil darauf nicht instruiert, die Sache nur ad referendum.
!) S. den Bericht des Bischofs von Marseille vom 2. März 1676 (Acta bist
III, S. 2i)5),
*) Nach dem Dan % ige r Reich st agsrezefl erklärt in der Sitzung vom 24. März der
U. Kämmerer von Kaiisch Krzjcki bei Gelegenheit der Beratung über die zu
bewilligenden Kontributionen, vor allem sollte conlirmatio pactorum cum vicinis
principibüs verlesen werden, worin ihm seine Kollegen, die anderen großpolnischen
bandboten, sekundieren. Am 28. März beantragt der Landbotenmarschall Verlesung
einer über diesen Gegenstand abgefaßten Konstitution, Dem widerspricht aber Zawacki
und erklärt, erst müßten die Streitigkeiten mit dem Kurfürsten von Brandenburg
wegen Draheims, der Überfahrt über die Weichsel usw. abgetan werden. Am
80, März wird beantragt, diese Konstitution bis zum Erscheinen der durch Privat-
lUftioilftn abgehaltenen Litauer *ra Reichstage auszustellen. Diese Gelegenheit benutzt
der Primas, um gegen Kf. Joszuziehen, derselbe hätte auf dem letzten Reichstage
liberam elcetionera dadurch gekränkt, daß er sich unterstanden, suffragtum per
Machinationen gegen die Bestätigung der Pakten.
103
matiouis pactorum die schädliche (lausuleo hinan zu flicken, salvis Hei-
publicae practensionibus, wie wohl bereite etliche Laud boten angestiftet
sein, hierin keinesweges zu willigen* Dem Succamerario Calistenäi
Krsycki item dem Breza haben wir Versicherung getan, daß ich au«
der Mark bald nach dem Reichstag zu ihnen kämmen und ihnen une
Discretion von wegen E. CM* D. bringen werde, wessen sie wohl zufrieden,
wohin auch der K. G. Kanzler mit seiner Pension von uns gewiesen
worden, welcher bis an sein Ende beständig über die pacta zu halten
verspricht.
Auch der Bischof von Krafcau, den er gestern besucht hat, versieh er tf\
wie er geholfen den Frieden zwischen Kf. und Polen zu Bromberg zu machen,
so müßte er auch jetzt daroh halten, daü derselbe unverletzt bliebe. Er fragte.
ob Kf. nicht auf Ansuchen des Königs wieder die Au.vUiarvoIker schicken werde,
und erwiderte auf seine Antwort, Kf. wäre jetzt selbst in Krieg verwickelt md
könnte wohl keine Völker schicken, davon stände in den jiaetis nichts daß KL
in solchem Falte nicht zur Hilfeleistung verpflichtet sein sollte. Er hat nur
geantwortet Kf. werde schon seine Resolution dem Pater Hacki erteilen.
Mit den Strauch sehen Handeln in Danzig ist es bereits dabin gediehen,')
daß sich vier Deputierte von den Gewerken hier befinden und dem König eine
Supplikation unerreicht haben, worin der König gebeten wird, dem Magistrat
die Privilegien nicht eher zu kenfirmieren, bis er alles wieder in den Stand
v. hednlam einzugeben (s. oben S. 67), er suchte priinus et proxiraus Senator ;i rege
zu sein, verweigerte ihm den ihm gebührenden Titel, nennte sich supreraum dominum
Prussiae. fiele der Ritterschaft in Preußen wegen der Religion schwer, hätte sich
wegen Draheim, der Oberfahrt usw. zu verantworten. Diese Prätentionen und
Dinerentien müßten durch eine Kommission gehoben werden. Dagegen bemerkt
der Bbchof von Krakau, solche DiJTerentien seien per meiüatores abzutun, und rät,
alles bonis modts zu stillen. Der Primas erwidert, seine Meinung sei nicht, iafl
mau dem Kf, die pacta gar nicht bestätigen solle, sondern daß man bei der Konfirmation
eine K rv ansetze. Die pacta mit anderen Potentaten» wie mit dem Kaiser,
könnte man konfirmieren, die mit Kf, hernach k pari. Dem widerspricht aber der
Palatin von Lublin Rey, man solle niemand offendieren, houor Reipuhlicae erfordere
zwar, mit Kf. wegen Draheim, der Entführung Kalcksteins usw. zu ex postulieren, aber
»d gute Nachbarschaft und Freundschaft, besonders hoc statu, das sicherste
und beste, Zawucki ersucht dann wieder den König, die pacta mit Kf. nicht vor
Beilegung aller Streitigkeiten zu bestätigen* Am 31. März iurzynski ;m*
t »rohpolen confirtnatiouem pactorum cum e^ternis und Ansetzung von comitia exorbi-
taatiartmi, droht, sonst in keine Kontributionen zu willigen. Auch der Bischof von
Kr» kau rät dem König, um den Großpolen ihre Besorgnisse zu nehmen, pacta more
ramioruni zu konfirmieren. Der König läßt ibu durch den Schatztneiser versichern,
nah dieses geschehen solle, er teilt dieses Gurzynski mit und beruhigt ihn so.
Hirsch, Der U rolle Kurfürst und Dr. Aegidius Strauch (Zeitschrift im
-^reutfiseben Ueschichtsvcreins XL VII), S. 212.
104 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
gesetzt, wie es tempore incorporationis gewesen, welches man hier gerne hört
und angenommen. Die elenden Leute verstehen nicht, was sie bitten, denn zur
Zeit der Inkorporation waren alle Kirchen in Danzig päbstisch. Da die Kom-
mission was abwerfen kann, drängen sich viele danach, man meint aber, daß
der König bald nach dem Schluß des Reichstages selbst nach Preußen und in
specie deshalb nach Danzig gehen werde.
Mit v. Hoverbeck ist es soweit, daß er ein wenig aufstehen kann, doch
verbieten die medici, daß man ihm von verdrießlichen Dingen was sage. Er
wird aber selbst an Kf. schreiben.
Punkte,1) welche Hacki2) vorgebracht hat. März 1676.
1. notificatio coronationis.
2. subsidiorum non huius anni tantum sed et praeteriti postulationem.
3. Regiae postae gravamina et remediura.*)
4. exercitiuin religionis Catholicae4) in Ducatu Prnssiae iuxta pacta
anni 1611 et Bydgostiae inita.
!) Aufzeichnung von v. Somnitz's Hand. Derselbe bemerkt am Rande:
„Dieses hat der Abgesandte bei einer Conferenz ä part fürgebracht und hat er begehrt,
es mochte ihm die Antwort schriftlich nur von mir erteilet werden, wie auch geschehen.
Dabei ist auch wegen der Kirchen im Birsischen Erinnerung geschehen, wovon bei-
gehendes Memorial redet."
2) Michael Hacki, Abt von Colbatz, Almosenier und Sekretär des Königs.
Das Kreditiv König Johanns für ihn ist Krakau 7. März 1676 datiert Scultetus
schreibt aus Breslau 5./15. März 1676, er sei heute früh in Neumark in dem Post-
hause mit dem ihm wohl bekannten Pater Hacki, einem olivischen Mönch, der sich
jetzt für den Almosenier des Königs ausgebe, zusammengetroffen. Derselbe habe
zwar behauptet, er sei nur aus zwei Ursachen zu Kf. geschickt, wegen neuer Subsidien
und um Beschwerde wegen der großen Exorbitantien beim Danziger Postwesen zu
führen, doch habe er aus seinen Reden penetrieren können, daß er eigentlich von
dem militärischen Estat des Kf. und ob demselben Ernst sei, in diesem Frühjahr mit
einer so großeu Force, als man spargiert, Stettin anzugreifen, Erkundigung einziehen
solle. S. über dessen Sendung Pufendorf 1. XIV, § 5 (S. 1038).
3) Darüber handelt eingehend ein Memorial Hacki's. Es wird darin Beschwerde
darüber geführt, daß die mit König Johann Kasimir in betreff der Postbeförderung
über Danzig getroffenen Vereinbarungen (s. Urk. u. Akt. XI. S. 6ff.) jetzt ganzlich
umgewälzt seien, und erklärt, der König wolle zugeben, daß die Briefe von Hamburg
nach Danzig und umgekehrt über Berlin befördert würden, aber unter der Bedingung,
daß es auf dieselbe Weise wie früher über Stettin, mit derselben Sicherheit und
Schnelligkeit und für denselben Preis von 6 Gr. für das Lot geschehe.
*) Auch hierüber und über die folgenden Punkte handelt Hacki's Memorial
ausführlicher.
Sendung Hacki's. 105
5. intercessio pro Comite Schüben, ut multa remittatur et decre-
tum contra ipsnm latam cassetnr et nihil tale in posterum (iat.
6. Conversis nuper ad religionem ut libertatem relinquat S. S. E.
7. nt conversi praedicantes in suis parochiis permaneant, fruantur
beneficiis, administrent sacramenta — nee citentur religionis causa ad
consistoria nee ad Regimen.
Ut nobiles gaudeant übertäte conscientiarum sicut et cives, ut in
pactis 1611 et Bydgostiae provisum.
8. Ut catholici nobiles — iura patronatus habeant et retineant sine
consistoriorum perturbatione, ut templa nova possint erigere et oratoria
illaque dotare nee inde exturbentur.
9. Patres Societatis commendat Suae Serenitati EL, qui sunt in
missionibus ibidem, ut Pater Wobbe cum duobus soeiis ad templum
Sackeimense et Pater Sigm. Marquard, quod honorem Suae Serenitatis
tuentur et atheismum impediunt, ad quem multi inclinant.
Der Kurfürst an" den König von Polen. D. Coloniae
ad Spream 13./[23.]. März 167G.
[Auf das Schreiben vom 7. März l) und die Proposition Hacki'ä. Vorläufige
Unmöglichkeit der Hilfesendung.]
Die seinen eigenen Landen drohende Gefahr macht es ihm unmöglich, 23. März
die von dem Konige begehrte Hilfe gegen die Türken zu leisten. Durch die
bisherige Hilfeleistung hat er weit mehr getan, als wozu er dnreh die Pakten
verpflichtet wäre. Bei der Gefahr, welche ihm sowohl am Rhein von den
Franzosen als auch im Norden von den Schweden droht, bedarf er mehr der
Hilfe des Königs, als daß er diesem solche gewähren könnte. Sobald er aber
freie Hände haben wird, will er demselben solche Hilfe leisten, daß daraus
seine Begierde, dem Könige und der Republik beizustehen, erhellen wird.')
') Dasselbe enthält nur die Beglaubigung Hackfs.
*) In einem zweiten Schreiben von demselben Datum dankt Kf. dem König für
die Sendung Hacki's, beglückwünscht ihn zur Krönung und wünscht ihm weitere
Erfolge. In betreff der Religionsbeschwerden wird ihm folgende Resolution mitgegeben:
I. Quae de ezercitio religionis catholicae in Ducatu Prussiae Electoralis, de iis,
qui nuper ad catholicam religionem accesserunt tarn Praedicantibus quam Nobilibus
tum quoque Civibus, de iure patronatus novisque templis erigendis et oratoriis,
denique de Patribus Societatis a Rev. et Exe. Ablegato proposita sunt ad ea S. Elector
Brandenburgicus respondere iussit, quod quemadmodum de iis omnibus in pactis
106 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. Ü. Cracau
7. April 1676.
[Gegenbeui ühungen gegen ungünstige Reichstagskonstitutionen. Die beiden Pac]
7. April Den Bemühungen der französischen und schwedischen Partei, etwas in die
Konstitntionen zu bringen, das den Schein hätte, als ob die Stände zugestimmt
hätten, daß der König Schweden zu gefallen eine Diversion in des Kf. Lande
mache, wird nach Möglichkeit entgegengearbeitet, aber mehrenteils unter der
Hand, weil in publico solches zu tun sich fast niemand erkühnen will, außer
Kritzki und Breza, die deswegen auch sehr sauer angesehen werden. So
große Furcht haben die Stände vor diesem Könige und ist Sigismundi III.
Autorität nach fünf und vierzigjähriger Regierung dieser nicht gleich gewesen,
die kaum soviel Tage gedauert. Es wird durchgehends and fast ohne Sehen
gesprochen, man müsse mit dem Türken quibuseunque conditionibus schließen
Bidgostiensibus, quibus priora hanc rem concernentia confirmantur, prolixe cautum,
S. Serenitatem E. id egisse semper et acturam deineeps, ut dictis pactis satisfiat,
nee quiequam aliud desideraturam putat S. R. Maiestatem Poloniae.
IL Mulcta Domino Comiti deSchlieben a iudicio tribunalitio ßorussiae Ducalis
ex vadio Conventionali partibus auditis dietata est, et cum liquido sie non constet ex
Actis, an illa eam sibi petentibus assignata sit, iubebit S. Serenitas E. Regimen Suura
Prussicum ut referat, quo in statu .res illa sit, atque ita de ea disponet, ut S. R.
Maiestas inde Studium S. Serenitatis E. Eidem gratificandi intelligat.
III. Rogatur S. Exe. meminisse velit quae de templo prope Birzam a Nobili
quodam Curlandico nomine Berns pro Catholicis contra reeeptam illius loci obser-
vantiam extrueto Eidem proposita sunt, et quemadmodum compellata fuerit S. R.
Maiestatem humillime rogare, ut attentatum illud corrigere et iura loci illius sarta
teeta conservare ac clementissime tueri dignetur.
In betreff der Postangelegenheit erhält II. folgende von M. Mathias verfaßte,
von v. Somnitz mit Zusätzen versehene Information:
1. Das Postfelleisen ist in Damm von der Postkalescbe fortgekommen und dort
nachher wiedergefunden worden, also in einer schwedischen Stadt und Garnison,
die Kurfürstlichen haben also daran keine Schuld.
2. Die Posten von Stettin nach Vorpommern, Mecklenburg und Hamburg werden
nicht durch Kurfürstl. Postbedientc bestellt, dortige Ungehörigkeiten also fallen diesen
nicht zur Last.
3. Die Sperrung der Kommerzien und auch aller Korrespondenz nach Stettin
ist auf Grund eines Reichsschlusses 'geschehen. Das Briefporto von Danzig nach
Stettin und Berlin ist nicht erhöht worden.
4. Auf der Danzigcr Kommission ist versprochen worden, Briefe zwischen Danzig
und Stettin für 6 Gr. poln. das Lot zu liefern. Das kann aber nicht auf die kurf.
Postämter zu Berlin und weiter verstanden werden, zumal in diesen* Kriegszeiten,
wo nachzusehen ist, was an Feinde oder Freunde lautet und nach dem Reichsschluß
passieren darf oder nicht. Ferner müssen, wie sonst immer geschehen, die Briefe
Erwiderung auf die polnischen Beschwerden. Die Konstitution wegen der Pakteu. 107
und sich seines Schadens bei den Nachbaren erholen, besonders bei Kl'., der
von seinen Alliierten keine Hilfe zu erwarten habe und dessen Herzogtum Preußen
■ außer Verfassung sei. Auch Fremde sprechen davon, denen sich der Hof ohne
Zweifel anvertraut hat, so hat der k. bakische Gesandte Baron Kl eis! fif
seiner Abreise gegen einen vertrauten Freund erwähnt, Kf. mochte sich ja
Iin rechte Verfassung stellen, er wollte zwar die Partikular] täten nicht sagen.
man konnte aber leicht abnehmen, worauf er zielte.
Daß auf eine Konstitution wegen Konfirmation der Pakten und Eliminierung
der von dem Primas und anderen dabei gefügten Klauseln l) gedrungen wird,
hat der Konig sehr hoch empfunden, und da ihm die Meinung beiiic bracht
worden ist, als wenn dieses von ihm herkäme, hat er ihm durch Galecki
vorwerfen lassen, daß er ihn präteriert und zwei grottpolnische Landboten
angestiftet hätte, um ihm Verdruß zu tun. Er hat darauf erwidert, Kf. bedürfte
nicht einer reiehstagL'en Konfirmation der Pakten, die perpctua wären, und er
bitte daher, um auch nicht den Schein zu erwecken, als wären sie in Zweifel
gezogen worden, deswegen keine Ansuchunir getan, die Großpolen handelten
nur aus eigenem Antriebe, um sich in Sicherheit zu setzen, die Beschwöre n-
der Pakten, welche nur den König und Kf* anginge, werde er schon zu seiner
Zeit gebührend suchen. Auch die Beschwerde, daß Kf*3) den König hei
I Gelegenheit des Durchzuges seiner Truppen bei dem Könige von England und
den G. Staaten verklagt und daß diese in ihren Schreiben harte Worte gebraucht
bitten, hat er zurückgewiesen.
Nach vielem Debattieren über die Konstitution, welche die Stande zu ihrer
Versicherung, daß sie nicht mit den Nachbaren in Kriege emgefl richten würden,
haben wollen, hat der Konig das unter Konig Johann Casimir gemachte
Formolar, daß er die pacta foedera mit den Nachbaren ex senatus consnlto er-
neuern wolle, angenommen. Da diese Klausel aber sehr bedenklich ist, so ist
dagegen vorgestellt worden, daß jetzt die Dinge ganz anders llgen als damals.
einzeln taxiert werden, nicht in versiegelten Beuteln. Es kann nicht gefordert werden,
Idaß für einen Brief von Wutzkau bis Berlin (4S Meilen) nur das Stettinische Porto
gezahlt werde, *uraal das Öauziger Postamt für die 8 Meilen von Daniig bis Wttlzkau
3 Gr. poln. nimmt; es ist daher nicht unbillig, daß far einen Brief von Wutikau his
Berlin 12 und bis Hamburg (SO Meilen) Kl Gr. poln. gezahlt werde.
Dali die Briefe von Danzig nach Hamburg über Berlin gehen milchten, darum
bat das Danziger Postamt selbst zuerst angebalten. Dazu die Bemerkung: „ Diese
tiegeninfonnalion wird nur dem K. Poln* IL Gesandten zu Ehren erteilet, dem Postamt
zu Uanzig aber, als welches den Postämtern im Römischen Reiche nichts vorzuschreiben
bat, hiedurch [nicht] das geringste eingeräumt, sondern es wird vielmehr, im Fall das Post-
amt tu Daozig sich gelüsten lassen sollte, die Postämter im UVmiisolien Reiche weiter mit
dergleichen anzüglichen Schmähschriften zu gramen, dem Fisko der Weg Rechtens
ex lege diffaraari vorbehalten."
') S. oben S. 1031 und die Relation des Bischofs von Marseille vom 29. März
1**76 (Acta hl« tili, 8*255).
& oben & 89.
108 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
Auf seine Vorstellungen wegen der geforderten Hilfstruppen wird wenig geachtet.
Da die meisten Ef. aggravieren möchten und lieber sähen, daß er die Hilfs-
truppen versagte, so wäre zu wünschen, daß man einige Hoffnung machen konnte,
der Republik, wenn nicht in diesem Stück, doch auf andere Weise zu will-
fahren, da Hacki's1) Relation die Gemüter sehr alteriert hat.
Dem litauischen G. Kanzler Pac hat er, da er es seines Zustandes halber
nicht selbst tun konnte, durch Wiehert des Kf. Interessen rekommendieren
lassen. Das Haus ist aber jetzt nicht imstande, dem König zu opponieren, zumal
der Hof und Fürst Michael Radzivil gegen sie starker sind, er will ihn aber
doch anderweit sondieren und seines Rates pflegen. Der litauische G. Feldherr
Pac hat dem Kaiserlichen zu erkennen gegeben, daß er mittels einer Summe
von 100000 Gulden poln. seine Armee von 7000 Mann zusammenhalten könnte.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Cracau
17. April 1676.
[Bescheid wegen der Renovation der Pakten. Feindliche Absichten des Königs gegen Kf.]
17. April Auf sein Memorial2) wegen Renovation der Pakten hat der Konig heute
durch den U. Kanzler den Bescheid erteilen lassen, er werde sich darauf nicht
erklären und auch sonst auf nichts einlassen, bis Skoraszewski zurückkommen
werde, von dessen Verrichtung werde alles dependieren. *)
Daß der Krieg wider E. Chf. D. resolviret sei, dabei find ich den
Umständen nach ganz kein Zweifel; bleibet es nach bis dahin, daß mit
dem Türken geschlossen werde, wirds ein groß Glück sein. Wann aber
solches erfolgt, hat man sich keines andern zu versehen, als daß mit
aller Macht gegen E. Chf. D. zu agiren werde getrachtet werden. Indessen
dürfte man doch unterm Namen Franckreich oder Schweden Sie suchen
zu gefahren. Maßen der Marquis de Bethune bei seiner Anwesenheit
alhier im Lande Obristen, die ich weiß, angesprochen, sie möchten ihm
Officircr zuweisen, welche zu seines Königs Dienst Völker werben wollten. —
») S. oben S. 104 ff.
*) II. hatte 12. April 1676 berichtet, daß er, da der Konig sich darüber beklagt
habe, er werde von Kf. und dessen Ministern verächtlich behandelt, indem sie die
Renovation der Pakten nicht bei ihm suchten, deswegen ein Memorial übergeben habe.
*) H. berichtet 24. April 1676, obwohl eigentlich die Lehnsrekognition auf die
Renovation der Pakten folgen solle, habe er doch, damit dem Kf. nicht vorgeworfen
werden könne, daß sein Gesandter sich deswegen nicht einmal angemeldet habe,
ein darauf bezügliches Memorial durch Wiehert übergeben lassen.
Feindliche Absichten des Königs. Ratschläge der Wohlgesinnten. 109
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Breslau
8./18. April 1676.
[Bevorstehende Abreise des Hofes. Sendung Skoraszewski's. Rat Pac's, den Kaiser
zu Gegenmaßregeln gegen die feindlichen Absichten des Hofes zu veranlassen. Gespräch
mit den Danziger Gesandten. Verhandlungen mit dem Erzbischof. Absicht des
K. G. Kanzlers, auf dem großpolnischen Seymik für die Erneuerung der Pakten
zu wirken.]
Bei seiner Abreise von Krakau vor fünf Tagen wurde zu des Königs Auf- 18. April
brach alles fertig gehalten, niemand aber wußte zu sagen, wohin derselbe eigent-
lich zu gehen gedächte, doch vermutet man, l) er werde über Czenstochau nach
Warschau and von dort nach der Hochzeit des K. G. Marschalls') mit der
Tochter des 0. Kämmerers Grafen Don hoff nach Danzig reisen, falls er nicht
durch Nachrichten vom frühen Feldzug der Türken daran verhindert werden sollte.
Auf Skoraszewski's1) Tun und Treiben raten die dem Kf. Wohlgesinnten
wohl acht zn geben, da er mehr ein Spion als ein Gesandter sein würde. Nicht
allein der K. G. Kanzler und die Bischöfe von Krakau und Ermland, sondern
auch der litauische G. Feldherr Pac mahnen dringend, Kf. möchte dem König
den Prätext zur Ruptur nehmen, anstatt der Völker Geld versprechen und in
dem Postwesen soviel möglich fügen, dadurch werde er Zeit gewinnen, die Er-
oberung Stettins in die Hand zu nehmen. Pac riet auch, da der hiesige kaiser-
liche Gesandte wenig darauf achtete, so möchte vom Hofe des Kf. aus dem
Kaiser vorgestellt werden, daß man nicht allein mit dem Türken gewiß Frieden
machen und denselben gegen Ungarn zu agieren anhetzen, sondern auch dem
Moskowiter durch die Tatern was zu schaffen geben und eine Separation zwischen
dem Kaiser und Kf. zu machen suchen werde; es möchte dabei erinnert werden,
daß von dort aus zu Beibehaltung des Favors der litauischen Armee etwas Geld
geschickt werde.
Die Abgesandten des Danziger Rats karessiert der französische Gesandte
sehr and versichert, wenn sie sich dem König mit Abtretung von Putzig und einigen
anderen geringen Dingen mehr fügen wollten, sollte ihre Sache wider den Pöbel
bald gut werden, sein König werde sie dann gegen alle ihre Feinde schützen.
Auf die Nachricht davon hat v. Ho verbeck ihn veranlaßt, die Gesandten zu
besuchen und zu sondieren, was sie wegen Putzig tun würden. Er hat sie alle
drei sehr perplex gefunden und aus ihren Diskursen ersehen, sie würden sich
hierin dem König wohl akkommodieren müssen, wenn sie nur sicher sein könnten,
') Auch die Danziger Gesandten melden dem Rat am 11. April 1676, man
glaube allgemein, daß der König nach Preußen reisen werde, zumal da er selbst in
dem consilium postcomitiale erklärt habe, er gedenke die Danziger Angelegenheit
extrajudicialiter zu entscheiden und er würde wohl sich persönlich dortbin begeben.
*) Stanislaus Lubomirski.
*) Über die schon im April beabsichtigte Gesandtschaft desselben zu Kf. s. unten.
110
I. Brandenburg und Polen I G?a— 1679,
daß er nicht noch mehr forcierte* Iter SuKsyndikus Stodert, den er, als er
ihm die Gegen visite machte, warnte, erwiderte ibin, sie wüßten wohl, worum es
sich bei der Forderung wegen Putzig handelte, sie wären aber jetzt wegen der
von Strauch angerichteten Unruhe nicht imstande, sie abzuschlagen, Sie
fürchteten am meisten, es dürfte bei Putzig allein nicht bleiben, es wäre ihnen
bereits insgeheim gestochen worden, der König würde auch die Scharpau ')
prätendieren, wodurch ihr Handel mit KouigdMlg gänzlich gehemmt werden
könnte. Außerdem fürchteten sie, wenn der König herankommen und gegen
Kl in PrenÜen etwas Feindliches tentieren sollte, so würde er sie um Darlehnupg
ihrer Artillerie ansprechen und so zu disar mieten suchen. Der gemeine Mann
würde, wenn der König nur eine Miene machte, daß er ihnen den Strauch
wiederum schaffen wollte, zu allem ja sagen und helfen, daß des Rates Autorität
geschwächt würde. Er hat darauf geraten, sie mochten doch dem Volke etwas
nachgeben und sich noch vor Ankunft des Königs mit demselben zu vergleichen
suchen. Er erwiderte, sie hofften stündlich auf Nachricht, daU sich die vier
Hauptgewerke mit dem Rat geeinigt ballen und an den Konig supplizieren würden,
daß die Abgesandten der Gemeine abgewiesen und zurückgeschickt werden
möchten, woran sich aber der Hof, nachdem er einmal eine solche gute Gelegen*
beit, im Trüben zu fischen, gefunden hat, schwerlich kehren wird.
Her Subsyndikus gab auch zu verstehen, daß Holland und Danemark
an Konaervation der Stadt viel gelegen und daß diese in die Bred »sehen Trak-
taten mit eingeschlossen sei, Jetzt durften sie metu criminis rebelt ionis sich
bei keinem derselben anmelden, wenn es aber von fremder Hand unvermerkt
geschehen kannte, daß Holland und Dänemark zu der Zeit, wenn der Konig in
Dan zig sein wurde, ein paar Schiffe auf die Danziger Reede legen ließen, so
durfte dieses bald große Ombrage verursachen, Er hat aber keine Versicherung
deswegen gegeben, sondern die Sache in suspenso gelassen.*)
Auf v. Hoverhecks Veranlassung ist er bei dem hairischen Gesandten
\\ Kleist3) gewesen. Derselbe ließ Kf, warnen, seine preußischen Seehafen wohl
zu versehen, er fände den Hof sehr inkliniert, dem KT in Preußen eins an-
zubringen, und er riet, Kf, möchte sich je eher je lieher mit den preußischen
Ständen in ein gutes Vernehmen setzen und dem Könige, wenn möglich, etwas
fugen. Derselbe verließe sich auf die Unzufriedenheit der preußischen Stünde
und hoffte, wenn er nur winkte, würde ihm in Preußen alles zufallen. Er riet
ferner, da der König auf keines Senatoren Rat, außer des Erzbischofs, etwas
reflektierte, diesen zu gewinnen zu suchen. Auf Veranlassung v. Hoverhecks hat
er auch mit Öpacki,4) als nahem Verwandten und Vertrauten des Erzbischofs
!) S, Hirsch, Zur Geschichte der polnischen Kunigswahl von IÖG9, S, 30.
*) KL teilt (d. Cüln 12./22, April 1676) seinen Gesandten im Haag und in
Kopenhagen den Inhalt dieses Berichtes mit und tragt ihnen auf, dahin zu wirken,
daß einige dänische und holländische Kriegsschilfe nach der Danziger Keede
:.'* -Huckt wurden.
*) S. oben S. 107,
*) S. Urk. tu Akt. XU, S. 49G und oben S. 37.
Danziger Angelegenheiten. Gegenmaßregeln gegen d. feindl. Absichten d. Königs. 1 1 1
darüber verhandelt. Derselbe hat sich auch die Sache treulich angelegen sein
lassen und endlich, als der Erzbischof von Krakau abgereist ist, die Resolution
zurückgebracht, wenn er versichert sein könnte, daß er vor der Konfirmation
der Pakten wieder dasjenige zu gewarten haben mochte, was er bei der letzten1)
genossen, und daß es unter ihnen drei verschwiegen bliebe, so wollte er sich
bemühen, den Konig auf andere Gedanken zu bringen. Opacki wollte eine
schriftliche Versicherung von ihm haben, Hoverbeck aber hat geglaubt, sehr
behutsam gehen und sich vor der Arglist des Erzbischofs sichern zu müssen,
er hat daher zu Opacki in seinem Beisein gesagt, er konnte den Erzbischof
versichern, wenn derselbe auf des Kf. Seite umtreten und bewirken werde, daß
die Pakten konfirmiert würden, so sollte er eine solche Diskretion wie vorher
ganz gewiß insgeheim zu erwarten haben, Sc. würde indessen bei seiner Zurück-
kanft den Handel dem Kf. vortragen und dessen Sentiment darauf Opacki mit
verblümten Worten wissen lassen, womit dieser auch zufrieden war.
Der G. Kanzler meint ein Mittel erfunden zu haben, um des Hofes Intent
gegen Kf., wenn nicht ganz rückgängig doch stutzig zu machen, nämlich er
wollte es durch Krzycki, Breza und andere bei dem großpolnischen Adel viel
vermögende Patrioten dahin zu bringen suchen, daß auf den Relations-Seymiken
der Beschluß gefaßt werde, Deputierte an den König zu schicken und die auf
dem Reichstage zu Krakau laudierten subsidia in Großpolen nicht eher auf-
zubringen, bis der König erklärt hätte, den Frieden mit Kf. zu halten und die
pacta zu konfirmieren.')
>) S. ürk. u. Akt. XII, S. 530.
*) Schon Ende März hatte Kf. den Kammergerichts- und Konsistorialrat
H. A. v. Wedel 1, der zahlreiche Verwandte in Großpolen hatte, beauftragt, dorthin
zu gehen und den Machinationen Frankreichs und Schwedens, Polen zum Kriege
gegen ihn und den Kaiser zu treiben, entgegenzuwirken, hauptsächlich durch den
Hinweis darauf, daß, falls es zu einem solchen Kriege kommen sollte, Großpolen
zuerst der Schauplatz desselben sein und hauptsächlich darunter zu leiden haben
werde. Ende April erteilt er dann dem General Joachim Rüdiger v. d. Goltz,
dem Vetter desselben, dem Rittmeister Georg Wilhelm v. d. Goltz, und dem Obersten
P. Ernst v. Ludwig, welche alle nahe der großpolnischen Grenze begütert waren
und in Polen vielfache Verbindungen hatten, ähnliche Aufträge, sie sollen insbesondere
bei dem großpolnischen Adel dahin wirken, daß dieser den König zur Konfirmation
der Pakten mit ihm dränge. Das haben dieselben auch mit gutem Erfolge ausgeführt,
v. Ludwig berichtet dem Kf. aus Posen 4./ 14. Mai 1676, der großpolnische auf den
11. Mai nach Schroda angesetzte Landtag sei auf einige Wochen verschoben worden,
weil man befunden habe, daß in den jetzt gedruckt vorliegenden Reichstagskonstitutionen
vieles enthalten sei, was der Instruktion der Landboten durchaus zuwiderliefe. Daher
sei beschlossen worden, sofort Deputierte an den Konig zu schicken, ihm dieses zu
remonstrieren und vor allem darauf zu dringen, daß die Pacta mit dem Kaiser und
Kf. ohne Klauseln konfirmiert würden. Ehe die Großpolen einen Krieg mit Kf.
zugäben, würden sie lieber zu dem äußersten schreiten und nebst anderen Woiwod-
schaften, die ebenfalls ihre Landtage verschoben hätten, es zum Generalaufstand
kommen lassen. Bevor die Deputierten mit guter Resolution vom König zurück-
112 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Von den von Kf. verordneten 5000 Rthlr. haben er and Wiehert vorläufig
nur 1000 erhoben und mit Gutfinden v. Hoverbecks während des Reichstages
unter etliche litauische und kleinpolnische Landboten verteilt1)
kehrten, sollten alle in Krakau gemachten Bewilligungen in suspenso bleiben und würden
sich die Großpolen auch zu keinen Geldzahlungen verstehen, sie hofften auch, den
G. Feldherrn Wiszniowiecki und die ganze Armee auf ihre Seite zu bringen.
Derselbe berichtet nach der Rückkehr von einem neuen Besuch in Großpolen
3./13. Juli 1676, man sei jetzt dort von der Gesinnung des Kf. gegen die Republik
unterrichtet und werde schwerlich zulassen, daß vom Hofe etwas gegen ihn unter-
nommen werde. Der König solle den Standen große Versicherung tun lassen, daß
er ohne ihr Vorwissen nichts anfangen werde, man traue ihm aber wenig und habe
daher wieder den Landtag bis in den August verschoben.
)) Nach einem von Horst ein und Wiehert unterschriebenen „Verzeichnis der
Ausgaben der von H. Rat Büttner durch Wechsel an U.Vormunden übermachten
1000 Rtlr.« vom 18./28. März 1676 sind davon gezahlt worden:
Dem IL Jasocki an gutem Gelde 300 Fl.
H. Hostowski, Landschreiber von Plocke 300 „
Einigen litauischen Landboten an Speziestalern 90 „
Auf diese Taler Aufgeld . . . 18 „
Dem II. Drzezinski . . ■ 30 »
Summa an gutem Gelde 738 Fl.
An Schillingen:
U. Succamerario Calissiensi 1200 Fl.
II. Sienicki, ('beimischen Mundschenk, Deputato ad constitutiones . . 500 „
II. Kastellan v. Brzesc Piasezynski 600 „
II. Sokolnicki, Truchseß v. Kaiisch, Deputato ad constitutiones . . . 500 ,
Dem Krakauischen Postmeister 100 „
Dem Warschauischen Postbedieuten, so in seines Prinzipalen Abwesenheit
die Posten nach Königsberg und von dar ankommende nach Krakau
abgefertigt 59 „
Dem Juden, so das Geld vorgestreckt, auf drei Wochen Interesse ... 30 „
Vor zwei Exemplare von des Zawadzki Schrift 12 „
Vor vier Bogen von des Lilienhoecks Schrift 4 „
Einem königl. Türhüter 1 „
Dem Pater Joanni, so zu S. Chf. D. gereist 30 w
Dem Chwalkowski, so den ganzen Reichslag über die vota in der
Senatorenstube fleißig kolligiert und in S. Chf. D. Angelegenheiten
heimlich zu den Landboten verschicket worden 200 .
Summa 3236 FI.
= 1912 an gutem Gelde, zusammen also 2650 Fl.
Kf. weist 17./27. April 1676 Büttner an, von den 5000 Rtlr. weitere 2000 an
Scultetus nach Cüstrin zu übersenden, und l./U. Mai 1676, da v. Ho verbeck schon
die übrigen 4000 Rthr. auf Wechsel in Krakau gehoben, weitere 2000 zu beschaffen
und an Scultetus zu schicken.
Verwendung der v. Hoverbeck zur Verfügung gestellten Gelder. 113
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln an der Spree
14./24. April 1676. (Conc. v. Somnitz.)
[Auf die Relationen vom 7. und 12. April. Rechtfertigung seines Verfahrens.
Billigung der Abmachung mit Opacki.]
Er ist mit seiner Negotiation zufrieden. Es ist ihm viel lieber, daß die 24. April
confirmatio pactorum zurückbleibe und aus der Konstitution gelassen werde, als
wenn sie derselben mit präjudizierlichen Klausuln inseriert würde.
Von den in Polen vorgehenden Sachen und wie nötig es sei, daß Kf. sich
in Postur setze, soll er dem Herzog von Croy und den Oberräten in Preußen
umständlich Nachricht geben, ferner soll er ihm raten, was dagegen zu tun und
welche Leute dazu in Polen und in Litauen zu gebrauchen seien.
Seine Erklärung in dem Postwesen1) beruht auf aller Billigkeit; wenn er
darin nachlassen sollte, so müßte er die polnischen Briefe selbst bezahlen.
Hilfe hat er, falls ihm Gott hier Frieden gibt, versprochen, aber Geld zu zahlen
ist ihm unmöglich.
Auf seine Beschwerden bei dem Könige über die schwedischen und fran-
zosischen bösen Praktikeu hat er nie eine Antwort erhalten, um so weniger ist
ihm zu verdenken, daß er sich an seine Freunde und Bundesverwandten hält
und sie um officia und Assistenz belangt
Was1) Ihr mit dem Opatzky3) wegen der bekannten Person ge-
redet, solches halten wir genehm und soll alles, was Ihr versprochen,
solcher Person gereichet werden, davon Ihr doch keinem Menschen Ouver-
türe zu thun als dem Opatzky. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Cracau
4. Mai 1676.
[Nachträgliche Änderung der Reichstagskonstitutionen. Neuerungen im Postwesen.
Die Antwort auf sein Memorial.]
Mit den Konstitutionen ist4) nie so verfahren worden wie bei diesem 4. Mai
Krönungstage, der Landboten marschall hat ohne Scheu alles nach seinem Willen
eingerichtet, auch die Restriktion ex senatus consilio, die man nicht hat gut-
heißen wollen, hineingerückt.
») S. oben S. 106 f.
*) Das Folgende in Ziffern.
\ S. oben S. 111.
4) Die Danziger Gesandten berichten dem Rat am 19. April 1676 : „Die Confusion,
welche bei Schreibung der constitutionum fürgelaufen, ist nicht zu beschreiben und
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 8
114 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Damit die Stunde erkennen, daß Kf. es mit der Republik gut meine, wäre
wünschenswert, daß er in seinem Bescheid anSkoraszewski statt der Volker
eine Summe Geldes, etwa 100000 Gulden, bewilligte und in dem Postwesen sich
nachgiebig zeigte.
Gestern hat ihm B^kowski angezeigt, der König hätte nach dem Beispiel
des Kf. die Post in seinen Landen eingerichtet, er werde daher künftig nicht
weiter gestatten, daß des Kf. Ordinanzreiter in seine Lande verlegt wurden und
zu Abbruch der Intraden der Königl. Post Briefe überbrächten, und von ihm
verlangt, er sollte Ordre geben, daß die Ordinanzreiter abgeführt würden. Auf
seine Erwiderung, daß es mit diesen eine ganz andere Bewandnis hätte, and
daß er den Reitern keine Befehle erteilen dürfte, erwiderte er, er hätte keinen
Befehl, sich mit ihm in Disputat einzulassen, sondern nur, ihm jene Anzeige zn
machen, dabei aber führte er große Klage wegen Anhaltung königlicher Pakete,
wodurch dem König großer Schaden zugefügt worden wäre. *) Nachher haben sie
noch wegen Renovation der Pakten geredet, wobei B. dabei blieb, die Kommission
über die Prätensioiien müßte vorhergehen. In puncto subsidiorum behauptete er,
Kf. sei verpflichtet, solange ein Krieg dauerte, alljährlich Hilfstruppen zu schicken.
Beifolgend das Responsum,8) das ihm auf seine zwei Memorialien vom
König erteilt worden ist.
dannenhero seind in großer Anzahl protestationes ergangen, welche man zwar alhier
im Grod nicht annehmen wollen, es wird aber besorget, daß noch viel Widerwärtig-
keiten auf den Landtagen des falls werden gemacht und die contributiones allent-
halben nicht leicht werden erhalten werden.* S. auch den Bericht Baluze's vom
24. April 1676 (Acta hist. III, S. 258).
l) D. Schumann berichtet dem Danziger Rat (d. Krakau 8. Mai 1676), Bqkowski
habe v. üoverbeck vor seiner Abreise am 5. Mai im Namen des Königs angedeutet,
die brandenburgischen Postreiter von Warschau nach Preußen aufzuheben. An dem-
selben Tage habe ihn v. H. zu sich gebeten. Er habe dort auch den Starosten von
Kosten, Korszeniewski, gefunden, der ihn gefragt, ob er wüßte, daß die Gewerke
dem Konig eine Schrift eingereicht und sich darin erboten hätten, ihm die Pfarr-
kirche abzutreten, doch hätte derselbe diesen Punkt ausgestrichen mit dem Bemerken,
hiervon zu reden sei noch nicht an der Zeit. Er hätte hinzugefügt, man müßte sich
vorsehen, weil in die Stadt wohl königliche Garnison gelegt werden durfte, und er
hätte sich dann erkundigt, wie es mit Putzig stände. Wiehert hätte ihm gesagt,
man beabsichtigte auf dem Landtage in Großpolen dahin bedacht zu sein, daß
Danzig die Starostei bis zum künftigen Reichstage im Besitz behielte und daß wohl
Briefe deshalb an die Stadt abgehen oder gar eine Gesandtschaft beschlossen werden
würde. Hoverbeck aber habe gemeint, es werde schwerlich etwas zu erhalten sein,
der König werde wenig auf die Gesandtschaft geben, indem er alles auf die Hörner
nehme. — Kf. weist v. Hoverbeck und Wiehert an (d. Cöln 7./17. Mai 1676),
gegen die Abstellung der Post von Warschau nach Preußen einen Protest einzulegen,
und befiehlt dem letzteren, seine Briefe, damit sie nicht in die Hände der Polen
fielen, mit sicherer Gelegenheit nach Orteisburg zu schicken.
*) Dasselbe (s. d. unterzeichnet: ad expressum mandatum S. R. M. vom Kanzlei-
regenten St anislaus Wit wie ki) lautet: Ad utrumque punctum conclusione Senatus
Veränderung der Post Beschwerden des Königs. H5
König Johann III. an den Kurfürsten. D. in regia nostra
Cracouiensi 13. April 1676.
[Beschwerde über die Klagen, welche Kf. bei anderen Fürsten gegen ihn wegen
Verweigerung des Durchzuges erhoben hat, über das Verfahren gegen den Grafen
Schlieben und über die Erhöhung des Briefportos.]
Quantam ipsos inter proeliorum aestus Ducalis Borussiae gessimus 13. April
curam, illa denionstrat armorum Sueticorura tempestas; quae dum Sere-
nitatis Vestrae inundaret provincias, hanc sorvavit respectu nostri immunem.
Eo genere officii Serenitatem Vestram multo nobis devinctiorem arbi-
trabamur, a qua debita vi foederum ultro citroque mittenda sperabamus
subsidia illius in gratiam Reipublicae, quae ab aevo solita cum Electo-
rali domo certat magnanimitate. Verum secus utrique evenire com-
perimus. Uno eodem tempore Nobis indemnitati Borussiae studere, Sere-
nitati Vestrae placuit1) apud christianos principes et immeritas exagerare
querimonias et Nos Nostrumque regnum cum Corona Sueciae eo ipso
committere, quod ex provincia intuitu nostro ab hostilitate servata arma
virique inconsultis nobis per Poloniam contra Suecos ducerentur. Legimus
non sine animi nostri sensu Serenitatem Vestram tum adhuc quasi de
impedito per Nos militibus suis ex Prussia transitu coram principibus
christianis conquestam, cum ne notitiam quidem de ea Serenitatis Vestrae
habuerimus intentione, qua habita contrarii sensus ex dictamine justitiae
nos iuisse non diffitemur, arma tarnen vel opponere destinatis, vel contra
Serenitatem Vestram movere, quam procul ab animo nostro tanto alias
applicato bello fuerat, tarn iniquum et nomini nostro iniurium erat eas
diversis ab aulis efferi literas, quibus ab illo dimoveremur proposito.
Haec inter Serenitatem Vestram nostris convenire non destitimus literis,
quatenus debitis rebus nostris adesset auxiliis, sed propriis se a nostro
subsidio exemptam affirmat periculis; si periculorum titulo censenda,
quae superata defensione vicinis inferantur: vano amplius consilii et opis
nostrae usu. Quare justior nobis posthac conquerendi foret occasio, si
nobis debita vel differentur vel negarentur auxilia.
consilii in hunc respondetur modura, misisse Regiam Maiestatem suo et Reipublicae
nomine ad S. Electorem Br. ablegatum suum g. d. VI. Skoraszewski Vexilliferum
palatinatus Posnaniensis. Quae legatio dum foederi Bidgostiensi nititur eiusque
executionem requirit, iustissimum censetur negotium dicti foederis tantisper suspendere
renovationem ut et fendi recognitionem ad reditum supra memorati ablegati.
i) S. oben S. 89.
8*
116 I. Brandenburg und Polen lf>73 — 1G79.
Scripsimus itidem Serenitati Vestrac pro Comite a Sliven1) odio
religionis catholicae aulicum per Judicium in Prussia gravato. Quam
ingcns sit jam inibi crimen parenti catholico sacro de fönte levasse sacer-
dotis per manus primo et secundo gcnitam sobolem! inde triginta milia
imperialium imposita multa! quod alius non patitur nisi qui religionem
tractatuum Varsaviensium in anno 1611 et Bidgostiensium laesam velit,
odio Romanae Ecclesiae. At pro responso legimus querelam de erecto
ad Birsani catholico templo, quasi vicinum consilium accuratiorem rerum
nostrarum vendicaret curam quam legitima locique potestas. Cum e con-
verso haereditatis authoritas fundi directum patrocinium nee exeludat
nee explodat. llabent Birsarum haeredes Magni Ducatus Lituaniae tribu-
nalia, ubi de injuriis in competentiori foro contra suos valent agere
coneives. Nobis constat catholicum inibi fuisse templum, nee erectum
ad praesens sed refectum.
Tertio loco de gravaminibus Postae*) Hterariae egimus, dum viola-
tione sigillorum et ingentibus aggraviis tollitur hoc societatis humanae
commercium magno mercatorum nostrorum detrimento. Ketulimus a
Serenitate Vestra responsum, quod remedium adferre videbatur malo, nisi
de novo edoceremur de crescentibus in dies vecturae litterariae pretiis
in tantum, ut omnino cessatura sint illa commercia. Quare dum hac de
re fusius Ablegatus Noster cum reliquis, quae ipsi coramiseramus, coram
Serenitate Vestra exponet, Nos prosperam eidem exoptamus animo vale-
tudinem felicibusque potiri votis desideramus.8)
Puncta legationis Serenissimi Regis Poloniae ad Serenissimuni
Electorem Brandeburgicum 16. Mai 1676.
[Verlangen der Hilfeleistung gegen die Türken mit Truppen oder Geld. Beschwerde
über die Klage des Kf. bei auswärtigen Fürsten, über das Verfahren gegen den Grafen
Schlieben, Ilcmroung des Postverkehrs, Fortnahme der Sachen Liliehoecks.]
K>. Mai Ut S. Elector assistere velit Reipublicae Polonae tamquam perpetuu9
foederatus et auxilia ferre adversus immanem orbis christiani praedonem
l) S. oben S. 105 f.
*) S. oben S. 104 ff.
*) Vgl. über dieses Schreiben den Bericht Bai uze's vom 8. Mai 1676 (Acta
h ist. III, S. 250f.). — Unter demselben Datum (13. April 1676) ist auch das Kreditiv
König Johanns für Skoraszewski ausgestellt, beide Schreiben hat Kf. jedenfalls
erst durch diesen Mitte Mai erhalten. S. über dessen Sendung Pufendorf I. XIV,
§ 5 (S. 1008).
Sendung Skoraszewski's. H7
Turcam tum ex vi paetorum Bidgostiensium tum memor quod Sere-
nissimi Reges et Respublica Polona tarn amplis dominus auxerint Serc-
nissimos Electores ßrandenburgicos, multaquae connivebunt et connivent
omnia in gratiam bonae amicitiae cum Serenissimis Electoribus tolerando.
Iustum itaque, ut S. Elector mutua certet magnanimitate cum Republica
Polona et haec auxilia ferat quae ferre tenetur.
Si impossibile in tarn arcto tempore S. Electori occupato bellis mittere
auxiliares copias in aciem contra paganos, tunc pro hoc anno tot bellis
exhaustae Reipublicae iusta summa pecuniaria succurrat S. Elector, modo
ut realis et absque dilatione.
Dolor S. Regis Poloniae ex eo fönte, quod S. Elector, querimonias
suas intulerit in aulis principum exterorum, quod S. Rex noluerit nee
iusserit per dominia sua exercitum in Prussia contractu m contra Suecos
transmittere, imo bellum statuerit inferre S. Electori. Hinc literae fuerunt
ad S. Maiestatem a S. Rege Daniae et a Statibus Holandiae. Igitur quo
ardentius et diligentius ad postulationem S. Electoris hoc egerit S. Rex,
ne a Suecis Ducalis Prussia invaderetur, eo maiorem dolorem habet ex
istis querimoniis S. Electoris, quae ledunt aestimationem eius Maiestatis,
qui pro universa Christianitate bella in persona sua gerens de istis
cruentissimis conflictibus non cogitat, qui fundunt christianum sanguinera.
Movet etiam dolorem in corde S. Regis agravacio Comitis a Sliven,
quam patitur odio catholicae religionis, quasi hoc ingens crimen sit in
Prussia, ubi indemnitati catholicae religionis traetatu Varsaviensi et Bid-
gostiensi abunde provisum, puerum baptizare ritu catholico et exinde
suecumbere muletae 30 millium thalerorum, quae omnia fiunt odio
catholicae religionis, cui non licet tuto subsistere sub scuto et tuitione
paetorum.
In dominus S. Electoris convelluntur societatis humanae comercia
per aggravationem et intereeptionem Postae in Poloniam euntis, et licet
per R. P. Hacky et literas suas expostulaverit S. Rex de hoc gravamine,
nullam tarnen a S. Electore satisfactionem reeepit, imo aueta sunt
gravamina.
Legatus Sueticus1) iure gentium vallatus, nulla re noeivus Suae S.
Electorali Celsitudini, imo profieuus, nam indemnitati Prussiac Lemburgi
et Bitovi cooperans, dum ad amicum prineipem ibat, res eius interci-
piuntur. Incumbit itaque Suae R. Maiestati, quoniam ad Se euntem hie
J) Liliehoeck.
118 I. Brandenburg und Polen 1673—1670.
casus afflixit, apud S. Electorem instare, sicut per me legatum säum
instat, ut ei ablata restituantur.
NB. Multiloquio et multa ratio n um consignatione nolo molestus
esse, has enim exposui in privato colloquio S. Electori. Deus optimus
maximus dare dignetur, ut haec mea expeditio cedat ad maiorem eins
maiestatis gloriam, quietem et pacem publicam et totius Christianitatis
emolumentum, paganorum depressionem. Quae Deo favente virtute pru-
dentia — Regis — subsequentur. Tantum non multum disputate sed
Polonis auxilia date.
Resolution des Kurfürsten auf das Schreiben des Königs vom
13. April und auf die Proposition Skoraszewski's. D. Ooloniae
ad Spreara 16./[26.] Mai 1676.1)
[Verlangen der Bestätigung der Pakten, vorläufige Unmöglichkeit der Hilfeleistung,
Zurückweisung der Beschwerden.]
26. Mai ad I. 1. Kf. hat Polen in dem früheren Kriege mit Schweden in nach-
drücklichster Weise Hilfe geleistet and seine Freundschaft bewiesen. Er be-
dauert, daß er jetzt durch Schweden verhindert wird, dasselbe zu tun. Da aber
trotzdem auf Grund der Pakten von ihm Hilfstruppen verlangt werden, so weist
er darauf hin, daß in diesen Pakten jedesmalige Erneuerung des ewigen Bünd-
nisses nach der Wahl eines neuen Königs in Polen oder der Nachfolge eines
neuen Herzogs in Preußen vorgeschrieben ist, daß sein Gesandter diese Erneuerung
erbeten, aber nicht erlangt hat, daß aber billigerweise erst durch eine
solche Bestätigung der Pakten die Grundlage gelegt werden muß, auf welcher
Forderungen erhoben werden dürfen.
2. Kf. hat zweimal der Republik Hilfstruppen geschickt und zwar mit mehr
Kosten, als in den Pakten bestimmt wird, da er statt Fußsoldaten Dragoner
gestellt und selbst deren Unterhalt übernommen hat, obwohl er nach den Pakten
nur beim Ausbruch eines neuen Krieges, nicht in jedem einzelnen Feldzuge zur
Hilfeleistung verpflichtet ist, und zwar sind diese Truppen nicht nur zur
Musterung, sondern zum Kriege geschickt worden, in welchem sie nach dem
eigenen Zeugnis des Königs-) ihre Schuldigkeit getan haben.
3. Nach dem Völkerrechte ist der selbst in seiner Heimat Gefährdete nicht
zur Hilfeleistung verpflichtet. Dieses ist aber bei Kf. im höchsten Maße der
>) Bei den Akten befindet sich auch das Protokoll einer am 16./26. Mai von
v. Somnitz und v. Gladebeck mit Skoraszewski abgehaltenen Konferenz.
2) S. oben S. 85.
Resolution auf Skoraszewski's Proposition. H9
Fall, der, um seine von Schweden bedrohten Lande zu schützen, die schwedischen
Gebiete angreifen muß.
4. Der König hat selbst in einem Schreiben an den Herzog von Croy vom
7. Februar 1675 es für billig erklärt, daß dem Ef. seine Hilfstruppen zurück-
geschickt wurden, es würde jetzt sehr unbillig sein, demselben in solcher Gefahr
Truppen zu entziehen.
Kf. erkennt die Freundschaft der Republik gegen ihn an und will nicht
erwähnen oder sich dessen rühmen, was er und seine Vorfahren für diese getan
haben. Hier aber handelt es sich darum, was aus den Pakten sich ergibt
Mit Geld der Republik zu helfen, ist Kf. jetzt, wo der Krieg mit Schweden
ihm die größten Kosten verursacht, nicht imstande. Sobald er seine Lande
beruhigt und den Feind zurückgedrängt hat, ist er bereit, der Republik mit viel
zahlreicheren Truppen, als er durch die Pakten verpflichtet ist, zu Hilfe zu
kommen. Damit seine Bereitwilligkeit noch mehr erhelle, cediert er dem König
und der Republik 50000 Taler von der ihm für Elbing versprochenen Summe,
doch unter feierlichem Protest, daß er dazu nicht verpflichtet ist, und unter Vor-
behalt seiner Rechte auf Elbing und sonstigen Befugnisse.
ad II. Über die gegen ihn gerichteten Machinationen des schwedischen
und des französischen Gesandten am polnischen Hofe hat sich Kf. bei dem Könige
selbst in seinem Schreiben vom 28. Juli 1675 beschwert und in gleicher Weise
hat er an den König von Dänemark und seine anderen Bundesgenossen ge-
schrieben. Darin sind unpassende Klagen oder etwas für den König Beleidigendes
nicht zu finden. Den König mit Schweden zu verfeinden ist ihm nie in den
Sinn gekommen. Daß der König sich um die Sicherung Preußens bemüht hat,
dafür hat er demselben gedankt und weiß ihm auch jetzt Dank, denn derselbe
hat damit getan, was den Pakten entspricht. Truppen aus Preußen gegen seine
Feinde zu schicken ist Kf. als souveräner Herr des Landes berechtigt. Den
Durchzug braucht er nach den Pakten nicht immer dem Könige, sondern nur
den Gubernatoren anzuzeigen. Dies ist dem Palatin von Pommerellen gegenüber
geschehen, dieser aber hat denselben verweigert und dagegen protestiert, und
daß auch der König derselben Meinung ist, zeigt dessen Schreiben vom 13. April.
Daß der König gegen ihn Krieg vorhabe, hat Kf. niemals geschrieben, sondern
nur, daß Schweden und Frankreich sich bemühten, ihn dazu zu bewegen.
ad III. Graf Seh lieben hat die Strafe von 30000 Talern sich selbst
und zwar unter Bürgschaft zuerkannt. Daß dieses Urteil aus Haß gegen die
katholische Religion gefällt sei, ist unwahr und für das preußische Gericht be-
leidigend. Tausende von Kindern werden in den Landen des Kf. katholisch
getauft, ohne daß deswegen irgend jemand behelligt oder bestraft würde.
ad IV. Die Klagen gegen die Post werden wiederholt, aber ohne daß
etwas Bestimmtes wegen Eröffnung der Briefe oder Erhöhung des Portos an-
geführt wird. Wenn dieses geschehen wird, wird Kf. so darüber entscheiden,
daß der König wird zufriedengestellt werden.
ad V. Liliehoeck ist ohne kurfürstlichen Paß und ohne daß er sich
als Gesandter ausweisen konnte, durch feindliches Gebiet gereist. Daß ihm dort
120 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
von den Soldaten des Kf. Schaden zugefügt worden ist, hat er sich selbst zu-
zuschreiben. Derselbe hat sich ferner in für einen Gesandten ungehöriger Weise
benommen.
ad VI. Daß Aeg. Strauch») schwedischer, d. h. feindlicher Minister und
Rat ist, haben die bei ihm bei seiner Gefangennehmung gefundenen Briefe er-
geben, er ist daher nach Kriegsrecht gefangen genommen worden. Außerdem
hat er sich schon in Danzig als dem Kf. feindlich gesinnt erwiesen und dort
sowohl wie auch in seiner Heimat Unruhen unter seinen Glaubensgenossen erregt.
Er ist daher zur Strafe reif, doch wird diese ihm nur auf gerichtlichem Wege
zuerkannt werden. Sollte er aber in der Danziger Angelegenheit zu verhören
sein, so soll dies, wenn der König es wünscht, im Gefängnis geschehen.')
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Craeau
28. Juni 1676.
[Einfluß Frankreichs am polnischen Hofe. Vorschlag, dem König die Friedens-
vermittlung in Nim wegen anzubieten.]
28. Juni Da3) seitens des Königs Sincerationen der Freundschaft geschehen und
dennoch viele von den Ständen und Offizieren sich warnend oder drohend äußern,
so bemüht er sich, hinter den rechten Grund zu kommen. Namentlich hat er
solche, die bei Hofe vor anderen beliebt und angesehen sind, ersucht zu helfen,
zwischen dem Könige und Kf. festes Vertrauen zu stiften. Sie machen ihm
aber dazu fast keine Hoffnung, falls nicht ein durchgehender Frieden im Reich
erfolgen sollte, da Frankreich sich bei Hofe so festgesetzt habe, daß es schwerlich
von der Stelle zu rücken sei. Kf. hat sich also bei jetzigen Konjunkturen von
diesen Leuten wenig Gutes zu versehen.
Einige Wohlaffektionierte meinen, Kf. könnte sich vor den französischen
und schwedischen Machinationen an diesem Hofe nicht besser sichern, als wenn
er nach erfolgtem Frieden mit den Türken den König zum Mediator bei der
Friedensverhandlung in Nimwegen annehmen würde. Er hat erwidert, dergleichen
müsse bei allen Alliierten angebracht werden.
l) S. über dessen inzwischen erfolgte Gefangennahme und über diese Ver-
wendung des Königs für ihn Hirsch, Der Große Kurfürst und Dr. Aegidius Strauch,
S. 197ff., 212f.
3) Das Rekreditiv des Kf. für Sk. ist Coloniae 18./28. Mai 1676 ausgestellt
*) Vgl. den Bericht des Bischofs von Marseille an Ludwig XIV. vom 24. Mai
1676 (Acta hist. 111, S. 261).
Vorschläge, den König umzustimmen. 121
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. im Feldlager vor Anklam
16. /[26.] Juli 1676. (Conc. O. v. Schwerin.)
[Auf die Relation vom 28. Juni. Zu machende Versuche, den König umzustimmen.
Ernennung v. Tettau's zum zweiten Kommissar für die Erneuerung der Pakten. Die
Mediation des Königs. Dem Erzbischof zu machende Versicherungen.]
Er wünscht mit dem Könige und der Republik in guter Vertraulichkeit 26. Juli
zu bleiben, bat dem Könige auch nie Ursache zu solcher Erweisung, wie H.
meldet, gegeben. II. soll sich also bemühen, daß demselben solche übel ge-
gründete Information benommen werde. Da der Bischof von Krakau mit der
ihm gegebenen Information sehr zufrieden gewesen ist, so wäre ihm sehr lieb,
wenn derselbe solches auch an den König bringen und denselben wieder zu
vertraulicher Korrespondenz zu disponieren suchen sollte. Da nach dem, was
der Reichs untertruchseß1) an H. geschrieben, der König die pacta renovieren
lassen will, jedoch zwei Kommissare dazu von jeder Seite begehrt, so will
Kf., ohne daß er sich verbunden hält, es jedesmal zu tun, sich dazu diesmal
verstehen und ihm den Hauptmann zu Loitz v. T et tau2) adjungieren. H. soll
daher dahin bedacht sein, daß die renovatio ehestens werkstellig gemacht werde,
und dann demselben rechtzeitig davon Nachricht geben.
Wegen des Postwesens weiß er nicht, worin er dem König etwas nach-
geben könnte, er hofft vielmehr, der König werde ihm darin in Danzig mehr
als bisher zugeben.
Mit Gartengewächs3) und dergl. will er dem König gern an die Hand gehen,
am besten wäre es, wenn der König deswegen einen seiner Gärtner zu rechter
Zeit herüber schickte.
Der König hat leicht zu ermessen, daß dessen Mediation ihm gar nicht
zuwider sein würde. Derselbe müßte sie aber allen Alliierten offerieren, und da
unter diesen einige sind, die wohl Schwierigkeiten machen würden, so hat er
zu überlegen, ob er ein solches Anerbieten hazardieren wolle.
■) Hieronymus Olszowski, Bruder des Erzbischofs.
*) In einem Schreiben von demselben Datum zeigt Kf. diesem an, daß er ihn
nebst v. Hoverbeck zu seinem Kommissar bei der Erneuerung der Pakten ernannt
habe, und weist ihn an, sich zur Reise nach Polen bereitzuhalten.
*) Wie aus einem Schreiben St. Niemirycz's an Kf. (d. Neuenburg 28. August
1676) zu ersehen ist, hatte der König durch v. Hov. den Kf. um rarites du jardin
gebeten. Derselbe bemerkt, die Sendung von Bäumen werde der vorgerückten Jahres-
zeit wegen nicht mehr möglich sein, vorläufig werde der König mit oignons et plantes
de diverses fleurs rares et odoriferantes zufrieden sein. Kf. erwidert darauf (d. Kreckow
vor Stettin 12./22. September 1676), er werde die vom König verlangten Raritäten und
Gartengewächse demselben zukommen lassen und einen seiner Gärtner mitschicken,
die kleinen Bäume aber würden in diesem Jahre kaum geschickt werden können.
122 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Die Intention des Erzbischofs1) ist genugsam bekannt. H. soll jedoch
keine Gelegenheit verabsäumen, ihn seiner Affektion zu versichern, ihm zu
melden, daß er ihm sein Interesse rekommendieren lasse und ihm seine Erkennt-
lichkeit in der Tat bezeugen wolle.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
28. Juli 1676.
[Ruckkehr nach Warschau. Beabsichtigte Reise der Konigin nach Frankreich.
Gunstige Erklärungen des Bischofs von Posen.]
28. Juli Da Kf. ihm reskribiert hat, er halte es nicht für nötig, daß er dem
Könige nach Reußen ins Lager folge, und dieser es auch schwerlich gestatten
würde, so bat er von Krakau aus an Gninski, den einzigen Senator, der außer
dem Feldherrn sich bei Hofe befindet, geschrieben und ihn gebeten, die Depu-
tation eines Kommissars zur Renovation der Pakten zu befördern und auch sonst
sich der Interessen des Kf. anzunehmen. Als er darauf aber erfahren, daß die
Königin beschlossen habe,3) sich nach den Bourbonischen Bädern zu begeben
und am 7. von Jaworoff aufzubrechen, um zu Wasser nach Danzig zu gehen,
und daß der König sie bis Casimir begleiten werde, hat er für ratsam erachtet,
auch zu Wasser zu gehen, um Gelegenheit zu erhalten, die Königin und auch
wohl den König selbst zu sprechen, zu informieren und sondieren. Doch ist
dieses nicht geglückt, da der König wegen Unpäßlichkeit noch nicht aufgebrochen
ist. Des ungewöhnlich niedrigen Wasserstandes wegen hat er drei Wochen auf
der Reise zubringen müssen, daher auch solange nicht berichtet.
Unterwegs, fünf Meilen von hier, zu Gura, hat er den Bischof von Posen
Wierzbowski, der dort eine Calvariam zur neuen Wallfahrt anlegt, getroffen.
Derselbe erklärte ganz ohne Scheu auch in Gegenwart seiner Domherren, die
Wohlfahrt der Republik, besonders seiner Landsleute, der Großpolen, bestehe
darin, daß die Schweden aus ihrer Nachbarschaft, von des Römischen Reiches
Boden entfernt würden, der König würde nicht eher, bis er sie alle zu Boden
getreten hätte, Frankreich und Schweden zu gefallen dem Kf. eine Diversion
zu machen vermögen. Auch die Armee sei den französischen und schwedischen
Dcsseinen zuwider, überdies sei beschlossen, sobald nur der Frieden mit den
l) v. Hoverbeck und Scultetus hatten mit diesem weiter durch Opacki
verhandelt. Letzterer schreibt an Scultetus aus Warschau am 13. Juni 1676, der
Erzbischof habe dem Abgesandten der Großpolen Korszeniewski versprochen, sich
beim König wegen der Konfirmation der Pakten zu verwenden: Fient igitur haec ex
voto Ser. El., dumraodo et vos faciatis secretumque servetis, prout inter nos conventum est.
*) S. die Berichte des Bischofs von Marseille vom 12. Juni und 20. Juli 1676
(Acta hist. III, S. 262, 275, 519).
Mitteilungen des Bischofs von Posen und des K. G. Kanzlers. 123
Türken erfolgt sei, bar Geld zur Abdankung der Armee aufzubringen. Dafür
aber wollte er nicht gut sein, daß nicht etwa dem Kaiser eine Diversion in
Ungarn gemacht werden sollte. Er berichtete, der König hätte sein und anderer
Senatoren Bedenken wegen der Reise der Königin erfordert, er hätte sie wider-
raten, jetzt sei dieselbe aber doch beschlossen. Er erbot sich, weiter mit ihm
zu kommunizieren, und riet, K f. mochte dem Könige in allen möglichen Dingen
zu gefallen leben, damit die Stände desto mehr einsähen, daß man keine Ursache
habe, seinen Feinden beizupflichten.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Custrin
25. Juli/[4. August] 1676.
[Besuch beim K. G. Kanzler und bei Breza. Mitteilungen derselben über die
Konföderation, über die Absichten des Hofes und über die zur Vereitelung
derselben anzuwendenden Mittel.]
Er hat sich1) nach der zu Driesen gehaltenen Kommission zu dem K. G. 4. Aug.
Kanzler nach Goschlin begeben und demselben mitgeteilt, was K f. zur Gegen-
information auf die vom Könige den großpolnischen Woiwodschaften erteilte
Resolution notieren lassen.9) Der Kanzler fand diese notas sehr gut und ver-
sprach sie unter dem Adel bei bevorstehender Hegung der Landgerichte in Posen
zu spargieren, damit sie den Betrug und die Ausflüchte des Hofes desto besser
erkennten. Er maß alles Gninski und Bakowski bei, die von Frankreich
dazu erkauft wären. Die Reise der Königin,8) meinte er, würde, wenn nicht
ganz eingestellt, doch verschoben werden, da er und andere Senatoren, von denen
der König ein schriftliches Gutachten darüber gefordert, dieselbe widerraten
hätten.
Von einer Konföderation,4) sagte der G. Kanzler, müßte wohl etwas ob-
handen sein, da sowohl der K. G. Feldherr wie auch der litauische G. Feld-
!) Kf. hatte (d. Cöln 29. Juni/[i>. Juli] 1676) Sc, dessen Vorschlägen gemäß,
beauftragt, zu dem K. G. Kanzler zu reisen, um ihn von dem, was bei der vom
König den großpolnischen Ständen erteilten Resolution (s. das Schreiben des Bischofs
von Marseille vom 3. Juli 1676, Acta h ist III, S. 519) zu notieren sei, zu informieren
und Erkundigungen über die Konföderation einzuziehen.
*) Die Geheimen Räte in Berlin hatten gegen die von der polnischen Kanzlei
den großpolnischen Deputierten erteilte Antwort, in welcher dem Kf. vieles aufgebürdet
werde, was sich in facto anders verhalte, durch v. Somnitz eine Gegeninformation
abfassen lassen, welche vom Kf. gebilligt und darauf an v. Hoverbeck, Scultetus
u. a. zur Verbreitung in Großpolen mitgeteilt wurde.
*) S. oben S. 122.
4) Sc. hatte 6. Juni 1676 dem Kf. berichtet, daß Krzycki und Breza nach
Thorn gereist seien, um dort heimlich mit einigen aus Litauen wegen einer Konföderation
124
L Brandenburg und Pulen 1K73— 167$,
hcrr mit dem König sehr unzufrieden waren und den Adel m&glkfost miuin-
zu flechten suchten, der Hof hätte aber schon Wind davon bekommen und der
König bemühte sieb, die Soldaten zu gewinnen und von der Affektion des Feld*
iierrn abzuziehen. Es sei zu fürchten, daß. wenn nach Abschluß des Friedens
mit den Türken auf der im Dezember angesetzten Kommission zu Keusch
Lemberg seitens der Republik die Abdankung der Armee gefordert werden
sollte, der König etliche abgedankte Regimenter unter dem Schein, als halten
sie eine Konföderation unter sich gemacht, an sich ziehen und durch die Finger
sehen würde, daU dieselben, um dem Adel nicht beschwerlich zu fallen, im
Herzogtum PreuÜen und in Kurland die Winterquartiere nähmen, Dem vor*
stilkommen sehe er kein ander Mittel, als dem Adel die Inkonvenientien, welch**
dns Vorhaben des Hofes nach sich ziehen wurde, wohl vorzustellen. Er selbst
erklärte sich dazu bereit, klagte aber, daß er fast keinen vornehmen Herrn in
(i. Polen fände, mit dem er deswegen vertraut umgehen konnte, da der Woiwode
von Kaiisch, Opalinski, durch die Assekuratton des Generalats in G. Polen
nach seinem Tode von dem Hofe so gut als halb gewonnen sei* Er hat ihn
auf Krzycki und Breza verwiesen nnd erklärt^ falls der König unter irgend-
einem Vorwande die Armee nach Preußen in die Winterquartiere schicke, werde
Kf. die seinige nach G. Polen marschieren lassen.
Er hat sich nachher auch zu ßreza auf dessen unter der Starostei Crohnc
gelegene Güter begehen und mit ihm auch zuerst von der Konföderation ge-
sp rochen. Br. behauptete, dieselbe bezwecke eigentlich Erhaltung der Freiheit
t$es Vaterlandes und Abwendung des Krieges mit den Nachbarn und sei von
nachbenaunten guten Freunden gemacht und unterschrieben worden: Dem
Woiwoden von Troc« Oginski, dem litauischen Gt Feldherrn Pac, dem Kastellan
von Kamin iecj Szilinski, dem K* G. Feldherrn Wisnowiecki. von Czarnecki
und Pienaseck. Dieselben hätten vorher, wahrend des Reichstages zu Krakau,
zu dem kaiserlichen Gesandten Baron llerward und dem Residenten Suron^ki
geschickt und gefragt, ob sie im Kotfall vom Kaiser Hilfe zu erwarten hätten.
Die Resolution des Kaisers darauf habe sich fange verzögert jetzt aber habe
Herward eine günstige in Aussicht gestellt und es stehe nun zu erwarten,
wie sich Kf. auf einen solchen Fall erklären wurde, der auch grotte Ursache
hätte, der Konfoderierten partes zu halten und zu verhüten, daß der König die
Republik über den Haufen werfe. Auch er behauptete, der König suche das
Vertrauen zwischen dem Keldherrn und der Armee zu stören und die Soldaten,
welche sich nicht wollten abdanken lassen, an sich zu ziehen, er wolle zulassen,
daü dieselben sub spede confoederatiouis pro rege "Winterquartiere in Preullen
und Kurland nähmen. Um dem vorzubeugen, müßten beizeiten auf den Land*
tagen dem Adel die arglistigen Anschläge des Hofes enthüllt und bewirkt werden,
daß einige ihres Mittels, besonders Krzycki, nach Lemberg deputiert wurden- um
auf des Hofes Aktionen acht zu geben und gegen solche Praktiken zu protestieren.
ni.liT den Knnig tn berateu, S, darüber den Stricht Baltize'* vom H.Juli M76
(Act» ht b 1.1 II, S. 305, Ä3Ö).
l)ie beabsichtigte Konföderation. Reise der Königin nach Damig,
Er riet auch, Kf. möchte die Sache am kaiserlichen Hofe eifrig treiben lassen
und durch Hoverbeck an den K» Feldherr n und an Pac ein Kompliment
■ abgehen lassen.
Beim Abschied hat er Hreza die 10€0 Rtlr. eingehändigt, Krzycki hat die
noch übrigen 500 durch den Rittmeister f. d. Goltz erhalten.
J. v. IIovcrl»eck an den Kurfürsten* D- Warschau
28. August 1676.
I f enthalt der Königin in Danrig. Rat, den Kurprinzen nach Preußen zu schicken.
Absichten des Königs in Preußen* Wi d erfrechende Nachrichten aus der tkrame.]
Aus Danzig ist die Nachricht gekommen, daß die Konigin1) sich in die 2S* Aug.
Vorstadt begeben, dort die Bonrbonischen Wässer brauchen und dazu vier oder
fünf Wochen dasei hsf verbleihen wolle. Es ist aber sehr verwunderlich, daß
man, weil die Reise erst vor 14 Tagen auf das Vorjahr verschoben worden,
solches von einem so weit entlegenen Orte in so kurzer Zeit hat herbeischaffen
können, oder auch daß Bethune noch vor der Krankheit so viel Vorsichtigkeit
bei sich gefunden, daß er es mit üherbracht. Weil Danzig näher als Reusch-
Lemberg gegen Bonrbon gelegen, werden die französischen medici außer Zweifel
■ dafür halten, daß es daselbst kräftiger als in Reu Den sein werde.
Dem kurländischen Gesandten und ihm wird auf ihr Suchen keine Resolution
erteilt. Es scheint, daß der König nach gehaltenem großen Kriegsrat hierher
kommen und dann nach Dan zig gehen wird, auf welchen Fall Kf* trotz aller
Sincerationen wird auf der Hut zu stehen haben. Er weiß, um allem Unheil
vorzukommen und die preußischen Stände in Devotion zu halten, keinen besseren
Rat, als je eher je lieber den Kurprinzen ins Herzogtum zu schicken und
denselben dort so lange zu lassen, bis Kf. selbst wird herüberkommen können*
Wenn das, was bei den Städten Königsberg') wider oder doch ohne des Kf*
Urdre vorgegangen, unterblieben wäre, wurde ihm besser zu Mute sein* Er
weiß wohl, daß der Kurprinz sich jetzt lieber im Lager als bei so widerwärtigen
Staatshändeln befinden mochte, aber er wird hier notiger sein, zumal da die
Jesuiten im Lande sind und auch die katholischen Einwohner und etliche von
den sogenannten Synkretisten nicht aufhören Lärm zu blasen und allerhand
schädliche Anschläge gehen. Demmler*) befindet sich wieder hier, er hat aber
bisher nicht erfahren kirn neu* was er machiniere.
'} S, den Bericht Bethune/s vom 5. August und ebendesselben sowie des
Rischofs von Marseille vom 80. August 1676 (Acta h ist. IH, S. 520 flu 308L)*
■) Gemeint ist die im Mai 1674 gegen Königsberg vorgenommene gewaltsame
Eiekution, S. V rk. u* Akt. XVf,2, .S. 801 iL
*) Demmler, ein ehemaliger lutherisch eT Prediger aus Preußen» der katholisch
geworden, nach Polen gegangen und in den Dienst des Königs getreten war.
126 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Die Korrespondenz mit den Malkontenten in Ungarn währet noch immerzu,
sowohl Frankreich als auch dieser Hof suchen den Marquis de Bethune dort
zu stabilieren.
In Preußen sucht der König sich und seine Nachkommen festzusetzen:
1. durch Güterkäufe, 2. durch Erwerbung von Putzke, 3. durch das Bistum
Ermland, das er, sobald nur der Bischof zu einem höheren Stift wird gelangen
können, seinem Prinzen, wenn nicht praevia saecularisatione, doch per admini-
strationem zugedacht. Sollte es gelingen, so wird der Appetit wachsen und
sich nach des Kf. Landen umsehen.
Von Konföderierung der Armee wird wieder geredet, doch glaubt man,
daß in solchem Fall sich wohl in derselben ebensoviel gegen wie für den Hof
finden werden, denn nicht nur die Häuser Pac und Potocki, sondern auch
der Feldscbreiber Czarnecki sind malkontent.
Die Zeitungen aus der Ukraine variieren so, daß man fast Scheu trägt,
etwas davon zu melden. Bald sucht man Frankreich bei den Standen dadurch
angenehm zu machen, daß vorgegeben wird, der König hätte mit großem Gelde
den Frieden bei der Pforte für sie erkauft, bald exaggeriert man die Gefahr so,
als wenn keine Hoffnung wäre, wieder aufzukommen. Wenn Gott des Kf. Waffen
weiter segnet, werden viele Anschläge von selbst fallen und niemand das Wasser
getrübt zu haben bekennen, sondern das Übel, das man nicht hat zufügen
können, für eine Guttat anrechnen und deshalb Dank haben wollen.
J. Scultetus an die Geheimen Räte. 1). Custrin
11. /[21.] Oktober 1076.
[Mitteilungen und Vorschläge Breza's und Korzeniewski\s. Versprechungen des
letzteren an den K. ü. Feldherrn.]
21. Okt. Auf ihren Befehl vom 27. September hat er sich sofort nach Posen begeben
und dem dort eben angekommenen Starosten Breza, der sich fertig machte,
auf die Kommission nach Lemberg zu gehen, des Kf. Interesse rekommendiert.
Breza ineinte, es würde dort wohl die gesuchte Konföderation der Armee ver-
hütet werden, der litauische G. Kanzler Pac hätte ihm geschrieben, seit der
Ankunft des franzosischen Gesandten im Lager1) hatte der Diskurs, mit Kf.
Krieg anzufangen, sich allmählich verloren, der Gesandte dringe nur noch darauf,
daß der König bald nach Abschluß des Friedens mit den Türken mit Moskau
brechen und so diesen Feind Schweden vom Halse zu ziehen suchen möchte,
J) Der Marquis de Bethune, den Ludwig XIV. aufs neue nach Polen geschickt
hatte, ist, wie er selbst in seiner Relation vom 26. Oktober 1G7G (Acta h ist. III, S. 315)
meldet, erst am 22. im Lager des Königs bei Zurawna angekommen.
Scultetus' Sendung nach Großpolen. 127
damit nicht Lief lau d wie Bremen und ein Teil von Pommern verloren ginge,
da sie hofften, von dort aus sich künftig ihres Schadens in Preußen zu erholen.
Ferner verlange der französische Gesandte,1) der König solle nicht müde werden,
in Ungarn turbas zu movieren, er selbst werde sich nach dem Frieden an die
Grenze begeben, den Rebellen mit französischem Gelde, auch sonst mit Rat und
Tat beiwohnen und das ganze Werk dirigieren. Br. meinte daher, Kf. möchte,
da nach dem Abschluß des Friedens im Januar ein Reichstag werde nach Warschau
berufen werden zu Beschwörung der pacta mit der Pforte, noch vor demselben
jemand an den König, der sich nach dem Friedensschluß nach Preußen begeben
werde, schicken und ihn nochmals um Konfirmation der Pakten ersuchen.
Sollte dann der König wieder eine dilatorische Antwort geben, so sollte Kf.
an die groß- und kleinpolnischen und einige litauischen Woiwodschaften schreiben,
ihnen von seinen vergeblichen Bemühungen beim Könige wegen Konfirmation der
Pakten Mitteilung machen und sie ersuchen, ihren Landboten zum Reichstage
solche Instruktion mitzugeben, wodurch der König zur Konfirmation bewegt
werden könnte. Sie würden dann schon ihre Landboten instruieren, in keine
einzige Sache zu willigen, bevor der König die pacta mit dem Kaiser und Kf.
habe beschwören lassen, da sie sonst als nächst an den Grenzen liegende Leute
stets einen Krieg befürchten müßten. Der Hof würde hierüber den Reichstag
nicht zerreißen lassen, weil sonst auch die pacta mit den Türken nicht konfirmiert
werden könnten.
Er hat diesen Vorschlag ad referendum angenommen und ihn gebeten,
auf der Kommission zu Lemberg die Konföderation der Armee und anderes dem
Kf. und der Republik Schädliches zu vereiteln, was er auch versprach.
Darauf hat er sich zu dem Starosten von Kortzan auf dessen Güter bei
Lysse begeben. Dieser hat ihm ebendasselbe berichtet, nur hinzugefügt, der
König gedenke nach dem Frieden einen Teil der Armee mit sich nach Preußen
in die Winterquartiere zu nehmen, die andere Hälfte aber an die ungarische
Grenze zu verlegen. Bei diesen werde Bethune bleiben, denen, die zu den
Rebellen übergehen wollten, Geld zahlen, auch sonst das Direktorium in dem
ungarischen Krieg gegen den Kaiser führen. Schließlich teilte er ihm mit, er
hätte vor einigen Monaten, als er im Lager gewesen, mit dem K. G. Feldherru
gesprochen. Dieser hätte sich hoch obligiert, den Machinationen des Hofes zu
widerstehen und die Konföderation der Armee zu verhindern, wenn er nur
versichert wäre, daß der Kaiser und Kf. ihm im Fall der Not unter die Arme
greifen würden. Er hätte ihn bei solchem guten Eifer zu erhalten gesucht und
ihn versichert, auch Kf. würde ihm seinen Dank zu erkennen geben. Da er
nun auch in Lemberg den G. Feldberrn wieder treffen werde, so wünschte er
zu wissen, was er diesem weiter antworten sollte und ob er ihm einige Hoffnung
zur Zurückgabe von Draheim machen könnte; Skoraszewski hätte auch schon
in Berlin die Sache betrieben. Er hat ihm darauf geantwortet, er wüßte davon
nichts, er glaubte aber, daß Kf. nur gegen Auszahlung der auf Draheim ver-
*) S. dessen Berichte vom 20. und 26. Oktober 1676 (a. a. 0. S. 315 ff.).
128 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
schriebenen Summe die Starostei zurückgeben werde, und ist dabei geblieben,
obwohl jener behauptete, daß der Q. Kanzler ihm zugeredet hätte, dem G. Feld-
herrn solche Hoffnung zu machen.
Der Starost scheint mit den ihm ausgezahlten 400 Rtlrn. zufrieden zu sein,
aber nicht mit der Antwort wegen Draheim, da er sich ziemlich weit bei dem
Feldherrn in dieser Materie verlaufen haben und nun nicht wissen mag, wie er
mit Reputation wieder daraus scheiden soll.
J. v. Hov erbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
2. November 1676.
[Seine Bemühungen, die schwedisch-französischen Machinationen durch den Hinweis
auf die Möglichkeit, Liefland den Schweden zu entreißen, zu vereiteln. Feindliche
Gesinnung des Königs gegen Kf.]
2. Nov. Kf. hat ihm früher befohlen, den hiesigen Ständen vorzustellen, daß jetzt
die günstigste Gelegenheit sei, Lief 1 and wiederzugewinnen. Er hat das auch
getan,1) aber befunden, daß weder der Hof noch auch die besten Patrioten,
letztere, weil die bisherigen Drangsale noch nicht im geringsten verwunden sind,
dazu zu bringen sind. Er hat daher gesucht, sowohl den Hof wie auch Frankreich
und Schweden bei den Ständen verhaßt zu machen durch den Hinweis darauf,
daß durch sie so vorteilhafte Desseins hintertrieben oder aufgehalten würden,
und daß auch wohl ohne der Republik Zutun, wenn man nur Kf. und dessen
Alliierte untraversiert ließe, jenes Herzogtum Schweden abgenommen und ein
Teil davon dem Könige und dem Staat zugewandt werden könnte. Um sicher
zu gehen, müßte man Moskau durch Anbietung einiger Grenzorte bei gutem
Willen erhalten. Dem dortigen Adel, der sich noch immer nach Polen sehnte,
wäre Hoffnung zu machen, daß das Land wieder an Polen kommen würde, und
das könnte auch wirklich geschehen, Riga aber und andere angelegene Orte,
die der Religion wegen nicht unter polnische Herrschaft kommen wollten,
müßten dem Kf. verbleiben. Dem Könige wäre zu remonstrieren, Frankreich
könnte ihm nicht soviel geben, wie er solchenfalls von Kf. und dessen Alliierten
zu erwarten hätte, er könnte dadurch sein Haus in solchen Stand setzen, daß
es bei der künftigen Wahl nicht leicht werde übergangen werden. Von denen,
mit welchen er dieses, vorläufig nur als seine Gedanken, überlegt, hat es keiner
improbiert, selbst die Königin hat, wie ihm der Kastellan von Posen geschrieben,
es der Würdigkeit erachtet, daß es mit dem Könige überlegt würde.
") S. den Bericht Bethune's vom 26. Oktober 1676 (a. a. 0. S. 317).
Angebot der Erwerbung Lieflands. Der Frieden mit den Türken. 129
Nachdem jetzt der Friede1) mit den Türken geschlossen ist, werden die
Alliierten mehr als vorher auf ihrer Hut zu stehen haben, damit nicht etwas
unter dem Schein und Namen der Konföderation, worauf Schweden bisher am
meisten gebaut, vorgenommen werde. Skoraszewski hat geäußert, der König
werde dem Kf. nie vergessen, daß er, da er bei seinem Krönungstage große
Furcht und Ansehen gehabt, ihm solches auf einmal durch die Großpolen über
den Haufen geworfen habe. Viele glauben, daß man durch Abdankung eines
Teiles der Armee vor dem Zusammentreten der zur Abrechnung verordneten
Kommission dieselbe zur Desperation zu bringen suche.
Kf. wird in Großpolen zu unterbauen wissen. Er hat mit dem Starosten
von Kosten alles genau überlegt und befunden, daß Kf. denselben ganz
gewonnen hat. An Czarnecki, der bei beiden G. Feldherren und den Armeen
viel vermag, wird er wenigstens 1000 Taler wagen müssen, welche jener dem-
selben in Aussicht gestellt hat.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
23. November 1676.
[Feindliche Absichten gegen den Kaiser und Kf., Notwendigkeit, Geld anzuwenden,
verräterische Umtriebe der Königsberger Jesuiten.]
Die französischen Gesandten') suchen nunmehr alle List und Macht hervor, 23. Nov.
am Kf. in Preußen und den Kaiser in Ungarn zu gefährden. Man rechnet
darauf, im Frühjahr über 100000 Mann ins Feld zu bringen, und damit nicht
von den Ständen etwas in den Weg geworfen werde, die Großpolen, nach
welchen sich fast alle anderen Woiwodschaften in publicis richten, noch vor
angehendem Reichstage zu gewinnen. Zu diesem Zweck werden der Kastellan
von Posen Grzymultowski, der Starost von Bromberg Galetzki und
H. Gorzynski, ein Evangelischer, mit Geld und großen Versprechungen dorthin
gesandt. Man glaubt, daß es nur bei dem Woiwoden von Kaiisch Opalinski
und bei Krytzky und Breza etwas hart halten und daß, wenn nur diese auf
des üofes Seite würden gebracht worden sein, alles sich nach Willen fügen
werde. Wenn man die Gefahr vorstellt, in welche der König sich dadurch
bringen könnte, wird erwidert, es sei schon so weit gekommen und der König
finde sich durch Bündnisse, officia und Geschenke so verpflichtet, daß er etwas
l) Der Frieden war am 16. Oktober 1676 im Lager zu Zurawna abgeschlossen
worden; s. die Relationen des Bischofs von Marseille vom 15. und 21. Oktober und
Bethune's vom 20. Oktober (a. a. 0. S. 310 f., 3158). Der Friedensvertrag bei Dumont,
VII, 1, S. 325.
*) S. die Berichte Bethune's vom 20. und 26. Oktober 1676 (a. a. 0. S. 31 5 ff.).
Mater, z. Gesch. <L G. Kurfürsten. XIX. 9
130 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
für Frankreich wagen müsse. Man rühmt sich, es stände bereits darauf, daß
die Tatern in Moskau einfallen und dadurch dieses nötigen würden, die an
der Grenze von Ingermannland stehenden Volker abzufordern. Dadurch
werde Schweden Luft und Gelegenheit bekommen, seine Truppen von dort
abzuführen und mit den hiesigen zu konjungieren, um gemeinsam gegen Kf.
zu agieren.
Diesem nach und zu Folge muß ich nun mal über mal, weil das
Hauptwerk darauf beruht, unterthänigst Pflicht halber erinnern, E. Chf. D.
schicken ja kegen den 10. December nach Posen, aber nicht mit lediger
Haud. Denn was daselbst mit einem [TalerJ gehoben werden könnte,
werden Sie nachmals mit viel tausend nicht heben können. S. Eeyserl. M.
werden das Ihrige mit zulegen müssen. —
P. S. Auch — hab ich nicht zu verschweigen, daß die Königs-
bergsche Jesuiter und dero Anhang nicht nachlassen den Hof nacher
Königsberg zu locken mit Versprechen, daß sies ohn einen Schuß
geliefert schaffen wollen. Solches ist auch dergestalt aufgenommen
worden, daß ein vierzehn Tag her nach der Stadt Abriß mit großem
Fleiß gefragt worden. —
Der KurftLrst an v. Hoverbeck. D. Cöln
23. November/ 3. Dezember 1676.
[Auf die Relation vom 23. November. Sendung des Scultetus, Bemühungen
am kaiserlichen Hofe. Dem Könige zu machende Vorstellungen.
Gewinnung Czarnecki's.]
3. Dez. Er hat Scultetus befohlen, nach Großpolen zu gehen und dort sein
Interesse zu befördern, hat ihm auch Wechsel auf 3000 Rtlr. mitgegeben. Bei
dem kaiserlichen Hofe, wohin er jetzt Meinders schickt,1) wird er darauf
dringen, daß dergleichen auch von der Seite geschehe. iL soll sich ferner
bemühen, alles, was vorkommt, zu penetrieren. Sollte er etwas Sicheres erfahren,
so soll er an den König oder an jemand, der demselben a latere ist, schreiben,
sich darüber beschweren und anzeigen, daß, wenn man solche schädlichen
Machinationen weiter gestatten sollte, er dem Kf. davon Anzeige machen müßte,
daß er aber hoffe, der König werde beizeiten allem Unheil vorbeugen.
Czarnecki soll er auf alle ersinnliche Weise auf des Kf. Seite zu bringen sich
bemühen, ihm auch, wenn er es diensam befindet, 500 oder G00 Dukaten zahlen.
») S. Urk. u. Akt XVIII, S. 461 ff.
Absichten des Hofes. Neue Sendung des Scultetus nach Großpolen. 131
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Goschlin
3./13. Dezember 1676.
[Rat des K. G. Kanzlers, die auf den Landtag nach Schroda ziehenden E de Heute
zu gewinnen.]
Er ist gestern hier bei dem K. G. Kanzler angekommen und bat denselben 13. Dez.
ersacht zu verhüten, daß die abgedankten Völker per conniventiam zu den
Rebellen in Ungarn übergingen, unter Hinweis darauf, daß sonst die alliierten
Kurfürsten and Fürsten dem Kaiser zu Hilfe ziehen und den Feind suchen
würden, wo er nur anzutreffen sein würde. Der G. Kanzler hat sich dazu bereit
erklärt and ihm geraten, da innerhalb 3 Tagen der Landtag zu Schroda angehen
soUe, vorher einige von den vornehmsten Patrioten zu besuchen und sie gleich-
falls davon zu informieren, damit auf dem Landtage die Sache reiflich überlegt
werde and die Landboten zum künftigen Reichstage desfalls gemessene Instruktion
erhielten.
Daß dem Hof an dem jetzt bevorstehenden großpolnischen Seymik sehr
viel gelegen, ist daher abzunehmen, daß er nicht allein durch den Kastellan
von Posen dem AYoiwoden von Kaiisch das Generalat in Großpolen in scriptis
cum additamento von jährlich 6000 Golden hat insinuieren lassen, sondern daß
auch Galezki mit etlichen königl. Dragonern und mit französischem Gelde
herkommt, um die Vornehmsten dieser Woiwodschaft zu gewinnen und zu ver-
hüten, daß die Gegner des Hofes zu Landboten gewählt und den Landboten
den Intentionen des Hofes zuwiderlaufende Instruktion erteilt werde.
Auf den Rat des G. Kanzlers wird er nicht auf den Landtag selbst gehen,
sondern sich heute and morgen zu Posen und bei Schroda herum auf der Land-
straße halten, um die auf den Landtag gehenden Edelleute zu informieren.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
15. Dezember 1676.
[Zusagen und Ratschläge des G. Kanzlers Pac. Bei dem Kaiser zu erwirkende
Vergünstigungen für die Pac]
Bei der Visite, die ihm gestem der litauische G. Kanzler Pac gegeben, 15. Dez.
hat er es endlich dahin gebracht, daß dieser versprochen, auf alle Fälle mit
seinem ganzen Hause des Kf. Interesse zu befördern, wogegen er ihn namens
des Kf. versichert hat, daß dieser sich in alle Wege ihrer annehmen werde.
Bei dem bevorstehenden Reichstag will Pac mit allen seinen Freunden and
Klienten darauf bestehen, daß die Armeen allerseits bis auf 4000 Quartianer,
9*
132 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
welche gewöhnlich in Friedenszeiten auf den Beinen gehalten werden, abgedankt
werden, weil sonst die französische Partei nicht aufhören werde, zu einer Diversion
der alliierten Waffen alle mögliche Mittel und Wege zu gebrauchen. Er gestand
auch, daß es dem Hofe bisher mehr an Vermögen als Willen gemangelt habe.
Gninski habe neulich gesagt, es sei unerträglich, was für Widerwärtigkeiten
dem polnischen Hofe von Kf. und dessen Hofe zugefügt würden, woraus abzu-
nehmen, daß man an Ef. Ursache sucht. Rybinski1) anlangend, will er es auf
dem Reichstage dahin bringen, daß derselbe infamiert und für vogelfrei erklärt
werde. Auch der litauische Feldherr habe schon beschlossen, denselben auf-
zuschlagen, Kf. würde aber wohltun, wenn er Völker an die Grenze legte, um
zu verhüten, daß weder dieser noch schwedische Völker oder auch streifende
Rotten nach erfolgter Abdankung einen Einfall in sein Land machten.
Kf. würde guttun, den General Koop') dahin zu vermögen, dem unter
ihm dienenden Vetter des G. Kanzlers, Graf Clemens Pac, eine Kompagnie
zu verleihen, es würde auch nicht übel angewandt sein, wenn der Kaiser den
G. Feldherrn, den G. Kanzler und jenen jungen Vetter derselben (da die beiden
ersten keine Erben habenj, in den Fürstenstand erhebe, es müßte aber motu
proprio oder auf des Kf. Anhalten geschehen.3)
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Draheim
7./17. Dezember 1676.
[Günstige Zusicherungen Krzyckfs, Breza's und des K. G. Kanzlers. Äußerungen
Grzymultowski's und Galecki's über die Absichten des Königs.]
17. Dez. Er hat Kricki und Breza noch in Posen getroffen und mit ihnen die
Sache überlegt. Trotz der ihnen vom Hof gemachten Anerbietungen versprachen
beide, standhaft bei Defendierung und Maintenierung der Freiheit der Republik
zu verbleiben, sie baten aber, da vom Kaiser noch immer keine Resolution
erfolgt sei, Kf. möchte durch v. Crockow in Wien darauf dringen lassen, da
weder die beiden Feldherren noch sonst jemand sich auf eine so wichtige Sache
einlassen würde, wenn er nicht der Assistenz vom Kaiser und vom Kf. sicher
') IT. hatte 30. November 1676 gemeldet, daß Rybinski mit 6 Kompagnieen
Reiter ganz in der Stille nach Samaiteu gezogen sei, derselbe scheine nach Preußen
sich wenden zu wollen, er habe die dortige Regierung gewarnt.
*) General feldzeugmeister Graf Koop, welcher die dem Kf. zu Hilfe geschickten
kaiserlichen Truppen befehligte. S. ürk. u. Akt. XVIII, S. 410f.
*) H. rat (d. Warschau 21. Dezember 1676), Kf. und der Kaiser mochten
etwa 20000 Rtlr. auf den Reichstag schicken, dann getraue er sich, die Abdankung
der Armee zustande zu bringen.
Bericht des Scultetus. 133
sein könnte: namentlich sollte Kf. auch dahin arbeiten, daß ihm der Kaiser die
Garantie oder Assistenz wegen Preußen verspreche.
Auf ihre Veranlassung hat er sich auch zu dem Kastellan von Posen
begeben, um zu expiszieren, was dieser eigentlich in favorem des Hofes propo-
nieren wurde, und sich so gestellt, als wenn man noch zu ihm das alte gute
Vertrauen tröge. Derselbe versicherte, der König beabsichtigte1) keinen Krieg
gegen Kf., etliche Ohrenblaser bei Hofe suchten ihn zwar dazu aufzureizen, er
sei aber sehr furchtsam, sehe in zweifelhaften Dingen immer auf das Sicherste
und hielte die französische Freundschaft nicht so hoch, daß er sich und die
Republik dadurch in Gefahr setzen sollte, sondern er mißbillige offen, daß der
König von Schweden eine solche Torheit begangen habe. Nachher erschienen
dort der Abt von Biesen3) und Galecki. Als der Kastellan diesen sein
Anbringen mitteilte, fuhr Galecki heraus, der König möchte wohl vordem
was Böses gegen Kf. im Herzen gedacht haben, jetzt aber hätte er sich ganz
geändert, Kf. und der Kaiser sollten sich nur nicht in die polnischen Dinge
mischen und des Königs Intention traversieren, dann wurde es wohl Frieden
bleiben, wenn sich aber jemand darein mengen wollte, so wurden sie bald einig
werden und dem Betreffenden auf die Haut gehen.
Der Kastellan von Posen schwor, der König hätte gegen Kf. keinen Krieg
vor, sondern versehe sich alles Guten gegen denselben, den Kaiser aber schloß
er allezeit aus; so oft er der Allianz zwischen dem Kaiser und dem Kf. erwähnte,
antwortete jener nur, es sei zu beklagen, daß Österreich noch immer die Republik
zu turbieren suche. Er hat aus allem abnehmen können, daß der König be-
schlossen haben mag, zuerst mit dem Kaiser in Ungarn in die Haare zu kommen
und Kf. indessen sicher zu machen, bis er den Kaiser matt und sich in Polen
absolut gemacht haben werde.
Er ist noch in der Nacht Kricki und Breza nach Schroda nachgereist,
hat ihnen mitgeteilt, was er vernommen, und sie durch Bitten und Versprechungen
dahin gebracht, daß sie schlüssig geworden, sich der königlichen Faktion bis
aufs Blut zu widersetzen und in die Instruktion auf den Reichstag hinein-
zubringen, daß der König vor allem auf diesem Reichstage die pacta mit den
Nachbaren beschwören, die Armee abdanken und vorher durch Patente den
Eintritt in ausländische Dienste bei Verlust von Gütern und Ehren verbieten
und seinen Schwager, den französischen Gesandten, noch während des Reichs-
tages expedieren solle.
Auf der Rückreise ist er noch einmal bei dem G. Kanzler gewesen und
hat ihn, der sehr furchtsam bei dieser Sache zu sein scheint, beredet, sein
Votum schriftlich auf den Landtag nach Schroda zu schicken.
') Auch Bethune spricht in den Berichten vom 25. November und 4. Dezember
(S. 324, 329) Zweifel aus, ob es dem Könige mit dem Unternehmen gegen Kf.
Ernst sei.
*) Kasimir Johann Opalinski, Bruder des Woiwoden von Kaiisch.
134 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Driesen
14./24. Dezember 1676.
[Günstiger Ausgang des Schrodaer Landtages. Geldversprechungen. Besorgnisse
und Wünsche des Danziger Rats.]
24. Dez. Er hat sich nach seiner Rückkehr von Danzig, da der Landtag in Schroda
noch fortdauert, in ein benachbartes Dorf verfügt, von dort aus heimlich mit
Kricki und Breza korrespondiert und sie zur Standhaftigkeit ermahnt Trotz
der ßemühungen der königlichen Faktion hat auch wirklich dort die gute Partei
das Übergewicht erlangt,1) so daß nicht nur jene beiden Männer mit zu Land-
boten gewählt, sondern auch die gewünschten Punkte in die Instruktion gebracht
worden sind. Zu Landboten sind von der guten Partei außer Kricki und Breza
der Starost von Koschzan und der Starost Srzedski, von der Gegenpartei,
die man nicht ganz hat ausschließen können, Galecki und der Starost von
Fraustadt Lesczinski, die jetzt ganz dem Hof und der französischen Partei
zu Dienst und Gefallen zu leben suchen, gewählt worden. Er hat bisher noch
kein Geld gezahlt, sondern dieses bis auf den Reichstag verschoben, da die
Leute hier an das, was sie empfangen, nicht mehr zu denken pflegen, sondern
bei jeder vorfallenden Gelegenheit was Neues zu bekommen vermeinen, hat
aber durch Breza und Kricki versprechen lassen, zu Warschau auf dem
Reichstage sollten sie von ihm oder v. Ho v erb eck ein Gratial erhalten, sie
müßten sich aber tapfer halten und was sie versprochen ins Werk richten.
Breza meint, die Gesandten des Kaisers und des Kf. sollten inständig auf
Konfirmation der Pakten dringen, dann werde der König sich schon dazu ver-
stehen müssen.
Es ist zu beklagen, daß so wenige unter dem gemeinen Adel zu finden
sind, die den statum rei publicae recht wissen und des Hofes arglistige Praktiken
pene tri eren können. Auf diesem Landtage sind über 13 Evangelische gewesen,
die sich so haben einschüchtern lassen, daß sie ganz still geschwiegen.
Dem Magistrat zu Danzig ist bei den jetzigen consiliis des Hofes nicht
wohl zu Mut. Sie haben ihm verblümt zu verstehen gegeben, daß es ihnen
sehr verdächtig vorkäme, daß der König mehr als alle seine Vorfahren so große
Liebe gegen Preußen bezeige und sich nicht nur in Marienburg, Mewe und
Elbing, sondern auch in Putzig festzusetzen suche. Einer von ihnen fragte,
was wohl der Kaiser, Dänemark, Kf., Holland und die anderen Alliierten davon
hielten. Sic würden gerne sehen, daß diese Potentaten es zu verhindern suchten,
selbst aber dürfen sie nicht damit heraus noch anderen es anders als verblümt
an die Hand geben. Strauch,2) bitten sie, möchte Kf. nicht loslassen.
]) S. den Bericht des Bischofs von Marseille vom 30. Dezember 1676 (Acta
h ist. III, S. 343).
*) S. oben S. 120.
Ausgang des Schrodaer Landtages. Marsch Rybinski's nach Samaiten. 135
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
30. November 1676. "?
[Antwort des Königs auf den Vorschlag, Liefland wiederzugewinnen. Verdächtiger
Marsch Rybinski's nach Samaiten. Ratschläge Pac's.]
Nach den Berichten Galetzki's, des Kanzleiregenten Witwitzky und 30. Nov.
des litauischen G. Kanzlers P a c hat der König auf den ihm gemachten Vorschlag,
Liefland hei dieser günstigen Gelegenheit wiederzugewinnen, nur geantwortet,
es sei eine Sache, die reiflich überlegt werden müsse.
Aus Litauen wird berichtet, Rybinski1) sei mit einer Kompagnie Husaren
und fünf anderen Reiter unlängst durch Meretz nach Samaiten in aller Stille
gezogen und habe, als er gefragt worden, von wo er käme und wer ihm dazu
Ordre gegeben hätte, geantwortet, er gehöre unter des Königl. Prinzen Regiment
und wäre mit des K. Feldherrn Wissen und Konsens dahin marschiert. Dort
gehe die gemeine Rede, er hätte diese Völker für Schweden mit französischem
Gelde geworben und dürfte entweder in Kurland oder gar in Preußen Winter-
quartiere suchen. Er hat mit dem litauischen G. Kanzler Paz davon gesprochen
und von demselben erfahren, Rybinski sei in aller Stille über die Mümmel
gesetzt und habe sich nach Samaiten gewendet, von wo ihm der Weg nach
Georgenburg und nach Kurland freistehe, es sei aber weder zu glauben, daß er
nach Litauen, noch daß er nach Kurland gehen werde. Da also Preußen das
Ziel seines Marsches zu sein scheint, so hat er der dortigen Regierung Nachricht
davon zukommen lassen und hofft, dieselbe werde ohne von Kf. Befehl zu erwarten
die Grenze nach Litauen besetzen. Der litauische Kanzler versichert, der
Krieg gegen Moskau werde gewiß abgewehrt werden, der K. G. Kanzler aber
sei zu ersuchen, daß er nebst seinen Freunden sich der Mark und Preußens
mit annehme, vor allen Dingen aber sei dahin zu trachten, daß die Armee ab-
gedankt werde.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
25. Dezember 1676.
[Beschlüsse des Schrodaer Landtages. Günstige Zusagen des kaiserlichen Residenten.
Rat, durch Scultetus die Gelder zahlen zu lassen.]
Nach eingetroffenen Privatschreiben ist auf dem großpolnischen Seymik -5. Dez.
sonst in allen Punkten des Kf. Intention erreicht worden, nur will man mit der
Abdankung der Truppen bis zum Juli einhalten. Dieses wird auf dem Reichs-
«) S. oben S. 132.
136 I. Brandenburg und Polen 1673—1670.
tage dahin zu redressieren sein, daß, falls seitens der Pforte wegen des Friedens
Schwierigkeiten gemacht werden sollten, ein Generalaufbot der Kitterschaft
bewilljjft werde. Nach Aussage des kaiserlichen Residenten begreift man am
kaiserlichen Hofe, daß an dem glücklichen Ausschlage des bevorstehenden Reichs-
tages die Wohlfahrt der Alliierten großenteils abhängt, und wird man von dort
das Nötige übermachen. Auch von seiten des Kf. wird das geschehen müssen.
Da es sich aber nicht schicken würde, auch nicht unvermerkt würde zugehen
können, daß er die Gratiale herumtrüge, so rät er, Scultetus herüberzuschicken,
der als ein beeidigter Diener die Danziger stärken und die Großpolen an ihre
Zusage erinnern könnte, und den auch der Primas, weil er ihn für ver-
schwiegen hält, am liebsten hat.
Für Kf. erweist es sich als ein Glück, daß die renovatio pactorum bisher
nicht erfolgt ist, weil dadurch den Ständen die Augen geöffnet und sie ihres
eigenen Interesses halber darauf zu dringen veranlaßt worden.
Von Wien wird im Vertrauen berichtet, man habe aus Konstantinopel
Nachricht, l) daß der neuliche Frieden dort acht Wochen eher als hier geschlossen
sei, was von sehr großem Nachdenken ist und auf den Notfall zu Konvinzierung
der Feinde des Kf. dienen könnte.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
11. Januar 1677.2)
[Machinationen der französischen Partei, Aufreizung des Königs, sich Putzigs und
Danzigs zu bemächtigen und Preußen wiederzugewinnen. Erhoffte Ankunft eines
kaiserlichen Gesandten.]
11. Jan. Die französischen Machinationen sind jetzt viel gefährlicher denn vorhin,
indem sie nicht allein mit des Hofes Ungnade drohen, sondern auch diejenigen,
die ihnen bisher zuwider gewesen, mit Geld und mit Chargen und Benefizien
zu gewinnen trachten.3) So haben sie das Haus der Opalin ski teilweise auf
]) Der französische Agent Bai uze schreibt schon am 30. Oktober 1676 aus
Warschau: Cette paix a suivi de sy prez les nouvelles de Textremite oü estoit
Tarmee, qu'on n'a pas de peine ä croire, qu'elle estoit faicte avant qu'on se mist
en campagne, ou qu'elle est tres-desavantageuse ; plusieurs croyent Tun et l'autre
(S. 313).
*) S. Pufendorf 1. XV, § 12 (S. 111 9).
3) Der Danziger Sekretär Schumann schreibt dem Rate S. Januar 1677, der
Tod des K. U. Truchseß, des Generals Koricki und des Erzbischofs von Lemberg
werde dem König neue Kreaturen verschaffen, derselbe werde hier gewiß in allem
ex voto sukzedieren, „angesehen viele promissis schon gewonnen, viele aber metu
von ihren Desseinen abgehalten werden . Communis opinio ist, daß der H. Chorazy
Posnan. Landbotenmarschall sein werde und daß die Opalinsken in Großpolen
Neue Anschläge der französischen Partei. 137
ihre Seite gebracht, auch der Primas, der vorher sehr disgustiert gewesen,
durfte vielleicht damit zufriedengestellt worden sein, daß der König die durch
seines Bruders >) Tod erledigte Starostei Vielun seinem Vetter übertragen, auch
seinen Schwestersohn Zaluski2) zum Abt von Sterzemieschew ernannt hat.
Um die Stände gegen Kf. zu erbittern, scheut man sich nicht zu versichern,
demselben wäre durch seine Erfolge gegen Schweden der Mut so gewachsen,
daß er die Republik im Frühjahr angreifen wolle.
Wegen Putzke und Danzig liegt der Woiwode von Pommerellen dem
Konige stets in den Ohren, er möchte ja nicht zaudern nach Preußen zu gehen,
Danzig würde er leicht in seine Gewalt bekommen und dadurch nicht nur arbiter
der vornehmsten Kommerzien in Europa sein, sondern sich auch den Weg bahnen,
um das Herzogtum Preußen wieder an die Krone zu bringen. Der Kastellan
von Posen, derScultetus und auch ihm so hoch versichert hat,3) man denke
nicht daran, Kf. zu beschweren, hat in Schroda, als Korzeniewski des Vor-
schlages wegen Liefland gedacht, geantwortet, das wären remotiora, propinqua
aber, daß Frankreich und Schweden sich erböten, ihnen zur Rekuperierung
des Herzogtums Preußen zu verhelfen.
Wenn aber ein kaiserlicher Minister herüberkommt, wird hoffentlich das
Vorhaben der Gegner so lange aufgehalten werden können, bis Kf. mit Stettin
fertig wird, und dann wird man wohl nicht mehr von einer favorablen Konjunktur
sprechen können.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
15. Januar 1G77.
[Einzug des Königs. Gespräch mit Bethune. Verleumderische Gerüchte über Kf.]
Am 13. hat der König hier seinen solennen Einzug gehalten. Bei dem 15. Jan.
Festgottesdienst in der Kirche hatte er seinen Platz neben dem Marquis de
Bethune. Derselbe sprach von Kf. mit großem Respekt, erbot sich, trotzdem
ihre beiden Prinzipalen aus einer Fatalität in Mißverstand geraten, zu guter
Korrespondenz, wie es die Bevollmächtigten in Nim wegen täten, erwähnte dabei,
er hätte erfahren, daß H. in seiner Jugend unter seinem Vetter, dem Marquis
de Rhony, dem Sohne des Duc de Süll y, als Kommissar von der Artillerie
gedient hätte, und bat, er möchte ihn jetzt auch die mit den Seinigen früher
gepflogene Freundschaft genießen lassen. Alle seine Vorfahren bis ins dritte
schon akkommodiret worden, dannenhero diese Tage eine gewisse Person zu mir
sagte, daß man die wenig übrigen, auf den H. Breza, Podkomorzy Kalisky etc.
zielende, nichts achtete, so den ausländischen ministris nicht wohl gefallt*.
*) Hieronymus Olszowski, s. Zaluski I, S. 691.
*) Andreas Zaluski, der Geschichtschreiber und spätere Bischof von Ermland.
*) S. oben S. 133.
138 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Glied wären Hugenotten gewesen, obwohl er sich zur katholischen Religion
bekennte, könnte er ihnen doch nicht Feind sein, dessen wurde ihm
M. d1 Espen ce1) wohl Zeugnis geben, der gewünscht hätte, sein Leben im Dienst
des Kf.- zu endigen, wenn ihn sein Gewissen nicht abgehalten hätte, die Hand
gegen seinen König aufzuheben. Wie derselbe viel vom Frieden sprach, hat er ihn
auch versichert, daß Kf. sehnlichst den Frieden wünschte und daß dessen
Interessen sich besser mit Frankreich als mit Schweden zusammen reimten.
Der König hat seinen Glückwunsch sehr freundlich anfgenommen and
erwidert.
Der Bischof von Er ml and,3) der sich von dem Schlaganfall zu erholen
beginnt, hat ihn versichert, da der König in dem Schreiben an den Primas
seine Abwesenheit als Veranlassung der Verzögerung der renovatio pactornm
bezeichnet hätte, so wollte er sich jetzt um so mehr bemühen, dieselbe za
beschleunigen.
Die Vertrautesten bei Hofe berichten, den König schmerze nichts mehr,
als daß er bei Kf. und dessen Alliierten in Verdacht gezogen werde, als ob er
gegen dieselben etwas Feindliches vorhätte. Um solches zu widerlegen und
Damler3) zu dekreditieren, würde dienlich sein, die vor dem Fiskal Rabe ab-
gehaltenen Zeugenverhöre herzuschicken, daraus erhellen wird, daß die angeblichen
Emissarien des Kf. dasselbe schreiben, was ihre eigenen Leute aussprengen.
Man geht jetzt weiter als vorher in dem, was von des Kf. Zurüstangen gegen
Polen ausgesprengt worden, und behauptet, Schreiben desselben an den K. G.
Kanzler aufzuzeigen zu haben, in denen Kf. erklärt habe, daß er Polen prävenieren
wolle. Er hat darauf nur geantwortet, praeventio supponiere eine itio, und man
könnte allen Widerwärtigkeiten vorkommen, wenn beide Teile de non offendendo
kavierten.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Potstain
13./[23.] Januar 1G77.4)
[Dem K. U. Feldherrn zu machende Versicherungen.]
"J3. Jim. Es hat mir derHauptmaim von Marienwerder5) ausführlicheRelation
gethan, was sein Bruder mit dem polnschen Unterfeldherrn*) geredet,
und sonst einige andere Umbstände mehr, so mir alles zu gnädigstem
») S. Urk.u. Akt. XV1H, S. 630f.
-) Stephan Wydzga, K. U. Kanzler.
3) S. oben S. 125.
4) Dabei vermerkt: „Ihre Gn. der Herr Oberpraesident haben dieses eigenhändig
in Ziffern geschrieben."
5) Georg Heinrich v. d. Groben.
6) Stanislaus Johann Jablonowski.
Verhandlungen mit Jablonowski. 139
Wohlgefallen gereichet. Weil nun jetztbesagter Unterfeldherr sich so
wohl erkläret und ich groß Vertrauen auf seine Freundschaft setze, auch
wohl weiß, daß er einen starken Anhang hat, so werdet Ihr Euch aufs
fleißigste angelegen sein lassen, diese Correspondenz noch mehr und aufs
Stärkeste durch alle dienliche und ersinnliche Mittel zu befestigen. Ich
wollte zwar öfters an ihn schreiben, besorge aber, daß ihn solches nur
suspect machen möchte, wird also das beste sein, daß alles durch Euch
und den Obristen Groeben geschehe. Inmittelst wollet Ihr ihn ver-
sichern, daß ich alles in höchster Verschwiegenheit halten und solche
Erkenntnusse kegen ihn thun werde, daß gleich wie er jetzt Gelegenheit
und Mittel hat, mein ganzes Haus zum höchsten zu obligiren und zugleich
die Krön in einem guten Zustand zu erhalten, also auch Zeit seines Lebens
meine reelle Dankbarkeit kegen ihn und sein ganzes Haus verspüren und
empfinden soll, wie dann der Hauptmann von Marienwerder seinem Bruder,
dem ich Euerem Vorschlage gemäß seiner Befoderung halber Versicherunge
gegeben, aber dabei gerne sehe, daß er noch ein Zeitlang alda in Diensten
verbleibe, hiervon mehr particularia bringen wird, damit derselbe solches
Euch zuforderst referire und es alsdann dem Unterfeldherren hinterbracht
werde. Es hat auch der Hauptmann noch andere Personen benannt, so
Ihr von seinem Bruder erfahren könnet, ich will darüber Euer Bedenken
erwarten, wie Ihr vermeinet, daß dieselbe zu obligieren sein mögen.
Und weil auch vorgeschlagen, daß ich öfters Briefe an den König
schreiben sollte, und Ihr am besten wissen könnet, wie dieselbe nach
Beschaffenheit des Zustandes einzurichten, so will ich von Euch jedesmal
die Concepte solcher Schreiben erwarten. Im übrigen wollet ihr Euch
an dem Unterfeldherren feste halten und ihn meiner beständigen getreuen
Freundschaft und Dankbarkeit versichern. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. Ü. Warschau
29. Januar 1677.
[Bemühungen des französischen Gesandten, eine Diversion gegen Kf. zustande zu
bringen. Erfolge des Hofes auf dem Reichstage. Gesandtschaft der Danziger Gewerke.
Gespräch mit Bethune.]
Die französischen Gesandten tun mit Gelde, Informationen und Banquetten 29. Mai
ihr möglichstes, um1) Schweden von hier aus eine Diversion gegen des Kf.
J) S. die Berichte des Bischofs von Marseille und Bethune's vom 25. und
des letzteren vom 27. Dezember 1676 (Acta hist. III, S. 527, 341 ff.).
140
I. Braudonburg und Pulen I67ft—t679
Waffen zuwege zu bringen. Der Hof bat auch schon in zwei gar notablen Stückes
prävaliert gegen fast aller Stünde Willen und Intention, nämlich in der Wahl des
Landbotenroarschalb und dann wegen dessen Beeidigung, worauf zu bestehen alle
Kreistage den Lurnlboten eingebunden getobt Viele guten Pntrioten furchten daher,
es mochte ihnen auch in dem Punkt der Abdankung der Armee und in Verhütung
aller Kriege gegen christliche Potentaten leicht fehlen, dafern die Blöden nicht recht*
schaffen interessiert und gestärkt werden,danach ersieh mit großem Verl an gen umsieht.
In Danzig beginnen sich die Ge werke dem Rat einigermaßen zu fügen,
trotzdem hat es der Woiwode von Pommerellen dahin gebracht, daß2) zwei
Haupt werke die Ihrigen hinübergeschickt haben, um den König zu bitten. Ali
er zu ihnen komme und die Sachen richte.
Als er diesertage bei der Hochzeit der Stieftochter des Fürsten Czarto-
ryski*) mit dem Marquis de Bethunc zusammenkam, versicherte dieser auls
neue, sein König ehre und schätze Kf. aufs höchste, seine Reputation aber ver-
pflichte ihn dazu, bei der Friedenshandlung Schweden bei dem Sciuigen zu
garantieren, zumal man kein Äquivalent linden könnte. Er hat ihm geantwortet,
Schweden wäre des Salzes mehr als des pommerschen Biers benötigt, sie würden
sich daher wohl weisen lassen, wenn ihnen Frankreich etwa die Insel Oleron
oder etwas dergleichen einräumte. Er fiel aber allemal darauf, daß, wenn Kf.
nur mit ihnen versöhnt wäre, ihm mehr A van tagen bei der Friedenshand! ung
und sonst verschafft werden sollten, als er sich einbilden könnte.
J. v. Ho verbeck an den Kurfürsten, D. Warschau
h Februar IGT 7.
[Zaghaftigkeit der Landböten. Hoffnung auf den Primas. Gerüchte über Bestechungen
seinerseits, Beschlüsse gegen Rybinski. Die Malkantenten*]
1. Tebr. Obwohl von den meisten Kreistagen den Landboten zur Pflicht gemacht
worden ist, darauf zu bestehen, daß die Armeen abgedankt und die pacta mit
!) Nachdem die ersten Sitzungen des am 14, Januar eröffneten Reichstages mit
Streitigkeiten wegen des gleich am ersten Tage von dem Stanzten ?ofl Üswiecim
V ieuiazek beantragten Eides, den die Lundtasjsiriarschiille hinfort schwören sollten,
vergangen waren, wurde am 22. Januar, ohne daß diese Frage zur Entscheidung
gekommen wäre, der Posensche Landfahndrieh Skoraszewski zum Marschati gewählt.
Am 30. Januar wurde dann eine Konstitution, enthaltend Vorschriften für den Land-
hotenmarschall und die Deputierten ad constitutiones, beschlossen, über den von
diesen zu leistenden Eid aber kam es zu keiner Einigung, Vgl den Bericht des
Bfccboita fOQ Marseille vom lfl. Janurtr 1<>77 (&» .''15).
*) Schumann berichtet dem Danziger Rat am 29. Januar, die Abgeschicku-n
der < Je werke seien diesertage angekommen, sie klagten, daß sie vom Rat hart
bedrückt würden, und ließen verlauten, sie seien gekommen, um den König zu bitten,
je eher Je lieber nach Danzig zu kommen und ihre Sache zu richten, S. Hirsch,
roüe Kurfürst und IX Acgidius Strauch, S. 218.
*J Auch Kf. war zu dieser Hochzeit eingeladen worden und ließ durch vt Bot.
ein Geschenk überreichen.
Der Reichstag zu Warschau. 141
den Nachbaren ohne Verzag bestätigt wurden, zeigen sich diese doch sehr scheu,
dieses mit Ernst auszubringen und darauf zu bestehen, viel weniger mit Zer-
reißung des Reichstages und Hinterhaltung der Kontributionen zu drohen. In
betreff der Beruhigung des Reiches setzt man die größte Hoffnung auf den
Primas, weil er vom Könige vor anderen konsideriert wird. Obwohl er sich
sonst dem Kf. in vielen Stacken zuwider gezeigt, versichert doch der Bischof
von Krakau, daß er nimmer in einen Krieg mit demselben willigen werde, da
er wohl begreife, daß es vornehmlich über Großpolen und sein Erzstift hergehen
werde. Am 9. wird derselbe hier erwartet und er wird sich dann bemühen zu
erfahren, was er eigentlich im Schilde führe.
Diesertage ist ausgebracht worden, er hätte 18000 Dukaten unter die
Landboten verteilt, der König soll darüber sehr ungehalten gewesen sein und
man benützt es, um bei denen, die nichts erhalten, Mißgunst gegen sie und
ihre Freunde zu erregen.
Auf die Klagen über die von Rybinski1) verübten Insolentien und Untaten
ist im Geheimen Rate beschlossen worden, ihn und alle anderen, die fremde
Dienste annehmen und zur Ruptur mit den Nachbaren Anlaß geben sollten,
vogelfrei zu machen. Er hat aber noch nicht gehört, daß die dazu nötigen
Patente ausgefertigt seien.
Der Malcontenten Zahl nimmt tagtäglich zu, man kann sich aber
derselben nicht wohl bedienen, weil die meisten und vornehmsten mehr
per extrema zu gehen als den Hof zu umbschränken geneigt. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
15. Februar 1677.
[Bemühungen der franzosischen Gesandten, den König zu einer Diversion gegen Kf.
zn bewegen. Bakowski. Früherer Plan, den Bischof von Osnabrück auf den
polnischen Thron zu bringen.]
Die französischen Gesandten lassen nicht ab, den König stets anzutreiben,2) 15. Febr.
daß er des Kf. Waffen Schweden zu gut divertiere. Vor kurzem sollen sie ihm
so hart angelegen haben, daß er mit gen Himmel aufgehobenen Händen aus-
gerufen nahen soll: „Wollte Gott, ich hätte rechtschaffene Ursach zum Kurfürsten
and die Stände wären mir nicht zuwider."
Bakowski widerspricht jetzt der Renovation nicht offen, besteht aber
darauf, daß die Kommission über die beiderseitigen Prätensionen vorgehen solle,
») S. oben S. 132, 135.
*) S. die Berichte B et hu ne's an Ludwig XIV. und Pomponne vom 12. Februar
1677 (Acta hist.lll, S. 353f., 530).
142 I. Brandenburg und Polen 1673—1670.
bei welcher ohne Zweifel Ursache zur Ruptur gesucht werden wird, um so per
indirectum zu erhalten, was die Stände insgesamt bisher bestandig widersprechen.
Im Königl. Preußen nimmt die französische Faktion immer zu. Das Haus
der Dzialynsker hat bisher noch gegen gehalten, nun aber alliieren sie sich
mit B^kowski und soll die Hochzeit zu des Königs Ankunft in Danzig mit
großer Solenuität gehalten werden. Litauen hält noch beständig über dem Frieden
und der Freiheit, noch vorgestern hat ihn der G. Feldherr Paz versichert, niemand
sollte sie scheiden oder gefahren.
Es ist bei König Michaels Zeiten davon gesprochen worden, daß den
Schweden Putzke und auch wohl gar Danzig angeboten sei, wenn sie den König
hätten stürzen und den Bischof von Osnabrück1) an seine Stelle setzen helfen
wollen. Er ist erst jetzt hinter den Grund davon gekommen, daß nämlich nach
dem Tode des Duc de Longue ville den damaligen Malkontenten zuerst der Herzog
von Hannover vorgeschlagen worden ist, weil sie aber gemeint, derselbe möchte
wegen seiner Leibesbeschwerlichkeit den Ständen nicht zusagen, wäre der Bischof
von Osnabrück, der eine pfälzische Prinzessin zur Ehe hat und mit Schweden
nahe verwandt ist, vor allen anderen in Konsideration gekommen, und der Unter-
admiral "W ran gel wäre mit diesem Anerbieten nach Schweden geschickt worden,
dessen Negotiation hätte aber der damals dort befindliche Starost von Nowydwor,
Breza, hintertrieben.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
19. Februar 1677.
[Bemühungen des Hofes, den Primas zu gewinnen. Entrüstung desselben über eine
Flugschrift Mitteilungen Dörfflers. Rybinski.]
19. Febr. Der Hof und die französischen Gesandten tun ihr äußerstes, den Primas
zu gewinnen,8) mit Geschenken, Karessen und Beförderung seiner Verwandten.
Er fügt sich auch in vielen Stücken, die Abdankung der Armeen aber möchte
er wohl gern beschleunigen, damit so die Geistlichkeit von der nie vorher ver-
suchten Einquartierung befreit werde.
Über die neulich von Prag hergebrachte Schrift vom hiesigen der Reipu-
blicae Zustande3) ist der ganze Hof und alle französischen Faktionisten äußerst
!) Ernst August, Bruder der Herzoge Georg Wilhelm von Celle und
Johann Friedrich von Hannover.
*) S. den Bericht des Bischofs von Marseille und Bethune's vom 19. Februar
1G77 (Acta bist. 111, S. 530, vgl. S. 355).
3) Gemeint ist die Schrift: Nobilis Poloni de statu moderno Reipublicae Judicium
(wieder abgedruckt in: Literae de pace nuper Polonos inter et Turcas inita a Ministro
Brandenburgico in comitiis Warsaviensibus divulgatae una cum Responsione ad illas
a vero cive Polonico data. Freistadii s. a.), die allerdings brandenburgischen Ursprunges
Entrüstung über eine Flugschrift 143
entrostet und wollen sich nicht aasreden lassen, daß sie nicht von Berlin ge-
kommen sein sollte.
Der schwedische Resident Dörffler hat dem Danziger Sekretär im Ver-
trauen erzählt, er wüßte gewiß, daß sich der Reichstag fruchtlos zerschlagen
und der König darauf dem K. G. Feldherrn, weil er von Kf. mit Geld gewonnen
sei, lOOOO Mann abnehmen und dieselben dem litauischen G. Feldherren zulegen
werde, damit dieser gegen Kf. in Preußen agieren könne. Dieser Diskurs kommt
ihm sehr verdächtig vor, er wird hinter den Grund zu kommen suchen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
22. Februar 1677.
[Die Flugschrift; er wird für deren Verfasser angesehen. Gespräch darüber
mit Witwicki.]
Über die Schrift Judicium nobilis Poloni de statu moderno Reipublicae ist 22. Febr.
hier über die Maßen großer Lärm und der Hof will sich nicht ausreden lassen,
ist Kf. schreibt (d. Potstam 11./21. Januar 1677) an Scultetus, dem er befohlen
hat, sich auch nach Warschau zum Reichstage zu begeben: „Demnach wir auch zue
Beförderung unseres Interesse gut funden beigehendes Tractätlein ausgehen zu lassen,
so senden wir Dir hiebei 50 exemplaria zue, damit Du sie hie und da divulgiren
könnest. Es muß aber überaus behutsam damit umbgegangen werden, daß man
nicht merke, daß es von uns komme, gestalt wir es dann auch also einrichten lassen,
damit man nicht leicht einen Verdacht darauf haben könne, und kann man lieber,
wenn es die Gelegenheit giebet, unter der Hand, jedoch als zweifelte man noch daran,
ausgeben, als wann es von einem keyserlichen ministro herkäme. Du hast solches
mit dem Freiherrn von Hoverbeck zu überlegen. Wir werden auch einige exemplaria
nnvermerketer Weise über Breslau schicken lassen." Der Danziger Syndikus
A. Stodert, den der Rat als seinen Gesandten auf den Reichstag geschickt hatte,
schreibt demselben aus Warschau am 18. Februar, am 15. sei ein Kurier aus Wien
mitschreiben an den litauischen U. Kanzler Fürsten Radzi will gekommen, welchem
in Breslau ein besonderes Paket an den Primas mitgegeben sei, in dem verschiedene
Exemplare einer Schrift contra legatos gallicos, wie sie den König induzierten, ent-
halten gewesen seien. Der Kurier sei sofort in Arrest genommen worden, der König
wolle ihn selbst verhören. Nach einer dem Bericht Wicherts vom 19. Februar bei-
liegenden Relation aus Warschau vom 15. hätte am 14. abends ein Kurier ein Paket
angeblich aus Prag überbracht, in dem sich etliche Exemplare des Traktätleins befunden
hätten. Bei dem Verhör habe er behauptet, es in Breslau bekommen zu haben. Der
König sei über das Pasquill sehr alteriert, die französischen Gesandten hätten sich
heftig darüber beklagt. Es sei darüber zwischen dem Kanzleiregenten Witwicki
und dem kaiserlichen Residenten zu einer heftigen Expostulation gekommen, W. habe
auch gesagt, der König schreibe den stylum fast v. Hoverbeck zu. S. Pufendorf
1.XV, § 12 (S. 1119f.).
144 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
daß er der Autor derselben sei. Die beigehende Antwort ') ist sehr giftig, sowohl
gegen den Kaiser als gegen Kf. Man schreibt an den Kaiser, es solle Inqui-
sition angestellt werden, wer dieselbe in Breslau dem Pragischen hierher
gehenden Boten gegeben, und schmäht indessen, noch ehe etwas einkommt,
gegen so hohe Häupter und ihn, obwohl er versichern kann, daß er vor sechs
Tagen noch nicht das Geringste davon gewußt hat. Gestern hat ihm der Kanzlei-
regent Witwitzky, der bisher nur in seinem eigenen Namen von der Schrift
mit ihm geredet, im Namen des Königs angedeutet, derselbe hätte davon den
Nutzen geschöpft, daß, weil seine Nachbaren ihn jetzt, wo ihm das Wasser nur
bis an die Knöchel ginge, zu ersäufen trachteten, er bei sich überlegen könne,
wessen er sich zu versehen hätte, wenn es bis unter die Arme reichte. Da er
von dem Scripto nicht weiß, es auch noch nicht gesehen hat, findet er keine
Materie oder Ursach, dasselbe zu verantworten.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
5. März 1677.
[Ungünstiger Verlauf des Reichstages. Besorgnis, daß doch eine Diversion gegen
die Alliierten werde unternommen werden.]
5. März Obwohl der zum Reichstagsschluß bestimmte sechs wöchentliche Termin
bereits verflossen, ist es doch schwer, von dessen Ausschlage etwas Gewisses zo
prognostizieren. 2) Trotz der den Landboten auf den Kreistagen erteilten Instruk-
tionen wagen die meisten doch nicht damit hervorzukommen, weil der König,
wenn etwas auch nur per indirectum seinem Vorhaben zuwiderläuft, es zu resen-
tieren nicht unterlaßt. Die, welche bisher absolute auf Abdankung der Armee
gedrungen, geben jetzt meist nach und konsentieren, daß damit bis zu der Ruck-
kehr des an die Pforte abgehenden Gesandten innegehalten werde. Wegen
Putzke und Danzig untersteht sich keiner etwas zu gedenken, man bittet selbst
die Abgeordneten der Stadt, daß davon keine Meldung in publico geschehe, um
den König nicht zu ofifendieren.
J) Pseudo Poloni de statu moderno Reip. Judicium redargutum exploditur per
Equitem Polonum (ebendort wiederabgedruckt). Kf. beauftragt v. Hov. (d. Ham
11./21. März 1677) über diese Schmähschrift, in der ganz unverdienterweise seine
Ehre angetastet werde, Beschwerde zu führen und um Verbietung der weiteren Ver-
breitung derselben und Bestrafung ihres Verfassers anzuhalten.
3) Die französischen Gesandten sprechen schon Ende Februar die Hoffnung auf
einen für ihre Sache günstigen Ausgang des Reichstages aus. S. ihre Berichte vom
21., 2G. und 27. Februar 1677 (S. 355 ff.).
Ungünstiger Verlauf des Reichstages. Versicherungen Jablonowski's. 145
Zwar versichern die meisten, daß es Frankreich nnd Schweden nie dahin
bringen würden, daß einigen Nachbaren durch einen Reichsschluß der Krieg
sollte angetan werden, aber es konnte doch indirekt anter dem Namen oder
Prätext einer Konföderation oder herrenlosen Gesindels eine Diversion der Waffen
der Alliierten tentiert werden.1)
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
15. März 1677.
[Günstige Erklärungen Jablonowski's. Mitteilung Piasetzinsky's.)
Der K. U. Feldherr2) hat ihm heute eine feierliche Visite gemacht nnd er 15. Man
hat ihm zur Stiftung mehrerer Vertraulichkeit das Reskript des Kf. vom
13. Januar3) mehrenteils vorgelesen, worauf derselbe sich mit großer Ehrerbietung
gegen Kf. so erklärt hat, daß er es nicht besser hätte wünschen können. Er
hat bei ihm mehr Verstand und Aufrichtigkeit gespürt, als er ihm bisher zu-
getraut. Er versprach, zwischen dem Könige und Kf. gutes Vertrauen zu stiften,
nnd versicherte, daß einer Konföderation der Armee oder der abgedankten Truppen,
auf die Frankreich und Schweden rechneten, der K. G. Feldherr ebenso wie
er zuwider wäre und daß ohne der Feldherren Antrieb oder wenigstens Kon-
nivenz keine Konföderation erfolgen könnte. Die Armee sei zwar nach einem
neuen Kriege begierig, die meisten und Vornehmsten aber hätten ihm versprochen,
ohne seine Approbation nichts vorzunehmen. Jetzt wären 37000 Mann in Dienst,
dieselben würden wohl auf 15000 reduziert werden, und er hätte Vorschläge
gemacht, wie man sie ohne Beschwerde der königlichen und geistlichen Güter
das ganze Jahr durch an den Grenzen in der Ukraine halten könnte, nämlich
dorch Verdoppelung des bisherigen Soldes.
Während er dieses schreibt, erhält er von dem Kastellan von Breschtz,
Piasetzinski, der Zugang zu den allergeheimsten Ratschlägen hat und den er
nicht leichtgläubig befunden, einen Zettel folgenden Inhalts: Im Kabinett sei
man entschlossen, mit allen Nachbaren Frieden zu halten nnd gegen Kf. nichts
Feindliches vorzunehmen. Zur Mediation sei man geneigt, um die Christenheit
in Frieden zu setzen. Den Französischen sei dieses gar nicht angenehm, es
scheine, daß das bisherige Vertrauen mit der Zeit verschwinden werde.
*) S. über die darauf hinzielenden Pläne des Königs und die darüber mit dem
französischen und dem schwedischen Gesandten geführten Unterhandlungen die
Berichte ebenderselben vom 5., 12. und 22. März 1677 (S. 362 ff.).
*) Stanislaus Johann Jablonowski, Woiwode von Reußen.
• *) S. oben S. 138 f.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 10
14G
I, Brandenburg und Polen 1673- 167f).
J, v. Ho verbeck an den Kurfürsten. D, Warschau
20, März 1677.1)
[Audienz beim Konige, zaghaftes Verhalten der wohlgesinnten Reichstagsmitglteder.]
Marx Da er gemerkt, daß der Unwille des Königs ober die von Breslau hierher
geschickte Schrift3} seiner Negotiation schaden könnte, hat er, nachdem er einige
Zeit verstreichen lassen, damit seine Information nicht etwa das Ansehen excu-
sationis non petitae erhalte, zunächst durch den Kastellan von Posen und den
K. U. Feldherrn den König deswegen informieren lassen und dann in einer
Audienz diesem selbst versichert, daß er mit derselben nichts zu tun hatte.
Der Konig erwiderte, allerdings hätten viele ihn als den Autor derselben be-
zeichnet und er hätte es anfangs auch geglaubt, als er sie aber gelesen, hätte
er genugsam merken können, daß sie nicht von ihm herkäme, denn er kennte
ihn besser und wüßte, daß er keinen Favoriten oder Pädagogen hätte, von dem
er sich regieren ließe. Er erklarte, er sei überhaupt mit seinen Prozeduren
wohl zufrieden und er hielte ihn für seinen auktionierten Freund, der kaiser-
liche Resident aber wiegelte die Stünde gegen ihn auf, Der Königin Eleonora
gönnte er ihre Provision von Herzen, so töricht aber würde er nicht gegen sich
selbst handeln, daß er dieselbe während des Reichstages zahlen ließe, da er
merkte, daß man sie eben zur Bestechung anzuwenden gediente.
Obwohl er dreimal aufstand, um die publica consilia, wozu sich die Stande
eingefunden hatten, nicht aufzuhalten, ließ der König ihn doch allemal wieder
niedersitzen und ging fast alle Staaten in der Christenheit durch.
E. Chi. D. Wohlaffectionirte in Großpolen werden dergestalk vom
Hofe verfolgt, daß sie sich nicht einst in den Stücken, so der Republique
Interesse angehen, frei äußern oder hervorzutun unterstehen, weß wegen
man sich umb andere bewerben muß, umh die Materien von Putzke und
Danzig unverdächtiger Weis auf die Bahn zu bringen, welche sie alsdann
der Republique zum besten versprechen zu secondiren. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten* D. Warschau
29, März 1677.
[Zusagen und Forderungen des litauischen G, Feldherrn.]
29, März Nach vielfaltigen Unterredungen hat sich heute der litauische G, Feld-
herr gegen den danischen,1) dessen er sich hierunter bedient hat, damit es von
den Aufsehern weniger wahrgenommen werde, folgendermaßen erklärt:
■) S, Pufendorf L XV, § 12 <S, 1120),
*) & oben S. 142f.
*) Gabel.
Audienz beim Könige. Verhandlungen mit Pac. 147
1. Er verlangt, daß seine Zusagen gegen jedermann geheimgehalten werden.
2. Er verspricht zu verhindern, daß Polen nach Livland ziehen, um den
Schweden in Schonen zu helfen, und ebenso, daß Schweden nach Preußen oder
Pommern durch Litauen ziehen.
3. Um dies auszuführen, verlangt er, daß man ihm die Summe und Zeit
und Ort der Auszahlung nenne. Er verlangt zunächst nur die Hälfte, den Rest
erst nach Beendigung des Feldzugs oder wenn jede Gefahr einer Diversion be-
seitigt ist.
4. Man soll ohne ihn mit dem K. G. Feldherrn verhandeln, um sich auch
zu versichern, daß seitens Polens keine Völker nach Preußen oder Pommern
durchgelassen werden.
5. Er versichert, daß er die Prinzipalsten der Armee so in seiner Macht
hat, daß er jede Konföderation und alles, was die Alliierten beunruhigen könnte,
verhindern wird.
Als er sich darauf erkundigt hat. eine wie hohe Summe man prätendiere,
hat man von 20000 Rtlr. gesprochen. Er hofft aber, es wird zum Abschlag
gebracht werden können und, wenn Kf. 4000, Dänemark 6000 und der Kaiser
8000 Rtlr. geben, genug sein.
Morgen wird der K. G. Feldherr vernommen werden. Der K. U. Feld-
herr bezeugt vov Tag zu Tag mehr Devotion gegen $f., er sucht durch alle
ersinnlichen Mittel ihn und seinen Eidam, den Grafen Lescynski, dabei zu
erhalten. Ober die Mittel und Wege dazu wird Scultetus bei seiner Wieder-
kunft berichten.
J. v. Hoverbeck an den Kurftkrsten. D. Warschau
2. April 1677.
[Das Vorgehen des Königs in der letzten Reichstagssitzung, Urteile darüber.
Sein vorsichtiges Verhalten.]
Aus beigehendem Diarium1) von ehegestern, das aus mehreren Berichten
zusammengetragen ist, da zu drei Malen alle, die nicht Landboten waren, heraus-
geschafft waren und die übrigen geloben mußten, alles, was verhandelt wurde,
') Ober diesen Reichstag liegt im Berliner Geh. Staatsarchiv ein Diarium vor,
welches ein in den Dienst des Kf. getretener polnischer Edelmann Chwalkowski
angefertigt hat Der besonders ausführliche Bericht über die Sitzung vom 31. März,
der noch mit Hilfe des Danziger Reichstagsrezesses vervollständigt werden konnte,
lautet :
Der König ließ nach Entfernung aller arbitri durch den K. V. Kanzler pro- 31. März
ponieren, er könnte es den Ständen ansehen, daß sie wegen noch nicht erfolgter
Approbation der Pakten mit den benachbarten Potentaten zu reden wünschten, er
wollte ihnen vorkommen und dieses zur dienlichen Nachricht hinterbringen. Die
10*
148 I- Brandenburg und Polen 1673— 1679.
geheimzuhalten, wird Kf. ersehen, daß dabei sehr wichtige Dinge heraus-
gekommen sind. Viele der vornehmsten Stände deuten es dem Könige und
seinen Ratgebern zum großen Versehen aus, daß er das, was bisher stets ge-
leugnet worden und bis zuletzt im höchsten geheim wäre zu halten gewesen,
so kundgemacht hat, andere, welche ihn für sehr behutsam halten, meinen, es
sei nur mit Rücksicht auf die französischen Gesandten geschehen, damit der
Bischof von Marseille, der jetzt heimkehrt, dem Könige von Frankreich hinter-
Kompak taten mit dem Kaiser wären deshalb nicht zur Richtigkeit gekommen, weil
das Wienische Exemplar einen Punkt in sich hielte, der in dem hiesigen, zn König
Sigismunds Zeiten in Druck gegebenen, sich nicht fände, nämlich: Nemo alterius
provincias anhelabit vel rebelies proteget, von welchem der in Krakau gewesene
kaiserliche Gesandte wie auch der noch gegenwärtige Resident keineswegs abstehen
wollten. Der König aber hätte ohne Vorbewußt der Stände keine solche Neuerung
eingehen wollen und würde man im hiesigen Archiv fernere Nachsuchung tun müssen.
Hierbei könnte man die kaiserliche Hypothek auf die Salzgruben, das erhaltene
diploma electionis und das in Tarnowitz eingeführte Salzmonopol nicht mit Still-
schweigen übergehen, da man billig vor Konfirmation der Kompaktaten auf deren
Abtuung bedacht sein müßte. Von kurfürstlicher Seite hätte dessen Gesandter,
Baron v.Hoverbeck, per contemtum Reipublicae renovationem pactorum bei stehendem
Reichstag nicht eins gesucht, wozu man ohnedem nicht schreiten könnte, bis denselben
zuvor vom Kurfürsten ein Genügen geschehen sei, wobei 1. die Verpfandung von Elbing,
2. der Schiffszoll zu Pillau, 3. die Überfuhr bei Neuburg, 4. die versagten Auxiliarvölker,
5. die gewaltsame Entführung Kai ckst eins, 6. die eingenommene S Urostei Draheim
herhalten mußten, mit dem Anhange, daß sich der Kurfürst noch mehr anmaßte, da
er die Prinzessin Radziwill, welche doch unter der Republik Pflege und Ober-
vormundschaft wäre, dem Prinzen von Oranien vermählte und deshalb zu ihm
gereist sei. Weil aber dieser ausländische Prinz die Fürstentümer der Prinzessin
nicht besitzen könnte, wollte der Kurfürst sich dieselben contra jura Reip. zueignen
und ihm dafür das Fürstentum Cleve abtreten. In diesem allem hätte die Republik
billig gebührende Satisfaktion zu suchen und könnte dazu keine favorablere Konjunktur
gefunden werden. Der König machte sich ein Gewissen, da man ihn hätte schwören
lassen, ablata zu rekuperieren, wenn er sich nicht auf das äußerste bemühen sollte,
dieses zu erfüllen. Man hätte der Republik, als sie von allen Seiten von Feinden
umringt gewesen, solche Pacta abgedrungen.
Der Primas führte dieses alles noch weitläufiger an, fügte noch hinzu, daß
Graf Seh lieben wegen der Taufe mit einer unchristlichen Strafe belegt worden,
er riet, confirraationem so lange aufzuschieben, bis die praetensiones mittels der
Deputation oder einer Kommission, die man gegen eine gewisse Zeit ansetzen
könnte, abgetan wären. Sollte dieses Mittel jemand nicht gefallen, könnte man ex
nunc die pacta konfirmieren, aber ea conditione, daß Reip. zuvor in ihren Präten-
sionen Satisfaktion möchte gegeben werden.
Der Bischof von Krakau bewies dagegen, wieviel die Krone diesen beiden
Nachbarn zu danken habe, daher man notwendig mit ihnen gute Freundschaft bei-
zubehalten trachten und die pacta konfirmieren müßte. Die Republik hätte damals
nur durch die pacta mit dem Kurfürsten gerettet werden können. Weil er aber in
seiner Rede durch affektiertes Husten und Gemurmel gestört wurde, ging er, nachdem
Die Reichstagssitzung vom 31. März. 149
bringe, er hätte sein äußerstes getan, sich der bisherigen Freandschaftsbezeagnng
erkenntlich zu erweisen, er könnte es aber wegen Widersetzlichkeit seiner Stände
nicht weiter bringen. Jedenfalls aber hat man Ursach anf der Hut zn sein,
besonders, daß nicht etwa ins scriptum ad archivum eine Klausel inseriert werde,
daraus der Hof einen Prätext nehmen könnte, um unter dem Schein, die Sicher-
heit der Republik zu beobachten, die Völker nach Gefallen zu gebrauchen.
er die König]. Proposition und das Votum des Erzbischofs widerlegt, mit Widerwillen
davon. Der Bischof von Posen berichtete, er sei noch als Abt von Paradyss zu
des Kurfürsten Mutter geschickt worden, um ihr vorzustellen, wie unrecht Kf. getan,
daß er sich zu den Feinden Polens geschlagen, die hätte geantwortet, es wäre
geschehen, nachdem die Feldherrn sich verschworen und dem König von Schweden
untergeben hätten und die polnische Armee mit denselben ins Land gekommen sei
und, um den Kurfürsten zur Konjunktion zu zwingen, 2000 von seinen Völkern nieder-
gemacht hätte. Er solle es nur erst dahin bringen, daß die Feldherren vom König
von Schweden wieder abträten, dann würde auch der Kurfürst sich wieder mit der
Krone setzen. Doch wollte er nicht Lärm blasen, sondern den König von dem
obgemeldeten Eide für diesmal dispensieren.
Hierauf redeten die Bischöfe von Culm und Ghelm ziemlich hart, wünschten,
dieser Krieg des Königs von Frankreich mit den Alliierten möchte niemals enden
und Qott die französischen Waffen segnen, widrigenfalls würden diese Nachbaren
die Republik ganz unterdrücken. Doch haben sie der Renovation der Pakten salvo
tarnen religionis catholicae exercitio nicht widersprochen. Der Kastellan von Posen
sagte, des Königs Absicht sei, mit den Nachbaren in gutem Vernehmen zu leben, und
er suche nur der Republik Satisfaktion zu schaffen. Wenn sie sich aber in der Güte
dazu nicht verstehen wollten, würde es ihm an Mitteln nicht ermangeln, dieselbe der
Republik zuwege zu bringen. Als die Reußen meinten, es wäre nicht nötig, die
Pakten zu konfirmieren, weil sich besonders Brandenburg nicht gemeldet, remonstrierten
die Großpolen,, es sei vielfältig geschehen, sie hätten ex conventu deshalb an den König
abgefertigt, mit der Bitte, nicht länger zu diffikultieren, die sie jetzt wiederholten.
Namentlich der U.Kämmerer von Kaiisch, Krzycki, und der Starost von Kosten,
Korzeniewski, haben sich sehr wohl gehalten und gebeten, daß es nicht zum Kriege,
käme, sondern diese Sache in der Güte beigelegt werde. Die Renovation der Pakten
mit dem Kurfürsten gehörte nicht zur Republik, sondern allein zu des Königs Person.
Von anderen wurde der damalige kaiserliche Sukkurs gegen Schweden durchgezogen
und behauptet, der Kaiser sei schuld, daß die moskowitische Konjunktion nicht erfolgt
sei, man sollte also zuvor seiner Freundschaft durch Abtretung obgem eldeter Präten-
sionen versichert werden. Und was hätte man denn für Ursache zur Freundschaft
mit dem Kurfürsten, der als Vasall gegen die Republik in Waffen gestanden, ihr soviel
Schaden zugefügt hätte, in seipem Lande die katholische Religion so heftig unter-
drückte und die vorhin freien preußischen Edelleute mit unerträglichen Kontributionen
beschwerte? In Summa, man hat den übelwollenden Affekten gegen jene Potentaten
gar zu sehr den Zügel schießen lassen, doch ging der meisten Schluß dahin, daß
man nichtsdestoweniger die Pacta konfirmieren und vorher Kommissarien zu Hinlegung
der Differenzen benennen möge. Vom Thron wurden der Primas, die Woiwoden
von Lublin und Culm, der Kastellan von Posen und andere mit dem kaiserl.
160
I. Brandenburg und Polen 1673—1671*.
Man mochte ihn gerne dahin bringen, daß er die Erneuerung der Vertrüge
hei allen Ständen der Republik suche und dadurch Anlaß zu einem öffentlichen
Repuls gebe, auf den man sich künftig immer berufen kannte, er hütet sich
aber wohl davor, wird auch nur privatim bei dem Primas und FL IL Kanzler
gegen den ihm gemachten Vorwurf, er hätte um die Erneuerung beim Konige
nicht gebeten, expostulierem
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten.
27. April 1677,
D. Warschau
[Schluß des Reichstages. Aufforderung des Königs zur Erneuerung der Pakten,
Bitte um Geld. Versicherung Krzycki'a.]
27, April Soeben hört er, daß der Schluß des Reichstages erfolgt ist ')
Die Konigin und der König haben ihm durch den Kastellan von Pos et
andeuten lassen, er möchte seinen Kollegen*) aufs schleunigste herüberkommen
Residenten zu handeln deputiert. Schließlich ließ der Konig durch den K. V. Kanzler
ausbringen, er wäre bereit sich dem Gutachten und Willen der Stande zu fügen und
sich nicht zu widersetzen, wenn sie gleich Drabeim schenken und Lauenburg und Bütau
abtreten wollten und wenn auch ihr Wille wäre injurina ferenda gratias agere. Der
Land boten Marschall kam nicht dazu» aus ihrem Mittet Deputierte zu ernennen, da der
König, der lVotestationen verschiedener Woiwodschaften ungeachtet, daß sie nämlich
die Prolongation nur bis heute bewilligt hätten, aufstand und so die Session hob.
Auch in der Sitzung ton i\ April wird über diesen Gegenstand verhandelt
In derselben berichtet zunächst der Primas über die Verhandlung der dazu bestellten
Deputierten mit dem kaiserlichen Residenten, dann kommt man auf die Renovation
der Pakten mit Kf, zn reden. Verschiedene, besonders B^kowski und Zawacki,
dringen darauf, dali mau zuvor von ihm per eommissionem Satisfaktion suchen und
ihm Draheim, Lauenburg und fiütow nicht lassen solle. Nach langem Diskurrieren
läJlt der König durch den K. V. Kanzler erklären, daß er die Pakten mit dem Kaiser
tu konfirmieren gesonnen wäre, der G es an die des Kf. verlangte jetzt die Renovation
nicht, da diese nicht ad Rcinpublicam, sondern allein tu seiner Königl. Person gehörte,
und man werde die Prätensionen, die man an Kf. halte, auf einer Kommission bei-
zulegen bedacht sein. Dann sprechen Krzycki und Korszeniewskt zugunsten
des KL, namentlich letzterer widerlegt alle Einwürfe Znwacki's. Dieser will
auch trotz der Deklaration des Kunigs nicht von seinem Widerspruch abstehen und
wird wieder von Rnkowski unterstützt, der K, V.Kanzler aber erklärt nochmals,
der König sei entschlossen, die Pacta au renovieren, — S. die Beriefet« Bät&UAft*!
vom 31. März und 3. April 1671 (R 370, 373) ; Pufendorf l. XVT § 13 (S. II«).
*) Der Schluß des Reichstages war am 27. April um 3 Uhr morgens erfolgt,
nachdem die letzte Sitzung vom Nachmittag des vorhergehenden Tages au die Xacht
hindurch gehalten worden war. S, den Bericht ß Äthane 's vom 2tf, April 1**77 (S, 384 f.).
*) r. Tettaa, Hauptmann von Löteen, S. oben S, 121,
Schluß de* ReichsUges. 151
lasset), weil sie entschlossen wären, noch vor dem Aufbruch nach Danzig, den
sie aufs längste innerhalb acht oder zehn Tagen angesetzt hätten, die Renovation
der Pakten vor sich gehen zu lassen. Er hat deswegen sofort an den Haupt-
mann von Lötzen geschrieben und auch den preußischen Statthalter ersucht,
seinem Schreiben einen Nachdruck zu geben, damit ihnen nicht einige Säumnis
beigemessen werde.
Da aber von den für den Primas in Deposition gehaltenen Geldern das
meiste ans Xot ausgegeben worden, so wird boclmotig sein, aufs schleunigste
3ÖQ€ Dukaten zu überschicken, damit die Sache nicht in Stocken gerate, wenn
es an dem. was neben dem Primas dem K. V. Kanzler, dem Kanzleiregenten
und dem Kastellan von Wisna Zachowski versprochen worden, mangeln sollte,1)
Der Kalischsebe Oberkämmerer Krycki laßt Kf. versichern, daß derselbe in
seinem Vorhaben gegen Schweden keine Verhinderung zu befürchten habe. Gott
g«be, daß der gute Kavalier, der es sonst mit dem Konig und der Republik treu
meint* nicht mit guten W orten verleitet werde. So viel ist gewiß, daß die
Republik mit Kf. in gutem Vernehmen zu leben begierig ist, unter dem Namen
der KonfiJd oratio n aber stecken noch allerhand französische und schwedische
Machinationen, denen vorzubeugen er sich bemühen wird.
Chr. Wiehert an [den Geheimen Sekretär P. Fuchs],
D. Warschau I. Mai 1677,
[Der Ausweisungsbefehl an ihn, Gespräch mit dem K. Marschall.]
Was sich seinethalben in jetzigem Senatus consüio postcomitiali*) für ungleiche 1. Mai
Vorschläge geäußert^ wird Morste in weitläufiger gemeldet haben. Dazu kommt,
daß der Gesandte gestern durch den Regenten Witwicki schon zum dritten
*) Kf, teilt v. Hov, mit {d. Cöln 26. April/ 6. Mai 167"), er habe Befehl erteilt,
daß v. Tettau seine Abreise beschleunigen solle, und habe Büttner angewiesen,
4000 Rthv aufzubringen, von denen 1000 für ihn und die übrigen xur Fortsetzung
dieser Kommission bestimmt seien.
*) Der Damiger Sekretär Ih Schumann berichtet dem Rate am 30* April,
gestern sei im geheimen das consilium postco initiale gehalten worden, welches erst
morgen endigen werde. Der Primas und der Bischof von Krakau sollen erklärt
haben, mau dürfe sieh keineswegs mit den Türken gegen die Moskowiter verbinden,
sondern es solle je eher je lieber die Gesandtschaft an den Zaren expediert werden
und ebenso die nach Rom, um auf allen Fall um Hilfe in bitten. Es sei auch in
Proposition gekommen, ob man die schwedischen Vulker aus Liefland sollte durch
Samaiten in das kurfürstl. Preußen marschieren tarn», her Btaftof von Cheltn
Swieczieky und der Palati r» von Pommerelleu B^kowski hatten sehr der Schweden
Seile gehalten, dagegen hätte der Palatin von Lubliu Key vor allen anderen solches
152 I- Brandenburg und Polen 1673 — 1679.
Male namens des Königs belangt worden, daß ihn Kf. sofort abberufen möchte.
Einige Vornehme hätten dem König geraten, ihn aus dem Wege zu räumen,
aber derselbe hätte nicht sogleich zur Schärfe greifen wollen. Als ihn der
Gesandte nach der Ursache gefragt, hat er geantwortet, er wüßte nichts anderes,
als daß er solches seinem Unglück beischreiben müßte, Christus wäre die Un-
schuld selbst und hätte dennoch so viel leiden müssen. Gestern abend hat der
K. Marschall1) ex officio die Beilage') an ihn geschickt. Er hat sich heute
in der Frühe zu demselben begeben und hat ihm seine Bestallungen gezeigt,
womit er auch zufrieden war und versprach, die Sache so viel wie möglich bei
dem König zu mollifizieren, doch riet er, er möchte sich in aller Stille bei Kf.
um avocatorias bewerben, damit er auf allen Fall mit guter Manier davonreisen
könnte. Er hat gebeten, der König möchte ihm doch denjenigen nennen, der
aperte dissuadiert. Der Bischof von Krakau habe gemeint, daß man zwar deswegen
keine Armee halten würde, es wäre aber doch gut, daß dergleichen nicht geschehe,
ihm schiene zu genügen, daß man mit dem hiesigen schwedischen Gesandten und
dem Gouverneur von Lief land ex postulierte, daß es unterbleiben möchte. Der Palatin
von Lublin habe hinzugefügt, man müßte dem litauischen Feldherrn auftragen, auf
das Tun der Schweden ein wachendes Auge zu halten, was morgen durch den
litauischen G. Kanzler dürfte gewaltig poussiert werden, da auch etliche Landboten
dagegen gewesen. Der Primas habe urgiert, alle Residenten wegzuschaffen, und
namentlich Wiehert genannt, dem er große Kuriosität zugeschrieben, so daß man
bei ihm fast alles, was hier passierte, erfahren könnte. Am 7. Mai berichtet Seh.
weiter, dem schwedischen Gesandten sei angekündigt worden, man hätte es für gar
zu gefährlich angesehen, die Schweden durch Samaiten nach Preußen gehen zu
lassen, doch hätte der König auch v. Hoverbeck ansagen lassen, es sollten keine
Volker aus Preußen, Lauenburg und Bütow wider Schweden geführt werden-
Er bittet den Rat, seine Berichte zu sekretieren, damit es ihm nicht so wie Wiehert
ergehe, über dessen Kuriosität sich der Primas beklagt und dadurch seine Aus-
weisung bewirkt habe.
!) Stanislaus Lubomirski.
9) Ad proprium S. R. M. ex Senatus consulto mandatum.
Cum S. R. M. pro certo compertum habeat, generosum d. Wiehert sub nomine
Residentis S. Electoris ifarchionis Brandenburgici hie in aula degentem noeiva S. M.
et Reipublicae apud Residentem S. Magni Moschoviae Ducis officia praestare ac
saepissime eundem contrariis malisque informationibus ultro imbuere, unde sinistra
nasci potest correspondentia inter regna et monarchias christianas praeiudiciosa.
Qua de causa praefata S. R. M. decernit in instanti: quatenus dictus d. Wiehert,
si quem characterem a S. Serenitate El. in se continet, in spatio viginti quatuor
horarum Supremo Regni Marscalco exhibeat, quod si nulluni habuerit vel habitum
non exhibuerit, in spatio earundem horarum a notitia edicti huius ad S. Serenitatem
Principalem suum reuertatur.
Quodsi exhibuerit characterem de se realem, ad spatium unius mensis, videlicet
diem ultimam Maii, commorandi hie facultatem habet, ut a S. Serenitate reuocationem
Residentiae suae obtinere valeat, aliter decernit S. R. M. vel in spatio unius diei, ut
supra, vel in spatio unius mensis, ut infra dictum, elapso, se tanquam cum Subdito
suo ad arbitrium et aequitatem processurum eundemque arestari demandat.
Ausweisung Wicherts. 153
ihn so fälschlich angegeben, als wenn er mit dem moskowitischen Residenten
dieser Krone schädliche Konferenzen gepflogen hätte, er wollte sich dann ge-
bührend purgieren. Kr versprach, beim König deswegen Ansuchung zu tun,
zweifelte aber, daß derselbe die Person werde nennen wollen. Auf den Rat des
Gesandten macht er dem Kf. keine Meldung davon, er hält aber für nötig, daß
derselbe davon Kunde erhalte, bittet also Meinders oder sonst jemand bei
Hof davon Mitteilung zu machen, damit er wisse, wie er sich verhalten soll.
Besonders würde nötig sein, daß, wenn Kf. in einem Schreiben an jemand hier-
selbst von ihm Meldung tun oder auch an ihn ein Reskript sollte abgehen lassen,
der Titel Resident, den sie in Zweifel ziehen und der ihn am meisten schützen
kann, beigesetzt werde. l)
Der Kurfürst an den polnischen Reichsmarsehall.
D. Coloniae ad Sverum 30. April/10. Mai 1677.
(Conc. 0. v. Schwerin.)
[Beschwerde über den Ausweisungsbefehl an Wiehert.]
Mit Verwunderung hat er erfahren, daß sein Rat und Resident am pol- 10. Mai
nischen Hofe Wiehert, der von ihm mit einem öffentlichen Charakter und mit
einem Beglaubigungsschreiben versehen ist, durch ihn den Befehl des Königs,
den Hof und das Reich zu verlassen, erhalten hat. Wenn derselbe sein Amt
unwürdig sollte verwaltet oder etwas zum Schaden des polnischen Reiches be-
gangen haben, so wird er ihn, wenn es ihm hinterbracht und er überführt werden
sollte, streng bestrafen. Dieses Verfahren aber ist gegen das Völkerrecht und
die Vertrage und für ihn schimpflich. Er bittet ihn daher, kraft seines Amtes
dafür zu sorgen, daß Wiehert nicht auf so unwürdige Weise ausgewiesen werde,
sondern bis er überführt sein sollte, etwas Pflichtwidriges getan zu haben, sein
Amt weiter ruhig und sicher verwalten könne.1)
') Am 4. Mai berichtet er demselben, der K. Marschall habe ihm gestern mit-
geteilt, der Konig beharre, nachdem er von seinem Charakter Nachricht erhalten, auf
der schriftlich erteilten Resolution, daß er nur bis zum letzten Mai hier bleiben dürfe.
Der Marschall habe hinzugefügt, er besorge, daß der Konig auf Anstiften Frankreichs
und Schwedens hierdurch zur Feindseligkeit mit Kf. Gelegenheit suche, und habe
geraten, da jetzt nicht Zeit dazu wäre, daß sich Kf. zu einigem ressentiment sollte
bringen lassen, er möchte sich auf allen Fall um revocatorias bewerben.
*) Dem Herzog von Croy schreibt Kf. (d. Cöln a. d. Spree 4./ [14.] Mai 1677),
das Verfahren gegen Wiehert befremde ihn nicht wenig und er werde nicht ver-
gessen, es seinerzeit zu ressentieren. Da er aber jetzt dabei Bedenken trage und
alle fernere Weiterung verhütet sehen möchte, so ersucht er ihn, Wiehert schleunig
zu sich nach Königsberg zu berufen und ihn mit dem nötigen Gelde zu versehen,
damit durch seine Abreise alles Unheil abgewendet werde. An Wiehert ergeht
154
L Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten.
8. Mai 1G77,1)
D. Warschau
I fachen, weswegen der Konig sich zur Bestätigung der Verträge bereit zeigt.
Klage über die Posten.]
8. Mai Nachdem der König aus der Stände votis und Discursen so viel ver-
merkt, daß sie nichts höher wünschen und verlangen, als daß Friedt
Einigkeit und gutes Vernehmen mit allen Benachbarten beibehalten
werde, er auch urab dieselbe in allen seinen desideriis williger zu linden,
sich dazu solenniter atierboten und in Sorgen stehen müssen, daß, wenn
etwa auf den Rel&tions-Seymiken erfahren würde, die renovatio pactorum
wäre nicht erfolgt, alle Kontributionen dadurch gleich wie nach dem
Krönung» tage ins Stocken wieder geraten durften, hat er nicht nur die
Vollmacht auf seine Depuürte zum Eidschwur (welche dieaesmal viel
vornehmer sein dann vorhin, nämlich der Herr Kastellan von Posen
Grsymoltowski ex senatu und der Herr Kronhofechatzmeister Szu-
mowaki ex ordine equestri) sondern auch das dijdoma iavestiturae über
die Arnbter Lawenburgk und ßutaw ausfertigen und ganz vollziehen
lassen. Also daß es nur jetzo daran haftet, daß sich der Herr Haupt-
mann von LöUenT an welchen ich deswegen (weil der König im Auf-
bruch begriffen) bereits zum vierten Mal geschrieben, anhero gestelle,
und daß die Gratiale vor den Primaten Rogni, den Kronvicekanzler und
die beede königliche Deputirten überschickt werden, weßwegen ich zum
inständigsten an den Herrn Preußischen Statthalter geschrieben, welches
Ew. Chf. I), durch dem Rescript geruhen zu bestärken.
Wegen der l'oston werden grolle Klagen von Danzig aus geführt3) und
der König beeifert nichts so sehr als solche Klagen. Er hält dieselben für falsch.
bittet aber um umstand liehen Bericht deswegen, um so ein Mittel zur Stillung
vieler Widerwärtigkeiten und Verbitterung zu erhalten,
unter demselben Datum die Weisung, sich nach den Befehlen des Herzogs von Croy
zu richten. — Wiehert ist trotzdem in Warschau geblieben und hat dort unbehelligt
weiter seine Geschäfte als kurf, Resident versehen. Wodurch diese Änderung der
Beschlüsse auf polnischer Seite veranlaßt int, erhellt aus den Akten nicht £L Pufen-
dorf 1. X\\ §21 (S. 1131).
l) S. Pnfendorf l. XV, § 13 {S. 1121).
-■) Kf. hatte (d. Cola a. d. Spree 27. April/ 7. Mai 1G71») seinem Agenten in Dornig,
Benckendorff, einige Paekete Briefe, die durch Feindes Land gegangen und von
seinen Offizieren angehalten worden NM«, zugeschickt mit dem Befehl, sie dein
pol tuschen Postmeister Gratta zu überliefern, aber ihm, dem Magistrat und den
Heute ist1) am sechs Ihr morgens die Renovatio pactftrum und um zehn 17* Mai
Uhr die Recognitio fendi vor sich gegangen, der König hat während der letzteren
die ganze Zeit über bloßen Hauptes gesessen und die anwesenden Senatoren
wahrend des ganzen Actus gestanden. Der K. U. Kanzler hat auch in seiner
Antwort nichts ausgebracht, was dem Kf, präjudizierlich oder zuwider hätte sein
können. Der Hauptmann von LÖtxen ist auch noch rechtzeitig eingetroffen und
hat mit ihm zusammen den Eid abgelegt. Nachher hat er hei dem Konig Audienz
gehabt und ist von demselben sehr gnädig empfangen worden.3) Der auf-
gerichtete Rezeß super renovatio ne pactortim stimmt mutaüs mutandis in allen
Punkten mit dem von 1G72 übe rein, nur daß beiderseits Manifestationen hinzu-
getan worden sind, daß die Konfirmation den Prätentionen nicht prajudizieren
könne noch solle*
Diese Actus werden viele Widerwärtige, die auf ein gehofftes Mißverständnis
zwischen dem Kim uro und Kf. allerhand Anschläge formiert hatten, zurückhalten,
auch den Stettinern, die vpn Schweden auf polnische Diversionen vertröstet
waren, allerhand Nachdenken verursachen. Sollte nur Kf. Stettin zum Gehorsam
bringen, wird derselbe auch von dieser Seite seinen Staat befestigen und wohl
auch die Anschläge auf Putzig und üanzig vereiteln können. Oberst Prebentow
versichert, er hätte dem AYoiwodeii von Pommerellen begreiflich gemacht,
daß es auch gegen sein Interesse und seine Wohlfahrt sei, daß der Konig sieb
Kaufleuten in Danzig anzuzeigen, daß sie Briefe nach Hamburg oder sonst wohin
nicht durch Feindesland, sondern durch die von ihm angelegten ordentlichen Posten
zu schicken hätten, durch Feindesland wurde er solche nicht passieren lassen.
B. berichtet darauf (d. JJanzig 12. Mai 1677), er hätte du Schreiben des Kf. nebst
den in einem versiegelten Beutel befindlichen fünf Paketen durch swei Beamte des
n Postamts erhalten. Zugleich mit diesen aber seien iwei Notare erschienen,
welche namens des Fqitamtfl ^inen anzüglichen Protest gegen einen solchen Eingriff
in die Hechte des Königs und Verletzung des Völkerrechts erhoben hatten. Er hätte
den Protest als uugegründet zurückgewiesen und darauf dem Postmeister und dem
präsidierenden Bürgermeister Anzeige von dem Befehl des Kf. gemacht, auch Sorg«
dafür getragen, dali die Sache den Kaufleuteti bekannt werde.
l) a Pufendorf l XV, § 14 (S. 1123). Vgl, den Bericht Bahune's vom
2L Maj 1677 (S. IBfy
*) v. H, schreibt 14. Juni 1H77, unter den Franzosischen sei die Meinung ver-
breitet, er hätte dem König, um die Kenovation der Pakten auszuwirken, 700ü Dukaten
eolt, imd sie beschuldigten den König der Undankbarkeit. 8* über anderweitige
Vermutungen die Berichte Betlmiie's vom 23, und 29. April 1C77 (S. 383 ff.).
156 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
dieser beiden Orte bemächtigen sollte, er hält für sicher, derselbe werde selbst
unter der Hand dagegen arbeiten.
PS. Da er dem Primas zu verschiedenen Malen hat an Eidesstatt ver-
sichern müssen, er werde nicht abreisen, bevor demselben die von Kf. durch
Scultetns versprochenen 2000 Speziesdukaten wirklich wurden gezahlt sein,
so bittet er um schleunige Beschaffung derselben.1) Der K.V.Kanzler hat
1000 Rtlr., die beiden Deputierten je 200 Dukaten erhalten, nun sind noch
übrig der Kanzleiregent und der Metrikant.
J. Scultetus2) an den Kurfürsten. D. Driesen
22. Juni 1677.
[Günstige Beschlüsse des großpolnischen Landtages. Sendung Malachowskfs zum
Könige. Mitteilungen und Wünsche des Woiwoden von Kaiisch.]
22. Juni Er ist erst zu Ende des Landtages angelangt, hat aber doch seinen Auftrag
ausgeführt, besonders dem K. G. Kanzler, ßreza und Kricki dafür gedankt,
daß sie den Adel auf diesem Landtag dazu gebracht, Malachowski an den
König zu senden, um diesem für die Bestätigung der Pakten za danken. Die-
selben sagten, Malachowski hätte auch den Auftrag, zu verlangen, daß alle
fremden Werbungen in der Krone verboten und die Konföderation der ab-
gedankten Volker verhindert werde, sonst mit dem allgemeinen Adelsaufgebot
zu drohen. Der Kanzler meinte, der Hof werde wohl dagegen nichts einzuwenden
haben, und, wenn er eine Konföderation im Schilde hätte, diese nicht in Groß-
polen, sondern in Kleinpolen und Keußen, nahe den ungarischen Grenzen, sich
anspinnen lassen. Er hat aber darauf remonstriert, dadurch würde doch die
ganze Kroue in einen neuen Krieg involviert werden, denn alle Alliierten im
Reiche seien verpflichtet, dem Kaiser zu assistieren und den für einen all-
J) Kf. schreibt an v. Hov. (d. Cöln 18./28. Mai 1677), er habe Büttner und
Heidekampf befohlen, je 1000 Dukaten aufzubringen und ihm zuzuschicken. Die
Zahlung an den Primas aber ist doch erst sputer erfolgt Hov. schreibt nach dem
Tode desselben dem Kf. (d. Hohenstein 4. September 1677): ,Es ist zu beklagen, daß
der Primas regni, da er dieses Jahr abscheiden sollen, sich so lange gesäumet habe,
bis ihm die bewußte 2000 Ducaten gezahlet worden. Wie einesmals ein Gerücht
erscholl, daß er war an der Pest gestorben, hielt ich etliche Wochen an mich, es
kam aber ein Schreiben über das ander, so durch seinen Vetter H. Opacki ein-
geliefert ward, daß ich endlich, um Mißtrauen abzuwenden, das Geld zahlen mußte.41
3) Kf. hatte (d. Cöln 1./11. Juni 1677) Sc, angewiesen, sich sofort auf den
großpolnischen Kreistag zu begeben und dort seine Interessen zu beobachten. Vor
allem sei gutes Einvernehmen zwischen ihm und der Republik zu erhalten und die
feindlichen französischen und schwedischen Machinationen zu hintertreiben.
Gänstiger Verlauf des großpol nischen Landtages. 157
gemeinen Feind zu halten, der sich in diesen Krieg einmischen und einen von
ihnen angreifen würde. Breza gab zn verstehen, sie hätten deshalb dem
Malach owski aparte Instruktion gegeben, sich dieser Dinge halber und was
der König in Danzig vorzunehmen gedächte, zu erkundigen, und wenn er er-
fahren sollte, daß der französische Gesaudte sich wirklich um die ungarische
Krone bemühen und den dortigen Rebellen aus Polen Hilfe zu bringen suchen
sollte, darüber zu remonstrieren und mit der Forderung eines Reichstages zu
drohen. Um es nicht zu einem solchen kommen zu lassen, werde der Hof
gewiß wenigstens vorläufig von diesem Vorhaben abstehen.
Er hat auch den Woiwoden von Kaiisch1) aufgesucht und demselben eine
Belohnung seitens des Kf. für seine guten Dienste in Aussicht gestellt Derselbe
behauptete, der König werde zwar sehr aufgehetzt, sei aber zu bedächtig und
meticulosus. Die Konföderation, hoffe er, werde nicht vor sich gehen, er habe
dabei das Beste getan, indem er seinen Neffen Gruzinski, der zum Haupt
derselben bestimmt gewesen wäre, überredet hätte, davon abzustehen. Als er
ihm wegen der Expektanz auf das Generalat in Großpolen nach des G. Kanzlers
Tode gratulierte, bat derselbe, Kf. möchte sich doch bei diesem dafür ver-
wenden, daß, wenn er das Siegel schon bei Lebzeiten gegen eine Geldsumme
resignieren wollte, er dasselbe dem Kastellan von Posen, der ihm dafür die
Starostei Stuhm abtreten wollte, und nicht dem K. Truchseß Wielopolski,
der sich zwar zur Zahlung von 12000 Dukaten auf einmal erbiete, den der
König aber nie zulassen werde, überlassen möchte. Kf. wird wohltun, dieser
Bitte Folge zu leisten.
Der Kurfürst an v. Ho verbeck. D. im Lager zwischen Gartz
und Stettin 25. Juni/5. Juli 1677.
[Die projektierte Allianz zwischen Schweden und Polen. Auftrag, das
Zustandekommen derselben zu verhüten.]
Der König von Dänemark hat ihm beifolgendes aufgefangenes Schreiben 5. Juli
der Reichsrate an den König von Schweden zugeschickt,9) aus welchem zu er-
sehen, was für eine gefahrliche Allianz man zwischen Polen und Schweden
projektiert hat. Das Projekt selbst ist noch nicht mit überschickt, er hofft, es
aber auch zu bekommen. H. soll sich aufs äußerste bemühen, daß dieses Werk
nicht znr Perfektion komme, auch wenn er es für gut findet, daraus mit dem
0. Kanzler und anderen Wohlgesinnten vertraulich kommunizieren. Zwar ist zu
hoffen, daß die jetzigen Konjunkturen in Schweden und der schlechte Zustand
dieses Königreichs dieses Projekt von selbst umstoßen und den polnischen Hof
zu anderen Gedanken bringen werden, doch kann man in solchen Dingen nicht
vorsichtig genug sein.
]) Johann Opalinski.
*) S. den Bericht Bäthune's vom 30. Juli 1677 (S. 414).
158 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. v. Hoverbeck an den Kurförsten. D. Warschau
16. Juli 1677.
[Auf das Reskript vom 25. Juni/ 5. Juli. Vorschläge, wie die Allianz zwischen
Polen und Schweden zu hintertreiben sei.]
16. Juli Die Allianz mit Schweden ist1) fast zu derselben Zeit projektiert worden,
als man sich am allergeneigtesten zur Renovation der Pakten bezeigte. Er weiß
kein besseres und nachdrücklicheres Mittel, um diesem und ähnlichen Vorhaben
vorzubeugen, als durch Gewinnung der Feldherren. Der E. U. Feldherr scheint
dem Kf. zugetan zu sein, sucht es aber sehr zu verbergen. Dem 6. Feldherrn
hat der kaiserliche Resident neulich 6000 Rtlr. überschickt Der litauische
G. Feldherr aber, auf welchen es bei jetzigen Konjunkturen für Kf. am meisten
ankommt, hat bisher noch nichts bekommen. Es wird also nötig sein, daß er
mit dem ehisten wenigstens mit 4000 Dukaten subarrhiert werde. Um ihn zur
Geduld zu disponieren, hat er mit dem kaiserlichen Residenten an dessen Beicht-
vater geschrieben.2)
Der Kurfürst an Scultetus. D. im Feldlager vor Stettin
19./29. Juli 1677. (Conc. v. Gladebeck.)
[Instruktion für die Sendung zum König von Polen.]
29. Juli Da die Chaise') noch nicht so bald fertig sein wird, so soll er sich mit den
acht Stuten, welche Kf. dem König zum Geschenk machen will, zu demselben
l) Die unter Teilnahme der franzosischen Gesandten mit Lilie ho eck geführten
Verbandlungen hatten Anfang April begonnen (s. Acta h ist III, S. 373 ff.), ihren
Abschluß haben sie erst im August gefunden; der Vertrag vom 31. August 1677, in
welchem sich König Johann zur Mitwirkung an dem schwedischerseits zu unter-
nehmenden Angriff von Lief land aus gegen Preußen verpflichtet, ist jetzt abgedruckt
ebendaselbst S. 424 ff.
*) Am 30. Juli zeigt H. dem Kf. an, daß er das aufgefangene Schreiben dem
K. G.Kanzler mitgeteilt habe und es auch dem litauischen G. Kanzler zusenden
werde; am 3. Oktober berichtet er, daß er auch dem litauischen G. Feldherrn eine
Übersetzung desselben zugesendet habe, teilt dessen Antwort mit und mahnt, ihn
bei guter Gesinnung zu erhalten, was wohl durch Anzahlung von 2000 Dukaten
geschehen könnte. Kf. schickt ihm darauf (d. Feldlager vor Stettin 12./22. Oktober
1677) ein Schreiben an denselben und beauftragt ihn, demselben mitzuteilen, daß er
ihm zum Ersatz für die schweren Spesen, welche er um des gemeinen Bestens willen
über sich nehmen müßte, demnächst 2000 Rtlr. senden werde.
*) Schon in einem Memorial aus dem Mai hatte Scultetus darauf aufmerksam
gemacht, daß eine von Kf. dem Könige versprochene Chaise diesem sehr angenehm
sein werde, zumal wenn das polnische und das litauische Wappen darauf ' gemalt
würden, und Kf. hatte darauf angeordnet, daß eine solche angefertigt werden sollte.
>ie pol
wedbebe Allianz. Scultetus' Sendung noch Danzig. 159
aufmachen, ') in der Audienz ihn namens des Kf. zu seiner Ankunft in Preußen
beglückwünschen nnd ihn seiner freundschaftlichen Gesinnung versichern. Er
soll ferner erklären* Ef. wisse zwar, daß seine Feinde ihr äußerstes anwendeten,
um zwischen ihnen wenn nicht ein gänzliches Mißverständnis, so doch Mißtrauen
anzurichten, er hoffe aber, der König werde die Absicht derselben erkennen,
sich keine widrige ungegrüudete impressiones machen lassen, noch weniger etwas
verhangen, wodurch das so wohl befestigte Vernehmen geschwächt werden könnte.
Anderer Materien in speeie soll er nicht gedenken, sollte aber der König
daran/ kommen, so soll er darauf nur diskursweise antworten und es ad refe-
rendom nehmen« Sollte der Eon ig über des Ef, Werbungen auf polnischem
Gebiet Klage führen, so soll er erklären, daß dieses nicht eben wider die
pacta laufe* daß es aber doch ohne des Kf. Wissen und Willen geschehen sei und
daß er es verboten babeT zugleich soll er bei dieser Gelegenheit den Konig er*
suchen, durch scharfe Verbote zu bewirken, d*ß alle französischen und schwe-
dischen Werbungen eingestellt würden.
Im übrigen hast Du mit allem Fleiße unter der Hand zu penetrireo,
was des Königs und des Hofes Vorhaben sei, wie er gegen die Stadt
Danzig gesinnt und was dahero zu hoffen oder zu furchten, welches alles
Du getreulich zu referiren hast Du hast auch vor Deiner Abreise
Gelegenheit zu suchen, dem König zu remonstriren, was vor großer
Schade so wohl in den Künigl. als unseren Landen geschehe dardurch,
daß die Thämme auf der großen und kleinen Waltze im Graodenzischen
xur Verhutunge der Ausbrüche der Weichsel nicht ge fertiget oder repariret
wurden, weßhalb Du dann umb nöthige Ordre zae solcher Reparation
anzusuchen hast. —
J. Scultetus an den Kurttirsten,
15./25. August 1677.
D. Danzig
I11
■
[Audienz hei in Könige* Forderung der Losl&asung Strauchs. Sendung Il&dri'a.
Unzufriedenheit des Königs mit dem Verlauf der Dinge in Danzig. Forderungen
ugunsten der Katholiken, Unwillen darüber. Beschuldigung gegen die Reformierten.]
obgleich er schon vor fünf Tagen hier angelangt ist, hat er doch erst heute 25. Aug.
hei dem Könige, der die Tage vorher medizinierte, Audienz erhalten. Die
Pferde haben dem Könige sehr wohl gefallen, die Chaise aber wird noch an-
genehmer sein. Nach den Kurialicn erkundigte sich der König nach den Aktionen
") Der König befand sich seit dem 2. August in Danzig. S. Gralatb, Versuch
einer Geschichte Danzig» III, S. 101 f.
160 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
des Kf. in Pommern und ob er Hoffnung hätte, bald Stettin zu überkommen.
Nachdem er von der Audienz abgetreten, traten der Woiwode von Po mm ereilen
und der Kastellan von Posen zu ihm und sagten, sie hätten vom Könige Ordre,
mit ihm zn reden, nämlich, daß derselbe den Dr. Strauch1) pro componendis
rebus et motibus der Stadt Danzig hier höchst nötig hätte und daß Kf. ihm
einen besonderen Gefallen erweisen würde, wenn er denselben losließe oder nur
ad tempus hier sistierte, der König würde noch heute an Kf. selber schreiben
und den Abt Hacki,*) welchen er nach Holland schickte, deshalb bei Kf. auch
mündliche Instanz tun lassen, er möchte aber auch dem König zu Gefallen des-
wegen an Kf. schreiben. Er hat erwidert, er wäre darauf nicht instruiert, könnte
auch nicht wissen, wie des Kf. Resolution in hoc passu sein würde, hat aber
bemerkt, wenn der König Strauchs Aussage ad convincendum populum nötig
hätte, könnte dieser ja zu Cüstrin in der Regierung verhört und das Protokoll
hergeschickt werden, welche Antwort aber Bakowski nicht zu gefallen
schien.
Der Pater Hacki wird ohne Zweifel unter Stettin zu Kf. zu gehen beordert
sein und von dessen actionibus Relation tun sollen.
So') wie ich den hiesigen Estat befinde, auch aus dem Discoars,
so ich mit dem Castellan von Posen, imgleichen auch mit dem Chron
Großcantzler, gehalten habe, ist derselbe noch so beschaffen, daß der
König in Polen und die französische Facti on ihr lntent schwerlich rebus
sie stantibus erreichen werden,4) und gereuet den König schon, daß er
das Judicium zu hegen angefangen, sucht auch schon Gelegenheit, mit
Reputation daraus zu scheiden, und klaget, daß er vom Woywoden
Bonkowsky betrogen sei, welcher ihm zu großem Gelde von beiden
Parten zu haben Hoffnung gemachet, itzt kommen aber die Gewerke
schon und schützen die Unmöglichkeit vor, und weil der König bei ersten
Session anfänglich bald den Gewerken 5) contra senatum (obschon
derselbe darwieder protestirt) zuerkannt, will der senatus itzt die milde
*) S. Hirsch, Der Große Kurfürst und Dr. Aegidius Strauch, S. 218f.
*) S. oben S. 104.
*) Das Folgende zum großen Teil in Ziffern.
*) v. Hoverbeck schreibt dem Kf. (d. Hohenstein 8. September 1677): „Es ist
ein sonderbares Glück vor die Stadt Dantzig, daß der König nach seiner Ankunft
in die Stadt eunetiret, anstatt daß er sich des Pöbels Raserei alsofort bei dem Ein-
züge, umb einen Commendanten einzusetzen und die Weysselmunde einzunehmen
(seiner Ratgeber Einblasen nach) praevaliren sollen, es zu weitläufiger Recht-
fertigung (dabei sie Zeit haben, sich zu besinnen) ausgestellt und über das den
Religionspunkt rege gemacht und die Catholische denen Lutherischen fast in allem
zu aequipariren gesucht* Vgl. Gralath III, S. lOOff.; Hirsch, Der Große Kurfürst
und Dr. Aegidius Strauch, S. 224 f.
5) Unaufgelöste Ziffer.
Verfahren des Königs in Danzig. 161
Hand auch noch nicht auftun, indessen aber fähret der König immer
fort per decretum eines nach dem andern dem Rat abzusprechen und
per appellationes nach Hofe zu ziehen.
S. K. Mt haben auf inständiges Anhalten der anwesenden Bischöfe
und anderer Geistlichen bei dem Magistrat angehalten, den 4 Gewerken
ante omnia zu proponiren, daß 1) vor die catholisch Religion eine Kirche
oder Ca pelle, wie auch 2) eine Schule oder gymnasium in der Neustadt
alhier gebauet und angerichtet werden möchte, 3) daß die Rom. Catho-
lischen ihre Leichen öffentlich mit Ceremonien begraben, auch die pro-
cessiones anstellen könnten, 4) item daß sowohl in dem Rat als auch
in den 4 Zünften 2 Papisten mit eingenommen und sitzen sollten, welches
ein Magistrat den Ordnungen auch vorgetragen und es einzugehen begehret
haben soll.
Allem Ansehn nach hätte wohl meines wenigen Erachtens kein ander
und besserer Rat das, was gesuchet worden, umbzustoßen und eine
Disaffection gegen den Hof zu erwecken erfunden werden können, als
eben diesergestalt, da hierdurch nicht allein der Magistratus Gelegenheit
überkommen, das odium von sich ab auf die Bürgerschaft zu wälzen und
sie bei der Königin in Polen verhaßt zu machen, sondern auch der Bürger-
schaft seind hierdurch die Augen sehr geöffnet worden, daß derer sehr
viel bereits beginnen zu merken, wo es hinaus will. Die Starostei Putzke
aber wird der König vor seiner Abreise in Possession nehmen und habe
ich gemerket, daß der Magistratus dawieder auch nichts sprechen wird,
wenn sie damit nur noch loskommen könnten.
Umb die Reformirten, so sich bishero neutral gehalten, mit ins Spiel
zu bringen und Gelegenheit zu überkommen, sie wegen der S. Peters-
kirche zu gefahren, hat man dieser Tage dem Könige berichtet, es wären
zwei von den Aeltesten der Gemeine in der Nacht bei einigen aus dem
Rat gewesen und sie ermahnet, sie sollten sich nur stark wiedersetzen
und nicht nachgeben, sie hätten von Ew. Chf. D. in geheim diese Ver-
sicherung erhalten, daß Sie, sobald Sie nur mit Stettin fertig, mit der
armee kommen und ihnen Luft machen wollten. Der König soll beide
Hände aufgehoben und gesaget haben: „Ach! wollte Gott, daß der
('hurfürst von Brandenburg diese Torheit begehen wollte, damit ich
eine rechtmäßige Ursach hätte, ich wollte nicht allein dem Rat und
den Reformirten in Danzig solches gern verzeihen, sondern auch ein
Gelübde tun, alle Freitage Wasser und Brod zu essen, bis an mein
Ende". —
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 1 1
162 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Danzig
9. Oktober 1677.
[Unzufriedenheit und Opposition in Polen gegen die Absichten des Hofes. Einlenken
des Königs in der Danziger Angelegenheit. Obler Gesundheitszustand des Königs.]
9. Okt. Nachdem er erfahren, daß der König sich sehr zornig darüber geäußert hat,
daß der G. Feldherr die von Lubomirski und Bizinski zusammengebrachten
Völker dissipiert hat, hat er sogleich dem G. Kanzler, dem Kastellan von Posen
und anderen Senatoren vorgestellt, es sei zu furchten, daß diese Völker sich
herunterziehen, sich an der preußischen Grenze truppweise versammeln und
dann von dem französischen und schwedischen Gesandten angenommen und ver-
anlaßt werden würden, einen Einfall in Preußen zu machen, und was für ge-
fährliche Folgen das für Polen nach sich ziehen würde. Der Kanzler und
einige andere wollten nicht glauben, daß etwas daran sei, der Kastellan von
Posen hielt es wohl für möglich, daß der schwedische und französische Gesandte
hin und wieder einige Völker werben und an sich ziehen möchten, wollte aber
nicht hoffen und glauben, daß der König, wenn er davon erführe, es gestatten
würde, und versprach mit demselben davon zu reden. Er teilte ihm im Ver-
trauen mit, die Sachen auf der Sendomirschen Kommission ständen sehr schlecht,
ein Aufstand stände zu besorgen, er wollte sich mit anderen Senatoren auf das
äußerste bemühen, den König zu bewegen, den schwedischen Gesandten je eher
je lieber zu expedieren und ihm nicht zu gestatten, wie er beabsichtige, nach
seiner Abreise in Danzig zu bleiben.
Daß der Hof die Dinge, die oben vorgehen, zu Herzen nimmt, ist daraus
zu schließen, daß man hier schon anfängt gelinder zu gehen.
P. S.1) Der König ist leidend, die Ärzte sollen der Königin offenbart haben,
daß er bereits den Anfang der Wassersucht habe, daß die Geschwulst schon
bis an die Kniee getreten sei, daß er aber noch wohl ein paar Jahre aufgehalten
werden könnte, wenn er sich im Essen und Zorn moderierte und oft den Leib
per exercitia bewegte. Der Kastellan von Posen und andere Senatoren, die
es bisher mit dem Hof gehalten haben, scheinen es zu merken, sich allmählich
zu retirieren und mit den violentis consiliis des Hofes nichts mehr zu tun haben
zu wollen.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Danzig
13. Oktober 1677.
[Neue Sendung wegen Strauchs. Erklärung der litauischen Deputierten. Verdächtiges
Treiben Liliehoecks. Ratschluge des K. G. Kanzlers. Äußerung des Königs
über Stettin.]
13. Okt. Der König ist sehr ungehalten darüber, daß es infolge der Streitigkeiten
der Gewerke unter sich noch zu keinen Verhandlungen derselben mit dem Rat
') In Ziffern.
Opposition gegen die Anschläge des Hofes. 163
gekommen ist. Inzwischen ist die Antwort des Kf. wegen Strauchs1) den
Qewerken mitgeteilt worden. Da dieselben den Konig gebeten haben, noch einen
Expressen deshalb an Kf. abzuschicken, dem sie noch zwei bis drei ans ihrer
Mitte hinzufügen wollten, so will man ihrer Bitte deferieren und soll die Kom-
mission einem Juristen Koslowski übertragen werden.
Die litauischen Deputierten haben heute bei dem König Audienz gehabt.
Sie sollen instruiert gewesen sein, unter anderem den Konig zu fragen, ob er
den schwedischen Völkern aus Liefland freien Durchzug durch Samaiten nach
Preußen vergönnt hätte, welches sie nicht glauben könnten, da es nicht nur für
Litauen schädlich sein, sondern die ganze Republik in einen neuen Krieg ver-
wickeln würde, daher hätte der Feldherr Pac anf Ersuchen des Adels das
Generalaufgebot berufen und würde die schwedischen Völker, sobald sie die
samaitischen Grenzen betreten sollten, allerorten attackieren und niedermachen
lassen. Der König hat diese Abschickung und Proposition der Litauer sehr übel
empfunden. Dieselben sollen auch mitgeteilt haben, Pac habe die Kopie eines
interzipierten Schreibens2) in Händen, aus dem erhelle, daß mit Schweden
Traktaten obhanden gewesen and man ihnen das Herzogtum Preußen hätte in
die Hände spielen wollen. Er hofft, diese Schickung aus Litauen und die Be-
richte der zu der sendomirschen Kommission Deputierten werden große Ver-
änderung in den französisch gefaßten consiliis bringen und zugleich bewirken, daß
man dieser Stadt nicht mehr so hart zusetzen wird.
Der schwedische Gesandte ist noch nicht zurück, dem Gerücht nach soll
er ins Werder gegangen sein, um abgedankte polnische Völker anzunehmen und
bei dem Weißen Berge ins Fürstentum übersetzen zu lassen. Er hat3) deswegen
mit verschiedenen Senatoren gesprochen, der jetzt bettlägerige G. Kanzler hat
schon durch Witwicki den König ersuchen lassen, Nachforschungen deswegen
anzustellen, und ihm erklärt, daß die durch den Türkenkrieg erschöpften
polnischen Stände von keinem neuen Kriege etwas wissen wollten; er hofft
ihn auch zu bewegen, vor seiner Abreise dem König persönlich die Sache vor-
zustellen.
Nachdem man auf der Kommission zu Sendomir mit den französischen
consiliis nicht hat durchdringen können, sucht man jetzt auf der Kommission
zu Lemberg es zu effektuieren. Sollte Kf. Stettin nicht vor dem Winter ein-
bekommen und nur blockiert halten müssen, so kann er versichert sein, daß
man alle Kräfte anstrengen wird, ihm eine Diversion zu machen, daß er die
Armee zum Teil aus Pommern wegziehen müsse.
P.S.*) Der K. G. Kanzler hat ihn beauftragt dem Kf. insgeheim mit-
zuteilen, er und andere gute Patrioten merkten wohl, daß der König mit An-
*) Die Antwort des Kf. auf das ihm durch Hacki überbrachte Schreiben des
Königs vom 25. August 1677 (d. in castris ante Stettinura 29. August/8. September
1677). S. Hirsch, Der Große Kurfürst und Dr. Aegidius Strauch, S. 219.
*) S. oben S. 157.
*) S. Bethune's Bericht vom 18. Oktober 1677 (S. 445f.).
4) Zum Teil in Ziffern.
11«
164 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
haltung der Schute1) und Beschleunigung der Kommission nichts anderes suche
als Gelegenheit, mit Kf. zu zerfallen und Frankreich zugute den Schweden einen
Dienst zu tun, Kf. aber mochte sich ja überwinden und ein wenig dissimulieren.
Er will in wenigen Tagen nach Großpolen zurückkehren, den Adel anter dem
Vorwand, die Gerichte zu halten, nach Posen berufen, ihnen es unter der Hand
entdecken und es dahin zu bringen suchen, daß der Adel eine Gesandtschaft
an den Konig schicke und ihn ersuche, nicht allein die Republik in keinen
Krieg mit einzuflechten, sondern auch aufs schleunigste, und zwar im Februar,
einen Reichstag anzusetzen. Inzwischen möchte sich Kf. bemühen, die beiden
Großfeldherren zu reunieren und zu behalten und vor allem noch im Herbst
Stettin einzunehmen.
Hacki*) ist heute angekommen, der König soll ihn vor allem genau von
der Belagerung von Stettin examiniert und nachher zu dem Marquis deBethune
und anderen Umstehenden gesagt haben: „Ihr Herren, nun wäre Zeit Stettin zu
entsetzen, es wird allem Ansehen nach gewisse übergehen.*4
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Danzig
16. Oktober 1677.
[Das angehaltene Schiff. Die Sendung an Kf. Die litauischen Deputierten.]
1(1. Okt. Der K. 0. Stallmeister3) hat ihm die Resolution des Königs mitgeteilt,
dio Leute sollten, da sie Ordre von Kf. gehabt, freigelassen werden, wegen der
Schute aber werde der König zunächst bei Kf. anfragen, quo jure derselbe
Schiffe in See schicken und lübeckische Schiffe anhalten könnte, ferner wollte
der König, da ihm vor einigen Wochen Waren, die er aus England bekommen,
!) Benckendorff berichtet dem Kf. am 13. Oktober, am 9. sei der Leutnant
Gerret mit einer von Raule auf der Rückfahrt von Westerwieck nach Lübeck
weggenommenen, mit Teer und Planken beladenen Lübecker Schute in die Danziger
Reede eingelaufen. Der Lübecker Schiffer habe dabei Gelegenheit erhalten, ans Land
zu kommen und sich an den König zu wenden, dieser habe darauf 20 Mann seiner
Leibgarde auf der Königl. Jacht auf die Reede geschickt, habe die Schute in den
Hafen bringen und den Leutnant sowie die Matrosen verhaften lassen. Bei dem
Verhör seien sie der Wegnahme königlicher Güter aus einigen Schiffen beschuldigt
und, obwohl sie ihre Unschuld genügend dargetan hätten, auf das Rathaus in Haft
gebracht worden. Scultetus habe sich wegen Freilassung der Leute und Heraus-
gabe der Schute bemüht, aber nur die ersteren seien heute freigegeben worden, die
weitere königliche Erklärung wegen der Schute sei teils auf ein an Kf. abzulassendes
Schreiben, teils an den K. Stallmeister verwiesen worden.
a) S. oben S. 160.
*) Matricki, Starost von Grabowiec.
Das weggenommene Schiff. Sendung des Königs and der Danziger an Kf. 165
darch einen Kaper weggenommen worden seien, sich erst informieren lassen,
wessen jener Kaper gewesen. Er hat erwidert, er müßte alles dem Kf. hinter-
bringen, hat aber seinerseits dagegen remonstriert, das Recht, Schiffe zu halten
nnd seinem Feinde zu Wasser und Lande Abbruch zu tun, werde dem Kf. auch
nicht von den Mächten, welche sich das dominium maris zu appropriieren
suchten, streitig gemacht, wegen der dem Könige genommenen Sachen aber
hätte der holländische Resident schon vor drqi Wochen berichtet, daß dieses
darch einen schottischen Kaper, und zwar in der Nordsee bei Gothenhurg, wohin .
brandenburgische Kaper noch niemals gekommen seien, geschehen sei.
Die Sendung an Kf. ist statt Koslowski dem Oberstleutnant Romain
obertragen worden, der ohne Zweifel die Belagerung von Stettin, worüber die
Zeitungen bisher sehr variabel sind, besichtigen und darüber eigentlichen Bescheid
bringen soll.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Danzig
20. Oktober 1677.
[Die Sendung an Kf. Antwort des Königs an die litauischen Deputierten. Abreise
des K. 6. Kanzlers. Unzufriedenheit des Kastellans von Posen.]
Der König hat1) dem Magistrat sagen lassen, da er sehe, daß die Bürger- 20. Okt.
schaft und der gemeine Pöbel nicht eher zu einem raisonnablen Vergleich zu
bringen sein würden, bevor Dr. Strauch hier sein würde, so sollte der Magistrat
aufs neue eine Vokation für Strauch aufsetzen und damit vier namentlich be-
nannte Personen, einen aus dem Rat, einen aus dem Schöppenstuhl, einen aus
den Gewerken und einen aus der gemeinen Bürgerschaft abschicken, er werde
denselben den Oberstleutnant Romain adjungieren und diesem auch noch einige
andere Dinge an Kf. auftragen. Der Magistrat hat darauf vorgestellt, er könnte
eine solche Vokation für Strauch nicht ausstellen, bevor er in allem mit der
Bürgerschaft verglichen wäre, indessen machen sich die aus der Bürgerschaft
benannten Personen und Romain zur Reise fertig. Der Oberst Gursinski
hat ihn gestern besucht und ihn gefragt, ob er wohl meinte, daß diese Ab-
schickung von Erfolg sein würde. Er hat es bezweifelt, worauf der Oberst er-
widerte, bei Hofe sei man derselben Ansicht und hätte dem König abgeraten,
aber derselbe könnte die Leute nicht anders los werden.
Die schriftliche Antwort, die der König den samaitischen Deputierten er-
teilt hat, lautet: 1. er hielte das Gerücht von dem Einfall der Schweden für
falsch, 2. er beabsichtigte nicht, ihnen wider ihre Privilegien einen Landschreiber
aufzudringen, sie sollten sich einen anderen wählen, 3. alle übrigen Klagen wollte
er remedieren, wenn er nach Litauen käme, was wohl bald geschehen dürfte.
') S. Hirsch a. a. 0. S. 219.
166 !• Brandenburg und Polen 1673—1679.
Der K. G. Kanzler ist heute abgereist, er hat zugesagt, das, was er neulich
versprochen, in Großpolen auszurichten. Der König hat ihm erlaubt, l) das Siegel
zu verkaufen, aber nur an den K. Truchseß Wielopolski, dessen Heirat mit
der Schwester der Königin ganz abgemacht sein soll. Der Kastellan von Posen,
der zwei schriftliche Versicherungen wegen des Siegels in Händen hat, ist dadurch
sehr disgustiert und fangt nun an von Wegscbaffung der fremden, besonders des
schwedischen Gesandten öffentlich zu sprechen.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Danzig
23. Oktober 1677.
[Werbungen in Preußen. Verzögerung des Aufenthaltes des Königs in Danzig.
Die Sendung an Kf. Ratschläge des Kastellans von Posen.]
23. Okt. Es wird nicht allein hier in Schottland, 3) sondern auch hin und wieder
im Werder nicht mit öffentlichem Trommelschall, sondern bei heimlicher Musik
in den Krügen allerhand Volk unter dem Namen des Königs von Polen zusammen-
gebracht, auch sind, wie ihm hiesige Kaufleute berichten, Degen und Karabiner
für 2000 Mann innerhalb drei Wochen aufgekauft und werden Kleider für eben-
soviel Mannschaft verfertigt. Oberst de Boly hat vor 14 Tagen gegen seine
Konfidenten erklärt, er hätte Ordre vom Könige bekommen zu werben und
500 Mann nach Putzke, 800 nach Marienburg und 300 nach Mewe zu verlegen.
Weil es aber dem Ansehen nach Dragoner sein sollen, kann er nicht glauben, daß
so viele davon sollten nach Putzke verlegt werden. Von Marienburg schreibt
ihm ein guter Freund, sie wüßten selbst nicht, was Liliehoeck bei ihnen
gemacht hätte, außer daß nach seiner Abreise die Werbungen, jedoch unter pol-
nischem Namen, anfingen, es hieße, auch der Starost von Graudenz Burowski
hätte Kondition unter diesen Völkern angenommen.
Mit der Komposition der hiesigen Stadthändel geht es noch sehr schläfrig
daher, so daß der Könitf seine Abreise bis zum November ausgesetzt hat sie
dürfte auch wohl gar bis zum starken Frostwetter aufgeschoben werden. Das
negotium, den Magistrat mit der Burgerschaft zu vergleichen, ist jetzt dem
Kastellan von Posen, dem Woiwoden von Pommerellen, J) Graf Dönhoff, und
*) S. Zaluskil, S. 693 und den Bericht Bethune's vom 18. Oktober 1677
(S. 446).
2) Alt- und Neu- Schottland, Vororte im S. u. N. von Danzig. S. über diese
Werbungen Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 24 ff.
*) Nach dem Tode des bisherigen Woiwoden von Marienburg, Stanis-
laus Dzialinski, war der bisherige Woiwodc von Pommerellen, Ign. B^kowski,
dessen Nachfolger geworden, die Woiwodschaft Pommerellen hatte der frühere dortige
U. Kämmerer Wladisl. Dönhoff erhalten.
Die französischen und schwedischen Werbungen. Sendung Gurszynski's. 167
dem K. Referendarius Krasinski übertragen und viele hoffen, da. die beiden
ersten bei beiden Teilen sehr beliebt sind, daß es jetzt besser von statten gehen
wird als vorher. Trotzdem geht die Abschickung an Kf. wegen Strauchs vor
sich, anstatt des erkrankten Romain aber ist Gursinki1) in Vorschlag gekommen,
dem die Gemeine 1000 Fl. zur Reise bieten, die er auch wohl annehmen
wird, obgleich er wohl weiß, daß er nichts ausrichten wird« Einige und zwar
aus den grandibus bitten sehr, daß man die Deputierten mit dem Dr. Strauch
nicht möge sprechen lassen.
PS. Der Kastellan* von Posen läßt Kf. bitten, ja nicht Strauch heraus-
zugeben, sondern die Deputierten mit guter Manier abzuweisen. Derselbe hat
auch, nachdem er ihm von dem aufgefangenen Schreiben der schwedischen
Reichsrate und von den hiesigen Werbungen Mitteilung gemacht, sich erboten,
wegen der letzteren an gute Freunde in Groß- und Kleinpolen zu schreiben und
sie so public zu machen. Es wäre auch wünschenswert, daß das in Litauen
geschehe, er hat deswegen an v. Hoverbeck geschrieben. Es wäre auch sehr
nötig, daß Kf. an den König von Dänemark schriebe, daß dieser die ver-
sprochene Summe dem litauischen Feldherrn Pac zahlen ließe und dieser so bei
gutem Willen erhalten werde.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Danzig
27. Oktober 1677.
[Die französischen und schwedischen Werbungen. Mitteilungen Radzieowskfs.
Der Kastellan von Posen.]
Wegen der Werbungen hört er von einigen, die in des Marquis de Bethune 27. Okt.
Hause familiär sind, daß er jetzt hier noch 22 Oberoffiziere unter dem Namen
von Kapitän-Leutnants heimlich hätte, die wöchentlich ihre richtige Auszahlung
von dem Kaufmann Formundt, bei dem die französischen Gelder liegen, be-
kämen, und daß die meisten von diesen Offizieren nach Ungarn übergehen sollten,
von wo noch jetzt wöchentlich Briefe einliefen und dem Marquis große Hoffnung
zum Protektorat machten. Dem schwedischen Gesandten wurden auch zu den
Werbungen Gelder gezahlt und habe er jetzt bei sich einen Oberstleutnant,
zwei Majors, drei Kapitäns und vier Leutnants, die hier auf Schottland und im
Werder hin und wieder heimliche Werbungen anstellten, und würden in kurzem
)) Johann Gursinski, Starost von Stargard. Sc. schreibt am 30. Oktober,
derselbe werde heute abreisen, es sei ein Mensch, der völlig von der französischen
Faktion dependiere, von allen heimlichen Werbungen Wissenschaft habe und Anschläge
sehmieden helfe. Er werde nur unter dem Prätext von Strauch und anderen Querelen
geschickt, um des Kf. Armee und was vor Stettin geschieht zu sehen. Er sei sehr
fertig mit dem Maule und habe eine lange Zunge. Die Gutgesinnten rieten, Kf.
möchte ihm mit aller Zivilität begegnen, aber ja nicht Strauch ausliefern lassen.
168 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
noch mehr Offiziere sich einfinden. Man mache auch noch bei dem schwedischen
Gesandten große Hoffnung, daß Bent Hörn1) mit dem lief ländischen Corpo
durchbrechen werde. Er hat darauf dem Woiwoden von Pommerellen, Grafen
Dönhoff, und dem nominierten Bischof von Ermland,') Radzieowski, davon
Kunde gegeben und sie gewarnt. Ersterer wollte durchaus davon nichts wissen,
letzterer aber meinte, der König habe zwar dem schwedischen Gesandten die
von diesem geforderte Werbung von 3000 Mann abgeschlagen, heimlich aber
möchte derselbe wohl einige Mannschaft zusammenbringen and zu Wasser weg-
schicken, wer könnte darauf so genau Achtung geben?*
PS. Nachdem nun das Siegel1) demK. Truchseß abgegeben, zeigt der Kastellan
von Posen immer mehr seinen Unwillen gegen den Hof, hat auch neulich mit
dem König wegen der Werbungen expostuliert Er sucht ihn darin zu bestärken.
Der Kastellan sprach den Wunsch aus, Kf. möchte nur bald mit Stettin fertig
werden, dann wurden sich viele Dinge ändern, der französische und schwedische
Gesandte suchten dem König einzureden, es würde diesen Herbst nicht fiber-
gehen, sondern Kf. mit Schimpf abziehen müssen. Er bat auch nochmals, Kf.
möchte Strauch nicht loslassen.
J. Scultetus an den Kurfürsten. Ü. Danzig
10. November 1677.4)
[Die Werbungen. Absicht, eine Diversion zugunsten Stettins zu unternehmen.]
10. Nov. Es ist dieser Tage der Oberstlieutenant Halbach, welcher E. Chf.
I). Untertan und von Königsberg gebürtig ist und itzo mit dem fran-
zösischen Gesandten zu capituliren angefangen, durch Zureden des Oberst-
lieutenants Groben s dahin bewogen worden, daß er mich unbekannter
Weise besucht und freiwillig nachfolgendes von der itzigen Werbung
bekannt : Im Werder bei Marienburg sollen gerichtet werden an
Dragonern 400
in der Starostei Schöneck zu Fuße 100
unter Thorn durch den Captain Isobrant auch an Fußvölkern . 200
') Schwedischer Feldmarschall, mit der Leitung der von Liefland aus beab-
sichtigten Expedition gegen Preußen beauftragt, s. Carlson, Geschichte Schwedens
IV, S. 721, Hirsch, Der Winterfeldzug in Preuilen, S. 24.
*) Nach dem am 29. August 1677 in Danzig erfolgten Tode Olszowski's war
von dem Könige der vor kurzem zum K. G. Kanzler ernannte frühere K. U. Kanzler
Johann Stephan Wydzga zum Erzbischof von Gnesen und an dessen Stelle Michael
Radzieiowski zum Bischof von Ermland ernannt worden. S. Zaluskil, S. 695 f.
*) S. oben S. 166.
4) Zum Teil in Ziffern.
Die Werbungen in Preußen. 169
Dieser soll selbige schon parat haben und hat geschrieben, daß man
jemand schicken soll, der ihn mustere.
TrzebowskiObl. soll auf seinen Gutern unterhalten an Fußvölkern 100
Milewski Major auch in seinen Gütern 100
Choinacki 100
Diese sollen alle ultimo Decemb. complet und parat sein. Die
Werbungen, wie er berichtet, wurden auch viel stärker fortgesetzt worden
sein, wenn der litauische Feldherr sich nicht mit Abdankung der Völker
widersetzt, jedennoch aber stunde bei ihnen dieses fest, wenn die Ströme
gefroren, daß sie alsdann durchbrechen wollten, sobald nur Benedict
Hörn bei ihnen anlangen werde. Ich habe ihn auf Ew. Chf. D. Gnade
vertröstet und geraten, daß er noch eine Zeit lang bei jener Partei
bleiben und sich alles erkundigen sollte.
An den litauischen Feldherren ist abermal geschrieben, daß er die
Armee abdanken soll, wie ich vernehme, offerirt der König 150000 Fl.
So viel 'ich nach meinem wenigen Verstand absehen kann, so sucht
man £. Chf. D. eine Diversion zu machen und glauben ihrer viel ganz
gewiß, daß Stettin nicht diesen Herbst übergehen werde, welches man
quovis modo zu salviren sucht. —
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Wutzkaw1)
24. November 1677.
[Mitteilungen und Ratschläge des Kastellans von Posen. Seine Abreise.
Die Werbungen.]
Sobald der Kastellan von Posen von seiner Starostei Stuhm zurück- 24. Nov.
gekehrt war, hat er denselben besucht und sich über die jetzt ganz öffentlichen
Werbungen der Franzosen und Schweden beklagt. Nachdem der Kastellan ihn
feierlich beschworen, das secretum niemand als dem Kf. zu entdecken, hat er
ihm gesagt, der König suche die Nachfolge seines Sohnes auf dem Throne da-
durch zu bewirken, daß er sich gänzlich Frankreich akkommodiere, zu dem Ende
suche er sich auch in Preußen festzusetzen, darum foviere er auch den Tumult
in Danzig, er suche noch lange in Preußen zu bleiben und von dort zuzusehen,
was die beiden Feldherren mit den Armeen vornehmen und was sonst in der
Krone passieren werde. Zu einem Reichstage werde er es sobald nicht kommen
>) Dorf südlich von Lauenburg.
170 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
lassen, wenn ihm derselbe nicht von den Standen gleichsam mit Gewalt ab-
gedrungen würde. Um dazu zu gelangen und den König von seinem scopo
abzubringen, wüßte er kein besseres Mittel, als daß Ef. es am kaiserlichen Hofe
dahin zu bringen suchte, daß der Kaiser möglichst bald eine Gesandtschaft
zum König schickte und wegen des Einfalls in Ungarn mit ihm expostulieren
ließe, ferner aber, daß derselbe an alle Senatoren schriebe und anfragte, ob eine
solche Verletzung der kürzlich beschworenen Pakten mit ihrem Wissen und
Willen geschehen sei, und daß er mit diesen Schreiben drei oder vier Kuriere
expedierte, damit das Gerücht in der Republik um so mehr erschalle und dem
gemeinen Adel dadurch die Augen geöffnet würden. Solche Schreiben mußten
an den Krön- und den Litauischen Feldherrn, ferner an den Bischof von Krakau
und den General in Großpolen geschickt werden, die es publizieren würden.
Auf den Grenzen könnte der Kaiser Anstalt zu Richtung etlicher Regimenter
machen und durch die Offiziere das Gerücht verbreiten lassen, es wäre gegen
Polen wegen Verletzung der Pakten gerichtet. Dieses alles würde den König
boi dem Adel verdächtig und verhaßt machen, und er würde durch das Drängen
der Stände gezwungen werden, nächstens einen Reichstag auszuschreiben, auf
dem er dann nebst anderen guten Freunden und Patrioten Gelegenheit finden
würde, die Anschläge des Hofes der Republik zu entdecken und die Freiheit
derselben zu restituieren. Mit seiner beabsichtigten Reise nach Großpolen war
er sehr einverstanden, doch riet er, da der Hof den Kf. noch nicht so aperte
wie den Kaiser beleidigt habe, möchte Kf. auch noch sich in terminis modestiae
halten, von kaiserlicher Seite aber könnte aperte agiert und die noblesse zu
Beobachtung ihres Interesses allarmiert werden. Sc. möchte nach seiner Rückkehr
aus Großpolen sich nach Marienwerder und auch v. Ho verbeck sich auf seine
neugekauften Güter bei Stulim begeben, dann wollte er mit ihnen weiteres über-
legen. Er hat ihm mitgeteilt, daß er von Kf. Befehl hätte, ihn demnächst auf
eine Diskretion zu vertrösten, und daß eine solche auch wohl vom kaiserlichen
Hofe erfolgen würde. Er beteuerte darauf, er prätendierte das nicht, sondern
wollte nur sein beschwertes Gewissen retten, er müßte gestehen, daß er die
französische Partei angenommen, auch diesem König auf den Thron geholfen
habe, aber sein Intent sei niemals auf das gegangen, was jetzt in perniciem
Reipublicae et vicinorum prineipum intendiert werde.
Am folgenden Tage ist er nach Hofe gegangen, hat sich bei dem König
über das Wegkommen seiner Briefe1) beklagt und angekündigt, da die könig-
lichen Postmeister die Schuld auf die kurfürstlichen, besonders den zu Wutzkow
schaben, wollte er die Posten visitieren und vielleicht bis Stargard gehen, dann
würde er sich wohl auch weiter zu Kf. nach Stettin begeben. Der König machte
eine sehr freundliche Miene, tat so, als wenn er von den interzipierten Schreiben
nichts wüßte, beauftragte ihn, dem Kf. seinen Dank für die Chaise auszusprechen,
befahl auch Witwicki, ein Dankschreiben deswegen aufzusetzen.
*) Schon am 6. November hatte Sc. gemeldet, daß bei der gestrigen Post sich
die für ihn bestimmten Briefe nicht gefunden hätten, und den Verdacht ausgesprochen,
daß sie auf Anstiften des schwedischen Gesandten oder sonst jemandes abgefordert seien.
Ratschläge Grzymultowski's. J7J
Vor seiner Abreise hat er mit dem holländischen und dem kurländischen
Residenten und anderen guten Freunden bei Hofe Abrede getroffen, daß sie ihm
wegen der Werbungen und der weiteren Vorgange in Danzig Bericht erstatten
sollen. Der Zulauf bei den Werbungen ist sehr groß, sie sollen aber auch sehr
wieder verlaufen, weil sie keine rechte Musterplätze haben. Der König soll
ihnen die Starostei Schwietz dazu vergönnt haben und Major Isenbrant mit
seinen 200 Mann bereits dahin marschiert sein, Brainicki soll sein Regiment
auch schon bis über die Hälfte gerichtet haben.1)
König Johann III. an den Kurfürsten. D. Gedani
28. Oktober 1677.2)
[Verlangen der Abhaltung der Kommission zur Beilegung der Streitigkeiten.
Beschwerden über die kurfürstlichen Kaperschiffe und ober Einführung des reformierten
Gottesdienstes in Draheim. Verlangen der Auslieferung eines Franziskaners und
Freilassung Strauchs. Sendung Gurszynski's.]
Dederamus ad Serenitatem Vestram duos ante menses literas,*) quibus 28. Okt.
maturandae commissionis ex pactis Bidgostiensibus debitae exposuimus necessi-
tatem, quatenus excrescentibus in dies praetensionum momentis novisque ex
ininriis pullulantibus irritamentis opportuna subveniatur medella, pax in vicina
foederumque conservetur integritas. Sed cum Serenitas Vestra tarn necessarium
et basilicum opus ad expugnationem usque Stettini, prout responso suo indicat,
differre contendat, res vero nostrae minime ab eventu illius obsidionis pendeant,
non possumus nisi denuo Serenitatem Vestram fraterne requirere, ut quantocius
commissarios suos nominare, eos expedire nostraque hisce in provinciis durante
residentia hoc negotium terminare non gravetur.
l) Abschriften dieser Relation werden v. Crockow nach Wien und dem Abt
von Banz, kaiserlichen Gesandten in Dresden, zugeschickt und beide beauftragt,
sich am kaiserlichen Hofe zu bemühen, daß dort die polnische Sache besser respiziert
und die von Sc. vorgeschlagenen Mittel angewendet würden. — Sc. berichtet (d. Berlin
3./ [13.] Dezember 1677) dem Kf., er sei dem Abt von Banz bis Dresden nachgereist
und habe ihm ausführlichen Bericht von den polnischen Angelegenheiten erstattet,
derselbe scheine ihre Wichtigkeit wohl begriffen zu haben. Er selbst wolle jetzt über
Cüstrin nach Großpolen und dann nach Stuhm zu dem Kastellan von Posen reisen.
*) S. Pufendorf 1. XV, § 23, S. 1132f. Ober den Aufenthalt dieser Gesandt-
schaft im Lager des Kf. vor Stettin und ihre Rückreise s. das Tagebuch v. Buchs,
herausgegeben vonllirsch, II, S. 26 ff. Vgl. auch Hirsch, Der Große Kurfürst und
Dr. Aegidius Strauch, S. 221 f.
3) Das durch Hacki überbrachte Schreiben vom 25. August 1677. S. oben S. 160.
172
L Brandenburg und Polen 1673—1879.
Secunditm est, i|uiul S^runititti Vestrae exponendnm esse duximus, quo modo
11 j min im Electorales eiusdem ttaves ultra solituia et eitra exemplum mari litto-
ribusque nostris imimssae mercatorias naves, imo et Dantiscanas, invadant, über-
tatem commcrciorum interturbent et toi Laut Cumquc aliquot ante septimanas
res nostrae propriae ex Anglia Gcdnneusi vectae na vi literisque salvi conductus
nostri munitae cursoriarum uaviuru, vulgö Capers, cesserint direptiooi, iure inerito
toc in negotio etiaui de Serenitatiss Vestrae cursoriis navibns conqnaeri valemus.
quae hoc niare infestum nayiganlibus effi rinnt Ciiius rei documentuui bisce
dicbus Gcdani accepimus1) propria illorum Serenitatis Vestrae militum confessiono,
qui capta Lnbecensium navi ad nostra appulertuit littora.
Secundo tertinm adiciniiis punctum, nimirum quod crebras acelpiamus suppli-
cationes ex Capttmüta Hrnlnniensj, nbi Serenitatis Vestrae pro tempore existens
Gulicrnator Reformatae religionis exercitium non solum arci Drahimensi inveicrit
verum etiam ipsa in ci vi täte iltud stabilire contendat contra tenorem nientemque
pactornui. LTnde etsi non dubitemus, Sereuitatem Vestram ulterioribus nomi-
nandorum CouimissaHomm snorum dilationibus apud se diutius non concessuram
locutn, iiihümninus tarnen a prima similium attentatorum notitia voluimus baec
Serenitati Vestrae exponere, quatenus etiam nun expectata commissione Sereni-
tatis Vestrae iassu Gubernator ille nihil simile attentare praesumat, sublatunis
eam opinionem, qua facile Serenitatis Vestrae ad id consensus snspicari prae-
suniique possit, maxime vero cum ex Leraburgensi et Bittoviensi dominus mnltae
ad nos odio religionis oppresaornm hominam deferantnr querelae.
llnc pertinct Ordinis Saudi Francisci immorigerus superioribus suis iura-
taeque obedientiae refractarius inonachus, Johannes nomine, qni specioso Missio-
narii Apostolici titulo Regiomontum ingressus multis eo loco tarbis ae scandalls
commissis ne ad claustralem obedientiam vi profe&sionb suae adigatur, literas
saM conductus a Serenitate Vestra perperam impotratas in tutelam snae in-
obcdientiae allegat, in tantum ut Ih\ Dux de Croia, Serenitatis Vestrae in
Trussia Gubernator, etsi a Nobis vigore pactorum Varsaviensium de extradendis
apostatis fuisset rcquisitas, propter memoratas Serenitatis Vestrae literas salvi
conductus totum negotium ad eam se remisisse nobis respondit, Quare iarn
ipsius Serenitatis Vestrae hac in re praestolamur pactis consonam facilitatem»
Tandem et de Strauchiano negotio denuo Serenitati Vestrae frateme insinna-
mns, Scilket quo plus temporis pacandis urbis nostrae Gedanensis rebus
impendimug, eo intensiori in id incumhimus cura, ut tandem reddita buk loco
tranquillitate aliis Tr.im nostri vacemus necessitatibus, Sed cum parandae roi
fnndamentuui reperiatur esse personalis coram iudicio nostro comparitio Doctoris
Straucbii, sine qua radicata exsürpari non valent dissidia, necessarium duxituns
Serenitatem Vestrani iterum atque iterum fraterne compellare de remittendo
Nobis supramemorato Hoctore. Etenim ex ipso Serenitatis Vestrae response*,
quod in liac etiam niateria accepimus (ubi ille tot perpetratorum in urbe nostra
delictorum reus asseritur) quidni luculenta deducitur consequentia Strauchln m
»} S. oben S. li.L
Sendung Gurszynski's. 173
tarn ex ratione criminis quam ex consideratione contracti apud Nos domicilii
nostro esse affectum judicio. Maxime vero dum iam geminis salvi conductus
nostri literis ad comparendnm coram Nobis munitns existeret Econtra vero
Serenitati Vestrae nullo facto ansnque iniurius, extra ditiones Serenitatis Vestrae
commorans, ex amico loco ad amicam itidem urbem inermis homo proficiscens,
jure belli a Serenitate Vestra capi non poterat, multo minus ad praesens usque
tempus detineri tarn Serenitatis Vestrae quam colligatorum principum nomine,
quibuscum nulluni hostilitatis exercuit actum. Neque Uli imputatus a quibusdam
Suetici Consiliarii titulus obesse poterat, cum is non Status sed consistorii fuerit,
praesertim ubi non de religione sed de regione pugnatur. Quapropter instanter
a Serenitate Vestra fraterneque desideramus, ut ille homo, tarn ex iure quam
ex facto nullo ut Serenitati Vestrae ita colligatis eiusdem principibus obnoxius
titulo, noster fere subditus et iam iurisdictioni nostrae praefato modo alligatus,
Nobis quantocius remitti valeat
Nähere Mitteilungen wird Gurzynski, Stargardiensis noster capitaneus
nee non aulicae nostrae militiae praefectus, machen.
Der Kurfürst an den König von Polen. D. ex castris ad Stetinum
IL/21. November 1677.1) (Conc. v. Knesebeck.)
[Auf das Schreiben vom 28. Oktober. Bereitwilligkeit, die Kommission abhalten zu
lassen. Zurückweisung der Beschuldigungen wegen seiner Kaper und der Religions-
veränderung in Draheim. Rechtfertigung der Nichtherausgebung Strauchs.]
Die Verschiebung der Kommission bis zur Eroberung Stettins bat er nur 21. Nov.
gewünscht, weil er gemeint hat, daß sie dann geeigneter erledigt werden könne.
Da aber der Konig ihre Beschleunigung wünscht, so ist er dazu gern bereit,
überläßt es dem König, Ort und Zeit zu bestimmen, wird dann seine Kommissare
erscheinen lassen.
Kriegsschiffe auszurüsten ist er durch die Bedürfnisse des Krieges veranlaßt
worden, er hat dieselben aber nie zu Feindseligkeiten gegen Freunde und Ver-
bündete verwendet. Das Danziger Schiff, welches Sachen des Königs aus England
brachte, ist nach dem Bericht des holländischen Gesandten in Kopenhagen nicht
in der Ostsee, sondern im Ozean, wo er damals keine Kriegsschiffe hatte, von
einem schottischen mit französischem oder schwedischem Gelde gemieteten Kaper
geplündert worden. Er erwartet daher, daß das unter diesem Vorwand in Danzig
angehaltene Kauffahrteischiff freigelassen werden wird.
>) S. Pufendorf 1. XV, §23 (S. 1133).
174 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Er hat nie beabsichtigt, in Draheim irgendeine Veränderung in geistlichen
oder weltlichen Dingen vorzunehmen. Daß der dortige Befehlshaber und die
als Besatzung dort liegenden Soldaten ihre Religion zu niemandes Schaden aus-
üben, kann ihnen nicht zum Vorwurf gemacht werden. Die Klagen über religiöse
Bedruckungen in seinen Landen sind um so ungerechter, weil nirgends größere
Gewissensfreiheit herrscht und seine katholischen Untertanen dieselben Rechte
haben wie die übrigen. Diese ganze Draheimsche Angelegenheit wird bei der
Kommission vorzunehmen sein.
Die Auslieferung des Franziskanermönchs hat er dem Herzog von Croy
befohlen.
Caput1) istud literarum regiarum de eliberando Strauchio eo majore nos
sollicitudine ut cura adfecit, quo diutius inter propensissimum affectum R. Majestät!
Vestrae nil quicquam negandi et metum imminentium ex hac eliberatione malorum
suspensi haesimus. Sed vicerunt tandem rationum gravissimarum momenta, qui-
bus cessuram etiam R. Majestatem Vestram pro ea, qua per totum terrarum orbem
inclaruit, animi magnitudine, prudentia ac moderatione indubitanter confidimus.
Nee jam ad nauseam usque repetere easdem animus est, cum in literis nostris
ad R. Majestatem Vestram die 29. Augusti exaratis') prolixae satis exstent Id
saltem adjicere e re duximus, publicam salutem et ex parte status nostri securi-
tatem ex eo pendere, ne* malorum haec Hydra, quam Consiliarii Suetici, id est
hostilis, titulo insignitam Numen propitium in territorio nostro nobis captivam
stitit, ante finem belli e custodia nostra evadat. Turbulentum ejus et factiosam
ingenium adeo terrarum orbi cognitum est, ut nemo mortalium dubitare possit,
uno illo nihil aptius ad seminanda odia, concitandas turbas et miscenda divina
humanaque reperiri posse. ldem cum Nobis infensissimus sit et vindietam spirans,
cum in ipsa hac custodia sua non veritus sit literas irarum et minarum plenas,
etiam injuriosa Tyranni et Pharaonis appellatione infeetas ad Nos dare, numne
Acheronta contra Nos moveret, nisi in placida hac, qua detinetur, custodia magnos
istos et privatam sortem supergressos spiritus compescere doceretur? Nee enim
audaciam hominis quantumvis privati contemnendam esse vel una civitas
Gedanensis probat, in qua aliquot m Uli um exercitus tot turbas non potuisset
dare quam unus iste turbo, nee cautionem ullam eonscientia ipsius cauteriata
et mens fallendi certa admittit. Quod si tanti sit, ut Gedanenses motus absque
hoc homine componi nequeant (quamvis contrarium eventum omnis ratio demon-
strat et longe certius atque aptius remedium istis compescendis dissidiis R. Maje-
statis Vestrae auetoritas ac prudentia suggerant), saltem ut finis belli hujus
expectetur officiose Nobis contendendum est, namque tum spretis injuriis
nostris eundem in gratiam R. Majestatis Vestrae etiam benefieüs ornatum
dimittemus.
Seine ausführlicheren Eröffnungen über alle diese Punkte wird der
Gesandte hinterbringen.
») Vgl. nirsch, Der Große Kurfürst und Dr. Aegidius Strauch, S. 220ff.
*) S. oben S. 172.
Bescheid des Kurfürsten. Beschwerde über Gurszynski. J75
Der Kurfürst an den G. Kanzler Lesczynski. D. ex castris
ad Stetinum 16. /26. November 1677.1) (Conc. v. Knesebeck.)
[Beschwerde über das Verhalten Gurszynski's].
Er sieht sich genötigt ihm mitzuteilen, was hier mit dem königl. Gesandten 2G. Nov.
Gnrszynski vorgegangen ist. Aus der beifolgenden Abschrift seiner Antwort')
auf dessen Proposition wird er erkennen, daß Kf. alles getan habe, was unter .
den jetzigen Verhältnissen verlangt werden konnte.
At vero Ablegatus iste adeo non acquievit responso huic, ut potius
illud, inprimis ultimum caput literarum, quod est de D. Strauchio,
immodestius quam par erat exagitaverit. Xeque enim tantum apud
Ministros nostros et nobiles aulicos sed et apud Ministros priocipum ex-
terorum, qui nobiscum sunt, multis adversus Nos egit minis et nescimus
qua gravi malorum inde nasciturorum denunciatione. Ambitiöse etiam
plurima de absoluta R. S. Majestatis potestate disseruit, appellando illum
Principem Souveraneum, vulgo Souverain, quae quidem Nos non tangunt,
nisi quatenus in diminutionem Serenissimae Reipublicae vergunt, de qua
sane multa per coutemptum, quae civem non decent, blateravit expro-
brando Nobis, Nos amicitiam Reipublicae praeferre amicitiae regiae, idque
minus e re nostra, tum etiam affin gen do Nobis, quae tarnen secus se
habent, nimirum Nos contemptui habere R. S. Majestatem quemadmodum
olim reges ipsius praedecessores, at vero hunc regem non esse Casimirum
nee Michaelem, et quae hujus farinae infinita alia. Inprimis vero palam
et coram omnibus prineipum exterorum Ministris denunciavit, decretum
esse in aula regia, ut, nisi ipse Strauchium liberum abduceret, omne
exercitium religionis, quo hactenus Evangelici Reformati Dantisci et aliis
in Prussia locis libere usi sunt, ipsis una cum ecclesiis ad illos speetan-
tibus adimeretur. Ad quod cum Ablegatus dd. Ordinum Foederati
Belgii*) regereret, totum inde corpus reformatae religioni addictorum
offensum iri, immodeste admodum eidem respondit, quid hoc ad regem
suum, qui parum curaret urbem Amstelodamensem, quasi vero ablegatus
iste ab una hac urbe missus esset aut una haec urbs inclytam Rempu-
blicam totius Belgii foederati repraesentaret. Nee decentius aut modestius
*) S. Pufendorf 1. XV, § 24 (S. 1133f.).
*) Dieselbe entspricht durchaus dem vorstehenden Schreiben des Kf. an den König.
*) Adrian v. d. Tocht, vgl. dessen Relation vom 16./26. November 1677 (Urk.
und Akt III, S. 511).
170
(. Brandenburg und Polen 1673 — 1G79.
egit cum ahlegatis iinperatorio, rever. d. Abbate de Bantze1), et regio
danico1) huc praesentibus, quos itidem miuis ae expostulationibus
aggressus est. Et tarn odii ac dissidü causas Taesaream Majestäten] et
Nos inter in ipsa aula nostra spargere adeoque statum nostrum convellere
tentavit, exaggerando apud ministrum imperatorium nimiam nostram
potantiam et quod Oaesaria Interesse t illam infringi, ne ipsi aliquando
gravis existeret* Quo sane ipso contra jus fasque gentium ac legationis
egit Apud alios quasi in secreto et per canfidentiam dixit, plebeni
iKintigicanam R. Suae Majestät!, si Strauch ii liltertatern procuraret,
traditioucm munimenti Mumlani In ostio Vistulae promisisse et R. S.
Majestäten! ad nutum habere multa Tartarorum millia, quibus pro lubitu
ad versus quoscumque uti posset.
Da auch aus dem königl. Schreiben erhellt, daU man auf Antrieb des
schwedischen und französischen Gesandten auch wider Wissen und Willen der
Republik es zur Zerre i Um ig des ewigen Bündnisses und zum Bruch zu bringen
sucht, und deswegen auch schun in PreuUen Werbungen angestellt werdn
teilt er ihm dieses mit und erbittet sich seinen Rat, was er tun solle. Ihm liegt
an der Gefangenhaltung Strauchs nicht so viel* daß er darum es fcum Bruch
mit der Republik wollte kommen lassen, aber er weiü, daß dieses nur ein Vor-
wand ist, und daß, wenn dieser beseitigt sein sollte, der schwedische und der
franzosische Gesandte einen anderen vorbringen werden.5)
■) S. das Tagebuch v. Buchs, herausgegeben von Hirsch, IIt £
*) A. W. v. Dax t hausen s. ebendaselbst S. 15; Urk. und Akt. XVIII,
S. »ffif.
3) Kf. befiehlt I5./25. November 1677 dem Kaiumergeriditsrat II. A. v. Wedell
(s. oben & III), sieb sofort unter einein Vorwand xu dem polnischen G, Kanzler
xu verfügen, ihm dieses Schreiben xu übergeben, die Sache in leketninendieren und
mit der Antwort desselben sofort xu ihm in* Lager vor Stettin xu kommen, die ganze
Sache aber im höchsten geheimzuhalten, v* Wedeil hat diesen Auftrag ausgerichtet,
er wurde aber auf dem Rückwege in Cüstrin durch Krankheit aufgehalten. In einem
Seh reiben, das Scultetus von dort ans 13.. 23. Dezember lt>77 dem Kf. xusendet,
meldet er, der G. Kauzler wünsche, daß Kf. an ihn und an die Woiwoden, Kastellane
und LI. Kämmerer von Posen und Kali seh gleichlautende Schreiben richte, in welchen
die Beschwerden über Gurszynski, da dieser dort viele Verwandte und Freunde habe»
möglichst milde auszudrücken wären, litt diesen Schreiben mochte Scultetus Anfang
Januar, wenn die Gerichtstage in Posen angingen und dazu eine grolle Menge von
Magnaten und Mitgliedern der Ritterschaft sich dort versammelten, steh daselbst ein-
finden. Er hoffe, daO dann eine Abschick ung an den König dort werde beschlossen
werden. Schon am L/l L Dezember hatte v* \V, von Posen aus berichtet, sowohl der
Ö- Kanxler als auch Brexa hatten die besten Offerten gemacht, und er hätte erkannt,
daß sowohl die Großen als auch die Mittleren und Kleinen wenig Liebe und Devotion
xum König trugen.
Beschwerden über Gurszynski. 177
Der Kurfürst an den König von Polen. D. ex castris ad Stetinum
22. November/2. Dezember 1677. (Conc. v. Knesebeck.)
[Beschwerde über das Verhalten Gurszynski's.]
R. Majestatis Vestrae ad Nos Ablegatum, magoif. et generös, d. Gar- 2. Dez.
zynski,1) ea excepimus et dimisimus honoris ac beoevolentiae demon-
stratione, quae et nostro in R. Majestatem Vestram affectui et amicitiae
per aeterna foedera Nos inter stabilitae conveniret. At vero praefatum
d. Ablegatum, nescimus quo fato, ad reciprocam benevolentiam adeo flec-
tere nequivimus, quin potius «multa Nobis infesta et foederum nexui
R. Maj. V. et Nos inter firmato contraria tum apud aulicos nostros tum
apud principum exterorum ministros in aula nostra degentes disseruerit,
ea, quae sane bona ac sincera intentione a Nobis dicta sunt, in alienum
sensum interpretatus sit nee etiam minis abstinuerit. Quare cum non
immerito vereamur, ne et apud R. Majestatem V. sinistra relatione eorum,
quae hie acta sunt, minus grata Nobis officia praestet, Eandem hisce
rogatam cupimus, ne aliam esse nostram mentem, alium fuisse verborum
sensum credat, quam qui in literis nostris responsoriis Eidem extraditis
continetur. Nee enim dubitamus, R. V. Majestatem pro ea, qua pollet, animi
ac ingenii magnitudine facile dijudicaturam, aeterna foedera atque amicitias
iisdem firmatas non pro cuiusvis lubitu nee ex sinistra verborum aut mentis
interpretatione dissolvi debere. Nos quidem hie herum sanete testamur, nihil
Nobis religiosius esse foedere, quod R. Majestatem V. Rempublicam et Nos
inter stabilitum est. Idem Nobis a R. Majestate V. promittimus. —
Der kurländische Resident Chwalkowsky an Scultetus.
D. Danzig 15. Dezember 1677.
[Liliehoecks Beschwerde gegen Kf., Anwort des Königs. Feldmarschall v. d. Goltz.]
Selbigem muß ich eine neue aber ungewöhnliche Zeitung berichten. 15. Dez.
Nachdem Herr Lilienhöck sich sagen lassen, daß Ihro Chf. D. gedreuet,
sie wollten ihn auf dem hiesigen Markte prügeln lassen, hat er gestern
l) Oberst Prebentow schreibt aus Danzig am 3. Dezember 1677 an Scultetus:
„H. Gurzinski hat hier viel relationes geschrieben et quasi classicum canit. Wir
werden hören, was er uns wird verzählen, wenn er zurückkommt. Seine Oration hat er
hier geschickt, so I. Maj. sehr gerühmet. Ich sehe woll, wenn er ab Alexandro Magno
oder von dem Julio Caesare wäre abgeschicket, so hätte er nicht können tumidius seine
Rede einrichten. Unterdessen ist sie auf deutsch versetzet und hier gedrucket*, und in
einem P. S.: „I. Maj. haben gestern inter alia auch verzählet, daß S. Chf. D. hätten gesaget,
er wollte dem schw. Ambassadeur in Danzig lassen eine Dracht Schlägen geben.*4
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 12
178
l Brandenburg und Polen 1673 — 1679.
des Mittags bei Ihm Köoigl. M. in Kogenwart vieler Leute publique
Audienz gehabt, wobei er eine scharfe Retorsionsschrift1) selbst verlesen
und höchstgedachter Maj. eingehändiget, welche durch den Herrn Krön-
Großkimzler antworten lassen, ISerg und Thal kämen nicht ziksamracu,
aber die gute Verständnis zwischen Polen und Schweden, ob sie gleich
In Zeiten wäre im Abnehmen gewesen, hätte doch wiederum zugenommen,
iictus isti potius lugend i quam legendi. Ihro Maj. hatten mit des Herrn
Lilienhocks Widerwärtigkeit Compaasion, doch weil fama tarn f&lsi
quam tenax, so möchte er dieses nicht eben so tief zu Herzen nehmen eta.
Hierauf gab nachgedachter Herr Großkanzler sothaue Schrift dem Krön
Metricanten Szulc sagende, daß sie noch nicht sollte abgeschrieben
werden, weil der Herr LilienhÖck eine Melioration sich vorbehielte.
Werde mich bemühen, sothanes Concept zu bekommen und mit nächstem
cnrumuniciren. Indessen aber melde, daß er 8. Chf, D, ohne den ge-
bührenden Titel, nur Fridericus Wiihelmus, nennt.*) —
Der bei I, K. M. von Dänemarck gewesene Feldmarschall H. Golc*) ist
hei der Kön. Herrschaft gar angenehm, den 13. wurde er bei dem französi-
schen Gesandten und gestern beim Herr Kronschatzmeister traut ll et
Der Kurfürst an w Hoverbeck.4} D. im Lager vor Stettin
2./ 12. Dezember 1677. (Coric, v. Grladebeck)
vom Könige Hilfe gegen den beabsichtigten Angriff der Schweden von
Liefland her und Entlassung der in Preußen geworbenen Truppen zu fordern.
Beschwerde über Gurszynski und über die Post zu erheben, mit den UroÜpolen und
Pae zu kommunizieren,]
Beifolgend sendet er sein Kreditiv,4) Bei der Audienz hat er dem Könige
zu binterbringena es schmerze Kl sehr, daJl die mlnistri seiner Feinde alles
i) Abgedruckt hei Pufendorf L XV, § 25 (S. 1134 f.).
s) Scul t eins , der (d. OQstrin lO./PÖ-] Dezember 1677) dem Ef. dieses Sein
zusendet, bemerkt dazu; „Die Protestation, so der schwedische Gesandte eoram rege
getan, halt ich vor ein angelegtes Werk, davon der Hof wohl vorhero Wissenschaft
gehabt haben mag,41
^ S* ürk. u. Akt XVJ1I, S. 298. v. 11 ov erbeck schreibt dem Kf. (d, Dansig
VX Januar 1678), der französische Gesandte habe Golz zu bereden gesucht, das
Kommando in Ungarn anzunehmen, er habe sich aber dazu nicht verstehen wollen.
*) Kf. Jmtte (d. im Lager vor Stettin 30. November/10. Dezember 1677) v, Hover*
bock beauftragt, sich so bald wie möglich zum König nach Danzig zu begeben, seine
Kreditive und Instruktion würde er dort bei dem Agenten Benckendorff vorlinden,
v. Hov. meldet darauf von Hohcnstein aus am 21. Dezember, dail er seine Pferde schon
vorausgeschickt habe und selbst La dieser Nacht mit der Amtspost nachzufolgen gedenke,
S, über diese Gesandtschaft Pufendorf i. XV, § 30 (S, 1138C).
°) D. ex castris ad Stetiuum 3./13. Dezember 1077.
.
Die Schmähschrift Liliehoecks. Neue Sendung ¥. Hoverbeeks.
179
Mögliche taten, um die Freundschaft zwischen ihm und dem Könige und der
Republik zu brechen. Kr hätte bisher viel dissimuliert, damit es nicht schiene,
als wollte er den König mit unbegründeten Klagen behelligen, jetzt abefj wo e*
weltkundig sei, daß die Schweden, wenn sie es nur vor den Russen wagen
durften, mit den in Liefland stehenden Truppen durch Samaiten in Preußen
einbrechen wollten und daß die französischen und schwedischen minist ri um
Danzig gleichsam unter den Augen des Königs öffentliche Werbungen anstellten,
was beides schnurstracks gegen die pacta und das perpetuum foedus liefe, wolle
er den König um die Hilfsmittel, welche die pacta auf dergleichen Falle aus-
drücklich im Munde führten, solenniter requiriert haben, nämlich, daß man ihm
nicht nur wider seine Feinde die ev foedere perpetuo schuldige Hilfe leiste,
sondern vornehm lieh, daß der Konig dem litauischen G, Feldherrn Ordre erteile,
dem angedrohten Einfall aus Uefland in Preußen sich in widersetzen, und ver-
füge, daß die mit franzosischem Heide für Schweden angestellten Werbungen
in Preußen eingestellt und die schon geworbenen Volker lizentiiert würden. Kr
hat sich zu bemühen, daß er von dem Könige eine gewierige und verbindliche
Erklärung erhalte,
Beifolgend empfangt er Abschrift der Resolution,1) mit welcher Kf. den
jüngst hier gewesenen polnischen Gesandten Gurzynski abgefertigt hat. Er
hat dieselbe zu appuyren und, falls der Konig bei einzelnen Punkten, namentlich
wegen des Dr. Strauch, noch etwas desiderieren sollte, desfalls das Nötige vor-
zustellen.
Da er mit Gurzynski s Konduite gar nicht hat zufrieden sein können,
sondern darüber bei dem Könige in beifolgendem Schreiben5} hat Beschwerde
fuhren müssen, so soll H. auch, desfalls nach Befinden die Gebühr beobachten,
besonders den König ersuchen, keinem Rapport Glauben zu schenken, sondern
seine Intention allein aus seinem Schreiben zu judizieren, und darüber Beschwerde
führen, daß Gurzynski auf dem Rückwege, ohne ihm vorher etwas davon mit-
zuteilen und trotz des Widerspruches des ihm zur Begleitung mitgegebenen
Kammerjirnkers,1} den Umweg über Kfetrin genommen hat jedenfalls nur um
J»r. Strauchs willen und um ihm Verdruß zu erregen, Ferner hat er vor*
zustellen, daß nunmehr zu verschiedeneu Malen zu Dansig seine oder seiner
Bedienten Briefe erbrochen, ja etliche gar (so dem Scultetus4) zwei Pakete)
entwendet wären* und verlangen, daß das hinfort unterbleibe und die Briefe und
p sicher gingen, Kf. hätte deshalb in seinen Landen scharfe Ordre erteilt,
erinnerte aber daran, daß nicht unter des Königs Cachet Kaufmannsbriefe oder
andere von seineu Feinden gingen. Sollte der König nochmals über Erüffnung
meiner Pakete und Briefe klagen, so hat er zu antworten, daß solches niemals
mit des Kf. Wissen und Willen geschehen, und daß derselbe, wenn der K^nig
ihm angeben konnte, wer von seinen Postmeistern solches getan, diesen exem-
*) S. oben &. 173 f.
*) S. oben 8. 177.
*) v. Buch. S. dessen Tagebuch, herausgegeben von Hirsch, II, S, 32fT.
*) S. oben 8. im
12»
180 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
plarisch bestrafen werde, er hätte aber schon längst gemerkt, daß dieses nur eine
feinte seiner Feinde sei, die dadurch den König wider ihn zu verhetzen suchten.
Im1) übrigen, weilen Euch unser Interesse bei jetzigen Zeiten und
Conjuncturen am besten bekannt ist, so werdet Ihr von selber was zne
Beforderunge desselben gereichen mag bei dieser Abschickunge zu beob-
achten wissen. Des Castellans von Posen gute Intention hat Scul-
tetus') sehr gerühmet. Mit demselben nun, wie auch anderen Wohl-
affectionirten, habet Ihr aus allem vertraulich zu comrauniciren, insonder-
heit habet Ihr denen Großpolen beizubringen, daß, wann sie nicht mit
Eifer [und] Nachdruck die französische und schwedische machinationes,
welche einzig und allein zur Ruptur und umb den König mit uns in
Krieg zu verwickeln gingen, zu hintertreiben sucheten, ihr Land sedes
belli werden und durch die Kriegeslast zu Grunde würde verderbet
werden, zu geschweigen der unvermeidlichen Gefahr, welche der Libertat
daraus bevorstünde. Mit dem litthauischen Großfeldherrn habet Ihr
auch fleißig, jedoch in Ziffern, zu communiciren. Auf die Mouvemente
sowohl des Königl. Hofes als der geworbenen Völker daherumb habet Ihr gar
fleißige Achtunge zu geben, und wann Ihr etwas, so uns zu wissen nötig,
in Erfahrunge bringet, solches sofort in Ziffern zu berichten, jedoch habet
Ihr ganze periodos, wie wir oft erinnert, in Ziffern zu schreiben und
nicht hie und da einige Wörter, weilen man sonst den sensum leicht
assequiren kann. —
J. v. Hoverbeck3) an den Kurfürsten. D. Danzig
5.?Januar 1678.
[Die Nachricht von der Eroberung Stettins. Beschwerden Gurszynki's.]
5. Jan. Die Nachricht von der Eroberung Stettins4) ist gerade am Neujahrstage
hier angelangt, man hat sie anfangs nicht glauben wollen. Seine Ankunft ist
>) Das Folgende in Ziffern.
") S. oben S. 168 ff.
*) v. IIov. meldet am 31. Dezember 1677 von Danzig aus, er habe heute dort
seinen Einzug gehalten. Zwei Tage vorher sei er eine Meile von der Stadt mit
Galecki zusammengetroffen, der zusammen mit einem Franzosen nach Großpolen
gereist sei, jedenfalls um die dortigen Stände von Kf. abwendig zu machen. Daß in der
Nähe Werbungen stattfänden, sei gewiß, doch verliefen sich viele von den Geworbenen
wieder. Ober das Dessein werde verschiedenartig diskurriert, nach der einen Meinung
sei es auf Danzig abgesehen, nach der anderen sollten sich die Truppen mit den aus
Liefland erwarteten vereinigen, noch andere glaubten, sie seien nach Ungarn bestimmt.
4) S. Trk. u. Akt. XVIII, S. 36. Vgl. Bethune\s Relation vom 31. Dezember
1677 (Acta hist. V, S. 5).
Aufträge an v. Hoverbeck. Beschwerden Gurszynski's. 181
vielen Leuten, besonders den Ge werken sehr unangenehm, so daß auch der Auf-
ruhrer Maller1) mit einem massacre gedroht hat
Gestern kam Gurzynski zu ihm und beschwerte sich, zunächst seine
eigene Person betreffend, darüber, daß v. Wedell*) ihn bei den großpolnischen
Ständen traduzierte, als wenn er bei seiner Anwesenheit bei Kf. den Krieg an-
gedroht hätte, da er doch solches nicht in commissis gehabt und viel mehr sagen
könnte, daß dergleichen von seiten des Kf. geschehen. Wedel ls Vorhaben
gehe nur darauf, die Stände gegen den König aufzureizen, er wollte sich aber
an ihm rächen und ihn vor das Tribunal laden. Er hat erwidert, es sei dem
Kf. nicht zu verdenken, daß er den gemeinen Ruin, in den Frankreich und
Schweden die Lande zu setzen trachteten, seinen Nachbaren vorstellen und so
sowohl von sich als von diesen abzuwenden suche, v. Wedeil werde schon nichts
ohne genügenden Grund vorgebracht haben. Daß Kf. den König von Polen
sollte zu bekriegen suchen, könne kein vernünftiger Mensch von ihm präsumieren,
im Fall der Not aber scheute er keine Gefahr.
Gurzynski behauptete dann, man suche auch Litauen, besonders den
G. Feldherrn, mit kurfürstlichem Gelde zu korrumpieren, davon hätte er unwider-
sprechliche Dokumente in Händen. Er behauptete auch, bei dem seel. Lubo-
mirski eine Obligation auf- 70000 Rtlr. mit v. Hoverbecks Hand gesehen
zu haben.
Im Namen des Königs beschwerte er sich darüber, daß an dem Tage von
v. Hoverbecks Ankunft ein schändliches Pasquill am Tore angeschlagen gefunden
worden sei. Als er sich darauf über eine so leichtsinnige Beschuldigung be-
klagte, wollte jener es Wiehert, der 20 Meilen von hier entfernt ist, aufladen.
Bei Hofe aber meint man, dieses käme nicht von ihm, sondern von seinen
Feinden her, welche so Feindschaft oder doch Mißverständnis zwischen dem Kf.
und dem Könige zu stiften suchten.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck.
D. Cöln 11./21. Januar 1678. (Conc. 0. v. Schwerin.)
[Verlangen, daß der König sich dem Marsch der Schweden durch Samaiten
widersetze.]
— Weilen — erhellet, wie daß die in Liefland stehende Trouppen 21. Jan.
Ordre haben durch Sameyten in Preußen einzubrechen, so habet Ihr
solches Ihrer Königl. May. zu hinterbringen und dieselbe zu ersuchen,
Sie möchten uns doch wissen lassen, wessen wir uns auf solchen Fall
zae deroselben Assistenz zu versehen hätten. Was die pacta vermöchten,
!) Der Fleischermeister Möller.
>) S. oben S. 176.
182 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
wäre kundig und am Tage, und wollten wir also hoffen, Ihre May. würden
zum wenigsten dem Litthauischen Großfeldherren Ordre erteilen, sich
diesem der Schweden Vorhaben mit Macht zu widersetzen und dieselben
in keine Wege durchzugestatten, damit ein solch Feuer in der Aschen
gedämpfet werden und ja nicht in Preußen ausbrechen möge. Dann
wann solches geschehen sollte, wären wir gänzlich resolviret, in Person
mit aller unser Macht dahin zu gehen, umb unsere Lande und Unter-
tanen zu defendiren, und würden wir alsdann es nicht allein dabei
lassen, daß wir solche frembde Gäste aus dem Lande gejaget, sondern wir
würden ihnen auch folgen, wo sie hergekommen, und ihnen die Mittel
benehmen, auch von der Seiten künftig unsere Lande zu incommodiren. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Danzig
22. Januar 1678.
[Resolution des Königs in betreff des Durchzugs der Stettiner Garnison und der Truppen
des Kf. Bedrohung der Reformierten in Danzig. Forderungen des Königs
von der Stadt.]
22. Jan. Der K. V. Kanzler1) hat ihm gestern mitgeteilt was der König auf das
Anbringen des Landvogts von Stolpe und Schlawe2) resolviert habe, er wollte
nicht nur den Paß für die Stettiner Garnison bewilligen, sondern auch den
Völkern des Kf. den Durchzug gestatten unter der Bedingung, daß der Durchzug
ohne Beschwerung oder Beleidigung seiner Untertanen geschehe, daß die
preußischen Stände, die doch mit den Interessen des Reichs nichts gemein
hätten, nicht mit extraordinären schweren Kontributionen belegt würden, daß
man diese Truppen nicht zu einem Einfall in Liefland verwendete und daß die
!) Johann Wielopolski.
*) Erdmann Christoph v. d. Osten. Kf. hatte denselben nach der Einnahme
von Stettin an den König von Polen geschickt, um für die nationalschwedischen
Truppen der Stettiner Besatzung, denen der Abzug nach Schweden oder Liefland
zugesichert war, und für den Teil seiner eigenen Truppen, welchen er unter dem
Befehl des Landgrafen Friedrich von II om bürg nach Preußen schickte (s. Hirsch,
Der Wintorfeldzug in Preußen, S. 30), Durchzug durch das königl. Preußen zu erbitten.
Auch v. d. Osten meldet dem Kf. (d. Danzig 11./21. Januar lfi78), der Konig habe
den Paß für die schwedischen und den Durchzug für die brandenburgischeu Truppen
unter der Bedingung gewährt, daß durch dieselben die Schweden in Liefland nicht
molestiert und die Preußen nicht gar zu hart beschwert würden. Vgl. die Berichte
Bethunc's vom 22., 29. und 31. Januar 1G7« (Acta hist. V., S. 9ff.).
Gewährung des Durchzugs. Liliehoecks Schmähschriften. 133
commercia zu Wasser nicht behindert, sondern die Schiffe dieser Stadt frei und
ungehindert passieren gelassen wurden. Er hat in betreff aller dieser Punkte
beruhigende Erklärungen abgegeben, in betreff des dritten darauf hingewiesen,
daß die Schweden von Liefland aus mit einem Angriff drohten, und aufs neue
verlangt, der König möchte dem durch Publizierung, daß er des Kf. Gebiet
pro propria halten und an den litauischen Feldherrn Ordre wegen Abwehrung
ergehen lassen wollte, vorbeugen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Danzig
lö
29. Januar 1678.
[Ungenügende Maßregeln gegen Liliehoeck, neue Schmähschrift desselben.
Das Schreiben des Königs an den König von Schweden. Abtretung Putzigs
an den König.]
Was bisher gegen Liliehoeck wegen seiner Schmähschrift1) angewendet 29. Jan.
worden, will weder bei dem König noch bei den Senatoren so weit zureichen,
daß dem Kf. gebührende Satisfaktion gegeben werde. Man wendet ein, daß
über einen fremden ministrum nur sein König die Jurisdiktion habe, und rühmt,
daß Kf. sich über ihn bei dem König von Schweden beschwert hat1) Man
glaubt hier damit genug getan zu haben, daß man die Schmähkarte zu drucken
nicht vergönnt hat. Sie ist aber in Oliva gedruckt und hier ausgeteilt worden.
Als er sich gestern bei dem Primas über das beschwerte, was der Kalumniant
ebegestern in Gegenwart der Senatoren ausgebracht,') improbierte dieser seine
Prozeduren und berichtete, er hätte sich geweigert, bei seiner Audienz zugegen
zu sein, weil er ihm nicht vorher hätte die puncta kommunizieren wollen.
Diese letzte Schrift sei schlimmer als alle vorigen gewesen, weil er darin alles
Alte wiederholt hätte, zuletzt hätte er der Republik Preußen angetragen. In
dem darüber gehaltenen consilio sollen etliche vorgeschlagen haben, man sollte
ihm zur Antwort geben, Schweden möchte zu forderst Lief land der Krone abtreten,
das wiedergegeben werden sollte, wenn sie Preußen liefern würden.
Der König hat durch Witwicki ihn beauftragt, Kf/zu ersuchen, daß jetzt,
nachdem Stettin in dessen Händen sei, die hiesige Post wieder dorthin verlegt
-werde. Dabei hat er ihn das Schreiben lesen lassen, welches er an den König
von Schweden wegen Preußens will abgehen lassen, dessen Inhalt dahin geht.
daß Preußen, obwohl Kf. es in Souveränität besitze, doch in casum caducitatis
l) S. oben S. 178.
«) S. Pufendorf 1. XV, § 26 (S. 1135 f.).
*) S. diese Denkschrift Liliehoecks und ein darauf bezügliches Schreiben des
Abtes Brunetti an den Großherzog Cosimo von Toskana bei Ehrenberg,
Italienische Beiträge zur Geschichte der Provinz Ostpreußen, S. 95 f.
184 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
zur Krone wieder kommen solle und daher ohne Beleidigung der Republik
nicht infestiert werden könne.1)
Vor etlichen Tagen haben die Gewerke dem König Patzke ohne Entgelt
angeboten und die drei Ordnungen, wie es ihnen proponiert worden, dem nicht
widersprochen, so daß es nun darauf steht, daß der König es besetze.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Danzig
5. Februar 1678.
[Zurückweisung der Beschwerden des Königs. Erklärung desselben wegen Liliehoecks.]
5. Febr. Bei der gestrigen Audienz beschwerte sich der König darüber, daß Kf.*)
ihn durch Niemierzytz, v. Wedeil und Scultetus bei den großpolnischen
Standen hätte verdächtig machen wollen, als wollte er Kf. bekriegen, und sich
auf Gurzynski's Anbringen gestützt hätte, aus dem aber dergleichen durchaus
nicht zu erzwingen sei, und daß er ihn vorher bei Holland und Dänemark ver-
klagt hätte. Er hat erwidert, Kf. hätte an dieselben keineswegs geschrieben,
der König wollte ihn bekriegen, sondern hätte sie nur ersucht, sich bei ihm
wegen des Durchzuges seiner Truppen durch Pommerellen zu verwenden. Was
jetzt und vorher wegen der Werbungen und der Praktiken der französischen
und schwedischen Gesandten auf die Bahn gebracht worden, das sei von diesen
selbst ausgesprengt3) worden. Kf. hätte nicht in Großpolen einen Aufstand
zu erregen versucht, was ganz ungereimt sein würde, aber es könnte wohl sein,
daß dessen Bediente den Nächstangrenzenden zu erkennen geben, wie durch die
französischen und schwedischen Machinationen es sehr leicht dahin kommen
könnte, daß sie zu ihrem eigenen Verderben sedem belli ins Land bekämen,
und daß sie durch Erinnerungen und Bitten beim Könige dieses abwenden
mochten.
!) Kf. weist (d. Cöln a. d. Spree 28. Januar/ 7. Februar 1678) v. Hov. an, dem
König die Sache wegen Liliehoecks so vorzutragen, wie er ihm befohlen habe,
und ressentiment zu verlangen. In dem Schreiben des Königs an den König von
Schweden hätte ausdrücklich angegeben werden müssen, daß der König und die
Republik sich durch die foedera für verpflichtet hielten, ihm gegen eine Invasion in
Preußen Assistenz zu leisten. Die Bestellung dieses Schreibens habe nicht die
preußische Regierung zu besorgen, sondern sie habe von Polen aus durch die Leute
des Königs oder durch die Post zu geschehen.
-) S. oben S. 176.
3) Bethune klagt in seiner Relation vom 11. Dezember 1677 (Acta hist III,
S. 461): I/affaire de Prusse se divulguc a un point par le peu de soin des Suedois,
que Ton scait a Hambourg et dans la cour de l'Electeur de Brandebourg le jour
que le Roy de Suede a ratifie le traicte avec le Roy de Pologne.
Zurückweisung der Beschwerden des Königs. Beilegung der Danziger Wirren. 185
Darauf hat er die Liliehoecksche Sache vorgebracht and bemerkt, Kf.
erwarte, daß der König propter eommnne interesse snmmarum in orbe potesta-
tum sein Ressentiment nicht werde an bezeugt lassen. Der König protestierte,
er hätte keine von den Schriften, deren Kf. gegen Gnrzynski gedacht, gesehen,
auch nicht zu sehen oder lesen begehrt, sondern darüber höchstes Mißfallen
getragen, er wüßte aber nicht, wie in der Sache zu verfahren wäre, and er bat,
Kf. möchte ihm von seiner Deklaration Mitteilung machen, indessen aber würde
er ernstlich sein Mißfallen bezeugen. Schließlich bat er, Kf. möchte als Zeichen
nachbarlicher Freundschaft die Post wieder über Stettin gehen lassen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Danzig
16. Februar 1678.
[Beilegung der Danziger Wirren, Abreise des Königs. Verlangen des Königs und der
Danziger Reformierten, daß Strauch freigelassen werde. Die von dem französischen
Gesandten geworbenen Truppen.]
Nachdem1) der König am 13. die meisten Punkte seiner Dekrete deklariert 16. Febr.
und so eingerichtet hat, daß beide Parten, Rat und Gemeine, mehrenteils damit
haben zufrieden sein können, and der Punkt der Zahlung des honorarii (200000
Gulden an den König und 10000 Dukaten an die Königin) so verglichen worden,
daß 100000 Gulden jetzt und das übrige übers Jahr gezahlt werden solle, sind*)
beide Majestäten am folgenden Tage hinausgefahren und ist zu hoffen, daß der
Besatzung der Stadt und Weichselmündes halber keine Gefahr mehr sein werde.
Da*) auch die Ge werke bei dem am 13. gemachten Vertrage bedungen,
daß alles nicht gültig sein solle, wenn nicht der König Strauch bei Kf. los-
machte, so hat gestern Witwicki namens des Königs ihn ersucht, Kf. zu bitten,
da er in Respekt des Kf., des Königs von England und der Generalstaaten in
betreff der Erbbegräbnisse und Leichenpredigten in den lutherischen Kirchen
so favorabiliter für die Reformierten gesprochen, daß auch Kf. ihm in puncto
der Erledigung Strauchs willfahren möchte, unter der Versicherung, daß eine
solche geneigte Bezeigung den Reformierten in dieser Stadt zu gute kommen solle.
Auch die Reformierten,4) da sie sehen, daß sie sonst doch keine Ruhe
haben werden, wünschen, daß zur Loslassung Strauchs von Kf. Hoffnung
gegeben und daß ihm gestattet werde, offene Briefe hierher zu schreiben. Die
J) S. Gralath, Versuch einer Geschichte Danzigs III, S. lOOff.; Goldmann,
Danziger Verfassungskämpfe unter polnischer Herrschaft, S. 67 f.; Hirsch, Der Große
Kurfürst und Dr. Aegidius Strauch, S. 224 f.
*) Vgl. Bethune's Relation vom 12. Februar 1678 (Acta bist. V, S. 31 f.).
*) S. Hirsch a. a. 0. S. 225.
*) S. Hirsch a. a. 0. S. 223.
186 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Reformierten wünschen auch, Kf. möchte ihm Audienz erteilen und ihm andeuten,
er möchte es dahin bringen, daß ebensoviel Reformierte wie jetzt Katholische
in die dritte Ordnung aufgenommen wurden, dadurch wurde er seine Erledigung
befördern.
Beifolgend ein Bericht1) von den durch den französischen Gesandten
angeblich ohne Vorbewußt des Königs geworbenen Völkern. Es wire zu
wünschen, daß Kf. mehr Völker hieher senden könnte, um diese aufzuheben.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Marienburg
3. März 1678.
[Bevorstehende Abreise des Königs nach Lublin. Verringerung der Danziger Garnison.
Verbandlungen mit dem Kastellan von Posen. Forderung der samaitischen Stände.]
3. März Er gedenkt in wenigen Tagen nach Hohenstein zu reisen, da der König
eine Konvokation auf den 26. in Lublin angesetzt, die Reise nach Elbing ein-
gestellt hat und übermorgen von hier aufbrechen und über Löbau den geraden
Weg reisen will.8)
*) „Extract Schreibens von einem Orte, so unweit Danzig gelegen", vom 13. Februar
1678: „Berichte, daß sich hiesige Trouppen allmehlich zusammenziehen hinüber ins
Marienburgische Werder und Dorf bei Dorf zu zweien in ein Haus geleget Hier
stehen sie nur wie folget: Zu Wysoko H. Branicki Compagnie 18 Rotten, Dobowa
ein Capitain und des Major Milewski Compagnie 32 Rotten wie auch Capitain Brand,
zu Wolevial Major lsebrand mit 12 Rotten, Schelgost 12 Rotten, Ponczewo 15 Rotten
mit einem Capitain Da.browski und 3 Rotten, so noch nach Wysoko gehören. In
der Culmischen Woywodschaft auf des Capitains Kiewski Gut stehet er mit seiner
Compagnie, so 14 Rotten, wie auch Capitain Benkendorf. In Neuteich bei Marien-
burg liegt de ßaulieu sein Sohn, auch Obristl. Fraucke, zu Kwilinz 3 Meilen
von Brzesc kujaw der H. Obristl. Trzebuchowski auf seinen Gütern mit 4 voll-
ständigen Compagnien. Brusa Ji Meilen von Warschau, wo der Major Milewski
geheiratet, stehen seine Leute 13 Rotten. Auf des Woiewodzic Rawski Gütern ein
Regiment Dragoner, auch etzliche polnische Compagnien. Sie liegen auch sonst,
weil sie vor Geld zehren, hin und wieder bei den Edelleuten, damit ihnen das Bier
desto besser abgehe, haben alle Ordre sich fertig zu halten, auch die bisher nicht
Liberei und Gewehr gehabt, haben nun alle bekommen. Sie spargiren, die Völker
aus Liefland sein auf dem Marsch, sobald sie nur würden die preußische Grenzen
betreten, sollen diese ins Oberland gehen, vermuthen sich auch einiger schwedischen
Officirer, so sie sollen commendiren.a — Vgl. Bethune's Relation vom 31. Januar
1678 (Acta hist. V, S. 14ff.).
'-*) Benckendorff berichtet dem Kf. aus Danzig am 2. März 1678, nach der
Abreise des Königs von dort nach Marienburg habe man zwar gemeint, derselbe
werde sich nach einigem Aufenthalt daselbst nach Elbing, der dortigen Differenzen
Die geworbenen Truppen. Abreise des Königs. 187
Die Danziger haben bereits in dem Punkt der Reduzierung ihrer Garnison
dem königlichen Dekret pariert1) und dürften die Franzosen die abgedankten
Volker an sich ziehen. Es wäre zu wünschen gewesen, daß sie in einer anderen
Materie angefangen hätten ihren Gehorsam und Respekt zu bezeigen.
Mit dem Kastellan von Posen hat er hier im Vertrauen viel negotiiert
Derselbe verspricht in ganz kurzem eine anderweitige Schickung von den groß-
polnischen Standen an den König zu veranlassen und gegen Pfingsten selbst
hinzukommen, da es dann sehr dienlich sein würde, mit ihm des Orts konferieren
zu lassen.
P. S. Es befinden sich jetzt hier Abgeordnete vom litauischen G. Feld-
herrn und den samaitischen Ständen, welche verlangen, daß wegen des durch die
vorjährige Dürre veranlaßten Mangels an Rauchfutter den schwedischen Völkern
der begehrte Durchzug nicht gestattet werde.
Die Türken wollen den Frieden nicht moderiert, sondern extendiert wissen,
zumal ihnen von den Moskowitern ein ewiger Friede angeboten wird, was die
Französischgesinnten über die Maßen perplex macht.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Marienburg
©
4. März 1678.
[Günstige Aufnahme des Schreibens des Kf., Geneigtheit des Königs
zu einer Allianz mit dem Hause Österreich.
E. Chf. D. Schreiben vom 15. /25. passato') hat dem König und 4. März
Königin dergestalt durchs Herz gedrungen, daß sie erkennen, es sei
keinem von den Nachbarn mehr als ihr zu trauen, und sich erbieten,
gleich wie E. Chf. D. sich ihnen und ihrem Hause sonders geneigt bezeugen,
also auch vor E. Chf. D. Hauses Wohlfahrt und Aufnehmen zu sorgen
und arbeiten.*) — Es ist sonsten (weiß nicht von wem) ein Vorschlag
wegen, wenden, gestern aber sei die Nachricht eingetroffen, daß er heute von Marien-
burg geradeswegs nach Lublin abreisen werde, um der dorthin ausgeschriebenen
Konvokation der Senatoren beizuwohnen. Diese unvermutete Veränderung sei besonders
durch eine zu Lublin erwartete moskowitische Gesandtschaft verursacht worden, indem
man besorge, daß Moskau mit der Pforte einen gütlichen Vergleich zum Nachteil Polens
getroffen habe. S. auch Bethune's Relation vom 1. April 1678 (Acta hist V, S. 56 f.).
]) Auch Benckendorff berichtet in jenem Schreiben vom 2. März, gestern
seien 300 Mann von der Stadtsoldatesque lizentiiert worden.
*) Nicht bei den Akten.
*) König Johann drückt in einem Schreiben an Kf. (d. in arce nostra Mariae-
burgensi 6. März 1678) seine Freude darüber aus, quanto affectu Ser. V. nostrum in
188 I. Brandenburg und Polen 1678—1679.
geschehen von einer Alliance mit dem Erzhause Österreich, wekfavwl
eins von den kräftigsten Mitteln sein könnte, umb diesen Hof ata
Alliirten Interessen zu engagiren, und hab ich wohl abgemalt, U
solches von dieser Seiten nicht allein nicht ausgeschlagen werden ätik
sondern gewünscht werden. —
Der Kurfürst an v. Ho verbeck.
D. Potstam 22. März/1. April 1678. (Conc. Meinders.)
[Befehl, mit dem litauischen G. Feldherrn eine Zusammenkunft abzuhaten.]
Beifolgend ein Schreiben des G. Feldherrn Pac und seine Antwort
Wann wir dann zue Beibehaltunge einer so nützlichen Corresponden
allerdings nötig achten, daß Ihr ermeltem Großfeldherren nachreiset ui
mit ihm die vorgesetzte Tuterredunge *) pfleget, so befehlen wir Kack
hiemit in Gnaden, daß Ihr Euch stracks nach Empfangunge dieses nactar
Königsberg erhebet und alda des Großfeldherren Antwort nnd die Deter*
minirunge eines Ortes abwartet, auch Euch sofort darauf zue ihm verfüget
Was unsere Willensmeinunge sein und was Ihr demselben anzubring«
habet, wisset Ihr aus unseren vorigten Instructionen und rescriptis und
colenda constanti secum amicitia Studium ab eodem exceperit et quo animo 31s,
«piae de nobis obliquior spargebat fama, habuerit, und erbietet sich in gleicher We»
zur Beobachtung der Verträge und guter Freundschaft Näheren Bescheid hebe er
v. Ho verbeck erteilt.
l) Schou Anfang Februar lo'7s hatte der Herzog von Croy Torgeschlagei,
v. Ho verbeck sollte mit dem litauischen (i. Kanzler Pac zu Tilsit oder Ragnit
zusammenkommen, dieser aber hatte dagegeu dem Kf. (d. Danzig 9. Februar 1678)
vorgestellt, das werde großes Aufsehen erregen, ferner beabsichtigten die Pac per
extrema zu gehen, wozu Kf. schwerlich zustimmen würde, und hatte für diensamer
erachtet, wenn Croy selbst oder der Landgraf Friedrich von Homburg unter
dem Vorwand, die litauische Grenze zu besichtigen, sich zu Pac begeben möchte.
Kf. hatte ihn aber doch beauftragt (d. (Vi In 4./ 14. Februar 1678), eine geheim«
Zusammenkunft mit demselben zu halten. H. aber hatte dagegen aufs neue (d. Danxif
19. Februar 1678) vorgestellt, da der <i. Feldherr Pac das schwedische Memorial so
wohl beantwortet habe, so sei eine solche Zusammenkunft unnötig. Er wisse
schon im voraus, daß Pac bei einer solchen nichts anderes bringen werde als
wieviel Volk, Geld, Artillerie und Munition Kf. zu dem von ihm geplanten Unter-
nehmen, den König zu stürzen, geben wolle, wozu Kf. sich schwerlich verstehen
werde. Gehe man aber nicht darauf ein, so werde das Vertrauen geschwächt, ja
wohl gar Offens gestiftet werden. So war damals die Zusammenkunft unterblieben.
S Unterhandlungen mit Pac. Abwehr des Angriffs gegen Preußen. 189
■■werdet Ihr ohne das, weil Euch alles bekannt, nach der Euch beiwohnenden
\ tf Dexterität schon wissen, was demselben vorzustellen seie. Weilen dieses
ff unsere Dienste erfordern, so habet Ihr hierunter nichtes zu verabsäumen
je and wollen wir außer Gottes Macht keine Entschuldigung von Euch
«nnehmen.1) —
Der Kurfürst an den König von Polen. D. Coloniae ad
Svevum 22. April/ 2. Mai 1678.2)
[Gerüchte über feindliche Absichten der in Preußen geworbenen Truppen. Bitte,
dagegen einzuschreiten.]
Er hat sich bei der Versicherung des Königs, die mit ihm eingegangenen
Verträge getreulich zu halten, beruhigt.
Attamen iterum praeter spem ac opinionem nostram undique affertur, 2. Mai
manum baud contemnendam copiarum Gallico Svecicoque aere conduc-
tarum per Pommerelliam Prussiamque Regiam esse distributam atcjue
invasionem in nostram minitari Prussiam. Equidem vix adhucdum adduci
possumus, ut rumori huic fidem adhibeamus, freti tarn sanctitate ac reli-
gione foederis non ita pridem ab ipsa R. Maiestate V. confirmati tum
R. Maiestatis V. promissis, tum etiam sincera ac fida qua R. Maiestatem
V. amplectimur amicitia, quae tale nihil promerita est: Sed cum nihilo-
minus sermones isti jure meritoque nos afficiant, cum subditi nostri tutelam
sui et securitatem justissime flagitent, non possumus quin a R. Maiestate
V. diligenter ac officiose contendamus, ut paci publicae consulere et quic-
quid ad refringendas hostium nostrorum machinationes et tollendas e
medio sinistras suspiciones — curare sustineat.*) Faciet R. Maiestas V.
l) Diesem Befehl zufolge begab sich v. Hoverbeck nach Rhein, als der
„Mittelstadt", wie er von dort am 12. April dem Kf. schreibt, von wo er sich nach
Wilna, Wielun oder Maretz wenden könne, und wartete dort auf weitere Nachrichten.
Da er aber von dem aus Moskau zurückkehrenden dänischen Gesandten Gabel
(s. unten Abschnitt II) erfuhr, daß Pac schon nach Lublin gereist sei, so beabsichtigte
er anfangs, dem Wunsch des Herzogs von Croy gemäß, nach Königsberg zu reisen,
um mit diesem und den beiden dänischen Gesandten Gabel und Gioe zu beraten;
er ist aber doch in Rhein geblieben.
') Unter demselben Datum richtet Kf. auch Schreiben an verschiedene polnische
Große, in denen er ihnen dieselbe Mitteilung macht und sie auffordert, für das Wohl
der Republik zu sorgen.
*) Kf. hatte diese Schreiben seinem Agenten in Warschau Chwalkowski zu-
geschickt und diesen beauftragt, sie an den König und die anderen Adressaten zu
190 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
eo ipso rem foederum religioni ac fidei publice datae acoeptaeqoe con-
venientem et utrique genti, cuius caeteroquin salus ac securitas pericli-
tantur, perutilem, nee in malam interim aeeipiet partem quod et nostrae
et S. Caes. Maiestatis aliorumque foederatorum securitati omni licita con-
sulere ratione animum intendamus. —
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Rhein
5. Mai 1678.
[Sendung v. Knobelsdorffs nach Warschau. Die in Preußen geworbenen Truppen.
Nachrichten von Gioe. Verhandlungen Akakia's mit Pac, dessen Standhaftigkeit.]
5. Mai £r wartet hier vergeblich auf Nachrichten von Gioe und von dem Tilsitschen
Agenten, den der Statthalter nach Oletzko geschickt hat. Der kaiserliche Resident
Zieronski dringt in ihn, er mochte in Warschau oder auf halbem Wege dorthin
mit ihm zusammen kommen um wegen der Reparation, worüber in Wien ver-
schiedene Konferenzen gehalten worden,1) einen Vergleich zn treffen. Da dem
die bevorstehende Konferenz im Wege steht, so hat er seinen Eidam, den Oberst-
leutnant Knobelsdorff, zu ihm geschickt.
Die für franzosisches Geld geworbenen Volker mehren sich tagtäglich in
den preußischen Städten königl. Anteils, es würde der gemeinen Sache sehr zu-
träglich sein, wenn Kf. sie abwerben ließe, wozu der Major Pantzer und andere,
wenn sie nur mit etwas Geld versehen würden, erbötig sind.
befördern. Da aber der König inzwischen schon nach Reußen aufgebrochen war,
so schickte Chw. dieselben an den dort befindlichen kaiserlichen Residenten Zieronski
zur Bestellung. Dieser schreibt ihm aus Lemberg 11. Juni 1678, er habe das Schreiben
an den K. U. Feldherrn Jablonowski diesem sofort noch vor der Ankunft des Königs
zustellen lassen, derselbe habe darauf auf das dringendste geraten, Kf. möchte sich
nicht präzipitieren und etwa die Truppen im Königl. Preußen angreifen lassen, das
würde Frankreich und Schweden Gelegenheit geben, ihn in offenen Krieg mit dem
König zu verwickeln, und dieser würde dieselbe mit Freuden ergreifen. Kf. möchte
lieber durch eine besondere eilfertige Absendung von dem König kategorische
Erklärung wegen dieser Truppen verlangen, und er möchte die übrigen Schreiben
nicht übergeben. Das habe er auch beabsichtigt, er habe aber erfahren, daß gestern
Abend, als der König hier angekommen sei, der Kastellan von Posen demselben
ein solches an ihn gerichtetes Schreiben gezeigt und daß der König darauf zum
K. G. Feldherrn gesagt habe, Kf. kündige ihm den Krieg an. Da so alea jam jaeta
sei, werde er die Schreiben aushändigen. Vgl. die Relationen Baluze's vom 13. Mai
und Bethune's vom 17. Juni 1678 (Acta hist V, S. 85, 90 f.).
l) S. Urk. u. Akt. XIV,2, S. 891 ff., XVIII, S. 498 f.
Verhandlungen mit Pac. Die in Preußen geworbenen Truppen. 191
PS. Der Tilsitsche Agent bringt ihm soeben zwei Schreiben. Oioe besteht
darauf, mit ihm conjunctim zn verhandeln, der litauische Feldherr aber wird es
nicht gern sehen, und da ihm auch Sachen aufgetragen sind, welche vor Oioe
geheimzuhalten sind, und dieser ihn in das zu engagieren sucht, was ihrerseits
schwerlich gehalten werden wird, so wird er es zu verhüten suchen.
P. S. 2. Der Tilsitsche Agent berichtet ihm, Ak aki a *) sei bei dem litauischen
Großfeldherrn zur Wilde gewesen und habe von demselben sechs Kutsch- und
ein Reitpferd geschenkt bekommen. Wie er von Meretz abgereist, hätte man
dort Akakia erwartet. Der 0. Feldherr aber hätte in allen Burggerichten Patente
zum Generalaufbot anschlagen und publizieren lassen, woraus zu schließen ist,
daß er nach wie vor bei dem Entschluß, den Durchzug zu verwehren, verharrt.
Akakia soll dem Herzog von Kurland geschrieben haben, die schwedische
Armee werde ohne Schaden durch dessen Land nach Preußen ziehen.')
J. Scultetus3) an den Kurfürsten. D. Cüstrin
30. April/[10. Mai] 1678.
[Bestätigung des Verdachts wegen der in Preußen liegenden Truppen. Der Tumult
in Danzig. Gegenmaßregeln gegen die Absichten des Hofes.]
Daß an den Dingen, welche dem Kf. kommuniziert worden, etwas daran 10. Mai
sein mag, ist wohl zu glauben, denn der beikommende Extrakt eines Konigl.
Schreibens an den Obristen Debolieu,4) den ihm Baron Wolff aus Danzig
in geheim mitgeteilt hat, stimmt damit überein. Er hält für dienlich, es bei der
bevorstehenden Zusammenkunft mit Rreza diesem zu zeigen, damit es unter den
>) Französischer Agent S. Acta hist V, S. Ulf.
*) v. Hov. meldet am 10. Mai, daß er an diesem Abend in Oletzko eingetroffen sei.
*) Sc. war schon im Januar 1678 wieder nach Großpolen gereist, um den dort
von dem Vertrauten des Königs Galecki ausgestreuten Berichten, Kf. habe sich
durch die Eroberung von Stettin nur eine größere Last auf den Hals geladen, da
der König von Frankreich ihn nicht im Besitz der Stadt lassen würde und auch die
anderen Reichsfürsten ihm seine Eroberungen mißgönnten, entgegenzutreten. Er hat
dort die unter dem Adel infolge eines von dem Kaiser erlassenen Handelsverbotes
von Schlesien nach Polen entstandene Aufregung geschürt, so daß in dessen Auftrage
der K. G. Kanzler Lesczynski es übernommen hatte, an den König zu schreiben und
ihn zu ermahnen, die Werbungen einzustellen, da sonst ein Aufstand in Großpolen
zu befürchten sei, und auch sich mit den beiden G. Feldherren in Polen und in
Litauen in Verbindung zu setzen und diese zu veranlassen, die Berufung eines
Reichstages zu fordern.
4) Oberst de Beaulieu, Verwalter der königlichen Güter in Preußen, welcher
die dortigen Werbungen leitete und zum Befehlshaber der Truppen bestimmt war,
aber im Oktober 1678 starb, s. den Bericht Bethune's vom 14. Oktober 1678 (Acta
192 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Adel komme und die Diffidenz gegen den Hof nnd die französische Faktion desto
größer werde.
Das Schlimmste ist, daß durch den nenlichen Tumult des Pöbels nnd die
Stürmung des Klosters in Danzig l) dem König die lange gewünschte Gelegenheit,
in die Stadt mit Manier eine Besatzung zu bringen, gleichsam von seihst in die
Hände gespielt wird. Auch davon würde beizeiten mit Breza nnd anderen
Patrioten zu reden sein, damit, um die Intention des Hofes zu vereiteln, es auf
die Landtage gebracht nnd die Untersuchung der Sache und Bestrafung der
Verbrecher von dem Könige und der ganzen Republik dem dortigen Magistrat
allein übertragen werde.8)
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Rhein
1. Juni 1678.
[Die Zusammenkunft zu Olezko. Sendung v. Knobelsdorffs zu dem K. G. Feldherrn.]
1. Juni — Bei der zu Oletzko gehaltenen Konferenz (davon der dänemär-
kische Envoye*) mündlich bereits berichtet haben wird) ist dies vornehm-
lich ins Mittel gebracht und versichert worden, daß, wann I. Kays. M.
die in Ungarn einfallende Völker in Polen über die Grenzen verfolgen
wollten, ihr die Vornehmsten so von Polen als Lithauen beifallen würden.
Vom H. Chwalkowski erhalt ich itzo gleich die Nachricht, daß der
Oberstlieutenant Knobelsdorff eine Post Geldes (wie mirs vorstehet)
von 6000 Rthlr. dem K. G. Feldherrn übergebracht und denselben sehr
wohl disponirt gelassen. Er sei aber damit nicht zufrieden, welches
der kaiserliche Resident alsofort nach Hofe berichtet, und hoffe, daß inans
verdoppeln werde. —
hist. V, S. 143). Der Beischluß lautet: „Die Leute wollt Ihr in die Plätze verlegen
und auch auf unser Schloß zu Marienburg und in allem des Marquis de Bethune
Ordre nachleben. Wir können den Leuten keine Universal geben, sonst würd
Hoverbeck und andere des Kaisers Bediente damit geärgert werden, sonsten können
wir uns exkusieren, daß wir nirgends von wissen, ist doch die Sache Dir bekannt,
sonst weiß es niemand in Preußen. Siehe zu, daß Du klug und vorsichtig umbgehest"
i) S. Gralath 111, S. 132rT.; Hirsch a. a. 0. S. 228 f.
*) Kf. erklärt sich (d. Oöln 3./13. Mai 1(178) damit einverstanden und weist ihn
an, deswegen nach Danzig zu schreiben. Über weitere Schritte, die Kf. in dieser
Angelegenheit getan hat, s. Hirsch a. a. 0. S. 231.
3) Gioe, der sich sogleich nach jener Zusammenkunft zu Kf. begeben haben
muH. Hov. schreibt diesem am 24. Juni, or habe erwartet, daß Gioe ihm hinterbracht
habe, daß Pac zu Oletzko auch erinnert hätt»\ Kf. möchte den Herzog von Kurland
warnen, seine Hafen gut zu besetzen, da Schweden und Polen Absichten auf dieselben
hatten, er merke aber nicht, daß seitdem in der Sache etwas geschehen sei.
Zusammenkünfte mit Pac und Oginski. 193
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Königsberg
14. Juni 1678.1)
[Konferenz mit Oginski. Dessen Klagen über die Radziwills. Schreiben Rakowski's
und Dönhoffs in betreff der Strauchschen Angelegenheit]
Die Konferenz mit dem Woiwoden von Trocky Oginski hat von fünf Uhr 14. Jun
morgens bis mittag nnd zwar auf dessen Wunsch in seinem (Hoverbeck's) Quartier
stattgefunden. Zuerst teilte ihm derselbe die ganze Liste der litauischen Armee
mit ausführlicher Information, welcher Partei jeder zugetan sei, mit. Dann stellte
er vor, was für Schwierigkeit es abgegeben und noch gebe, die Armee ohne
Sold wider des Königs und der meisten Stände Willen zu halten, zumal da die
Einquartierung nur bei den Vornehmsten, die königliche oder geistliche Güter
halten, geschehen muß. Dabei exaggerierte er, wieviel der G. Feldherr von dem
Seinen angewandt. Nachmittag kam das Reskript des Kf.') nebst der Kopie des
Schreibens desselben an den König von Dänemark und seine ministros an, daraus
konnte er deklarieren, was er vorher nur hatte dilatorisch beantworten können,
womit jener auch gar wohl zufrieden war.
Er bezeugte sich sehr alteriert, daß ihm zwei falsch supponierte Verträge
zn Händen gekommen, in welchen Fürst Bogislaff Radziwill dem litauischen
U. Kanzler,') seinem Vetter, alle seine Güter erblich aufträgt und der Prinzessin,
auch wenn sie männliche Erben bekommen sollte, nur das Lebrecht vor-
behält, was der Fürst von Kletzke,4) damit ihm nur zur Heirat verholfen- würde,
genehm gehalten und deshalb Reverse von sich gegeben hat. Er bat, Kf. als oberster
Vormund möchte das Interesse der Prinzessin und sein und des Woiwoden von
Polotzko Sapieha (welche die nächsten Erben wegen ihrer Gemahlin ab in-
testato wären) Recht befohlen sein lassen, was er versprochen hat. Diese beiden
Schwäger werden wohl ihr bestes tun, daß die Heirat mit dem Fürsten von
Kletzke hintertrieben werde, und schreiben es sich vornehmlich zu, daß keine
Konstitution gemacht worden, wodurch die Prinzessin aller liegenden Güter ver-
lustig erklärt worden, falls sie an einen Fremden, in specie an den Prinzen von
Oranien, wäre verheiratet worden.
Das konsiderabelste, was bei der Konferenz vorkam, war, dafi der König,
wie er sich im Königl. Preußen ziemlich festgesetzt, in Litauen Polangen vom
litauischen Vorschneider Tyszkiewicz kaufen und daselbst, nur vier Meilen
*) ▼. Hov. hatte am 14. Juni aus Königsberg gemeldet, er habe sich auf den
Wunsch des Herzogs von Croy dorthin begeben, um bei der mit Oginski zu
haltenden Konferenz zugegen zu sein.
*) Nicht bei den Akten.
*) Fürst Michael Radziwill.
4) Stanislaus Kasimir Radziwill. S. oben S. 69.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfilryten. XIX. 13
194 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
von Mümmel entfernt, einen Hafen anrichten wolle, ebenso einen anderen xu
Dünenbarg.
In dem, was die Woiwoden von Marienburg und Pommerellen
schreiben,1) wird dem König wohl zu willfahren sein.8)
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin
4./[14.] Juni 1678.
[Verhandlungen mit dem Woiwoden von Krakau und anderen großpolnischen Großen
wegen Vereitelung der Absichten des Königs.]
14. Juni Er1) hat sich nach Posen begeben und von dem dort anwesenden Woiwoden
von Krakau erfahren, die zu dem König nach Jaworow geschickten Deputierten
seien erst vor drei Tagen zurückgekommen und hätten beifolgende Antwort
zurückgebracht, worin der König aufs höchste versichert, daß er von den Wer-
bungen nicht das geringste wüßte, sie mißbilligte und den Ständen gestattete, die
fremden Werber aufzuheben und zu bestrafen.4) Er hat ihm darauf den Extrakt
des königl. Schreibens an General Deboly1-) gezeigt und ihm auseinandergesetzt,
») S. Hirsch, Der Große Kurfürst und I»\ Aegidius Strauch, S. 238.
*) Kf. erwidert (d. Cöln 14./24. Juni 1678), wegen der vermeintlichen testa-
mentarischen Disposition des seligen Fürsten Radziwill solle Hov. mit Fehr und
anderen Bedienten der Prinzessin reden und überlegen, wie dem begegnet werden
könne. Wegen Strauchs solle er Bakowski antworten, daß die Resolution, welche
Kf. seiner Erledigung wegen nehmen möchte, vornehmlich in Regard des Königs
geschehe, er ließe ihn auf dessen frühere Interzession los und unter Bedingungen,
welche er dem König nicht hätte zumuten können und wozu sich dieser nicht würde
verstanden haben. S. Hirsch a.a.O. S. 321).
s) Kf. hatte Sc. (d. Potstam 20./30. Mai 1678) ein Schreiben v. Hoverbecks
(d. Rhein 18. Mai 1678) zugeschickt, worin dieser vorschlägt, nachdem der Friede
zwischen Polen und den Türken am 16. März in Konstantinopel vollzogen sei, an
den Kastellan von Posen und andere in Großpolen zu schicken und ihnen vor-
zustellen, daß sie jetzt darauf dringen möchten, daß die für französisches Geld
geworbeneu Truppen auseinandergetrieben und keine weiter zu werben gestattet
würde, und ihm befohlen, dessen Vorschlag gemäß sich sofort zum Kastellan von
Posen und anderen großpolnischen Magnaten zu begeben und diese zur Abschaffung
jener Truppen zu bestimmen.
4) Chwalkowski berichtet aus Warschau 7. Mai 1678, Deputierte der Sendo-
mirschen Woiwodschaft seien dieser Tage beim Könige gewesen und hätten instandigst
um Abschaffung der französischen Werbungen angehalten, darauf habe der König
dem K. Feldherrn Befehl erteilt, einige Mannschaft auszukommandieren um den
unverschämtesten Werber, den Woiwodzyc Rawski Grudzynski, aus dem Wege zu
räumen, doch sei dieser Befehl nur zum Schein erteilt.
5) S. oben S. IUI.
Scultetus* Sendung tiach Großpolen,
195
r König jetzt, nachdem die Werbungen schon geschehen und die Volker
nach Preußen gezogen seienf solches schon sagen konnte, daß es ihm aber, als
dem vornehmsten Senator des Reiches, obliege die Augen vom Schlaf zu öffnen
und dem bevorstehenden Untergang der Republik beizeiten durch ein general
Aufbot des Adels zu begegnen, ehe der Konig durch die französischen und
»schwedischen consüia verführt Posto in Danzig faßte und dann der Libertät
vi») (ständig ein Ende machte,1) Die benachbarten Potentaten, der Kaiser und
KL, konnten zu solchem procedere nichts sagen, solange die Republik sich das-
selbe gefallen ließe, und würden genötigt werden, sich mit demjenigen, der das
absolute dominium in Polen suchte, so L'ut sie könnten zu vergleichen* Der
Wuiwode gestand mit Tranen zu, daß er den Betrug des Hofes wohl merken
klonte, aber der gemeine Adel ließe sich durch die Versicherungen des Königs
täuschen oder wollte nichts merken, die Prinzipal sten wären so durch Geschenke
und Pro messen gewonnen, daß sie alles gehen ließen, wie es ginge. Das beste
Mittel, dem Dbel zuvorzukommen, würde der Reichstag sein, den der König
aber jetzt nicht ausschreiben wurde. Kr wollte bei den nach vier Wochen in
Posen abzuhaltenden Gerichten die Sache dem Adel vorstellen und sie ermahnen,
auf die französischen consilia hei Hofe acht zu haben und die Libertät des
Vaterlandes zu mainten leren. Er hoffe, daß auch der Kastellan von Posen und
Breza dort sein würde n.
Mit Zustimmung des Woiwoden ist er letzterem, der schon von Petrikau
aufgebrochen war, entgegen gereist. Derselbe schien über sein Erscheinen sidir
erfreut, berichtete, der Kastellan von Posen hätte als Marschall der Königin
Befehl erbalten, sich zur Hochzeit der Schwester derselben5) nach Lember^ zu
I begeben, uud hatte ihn, Breza. beauftragt, ihm mitzuteilen, der Hof beabsichtige
jetzt, um den Schweden Luft zu machen. Krie^ in Preuüen gfgBfl Kf. anzufangen,
und suche den Kaiser durch das Versprechen, die Volker aus Ungarn abzufordern,
*) Chwalkowskt meldet 20, Mai 1678, zwischen dem König und Bethune
seien wegen privater Angelegenheiten Hißbettigkeitan ausgebrochen, des Königs
Affektion gegen Frankreich solle nicht mehr fto groü »ein, er habt daher deu kaiser-
lichen Residenten gar ungewöhnlich siiizeriort in der Hoffnung, daß man *ich von
dieser Seite mit etwas Nachdrücklichem herauslassen werde* Man konnte jetzt hei
ihm durchdringen, wenn nicht andererseits zu erwägen .stände, daß man ihn dadurch
in seiner Intention wegen einer absoluten Regierung stärken und die uorh übrigen
gesinnten Patrioten, die diesem Vorhaben die Stirne au bieten Tarmöebiea, zur
©ratioa bringen würde. Derselbe berichtet 7. Juni 1678; ^Düß I, K. IL die
Substitution ihres Sohnes werkstell ig zu machen gedenken, ist nunmehr außer allen
Zweifel zu setzen, und hat skh dieser Tage einer der Vornehmsten von der
franzosischen Faetion verlauten lassen, welcher gestalt 1. K. M. eben aus diesem
Ibsehen drin Hans« Oasterreich Uebkosete, umb in diesem ihrem Vorhaben von
eibiger Seite nicht »erhindert zu werden, dann S*. Chf. D. waren Sie deßbalb schon
Vgl, die Relationen Bi'thune's vom 2, und 1U. Mai und Bahne* s vom
1*. Juni IG78 (Acta bist V, S.61E, 81 CJ-
*) Mari© Anne d?Arquient die sich mit dem K. l\ Kanzler Wielopolski ver-
alte, S. oben 8. 10.
13«
196 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
von Kf. abzuziehen. Man rechne darauf, Preußen leicht ohne Schwertschlag
einzunehmen, ehe es die polnischen Stände gewahr werden und Kf. zur Defension
gelangen könnte, weil das Land sehr malkontent wäre und sich nach der pol-
nischen Freiheit sehnte, Kf. möchte daher beizeiten am kaiserlichen Hofe vor-
bauen, damit der Kaiser, wenn nicht in der Tat, doch mit Worten und Schreiben
zu verstehen gebe, daß er, wenn Kf. in Preußen angegriffen wurde, demselben
assistieren müßte; dadurch würden die polnischen Stände ermutigt werden, dem
Könige entgegenzutreten. Der Kastellan wollte sofort nach der Hochzeit auch
nach Posen kommen und dort die Leute durch Vorstellung der ihren Gütern
drohenden Gefahr aus dem Schlaf zu erwecken suchen. Auf seine Versicherung,
die Feldherren sowohl in der Krone als auch in Litauen würden bei der Republik
stehen und für deren Libertät Gut und Blut aufsetzen, erklärte er, wenn dieses
der Fall wäre, dann könnte leicht den Kriegsplänen des Königs ein Riegel vor-
geschoben werden, zumal auch die Großen in Reußen, die auf Anstiften des
Königs bei dem Türkenkrieg um all das Ihrige gekommen wären, ihn heimlich
ersucht hätten, die Großpolen zur Konföderation wider die Tyrannei des Hofes
aufzureizen, und ihre Hilfe zugesagt hätten. Er hat darauf erwidert, Kf. ließe
nicht die Stände zu einem Aufstand gegen den König aufreizen, sondern sie
ersuchen, der pacta eingedenk zu sein und zu ihrem eigenen Besten eine Ver-
letzung derselben nicht zu dulden.
Er ist darauf mit Breza nach Posen zurückgekehrt und dort haben sie
mit dem Woiwoden von Krakau verabredet, derselbe solle bei den jodiciis vor-
schlagen, an die Feldherm eine Abschic kung zu tun und diese aufzufordern,
vom Könige unter dem Vorwande der Bezahlung der Armee schleunige An-
setzung eines Reichstages zu verlangen, sollte das abgeschlagen werden, so sollten
sie diese Resolution den Woiwodschaften kund tun und den Bischof von Krakau
zur Berufung des Reichstages auffordern. Wenn der Hof so den Ernst der Armee
und der Republik sehen würde, würde er sich ohne Zweifel anders bedenken
und die consilia des Krieges gegen Kf. fahren lassen.
Sowohl der Woiwode als auch Breza und Kiicki machen große Reflexion
auf den Kastellan von Posen und wünschen, daß er das Hauptwerk dirigieren
möchte, dagegen mißtrauen sie dem Woiwoden von Kalis eh. Er hat, nachdem
er erst Kricki, den Starosten von Koschan und einige andere gesprochen und
informiert hat, auch ihn auf seinen Gütern aufgesucht, aber ihn nicht getroffen.
Da er der schlesischen Grenze so nahe war, hat er seine Rückreise über Glogau
gemacht, dort den Landeshauptmann Grafen Herberstein besucht, demselben den
Anschlag des Königs entdeckt und ihn ersucht, in Wien dahin zu wirken, daß
der Kaiser sich nicht von Kf. trennen lasse. In Großpolen wird heftig geklagt,
daß der kaiserliche Hof sich fast gar nicht um Polen kümmere.1)
!) Chwalkowski berichtet aus Lublin am 18. Oktober lt>78, er habe sich auf
den Wunsch des kaiserlichen Residenten nach -Wien begeben, um dort von der
Absicht des Königs, auf dem bevorstehenden Reichstage sein absolutes Regiment zu
begründen, Bericht zu erstatten und die Notwendigkeit, diesem Vorhaben beizeiten
vorzubauen, vorzustellen. Kr habe befunden, daß man dort dieses novum emergens
Scultetus' Sendung nach Großpolen. 197
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Posen
30. Juni/[10. Juli] 1678.
[Bemühungen des Hofes, den Adel zu beruhigen. Gerede über die Freilassung Strauchs.]
Er ist vor vier Tagen hier angelangt und hat zwar den Adel in ziemlicher 10. Juli
Frequenz vorgefunden, von den Senatoren aber sind noch wenige hier. Mit dem
Woiwoden von Kr a kau hat er bereits etliche Male konferiert, derselbe aber will
vor ihrer Ankunft zu keinem consilium schreiten. Wie er von dem Starosten
von Kosczan vernimmt, hat der Hof auch bereits seine emissarios hier und
sucht die Leute sicher zu machen. Kopien eines Schreibens Galecki's an den
Woiwoden von Kaiisch werden herumgetragen, in denen gemeldet wird, der
Konig hätte sich mit dem Marquis de Bethune veruneinigt, so daß dieser nach
Lemberg hätte zurückkehren müssen, der König hätte nicht nur Patente erteilt,
die zusammengezogenen Völker zu dissipieren, sondern auch die nach Ungarn
bereits übergegangenen Polen zurückgefordert, und er suche jetzt Freundschaft
mit dem Kaiser. Diese ausgesprengte Freundschaft des Königs mit dem Kaiser
macht den Adel so sicher und freudig, daß viele allen wider den Hof und die
französische Faktion gefaßten Unwillen fahren lassen. Er hat genug zu tun,
ihnen vorzustellen, daß dieses nur ein simuliertes Werk sei, um sie sicher zu
machen, damit sie den fucum nicht merkten, bis sie in den Krieg bereits würden
eingekochten sein, daß Kf. die excuse, es seien französische und nicht polnische
Völker, die in Preußen eingefallen, nicht gelten lassen, sondern daß er am
nächsten und bequemsten Ort revanche suchen werde. Man redet dem Adel
durch erkaufte Personen auch ein, daß der Kaiser, um Ruhe in Ungarn zu be-
kommen, sich in die preußische Angelegenheit nicht mischen werde, und man
exaggeriert auch aufs höchste die Loslassung Strauchs.1) Daß diese jetzt auf
das Ersuchen der Danziger Schuster und Schmiede und nicht auf die Gesandt-
schaft des Königs erfolgt sei, wird als eine Beleidigung gegen diesen ausgegeben,
ja bei den Jesuiten und auch sonst in den Kirchen wird von den Kanzeln ge-
schrieen, Kf. fovierte die Unruhe in Danzig und hätte ihn deswegen losgelassen.
und die daraus zu befürchtenden Folgen sehr beherzige und daher einen Extra-
ordinargesandten auf den Reichstag zu schicken beabsichtige, aber dafür halte, daß
der Adel auch ohne Zutun der Nachbaren diesem Nachteil selbst vorbeugen müsse
und daß man, da der größte Teil der Senatoren darin mit dem König übereinstimme,
kaum etwas dagegensetzen können und nur vergebens den König irritieren werde.
Man gedenke daher, das Werk mit der größten Behutsamkeit zu traktieren, und es
stehe so kaum ein Erfolg zu hoffen.
') Auch der kaiserliche Resident Zierunski berichtet an Chwalkowski aus
Lemberg 1. Juli 1678, Strauchs Freilassung (s. darüber Hirsch a.a.O. S. 239 ff.)
errege bei Hofe großen Unwillen und Argwohn. Die Forderung an den Danziger
Rat, sich zu verpflichten, falls Strauch exorbitiere, ihn wieder an Ort und Stelle
xu liefern, zeige, daß man praetensiones an die Stadt machen wolle, oder aber
Strauch müßte gut kurfürstlich geworden sein, den Pöbel mit dem Rat aussöhnen und
die Stadt dem Kf. in die Hände spielen wollen, auch Bethune schüre diesen Argwohn.
198 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Alles, was er dagegen vorstellt, verfangt zwar bei etlichen, bei den meisten
aber prädominiert* fa vor religionis. Er wird sich aber doch bemühen, durch die
Wohlgesinnten, wenn deren nur mehr sich eingefunden haben, diese Skrupel zu
benehmen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Königsberg
15. Juli 1678.1)
[Konferenz mit dem Abgesandten Pacs. Umtriebe Akakia's in Kurland.]
15. Juli Der litauische G.Feldherr hat einen vertrauten Kavalier Dorohuwitz
mit Kreditiven an den Statthalter und an ihn hergeschickt. Derselbe übergab
bei der Konferenz ein Memorial folgenden Inhalts: Da die zu Oletzko ver-
sprochene Deklaration ausgeblieben und die Gefahr täglich zunehme, hätte sich
der G. Feldherr zu dieser Schickung resolvieren müssen. Die Abdankung und
Zahlungskommission sei zwar bis auf den 12. November verlegt worden und bis
dahin bleibe die Armee u nabgedankt, es müßte aber bis dahin Unterhalt geschafft
werden, weil es nicht an solchen mangelte, welche sie zu debauchieren trachteten,
um sich derselben zu ihrem Willen und Vorhaben zu bedienen. Abgeordnete
der Armee seien zum König gereist, sie gedächten in drei Wochen wieder-
zukommen, gegen dieselbe Zeit müßte man wissen, woran man sei, da das Gegen-
teil nicht feire, den Ruin der guten Partei zu betreiben.
Akakia2) habe sehr inständig und heftig bei dem Herzog von Kurland
wegen Gestattung des Durchzuges für die schwedischen Völker gehandelt nnd
versprochen, mit dem ehesten einen königl. Konsens deswegen einzuschicken,
solle auch seitdem dem jungen und dem alten Herzog geschrieben haben, daß
er solchen bereits erhalten. Der Feldherr hat dagegen beide Herren zur Stand-
haftigkeit ermahnt und rät auch, Kf. möchte je eher, je lieber desgleichen tun.
Die französische Faktion dringe in den König, aufs eheste nach Litauen zu gehen,
dort die Abdankung der Armee zu befördern und dieselbe in schwedischen Dienst
zu bringen, dies könne nur durch Heischaffung nötiger Mittel hintertrieben werden.
Der Abgeordnete verlangt den Landgrafen3) zu sprechen, welcher heute
hier erwartet wird, vielleicht um abzumahnen, daß nicht alle Völker auf einmal
abgeführt werden. Was für ein Expediens wegen der in Ragnit liegenden Gelder
gefunden worden, wird der Statthalter berichten.4)
!) Zum großen Teil in Ziffern.
2) S. oben S. 1511.
') Landgraf Friedrich von Hessen -Homburg, Befehlshaber der von dem
Kf. nach Preußen geschickten Truppen, welcher aber jetzt Befehl erhalten hatte,
mit dem größten Teil derselben wieder von dort fortzuziehen. S. Hirsch, Der
Winterfeldzug in Preußen, S. IM.
4) v. Hov. mahnt am 26. Juli wieder, Pac schleunigst wenigstens 10000 Rtlr.
zu schicken, man drohe demselben mit Abnahme der Mohilewschen Ökonomie, trotzdem
versichere er, standhaft bleiben zu wollen, aber er müsse Zuschub haben.
Verhandlungen mit Pac und Krasinski. 199
Johann Henrich Berrenhauer an den Kurfürsten.
D. Neidenburg 16. Juli 1678.
[Günstige Anerbietungen Krasinski's.]
Auf den ihm durch den Geh. Rat v. Blumenthal mitgeteilten Befehl hat 16. Juli
er sich nach seiner Ankunft in Preußen nach Plocko zu dem Generalwoiwoden
des Herzogtums Mazau, Grafen Krasinski,1) welcher mit der Tochter des
preußischen Hofmarschalls v. d. Goltz vermählt ist, begeben und hat ihm des
Kf. Meinung wegen Entfernung der Bethunischen Regimenter aus den preußischen
Grenzen mitgeteilt, wozu sich zwar der K. Referendar Krasinski2) anerboten,
der aber nur durch diesen seinen Vetter, dem der Adel des ganzen Herzogtums
folgen muß, es ausfuhren kann. Derselbe hat in seinem Beisein die Kastellane,
Landkammerherren des Herzogtums und diejenigen officiales, welche der teutschen
Partei wohl beigetan sind, auf den 20. zu einer Beratung berufen, auch an den
Reichsfeldherrn Fürsten Demetrius Wieszneviecki geschrieben, ihm Bethune?s
Prozedur entdeckt und ihm vorgestellt, daß, da der Frieden mit den Türken
zweifelhaft sei, die Republik die Völker nötig haben würde und er also Univer-
salien ergehen lassen möchte, damit die Führer den Adel zusammenziehen und
solche, einer fremden Nation zu gut geworbenen Völker gefänglich einziehen
möchten, sonst werde er, als der nächste Woiwode an der preußischen Grenze,
es tun müssen.
Er bittet Kf., an den Woiwoden zu schreiben,') ihm für seine Bereitwillig-
keit zu danken und ihm das versprochene Rekompens zukommen zu lassen.
Kf. wird wohltun, ihn zu karessieren, denn er hat zehn Kastellane, zehn
Landkammerherren und eben soviel Starosten unter seinem Kommando, und auf
dem Reichstage hängen 20 Landboten von ihm ab.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin
22. Juli/[1. August] 1678.
[Mitteilungen Grzymultowski's und Breza's über die Absichten des Hofes. Verabredung
mit den Anhängern in Großpolen. Geheimer Auftrag des Abtes von Biesen infolge
eines Schreibens Niemyricz's an den König.]
Der Kastellan von Posen hat ihn versichert, der Hof habe consilia mutiert, i. Aug.
es werde zu keiner Ruptur mit Kf. kommen, er werde, da er die pacta be-
schworen, solches auch nicht zugeben. Breza, dem er dieses mitgeteilt, meint,
*) Albrecht Krasinski.
*) Johann Krasinski.
*) Ein solches Dankschreiben an denselben richtet Kf. d. Wolgast 27. August/
[6. September] 1678.
200 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
darin sei ihm wohl zu glauben, auch er hätte von einem Konfidenten in des
Königs Kammer Nachricht, daß der König, nachdem er gesehen, daß die Feld-
herrn sich seiner Intention widersetzt und daß er sich bei dem Adel, besonders
in Großpolen, in großen Haß und Gefahr stürzen würde, dem französischen
Gesandten erklärt habe, er hätte alle zu seiner Intention dienenden Mittel an-
gewandt, hätte aber nicht durchdringen können; um Schweden einigermaßen zu
helfen, wollte er geschehen lassen, daß die in Preußen stehenden Trappen ein-
geschifft und nach Schonen oder Pommern geführt würden. Bolieu habe heim-
lich Ordre erhalten, dieses auszuführen, die Soldaten aber hätten davon Wind
bekommen und liefen häufig weg, auch er (Breza) habe unterwegs verschiedene
solche, Offiziere und Gemeine, getroffen. Der französische Gesandte sei sehr
unzufrieden damit. Der König scheine jetzt Freundschaft mit dem Hause öster
reich zu suchen, um dadurch seinen Prinzen zur Sukzession zu bringen.1) Nach
erfolgtem Frieden in Deutschland werde er sich auch wohl mit Kf. in ein besseres
Vernehmen zu setzen suchen, vorläufig sei er noch zu sehr mit Frankreich nnd
Schweden engagiert, er hoffe auch zuvor von Kf. eine Summe Geldes oder die
Verschreibung auf Elbing herauszubekommen. Kf. aber möchte sich wohl vor-
sehen und sich die Nachbarschaft des Prinzen, welchen der König dort zu stabi-
lieren suche, verdächtig sein lassen.
Er hat daher Anlaß genommen, verschiedenen von den vornehmsten ans
dem Adel vorzustellen, wie nachteilig für die polnische Freiheit es sei, daß dem
König den Reichskonstitutionen zuwider gestattet würde, soviel eigene Güter
und feste Plätze, besonders in Preußen, zu kaufen'-) und erblich zu besitzen.
Bei einer darüber bei dem Woiwoden von Krakau abgehaltenenen Beratung ist
auf seinen Vorschlag beschlossen worden, die Sache auf dem Seymik zu Schroda
vorzubringen und deswegen die Landboten zu instruieren. Der Woiwode von
Krakau erbot sich auch, an den Bischof von Krakau deswegen zu schreiben,
der werde hoffentlich daraus Gelegenheit nehmen, diese Materie auf den Sey-
miken in Kleinpolen vorzubringen, dann werde der Haß des Hofes nicht bloß
auf die Großpolen fallen und dennoch die alten Konstitutionen reassumiert werden
können.
!) Chwalkowski berichtet uns Warschau 7. Juni H>78: „Daß I. K. M. die
Substitution Ihres Sohnes werkstellig zu machen gedenken, ist nunmehr außer allen
Zweifel zu setzen und hat sicli dieser Ta<;e einer der Vornehmsten von der
französischen Faktion verlauten lassen, welchergestalt I. K. M. eben aus diesem
Absehen dem Hause Oesterreich liehkoscte, umb in diesem Ihrem Vorhaben von
selbiger Seite nicht verhindert zu werden, denn S*". C'hf. 1). wären Sie deßhalb schon
versichert iSelbiger ist auch der Gedanken, man würde wohl gar eine Heirat zwischen
I. K. M. Sohn und der kaiserlichen Prinzessin vorschlagen."
a) Chwalkowski hatte am 4. Mai KI78 berichtet, der Konig kaufe jetzt die
schönen Firleischen Güter, darunter auch die zwischen Lublin und Sendomir gelegene
Festung Czemerniki, so daß er jetzt drei Festungen mit ihrer Besatzung habe, in
Preußen Putzig, in meditullio regni Czemerniki und auf den reußischen Grenzen
Zloczow man könne also seine Intention leicht absehen.
Die Absichten des Königs, sein Auftrag an Opalinski. 201
Auf die Kunde, daß auch der nominierte Bischof von Posen und Abt von
Biesen1) angekommen sei, hat er denselben, nm ihn zu sondieren, besucht und
ihm mitgeteilt, daß die für ihn bestimmte Chaise bereit stände. Darüber zeigte
er sich sehr erfreut und er wurde so offenherzig, daß er ihm in Konfidenz er-
öffnete, was für eine Kommission ihm der König an XL aufgetragen habe. Er
zeigte ihm ein eigenhändiges Schreiben desselben, in welchem ihm der König
mitteilte, er habe ein Schreiben des Generals Niemeritz*) aus Berlin erhalten,
in welchem ihn dieser im Auftrage des Kf. vor Verrätern gewarnt habe, es
wären Malkontenten, welche nicht allein Unruhen in der Krone anzurichten
suchten, sondern ihm nach dem Leben trachteteten und zu dem Ende Protektion
in des Kf. Landen suchten, was man ihnen aber abgeschlagen habe. Der König
zweifle aber, ob dieses wirklich so sei oder ob nicht Niemeritz, der mit dem
brandenburgischen Hofe nicht mehr zufrieden sein sollte, sich durch dergleichen
Schreiben und Enthüllungen bei ihm wieder zu insinuieren suche. Er hätte ihn
daher beauftragt, die Sache mit Galecki zu überlegen, Niemeritz zu sich zu
fordern und zu examinieren, und falls derselbe beständig bliebe und in seinen
Reden nicht variierte, sich zu dem Kf. zu begeben und hinter den Grund zu
kommen zu suchen. Er sollte nach Beschaffenheit der Sache dem Kf. zu ver-
stehen geben, daß der König in keine vertraute Freundschaft sich mit ihm ein-
lassen könnte, wenn er ihm nicht die Namen der Betreffenden mitteilte.
Er hat sich bemüht, um zuvor dem Kf. Nachricht hiervon geben zu können,
den Abt zu persuadieren, seine Reise aufzuschieben und sich erst von allem
recht zu informieren, dem Ansehen nach will er das auch tun. Der Woiwode
von Krakau, auch sein eigener Bruder, der Kastellan von Posen, noch weniger
Breza und Kricki hatten Kunde davon, daß er eine solche Kommission be-
kommen, und rieten, Kf. möchte die Zusammenkunft mit dem Bischof zu dekli-
nieren suchen, denn der Hof würde dadurch nur bei dem Adel Argwohn erregen,
daß Kf. mit dem Könige gut stände und sie wegen der Völker in Preußen und
anderer heimlicher Vornahmen des Königs nichts mehr zu besorgen hätten, der
Bischof sei ganz unzuverlässig, und welche Antwort Kf. ihm auch erteilen würde,
der Hof würde sie zu seinem Vorteil zu gebrauchen wissen und die Sache auf dem
Seymik zu Schroda durch den Bischof so darstellen lassen, daß die, welche bisher
die Partei des Kaisers und des Kf. gehalten, bei der Republik in Verdacht gebracht
und die Gemüter scheu gemacht und von Kf. alieniert würden. Kf. möchte
daher den Bischof wissen lassen, daß er ihn jetzt im Lager nicht empfangen
könnte, sondern es bis nach Beendigung der Kampagne verschieben müßte.
Er hat gestern nach seiner Zurück kunft dem Bischof die Chaise nach Biesen
geschickt und ihm geschrieben, Kf. wäre schon vor drei Wochen aufgebrochen,
stände im Lager unter Greifswald und dort herrschten allerhand Krankheiten.*)
') Johann Opalinski s. oben S. 133.
*) Stephan Niemyricz, U. Kämmerer von Kiew.
*) Kf. antwortet (d. Wolgast 26. Juli/ 5. August 1678), Sc. mochte den Bischof
von der Reise zu ihm abzubringen suchen. Dieser hat dieselbe auch wirklich unter-
lassen. Nachdem er und Galecki mit Niemyricz zusammengekommen waren,
-Hfl j\ JiffcL^Lvvv ---id ?'.■**■!. l-7.>— 1<~:-.
P. S. hr Ixü ssut de».- Kea^L- de* fciurii'.-S uad hucL det KwoBTanf
Po*en ergehe:., dtfc NiexLr^tz ■*::-.* befr.rderi!;Z um jiolxiiBclieL Eid*- i
finden wird. teJ* w»;:erj der Kran kr,-*:: ae«> K-XjjW. :*il*> norb wei dk- hä
taioriurxi am Hole jluj zuwiaer kii.d.
Ifj^trurtio. <jua ad Ji. S. Maj<--tat'-m PoIouum: >. St-rennÄ-
KJ«?':torali* illiMri^miiJijj d. foiuittnu de Nie-mri* dlruinit
I>. Wolltet 3. 13. Aujru-t 1678.-)
'J;j«r d«rJ«j Kf. Z 'i ;.'■:;» an «Mb •*.', MivUrÜ'JJj :.'*./* Cf»er d*:." K'j.JL' l-frr«T«rt*- XiriiAeBinj
Kf*rijiid»i':hjiftJi'.'j" 'i*r-JLii'-ij;' de* Kf. :.•*;• mj 'i*r.»j K-'nig. Ker-htfertirutr der tc-x
j.":TaJj«:!j«-rj >• jj ritte.
13. Aug. ha der König zu wi-sen uijyjscht. wer diejenigen Kien, welche, wk
i hm du rch N i e ru r i c z hat a nzeig * n 1 a - *+n . i hm Nach stel 1 u ngen bereiten.* »
er demselben mitteilen, er kenne hie nicht, er wolle ihm aber alles, w»
über die Sache wN«e. hekaunt machen. Vor einigen Monaten sei ihm ein I
ohne hat um und l.ijterschrirt zugekommen, des Inhalts, der König sei auf Am
der französischen und schwedischen Minister ihm feindlich gesinnt und si
nur ein*; Gelegenheit, um seine Lande, besonders Preußen, anzugreifen, fe
halie dersHbe vieles gegen die Freiheit und Kühe der Kepuhlik vor. Um di
zu verhindern. *>olle *•» ihm nicht an der Hilfe treuer Menschen fehlen, i
er dieselben nur nachher in seinen Schutz nehmen wolle. Dieses Schre
wäre dem Kf. verdächtig Norgekornmen und er hätte e*» nicht weiter beacl
etwa einen Monat spater aber hätte er ein zweites ziemlich desselben Inl
erhalten, nun. nachdem er so den bösen Willen einiger L'egen den König erka
hätte er e* für »eine Pflicht gehalten, demselben davon Anzeige zu machen
aber aus jenen Krieji-n die beabsichtigte Tat und die l'rheber nicht zu er«
gewesen wären, hätte er nicht selbst schreiben, sondern durch Niemricz
davon Mitteilung in:*'"h«-ri wollen. Kr hätte damit nur beabsichtigt, seine Pf
gegen einen ihm befreundeten Fürsten zu erfüllen, und er hoffe, daß auch
König dieses so deuten werde. Kr sehe mit Schmerz, daß der König sich i
ihn beklag."?, daß er von ihm verschiedenes Unrecht erlitten habe. Er *
M-tiirkteii hie diesen allein zu Kf. zurück, I Seide schreiben (d. Klodzoviae 26. Juli 1
diiwni, sie hätten alle ihre Aufträgt; Nieinvricz mitgeteilt, sie. würden dort an
(irenze walten, um durch ihn lie>,chei<| zu erhalten.
') S. über diese ( iesaiidtvhait Nie in yricz's l'iifcndorf 1. XVI, §67 (S. 1:
hat Krediti\ für N. \s\ Wulgast l./iJ. August 167H ausgestellt.
'•'; fiber die.i« \ernch Körung gegen den König s. Kethune's Relationen
'l\. Juli, 1. und 10. Auginit und 31. Oktober KITS (Acta bist. V, S. 108 ff., lä
long Xiemrycz's tarn Kdrigo.
2i i:;
wohl, daß dieses von seinen Feinden herkomme, versichere, daß er den König
Immer vor nnd nach seiner Wahl hochgeschätzt, gewünscht habe, mit ihm treue
Freundschuft zu unterhalten, nnd nie beabsichtigt habe, ihm zu schaden oder
gar ihn zu beleidigen. Bei der Königs wähl hatte es bei ihm gestanden, die
neub argische und lothringische Partei zu einigen und so die Wahl des Königs
zu verhindern oder zu erschweren, daran hätte er aber auch nicht gedacht,
vielmehr die Nachricht von seiner Wahl mit der grüßten Freude aufgenommen.
Es werde ihm vorgeworfen, daß er die Abmahnnngssch reiben !) des Königs von
Danemark und der General Staaten an den König veranlaßt habe nnd durch
seine Emissäre die Großen und den Adel in Polen für sich zu gewinnen suche.
Dazu aber sei er durch die Machinationen seiner Feinde, welche sich bemüht
haben, ihn mit dem Könige in Krieg zu verwickeln, nnd die Gunst, welche
dieselben am königlichen Hofe gefunden haben, genötigt worden. Aus den
ajrfjgBfaageB&D Briefen Feuquiere's'J gehe hervor, daß dieselben auch jetzt
beabsichtigen, von Schweden und Liefland aus Preußen anzugreifen. Er aber
habe nur daran gedacht, das Bündnis mit dem Könige und der Republik zu
erhalten, habe alle Mittel, sich zu rächen und schützen, die sich ihm darboten,
verschmäht und nur solche angewendet, welche den deutlichsten Beweis seiner
aufrichtigen Freundschaft gegen den Konig und die Republik liefern, er habe
»die Verwendung seiner Bundesgenossen und seiner Freunde in Polen in Anspruch
genommen. Ebenso stehe es mit dem, was über die Freilassung Strauchs ver-
breitet wird,1) Schon in seiner dem königlichen Gesandten erteilten Antwort*)
habe er versprochen, nach der Einnahme von Stettin nnd wenn zum Frieden
Aussaht sei, denselben freizulassen und er habe jetzt, um dem Konig gefallig
zu sein, noch vor der vorher bestimmten Zeit dieses Versprechen erfüllt, Er
wünsche nichts mehr, als mit dem Konige in Freundschaft zu bleiben, und
I vertraue der Treue und Geschicklichkeit Nimryci's, daß dieser demselben die
nötigen Mitteilungen nnd Vorstellungen machen werde.*)
0 & oben S, 89, 117.
*) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 27,
*) S. oben S. l$7,
*} & oben S. 174.
*) Kf. teilt (d, Wolgast 8,/lS, August 1678) N. die ihm von dem kaiserlichen
ttdetttfia Zieronski ingegangene Nachricht mit, der litauische Marschall Polu-
binski habe dem König angezeigt, daß der G, Feldherr Pac mit dein Kaiser, dem
Kf, und dem Herzog von Kurland eine üffensrvallianz gegen den König und dessen
ganzes Hans gestiftet habe, daß der König sich zwar nichts merken lasse, aber auf
alle Schritte Pac's genaue Achtung gebe. Er beauftragt ihn, bei dem König solche
, Gerichte "* abzulehnen und ihn zu ersuchen, denselben keinen (Hauben iu schenken.
■ Am 23, August/ 2, September teilt er ihm mit, was Scultetus von seinem Konfidenten,
dem Baron Wolf, gemeldet worden, ein französischer Kavalier Ruvigny sei in
Preußen angelangt! habe die dort siehenden Truppen gemustert und sieb beschwert,
fei dieselben, obwohl toh seinem König 6000 Mann bezahlt würden, nicht starker
als 3000 seien. Auch ein schwedischer Offizier sei dort angekommen nnd habe sich
204 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
St. Niemyricz. Relation de ma negotiation present en Pologne
(s. 1. et d.).
[Seine Verhandlungen mit dem Konig, der Königin und mit Jablonowski. Stimmung
in Klein- und Großpolen. Abwendung der Konigin von Frankreich. Die beiden
polnischen Feldherren. Anscheinend günstiger Erfolg beim Könige.]
Nov. 1678 Auf seine Ansprache antwortete der König, welcher sich mit ihm ganx
allein in seinem Kabinett befand, nachdem er seine Instruktion ganz durchgelesen
hatte, er hoffe nicht, daß Kf. Grund hätte sich über ihn zu beklagen. Er sei
sehr erstaunt, daß die Mäßigung, die er gezeigt, um sich seinen anderen Freunden
nicht ganz verhaßt zu machen, so mißdeutet werde, daß Kf. sogar seinen guten
Ruf durch Klagen bei anderen Fürsten verletze. Wenn er die Interessen eines
Freundes mehr als die des anderen hätte befördern wollen, so würde es ihm
nicht an Mitteln dazu gefehlt haben, que V. Ser. £1. a plus grande raison d'estre
contente de la realite des affaires que les autres des marques et grimaces super-
ficieles. Nachdem Kf. ihm jetzt durch seine Mitteilungen wahre Zeichen auf-
richtiger Freundschaft gegeben habe, wolle er seine guten Absichten gegen ihn
verdoppeln, Kf. werde dadurch zufriedengestellt werden non obstante la methode
que S. Maj. jugera juste de se servir envers ses autres amis aussi pour ne les
desobliger point. Kr bat schließlich, Kf. möchte genau nachforschen lassen,
von wo jene anonymen Briefe hergekommen seien, und ihm Nachricht davon
geben, worauf er erwidert hat, das wäre nicht mehr nötig, da ja der König
durch andere Briefe, welche er hätte auffangen lassen, schon Kunde von der
ganzen Sache hätte.
Nachher hat er auch bei der Königin Audienz gehabt und derselben
namens des Kf. und der Kurfürstin ein Kompliment gemacht. Als dieselbe in
dem mit ihm geführten Gespräch auch der Interessen ihrer Nachkommenschaft
erwähnte, hat er erwidert, über diesen Punkt hätte er seitens des Kf. keine
Kommission, sie aber seinerseits versichert, daß in dieser Rücksicht für sie und
ihr Haus eine aufrichtige Freundschaft mit Kf. und dessen Hause notwendiger
sei als mit allen anderen Nachbaren, da sie von diesen auf keine sichere Unter-
stützung rechnen könnte, weil alle die Nachfolge auf dem Thron für sich selbst
oder für noch nähere Verbündeten suchten, wahrend Kf., da er und sein Haus
nicht katholisch wären, keinen Anspruch und keine Hoffnung darauf hätten und
nur sich bemühten, ihrer Sicherheit halber ihre Freundschaft zu erhalten. Die
Königin hat ihm dafür gedankt, daß er ihrem Hause so wohlgesinnt sei, und
ihn dann nach der Prinzessin Radziwill1) und mit wem Kf. sie vermählen
an den polnischen Hof hegeben, um nachzusuchen, daß ihm diese Truppen gänzlich
übergeben würden, damit er mit ihnen gegen Kf. agieren konnte. Auch sollten
einige Bethuuische Offiziere sich haben verlauten lassen, daß sie nun, nachdem die
brandenburgischen Regimenter Preußen verlassen hätten, bald hineinzukommen
gedächten. S. über das letztere Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 37.
') S. oben S. 61) f., 103.
Bericht Niemirycz's. 205
wolle, gefragt Er hat erwidert, es wären viele Bewerber, unter anderen der
Fürst von Kl ecke, Kf. aber überließe die Wahl der Prinzessin selbst, für den
Kurprinzen sei es eine zu geringe Partie, woranf sie nicht weiter antwortete.
Als dann die Nachricht vom Marsch der Schweden von Liefland nach
Preußen hier ankam, hat er mit dem König davon gesprochen und von ihm
namens des Kf. verlangt, er sollte remedier ,a cet inconvenient. Dessen Antwort
hat er 7. Oktober von Zolkiew aas dem Kf. gemeldet1) and ihm auch den auf
den schwedischen Marsch bezüglichen Brief des G. Feldherm Paz an den König
zugeschickt. Obwohl er nicht an der guten Absicht des Königs zweifelt, hat
er sich doch der Sicherheit halber nach Lemberg begeben, nm dort mit den
beiden polnischen Feldherrn darüber zu konferieren, er hat aber nur den
U. Feldherrn Jablonowski dort vorgefunden, welcher versicherte, daß er es
für das größte Unglück für Polen hielte, wenn den Schweden freier Durchzug
nach Preußen gestattet würde, und daß er sich dem auf das äußerste widersetzen
würde. Da der G. Feldherr nicht so bald dort zu erwarten war, hat er ihm
das Schreiben des Kf. durch einen seiner Vertrauten zugeschickt.
Er hat sich darauf in Jaworow von dem Hofe verabschiedet.*) Beide
Majestäten beauftragten ihn, Kf. ihrer Zuneigung zu versichern, und dankten für
die dem Marquis d'Arquien*) erwiesenen Ehren und Höflichkeiten.
Auf seiner Reise durch Kleinpolen hat er viele Vornehme und den größten
Teil des Adels dem Kf. wohlgesinnt gefunden, besonders die Reformierten,
welche in ihrer Bedrängnis Kf. bitten, sich ihrer anzunehmen. Auch in Groß-
polen hat er viele Verehrer des Kf. gefunden, er hat dort, wie in Kleinpolen,
viele Streitigkeiten geschlichtet und dabei auch immer das Interesse des Kf.
gefordert.
5./15. November in Neuendorf angekommen, hat er sich gewundert, dort
keine Antwort des Kf. auf seine Schreiben an denselben und an Fuchs zu
finden, er bittet um Ordre, wo er demselben Bericht erstatten soll. Dort hat
er auch ein Schreiben des G. Feldherrn Wisniowiecki zusammen mit einem
solchen an Kf. erhalten.
Die Königin von Polen tat so, als wenn sie in ihrem Eifer für Frankreich
nachließe,4) weil sie nicht das erhielte, was sie für ihre Familie begehre. Sie
erklärte offen, sie wollte die kaiserliche Partei ergreifen, und zeigte großen Haß
gegen den Marquis de Bethune.
Der G. Feldherr Wisniowiecki besitzt großes Ansehen im ganzen Lande,
auch beim König. Er ist weder gut österreichisch noch gut französisch, beide
Parteien klagen über ihn. Der U. Feldherr Jablonowski ist allgemein beliebt,
Offiziere, Günstlinge des Hofes, Adlige, Soldaten, alle haben ihm gesagt, im Fall
!) Dieser Bericht befindet sich nicht in den Akten.
*) Das Rekreditiv König Johanns für ihn ist Jaworow 13. Oktober 1678 ausgestellt.
*) Der Vater der Königin, der damals nach Polen gekommen war. S. das Tage-
buch v. Buchs, herausgegeben von Hirsch, II, S. 105 f.
4) S. Bethune's Berichte vom 27. August und 31. Oktober 1678 (Acta hist V,
S. 125, 155 f.).
206 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
der Thron erledigt werden sollte, werde es keine Schwierigkeit haben, ihn zun
König zn wählen.
Er hat sich besonders bemüht, dem König von Polen auseinanderzusetzen,
daß die Einigung seiner Interessen mit denen des Kf. für die Erhaltung seines
Zepters, den Frieden und die Ruhe des Reiches und für die Sukzession seiner
Nachkommen die vorteilhafteste sei. Er glaubt, damit Erfolg gehabt zu haben,
doch müßte dem König durch Hoverbeck bemerkt werden, daß der Einfall der
schwedischen Truppen nicht zusammenstimme mit dem Kompliment, welches er
dem Kf. in seinem Briefe macht, um zu sehen, was er darauf antworten wird.
Der Kurfürst an den König von Polen. D. ex castris prope
Stralesundiam 3./13. Oktober 1678. (Conc. v. Gladebeck.)
[Bitte, den Einfall der Schweden in Preußen abzuwehren, Ankündigung, daß er sonst
zur Verteidigung des Landes herbeieilen werde. Ritte um Durchzug für seine voraus-
geschickten Truppen.]
13. Okt. Relatum1) Nobis, missos ad Ducem Curlandiae a Gabernatore
Suecico in Livonia Deputatos, qui transitum militarem per Curlandiam
in Prussiam nostram Ducalera sollicitarent, nee dubium amplius, copias
istas Suecicas, quae in Livonia hactenus substiterunt, invasionem in
Prussiam tentaturas. Quae cum ita sint, non possumus quin R. M. Vestram
ofliciosc requiramus, ut pro ea qua pollet auetoritate hostilia haec desti-
nata evertere ac Prussiao securitatem, cum qua inelytae Reipublicae
securitas coniuneta, regia ope ac auxilio Stabilire sustineat. Praestabit
e<> rem non tantum aeterno, quod Nos inter est, foederi congraam sed
et inelytae Reipublicae salutarem, imo qua absque nee pax nee tran-
(juillitas in optima Republica servari poterit. Nam si Sueci invasionem
istam in Prussiam minis toties jaetatam re ipsa tandem efiicere laborent,
decretum Nobis, cum Deo auxiliante post Konigsmarckium fusum
fugatumque et intra moenia urbis Stralsundensis inclusum hie fere
debellatum sit, cum exercitu nostro ad defensionem nostrorum in Prussiam
properare, vim vi repellere et quiequid licita Nobis vindieta ac belli jus
suadebunt, periieere. Quam in rem etiam partem copiarum nostrarum
Vistulam versus praemisimus, ut necessitate urgente Nostris cito adesse
possint, a R. M. Vestra ofüciose contendentes, ut innoxium illis transitum
«) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 31).
Verlangen an den König, den schwedischen Einfall in Preußen abzuwenden. 207
et ex pactorum et ex vicinitatis legibus concedere Ulis sustineat. Sed
adhuc spes certa nos habet fore, ut R. M. Vestra minaces has e Livonia
procellas regia sua discutiat auctoritate, namque nos certo scimus, Suecos
prohibente R. M. Vestra nihil quicquam turbaturos. —
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Wrangeisburg
27. Oktober/[6. November] 1678.
[Befehl, sich zum Konig von Polen zu begeben und ihn zu überreden, den Angriff
der Schweden gegen Preußen zu verhindern. Anerbieten, die Nachfolge seines Sohnes
auf den Thron zu befördern. Sendung des Scultetus nach Großpolen.]
Da bei jetziger Zeit und bei kontinuierendem Gerücht vom Anmarsch der 6. Nov.
lief ländischen Trnppen nach Prenßen die Anwesenheit eines seiner Minister am
polnischen Hofe erforderlich ist, so soll H. sich dorthin begeben. Ihn mit einer
besonderen Instruktion zu versehen, erscheint nicht nötig, da ihm die Angelegen-
heiten des Kf. zur Genüge bekannt sind. Die vornehmste Aufgabe seiner
Negotiation ist, den König dahin zu persuadieren, daß er den Marsch der lief-
ländischen Truppen nach Preußen verhindere und sich des Werks mit Nachdruck
annehme, besonders auch verhüte, daß die Truppen, welche bei Danzig gestanden,
zu den lief ländischen stoßen. Ein besonderes Argument dazu geben die unbe-
sonnenen Reden,1) welche der schwedische Gesandte Oxenstiern in Nim wegen
öffentlich zu dem Bischof von Gurk und Beverning geführt hat, daß nämlich
die lief ländische Armee nicht als eine schwedische, sondern als des Königs von
Polen Armee nach Preußen kommen werde, daß der König von Polen sich
absolut und das Reich erblich zn machen suche und, um dieses zu erreichen,
sein vornehmstes Absehen auf Preußen gerichtet habe, wie aus den beikommenden
Berichten Bl aspeil s und Meindcrs1 zu ersehen ist. Er soll dem König im
Vertrauen davon Mitteilung machen, ihm versichern, daß Kf. mit ihm in gutem
Vernehmen zu stehen wünsche, und daß dieses an ihm allein hafte, falls er
Dämlich das prästiere, wozu ihn die pacta Bidgostiensia sowie sein und der
Republik Interesse ohnedem verpflichten, nämlich die liefländischen Truppen
von Preußen fern zu halten und zu verhüten, daß die bei Danzig stehenden
etwas gegen ihn vornähmen.
Ihr2) könnet dabei nebst Vorstellunge anderer Advantagen, so I. May.
von unser Freundschaft zu gewarten hätten, unter der Hand anzeigen,
daß wir nicht ungeneigt sein würden zur Dankbarkeit alle mögliche
') S. Urk. u. Akt. XVIII, S. 6G3.
2) Das Folgende in Ziffern.
208 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Beforderunge zu thuen, daß I. K. May. ältester Prinz hiernächst
Krone käme. Jedoch geben wir diesen Punkt lediglich Euer beiwohnen
Prudenz anheimb, damit er nicht eher auf die Bahne gebracht we
als wann Ihr sehet, daß man es gut und aufrichtig mit ans mei
und zwar mit solcher Behutsamkeit, daß solches nicht bei der Kepul
eclatire und bei derselben wider uns Unwillen verursache. —
7. Nov. P. S. 28. Oktober/ [7. November] 1678. Er soll sich je eher je lieber
die Reise machen. Scultetus ist angewiesen, sich auf das concilium p
comitiale nach Posen zu begeben und dort alles mündlich abzulegen. Sollto
für dienlich erachten, daß derselbe auch dort von den Reden Oxenstie
Mitteilung mache, so soll er ihn deswegen instruieren.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Königsberg
15. November 1678.
[Auf das Reskript vom 27. Oktober. Seine Reise nach Polen. Das Anerbieten
Kf. an den König.]
15. Nov. Da er mit der Post hiebe r gekommen ist, um die Konferenz mit c
Deputierten des litauischen G. Fcldberrn nicht zu versäumen, und jetzt hier k
Fuhrwerk auftreiben kann, so wird er, falls ihm nicht der Statthalter zu ei
Chaise verhelfen kann, seine Reise zum König über Höllenstein machen müsse;
Das Anerbieten des Kf. an den König ist wohl so beschaffen, daß es
französischen Machinationen kräftig hintertreiben könnte, aber es maß da
sehr behutsam verfahren werden, weil verschiedene von den Vornehmsten
sich selbst ihr Absehen auf die Krone haben. Er hat schon früher dem Köi
und der Königin zu verstehen gegeben, daß Kf., wenn der König das Inten
des Kurprinzen einkassieren wollte, dagegen die Vormundschaft der königlic
Prinzen zu übernehmen geneigt sei, was nicht übel gefallen hat. Jetzt könnt
wohl zu verstehen geben, daß, falls man sich der französischen und schwedisc
Interessen entschlafen oder nur unparteiisch erzeigen wollte, die sämtlic
Alliierten die Interessen des Königs mit Krnst ergreifen wollten.
Das beste ist, daß Kf. durch seine Heldentaten allen Negotiationen, wel
der Hof zu eludieren sucht, einen mächtigen Nachdruck gibt. Ks wird vornehm
darauf ankommen, daß Kf. den Secours aufs schleunigste fortmarschieren 1;
l) H. hat doch die Reis«* von Königsberg aus angetreten, seine Abreise t
wurde durch Krankheit einige Tage verzögert. Am *28. November schreibt er
Rhein aus an Kf. und rät, wenigstens noch vor lirginn des Reichstages dem G. F
herrn Pac die eingewechselten Dukaten einhändigen zu lassen, um sich der Pa
desselben um so mehr zu versichern, wi-iin es auf dein Reichstage zum Losdrüc
kommen sollte. Kr wünscht, aurh, daß »Scultftus auf den Reichstag komme, a
nicht mit lue reu 11 finden.
Neue Aufforderung an den König, den Einfall der Schweden abzuhalten. 209
Der Kurfilrst an den König von Polen. D. Gryphiswaldiae
8./18. November 1678. (Conc. v. Gladebeck.)
[Erneute Aufforderung, den Einfall der Schweden in Preußen zu verhüten.]
Anzeige der Eroberung von Rügen, Stralsund und Greifswald. 18. Not.
Ceterum cum undique afferatur, Suecicas istas copias, quae in Livonia
huc osque haeserunt, iter säum per Curlandiae ac Samogitiae iines versus
Prussiam continuare, ut irruptionem ibi moliantur seque copiis istis, quae
hactenus sub Reg.1* Maj.08 V.*6 auspiciis circa Gedanum stativa habuerunt,
jungant, non possumus, quin iterum iterumque a Reg.* Maj.* V.* officiose
et ex foederis aeterni, vicinitatis ac amicitiae legibus contendamus, ut
infaustis hisce Suecorum molitionibus non tarn in nostram quam inclytae
Reipublicae perniciem tendentibus opponere sese eosque transitu per
Reipublicae fines in terras nostras prohibere sustineat, id quod Reg.*6 Maj.u
V.*6 adeo factu facile est, ut si id velle saltem serio significet, Sueci ne
pedem quidem ultra sint prolaturi. Equidem quae sint hac de re universi
terrarum orbis judicia non vereremur Reg.*6 Maj.u V.*6 exponere, nisi
Eidem per innatam et usu rerum confirmatam prudentiam satis superque
cognita essent. Nee vires nobis post Pomeraniam debellatam Suecosque
e tota Germania eliminatos desunt, quas irruenti opponamus hosti, sed
cum id sine Reipublicae incommodö fieri nequeat, inprimis si in Prussia res
turbarentur, optaremus sane, ut Reg.* Maj.te V.* annitente et saltem id,
quod sacra foederum jura praescribunt, praestante, turbae istae a Prussiae
finibus arcerentur omniaque ibi tranquilla ac pacata, ut hactenus, ita et
in posterum manerent. Quod si nihilominus Sueci in Prussiam irrumpere
pergant, testatum hisce volumus, eulpam omnis damni inde emergentis
non nobis, qui inviti sane ac lacessiti in illam arenam descendimus, sed
illis ipsis turbarum authoribus imputandam esse. —
Michael Pac, litauischer G. Feldherr, an den Kurfürsten.
D. ex castris nostris versus Gordony 27. November 1678.
[Seine vergeblichen Bemühungen, deu Einfall der Schweden abzuwenden, seine Maß-
regeln gegen dieselben. Rat, Kf. möchte personlich nach Preußen kommen. Zusendung
aufgefangener Briefe Horns.]
Schon vergangenen Winter sollte das schwedische Dessein zur Ausführung 27. Nov.
gebracht werden, damals aber ist es durch znreichende Mittel vereitelt worden.1)
>) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 31.
Mater, x. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 14
210 . I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Auch dieses Mal hat er,1) um es abzuwenden, nichts unversucht gelassen, e
hat den Herzog von Kurland ermahnt, sich zu widersetzen, den Adel ii
Samaiten und den benachbarten Distrikten erinnert, sich in Bereitschaft zu halten
auch an den König sich deswegen mehrmals gewendet, der ihm aber zur Antwoi
geschrieben, hierunter sei keine Gefahr zu besorgen. Auch seine Schreiben un
Abschickungen an Hörn hatten nur den Zweck, dieses Ungewitter abzuwendei
dazu hat er auch seine Armee sich jener Gegend nähern und den Feind bestfindi
zwacken und ihm den Kauf von Lebensmitteln verwehren lassen. Seine gut
Absicht ist aber durch viele Hinderungen gestört worden. Der Herzog vo:
Kurland hat der schwedischen Armee den Durchzug gestattet und Proviai
gegeben, der samai tische Adel findet sich in geringer Zahl ein, ebenso der an
den benachbarten Gegenden, seine eigene Armee ist nicht stark, da auf de
Königs Befehl ein Teil derselben in Podolien wider die tatarischen Einfalle hi
zurückbleiben müssen. Es ist auch sehr wenig vorteilhaft, daß Oberst Hohen
dorf seinen Rat, 1000 — 2000 Reiter diesseit der Memel zu schicken, nict
befolgt hat, seine Absicht war nämlich gewesen, daß unter dem Vorwand dt
preußischen Heeres seine Soldaten ihre gewohnte Geschicklichkeit zeigen solltei
So hat der Feind sich auf seine Macht verlassen und ist über seine Grenzen nn
in des Kf. Lande gegangen, doch hat er3) von seiner Armee Ungemach genu
erlitten, indem er alle Augenblick überfallen, ihm der Proviant weggenommei
seine Soldaten erschlagen und gefangen werden, viele fliehen vor Hnnger anc
zu ihm.
Er hofft, daß auch hier die gerechte Sache des Kf. siegen wird. Ein
gute starke Armee vermag zwar viel, aber die Gegenwart des Fürsten vermi
am allermeisten. Er hört, daß in Preußen schon viele verzweifeln, und daß di
Schweden triumphieren, daher wünscht er, daß Kf. möglichst bald nach Preuße
kommen möge.
Er teilt aufgefangene Briefe3) mit, bittet vorläufig um Geheimhaltung.
») S. Hirsch, Der Wiuterfeldzug in Preußen, S. 42.
*) S. ebendaselbst S. 53.
*) Es sind dieses zwei Schreiben des schwedischen Feldmarschalls Hörn a
den König von Polen und an den Marquis de Hi'thune, beide aus dem Lager b<
Proekuls vom 22. (?) und 16. (?) November 1(178 datiert. In dem ersten erklärt e
da er auf seine schriftliche Anfrage wegen des Durchzuges durch polnisches Gebii
keine ablehnende Antwort erhalten, so sei er überzeugt, daß dem König und dl
Republik seine Absicht nicht zuwider sei, und er sei daher so weit vorgerückt I
ersucht sodann den König, ihn seine Absichten in betreff der weiteren Ausführun
des Vertrages wissen zu lassen, namentlich wann und wo die Vereinigung der bisln
im polnischen Preußen stehenden Truppen mit seiner Armee erfolgen solle. Bethun
gegenüber klagt er, daß er, da ihm die Korrespondenz sowohl über Liefland als auc
über Danzig abgeschnitten sei, weder wisse, wie es mit dem Kurfürsten stehe noc
was Hethune meine, daß mit Zustimmung des polnischen Hofes zu tun sei und n
die Vereinigung der Truppen erfolgen solle. Kr wünscht, daß es bei Tilsit gesehen
klagt dann über das feindliche Verhalten des litauischen Foldherrn Pac und berichte
Mitteilungen Pac's und v. Ho v erbeck s. 211
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Bielsk1)
8. Dezember 1678.
[Zusammentreffen mit dem litauischen G. Kanzler und dem Bischof von Posen.
Ratschläge derselben.]
Er ist gestern hier mit dem litauischen G. Kanzler und dem Bischof von 8. Dez.
Posen zusammengetroffen und hat so dem ersteren die Ombrage wegen seiner
Reise zum Könige, als suchte Kf. sich von den Standen der Republik zu sondern
und zum König zu schlagen, benehmen können. Dieselbe war dadurch veranlaßt
worden, daß1) auf dem Kreistage zu Schroda der Abt von Biesen, Koadjutor
des Stiftes Posen, und der Starost von Bromberg Galetzky ausgebracht haben,
Kf. hätte den König durch Graf Niemierycz warnen lassen, viele Vornehme
ständen ihm nach dem Leben und hätten auch sonst allerhand hochpräjudizier-
liche Dinge vor, und sich bereit erklärt, deren an ihn abgelassene Schreiben
dem Könige in originali zuzuschicken. Er hat darauf hingewiesen, wie unwahr-
scheinlich dieses und daß es nur eine französische Hofpractique wäre, dazu
bestimmt, zwischen der Republik und Kf. Mißtrauen zu stiften. Zu Benehmung
der Ombrage wegen seiner Abschickung hat er dem G. Kanzler das letzte Schreiben
des Kf. an den König gezeigt, das dieser sehr wohl, tapfer, auch fast scharf
eingerichtet befand.
Betreffend seine Hauptnegotiation hat der G. Kanzler prophezeit, daß er zu
Biala*) keine kategorische Antwort erhalten, sondern daß man die ganze Sache
auf den Reichstag verschieben werde.
Der G. Kanzler beklagte sehr, daß dem, was zu Oletzko abgeredet worden,4)
weder von dänischer noch von kaiserlicher Seite nachgekommen sei, und daß
man sich daher in die Zeit werde schicken müssen. Er hat darauf gebeten,
man möchte doch das gemeine Interesse, darunter das preußische mit begriffen
wäre, nicht aus den Augen setzen, im Hauptwerk nichts nachgeben und was jetzt
nicht abgetan werden könnte, zu bequemerer Gelegenheit aufsparen. Das versprach
derselbe zu tun, repräsentierte aber dabei, auf Assekuration und Sincerationen
hätte man sich nicht zu verlassen, es wäre jetzt kein anderes zureichendes
Rettangsmittel, als daß Kf. mit möglichst vielem Volk selbst ins Land käme,
dann wurde derselbe die ganze schwedische Macht dämpfen können, ohne daß
sie sich werde nach Liefland retirieren können.
er habe teils der Nähe desselben, teils auch der Jahreszeit wegen, und damit nicht
das Wichtigste, die Vereinigung .der Truppen, verzögert werde, gegen die Festung
Memel nichts unternommen, aber die Stadt in Brand gesteckt.
!) Stadt im Gouvernement Grodno, südlich von Bialystock.
*) S. oben S. 201.
3) Besitzung des litauischen U. Kanzlers Fürsten Michael Radziwill, wo sich
der Hof damals aufhielt
4) S. oben S. 191.
14#
212 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Aach der Bischof von Posen mißbilligte sehr, daß man um Fremder
willen die Republik in einen gefährlichen Krieg verwickeln and der Verwüstung
aassetzen wolle. Beide rieten, Kf. möchte, am der Sache mehr Nachdruck zu
geben, zwei Kreditive, das eine an den König and das andere an die sämtlichen
Stände, schicken and öffentlich sowohl über den ohne Consens des Königs and
der Republik erfolgten gewaltsamen Durchzug der Schweden klagen als auch am
Hilfe wider dieselben ansuchen lassen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten.
D. Orla,1) der Prinzessin Radziwillin Erbgut, 14. Dezember 1678.
[Zusammentreffen mit dem König, dessen ausweichende Antwort Nachrichten des
kaiserlichen Residenten. Fürst Radziwill.1
i
14. Dez. Er hat hier, wo der König nicht vorbei konnte, denselben abgewartet
und ihn gestern, als er in einem benachbarten Dorfe Scyty Mittagsrast hielt,
dort aufgesucht. Aus des Königs Contenance konnte er ersehen, daß demselben
seine Ankunft ganz unvermutet kam, doch bezeugte er sich sehr gnädig. Nachdem
er ihm mitgeteilt, die Ursache seiner Abschickung wäre die vermöge der Pakten
gebührende und sonst von dem König vertröstete Hilfe, nachdem die Schweden
wirklich in Preußen eingefallen, nachzusuchen und dagegen ihm und der Republik
seitens des Kf. alle angenehme Bezeugung anzubieten, antwortete der König,
davon könnte hier, wo er ganz allein wäre, nicht gründlich gehandelt, sondern
das müßte bis nach Grodno verspart werden, er hoffte indessen, es wurde sich
wohl zu einem allgemeinen Frieden anlassen. Was bei Mümmel vorgegangen,*)
wäre nur von einer Partei geschehen, die sich darauf zurückgezogen. Er hat
berichtet, vor seiner Abreise sei Nachricht eingekommen, daß sich die Schweden
nach Tilsit zögen, des Kf. Leute aber sich getrauten, ihnen den Paß zu ver-
wehren, bis beide Detachements,8) die zu Wasser und zu Lande kämen, zu
ihnen gestoßen seien. Daß ein solches auch zu Wasser kommen sollte, schien
dem König sehr unvermutet vorzukommen. Beim Abschiede hat er das Schreiben
des Kf. übergeben und um gewierige Antwort gebeten.
Der kaiserliche Resident hat ihm mitteilen lassen, der König habe4) unlängst
unfern Biala geheime Konferenz mit Bethune und Dörfler gehalten und er
stecke mit in dem liefländischen Werke. Die aus Ungarn Zurückkommenden
wolle man anderswo employieren.
]) Im Gouvernement Grodno, südöstlich von Bialystock.
*) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 52.
*) S. ebendaselbst S. 51, Anm. 5.
*) S. die Relation Betbune's vom 7. November 1678 (Acta hist. V, S. 158f.).
Erklärung des Königs. Schreiben des Kf. an den K. G. Feldherrn. 213
Er hat hier anch den litauischen Unterkanzler Fürsten Radziwill gesprochen
und ihm von seiner Negotiation Mitteilung gemacht Derselbe erbot sich, bei dem
König und der Republik sein Bestes zu tun, damit dem schwedischen Vorhaben
vorgebeugt werde. Er eilte sehr, auf den Reichstag nach Grodno zu kommen,
um nach des Hofes Intention den litauischen 0. Stallmeister Sapieha zum
Landbotenmarschall zu machen, da sonst die ganze Patzische Partei entweder
Sokolinski oder Gilgutt dazu haben wollte, und da der G. Kanzler ihn ersucht,
die Reichstagsproposition zu Ud.
Der Kurfürst an den K. G. Feldherrn Wiszniowiecki.
D. Coloniae ad Sverum 4./14. Dezember 1678.
[Auf ein Schreiben vom 24. Oktober. Die Machinationen Bethune's. Bitte, gegen
dessen Truppen vorzugehen und zur Vertreibung der Schweden aus Preußen
mitzuhelfen. Lubomirski. Ankündigung seines Marsches dorthin.]
Bet hu ne's Machinationen waren ihm schon vorher bekannt und sind durch 14. Dez.
das beifolgende Schreiben Horns1) an denselben deutlich an den Tag gekommen.
Dieselben sind nicht nur gegen ihn, sondern auch gegen die Freiheit der Republik
gerichtet Er hätte schon früher diese Truppen zerstreuen können, doch hat
ihn Achtung vor der Republik davon zurückgehalten. Da jetzt aber ersichtlich
ist, daß dieselben sich mit den schwedischen Truppen in Preußen gegen ihn
verbinden und auch zu Anschlägen gegen die Republik mitwirken sollen, so
darf er dem nicht länger geduldig zusehen. Um so erfreulicher ist ihm die
Erklärung, weiche der Feldherr gegen dieselben kürzlich veröffentlicht hat, und
er bittet sie ohne Zögern zur Ausführung zu bringen. Die Gerüchte, daß er
nach einer Schutzherrschaft über Danzig trachte, sind verleumderisch. Er hofft,
daß die Republik ihm jetzt seine Bemühungen für ihr Wohl vergelten wird,
vertraut auf die Treue und Sündhaftigkeit des Feldherrn und beschwört ihn
dafür zu sorgen, daß der Staat keinen Schaden erleide, sondern daß die Schweden
aus Preußen vertrieben und so die Ruhe und Freiheit der Republik erhalten
werde. Er bedauert, daß Lubomirski3) so wenig der Verdienste seines Groß-
vaters und Vaters eingedenk ist, hofft aber, daß er in sich gehen und sich mit
den rechtschaffenen Senatoren zum Schutz des Vaterlandes verbinden wird.
P. S. 5./15. Dezember 1678. Soeben hat er aus Preußen Nachricht erhalten, 15. Dez.
daß die schwedischen Truppen entweder schon die Memel überschritten haben,
oder im Begriff sind, es zu tun. Er hat beschlossen, selbst mit einem Heere
*) S. oben S. 210.
y) Der Malteserritter Hieronymus Lubomirski, K. Fähndrich. Ober dessen enge
Beziehungen zu Frankreich s. Acta hist Hl, S. 354, 382.
214 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
nach Preußen zu ziehen, sein mit einigen Regimentern vorausgeschickter General
Görtzke ist schon über Königsberg vorgerückt. .Er bittet den Feldherrn, mit
demselben freundschaftlich zu kommunizieren und ihm Hilfe zu leisten.
Der Kurfürst an den litauischen Großfeldherrn Pac.
D. Coloniae ad Sverum 5./ 15. Dezember 1678.
(Conc. 0. v. Schwerin.)
[Auf das Schreiben vom 27. November. Ankündigung seines Anmarsches, Bitte, bis
zu seiner Ankunft die Seinigen zu unterstützen.]
15. Dez. Dank für seine freundliche Gesinnung. Daß die Seinigen nicht die Truppen,
welche er gefordert hat, geschickt haben, ist gewiß durch deren geringe Anzahl
veranlaßt worden. Jetzt aber, nachdem Görtzke mit größerer Mannschaft
angekommen sein wird, wird ohne Zweifel das übrige besseren Erfolg haben.
Er gedenkt außerdem 12000 Mann nach Preußen zu führen. Da der Feind
schon die Memel überschritten haben soll, so bittet er ihn, auf jede Weise zu
verhindern, daß derselbe nicht etwas Erhebliches ausrichte, bis sein Heer
angekommen ist, dann wird sich schon Gelegenheit finden, an ihm Rache zu
nehmen. Daß der König auf sein Schreiben wegen des schwedischen Einfalles
nicht geantwortet hat, verwundert ihn, doch darf er sich dadurch um so weniger
von seinem Vorhaben abhalten lassen, da dieses durchaus den Verträgen gemäß
ist und die Sicherheit der Republik bezweckt.
Dank für die ihm vertraulich mitgeteilten Briefe, er wird sie geheimhalten,
nur den an Bethune gerichteten hat er dem K. G. Feldherrn, doch ohne
anzugeben, von woher er ihn erhalten, mitgeteilt.
Erneuerung seiner Bitte, den bedrängten Seinigen bis zur Ankunft seines
Heeres Beistand zu leisten.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 6./16. Dezember 1678.
(Conc. 0. v. Schwerin.)
[Sein Entschluß, nach Preußen zu ziehen. Die aufgefangenen Schreiben Horns,
die aus ihnen zu erkennenden feindlichen Absichten des Königs.]
16. Dez. Nachdem wir gemerket, wie so gar wenig man sich auf Bündnisse
und nachbarliche Freundschaft zu verlassen hat, haben wir resolviret,1)
*) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 76.
Ankündigung des Heranmarsches des Kf. 215
in Pereon mit einer guten Armee nacher Preußen zu gehen, gestalt dann
die Armee schon in vollem marche ist, welcher wir ehistens folgen
werden. Aus1) beigehenden intercipirten Schreiben1) des Feldm. Hörn
an den König in Polen und den Marquis de Bethune, welche uns der
litthauische Großfeldherr in höchstem Vertrauen communiciret, erscheinet
klärlich, was es mit denen umb Dantzig stehenden Trouppen vor eine
Bewandnis habe und daß alles, was jetzo in Preußen vorgehet, mit
Wissen und Willen des Königes in Polen nach Inhalt der desfalls mit
Schweden aufgerichteten Tractaten geschiehet, folgends daß alle sincera-
tiones, so er uns durch den Niemric*) thuen lassen, und die er Euch
auch geben möchte, keinen Grund haben. Wir haben das Schreiben an
den Bethune zwar dem Krongroßfeldherren communiciret,4) aber nicht
das an den König, ihm auch nicht dabei geschrieben, von wannen solches
herkäme. Ihr werdet am besten urteilen, wie Ihr Euch derselben werdet
gebrauchen können, und erwarten wir Euer Gutachten, was bei der Sachen
ferner zu tuen, und ob bei solcher Beschaffenheit, da des polnischen
Hofes böse und feindselige Intention offenbar und am Tage ist, nicht
etwas davon an die Republik zu bringen sei. : —
J. Scultetus5) an den Kurfürsten. D. Driesen
6./[16.] Dezember 1678.
[Seine Anwesenheit in Posen. Unbedachte Reden des Koadjutors von Posen,
verdächtiges Verhalten des Woiwoden von Kaiisch, energisches Auftreten des
Adels, gänstige Beschlüsse. Schreiben des G. Feldherrn Pac. Mitteilungen
und Ratschläge Krzicki's und Breza's.]
Er ist bei der Introduktion des neuen Generals6) in Posen gewesen, wo 16. Dez
der Adel in großer Frequenz sich eingefunden hatte. Auf den Rat Breza's
hat er, da der General mit dem Einzüge beschäftigt war, zuerst dessen Bruder,
*) Das Folgende in Ziffern.
») S. oben S. 210.
*) S. oben S. 204 ff.
«) S. oben S. 213.
5) Kf. hatte schon am 13. Oktober, auf die ersten Nachrichten vom Anzug der
Schweden aus Lief land gegen Preußen, Sc. beauftragt, sich nach Großpolen zu begeben,
den dortigen Wohlgesinnten die auch ihnen drohende Gefahr vorzustellen und sie
aufzufordern, alle Mittel zu ergreifen, um die Schweden von Preußen fernzuhalten
216 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
den nominierten Bischof von Posen,1) welcher unlängst vom Hofe gekommen ist
und für ganz von dem König gewonnen gilt, besucht Derselbe entsetzte sich
über seine Ankunft, und als er von ihm vernahm, was er bei dem General wegen
des schwedischen Einfalls in Preußen zu negotiieren hätte, stieß er unbesoonei
die Worte aus, er werde den General und die ganze Opalinsker Familie mit den
Schreiben von Kf. und seiner Negotiation bei dem König verdächtig mach«.
Es wäre doch nun nicht mehr res integra, die Schweden wären su weit ge-
kommen, der König hätte. sowohl Pakten mit Kf. als auch mit Schweden, könnte,
zumal bei dem unbeständigen Türkenfrieden, nicht um eines Potentaten willen
mit einem anderen mächtigen Krieg anfangen und so sich und sein Reich in
Gefahr setzen. Trotz seiner Remonstrationen dagegen blieb er dabei nnd bekannte
unbesonnen des Hofes Intention, womit andere wohl hinterm Berge gehalten
hätten. Auf den Rat Kricki's und Breza's, das Schreiben des Kf. je eher
je lieber, solange noch der Adel in großer Frequenz versammelt wäre, dem
General zuzuschicken, hat er dieses sofort getan. Der General schickte noch
an demselben Abend seinen Schreiber zu ihm und ließ kontestieren, daß ihn
das Schreiben des Kf. und seine Ankunft sehr angenehm sei, aber, daß er, da
er sehr beschäftigt sei, ihn an diesem und auch am folgenden Tage nicht sprechen
könne. Als er aber von Kricki und Breza vernommen, daß der Genertl
desselben Tages weder bei dem Gericht noch bei dem Banquet gegen den Adel
etwas von dem Schreiben des Kf. und seiner Ankunft erwähnt hätte, obschon
von den Edelleuten verschiedene Diskurse davon geführt wären, ist ihm die
Sache verdächtig vorgekommen und er hat auf den Rat jener beiden verschiedene
Edeileute besucht und ihnen entdeckt, in welcher Angelegenheit er dorthin
und zu verhüten, daß die Bethuneschen Truppen sieh mit ihnen vereinigten. Sc. hatte
damals, wie er aus Cüstrin 19./29. Oktober 1678 schreibt, nur an die dortigen Freunde
des Kf. geschrieben und einen anderen Abgesandten auf die Versammlung des Adels
nach Schroda geschickt, hatte aber auch so das Versprechen erwirkt, daß der Punkt
wegen Fernhaltung der Schweden in die Instruktion für die Landboten zum Reichs-
tage gesetzt werden sollte. Zugleich hatte er gemeldet, daß der an Stelle des inzwischen
verstorbenen ehemaligen K. G. Kanzlers Lesczynski zum General in Großpolen
ernannte Woiwode von Kaiisch Opalinski den Kf. zu seinem auf den 5. Dezember
angesetzten Einzug in Posen eingeladen und um etwas Wildpret gebeten habe. Kt
hatte darauf (d. Wrangeisburg 28. Oktober/7. November 1(>78) Sc. angezeigt, daß er
Opalinski beglückwünscht und ihm das gewünschte Wildpret bewilligt habe, und
hatte ihm aufgetragen, da jetzt sichere Nachricht von dem Marsch der schwedischen
Truppen nach Preußen eingetroffen sei und auch die Bethuneschen Truppen sich
wieder movierten und verlauten ließen, sie wollten ihm den Übergang über die
Weichsel verwehren, so sollte er sich auf die Versammlung in Posen begeben und
dort dahin wirken, daß seitens der großpolnischen Stände an den schwedischen
Feldherrn geschrieben und von ihm verlaugt werde, sich von Preußen fernzuhalten,
widrigenfalls der Adel Mann für Mann aufsitzen und dem Kf. Hilfe leisten werde,
und daß auch für die Fortschaffuug der Bethuneschen Truppen gesorgt werde.
(i) Johann Opalinski, Woiwode von Kaiisch.
!) Kasimir Opalinski, Abt von Biesen.
Scultetus auf der Versammlung zu Posen. 217
geschickt wäre. Die Sache ist so wohl gelangen, daß viele vom Adel in dem
Bernhardinerkloster zusammengekommen sind und zwölf aus ihrer Mitte zu dem
Woiwoden deputiert haben, um von ihm den Inhalt des kurfürstl. Schreibens
und seines Anbringens zu erfahren. Als dieses geschehen, sind sie in hellen
Haufen zum Schloß gezogen und haben bei dem General angehalten, daß er nicht nur
an den Konig, sondern auch an die Landboten der Posenschen und Kalischschen
Woiwodschaft schreiben und sie auffordern sollte, auf nichts mehr bei diesem
Reichstage bedacht zu sein, als wie die Schweden wieder aus Preußen zurück-
gebracht würden, und daß dem Obersten Trzebuchowski mit den im Königl.
Preußen stehenden Truppen keine Korrespondenz oder Konjunktion mit den
Schweden verstattet werde. Der General stellte sich am folgenden Tage, als er bei
ihm zur Tafel war, sehr freundlich und erklärte, es sei ihm lieb, daß der Adel so in
ihn gedrungen, so könnte er invidiam des Hofes desto besser von sich abwälzen.
Er hat bei solchen, bei denen er gemerkt, daß es angewandt sei, auch von
der Gefahr gesprochen, welche jetzt der Freiheit der Republik drohte, da man
sich gewiß der Schweden, wenn Kf. unterliegen sollte, zu einem absoluten
dominio gebrauchen würde. Sehr günstig war, daß eben bei dieser Anwesenheit
des Adels ein Schreiben des litauischen Feldherrn Pac anBreza und Kricki
ankam, in welchem dieser mitteilte, weil er nur 3000 Mann stark gewesen, hätte
er sich zu schwach gefühlt, den Schweden, die bei 13000 gewesen, den Durch-
marsch zu verwehren, er wollte aber den beiden Woiwodschaften Posen und
Kaiisch die Gefahr des Vaterlandes vorgestellt haben und begehrte zu wissen,
was sie zu tun gedächten, damit er mit seinen Brüdern in Litauen und den
unter seinem Kommando stehenden Truppen ihre mesures danach nehmen könnten.
Breza hat dasselbe sogleich publik gemacht, worauf der Adel von dem Woiwoden
verlangt hat, falls die Schreiben bei Hofe nichts wirken und die Landboten auf
dem Reichstage nichts erhalten sollten, so sollte er sofort das Generalaufbot in
den beiden großpolnischen Woiwodschaften publizieren und auch die krakauische
und andere Woiwodschaften dazu auffordern. Der Woiwode hat es ihnen mit einem
Handschlag versprechen müssen, ob er es aber halten wird, lehrt die Zeit. Kricki
und Breza haben versprochen, das beste bei der Sache zu tun und die Land-
boten zu ermahnen, vor dem Punkt der Abschaffung der schwedischen Völker
nicht zu weichen, bis sie ihn erhalten oder der Reichstag zerrissen würde, in-
dessen möchte Kf. soviel Völker als möglich nach Preußen führen, ferner
v. Hoverbeck ein Kreditiv an die Republik schicken und ihn auf dem Reichstag
in der Landbotenstube Audienz nehmen lassen, damit die Sache in der Krone
desto mehr publik werde. Er fürchtet aber, daß der Hof das nicht gestatten wird.
Beide beklagten sehr, daß der kaiserliche Hof bei der Sache gar nichts täte,
sie behaupteten, der König würde nie den Schweden den Durchzug gestattet
haben, wenn er nicht von Wien die Gewißheit erhalten, daß der Kaiser sich in
den preußischen Krieg nicht mengen, sondern durch die Finger sehen würde.
Sie klagten auch sehr darüber, daß Niemeritz1) an den König wegen des
') S. oben S. 201.
218 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Sikariats geschrieben, dadurch würden nicht nur die Gemüter des Adels irr
gemacht, ob Kf. die Gunst des Hofes und sich mit diesem zu setzen sachte
sondern der Hof brächte auch mit Fleiß allen Verdacht auf den K. G. Feldherren
er hätte unter dem Vorwand, daß dieser mit Lothringen oder Neuburg ein heim
liches Verständnis hätte, neulich Czenstochow mit Truppen besetzen lassen.1
Er hat, was mit Niemeritz vorgegangen, so gut es sich tun ließ, exkusiert
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Mala Kamionka
IV* Meilen diesseit Grodno 20. Dezember 1678.
[Seine Ankunft. Absichten des Tlofes. Ausfall der Land botenmarsch all wähl.
Unzuverlässigkeit der Landboten. Cbler Eindruck der Anaire bei Kuckernese.]
20. Dez. Er ist schon vor einigen Tagen in dieser Gegend angekommen, hat aber
da die Quartiere sehr knapp sind,') noch keins bekommen können.1)
Was4) E. Chf. D. in dero zwei letzten rescriptis, umb den König zx
gewinnen, wiewoll mit großer Behutsamkeit (maßen solches auch wol
nötig) anzubieten committiren, dürfte bei jetziger Beschaffenheit nicht grol
verschlagen oder sonderlich attendirt werden, nachdem mahl Franckreicl
und Schweden wegen Churfürstl. Preussen pacta aufgericht und viel dei
vornehmsten, insonderheit die Geistliche, ungescheuet zu schreiben, ji
gar die Stände zu persuadiren sich bemühen, die Republicq könne ihn
Feinde nicht abwehren oder vor sich selbst bestehen, wofern sie den
König nicht absolute Gewalt auftragen. Die Hofcreaturen gehen woll s<
weit, daß sie wiederraten, von des Prinzen Designation etwas zu ge-
J) S. Bothune's Relationen vom 27. August, 23. September und 31. Oktobe
1678 (Acta bist. V, S. 122, 153f.).
2) Chwalkowski, der sich auch nach Grodno begeben hatte, berichtet voi
dort 18. Dezember 1G78: „Hiesigen Ortes Beschaffenheit ist überaus schlecht uni
ungeeignet, eine so große Versammlung, wie zu vermuten steht, aufzunehmen, dahe
die meisten den Schluß nicht abwarten dürften. Es wird also der Hof um so ehe
seine intentiones werkstellig machen können.41 Der Danziger Sekretär Schumani
meldet dem Rat der Stadt an demselben Tage, er habe nach unsäglicher Mähe fü
sich und seine Leute außerhalb der Stadt bei den Franziskanern in einem Neben
gebäude Unterkunft gefunden, in der Stadt selbst müsse man für eine schlecht
Kammer etliche hundert Fl. und, wenn noch eine Beikammer oder Stall dabei wäre
tausende bezahlen.
3) v. Hov. meldet am 26. Dezember aus Grodno, daß er doch in der Stadt eil
kleines, sehr unbequemes Quartier gefunden habe.
4) Das Folgende fast ganz in Ziffern.
an des Reichstages zu ifrodno.
219
denken, vorstellend, daß, wann das erste würde erhalten sein« das ander
von selbst folgen muß. Sonaten will auch1) viel gebaut werden auf
Malcontenten, die man vorgiebt In E. Chf. D- Landen an der Hand zu
haben, wie nicht weniger auf die HethuuUch umb Drasig herumb
stehende und auf die MV Ungarn auf königlich sicher Geleit kommende
Volker, vor welche alle Notdurft in Dan zig beigeschaflft werde* In dem
Stock hat es auch dem Hof bei diesem Reichstag geglücket, daß er*) des
Htthauschen liroßsehatzmeistcrs Bruder zum Landbotenmarschall ge-
machet, welcher in allen Stöcken nach des Königs Willen verfahren wird*
IHinkflgaD weiß ich kein nachdrücklich zureichend Mittel vor E. Chf. D,
(denn auf den Succeß meiner Negotiation haben Sie nicht groß zu bauen),
als daß Sie mit so großer Macht, als immer möglich aufzubringen, ehestens
in eigener Person ins Land kommen, die Wankende stärken und denen,
so auf Sie ihr vornehmstes Absehen haben» Mut machen**)
Es sind EWU auf verschiedenen Kreistagen sehr gute Instruktionen den
Landnöten mitgegeben* es sind aber unter diesen nur wenige, von weicht n man
*) Wich er 1 berichtet aus Warschau 26. November 1678: „Ich bin von einer
glaubwürdigen Person gewarnet worden, daß die im König]. Preußen einquartierte
Truppen sue Putztgk embarouiert und bei der Müminel ausgeseüet sollen werden,
timb damit die HefUndische Armee zu verstärken, doch Marquis de Betbune, nach-
dem er zu dieser Volker Transport das Fahrzeug und benötigte Geldmittel, auch zue
Dautzigk mit des verstorbenen Königs in Schweden natürlichen Sühn Prmiz l'arlsou
(weil Ihm das Comniando ober die Volker aufgetragen wird) mündliche Unterredung
wird gepflogen haben, hoffet man alhier wieder auf den künftigen Montag. Durch
dieser nun also vereinigten Armeen Macht meinet man nicht allem des Herzogthumb
Pftnftftn su h zu bemächtigen, sondern auch des Königs längst verlangete souverainet^
und des Konigl, Printen Wahl oder Denomination hei der Kepubliqne zu erzwingen.
Es ist dieser Tagen gerne] ten Marquis de Bethune ausgeschickter espion, Violet
genannt, von Königsberg zurückkommen mit Bericht, daß das Herzogthumb Preußen
alter Defension amittel entblößet seie, und dürfen sich die FrantÖstacbgesumete dessen
nlhraen, daß gemelte Stadt mit Franck reich und Schweden in guter Verständnis stehe,
ich vernehme auch, daß man Ew. Chf. D. die passage über die Weichsel will disputirlich
machen, weswegen sollen einige Völker sowohl diesseits des Flusses als bei Graudenti
verleget iein worden, umb auf alles Acht zu haben. -
■) Der Reichstag war am 15. Dezember eröffnet worden, am 17. war der
titanische Stallmeister Sapie ha tum Landbotenmarschall erwählt worden (s. Zaluski 1,
S. 703). Chwalkowski berichtet \s. Dezember, der König sei Sapieha's gänzlich
versichert und habe ihm 40040 Fl. zahlen lassen, tun die Gemüter zu kapti vieren
und so durch die Menge der Stimmen durchzudringen, was den Pac und dem
K. G. Feldherrn nicht wohl gefallen könne. S* auch das Schreiben Hackrs an
irthuno aus Üroduo vom 24- Dezember 1678 (Acta bist. V, S. 172).
^ Kf. zeigt (d. Cöln 23. Dezember i 678 / 3, Januar Hi79) v. Hov. an, daß er am
. st. v. nach Preußen aufzubrechen gedenke.
220 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
sich versehen kann, daß sie es fest halten werden. Um die Stände vor den
Anschlägen der königlichen Ratgeber zu warnen, hat jemand das Symbolum
Athanasii nachgeahmt, der Hof soll1) den litauischen G. Feldherren oder dessen
Leute deswegen in Verdacht haben, tut aber doch sein Möglichstes, um ihn zu
gewinnen. Sehr bedauerlich ist, daß der Bischof von Krakau nicht auf den
Reichstag gekommen ist.
Die faute bei Kuckernese') gibt der Reputation der Waffen des Kf. einen
nicht geringen Stoß, er hofft, Görtzke wird die Landvölker, wenn er sie an
sein Korps wird gesetzt haben, besser einrichten.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln
13./23. Dezember 1678. (Coric. O. v. Schwerin.)
[Auf die Relation vom 8. Dezember. Die Absicht der Sendung Niemyricz's.
Verhaltungsbefehle. Morstein. Pac. Bevorstehende Ankunft in Preußen.]
, Dei. Er soll versichern, es sei dem Kf. nie in Gedanken gekommen, die guten
Patrioten und die ihm Affektion ierten mit dem König zu kommittieren, er sei
vielmehr entschlossen, mit denselben gutes Verständnis zu unterhalten. Dem
Grafen Niemric hat er*) nur angezeigt, daß er ein anonymes Schreiben er-
halten, in welchem dem König gedroht wird, er hat gleich damals geargwöhnt,
daß dasselbe von seinen Feinden fingiert sei, um das gute Vertrauen zwischen
ihm und der Republik zu schwächen, und vornehmlich um dieses zu penetrieren,
hat er Niemric abgeschickt, der Erfolg hat es auch klärlich erwiesen, man müßte
es also umkehren und dieses Mittel, welches dazu hatte dienen sollen sie zu brouil-
lieren, zu Unterhaltung einer engeren Freundschaft benutzen. Sollte der König
deswegen wider einige Patrioten Ombrage gefaßt haben, so will er demselben
allen Zweifel benehmen, und er wird auch von Niemric begehren, daß er auf
den Kreisen solches falsche Spargement widerlege.
Wenn ihm bei seiner Ankunft am Hofe keine kategorische Antwort gegeben
werden sollte, so kann er den Reichstag abwarten, wenn nur der König in-
zwischen nicht zugibt, daß die Bethunischen oder andere Truppen zu den
Schweden stoßen, widrigenfalls hat er, wenn auch nur wenige Senatoren zugegen
sein sollten, auf eine schließliche Resolution zu dringen. Die Assistenz hat er
zwar zu urgieren, aber hauptsächlich sich zu bemühen, daß den Schweden nicht
favorisiert werde, und sich deshalb über Liliehoeck zu beschweren, daß er
l) Chwalkowski berichtet 18. Dezember, der Konig halte den G. Kanzler Pac
für den Verfasser des Symbolum reformatum und sei desto mehr gegen ihn erbittert
*) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 58f.
3) S. oben S. 202.
• Aufträge an v. Uo verbeck. 221
unier dem falschen Schein seines Charakters alle diese Unruhe aus Danzig an-
gesponnen und die Irruption in Preußen verursacht hätte. Ferner hat er vor-
zustellen, welche herrliche Okkasion Polen jetzt hätte, Liefland zu rekuperieren,
und des Kf. Hülfe dazu anzubieten.
Der aus Frankreich zurückgekehrte Morstin1) ist gestern bei ihm gewesen,
hat sich in allem trefflich erboten und versichert, der König werde den Schweden
nicht helfen, und wenn er Partei nehmen sollte, so wurde es für ihn sein. Bei
seiner Überkunft soll er ihn daran erinnern. Den litauischen G. Feldherrn Pac
hat er aufs beste zu karessieren. Die 5000 Dukaten wird derselbe nunmehr
empfangen haben, er soll ihn aber versichern, daß es dabei nicht bleiben, sondern
daß er eine vollkommene Erkenntnis seiner Muhe und Kosten zu erwarten habe.
Mit Goes Verfahren ist Kf. sehr unzufrieden und wird, wenn Pac es wünscht,
darüber bei dem König von Dänemark Klage führen.
Er rüstet sich jetzt zum Aufbruch und hofft bald in Preußen zu sein, seine
Armee ist bereits in vollem Marsche voran.
Beifolgend erhält v. H. die beiden begehrten Kreditive,*) er soll aber darum
nicht größere Spesen machen, zumal es jetzt bei diesen unerschwinglichen Aus-
gaben sehr schwer fallt, das Geld anzuschaffen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
letzten Dezember 1678.
[Auf das Reskript vom 6./ 16. Dezember. Das vorläufig einzuschlagende Verfahren.
Verhalten der preußischen Stände. Zuversichtliches Auftreten des Hofes, verändertes
Benehmen des Königs.]
Er ist sehr erfreut darüber, daß Kf. selbst mit einer guten Armee nach 31. Dez.
Preußen zu gehen entschlossen ist, dadurch werden gewiß die Anschläge der
Gegner verworren und die guten Patrioten aufgerichtet und gestärkt werden.
Die aufgefangenen Schreiben Horns vertreiben allen Dunst, den man bisher
den Leuten vor die Augen zu machen bemüht gewesen ist Daß Kf. wegen
der offenbaren bösen und feindlichen Intentionen des Hofes etwas an die Republik
bringe, hält er nicht für rätlich, bevor Kf. mit der Armee im Lande sein wird.
Denn es würde vorläufig, da im Senat und in der Landbotenstube fast nur Hof-
kreaturen sich eingefunden haben, wenig darauf reflektiert und, wenn es fruchtlos
sein sollte, der Hof dadurch nur um so trotziger werden. Er will aber doch
mit dem G. Feldherrn Pac darüber sprechen.
]) Der K.Schatzmeister Andreas Morstein.
*) Beide datiert Coloniae ad Sverum 13./23. Dezember 1678. Unter demselben
Datum erläßt Kf. auch ein Schreiben an König Johann, in welchem er über den
Durchmarsch der Schweden durch polnisches Gebiet und deren Einfall in Preußen
Klage führt und die vertragsmäßige Hilfe von Polen in Anspruch nimmt.
-799
J. Brandenburg und Polen 1G73 — 1679*
Gestern hat1) der Bischof von Cnlra Malachowski nebst Losch and
dem RtimtaQ von Standard Gorzynski nach Überreichung des Kreditivs der
preußischen Stände dein König mit gar prächtigen Worten dafür gedankt» diß
er durch Werbung der bei Danzig befindlichen Ifrthuneschen Völker för de*
lindes Sicherheit und Wohlfahrt so väterlich gesorgt habe, und folgend
WM die Graadenzscke Resolution enthält» was alles dahin zielt, daß Jen*? Volk«
desto früher und sicherer zur Konjunktion mit den Schwedischen gelangen mögen,
denn jeUt> wo man meint, daß Schweden bereits überwunden habe, halt man
dieses nicht mehr wie früher für ein sonderlich Geheimnis* Man baut auch
darauf, daß Sofft mit den Untertanen der litauischen Ämter so schonend
umgeht, und hofft, es werde zu einer durchgehenden Bauernrebellion kommen.
Vorher hat mau*) wegen des auf Gortzke's Befehl an der Weichsel
errichteten Werkleins Beschwerde erhoben, jetzt nimmt mau eine andere Materie
vor nnd behauptet^ Kf, hätte von dem Herzog von Lüneburg 8000 und fOl
Kursachsen 4<>t>u Mann Ililfstrupjien erhalten, solchen fremden Truppen aber
sei man nicht verpflichtet den Durchzug zu gestatten.
Als gestern der Oberst Taube zum K. G. Feldherrn reiten wollte, int
ihn des Königs Beichtvater an nnd sagte, er sollte demselben die Starostei
Drabflim offeneren, als wenn man schon über des KL Lande und Güter nach
Gefallen zu disponieren hätte.
Vom absoluten dominium des Königs wird auch so frei gesprochen, daß
viele un^escheut öffentlich sagen, es sei kein anderes Mittel die Republik zu
reiten, als daß mau es ihm wenigstens auf drei Jahre auftrage, um in dieser
Steil alle bei übermäßiger Freiheit eingerissenen Mangel und Exorbitanzen abz
schaffen und alles in guten Stand zu bringen.
Der Hof bemüht sich sehr um eine Aussöhnung zwischen dem G.Feldherr
und Lubomirski,*) denn davon hängt zum Teil der glückliche oder doch vom
Hof gewünschte Schluß ah.
fett
:.
vom
') Auf dem 5.— IQ. Dezember 1676 zu Graudenz abgehaltenen preußischen General'
landtage hatten die Woiwodon von Marienburg und Poramerellen und die anderen
Anhanger des Königs trotz anfänglichen heftigen Widerspruches es durchgesetzt, d&Ü
die im Lande siebenden Truppen, die ihrer Behauptung nach sich jetzt im Dien
Königs befanden, angeblich zum Schutz des Landes dort behalten, daß das Aufgebot
• 5.- Adels /um 3. JaftUfti 1679 einberufen »erden und dafi eine Gesandtschaft m fa
Kömig abgehen sollte, um demselben diese Beschlüsse mitzuteilen, seine Genehmigung
einzuholen und für den Notfall weitere Hilfe von ihm m erbitten. S. Lengnicb,
Üoatbfchta der preußischen Lande polnischen Anteils VIII, S. 171 f.
*) Auf dein Reichstage hat sowohl nach dem Danziger als auch nach <\>
Berliner Geh. Staatsarchiv befindlichen, von Chwalkowski angefertigten Reichstags*
rezeß erst am 4. Januar der Bischof ?on Culm Malachowski über die *on Gortxke
&ur Sicherung des Weichsel überg&ngea an dem linken Flußufer angelegte und besetzte
Schanze (s. Hirsch» Der Winterfeldzug in Preußen, S. 64) Beschwerde geführt.
*) 8. über den Streit zwischen diesen beiden Bethune's Relationen vom 14.
und 31, Oktober 1078 (Acta bist V, S. 139, 154).
Vorgänge auf dem Reichstage.
223
Der Kon ig muß gewiß etwas ganz Besonderes bei diesem Reichstage vor*
haben, denn er bat seine bisherigen Sitten ganz geändert. Die Geizigen beschenkt
er mit eigenen Geldern, die Ehrgeizigen versieht er mit hoben Chargen und
Di gni taten, gegen die Hoch mutigen demütigt er sich wider seine Natur und
Gewohnheit. Es wird viel von Konjunktion der Waffen mit dem Moskowiter
und von Fortsetzung des Türkenkrieges geredet, nicht wenige aber sagen, man
konnte sich nun ohne große Mühe und Kosten alles dessen, was durch den
türkischen Krieg verloren, an Preußen erholen. Auf die hiesige Negotiation ist
also wenig zu bauen, zumal man nicht findet, an wen man sich sicher halten
kann, da fast keiner zur Stelle ist, der nicht entweder tntirmdiert oder
gewonnen wäre.
J. v; Hov erbeck an den Kurf&rsteli.
5. Januar 1G79.
D. Grodno
[Auf das Reskript vom 13./33. Dezember. Hoffnung auf Fac. Das eigenmächtige
Verfahren des Königs* Die ReicbstagsproposiTjon.]
Er hat dem G. Kanzler Pac die notige Information erteilt besonders wegen &, Jan,
dessen, was der Rischof von tu Im1) in betreff des Durchzuge«, daß dem Kf.
t mehr als den Schweden eingeräumt werden dürfe, behauptet hat, und er
hofft, derselbe werde in seinem voto vielen anderen die Augen auftun.
Er hat bisher n<»ch nicht auf eine Resolution gedrungen, da er keine andere
als eine hochpräjudizierliche zu erwarten hat. Der K*""»nig verfährt in allem nach
Gefallen und zwar ohne Widerrede, so daß ihm nur der Namen eines absolut!
d< »mini mangelt. Da sich Schweden erbietet, das kurfürstliche Preußen der
Republik abzutreten, so rät der G, Feldherr Pac, K£ mochte ebenso Liefland
Anbieten, zumal der Hof auf das schwedische Anerbieten so reflektiert daß
Ider König in der Reichstags proposition*) an dieses zu Danzig gemachte
*) Malachowski Derselbe bat in seinem am 4- Januar abgelegten Votum,
für den Schutz Preußens Sorge zu tragen, und bemerkte dabei, Kf* beklage sich
über Verletzung der Ülivaer Verträge seitens Schwedens durch den Durcbinars-'ii,
■ aber man hätte auch über Verletzung dieser Verträge- durch ihn tu klagen, er hätte
das Künigt Preußen durch Märsche inkommodiert und neulich Schanzen und Kurter essen
dicht an der Grenze ohne Vorwissen des Königs errichtet Er könnte also nicht ein-
sehen, quare Petro licere non debeat quod et Paulo, LTnd weil man bei so favorablen
Konjunkturen das Kurfürst]. Preußen zu rekuperieren gewünschtes campo hätte,
hielte er nicht für geraten, dieses Moment aus Händen zu lassen.
I1) In dieser am 5. Januar durch den K. L\ Kanzler Wielopolski vorgetragenen
Proposition ließ der König auch anzeigen, der König von Schweden habe ihm ange-
boten, das Kurfürstl. Preußen dem Kf. durch seine Waffen abzunehmen und durch
freiwillige Zession wieder pleno Reipublicae dominio zu unterwerfen. Die Republik
224 I- Brandenburg und Polen 1673—1679.
Anerbieten1) erinnert und den Ständen zu bedenken gestellt hat, was d
zu tun sei. Deswegen hat man auch niemand zur Anwesenheit bei di
Proposition zugelassen, der nicht Senator oder Landbote war.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
14. Januar 1679.
[Klagen des Königs über Zurückhaltung von Briefen, sein Verlangen, daß jetzt
Kommission wegen der beiderseitigen Prätensionen abgehalten werde. Bemühun
der franzosisch - schwedischen Partei. Widerstand Pac's. Anfeindung dessell
Der Bescheid an den kaiserlichen Residenten. Hoffnung auf die Ankunft des
in Preulien.]
14. Jan. Um die Absichten des Hofes desto besser zu ergründen, hat er um Anti
auf das früher übersehene Schreiben des Kf. an den König gebeten und das
hier zugekommene a) übergeben. Darauf schickte der König den Kanzlei rege i
Witwicki zu ihm und ließ darüber Beschwerde führen, daß wieder Briefe
den Marquis d'Arquien und andere auf der Post des Kf. interzipiert seien,
verlangen, da Kf. um Hilfe gegen Schweden nachsuchte und in nähere Verbind
mit dem Könige zu treten geneigt wäre, daß zunächst die Kommission w<
der beiderseitigen Prätensionen vorgenommen werde. In betreff des erst*
hat er erwidert, es sei ihm nichts davon bekannt und er halte es für \
unwahrscheinlich, in betreff des zweiten, es wäre wohl nicht Zeit, wenn
Haus brennte und die Nachharn zum Löschen aufgefordert würden, über
Prätensionen des einen mit dem anderen zu rechten. W. aber meinte,
könnte dem König nicht verdacht werden, daß er Bedenken trüge, sich
Schweden in offenbare Feindschaft einzulassen, bevor er sich mit Kf. vermit
einer Kommission recht vereinigt hätte. Am folgenden Tage versicherte er,
König suchte durch diese vorgeschlagene Kommission nicht die Sache zu
schleppen, dieselbe könnte, wenn man treu und offenherzig vorginge, sehr sei
abgemacht werden, es sei dem König nicht zu verdenken, daß er die Konjunkti
benutzte, um sein Interesse zu beobachten. Kr hat sich darauf dazu b<
erklärt, aber vorbehalten, zunächst an Kf. zu referieren, da er nicht völlig dar
instruiert sei.
hätte reiflich zu überlegen, oh nicht bei so günstigen Konjunkturen diese vorteil I
Offerte, wozu man niemals so gewünschtes Tempo finden werde, zu raenagieren diei
sein würde.
l) S. oben S. 183.
-) S. oben 8. 2*21.
Beschwerden des Königs. Antwort auf das Schreiben des Kf. 225
Er hat darauf beifolgende, ihm sehr kaltsinnig erscheinende Antwort ') auf
die Schreiben des Kf. erhalten, zugleich mit der Erklärung, der König hätte,
um dem Kf. desto eher seine Gemütsmeinung zu erkenneu zu geben, die Materie
von dem Einfall der Schweden unter die vornehmsten Punkte der Reichstags-
proposition gebracht.
Die französische und die schwedische Faktion tun ihr möglichstes, um es
dahin zu bringen, daß die Stände das Anerbieten der Schweden annehmen und
sich zum Kriege gegen Kf. entschließen. Doch widersprechen dem vornehme
Senatoren,») besonders der Woiwode von der Wilde,3) der sehr tapfer und ohne
') d. Grodnae 10. Januar lC7i), darin erwidert der König auf die Anzeige von
dem Einfall der Schweden in Preußen nur: Qua de re dum cum Ordinibus Hegni
nostri in praesentibus comitiis mature suinus deliberaturi, non sinemus Ser. V. latere,
quidquid in eo negotio a nobis fuerit decretum.
*) In der Sitzung vom 4. Januar, in welcher die vota Senatorum begannen,
hatte zuerst der Bischof von Posen Wierzbowski den Durchmarsch der Schweden
durch Samaiten als Verletzung des Olivaer Friedens bezeichnet und die Absendung
von Deputierten des Königs und der Landbotenstube an den schwedischen Feld-
marschall gefordert, welche denselben zum Ruckmarsch ermahnen sollten, damit das
Reich von aller Kriegsgefahr befreit und die Freundschaft mit Kf., an welcher der
Republik sehr viel gelegen sei, erhalten werde. Ahnlich äußerte sich dann der
Woiwode von Wolhynien Czartoryski, er bemerkte, statt sich zu Impresen gegen
das Kurfürst). Preußen verleiten zu lassen, schiene ihm zuträglicher, Liefland zu
rekuperieren. Auch der Kastellan von Brzesc Piaseczynski erklärte den schwedischen
Durchmarsch für eine formale Feindseligkeit und riet dem König, sich nicht durch
die trügerischen Anerbietungen der Schweden eblouieren zu lassen, denn „dieses
Löwchen stellte sich nur so lange freundlich, als es müde wäre". Vgl. Rethune's
Bericht vom 27. Januar KJ79 (Acta hist. V, S. 183f.).
*) Der litauische G.Feldherr Michael Pac. Derselbe erstattete am 7. Januar
zunächst ausführlichen Bericht über das, was zwischen ihm und dem Feldmarschall
Hörn vorgegangen, verlangte dann, daß die fremden Gesandten schnell abgefertigt
und entfernt würden, da diese, namentlich Bethune, nur Unheil und Zwietracht
angestiftet hätten, und verwarf das Anerbieten der Schweden, welches trügerisch
sei und nur den Zweck habe, den Krieg der Republik aufzubürden. Er verteidigte
sich dann gegen die über ihn verbreiteten Verdächtigungen, daß er gegen des Königs
Leben und Regierung machiniert habe, forderte seine Gegner auf, ihm klar in die
Augen zu sagen, was er verbrochen habe, und erbot sich, vor der ganzen Republik
sich zu verantworten. Der Danziger Berichterstatter bemerkt dazu: „Er brachte dieses
alles beweglich doch genereusement bei und movierte die Gemüter gewaltig." Auch
der litauische G.Kanzler Christoph Pac, der am 9. Januar sprach, erklärte die
schwedische Invasion für eine Verletzung der pacta und beantragte, an den König
von Schweden zu schreiben und deswegen zu expostulieren, ferner die Garanten des
Olivaer Friedens anzurufen, den benachbarten Woiwodschaften das gemeine Aufgebot
in die Hand zu geben, damit sie bereit seien, und durch eine Konstitution die Maß-
regeln festzustellen, welche man gebrauchen wollte, wenn künftig wieder ein Nachbar
die Grenze überschreiten sollte.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 15
226 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
Scheu votiert hat. Deshalb werden er und sein Vetter, der G.Kanzler, sehr verfolgt
man sucht ihnen ihre Freunde abwendig zu machen und trachtet besonders ihn
zu disarmieren. Weil man trotzdem verzweifelt, ihn zu gewinnen, so sollen 15
ihn zu ermorden bestellt sein. Dessen ungeachtet bleibt er noch beständig bei
der guten Sache, begehrt auch nichts für sich, aber wohl für die Landboten,
daher ist hochnötig, daß ihm die 5000 Dukaten je eher je lieber überschickt
werden.
Der kaiserliche Resident1) hat gestern Audienz gehabt und gebeten, die
weiteren Progresse der Schweden zu verwehren, hat aber die Antwort erhalten,
man könnte nichts mehr tun, die Schweden gingen desperat, hätten sich nicht
abschrecken lassen, man wollte sich aber angelegen sein lassen, daß der Kaiser
und das römische Reich keinen Schaden deshalb empfanden. Wenn aber gute
Patrioten vorstellen, man möchte sich dem Kf. besser fügen, da doch keine
Aussicht sei, daß die Schweden ihm würden standhalten können, antworten
die Parteiischen, die Schweden hätten einen Streich vor, der ihnen nicht fehlen
könnte, sie könnten nämlich in solchem Fall durch die Masau gehen, sich mit
den ßothunischen vereinigen und dann entweder nach Schlesien oder nach
Pommern sich wenden.
Alles aber, gnädigster Chur fürst und Herr, bestehet anjetzo darauf,
daß E. Chf. D. mit göttlichem Beistande ins Land kommen, so werden
woll nicht nur die Schweden sondern auch die hiesige Wiederwartige
den Mut verlieren und die redlichen Patrioten mit mehrem Nachdruck
sprechen können. — 3)
') Zieronski. Ahnlich berichtet Chwalkowski am 13. Januar über den
Verlauf der Audienz desselben beim Könige. Am 25. Januar meldet derselbe,
daß am Tage vorher der kaiserliche Gesandte die erste Audienz beim Könige
gehabt habe, und fügt hinzu, die kaiserlichen ministri hätten Pac 2000 Dukaten
versprochen, um ihn indessen bei guten Gedanken zu erhalten, bis das ihm von Kf.
Zugedachte angekommen sei.
'*) Kf. zeigt (d. Labiait 18./ 28. Januar 16711) v. llov. an, der Kammerjunker
v. Strziska sei expreß abgeschickt, um ihm die gewünschte Geldsumme zu über-
bringen und mündlich seine Befehle mitzuteilen. Zugleich übersendet er ihm ein
Schreiben an den König von Polen (d. ex Hollandia Prussiae 15./25. Januar 16711),
in welchem er diesem seine Ankunft in Preußen und seine Absicht, die sich nach
Liefland zurückziehenden Schweden zu verfolgen, mitteilt, erklärt, er werde dabei
notwendig Samaiteu berühren müssen, er werde aber dafür sorgen, daß seine Soldaten
dort keinen Schaden anrichteten, und den Konig ersucht, dieses Vorhaben durch
Sendung der vertragsmäßigen Hilfe zu begünstigen, sowie Abschriften der Schreiben
an Pac und an die samaitischeu Stände (s. unten S. 228) und Relationen über
die letzten Vorgänge und beauftragt ihn, den Inhalt derselben überall kundzu-
machen.
Anmarsch des Kf., Aufträge an v. Hoverbeck. 227
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Neu-Stettin
G./16. Januar 1679.1)
[Auf die Relation vom 5. Januar. Anweisung, wie die feindlichen Absichten des
Königs zu vereiteln seien. Sein Anmarsch. Aufträge an Pac]
Daß der König die schwedische Offerte wegen Preußen den Standen gegen- 16. Jan.
über erwähnt hat^ zeigt seine böse Intention gegen ihn. Damit diese zu keinem
Effekt komme, soll er, dem Vorschlag des litauischen G. Feldherrn gemäß, wenn
er bei der Audienz um Hilfe wider Schweden nachsucht, dem König und der
Republik als Lohn dafür Liefland anbieten. Die Wohlgesinnten aber soll er
darauf hinweisen, daß der König diese schwedische Offerte so plausibel vor-
gebracht habe, weil er für seine Familie davon zu profitieren und ganz Preußen
an sich zu bringen gedächte, und ihnen vorstellen, wie verderblich dieses für
die Republik sein würde.
Er ist-) bis hierher gekommen, hofft morgen den Marsch zu kontinuieren
und in vier Tagen die Weichsel zu überschreiten, er wird den Marsch aufs äußerste
beschleunigen, hofft in acht bis neun Tagen in Königsberg zu sein. Er hat dieses
überall, besonders dem G. Feldherrn Pac kundzumachen, diesem nochmals zu
danken und ihn zu ersuchen, auch auf diesem Reichstage desKf. Interesse zu fördern.
Besonders soll er ihn ersuchen, da er fürchtet, daß die Schweden auf die Kunde
von seinem Anzüge sich wieder zurückziehen werden, er möchte solche Anstalt
machen, daß ihnen der Paß nach Samaiten und Kurland abgeschnitten oder sie
doch auf ihrem Marsch so harassiert und aufgehalten würden, daß sie nicht
fortkommen und Kf. sie erreichen könnte, dann hofft er, sollen sie keinen
Mann nach Liefland zurückbringen. Es würde dem Kf. sehr lieb sein, wenn
er bei dieser Expedition Gelegenheit erhielte, den G. Feldherrn selbst zu sprechen
oder mit ihm vertraulich zu korrespondieren.
P. S. Bei der Audienz hat er anzuführen, daß solche Proposition, wie
sie Schweden wegen Preußen getan, auch nur anzuhören gegen die Pacta
verstoße.
Scultetus hat Befehl erhalten,3) sich zu ihm nach Grodno zu begeben.
!) Das Konzept ist von Kf. selbst, das des P.S. von Fr. v. Jena unterzeichnet.
*) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 78f.
3) Kf. beauftragt Scultetus (d. Neu-Stettin 7./ 17. Januar 1679), sich durch
Großpolen und Masuren nach Grodno und von dort, wenn seine Gegenwart nicht
mehr notwendig sein sollte, zu ihm zu begeben und ihm von dem Zustand der Dinge
Bericht zu erstatten. In Großpolen solle er bei den Wohlgesinnten darauf dringen,
daß die pacta beobachtet würden, darüber Klage führen, daß in der Reichstags-
proposition das schwedische Anerbieten wegen Preußens mitgeteilt sei, und anzeigen,
daß Kf. der Republik, wenn sie auf seine Seite treten wollte, Liefland anbiete, ferner
daß er bis hieher vorgerückt sei und in 4 Tagen die Weichsel zu überschreiten hoffe.
15*
228 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno 26. Januar 1679.
[Ungünstige Aussichten.]
20. Jan. Er kann keine Hoffnung auf einen glücklichen Erfolg seiner Negotiation
machen. Frankreich hat1) viele, darunter auch solche, welche man für gute
Patrioten und große Eiferer für die gemeine Freiheit gehalten, ganz gewonnen.
Die Allerdiskretesten weisen ihn, wenn er von der vermöge der Pakten schuldigen
Hilfe spricht, damit ab, daß sie viel eher von Kf. Hilfe gegen den Erbfeind zn
suchen, als demselben solche zu leisten und sich dadurch einen neuen Feind
auf den Hals zu ziehen hätten. Der K. V. Kanzler beschwert sich sehr
darüber und zieht es gleichsam zu einer Ruptur an, daß Kf. in Großpolen and
zu Warschau durch seine Bedienten den König hätte beschuldigen lassen, er
hätte ein geheimes Bündnis mit Schweden, und behauptet, daß diese Prozeduren
gar nicht den durch Niemierzyc und durch ihn gemachten Sincerationen ent-
sprächen. Er hat darauf erwidert, der König hätte dieses nicht dem Kf., sondern
Frankreich und Schweden, welche sich öffentlich eines solchen Bündnisses
rühmten, zu imputieren und könnte durch öffentliche Patente solches widerlegen
sowie durch contrarios actus Kf. auf andere Gedanken bringen.
Der päpstliche Nuntius3) und die kaiserlichen Gesandten bemühen sich
sehr, den König zur Konjunktion mit Moskau gegen den Erbfeind zu bewegen,
doch ist dazu gar schlechte Apparenz.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. I). Grodno
30. Januar 1679.
[Die Antwort Pac"s auf das Schreiben des Kf., dessen Erbietungen.]
30. Jan. Der litauische G. Feldherr hat mit ihm durch einen Vertrauten über-
leben lassen, wie er das Schreiben des Kf. vom 14./24.8) beantworten solle.
Anfänglich gedachte er zu schreiben, ebenso wie er den Schweden den Durch-
') S. die Berichte Px'thune's vom 27. Januar, 5. und 11. Februar 1679 (Acta
bist. V, S. 183 f., 18S, 190 IT., 473).
,J) Puonvisi. In der Audienz, welche derselbe am 15. Januar bei dem
Reichstage hatte, mahnte er zur Einigkeit, zur Verbindung mit Moskau und zur
Erneuerung des Krieges gegen die Türken und stellte dazu Geldhilfe seitens des
Papstes iu Aussicht.
3) Kf. hatte (d. I'reuß.-Ifolland 14./24. Januar 1079) Schreiben an die samaitischen
Stände und an den 0. Feldherrn Pac gerichtet, in denen er seine Absicht, die sich
zurückziehenden Schweden zu verfolgen, aussprach, die ersteren um Gestattung des
Durchzuges und des Ankaufs \on Lebensmitteln bat und den letzteren ersuchte, den
Schweden den Durchmarsch zu verwehren und ihm bei der Verfolgung derselben
ililfe zu leisten.
Mitteilungen Pac's. 229
zag verweigert, könnte er ihn auch dem Kf. nicht verstatten, dieses aber sollte
nur zum Schein geschehen and Kf. sich daran nicht zu kehren brauchen. Damit
war er aber nicht zufrieden und endlich sind sie übereingekommen, da Kf. den
Durchzug nicht suchte, sondern solches Recht ex pactis genugsam zu behaupten
hatte, sollte er seine Antwort nur auf den begehrten Proviant einrichten.
Sonst verspricht er, nicht nur den Durchzag nicht zu wehren, sondern die
litauischen Tataren anzuweisen, sich an die Schweden zu hängen und ihnen
allen möglichen Abbruch zu tun. Der K. G. Feldherr bezeugt sich auch sehr
begierig, von des Kf. glucklichen Progressen Nachricht zu haben.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
1. Februar 1679.
[Mitteilungen Pac's. Bitte um Audienz.]
Der litauische G.Feldherr hat ihm hinterbringen lassen, der Hof 1. Febr.
suche1) durch alle ersinnlichen Mittel den K. G. Feldherrn von ihm abzu-
ziehen und mit Lubomirski zu vertragen, letzterer habe wirklich die von
demselben geforderte Satisfaktion angenommen.') Man suche seinen gänzlichen
Ruin, die litauische Armee solle durchaus abgedankt und dann eine neue unter
dem Kommando des Fürsten Radziwill als Unterfeldherrn gerichtet werden.
Nachdem er das geänderte Kreditiv an die Stände erhalten, bat er vor
acht Tagen um eine Privataudienz bei dem Könige und um eine öffentliche bei
allen Standen nachgesucht, aber noch keinen Bescheid erhalten.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno 4. Februar 1679.
[Eindruck der Erfolge des Kf.]
— Nach den Successen, so der Allerhöchste Ew. Chf. 1). bei den 4. Febr.
ersten Kriegsoperationen verliehen, äußert man sich mehr und mehr mit
Mißvergnügen kegen den Feldmarschalck Hörn und will fast niemand
!) S. die Relationen Bethune's vom 21. Januar und 5. Februar 1679 (Aota
hist. V, S. 183, 188).
*) Die Danziger Sekretäre Schumann und Albertini, welche im Auftrage
des Rates von Danzig dem Reichstage beiwohnten, berichten demselben am 30. Januar,
der Vertrag zwischen dem K. G. Feldherrn Wiszniowiecki und Lubomirski habe
nun seine Richtigkeit, dieser solle deprezicren und in Schreiben an die Seymiken
erklären, daß er das, was er an diese ambigue geschrieben, nicht auf den Feld-
herrn bezogen habe. — Am 1. Februar fand wirklich angesichts des Reichstages
die feierliche Aussöhnung beider statt. S. Zaluski 1, S. 703.
230 I- Brandenburg und Polen 1678—1679.
einige Verständnis mit ihm gehegt haben. Der König selbst saget, es
war sein ganzes Tun nur auf ein Diversion in währender Belagerung
von Stralsund angesehen gewesen und hätt er, nachdem es übergangen
war, zurückhalten sollen, rühmet Ew. Chf. I). Völker, daß sie, wann Ew.
Chf. D. dabei sein, sich halten, als wann sie eisern wären. Hinkegen
wären sie in der Ukraine wie Schnee im Vorjahr zerschmolzen. Das
französische Geld will nicht so fortfahren wie vorhin. Deßhalben sollen
die königlichen Völker in Preußen sehr verlaufen. —
P. S. Der K. G. Feldherr bezeuget über Ew. Chf. D. Successen
überaus große Freude.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck.
D. Kukernese 6. Februar/ 2 7. Januar 1679. (Conc. v. Gladebeck.)
[Forderung der Auslieferung der von den Schweden zurückgelassenen Geschütze.
Mitteilungen eines gefangenen Kanzleibeamten über den Inhalt
des schwedisch-polnischen Bündnisses.]
6. Febr. Kr soll bei dem litauischen G. Feldherrn darauf dringen, daß die von
den Schweden auf der Flucht in Samaiten zurückgelassenen Stücke1) ihm aus-
geliefert würden, und ihm entweder eine gute Diskretion in Gelde oder einige
Stücke mit des Kf. Wappen anbieten, ihm auch im Vertrauen mitteilen, vielleicht
könnte der König diese Stücke für sich prätendieren oder sie gar den Schweden
abfolgen lassen und so der G. Feldherr ganz nichts davon haben.1) Er soll ihm
auch anzeigen, daß er einen Cancellisten von des Königs Kanzlei, der bei Feld-
marschall Ilorn gewesen, bekommen, welcher aussagt, daß ganz gewiß eine
Alliance3) zwischen den Königen von Polen und Schweden getroffen wäre,
welche er selbst gesehen und gelesen, des Inhalts, daß der König von Polen
dem von Schweden 0000 Mann zu Hilfe schicken wollte mit dem Bedinge, daß
alle Plätze, welche die schwedische Armee in Preußen okkupieren würde, dem
Könige von Polen eingeräumt werden sollten, ausgenommen die Festung Mümmel,
1) S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. 95.
2) Kf. meldet v. H. (d. Kuckernese 8. Februar 1670), die drei Stücke und den
FeuermGrser hätte er bereits erhalten, die Schweden hätten aber noch zwei Stücke
und viele Munition zurückgelassen, und er beauftragt ihn, sich zu bemühen, daß Pac
den Consens auch zur Auslieferung dieser Stücke erteile und an den samaitischen
lT. Kämmerer deswegen schreibe.
*) S. dieseu Allianzvertrag vom 21. August 1677 Acta hist III, S. 424 ff.; vgl.
oben S. 13 f.
Eindruck der Erfolge des Kf. Anfeindungen gegen Pac. 231
welche die Schweden bis zu Ausgang des Krieges behalten sollten. Die 6000
Mann aber sollten auch bei der schwedischen Armee verbleiben, wenn dieselbe
ins römische Reich, um weiter zu operieren, gehen wurde.1)
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
7. Februar 1679.
[Anfeindungen gegen Pac. Geldzahlungen an denselben. Empfehlung einer Geld-
zahlung an Jablonowski.]
Die Successe des Kf. machen den Hof überaus perplex, aber auch um so 7. Febr.
mehr gegen Kf. verbittert, und da sie an Kf. sich nicht zu rächen wissen,
greifen sie*) den litauischen G. Feldherrn aufs höchste an und bestehen
durchaus darauf, daß er seine Armee sofort abdanke, damit dann seine Feinde
mit ihm nach Belieben spielen mögen. Er und die Kaiserlichen greifen ihm
mit Gelde nach Möglichkeit unter die Arme. Der Kammerjunker Stryszka3)
hat ihm das Überbrachte bereits übergeben. Er ist nicht dabei gewesen, damit
es unvermerkter zuginge und er sagen könne, daß er nichts gegeben und auch
keine Ordre deswegen gehabt habe.
P. S. Wenn Kf. während des Reichstages dem Woiwoden von Reußen
die versprochenen 1000 Dukaten sollte überschicken können, würde es merklich
zu Beförderung seines Dienstes gereichen.
') Kf. sendet (d. Kuckernese 8. Februar 1679) auch das Projekt eines Bedenkens
eines vornehmen schwedischen Offiziers sowie zwei zwischen Hörn und Lilie ho eck
gewechselte Schreiben, welche sich auch unter der schwedischen Bagage gefunden
und aus denen das schädliche Konzert noch klarer erbelle, zur Mitteilung an Pac
uud andere Wohlgesinnte. — v. U. erwidert (d. Grodno 16. Februar 1679), Pac habe
anfangs Bedenken getragen, die schwedischen Stücke öffentlich abfolgen zu lassen,
aus Furcht, sich dadurch in den Verdacht der Parteilichkeit zu setzen und die
Samaiten sowie die Armee zu alienieren, er habe ihm aber doch eine Ordre an seinen
Vetter, der in seiner Abwesenheit die Armee befehlige, gegeben, worin dieser ange-
wiesen wird, sich nicht zu widersetzen, sondern zu dissimulieren und geschehen zu
lassen, daß Kf. die Stücke abholen lasse. Er habe dagegen einen Revers ausgestellt,
daß Kf. dafür andere Stücke geben werde.
*) S. Betbune's Berichte vom 11. Februar und 5. März 1679 (Acta h ist. V,
S. 473 (190—192) und 198f.). Auf dem Reichstage kam es darüber am «;. und
7. Februar zu heftigen Szenen, der Richter von Polock Lukomski, der litauische
Schatzmeister Sapieha, der G.Marschall Polubinski und der Kastellan von Novgurod
griffen Pac auf das heftigste an, doch dieser verteidigte sich und wurde von dem
Woiwoden von Troc Oginski und von Gielgud eifrig unterstützt.
J) S. oben S. 226. Vgl. v. Buchs Tagebuch II, S. 174, 185.
232 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
19. Februar 1679.
[Lügenhafte Berichte über das Gefecht Schönings mit den Schweden und über den
Zustand der schwedischen Armee, Widerlegung derselben durch die Nachrichten aus
Liefland. Verhalten der moskowitischen Gesandten.]
10. Febr. Was ihm Kf. wegen Verrichtung des Generalmajors v. Schöning1) in Ver-
folgung der flüchtigen schwedischen Armee hat mitteilen lassen, ist ihm sehr wohl
zustatten gekommen. Denn die Franzosen haben9) die Stände überreden wollen,
von des Kf. Völkern wären über 1500 auf der Wahlstatt geblieben und die
Schweden hätten noch 10000 Mann davongebracht, mit welchen sie eine gleiche
Zahl Finnen und anderer in Lief land Zusammengebrachter vereinigen und so
stärker als vorhin wieder nach Preußen ziehen würden. Auch der Hof hat
nicht unterlassen, sich dessen zu bedienen, sondern es den moskowitischen
Gesandten mitteilen lassen, um dieselben dadurch kleinmütig und vom Kf. ab-
wendig zu machen. Es widerlegt sich aber jetzt alles durch verschiedene
Schreiben, welche dem litauischen Feldherrn zugekommen und von diesem den
vornehmsten Senatoren, sowie auch ihm mitgeteilt worden sind, darin3) der
miserable Zustand der Armee Horns umständlich beschrieben wird, unter
anderem, daß in Riga alle Tore stets geschlossen gehalten würden, bis auf ein
enges Pförtchen nach der Düna zu, durch das man die vornehmen Reisenden
einließe, während die lief ländischen Bauern vor der Stadt halten müßten. Es
hätte darauf gestanden, daß die Vorstädte hätten sollen abgebrannt werden, nun
würden aber die Häuser abgebrochen und das Holz in die Stadt geführt, Die
Straßen wären voll geflüchteter Leute, und man höre kontinuierlich das Geschrei
von Kindern, der Brandenburger komme und würde die Stadt einäschern. Der
Schrecken sei im Lande überaus groß, zum Aufeisen des Stromes und Begießen
der Wälle würden auch Frauen herangezogen. Daß von des litauischen U. Kanzlers
Fürsten Radziwill Husaren -Kompagnie ein Kamerade, dann des jetzigen
Landbotenmarschalls Husaren -Fähndrich und von des G. Feldherrn Pauzer-
Kompagnie etliche bei dem Scharmützel mit den Schweden4) geblieben, deswegen
setzt man dem G. Feldherrn stark zu. Er kehrt sich aber daran wenig, sondern
wünscht, Kf. möchte, nachdem sich seine Armee etwas rafraichiert hätte, ein
starkes Detachement nach Lief land schicken, zu welchem ihrer sehr viele mit-
zustoßen würden, weil es für die Republik sehr favorabel und angenehm sein
würde, wenn die Macht der Schweden in Liefland ganz gedämpft wäre.
') S. Hirsch, Der Winterfeldzug in Preußen, S. D4ff.
*) S. den Bericht Rethune's vom 24. Februar 167D (A eta Inst. V, S. 473 (1%)).
3) S. Hirsch a. a. O. S. 102 f.
*) fc>. Hirsch a. a. 0. S. 97 f.
Lügenhafte Berichte. Die moskowitische Gesandtschaft. 233
Die hier anwesenden moskowitischen Gesandten1) haben nur durch einen
Dolmetscher mit ihm konferieren lassen. Er hat ans ihren Prozeduren ersehen,
daß sie viel mehr zu sondieren gesucht, wessen sie sich der Konjunktion halber
zu Polen zu versehen hätten, als von der Diversion in Liefland zu sprechen
oder deswegen etwas an den Zaren zu bringen. Sie geben vor, solches liefe
nicht mit in ihre Kommission, sondern müsste in der Residenz negotiiert werden.2)
Wegen der in Samaiten von den Schweden zurückgelassenen Stücke8) hat
der König an Kf. schreiben wollen, er hat aber den Brief zerrissen und dabei
gesagt, er wußte wohl, daß ihm Kf. nicht wohl würde zu gefallen tun.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Danzig
11./21. Februar 1679.
[Seine Verhandlungen mit den Freunden des Kf. in Grolipolen.]
Er hat sich4) zu Fastnacht in Posen eingefunden und den Adel daselbst 21. Febr.
in ziemlicher Frequenz beieinander gefunden. Die meisten, die es noch mit
der Republik halten, bezeugten große Freude über die Erfolge des Kf. wider
die Schweden in Preußen. Sie meinten, die Wohlfahrt der ganzen Republik
hinge gutenteils davon ab, und ließen Kf. ersuchen, nicht eher mit seiner Armee
Preußen zu verlassen, bis man sehe, wie der Reichstag ablaufen und was etwa
weiter von der französischen und schwedischen Partei sowohl direkt gegen Kf.
wie auch indirekt gegen die Libertät der Republik werde vorgenommen werden.
Einige andere, welche vom Hof gänzlich dependieren und für französisches Geld
erkauft sind, spargierten zwar heimlich, Kf. wäre nach so vielen Siegen jetzt
viel mehr zu fürchten als jemals Schweden, doch wnrde ihnen von den anderen
gedroht, sie sollten sich mit dergleichen Diskursen ja zufrieden stellen, sonst
dürfte es bei dem Fastnachtsspiel noch wohl blutige Köpfe setzen. Er hat bei
dieser Gelegenheit darauf hingewiesen, wie uneigennützig Kf. immer gegen die
Republik gehandelt hätte, darüber geklagt, daß ihm dafür so schlecht gelohnt
*) Buturlin und Tschadajew, s. Posselt, Der General und Admiral
Franz Lefort 1, S. 271).
2) Am 27. Februar berichtet v. II., der Sekretär der moskowitischen Gesandtschaft
habe ihn besucht und sich darüber beklagt, daß man polnischerseits gar keine Neigung
zu der WafTenverbindung gegen die Türken zeige, wenigstens für diese Kampagne,
in welcher wohl eine Diversion gegen Kf. nicht ausbleiben werde. Er habe geraten,
Kf. möchte mit dem Zaren fleißig korrespondieren, er werde bei demselben schon
alle Willfahrigkeit finden.
3) S. oben S. 230.
4) S. oben S. 227.
23G I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
auch der Landboten. In betreff der Zerimonien hat er nichts zu desiderieren
gehabt. Daß aber nnmittelbar nach seiner Audienz1) drei gleichlautende
Schreiben Liliehoecks an den König, an den Senat und an die Landboten
verlesen wurden, haben viele für ein angestiftetes Werk gehalten, zumal darin
der litauische G. Feldherr, den er gelobt hatte, des Friedensbruchs be-
schuldigt und, während er Liefland angeboten hatte, aufs neue Preußen ange-
boten war, um die Republik zum Kriege gegen Kf. zu disponieren. Das ist
nun nicht zu furchten, wohl aber daß, wenn die litauische Armee abgedankt
werden sollte, diese durch französisches Geld den französischen Kreaturen in
die Hände gespielt werden und auch die unter den Woiwoden von Marien-
burg und Pommer eilen Stehenden,*) obwohl sie in den Dienst der
Republik genommen sind, dazu stoßen werden. Auch daß man die Kron-
armee von 12000 Mann auf die Hälfte reduzieren will, soll nur dahin
angesehen sein, damit die Reduzierten zu den Feinden des Kf. übergehen. Er
arbeitet dagegen nach Kräften, hofft auch, daß deswegen einige Konstitationen
zu erhalten sein werden, ob diese aber von Wirkung sein werden, ist sehr
zweifelhaft.
Daß der König von Spanien den Kaiser und der Kaiser seine
Alliierten (wie hier behauptet wird) bei den Friedenshandlungen preisgegeben,
macht den Gegnern des Kf. großen Mut und die guten Patrioten sehr bestürzt,
zumal sie hören, daß Kf. um seiner Reichslande willen bald Preußen
verlassen will.
1) Der Dauziger Reichstagsrezell fährt fort: Hierauf Hell der König vom Thron
deklarieren, wie in mercatura ein Tratiquaut was ihm an einem Orte abginge, an
dem anderen wieder zu kompensieren suchte, wäre es auch hier in Re publica zu
observieren dienlich, da man, was an der einen Seite den Herrschaften des Reichs
ovelliert worden, an den anderen zu rekuperieren nötig hätte, zu welchem Zweck der
König die von der Krone Schweden de restituenda Ducali Prussia getanenen Offerten
der Republik vorstellen lassen. Wie diese angehört, was der k. brandenburgische
Minister angebracht, wären auch von dem schwedischen Gesandten Liliehoeck
Schreiben angelaugt, welche der König auch zu verlesen für nötig hielte. Es wurden
also die drei Schreiben an den König, den Senat und die Ritterschaft verlesen, worin
er sich beschwerte, daß er sich nicht aus Dauzig entfernen konnte, indem der Kf.
auf ihn passen ließe, daneben sich heftig über den litauischen G. Feldherrn beklagte,
welcher die ohne Belästigung Samogitieu berührende schwedische Armee sehr übel
traktiert und dadurch die Freundschaft zwischen Schweden und dieser Krone sehr
verletzt habe, und nochmals Preußen anbot. Der Person des Kf. war dabei nur mit
stetigen luvektiven und Punktliren gedacht, welches alles nach eines jedweden
Passion mit Vergnügen oder Ärgernis augehört worden ist. Vgl. Bothune's Bericht
vom "24. Februar 1671), S. 473 (lt>6).
2) l>ie Bethuneschen Truppen, von denen der König auf dem 5. — 10. Dezember
1678 zu (iraudenz abgehaltenen preußischen Landtage (s. Leu gn ich VIII, S. 171 f.)
hatte erklären lassen, daß sie in seinem Dienste ständen. S. Bethune's Bericht
vom 11. Februar 1679, S. 473 (11)0-192).
Schreiben Liliehoecks. Vorschläge des Hofes. 237
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
4. März 1679.
[Die Vorschläge des Ilofes, geringer Widerstand dagegen. Beabsichtigte Reise des
Fürsten Radziwill nach Preußen. Reformation der Königin. Niederlegung der
G. Kanzler würde durch den Primas. Scheinbare Geneigtheit des Königs
zum Bündnis mit Moskau.]
Da die Patrioten sehen, daß der König auf Frankreichs Antrieb einen Krieg 4. Man
wider christliche Potentaten vorhat, so suchen sie1) ihn dadurch davon abzu-
bringen, daß sie auf den türkischen Krieg dringen, dennoch aber skrupulieren
sie bei den von den moskowitischen Gesandten gemachten Vorschlägen nnd
angebotenen Konditionen. Hingegen wird vom Hof und dessen Dependierenden
angeführt, man müßte3) zunächst die Erklärung aller christlichen Potentaten
einholen, wieviel sie wirklich beizutragen willens seien, die Stände möchten
daher dem König Kontributionen auf zwei Jahre bewilligen, ihm die Unter-
handlungen mit den anderen Mächten überlassen, ihm auch anheimstellen, die
Armee zu verstärken und in allem, wie er es der Republik zuträglich erachtete,
zu verfahren; einen Reichstag im Juni oder Juli zu halten, würde der Sache
eher hinderlich als forderlich sein. Viele deuten dieses so, daß dadurch zum
absoluten Dominat der Weg gebahnt werde, zumal der König erwähnt, er
müßte ausländische Offiziere und Konstabel verschreiben. Es ist aber fast nicht
zu begreifen, wie bei dieser sonst für die Freiheit so hoch eifernden Nation
sich so viele besonders unter den Geistlichen finden, die nach dem absoluten
Dominat sich nicht allein sehnen, sondern auch keine Scheu tragen, dieses
öffentlich zu deklarieren, dagegen unter den Weltlichen außer dem litauischen
G. Feldherrn Pac, dem Woiwoden von Trocki Oginski und dem Kastellan von
Brzesc Piasezinski sich fast keiner findet, der solchem öffentlich mit Ernst
widerspreche, wenngleich was angeboten wird. Daher ist das Negotiieren hierselbst
nicht nur überaus schwer, sondern ganz unnütz und fruchtlos.3)
') S. eben diese Relation Bethune's.
*) Dem entsprechend lauten die Vorschläge in dem von dem König abgefaßten
scriptum ad archivum, welches am 8. März dem Reichstage zuging.
*) Chwalkowski berichtet 4. März 1679: „Man hat verschiedenen Wohlgesinnten
das aus des Königs Intention besorgende höchste Nachteil gehörigermaßen vorgestellt,
wann man dergleichen Wichtigkeit einem consilio und also etzlichen, so leicht zu
gewinnen sind, überlassen, große Geldsummen bewilligen, bevor man wüßte, ob der
Krieg mit der Porte vor sich gehen möchte (wozu I. K. M. nicht inclinieret), die
hernach leichtlich auf eine anderwärtige Impresa könnten angewendet werden, auch
das größte Kleinod der Freiheit, ohne der Woiwodschaften Einwilligung keine con-
tributiones zu bewilligen, 1. K. M. in die Hände geben sollte. Sie begreifen alles
sehr wohl, aber es scheinet, daß ein verborgenes Verhängnus darunter, da fast alle
die Hände sinken lassen."
238 I- Brandenburg und Polen HJ73— 1679.
Der Fürst von Kletzko,1) dem der König die litauische Hofmarschalls-
charge verschrieben, ist jetzt eben im Aufbruch begriffen, um mit so vielen
Freunden, als er nur aufbringen kann, zu Kf. zu reisen und um Resolution
wegen der Prinzessin Radziwill anzuhalten. Denselben und auch den U. Kanzler
hat sehr allarmiert, daß hier ausgesprengt worden ist, die Prinzessin wollte mit
der Kurfürstin hinaus nach Berlin gehen, weil er solchenfalls ganz verzweifelt,
seinen Zweck zu erreichen. Er droht, dann die Güter sofort in Besitz zu nehmen,
unter dem Vorgeben, er hätte den Consens aller Vormünder, woran aber sehr
zu zweifeln ist. Er soll auch den Plotzischen Landfähndrich Klokocky') auf
seine Seite gebracht und die Hoffnung haben, dieser werde ihm die Festung
Slutzko, das vornehmste Stück der Erbschaft, einräumen. Es wird also wohl
so zu menagieren sein, daß die Leute ohne ein schriftliches oder mündliches
Engagement bei ihrer Hoffnung gelassen und alles doch differiert werde. Vor-
nehmlich hätte die Prinzessin zu bezeugen, daß sie noch zurzeit nicht an eine
Heirat denke, sondern der Kurfürstin aufzuwarten verlange.
Falls der Reichstag sich nicht übermorgen fruchtLos zerschlägt, dürfte er
leicht noch 14 Tage dauern. Der Hof wird den Schluß desselben zu beschleunigen
suchen, wenn er die sogenannte Reformation oder das Leibgedinge für die Königin2)
wird zustande gebracht haben. Man hat4) den nominierten Erzbischof auf fast
schimpfliche Manier zur Niederlegung des großen Siegels gezwungen, nun ver-
zögert man aber die Vergebung desselben aus Furcht, daß die, welche darauf
vertröstet worden, wenn sie übergangen würden, um sich zu rächen, diese
Reformation zu hintertreiben suchen sollten.
Um der Stände Affektiou zu gewinnen, stellt sich der König, als verlangte
er, sich mit Moskau gegen den Türken zu konjungieren, daß es aber kein Ernst
ist, nimmt man daher ab, daß die vornehmsten Hof kreatnren dem widersprechen,
ja es zu hintertreiben suchen. Dem Türken soll bereits ein Wink gegeben sein,
er hätte sich an alles hiesige Aufheben garnicht zu kehren.
Der Kurfürst an v. Iloverbock. D. Königsberg
9./19. März 1(>7<).
[Seine bevorstehende Abreise. Angebliche Machinationen Bcthune's.
19. Mär/. Kr gedenkt am 1I5./23.5) wieder nach der Kurmark Brandenburg auf-
zubrechen. Mit H/s Diensten ist er zufrieden, derselbe soll das Ende des
l) S. oben S. <J9f.
#i) S. Schiein an n in der ebendort genannten Abhandlung S. 131.
3) S. darüber Zaluski I, S. 704 f.
4) S. ebendaselbst S. 704 und Bethune's Relationen vom 24. Februar und
7. April DI79 (S. 196 (473) und 2i>0). Am 7. März wurde das G. Kanzleramt dem
bisherigen U. Kanzler Wielopolski übertragen und an dessen Stelle der Bischof
von Culm Malach owski zum l'. Kanzler ernannt.
6) An diesem Tage ist Kf. wirklich von Königsberg abgereist. S. v. Buchs
Tagebuch, herausgegeben von Hirsch, II, S. li>9.
Abreise des Kf. Vorgänge auf dem Reichstag. 239
Reichstages abwarten. Ihm ist diesertage berichtet worden, Bethune1) sei
nach Ungarn verreist, nm dort einige tausend Mann an sich zu ziehen und
dieselben herauszubringen, damit sie sich mit den in Preußen stehenden Völkern
konjungieren. H. soll zu erfahren suchen, was daran sei und was die Wohl-
gesinnten dabei für Sentimente haben.
J. v. Ho verbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
20. März 1679.
[Vergebliche Bemühungen der Gegner des Hofes. Beabsichtigter neuer Einfall der
Schweden in Preußen. Forderung des Königs wegen der Geschütze.
Rat Radziwills. Scultetus' Rückkehr.]
Obwohl diesertage verschiedene Landboten freier als bisher für die 20. März
Freiheit und die Fundamentalsatzungen des Reiches gesprochen,2) hat doch der
Uof so viel Anhang, daß sie nicht durchzudringen vermögen, hingegen treibt
derselbe alles teils durch Bedrohung, teils mit Gift und Gaben durch. Der
litauische G.Feldherr hat eine Konstitution wider die heimlichen franzosischen
Werbungen vorgeschlagen und sehr eifrig durch seinen Anhang behauptet,3)
dieselbe ist jedoch nicht bestanden, sondern an Stelle derselben eine andere,
zu der sich der König auch noch sehr schwerlich hat verstehen wollen. Der
Reichstag wird zu der Stände höchster Ungelegenheit von Tag zu Tage verzogen,
viele von den Senatoren und Landboten, auch von denen, welche die Abfassung
der Konstitutionen überwachen sollen, sind schon abgereist, so daß um so leichter
l) Diese Nachricht ist irrig, Bethune ist bis zu Ende des Reichstages in
Grodno geblieben.
*) Am 17. März äußerte auf die Bemerkung eines Landboten Sarbiewski,
es sei unwürdig, da man doch nur scabellum regis wäre, diesen mit allerhand ver-
drießlichen Privatangelegenheiten aufzuhalten, ein anderer, M a 1 a c h o w s k i , sie wären
treue Untertanen des Königs, aber nicht dessen Fußschemel, und die polnische Nation
sei nicht gewohnt, gleich anderen zur Dienstbarkeit geborenen Völkern, hoffartige
Röckentreter zu verehren.
*) Schon am 15. März wurde von den großpolnischen und litauischen Landboten
heftig gegen die fremden Werbungen und die aus Ungarn zurückgekehrten, iu den
Woiwodschaften herumschweifenden Truppen geeifert und verlangt, daß solche
Werbungen scharf verboten und den Woiwodschaften aufgetragen werde, das lose
Gesindel niederzumachen. Einige griffen auch Bethune an, der an der Störung
der Freundschaft mit den Nachbarn schuld sei und, wenn man ihn noch länger
duldete, noch mehr Unheil und Verwirrung anstiften werde. Auch am 16. setzten
die Großpolen diese Angriffe fort und wollten den aus Ungarn Zurückgekehrten
nicht die am Tage vorher von dem Woiwoden von Lublin Rey beantragte Amnestie
bewilligen, doch ohne Erfolg. S. Bethune' s Berichte vom 22., 29. und 30. März
1679 (S. 203 ff.).
240 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
was durchzutreiben und nach des Hofes Willen und Interesse einzurichten
sein wird.
Aus Liefland kommt die Nachricht, daß die Schweden sich des Königs-
marck mit offenem Wasser versehen und alsdann wieder in Preußen einzufallen
und sich mit den Bethuneschen Völkern zu vereinigen gedenken. Wenn man
mit den Ständen spricht, versichern sie, es werde von dem Hof nie dahin
gebracht werden, daß ein Krieg wider Kf. erklärt werden sollte, sie wollen aber
nicht gutsagen, daß nicht durch Konnivenz von verschiedenen Orten Streifzüge
oder Einfälle wie in Ungarn erfolgen sollten.
Der König hat aufs neue an ihn wegen der schwedischen Stücke1) geschickt,
deren Auslieferung verlangt und erklären lassen, es sei dieses ein point d'honneur,
darin man ohne höchsten Nachteil nicht nachgeben könnte. Er hat dieses be-
stritten und wieder erklärt, dem Kf. käme das, was er dem Feinde auf der
Flucht abgejagt, zu. Trotzdem ließ der König durch Witwicki auf eine
kategorische Erklärung des Kf. dringen.
Der litauische U. Kanzler Fürst Kadziwill hat ihm die Erklärung vom
Könige gebracht, derselbe wollte die Kommission nicht in die Konstitntionen
bringen, sondern sich vorher mit Kf. über die Prätensionen verstandigen, er
wünschte auch sehr, sich mit Kf. zu unterreden, wüßte aber nicht, ob die Reichs-
tagsgeschäfte es ihm gestatten würden, an die Grenze von Preußen zu kommen.
Der Fürst meinte, ein Mittel zu Stiftung vertraulicher Korrespondenz würde sein,
wenn Kf. mit dem König wegen des Pfandschillings auf Draheim traktieren wollte.
Doch hat er dazu keine Hoffnung gemacht, da er gemerkt, daß man viel von
der Summe zu erlassen prätendieren würde.
Scultetus reist heute zurück und wird ausführlich referieren, was er mit
dem Woiwoden abgeredet.
J. v. Hoverbeek an den Kurfürsten. D. Grodno
5. April 1679.
[Schluß des Reichstages, für den König günstiger Ausgang desselben. Hoffnungen
auf die Woiwodschaften.]
5. April Nachdem sich der König gestern zeitiger als sonst zur Session ein-
gefunden und diese die ganze Nacht fortgesetzt worden, ist endlich heute
um 10 Thr Vormittag2) der Reichstag glücklich zu desselben völliger Ver-
gnügung geschlossen worden, weil er alles, was er begehrt und zu Stabiliernng
fast unumschränkter Gewalt und Ansehens gereichen kann, durchgetrieben
>) S. oben S. 233.
*-) Irrig. Der Schluß des Reichstages erfolgte am 1. April morgens, nach dein
hanziger Uezeli um 8, nach dem Berliner um 1) Ihr.
Schluß des Reichstages. 241
hat.1) Viele der vornehmen Landboten sind ganz bestürzt. Man flattiert sich
wohl damit, es werde leicht wieder zu remedieren sein, der König wird sich
aber schwerlich, was einmal bewilligt worden, nehmen lassen, überdies könnte
es nur mit einhelligem Consens aller Stände geschehen, wozu er es aber nimmer
wird kommen lassen.
P. S. Einige vornehme Senatoren haben noch die Hoffnung,3) viele Woiwod-
schaften dürften mit Protestationen gegen die bewilligten Kontributionen und
andere Punkte, welche die Landboten nicht in instructione gehabt, einkommen
und einen extraordinären Reichstag abdringen, bei welchem vieles zu redressieren
sein würde. Allein solches ist mehr zu wünschen als zu hoffen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Grodno
15. April 1679.
[Vorschläge, wie Kf. auf die Kreistage einzuwirken suchen solle. Vermittlungsanerbieten
der Königin. Die ihm erteilten Resolutionen.]
In etlichen hundert Jahren ist keinem Könige so viel eingeräumt worden |* Äprji
als dem jetzigen bei hiesigem Reichstage. Ks war dies um so weniger nötig,
weil er ohne das fast in allem nach Belieben verfährt. Glücklicherweise gehen
die Kreistage erst am 24. Mai an, so dal! Kf. Zeit und Gelegenheit haben wird,
dieselben durch seine Bedienten zu besuchen. Damit es bei stehendem Kreis-
tage keinen Aufstand abgebe, raten die Affektionierten, Kf. möchte seinen Be-
dienten wenigstens 14 Tage vorher zuförderst zu Breza in dessen Haus schicken
und mit demselben überlegen lassen, wie zu verfahren sei und wem man zu
trauen habe. Malachowski3) ist dem Kf. schon bekannt, auch der Fraustadtsche
Burgschreiber Wilintarski hat sich zu aller Willfährigkeit erboten. Der Woiwode
von Posen4) ist zwar von Bethune sehr karessiert, wo nicht interessiert gemacht
l) Die Danziger Sekretäre Schumann und Albertini berichten dem Rat am
4. April: Endlich heute früh ungefähr um 8 Uhr ist per tot discrimina rerum der
Schluß des Reichstages erfolgt. Wie erfreut der König darüber ist, zeigen die Worte,
die er zuletzt vom Thron abgehend sprach, er freue sich höchlichst, daß dieser so
schwierige Reichstag dergestalt ad mentem suam bestanden. S. auch ßethune's
Berichte vom 3. und 7. April IGT!) (S. 21 8 f.).
*) Schumann und Albertini berichten am 12. April, beide Majestäten seien
über den glücklichen Schluß des Reichstages herzlich erfreut. Ob aber alles, was
hier endlich beschlossen, auf den Relationsseymiken werde genehm gehalten werden,
wollten viele bezweifeln, zumal man in dem ad archivum gegebenen scripto dem
König in bezug auf Krieg und Frieden zu große Macht eingeräumt und jus vetandi
nicht ausreichend garantiert habe.
s) S. oben S. 239.
4) Christoph Grzymultowski.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürs teu. XIX. IG
242 I. Brandenburg und Polen 1673—1679.
worden, doch ist nicht zu glauben, daß er zum Kriege mitstimmen sollte, da
seine Guter und seine Starostei zunächst an der Grenze gelegen. Derselbe hat
sich auch gegen ihn zu allem Guten erboten, und er hat ihn auf ein gar ansehn-
liches Rekompens vertröstet, wenn er Kf. deswegen außer Sorgen stellen könnte.
Die Königin1) bezeugt große Begierde, den König sowohl mit dem Kf.
als auch mit dem Kaiser in gutes Vertrauen zu setzen, doch verlangt sie, man
solle ihr etwas an die Hand geben, wodurch sie dem König zeigen könnte, daß
Kf. ihm wohlwollte und seine Freundschaft ästimierte, und schlägt die Zurück-
gabe von Draheim vor. Er aber hat deutlich zu erkennen gegeben, daß Kf. von
dem, was ihm in den pactis verschrieben, um der Konsequenz willen nichts entraten
könnte, auf andere Weise aber dem König zur Hand zu gehen bereit wäre.
Beifolgend kommt die Resolution,3) welche er auf seine Proposition und sein
Memorial 3) erhalten. Er hat dagegen andere responsa comitialia vorgelegt, welche
viel besser und höflicher eingerichtet sind, man hat sich aber damit entschuldigt,
es könnte nicht mehr geändert werden, da beide K. Kanzler schon weg wären.4)
P. S. Man glaubt, daß vor den Relationstagen, die am 24. Mai angehen
sollen, nichts gegen die Lande des Kf. vorgenommen werden wird, zumal der
K. G. Schatzmeister Morste in, welcher in solenner Ambassade nach Frankreich
geht, Befehl hat, auf dem Rückweg bei Kf. zu negotiieren.5)
») S. Bethune's Bericht vom 22. März 1679 (S. 205).
3) D. Grodnae 11. April 1679: Desideria Serenitatis Vestrae tarn literis eiusdem
quam ore Illustris et Magnifici Legati nobis regnique nostri ordinibus «plicata
accepimus, quibus facile utique respondere possemus, nisi priora tarn Serenissimi
Antecessoris Nostri quam Nostra intercessissent apud Serenitatem Vestram postulata
in iis rebus, in quibus vigore Pactorum Bydgostieosium satisfactio per S. V. debita
hucusque a Nobis desideratur: aut saltem Commissarios designari, qui cum Commissariis
Nostris praetensiones et difticultates discernerent, a S. V. fraterne requisivimus; utque
Nostra per omnia facilitate proniorem hoc in negotio animum S. Vestrae redderemus,
non cunctabundi Bydgostiensis foederis renovavitnus Tractatum. Sed cum hac ami-
citiae nostrae exhibitione (ut reliquas sileamus) nil praeter continuatas hucusque
dilationes experiinus in re tarn iusta et ad conservandain bonani amicitiam apprime
necessaria, iara S. V. non gravatim diiudicabit, an fas est Nobis ultra in desideriis
S. Vestrae progredi, cum Nostrae Regnique Nostri praetensiones haereant indecisae. —
3) In demselben (s. Acta hist. V, S. 216 f.) hatte er daran erinnert, daß Kf.
vergebens Versagung des Durchzuges und Hilfe gegen Schweden verlangt habe, und
gefordert, dali, da in Liefland und auch in Polen neue Rüstungen, um Preußen
anzugreifen, gemacht würden, auf dem Reichstage ein strenges Verbot ergehe, etwas
zum Schaden des Kf. zu unternehmen, und daß die, welche sich vom Feinde sollten
anwerben lassen, für Feinde des Vaterlandes erklärt würden. Die Gegenpartei hatte
aber verhindert, daß dieses Memorial auf dem Reichstage verlesen wurde. S. Bethune's
Berichte vom 30. März und 3. April 1679 (S. 214, 218).
4) Das Rekreditiv König Johanns für v. Ho verbeck ist Grodnae 17. April 1679
ausgestellt.
5) Wiehert meldet dem Kf. aus Warschau 17. Mai 1679, der K. Schatzmeister
gedenke seine Reise am 24. über Frankfurt a. 0. und Leipzig anzutreten. Er habe
Die Resolution und das Rekreditiv für v. Ho verbeck. Dessen Ratschläge. 243
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Rhein
29. Mai 1679.
[Neues freundlicheres Rekreditiv. Rat, den Konig durch Überlassung eines Teiles
der Elbinger Pfandsumme zu gewinnen. Geneigtheit des Hofes zu freundschaftlicher
Verbindung mit Kf.]
Da er ganz abweichend von den überaus freundlichen Erklärungen des 29. Mai
Königs bei seiner Abschiedsaudienz das für ihn ausgestellte Rekreditiv sehr
kaltsinnig eingerichtet befunden, hat er sich darüber bei der Konigin beklagt.
Diese bezeugte darüber große Unzufriedenheit und verlangte von ihm Vorschlägei
wie es za redressieren wäre. Er hat darauf vorgeschlagen, da jenes Schreiben
des Königs vornehmlich auf seine in publico consessu aller Stände getanene
Proposition gerichtet gewesen, könnte der König ihm ein anderes auf die private
Abschiedsaudienz bezügliches zustellen lassen, in welchem die kontestierte
Affektion und hohe Erbietung besser ausgedrückt wäre. Ein solches Schreiben
hat ihm jetzt der AVoiwode von Pommerellen, Graf Dönhoff, zugeschickt.
Eine höfliche Beantwortung desselben seitens des Kf. würde viel Gutes stiften.
Weil der König von Frankreich die Freundschaft des Königs von Polen
vornehmlich mit Gelde (welches auch bei ihm am meisten vermag) kultiviert,
wird Kf. sich der Freundschaft desselben nicht recht versichern können, wenn er
nicht etwas Ansehnliches von der Elbinger Summe setzt, was durch andere zur
Sicherung seines Staats gereichende Zugeständnisse ersetzt werden könnte. Man
begreift am polnischen Hofe wohl, daß Frankreichs Freundschaft und Assistenz
(dessen zu hoch steigende Macht und bisherige Prozeduren den Ständen große
Ombrage machen) dem königl. Hause nicht so wohl können zustatten kommen
wie die Affektion des Kf. und des Hauses desselben, daher auch der königliche
Prinz, als er Abschied von ihm nahm, sich nicht nur dem Kurfürsten, sondern
auch noch besonders dem Kurprinzen rekommendierte.
ihm im Vertrauen gesagt, daß er gern dem Kf. en passant aufgewartet hätte, wenn
ihn nicht die verdrießlichen Kommissionen, die ihm seitens des Königs auferlegt
werden dürften, davon abhielten.
16»
Abschnitt IL
Brandenburg und Russland 1673-1679 ,
Einleitung.
Der lebhafte diplomatische Verkehr, welcher während der Jahre
1654 bis 1660 zwischen dem Kurfürsten von Brandenburg und dem
moskowitischen Zaren unterhalten worden war,1) ist nach der Beendigung
des nordischen Krieges nicht weiter fortgesetzt worden. Dem Kurfürsten
war es während dieses Krieges gelungen, trotzdem er und der Zar gerade
in entgegengesetzter Richtung ihre Stellung zu den hauptsächlich an
demselben beteiligten Mächten Schweden und Polen verändert hatten,
das mit Rußland durch den Vertrag vom 2. Oktober 1656 begründete
freundschaftliche Verhältnis wenigstens äußerlich zu erhalten und einen
feindlichen Zusammenstoß mit der russischen Macht zu vermeiden. An
den Friedensverhandlungen, welche dem Kriege ein Ende machten, hat
der Zar nicht teilgenommen. Er war mit Schweden schon Ende 1658
einen Waffenstillstand eingegangen und hat dann im Juni 1661 mit
dieser Macht den ewigen Frieden von Kardis abgeschlossen, dagegen hatte
er im Herbst 1658 die seit dem Wilnaer Vertrage vom November 1656
eingestellten Feindseligkeiten gegen Polen wieder eröffnet, und dieser
neue russisch-polnische Krieg hat sich bis 1667 hingezogen. Auf dem
nördlichen Schauplatze, in Litauen, hat er für die Russen einen unglück-
>) S. Urk. u. Akt. VI, S. 701 ff.; VIII, S.3ff.; Hirsch, Die ersten Anknüpfungen
zwischen Brandenburg und Rußland unter dem Großen Kurfürsten. I. II. (Wissen-
schaftliche Beilage zum Programm des Königstädtischen Realgymnasiums zu Berlin
1885, 1886); v. Hedenström, Die Beziehungen zwischen Rußland und Brandenburg
während des ersten nordischen Krieges 1655 — 1660 (Marburger Dissertation) Marburg
1896. Die in dem Journal des Ministeriums der Volksaufklärung (Juni- Septemberheft
1900) abgedruckte russische Abhandlung von Forsten: Zur äußeren Politik des
Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, I., behandelt die Beziehungen
des Kurfürsten zu Rußland. Für die Zeit bis 1660 beruht sie auf den vorstehend
genannten beiden Schriften, für die spätere Zeit auf den Akten des Berliner Staats-
archivs, russische Materialien sind in ihr nicht benutzt. S. Girgensohn in Sitzungs-
berichte der Historischen Gesellschaft zu Berlin 1901, N. 2 (6. April).
248 Einleitung.
liehen Verlauf genommen, sie haben allmählich die Gebiete und Plätze,
welche sie früher dort jenseit des Dniepr eingenommen hatten, verloren.
Auf dem südlichen Schauplatze, in der Ukraine, dagegen haben sie trotz
einzelner Niederlagen, hauptsächlich infolge des Wiederabfalls der Ko-
sacken auf ihre Seite, ihre meisten Eroberungen behauptet. Der Krieg
aber ist von beiden Seiten mit geringer Energie geführt und zu wieder-
holten Malen sind mehr oder minder ernstlich gemeinte Versuche ge-
macht worden, ihn durch Unterhandlungen zu beendigen. Das Bemühen
des brandenburgischen Kurfürsten ist in den nächsten Jahren dahin
gegangen, in diesen Krieg nicht verwickelt zu werden, aber an den
Friedensverhandlungen teilzunehmen. Er befand sich jenen beiden
Mächten gegenüber insofern in einer mißlichen Lage, als die Verpflich-
tungen, welche er gegen die eine und gegen die andere eingegangen
war, im Widerspruch zueinander standen. !) Durch die Verträge von
Wehlau und Bromberg hatte er als jetzt souver iner Herzog von Preußen
mit dem König und der Republik Polen ein ewiges Bündnis abgeschlossen
und sich verpflichtet, dieselben in jedem künftigen Kriege, welchen sie
zu führen hätten, mit 1500 Mann Fußsoldaten und 500 Reitern zu
unterstützen. In dem Freundschaftsvertrage mit dem Zaren von 1656
aber hatte er versprochen, keinem Feinde desselben, weder Schweden noch
Polen noch sonst einer Macht, gegen ihn Hilfe zu leisten. In dem
Wehlauer Vertrage war ferner festgesetzt worden, daß der Kurfürst in
den zwischen Polen und Rußland abzuschließenden Frieden unter Gewähr-
leistung der in diesem Vertrage getrollenen Abmachungen, d. h. seiner
Souveränität in Preußen, eingeschlossen werden solle. Um jene dem
Zaren gegenüber eingegangene Verpflichtung nicht zu verletzen, hat er
es zu vermeiden gesucht, Polen gegen denselben Hilfstruppen zu schicken.
Als er ltiOO, gleich nach dem Abschluß des Olivaer Friedens, von pol-
nischcr Seite wegen solcher belangt wurde, hat er sich erboten,*) statt
der Soldaten Munition, Pulver und Lunten zu liefern, und polnischer-
') 8. Hirsch a. ;i. <>. II, S. 1». Was v. Ho den ström a. a. (). S. 64 Anm. dagegen
anführt, ist nicht stichhaltig. Allerdings handelte es sich in dein Wchlaucr Vertrage
zunächst um ein hcfeiiMvhüudnis des Kf. mit Pulen gegen Schweden und ist in den
Separatartikelu unter iUjn tremeinsehaftlieh zu bekämpfenden Feinden dieses gemeint.
Aber ausdrücklich wird dieses auch hier nicht gesagt (es heißt vielmehr: ad expur-
gandam uuihusvis lmstibus Polouiar.i et tutam Prussiam Kegiam ac Oucalem periculo
liberandam) und ebensowenig, dal) diese Feinde gemeinsame sein müßten. Indem
Hauptvertrage aber ist die Hilfsverpflichtung auf jeden künftigen Krieg ausgedehnt.
J) S. Ürk. u. Akt. IX, S. ^J, L'S, ;;l\
Einleitung. 249
seits ist man damals auch bereitwillig darauf eingegangen. Später hat
er1) die Verpflichtung zur Hilfeleistung vorläufig unter Hinweis darauf,
daß Polen die ihm gegenüber eingegangenen Verpflichtungen durch Vor-
enthaltung von Elbing und Draheim noch nicht erfüllt hätte, in Abrede
gestellt und in der Tat Polen gegen Rußland keine Hilfe geleistet. Er
hat andererseits in den ersten Jahren, so oft von Friedensverhandlungen
zwischen beiden Mächten die Rede war, Anstalten getroffen, um an den-
selben teilzunehmen und womöglich dabei die Vermittlerrolle zu spielen.
Gleich im Sommer 1660, als verlautete, daß solche Unterhandlungen
stattfinden sollten, ließ er') dem König von Polen diese Absicht mit-
teilen und ihn ersuchen, seine Vermittlung anzunehmen. Er erbot sich,
an den Zaren einen Gesandten zu schicken und ihn zum Frieden er-
mahnen zu lassen. Doch erklärte der König von Polen damals einen
solchen Versuch für ganz aussichtslos, und so hat er ihn unterlassen.
Als er aber*) im März 1661 durch den Herzog von Kurland erfuhr,
daß der Zar sich zu Friedensverhandlungen bereit erklärt und Königs-
berg als Ort für dieselben vorgeschlagen habe, beauftragte er den Herzog,
demselben zu schreiben, daß er damit zufrieden sei, und ließ zugleich
auch dem König von Polen Anzeige davon machen und anfragen, ob er
auf dieses Anerbieten eingehen wolle. Aber auch jetzt wollte man am
polnischen Hofe von solchen Unterhandlungen nichts wissen, man äußerte
sogar gegen den Kurfürsten den Verdacht, daß er mit. dem Zaren in
einer gegen Polen gerichteten Verbindung stehe. Dagegen aber ließ der
Kurfürst4) durch die Gesandten, welche er bald darauf an den polnischen
Hof schickte, auf das nachdrücklichste Verwahrung einlegen. Zu Anfang
des nächsten Jahres 1662 erhielt er4) durch seinen preußischen Statthalter,
den Fürsten Radziwill, der sich damals auf seinen Gütern in Litauen
befand, Nachricht von den glücklichen Erfolgen der Polen gegen die
Russen in diesen Gegenden und zugleich wieder von bevorstehenden
Friedens- und Allianzverhandlungen zwischen beiden Teilen. Sofort
traf er wieder Anstalten, an diesen Verhandlungen teilzunehmen, er
beauftragte6) den neumärkischen Regierungsrat v. Bornstädt, sich sofort
») S. ürk. u. Akt. IX, S. 240, 311.
*) S. ebendaselbst S. 22, 30 f.
*) Geheimenratsprotokoll vom 8. März 1661, vgl. ürk. u. Akt. IX, S. 217.
4) S. ürk. u. Akt IX, S. 240, vgl. auch S. 311.
5) Forst Radziwill an Kf. d. Slucko 5. Januar 1662.
6) K f. an v. Bornstädt d. Cöln a.d. Spree 20. Februar/ [2. März], an v. Schwerin
17./ [27.] Februar 1662.
250 Einleitung.
nach Königsberg und dann weiter nach Rußland zu begeben, um ab
sein Vertreter denselben beizuwohnen. Zugleich erteilte er dem damals
in Preußen befindlichen Oberpräsidenten v. Schwerin den Befehl, zu-
sammen mit den preußischen Oberräten die nötigen Vorbereitungen für
diese Gesandtschaft zu treffen, und er wies v. Hoverbeck, den er damals
wieder nach Warschau schickte, an,1) dort zum Frieden zu raten und
zu verlangen, daß in diesem Frieden nichts ihm Nachteiliges oder seinem
mit Polen abgeschlossenen Bündnisse Zuwiderlaufendes abgemacht, viel-
mehr er in denselben mit eingeschlossen und daß sein dorthin geschickter
Gesandter zur Teilnahme an den Verhandlungen zugelassen werde. Aber
auch dieses Mal hat er seine Absicht nicht ausführen können. Schon
Anfang März erhielt er3) sowohl durch die preußische Regierung wie
auch durch v. Hoverbeck die Nachricht, daß die Unterhandlungen
zwischen den Russen und Polen sich zerschlagen hätten, und daraufhin
erteilte er3) Borns tädt, der schon in Königsberg angekommen war
und um dessen Ausrüstung sich Schwerin und die Oberräte bemüht
hatten,4) den Befehl zur Rückkehr. Mehr und mehr mußte er
sich überzeugen, daß man polnischerseits weder seine Teilnahme an den
Verhandlungen noch weniger seine Vermittlung zulassen wolle. Da-
gegen schien der Zar diese zu wünschen. Er erfuhr1) Anfang 1664,
daß derselbe deswegen Schreiben an ihn abgesendet habe, daß diese
aber von den Polen aufgefangen seien und ihm vorenthalten würden
Um so mehr hielt er an seiner Absicht fest. Als er im Sommer dieses
Jahres aufs neue die Nachricht von bevorstehenden Friedensverhandlungen
zwischen Polen und Russen erhielt, beschloß er wieder einen Bevoll-
mächtigten dazu abzuschicken. Er bestimmte dazu den in dem Dienst
des Fürsten Radziwill stehenden, aber auch von ihm schon früher in
seinen Geschäften verwendeten und von ihm zum Hofrat ernannten
polnischen Edelmann Johann Mierczynski.6) Er beauftragte1) den-
selben, ganz ähnlich wie vorher Bornstädt, sich, sobald Fürst Radzi-
will es für ratsam befinden werde, an den Ort der Traktaten zu
') S. Urk. u. Akt. IX, S. 314.
*) S. ebendaselbst S. 321f.
*) Kf. an v. Homstädt d. Oranienburg 13./23. März 1662.
*) S. Urk. u. Akt. XV, S. 762 f., XVI, S. 4, 6, 8.
») S. Urk. u.Akt. XII, S. 269.
6) S. über denselben Urk. u. Akt IX, S. '2Q.
7) Instruktion für Mierczynski d. Cölu a. d. Spree 15./ [25.] Juli 1664.
Einleitung. 251
verfugen, sich zuerst bei den polnischen und dann bei den russischen
Kommissaren anzugeben und dahin zu wirken, daß er in den Frieden ein-
geschlossen und daß nichts ihm und ebenso den Evangelischen in Polen
Prajndizierliches in denselben aufgenommen werde. Etwaige Einwen-
dungen von polnischer Seite gegen seinen Vertrag mit dem Zaren, oder
von russischer gegen seine Verpflichtung zur Hilfeleistung an Polen
sollte er zu widerlegen suchen. Fürst Radziwill aber, dem der Kur-
fürst die Instruktion für denselben zuschickte, widerriet1) die Sendung
Mierczynskfs als eines Polen. Die polnischen Kommissare würden ihn
vielleicht gar nicht zulassen, jedenfalls werde derselbe die Interessen des
Kurfürsten nicht so frei wie jemand von dessen eigenen Dienern ver-
treten können. Er schlug an Stelle desselben den alten, früher mehr-
fach zu Sendungen nach Polen verwendeten Geheimen Rat v. Oelsnitz
oder den Legationsrat v. Kanitz vor, bemerkte aber gleich, es sei den
einlaufenden Nachrichten zufolge zu fürchten, daß die Friedensverhand-
lungen eher geschlossen oder gar abgebrochen sein dürften, ehe ein Ab-
gesandter des Kurfürsten dort erscheinen könnte. Der Kurfürst beauf-
tragte ihn darauf, v. Oelsnitz zur Übernahme der Gesandtschaft zu
bewegen, aber der Fürst berichtete ihm bald darauf, daß die FHedens-
unterhandlungen gescheitert seien, da man polnischerseits die Hoffnung
hege, mit Schweden ein Bündnis gegen Rußland abzuschließen.
Die schwedische Regierung hat damals in der Tat durch den nach
Warschau gesandten Palbicki mit dem König von Polen über ein
Bündnis gegen Rußland unterhandeln lassen, und auch bei den Ver-
handlungen, welche der Kurfürst in derselben Zeit durch seinen Ge-
sandten v. Crockow in Stockholm wegen des Abschlusses einer Allianz
führte, trat die Feindschaft der dortigen Regierung gegen Rußland zu-
tage. Dieselbe äußerte') lebhaften Argwohn gegen den Vertrag des
Kurfürsten mit dem Zaren und verlangte, daß er sich zur Garantie der
schwedischen Ostseeprovinzen, wenigstens Livlands, auch diesem gegen-
über verpflichten und im Fall eines russischen Angriffs auf dieses Land
dorthin Hilie senden sollte. Das hat der Kurfürst aber auf das ent-
schiedenste abgelehnt. Er sei durchaus nicht gewillt, so erklärte er3)
seinem Gesandten, so gefährliche Bedingungen einzugehen und sich da-
durch ohne Not einen so mächtigen Staat, mit dem weder er noch die
!) Forst Radziwill an Kf. d. Königsberg 1. August 1664.
») S. ürk. u. Akt. IX, S. 785.
*) Kf. an v. Crocko w d. CGln a. d. Spree 13./23. Dezember 1664 (a. a. 0. S. 796 f.).
252 Einleitung.
früheren Herzöge von Preußen eine Irrung gehabt, auf den Hak u
laden. Schwedischerseits hat man auch, nachdem dort die Neigung,
mit Rußland wieder Krieg anzufangen, bald geschwunden war, auf
dieser Forderung nicht bestanden, sondern ein von dem Kurfürsten
vorgeschlagenes Temperament angenommen. In dem Bündnisverträge,1)
welcher endlich am 27. März 1666 zustande kam, übernimmt der
Kurfürst allerdings auch die Garantie für Estland und Livland, in
einem Separatartikel aber wird festgesetzt, daß er wegen seines beson-
deren Bündnisses mit dem Zaren, im Fall letzterer jene beiden Lande
angreifen sollte, nicht zur Truppenhilfe, sondern zur Zahlung von
50000 Talern verpflichtet sein sollte.
Auch im Jahre 1664 also ist die von dem Kurfürsten beabsichtigte
Sendung nach Rußland nicht zur Ausführung gekommen. Er beauftragte1)
aber die Gesandten, welche er zu Ende des Jahres nach Polen schickte,
dort zur Beschleunigung der Friedensverhandlungen zu mahnen, seine
Vermittlung anzubieten, wenigstens seine Einschließung in den Frieden
zu fordern und sich nach dem Inhalt des von den Polen aufgefangenen
Schreibens des Zaren an ihn zu erkundigen. Dieselben erkannten,*)
daß jene beabsichtigte Absendung zu den Friedensverhandlungen bei dem
polnischen Hofe großen Argwohn erregt hatte, suchten diesen aber dem
König durch genauere Auseinandersetzung des Sachverhaltes zu benehmen.
Über das, wie behauptet wurde, aus Versehen aufgefangene Schreiben
des Zaren erfuhren sie4) durch den litauischen Großkanzler Pac, daß
der Kurfürst darin aufgefordert worden sei, nicht mit Polen, sondern
mit ihm zusammenzuhalten, da die Tataren, durch welche Polen den Krieg
führen ließe, auch ihm und seinen Landen sehr gefährlich werden
könnten. Man schien aber damals in Polen, wo schon infolge des Ver-
fahrens des Hofes gegen Lubomirski der Bürgerkrieg drohte, zum
Frieden geneigter zu sein, v. Hoverbeck berichtete5) Anfang April 1665
von der Einsetzung einer Kommission, welche die auf dem letzten Reichs-
tage für die zu Verhandlungen mit Rußland ernannten Kommissare be-
schlossene Instruktion moderieren sollte; man werde sich zur Abtretung
Smolensks und wohl auch gar Kiews verstehen. Daß auch russischerseits
l) S. Pufendorf 1. IX, §70 (S. 611 IT.); v. Mörner, S. 277 ff.
*) S. Urk. u.Akt. XII, S. 242 f.
3) S. den Bericht v. Hoverbeck s vom 11. März 1665 (a.a.O. S. 265).
4) S. den Bericht v. Hoverbecks vom 24. März 16i>5 (S. 269).
h) S. den Bericht v. Hoverbecks vom 6. April 1065 (S. 271 f.).
Einleitung. 253
damals der Frieden ernstlich erstrebt wurde, erfuhr er durch den Gesandten,
welcher von dort her Ende April 1665 wieder als erster nach siebenjähriger
Unterbrechung bei ihm erschien. Es war nicht ein eigentlicher Russe,
sondern ein geborener Hamburger, der als Kaufmann und Bergwerks-
besitzer in Rußland lebte, namens Petrus Marsilius. Er erschien nicht
in feierlicher Gesandtschaft, sondern nur mit wenigen Begleitern in ver-
traulicher Sendung. Durch Fürst Rad zi will, bei dem er in Königsberg
Anfang April eingetroffen war, erfuhr1) der Kurfürst, daß er außer an
ihn auch an den Kaiser und den König von Dänemark abgeschickt sei,
um diese Fürsten der Freundschaft des Zaren zu versichern und zur
Vermittlung des Friedens aufzufordern. Nach seinen Aussagen wünsche
der Zar mit Polen einen ewigen Frieden und eine Allianz gegen die
Türken abzuschließen, die Verhandlungen sollten in Kurland, wohin
auch die vermittelnden Mächte, zu denen auch England gehören sollte,
leichter Gesandte schicken könnten, geführt werden. In Danzig, wo er
sich auf der Weiterreise einige Tage aufhielt, führte er') allerhand
Reden, die in Polen großen Argwohn erregt haben, der Zar wolle, um zu
verhüten, daß der vom polnischen Hofe verfolgte Lubomirski sich an
die Türken und Tataren wende, denselben mit 50000 Mann unter-
stützen und suche daher auch den Kaiser und den Kurfürsten zu Bundes-
genossen, er sei beauftragt, sich zuerst zu letzterem, dann zu Lubo-
mirski und dann zum Kaiser zu begeben. Doch scheint er dadurch
nur Furcht in Polen zu verbreiten beabsichtigt zu haben.
Marsilius traf am 25. April in Berlin ein. Da er den Wunsch
aussprach, incognito zu bleiben, so wurde ihm eine Privatwohnung in
der Stadt angewiesen und erhielt er bei dem Kurfürsten eine geheime
Audienz, bei der nur der Oberpräsident v. Schwerin und sein Dol-
metscher zugegen waren. Wir wissen von dieser Audienz nur, daß er
dem Kurfürsten ein Schreiben des Zaren*) überreichte, in welchem
dieser den Wunsch aussprach, die mit demselben aufgerichtete Freund-
schaft zu erhalten und zu vermehren, dann den Polen die Schuld wie
an dem Ausbruch des Krieges so auch an dem bisherigen Scheitern der
Friedensverhandlungen beimaß, mitteilte, daß eine neue Zusammenkunft
der beiderseitigen Bevollmächtigten im Juni verabredet sei, daß die
Polen aber diese wieder zu verschleppen suchten und sich aufs neue
*) Fürst Radziwill an Kf. d. Königsberg 7. April 1665.
*) Burggraf Kram hausen an den König von Polen d. Danzig 24. April 1665.
*) Zar Alexei an Kf. d. Moskau 14./[24.] Februar 7173 (1665).
254 Einleitung.
mit den Tataren verbündeten, endlich die Erwartung aussprach, dafi
der Kurfürst ihm eine angenehme Antwort erteilen und künftig eine
vertraute Person an ihn schicken werde. Eine direkte Aufforderung an
den Kurfürsten, die Vermittlerrolle zu übernehmen, ist in diesem
Briefe nicht enthalten, der Kurfürst aber hat vielleicht auf Grund von
mündlichen Äußerungen des Gesandten denselben so gedeutet ') und bat
sich bereit erklärt, dafür tätig zu sein. In seiner Antwort an da
Zaren,') welche zugleich als Rekreditiv für Marsilius dienen sollte,
kündigte er demselben an, daß er bei dem König von Polen und bei
den vornehmsten Senatoren und Reichsständen sich um das Zustande-
kommen des Friedens und um den Abbruch der Verbindung mit den
Tataren bemühen und daß er an den Zaren einen Gesandten schicken
wolle. Er beauftragte auch sogleich den Fürsten Radziwill, ihm eine
zu dieser Gesandtschaft geeignete Persönlichkeit vorzuschlagen. Dem
Könige von Polen schickte er eine Abschrift des Schreibens des Zaren
zu. In dem Hegleitschreiben3) stellte er nur demselben und der Republik
anheim, ob sie eine Beendigung des Krieges für rätlich erachteten, ond
bat er nochmals um Auslieferung des aufgefangenen früheren Schreibens
des Zaren, v. Ho verbeck aber beauftragte er,4) dem Könige vorzu-
stellen, daß derselbe keine Ursache hätte, gegen ihn mißtrauisch zu
sein, ihm anzuzeigen, daß er bereit sei, die Vermittlung zu übernehmen,
und sich auch wegen jenes Schreibens des Zaren zu bemühen.
Die Verhandinngen mit Marsilius betreffend erfahren wir nur
noch,6) daß man sich brandenburgischerseits ihm gegenüber beklagt hat,
daß in dem Schreiben des Zaren dein Kurfürsten nicht der richtige
Titel gegeben sei, und daß man ihm eine Abschrift dieses Titels, wie
er dem Kurfürsten von anderen Fürsten zuerkannt werde, mitgegeben
hat. Er reiste,6) nachdem er mit zwei silbernen vergoldeten Kannen
>) Geheimenratsprotokoll 24. April /[4. Mai] 16(15 : „Des Großfürsten in der Moskau
Brief an S. Chf. D. verlesen worden, darinnen er Mediation zwischen ihm und Polen
suchet."
*) Kf. an Zar Alexei d. Coln a. d. Spree 24. April/[4. Mai] lt>65.
*) Kf. an den König von Polen d. Coloniae ad Spream 28. April/ [8. Mai] 1605.
*) Kf. an v. Hoverbeck d. Cöln 28. April/[8. Mai] 1GG5.
*) Protokoll der mit Bo husch am 1U./29. August 16G7 abgehaltenen Konferenz.
6) Aufzeichnung über die Gesandtschaft des Marsilius: „Bei der Abfertigung
seind dem Gesandten zum Praesent 2 große silberne ziehr vergoldete Kannen von
212 Thlr. und dem Dolmetscher 24Thlr. anDucaten gegeben worden.** Von Geschenken,
die M. überbracht hätte, verlautet nichts.
Einleitung. 255
beschenkt worden war, am 9. Mai von Berlin über Dresden nach Wien
weiter. Der polnische Hof hat bei dem gespannten Verhältnis, in
welchem er damals zu dem Kurfürsten stand, noch weniger als früher
demselben die Teilnahme an den Verhandlungen mit Rußland gestatten
wollen. Der König, dem der inzwischen von Warschau auf seine Güter
in Preußen zurückgekehrte v. Hoverbeck die ihm zugegangenen Schreiben
durch den polnischen Großkanzler hatte zustellen lassen, dankte in seiner
Antwort ') dem Kurfürsten für die ihm gemachten Mitteilungen, behaup-
tete aber, daß in dem Schreiben des Zaren der Sachverhalt ganz un-
richtig angegeben sei, daß vielmehr die Moskowiter allein die Schuld
an dem Scheitern der wiederholt versuchten Friedensverhandlungen trügen.
Er teilte allerdings mit, daß auch an ihn ein Kurier des Zaren unter-
wegs sei, und versprach, dem Kurfürsten von dem Anbringen desselben
Nachricht zu geben. Solche Mitteilungen aber sind ebensowenig erfolgt
wie die Auslieferung jenes aufgefangenen Schreibens des Zaren, zu
welcher der litauische Großkanzler Pac, an den sich v. Hoverbeck
deswegen gewandt hatte, Aussicht eröffnet hatte. Aus den Berichten
aber, welche v. Hoverbeck durch seine Korrespondenten in Polen zu-
gingen, erfuhr man, daß jener Kurier wirklich Ende Mai in Warschau
eingetroffen war, daß er 300 gefangene Polen, denen der Zar die Frei-
heit geschenkt, mitgebracht und daß darauf der König eben so viel
gefangene Russen freigelassen hatte, daß man aber dort der Versicherung
desselben, er sei zu Verhandlungen und zum Abschluß eines Vertrages
bevollmächtigt, wenig Glauben geschenkt hatte und mit dem Verlangen
des Zaren, der Kaiser und der König von Dänemark sollten als Ver-
mittler zugelassen werden, sehr unzufrieden war. Auch jetzt ist es so
zu keinen ernstlichen Friedensverhandlungen gekommen und im nächsten
Jahre 1666 wurden die Feindseligkeiten erneuert. Daneben aber wurden
doch wieder Verhandlungen angeknüpft. Bei diesen stellten *) die Russen
sehr hohe Forderungen, sie wollten außer Witepsk und Polock alle ihre
Eroberungen in Weißrußland und der Ukraine behalten, dazu aber
wollten sich die Polen, obwohl der Feldzug für sie einen unglücklichen
Verlauf nahm und sie auch schon in Händel mit den Türken gerieten,
nicht verstehen, und im Dezember 1666 schienen sich die Verhandlungen
ganz zerschlagen zu sollen. Doch bewog das Haupt der russischen
') König Johann Kasimir an Kf. d. Warschau 22. Mai 1665.
*) ?. Hoverbecks Berichte vom 25. September, 19. und 25. Oktober, 5. und
15. November, 10. Dezember 166G, 3. Januar und 10. Februar 1667.
256 Einleitung.
Gesandtschaft, Nasczokin, die polnischen Kommissare, welche schon
abreisen wollten, noch drei Wochen zn warten, inzwischen wollte er
selbst nach Moskau zurückkehren und dort neue Instruktionen einholen.
Das ist auch wirklich geschehen und nach seiner Rückkehr wurde am
20. Januar 1667 zu Andrussow zwar nicht ein definitiver Frieden aber
doch ein Stillstand auf 131/, Jahre vereinbart. In diesem ') verzichtete
der Zar allerdings auf die Woiwodschaften Witepsk und Polock und
auf Polnisch-Livland, dagegen sollte er Smolensk, Kiew und seine son-
stigen Eroberungen in der Ukraine vorläufig behalten. Beiderseits ver-
sprach man sich im Fall eines Angriffs seitens der Türken und Tataren
Hilfe und verabredete weitere Verhandlungen wegen Herstellung eines
ewigen Friedens in bestimmten Terminen, zunächst im Juni 1669, und,
wenn diese nicht glücken sollten, weitere im Jahre 1675. Sollten auch
diese erfolglos bleiben, so sollten von beiden Teilen andere christliche
Potentaten eingeladen werden, die Vermittlung zu übernehmen.
Der Kurfürst scheint keine weiteren Versuche gemacht zu haben,
an diesen Verhandlungen teilzunehmen, auch seine ursprüngliche Absicht,
die Gesandtschaft des Marsilius durch eine Sendung nach Moskau zu
erwidern, hat er nicht zur Ausführung gebracht. Mitte Januar 1667
allerdings hat er') diesen Gedanken wieder aufgenommen, er beab-
sichtigte bei dieser Gelegenheit dort auch wegen der, infolge der beab-
sichtigten Abdankung König Johann Kasimirs, in Aussicht stehenden
Königswahl in Polen Eröffnungen machen und den von ihm begünstigten
Kandidaten, den Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg, empfehlen
zu lassen, aber es ist nichts daraus geworden. Im Sommer dieses Jahres
aber erschien wieder ein russischer Gesandter in Berlin. Veranlassung
dazu gab eine Bestimmung des Andrussowschen Vertrages, wonach von
beiden Teilen der Abschluß desselben allen benachbarten Potentaten, mit
denen sie Verträge hätten oder in Frieden ständen, in freundschaftlichen
Schreiben durch Abgesandte mitgeteilt werden sollte. Als Überbringer
eines solchen Schreibens,8) in welchem der Zar zugleich anzeigte, daß
er eventuell bei den künftigen Verhandlungen über die Herstellung eines
ewigen Friedens die Vermittlung des Kurfürsten in Anspruch zu nehmen
wünsche, schickte er einen Beamten der Gesandtschaftskanzlei Basilius
Bohusch an denselben. Der Gesandte, ein Russe, der aber der deutschen
») S. Diar. Europ. XVI, Appendix S. i;ff.
tJ) Kf. an seinen Gesandten in Wien v. Crockow d. Cöln 7./1 7. Januar 16(V7.
*) Zar Alexei an Kf. d. Moskau 4./[14.] .Iiuii 7175 [16«7].
Einleitung. 257
Sprache mächtig war und auch sonst als ein „humaner Mann"
bezeichnet wird, erschien ') mit einem Gefolge von 13 Personen
am 8. August in Königsberg, reiste schon am folgenden Tage weiter
und kam am 20. August in Custrin an. Da ihm dort von der
Regierung nicht der seiner Meinung nach gebührende Empfang
zuteil wurde, so bezog er9) nicht das ihm in der Stadt angewiesene
Quartier, sondern blieb in einem Kruge außerhalb derselben und
schickte von dort einen seiner Diener nach Berlin voraus, um sich
zu erkundigen, wo ihn der Kurfürst empfangen wolle. Der Kurfürst,
der sich in Potsdam aufhielt, befahl3) auf die Meldung davon der
Regierung in Custrin, die Zeche des Gesandten in jenem Kruge zu
bezahlen und ihn mit einigen Karossen feierlich aus der Stadt
herauszugeleiten, und wies die Geheimen Räte in Berlin an, ihn
auch dort je nach seinem Charakter als formeller Gesandter oder
nur als Kurier in herkömmlicher Weise ehrenvoll zu empfangen.
Bo husch zog4) am 26. August in Berlin ein, wurde dort bei dem
Ratsmitglied Goltz einquartiert und hatte am 28. bei dem zu
diesem Zweck nach der Hauptstadt zurückgekehrten Kurfürsten
Audienz. Er überreichte in derselben diesem das Schreiben des
Zaren und trug seine jedenfalls dem Inhalt desselben entsprechende
Proposition in deutscher Sprache vor, worauf der Oberpräsident
v. Schwerin im Namen des Kurfürsten antwortete. Am folgenden
Tage hatte er eine Konferenz5) mit v. Somnitz und einigen anderen
Geheimen Räten, in der er erklärte, der Zar wünsche mit dem
Kurfürsten in noch engere Freundschaft zu treten, derselbe habe die
Marsilius gegenüber geäußerten Wünsche in betreff des Titels des
Kurfürsten erfüllt und erwarte, daß auch dieser ihm immer den
gebührenden Titel, so wie er selbst ihn schreibe, geben werde. Er
verlangte ferner, daß, da Marsilius auf sein Anbringen keine
„beweisliche Antwort" erteilt sei, eine solche nachträglich ausgefertigt
werde, und teilte weiter mit, der Zar werde, wenn die Zeit zu
*) Preuß. Regierung an Kf. d. Königsberg 30. Juli/ 9. August 16C7.
*) Die Geheimen Räte an Kf. d. Cöln 12./22. August 1667, Amtskammer in
Custrin unter demselben Datum.
3) Kf. an die Geheimen Räte d. Potsdam 13./23. August 1667.
4) Diarium dieser Gesandtschaft.
s) Protokoll vom 19./29. August 1667.
Mater, x. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 17
258 Kinleitung.
weiteren Friedensverhandlungen herannahen werde, dem Kurfürsten
davon Anzeige machen, und er hoffe, daß dieser zur Aufrichtung
eines ewigen Friedens mitwirken werde. Die Geheimen Räte
suchten l) von ihm näheres über die Bedingungen eines solchen
ewigen Friedens zu erfahren, er erklärte aber nur, der Zar werde
sich, wenn es zu Traktaten käme, schon linden lassen und sich zu
ansehnlichen Abtretungen verstehen. Er übergab schließlich eine
schriftliche Aufzeichnung seiner Proposition, verlangte, daß ihm auch
eine schriftliche Beantwortung derselben ausgehändigt werde, und bat
noch um eine geheime Audienz bei dem Kurfürsten. Seine Wünsche
wurden sämtlich erfüllt. Noch an demselben Tage wurde von der
Kurfürstlichen Kanzlei eine Resolution ausgefertigt, in welcher erklärt
wurde, daß auch der Kurfürst zur Erhaltung und Befestigung der
Freundschaft mit dem Zaren bereit sei, daß er dessen Verlangen in
betreif der Titulatur erfüllt habe und auch künftig unter Voraus-
setzung der Gegenseitigkeit erfüllen wolle, daß er dem Zaren zum
Abschluß des Stillstandes Glück wünsche, daß die beabsichtigte Ab-
sendung einer Gesandtschaft an denselben als Erwiderung der des
Marsilius durch die kriegerischen Unruhen verhindert* sei, daß er
erbötig sei, den Abschluß eines ewigen Friedens mit Polen zu befördern
und auch schon vor dem dazu angesetzten Termine seine guten
Dienste dazu anzuwenden. Am folgenden Tage (30. August) erhielt
dann Bohusch die gewünschte geheime Audienz') bei dem Kur-
fürsten. Er teilte in derselben mit, man wüßte in Rußland, daß'
die Türken durch Drohungen Polen zum Bruch des Stillstandes zu
bewegen suchten, dem gegenüber möchte sich der Kurfürst bemühen,
den Abschluß eines definitiven Friedens herbeizuführen. Denn, fügte
er hinzu, die Polen seien einerseits in Gefahr, von den Türken
angegriffen zu werden. Der Zar wolle ihnen gern Hilfe leisten,
obwohl die Türken sich jetzt nach dem Abschluß des Stillstandes
sehr freundlich gegen ihn zeigten, aber für einen ungewissen Freund
wage man nicht gern viel; er werde sich also nur, wenn vorher
ein solcher Friede abgeschlossen sei, dazu verstehen. Ferner aber
herrschten jetzt in Polen heftige innere Wirren, der Zar wollte
auch gern dazu helfen, daß die Privilegien der Republik erhalten
') Instruktion für Scultctus vom 2i). August/8. September 1GG7.
2) Aufzeichnung darüber von v. Somnitz's Hand.
Einleitung. 259
würden, werde e8 aber nur unter jener Bedingung tun. Er schlug
vor, der Kurfürst möchte dem Zaren von dem, was er in dieser
Angelegenheit tun würde, Mitteilung machen und raten, was er tun
sollte, aber nicht durch Gesandtschaften, welche viel kosteten und
großes Aufsehen erregten, sondern nur durch Schreiben, welche er
an den Herzog von Kurland senden könnte. Der Kurfürst erwiderte,
er werde sich die Sache überlegen und ihm Bescheid darauf zu-
kommen lassen, erklärte aber gleich die Absichten des Zaren, einen
ewigen Frieden abzuschließen und der Republik Polen bei der Er-
haltung ihrer Privilegien zu helfen, für sehr löblich und erbot sich
dazu gute Dienste zu leisten. Bo husch wiederholte nochmals, daß
der Zar vor dem Zustandekommen eines ewigen Friedens nichts für
Polen tun werde, und bat endlich noch, der Kurfürst möchte seinem
Gesandten in Warschau befehlen, mit dem Gesandten, welchen der
Zar dorthin senden werde, gute Korrespondenz zu unterhalten, was
auch zugesagt wurde. Nachher hatte Bohusch noch eine Konferenz
mit den Geheimen Räten, in der er aber nur Wünsche in betreff der
Formalien der ihm mitzugebenden Schriftstücke aussprach.
Zwei Tage darauf, am 1. September, fand seine öffentliche Ab-
schiedsaudienz statt. Es wurden ihm dabei zwei solche Schrift-
stücke,1) die Resolution des Kurfürsten auf die von ihm in der
geheimen Audienz vorgebrachten Punkte und ein Schreiben desselben
an den Zaren, eingehändigt. In der ersteren erklärte sich der Kur-
fürst bereit, zu der Herstellung eines ewigen Friedens zwischen
Rußland und Polen mitzuwirken, sowie seinem Gesandten in Warschau
zu befehlen, mit dem dortigen russischen Gesandten in vertrauliche
Korrespondenz zu treten, er versprach ferner, wenn er etwas erfahren
sollte, was zur Beförderung eines ewigen Friedens ersprießlich sein
könnte, es dem Zaren mitzuteilen und überhaupt gute Freundschaft
und Nachbarschaft mit demselben zu unterhalten. In dem Schreiben
an den Zaren, welches zugleich als Rekreditiv für Bohusch zu
dienen hatte, wurden ähnliche Zusagen gemacht, außerdem aber
dem von diesem ausgesprochenen Wunsche gemäß auf das Schreiben,
welches der Kurfürst Marsilius mitgegeben habe, hingewiesen und
die bisherige Nichterwiderung der Gesandtschaft des letzteren ent-
schuldigt.
») Beide d. Coln a. a. Spree 22. August/ 1. September 1667.
17*
260 Einleitung.
Am folgenden Tage (2. September) trat Bohusch, nachdem er
eine „Conterfait-Schachtel" und ein „Juwel mit Perlen und Smaragden*
im Wert von 250 und 550 Talern, sein Sekretär und sein Dolmetscher
jeder einen Becher und seine anderen Begleiter und Diener Geldgeschenke
erhalten hatten, die Rückreise an. Unterwegs erkrankte er und mußte
deswegen schon in Stargard liegen bleiben, er setzte dann zwar die
Reise weiter fort und langte am 17. Oktober in Königsberg an, starb
aber auf der Weiterreise in Mi tau.
Der Kurfürst hat sofort Anstalten getroffen, die Versprechungen,
welche er gemacht hatte, zu erfüllen. Da seinem Gesandten in
Warschau, v. Hoverbeck, damals der Zutritt zu dem König von Polen
verweigert wurde, so beauftragte er1) den neumärkischen Kammer-
meister Joachim Scultetus, den er kurz zuvor in anderen Angelegen-
heiten an den K. G. Kanzler Lesczynski geschickt hatte, sich noch
einmal zu demselben und auch zu dem K. U. Kanzler Olszowski
zu begeben, diesen von dem Anbringen des moskowitischen Gesandten
Mitteilung zu machen und ihnen zu erklären, der Kurfürst hätte
gemerkt, daß es dem Zaren, da man in Rußland einen Türkenkrieg
fürchte, ernstlich um den Frieden zu tun sei, und daß Polen so
Aussicht habe, einen solchen unter vorteilhaften Bedingungen zu
erlangen. Scultetus hat8) dem K. G. Kanzler dieses hinterbracht,
derselbe bedankte sich dafür und versprach, mit den anwesenden
Senatoren die Sache zu überlegen und ihm dann Antwort zu erteilen,
doch erfahren wir nicht, ob dieses geschehen ist. Jedenfalls hat
man polnischerseits dieser Anregung keine Folge gegeben. Dort trat
damals die Frage der Thronfolge in den Vordergrund. König Johann
Kasimir schien wirklich gewillt zu sein der Krone zu entsagen,
und unter den verschiedenen fürstlichen Personen, welche sich um
dieselbe bewarben, erschien auch der Zar, freilich nicht für sich
selbst, sondern für seinen ältesten Sohn, den damals fünfzehnjährigen
Prinzen Alexei. Der Kurfürst erfuhr') durch v. Hoverbeck, daß
bei der zu Ende des Jahres behufs Auswechslung der Ratifikationen
des Stillstands abgehaltenen Zusammenkunft polnischer und russischer
Kommissare die letzteren eifrig für den Prinzen agitiert, sich sehr
') Instruktion für Scultetus vom *2i>. August/8. September 1GG7.
») Scultetus an Kf. d. Krakau 28. September 1G67.
3) v. Hoverbeck an Kf. d. Warschau G. Dezember 16G7.
Einleitung. 261
nachgiebig gezeigt und den Polen große Versprechungen gemacht hätten.
Er hat jetzt ebenso wie früher die Gefahren, welche eine auch nur
indirekte Vereinigung Polens mit Kußland auch für ihn herbeiführen
würde, wohl gewürdigt und daher v. Hoverbeck beauftragt,1) der
Wahl des russischen Prinzen entgegenzuwirken und auf dem bevor-
stehenden Reichstage denen, welche dazu geneigt sein sollten, die
Unzuträglichkeiten derselben, namentlich daß man sich dadurch die
Nachbarn, vor allen den türkischen Sultan und den Kaiser, zu Feinden
machen würde, vorzustellen.
Auch die Abschickung eines Gesandten nach Moskau hatte er
zugesagt und auch diese hat er zur Ausführung zu bringen gesucht.
Anfanglich bestimmte er dazu den ihm schon früher vorgeschlageneu
Freiherrn v. d. Üelsnitz, da dieser aber, als die preußische Regierung
Befehl erhielt, ihm dieses anzuzeigen (Januar 1668), schwer krank
war und bald darauf starb, so beauftragte er mit der Gesandt-
schaft den Grafen Friedrich von Dönhoff und ließ für ihn eine
Instruktion') entwerfen, in welcher er angewiesen wurde, ein gleiches
Traktament, wie man es dort kaiserlichen und königlichen Gesandten
zu gewähren pflege, zu beanspruchen, in der öffentlichen Audienz dem
Zaren zum Abschluß des Stillstandes mit Polen Glück zu wünschen
und ihm zu versichern, daß sich der Kurfürst um die Verwandlung
desselben in einen ewigen Frieden bemühen werde. In einer geheimen
Audienz oder Konferenz mit den Räten des Zaren sollte er erklären,
daß nach den von dem Kurfürsten eingezogenen Erkundigungen die
Besorgnis des Zaren, die Polen möchten sich durch die Drohungen
der Türken zum Bruch des Stillstandes bestimmen lassen, ungegründet
sei, daß vielmehr die Republik zum Eingehen auf den ewigen Frieden
geneigt zu sein scheine und daß der Kurfürst sich weiter darum
bemühen wolle. Sollte die Thronkandidatur des moskowitischen Prinzen
zur Sprache gebracht werden, so sollte er zwar erklären, daß er am
Hofe des Kurfürsten davon nichts vernommen hätte, aber doch mit-
teilen, unterwegs hätte er gehört, daß die Polen große Bedenken da-
gegen hätten, und bei Gelegenheit auf die Vorteile, welche die Wahl des
») Kf. an v. Hoverbeck d. Clin a. d. Spree 17./27. Januar 16G8 (Urk. u. Akt.
XII, S. 361.
*) d. Cöln a. d. Spree 18./ [28.] Februar 1«68. S. über diese beabsichtigte
Sendung Dönhoffs Urk. u. Akt. XII, S. 380.
262 Einleitung.
Pfalzgrafen von Neu bürg auch für den Zaren haben werde, hinweisen.
Er erhielt auch ein Empfehlungsschreiben für den Fürsten Radziwill
und den Befehl, sich auch selbst dafür zu verwenden, daß demselben
die Einkünfte aus seinen jetzt unter russische Herrschaft gekommenen
Gütern gelassen würden. Ferner sollte er die Erlaubnis zu erwirken
suchen, daß persische und russische Waren den Landen des Kurfürsten
zugeführt würden.
Die Gesandtschaft sollte eine feierliche sein, das Personal wurde
auf 36 Mann mit 47 Pferden angeschlagen, kostbare Geschenke, dar-
unter ein Kasten und eine Kanne aus Bernstein, sollten mitgeschickt
werden, die Gesamtkosten wurden auf 6000 Taler berechnet und
der Kurfürst verlangte, daß dieselben ebenso wie die Kosten der
früheren Gesandtschaften nach Moskau aus den Mitteln des Herzog-
tums Preußen bestritten würden. Aber die preußische Regierung
erklärte sich dazu gänzlich außerstande und nach langen Verhand-
lungen mit derselben gab der Kurfürst endlich Anfang Mai die
Hoffnung auf, die Gesandtschaft so, wie er es wünschte, zur Aus-
führung zu bringen. Doch befahl er1) der preußischen Regierung, da
in Moskau schon bekannt sei, daß eine Gesandtschaft dorthin abgehen
solle, dafür zu sorgen, daß eine andere, der russischen Sprache
kundige und auch sonst geeignete Person nach Rußland geschickt
werde, um unter dem Vorwand, daß Dönhoff durch Krankheit an
der Ausführung der Reise verhindert sei, die Geschenke und Schreiben,
welche diesem hätten mitgegeben werden sollen, dorthin zu bringen.
Die Regierung schlug dazu einen Hofjunker des Fürsten Radziwill.
Arcziszewski vor, der Kurfürst war damit einverstanden, und so
brach dieser am 21. Juli 1668 von Königsberg auf. Inzwischen hatte
der Kurfürst ein Anfang April ausgestelltes Schreiben des Zaren')
erhalten, in welchem ihm dieser für die durch Marsilius und
Bo husch übermittelten Freundschaftsbezeigungen dankte, ihm anzeigte,
daß er den Beginn der Verhandlungen wegen eines definitiven Friedens
auf den 27. Februar des künftigen Jahres anzusetzen gedenke, und
die Erwartung aussprach, daß der Kurfürst ebenso wie der Kaiser
und die Könige von Dänemark und Schweden sich als Vermittler
an diesen Verhandlungen beteiligen werde. Wir wissen nicht, ob
l) Kf. an die Preußische Kcjjieruns <1. Cöln 22. Mai/1. Juni 1668.
*) Zar Alexei an Kf. d. Moskau l./[ll.] April 7176 [1668].
Einleitung. 263
der Kurfürst infolge dieses Schreibens Arcziszewski noch weitere
Aufträge erteilt hat. Jedenfalls wird er sehr verwundert gewesen
sein, als er im August durch den Herzog von Kurland erfuhr,1)
daß dort der jetzige erste Minister des Zaren Nasczokin mit anderen
russischen Kommissaren erschienen sei, um mit polnischen und auch
mit schwedischen Gesandten wegen der Herstellung eines ewigen
Friedens zu unterhandeln, und daß sie auf deren Ankunft, von
welcher freilich noch nichts verlaute, warten wollten. Nicht minder
befremdet wird ihn die Art und Weise haben, mit welcher Arczi-
szewski von den Russen behandelt wurde. Derselbe war') nach
Mitau gekommen und hatte sich von dort auf den Rat des Herzogs
zunächst zu Nasczokin, der sich in Neuhausen aufhielt, begeben.
Dieser empfing ihn zwar freundlich, teilte ihm aber mit, daß der
Zar ihn beauftragt hätte, mit dem erwarteten Gesandten des Kur-
fürsten zu verhandeln und demselben Resolution zu erteilen, und
daß jetzt, da der Zar fast 1000 Werst hinter Moskau verreist sei,
keine fremden Gesandten dorthin kommen dürften. Trotz aller seiner
Gegenvorstellungen wollte er ihm nicht gestatten, weiter zu reisen,
erbot sich aber endlich, seinetwegen an den Zaren zu schreiben.
Arcziszewski wartete vier Wochen ohne Bescheid zu erhalten; als
er sich Ende August wieder an Nasczokin wandte, behauptete
dieser, die Schreiben des Zaren seien unterwegs naß geworden, der
Post il Ion sei wieder zurückgereist, um andere zu holen. So hätte
er noch länger warten müssen, doch erhielt er von dem Kurfürsten,
der sich inzwischen nach Königsberg begeben hatte, Befehl, zurück-
zukehren. Er verabschiedete sich zuerst bei Nasczokin, der ihm
mitteilte, daß der König von Polen schon abgedankt und Warschau
verlassen habe, sich mit ihm über den voraussichtlichen Ausgang
der bevorstehenden Königswahl in Polen unterhielt und dabei auch
des Kurfürsten als Kandidaten gedachte, und reiste dann nach
Preußen zurück. Zu derselben Zeit erhielt der Kurfürst ein
Schreiben Nasczokins,3) in welchem ihm dieser anzeigte, daß er
von seinem Herrn beauftragt sei. mit ihm zu korrespondieren,
'; Herzog Jakob von Kurland an Kf. d. Mitau 4. August 1668.
2 Arcziszewski's Reisebericht s. d. (praes. 7./ IT. Oktober 1668). Vgl. l'rk.
und Akt. XII, S. 38o.
*) Nasczokin an Kf. d. Neustadt in Kurland 26. August / [6. September]
T17M [1668].
264 Einleitung.
und daß Arcziszewski jetzt seine Reise nicht fortsetzen könne,
und ihn ersachte, seinem Gesandten in Warschau die Unterhaltung
guter Korrespondenz mit dem dortigen russischen Gesandten anzu-
befehlen, und bald darauf ein Schreiben des Zaren,1) in welchem
dieser die Mitteilungen Nasczokins bestätigte und ihn aufforderte,
mit diesem schriftlich oder durch Gesandte zu verkehren, selbst
aber vorläufig es ablehnte, einen Gesandten zu empfangen. Der Kur-
fürst begnügte sich in einem Antwortschreiben an Nasczokin, *)
diesem zu den ihm von dem Zaren erteilten Aufträgen zu gratulieren
und ihm mitzuteilen, daß er seinem Gesandten in Warschau den
gewünschten Befehl erteilt habe. Das ist aber nur zum Schein
geschehen, in Wirklichkeit wies er,3) beunruhigt durch die ihm aus
Polen zugekommenen Nachrichten, daß manche von den dortigen
Evangelischen, in der Hoffnung, Religionsfreiheit zu erlangen, der
Kandidatur des moskowitischen Prinzen günstig seien, und daß der-
selbe auch unter dem Adel in Litauen und Großpolen Anhänger
habe, v. II ov erb eck wieder an, der Wahl desselben auf jede Weise
entgegenzuwirken. Er erhielt auch schon Anfang September die Nach-
richt, daß infolge der Bemühungen der polnischen Geistlichkeit und
des päpstlichen Nuntius diese Partei sehr abnahm, zumal da sich
herausstellte, daß der Zar nicht seinen ältesten, sondern seinen
zweiten, erst acht Jahre alten Sohn zum König von Polen machen
und nicht gestatten wolle, daß derselbe katholisch werde. Diese
Gefahr ging auch wirklich vorüber, bei der Königswahl von 16l59
ist der moskowitischo Prinz gar nicht ernstlich in Frage gekommen.
Der Kurfürst, der sich damals dieser Wahl wegen wieder nach Preußen
begeben hatte, sandte, als er im Begriff war von dort wieder
abzureisen, Ende August 16(59 von Königsberg ein Schreiben4) an
den Zaren, in welchem er demselben seine bevorstehende Rückkehr
nach Berlin anzeigte, ferner die Absicht, ihm seine Freundschaft
möglichst bald weiter zu kontestieren, aussprach und ihn um
einen Paß für seinen dorthin zu schickenden Gesandten bat. Eine
Antwort darauf ließ lange auf sich warten, erst im Frühjahr 1671
») Zar Alexei an Kf. d. 31. August/ [10. September] IGtiS.
-) Kf. an Nasczokin d. Königsberg 14. September 16G8.
3) S. Urk. u. Akt. XII, S. 378 ff.
4) Kf. an den Zaren d. Königsberg 23. August lGüi).
Einleitung. 265
erhielt er von privater Seite, durch jenen Marsilius, der als Gesandter
bei ihm gewesen war und mit dem Sekretär Hippel in Briefwechsel
stand, die Nachricht, daß man in Moskau die Ankunft des an-
gekündigten Gesandten erwarte, und bald darauf traf ein Schreiben
des Zaren l) ein, in welchem dieser seine Bereitwilligkeit, den Gesandten
des Kurfürsten zu empfangen, erklärte und einen Paß für denselben
mitschickte. Der Kurfürst hat aber vorläufig davon keinen Gebrauch
gemacht, er ließ zwar auf demselben privaten Wege1) antworten,
daß er jetzt Anstalten treffen werde, um die bisher durch die
kriegerischen Verwickelungen verhinderte Abschickung eines Gesandten
ins Werk zu setzen, er hat dieses aber, obwohl ein neues Schreiben
des Zaren1) dessen Empfindlichkeit über das Nichterscheinen des
angekündigten Gesandten erkennen ließ, jedenfalls da er keine be-
sondere Veranlassung dazu einsah und die Kosten scheute, noch
weiter unterlassen.
Erst Ende 1673 ist wieder eine brandenburgische Gesandtschaft
nach Rußland abgegangen. Die Akten dieser ersten Sendung des
Joachim Scultetus und der ihr vorangehenden, den Anlaß zu
ihr gebenden Gesandtschaft des russischen Majors Paul Minesius
eröffnen die Reihe der in diesem Abschnitt vereinigten Dokumente,
welche die Beziehungen zwischen Brandenburg und Rußland während
der Jahre 1673 — 1679 veranschaulichen sollen. Die Sendung des
Minesius wurde veranlaßt durch das gespannte Verhältnis, in welches
Rußland zu der Türkei geraten war. Durch die Unterwerfung eines
Teiles der Kosaken unter die türkische Hoheit und durch das Vor-
rücken türkischer Truppen in der Ukraine sah sich der Zar ebenso
wie der König von Polen in seinen Rechten verletzt und in seinem
Besitze bedroht. Zwar beteiligte er sich nicht an dem Kriege,
welchen der letztere 1672 gegen die Türken unternahm, aber der
unglückliche Verlauf desselben versetzte ihn in die höchste Besorgnis,
er fürchtete, daß die Türken, wenn es ihnen gelingen sollte, Polen
niederzuwerfen, ihre siegreichen Waffen gegen ihn wenden würden.
J) Zar Alexei an Kf. d. Moskau 24. März/ [3. April] 7179 [1671].
*) Hippel an Marsilius d. Cöln a. d. Spree 25. September / [5. Oktober] 1671.
Die betreffende Stelle ist im Konzept von dem Oberpräsidenten v. Schwerin
hinzugefügt
*) Zar Alexei an Kf. d. Moskau 31. Juli/ [10. August] 7179 [16711.
266 Einleitung.
Er stellte daher, um dio Polen zu weiterem Widerstände zu ermutigen,
denselben nachträglich seine Hilfe in Aussicht und suchte ihnen
auch andere Bundesgenossen zu verschaffen. Zu diesem Zwecke ent-
sendete er1) Ende Oktober drei Gesandte, Minesius an den Kur-
fürsten von Brandenburg, den Kaiser, Venedig und den Papst,
Ukrainzew nach Schweden, Dänemark und Holland, Winius nach
England, Frankreich und Spanien, um alle diese Mächte zur Teil-
nahme an dem Kriege gegen die Ungläubigen aufzurufen. Dieser
Versuch war ganz erfolglos, die Gesandten erreichten ihre Bestimmungs-
orte erst, als Polen schon längst (im November 1672) den demütigenden
Frieden von Budziak mit dem Sultan geschlossen hatte, und sie
fanden die Staaten, zu denen sie geschickt waren, alle unmittelbar
oder mittelbar in den französisch-holländischen Krieg verwickelt und
schon deswegen wenig geneigt, sich in die orientalischen Händel
einzumischen, sie wurden daher überall mit schönen Redensarten
abgespeist. Den Kurfürsten von Brandenburg mußte Minesius im
Feldlager aufsuchen, er fand ihn bei Bielefeld, im Begriff nach
dem Scheitern der Unternehmungen gegen Turenne den weiteren
Rückzug aus Westfalen nach der Mark anzutreten. Der Kurfürst
antwortete ihm, daß er den Polen ein Hilfskorps geschickt habe
und daß er unter den gegenwärtigen Umständen, bevor er einen
sicheren Frieden erlangt habe, außerstande sei, mehr zu tuu, daß
er aber die schon längst beabsichtigte und in Aussicht gestellte
Gesandtschaft an den Zaren demnächst abgehen und durch sie mit
demselben über diese Angelegenheit weiter verhandeln lassen wolle.
Wirklich hat er, nachdem er im Juni 1(573 mit Frankreich Frieden
geschlossen und darauf dem König von Polen, welcher inzwischen
den Krieg mit den Türken erneuert hatte, weitere Hilfe zugesagt
hatte, Mitte August den für diese Gesandtschaft bestimmten neu-
märkischen Kammermeister Scultetus dio Reise antreten lassen.
Die Aufgabe desselben war, die freundschaftlichen Beziehungen zu
dem russischen Hofe zu befestigen und zu erkunden, ob wirklich
und in welcher Weise der Zar an dem Türkenkriego teilzunehmen
beabsichtige. Der Erfolg seiner Sendung war ein günstiger. Er ist
in Moskau sehr freundlich und ehrenvoll aufgenommen worden und
*) S. Brückner, Geschieht* Rußlands I, S. 87 f.
Einleitung. 267
hat in den Zerimonial fragen erhebliche Zugeständnisse erwirkt. In
betreff des Türkenkrieges ist er zu der Überzeugung gekommen, daß
der Zar sich nicht direkt an demselben beteiligen wolle, sondern
nur, wie schon vorher, durch die von ihm abhängigen Kosaken und
andere Steppenvölker den Türken werde Abbruch tun lassen. Diese
Voraussagung hat sich als richtig erwiesen, der Zar hat so lange
gezögert, bis ihm von den Türken, die inzwischen wieder Ende Oktober
1676 mit den Polen Frieden geschlossen hatten, 1677 der Krieg an-
gekündigt worden ist.
Die folgende russische Gesandtschaft unter Almasow und Dom u in,
welche im September 1674 bei dem aufs neue auf dem Feldzug gegen
Frankreich begriffenen Kurfürsten erschien, war nur eine Erwiderung
der Sendung des Scultetus. Die Gesandten haben sieht begnügt,
die mit jenem getroffenen Vereinbarungen durch den Kurfürsten be-
stätigen zu lassen und ihm vertrauliche Mitteilungen über gegen
ihn gerichtete feindliche Absichten Schwedens zu machen. Der Einfall
der Schweden in seine Lande Ende 1674 veranlaßt dann den Kur-
fürsten zu neuen Anknüpfungen mit Rußland. Er versucht sofort,
den Zaren in dem Rachekrie^e, welchen er gegen Schweden zu
führen gedenkt, zum Bundesgenossen zu gewinnen, und obwohl der
Zar unter Hinweis auf den mit Schweden abgeschlossenen ewigen
Frieden dieses ablehnt und sich nur dazu verstehen will, diplomatische
Schritte zu seinen Gunsten zu tun, erneuert er doch während des
weiteren Verlaufes des Krieges diesen Versuch, den Zaren zu Feind-
seligkeiten gegen Schweden, zu einer Diversion gegen Liefland zu
bewegen, zu wiederholten Malen. Zu diesem Zwecke wird Scultetus
im Sommer 1675 zum zweiten Male nach Moskau geschickt, darum
hat sich der von ihm schon auf seiner ersten Reise dort zurück-
gelassene, jetzt zum Agenten des Kurfürsten bestellte Hesse zusammen
mit den dort anwesenden Gesandten der Rundesgenossen desselben,
Hollands und des Königs von Dänemark, zu bemühen. Deshalb schickt
der Kurfürst Hesse, der Ende 1676 Moskau hat verlassen müssen,
wieder im Sommer 1677 und nochmals, nachdem die Schweden in
Preußen eingefallen sind, Ende 1678 dorthin. Aber weder der Zar
Alexei hat sich angesichts des drohenden Türkenkrieges und der in
Rußland selbst herrschenden Zerrüttung und Unzufriedenheit entschließen
können, einen solchen neuen Krieg anzufangen, noch weniger dessen ihm
im Jahre 1676 auf dem Throne folgender Sohn Feodor, zumal da unter
268 Einleitung.
ihm eine den Fremden abgeneigte Partei am Hofe das Übergewicht
gewinnt.
Der eigentliche Zweck der russischen Gesandtschaft unter Almasow,
welche, nachdem sie vorher in Dänemark gewesen war, Ende August 1G79
am Hofe des Kurfürsten erschien, ist aus den erhaltenen Akten nicht zu
erkennen. Dieselben zeigen nur, welche Schwierigkeiten es gemacht hat,
in den von Almasow angeregten Zerimonialfragen zu einer Einigung
mit ihm zu gelangen.
Sendung des Minesius. Hilfegesuch gegen die Türken. 269
Zar Alexei Michailowicz an den Kurfürsten. D. Moskau
im Jahr 7187 [1672] ll./[2L] Oktober.1)
[Anfrage wegen Hilfeleistung gegen die Türken. Beglaubigung des
Gesandten Minesius.]
Obwohl der König von Polen ihm gegen die in die Ukraine eingefallenen 21.0k
Kosaken und Tataren entgegen der in dem Friedensverträge übernommenen
Verpflichtung keine Hilfe geleistet, hat er dennoch demselben gegen die ihn
jetzt bedrängenden Türken und Tataren anf seine Bitte Hilfe zugesagt. Er
fragt an, ob auch Kf. demselben Hilfe leisten wolle, nnd fordert ihn anf, wenn
das der Fall sein sollte, ihm schleunigst dnrch Schreiben mitzuteilen, auf welche
Art, zu welcher Zeit und an welchem Orte er dieses werkstellig machen wolle,
damit nicht nur durch Gesandte beider Teile dieses Werk expediert und sie
beide des in Bereitschaft stehenden Sukkurses versichert sein, sondern auch
Ort und Zeit zu einer Unterredung ihrer beiderseitigen Gesandten festgesetzt
werden könne. Er ersucht ferner Kf., auch an die übrigen christlichen Fürsten
wegen dieses Heidenkrieges zu schreiben, besonders die Könige von Frankreich
und von England zu erinnern, daß sie die Waffen, welche sie gegen Holland
ergriffen, gegen den allgemeinen Feind der Christenheit, den türkischen Sultan,
gebrauchen möchten. Überbringer dieses, der Major seiner Fußvölker Paulus
Minesius,3) hat auch Befehl, sich mit die erwähnte Sache betreffenden Schreiben
zu anderen christlichen Fürsten zu begeben.
!) Dem russischen Original liegen eine lateinische und eine deutsche Über-
setzung bei.
*) Ober denselben und seine Gesandtschaft s. Relation du vogage en Russie fait
en 1684 par Laurent Rinhuber (Berlin 1883), S. 25; Brückner, Laurentius
Rinhuber (Beitrage zur Kulturgeschichte Rußlands im 17. Jahrhundert, Leipzig 1887)
S. 222 ff., Russische Diplomaten im 17. Jahrhundert (Russische Revue XXVIII) S. 57 f.,
und Geschichte Rußlands I. (Gotha 1896), S. 115. Die preußische Regierung berichtet
dem Kf. (d. Königsberg 20./30. Dezember 1672), gestern seien aus Moskau zwei Envoyes
mit einer Suite von 17 Personen angelangt Der eine, ein Schotte von Nation, ein
Major, gehe zu Kf., dem Kaiser, der Republik Venedig und dem Papst, der andere,
ein geborener Moskowiter, aber von deutschen Eltern, nach Holland, Frankreich,
England und Spanien, um eine Allianz gegen die Türken zu schließen. Sie hätten
dieselben durch den Hauptmann von Pr. Holland (Achatius v. Borck), einholen
270 IL Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Der Kurfürst an den Zaren. D. Sparenberg
1 1./[21.] Februar 1673. (Conc. mit Zusätzen von O.V.Schwerin.)
[Unmöglichkeit jetziger Hilfeleistung. Ankündigung einer Gesandtschaft Verweis
auf Minesius' Bericht.]
21. Febr. Dem Zaren gebührt Dank dafür, daß er Polen zu Hilfe seine Waffen gegen
die Feinde des christlichen Namens gewendet hat und noch weiter dazu geneigt
ist. Auch er hat1) dem König und dem Königreich Polen eine ansehnliche Hilfe
zugeschickt, wurde auch jetzt solche gern schicken. Weil aber der König von
Frankreich in seine im römischen Reich gelegene clevische und märkische
Lande eingefallen ist und dieselben besetzt hält, so muß er zuvor sich bemühen,
mit seinen und seiner Alliierten Armeen das Seinige zu rekuperieren und einen
sicheren Frieden zu machen. Es würde ihm angenehm sein, wenn der Zar die
Könige von Frankreich und England ermahnen möchte, bald Frieden zu
machen und nach seinem Beispiel ihre Macht gegen den Erbfeind des christ-
lichen Namens zu wenden.
Er ist jedoch erbötig, auf des Zaren Begehren an andere christliche Poten-
taten zu schreiben und sie zur Hilfeleistung gegen den Türken zu ermahnen.
Da er bisher wider seinen Willen infolge stetiger Kriege und dieses Unwesens
verhindert worden, an den Zaren eine Abschick ung zu tun, so will er dieses
doch ehestens werkstellig machen und mit dem Zaren aus diesen Sachen und
was er noch für Hilfe möchte schicken können, reden lassen.
Minesius, der seine Verrichtung hier wohl und mit guter Geschicklichkeit
abgelegt hat, wird seine Resolution behörig zu referieren wissen.2)
lassen und bei dem Ratsverwandten M ei nicke am Altstädtischen Markt einquartiert,
wo sie in des Kf. Namen freigehalten würden, sie wollten sie auch weiter durch den
Hauptmann von Holland bis Marienwerder fortbringen lassen. Dieselbe meldet 3. Januar
1673, die moskowitischen Gesandten seien erst gestern weitergereist. Sie seien beide
über die Gewohnheit feine, hofliche, geschickte Leute, besonders der eine, Paulus
Minesius, ein Katholik, in der lateinischen und franzosischen Sprache wohlerfahren.
Da er Kf. nicht in seiner Residenz zu Coln a. d. Spree finde, so werde er sich zuerst
nach Dresden begeben, um ein Schreiben des Zaren an K. Sachsen zu übergeben,
dann aber seine Reise zu Kf. und weiter zum Kaiser und nach Italien fortsetzen.
Die Geheimen Räte berichten (d. Cöln a. d. Spree 21./31. Januar 1673), der mosko-
witische Gesandle sei vorgestern dort angelangt und heute zu Kf. nach Sparenberg
weitergereist. Auf sein Begehren sei er ebenso wie die früheren moskowitischen
Gesandten verpflegt worden. Vgl. Pufendorf 1. XI, § 109 (S. 868).
*) S. Urk. u. Akt. XII, S. 534 ff.; Kriegsgeschichtliche Einzelschriften,
herausgegeben vom Großen Generalstabe V, S. 4 ff.
*) Über die Verhandlungen mit ihm findet sich in den Akten nur eine Auf-
zeichnung der Forderungen, welche M. in betreff des Zerimonials bei der Audienz,
die auf dem Sparenberg stattfand, gestellt hat M. reiste darauf zunächst nach
Rescheid an Minesius. Sendung des Scultetus. 271
Der Kurfürst an den Zaren Alexei Michailowicz.
D. in unserm churftlrstlichen Kesidenzschlosse zu Cöln a.d. Spree
den 12. Monatstag Augusti im Jahr nach unsers Heilandes und
Seligmachers Jesu Christi gnadenreichen Geburt 1673.
(Conc. O. v. Schwerin.)
[Sendung des Scultetus. Bereitwilligkeit zur Hilfeleistung gegen die Türken,
Anfrage wegen der Absichten des Zaren.]
Er hat zwar vorlangst versprochen, auch allezeit beabsichtigt, jemand an 22. Au
den Zaren zu schicken und denselben zu versichern, wie begierig auch er sei,
mit ihm Freundschaft und gute Nachbarschaft zu halten, er ist aber bisher daran
durch stetige Kriege und Abwesenheit verhindert worden. Nachdem er aber
jetzt mit dem Konig von Frankreich Frieden geschlossen und ihm seine von
diesem besetzten Lande restituiert worden sind, schickt er seinen Legations-
und Amtsrat Joachim Joachimowicz Scultetus, den er beauftragt hat, dem
Zaren für die ihm erwiesene Ehre zu danken und ihn seiner Freundschaft zu
versichern.
Auch er wird nicht ermangeln, dem König und der Krone Polen gegen
die Türken zu assistieren,1) wenn nur zuforderst die der Gesamthilfe halber
von dem römischen Kaiser, dem König von Schweden und dem König von Polen
zu Warschau beliebten Traktaten ihre Endschaft erreicht haben werden, er hat
aber bereits etliche Regimenter seiner Armeen auf allen bedürfenden Fall in
sein Herzogtum Preußen voranmarschicren lassen und ersucht den Zaren, ihn
wissen zu lassen, wie stark er der Krone Polen zu Hilfe kommen und an
welchen Ort er seine Völker schicken wolle, damit er sich darnach richten könne,
oder ob er auch einen Abgesandten nach Warschau schicken wolle. Die übrigen
christlichen Potentaten sind leider noch meist im Kriege gegeneinander begriffen,
Dresden weiter, Ende April war er in Wien (s. Urk. u. Akt. XIII, S. 581). Ober
seine Rückreise findet sich folgende Kanzleinotiz: „Der moskowitische Abgesandte
H. Paulus Men es ins ist den 28. Dezember 1673 Abends von Rom und andern Orten
alhier zu Cöln a. d. Spree angelanget und bei Tilman Eschenbrüchern logiret,
den 31. Dezember aber wieder nach der Moskau abgereiset und seinen Weg auf Danzig
durch Cüstrin, Neumarck, Pommern und Preußen genommen. Die ganze Zeit über
ist er alhier wie auch unterwegens in S. Chf. D. Landen defrayret und mit einer
Karosse und Postwagen fortgeschafft.*
*) S. über die Verhandlungen mit dem deswegen Ende Juli bei Kf. erschienenen
pohlischen Gesandten Felix Morstein Urk. u. Akt XII, S. 556 ff., XIV, 1, S. 710.
272 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
er hofft aber, daß sie sich auf des Zaren Abschickungen zum Frieden bequemen
und nach dessen Beispiel ihre Macht gegen den Erbfeind des christlichen
Namens gebrauchen werden.
Er bittet, seinen Gesandten nicht lange aufzuhalten, sondern bald wieder
zu ihm abzufertigen.1)
Der Kurfürst an Scultetus. D. Cöln a. d. Spree
12./[22.] August 1G73. (Conc. 0. v. Schwerin.)
[Instruktion für die Gesandtschaft nach Moskau.]
22. Aug. Aus beigefügter Abschrift unsers an den Czar und Groß-Fürsten in
der Moskau gerichteten Schreibens wirstu mit mehrem ersehen, was deine
Verrichtung bei demselben sein solle. Gleichwie nun dieselbe nur bloß
l) Kf. hatte schon 12./22. März 1673 von Minden aus den Geheimen Räten in
Berlin Anzeige von dem Erscheinen des Min es ins bei ihm in Bielefeld und von
seiner demselben erteilten Antwort gemacht, seine Absicht, seinerseits an den Zaren
einen Gesandten zu schicken, kundgegeben und sie aufgefordert, ihm eine dazu
geeignete Person vorzuschlagen, eine Instruktion für dieselbe zu entwerfen und
ihm wegeu der mitzusendenden Geschenke Vorschläge zu machen, doch waren die-
selben diesem Befehl nur teilweise nachgekommen. Am 1./ 11. Juni zeigt K f. von
('Gin a. d. Spree aus Scultetus an, daß er ihn als Gesandten nach Moskau zu
schicken beabsichtige, und befiehlt ihm, sich zu der Reise bereit zu halten. Ent-
sprechend den Wünschen, welche Sc. in einem Memorial (s. d.) ausspricht, weist er
(d. Quartschen 23. Juli/ 2. August 1G73) Heidekampf an, für Sc. 2000 Taler in
Gold oder Silber bereit zu halten und ihm für den Notfall einen offenen Wechsel
über 500 Taler mitzugeben, ferner ihm zur Ausrüstung für die Reise 1000 Taler zu
zahlen, und (d. Quartschen 23. Juli/2. August 1673; die preußische Regierung, seine
Reise zu befördern, ihm, was er aus der Hofapotheke und an Zinn und anderem
Gerät brauche, abfolgen zu lassen, ferner (d. Königsberg i. d. Neumark 4./14. August
1673), die Präsente, welche Graf Dönhoff (s. oben S. 261) habe mitnehmen
sollen, aufzusuchen und Sc. zuzustellen. Da von diesen Geschenken aber nur
noch zwei Stücke (ein Kasten aus Bernstein und eine vergoldete Traube) vor-
handen sind, so erteilt er (d. Oranienburg 4./ 14. September 1673) der preußischen
Regierung den Befehl, für etwa 2000 Taler weitere geeignete Geschenke anzuschaffen
und (d. Schönbeck 9./10. September 1673) dem preußischen Stallmeister Schimmel-
pfennig, zwei Pferde, die Sc. dem Zaren präsentieren könne, zu besorgen. Die
preußische Regierung berichtet 16./ 26. und TJ./29. September über die von ihr
besorgten Geschenke. Laut einer der letzteren Relation beiliegenden Spezifikation
bestehen dieselben aus:
Instruktion für Scultetus. 273
in Renovirung der vorigen Freundschaft und derselben Bestätigung bestehet,
also hastu auch Deine Proposition dahin zu richten, auch bei der Audienz
dem Czaren mit mehreren zu gratuliren, daß er durch göttlichen Beistand
unlängst seine Rebellen gedämpfet und die innerliche Unruhe mit gutem
Succeß gestillet1) Würde man sich aber mit Dir wegen des Succurses,
so man allerseits der Krone Polen wieder den Erbfeind thun wollte, zu
vergleichen begehren, so hastu Dich defectu mandati zu entschuldigen
und anzuzeigen, daß dieses nirgends anders und bequemer als zu Warschau
verglichen werden konnte, als woselbst auch der Römische Keyser, die
Eron Schweden und wir dergleichen thun würden. Wir stelleten also
zu des Czaren Belieben, ob er auch daselbst seinen Abgesandten haben
und hierüber instruiren wollte.
Sonsten hastu bei unser Registratur in den vorigen relationibus, so
unsere Abgeschickte nach der Moskau gethan, nachzusehen, wie es mit
der Reception gehalten, und darin keine Aenderung vorgehen zu lassen.
Inmaßen Du dann auch zur Nachricht mitnehmen kannst, auf was Art
der neulich an unserm Hofe gewesene Czarische Abgesandte Paulus
Minesius von uns tractiret worden.
Was Du nun bei dieser Verschickung sowohl unterwegens als in
der Czarischen Residenz negotiiren oder sonst in einem und andern
anmerken wirst, solches hastu in ein Diarium zu bringen, uns solches
bei Deiner Zurückekunft einzuliefern und, so oft es geschehen kann, von
Deiner Verrichtung auf der Post unterthänigst zu referiren. —
1. einem Bernsteinkasten für 2000 Fl. poln.;
2. einer silbernen Tischuhr für 900 FL;
3. einem bernsteinernen Kronleuchter nebst zwei ebensolchen Leuchtern
für 650 Fl.;
4. einer bernsteinernen Schale mit Fuß und Deckel für 300 Fl.;
5. einem silbernen vergoldeten Pokal für 600 Fl.
An Silber und Gold zur Einfassung des Kronleuchters und der Schale werden
600, für die blausammetnen Decken für die iwei Pferde 900 Fl. gerechnet Die
Geschenke kosten so zusammen 5950 Fl. poln. = 1983 V, Taler. Vgl. v. Könne,
Berlin, Moskau, St Petersburg 1649—1763 (Schriften des Vereins für die Geschichte
der Stadt Berlin), S. 14. S. über diese Gesandtschaft Pufendorf 1. XI, § 109 (S. 868)
und Jon. Arnhold v. Brand (derselbe begleitete Sc als Hofjunker), Reysen durch
die Marck Brandenburg, Preussen, Ghurland, Liefland, Plesscovien, Groß-Naugardtien,
Tweerien und Moscovien, herausgegeben von v. Hennin (Wesel 1702).
*) S. über den Aufstand unter Stenka Rasin (1667—1671) Herrmann,
Geschichte des russischen Staates III, S. 682 ff.
Mater, x. Gtsch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 18
274 ft RrHiiteahnr? '»nit Hiuilanii üfi:»— liTTU.
J. Seniteti» an den KnrfilRtai. Dl Pfessfcyur
!h Xovember $t. n. ISIS..1)
fExnp/anjr aa der Grenze. Ankauft in. PleskowJ
9. Not, An 3, tut er rj mit *em*u Leuten an <fie Grenze gerriefct i
selb« bildenden ftoefae* Äafraitxe von «fem Prätsff mit zwölf Strefifcstm emp-
fangen wwden« bie*e£hen geleiteten ihn. nach, dem. noe anfiggoadem gfefch-
namigen I*r*fe, wo ihm eine Raadiadtte als Quartier au^ew lesen, mi Getränke
und Viktnalien gemeiert wurden.
Am folgenden Tage »t er in Betrieftnn* die«» Streßte* bö unter Pleskow
geruckt ond in der Vorstadt in dem Qaartier7 wo der Engfische «ad der HoEBboV
scbe vordem gestanden, logiert worden. Eine Stande darauf kau der Trans-
lateur, von den» Woiwoden Wasili Semanowiiz geschickt, an ihm, brachte
einen neuen Friitaf mit sieb, der ihn. seiner Aussage nach, bis Moskau be-
gleiten sollte, and erkundigte »ich. ob er Präsente für den Zaren mitbrachte und
ob er ihm nicht die .Spezifikation derselben aashändigen wollte Er hat erwidert,
daß er Präsente fnr den Zaren mitfubrte, aber nicht instruiert wäre, die Spezi-
fikation davon zu ((eben, and er hat dann seine Verwunderung darüber aus-
gedruckt, daß der Woiwode ihn nicht vor der Stadt habe empfangen lassen.
Jener erwiderte, es wäre bei ihnen nicht gebräuchlich, alle Gesandten wurden
') Nach der Pinalrelation des Scultetus (d. Berlin 16./26. Februar 1674) war
derselbe, nachdem er am 14. August 1073 seine r gänzliche Depesche8 nach Moskau
aus der Geheimen Kanzlei erhalten, am 16. August von Cüstrin abgereist, am 28. in
Königsberg angekommen, er hatte dort aber 5 Wochen auf die Fertigstellung der
für den Zaren bestimmten Präsente warten müssen. Am 7. Oktober reiste er Ton
dort mit einem Komitat von 1* Personen, 12 Pferden, einer Kutsche und einem Rüst-
wageu weiter, kam am 21. in Mitau an, wo er, laut einem ausfuhrlichen Bericht vom
2.'). von dort am, von dem Herzog Jacob sehr ehrenvoll und freundlich empfangen
wurde, reiste am 23. von dort weiter, kam am 25. nach Riga, nahm dort Fuhrleute
an, welche seine Hugage und seine Dienerschaft bis an die russische Grenze bringen
sollten, und erreichte diese am 2. November bei Neuhausen. Von dort schickte er,
wie er am fi. November von obeiidorther berichtet, seinen Hofmeister zu dem Woiwoden
von l'leskow, um diesem seine Ankunft anzuzeigen. Schon vor dessen Ruckkehr aber
ersehien hei ihm am f>. November ein Pristaf, der ihn im Namen des Woiwoden begrüßte
und erklärte, beauftragt zu sein, die notigen Wagen zur weiteren Fortschaffung seiner
Niigage *" besorgen und ihn an der Grenze zu empfangen. An demselben Abend
kehrte nueli soin Hofmeister zurück mit dem Bescheid, der Woiwode werde ihn durch
den Pristaf un der Grenze empfangen lassen, aber selbst ihm keinen Besuch machen,
Jeus wegen seines Kides, teils wegen der Pfaffen, bei denen er sofort in Suspiiion
einiger Korrespondenz, darauf sein Kopfstände, inkurrieren würde-. Vgl. v. Brands
Keiseheschreioung S. Off.
") 8. v. lirauds ReUebeschreibuug S. 168 ff.
Scultetus in Pleskow und Nowgorod. 275
nur einmal an der Grenze empfangen. Er hat erwidert, er verlangte nichts
Neues, sondern nur das, was anderen königlichen Gesandten, die in der
gleichen Qualität hier durchgekommen, widerfahren wäre, er wäre auch mit
dem bisherigen Traktament zufrieden, wenns nnr so bliebe und nicht geändert
wurde.
P. S. Ein deutscher Kaufmann, der sich hier aufhält, berichtet ihm, daß es
mit dem Englischen und dem Holländischen auch nicht anders als mit ihm
gehalten worden ist.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Groß-Naugrod
18./ 28. November 1673. -
[Ankunft und Empfang in Nowgorod.]
Er hat1) am 10. seine Reise fortgesetzt und ist 16 7* Meilen unter Groß- 18. Noi
Naugrod angelangt. Da der Woiwode auf der Jagd war, hat er diesen Tag in
der Vorstadt bleiben müssen, am folgenden Tage aber meldete ihm der Pristaf,
daß der Woiwode Peter Wasilewitz Sczeremetow ihm auf Befehl des
Zaren alle Höflichkeit erweisen und ihn am Tor mit einem Schlitten durch
einen Sinbojar (Edelmann) empfangen und durch die Stadt bis in sein Haus
werde fuhren lassen. Das geschah auch, doch nahm in dem Schlitten der Ab-
geschickte die Oberstelle ein und erwiderte, als er dagegen Widersprach erhob, er
empfinge ihn im Namen des Zaren und dem gebühre die Oberstelle, es wäre
auch dem Englischen und Holländischen ebenso geschehen. Nachdem sie ungefähr
eine Viertelmeile in der Stadt herumgefahren waren, brachte er ihn in sein
Quartier. Dort erschien bald darauf ein Diak mit etlichen Strelitzen und brachten
des Zaren Gnadentraktament doppelt, angeblich auf Befehl von Moskau her.
Da der Woiwode sich ziviler als der von Pleskow bewiesen, ihn auch für seine
Person mit Met und vielen Fischen beschenkt hatte, so hat er sich durch den
Hofmeister bei ihm bedankt, zugleich aber sich darüber beschwert, daß sein
Abgesandter im Hereinfahren gegen die Höflichkeit und das Gastrecht die rechte
Hand prätendiert hätte. Jener antwortete, er kennte wohl den Gebrauch anderer
Nationen und wünschte, es wäre hier auch gebräuchlich, aber sie wären Sklaven
des Zaren und ihr Hals stände in Gefahr, wenn sie das Geringste ohne dessen
Vorwissen und Befehl an ihren Sitten änderten. Er hat sich so zufrieden
geben müssen, zumal er aus den Relationen Borentins und anderer, die vor
ihm an des Zaren Hof geschickt worden, ersehen hat, daß es ihnen ebenso
ergangen ist3)
J) S. v. Brands Reisebescbreibung S. 184 ff.
2) Ober die Weiterreise von Nowgorod aus s. ebendaselbst S. 199 ff.
18*
276 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Aus der Finalrelation des Scultetus (d. Berlin
16./[26.] Februar 1674.)1)
[Einzug in Moskau. Audienz bei dem Zaren. Konferenzen mit den moskowitisehen
Kommissaren. Abschiedsaudienz und Abfertigung.]
14. Dez. Am 4. Dezember1) erreichen sie das Dorf Nikola Derebna. Der Pristaf
läßt ihre Ankunft in Moskau anzeigen, darauf erscheint Nachmittag zuerst der
Oberst Nikolaus vonStaden, am mit Erlaubnis des Kanzlers ihn zu besuchen,
und bald darauf ein Goniec mit der Nachricht, daß der Zar befohlen, er sollte
noch heute in seine Residenz eingeholt werden. Er befiehlt darauf sofort seinen
Leuten, die Lieberey anzulegen und fährt weiter. Eine Viertelmeile vor der
Vorstadt finden sie eine Kompagnie russische Reiter, daneben einen mit weißen
Bärenfellen und weißem Gaul versehenen Schlitten, in dem der neue Pristaf Alexander
Fedrowiz Chorongeow nebst einem Translateur sitzt, und vier weiße mit roten
gold- und silbergestickten Sätteln belegte Pferde für seine vornehmsten Bedienten.
Als sie ungefähr einen Pistolenschuß voneinander entfernt sind, läßt er halten,
der Pristaf aber schickt verschiedene Male zu ihm und läßt ihn bitten, weiter
zu fahren. Er weigert sich aber und erklärt, das Herannahen gebühre dem
Empfangenden, nicht dem, der empfangen werde, worauf der Pristaf endlieh
etwas näherkommt, auch nach freundlicher Erinnerung seinerseits zuerst aas
dem Schlitten tritt. Nach der Begrüßung nötigt ihn derselbe in den Schlitten,
verweigert ihm aber die Oberhand, indem er erklärt, es sei bei ihnen nicht
gebräuchlich, daß den Gesandten die Oberhand vergönnt werde. Alle seine
Remonstrationen dagegen sind vergeblich, der Pristaf behauptet, er habe in
diesem Punkt gemessene Ordre, und dringt zur Rechten. Er erklärt im Fahren,
er müßte jetzt Gewalt vor Recht ergehen lassen, werde sich aber gehörigen
Orts darüber beschweren. Sie halten darauf um 3 Uhr Nachmittag ihren Ein-
zug in die Stadt, werden schließlich in das Logement, Gesandtenhof genannt,
unfern vom Schloß, geführt und ihnen dieser ganze Hof überlassen. Nachher kommen
zwei Translateurs zu verschiedenen Malen sich erkundigen, ob er am folgenden
Morgen Audienz begehrte. Er gab aber vor, an den Präsenten wäre etwas
unterwegs schadhaft geworden, er müßte es erst am folgenden Tage reparieren
lassen.
15. Dez. Am 5. Dezember3) verabschiedete sich zuerst der alte Pristaf nebst den
Strelitzen, die sie von Naugrod ab begleitet hatten; ersterem wurde ein ver-
goldeter Pokal, den Strelitzen Geld gegeben. Dann kam morgens um 8 Uhr
>) Diese Finalrelation beruht auf dem von Sc. während seiner Gesandtschafts-
reise geführten Tagebuche, von welchem er einzelne Stücke schon vorher dem Kf.
zugeschickt hatte. Dieses Tagebuch hat auch jedenfalls v. Brand für seine Reise-
beschreibung benutzt.
*) S. v. Brands Reisebeschreibung S. 207 ff.
3) S. v. Brands Reisebeschreibung S. 2 11) ff.
Finalrelation des Scultetus.
277
der neue Pristaf Chorangic und berichtete» der Zar wollte ihm schon heute
Audienz verstatten; wenn etwas von den Präsenten beschädigt wäre, konnte es
durch seine Leute repariert werden. Er zeigte darauf demselben die Präs« '
von denen er ein Verzeichnis dem Okolnice ■) einlieferte. Eine Stande später er-
schien znerst einer aus der Peikase mit! 5 Strelilzen, welche die Geschenke taf
sollten, und dann der Pristaf wohl angeputzt nebst einem Schlitten des Zaren,
der mit weißen Haren- und Leoparden häuten und einer schönen Atlasdeck e
belegt war, brachte anch wieder vier weiße Pferde für seine vornehmsten
Bedienten mit Die Geschenke wurden den Russen zum Tragen übergeben und
er vom Pristaf auf den Schlitten zur rechten Hand gesetzt. Diese Höflichkeit
rührte daher, daß derselbe von ihrem gestrigen Diskurs deswegen dem Okolnice
berichtet und dieser ihm darauf den Befehl des Zaren überbracht hatte, ihn den
Königlichen gleich zu traktieren und ihm im Auffahren zur Audienz und Konferenz
immer die rechte Hand zu lassen. Darauf zogen sie zur Audienz, voran etzliche
Strelitzen in roter Lieberey mit ihrem Gewehr* dann folgten die von 15 Russen
geführten und getragenen Geschenke, dann seine Bedienten, darauf der 11 uf-
meister, der mit ausgestrecktem Arm das Kreditiv des KL« mit Taft bedeckt,
hielt, darauf der Schlitten, auf dem er und der Pristaf saßen, neben dem vier
von seinen und zwölf pansche Laquaien gingen* Als sie vor dem Schloß an-
kamen, zog der Pristaf zum dritten Male andere köstliche Kleider an* Nach-
dem sie abgesessen, wurden sie durch einen gewölbten Gang zum Audienzsaal
geführt Dort saß der Zar auf dem Thron, bekleidet mit einem mit Zobel
gefütterten Pnrpurrock, die Mütze war mit großen Perlen geziert, in der rechten
Hand hatte er einen mit Silber beschlagenen Stab aus Ebenholz, an dem Mittel-
finger der Linken einen helileueliteuden großen Diamanten. Zu seiner Rechten
stand der Okolnice, zur Linken der Schwiegervater des Zaren Kirillow Polu-
jochtowic Naruskim Auf jeder Seite des Stuhls standen fünf Kammerherrcn,
zur Linken einige Schritte vom Thron saßen 13 der vornehmsten Knesen und
Bojaren mit entblößten Häuptern, Als er zur Tür bereintrat, entblößte er das
Haupt und stellte sich nach dreimaliger Reverenz dem Zaren gegenüber, links
van ihm standen der Pristaf und der vornehmste Dolmetscher, zur fechten der
Hofmeister mit emporgehaltenem K reden es cliTeihen. Der Okolnice sagte erst über-
laut den ganzen Titel des Zaren her und fragte ihn nach seinem Anbringen.
Er nahm darauf das Kredifcivsch reiben aus des Hofmeisters Hand, recitierte des
KT. Titel, erklärte, er sei abgesandt, um das Schreiben zu überreichen und
ferneren Bescheid zu erwarten, und reichte dann dem Zaren das Schreiben,
Dieser legte zwei Finger darauf, worauf der Oberpräsident es zu sich nahm.
Als er dann zurückgetreten war, legte er auf Aufforderung seitens des Okolnice
seine Proposition ab, in der er anzeigte, KL sei sehr erfreut über des Zaren
Eifer und Sorgfalt für die Wohlfahrt der ganzen Christenheit und wünsche
seineu Waffen Glück gegen den Erbfeind, im übrigen dem Zaren anheimstellte,
zu anderweitiger Audienz ihm jemand von seinen Geheimen Räten zuzuordnen.
') OberpräsidenU
278 II. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Nachdem der Dolmetscher, dem er die Proposition schon ein paar Standes
vorher mitgeteilt hatte, dieselbe übersetzt hatte, erklärte der Okolnice, der
Zar werde das Schreiben übersetzen lassen und ihn in kurzem bescheiden, jetzt
aber nach des Kf. Gesundheit fragen. Das geschah auch. Nachdem er ge-
antwortet, wurden er und nachher auch seine vier vornehmsten Bedienten um
Handkuß zugelassen. Darauf verlas der Reichskanzler Kerpowic von einem
Zettel die Geschenke des Kf., welche nacheinander vorbeigetragen wurden.
Nachdem dann der Okolnice im Auftrag des Zaren sich auch nach seinem
Befinden erkundigt und ihm angekündigt hatte, der Zar werde ihn honte mit
Speisen von seiner Tafel begnadigen, nahm er seinen Abschied. Gegen Abend
wurde ihr tägliches Gnadentrak tarnen t und eine Stunde später zwei Kochen
und allerhand Getränke gebracht; die Speisen von der Tafel des Zaren erhielten
sie erst am folgenden Mittag.
16. Dez. Den 6. Dezember zwei Stunden vor Tage kam der Pristaf and kündigte
ihm an, er möchte sich fertig halten. Er hätte Ordre, ihn, sobald es Licht sein
würde, in die Gesandten-Kanzlei zur Konferenz zu holen. Er holte ihn auch
um 9 Uhr mit dem Schlitten ab. Auf dem Schlosse wurde er in eine kleine,
gewölbte Stube geführt und dort von dem Reichskanzler Gregorius Karpowie
und dem Unterkanzler Jacob Iigiz Pordichow nebst noch einem Rat Iwan
Astawic empfangen. Nach einer Viertelstunde erschien auch der Okolnice
Artemon Sergewiz1). Derselbe empfing ihn gar freundlich, nahm aber die
Oberstelle am Tisch und nötigte ihn, sich neben ihn zu setzen. Darauf fing
er an, der Zar hätte sie sämtlich verordnet, um von ihm zu vernehmen, ob er
noch etwas Besonderes vorzubringen habe, er sollte demnach nur punktweise
proponieren, sie würden es dem Zaren schon vortragen. Er bedeckte sich und
erwiderte, was er anzubringen hätte wäre mehrenteils bereits in dem Kreditiv
und seiner gestrigen Proposition enthalten, er wollte es aber wiederholen; es
bestände in folgenden Punkten:
1. Kf., als des Zaren naher Bandsverwandter und Nachbar, gedächte die
bisherige Freundschaft je länger je mehr zu unterhalten, und weil wegen des
Türken grausamen Vornchmens wider Polen der ganzen Christenheit nicht
geringe Gefahr drohe, die der Zar schon überlegt und deswegen an die christ-
lichen Potentaten hätte Legationen ergehen lassen, so bitte Kf.,
2. der Zar möge ihm im Vertrauen kommunizieren, wie er gedächte, daß
der Krieg wider den Erbfeiud zu führen sei, damit nicht Polen von demselben
vollständig überwältigt und dienstbar gemacht werde,
3. an welchem Ort, zu welcher Zeit und wie stark der Zar diesen Feldzag
zu verrichten gedächte.
4. Kf. desiderierc deswegen des Zaren Resolution, weil er jetzt seine
Völker noch beisammen hätte und nach erfolgter Erklärung sie aus allen seinen
') Artemon Scrgie witsch Matwejew. S. über denselben Brückner, Geschichte
Rußlands I, S. 568 f.
Finalrelation des Scultetus. 279
Ländern zusammenziehen und, damit sie Polen desto näher wären, nach Preußen
schicken wollte.
5. Weil in kurzem ein Reichstag in Polen sein wurde, wobei sich Ge-
sandte des Kaisers, des Kf. und vielleicht auch schwedische einfinden würden,
würde des Zaren Erklärung erwartet, ob er auch jemand dorthin schicken wollte.
6. Da Kf. das Vertrauen, welches er zu dem Zaren tröge, jetzt je mehr
und mehr, und zwar zum öftern durch Sendschreiben zu renovieren gedächte, so
ersuchte er den Zaren, seinen Beantwortungsschreiben immer eine Übersetzung
in deutscher oder sonst einer anderen Sprache beizuschließen, weil in den weit
abgelegenen Orten wenige der russischen Sprache kundige Leute zu finden wären.
7. Kf. hätte schon 1667 und 1668 sich für seinen damaligen Statthalter
in Preußen Fürsten Radziwill verwandt, daß demselben seine Herrschaften
Niewell und Siebiesz wiedergegeben würden, er bitte jetzt, nachdem der Fürst
verstorben sei und eine unmündige Tochter hinterlassen habe, deren Ober-
vormund er sei, daß der Zar dieser nach geendigtem Stillstande oder Schließung
des ewigen Friedens mit Polen die verlangte Erstattung der beiden Herrschaften
gönnen möchte.
Der Oberpräsident beantwortete alle Punkte gar kurz und fast auf eine
Art, sagte, es wäre dem Zaren besonders lieb gewesen, daß Kf. und Schweden
die ersten gewesen, die ihm für seine Sorgfalt zugunsten Polens gegen den
Türken gedankt und sich auch erboten hätten, mit Hand anzulegen. Er sollte
wissen, daß der Zar den Konig von Polen nicht ohne Hilfe lassen würde und
dieses auch bisher treu erwiesen hätte. Die anfänglichen Erfolge der Türken
seien dadurch veranlaßt worden, daß sie damals die Tartern und Kosaken auf
seiner Seite gehabt hätten, jetzt aber seien dieselben von ihnen ganz abgeschnitten,
indem ein Teil der zarischen Armee, 40000 Mann unter Scheremet, sich
recht vor die Krim und zwar gerade vor den Ort, wo sie ein- und ausgehen
müßten, gelegt hätte. Auch die Saporowischen Kosaken, die teils dem Zaren,
teils der Krone Polen zuständig, hätten von ihm Befehl bekommen, dem Erb-
feind Abbruch zu tun, und die donatorischen Kosaken hätten demselben bereits
zwei Plätze weggenommen, sie wären auch beordert, weiter ins Land zu gehen
und alles zu verheeren; daher, weil der Feind die Tartern nicht wie vorher
gebrauchen konnte, hätten die Polen bereits glückliche Erfolge gehabt Den
Krieg wider den Türken hätte der Zar beschlossen und er wollte denselben
angreifen, wo er ihn fände; er hätte auch nicht allein die christlichen
Potentaten zu diesem Kriege invitieren lassen, sondern auch unlängst einen
Goniec an den Konig in Persien geschickt und Anschläge gegeben, wie dieser
den Türken von der anderen Seite angreifen könnte. Den 5. Punkt betreffend,
werde der Zar schwerlich einen Gesandten nach Warschau schicken, da er
einen Residenten dort und der König von Polen einen solchen hier hielte; den 6.,
es sollte jedesmal den Schreiben des Zaren an Kf. eine Übersetzung in deutscher,
lateinischer oder polnischer Sprache beigefügt werden. Betreffend 7. die Desi-
deria der Prinzessin Radziwill, könnte er zurzeit noch nichts Gewisses ant-
worten, er wollte es aber dem Zaren vortragen.
280
II, Brandenburg und Rußland 1673—1670.
Darauf wurde er gefragt, ob er noch mehr vorzubringen hüte. Als er es
verneinte, fragte der Ökolnice, ob außer Kf. und dem Könige von Schweden
noch jemand von den christlichen Potentaten dem Konig von Polen Hilfe
schicken würde. Er antwortete, er mußte zweifeln, daß Polen außer von dem
Kaiser von den anderen Reiehsständen Hülfe zu erwarten habe, da der Krieg
Frankreichs mit den Niederlanden bei denselben großes Nachdenken erregte.
Auf Karpo wiezs Frage, ob es nicht möglich wäre, daß England von Frankreich
ab und zu den Holländern treten sollte, die dann wohl den Franzosen gewachsen
stMit wurden, antwortete er, daß vorläufig dazu wenig Aussicht wäre. Darauf
fragte ihn der Präsident, wie Kf. mit Schweden stände, ob die alte Feindschaft
gänzlich gehoben sei. Er antwortete, Kf. stände mit Schweden wohl, alle Miß*
Verständnisse seien durch die Olivischen Traktaten aufgehoben, bei seiner Ab-
reise sei die Ankunft zweier schwedischer Gesandten bei Kf erwartet worden,
die mit demselben wogen einer neuen Altianee traktieren sollten. Zuletzt fragte
der Präsident, ob Kf. dem Konig von Polen Assistenz um Geld oder aus christ-
licher Liebe leisten würde. Er erwiderte, Kf. hätte noch eine große Schold
bei der Krone Polen zu fordern, trotzdem wurde er nur um der Wohlfahrt dir
gesamten Christenheit willen mit Hintenansetzung seines eigenen Interesses der-
selben auf gewisse Konditionen Hülfe leisten; Polen wäre jetzt auch gar
imstande, andere ausländische Volker zu werben, da es zur Unterhaltung seiner
eigenen Armee die Reichskleinodien verstoßen müßte. Auf die Bemerkung des
Ökolnice, sie hätten ja noch Starosteien und Städte genug zu versetzen, seien
auch so geartet, daß sie, wenn sie in Not wären, ihre besten Kleider beim
Juden versetzten und sie selten wieder einlösten, hat er geantwortet, das
brächte allerdings ihr Genius mit sich, allein mit Vergebung und Versetzung
der Städte und Starosteien hielten sie hart an sich, so daß sie sogar vergäßen,
was sie kurz zuvor in pactis abgehandelt hätten.
Damit wurde die Konferenz geschlossen j der Ökolnice begehrte, er mochte
die ti Punkte schriftlich zustellen, sie sollten auch schriftlich beantwortet werden.
Er hat es zugesagt, nachher ihm das Memorial durch den Pristaf zustellen u
um schleunige Abfertigung bitten lassen,
17. Dez. Am 7. Dezember erschien der Pristaf mit dem Dolmetscher und meldete
ihm, der Zar gedenke in wenigen Tagen auf 3 Wochen in ein Kloster zu
gehen und ließe ihm die Wahl, ob er so lange warten oder vorher seine Ab-
fertigung erhalten wollte. Er hat für die hohe Gnade gedankt und es zu des
Zaren Gefallen gestellt, wie er es mit seiner Abfertigung halten wollte, aber
bemerkt, er hätte einen weiten Weg vor sich und vom Kf. Befehl, sobald er
vom Zaren seine Depesche erhalten, zurückzueilen, worauf der Dolmetscher
meinte, dann werde ihn der Zar wohl noch vor seiner Abreise entlassen, was
bisher noch keinem Gesandten geschehen sei und die fremden ministri alle
Wander nehme.
18, De*, Am 8. Dezember ließ er bei dem Oberprisidenten anfragen, ob er ihn
ä part in seinem Hause besuchen durfte, und er fuhr, nachdem ihn derselbe
wissen lassen, er wollte seiner abwarten, £ü ihm. Er hat ihm ein Kompliment
nd
Fiualrcbtion des ScuUetns,
281
gemacht und bei der Gelegenheit den Punkt wegen der rechten Hand zur
Sprache gebracht Der Okolnice antwortete, früher hatten der Zar nnd dessen
Vorfahren niemals einem Gesandten dnrch ihre Pristaffen die rechte II und
geben lassen, der jetzige Zar aber hätte durch Zuschreiben und gewisse Ab-
handlungen zwischen dem Kaiser und den Königen von Schweden und Dänemark
sich resol viert, den kaiserlichen und königlichen Gesandten die rechte Hand
zu lassen. Von kurfürstlichen Gesandten wäre zu der Zeit nichts erinnert
worden, daher hätten die Pristaffen ohne Ordre des Zaren darin nichts Neues
tan dürfen, nachdem aber der Verlauf zwischen ihm und den Pristaffen dem
Zaren hinterbracht sei, hatte derselbe ans Freundschaft gegen Kf* sofort he*
schlössen, die kürfürstlichen Gesandten jetzt und ins künftige den kaiserlichen
und königlichen Gesandten in allen Stücken gleich zu traktieun. Er wäre der
erste, der die Possession erstritten und ergriffen, und so sollte es auch künftig
immer gehalten werden, obwohl zwischen Konigen und Kurfürsten ein großer
Unterschied wäre. Er hat sich bedankt, ihm aber auseinandergesetzt, daß ein
sicher großer Unterschied gar nicht bestände, sondern die Kurfürsten den
Konigen gleich ständen. Dann bat er, diese Resolution des Zaren mochte ihm
nicht allein schriftlich kommuniziert, sondern auch hier zu Moskau in die
Gesandte ii -Pricasi eingeschrieben und den M'oiwoden von Nowgrodt und Pleskow
zur Nachachtung mitgeteilt werden, was jener susagte. Zum Schluß versprach
derselbe noch, er wollte es machen, daß er am Sonnabend die Äbschiedsaudienz
beim Zaren erhalten sollte. Heim Abschied bat er ihm den vergoldeten großen
Traubenbecher, welchen KL für ihn verordnet, offeriert, welchen er auch gar willig
annahm und ihn darauf durch vier Gemacher bis an die Stiege begleitete. Am
Abend spät ließ er ihm sagen, er sollte sich fertig halten, morgen vor dem
Zaren zu erscheinen, er hätte ihm aber auf dessen Befehl noch vorher etwas
u part zu sagen, er wollte ihn vor Tage zu sich holen lassen.
Am 9. Dezember holte ihn vor Tage der Pristaf mit dem Schlitten ab. 19«
Der Okolnice empfing ihn wieder freundlich und teilte ihm nach gegenseitigen
Komplimenten mit, daß die Krone Polen wieder vacierte und der König unlängst
xu Lemberg gestorben wäre, und fragte dann, wer wohl von den deutschen
Fürsten die Krone affektieren würde, ob KX und der Kon ig von Schweden auch
wieder anter den Kandidaten sein dürften und wie sich der Kaiser dabei
komponieren werde. Er hat erwidert, er wüßte davon nichts, Kf. hätte bei
der vorigen Königswahl großes Bedenken getragen, einer Krone willen die
Religion zu wechseln, und es auch seinem Kurprinzen nicht geraten, und er
könnte auch nicht glauben, daß der Konig von Schweden sich dazu verstehen
sollte, zumal er dann die schwedische Krone verlieren wurde. Er glaubte
aber, der Kaiser würde mit Kf* und dem König von Schweden dahin arbeiten k
daß die Konigin bei der Krone erhalten nnd der künftige Successor, sei es ein
ausländischer Fürst oder ein einheimischer Edelmann, verpflichtet würde, sie
tzu heiraten,
Der Okolnice sagte darauf, die Religion dürfte freilich vielen im Wege
stehen, er hätte aber vernommen, daß die Krone Schweden eine große Prätension
Dez.
282 II. Brandenburp und Rußland 1673—1679.
an Polen machte und unlängst expresse Thorn, Elbing und Marienburg begebt
hätte, worauf er erwiderte, hier möchte wohl ein Mißverständnis vorliegen, er
wüßte nur, daß bei der nenlichen Gesandtschaft Breza's1) in Stockholm man
dort Beschwerde über die Bedrückung der Evangelischen in Thorn, Elbng,
Marienburg und sonst im Reich geführt und verlangt hätte, daß denselben
Satisfaktion gegeben werde. Der Oberprüsident fragte darauf, ob zwisdui
Schweden und Kf. gutes Verständnis wäre, worauf er erwiderte, er wüßte ei
nicht anders, seine letzten partikulier Briefe meldeten auch, die schwedischen
Gesandten Mardenfeldt und Wangelin seien-) bei Kf. in Potsdam angelangt,
sie suchten, wie es hieße, in eine nähere Allianz mit Kf., den Herzöget
von Brannschweig und anderen Fürsten zu treten und die Kriegsflamme ia
Deutschland zu löschen.
Der Okolnice kündigte darauf an, daß der Zar des Zustandes in Poles
wegen bald eine Gesandtschaft an Kf. schicken würde, derselbe wünschte, die
alte Freundschaft mit ihm zu renovieren. Er dankte dafür und verabschiedete
sich darauf.
Bei der an demselben Tage erfolgenden Abschiedsaudienz las der Kanzler
von einem Zettel ab, der Zar habe alles, was in dem Kreditiv des Kf. enthalten
und was in den Konferenzen mündlich vorgegangen wäre, wohl verstanden, und
er werde seine Antwort in einem Schreiben an Kf. zu empfangen haben. Der
Oberpräsident, welcher während dessen das Schreiben in Händen hielt, reichte
es darauf dem Zaren, der es mit zwei Fingern hielt und ihm zustellte. Darauf
trug der Zar ihm auf. Kf. seinetwegen zu grüßen, und nachdem er dieses Zu-
gesagt, wurden er und dann auch seine vier vornehmsten Bedienten zum
Handkuß zugelassen. Endlich sagte der Zar, er sollte heute begnadigt werden,
von seiner Tafel gespeist zu werden,3) worauf er abtrat.
2<). Dez. Am 10. kam der Pristaf und meldete, der Zar wäre abgereist, hätte aber
vorher dem Okolnice und anderen Bojaren befohlen, ihn völlig zu expedieren
und ihn gleich den königlichen Envoyes mit 300 oder 400 Talern Wert zu be-
schenken, mit der Aufforderung, er sollte sich selbst aus der Schatzkammer
Pelzwerk von diesem Werte aussuchen. Als er dieses ablehnte, wurden ihm
nach einigen Stunden zwei Zimmer Zobel, ein Zimmer gute Futter-Zobel und
das andere etwas feiner, gebracht, mit der Entschuldigung, sie wären jetzt im
Schatz nicht besser vorhanden, wenn er aber bis Ende Januar hätte warten
wollen, zu welcher Zeit jährlich die Pelzereien aus Sibirien in den Schatz ge-
liefert würden, würde ihm gewiß besseres gegeben worden sein. Von seinen
Leuten erhielten die vier vornehmsten Bedienten jeder drei Paar, die Lakaien
und Knechte ein Paar Zobel. Am Abend kam der Pristaff, machte erst wieder
seine gewöhnlichen Komplimente, sprach dann aber von dem Tode des Königs
von Polen und von den Potentaten, die zu dieser Krone gelangen könnten, und
') S. oben S. l\°>.
■-■) S. l'rk. u.Akt. XVII, S. 310 ff.
3) S. darüber v. Brands Reisebeschreilmng S. 240 f.
Final relation des Scultetus. 283
fragte ihn, zu welchem die Polen bei jetzigem Zustande am meisten inklinierten,
and besonders, ob der König von Schweden als ein junger Herr teils wegen
seiner nachbarlich gelegenen Lande, teils wegen der verwitweten Königin die
Krone annehmen durfte. Er hat erwidert, die polnischen Statuta schlössen von
ihrer Krone die, welche nicht römisch-katholisch wären, aus, und er wußte
noch zurzeit niemand unter den evangelischen Potentaten, der auf solchen Fall
die Religion changieren dürfte, worauf er antwortete, auch sie an ihrem Hofe
hielten davor, der König von Schweden dürfte schwerlich seine Religion ändern
und deshalb die Krone Polen affektieren.
Am 11. gegen Abend kam der Unterkanzler ßabinin samt dem Pristaf 21. Dez.
and dem Translateur und brachte ihm nicht nur die schriftliche Beantwortung
auf die Punkte, welche bei der Konferenz vorgefallen, sondern auch schriftlich,
wie es künftig mit den kurfürstlichen Gesandten gehalten werden sollte, das
erste in 4 Exemplaren (2 russisch und 2 deutsch), die, nachdem der Kanzler
sie unterschrieben, auch er nach anfänglicher Weigerung unterschreiben mußte.
Auf seine Bitte erhielt er auch eine deutsche Übersetzung des Rekreditivs des
Zaren von dem Okolnice zugeschickt, derselbe ließ ihm zugleich Glück zur
Reise wünschen und schickte ihm etliche Konfekturen, aus Johann- und Uindt-
beeren-Trauben gepreßt.
Am 12. Dezember kam, nachdem die Postfuhren angeschafft waren, der 22. Dez.
Pristaf und stellte seinem Hofmeister 50 Rubel zur Zehrung zu mit dem Vor-
wand, da die zarischen Bedienten sich auf der Herreise sehr untreu in Lieferung
von Viktualien gezeigt, so wären sie ins Gefängnis geworfen und vom Zaren
verordnet worden, daß ihnen anstatt des Traktaments Geld zur Reise gegeben
werden sollte. Obwohl es nur wenig war und lange nicht zureichte, hat er
doch dawider nichts sagen wollen, sondern den Hofmeister es nehmen lassen;
dem Pristaf hat er für seine Mühe einen Pokal von 100 Rtlrn. geschenkt.1)
Zarische Resolution auf des H. Sculteti puncta.2)
D. Moskau im Jahr von Erschaffung der Welt 7182 [1673]
den 4. Dezember.
ad 1. Der Zar erbietet sich, gegen Kf. seine Gnade wie vormals zu erhalten. 14. Dez.
Dessen Vorstellung wegen des Krieges des türkischen Sultans gegen Polen und
') Ober die Rückreise, die noch an demselben Tage angetreten wurde, berichtet
Sc. in seiner Finalrelation nur ganz in der Kürze, ebenso v. Brand, S. 245 ff.
*) Russisches Original und deutsche Obersetzung. S. Härtens V, S. 17 f. in
dem Moskau 29. November 7182 datierten Rekreditiv des Zaren für Sc. wird nur der
Inhalt des Schreibens des Kf. rekapituliert und angezeigt, daß der Zar durch
Matwejew, Karpowicz und deren Kollegen mit Sc. habe konferieren lassen und
daß er ihm darauf schriftliche Antwort auf seine Proposition erteilt habe.
284 U. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
wie ihm möchte gesteuert werden, nimmt er in guter Meinung auf. Daß er
um des polnischen Königs willen Gesandte an christliche Potentaten geschickt
und diese aufgefordert hat, demselben gegen den Sultan Hilfe in leisten,
ist aus brüderlicher Freundschaft und Liebe gegen den König geschehen und
nicht aus schuldiger Pflicht einiger Verträge. Von diesen Potentaten aber hat
sich niemand anders hierzu bequemt und erboten als der König von Schweden
und Kf.
ad 2. Die Bestimmungen des Andrussowschen Vertrages wegen der Hilfe-
leistung gegen den türkischen Sultan und den krimschen Chan sind «war ?on
polnischer Seite verletzt worden, auf das Hilfegesuch aber, welches der König
yon Polen durch seinen Gesandten Gninski an ihn hat ergehen lassen, hat der
Zar versprochen, dem König mit den kalmukischen, tartarischen, nagayschen und
anderen Armeen, wie auch mit den donischen Kosaken und den saporowischen
zu Wasser Hilfe zu leisten. Diese Horden sind auch wirklich auf seinen Befehl
zu Felde gezogen und haben den Türken und Tataren großen Schaden zugefügt
Auf die Nachricht von dem Einfall der Türken in Polen und der Einnahme von
Kaminiec hat er ein Heer unter Iwan Sebastianowicz Chitrow nach dem
Don geschickt, um sich mit den Kosaken zu vereinigen und den Türken Abbruch
zu tun, ferner hat er seine Feldherren Gregori Gregoriwicz Romodanowski
und Iwan Samoilowicz mit vielen Kriegsvölkern abgeschickt, um Doroszenko
zu verhindern, zu den Türken zu stoßen. Auf diese Weise sind die Bundes-
genossen, welche bisher den Türken geholfen, zurückgehalten und ist es so den
Polen ermöglicht worden, den Sultan zu übermannen. Auf die weitere Nachricht
von dem polnischen Könige, daß die vereinigte polnische und litauische Armee
gegen den Feind auf dem Marsch sei, und die Bitte, seinen in der Ukraine
stehenden moskowitischen und kosakischen Feldherren zu befehlen, mit den
jetzt in der Wallachei befindlichen polnischen Feldherren zu korrespondieren
und zu ihnen zu stoßen, hat er Romodanowski und dessen Kollegen Befehl
erteilt, über den Dniepr gegen den türkischen Sultan, den krimischen Chan und
Doroszenko vorzugehen.
ad 3. Der Zar hat dem König von Polen wider seine Feinde vielzählige
und starke Hilfe geleistet, auch noch jetzt zu leisten anbefohlen, wovon aus-
führlich im 1. Punkt Mitteilung gemacht ist.
ad 4. Auch hierauf ist oben weitläufige Antwort gegeben.
ad 5. Der Zar hat einen Residenten nach Polen geschickt und ein polnischer
Resident befindet sich hier. Wenn bei dem Könige von Polen Gesandte anderer
christlichen Potentaten ankommen und über die Kriegführung gegen den Türken
beratschlagen sollten, so können deren Beschlüsse dem dortigen Residenten des
Zaren mitgeteilt und von diesem hierher darüber berichtet und weitere Instruktion
eingeholt werden.
ad 6. Der Zar hat befohlen, in Sendschreiben, welche er hinfort wird
abgehen lassen, wegen geschwinderer Verständnus eine Kopie in lateinischer oder
deutscher Sprache einzuschließen.
Resolution des Zaren. 285
ad 7. Wie vorhin in den Briefen des Zaren an den Kf. erklärt worden
ist, läßt der Zar sich auch nun ebenselbiges gnädigst gefallen. Was aber bei
Konfirmierung der Andrussowschen Traktaten mit Polen verlaufen wird, das
wird der Zar alsdann dem Kf. schon zu wissen machen.
Resolution des Zaren. D. Moskau 4. Dezember 7182 [1673].1)
[Befehl, den Gesandten des Kf. künftig die rechte Hand zu geben.]
Es ist unser Maj. ernstlicher Befehl an den Bojaren und Woywoden 14. Dez.
wie auch an seine Zugeordnete in unserer Erbstadt Naugarten Peter
Wasilewiz Scheremeto w, auch an unsern Kanzler Iwan Stephanowiz,
wie auch an unsern Okolnizen und Woywoden in unserer Erbstadt Plescow
Wasili Semonewiz Walinski und an unsern Kanzler Iwan Mikulin,
daß Ihr sollt I. Chf. D. von Brandenburg Gesandten auch Abgesandten,
welche hinfüro zu unserer Czar. Maj. von dero Chf. D. abgesandt kommen
werden, auf der Grenze bei Plescow mit gebührendem Respect empfangen
und zur Bezeigung mehrer Ehre so sollen die domals beigeordnete
Prystaffen im Reiten auch im Schlitten die rechte Hand geben allen
denen, so von I. Chf. D. hinfüro ankommen werden als Große Gesandten
oder Abgesandten, und sie ebenso entkegennehmen und respectiren, wie
sie hier bei gewöhnlicher Audienz angenommen und respectiret worden,
im Auf- und Abkommen ihnen allezeit die rechte Hand gebende. Wenn
demnach dieser unser Czar. Maj. Befehlbrief an Euch gelangen wird, so
sollet Ihr alle derer Chf. D. hinfüro kommende Große Gesandten und
Abgesandten, wie dann auch den jetzo bei uns gewesenen I. Chf. D. von
Brandenburg Herrn Abgesandten Joachim Scultetus nach gegebenem
unserm Befehl respectiren. Und dieses ist Unser Czar. Maj. ernstlicher
Befehl, dem man hinfüro allezeit gehorsamblich nachleben soll. Über
das sollet Ihr diesen Unserer Czar. Maj. Befehl hinfüro zum Gedächtnus
in ein Buch einschreiben lassen.
») S. MartensV, S. 20.
28() II- Brandenburg und Rußland 1673—1679.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Riga
20./30. Dezember 1673.
[Erlangte Zugeständnisse in den Zerimonial fragen. Zufriedenheit des Zaren mit den
Geschenken. Oble Zustände im russischen Reiche. Voraussichtliches Verhalten der
Russen im Türkenkriege. Besorgnisse wegen der Thronkandidatur des Königs
von Schweden in Polen.]
30. Dez. Aus beigehendem Extrakt seines in Moskau gehaltenen Diarii und den
hinten angehefteten Stücken wird Kf. ersehen, wann er dort angelangt, wie er
eingeholt worden und was vor und nach der Audienz sich mit ihm begeben
hat. Obwohl der Pristaf, als er ihn des folgenden Tages zur Andiene auf-
führen wollte, zu verstehen gab, der Zar hätte nach ihrem gestrigen Rencontre
wegen der Oberstelle im Hereinfahren beschlossen, den kurfürstlichen Gesandten
gleich den königlichen hinfort die rechte Hand im Reiten und Fahren durch
die Pristaffen geben zu lassen, hat er zwar solches mit Dank angenommen,
aber erklärt, er könnte nicht eher zur Audienz kommen, bis der Zar sich auch
resol viert hätte, das Kreditivschreiben bei der Audienz selbst aus seinen Händen
zu empfangen, und wenn er ihn nach des Kurfürsten Gesundheit fragen wurde,
sich etwas vom Stuhl zu erheben. Der Pristaf meinte, es wurde schwer n
erhalten sein, brachte ihm aber bald die Nachricht, der Okolnice oder Ober-
präsident Artemon Sergewitz ließe ihm sagen, es sollte bei der Audienz
geschehen, was er prätendierte, er sollte nur bald parat erscheinen. Sobald er
vor den Zar kam und nach abgelegtem Kompliment ihm das Kreditiv hintrag, legte
derselbe die beiden Finger darauf, indessen trat der Okolnice zu und nahm es
zu sich, und als der Zar hei der ersten Audienz nach des Kf. Gesundheit
fragte und bei der zweiten ihm befahl, denselben zu grüßen, erhob er sich
beide Male in conspectu aller seiner Bedienten, außer daß er die Mütze nicht
zuckte. Die Hand des Zaren hatte nicht nur er sondern auch seine vier vor-
nehmsten Bedienten beide Male bloß geküßt, das Rekreditiv hat er auch ans
des Zaren Hand empfangen.
Die Präsente sind dem Zaren sehr angenehm gewesen, besonders die Uhr,
der Bernsteinkasten und die Krone. Den Kasten hat sogleich die Zarin be-
kommen, dio Krone hat der Zar in seinem Gemache aufhängen lassen und
erwähnt, er wollte sie dem König von Persien mit der großen Gesandtschaft,
welche dorthin abgehen sollte, schicken. Auch die beiden Pferde, besonders
der isabelfarbene Hengst, haben ihm sehr gefallen.
Was sonst ihren Estat betrifft, davon werd Ew. Chf. I). ich bei
meiner Zurückkunft schon weitläufig untertänigsten Bericht abstatten. Der
Czar vor siel) selber ist wohl in Wahrheit einer von den frömmsten
und christlichsten Potentaten, so jetzo in der Welt zu finden sein, die
Regierung aber wird von bösen Leuten geführet, so daß der Czar vor
Die Ergebnisse der Gesandtschaft 287
der Rebellion niemals sicher sein kann, und soll allewege erschrecken,
wenn er nur des Rebellen Razin Namen nennen höret, dannenhero ich
gewarnet wnrde, in meiner Proposition von dessen Ausrottung nichts zu
gedenken nnd Sr. Czar. Mt. desfalls zu gratuliren. Man hat mir vor
gewiß sagen wollen, daß, wenn er vor Moscov kommen wäre, die ganze
Stadt, so auf 200000 bewohnte Wirde (sie!) gerechnet wird, ihn würde
mit Freuden auf- und angenommen haben.
Nach gehabter Audienz wurd ich (wie an diesem Hofe gebräuchlich)
bald zur Conferenz gefordert. Ich habe mich auf mein Creditiv und
Proposition anfänglich bezogen, dabei aber mit Fleiß etliche Punkte
fragesweise vorgestellt, ob und wie bald, auch wie stark S. Czar. Mt.
den Erbfeind anzugreifen gedächten, umb zu sondiren, ob ihnen der Krieg
wieder den Türken, dem Königreich Polen zu gute, ein rechter Ernst
sein möchte. Wiewohl sie nun sowohl mündlich als auch schriftlich in
der Kegenbeantwortung — viel dicentes und Rodomontaden von dem
Kriege wieder den Türken und der Hülfe kegen Polen machen, ja, daß
die Polen jetzo victorisirten, ihnen allein zuschreiben wollen, so find ich
doch nicht, daß sie recht mit dem Türken brechen und mit hellen
Haufen wieder denselben zu Felde ziehen, besondern nur noch alles
durch die Cosacken und Tartern verrichten wollen.
Der Tod des Königs von Polen und die jetzige Veränderung des König-
reichs machen bei ihnen große Alteration. Aas den Diskarsen mit dem Ober-
präsidenten hat er wohl gemerkt, daß sie fürchten, der König von Schweden,
den sie viel lieber kleiner als mächtiger sehen, werde die Religion ändern und
zum König von Polen erwählt werden.
Er hätte gern bei seiner Anwesenheit den polnischen, schwedischen und
dänischen Residenten besucht, es ist ihm aber nicht gestattet worden. Bei
seiner Abreise hat er durchgesetzt, daß ihm die Resolution des Zaren wegen
der rechten Hand schriftlich ausgehändigt worden ist. Auf seiner Rückreise
haben ihn die Woiwoden von Naugard und Pleskow feierlich einholen lassen.
J. v. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau
23. Juni 1674.
[Mitteilungen des moskowitischen Gesandten.]
Mit dem moskowitischen Gesandten hat er1) hei den mit ihm gewechselten 23. Jim
Visiten vom jetzigen Zustande der Christenheit und Fortsetzung des Krieges
') Kf. hatte 4. Mai 1674 (s. oben S. 54) v. Hov. angewiesen, mit dem mosko-
witischen Residenten in Warschau freundschaftlichen Verkehr zu unterhalten.
288 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
gegen die Türken vertraulich gesprochen. Derselbe behauptete, der Ztr titti
das, worüber die anderen Potentaten erst zu deliberieren beabsichtigten, ksm
ins Werk gerichtet und es wäre nur zo wünschen, daß jene seinem BösU
ohne Verzug folgten. Daß er die Kosaken zuforderst angegriffen habe und doA
verfolge, würde hoffentlich von Kriegserfahrenen nicht mißdeutet werden, in
er hätte bei Eintretung eines so weit aussehenden Krieges nicht einet m
mächtigen Feind im Rücken lassen dürfen. Daß die Kommission der Frieds«
traktaten bald wieder reassumiert werde, scheinen sie sehr zu Terlangen. Dil
mit dem Türken vorseienden Friedenstraktaten scheinen ihnen nicht werijs
Nachdenken zu verursachen wie den Kaiserlichen, ebenso daß der jetzige Hsf
von früher her solches Ansehen bei Doroszenko genießt
Als er seine Verwunderung darüber äußerte, daß die Kosaken unter Pola
nicht aushielten, obwohl sie so große Freiheit hätten, und sich lieber dem Tarka
untergeben, erwiderte er, auch unter seinem Zaren hätten sie es nicht so r*
gehabt als früher unter Polen, und sie würden sich wohl nach keiner ander»
Herrschaft umsehen, wenn sie in Gewissenssachen von den Unierten ungekrinkt
blieben, es hörten aber die Drangsale auch jetzt nicht auf.1)
Zar Alexei Michailowicz an den Kurfürsten. D. Moskau
[s. d.] a. 7182 [1674].2)
[Beglaubigung für Almasov und Domnin.]
Nachdem Kf. an ihn Joachim Scultetus geschickt und er denselben
mit schriftlicher Antwort zurückgeschickt hat, sendet er an ihn in seinen
Angelegenheiten seinen Gesandten Simeonem Jerofeidem Almasovum um
cum Scriba Lubino Domnin o. Er bittet Kf., ihnen Glauben beizumessen und
sie, nachdem er ihnen Antwort erteilt, ohne Verzögerung zurückzuschicken.
!) y. Hov. berichtet 1. Oktober 1674, er habe sich dem Wunsche des Kf. gemäß
bemüht, zwischen diesem und dem Zaren gutes Vertrauen zu stiften, und er habe
wirklich dem moskowitischen Gesandten begreiflich gemacht, daß es auch im Interesse
des Zaren liege, zu verhüten, daß Schweden dem Kaiser, Kf. und Dänemark Abbruch
tue. Derselbe habe erklärt, der Zar sei zu einem Defensivbündnis mit Et gegen
Schweden nicht ungeneigt.
2) Dem russischen Original liegt eine lateinische Übersetzung bei. Auf ersterem
ist vermerkt: .Dieses Czarische Schreiben ist nebst einer lateinischen Interpretation
Sr. Chf. D., als dieselbe im Marsch mit dero Armee nachm Elsaß begriffen gewesen,
von dem Abgesandten Siraeone Jerofiejowicz Almasow und Secretario Lubino
Domnino bei gehabter Audienz zu Elxleben im Erfurtischen eingeliefert den
den 24. Augusti 1674" (vgl. v. Buchs Tagebuch 23. August/4. September 1674, 1, S. 19).
Die preußische Regierung meldet dem Kf. (d. Königsberg 10. August 1674), gestern
Gesandtschaft Almasovs und Domnins. 289
Puncta, so auf Befehl des großen Herrn Zaaren und Großfürsten
Alexeyen Michaylowiczen — aus der Reichsgesandten Canzley
Ew. Chf. D. Abgesandten Herrn Joachimo Sculteto Oberliefert
worden sind, auch zwar hingegen gleich diesem unter seiner
des H. Abgesandten Unterschrift von ihme empfangen, nun
aber belieben Ew. Chf. D. solche Puncta selbst mit ihrer eigen-
händigen Unterschrift umb fester Haltung willen zu confirmiren.
Praesentatum zu Wandersieben in der Grafschaft Herzfeld
den 25. Augusti 1674:
1. = Resolution an Scultetus.1)
2. Der Zar ist willig, mit Kf. sowohl jetzt als auch künftig zu korrespondieren. 4. Sept
Wie aber der Krieg gegen die Türken zu führen sei, davon ist zwischen ihm und
dem Konig und der Republik Polen nichts geschlossen. Inzwischen ist der Konig
von Polen gestorben, der an dessen Stelle erwählte frühere K.G.Feldherr Johann
Sobieski hat bis zur Abreise der Gesandten dem Zaren noch keine Anzeige
von seiner Wahl gemacht Über die dem vorigen polnischen Könige geleistete
Hilfe findet sich Nachricht in den dem Scultetus eingehändigten Punkten und
sei dort ein moskowitischer Gesandter mit seinem collega und 28 anderen Personen
angekommen, sie hätten ihn durch den Major Nette 1 hörst einholen lassen und in
der Altstadt bei dem Ratsverwandten Meinigke, wo auch andere moskowitische
Gesandte gewohnt hätten, einquartiert Er solle ein .platter Mann und von wenig
Reden" sein und nur die russische Sprache sprechen, sein collega solle noch weniger
als er reden. Dieselbe berichtet 14. August 1674, der Gesandte sei am 11. nach
Danzig weitergereist, er hätte „fast importun" verlangt, bis dorthin mit Vorspann
versehen und defrayiert zu werden, und um ihn loszuwerden, hätten sie es endlich
so eingerichtet daß er bis Danzig mit Ämterpost gebracht, aber nur bis gegen Elbing
defrayiert werde. E. G. v. Börstel meldet aus Berlin 19./ [29.] August ,1674, der
moskowitische Gesandte sei vorgestern hier angekommen, mit der brandenburgischen
Losung empfangen und abgeleitet, auch in dem Tillemannschen Haus mit drei Mal-
zeiten traktiert worden. Er habe verlangt, frei zu Kf. gebracht zu werden, deshalb
sei ihm der Sekretär Weisse mit den nötigen Zehrungskosten beigegeben worden.
Er gebe vor, er hätte solche Dinge bei Kf. anzubringen, wie noch niemals zwischen
dem Zaren und Kf. geschehen, der Zar hielte Kf. für seinen besten Freund, derselbe
werde die Schweden, die wie die Wolfe wären, die auf Schäfchen, welche sich von
der Herde absonderten, lauerten, beim Arm halten. Er hätte auch zu entdecken,
was die schwedischen Gesandten in Moskau wider des Kf. Interesse hätten negotiieren
wollen. Ob er dieses nur gesagt um hier desto besser aufgenommen und fortgebracht
zu werden, oder ob es sich in Wahrheit so verhalte, werde Kf. bald erfahren, denn
er beschleunige seine Reise sehr.
') S. oben S. 283.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 19
290 H. Brandenburg und Rußland 1(573—1679.
sie haben Befehl, dem Kf. darüber nähere Mitteilungen zu machen. Solche töp*
in sehr ausführlicher Weise.
3. «Resolution an Scultetus 3.
4. = ebendaselbst 4.
5. = ebendaselbst 5.
6. = ebendaselbst C.
7. = ebendaselbst 7.
Der Zar wünscht auch jetzt, daß die Konfirmation der Androtowisda
Traktaten mit dem Konig von Polen verrichtet werde, und wird den Kl dira
wissen lassen. Er wünscht von Kf. zu wissen, ob derselbe dem neoerwiliha
König von Polen gleich dem vorigen mit Hilfstruppen wider den türkisd«
Sultan beizuspringen willens sei, auch an welchem Orte und zu welcher ZdL
Resolution des Kf. darauf. Actum Wandersieben
den 26. Augusti 1674.
5. Sept Diese Schrift hat I. Zar. M. Abgesandter alhie übergeben, und weil
im Namen I. Z. M. auf die darin enthaltene puneta geantwortet, abo
lassen S. Chf. D. es dabei bewenden. Auf den Punct wegen der polnischen
Assistenz ist aber die Antwort, daß S. Chf. D. albereit ') längst eine an-
sehnliche Anzahl von Dragonern mit Munition und anderer Kriegsprovision
I. Kön. M. in Polen zugesandt, derselben sich, wo sie es gut finden,
wider den Türken zu gebrauchen. Giebt unser II. Gott Frieden in
Teutschland, wollen S. Chf. D. in diesem Türkenkriege der Krone Polen
mit aller Macht beispringen.
Schriftliche Antwort auf des moskowitischen Gesandten
Anbringen. I). Wandersieben in Thüringen
26. August/[5. September] 1G74.2) (Conc. v. Somnitz.)
5. Sept. Nachdem die Gesandten in ihrem Anbringen am 24. August sich zuforderst
auf die von dem Zaren an Scultetus erteilte Resolution bezogen, daneben
Kf. der freundschaftlichen Gesinnung des Zaren versichert und einige geheime
») S. oben S. «9.
2) Unterzeichnet von v. Somnitz und M e i n d e r s. Dazu der Kanzleivermerk :
,. Dieses hat der moskowitische Abgesandte nicht annehmen wollen, weil es nicht nach
seinem Sinn eingerichtet, auch nicht von Sr. Chf. D. eigenhändig unterschrieben war.*
Resolution des Kf. 291
Stehen eröffnet,1) wodurch des Zaren Zuneigung zu Kf. in der Tat an den Tag
gegeben, hat Kf. auf ihre Bitte ihnen folgende schriftliche Antwort zu erteilen
befohlen:
1. Kf. ist dem Zaren für seine Freundschaftsbezeugungen sehr verbunden,
wird keine Gelegenheit vorübergehen lassen, ihm seine Dankbarkeit und Zu-
neigung zu erweisen, und ersucht ihn, falls seine Lande in diesen gefahrlichen
Zeiten sollten angegriffen werden, um Beistand.
2. Kf. dankt dem Zaren für seine Bemühungen zugunsten Polens und
wünscht ihm glücklichen Erfolg.
3. Er selbst hat2) Polen bereits eine ansehnliche Anzahl Dragoner zu Hilfe
gegen die Türken geschickt, will dieselben auch 7 Monate auf seine Kosten
unterhalten. An weiterer Hilfeleistung ist er bisher dadurch verhindert worden,
daß er seinen von Frankreich bedrängten Mitkurfürsten und Ständen hat Hilfe
leisten müssen, sollte aber im Römischen Reiche Frieden werden, so ist er
entschlossen, Polen gegen die Türken mit aller Macht beizustehen.
4. Indessen wünscht er mit dem Zaren weiter über diesen Türkenkrieg
nnd andere sie beiderseits angehende Sachen zu kommunizieren und dankt
demselben für die Eröffnungen, welche er ihm durch seine Gesandten hat
machen lassen.
5. Der Resident des Kf. in Warschau hat Befehl, mit dem dortigen
moskowitischen Residenten vertraulich zu kommunizieren.
6. Kf. wiederholt seine Intercession für die Prinzessin Rad zi will.1)
') Der Gesandte hatte mitgeteilt, die in diesem Jahre bei dem Zaren erschienene
schwedische Gesandtschaft unter Graf Gustav Oxenstern hätte demselben eine gar
enge Allianz angeboten, der Zar hätte sich bereit erklärt, eine solche mit
Schweden gegen den türkischen Sultan abzuschließen, eine Allianz gegen die Türken
hätten die Gesandten aber nicht eingehen wollen, sondern eine »gegen beiderseits
Herren und Reiche aufstehende Feinde" , in der des Sultans garnicht gedacht werden
sollte. Dieses aber hätte man ganz abgeschlagen und die Gesandtschaft sei darauf
expediert worden.
*) S. oben S. 69.
*) S. oben S. 279. An Geschenken erhalten die Gesandten bei ihrer Abfertigung
xu Wandersieben an demselben Tage:
der vornehmste Gesandte einen Ring im Wert von 450 Rtlr.
und silberne Ducatons 600 „
der Nebengesandte einen Ring 400 „
silberne Ducatons 300 „
der Prediger einen Silberbeeber 25 „
der Dollmetscher eine silberne Flasche nebst 10 Rtlr. darin 50 n
die beiden Hofjunker je einen silbernen Becher ä 22 „
die beiden Schreiber je 12 Va Rtlr. an Gelde, die 18 Diener je 3 Rtlr.
an Geld.
Von derKurfürstin erhält der Gesandte noch einen Ring im Wert von 400 Rtlr.
Der Amtskammersekretär Weisse, den Kf. beauftragt hatte, die Gesandtschaft zurück
19*
292 H. Brandenburg und Kußland 1673—1679.
IL D. Hesse1) an Scultetus. D. Moskau
9./[19.] Dezember 1674.
[Auf ein Schreiben vom 24. November. Mitteilungen über den russischen Hol.
Aussicht, daß der Zar, wenn Schweden Kf. angreifen sollte, dieses bekriegen werfe.
Seine Audienz. Bitte um Beförderung.]
19 Dez. — Was den Gesandten,*) so bei S. Chf. D., betrifft, ist selbiger det
30. October allhie wieder arriviret mit Bericht, daß albereits von S. Chf.D.
ein Globus, welcher perpetuo mobilis sein solle, vor I. Czar. Maj. zu-
bereitet werde, so was dran, will ich nach meiner Wenigkeit erinnern,
daß man ja keine kostbare Arbeit sondern von Silber an ziemlicher
Quantität herobringe, das wird angenehmer sein. H. Artemon Sergie-
witza) ist vor 3 Wochen mit der Bojarstelle begnadiget, und nachdem
Bogdam Matferwitz abgedankct, wieder in die Dworetze an dessen
Stelle vorgestern gesetzet, das ist, er hat nun den ganzen Kaiserl. Hof xu
gouverniren, kann nicht hoher steigen. Ich habe etliche Mal bei ihm
gespeiset. Ihr. Czar. Maj. haben wir4) vor 3 Wochen ein Ballet praesentixet,
wovor jedwede Person mit ihrer Tafel begnadiget. Es wurden auch zugleich
bis Meinel zu geleiten, berichtet aus Königsberg 1. Oktober 1674, der Gesandte hätte
ihn schon dort verabschiedet. Derselbe hätte sich in allem als „ein unveränderter
Moskowiter oder ein importuner und verdrießlicher Mann" gezeigt Von des Kf. Person
hätte er zwar immer mit großem Respekt gesprochen und dessen Hofstatt und Komitat
gerühmt, sonst aber immer seines Zaren Macht und Reichtum in sehr ruhmrediger,
bisweilen geradezu lügenhafter Weise gepriesen. Sonst sei er unterwegs noch
erträglich gewesen, seine Bedienten aber hätten die Untertanen, welche sie fort-
gebracht, übel traktiert, deswegen hätte er ihm ziemlich hart die Notdurft sagen
müssen, aber erreicht, daß, wenn nachher die geringste Desordre vorgegangen, der
Gesandte selbst gegen seine Leute die Exekution verrichtet habe. Der Nebengesandte
sei ein stiller und bescheidener Mann" gewesen, scheine aber mehr der Handlung als
anderer Sachen wegen ausgeschickt zu sein, unterwegs habe er sich um nichts anderes
bekümmert als um Kaufen und Verkaufen gleich einem Juden.
J) Hermann Dietrich Hesse, Cand. juris, hatte (s. v. Brands Reisebericht S. 47)
von Königsberg aus, wo er vorher bei dem Oberlizenteinnehmer Heidekampf in
Dienst gestanden, Scultetus auf dessen erster Reise nach Moskau 1073 als Sekretär
begleitet und war von diesem bei seiner Abreise dort zurückgelassen worden, um die
russische Sprache zu erlernen, mit der Aussicht, von Kf. in Dienst genommen
zu werden.
-) Alinasow.
*) Matwejew; vgl. Brückner, Geschichte Rußland I, S. 5f>8f.
*) S. Relation du voyage en Russie fait en 1G84 par Laurent Rinhuber S. 9,
Brückner I, S. 5G7.
Bericht Hessens ans Moskau. 293
iwo Comedien die eine von polnischen Knaben, handelnde von Judith und
Holoferne, die andere handelnde von Ahasvero von deutschen Knaben
gepraesentiret. — Der Churbrandb. Hof ist alhie in großen Ansehen und
ließ sich H. Artemon Sergiewicz vor acht Tagen ungefähr verlauten, daß
soferne die Schweden das geringste wider ihm oder das teutsche Reich
tentiren wurden, sie alsobald in Liefland gehen wollten, worzu bereits
dem Feldherrn Gawanski, so nicht weit von Plesco lieget, Ordere er-
theilet. — Hie saget man auch viel von der Armatur der H. Schweden
and wie sie ihr Geschütze und andere munitiones in Stettin sollen zu-
sammen ziehen, welches dann wegen Preußen und andern Kurfurstl.
Landern Unheil hie Sorge giebet, bitte nach Belieben davon die Wahrheit
zu ertheilen, sollte es (da Gott vor sei) geschehen, werden Ihr. Czar. May.
ein ansehnliche Armee in Liefland schicken, wie bereits gedacht. —
Meinen Fleiß in der russischen Sprache betreffend, ist meiner Meinung
nach leidlich, denn ich lesen und schreiben erlernet, halte ein Praeceptoren,
dem ich monatlich 3 Rubel geben muß, denn weil ich gute Promissen
von meinen hochgeehrt H. Rath überkommen, will ich nach meiner
Armuth nicht Geld noch Fleiß sparen, um etwas zu erlernen, bitte ferne
meiner Beförderung eingedenk zu sein, damit ich nicht vergeblich hie
leben — möge, dann wo ich nicht sollte von Ihr. Churf. Durchl. befordet
werden, wäre ich übel dran, alldieweil ich gute Gelegenheit mit nacher
Schweden zu gehen gehabt — so mein hochgeehrter H. Rath etwan
Muthmaßung haben mochten, wegen Schwerlichkeit solcher mir gemachten
Promotion, so bitte ich ihre Meinung aus Christi. Liebe nach ihrer hohen
Gunst zu entdecken, so werde ich bald was anders ergreifen, von
Königsberg habe ich leider auch keinen Schutz, lebe also gleichsam
(was diese Sache betrifft) von jedermann verlassen. Alhie wird aus-
gesprenget, als wenn Ihr. Herrl. gegens Vorjahr wieder als Envoye
wieder anhero sollte kommen, bitte nach ihrer hohen Gunst mir part
davon zu ertheilen, dann viel hiesiges Ortes Verlangen darnach tragen,
so da noch die kurze Anwesenheit Ih. Herrl. beklagen. l)
l) Kf. befiehlt (d. Schweinfurt 12./ 22. Februar 1675) Scultetus, der ihm
H esse's Schreiben mitgeteilt hatte, demselben zu versichern, daß er ihn, wenn er
die Sprache lernte, gewiß akkommodieren werde, ihm vorläufig 50 Rtlr. zu schicken
und ihn auf mehr zu vertrösten, doch dürfte er sich sonst bei niemand einlassen.
Auf Scultetus7 Rat weist Kf. (d. Cleve 22. März 1675) Heidekampf an, Hesse die
50 Taler zukommen zu lassen. In einem Dankschreiben an Sc. vom 22. April /l. Mai
1675 berichtet H.: „Was meiue reusische Sprache betrifft, kann ichs zwar lesen und
schreiben, auch etliche exercitia im Transferiren darthun, die Rede aber will noch
294 H- Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Der Kurfürst an den Zaren Alexei Michailowicz.
D. in unserm Hauptquartier zu Schweinfurt in Franken den
3. Februar im Jahr nach unsers Erlösers und Seligmachers
gnadenreichen Geburt 1675. (Conc. v. Somnitz.)
[Einfall der Schweden in sein Gebiet Bitte um ITilfe.]
13. Febr. Die Krone Schweden ist mit der von Graf Wrangel befehligten Armee
in seine kurmärkischen und pommerschen Lande ohne einige gegebene Ursache
eingefallen und verwüstet dieselben aufs äußerste, während er zur Verteidigung
des Römischen Reiches außer seinen Landen ist. Er ist zwar im Begriff, ihnen
mit seinen Waffen zu begegnen, solcher Gewalt zu steuern und seine revanche
zu nehmen, hofft auch, daß die anderen christlichen Potentaten in ihrem eigenen
Interesse mit ihm zusammen den Schweden entgegentreten und verhindern
helfen werden, daß diese nicht größere Mittel, den Nachbaren zu schaden, er-
langen, vor allen Dingen aber erwartet er, der Zar werde aus Liebe zur Gerechtigkeit
und damit diese gefährlichen Nachbaren desto besser im Zaum gehalten werden,
seine Waffen gegen dieselben wenden. Er ersucht den Zaren, den Schweden
eine ansehnliche Diversion in Lief land oder anderen seinen Landen benachbarten
Provinzen zu machen, erbietet sich zu ähnlicher Gegenbezeugung und will in
solchem Falle ohne des Zaren Gutfinden sich mit den Schweden in keinen
Friedensschluß einlassen. Er wird ehestens an den Zaren einen Gesandten
schicken und fernere Verbindung abhandeln lassen.1)
schlecht fort, absonderlich da ich mich mit dem Informiren täglich plagen muß.
Mochten I. Chf. D. mir ein anständiges salarium gnädigst ertheilen, könnte ich die
Zeit darauf wenden und mich dieser Sklaverei entledigen, auch mich desto ehe
perfectioniren. Was den Estat betrifft, habe ich Gott Lob wohl erlernet" Am
25. Mai/ 4. Juni 1675 schreibt er an denselben, der Einfall der Schweden in die Lande
des Kf. errege hier großen Unwillen, auch der Zar solle in einem Schreiben an den
König von Schweden denselben deutlich ausgesprochen haben. Der Feldherr
Gawanski, der im Ploskowischen liege, habe Befehl erhalten, ein Korps von 20000
Mann an der schwedischen Grenze zusammenzuziehen, doch keinen Einfall zu machen.
') S. Martens V, S. 19. Kf. sendet (d. Schweinfurt 3./[13.] Februar 1675) dieses
Schreiben dem Herzog von Croy zu mit dem Auftrage, es durch den von ihm dazu
vorgeschlagenen preußischen Kanzleiverwandten Christoph Georgi nach Moskau
befördern zu lassen. Georgi reist nach seinem Reisebericht (d. Königsberg 18. Juni
IGT 5) am 12. März von Königsberg ab, kommt 13. April in Moskau an, erhält 21. April
Audienz beim Zaren und 1. Mai Abschiedsaudienz, reist 3. Mai von Moskau wieder
ab und kommt 31. Mai nach Königsberg zurück. Der Herzog von Croy meldet
(d. Lapto 3. Juni 1675) dem Kf. seine gluckliche Rückkehr und bemerkt, die Sendung
scheine guten Effekt zu haben und noch haben zu sollen. Er übersendet vorläufig
die Übersetzung des Antwortschreibens des Zaren, damit die Kanzlei sich danach
bei der Expedition des Scultetus, dessen Ankunft er erwarte, richten könne.
Hilfsgesuch gegen Schweden. 295
Zar Alexius Michailowitz an den Kurfürsten. D. Moskau im
Jahr von Erschaffung der Welt 7183 [1675]
den 19. Aprilmonats.
[Zusage, den Konig von Schweden zur Einstellung der Feindseligkeiten gegen Kf.
zu ermahnen und den Gesandten desselben Vorstellungen deswegen machen zu lassen.]
Zwischen ihm und dem Konig von Schweden ist ein ewiger Friede auf- 29. Apr
gerichtet, und es fällt ihm daher unmöglich, gegen denselben die Waffen zu
ergreifen. Die Nachricht von dem Einfall der Schweden in des Kf. Lande aber
verwundert ihn um so mehr, da der König denselben hat ins Werk setzen
lassen ohne vorherige Besendung an ihn, und da dieses der durch die neuliche
schwedische Gesandtschaft getanen Versicherung, daß Kf. mit dem Könige in
guter Freundschaft und Vertraulichkeit stünde, zuwiderläuft. Er hat sich daher,
um dem Verlangen des Kf. nach Möglichkeit ein Genügen zu tun, vorgenommen,
an den König von Schweden durch einen Expressen zu schreiben und ihn dazu
zu vermögen, seine Truppen ans den Landen des Kf. zurückzurufen und den
wider Kf. angefangenen Krieg zu unterlassen, damit nicht widrigenfalls daher
zwischen ihnen beiden Mißhelligkeiten entständen nnd der Türke über diese
Kriegsunruhe zwischen Schweden und dem Kf. zu frohlocken und sein Vor-
nehmen gegen Polen noch grausamer zu vollziehen veranlaßt werden möge.
Die nach Schweden angekündigte Gesandtschaft hat er wegen des Einfalls der
schwedischen Truppen in des Kf. Lande nach Stockholm abzusenden Bedenken
getragen, bis diese Truppen aus den Landen des Kf. werden abgezogen sein.
Er gedenkt, seine Gesandten, um mit den schwedischen sich zu unterreden, auf
die Grenze zu schicken, damit der König auf seinen Brief schleunige und runde
Antwort zu geben bewogen werde. Er wird seinen Gesandten befehlen, bei
dieser Zusammenkunft wegen des Einfalls der schwedischen Truppen in des
Kf. Lande einen Verweis zu tun. Wenn es Kf. belieben sollte, Gesandte an ihn
zu schicken, so werden dieselben in seinem Reiche freundlich aufgenommen werden.
Instruction, wornach sich unser Rath und Kammermeister
zu Custrin Joachim Schultetus1) bei der nacher Musskaw ihm
aufgetragenen Schickung unterthänigst zu achten. D. Cleve
10. Mai 1675. (Conc. Meinders.)
[Möglichste Beschleunigung der Reise. Zu machende Mitteilungen über die Lage
der Dinge. Aufforderung an den Zaren, Schweden anzugreifen, einzuziehende Er-
kundigungen wegen des Türkenkrieges und des Verhältnisses zu Polen.]
Er soll sich sofort aufmachen und die Reise so beschleunigen, daß er 20. Mai
je eher je lieber am moskowitischen Hofe anlange. Seine Reise hat er über
l) Kf. hatte (d. Cleve 3./ 13 April 1(>75) Sc. angezeigt, daß er ihn aufs neue
nach Moskau zu senden beabsichtige, und ihm befohlen, sich zu ihm zu begeben,
296 II. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Wilna zu machen, dabei große Vorsicht anzuwenden und auch darauf zu halten,
daß der neulichen Verordnung des Zaren1) wegen der Rezeption und des
Ranges seiner Gesandten nicht zuwider gehandelt werde.
Sobald er in der Stolitze ankommt, hat er sich zu erkundigen, ob der
preußische Kanzlist, den Kf. mit einem Schreiben an den Zaren abgeschickt,')
angelangt und ob eine Antwort darauf erfolgt sei, ferner, ob nicht Abgesandte
vom Kaiser, vom König von Dänemark und den G. Staaten sich dort befinden.
Solchenfalls hat er mit denselben zu kommunizieren und sich von ihnen über
den Zustand des Hofes und der Affairen informieren zu lassen.
Bei der Audienz und sonst überall hat er auf die bräuchlichen Ehren und
Zeremonien und daß ihm nichts darunter entzogen werde, zu achten. In seiner
Proposition bei der Audienz hat er sich auf das Schreiben zu beziehen, welches
Kf. an den Zaren vorausgeschickt, und zu bitten, daß der Zar einige seiner
vertrauten Räte mit ihm in Konferenz treten lassen möchte. Dort hat er dann
näher auseinanderzusetzen, in welcher Weise es mit dem Einfall der Schweden
in seine Lande zugegangen sei, daß deren Behauptung, sie lebten trotzdem mit
ihm in Freundschaft, eine unverschämte Läge sei, daß er selbst im Begriff
stehe, in seine Lande aufzubrechen und dieselben von der schwedischen Invasion
zu befreien, daß die Niederlande jetzt in gutem und victorieusem Stand wären,
England sich mit denselben vollständig verglichen und die Mediation über-
nommen, Spanien und andere Potentaten mit Frankreich gebrochen hätten, daß
auch zu Wasser mit der Ruptur wider Schweden der Anfang gemacht und bei
seiner Anwesenheit im Haag von allen Alliierten, dem Kaiser, Spanien, Däne-
mark und den Vereinigten Niederlanden beschlossen sei, mit Schweden zu
brechen und dasselbe zu Wasser und zu Lande anzugreifen. Der Zar könnte
kein besseres Tempo finden, für den ihm früher von Schweden zugefügten tort
Rache zu nehmen, er mochte diese Gelegenheit benutzen und Schweden eine
Diversion in Liefland oder anderen angrenzenden Orten machen, an deren
um seine Instruktion und was sonst dazu gehörig zu empfangen. Von ebendorther
befiehlt er 11./21. Mai dem Herzog von Croy und Heidekampf, etwas Rares an
Bernstein sowie ein silbernes Gießbecken nebst Kanne als Geschenke für den Zaren
anzuschaffen, von Lippstadt IG./ 26. Mai der preußischen Regierung, für Sc. eine
Feldapotheke, und dem Kammermeister Büttner, eine Kutsche und einen Beiwagen
sowie das notige Tafelzeug anzuschaffen. Der Herzog von Croy berichtet (d. Königs-
berg 29. Juni/ 9. Juli 1675), er habe als Präsente angeschafft ein silbernes Brett- und
Schachspiel (für 3000 Fl. poln.), an Stelle des beschädigten und für diesen Zweck
nicht brauchbaren astronomischen Uhrwerks eine silberne überaus schön getriebene
Fontaine (für 5500 Fl.) und einen kostbaren Bernsteinspiegel (für 2000 FL). Das
silberne Gießbecken mit Kanne und das kleinere Uhrwerk habe Sc. auch mitgenommen,
doch solle er erst sondieren, ob es auch angenehm sein möchte, da obige drei Präsente
schon das sonst übliche Quantum überstiegen. S. v. Könne, S. 15. Vgl. über diese
Gesandtschaft Pufendorff, 1. XIII, § <>1 (S. 1024 ff.), Martens V, S. 19f.
') S. oben S. 285.
3) S. oben S. 294.
Instruktion für Scultetus. 297
Erfolg nicht zu zweifeln sei, da Schweden keine anderen Geldmittel hätte als
solche, die ihm von Frankreich suhministriert wurden, das aber jetzt mit sich
selbst genug zu tnn hätte, und nur eine Armee, welche es zu Beschützung
seiner Lande im Reich brauchte. Wenn er vom kaiserlichen, dänischen oder
holländischen Gesandten etwas erfahren kann, was ihm bei dieser Negotiation
zustatten kommen könnte, so hat er sich dessen bestens zu bedienen. Er soll
auch Nachricht zu erlangen suchen, in was für Armatur der Zar begriffen, wie
es mit dem Kriege wider den Türken stehe, ob man Hoffnung auf eine Ruptur
seitens Persiens habe, was man von dem jetzigen König von Polen halte und
wie man mit dieser Krone stehe.
Sobald er etwas in Erfahrung bringt, hat er solches in Ziffern und zwar
in duplo vel triplo zu berichten. Er soll sich auch nach dem Studioso Hesse1)
erkundigen und mit demselben wegen Kontinuation der Korrespondenz gegen
eine jährliche Rekompens Abrede treffen.
Die Verwendung für die Prinzessin Radziwill hat er zu wiederholen.
Sollte er merken, daß Schweden dort Kf. dadurch verhaßt zu machen
suche, daß es vorgebe, er hätte früher mit ihnen eine Allianz gegen Moskau
gemacht, so soll er mit gehöriger Dexterität nachweisen, daß das unwahr sei
und daß Kf. nur zur Defension ihrer beiderseitigen Lande mit ihnen Traktaten
gemacht habe, die jetzt längst expiriert seien.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Muskow
11./21. August 1675.
[Ankunft in Moskau. Die holländischen Gesandten. Lügenhafte Berichte über das
Gefecht bei Rathenow. Abneigung der Bojaren gegen einen Krieg mit Schweden.]
Er ist gestern hier angelangt, über seinen Empfang wird Kf. aus beigehendem 21. Aug
Diarium*) das Nähere ersehen (s. Büsching IX, S. 20 f.). Wie bald er zur
Audienz wird geholt werden, weiß er nicht, da der Zar sich auf dem Lande
mit der Jagd delektiert.
Der vom Prinzen von Oranien hergeschickte Envoye, Kapitän Reiser, ist
bereits vorgestern expediert worden, H. Klincke aber als Großgesandter der
Staaten wird über Archangel erwartet.
Schwedischerseits sind lügenhafte Gerüchte über einen über Kf. erfochtenen
Sieg bei Rathenow und daß Kf. selbst dabei gefallen sei, verbreitet worden.
*) S. oben S. 292.
*) Dieses während der Reise geführte Diarium bat Sc nachher wieder zu einer
Berlin 31. Dezember 1675/ [10. Januar 1676] datierten Finalrelation zusammengestellt.
Dieselbe ist, allerdings mit manchen willkürlichen Änderungen, in Busch ings Magazin
für die neue Historie und Geographie IX, S. 5—76 abgedruckt.
298 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Er hat sogleich den Studiosus Hess, den er vor 2 Jahren hiergelassen, zu dem
Oberpräsidenten geschickt und ihm sagen lassen, daß diese schwedische Zeitung
erdichtet und lügenhaft sei, Kf. sei am Leben, er hätte unterwegs vom 1. Juli
aus dem damaligen Hauptquartier Neustadt in Mecklenburg ein von demselben
eigenhändig unterschriebenes Reskript erhalten. Wie Hess berichtet, soll derselbe
darüber sehr erfreut gewesen sein.1)
Der Zar selbst soll nicht ungeneigt sein, bei dieser guten Gelegenheit
die Schweden in Liefland anzugreifen, aber fast alle seine Bojaren sollen ihn
davon abhalten. Man will zusehen, wie die Progressen draußen gegen Schweden
von statten gehen und ob der holländische Gesandte Geld bringt
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Muskow
18./28. August 1675.
[Abneigung der Russen gegen die Polen. Er wird sich bemühen, sie zur Vereinigung
mit denselben gegen die Türken zu bewegen.]
28. Aug. Der polnische Resident2) hat ihm heute durch seinen Hofmeister, als er
ihm seine Ankunft anzeigen ließ, sagen lassen, ihm würde täglich große Hilfe
gegen die Türken versprochen, aber in effectu nicht das Geringste prästiert
Er findet eine sonderliche Antipathie zwischen diesen beiden Nationen, so daß
sie hier nicht groß achten, daß Polen untergehe, und meinen, mit eigener Macht
den Türken hinreichend gewachsen zu sein. Auch der dänische Resident,3) der
ihn heute incognito besuchte, hat dieses bestätigt. Derselbe behauptet, man
sehe hier den Untergang Polens gern, weil man sicher glaube, daß dann die
Litauer sich ganz dem Zaren unterwerfen würden, und meint, man mußte
die Moskowiter darin stärken. Er findet dieses aber keineswegs gut noch dem
Kf. dienlich, wird vielmehr bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, wie hoch-
schädlich das Herannahen der Türken dem Römischen Reich und der Christenheit
sei, daß Kf. nichts mehr bedauere, als daß er durch den schwedischen Krieg
genötigt sei, seine Auxiliartruppen zurückzurufen, und daß jetzt sehr wohl-
getan sein würde, wenn dieser Hof desto bessere Hilfe schickte und sich
ehestens mit Polen konjungierte.
') Kf. befiehlt (d. Hauptquartier Schwan 5./15. August 1675) dem Statthalter und
den Geheimen Räten in Berlin, Scultetus einige geschriebene und gedruckte
Relationen über die Vorgänge bei Rathenow, Fehrbellin usw. zuzuschicken und ihn
anzuweisen, dem Zaren davon Mitteilung zu machen und diese Berichte auch sonst
zu verbreiten. Sc. meldet (d. Moskau 15./25. September 1675), er habe dem Ober-
prftsidenten Matjewew Anzeige davon gemacht.
2) Swiderski.
3) Gioe. S. das Diarium 17./ 27. August (Büsching IX, S. 25).
Scaltetus in Moskau. 299
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Muskow
25. August/4. September 1675.
[Audienz beim Zaren, Konferenz mit dessen Kommissaren. Gespräch mit Matjewew.]
Heute vor acht Tagen ist er1) mit allen den Zeremonien und Ehren- 4. Sept
bezeugungen wie vor zwei Jahren beim Zaren zur Audienz aufgeholt worden.
Die Präsente, besonders die silberne Fontäne und das Schachspiel, sind dem-
selben so angenehm gewesen, daß er sie sofort in sein Kabinett hat bringen
lassen. Am folgenden Tage3) hat man ihn zur Konferenz gefordert; dort hat
er ausführlich dargetan, was er in commissis hat, die Kommissare haben es
nach hiesigem Gebrauch schriftlich gefordert und versprochen, es dem Zaren
vorzubringen. Am dritten Tage hat er1) den Oberpräsidenten Artemon
Sergewic in seinem Hause besucht, ihm des Kf. desiderium rekommendiert
und ihm weitläufig demonstriert, daß der Zar nicht in 100 Jahren eine so
bequeme Gelegenheit, sich an Schweden zu revanchieren, haben wurde, wenn
er die jetzige vorbeistreichen ließe. Derselbe nahm dieses alles wohl an und gab
zu verstehen, daß man ihn bald von hier expedieren und ihm gute Resolution
geben würde. Der Zar bezeuge großes Mißfallen über das ungerechte Verfahren
der Schweden gegen Kf., halte den Einfall in dessen Lande für eine Ruptur
des mit ihm selbst geschlossenen ewigen Friedens, erwarte nur die Antwort,
die der deswegen expreß nach Schweden gesandte Goniec zurückbringen
werde, indessen hätten der Feldherr Chowanski und dessen Sohn schon
Befehl, die Armee zusammenzuziehen und auf zwei Orten an die schwedische
Grenze zu stellen. Trotzdem bleibt es dabei, daß man nicht so leicht mit
Schweden brechen wird.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Muskow
1./ 11. September 1675.
[Geringe Aussicht zum Bruch mit Schweden. Mitteilungen des dänischen und des
kaiserlichen Gesandten. Vergebliche Bemühungen des polnischen Gesandten.]
Es bleibt bei dem, was er dem Kf. bereits bei allen Posten geschrieben, 11. Sept.
daß man hier einen Verzug nach dem anderen hervorsuchen und mit Schweden
nicht brechen wird, falls nicht in Pommern und Bromen alles über den Haufen
gehen sollte. Der Oberpräsident soll vor wenigen Tagen dem dänischen
*) S. das Diarium 18./28. August (Büsching IX, S. 26 ff.).
■) S. ebendaselbst 20./30. August (S. 29 ff.).
*) S. ebendaselbst 21./31. August (S. 36ff.).
300 H* Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Gesandten1), als dieser wieder von einer Allianz sprach, geantwortet haben, er
rede viel von einer Allianz, die der Zar mit ihnen machen sollte, die Schreiben
aus Deutschland aber meldeten, daß sein König und die Holländer sich noch
nicht mit Kf. konjungiert und noch keine Schiffe in See geschickt hätten, es
schiene, daß sie sich untereinander nicht viel trauten, da sollte sich denn der
Zar dazwischen stecken und die Finger verbrennen.
Er hat den Kaiserlichen3) besucht. Derselbe gab an, er habe keine Ordre,
eine Allianz zu traktieren, sondern er sei gekommen plus ad audiendum quam
dicendum. Wegen Schwedens werde er nicht mehr suchen, als Sc. getan,
nämlich den Vorteil vorstellen, welchen Moskau bei den jetzigen Konjunkturen
aus der Ruptur mit Schweden in Lief land haben würde. Hauptsächlich aber
soll er wohl ein wachendes Auge auf den Krieg und Frieden der Polen mit
den Türken haben, und wenn ihm auf solchen Fall hier eine annehmliche
Allianz in hoc puncto vorgeschlagen werden sollte, würde er wohl Ordre finden,
zu traktieren.
Morgen soll er die Abschiedsaudienz beim Zaren haben. Er fürchtet, die
Deklaration wird dilatorisch sein. Der Oberprüsident hat ihm bei seinem Besuch
auf seine Vorstellungen geantwortet, ein ewiger Friede lasse sich so leicht
nicht brechen, man könnte wohl an einem Tage Krieg anfangen, aber ihn erst
in vielen Jahren mit ungewissem Glück endigen.
Der polnische Resident8) sollicitiert noch immer um die in pactis ver-
sprochene Hilfe, es scheint aber dieses Jahr nichts daraus zu werden, weil der
Armee, die bereits am Dniepr gestanden hat, Befehl gegeben worden ist, sich
wieder zurückzuziehen. Der Polnische spricht deswegen sehr hart, findet aber
auch Leute, die ziemlich hart hören. Von dem nach Persien geschickten
Gesandten hat man seit seiner Abreise noch nichts gehört Kaufleute, die von
dort kommen, bringen mit, daß der Krieg daselbst mit den Türken noch
ungewiß sei.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Muskow
2. Oktober/22. September 1675.
[Verzögerung der Entscheidung. Verhalten des polnischen Residenten.]
2. Okt. Da der nach Schweden geschickte Goniec in den nächsten Tagen hier
erwartet wird, so ist seine Abschiedsaudienz noch verschoben worden, er glaubt
aber, daß man dann seine Abfertigung beschleunigen wird. Es bleibt dabei,
daß man hier keine Lust hat, mit Schweden zu brechen, bevor man
!) Gioe.
-) ßaron Franz Hannibal Battoni, s. das Diarium 29. August / 8. September
(S. 45 f.).
3) Swiderski.
Scultetus in Moskau. 301
gesehen, wie der Krieg draußen abläuft, und man sucht die Sache mit der im
Dezember angesetzten Kommission auf den Grenzen hinzuziehen.
Am vorigen Sonntag ist der Zar zu einem 12 Meilen entfernten Kloster
wallfahrten gegangen, er hat1) der Solennität mit dem kaiserlichen Gesandten
zusammen zugesehen.
Als er gestern') von dem polnischen Residenten wieder besucht worden,
hat er Gelegenheit genommen, die Materie wegen der Intercession für die
Prinzessin Radzi will, worüber derselbe Skrupel empfunden haben soll, zu be-
rühren, und er hat ihm auseinandergesetzt, daß Kf. dem Konig und der Republik
dadurch gar nicht zu nahe trete. Er hat aber aus der Antwort desselben gespürt,
daß er nodum in scirpo suche und gern etwas finden möchte, sich wegen der
Abschickung des Kf. hierher zu beschweren.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Muskow
9. Oktober/29. September 1675.
[Erfolglosigkeit seiner Mitteilung von dem Bruch Dänemarks mit Schweden.]
Erklärung Matjewews gegen den kaiserlichen Gesandten.]
Dem Befehl des Kf. vom 25. August*) gemäß hat er die Ruptur Dänemarks
mit Schweden bekannt gemacht und dabei remonstriert, was für Avantagen der
Zar jetzt haben konnte, wenn er den Schweden eine Diversion in Liefland
oder Karelien machte, er hat aber nicht spüren können, daß es den gewünschten
Effekt gemacht hat. Die Kaiserlichen haben4) ihm gestern mitgeteilt, daß sie
anch so gut wie expediert wären. Der Oberpräsident hätte ihnen bei der tags
zuvor gehaltenen Konferenz deutlich zu verstehen gegeben, daß sie, da der
Kaiser keine Lust zu einer Allianz gegen den Türken zeige, auch nicht gesonnen
seien, gegen einen christlichen Potentaten eine solche einzugehen. Man konnte
wohl Ursache zur Ruptur finden, wollte aber alles auf die bevorstehende Konferenz
auf den Grenzen ankommen lassen. Indessen sollte den Alliierten zum Vorteil
des Zaren Armee an der Grenze von Liefland stehen bleiben und verhindern,
daß Schweden von dort Truppen nach Pommern ausführte. Den kaiserlichen
Gesandten ist zugleich angezeigt worden, daß sie, sobald der Zar von der
Wallfahrt zurückgekehrt sein würde, ihre Expedition haben sollten, und eben-
<) S. das Diarium 19./29. September (S. 59).
*) S. ebendaselbst 20./30. September (S. 59 f.).
*) In diesem aus Schwan 25. August / [4. September] 1675 datierten Reskript
hatte Kf. ihm befohlen, von dem erfolgten Bruch zwischen Dänemark und Schweden
dort Mitteilung zu machen und sich dessen zu seiner Avantage zu bedienen.
*) S. das Diarium 23. September/ 3. Oktober (S. 60 f.).
302 II. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
dasselbe hat ihm auch nenlich der Oberpräsident angekündigt.1) Da man aber
darauf dringt, daß der Kaiserliche jemand zur Korrespondenz hier lassen mochte,
auch gern gesehen wird, daß Kf. solches dem Stud. Hesse möchte durch Dm
kommittieren lassen, so scheint es doch, daß sie die gute Gelegenheit zum
Kriege mit Schweden nicht so ganz und gar ans den Augen setzen, sondern
sehen wollen, wie sich Schweden bei der Grenzkommission wird finden lassen,
und ob sie bei dieser Konjunktur nicht durch Pochen das von Schweden
erhalten können, was sie sonst zurzeit mit dem Schwert zu suchen nicht
gesonnen sind.
H. D. Hesse2) an den Kurfürsten. D. Moskau
26. Januar/5. Februar 1676.
[Bescheid an den holländischen Gesandten. Krankheit des Zaren. Voraussichtlicher
baldiger Thronwechsel.]
5. Febr. Der holländische Gesandte') hat auch zur Antwort bekommen, es wäre
ihnen, den Russen, bisher nicht möglich gewesen, den ewigen Frieden mit
') Sc. meldet (d. Moskau 5./15. Oktober 1675), daß er nach der Rückkehr des
Zaren am Montag (4./ 14.) die Abschiedsaudienz bei demselben erhalten habe und
angewiesen sei, seine Rückreise bald anzutreten, und daß er dieses morgen zu ton
gedenke. S. Diarium 4./14. Oktober (S. 62). Ebendort ist S. 63 ff. das Rekreditiv des
Zaren für Sc. (d. Moskau 30. September 7184) und die unter dem gleichen Datum
ausgestellte Resolution auf die von demselben proponierten Punkte in deutscher
Obersetzung abgedruckt. Von Lyck aus sendet er dem Kf. 10./ 20. November die
Resolution und das Kreditiv des Zaren und berichtet vorläufig (s. Diarium S. 71 ff.)
über die Remonstrationen dagegen, die er dem 0. Präsidenten gemacht, über dessen
Antwort und über die Mitteilungen des kaiserlichen Gesandten, des polnischen
Residenten und des Dolmetschers Gross. Ober seine Rückreise s. ebendaselbst
S. 74 f.; er kam am 1. Dezember wieder in Königsberg an.
*) Kf. hatte durch Scultetus Hesse anbieten lassen, weiter in Moskau zu
bleiben und gegen ein bestimmtes Jahrgeld ihm über die dortigen Vorgänge Bericht
zu erstatten. H. erklärt sich auch (d. Moskau 8./ 18. September 1675) dazu bereit,
bittet aber, da er ohne einen bestimmten Charakter dieses Amt nicht verwalten könne,
um eine Bestallung und eine Instruktion. Eine Bestallung (d. Göln a. d. Spree
31. Dezember 1675/ [10. Januar 1676J s. Martens V, S. 22) erhält er, er wird darin
zum Agenten des Kf. mit einem Gehalt von 300 Rtlr. jährlich ernannt Einer
besonderen Instruktion, um welche er nochmals gebeten haben muß, bescheidet ihn
Kf. 23. März/ 2. April 1676, bedürfe es nicht, er werde ihn immer per rescripta von
dem, was er dort verrichten solle, in Kenntnis setzen, und er solle sich immer fleißig
nach dem erkundigen, was des Kf. und seiner Alliierten Interesse angehe. Seine
Besoldung erhöht er auf 400 Rtlr. und er weist auch (21. Oktober 1676) der von H.
in einem Schreiben vom 10./ 20. Mai ausgesprochenen Bitte gemäß die preußische
Regierung an, ihm das Briefporto und 60 Taler, welche er wegen der Trauer um
den Tod des Zaren ausgelegt, zu ersetzen.
3) Conrad Klenk; derselbe war am 21. Januar 1676 in Moskau angekommen
und ist im Juli von dort wieder abgereist. S. Sylvius, Historien onses tyds III,
Bescheid an den holländischen Gesandten. Der Thronwechsel. 303
Schweden zu brechen, sie hätten aber viele nnd wichtige Prätensionen, die
ihnen vielleicht, wenn Schweden sich nicht akkommodieren sollte, zum Brechen
Anlaß geben würden. Sie singen also dasselbe Lied, welches man schon zwei
Jahre hat anhören müssen. Doch hat der holländische Gesandte gute Hoffnung,
daß eine Armee nach Pleskow nnd eine nach Nöteborg gehen wird, denn der
O. Präsident hat ihm im Vertrauen sagen lassen, er solle nicht umsonst gekommen
sein, sondern etwas Gewisses erhalten, doch ist auf die Versprechungen desselben
wenig zu bauen.
Durch den Leibarzt des Zaren, Dr. Rosenberg,1) bei dem er wohnt, hat
er im höchsten Vertrauen erfahren, daß der Zar schwer krank ist und schwerlich
aufkommen wird. Sollte er sterben, so wird diesem Regiment ein nicht geringes
Übel zu Händen kommen, denn') der Prinz,3) der vorm Jahr der Gemeine
vorgestellt, ist ganz kontrakt und der jüngere blind4) und voller Unflat Außer-
dem ist noch ein Prinz5) von der jetzigen Gemahlin, aufweichen man vielleicht
das Regiment zu bringen suchen wird, woraus dem hiesigen Estat großes Unheil
nnd den Schweden großer Vorteil erwachsen dürfte.
H. D. Hesse an den KurfQrsten. D. Moskau
2./[12.] Februar 1676.
[Der Thronwechsel.]
Der Zar Alex ei ist6) Sonnabend den 29. Januar um 7 Uhr abends gestorben. 12. Febr.
Die Leiche ist am folgenden Tage unten ins Schloß in die Saborkirche gebracht
worden. Derselbe hat gute praeparatoria zu seinem Abschied gemacht, indem
er am Tage vorher gebeichtet und am Sonnabend das h. Abendmahl genommen
and vom Patriarchen die letzte Ölung empfangen hat Darauf hat er alle
Bojaren und Reichsrate zu sich fordern lassen, ihnen den jetzt regierenden Zar
vorgestellt nnd sie ermahnt, ihm treu nnd gehorsam zu sein. Nach seinem
Tode ist denn auch der Prinz auf den zarischen Thron gesetzt worden, und
nachdem er das Kreuz geküßt, haben sie ihm mit gleichem Kreuzkusse Treue
nnd Gehorsam versprochen. In der Nacht ist anch sogleich von allen Pricasen
nnd Soldaten, die hier zugegen, sowie auch von den teutschen Offizieren der
S. 262, 313 f., 348; Pos seit, Der General und Admiral Franz Lefort (Frankfurt a. M.
1866) I, S. 172.
') S. über denselben Brückner, Geschichte der Ärzte in Rußland, S. 41.
*) Vgl. die Berichte Rinhubers an Herzog Friedrich von Sachsen vom
29. Dezember 1677 und 26. Februar 1679 (Relation du voyage S. 166, 190).
*) Feodor.
4) Iwan.
*) Peter.
*) S. Herrmann, Geschichte des russischen Staates III, S. 696.
304 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Eid genommen und Schreiben an alle Woiwoden und Befehlshaber aasgesandt
worden, welche im Namen des Zaren Foedor Alexewitz von der arischen
Frau Wittib l) wider den alten Gebrauch unterschrieben gewesen. Obschon es
scheint, daß wegen dieser Umänderung das Vorhaben gegen Schweden schlechtes
Fortgang nehmen wird, so hat doch der Zar dem holländischen Gesandten sag«
lassen, er solle nicht bekümmert sein, daß wegen des Todes seines Vaters seine
Negotiation unfruchtbar ablaufen wurde. Es soll auch den Feldherrn Gawanski
Ordre erteilt werden, eine Armee fertigzuhalten.
H. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
16./26. Februar 1676.
[Sturz Matjewews. Verhalten des neuen Zaren. Beabsichtigte Sendung von Kurieren
an die verschiedenen Höfe. Der holländische Gesandte. Nachrichten über verräterische
Absichten in Preußen. Gerüchte über einen schwedischen Einfall in Preußen.]
26. Febr. Seit dem Tode des Zaren sind zwar manche Veränderungen bei den
hiesigen Staatsministern vorgegangen, namentlich ist') der 0. Präsident Artemon
Sergeiwitz, wie schleunig und wider aller Leute Vermuten er gestiegen, desto
schneller und tiefer gefallen, doch geht der Regierung davon nichts ab, denn
man ist so emsig mit Ratsitzen Tag und Nacht, wie man vorher nicht gewesen.
Der Zug in die Krim ist bis auf den Mai ausgesetzt. Die Kur mit dem Zaren,
worüber man lange deliberiert hat, hat heute ihren Anfang genommen. Er ist
sonst bei besserer Konstitution, wie er gewesen. Wenn nur der dissensus
medicorum den Brei nicht verderben wird.3) Der Zar hat große Autorität bei
jedermann, hat drei Tage nach dem Tode seines Vaters auf dem Thron die
proceres regni tapfer angeredet und ihnen gesagt, man hätte nun genug getrauert,
man sollte jetzt zu Rate gehen, wie man das Reich in Ruhe brächte und mit
den ausländischen Potentaten die empfangene Freundschaft am nützlichsten
konservieren und kontinuieren könnte. Zu diesem Zweck sollen vier Kuriere
in dieser Woche abgehen, einer an den Kaiser und an den Konig von Polen,
ein zweiter an Kf., an die Gen. Staaten und den König von England, ein
dritter nach Schweden und Dänemark und ein vierter nach Persien.
>) Natalia Kirillowna.
*) S. Posselt, LefortI, S. 230 ff.; Uerrmann III, S. 697; Brückner, Peter
der Große, S. 25 f.
*) H. berichtet am 22. März/ 1. April 1676, mit dem Gesundheitszustand des
jungen Zaren stehe es sehr schlecht. Leider lasse er sich nicht durch den treuen
und wohlerfahrenen Arzt Dr. Rosenberg (s. oben S. 303), sondern durch einen
„empirischen Juden", der hier Apotheker sei, kurieren, dazu legten noch Zauberer
und alte Weiber die Hand an.
Berichte Hesse'». 305
Der holländische Gesandte1) hat am 15./25. Februar bei dem neuregierenden
Zaren seine erste Konferenz gehabt, es ist ihm aber nur die den Gesandten
des Kaisers und des Kf. erteilte Depesche mitgeteilt worden. Er will aber um
eine neue Konferenz bitten und inzwischen in einem Memorial die glücklichen
Progressen des Kf. und der anderen Alliierten anzeigen und die ihnen jetzt
offenstehende Gelegenheit zu Wiederforderung ihrer gehabten Plätze in Liefland,
Karelien and Ingermannland vorstellen.
Wie ihm der dänische Resident2) mitgeteilt, hat diesem der polnische3)
gesagt, die Preußen inklinierten sehr zu einer Rebellion, die preußischen
Stande hätten der Republik zu Warschau eine Schrift übergeben und sich sehr
über König Johann Kasimir wegen der Obergabe ihres Landes an Kf. beschwert,
durch die Souveränität seien sie nicht allein in die äußerste Armut, sondern
auch mit den Ihrigen in die größte Lebensgefahr geraten, sie bäten daher von
der Republik und der Krone Polen, ihnen 3000 Mann zu senden, dann könnten
sie sich in die frühere Freiheit setzen und hätten sich keines Argwohns von
Kf. zu befürchten, könnten auch von der Welt des perjurii oder foedifragii nicht
beschuldigt werden.
Die schwedischen Kaufleute machen hier von dem schwedischen Einfall in
Preußen viel Schreiens, doch leistet er ihnen bei Hofe guten Widerstand und
kündigt an, daß, wenn Kf. sich zum Herrn des schwedischen Pommerns gemacht
haben werde, man ihnen vielleicht in Liefland zusprechen werde.
H. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
:>./ir>. April 1G7G.
[Übler Gesundheitszustand des Zaren. Einverständnisse mit den Litauern.
Unzuverlässigkeit der russischen Versprechungen. Bevorstehende Veränderungen
am Hofe.]
Der jetzige einflußreichste Bojar Bogdan Mathphewitz Gukrov4) liegt 15. Apr
an schwerer Krankheit darnieder und wird wohl wegen Verachtung der medici
sterben. Dasselbe ist von dem Zaren zu fürchten, derselbe hat,5) wie er von
Dr. Rosenberg hört, die Wassersucht. Er hat zwar zu Ostern die Ostereier
ausgeteilt, doch hat man ihn mit großer Beschwerlichkeit auf seinen Thron
l) Conrad Klenck, s. oben S. 302.
*) Gioe.
3) Kasimir Swiderski.
*) Rinhuber, S. 169, nennt ihn Chytrof.
5; S. Rinhuber, S. liK); Posselt, Lefort I, S. 222 f.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 20
306 II- Brandenburg und Rußland 1673—1679.
setzen müssen, weil er nicht gehen kann, auch ist er unterm Gesicht unglaublich
aufgedunsen.
Zwischen Litauen und dem Zaren scheint nicht geringes Verständnis zu
bestehen. Seine Referenten versichern, es werde dem Kf. nicht prfijudizierlich
sein, er glaubt aber, daß für Kf. und den Herzog von Kurland ein solcher
Nachbar schädlich sein würde. Er bittet um Angabe, wie man das Werk hier
rückgängig machen könnte, er wird sich unterdessen bemühen, bessere Gewißheit
davon einzuziehen.1)
Der Feldzug nach der Krim ist noch ungewiß. Man verspricht ihnen, daß
die Armee ehestens an die liefländische Grenze ziehen soll, aber sie merken,
daß sie mit untreuen, eigennützigen und mißtrauischen Menschen zu tun haben,
von welchen man nicht mehr nehmen kann, als sie selber zu ihrem eigenen
Nutzen geben wollen.
II. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
10./20. Mai 1676.
[Bevorstehender Beginn der Verhandlungen mit Schweden. Abreise des holländischen
Gesandten. Sendung eines Expressen. Unordnung in der Regierung. Beabsichtigte
Vermählung des Zaren.]
20. Mai Die Kommission nach den Grenzen soll diese Woche unter Kondukt zweier
Armeen ihren Fortgang nehmen. Sie versichern, sie werden alle Plätze wieder-
fordern und widrigenfalls dieselben mit dem Schwert zu nehmen suchen. Der
holländische Gesandte hat am l./ll. Mai seine Depesche bekommen und gedenkt
die Woche nach Pfingsten nach Archangel abzureisen. Kein Ambassadeur hat
solche Freiheit und Gnade gehabt wie er.
Die Absicht des Kf. wegen llersendung eines Expressen hat er kund getan,
er bittet aber, ihm dessen Namen und Bedienung mitzuteilen, damit der Paß
rechtzeitig an die polnische Grenze geschickt werden kann.
Unter3) den Bojaren und Senatoren ist eine große Jalousie und wider-
wärtige Regierung, so daß dasjenige, was der eine heute geordnet, der andere
morgen wieder umstößt. Es verlautet, daß man eine Gemahlin für den Zaren
aussuchen will. Er glaubt, daß man damit deswegen so eilt, weil der Zar mit
einem ungesunden Leibe auf schwachen Füßen geht und man gern einen Erben,
weil die andern unbequem sind, von ihm haben will.
*) Kf. weist ihn (d. Cöln 5./15. Mai 1G7(5) an, sich in diese litauische Angelegenheit
ganlicht zu mischen und ihm nur von allem, was vorgehe, zu berichten.
2) Kf. hatte (d. Coln 23. März/2. April 167(1) H. angezeigt, er werde, sobald die
Notifikation des Thronwechsels angelangt sei, die Kondolenz und Gratulation durch
einen Expressen ablegen.
3) Vgl. Kinhuber, S. 190ff.
Berichte Hessens. 307
H. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
12./ 22. Juli 1676.
[Ankunft Georgias]
Dem Expressen Christophorus Georgi1) ist er Sonntag den 9./19. Juli 22. Juli
auf drei Meilen entgegen gegangen, hat ihn auch bis zu der Vorstadt von
Moskau geleitet. Dort hat er die Nacht zubringen müssen, am folgenden Tage
ist er eingeholt und in der Stadt logiert worden, man will ihn und seine Leute
aber noch nicht zu ihm lassen. Man scheint also bei der neuen Regierung die
alte Gewohnheit wegen Versperrung der ankommenden ministri wieder einfuhren
zu wollen. Er hat ihn aber in der Vorstadt schon genügend unterrichtet, auch
ihm geraten, die Kommunikation mit den vornehmsten Ministern wegen des
bösen Vorhabens des Königs von Polen zu hinterhalten, weil jetzt nicht die
rechte Zeit ist. Denn ArtemonSergeiwitz ist seiner Charge als Oberpräsident
entsetzt und in große Dekadenz gekommen, hat auch nichts mehr mit publiquen
Sachen zu schaffen, es ist daher bei der kaiserlichen Kanzlei kein rechtes
Haupt und wird also nicht verschwiegen gehalten werden. Er wird es bei
guter Gelegenheit so erinnern, daß der Zar es insgeheim erfahren soll.
P. S. Er hat Erlaubnis erhalten, den Expressen zu besuchen, und dieser,
zn ihm zu kommen.3)
H. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
11. /2t. Oktober 1676.
[Gerüchte über die Verhandlungen mit Schweden. Unzufriedenheit des polnischen
Residenten, dessen Erklärungen.]
Wie es mit der Kommission endlich ablaufen wird, kann er nicht erfahren, 21. Okt.
da zu Hofe alles sehr geheim gehalten wird. Die Offiziere, die nach der Grenze
gehen sollten, haben Gegenbefehl erhalten. Die schwedischen Kaufleute be-
haupten, Schweden habe kategorische Erklärung verlangt, ob der Zar mit ihnen
den Frieden halten oder Krieg anfangen wollte, sie wären bereit, alle ihre
Prätensionen, die sie gegen Rußland hätten, fahren zu lassen, aber nicht das
geringste an Land oder Festungen abzutreten. Die moskowitischen Kommissare
sollen darauf weitere Verhaltungsbefehle erbeten haben. Bei Hofe hat man auf
J) Derselbe preußische Kanzleibeamte, der 1675 das Schreiben des Kf. nach
Moskau gebracht hatte, s. oben S. 294. Über diese Sendung desselben sind sonst
keine weiteren Akten vorhanden.
*) H. berichtet am 26. Juli/ 5. August, der Expresse solle heute seine Abfertigung
erhalten und am 9. wieder abreisen.
20*
308 II. Brandenburg und Rußland 1C73— 1079.
seine Anfrage deswegen geantwortet man werde bei der einmal gefaßten
Meinung bleiben, er solle schon zu seiner Zeit erfahren, was sie ton wurden.
Der polnische Resident1; klagt sehr über das große Unrecht, das die
Reußen den Polen zugefügt hätten und noch taglich zufügten. Derselbe hat,
wie er ihm gesagt, erklärt, auf solche Art würden der König und die Republik
mit den Türken Frieden machen, dann möchten sie zusehen, wie sie fahren würden.
H. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
22. November /2. Dezember 167G.
[Seine Verabschiedung. Abbruch der Verhandlung mit Schweden. Eindruck des
Friedens Polens mit den Türken.]
2. Dez. Er hat am 13./23. November das Kreditiv*) dem Zaren in öffentlicher Audienz
übergeben und es ist ihm nächst Begnadigung der zarischen Tafel vorgelesen
worden, daß er bei dem zarischen Hof als ein Agent gehalten werden sollte.
Sonnabend den 18./28. aber hat man ihm durch den Dolmetscher Gross an-
deuten lassen, er sollte sich zu der letzten Audienz bei dem Zaren fertig
halten, und trotz seiner Remonstrationen hat er sich in den zarischen Schlitten
setzen und zur Audienz fahren müssen. Dort ist ihm aus einem Zettel der
Inhalt des zarischen Schreibens3) vorgelesen, und ist er von dem Zaren mit
dessen Tafel nebst ein Zimmer Futter-Zobel von 30 und einem einzelnen Paar
von 8 Rubeln begnadigt worden. Er ist darauf zu dem Reichskanzler gegangen,
hat dagegen remonstriert und gebeten, ihn wenigstens dort zu lassen, bis er an
Kf. geschrieben und von diesem Antwort wegen seines ferneren Verhaltens er-
halten hätte, aber ohne Erfolg; er wird sich daher künftige Woche auf den
Weg machen.
Die Kommissare sind von der liefländischen Grenze un verrichteter
Sache zurückgekehrt. Die Sache steht also im alten Stande, nur daß die
(Jemüter noch mehr gegeneinander entzündet sind, denn die schwedischen
Kommissare sind heimlich von dannen gegangen, was man hier für einen großen
') Kasimir Swiderski.
2) Auf Hesse's Wunsch hatte Kf. demselben (d. Creckow 9./19. Oktober 167«)
ein unter demselben Datum ausgestelltes neues Kreditiv zugeschickt und ihn beauf-
tragt, bei dessen Überreichung dem Zaren Anzeige von seinen neuen Waffenerfolgen
gegen Schweden zu machen.
3) In diesem Schreiben an Kf. (d. Moskau 18. November 7185) erklärt Zar
Feodor, er sei bereit, mit Kf. in nachbarlicher Freundschaft zu bleiben, daß Hesse
aber sich an seinem Hofe als dessen Agent aufhalte, sei unnötig, Kf. könnte mit der
durch sein Reich eingerichteten Post Schreiben an ihn gelangen lassen. Er habe
daher II. verabschiedet. S. Martens V, S. 22.
Hesse's Verabschiedung. 309
Schimpf aufnimmt, die Kussischen aber haben die Schwedischen sehr schimpflich
angeredet und verhöhnt, wofür der König von Schweden in einem Schreiben
Satisfaktion verlangt hat.
Was der polnische Frieden1) hier für Bedenken mache, kann man nicht
völlig erfahren. Das ist gewiß, daß man hier nicht allzu große Furcht daraus
nimmt, denn man meint, Litauen werde nicht darein konsentieren und sich bei
so gestalten Sachen an den Zaren ergeben.
Instruction, wornach S. Cht'. D. Geheimer Seeretarius Herman
Diterich Hesse bei der ihm gnädigst aufgetragenen Schickung
nach der Moscau gehorsambst zu achten. D. Cöln an der Spree
16./[26.] Mai 1677.2)
(Conc. 0. v. Schwerin. Lectum in consilio den 16. Maii 1677 praes.
Serenissimo Electore, Principe Electorali, Principe Anhalt. I)no de Glade-
beck, Dno Cöppen, D00 Meintiers et me 0. v. Schw.)
[Auftrag, den Zaren zum Kriege gegen Schweden anzutreiben, die lügenhaften Reden
des englischen Gesandten zu widerlegen, womöglich dort länger zu bleiben.]
Er soll seine Reise nach Moskau aufs schleunigste anstellen, dort Audienz 26. Mai
beim Zaren erbitten und diesem vortragen, Kf. sei auch seinerseits bereit, das
mit dem Vater des Zaren unterhaltene gute Vernehmen fortzusetzen, derselbe
hätte ihm einige Aufträge an den Zaren erteilt, er bitte, dieser möchte einigen
') Der Friede Polens mit der Türkei vom 27. Oktober 1676 s. oben S. 11.
Vgl. Posselt, Lefortl, S. 210f.
-) Der dänische Gesandte Friedrich v. Gabel, welcher auf der Hinreise nach
Rußland Anfang August 1676 nach Rerlin gekommen war und sich dort von den
Geheimen Räten hatte informieren lassen, wie er auch im Interesse des Kf. in Moskau
wirken solle, und der dort Ende November eingetroffen war (s. Posselt, Lefortl,
S. 236 f.), hatte dem Kf. von dort 20./30. Dezember 1676 über den wenig günstigen
Stand der von ihm mit den Kommissaren des Zaren wegen einer von diesem gegen
die schwedischen Ostseeprovinzen zu unternehmenden Diversion geführten Verhand-
lungen berichtet und den Wunsch geäußert, daß auch jemand von den Alliierten dort
bald erscheinen möchte, da er vielleicht binnen kurzem wieder werde abreisen müssen.
Auch in einem neuen Schreiben vom 3./ 13. Januar 1677 hatte er wieder darauf
gedrungen, daß vom Kaiser und auch von Kf. Gesandte hingeschickt würden, um
die Russen aus ihrer Langsamkeit aufzurütteln. Kf. teilt (d. Hamm 20. Februar 1677)
den Geheimen Räten in Berlin mit, er habe infolge dieser Aufforderung Gabeis
beschlossen, den Sekretär Hesse wieder nach Moskau zu schicken, und befiehlt ihnen,
eine Instruktion uud ein Kreditiv für denselben zu entwerfen und ihm zur Vollziehung
310 IL Brandenburg und Rußland 1673—1679.
seiner vertrautesten Minister Befehl erteilen, denen er dieselben hinterbringen
könnte. Wenn ihm Kommissare zugegeben worden, so hat er denselben vor-
zustellen, wie hohe Ursache der Zar hätte, bei jetzigen Konjunkturen Schweden
anzugreifen und die früher verlorenen Provinzen zu rekuperieren. Sollten die
Moskowiter nicht dazu zu bewegen sein, so soll er doch wenigstens es dahin
zu bringen suchen, daß sie Miene machen, als wollten sie Schweden bekriegen
oder keinen Traktat mit ihnen machen, und sie so in Furcht halten. Er soll
vorstellen, je eher und schleuniger der Krieg angefangen würde, desto glücklicher
werde derselbe für den Zaren ausschlagen, doch dabei besondere Vorsicht
gebrauchen, wenn etwa bei dieser Gelegenheit der Polen gedacht werden sollte,
daß diese nicht, wenn sie es erfahren, daraus Ursache nehmen mögen, sich
deswegen zu beschweren.
Da der englische Envoye *) in Moskau erklärt haben soll, sein Konig werde
50 Schiffe in dio Ostsee den Schweden zu Hilfe schicken, so soll er sich er-
kundigen, ob derselbe wirklich solche Reden spargiert hat, und wenn es der
Fall sein sollte, an dienlichen Orten anzeigen, daß derselbe dieses ganz ohae
Grund, nur auf Antrieb der Schweden und um den Zaren von dem Kriege
gegen dieselben zu divertieren, rede, da der König sich selbst zum mediator
offeriert hätte und sich daher schwerlich in den Krieg einmischen würde, und wenn
er dieses wirklich beabsichtigen sollte, das Parlament es nicht bewilligen würde.
Er soll dahin sehen, daß er dort bis zu des Kf. Abforderung verbleiben
könne, und sollte man ihn abfertigen wollen, inständigst bitten, daß er dort
gelassen werde, da er noch weitere Instruktion erwarten müßte, und erklären,
dem Kf. würde es auch lieb sein, wenn der Zar jemand an seinem Hofe stets
haben wollte. "Wenn er gefragt werden sollte, warum er keine Präsente mit-
brächte, soll er antworten, Kf. hielte seine jetzige Abfertigung nur für eine
Kontinuation seiner vorigen Kommission.
zuzuschicken. Diese weisen darauf sofort •J./12. März Hesse an, sich zur Reise dorthin
fertig zu halten, den Entwurf der Instruktion und des Kreditivs für ihn aber schicken
sie erst -5. März/4. April dein Kf. zu, und dieser seheint dann die Absendung bis
nach seiner Rückkehr nach Berlin, die am .">. Mai erfolgte, verschoben zu haben,
1(1. *J(). Mai weist er von dort den Herzog von Croy au, Hesse sofort zu der Reise
nach Moskau (>00 Ittlr. zu zahlen und ihm, was weiter zu seiner Subsistenz notwendig
sein werde, durch Wechsel nachzuschicken. An demselben Tage sendet er 11. die
Instruktion und das Kreditiv zu und befiehlt ihm, die Reise sofort anzutreten.
II esse's Abreise aber wurde durch die Schwierigkeiten, welche die Beschaffung des
für ihn nötigen Reisegeldes machte, noch länger verzögert, er scheint erst Mitte Juli
aufgebrochen zu sein, am 11./21. Juli zeigt er von Wilna aus seine dortige Ankunft
an. S. über diese Sendung Pufendorf 1. XV, § l."> (S. 11:?:! f.): Martens V, S. 22 f.
>) Sir John Hebdon (s. Rinhuber, S. 174, 184: Posselt, Lefort 1, S. 23$ ff.).
l>arüber hatte Gabel aus Moskau 14. *J4. Februar 1077 dem Kf. berichtet und aufs
nme den Wunsch ausgesprochen, Kf. möchte Hesse wieder als seinen Residenten,
auch der Kaiser einen Gesandten hinschicken und die Holländer den dort befindlichen
Keller als ihren Residenten legitimieren, damit so alle Alliierten dort Vertreter hätten.
Neue Sendung Hesse's. 311
Der Kurfürst an den Zaren. I). Cöln an der Spree
16./[26.] Mai 1677.1)
[Kreditiv für Hesse, Bitte, demselben zu gestatten, dort zu bleiben.]
Da jetzt Sachen vorgehet!, die sowohl des Zaren als anch sein nnd seiner 26. Mai
Alliierten Interessen betreffen und nicht so füglich und vollkommen durch
Briefe als mündlich angebracht werden können, so schickt er seinen Geheimen
Sekretär Hesse aufs neue an den Zaren, um ihm einige ihn angehende Sachen
anzubringen, bittet, sein Anliegen willig zu vernehmen, ihm vollkommenen
Glauben beizumessen, und weil sich die Geschäfte nicht allemal durch Gesandte,
noch weniger durch Briefe verrichten lassen, ihm zu gestatten, sich am Hofe
des Zaren noch weiter und so lange aufzuhalten, bis man sehe, wie die jetzigen
Konjunkturen sich weiter anlassen und wie sie ausschlagen werden.
II. I). Hesse an den Kurfürsten. I). Moskau
8./ 18. August 1G77.
[Seine Ankunft. Audienz. Konferenz. Gabeis Hoffnungen. Bevorstehende Abfertigung
der verschiedenen Gesandtschaften. Hoffnung auf günstige Nachrichten.]
Er ist am 28. Juli/7. August hier angekommen, hat am 2./ 12. August 18. Aug
Audienz beim Zaren und gestern eine Konferenz gehabt, in der er seiner
Instruktion gemäß einige Punkte übergeben hat. Daraufhin hat ihm Lorivon
Ivanowitz2) geantwortet, der Zar hätte Kf. durch ihn aller der Freundschaft
versichern lassen, die er mit seinem Vater gepflogen, derselbe dürfte sich nicht
weiter bemühen, deswegen einen eigenen Abgesandten zu schicken. Den Krieg
gegen Schweden werde man, wenn es nötig wäre, zu seiner Zeit wohl fortsetzen,
Kf. hätte bereits Nachricht, was auf den Grenzen zwischen dem Zaren und den
Schweden vorgegangen wäre. Unterdessen sollte er bis auf weitere Ordre sich
hier aufhalten und nächstens Antwort auf seine eingegebenen Punkte erhalten.
Gabel ist3) wohlgemutet, hat ihm verschiedene Vorschläge proponiert, die
er zum Effekt bringen will. Wenn es gelingt, wird es den Alliierten zu großem
') S. Martens V, S. 22.
*) Larion Iwanowitsch Iwanow, seit Matjewews Sturz Vorstand der Gesandt-
schaftskanzlei; s. Posselt, Lefort I, S. 226, 230 f.
*) Gabel hatte schon am 13./23. Juni 1677 dem Kf. sehr hoffnungsvoll berichtet,
es sei ihm gelungen, des Zaren Gnade zu gewinnen, so daß er wider den Willen
der Bojaren dort habe bleiben dürfen und Lorivon sehr höflich gegen ihn geworden
sei. Man sei hier besonders um des Kf. Wohlstand bekümmert, er halte daher für
dienlich, daß dessen Gefahr recht groß gemacht werde, sie würden aus Besorgnis
vor Polen nicht zugeben, daß dessen Macht verringert werde. Der Zar habe ihm
anzeigen lassen, er werde seine Resolution wegen des Krieges mit Schweden seinen
312 II. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Aufnehmen gereichen. Er glaubt es aber nicht eher, bis er es sehen wird, und
ist zurzeit noch schlecht gemutet. Dem englischen und dänischen Envoye wird
kein Unterhalt mehr gereicht, und man geht mit Abfertigung derselben an,
was wohl, wenn Gab eis Vorhaben gelingt, innerhalb 3 Wochen vor sieh geben
wird. Der englische ist auf hiesigen Estat schlecht zu sprechen. Mm wird
diese Woche einen Abgesandten nach England schicken, auch nach Schwede!
und Dänemark sollen, wie verlautet solche geschickt werden. Der polnische
Resident Swiderski hat am 2./ 12. seine Abschiedsaudienz gehabt Er soll
nach dessen Abreise sein Haus zur Wohnung bekommen, bisher hat man ihi
elend und schlecht ak kommod iert, da er von Kf. nicht mit einem gewisses
Charakter gesandt ist
Gott gebe, daß die Übergabe Stettins hier bald erschallen möge, wonach
man großes Verlangen bei Hofe hat. Ebenso erwartet man die Gewißheit der
hier falsch ausgesprengten Viktorie der Schweden wider Dänemark in Schonen,
wonach man sich hier viel richten wird.
H. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
12./22. September 1G77.
[Sein vorläufiges weiteres Verbleiben. Versprechungen wogen des Bruches mit
Schweden. Entfernung der fremden Gesandten. Reise Gabeis nach Pleskow.]
22. Sept. Zu der ihm angekündigten Konferenz ist es noch nicht gekommen, er hat
sie auch mit simulierter Unpäßlichkeit gern repoussiert, bis der Zar am ver-
König wissen lassen, sobald er Antwort auf sein letztes Schreiben ans Schweden
erhalten habe, er hoffe aber es dahin zu bringen, daß diese Resolution schon früher
erfolge. Am 25. Juli/4. August hatte er dann berichtet, der Zar habe ihm mitteilen
lassen, Dolgorucki habe Refehl, mit einer konsiderablen Armee ao die lieflandische
Grenze bei Pleskow zu ziehen, es geschehe dieses nur aus Rücksicht auf den König
von Dänemark, von dem er gehört, daß er eine große Niederlage zur See erlitten
und die Helagcrung von Malmoe halte aufgeben müssen, weitere Nachrichten, was
der Zar mit dieser Armee vornehmen werde, solle er erhalten, wenn dieselbe an der
Grenze wäre. Der Zar habe dieses Werk ganz allein mit großer Statthaftigkeit
getrieben, obwohl ein Teil der Bojaren dagegen sei, derselbe fange jetzt an, sich in
Sachen, die ihn interessieren, nicht darein reden zu lassen. Am l./ll. August
berichtet er, durch die Nachrieht von dem dänischen Seesiege (s. l'rk. u. Akt. XVIII,
S. ;>O0) sei die Resolution der Moskowiter nur noch befestigt worden, und er schlagt
vor, wie ^Q^on Schweden so auch gegen Polen eine Allianz zwischeu ihnen
und dem Kaiser, Dänemark und Kf. zustande zu bringen. Kf. aber antwortet ihm
darauf (d. Feldlager vor Stettin G./1G. September 1677): „Was aber die vorgeschlagene
Allianz wider Polen betrifft, selbiges ist von mehrer Erheblichkeit, und finden wir
allerdings gut und dienlich, daß Ihr ohn Eures Königes expressen Refehlig aldorten
darinne nichtes verhandelt, für allen Dingen aber uns darin nicht mit einmischet, und
seiud die considerationes, so wir desfalls haben, der Feder nicht wohl zu vertrauen."
Neue Sendung llesse's. 313
wichencn Sonntag eine Wallfahrt nach dem Kloster Troiza unternommen bat,
von wo er in vier oder gar sechs Wochen nicht zurückkehren wird. Dann
wird er sehen, wie er sich länger hier aufhalten möge, denn es wird wohl bei
der ihm erteilten Resolution, man wolle ihm nicht länger als bis zu des Zaren
Rückkunft zu negotiieren erlauben, bleiben. Wegen der Ruptur mit Schweden
macht man ihnen große Promessen, bittet, man sollte es nicht offenbar machen,
im Oktober sollte es erfolgen, dann wird man sehen, was daraus werden wird.
Man behauptet, der Zar wolle alle fremden Minister entlassen, damit Schweden
aus deren Anwesenheit keine Ombrage nehme. Jedenfalls suchen sie sie nur
los zu werden, dann können sie nach Beschaffenheit des türkischen Krieges
mit Schweden machen was sie wollen. Alle anwesenden Minister, außer ihm,
haben schon ihre Abschiedsaudienzen gehabt, doch sind sie, außer dem polnischen,
noch alle hier anwesend. Gabel will1) über Pleskow nach Dänemark reisen
und ihm von Pleskow her über den Zustand der Armee berichten, daraus wird
man auch ersehen, ob dieselbe ihrem Versprechen nach so beschaffen ist, daß
man Schweden angreifen kann.
II. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
24. Oktober/3. November 1677.
[Zustände am Hofe. Ungewißheit des Bruches mit Schweden. Angeblich beabsichtigter
Einfall der Schweden in Preußen. Neue Kominission. Gesandtschaften an den Kaiser
und nach Polen.]
Wegen Abwesenheit des Zaren ist hier bei Hofe nichts zu tun gewesen. 3. Nov.
Vor zwei Tagen ist derselbe hierher zurückgekehrt, will aber morgen wieder
abreisen. Die Proceres regni scheinen ihn absichtlich unterm Schein der
Lustierung von hier fernzuhalten, damit die anwesenden ministri nicht ihre
Xegotiation nach Wunsch zum Effekt bringen. Der jetzige Reichskanzler2) kann
nichts ohne Wissen der Senatoren ausrichten. Er kann mit demselben nie
zusammenkommen, und wenn er es auch könnte, darf er doch mit ihm nicht
so vertraulich reden, wie mit dem vorigen Artemon. Es geht hier sehr
wunderlich daher und, wenn es so fortgehen sollte, möchte es wohl eine große
Veränderung geben. Die Ruptur mit Schweden scheint aller guten Versicherungen
ungeachtet nicht zum Effekt zu kommen. Die Liste der Völker, die man ihnen
voriges Jahr zur Beglaubigung solcher Ruptur gegeben, ist ganz falsch gewesen,
statt der angegebenen 400OO sind dieselben nur 30000 Mann stark gewesen,
jetzt redet man viel von Verstärkung derselben, der vor 14 Tagen nach Pleskow
abgereiste Gabel wird wohl den rechten Zustand und wie weit sie den hiesigen
l) S. Posselt, LefortI, S. 254f.
-) Iwanow.
314 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Leuten zu trauen haben, entdecken. Die Schweden drohen nebst ihren oft
groben ausgesprengten Lügen, künftigen Winter mit 6000 überkommenen Polen
durch Preußen nach Pommern zu gehen, sollen dazu schon 18000 Mann in
Lief land bereit halten. Vor 3 Wochen hat Schweden ein Schreiben an den
Zaren geschickt und eine Kommission begehrt, zu welcher hier schon Iwan
Affonoswitz Pronckhoff und Danil Levontewitz Pobenskii ernannt
sind. Wenn es bei diesen beiden Leuten und dem jungen Dolgarucki, dem
Woiwoden zu Pleskow und Feldherrn der dortigen Truppen, steht, wird es
wohl zur Ruptur mit Schweden kommen. Die Niederlage der Türken1) hat
nicht wenige Veränderung gegeben. Wenn nur die dänische Armee sich
viktorioser halten wollte, von deren Niederlage hier viel geredet wird. Zum
Kaiser wird Knias Wolinski als Großgesandter gehen. Nach Polen auf die
Kommission sind verordnet3) der alte Knias Mikita Joannowitz Adoffski,
dessen Sohn Jakob und Knias Jürgen Joannowitz Romodanofski.
II. I). Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
19./29. Dezember 1677.
[Seine bevorstehende Verabschiedung.]
20. Dez. Mit der Ruptur mit Schweden steht es noch immer ungewiß. Er wird
nach den Feiertagen seinen Abschied zu erwarten haben, mar. drängt ihn schon
deswegen, und es wird auch nicht mehr groß daran gelegen sein, denn sie
nehmen nichts von den anwesenden Ministem an, sondern wollen, wenn es
ihnen gelegen ist, tun, wie es ihnen gefällt, denn sie allen Potentaten zu groß
zu sein vermeinen.
II. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
l./[H.] Januar 1678.
[Verschiebung seiner Abschiedsaudienz. Anscheinender ungünstiger Gesundheitszustand
des Zaren.]
11. Jan. Sonnabend wurde ihm ernstlich angedeutet, er sollte den folgenden Montag
oder Dienstag seine Abschiedsaudienz nehmen. Er hat sich bereit erklärt zu
gehorchen, aber gebeten, ihn im Interesse des Kf. und seiner Alliierten noch
!) Hei Tschigirin, Ende August IGT": s. Riuhuber 8. 170 ff., Herrmann,
Geschichte des russischen Staates, III, S. 701.
s) S. Rinhuher, S. Kiilf.
Berichte II esse's. 315
länger, etwa bis zur Übergabe von Stettin, zu dulden. Darauf ist ihm am
Montag die Audienz abgesagt worden. Auch keiner von den anderen Gesandten
bat Audienz bekommen, es muß also was besonderes bei Hofe zu tun sein,
Gotte gebe, was Gutes, denn sein Schwiegervater, des Zaren Medicus Primarius,1)
erweist sich sehr traurig, will ihm aber nichts vertrauen, ob es etwa mit des
Zaren Leibesdisposition unrichtig ist. Alles Sinnen und Tun geht jetzt1) nur
auf den Türkenkrieg, von der Kommission mit Schweden und von der Ruptur
kann man nichts Gewisses erfahren, es scheint aber nichts daraus zu werden.
II. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
9./ 19. Januar 1G78.
[Krankheit des Zaren. Das Fest der Wasserweihe.]
Seine Audienz ist noch verschoben worden, wie er glaubt, wegen der 19. Jan.
zunehmenden Unpäßlichkeit des Zaren. Nach der Meinung seines Schwieger-
vaters wird derselbe schwerlich den künftigen Sommer erleben, doch wird diese
Krankheit ganz gebeira gehalten. Verwichenen Sonntag hat ihn der Zar zu der
Wasserweihung, sonst Jordan genannt, einladen lassen, wo er viele herrliche
Sachen gesehen hat. Der Zar war um sein ganzes Gesicht schwarz und gelb,
wischte sich Öfters den Kopf ab und mußte den Kopf oft an die Pfeiler legen,
um Ruhe zu empfinden. Zu dieser Solennität war kein anderer Minister außer
ihm eingeladen. Als der Zar wieder nach Hause gehen wollte, schickte er
einen Kanzleibeamten zu ihm und ließ sich nach seiner Gesundheit erkundigen.
Der Kurfürst an Hesse. D. Cöln 3. 13. Januar 1678.
(Conc. v. Knesebeck.)
[Dem Zaren zu machende Mitteilungen über den beabsichtigten Einfall der Schweden,
über feindliche Absichten derselben gegen Moskau und zu treffende Gegeninaßregelu.]
Es verlautet noch immer, daß die in Liefland stehenden schwedischen 13. Jan.
Truppen beordert seien, in Preußen einzubrechen. Er macht dagegen zwar alle
mögliche Anstalt, da aber gewiß ist, daß, wenn solches geschehen sollte, der
polnische Hof mit darunter steckt, und verlauten will, daß bereits zwischen
diesen beiden verabredet sein solle, gesamter Hand Moskau anzugreifen, wenn
>) Dr. Rosenberg, s. oben S. 303.
2) S. Posselt, Lefort I, S. 258.
316 IL Brandenburg und Kußland 1673 — lt>79.
Schweden wieder etwas Luft bekommen sollte, so hofft er, der Zar werde sein
wahres Interesse begreifen und dieses glimmende Feuer in der Asche dämpfen,
was am besten durch eine kräftige Diversion in Lief land, sobald die schwedischen
Truppen von dort abmarschiert sein sollten, geschehen könnte. Er soll dieses
alles behörigen Ortes, doch mit Rekommendation des secreti vorstellen. Sehr
gut würde sein, wenn der Zar den Gouverneur in Liefland ausdrücklich wissen
ließe, daß, wenn derselbe \nit seinen Truppen wider Kf. und dessen Herzogtum
Preußen etwas tentieren wollte, er diesem als seinem Freunde und Bundes-
genossen dann kräftige Assistenz leisten müßte, das würde den Schweden das
Konzept gewaltig verrücken.
Zar Feodor Alexeivitz an den Kurfürsten.
D. Moskau von Erschaffung der Welt im 7186. Jahre,
am 1G./[2G.] Januar [1678].1)
[Abfertigung Hesse's.]
2fi. Jan. Er hat Hesse seine klaren Augen sehen, von ihm des Kf. Schreiben
annehmen lassen, selbiges auch gütlich angehört. Kr hat darauf seine Räte des
Kf. Geschäfte von demselben anhören lassen und diese Geschäfte sind ihm wohl
bewußt. Es ist ihm sehr angenehm gewesen, was Hesse von der Geneigtheit
des Kf. zur Bestätigung vorgepflogener nachbarlicher Freundschaft erwähnt hat
und auch er ist dazu bereit, wie er schon in seinem durch Georgi') abgeschickten
Schreiben vom 2(>. Heumond 184 versichert hat. Wenn ferner in eilfertigen
Geschäften dem Kf. etwas an ihn zu schreiben vorfallen sollte, möge er seine
Hricfe mit der Post bestellen lassen. Kr hat Hesse in Gnaden entlassen.
H. D. Hesse an den Kurfürsten. I). Moskau
16./1MJ. Januar 1(578.
[Seine Ahschicdsaudicnz. Der englische Gesandte.]
26. Jan. Heute morgen hat er seine Abschiedsaudienz in großer Solennität (wie er
wohl nicht vermutet) empfangen. Er hätte vielleicht durch sein stilles Leben
sich hier noch länger aufhalten können, aber der englische Gesandte5), von
l) S. Martens V, S. 23.
*) S. oben S. ,'307.
3) John Hebdon (s. Posselt, Lefort I, .^. 24*2 f.). Derselbe ist im März U>7S
abgereist, s. Rinn üb er, S. 184.
Hesse's Verabschiedung. 317
dem er viel referieren wird, scheint gemacht zu haben, daß man ihm seine Ab-
fertigung so schleunig erteilt hat. Derselbe hat gestern einen Strelitzen erschossen
oder erschießen lassen und zwei seiner Diener haben zwei andere erschossen.
Er selbst wird in strengem Gewahrsam gehalten, auch seine sechs Diener sind
verhaftet worden, und man droht, um den Tüter zu erfahren, mit der Pein.
H. D. Hesse an den Kurfürsten. I). Moskau
23. Januar/2. Februar 1678.
[Seine bevorstehende Abreise. Anzeige der Eroberung von Stettin. Entfernung der
ausländischen Gesandten und Kaufleute.]
Kr gedenkt morgen über acht Tage seine Rückreise anzutreten. Die Über- 2. Febr.
gäbe von Stettin hat er bei Hofe kundgemacht, der Zar hat ihm sagen lassen,
daß er darüber große Freude empfunden, und dem Kf. weitere Siege über seine
Feinde gewünscht. Was man am hiesigen Hof wegen der Ruptur mit Schweden
vorhat, wird die Zeit eher als ihre bisherigen Versprechungen lehren. Der
schwedische Kaufmann Koch1), der aber ein heimlicher Minister sein soll, hat
Befehl erhalten, innerhalb vier Tagen sich von hinnen zu machen. Der vor
zwei Jahren von dem holländischen Gesandten K lenke zurückgelassene Korre-
spondent von Kellern, der vor vier Wochen den Charakter als Resident vom
Staat von Holland erhalten, hat gestern sein Kreditiv dem Zaren übergeben,
man hat ihm aber heute sofort eine Antwort erteilt und ihn damit von hinnen
zu gehen abgefertigt. Die anderen holländischen und deutschen Kaufleute
dürften vielleicht bis zum Juni, wo sie nach Archangel ihre ordinäre Abfahrt
halten, geduldet werden. Dann,2) nach aller Ministrorum und Kauf leute Abzug
aus Moskau, wird auch die Post hier schwerlich gehalten werden.
Und ist dann Rußland wieder das alte Rußland, denn dahin gehet
alles Absehen dieser neuen Ratgeber. —
H. D. Hesse an den Kurfürsten. I). Moskau
30. Januar/ 9. Februar 1678.
[Erklärung des Reichskanzlers wegen des Verhältnisses zu Schweden. Genesung
des Zaren.]
Ein Schreiben des Sekretärs Gabeis an den hiesigen holländischen 9. Febr.
Residenten aus Pleskow meldet vom Aufbruch der schwedischen Armee nach
') S. Posselt, Lefort I, S. 251f.
*) Vgl. Rinhuber, S. 183f.; Posselt I, S. 242f.
318 H- Brandenburg und Rußland 1G73-1C79.
Preußen, andere Berichte widersprechen dem. Der holländische Resident1)
bleibt noch wegen seiner Abfertigung unangefochten, sein früherer Bericht, daß
derselbe schon seine Abschiedsaudienz erhalten, beruhte auf einem Mißverständnis,
Koch2) aber wird noch täglich wegen seines Abzuges von hier geängstigt, er
hat sich daher eilig verheiratet und muß viele Schulden im Stich lassen. Vis
zwischen dem Zaren und Schweden vorgehen wird, muß die Zeit eröffnen. Der
Reichskanzler Larivon Iwannowitz hat ihm gestern, als er von ihm Abschied
nahm und nochmals danach fragte, gesagt, ihm wäre ja des Zaren Vornehmen
zur Genüge bekannt, nämlich, daß, ungeachtet sie einen ewigen Frieden mit
Schweden hätten, dennoch, weil sie den Zaren in vielem beleidigt hätten,
solcher entweder nicht könnte erhalten werden, oder Schweden genügende
Satisfaktion dafür leisten müßte. Sie hielten auch deswegen dort eine starke
Armee, um zu ihrer Zeit solches zu suchen. Des heftigen Tauwetters wegen
hat er seine Reise noch aufschieben müssen. Wegen der großen Milde des
Zaren treiben viele großen Mutwillen zum unausbleiblichen Ruin des ganzen
Reiches. Mit dessen Gesundheit ist es wieder3) in gutem Stande, vielleicht
wird er sich nach Ostern vermählen.
H. D. Hesse an den Kurfürsten. I). Moskau
13./23. Februar 1678.
[Empfang dos Schreibons des Kf. Seine bevorstehende Abreise.]
23. Febr. Er hat das Reskript des Kf. vom 3./ 13. Januar, als er gerade abreisen wollte.,
erhalten, ist deswegen noch hier geblieben und hat ein Memorial deswegen an
den Zaren übergeben. Doch will er zu verstehen geben, daß er wider ihren
Willen sich hier nicht länger aufhalten wolle, und anhalten, daß man des Zaren
Antwort entweder mit der Post oder durch den holländischen Residenten schicke.4)
') Keller.
2) S. oben S. 317.
3) Vgl. Rin hu bor, S. IGSf.: die Vermählung des Zaren fand erst im Juli
1GSO statt.
*) Der Herzog von Croy berichtet dem Kf. (d. Kömgsberg 12./22. April 1678),
Hesse sei vor acht Tagen aus Moskau angekommen, werde sich, dem Befehl des Kf.
gemäß, in der nächsten Woche auf den Weg nach Berlin machen. IL ist nachher
nach Königsberg zurückgekehrt, sendet von dort zu wiederholten Malen ihm aus
Moskau zugegangene Relationeu an den Oberpräsidenten v. Schwerin.
Hessens Abreise. Seine neue Sendung. 319
Der Kurfürst an den Zaren Feodor Alexewicz. D. Feldlager
vor Greifswalde 3./[13.] November 1678.1) (Cone. F. v. Jena.)
[Anzeige seiner Erfolge gegen die Schweden, des Marsches derselben nach Preußen,
Aufforderung, diese Gelegenheit zu einem Angriff gegen die benachbarten schwedischen
Provinzen zu benutzen, Hesse längeren Aufenthalt in Moskau zu gestatten.]
Er will dem Zaren auch bei gegenwartigen Konjunkturen seine Freundschaft 13. Nov.
bezeugen und notifiziert ihm durch seinen Geheimen Secretarium H. D. Hesse
seine weiteren Erfolge gegen Schweden, die Vertreibung derselben aus Rügen,
die Einnahme von Stralsund und die Eroberung von ganz Pommern bis auf
Greifs wald, welche Stadt anzugreifen er jetzt im Begriff ist.
Wir glauben, daß Ew. Czar. May. und Ld. durch diese unsere sonder-
bare glückliche Progresse wieder den König und die Krön Schweden die
herrlichste Gelegenheit überkommen, sich derselben zu Dero Reiche und
Landen Besten zu gebrauchen, zumal da denen laufenden Zeitungen nach
die bis anhero in Liefland gestandene schwedische Trouppen daraus sich
albereit begeben, dasselbige von aller Defension und Mannschaft entblößet
und Ew. Czar. May. und Ld. durch sonderbare Schickung Gottes eine
ungemeine Oeffnung gemacht, wann es deroselbigen nur belieben wird,
sich dieser so leicht sich nicht wieder ereignenden Conjunctur zu bedienen
und diese und andere angrenzende Lande unter dero Gehorsam durch
eine geschwinde und ungesäumete impressa zu bringen. Es würde dieser
Ew. Czar. May. und Ld. unvermuthete Einbruch au allen Orten der
l) Kf. hatte (d. Wrangeisburg 27. Oktober/6. November 1678) den Geheimen
Räten in Berlin angezeigt, daß er, da das Gerücht von dem Anmarsch der Schweden
aus Liefland nach Preußen immer mehr zunehme, Hesse wieder an den Zaren, doch nur
mit dem Charakter seines Geheimen Sekretärs, unter dem Vorwande, ein Notifikations-
schreiben der Einnahme von Rügen und Stralsund zu überbringen, zu schicken beab-
sichtige. Sie sollen ein solches Schreiben, in dem zugleich der Anmarsch der Schweden
gegen Preußen angezeigt und der Zar zum Angriff auf Lief land animiert werden solle,
entwerfen und ihm zuschicken. Der preußischen Regierung schickt Kf. (d. Wrangels-
burg 4./14. November 1678) das Schreiben zu und befiehlt ihr, Hesse zur sofortigen
Abreise anzuhalten. Das Schreiben könne ihm als Instruktion dienen, er solle auch
anzeigen, daß Kf. schon einen Teil seiner Truppen nach Preußen geschickt habe und
selbst dorthin folgen werde. Bis H. an der moskowitischen Grenze angelangt sei,
sollten sie dessen Sendung geheim halten, sobald er aber in Sicherheit sei, sollten
sie dieselbe bekannt machen und zugleich verbreiten, daß die Moskowiter auf seine
Vorstellung sich bereit erklärt hätten, in Liefland einzufallen. H. wird am 27. November
von der preußischen Regierung abgefertigt. Ober diese Sendung desselben s. Pufen-
dorf 1. XVII, § 9 (S. 1288); Martens, S. 23.
320 II. Brandenburg und Rußland 1073—1(571).
Schweden Vorhaben und Desseinen verstellen, sie werden nicht wi««.
wohin sie sich zu wenden, und wenn sie gleich mit etwas auf die Rettuf
Lieflandes gedächten, würden sie doch solches nicht zu Werke rieht»
können, sondern Ew. Czar. May. und Ld. nach dero Belieben verfahret
jassen müssen, indem wir Ew. Czar. May. und Ld. versichern, daß, w«
die aus Liefland kommende Trouppen in unser Preußen sich ru begeh«
unternehmen würden, wir ihnen in kraft des Allerhöchsten Beistand«
mit so einer Macht entgegen zu gehen entschloßen, daß verhoflentlkh
Ew. Czar. Maj. und Ld. von denen, so davon etwa zurück kommen
möchten, sich keines Schadens oder Verrückung dero Desseins zu befahwa,
vielmehr alle selbst verlangende Vortheil daher zu gewarten. Ew. Car.
Maj. und Ld. werden auch hieraus unsere deroselben zutragende beständige
Freundschaft erkennen, die Gelegenheit, welche nicht wiederkommen
möchte, in Acht nehmen und bei der jetzigen Conjunctur sich und
andere Benachbarte in gewissere Sicherheit wieder den gemeinen Feind
setzen und auf unsere gethane Versicherung sich verlassen. Weil auch
die gegenwärtige Zeiten eine vertrauliche und öftere Correspondenz er-
fordern, so werden Ew. Czar. May. und Ld. anfanges genanntem unserm
abgeschickten Geheimen Secretario Hessen vergönnen, daß er sich eine
Zeit lang an Dero Czarischen Hofe aufhalten und was er von uns
befehliget wird, Ew. Czar. May. und Ld. gebührend hinterbringen, auch
dero Erklärung und Antwort darauf bekommen möge. —
11. 1). Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
l./ll. Januar 1«79.
[Seine Ankunft und Audienz. Schwedische Lügenberichte. Rüstungen zum Türkenkrieg.]
11. Jan. Er ist am 27. Dezember hier angekommen und am 2!). zur Audienz auf-
geholt worden. Vorher wurde er in die Posolski l'rikas (der Gesandten Kanzlei)
geführt und nach verschiedenen Sachen befragt, darunter auch, ob er außer
dem Schreiben noch etwas anzubringen hätte, worauf er mit ja geantwortet
und gebeten hat, man wolle solches in einer Konferenz von ihm durch ein
Memorial erwarten. Bei der Audienz fragte nach Beendigung seiner Rede der
Zar nach des Kf. Gesundheit, ließ ihm dann sagen, er werde ihm nach gestalten
Sachen mit ehestem eine gewierige Antwort erteilen, worauf er, nachdem der
Zar ihn mit seiner Tafel begnadigt und zum Handkuß zugelassen hatte, seinen
Abtritt genommen hat.
Berichte Hesse's. 321
Der schwedische Lügengeist hat aas Riga fast allen Leuten hier
eingebildet, daß seine Kinder bereits das ganze Herzogtum Preußen in
Contribution gesetzt hätten, indem sie Ragnit, Tilsit und Labiau nebst
vielen anderen Plätzen ohne einigen Widerstand (weil kein Volk darinnen
und die Untertanen ihnen treuer als Ew. Chf. D. wären) unter ihre
Waffen gebracht hätten. Auch wie der H. Generalmajor de la Cave
die Festung Pillau an den Bethune und Lilienhog für 60000 Du caten
verkauft und übergeben hätte, und was der schändlichen Lügen mehr sind.
Worauf ich aber gestern ein Memorial an S. Czar. Maj. übergeben und
in allem das contrarium erwiesen habe. Auch habe ich hin und her
die mir vom 3./13. December zugesandte gute Relationen aus Königs-
berg bekannt gemacht, wodurch der böse Lügengeist nun mit Schimpf
und Schande weichen muß. ,
Man rüstet hier 800000 Mann, nm sie künftigen Frühling gegen die Türken
zn führen. Auch die nowgorodsche Armee, die sonst immer an der lief ländischen
Grenze gelegen, soll dahin gehen, er hofft aber, daß der Zar auf des Kf. Ansuchen
sie dort lassen wird.
IL D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
8./ 18. Januar 1679.
[Seine Scheinberichte. Unzufriedenheit mit dem Friedensschlüsse Hollands. Das Fest
der Wasserweihe. Gesandtschaft an die Pforte. Sein Verhalten.]
Er hat vorige Woche mit der Post über Reval ein Schreiben gesandt, 18. Jan.
worin er angegeben, äei Zar werde mit ehestem die Pleskausche Armee nach
Liefland führen und, sobald Kf. die Schweden aus Preußen getrieben, dieses
Land infestieren lassen. In Wahrheit ist es nicht so, er hat es nur getan, damit
die Schweden, wenn sie, wie zu erwarten, das Schreiben auffangen sollten, Ombrage
daraus nehmen; künftige Woche wird er zu demselben Zwecke ein anderes,
noch kräftigeres Schreiben über Riga abgehen lassen. Der Feldherr Patz führt
mit dem Zaren große Korrespondenz, und man hält ihn sehr hoch. Mit dem
Frieden, den Holland mit Frankreich geschlossen, ist man hier wenig zufrieden,
und der holländische Resident wird wohl bald seinen Abschied erhalten. Der
Zar hat ihm die Ehre erwiesen, ihn durch seinen Pristaf bei der Wasserweihe
auf der Moskwa am h. Dreikönigstage holen zu lassen, wandte sich nach voll-
zogener Zeremonie nach dem Fenster des Hauses, in dem er stand, und ließ
sich nachher nach seiner Gesundheit erkundigen. Vor wenig Tagen ist ein
Gesandter mit einem Schreiben des Zaren an die Ottomanische Pforte abgegangen,
worin er fordert, daß diese sich aller Tätlichkeiten gegen die ihm gehörige
Mator. z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 21
322 II- Brandenburg und Rußland 1073—1679.
Ukraine enthalte, und sonst droht, sie im nächsten Frühling mit 800000 Mann
zu bekriegen. Der Hann soll schon mit 40000 Tartern ins Feld gegangen sein
und sich mit Chmelnitzki vereinigt haben.
Er stellt sich gegen jedermann so, als wenn er sehr weg begehrte, damit
man glaube, es sei des Kf. Willen, sollte er aber wider Verhoffen hier bleiben,
worum er anhält, so wird es desto besser sein und die Schweden sich aber
die Zuneigung des Zaren zu Kf. bekümmern.
II. D. Hesse an den Kurfürsten. D. Moskau
1. Februar/22. Januar 1679.
«
[Seine voraussichtlich baldige Abfertigung. Vorgänge bei der Konfereni. Ungünstig«
Nachrichten über den Verlauf des Türkenkrieges.]
1. Febr. Der Brief an Kf.1) ist schon unter Händen, und er wird wohl noch diese
Woche seinen Abschied bekommen. Es war ihm schon angekündigt, daß er
Montag Audienz haben werde, es ist aber bisher noch nichts daraus geworden.
Der Zar wird einen Gesandten an Kf. schicken, was den Schweden nicht
geringe Ombrage geben wird. Bei der Konferenz, die er am 11./21. Januar
hatte, ging nichts anderes vor, als daß er gefragt wurde, ob er außer dem
Schreiben des Kf. und seinem Memorial noch etwas beizubringen hätte, worauf
er mit nein geantwortet und um baldige Antwort gebeten hat. Montag hat er
noch ein Memorial eingegeben. Es scheint, daß ihnen das Maul nach Liefland
bei jetzt gestalten Konjunkturen wider Schweden sehr wässert, sie fürchten sich
aber anzubeißen, denn der Türkenkrieg2) macht ihnen große Sorgen. Es kommen
täglich böse Zeitungen vom Abfall der Kosaken und Dirkasen, und daß
Chmelnitzki und llannenko bereits diesseits des Dniepr stünden und so
den Hiesigen der Paß abgeschnitten sei, um Kiow zu sekundieren.
') Derselbe ist datiert Moskau im Jahr nach Erschaffung der Welt 7187 [1679]
den 25. Tag Januarii. In ihm bestätigt der Zar den Empfang des ihm durch Hesse
zugesandten Schreibens des Kf., versichert seine Geneigtheit, mit demselben beständige
Freundschaft zu unterhalten, und kündigt die Entsendung einer Gesandtschaft und die
Verabschiedung 11 esse's an. II. muß gleich darauf abgereist sein, er hat so nicht
mehr ein Schreiben des Kf. vom 4./ 14. Februar erhalten, in welchem ihm befohlen
war, ein einliegendes Schreiben desselben au den Zaren (d. Kuckernese 29. Januar
1679), in dem er diesem von seinen Erfolgen in Preußen über die Schweden berichtet
und ihn nochmals auffordert, diese Gelegenheit zu benutzen, zu bestellen. Doch
waren Vorkehrungen getroffen, dasselbe auch in diesem Falle in die Hände des
Zaren gelangen zu lassen.
2) S. Posselt, Lefort I, S. 275 f.
Hesse's Rückkehr. Moskowitisehe Gesandtschaft. 323
Die Preußische Regierung an den Kurfürsten. D. Königsberg
15./25. Juli 1679.
[Ankunft einer moskowitischen Gesandtschaft]
Der1) moskowitisehe Gesandte nnd der ihm zugeordnete Kanzler sind am 25. Jul
20. abends mit einer Saite von mehr als 50 Personen und einer ziemlichen
Anzahl von ihrer Art Karren hier angekommen und in der Altstadt an dem-
selben Ort, wo die vorigen Gesandten, einquartiert worden. Es ist ihnen alle
Ehre erwiesen und sie sind bisher defrayiert worden. Obgleich sie sich anfangs
einigermaßen hart bezeigt und begehrt haben, zwei Herrentische angerichtet zu
haben, welche ihnen auch endlich nebst dem Gesindetisch haben gegeben
werden müssen, haben sie sich doch endlich durch geschehenes Zusprechen
rektifizieren und befriedigen lassen. Sie haben ein Schreiben des Zaren und
einige Präsente für Kf. mit sich. Da dieselben zuerst nach Dänemark gehen
wollen, so haben sie, um die Kosten zu menagieren und ihnen die Gelegenheit,
sich hier länger aufzuhalten, zu benehmen, ein Schiff für sie um 500 Fl. be-
dungen, womit sie heut oder morgen nach Kopenhagen und von dort an des
Kf. Hof zu gehen gedenken. Der Gesandte hat für sich zwei Kamele und zwei
Büffelochsen als Geschenk für Kf. mitgebracht, welche er hier lassen will; sie
fragen an, wie es damit gehalten werden soll.3)
Der Kurfürst an die Geheimen Räte. D. Potsdam
23. August/[2. September] 1679.
[Empfang der moskowitischen Gesandtschaft]
Die moskowitisehe Gesandtschaft, welche in Dänemark gewesen, soll bereits 2. Sept
in Hamburg angelangt und auf dem Wege hierher begriffen sein. Es ist ihnen
*) Die preußische Regierung hatte schon 8./ 18. Juli 1679 dem Kf. gemeldet,
daß ein moskowitischer Gesandter Almasow, derselbe, welcher früher (s. oben S. 288)
bei ihm im Lager vor Erfurt gewesen, mit einer Suite von 50 Personen in Rutzau
angekommen sei und in den nächsten Tagen in Königsberg erwartet werde, sie werde
demselben die üblichen Ehren erweisen, ihn defrayieren uud fortschaffen. Kf. hatte
daraufhin sofort (d. Potsdam 14./ 24. Juli 1679) den Amtskammern zu Stargard,
Cüstrin und Berlin und den dortigen Geheimen Räten befohlen, den Gesandten wohl
aufzunehmen, ihn zu traktieren und ausnahmsweise auch mit Postfuhren und Vorspann
von Ort zu Ort zu versehen.
*) Kf. befiehlt (d. Potsdam 22. Juli/ 1. August 1679), diese Tiere sobald wie möglich
hinbringen zu lassen. Die preußische Regierung berichtet darauf 12./22. August, am
24. sollten der Futtermarschall Lange und ein Knecht mit ihnen abgehen, bisher
seien sie in gutem Stande, sie sollten bei der Hitze nur kleine Tagereisen machen
und meist des Abends uud Morgens fortgebracht werden.
21*
324 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
jemand entgegenzuschicken. Von seinen Kammerjunkern kann er jetzt keinen
entbehren, der Amtskammerrat Weise ist früher1) dazu gebraucht worden,
könnte es auch wohl verrichten, doch müßte der neu angenommene Dolmetscher
zugleich mitgehen. Zu Fuhrwerk ist Anstalt zu machen. Sie sollen nach
Berlin gebracht und beizeiten ein Logement für sie bestellt werden. Aus einer
Relation v. Brandts vom 19.*) ist zu ersehen, was mit diesem Gesandten am
dänischen Hofe der Zeremonien halber vorgefallen.
P. S. d. Potsdam 24. August 1679.
3. Sept. Er will nicht, daß die Gesandtschaft hierher komme, sie soll daher über
Fehrbellin gerade auf Berlin gebracht werden.
Protocollum dessen, was bei Ankunft der moskowitischen
Gesandtschaft, so in 58 Personen und 24 Pferden bestanden,
zu Cöln an der Spree vor, bei und nach verstatteter Audienz
vorgegangen.3)
7. Sept. 28. August 1G7 9. Nachdem Kf. das Werk in Gegenwart der Geheimen
Räte überlegt, schickt er den Geh. Sekretär Samuel Schirm er und den
kurf. Interpretern Adam Styla zu den Gesandten, um die Punkte wegen der
Titulatur und des Sitzens vor der Audienz mit ihnen abzutun und ihnen vor-
») S. oben S. 289.
a) Fr. v. Brandt berichtet (d. Hamburg 1D./29. August l<>79), die moskowitischen
Gesandten hatten zu Rendsburg bei Konig Christian Audienz gehabt, am Tage
vorher aber hätten sie Schwierigkeiten gemacht, indem sie verlangt hätten, der König
sollte bei Empfang des Schreibens des Zaren aufstehen und sein Haupt entblößen.
Der König hätte das anfangs abgeschlagen, schließlich aber sich dazu verstanden,
unter der Bedingung, daß sie versicherten, der Zar würde künftig gegen dänische
Gesandte ebendasselbe tun. Diese Versicherung hätten sie getan und darauf die Audienz
erhalten, nachher aber hätten sie von der Versicherung nichts wissen wollen, worauf
der König ihnen hätte sagen lassen, dann würde ihnen bei der Abschiedsaudienz
solche Ehre nicht widerfahren. Inzwischen hätten sie darüber Streit angefangen,
daß in dem Antwortschreiben des Königs dem Zaren der Titel Durchlauchtigster
nebst Großmächtigst und Hochgeboren gegeben werden müßte. Da es verweigert
worden, hätten sie den Brief nicht annehmen wollen, als aber der König darauf
abgereist sei, wären sie sehr bestürzt gewesen, demselben nach Flensburg nachgeeilt,
hätten dort den Brief mit groller Submission in Empfang genommen und hätten sich
dann ohne besondere Zerimonien verabschiedet. Der König hätte ihnen nachher
3(XX) Rtlr. an Silbergeschirr verehrt.
*) Vgl. Theatr. Europ. XU, >S.3;>, v. Orlich, II, S. 484 f. S. auch v. Buchs
Tagebuch, herausgeg. von Hirsch, 28. August 167y (II, S. 226 f.).
Verhandlungen wegen der Zerimonien. 325
zuschlagen, 1. der Titel des Zars und des Kf. sollte nur einmal ganz verlesen,
bei fernerem Proponieren aber nur abbreviiert werden, 2. Kf. wäre erbötig, so
oft des Zaren Meldung geschehen wurde, das Haupt in etwas zu bloßen und
die Gesandten sitzend anzuhören. Falls die Gesandten damit zufrieden wären,
wollte er sie sofort zur Audienz abholen lassen. Darauf antwortete Almazow,
mit dem Vorschlage wegen des Titels wäre er ganz einverstanden, er hoffe aber,
Kf. wurde bei Rezitierung des zarischen ganzen Titels aufstehen und bis zu
dessen Beendigung stehen bleiben, bezog sich deswegen auf das alte Herkommen,
besonders auf das zu Elxleben am 24. August 1674 l) Geschehene Exempel,
wo Kf. während des Vortrages mehrenteils gestanden.
Die Kurf. Abgeordneten erwiderten, das sei hier bei Hofe niemals üblich
gewesen, überdas wäre Kf. durch das Podagra an den Fußen so inkommodiert,
daß er nicht so lange stehen könnte. Der Gesandte antwortete, der Titel sei
nicht so lang, und er wollte ihn geschwind hersagen (was er ihnen gleich vor-
machte), außerdem wurde Kf. Leute um sich haben, die ihn solange halten
und heben könnten. Ferner verlangte er, Kf. sollte 70 Soldaten zu Abholung
der Präsente verordnen.
Nachdem Kf. dieses erfahren, ließ er durch dieselben Abgeordneten den
Gesandten anzeigen, er wünschte zur Erhaltung der Freundschaft des Zaren
alles nur Mögliche beizutragen, daß er aber so lange stehen sollte, bis der Titel
des Zaren abgelesen sein würde, sei eine Neuerung, das hätten die früheren
Gesandten nie prätendiert In Elxleben hätte er die Audienz im Felde im
schlechten Hüttlein, wo keine Stuhle noch sonstiges Zubehör dagewesen wäre,
erteilen müssen, das könnte nicht zum Exempel angeführt werden, er hoffte
daher, die Gesandten würden sich mit seiner Erklärung kontentieren und keine
fernere Diffikultäten machen, im übrigen wüßte er sehr wohl, was bei ihrer
Audienz in Dänemark vorgegangen. Die Gesandten aber blieben bei ihrer
Forderung, sie erklärten, sie seien dazu expresse befehligt und müßten, wenn
sie im geringsten davon abwichen, besorgen, den Hals zu verlieren. Falls man
sie nicht gleich den vorigen Gesandten traktieren wollte, wollten sie lieber
unverrichteter Sache davonziehen.
Als dem Kf. dieses von Schirmer bei der Tafel referiert wurde, befahl
er, es dem U. von Jena zu hinterbringen. Dessen Meinung ging dahin, Kf.
möchte noch einmal zu den Gesandten schicken und ihnen andeuten lassen, es
käme ihm sehr fremd vor, daß dieselben sich so trotzig zeigten, er werde da-
durch bewogen werden, sofort einen Expressen nach Moskau abzufertigen und
sich beim Zaren darüber zu beklagen. Doch stellte er anheim, ob Kf. nicht
auch die anderen Geheimen Räte darüber befragen wollte. Kf. beschließt
darauf, da der Freiherr von Schwerin noch heute hier erwartet würde, der
Sache bis dahin Anstand zu geben.
An demselben Tage um 3 Uhr wnrden Schirmer und Styla aufs neue
zu den Gesandten geschickt, um ihnen v. Jena's Meinung namens des Kf. zu
>) S. oben S. 288.
326
IL Br*ü4entwn-g und Rußland 1«::; -1679.
eröffnen, Die Gesandten blieben aber dabei, sie müßten ihrer Instruktion »uft
genaueste tnhlriereo, worauf ihnen Ei sauen ließ, es sei UvuU dueu *u &|
er wollte ihnen bis morgen Heden k zeit getan. Sie nahmen dieselbe iwar
blieben aber bei ihrer vorigen Mainung.
S, SepL Den 29« August1) wurden Schiriner und Styla aufs neue zu ihnen
geschickt um anzufragen, ob sie mit dem ihnen angebotenen Traktameuc, daß
KL hei Rezitierung des ganzen Titeis des Zaren sieh etwas erheben und du
Haupt entblößen wollte, zufrieden wären. Sie erwiderten, sie könnten
nicht veranhvortm, zumal sie genugsam Exempel hätten, daß es diesseits desi
wiire anders gehalten worden. So oft der Zar eine neue Gesandtschaft an Kf.
abgeschickt hätte, hätte man diesseits immer eine Änderung gesucht, e* schiene,
daß man die bisherige gute Freundschaft und Nachbarschaft zwischen diesen
beiden Hansern zu trennen, ja aufzuheben suche. KL ließ ihnen darauf nocbnnb
remonstrieren, er müßte dem Zu reu schreiben, daß sie wider al «mmen
Land betreten hiitten, ohne an der Grenze ihm ihre Ankunft angezeigt zu
haben, er hätte die Gesandtschaft trotzdem durch seine Lande mit nicht geringen
Kosten dfifrayiweo lassen, da sie jetzt durch ihre OpiniaatretM mit dem Trak
n [i lit zufrieden sein wollten, so könnte er geschehen hissen, daß sie ihren
Rückzug anträten, er wollte auch wegreisen. Die Gesandten blieben dagegen
bei ihrer Meinuni:, haß sie sich an der Grenze hätten anmelden sollen, davon,
behaupteten sie, hätten sie nichts gewußt. KL llßt ihnen darauf eine schriftliche,
von dem 0. Präsidenten aufgesetzte Resolution zustellen, in welcher er sich
erbietet, ihnen dieselbe Ehre zu erweisen, wie den anderen, auch so lange auf-
zustehen and den Hut abzunehmen, bis der Anfang des Titels bis zu dem Worte
Selbstbalter hergesagt sei, er (Tolle hu oh dem Zaren sehreiben, daß sie ein
mehres hier gesucht, daß er aber von dem Herkommen nicht abweichen könnte,
Würden sie hierauf nicht Audienz nehmen, so würde er sofort an den Zaren
schreiben, sich hierüber beschweren und auch berichten* wie sie es in Dänemark
gemacht Litten, Die Gesandten erwiderten darauf, wegen des Titels müßten
sie schlechterdings auf ihrer früheren Resolution beharren, *ie glaubten sich
deswegen wohl verantworten zu können, da sie nur ihrer Instruktion nach-
gelebt hätten. Was zwischen ihnen und dem König von Dänemark v orgegang*
wäre eine abgetane Sache und ginge KL gar nichts an. Die Vorstellungen, welch*
ihnen die Abgeordneten machten, waren ganz erfolglos. Auf den Bericht davon
laßt KL ihnen sagen, dfl *ie sich so widerspenstig benähmen, ja zeigten, daß
sie selbst KL in bfeti Mißtrauen bei dem Zaren zu setzen sachten, so kannte
er endlich geschehen lassen, daß sie abzögen, er sei auch entschlossen abzureisen,
Die Gesandten zogen hierüber auf ihre Art die Schultern zusammen, stellten die
Sache Gntt und der Zeit anheim und verfluchten den, der zwischen dem KL
und dem Zaren diesfalls einige Meuterei anstiften wollte, KL, dem dieses im
Beisein des Feldmarschalls und des obersten Grumckau hinterhracht wifd,
sagt, da aus ihrem Verhalten hervorgehe, daß sie nur das, was sie in Dänemark
ch-
che
') Vgl v. Buchs Tagebuch 29. Augu>t n;;:» (II, S. 227).
verkerbt, zu redressieren mfctftBj M nftohttt >ie nur fortreisen, und Grumckau
tut dieses sofort den m dieser Gesandtschaft verordneten Offizieren kund
Den 30. August') erhalten Seh inner und St via den Befehl, den Gesandten '*K Sepi
anzukündigen, da diesmal, weil sie allerhand Neuerung «n richten, aus der
Audienz nichts werden dürfte, kannten sie abreisen. Kl wollte, obwohl er nicht
verpflichtet wäre, sie ferner zu defrayieren. doch ans Freundschaft für den Zaren
sie mit den nötigen Fohren bis zur Grenze fortschaffen lassen. Die Gesandten
antworteten, wegen der Audienz konnten sie sieh nicht weiter herauslassen, sie
wollten, sobald nur die Fuhren erscheinen würden, abreisen, worauf sofort der
Hans voigt Befehl erhält* wegen der Fuhren schleunige Anstalt zu machen, und
der Amtsrat Weise, mitzureisen*
Eine Stunde darauf ließen die Gesandten durch den Dolmetscher bitten, sie
mochten wenigstens so lange hier geduldet werden, his sie jemand von den
Ihrigen mit einem Schreiben nach Moskau abgefertigt hatten, sollte es dem K.f.
zu schwer fallen, sie solange zn hegästigen, so wollten sie auf ihre eigenen
Unkosten zehren, worauf ihnen aber Kf. erwidern ließ, das wäre hier garnicht
gebräuchlich noch praktikabel ,
Nachmittags schlugen die Gesandten durch den Dolmetscher das Temperament
vor, Kf. mochte bei Verlesung des Titels des Zaren so lange, als ihm wegen
Unpäßlichkeit an den Füßen nur immer möglich sei, stehen. Der U. Präsident,
dem dieses gemeldet wird* laßt darauf fragen, da er nicht anders wüßte, als
daß der moskowi tische Titel dreimal ganz rezitiert würde, einmal in rassischer
und zweimal in deutscher Sprache, ob ihre Meinung sei, daß Kf, dreimal stehen
sollte, Darauf antworteten sie mit nein, ihr Verlangen sei nur, daß Kf., solange
der Gesandte den Titel des Zaren einmal rezitierte, stehen bliebe, und formulieren
ihre Forderung schriftlich. Darauf läßt ihnen Kf, sagen, er wollte hei Kezitierung
I itels des Zaren so lange stehen, als ihm möglich sei, sie sollten aber
ihrerseits dafür sorgen, daß. wenn Kf. wieder einen Gesandten an den Zaren
■fctnirifltrnn würde, demselben gleichfalls mehr Ehre als bisher erwiesen werde.
Solchenfalls sollten sie sich morgen vormittag gegeu 1 1 Thr zur Audienz parat
halten. Die Gesandten erklärten sich dazu bereit und bezeugten ihre große
Freude^ daß der Streit endlich bo b der Güte abgetan sei.
Den 31. August*) Sonntags um 10 Übt wird der kurf, Dolmetscher zu 10, Se]*t»
den Gesandten geschickt, um sie aufzufordern, sich gegen 11 bereit zu halten,
inzwischen aber die kurf, Leibgarde im äußeren und inneren Platz aufgestellt.
Die Gesandten werden bald darauf durch einige Kavaliere vom Hof mit drei
Kutschen, jede mit sechs Pferden bespannt, nebst etlichen Reitpferden für ihre
Edelleute hinaufgeholt, die Präsente aber teils vor, teils nach der Kutsche von
fünfzig Musketieren getragen. Sobald man die Gesandtschaft auf dem äußeren
Schloßplatz gewahr wurde, ließen sich die Trompeter, Pauker, SchaJmeipfeifer
Trommelschläger an ihrem gewöhnlichen Ort eine 2
328 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
Die Edelleote und Sekretare, die in den zwei vordersten Kutschen
stiegen vor dem Tor des inneren Platzes ab und gingen vor der Kutsche der
Gesandten bis an die Wendeltreppe, wo sie von dem Geh. Kriegsrmt und Obersten
von Grumkow an Stelle des erkrankten Obermarschalls und den abiigen
Welleuten vom Hofe empfangen und hinauf in die Tafelstabe begleitet wurden.
Kf. saß auf einem von Sammet mit goldgestickten and schönen Tapeten
ausgezierten Thron mit bedecktem Haupt und in kostbarem Habit Zu seiner
Rechten standen der Kurprinz, Fürst Anhalt, der Herzog von Kurland
nebst den Geheimen Räten und Generalspersonen, zur Linken die übrigen kleinen
Prinzen und andere Kavaliere, Räte und Hof bediente. Der O. Präsident
v. Schwerin, welcher namens des Kf. das Wort fährte, stand auf dem Thron
zur Linken des Kf. ganz allein.
Sobald die Gesandten des Kf. ansichtig wurden, machten sie tiefe Reverenzen
und fielen verschiedene Male mit den Gesichtern bis auf die Erde, endlich aber
blieben sie auf den Tapeten stehen. Darauf redete der 0. Präsident sie an.
Kf. wäre geneigt, sie mit ihrem Anbringen zu hören. Darauf fing der erste
Gesandte an, den Titel des Zaren mit Entbietung eines freundlichen Grußes zn
rezitieren. Kf. entblößte das Haupt und stand auf, setzte sich aber, ehe der
Gesandte mit dem Titel zu Ende gekommen war. Der moskowitische Dolmetscher
verlas darauf diesen sowie den Titel des Kf. in deutscher Sprache, Kf. blieb
dabei sitzen, zuckte nur bei Nennung des Namens des Zaren ein wenig an den
Hut. Der 0. Präsident fragte darauf namens des Kf. die Gesandten nach des
Zaren Zustand, und als sie mit ihrer Antwort etwas inne hielten, fragte Kf.
selbst mit den Worten, wenn es dem Zaren bei gutem Wohlstande erginge, wäre
es ihm lieb zu vernehmen. Die Gesandten antworteten, sie hätten den Zaren
bei guter Gesundheit und aller ersprießlichen Wohlfahrt gelassen, darauf über-
reichte Almazoff das Kredenzschreiben '), das einer seiner Sekretäre gehalten
hatte, dem Kf. mit einer tiefen Reverenz, Kf. aber überreichte es dem O.Präsi-
denten. Dieser fragte dann die Gesandten namens des Kf., wie es ihnen auf
der Reise ergangen und ob sie in des Kf. Landen wohl akkommodiert wären.
Sie antworteten: gar wohl, sie hätten keinen Mangel gehabt. Darauf präsentierte
Rumiancow dem Kf. die Geschenke des Zaren, welche in acht Zimmer kost-
barer Zobel bestanden, und darauf präsentierten die Gesandten nebst einigen
von Adel die Geschenke, welche sie für ihre eigene Person dem Kf. machten
und denen eine Spezifikation in russischer und teutscher Sprache beigefügt war.2)
!) In demselben (d. Moskau li). Mai 7187 [167J»]) zeigt Zar Feodor an, daß er
den Truchseß Symion Jarotieiwitz Almazowa und den Diaka Semeno Romantzowna
an Kf. schicke, er bittet, ihnen Glauben zu schenken, Antwort zu erteilen und sie
dann unverzüglich zurückzusenden.
*) Danach bestehen die Geschenke Alma/.ows für Kf. in: 3 Schalen ^chinesische
IVrsolein", welche kein Gift leiden können, 2 Kamelen, 2 Rüffelochsen, 4 Schalen und
10 Löffeln von irelbem Holz, 5 Paar schone Zobel, 1 Zimmer Zobel, 1 Futter von
Zobelbäuchen und 1 von schwarzen Füchsen, lo Paar Zobelschwänzbrehmeo, 6 Zimmer
weiße Hermelin, ein Stück peruanisch <iold>tück und ein Stück chinisch Goldstück
Audienz der Gesandten. 329
Nachdem alles in das Nebengemach gebracht war, dankte der 0. Präsident
namens des Kf. dem Zaren und den Gesandten und kündigte an, daß diese
anch Geschenke erhalten würden. Darauf wurden die Gesandten nnd die Edel-
lente, Sekretarien und Dolmetscher, welche sie bei sich hatten, zu des Kf. Handkuß
verstattet Auf die Frage des 0. Präsidenten, ob die Gesandten noch etwas
mehreres zu sagen hätten, antworteten sie: ja, sie wollten nächstens bei Kf.
um eine Privataudienz anhalten. Kf. ließ ihnen andeuten, er wollte erst das
Schreiben des Zaren übersetzen lassen und verlesen, er werde darauf ferner
resolvieren und ihnen eine schriftliche Antwort zukommen lassen. Indessen
möchten sie sich wiederum in ihr Quartier verfügen, er wollte sie heute von
seiner Tafel speisen lassen. Darauf schlugen sie mit ihrem Haupt dreimal zu
des Kf. Füßen und nahmen damit ihren Abschied.
Darauf erhielt der kurfl. Interpres Befehl, das Schreiben des Zaren zu über-
setzen. Da daraus hervorging, daß die Gesandten bei Kf. etwas Besonderes
anzubringen hätten, und diese nachher um eine geheime Audienz anhalten
ließen, verordnete Kf. die drei Geheimen Räte v. Jena, v. Schwerin den
Jüngeren und v. Crockow, um mit ihnen deswegen apart zu konferieren. Die
Gesandten aber erklärten, sie hätten Befehl, nur dem Kf. selbst die Geheimnisse
des Zaren zu offenbaren, baten, ihnen eine solche geheime Audienz nicht zu
versagen, sie wollten dabei gar keine Zerimonien gehalten haben. Kf. bestimmte
darauf des folgenden Tages 8 Uhr zur Audienz, die Geheimen Räte aber sollten
sich um 7 Uhr parat halten.
Montag den 1. September») um 8 Uhr wurden die Gesandten in der 11. Sept
kurf. Leibkutsche zur privat Audienz, doch ohne Zerimonien hinaufgeholt,
wobei sie sich fast lVi Stunden aufhielten und im Hinabgehen überaus große
Freude und Vergnügung spüren ließen. Was aber dabei vorgegangen, ist aus
dem von dem Geh. Kammersekretär Fuchs gehaltenen Protokoll9) zu ersehen.
Eodem Nachmittage wurden vorm Tor einige Feuermörser und Bomben,
des abends aber ein Feuerwerk probiert, wobei sich die moskowitische Gesandt-
schaft jedesmal mit vier kurfl. Kutschen in einem für dieselben besonders auf-
geschlagenen Gezelt eingefunden und darüber großes contentement bezeigt, mit
Verwunderung, daß sie dergleichen noch nie gesehen.
Dienstag den 2. September3) wurden die Gesandten zur Abschiedsaudienz 12. Sept.
mit denselben Zerimonien wie bei der ersten heraufgeholt Bei derselben über-
von Stroh gemacht. Die Geschenke Rumianzows bestehen in Pelzwerk, allerhand
persischen und indischen Stoffen, verschiedenfarbigem Saffian, 3 Zähnen von Fischen
(Schaders genannt) und 3 Tapeten persianischer Arbeit Auch dessen beide Söhne
präsentieren Pelzwerk, Stoffe und ein Pfund Muscus chinesisch, die Edelleute Pelz-
werk sowie Schalen und Löffel von Holz.
'; Vgl. v.Buchs Tagebuch 1. September (S. 228).
*) Nicht bei den Akten. Schon Pufendorf scheint dasselbe nicht mehr vor-
gefunden zu haben, er erwähnt (1* XVII, § 9, S 1289) diese Gesandtschaft nur ganz kurz.
*) Vgl. v. Buchs Tagebuch 2. September (S. 228).
330 H. Brandenburg und Rußland 1673—1679.
gab ihnen der 0. Präsident das Antwortschreiben1) des Kf. an den Zaren, sprach
die Erwartung aus, sie wurden das, was bei der gestrigen Andiene vorgegangen,
gebührend referieren, wünschte ihnen namens des Kf. Glück zur Reise and
fragte, ob sie in des Kf. Residenz wohl traktiert wären. Sie neigten sich mit
dem Haupt auf die Erde, bedankten sich für alle erzeigte Gnade und baten am
Kommunikation der neulich zwischen Frankreich, Schweden und Kf. geschlossenen,
ihnen gestern versprochenen Friedenstraktaten, deren Abschrift ihnen auch nachher
zugeschickt wurde. Endlich kündigte der 0. Präsident ihnen an, daß Kf. sie
nebst ihrem Komitat beschenken, sie von seiner Tafel speisen and im übrigen
durch seine Lande weiter defrayieren und mit Fuhren versehen lassen wolle.
Nachdem sie gedankt, wurden sie nebst den Vornehmsten ihres Komitats zum
Handkuß admittiert und nach ihrem Quartier begleitet.
Bald darauf wurden ihnen die Geschenke3) durch den neumärk. Kammerrat
Scultetus, den Sekretär Schirmer und den Bedienten HeydekampfsDamerao
präsentiert und eine Designation derselben übergeben.
Die Gesandten sind aber, wie man nachher vernommen, mit den Geschenken
nicht zufrieden gewesen und haben sie denen, welche sie für ihre Person gemacht,
nicht für konform gehalten, sie haben auch wegen einiger von Lentzen bis
hierher aufgewendeten Kosten erst 350, nachher 500 Rtlr. mit Ungestüm
prätendiert, da sie dieselben aber nicht zu spezifizieren gewußt, ist ihnen nur
200 Rtlr. nebst einer alten Kutsche, die sie mit nach Moskau bekommen, aus-
zuzahlen befohlen worden. Anfangs haben sie darüber sehr raisonniert, nachher
aber haben sie die 200 Rtlr. doch genommen. 3)
!) d. Coln a. d. Spree 1-/11- September 1670, nur Rekreditiv für die Gesandten.
2) Dieselben bestehen für Almasow in einem Gießbecken und Kanne für
450 und einer Diamantenuhr für 400 Rtlr., für Rumianzow in einem Gießbecken
und Kanne für 412 und einem Smaragd- Federbusch für 400 Rtlr. Dessen ältester
Sohn erhält ein Gießbecken und Kanne für 206, der jüngere ein ebensolches für
200 und einen vergoldeten Becher für 32 Rtlr., die anderen Edelleute Flaschen oder
Becher, die Aufwärter je 10, die gemeinen Knechte je 4 Rtlr. Alle Geschenke iu-
sammen machen 21)03 Rtlr. 8 Gr. aus.
3) Nach v. Buchs Tagebuch (II, S. 228) sind die Gesandten am folgenden Tage,
3./13. September, von Berlin abgereist, in Königsberg sind sie laut einem Bericht der
preußischen Regierung vom 16./26. September an diesem Tage angekommen.
Abschnitt III.
Brandenburg und Frankreich
1679-1684
Einleitung.
Dieser Abschnitt schließt sich unmittelbar an den 6. Abschnitt des
18. Bandes an; er enthält eine Auswahl aus den im Berliner Geheimen
Staatsarchiv befindlichen Materialien, welche die Beziehungen des Großen
Kurfürsten zu Frankreich in der Zeit vom Abschluß des Friedens von
St. Germain (29. Juni 1679) bis zum Zustandekommen des zwanzig-
jährigen Waffenstillstandes zwischen dem Deutschen Reich und Frank-
reich (15. August 1684) veranschaulichen, in der Zeit, in welcher der
Kurfürst in der engsten Verbindung mit dieser Macht, ja fast in Dienst-
barkeit zu derselben gestanden hat. Ursprünglich hatte ihn zu dem An-
gebot einer solchen Verbindung die Hoffnung getrieben, dadurch König
Ludwig XIV. zu bewegen, ihn im Besitz der gegen Schweden gemachten
Eroberungen, wenigstens des größten Teiles derselben zu lassen, aber
auch nachdem er sich in dieser Hoffnung getäuscht gesehen, nachdem
ihn das Machtgebot Ludwigs XIV. genötigt hatte, diese Eroberungen
wieder herauszugeben, und obwohl er auch nach dem Friedensschluß von
demselben in wenig rücksichtsvoller Weise behandelt wurde, hat er
doch die Verhandlungen fortsetzen und den geheimen Vertrag vom
25. Oktober 1679 abschließen lassen, welcher die vollständige Ver-
änderung seiner Politik bekundet. Die Verhandlungen darüber hat er
durch Meinders, welcher den Friedensvertrag abgeschlossen hatte, und
durch den jetzt in seinen Dienst getretenen, aber vorläufig noch einmal
nach Frankreich zurückgekehrten Grafen d'Espence fuhren lassen, sie
sind ganz geheim gehalten worden, auch am Berliner Hofe sind außer dem
Geheimen Sekretär Fuchs, welcher nach den Angaben des Kurfürsten
die Reskripte an Meinders und d'Espence geschrieben hat, nur, und, wie
es scheint, erst zuletzt der Oberpräsident v. Schwerin und Fr. v. Jena
in sie eingeweiht worden.
Nach dem Abschluß des Vertrages kehrteMeinders im November 1679
nach Berlin zurück, und vorläufig wurde dem noch in Frankreich zurück-
334 Kinleitung.
gebliebenen Grafen d'Espence und dem dort zurückgelassenen, in die
geheimen Verhandlungen eingeweihten Sekretär Ilgen die Besorgung der
Geschäfte des Kurfürsten daselbst übertragen. Bald aber entschloß sich
dieser, nachdem inzwischen Ende Dezember der Marquis de Rebenac
als französischer Gesandter an seinem Hofe erschienen war, auch seiner-
seits einen Gesandten zu längerem Aufenthalt nach Frankreich zu schicken.
Er wählte dazu Spanheim.
Ezechiel Spanheim,1) 18. Dezember 1629 in Genf geboren, dort
und nachher in Holland, wohin sein Vater als Professor der Theologie
an die Universität Leiden übergesiedelt war, erzogen, auf dieser Uni-
versität durch theologische und philologische Studien vorgebildet, hatte
sich früh durch theologische und archäologische Schriften bekannt gemacht,
war 1649 in seine Vaterstadt Genf als Professor der Theologie und
nachher der Beredsamkeit zurückgekehrt und dann 1654 von dem Kur-
fürsten Karl Ludwig von der Pfalz als Erzieher seines Sohnes nach
Heidelberg berufen worden. Bald war er von diesem auch zu diplo-
matischen Geschäften verwendet worden, im Wildfangstreite und auf
dem Kongreß zu Breda hatte er ihm nützliche Dienste geleistet, 1667
und dann wieder 1668 war er als Gesandter nach Frankreich geschickt
worden, seit 1674 lebte er als kurpfälzischer Resident in Köln, über-
nahm aber zugleich auch dieselbe Stellung im Dienst des Kurfürsten
von Brandenburg. Im Mai 1678 siedelte er als kurpfälzischer Gesandter
nach England über, wurde aber*) auch hier wieder zu Ende dieses Jahres
von dem Kurfürsten von Brandenburg, als dieser seinen bisherigen Ge-
sandten daselbst, den jüngeren Freiherrn v. Schwerin, abrief, mit der
Besorgung seiner Geschäfte betraut. Die sehr eingehenden Berichte,
welche er von dort über die Vorgänge in England einsandte, scheinen
die besondere Zufriedenheit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm erregt
zu haben, dazu wird ihn seine vollständige Beherrschung der französischen
Sprache und der Huf, den er sich als Gelehrter, besonders als Numis-
matiker, erworben hatte, empfohlen haben. Anfang 1680 ließ ihm der-
selbe durch Fuchs den Antrag machen, ganz in seinen Dienst zu treten
und als sein Gesandter nach Frankreich zu gehen. Spanheim ging be-
reitwillig darauf ein, löste sein Verhältnis zu dem Kurfürsten von der
') S. über ihn v. Petersdorf in Allgem. Deutsehe Biographie XXXV, S. 50ff.,
und die Vorreden von Schefer und Bourgeois zu ihren Ausgaben von Spanheims
Relation de la eour de France en 1G90 (Paris 1882 und 1!>00), S. Ilff. und 3ff.
s) S. Hirsch, Brandenburg und England 1674— 167J), II, S.Off.
KiiikitiHj».
335
falz und siedelte im April 1»»80 nach Paris über. Hier leistete er iu die
Hände d'Espence's und I Igen 's den ihm vorgeschriebenen Eid, erapling von
ihnen seine Instruktion und seine Krediüve und ist fortan, zunächst bis zu
Ende der in diesem Abschnitt behandelten Periode bis zum Oktober lütf-I,
als brandenburgischer Gesandter in Paris tätig gewesen. Am französischen
Hofe hat man !) anfangs seine Ernennung zu diesem Posten nicht gern
gesehen^ der damals an Stelle des in Ungnade gefallenen Pomponne neu
ernannte Minister der auswärtigen Angelegenheiten, der Marquis
de Colbert- Croissy» äußerte auf die durch Kirbenac erhaltene
Nachricht davon Zweifel, ob ein Mann, der bisher im Dienste eines
Frankreich Feindlich gesinnten Fürsten gestanden hatte, geeignet sein
würde, sich das Vertrauen des Königs zu erwerben und für die ge-
wünschte engere Verbindung des Kurfürsten mit demselben zu wirken.
Der Karfürst aber hat sich dadurch nicht umstimmen lassen, und seine
PWahl hat sich als eine glückliche erwiesen. Es ist Span heim bald ge-
lungen, durch den Eifer, die Geschicklichkeit und die Unbefangenheit,
mit der er seine neuen Pflichten erfüllte, und durch sein taktvolles Be-
nehmen die Vorurteile, welche man dort gegen ihn hegte, zu beseitigen
und sich eine angesehene Stellung am Hofe und in der Gesellschaft zu
lt finden, ebenso auch sich die Zufriedenheit und das Vertrauen seines
Herrn zu erwerben. Wie eingehend und sorgfältig er die Zustande
des französischen Hofes und Staates studiert und wie genau er sich über
dieselben unterrichtet hat, davon legt die ausführliche Schilderung der-
I selben Zeugnis ah, welche er im Auftrage des Kurfürsten Friedrich III.
1680 verfaßt hat und welche neuerdings gerade von französischer Seite
als eine wichtige Quelle für die Kenntnis dieser Zustande veröffentlicht
worden ist.
Da der Vertrag vorn 25, Oktober 1679 ganz geheim sein und bleiben
sollte, ao hat der Kurfürst, bevor er Spanheim sein neues Amt antreten
ließ, am französischen Hofe angefragt, inwieweit er denselben von jenem
Vertrage, insbesondere von den die künftige Kaiserwahl betreffenden
Bestimmungen in Kenntnis setzen sollte. Er erhielt von dort den Rat,
ihm keine Mitteilungen davon zu machen und weitere Verhandlungen
über jenen und andere geheim zu haltende Punkte nur durch Rcbenac
führen zu lassen, und er hat dem auch Folge geleistet, jener Vertrag
!) S. Spanheim 9 Relation de la eour de France, herausgegeben t„ Bourgeois
& 372 ff.? tgl. auch S. 18 ff.
3S6
Einleitung.
blieb Spanheim vorläufig verschwiegen, in der für ihn ausgestellten In*
struktion wird er nur im allgemeinen von der Absicht des Kurfürsten,
die durch den Frieden mit Frankreich begründete Freundschaft zu er-
halten und zu befestigen, unterrichtet, und er wird angewiesen, Auch
seinerseits dazu mitzuwirken, Erfüllung der Verpflichtungen, welche
Frankreich in dem Friedensvertrage eingegangen sej> Räumung des
rie vischen und Zahlung der Hülfsgelder, zu betreiben und über die
dortigen Vorgänge Bericht zu erstatten, und in dieser eigentümlichen
Stellung ist er Vorlauf auch geblieben. Die wichtigeren Verhandlungen
mit Frankreich sind zunächst ohne sein Zutun und ohne sein Wissen io
Berlin von dem Kurfürsten und den in das Geheimnis eiligem-
Räten desselben, Mein de r$ und Friedrich v, Jena, mit Rebenac
geführt, mit ihm ist insbesondere der schon im September 16$o
Ludwig XIV. vorgeschlagene neue Vertrag, durch welchen sich der Kur-
fürst verpflichten sollte, zur Behauptung der von dem König schon ge-
machten und noch beabsichtigten Reuuioneu mitzuhelfen, Anfang Januar
1681 zum Abschluß gebracht worden. Doch hat der Kurfürst sofort
Spanheim von dem Abschluß desselben in Kenntnis gesetzt und dieser
selbst, auch seine geheimen Artikel, sind ihm nachher in Paris von Croisay
mitgeteilt worden. Fortan hat er auch weiter von der geheimen Politik
des Kurfürsten Kenntnis erhalten, ist er in dessen Absichten und Pläne
eingeweiht und dazu verwendet worden, dieselben aur Ausführung iu
bringen. So sind ihm die Verhandlungen über ein von dem KurfüiMn,
und dem König von Dänemark gemeinsam mit Frankreich gegen Schweden
und das Haus Braunschweig abzuschließendes Bündnis übertragen worden,
hat er die Wünsche und Forderungen des Kurfürsten am bmmSrisdieo
Hofe vorzutragen und namentlich in der letzten Zeit darauf zu dringen
gehabt, daß Ludwig XIV, durch ein maßvolles Verhalten gegen das deutsehe
Reich das Zustandekommen des von dem Kurfürsten auf das eifrigste
betriebenen Friedens oder Waffenstillstandes mit demselben erleichtern
und es ihm selbst möglich machen möge, unbeschadet seiner Pflichten
gegen das Reich in dem Bündnis mit Frankreich zu verbleiben. 80 ge-
stattet die Korrespondenz Spanheims mit dem Kurfürsten allmählich tiefere
und deutlichere Einblicke in die Politik und die dieselbe bestimmenden
Absichten des Kurfürsten, Doch reicht sie zur vollen Kenntnis und zur
richtigen Würdigung derselben nicht aus, denn fortgesetzt hat Rebenac
am Hofe des Kurfürsten seine einflußreiche Rolle weitergespielt, und die
wichtigsten Verhandlungen sind nach wie vor dort mit ihm und unter
Einleitung. 337
seiner Mitwirkung auch mit Dänemark und den braunschweigischen Her-
zogen geführt worden. Aufzeichnungen darüber haben sich im Berliner
Archiv nur in sehr geringer Anzahl erbalten, das Vorhandene ist hier
auch teils im Wortlaut, teils im Auszuge mitgeteilt worden, es gewährt
aber naturlich nur ein sehr unzureichendes Bild von den betreffenden
Vorgängen. Eine genauere Kenntnis derselben werden wir erst erhalten,
wenn die in Vorbereitung begriffene Ausgabe der Berichte Rebenacs,
aus denen bisher nur dürftige Auszüge von Prutz ') und Bulard ') ver-
öffentlicht worden sind, vorliegen wird. Freilich werden*) die Angaben
dieses wenig scharfblickenden, eitlen und ruhmredigen Berichterstatters
auf ihre Zuverlässigkeit gründlich geprüft werden müssen, das Unter-
nehmen Prutzs, auf Grund dieser einen Quelle die Geschichte der letzten
Regierungsjahre des Kurfürsten aufzubauen, bat sich als ganz verfehlt
herausgestellt.
Die Relationen Spanheims, sämtlich französisch abgefaßt, sind sehr
ausführlich und umständlich, sie enthalten außer den Angaben darüber,
wie er die Aufträge des Kurfürsten ausgeführt und dessen Interessen
vertreten hat, auch sehr eingehende und lehrreiche Schilderungen der
Vorgänge in Frankreich, welche Ranke für seine Darstellung der fran-
zösischen Geschichte jener Zeit als ergiebige Quelle benutzt hat. Hier
haben nur sehr gedrängte Inhaltsangaben derselben unter Beschränkung
auf die wichtigsten Gegenstände mitgeteilt werden können, dagegen sind
die wichtigeren Reskripte des Kurfürsten ausführlicher, zum Teil im
Wortlaut wiedergegeben. Als Ergänzung zu ihrer Korrespondenz möge
hier nur ein Punkt noch berührt werden. Einer der wichtigsten Auf-
träge, welche Spanheim erhalten hat, war die Beitreibung der Subsidien-
gelder, zu deren Zahlung sich Ludwig XIV. in den verschiedenen mit dem
Kurfürsten abgeschlossenen Verträgen verpflichtet hat. In Spanheims
Berichten aber ist davon sehr wenig die Rede, nur vereinzelt finden sich
in ihnen und auch in den Reskripten des Kurfürsten Andeutungen, daß
diese Gelder sehr unpünktlich gezahlt worden sind. Die Ursache davon ist
jedenfalls, daß Spanheim darüber besonders berichtet hat, und zwar an
Meinders, dem der Kurfürst ebenso wie in den Jahren 1670—1673 4)
l) Prutz, Aus des Großen Kurfürsten letzten Jahren (Berlin 1897).
*) Bulard, Les traites de Saint Germain 1679 (Paris 1898).
*) S. darüber Fester, Zur Kritik der Berliner Berichte Rebenacs (Historische
Zeitschrift N. F. LVI, S. 19 ff.).
4) S. ürk. u. Akt. XU, S. 916.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 22
338 Einleitung.
auch damals die Empfangnahme und die Verwaltung dieser Subsidiengelder
übertragen hat. Leider sind die Rechnungen, welche er darüber geführt
hat, aus dieser Zeit nicht erbalten,1) doch sind als Ersatz dafür einige
darauf bezügliche Schriftstücke Spanheims nach dessen Tode (14 No-
vember 1710) aus dessen Nachlaß in das Berliner Archiv gekommen,
und auf Grund derselben ist dann dort eine Berechnung der erfolgten
Zahlungen und der Rückstände aufgestellt worden. Tn einer an Colbert
gerichteten Denkschrift vom f>. September 1681 legt Spanheim dar, daß
dem Kurfürsten von den fälligen Geldern noch 237000 Li v res, in einer
anderen vom 28. Oktober desselben Jahres, daß noch 136500 und der
Betrag des dem Kurfürsten als außerordentliches Geschenk durch Rebenac
zugestellten Wechsels über 100000 Livres schuldig sind. Nach einer
im Jahre 1682 aufgestellten Spezifikation hätte der Kurfürst auf Grund
des Vertrages vom 25. Oktober 1679 vom 1. November dieses Jahres an
bis zum 31. Oktober 1680 erhalten sollen .... 100000 Livres,
vom 1. November 1680 bis zum 1. Juli 1681 .... 66666
vom 1. Juli bis 31. Dezember 1681 auf Grund des Ver-
trages vom 11. Januar 1681 150000 „
im Jahre 1682 vom 1. Januar bis zum 14. Februar . 37500 „
vom 14. Februar, dem Tage der Unterzeichnung des
neuen Vertrages, bis zum 14. August 200000 »
zusammen 554166 Livres.
(Nach einer Gegenrechnung Colberts, der, weil die Ratifikation
des ersten Vertrages erst am 25. November 1C>7(J erfolgt war, erst von
diesem Tage und nicht vom 1. November an die Zahlungsverpflichtung
anerkennen wollte, nur 544722 Livres.)
Gezahlt seien 1681 außer den durch Rebenac versprochenen 1OOO0Ü
noch weitere 100000, also zusammen 200(HX) Livres
im Jahre 1682 344722 „
zusammen 544722 Livres.
Damals also ist die schuldige Summe fast vollständig beglichen
worden. Nach einer anderen Berechnung aus dem Jahre 1697 hätte
Frankreich zu zahlen gehabt:
l) In den Akten findet sich folgende Bemerkung: „I>eym Archiv finden sich
keine Rechnungen von den französischen Suhsidicn nach dein Nimwegischen Frieden.
II. Me inders seel. hat solche berechnet, wo aber tue Rechnungen davon zu finden,
davon hat man beym Archiv keine Nachricht, von annis 1C70, 71 et 72 finden sich
Rechnungen daselbst, weiter aber nichts, a. 171 l.u
Einleitung. 339
Nach dem Traktat von 1679 jährlich 33333 V, Rtlr.
(= lOOOOO Livres), also für die Zeit vom 1. Ja-
nuar 1680 bis 1. Juli 1681 33333 V, Rtlr.
4- 166661/, „
nach dem Traktat von 1681 jährlich 100000 Rtlr.,
also bis 1. Februar 1682 58333 7, „
nach dem Traktat von 1682 jährlich 133 333 73 Rtlr.,
also 21 Monate, vom 1. Februar 1682 bis 31. Ok-
tober 1683 2333337, „
nach dem Traktat von 1683 jährlich 166666*/, Rtlr.,
also vom 1. November 1683 bis 30. September 1688 805555
zusammen also 1113888V, Rtlr.
Davon seien nach den Berechnungen Meinders'
und Heydekampfs bezahlt worden:
Januar 1682 bis 18. Februar 1684 334240,18 Rtlr.
Februar 1684 bis 31. Januar 1685 153166,16 „
1. Februar 1685 bis 31. Januar 1686 104166,16 „
31. Januar 1686 bis 16. Januar 1688 250000
„wormit bis 25. October 1686 alles richtig sein solle"
zusammen 841572,2 Rtlr.
Außerdem habe Frankreich für das Schiff Morian 20000 Rtlr. be-
zahlt, die Raule restituiert worden seien.
Danach ist also die Subsidienzahlung in den ersten Jahren eine
sehr unpünktliche und unzureichende gewesen, Ende 1682 sind die
Restanten abgezahlt worden, in den nächsten Jahren sind die Zahlungen
ziemlich regelmäßig erfolgt, Ende 1686 haben sie aufgehört, branden-
burgischerseits aber hat man auch noch für die beiden nächsten Jahre
die weitere Zahlung beansprucht.
82*
340 MI. Brandenburg und Frankreich 1G79 — 1C84.
Der Kurfflrst an Meinders. D. Potstam
22. Juni/2. Juli 1679.1)
[Auftrag, in Paris zu bleiben und Verhandlungen wegen einer Allianz vorzubereiten.]
2. Juli Weil wir resolviret sein, mit Ihrer K. May. in Franckreich nach
geschlossenem Frieden in näherer Alliantz und Verbündnasse za treten,
als befehlen wir Euch hiemit in Gnaden, wann es gleich mit dem
Frieden seine Richtigkeit haben wird, von dannen bis auf fernere Ordre
nicht abzureisen, und entzwischen Euch unter der Hand zu erkundigen,
was man wohl von uns vor conditiones desideriren würde, damit wir
uns in Zeiten darauf resolviren und Euch desfalls instruiren können. —
F. Mcinders an den Kurfürsten. D. Paris
4./14. Juli 1(570.
[Auf das Reskript vom 22. Juiii/2. Juli. Hat, wegen der Allianz Anträge Frankreichs
abzuwarten. |
14. Juli 1\ S.a) Auch — werde ich dasjenige, was E. Churf. I). mir wegen
einer Alliance in Ziffern befohlen, unterthänigst beobachten. Aus meinen
vorigen unterthänigsten Schreiben') werden E. Ohurf. 1). bereits ersehen
haben, das ich desfals schon einen Anwurf gethan, aber weinig Dispo-
sition dazu verspüret, und zwar aus denen dabei angeführten Considerationen,
darunter die vornehmste war, daß der König in Franckreich auf keinen
Krieg so bald und ohne die äußerste Noth nicht gedächte. Brandenburg
*) In Ziffern, von Fuchs geschrieben. Vgl. über den Beginn dieser Unter-
handlungen Droysen, Geschichte der preußischen Politik 111,3, S. 453; Strecker,
Franz von Meinders, S. Ül: liulard, Les traites de Saint-Germain, S. 83.
-) Zum größten Teil in Ziffern.
3) S. die Helation vom 14./24. Februar 1G79 (l'rk. u. Akt. XVIII, S. (#3f.).
Aufträge an Meinders. 341
wird die beste und vorteilhafteste conditiones erlangen, wan die Sache
durch1) den König in Franck reich proponiret wird, welches bei der
förhabenden Absendung an Brandenburg gewiß geschehen wird, im Fall
man gemeinet ist einen Tractat zu machen. Meinders wird unterdessen
Gelegenheit suchen, ferner zu sondiren, wohin man inclinire.
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam
5./15. Juli 1679.
[Beabsichtigte militärische Demonstration gegen Holland.]
— Weichergestalt wir gemeinet sein, unseren Regreß an den Staat 15. Juli
wegen unseres erlittenen Schadens zu nehmen und dasjenige^ worzue sie
ex foedere verbunden, zu exigiren, werdet Ihr bereits aus unseren vorigten
rescriptis ersehen haben. Wann wir aber wohl merken, daß mit
rationibus wenig wird zu richten sein, hätten wir wohl Lust, uns mit
einer Armee an der Issel zu setzen, umb den Staat desto eher zur
raison zu bringen, wann solches mit Gutfinden des Königes geschehen
könnte: Ihr habet demnach aus dieser Sachen nochmahlen mit Monsr.
de Pompone zu reden und denselben zu sondiren, ob Ihre May. es
nicht übel nehmen, sondern conniviren würden, wann wir zur Er-
reichunge unserer rechtmäßigen Intention uns mit unseren Truppen an
der Issel setzeten. —
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
8./18. Juli 1679.
[Gespräch mit Pomponne und Louvois wegen einer Allianz. Sonstige
Äußerungen Louvois\]
Er hat sowohl bei Pomponne als auch gestern bei Louvoy abermals 18. Juli
wegen einer näheren Allianz Anregung getan. Ersterer erwiderte wiederum,
der König wollte mit Kf. alle gute Freundschaft unterhalten, hätte aber jetzt
nur die Absicht, einen beständigen, allgemeinen Frieden in der Christenheit zu
*) Die Ziffern im Original: 70. 60. a (= ur König in Frankreich) sind in der
Dechiffrierung irrig mit: ,nur dem König in Frankreich" wiedergegeben.
342 HI. Brandenburg nutl Frankreich 1670—1684.
cstal »Heren, derjenige, welcher an Kf. deswegen geschickt werden sollte (ver-
mutlich Rebenac), werde des Königs Gedanken näher eröffnen. Auch Lonvoy
äußerte sich ähnlich, kam aber auf allerhand specialia, dergleichen Traktaten
fielen dem Könige immer oneros, der König müßte jetzt seine Untertanen loch
die Fruchte des Friedens genießen lassen, gedächte, sobald der Generalfried«
gemacht, eine große Trnppenrcduktion vorzunehmen. Er meinte ferner, von
einem Kriege zu einer engen und vertraulichen Liaison zu schreiten, das liefe
sich so bald nicht tun, man müßte der Sache Zeit gönnen und sie nicht allzu-
sehr präzipitieren. Der König würde an Kf. jemand schicken, dabei, wie anch
sonst, würde sich Gelegenheit genug finden, das Werk weiter zu befordern.
Der dänische Abgeordnete1) arbeitet ebenso auf eine engere Allianz and
sie beide suchen den minist ris zu remonstrieren, wieviel vorteilhafter und weniger
kostspielig für Frankreich eine Allianz mit Kf. und Dänemark als mit Schweden
sein würde. Doch kommen die bisherigen Diffikultäten wegen der Traktaten
mit Dänemark dem Kf. nicht übel zu statten, man bezeugt auch geringe estime
für Dänemark.
Als sie von den vielen dem Kf. nachständigen Subsidien sprachen, meinte
Louvoy, der Prinz von Uranien würde dem Kf. wohl zu seinem Nachstand
beim Staat verhelfen, besonders wenn Kf. diesem Sclrenkenschanz abtrete, und
riet, Kf. möchte bei dieser Gelegenheit suchen, Schenkenschanz, welchen Platz
er für sehr gering hielt, mit advantage loszuwerden. Von den Spaniern redeteer
sehr schlecht und meinte, Kf. möchte nur auf die geldrische Grenze einige Truppen
legen und auch auf andere Weise de facto prozedieren, wenn man nicht auf
solche Weise sich bezahlt machte, könnte man mit ihnen zu keiner raison kommen.
Louvoy urteilte auch sehr schlecht von der kaiserlichen Conduite und
sagte, der König sei entschlossen, seine Truppen so lange im Heich zu lassen,
auch die Suhsistenz für dieselben daraus zu nehmen, so lange es die Kaiser-
liehen täten.
Instruction \nn\v lo Sr. conto de Boauvau il" Epensc sur son
retour on Krance. D. Potstam 10./i>0. Juli 1(579.-)
j Auftrüge an ('ri'ipii und Colbert. Am frau/.<">&ischeii Hofe zu machende Mitteilungeu
über die Absichten dos Kf. Abzuschnellende Allianz und Handelsvertrag. l>as Haus
Lüneburg und die Hamburger Angelegenheit. Sicherung gegen Schweden.
Verwendung für Piinetiiark.'l
•20. Juli V-v bat sich geradenwegs nach Minden zu begeben, um. wenn er dort den
Marschall Crequy noch rindet. \on ihm Räumung des kurfürstlichen Gebietes
l) v. Meyercrohn.
-) Kou/ept und Reinschrift von Fuchs geschrieben, von Kf. unterzeichnet.
In ersterem wird am Rande bemerkt: „Ist in contextu auch auf IL Geh. Rath Meiuders
gerichtet.- S. Droysen III,.*», S. .'i.Vi; Strecker, S. Ulf.; Bulard, S. 85.
Instruktion für d'Espense und Meinders. 343
und Aufhören der Kontributionen zu fordern, und alle Gründe vorzustellen,
welche dazu dienen können, dieses zu erlangen. Dann bat er nach Nimwegen
zu gehen, dort bei Co 1 her t ebendasselbe zu betreiben und, falls der Austausch
der Ratifikationen noch nicht erfolgt ist, weil ') die des einen Artikels, in dem
das Haus Lüneburg erwähnt ist, nach Paris geschickt ist, zu versichern, daß
dieses nicht die geringste Schwierigkeit bereiten könnte, und darauf zu dringen,
daß die Auswechslung erfolge.
In Paris angelangt, hat er von diesem allen Meinders3) Nachricht zu geben
und gemeinsam mit demselben dem König und den Ministern vorzustellen, in
welchem Stande er hier die Angelegenheiten gefunden habe, surtout que S. A. £1.
na autre desir que de se Her inseparablement au Roy, depouser ses interets
et de mettre les siens entre ses mains, de sorte que le Roy n'aura jamais eu
de plus fidele allie que S. A. Kl. De quoy il peut donner d'autant meilleure
et plus certaine asseurance qiril la entendu de la bouche de Son Alt El.le
meme. Kf. hoffe, daß man ihn als Freund behandeln und vollständig den
Frieden genießen lassen, daß auch Wesel und Lippstadt sofort geräumt, wenigstens
die tausend Reiter werden fortgenommen werden.
Dann haben sie an der Allianz zu arbeiten, welche Kf. mit dem König zu
schließen wünscht. On laisse a la France la liberte de stipuler ce qu'Klle voudra,
sur quoy S. A. El. se declarera en sorte qu on naura pas lieu de douter de sa
sincerite. Die im Interesse des Kf. zu fordernden Punkte sind:
1. Der König habe sich der Interessen des Kf. anzunehmen, durch gerechte
und angemessene Mittel dessen rechtmäßige Ansprüche gegen andere zu unter-
stützen und, falls Kf. genötigt sein sollte, nachdem friedliche Mittel vergeblich
versucht, zu den Waffen zu greifen, ihm beizustehen.
2. Da Kf. schon jetzt solche gerechte Ansprüche an den Kaiser wegen
Jägerndorfs, für welches er nie Geld hat annehmen wollen, sondern sich immer
sein volles Recht gewahrt hat, an Spanien wegen rückständiger bedeutender
Subsidien und an die Staaten wegen beträchtlicher Subsidienreste und vertrags-
mäßig schuldigen Schadenersatzes hat. so wünscht er, daß der König ihn darin
unterstütze, und will Kf., damit dieses keine Schwierigkeit habe, denselben
vorher vollständig von der Gerechtigkeit dieser Ansprüche informieren lassen.
3. Da Kf. seine jetzige vortreffliche Armee für den Dienst des Königs zu
erhalten wünscht, seine Länder aber durch den Krieg ruiniert sind, so begehrt
>) S. Irk. u. Akt. XVIII, S. 720f.
2) Diesem teilt Kf. unter demselben Datum mit, Graf d'Epense werde ihm
die ihm mitgegebene Instruktion mitteilen, nach der auch er sich bei seiner Negotiation
zu richten habe. Da er (M.) allein Vollmacht zu traktieren habe, so solle er auch,
wenn etwas zu schließen oder zu unterzeichnen sein werde, allein signieren. Er
habe d'Epense zu seinem Oberstallmeister und Obersten über die Trabanten-
Leibgarde ernannt, seine Bestallungen aber noch nicht ausfertigen lassen, da derselbe
erst bei dem Könige um Erlaubnis, diese Chargen anzunehmen, anhalten wolle.
M. solle auf schleunige Abstellung der harten Maßregeln im Clevischen dringen und
sich des Königs von Dänemark auf das eifrigste annehmen.
344 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
er von dem Könige Subsidien zu deren Unterhaltung. Da dieses ein Hauptpunkt
ist, so haben sie ihn auf das beste zu empfehlen und zu versichern, daß Kf. dies«
Geld zu keinem anderen Zwecke verwenden und daß der Konig daher davon mehr
Vorteil haben werde als von allem dem, was er an Schweden gezahlt habe oder
an das Haus Lüneburg, das nur sein eigenes Interesse verfolge, zahlen könnte.
4. Kf. wünscht auch Vorteile für Marine und Handel, erstens Unterstützung,
um die zehn bis zwölf sehr gut ausgerüsteten Fregatten, die er gegenwärtig besitzt,
für den Dienst des Königs bereit zu erhalten. Pour le second point da com-
merce ') 1* ad van tage consisteroit en cela, que ce que nous avons dans nos terra
et qui manque a la France pourroit estre echange contre ce que la France a
d'abondant et qui nous manque. Les denrees, que nous pourrions fournir, sont
le chanvre, le lin, toute sorte de bois pour la fabrique, des pelleteries, de It
cire et plusieurs autres. Ce que la France nous pourroit fournir c'est principi-
lement le sei et les vins et eaux de vie, soit qu'on voulut echanger Tan contre
lautre ou qu'on voulut beneficier les marchands dans 'les peages, aün qu'ils eussent
le prineipal commerce ä l'exclusion des autres nations. On demandera aussi de
notre part quelque trafic sur les costes de Guinees, sans que cela incommode en
la moindre sorte les interests de Sa Majeste. Sollte man diesen Vorschlagen
ein günstiges Ohr leihen, wird Kf. einen in diesen Dingen sehr unterrichteten
Mann nach Frankreich schicken, um Colbert zu unterrichten.
">. Da das Haus Lüneburg seit einiger Zeit große Eifersucht gegen Kf.
hegt und ihm auf jede Weise zu präjudizieren sucht, so haben sie dem Könige
und dessen Ministern vorzustellen, wieviel nützlicher ihm die Freundschaft des
Kf. als die dieses eigennützigen und anmaßenden Hauses sei, und dahin zn wirken,
daß der König dasselbe nicht in der Hamburger Sache unterstütze, sondern dem
Kf. gestatte, von der Stadt das zu nehmen, was sie ihm schuldig ist.
(5. Falls die Schweden den Traktat nicht sollten ratifizieren wollen, so ist
mit dem Könige zu vereinbaren, wie sie dazu zu bewegen seien, und da sie
immer mit einem neuen Einfall in Preußen drohen, so ist sofort auszumachen,
was Kf. als Entschädigung erhalten solle, mindestens müßte er bis dahin Stettin
und Stralsund behalten.
7. Gegenüber etwaigen Beschwerden der Schweden haben sie die Fort-
nahme der meisten Artillerie und Munition aus den pommerschen Festungen als
den Friedensbestimmungen gemäß erfolgt zu rechtfertigen und zu verhindern, daß
der König in diesem Punkte wie auch in betreff Hamburgs dem Kf. zuwider sei.
8. Der Interessen des Königs von Dänemark haben sie sich auf das
eifrigste anzunehmen, die Unbilligkeit der schwedischen Forderungen an denselben
vorzustellen und den König zu bitten, die Restitution in billiger Weise zu regeln.
!) Schon am 1., 11. Juli \i\l\) hatte Kf. Meinders ein nicht bei den Akten
befindliches Schreiben Kaulc's übersaudt, in welchem dieser einige Vorschläge mache,
um durch die Gunst des Königs von Frankreich die in seinen Landen verfallenen
Kommerziell und Schiftart in etwas zu retablieren, er solle diese Vorschläge reiflich
erwägen und was er davon für praktikabel halte bestmöglich befördern.
Äußerungen Poinpoane\s über eine abzuschließende Allianz. 345
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
28./18. Juli 1679.
[Die französischen Gewalttätigkeiten. Der Separatartikel. Verhandlungen mit Pomponne
über die Allianz. Die Hauptpunkte derselben.]
Er hat mit Pomponne abermals eine Konferenz gehalten, derselbe ver- 28. Jul
sprach Abstellung der Exzesse im Mindenschen, verlangte aber, daß auch Kf.
in Pommern die dort früher gehaltene gute Ordnung observieren lasse.
Wegen des Separatartikels ist zwar keine Änderung zu machen, weil der
Traktat schon gedruckt ist. P. versicherte aber, man intendierte keineswegs,
durch die dort enthaltenen verha narrativa dem Kf. Präjudiz zuzufügen. Der
Herzog von Celle hätte unrecht getan, daß er den gütlichen Vergleich ver-
hindert hätte. Reben ac hätte Ordre, denselben zu befordern.
P.S.1) Auch — hat sowoll Louvois als Pompone dem König
in Franckreich referiret, was jüngsthin zu verschiedenen Malen und noch
absonderlich letztmal zu St. Germain') ich denenselben wegen einer
näheren Alliance proponiret und erinnert.') Es scheinet, daß man an-
fange, mehr Reflexion darauf zu nehmen, welches ich bei der mit dem
II. Pompone gehaltenen Conferenz wahrgenommen. Pompone gab
mir so viel zu verstehen, daß der König in Franckreich woll begriffe
und genugsam urteilte, was ihm an der Alliance mit Brandenburg
gelegen. M. wird die Sache weiter beobachten und würde demselben
zu wissen nötig sein, 1) was Brandenburg begehret vom König in
Franckreich, 2) was Brandenburg an den König in Franckreich offeriret,
3) M. würde auch nötig haben einer Vollmacht. Er meinet, daß, so viel
das erste belanget, solches bestehen könne 1) in Subsidien, 2) Assistenz
wegen Zahlung der restirenden Subsidien von Spanien und Staten
General, 3) wegen der Commercien und Schiffahrt oder was sonsten zu
proponiren, alsetwan daslnteresse von Brandenburg in Polen, Böhmen u. s.w.
Das andere möchte ungefähr darin besteben, 1) wegen der Wahl im
Reich, wie dieser wegen bereits von M., als bekannt, an den König in
Franckreich Proposition geschehen, 2) bei denen etwan vorfallenden
Occasionen sich dem König in Franckreich nicht allein nicht zu opponiren.
aber dessen Interesse zu befordern, nachdem der König in Franckreich
') Zum größten Teil in Ziffern.
*) S. oben S. 341 f.
3) Am 24. Juli hatte er ein Memoire deswegen übergeben. S. Bulard, S. 83f.
346 HI. Brandenburg und Frankreich 1G79 — 1684.
Brandenburg capabel dazu machen würde durch Subsidien, 3) Verstattung
der passage, retraite und dergleichen Coramoditäten in Brandenburgs
Hafen, Strömen, Festungen. Ein guter Vorteil würde hiedurch ver-
hoffentlich erlanget werden, nämlich daß Schweden vom König in Frank-
reich abstrahiret würde.
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam
1. August/ 22. Juli 1679.
[l'nwillen über die französischen Gewalttätigkeiten, Forderung der Einstellung der-
selben. l)ie Verhandlungen über die Allianz. l)ie schwedische Schrift über die
Zusammenkunft zu Doheran.]
Aug. Der Effekt des Friedens ist bis jetzt noch gar schlecht, noch immer laufen
aus seinen westfälischen Landen große Klagen über das gewalttätige Treiben
der Franzosen ein, man will jetzt sogar, was während des Krieges nicht ge-
schehen, seine Zölle angreifen und hat deswegen schimpf liehe ßillete, in denen
man ihn Monsieur de Brandebourg traktiert, an die Magistrate zu Orsoy.
Emmerich und anderen Orten abgehen lassen. Am allerbeschwerlichsten aber
fällt ihm, daß Marschall Crecjui nach Spaens Bericht prätendiert, 6000 Mann
zu Fuß und 1000 zu Pferd in Wesel und Lippstadt zu lassen, während in dem
Friedensverträge') nur von 1000 zu Pferd die Rede ist. Kf. hat sich bereits
so erklärt, daß man keine Ursache haben kann, aus Diffidenz diese örter länger
zu besetzen, denn wenn er der schwedischen Ratifikation versichert ist, ist er
bereit, in demselben Moment ganz Pommern zu räumen. Er soll dieses aufs
beweglichste vorstellen und Remedierung nachsuchen, wenigstens daß die An-
zahl der Völker, die in Wesel und Lippstadt bleiben, nicht größer sei als die-
jenigen, die er in Stralsund und Stettin läßt, und daß, wenn Schweden die
Ratifikation diffikultiert, man dennoch seine beiden Städte evaeuiere. Sollte
man dieses verweigern, so kann er daraus nur urteilen, daß Frankreich mit
Fleiß intendiere, ihn zu ruinieren. Der verlangte Durchmarsch der schwedischen
Truppen durch Preußen ist impraktikabel, da die polnischen Stände denselben
nimmermehr bewilligen werden, der Transport kann viel leichter zur See geschehen.
Was die Alliance betrifft, wird er von d* Epen so des Kf. Gedanken erfahren
haben. Sollte er es nicht für ratsam halten, die Sache vor Anlangung eines
französischen Ministers am Hofe des Kf. zu poussieren, so kann das geschehen,
doch wünschte Kf. das Werk beschleunigt zu sehen, weil er Subsidien zur Be-
zahlung seiner Truppen zu bedingen hofft. Er soll aber nicht eher von dort
fortgehen, bevor alles, was der Traktat im Munde führt, völlig adjustiert und
exequiert ist.
]) S. Artikel 13 des Friedensvertrages vom 2i>. Juni H)7!> (v. Murner, S. 410).
Die französischen Gewalttätigkeiten. Äußerungen Louvois'. 347
Das Scriptum,1) so von der Dobraniscben Confereoz ausgegeben
worden, ist ein purum flgmentum, so ein Schwedisch-Gesinneter, umb uns
und dem Königo von Dennemarck Mißgunst und Jalousie zu erwecken,
ausgehen lassen. Die specialia, so von unserem estat und interesse darin
enthalten, seind mit vielen unwahrhaften Folgerungen begleitet. Und
ist gar gewiß, daß beiderseits Räthe nur einmal zusammengekommen und
bei solcher Conferenz gar kein Protocoll gehalten oder das geringste
schriftlich ausgefertiget worden, sondern alles bei einer mündlichen Con-
ferenz geblieben, weßhalb wir denn auch entschlossen sein, solch Ding
refutieren zu lassen.*) —
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
1. August/22. Juli 1679.
[Äußerungen Louvois' über Schweden und über die mit Kf. abzuschließende Allianz.
Verbandlungen mit Pomponne darüber.]
Zu dem Frieden mit Danemark zeigt man sich hier geneigt, der Artikel 1. Aug.
wegen Holstein-Gottorf aber hält den Schloß auf.
Louvoy klagte ihm gegenüber über der Schweden Hartigkeit nnd daß
sie so fier und irraisonable in allen Dingen wären. Er bezeugte auch nicht
undeutlich, daß, sobald nur diese Brouillerien ein Ende haben und der König
mit Ehren ans seinem Engagement getreten sein würde, man sich mit Schweden
nicht so leicht aufs nene vertiefen, sondern anf andere Allianzen, und besonders
auf eine vertrauliche Korrespondenz und Freundschaft mit Kf. gedenken würde.
Es wäre davon einiges vorgekommen, was Pomponne ihm wohl gesagt haben
würde. Das Vornehmste, das dabei zu konsiderieren, bestände darin, daß beider-
seits alles Mißtrauen ans dem Grunde gehoben werden und einer dem anderen
aufrichtig begegnen müßte. Es wäre unmöglich, daß nicht bisweilen allerhand
geringe Dinge vorfielen, die dem einen oder anderen Ombragc nnd selbst aller-
hand deplaisirs verursachten, man müßte sich aber daran nicht so genau kehren,
*) Copie d'une lettre en date de Dobran du 27e Novembre dernier 1678 etc.
S. Uirsch, Die Zusammenkunft des Großen Kurfürsten mit dem König Christian V.
von Dänemark zu Doberan 4.-6. Dezember 1678 (Forschungen zur brandenburgischen
und preußischen Geschichte XIV, S. 72ff.).
2) Wirklich ist von brandenburgischer Seite eine Gegenschrift: 1/ ex amen de
l'ecrit qu'on a publie sous le titre de la copie d'une lettre etc. veröffentlicht worden.
S. ebendaselbst S. 77.
348 IH. Brandenburg und Frankreich 167U— 1684.
sich vorher gegenseitig esclairieren und darum nicht sofort das ganze Fundament
der Freundschaft und guten Intelligenz über den Haufen werfen. Aach
Pomponne hat ihm weitläufig diese und andere dergleichen Dinge vorgestellt
Man meint, der König erweise dem Kf. darin ein Zeichen seiner sonderbaren
estime, daß er, obwohl man von allen orten und Enden wegen Stiftung einer
neuen Allianz mit großen Offerten gesucht und karessiert werde, doch zurzat
solches nicht sonderlich attendiere, sondern vor allem auf Kf. reflektiere.
P. hat zu ihm abermals von einem Projekt gesprochen und sich wegea
der lngredientien soweit herausgelassen, daß man pro fundamento foederis den
letzten mit Kf. gemachten Traktat nehmen und einander wegen Garantie des-
selben sowie des Olivischen Friedens und sonst behörige mutuelle Assistenz
leisten solle, item was sonst einer oder der andere Teil für befugte praetensionei
iura und Gerechtigkeiten haben oder noch erlangen möchte. Er hat dabei des
Kf. Prätensionen wider Polen», den Kaiser, Spanien und den Staat summiric
expliziert, es würde aber gut sein, wenn dieselben schriftlich in der Kürze auf-
gesetzt und hierher mitgeteilt würden.
Pomponne meinte, das Fundament der Sache könnte jetzt gelegt und
nachher sowohl hier wie dort weiter daran gearbeitet und die specialia diesem
Fundament gemäß eingerichtet werden. Der König versichere sich von KL
daß derselbe, falls jemand, besonders im Reich, gegen seine Befugnisse, besonders
gegen das, was er aus dem Westfälischen und Ximwegischen Frieden erhalten,
opponieren und ihn darin turbieren wollte, nicht allein dagegen mit seinen*
suffragiis auf dem Reichstage, sondern auch auf andere Mittel und Wege, nach-
dem man sich darüber vergleichen werde, opponieren und auch sonst ihm bei
allen Okkasionen alle mögliche Freundschaft und Dienste leisten würde, auch
hingegen von ihm gewärtigen könnte.
P. S. Depance ist angekommen.1)
') d* Espe nee schreibt an Fuchs (d. Paris 4. August), er sei Montag [31. Juli]
angekommen und habe dem König Bericht von seiner Reise abgestattet. Je lui fis
les compliments de S. A. Kl. et sur les assurances de sa bonne volonte le roy me
temoigna bien de la joie de savoir S. A. Kl. daus si bons sentiments pour lui, il
m'ordonna de inander a sa dite A. Kl., qu'il ne manqueroit en rien de toutes les
choses qu'il avoit promises, et qu'il prioit S. A. Kl. de faire le mesme a son egard
et qu'il vivroit a l'avenir de maniere avec S. A. Kl. qu'il n'auroit jamais sujet que
de jj'en louer. Je rendis conte a Mr. de Pomponne plus au long de tous les
sentiments de S. A. Kl., lequel les expliqua au roy sur fait. Sur l'honneur que
S. A. Kl. me veut faire, le roy lui dit, qu'il estoit bien aise de voir S. A. El. dans
de si bons sentiments pour moi et qu'il y consentoit de bon cu'ur L'affaire
de la liaison est en fort bon estat, ayez soin seulement d'envoyer a Mr. de Mender
les instruetions et pouvoirs n«;cessaires pour couclure promptement, car assurement
il est avautageux de faire oette liaison promptement, afin d'en exclure d'autres qui
voudroient bien y estre receus les premiers, ce que Mr. de M enders empeschera,
pourvu qu'il ait les pouvoirs necessaires. L'affaire de Mad. l'Electrice est en fort
bon estat.
Unterredung mit Pomponne. Audienz beim König. 349
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
4. August/25. Juli 1679.
[Weitere Verhandlungen mit Pomponne. Audienz bei dem König. Dessen Äußerung
über die Allianz mit Kf. und über den Frieden mit Dänemark. Verjus' Abreise
nach Regensburg.]
Er ist gestern mit d'Epense in St. Germain gewesen und sie haben mit 4. Aug.
Pomponne (Louvois liegt an einem Beinbruch gefahrlich darnieder) lange
konferiert. Er hat dann beim Könige Audienz gehabt und demselben zum
Abschluß des Friedens und Auswechselung der Ratifikationen gratuliert. Der
König war wieder sehr gnädig und äußerte unter anderem: II ne faut plus songer
au passe, asseurez M. TElecteur, qu'il peut attendre des marques tres essentielles
de mon amitie, pourveu uue je me pnisse asseurer de la sienne, et je veux croire,
que je m'y puis fier entierement. Vous vous souvenez de ce, que vous m'en
avez dit autrefois et c'est ce qui me a porte a finir Faffaire au plustost, und
nachher: «Tay ordonne au reste a Pomponne de vous entretenir plus amplement
de mes intentions touchant une liaison plus estroite que vous m'avez proposee
cydevant et dans laquelle j'entreray avec plaisir pour donner des preuves de
mon estime ä Monsieur TElecteur. Auf seine Vorstellungen wegen der dänischen
Sache erwiderte der König, er wolle mit Pomponne weiter davon sprechen;
dieses ist auch geschehen, derselbe hat ihm aber nachher erklärt, der Herzog
von Holstein müßte vollständig restituiert werden; wenn bis zu Ende des
August der Friede nicht abgeschlossen wäre, so würde man noch härtere Be-
dingungen fordern. Er hat sich diese dänische Sache auf das äußerste angelegen
sein lassen, so daß Meyercrohn bezeugt hat, völlig damit zufrieden zu sein.
Verjus reist morgen nach Regensburg ab. Derselbe war hei ihm und hat
sich dem Kf. empfehlen lassen, Kf. würde ohne Zweifel ihn und auch den hiesigen
Hof obligieren, wenn er seinen dortigen Gesandten v. Jena anwiese, mit ihm
in gutem Vernehmen zu leben und ihm von diesem Befehl Mitteilung zu machen.1)
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
5. August/26. Juli 1679.2)
[Bitte um nähere Instruktion wegen der Wahlangelegenheit.]
— haben Ew. Churf. D. aus meiner unterthänigsten Relation vom 5. Aug.
18. /28. Juli mit mehrem gnädigst ersehen, in welchen terminis die
l) S. die Schreiben des Kf. an Verjus und an G. v. Jena vom 7/17. Oktober
1G79 unten Abschnitt V.
*) Zum großen Teil in Ziffern.
350 HI. Brandenburg und Frankreich 1 079— 1684.
Sache wegen der Alliance stehet. Tcb hab seither dem aas der In-
struction,!) so d'Espance mitgebracht, ersehen, was Brandenborg be-
gehret, welches alles nach äußerster Möglichkeit beobachtet werden soll.
Das vornehmste, worauf man hie reflectiret und wodurch die beste
conditiones zu erhalten sein möchten, bestehet, soviel M. bis dato pene-
trircn können, in der Wahlsache, die übrigen Dinge, so der König in
Frankreich von Brandenburg zu hoffen, kommen zwar auch in Consi-
deration. aber nicht so viel, deßwcgen ich dann mit sonderbarem Ver-
langen Ew. Chf. I). gnädigsten Befehl desfals erwarte. Ich bin «war des-
fals vorbin gnngsam instruiret, *) E. Churf. I). haben auch in der vorigen
Instruction, so M. d'Epancc mitgebracht, mit ausdrücklichen Worten
inseriren lassen, quo Brandenbourg Luisse la liberte au Roy de France
de stipuler ce (ju'il voudra, weil es aber eine Sache von großer Coose-
quenz und Wichtigkeit ist, so verlange ich desfals billig E. Churf. D.
gnädigste Verordnung und werde mein bestes thun, umb die Sache bis
zu derselben Einlangung im stände zu halten, dafern ich aber vermerken
sollte, daß periculum in mora sein und Brandenburg von Braunschweig-
Zelle, Hannover, Staaten General, Dennemarck oder andere,
welche dergleichen alliance suchen, praeveniret werden sollte, solchen-
falls wird Mcinders nach seiner bereits in I landen habenden Instruction
einen Tractat sub spe rati zu machen und zu schließen geflissen sein.
Dieweil d'Espance auch diese Sacht1 auf Ordre Brandenburgs sowohl
den ministris als dem Könige selbsten recommendiret, so wird damit
ziemlich geeilet. —
Der Kurfürst an MiminIits. 1). Potstam
25). Juli/8. Aujiust Ki7i).3)
[Auf die Relationen vom 14./24. 15. -2"). und 1N./2S. Juli. Weitere Instruktion wegen
der abzuschließenden Allianz.]
8. Aug. — ist uns — liel) zu vernehmen gewesen, wasmaßen man auf die
von uns desiderirtc nähere Zusammensetzung und alliance eine Reflexion
machet — . Damit Ihr aber desto hesser davon informiret seid, so ist
0 S. oben S. .aMk2ff.
*) 8. ürk. u. Akt. XVIII, S. G70.
°) Das Konzept von Fuchs geschrieben, zum Teil in Ziffern, von Kf. unter-
zeichnet.
Weitere Instruktion wegen der Allianz. 351
unser gnädigster Wille, daß Ihr behöriges Ortes repraesentiret, wie daß
unser beständiger Wille and Meinange seie, uns aufs genaueste als immer
möglich und inseparablement durch eine Off- und Defensivalliance mit
Ihrer Königl. May. zu verbinden, und zwar dergestalt, daß einer des
andern Freunde Freund und Feinde Feind sein sollte: Wrir hätten des-
falls, soviel alle Potentaten der Christenheit betreffe, freie Hände, aus-
genommen Dennemarck und Pohlen. — Wegen der übrigen aller
wäre es uns indifferent, was Ihre May. desfalls stipuliren wollten, und
wurden wir ihro darunter völlige Satisfaction geben. Da hergegen habet
Ihr vor uns Ihrer May. Assistenz und Protection in denen Differenzen,
so wir jetzo haben oder künftig haben möchten, zu bedingen. Ob man
nun desfalls in terminis generalibus verbleibe oder specialia exprimire,
solches habet Ihr nach denen Propositionen, so man frantzösiscber Seiten
thun wird, zu judiciren. Darumb aber habet Ihr anzusuchen, daß Ihre
May. uns dero Assistenz verspreche, wann wir unsere wieder Spanien
und den Staat habende rechtmäßige und liquide praetensiones exigiren
wollen. Unsere Meinunge ist, daß wir unsere Armee, so lange bis uns
vergnügliche Satisfaction gegeben, in Gelderland und an der Issel ver-
legen, sonsten aber keine Hostilitäten verüben wollen, es sei denn, daß
man uns dazue bringe. Ihr habet demnach in dem Tractat za bedingen,
daß Ihre May. solches nicht allein aggreiren, sondern auch auf den Fall
man uns feindlich begegnen würde, uns würckliche Assistenz leisten, im-
gleichen daß Sie unseren Schiffen, so wir zu diesem Ende es sei in der
mittelländischen oder offenbaren See gebrauchen würden, in dero Hafen
retraite gönnen wollten, und könnte dieser Punct in einen Nebenarticul
gebracht werden. —
Damit wir nun desto capabler sein, Ihrer May. bei allen Vorfallen-
heiten Dienste zu leisten, seind wir entschlossen, außer denen nötigen
Guarnisonen in unseren Vestungen eine Armee von 20000 Mann, als
12000 zue Fuße, 6000 Pferde und 2000 Dragouner, beständig zu unter-
halten, welche wir zu jeder Zeit, wann und wo es Ihre May. desideriren
würden, nebst einer rechtschaffenen guten Artillerie ins Feld stellen wollten.
Weil aber unsere Lande ganz ruiniret und, wann wir jetzo unsere auf
den Beinen habende Trouppen reduciren sollten, wir dergleichen so leichte
nicht wieder bekommen würden, so habet Ihr durch alle diensame raisons
vorzustellen, wie hochnötig es seie, daß Ihre May. uns mit zulänglichen
Subsidien, welche Ihr dann so hoch es immer möglich zu treiben habet,
an Hand gehen: Ihr wisset, daß dieses ein Hauptpunct ist, woran uns
352 HI. Brandenburg und Frankreich 1679— 1G84.
aufs höchste gelegen, weßhalb wir nicht zweifeln, Ihr werdet denselben
durch alle kräftige Vorstellungen zu erhalten suchen. Ihr könnet dabei
versichern, daß wir solch Geld nirgend anders zue, als zum Unterhalt
unserer Trouppen gebrauchen wollen und daß solchergestalt Ihre May.
mehr davon profitiren werden, als von allen denen großen Subsidien,
welche Sie bishero an Schweden und das Haus Lünenburg gezahlet —
Was die See-cquipage betrifft, seind wir entschlossen, sehen bis
zwölf gute wohlausgerüstete und mit allem wohlversehene Fregatten zue
Ihrer May. Dienste beständig zu unterhalten, wann dieselbe auch nur
dazue monatlich etwas wollten reichen lassen, es wäre solches ein ge-
ringes und wollten wir uns desfalls mit zehen, neun oder, wann es nicht
höher zu bringen, mit 8000 Rthlr. monatlich vergnügen: zum wenigsten
würde es Ihrer May. Reputation sehr vermehren, wann dieselbe in der
Ostsee so viele Fregatten allemal zue ihren Diensten haben würden. Was
das commercium anbetrifft, sucheten wir darunter nichts anderes, ab
was zue beiderlei Nutzen und Vorthel mit Excludirunge der andren
Nationen gereichen könnte. —
Man müßte auch bedingen, daß existente bello keiner ohne den anderen
zue einigem accommodement oder auch zue einem Stillestand schritte, es
möchte auch sein unter was Praetext es wollte, imgleichen daß, wann
uns, indem wir Ihrer May. assistireten, von unseren Landen oder Plätzen
etwas abgenommen oder uns sonst einiger Schaden — zugefüget werden
möchte, Ihre May. nicht eher Frieden machen wollen, bevor uns alles
restituiret und des Schadens halber Satisfaction gegeben worden.
Ob wir nun zwar nicht wissen, was man hinwiederumb französischer
Seiten bedingen wollte, so haben wir Euch doch in antecessum — auf
nachfolgende Puncto instruiren wollen: Vorerst habet Ihr Euch zu allem,
was eine oll- und defensive alliance mit sich führet, zu erbieten, und
daß wir contra quoseunque, ausgenommen Dennemack und Pohlen,
wie oben gedacht, uns zu verbinden bereit wären. Zweitens wann sie
etwas wegen des Hauses Oesterreich und insonderheit wegen künftiger
Wahl eines Römischen Königs oder Keysers auf die Bahne bringen sollten,
lassen wir es bei demjenigen, worauf wir Euch bereits bei Euer ersten
Abschickunge instruiret1) und Ihr solches darauf dem Könige proponiret, *)
bewenden, und habet Ihr solches auf den Fall wir durch diese Er-
>) S. Urk. u. Akt. XVIII, S. CTO.
v) S. ebendaselbst S. 084.
Weitere Instruktion wegen der Allianz. 353
klarunge einen sonderbaren Vorthel bei dem Tractat erhalten könnten,
nochmalen zu wiederholen und festzusetzen, außer solchem Falle aber
habet Ihr diesen Punct zu menagiren, wie er dann auch sonst insonder-
heit wird müssen secretiret und in einen geheimbten Neben-articul ge-
bracht werden.
Drittens erbieten wir uns Ihrer May. Trouppen passage und retraitte
in unseren Vestungen, Hafen und Strömen zu geben, nur daß solches
ohne unseren Schaden geschehe und daß alles, was sie zue ihrer Sub-
sistenz bekommen, mit barem Gelde bezahlet werde, doch mußte aufch
dieser Punct gegen einen großen reciproquen Vorthel menagiret werden.
Weil es aber unmöglich ist, Euch auf alle Fälle, so da vorkommen
möchten, vorher zu instruiren, so habet Ihr ein Project eines Tractats
zu concertiren und uns solches förderlichst zu schicken, so wollen wir
Euch darauf unsere schließliche Resolution erteilen. — Auf wie viele
Zeit oder Jahre auch diese alliance zu richten, stellen wir ebenmäßig in
Ihrer May. Gefallen; nur wann die conditiones insonderheit wegen der
Subsidien vorthelhaft vor uns fallen sollten, habet Ihr selbige soweit
möglich zu extendiren. Des H. Pompone premier commis Tourmont1)
habet unsertwegen Ihr dreihundert Louisdor in specie auszuzahlen, wir
erwarten auch mit ehistem ein schön Zimmer Zobeln aus Preußen, so
wir Euch, umb unter die bewußte Damen9) zu distribuiren, zuschicken
wollen. Die begehrete Vollmacht s) zue Schließunge dieser Alliantz habet
Ihr hiebei zu empfangen. —
Der Kurfürst an O. v. Schwerin und Fr. von Jena. D. Potsdam
30. Juli/[9. August] 1679. ) (G. A.)
[Mitteilung der Relation Meinders' und des an diesen erlassenen Reskriptes.]
Wir geben Euch vermittelst Anschlusses zu ersehen, was gestalt uns 9. Aug.
unser Geheimer Rath Meinders jfingsthin berichtet,1) daß man am
Königlichen Französischen Hofe eine Begierde bezeuget, mit uns in eine
') S. Bulard, S. 87.
*) S. ebendaselbst S. 86.
*) Dieselbe ist Potsdam 29. Juli/8. August 1679 ausgestellt
4) Konzept, von Fuchs geschrieben.
*) S. dessen Relation vom 18./28. Juli 1679 oben S.345f.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 23
354 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
nähere Zusammensetzung und Alliance zu treten, und daß er der
Conditionen halber instruiret zu sein begehret Damit ihm nun «eibige
mit nächster Post zugeschicket werden könnten, haben wir sofort ein
Rescriptum1) angegeben und darinnen dasjenige, was wir vor erst am
nötigsten erachten, exprimiren lassen, allermaßen Ihr aus dem hiebei
kommenden Concept mit mehrem zu ersehen. Dafern Ihr nun etwas
dabei zu erinnern findet oder Euch sonst noch ein mehres, worauf er zu
instruiren, beifallen sollte, habet Ihr uns solches förderlichst zu über-
schreiben. —
0. v. Schwerin an den Kurfürsten. D. Cttln an der Spree
31. Juli/[10. August] 1679.
[Bedenken gegen die Allianz mit Frankreich.]
10. Aug. Wie ich gestern anhero gekommen zu sehen, wie sich Printz Philip
Wilhelm bei seiner Unpäßlichkeit befindet, mit welchem es sich Gottlob
diese Nacht zimblich gebessert, habe ich heute früe beide E. Chf. D.
Befehl vom 30. July erhalten. Die preusensche Sache') werde ich
denen Herren Rhäten zustellen, ihr u. Bedenken abzustatten, und weil
ich so fort wieder nach Landsberg gehe, von daraus auch meine
gehorsam bsto Antwort einschicken. So viel aber das französische
Werk betrifft, Gnädigster Herr, sehe ich, daü es eine resolvirte Sache
ist, und wünsche demnach von Herzen, daß der Allerhöchste Gott alles
zu seines großen Namens Ehre, zu K. Chf. 1). höchstem Vergnügen und
dero hohen Hauses bestandigen Aufnehmen und Erhaltung Friedens iu
der Christenheit ausschlafen lassen wolle. Wenn res noch integra und
E. Chf. I). mein unmaßgebliches unterthänigstes Gutachten würden erfodert
haben, würde ich meinen theuren Pflichten gemäß E. Chf. D. unterthänigst
gebeten haben, bei solchem wichtigem Werk, welche [sic!J dieselbe und
Ihr ganzes Haus in die allerhöchste Gefahr impliciren kann, sich nicht
zu übereilen, vornemblich keine offensiv alliance zu offeriren, denn, weil
dieses Werk nicht verschwiegen, sondern von Franckreich selbst divulgiret
werden wird, so werden E. Chf. D. sich hiedurch große Feindschaft
erwecken und viel andre Potentaten zu einer Kegenligue veranlassen,
deren schädliche Effecte vor E. Chf. 1). wol gewisser sein dürften, als die
l) S. das Reskript vom 2(J. Juli/8. August oben S. 350 ff.
0 S. Crk. u. Akt. XVI, 2, S. 895.
Bedenken Schwerins gegen die Allianz. 355
Freundschaft von Franckreich. E. Chf. D. wissen, wie Sie neulich dem
Könige Schenckenschantz offerireten, derselbe solches dem Staht alsofort
kund that. Ich fürchte, Er werde es mit diesem E. Chf. D. Vorhaben
eben auch so machen, und wird es gewiß E. Chf. D. nicht zuträglich
sein, daß Sie mit dem Staht zerfallen sollten. Was E. Ch. U. recht-
mäßig von demselben zu praetendiren, ist mir genugsamb bekannt, ich
meine aber, daß E. Chf. D. noch wol ohne dergleichen Extremitäten
darzu gelangen können. So oft E. Chf. U. Alliantzen mit einem oder
anderem Potentaten gemachet, habe ich gesehen, daß E. Chf. D. allemal
den Keyser und das Reich excipiret, und haben E. Chf. U. solches
allezeit selbst erinnert, ja es ist vor diesem solches geschehen, ') da man
mit dem Keyser in öffentlichem Kriege gewesen, und darmit justificiret,
daß man nicht wieder den Keyser, sondern einen Erzherzog den Krieg
führete. Stelle demnach zu E. Chf. D. gnädigstem höchsterleuchtetem
Ermessen, was Sie hierunter ferner gnädigst befehlen wollen, damit
E. Chf. D. Feinde nicht vorgeben mögen, als hätten Sie wieder die
geleistete Pflicht gehandelt. Was die Rom. Chron und Vergrößerung des
französischen Staats anbelanget, zweifle ich nicht, weil E. Chf. D. bei
Resolvirung des Krieges mit Franckreich zum oftern furtreffliche Motiven
angeführet, worumb Sie besser thäten, lieber alles zu hazardiren, denn
Franckreich größer werden zu lassen, dero Rhäte auch mit ernsten
nachdrücklichen Worten vermahnet, keine andere consilia zu führen,
E. Chf. D. werden jetzt solche hochwichtige Ursachen haben, worumb
Sie diese dero intention änderen. Ich bekenne sonst gerne, Gnädigster
Herr, daß ich von Herzen wünsche, daß Franckreich nicht größer werden
möge, als ein Diener aber habe ich mich allzeit schuldig gehalten,
E. Chf. D. Meinunge, wann ich die meinige gesaget, treulich zu folgen
und das, was E. Chf. D. resolviret, aufrichtig exequiren zu helfen. Bei
solchem Vorsatz, wann es mir auch abermalen so unglücklich dabei er-
gehen sollte, wie vor diesem geschehen, werde ich bis an mein Ende
verharren. Ich sollte sonst davor halten, Gnädigster Herr, daß der
König von Franckreich sich wol vergnügen könnte, wenn E. Chf. D. sich
aufs neue dazu verbünden, was Sie in dem Tractat mit Vaubrun') ver-
!) Gemeint scheint der Friede von Vossem vom 16. Juni 1673 (Pufendorf
1. XI, § 95, S. 851 ff.) zu sein, in dessen 9. Artikel bei der Verpflichtung, den Feinden
des Königs von Frankreich keine Hilfe zu leisten, das Reich ausgenommen wird.
s) S. den Vertrag vom 2 1./31. Dezember 1669 (v. Mörner, S. 691ff.). Vgl.
ürk. u. Akt XII, S.906ff.
23*
3f)ß HI. Brandenburg: und Frankreich 1G79— 1684.
sprochen, und daß Franckreich die damaln versprochene Subsidien Dick
E. Chi'. D. Begehren vergrößerte und auch zu den Schiffen etwas gebe,
denn jetzt erbieten sich E. Chf. D. eine so starke Armee zu halten,
welches Sie damaln nicht gethan, auch die Schiffe zu des Königes Dienst
zu halten. Wie aber der König sehr genau, so befürchte ich, E. Chf. D.
werden ihr Intent in diesem Stücke nicht erringen, daher dann E. Chf. I).
wol Ursache haben, desto behutsamer zu gehen. Wann mir noch
etwas mehrers beifallen wird, will ichs unterthänigst überschreiben,
indessen rufe ich den höchsten Gott inniglich an, daß derselbe zu allen
E. Chf. D. consiliis seine Gnade und gedeihlichen Success verleihen und
Sie bis an dero hohes Alter und geruhsames Ende bei beständiger
Gesundheit und aller glückseligen Prosperität erhalten wolle. —
Der Kurfürst an den Obcrpra-sidenten v. Schwerin.
D. Potstam l./ll. August 1679.1)
[Notwendigkeit einer Allianz mit Frankreich und demselben zuzugestehender vorteil-
hafter Bedingungen. Weisung an Meinders.]
11. Aug. Wir haben euer gehorsambstes Gutachten, betreffende die mit
Franckreich obhandene alliance, wohl erhalten und der Gebühr erwogen.
Gleich wie wir Euch nun eben darumb die desfals unserem Geh. Rath
Meinders ertheilete Instruction zugeschicket, damit wir eure Gedancken
und was Ihr dabei zu erinneren, haben und darauf ferner nach Befinden
gedachten Meinders instruiren möchten, weil er befehliget ist, nicht
alsofort zu schließen, sondern zuvorderst ein Project herüberzuschicken
und darauf unsere schließliche Resolution zu erwarten, als ist uns lieb,
daß Ihr uns dieselbe eröffnet, l'nser fürnembstes Absehen dabei ist
sonst dieses gewesen, damit wir durch eine solche genaue alliance
Franckreich von Schweden abziehen möchten, welche deshalb, wie
Ihr aus beikommenden unseres Geh. Rat lies Blaospeilen Relation1) er-
») Schon gedruckt bei v. Orlich, III, S. :*(>:*» f.
-*) Blaspeil hatte '2't. .1 tili/ 1. August \Cü[) aus Niniwegen berichtet, der Zweck
der Sendung des unlängst in Paris eingetroffenen schwedischen Gesandten Hielte
solle Erneuerung der zu Ende laufenden Allianz mit Frankreich sein. Die hiesigen
schwedischen (iesandten (Oxenst ierna und Ol i vencranz) hätten auf die Kunde,
dal) Kf. mit Frankreich in Alliauz treten wolle, was sie nicht gerne sähen, deswegen
sowohl an den Konig wie auch an Bielke geschrieben.
Rechtfertigung der Allianzverhandlungen mit Frankreich. 357
sehen werdet, schon in Sorgen sein, und allen Fleiß ankehren werden,
das Werk zu hintertreiben. Nun ist leicht zu ermessen, daß da Franck-
reich von allen Orten gesuchet wird, und einer vor dem anderen dem-
selben vorthelhafte conditiones offeriret, es mit uns, ohne eben dergleichen
zu stipuliren, nicht schliessen werde, be vorab da sie noch allezeit eine
defiance gegen uns bezeugen. So können wir auch bei gegenwärtigen
Conjuncturen unsere Sicherheit nicht finden, es sei dann, daß wir eine
Armee auf den Beinen behalten. Selbige aber wird uns bei dem er-
schöpfeten Zustande unserer Lande zu unterhalten unmöglich fallen, wo
es nicht durch Subsidien von Franckreich geschiehet, gegen Erlegunge
aber derselben wird der König wiederumb zweifelsfrei etwas Vorthel-
haftes haben wollen. Ferner ist Euch bekannt, daß wir von keinem
Potentaten in der Christenheit einigen Beistandes oder Hülfe, wann uns
etwas zustoßen sollte, zu gewarten haben, es sei denn, daß Franck-
reich dazue durch eine alliance verbunden werde, ja die meisten, in-
sonderheit unsere Benachbarte, haben sich wieder uns declariret, so daß
wir umb so vielemehr unsere Sicherheit nächst Gottlicher Hülfe durch
Franckreichs Macht zu etabliren suchen müssen. Wie der Keyser und
das Reich mit uns gehandelt, lieget am Tage, und weil selbige uns
zum ersten abandonniret und unserer Feinde Willen überlassen, haben
wir dasselbe weiter nicht zu consideriren, als so viel unser eigen Inter-
esse mit sich bringet. Gegen Franckreich haben wir, wie bekannt, wohl
nicht Ursache einige sonderliche affection zu haben, weniger desselben
aggrandissement zu befordern, weil uns das frantzösische Joch wohl be-
kannt, es ist aber durch die letztere Separation der Alliierten, insonder-
heit des Keysers, der Crone Spanien und des Staats, so weit ge-
kommen, daß Franckreich numehro schon das arbitrium in Händen
hat, und solches hautement bei dem Friedenswerke exerciret, also daß
menschlichem Ansehen nach bei so gestalten Sachen keiner seine Sicher-
heit und Convenientz finden wird, als in Franckreichs Freundschaft
und alliance. Nichtesdestoweniger haben wir, wie aus mitkommender
Abschrift zu ersehen, unserem Geh. Rath Mein d er s anbefohlen,1) mit
!) Kf. teilt (d. Potstam 1-/1 1 . August 1679; Meinders das Gutachten Schwerins
und seine Antwort darauf mit und weist ihn an: „Weil wir nun desselben Antwort
erwarten und Euch alsdann bei der Ximwegischen Post ferner zu instruiren gemeinet
sein, als habet Ihr bis dahin mit unseren fürnembsten oblatis zurückzuhalten und
von den frantzösischen ministris zu vernehmen, was der König von uns desiderire,
damit wir auf erhaltene Nachricht uns darauf schließlich erklären können."
358 HI- Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
unseren fürnembsten oblatis noch in etwas zurücke zu halten und von
den frantzösischen Ministris zu vernehmen, was sie von uns desideriren,
damit wir ihm aber mit künftiger Sonntagspost eine nähere instruction
zuschicken können, so habet Ihr uns förderlichst zu eröffnen, worinnen
Ihr vermeinet, daß selbige hauptsächlich bestehen könne. —
0. v. Schwerin an den Kurfürsten. D. Alt-Landsberg
2./[12.] August 1679.
[Anerkennen der Berechtigung der von Kf. für eine Allianz mit Frankreich angerührten
Grunde. Rat, weitere Vorschläge von französischer Seite abzuwarten.]
12. Aug. Dasjenige, was E. Ch. D. in dero gnädigstem rescripto vom 1. August
anziehen, warümb Sie mit Franck reich in alliance treten und sich
genau mit selbiger Chron verbinden wollen, ist dergestalt wol fundiret,
daß ich dakegen nichts zu sagen habe, mein voriges untertänigstes
Bedenken ist auch nicht dahin gegangen, besondern daß E. Chf. D. nur
nicht sich gar zu tief engagiren und wieder dero eigenes hohes interesse sich
verbinden möchten, dann wie nützlich E. Ch. D. und dero hohen Hause
gute Freundschaft mit Franckr. sei, habe ich nur leider alzeit garzuviel
remonstriret und desfals von theils meiner Collegen viel schmerzliches
leiden müssen.1) Ich sehe, daß E. Chf. D. einen guten Weg eingegangen,
indem Sie II. Meinderssen befohlen, daß er von der anderen Seite
begehren solle, was man vor conditiones von E. Chf. D. verlange. Es
ist auf allen Fall noch besser, daß schädliche conditiones von der anderen
Seite begehret und von E. Chf. I). eingegangen werden, als daß sie sich
noch rühmen sollen, daß sie ihnen angeboten sein, können E. Chf. D.
den Zweck erhalten, daß Franck reich über den albereit im Friedens-
tractat versprochenen Geldern einige subsidia zu Unterhaltung dero
armee geben, so wird man etwas übersehen müssen. Wie ich hoffe, daß
E. Chf. D. denen gnädigsten Schutz halten werden, die deroselben in
dieser Sache gehorsamblich dienen und an Hand gehen, und daß Sie
kegen diejenige dermalen eins Ihr ressentiment bezeugen werden, die sich
so freventlich unterstehen, diejenige zu verfolgen, welche E. Chf. D.
Refehl gehorsamblich verrichten, also will ich auch mit allem treuen
') Anspielung auf die Vorgänge von 1672.
Weitere Korrespondenz des Kf. mit Schwerin wegen der Allianz. 359
Fleiß beobachten, was E. Chf. D. mir hierunter gnädigst befehlen werden,
als der ich mein Tage nichts eiferigers wünschen werde, denn daß
£. Chf. D. glückselig sein und alles nach dero Wunsch ergehen möge.
Und halte ich nochmaln unterthänigst davor, daß, wann H. Mein de rs
nebst dem, was er schon in E. Chf. D. Namen offeriret, den König ver-
sichert, daß was derselbe weiter von E. Chf. D. desideriren werde, Sie
sich willig dazu erklären würden, und wann er verspürte, daß man nicht
mit heraus wollte, er vor sich dergleichen conditiones an die Hand gebe,
und wann er dann sehe, daß sie angenehm b, sie versicherte, daß E. Chf. D.
dazu inclinirten. Ich weiß aber, Gnädigster Herr, daß sie noch diese
Stunde nicht glauben, daß es E. Chf. D. ein Ernst sei, und wird demnach
darauf gedacht werden müssen, wie sie aus dem Mißtrauen gebracht
werden. Ich wünsche, daß der Allerhöchste alles zu E. Chf. D. höchsten
Vergnügung ausschlagen lassen wolle. —
Der Kurfürst an den Oberpräsidenten v. Schwerin.
D. Potstam 4./ 14. August 1679.1)
[Billigung seiner Ratschläge. Weitere Meinders zu erteilende Anweisungen.]
Uns ist eure letztere gehorsambste Relation vom 2. Aug. wohl worden 14. Aug
und haben wir daraus ersehen, wie daß Ihr in dem Wercke selber, uns
mit Franck reich näher zu verbinden, mit uns einerlei Meinunge führet,
nur daß Ihr bei dem modo tractandi einige gradus zu gebrauchen an Hand
gebet, welches wir uns dann nicht mißfallen lassen, auch eine Abschrift
von vorgedachter euer Relation unserem Meinders noch bei gestriger
Nimwegischen Post zuschicken lassen. Was gestern von demselben
eingelaufen,') gehet hierbei, woraus zu ersehen, daß man jetzo das
Werk in Frankreich mehr poussiret, als wir vorhin gethan. Unseres
Ermessens wird auf zwei Dinge noch müssen reflectiret werden, 1. wie
man Franck reich die Diffidentz, so es noch von uns haben könnte,
benehme, 2. ob man in der Wahlsache außer demjenigen, was er-
wähnter Meinders bereits vorhin in instructione gehabt und zu pro-
poniren befehliget ist, noch weiter herausgehe, oder erwarte, was Franck-
J) Schon gedruckt bei v. Orlich, III, S. 304f.
*) S. Meinders' Relation vom 22. Juli/ 1. August (oben S. 347 f.).
360 III. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
reich deshalb desideriren wird. Wir wollen desfals eure Gedanken er-
warten nnd zwar mit dem förderlichsten, damit Schweden und Lüoenb.
uns in dem Werke der alliance, es sei der Zeit oder auch besserer Con-
ditionen halber, nicht zuvorkommen, worauf sonderlich zu reflectiren sein
wird. Sollte Euch auch noch sonst etwas beifallen, worauf Mein den
zu instruiren sein möchte, habet Ihr solches zugleich zu erinneren. Im
übrigen, gleich wie wir eure wohlgemeinte Gutachten, als unseres ältestes
Geheimbten Rathes, dessen Capacität und Experientz uns zur Gonge
bekannt ist, billig ponderiren und in behörige Consideration ziehen, ab
könnet Ihr Euch versicheren, daß wir Euch allemal wieder diejenige,
welche selbige zu traduciren und Euch desfals Ungelegenheit zuzuziehen
trachten sollten, guugsamen Schutz halten, Euch auch sonst jederzeit
mit Churf. Hulden und Gnaden zugethan verbleiben werden. —
0. v. Schwerin an den Kurfürsten. D. Alt-Landsberg
4./ 14. August 1679.
[Notwendigkeit des Anerbietens in betreff der Kaiserwahl. Mittel, um das Mißtrauen
auf Seiten Frankreichs zu beseitigen.]
14. Aug. E. Chf. D. begreifen sehr wohl, daß Sie die Alliantz mit Franck-
reich also zu beschleunigen, damit Ihr andere nicht vorkommen, aufs
weinigste die conditiones schlechter werden mögen. Es ist auch II. Mein-
ders in allem genugsamb instruiret. Sollte wegen der Rom. Crohn in
dem, was H. d'Espense mitgenommen,1) nichts gedacht sein, wie mir
doch vorstehet, so könnte solches nun geschehen, weil ich aus dem
DeciHerirten 3) ersehe, daß man numehr alda solches verlanget, es mangelt
nur an dem, daß E. Chf. 1). II. Meinderssen befehlen, dasjenige was
ihm hiebevor3) dieses Puncts halber anbefohlen, zu Werke zu richten.
Es ist zwar ein Punct von sehr großer Wichtigkeit, weil aber E. Cljf. D.
hinfüro alle dero Sicherheit u. avantage in der Freundschaft mit Fr.
suchen wollen, dieses auch schon alda zu vernehmen gegeben, so muß
es numehr vollends gethan werden. Wer weiß, wie die Zeiten laufen
l) S. oben S. 34*211*.
») S. oben S. IM!» f.
3) S. L rk. u. Akt, XVIII, i>. Ö7üf.
Weitere Ratschläge Schwerins. 361
and was vor Veränderungen dazwischen kommen können. Die Diffidenz
wegzunehmen wird wol auf einmal nicht geschehen können, wann
E. Chf. D. allen dero Mimstris befehlen, mit den frantzös. vertraut ümb-
zugehen, so wird schon ein guter Anfang dazu gemachet werden. Ich
habe sonst schon gedacht, ob nicht auch dieses dazu helfen könnte,
wann H. Meinders vor sich selbst anzeigte, E. Chf. D. wären resolviret,
bald einen dero jungen Printzen nacher Paris zu schicken und alda
erziehen zu lassen. Im übrigen wird man bei allen Resolutionen, die
hin und her ertheilet werden, Gelegenheit finden, das Vertrauen wieder
zu restabiliren, insonderheit wenn ein Abges. von dannen kommen wird.
Weil ich dieses geschwinde, wegen H. Meinders Relationen, worin
sonst noch eins u. anders zu beantworten, wegschicken muß, so will ich
diese Nacht weiter bedenken, was E. Chf. D. H. Meinderssen ferner
zu befehlen hätten. —
0. v. Schwerin an den Kurfürsten. D. Alt-Landsberg
5./[15.] August 1679.
[Die von Frankreich zu erlangenden Zugeständnisse.]
Ich habe fleissig nachgedacht, ob dem H. Meinderssen noch etwas 15. Aug.
weiters befohlen werden könnte, bei der obhandenen alliance zu bedingen.
Ich kann mich aber nicht anders erinnern, denn daß in denen nach
und nach ertheilten Instructionen schon alles enthalten, was zu E. Chf. D.
Dienst und Interesse erfodert wird. Wann demnach der H. Meinders
1) Vergnügung in den Subsidien, 2) die Garantie kegen alle, so E. Chf. D.
sub quocunque praetextu es sein möchte angreifen oder gefahren möchten,
3) Assistenz in dero rechtmäßigen Praetensionen ratione der schuldigen
Subsidien und Satisfaction , 4) kegen diejenige, so E. Chf. D. in dero
Gerechtigkeiten anfechten wollen, wie jetzt wegen des Directorii im
westphälischen Kreise geschiehet, erhält, so könnte er die alliance wol
schliessen. Sollte die Proposition wegen der Wahl anständig sein und
mit eingegangen werden, so zweifle ich nicht, man würde E. Chf. D. auf
solchen Fall mit etwas mehrers als Jägerndorff und aufs weinigste mit
Glogo bedenken wollen. Der höchste Gott wolle zu allem sein Gedeihen
geben. —
362 HL Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam
5./15. August 1679.1)
[Auf die Relationen vom 20./ 30. Juli, 22. Juli/ 1. August und 25. Juli/4. August.
Befehl, so schnell wie möglich den Allianzvertrag abzuschließen. Die Hamburger
Angelegenheit. Der Marsch der schwedischen Truppen.]
15. Aug. Was die von Euch verlangete Instruction zur Schließung einer
Alliance betrifft, so haben wir Euch des falls bereits unsere gnädigste
Willensmeinunge unterm dato den 29. Juli/8. August') überschrieben,
wobei wir es nochmalen in allen bewenden lassen, und weilen darinnen
verschiedene Puncto, so Fr anck reich nicht unangenemb sein werden, ab
wollen wir hoffen, daß davor wiederumb etwas vorthelhaftes vor uns
werde können bedungen werden, gestalt Ihr es auch dann dahin werdet
zu menagiren wissen. Insonderheit habet Ihr den Punct wegen der
Wahl solchergestalt einzurichten, wie Ihr desfalls schon vorhin instruiret
gewesen, auch es dem Könige proponiret habet, gestalt wir dann
solches geachtet haben wollen, als wäre es alhier von Worte zu Wrorte
inseriret und wiederholet. Was Mons. de Pompone wegen einiger
Conditionen in antecessum erinnert,3) lassen wir uns alles wohl gefallen:
Das beste aber wird sein, das Ihr im Namen Gottes sub spe rati ein
Prqject entwerfet und uns solches einschicket: denn ehe wir wissen, was
Franckreich eigentlich desideriret, können wir Euch nicht zulänglich
instruiren. Nur habet Ihr vor allen Dingen dahin zu sehen, daß uns
kein ander zuvorkomme, weshalb wir Euch dann nochmalen anbefehlen,
den Tractat sub spe rati nach dar bereits habenden Instruction zu
schließen und dabei der Subsidien nicht zu vergessen. Wegen unserer
habenden verschiedenen Praetensionen wollen wir hienächst eine kurze
schriftliche Instruction verfertigen lassen und selbige überschicken. Damit
man auch alle annoch habende Diffidenz wieder uns schwinden lassen
möge, habet Ihr desfalls alle verlangete Yersicherunge zu geben und
wird hiernächst die That und der Effect den besten Beweisthumb geben.
Vorjetzo können wir nicht mehr thuen, als daß wir allen unseren
ministris an auswärtigen Höfen anbefehlen, mit Ihrer May. ministris
vertraulich umbzugehen und deroselben Interesse gleich unser eigenes
!) Konzept von Fuchs' Hand.
*) S. oben S. 350 ff.
3>> S. oben S. :>48.
Weitere Instruktion wegen der Allianz. 363
zu befordern. So seind wir auch willens einen oder zwei unserer Söhne
als ein Pfand unserer Confidenz und Sincerität nacher Paris zu schicken
und selbige alda erziehen zu lassen.
Die Ordre an die Schiffe wird hoffentlich zufriedenstellen, die Klagen der
Schweden wegen der aus Pommern genommenen Kanonen sind unbegründet, denn
alles, was weggeführt, ist geschehen, ehe der Friede geschlossen. Den dänischen
Traktat soll er nach Möglichkeit befördern, die einzige Schwierigkeit ist nur
noch wegen des Sundzolles, er soll sich bemühen, daß darin dem Könige von
Dänemark gefügt werde. Wegen Hamburg kann er nochmals versichern, daß
Kf. bereit wäre, dem Könige zu Ehren die Sache gütlich abzutun, und daß er
nur 150000 Rtlr. prätendiere, obwohl er der Kosten wegen, die die Exekution
verursacht, weit mehr prätendieren könnte, was er auch tun werde, wenn sie
sich nicht bald akkommodierten und er noch mehr Kosten sollte anwenden
müssen. Louvoy soll er in seinem Unmut wider die Schweden stärken, ihm
Besserung wünschen und ihm das Kontributionswesen im Clevischen rekommen-
dieren, es sind von dort wieder sehr heftige Klagen eingelaufen. Er soll
auseinandersetzen, daß der Marsch der schwedischen Truppen aus Lief land nach
Pommern ganz unpraktikabel sei; wenn auch Kf. darein willigte, was er dem
Könige zu Gefallen tun wollte, würden doch die Litauer und Großpolen sie
nicht durchlassen.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
15./25. August 1679.
[Verhandlungen mit Pomponne über die Allianz, geringfügige französische
Anerbietungen. Die Gewalttätigkeiten im Clevischen. Der Durchmarsch der
schwedischen Truppen. Schwedische Beschwerden.]
Er hat am vergangenen Montag [21. August] in St. Germain mit Pomponne 25. Aug.
über die Allianz verhandelt. Derselbe behauptete, sein König sehnte sich nach
Ruhe und Frieden, hätte schon eine Anzahl seiner Miliz reduziert und werde,
sobald der Friede mit Dänemark richtig, ferner reduzieren, aber doch 120000
zu Fuß, 15000 zu Pferde und 5000 Dragoner in Diensten behalten; es seien
dem Könige Bündnisse und Allianzen von allen Orten und Enden offeriert, er
hätte aber bisher auf keine andere Partei als auf Kf. Reflexion gemacht; sein
Zweck bei diesem foedere sei Konservation dessen, was einem jeden zukäme,
keineswegs gedächte er jemand zu offendieren, noch sich in neue Weitläufigkeit
zu setzen, falls nicht jemand ihn selbst oder seine Alliierten angreifen sollte.
Pomponne nahm darauf ein Memorial, in welchem er vor vierzehn Tagen die
vornehmsten Desiderien des Kf. auf Grund der Instruktion für d'Epance kurz
aufgeführt hatte, zur Hand und äußerte sich über die einzelnen Punkte. Die
364 IH. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
übrigen werden wenig Schwierigkeiten machen; wegen der Unterstützung der
Ansprüche des Kf. an Spanien und die Gen. Staaten verlangte er, daß man in
terminis officiorum bleibe, denn der König werde sich deswegen in keinen Krieg
verwickeln, widerrate dem Kf. auch sehr, deswegen einen Krieg anzufangen.
Louvois erinnerte dabei besonders daran, daß es mit Losierung einiger Truppen
an der lssel und in Geldern sich nicht schicken würde, solange der König in
diesen Quartieren seine Truppen hielte, denn mit allzu weniger Anzahl würde
man nichts ausrichten, ja gar dieselben hazardieren, eine große Armee aber
könnte der König nicht in der Nähe sehen, ohne eine größere daneben zn setzen.
Von der Jägerndorfschen Prätension behaupteten sie, davon wäre ihnen nichts
bekannt, man wollte aber darüber nachdenken.1) Der Punkt der Subsidien wird
die größten Schwierigkeiten machen, sie behaupten, der König finde zurzeit
nicht nötig, solche auf irgendwelche Truppen zu zahlen, sie begriffen nicht,
warum Kf. eine Armee unterhalten müßte, wenn Kf. angegriffen oder beleidigt
werden sollte, so werde ihm der König die versprochene Garantie auf das nach-
drücklichste leisten, falls aber die Not erforderte, sich in eine konsiderable Postnr
zu setzen, so könnte man deshalb bald behörige mesures nehmen, er bat aber
darauf sowohl mündlich als auch schriftlich in einem neuen Memorial die nötigen
Remonstrationen gemacht. Wegen der Kommerzien und der Marine wird mit
Colbert gesprochen werden müssen, d'Epance hat dieses auch schon getan
und ihm ein darauf bezügliches Memorial übergeben, Pomponne meint, man
brauche nur libertatem et securitatem in genere zu stipulieren und das weitere
den particular Kaufleuten zu überlassen. Man hätte früher den König selbst
in einige Kommerzien engagieren wollen, wie auch einige Vornehme von Hofe,
die Erfahrung aber hätte allezeit bezeugt, daß dergleichen Dinge nicht wohl ab-
gingen, noch sich schickten. Die Unterhaltung einiger Fregatten hält man für
ganz unnötig und wird dazu wohl nichts zu erhalten sein. •
Allem*) Ansehen nach — wird man anfänglich und, wofern sich
die Conjuncturen nicht änderen, sich nicht weiter vertiefen, auch auf
keine ofFensif alliance noch zur Zeit denken, es könnte sich aber leicht
zutragen, daß man andere resolutiones fassete, und wird viel, ja alles
davon dependiren, daß anfänglich ein gutes und beständiges Fundament
eines rechten Vertrauens geleget werde.
Was die desideria des Königs betreffen [sie!], solche bestehen einig
und allein, so viel man mir noch zur Zeit zu verstehen gibt, in der
Observanz des instrumenti pacis und Erhaltung des Friedens wider alle,
') Am 8./ 18. August berichtet er, alles, was man wegen Jägerndorf tun mochte,
bestehe zurzeit in ofhYiis: als er von Glogau gesprochen, sei ihm geantwortet worden,
que la France nVstoit pas rnaitre du bien d"antruy, und daß man von Prätensionen
des Kf. darauf nichts wüßte. Sollte es aber einst zu einem Kriege kommen, dann
werde man von dergleichen Dingen sprechen und handeln können.
,J) Das Folgende meist in Ziffern.
Meinders' Verhandlungen mit Pomponne und Louvois. 365
so denselben durch neue Unruhe verstören oder jemand dawider be-
schweren wollten, und dann ferner in der Wahl eines Rom. Königs, wann
es dazu kommen sollte, daß solche nötig gefunden werden möchte, wozu
ich dann nach Anleitung Ew. Chf. D. gnädigsten rescripti und wofern man
Ew. Chf. D. hingegen gebührend begegnen wurde, Hoffnung gemachet
und zu verstehen gegeben, daß ich desfalls mit Instruction und Voll-
macht versehen, sie könnten aber leicht ermessen, was dieses an Ew. Chf. D.
Seiten für eine gefährliche Sache wäre, und daß Ew. Chf. D., umb solche zu
mainteniren, armiret sein müßten. Man begreift solches auch woll, aber
weil der casus nicht da ist, so wäre desfalls so große Eile nicht, auf
allen Fall aber könnte man dieserwegen bald behörige mesures nehmen.
P. S. Er hat auch in St. Germain mit Louvois zu sprechen Gelegenheit
gehabt und demselben die Clevischeu Lande aufs beste rekommendiert. L. be-
zeugte, über einige exzessive Forderungen der Kommissare und Intendanten
übel zufrieden zu sein, und diktierte sogleich eine ziemlich scharfe Ordre an den
Intendanten Monceau, aber wegen der arrierages der Kontribution war wenig
auszurichten. L. hat auch mit ihm wegen des schwedischen Durchmarsches durch
Preußen nach Pommern gesprochen und die Gestattung desselben sehr empfohlen,
ohne denselben könnte die Exekution des Friedens nicht werkstellig gemacht
werden, des Kf. Lande würden davon großen Vorteil haben. Auch Pomponne
und der schwedische Gesandte Bielkc haben in gleicher Weise davon gesprochen
und ersterer ihn beauftragt, es dem Kf. auf das beweglichste zu remonstrieren,
dadurch könnte allen Klagen und Beschwerden auf einmal abgeholfen werden.
Louvois erwähnte auch, den pommerschen Städten würden namens des Kf.
große Summen Geldes, 30 — 40 000 einer Stadt, abgefordert, er hat dieses be-
bestritten, bittet, ihm einen Extrakt des eine Zeit her aus Pommern geforderten
Beitrags und was darauf gezahlet, zu schicken.
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam
17./27. August 1679.
[Die Garnisonen in Pommern. Die Hamburger Angelegenheit Graf Rebenac.
Beschwerde über die Wegnahme eines Schiffes durch einen schwedischen Kaper.]
Der Marsch der liefländischen Truppen durch sein Gebiet ist unpraktikabel, 27. Aug
damit aber desfalls weder Cleve und Mark noch Pommern Beschwer leide, ist
er erbötig, seine Besatzungen in Stettin, Stralsund und anderen pommerschen
Städten bis zur Ankunft der schwedischen Garnisonen zu lassen und auf seine
Kosten zu unterhalten, wenn dafür die französischen Garnisonen aus Wesel und
366 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Lippstadt abgeführt werden. In der Hamburgischen Sache will er die Unkosten,
die sich auf über 80000 Rtlr. belaufen, nachlassen, und er verlangt also statt
150000 nur 70000 Rtlr., von dieser Hauptsumme aber wird er nichts schwinden
lassen. Da Graf Rebenac sich im Anfang sehr partialisch für Celle nnd
Hamburg erwiesen hat, so würde er gern sehen, daß diese Sache nur Bidal1)
übertragen werde.
Wir befürchten auch, daß, wann der Comte de Rebenac an ans
abgeschicket werden sollte, er sich gar zu sehr vor Zelle interessirea
möchte, und würde uns also lieb sein, wenn es unter der Hand dahin
gebracht werden könnte, daß ein ander anhero käme.
P. S. M. soll sich aufs heftigste über die nach Abschluß des Friedens
erfolgte Wegnahme einer mit spanischen Weinen, Salz und anderen kostbaren
Waren beladenen Galliote des Kf. durch einen schwedischen Kaper beschweren
und verlangen, daß der König die desfalls versprochene Garantie leiste.
Der Kurfürst an Meinders. D. Cöln 1./ 11. September 1679.
(Conc. 0. v. Schwerin.)
[Befehl, die Allianzverhandhin^en zu verschieben.]
11. Sept. Weil wir aus allen Euren Relationen so viele ersehen, daß man
jetziger Zeit mit dem Punct der Subsidien schwerlich fortkommen werde,
so möchten wir gerne sehen, auf den Kall Ihr darunter nichtes erhalten
könntet, daß man das Werk so lange möchte in suspenso lassen, bis ein
frantzösischer Ministre anhero geschicket wird, da man dann weiter des-
fals tractiren und es zum erwünscheten Schluß bringen könnte, wann
solches ohne an Franckreich einiges subcon oder Nachdenken von unser
Sincerität und aufrichtigen Intention zu geben geschehen könnte. Daferne
Ihr nun sehet, daß es füglich dahin gebracht werden könnte, erlauben
wir Euch hiemit in Gnaden, Euren Abscheid zu suchen — . Wollte man
auch die übrige Puncte, worüber Ihr instruiret, alda zu Papier bringen,
lassen wir solches auch geschehen, und könnte hernach alhie alles ge-
schlossen werden. -
l) Franzosischer Resident in Hamburg.
Langsamer Gang der Verhandlangen. 367
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
5./ 15. September 1679.
[Angebliche Allianz Schwedens mit dem Kaiser. Das Allianzprojekt]
Das erwartete Projekt1) hat er noch immer nicht erhalten. Was ihm Kf. 15. Sept
Ton einer Allianz zwischen dem Kaiser und Schweden') mitgeteilt, hat Prinz
Wilhelm von Fürstenberg auch gesagt. Weil es nun affektiert scheinen
möchte, wenn er dergleichen Zeitnngen den ministris sagt, so hat er dieselben
dem dänischen Envoye nach Fontainebleau geschickt, welcher sie dort mit guter
Manier kommunizieren wird.
Ich kann nicht eigentlich wissen, worumb man in dieser Sache nicht
mehr Eilfertigkeit bezeuget, ob etwan des Herren Pomponne gewöhnliche
lentenr oder irresolation oder indisposition daran Schuld sei, kann ich
nicht eigentlich sagen, gewißlich aber glaub ich, daß aus der ganzen
Sache Brandenburg weit größeren Vortheil ziehen könnte, wann solche
von Franck reich zue Berlin gesuchet wurde. Ich werde*) alles nach
äußerster Möglichkeit menagiren und nichts verabsäumen, was zu Er-
reichung Ewrer Chf. D. scopi immermehr diensam sein könnte, wiewoll
ich nochmahlen auch dieses unterthänigst melden muß, daß zue denen
Subsidien je mehr je weiniger apparence ist
P. S. Endlich hat er das Projekt4) erhalten, schickt es mit, bittet um
Instruktion darauf.5)
') M. hatte l./ll. August berichtet, Pomponne habe ihn gestern von selbst
erinnert, ob man nicht zu der anderen noch übrigen Sache schreiten und er deshalb
ein Projekt entwerfen wollte, er habe darauf auf Grund der ihm Ton d'Espence
zugestellten Instruktion ein Projekt der das Interesse des Kf. konzernierenden
Artikel abgefaßt und ebenderselben gemäß Pomponne gesagt, der König könnte
dagegen fordern, was er meinte von seiner Konvenienz zu sein. — Derselbe meldet
l./ll. September, das von Kf. gewünschte Projekt oder vielmehr die Antwort und
Erklärung des Königs auf den von ihm abgefaßten Aufsatz habe er noch immer
nicht erbalten.
«) Kf. hatte (d. Potstam 24. August/3. September 1679) M. mitgeteilt, er habe
sichere Nachricht, daß man in Schweden beschlossen habe, mit dem Kaiser in
eine nahe Verbindung und Intelligenz zu treten, und daß zu diesem Zweck Grafenthal
nach Wien geschickt werde, und hatte ihn beauftragt, davon in solcher Weise Mitteilung
zu machen, daß dadurch sein Interesse und das ihm kommittierte Werk befördert werde.
*) S. über Meinders' Bemühungen, besonders beiTourmont, Bulard, S. 88 f.
4) Dasselbe befindet sich nicht bei den Akten.
*) Am 6./ 16. September meldet er, Pomponne habe ihm angezeigt, daß der
König beschlossen habe, Lippstadt zu räumen und sich mit Wesel zu begnügen, bis
die Schweden wieder von Pommern Besitz ergriffen hätten, am 8./ 18. unter anderem,
der König habe besonderes Vergnügen bezeugt, als er vernommen, daß Kf. einen
seiner Prinzen hersenden wolle.
368 HI- Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Der Kurfürst an Meinders. D. Massin
13./23. September 1679.1)
[Befehl, vorläufig in Paris zu bleiben. Geldanweisung für d'Espence.]
23. Sept. Aus seiner Relation vom l./ll. September9) hat er ersehen, daß seine
Xegotiation sich noch immer trainiert. Er hat ihm zwar vor einiger Zeit er-
laubt3) zurückzukehren, er befindet jetzt aber nötig, daß er noch einige Zeit
dort bleibe, denn wenngleich das Werk der Allianz bis zur Ankunft ein»
französischen Ministri zu Berlin verschoben und dort abgetan werden konnte, so
sieht er doch, daß es wegen der Execution des Traktats infolge der Schikanen
der Schweden4) noch viele Schwierigkeiten geben wird, auch wird gewiß du
Haus Lüneburg in der Hamburger Sache5) nicht ruhen und, weil es einen point
d'honneur daraus macht, muß er auch dieselbe aufs eifrigste poussieren. AI. soll
also bis zu fernerer Verordnung noch dort bleiben, wenigstens so lange, bis Wesel
und Lippstadt restituiert und das Clevische von den Franzosen geräumt sein wird.
P. S. Er will seinem Oberstallmeister Grafen d?Espence für seine Reise-
kosten 2000 Rthlr. schenken, 600 hat er ihm bei seiner jüngsten Anwesenheit
an Heidekampf angewiesen, die übrigen 1400 soll M. aus den franzosischen
Geldern zahlen.
F. Meinders an den Kurfürten. D. Paris
15./ 25. September 1679.
[Auf das Reskript vom 1. .11. September. I>ie Subsidien. Unmöglichkeit, die
Verhandlungen jetzt abzubrechen.]
*2.">. Sept. Aus seinen letzten Relationen wird Kf. ersehen haben, daß Frankreich im
Punkt der Subsidien in etwas nachgegeben hat. Er weiß zwar nicht, wie weit
l) Von Fuchs' IJand: Jussu expresso Serenissimi.
-) S. oben S. o<>7, Anm. 1.
3) S. oben S. 3UG.
4) Schon am 9./19. September hatte Kf. an M. geschrieben: „Das schwedische
Formular der Ratification kommet uns sehr bedenklich vor und können wir daraus
anders nicht schließen, als daß man uns dadurch zu neuen Tractaten forciren und
uns dabei wie bei dem Grenzreceß tractiren will.4* Der schwedische Kommissar,
Regierungsrat Owstin, habe an den Oberpräsideuten geschrieben, er sei befehligt, vor
der Auswechslung de modo exequeudi zn traktieren.
5) An demselben D./19. September hatte Kf. M. nähere Nachriebt von dem Ver-
halten des Hauses Lüneburg in der Hamburger Angelegenheit gegeben, das sich
in dieselbe nur deshalb mische, um ihm wehe zu tun und ihn zu choequieren, und
ihn beauftragt, dahin zu wirken, daß der Stadt befohlen werde, ihm ohne weiteres
Zögern Satisfaktion zu tun. und dall ihm nicht übel genommen werde, wenn er,
falls dieses nicht binnen 14 Tagen geschehe, sie durch zulängliche Zwangsmittel
dazu anhielte.
Fortsetzung der Verhandlungen. 369
man darin gehen wird, es ist aber gewiß, daß die Summe nicht groß sein dürfte
und zur Unterhaltung einiger Truppen gar nicht zureichen wird. Man hat zu
verstehen gegeben, daß das, was man für jetzt darin täte, nur als ein Zeichen
der Freundschaft und als eine arrha dessen, was später eveniente vel necessitate
vel casu erfolgen wurde, angenommen werden maßte. Wegen seiner Indisposition
hat er mit Pomponne darüber nicht reden können, er ist auch sehr embarassiert,
daß er bisher nicht weiß, womit er sich begnügen und was er pro extremo
acceptieren oder worauf er abbrechen soll.
Die Sache ist durch die darüber bisher gehaltenen -Konferenzen in solchen
Stand gesetzt, daß er sie jetzt unmöglich, ohne das höchste Nachdenken zu
geben, stocken lassen kann, man würde es ohne Zweifel, nachdem man bisher
die Sache so eifrig gesucht, halb und halb für eine Beschimpfung aufnehmen.
Er bittet daher um weitere Instruktion, namentlich ratione summae. Er erwartet,
dieselbe künftigen Freitag über acht oder höchstens vierzehn Tage zu erhalten,
und macht sich fertig, sofort nach deren Eintreffen seinen Abschied von hier
zu nehmen und sich auf die Rückreise zu machen.
Der Kurfürst an Meinders. D. Massin
19./29. September 1679.1)
[Auf die Relation vom 5./ 15. September. Bemerkungen zu dem französischen
Vertragsprojekt, Befehl, die Allianz abzuschließen. Räumung des Clevischen.]
Da er mit dem Könige in Frankreich ein unzertrennliches genaues 29. Sep
Bündnis aufzurichten beabsichtigt, so approbiert er das Projekt in allen seinen
Hauptpunkten, hat nur folgendes dabei zu erinnern:
Im ersten Artikel ist das Wort Sieur auszulassen und entweder Monsieur
FElecteur oder nur Electeur zu setzen.
In dem zweiten Artikel ist entweder die Beziehung auf den Cellischen
Traktat vom 5. Februar ganz auszulassen oder hinzuzufügen: en tant qu'il n'est
pas contraire ä l'Electeur.
In dem vierten könnte betreffend Jägerndorf hinzugefügt werden: et luy
a este oste contre tout droit par la force des armes.
Beim siebenten ist zu stipulieren, daß der König von Polen dem Kf. und
dessen Descendenten das jus indigenatus verschaffen und sich verpflichten solle,
was aus dem Olivischen Traktat noch zu exequieren übrig wäre zu prästieren,
und daß der König von Frankreich es dahin zu richten beliebe, daß der
König von Polen keine Allianz mit Schweden oder sonst jemand wider Kf. mache.
*) Konzept und Reinschrift von Fuchs geschrieben, von Kf. unterzeichnet.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 24
370 HI- Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Was die ül>rige Puncte wegen der Wahl betrifft, selbige halten wir
genehm, vermeinen aber, daß es Ihrer May. nicht entgegen sein werde,
wann wir dabei auf den Fall dieses große Werk succediren und der
König oder der Dauphin durch Gottes Yerleihunge zur Kayserl. Crone
gelangen sollten, vor uns einige Dinge, wordurch Ihrer May. und dero
Interesse nichtes abgehet, stipuliren als:
1) daß Sie uns das Fürstenthumb Jägerndorff oder an dessen
statt das Fürstenthumb Gl ogau einräumen lassen wollten, weil wir eine
höchstgegründete und rechtmäßige Prätension darauf hätten,
2) daß, wann hiernächst der männliche Stamm des Hauses O est er-
reich in Teutschland mit Tode abgehen sollte, Ihre May. uns einen
Theil von Schlesien zum Reichs-Lehen zuwenden wollten, als Glogao,
Brieg, Liegnitz, Wolau und die Stadt Breslau, welches alles kaum den
dritten Teil von Schlesien ausmachete,
3) daß Ungarn und Böhmen wieder zu Wahl-Königreichen ge-
machet werden möchten,
4) daß, weil wir vorhin schon das jus de non appellando wegen der
Chur und Marck Brandenburg hätten, man solches auch auf unsere übrige
Lande extendiren wollte, daß nemblich die Appellation von dar nicht
nach Speyer sondern nach Berlin ginge,
f>) daß Ihre May. die Ohurfürsten und Stände dos Reiches bei ihrer
habenden Hoheit, Praerogativen, Rechten und Privilegien, insonderheit
aber die Churfürsten bei dem Recht der Wahl und anderen Praerogativen,
wie solches alsdann in einer Capitulation stipuliret werden würde, lassen
und schützen wollten,
G) daß, wie Ihre May. uns schon dero gute und kräftige officia am
Kayserl. Hofe wegen Jägerndorf versprochen, Sie also auch dieselbe bei
Spanien und Holland wegen Zahlunge der uns daselbst restirenden
Subsidien leisten wollten.
Ihr habet Euch demnach zu bemühen, daß Ihr obiges noch hinein-
bringet, daferne man aber bei einem oder anderen zu bedenken haben
sollte, wollen wir eben solches nicht als conditionem sine qua non
geachtet haben, sondern Ihr habet auf das übrige im Namen Gottes
zu schließen und zu signiren und dasjenige, worüber man sich nicht
vereinigen könne, bis zur Ankunft eines frantzösischen Ministri an
unserem Hofe auszusetzen. Den letzten Articul wegen des Geldes werdet
Ihr so hoch immer möglich durch Vorstellunge aller diensamen Remon-
strationen zu treiben wissen, und ist uns gleiche viele, quo titulo aut
Bemerkungen des Kf. zu dem Vertragsprojekt 371
nomine uns solches gezahlet werde, gestalt man dann den Articul so
general, wie er jetzo abgefasset ist, lassen kann.
Weil aber jedermänniglich weiß oder mutmaßet, daß Ihr eines
Tractats halber Euch noch in Frankreich aufhaltet, und man auf dessen
Ausschlag sonderlich reflectiret, so wird vor allen Dingen nötig sein,
daß noch ein ander Formular eines Tractats zwischen H. Pompone
und Euch beliebet werde, welches man an behörige Orte communiciren
könne, damit dieses so viele secreter verbleibe.
Nach Unterzeichnung des Traktats und Feststellung der Evakuation der
westfälischen Lande soll M. heimkehren.
P. S. M. soll dem König für die Zusage, Lippstadt sofort und Wesel in
kurzem zu evakuieren, danken und ihn ersuchen, da die Ratifikation und die
Evakuation von Pommern nur durch die Schuld der Schweden sich verzögere,
ihn dieses nicht entgelten zu lassen, sondern auch Wesel zu evakuieren und
so seine westfälischen Lande von der großen Verpflegungslast zu liberieren.
Sollte dieses nicht zu erlangen sein, so hat er doch vor seiner Abreise fest-
zusetzen, daß der Gouverneur von Wesel zeitig Ordre erhalte, sobald Kf. einen
Expressen wegen Evakuation der pommerschen Plätze an ihn schicken werde,
sofort den Ort und das Land zu evakuieren. Damit die Restanten dieses nicht
verzögern, darf er von den 300000 Rtlrn., die Frankreich ihm innerhalb 2 Jahren
zahlen wird, soviel als die Restanten austragen zur Hypothek obligieren. Im
übrigen soll er dem früheren Befehl gemäß den ersten Termin, so hoch er ihn
immer bringen kann, mitbringen.
Der Kurfürst an Meinders. D. Massin
22. September/2. Oktober 1679.
[Das üölfsgesuch des Königs von Dänemark gegen Hamburg. Befehl, die Meinung
des Königs darüber zu erkunden.]
Der König von Dänemark hat ihm durch den Kriegsrat Meyer von seinem 2. Okt.
Vorhaben,1) die Stadt Hamburg durch eine Blockade zur Abstattung des früher
seinen Vorfahren geleisteten Treueides zu zwingen, und daß er versichert wäre,
der König von Frankreich werde diesem Vorhaben nicht zuwider sein, Mit-
teilung gemacht und ihn um Assistenz und Volkshülfe gebeten. Ihm ist wohl
bekannt, daß die Prätensionen des Königs gegründet sind, und er gönnt dem-
selben den Effekt derselben um so mehr, da die Stadt ihn selbst bisher so
spröde und unverantwortlich traktiert hat, er möchte aber gern gewiß gehen
nnd weder dem König raten noch sich selbst engagieren etwas zu tun, wodurch
>) S. unten Abschnitt IV.
372 HI- Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
ihre gloire and reputation einen Stoß erleiden könnte. M. soll daher mit
Pomponne über diese Sache ausführlich reden und ihn fragen, was der König
von Frankreich für Sentimente von dem Werk hätte, ob er dabei stille sitzen
und sich desselben nicht annehmen wollte, und ob es ihm nicht mißfallen würde,
wenn Kf. dem König von Danemark, als seinem Alliierten, zu solcher Blockade
Volkshülfe schickte und besonders, falls das Haus Lüneburg wider denselben
feindlich agieren sollte, ihm dann assistierte. Von dem Bescheid soll er anch
Meyercron, mit dem er auch sonst aus der Sache zu kommunizieren hat,
Mitteilung machen.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Fontainebleau
25. September/5. Oktober 1679.
[Äußerungen Pomponne's über die abzuschließende Allianz.]
5. Okt. Der dänische Gesandte hat ihm im Vertrauen Nachricht von dem
beabsichtigten Unternehmen seines Königs gegen Hamburg gegeben.
Was sonsten die alliance betrifft, da bezeuget [man] ein großes
Verlangen, diese Sache entweder zu endigen oder aufzuheben. Pomponne
sagte gestern, daß man dieses Werk für ein weit entfernetes Wesen, ja
halb und halb für eine chimerc hielte, denn der Keyser wäre gesund
und jünger als der König, so brächte auch die |teyserliche Crone viel
Verdruß und Vcrwirrunge, aber wenig oder keinen Vortheil, Franckreich
hätte nimmer darnach getrachtet als zue des Francisci primi Zeiten, nicht
eben wegen der Sache selbst, sondern nur um Carolum V,um davon zu
exeludiren. Indessen aber nehme der König in Franckreich als ein
Zeichen von sonderbarer Attention an, was Ohur-Brandenburg desfalls
bezeuget, und wollte und verlangte nicht allein dieserwegen sondern auch
anderer 1'rsaclien halber gern mit Chur- Brandenburg in nähere alliance
zu treten, auch zur (ontestirung .seiner estime jährlich ein Zeichen
seiner aflection zu erweisen. Ich glaube nicht, daß, wie ich schon
berichtet, man über die Summe von hunderttausend Gulden gehen wird,
wofern man noch so hoch gehet. Pomponne sagete gestern an M., daß
('hur- Brandenburg dieses keineswegs als subsidia annehmen, sondern
es also achten möchte, als wenn der König jährlich einen Diamant
praesentirete, gleichsam als eine arrham oder pignus von beständiger und
aufrichtiger Freundschaft. Im übrigen aber und wenn die Not erfordern
möchte zu armiren, alsdann würde der König sich so gegen Chur-
Brandenburg erweisen, wie man es verlangen könnte. —
Das Unternehmen gegen Hamburg. Gewalttätigkeiten im Clevischen. 373
Der Kurfürst an Meinders. D. Schönbeck
26. September/[6. Oktober] 1679.
[Beschwerde aber die Fortfährung der Kanonen und Munition aus Lippstadt und über
die fortdauernden Erpressungen im Clevischen.]
Er soll darüber Klage fähren, daß der Kommandant von Lippstadt vor der 6. Okt
Evakuation von dort alle Stücke, Proviant und Munition herausgeführt und teils
nach Soest gebracht, teils vor der Stadt nebst einigem Pulver ausgeworfen, und
daß man vorgegeben hat, solches sprengen zu wollen. Dieses ist nicht nur
wider den Xantenschen Vergleich und den Frieden, sondern geschieht zu einer
Zeit, da Kf. dem Könige seine Freundschaft und Attachement an dessen Interesse
durch ein so hohes, teueres und unzweifelhaftes Pfand versichert, wie es wohl
keiner der Alliierten jemals getan hat. Das franzosische Vorgeben, Kf. hätte
es in den schwedisch-pommerschen Plätzen ebenso gemacht, ist nicht richtig,
er hat von dort seit dem Friedensschluß nichts fortbringen lassen. Er soll darauf
dringen, daß das Fortgenommene wieder nach Lippstadt hereingeschafft oder
ersetzt werde und daß in Wesel alles, was vorhanden, verbleiben möge. Sollte
er schon von Paris abgereist sein, so hat er deshalb inständigst zurückzu-
schreiben.
P. S. Weitere Klagen sind aus dem Clevischen eingekommen, daß die
französischen Intendanten dort nach dem Frieden ihn ärger traktieren als vorher
und ihm so ein wüstes und ödes Land liefern werden. Er soll deshalb an
behörigem Orte nachdrückliche Vorstellungen machen und um Remedierung
ansuchen.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
7./ 17. Oktober 1679.
[Zufriedenheit des Königs mit dem Verhalten des Kf. in der Hamburger Angelegenheit.
Äußerung des polnischen Gesandten.]
Pomponne hat ihm gestern mitgeteilt, des Kf. Konduite in der Harn- 17. Okt.
barger Sache1) habe dem Könige sehr gefallen, man hoffe, daß derselbe weiter
so prozedieren und durch seine lnterposition alle besorgenden Weiterungen ver-
hüten werde. Die Celli sc he Konduite in dieser Angelegenheit wird hier nicht
approbiert, sondern für zu hitzig konsideriert. Rebenac ist mit Kreditiven
und Vollmacht an den König von Dänemark und die Stadt Hamburg ver-
sehen, man wünscht daß auch Kf. helfen möge, diese. Unruhe aequis conditio-
») S. oben S. 371.
374 HL Brandenburg; und Frankreich 1679—1684.
nibas in der Güte beizulegen, und findet dabei billig und raisonnabeJ, daß die
Stadt das homagium prästiere und dem Könige die ungehinderte Übung seiner
Gerechtsame lasse. Des Kf. Deklaration ist hier desto mehr a propos gekommen,
weil man von cellischer Seite und auch von anderen Orten her behauptete, Kf.
wollte sich sofort in diese Sache auf andere Weise mischen und dem Könige
von Dänemark einige Regimenter zu Hülfe schicken.
Der beim König von Frankreich sich befindende ambassadeur von
Polen1) hat sich zu verschiedenen Malen in vieler vornehmer Leute
Gegenwart vernehmen lassen, daß K. Brandenburg zwar' intendierte,
die Prinzessin von Radziwil') an einen von dessen Prinzen so ver-
heiraten, solches werde aber unmöglich seinen Fortgang gewinnen
können, weil K. Brandenburg bereits allzu mächtig und dazu das ins
indigenatus nicht hätte. —
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
24.3) Oktober 1679.
[Abschluß des Traktats, die von demselben zu erwartenden Vorteile,
die Subsidien. Das ihm gemachte Geschenk.]
25. Okt. Der andere Traktat4) ist nunmehr auch geschlossen und von ihm und
Pomponne unterschrieben worden, er sendet denselben mit.
Bei dem Tractat hab ich alles, was mir gnädigst anbefohlen, so
viel immer müglich und zu erhalten gewesen, observiret und hoffe ich,
es werden bei erfolgender Ratification ein und andere gute Effecten
darauf folgen, insonderheit wegen Evacuation der Stadt Wesel und der
Clefischen Lande. Diejenige conditiones, so Ew. Chf. D. wegen Ihres Churf.
Hausos Advantagen und sonsten mir gnädigst zu proponiren anbefohlen,
*) Der polnische Größschatzmeister Andreas Morstein.
a) S. oben S. 61) f. und 238; s. auch das Tagebuch v. Buchs, herausgegeben
von Hirsch, II, S. 174.
*) Verschrieben statt 25. Oktober.
*) S. den Allianzvertrag (d. Saint Gennain en Laye 25. Oktober 1679), abge-
druckt bei v. Mdrner S. 704 ff., Bulard S. 133 ff., Vast, Les grands traites de
Louis XIV, II, S. 126 ff. M. berichtet am 23. Oktober aus St. Germain, er habe sich
gestern hierher verfügt und den ganzen Nachmittag bis in die Nacht hinein mit
Pomponne konferiert, er hoffe, daß heute oder morgen alles zum Schluß kommen
werde; am 24., Pomponne sei anderweitig beschäftigt, er wisse daher noch nicht,
wie seine Negotiation ablaufen werde, dieselbe werde aus allerhand Ursachen immer
schwerer, namentlich auch deshalb, weil die Minister, besonders Louvois und
Pomponne, nicht einig wären.
Abschluß der Allianz. 375
hab ich schrift- und mündlich, jedoch mit gebührender Behutsamkeit
vorgestellet, man hat dieselbe auch garnicht abgeschlagen, dieweil aber
die Sache noch in sehr weiten terminis stehet, so ist man der Meinung
gewesen, man müßte sie etwas reifer werden lassen und, welches des
H. Pompone formalia waren, des Bären Haut nicht teilen, ehe er ge-
fangen, indessen aber könnten Ew. Chf. D. sich versichern, daß der König
auf allerlei Manier und bei allen Occasionen dero Hauses Bestes und
Aufnehmen zu befordern, dasjenige auch, was wegen Schlesien, Behmen,
Ungern etc. erinnert eveniente casu in gebührender Obacht zu halten
nicht unterlassen würde. Ich kann sonsten so eben nicht merken, daß
es ihnen umb die Sache sehr hoch zu tun sei, und stellet man sich
dabei noch zur Zeit nicht so an, als wenn man vertraute, daß einmal
etwas daraus werden sollte. Man recommandiret das secretum dabei
aufs höchste, imgleichen wollte man gern sehen, daß Ew. Chf. 1). mit
Chur Colin und Chur Beyern in was vertraulicher Correspondenz
treten möchten. —
Wegen der Subsidien ist für diesesmal ein mehres nicht zu erhalten
gewesen, ja ich hab noch Mühe gehabt es so hoch zu bringen, wiewoll
man dasjenige, was in § pen. versprochen, keine Subsidien nennen will,
weil die Summe so gering ist und, wie der Herr Pompone mir öfters
gesagt, es auch untertänigst zu referiren begehret, pas digne ny du
Roy ny de V. A. El. Ew. Chf. D. möchten es doch auch nicht anders deuten
noch annehmen, denn sollte etwas würckliches und nähers in dieser
Sache vorgehen, alsdann würden andere und zureichendere mesures ge-
nommen werden müssen, woran es auch solchen Falls nicht fehlen sollte,
für jetzo ließe man die Sache in terminis generalibus, Ew. Chf. D.
würden durch diesen Tractat zu fast weinig specialibus oder onerosis
für der Hand obligiret, mit der Zeit aber würde man sich mehr und
mehr nähern. Indessen möchten Ew. Chf. D. das jetzige oblatum des
Königs nur als einen Diamant consideriren, welchen Ihr M. Ew. Chf. D.
jährlich zu Bezeugung dero Freundschaft praesentiren ließe. —
Die Recommendationschreiben nacher Spanien und dem Haag
wegen der guten Officien in Beitreibung der nachständigen Subsidien
sollen, wie mir versprochen, sofort bei Auswechslung der Ratificationen
erfolgen, die anderen Briefe nacher Polen und an den key serlichen
Hof desgleichen. —
Bei meiner Depesche ward mir wegen Ihrer K. M. angedeutet, daß
Sie mich beschenken wollten, wie es bräuchlich, und freigestellet, ob ich
376 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
das Praesent an Geld oder einem Pourtrait oder Silber begehrte. Als
ich ihnen solches freigestellet, ward mir endlich ein Rillet auf dreitausend R.
an den thresor royal gesandt, welche ich auch empfangen. Für mich
ist dieses gnug und hab ich niemalen Staat darauf gemacht, sonsten ist
es das dritte Mal, daß mich der König beschenket hat, da Ew. Chf. D.
mich zu ihm gesandt, aber niemahlen so gering als jetzo, da ich doch
zwei Reisen in Franckreich tun müssen und zwei Tractaten unter-
schrieben. Ich hab meinen Pflichten gemäß erachtet, Ew. Ch. D. dieses
in untertänigstem Respect zu berichten. —
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
17./27. Oktober 1679.
[Seine Abschiedsaudienz. Die Kanonen in Wesel. Die Verträge zwischen Schweden
und Dänemark. Plemont und Ilgen.]
27. Okt. Er hat gestern zu St. Germain bei dem Könige Abschiedsaudienz gehabt
und nach abgelegten Kurialien demselben die Räumung von Wesel und Abführung
der Truppen aufs beweglichste rekommendiert. Der König erwiderte, er begehre
des Kf. Kanonen und Munition nicht, hätte aber zu Kf. das Vertrauen, derselbe
werde ihm seine Stücke, welche er dort in deposito gelassen und worüber
Generalleutnant Spaen einen Schein erteilt, nicht begehren, wegen Evakuation
von Wesel und Abführung der Truppen werde es. nachdem jetzt der Friede
zwischen den nordischen Kronen ratifiziert sei und Schweden seine Truppen
nach Pommern genugsam überschauen könnte, keine Diffikultät geben. Er hat
erwidert, daß es mit den Kanonen eine ganz andere Bewandnis habe, und sich
erboten, deswegen ein Memorial1) zu übergeben, er hat auch mit Louvois
!) Schon am 4. Oktober hatte M. in dieser Angelegenheit an Pomponne ge-
schrieben: V. Exe. verra par la copie du billet que M. le Marquis de Louvoy me
vient d'escrire, que Ton persiste tousjours » demamler au nom de Sa Majeste le
canon, que M. le Mareschal de Bellefonds en quittant Wesel y a laisse devant le
commenceinent de la derniere guerre. et que Ton pretend inesme (Paccrocher Tevacua-
tion de cette place ä la restitution de ce canon. 11 est iinpossible de s'imaginer a
quel point cette proposition surprendra et affligera S. A. K. aprez les asseurances
d'amitie et d'afiection, que Sa Majeste a eu la boiite de luy faire, car il est certain,
que ce canon a este ahandonn«' a S. A. avec la ville de Wesel sans aueune resenre,
et si Ton s'estoit inesme reserve quelque droit ä cet esgard, ce qui ne se trouve
Meinders' Verabschiedung. Die Kanonen in Wesel. 377
deswegen gesprochen und diesem ein solches Memorial eingereicht, er fürchtet
aber, daß er nichts aasrichten wird, da die von Spaen unterschriebene Liste
vorhanden ist und der Konig daraus einen point d'honneur macht. Wegen der
von scbwedischer Seite erregten oder zu befürchtenden Schikanen wegen der
Grenze hat Pomponne ihn versichert, daß Kf. desfalls außer aller Sorge sein
und sich auf des Königs Garantie verlassen könne. Man ist hier etwas sur-
preniert gewesen, zu vernehmen, daß die beiden nordischen Kronen in so ge-
schwinder Eile aus so bitteren Feinden so vertraute Freunde geworden sind und
in so kurzer Frist dreierlei Traktaten,1) über die Friedensexekution, die Heirat
und eine Defensivallianz geschlossen haben, man tut zwar öffentlich, als empfinde
man keine Jalousie darüber, jedoch ist genugsam zu verspüren, daß man nicht
wenig Nachdenken deswegen hat.
Er hofft, nächste Woche abzureisen. Der Agent Beck ist mit Flüssen und
sonst sehr inkommodiert, wird aber des Kf. Dienst, soweit ihm sein Alter und
Kraft zulassen, weiter beobachten. Dem v. Plemont3) hat er [M.] eine Interims-
instraktion*) zugestellt, derselbe ist ein sehr geschickter aufwärtiger Mann,
Tourmonts Schwager, daher die 333 Rtlr., welche ihm Kf. versprochen, sehr
wohl angewandt sein werden; er hat ihm solche auf ein Jahr gezahlt. Daneben
point, il seroit incontestablement expire par la guerre survenue dans l'annee sui-
vante. Tout le droit que Sa Majeste a acquis en suitte de cela sur Wesel se fonde
dans le traitte de Santen, dans lequel S. A. E. s'est reserve expressement le canon
et toute l'artillerie. Et si l'on vouloit soutenir, que ce traitte seroit expire par la
rupture survenue, il est constant et personne le scait mieux que V. E., que ce mesme
traitte a repris toutes ses forces par celuy, que j'eus l'honneur de signer avec Elle
le 29 du mois de juin passe. V. E. se souviendra sans doute, que quand je fis
alors quelques instances touchant le canon, Elle me repondit tousjours, que c'estoit
une affaire reglee par le traitte de Santen et que Sa Majeste n'y pretendroit jamais
rien. Am 30. Oktober sendet er ihm eine ausführlichere Darlegung der Sache und
bittet ihn, dahin zu wirken, daß eine günstige Entscheidung derselben erfolge. An
demselben Tage übersendet ihm Louvois ein Verzeichnis der an v. Spaen 1674
übergebenen Geschütze und Munition und fordert ihn auf, dafür zu sorgen, daß
v. Spaen Ordre erhalte, dieselben zurückzugeben, damit die Räumung von Wesel
dadurch nicht Verzögerung erleide.
!) S. den Friedensvertrag (d. Lund 26. September 1679) und den Allianzvertrag
(d. Lund 7. Oktober 1679) zwischen Dänemark und Schweden bei Dumont, VII,
S. 425 ff. und 431 f. Vgl. Carlsohn, IV, S. 732, und Recueil des instructions XIII
(Danemark), S. XXXVI ff.
*) Schon l./ll. August 1679 hatte M. dem Kf. berichtet, daß Pomponne's
premier commis Tourmont ihm vorgeschlagen habe, seinen Schwager Plemont,
einen sehr begüterten und geschickten Mann, mit der Besorgung der Angelegenheiten
des Kf. nach seiner Abreise zu betrauen, und Kf. hatte sich (d. Potstam 12./22. August
1679) damit einverstanden erklärt.
*) In dieser wird er beauftragt:
1. de solliciter l'affaire des canons de Wesel selon les memoires donnes et pour
es raisons alleguees,
378 III. Brandenbarg and Frankreich 1679—1684.
bleibt des Kf. Mindenscher Sekretarias II gen1) hier, welcher von allen hiesigen
Verrichtungen, die er [M.] bisher in Händen gehabt hat genau informiert ist
der auch die ministros und alle Leute gar wohl kennt und von jedermann gern
admittiert wird, von dessen Treue, Fleiß und Kapazität Kf. versichert sein kann.
M. rat an diesen, da Plemont kein Deutsch versteht künftig die Reskripte
ergehen zu lassen. Die Sollicitation der Subsidien hat er auch nebst II gen
dem Plemont aufgetragen, für den sein Schwager Tour mont eine schriftliehe
Kaution ausgestellt hat. Man hat ihm zu St. Germain Vertröstung wegen richtiger
Zahlung derselben gegeben, wegen der Termine aber keine Änderung machen
wollen. M. hofft, wegen des ersten Termins noch vor seiner Abreise völlige
Richtigkeit zu erlangen, wiewohl das meiste davon auf des Kf. verschiedene
Assignationen ausgezahlt sein wird.2)
Der Kurfürst an cTEspence. D. Potstam
9./ 19. Dezember 1679.
[Die Weselschen Kanonen. Wunsch engster Freundschaft mit Frankreich. Die
schwedischen Schikanen. Ilgen.]
19. Dez. Nachdem er Pommern und auch Stettin wirklich geräumt hat, hofft er.
daß auch ihm gegenüber der Friedensvertrag vollständig wird ausgeführt werden.
In betreff der Weselschen Kanonen kann er3) die Berechtigung der
französischen Forderungen nicht anerkennen, doch will er die Sache ganz der
Entscheidung des Königs anheimstellen.
2. de faire des instances pour le payement des subsides qui doivent estre payei
en conforinite du traite
a<> 1679 le 21 Octobre 37500
ao 1680 le 21 Janvier 37500
le 21 Avril 37500
le 21 Juillet 37500
le 21 Octobre 37500
ao 1681 le 21 Janvier 37500
le 21 Avril 37500
le 21 Juillet 37500 ecus,
3. l'affaire des contributions du pays de Cleves, en quoy M. le Baron Wilich
est pleinement informe, et les divers memoires et papiers, «pie je laisse icy, luy en
donneront connoissance,
4. l'evacuation de Wesel selon les memoires donnes.
J) Heinrich Rüdiger Ilgen, der M. als Sekretär nach Frankreich begleitet hatte.
S. über denselben Isaacsohn in AUgem. Deutsche Biographie, XIV, S. 16 ff.
2) Das Kekreditiv König Ludwig XIV. für Meinders ist St. Germain en Laye
29. Oktober 1679 ausgestellt.
*) S. das Schreiben des Kf. an Ludwig XIV. vom 3./13. November 1679
(Frk. u. Akt., II, S. 535). Esp. hatte er schon 25. Oktober/4. November beauftragt,
Aufträge an d'Espence. 379
En suite de quoy vous declarerez de raa part, que je suis prest
de donner aa Roy sur ce point tonte la satisfaction qu'il pourra desirer.
Si sadite Majeste me veut laisser ce canon, je Taccepterai comrae un
present de sa magnificence royalo et lui en aurai toutes des obligations
imaginables. Si non, vous luy pourrez eugager ma parole de le rendre,
esperant, que Sa. Majt<5 me le voudra au moius laisser iusques ä ce que
j'aye moyen de pourvoir cette place d'autre canon, ce que je feray au
plustost et sans aucun delay.
Er ist außerdem erbötig, sie zu bezahlen. d'Esp. erhält Vollmacht, darüber
eine Übereinkunft unter möglichst gunstigen Bedingungen zu schließen. Er soll,
um dieses zu erreichen, alle ihm bekannten Umstände vorstellen, vor allem die
schweren Geldzahlungen, zu denen bis jetzt die armen clevischen Untertanen
gegen alle Gerechtigkeit und den Inhalt zahlreicher Verträge genötigt werden.
Vous en parlerez pourtant avec douceur et moderation, afin qu'il ne
paroisse pas, comme si j'en voulois faire de grandes plaintes ou de
reproches, car mon intention n'est que de cultiver une parfaite amitie
et alliance avec la France et de m'accommoder a tout ce que le Roy
T. C. pourra desirer pour luy rendre les preuves les plus reelles de la
syncerite de nies iutentions. Faites tout ce qui vous est possible pour
en bien persuader le Roy et les ministres et asseurez les par toutes les
expressions les plus positives, que je ne manqueray jamais d'accomplir
toutes les advances que vous en scauriez faire mesme au dela de tout
ce que vous en direz.1)
Da die Schweden noch immer fortfahren in betreff des Sinnes seines mit
dem Könige abgeschlossenen Vertrages zu schikanieren und ihm den ganzen
Landstrich jenseits der Oder bis zur Mündung der Divenow streitig machen,
soll er das ihm dadurch zugefügte Unrecht vorstellen und erwirken, daß der
König seine entgegengesetzte, schon früher Meinders gegenüber ausgesprochene
Meinung Schweden zu erkennen gebe.
sich zu bemühen, daß ihm diese Geschütze gelassen würden, mit dem Bemerken:
L'affaire asseurement n'est pas de si grande consequence, raais eile m'est sensible a
cause que mes ennerais en triompheront, si Ton emmenoit ces petites pieces, und
3./13. November hatte er ihm geschrieben, sollte man seine Forderung nicht be-
willigen, so wollte er lieber den Preis dieser Geschütze bezahlen als sie herausgeben,
was ihm bei der ganzen Welt schimpflich sein würde.
!) Am 2./12. Dezember schreibt er an d'Espence: Vous scaurez aussi sans doute,
que les Estats envoyent icy le S'. Ameronguen. Comme mon iutention est d'observer
inviolablement Tetroite alliance et union qui est entre le Roy Tres-Chrestien et Moy,
vous dires, s'il vous plait, aux Ministres, que je leur feray donner part de tout ce
qu'il proposera et que je me montreray par tout un allie fidelle et sincere de
Sa Majeste.
380 HL Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Er kann sich in allen diesen Dingen des Sekretärs Ilgen1) bedienen, der
in dieselben vollständig eingeweiht ist. Er soll sich bemühen, dieselben möglichst
schnell zn Ende zu bringen, and dann zu ihm zurückkehren.
Declaration touchant le canon.2)
Lorsque les trouppes du Roy ont abandonne les places conqnises en Hollande
pendant l'annee 1672, tout le canon a este mene ä Graue, ou Mr. de Chamilly
demeura avec cinq ou six battaillons dinfanterie. II n'en fut pas use de mesme
des munitions et pieces d'artillerie qui estoient dans Wezel, Reez, Emmerick et
fort de Skin, parceque Mr. l'Electeur deBrandebourg estant regarde en ce temps
la comme prince amy de Sa Maj., Elle crüt, que ces munitions et cette artillerie
ne pouvoient estre mises en des mains plus seures qu'en celles des officiers dun
prince qui venoit de rentrer dans son alliance. Tous les magazins farent remis
au Sr. Spaen ou a ceux qui en farent chargez de sa part, lesqaels en donnerent
des recepissez en vertu desquels Sa Maj. seroit en estat de redemander1)
presentement a Mr. TEL de Brandebourg soixante neuf pieces de canon de
fönte et une quantite considerable de toutes sortes d' armes et de munitions,
mais comme Sa Maj. a connü par la derniere lettre4) de Mr. l'Electear de
Brandebourg, qu'en mesme temps qu'il reconnoissoit, que Sa Maj. est en droit
de redemander ces munitions et pieces d'artillerie, il se tiendroit fort oblige ä Sa
Maj., si Elle vouloit bien luy en laisser une partie, Elle a trouve bon de luy
laisser toutes les munitions et trente neuf pieces de canon de fönte et de luy
faire scavoir, qu'elle se contentera des trente plus grosses, que la garnison de
Wesel emmenera avec eile aussitost apres qu'elles auront este remises par les
') S. oben S. 378. Ilgen berichtet am 18. Dezember, daß er am 16. die
Ratifikation des Kf. über den neulich abgeschlossenen Traktat erhalten, und am
22. Dezember, daß am 20. die Auswechslung der beiderseitigen Ratifikationen zwischen
ihm und Colbert Croissy stattgefunden, und daß d'Espence sich erboten habe,
das französische Exemplar mitzunehmen. Kf. beauftragt (d. Cöln an der Spree
19./ 29. Dezember 1679) auch Ilgen, darauf zu dringen, daß französischerseits
Schweden angehalten werde, ihm das in dem Friedens vertrage abgetretene Stück
▼on Pommern in seinem vollen Umfange zu überlassen, und übersendet ihm zur
Mitteilung an Colbert die Schreiben, welche er auf den Rat Pomponne's an
K. Cöln und den Bischof von Strassburg wegen Wiederherstellung des früheren
guten Einvernehmens gerichtet habe (d. Potsdam 26. November / 6. Dezember 1679)
und die darauf erfolgte Antwort des ersteren (d. Cöln 23. Dezember 1679), welche
aber nicht so favorabel für Frankreich zu sein scheine, wie er vermutet hatte.
,J) Von d'Espence 11./21. Dezember 1G79 übersendet.
*) S. oben S. 376.
4) Das Schreiben des Kf. an Ludwiir XIV. vom 3./ 13. November 1679 (Uri.
und Akt. II, S. 535).
Die Weseler Kanonen. 381
ordres de Mr. TEL ä celuy qui y commande, je dis remises, parceque Mr. Spaen
en a fait descendre la plns grande partie en Hollande ou au fort de Skin
immediatement auparavant que de remettre Wesel au pouvoir de Sa Maj.1)
H. R. Ilgen an den Kurfürsten. D. Paris
19. Januar 1680.
[Audienz bei Colbert. Hitteilung der Beschwerden des Kaisers und der Haltung,
welche Kf. einzunehmen gedenke. Erklärung Louvois' wegen der Räumung Wesels.]
Graf d' Espe nee und er haben Mittwoch [16. Januar] bei Colbert eine 19. Jan
lange Audienz gehabt. Sie haben ihm erst Mitteilung von den Beschwerden
gemacht, welche der Kaiser3) in den Schreiben vom 6. und 22. Dezember an
Kf. über die franzosischen Prozeduren in Deutschland geführt hat, und ihm auf
seinen Wunsch eine Übersetzung jener Schreiben und der beigefugten gravamina
vorgelesen. Als Colbert ihn darauf fragte, was des Kf. Sentimente über diese
kaiserliche quereile wären, hat er ihm das beifolgende Memorial *) übergeben.
Colbert las dasselbe durch, erklärte dann, daß er durch diese Demarche und
Kommunikation von des Kf. Sincerität und Liebe zu dem franzosischen Interesse
ganz persuadiert wäre und dem König so davon referieren wollte, daß Kf. den
Effekt davon zu spüren haben sollte. Darauf haben sie ihm wegen der
Korrespondenz mit K. Cöln berichtet und endlich noch einige Erinnerung
wegen der Räumung des Clevischen getan. Er versprach, auch darüber mit dem
Konig gleich am folgenden Morgen zu sprechen und dabei alles zu tun, was
er vermöchte.
P. S. Sie haben sich gestern Mittag, als Louvois aus dem Rat zurück-
kam, in dessen Antichambre präsentiert und um soulagement für des Kf.
!) Die Dankschreiben, die Kf. darauf (d. Cologne sur la Spree 11./21. Decembre
1679) an Ludwig XIV., Louvois und Colbert richtet, s. ürk. u. Akt. II, S. 536ff.
An v. Spaen erteilt er 10./20. Januar 1680 den Befehl, die 30 Kanonen, wenn des-
wegen weitere Anmahnung französisch erseits erfolgen sollte, herauszugeben.
*) Dieselben betreffen die französischen Gewaltmaßregeln gegen die elsassischen
Reichsstädte. S. darüber unten Abschnitt V.
3) Darin berichtet er über jene Beschwerden des Kaisers und versichert, von
Kf. expressen Befehl erhalten zu haben (das betreffende Reskript fehlt in den Akten),
zu versichern, daß nichts in der Welt imstande sein werde, ihn von dem König von
Frankreich zu trennen. Er berichtet ferner über die Korrespondenz mit K. Cöln
(s. oben S. 380, Anm. 1) und zeigt an, daß Kf. bereit sei, solche auch mit anderen
Reichsfürsten anzuknüpfen, um die Bemühungen des Kaisers, diese zu Beschlüssen
zu bewegen, welche den französischen Interessen zuwider sein würden, su vereiteln.
S. Prutz, S. 83.
382 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Untertanen in Cleve und Räumung von Wesel gebeten. Louvois erwiderte,
erst müßten die dreißig metallenen Stücke, welche der König sich reserviert
hätte, restituiert werden, wenn dieses geschehen wäre, sollte sofort die Räumung
Wesels erfolgen. Sie haben davon sogleich nach Cleve Nachricht gegeben.1)
Der Kurf&rst an König Ludwig XIV. D. ä Cologne
ce 26. de Janvier 1680.2)
[Bitte um Räumung Wesels und des Clevischen.]
5. Febr. Depuis que j'ay I'honneur d'estre rentre dans l'amitie et Palliance
de V. M., la plus grande inquietude que j'ay eüe, a este de la conserver
soigneusement et de m'en rendre digne non seulement par Pexecution
ponctiielle de tout ce, a quoy le traitte m'oblige, mais de plus par un
zele et un attachement ä ses interete, qui va au delä de tout ce ä quoy
*) J. berichtet am 26. Januar, er und d'Espence seien am 21. wieder in
St. Germain gewesen, um die Sache wegen der pommerschen Grenzstreitigkeiten in
poussieren. Colbert hätte sich sehr gütig gezeigt und gesagt, er sei darüber jetzt
genügend instruiert, hätte deswegen an die französischen Gesandten in Schweden
geschrieben und wollte auch dem schwedischen Gesandten in Paris nachdrücklich
zureden. Auf ihre Erinnerungen wegen Bezahlung der Subsidien hätte er erklärt,
darauf bedacht sein zu wollen, dall der erste [Ende Oktober] verflossene Termin
baldmöglichst bezahlt werde. Er hätte auch des Streits über die mecklenburgischen
Quartiere (s. Pufendorf XVII, § 95, S. 1373: LTrk. u. Akt. III, S. 537ff.) gedacht
und erklärt, daß der König eine gütliche Beilegung desselben wünsche. Sie seien
auch wieder bei Louvois gewesen, dieser aber hätte wieder erklärt, daß die Räumung
des Clevischen nicht eher erfolgen würde, bis die rückständigen Kontributionen bezahlt
und die 30 Kanonen zurückgegeben wären.
2) Kf. sendet 16./26. Januar 1680 dieses Schreiben d'Espence zu mit dem
Befehl, es zu übergeben und seinen Inhalt zu empfehlen, besonders den Punkt wegen
der Satisfaktion, welche er für die dem Lande Cleve nach der Räumung Stettins auf-
gebürdeten Lasten zu fordern habe. Er schickt ihm auch eine Abschrift der Vor-
stellungen mit, welche er deswegen dem inzwischen an seinem Ilofe erschienenen
Grafen Rebenac am 17. Januar durch Mein der s hat machen lassen, sowie die
Forderungen, welche er (s. Urk. u. Akt. III, S. 562 f.) an Araerongen gestellt hat,
daraus werde sich ergeben, que bien loin de traitter avec luy quelque chose au
prejudice de S. M., nous sommes encore fort eloignes de raccomplissement du traitte
que nous avons fait il y a pres de deux ans, et que j'ai des pnttensions tres-bien
fondees sur lesquelles mal-aisement l'Estat me pourra satisfaire. Er könne dieselben
den Ministern mitteilen und bitten, daß der französische Gesandte im Haag, Graf
d'Avaux, Befehl erhalte, sie zu unterstützen.
Bitte um Räumung des Clevischen. 383
od se peut engager par des traittez. II y a presque deux mois que j'ay
remis la ville de Stettin entre les mains des Svedois, parce que V. M.
temoignoit de le desirer ainsi. Je me devois promettre en conformite du
traitte, que j'ay eu rhonneur de conclurre avec Elle, qu'incessamment
apres cette restitution celle de ma ville de Vesel ue seroit plus differee
et mon pauvre pays de Cleve delivre d'une charge, qui le met aux abois.
Mais je ne scay par quel malheur je me vois frusträ jusques icy d'une
esperance si juste et si legitime. Je ne m'en prends pas ä V. M., je
connais, qu' Elle observe religieusement la foy de ses traittes, et je suis
bien seur, que je ne seray pas le premier qui aura sujet de s'en plaindre.
Mais apres qu'on a donne toutes les declarations et satisfactions possibles
sur les deux points, qu'on a pretendu jusques icy, ä scavoir celuy du
canon et celuy du restant des contributions, il ne reste plus rien a mon
advis, si non que je jouisse aussi de mon coste de reffet du traitto et
des promesses de V. M. Mon pays de Cleve est en un etat ä faire pitie.
Le retardement des Svedois a reprendre la possession de leurs places
est cause qu'il a porte quattre mois plus qu'il ne devroit la charge qui
l'accable. Au moins j'espere, que V. M. ne voudra pas, que je souffre
plus par le logement de ses trouppes aprez que la ville de Stettin a
este evacuee et que j'ay satisfait entierement au traitte, et que par cette
generosite, qui luy est si naturelle, Elle me fera toucher quelque satis-
faction la dessus. Toute la terre void Fexactitude avec laquelle je me
comporte envers V. M. On en temoigne en divers endroits une Jalousie
asses grande, il y va de Tinterest de V. M. plus que du mien, que ses
ennemys n'ayent pas sujet de se rejouir de mon malheur, ny ä m'alleguer
pour exemple, d'avoir este mal-traitte apres m'etre donne tout a Elle.
Pour moy, je me repose sur sa justice et sur sa generosite et s'il plait
ä V. M. d'etre plus eclaircy de la sincerite de mes intentions pour son
Service, Elle n'a qu' a entendre la dessus mon Grand Ecuyer et Colonel
de mes gardes du corps le comte d'Epense, qui en est pleinement
informe. —
Der Kurfürst an Spanheim zu London.
D. Cöln 24. Januar/[2. Februar] 1680. (Conc. F. v. Jena.)
[Übertragung der Gesandtschaft in Paris.]
Nachdem er durch Fuchs Spanheims Resolution, allein in seinen Dienst 3. Febr.
zu treten und den K. -pfälzischen zu resignieren, vernommen, hat er beschlossen,
384 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
ihn en qualite seines Conseiller d'estat und Envoye extraordinaire an den
französischen Hof zu schicken, und zwar soll er auf eine geraume Zeit dort
verbleiben und seine affaires beobachten. Er soll mit einem solchen appointement1)
versehen werden, daß er davon, so wie es des Kf. Respekt erfordert, soll leben
können. Da Kf. wünscht, daß er sich je eher je lieber am französischen Hofe
einfinde, so soll er, nachdem er bei K.Pfalz resigniert und sich beim König von
Groß-ßritannien verabschiedet haben wird, sich sofort direkt von London nach
Paris begeben, wo er seine Instruktion und sonstigen Papiere in Händen des
Grafen d'Espense') vorfinden wird. Zunächst hat er vor diesem und dem
Geheimen Sekretär II gen den auch überschickten Eid abzulegen. Da Kf.
wünscht, daß Sp. auch eine Korrespondenz in England unterhalte, so soll er
die Anstalt machen, daß ihm bei allen Ordinairen aus London was daselbst
passiert überschrieben werde, welches er dann nebst seinen Relationen zugleich
zu überschicken hat. Er zweifelt nicht, Sp. werde das Vertrauen, welches er in
seine Person setzt, indem er ihn in der wichtigsten Negotiation, die er hat,
gebraucht, mit einer vollkommenen und unbefleckten Treue bis in seine Sterbe-
grube erkennen, auch er wird hinwiederum seine Dienste nicht unbelohnt lassen.3)
Instruction4), wornach sich unser Hofrath und Envoy£
extraordinaire der veste, unser lieber getreuer Ezechiel von
Spanheimb in Franckreich unterthftnigst zu achten.
D. Cöln an der Spree 7./17. Februar 1080. (Conc. Meinders.)
[Die den Ministem und dem Könige gegenüber abzugebenden Erklärungen. Weitere
Audienzen. Informierung durch d'Espence, Heck und Ilgen. Die vorlaufig zu
betreibenden Angelegenheiten.]
17. Febr. Er soll sich zuerst bei den Ministern, besonders bei dem jüngeren Colbert,
als Secretaire d'etat et ministre pour les affaires etrangeres angeben, dieselben
') Es werden ihm 600 Rtlr. Reisegeld und zu seiner Subsistenz monatlich
300 Rtlr. angewiesen.
3) Kf. sendet 16./ 26. Februar 1680 dem Grafen d'Espence und Ilgen die
Instruktion und die Kreditive für Spanheim nebst einer Ziffer zu mit dem Befehl,
ihm diese Papiere, nachdem er einen Eid, dessen Formular auch mitgeschickt wird,
abgelegt habe, einzuhändigen. Sie sollen ihn dann auch über den Stand der Affären
informieren, besonders über das, was Kf. noch wegen des Friedenstraktats zu präten-
dieren und zu erwarten habe.
*) Sp. erklärt sich (d. London 10./ 20. Februar 1680) dankend bereit, die ihm
angebotene Stellung anzunehmen.
4) S. Schefers Ausgabe von Spanheims Relation de la cour de France,
Introduction S. Vif.
Instruktion für Spanheim. 385
des Kf. Affektion versichern and ihnen dessen Angelegenheiten rekommendieren.
Dann hat er um Audienz beim König nachzusuchen und bei dieser demselben
des Kf. Begierde, mit ihm in aufrichtigem, beständigem Vernehmen zu leben
und bei allen Okkasionen davon wirkliche Proben zu geben, mit den aller-
höflichsten und zierlichsten Expressionen zu erkennen zu geben. Er soll
erklären, daß Kf., nachdem er alle in dem Frieden versprochenen Bedingungen
mit der höchsten Exactitude erfüllt, sich auch von dem König eines gleichen
versehe, daran erinnern, daß Kf. auf alle ersinnliche Mittel und Wege gesucht
habe, dem Könige von seiner Begierde, ihm zu dienep und was zu seiner
Glorie und Advantage gereichen möchte zu befördern, wirkliche Preuven und
Sicherheit zu geben, versichern, daß derselbe darin fortfahren werde und daß
er selbst, da er dieser Ursachen halber und zu Kultivierung der guten Intelligenz
and vertraulichen Freundschaft sich dort aufzuhalten beauftragt sei, jedesmal
bereit sein würde, des Königs Befehle . zu empfangen. Endlich hat er dem
König für die Sendung des Grafen de Rebenac Dank zu sagen.
Nach der Audienz beim Könige hat er auch eine solche bei der Königin,
dem Dauphin, Monsieur und Madame, und andern Prinzen und Prinzessinnen,
besonders bei dem Prinzen de Conde nachzusuchen und überall Komplimente
abzulegen.
Der Hauptzweck dieser Abschickung besteht darin, daß die neulich auf-
gerichteten Friedenstraktaten völlig exequiert und die dadurch restabilierte
Freundschaft unterhalten werde. Er hat daher seine Negotiation dahin zu
richten, von dieser seiner Intention dem König, den Ministern und wo es sonst
nötig sein wird behörige Versicherung zu geben, alles Widrige abzulehnen und
dagegen was zu seinem Besten gereichen kann aufs fleißigste zu befördern.
Kf. glaubt alles, was zur Exekution des Traktats gehört, erfüllt zu haben.
Sollte desfalls noch etwas auf die Bahn gebracht werden, so soll er es entweder
gebührend ablehnen oder darüber referieren. Graf d'Espence, der Resident
Beck und der Geheime Sekretär Ilgen haben Befehl, ihm alle Information und
Nachricht zu geben, in welchen terminis die Anairen bestehen, und in specie,
was er noch wegen des Traktats zu prätendieren hat, nämlich hauptsächlich
1. die Zahlung der in dem Traktat versprochenen Gelder, davon bereits zwei
Termine verstrichen, und 2. die Restitution und Evakuation von Wesel und der
anderen Clevischen Lande. Die darüber angefangene Negotiation hat er fort-
zusetzen.
Mit allen dort befindlichen fremden Gesandten hat er in guter Intelligenz
und Freundschaft zu leben, besonders aber mit denen vertrauliche Kommunikation
zu pflegen, die bei Hofe am angesehensten sind und mit deren Prinzipalen Kf.
in gutem Vernehmen steht.
Er hat mit allen Posten, welche zweimal über Hamburg gehen, von dem,
was seine Negotiation betrifft und was sonst passiert, ausführlich zu berichten.1)
!) Die Kreditive für Sp. an König Ludwig XIV., Golbert, Louvois und
Plemont sind Gologne 6./16. Fevrier 1680 ausgestellt
Mater, z. Gesch. <L 6. Kurfürsten. XIX. 25
386 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Der Kurfürst an Graf d'Espence und Ugen.
D. Cöln an der Spree 10./20. Februar 1680. (Conc. Meinders.)
[Befehl, anzufragen, wie weit sich die Geheimhaltung des Alliamtraktats erstrecken
solle, und dieselbe vorläufig auch Spanheim gegenüber zu wahren.]
20. Febr. In dem unlängst mit Frankreich abgeschlossenen geheimen Traktat ist ver-
abredet worden, daß dessen Inhalt in höchstem geheim gehalten werden solle.
Von seiner Seite ist dieses bisher observiert worden und soll auch künftig in
acht genommen werden. Da aber in diesem Traktat manches enthalten, was
nicht eine durchgehende Secretesse erfordert und auch nicht anders zur Aus-
führung gebracht werden kann, als daß man an einem oder andern Ort den
ministris davon Mitteilung mache und Instruktion gebe, so besonders das, was
am kaiserlichen und am polnischen Hofe zu verhandeln und zu verrichten ver-
glichen worden, so soll Ilgen darüber entweder mit Tourmont oder mit
Colbert selbst sprechen und anfragen, wie der König wünsche, daß man in
diesen Dingen prozediere, ob er schon seinen Gesandten am kaiserlichen nnd
am polnischen Hof, Vitry nnd Bethune, von den Sachen, die in ihre
Negotiation laufen, Nachricht gegeben oder es noch tun werde, nnd ob er
auch den bei ihm befindlichen Rebenac davon etwas wissen lassen wolle,
damit er sich danach richten könne. Kf. hätte bisher seinem Gesandten in
Polen,1) seinem Bedienten am kaiserlichen Hofe3) und Rebenac nichts davon
kommuniziert, auch in der Instruktion für seinen nach Paris destinierten
Gesandten Spanheim nicht das geringste davon gedacht, er würde demselben
auch nicht weiter davon part geben, als so viel der König oder dessen
Minister gut finden würden. Kr meinte sonst, demselben könnten die
contenta des Traktats, die Jägern dorfer, polnische und dergleichen Sachen
belangend, wohl mitgeteilt werden, ausgenommen die die Kaiserwahl betreffenden
Artikel, welche billig in suinmo secreto gehalten werden müßten. Er lebt indessen
der Zuversicht, daß der König das in dem Traktat und sonst ihm Versprochene
nunmehr ohne fernere Verzögerung werkstellig machen lassen wird. Worin
dieses alles besteht, ist Ugen sowohl aus dem Traktat selbst, als auch aus dem
ihm von Meinders hinterlassenen Memorial bekannt.
P. S. Mit Spanheim sollen sie zwar wegen derjenigen Dinge, welche in
seiner Instruktion enthalten, ausführlich reden, dasjenige aber, was in dem
geheimen Traktat enthalten, haben sie noch zurzeit und ohne ferneren Spezial-
befehl weder ihm noch sonst jemand zu kommunizieren.
') v. Ho v erb eck.
*) Persius.
Geheimhaitang der Allianz. 387
Dgen an den Kurfürsten. D. Paris 22. März 1680.
[Unterredung mit Croissy über die Geheimhaltung der Allianz und über die Wünsche
des Kurfürsten.]
Er hat Dienstag im Beisein d'Espence's Croissy den Inhalt des kurfürstl. 22. Mäi
Reskripts vom 10./ 20. Februar in betreff der geheimen Allianz mitgeteilt
Cr. erwiderte, was die dem v. Spanheim von dem Traktat etwa nötige
Kommunikation anbeträfe, so würde es wohl darauf ankommen, inwieweit Kf.
sich deswegen dem v. Sp. anvertrauen könnte, weil derselbe hiebevor einige
andere Engagements gehabt, weil aber Kf. die Gedanken des Königs darüber zu
wissen begehrte, so wollte er mit dem König darüber reden, er hat auf seinen
Wunsch die desideria und Gedanken des Kf. schriftlich aufgezeichnet und ihm
zugestellt. Gestern sind sie wieder in St. Germain gewesen, Croissy aber
sagte, er hätte die Sache dem König noch nicht vortragen können. Wegen des
Memorials, welches Meinders ihm hier gelassen, hat er auch mit Cr. gesprochen
und ihm dasselbe von Artikul zu Artikul vorgehalten. Cr. versicherte, der
König wäre ganz bereit und willig, alles, was in dem Traktat enthalten, voll-
kommen zu erfüllen. Daß dieses bisher besonders in der polnischen und Jägern-
dorfer Angelegenheit noch nicht geschehen sei, daran sei die Veränderung bei
dem Sekretariat für die auswärtigen Angelegenheiten schuld. Er fürchtete
sonst, daß die officia des Königs wegen der Jägerndorfer Sache dem Kf. am
kaiserlichen Hofe wenig zustatten kommen, ja ihm vielleicht mehr Schaden als
Vorteil schaffen möchten. Doch würde der König auch desfalls alles gern tun,
was Kf. wünschen werde. Er kontestierte auch sonst weitläufig, was der König
für sonderbare und ungemeine Konsideration für Kf. hätte, und daß Kf. sich
alles dessen, was er selbst und sein Bruder zu seinen Diensten zu kontribuieren
vermöchten, festiglich versichert halten könnte.
Der Kurfürst an Graf cPEspence.
D. Potstam 6./ 16. April 1680. (Conc. F. v. Jena.)
[Geheimhaltung der Allianz vor Spanheim. Die Jägerndorfer Angelegenheit.]
Aus seiner Relation vom 25. März1) hat er ersehen, was der Marquis 16. Apr
von Croissy sowohl wegen Spanheims als auch der Jägerndorfer Sache
geäußert hat. Er soll ihm dafür danken und mitteilen, daß Kf. seinem Rate
folgen werde, er wollte Spanheim von dem bewußten Punkt, auch von dem
l) Nicht bei den Akten.
388 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
foedere nichts mitteilen, sondern ihn über die Punkte, welche ihm aufgegeben
würden, wenn sie auch ad foedus gehörten, so instruieren, als wenn von den-
selben sonst und extra foedus geredet worden. In dem Hauptpunkte und was
sonst zu sekretieren wollte er sich des Grafen Rebenac1) Person gebrauchen,
er werde sich auch nach Spanheims Konduite regulieren, ob er ihn dort
lassen oder anderwärts employieren sollte. Wegen der Jägerndorfer Sache ließe
er sich seine Sentimente auch wohl gefallen, er wollte den Konig jetzt darin
nicht bemühen, wenn aber die rechte Zeit sein würde, hätte er das Vertrauen,
daß der Konig ihm nicht aus Händen gehen würde.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
10. Mai 1680.
[Seine Besuche bei den Ministern und den fremden Gesandten. Äußerungen Croissy's.]
10. Mai Er hat3) am 7. in St. Germain den Ministern, zuerst Colbert dem älteren
und Louvois and dann Colbert -Croissy, seine Aufwartung gemacht Sie
haben ihn sehr freundlich und ehrenvoll aufgenommen. Dem letzteren gegen-
über hat er schon die Zahlung der Subsidien vorgebracht. Er erwiderte, der
Friede hätte die Lasten der Finanzen des Königs vermehrt statt vermindert,
man werde aber nicht verfehlen, in betreff der Bezahlung der Subsidien an Kf.
die nötige Ordnung herzustellen. Er hat dort auch den Prinzen von Conde
aufgesucht, der ihn auch sehr freundlich empfangen hat Den Herzog und die
Herzogin von Orleans hat er noch nicht besuchen können, doch war er vor-
gestern in St. Cloud, um dem dort von ihnen gegebenen Feste zuzuschauen,
dort erkannte ihn die Herzogin3) aus der Menge heraus, gab ihm ein Zeichen,
1) Auch dieser hatte anfangs von der geheimen Allianz keine Kenntnis gehabt,
erst 30. Januar 1680 hatte ihm Ludwig XIV. einen Auszug aus dem Allianztraktat
zugeschickt. S. Bulard S. 5)4.
2) Sp. war am 22. April 1680 in Paris angekommen, hatte, wie er am 27. dem
Kf. berichtet, in die Hände d'Espence's und Ilgens den vorgeschriebenen Eid
geleistet und von ihnen seine Instruktion und seine Kreditive empfangen. Am 23.
hatte er sich zusammen mit d'Espence nach St Germain, wo sich damals der Hof
aufhielt, begeben und hatte dort dem neueu Minister der auswärtigen Angelegenheiten,
dem Marquis de Colbert Croissy, seine Aufwartung gemacht. Ober die Audienz,
die er am 5. Mai beim Könige und unmittelbar darauf bei dem Dauphin, der
Königin und der Dauphine hatte, s. seinen Bericht vom 6. Mai in Schefers
Einleitung zu seiner Ausgabe von Span hei ms Relation de la cour de France S. VHff.
3) Elisabeth Charlotte, Tochter des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz.
Spanheims Ankunft in Paris und erste Besuche. 389
sich ihr zu nähern, sagte ihm, daß sie sich seiner wohl erinnere,1) und gab nachher
dem König auf dessen Fragen Auskunft über ihn.3)
Er bat den hiesigen fremden Gesandten seine Ankunft angezeigt. Da der
polnische Gesandte Morstein mit ihm in demselben Hotel wohnt, so ist er
mit ihm zusammengekommen und von ihm sehr freundlich bebandelt worden.
Colbert Croissy hat ihn beauftragt, zu berichten, daß der König mit
dem Verhalten des Gesandten des Kf. in Regensburg, v. Jena, sehr zufrieden sei.
E. Spanheini an den Kurfürsten. D. Paris
14./24. Mai 1680.
[Abreise d'Espence's. Gerüchte über einen neuen Vertrag des Kf. mit Frankreich.
Die französischen Obergriffe. Beschwerden der Reformierten.]
Er gedenkt dem Hof nach Fontainebleau zu folgen und dort dringende 24. Mai
Vorstellung wegen Zahlung der Subsidien zu machen, von denen noch zwei
Termine [21. Januar und 21. April dieses Jahres] rückständig sind. Graf
d'Espence ist am 12./22. abgereist, um nach kurzem Aufenthalt in Espence
zu Kf. zurückzukehren. Er wird von dem Verdacht berichten, welchen die
holländischen Gesandten und andere bezeigen, daß in Berlin ein neuer Vertrag
zwischen Frankreich und Kf. geschlossen sei. Auch ihn hat der englische
Gesandte Savel deswegen zu sondieren gesucht, er hat aber nur im allgemeinen
geantwortet, bei der Lage der europäischen Angelegenheiten wünsche Kf. ein
gutes Einvernehmen mit Frankreich, von neuen Verträgen aber wisse er nichts.
Ähnlich hat er auch dem dänischen Gesandten Heugh geantwortet and ihm
angedeutet, was man von einem Vertrage mit Dänemark sage. H. erwiderte
aber, daran wäre nichts, französischerseits wäre allerdings der Wunsch einer
Allianz mit Dänemark ausgesprochen, und darauf sei er wider seinen Willen
hierher geschickt worden, bisher aber warte man beiderseits Anträge vonseiten
des anderen Teiles ab. Derselbe sagte auch, die neue Forderung Frankreichs,
Spanien sollte dem Titel Herzog von Burgund entsagen, und dessen neue
Prätensionen im Reiche2) gäben viel zu denken und könnten wichtige Folgen
haben. Auch die spanischen und holländischen Gesandten sind dadurch sehr
1) Sp. war 1654 in den Dienst des Kurfürsten von der Pfalz getreten und hatte
in den ersten Jahren die Erziehung des Kurprinzen Karl geleitet S. oben S. 33£.
2) Ober seine Visite bei dem Herzog und der Herzogin von Orleans am 14. Mai
s. seinen Bericht vom 17. Mai bei Sehe f er a. a. 0. S. Xf.
*) S. über die damals begonnenen Reunionen Ranke, Französische Geschichte,
III, S. 459 ff.; Erdmannsdorffer, Deutsche Geschichte, I, S. 653 ff; Kaufmann,
Die Reunionskamraer von Metz (Jahrbuch der Gesellschaft für lothringische Geschichte
und Altertumskunde XI, 1899), S. lff.
390 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
beunruhigt worden und haben auch die Gesandten von England und Danemark
ersucht, sich gemeinsam mit ihnen zu bemühen, daß diese Forderung aufgegeben
werde, doch haben dieselben es vorläufig abgelehnt. Auch daß dem kaiserlichen
Gesandten, Grafen Mansfeld,1) eine Quarantäne auferlegt worden ist, hat
Verdacht erregt. Man glaubt,3) daß auf der bevorstehenden Zusammenkunft des
Klerus in St. Germain auch neue Maßregeln gegen die Jansenisten und gegen
die Reformierten werden beschlossen werden. Die letzteren haben sieh schon
durch ihren Depute general, den jüngeren Ruvigny, an den Hof mit Beschwerden
gewendet, namentlich wegen des Verbotes reformierter Hebeammen.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln 15./25. Mai 1680.
(Conc. Meinders.)
[Anzeige von der beabsichtigten Expedition gegen Spanien. Bitte um französische
Unterstützung.]
25. Mai Der König von Spanien ist ihm über achtzehnmal hunderttausend Rtlr.
schuldig, er hat vergeblich dort durch Rouck') die Bezahlung sollizitieren
lassen und ist jetzt entschlossen,4) einige Fregatten equipieren und damit alle
spanischen Schiffe und Güter, welche in See anzutreffen sind, per modum
repressaliaruin wegnehmen und aufbringen zu lassen, sonst aber keine Hos tili täten
gegen Spanien, weder in Gelderland noch sonst zu verüben. Sp. soll dieses
sein Vorhaben dem Marquis de Croissy im Vertrauen eröffnen und bei demselben
Ansuchung tun, daß der König erkläre, falls Spanien ihn deshalb mit Krieg
angreifen sollte, ihm beitreten und ihm Hilfe widerfahren lassen zu wollen.
Sollte Croissy gut finden, daß er deswegen bei dem König selbst Audienz
suche, so soll er es tun und auch Louvov die Sache rekommendieren.
') S. ürk. u. Akt. XIV,2, S. 944.
,J) Vgl. Douen, La revocation de l'edit de Nantes a Paris 1, S. 331 ff.
3) Der Kammerjunker Melchior v. Ruck, den Kf. behufs Beitreibung der
rückständigen Subsidien schon im Sommer 1676 nach den Niederlanden und dann
nach Spanien geschickt hatte und der bis zum April 1680 dort geblieben ist
S. Pufendorf XVIII, § 10 (S. 1386).
*) S. über diesen Kaperkrieg des Kf. gegen Spanien Peter, Die Anfange der
brandenburgischen Marine (Programm des Sophien- Gymnasiums in Berlin 1877),
S. 14 ff.; Schuck, Brandenburg -Preußens Kolonial-Politik unter dem Großen Kur-
fürsten und seinen Nachfolgern (Leipzig 1889) I, S. 112 ff.
Expedition des Kf. gegen Spanien. Die Reunionen. 391
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cfiln 18./28. Mai 1680.
(Cone. Meinders.)
[Die Beschwerden von K.Pfalz.]
Aus der Abschrift ersieht er, welche heftige Klagen der Kurfürst von der 28. Mai
Pfalz1) wider die französischen Bedienten im Elsaß fährt. Er hat schon hier
dem Grafen Rebenaczu erkennen geben lassen, daß er für seinen Mitkurfärsten
eine Interzession einlegen müsse, es vermehrte sich ohnedem gar sehr im Reiche
das Gerächt von den geschwinden Prozeduren der Ensisheimiscben oder Brei-
sachschen Kammer, dadurch wurden die Gemüter sehr verstellt und die Affektion
von dem Konige abgewandt, welche er lieber vermehrt sehen mochte. Sp. kann
dergleichen Erwähnungen auch bei Gelegenheit dem Marquis de Croissy tun,
doch mit solcher Behutsamkeit und Restriktion, daß man nicht wieder dort auf
den Gedanken komme,2) er täte es aus einiger dependance von K.Pfalz.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Fontainebleau
30. Mai 1680.
[Bemühungen wegen Zahlung der Subsidien. Rücksichtsloses Verfahren Frankreichs
mit den Reunionen.]
Er hat sich am 28. Mai hierher begeben und zuerst Colbert-Croissy 30. Mai
seine Aufwartung gemacht. Derselbe versicherte ihn, daß der Konig mit dem
ganzen Verhalten des Kf. sehr zufrieden wäre. Er hat dieses benutzt, um von der
Bezahlung der Subsidien zu sprechen und die Hoffnung auszudrucken, daß diese
regelmäßig entrichtet werden würden. Auf dessen Frage, ob der zweite Termin
noch nicht berichtigt wäre, erwiderte er, Fromont hätte erst vor wenigen Tagen
eine Anweisung auf den ersten Termin vom 21. Januar erhalten, worauf
Croissy versprach, Kf. solle deswegen alle gebührende Satisfaktion erhalten.
') Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz hatte in einem Schreiben vom
20. April 1680 bei Kf. sich über die von den französischen Beamten gegen ihn ver-
übten Gewalttätigkeiten beklagt und ihn gebeten, sich seiner anzunehmen. S. Häusser,
Geschichte der rheinischen Pfalz, II, S. 638 ff. und unten Abschnitt V.
*) Am französischen Hofe hatte man anfangs Einwendungen gegen die Ver-
wendung Spanheims als brandenburgischer Gesandter daselbst wegen seiner nahen
Beziehungen zu dem K. pfalzischen Hofe erhoben. S. seine Relation de la cour de
France (ed. Bourgeois), S. 37 2 ff., und oben S. 335.
392 in. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
On continue1) d'ailleurs ä parier en cette cour de la souverainete
de PAlsace et dependances des trois Evesches Thoul, Metz et Verdiin,
comme d'une aflaire resolae et 8ur laquelle on ne pretend admettre
aucune interposition, mais de renvoyer les interesses, comme Electeur
Palatin, Evesque de Spier ou autres, ä la Chambre de Brisac, pour en
juger quant au domaine. C'est la reponse qu'on continue de donner
aux Ministres des Princes susdits. Pour la ville de Strassbourg il y a
toujours de grands prejuges que l'on ne pretend pas l'epargner. —
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
2./ 12. Juli 1680.
[Äußerungen Croissy's in betreff der Subsidienzahlung, des Verfahrens gegen K. Pfali
und des Unternehmens des Kf. gegen Spanien.]
12. Juli Am 28. Juni hat er sich wieder zu Croissy begeben, um von ihm die
Erklärung des Königs in betreff der Garantie für den Fall, daß Spanien gegen
Kf. Feindseligkeiten verüben sollte, zu erfahren. Derselbe begann mit den
anderen Punkten, die er ihm vorgetragen, zuerst mit den Sabsidien, und teilte
ihm mit, der König habe angeordnet, daß der Termin des 23. April sofort bezahlt
werden solle. Dann kam er auf die Angelegenheit von K.Pfalz, sagte, der
König hätte sich über diesen sehr zu beklagen wegen seiner Klagen, die er
überall vorbringe, und wiederholte, was er ihm schon früher gesagt hatte, daß
der König sein Recht nicht aufgeben und nicht davon abstehen könnte, sich
in den Besitz dessen zu setzen, was ihm gehörte. Da er die Garantie nicht
berührte, so hat er ihn daran, und daß gerade dieses der Gegenstand der ihm
für diesen Tag bestimmten Audienz sein sollte, erinnert. Cr. bezeigte sich
dadurch überrascht, gestand, er habe vergessen, darüber mit dem König zu
sprechen, versprach aber, es Sonntag zu tun und ihn dann die Resolution des
Königs wissen zu lassen, und fügte hinzu, es wäre schon früher2) von dieser
Sache, wie er glaube von d' Espen ce, gesprochen worden, der König hätte damals
bezeugt, daß er nicht unzufrieden sein würde, wenn Kf. Erwerbungen gegen
Spanien in Geldern oder Jülich machte. Er hat erwidert, er wüßte nicht, was
vorher darüber gesprochen sei, die gegenwärtige Proposition sei eine ganz ver-
schiedene, Kf. gedenke nicht Einfälle in die Staaten des Königs von Spanien
zu machen, sondern wünsche nur, gegen solche von dort her gesichert zu werden.
Seitdem ist er durch Krankheit verhindert gewesen, sich wieder an den
Hof zu begeben, er hat aber an den Kommis Croissy's, Mignon, geschrieben.
l) S. Kaufmann, Die Reunionskammer von Metz (a. a. 0.) S. D3.
■0 S. oben S. 342, 351, 364.
Die Expeditionen gegen Spanien und nach Afrika. 393
Dessen Antwort bezieht sich auf das, was Croissy wegen dieser Angelegenheit
anRebentc geschrieben, Kf. wird also durch diesen schon genauer informiert sein.
Pour les affaires de PEmpire et de TAlsace il n'y a pas lieu
d'esperer, que Ton relasche rien du coste de de?a des mesures et
resolutions prises en cette affaire. —
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam 13./[23.] Juli 1680.
(Conc. F. Meinders.)
[Die Expeditionen gegen Spanien und nach Afrika.]
Er teilt ihm ganz im geheimen mit, daß er1) ein Esqnadre von sechs Kriegs- 23. Juli
schiffen nnd einem Brander in See schickt, um von Spanien die restierenden
Subsidien vermittelst der Exekution beizutreiben. Er soll dieses dem Marquis
de Croissy anzeigen und ihn ersuchen, dem König für die gütige bereits in
dieser Sache gegebene Erklärung seinen Dank abzustatten und zu bitten, da
besagtes Esquadre eine Zeitlang auf den spanischen und flämischen Kosten
kreuzen soll, und es leicht geschehen könnte, daß die Schiffe in einen
französischen Hafen, namentlich Rochelle, entweder Sturmes oder Sicherheit
halber oder um Erfrischungen zu holen, einlaufen mußten, der König möchte
die Ordre stellen, daß ihnen dieses vergönnt und sie als Freunde traktiert
würden. Für Wahrung des Geheimnisses hat er gebührend Sorge zu tragen.
Von der ihm erteilten Resolution hat er auch an Joan Raule nach Rochelle
Nachricht zu geben.
P. S. Er ist auch entschlossen,2) zwei Schiffe, Kapitän Joris Barthelssen,
führend das Schiff „Das Wappen von Chur-Brandenburg", und Kapitän Laurentz
Dircksen1), führend das Schiff „Morian", nach der Küste von Guinea und Angola
zu schicken, um daselbst einigen Handel und Gewerbe zu niemandes Schaden
zu treiben. Er wünscht für jedes dieser Schiffe einen französischen Seepaß zu
erhalten. Sp. soll darum Croissy und dessen Bruder Colbert ersuchen und
dabei anzeigen, Kf. verpflichte sich, daß der Handel dieser Schiffe dem König
von Frankreich weder direkt noch indirekt zu irgend welchem Präjudiz oder
Nachteil gereichen solle.4)
>) S. oben S. 390.
2) S. Schuck a. a. 0.1, S. 142ff.
*) Kf. zeigt ihm 7./17. August an, daß er, da Kapitän Dircksen gestorben sei,
Philipp Pietersen Blonq zum Befehlshaber des Morian ernannt habe.
4) Kf. beauftragt Sp. (d. Coln 2./12. August 1680), Croissy vorzustellen: 1. die
Kommandanten der in der Westsee befindlichen französischen Orlogschiffe möchten
Befehl erhalten, seinen Schiffen alle Faveur, im Notfall auch Schutz und Assistenz
394 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
6. September /27. August 1680.
[Günstiger Bescheid in betreff der Schiffe des Kf. Das Schreiben des Reichstages
an den König. Seine Mahnungen wegen Zahlung der Subsidien.]
6. Sept. Er ist am 3. September in Versailles gewesen und hat sich gegen den
Marquis de Croissy der ihm in den Reskripten vom 13. Juli and 2. and
7. August erteilten Auftrage entledigt. In betreff der gegen Spanien aus-
zusendenden Schiffe erwiderte derselbe, daß der König anf die Nachricht davon,
welche von Rebe na c schon vor der Rückkehr des Hofes hierher eingelaufen
sei, die gewünschten Befehle nach den Häfen und an die Befehlhaber seiner
Schiffe habe ergehen lassen mit den zur Wahrung des Geheimnisses notigen
Vorsichtsmaßregeln. In betreff Indiens, bemerkte der Marquis, sei die Sache
anders, dort suche jeder für seinen eigenen Handel Vorteile. Er hat ihn aber
darauf aufmerksam gemacht, daß diese Schiffe nicht Handel treiben, sondern
nur Repressalien ausüben sollten, und hat bei dieser Gelegenheit auch ihn aber
die Sendung der beiden anderen Schiffe nach Afrika informiert and am Pisse
für die Kapitäne derselben gebeten. Der Marquis übernahm es, beide Angelegen-
heiten dem Könige vorzutragen. Derselbe kam dann auf den Brief des Regens-
burger Reichstages1) an den König zu sprechen, bezeigte sich darüber sehr
erstaunt und beschuldigte die kaiserlichen Gesandten, die Reichstagsgesandten
darüber nicht genügend informiert zu haben. Er hat darauf nur geantwortet, daß
er darüber keine besondere Information weder vom Hofe des Kf. noch von
Regensburg erhalten hätte. Zum Schluß hat er ihm eindringlich die Zahlung
des am 21. Juli fälligen Termins der Subsidien empfohlen. Cr. nahm auch diese
Sache ad notam, bemerkte aber beiläufig, dem Könige sei jetzt das Geld etwas
knapp. Er hat darauf erwidert, die Summe sei klein und die Zahlung so
gerecht, daß er nicht daran zweifle, die Sache werde durch seine guten Dienste
prompt erledigt werden.
Graf Mansfeld3) ist am 2. September hier angekommen, hält sich aber
noch inkognito.
und eine sichere Retraite zu gönnen, 2. da er seinem Kommandanten Befehl erteilt
habe, falls er an der flandrischen Küste oder in der spanischen See keine spanischen
Schiffe bekommen konnte, nach Westindien zu segeln und dort sein Heil zu versuchen,
mochte der König seinen dortigen Gouverneuren und Befehlshabern anbefehlen,
diesen Schiffen in den indianischen Häfen alle Faveur zu erweisen. Er habe darüber
bereits mit Rebenac reden lassen und dieser habe versprochen, es auf das beste
zu rekommendieren.
i) Das Schreiben vom 27. Juli 1680 (Londorp, XI, S. 80f., Pachner
v. Eggestorff, Vollständige Sammlung aller Reichsschlüsse, II, S. 268f.). S. unten
Abschnitt V.
*) Graf Heinrich Mansfeld, kaiserlicher Gesandter. S. Urk. u. Akt XIV, 2,
S. 944 und unten Abschnitt V.
Die Seeexpeditionen des Kf. Vorgänge auf dem Reichstage. 395
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
3./13. September 1680.
[Mitteilungen Croissy's wegen der Subsidienzahlung und der Schiffe des Kf.]
Er hat sich am 10. wieder nach Versailles begeben und dort Croissy 13. Sept
gesprochen. Derselbe teilte ihm zunächst in betreff der Snbsidien mit, daß die
Zahlung des am 21. Juli fälligen Termin es beschlossen und Colbert Ordre
deswegen erteilt sei. Er machte sogar Entschuldigungen wegen der Verzögerung.
Dann zeigte er ihm an, daß der König die gewünschten Ordres an alle Befehls-
haber seiner Schiffe wegen des den von Kf. ausgeschickten Schiffen zu leistenden
Beistandes erteilt hätte und daß auch nach den Häfen in Europa, namentlich
nach la Rochelle, ähnliche Ordres ergehen würden. Nach Amerika sei das
nicht so leicht möglich, dort lebte und handelte jeder nur für sich und gestattete
anderen keinen Zutritt zu seinen Häfen., auch nicht solchen, mit denen man
in Europa in enger Freundschaft stehe. Es wäre zu fürchten, daß andere
Freunde und Bundesgenossen Frankreichs sonst ebensolche Vergünstigungen, die
man dem Kf. bewilligt hätte, beanspruchen wurden, und ebenso stehe es mit
dem Handel in Afrika, wo noch dazu zwischen Frankreich und Holland ein
Grenzstreit schwebe. Daher würden der König und seine Minister dem Kf. sehr
dankbar sein, wenn er, dem man sonst nichts zu verweigern wünschte, deswegen
nicht weiter sie drängte. Er hat ihm darauf für seine Bemühungen gedankt
und in betreff des letzten Punktes bemerkt, die Ordre der Schiffe, nach West-
indien zu gehen, sei nur konditional, und nur zu dem einen angegebenen
Zwecke, mit den nach Afrika bestimmten sei es allerdings anders, aber auch
bei ihnen sei ausdrücklich vorbehalten, daß niemand und am wenigsten die
dortigen Contoirs des Königs von ihnen Schaden erleiden sollten. Cr. erwiderte,
man wollte alles, was möglich sei, für Kf. tun, auch in diesem Falle sollten
dessen Schiffe vor anderen begünstigt werden, aber er hoffe, Kf. werde damit
zufrieden sein und deswegen keine positiveren Ordres oder Pässe verlangen.
Er fügte noch hinzu, tags zuvor hätte sich der König auf das günstigste über
Kf. ausgesprochen. Auch ihm, Croissy, selbst muß er das Zeugnis geben, daß
er allen möglichen Eifer für Kf. und dessen Interessen bezeugt.
F. v. Jena und F. Meinders1) an den Kurfürsten. D. Berlin
4./[14.] September 1680.
[Konferenz mit Rebenac. Dessen Proposition. Beantragung eines engeren Bündnisses,
Erklärung in betreff der Seeexpedition des Kf.]
Sie haben gestern mit Rebenac weitläufig konferiert und ihn zunächst 14. Sept.
gebeten, das, was er jüngsthin dem Kf. proponiert, zu wiederholen. Das hat
*) Kf. hatte (d. Oranienburg 27. August/6. September 1680) Jenaund Meinders
angewiesen, da nach Spanheims Bericht „das Werk wegen seiner Schiffe und was
396 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
er getan und, nachdem er darauf hingewiesen, daß man kaiserlich erseits allerhand
Liguen und Allianzen gegen Frankreich zu negoziieren suche, zu solchem Zweck
zu Regensburg und anderswo die gerechten actiones seines Königs auf das
ärgste traduciere und das Römische Reich gegen ihn aufs neue in 'Waffen zi
bringen suche, der König dagegen den Frieden zu erhalten wünsche, Kf. die
gleiche Intention führe und im Römischen Reiche zu allen Rat- and Anschlagen
das größte Gewicht geben könne, erklärt, sein König hielte zu Verhütung neuer
Unruhen nichts für ersprießlicher und nötiger, als daß Kf. sich mit ihm za
Erreichung dieses Zweckes etwas näher zusammensetze. Das Fundament dazu
würde der Westfälische Friede und das bereits zwischen ihnen beiden gemachte
Bündnis sein können. Der König verlange ratione specialium des Kf. Gedanken
und desideria zu vernehmen:
1. in welcher Postur Kf. stände und was für eine Macht er auf allen Fall
auf die Beine bringen könnte,
2. weil Kf. der Gefahr am nächsten, was er zu seiner Sicherheit am
nötigsten erachtete und auf allen Fall vom König begehrte,
3. was für Reichsstände sonst zu dieser Allianz zu ziehen oder mit welchen
man deswegen vertraulich kommunizieren könnte,
4. was solcher Stände force wäre und worin derselben Interessen bestanden,
5. vor allem hielte der König für notwendig, sich des Hauses Braun-
schweig zu versichern. Celle's und Wolfenbüttels sei er genugsam ver-
sichert und er wünsche, daß auch Kf. mit denselben wieder in gute Freundschaft
treten, wenigstens um des gemeinen Interesses willen sein ressentiment dissimulieren
möchte, er sei versichert, daß auch diese Herren die Erneuerung des guten
Verständnisses sehr verlangten. Mit Hannover sei sein König ziemlich zu-
frieden, aber doch seiner nicht gänzlich versichert, man würde sehen, was der-
selbe auf des Kf. Schreiben antworten würde. Jedenfalls müßte man zu verhüten
suchen, daß dieses Haus nicht wieder zwei Parteien anhinge, dadurch zöge
dasselbe von beiden Seiten die besten Advantagen an sich und würde die gute
Partei immer in ihren Desseins gestört.
Endlich fügte er noch weitläufige Kontestationen der Freundschaft und
Achtung seines Königs und seines Wunsches, dieselben in der Tat zu erweisen,
hinzu. Sie haben darauf mit ähnlichen Versicherungen geantwortet, im übrigen
aber angezeigt, daß sie dem Kf. von allein Bericht erstatten und dessen Bescheid
mitteilen würden. Man hat von Projektierung einiger Artikul gesprochen. Sie
haben R. gefragt, ob er solche entwerfen wolle, er aber erklärte, es würde ihm
lieber sein, daß man solches diesseits täte oder wenigstens ein jeder das. was
er von dem anderen verlangte, aufsetzte. Sie würden besonders wissen müssen,
ob und was Kf. bei dieser Gelegenheit wegen der polnischen Sache, wegen
Jägerndorfs, wie auch wegen Englands, der nordischen Kronen und des Staats
zu erinnern und zu beobachten gut finde.
er desfalls suche iu crisi stehe", die ihnen aufgetragene Konferenz mit dem französischen
Gesandten vorzunehmen und ihm darüber zu berichten.
Konferenz mit Rebenac wegen eines neuen Bündnisses. 397
Wegen der Seeexpedition bat R. mitgeteilt, daß sein Konig das Dessein und
die den Schiffen erteilte Instruktion approbiere, und daß er1) an alle seine
Kommandeurs, Schiffsoffiziere und Häfen habe Befehl ergehen lassen, den Schiffen
des Kf. alle faveur und retraite zu verstatten. Sollte Spanien deswegen Kf. im
Clevischen oder sonst angreifen, so werde er die Garantie solcher Lande über-
nehmen und wirklich prästieren, er zweifle auch nicht, daß der König das
gleiche versprechen werde, falls der Kaiser, England, der Staat oder sonst
jemand sich einmischen sollte. Die specialia gehorten zu der vorhabenden
Defensivallianz, darin könnten die casus am besten deutlich exprimiert werden.
Der Kurförst an F. v. Jena und F. Meinders. D. Ouranienburgk
7./[17.] September 1680.
[Auf das Schreiben vom 4. September. Die Grundlage der abzuschließenden Allianz,
Beantwortung der französischen Anfragen.]
Er ist damit einverstanden, daß der Westfälische Friede und das schon 17. Sept.
zwischen dem König und ihm gemachte Bündnis das Fundament der näheren
Zusammensetzung seien, und er ist bereit, des Königs Intention, den Frieden
und die Ruhe im Reiche zu konservieren und allen widrigen Machinationen in-
und außerhalb des Reichs zu begegnen, mit Nachdruck zu sekundieren.
Was sonst die specialia betrifft, worauf er unsere Gedanken und
Erklärunge verlanget, und zwar erstlich, in was Postur wir stünden und
auf allen Fall für eine Macht auf die Beine zu bringen vermöchten,
habet Ihr ihm anzuzeigen, daß wir9) nach genügsamer Besetzunge unserer
Festungen und Plätze gleich in diesem Moment 16000 Mann nebst einer
guten und mit allem Zubehör versehenen Artillerie marchiren lassen,
J) Auch Span heim berichtet 4. Oktober 1680, Croissy habe ihm mitgeteilt,
daß der König in betreff der Schiffe des Kf. die gewünschte Ordre nach Amerika
erteilt habe, und sendet eine Abschrift dieser Ordre an Graf Blenac, den Gouverneur
der französischen Inseln in Amerika, (d. Versailles 26. September 1680) mit. Cr. habe
mit ihm auch von der von den Schiffen des Kf. bei Ostende gemachten Prise (s. Schuck
I, S. 114) wie von einem günstigen Erfolge gesprochen und versichert, der König
werde dem Kf., wenn derselbe deswegen belästigt werden sollte, alle Gunst und
Beistand widerfahren lassen.
*) S. über den damaligen Bestand der Armee des Kf. Jany, Die alte Armee
von 1655 bis 1740 (Urkundliche Beiträge und Forschungen zur Geschichte des
preußischen Heeres, herausgegeben vom Großen Generalstabe, Heft VII, 1905), S. 15,
42, 50. Danach zählte die Armee des Kf. damals (außer den Festungsgarnisonen)
ca. 14500 Mann.
HI. Brandenburg und Frankreich Ulli) — 1«
und daß wir dieselbe auf Erfordern und praestitis praestandU ioaeduß
drei Monaten bis auf 30000 Mann, ins Feld zu führen, verstärket
konnten.
Belangend zweitens was wir unserer Sicherheit und Convenie«
halber von I. K. M. verlaugeten, so ist was das erste, nemh!"
Securität betrifft bereits in vorigter ßündnusse etwas davon w
welches wiederholet und dahin gerichtet werden kann, daß L M. sici
obligireten, uns contra quoscunque, so uns attacquiren wollte», oder mit
welchen wir auf I, M* Erfordern und mit Dero Vor wissen breche
möchten, kräftiget assistiren und eher keinen Frieden machen «
bis wir wegen erlittenen Schadens und Küsten genügsame SatUhcuVa
erlanget hätten, Im übrigen, weil leicht zu ermessen, wie nötig es sH
nicht allein zue unserem sondern auch insonderheit zue I, \L Interes*
daß wir die Mannschaft, so wir jetzo auf den Beinen hätten, auch M
contiiiiiirendcn Frieden unterhielten und aber solches unseren durch
Krieg und Verlicerunge erschöpfeten Landen sehr schwer fallen wolltet
habet Ihr mit einer guten Manier von Erhaltuuge einiger Sobaidiaa tm
erwähnen und dabei vorzustellen , daß wir durch dieses engagemem iOt
andere Ad van tagen , so uns von der Gegenseiten ofTeriret wurden und
noch künftig offeriret werden möchten, ausschlügen, und ob wir gleich
Zeit währenden Friedens mit unser auf den Beinen habenden Armee
keine eelatanto Dienste leisteten, so wäre doch gewisse und am
daß nicht allein ganz Teutschland, sondern auch die Auswärtigen darauf
Kdk'xioti nehmen, und daß solches die fürnembste Ursache wäre, warum h
das Gegenteil in ihren überall proponirten AHiancen bishero So schlecht
reussirete, Zue dem, wann wir den Punct wegen der Wahl ein*s
Römischen Keysers oder Königes, wovon in dem vorigten Traetat, mit
Nachtruck treiben sollten, könnte solches nicht besser, als wann wir
anniret blieben, geschehen. Hiebe! aber wurde zu unterscheiden sein
was man uns 1. so lange der Friede continuirete und dann 2, bei an-
gehenden Kriege und wirklichem Marche unser bereits habenden Armee,
wie auch 3. wann dieselbe auf Erfordern verstärket werden sollte und
müßte, geben wollte, welches alles wir Euer Bexterität anbei mb geben*
Was den dritten und vierten Punct wegen der Stande des Reich«,
zue dieser Alliance zu ziehen, und derselben force und interesse an*
belanget, solches ließen wir lediglich auf I. M. Disposition und Gutfinden
ankommen, wir hätten mit keinem Stande einiges engagement, welche
aber 1. M. in diese nähere Zusammensetzunge zu ziehen verlanget od ,
Forderungen und Anerbietungen des Ef. 399
selbige wollten wir zu gewinnen suchen. Unter denen Standen, worauf
jetzo Reflexion zu machen, wäre außer dem Hause Braunschweig,
wovon bei dem folgenden fünften Punct, Chur-Beyern1) der furnembste
und zweifelten wir nicht, I. M. würden sich dessen schon versichert
haben, wo nicht, wäre dienlich, daß es noch geschehe. Münster hätte
vor diesem etwas tuen können, der jetzige Bischof9) wäre mit seinen
Standen in großer Mißverständnus und würde er ohne dem, wann wir
mit dem Fürstl. Hause Braunschweig einig wären, wenig tuen können.
Was nun fünftens das mehrbesagete Haus Braunschweig-Lünen-
bnrg anbelanget, habet Ihr vorzustellen, daß ihm, dem Grafen, selber
guten Teiles bekannt wäre, wie sich dasselbe, insonderheit Zelle und
Wolffenbüttel, in kurzverwichenen Zeiten zue uns genötiget, und was es
uns für Torten angetan hätte, und ob wir zwar nicht umbhin gekonnt,
desfalls ein juste ressentiment zu fassen, so wären wir jedennoch bereit
I. M. zu gefallen und weil dieselbe es verlangeten, solches schwinden zu
lassen, des vorigten nicht mehr zu gedenken und mit besagetem Hause
in das vorigte gute Einverständnus zu treten, stelleten auch in des
Grafen Händen, was er desfalls ferner negotiiren wollte, und zweifelten
. wir nicht, es wurden I. M. ihro darunter unseren Respect und Convenienz
und daß uns billige Satisfaction wiederfahren möchte, recommendiret
sein lassen. Es wären zwar noch einige Irrungen zwischen erwähntem
Hause und uns übrig, welche Euch bekannt sein, selbige aber könnten
wohl zue recht- oder gütlicher Entscheidunge ausgestellt sein, und
wären wir erbietig, solches allemal I. M. arbitrage zu untergeben. Was
Hannover betreffe, hätte der Abgesandte selber gesehen, was uns der
Herzog auf unseren Brief geantwortet, welchen wir Euch auch zue Euer
Nachricht hiebei schicken, die contestationes wären gut und würde man
nun des Marschallen Plathen*) Ankunft erwarten müssen. Wir würden
alles tuen, was möglich, selbiges Haus zu gewinnen, würden uns jedoch
zuerst, und ehe wir des Herzogen versichert, nicht zue weit heraus,
auch mit ihm, dem Grafen, alles concertiren lassen.
') Ober das Verhältnis des jungen Kurfürsten Max Emanuel von Bayern,
der 11. Juli 1680 die Regierung angetreten hatte, zu Frankreich s. Hei gel, Der
Umschwung der bayerischen Politik in den Jahren 1679—1683 (Quellen und Abhand-
lungen zur neuen Geschichte Bayerns, II), S. 63 ff.; Döberl, Bayern und Frankreich,
S. 514 «F.
*) Ferdinand v. Fürstenberg, zugleich Bischof von Paderborn.
*) S. über dessen damalige Sendung zu Kf. Pufendorf XVIII, § 25 (S. 1408).
400 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Wir hielten sonst auch davor, daß nach aller Möglichkeit zu ver-
hüten, daß sich besagetes Haus nicht, wie bei vorigtem Kriege, teilete
und beiden Parteien anhinge, und wurde man jetzo bessere mesares
darwieder nehmen können.
Sie sollen das Projekt einer Alliance anfertigen, in dasselbe außer dem
hierin Enthaltenen alles, was sie seinem Interesse verträglich erachten, bringen
nnd es, bevor sie es R. kommunizieren, ihm zuschicken und seine Willensmeinung
darüber vernehmen. Besonders würde zu stipulieren sein, daß der König sich
seiner Angelegenheiten mit Polen kräftig annehme nnd ihm auf Erfordern
Assistenz leiste. Ob und wie weit specialia zu exprimieren, stellt er ihnen
anheim. Mündlich können sie dem Gesandten vorstellen, daß der König von
Polen nach wie vor dem Kf. und seinem Interesse heftig zuwider wäre, und ob
er zwar in den Dingen, welche der König in Frankreich rekommendierte.
äußerlich dissimulierte, so täte er doch unter der Hand alles contrair. Wegen
Jägerndorf hat der König ihm bereits im vorigen Traktat seine officia versprochen,
jetzt würde dessen wirkliche Hilfe zu bedingen sein, wenn er darum ansuchen
würde, was aber nur geschehen würde, wenn die Zeiten und Konjunkturen
sich dazu, es sei durch Absterben des Kaisers oder in andere Wege, von selber
anließen.
Für die Erklärung wegen seiner Schiffe und Seeexpeditionen sollen sie R.
danken, auch dieses ist in den Traktat zu bringen und die Garantie, auch wider
andere Potentaten, welche sich der Sache annehmen sollten, zu extendieren.
Der Kurfürst an v. Jena und Meimlers. I). Potstam
3./[13.] Oktober 1680.
[l>er Bericht Freudemanns. Befehl, die Verhandlungen zu beschleunigen.]
13. Okt. Kr sendet ihnen Freudemanns1) Bericht. Er läßt dahingestellt, ob und
was daran wahr ist, da er aber dadurch veranlaßt worden, zu dem Schluß seines
l) J. Freu de mann, der, wie er angiebt, vor 'M Jahren angefangen hat, dem
Kf. zu dienen, dem aber „Neid und Mißgunst es jetzt nicht gönnen wollen" (vermutlich
identisch mit dem Jacob Fr., den Kf. im September HU8 zu einer Sendung nach dem
Haag verwendet hatte, s. Urk. u. Akt. IV, S. 8*2 ff.) berichtet (d. Stade 23. September
1680) dem Kf. von einer Defensiv- und Offensivallianz, die Frankreich durch den
nach Stockholm zurückgekehrten Lilienrodt Schweden unter Anbietung hoher
Subsidien angetragen habe und zu der auch Dänemark hinzugezogen werden solle,
ferner über Bemühungen Schwedens, mit dem Kaiser, mit Kursachsen und mit den
Ständen des niedersächsisehen Kreises in engere Verbindung zu treten, von der
Besorgnis Schwedens vor Moskau und der Absicht, den Hofrat Ronischildt dorthin
zu schicken, um die pacta zu erneuern und die Mediation zwischen Polen und Moskau
anzubieten, und so zu verhüten, daß diese Frankreich und dem Kf. angeboten werde.
Verhandlungen wegen einer neuen Allianz. 401
Vorhabens zu eilen,1) so zweifelt er nicht, sie werden seiner so oft getanenen
Erinnerung zufolge mit Rebenac näher wegen des vorhabenden Traktats
konferiert haben. Sie sollen ihm von dem Succeß und was dabei vorgekommen ist
Nachricht geben und sich bei R. unter der Hand erkundigen, ob ihm von einem
Projekt zwischen Frankreich und Schweden etwas wissend, den Referenten
aber sekretieren.
P. Fuchs an [F. v. Jena].
D. Potstam 24. Oktober/[3. November] 1680.
[Erinnerungen des Kf. zu dem Vertragsprojekt.]
Er hat dem Kf. das Projekt1) vorgelesen und dieser hat nur folgendes 3. Nov.
dabei erinnert:
ad art. 8: man möchte wegen der Zeit mit Rebenac konzertieren und
dieselbe so kurz als möglich setzen.
ad art. [9] : er wünsche, der Assistenz Frankreichs auf alle Fälle versichert
zu sein, verlange daher, daß, was in diesem Artikel wegen der Aggression gesagt
wird, näher erläutert werde.
ad art. 10: sein vornehmster Zweck sei, Frankreich von Schweden abzu-
ziehen, darum könne man das Quantum etwas höher inachen, er erbiete sich,
wenigstens die Hälfte dessen, was Frankreich stellen werde, zu geben.
Den 23. Artikel findet Kf. zwar raisonnabel, er wünscht aber, daß Frank-
reich tanquam potentior illo casu von dem nexu mittendi auxilia nicht gänzlich
abgehalten werde.
P. Fuchs an Fr. v. Jena. D. Potstam
2./12. November 1680.
[Befehl des Kf., mit dem Abschluß des Vertrages zu eilen.]
Es ist ein wichtiges Werk, von dem er, da Kf. nicht selber hat unter- 12. Nov.
schreiben können, auf dessen wiederholten Befehl ihm geschrieben hat. Kf. hat
ihn seitdem täglich, fast stundlich gefragt, ob er nicht Nachricht hätte, wie es
mit dem Werk stände. Die Ursache, weshalb er es so pressiert, ist,1) weil
») S. Rebenacs Bericht vom 2. Oktober 1680 (Prutz, S. 347).
*) Nicht bei den Akten.
•) S. Rebenacs Berichte vom 7. September, 2. Oktober und 16. November 1680
(Prutz, S. 347 f.). Kf. selbst befiehlt Jena und Meinders (d. Potsdam 3./13. November
1680) — wie Fuchs in einem Begleitschreiben berichtet, hat er nur unter den größten
Schmerzen mit der linken Hand das Reskript unterzeichnet — , da er gewisse und
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 26
402 HL Brandenburg und Frankreich 1679— 1684.
Rebenac ihm eine starke Beisorge gemacht hat, er mochte in Schweden oder
anderswo präveniert werden. Kf. verläßt sich wegen des Projekts auf Jena
und Meinders gänzlich, sollte Jena dabei etwas mündlich zu erinnern haben,
so wird es dem Kf. gewiß nicht unlieb sein, wenn er deshalb herauskommt
Er hat Kf. nochmals gefragt, ob es sein beständiger Wille wäre, daß man
schließen sollte, wenn auch der Punkt wegen der Subsidien nicht zu erhalten
wäre, und er hat es bejaht. Jena hätte ja wohl gesehen, was sein Bruder
geschrieben, wie wenig Freunde er von der Gegenseite hätte und vielmehr von
allen beneidet und verfolgt würde, da hergegen Frankreich alle seine Querellen
und Prätension es über sich nehme, ihm in allem Assistenz und Appuy ver-
spreche, und er also aus dieser Allianz mehr Nutzen als Frankreich zu
gewarten habe.
F. v. Jena und F. Meinders an den Kurfürsten. 8. 1. et d.
[Berlin 6./1G. November 1680.]
[Die Konferenz mit Rebenac. Anfrage wegen einiger noch strittigen Punkte.]
16. Nov. Gestern hat man1) Vor- und Nachmittag mit Rebenac wegen Adjustierung
des Traktats konferiert und ist dabei wegen der Ingredienzien nichts von sonder-
barer Diffikultät vorgefallen, nur hat man notig erachtet, wegen folgender Punkte
Erinnerung zu tun und darauf des Kf. Resolution zu erwarten:
1. R. wünscht das Projekt des Traktats vor der Unterzeichnung erst dem
Könige zuzusenden, aus hosonderen Ursachen, welche dem Kf. mehr vorteilhaft
als nachteilig sein möchten.
2. Den vom Nini wegsehen Frieden handelnden sehr wichtigen Artikel hat
R. so eingerichtet, wie der Beischluß zeigt, sie halten für besser und sicherer,
ihn auf die am Rande notierte Weise zu setzen. 2)
erhebliche Ursache habe, weshalb er wolle, daß mit dem projektierten Traktat zum
Schluß geeilt werde, ohne ferneren Verzug in Gottes Namen zu schließen, wenn auch
wegen der Subsidien nichts zu erhalten sein sollte. Jena und Meinders übersenden
darauf 4./ 14. November dem Kf. ein Projekt Rt'benacs und ein abgeschriebenes
Exemplar des Traktats, in das dessen Monita eingerückt seien, und versichern, sie
wollten nichts ermangeln lassen, was zu Endigung der Sache gereichen konnte, sie
hätten alles so eingerichtet, daß dieselbe in einer kurzen Konferenz abgetan
werden konnte.
») S. Rebenacs Bericht vom 16. November 1680 (Prutz, S. 348).
3) Nach Rt'benacs Projekt soll dieser 7. Artikel (in dem wirklich abgeschlossenen
Traktat ist es Artikel 3) lauten: Quant a ce qui concerne le Traittr conclu a Nimegue,
chaeun sait que S. A. S. de Brand, n'y a pris aneune part, mais au contraire qu'elle
a fait ses protestations contre en temps et Heu: neanmoins sadite A. £. declare et
s'oblige par le present Traitte de garautir Sa Maj. T. 0. dans la possession et jouis-
Verhandlungen über eine neue Allianz. 403
3. Wegen Proportion der Hilfe prätendiert R., daß, wenn der König sechs
Mann gibt, Kf. vier geben solle, sie dagegen verlangen, daß der König doppelt
soviel als Kf. geben solle.
4. Weil der die spanische Sache betreffende 24. Artikel nur von der
Exekution zu Wasser spricht, Kf. aber auch eine Exekution zn Lande beabsichtigt,
so wurde nötig sein, deswegen mit R. zu reden und zu versuchen, ob man nicht
diesen Artikel auch auf die Exekution zu Lande extendieren könnte.
5. Wegen einiger Gelder und Vermehrung des versprochenen subsidii annui
wird Fuchs Relation abzustatten wissen.
Der Kurfürst an v. Jena und Meinders. D. Potstam
7./[17.] November 1680.
[Bescheid auf ihre Anfragen.]
Er läßt sieb gefallen, daß Rebenac das Projekt des Traktats dem König 17. Nov.
vor der Unterschreibung zuschicke, l) doch wird vorher alles so adjustiert werden
müssen, daß es bei Zurückkunft des Kuriers unterzeichnet werden könne.
In dem 7. Artikel findet er zwar keine hauptsächliche Diskrepanz zwischen
der von ihnen und der von R. vorgeschlagenen Fassung, weil doch alles auf
sance des droits et avantages dont Elle jouit ou doit jouir en vertu du susdit
Traitte de Nimegue, qui a este confirmö et ratifie de l'Empire, de rassister et secourir
en cas qu' Elle y soit troublee, comme estant un des cas speeifies dans la presente
alliance, avec cette reserve neanmoins, qu'elle ne pretend point deroger par la aux
justes pretentions qu'elle a formees sur l'Empire et ses autres allies a cause du
prejudice notable qu'elle a receu de la susdite Paix. Dagegen soll der mittlere Passus
nach dem brandenburgischen Entwurf lauten: Neanmoins Sadite A. E. declare et
s'oblige d'estre garand du dit traite, confirme et ratifie de l'Empire, en tant qu'il
concerne Sa Majeste et tout ce qu' Elle en peut raisonnablement pretend re, comme
aussi de rassister etc. Dazu bemerkt Jena in den beiliegenden Erinnerungen zu
dem letzten Projekt: Dieser Artikel sei von großer Importanz. Kf. solle garantieren, was
der König von Frankreich durch den Nimweger Frieden erhalten habe. Darüber aber
seien das Reich und der König nicht einig. Das Reich habe zwar den Frieden, so
wie er öffentlich gedruckt ist, ratifiziert, nicht aber das, was, wie Frankreich behaupte,
zwischen den französischen und den kaiserlichen Gesandten vorgegangen sei. Das
Reich kontradiziere des Königs Vornehmen, halte es für Unrecht und verlange, daß
derselbe davon abstehe, der König aber wolle alles maintenieren, nehme es auch
de facto weg. Unter diesen Umständen scheine dieser Artikel mehr offensiv als daß
er in nuda defensione bestehen sollte. „Wollten I. Chf. D. des Königs Intention und
Furnehmen guarantiren, so seind und declariren Sie Sich gleichsam wider das Reich,
weil dieser Punkt streitig und dem König von dem Reiche nicht gestanden wird."
!) R. hat am 20. November durch einen Kurier den Vertrag nach Paris geschickt
(s. Prutz, S. 348).
26*
404 ni. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
den expressen Wortverstand des von dem Reich ratifizierten Traktats ankommt,
er sähe aber lieber, daß es bei ihrem Entwurf bliebe.
Die Proportion der Hilfe anbetreffend, so ist seine Meinung immer gewesen,
daß der König noch einmal soviel stelle wie er.
Wegen der Exekution zu Lande ist in gegenwärtiges Projekt noch nichts
zu bringen, sie können aber R. ersuchen, deswegen nach Hofe zu schreiben und
des Königs Meinung darüber zu vernehmen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
11. Dezember 1680.
[Mitteilungen Croissy's über eine beabsichtigte engere Verbindung mit Kf. Die Heirat
des Prinzen Ludwig.]
11. Dez. Croissy hat gestern, als er ihn in St. Germain aufsuchte, von selbst die
Ankunft des von Reben ac gesendeten Kuriers nnd die Zufriedenheit des Königs1)
mit dem Bericht desselben, sowie die Antwort, welche dieser selbe Kurier dem
Kf. überbringen werde, berührt und die Hoffnung ausgesprochen, daß es zu
einer noch engeren Verbindung mit Kf. kommen und dieser in derselben mehr
Sicherheit und Vorteil als in anderen Verbindungen finden werde. Da er
darüber nicht informiert ist, so hat er nur in allgemeinen Ausdrücken antworten
können. Da hier das Gerücht von der Abreise nach Preußen und der Heirat9)
des Prinzen Ludwig mit der Prinzessin Radziwil verbreitet ist, so hat er
beiläufig gegen Croissy erwähnt, daß er schon Befehl erhalten haben wurde,
dem König Anzeige davon zu machen, wenn nicht Kf. durch die Gicht in der
rechten Hand verhindert sei, solche Befehle zu unterzeichnen. Er nahm die
Mitteilung gut auf und bezeugte, viel Anteil an dem Vorteil zu nehmen, welcher
sich aus dieser Heirat ergeben würde.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
17./27. Dezember 1680.
[Das beabsichtigte Unternehmen gegen Straßburg.]
27. Dez. Die Aushebungen und andere Maßregeln lassen vermuten, daß man zu
Anfang des Frühlings etwas unternehmen wird. Von guter Seite her erfährt
l) Schon 19./ 29. November 1U80 hatte Sp. berichtet, Croissy habe ihm aufs
neue versichert, daß der Konig mit dem Verhalten des Kf. ihm gegenüber und der
guten Korrespondenz der beiderseitigen Minister, unter anderen zwischen Jena und
Vorjus in Regensburg (s. darüber Legrelle, Louis XIV et Strassbourg, S. 153 ff.,
und unten Abschnitt V), sehr zufrieden sei.
*) S. darüber Schiemann, Luise Charlotte Radziwill, Markgräfin von Branden-
burg (Forschungen zur brandenburgischen und preußischen Geschichte, III), S. 140 ff.
Bedrohung Straßburgs. Gemeinsame Unterbandlungen mit Dänemark. 405
er, daß in dem Konseil des Königs beschlossen ist, falls die Stadt Straßburg
Werbungen vornehmen oder kaiserliche Truppen einnehmen sollte, sie zu
belagern. Man hat dem hiesigen Geschäftsträger der Stadt mitgeteilt, man
erwarte, daß diese sich von selbst von der Abhängigkeit vom Reiche loslose,
um im übrigen frei und mit ihren Privilegien unter dem Schutze Frankreichs zu
leben. Die Unterhandlungen zwischen Dänemark und Frankreich scheinen nicht
vorwärts zu kommen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris 6. Januar 1681.
[Mitteilungen des dänischen Gesandten über eine von Kf. beantragte gemeinsame
Allianz Dänemarks und Brandenburgs mit Frankreich.]
Der dänische Gesandte1) hat ihm im Vertrauen Mitteilung von dem 6. Jan.
gemacht, was ihm über die von dem brandenburgischen Gesandten in Dänemark8)
wegen eines gemeinsam mit Frankreich abzuschließenden Vertrages gemachten
Eröffnungen gemeldet worden ist. Man scheint dort geneigt dazu und nnr durch
die Gerüchte, daß der Vertrag zwischen Brandenburg und Frankreich schon
abgeschlossen sei, besorgt gemacht zu sein. Er hat dem dänischen Gesandten,
der ihn deswegen sondierte, versichert, nichts davon zu wissen und nicht daran
zu glauben, zumal das Anerbieten des Kf. an den König von Dänemark das
Vertrauen desselben zu diesem und seine Absicht, die frühere gute Korrespondenz
mit ihm fortzusetzen, bezeuge. Der dänische Gesandte gab das zu und ließ
erkennen, daß er die Interessen Dänemarks und Brandenburgs für unzertrennlich
halte und der Meinung sei, daß trotz der gegenwärtigen Verbindung mit Schweden
Dänemark mit Frankreich ohne Schweden verhandeln müßte. Er scheint geneigt
zu sein, darüber mit Croissy in Unterhandlung zu treten, und zu wünschen,
daß dieses gemeinsam mit Brandenburg geschehe. Auch Croissy hat einmal
davon gesprochen, daß der Vertrag mit Brandenburg denjenigen mit Dänemark
zuwege bringen werde.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln 3./[13.] Januar 1681.
[Der mit Frankreich abgeschlossene Traktat]
Nachdem zwischen dem König von Frankreich und ihm jüngster Tage 13. Jan.
ein Traktat3) nebst einigen Separatartikeln geschlossen worden, den man ihm
dort mitteilen wird,4) soll Sp. diese Sache, welche noch zurzeit sekretiert werden
muß, sorgfältig menagieren und sich hei seinen Negotiationen danach achten.
») Hoeg.
*) Friedrich v. Brandt. S. unten Abschnitt IV.
8) Der Allianzvertrag vom 1-/1 1 . Januar 1G81 (v. Morner, S. 708 ff., Inhaltsangabe
S. 418ff.). Vgl. Droysen, 111,3, S. 477f.: Prutz, S. 233 ff., 349; Bulard,S. 117ff.
4) Sp. meldet 4./14. März 1681, daß ihm Croissy eine Kopie des Vertrages und
der geheimen Artikel übergeben habe.
406 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Der Kurfürst an König Ludwig XIV.
D. a Cologne sur la Spree ce 3me de janvier 1681.
[Anzeige der Vermählung des Prinzen Ludwig mit der Prinzessin Radziwül, Bitte,
sich derselben anzunehmen.]
13. Jan. Ayant receu tant de preuves d'une bonte toute singnliere, dont
V. M. m'honore, je croirois manquer de mon devoir, si je ne mettois
entre ses mains avec une confiance entiere mes interests et ceux de mes
enfans. II y a deja quelque temps que l'on a medite an manage1)
entre mon fils, le Prince Louys, et la Princesse Radziwil, la volonte
du pere deffunt de la Princesse, Page et les conveniences de ces deux
personnes et plusieurs antres considerations m'ont oblige ä le souhaitter,
mais les inclinations reciproques que tous deux ont temoigne d'avoir
Tun pour Pautre des le moment qu'ils se sont vüs ont acheve Paffaire
qui est sur le point de se conclure par la benediction sacerdotale le 7Be
de ce mois.*) Je viens donc, Monseigneur, implorer Pappuy et la
bienveuillance de V. M. pour ces deux jeunes amants, qui abandonnent
leurs interests entre les mains de V. M., et qui se croyent ä Tabry de
toutes les persecutions cjui se pourroient former contre eux sans les ailes
de Votre protection. Les veües diverses, qu'on a eu en Pologne pour
cette Princesse, et que V. M. n'ignore pas, me fönt prevoir quelques
crieries et intrigues contre ses interests, mais pourveü que V. M. fasse
connoitre par ses Ministres, qu' Elle aggree ce mariage et qu' Elle prend
les contractans sous sa protection, ce sera assez pour dissiper toutes les
malignites et machinations. J'espere d'obtenir cela d'autant plus
aisement. qu'il a plu a V. M. de nie faire assurer par les Ministres qu
Elle a en Pologne et icj, qu'Elle appuyeroit puissamment mes interests
en toutes occasions, et particulierement en cclle-cy, qui me tient ä cet
heure le plus au coeur, ainsi que mon Conseiller et Envoye Extraordinaire
aupres de V. M. le Sr de Spanheim luv expliquera plus amplement
quand Elle luy aecordera audience. (''est a cela que j'ose me remettre
du reste, en attendant, que V. M. aye la bonto de reiterer a ses dits
Ministres en Pologne les ordres qu* Elle leur a deja donnes en faveur
de cette affaire. —
J) S. oben S. 404.
*) Die Vermählung hat wirklich am 7. März 1681 stattgefunden. S. Schiemann
a. a. 0. S. 143.
Die Vermählung des Prinzen Ludwig. Die Allianz mit Dänemark. 407
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln
3./[13.] Januar 1681.
[Die mit Dänemark abzuschließende Allianz. Befehl, darüber mit Hoeg in Verhandlungen
zu treten.]
Ans dem Beischluß erfährt er, was jüngsthin v. Brandt1) wegen einer 13. Jan
Allianz zwischen Frankreich, Dänemark und ihm berichtet hat. Da in den
zwischen ihm und Frankreich verglichenen Separatartikeln auch verabredet
worden ist, womöglich Dänemark an sich zn ziehen und mit demselben eine
Allianz zu schließen, so hat er Frankreich davon schon Nachricht gegeben.
Auch Sp. soll darüber mit Croissy und, wenn dieser es gut findet, auch mit
dem dänischen Gesandten reden und demselben anzeigen, daß er zu einer solchen
Allianz bereit sei und ihn mit der nötigen Vollmacht versehen werde. Er soll
sich aber gegen den dänischen Gesandten von der jüngst mit Frankreich
geschlossenen Allianz nichts merken lassen, sondern diesem vielmehr alle etwa
deswegen gefaßten impressiones und Meinung benehmen. Sollte Frankreich auch
zu einem solchen Bündnis geneigt sein, so kann er nebst dem dänischen
Gesandten zur Sache schreiten, einige Artikel entwerfen und dabei in terminis
foederis defensivi bleiben. In Separatartikeln könnte auch ihrer Prätensionen
an Spanien und den Staat und daß Frankreich dieselben unterstützen wolle,
gedacht werden.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
21./31. Januar 1681.
[Äußerungen Croissy's und Hoegs über die abzuschließende Allianz.]
Er hat mit Croissy über die Allianz mit Dänemark gesprochen. Dieser 31. Jan
hielt für gut, daß er (Sp.) mit dem dänischen Gesandten darüber spreche,
bemerkte aber, daß derselbe bisher für eine solche Allianz wenig Eifer habe
verspüren lassen. Er versprach, demselben keine Mitteilung von dem mit Kf.
schon abgeschlossenen Vertrage zu machen, sondern nur im allgemeinen von
dem guten Einvernehmen und der Freundschaft zwischen Frankreich und dem
Kf. zu sprechen. Gestern hat er dann den dänischen Gesandten gesehen und
diesem die anbefohlenen Eröffnungen gemacht. Dieser erinnerte in seiner Antwort
an die vertraulichen Mitteilungen, die er neulich ihm gemacht hätte,3) und sagte,
') S. oben S. 405.
>) S. oben S. 405. Vgl. über die Verhandlungen Frankreichs mit Schweden und
Dänemark Garlson V, S. 167 ff.; Recueil des instructions XIII, S. XXX VI ff.
408 IH. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Croissy, mit dem or auch davon gesprochen, hielte sich schon Brandenburgs
für versichert und Bemühungen Dänemarks bei demselben für unnütz. Er habe
bisher immer Befehl erhalten, im Einvernehmen mit Schweden zn handeln, auch
in betreff des Bündnisses mit Frankreich, der hiesige schwedische Gesandte habe
schon längst Vollmachten dazu erhalten und sie Croissy gegeben, ohne ihm
davon Mitteilung zu machen, derselbe habe dann aber die Sache hingezogen und
dieses mit dem Reichstage und der bevorstehenden Ankunft Lilienrods
entschuldigt So stehe die Sache bisher, er selbst halte eine Verbindung
Schwedens und Dänemarks mit Frankreich nicht für sehr nützlich für Danemark
und glaube nicht, daß man hier eine solche mit Schweden zusammen eingehen
wolle, aber das, was sein König ihm in betreff seiner Zustimmung zn den An-
trägen Brandenburgs geschrieben habe, stimme nicht zu den früher erhaltenen
Befehlen, er werde daher an den König berichten und werde dann wohl
genauere Ordre erhalten. Er beklagte sich darüber, daß die ihm erteilten
Befehle oft in der Eile auf Nachrichten von Schweden oder sonstwo her aus-
gefertigt würden und schob die Schuld auf Bi ermann. Das dänische Konseil
sei in betreff des Verhältnisses zu Schweden geteilt, fast nur der Kanzler und
er seien darin einer Meinung, daher müßte er in seinen Relationen zurückhaltend
sein. Er zweifelte nicht, daß die Allianz Dänemarks und Brandenburgs glücken
werde, wenn man von letzterer Seite sie treiben wollte.1)
Der Kurfürst an Spanlieim. U. Potstam
9./[19.] Februar 1681.
[Auf die Relation vom 21./31. Januar. Das befremdende Verhalten des dänischen
Gesandten. Weigerung, Schweden in die Allianz aufzunehmen.]
19. Febr. Er soll dem dänischen Gesandten für seine Mitteilungen danken.
Wir hätten uns aber dergleichen Erklärung desto weiniger ver-
mutet, weil man zu Coppenhagen ao große Inclination zu dieser Allianz
bezeuget und dabei von Schweden niemalen die geringste Erwähnung
getan, dannenhero wir Euch desfalls auch nicht instruiren können,
wobei wir es denn auch für itzo bewenden und alles dahin gestellet sein
lassen. Was weiter in der Sache vorgehet, davon habt Ihr untertänigst
') An demselben Tage berichtet Sp., daß er das Schreiben des Kf. vom 3./ 13.
Januar dem Könige übergehen und ihm die Heiratsangelegenheit des Prinzen Ludwig
empfohlen habe. Der König habe darauf sehr freundlich geantwortet und versprochen,
seinen Gesandten in Polen anzuweisen, dem Kf. in dieser Angelegenheit gute Dienste
in leisten.
Die zusammen mit Dänemark abzuschließende Allianz. 409
zu referiren, auch zu berichten, was man frantzösischer Seiten von dem
Werke urteilet. Dafern man wieder Vermuten einige Inclination zur
Reception der Schweden in diese Allianz bezeugen sollte, habt Ihr
dagegen mit guter Manier zu remonstriren, daß zum Teil solches nicht
practicable, teils auch Franckreich aus solcher Allianz wenig Nutzen
und Vorteil haben würde. —
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
10. März 1681.
[Weitere Mitteilungen Hoegs. Die daraus zu ziehenden Schlüsse.]
Er hat dem dänischen Gesandten den ihn betreffenden Inhalt des Reskriptes 10. März
des Kf. vom 9. Februar mitgeteilt. Derselbe erklärte darauf, er hätte bisher
Befehl, Croissy wegen der Allianz zwischen Dänemark und Frankreich zu
sondieren, um nachher dort einen Inklusionsartikel sowohl für Kf. als auch für
den König von Schweden zu lassen, man glaube in Kopenhagen nicht, sich
dadurch von den mit Brandenburg getroffenen Verabredungen zu entfernen.
Er hat ihm aber den großen Unterschied zwischen dieser Erklärung und den
v. Brandt in Kopenhagen gegebenen deutlich gemacht, dem letzteren sei kein
Wort von einem Einschluß Schwedens in diese Allianz gesagt worden, sondern
nur von einer gemeinsamen Allianz Dänemarks und Brandenburgs mit Frank-
reich. Heug gestand ein, man hätte in Kopenhagen dem brandenburgischen
Gesandten gegenüber den Punkt der Einschließung Schwedens berühren sollen,
und meinte, er hätte ihm vielleicht mehr gesagt, als seine Ordres ihm vor-
schrieben. Croissy hätte ihm neuerdings gesagt, die Erfahrung hätte gelehrt,
daß eine Allianz mit der einen nordischen Macht wenig Nutzen brächte, wenn
die andere imstande wäre, die entgegengesetzte Partei zu ergreifen. Frankreich
sei zwar mit der Haltung Schwedens seit einiger Zeit wenig zufrieden, solange
dieses aber nicht direkt andere Verpflichtungen eingehe, wolle man ihm die Tür
offen lassen, gemeinsam mit Dänemark zu verhandeln. H. fügte vertraulich
hinzu, die Absicht Dänemarks sei, daß durch das Benehmen Schwedens trotz
Frankreichs der Punkt der Inklusion desselben von selbst falle. Er hätte noch
nicht Befehl, ein Allianzprojekt abzufassen oder zu überreichen, sondern Croissy
gegenüber in allgemeinen Ausdrücken zu verbleiben, doch sollte er mit ihm, Sp.,
über das, was vorgehen würde, vertraulich konferieren.
Auch er findet, daß die Erklärungen Heugs mit dem, was in Kopenhagen
gesagt wird, nicht übereinkommt. Im übrigen scheint sich daraus sicher zu
ergeben: 1. das Vorhandensein einer neuen Allianz zwischen den nordischen
Kronen, 2. eine darin enthaltene Verpflichtung zu einer gemeinsamen Allianz
mit Frankreich, oder wenigstens, nicht mit diesem ohne den anderen, oder
410 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
wenigstens nicht ohne dessen Zustimmung und Einschließung zu verhandeln,
3. daß man dänischerseits glaubt, sich dieser Verpflichtung nicht entliehen n
können, falls nicht Schweden selbst dazu Veranlassung gibt oder Frankrekk
erklärt, Schweden ausschließen zu wollen, 4. daß Frankreich, nachdem es Branden-
burgs durch den letzten Vertrag versichert ist, auch Schwedens versichert sein oder
ihm wenigstens den Vorwand, andere Maßregeln zu ergreifen, nehmen will. Ei
scheint daher nicht zu fürchten zu sein, daß Frankreich vorschlagen oder darauf
drängen sollte, daß Brandenburg in eine Allianz mit Dänemark und Schweden
zugleich eintrete.1)
Der Kurfürst an Spanheiin. D. Cöln an der Spree
14./[24.] x\Iai 1681.
[Die feindlichen Absichten des Königs von Polen. Verlangen, daß der König
ihn dort unterstütze.]
24. Mai Nach des Königs und Croissys Versicherungen haben die französischen
Gesandten in Polen Befehl, sich seiner Angelegenheiten anzunehmen, besonders
zu befördern, daß der Unwille des Königs über die Radziwillsche Heirat hin-
gelegt werde. Dieselben scheinen aber diesen Befehl nicht mit Nachdruck aus-
zuführen, vielmehr der Bischof von Beauvais, in Hoffnung durch die Empfehlung
des Königs von Polen den Kardinalshut zu erhalten, die Sache nicht in gehöriger
Weise zu treiben. Denn es ist gewiß, daß der König von Polen vorsätzlicher-
weise die Konjunktion mit Moskau wider die Türken hintertrieben hat, um statt
des Türkenkrieges mit der unter diesem Vorwand aufgebrachten Macht in seine
(des Kf.) Lande zu fallen und durch eine Konföderation der Armee ihn zo
bekriegen. Unter solchen Umständen muß er auf seine Sicherheit bedacht sein
und Vorsorge treffen, daß er nicht unvermutet überfallen werde. Sp. soll daher
dieses alles Croissy umständlich vorstellen und ihm zu bedenken geben, ob
es mit des Königs Interesse verträglich sein würde, daß er in einen solchen
Krieg verwickelt und so inutil «remacbt würde, demselben anderweit zu dienen.
Kr kann nicht begreifen, warum Frankreich die Konjunktion mit Moskau wider
die Türken verhindert haben sollte; doch soll er dieses menagieren. Er soll
erklären, Kf. könnte zu den heimlichen und öffentlichen Machinationen des
Königs von Polen gegen ihn nicht länger stille sitzen, sondern er müßte auf
seine Sicherheit bedacht sein, und er ersuchte den König von Frankreich, zunächst
*) Sp. berichtet am 1). Mai 1(581, er habe Hcug wegen des Standes der Traktaten
sondiert und von ihm erfahren, daß er Croissy ein neues Projekt überreicht, daß
er aber von dem schwedischen Gesandten ein solches noch nicht erhalten hätte und
daß es ihn auch sehr wunderte, daß der seit drei Wochen hier angekommene
Lilienrod ihn weder besucht noch ihm seine Ankunft angezeigt habe.
Besorgnis vor polnischen Anschlägen. Die Hugenotten. 411
seinen Gesandten in Polen nochmals zu befehlen, in dieser Sache für ihn mit
Nachdruck zu agieren, oder, falls dieses nichts verfangen und es zur Ruptur
kommen sollte, ihm der Allianz gemäß Hilfe zu leisten.1)
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
12./22. August 1681.
[Das Unternehmen gegen Casale. Die Bedrückungen der Reformierten.]
Hauptgegenstand des Gespräches ist jetzt, daß der Herzog von Mantua») 22. Aug.
heimlich Casale und Montferrat an den König verkauft haben und daß man mit
ihm übereingekommen sein soll, Truppen nach Italien zu schicken und Casale
zum Schein angreifen zu lassen. Man behauptet, der König werde nach Lyon
und Louvois nach der Dauphine reisen, um die nötigen Anordungen zum
Marsch der Truppen zu treffen.
Die Deputierten der Reformierten3) aus Poitou haben Louvois, zu dessen
Departement diese Provinz gehört, eine Beschwerde über die auf Befehl des
Intendanten Marillac verübten Gewalttätigkeiten übergeben, dieser hat es über-
nommen, sie dem König zuzustellen. Manche glauben, daß der König, nach-
dem er besser über das Verfahren gegen seine reformierten Untertanen unter-
richtet ist, geneigt ist, dem Einhalt zu tun und Mäßigung in der Ausfuhrung
der Dekrete zu zeigen, und daß auch die Minister derselben Meinung sind,
besonders wegen des großen Aufsehens, welches dieses Verfahren im Auslande
erregt, und der massenhaften Auswanderung. Seit den letzten Dekreten sollen
schon über 1 2 000 Personen das Königreich verlassen haben.
l) Sp. berichtet am 10./20. Juni 1681, er habe Croissy die anbefohlenen Vor-
stellungen in der polnischen Angelegenheit gemacht, dieser habe aber behauptet,
er sehe wenig Grund zu solchen Befürchtungen, die französischen Gesandten meldeten
davon nichts und er könnte auch nicht begreifen, wie der König von Polen imstande
sein sollte, solche Absichten zu fassen oder auszuführen. Er habe aber erwidert, die
dem Kf. von verschiedenen Seiten zugegangenen Nachrichten schienen nur zu guten
Grund zu haben, daher würden neue Befehle an die dortigen französischen Gesandten
sehr zeitgemäß sein und ebenso die Versicherung, daß man im Notfalle Brandenburg
der Allianz gemäß reelle Hilfe leisten werde. Cr. habe darauf versprochen, mit dem
König darüber zu reden.
*) S. Recueil des instructions XIV, S. 145ff., der Text des Vertrages vom
8. Juli 1681 S. 274 ff.
3) Über die damaligen weiteren Gewaltmaßregeln gegen die Hugenotten s. Douen,
La revocation de l'edit de Nantes ä Paris I, S. 336 ff.
412 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
E. Spanheim an den Kurfiirsten. D. Paris
5. September 1681.
[Mitteilungen Croissy's über Rebenacs Beriebt und Hoegs über die Verhandlungen
Frankreichs mit Dänemark und Schweden.]
5. Sept. P. S. Er ist gestern abend von Fontainebleau zurückgekehrt, wo er Croissy
gesprochen hat. Derselbe teilte ihm mit, Rebenac hätte1) in seiner letzten
Relation von einer Unterredung mit Kf. berichtet, in welcher dieser ihn voll-
ständig über die Fortdauer und Festigkeit seiner Stellung Frankreich gegenüber
aufgeklärt und versichert habe, unweigerlich an allem festzuhalten, was der
letzte Vertrag enthielte. Der König sei davon um so mehr befriedigt, da man
Verdacht gehegt und es den Anschein gehabt habe, als wenn eine Änderung in
der Haltung des Kf. eingetreten sei. Er hat seiner Verwunderung über das
letztere Ausdruck gegeben und versichert, daß er nichts davon aus den ihm von
Berlin zugekommenen Depeschen habe erkennen können und daß nur der
Gebrauch der Wasser von Farges zur Befestigung seiner Gesundheit ihn in den
letzten Wochen verbindert habe, an den Hof zu kommen.
Von dem dänischen Gesandten hat er erfahren, daß die Traktaten der
beiden nordischen Kronen mit Frankreich nicht von der Stelle rückten, hier
behauptete man, die ersteren seien daran schuld und ständen in geheimen Unter-
handlungen mit dem Kaiser, worauf der schwedische Gesandte neulich erwidert
hätte, er wüßte davon nichts, es hinge nur von dem Konige von Frankreich ab,
die Bedingungen zu erleichtern und besser zu machen. Die Angelegenheit
wegen Zweibrücken2) soll auch noch unverändert stehen und Schweden von
Nachgiebigkeit und Annahme einer Geldentschädigung nichts wissen wollen.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln
6./[16.] September 1681.3)
[Befehl, den König seines Festhaltens an der Verbindung mit demselben zu versichern.]
IG. Sept. Er hat mit Verwunderung aus seiner Relation4) ersehen, daß Croissy zu
erkennen gegeben, man hätte dort geargwöhnt, daß er von der guten Diposition
für den König und dessen Interesse absetzen und eine Änderung in seiner
Konduite vornehmen würde.
»} S. Prutz, S. lVo'2.
2) S. Kaufmann, Die Reunionskammer zu Metz, S. loöff.; Carlson V, S. 171.
3) Fast ganz in Ziffern. Das Konzept von Fuchs' Hand mit Zusätzen von
Meinders.
4) S. oben.
Versicherung des Kf., an der Verbindung mit Frankreich festhalten zu wollen. 413
Nun ist zwar nicht ohne, daß wir bei vorfallender Gelegenheit über
der Kammern zue Metz und Brysach Proceduren wie auch über die harte
Verfolgnnge, so unsere Religions verwandte in Franckreich ausstünden,
doliret, welches uns dann als einem evangelischen Reichsfürsten nicht
verdacht werden können, wie wir dann auch wegen der Proceduren, so
die Kammer zu Metz fürgenommen, Ihrer K. M. keinen anderen Rat
als welchen Sie von dero getreuem Freunde erwarten können, aus guter
Meinung und aufrichtiger Intention erteilet. Daß wir aber in Sinne
sollten genommen haben, von der genauen vertraulichen Freundschaft
und Verbindunge, so zwischen Ihrer K. M. und uns ist, abzusetzen oder
in unseren consiliis und conduite einige Aenderunge vorzunehmen,
solches ist ganz ungegründet, wie wir dessen den Grafen von Rebe na cq
zur Genüge versichert haben. Wir befehlen Euch demnach hiemit in
Gnaden, nicht alleine obiges dem Marquis de Croissy zu hinterbringen,
sondern auch umb eine Particulier-audience bei I. K. M. anzusuchen und
deroselben alle ersinnliche Versicherung von unser Beständigkeit und
daß wir uns an demjenigen, was zwischen I. M. und uns verglichen
worden, unzerbrüchlich halten und demselben allemal nachkommen
würden. — Im übrigen versicherten wir uns hinwiederumb Ihrer M.
beständigen Freundschaft und daß dieselbe ihro unser Interesse bei allen
vorkommenden Gelegenheiten aufs beste ferner werden recommendiret
sein lassen, wobei Ihr dann auch nach Befinden wegen Zahlung deren
aus dem bekannten Tractat uns restirenden Gelder woll einige Erinnerung,
jedoch in glimpflichen terminis, tun könnet, allermaßen wir deßfalls
an I. K. M. guten intention keinen Zweifel tragen. —
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
9./ 19. September 1681.1)
[Mitteilungen Croissy's aber die bevorstehenden Verhandlungen mit dem Reiche. Ver-
schiedene Gerüchte über die Absichten des Königs. Herstellung des Vertrauens zu Kf.]
Gestern ist er aus Fontainebleau zurückgekehrt. Croissy berührte in der 19. Sept.
Unterredung, welche er dort mit ihm hatte, die Reichsangelegenheiten,3) die
Verzögerung der Ankunft der kaiserlichen Gesandten in Frankfurt und deren
') S. Scbef ers Ausgabe von Spanheims Relation de la cour de France, S. XU.
') S. darüber unten Abschnitt V.
414 HI. Brandenburg und Frankreich 1670—1084.
Verlangen, daß die Minister der Kurfürsten nnd Fürsten von der dortigen
Zusammenkunft und den Beratungen ausgeschlossen würden. £3 wäre dasselbe
Verhalten wie in Nimwegen, wodurch den Reichsständen die Einzelheiten tm
dem, was über Ober- und Niederelsaß und die Zugehörigkeiten zu den drei
Bistümern vorgegangen sei, verborgen worden seien. Hier wünschte man dagegen,
daß alles angesichts des ganzen Reiches aufgeklärt werde, daher hStte Verjos
Befehl, in Regensburg es mitzuteilen, und hätten die franzosischen Gesandt»
in Höchst zwischen Mainz und Frankfurt Aufenthalt genommen, um dem Reichs-
tage Zeit zu lassen, seine Maßregeln deswegen zu treffen.
Er hat in Fontainebleau alle Welt noch in derselben Ungewißheit wie
früher über die Absichten des Königs gefunden. Die einen glauben, man suche
nur den Herzog von Mantua einzuschüchtern, andere glauben, die getroffenen
Rüstungen gälten Straßburg, einige wieder sagen, Genf sei schon angegriffen,
was bisher aber ungegründet zu sein scheint, andere wieder meinen, die Gerüchte
seien übertrieben und man hätte gar keinen bestimmten Plan. Von der Reise
des Hofes nach Lyon ist nicht mehr die Rede, auch Louvois ist nieht nach
der Dauphine abgereist
P. S. Aus Croissy' s Reden hat er ersehen, daß das Mißtrauen, welches
man seit einiger Zeit infolge von Nachrichten aus Berlin gegen Kf. gefaßt hat
ein ziemlich tiefes gewesen ist, daß die letzten Berichte des dortigen französi-
schen Gesandten aber dem schon abgeholfen und alle gewünschte Versicherung
gegeben haben. Croissy bemerkte, es gebe keinen Fürsten, der höhere Achtung
für Kf. empfinde als der König, und Kf. könnte keinen mächtigeren Bandes-
genossen wählen als diesen. Kr kam dann auf die polnischen Angelegenheiten
und behauptete, das Mißtrauen wegen des Verhaltens der dortigen französischen
Gesandten in den Angelegenheiten des Kf. sei ungegründet, die Befehle des
Königs und ihre Antworten rechtfertigten es hinlänglich.
E. Spanheim an den Kurfürsten. I). Paris 3. Oktober 1681.1)
[Seine Audienz beim Könige.]
3. Okt. Sogleich nach Empfang einer ihm im voraus zugesandten Abschrift des
Reskriptes vom G. September ist er nach Fontainebleau abgereist, hat dort mit
Croissy gesprochen und am folgenden Tage beim König Audienz gehabt.
Über die letztere berichtet er besonders.8) Croissy hat ihm versichert, daß
l) In Ziffern.
,J) In dieser, auch in Ziffern geschriebenen Relation berichtet er, daß der König
auf seine Anrede, in welcher er erklärt habe, von Kf. beauftragt zu sein zu versichern,
daß derselbe nichts höher schätze als die Freundschaft und das Wohlwollen des Königs,
daß er immer fest und getreulich den mit ihm geschlossenen Vertrag erfüllen werde
Audieni beim Könige. 415
die ihm erteilte Kommission sehr angenehm sei, daß man in dieselbe völliges
Vertrauen setze, and daß Kf. seinerseits ebenso auf die Freundschaft und die
guten Dienste des Königs bei allen Gelegenheiten, soweit es das Wohl seines
Reiches zuließe, rechnen könne. Er behauptete, aus Rücksicht auf Kf. hätte
man eine von schwedischer Seite gestellte Bedingung verworfen, und infolgedessen
sei der Vertrag mit Schweden noch nicht zustande gekommen. Wegen der
restierenden Subsidien versprach er mit dem Könige zu sprechen, damit die
nötigen Ordres zur Zahlung dessen, was noch außer den von hier anRebenac
angewiesenen lOOOOO Livres fällig sei, erteilt wurden. Erst nach seiner Rück-
kehr von Fontainebleau und der Abreise des Königs nach Straßburg hat er das
Original des Reskriptes vom 6. September erhalten. Da seine Audienz gerade
in die Zeit der Abreise des Königs nach Straßburg fiel, aus diesem und anderen
Gründen mehrere Gesandte in Fontainebleau anwesend waren und sie nach dem
Lever des Königs und vor der Abschiedsaudienz des holländischen Gesandten
angesetzt war, folglich nicht geheim bleiben konnte, so hat er aus derselben
auch, um keinen falschen Argwohn zu erregen, als stände sie mit dem Unter-
nehmen gegen Straßburg in Beziehung, kein Geheimnis gemacht, sondern dem
kaiserlichen Gesandten und anderen mitgeteilt, sie betreffe die Zahlung der
rückständigen, in dem Friedensvertrage zugesagten Gelder, womit er keine
Unwahrheit gesagt hat und was auch geglückt zu sein scheint.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
3. Oktober 1681.1)
[Die Reise des Hofes nach Straßburg. Mitteilungen Croissy's über dieselbe. Vermutungen
über die weiteren Absichten des Königs. Die Besetzung von Casale.]
Die erste Nachricht von der Reise des Hofes nach Straßburg hat er auf 3. Okt.
dem Wege nach Fontainebleau erhalten und sie bei seiner Ankunft dort bestätigt
und daß er ebenso auf Fortdauer der Freundschaft des Königs und auf Erfüllung
der ihm gemachten Zusagen, auch auf Zahlung der ihm zugesagten Gelder rechne,
geantwortet habe: qu'il n'avoit pas doute de la fermete des intentions de V. Alt. El.
a conserver son amitie envers luy et de n'aller point en andere des mesures qui en
avoient este renouvellees par le dernier traitte, qu'il ne laissoit pas d'etre bien aise
d'en apprendre cette confirmation par ma bouche, que je pouvois asseurer V. Alt. El.
qu'il satisferoit tousiours a ses engagemens avec Elle et qu'il luy donneroit en toutes
rencontres des marques de son amitie particuliere. Que pour les sommes encore
deues il avoit desia donne des ordres pour en faire toucher par le Comte de Rebenacq
et auroit soing que le reste füt acquitte au plutot autant que Testat present de ses
depenses nouvelles, qu'il alloit faire, le pourroit permettre.
*) S. Sehe f er a.a.O. S. XIII.
416 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
gefunden. Gerüchte von einem gegen Straßburg beabsichtigten Unternehme!
waren, wie er von Zeit zu Zeit gemeidet hat, schon seit einiger Zeit verbreitet
doch schien manches dem zu widersprechen. Der ganze Hof, auch die Konigin
und die Herzogin von Orleans, glaubten, daß man am 30. nach Chambori
aufbrechen werde. Erst Freitag den 26., nach der Abreise Louvois' und der
Ankunft eines Kuriers, hat der König seinen Hof leuten erklärt, die Reise werde
nach Metz und dem Elsaß gehen. Croissy, den er am 28. in Fontainebleu
sah, hat zu ihm davon nur in allgemeinen Ausdrücken gesprochen: Der König
wollte seine Plätze im Elsaß besuchen, er wünschte nur, den Frieden mit den
Reiche aufrecht zu erhalten, er werde dieses erkennen lassen durch gerechte
und raisonnable Vorschlüge, von denen Rebenac beauftragt sei dem Kf. Mit-
teilung zu machen, dementsprechend hätten die französischen Gesandten Befehl,
sich nach Frankfurt zu begeben, die Absichten und Schritte des Kaisers hätten
den König genötigt, ihnen rechtzeitig entgegenzutreten. Graf Mansfeld, der
bisher an Absichten auf Straßburg nicht hatte glauben wollen, war sehr über-
rascht, er hat zwei Unterredungen mit Croissy gehabt, bei denen es zu heftigen
Vorwürfen und harten Worten gekommen ist. Da Mansfeld sich mit allgemeinen
Versicherungen nicht zufriedenstellen lassen wollte, sondern eine positive Er-
klärung verlangte, so hat ihm Croissy am folgenden Tage erklärt, der Koni;
wolle die Huldigung der Stadt Straßburg entgegennehmen und so das zur Aas-
führung bringen, was ihm kraft seiner durch den Münsterschen Frieden
abgetretenen und durch den Nimweger bestätigten Souveränität im Elsaß gehöre.
Mansfeld hat darauf erwidert, er nehme dieses als den Anfang des Bruches
mit dem Kaiser und dem Reiche. Croissy hat an demselben Tage auch
anderen Ministem, so dem englischen und dem holländischen, mitgeteilt, daß
der König ginge, sich in Straßburg huldigen zu lassen. Man weiß übrigens,
daß es sich um die Besitzergreifung der Stadt handelt, daß Louvois schon
die Kapitulation, welche er der Stadt insinuieren solle, mitgenommen hat
und daß, wenn diese sich nicht fügen sollte, sie von 40000 Mann an-
gegriffen werden soll, man glaubt aber nicht, dort großen Widerstand zu
finden. Manche glauben, daß man dabei nicht stehen bleiben, sondern daß
die Einnahme von Luxemburg darauf folgen werde. Andere meinen, daß
man nach der Einnahme von Straßburg sich zu einem Vergleich mit dem
Reiche verstehen werde; auch Graf Mansfeld scheint zu meinen, man
werde frauzösischerseits das vorschlagen, wovon schon bei den Verhandlungen
in Münster die Rede gewesen ist. nämlich, daß Frankreich Elsaß als Rcichs-
lehen behalten solle. Derselbe sowie die italienischen Fürsten und Minister
sind nicht weniger beunruhigt durch die Übergabe der Zitadelle von Casale.
Die hiesigen schwedischen Gesandten haben häufige Konferenzen mit dem
kaiserlichen gehalten, der letztere scheint schon auf die nordischen Kronen,
besonders auf Schweden, zu zählen.
Die Besetzung von Straßburg. 417
Der Kurfürst an Jena und Meinders. D. Potstam
3./[13.] Oktober 1681.
[Mitteilungen Rebenacs über die Besetzung von Straßburg, Befehl, mit demselben
eine Konferenz zu halten.]
Graf Reben ac ist1) bei ihm gewesen und hat ihm aus einem Schreiben 13. Okt.
seines Königs die Ursachen angezeigt, warum sich derselbe der Stadt Straßburg
bemächtigen wolle, worunter die vornehmste war,') von wegen des Kaisers
sollte der Graf von Mercy mit der Stadt wegen Aufnahme einer kaiserlichen
Garnison von 6000 Mann kapituliert haben. Er hat dabei hoch kontestiert, daß
sein König nicht im geringsten beabsichtige, den Frieden mit dem Reich zu
brechen, und was dergleichen mehr. Er hat ihm in generalibus und ohne
contestation oder aigreur geantwortet und angezeigt, daß er einige seiner Räte
kommittieren wollte, die mit ihm eine Konferenz halten sollten. Sie beide
sollen, sobald Jena wieder nach Berlin gekommen ist, mit R. zusammenkommen,
dasjenige, was er dieser Sache halber anzubringen hat, ad referendum nehmen,
jedoch dabei erwähnen, daß Kf. wohl gehofft hätte, nachdem er dem Könige
alle ersinnlichen Preuven einer sinceren Freundschaft gegeben, derselbe wurde
ihm von diesem das Reich betreffenden Vorhaben einige vertraute Ouvertüre
gemacht haben, er hätte es aber erst nach dem Verlauf aus den gemeinen
Gazetten vernommen und wäre daher nicht wenig surpreniert worden. Im
übrigen sollen sie sich in terminis generalibus halten, R. auf eine Antwort von
ihm vertrösten und ihm was derselbe in der Konferenz vorbringen wird nebst
ihrem Gutachten, wie er beantwortet werden könnte, eröffnen.*)
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
11./21. November 1681. %
[Mitteilungen Croissy's über den Assoziationstraktat und die Maßregeln gegen
Luxemburg.]
Er hat am 8./18. Croissy nach seiner Rückkehr gesehen. Derselbe hat 21. Nov.
mit ihm von der Neigung des Königs, die Freundschaft mit dem Reiche durch
eine Grenzregulierung wiederherzustellen, und von den deswegen den Gesandten
') S. Prutz, S. 353f.
*) S. Legrelle, Louis XIV et Strasbourg, S. 184f.
') Aufzeichnungen über diese Konferenz und über die von Kf. Rebenac erteilte
Antwort sind nicht vorhanden, doch s. Prutz, S. 354.
Mater, z. Gesch. <L G. Kurfürsten. XIX. 27
418 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
in Frankfurt erteilten Befehlen gesprochen. Er berührte auch die im Haag
abgeschlossene Ligue1) und sagte, er hätte zu dem schwedischen Gesandten
gesagt, der Eonig hätte sich nie denken können, daß der König von Schweden
der erste sein würde, eine Ligue gegen Frankreich zn unterzeichnen. Er sprach
anch von den Vorgängen in Flandern3) und erklärte, mit der angeblichen
Blocqnade von Luxemburg stehe es ganz anders, der König hätte nur Proviant-
sendungen dorthin nicht durch sein Gebiet den Durchzug gestattet, solange
Spanien seinen Anspruch auf Alost nicht befriedigt hätte. Manche meinen,
dieser Aufschub der Unternehmung in Flandern geschehe nur ans Rücksicht
auf England, um den Vorwand für die Assoziationsliga zu nehmen, um welche
man sich dort seitens Hollands und Schwedens bemüht. Die dänischen Minister
scheinen nicht zu glauben, daß ihr König in die Liga treten wolle und daß,
wie Graf M ans fei d behauptet, deswegen Verabredungen mit dem Kaiser
getroffen seien.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
9./19. Dezember 1681.
[Äußerungen Croissy's zu Meyercrohn, dessen Mitteilungen darüber und Wunsch, daß
Kf. und Dänemark zusammengehen möchten.]
19. Dez. Man scheint jetzt hier geneigter zu einer Allianz mit Dänemark zn sein,
besonders seit den letzten Schritten Schwedens. Da Hoegh im Begriff ist
abzureisen und Meyercrohn die Geschäfte übernimmt, hat Croissy in der
Audienz, welche derselbe vor drei Tagen bei ihm hatte, diese Angelegenheit
berührt und ihm unter anderem vorgestellt, man hätte erkannt, wie Frankreich
es verstände, seine Bundesgenossen aufrecht zu erhalten, Dänemark hätte
zuzusehen, oh es nicht Eroberungen zu machen hütte, in deren Besitz es später
aufrecht erhalten zu werden wünschte. Die dänischen Minister verbergen auch
nicht die eifrigen Bemühungen des Kaisers und Hollands, sich mit ihnen zu
verbinden, und bezeugen ihm, daß sie für ihren König nichts für vorteilhafter
halten, als gemeinsam mit Kf. Verbindungen einzugehen.
P.S. Meyercrohn hat ihm vertrauliche Mitteilung von dem gemacht,
was Croissy als Motiv, um den König von Dänemark zur Verbindung mit
Frankreich zu bewegen, angeführt hat, und ihn gefragt, ob man nicht auch ihm
gegenüber von der Eroberung Pommerns spreche, und ob er nicht Befehl habe,
*) Der sogenannte Assoziationsvertrag zwischen König Karl XI. von Schweden
und den Generalstaaten (d. Haag 30. September / 10. Oktober 1681) DumontVII,2f
S. 15 f. S. Ranke, Franzosische Geschichte, III, S. 472; Krdmannsdörffer, I, S. 664.
2) S. Sehoetter, Le Luxembourg et le comt(' deChiny depuis le traite deNimegue
(Publications de la section historique de Pinstitut de Luxembourg. XII), S. 287 ff.
Der Assoziationstraktat Die Konferenz in Frankfurt 419
darüber zu unterhandeln. M. hat erklärt, daß er selbst mehr Nützen für seinen
König in dem Eintreten desselben in die Ligue der Generalstaaten nnd Schwedens
sehe, daß Hengh aber anderer Meinung zu sein scheine, jedenfalls sei
wünschenswert, daß Dänemark und Kf. hierin zusammen handelten. Er hat
nur auf den bisherigen Verlauf der Unterhandlungen hingewiesen und die Hoffnung
ausgesprochen, daß der König von Dänemark jetzt mit Kf. Verbindungen
anknüpfen und seinem Gesandten in Berlin Befehl erteilen werde, darüber zu
verhandeln, M. wird aber gewiß mit dieser Antwort nicht zufrieden sein, sondern
zu erfahren wünschen, was für Befehle ihm Kf. in dieser Angelegenheit
erteilt hat.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
16./26. Dezember 1681.
[Mitteilungen Croissy's über die Verhandlungen in Frankfurt und über eine Äußerung
Straetmans. Die dort von einigen Fürsten versuchten Neuerungen. Unzufriedenheit
Croissy's mit der Haltung Schwedens.]
Er hat Croissy in dieser Woche in St. Germain gesehen, derselbe sprach 26. Dez
mit ihm von der Konferenz in Frankfurt1) und meinte, die meisten Kurfürsten
und Fürsten schienen die Erhaltung des Friedens zu wünschen und den Vorschlag
Frankreichs, daß dieses behalte, was es in Besitz habe, und in der Zukunft auf
weitere Ansprüche verzichte, annehmen zu wollen, besonders hoffe man auf
einen Vergleich mit K.Pfalz, man wolle franzosischerseits demselben die Ein-
künfte der Gebiete, in deren Besitz man sich gesetzt hätte, lassen, auf weitere
Ansprüche verzichten und ihm eine Geldentschädigung zahlen. Man zweifele
nicht, Kf. konnte dazu beitragen, K. Pfalz zur Annahme dieser Vorschläge zu
gewinnen. Man hat ihn erkennen lassen, wie sehr man ein solches Abkommen
mit demselben wünsche, und daß man hoffe, ein solches werde auch die Ver-
ständigung mit den anderen Interessierten erleichtern. Er hat darauf nur in
allgemeinen Ausdrücken geantwortet und wird abwarten, ob Kf. ihm Befehle
deswegen erteilen wird. Croissy erwähnte auch bei Gelegenheit der Frank-
furter Konferenz, Straetman') hätte bei der Tafel geäußert, die Kurfürsten im
Reiche hätten nicht mehr zu prätendieren als die Edelleute in Polen, die ihren
Konig erwählten, Kf. hätte nach Rebenacs Bericht darüber großen Unwillen
geäußert. Er hatte bisher davon noch nichts gehört, und er wundert sich, daß
ein so aufgeklärter und über die polnischen und Reichsangelegenheiten so gut
unterrichteter Minister sich so hat vergessen können. Er erkennt aber im all-
gemeinen mehr und mehr, daß nichts den Vorrechten der Kurfürsten präjudi zierlicher
') S. unten Abschnitt V.
*) S. ebendaselbst
27*
420 III* Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
und von gefahrlicheren Folgen sein konnte, als die Neuerungen, welche die
Minister einiger Reichsfürsten in Frankfurt machen wollen. Das Schlimmste ist,
daß dieselben besonders von dem Minister eines sonst so ansehnlichen Fürsten
ausgehen, doch wird das Haus Lüneburg sich nicht wundern dürfen, wenn
es gegen seine Angriffe auf die Prärogativen der Kurfürsten heftigen und
kräftigen Widerstand findet
Croissy zeigte sich in dieser Konferenz sehr unzufrieden mit dem Ver-
halten Schwedens und bemerkte, er hätte sich wohl gedacht, daß das
Ministerium des Grafen Oxenstierna, den er in Nim wegen kennen gelernt
hätte, manches Neue und Wunderliche hervorbringen wurde.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln
21./31. Dezember 1681.
[Auf das P. S. vom 9./ 19. Dezember. Bereitwilligkeit zu einem gemeinsam mit
Dänemark abzuschließenden Traktat mit Frankreich. Anfrage nach dem Verhältnis
Dänemarks zu Schweden und zum Kaiser und uach dessen Meinung über einen
solchen Traktat]
31. Dez. Er soll Meyercrohn für die vertrauliche Eröffnung danken, sich zu
gleicher Konfidenz erbieten und ihm anzeigen, er hätte längst Ordre und
Instruktion, wegen eines zwischen Frankreich, Dünemark und Kf. abzuschließenden
Traktats in Unterhandlung zu treten, dänischersei ts aber hätte man Schweden
dazuziehen wollen, und darüber wäre die Sache ins Stocken gekommen.
Seither deme wären einige Dinge passiret, worüber wir uns not-
wendig eclairciren müßten, wie ihr dann von ihm zu vernehmen, ob
nunmehr der Tractat zwischen Den nein arck und Schweden nicht
mehr gültig, kraft dessen diese beide Kronen sich verbunden, daß eine
ohne der anderen Beistimmunge und Consens keine Tractaten eingehen
sollte, und ob man von solchem Vergleich mutuo dissensu oder de facto
abgetreten, oder ob man sich noch daran verbunden hielte. Diesen
Zweifel erregete uns der zwischen Schweden und dem Staat jüngst
gemacheter Associationstractat, welchen, wann er ohne Vorbewußt und
Approbation von Dennemarck, wie die dänische ministri überall contestireten,
getroffen, anders nicht als eine aperta contraventio des Lundenschen
Tractats angesehen werden könnte. Weshalb wir zu wissen verlangeten,
ob Dennemarck dennoch und deme ungeachtet in besagten Associations-
tractat einzutreten geneiget wäre, imgleichen ob Dennemarck mit dem
Keyser eine Allianz zu machen intendire, welches man überall spargiret
Vorschlag eines Traktats des Kf. und Dänemarks mit Frankreich. 421
und glaubet, daß Liliencrohn umb nichtes anders nach Wien geschicket
worden? Wie diese und dergleichen Tractaten mit demjenigen, welchen
man dänischer Seiten mit Franckreich projectiret und zu verlangen
bezeuget, compatible sein können? Ob er. M., instruiret, was I. K. M.
zue Dennemarck wegen der zue Frankfurt am Mayn von den frantzösischen
Gesandten getanen Proposition, das Rom. Reich betreffend, für Meinunge
und Gedanken fuhreten? Ob nicht anfangs Ir. K. M. zue Dennemarck
Meinunge wäre, daß man allerseits den Frieden mainteniren und zue
solchem Zweck einen Tractat zwischen Franckreich, Dennemarck und
uns zu machen hätte,1) ohne dabei einiger Conquesten zu gedencken.
Sollte es aber auf eine oder andere Weise zur Ruptur kommen, daß
alsdann Franckreich dem König in Dennemarck zu Schonen etc. und
uns zue Pommern helfen und dabei mainteniren wollte, welches etwan
in heimblichen und secreten Nebenarticulis abzureden, ingleichen der
Punct der Subsidien, und was sonst ein jeder ä part und Dennemarck
mit uns auch a part nach eines jeden Convenienz zu tractiren haben
möchte? —
Memoire [s. 1. et d:].a)
[Vorschlag eines neuen Bündnisses zwischen dem König von Frankreich und Kf.]
Le Roy voyant par les demarches de plusieurs paissances, et entre antres Dez. 1681
de TEmpereur, de la Suede et de la Hollande, qne sous un pretexte
specieux de conseruer les Traittes de Westphalie et de Nimegne par une ligue
ou association on couure le veri table desir de rallumer la guerre et rejetter
FEmpire dans les mesmes desordres, dont il a este presque accable dans ces
derniers moauemens: Sa Majeste a crü, qne le moyen le plus asseure seroit de
former auec les Princes ses alliez et les mieux intentionnes ponr la paix une
liaison solide et establir des mesnres certaines pour s'opposer conioientement ä
tontes les maavaises suittes que pourroit auoir le susdit traitte d'associatioD, et
non senlement se donner des assistances reciproques contre ceux, qni voudront
troubler la paix, sous le pretexte d'interpreter les traittes de Munster et de
!) Das Folgende in Ziffern.
3) Dieser Denkschrift liegt die Instruktion Ludwigs XIV. für Rebenac vom
4. Dezember 1681 (s. Prutz, S. 360f.) zugrunde, sie wird also Mitte oder Ende
Dezember von R. übergeben sein.
422 HI- Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Nimegue, mais aussy, en cas qu'ils soient les premiers ä faire des actes d'hostilite,
leur en faire supporter tous les dommages en la maniere, qui sera concertee
entre les alliez. Et d'autant que Sa Majeste croit pouuoir faire un fondement
asseure sur Tamitie de Son Altesse Electorale de Brandebourg, Elle est bien
aise de commencer par sad. A. ä former nne liaison si iuste et si necessaire
au repos de la chrestiente. C'est pour cet effet qu' Elle enuoye un nouveau
pounoir au Comte de Rebenac affin qu'apres s'estre explique auec S. A. E.
de Brandebourg et ses ministres en la maniere, qui vient d'estre ditte, il loy
fasse entendre:
Premierement que le seul but, que Sa Majeste se propose dans ce nouveau
traitte, est un maintien sincere de la paix de TEmpire. Sa Majeste, desirant
oster ä S. A. E. et a tous les Princes bien intentionnes, qui entreront dans cette
alliance, l'inquietude, que leur pourroient donner les pretentions, qu' Elle peut
auoir, Elle s'oblige et s'engage par toutes les mesures les plus fortes a les
borner aux lieux, dont Elle estoit en possession, lorsque ses ambassadeurs sont
entres dans Francfort, a condition que sad. A. E. et les autres Princes alliez
veuillent s'obliger ä ioindre leurs forces ä celles de Sa Majeste contre tous ceux,
qui la voudront troubler dans cette possession.
Sur ce fondement Sa Majeste promet, qu' au cas que quelqu' un des alliex
soit trouble dans la possession de ses estats, pays et droits, de luy donner un
secours de troupes ou d'argent, proportionne ä celuy qu1 Elle en pourroit
receuoir, en cas qu' Elle fust attaquee, et mesme de l'aider a se faire raison
de tous les dommages, qu'il pourroit auoir soufferts.
II est a remarquer que, sans remplir ce present traitte de particularites,
qui ne doiuent point venir a la connoissance du public, Sa Majeste se fait un
plaisir du nouuel engagement qu1 Elle prend, de seconder toutes les veues et
les pretentions, que S. A. E. peut auoir sur diverses puissances, qu'il n'est pas
necessaire de nommer. Elle y trouue encore la gloire d'affermir la paix de
TEmpire par le seul inoyen capable d'en euiter la rupture. 11 est inutile de
rien aiouter ii tout ce que la prudence consomee de S. A. E. luy aura fait con-
ceuoir des suittes de cette nouuelle liaison. Je dois seulement y aiouter, que
Sa Majeste en aura une satisfaction tres grande, et quoyque la dite liaison
n'oblige S. A. E. u aucunc nouuelle despcnse, Elle est bien aise neanmoins de
luy donner, quand ce ne seroit que par de pctits effets, de nouuelles marques
de son ainitie et de la veritable estime, qu* Elle a pour eile.
Ce ') memoire n'est que pour servir d'idee a Taffaire dont il est question,
y ayant plnsieurs choses qu'on pourroit y aiouster si on vouloit y remarquer
tous les avantages qui s'y trouuent pour les interets du Roy et de S. A. E., dont
le plus considerable est d'ailleurs le repos de PEmpire d'une maniere qui ne
laisse aucun lieu de rien apprehender de contraire.
l) Diesen letzten Absatz hat Rebenac eigenhändig hinzugefügt.
Verhandlungen wegen eines neuen Bündnisses. 423
Aufzeichnung Meinders'. l./ll. Januar 1682.1)
[Mahnungen Rebenac's, die Bedenken gegen den Traktat fahren zu lassen und den-
selben abzuschließen. Vorstellung der Vorteile, welche Kf. aus demselben ziehen werde.]
Als er gestern Rebenac das vorgebracht, was Kf. ihm anbefohlen, 11. Jan
bezeugte dieser darüber große Bestürzung und Bekümmernis, sagte, er wollte
Gelegenheit nehmen, mit Kf. selbst zu reden, er hatte bisher von demselben so
beständige Versicherung und vielfältige Zusage erhalten, daß man das bekannte
Werk unverzüglich abtun sollte, daß er daran nicht im geringsten gezweifelt,
auch desfalls zu verschiedenen Malen seinen König versichert hätte. Er wüßte
nicht, was und wie er jetzt von der Sache referieren sollte, der König begehrte
eben nichts Neues. Kf. wäre kraft des bereits gemachten foederis doch einen
Weg als den anderen schuldig, ihn bei Straßburg gleich anderen seinen Plätzen
zu maintenieren und garantieren, da das foedus ausdrücklich besagte, daß
einer den anderen bei demjenigen, was er besitze, zu garantieren schuldig sei,
ohne zu examinieren, ob er jure oder facto mit Recht oder Unrecht angegriffen
werden möchte. Der König hätte nicht die Intention, den Frieden mit dem Reich
zu brechen, sondern ihn zu affermieren. Wenn das Reich oder der Kaiser
Krieg haben wollte, so wäre der König imstande, es zu wagen, und könnte
hoffen, noch mehr zu erwerben. Der König verlangte dieserwegen Sicherheit,
um seine mesures danach zu nehmen. Kf. wäre in solchem Stande und so
hoher Konsideration, daß der König sich desfalls vor allen anderen an ihn
') In einem undatierten» jedenfalls dieser Zeit angehörenden Billet anMeinders
schreibt Rebenac: J'ay un scrupule Monsieur depuis assez long temps sur lequel
je vous prie que je puisse vous ouvrir mon coeur, il me paroist, que sur nos dernieres
propositions vous avez des retenues que vous ne me ditez point, et je l'attribue ä ce
que vous voulez avant que d'entrer en mauere savoir a fonds les pensees du Dk. affin
d'y trouver vos avantages. Cela seroit tres bon, si de la maniere dont on en use avec
vous on n'estoit pas en droit d'attendre un proceder plus ouvert, et si d'un autre coste
les occasions estoient belles que vous pussiez par force nous contraindre a recevoir
des conditions que nous ne voudrions pas offrir. Je me suis explique des ordres que
j'avois et je vous avoue, qu'il est d'une consequence plus grande que vous ne la
croyez peut estre, que le Roy sache un peu de bonne heure a quoy s'en tenir. Je
vous diray mesme Monsieur ce que vous savez desia fort bien, c'est qu' une plus
grande longueur ne peut estre attribuee qu' a ce concert avec le D*, et sachant le
fonds de vostre coeur sur ce qui vous regarde, ce seroit pour vous une chose si
inutile et pour nous si injurieuse qu' en verite je serois fort embarasse ä lui donner
une bonne couleur. N'attribuez pas tout cela, je vous prie, a aucun eclaircissement
de gascon, ce n'est que pour vous seul, s'il vous piaist, et affin que vous n'ayez plus
Pembarras de m'amuser. S'il est vray, que vous attendiez des nouvelles de Coppen-
hague, auquel cas je vous avoue, que nous avrions des pensees qui nous affligeroient
beaucoup. Je vous ay envoye de quoy faire remplir vostre banique (?) et en ay de
plus une entiere a vostre service. —
424 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
adressierte, er konnte also die Glorie und Advantage haben, das Reich vor
einem abermaligen verderblichen Kriege zn bewahren, seinem Beispiel würden
ohne Zweifel andere Reichsstände folgen, Kf. hätte bereits nach Regensburg,
Dänemark und an vier Kurfürsten seine Gedanken wissen lassen, welche sich
alle vermutlich darin mit ihm konformieren wurden, zumal man franxosischer-
seits in solcher Verfassung stände, daß man mehr zu hoffen als zu fürchten
hätte. Der Konig würde nicht allein auf alle weiteren Prätensionen renuntiieren,
sondern auch alles, was seit der Abreise der Gesandten von Paris erobert oder
incorporiert sei, außer Straßburg, wiedergeben. Sollte Kf. nicht bei seiner
Resolution bleiben, so wurde es zwar den König betrüben und nicht wenig
Nachdenken verursachen, es würde aber dennoch wohl dahin kommen and
niemand ihm Straßburg nehmen, der König aber alsdann an Kf. keine Obligation
haben. Soviel er (R.) urteilen könnte, käme es nur auf das allzu gering
scheinende augmentum des Geldes an, dagegen aber sei in Konsideration zn ziehen
1. daß Kf. ja sich zu nichts Neuem verbände, sondern bereits in so enger
Allianz stände, daß derselben fast nichts als der Name von Straßbarg hinzu-
gesetzt wurde,
2. Kf. dadurch in seinen consiliis und anderen Mesuren nicht im geringsten
turbiert würde,
3. er deswegen nicht einen Taler neue Kosten aufzuwenden brauchte,
4. der König die offerierten 100000 Fr. nicht als ein subsidhim, sondern
nur als eine marque d'estime den vorigen 300000 Fr. hinzufugte, wofür Kf.
seine Domänen verbessern oder ein Regiment zu Fuß mehr unterhalten könnte,
5. ihm bei dem ersten so engen und vertraulichen Traktat anch nicht
mehr als 100000 Fr. versprochen worden seien,
G. Kf. dafür andere weit wichtigere Vorteile davontrüge, die den König
nicht wenig embarassierten, ja ihn wider seinen Willen in Krieg ziehen könnten,
nämlich :
1. daß derselbe sich aller seiner Interessen und Prätensionen annehmen
würde, und zwar
2. nicht nur wenn er von Polen. Schweden etc. attacquiert oder turbiert würde,
3. sondern aucli wenn Kf. seine Prätensionen, als wegen restierender
Subsidien oder sonst urgieren, sich bei verweigerter Satisfaktion selbst bezahlt
machen und darüber in Ungelegenheit geraten sollte,
4. der König erbiete sich, ihm hierin absque ulla restrictione zu assistieren,
möchte er zu Lande oder zu Wasser seine Satisfaktion suchen,
.r>. in specie wäre er instruiert, dieses zuzusagen, falls Kf. wegen des weg-
genommenen Schiffes in Afrika ') vom Staat nicht gebührende Satisfaktion erhielte,
(>. erbiete sich der König, wenn es zur Leistung der in der vorigen
Allianz versprochenen Hilfe kommen sollte, dem Kf. die jetzigen 300- oder
400000 Fr. auf G00- oder 800000 Fr. zu erhöhen,
]) S. l'rk. u. Akt. III, S. (?18ff.; Schuck I, S. 146.
Mahnungen Rebenacs zum Abschluß des Traktats. 425
7. was wegen der Succession des Prinzen von Oranien and anderer
Angelegenheiten des Kf. und seines Hauses in vorigen Allianzen stipuliert
worden, könnte erläutert, extendiert und repetiert werden,
8. die lOOOOO Fr. wären zwar keine große Summe, bezeugten aber doch
des Königs guten Willen,
9. würde der König dem Kf. und auch dessen Gemahlin daneben seine
Affektion auf andere Art kontestieren.
Im übrigen wüßte Kf., daß er (R.) mit untertanigster franchise in allen
Dingen prozedierte, alles offenherzig vorstellte, wie es ihm befohlen, er erbot sich
auch, die an ihn ergangenen Reskripte und Instruktionen im Original zu zeigen.
Er hoffte also, Kf. werde in seiner guten Intention beständig verharren,
dadurch den Frieden im Reich festsetzen, seine Glorie vermehren und den König
zu Kontinuation seiner Freundschaft und Konfidenz veranlassen. Dabei werde
Kf. sich am besten befinden, und auch sein König verlange ungern und außer
der höchsten Not mit niemand anders in eine so enge Verständnis zu treten,
als worin er mit Kf. wäre.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
20./30. Januar 1682.
[Mitteilungen Meyercrohns und Croissy's über die Verhandlungen mit Dänemark.]
Der dänische Gesandte hat ihm vertraulich die letzten Befehle seines 30. Jan.
Königs mitgeteilt, wonach1) derselbe geneigt sei, auch ohne Schweden mit
Frankreich abzuschließen, wenn man französischerseits in dem Subsidienpunkte
weiter ginge und einige andere Wünsche erfüllte. Er hätte auch Befehl,
Croissy mitzuteilen, wie heftig der König von Schweden seinen König drängte,
in den Assoziationsvertrag einzutreten, mit der Versicherung, daß daß Haus
Lüneburg und der Bischof von Münster eintreten würden; ferner sollte er
anzeigen, daß sein König fest entschlossen sei, sich nicht von Kf. zu trennen,
und daher wünsche, daß man auch diesen für die Verbindung zu gewinnen
suche. Doch versicherte er, diese Neigung des Königs, mit Frankreich zu ver-
handeln, würde nichts helfen, wenn man nicht in bezug auf die Subsidien größere
Zugeständnisse machte. Meyercrohn hat ebendasselbe Croissy in der letzten
Audienz vorgestellt und dieser hat ihm geantwortet, er zweifle nicht an der
Absicht des Königs von Schweden, die Assoziationsligue weiter auszudehnen,
aber er glaube nicht, daß derselbe der Herzöge von Celle und Hannover und
des Bischofs von Münster sicher sei, der guten Absichten des Kf. sei man
sicher und bereit, auch mit ihm nach dem Wunsche des Königs von Dänemark
gemeinsame Maßregeln zu nehmen. Die Forderungen des Königs von Dänemark
») S. unten Abschnitt IV.
426 HI- Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
aber seien anmäßig, man wäre bereit, 500000 Taler im Kriegsfall zu geben,
100000 mehr, als man früher hätte bewilligen wollen. Groissy hat ihm selbst
dieses mitgeteilt und znm Schluß die Hoffnung ausgesprochen, die Reise Fuchs'1)
werde die Schwierigkeiten dieses Traktats ebnen. Er hat ihm erwidert, er
zweifelte nicht, daß Meyercrohn gute Absichten hätte, aber daß er am Erfolge
▼erzweifelte, wenn der König von Frankreich bei diesen Anerbietungen bliebe.
Er glaubt, daß der König von Dänemark und dessen hauptsächliche Minister
oder Günstlinge das Bündnis mit Frankreich wünschen, aber mit 500000 Talern
im Kriegsfalle nicht zufrieden sein werden. Der König glaubt, 800000, eben-
soviel wie Schweden in dem Vertrage von 1675 versprochen sind, beanspruchen
zu können, wird sich aber vielleicht auch mit 600000 Talern und der Hoffnung
auf andere Vorteile, besonders Garantie der Eroberungen im Kriegsfalle, zufrieden-
stellen lassen.
Croissy bat ihm auch gesagt, man hoffe, daß der Vertrag in Frankfurt
auf den Fuß der letzten Proposition zustande kommen werde, K. Pfalz habe
allerdings sehr hohe Forderungen gestellt, man hoffe aber, er werde sich
akkommodieren, und dieses Akkommodement und die guten Dienste des Kf.
würden auch den Vergleich mit den anderen Interessierten erleichtern, der
Vertrag mit Kf. wäre nach Rebenacs Bericht zum Abschluß fertig.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
31. Januar/ 10. Februar 1682.2)
[Die neue Allianz mit Frankreich, seine weiteren Wünsche.]
10. Febr. Durch den neuen zwischen Rebenac und seinen ministris wegen der
gegenwärtigen Konjunkturen abgeschlossenen Vertrag3) hat er dem König abermal
eine merkliche preuve seiner aufrichtigen Intention gegeben. Während fast
jedermann in- und außerhalb des Reichs die Prozeduren des Königs und der
Kammern zu Breisach und Metz bei den sogenannten Reunionen und Inkorporationen,
besonders die Okkupation von Straßburg, für Tätlichkeiten und Violenzen
geachtet, die den Münsterschen und Nimwegischen Friedenstraktaten direkt
zuwiderliefen, und um sich gegen fernere solche Reunionen zu sichern, das
Rom. Reich eine wirkliche Kriegsverfassung beschlossen hat und in einigen
Kreisen schon vigoureuse Anstalten gemacht werden, hat er, auf dessen Konduite
J) S. unten Abschuitt IV.
2) In Ziffern. Das Konzept von Meinders geschrieben.
3) Die am 12./ 22. Januar 1682 abgeschlossene neue Allianz. S. v. Mörner,
S. 715AF. (426 ff.). Vgl. Droysen, 111,3, S. 485: Prutz, S. 245 f.; Bulard, S. 118f.;
Philippson, III, S. 21)7.
Die neue Allianz mit Frankreich. Wünsche des Kf. 427
and Exempel die vornehmsten Reichsstände ihr Absehen gerichtet, diese so
angestellt, daß dem Könige bisher daraus keine Widerwärtigkeit noch Verdruß
entstanden, sondern vielmehr alles nach seinem Sinn und Gefallen von statten
gegangen ist. Dagegen hat er nicht allein die vom kaiserlichen Hofe und
anderen Orten ihm gegen Änderung seiner consiliorum offerierten avantageusen
Konditionen recusiert, sondern sich auch durch verschiedene kostbare Schickungen
nicht vergebens bemüht, andere, besonders seine Mitkurfürsten, zu einer
Konformität mit seiner Konduite zu bringen. Auch die Aufforderungen besonders
seitens des Kaisers, Englands und der Vereinigten Provinzen zum Beitritt zu
dem Assoziationstraktat und die ihm dafür offerierten Advantagen hat er aus-
geschlagen und ungeachtet der geringen und fast nichts importierenden
Konditionen, die ihm jetzt aufs neue zugestanden worden, sich lieber mit dem
König in einen neuen Traktat begeben, in der Zuversicht, der König werde
seine Affektion und Konfidenz nicht allein mit Vergnügen erkennen, sondern
sich auch nachfolgender Punkte halber, die Sp. von Zeit zu Zeit bei Gelegenheit
beobachten und befördern soll, gegen ihn mit aller Willfährigkeit und nach
seinem Verlangen erweisen:
1. Nachdem er durch seine bisherige Konduite sich in große Ombrage und
Jalousie gesetzt und befürchten muß, daß man ihm und seinem Hause dieses
früh oder spät werde entgelten lassen, erwartet er bei dem Könige dagegen
Schutz und Beistand.
2. Verläßt er sich auf die von demselben gegen das Reich und gegen ihn
getanenen syncerationes, daß er mit diesem in beständigem Frieden und auf-
richtiger Nachbarschaft zu leben intentioniert sei.
3. Weil er sicher weiß, daß sowohl der Kaiser als auch Schweden
durch seine jetzige Konduite in nicht geringe Ombrage gegen ihn gesetzt sind,
and er daher auch dieser Orten, wo ihm des Königs Beistand sehr spät oder
gar wenig zustatten kommen könnte, eines beständigen Appuys bedarf, den er
bei niemand besser und leichter als bei Dänemark finden könnte, so erwartet
er, daß der König sich auch angelegen sein lassen wird, diese Krone von der
anderen Partei, welche sich jetzt um ihre Freundschaft sehr bemüht, abzuziehen
and vermittelst guter Konditionen in sein Interesse zu bringen, auch dadurch
zwischen derselben und ihm, dem Kf., das gute Vernehmen zu befestigen.
Auch er bemüht sich darum, hat deswegen eine expresse Schickung getan, auch
Sp. soll Meyercrohn Nachricht davon geben und ihm berichten, daß er von
ihm auf diese Art beordert wäre.1)
') Kf. macht (d. Potsdam 31. Januar/ 10. Februar 1682) Sp. Anzeige von dem
günstigen Erfolge der Sendung Fuchs' nach Dänemark (s. unten Abschnitt IV) und
daß dort verabredet worden sei, er und der König von Dänemark sollten jeder a part
mit Frankreich traktieren und auf so gute Bedingungen als möglich schließen, und
er weist ihn an, den dänischen Gesandten bei diesen Verhandlungen, besonders in
der Subsidienangelegenheit, zu unterstützen. „Im übrigen könnte es zwar bei dem
bewußten Tractat verbleiben, die weil aber Dennemarck nichts davon weiß, selbiger
auch beständig und zum höchsten secretirt werden muß, so wird sichs woll nicht
42s
III. Brandenburg und Frankreich l'iT'.' LG84
4. Wenn der König dem Römischen Reich, falls es von den Türken aa~
gegriffen werden sollte, Hilfe versprechen und eveniente casu wirklich leisten
wollte, so würde dieses bei vielen Reieasstäuden sonderbare Affektion und
Konsideration erwecken.
6, Br halt sich rgriiotett, daß der Konig hinfort nicht nur mit fernere«
Rounionen einhalten und die nach Abreise seiner Gesandten geschehet n-
heben, sondern auch bei den früher werkstellig gemachten einige Moderation,
besonders gegen die konsiderabelsten Stände, zeigen und dort in puncto religionis
nichts indem wird.
6. Besonders empfiehlt er des Hauses K.Pfalz Angelegenheiten und
Interesse, er wird das, was diesem darin Gutes und Ersprießliches widerfuhrt.
so aufnehmen, als wenn es ihm selbst geschehe. Sp. soll diese Sache aufs
beste und eifrigste befördern, auch den k, pfälzischen ministris anzeigen, daß er
solchen ausdrücklichen Kefehl erhalten hat.
7. Da auch seine Kinder erster Khe die heredes praesumptivi des Prinzen
von Uranien sind, so bittet er. nicht EU gestatten, daß dessen m dem temtorio
des Königs gelegene Lande und Domänen so wie bisher distrahiert werden.
8. Er erwartet, daß der König künftig, wenn er mehrere Gesandte idttfita
sollte, diesen allen die gleichen gebührenden Ehren erweisen lassen wird,
IL Sp. hat daran zu erinnern, daß die dem Kf. versprochenen Gelder besser
und richtiger als bisher ausgezahlt werden.
10» Kf. rekommandiert dem Könige seine Angelegenheiten in Polen
im Haag.
Er hat diesen Traktat mit höchstem Fleiß zu sekretieren, damit niemand,
besonders der dänische Gesandte, nichts davon erfahre. Er wird selbst au*
besten beurteilen, ob er eines oder anderen Punktes halber bei dem Kfe^j
Audienz suchen soll, und er soll darunter Croissy's Einraten gebrauchen, auf
welchen Kf. ein besonderes gutes Vertrauen gesetzt hat
6, Kitt
sser
-
E. Spanluim an den Kurfürsten. D. Paris 6, März 1682*
[Mitteilungen CroisayY Die Verhandlungen mit Danemark.]
Er ist nach Saint Gormain gereist und hat mit Croissy über die in dem
Reskript des Kf. vom 31, Januar behandelten Punkte gesprochen. Cr, erklarte.
anders schicken als daß ein neuer Tractat gemacht und dergestalt eingerichtet werde,
damit er Denneinarck und nach Gelegenheit derjConjuneturen hi eineggt auch sonst«
comtuuniciret werden könne, ratione loci vermeinen wir, daß es sich am besten schicke
würde, daß gleich wie Deuuemarek zu Coppenbagen, also auch wir alhie den Tri
machten, weQhalben Ihr dann dorten I. K. M. Gedanken und Intention *u veruehn
ntiiI uns mit dorn ehisten davon untertänigst zu berichten habt4
Die Verhandlungen mit Dänemark. 429
der König sei dem Kf. viel Dank schuldig und werde ihm dieses in einem
Handschreiben ausdrücken. In betreff des Vertrages mit Dänemark hat er dem-
selben alles vorgestellt, was diesen zu höheren Zugeständnissen bewegen könnte,
aber Cr. erklärte, der König wolle in Friedenszeiten nicht mehr als 150000 Rtlr.
zahlen und hoffe, Kf. werde den König von Dänemark bewegen, sich damit zu
begnügen. Die Mitteilung von einem abzuschließenden kommunikablen Traktat
nahm er ad referendum. In betreff der pfalzischen Angelegenheit teilte er ihm
mit, dieselbe sei schon abgemacht, darauf hätte K. Mainz sofort die Sache dem
Reichstage proponiert, auch K. Trier hätte sich, nachdem er einige Umstände
gemacht, akkommodiert und Münster schlage eine Ligue der zum Frieden
geneigten Fürsten und Reichsstände vor.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
10./20. März 1682.
[Schwierigkeiten, welche dem Abschluß des Vertrages mit Dänemark entgegenstehen.]
Am 17. hat er zu seiner Freude von Croissy erfahren, daß nach Meldung 20. März
des französischen Gesandten in Kopenhagen der Konig von Dänemark erklärt
habe, auf 200000 Taler in Friedenszeiten abschließen und auch in betreff der
anderen Artikel keine Schwierigkeiten machen zu wollen. Auch der hiesige
dänische Gesandte hat jetzt Ordre erhalten, sich mit jener Summe zu begnügen,
aber zugleich ist ihm ein ganz neues Projekt des Vertrages zugeschickt worden,
das er Croissy zeigen, von demselben genehmigen lassen und dann zur Unter-
zeichnung nach Kopenhagen zurückschicken soll, und zwar ist ihm bedeutet
worden, daß dieses das Ultimatum des Königs sei. Meyercrohn hat dasselbe
Croissy übergeben, dieser aber ist damit wenig zufrieden gewesen und hat
ihm heute mitgeteilt, daß der König in den streitigen Punkten nicht nachgeben
könnte. Es handelt sich um 3 Punkte: 1. Der König von Frankreich soll seine
guten Dienste zusagen in specie zur Durchsetzung der Rechte oder Ansprüche
des Königs von Dänemark auf Hamburg und den Zoll auf der Elbe, während
man französischerseits keine bestimmte Fälle spezifizieren will, wie Cr. sagt,
unter anderem, um nicht dadurch den ganzen niedersächsischen Kreis zu
choquieren. 2. Dänischerseits wird verlangt Zusage der Hilfe bei den Streitig-
keiten mit dem Herzog von Holstein, wenn deswegen Dänemark etwa von
Schweden angegriffen werden sollte, während man sich französischerseits nur
im allgemeinen zur Hilfe contra quoscunque aggressores verpflichten will.
3. Dänemark verlangt Zusicherung der Hilfe, wenn es angegriffen werden sollte
wegen Repressalien, die es, um sich für die rückständigen Subsidien bezahlt zu
machen, gegen Spanien und Holland ausüben sollte. Spanien betreffend,
will man es hier zugestehen, aber nicht auch Holland. Nach Meyercrohns
430 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Meinung könnte um dieser Punkte willen, obwohl man wegen der Subsidien
übereingekommen ist, die ganze Sache noch stecken bleiben, was man hier nach
den Berichten Mortangis' nicht erwartet hat.1)
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln
21./[31. März] 1682.
[Beabsichtigte militärische Maßregeln Schwedens. Vorschl&ge K. Triers» Befehl,
dieselben zu unterstützen.]
31. März Der hiesige dänische Gesandte v. Buchwald hat ihm mitgeteilt, sein
König habe aus Schweden gewisse Nachricht erhalten, daß man dort im Werk
begriffen sei, eine Armee nach Deutschland zu transportieren und zu dem Zweck
30 Kriegsschiffe auszurüsten, derselbe wünsche seine Gedanken zu erfahren, wie
solches zu hintertreiben oder verhindern wäre. Er hat geraten, da die Sache
nicht weniger Frankreich als sie beide concernierte, vertraulich mit Croissy
deswegen zu kommunizieren. Sp. soll mit Meyercrohn und dann mit Croissy
darüber vertraulich reden.
P. S. Beifolgend Abschrift dessen, was K. Trier') an ihn wegen Erhaltung
des Friedens im Reich und der von dem französischen Minister Tambonueau
getanenen Proposition hat gelangen lassen. Da zu fürchten ist, daß, wenn der
König von Frankreich wider K. Triers Willen Truppen sollte nach Trier werfen
wollen, alle guten intentiones zur Erhaltung des Friedens mit dem Reiche über
den Haufen geworfen und gemeine mesures wider des Königs Interesse genommen
werden möchten, so soll er rekommendieren, daß der König sich mit K. Triers
Erklärung zufrieden geben möchte.
E. Spanheiin an den Kurfürsten. D. Paris
7./17. April 1682.
[Croissy's Äußerungen über die angeblichen militärischen Maßregeln Schwedens, die
Diversion von Moskau her und über K. Trier. Geschenk für Kf.]
17. April Er hat am 14. mit Croissy über die schwedischen Absichten gesprochen
und vorgeschlagen, ob man nicht französischerseits dem König von Schweden und
!) Kf. erwidert darauf (d. Coln 16./ 26. März 1(>82), er sei über die Nachricht
von den Schwierigkeiten, welche sich bei dem Traktat mit Dänemark fänden, um so
mehr erstaunt, da der König von Dänemark ihm schon vor drei Wochen geschrieben
habe, er wollte sich mit 3(X)000 Rtlr. in Kriegs- und 200000 in Friedensxeiten zu-
frieden geben, und er teilt ihm ein Schreiben, welches er deswegen an denselben
gerichtet habe, mit S. unten Abschnitt IV.
2) S. unten Abschnitt V.
Drohende Maßregeln Schwedens. 431
dessen Ministern anzeigen wollte, daß unter den jetzigen Umstanden eine solche
Rastang und Sendung von Truppen and Schiffen von dem König von Frankreich
nur als ein Concert Schwedens mit seinen Feinden angesehen werden konnte.
Cr. meinte zuerst, es wäre wenig wahrscheinlich, daß der Konig von Schweden
zu einem solchen Unternehmen imstande sein sollte, auf seine Remonstrationen
aber erklärte er, mit dem König darüber sprechen zu wollen. Aach Meyer-
crohn hat mit ihm über diese Angelegenheit gesprochen and hat dasselbe
Versprechen erhalten. Derselbe berührte auch die Frage einer Diversion gegen
Schweden durch einen Angriff der Moskowiter1) gegen Lief land, doch erwiderte
Cr., französischerseits könnte man dazu nichts tun.
Bei derselben Gelegenheit hat er auch mit Cr. wegen K. Triers gesprochen.
Derselbe erwiderte, der Vorschlag Tambonneau's wegen Einnehmung einer
Besatzung von Schweizern habe keine Folge gehabt, der König sei durch die
Erklärungen K. Triers vollständig zufriedengestellt.
Er hat in St Germain auch die 8 Pferde gesehen, welche der König dem
Kf. zum Geschenk schickt, fünf spanische, zwei barbes und ein besonders
schönes englisches. Ein Stallmeister des Königs wird noch heute oder morgen
mit denselben abreisen.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
17./[27.] April 1682.
[Auf die Relation vom 7./17. April. Verhandlungen Schwedens mit Holland und dem
Kaiser. Angebliche Absicht des Kaisers, eine Armee ins Reich zu schicken.]
Er hat aas dem Haag Nachricht, daß zwischen Schweden and dem Staat 27. April
eine nähere Verbindung unter Händen sei, daß der Staat sich bereit erklärt
habe, an Schweden Subsidien zu zahlen und ihm im Notfall mit Schiffen, See-
offizieren und Matrosen zu assistieren. Er soll dieses Croissy hinterbringen.
Da bekannt ist, daß der Kaiser und Spanien den Krieg verlangen und daß
dieses vornehmlich in Holland verhindert wird, so ist leicht zu ermessen, wohin
obiges zielt, daß alle guten Worte, welche Schweden Frankreich gibt, ganz
anders zu verstehen sind, und daß es alles, was es nur kann, tut, am wider
Frankreich oder dessen Alliierte zu agieren. Graf Alt heimb ist vom kaiserlichen
Hofe nach Schweden schon abgereist. Aus Holland wird gemeldet, der Staat
habe übernommen, bei Spanien am Subsidien für Schweden zu sollizitieren.
J) Auch Kf. hatte (d. CGln l./ll. April 1682) Sp. mitgeteilt, nach Buchwalds
Bericht habe sich der Zar für den Fall, daß es zu einer Ruptur mit Schweden
kommen sollte, zu einer Diversion gegen dasselbe bereit erklärt, und er hatte ihn beauf-
tragt, mit Croissy darüber zu sprechen und anzufragen, ob nicht der König von
Frankreich an den Zaren schicken und ihn auffordern lassen wolle, gegen Schweden
in Aktion zu treten.
432 HI. Brandenburg und Frankreich 167S*— b
P. ST Einer seiner Oberofli ziere, der nach Wien gereist war, hat die
Nachricht mitgebracht, daß der Kaiser von ausländischen und deutschen
liehen und anderen unter der Band animiert werde, seine Armee nn gesäumt ins
Reich marschieren zu lassen, wo sie wohl Unterhalt finden werde. Von
tadatee Orten hat er Nachricht, daß Schweden zu Wien mit dem kaiserlichen
Hofe eine solche Allianz zu inachen im Werk begriffen sei, welche die termiuo?
eines I>efonsi\ fnindnis*es weit überschreite.1)
E. Spanheim an den Kurfürsten,
15./5. Mui 1682.
D. Paris
[Mitteilungen Croissy's über die gegen Schweden zu treffenden Vorsichtsmaßregeln,
über die schwedischen Anerbietungen und über das Vertrauen zu KfJ
15. Mai In seinem letzten Gespräch mit Croissy im I./12. hat er diesem den
Inhalt des Reskriptes des Kf. vom 17. April in betreff der engeren AUiani
zwischen Schweden und Holtand mitgeteilt, Cr. berichtete darauf, daß, entgegen
den Bemühungen Fagcla zugunsten dieser Allianz die Städte Dortrecht und
Amsterdam sich dagegen erklärt hätten, doch war auch er der Meinung, daß
man rechtzeitig gegen den Konig von Schweden Vorsichtsmaßregeln ergreifen
müßte, und daß zu diesem Zwecke im Notfall Piif uetiere3) nach Moskau
gehen sollte. Er berichtete ferner, Lilienrodt hätte ihm mitgeteilt, daß sein
König bereit sei, in du* Allianz mit Frankreich einzutreten und ihn mit der
Vollmacht dazu versehen hätte, worauf er ihm erwidert hätte, daß diese
Anerbietungen wenig zu dem Auftreten Schwedens in Wien, dem Haag und
London stimmten. Er meinte, Schweden mache solche Vorschläge nur, nm dk
Alliierten Frankreichs mit Mißtrauen zu erfüllen. Zu Meyercrohn hat
geäußert, man wäre hier von der Festigkeit des Kf. überzeugt, obwohl die von
der Gegenpartei sich mit der Hoffnung schmeichelten, ihn zu sich herüber*
zuziehen. Ihm hat er spezieller mitgeteilt, was Rebenac über dif VerafcherfiBgMl
gemeldet hat, die Kf. in seiner letzten Audienz gemacht hat, er meinte aber.
J) Kf. beauftragt (d. Coln 25. April / 4* Mai 1G82) Sp,, Croissy mitauteilea,
was ihm Buchwald über eine von Schweden vorgeschlagene Tripelallianz, mit ibjo
und D&nernark berichtet habe, und darauf hümiweiaea, daß Schweden all*
gegen Frankreich aufzubringen suche.
•) Schon am 1. Mai hatte Sp* berichtet, Croissy habe ihm mitgeteilt, der Künig
wäre mit dem Anerbieten des Zaren sehr zufrieden und wollte d&iu auf die gewünsohu
Weise mitwirken, Ri'benac werde Befehl erhalten, mit Kf, über alles, was feM M
tun sei, zu beraten, Martangia werde denselben Auftrag erhalten und der in Schweden
befindliche Piquetiere solle nach Kopenhagen und von dort nach Moskau gehen.
Schwedische Anträge. 433
es wurde gut sein, um solche Hoffnungen der Gegner zu zerstören, daß Kf.
seinen Ministern in Frankfurt und Regensburg befehle, sich in noch stärkeren
und präziseren Ausdrucken in betreff der Annahme der französischen Vorschläge
zu erklären.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
12./22. Mai 1682.
[Mitteilungen Croissy's über das Verhältnis zu Schweden, über die Zufriedenheit des
Königs mit dem Verhalten des Kf. und aber die Äußerungen des Herzogs von Celle.
Instruktion an Rebenac für die Zusammenkunft in Itzehoe.]
Bei seiner letzten Unterredung mit Croissy in Versailles am 19. hat er 22. Mai
diesem den Bericht des Residenten des Kf. in Kopenhagen1) in betreff der von
Schweden vorgeschlagenen Tripelallianz mitgeteilt. Cr. erwiderte, solche Schritte
Schwedens seien den Versicherungen, welche es hier gebe, geradezu entgegen-
gesetzt. Feuquieres habe in seiner letzten Relation gemeldet, man bezeuge
ihm gegenüber mehr und mehr die Neigung, die alten Beziehungen zu Frankreich
wieder herzustellen. Graf Oxenstirn habe zu ihm davon in sehr bestimmten
Ausdrücken gesprochen, F. hätte es darauf übernommen, deswegen an den
König zu schreiben und dessen Befehle zu erwarten, der König aber wäre damit
wenig zufrieden und hätte ihn beauftragt, keine Vorschläge Schwedens anzuhören,
sondern seinen Abschied zu nehmen und auf die Befehle zu verweisen, welche
sein Nachfolger mitbringen werde.3) Cr. versicherte ihm ebenso wie Meyer-
crohn, man wäre durchaus nicht geneigt, mit Schweden in Unterhandlungen
zu treten, vorläufig hätte man nur auf die Erhaltung des Friedens mit dem
Reiche und auf die deswegen mit Dänemark und Kf. eingegangenen Ver-
pflichtungen zu sehen. Er bezeugte wieder, daß der König mit dem ganzen
Verhalten des Kf. sehr zufrieden sei, daß Verjus das Votum Jena's5) in
Regensburg übersandt habe und daß dieses seiner Meinung nach das gründlichste,
stärkste und verständigste sei, das man nur habe wünschen können. Er erklärte
auch, er sei sehr erstaunt über die Äußerungen des Herzogs von Celle zu dem
dänischen Gesandten, wovon ihm Meyercrohn Mitteilung gemacht hat, der
Marquis d' Are y hätte bisher davon nichts gemeldet, sondern nur, daß derselbe
sich heftig über die Wegnahme der Lübecker Schiffe4) durch die Dänen beklagte
und nicht gestatten wollte, daß die Stadt sich deswegen mit dem König von
Dänemark vergleiche.
l) S. unten Abschnitt IV.
*) S. Recueil des instruetions II, S. LXX.
*) S. Pufendorf, XVIII, § 53 (S. 1430 ff.) und unten Abschnitt V die Relation
G. v. Jena's und Schünbeck's vom 8. Mai 1(582.
4) S. unten Abschnitt IV.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 28
434 HI. Brandenburg und Frankreich 1679— 1G84.
P. S. Nach seiner Rückkehr von Versailles hat er das Reskript des Kf.
vom 29. April ') erhalten, ist am folgenden Tage nach Versailles zurückgekehrt
und hat Croissy die anbefohlenen Mitteilungen über die Zusammenkunft des
Kf. und des Königs von Dänemark und die an Reben ac zu erteilenden Befehle
gemacht. Cr. erwiderte, auf die erste Nachricht von dieser Zusammenkunft
hätte Rebenac Befehl erhalten, sich auch dort einzufinden und mit dem König
und Kf. zu sehen, was man zum Besten des Vertrages und der gemeinsamen
Interessen tun könnte. Da man hier nicht im einzelnen wüßte, was dort vor-
geschlagen oder verhandelt werden würde, könnte man keine besonderen
Instruktionen dorthin schicken und man glaubte auch nicht, daß es einer
anderen Vollmacht als der ihm schon erteilten Befehle bedürfen werde. Er
hoffte, man werde dort keine Maßregeln ergreifen, welche den Vorwand zu
einem Kriege mit Schweden oder für die Gegenpartei zu weiteren dem Frieden
entgegengesetzten Maßregeln darbieten könnten. Er hat darauf erwidert, es
wäre doch wünschenswert und notwendig, daß dort ein hinreichend autorisierter
französischer Minister zugegen wäre, und daß in jedem Fall die Vollmacht
welche man Rebenac schicken könnte, sich auf die ihm erteilten Befehle
beziehen könnte. Cr. nahm es ad referendum, in betreff Martangis' teilte er
ihm mit, daß derselbe Befehl erhalten hätte, den König von Dänemark auf der
Reise nach Holstein zu begleiten, daß er aber mit dem König darüber sprechen
wollte, daß derselbe den Befehl erhalte, sich bei der Zusammenkunft nicht
einzufinden. Er hatte ihm nämlich angedeutet, daß es dänischerseits nicht
gewünscht werde und die Konkurrenz zweier französischer Minister daselbst
dem einen oder dem anderen Verlegenheit bereiten könnte.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
23. Mai/ 2. Juni 1682.2)
[Auf die Relationen vom 5./15. und 8./18. Mai. Die von ihm getroffenen Anstalten.
Wunsch einer außerordentlichen Geldunterstützung.]
2. Juni Seine Gesandten in Regensburg und Frankfurt haben von ihm solche
Ordre,3) wie sie die französischen Gesandten verlangt, erhalten. Die Zusammen-
') In demselben hatte Kf. ihm mitgeteilt, daß er demnächst mit dem König
von Dänemark in Holstein zusammenzukommen gedenke, um mit ihm weitere Ver-
abredungen zu treffen, und den Wunsch ausgesprochen, daß Rebenac speziellere
Instruktionen zur Teilnahme daran erhalte. S. über diese Zusammenkunft zu Itzehoe
Mitte Juni 1682 unten Abschnitt IV.
*) Konzept von Meinders' Hand.
*) S. das Reskript des Kf. an Jena und Schönbeck vom 2G. April/ 6. Mai 1682
unten Abschnitt V.
Die Zusammenkunft in Itzehoe. Verlangen einer Geldunterstützung. 435
kunft mit dem König von Dänemark wird er, wenn nur seine Gesundheit und
Kräfte es zulassen, werkstellig machen und er hofft, daß dieselbe gedeihliche
Effekten nach sich ziehen wird. Im übrigen stellt er sich in gute Verfassung.
Alle seine Offiziere haben Ordre erhalten, sich bei ihren Truppen einzufinden,
er hat1) einige Regimenter aus Preußen in seine hiesigen Reichslande marschieren
lassen und er hat auch zu neuen Werbungen und Verstärkung seiner Truppen
Anstalt gemacht Sp. kann davon behörigen Ortes Mitteilung machen, von seiner
Firmetat und Aufrichtigkeit Versicherung tun und darauf hinweisen, daß die
entgegengesetzten Gerächte nur artificia derer seien, die ihm die Affektion des
Königs mißgönnen und die zwischen ihnen aufgerichtete vertrauliche Intelligenz
zu schwächen suchen.
Schließlich*) gereichet uns zu sonderbarem Wohlgefallen, daß man
wegen Zahlung der uns versprochenen Subsidien so gute Anstalt machet.
Der Graf von Rebbenacq wird uns das Zeugniß geben, daß wir solche
und zwar ein weit mehres zu Erreichung des vorgesetzten gemeinen
Zwecks anwenden und deßwegen verhoffen, I. K. M. werden in Er-
wägung, daß die Sachen überall in höchster crisi stehen, dero Generosität
nach etwas extraordinarie bei der Sache tun, zumalen mit 100000 Rthlr.
anjetzo mehr auszurichten als hiernächst mit zehen oder zwanzigmal
größerer Summ, wir uns auch wegen der mit I. K. M. habenden Allianz
in solchen Stand setzen müssen, damit wir auf allerhand Zufalle gefasset
sein und was wir versprochen, auch das gemeine Interesse erfordert,
mit Nachdruck effectuiren können. Zwar können wir noch zur Zeit keine
subsidia bellica prätendiren, worauf wir es auch gar nicht nehmen,
dieweil aber die Sachen in der höchsten Gefahr stehen, so dürften auch
einige extraordinaire Mittel desto nötiger sein und unterlassen wir nicht
uns und unsere Lande desfalls zum äußersten und fast über Vermögen
anzugreifen.
Wir haben dergleichen Vorstellungen auch dem Grafen von Rebbenacq
alhie tun lassen, davon derselbe außer Zweifel wird rapport getan
haben. Wir haben zwar die gewisse Nachricht, daß Dennemarck der-
gleichen suche, Ihr habt Euch aber mit dessen ministro daselbst dieser
wegen nicht zu conjungiren, noch gegen denselben Euch merken zu
lassen, daß Ihr mit dergleichen ordre versehen, damit Franckreich hierin
desto ehender sich zu etwas gegen uns a part erklären möge, welches
wir in der höchsten secretesse zu halten nicht ermangeln würden.
') S. Prutx, S. 247.
') S. ebendaselbst S. 248.
28#
436 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Lentzen
30. Mai/[9. Juni] 1682.1)
[Vorschlage, wie die Bemühungen der Kaiserlichen, Frankreich und dessen Anhinger
im Reich verhaßt zu machen, vereitelt werden könnten.]
9. Juni Die Kaiserlichen und deren Adhärenten haben die zu Frankfurt geschehene
französische Proposition hauptsächlich deswegen so traduciert und im Reiche
verhaßt zu machen gesucht, weil Frankreich so dem Reiche Gesetze vorzuschreiben
und dictatorio modo mit demselben zu traktieren trachte, wodurch man ihn
und andere, welche zur Annahme der französischen Proposition geraten, mit
Mißgunst und Verdacht im Reiche zu beladen sucht. Er soll hierüber mit
Croissy sprechen und demselben anzeigen, daß Kf. auch weiter für Annahme
dieser Proposition stimmen und alles, was sein mit Frankreich aufgerichteter
Traktat erfordere, prästieren werde, daß er aber dessen prudence anheim stelle,
ob nicht Mittel zu finden, um den Kaiserlichen diesen invidieusen Vorwurf zu
benehmen, entweder durch diensame Vorstellungen, daß der König durch diese
Proposition die Sicherheit des Reichs auf ewig zu befestigen gesucht, oder durch
eine präallable Erklärung, was man noch für Örter excepto Straßburg restituieren
wolle, da durch Zedierung solcher geringer Örter dem König wenig abgehen,
viele Reichsstände aber dadurch zum höchsten obligiert werden würden und es
für den König glorieuser sein würde, diese Restitution zu offerieren als den
Schein zu geben, daß solches durch Traktaten wäre abdisputiert worden, oder
daß man den kaiserlichen und Reichsdeputierten freistellte, eine Gegenproposition
zu tun, oder daß man alle drei Punkte zugleich allegierte. Dem Kaiser würde
dadurch ein plausibler Prätext gegen die französische Proposition entzogen, es
würde dieses ferner zu Beförderung des Friedens dienen, und man würde die
invidiam der Verzögerung der Frankfurter Traktaten so auf die Kaiserlichen
werfen und dein König mehr Freunde im Reich zuziehen. Sollte Cr. dagegen
einwerfen, daß der Friede zu Nimwegeii so gemacht sei, so hat er die notorische
Differenz der damaligen und jetzigen Zeiten und besonders anzuführen, daß die
Kaiserlichen ebenso eifrig wie damals den Frieden, jetzt den Krieg suchten, und
daß dieses das beste Mittel wäre, ihr Absehen zu vereiteln.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
9./19. Juni 1682.
[Seine Mitteilungen an Croissy, dessen ablehnende Haltung.]
19. Juni Er hat am 1(5. in Versailles Croissy den Inhalt des Reskriptes vom
23. Mai mitgeteilt, ihm den gefährlichen Zustand der Dinge im Reiche, besonders
l) Konzept von Fuchs' Hand.
Vorschläge des Kf., Ablehnung derselben. 437
die Vorgänge auf dem Niedersächsischen Kreistage und die Notwendigkeit für
die Bundesgenossen Frankreichs, sich so in Positur zu stellen, daß man den
anderen die Lust, Krieg anzufangen, benehme, vorgestellt, und er hat dann
Gelegenheit genommen, da Cr. es vermied, darauf einzugehen, das Bedürfnis
einer außerordentlichen Geldunterstützung für Kf. zu berühren und die in dem
Reskript angedeuteten Gründe dafür auseinanderzusetzen. Aber er hat damit
keinen Erfolg gehabt, Cr. sagte pünktliche Zahlung der versprochenen Summen
zu, aber zu weiterem machte er keine Hoffnung. Das Haupthindernis ist jeden-
falls, daß der König von Dänemark zu gleicher Zeit durch Meyercrohn, wie
dieser ihm mitgeteilt hat, eine Antizipation der Kriegssubsidien hat verlangen
lassen. Er hat demselben bisher noch nichts von dem ihm erteilten Befehle
deswegen mitgeteilt, worüber M. sehr verwundert ist.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
16./26. Juni 1682.
[Seine Mitteilungen an Croissy. Ablehnung des Vorschlages des Kf.]
Er hat am 23. Croissy den Inhalt des Reskriptes vom 30. Mai mitgeteilt 26. Jun
und die dort angeführten Mittel vorgestellt, durch welche man die von den
Kaiserlichen und ihren Anhängern gegen den König von Frankreich erhobene
Anklage, daß er die Friedensbedingungen diktieren wolle, entkräften konnte.
Cr. erwiderte, allerdings werde diese Anklage gegen den König erhoben, aber
mit Unrecht und ohne Grund. Denn derselbe hätte keinen geeigneteren und
kürzeren Weg zur Beendigung der Streitigkeiten mit dem Reiche finden können,
als indem er erklärt hätte, seine Ansprüche auf das, was er schon im Besitz
hätte, zu beschränken, und auf weitere Reunionen, selbst auf solche, die er
nach der Abreise seiner Gesandten von Paris gemacht hätte, zu verzichten.
Jeder andere Weg würde zu langen Streitigkeiten und schließlich zum Kriege
geführt haben. Die Kaiserlichen und deren Anhänger seien daran schuld, daß
die Friedensverhandlungen in die Länge gezogen würden, und sie würden auch,
wenn dieser Vorwand quoad modum agendi fortfiele, andere vorbringen. Auf
die Zurückgabe von vor der Abreise der Gesandten besetzten Plätzen würde der
König, wie er glaube, sich nicht einlassen, und er würde nicht wagen ihm es
vorzuschlagen. Das einzige Mittel, den Frieden mit dem Reich ohne Verzögerung
zustande zu bringen, sei, fest auf der Annahme der französischen Vorschläge zu
bestehen. Im übrigen ließ sich aus seinen Reden erkennen, daß man hier
sicher glaubt, daß es in diesem Jahre noch nicht zum Kriege kommen wird,
und daß man daher um so weniger es für notwendig hält, größere Ausgaben
zu machen.
438 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris 3. Juli 1682.
[Mitteilungen Meyercrohns. Abiebnende Haltung Croissy's.]
3. Juli Meyercrohn hat ihm vor wenigen Tagen den neuen Vertrag1) seines
Königs mit Kf. mitgeteilt und den Befehl, welchen er erhalten, hier um eine
Antizipation der Kriegssubsidien nachzusuchen, in der Voraussetzung, daß er
gleichen Befehl erhalten habe. Er hat ihm erzählt von den Nachrichten über
diesen Vertrag, die er durch Briefe des Geheimen Rats Meinders aus Itzehoe
und Hamburg erhalten, dararauf hingewiesen, daß er weitere Befehle nach der
Rückkehr des Kf. nach Berlin erbalten würde, und sich in allgemeinen Aus-
drücken erboten, mit ihm zu allem, was den Zweck dieses Vertrages, die
Beförderung des Friedens und die deswegen zwischen Dänemark und Kf.
getroffenen Verabredungen betreffe, zusammenzuwirken. M. aber war damit
nicht zufrieden und erklärte, unter diesen Umständen auch seinerseits mit
weiteren Eröffnungen gegen Croissy warten zu wollen, zumal er bei seinen
bisherigen Versuchen bei demselben kein Entgegenkommen gefunden hätte,
derselbe hätte ihm erklärt, vorläufig sei keine Aussicht zum Kriege und daher
auch besondere Rüstungen Dänemarks und Brandenburgs unnötig. Ebendasselbe
hat Cr. auch ihm gegenüber, als er letzten Dienstag bei ihm Audienz hatte und,
ohne auf die Einzelheiten des neuen Vertrages und die Antizipation der Kriegs-
subsidien einzugehen, dieselbe Angelegenheit, die großen Kosten, welche dem
Kf. durch seine Rüstungen und die von ihm ausgeschickten Gesandtschaften
erwachsen seien, und die Notwendigkeit einer außerordentlichen Geldunterstützung
vorbrachte, erwidert.')
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris 14./24. Juli 1682.
[Seine Mitteilungen an Croissy und dessen Erwiderung darauf. Ungünstiger Zustand
der französischen Finanzen, dadurch veranlaßte Sparsamkeit. Mitteilungen Bethune's
über die Machinationen des Kaisers in Polen.]
24. Juli In der Audienz am 21. bat er Croissy von den weiteren Schritten Mit-
teilung gemacht, die Kf.3) seit seiner Rückkehr nach Berlin zu Ausführung der
') Den am 8./ 18. Juni 1682 zu Itzehoe zwischen König Christian und Kf. ab-
geschlossenen Vertrag (v. Monier, S. 718, 432). S. unten Abschnitt IV.
2) Inzwischen hatte Kf. (d. Cöln 28. Juui/8. Juli 1U82) Sp. angewiesen, Meyer-
crohn von dem erhaltenen Befehl, mit ihm zusammen Antizipation einiger Subsidien
zu beantragen, Anzeige zu machen, zugleich aber ihm mitgeteilt, er habe aus
Rebenacs Äußerungen ersehen, daß man dort wenig Inklination dazu zeige, und
sei daher fast der Meinung, davon zu abstrahieren. Sp. erwidert darauf 10./20. Juli,
er habe mit Meyercrohn darüber gepsrochen, dieser aber meine, man solle die
Antizipation der Subsidien garnicht weiter anregen, da gar keine Aussicht auf einen
günstigen Erfolg sei.
3) S. unten Abschnitt IV.
Ablehnung der gewünschten Antizipation der Subsidien. 439
in Itzehoe getroffenen Verabredungen getan. Derselbe erwiderte, der König
wüßte dem Kf. dafür vielen Dank, setzte aber voraas, daß derselbe bei seinen
Sendungen nach Wien, Schweden und anderswohin sich mehr auf das Interesse,
das er als Kurfürst und Reichsstand an der Erhaltung des Friedens des Reiches
nehme, als auf Verpflichtungen gegen den König von Frankreich oder als wenn
er mit diesem im Einverständnis handelte, berufe, da in letzterem Fall solches
dem König als Schwäche gedeutet werden könnte. Man müsse möglichst durch
glimpfliche Mittel die Gemüter, besonders in Holland, zu gewinnen suchen, daher
halte der König den Vorschlag des Kf., von dem Rebe na c gemeldet, man sollte
einen Termin für die Annahme der französischen Vorschläge setzen, noch für
verfrüht. Er hat dann Croissy mitgeteilt, was Busch ihm über das Ergebnis
seiner ersten Konferenz mit dem Bischof von Münster1) berichtet hat. Gr.
meinte auch, es sei sehr wünschenswert, sich des Bischofs zu versichern, aber
von der Zahlung von Subsidien an denselben wollte er vorläufig nichts wissen.
Offenbar sind die Finanzen nicht imstande, in diesem Jahr einen Krieg aus-
zuhalten, und ist der königliche Schatz erschöpft durch die Rückzahlung von
mehr als 50 Millionen Livres an Privatpersonen, welche, gegen die Erwartung
Colberts, die Zurückziehung des Kapitals der angebotenen Konversion von 15
in 20 vorgezogen haben. Daher haben jetzt Sparsamkeitsrücksichten die Ober-
hand gewonnen, auch bei Croissy aus Furcht vor Colbert, der darüber im
Konseil in Gegenwart des Königs mit Louvois in heftigen Streit geraten ist.
Der Marquis de Bethune hat ihm in Versailles erzählt, er hätte Nachricht
aus Polen, daß der Kaiser sich bemühe, den König zu einer engen Allianz
mit Schweden zu bewegen, ohne Zweifel um Gelegenheit zu erhalten, dem Kf.
Bändel in Preußen zu erregen. Er hat darüber auch mit Croissy gesprochen,
derselbe meinte aber, es sei zu hoffen, daß der König von Polen sich nicht
darauf einlassen würde, man werde fortfahren, nach Möglichkeit solche Machi-
nationen zu vereiteln. Es scheint zwischen den Königen von Frankreich und
Polen eine Erkältung eingetreten zu sein und Bethune auch in seinem eigenen
Interesse die Folgen davon abzuwenden zu suchen. Er meinte, eine Zusammen-
kunft des Kf. mit dem König von Polen würde sehr nützlich und sogar not-
wendig sein.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
5./[15.] August 1682.2)
[Die Verhandlungen mit Münster. Einmischung des Herzogs von Gelle in die
holsteinsche Angelegenheit. Drohende Nachrichten aus Polen.]
Er erwartet mit Verlangen, wie der König von Frankreich über die Allianz 15. Aug
mit Münster3) urteilen wird. Er wird sehen, ob er die Sache zum Schluß
!) S. unten Abschnitt V.
*) Konzept von Fuchs geschrieben.
*) S. oben.
440 HI* Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
wird bringen können, und hat daher v. Busch mit neuer Ordre, die er Reben ac
hat kommunizieren lassen, dorthin abgefertigt. Da verlauten will, daß ein
Vernehmen zwischen Schweden and Celle sei, um die dänischen Truppen
aus dem Anteil des Herzogs von Holstein-Gottorff zu halten und dagegen
lüneburgische oder Kreisvölker hineinzulegen, solches aber zu nichts anders
angesehen, als die übel Intentionierten zu fortifizieren und den König von
Dänemark zu schwächen, so soll er dem dänischen Minister hierin auf das beste
assistieren, daß man sich erkläre, im Fall der Not dem König von Dänemark,
welcher dieses nimmer gestatten kann noch wird, kräftigen Beistand zu leisten,
wie auch er den König nicht im Stich lassen kann noch will. Da auch von
allen Orten her verlauten will, daß zwischen Schweden und Polen eine
Alliance getroffen und daß auch zwischen dem Kaiser und Polen eine sehr
genaue Intelligenz sei, so soll er auch darüber mit Croissy sprechen und
bitten, daß dem französischen Gesandten in Polen befohlen werde, darauf ein
wachendes Auge zu haben und alles an Rebenac zu berichten, damit derselbe
ihm davon Mitteilung mache.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
7. August 1682.
[Erklärungen Croissy's über die Verhandlungen mit Munster, die Resolution der
Gen. Staaten und die Nachrichten aus Polen. Geburt eines Prinzen.]
7. Aug. Am 4. hat er Croissy den Inhalt des Reskriptes des Kf. vom 12./22. Juli1)
mitgeteilt. Betreffend den Bischof von Münster erklärte er, man sei zum
Abschluß eines Neutralitätsvertrages mit demselben geneigt und werde mit Ver-
gnügen sehen, wenn er mit den Bundesgenossen des Königs, besonders mit Kf.,
in ein näheres Verhältnis trete, aber zu Subsidien eröffnete er vorläufig keine
Aussicht. Er sprach zugleich den Wunsch aus, daß Kf. auch bei den zwischen
Dänemark und dem Administrator von Württemberg angeknüpften Unter-
handlungen mitwirke. Betreffend die Resolution der Generalstaaten2) auf das
Memorial v. Diests tadelte er, daß man darin den König von Spanien vor den
von Frankreich gesetzt hätte, im übrigen erklärte er, daß man dadurch nicht
überrascht wäre, am wenigsten wäre man damit unzufrieden, daß die General-
staaten erklärten, um der Angelegenheiten des Reiches willen sich nicht in
') In demselben hatte Kf. ihm weitere Mitteilungen über den Verlauf der Ver-
handlungen mit Münster gemacht.
2) S. Urk. u.Akt. III, S. (548. Nachdem Sp. infolge eines Reskriptes des Kf.
vom *J0. Juli/j. August Croissy nähere Mitteilungen darüber gemacht hatte, eröffnete
ihm dieser, der König halte es für geeigneter, die Resolution zu verachten oder Diest
anzuweisen, nur mündlich darauf zu antworten, statt die Sache weiter zu treiben.
Verhandlungen mit Münster. Polen. Streit wegen Holstein. 441
einen Krieg einlassen zu wollen. Er teilte ihm mit, auch die Nachrichten aus
Wien lauteten so, daß ein solcher Krieg nicht zu befürchten sei.
Er hat Cr. auch auf die polnischen Angelegenheiten gebracht Derselbe
versicherte aufs neue, der dortige französische Gesandte hätte Befehl, wachsam
zu sein und gebührende Remonstrationen zu machen. Er selbst meinte, eine
solche Allianz des Königs von Polen mit dem von Schweden sei noch wenig
wahrscheinlich, er teilte übrigens mit, daß man hier zufriedener mit dem König
als mit der Königin sei, welche die Interessen des Königs von Frankreich zu
durchkreuzen suchte, weil dieser keine Neigung hätte, gewisse Forderungen,
welche sie für ihre Familie machte, zu bewilligen.
Gestern Abend ist die Dauphine in Versailles glücklich von einem
Sohne1) entbunden worden.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
18./28. August 1682.
[Erklärungen Croissy's über die Verhandlungen mit Münster, die holsteinsche
Angelegenheit und über Polen.]
Er hat Croissy den Inhalt des Reskripts vom 5. August mitgeteilt. In 28. Aug.
betreff des Bischofs von Münster versicherte derselbe aufs neue, daß der dortige
französische Gesandte beauftragt wäre, den Bischof von einer Allianz mit dem
Hause Braunschweig abzuhalten und ihn zu einer solchen mit Dänemark und
Kf. zusammen oder mit letzterem allein anzutreiben, und daß man sich im
übrigen nach den Beschlüssen, die in Frankfurt und Regensburg würden gefaßt
werden, richten werde. Er teilte ihm mit, was in der letzten Versammlung des
Fürstenkollegs in Regensburg vorgegangen war3) und lobte sehr das Votum von
Magdeburg. Betreffend die beabsichtigte Sendung von Kreistruppen nach Holstein3)
wiederholte er, was er ihm schon früher gesagt hatte, daß man deswegen dem
Herzog von Celle habe Vorstellungen machen lassen, daß dieser dem französischen
Gesandten versichert habe, er habe eine solche Absicht nicht, daß der König nicht
glauben könnte, daß derselbe wortbrüchig sein sollte, daß man ihm aber nicht
mehr als nötig sei trauen werde, daß man auch mit dem holsteinschen Gesandten
davon in starken und sogar drohenden Ausdrücken gesprochen hätte und so
hoffte, daß die Angelegenheit nicht weiter gehen werde, daß man aber jedenfalls
den König von Dänemark nicht im Stich lassen werde. In bezug auf die
Gerüchte aus Polen wiederholte er seine früheren Erklärungen und fügte hinzu,
*) Der Herzog von Bourgogne. Sp. meldet am 21. August, daß er am 18.
dem König und den anderen Mitgliedern der königlichen Familie dazu gratuliert habe.
*) S. unten Abschnitt V.
3) S. unten Abschnitt IV.
442 M- Brandenburg und Frankreich 1670—1684.
auch der dortige französische Gesandte hielte für nötig, daß Kf. dort einen
geschickten und zuverlässigen Minister habe, welcher die Stelle v. Hoverbecks
einnehmen könnte.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
11./21. September 1682.
[Mitteilung Croissy's über den von dem König gestellten Termin. Seine Bemerkungen
dazu. Mitteilungen Meyercrohns darüber.]
21. Sept Vorgestern hat ihm Croissy mitgeteilt, daß am Tage vorher Rebenac
Befehl erhalten habe, dem Kf. eine Erklärung des Königs mitzuteilen, nach
welcher derselbe nicht länger als bis zum letzten November an die bisher für
den Frieden mit dem Reiche gemachten Propositionen gebunden sein wollte.
Er motivierte diese Erklärung damit, daß in Frankfurt die Zeit nnnötig ver-
geudet würde, daß der König und seine Alliierten das größte Interesse daran
hätten, endlich einmal darüber, woran sie wären, aufgeklärt und von den großen
Kosten, zu welchen diese Unsicherheit den König nötigte, befreit zn werden, und
er fügte hinzu, seitens des Kf. hätte man Rebenac oft bezeugt, daß man das
Reich zu Entschlüssen drängen müßte, und auch Mortangis hätte von Dänemark
das gleiche berichtet, ferner, dieser Beschluß sei bisher ganz geheim gehalten
und nur vor zwei Tagen Meyercrohn mitgeteilt worden. Er hat für die Mit-
teilung gedankt und auf den Bescheid verwiesen, den Kf. entweder Rebenac
oder ihm deswegen erteilen werde, und seinerseits nur auf zwei Punkte hin-
gewiesen, nämlich erstens, daß diese Angelegenheit über den mit Kf. geschlossenen
Vertrag hinausginge, da Kf. sich in diesem nur verpflichtet habe, dem Könige
das zu lassen, in dessen Besitz er schon wäre, während nach dieser neuen Er-
klärung der König seine Ansprüche weiter ausdehnen und neue Stücke des
Reiches an sich reißen könnte, dies wäre also ein neuer Fall und darüber
müßten auch neue Vereinbarungen getroffen werden. Zweitens, hat er bemerkt
stelle diese Deklaration für den Fall, daß bis zu dem gestellten Termin die
Vorschläge des Königs nicht angenommen würden, Handlungen in Aussicht, es
müßten daher mit Kf. sowohl die zu ergreifenden Maßregeln vereinbart als auch
ihm die Mittel zur Ausführung derselben gegeben werden, da Kf. bisher auf
einen solchen Fall nicht vorbereitet wäre und die dazu nötigen Anstalten ihm
größere Kosten verursachen würden. Croissy erwiderte darauf, die Erklärung
hätte nur den Zweck, die Annahme der französischen Vorschläge zu beschleunigen
und, wenn die andere Partei den Krieg vorziehen sollte, die nötigen Maßregeln
im Einverständnis mit Kf. und Dänemark zu ergreifen, man werde nicht ver-
fehlen, dieses zu tun und zugleich dem zu genügen, was dazu erforderlich sein
sollte. Nach den Berichten Rebenacs sei man versichert, daß Kf. alles billigen
werde, was zu einer schleunigen Entscheidung führen könne, und das gleiche
Der von Frankreich gestellte Termin. Die Laxenburger Allianze. 343
erwarte man auch von Dänemark. Der König vertraue daher darauf, daß Kf.
ebenso wie bisher an der Allianz mit ihm festhalten werde, und sichere ihm
seinerseits seine Hilfe contra quoscunque, die er zu fürchten haben werde oder
die ihn belästigen sollten, zu. Cr. teilte ihm mit, daß Meyercrohn in ganz
ähnlicher Weise wie er sich geäußert und auch auf die subsides d'action hin-
gedeutet habe, und Meyercrohn selbst hat ihm berichtet, daß sein König in
seinem letzten Schreiben ihm befohlen habe, der Festsetzung eines solchen
Termines nicht zu widersprechen, aber in verlangen, daß dann auch vereinbart
werde, was zu tun sei.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Massin
14./[24.] September 1682.1)
[Die Laxenburger Allianz, die auch ihm daher drohende Gefahr, die dagegen zu
treffenden Maßregeln. Notwendigkeit einer Beihilfe zu den zu treffenden Röstungen.]
Mitteilung der letzten Relation seines Ministers aus Wien und seiner 24. Sept.
Antwort darauf.
Sonsten werdet Ihr Euch erinnern, was wir occasione der vom
Grafen von Waldeck zue Wien getroffenen alliance*) überall vorzustellen
befohlen.1) Weil nun der Hauptzweck derselben darinne bestehet, daß
vermittels Austeilunge der Quartiere im Reiche große Armeen wieder
Franckreich auf die Beine gebracht und unterhalten werden sollen, und
man wohl siehet, daß der Keyser in diesem frangente auch mit Schweden,
Beyern, Hannover und Sachsen den Tractat, welcher sich bisher alleine
an den Quartieren gestoßen, schließen will, wo es nicht bereits geschehen,
so habet Ihr dem Marquis de Croissy zu repraesentiren, daß zwar
dieses hauptsächlich wieder Franckreich ginge, aber daß es auch darnach
ans betreffe, denn der Keyser und andere, so es mit ihm hielten, uns
als das vornembste Instrument, so sich ihren Desseinen opponirete, an-
') Konzept von Fuchs geschrieben, zum Teil in Ziffern.
*) Die sogenannte Laxenburger Allianz vom 10. Juni 1682 (LondorpXI, S.43Qff.
Dumont V1I,2, S. 23ff.). Vgl. Pufendorf XVIII, § 58 (S. 1436f.); Kopp, Grund
liehe Abhandlung von der Association der vorderen Reichs-Craysse, Beil. XIV
Müller, Wilhelm III. von Oranien und Georg Friedrich von Waldeck I, S. 120ff.
Fester, Die armierten Stände und die Reichskriegsverfassung 1681—1697, S. 46 ff.
Erdmannsdörffer, Deutsche Geschichte I, S. 666f.
*) S. die Kurbrandenburgische Deklaration über die Laxenburger Allianz
Dumont VII, 2, S. 25 f.; Londorp XI, S. 432).
444 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
sehen und hasseten and uns ihrer vengeance, wann sie aufkommen
sollten, destinireten: Daher dann nichtes nötiger wäre als daß das Werk
wegen der Quartiere unterbrochen wurde. Dann wann solches geschehe,
so fiele alles dahin und wäre nichtes zu furchten, es wurden auch als-
dann diejenige, welche jetzo so gar sehr vom Friede abhorrirten, in
Hoffnunge durch die Quartiere bei dem Kriege sich groß und considerable
zu machen, schon zue anderen Gedanken kommen, da hergegen, wann
man geschehen ließe, daß Schweden, Braunschweig und Sachsen Armeen
aufrichten und Quartiere nehmen sollten, so stelleten wir zu erwägen
anheimb, in welchem Stande wir uns alsdann befinden und ob wir
capable sein würden, solchen allen zu wiederstehen. — Wir hätten uns
nunmehro durch öffentliche und harte Contradiction dieser Alliantzen
und Desseine allen Interessenten in die Augen gestellet, es wurde aber
mit Worten alleine nicht ausgerichtet, sondern es mußte ein Nachdruck
da sein, wir hatten uns vorgenommen, von keinen Kriegessubsidien,
wovon man aldorten bishero nicht hören wollen, nicht mehr zu sprechen,
aber gewisse wäre es, daß dieses Werk anders nicht als durch kräftige
militairische Opposition zu verhindern, solches aber zu tuen, mussten
wir mehr Volk haben, und dieses könnte bei dem erschöpfeten Zustande
unserer Lande und da viele derselben durch die Contagion desoliret
wären, nicht ohne Geld geworben noch unterhalten werden.
Das Haus Braun schweig hat schon den Anfang mit der Grafschaft
Lippe gemacht, indem es den Grafen dahin gebracht der Quartiere in seiner
Grafschaft halber mit ihm zu traktieren, ein gleiches verspürte man mit den
übrigen Ständen nnd Grafen in Westfalen und Niedersachsen, besonders Ost-
friesland. Bentheim, Rittberg und Hildesheim. Kf. hat zwar dagegen die Allianz
mit Münster gemacht, aber um derselben einen Nachdruck und Effekt zu
geben, braucht er dort mehr Truppen. Für ihn und auch für Frankreich wäre
es sehr nützlich, wenn er ein besonderes Korps in Westfalen halten konnte,
um nicht allein den anderen die Quartiere zu verwehren, sondern auch an der
einen Seite den Staat, an der anderen das Haus Braunschweig, an der
dritten den Grafen \on Wal deck in t*schec zu halten. Aber von seinen
Regimentern diesseits der Klbe kann er keine entbehren, um auf Schweden,
Polen. Sachsen und Braunschweig ein wachendes Auge zu haben, außerdem
würde ihm das Haus Braunschweig unter dem Prätext der Kontagion den
Durchmarsch verweigern, es bleibt also nichts übrig, als mehr Volk in seinen
westfälischen Landen anzuwerben und daraus ein Korps zu formieren. Sollte
man etwa sagen, er sollte auch suchen Quartiere zu nehmen, so hat er dagegen
vorzustellen, daß das garnicht anginire, da er zu Regensburg und Frankfurt so
heftig dagegen remonstriert hätte und er alsdann, statt die meisten Stände für
sich zu haben, sie gegeu sich bal>en würde. Außerdem hätte die Gegenpartei
Verhinderung der Quartiere. Feindliche Haltung der Lüneburger. 445
des Kaisers Autorität und Assignation für sich, die ihm fehlte. Endlich soll er
vorstellen, daß periculum in mora sei, denn wenn man einmal die Gegenpartei
zu Einnehmnng der Quartiere kommen ließe, so wäre es getan und wurde man
hernach zu spät sich dawider opponieren.
Der Kurfftrst an Spanheim.
D. Cöln 26. September/[6. Oktober] 1682.1)
[Befehl, sich Dänemarks in dem Streit mit Holstein-Gottorf und dem Hause Lüneburg
anzunehmen, auf die gefährlichen Absichten des letzteren hinzuweisen und mitzuteilen,
daß Kf. zum Angriff gegen dasselbe bereit sei.]
Er soll sich der Angelegenheiten des Königs von Dänemark in dem 6. Okt.
Streit') mit dem Herzog von Holstein-Gottorf auf das eifrigste annehmen
und besonders vorstellen, daß anch Frankreich dabei zum höchsten interessiert
sei. Denn Gottorf nnd Celle würden nicht so hoch sprechen, wenn sie sich
nicht mit Schweden deswegen verbunden hätten nnd von dort animiert wurden.
Es sei bekannt, was für eine liaison Schweden und das Haus Lüneburg jetzt
mit der Partei im Reich hätten, welche den Krieg gegen Frankreich wollte.
Das Haus Lüneburg wolle sich der Quartiere im niedersächsischen nnd west-
fälischen Kreise anmaßen, um so eine formidable Armee aufzurichten nnd zu
unterhalten. Der ganze Streit sei wegen der Quartiere in Holstein entstanden,
und da die Gegenpartei kein Geld zu geben vermöge, so gründe sie ihre ganze
Subsistenz auf die Quartiere im Reiche. Sollten nun Schweden und das Haus
Lüneburg hierin ihren Zweck erreichen, so würden Dänemark und Kf. incapable
gemacht werden, das geringste für Frankreich zu leisten, das Interesse Frank-
reichs also erforderte, ihnen beiden darin kräftig beizustehen.
P. S. En suite de ce qifil paroist clairement au jour, que le Duc
de Hannover est lie etroitement avec l'Empereur et le Prince
<T Orange contre la France, que leurs desseins sont formes contre la
paix, leurs conseils pour la pluspart foinentes ä Vienne, que (Tailleurs
la maison de Zell par le dernier manage1) est entierement unie a celle
de Hannover et s'oppose egalement aux interests et a 1' inten tion de la
France et se gouverne par les mesmes conseils avec la Suede. Vous devez
!) Konzept von Fuchs geschrieben.
*) S. unten Abschnitt IV.
*) Gemeint ist jedenfalls die Vermählung der einzigen Tochter Herzog Georg
Wilhelms, Sophie Dorothea, mit dem ältesten Sohne Herzog Ernst Augusts,
Georg Ludwig, die aber erst am 24. Oktober 1682 stattgefunden hat
446 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
en grand secret savoir de M. le Marquis de Croissy, si daos ce temps
present, que la Maison de Lnnenbourg choque ouvertement le Roy de
Dannemarc et Nous, ce ne seroit pas le vray temps de la mortifier en
quelque fac^on, ruiner les troupes, qu'Elle a sur pied, et par la les rendre
incapables de donner les secours promis a l'Empereur et ä la Snede
contre la France, et si Sa Maj.1* n'y vouloit pas bien concourir ou au
moins y donner son consentement et son approbation, auquel cas nous
en trouverons aisement les moyens. —
Der Kurfürst an Spanheim.
D. Potstam 3./[13.] Oktober 1682. (Conc. Meinders.)
[Auf die Relation vom 11./21. September. Die Erklärung des Königs von Frankreich,
seine Bemühungen, die Annahme der Vorschläge desselben durchzusetzen. Mahnung
zu maßvollem Vorgehen. Notwendigkeit der Verstärkung seiner Truppen und
französischer Beihilfe dazu.]
13. Okt. Er kann dem König von Frankreich nicht verdenken, daß derselbe endlich
Gewißheit, wessen er sich von dem Kaiser und zu ein und anderen Ständen zu
versehen habe, zu erhalten wünscht. Er hat an den bisherigen Verzogerangen
keinen Gefallen getragen, sondern hat an allen dienlichen Orten auf Annahme
der französischen Propositionen gedrungen, hat auch, sobald er durch Rebenac
von dieser Erklärung des Königs Kunde erhalten, seine officia dnrch seine
rainistros und durch Schreiben überall, besonders bei den vier rheinischen Kur-
fürsten, verdoppelt, ferner abermals jemand nach Frankfurt mit abschriftlich
beiliegender Instruktion und Vollmacht geschickt,1) und er hofft, daß diese seine
officia erfolgreich sein werden. Sp. soll Croissy von dem allem und wie er sich
die Beförderung des Friedens im Reich habe angelegen sein lassen, umständlich
Nachricht geben und ihn versichern, daß er dem mit Frankreich abgeschlossenen
Bündnis in allen Punkten und bei allen Okkasionen nnverbrüchlich nachleben
werde. Sonst wäre der durch diese Deklaration des Königs geschaffene Znstand
der Dinge von höchster Konsequenz, und er würde mit dem König von Däne-
mark das Werk vertraulich überlegen, um darin de concerto zu gehen. Die
Bemerkungen, welche Sp. schon ohne Befehl deswegen zu Croissy gemacht,
beruhen auf raison und Billigkeit und sind seiner Intention und seinem Interesse
gemäß. Sp. kann daher bis zu fernerer Instruktion dabei bleiben. Allerdings
besteht die zwischen ihm und dem König gemachte Allianz intra terminos
foederis defensivi und ist auf keine neuen Conquesten und Reunionen ein-
») S. über die Sendung v. Canitz' dorthin Pufendorf XVIII, § 65 (S. 1442),
und unten Abschnitt V.
Mahnung zur Mäßigung. Notwendigkeit einer Geldunterstützung. 447
gerichtet, sondern nur auf Maintenierung der Stadt Straßburg und desjenigen,
was der König bis zur Abreise seiner Gesandten von Paris in Besitz gehabt,
diese jetzige Deklaration aber durfte auf weitere Extendierung der bisherigen
Prätensionen wider das Reich auslaufen; das ist ein neues emergens und darüber
müßten nene mesures gefaßt werden. Kf., als vornehmer Stand und Korfürst
des Reichs, kann nicht umhin, den König zu ersuchen, seiner bisher bezeigten
friedbegierigen Intention gemäß in geziemenden und moderaten terminis zu ver-
bleiben, das Reich in seiner Konsistenz zu lassen und nicht weiter zu dismem-
brieren zu suchen, zumal er bei den jetzigen Konjunkturen von niemand im
Reich eine wirkliche Attacque oder Turbation in den in seinem Besitz befindlichen
Landen zu befürchten hat. Sollte er doch zu Tätlichkeiten gedrungen werden,
so möchte er, soviel möglich, die wohl- und friedlich gesinnten Reichsstände
und deren Lande unbehelligt lassen und seine force nur gegen diejenigen kehren,
welche zu diesem Unwesen und den Kriegstroublen Anlaß gegeben.
Kf. könnte zwar nicht wissen, wie die Deklaration des Königs in Wien
und sonst hin und wieder im Reich aufgenommen würde, die Sachen aber
könnten leicht hiedurch zu einiger Weiterung gelangen, und er müßte, nachdem
er mit seiner bisherigen Konduite so viel Ombrage und Mißtrauen auf sich
geladen, beizeiten auf seine Sicherheit und eine mehrere Kriegsverfassung
bedacht sein. Er müßte auch mehr Mannschaft in seinen westfälischen Landen
haben, damit dadurch dem Staat Ombrage gegeben und seine guten Desseins
befördert, auch demjenigen, was die Gegenpartei etwa machinieren sollte, wider-
standen und die auf die Quartiere als den nervus rerum gerendarum im Reich
von einigen gerichteten Absichten unterbrochen werden möchten. Er wird daher
auf Verstärkung der in seinen westfälischen Landen befindlichen Mannschaft
bedacht sein müssen und hofft, der König werde ihm, wenn nicht mit den
völligen in dem foedere stipulierten Kriegssubsidien, doch mit einigen anderen
zulänglichen Extraordinarmitteln dazu assistieren.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Fontainebleau
8./18. Oktober 1682.
[Erwiderungen Croissy's auf seine Mitteilungen. Vorläufige Verweigerung außer-
ordentlicher Geldzahlungen an Kf. und Dänemark.]
Gleich nach der Rückkehr des Hofes von Chambord hierher hat er Croissy 18. Okt.
den Inhalt der während dessen Abwesenheit eingetroffenen Reskripte des Kf.
mitgeteilt. Betreffend das vom 16. September über die Quartiere in Westfalen,
erwiderte er, man wünschte hier nicht zu Tätlichkeiten zu schreiten oder Ver-
anlassung zu solchen zu geben, bevor man die Wirkung der letzten nach
Frankfurt geschickten Erklärung sähe, es seien bis zu dem Termin nur
448 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
fünf oder sechs Wochen, bis dabin könnte diese Qnartierangelegenheit nicht viel
Gefahr veranlassen oder man wurde noch immer imstande sein, dem abzuhelfen.
Es sei wahrscheinlicher, daß man Frieden als daß man Krieg haben werde, der
Zustand in Ungarn und die Bemühungen und das Ansehen des Kf. worden das
Reich dazu bestimmen, man glaube auch, daß es zu gleicher Zeit zum Frieden
mit Spanien kommen werde. Es sei daher nicht periculum in mora, in der
Quartiersache werde es nicht so schnell zur Ausführung kommen, die letzte
Allianz Münsters mit Dänemark und Kf. könnte jedenfalls Abhilfe schaffen,
Frankreich hätte keine Veranlassung, sich der Einnahme von Quartieren im
Keich zu widersetzen, zumal wenn man sie apud volentes nehme. Er teilte ihm
mit, daß auch Rebenac von dem Wunsch des Kf., ein Truppenkorps in West-
falen aufzustellen, berichtet hätte, und daß auch Dänemark Kriegssubsidien
verlangte, er sehe aber noch keine Veranlassung, mit dem König davon zu
sprechen. In betreff des dänisch-holsteinschen Streites und der Drohungen des
Herzogs von Celle antwortete er ihm dasselbe, was er zu Meyercrohn, der
auch dieselbe Sache vorgebracht hatte, geantwortet hatte, man wollte sich
bemühen, den Herzog von solchen Schritten abzuhalten, sollte das aber nichts
nützen und dieser von Drohungen zu Tätlichkeiten übergehen, so werde man
dem König von Dänemark die vertragsmäßige Hilfe leisten. Man glaubt also
hier nicht, daß periculum in mora sei, und sieht daher auch vorläufig nicht die
Notwendigkeit ein, die Börse außerordentlicher Weise zu öffnen.
P. S. Gestern hat er Cro issy den Inhalt des P. S. des Kf. vom 27. September
mitgeteilt. Er erwiderte darauf, der König könnte wohl dem Vorschlag, die
hannoverschen Truppen zu ruinieren, beistimmen, und fragte dann nur, wie Kf.
es zu tun meine. Er hat ihn aber gebeten, mit dem König davon zu sprechen,
damit Kf. um so mehr Grund auf dessen Antwort machen könnte.
Dct Kurffirst an Spanhoim. D. Potstam
16./[L>(i.] Oktober 1682.1)
[Mitteilung der beabsichtigten Truppensendung nach Ostfriesland.]
26. Okt. Er hat mit den ost friesischen Ständen in antecessum dahin schließen
lassen,8) daß er 300 Mann zu Sclüff nach Ostfriesland schicken, selbige zu Gretsiel
Posto fassen lassen und sich so eines günstigen Ortes, wenn etwa fernere Hilfe
nötig wäre, zu deren Transport versichern wollte. Es soll dieses auch ehestens
geschehen, die Schiffe liegen zur Abfahrt fertig und alle nötige Anstalt ist
*) Fast ganz in Ziffern.
3) S. den Vertrag zwischen Kf. und den ostfriesischen Ständen vom 18. November
1682 (v. MGrner, S. 436). Vgl. Pufendorf XVI11, § 31 (S. 14l3f.).
Truppensendung nach Ostfriesland. 449
gemacht. Er soll dieses durch Croissy dem Konig hinterbringen lassen und
dabei vorstellen, Kf. iweifle nicht, daß es demselben angenehm sein werde,
weil er sichere Nachricht hätte, daß iwischen dem Prinzen von Oranien und
dem Hanse Lüneburg konzertiert wäre, lüneburgische Trappen nach Ostfries-
land marschieren und sich dieses Landes bemächtigen zu lassen, um von da aus
eine geheime nnd sichere Kommunikation zu haben, und daß auch Fagel bereits
dem Staat proponiert hätte, man möchte die ostfriesischen Stände attaquieren
and sie mit Einquartierung bezwingen. Daher hätten die Stände ihre Zuflucht
zu ihm, als westfälischem kreisausschreibenden Fürsten, genommen und wollten
auch den Bischof von Münster hereinziehen. Da sowohl des Prinzen von
Oranien als auch des Hauses Lüneburg Animosität gegen den König von
Frankreich bekannt wäre, so glaubte er, diesem durch Unterbrechung dieser
Kommunikation einen guten Dienst getan zu haben, und er zweifelte nicht, daß,
wenn etwa die Gen.-Staaten oder das Haus Lüneburg etwas dawider vornehmen
sollten, derselbe ihm kräftig beistehen werde.
Er soll Cr. bitten, diese vertrauliche Ouvertüre, die er keinem Menschen
in der Welt als ihm habe tun lassen, auf das höchste zu menagieren, und auch
er selbst soll die Sache im höchsten geheim halten.1)
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
19./29. Oktober 1682.
[Erwiderungen Croissy's auf die ihm gemachten Eröffnungen, Mitteilung der an
Rebenac ergangenen Befehle.]
Er hat Croissy den Inhalt des Reskriptes vom 3. Oktober mitgeteilt. 29. Okt.
Derselbe nahm alles sehr gut auf, versicherte, daß der König mit dem Verhalten
des Kf. höchst zufrieden wäre, und erklärte, der König wünsche den Frieden,
besonders mit dem Reiche, es wäre durchaus nicht seine Absicht, die Lande
der zum Frieden geneigten Reichsstände zu beunruhigen, die von Kf. betriebene
Union zwischen diesen würde sehr nützlich sein, in der Folge werde man je
nach dem Verlauf der Dinge alles mit Kf. vereinbaren. Er gab deutlich genug
zu verstehen, daß Frankreich nach Ablauf des Termins des letzten November
l) Sp. berichtet 2./12. November, daß er Croissy die anbefohlenen Mitteilungen
gemacht und daß dieser heute zu ihm gesagt habe, der König sei damit einverstanden
nnd werde Kf. nicht im Stich lassen. Er fügt hinzu, es sei deutlich zu erkennen,
daß man hier mehr und mehr mit Kf. zufrieden sei, seine Freundschaft aller anderen
vorziehe, nicht mehr solche Rücksicht auf Celle nehme und daß man garnicht unzu-
frieden sein würde, wenn das Haus Lüneburg geärgert und geschwächt würde,
vorausgesetzt, daß man nicht zu weit ginge und den König zu Kriegssubsidien ver-
pflichtete, was unter den jetzigen Verhältnissen hier das größte Hindernis sein würde.
Mater, x. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 29
450 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
seine Gesandten nicht länger in Frankfurt lassen und den Termin nicht ver-
längern werde, die weiteren Unterhandlungen, auch über eine solche Union,
könnten viel besser in Regensburg geführt werden. In der Quartierangelegenheit
hat er ihm begreiflich zu machen gesucht, daß das einzige Mittel, den Krieg zo
verhindern, darin bestände, denen, die einen solchen wünschten, die Subsistenx-
mittel zu entziehen. Cr. übernahm es, darüber mit dem König zu sprechen,
hat ihm aber heute gesagt, man wünsche französischerseits hoc rerom statu
alles zu vermeiden, was zum Bruch führen könnte, und wolle lieber einige
Unzuträglichkeiten erdulden.
Meyer crohn hat Cr. die Notwendigkeit, den Absichten des Königs von
Schweden rechtzeitig entgegenzutreten, vorgestellt Er hat aber erwidert, man
wüßte sicher, daß derselbe, da er ohne Subsidien sei, weder Trappen noch
eine Flotte ausrüsten könnte. Auch an die Existenz einer Allianz zwischen
Schweden und Polen will Cr. trotz aller seiner Vorstellungen nicht glauben,
da der dortige französische Gesandte nichts davon gemeldet habe.
P. S. Croissy hat ihm im Vertrauen Mitteilung gemacht von dem
Rebenac erteilten Befehle, dem Kf. zu erklären, daß der König eine beständige
Allianz mit ihm für ihre ganze Lebens- und Regierungszeit schließen, and daß
er ihm allein vertraulich eröffnen wolle, woran er sich in betreff des Friedens
halten wollte, wodurch Kf. über seine Absichten bis auf den Grund unterrichtet
werden würde. Er fügte hinzu, man hielte Kf. für weniger kriegslustig als den
König von Dänemark, und der König sei damit zufrieden.
Der Kurfürst an Spanheim.
D. Potstam 1 1 ./ 2 1 . November 1682. (Cone. Meinders.)
[Unterstützung Meyercrohns. Eröffnungen Rebenacs und darauf erteilte Antwort.
Befehl der Geheimhaltung.]
21. Nov. Er soll") den Inhalt des Memorials, welches Meyercrohn in betreff der
Ergreifung rigoroser Maßregeln zu übergeben Ordre hat, unterstützen.
P. S. Er meldet ihm im geheimen, was Rebenac ihm auf Befehl seines
Königs eröffnet hat.*)
!) Schon 3./13. November hatte Kf. Sp. diesen Befehl erteilt und ihm aufgetragen,
die ihm und Dänemark von Schweden drohenden Gefahren vorzustellen und darauf
zu dringen, daß vor allem der Transport schwedischer Truppen nach Deutschland
auf jede Weise verhindert werde.
3) Aufzeichnung, von Fuchs geschrieben, vonKf. unterzeichnet: „Arn Donnerstag
Abend jüngst verwichen, war der 2. Novembr., hat mir der Königl. französischer
Envoye Ex.c« Herr Graf von Rebenacq folgendes iu Vertrauen und mit Recommen-
dation des secreti eröffnet:
Vertrauliche Hitteilung Rebenacs. 451
Wir haben uns anfanglich für diese vertrauliche Communication
gebührend bedanket, auch dasjenige, was im ersten Ponct enthalten,
allerdings approbiret, daneben auch die im anderen Puncte getane
Versicherange mit geziemendem Dank acceptiret und dabei gedachtem
Grafen forgestellet, daß unseres Ermessens zn Beförderung Ihrer K. M.
löblichen Intention nicht wenig ersprießlich sein dürfte, wenn es dem-
selben gefallen möchte, dergleichen Versicherungen auch anderen ihren
mitalliirten Reichsständen zu geben.
Die im dritten Punct getane Erklärunge kann Ih. K. M. Alliirten
und Freunden auch nicht anders denn angenehm sein, jedoch haben
wir Bedenken getragen, uns desfalls in einige particularia herauszulassen,
und werden vorhero der Zeit erwarten, bis der angesetzte terminus ver-
flossen sein und man alsdann besser wird urteilen können, was sowoll
Franckreich von seinen Alliirten praetendiren als auch dieser ihre
Convenienz zulassen und erheischen möchte. Ihr habt sonst dasjenige,
was Wir Euch hievon anjetzo communiciren, aufs höchste zu secretiren
I. K. M. sein gnädigster Herr hätten ihm geschrieben, er sollte Sr. Churf. Durch),
vorstellen, 1) wie daß Sie gesonnen wären, nach Yerfliessunge des gesetzten termini
von denen Chur- und Fürsten des Reiches, jedem insbesondere, vermittels einer
cathegorischen Antwort vernehmen zu lassen, welcher den Frieden auf die von
Franckreich vorlängst ins Mittel gebrachte Proposition begehret e, oder nicht? damit
Sie ihre mesures darnach nehmen könnten, und weil S. Churf. Durchl. ihme bereits
vorhin selber diesen Vorschlag getan hätten, so hoffete er, würden Dieselbe umb
so viele lieber vernommen haben, daß der Konig mit ihro darunter einerlei
Gedanken führete.
2) Weil I. K. M. aus dem Vortrag, so der von Spanheim unlängst getan,
bemerket hätten, daß S. Churf. Durchl. in Beisorge stunden, es möchte, wann es zur
Ruptur käme, oder der König nach Yerfliessunge des termini durch die Waffen sein
jus prosequiren wollte, noch mehr von dem Reiche abgerissen, dasselbe an seiner
Consistenz noch weiter geschwächet und Sr. Churf. Durchl. hiernächst imputiret
werden, daß dieselbe solches durch ihre conduite verursachet, als wollten I. M. dem
Churfürsten hiemit aufs kräftigste versichert haben, daß, wann es gleich dazue kommen
sollte, daß Sie zue Erhaltunge des Friedens mit ihren Armeen ins Reich rücken und
sich eines oder anderen Ortes bemächtigen müßten, daß Sie dannoch nicht ein Dorf
davon behalten, sondern bei erfolgendem Frieden alles wieder ans Reich restituiren
wollten, und daß der König erbietig wäre, Ihrer Churf. Durchl. deßhalb alle Ver-
sicherunge, die Sie nur verlangen möchten, zu geben.
3) Es sollte aber nicht gleiche Bewandnus mit Ihrer K. M. Alliirten und insonder-
heit mit Sr. Churf. Durchl. haben, sondern wenn dieselbe einige praetensiones gegen
andere hätten, wollten I. K. M. allen äußersten Fleiß anwenden, daß bei dem Friedens-
tractat S. Churf. Durchl. gegen Restitution der Örter, welche I. M. occupiret haben
würden, ihre Satisfaction besageter Praetensionen halber bekämen/
29*
452 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
und gegen die König], ministros selbsten Euch davon nichts merken in
lassen, es wäre dann, daß man Euch ein und andre ouverture desfalk
tuen möchte, welchenfalls Ihr ihnen ebener gestalt darauf so antworten,
wie Wir alhier an Reben ac getan.
Ob auch gleich der Eönigl. dänische, der von Mejrercron, etwas
schriftliches übergeben wurde, so habt Ihr doch solches zu declinireo,
und wenn ers von Euch begehren möchte, defectu mandati Euch eMails
zu entschuldigen. —
Der Kurfürst an Spanheim.
D. Potstam 25. November/[5. Dezember] 1682.
[Die Vorgänge in Ostfriesland und die deswegen d'Avaux zu erteilende Ordre. Die
Bündnisse des Kaisers mit Schweden und Lüneburg, die zu ergreifenden
Gegenmaßregeln.]
5. Dez. Obwohl die Tätlichkeiten, zu denen es vor Greetsiel l) durch die Schuld des
Kommandanten gekommen ist, bald appaisiert worden, jetzt alles in rahigem
Stande ist und die Stande mit ihm einen gütlichen Vergleich geschlossen haben,1)
haben doch, wie er von sicherer Hand erfahren, der Prinz von Oranien und
Fagel sich bemüht, den Staat dahin zu bringen, daß einige Regimenter nach
Ostfriesland geschickt und seine Truppen mit Gewalt delogiert werden möchten.
Es ist dieses zwar bisher durch einige Wohlgesinnte verhindert worden, er ver-
mutet aber, daß der Prinz und Fagel doch durchzudringen versuchen werden,
um dadurch den Krieg zu engagieren. Sp. hat sich daher nochmals zu bemühen,
daß d'Avaux Ordre erhalte, den Staat davon nachdrücklich abzumahnen, und daß
ihm, im Fall seine dortigen Truppen von dem Staat oder dessen Alliierten
angegriffen werden sollten, wirkliche Hilfe geleistet werde.
Ferner erhält er eine Abschrift des foedus3) zwischen dem Kaiser und
Schweden, um sie, falls man sie dort noch nicht haben sollte, Croissy mit-
zuteilen. Es scheint zwar nur ein foedus defensivum und von geringer Importanz
zu sein, aber außer daß ohne Zweifel Sekretartikel von größerer Wichtigkeit
l) S. Wiarda, Ostfriesische Geschichte VI, S. 152 ff.; Klinkenborg, Die Ein-
nahme Greetsiels durch die Brandenburger 1682 (Jahrbuch der Gesellschaft für
bildende Kunst und vaterländische Altertümer zu Emden XIII, 1899, S. 234 ff.).
*) S. den Vergleich zwischen Kf. und den ostfriesischen Ständen vom 8./ 18.
November 1682 (v. Mörner, S. 436 ff.).
*) S. die Allianz zwischen Kaiser Leopold und König Karl XI. von Schweden
vom 22. Oktober 1682 (Dumont VII,2, S. 37); vgl. Bittner, Chronologisches Ver-
zeichnis der österreichischen Staats vertrage, I, S. 88.
Gefahren von Holland, dem Kaiser, Schweden und Lüneburg. 453
vorhanden sein werden, sind die Artikel 2 und 3 pure offensiv gegen Frankreich,
indem die Verbündeten sich darin verbinden, den Westfälischen und Nimwegischen
Frieden schlechterdings zu behaupten .und zu interpretieren, und Artikel 9
disponiert, daß Schweden seine Truppen auf dem Reichsboden haben und der
Kaiser ihm dazu Subsidien von Spanien und Holland zu verschaffen suchen
solle. Nach dem Bericht des dänischen Gesandten in Wien, Liliencroon, hat
auch zugleich das Haus Lüneburg in specie mit dem Kaiser geschlossen.1)
Nachdem so der Kaiser, Schweden, der Staat, Sachsen und Lüneburg sich
öffentlich liguiert haben, soll er sich bei Croissy grundlich nach der eigentlichen
Meinung und dem Vorhaben des Königs von Frankreich erkundigen, besonders
1. wie Dänemark und er sich betragen sollen, wenn Schweden Völker sollte
nach Deutschland übersetzen wollen, 2. wie man sich gegen das Haus Lüne-
burg, nachdem dessen Engagement mit dem Kaiser, Schweden und dem Staat
bekannt geworden, verhalten solle.
Alle diese Alliierte werden gewiß so lange stille sitzen, bis Schweden sein
Volk transportiert hat, dann aber dürfte es zu spät sein, dagegen mesures zu
nehmen, dann möchte man ihn über den Haufen werfen, ehe er es dem König
berichten könnte. Er verlangt keinen Krieg, muß aber auf seine Sicherheit
bedacht sein.
E. Spanheini an den Kurfürsten. D. Paris
l./ll. Dezember 1682.
[Erklärungen Croissy's, abwartende Haltung Frankreichs.]
Er hat, den Reskripten vom 3. und 11. November gemäß, am 8. Dezember 11. Dez.
Croissy noch einmal alles vorgestellt, was zur Unterstützung des Memoire's
Meyercrohns dienen könnte, und auch dieser hat dasselbe getan. Cr. erwiderte
darauf, man könnte sich nicht überzeugen, daß die Gefahr so dringend, namentlich
daß der Transport der schwedischen Truppen so sicher und so nahe bevorstehend
sei. Dem Herzog von Celle traue man nicht, aber er gebe keine Veranlassung,
ihn anzugreifen, zumal da er in der holsteinschen Sache seinen Widerstand
aufgegeben habe und auch in der ostfriesischen sich zu einer freundschaftlichen
Beilegung bereit zeige. Der Stand der Dinge in Ungarn, die ungeheuren
Rüstungen der Türken und deren hohe Forderungen ließen einen dortigen Krieg
unvermeidlich erscheinen, die Vorgänge in Regensburg aber ließen immer mehr
die Erhaltung des Friedens mit dem Reiche hoffen. Man scheint daher hier
') Das Bündnis zwischen dem Kaiser und Herzog Ernst August von
Hannover ist erst am 14. Januar 1683 abgeschlossen worden. S. Bittner, S. 89.
454 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
entschlossen zu sein, nur im äußersten Notfall in Aktion zu treten, man will
die Dinge den Winter über im Reiche in statu quo lassen, um sich nachher je
nach den Umständen zu entscheiden.1)
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
25. Dezember 1682.
[Erklärung des Königs in der ostfriesischen Angelegenheit. Größere Aussicht zum
Zustandekommen einer Vereinbarung gegen Schweden. Verhalten gegen den Herzog
von Celle.]
25. Dez. Er hat sich am 19. nach Versailles begeben und ist dort einige Tage
geblieben, um desto mehr Gelegenheit zu haben, mit Croissy über die in den
Reskripten vom 25. und 26. November berührten Punkte zu sprechen. In betreff
der Greetsieler Angelegenheit übernahm es Cr., nachdem sie am 20. lange
darüber gesprochen hatten, mit dem König zu sprechen, und teilte ihm am 22.
mit, der König beabsichtige, alles, was von ihm abhinge, zu tun, nm die Sache
zu halten, was um so leichter sein würde, wenn der Platz wirklich leicht zu
verteidigen sei. In Holland wäre man von der Absicht, Truppen zu schicken,
abgestanden und hätte vorläufig die Sache dem Urteil des Kaisers anheimgestellt,
sollte dieser das früher dem Kf. übertragene conservatorium widerrufen, so
müßte man sehen, was weiter im Einverständnis mit den ostfriesischen Ständen
zu tun sei. Vorläufig gebe die von dem Bischof von Münster angebotene Ver-
mittlung den Winter über Zeit. Sollte der Platz gut und haltbar sein, so müßte
man alle Maßregeln ergreifen, die geeignet seien, um ihn zu halten, wenn aber
nicht, dann müßte man suchen, mit Ehren durch die münstersche Vermittlung
sich aus der Sache zu ziehen.
Auch über die schwedische Angelegenheit hat er mit Cr. gesprochen, und
dieser hat sich endlich etwas weiter herausgelassen, so daß er hat erkennen
können, daß man jetzt hier zu einer Vereinbarung darüber geneigter ist, falls
wirklich die Sendung schwedischer Truppen nach Deutschland sich als sicher
und nahe bevorstehend herausstellen sollte. Um Frankreich um so eher dazu
zu bringen, scheine es notwendig, alles zu vermeiden, was zu dem Verdacht
J) Sp. meldet am 8./18. Dezember 168*2, daß auch seine weiteren Vorstellungen
ebensowenig Erfolg gehabt hätten, man wolle hier erst abwarten, wie die Entscheidung
in Regensburg ausfallen werde. Von der von Polen her drohenden Gefahr habe
man jetzt auch von anderer Seite her Nachricht, aber man vertraue auf den Einfluß
der dortigen Anhänger Frankreichs und des Kf., man halte es für leicht, die feind-
lichen Absichten auf dem Reichstage zu durchkreuzen, und man scheue die Unzu-
träglichkeiten, welche die Abberufung Vitry's und die Sendung eines anderen
Gesandten dorthin mit sich führen werde.
Die ostfriesische Angelegenheit Schweden und die Lüneburger. 455
fähren könnte, daß die Alliierten Kriegssubsidien zu erlangen sachten, nnd ebenso
alles, was zum Brach treiben könnte.
Mit dem Herzog von Gelle hat man französischerseits noch nicht allen
Verkehr abgebrochen, man tränt ihm nicht, will aber temporisieren und abwarten,
welche Beschlüsse in Regensburg werden gefaßt werden. Man glaubt dieses am
so mehr tan zu können, da man das Hans Lüneburg für außerstande hält, vor
dem Übersetzen der schwedischen Trappen dem Kf. oder dem König von Däne-
mark gefährlich zu werden, und da man bei den großen Zarüstongen der
Türken nicht glaubt, daß der Kaiser wirklich die Absicht habe, gegen Frankreich
Krieg zu unternehmen.1)
Der Kurfürst an Spanheim.
D. Potstam 27. Dezember 1682 / [6. Januar 1683].
[Sein Erstaunen über das Verhalten Frankreichs, Befehl, sich abwartend zu verhalten.]
Er ist sehr erstaunt darüber, daß man auf alle seine Vorstellungen, welche 6. Jan.
sowohl das gemeine Interesse als auch seine Angelegenheiten betreffen, so wenig
Reflexion macht, besonders auch wegen der oranischen Angelegenheit*) ihm bisher
gar keine gewierige Resolution erteilt hat.
Bei1) so gestalten Sachen und einer solchen Conduite des aldortigen
Hofes wissen wir endlich nicht, worauf wir uns zu verlassen und wie
wir uns in die Sache zu schicken. Zwar sein wir nicht gemeinet, von
denen bekannten foederibus abzuweichen, und werden denselben unsere
Orts ein Gnügen leisten. Daß wir uns aber Franckreich zu gefallen fast
aller Welt in die Augen stellen und ihnen bei jedermänniglich gleichsam
das Wort sprechen sollten, dabei finden wir so weinig unsere Sicherheit
als uns auch zugleich müglich und tunlich fallen will, solches länger
zu continuiren. Ihr habt dieses alles Euren Pflichten gemäß aufs
fleißigste und sorgfaltigste zu erwägen und zu menagiren, auch zu einigen
]) Sp. meldet 1. Januar 1683, Rebenac und Mortangis hätten Befehl erhalten,
sich mit Kf. und dem König von Dänemark über diese Dinge zu verständigen.
*) Sp. berichtet 15. Januar 1683, er habe die Angelegenheit von Orange wieder
Croissy gegenüber zur Sprache gebracht, und dieser habe aufs neue versichert, daß
der König zwar den Prinzen von Uranien auf dem Rechtswege zu depossedieren
gedenke, daß er aber nach dessen Tode sich seiner Rechte auf das Fürstentum
zugunsten der brandenburgischen Prinzen begeben und diesen dasselbe, ebenso wie
et bisher die Fürsten von Oranien besessen hätten, lassen wolle.
*) Vgl. das Reskript von demselben Tage an die Gesandtschaft in Regensburg
unten Abschnitt V.
456 in. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
8oupvoD8 und ungleichen Gedanken zwar keine Ursach zu geben, in denen
Euch aufgetragenen Verrichtungen aber hinfuro Eure Negotiation mit
keinem fernem sonderlichen empressement zu treiben, noch auf einige
resolutiones, die bis dato in allen Dingen so schlecht gefallen, zu nrgiren,
sondern genaue Acht zu geben, was dorten passiret, und uns bei allen
Posten davon untertänigst zu berichten, auch wenn Euch etwas wichtiges
vorgestellet wird, solches ad referendura anzunehmen. —
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
19./29. Januar 1683.
[Croissy's Äußerungen über den letzten Reicbstagsbeschluß, über Gerüchte von einer
Änderung der Politik des Kf., über Schweden und den Stand der Dinge in Holland.]
29. Jan. Croissy sprach am 26. mit ihm aber den letzten Beschloß1) des Regens-
barger Reichstages und erklärte, derselbe sei wenig befriedigend, da er nichts
Bestimmtes enthalte und so die Sache weiter in die Länge gezogen werde, was
durchaas nicht im Interesse Frankreichs und seiner Bandesgenossen liege. Der
Ronig beabsichtige nicht, mit dem Reich zu brechen, aber mit Kf. die notigen
Maßregeln zu ergreifen, und er sprach die Hoffnung ans, daß die guten Dienste
desselben und der Stand der Dinge in Ungarn und der Türkei doch zum
Frieden führen würden. Bei der Gelegenheit erwähnte er auch, daß Verjus
berichtet hätte, Jena hätte sich kälter gezeigt, und daß Amerongen5) im Haag
das Gerücht verbreitet hätte, es sei Hoffnung zu einer Veränderung am Berliner
Hofe, doch ohne anzudeuten, das man deswegen Argwohn schöpfe and an der
Festigkeit des Kf. zweifle.3) Er sprach dann auch von Schweden, es scheine,
1) Das Reichsgutachten vom 13. Januar 1683 (Pachner v. Eggenstorff, II,
S. 427). S. unten Abschnitt V.
2) S. Urk. u. Akt. III, S. 651.
3) Sp. berichtet 5. Februar 1683, in seiner letzten Unterredung mit Croissy
habe dieser auch der von verschiedenen Seiten hergekommenen Gerüchte über einen
bevorstehenden Wechsel in der Haltung des Kf. Erwähnung getan und erklärt, der
König und seine Minister könnten diesen Gerüchten keinen Glauben schenken, sie
seien durch Rebe na es Berichte in ihrem Vertrauen zu der Festigkeit des Kf.
bestärkt worden, und R. habe Ordre erhalten, dem Kf. das Vertrauen, welches der
König in ihn setze, zu bezeugen, alle Vereinbarungen gegen Schweden und wegen
der, im Fall es zum Handeln käme, zu zahlenden Kriegssubsidien einzugehen und
dahin zu wirken, daß Kf. diese Gerüchte durch Ordres an seine Minister, besonders
an Jena, zerstöre. Die Nachrichten über dessen kühleres Benehmen hätten hier
einen unangenehmeren Eindruck als alles andere gemacht. Rebenac solle in seinem
letzten Schreiben auch den Kurprinzen gerühmt haben und man mit diesem jetzt
hier sehr zufrieden sein.
Gerüchte über eine Änderung der Politik des Kf. 457
daß Kf. meine, man habe hier die Absicht, es zu menagieren, das sei aber nicht
der Fall. Er seinerseits sei der Meinung, man müsse Schweden aller seiner
Besitzungen im Reiche berauben bei dem ersten Schritt, den es tun wurde,
und Kf. und Dänemark mußten die Kriegssubsidien erhalten, sobald man gegen
Schweden vorgehen oder sonst ihm zuvorkommen mußte. Dasselbe hat er auch
Meyercrohn gesagt. Dieser hat ihm (Sp.) im Vertrauen mitgeteilt, Ale fei dt,
der frühere Gesandte bei Kf., habe ihm gemeldet, Amerongen habe ihm, als
er in aller Eile durch Hamburg gekommen, gesagt, es sei eine Veränderung am
Berliner Hofe zu hoffen, und er möchte dieses nach Kopenhagen berichten,
damit man sich dort nicht übereile.
Croissy hat ihm auch nicht verheimlicht, daß nach den letzten Nach-
richten die Dinge im Haag nicht günstig ständen, daß dort die Partei des
Prinzen von Oranien das Übergewicht zu erlangen scheine, duß man dagegen
mit dem Verhalten des Königs von England mehr und mehr zufrieden sei.
Denkschrift über die zu verfolgende Politik.1)
s. 1. et d. [Anfang 1683.]
Es ist die Frage:
1) Ob S. Chf. D. nicht allein bei denen mit Franckreich ge- cJanu;
nommenen Mesuren verbleiben und selbige auf jetzige Laufte extendiren, ^
auch die von Franckreich jetzo offerirte Advan tagen acceptiren sollen?
2) Oder ob S. Chf. D. solche mesures änderen und sich zur Gegen-
partei vermittels Beitretunge zum Associationstractat schlagen sollen?
3) Oder ob S. Chf. D. noch in etwas temporisiren, den Mittelweg
halten und was die Zeit bringen möchte, insonderheit bis man sehe, wo
eigentlich das türckische Wesen hinauswolle, abwarten sollen.
Bei der ersten Frage ist an einer Seiten zu consideriren, daß
S. Chf. D. solchergestalt ihren Alliancen ein Genügen taten, von Franck-
reich noch ferner ansehnliche Subsidien zue Dnterhaltunge einer formidablen
Armee bekommen und Pommern abermalen acquiriren könnten. An
der anderen Seite aber ist zu bedenken, daß jetzo fast ganz Europa
wider Franckreich liguiret und insonderheit diejenigen, worauf S. Chf. D.
der Nachbarschaft und bekannten Jalousie halber am meisten zu
reflectiren haben, als der Keyser, Spanien, Schweden, Polen,
Sachsen, Holland, Braunschweig darwider verbunden sein, daß,
*) Von Fuchs' Hand.
458 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
wann der Keyser sollte mit den Türeken Frieden behalten, S. Chf. D.
und dero etat in einen sehr gefahrlichen und unsicheren Znstand sich
befinden würden, daß alsdann von Franckreich wenig Hülfe zu
gewarten, weil solches genug mit sich selber zu tun und ihre Alliirten
gleich wie bei vorigtera Kriege Schweden consideriren würden, daß
8. Chf. D. Pommern nicht angreifen könnten, ohne die Confoederirte alle
auf sich zu ziehen, und daß, wenn alhier im Norden alles engagiret
wäre, Franckreich freie Hand bekommen würde, umb sich des Rhein-
stromes Meister zu machen, woran daß es nicht geschehe und Franck-
reich im Reiche nicht noch mehr oecupire, Sr. Chf. D. zum höchsten
Bei der anderen Frage fället zu bedenken, einerseits daß S. Chf. D.
dem Ansehen nach bei Ergreifunge dieser Partei sich und ihren estat in
Sicherheit setzen würden, indeme alle ihre Nachbaren darinnen engagiret
sein, daß S. Chf. D. durch ihre Accession der Partei einen Nachdruck
geben und solchergestalt Franckreich desto eher constringiret werden
könnte, einen Universalfrieden aequis conditionibus zu machen. Da-
hingegen ist zu consideriren, daß diese Partei, ob sie gleich an der Zahl
groß scheinet, dennoch in der Tat schwach ist, daß man bei vorigtem
Kriege gesehen, was die Vielheit der Alliirten ausrichte, daß wegen
Diversität der Interessen nimmer eine Einigkeit darunter zu hoffen, daß
auch diese Partei ihre Absehen auf den Krieg gerichtet, da hergegen
Sr. (1hf. D. wahrhaftes Interesse bei jetzigen Conjuncturen ist, den Frieden
zu erhalten, daß die Vereinigte Niederlande darunter selber nicht einig
und die meisten und mächtigsten von keinem Kriege hören wollen, daß
die Gefahr vom Türeken unvermeidlich scheinet, welchen Falles die
gesunde Vernunft zeiget, daß man beiden so mächtigen Feinden nicht
gewachsen, sondern an beiden Orten verlieren würde, daß die Advantagen,
welche diese Partei Sr. Chf. I). offeriret, geringe und deren Effect lang-
wierig. Dahingegen S. Chf. 1). dasjenige, was Sie jetzo noch von Franck-
reich bekommen, sofort verlieren und dardurch eines ansehnlichen Zu-
schubs zue ITnterhaltunge ihrer Milice entblößet sein würden, zu geschweigen
der Gefahr, welche S. Chf. D. im Clevischen von Franckreich überkommen
möchte. Daß S. Chf. D. sich alsdann von Dennemarck, mit welchem
Sie par raison (Testat unauflöslich verbunden sein müssen, separiren
würden, welches sich von Franckreich wegen des appuy, so es daher hat,
nicht abgeben kann. Daß hingegen diejenige, welche diese Partei
formiren, teils Sr. Chf. D. naturelles Feinde seind, als Schweden, und
Denkschrift aber die zu befolgende Politik. 459
Sr. Ch. D. zum höchsten daran gelegen, daß selbige auf dem teutschen
Boden nicht wieder mächtig werden, teiles aber wider S. Chf. D. wegen
dero Macht und grandeur eine Jalousie gefasset, als der Eeyser, Polen,
Sachsen, Braunschweig, dahero von denenselben eine schlechte
harmonie und noch eine schlechtere Hälfe und assistence zu gewarten.
Daß in dem Associationstractat, insonderheit dem letzteren, an Schweden
solche conditiones zugestanden, die mit Sr. Chf. D. Interesse incompatible
sein. Daß auch Franckreich seinen bekannten Maximen nach das
äußerste daran wenden, umb das divido unter den Associirten zu spielen,
und durch Geld und Subsidien diejenigen wieder gewinnen wurde, welche
nach andres nichtes verlangen, und sich nur allein wegen Verweigerunge
desselben von Franckreich abbegeben haben, wie solches von Schweden,
dem Könige in Polen und dem Hause Lünen bürg bekannt ist.
Solchergestalt nun erscheinet von selber, daß noch zur Zeit vor S. Chf. D.
am besten und sichersten, daß Sie den Mittelweg halten und noch
etwas temporisiren, bis man sehe, wo es mit dem Türckischen Wesen
hinaus wolle. Dann auf diese Art behalten S. Chf. D. die frantzösische
Subsidien, bleiben mit Dennemarck vereiniget und seind allezeit en estat
vermittels einer guten auf den Beinen habenden Armee und nebst
Dennemarck nicht alleine das Ihrige zu defendiren, sondern auch der-
jenigen Partei, wohin Sie sich fügen, ein Gewichte zu geben und nach
Veranlassunge der Zeiten fernere mesures, wie es dero wahrhaftes Interesse
und die Sicherheit ihres Estats erforderen, [zu nehmen]. Es hat auch die
Gegenpartei nicht Ursache, über S. Chf. D. zu klagen oder wider dieselbe
zu machiniren, denn S. Chf. D. seind mit Franckreich weiter nicht als
zue Befoderunge des Friedens engagiret, zue deme können S. Chf. D.
ihnen die Hoffnunge zur Beitretunge auf ihrer Seite lassen, eine espece
de negotiation mit dem H. v. Amerongen unterhalten, nach und nach
dubia vorstellen und darauf eclaircissemens begehren, wordurch Zeit
gewonnen wird. Man hat auch nicht zu besorgen, daß man durch
diese Partei so leicht wird überm Haufen geworfen werden, denn
außer daß Franckreich derselben im Anfange mehr als zu viele
wird zu schaffen geben, so können S. Chf. D. nebst dem Könige
in Dennemarck allezeit eine Armee von ein 30 bis 40000 Mann ins Feld
stellen, welche so leicht nicht zu insultiren, und hat man gesehen,
daß Beyern und Hannover bei vorigten Kriege nicht übel gefahren,
anangesehen die Partei dazumalen noch ungleicher schiene formiret
zu sein.
im
UL Brandenburg und Frank rek-h 1679— 1GS4.
Dabei mm int gegenwärtig in Acht zu nehmen:
1, daß S. Cb£ I), nach allem Vermögen wie bisher also ferner auf
den Frieden dringen.
2, Sich in gute Postur setzen, die hWruiton und Werbungen an-
aufhertlich lassen vor sich geheim und zue dem Ende von Franckreich
mehrere subsidia begehren > welche Sie aus dem letzteren Tractat schuldig
sein, zumalen der gegen wertiger Friede als pax armata einem Kriege gleich
zu halten und S. Chr. D. fast wider alle ihre Nach baren armiret sein müssen*
3, Daß S, Cht 1). alles mit Dennemarek aufs genaueste concertirea
und insonderheit ob und welchergestalt ssu verhüten, daß Schweden
keine Armee auf den teutsehen Roden transjiortire, ohne jedoch vor der
Hand das Werk zur Ruptur zu engagircih
4 Daß S. Cht D. nebst Dennemarek Franckreich zusprechen Hesse,
daß es solche Mittel und Wege vorschlagen und eingehen möchte, wor-
durch ein so höchst gelahrt icher und weitaussehe nder Krieg verhütet
werden könnte, zumalen einige geringe advantages oder Pointilleo im
tractiren den ungewissen Ausgang eines so blutigen Krieges, worinne die
ganze Christenheit würde verwickelt werden, nicht balanciren könnten.
b. Wiire es salva reputatione Electorali dahin zu bringen, daß das
Haus Lunenburg bei Dennemarek und S. Cht D, umbtrete, wurde
solches ein überaus großes momentum sowohl bei allen Operationen, so
vorzunehmen, als insonderheit bei Versieherunge allerseits Lande machen,,
ja es wurde bei diesen dreien Alliirten das arbitrium rerum bestehen
und wurden die andere beide Ilauptparteien tuen müssen, was diesi-
wollten, weil sie den Ausschlag dahin geben würden, wohin sie sich
lenketem Der Höchste wolle Sr. Cht D. den besten Rat geben und tue
feines Namens Ehre und des Churhauaes Aufnehmen ausführen.
L& K. It.
Der Kurfürst an Spanheim, D. Cöln
6./10- Febmar 1683.
(Auf die Relation vom 19./29. und die Rebenac von dem König erteilte Ordre.
Versicherung, an der Verbindung mit Frankreich feathalten zu wollen. Verhau dl ud gen
mit Dänemark über das gegen Schweden einzuhaltende Verfahren.]
— Aldieweilen uns nun nie in Sinn kommen, von demjenigen, wozu
wir uns einmal in denen mit L Königh Maj. aufgerichteten foederihus
obligiret, uns einiger Gestalt zu entfernen, sondern vielmehr das Friedens-
werk einen Weg ab den andern durch die bis anher von uns darunter
Festhalten an der Verbindung mit Frankreich. 4(51
gehaltene Conduite zu erwünschten Endschaft befordern zu helfen, auch
sonsten mit I. K. M. in beständiger Freundschaft und vertraulicher
Correspondenz unverändert zu verharren, als haben wir auch bemeltem
Graf Rebenac alhie davon nochmalen alle beständige Versicherung
gegeben und zweifeln nicht, daß er davon gebührenden Bericht an seinen
König erstatten werde. Ihr habt auch Eures Orts nicht zu unterlassen,
mit dem Marquis de Croissy hieraus zu reden und ihm anzuzeigen, daß
wir verhoffen wollten, es würden I. K. M. allen solchen unbegründeten
Spargimenten keinen Glauben beimessen, sondern festiglich sich ver-
sichert halten, daß wir uns von demjenigen, wozu uns unsere mit
I. K. M. aufgerichtete Bündnisse anweisen, in keinerlei Weise abwendig
machen lassen, sondern dabei und an der mit I. M. aufgerichteten vertrau-
lichen Freundschaft ferner mit aller Sincerität unverrückt beharren würden.
Er empfängt beifolgend Abschriften der an Jena und v. Schwerin erteilten
Ordres,1) welche den Beweis davon liefern werden.
Amerongen') ist zwar bei ihm gewesen und darauf zurückgekehrt, wird
auch, wie berichtet wird, bald wiederkommen. Es ist ihm aber bei seiner
hiesigen Anwesenheit von ihm und den Seinigen nie die geringste Ouvertüre
von einer Veränderung in seinen bisherigen consiliis oder von etwas, das dahin
mit Fug und Recht ausgedeutet werden könnte, gemacht worden, sondern er
hat ihm bei seiner Abreise seine Prätensionen auf die ruckständigen Subsidien und
wegen des auf den guineischen Küsten weggenommenen Schiffes rekommendiert.
Wegen des schwedischen Transports hat ihm, wie die beiliegenden Ab-
schriften') zeigen, der Konig von Dänemark seine Meinung und wie er sich
darüber gegen Mortangis herausgelassen, mitgeteilt, und er hat ihm auch seine
Meinung wieder überschrieben. Er hofft, daß seine Sentimente den französischen
weit näher kommen und die völlige Billigung des Königs von Frankreich finden
werden. Es wird bei dieser Sache auch sehr auf die Gesundheit und Disposition
des Königs von Schweden ankommen.
Der Kurfftrst an Spanheim. D. Cöln 21. Februar/[3. März] 1683.
(Conc. Meinders.)
[Gefahr des Ausbruchs des Krieges, Verlangen französischer Geldhilfe.]
Er wird täglich mehr und mehr auch von seinem Gesandten am kaiserlichen 3. März
Hofe4) berichtet, daß trotz der noch immerzu in Ungarn sich vergrößernden
>) Beide von demselben Datum s. unten Abschnitt V.
*) S. Urk.u. Akt. III, S. 650f.
*) S. das Schreiben König Christians vom 23. Januar / 2. Februar und die
Antwort des Kf. vom 3./13. Februar 1683 unten Abschnitt IV.
*) S. ?. Orlich II, S.406ff.
462 III. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Tarkengefahr der kaiserliche Hof sich immer mehr von den Friedensconsiliis
eloigniere, auch die bekannte Assoziation in Holland noch weiter extendiert
worden. Es dürfte daher allem Ansehen nach zu einer gänzlichen Ruptur und
einem öffentlichen Kriege mit Frankreich geraten. Er teilt ihm abschriftlich
seine Ordre an v. Brandt1) in Dänemark mit. Weil der Krieg so fast gewiß
und er und seine Alliierten sich in großer Gefahr befinden und die höchste
Ursache von der Welt haben, sich auf allen besorgenden Fall beizeiten gefaßt
zu machen, so soll er dieses Croissy vorstellen und sich bemühen, daß ihm
von dem König zur Einrichtung der nötigen Verfassung mit zulänglichem
Beitrag auf das allerschleunigste an Hand gegangen werde.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
9./ 19. März 1683.
[Verhandlung über die Subsidien. Wunsch Frankreichs, daß gegen das Haus
Lüneburg mit Gewalt vorgegangen werde. Gesundheitszustand des Kf.j
19. März Er hat Croissy den Inhalt des Reskripts vom 21. Februar and die Ab-
berufung Schwerins3) aus Wien mitgeteilt. Cr. nahm die letztere Nachricht
mit großer Freude auf, auf seine anderen Eröffnungen erwiderte er, Sp. werde
schon erfahren haben, daß Mortangis schon erklärt hätte, die Kriegssnbsidien
sollten vom 1. Juni an ihren Anfang nehmen, diese Erklärung wäre übereilt
gewesen, trotzdem aber werde der König dessen Anerbieten ratifizieren, wenn
die Artikel unterzeichnet sein würden, er hob hervor, welche Last der König
dadurch auf sich nehme, nur um seinen Bundesgenossen reelle Beweise seiner
guten Absichten zu geben, zu einer Zeit, wo es scheine, als ob die Drohungen
der Gegner nicht ernstlich gemeint seien, er zweifelte daher nicht, daß Kf.
damit vollständig zufrieden sein werde. Er aber hat erwidert, Kf. verlange
eine Subvention zur Bestreitung der unter den jetzigen Verhältnissen notwendigen
Bedürfnisse, dafür werde durch das Anerbieten der Kriegssubsidien nicht gesorgt,
er habe die Berechtigung dieser Forderung schon früher vorgestellt. Obwohl
Cr. davon nichts wissen wollte, ist er doch dabei geblieben und wird auch
noch weiter versuchen, mehr zu erlangen. Allerdings ist das Zugestehen des
1. Juni als Anfangstermin der Kriegssubsidien das hiesige Ultimatum, von dem
man gemeint hat, daß es noch über die Erwartung der Bundesgenossen hinaus-
gehen werde, und man hat in Dänemark schon zugestimmt.
Die weiteren Äußerungen Croissy's ließen deutlich erkennen, daß man
jetzt hier ein gewaltsames Vorgehen gegen das Haus Lüneburg wünscht,1)
») S. das Reskript an v. Brandt vom 21. Februar/3. März 1683 unten Abschnitt IV.
*) S. v. Orlich II, S. 503.
*) S. Prutz, S. 361.
Verhandlungen über die Subsidien. 463
jedenfalls in der Absicht, da ancb die Türkengefahr nicht die Friedens-
unterhandlung mit dem Reiche Torwarts zn bringen vermag und da Frankreich
seinerseits nicht den Krieg beginnen will, auf diese Weise den Kaiser zum
Frieden zu notigen, seine Bundesgenossen, Dänemark und Kf., zu sichern und
den Transport der Schweden sowie die Rüstungen Sachsens unnütz zu machen
und sich an Celle und Hannover zu rächen.
Cr. hat sich bei ihm angelegentlich nach der Gesundheit des Kf.1) erkundigt
und seiner Freude über die günstigeren Nachrichten, die er ihm darüber geben
konnte, den lebhaftesten Ausdruck gegeben.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
6./ 16. April 1683.
[Die neuen Verhandlungen in Berlin. Die polnischen Angelegenheiten.]
Infolge der Nachrichten aus Berlin über die Schwierigkeiten, welche der 16. April
Unterzeichnung des neuen Vertrages mit Rebenac im Wege stehen,') hat er
mit Croissy darüber gesprochen. Aus dessen Äußerungen schließt er, daß man
wirklich nicht beabsichtigt hat, die subsides d'action anders als im Fall einer
Aktion gegen Schweden oder das Haus Lüneburg zu bewilligen, daß man einen
Formfehler in dem von Mortangis übersendeten Exemplar des Vertrages benutzt
hat, um die Ratifikation desselben aufzuschieben und die Sache durch Rebenac
redressieren zu lassen, daß man jetzt die neuen dänischen Vorschläge und die
Sendung Ehrenschilds') zu Kf. benutzt, um die Notwendigkeit des Abschlusses
eines neuen, genaueren und formelleren Vertrages geltend zu machen, daß
man dieses für ein geeigneteres Auskunftsmittel hält als die Versagung der
Ratifikation des früheren Vertrages, und daß man auch diesen Vertrag so glaubt
interpretieren zu können, daß die Zahlung der Kriegssubsidien vom 1. Juni an
von dem cas d'action abhängig gemacht sei.
Er hat mit Cr. auch von den polnischen Angelegenheiten4) gesprochen.
Alan ist hier sehr entrüstet über die Anklagen, welche der König von Polen
öffentlich vor dem Reichstage gegen den König von Frankreich erhoben hat,
man tut aber so, als ob man sich um die polnischen Angelegenheiten gar nicht
kümmere. Cr. meinte, Polen werde sieb, wenn es wirklich die Liga mit dem
*) Ober den damaligen ungünstigen Gesundheitssustand des Kf. s. das Tage-
buch von Buchs, herausgegeben von Hirsch, II, S. 258; Urk. u. Akt. III, S. 661;
Prutz, S. 361 f.
*) S. Prutz, S. 363, und das Schreiben des Kf. an König Christian von
Dänemark vom 6./ 16. April 1683 unten Abschnitt IV.
*) S. unten Abschnitt IV.
4) S. darüber Recueil des Instructions. Pologne I, S. LIII f.
464 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Kaiser schließen sollte, große Händel mit den Türken anf den Hals ziehen, die
ihm genugende Beschäftigung geben wurden, man glaube gar nicht, daß es zu
der angeblichen Rüstung wirklich kommen und daß man gegen den 0. Schatz-
meister Morstein so weit vorgehen werde.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
11./21. April 1683.1)
[Die Verhandlungen mit Ehrenschild und Rebenac. Gefahr von Holland her and
Mittel zur Abwendung derselben. Verlangen, daß Frankreich keine Feindseligkeiten
gegen das Reich unternehme. Die nötigen Subsidien.]
21. April Nachdem er mit dem hier angelangten dänischen Minister von Ehren-
schild sowohl selbst als auch durch Meinders und Fuchs verhandelt hat,1)
hofft er, ihn gegen nächste Post etwas Näheres und Beständiges von dem
concert wissen zu lassen. Er und der König von Dänemark werden sich leicht
einigen, Graf Rebenac aber hat bisher Diffikultät gemacht, den Präliminar-
traktat mit ihm anf dieselben Bedingungen, wie Mortangis zn Kopenhagen
denselben mit Dänemark geschlossen, einzugehen. Dieses ist fast das einzige,
was den Schluß der Sache aufhält, denn wegen des Hauses Brannschweig
wird man sich schon in allen Stücken so erklären, wie es französischerseits
verlangt wird. Man ist im Werk begriffen, das concert zu projektieren, und es
wird sich bald zeigen, was endlich französischerseits bei der Sache getan
werden will.
Man wird auch dort ohne Zweifel Nachricht von der starken holländischen
Flottenrüstung haben. Er hat fast die gewisse und vertraute Nachricht, daß
man dort nunmehr, nachdem eine Ruptur wider Schweden vermutet wird, die
Flotte auf 30 Kapitalschiffe zu verstärken gedenkt, um entweder von Gothenburg
den Transport schwedischer Truppen zu fazilitieren oder selbst werk stellig tu
machen, oder in die Ostsee zu gehen und für Schweden zu agieren. Sp. soll
nebst Meyercrohn darauf dringen, daß der König seinem Gesandten im Haag
aufs schleunigste Befehl erteile, dem Staat deutlich zu erkennen zu geben,
daß, wofern man ihrerseits Schweden zur Transportierung ihrer Völker irgend
welche Hilfe leisten oder sonst gegen die Alliierten des Königs das geringste
vornehmen sollte, der König solches für eine Ruptur et pro causa belli halten,
auch sofort den Krieg wirklich an den Staat erklären würde. Wenn dies
geschieht und der Gesandte der Stadt Amsterdam und andern zum Frieden
Geneigten die geeigneten Vorstellungen macht, wird man sich hoffentlich seitens
>) Von Meinders geschrieben.
2) S. unten Abschnitt IV.
Die holländischen Rüstungen, dagegen zu treffende Maßregeln. 465
des Staats eines anderen bedenken. Es würde auch sehr zuträglich sein, wenn
der König in England durch seinen Gesandten ebensolche Vorstellungen
machen ließe.
Da ihm und dem König von Dänemark daran zum höchsten gelegen ist,
beständige Nachricht darüber zu haben, was der König von Frankreich, im Fall
es dieser Orten und im Norden zur Ruptur kommen sollte, dem Reich gegen-
über für Absichten hat, so soll er sich bemühen, desfalls etwas Gewisses zu
penetrieren und auch mit dienlichen rationibus vorstellen, daß man diesseits
wünsche und verlange, der König möchte solchenfalls wider das Reich mit
keinen ferneren Reunionen und noch weniger mit abermaligen Hostilitäten
verfahren.
Weil wir auch vermerken, daß man bishero an französischer Seite
so überaus sparsam wegen der zu einem so wichtigen Werk erforderten
Mittel sich bezeuget, ohne welche es gleichwoll weder angefangen noch
mit Hoffnung einigen guten Successes fortgesetzet, weiniger ausgeführt
werden kann, so wollet Ihr Euch äußerst bemühen, umb eigentlich zu
erfahren, wohin dann des Hofes intention ziele und was dessen innerster
Zweck dabei sein möge. —
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
3. Mai 1683.
[Croissy's Mitteilungen über den abzuschließenden Vertrag, über das gegen Holland
einzuschlagende Verfahren und die Absichten des Königs gegen das Reich und gegen
das Hans Lüneburg. Die dänisch-englische Heiratsangelegenheit]
Er hat Croissy sofort nach Empfang des Reskripts vom 11./21. April von 3. Mai
dem Inhalt desselben unterrichtet. Derselbe meinte, die Schwierigkeiten, welche
der Abschluß des Vertrages finde, wurden schon gehoben sein. Der König
wolle, wenn seine Alliierten bei dem Wunsche beharrten, daß über die
Präliminarien nnd über die Exekution getrennte Verträge geschlossen würden,
darein willigen, nnd der 1. Juni solle der Termin für die Zahlung der Kriegs-
subsidien sein.
Die Flottenrüstung in Holland betreffend, bezweifelte er, ob die von den
Alliierten geforderte Erklärung unter den jetzigen Verhältnissen ratsam sei. Sie
würde dem Prinzen von Oranien den Vorwand geben, seine Absichten aus-
zuführen, nnd es entspreche nicht der Würde des Königs nnd auch nicht dem
Vorteil der Sache, zu Drohungen und Kriegserklärungen zu schreiten, ohne
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 30
466 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
imstande zn sein, sie auch sofort auszufahren; Operationen zur See, besonders
gegen Holland, bedürften der Zeit. Es würde viel wirksamer sein, wenn man
auch England zur Mitwirkung bestimmen könnte, man unterhandelte jetzt dort
wegen einer Heirat des Prinzen Georg von Dänemark mit der Prinzessin
Anna, der Nichte des Königs von England. Außerdem habe d'Avaux die
bestimmtesten Befehle, durch Vorstellung der üblen Folgen, welche die Sendung
der Flotte haben würde, die Generalstaaten davon abzuhalten, das schiene viel
praktikabler, als gleich solche Erklärungen, wie Kf. und Dänemark verlangten,
abzugeben. Er hat aber dagegen vorgestellt, daß es sich hier um einen Beschluß
der Generalstaaten handelte, der unmittelbar zu einem Brache fuhren müßte,
und daß, wenn man in diesem Falle einen Krieg mit Frankreich und dessen
Bundesgenossen in Aussicht stellte, Amsterdam, Rotterdam und andere, welche
das größte Interesse am Handel hätten, eher dazu gebracht werden würden,
einen solchen Beschluß zu vereiteln. Er hat gebeten, daß wenigstens provisorisch
dAvaux instruiert würde, solche Erklärungen zu machen, sobald man sehen
würde, daß sie keinen Schaden anrichten würden, und die Gesandten des Kf. und
des Königs von Dänemark sie für nützlich und zeitgemäß hielten, und daß auch
Rebenac sofort darüber instruiert werde. Cr. hat versprochen, dem König
darüber Bericht zu erstatten.
Auch über die Absichten des Königs dem Reich gegenüber hat er Cr. zu
sondieren gesucht Derselbe hat ihm nichts Bestimmtes geantwortet, nur, wie
auch schon früher, erklärt, der König fände es nicht seiner Großmut ond
seinem Ruhm angemessen, den Kaiser und das Reich anzugreifen zu einer Zeit,
wo der erstere einen so mächtigen Feind auf dem Halse hätte, und er
glaubte, daß das geeignetste Mittel, zum Frieden mit dem Reiche zu gelangen,
der in Berlin abzuschließende Vertrag sein würde.
Was die eigentlichen Absichten des Königs anbetrifft und ob derselbe
wirklich wünscht, daß es zum Kriege mit dem Hause Lüneburg komme,
so glaubt er, daß dieses allerdings der Fall ist. Cr. hat ihm wie Meyer-
crohn erklärt, eine Verständigung mit diesem Hause sei nur möglich, wenn
dasselbe, besonders der Herzog von Hannover, auf seine Bündnisse mit der
Gegenpartei verzichte, sonst müsse man gegen sie in Aktion treten und mit
Hannover den Anfang machen.
Die Heiratsangelegenheit betreffend hat er erfahren, daß der französische
Gesandte Befehl gehabt bat, den König von England deswegen zu sondieren,
daß man, nachdem man diesen dazu geneigt gefunden, durch Meyercrohn dem
König von Dänemark Eröffnungen deswegen gemacht, daß man in Kopenhagen
mit offenen Armen dieselben empfangen hat, aber Bedingungen stellt, welche
doch Hindernisse bereiten könnten. Der Hauptzweck dabei ist, von langer Hand
her die Nachfolge des Prinzen von Oranien zu vereiteln und dort einen von
Frankreich abhängigen Fürsten an seine Stelle zu setzen. Er bittet, diese
Nachrichten geheim zu halten.
Die Absichten des Königs. Die neue Allianz. 467
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam 4./[14.] Mai 1683.
(Conc. P. Fuchs.)
[Die mit Frankreich und Dänemark abgeschlossene Allianz. Die Verhandlangen mit
dem Hause Lüneburg. Verlangen der Aufstellung einer französischen Armee am
Niederrhein, drohender Erklärungen an Holland.]
Wir zweifeln nicht, es werde das zwischen Franckreich, Dennemarck 14. Mai
and uns Jungs thin al hier getroffene concert1) nunmehr zu Euerer Wissen-
schaft gekommen sein.
Nun haben wir uns zwar die Hoffnung gemachet, daß das Fürstl.
Braunschweig-Lüneb. Haus in sotanes Verbündniß mit einzutreten
sich nicht abgeneigt bezeugen würde, es stehet auch noch dahin, wozu
es sich endlich bei continuirender negotiation bewegen lassen möchte.
Demnach es aber, so viel man äußerlich desselben Intention verspüren
kann, schwerlich mit der Güte wird zu gewinnen sein, als würde unsere
Erachtens denen mit demselben vorhabenden fernerweiten Tractaten den
l) Die Allianz vom 20./30. April 1683 (v. Mörner, S. 721 ff., 440ff.). Über die
vorhergehenden Verhandlungen findet sich im Berliner Archiv nur folgende undatierte
Aufzeichnung von Meinders1 Hand:
Projet (von Meinders' Hand):
Corame S. A. E. de Br. s'oblige d'employer ses bons Offices tant a la diete
generale de 1' Empire qu'ailleurs ou il conviendra pour disposer les autres Princes et
Estats d'aggreer et d'accepter Taffermissement de la paix aux conditions susdites,
ainsi S. M. T. Ch. promet de laisser toutes les affaires qui concernent les limites
et les dependances qu' Elle pretend dans Testat present saus proceder a aucune
ulterieure incorporation, reunion, occupation, sommation ou action pareille qui puisse
troubler le repos publicq ou empescher la paix et la bonne intelligence entre l'Empire
et la France.
H. Rebbenacqs Antwort (von Rebenacs Hand):
Cet article Mr. n'est en aucune facon de nostre traitte qui vous donne mesme
des seuretes plus grandes que Celles la, puisque le Roy par son engagement avec
vous renonce clairement a toutes sortes de pretentions sur l'Empire, mais vous voyez
bien que pour les procedures, s'il y renoncoit tout a fait, on se moqueroit a Frankfort
des propositions qu'il y fait, puisqu'on n'y auroit rien a craindre. Ce traitte icy
asseure Mr. l'E. contre le mal mais n'oste pas au Roy le moyen de tenir en crainte
les esprits qui s'opposent a l'acceptation de ses propositions. Lisez les propositions
du Roy a Frankfort, vous les voires bien claires sur ce suiet Nous pouvous, si vous
le voulez, mettre Offices pour Offices ou guarantie pour guarantie, mais guarantie pour
offices il n'est pas iuste. Chargez vous de faire accepter les propositions. Le Roy
vous guarantira toutes reunions, il le fait desia pour l'effet et il le fera encor pour
la procedure.
30*
468
III. Brandenburg und Frankreich IG79— 1684.
besten Nachdruck geben, wann S. König], Mit von Franckreich gutfinden
möchte, ungesäumet die im coneert stipulierte annee bis an die Grenzen
von Teutschland, so dem Unter-Rhein am nächsten ^ anrnarchiren zu
lassen, dergestalt datf selbige nicht bald anfänglich den teutsehen Boden
betrete, sondern damit durch solchen Anmarch die Tractaten befordert
und gedachtes fürstliches Haas, wenn es den Ernst sieh et, umh so viel
eher zur guten Partei sjelenket werde, widrigenfalls aber, da es Nnt
tun sollte, obgemeldte armee bereit und nahe sei, denen Allürteii dem
coneert gemäß zu rechter Zeit zu assistiren und der Sache ihre abhel fliehe
Maße zu geben. Ihr habet hie von mit dem Marquis de Croissy zu
reden und zu befordern, daß solches obgemeldter maßen förderlichst
werkstellig gemachet wTerde.
P, S. Wir sehen sonst nicht gern, daß man französischersei te irodl
einige repugnance verspüren lasset, im Fall der Not insonderheit wieder
den Staat, wann derselbe Schweden oder das Haus Lünen bürg wirklich
assistiren wollte, zur Ruptur zu schreiten, und halten wir davor, daß
wiidq die verlangete Bedrohunge vorhin geschehen möchte, solche die
rei eheste und vornembste Handelstädte animiren würde, sich denen
Resolutionen, so desfalls genommen werden könnten, zu wiedersetzen,
weßhalb Ihr dann nebst dem dänischen ministro fernere behörige Vor-
stellungen werdet zu tuen wissen.
Der Kurfürst aii Spatiheim. IX Potstaiu 8./1S. Mai 1683.
(Coric. P. Fuchs,)
[Auf diti Uelation vom 7. MaiJ) Befehl, den König ju maflfollein Verhalten gegen
«las Reich zu ermahnen.]
18. Mai Der König hat bisher immer versichert, daß er im Reiche nicht mehr als
die schon in Beinem Besitz befindlichen Plätze verlange, auch er und die anderen
wohlintentionierten ReichsstÜnde haben jederzeit vorausgesetzt und zum Fundament
ihrer geleisteten oftieiorum gesetzt, daß der Konig dieser Versicherung nach-
kommen und das Reich ferner nicht angreifen und dismembrieren werde, und es
würde ihm Eumalen schwer, wo nicht ganz unverantwortlich und unmöglich
') In derselben hatte Sp. unter anderem berichtet, daß er Croissy den Wunsch
des Kf., Frankreich möchte ton neuen Reunionen und anderen Ff indselißkeiteö gegen
das Reich, falls es mit dem Hause Lüneburg oder mit Schweden min Bruch
kommen sollte, abstehen, mitgeteilt und aus seiner Antwort ersehen habe, daü man
dazu geneigt sei> aber sich nicht durch eine bestimmte Erklärung die Hiüde für die
Zukunft binden wolle.
Maßregeln gegen die Lüneburger u. Holland. Schonende Behandlung des Reichs, 469
fallen, das Werk auf dem bisherigen Fuß weiter zu treiben, wenn der König
das Reich ferner zu zergliedern anfangen sollte.
Ihr habt dieses alles dem Marquis de Croissy aufs beweglichste
und angelegentlichste vorzustellen mit Begehren, daß er I. K. M. davon
urobständlichen rapport tuen und dieselbe in unserem Namen ersuchen
möchte, Sie wollten dieser und anderer mehr Ursachen halber Ihre
künftige Operationen im Reiche änderst nicht als nach dem Inhalt des
gemachten Concerts einrichten und uns also in dem Stande erhalten,
f, K. M. Interesse wie bishero also auch ferner zu secondireu. Es würden
verhörten tlich dieselbe wegen Ihrer anwendenden Kosten teils durch
Behauptung der alschon gemachten Keunionen, auch über dem noch
woll ander werts und außer dem Reich eine anständige und zulängliche
Satisfaction finden, und könnte man wegen dessen, was die künftige
Conjunctnren auf ein oder anderen Fall erfordern möchten, hienegst
weitere musures nehmen. —
Ihr habet Eure diesfalls tuende Vorstellungen dergestalt einzurichten,
damit einesteils I. K. AL bei guter Intention und beständiger Coniidence
gegen uns erhalten, an der anderen Seite aber alle Hoatili täten wider
das Reich durch alle dienliche Weise und Wege abgehalten werden
mögen, wie Ihr denn selbsten leicht! ich ermessen könnet, was vor hohe
Ursachen wir haben, dergleichen zu verhüten, und daß uns allerdings
unmöglich fallen wollte einiger ferneren Tätlichkeiten wieder das Reich
uns teilhaft zu machen. Ihr werdet in dieser Materie, welche gleichsam
der ganzen Sache ihr vornehmstes Gewicht und Consideration giebet,
wovon auch unsers des von Meinders jetzige Negotiation und diejenige
Versicherungen, welche er dem Hause Braunschweig zu geben und
wodurch er dasselbe in die gute Partei zu ziehen hat, depeudiret, allen
behörigen Fleiß anwenden und uns von der Resolution, so man fran-
zösischer selten darauf giebet, auch was Ihr sonsten wegen der französischen
Desseine penetriren könnet, schleunigen umbständlicben Bericht ab-
statten» —
E. Spanlieim an den Kurfürsten. D. Paris
11./21. Mai 1683,
[Die drei fraozösischerseits beanstandeten Bestimmungen des AUianzvertrages, Die
Heiratsangelegenheit. Mitteihmgen MeyenTQbns.]
Er war am 18. in Versailles. Croissy bestätigte ihm dort die Ankunft 2L Mii
ies Kurien Rebenacs mit dem Praümin arver trage und dem Projekt des
470 ni. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Konzertes. Dieselben sollten erst am folgenden Tage in dem Conseil gründlich
geprüft werden, doch bemerkte er gleich, daß in dem Konzert drei Punkte
Schwierigkeiten machten, 1. die in betreff der Sicherheit des Reiches geforderte
Erklärung, daß der König keine weiteren Reunionen vornehmen wolle. Der
König wolle deswegen dem Kf. sein Wort geben, aber er könne sich nicht .ans den
schon früher angeführten Gründen in einem Vertrage dazu verpflichten. Die zweite
Schwierigkeit bereitete die Bestimmung, der König sollte eine Armee ins Reich
gegen den Herzog von Celle schicken. Eine solche Forderung hätte man nicht,
am wenigsten von Kf., erwartet, Kf. nnd der König von Dänemark wären hin-
reichend imstande, die Truppen des Herzogs zu ruinieren, der Marsch eines
solchen Heeres erfordere vorherige Verständigung mit den Reichsständen, durch
deren Gebiet er gehen würde, er würde im Reich, in Holland und sonst das
größte Aufsehen erregen und Veranlassung zu einem allgemeinen Kriege
geben. Dem Kf. und dem König von Dänemark könnte für ihre Sicher-,
heit genügen, daß der König bedeutende Streitkräfte am Oberrhein stehen
hätte, die im Notfall zu ihrer Unterstützung bereit wären. Als dritte
Schwierigkeit bezeichnete er, daß der König von Frankreich gegen die
Generalstaaten in Aktion treten solle. Er erklärte schließlich, er werde dem
Könige vorschlagen, das Projekt sollte mit einigen Apostillen sofort an
Rebenac zurückgeschickt werden, und falls man sich dort darüber nicht
sollte einigen können, sollten er und Meyercrohn Vollmacht erhalten, hier
weiter darüber zu verhandeln. Er hat erwidert, es würde viel kürzer nnd
sicherer sein, die ganze Sache wieder nach Berlin zu verweisen, denn er
glaubt nicht, daß es ihm hier möglich sein wird, die Schwierigkeiten zu
überwinden. Vorläufig kann er nichts weiter über diese Angelegenheit be-
richten, da ihm weder der Präliminarvertrag noch das Projekt mitgeteilt sind
und er so nur nach den ihm von Croissy darüber gegebenen Informationen
hat sprechen können.
Cr. berührte auch die Heirat des dänischen Prinzen mit der Nichte des
Königs von England. Dieselbe sei so gut wie abgemacht, und man hoffe davon
die vorteilhaftesten Folgen. Besonders freut man sich, auf diese Weise den
Prinzen von Uranien ärgern und die Generalstaaten im Zaum halten
zu können.
P. S. Meyercrohn hat ihm mitgeteilt, daß er daß Projekt des Konzerts
erhalten habe und ihm mitteilen wolle. Auf Befehl seines Königs habe er die
von Kf. vorgeschlagene Sendung einer französischen Armee gegen das Haus
Lüneburg auf das nachdrücklichste vorgebracht, aber Mignon, der Kommis
Croissy's, habe dieselbe als unmöglich bezeichct und erklärt, wenn man darauf
bestände, so könnte man darin nur die Absicht erkennen, das ganze Konzert zu
vereiteln. Er teilte ihm mit, daß er von seinem Könige Vollmacht zu weiteren
Verhandlungen in dieser Angelegenheit erhalten habe.
Franzosische Bedenken gegen einige Punkte der Allianz. 471
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln 22. Mai/[1. Juni] 1683.
[Anf die Relation vom 1 1./21. Mai. Befehl, in betreff der französischerseits beanstandeten
Punkte der Allianz keine weiteren Schritte zu tun.]
Er hat ans seiner Relation ersehen, daß sich dort das Konzert an drei 1. Juni
Punkten, der Deklaration in betreff des Reiches, Schickung einer Armee gegen
Lüneburg und der Ruptur mit Holland, accrochiere.
Nun finden wir bei solcher Bewandnns uns garnicht geraten nebst
Dennemarck das Haus Lünen bürg alleine anzugreifen, weilen solches
viele Zeit und schwere Kosten und Mühe erfordern und ganz ohne Frucht
vor uns sein, auch dardurch die Zeit, worinnen wir etwas wieder
Schweden ausrichten könnten, verloren gehen würde, anderer vielen
erheblichen Bedenken, so wir dabei haben, zu geschweigen, und befehlen
Euch demnach hiermit in Gnaden, dieser streitigen dreien Puncto halber
keine fernere Instantz zu machen, sondern dem Marquis de Croissy,
wann derselbe gegen Euch davon fernere Erwähnunge tuen wird, an-
zuzeigen, daß wir hierinnen, ohne Ihrer Königl. Mayt. in Dennemarck
sentiments zu wissen, nichtes weiter resolviren könnten und daß wir
dannenhero unserem p. Meinders anbefohlen,1) sich darüber mit denen
Königl. dänischen ministris bei der Conferentz zue Hamburg zu ver-
nehmen, wie wir dann auch im übrigen erwarten wollten, was des
Grafen Rebenacq Edelmann, welcher noch nicht wiederkommen, mit-
bringen würde, worauf wir uns dann ferner nach Befinden herauslassen
würden.*) —
E. Spanheim an den Kurfürsten.
D.3) Crevanche bei Beifort im Elsaß 12./22. Juni 1683.
[Gespräch mit Croissy über die streitigen Punkte. Sein Bemühen, mit Meyercrobn
zusammenzugehen.]
Er hat unterwegs das Reskript des Kf. vom 22. Mai und ein Schreiben 22. Jun
Meinders' aus Hamburg vom 18./28. Mai nebst einer Kopie des von diesem
*) S. das Reskript des K f. an Meinders von demselben Datum unten Abschnitt IV.
*) Kf. schreibt an Sp. d. Potsdam 29. Mai/ [8. Juni] 1683 (in Erwiderung einer
Relation vom 17./ 27. Mai), da er aus derselben ersehe, daß man am französischen
Hofe noch immer bei den wider das Konzert gemachten Diffikultaten beharre, so
finde er garnicht geraten, das Konzert und noch weniger das franzosische Gegen-
projekt zu vollziehen. Sp. solle von dieser Sache ganz abstrahieren.
*) Sp. war auf Befehl des Kf. dem König auf der Reise, welche derselbe Ende
Mai nach Burgund, Elsaß und Lothringen angetreten hatte, gefolgt
472
III. Brandenburg und Frankreich 1679— I$fi4,
und Ehrenschild abgefaßten Gutachtens in betreff des Konzertes erhalten. Er
bat dann vorgestern Croissy gesprochen und auf dessen Frage, was man ihm vom
Hofe ober das Konzert gemeldet habe, erwidert, er habe noch keine speziellen Befehle
erhalten, man würde aber wohl schon Ton Rehen ac und anderswoher erfahren
haben, wie sehr man in Dänemark und am Hofe des Kf, erstaunt wäre über die
neuen Projekte, welche anstelle der erwarteten Ratifikation eingetroffen waren, und
er hat auf den grollen Schaden hingewiesen, welcher für beide daraus entstanden,
nachdem sie schon solche Vorbereitungen zur Ausführung des Konzertes getroffen
hätten, Cr. suchte das Verhalten seines Königs zu rechtfertigen, behau ptetr-,
wenn die Verpflichtungen desselben geändert seien, so sei dies nur zugunsten
seiner Alliierten geschehen. Kr ging dann wieder im einzelnen auf die Kau
punkte.» welche Schwierigkeiten machten, ein, namentlich auf die Unausführbar^
der Sendung einer Armee nach der Weser, Er hat darauf nur mit allgemeinen
Ausführungen geantwortet Cr, meinte, die Hauptschwierigkeit der Hilfeleistung
gegen Holland sei schon gehoben. Vi 1 Urs wäre beauftragt, dieselbe zuzusagen,
und d'Avaux hatte schon erklärt, daß der Konig von Frankreich die Sendung
von Kriegsschiffen Schweden zu Hilfe als Ruptur ansehen würde.
Er hat Meyercrohn das gemeinsame Gutachten Meinders* und Ehren-
Schilds mitgeteilt, damit er sich danach richten und sie beide eine dttrcbtM
gleiche Haltung einnehmen können. Hier scheint man nämlich zu beabsichtigen,
durch einen der Alliierten die Schwierigkeiten zu beseitigen, und hat daher
Meyercrohn Aussicht dazu gemacht, daß man die Hilfe gegen Holland bewilligen
werde, und zwar in der ganzen Ausdehnung, wie Dänemark es hegehrt, während
Croissy ihm gegenüber noch an dem Unterschied festgehalten, den es mache,
ob die Alliierten gegen Schweden vorgingen, um den Transport der Truppen
zu verhindern, oder ohne Rücksicht darauf, wie er es nannte, in ihrem eigenen
Interesse und zu ihrem Vorteil, im letzteren Falle sei Krankreich nicht zur
Hilfeleistung verpflichtet M. meint aber, man werde auch in diesem Punkte
nachgeben, wenn man sich nur im übrigen den französischen Fordernd
fügen würde.
ten
f,t-
K. Spanheim an den Kurfürsten.
8. Juli 1683.
D. Mete
[Croissy rs Versuche, das Verhalten des Königs zu rechtfertigen* Sendung Villa
nach Dänemark.]
8. Juli Croissy hat ihm gegenüber die aus dem Haag uud anderswoher ge-
kommenen Gerüchte von Unterhandlungen zwischen Kf. und den Generalstaaten
erwähnt, aber erklart, er wollte denselben keinen Glauben beimessen, und er
hat dann das Verhalten des Königs von Frankreich in der Angelegenheit des
Konzertes zu rechtfertigen gesucht Cr. seiden sieb die Sache sehr zu Herten
Französische Änderungen in dem Vertrage. Unmöglichkeit der Ruptur. 473
xu nehmen, bestritt namentlich, daß seitens des Königs in dieser Angelegenheit
eine Veränderung eingetreten sei. Er hat darauf nur im allgemeinen hingewiesen
auf die Grunde, welche die Alliierten genötigt hätten, die zu ihrer Sicherheit
erforderlichen Mittel zu suchen und zu erwarten, daß Frankreich darauf ein-
gehen werde. In diesem Vertrauen hätte man sich in Verfassung gestellt und
große Kosten darauf verwendet, um das mit Rebenac Verabredete zur Aus-
fuhrung zn bringen, statt dessen hätten sie sehen müssen, daß diese Projekte
französischerseits umgestürzt seien, sie könnten sich nicht ganz allein den
Gefahren eines Krieges aussetzen, der doch im Interesse Frankreichs, um den
Frieden mit dem Reich zustande zu bringen, unternommen werden wurde.
Man schmeichelt sich hier mit der Hoffnung, daß die Ankunft Villa rs'1)
in Kopenhagen und der von diesem mitgeteilte Entschluß, eine Flotte in die
Ostsee zn schicken, Dänemark günstiger stimmen werde, und auch Meyercrohn
glaubt, daß der dänische Hof mehr versuchen werde, die Schwierigkeiten des
Konzertes zu überwinden, als es zum Scheitern zu bringen.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potetam
7./ 17. Juli 1683.
[Unmöglichkeit, jetzt mit Schweden und Lüneburg zu brechen, aber Festhalten an
den Bändnissen mit Frankreich und Dänemark. Hoffnung, letzteres vom Kriege
abzuhalten.]
Er kann zwar aus den bekannten Ursachen zur wirklichen Ruptur weder 17. Juli
wider Schweden noch wider das Haus Lüneburg schreiten, bleibt aber im
übrigen bei den mit Frankreich und Dänemark gemachten Defensivbündnissen
nnd in dem mit beiden Kronen bisher kultivierten guten Vernehmen. Die von
Holland und anderen Orten her verbreiteten Gerüchte muß er dahingestellt sein
lassen, er hofft, daß der Konig und dessen Minister denselben keinen Glauben
beimessen werden. Die Änderung seinerseits, von der man so viel spargiert,
besteht nur darin, daß er die Aktion hat einstellen nnd die desfalls genommenen
mesures nicht ohne seine große Ungelegenheit ändern müssen, was nicht
geschehen wäre, wenn man dort die hier vereinbarten conditiones ratifiziert hätte.
Die Schuld ist ihm also nicht zn imputieren, er hofft, daß man ihm wegen
der großen extraordinär Ausgaben auch mit einem subsidio extraordinario unter
die Arme greifen wird; Sp. soll es urgieren. Rebenac hat zwar inständigst
angehalten,2) er möchte den Präliminartraktat ratifizieren, weil er daraus
') S. über dessen Sendung nach Dänemark Recueil des Instructions
XIII, S.41ff.
2) S. Prutz, S. 268f.
474 IH. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
wenigstens die Erstattung seiner Kosten vermittelst Zahlung der subsides d'action
einigermaßen erlangen wurde, er kann aber nicht absehen, wozu dieser auf
eine Ruptur und Aktion zielende Traktat jetzt dienen sollte, franzosischerseits
wird man gewiß wider die Zahlung der Subsidien sofort excipieren, daß solche
bei entstehender Aktion mit keinem Fuge prätendirert werden könnten, woraus
nur Schikanen und Verdrießlichkeiten erfolgen worden.
Daß er von Spanien und dem Staat Zahlung der restierenden
Subsidien prätendiert, kann auch keinen Grund zum Verdacht gegen ihn
geben, denn darum hat er sich seit dem Friedensschluß bemüht, und Frank-
reich hat ihm in den pactis seine guten Dienste zu Erhaltung derselben
zugesagt.
Sonst hat er nicht unterlassen, den Frieden zwischen Frankreich und dem
Reich zu befördern, er hat noch vor wenigen Tagen dem Grafen Lamberg
diese Sache auf das eifrigste rekommendiert,1) ist auch jetzt im Werk begriffen,
eine dritte Abschickung an den kaiserlichen Hof zu tun und dort dieselbe vor-
zustellen, auch die von dem Kaiser verlangte Hilfe ausdrücklich daran zu
konditionieren.
Daß der König von Dänemark noch immer auf die Ruptur dringt, wird
Sp. auch aus Meyercrohns Negotiation merken, er aber wird aus den vorher
angeführten Gründen und wegen der Türkengefahr dabei einen Weg als den
anderen anstehen, glaubt auch nicht, daß der König sich ohne ihn so leicht darein
engagieren, und auch nicht, daß man franzosischerseits so leicht dazu raten
und stimmen wird. Der König von Dänemark wünscht sehr, sich mit ihm zu
abouchieren,2) er ist dazu auch geneigt gewesen, befindet sich aber jetzt in einer
so schlechten Disposition, daß er keine Aussicht dazu sieht.*)
') S. Urk. u. Akt. XIV, 2, S. 1073.
*) S. unten Abschnitt IV.
3) Kf. teilt (20./ 30. Juli 1683) Sp. ein Schreiben des Königs von Dänemark
(vom 14./24. Juli, s. Abschnitt IV) mit, aus dem erhelle, daß dieser noch immer zur
Ruptur entschlossen sei. Da sich dieses aber bei der von den Türken drohenden
Gefahr übel schicken und das Reich dadurch werde zum Widerstand unfähig gemacht
werden, so hoffe er, derselbe werde seine Ressentimente eine Zeitlang dissimulieren
und seine Streitmacht zum Kampf gegen die Türken verwenden. Er gedenke des-
wegen jemand an den König zu senden, wünsche aber, daß auch von französischer
Seite ihm ähnliche Vorstellungen gemacht würden. Sp. solle sich darum bemühen,
aber sich hüten, dadurch bei dem dänischen Minister Argwohn zu erregen. Sp. solle
versichern, daß Kf. an der Freundschaft mit Frankreich festhalten und sich eifrig
um die Herstellung des Friedens zwischen diesem und dem Reiche bemühen werde
und daß er von dessen Generosität und christlicher Intention erwarte, es werde auch
ein so heilsames Werk befordern. Wenn Sp. es für dienlich erachte, so solle er
dieses alles in einer besonderen Audienz dem König vorstellen.
Hilfeleistung gegen die Türken. 475
Der KurfÖrst an Spanheim. D. Potstam
13./[23.] Juli 1683.
[Bereitwilligkeit, dem Kaiser gegen die Türken Hilfe zu senden. Rebenacs Wider-
spruch dagegen.]
Graf Reben ac hat,1) nachdem er verspürt, daß er dem Kaiser bei dieser 23. Juli
großen Türkengefahr einiges Volk zuzuschicken gesonnen wäre, seine Un-
zufriedenheit darüber zu erkennen gegeben und gesagt, wenn er das täte, so
mußte man danach urteilen, daß er von dem König von Frankreich und dem
mit diesem aufgerichteten Bündnisse abzutreten vorhätte, und er müßte solches
dem Konig durch einen Expressen berichten. Obwohl er ihm alsbald geantwortet,
daß solcher secours dem mit dem König von Frankreich geschlossenen Bündnisse
keineswegs zuwider sei, daß er demselben ein völliges Genügen tun und den
Frieden zwischen dem König und Deutschland eifrigst befördern wolle, bat R.
doch dabei nicht acquiesciert Sein Schreiben an Fuchs und dessen Antwort1)
liegen bei. Kf. sendet es ihm zu, damit er, wenn dort von der Sache etwas
vorkommen sollte, davon gründlich informiert sein und sein Bestes desfalls
beobachten möge.
Der Kurfürst an Spanheim.
D. Potstam 16./[26.] Juli 1683. (Conc. P. Fuchs.)
[Die Türkengefahr, seine Bereitwilligkeit, dem Kaiser Hilfe zu leisten, unter der
Bedingung des Friedensschlusses mit Frankreich. Verlangen, daß Frankreich das
Reich nicht angreife.]
Seit seinem Schreiben vom 13. ist der Herzog von Sachsen-Lauenburg') 26. Juli
von der kaiserlichen Armee hier angelangt. Nach seinen und anderweitigen
Nachrichten nimmt die Türkengefahr von Tage zu Tage sehr überhand und ist,
falls derselben nicht mit einer vigourösen Gegenwehr entgegengegangen wird, zu
erwarten, daß dieser blutdürstige Feind sich gar in des Reichs innerste viscera
ergießen und wohl alles über den Haufen und zugrunde gehen möchte. Er ist
dadurch in seiner Resolution, das Werk mit allem Ernst mit anzugreifen,
bestärkt worden, hat aber gegen den Herzog und auch gegen K.Sachsen4)
i) S. Crk. u. Akt. XIV,2, S. 1071 ff.; Prutz, S. 270t Vgl. Klopp, Das Jahr
1683 und der folgende große Türkenkrieg bis zum Frieden von Carlo witz 1699, S. 268.
*) S. Klopp a.a.O. S. 547 ff.
*) S. ürk. u. Akt. XIV,2, S. 1081; Prutz, S. 272; Klopp, S. 271.
4) S. das Schreiben des K f. an K.Sachsen vom 15./25.Juli 1683 unten Abschnitt V.
476
11L Brandenburg und Frankreich lt57t> — 16S4-
auf ein von demselben eingelaufenes Schreiben erklärt, daß vor allen Dinj
auf den Frieden mit Frankreich zu gedenken und dadurch die liefe nsion des
Reichs gegen die Türken so viel sicherer gemacht werden mußte. Er wird
dergleichen auch ferner am kaiserlichen Hof und an dienlichen Orten im Reich
urgiereu lassen und wünscht, es möge guten Effekt tun, jedenfalls wird der
König von Frankreich daraus verspüren, daß er den mit demselben geschlossen
foederibus unverbrüchlich nachzukommen gemeint sei und sich davon iii
werde abwendig machen lassen.
Er soll dieses alles Croissy umstand lieh vorstellen und ihm anzeigen.
Kl", hätte zu des Königs Generosität das Vertrauen, daß er das Reich bei seinem
jetzigen bedrängten Zustande nicht angreifen noch in mehr Unruhe und Dcsolatkm
versetzen werde.
neu
„
E. Spanhfim an den Kurfürsten.
20./30. Juli 1683.
1). Paris
[Auf das Reskript .vom 1/19. Juli. Seine Mitteilungen an Croissy, Das neue dänische
Vertrags projekt. seine Unterhaltungen darüber mit Croissy und Meyercrohn, «eine
Überzeugung, daß Frankreich nicht ein kriegerisches Vorgeben Dänemarks wünsche.]
30* Juli Er hat sich sofort nach Versailles begeben und Croissy mitgeteilt, Kf*
hoffe, daß man auf seine Beständigkeit in der Allianz mit Frankreich vertraue,
und er hat als neuen Beweis derselben die Erklärung des Kf. an Lamberg.
daß er das Abkommen mit Frankreich zur Bedingung der Türkenhilfe mache,
angeführt. Cr. gestand dieses durchaus zu, er berührte bei dieser Gelegenheit
das in Regensburg neuerdings übergebene Dekret,1) sprach seine Verwunderung
darüber aus, daß der kaiserliehe Hof trotz seiner bedrängten Lage so hochmütig
und drohend aufzutreten wage, meinte aber, die neuen Erklärungen und Be-
mühungen des Kf. und des ganzen Kurfürsten kollegs sowie die eigene Bedrängnis
würden denselben doch wohl zur Nachgiebigkeit bestimmen, sonst würde man
auf andere Mittel, ihn dazu zu zwingen, sinnen müssen. Cr. teilte ihm ferner
mit, daß Meyercrohn ein neues Konzert3) mit Dänemark und Kf. vorgeschlafen
und daß er erwidert habe, vor allem wissen zu müssen, ob Kf. damit einverstanden
sei. Er hat erwidert, er wäre darüber nicht instruiert, hatte davon überhaupt
noch nick) sprechen hören, er daubte aber, daß Kf. bei den jetzigen Konjunkturen
au nichts weniger denke, als einen Krieg im Reiche zu entzünden. Er hat bei
dieser Gelegenheit auch die Gründe auseinandergesetzt, weswegen auch der
Prali minarvert rag jetzt nicht als zeitgemäß erscheine, und erklärt. Kf. wolle
lieber auf die Krie^ssubsidien verzichten, erwarte aber, dnß der KJjnig ihm statt
dessen eine Entschädigung für die großen Kosten, zu welchen ihn besonder*
') Das kaiserliche Kommissionsdekret vom 3. Juli 1683 (Pachner v. Eggen-
atorff II, S. 458JT.). S. unten AUrtmiit V.
*) S. unten Abschnitt 1 \ .
Neue» dänisches Vertragsprojekt Kriegslust Dänemarks. 47*
»da* letzte, nachher veränderte Konzert veranlaßt habe, zukommen lassen werde«
Cr, meinte, dazu sei der König nicht verpflichtet versprach aber, demselben
davon zu berichten, Er hat auch mit Bleyercrohn von diesem Konzert, an
welchem auch Kf. teilnehmen sollte, ohne daß er bisher etwas davon gebärt
hätte, gesprochen* Derselbe entschuldigte sich, die erste Mitteilung davon sei
durch Villars geschehen, nachher hatte auch er eine Kopie desselben und den
Befehl, Croifiy'l Meinung darüber zu sondieren, erhalten, gleichzeitig sei
dasselbe auch an Kf, geschickt worden und hätte Gabel Befehl erhalten, Kf.
zur Annahme desselben zu bewegen, er ließ aber erkennen, daß er hier wenig
Neigung zum Eingehen auf dieses Konzert und zu kriegerischen Unternehmungen
Dänemarks gefunden habe. M* sprach sein großes Bedauern darüber aus, daß
Kf. den Praliminartraktat nicht annehmen wolle, dadurch würden alle gemein-
samen Projekte und Interessen seines Königs und des Kf. über den Haufen
geworfen.
Jedenfalls hat die Sendung des franzosischen Geschwaders den dänischen
Hof so unternehmungslustig gemacht Bleyercrohn behauptet, man würde
hier nicht unzufrieden sein, wenn sein König eine Aktion unternehmen sollte,
zumal man hier schon vorher das Projekt, die schwedische Flotte in dem Hafen
■ von Carlesand zu verbrennen , gekannt habe. Er aber schließt aus den Äußerungen
Croissy's daß man hier vorläufig wenigstens nicht wünscht daß Dänemark in
Aktion trele.
Er ist In Fontaineblean gewesen, hat Croissy auf die neuen Beweise der 12. Aug.
Festigkeit, mit welcher KX an der Freundschaft mit Frankreich festhalte, die
Sendung des Fürsten von Anhalt nach Wien und seine weiteren Bemühungen
nm die Herstellung des Friedens mit dem Reiche, aufmerksam gemacht und
hinzugefügt, Kf. hoffe, daß der König seinen Entschluß, dem Kaiser Hilfstruppen
zu schicken, zu dem ihn auch die Rucksicht auf die Sicherheit seiner eigenen
Lande genötigt habe, billigen werde. Cr. erwiderte, der Konig habe,1} um das
Zustandekommen eines Verbleie hes mit dem Reiche zu erleichtern, in Regensburg
durch Vcrjus einen Waffenstillstand anf 30 Jahre vorschlagen lassen, versicherte,
daß derselbe mit der Sendung von Hilfstrappen seitens des Kf, durchaus ein-
verstanden sei, und warnte nur, Kf, mochte seine Lande nicht zu sehr von
Truppen entblößen und so Insulten seitens seiner Nachbarn aussetzen, Cr.
erzählte dann, daß Meyercrohn ihn benachrichtigt habe, das Haus Lüiu-burg
>} S. unten Abschnitt \ ,
E* Spanheim an den Kurfürsten. IX Paris
2712. August 1683.
[Beruhigende Erklärungen Croissj's. Der Vorschlag des Waffen* tili stand es.
Der neue Streit zwischen Dänemark und dem Hause Lüneburg,]
478 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
hätte l) anter dem Vorwande, sein König gedächte Lübeck zn belagern, Trappen
über die Elbe geschickt, and daß er dieses als einen Insult and den Anfang
der Ruptur bezeichnet habe. Er sprach die Besorgnis aas, dieses könnte üble
Folgen haben, und den Wunsch, daß Kf. sich bemühe, solche abzuwenden, and
versicherte, daß auch der Marquis von Harsy Befehl erhalten werde, sich des-
wegen bei den Herzögen zu bemühen. Er hat bei der Gelegenheit auch mit
Cr. über die kriegerischen Absichten des Königs von Dänemark and den Wunsch
des Kf., daß denselben Einhalt getan werde, gesprochen und von ihm erfahren,
daß man hier ganz derselben Meinung ist.
Auch Meyercrohn hat mit ihm von dem Übergang der lüneburgischeo
Truppen über die Elbe gesprochen and ihm mitgeteilt, sein König könnte
diese Beleidigung nicht hinnehmen, er hätte hier schon von dem König von
Frankreich die Erklärung, ihm Hilfe leisten zu wollen, verlangt, Croissy aber
hätte ihn zunächst nur gefragt, welches die Meinung des Kf. sei, und ihm
nachher durch Mignon sagen lassen, der König werde den Herzögen von
Braunschweig die nötigen Vorstellungen machen und es im Notfalle nicht an
Hilfe fehlen lassen. M. ist damit aber nicht zufrieden und verlangt, daß diese
Trappensendung als eine Ruptur angesehen werde, es scheint aber nicht, daß
man hier so weit gehen will. Er hat ferner verlangt, die französische Flotte
solle diesen Winter in Kopenhagen bleiben, er ist deswegen aber an Segnelay
verwiesen worden.
P. S. In betreff der außerordentlichen Subsidien für Kf. soll, wie ihm
Croissy angezeigt hat, Reben ac demselben Mitteilungen machen. Meyer-
crohn hat noch nichts von den Kriegssubsidien, sondern nur das fällige Quartal
der Friedenssubsidien angewiesen erhalten.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
14./ 24. August 1683.
[Auf die Relation vom 2./12. August. Verwerfung des kaiserlichen Vertragsprojektes.
Seine Besorgnis, daß der Kaiser es zum Bruch mit Frankreich werde kommen lassen.
Die Türkengefahr. Bitte um ITilfe.]
24. Aug. Er ist erfreut, daß man dort mit seiner Konduite zufrieden ist, hofft, man
werde darin noch mehr bestärkt werden, wenn man vernimmt, daß,3) nachdem
Fürst Anhalt ihm ein von den kaiserlichen Ministern ihm zugestelltes Projekt
eines Traktats zugesendet, welches vornehmlich dahin zielt, daß er sich gegen
den König von Frankreich engagieren und den mit demselben getroffenen
Allianzen renunciieren solle, er dieses tout a plat refüsiert, Anhalt revociert
und noch zurzeit den Marsch seiner Regimenter suspendiert hat.
l) S. unten Abschnitt IV.
*) S. Urk. u. Akt. X1V,2, S. 1088ff.; Klopp, S. 278.
Der Streit zwischen Dänemark und den Lüneburgern. Die Türkengefahr. 479
Das Werk zwischen Dänemark and Lüneburg hofft er in dem Stande
zn erhalten, daß es nicht zum Kriege ausbrechen soll.
Die größeste Bekümmernus, so wir jetzo haben, rühret daher, daß
wir aus dem Project, so der Keyserliche Hof uns zufertigen lassen, wie
auch aus anderen indiciis nicht anders schließen können, als daß besagter
Keyserlicher Hof ungeachtet der Bedrängnus, worinnen derselbe jetzo
stehet, die Intention habe, den terminum unverrichteter Sachen ver-
streichen zu lassen, wordurch dann das Reich und wir insonderheit in
steter Gefahr und Besorgnus eines verderblichen Krieges und in kost-
baren Verfassungen zu stehen gehalten werden. Zwar hat das Chur-
fürstliche Collegium ein vortreffliches conclusum nemine contradicente
gemachet, von dem Fürstlichen besorgen wir uns desgleichen, wiewohl
Oesterreich, Schweden und Burgund solches bishero zu hintertreiben
gesuchet. Ob aber die Sache dadurch werde gehoben werden, müssen
wir fast zweifeien. Was wir deshalb an unsere Gesandtschaft nacher
Regensburg rescribiret, zeiget der Beischluß,1) welchen Ihr dem Marquis
de Croissy zu communiciren und dabei zu vernehmen habet, wohin
doch Ihrer Königl. May. Gedanken zieleten, auf den Fall das Friedens-
werk ante finem Augusti nicht ausgemachet werden könnte.
Im übrigen habet Ihr dem Marquis de Croissy zu erkennen zu
geben, daß wir fast nicht anders vermuteten, als daß Wien wurde
verloren gehen, weil der Feind schon im Graben stünde, und wir dannen-
hero auch unserer eigenen Lande halber zum höchsten besorget wären.
Wir hätten aber zue Ihrer Königl. May. das feste Vertrauen, dieselbe
würden uns auch auf bedörffenden Fall nicht lassen, sondern uns
kräftiglich assistiren, wie solches auch der Verstand der Alliancen mit
sich brächte. Ihr habet hierauf eine Antwort und Erklärunge zu be-
gehren und uns selbige zu überschreiben. —
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Fontainebleau
5. September 1683.
[Auf das Reskript vom 14. August Croissy 's Mitteilungen über den geplanten Angriff
gegen das Haus Braunschweig, Zusicherung der Hilfe gegen die Türken.]
Heute morgen hat er Croissy von dem Inhalt des Reskriptes Mitteilung 5. Sept.
gemacht. Derselbe nahm es sehr gut auf und äußerte sich namentlich sehr damit
') Das Reskript an die Gesandtschaft in Regensburg vom 14./24. August 1683,
s. unten Abschnitt V.
4SO
IU, Brandenburg und Frankreich 1679— lfiS4<
zufrieden, daß Kf. das kaiserliche Projekt so kurz abgewiesen habe. Cr. sprich
dann aus eigenem Antriebe mit ihm von den Eröffnungen, welche Kf. durch
Rebenac liier habe machen lassen,1) der König von Frankreich möchte diejenigen
angreifen, welche sich dem Frieden des Reiches mit ihm widersetzten* wie das
Haus Brauuschweig, Kf. selbst könnte gegen dasselbe in Aktion treten anter
denselben Bedingungen, wie sie das letzte Konzert enthielt, d. h, der, daß eine
französische Armee ins Reich marschieren solle. R. hätte zur Antwort erhalten,
der König danke dem Kf. für diese Eröffnungen, die Aktion gegen das Hau?
Urämisch weig und auch gegen Schweden überließe er ihm und dem König von
Dänemark, denen dafür in diesem Falle die Kriegssubsidien vom 15. oder
30. September au bezahlt werden sollten, der Marsch einer französischen Armee
ins Reich erschiene jetzt um so weniger notwendig, da durch das Einrücken der
französischen Truppen in Flandern3) den braunschweigischen Herzögen alle
Hufe von Holland und Spanien und mich vom Kaiser und vom Belebe her
abgeschnitten würde. Er habe ebendasselbe tags zuvor zu Meyer er ohn
gesagt, der fortfahre, auf Auswechslung der Ratifikationen des Präliminar*
Vertrages zu drängen. Er hat darauf erwidert, daß er über diese Dinge nicht
im einzelnen unterrichtet wäre, darüber aber nach Beritt) berichten würde.
Auf seine Mitteilung, daß Kf. den Fall von Wien und infolgedessen auch
schwere Gefahren für seine Laude fürchtete, aber auf die vertragsmäßige Hilfe
Frankreichs vertraute, erwiderte er, er werde darüber mit dem König sprechen,
Kf. könne darauf vertrauen, daß der König ihn im Notfall mit seiner ganzen
Macht unterstützen werde. Falls \Vh>n wirklich fallen sollte, meinen die
Offiziere und Hofleute, müßte man es sofort wieder zu nehmen suchen, daxu
müßten sich alle Streitkräfte des Reiches mit einem mächtigen französischen
llilfskorps vereinigen, zum Generalissimus mülite Kf., als der im Keicbe allein
einer so hohen Stellung würdige, bestellt werden.
E, Spanbehn an den Kurfürsten, D. Fnntaineblenu
13,/ 23. September 1683.
[Die Nachricht von dem Entsatz Wiens, Croissy's Äußerungen über den Stand der
Dinge, über eine engere Allianz mit Kf. und Dänemark und einen Angriff dieser auf
die Lüneburger.]
Sept Gestern früh hat ein Kurier Seppeville's die groUe Nachricht von der
Niederlage der Türken und der Aufhebung der Belagerung von Wien hierher
gebracht Er hat Näheres durch Croissy erfahren. Derselbe meinte, man
') Vgl. Rrbenacs Bericht vom 18. September 1683 (Prutz, S, 369).
■) S. Lonchay, La rivalitt* de la France et de PEspagne aux Pays has, 8j
Schotter, Le Luxembourg et le corote1 de Chhiy> S. $99.
Veränderte Lage durch den Entsatz von Wien« 481
mußte sich freuen, daß die Türken sich nicht zu Berten Wiens gemacht hätten,
es wäre aber zu wünschen gewesen, daß die Belagerung noch etwas länger
gedauert hätte und inzwischen der Vergleich zwisoben Frankreich und dem
Reiche zustande gekommen wäre. Jetzt würden der König und dessen Bundes-
genossen andere Maßregeln ergreifen müssen, da nicht zu zweifeln sei, daß
Spanien den kaiserlichen Hof antreiben werde, sich mit den Türken zu ver-
gleichen und Polen im Stich zu lassen. Der König von Frankreich sei ent-
schlossen, sich seinen Feinden furchtbar und seinen Bundesgenossen konsiderabel
zu machen. Er hege das feste Vertrauen, daß Kf. mit ihm eine noch engere
Allianz schließen und sich mit ihm über die in der Folge zu tuenden Schritte
einigen werde. Schon in der vergangenen Woche hätten Rebenac1) und
Villars Instruktionen deswegen erhalten, man glaube hier, daß Kf. keinen
besseren Entschluß fassen könnte, als sich mit Dänemark zur Schwächung des
braunschweigischen Hauses zu vereinigen, welches immer seinen Absichten
und seinen Vorteilen entgegentreten werde. Man hätte die Gründe nicht miß-
billigen können, aus denen Kf. bisher geglaubt habe, anders handeln zu müssen,
jetzt aber hätte sich der Stand der Dinge ganz verändert, und würde gewiß
auch das Haus Braunschweig, besonders Hannover, eine andere Sprache führen.
Er hat dagegen erwidert, die Nachrichten von verschiedenen Orten her lauteten,
der kaiserliche Hof sei jetzt entschlossen, sich mit Frankreich zu vergleichen,
zu diesem Zweck sei Windischgrätz2) nach Regensburg geschickt, und man
erwarte von dem Edelmut des französischen Königs, daß er die Sache nicht
deswegen, weil wenige Wochen über den angesetzten Termin verflossen seien,
scheitern lassen werde. Cr. aber erwiderte, es stände nicht so, der letzte
Beschluß der drei Reichskollegien 3) sei nur darauf berechnet, die Sache
hinzuziehen, durch ihn sei der vorhergehende Beschluß des Kurfürsten kollegs
abgeschwächt worden, Windischgrätz' Ankunft habe keine Veränderung
bewirkt, die Aufhebung der Belagerung von Wien werde vielmehr den kaiser-
lichen Hof noch weniger geneigt zu einem Frieden machen.
Der Kurfürst an Spanheim.
D. Potstam 24. September / [4. Oktober] 1683.
[Auf die Relation vom 13./23. September. Weigerung, die Braunschweiger anzugreifen.
Mahnung zum Frieden.]
Sp. hat auf Croissy's Vorstellungen wohl und vernünftig geantwortet, er 4. Okt.
soll dabei kontinuieren und alles, was Kf. zu Kriegstroublen engagieren konnte,
1) S. Prutz, S. 370.
2) S. unten Abschnitt V.
*) Das Reichsgutachten vom 22. August/ 1. September 1683 (Londorp XI, S. 625;
Pachner v. Eggenstorff II, S. 469). S. ebendaselbst
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 31
482 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
ablehnen. Besonders was einen Angriff anf das Haas Lü neb arg anbetrifft,
hat er anzuführen,1) daß Kf. sich dazu jetzt weniger als je verstehen könnte,
da dieses jetzt in der Hoffnung auf Hilfe sich zum höchsten opiniatrieren würde
und er vornehmlich auf den König von Polen Reflexion machen mußte, welcher
ihn leicht, wenn er an einem anderen Orte engagiert wäre, mit Hilfe Schwedens
in seinem Herzogtum Preußen zum höchsten inkommodieren könnte. Er hielte
für das dienlichste, sich dieses Hauses durch einen guten Traktat zu versichern,
das würde das beste Mittel sein, den Frieden in der Christenheit zu erhalten.
Es täte ihm leid, daß der König von Frankreich mit dem Regensbargischen
Conclusum nicht zufrieden wäre, er hoffte aber, das Reich werde in den noch
ausgesetzten Punkten demselben alle Satisfaktion geben, wenn nur die Extremi-
täten vermieden würden. Daß das Haus Österreich es jetzt zum Kriege mit
Frankreich treiben sollte, glaubte er nicht, denn die kaiserliche Armee, besonders
die Infanterie, sei fast ganz ruiniert, die meisten Erbländer seien erschöpft, der
Krieg mit den Türken noch nicht beigelegt, im Reich würden die meisten
Stände gewiß einen guten Frieden dem verderblichen Kriege vorziehen. Er
ersuchte daher den König, das Werk noch in etwas anzusehen und es weder im
Reich noch in den spanischen Niederlanden zur Ruptur zu veranlassen. Er
hätte die sichere Hoffnung, daß noch alles wohl und zu des Königs Vergnügen
ausschlagen werde, und es sollte ihm nichts lieber sein, als daß er etwas dazu
kontribuieren könnte.
Reponse de S. A. El. de Brandebourg sur la proposition faite
par M. le Comte de Rebenacq.2) Fait k Potsdam
le de Septembre 1683.
[Weigerung, sich zum l'ruch mit dem Hause Lüneburg zu verpflichten. Hoffnung
auf eine friedliche Verständigung mit demselben. Dank für das edelmütige Verhalten
des Königs dem Reich gegenüber, Versprechen, dessen Interessen dort weiter
zu fordern.]
[Oktober — Pour ce qui regarde In maison de Lunebourg 8. A. El. n'a
J nulle raison d'en estre satisfaite: Mais il y a des considerations tres-
grandes et tres-particulieres qui l'obligent de ne s'engager pas encore
*) S. Prutz, S. 370.
2) Von Fuchs' Hand. Die Proposition Rebenars befindet sich nicht in den
Akten, sondern nur Extraits des ordres du Roy du 23. Septembre a M. le Comte de
Rebenac. Darin heißt es:
Le Roy souhaite d'entrer avec M. TEL dans des mesures plus estroites, et qui
soient egalement avantageuses a la paix de 1' Empire et a la seurete et grandeur
de la maison Electorale.
Weigerung des Kf., gegen die Lüneburger feindlich vorzugehen. 483
ä une rapture avoc la dite maison. C'est entre autres que les succez
qae les Chrestiens ont eus'sur les Turcs promettent quasi de nouvelles
forces et ressources de resistance a cette maison, qu'il est vray qu'on
n'a rien ä craindre pour cette annee de TEmpereur, mais qu'il nen est
pas de mesme de leurs autres Alliez comme ßaviere, le Cercle de
La Toye qui paroit la plus seure ä Sa Maj. pour y parvenir, est d'obliger la
maison de Lunebourg a se contenir dans les bornes qu'elle doit avoir. Le Roy
n'a pas de plus fortes raisons pour appuyer ce dessein que Celles qui luy ont est«?
inspirees par M. TEL luy mesme et par le Roy de Dennemarck, Tun et l'autre estans
persuades que cette maison fomente les troubles de PEmpire et en sacrifie le repos
a l'ambition particuliere qu' Elle a d'estendre sa puissance et son credit sur tout le
Cercle de la basse Saxe, et sous pretexte de craindre la guerre d'imposer aux
quartiers des contributions qui leur sont a Charge et donnent un juste sujet de
deffiance aux voisins.
Sa Maj. croit, que la conjoncture presente est la plus favorable de toutes. Le
siege de Vienne ne donne plus le scrupule qu'on avoit avec justice de ne vouloir
pas distraire a des interests particuliers des forces qui devoient estre attentives aux
entreprises du Türe, et Je succez des armes de FEmpereur n'est favorable qu' ä la
seule Tille de Vienne, puisque ses troupes y sont tellement ruinees et Celles de ses
alliez si oecupees dans la Hongrie ou ä prendre des quartiers eloignes de ces pays-cy,
que vraysemblablement il n'y a rien a en apprehender.
Le Roy est persuade, que les forces de Danemarck et de Brandebourg sont plus
que süffisantes pour y reussir et veut bien y contribuer par le payement des subsides
d'aetion, qui aura cours du jour dont on conviendra.
Sa Maj. fera connoistre par toutes les facilit/s qu'on pourra raisonnablement
esperer d' Elle, combien Elle desire sincerement le bien et la grandenr de ses Alliez.
Elle desire en mesme temps de leur oster les inquietudes, qu'ils pourroient avoir de
l'augmentation de sa puissance en Allemagne, et on conviendra des mesures qui y
seront jugt'es les plus propres.
Comme Sa Maj. scait de quelle importance il est a ses interests de mettre ses
Alliez en estat de ne point craindre les entreprises de leurs ennemys, et que l'affection
verkable qu' Elle a pour la maison de Brandebourg luy fait rechercher les moyens
de Pestablir dans une seurete entiere, Elle veut bien contribuer par la continuation
des subsides d'aetion aux entreprises, que M. FElecteur jugeroit ä propos de faire
contre la Suede, apres avoir mis la maison de Brunswick d'une maniere ou
d'autre bors (Testat de pouvoir nuire. Sa Maj. fait cette oflfre d' Elle mesme non
obstant les soins que la Suede prend depuis peu de rechercher son amitie et son
alliance, apres s'en estre eloignee par une conduite si peu aggreable.
II plaira ä S. A. El. d'expliquer ses intentions sur ces points et le Comte de
Rebenac est assez suffisament instruit pour avoir Thonneur de luy respondre con-
formement a sa satisfaction et aux intentions du Roy. Sa Maj. donne ordre de faire
incessament de telles levees de Cavalerie et d'lnfanterie, que les joignant aux grandes
forces, qu' Elle a deja sur pied, Elle ne sera pas seulement en estat de ne rien craindre,
mais mesme de soustenir ses Alliez dans tous leurs desseins et faire repentir ceux
qui voudroient les y troubler.
31*
481
Hl, Brandenburg und Frankreich lG7i+— 1*184.
de la
lesme
hier
JT est
Franconie, Saxe et au t res, qui ont encore leurs Forces entieres
laisseroient la sans doute le Türe pour se mesler Jans ces troubles.
Que S. A. EL doit surtout faire rellexiou sur le Roy de Pologue,
qui ne demanderoit pas une meilleure occasion pour s'emparer de la
Prusse Ducale tandis que S. A. EL seroit engagea autre pari, que mesme
les Suedois se joiodroient a luy pour cet effot ayant deja iait
pour cela des troupes en Livonia
Ontre cela, il est eonataut, que la Maison de Lunebourg
beaueoup cbangee par les vives remonstrances que S. A, EL lay a Fait
faire et qu\it y a grande appareuce, qu'on la mettra dans les mesmtt
engagements que le Roy de Dennemarck et S. A. EL ont avec le Roy
Tres-Cbrestien pour con Server ta pai\ entre ("Empire et la France,
pourveu que Sa M. veuille conaentir que Danemarck et Brudebourg
engageut cette maison dans um Traitte commun et qu' Elle veuille \
porter le Roy de Danemarck, qui senible etieore en estre esloigoe, Que
l ela estoit mesme conforme aux sentiinens de Sa Maj- qui avoieat est*1
qu'il falloit sasaourer de cette raaison d\ine maniere ou <F autre, et qui
n'avoient pas exclu (es voyes amiables.
Qu!outre tout cela S. A. EL n"avoit pas des raison* suftisautes
presentement pour attacquer cette maison, et que son grand age et h
peu de tempa qu Eile avoit encore k vivre l'obligeoietit dYviter ä iTentrer
pas en guerre legerement.
Mais Elte repete encore ce que dessus, que st le* affaires se chan-
geoient, que la guerre fast allumee et que cette Maison s'y mesloit 0
la fomentoit, Elle entrera tousjoura daus un (oncert mutuel avec 1« R
pour faire ce qa' on jugera alors con vei table.
Au reate S, A« EL a veu avec grand plaistr, que Sa M.ij. Trv>
Chrestientie deineure tousjours dans la resulution generouse de ne vouloir
pas augmenter sa puissance par les depouilles d' Allemagoc. S. A, El-
en est etiti cremen t persuade et a conceu uti surcroit quasi destime
poftt Sa Maj. depuis qu/Elle a connu, qua le Roy T. i\ n"a pas voolo
profiter des desordrea et de la facilite que la guerre du Türe donnott a
Sa Maj. d'empieter sur TEmpire et d\ faire de nouvellea couqueatea.
Que cela la portera ä empescher avec d'&utant plus d'ardeur tout
ce qu'on voudroit entrepreudre en Allemagne contre les interesU de
Sa Maj* et de s'y opposer vivement,
Cependant S, A. EL conservera toute su vie une profonde recoanoia-
aance pour toutea lea offrea geoereuaes et pour tant de marques d"une
Veränderte Haltung Frankreichs. Rechtfertigung des Verfahrens des Rf. 485
bienveillance sincere pour Elle et pour sa Maison Electorale qu'il a plu
au Koi Tres-Chrestien de luy donner. Elle supplie Sa Maj. d'y continuer
et l'asseure en mesme temps, qae le Roy n'aura jamais de plus fidele
dv de plus assure Allie que TElecteur et sa Maison Electorale.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
3./ 13. Oktober 1683.
[Seine Betrübnis über die veränderte Haltung Frankreichs. Rechtfertigung seiner
Verhandlungen mit dem Hause Braunschweig und des Reichstagsbeschlusses. Das
Projekt der Tripelallianz. Wunsch der Erhaltung des Friedens.]
Aus seinen Relationen und anderen Nachrichten merkt er mit Bekümmernis, 13. Okt
daß man dort die bisherige Moderation und die Intention, mit dem Römischen
Reich einen beständigen Frieden zu schließen und zu solchem Zweck zunächst
einen Waffenstillstand einzugehen, fast ändert und anf allerhand Weiterungen
und Extremitäten zu verfallen scheint Auch geht ihm nicht wenig zu Gemüte,
daß man sich mit seiner und seiner Minister Konduite unzufrieden bezeigt und
aus allerhand unbegründeten Spargementen bald diesen, bald jenen Argwohn
faßt, während er doch bisher alles getan hat, was zur Befestigung des Friedens
zwischen Frankreich und dem Reich und zur Erhaltung des Ruhestandes in diesen
Quartieren beitragen kann. Man hat bisher dort die dänische Kriegsbegierde im-
probiert und durch Villars deswegen in Dänemark verschiedene Remonstrationen
machen lassen, er hat dort das gleiche vorstellen lassen und sieh daneben auf das
äußerste bemüht, das Haus Braunschweig zur Konformität mit seinen Ab-
sichten zu bringen und von der Gegenpartei mehr und mehr abzuziehen. Seine
Mühe ist auch nicht vergebens gewesen. Zwar hat er1) es nicht so eben und
präzise auf die von französischer und dänischer Seite verlangten formalia und
coneepta verba bringen können, er meint aber alles dergestalt erhalten zu
haben, daß man damit anfangs wohl zufrieden sein könne und nicht Ursache
habe, so hart in dieses Hans zu dringen, das auch auf seine Reputation sieht
und in solcher Postur steht, daß man ihm nicht so leicht leges et iussa vor-
schreiben kann. Die Versicherung, welche ihm dieses Haus wegen Beförderung
des Friedens gegeben, ist so beschaffen, daß nach seinem Ermessen Frankreich
sie nicht besser verlangen kann. Er begreift auch nicht, mit was Fug man
sich über den jüngsthin in Regensburg von allen Kollegien gefaßten Beschluß
wegen des Waffenstillstandes beschweren und denselben illusoriam, insufficientem
et captiosam nennen kann. Man muß das Reich nach seiner Verfassung beurteilen
*) S. unten Abschnitt V.
486 W. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
and mit ihm so traktieren, wie diese es mit sich bringt. Man hat sich zum Waffen-
stillstand pure erklärt, und es ist also eine unumgängliche Notwendigkeit gewesen,
dessen conditiones ratione locorum, temporis n. dergl. zu adjustieren. Das Haas
Braunschweig hat sich darin raisonnabel erwiesen und bezeugt, daß man ratione
temporis indifferent, ratione modi aber der Meinung wäre, daß die Sachen
allerseits in statu quo verblieben. Mehr kann Frankreich nicht begehren, und
bisher hat es auch nichts anderes prätendiert. Die einzige dem Celli sehen
Votum angehängte Kondition geht nur dahin, daß es bei dem Waffenstillstand
nicht bleiben, sondern ein völliger Friede zwischen dem Reich und Frankreich
geschlossen werden möge, was letzteres ebenfalls verlangt. Das Fürstl. Haus
ist zum Teil mit dem Kaiser alliiert, so der Herzog von Hannover, aber sonst
hat derselbe mit niemand, weder mit Spanien noch mit Schweden, ein Engagement
Sp. soll also bei Croissy und an anderen dienlichen Orten solche Vorstellungen
tun, daß die Sachen nicht aufs neue in gefährliche Extremitäten gesetzt and
die bisherige Handlung nicht, wie man sich verlauten läßt, abgebrochen, sondern
zum Schluß geführt werde. Er vermutet auch, daß Dänemark nicht ohne
Not zu Extremitäten schreiten wird. Das Projekt einer Tripelallianz l) zwischen
Dänemark, ihm und dem braunschweigischen Hause ist auf Begehren Dänemarks
entworfen worden und sein Inhalt, das Hauptwerk anbetreffend, derartig, daß
man von dem Fürstl. Hause nicht mehr verlangen kann. Sonst ist es nur ein
einfaches Projekt, das als materia deliberandi dienen soll, man hätte daher nicht,
ohne vorher mit ihm darüber zu reden, dasselbe an Frankreich mitteilen sollen.
Sp. wird hieraus seine eigentliche Intention entnehmen und sich danach
richten können. In Krieg, Ruptur und Extremitäten zu treten, dazu findet er
sich zurzeit noch durchaus nicht kapabel, er wünscht vielmehr im Interesse der
ganzen Christenheit Erhaltung des Friedens. Im übrigen wird er in der bisher
kultivierten Freundschaft und Allianz mit dem König von Frankreich verharren
und, was man auch für Spargemente ausstreuen und von seiner Konduite
urteilen möge, davon nicht abweichen. Er wird auch mit Rebenac in gleichen
terminis sprechen lassen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
12./ 22. Oktober 1683.
[Auf das Reskript vom 24. September. Croissy's Äußerungen über das Vorgehen
gegen die brauuschweigischen Herzöge, über die Waffenstillstaudsfrage und über die
Gefahr von Polen her.]
22. Okt. Er bat Croissy alle die Gründe vorgestellt, aus denen Kf. ein feindliches
Vorgehen gegen das Haus Lüneburg nicht für rätlich hält. Cr. erwiderte
!) S. unten Abschnitt IV.
Das Verfahren gegen das Haus Lüneburg. 487
darauf, man wäre her vollständig von der Festigkeit des Kf. und von seinen
gaten Absichten überzeugt, anch Reben ac hätte davon neue Versicherungen
gegeben. Aber jene Gründe wollte er nicht gelten lassen, und trotz aller seiner
Remonstrationen blieb er dabei, die Erklärungen der Lüneburger gewährten zu
wenig Sicherheit, man müßte sich solche auf andere Weise verschaffen, ein
solches Unternehmen, mit Dänemark zusammen ausgeführt, könnte nicht miß-
lingen, und es sei nicht zu zweifeln, daß der König von Dänemark dazu bereit
sei. Auf seine weiteren Einwendungen erklärte er endlich, der König wolle
sich, nachdem der Termin des 31. August abgelaufen sei, nicht mehr an seine
frühere Erklärung gebunden halten, seine Geduld sei erschöpft, seine Ehre
erfordere es, doch sollte es Kf. dahin bringen können, daß seine letzte Er-
klärung einfach angenommen werde, so glaube er, daß derselbe aus Rücksicht
auf Kf. darein willigen werde. Das Haus Lüneburg müßte sich auch über die
Zeitfrage bestimmt erklären, und dazu müßte Kf. es zu bringen suchen.
Rebenac sei im übrigen hinlänglich instruiert, um sich mit Kf. zu verständigen
und alle erforderlichen Maßregeln zu verabreden. Er schließt daraus, daß man
von den guten Absichten des Kf. überzeugt ist, daß man zum Frieden mit dem
Reich auf dem Fuß der letzten Erklärung sich verstehen und den Vertrag des
Kf. und des Königs von Dänemark mit dem Hause Lüneburg, wenn dieses sich
über die Dauer des Waffenstillstandes präziser erklärt, billigen wird, endlich,
daß Rebenac Befehl hat, mit Kf. Vereinbarungen zu treffen, auch ohne den
Fall einer Aktion gegen das Haus Lüneburg.
In betreff des Königs von Polen meinte Cr., derselbe hätte zuviel Neigung
und Interesse, sich mit dem König wieder auszusöhnen, als daß er Kf., im Fall
dieser gegen das Haus Lüneburg vorginge, angreifen sollte, überdies werde das
entgegengesetzte Interesse des Königs von Polen und des Kaisers in der Frage
der Nachfolge in Polen eine wirklich enge und dauerhafte Verbindung zwischen
ihnen verhindern.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
5. November 1683.
[Mitteilungen Croissy's über den Entschluß des Königs, bis zu Ende des Jahres an
seinen bisherigen Anerbietungen festzuhalten. Friedliche Absichten der Königs und
seiner Minister.]
Croissy hat ihm am 2. mitgeteilt d'Avaux habe Befehl erhalten,1) den 5. Nov.
Generalstaaten anzuzeigen, daß der König trotz aller Gründe, welche ihn ver-
anlassen könnten, von seinen früheren Anerbietungen zurückzutreten, dennoch
!) S. Xegociations de Mr. le Corate d'Avaux en Hollande depuis 1679 jusqu'en
1684, I, S. 186 ff.
488 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
sich Spanien anbetreffend bis Ende dieses Jahres mit einer der beiden Alter-
nativen begnügen, und daß er auch dem Reiche gegenüber sich bis zu dem
gleichen Termin an seine letzten Anerbietungen halten und sich mit einem
Waffenstillstand auf 30, 25 oder auch nur 20 Jahre begnügen wolle. Sollte
dieses vom Reiche oder von Spanien nicht angenommen werden, so behalte er
sich seine Prätensionen und Schadenersatz vor. Er fugte hinzu, man werde
sich im übrigen in den Stand setzen, im Notfall seinen Feinden nicht nnr stand-
zuhalten, sondern sie auch bereuen zu lassen, daß sie diese Anerbietungen
nicht angenommen hätten, man werde mit den Alliierten alle nötigen Ver-
abredungen treffen, man verspreche sich, daß Kf. vor allem fortfahren werde,
mit dem gleichen Eifer für diese Sache und das gemeinsame Interesse zu wirken.
Der König hätte bei diesen Beschlüssen besondere Rücksicht darauf genommen,
daß, wie er glaubte, dieselben den Absichten des Kf. konform seien.
Er hat Cr. für diese Informationen gedankt, die Überzeugung ausgesprochen,
daß diese Beschlüsse des Königs durchaus den Intentionen des Kf. konform seien,
und die Hoffnung geäußert, daß diese Anerbietungen die erwartete Wirkung
haben würden. Er glaubt, daß in der Tat das jetzige Ministerium mit Rucksicht
auf den neuen Direktor1) der Finanzen und auf den gegenwärtigen Stand der-
selben einen Krieg nicht wünscht, daß auch der König bei seiner mehr und
mehr hervortretenden Frömmigkeit keine Neigung zu einem solchen hat, daß
man auf diese Weise den König von England und die zum Frieden geneigte
Partei in Holland zu befriedigen und durch den doppelten Vergleich mit dem
Reich und Spanien seine Absichten ohne Risiko erreichen zu können denkt.
E. Spanheun an den Kurfürsten. D. Paris
O./li). November 11583.
[Die franzosischerseits verlangten Änderungen in dem neuen Vertrage. Seine
Verhandlungen darüber mit Croissy.]
Nov. Croissy hat ihm am .">./lf>. in Versailles mitgeteilt daß Rebenacs Kurier
mit einigen Änderungen in dem f>. Artikel des Traktats-) zurückgeschickt sei.
!) Le Peletier, der nach Colberts Tode (6. September 1G83) dessen Nach-
folger geworden war, s. Spanheim, Relation de la cour de France, ed. Bourgeois,
S. 300, 3 1 5 f. und Sp.'s Bericht über den Tod Colberts in der Einleitung zu Schefers
Ausgabe dieser Relation, S. XVIII f.
a) l>er Traktat, der inzwischen am 5./1.'». Oktober 1683 in Potsdam zwischen
Rt'benac, Meinders und Fuchs abgeschlossen war und der trotz der nachträglich
vorgenommenen Änderungen dieses Datum behalten hat. S. v. Morner, S. 731 ff.,
wo auch die Abweichungen der ursprünglichen von der späteren Fassung angegeben
sind. Sp. hatte schon 2./V2. November berichtet, daß ihm Croissy die Ankunft des
Der neue Vertrag. Die frauzösischcrseita geforderten Änderungen. £88
Er meint. R. und Kf. hätten, als er abgeschlossen wurde, noeh nicht die letzten
französischen Vorschlage in betreff des Friedens gekannt, dieser Artikel, so wie
er in dem Vertrag stände, mit der Klausel eines Jahres werde gerade das
Zustandekommen des Friedens bindern; Kf. könnte versichert sein, daß der
König keine Eroberungen im Reiche za macheu beabsichtigte, aber derselbe
könnte nicht untätig abwarten, daß der Kaiser und dessen Anhänger den Frieden
verzögerten oder Maßregeln gegen Frankreich ergriffen. Kr hoffte um so mehr,
daß Kf. in die Ändern ug des Artikels willigen werde, da R. keinen Befehl
gehabt hätte, ihn zu bewilligen, und es nur getan hätte, weil seitens des Kf.
eine größere Zahl von Jahren vorgeschlagen worden wäre* Er hat dem gegen-
über sein Bedauern ausgesprochen* daß mau, bevor man den Vertrag zurück-
geschickt nicht mit ihm darüber gesprochen hätte, da er dann Gelegenheit
■gehabt hätte, Aufklärungen über die Absichten des Kf., über die er hinlänglich
unterrichtet sei, zu geben, und er hat dann darauf hingewiesen, in jedem Vertrag
müßten beide Teile ihre Rechnung finden. Für Frankreich liege der Vorteil in
dem 2. Artikel, der Verpflichtung, zu der sich KT. verstanden habe, obwohl die
gegenwärtige Haltung des lüneburgischen Hauses und andere Grunde dagegen
sprechen, der entsprechende Vorteil für Kf. liege nicht in der kleinen Vermehrung
der Subsidien um luouuo Li v res, sondern in dem 5, Artikel, seine Pflichten
gegen das Reich machten es für ihn unumgänglich nötig, diese Forderung zu
stellen, welche für Frankreich ganz unschädlich sei. Denn dieses befinde sich
schon im Besitz dessen, was es beanspruche, und könne sich um so besser in
demselben befestigen. Der Kaiser sei jetzt weniger als je imstande, den Frieden
zu stören, und wenn er es doch tun sollte, so werde durch die früheren Ver-
träge des Kf. mit Frankreich diesem sein Verhalten vorgeschrieben. Es sei auch
garniclit die Absicht des Kf., diese Bedingung zu veröffentlichen, sondern er
wolle den Vertrag streng geheim halten. Sollte man hier die Verpflichtung
eines Jahres nicht eingehen wollen, so würden sich vielleicht Temperamente
finden lassen, die einerseits Frankreich gegen feindliche Schritte des Kaisers
und seiner Anhänger sicherten, andererseits auch Kf. über diesen ihm so am
Basen liegenden Punkt, die Erhaltung der Ruhe des Reiches und dessen Be-
wahrung vor weitereu Beranbungen, zufriedenstellten. Der Termin bis zu Ende
des Jahres sei so kurz, dali man kaum das Zustandekommen de» Friedens oder
Waffenstillstandes bis dahin hoffen könnte,
Croissy entschuldigte, daß man nicht vor Zurüeksendung des Vertrages
mit ihm darüber gesprochen hätte, und las ihm darauf den 4. und 5. Artikel
in der veränderten Fassung1) vor. Er hat darauf erwidert, letzterer erschiene
ihm so etwas trocken, und Kf. konnte daraus keine Versicherung der Ruhe des
Reiches schöpfen, und er hat dann seinerseits mit der Versicherung, dnll er
Kuriers mit dem neuen Vertrage an dem Torhergehenden Abend angezeigt und daß
ihm derselbe Kurier einen Brief Meinders' mit der Kgpie de* Vertrages uberbracht
habe. Er hatte versprochen, denselben gani geheim m halten, und hatte schon die
Besorgnis geäußert, daß der 5. Artikel Anstoß erregen werde»
>) S. v, Homer, S. 733,
490 HI- Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
darauf nicht instruiert sei, Temperamente vorgeschlagen, entweder 6 Monate
statt eines Jahres oder eine ganz allgemeine Fassung des Artikels, wo die von
Cr. angeführten, von französischer Seite gefürchteten Fälle ausgenommen wurden,
und gebeten, jedenfalls Rebenac darüber etwas ausgedehntere Befehle zu erteilen,
als ihm gegeben zu sein schienen. Cr. schien seinen Ausfuhrungen einige Be-
achtung zu schenken, wiederholte aber doch einen Teil der schon vorhin vor-
gebrachten Einwände und fugte noch andere hinzu : Für die Geheimhaltung des
Vertrages könnte man nicht einstehen, der neue Vertrag verpflichte Kf. zu nichts,
das nicht schon eine Folge der früheren Verträge sei, auch nicht in betreff des
Hauses Lüneburg, da man ja in Berlin überzeugt sei, daß dasselbe nicht die
Gegenpartei ergreifen werde, Kf. könnte um so mehr den Versicherungen des
Königs trauen, da auch der König von England, der das gleiche Interesse an
der Erhaltung der spanischen Niederlande wie Kf. an der des Reiches habe,
sich nicht den letzten Maßregeln widersetzt habe, welche Frankreich für not-
wendig gehalten habe, um zum Frieden zu gelangen, auch werde von Kf. in
dem neuen Vertrage nicht verlangt, daß er mit Frankreich zusammen im Reiche
vorginge, falls dieses ein compellc zum Frieden für notwendig hielte, sondern
nur, sich solchen Maßregeln nicht zu widersetzen, überdies sei zu hoffen, daß
die letzten französischen Vorschläge, wenn sie von England, Kf. und der fried-
liebenden Partei in Holland unterstützt würden, zum Frieden fähren würden.
Meyercrohn gegenüber, der von der Ankunft des Kuriers Rebenacs
erfahren hatte und die Vermutung aussprach, daß derselbe einen neuen Vertrag
bringe, hat er behauptet, nichts davon zu wissen.1)
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
11./21. November 1683.
[Auf die Relation vom 5. November. Dank für die Erklärung des Königs und für
dessen Geschenk.]
21. Nov. Er soll Croissy für die vertrauliche ouverture danken, ebenso dem Konig
in einer besonderen Audienz seinen Dank dafür und für die von ihm genommene
genereuse Resolution aussprechen und ihm mitteilen, was er in dem beifolgenden
Schreiben an den Kaiser.2) das er auch allen Kurfürsten mitgeteilt habe, und
]) Sp. meldet 16./2l>. November 1G83, Meyercrohn habe ihm Vorwürfe gemacht,
daß er ihm das verheimlicht habe, was er durch Croissy erfahren habe, nämlich die
Schwierigkeiten, au denen sich der Vertrag stoße. Er habe darauf denselben nicht
weiter abgeleugnet, aber Cr. gegenüber sein Befremden über diese Mitteilung geäußert,
Cr. habe denn auch erklärt, daß es ihm leid tue, dieselbe gemacht zu haben.
*) S. das Schreiben an den Kaiser vom 10./20. November 1688 (Londorp XI,
S. 570 f.; v. Orlich III, S. 331 f.).
Die streitigen Punkte. Geschenk des Königs. 491
an das Haus Lüneburg,1) uro dessen christliche und glorieuse Intention zu
sekundieren, geschrieben habe, auch, daß seine Gesandtschaft in Regensburg
Befehl erhalten habe,*) sich danach zu richten.
Und weilen uns I. K. M. abermalen durch den Graf Rebenacq
ansehentlich beschenken lassen,*) so habet Ihr davor absonderlich zu
danken und zu versichern, daß wir alles dasjenige, so uns von I. K. M.
zukäme, als ein sonderbares Zeichen und Pfand Ihrer hochschätzbaren
Freundschaft und Affection aufnehmen und von denen mit I. E. M.
genommenen Mesuren und geschlossenen Tractaten nimmer absetzen
würden. Wir hätten nicht ermangelen wollen, I. M. eigenhändigen Dank
abzustatten, hätten uns nun aber etzliche Wochen her unserer rechten
Hand zum schreiben nicht gebrauchen können, und möchten gleichwohl
unsere Schuldigkeit länger nicht aussetzen. —
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
29. Xovember/[9. Dezember] 1683. (Conc. Meinders.)
[Die streitigen Punkte des Vertrages.]
Es ist Euch albereit mit voriger Post von unserm dem von 9. Dez.
Meinders vorläufig notificiret worden, worauf es beruhet, daß man
sich anher mit dem Graf Rebenac wegen des jüngst alhie gezeichneten
Tractats4) annoch nicht völlig vereinigen können. Ihr werdet daraus
ersehen haben, daß die ganze Sache auf zwei Punkte ankommt und
zwar 1) daß I. K. M. begehret, WTir möchten uns wegen der Action
wieder das Haus Braunschweig-Lüneburg etwas deutlicher und positiver
erklären, und dann 2) geschehen lassen, daß, daferne mit dem Ende
dieses Jahres der Friede zwischen dem Reich und Frankreich uf die
bekannte conditiones nicht festgestellt wurde, alsdann Ir. K. M. frei
stehen sollte, solche operationes zu Erlangung des Friedens anzufangen,
wie Sie es gut finden wurden, denen wir uns nicht opponiren sollten.
') S. unten Abschnitt V.
*) S. das Schreiben an die Regensburgische Gesandtschaft vom 10./20. November
unten Abschnitt V.
*) S. Prutz, S. 153.
4) S. oben S. 488.
492 IH. Brandenburg und Frankreich 1670—1684.
So viel das erste belanget, da haben Wir durch unsere Ministros
uns dergestalt erklären und gedachtem Grafen solche remonstrationes
tuen lassen, daß, wann er, wie Wir nicht zweifeln wollen, davon
I. E. M. rapport tuen wird, dieselbe verhoffentlich damit zufrieden
sein und sehen werden, daß Wir, wo nicht ein mehrers, jedoch ohn-
streitig alles vollkommlich placidiret und eingangen, was darunter von
Uns nur desideriret worden.
Bei dem andern Punct hat es etwas mehrere Difficultät gesetzet,
und werdet Ihr aus dem Euch übersandten von mehrgedachtem Grafen
über den 4. und 5. Articul übergebenen und von dorten ihm zugesandten,
wie auch unserm Gegenprqject mit mehrerm ersehen können, worionen
man diesfalls annoch unter einander dissentire.
Es ist einmal gewiß, daß uns die schwere Pflichten, womit Wir
dem Reich und unserem gel. Vaterlande verbunden, nicht zulassen, und
daß es nicht allein uns unverantwortlich, sondern auch unsers eigenen
Churfürstlichen Hauses Interesse, welches ohne des Reiches Conservation
nicht bestehen kann, ufs höchste praejudicirlich sein wurde, wann Wir
in fernere Dismembration des Reichs oder solche actus, woraus dieselbe
notwendig erfolgen müßte, consentiren oder geschehen lassen sollten,
daß die Cron Franckreich im Reich nach eigenem Gefallen procediren
und nicht mit uns zuforderst über die darin vornehmende Resolution
ein Concert treffen möchte. Es hat zwar der Graf Rebenac, wie Ihr
dem Marquis de Croissy absonderlich anzuzeigen, hierunter das geringste
nicht relasch irea wollen, sondern ist ganz fest und unbeweglich uf denen
von seinem König erhaltenen und uns communicirten Ordren bestanden.
AVir zweifeln aber nicht, wann Ihr mit behörigen Umbstanden remon-
striren werdet, daß AVir Uns in ein und andern Dingen fast mehr und
weiter herausgelassen, als man nicht praetendiret, und dann, daß sonsten
dasjenige, was uns wegen des Reichs zugemutet worden, auf die Weise,
wie es prqjectiret, von uns unmöglich eingegangen werden könne, man
werde sich darunter linden und mit unseren oblatis zufrieden sein. In-
zwischen lassen wir es am Kayserl. Hofe, bei unsern Mit-Oburfürsten
und zu Regensburg an allen ersinnlichen ofliciis, damit der Friede
zwischen dem Reich und der Cron Franckreich noch vor Ende dieses
Jahrs fest gestellet werden möge, nicht ermangeln. —
Dil noch streitigen Punkte.
493
E, Spanheini an den Kurfürsten, D, Paris
31. Dezember 1683.
[Auf das Reskript vorn 29. November. Festhalten französisch erseits an der veränderten
Fassung des 5, Artikels. Einwendungen gegen die von Kf* vorgeschlagenen Be-
dingungen des Waffenstillstandes, Ergebnis einer Unterredung mit dem Bischof
von Straß bürg,]
Kr hat am 2ft. Croissy von dem Inhalt des Reskripts in Kenntnis gesetzt 31. Dez,
Lr. teilte ihm darauf mit. K^heiiac habe gemeldet, daß die Schwierigkeit in
betreff des 8. Artikels gehoben sei, man habe sieh überzeugt, daß das letzte
Projekt präziser sei als das frühere, betreffend den 5. Artikel aber könnte man
aus den schon oft angeführten Gründen sich nicht mit dem Kontraprojekt zu*
frieden geben, sondern müßte auf dem ersten Projekt bestehen, man könnte in
dasselbe auch nicht eine Verlängerung des Termins bis zum letzten Februar
;uil nehmen, doch kannte Rebeuac es namens des Königs positiv versprechen*
Er hat Cr. auch von den letzten Befehlen des Kf. an seine Gesandten in
Regensburg1) Mitteilung gemacht. Cr. erhob nur Einwendungen gegen den
2. Artikel, nach welchem die Dinge in ecclesiasticis et poUticis den Be-
stimmungen des Instr. pacis gemäß gelassen werden sollten, er verlangte» daß,
wenn in einem der par Interim abgetretenen Orte Katholiken wären, man für
sie dort Kirchen bauen dürfte, aber ohne sonst den protestantischen Gottesdienst
zu beschränken. Auch gegen den 3. Artikel, daß der König sich mit den bis
zum 1* August 1C82 gemachten Reunionen begnügen wollte, erhob er weniger
Schwierigkeiten, als nach seinen früheren Äußerungen 7*u erwarten war*
An demselben Tage hat er eine lange Unterredung mit dem Bischof von
Straßburg gehabt, er hat aus derselben deutlich erkennen können, 1, daß
K, Cüln auch nicht geneigt ist, gegen das Haus Lüneburg oder andere Reit:
stände, wie Schweden*, tu Aktion zu treten, 2* daß man hier keine Ver-
pflichtungen desselben solcher Art zu erwarten, 3. auch auf keine wirksamen
Bemühungen desselben, den Reichs frieden nach den Wünschen Frankreichs
herbeizuführen, zu rechnen hat, #. daß HS dagegen der Mitwirkung K. Cölns
bei dem Bemühen, den KMg *u veranlassen, *ich mit seineu früheren Vor-
schlägen zu begnügen, versichert sein, 5, daß das Expedjens. daß der König
ihnen beiden sein Wort deswegen geben soll* dem Kf* zu größerer Decbarge
dienen kann, 6, daß man die Unterhandlung mit dem hannoverschen Gesandten
Gruot so wird führen können, daß K, i/öln davon keine Ömbrage nehmen
kann, sondern vielmehr, daß dadurch das gute Einvernehmen zwischen diesem
und Kf. befestigt wird, 7. daß die Sendung eines vertrauten Ministers des Kf, an
K. Cöln zu einer gründlichen Aufklärung und Verständigung wird führen können.
*) S. das Reskript des Kf* an die Regensburgische
9. November / 9* Dezember 1683 unten Abschnitt V,
Gesandtschaft vom
494 III- Brandenburg und Frankreich 1679— 1G84.
Der , Kurfürst an Spanheim.
D. Potstam 22. Dezember 1683/[1. Januar 1684].1)
[Die Verhandlungen mit den lüneburgischen Gesandten. Befürwortung der von diesen
gemachten Vorschläge.]
1. Jan. Beifolgend erhält er die vertraulichen Eröffnungen, welche die lünebnrgischen
Minister in den beiden letzten Konferenzen gemacht haben, nnd seine darauf
vorläufig erteilten Antworten.') Auf seine letzte Anfrage, ob das Furstl. Hans
mit ihm pro pace gemeine mesures nehmen wolle, haben die Minister die
Antwort zwar noch bis zur nächsten Konferenz verschoben, aber ausdrücklich
kontestiert, daß sie den Frieden mit Frankreich verlangten. Er merkt ans
allem, daß Üas Furstl. Haus sonderbare Begierde hat, sich mit ihm zu setzen,
aber wegen des Engagements, das der Herzog von Hannover bisher mit dem
Kaiser gehabt, nicht gern de but en blanc gehen, sondern seiner Veränderung
eine Farbe geben und daher gern sehen wollte, daß bei Frankreich wegen der
gesuchten Moderation etwas erhalten werden könnte. Da er glaubt, daß dasselbe
wirklich zu ihm umtreten will, und daß dann der Friede zwischen dem Reich
und Frankreich ohne Diffikultät und Schwertschlag zu befestigen sein wird, so
befiehlt er ihm, mit Croissy wegen der Rückgabe von Freiburg, doch nur in
Form einer Anfrage, die er als Freund und Alliierter Frankreichs tut, su
sprechen und dabei besonders vorzustellen, daß der König auf keine präzisere
und bessere Weise seine Begierde, mit dem Reich in unzertrennlicher Freund-
schaft zu leben, an den Tag legen könnte. Dadurch würden die Wohlgesinnten
im Reich noch mehr animiert, den Übelgesinnten aber ihre mesures ganz
gebrochen werden, auch wäre der Ort selbst nicht von solcher importanz, daß
er einigermaßen mit der Verhütung eines blutigen Krieges verglichen werden
könnte. Sollte nicht zu erlangen sein, daß es in statu quo dem Reich
restituiert würde, so soll er versuchen, ob die Restitution, nachdem der Ort
rasiert worden, zu erhalten sein würde.
Wegen der von den Lüneburgern gestellten zweiten Kondition erwartet er
nicht große Diffikul täten, da der König selbst immer erklärt hat, das utile
dominium den Besitzern lassen zu wollen, wenn ihm nur die Souveränität und
was davon dependierte, verbliebe. Der vorgeschlagene Tausch von Courtray und
Dixmüden gegen ein konvenables Stück bei Luxemburg hält er auch nicht für
unbillig, sondern für sehr dienlich, um Spanien und den Kaiser zum Frieden
zu lenken, er soll es daher auch diskursweise vorstellen. Vor allem aber hat
er zu kontestieren, daß Kf. diese Vorschläge nur aus Liebe zum Frieden und
weil er glaubt, daß sie zu des Königs Bestem gereichten, machte, keineswegs
aber, um sich den Verpflichtungen gegen denselben zu entziehen.
>) Von Fuchs' Hand.
*) S. unten Abschnitt V.
Abschluß der Allianz. Verhandlungen mit den Lüneburgern. 495
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln
8./ 18. Januar 1684.
[Der Abschluß der Allianz. Die Verhandlungen mit dem braunschweigischen Hause.
Ankunft des k. cölnischen Gesandten. Die Stimmung am Wiener Hofe.
Die Kommeraienangelegenheit]
Er hat die Verhandlungen mit Rebenac fortgesetzt', gestern ist der Schlnß 18. Jan.
erfolgt und der Traktat unterzeichnet worden. Er zweifelt nicht daran, daß er
dort wird ratifiziert werden,1) Sp. soll indessen die Zahlung der restierenden
Subsidiengelder weiter betreiben und besonders eine richtige Abrechnung bis
zum 15./ 25. Oktober vorigen Jahres desiderieren.
In der Verhandlung mit dem Hause Braunschweig fahrt er fleißig fort,
und er hat es damit so weit gebracht, daß dasselbe bereits am kaiserlichen
Hofe und im Haag ernstlich zum Frieden gemahnt hat, und zwar in solchen
terminis, daß man dort darüber nicht wenig surpreniert und bestürzt gewesen
ist. Er hofft auch, daß dieses Haus bei der zu Hamburg oder sonstwo ab-
zuhaltenden Versammlung ganz der wohlintentionierten Partei beitreten werde,
und glaubt, daß man in diesem Fall des Friedens versichert sein könne. Der
Fürst von Murbach3) ist wegen K. Cölns vorgestern hier angelangt, er gedenkt
anch, einen von seinen vertrauten Ministern ehestens nach Cöln zu schicken.
Er übersendet ihm einen Extrakt eines Schreibens des Fürsten von Anhält,
das er auch Rebenac hat lesen lassen. Daraus erhellt, daß man nunmehr am
kaiserlichen Hofe sich nicht länger flattiert, als ob er seine Meinung ändern
werde, und daß man ihm nicht undeutlich droht, mit der Zeit sich dafür zu
rächen. Das wird auch gewiß geschehen, wenn man es nur vermag und die
Gelegenheit es zuläßt, er verläßt sich aber nächst Gott auf seine gute Sache
und auf die Assistenz des Königs und läßt das übrige dahingestellt sein.
P. S. Er übersendet ihm auch ein Memorial wegen der Schiffahrts- und
Kommerziensache,3) das er Rebenac hat zustellen und rekommendieren lassen.
Sp. soll sich darum weiter bemühen und womöglich eine schriftliche gewierige
Erklärung auf beide Punkte zu erlangen suchen.
l) Kf. teilt Sp. 9./19. Februar 1684 mit, daß die Auswechslung der Ratifikationen
erfolgt sei, befiehlt ihm, auf Liquidation der Reste und wirkliche Zahlung der Subsidien
zu dringen, und weist ihn an, Mignon ein Präsent von 1000 Talern zu machen.
*) S. unten Abschnitt V.
*) Kf. hatte zufolge der mit den ostfriesischen Standen und der Stadt Emden
am 22. April/ 2. Mai und 18./ 28. Oktober 1683 abgeschlossenen Handelsverträge
(s. y. Mörner, S. 443 ff. und 451 f.) schon 19./29. Oktober 1683 Sp. angewiesen, sich
zu bemühen, daß ostfriesischen oder emdischen, von ihm mit Seepässen versehenen
und seine Flagge führenden Schiffen in den Ländern des Königs von Frankreich
Handelsfreiheit gewährt und von ihnen nicht höhere Zölle verlangt würden als von
seinen Untertanen. Sp. hatte darauf 12./ 22. November 1683 erwidert, das werde
496
UL Brandenburg und Frankreich 1679
Der Kurfürst an Spanheim. D. (Jöln
12./ [22.] Januar 16S4.1)
[Auf die Relation vom 7. Januar. Die Sendung Fuebs\ die Ziele derselben, l»i<j
danischen Verdächtigungen. Absicht des Kf*, sich vorläufig nicht zu feindlichem
Vorgehen (fegen Schweden zu verpflichten.]
H Jan. Den Eröffnungen des Bischofs von Strasburg9) zufolge hat er r
beauftragt,1) in 4 oder 5 Tagen nach (öln zu gehen. Er soll Cfftiai
mitteilen und ihm dabei zu verstehen geben, datf diese ganze Abschaltung
dahin ziele, L das Friedenswerk nach den mit dem Könige vretjonimc
Mesuren zu befördern, 2, auf eine nähere Zusammensetzung im Fall es do
zum Kriege kommen sollte, behufs lieschützung des Reiches und der beide
seitigen Lande besonders gegen Einquartierung und Durchmärsche &eifo
die den Krieg angesponnen, bedacht in sein, wozu man auch K.Trier i
zuziehen suchen würde, endlich zu Maintenierung der in dem lnstr. pari?
fundierten kurfürstlichen Prärogativen. KL hofft, diese Schickung werde- dem
große Schwierigkeiten inachen, und hatte empfohlen, entweder einen darauf be*ng-
liehen Artikel in den neuen Vertrag mit Frankreich zu bringen oder wenigstens
Rrbenac zu ersuchen, die Gewährung dieser Bitte zu empfehlen, und vorgeschlagen,
zu beantragen, daß für die Untertanen des Kf., welche auf französischem (
sterben sollten, die Aufhebung des droit d'aubaine, wie sie die Dänen, Holländer,
Engländer, Schweizer und auch die Hamburger genossen» bewilligt werde, und hatte
am 26. November gemeldet, daß er Croissy von dieser Angelegenheit Mitteilung
gemacht und eine darauf bezügliche Denkschrift übergeben habe.
'i Von Fuchs* Hand.
*) Sp. hatte 7. Januar berichtet, der Bischof von Straßbnrf.' Ij ritte- ihn rot Mdi
Ruckkehr nach Cöfo besucht, ihm noch einmal die Vorteile einer engen Verbiudu
des Kf. mit K, Cöln auseinandergesetzt und die Hoffnung ausgesprochen, die Sendung
seines Neffen, des Abtes von Murbach, zu Kl werde zur Folge haben, daß dieser
einen seiner vertrauten Minister zu K. Cöln schickte, mit dem alles abgemacht werden
könnte. Durch eine solche Verbindung, der gewiß auch R. Trier beitreten werde,
würden beide Schiedsrichter des Friedens mit Spanien und dem Reictn and Herren
im Westfälischen werden und das werde auch das beste Mittel sein, um sich der
braunschweigischen Herzöge zu versichern. Er glaube, der König \on Frank»
reich werde, wenn er sieh auch nicht schriftlich dazu verpflichten wollte, den Termin
bis Ende Februar verlängern und sich zu einem Waffenstillstand auf M) Jahre ver*
stehen. Sp. hatte hinzugefügt, er habe Croissy von diesen Eröffnungen d*
Mitteilung gemacht und derselbe habe erwidert, eine solche Verbindung des Kf. mit
K. Colli und K. Trier werde den Interessen K. Co Ins viel mehr entsprechen und mehr
zur Beförderung des Friedens dienen, als die von diesem vorgeschlag- .tlitit,
welche der Kaiser doch nicht beachten werde,
*) & über diese Sendung Fuchs' Pufendorf XVUJ, § 112—119 (S. 1489 IL)
und unten Abschnitt V,
Fuchs9 Sendung. Friedliche Absichten des Kf. 497
König nicht anangenehm sein, Fuchs hätte Befehl, mit dem dortigen fran-
zösischen Minister Tambonnean vertraulich zu kommunizieren. Er soll an-
suchen, daß dieser oder der Bischof von Straßburg rechtzeitig auf alle von
dem letzteren berührten Punkte instruiert werde, besonders, daß der König
K. Cöln und ihm die Versicherung geben möchte, daß er das Reich auch bei
erfolgendem neuen Kriege nicht dismemb deren noch den statum publicum in
demselben immutieren wolle. Da dieser Punkt ihm ans Herz geht und die
vornehmste Ursache der Schickung ist, so soll er ihn mit allen beweglichen
Remonstrationen treiben und auch anzeigen, er hätte Ordre, des Kf. parole zu
geben, daß er es zum höchsten menagieren werde.
Groot1) hat angezeigt, er werde in drei Tagen von seinen Prinzipalen
Antwort und Resolution auf die von Kf. dem fürstlichen Hause vorgeschlagenen
conditiones und Mesuren empfangen. Fuchs soll dieselbe zuvörderst abwarten.
Sp. soll Croissy nochmals versichern, daß Kf. mit Lüneburg nicht das geringste
handeln noch schließen werde, es sei denn, daß dasselbe mit ihm gleiche
mesures zu Beförderung des Friedens und Verhütung des Krieges mit Frankreich
nehme. Fuchs soll unterwegs bei beiden Herzogen in Celle und Hannover
ansprechen und denselben nachdrücklich zusprechen. Schon Groots Schickung
hat soviel Gutes gewirkt, daß die Hoffnungen der Gegenpartei sehr verringert
sind und man in Wien und im Haag große Ombrage und Jalousie deswegen
bezeugt, den Rückweg soll Fuchs durch Holland nehmen, sich im Haag bei
d'Avaux nach dem Stande der Dinge erkundigen, dem Prinzen von Oranien
und dem Ratspensionar beweglich zureden und in Amsterdam den Bürgermeister
v. Beuningen in den friedlichen Absichten, welche diese Stadt bekundet, zu
bestarken suchen.
Er soll auch Cr. anzeigen, Kf. habe seit einiger Zeit gemerkt, daß die
dänischen Ministri sich bemühten, seine Konduite bei dem Könige suspekt zu
machen. Er hoffe, man werde mehr auf sein wirkliches comportement als auf
solche ungegründete Spargemente sehen, es rühre dies nur daher, daß er den
gar zu hitzigen und zum Kriege gänzlich abzielenden consiliis nicht sofort bei-
pflichten wolle, es konsoliere ihn aber sehr, daß auch der König noch immer
sein Absehen auf den Frieden gerichtet habe. Damit konformiere er sich aller-
dings, sollte man aber zu den Waffen greifen, so werde er auch tun, was sich
gebühre.
Sollte Croissy den Punkt der Aktion wider Schweden* im Falle eines
Transportes wieder anregen, so soll er ihm anzeigen, Kf. bezweifle gar wohl,
daß auch dieses von Dänemark herkäme, welches ihn in alle Wege in seine
weitläufigen Desseins mit einzuflechten suche, er halte aber ein solches
Engagement nicht de tempore und für besser, daß er freie Hände behielte, um
in Westfalen und am Rhein nach Befinden zu agieren, als sich wieder mit
Schweden einzulassen und seine ganze Force dorthin zu distrahieren. Zwar
würde er dabei sein Privatinteresse vor allen anderen finden, und er hätte mehr
<) S. über die Verhandlungen mit Grote Pufendorf XVIII, § 106 (S. H84f.).
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 32
498 in. Brandenburg and Frankreich 1679—1684.
Ursache, bei Frankreich zu sollizitieren, daß ein solcher Artikel dem Traktat
inseriert würde, als daß Frankreich hei ihm deswegen Instanz tan sollte,
seine Partiknlierangelegenheiten aher maßten dem pohlico nachgesetzt werden.
Sollte spater nach Begehenheit der Laufte deswegen etwas abzuhandeln sein,
so werde er sich dazn willig finden lassen; jetzt aher mochte man damit noch
etwas anstehen und sehen, wie die Sachen laufen und wie es mit der Cölniachen
Negotiation stehen wird. Ebenso wird er auch Rebe na c, wenn dieser es pro-
poniert, antworten, er wünscht, daß der letzte Traktat ohne diesen Punkt ratifiziert
werde, und darum soll auch Sp. sich bemühen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
l./ll. Februar 1684.
[Beseitigung des anfänglichen Mißtrauens wegen der Sendung Fuchs*. Äußerungen
Croissy's über den Bischof von Straßburg. Vertrauen auf Kf. Friedliche Absichten.
Günstige Erklärung wegen der ostfriesischen Schiffe.]
11. Febr. Am 8. hat er dem Reskript des Rf. vom 12. Januar zufolge Croissy nähere
Mitteilungen über die Sendung Fuchs' an K. Co In gemacht Cr. erwiderte, die
ersten Nachrichten davon hätte man aus Holland gehabt Da jetzt dort im Haag
die Versammlung der Gegenpartei1) stattfände, so hätte es den Glauben erwecken
können, als wenn Kf. beabsichtigte, teil daran zu nehmen, und daher hätte
Rebenac den Auftrag erhalten, diese Sendung abzuwenden. Auf die Mit-
teilungen aber, welche Fuchs demselben und jetzt er hier darüber gemacht
hätte, sollte dieser Befehl widerrufen werden. Da er bei dieser Gelegenheit
auch die Eröffnungen berührte, welche der Bischof von Straßburg ihm gemacht
hatte, so teilte ihm Cr. mit, daß man hier über zwei Dinge in den Briefen des
Bischofs verwundert wäre, 1. daß derselbe meinte, man könnte inbetreff des
Friedens mit dem Reiche zugunsten einzelner über die Erklärungen und Vor-
schläge des Königs hinausgehen, dazu würde sich derselbe unter keinen
Umständen verstehen, 2. daß derselbe von einer größeren Ausdehnung der
Versammlung zu Cöln spreche; eine solche würde nur Verzögerung und andere
Cbelstände zur Folge haben, man wünschte wohl, daß Maßregeln zur Aufrecht-
erhaltung der Neutralität der Stadt Cöln getroffen würden, dazu aber würden
Kf. und K. Cöln als die mächtigsten und als Direktoren des Kreises genügen.
Cr. fügte hinzu, man tue dem Bischof von Straßburg unrecht, wenn man
meine, er sei auf die Sicherheit und das Wohl des Reiches wenig bedacht, er
*) S. Negociations de Mr. le Comte d'Avaux II, S. 90ff. ; Klopp, Geschichte des
Falles des Ilauses Stuart II, S. 427 ff.; Müller, Wilhelm 111. von Uranien und Georg
Friedrich von Waldeck I, S. 22yf.
Beschwichtigung des Argwohns wegen Fachs9 Sendung. 499
habe hier während seines letzten Aufenthaltes als guter Deutscher gehandelt
und sei deswegen oft mit Louvois in Streit geraten. Er hat erwidert, er könnte
aus den Befehlen des Kf. die Sendung Fuchs9 anbetreffend nur ersehen, daß
derselbe eine nähere Verständigung mit K. Cöln unter Einschluß von K. Trier
beabsichtige. Er hat ihm darauf die einzelnen Punkte der Sendung desselben
näher auseinandergesetzt und erläutert, und er hofft, daß der Argwohn, den man
anfangs deswegen hier empfunden hat, jetzt beseitigt sein wird. Betreffend
Fuchs9 Reise über Celle und Hannover und den ihm erteilten Auftrag, dort
kategorische Erklärungen zu erhalten zu suchen, sagte Cr. nur, man habe hier
nach wie vor wenig Hoffnung, Hannover zu gewinnen. Er hat ihm darauf
nochmals die großen Vorteile vorgestellt, welche ein glücklicher Erfolg dieser
Verhandlungen herbeiführen werde, und ihm andererseits die in dem Reskript
vom 12. Januar enthaltene Versicherung mitgeteilt, daß Kf. die Sache keineswegs
in die Länge wolle ziehen lassen.
Er hat bei dieser Gelegenheit auch Cr. mitgeteilt, daß Kf. erwarte, die ihm
ungünstigen Mitteilungen der dänischen Minister würden hier keinen Eindruck
machen, und man würde hier erkennen, wie wenig selbstsüchtig er handle und
wie eifrig er bemüht sei, den auf den Frieden gerichteten Absichten des Königs
von Frankreich sich zu konformieren, und er hat versichert, daß, falls es doch
zum Kriege kommen sollte, Kf. es an sich nicht werde fehlen lassen. Cr. nahm
alles sehr gut auf, und er hat aus dieser Unterredung erkennen können, daß
man hier sehr wohl begreift, 1. wie wenig der König von Dänemark zum
Frieden geneigt ist, 2. was für Folgen seine wüsten Pläne haben würden,
3. daß Kf. bei einem Kriege sehr leicht seinen Vorteil finden könnte, 4. wie
uneigennützig er sich trotzdem zeige und daß seine Ratschläge daher weniger
verdächtig und mehr den Absichten des Königs von Frankreich entsprechend
erscheinen müssen.
Man wünscht hier den Frieden und hofft ihn zu erhalten. Doch wird das
Reich anbetreffend Frankreich nicht über einen zwanzigjährigen Waffenstillstand
und die zuletzt von Kf. in Regensburg gemachten Vorschläge hinausgehen.
In betreff Spaniens ist die größte Schwierigkeit durch das Angebot eines eben-
solchen Waffenstillstandes hinweggeräumt, und es arbeiten außer dem Nuntius
jetzt auch England und Holland daran, denselben zustande zu bringen.
P. S. Auf sein Drängen in der Angelegenheit der drei ostfriesischen Schiffe
hat ihm Cr. vorigen Dienstag mitgeteilt, daß der König an alle Häfen die ge-
wünschten Befehle geschickt habe. Ober den Verkauf von Negern durch die
afrikanische Kompagnie1) hat er noch keine Resolution erhalten können. Man
behauptet, dieses würde direkt den Rechten und Privilegien der französischen
Kompagnie entgegen sein.
*) Kf. hatte (d. Potsdam 24. Dezember 1683/ [3. Januar 1684]) Sp. angewiesen,
sich zu bemühen, daß die afrikanische Kompagnie Erlaubnis erhalte, 500 — 600 Neger,
welche sie auf den afrikanischen Küsten zu erhandeln gedenke, nach den dem König
von Frankreich in Amerika gehörigen Inseln zu bringen und daselbst gegen ungesottenen
Zucker zu vertauschen.
32«
500
III. Brandenburg und Frankreich 1679— 16S-J.
E. Spanheini an den Kurfürsten. D. Paris
15./25. Februar 1684.
[Mitteilungen au Croissy, dessen Mißbilligung eines Kurfürstentages und Erklärung
in betreff des von Kf. und K> Colli gewünschten Versprechens des Königs.]
8& Kehr. Er hat am 22. mit Croissy in Versailles gesprochen, ihm über den Stand
der Unterhandlungen mit dem brnunsrhweigischen Hause Bericht erstattet und
ihm von den Aufträgen, welche Fuchs für die Sendung an K» Coln erhalten.
und von der Eröffnung des Fürsten von Murb&ch in betreff eines in Wesel,
Gleve oder Cö!u zu haltenden Kurfürstentages und den Gedanken des Kf.
darüber Mitteilung gemacht. Cr. erwiderte, man hielte liier eine solche Zu-
sammenkunft nicht für zeitgemäß, dadurch würde nur die Annahme des Waffen-
stillstandes verzögert werden.
Er hat jetzt aach für nötig gehalten, gegen Cr. den Wunsch, daß der König
dem Kf. und K, Coln sein Wort geben aolle, daß er das Reich nicht angreifen
und auch, wenn es zum Kriege kommen sollte, keine weiteren Reuuionen vor-
nehmen wollte, zur Sprache zu bringen, unter Hinweis darauf, daß mau damit
nichts Neues verlange, daß ein solches Versprechen für Kf. und auch für
K. Coln eine große Konsolation und Deeharge sein werde, und daß es von ihnen
ganz geheim gehalten werden sollte. Cr. bezeigte sich anfangs durch diesen
Vorschlag überrascht, doch ohne ihn übel aufzunehmen, er erwiderte, in
Bischof von Straß bürg hätte schon hier etwas Ahnliches angedeutet und man
hätte ihm versichert, daß der König weit davon entfernt sei, das Kelch bekriegen
oder dort neue Eroberungen machen zu wollen, auch Kf. hätte dieselben Ver-
sicherungen erhalten, er sehe daher nicht ein, warum man noch neue verlangte.
Sollte es zum Kriege kommen, so würden neue Verabredungen mit Kf, getroffen
werden, und dann könnte mau auch hierüber sich spezieller vergleichen. Vun
K+ Coln verlangte man nichts, das gegen seine Absichten wäre, nicht einmal daß
er, wenn das Reich sich einmütig zum Kriege mit Frankreich entschlösse
von demselben trennen sollte, derselbe sei also um so weniger berechtig!
dem König eine solche Verpflichtung zu fordern. Cr. bemerkte dabei, daß der
König im Fall eines solchen Krieges sich nur an den Erblandea des Kaiser*
rächen könnte. Er hat ihm aber doch noch einmal die Gründe vorgestellt,
welche auch für Kf. ein solches Versprechen sehr wünschenswert machten, und
ihn gebeten, die Sache dem König vorzutragen.
E, Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris 4. März 1684*
[Verlangen Croissy's, daß gegen die Lüneburger mit Gewalt vorgegangen wei
dessen Mitteilungen über K, Cöln.]
rdt,
4. März Er hat> nachdem er am 28, Februar zwei Berichte Fuchs" vom U>, und
19, Februar erhalten, am Dienstag Croissv in Versailles gesprochen« Derselbe
Fuchs9 Sendung. Schärfere Maßregeln gegen die braunschweigischen Herzoge. 501
lobte das Verhalten Fachs' den braunschweigischen Herzogen gegenüber und
jetzt bei K. Cöln. Er gestand zu, daß die Resolution der ersteren sehr geschickt
abgefaßt sei, erklärte aber, es sei doch daraus ersichtlich, daß sie nur Zeit zu
gewinnen suchten und nicht auf die Vorschläge des Kf. eingehen wollten, und
verlangte, daß man sie mit Gewalt dazu zwingen sollte, was um so leichter
sein wurde, da auch K. Cöln dazu mitzuwirken bereit sei. Er fügte hinzu, daß
nach Tambonneau's Berichten auch zu hoffen sei, daß, wenn es zum
Kriege zwischen Frankreich und Holland kommen sollte, auch K. Cöln daran
teilnehmen werde. Er hat alles nur ad referendam angenommen nnd die
Hoffnung ausgesprochen, daß K. Cöln nicht ohne vorherige Verständigung mit
Kf. deswegen etwas schließen werde.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln
8./[18.] März 1684.
[Auf die Relation vom 4. März. Notwendigkeit, gegen das Haus Braunschweig
Zwangsmaßregeln anzuwenden, doch in vorsichtiger Weise.]
Auch er ist fast der Meinung, daß mit den Verhandlungen mit dem Hanse 18. März
Braunschweig schwerlich zum gewünschten Schluß und zu der desiderierten
Konformität mit den consiliis der Alliierten zu gelangen sein durfte, wenn man
nicht diesem Hause etwas näher treten und das früher ins Mittel gekommene
Concert reassumieren sollte. Mitteilung seiner Ordre an Fuchs.1) Es wird
sich nun bald zeigen müssen, was die Alliierten endlich von diesem Hause,
wenn es solchen Ernst sehen wird, zu erwarten haben.
Er beabsichtigt nicht, K. Cöln von einer näheren Vereinigung mit Frank-
reich abzuhalten, doch würde dadurch K. Colns force wider das Haus Braun-
schweig, um dieses zur raison zu bringen, sehr dis träniert werden. Auch
könnte K. Cöln sich nicht auf solche Weise engagieren, ohne daß er und seine
rheinischen Lande ihrer Situation wegen auch darein enveloppiert werden
sollten. Es würde auch wenig helfen, wenn K. Cöln nur als Bischof von
Münster sich in diese Sache mischte, da die münsterschen Lande nicht weniger
als die k. cölnischen mit den seinigen meliert sind, und der Staat sich auch an
solche Distinktion wenig kehren würde.
Er hofft, daß man dort mit der an Fuchs erteilten Ordre zufrieden sein wird,
da aber bekannt ist, mit wie großer Begierde man dänischerseits die extrema
und einen Krieg verlangt, so soll er mit den französischen Ministem mit desto
größerer Sorgfalt und Behutsamkeit überlegen und konzertieren, in was für terminis
et gradibus die vorgeschlagenen media coactiva, im Fall dazu geschritten werden
muß, zu determinieren und zu applizieren seien, damit der Sachen nicht zu viel
noch zu wenig geschehen und er den vorgesetzten Zweck nicht verfehlen möge.
') S. unten Abschnitt V.
502 III. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
14./24. März 1684.
[Die kriegerischen Absichten in Holland und die dagegen zu treffenden Maßregeln.
Der Vertrag mit K. Cöln. Forderungen Frankreichs in betreff K. Triers.]
24. März Er bat Croissy die Resolution des Kf. in betreff der von dem Kaiser
geforderten Römermonate *) mitgeteilt, d erselbe bat sie sebr gebilligt Cr. sprach
mit ihm von dem im Haag gefaßten Entschluß, 12 Regimenter zu Fuß und
15 zu Pferde nacb den spanischen Niederlanden zu schicken, und betonte, wie
wichtig es wäre, daß Kf. das Zustandekommen des Vertrages Frankreichs mit
K. Cöln beförderte, damit durch eine Diversion von dort her Holland verhindert
würde, Spanien mit allen seinen Truppen beizustehen, es wäre viel wichtiger,
daß sich K. Cöln dazu als zur Teilnahme an der Aktion gegen das Haus
Lüneburg verpflichte. Er hat bei dieser Gelegenheit wieder die seitens des
Königs von Frankreich dem Kf. und K. Cöln zu gebende Deklaration vorgebracht,
aber Cr. äußerte sich darüber ebenso ablehnend wie früher. Derselbe teilte
ihm auch die Antwort mit, welche er dem hannoverschen Gesandten Ballati
erteilt hat, und ließ erkennen, daß man französischerseits geneigt sein würde,
dem Herzog von Hannover Subsidien zu zahlen, falls dieser dieselben Ver-
pflichtungen wie Kf. sollte eingehen wollen.
Cr. sprach mit ihm auch von dem Konzert, worüber die Alliierten im Haag
für den Fall, daß es zu keinem Abkommen kommen sollte, verhandelten,3) und
von den Gegenmaßregeln seitens Frankreichs und seiner Verbündeten, welche
Meyercrohn vorgeschlagen hätte. Die von demselben gewünschte Sendung
einer französischen Flotte in die Ostsee hielt er nicht für tunlich, sondern er
meinte, falls Schweden wirklich Truppen herüberschicken und Dänemark nicht
imstande sein sollte, diesem Transport zur See entgegenzutreten, so sollte es
mit Kf. Verabredungen treffen, um die Landung in Bremen zu verhindern und
die Herzoge von Lüneburg, wenn sie Schweden beistehen wollten, davon
abzuhalten.
Man glaubt hier, daß der Prinz von Oranien den Krieg um jeden Preis
wünscht, daher ist man so begierig, den Vertrag mit K. Cöln abzuschließen, und
trifft alle Vorbereitungen, um den Feldzug möglichst frühzeitig in Flandern zu
beginnen. Die Reise des Königs dorthin soll Mitte April stattfinden.
In betreff K.Triers3) hat ihm Cr. gesagt, der König willige ein, daß das
Tor und die Mauern von Trier stehen blieben, falls die übrigen Werke demoliert
>) S. Pufendorf XVIII, § 110 (S. 1487).
'-) S. Negociations de Mr. le Comte d'Avaux en Hollaude I, S. OOff. Müller,
Wilhelm III. von Oranien und Georg Friedrich von Waldeck I, S. 229 ff.
3) Kf. hatte (d. Potstam 18./ 28. April 1684) Sp. mitgeteilt, die zu Cöln mit
K. Trier geführten Unterhandlungen seien zum Schluß gekommen. Da der dabei
verfolgte Zweck ziemlich erreicht sei, indem sich K. Trier zur Beförderung des Friedens
Verhandlungen mit K. Cöln und K. Trier. 503
würden, daß die Leute in den reunierten Orten die Huldigung zu leisten hätten,
der Kurfürst selbst aber davon entbunden sein sollte, daß derselbe in Coblenz
Truppen K. Cölns und des Kf. aufnehmen mußte, die genügten, sich etwaigen
Unternehmungen der Gegenpartei zu widersetzen.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln
29. März/[8. April] 1684.
[Mißbilligung der angekündigten Sendung französischer Truppen nach dem
K. Cölnischen.]
Der. Konig von Frankreich bat kurz vor Fuchs' Abreise K. Cöln an- 8. Apri
zeigen lassen, er habe beschlossen, entweder eine vollkommene Armee oder
wenigstens bis 4000 Mann ins Cölnische zu schicken, wobei man auch vor-
gegeben hat, daß Dänemark und er solche Resolution approbierten. Dieses ist
aber nicht der Fall, ihm ist davon nichts mitgeteilt worden. Er hofft, daß es
mit solcher Resolution kein rechter Ernst ist, sondern Frankreich dieselbe nur
divulgiert hat, um den Staat dadurch einzuschüchtern. Sollte der König sie
aber wirklich zur Ausfuhrung bringen lassen wollen, so bedarf es keines
weitläufigen Remonstrierens, was für schlimme und höchst gefahrliche Konse-
quenzen sowohl bei der guten, als auch bei der widrigen Partei daraus er-
wachsen würden. Auch der Bischof von Straß bürg hat diese Inkonvenienzen
dem König in einem Schreiben, dessen Abschrift beifolgt, vorgestellt. Auch er
soll mit Groissy darüber sprechen, ihm die daraus bevorstehenden Ungelegen-
heiten remonstrieren und allen Fleiß anwenden, daß man sich bierunter nicht
übereilen möge.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
l./ll. April 1684.
[Bereitwilligkeit zu dem Konzert gegen das Haus Braunschweig. Verlangen, daß
auch Frankreich und K. Cöln an demselben teilnehmen und ihm ein Teil der
Kriegssubsidien vorausbezahlt werde.]
Zu dem Konzert gegen das Haus Braunschweig ist er ganz geneigt, und 11. Apr
man ist im Werk begriffen,1) dasselbe zu adjustieren. Da aber zu Effektuierung
auf die französischen Propositionen und in Entstehung dessen zur Neutralität und
Einnahme k. cölnischer und brandenburgischer Truppen in seine haltbaren Plätze
verpflichtet habe, so hoffe er, daß der König von Frankreich das, was in Artikel 4
für K. Trier stipuliert sei, demselben werde zugutekommen lassen. Wenn eine
solche Deklaration werde erteilt werden, sei zu hoffen, daß auch verschiedene andere
Punkte, worüber man sich extra protocollum per recessum mit dem trierschen
Minister vergleichen wolle, fazilitiert werden würden, Sp. solle sich darum bemühen.
S. unten Abschnitt V.
!) S. unten Abschnitt V.
504 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
desselben vor allem nötig ist, daß der König von Frankreich mit konkurriere
und man dessen Intention eigentlich wisse, so bat er zu begehren, daß Rebenac
hierüber ehestens zareichend instruiert werde. Daß auch K. Cöln dabei
konkurriere, hält er für sehr wünschenswert. Zwar würden der König von
Dänemark und er, wenn sie mit dem Hause Braunschweig allein zu tun hätten
und ihre gesamte Macht gegen dasselbe anwenden könnten, demselben wohl
gewachsen sein. Weil er aber einen großen Teil seiner Truppen bei Aas-
führung dieses Konzerts seinen verdächtigen Nachbaren entgegenstellen muß,
das Haus Braunschweig auch dem Vermuten nach bei dem Hause Sachsen oder
sonst im Reich einigen Anhang finden und dadurch die Sache gefahrlicher und
weitläufiger werden dürfte, so hält er für höchst nötig, daß man die Partei,
soviel immer möglich, verstärke und besonders K. Cöln wenigstens mit einem
Teil seiner Truppen darein ziehe.
P. S. Da zu Ausführung des Konzerts besonders zu Anfang behufs An-
schaffung der Magazine, Munition, Einrichtung der Artillerie usw. ein überaus
Großes erfordert wird und er dieses jetzt sofort und unvermutlich nicht aus
seinen Landen nehmen kann, so hofft er, der König werde ihm, wenn es zur
Exekution des Konzertes kommen sollte, sobald wie möglich mit ein paar
Quartalen der in den foederibus versprochenen subsides d'action voraus an
Hand gehen. Sp. soll sich diesen Punkt, wovon gleichsam das ganze Werk
und dessen Succeß dependiert, bestens angelegen sein lassen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
4./14. April 1684.
[Die gegen das Haus Lüneburg anzuwendenden Zwangsmaßregeln. Der Einmarsch
dänischer Truppen ins Lauenburgische. Friedliche Absichten Ludwigs XIV.]
14. April Kr hat mit Croissy über das Konzert gegen das Haus Lüneburg und
über eine, falls media coactiva angewendet werden sollten, vorzunehmende Ver-
sammlung und Bewegung französischer, dänischer, k. cölnischer und branden-
burgischer Truppen gesprochen. Cr. erklärte, das Verhalten des lüneburgischen
Hauses nötige zu einem solchen Konzert, und war auch einverstanden damit,
daß K. Cöln in dasselbe eintrete und seine Truppen im Münsterschen ver-
sammle, wodurch gleichzeitig Holland und das Haus Lüneburg beunruhigt
werden würden, er meinte, das letztere würde dadurch zur Vernunft gebracht
werden und Kf. CÖln sich dann gegen Holland wenden können.1) Er sprach
]) Kf. antwortet darauf (J./19. April 1684, er fürchte allerhand Inkonvenientien,
wenn K. Cöln das ausführen sollte, was französischerseits von ihm verlangt wird.
Zwar könnte die Furcht vor einer Attaque seitens K. Cölns wohl Holland nötigen,
Ine Zv
ein gegen das Haus Bnmnschweig.
506
auch von dem Einmarsch dänischer Truppen *) in die Sachsen -lauen burgischen
Quartiere und den lebhaften Beschwerden des Herzogs von Celle darüber, er
bemerkte, diese Maßregel scheine vorteilhaft zu sein» man werde bessere Auf-
klärung über das Verhalten der iüneburgischen Herzoge erhalten und man hoffe,
dati. wenn es deswegen zu Tätlichkeiten kommen sollte, EL dem Konig von
Dänemark beistehen werde. Dieser Einmarsch der dänischen Truppen ins
Lauenburgische ist ohne vorhergehende Verständigung mit Frankreich erfolgt.
Zugleich sollen auch Holzniim.len und Höxter von k. colnischen und ÜÜdesbeim
von Iüneburgischen Truppen besetzt sein,
Cr, hat ihn versichert, daß der Konig noch immer zum Frieden geneigt
und daß noch nichts über den cas d'action gegen die Gen erat Staaten beschlossen
sei, so daß im Notfall für K. Co In der cas d'action gegen das Haus Lüneburg
dem gegen die letzteren vorangehen konnte*
E, Spanheim an den Kurfürsten.
UJ2L April 1684,
D- Paris
[Zufriedenheit Croissy's mit den von Kf. getanen Schritten, dessen Erklärungen
gegen den faannoversehen Gesandten, Wunsch, daß das Konzert gegen das Baus
Brannscbweig zustande kämme.)
Er hat Croissv Nachricht von den Schritten gegeben, welche Kf, getan 2L April
hat,1) um K.Sachsen, die sächsischen Herzoge und den Landgrafen von
Hessen von Truppensendungen nach den Niederlanden abzuhalten, und von
den Maßregeln»*) welche er infolge des Einrückens der dänischen Truppen in
das Lauenburgische getroffen hat, Cr, zeigte sich sehr zufrieden damit, er ver-
sicherte, daß jener Einmarsch ohne vorherige Verständigung mit Frankreich
trotz der Abmahnungen Villars' erfolgt sei, da die Sache aber einmal
geschehen sei, erfordere es das gemeinsame Interesse der Alliierten, Dänemark
»eine nach Flandern gesandten Truppen zurückzurufen, und dadurch Spanien ge-
zwungen werden, den Frieden oder Waffenstillstand anzunehmen, aber es könnten
daraus leicht Weiterungen entstehen und, falb es zum Bruch kommen sollte, der
Krieg nach Westdeutschland gezogen und so K. Cöln verhindert werden, an dem
Konzert gegen das Haus Braunseta weig teilzunehmen. Außerdem aber würde man
böse Nachrede auf sich laden, wenn man eine französische Armee ohne Notwendigkeit
und wahrend man vom affermisseroent des Friedens in Deutachland handelte, hjs
Reich führen wollte. Er müsse deshalb K. Cöln abraten, zumal wenn Amsterdam
und die gl eich gesinnten Glieder des Staates damit nietat einverstanden waren.
J) S. unten Abschnitt IV.
*) 8. nuten Abschnitt V,
*) GL unten Abschnitt IV.
506 III. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
im Notfell zu unterstützen. Ebenso stehe es auch mit der Höxterschen An-
gelegenheit Gr. hat ihm dann Mitteilung gemacht von einer Unterredung mit
dem hannoverschen Gesandten Ballati, der auf Grund des Celler Friedens die
Hilfe des Königs gegen Dänemark in Anspruch genommen, dem er aber er-
widert habe, daß man noch keine Erfolge von den angeblichen Bemühungen
des lüneburgischen Hauses um Herstellung des Friedens verspürt und daß
dieses zuerst gegen den Celler Friedensvertrag gehandelt habe, indem es seiner
Verpflichtung, beim Reichstage die franzosischen Interessen zu befördern, nicht
nachgekommen sei. Er wiederholte dann, daß das Konzert zwischen Dänemark,
K. Coln und Kf. gegen das lüneburgische Haus sehr notwendig sei, und erklärte,
daß man sich von der Sendung Grote's !) nach Berlin nichts versprechen
konnte, daß es sich dabei jedenfalls nur darum handle, Zeit zu gewinnen.
Der Hof wird morgen abreisen und er gedenkt demselben in zwei oder
drei Tagen zu folgen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Valenciennes
22. April/2. Mai 1684.
[Unterrredung mit Croissy über das Konzert gegen das Haus Braunschweig, über die
franzosische Truppensendung ins K. Cölnische, das Verfahren gegen Holland und
die Mitwirkung K. Cölns dabei.]
2. Mai Er ist vorgestern abend hier angekommen und hat sich heute morgen
nach Conde begeben, wo das Quartier des Hofes ist. Er hat dort mit Croissy
gesprochen und ihm über den bisherigen Verlauf der Konferenzen mit Grote
berichtet. Cr. erwiderte, man hätte ähnliche Nachrichten von Rebenac er-
halten, der König sei dadurch garnicht befriedigt, sondern glaube, daß das Haus
Braunschweig nur Zeit zu gewinnen suche, und daß das kürzeste Mittel, um
zum Frieden zu gelangen, sein werde, dasselbe zu anderen Bedingungen zu
zwingen. Dazu müßte ein Konzert vereinbart und zur Ausführung gebracht
werden, in diesem Falle wolle sich der König verpflichten, Dänemark und dem
Kf. die Kriegssubsidien zu zahlen. Er hat erwidert, Kf. hoffte noch immer, auf
gütlichem Wege von dem braunschweigischen Hause das, was man wünschte,
zu erlangen und hielte diesen Weg für den sichersten und vorteilhaftesten, er
sei aber trotzdem auch geneigt zu einem Konzert und im Notfall zur Aus-
führung eines solchen; daß es zu einem solchen noch nicht gekommen sei,
*) Kf. berichtet 8./18. und 15./25. April 1(184 Sp. von den neuen Verhandlungen
mit Grote (s. Pufendorf XVIII, § 123, und unten Abschnitt V) und spricht in
letzterem Schreiben die Hoffnung aus, daß dieselben zu einem gedeihlichen Schluß
führen würden, daher sei vorläufig von einem Konzert wegen der Operationen iu
abstrahieren.
Die Unternehmungen gegen die Braunschweiger und Holland. 507
liege nur daran, daß Rebenac noch keine Instruktion erhalten hätte. Cr.
erwiderte, Rebenac und Villars hätten ausreichende Ordre, um die Meinung
des Königs und seine Zustimmung zu bekunden, die Ausführung hinge von den
Bundesgenossen ab, und diese hätten auch sich über die dazu zu ergreifenden
Maßregeln zu verständigen. Er hat aber darauf auseinandergesetzt, daß das
Konzert und die Ausführung zwei verschiedene Dinge wären, das erstere,
welches vorangehen, das andere regeln und die Mittel dazu beschaffen sollte,
müßte notwendiger Weise zwischen Frankreich und dessen Bundesgenossen
getroffen werden, da es sich darum handle, das zu erreichen, was der Konig
von Frankreich für erforderlich halte, und da dieser durch Subsidien dazu
beizutragen habe, darüber müßten daher auch die franzosischen Gesandten
genauer instruiert werden. Gr. gab das zu und bemerkte beiläufig, Rebenac
habe auch schon ausreichende Ordres in betreff des Konzertes erhalten. Er hat
bei dieser Gelegenheit auch das Verlangen des Kf., daß ihm zu den für den
Fall der Ausführung des Konzertes notwendigen Vorbereitungen die Kriegs-
subsidien vorausgezahlt werden möchten, vorgebracht. Cr. erwiderte darauf
nur, der König habe sich zur Zahlung solcher Subsidien, falls es zur Aktion
gegen das Baus Lüneburg kommen sollte, verpflichten wollen und werde dem
getreulich nachkommen trotz der ungeheuren Ausgaben, zu denen er jetzt
genötigt sei. Er bemerkte auch, daß dänischerseits dasselbe Verlangen gestellt
sei, und daß er Meyercrohn dieselbe Antwort erteilt habe.
Er hat darauf die französische Truppensendung nach K. Cöln zur Sprache
gebracht und die Gründe angeführt, aus denen K. Cöln und Kf. wünschten, daß
dieselbe vorläufig unterbleiben möchte. Cr. antwortete, von k. cölnischer Seite
seien allerdings dieselben Bedenken dagegen erhoben worden, jetzt aber hätte
man die Sache dort besser begriffen und seine Meinung geändert, doch wüßte
er nicht, wo die dazu bestimmten Truppen jetzt wären, man hoffte aber, auch
Kf. würde die Band dazu bieten.
Cr. sprach auch von der Belagerung von Luxemburg1) und der Denk-
schrift,2) welche der König den Gen. Staaten habe zugehen lassen; es hinge nur
von den Gen. Staaten ab, ob sie die letzten Anerbietungen des Königs annehmen
und in Freundschaft mit ihm bleiben wollten. Wenn sie dieses aber verweigern
und fortfahren sollten, die Spanier zu unterstützen, so erforderten die Ehre und
das Interesse des Königs, daß es zum offenen Bruche komme, und in diesem
Falle beabsichtige der König, einmal sie durch den Bändel zu inkommodieren
und andererseits sie von K. Cöln angreifen zu lassen, was, zumal dieser ein
geistlicher Fürst wäre, der auf keine Eroberungen Anspruch machte, um so
weniger bei Kf. Argwohn erregen könnte. Er hat dagegen dem Wunsch des
Kf., daß es nicht zu solchen Extremitäten kommen möge, Ausdruck gegeben
J) S. Schotter, Le Luxembourg et le comte de Chiny (Publ. de l'Institut de
Luxembourg XII), S. 300; Knaff, Die Belagerung der Festung Luxemburg durch
die Franzosen unter Marechal de Crequi (ebendaselbst XVI), S. 304 ff.
*) S. Negociations de Mr. le Comte d'Avaux II, S. 102 ff.
508
III. Brandenburg und Frankreich IG7H— 1684*
und darauf hingewiesen, wie notwendig die Beteiligung K. Cülns an et willen
Gewaltmaßregeln gegen das Haus Braunschweig sei. Hier wünscht man, diu
K.Ci>ln zwar an dem Konzert teilnehme, aber im Notfall nur mit einem Teil
seiner Truppen mitwirke, während nach Canitz1 Bericht K. Cöln. selbst eifrig
zum Vorgeben gegen das Haus Braunschweig treibt
Der Kurfürst an Spanheiin. D. Potstam 3./13. Mai 1684.
(Conc. Meintiers.)
[Die von Ihm angeordneten militärischen Maßregeln gegen das Haus Braun schweig,
Verlangen der Vorauszahlung eines Quartals der Kriegssubsidien.]
13. Mai Ebenso wie früher ist er auch jetzt erbietig, wenn man das Haus Braun*
schweig durch gütliche Traktaten nicht gewinnen kann, stur Ausführung des
Konzertes zu schreiten. Er hat gegen Reben ac die positive Erklärung tun
lassen, daß, wofern die vertröstete Deklaration von jenem Hause nicht mit dem
allerersten erfolgen und mit der Änderung der Konduite desselben ein wirk-
licher Anfang gemacht werden sollte, er sofort das Konzert wieder vor die Hand
nehmen und zu dessen Exequierung alle hehorige Anstalt machen wollte. Er
hat auch bereits Vorsehung getan, daß 1. seine preußischen Regimenter ihren
Marsch kontinuieren und die Weichsel, an der sie stehen, wirklich passieren,
2. die in Pommern und der Neumark stehenden Regimenter gleichfalls zum
Aufbruch na«-h der Elbe parat sein sollen, 3, weil der Herzog von Hannover
bereits einige tausend Mann an der Weser postiert hat und sich leicht mit
Hessen vereinigen kann, weshalb auch Traktaten o »banden sein sollen, sn
seine in Westfalen stehenden Truppen gleichfalls parat, und wird mit dem von
K. Cöln Melier geschickten Münstersehen Kriegsrat Wintgens jetzt überlegt,
wie man sich des Rheins und der Weser versichern und an welchen Orten die
k. cölnischen und seine Truppen Posto fassen sollen, 4. hält er auch seine
Artillerie sowohl in Westfalen als auch hier parat und liißt er 5. in Westfalen
zu Lippstadt und Minden und an der Elbe die nötigen Magazine formieren.
Da aber dazu sehr große Kosten erfordert werden, die er unmöglich allein
aufbringen kann, so erwartet er, daß der König ihm sofort mit einem Qnar
der subsides daction aushelfen wird. Sp. soll dieses alles Croissy vorstelle
und sich auf das eifrigste bemühen, daß der Konig sich zu solcher Avaucierun
der Knegssubsidien verstehe. Er hat es auch Rebenac hinterbringen lassen,
und derselbe hat übernommen, darüber zu berichten und die Sache bestens in
rekommeneiieren.
Groot versichert noch immer, daß das fürstl Haus sieb verlangter
erklären werde, er hält gleichwohl für notig, daß zu vorangeregter Anstalt
schritten und dabei keine fernere Zeit verabsäumt werde.
[Das arglistige Verhalten des Hauses Braunschweig, sein Entschluß, gegen dasselbe
vorzugehen. Einschließung der Alliierten in die Wanenstitl&tand&trak taten. Französische
Truppengend uujlj in das K, Golnische.]
Es hat ihn sehr befremdet,1) daß das Haus Lüneburg durch den Marquis 20, Mai
de Harly hat antragen lassen, es wolle nach Frankreichs Intention zu Reg*n
bürg nnd anderswo wegen des Waffenstillstandes votieren lassen, wenn Frank-
reich es dagegen bei den Quartieren und Kontributionen im niedersächsischen
Kreise garantiereu wollte, nachdem dasselbe vorher am kaiserlichen Hofe, zu
Regensbnrg, im Haag und fast bei allen deutschen Fürsten, besonders bei ihm,
sich jactiert hat, daß alle ihre consüia und conduite wider Frankreich und
dessen weit aussehende Desseins gerichtet wären. Er soll dieses Croissy mit-
teilen und ihm zugleich anzeigen, daß er dem König zum höchsten obli giert
wäre, daß er dieses captieuse und zum höchsten Nachteil seiner Alliierten
streckende Anerbieten zurückgewiesen hatte* Auch K.Cölu wäre ebenso wie
er dabei sichtlich interessiert, weil das Haus Lüneburg unter dem Schein des
K reisobersten am tes das Direktorium aller Müitarsachen im niedersächsischen
Kreise an sich reißen wolle. Er hofft daß der Konig bei seiner generösen
Resolution verbleiben und das Baus empfinden lassen wird, was für einen
Unterschied er zwischen seinen Alliierten und demselben mache. Er hat, nach-
dem er hieraus und aus anderen Proben ersehen hat, daß es demselben mit der
bei ihm angefangenen Negotiation kein rechter Ernst gewesen, ihrem Gesandten
beifolgende Resolution1) eröffnen lassen nnd ist im Werk begriffen, das Konzeit
zu treffen und zu vollziehen, trifft auch schon die dazu nötigen Vorbereitungen*
Sp, soll wieder wegen Antizipation eines Quartals der subsides daetion instantes
tun. 3)
Ferner soll er Croissy danken für die Eröffnung, daß der König in die
Still standstraktaten seine Alliierten mit einschließen wolle, welches um so
notiger ist, weil er am kaiserlichen und anderen Höfen wegen setner Allianz
') Schon 6./ 10, Mai 1634 hatte Kl Sp. mitgeteilt, er habe sich überzeugt, daß
das Haus Braunschweig ihn durch die mit ihm geführten Traktaten amüsieren und
bei seineu Alliierten verdächtig machen wolle, er habe daher die Verhandlungen
wegen des Konzerte wieder aufnehmen lassen und sei entschlossen, wenn das Haus
Braunschweig bei diesen Demarchen verharre, mit aller Vigueur gegen es zu agieren,
*) S, Pufendorf XVlll, { 133 {S, 1499).
J) Kf. seudet 2Ü./30, Mai 1084 Sp, ein besonderes Schreiben au den König
wegen Vorauszahlung eines Quartals der Subsidien und befiehlt ihm, um eine Audienz
nachzusuchen und dem Künig die Sache ausführlich vorzustellen. Er verlangt die
Zahlung dieses Quartals auch für den Fall, daß das Haus Braunschweig, bevor es
zur Aktion komme, sich nach Wunach erklaren sollte*
510 HL Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
mit dem König traduziert wird, als hätte er sich wider das Reich verbunden.
Es könnte dieses in der Weise geschehen, daß festgesetzt würde, die Alliierten
beider Teile sollten wegen ihrer Allianzen unter keinem Vorwand angefochten,
sondern alle Reichsstände bei dem ihnen zustehenden Bündnisrecht gelassen und
geschützt werden. Sollte man auch hineinbringen können, daß ihm Spanien wegen
seiner Forderungen Satisfaktion geben solle, so würde ihm das sehr lieb sein.
Er soll auch Croissy mitteilen, daß das Haus Lüneburg ein heimliches
Verständnis mit Schweden hätte, was auch aus der Konduite des schwedischen
Gesandten im Haag zu ersehen wäre, und daß man deshalb mit desto mehrem
vigueur zu agieren hätte, um dem beizeiten ein Ende zu machen.
P.S. Sollte der König noch einige Truppen ins K. Cölnische schicken
wollen, so hat er dem ferner nicht zu opponieren, sondern es zu befordern,
aber zu ersuchen, daß man gegen den Staat nichts Tatsächliches vornehme, ehe
deshalb mit den Alliierten, Dänemark und ihm, ein Konzert getroffen sei.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Valenciennes
24. Mai/3. Juni 1684.
[Auf das Reskript vom 10./20. Mai. Günstige Aufnahme seiner Mitteilungen und
Vorschläge. Der Vertrag wegen Dömitz. Verhalten Schwedens. Französische Truppen-
sendung ins Reich. K. Trier.]
3. Juni Croissy hat seine Mitteilungen sehr gut aufgenommen, er erklärte, der
König hätte mit großer Befriedigung von den Maßregeln vernommen, welche
Kf. gegen das Haus Lüneburg anwenden wolle, er sei einverstanden damit, daß
die k. cölnischen Truppen sofort an der Weser agierten, er hoffe, daß zugleich
Dänemark und Kf. ihre Truppen an der Elbe agieren lassen würden, und er
sei einverstanden damit, daß dieselben bei dieser Gelegenheit auch in ihren
besonderen Beschwerden Satisfaktion erhielten. Auch wegen Vorausbezahlung
der Subsidien hat er ihn und Meyercrohn, der die gleiche Forderung gestellt
hat, versichert, sein Bestes tun zu wollen, und es ist zu hoffen, daß die Rückkehr
des Hofes nach Paris dieses noch erleichtern wird.
Auch mit dem Vorschlag des Kf., daß zur Verabredung der Operationen
an der Elbe ein dänischer General, am liebsten der Graf de Roy e, zu ihm
geschickt werde, ist man hier sehr einverstanden. Von dem Vertrag mit dem
Herzoge von Mecklenburg wegen Dömitz1) wird man schon Kunde erhalten
>) S. Pufendorf XVIII, § 127 (S. 1502). Kf., dem inzwischen durch den
dänischen Gesandten Gabel der Vertrag wegen Dömitz mitgeteilt war, schreibt an Sp.
24. Mai / 3. Juni 1684, diese Sache und daß man ihm vorher nichts davon mitgeteilt
habe, habe ihn auf das hpchste befremdet, dadurch werde die Konduite Frankreichs
und Dänemarks im Reiche noch immer mehr verhaßt gemacht werden, und auch für
ihn sei die Besetzung dieser Festung durch die Dänen bedenklich. Er befiehlt ihm,
Vertrag wegen Dömitz. Verfahren gegen K. Trier. 511
haben. Man ist hier sehr ungehalten darüber gewesen, daß der Herzog zu
gleicher Zeit dem Herzog von Celle davon Nachricht gegeben hat, und er wäre
beinahe nach Vincennes geschickt worden.
Das Einverständnis zwischen Schweden und Hannover ist auch aus
dem Verhalten ihrer beiderseitigen Gesandten im Haag und anderswo und aus
der Erklärung des schwedischen Gesandten in Kopenhagen zu ersehen. Groissy
hat dieses angeführt, zugleich aber ihm mitgeteilt, daß nach den Berichten des
in Schweden zurückgebliebenen Sekretärs Bas in der dortige König seine Un-
zufriedenheit mit denen bezeugt hätte, welche mit Frankreich es zum Kriege
kommen lassen wollten. Auch Lilierood in Paris versichert, daß sein König
geneigt sei, sich mit Frankreich zu verständigen.
Cr. hat auch zugesagt, daß der König 5 — 6000 Mann ins K. Cölnische
schicken werde, er hat ihm mitgeteilt, nach den Nachrichten aus Regensburg
wolle der Kaiser Truppen aus Franken und anderswoher marschieren lassen,
um sich Cölns zu versichern, und den Wunsch ausgesprochen, daß K. Cöln und
Kf. für die Sicherung der Stadt sorgen möchten. Er bemerkte auch, jetzt nach
dem Fall Luxemburgs stände Marschall Crequi mit seiner Armee bereit, im
Bedürfnisfall im Reiche zu agieren und so die Unternehmungen gegen das Haus
Lüneburg zu unterstützen.
Er hat aufs neue daraufgedrungen, daß durch die von K.Trier geforderte
Deklaration ') der Vertrag mit demselben zur Vollendung gebracht werde. Doch
beeilt man sich damit nicht, da man nach der Einnahme von Luxemburg von
dieser Seite her sich für gesichert hält und meint, daß K. Trier weniger im-
stande sei, die Partei zu wechseln.
E. Spanheini an den Kurfürsten. D. Paris
13./23. Juni 1684.
[Audienz beim König. Die Vorausbezahlung der Subsidien und die Dömitzer
Angelegenheit.]
Er hat Montag den 9./ 19. in Versailles Audienz bei dem Konig gehabt, 23. Juni
ihm das Schreiben des Kf.') übergeben, Anzeige von dem Abschluß des Konzertes
dieses Croissy vorzustellen und zu verlangen, daß, da noch nicht alle Hoffnung
auf friedliche Verständigung mit dem Hause Braunschweig geschwunden sei,
mit der Okkupation von Dömitz und der Ausführung des Pariser Vertrages noch
etwas angestanden und daß, falls es doch zur Okkupation der Festung kommen sollte,
die Besatzung zur Hälfte aus seinen Truppen genommen werde, er werde dieses auch
in Dänemark verlangen. (S. unten Abschnitt IV.) Zugleich sendet er ihm eine Ab-
schrift des am 20./ 30. Mai zwischen ihm, Dänemark und K. Cöln abgeschlossenen
Konzertes, s. dasselbe bei ▼. Morner, S. 459f.
") S. oben S. 502.
*) S. oben S. 509.
r>i2
IfL Brandenburg und Frankreich 1679
gemacht und die Bitte wegen Vorausbezahlung eines Teiles der Subsidiett vor-
gebracht. Der Konig antwortete daran! nur in allgemeinen Ausdrücken* er
werde dazu der Möglichkeit und den Verträgen gemäß Befehl erteilen, es wäre
ihm bei den jetzigen ungeheuren Ausgaben allerdings nicht so leicht, Vorschösse
zu machen j es würde ihm aber immer Vergnügen bereiten, dem Kf, Zeichen
seiner besonderen Freundschaft und Achtung zu geben. Er hat nachher die*
selbe Sache ausführlich mit Croissy besprochen, der allerdings nicht zugestehen
wollte., dati der König durch die Verträge zu einer solchen Vorauszahlung ver-
pflichtet sei, aber schli&ßüch doch versprach, man werde dabei nichts ver-
absäumen. Es ist anzunehmen, da Li man sich hierin nach den Nachrichten
richten wird, welche mau über das Ergebnis der Unterhandlungen mit dem
Hause Mineburg erhalten wird.
Auch die Angelegenheit wegen Dömitz hat er in der Audienz berührt und
nachher ausführlich mit Croissy besprochen. Derselbe erklärte*, der König
wünsche, daU alles nach Verabredung und gemeinsam zwischen Danemark und
Kf. geschehe, man habe schon und werde deswegen nochmals an Villar*
schreiben und mit Meyercrohn reden, und er teilte ihm mit,1} die Herzog
Lüneburg hätten schon Truppen nach Dttmitz hineingelegt. Der Kommandant
hätte sich geweigert, den Befehlen des Herzogs zu gehorchen, man hätte aber
guten Grund, zu glauben, daß dieser mit die Hand im Spiele habe, er hoffte,
KL und der König von Dänemark würden sich nun um so eher über diese
Sache verständigen und gemeinsam die lüneburgischen Truppen von dort ver-
treiben. Er hat nachher erfahren, dali der König den Herzog von Mecklen-
burg hat verhaften und nach dem Schloß von Viucennes bringen lassen, und
daß der König wünsche, der Konig von Dänemark und Kf. möchten den urt
kräftig angreifen lassen.
Der Kurfih'st an Spanhelm. D. Potet&m 20./S0. Juni 1684,
(Coric- Meinders.)
[Zufriedenstellende Erklärungen des Hauses Lüneburg. Absicht, die Verhandlungen
wegen eines Konzerten gegen Schweden wieder aufzunehmen.]
30. Juni Das Haus Lüneburg hat sich wegen Annehmung der franzosischen
Propositionen und Beförderung des Waffenstillstandes zwischen dem Reich und
Frankreich so erklärt,-) daß sowohl er als auch Dänemark keine ünsache finden,
in dasselbe weiter zu dringen, und den vorgesetzten Zweck, dieses Haus betreffend,
nunmehr für erreicht halten.
l) S. Boll, Geschichte von Mecklenburg II, S. 185f.
■) S. Pufeadorf XVIII, § 135 CS. IHK).
Der Herzog von Mecklenburg. Das Unternehmen gegen Schweden. 513
Im ') übrigen werdet Ihr Euch annoch gehorsamst zu erinnern wissen,
was für ein Ooncert wieder Schweden im vorigen Jahre1) ins Mittel ge-
bracht worden. Und weilen nun außer Zweifel der gesambten guten
Partei nicht geringe avantages dadurch zuwachsen würden, wenn man
zu dem damalen hiebei gehabten Zweck annoch füglich gelangen könnte,
als befehlen wir Euch hiemit in Gnaden, den Marquis de Croissy zu
sondiren, ob Ihre Königl. Maj. von Franckreich annoch geneigt sein
möchten, solch Dessein auf Art und Weise, wie für diesem in Vorschlag
gekommen, zu secondiren, im Fall mehrgedachtes Fürstliches Haus dis-
poniret werden könnte, dabei mit zu concurriren.
Meyercrohn wird deswegen auch Instruktion haben, and er soll mit ihm
aas der Sache vertraulich kommunizieren. Auch mit dem braunschweigischen
Minister Ballati soll er ins künftige vertraulich umgehen und seine Negotiation
allemal aufs beste sekondieren.3)
P. S. In dem beifolgenden Schreiben, das er von dem Kaiser4) erhalten,
bezeugt dieser nicht wenig Disposition zu einer schleunigen Beruhigung und
Etablierung des armistitii sowohl mit dein Reich als auch mit Spanien. Sp.
soll Croissy Nachricht davon und seiner Hoffnung Ausdruck geben, der König
werde seine Minister im Haag und in Regensburg so instruieren und seinerseits
solche Fazilität beitragen lassen, damit man sobald als möglich auf billige und
leidliche Bedingungen zum Schluß des armistitii gelangen möge.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam 20./ 30. Juni 1684.
(Conc. Meinders.)
[Mißbilligung des Einrückens Crequi's in das Trierache, Verlangen, daß der König
die ihm gegebenen Versprechen halte.]
Das Einrucken des Marschalls Creqai in das K. Triersche und dessen 30. Juni
Verfahren gegen die Stadt Trier5) kommt mit den Versicherangen des Königs,
daß er das Reich und besonders die Stände, welche sich den consiliis pacis
konformieren, nicht überziehen und vergewaltigen wolle, nicht überein. Dieses
') Das Folgende in Ziffern.
*) S. oben S. 464 ff.
*) Dieser Befehl wird in einem P. S. eingeschränkt, Sp. soll in seiner Konfidenz
mit B. mit gehöriger Vorsicht verfahren und seine für ihn anzuwendenden officia so
einrichten, daß es dem Kf. und dessen Interesse nicht nachteilig sei.
«) S. Pufendorf XVIII, § 133 (S. 1508); ürk. u. Akt XIV,2, S. 1136.
5) S. Theatr. Europ. XII, S. 653.
Mater, z. Gesch. d. G. Korfürsten. XK. 33
514
10. Brandenburg und Frankreich 1(3— 1G&4,
Verfahren und daß ihm in einer so hoch wie Li ti gen und das Reich direkt
konzemierenden Sache nicht die geringste Notifikation gegeben worden, ist ihm
nicht wenig zu Gemüt gegangen. Er soll deswegen bei CroUsy benötige
remonstrationes tun und begehren, daß, wenn es nicht schon geschehen, die
frrvi tische Armee aus dem Triersehen wieder zurückgezogen uud diesem Kur-
fürsten alle fernere Ursache zu Klagen benommen werde.
Wir werden zwar im übrigen bei denen mit L K. M. getroffenen
foederibus und Alliantzien einen Weg als den anderen unverbrüchlich
verbleiben, auch in denen bis an her zu Erreichung des bekannten Zwecks
angewandten oiliciis continuiren, vorsehen uns aber auch, daß I. K, >K
aueb ihres Orts dero uns so oft uud vielfältig des Reichs wegen gegebenen
Versicherungen nachleben und durch dergleichen demarches ihre Coiiduite
nicht noch weiter odieux und uns incapahle machen werden, mit Nutz
und Effect vor ihro Interesse weiter zu arbeiten.1) —
') Auf die Beschwerden K.Triers über weitere Gewalttätigkeiten OrequT«
befiehlt Kf. Sp. &/1& Juli 1684, auf Abführung der fran*us lachen Trappen aus dem
Trierseben zu dringen und tu koutesüeren, er hoffte, der König werde dergleichen wider
da« Kelch nicht ferner vornehmem sondern ►.-im* suh-he Konduiti? gegon dasselbe bl
daß er, seinem sehnlichen Verlangen nach, in der mit dem König etablierten guten
Freundschaft verbleiben, dabei aber ihm nicht xti gemutet werden möchte, etwa» tu
tun oder zu unterlassen, was mit seinem vornehmsten, in der Konsaration des
Kelchs bestehenden Interesse und seinen demselben geleisteten Pflichten nicht
kompatibel wäre.
3) S. iXegociations de Mr, le Comte d'Avaux III, S. 11 2 ff.; Müller, Wilhelm III,
von Oranien und Georg Friedrich von Waldeck I, St 231* IT,
Der Kurfürst an Spanheim.
D. Potetam 24. Juni/3. Juli 1684. (Cone. Meiwierc.)
[Befehl, wegen der dem Reiche zum Beitritt zu dem Waffenstillstände gelassenen iu
kurzen Frist Vorstellungen zu machen.]
K Juli v. Diest hat aus dem Haag berichtet, daß bei den daselbst zwischen
Frankreich und dem Staat aof dem Schluß stehenden Sti 1 1 stand st rnk taten3) für
das Kelch nur eine Zeit von vier Wochen ausbedungen worden, hinneu deren
sich dasselbe über die von Frankreich vorgeschlagenen Bedingungen zu erklären
hätte. Der Kaiser hat sich zur Annahme derselben disponibel gezeigt, vier
Wochen aber sind gar nicht zureichend, bei dem Reichstage in einer so
Verfahren gegen Trier. Zu kurze Frist für Annahme des Waffenstillstands. 515
wichtigen und schweren Handlang zur Endschaft zu gelangen. Er soll dieses
Croissy vorstellen und, falls es nicht mehr möglich sein sollte, den Tennin
respectu des Reichs etwas weiter hinauszusetzen, sich bemühen, daß, wenn
binnen vier Wochen die Regensburgische Handlung nicht zur Endschaft gebracht
werden könnte, dann doch durch keine neue postulata oder wirkliche Kriegs-
operationes die Handlung schwerer gemacht oder gar abrumpiert, sondern die
hierzu nötige Zeit dem Reich gegönnt werde. Er wird davon gegen den Kaiser
und jemand anders nicht das Geringste merken lassen, sondern vielmehr alle
Hoffnung zu Prolongation dieses Termins ihnen benehmen und sich eifrig an-
gelegen sein lassen, das Werk zu guter und schleuniger Richtigkeit zu bringen.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potstam
28. Juni/ 7. Juli 1684.
[Unberechtigte Ansprüche Rebenacs, ungebührliches Benehmen desselben gegen
Meinder8 und Fuchs.]
Wir haben zu einigen Malen and zwar nicht ohne Verdruß ver- 7. Juli
merket, daß der bei uns sich befundene Eönigl. französische Envoye
extraordinaire Graf von Rebben acq bisweilen eine and andere Neuerung
in ceremonialibus praetendiret, wie er dann noch gestern auch gegen
unsern Obermarschalck wegen Reichung der serviette ein und ander
Erwähnung getan und sich dabei beschweret, daß ihm darin etwas
verweigert wurde, so er seiner Meinung nach mit Fug zu praetendiren
hätte. Wie solches aber bekanntermaßen an unserm Hofe nicht bräuch-
lich, so können wir ihm hierin auch keine Neuerung verstatten, halten
uns auch genugsam b versichert, daß ihm dergleichen von seinem Könige
nicht anbefohlen, wie dann auch sonsten weder Kaiserlichen noch einigen
andern eine serviette gereichet wird, nachdem von uns hierunter ein
gewisses reglement gemacht worden. Wir befehlen euch solchem nach
gnädigst dieserwegen dem Marquis de Croissy gebührende Remonstration
und Vorstellung zu tun, damit gemeltem Grafen de Rebbenacq hier-
unter geziemende Weisung geschehen und wir mit solchen unbefugten
Praetensionen nicht behelliget werden mögen.
Welchergestalt sich sonsten gemelter Graf Rebbenacq gegen unsere
Geh. Räte Meinders und Fuchsen dieser Tage begegnet, solches
38*
516 HI* Brandenburg und Frankreich 1679— 1684.
werdet Ihr aus deren Schreiben ersehen haben. Sollte er davon mit
einigen ungleichen Rapporten zuvorkommen sein, so werdet Ihr den
wahrhaften Gegenbericht darauf abzustatten haben.1) —
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
7./ 17. Juli 1684.
[Seine Mitteilungen wegen des beabsichtigten Konzertes gegen Schweden. Croissy's
Erwiderungen. Voraussichtliches Verhalten Frankreichs in dieser Angelegenheit]
17. Juli Er hat am 4./14. Croissy gesprochen und sich des in dem Reskript vom
20./30. Juni erteilten Auftrages in betreff Schwedens entledigt. Cr. erwiderte,
der Konig sei noch immer seinen Alliierten gegenüber in derselben Stimmung,
das sei er beauftragt gewesen, auch Meyercrohn auf dessen Eröffnungen zu
antworten, zugleich aber hinzuzufügen, daß der König erst genauer über die
Absichten derselben, wie man unter den jetzigen Umständen handeln solle,
unterrichtet zu werden wünsche. Es seien drei Fälle zu erwägen, 1. wenn
das Reich und auch Schweden in diesem Monat den Waffenstillstand annähmen,
2. wenn das Reich es täte, ohne daß sich Schweden dem konformierte, 3. wenn
das Reich ihn verweigerte. In den beiden letzten Fällen würde man keine
Schwierigkeit haben, gegen Schweden vorzugehen, der König wünschte aber
auch die Meinung Dänemarks und des Kf. zu wissen darüber, was zu tun sei, falls
der Waffenstillstand mit dem Reiche nicht in einem Monat angenommen werden
sollte, denn er sei durchaus nicht gemeint, den Termin zu verlängern. Im
ersten Falle müßte man wissen, wie Dänemark und Kf. gegen Schweden handeln
zu können vermeinten, ohne den Tadel, die Angreifer zu sein und den Waffen-
stillstand gebrochen zu haben, auf sich zu ziehen. Daß auch das Haus Lüne-
burg sich konformieren und man demselben gänzlich sollte trauen können,
dessen glaubte man noch nicht sicher zu sein. Er hat erwidert, auch von
!) Sp. berichtet 21./31. Juli 1684, er habe mit Croissy über diese Angelegenheit
gesprochen. Derselbe erklärte, Rebenac habe dieselbe auch in einem an ihn ge-
richteten Briefe berührt, er behaupte, er hätte früher eine solche zweite Serviette
erhalten, es sei eine Neuerung, über die auch Graf Lainberg sich unzufrieden
geäußert hätte. Er habe sich dagegen an das gehalten, was ihm in dem Reskript
mitgeteilt worden, daß das Reglement darüber schon vor einiger Zeit gemacht und
ebenso auch den kaiserlichen Ministem gegenüber zur Anwendung gebracht sei.
Cr. schien sich damit zufrieden zu geben, bemerkte aber, man habe dem französischen
Gesandten schon den Vortritt vor dem Fürsten von Anhalt genommen, den er, als
er an den Hof des Kf. gekommen sei, noch gehabt habe, worauf er ihm die Ver-
anlassung und Berechtigung dieser Veränderung auseinandergesetzt habe.
Das Unternehmen gegen Schweden. Französische militärische Demonstrationen. 517
Seiten des Kf. sei die Teilnahme dieses Hauses an dem Vorgehen gegen
Schweden Voraussetzung desselben, die Waffenstillstandsfrage werde in so
kurzer Zeit in Regensburg nicht erledigt werden können, man könnte es mit
Schweden ebenso machen wie mit dem Hause Lüneburg, nämlich von ihm Bei-
tritt zu dem Waffenstillstand und zugleich Erledigung der besonderen Beschwerden
des Königs von Dänemark und des Kf. fordern u. a. Cr. übernahm es, dem
König davon zu berichten. Man wird wahrscheinlich in generalibus bleiben
und eine bestimmte Entscheidung aufschieben, bis man die gewünschten näheren
Aufklärungen erhalten und gesehen hat, welchen Nutzen der König von Frank-
reich davon haben könnte. Er bittet um nähere Informationen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
25. Juli/4. August 1684.
[Croissy's Mitteilung von der beabsichtigten Sendung einer Armee nach dem Elsaß,
seine Gegenvorstellungen, Croissy's Erwiderungen, Beschwerde über das Verhalten
der brandenburgischen Gesandtschaft in Regensburg.]
Croissy hat ihm am 1. August den Entschluß des Königs, den Marschall 4. Aug.
Schomberg mit 20000 Pferden nach dem Elsaß zu schicken, mitgeteilt und
dabei bemerkt, die Nachrichten aus Regensburg meldeten, daß dort das Zustande-
kommen des Waffenstillstandes mehr und mehr durch Bedingungen und Klauseln,
die man fordere, erschwert werde, besonders durch den Punkt der Universalität
und der Satisfaktion der von den Reunionen betroffenen Stande. Dieses und
das ganze Verhalten des Grafen Windisch grätz ließe deutlich erkennen, daß
das Haus Österreich sich den Schein geben wolle, als sei es zu einem Ab-
kommen bereit, in Wirklichkeit aber dasselbe hinzuziehen suche, bis es sich
mit den Türken verständigt hätte. Der König hätte sich daher genötigt gesehen,
seine Truppen nach dem Elsaß vorrücken zu lassen und seine weiteren Maß-
nahmen nach den Nachrichten, die man von Verjus erwartete, einzurichten.
Man würde von den weiteren Entschlüssen Kf. durch Rebenac unterrichten
lassen, dabei würde man sich auch mit Kf. über das Vorgehen gegen Schweden
einigen können, man hoffte, daß derselbe sich inzwischen des Hauses Lüneburg
besser, als nach dessen letzter Abstimmung in Regensburg zu urteilen sei, ver-
sichert haben werde.
Er hat in seiner Antwort seinem Erstaunen über einen solchen Entschluß
gerade jetzt, wo das Abkommen mit dem Reiche schon so gut wie zustande
gekommen geschienen habe, Ausdruck gegeben, auf die Beunruhigung hin-
gewiesen, welche derselbe verursachen werde, und daran erinnert, daß in allen
Verträgen mit Kf. versprochen worden sei, daß man in bezug auf das Reich
keine Entschlüsse fassen und noch weniger zur Ausführung bringen wolle, ohne
&18
Uh Brandenburg und Frankreich 167^—1664.
vorher demselben davon Mitteilung zu machen und sich mit ihm über da«, was
zu tun sein werde, zu verständigen, daß überdies durchaus kein ßencalum in
mora sei. Croissy aber wiederholte seine vorherigen Ausführungen, die Maß-
regel sei notwendig infolge der Weiterungen, welche bei den Verhandlungen
wegen des Waffen Stillstandes gemacht würden, es sei noch kein bestimmter
Entschluß geraßt, man würde sich nach den weiteren Nachrichten aus Regens-
burg richten und dem Kf. dann Kunde davon geben and ihm zugleich An*
erbietungen wegen der Aktion gQgea Schweden machen. Kr bemerkte dabei,
die Verträge des Königs mit Kf. und Dänemark bänden demselben keineswegs
die 11:1 ndc, Utah ohne Verständigung mit diesen zu handeln, wenn ihn die
Umstände und die Weigerung des Keichstsiges zu schließen dazu nötigten. Er gab
zu verstehen,, daß man, im Fall es zur Aktion kommen sollte, sich zum Angriff
auf eine Grenzstadt, vielleicht Pldfippttrarg, entschließen und dann mit Kf, und
dem Konig von Dänemark sich über die Aktion gegen Schweden verstündigen
könnte* Doch hoffte er, die Nachricht von dem Marsch dieser Truppen werde
zu einem compelle für den Reichstag dienen, Er hat erwidert, auch er
diese Hoffnung und erwarte, daß man jeden falls nicht weiter gehen werde, ohne
vorher die Meinung der Bundesgenossen, besonders des Kf., einzuholen. 1 r
werde dem Kf, von diesem Marsch durch einen besonderen Kurier Nachricht
gehen, und es werde ihm sehr lieb sein, wenn er demselber Genaueres darüber
berichte! könnt*. Or« könnte durch denselhen Rebenae die notigen Mit-
teilungen zukommen lassen; es würde doch ärgerlich sein, wenn Kf. davon
wieder, ebenso wie bei der Straßburger Affäre, früher durch die Zeitungen ab
durch Kebenae oder ihn Nachricht erhielte, Crf erwiderte, es sei noch nichts
Weiteres beschlossen, er könnte ihm noch nichts Sicheres sagen, vielleicht aber
würde dies in wenigen Tagen geschehen, dann sollte ein Kurier an Reben si-
nnt den n("ti^en Weisungen abgefertigt Werden. Da Cr. dabei auch bemerkte,
in Berit* sei über das Vorgehen gegen Schweden zwischen den dänischen und
brandenburgischen Ministem ohne Kommunikation mit Rebenae verhandelt
worden, und dieses autorisiere seinen König, es ebenso zu machen, so hat er
darauf das Nötige geantwortet, der König von Dänemark habe gleich bei den
ersten Eröffnungen darüber dem Kf. mitgeteilt, daß der Konig von Frank-
reich V4in der Sache unterrichtet sei und sie nicht mißbillige, er habe dann
sofort Ordre erhalten, mit Grölst) davon zu sprechen, und er habe dieses
auch getan,
Meyercrohn hat ihm mitgeteilt, daß Croissy mit. ihm auch in derselben
Weise davon gesprochen habe und verwundert gewesen sei, daß auch er lebhafte
I invv ;inde dagegen erhoben habe.
Cr. hat in der letzten Unterredung mit ihm auch bemerkt, man sei
wundert, daß auch die Gesandten des Kf. auf dem Reichstage bei dem Punkt
der Satisfaktion der Gegenpartei die Hand geboten hätten. Er hat ihn darüber
um weitere Auskunft gebeten, nach den Nachrichten, die er bisher aus Regen»-
bürg erhalten, hätten die Minister des Kf. sich immer den Interessen Frank-
reichs konfonniert.
Vorstellungen gegen die Truppensendung. Allianz mit Hannover. 519
Der Kurfürst an Spanheim. D. Potsdam l./[ll.] August 1684.
(Conc. Meinders.)
[Abschluß der Allianz mit dem braunschweigischen Hause.]
Nachdem das Haus Braunschweig-Lüneburg sich zu Beförderung des 11. Auj
armistitii nach den von Frankreich desiderierten Konditionen erklärt und dem
kurfürstlichen Gutachten sowohl ratione universalitatis praetensae als sonst völlig
beigetreten, hat er kein Bedenken gesehen, sich mit diesem Hause näher zu
setzen, und er hat die mit dem Herzog von Hannover vor drei Jahren aufgerichtete
und von Frankreich selbst angeratene Allianz renoviert1) und auf die gegen-
wärtigen Konjunkturen eingerichtet, sich dabei aber schlechterdings in terminis
defensivis gehalten. Sp. soll Croissy davon Nachricht geben, anzeigen, daß,
sobald die Allianz ratifiziert sei, auf Begehren eine Kopie derselben mitgeteilt
werden solle, und inzwischen versichern, daß diese Allianz nur auf eine
reciproque Defension und einige Partikularangelegenheiten ihrer beiden Häuser
eingerichtet, sonst aber nicht das Geringste dabei vorgekommen wäre, was das
Interesse des Königs konzernierte, noch weniger den zwischen ihm und demselben
getroffenen pactis zuwider sein oder ihn an deren Erfüllung behindern könnte.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
l./ll. August 1684.
[Mitteilungen Croissy 's über die Schwierigkeiten bei den Waffenstillstandsverbandlungen,
über die Absicht des Königs, Gewalt zu gebrauchen, und die Rebenac
erteilten Aufträge.]
Er hat am 8. August Croissy in Versailles gesprochen. Derselbe berührte 11. Aug
sofort die Regensburger Angelegenheiten, behauptete, das Konklusum der drei
Kollegien vom 25. Juli3) ließe infolge der angehängten Klauseln und Vorbehalte
alles unentschieden, die Erklärungen, welche der Kaiser im Haag durch
Crampricht habe machen lassen, verschlimmerten die Sache noch und zeigten
deutlich, daß der kaiserliche Hof nicht schließen wollte. Die Punkte selbst
könnten mit Leichtigkeit in wenigen Stunden zur Richtigkeit gebracht werden,
») S. den Allianzvertrag vom 2./ 12. August 1684 (Pufendorf XVIII, § 135
(S. 1513); v. Mörner, S. 462ff.). Vgl. unten Abschnitt V.
*) S. das Reichsgutachten vom 26. Juli 1684 (Londorp XII, S. 101 f.). Vgl.
Pufendorf XVIII, § 133 (S. 1509) und unten Abschnitt V.
520 HI. Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Verjus hätte alle dazu notigen Informationen und Vollmachten, man hätte
sogar den Termin bis zum 15. verlängert. Wenn aber bis dahin nicht der
Schluß erfolgte, so könnte der König sich nicht länger hinhalten lassen;
Rebenac und Villars hätten Ordre erhalten, dem Kf. und dem König von
Dänemark davon Mitteilung zu machen und zu erfahren, was dieselben, wenn
der König sich genötigt sehe zu handeln, tun wollten, und ihnen Subsidien und
sonstige Vorteile anzubieten, falls sie gegen Seh we den in Aktion treten wollten,
wobei er die Schwierigkeiten hervorhob, welche einer solchen entgegentreten
würden, wenn es zur Verständigung zwischen Frankreich und dem Reiche
kommen sollte.
Er hat in seiner Erwiderung die Hoffnung ausgesprochen, daß, nachdem
durch das Konklusum vom 25. Juli die Hauptfragen erledigt seien, und zwar
ohne die Klauseln, welche bisher die Hauptschwierigkeiten bereitet hätten, man
auch über die anderen Punkte sich noch einigen werde, er hat daran erinnert,
daß Kf. die Aktion gegen Schweden jetzt nur auf die von dänischer Seite hin
erfolgten Insinuationen habe anregen lassen, und erklärt, daß für Kf. jedenfalls
das Zustandekommen des Waffenstillstandes eine viel wichtigere Sache sei.
Cr. blieb aber dabei, der König hätte alles getan, um den Abschluß desselben
zu erleichtern, wenn derselbe nicht erfolgte, müßte er seine Interessen wahr-
nehmen. Ganz ähnliche Mitteilungen hat Cr. auch Meyercrohn gemacht.
Gestern hat ihm Cr. mitgeteilt, daß die Schwierigkeiten sich noch vermehrt
hätten, daß in betreff der vorbehaltenen Punkte, namentlich des modus possidendi,
Vorschläge gemacht seien, welche die Aussicht, daß es zu einem Abschluß
kommen möchte, immer mehr verschwinden ließen. Rebenac hat mit dieser
Post Befehl erhalten, einen neuen Vertrag mit Kf. vorzuschlagen und Kriegs-
subsidien anzubieten, falls der König sich genötigt sehe zu handeln und Kf. in
Aktion gegen Schweden treten wollte. Er hat ihm sein Bedauern darüber, aber
auch seine Hoffnung, daß es doch zum Schluß kommen werde, ausgesprochen
und darauf gedrungen, daß der König bei einem so großen Werke, wo es sich
um die Ruhe der Christenheit handle, nicht so bestimmt an dem Termin fest-
halten und zu Tätlichkeiten gegen das Reich schreiten möge.
Der Kurfürst an Spanheim. D. Cöln 5./ [15.] August 1684.
(Conc. P. Fuchs.)
[Auf die Relation vom 25. Juli/ 4. August. Abmahnung von gewaltsamen Maßregeln.]
15. Aug. Der Entschluß des Königs, 20000 Pferde nach dem Elsaß zu senden, hat
ihn um so mehr überrascht, da doch das armistitium zu Regensburg mit allen
von Frankreich vorgeschlagenen Konditionen angenommen, von der Inklusion
des Nordens und Südens abstrahiert und die noch etwa übrige Diffikultat
Abmahnung vor Gewalttätigkeiten. Abschluß des Waffenstillstandes. 521
wegen des modi possidendi seines Ermessens nicht von der Erheblichkeit ist,
daß deswegen die ganze Sache rückgängig werden könnte. \ Vielmehr ist gute
Hoffnung vorhanden, daß der Schluß in kurzem erfolgen werde, wenn man nur
noch einige Tage Geduld haben und auf dem gesetzten Termin nicht gar zu
genau bestehen mochte. Er hätte auch gehofft, daß der König zu einer so
wichtigen und ihn so hoch touchierenden Resolution nicht ohne vorher mit ihm
darüber zu kommunizieren geschritten sein würde. Er will aber doch zu der
ihm so oft von dem Könige gegebenen Versicherung, das Reich ohne inevitable
NezessitSt nicht weiter zu beunruhigen, das gute Vertrauen setzen, es werde
mit diesem Marsch noch nicht auf eine wirkliche Aktion gegen das Reich
abgesehen sein, sondern derselbe noch auf einige Zeit suspendiert und das
Korps im Elsaß gelassen werden, wodurch ohne Zweifel der Zweck erreicht
und die Regensburgische Handlung beschleunigt werden wird.
Er soll dieses alles Croissy auf das beweglichste vorstellen, ihm von
beifolgendem Reskript an v. Jena1) Mitteilung machen, auch sich nach Möglich-
keit der Assistenz Meyercrohns bedienen.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
15./25. August 1684.
[Die Nachrichten über den Abschluß des Waffenstillstandes. Mitteilungen an Croissy
über das Verhältnis des Kf. zu dem Hause Braunschweig und über das Verhalten
Schwedens bei den pommerschen Grenzverhandlungen.]
Croissy hat ihm am 11./21. in Versailles mitgeteilt, daß am vorher- 25. Aug
gehenden Abend ein Kurier aus Regensburg eingetroffen sei mit der Meldung
Verjus', daß3) derselbe sich am 6./16. mit den kaiserlichen Kommissaren über
alle Bedingungen des Waffenstillstandes mit dem Reiche geeinigt habe, und
daß er in ein oder zwei Tagen die unterzeichneten Verträge zu übersenden
hoffe. Cr. bezeugte große Freude darüber und Dankbarkeit für den großen
Anteil des Kf. an dem Zustandekommen des Werkes, auch der König soll sehr
erfreut sein. Heute morgen hat er durch Mignon die Nachricht erhalten, daß
in dieser Nacht ein Kurier aus Regensburg die unterzeichneten Verträge mit
dem Reiche und Spanien überbracht habe.1)
!) S. unten Abschnitt V.
*) S. Pufendorf XVIII, § 133 (S. 1509ff.), unten Abschnitt V.
3) Kf. befiehlt Sp. (d. Oranienburg 23. August / 2. September 1684), dem Könige
in einer besonderen Audienz zum Abschluß des Waffenstillstandes zu gratulieren.
Sp. berichtet 12./ 22. September, daß er dieses am 19. getan und daß der König in
seiner Antwort den Anteil des Kf. an diesem Erfolge gerühmt habe.
522
HL Brandenburg und Frankreich 1679—1684.
Er hat Croissy aufs neue das Verhältnis des KL zum Mause Braun-
schweig dargelegt, daü die Grundlage aller Hei rata vertrüge oder sonstigen
Verbindungen mit demselben vollständige Übereinstimmung der Gesinnungen
beider Teile gemäß den zwischen Kf. und Frankreich abgeschlossenen Vertragen
zu bilden habe und daß daher auch der LI ei ra tsver trag verschoben sei, bis der
König von Frankreich mit dem Verhalten des braunschweigischen Hauses zu*
frieden sein werde. Er hat diese Erklärung für ratsam gehalten, da hier schon von
allen Seiten Gerüchte über den Abschluß der Heirat de» Kurprinzen verbreitet sind.
Er hat Cr. auch von dem Verhalten Schwedens bei den pommerschen
Grenzverhandlungen Anzeige gemacht Cr. erwiderte* daß er darüber nach dem
ganzen Verhalten Schwedens wenig erstaunt sei, und versicherte, daß Kf. sich
im Not falle auf ilie fiarantie seines KÖniga verlassen könne,
t. Sept.
E. Spanheim an den Kurfürsten.
D- Paris 22. August/ 1, September 1684.
[Die Verhandlungen mit Hannover. Geringe Aussicht, daß sich Frankreich zur
Unterstützung des Unternehmens gegen Schweden sollte bewegen lassen.]
Er hat am 29. August Croissy Anzeige von der Erneuerung1) des Vei
träges des Kf. mit dem Herzog von Hannover gemacht Er bat ihn bei dieser
Gelegenheit auch über den Stand der Verhandlungen mit Ballatti sondiert
Bild i'rfahrcn, daß man bereit ist, auf einem anderen Fuße als dem der hielten
Neutralität mit ihm zu verhandeln. Cr. teilte ihm auch mit, daß Reben sc
Hefehl erhalten habe, von Kf. die Garantie der Waffenstillstands vertrage zu
verlangen. Er hat dieses benutzt, um wieder das Vorgehen gegen Schweden
zur Sprache zu bringen und darauf hinzuweisen, wie notwendig es sei. den
feindlichen Absichten Schwedens zuvorzukommen, er hat aber aus den Antworten
Croissy "s ersehen, daß hoc rerum statu, und wenn nicht Schweden offen solche
feindlichen Absichten betätigen sollte, wenig Aussicht dazu vorhanden ist, d
König von Frankreich dabin zu bringen, durch Subsidien oder auf andere f i
hei einem Unternehmen gegen dasselbe mitzuwirken.
rhe
ise
E. Spanheim an den Kurfürsten, D. Paris
3./ 13, September 1684.
[Gespräch mit Croissy über die holsteinsche Angelegenheit und über das Verhalten
der br&unschweigistficn Herzoge. Seine Verabschiedung,]
13, Sept. Er hat gestern in Chambord mit Croissy gesprochen, ihm über den V
Inuf der Itzehoer Konferenz *) Bericht erstattet und auch mit der notigen Vor
Verhandlungen mit Hannover, hus Unternehmen gegen Schweden.
sieht die holsteinsche Angelegenheit') berührt, Cr* sagte, man wünsche, daß
dieselbe durch ein Temperament gütlich abgemacht werde, dach spricht
man sieh hier nicht genauer darüber aus, sondern möchte die Vermittlung gern
andern überlassen. Er hat anch mit Cr, Über das Haus Braunschweig-
Lüneburg gesprochen und auf Grund des Berichtes Aleinders* die Vorurteile,
welche man hier gegen dasselbe hegt, zu zerstören gesucht. Cr. sagte., nach
dem Bericht des französischen Gesandten in Celle sei Hannover mit dem
Kaiser übereingekommen, demselben einen Teil seiner Truppen zn überlassen,
■ doch ist man hier damit nicht weiter unzufrieden. Dänemark sucht hivr
begreiflieb zu machen, daß es trotz des Waffenstillstandes bewaffnet bleiben
müsse, solange die Herzoge von Brannschweig es seien und Schweden nidii
nur drohe, sondern wirklich entschlossen sei, ein bedeutendes Trup[tenkorps
nach Deutschland zu schicken. Cr, aber hat gegen Meyercrohn erklärt, daß
man davon hier nicht überzeugt sei, und gerade daher wünscht man hier daß
das Baus Lüneburg seine Truppen verabschieden möge.
■ Er hat sich in Chambord von dem König und von Croissy verabschiedet3'}
und letzterem mitgeteilt, daß er in Paris seinen Sekretär zurücklassen werde,
der über den Lauf der (Geschäfte, besonders die Bezahlung der Subsidien.
unternebtet sei und von Zeit zu Zeit sich bei ihm einfinden werde. Dieser
Sekretär Wilhelm C Ol seh ist schon zwölf Jahre in seinem Dienst.
E. Spanheim an den Kiirffirsteii.
1575. September 1684.
[Nene Verhandlungen mit Croissy über das Unternehmen gegen Schweden.]
Er und Meyercrohn sind übereingekommen, beide noch einmal das 15, Sept.
Unternehmen gegen Schweden in Anregung zu bringen, und haben sich zu
diesem Zwecke am 3./13. nach Versailles begeben. Zuerst hat Meyercruhn
mit Croissy gesprochen und ihm nochmals die Gründe auseinandergesetzt, aus
welchen sein König hoffe, daß der Konig von Frankreich dieses Unternehmen
billigen und unterstützen werde, worauf aber Cr, wieder die schon früher von
D. Paria
') S. Pufendorf XVlll, f 136 (S, 1514) und unten Abschnitt IV,
") Sp. hatte {25. August U)84) Kf. um Erlaubnis gebeten, nachdem jetzt die
WftffenstillstandäangelegenheU glücklich erledigt sei, eine Ketse nach Berlin machen
zu dürfen. Kf. hatte ihm {2b. August/ 4. September 1034} die Erlaubnis dazu erteilt,
aber verlangt, daß er nicht eher als die Verbandlungen zu Hamburg und Itzehoe
zum Abschluß gekommen seien und der König von Frankreich erklärt habe, ob er
zu dem Unternehmen gegen Schweden konkurrieren wolle, abreise. Er hatte ihn
zugleich beauftragt, jemand vorzuschlagen, der über die dortigen Vorgänge berichten
und was Kf, dorl zu verrichten haben sollte, ausführen konnte.
524 HI- Brandenburg und Frankreich 1679— 1684.
ihm angefahrten, dem jetzigen Stande der Dinge entnommenen Grunde anführte,
welche es demselben unmöglich machten, die Hand dazu zu bieten. Nachher
hat er selbst dieselbe Angelegenheit ihm vorgestellt, und da Cr. auch ihm
gegenüber wieder die schon oft von ihm vorgebrachten Gegengründe (die jetzt ge-
schlossenen Verträge, die Verpflichtung des Königs, mit dem ganzen Reiche den
Frieden aufrecht zu halten, und die Unzuverlässigkeit des Hauses Lüneburg)
anführte, hat er ihm dagegen vorgestellt, die Vorurteile gegen das letztere Haus
müßten von schlecht unterrichteten Leuten herrühren, der zwischen Kf. und
dem Herzog von Hannover abgeschlossene Vertrag sei ebenso ein Gegenbeweis
wie die Erklärung des Hauses, an der Aktion gegen Schweden teilnehmen zu
wollen, er hat als Gegenleistung eine vollkommene Garantie der Vertrage
Frankreichs mit Spanien und dem Reich durch die Alliierten angeboten und
hat ihm dann genauer alle die Umstände auseinandergesetzt, welche für dieses
Unternehmen sprechen. Auf Seiten der Verbündeten sei die Gerechtigkeit der
Sache, das gemeinsame Interesse, die Leichtigkeit und Sicherheit der Ausführung,
aber auch im Interesse des Königs von Frankreich liege es, sich am König
von Schweden für dessen feindseliges Verhalten zu rächen, dadurch auch dem
Kaiser und dessen Anhängern die gehoffte Stütze zu entziehen und die Ver-
bündeten, Dänemark, Kf. und das Haus Braunschweig, noch enger an sich
zu ketten.
Diese Vorstellungen schienen auf Cr. einigen Eindruck zu machen, er
übernahm es, dem König davon Bericht zu erstatten, und er hat ihn heute
durch Mignon benachrichtigen lassen, daß er morgen dessen Antwort darauf
erfahren solle. Er und Meyercrohn gedenken sich daher morgen wieder zu
ihm zu begeben.
E. Spanheim an den Kurfürsten. D. Paris
8./ 18. September 1684.1)
[Weigerung des Königs von Frankreich, das Unternehmen gegen Schweden
zu unterstützen.J
18. Sept. Er hat vorgestern eine neue Unterredung mit Croissy gehabt. Derselbe
sagte, daß er dem Konig von ihrer vorigen Unterredung Bericht erstattet, daß
dieser aber erklärt hätte, sich an dem geplanten Unternehmen gegen Schweden
nicht beteiligen und es nicht billigen zu können. Der soeben unterzeichnete
Waffenstillstand umfaßte das ganze Reich, der König könnte daher jetzt nicht
ein Unternehmen begünstigen, welches iin Reiche den Krieg entzünden würde.
]) Fast ganz in Ziffern.
Weigerung Frankreichs, das Unternehmen gegen Schweden zu unterstützen. 525
Der König hätte durchaus keinen Grund, mit dem König von Schweden zu-
frieden zu sein, und er bedauerte, daß seine Verbündeten nicht früher seine
darauf gerichteten Anerbietungen und die günstigen Konjunkturen benutzt hätten,
aber jetzt nach dem Abschluß des Waffenstillstandes könnte er den Tadel, einen
neuen Krieg im Reiche zu entzünden, nicht auf sich laden. Er hat dagegen
die Ursachen vorgestellt, welche Kf. früher abgehalten hätten, sich auf ein
solches Unternehmen einzulassen, und die Gründe, welche jetzt Kf. und den
König von Dänemark dazu veranlaßten, er hat dargelegt, daß keineswegs als
Folge davon der Ausbruch eines allgemeinen Krieges zu befürchten sei, und
erklärt, die Verbündeten verlangten garnicht, daß der König von Frankreich
sogleich Truppen ins Reich gegen den König von Schweden schicke, sondern
nur, daß ihnen derselbe, falls sie infolge dieses Unternehmens angegriffen würden,
seine Hilfe zufolge der früheren Verträge zusichere, und er hat die Vorteile
auseinandergesetzt, welche der König von Frankreich aus diesem Unternehmen
ziehen werde. Aber es war alles vergeblich, Croissy blieb dabei, der Waffen-
stillstand verhindere den König, gegenwärtig Verpflichtungen für einen Krieg
im Reiche zu übernehmen.
In derselben Weise hat Cr. auch Meyer er ohn geantwortet. Er erkennt
so, daß der König und sein Conseil sich durchaus nicht darauf einlassen wollen
und daß das Anerbieten der Garantie des Waffenstillstandes seitens der Ver-
bündeten nicht als gleichwertig mit dem, was diese fordern, angesehen wird.
Er fürchtet, daß auch das Anerbieten der Garantie der Besitzungen des Königs
von Frankreich, falls es nicht zum Frieden kommen sollte, und der Verzicht
auf die Kriegssnbsidien ebensowenig wirksam sein werden. Er hat aber diese
beiden Punkte noch nicht berührt, zumal da Meyercrohn auf dieselben noch
nicht instruiert ist.
E. Spanheini an den Kurfürsten. D. Blois
24. September/ 4. Oktober 1684.
[Mitteilung des Entschlusses des Kf., vorläufig von dem Unternehmen gegen Schweden
abzustehen. Maßregeln zur Ausführung des Waffenstillstandes.]
Er hat Croissy vorgestern in Chambord getroffen, ihm auf Grund der 4. Okt
Schreiben1) Fuchs' vom 6./ 16. und Meinders* vom 15./ 25. September mit-
geteilt, daß Kf. bereit sei, vorläufig von dem Unternehmen gegen Schweden
abzustehen, und dabei darauf hingewiesen, daß dieses ein neuer Beweis dafür
sei, wie Kf. die Meinungen und Interessen des Königs den seinigen vorziehe.
») Nicht bei den Akten.
526 IU. Brandenburg und Frankreich 1679— 1G84.
Gr. bezeigte sich damit sehr zufrieden und versicherte, daß der Konig sich
bei jeder Gelegenheit dem Kf. dankbar dafür zeigen, auch, falls Schweden
Veranlassung geben sollte, gegen es vorgehen, und daß man auch eine gute
Union zwischen Dänemark und dem Hanse Lüneburg gern sehen werde.
Er hat bei dieser Gelegenheit Gr. Mitteilung gemacht von der Erlaubnis
die er zu einer Reise nach Berlin erhalten, und gebeten, sich von dem
Könige verabschieden zu dürfen. Gr. hat ihm angezeigt, daß die Ratifikationen
des Waffenstillstandsvertrages mit dem Reiche ausgewechselt, daß auch Befehl
zum Abzug der französischen Truppen aus dem spanischen Gebiet erteilt sei,
daß der König beschlossen habe, 14000 Pferde abzudanken, und daß er
glaube, daß auch die anderen Mächte ebenso einen Teil ihrer Truppen
entlassen wurden.
Abschnitt IV.
Brandenburg und Dänemark
1679-1684.
Einleitung.
Das enge Bandes- and Freundschaftsverhältnis, welches zwischen
dem Kurfürsten von Brandenburg und dem König Christian V. von Däne-
mark während des von beiden gemeinsam gegen Schweden und Frank-
reich geführten Krieges in den Jahren 1675 bis 1678 bestanden hatte
und zu Ende des letzteren Jahres auf der persönlichen Zusammenkunft
beider Fürsten zu Doberan erneuert und befestigt worden war, hatte am
Ausgang des Krieges im nächsten Jahre 1679 einen heftigen Stoß erhalten.1)
Die Sonderverhandlungen, welche der König und der Kurfürst nach dem
Abfall ihrer anderen Verbündeten mit Frankreich, ersterer auch mit
Schweden, anknüpften, und ihre gesonderten Friedensschlüsse mit den
Gegnern haben auf beiden Seiten Argwohn und Unzufriedenheit erregt,
es ist zu scharfen Auseinandersetzungen zwischen ihnen gekommen, und
wenn dieselben auch äußerlich einen versöhnlichen Abschluß erhalten
haben, so ist doch eine starke Entfremdung zwischen beiden und ein
Auseinandergehen nach verschiedenen Richtungen hin die Folge davon
gewesen. Während der Kurfürst nach dem Frieden von St. Germain sein
Heil in der engsten Verbindung mit Frankreich suchte, hauptsächlich
um durch dessen Schutz vor weiteren feindlichen Schritten Schwedens
gesichert zu sein und womöglich dereinst mit französischer Hilfe Vor-
pommern Schweden wieder zu entreißen, ging Christian V. auf die An-
näherungsversuche Schwedens ein, und so gelang es*) dem schwedischen
Minister Gyllenstierna während der Verhandlungen zu Lund es dahin
zu bringen, daß nicht nur der dort abgeschlossene Frieden durch die
Vermählung König Karls XI. mit der Schwester König Christians befestigt,
sondern auch zugleich ein Bündnisvertrag abgeschlossen wurde, welcher
eine enge Verbindung der beiden nordischen Kronen sowohl in der äußeren
als auch in der inneren Politik begründen sollte. Doch hat Christian V.
') S. Urk. u. Akt XVIII, S. 243 ff.
T) S. Recueil des Instructions XIII; Danemarc par Gef fr oy, S. XXXVI ff.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 34
530 Einleitung.
die Verbindung mit dem Kurfürsten nicht vollständig abgebrochen.
Als er unmittelbar nach dem Abschluß des Friedens im Oktober 1679
sich gegen Hamburg wandte, um diese Stadt, welche sich der Ober-
herrlichkeit der dänischen Könige fast gänzlich entzogen hatte, zur
Unterwerfung zu zwingen, dabei aber nicht nur seitens der Stadt,
sondern auch der braunschweigischen Herzoge, welche die während des
Krieges angenommene Rolle als Schutzherren der kleineren Stände des
niedersächsichen Kreises weiterzuspielen suchten, Widerstand fand, rief
er die Bundeshilfe des Kurfürsten an. Dieser war sowohl auf die
Hamburger, welche ihm die Zahlung der von dem Kaiser in dem vorigen
Kriege assignierten Summen hartnäckig verweigerten, als auch auf die
braunschweigischen Herzoge sehr schlecht zu sprechen und hätte gewiß
gern beide Teile seinen Zorn fühlen lassen, aber er hat doch eine sehr
vorsichtige Haltung eingenommen. Er verweigerte dem König seine
Hilfe nicht, aber er machte ihre Leistung davon abhängig, daß der
König von Frankreich wirklich, wie dänischerseits versichert wurde, sich
mit dem Unternehmen gegen Hamburg einverstanden erkläre. Dieses
geschah aber nicht, vielmehr verlangte Ludwig XIV., daß der Streit auf
gütlichem Wege beigelegt werde. So mußte Christian V., der, wie sich
herausstellte, zu einem ernstlichen Kampfe gar nicht genügend vorbereitet
war, sich fügen, und nun hat der Kurfürst beiden Teilen seine Ver-
mittelung angeboten und mit dazu geholfen, daß die Sache in einer
für den König von Dänemark wenigstens einigermaßen ehrenvollen Weise
abgemacht worden ist.
Christian V. hat sich ihm dafür wenig dankbar gezeigt. Als der Kur-
fürst, der um zu seinen Gunsten einen Druck auf die braunschweigischen
Fürsten auszuüben, einen Teil seiner Truppen in Mecklenburg hatte
einrücken und dort Quartiere beziehen lassen, deswegen zu Ende des
Jahres mit den Herzogen in ernstere Händel geriet, mußte er die Er-
fahrung machen, daß er, wenn er es zum Äußersten hätte kommen lassen,
auf dänische Hilfe hätte wenig rechnen können. Als er dann gemäß
dem Vertrage vom 23. Dezember 1676 in Kopenhagen den Abschluß
eines neuen Garantie- und Bündnisvertrages beantragte und Mitteilung
des Bündnisses mit Schweden verlangte, wurde dort die erstere Angelegen-
heit dilatorisch behandelt und ihm über den Vertrag mit Schweden eine
nur ganz allgemein gehaltene Auskunft erteilt. Er hat infolgedessen von
weiteren Bemühungen Abstand genommen, den Geheimen Hat v. Crockow,
den er an den Verhandlungen über die Hamburger Angelegenheit hatte
Einleitung. 531
teilnehmen lassen, und auch seinen bisherigen Gesandten am dänischen
Hofe, Christoph v. Brandt, wieder zurückgerufen, nur den jüngeren
Bruder des letzteren, Friedrich v. Brandt, als seinen Residenten dort
gelassen und zunächst eine abwartende Haltung eingenommen.
Doch die Freundschaft zwischen Dänemark und Schweden hat nicht
lange bestanden, sehr bald ist die Verschiedenheit der Interessen beider
Reiche und die Antipathie beider Nationen wieder hervorgetreten, und
auch in der äußeren Politik hat man nicht zusammengehalten. Aller-
dings knüpften anfangs beide Teile in Paris Unterhandlungen wegen
eines gemeinsamen Bündnisses mit Frankreich an, doch wurden diese
von Seiten Schwedens, wo man mit der Behandlung durch Frankreich
bei den Friedensverhandlungen und mit den französischen Übergriffen
nach dem Frieden, durch die auch König Karl XI. als Herzog von Zwei-
brücken betroffen wurde, sehr unzufrieden war, nur lässig betrieben,
und1) unter dem Einfluß seines neuen franzosenfeindlichen Ministers
Oxenstierna, der nach Gyllenstiernas Tod an dessen Stelle getreten
war, hat Karl XL schon angefangen, mit den zum Widerstände gegen
die französischen Gewaltmaßregeln geneigten Mächten, dem Kaiser,
Spanien und Holland, in Verbindung zu treten. Dagegen näherte sich
der König von Dänemark wieder dem Kurfürsten, er gab über sein Ver-
hältnis zu Schweden beruhigende Erklärungen ab, behauptete, durch die
Verhandlungen in Paris demselben dort nur den Rang ablaufen zu
wollen, und zeigte sich, als der Kurfürst für die Seeexpedition, welche
er im Sommer 1680 gegen Spanien aussandte, von ihm wenigstens
passive Unterstützung erbat, sehr entgegenkommend. Der Kurfürst hat
ihm dann, als zu Ende dieses Jahres Ludwig XIV. mit ihm wegen einer
noch engeren Verbindung gegen die Mächte, welche seiner Reunions-
politik feindlich entgegentreten wollten, verhandeln ließ, Mitteilung von
diesen Verhandlungen und von den Ursachen, welche ihn zum Eingehen
auf dieselben bestimmten, gemacht und ihn aufgefordert, sich ihm an-
zuschließen und gemeinsam mit ihm wegen eines Bündnisses mit Frank-
reich zu verhandeln. Christian erklärte sich zustimmend und teilte mit,
daß er den neuen Gesandten, welchen er damals nach Paris geschickt
hatte, Meyercron, beauftragt habe, Hand in Hand mit dem Gesandten
des Kurfürsten, Span heim, dort die Verhandlungen zu führen. Doch
zeigte die Art und Weise, wie Meyercron sich bei diesen Verhandlungen
") S. Recueil des Instructions XIII, S. XXXVIII.
532 Einleitung.
benahm, daß die Versieberangen des Königs nicht aufrichtig waren, daß
man dinischerseits doch noch immer an der Verbindung mit Schweden«
obwohl dieses mehr und mehr eine der französischen Politik feindliche
Haltungeinnahm, festhalten wollte. Das weitere Umsichgreifen Ludwigs XIV.
hat bei Christian lebhafte Besorgnisse erregt, insbesondere hat die Ein-
nahme von Straßburg den übelsten Eindruck auf ihn gemacht Er ließ
die Unterhandlungen in Paris einstellen, schickte einen Gesandten nach
Wien, um mit dem kaiserlichen Hofe Verbindungen anzuknüpfen und
die dortigen Verhältnisse zu erkunden, er hat so bei den Gegnern Frank-
reichs die Hoffnung erweckt, daß er dem gegen dieses gerichteten
Assoziationsvertrage, welchen Schweden im Oktober 1681 'mit den
ßeneralstaaten abgeschlossen hatte und dem auch der Kaiser und Spanien
beigetreten waren, ebenfalls beitreten werde. Doch sachte nun Ludwig XIV.
dem entgegenzuwirken und ihn auf seine Seite herüberzuziehen. Er
ließ1) ihm im Dezember 1681 durch seinen Gesandten in Kopenhagen,
Martangis, ein Bündnis antragen, stellte ihm Subsidien, Unterstützung
der Ansprüche, welche Dänemark ebenso wie Brandenburg vom vorigen
Kriege her wegen rückständiger Subsidien an Spanien und Holland iu
erheben hatte, und anderweitige Vorteile in Aussicht. Auf die Nachricht
davon und daß man am dänischen Hofe noch unschlüssig sei, ob man
auf diese Anerbietungen eingehen solle oder nicht, griff auch der Kur-
fürst, der eben damals die neue Allianz mit Frankreich abgeschlossen
hatte, ein. Er schickte Ende Januar 1682 seinen Hofrat Fuchs, einen
der wenigen Räte, welche damals in seine Politik eingeweiht waren,
nach Kopenhagen und ließ durch ihn dem König vorstellen, wie
aussichtslos und verderblich der von dem Kaiser und dessen Bundes-
genossen beabsichtigte Krieg gegen Frankreich, wie viel vorteilhafter es
dagegen sein werde, wenn das Reich auf die vor kurzem von Frankreich
in Regensburg gestellton Bedingungen eingehen und Frieden schließen
werde, wie zweideutig und verdächtig die Haltung Schwedens sei, und
ihn auffordern, sich von Schweden loszusagen und mit ihm und Frank-
reich gemeinsame Sache zu machen. Fuchs' Sendung hatte den günstigsten
Erfolg, Christian V. und seine Minister erklärten sich durchaus mit dem
Kurfürsten einverstanden, versprachen die Verbindung mit Schweden
aufzugeben und gemeinsam mit dem Kurfürsten in Bündnis mit Frank-
reich zu treten. Darauf sind wirklich die Verhandlungen Dänemarks
') S. Recueil des Instructions XIII, S. 3Gff.
Einleitung. 533
einerseits mit dem Kurfürsten und andererseits mit Frankreich in Fluß
gekommen. Schon am 10. Februar 1682 wurde in Berlin ein neues
Defensivbündnis1) zwischen Dänemark und Brandenburg unterzeichnet,
längere Zeit dauerten die Verhandlungen mit Frankreich, endlich aber
am 25. März kamen auch diese zum Abschluß. In dem an diesem
Tage zu Kopenhagen unterzeichneten Allianzvertrage *) verpflichtete sich
Dänemark, für die Herstellung des Friedens mit dem Reiche zu wirken
und im Falle es doch zum Kriege kommen sollte, Frankreich mit
16000 Mann Hilfe zu leisten, wogegen ihm von diesem gleiche Hilfe,
wenn es angegriffen werden sollte, und Subsidien (im Frieden 200000,
wenn es zum Kriege kommen sollte, 350000 Rtlr. jährlich) zugesagt und
die von Frankreich in Anspruch genommenen oberherrlichen Rechte auf
Jever abgetreten wurden. Im Juni 1682 fand dann zu Itzehoe eine
persönliche Zusammenkunft des Kurfürsten mit Christian V. statt, auf
welcher eine Reihe von Fragen, welche durch die so neugestalteten Ver-
hältnisse hervorgerufen waren, erörtert und ein vollständiges Einverständnis
zwischen ihnen erzielt wurde. In dem neuen, dort am 18. Juni ab-
geschlossenen Vertrage') wurden namentlich Maßregeln vereinbart, durch
welche beide das Zustandekommen des Friedens des Reiches mit Frank-
reich befördern und, falls es trotzdem zum Bruch kommen sollte, sich
gegen die Gegner desselben schützen wollten, und zugleich verabredet,
sich beiderseits zu bemühen, von Frankreich als Ersatz für die zu diesem
Zwecke aufgewendeten Kosten Antizipation der Kriegssubsidien zu er-
wirken.
Die im folgenden aus den Akten des Geheimen Staatsarchivs in
Berlin mitgeteilten Schriftstücke veranschaulichen den hier kurz skizzierten
Verlauf der Beziehungen des Kurfürsten zu Dänemark bis zu dieser
neuen engen Verbindung beider und die weitere Entwickelung derselben
bis zum Herbst 1684. Aus dieser späteren Zeit möge hier nur noch
ein Punkt hervorgehoben werden. Die Verbindung beider Mächte hat
bald eine aggressive Tendenz erhalten, welche sich gegen Schweden
richtete. Am 20. Juni 1682 hatte Graf Waldeck als Bevollmächtigter
der durch seine Bemühungen in nähere Verbindung mit einander
getretenen kleineren Stände des fränkischen und des oberrheinischen
>) S. v. MGrner, S. 428f.
*) S. Recueil des Instructions XIII, S. XL; Reedtz, Repertoire historique
et chronolosrique des traites conclus par Ja couronne de Dannemarc, S. 138 ff.
3; S. v. MGrner, S. 718ff.
534 Einleitung.
Kreises mit dem Kaiser die sogenannte Laxenburger Allianz abgeschlossen,
in welcher zur Aufrechterhältuug des Mönsterschen und des Nim wegischen
Friedens sowie znr Sicherung der verletzten oder bedrohten Reichs-
grenzen die Aufstellung von drei Heeren am Ober-, Mittel- und Nieder-
rhein und die Heranziehung anderer Reichsstände zu dieser Röstung
verabredet wurde. Bald darauf verbreitete sich die Nachricht,1) daß in
Schweden Vorbereitungen getroffen würden, um eine größere Truppen-
macht nach den deutschen Provinzen der Krone überzusetzen. Ebenso
wie die erstere Maßregel kriegerische Absichten gegen Frankreich verriet,
mußte auch die zweite als eine Bedrohung der mit Frankreich ver-
bündeten oder einverstandenen Reichstände, besonders Brandenburgs, und
auch des mit diesem verbündeten Dänemark, angesehen werden, der
Kurfürst und König Christian V. haben daher sofort unter sich und mit
Frankreich über Anstalten zur Verhinderung eines solchen Transportes
schwedischer Truppen verhandelt und haben dabei sehr lebhaft den
Plan erörtert, diesen durch einen gemeinsamen Angriff gegen Schweden
zu vereiteln und dabei demselben seine deutschen Besitzungen und wo-
möglich auch Schonen wieder zu entreißen. Doch hat auch dabei der
Kurfürst im Gegensatz zu dem sehr kriegslustigen Könige von Dänemark
große Vorsicht und Behutsamkeit gezeigt. Er hat wieder die Ausfuhrung
des Unternehmens abhängig gemacht von der Unterstützung Frankreichs
und womöglich auch der braunschweigischen Herzoge. Anfangs, als
Ludwig XIV. sich dazu bereit zeigte, die letzteren aber nicht auf die
«an sie gestellten Forderungen eingehen wollten, war er entschlossen,
zuerst diese gewaltsam niederzuwerfen und dann Schweden anzugreifen.
Als sich aber bald darauf zeigte, daß man in Frankreich anderen Sinnes
geworden war, oder vielmehr,1) daß die früheren Erklärungen von dort
her nicht ehrlich gewesen waren, und als zugleich die Türkengefahr das
Reich bedrohte, da erklärte er, daß unter diesen Umständen weder ein
Angriff gegen Schweden noch gegen die Braunschweiger unternommen
werden könne, er hat sich nun aber bemüht, die letzteren zu einer Ver-
ständigung mit ihm und mit Dänemark und zur Teilnahme an dem
geplanten Unternehmen gegen Schweden zu bewegen. Als aber diese
Versuche erfolglos blieben und sich ebensowenig Aussicht zeigte, daß
*) Sie findet sich zuerst in der Relation F.V.Brandts vom 2./ 12. September
1682. S. unten.
2) S. die Instruktion für den als Nachfolger Martangis' nach Dänemark geschickten
Villars vom 6. Mai U>83 (Uecueil des Instructions XIII, S. 43 ff.).
Einleitung. 535
Frankreich auf die von ihm verlangte Weise ein solches Unternehmen
unterstützen werde, hat er dasselbe ganzlich aufgegeben und die Unter-
handlungen darüber abgebrochen. Durch die Langmut aber, welche er
bei den Verhandlungen mit den braunschweigischen Herzogen zeigte,
und durch seine Bemühungen, die Eriegslust des Königs von Dänemark
zu zügeln, hat er erreicht, daß es auch mit jenem Fürstenhause nicht
zum Bruch gekommen ist, ihm gebührt daher das Verdienst, in jener
Zeit, in welcher das Reich im Westen von Frankreich, im Osten von
den Türken bedroht war, im Norden den Frieden störende Verwickelungen
abgehalten zu haben.
Wie schon bemerkt, hat der Kurfürst nach der Abberufung
v. Crockows und Christoph v. Brandts zu Ende des Jahres 1679 die
Besorgung seiner Geschäfte am dänischen Hofe in den folgenden Jahren
dem jüngeren Bruder des letzteren, Friedrich v. Brandt, der schon
seit 1670 als sein Resident dort tätig war, zunächst in derselben Stellung,
seit Juni 1682 als Envoye, überlassen. Dessen Berichte, ferner die
zahlreichen Schreiben, welche König Christian und der Kurfürst selbst
auch in dieser Zeit gewechselt haben, bilden den Hauptteil der nach-
folgenden Publikation. Die wichtigsten Verhandlungen sind aber weder
v. Brandt, noch den dänischen Gesandten, welche sich in dieser Zeit
am brandenburgischen Hofe aufgehalten haben, v. Buchwald, Lincker
und v. Gabel, anvertraut worden, sondern dazu sind von beiden Fürsten
Personen, denen sie besonderes Vertrauen schenkten, von dem Kurfürsten
Fuchs und Meinders, von dem dänischen Könige der jetzt unter dem
Namen v. Ehrenschild geadelte Staatsrat Biermann verwendet worden,
deren Berichte sowie die Protokolle der mit ihnen geführten Ver-
handlungen besonderes Interesse beanspruchen dürfen.
536 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Chr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Pinneberg
25. Juli/ [4. August] 1679.
[Besichtigung der Festungswerke von Hamburg durch den Konig, Vermutung iber
dessen Absichten.]
4. Aug. Gestern früh ist») der Kon ig in Begleitung von Hahn und Wedel vor
das Altonaische Tor zu Hamburg, als selbiges wegen der Konvokation der
Bürgerschaft verschlossen war, geritten. Er hat erst gefragt, ob er hinein-
kommen könnte, und als ihm solches abgeschlagen, ist er von diesem Tore bi>
an das Dammtor dicht auf der Kontreeskarpe herumgeritten, hat, ohne daß ihn
jemand angesprochen, die ganze Fortifikation besichtigt, ist auch wieder so
zurückgeritten, hat mit den Arbeitern, welche das Außen werk vor dem Altonwr
Tor demolieren, gesprochen und ist von ihnen erkannt worden. Sobald der
König zurück war, hat er es ihm umständlich erzählt und gesagt, weil er sonst
hier nichts zu tun hätte, müßte er allerhand Zeitvertreib suchen, es gehen aber
allerhand Diskurse davon. Er glaubt nicht, daß es auf eine Belagerang abgeseha
ist, sondern daß Hahn und Wedel dadurch den Hamburgern Furcht einjaget
und sie per obliquum obligieren wollen, ihnen ad avertendam obsidionem heimlich
die Hände zu schmieren, er wird aber Achtung geben, ob nicht etwa wider
Hamburg ein Dessein gefaßt ist.2)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Pinneberg
26. September/ [6. Oktober] 1679.
[Mitteilungen des Königs über seine Absichten gegen Hamburg, Hoffnung desielb«
auf Unterstützung durch den Kf.]
6. Okt. Gestern nachmittag ließ ihn der König8) zu sich fordern und beauftragte
ihn, dem Kf. zu berichten, daß er zwar entschlossen sei und alle Anstalt diu
') S. Pufendorf 1. XVII, § 92 (S. 1371). Vgl. über dieses Unternehmen KOnif
Christians gegen Hamburg Allen, Histoirc de Danemarc, traduite par BeauvoisH,
S. 1*24: (Jallois, Geschichte der Stadt Hamburg, S. 316ff.
*) Auch 31. Juli/ 10. August 1671) schreibt er, es scheine nicht, daß man wider
Hamburg etwas Hauptsächliches vorhabe, sondern daß man der Stadt nur ein GeM-
kompliment für die Armee machen wolle. Wedel sähe zwar gern, daß der Künif
Miene machte, als ob er die Stadt belagern wollte, die Hamburger aber würden wc-W
wissen, daß die Armee zu einer Belagerung nicht stark genug ist und daß auch &
Herzöge von Braunschweig es nicht zugeben würden.
3) An seinen Bruder Christoph v. Braudt schreibt er an demselben Tif*:
„Gleich itzo kommt der Konig wieder anhero und ist diesen ganzen Morgen **•
Das Unternehmen gegen Hamburg. 537
gemacht habe, Hamburg formaliter zu belagern, er hoffe aber, die Stadt werde
es zu solcher Extremität nicht kommen lassen, sondern sich zu der Huldigung,
wie sie sie seit mehr als 200 Jahren bei seiner Vorfahren Zeiten getan hätte,
verstehen. Er beabsichtige durchaus nicht, die Stadt zu ruinieren oder ihren
Handel zu schwächen, sondern er begehre von ihr nur Respekt und Treue,
damit seine Feinde dort kein receptaculum, wie eine Zeit her geschehen, hätten.
Er hoffe, Rf. werde ihm dabei hilfliche Hand, besonders gegen das Haus Lüne-
burg, wenn dieses der Stadt beistehen sollte, leisten. Er fragte ihn auch, ob
Kf. wegen der kaiserlichen Assignationsgelder ') mit der Stadt schon richtig
wäre, und erbot sich, die Summe so hoch zu treiben, wie nur Kf. es begehren
würde.
D. v. Alefeldt und H. Meier2) an den Kurfürsten. D. Schönebeck
24. September/ [4. Oktober] 1679.
[Absicht des Königs, gegen Hamburg mit Gewalt vorzugehen. Verlangen, daß Kf.
ihm Hilfe leiste.]
Da die Stadt Hamburg nicht nur sich der Schuldigkeit, womit sie seit 4. Okt
vielen Jahrhunderten den Königen von Dänemark verhaftet gewesen, refractarie
entzogen, sondern auch sonst gegen den König und Kf. sich eine geraume Zeit
sehr widrig bezeigt hat und zu fürchten ist, daß sie nicht nur damit fortfahren,
sondern, wenn das Vergangene ungeahndet bleiben sollte, ihr Hochmut sich noch
vermehren dürfte, so hält der König für nötig, dem Kf. die Beschaffenheit dieser
Sache vorzustellen und sein Sentiment zu vernehmen, ob er nicht sich der
jetzigen Konjunkturen bedienen und die Stadt mit gesamter Macht zur raison
bringen solle. Sie beide sind noch in konsiderabler Armatur begriffen, außer
von dem Hause Lüneburg ist keine sonderbare Opposition zu besorgen, in
Frankreich hat man sich bereits dahin erklärt, daß man außer dem Punkt des
Quartierwesens (welchen der König dem geschlossenen Traktat gemäß zu den
gewesen, um die Stadt Hamburg zu recognosciren. ich habe schon en passant, weil
er mich zu sich gerufen, mit ihm geredet und ihm des Schüzens Negociation zu
Hamburg hinterbracht, welches dem Könige sehr mißfället, und sehe ich wohl, daß
man sich nicht getrauet, die Belagerung ohne Sr. Cbf. D. Assistenz oder zum wenigsten
ohne Ihr Gutfinden vorzunehmen, denn der König sagte zu mir: „Wann der Chur-
fürst nur will, so soll es sich wohl schicken", und Hahn bäte mich, Sr. Cbf. D. diese
Sache zu recommendiren."
») S. l'rk. u. Akt. XVIII, S. 406 ff.; Prutz, Analekten zur Geschichte des
Großen Kurfürsten (Forsch, zur brandenburg. und preuß. Geschichte XII), S. 239 ff.
*) König Christian beglaubigt (d. Kopenhagen 9./ 10. September 1679) den
Kriegsrat Hermann Meyer, der nebst Ahlefei dt dem Kf. einiges vortragen solle.
S. über die Verhandlungen mit denselben Pufendorfl. XVII, § 93 (S. 1372).
538 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
von dem König von Frankreich vorgeschlagenen gütlichen Handlungen aas-
gestellt sein lassen will) sich in die übrigen Streitigkeiten mit Hamburg keines-
wegs mischen, sondern dem König darin in allem beförderlich sein wolle. Sollte
Kf. Bedenken tragen, »ich jetzt wider Hamburg direkt zu engagieren und die
widrigen Bezeugungen der Stadt selbst stracks mitzuahnden, so hofft der König
doch, daß Kf. ihm in einer so billigen Sache assistieren und ihm, wenn nicht
seine ganze Macht, doch wenigstens ein Korps von 4000 Mann zu Fuß und
2000 zu Pferde samt zugehöriger Artillerie zu Hilfe schicken und den Rest
zum Succurs und zur Reserve, falls man sich in der Nachbarschaft opponieren
sollte, an einem bequemen Ort an der Grenze postieren werde.
Da die Jahreszeit keinen langen Aufschub leiden will, so bittet der König
um sofortigen Bescheid. Derselbe beabsichtigt nicht die Stadt gänzlich zu
subjugieren oder um ihre Wohlfahrt und hergebrachte Immunität zu bringen,
sondern sich mit dem zu begnügen, was sie seinen Vorfahren geleistet hat,
und darunter ohne vertrauliche Kommunikation mit Kf. nichts vorzunehmen,
er hofft auch, daß, wenn Kf. ihn durch seine Beihilfe und Autorität zu unter-
stützen geneigt sein wird, die Sache in der Güte wird abgetan werden können.
Sie bitten wegen besagter wirklicher Konjunktion um eine schriftliche
Resolution.
Resolution des Kurfftrsten auf das Memorial v. Alefeldts
und Meiers. D. Schönbeck 26. September/ [6. Oktober] 1679.
[Mahnung zu vorsichtigem Verhalten, vor allem sich zuerst der Billigung des Unter-
nehmens seitens Frankreichs zu vergewissern.]
6. Okt. — S. Chf. D. erkennen gar wohl die Gerechtigkeit I. K. May. Praeten-
sionen wider die Stadt, Sie verlangen auch nichts mehr, als daß I. K. May.
desfalls auf eine oder andere Wege vollkommene Satisfaction erhalten,
und seind erbötig, Ihro darunter alle möglichste Assistenz zu leisten.
Dabeneben erinneren Sie sich gar wohl, wie übel sich bishero oftbesagte
Stadt comportiret, wie sie Sr. Chf. D. selber allerhand Verdruß und
Widerwärtigkeit verursachet, auch dabei noch bis jetzige Stunde con-
tinuiret, und wünschen S. Chf. D. nicht mehr, als daß nebst I. K. May. Sie
sich rechtschaffen an dieselbe rächen möchten, Sie finden aber vor allen
Dingen geraten, hierunter behutsamb und sicher zu gehen und nicht
etwas vorzunehmen, so man nicht ausführen oder wodurch Ir. K. May.
und Sr. Chf. D. gloire und reputation einigen Stoß leiden könnte. Das
einzige und fürnembste, worauf nach Ihrer Meinunge zu reflectiren, ist,
ob Franckreich dabei stille sitzen und sich dieses Werkes nicht an-
Resolution des Kf. auf das Anbringen Ahlefelds und Meiers. 539
nehmen, sondern conniviren werde, dann es außer allem Widersprechen
ist, wann Franckreich sich in einige Wege der Stadt annehmen wollte,
daß man alsdann nichtes ausrichten, sondern mit Disreputation und
Schaden alles würde müssen stehen lassen. Die Ursache dessen ist nicht
alleine die jetzige Macht von Franckreich, sondern weil der Keyser und
alle Stände in Teutschland, insonderheit das Haus Lünenburg, mit
dazue concurriren und den König in Franckreich dazue animiren und
hulfliche Hand bieten würden. I. K. May. vermeinen zwar, daß Sie
desfalls einige Erklärunge von Franckreich erhalten, S. Chf. D. aber
finden dieselbe sehr general und daß sie vielmehr auf gütliche officia
als auf eine gewaltsame Execution gedeutet werden könne, weshalb
S. Chf. D. nötig erachten, daß I. K. May. dem Könige in Franckreich
nude und offenherzig ihre Vorhaben vorstellen lassen und eine deutliche
Erklärunge darauf einholen. Was S. Chf. D. desfalls bereits an ihren
Ministrum zue Paris Meinders geschrieben,1) davon haben Sie denen
Königl. Ministris copiam erteilen lassen. Erfolget darauf eine solche
Antwort, wie S. Chf. D. dieselbe wünschen und verlangen, so wollen Sie
alles, ja ein mehres mit Schickunge Volkes, Stücke und Munition tuen,
als was I. K. May. begehren werden — wi dr igen f alles aber und da
Franckreich sich vor der Stadt erklären und dem Werk zuwieder sein
sollte, können S. Chf. D. Ihrer K. May. nimmermehr raten, sich dahin zu
engagiren.
Der Zeitraum von etwa drei Wochen kann nachher leicht repariert werden,
außerdem sind noch viele praeparatoria nötig. Inzwischen rat er, das Vorhaben
so geheim wie möglich zu halten, auch er wird dieses tun.
D. v. Alefeldt und H. Meier an den Kurfürsten. D. Schönebeck
26. September st. vet. 1679.
[Bitte, dem König vorläufig einen Teil der kurfürstl. Artillerie zu überlassen und
eine Einmischung des Hauses Braunschweig zu verhindern.]
Da bis zu der in der Resolution des Kf. auf ihr Memorial bedingungsweise 6. Okt.
zugesagten absoluten Deklarierung der gesuchten wirklichen Konjunktion der
Waffen die Intention des Königs merklich befördert werden könnte, wenn Kf.
') S. das Reskript an M. vom 22. September/ 2. Oktober 1670 oben S. 371 f.
540 IV. Brandenburg und Dänemark 1670—1684.
demselben, wo nicht die ganze, doch wenigstens einen guten Teil seiner Artillerie
nebst den dazu gehörigen Bedienten, Feuerwerkern auch Materialien gegen eine
billige Ersetzung überlassen und inzwischen seine Armee auf den Grenzen
so postieren wollte, daß dem Hause Braunschweig- Lüneburg dadurch
Ombrage gegeben und dasselbe dadurch von Feindseligkeiten gegen den König
zurückgehalten werden möge, so ersuchen sie Kf. um gewierige Resolution
deswegen. Sollte dieses nicht sofort bewilligt oder effektuiert werden können,
so ersuchen sie Kf., wenn der König trotzdem auf eine und andere Weise
Hamburg zur raison zu bringen sich gemüßigt befinden sollte, gegen minniglich
und besonders gegen das Haus Braunschweig- Lüneburg öffentlich zu erklären,
daß, falls dieses oder andere sich dem Vorhaben des Königs widersetzen und
deshalb zu Tätlichkeiten schreiten sollten, er dem König dagegen kräftig die
Hand zu bieten und wirklich zu assistieren verbunden sein würde.
Sie fragen zugleich an, ob Kf. geneigt sein sollte, dem König einige von
seinen in der Nähe befindlichen Truppen per verum vel simulatum contractum
zu überlassen oder zu leihen.
Resolution des Kurfürsten auf das andere Memorial.
D. Schönebeck 27. September/[7. Oktober] 1679.
[Schwierigkeit des Transportes der Artillerie. Bedingte Zusage weiterer Hilfeleistung.
Nochmalige Mahnung zur Vorsicht.]
7. Okt Wegen der Artillerie ist er geneigt, dem Könige damit gegen billige Er-
setzung an die Hand zu gehen, er findet aber große Schwierigkeit wie dieselbe
wird dorthin gebracht werden können. Zu Wasser, die Elbe hinunter, kann es
nicht sein, weil man die mecklenburgischen, lüneburgischen und lauenburgischen
Zollstädte Boitzenburg. Dömitz, Lauenburg, Schnackenburg und Hitzscher passieren
muß und besonders die Lüneburger sie nicht vorbeilassen werden. Zu Lande
wurde es viel kosten, und maßte man damit durch das Mecklenburgische, wo
die Lüneburger noch liegen, man müßte also einen starken Convoy dabei haben.
WTegen Postierung der Trappen will er. wenn es wirklich zu Tätlichkeiten
kommen sollte, seine meisten diesseits der Oder befindlichen Truppen nach der
Elbe und den Grenzen marschieren lassen und sie so postieren, daß die Benach-
barten einige Reflexion darauf machen sollen. Er erklärt ferner, wenn Frank-
reich aus dem Spiel bleiben und einer der Benachbarten den König angreifen
sollte, ohne daß dieser ihn vorher attackiert hätte, dem Könige als aggresso
contra aggressorem alle kräftige Assistenz leisten zu wollen.
Zu Überlassung einiger Truppen an den König ist er auch nicht abgeneigt,
er wird deswegen und wegen der Artillerie mit dem General-Feldmarschall
Dörflinger sprechen und sich dann weiter erklären.
Er ersucht den König aber nochmals, sich in diesem hochwichtigen Werke
nicht zu präzipitieren, sondern sich vor allem Frankreichs zu versichern.
Weitere Resolution des Kf. Oble Aussichten für das Unternehmen. 541
Chr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Hamburg
27. September/[7. Oktober] 1679.
[Besorgnis, daß das Unternehmen gegen Hamburg einen üblen Ausgang nehmen
wird. Unzulänglichkeit der dänischen Streitkräfte. Einmischung des Herzogs von
Celle. Verhalten der französischen Gesandten.]
Er ist noch immer krank, da aber diese Stadt in wenigen Tagen berennet 7. Okt.
werden durfte, so muß er aus der Not eine Tagend und sich davon machen
und gedenkt morgen nach Pinneberg zn gehen.
Er hat sich, als der König vor einigen Wochen die Werke von Hamburg
besichtigte,1) nicht einbilden können, daß derselbe wirklich die Belagerung von
Hamburg unternehmen werde, kann auch noch nicht einsehen, wie er seinen
Zweck erreichen, und fürchtet, daß er Schimpf und Schaden davon haben werde.
Man gibt zwar vor, 30000 Mann z. F. und 7000 Reiter sollten zur Belagerung
verwendet werden, Fußvolk aber sind nur 14 000 Mann wirklich verfügbar. Die
Weitläufigkeiten, die dieses Vorhaben verursachen wird, tun sich auch schon
hervor, da der Herzog von Celle sich öffentlich der Stadt annimmt und sein
Kanzler Schütz die Verhandlungen soweit getrieben hat, daß schon heute
einige lüneburgische Truppen hier erwartet werden. Der Herzog und die Stadt
sind so weit miteinander eins, daß ersterer während der Belagerung zu Harburg
residieren und der Stadt so viel Volk, als sie immer nötig haben wird, zn Hilfe
schicken will. Er glaubt daher nicht, daß der Herzog von Ploen, den der
König zum Herzog von Celle geschickt, etwas Nutzliches ausrichten wird.
Von England, Schweden und Holland ist zwar bei jetzigen Konjunkturen kein
Hindernis zu befürchten, es ist aber sehr fraglich, was Frankreich dazu sagen
wird. Die hiesigen französischen Gesandten Graf Reben ac und Baron Biedall
stecken mit den cellischen Ministern und dem Magistrat die Köpfe zusammen
und ratschlagen, wie die Stadt zu konservieren sei.
Chr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Pinneberg
29. September/[9. Oktober] 1679.
[Rat, die brandenburgische Armee in das Mecklenburgische einrücken zu lassen.
Verhalten der braunschweigischen Herzoge.]
Die Sachen stehen so, daß es ebenso leicht zur Ruptur mit Lüneburg wie 9. Okt.
zur Belagerung von Hamburg kommen könnte, oder wenn es zu gütlichen
») S. oben S. 536.
542 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Traktaten kommt, so wird die Sache sich eine geraume Zeit hinziehen. Daher
und da jetzt alle interessierende Parteien auf Kf. große Reflexion machen,
konnte dieser mit seiner ganzen Armee in das Mecklenburgische rücken, daselbst
Quartier nehmen und so seine Kriegskasse erklecklich soulagieren. Da er mut-
maßt, daß Kf. sich nicht so weit in die Sache engagieren wird, als es der Konig
begehrt, so könnte Kf. dem letzteren unter der Hand die Versicherung geben
lassen, daß derselbe von seinem Marsch und der Beziehung der mecklenburgischen
Quartiere keine Ombrage zu nehmen habe, und gegen Proteste des Kaisers, des
niedersächsischen Kreisobersten und der Herzoge von Mecklenburg könnte er
einwenden, daß er, weil sich dieser Orten neue motus ereigneten, bei der Hand
sein und zum rechten sehen müßte, in medio lassend, für welche Partei er sich
zu erklären beabsichtige. Hindernisse wird er nicht finden, denn der Herzog
von Celle hat sich soweit mit Hamburg engagiert, daß er Kf. nicht sauer an-
sehen darf, er hat auch schon seine Truppen unter Gen.-Major Enten aus
Mecklenburg nach den Vierlanden gezogen. Kf. hat auch auf das Haus Lüneburg
um so weniger zu reflektieren, als dessen Minister hier fast anzüglicher Weise
die Jalousie ihrer Fürsten gegen Kf. zum Vorwand gebraucht und vorgegeben
haben, dieselben hätten, da sie dem Kf. nicht trauten, ihre Truppen zusammen-
ziehen und unter Hamburg legen müssen, während sie dieses doch offenbar nur
Hamburg zu Gefallen getan haben. Doch wird Kf. sich mit diesem Marsch
beeilen müssen; seiner lnterposition könnte er, wenn seine Armee in der Nähe
ist, desto mehr Nachdruck verleihen.
Ohr. u. Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. 1). Pinneberg
3./ [13.] Oktober 1679.
[Zufriedenheit des Königs mit der Resolution des Kf. Stand der Hamburger
Angelegenheit.]
13. Okt. Der König hat ihnen seine große Zufriedenheit mit der von Meier über-
brachten Resolution des Kf. und seine Hoffnung, daß auch der König von
Frankreich ihm nicht in den Weg treten werde, aussprechen lassen und sie
beauftragt, dem Kf. dafür zu danken und ihn zu versichern, daß er dessen
hochvernünftigem und wohlgemeintem Rat nachleben und seine Sache so zu
führen gedenke, daß Kf. Ursache haben sollte, seiner generösen und aufrichtigen
Resolution wirklichen Nachdruck zu geben.
Was die hamburgische Sache für einen Ausschlag nehmen wird, kann man
noch nicht absehen. Die königliche Armee steht nun im Lager ungefähr eine
halbe Meile von der Stadt, alle Infanterie und Artillerie, die von Kopenhagen
zu Kiel angelangt ist, geht dorthin, und der König wartet auch mit Ungeduld
auf die Ankunft des Vizeadmirals Bielcke auf der Elbe, um dann zu Wasser
Verhalten der Herzoge von Lüneburg. 543
etwas wider die Stadt zu tentieren. Durch die Bemühungen des Herzogs von
Ploen ist es so weit gekommen, daß die gesamten lüneburgischen Herzoge
dem Könige ihre Interposition angetragen haben, daß derselbe sie acceptiert
hat und daß die Herzoge die weiteren nach Hamburg im Anzug befindlichen
Truppen vorläufig kontremandiert haben, die braunschweigischen Minister
Hammerstein, Groot und Heimburg sind auch heute schon hier angelangt.
Die Hamburger aber scheinen nicht geneigt zu sein, auf des Königs Forderungen
einzugehen.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Potstam
5./15. Oktober 1679.1)
[Feindseliges Verhalten der Herzoge von Lüneburg.]
Ich habe nicht sonder Befrembdunge vernommen, was abermalen 15. Okt.
zwischen Ew. Königl. May. und dem Fürstl. Hause Lunenburg passiret.
— Gegen mir betraget sich erwähntes Fürstl. Haus nicht besser, denn
wie ich*) unlängst bei ßraunschweig-Hannover umb einen unschäd-
lichen Durchmarch vor zwei Regimenter zue Fuße, welche von Minden nach
Magdeburg zu marchiren beordert gewesen, angesuchet, haben des Her-
zogen Ld. zwar anfangs denselben zugestanden und Geissei begehret,
wie aber dieselbe geschicket und die Regimenter bereits bis an die
Grenzen marchiret, haben Sie es plat abgeschlagen und die Regimenter
vermocht, wieder nach Minden zurücke zu kehren. Ew. Königl. May.
werden unschwer ermessen, daß ich solches nicht wenig empfunden,
wesshalb ich dann auch meinen Ober- Wachtmeister von der Guarde*)
dahin zu schicken und cathegorische Antwort von des Hertzogen Ld.,
») Kf. beauftragt (d. Potstam 5./ 15. Oktober 1679) Chr. v. Brandt, dieses
Schreiben dem König zu übergeben und ihm anzuzeigen, daß er dessen Vorhaben,
seine Prätension auf Hamburg eine Zeitlang zu suspendieren und auf das Haus
Lüneburg loszugehen, nicht mißbilligen könne, zumal derselbe in dem Vorhaben
gegen Hamburg von den meisten Potentaten troubliert werden, des Hauses Lüneburg
aber, da es jedermann choquiert habe, wohl niemand sich annehmen werde. Es
müßte aber die hamburgische von der lüneburgischen Sache separiert werden, der
König würde gut tun, die erstere auf unparteiische Mediatoren auszustellen, dann
würden der Kaiser, das Reich und auch Frankreich aus dem Spiel gehalten werden.
S. Pufendorf 1. XVII, § 95 (S. 1373f.).
3) S. über diesen Zwischenfall unten Abschnitt V.
*) v. Gören.
544 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
ob Sie die Regimenter durchlassen wollen oder nicht, zu begehren ent-
schlossen bin. Sollten Sie sich dessen abermahlen weigeren, so werde ich
den Durchmarch par force suchen, habe auch bereits meinen Truppen
überall Ordre erteilet, sich zu moviren und gegen der Elbe zu
marchiren.1) —
König Christian V. an den Kurfürsten. D. Pennenberg
7./[17.] Oktober 1679.
[Günstige Erklärung des Königs von Frankreich. Bitte um Hilfe gegen die braun-
schweigischen Herzoge.]
17. Okt. Nachdem er dem König von Frankreich durch seinen dortigen Minister
sein Dessein, Hamburg zur Huldigung und Satisfaktion zu bringen, mitteilen
lassen, hat Pomp onne darauf erklärt, daß sein König sich keineswegs in solche
Sache meslieren werde. Weil dadurch die größte Diffikultät, welche dem Kf.
bei diesem Werk vorgekommen, gehoben ist, die Stadt aber bei ihrer Wider-
setzlichkeit verharrt, vornehmlich auf die von dem Hause Lüneburg gesandte
und ferner versprochene Assistenz sich verlassend, ersucht er Kf., bei diesem
Hause durch nachdrückliche Vorstellungen und Deklarationen es dahin zu bringen,
daß es sich der Stadt nicht weiter annehme und ihm in seiner Prätension
hinderlich sei, wenn dieses aber nichts verfangen sollte, ihm bei dieser wichtigen
Okkasion Assistenz zu leisten, dazu seine Truppen anmarschieren und an der
Elbe an einem solchen Ort sich postieren zu lassen, der den lüneburgischen
Landen am nächsten gelegen sein und den Herzogen die meiste Ombrage geben
könnte.
Könifj; Christian V. an den Kurfürsten. 1). Pinnenberjj;
10./[L>0.]Oktol>er 167!).
[Auf das Schreiben vom f>./15. Oktober und die Mitteilungen der Minister des Kf.
Das Verhalten der braunschweigischen Herzoge. Empfang des Schreibens des Kf.
vom 23. August. Billigung des Friedensschlusses desselben mit Frankreich.]
20. Okt. Die Herzoge von Lüneburg beharren bei ihrer unleidlichen Konduite,
haben noch weitere Truppen nach Hamburg geschickt und ihm solche Dinge
') Kf. teilt (d. Potsdam G./Uu Oktober lG7i») dem Könige mit, daß er auf die
Nachricht, daß das gesamte kurfürstliche und fürstliche Haus Sachsen in kurzem
eine Zusammenkunft zu Dresden halten und daß auch das Haus Lüneburg dorthin
Gesandte schicken wolle, v. Ahlefeld vermocht habe, zu K. Sachsen nach Leipzig zu
reisen, um dieses Werk womöglich zu divertieren. König Christian erklärt sich
(d. Pinneberg 14./24. Oktober 1679) damit einverstanden.
Hilfegesuch gegen die braunschweigischen Herzoge. 545
proponieren lassen, die seinen rechtmäßigen Prätensionen ganz zuwiderlaufen.
Er hat ihren Raten seine letzte Meinung wegen der Huldigung zu vernehmen
gegeben, sollte die Stadt sich dem nicht fügen, so ist er entschlossen, die Ver-
handlungen ganz aufzuheben und an Kf. einen Expressen abzufertigen, um
dessen Meinung wie, wann und wo die Operation gegen das Haus Lüneburg
anzustellen sei, zu vernehmen.1)
Inzwischen hab ich auch aus Ew. Durchl. und Ld. Schreiben vom
23. verwichenen Monats Augusti,*) so ich erst vor wenig Tagen empfangen,
die Ursachen und Motiven, so dieselbe unlängst bewogen, mit Frank-
reich zum Schluß zu eilen, der Länge nach vernommen, und wie ich an
Ew. Durchl. und Ld. aufrichtigen Affection und Freundschaft gegen mich
niemahln gezweifelt, also ist billig höchlich zu beklagen, daß wegen der
fürgefallenen schädlichen Veränderungen und Abgang der übrigen Alliirten
die sonsten wohlgefassete gesambte mesures nicht haben zum beständigen
Effect gebracht, noch das fürgesetzte heilsame Ziel erreichet werden
können. Wobei wir dennoch beiderseits diesen Trost haben, daß wir
die gemeine Sache bis auf das äußerste mit allen Kräften unterstützet
und an denen schädliche Eonsequentzen, welche die von den anderen
Confoederirten gepflogene separate consilia und genommene resolutiones
künftig nach sich ziehen dürften, entschuldiget sein werden. —
Instruktion3) für L. G. v. Crockow und Christoph
und Friedrieh v. Brandt zu der Verrichtung am dänischen Hofe.
D. Potsdam 15./[25.] Oktober 1679. (Conc. v. Crockow.)
[Anerbieten der Vermittlung des Kf. in dem dänisch - hamburgischen Streite, die
Intentionen des Kf. dabei. Erledigung seiner Forderung an Hamburg, weiterer Auftrag
an den Herzog von Celle.]
Cr. hat sich förderlichst an den dänischen Hof zn begeben, sich dort mit 25. Okt.
den Brüdern v. Brandt zu besprechen, ihnen diese Instruktion mitzuteilen und
') Chr. v. Brandt meldet 9./19. Oktober, er habe das Schreiben des Kf. dem
Könige überreicht, aber aus dessen Äußerungen und anderen Indizien erkannt, daß
man dort in der Güte aus der Sache kommen mochte, und er rät Kf., in seiner
Brouillerie mit Hannover danach seine mesures zu nehmen und sich nicht zu sehr
auf Dänemark zu verlassen.
*) S. Urk. u. Akt XVIII, S. 389 ff.
') Kf. teilt (d. Potsdam 13./23. Oktober 1679) dem Oberpräsidenten und den
Geheimen Räten seine Absicht, sich ebenfalls in der Hamburger Angelegenheit zu
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 35
MG
IV. Brandenburg und Dänemark lfi79— 1684.
mit ihnen zu Überlegen, wie das ihnen kommittierte negotium am besten an-
zugreifen sei. In der Audienz bei dem Könige und den etwa mit dessen
ministris abzuhaltenden Konferenzen haben sie mitzuteilen, Bt habe mit Freuden
vernommen, da Li der König in der Hamburger Angelegenheit sich zu gütlicher
Handlung und billigmäßigeii condiüones verstehen wolle, und biete, nachdem
er vernommen, daß schon der Herzog von Celle seine Vermittlung in dieser
Sache angeboten und der Konig sie unter gewissen Bedingungen ungenornnten
habe, ebenfalls seine Vermittlung an. Sie sollen sieh erkundigen^ was der
Konig von der Stadt verlange und was für officia er vom Kf. dabei angewandt
wissen wolle, darauf soll Crockow sich nach Hamburg und nachher zu den
Herzogen von Braun schweig begeben, den etwaigen Traktaten beiwohnen
und aller Orten so negotiiereu, wie es zu des Königs Besten und zu Erhebung
eines für denselben glorieuseu Aceommodeinents gereichen würde, die v. Brandt
dagegen sollen bei dem Konig bleiben, sie sollen aber fleißig miteinander
korrespondieren und ihre negotiationes so einrichten« daß des Kf, Intention
erreicht werde. Diese geht hauptsächlich dahin :
1. daß diese weit aussehende Sache gütlich beigelegt werde,
2. daß der König mit Reputation aus derselben komme und Ursache habe>
mit seiner Konduite zufrieden zu sein,
3. zu verhüten, daß es zu keinen Tätlichkeiten komme,
4. wenn solche vorgekommen sein sollten, daß sie eingestellt würden,
ö. daß sobald wie möglich gütliche Traktaten vorgenommen und zn Ende
gebracht würden,
ö, daß Hamburg von allen Beteiligten ermahnt and obligiert würde, dem
Kf, das, wozu es sich verbunden, zu leisten.
Sie haben mit allen Posten, auch im Notfall durch Expresse, den Zustand
der Sachen und den Verlauf ihrer Negotiation m berichten.
Ncheninätmkttun für v. Crockow von demselben Datum«
Wenn er in Dänemark das, was ihm anbefohlen ist, angebracht und darauf
Resolution erhalten hat, soll er sich mich Hamburg begeben, dort eine
Deputation vom Kate begehren und demselben anzeigen, daß Kf,, obwohl die
Konduite der Stadt gegen ihn ihm Fug genug gebe, die jetzigen Konjunkturen
zu benutzen, um die Stadt zu billiger Satisfaktion und lndemnisierung zu
nötigen, dennoch seine Vorsorge dahin gerichtet hatte, wie sie von den an-
drohenden Extremitäten gerettet und vermittelst einer billigen Satisfaktion wieder
mit dem König ausgesöhnt werden mochte. Er biete auch der Stadt seine
Interposition an und habe Cr, aufgetragen, derselben seinen Rat au erteilen und
inUrponieren und daau v. Crockow und die beiden *. Brandt zu verwenden, mit
und beauftragt sie, eine Insiruktion und die Kreditive für dieselben zu entwerfen
und ihm zuzuschicken* Vgl. Pufendorf 1. XVII, (90 (S. 1374),
Instruktion für v, Crocko« and die *• Brandt.
bei den Traktaten sich zu bemühen, daß nebst des Königs Satisfaktion auch die
Stadt konserviert bleibe. Er rate ihr, es nicht auf die Extremitäten ankommen
zu lassen v und auch Cr. hat ihnen alle Motive, weiche Zeit und Gelegenheit an
Hand geben werden, so vorzustellen, daß sie dadurch bewogen werden, dem
Konig eine raison nable Satisfaktion zu geben. Dabei bat er der Stadt auch die
Rechtmäßigkeit der Forderung des Kf, *) an sie vorzustellen und darauf zu
bestehen, daß sie ihm die Schuld, so wie er sich zufetzt erklärt hat. ohne
weiteren Verzug noch vor dem Vergleich mit dem Könige abtrage. Wenn die
Stadt auch seine Vermittlung aceeptiert hat hat er sich zn dem Herzog von
Celle zu verfugen und bei ihm wie auch bei seinem Bruder und Vetter, wenn
diese sich bei ihm befinden, anzubringen, Kf. hatte gern vernommen, daß sie
sich die gütliche Schlichtung der Streitigkeiten zwischen dem König von Däne-
mark und der Stadt Hamburg angelegen sein ließen, er habe die gleiche Absicht,
wolle bei der Vermittlung konkurrieren und habe, nachdem diese von dem
König und der Stadt angenommen worden, ihn zu ihnen abgeschickt, um von
ihnen zu vernehmen, auf was für eondiiiones der Vergleich zu treffen, und mit
ihren ministris zu konzertieren, wie die Sache zu inkaminieren sei. Dabei hat
er alle Wege dahin zu sehen, daß sie sich darin mit ihm einigen, daß der Ver-
gleich nicht anders als mit des Königs von Dänemark Reputation und Advantage
gemacht werde, und er hat zu erinnern, daß die Stadt von den Herzogen nicht
in ihrer Halsstarrigkeit wegen Befriedigung des K£ gestärkt, sondern zur
Leistung ihrer Schuldigkeit ermahnt werde. Sollte es dann zu einem Kongreß
kommen, so hat er an demselben teilzunehmen und sich zu bemühen, daß ein
dem Könige reputierlicher und annehmlicher Vergleich gemacht werde, "Was
die Konditionen anbetrifft, so wird die Zeit selbst an die Hand geben, wie weit
darin zu kommen sein wird. Kf. hält nicht für unbillig, daß die Stadt dem
Kon ige den seinem Großvater geleisteten Homagialeid ebenfalls leiste, sollte
aber dieses nicht zu erlangen sein, so bat er darauf zu sehen, daß die Traktaten
nicht ganzlich abgebrochen, sondern die Beilegung dieser Differenz auf ander-
weitige Traktaten oder andere gütliche Mittel ausgesetzt werde.
Auch soll er dem Herzog von Celle hinterbringen. Kf, hatte mit nicht
geringer Befremdung vernommen,*) daß derselbe die Gen. Staaten ersucht hätte.
im Fall Kf. mit dem Konig von Dänemark seine Waffen konjungieren und er
mit ins Spiel geraten sollte, ihm zu assistieren. Kf. wisse nicht, wodurch er
veranlaßt worden wäre, nicht allein selbst eine so widrige Impression von ihm
zu fassen, sondern auch die Gen. Staaten in die gleiche Ümbrage zu setzen,
und er bitte, ihm im Vertrauen mitzuteilen, was ihn dazu bewogen, er hoffe,
df*r Herzog werde vielmehr suchen, das gute Vertrauen iwischen ihm und dem
Staat zu erhalten.
i) S, oben S. 530,
*) S, das Memorial t. Grote's vom 26, Oktober/ 5, November und die Resolution
des Kf. darauf vum 27. Oktober / 6, November 1679 unten Abschnitt V.
35»
548 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Chr. und Fr. v. Brandt an den KiirfÖrsten. D. Pinneberg
20./ [30.] Oktober 1679.
[Zufriedenheit des Königs mit der von Kf. dem braunschweigischen Gesandten
erteilten Resolution. Stand der Hamburger Angelegenheit]
30. Okt. Der König und dessen Minister haben sich mit der Resolution, welche
Kf. dem braunschweigischen Gesandten erteilt,1) sehr zufrieden bezeugt, sie
bekannten mit Dank, daß der König es allein der Gontenance des Kf. zu-
schreiben würde, wenn sich Hamburg zum Ziel legte, denn, wenn die braun-
schweigischen Minister ihrem Vorgeben nach der Stadt hart zuredeten, so
geschehe es gewiß nur, weil die Herzoge fürchteten, Kf. könnte mit in das
Spiel geraten und ihnen den letzten niedersächsischen Kreisschluß gesegnen.
Der König stellte es auch dem Kf. frei, ob er hier die braunschweigische
Mediation sekundieren wollte, Kf. würde doch wissen, wie wenig Ursache man
hätte, auf die Herzoge, namentlich den von Gelle, gutes Vertrauen zu setzen.
Mit der hamburgischen Sache steht es jetzt so: Da man über das
hamburgische Projekt nicht hat eins werden können, so hat man dänischerseits
beschlossen, die Sache in statu quo zu lassen und darüber mit der Stadt einen
provisionalen Interimsrezeß aufzurichten, wonach eines jeden jura et praetensiones
salvae et integrae bleiben und man sich hernach bemühen solle, die Sache durch
einen gütlichen Vergleich oder per viam juris zu Ende zu bringen. Daneben
aber begehrt der König, daß die Stadt per deputatos ihm einige Submission
erweise und ihm loco satisfactionis wegen erwiesener Insolentien und zugefügten
Schadens 5 Tonnen Goldes zahle. Mit diesem Vorschlage sind die braun-
schweigischen Minister nach Hamburg gereist.
P. S. Hier wird viel von des Kf. Marsch nach dem Mecklenburgischen
geredet, man hat aber keine Gewißheit davon.
Chr. und Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Hamburg
21./ [31.] Oktober 1679.
[Aussicht auf gütliche Beilegung der Hamburger Angelegenheit Zweifel, ob Kf. auf
Hilfe von Dänemark gegen die braunschweigischen Herzoge werde rechnen können.]
31. Okt. Sie sind gestern einer Einladung des Feldmarschalleutnants Wedel nach
dem Lager gefolgt und haben hier übernachtet. Hier haben sie durch den
Herzog von Ploen erfahren, daß die Sache zwischen dem Könige und der Stadt
J) Kf. hatte 11./21. Oktober 1G79 den v. Brandt das Anbringen v. Grote's und
seine darauf erteilte Resolution (s. S. 547) zur Mitteilung an den König zugesandt
Aussicht auf gütliche Beilegung des Streites mit Hamburg. 549
abgetan, letztere auf die Vorschläge des Königs eingegangen sei and daß es
sich nur noch an der von diesem geforderten Geldsamme stoße.
Der König hat zwar große Last, den Herzog von Celle anzugreifen, die
Minister sind aber alle dagegen und haben es schon so weit gebracht, daß der
König gegen sie wegen der Magazine und der Subsistenz der Truppen Diffikultät
macht und behauptet, dieselben mußten verlegt und refraichiert werden. So lange
die hamburgische Sache nocht nicht ganz abgetan ist, können die Truppen des
Kf. im Mecklenburgischen ohne alle Gefahr stehen bleiben, wenn aber der König
nach Kopenhagen und die Truppen nach den Quartieren gehen sollten, so wird
Kf. selbst urteilen, was ihm am zuträglichsten ist. Da sie aus Meinders'
Relation1) ersehen, daß der König von Frankreich sehr ungern sehen wurde,
wenn aus der hamburgischen Sache ein Krieg mit dem Hause Braunschweig
entstände, und ihnen bekannt ist, wie sehr Kf. auf Frankreich reflektiert, so
haben sie Bedenken getragen, ohne besonderen Befehl den König gegen das
Haus Braunschweig, namentlich den Herzog von Celle, aufzureizen. Man hat
bisher hier immer erklärt, wenn Kf. wegen seines Einröckens ins Mecklenburgische
mit diesen in Streit geraten sollte, ihm mit aller force zur Seite treten zu
wollen, und gerühmt, was des Kf. bloßer Name in dieser Sache dem Könige für
Vorteil gebracht, wenn derselbe aber von dieser Sache debarassiert sein sollte,
wissen sie nicht, ob dann der Dank ebenso groß sein wird wie jetzt.
L. G. v. Crockow an den Kurfürsten. D. Pinneberg
23. Oktober/[2. November] 1679.
[Audienz beim Konig. Konferenz mit dem Reichskanzler, Aussicht auf gütliche Bei-
legung der Hamburger Angelegenheit.]
Er ist am 17. abends von Berlin abgereist und am 21. mittags hier an- 2. Not.
gekommen. Obwohl er durch die bald nach ihm von Hamburg hergekommenen
v. Brandt und auch sonst vernommen, daß der Vergleich zwischen dem König
und der Stadt Hamburg schon weit avanciert und gleichsam auf dem Schluß
stände, indem der punctus homagii zu künftiger rechtlicher Entscheidung oder
gütlichem Vergleich durch einen lnterims-Rezeß ausgesetzt, aber verglichen
sei, daß die Stadt dem König mittelst einer Deputation hier ohne Solennität
eine Submission tun und als Satisfaktion eine Geldsumme, über deren Höhe man
sich aber noch nicht geeinigt, zahlen solle, hat er doch bei dem König um
Audienz nachgesucht und dieselbe nebst den v. Brandt am folgenden Tage er-
balten. Der König dankte für den Gruß des Kf., versicherte, daß ihm keine
Interposition angenehmer sei als die seinige, verwies sie im übrigen an den
») S. oben S. 373.
550
IV*. Brandenburg und Danemark 167 $—1664.
Reichskanzler. Bei diesem haben sie beute Audienz gehabt, er teilte ihnen
mit, der König hatte von Anfang an nur die Absicht gehabt, die Stadt zur
Leistung des schuldigen homagii und einer billigmäui^en Satisfaktion für ver-
ursachten Schaden und Unkosten und zu einer Versicherung, seinen Feinden
keinen Vorschub zu leisten, durch Ostontation der Waffen und gütliche Traktaten
zu bewegen, inmittelst bitte sich das Haus Lüneburg der Sache angenommen,
die Stadt in ihrer Opimatretät gestärkt und die Sache, sehr diffizil gemacht.
doch hätte man ein Expedient beliebt, der Interims-Rezefl wäre völlig ajustiert.
auch die tennin i des Kompliments, welches die Stadt machen solle, der Reichs*
marschall r. Korbitz und Graf Anton wären in der Stadt, um die Sache
vollends zn ajustieren. Sollte dabei noch etwas zu tun sein, so wurde der
König gern die guten Dienste des Kurfürsten annehmen, zumal da das Haus
Lüneburg sich so partial für die Stadt zeigte* Der König hätte wohl Ursache
gehabt, dessen officia zu rekusieren, da es sich gleichsam zur Partei gemacht
und Truppen nach Hamburg geworfen habe, er habe es aber, um alle "Weiterungen
zu verhüten, übersehen wollen. Auch von anderen Potentaten, als Frankreich,
England und Holland, seien ihm mediationes angeboten, er hätte sie aber bonis
moilis dekliniert, nur den Comte de Reben ac hätte er nicht ganz daraus halten
kennen, obwohl er gesehen, daß derselbe sich ganz partialisch bezeigt und seine
Konduite mit Pomponne's Versicherungen gar nicht übereinkomme. Man erwarte
i4i null ich die Rückkehr der dänischen ministri, und werde der König ihn dann
mit einer ferneren Resolution versehen.
Die mmistri sind soeben zurückgekehrt, es scheint noch nicht alles richtig
zu sein, doch ist zu vermuten, daü es zu einem Vergleiche kommen wird.1)
L. G. v. Crockow an den Kurfßrsten. D. Hamburg
29. Oktober/[8. November] 1679.
[Einigung der Vermittler mit den dänischen Ministem, weitere Verhandlungen mit
den Hamburgern.]
8. Nov. Nachdem die Stadt Hamburg sich vorgestern erboten, die dem Könige
zu zahlende Summe auf 200001» Kttr, zu erhöhen und der Königin ein Präsent
von etwa 10000 Rtir. zu geben, ist ihnen von den Mediatoren angezeigt worden,
daß sie in allem 220000 Rtlr. geben müßten. Obwohl sich die Deputierten
') Cr, berichtet aus Hamburg 27» Oktober / 6. November 167:>, da sich das
Accomraodement verzögert, so habe er sich hierher begeben, sei auf geschehene
Xotiiikaliou von dem kaiserlichen Residenten» den Itine burgischen Ministem und
FUbenac besucht worden, habe auch mit den Deputierten der Stadt eine Konferenz
gehalten. Man könne sich nur über den Geldpunkt nicht einigen, doch hoffe er,
MI man sich beiderseits zum Ziel leg^n werde.
Verhandlungen über die Hamburger Angelegenheit 551
dazu nicht verstehen wollten, ist ihnen doch angedeutet worden, daß die
Mediatoren ein solches offerieren wurden. Rebenac, die lüneburgischen
Minister und er sind darauf nach Pinneberg gereist, haben mit den danischen
ministris konferiert und es dahin gebracht, daß die Stadt 220000 Rtlr. und der
Konigin ein ansehnliches Präsent geben und eine Obligation von 40000 Rtlr.,
welche der König a. 57 von der Stadt aufgenommen, zurückgeben solle. Obwohl
sie von der Stadt dazn nicht bevollmächtigt gewesen, wird diese sich doch des-
selben nicht entbrechen können. Wegen der Sorten und Termine ist es noch
nicht adjustiert und ist deswegen v. Heimburg dort geblieben, die andern sind
hierher gereist, um es der Stadt zu proponieren. Übermorgen sollen die Depu-
tierten der Stadt dem König eine Submission in verabredeten terminis bezeugen.
Er hofft, die Stadt werde keine Diffikultät machen, dem Kf. 125000 Rtlr.
zu zahlen.
L. G. v. Crockow an den Kurfürsten. D. Hamburg
31. Oktober/ 10. November 1679.
[Verständigung mit den Hamburgern. Aussicht, daß Kf. die geforderte Summe
erhalten werde. Unfreundliches Verbalten Rebenacs.]
Die Deputierten der Stadt haben erst große Schwierigkeiten gemacht, die 10. Nov.
von ihnen verabredeten Bedingungen anzunehmen. Er bat ihnen aber sehr
ernstlich vorgestellt, was für Ungelegenheit und Schaden sie sich zuziehen
würden, wenn die Traktaten nicht geschlossen werden sollten, ebenso haben
ihnen die lüneburgischen und französischen ministri zugesprochen, so haben sie
endlich das beiliegende Projekt angenommen und nur bedungen, daß der Artikel
betreffend die Obligation anf 40000 Rtlr. aus dem Traktat gelassen werde, aber
versprochen, sie morgen bei der Audienz zurückzugeben. Morgen werden die
Deputierten der Stadt hinauskommen und ihr Kompliment ablegen, er wird dann
seinen Abschied nehmen und er hofft, den Herzog von Celle noch in Harburg
zu finden.
Wegen der Prätension des Kf. an Hamburg hat er noch keine formelle
Antwort erhalten, er zweifelt aber nicht, daß Kf. 125000 Rtlr. bekommen wird.
Graf Rebenac hat dabei gar keine guten officia getan, sondern sich recht widrig
bezeigt. Gestern wiederholte er mehrmals, er sehe wohl, wenn Cr. darauf be-
stände, werde die Stadt es wohl tun müssen, es wäre aber des Königs Sache
und werde diesen sensiblement touchieren, wenn man die Stadt über die von
demselben gut gefundene Summe von 100000 Rtlr. zu noch mehr konstringieren
würde. Er hat sich aber nicht daran gekehrt, sondern hat ihm geantwortet,
die Stadt wäre selbst geneigt, die Summe zu augmentieren, in Konsideration
der guten officia, welche Kf. ihr in der dänischen Sache geleistet, und er wäre
552 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
versichert, daß dieses seinem König nicht zuwider sein würde. Er hofft, daß
dieser Minister sich in anderen das Interesse des Kf. betreffenden Sachen
favorabler bezeigen wird, denn es sind nnr partikulare Ursachen, warum er
hierin zuwider ist.1)
Der KurfGrst an Chr. v. Brandt. D. Potstam
2./[12.] November 1679.
[Verlangen dänischer Hilfe, falls seine Truppen in Mecklenburg von den braun-
schweigiscben angegriffen werden sollten.]
12. Nov. Da er erfahren, daß die lüneburgischen Volker über die Elbe und wieder
in ihre alten Quartiere ziehen, und zu befürchten ist, daß dieselben seine in
Mecklenburg stehenden Truppen zu delogieren suchen möchten, so soll er dieses
dem König vortragen und denselben ersuchen, ihm auf allen Fall, wenn er
attackiert werden sollte, mit seinen Truppen zu assistieren, in Anbetracht, daß
dieses geschehe, um sich an Kf. zu revanchieren, weil er dem Könige bei-
gestanden und seine Truppen in Mecklenburg logiert habe, um die hamburgischen
Traktaten zu facilitieren.
Chr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Hamburg
5./[15.] November 1679.
[Auf das Reskript vom 2. November. Verlangen dänischerseits, daß Kf. seine Truppen
aus dem Mecklenburgischen zurückziehe. Geringe Aussicht auf Unterstützung gegen
die Lüneburger.]
15. Nov. Solange die hamburgische Sache noch zweifelhaft war, hatte man ihnen
nicht allein die Versicherung gegeben, daß der König den Kf., wenn er wegen
*) Cr. berichtet 5./15. November aus Hamburg, da er erfahren, daß der Herzog
von Celle schon nach EbstorfF und Celle abgereist, daß die schwedischen Truppen
in Pommern angelangt seien und daß es wegen der in Mecklenburg stehenden
Truppen des Kf. wohl Weitläufigkeit geben dürfte, er auf diese Sache aber garnicht
instruiert sei, so habe er die Reise zu dem Herzog aufgegeben und werde sogleich
zurückkehren. Deputierte des Rats hätten ihm soeben die förmliche Resolution
gebracht, daß die Stadt dem Kf. 1*25000 Rtlr. bezahlen wolle, sie verlangten aber
leidliche Termine und billige Liquidation, er habe sie deswegen an Raule verwiesen.
— Das Rekreditiv König Christians für Cr. ist Pinneberg 2./[12.J November 1679
ausgestellt, der Vertrag über die Zahlung jener Geldsumme zwischen den Bevoll-
mächtigten des Kf. (Raule und (iuericke) und den Deputierten des Hamburger
Rats (dem Syndikus Dr. Schreining und den Ratsverwandten J. Lomm und
J. Lemraermann) Hamburg 1-/1 1- Dezember 1679 abgeschlossen worden. S. Prutz
a. a. 0. S. 242.
Geringe Aussicht auf dänische Hilfe gegen die Lüneburger. 553
der Einlogierung seiner Trappen mit dem Hause Lüneburg in Zwist geraten sollte,
unterstutzen werde, sondern auch ihren Vorschlag, einige königliche Regimenter
sollten in das Lauenbnrgische und Schwerinsche verlegt werden and mit den
Truppen des Kf. genaue Korrespondenz pflegen, gebilligt. Sobald es aber mit
Hamburg zum Schluß kam und die ganze königliche Armee nach Norden aufbrach,
kein Regiment aber nach dem Lauenburgischen sich wendete, haben sie dagegen
protestiert, verlangt, daß vier oder fünf Regimenter nach dem Schweringehen
und Lauenburgischen geschickt würden, und kategorische Resolution, wessen
sich Kf., wenn die Herzoge von Lüneburg seine Truppen aus dem Mecklen-
burgischen zu delogieren suchen sollten, von dem Könige zu versehen hätte,
gefordert. Trotz alier ihrer Vorstellungen aber hat man ihnen nur mit einem
kaltsinnigen air gesagt, der König würde den Kf. nicht verlassen, aber dabei
auf das inständigste geraten, Kf. möchte in Eile seine Truppen aus dem
Mecklenburgischen ziehen, damit es das Ansehen hätte, als ob es aus Ver-
anlassung der Beendigung der Hamburger Sache und nicht ans Furcht vor den
Lüneburgischen geschehe.
Die dänischen consilia sind jetzt ganz auf Frieden und Redressiernng der
Finanzen gerichtet, er hofft nicht, eine bessere Resolution zu erhalten, und auch
v. Crockow wird dem Kf. ähnliches berichten. Sollte selbst der König dem-
selben gegen Lüneburg beizustehen geneigt sein, so werden doch die Minister
dagegen arbeiten und das Kommissariat den Marsch der Trappen aufhalten.
Chr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Pinneberg
15./[25.] November 1679.
[Verbandlungen mit den dänischen Ministern über das dänisch-schwedische Bündnis.
Verlangen der Mitteilung desselben und des Abschlusses des Garantievertrages. Die
mecklenburgische Quartierangelegenbeit]
Er und sein Bruder haben sich eifrig bemüht, zu erfahren, wie es mit dem 25. Not.
angeblich zwischen Frankreich, Dänemark und Schweden wegen der Ostsee ab-
geschlossenen Traktat1) stehe, sie glauben aber, daß daran nichts sei. Wohl
aber haben sie erfahren, daß zu Lund zwischen Schweden und Dänemark ein
ordentliches Defensivbündnis3) aufgerichtet und mit dem Pariser Frieden zu-
sammen ratifiziert ist. Sie haben bei Gelegenheit dem Könige zu verstehen
gegeben, daß Kf. sich darüber, daß ihm gar keine Mitteilung davon geschehen,
») S. Urk. u. Akt. XVIII, S. 393.
2) S. diese Defensivallianz vom 27. September / 7. Oktober 1679 Londorp X,
S. 7 13 ff.: Dumont VII, S. 431 f.; Repertoire historique et chronologique des traites
conclus par la couronne de Dannemarc par H. 0. de Reedtz (Göttingen 1826), S. 135 f.
Vgl. Carlson IV, S. 732; Recueil des instruetions XIII, S. XXXVIff.
m
IV* Brandenburg und Dänemark Itnt»— 1684.
allerhand Gedanken machen mußte. Der König schien dieses nicht sonderlich
zu attendieren, hat nachher aber seine Minister eine Konferenz mit ihnen halten
und durch diese entschuldigen lassen, daß ihnen von jenem Bündnis nichts
mitgeteilt wäre, Graf Anton bemerkte dabei, der König habe erfahren, dati Kf.
mit dem Könige von Frankreich ein ordentliches foedus defeusivum et äffen»
sivum geschlossen, und meine, daß beide zugleich und reeiproce kommuniziert
werden mußten, doch erwiderte ihm gleich der G.Kanzler, daß Kf. Ahlefeld
von seinen Verhandlungen mit Frankreich Eröffnung getan hätte. Sie haben
geantwortet, Kf. wurde sich an dem, was passiert wäre, obwohl es den ab-
ssHicri Allianzen zuwiderliefe, nicht stoßen, wenn ihm nur sofort das
Bnnd nis mit Schweden selbst und was dabei vorgegangen und etwa separatio!
geschlossen wäre, aufrichtig kommuniziert wurde. Der G, Kanzler sagte
darauf, der König hätte ihnen Befehl erteilt, die conteuta des foedns mit-
zuteilen, es wäre ein bloßes foedus defensiv um und nichts Verfängliches darin,
man hätte bei Schließung desselben auch auf Kf. reflektiert und für dessen
Sicherheit gesorgt, darauf nannte er verschiedene l rsachen, um deren willen
man das foedus geschlossen, und sagte, der König wünsche, daß Kf. demselben
beitrete. Sie haben aber verlangt, daß ihnen vor allem das foedus selbst und
was sonst dabei vorgegangen, mitgeteilt werde, und behauptet, alles sei daran
gelegen, wenn anders die vertrauliche Korrespondenz zwischen den beiderseitigen
fctohfiO Prinzipalen fortbestehen sollte, zugleich erklärt, daß Kf. 211m Eintreten
in dieses foedus jedenfalls sich nicht entschließen würde, wenn nicht verlier
die mutueüe Garantie und das in dein Kopenhagenschen foedus von 1676 l) vor-
gesehene foedus defcNsivrim zwischen ihnen beiden abgeschlossen würde, falls
dieses nicht geschehe, würde Kf, vielmehr gezwungen sein, ein besonderes
foedus mit Schweden zu schließen. Der G. Kanzler hat ihnen darauf Kommuni-
kation 3m foddia zugesagt und versprochen, daß sie insgesamt mit dem Könige
von der Garantie reden und ihnen dessen Resolution ungesäumt mitteilen
Wollfett. Doch haben sie noch nichts erhalten, er wird aber, sobald er in
Kopenhagen angelangt sein wird, den Ministern keine Ruhe lassen und hat auch
seinen Hruder beauftragt, unerwartet seiner Ankunft auf beide Punkte zu dringen.
Der Herzog von Celle soll 4000 von den hannoverschen Truppen an-
genommen haben und nach Mecklenburg schicken wollen, Rebenac soll beim
Smog JOB Cell* wegen der mecklenburgischen Quartiere böse offieta tun und
ftl ins Feuer gieöan. Zu ihm hat er gesagt, wenn Kf* jetzt seine Truppen aus
dem Mecklenburgischen zöge, so wurde sein König es auslegen, als wenn sie
nnr der hamburgischen Sache wegen eingerückt wären, wenn sie aber noch
länger dort blieben, würde er sich wegen des mit Lüneburg zu Celle gemachten
Friedens der Sache pro Celle annehmen und es auch als eine Kontravention
des Generalfriedens ausdeuten müssen. .Sein Bruder, der dem Koni£ nach
Kopenhagen gefolgt ist, macht sich keine Hoffnung, daß Kf, auf allen Fall
wider Celle dänische Hilfe erlangen werde.
») & v. Mörner, S. 391 ff. (f IS),
Verbandlungen über Mitteilung der Allianz mit Schweden« 555
Der Kurfürst an Chr. v. Brandt. D. Potstam
23. November/[3. Dezember] 1679.
[Auf die Relation vom 15. November. Befehl, nur Mitteilung der Allianz mit
Schweden zu verlangen. Die wegen seiner Allianz Verhandlungen mit Frankreich zu
machenden Mitteilungen.]
— Nun habet Ihr zwar wohlgetan, daß Ihr umb Communication 3. Dez.
derselben [Alliance] angesuchet, wir sehen aber nicht gerne, daß Ihr
Euch wegen unser Beitretunge, so wie bereits geschehen, herausgelassen,
auch dazue einige Hoffnunge gemachet, gestalt Ihr dann künftig davon
ganzlich zu abstrahiren und nur bloßer Dinge umb die Communication
sothaner Alliance und der Nebenartikul, welche man uns nach Inhalt
unseres foederis zu tun schuldig, anzusuchen habet, mit dem Vorgeben,
daß wir uns zue Beitretunge nicht eher resolviren könnten, bevor wir
den Inhalt sothaner Alliance gesehen. Wann sie abermahlen von unserem
Tractat mit Franckreich etwas auf die Bahne bringen sollten, habet Ihr
anzuzeigen, daß noch nichtes geschlossen, und daß wir stündlich unsere
Meinders erwarteten, umb von dem, was vorgangen, mündlichen Rapport
zu tuen. Sollte es zum Schluß sich anlassen, würden wir freilich
nicht vorbei, Ihrer May. davon Communication zu tuen und zu ver-
nehmen, ob Sie sotbanen Tractat conjunctim mit uns schließen wollen.1) —
Chr. v. Brandt1) an den Kurfürsten. D. Hamburg
l./[ll.] April 1680.
[Sein Verfahren dem König und den verschiedenen Ministern gegenüber. Seine
Abschiedsaudienz und die letzte Konferenz mit den Ministen).]
Er ist durch Sturm auf die Insel Alsen geraten, hat dort drei Wochen 11. Api
krank gelegen und ist so noch nicht imstande gewesen, über die Abschieds-
") Kf. weist 26. November/ 6. Dezember Chr. v. Brandt an, da man sich d&nischer-
seits so kaltsinnig zu Schließung des Garantievertrages zeige, vorläufig nicht weiter
darauf zu dringen, und 16./26. Dezember befiehlt er beiden v. Brandt, wegen Mitteilung
des Traktats mit Schweden und des Garantietraktats keine weitere Anregung zu tun.
Da dort jetzt wenig zu tun sei, solle Chr. v. Brandt nach Cüstrin zurückkehren und
Fr. v. Brandt allein dort bleiben.
l) Chr. v. Brandt war, nachdem er fünf Wochen in Rendsburg krank gelegen
hatte, Ende Januar 1680 in Kopenhagen angekommen, hatte erst dort das Reskript
556
IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
audienz beim Könige and die letzte Konferenz mit den Ministern Bericht zu
iten-
Kf. hat ihm befohlen, von dem Konige in gar civilen terminis Abschied
zu nehmen, er würde auch ohnedem den Kftfltg nicht anders als mit Bescheidenheit
und aufs behaglichste angeredet haben, und wenn er dabei das, was wegen der
Kommunikation des Bündnisses mit Schweden und der Garantie vorgegangen,
erwähnt hätte, so wurde doch solches dem Glimpfe nichts benommen haben, da
er schon vorher zweimal mit dem Künig in geheim davon geredet und dieser
es sehr gnädig und wohl aufgenommen hatte. Der Künig ist ein sehr tapferer
und großmutiger Herr, der nicht mit sich scherten läßt, der auch leicht eine
Jalousie, insonderheit von seinen Ministern, fassen kann, die Jalousie bleibt nbr
gemeiniglich ohne Wirkung bei ihm kleben, wenn man ihm nicht dann und
wann zu Hilfe kommt und ihm zeigt, wohin ein und ander Minister seines
eigenen Interesses halber zielt, und wie dem zu begegnen sei. Diese Methode
haben er und sein Bruder immer halten müssen, sonst wäre es nie tu der
Gadebuschsehen Entrevue1) und der Waffenverbindung mit Kf.. welche Greiffen-
feldt zu hintertreiben suchte, und auch nicht zu der letzten Dobrnnischen
Entrevue*) gekommen. Den königlichen Staatsini n ist ris haben sie verschieden
begegnen und sich ihnen vertrauen müssen. Der (iroüfc analer, der Heicha*
marschall Körbitz und Bier mann haben immer eine sonderbare Devotion
gegen Kf. bezeugt und dem Konig geraten, mit demselben fest zusammen-
zuhalten, ihnen haben sie Ursache gehabt, allen Respekt und Zivil i tat zu er-
weisen, und er bat ihnen auch beim Abschied das Interesse des Kf. und die
K Innervation des guten Vertrauens zwischen demselben und dem Könige
rekommend iert Mit Graf Anton und Hahn aber haben sie nicht auf gleiche
Weise umgehen können, denn sie waren durch Zivilität und Behaglichkeit nicht
von ihren dem Kf, mißfälligen consiliis abzubringen, sondern je kaltsinniger sie
ihnen begegneten und je deutlicher sn* ihnen m verstehen gaben, daß ihnen
ihre mentes bekannt wären, desto besser konnten sie sie intimidiereiL Graf
Anton snrgt nur dafür, wie er seine oldenburgischen Herrschaften in Ruhe
und Frieden erhalten H&g6, danach sollen sich die dänischen consilia richten,
er hat auch die Schwachheit, dali er es gar nicht deguisiert. Da Hahn woht
wußte, daß er des Kf. Gnade nicht verdient hatte, suchte er den König
des Kf. tom 16./26. Dezember vorgefunden uud darauf Anstalten *u seiner Rückreise
getroffen. Kf. hatte ihn darauf (d, Colu 24. Januar / 3. Februar 16SO) augew>
seiuen Abschied vom König in civilen terminis zu nehmen, sich aller Reprochen
gegen ihn und gegen die Minister m enthalten, vielmehr den König zu. versichern,
daß er (Kf,) auch künftig keine (ielegenheit* ihm Beweise seiner Freundschaft zu
geben, vorübergehen lassen wolle. Chr. v. Brandt war dann Ende Februar abg
Das Rekreditiv des Königs für ihn ist Kopenhagen 14./24. Februar IG8Ü ausgestellt.
l) iL— 16, September 1675. S, Pufendorf XIII, § 45 (& 1010); v, Bu
Tagebuch, herausgegeben von Hirsch J, S, 139f,
a) 4.-6, Dezember 1078. S. üfk u. Akt. XVHJ, S. 362 f. ; v. Buch1! Tage-
buch II, S. 149fr.
Chr. v. Brandts Verabschiedung, die Zustände am dänischen Hofe. 557
von demselben fernzuhalten, daher kamen sie leicht überein, daß sie dem König
durch andere Bundnisse, besonders durch die mit Schweden, die Hände so
binden wollten, daß er weder seiner eigenen Meinung zum Kriege folgen, noch
von Kf. dazu angeführt und also keine neue Zusammensetzung unter ihnen
beiden getroffen werden könnte. Der Großkanzler hat ihm dieses nach Hahns
Tode noch klarer als vorher gestanden. Wenn Hahn noch am Leben gewesen,
hätte er bei seiner Abschiedsaudienz den König nochmals warnen und ihn er-
suchen müssen, solche consilia keine Statt finden zu lassen, da er aber tot,
seine bände dadurch zerstört und Graf Anton sehr zaghaft geworden ist,
der Großkanzler ihn auch versichert hat, daß Hahns Tod eine merkliche
Veränderung in consilio supremo nach sich ziehen werde, hat er davon nichts
gegen den König erwähnt, sondern ist nur bei dem geblieben, was ihm Kf. in
dem Reskript vom 24. Januar vorgeschrieben hat, worauf der König in sehr
freundlicher Weise geantwortet hat. Als er sich schon entfernen wollte, folgte
ihm der König und fragte1) ihn heimlich, was Kf. dazu sagte, daß der König
von Frankreich wieder Miene machte, als wenn er neue Troublen anrichten
wollte. Er hat geantwortet, er hätte davon keine Nachricht, er glaubte aber,
daß Kf. ungern sehen würde, wenn derselbe wider Deutschland etwas vorhätte,
und daß seine gegenwärtige contenance und die conduite, welche die Alliierten
in dem vorigen Kriege gegen ihn und den König gehalten, ihn in Zweifel
setzten, was für mesures er nehmen sollte, eben wie der König darüber auch
etwas embarassiert wäre, und er hat den König gebeten, in omnem eventum
solche consilia zu führen, daß er allezeit mit Kf. zusammen des Friedens
genießen oder auch zugleich Krieg haben möchte, worauf der König sagte, er
und Kf. hätten jetzt Ursache, nicht merken zu lassen, was sie beabsichtigten,
Frieden wäre ja wohl zu wünschen, wenn aber kein Krieg entstände, so hätte
er keine Hoftnung, mit Kf. jemals wieder zusammen zu kommen.
In der Konferenz wurden nur die Entschuldigungen wegen verweigerter
Kommunikation der schwedischen Allianz und versagter Schließung der Garantie
wiederholt, worauf er sich dem Befehl des Kf. gemäß aller Reprochen enthalten
und nur, um Graf Anton einen kleinen Stich zu geben, gesagt hat, es hätte
Kf. allerdings befremdet und hätte wohl bei ihm Ombrage erregen können, da
er aber während des ganzen Krieges auch in viel wichtigeren Dingen sich nach
dem König gerichtet hätte, so wollte er sich auch an diesen refus nicht stoßen,
sondern einen Weg wie den anderen mit dem König fest zusammenhalten und
abwarten, wann es demselben gefallen werde, das Bündnis zu erneuern.
>) Fr. v. Brandt hatte dem Kf. schon 2./12. März 1680 von Kopenhagen aus
berichtet, es scheine nicht, daß zwischen Dänemark und Frankreich eine so genaue
Intelligenz, wie man in der Welt aussprenge, bestehe. Die Bemühungen des
französischen Gesandten Martangis zugunsten des Herzogs von Gottorp würden
hier sehr ungern gesehen, der König lasse große Jalousie über die gewaltigen
französischen Rüstungen verspüren und rühme das Verhalten Schwedens, das, wie
der hiesige schwedische Gesandte Güldenstem versichere, auf die Konservation
des römischen Reichs und die Freiheit der Stände ein wachsames Auge habe.
558 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Collen 31. Juli/[10. August] 1680.
(Conc. Meinders.)
[Die Seeexpedition gegen Spanien. Befehl, den König zur Teilnahme an derselben
oder wenigstens zu ihrer Unterstützung aufzufordern.]
10. Aug. Wir geben Euch hierait in höchstem Vertrauen zu vernehmen, daß,
nachdem wir durch unseren Envoye l) in Hispanien vier Jahre lang ver-
geblich umb die uns rückstehende Subsidien sollicitiren lassen, dergestalt
auch, daß derselbe unverrichteter Sachen wieder abreisen müssen, wir
entschlossen sein, dieselbe, weil es eine Summe von ungefähr zwei
Millionen betraget, welche wir nicht dahinten lassen können noch wollen,
vermittels der Repressalien zur See beizutreiben. Wir haben demnach
eine Esquadre Schiffe ausgerüstet, welche vielleicht schon ausgelaufen
sein wird, und derselben Ordre erteilet, alle spanische Schiffe und Güter
in See wegzunehmen und aufzubringen, umb uns daraus dieser unser
höchst gerechten Forder unge halber bezahlet zu machen. Weil wir
uns nun zue Vollführunge dieses unseres Vorhabens I. K. May. in Denne-
marck faveur sowohl in Paß- und Kepassirung unserer Schiffe durch den
Sund als auch umb auf den Fall der Not in ihre Hafen in Dennemarck
und Norwegen einzulaufen, [bedürfen], so befehlen wir Euch hiemit in
Gnaden, bei I. May. vermittels Überreichuuge des hiebeikommenden
Creditivs umb Privataudienz anzuhalten, daneben aber gegen keinen
Menschen von diesem unseren Vorhaben das geringste zu entdecken und
bei erlangeter audience solches dem Könige allein, wie obbeschrieben, zu
eröffnen und bei I. May. zu vernehmen, ob Sie beliebeten ihre interesse
mit dem unsrigen zu conjungiren und sich solchergestalt suchen bezahlet
zu machen, welches uns dann sonderlich lieh sein würde, und sollten
alsdann unsere Schiffe zugleich mit zue I. May. Diensten stehen, so daß
gar leicht ein Concert darunter zu treffen sein würde, oder daferne
I. May. ihrer Conjunction halber ein Betlenken hätten, habet Ihr dieselbe
zu ersuchen, daß Sie nicht alleine unseren Schiffen die freie Passage
durch den Sund, sondern auch das Einlaufen und Refraichirunge in ihre
Hafen in Dennemarck und Norwegen verstatten wollten, welches, wie
es der Allianz und Freundschaft, so zwischen uns ist, allerdings gemäß,
») Melchior v. Uuck. S. Pufeudorf XV1I1, § 10 (S. 1386); Peter, Die
Anfänge der brandenburgiseben Marine, S. 14 ff. ; Schuck, Brandenburg -Preußens
Kolonialpolitik I, S. 112 ff.
Die Seeexpedition gegen Spanien. 559
als versehen wir uns gänzlich einer gewierigen Erklärunge. Es seie
aber, daß I. May. sich mit uns conjungiren wollen oder nicht, habet Ihr
deroselben das secretum aufs höchste zu recommendiren, weil leicht zu
ermessen, wann dieses unser Vorhaben auskommen sollte, daß man als-
dann Gegenpraeparatoria und praecautiones machen und nehmen würde.
Er darf gegen niemand als zuerst gegen den König, und wen dieser
hernach ihm benennen wurde, hiervon etwas erwähnen und soll allemal die
Sekretierung aufs höchste bedingen. Die Schiffe werden ihm ein Reskript und
einen Brief an den König1) Überbringern, worin aber nur generalia enthalten.
Fr. v. Brandt an den Kurförsten. D. Coppenhagen
10./[20.] August 1680.
[Ankunft der Schiffe des Kf. Audienz bei dem Könige, dessen Resolution.]
Vorgestern sind alle Schiffe des Kf., außer dem Brenner, hier angekommen 20. Aug.
und gleich nach drei Stunden nach Helseneur weitergefahren, nm sich mit
frischem Wasser und anderen Viktnalien zu versehen. Er hat dem König in
einer Privataudienz das Vorhaben des Kf. entdeckt und angefragt, ob er sein
Interesse mit dem des Kf. konjungieren und sich auch so bezahlt machen wolle,
dann würden dessen Schiffe zugleich zu seinen Diensten stehen. Der König
antwortete, er nehme diese vertrauliche Mitteilung als ein Zeichen der Affektion
des Kf. auf und wünsche ihm Gluck zu dem Unternehmen, er habe von
Spanien wohl noch 3 Millionen zu fordern, könne sich aber vor der Hand nicht
zu der Konjunktion resolvieren, weil er dazu gar nicht präpariert wäre. Auf
seine Bitte, den Schiffen des Kf. nicht allein freie Pass- und Repassierung durch
den Sund, sondern auch Einlaufen und Refraichierung in seinen Häfen zu
gestatten, die Sache ganz geheim zu halten und ihm je eher je lieber gewierige
Resolution zu erteilen, versprach der König, sich das Secretum aufs höchste
rekommendiert sein und ihn noch selbigen Tages seine Resolution wissen zu
lassen, und befahl ihm, mit dem Reichskanzler aus der Sache zu reden. Das
hat er getan, und er hat die Resolution des Königs, daß die Kriegsschiffe des
Kf. frei und ungehindert durch den Sund passieren und repassieren und in
allen dänischen und norwegischen, Häfen freies Einlaufen, Station und Refrai-
chierung haben sollten, erhalten, doch nicht schriftlich, woraus zu ersehen ist,
daß man sich in diese Sache garnicht mischen will.1)
>) d. Potstam 13./ [23.] Juli 1680.
*) Fr. v. Brandt berichtet 14./24. August 1680, er habe in Helseneur Schiffe und
Mannschaft gemustert und wohl konditioniert befunden. Der Zolldirektor, dem er
einen Brief des G. Kanzlers übergeben, habe wegen Passierung der Schiffe keine
Schwierigkeiten gemacht, doch würden diese, da sie sich verproviantieren und auf
560 IV* Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Fr. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
24./ 14. September 1680.
[Argwohn Schwedens wegen der Röstungen des Kf. zur See, Äußerungen des dänischen
Großkanzlers darüber.]
24. Sept Vorgestern hat ihm der G.Kanzler gesagt, nicht allein die dänischen
ministri von Stockholm her hätten geschrieben, daß man dort von den Fregatten,
die Kf. durch den Sund gehen lasse, große Ombrage nehme und befürchte, des
Kf. Armatur in der Ostsee möchte mit der Zeit so zunehmen, daß den nordischen
Kronen daraus ein praejudicium entstehen dürfte, sondern der Konig von
Schweden hätte deswegen selbst an den König geschrieben und dessen Rat
begehrt, weil bisher niemand als die nordischen Kronen das dominium maris
Baltici gehabt und solches ihnen allein zukäme. Der G. Kanzler hat auch
gesagt, Kf. möchte sich wohl vorsehen; daß die 6 Fregatten durch den Sund
gegangen seien, das wurde wohl nichts zu bedeuten haben, sollte aber Kf.
beginnen, Orlogschiffe von 50 und 60 Stücken zu bauen, dürfte es wohl Händel
setzen. Er hat nur erwidert, er wollte es Kf. berichten, er wüßte dessen Vor-
haben nicht, während des Krieges aber hätten der König und dessen Minister
ihm öfters zu verstehen gegeben, daß sie gern sehen würden, wenn Kf. 10 oder
12 große Schiffe hätte, damit man nicht immer die Holländer um Assistenz an-
sprechen durfte. Der G. Kanzler antwortete nur, das wäre sehr gut gewesen,
welche Antwort weder kalt noch warm ist. Er glaubt, daß der König dem Kf.
hierunter nicht zuwider sein wird, wenn er ihn desfalls caressiert und in der
Weserzollsache ein gelindes Expediens genehmigt. Er hat den G. Kanzler
gebeten, es beim König dahin zu bringen, daß der Zolldirektor im Sunde unter
der Hand Ordre erhalte, des Kf. Fregatten nebst bei sich habenden Prisen
nicht aufzuhalten, sondern ungehindert durch den Sund passieren zu lassen, da
die Schweden sonst in ihren in der Nähe gelegenen Häfen aufpassen und sie
wegzunehmen trachten möchten, was er auch versprochen hat.
Der Kurfürst an Fr. v. Brandt. D. Colin an der Spree
25. September/ [5. Oktober] 1680.
[Auf die Relation vom 14./24. September. Grundlosigkeit des Argwohns wegen
seiner Seerüstung. Rechtfertigung seines Verfahrens gegen Spanien.]
5. Okt. Er soll dem König und dem G.Kanzler für die vertrauliche Eröffnung
in seinem Namen danken und versichern, daß Kf. zu solchen Besorgnissen
den unterwegs beschädigten und in Danzig reparierten Brenner warten müßten,
erst in drei bis vier Tagen weitersegeln können. Ihr Erscheinen errege großes Auf-
sehen und allerhand Diskurse, doch gingen die meisten dahin, daß der Kurs nach
Toulon gerichtet sei, oder daß es den Holländern gelten werde, oder daß sie nach
Tabago segeln sollten.
Die Seerästung des Kf., Rückfahrt der Schiffe. 561
niemals Anlaß geben werde, daß er noch nicht daran gedacht habe, Schiffe von
50—60 Stücken zu bauen, noch weniger eine solche Seearmatur anzustellen,
woraus der König befugte Ombrage schöpfen könnte, daß er wenigstens darunter
nichts Hauptsächliches ohne Kommunikation mit demselben und ohne sein Gutfinden
vornehmen werde und daß seine wenigen Fregatten demselben immer zu Diensten
stehen sollten. Nachdem diese jetzt ein spanisches Orlogschiff auf der Rede
von Ostende weggenommen,1) soll er Gelegenheit suchen, mit dem König davon
zu reden, ihm nochmals vorstellen, daß des Kf. Intention garnicht wäre, dadurch
einen Krieg anzufangen, sondern daß er nur dasjenige, was ihm von Rechts
wegen gebührte, suchte, und da alle anderen Mittel bisher vergeblich gewesen
wären, dieses äußerste Rechtsmittel hätte ergreifen müssen, er wäre aber erbötig,
wenn der König von Spanien ihn auf andere Weise befriedigte, sowohl dieses als
auch andere Schiffe und Güter zu restituieren. Er soll ihn auch bitten, seinen
ministris, welche an Orten sind, wo auch spanische ministri sich befinden, zu
befehlen, diesen die rechtmäßige Befugnis des Kf. vorzustellen und sie zu
ermahnen, denselben zu befriedigen.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
2./[12.] Oktober 1680.
[Rat des Königs, die brandenburgischen Fregatten heimlich vorbeisegeln zu lassen.]
Vor einigen Tagen, als die Zeitung gekommen, daß des Kf. Fregatten zwei 12. Okt
spanische Schiffe weggenommen hätten, schickte der G.Kanzler zu ihm den
Kammersekretär Jessen und ließ ihm sagen, man hätte auf sein Memorial
zwar resol viert, dem Zolldirektor im Sunde Ordre zu geben, die Schiffe passieren
zu lassen, da aber der hiesige spanische Envoye zwei memorialia übergeben
und darin gebeten hätte, des Kf. Schiffe im Sunde anzuhalten, so hielte der
König für ratsam, daß des Kf. Fregatten nicht durch den Sund, sondern durch
den Großen Belt nach der Ostsee gingen oder wenigstens bei Nacht den Sund
passierten, Kf. möchte sie eiligst durch ein Fahrzeug davon advertieren lassen,
sonst würde auch Spanien prätendieren, eine Esquadre in die Ostsee zu schicken,
was den Kommerzien und den dänischen und brandenburgischen Untertanen sehr
nachteilig sein würde. Er hat gebeten, der Zolldirektor im Sunde möchte instruiert
werden, den Schiffen einen Wink zu geben, zu eschappieren, was der G. Kanzler
auch versprochen hat. Nach Jessens Aussage ist dem spanischen Envoye auf
seine Memorialien nur geantwortet worden, die brandenburgischen Schiffe seien
schon eschappiert.
») S. Peter, S. 18f.; Schuck I, S. 113.
Mater, x. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 36
562 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
12./[22.] November 1680.
[Bereitwilligkeit des Königs, zusammen mit Kf. mit Frankreich sich zu verbinden
Bitte um Geheimhaltung.]
22. Not. Der G. Kanzler hat ihn gestern zu sich auf die Ratsstabe bitten lassen
und, nachdem er zuerst von dem großen Unmut erwähnt, welchen der spanische
Hof wegen der von Kf. vor Ostende genommenen Schiffe gefaßt und daß er es
gar für eine Ruptur ausdeuten wolle, fuhr er fort, Kf. hätte1) vor vierzehn
Tagen dem König im höchsten Vertrauen entdeckt, daß er es für besser und
sicherer halte, bei den jetzigen Konjunkturen sich beiderseits mit der Krone
Frankreich zu setzen, als die vorige Partei, bei der man so übel gefahren,
wieder zu erwählen. Der König sei ebenderselben Meinung und nicht ab-
geneigt, sich mit Kf. zugleich mit Frankreich zu engagieren, weil auf das eng-
lische Parlament nicht zu bauen und man bei den übrigen noch keinen rechten
Ernst sehe, sich den französischen Desseinen zu opponieren. Er bitte Kf., ihn
vertraulich wissen zu lassen, ob er bei diesem Vorhaben noch verharre, in
welchem Fall der König für ratsam halte, daß solche Zusammensetzung mit
Frankreich conjunctim und nicht separatim geschehe, damit sie nicht allein bei
dem Kaiser, England und Holland und anderen, sondern auch bei Frankreich
selbst desto mehr Nachdruck haben möchte; er wolle nicht das geringste ohne
Kf. vornehmen, da er mit diesem zu lieben und zu legen gesonnen sei. Die
Allianz könnte certis conditionibus et praesuppositis praesupponendis gemacht
und so eingerichtet werden, daß allezeit beide en main gehen und pro re nata
abbrechen könnten, und man nicht ganz und gar ohne Exzeption gehalten sei,
die französischen vastes desseins auszuführen und dieser Krone zu der Monarchie
zu verhelfen. Der König zweifeite nicht, daß Kf. diese Sache niemandem als
denen, auf die er sich gewiß verlassen könnte, anvertrauen werde, damit sie
ganz geheim gehalten werde, er hätte daher weder Ale fei dt noch Lincker2)
das geringste davon wissen lassen, zu ihm (Hr.) hätte er das Vertrauen, er
werde diese Sache aufs beste menagieren. Er hat dieses auf seine Ehre ver-
sichert und versichert auch dem Kf. bei Gott, seinem Gewissen, seinen Pflichten
und seiner Ehre, daß kein Mensch in der Welt hiervon das geringste von ihm
erfahren soll.
*) Ein darauf bezügliches Schreiben des Kf. findet sich in den Akten nicht
2) Georg Lincker, ursprünglich Sekretär in hessen-kasselschen Diensten, seit
1666 hessischer, seit 1G68 auch dänischer Agent am brandenburgischen Hofe (bis
1674), war nachher ganz in dänische Dienste getreten. Fr. v. Brandt hatte 25. Juli
1680 berichtet, L. solle als Resident an des Kf. Hof gehen, doch solle vorläufig
Ahlefeldt noch dort bleiben, L. aber arbeite sehr dagegen und hoffe allein bei Kf.
zu bleiben. Kf. war damit wenig zufrieden gewesen, L. war aber trotzdem zu ihm
gesendet worden. S. über denselben Ribbeck in Forschungen zur brandenburgischen
und preußischen Geschiebte Xli, S. 465 f.
Bereitwilligkeit zu einer Verbindung mit Frankreich. 563
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
20./[30.] November 1680.
[Äußerungen des G. Kanzlers über das Verhältnis Dänemarks zu Schweden und Kf.]
Vorgestern hat der Großkanzler wieder mit ihm von der Zusammen- 30. Nov.
setzung mit Frankreich, zu welcher der König geneigt sei, gesprochen. Auf
seine Frage, wie es mit der Allianz des Königs mit Schweden stände, ob
diese dem König nicht hieran hinderlich und dem Kf. schädlich sein würde,
antwortete er, Kf. möchte sich an diese Allianz nur nicht kehren, sie wäre nur
ein gekünsteltes Werk, dagegen wäre das Bündnis mit Kf. ein natürliches und
immerwährendes, auf dem gemeinen Interesse fundiertes, der König wolle mit
Kf. allezeit in solcher genauen Freundschaft und Verbindung leben, als wenn
sie mitten in der größten Kriegsflamme ihre Macht und Armeen konjungiert
hätten, er zweifelte auch nicht, daß diese Freundschaft von seiten des Kf. allemal
so werde unterhalten werden, wie sie in dem letzten Kriege gewesen. Schweden
hätte man so bald nicht zu fürchten, denn die neuen consilia des Königs kämen
mit den alten schwedischen consiiiis und constitutionibus nicht überein und
verursachten große Verwirrung und Mißvergnügen, im übrigen wäre Schweden
durch den letzten Krieg so mitgenommen und verarmt, daß es in vielen Jahren
seine Flotte nicht würde instand setzen können, der König von Dänemark
dagegen wäre in solchem Stande, daß er, ohne die nordischen Truppen zu
rechnen, in sechs Wochen 20000 Mann marschieren und 54 OrlogschifFe in
See setzen könnte, wozu er 9000 Matrosen unterhielte. Auf seine Frage, was
für Reflexion der König auf das Haus Braunschweig-Lüneburg machte,
antwortete der G. Kanzler, dasselbe würde sich wohl nach Kf. und dem Könige
richten, man hätte hier auch die Nachricht, daß der Prinz von Oranien zu
Hannover wenig ausgerichtet hätte, zu Celle wäre eine französische Gemahlin,
durch welche man viel tun könnte.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. s. 1. 7./[17.] Dezember 1680.
(Conc. F. v. Jena.)
[Auf die Relation vom 12. November. Bereitwilligkeit zu gemeinsamen Verhandlungen
mit Frankreich. Anfrage, wie dieselben vorgenommen werden sollen.]
Er ist erfreut, daß der König seine vertrauliche Eröffnung so wohl auf- 17. Dez.
genommen hat, und ist gar wohl damit zufrieden, daß die Zusammensetzung
mit dem König von Frankreich von ihnen beiderseits zusammen und nicht
separatim geschehe. Br. soll vernehmen, was des Königs Gedanken ferner dabei
36*
564 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
sind, ob er davon dem an seinem Hofe befindlichen französischen Gesandten1}
Nachricht geben wolle, oder ob es von Kf. an Rebenac geschehen solle, an
welchem Ort die Traktaten vorzunehmen und zu welcher Zeit damit der Anfang
zu machen sei. Da das Werk mehrenteils auf eine Defensivallianz ankommen
wird, so werden sich die materialia bei den Traktaten wohl finden und die
dazu zu gebrauchenden ministri leicht instruiert werden können. Sollte der
König noch mehr dabei desiderieren und ihm davon Eröffnung machen, so wird
er ihm gern sein Sentiment darüber eröffnen. Es wird ihm auch nicht zn wider
sein, wenn der König für nötig halten sollte, daß sie vorher unter sich etwas
Gewisses verabredeten und schlössen und zu diesem Zweck ihre beiderseitigen
ministri vorher zusammenkämen und einen und anderen Punkt überlegten.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
17./[27.] Dezember 1680.2)
[Wunsch des Königs, daß die Verhandlungen mit Frankreich beiderseits in Paris
geführt würden.]
27. Dez. Was Kf. ihm wegen der Zusammensetzung mit Frankreich anbefohlen, hat
er dem König und dem Großkanzler hinterbracht und er hat darauf folgendes
zur Resolution bekommen. Der König wäre sehr erfreut, daß Kf. bei seinem
Vorhaben verharrte und damit zufrieden wäre, daß die Zusammensetzung von
ihnen conjunctim geschehe. Er meinte, daß man von dieser Sache weder
Rebenac noch dem hiesigen französischen Gesandten3) Nachricht geben sollte,
da bisher nur dem dänischen Gesandten in Paris4) etwas davon bewußt wäre,
der König von Frankreich seinen Gesandten aber nichts davon anvertraut hatte,
und die Sache um so geheimer gehalten werden könnte. Der König hielte daher
auch für das Allerratsamste, daß die Traktaten am französischen Hofe vor-
genommen würden, denn weil der König von Frankreich sich gegen Hoeg
durch Colbert herausgelassen hätte, daß er nicht ungeneigt sei, sich mit
Dänemark zu setzen, und er durch lloeg habe antworten lassen, daß ihm
solches sehr angenehm sein würde, wenn nur Kf. mit dazu käme, und der
König darauf bezeugt habe, daß er solches verlange, so zweifle er nicht, man
werde denselben sehr obligieren und bei den Traktaten mehr avantages erhalten,
wenn diese zu Paris vorgenommen würden. Auch er halte dafür, daß dieses
*) de Martangis (November 1679 bis April lC8o). S. Recueil des Instruc-
tions XIII, S. 22.
*) Zum großen Teil in Ziffern.
*) Martangis.
4) Hoeg.
Vorschlag gemeinsamer Verhandlungen mit Frankreich. 565
Werk auf eine Defensivallianz ankommen werde und daß man sich anfangs nicht
zu tief einzulassen, sondern vornehmlich auf die Sicherheit zu sehen habe, das
übrige werde sich mit der Zeit wohl finden. Er hoffe, Kf. werde jetzt zu
Paris einen verstandigen und verschwiegenen ministrum haben, dem er Ordre
geben könnte, dieses Werk daselbst zn negotiieren. Er hielte für das Beste,
daß man zwei instrumenta der publiquen Allianz machte, weil doch sie beide
mit Frankreich viele Sachen ä part zu traktieren hätten, von den articulis
secretis, welche das Werk dezidierten, konnte ein instrumentum gemacht werden
Daß zwischen ihnen beiden vorher etwas verabredet werde, halte er nicht für
nötig, bei den Traktaten in Paris werde sich solches wohl schicken, und werde
der dortige Gesandte des Rf. ohnedem mit dem dänischen Gesandten über das
Werk konferieren, da dann der gemeine Zweck sie genugsam zusammenbringen
würde. Zum Schluß bat der Großkanzler nochmals, daß diese Sache höchst
sekretiert werde, damit Holland und andere nicht davon erfahren und gar
desperat gemacht werden möchten.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln an der Spree
4./[14.] Januar 1681.
[Auf die Relation vom 17. Dezember. Bereitwilligkeit, die Verhandlungen in Paris
führen zu lassen, Befehl, auf das Verhältnis Dänemarks zu Schweden acht zu geben.]
Er ist geneigt, mit dem König zusammen in eine Defensivallianz mit 14. Jan.
Frankreich zu treten, zweifelt auch nicht, daß dieses dazu geneigt sein wird.
Er gedenkt nur seinen minister in Paris, v. Spanheim, in diesem negotio zu
employieren, hat !) ihn bereits in terminis generalibus etwas davon wissen lassen
und ihm anbefohlen, mit dem dänischen Gesandten in Paris davon zu reden.
Es wird demnach in des Königs Gefallen stehen, seinen Gesandten auch mit
behöriger Instruktion und Vollmacht zu versehen und Kf. sein ferneres Gut-
achten ratione materialium wissen zu lassen, damit er Spanheim ebenso
desfalls instruieren könne. Er ist mit dem König darin einverstanden, daß die
Sache auf das äußerste zu sekretieren sei und man in terminis generalibus
einer Defensivallianz verbleibe, stellt aber in dessen Gutfinden, ob man etwa
per articulum separatuni Frankreich dahin zu engagieren suche, daß dieses dem
König und ihm zu Erlangung dessen, was ihnen ex pactis von Spanien und
dem Staat restiert, behülflich wäre. Ihm wird berichtet, daß man dort an
E^uipierung der Flotte arbeite, und man scheint dabei dergleichen Intention
zu haben.
S. das Reskript an Spanheim vom 3./ 13. Januar 1681 oben S. 407.
566 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
y. Br. soll genau acht geben, was dort mit Schweden vorgehe and wie
man mit dieser Krone stehe, er soll sich auch auf das äußerste bemühen, too
den zwischen diesen beiden Kronen aufgerichteten pactis etwas Gewisses zu
erfahren.1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
28. Januar /[7. Februar] 1G81.
[Weitere Mitteilungen des G. Kanzlers über die mit Frankreich und auch mit dem
Hause Lüneburg und Münster zu führenden Verhandlungen.]
7. Febr. Der G.Kanzler hat ihm mitgeteilt, der König habe seinen Gesandten
in Paris schon instruiert, mit Colbert- Croissy und Spanheim wegen
Schließung der Defensivallianz zu verbandeln, ein Projekt zu machen und ein
solches interim in terminis generalibus zu verfassen, damit man sich nicht zu
weit engagiere. Er ist auch der Meinung, daß man suchen müsse, Frankreich
per articulum separatum dahin zu engagieren, daß es ihnen beiden zu den
ihnen von Spanien und Holland restierenden Subsidien behülflich sei, und
hat seinen Gesandten in Paris deswegen schon instruiert. Da er von Paris die
Nachricht habe, daß der Konig von Frankreich sich schwerlich zu den benotigten
Subsidien verstehen werde, so halte er für ratsam, das Haus Lüneburg und
den Bischof von Münster an sich zu ziehen und mit ihnen eine Quadrupel-
allianz zu schließen, wodurch man sich überall konsiderabel machen und von
allen Parteien recherchiert werden würde. Das Defensivbündnis mit Frankreich
könnte daran nicht hindern, Lüneburg und Münster könnten auch in dasselbe
eintreten, wodurch Frankreich leicht zu Zahlung ansehnlicher Subsidien werde
gebracht werden. Dem Könige wären diejenigen an den fürstl. Höfen bekannt,
durch welche die Sache geheim negoziiert werden könnte. Er und Kf. hätten
zwar mit den Herzogen von Lüneburg noch einige Streitigkeiten, man müßte
diese aber so lange an die Seite setzen oder via amicabili zu heben suchen.
*) v. Br. berichtet S./18. Februar 1681, allem Anschein nach habe dio Freund-
schaft zwischen Dänemark und Schweden sehr abgenommen, seitdem man hier wahr-
genommen habe, daß der König jetzt nicht weniger als früher durch die schwedischen
Seepässe und Zertifikate fraudiert und daß trotz der Amnestie die Eingesessenen in
Schonen auf das härteste tyrannisiert würden. Sonst könne er nicht erfahren, daß
zwischen den beiden Kronen außer dem puhliquen Luuder Traktat etwas anderes
abgehandelt worden sei als ein Kommerzientraktat, von dem aber die Minister
beteuerten, daß er nichts dein Kf. Präjudizierliches enthalte und daß man dadurch
nur die Anschläge Hollands und Englands wegen der Kommerzieu der nordischen
Königreiche zu eludieren gesucht hal»e. S. diesen Vertrag vom 8. Mai 1680 bei
Dumont VII,2, S. 2.
Die gemeinsamen Verhandlungen mit Frankreich. 567
Der König hätte bisher an den lüneburgischen Höfen noch nicht die geringste
Ouvertüre tun lassen, werde auch nicht das geringste hierin vornehmen, bevor
er des Kf. Meinung darüber vernommen und mit ihm darüber geratschlagt hätte.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Potstam
18./28. Februar 1681.
[Auf die Relationen vom 28. Januar und 8. Februar. Das befremdliche Verbalten
des dänischen Gesandten in Paris.]
Der dänische Gesandle in Paris hat1) seinem Vorgeben nach wegen des 28. Feb
Abschlusses der Allianz noch nicht solche Ordre, wie dort behauptet wird,
empfangen, sondern hat, wenn Span heim mit ihm darüber geredet, immer
behauptet, daß sich Dänemark zwar endlich zu dieser Allianz verstehen dürfte,
aber nur, wenn zugleich Schweden mit darein trete oder ihm wenigstens ein
Platz zur Accession offen gelassen werde. Da ihm diese Proposition nicht
wenig nachdenklich vorgekommen ist, so hat er davon bisher abstrahiert und
Span heim befohlen,1) sich defectn mandati zu excüsieren. Er teilt Br. dieses mit,
nicht damit er sich darüber am dortigen Hofe beschweren, sondern nur, damit er
sich danach richten solle. Er soll alles aufs beste menagieren, fleißig auf das,
was vorgeht, acht geben, weil es mit den ihm gemachten Kontestationen gar
nicht übereinkommt, und auch Span heim direkt von allem Nachricht geben.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
22. Februar/ [4. März] 1681.
[Versicherungen des Königs in betreff seiner aufrichtigen Gesinnung gegen Kf.]
Der König hat ihn heute zu sich berufen und ihn gefragt ob er auf 4. März
seinen Bericht über die vorgeschlagenen Allianzen mit Frankreich und mit dem
Hause Lüneburg und Münster von Kf. Antwort erhalten hätte. Als er dieses
verneinte, sagte der König, er müßte hieraus fast urteilen, daß Kf. andere
mesures genommen hätte. Er versicherte, daß er aufrichtige Freundschaft gegen
Kf. hege, wenn derselbe seinen Worten keinen Glauben schenken wolle, so
möchte er doch seinen Werken trauen, er hätte dem Kf. von seinen impor-
J) S. Spanheims Bericht vom 31. Januar 1681 oben S. 407f.
*) S. das Reskript an Spanheim vom 9./1 9. Februar oben S. 408f.
568 IV. Brandenburg und Danemark 1679—1684.
tantesten Desseinen vertrauliche Ouvertüre gegeben und seinen Gesandten in
Paris dergleichen gegen Spanheim zu tun beordert, Kf. konnte daher unmöglich
an seiner aufrichtigen Intention Zweifel hegen, denn indem er mit Kf. solche
liaisons suche, trachte er eo ipso insensiblement von Schweden abzugehen, da
er sehe, daß dieses ihn zu übervorteilen und ihn durch allerhand artificia von
Kf. zu separieren suche. Er hoffe, Kf. werde dieses erwägen und ihn als
seinen gewissesten Freund nicht hintenansetzen, er mußte sein eigenes Interesse
nicht begreifen, wenn er das gekünstelte foedus mit Schweden der natürlichen
Allianz mit Kf. vorzöge, und er würde als ein generöser und ehrlicher Herr
demselben nicht solche vertrauliche Ouvertüren gemacht haben, wenn er willens
gewesen wäre, ihn irgendwie zu hintergehen, er könne ihn versichern und seine
Ehre engagieren, daß er gegen Kf. aufrichtig handele und daß zwischen den
nordischen Kronen nicht das geringste zu des Kf. Nachteil vorgegangen sei1)
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Collen 7./17. März 1681.
(Conc. F. v. Jena.)
[Auf die Relationen vom 22. und 26. Februar. Seine Bereitwilligkeit, mit Dänemark
zusammenzuhalten.]
17. März Er soll dem Großkanzler hinterbringen, Kf. hätte jederzeit die Freund-
schaft mit Dänemark zu erhalten gesucht, hätte daher bald nach dem Friedens-
schluß die Aufrichtung eines Garantietraktats nach Anleitung des Dobranischen
Vergleichs beantragt, man hätte dieses aber dänischerseits unter allerhand
Prätexten dekliniert, vielmehr eben damals mit Schweden einen Traktat auf-
gerichtet, den man ihm noch jetzt nicht kommuniziert hätte, obwohl die mit
ihm abgeschlossenen foedera solches mit sich brächten, außerdem seien einige
Dinge passiert, aus denen er fast zu konjizieren genötigt worden, daß man
dänischerseits das Einverständnis mit ihm nicht für so nötig hielte. Nichts-
destoweniger hätte er, sobald ihm von der Intention des Königs Nachricht zu-
gekommen, resolviert,mit demselben zugleich ein foedus in Frankreich abzuhandeln,
und seinem dortigen ministro zulängliche Ordre deswegen erteilt. Zugleich mit
Schweden aber dort zu traktieren, trüge er Redenken, besonders da dieses
') v. Br. berichtet 26. Februar / [S. März] 1G81, der 0. Kanzler habe ihm gesagt,
der König bedaure, daß er am llofe des Kf. niemand gehabt habe, dem er die Allianz-
sache mit Frankreich hätte anvertrauen können. Ahlefeldt sei zwar ein sehr er-
fahrener und habiler Mann, habe aber mehrmals beim Trunk die größten Geheimnisse
des Königs kund gemacht, Lincker habe bei Kf. keinen solchen Acceß, daß er eine
so wichtige Sache treiben könnte, der König beabsichtige daher an dessen Stelle
G. v. ßuchwald zu Kf. zu schicken. Auch IToeg soll jetzt Ordre erhalten haben,
mit Span heim wegen der Allianz fleißig zu kommunizieren.
Beiderseitiger Argwohn. 569
deswegen mit ihm nicht kommuniziert hätte. Nachdem aber der Großkanzler
jetzt ein anderes kontestierte, wäre ihm dieses sehr lieb und er ganz geneigt,
alles, was zu Aufhebung der Diffidenz und R etablierung des Vertrauens diensam
erachtet werden würde, beizutragen. Dazu aber wäre nötig, daß ihm das, was
zwischen dem Könige und Schweden gehandelt worden, mitgeteilt werde. Er
soll dieses besonders urgieren.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
19./9. März 1681.
[Argwohn wegen der Verhandlungen des Kf. mit K.Sachsen und Hannover.]
Man ist hier der Meinung, daß zwischen Kf., dem Kurhause Sachsen und 19. März
dem Herzog von Hannover, wo nicht mit dem ganzen Hause Lüneburg, eine
Defensivallianz geschlossen sei1) und läßt nicht geringe Jalousie spüren. Der
G. Kanzler hat ihm mitgeteilt, der hiesige schwedische Gesandte habe proponiert,
man möchte auf diese Zusammensetzung der Stände im Ober- und Nieder-
sächsischen Kreise ein wachsames Auge haben und darauf bedacht sein, wie
man Gegenmesures dagegen nehmen könnte, der König ließe dies dem Kf. mit-
teilen, damit derselbe sein aufrichtiges Gemüt daraus erkenne, er hoffe, Kf.
werde keine liaison zu seinem Präjudiz machen, mit der nochmaligen Ver-
sicherung, daß der König nichts zum Nachteil des Kf. mit Schweden geschlossen
habe. Er merkt wohl, daß man hier gern sehen würde, daß Kf., dafern etwas
geschlossen, dem König wenigstens in generalibus Kommunikation davon täte.')
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
15./[25.] März 1681.3)
[Auf das Reskript vom 7./17. März. Beruhigende Erklärungen des G. Kanzlers.]
Er hat dem Großkanzler den Inhalt des Reskripts des Kf. mitgeteilt, 25. März
dieser zeigte sich sehr erfreut darüber und sagte, der König könnte nicht
') S. über die Verhandlungen des Kf. mit K.Sachsen und Hannover und
über die mit denselben abgeschlossenen Verträge vom 21./31. Januar und 8./18 April
1681 Pufendorf XVIII, §26 (S. 1409); v. Mörner, S. 422ff. und unten Abschnitt V.
*) Kf. erwidert darauf (d. Potstam 18./28. März 1681), was zwischen ihm und
dem Herzog von Hannover wegen Aufrichtung eines Traktats vorgegangen sei und
jetzt mit K. Sachsen vorgehe, hätte die Reichskonstitutionen und die Kreisverfassung
zum Grunde und könnte niemandem, am wenigsten dem König, Ombrage erregen.
3) S. Pufendorf XVIII, § 24 (S. 1407).
570 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
ergründen, woher dem Kf. Nachricht zugekommen, daß er mit Schweden Dinge
traktiert hätte, welche demselben zum Nachteile gereichen könnten. Daß dieses
nicht der Fall sei, hätte man schon daraus ersehen können, daß er die Defensiv-
allianz zwischen ihnen beiden und Frankreich Torgeschlagen habe, diese hätte
schon geschlossen sein und man hätte so Schweden zuvorkommen können,
wenn nicht dem Kf. solche Dinge von dem König zu Ohren gekommen und er
so von dieser Allianz abgehalten worden wäre. Der König wollte zwar nicht
eine Staffel an der Treppe sein, auf der der König von Frankreich zur Monarchie
zu steigen gedenke, er meinte aber, daß man, um sich vorerst in Sicherheit
zu setzen, diese Allianz mit Frankreich in terminis defensivis generalibus auf-
zurichten suchen müsse, um Schweden nicht allein französische Subsidien
genießen zu lassen. Der König merkte wohl, daß Schweden jetzt mehr
Begierde als früher verspüren ließe, mit Frankreich zu traktieren, weil sie
besorgten, daß Kf. entweder allein oder nebst dem König mit Frankreich
schließen wollte. Schweden wäre keineswegs gesinnt, an dem Ort zu traktieren,
wo Kf. sich engagieren würde, da es noch immer Preußen demselben zu nehmen
gedächte.1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
24. Mai/[3. Juni] 1681.
[Die Sendung v. Hoverbecks. Geneigtheit des Königs zu der Allianz mit Frankreich.]
3. Juni Er hat v. Hoverbeck,2) der zugleich mit ihm hier angekommen ist, alle
nötige Information erteilt. Die Sendung desselben gereicht dem Konig zq
besonderem Vergnügen, und er hat ihm bei der Audienz besondere Ehre wider-
fahren lassen. Man wünscht hier noch, zusammen mit Kf. mit Frankreich
») v. Br. berichtet 22. März/ [1. April] 1681, der G. Kauzler habe im Namen
des Königs diese Versicherungen wiederholt und gesagt, v. Buchwald, der sich
demnächst zu Kf. begeben werde, solle alles mitnehmen, was zur Hinlegung jeglicher
Jalousie nötig sein könnte. Am 25. April/ 5. Mai meldet er, daß B. tags vorher zu
Kf. abgereist sei.
l) Kf. hatte Mitte Mai den jüngeren Freiherrn v. Hoverbeck abgeschickt, um
den nach Oldenburg gereisten König dort zu komplimentieren, hatte ihn aber zu-
gleich (Instruktion vom 9./ 19. Mai 1(581) beauftragt, sich unter der Hand zu erkundigen,
was jetzt am dänischen Hofe passierte, was für fremde Gesandte sich bei dem König
aufhielten und was sie negotiierten, wie das Vernehmen mit Schweden sei, und was
der König etwa vorhabe, v. II. war am 25. Mai in Hamburg angekommen, hatte dort
aber erfahren, daß der König schon auf der Rückreise sei, hatte ihu auch unterwegs
nicht einholen können, war daher nach Kopenhagen gereist, hatte dort am 3. Juni
Audienz bei dem König gehabt, der ihn sehr freundlich empfing, aber nur kurz auf
seine Komplimente antwortete. Seine Berichte sind ohne Belang.
Versicherungen des Königs. Eifersucht Schwedens auf die Flotte des Kf. 57 1
zu traktieren. Die Schweden haben in dem an Frankreich gegebenen und
hier kommunizierten Projekt expresse bedungen, daß Frankreich nebst ihnen den
Herzog von Gottorf f maintenieren und in pristinum statum restituieren solle,
welche Proposition hier große Ombrage verursacht hat.1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Colding
4./[14.]Juli 1681.
[Eifersucht der Schweden auf die Seemacht des Kf., ihre Bemühungen, auch Däne-
mark gegen denselben aufzuhetzen.]
Guldenlöw sagte ihm, als er sich in Kopenhagen von ihm verabschiedete, 14. Juli
der schwedische Hof kontinuiere in der Jalousie wegen der Seemacht des Kf.,
die Schweden ließen sich gegen den dänischen Gesandten in Stockholm ver-
lauten, daß sie dieses nicht länger mit Stillschweigen ansehen könnten, und der
hiesige Gesandte, Oberst We Hing, drängte den König sehr hart, um von ihm
Resolution zu bekommen, ob er mit Schweden conjunctim dem entgegentreten
und des Kf. Vornehmen wegen des dominii maris baltici unterbrechen wollte,
da dieses nur den beiden nordischen Kronen zustände. Sie durften nach dem
Beispiel ihrer Vorfahren keine dritte Herrschaft in der Ostsee leiden, es wäre
klar zu sehen, daß Kf. dahin aspirierte, da er den pavillon führte, welches
ein Signum dominii maris wäre. Der König hätte interimsweise geantwortet,
des Kf. Expedition zur See sei nicht auf die Ostsee, sondern gegen Spanien
angesehen, der Gesandte dringe aber sehr hart auf Resolution, und es würde
dem König nichts angenehmer sein, als des Kf. Sentimente darüber zu ver-
nehmen. Er gab dabei zu erkennen, daß der König embarassiert wäre, was er
wegen des pavillon für Antwort geben sollte, und er konnte aus seinen Diskursen
fast urteilen, daß Dänemark auch nicht gern sehe, daß Kf. den pavillon führe,
denn er sagte, das Kommando der Flotte könnte mit einem Wimpel geschehen.1)
') v. Br. berichtet 28. Mai/ 7. Juni, Hoeg solle auf Vollziehung der Traktaten
dringen, Frankreich aber wolle nicht mehr als 200000 Rtlr. Subsidien geben, verlange
dafür aber große Dinge, welche auf Fortsetzung seiner weitaussehenden Desseine
zielten. Der König aber wolle in terminis mere de fem* i vis bleiben und die allgemeine
Ruhe und Sicherheit pro fundamento setzen, um, falls Frankreich etwas dagegen
beginnen sollte, mit desto besserem Fug ihm zusprechen und es davon abhalten zu
können; 28. Juni / 8. Juli meldet er, der holländische Gesandte sei wegen der Ver-
handlungen zwischen Dänemark und Frankreich sehr alarmiert, zumal da er meine,
Kf. werde mit hinzutreten, dieselben schienen aber noch weit tom Schluß zu sein,
da Dänemark große Subsidien fordere, Frankreich aber dieselben nicht geben wolle.
a) v. Br. meldet 9./19. Juli, Graf Reventlow habe ihm mitgeteilt, daß einige
Seeoffiziere des Kf. Matrosen und Soldaten des Königs angeworben hätten, daß diese
aber ihnen wieder abgenommen wären.
572 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Der Kurfürst an v. Brandt, D. Potsdam
18./[28.] Juli 1681.
[Auf die Relationen vom 4. und 9. Juli. Grundlosigkeit der Besorgnisse wegen
seiner Seerüstung, seine Berechtigung zur Führung des Pavillons.]
28. Juli Er soll Reventlow oder, wenn er es nötig finden sollte, dem König selbst
sagen, es sei jedermann und auch Schweden überflüssig bekannt, daß seine
jetzige Rüstung zur See nur geschehen sei, um bei Spanien die Zahlung der
ihm schuldigen Gelder zu befördern, es sei ihm nie in den Sinn gekommen,
den Königreichen Dänemark und Schweden an dem, was ihnen zukäme, irgend
welchen Nachteil oder Präjudiz zuzuziehen, Handel auf der See an freien Orten
zu treiben und denselben mit seinen Schiffen convoyieren zu lassen, stehe ihm
nicht weniger als anderen frei. Die Führung des Pavillons könnte niemand
zum Präjudiz gereichen, es hätten auch weder England, noch Frankreich, noch
der Staat solches angefochten, hätten vielmehr seinen Schiffen das Einlaufen in
ihre Häfen verstattet. Durch Führung eines Pavillons suchte er nichts, das
anderen nachteilig sein könnte, weniger ein dominium maris baltici, es hätte
ja die geringste Republik, die Seehäfen und Kriegsschiffe hätte, die Freiheit
und das Recht, einen Pavillon zu führen. Er hoffte, der König werde den
Schweden, wenn diese die Sache ferner exaggerieren sollten, darunter die Not-
durft remonstrieren und seine Schiffssache ferner mit seiner faveur begleiten.
Daß seine Seeoffiziere dänische Matrosen und Soldaten geworben, sei gegen
seinen Befehl und Willen geschehen, und er wolle deswegen gebührende
Ahndung tun. Br. soll es ihnen ernstlich verbieten.1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Itzehoe
8./[18.] August 1(581.
[Günstige Erklärungen Güldenlöws wegen der Flotte des Kf. Sinnesänderung des
Königs in betreff der Alliauz mit Frankreich. Äußerungen des Landgrafen von Hessen.]
18. Aug. Er ist unterwegs in Graucnstein bei dem Großkanzler gewesen, hat dort
Graf Güldenlöw getroffen und ihm auch die Sentimente des Kf. wegen der
J) v. Br. berichtet 31. Juli / 10. August, der (i. Kanzler, dem er den Inhalt
dieses Reskripts mitgeteilt, habe es übernommen, dem König davon zu berichten, und
habe ihn vorläufig versichert, daß derselbe die Sentimente des Kf. nur deswegeu zu
wissen verlangt habe, damit man den Schweden desto besser aus einem Munde
antworten könnte. Der König sehe nichts lieber, als daß dio Seemacht des Kf.
zunehme, und begreife gar wohl, daß bei einer Flotte ein Pavillon geführt werden
müsse. Schweden hätte diese Materie nur gerührt, um zwischen dem König und Kf.
Jalousie zu erregen, es werde seine Intention aber nicht erreichen.
Sinnesänderung des Königs infolge der französischen Übergriffe. 573
Flotte and des Pavillons mitgeteilt. Derselbe erklärte sich darin mit dem
Großkanzler durchaus einer Meinung und versicherte, daß der König auch in
dieser Sache die beste Intention für Kf. hätte.
Der Großkanzler hat ihm gesagt, der König hätte wegen der Allianz
mit Frankreich seine Gedanken in etwas geändert, weil ihm der Kurfürst von
der Pfalz1) brieflich und der Landgraf von fl essen*) mundlich vorgestellt
hätten, wie der König von Frankreich eine dependance aus der anderen
machte, und daß das Römische Reich dadurch nicht allein viel von seiner force
verlieren, sondern in die größte Konfusion geraten, und die Stande desselben
alles verloren geben würden, wenn diese Allianz vor sich gehen sollte. Der
König hätte daher beschlossen, dem Werk noch in etwas Anstand zu geben
und zu sehen, wie die zu Frankfurt a. M. wegen der Dependenzen angesetzten
Konferenzen ausschlagen würden.
Der Landgraf, der hier zu Besuch war und heute abgereist ist, hat ihn
beauftragt, Kf. seiner bestandigen Affektion und Dienste zu versichern, und hat
erklärt, er setzte alle seine Hoffnung auf Kf., falls ihm eine Not zustoßen sollte.
Es gewinne in Deutschland ein wunderliches Ansehen, indem der König von
Frankreich mit den Dependenzen immer weiter ginge und von der zu
Frankfurt angestellten Konferenz nur leere Worte zu hoffen seien.3)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
8./[18.] Oktober 1681.
[Eindruck der Übergabe von Straßburg auf den König, dessen Besorgnisse vor
Frankreich und Mißtrauen gegen Schweden.]
Als er vorgestern hei dem G.Kanzler war und mit demselben von der 18. Okt.
Übergabe von Straßburg redete, dolierte derselbe nicht nur über diesen Verlust,
sondern sagte dabei, daß der König noch nie über eine Zeitung betrübter
l) Kurfürst Karl von der Pfalz, der mit der Schwester des dänischen Königs
vermählt war.
*) Landgraf Karl von Hessen-Kassel, der Bruder der dänischen Königin.
*) v. Br. meldet 10./ 20. September, wegen der Traktaten mit Frankreich werde
man hier immer kaltsinniger, da dieses gar geringe Subsidien offeriere und dafür
von Dänemark Dinge verlange, die diesem nachteilig und für das Römische Reich
sehr gefährlich sein würden. Es solle die vastes desseins wegen des Königreichs
Australien appuyren oder ihnen wenigstens nicht hinderlich fallen, der König aber
wolle sich dazu nicht verstehen und nicht dulden, daß die schon prädominierende
französische Macht das Römische Reich noch mehr schwäche oder gar über den
Haufen werfe, zumal da man Schweden nicht traue und fürchte, daß dieses wieder,
um zu Gelde zu gelangen, mit Frankreich zusammentreten werde.
574 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
gewesen sei, als über diese, besonders darüber, daß die Häupter des Römischen
Reichs nicht in solcher Einigkeit ständen, daß dem allgemeinen Feinde zur
Genüge Widerstand geleistet und dessen fernere Progressen verhindert werden
könnten, es wäre auch noch zu befürchten, daß Frankreich durch falsche
Promessen mehr als mit dem Degen an sich bringen würde, wobei er von den
bisherigen französischen Betrügereien weitläufig diskurrierte. Der König macht
seine größte Reflexion auf Kf., er würde gern 3000 Mann und mehr nach
Deutschland marschieren lassen, wenn er deswegen ersucht würde, und wenn
er Schweden trauen könnte, von dem es jetzt wieder heißt, daß es Zweibrücken
abandonnieren und wieder französische Subsidien bekommen wolle.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
19./[29.] November 1681. l)
[Verhaudluugen mit dem kaiserlichen Gesandten, beabsichtigte Sendung Liliencrons
nach Wien, Geneigtheit zur Verbindung mit dem Kaiser.]
29. Not. Man ist zwar seit einiger Zeit hin und wieder der Meinung geworden, als
wenn der kaiserliche Gesandte Graf Berka eine Allianz zwischen dem Kaiser
und Dänemark geschlossen hatte, es ist aber nichts weiter geschehen, als daß
derselbe ein foedus defensivum vorgeschlagen und da li man sich dänischerseits
nicht ungeneigt dazu bezeugt hat. da man aber bisher mit dem Verhalten des
kaiserlichen Hofes wenig zufrieden gewesen ist und noch immer zweifelt, ob es
sich damit bessere, man dort die Sache mit rechtem Ernst anfangen werde,
und ob die kaiserlichen Truppen so stark seien, wie Berka ausgibt, hat man
keiue Kommissare ernannt, sondern beschlossen, Liliencron nach Wien zu
schicken und sich von der Beschaffenheit des kaiserlichen Hofes gründlich zu
informieren. Unterdessen gibt man der kaiserlichen Partei gute Hoffnung, und
es scheint dem König damit wirklich rechter Ernst zu sein, da er alle remon-
strationes von französischer Seite und die speziosen Offerten des franzosischen
Gesandten garnichts achtet, den französischen Gesandten kalt den kaiserlichen
dagegen sehr gnädig traktiert, weil man wegen Hamburgs und des Friedens
noch einen Groll auf Frankreich hat. weil der König sich allemal entsetzt, wenn
er von der großen französischen Macht hört, und endlich, weil man hofft, durch
die Allianz mit dem Kaiser und den Reichsständen gute Quartiere zu erlangen.
aus des Herzogs von Gottorff Landen monatlich, wie früher, lJVOOOG Rtlr. zu
ziehen, so dem Herzog die Federn noch mehr zu beschneiden, die Souveränität
•) S. Pufendorf XVIII, § 2A (S. 1408:.
Verhandlungen mit dem kaiserlichen und dem französischen Gesandten. 575
von ganz Schleswig, den Dom zu Schleswig und das Amt Schwabstatt wieder-
zuerlangen und dadurch zugleich Schweden die entree in Holstein zu verbieten,
welche Vorteile man den von Frankreich angebotenen weit vorzieht1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
13./[23.] Dezember 1681.
[Anerbieten des französischen Gesandten. Wunsch des Königs, daß Kf. in das
Defensivbündnis mit Schweden eintreten möge.]
Nachdem der hiesige französische Gesandte1) vor zwei Tagen aus Paris 23. Dez.
ein großes Paket Briefe erhalten, hat er vorgestern nicht nur eine Stunde lang
bei dem König Audienz gehabt, sondern auch gestern mit den ihm zugeordneten
Kommissaren Güldenlöw, dem Großkanzler, Reventlow, Jens Jnel, Bier-
mann und Wibe eine lange Konferenz gehalten. Was darin vorgegangen, wird
zwar sehr sekret gehalten, soviel hat er aber doch sondiert, daß er dem König
vorgestellt hat, wie dieser jetzt die beste Gelegenheit hätte, an Schwedens
Stelle zu treten und sich mit Frankreich zu engagieren. Kf. hätte sich schon
mit Frankreich verbunden und zweifelte nicht, daß der König diesem Beispiel
folgen werde. Der Gesandte soll von großen Subsidien sprechen, er weiß aber
noch nicht, wie es angenommen werden und ob man sich von Österreich,
Spanien und Holland separieren werde, bevor man von Lilien cron rechte
Nachricht erlangt hat, wie es an dem kaiserlichen Hofe steht. Jedenfalls wird
sich der König zu keinem Engagement verstehen, bevor er mit Kf. darüber
geratschlagt hat, denn obschon man hier mit Schweden wieder ziemlich wohl
steht, so scheint dies doch dahin angesehen zu sein, Kf. zu bewegen, in das
zu Lund gemachte Defensivbündnis der beiden nordischen Kronen einzutreten
oder eine neue Tripelallianz mit ihnen aufzurichten.3)
]) ▼. ßr. meldet 29. November / 0. Dezember 1681, die Verhandlungen mit Berka
würden fortgesetzt, allem Anschein nach werde man das kaiserliche Interesse
embrassieren, wenn der Kaiser die Bedingungen, welche man hier verlangt, bewillige.
Lilien cron solle morgen nach Wien abreisen, sich zuerst aber zu Kf. begeben
und zusammen mit Buchwald diesem von allem Mitteilung machen, so daß Kf.
werde erkennen können, daß der König das Fundament seiner ganzen Wohlfahrt
auf seine Freundschaft setze und sich nicht von ihm trennen wolle.
*) S. Recueil des instructions XIII, S. XXXIXf.
*) v. Br. berichtet 20./30. Dezember 1681, die Verhandlungen mit dem franzö-
sischen Gesandten würden fortgesetzt, derselbe behaupte beständig, daß Kf. mit seinem
König schon wirklich in genauer Allianz stehe, und sei nicht mit ihm zufrieden, daß
er darin nicht mit ihm aus einem Munde sprechen wolle. Der König bezeuge zu der
französischen Partie sehr geringe Inklination, sollte aber Frankreich sehr große
576
IV. Brandenburg und Dänemark 1671*— 1684.
Instruction, wornaeh sicli unser — Hof rat Paul Fuchs
untertänigst zu achten.
D, Cöln a. d. Spree 25. Dezember 1681/ [4. Januar 1682].1)
(Conc. Meinilers.)
[Befehl, die Gefährlichkeit eines neuen Krieges und die Bedenken gegen den
Assoziationstraktat vorzustellen, das Verhatten Dänemarks zu Schweden tu erforschen,
dasselbe zur Abwendung von Schweden und zur Vereinigung mit Kf. zu bewegen,]
4, Jan, Er soll sich so schnell wie möglich über Hamburg nach Kopenhagen
begeben, sich dort zuerst an den 0, Kanzler und an den Geheimen Rat Bier*
mann wenden und durch diese um Audienz beim König nachsuchen. Wenn
er diese erlangt, hat er dem König dafür zu danken, daß derselbe dem Kf
seine treue Freundschaft durch Erneuerung des früher gemachten Bundnisse*
und Extension desselben auf die gegenwärtigen Konjunkturen habe bezeugen
wellen, und auf die Eröffnungen, welche Kf« deswegen schon Buchwald
gemacht habe, verweisen. Da Kf, aus den Mitteilungen, welche der dänische
Gesandte Meyercrohn*} in Paris Span heim gemacht habe, noch mehr des
Königs Konfidonz und Gewogenheit erkannt habe, habe er ihm dafür Dank
sagen und seine Gedanken offenherzig, aber im höchsten Vertrauen eröffnen
lassen wollen. Kf. sei mit dem Konig ganz darin einig, daß die jetzigen
Konjunkturen sich gefährlich anließen, und daß man fürchten müsse, in ei
neuen Krieg verwickelt zu werden,, wenn mau nicht versuchte, die zwischen
dem Romischen Reich, Spanien und Frankreich wegen der Dependenüen noch
übrigen Streitigkeiten gütlich beizulegen* Die von Frankreich deswegen gemachten
Vorschläge würden dem König ohne Zweifel bekannt sein. Auch Kt furcht*
die immer zunehmende Macht Frankreich* und stelle dahin, ob und wie weit
den von dorther geunuhkn Sincerationen zu trauen sei, andererseits aber kon-
sideriere er mit höchster Rekuminernis den schlechten Zustand des Komischen
Reiches, das geringe Vertrauen unter den Reichsgliedern, wie übel und langsam
es mit der zu Regeusburg resolvierten Armatur vonstatten gehe, wie gefährlich
noch die Sachen in Ungarn stehen, wir s> br di<> Macht des Kaisers dadurch
dislrahiert werde, wie großer Mangel an den zum Krieg benötigten ret[u
herrsche, während Frankreich dieses alles so in Bereitschaft hatte, daß es damit
eher losbrechen und fast alles jenseits des Rheins unter seine Gewalt brii
konnte, ehe das Reich nur wegen Zusammen bringung der etwa vorhandenen
oder zu werbenden Truppm beständige Resolution fassen könnte, daß daher
Summen anbieten, so dürfte mau sie wohl annehmen, solange Frankreich seine
Eroberungen nicht weiter ausdehne und den Frieden und die allgemeine Buhe
nicht atüre,
») S. Pufendorf XVUI, § 43 (S. 1431t).
") S. die Relation Spanheims vom 9./I0. Dezember ICSI (oben S, 418t).
Instruktion für Fuchs. 577
durch Ergreifung der Extremitäten und Hintenansetzung der gütlichen Mittel
die Sachen in die äußerste Gefahr geraten und Frankreich neue Gelegenheit
zur Erweiterung seiner Macht gegeben werden dürfte. Kf. wünschte die
Meinung des Königs darüber zu erfahren, ferner wie sie beide zu der ihnen
von Spanien und den Niederlanden wegen der rückständigen Subsidien ge-
bührenden Satisfaktion gelangen könnten, sowie auch wegen der guineischen
Schiffahrt und des Handels auf der afrikanischen Küste, welche der Staat
privative an sich zu ziehen suche. Er hat sich auch zu erkundigen, was
für Gedanken man dort wegen seiner Seeequipage führe, er wolle nicht hoffen,
daß man sich dort durch Schweden von der bisher kontestierten guten Intention
werde ableiten lassen.
In betreff dessen, was eine Zeit her wegen des sogenannten Assoziations-
traktats im Haag und anderswo vorgegangen, hat der König sich durch v. Buch-
wald nach der Meinung des Kf. erkundigen lassen. Diese geht dahin, daß
man sich bei dieser Sache nicht übereilen dürfe. Ihm erscheine bedenklich,
daß dieser Traktat von Schweden ausgeht, welches dabei vielleicht ganz andere
Absichten als Erhaltung des Friedens haben mag, daß Frankreich denselben
nicht anders als ein gegen es gemachtes Bündnis konsideriert, daß darin der
Nimwegische Frieden, durch den der König wie Kf. so hoch lädiert worden
sind, bestätigt wird, ohne daß darin des von ihnen beiden mit Frankreich und
Schweden abgeschlossenen Friedens gedacht wird, daß allem Ansehen nach
Frankreich in diesen Traktat nimmer treten wird, daß auf Englands Eintritt in
denselben nicht zu rechnen, daß daher davon nicht der intendierte Zweck,
Erhaltung des Friedens in Europa, sondern vielmehr neue collisiones zu befahren
sind, besonders daß Schweden einen solchen Traktat auf die Bahn bringt,
obwohl es noch immer mit Frankreich wegen Restabilierung der vorigen Allianz
unterhandelt und vermöge der Lundischen Allianz nicht ohne Vorbewußt und
Approbation Dänemarks einen solchen Traktat hätte machen dürfen, Kf. wünscht
daher den rechten Grund dieser Sache vom König zu vernehmen. F. hat sich
auch auf das äußerste zu bemühen, zu penetrieren, in welchen terminis jetzt
die beiden nordischen Kronen zu einander stehen, und dem König und dessen
Ministern die große Gefahr vorzustellen, welche Dänemark von der schwedischen
Freundschaft zu erwarten hat Kf. hat aus dem Haag und von anderen Orten
Nachricht, der König hätte sich schon durch Pettecum zum Eintritt in die
Assoziation bereit erklärt, und fertigte deswegen Liliencroon wieder nach Wien
ab, um dieses zu versichern und daneben eine Allianz zwischen dem Kaiser
und den beiden nordischen Kronen conjunctim zu traktieren, er wünscht daher
um so mehr sichere Nachricht von der eigentlichen Intention des Königs zu
erhalten, Er kann mit solcher Resolution nicht konziliieren, was Meyercrohn
in Paris Span heim mitgeteilt hat F. hat sich also aufs äußerste zu bemühen,
daß Dänemark von Schweden abgelenkt, hingegen mehr und mehr mit Kf. ver-
einigt werde. Er soll sich auch auf das genaueste erkundigen, was für eine
Intention man dänischerseits in betreff der jetzt von dem französischen Gesandten
angebotenen Renovierung der alten Allianz mit Frankreich habe.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 37
578 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Wegen des Eibzolls zu Glückstadt soll er versichern, daß Kf. dem Könige
diese Ergötzlichkeit gern gönnte und wie bisher zu Erlangung derselben mit-
helfen wollte.
Nebeninstruction. Sign. Collen an der Spree
24. Dezember 1 68 1/[3. Januar 1682]. l)
[Vorschrift wegen Geheimhaltung der Verhandlungen. Befehl, die Zustände am
dänischen Hofe und die Machtmittel Dänemarks zu erkunden, den Vertrag des Kf.
mit Frankreich geheim zu halten, den Abschluß eines Bündnisses Dänemarks mit Kf.
und Frankreich zu betreiben.]
Jan. 1. Hat er sowohl den Großkanzler als den Geh. Rat Biermann
zu versichern, daß S*. Chf. D. ihm anbefohlen, alles und jedes mit ihnen
zu communiciren und ihnen nichtes zu verhehlen. Er hat aber von
denen geheimbtesten Sachen anfänglich gegen niemanden als I. K. M.
alleine Meldunge zu tuen und dieselbe umb dero special Ordre und Befehl
untertänigst zu bitten, weme und was, auch wie weit er einem oder
anderem von seiner Commission Eröffnuuge tuen solle. Für allen wird
er sich für den von Juel zu hüten wissen, weil derselbe der schwedischen
Partei sehr zugetan sein solle. Gegen den Graf Guide nlöw und Reventlo
aber hat er sich mit mehrerer Confidenz herauszulassen, sonderlich wann
I. K. M. ihn an dieselbe verweisen sollten, welchen Falles er ihnen auch
die ihm mitgegebene Briefe zuzustellen.
2. Der Großkanzler wird außer Zweifel Sr. Chf. D. an denselben
jöngsthin abgelassenes Handschreiben empfangen haben, wegen dessen
Inhalt er mit demselben abermal communiciren und wohin dessen
Gedanken zielen vernehmen kann.
3. Wie er dann auch von 1. K. M. vernehmen soll, [ob] und wie
weit wir von denen zwischen deroselben und uns fürgehenden Sachen,
absonderlich von demjenigen, so in Franckreich passiret, mit dero Geh.
Rate dem von Buchwald, wann derselbe bei uns sich wieder einfinden
wird, communiciren können, und was derselbe etwan davon in einem
und anderen wissen mag, oder was wir gegen ihn zu dissimuliren
und menagiren.
J) Von Fuchs' Hand.
Instruktion für Fuchs. 579
4. Imgleichen was und welche mesures unsere ministri zue Paris
und im Haag mit Ir. E. M. daselbst sich befindenden ministris halten,
und was und wie weit sie von allen diesen Sachen communiciren
können.
5. Auch hat er sich zu erkundigen, was eigentlich am dänischen
Hofe anjetzo für factiones und Parteien praevaliren, insonderheit wer
der schwedischen Faction zugetan seie, und in welchen terminis die
Sachen zwischen Dennemarck und Schweden stehen.
6. Imgleichen wer anjetzo am meisten in des Königes Credit und
faveur sei, und wer sowohl in consiliis als sonsten bei I. K. M. am
meisten gelte.
7. In welchem Stande Ir. K. M. Miliz, Festungen, Magazine, Flotten
und Kriegesstaat sei? ob und wie alles unterhalten, verpfleget und
bezahlet werde?
8. Wie sich der Resident von Brandt comportire, an wem er sich
am meisten adressire und von wem er dasjenige habe, was er eine Zeit
von der französischen Partei geschrieben; für seiner Abreise aber hat
er denselben in generalibus zu informiren, worauf die Sache ankommen
und wornach er sich in seiner Conduite zu achten haben möchte.
9. Mit dem französischen Ambassadeur hat er vertraulich zu
communiciren und von demselben den Zustand seiner Negotiation zu
vernehmen und ihn unserer beständigen Affection und Freundschaft gegen
seinen Herren zu versichern, auch ein Recommendationschreiben von
dem Grafen von Reben acq an denselben mitzunehmen.
10. Er wird sich mit allem Fleiße zu hüten haben, daß er von
dem zwischen Franckreich und uns gemacheten foedere nichtes
erwähne.
11. Hiegegen aber zu vernehmen geflissen sein, ob man nicht mit
I. K. M. in Franckreich ein gewisses foedus und Triplealliantz wegen
Maintenirunge des Friedens und im Fall der Ruptur wegen gewisser
Conqueten und Advantagen auf die Art und Weise, wie desfalls von
dem von Meyercroon bereits zue Paris Erwähnunge geschehen, zu
machen und einzugehen wäre, wie auch von denen conditionibus
desselben.
12. Seine relationes hat er pro varietate materiarum zu verteilen
und das wichtigste und geheimste in postscripta zu bringen.
37*
Osi)
IV. Brandenburg und Dänemark 1G79— 1C84.
P, Fuchs an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
10./[20.] Januar 1Ü82.1)
[l>ie Audienz beim König, Konferenzen mit den Ministem* Übereinstimmung
Königs mit den Ansichten des Kf., Bereitwilligkeit zum Abschluß eines Traktate
mit Ffa&krtlcb.]
O.Jan. Er ist3) Sonntag [d. 8. /IS.] um halb 9 Uhr morgens vom Zeretnonieu-
meisler zur Audienz bei dem König abgeholt worden. Er fand bei denisell*
Graf Güldeulöw, Revenllo, BLermatui und Wibe, die zwar in den
Gemach blieben, aber so abseits, daß sie von seiner Rede nichts vernehme
konnten. Nachdem er seine Proposition seiner Instruktion gemäß aty
hatte, antwortet** der König mit einer lehr gnädigen und lächelnden Miene,
ihm wäre diese Schickung sehr lieb, er hätte nach seiner Ankunft rar!
hatte aus seinem Vortrag verstanden, daß Kf, mit ihm einerlei Meinung führte,
und daß er sich daher ohne Mühe mit demselben konformieren konnte, er hätte
dem G. Kauzler, Reventlo und Biermann befohlen, mit ihm zu konferieren,
und er konnte Kf. versichern, daß er mit ihm an einem Seile ziehen und von
ihm nicht absetzen wurde* Kr erkundigte sich dann nach der Gesundheit des
Kf und äußerte auch seine Zufriedenheit damit. daß Kf, ihn zu dieser Sendung:
gebraucht habe* Er antwortete darauf und trat dann ab. Es ist ihm
lieb, daß der König eben die zur Konferenz ernannt hat welche er am meisten
gewünscht und an welche ihm Kf. Schreiben mitgegeben hat. Diese drei
Männer nebst dem Gouverneur des Kronprinzen, Wibe, werden auch aJJeia
in den geheimen und wichtigsten Sachen gebraucht, die anderen Geheimen Räte
sind dänische Edeüeate, die nur in Reichssacben admittiert werden.
Montag früh ließ ihn der G. Kanzler zur Konferenz iuvitieren. Dieselb
id in dessen Hause, da er krank war, vor seinem Bett statt* Nachdem
Ml&fl Troposition wiederholt hatte, sagte der G, Kanzler, der Köni^ wäre dem
Kf. für diese vertrauliche Ouvertüre sehr verbunden, es wäre alles von Kf* so
vernünftig überlegt, daß er keine Mühe haben werde, sich damit zu konformieren.
Sie wollten dem König davon Bericht erstatten, der ihn dann seine An
und Resolution werde wissen lassen. Er konnte ihm im voraus sagen, daß der
König mit Kf, einverstanden sei, daß er auch einen Krieg garnicht für ratsam
hielte und ebensoviel Bedenken gegen den Assoziationstraktat hätte., den
Schweden nur pro[>oniert hätte, um sich an Frankreich wegen Zweibrückens
und Nichtzahlung der verlangten Subsidieti zu rächen, um wieder eine Armee
auf deutschem Boden zu bekommen und beim Kriege im Trüben fischen zu
können, Sie hätten auch gedacht, dadurch eine große gloire zu erjagen, daß sie
zuerst einen Traktat geschlossen, iu den nach ihrer Meinung alle Welt eintreten
0 S. Pufendorf XV1IJ, §43 (S. 1422).
*) F. war am 1 7. Januar in Kopenhagen angekommen.
Verhandlungen mit dem König und den dänischen Ministem, 581
würde, nachdem sie aber gesehen, daß dieses nicht so gegangen wäre, seien
die Klügsten unter ihnen jetzt sehr perplex, der schwedische Gesandte in Paris
hätte zu Meyercrohu gesagt, ihm stände der Assoziationstraktat garnicht an,
Güldenstolp hatte sich damit präzipitiert. Der G.Kanzler führte dabei ;in.
sie ständen in Sorgen, daß Schweden es ebenso wie bei der Tripelallianz 1<3G8
machen und wieder mit Frankreich mochte traktieren wollen. Welling hätte
hier behauptet, Feuquieres hatte in Schweden neue Traktaten offeriert, was
dieser aber durchaus bestritten habe, man rouute dem französischen Gesandten
klaren Wein einschenken und sagen, sein König mochte sich hüten, daß er
nicht suchte Schweden zu gewinnen und Dänemark und Brandenburg zu ver-
lieren.
Als er erwähnte, was der schwedische Gesandte "Welling zu v. Brandt
wegen einer Allianz der beiden nordischen Kronen mit KL gesagt hätte, waren
sie darüber sehr verwundert, weil er dergleichen hier nicht proponiert hätte, und
sie weinten, Schweden suche dadurch dem Kf< Jalousie wegen einer genauen
intelligente zwischen beiden Kronen zn machen. Schweden suchte in alle
Wege wieder eine Armee auf dem deutschen Boden zu haben, das mußte man
aber nach Möglichkeit zu verhindern sinnen. Zwar kannte man ihnen nicht
wehren, in ihren Landen 8000 oder 10000 Mann zu halten, aber es mangelte
an Geld, bei dem Assoziationstraktat sei keines zu erwarten, es sei nur zu
besorgen, daß der Kaiser ihnen Quartiere im Reich assignierte. Mau sage auch,
vhweden mit Lüneburg und Münster traktiere, doch werde das Baus
Lüneburg sich wohl wegen der Quartiere opponieren. Sie versicherten, daß
Schweden mit ihnen wegen des As&o-ziation.strafctats nichts kommuniziert hätte,
was schnurstracks wider den Lundischen Traktat liefe. Sie baten auch um
Aufklärung, ob Kf, bereits einen Traktat mit Frankreich getroffen hätte, er hat
aber dagegen soviel angefahrt, daß sie solche Gedanken ganz verloren. Wenn
Hartangis solches vorgebe, so hätte er von einer Sache, die erst gesehenen
sollte, so gesprochen, als wäre sie bereits geschehen. Der G. Kanzler erwähnte
noch, man besorge, daß man im Reich einen Traktat mit Frankreich als gegen
Au Reich gerichtet ansehen würde, der kaiserliche Gesandte spreche sehr hoch
und behaupte, der Kaiser werde Straßburg nicht lassen, und wenn auch Frank-
reich dasselbe restituieren wollte«, so werde er dennoch brechen, die kaiserliche
Armee wäre bereits im Marsch ^et\ den Rhein, Er hat erwidert, er h üttc
davon nichts gehört, solche vtgourosen Resolutionen wären ja wohl bisher am
kaiserlichen Hofe nicht gewesen. Des Kf. Meinung sei auch garnicht, sich
das Reich zu verbinden oder Frankreichs Macht zu vergrößern, sondern
den Ruhestand und die Sicherheit des Reiches zu befestigen, und er hoffe,
damit Dank und nicht Mißgunst zu verdienen. Der G+ Kanzler sagte darauf,
sie hielten es auch für Rodomontaden.
Heute kam Bier mann zu ihm und bat um Aufklärung wregen der von
Frankreich angebotenen Beding ungen, Kr hat erwidert, darunter versierte man
noch in terminis generalibus, man müßte suchen, die vorteilhaftesten zu erlangen.
Nachher fand noch eine Konferenz statt Der G.Kanzler sagte, der König
584
IV. Brandenburg und Dänemark 1679 — 1684,
Der Kurfürst au den König von Dänemark. D. Potstam
27. Januar/[6. Februar] UW.
[Vergebliche Bemühungen des Herzogs von Hannover, ihn zu einer Änderung seiner
Politik zu bewegen. Seine Verhandlungen mit K. Sachsen und seine Verhandlung
mit Krankreich, Bitte, seine Bemühungen dort und auf dem Reichstage zu unterstützen
Febr. Dank für die Erklärung gegen Fuchs, auch er wird fest zu dem König
stehen.
Sonsten kann Ew. K. M. in hergebrachtem Vertrauen im berichtet
nicht lassen, daß des Herrn Bischoflen zue Osnabrugh und Hertzogeu
zue Brau nach weig-Lüuenburg Ld. bei der Visite,1) so Sie mir gegeben,
sich eifrig bemühet, mich von meiner Intention abzuziehen, gleichwie
ich aber große and dringende Ursachen, welche Ew. K. M. bekannt, habe,
dabei zu verbleiben, so habe solches mit so guten Gründen vorbestelle
daß L Ld. selbige nicht improbiren können» An des Herrn Churlurste
zue Sachsen Ld. habe ich meinen Geheimbten Rath Mcinders ab*
geschicket gehabt,*) welcher anrücke gebracht, daß man meine Vor
Stellungen in Consideration gezogen und die endliche Resolution bia xü
Wiederkunft des Obermarschallken Freiherrn von Haugwitz, welch«
jetzo allhie ist und mit meinen Katen oonferiret, ausgesetzet- In
übrigen lasse ich mir gar wohl gefallen, daß sowohl Ew, K. 5L als auc
ich einer auf dem anderen mit dem Schlüsse der Traetaten, so
beiderseits mit Franckreich angestellet, warten* Mit dem hiesig
Tractat ist es so weit gekommen, daß die meisten Schwierigkelte
gehoben und ich vermutlich werde schließen können, so balde ich nur
vernehme, daß es mit dem aldortigen auch so weit gediehen, ich hoffe,
es werde solches balde geschehen, damit man die genommene mesures
auf etwas gewisses gründen könne, und unterlasse ich nicht sowohl albie
als auch zue Paris Ew. K, M. Angelegenheiten bestermaüeu zue recümnien-
diren* Weilen aber die Zeit, so die französische Plenipotentiarii zue
I ranckfnrt, umb des Reiches Resolution auf ihre Proposition einzuholen,
benannt, mit Ablauf dieses Monates expiriren wird, habe ich am Kein
frantzösischen Hofe instance tuen lassen, daß selbige prolongiret: und
') S. darüber v. Buchs Tagebuch, herausgegeben von Hirsch II, S. 255 L und
unten Abschnitt V*
3) S. unten Abschnitt V.
•) S. ebendaseihst.
Die beiderseitigen Verhandlungen mit Frankreich,
585
Dichtes tätliches wieder das Reich vorgenommen werden möchte, ehe
man sich einer Resolution vereinbaret, welches ohne Zweifel gar leicht
211 erhalten sein wird, wann Ew. K. M. diese meine Instanz zu appuyren
geruhen wollten. Und weil auf dieser des Reiches Resolution ein großes
momentum beruhen wird, so möchte wünschen, daß Ew, K. M. jetziger
Zeit einen min ist rinn zue Regens burgk hätten, mit welchem meine
Gesandtschaft in allem de coucerto gehen kiinnte, es vermeinet sonst
jetztgedachte meine Gesandtschaft,1) daß unser beider führende Intention
fast per unanimia daselbst werde approbtret werden.5} —
König Christian an den Kurfürsten.
D. Copenhagen
18./[28.] Februar 1682.
[Auf die Sehretben vom 10. und 11- Februar.1) Seine Forderungen von Frankreich,
Vorläufige Ausstellung der Verhandlungen über die anderen Punkte.
Schwedische Rüstungen.]
Er hat auf das Einraten des Kf. dem französischen Gesandten sein Ultimatum 28. Febr.
dahin eröffnet, daß er mit 6OU0M) Htlr. in Kriegs- und 200000 in Friedens-
zeiten sich begnügen wolle, und ersucht Kf,, sich dahin zu bemühen, daß man
>) S. unten Abschnitt Y.
*) König Christian erwidert darauf (d. Kopenhagen 7./[l7.] Februar 1683),
bei seinen Traktaten mit Frankreich hätten sich Schwierigkeiten hervorgetan, um so
Heber wäre ihm, daß Kf* den Schluß seiner Traktates so lauge aufschieben wolle,
bis auch die seinigen so weit gediehen wären. Des Kf. Bemühungen wegen Prolon-
gation des in Frankfurt gestellten Termins werde er durch seinen Gesandten in Paris
unterstützen lassen, er werde aueb jemand der Seinigeu nach Regensburg schicken»
um dort zu Erreichung ihres beiderseitigen [ntents zu konkurrieren.
*) In dem erste reu hatte Kf. den König darauf aufmerksam gemach t» daß jetzt
günstige Gelegenheit sei, die ihnen beiden bei Spanien und Holland restierenden
Subsidieu beizutreiben, und ihn aufgefordert, deswegen und wegen der Elstletischeu
Zollsache mit ihm nähere Verabredungen zu treffen. In dem letzteren hatte er ihm
mitgeteilt, daß nach Spauheim» Bericht (s. oben S. 426) der Konig von Frankreich
wohl bereit sein würde, im Fall der Aktion an Dänemark 600 000 RÜr. jährlich zu
zahlen, ihn aufgefordert, diese Offerte anzunehmen und sich nicht durch speziüse
Offerten des Kaisers wegen der Quartiere im Reich und des Gluckslidter Zolls ab-
wendig machen zu lassen, der Kaiser werde diese Zusagen nicht präsüeren können,
sei auch weit davon entfernt, mit Frankreich zu brechen, Frankreich aber werde,
wenn es merken sollte, daÜ der Konig nach dieser Seite hin penchiere, sich wieder mit
Schweden setzen, und so werde das beste Tempo, es von demselben Irn:conciliabIement
abzuziehen, verloren gehen.
574 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
gewesen sei, als ober diese, besonders darüber, daß die Häupter des Römischen
Reichs nicht in solcher Einigkeit ständen, daß dem allgemeinen Feinde zur
Genüge Widerstand geleistet und dessen fernere Progressen verhindert werden
könnten, es wäre auch noch zu befürchten, daß Frankreich durch falsche
Promessen mehr als mit dem Degen an sich bringen würde, wobei er von den
bisherigen französischen Betrügereien weitläufig diskurrierte. Der König macht
seine größte Reflexion auf Kf., er würde gern 3000 Mann und mehr nach
Deutschland marschieren lassen, wenn er deswegen ersucht würde, und wenn
er Schweden trauen könnte, von dem es jetzt wieder heißt, daß es Zweibrücken
abandonnieren und wieder französische Subsidien bekommen wolle.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
19./[29.] November 1681.1)
[Verhandlungen mit dem kaiserlichen Gesandten, beabsichtigte Sendung Liliencrons
nach Wien, Geneigtheit *ur Verbindung mit dem Kaiser.]
29. Not. Man ist zwar seit einiger Zeit hin und wieder der Meinuug geworden, als
wenn der kaiserliche Gesandte Graf Berka eine Allianz zwischen dem Kaiser
und Dänemark geschlossen hätte, es ist aber nichts weiter geschehen, als daß
derselbe ein foedus defcnsivum vorgeschlagen und dab man sich dänischerseits
nicht ungeneigt dazu bezeugt hat. da man aber bisher mit dem Verhalten des
kaiserlichen Hofes wenig zufrieden gewesen ist und noch immer zweifelt, ob es
sich damit bessere, man dort die Sache mit rechtein Ernst anfangen werde,
und ob die kaiserlichen Truppen so stark seien, wie Berka ausgibt, hat man
keine Kommissare ernannt, sondern beschlossen, Lilie ncron nach AVien zu
schicken und sich von der Beschaffenheit des kaiserlichen Hofes gründlich zu
informieren. Unterdessen gibt man der kaiserlichen Partei gute Hoffnung, und
es scheint dem König damit wirklich rechter Ernst zu sein, da er alle remon-
strationes von französischer Seite und die speziosen Offerten des französischen
Gesandten garnichts achtet, den französischen Gesandten kalt, den kaiserlichen
dagegen sehr gnädig traktiert, weil man wegen Hamburgs und des Friedens
noch einen Groll auf Frankreich hat, weil der König sich allemal entsetzt, wenn
er von der großen französischen Macht hört, und endlich, weil man hofft, durch
die Allianz mit dem Kaiser und den Reichsständen gute Quartiere zu erlangen,
aus des Herzogs von Gottorff Landen monatlich, wie früher, 150000 Ittlr. zu
ziehen, so dem Herzog die Federn noch mehr zu beschneiden, die Souveränität
>) S. Pufendorf XVIII, § 24 (S. 1408).
Verhandlungen mit dem kaiserlichen und dem franzosischen Gesandten. 575
von ganz Schleswig, den Dom zu Schleswig nnd das Amt Schwabstatt wieder-
zoerlangen und dadurch zugleich Schweden die entree in Holstein zu verbieten,
welche Vorteile man den von Frankreich angebotenen weit vorzieht.1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
1 3. /[23.] Dezember 1681.
[Anerbieten des franzosischen Gesandten. Wunsch des Königs, daß Kf. in das
Defensivbündnis mit Schweden eintreten möge.]
Nachdem der hiesige französische Gesandte') vor zwei Tagen aus Paris 23. Dez.
ein großes Paket Briefe erhalten, hat er vorgestern nicht nur eine Stunde lang
bei dem Kon ig Audienz gehabt, sondern auch gestern mit den ihm zugeordneten
Kommissaren Gülden low, demGroßkanzler,Reventlow, Jens Juel, Bier-
mann und Wibe eine lange Konferenz gehalten. Was darin vorgegangen, wird
zwar sehr sekret gehalten, soviel hat er aber doch sondiert, daß er dem König
vorgestellt hat, wie dieser jetzt die beste Gelegenheit hätte, an Schwedens
Stelle zu treten und sich mit Frankreich zu engagieren. Kf. hätte sich schon
mit Frankreich verbunden und zweifelte nicht, daß der König diesem Beispiel
folgen werde. Der Gesandte soll von großen Subsidien sprechen, er weiß aber
noch nicht, wie es angenommen werden und ob man sich von Österreich,
Spanien und Holland separieren werde, bevor man von Lilien cron rechte
Nachricht erlangt hat, wie es an dem kaiserlichen Hofe steht. Jedenfalls wird
sich der König zu keinem Engagement verstehen, bevor er mit Kf. darüber
geratschlagt hat, denn obschon man hier mit Schweden wieder ziemlich wohl
steht, so scheint dies doch dahin angesehen zu sein, Kf. zu bewegen, in das
zu Lund gemachte Defensivbündnis der beiden nordischen Kronen einzutreten
oder eine neue Tripelallianz mit ihnen aufzurichten.3)
!) v. Br. meldet 29. November/ 9. Dezember 1(>81, die Verhandlungen mit Berka
würden fortgesetzt, allem Anschein nach werde man das kaiserliche Interesse
embrassieren, wenn der Kaiser die Bedingungen, welche man hier verlangt, bewillige.
Lilien cron solle morgen nach Wien abreisen, sich zuerst aber zu Kf. begeben
und zusammen mit Buchwald diesem von allem Mitteilung machen, so daß Kf.
werde erkennen können, daß der König das Fundament seiner ganzen Wohlfahrt
auf seine Freundschaft setze und sich nicht von ihm trennen wolle.
*) S. Recueil des instructions XIII, S. XXXIXf.
*) v. Br. berichtet 20./ 30. Dezember 1681, die Verhandlungen mit dem franzö-
sischen Gesandten würden fortgesetzt, derselbe behaupte beständig, daß Kf. mit seinem
König schon wirklich in genauer Allianz stehe, und sei nicht mit ihm zufrieden, daß
er darin nicht mit ihm aus einem Munde sprechen wolle. Der König bezeuge zu der
französischen Partie sehr geringe Inklination, sollte aber Frankreich sehr große
576
IV. lirandeuburu und Dänemark 1679— 1G84.
Instruction, wornach sich unser — Hofrat Paul Fachs
untertänigst zu achten.
D, Cöln a. iL Spree 25. Dezember 1681/[4t Januar 1682].')
(Conc, Meimlers.)
| liefen), die Gefahr liebkeit eiaes neuen Krieges und die Bedenken gegen den
AfiBoxi&tjoD&trakUit vorzustellen, das Verhalten Dänemarks zu Schweden zu erforschen,
dasselbe zur Abwendung von Schweden und zur Vereinigung mit Kf, tu bewegen,]
4. Jan* Er soll stell so schnell wie möglich über Hamburg nach Kopenhagen
begehen, sich dort zuerst an den G.Kanzler und an den Geheimen Rat Bier*
mann wenden und durch diese um Audienz beim Kon ig nachsuchen» Wenn
er diese erlangt, hat er dam Kimig dafür zu danken, daß derselbe dem Ki
seine treue Freundschaft durch Erneuerung des früher gemachten Bündnisse*
und Extension desselben auf die gegenwärtigen Konjunkturen habe bezeug
wollen, und auf die Eröffnungen, weiche Kf, deswegen schon Buchwi
gemacht habe, verweisen. Da Kf, aus den Mitteilungen, welche der dänische
Gesandte Meyercrohu*) in Paris Span beim gemacht habe, noch mehr des
Königs Konfidenz und Gewogenheit erkannt habe, habe er ihm dafür Dank
sagen und seine Gedanken offenherzig, aber im höchsten Vertrauen eröffnen
lassen wollen. Kf. sei mit dem König ganz darin einig, daU die jel
Konjunkturen sich gefährlich anließen, und daß man fürchten müsse, in einen
neuen Krieg verwickelt zu werden, wenn man nicht versuchte, die zwischen
dem ROmlftoheu Keich, Spanien und Frankreich wegen der Dependentien noch
übrigen Streitigkeiten gütlich beizulegen. Die von Frankreich deswegen gemachten
Vorschlage würden dem König ohne Zweifel bekannt sein. Auch Kf. fürchte
die immer zunehmende Macht Frankreichs und stelle dahin, ob und wie weit
den von dorther gemachten Sineerationen zu trauen sei, andererseits aber kon-
sideriere er mit höchster Bekümmernis den schlechten Zustand des Römischen
Reiches, das geringe Vertrauen unter den Reichsgliedern, wie übel und langsam
es mit der zu Kegensburg resolvierten Armatur vonsUtten ^ehe, wie gefährlich
noch die Sachen in Ungarn stehen, wie sehr die Macht des Kaisers dadurch
distrahiert werde, wie großer Mangel an den zum Krieg benötigten requisitis
herrsche, während Frankreich dieses alles so in Bereitschaft hätte, daß es damit
eher losbrechen und fast alles jenseits des Rheins unter seine Gewalt t"
könnte, ehr du h'oich nur wegen Zusamuienbriugung der etwa \nrhandenen
oder zu werbenden Truppen beständige Resolution fassen konnte, daß daher
Summen anbieten, so durfte man sie wohl annehmen, solange Frankreich seine
Eroberungen nicht weiter ausdehne und den Frieden und die allgemeine Kühe
nicht sture,
») S. Pufendorf XVIII, § 43 (8. 143] f.).
*) 8, die Relation Spaubeims vom 9-/19* L>eiember 1G81 (oben S, 418 f.).
Instruktion für Fuchs. 577
durch Ergreifung der Extremitäten und Hintenansetzung der gütlichen Mittel
die Sachen in die äußerste Gefahr geraten und Frankreich neue Gelegenheit
zur Erweiterung seiner Macht gegeben werden dürfte. Kf. wünschte die
Meinung des Königs darüber zu erfahren, ferner wie sie beide zu der ihnen
von Spanien und den Niederlanden wegen der rückständigen Subsidien ge-
bührenden Satisfaktion gelangen konnten, sowie auch wegen der guineischen
Schiffahrt und des Handels auf der afrikanischen Küste, welche der Staat
privative an sich zu ziehen suche. Er hat sich auch zu erkundigen, was
für Gedanken man dort wegen seiner Seeequipage führe, er wolle nicht hoffen,
daß man sich dort durch Schweden von der bisher kontestierten guten Intention
werde ableiten lassen.
In betreff dessen, was eine Zeit her wegen des sogenannten Assoziations-
traktats im Haag und anderswo vorgegangen, hat der Konig sich durch v. Buch-
wald nach der Meinung des Kf. erkundigen lassen. Diese geht dahin, daß
man sich bei dieser Sache nicht übereilen dürfe. Ihm erscheine bedenklich,
daß dieser Traktat von Schweden ausgeht, welches dabei vielleicht ganz andere
Absichten als Erhaltung des Friedens haben mag, daß Frankreich denselben
nicht anders als ein gegen es gemachtes Bündnis konsideriert, daß darin der
Nimwegische Frieden, durch den der König wie Kf. so hoch lädiert worden
sind, bestätigt wird, ohne daß darin des von ihnen beiden mit Frankreich und
Schweden abgeschlossenen Friedens gedacht wird, daß allem Ansehen nach
Frankreich in diesen Traktat nimmer treten wird, daß auf Englands Eintritt in
denselben nicht zu rechnen, daß daher davon nicht der intendierte Zweck,
Erhaltung des Friedens in Europa, sondern vielmehr neue collisiones zu befahren
sind, besonders daß Schweden einen solchen Traktat auf die Bahn bringt,
obwohl es noch immer mit Frankreich wegen Restabilierung der vorigen Allianz
unterhandelt und vermöge der Lundischen Allianz nicht ohne Vorbewußt und
Approbation Dänemarks einen solchen Traktat hätte machen dürfen, Kf. wünscht
daher den rechten Grund dieser Sache vom König zu vernehmen. F. hat sich
auch auf das äußerste zu bemühen, zu penetrieren, in welchen terminis jetzt
die beiden nordischen Kronen zu einander stehen, und dem König und dessen
Ministern die große Gefahr vorzustellen, welche Dänemark von der schwedischen
Freundschaft zu erwarten hat Kf. hat aus dem Haag und von anderen Orten
Nachricht, der König hätte sich schon durch Pettecum zum Eintritt in die
Assoziation bereit erklärt, und fertigte deswegen Lilien croon wieder nach Wien
ab, um dieses zu versichern und daneben eine Allianz zwischen dem Kaiser
und den beiden nordischen Kronen conjunctim zu traktieren, er wünscht daher
um so mehr sichere Nachricht von der eigentlichen Intention des Königs zu
erhalten, Er kann mit solcher Resolution nicht konziliieren, was Meyercrohn
in Paris Span heim mitgeteilt hat F. hat sich also aufs äußerste zu bemühen,
daß Dänemark von Schweden abgelenkt, hingegen mehr und mehr mit Kf. ver-
einigt werde. Er soll sich auch auf das genaueste erkundigen, was für eine
Intention man dänischerseits in betreff der jetzt von dem französischen Gesandten
angebotenen Renovierung der alten Allianz mit Frankreich habe.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 37
578 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Wegen des Elbzolls zu Glückstadt soll er versichern, daß Kf. dem Könige
diese Ergötzlichkeit gern gönnte und wie bisher zu Erlangung derselben mit-
helfen wollte.
Nebeninstruction. Sign. Collen an der Spree
24. Dezember 1 68 1/[3. Januar 1682]. *)
[Vorschrift wegen Geheimhaltung der Verhandlungen. Befehl, die Zustände am
dänischen Hofe und die Machtmittel Dänemarks zu erkunden, den Vertrag des Kf.
mit Frankreich geheim zu halten, den Abschluß eines Bündnisses Dänemarks mit Kf.
und Frankreich zu betreiben.]
3. Jan. 1. Hat er sowohl den Großkanzler als den Geh. Rat Biermann
zn versichern, daß S°. Chf. D. ihm anbefohlen, alles und jedes mit ihnen
zu communiciren und ihnen nichtes zu verhehlen. Er hat aber von
denen geheimbtesten Sachen anfanglich gegen niemanden als I. K. M.
alleine Meldunge zu tuen und dieselbe umb dero special Ordre und Befehl
untertänigst zu bitten, weme und was, auch wie weit er einem oder
anderem von seiner Commission Eröffnunge tuen solle. Für allen wird
er sich für den von Juel zu hüten wissen, weil derselbe der schwedischen
Partei sehr zugetan sein solle. Gegen den Graf Güldenlöw und Reventlo
aber hat er sich mit mehrerer Confidenz herauszulassen, sonderlich wann
I. K. M. ihn an dieselbe verweisen sollten, welchen Falles er ihnen auch
die ihm mitgegebene Briefe zuzustellen.
2. Der Großkanzler wird außer Zweifel Sr. Chf. D. an denselben
jüngsthin abgelassenes Handschreiben empfangen haben, wegen dessen
Inhalt er mit demselben abermal communiciren und wohin dessen
Gedanken zielen vernehmen kann.
3. Wie er dann auch von I. K. M. vernehmen soll, [ob] und wie
weit wir von denen zwischen deroselben und uns fürgehenden Sachen,
absonderlich von demjenigen, so in Franckreich passiret, mit dero Geh.
Rate dem von Buchwald, wann derselbe bei uns sich wieder einfinden
wird, communiciren können, und was derselbe etwan davon in einem
und anderen wissen mag, oder was wir gegen ihn zu dissimuliren
und menagiren.
!) Von Fuchs' Hand.
Instruktion für Fachs. 579
4. Imgleichen was und welche mesures unsere ministri zue Paris
und im Haag mit Ir. E. M. daselbst sich befindenden ministris halten,
und was und wie weit sie von allen diesen Sachen communiciren
können.
5. Auch hat er sich zu erkundigen, was eigentlich am dänischen
Hofe anjetzo für factiones und Parteien praevaliren, insonderheit wer
der schwedischen Faction zugetan seie, und in welchen terminis die
Sachen zwischen Dennemarck und Schweden stehen.
6. Imgleichen wer anjetzo am meisten in des Königes Credit und
faveur sei, und wer sowohl in consiliis als sonsten bei I. E. M. am
meisten gelte.
7. In welchem Stande Ir. K. M. Miliz, Festungen, Magazine, Flotten
und Kriegesstaat sei? ob und wie alles unterhalten, verpfleget und
bezahlet werde?
8. Wie sich der Resident von Brandt comportire, an wem er sich
am meisten adressire und von wem er dasjenige habe, was er eine Zeit
von der französischen Partei geschrieben; für seiner Abreise aber hat
er denselben in generalibus zu informiren, worauf die Sache ankommen
und wornach er sich in seiner Conduite zu achten haben möchte.
9. Mit dem französischen Ambassadeur hat er vertraulich zu
communiciren und von demselben den Zustand seiner Negotiation zu
vernehmen und ihn unserer beständigen Affection und Freundschaft gegen
seinen Herren zu versichern, auch ein Recommendationschreiben von
dem Grafen von Rebenacq an denselben mitzunehmen.
10. Er wird sich mit allem Fleiße zu hüten haben, daß er von
dem zwischen Franckreich und uns gemacheten foedere nichtes
erwähne.
11. Hiegegen aber zu vernehmen geflissen sein, ob mau nicht mit
I. E. M. in Franckreich ein gewisses foedus und Triplealliantz wegen
Maintenirunge des Friedens und im Fall der Ruptur wegen gewisser
Conqueten und Advantagen auf die Art und Weise, wie desfalls von
dem von Meyercroon bereits zue Paris Erwähnunge geschehen, zu
machen und einzugehen wäre, wie auch von denen conditionibus
desselben.
12. Seine relationes hat er pro varietate materiarum zu verteilen
und das wichtigste und geheimste in postscripta zu bringen.
37«
580 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
10./[20.] Januar 1682.1)
[Die Audienz beim Konig, Konferenzen mit den Ministern. Obereinstimmung des
Königs mit den Ansichten des Kf., Bereitwilligkeit zum Abschluß eines Traktats
mit Frankreich.]
20. Jan. Er ist') Sonntag [d. 8./ 18.] am halb i) Uhr morgens vom Zeremonien-
meister zur Audienz bei dem König abgeholt worden. Er fand bei demselben
Graf Güldenlöw, Reventlo, Biermann und Wibe, die zwar in dem
Gemach blieben, aber so abseits, daß sie von seiner Rede nichts vernehmen
konnten. Nachdem er seine Proposition seiner Instruktion gemäß abgelegt
hatte, antwortete der König mit einer sehr gnädigen und lächelnden Miene,
ihm wäre diese Schickung sehr lieb, er hätte nach seiner Ankunft verlangt,
hätte aus seinem Vortrag verstanden, daß Kf. mit ihm einerlei Meinung führte,
und daß er sich daher ohne Mühe mit demselben konformieren könnte, er hätte
dem G.Kanzler, Reventlo und Biermann befohlen, mit ihm zu konferieren,
und er könnte Kf. versichern, daß er mit ihm an einem Seile ziehen und von
ihm nicht absetzen würde. Er erkundigte sich dann nach der Gesundheit des
Kf und äußerte auch seine Zufriedenheit damit, daß Kf. ihn zu dieser Sendung
gebraucht habe. Er antwortete darauf und trat dann ab. Es ist ihm sehr
lieb, daß der König eben die zur Konferenz ernannt hat, welche er am meisten
gewünscht und an welche ihm Kf. Schreiben mitgegeben hat. Diese drei
Männer nebst dem Gouverneur des Kronprinzen, Wibe, werden auch allein
in den geheimen und wichtigsten Sachen gebraucht, die anderen Geheimen Räte
sind dänische Edelleute, die nur in Reichssachen admittiert werden.
Montag früh ließ ihn der G.Kanzler zur Konferenz invitieren. Dieselbe
fand in dessen Hause, da er krank war, vor seinem Bett statt. Nachdem er
seine Proposition wiederholt hatte, sagte der G. Kanzler, der Köniu: wäre dem
Kf. für diese vertrauliche Ouvertüre sehr verbunden, es wäre alles von Kf. so
vernünftig überlegt, daß er keine Mühe haben werde, sich damit zu konformieren.
Sie wollten dem König davon Bericht erstatten, der ihn dann seine Antwort
und Resolution werde wissen lassen. Er könnte ihm im voraus sagen, daß der
König mit Kf. einverstanden sei, daß er auch einen Krieg garnicht für ratsam
hielte und ebensoviele Bedenken gegen den Assoziationstraktat hätte, den
Schweden nur proponiert hätte, um sich an Frankreich wegen Zweibrückens
und Nichtzahlung der verlangten Subsidion zu rächen, um wieder eine Armee
auf deutschem Boden zu bekommen und beim Kriege im Trüben fischen zu
können. Sie hätten auch gedacht, dadurch eine große gloire zu erjagen, daß sie
zuerst einen Traktat geschlossen, in den nach ihrer Meinung alle Welt eintreten
■) S. Pufendorf XVIII, §43 (S. 1422).
') F. war am 17. Januar in Kopenhagen angekommen.
Fuchs* Verhandlungen mit dem König und den dänischen Ministem. 581
wurde, nachdem sie aber gesehen, daß dieses nicht so gegangen wäre, seien
die Klügsten tinter ihnen jetzt sehr perplex, der schwedische Gesandte in Paris
hätte zu Meyercrobn gesagt, ihm stünde der Assoziationstraktat garnkht an,
Güldenstolp hätte sich damit präzipitiert. Der G< Kanzler führte dabei an,
sie ständen in Sorgen, daß Schweden es ebenso wie bei der Tripelallianz
machen und wieder mit Frankreich mochte traktieren wollen, Welling hätte
hier behauptet, Feuquieres hätte in Schweden neue Traktaten offeriert, was
dieser aber durchaus bestritten habe, man mußte dem französischen Gesandten
klaren Wein einschenken und sagen, sein Eonig mochte sich hüten, daß er
nicht suchte Schweden zu gewinnen und Dänemark und Brandenburg zu ver-
lieren*
Als er erwähnte, was der schwedische Gesandte Welling zu v. Brandt
wegen einer Allianz der beiden nordischen Kronen mit Kf. gesagt hätte, waren
sie darüber sehr verwundert, weil er dergleichen hier nicht proponiert hätte, und
sie meinten, Schweden suche dadurch dem Kf. Jalousie wegen einer genauen
intelligente zwischen beiden Kronen zu machen. Schweden suchte in alle
Wege wieder eine Armee auf dem deutschen Boden zu haben, das müttte man
aber nach Möglichkeit zu verhindern suchen. Zwar kQtmle man ihnen nicht
wehren, in ihren Landen Su«m» oder 10000 Mann zu halten, aber es mangelte
an Geld, bei dem Assoziationstraktat sei keines zu erwarten, es sei nur zu
besorgen, daß der Kaiser ihnen Quartiere im Reich assignierte. Mau sage auch,
daß Schweden mit Lüneburg und Münster traktiere, doch werde das Haus
Lüneburg sich wohl wegen der Quartiere opponieren. Bi versicherten, daß
Schweden mit ihnen wegen des Assoziation Traktats nichts kommuniziert lilitte,
was schnurstracks wider den Lundischen Traktat liefe. Sie baten auch um
Aufklärung, ob Kf, bereits einen Traktat mit Frank reich getroffen hätte, er hat
aber dagegen soviel angeführt, daß sie solche Gedanken ganz verloren. Wenn
Hartangis solches vorgebe, so hätte er von einer Sache, die erst geschehen
sollte, so gesprochen, als wäre sie bereits geschehen. Der G. Kanzler erwähnte
noch. m-Mi besorge, daß man im Reich einen Traktat mit Frankreich als gegen
das Reich gerichtet ansehen würde, der kaiserliche Gesandte spreche sehr hoch
und behaupte, der Kaiser werde Straßburg nicht lassen, und wenn auch Frank-
reich dasselbe restituieren wollte, so werde er dennoch brechen, die kaiserliche
Armee wäre bereits im Marsch gegen den Rhein, Er hat erwidert, er hätte
davon nichts gehört, solche vigourusen Resolutionen waren ja wohl bisher am
kaiserlichen Hofe nicht gewesen. Des Kf. Meinung sei auch «rarnicht. sich
gegen das Reich zu verbinden oder Frankreichs Macht zu vergrößern, sondern
den Ruhestand und die Sicherheit des Reiches zu befestigen, und er hoffe,
damit Dank und nicht Mißgunst £u verdienen. Der G. Kanzler sagte darauf,
>ie hielten es auch für Rodomontaden.
Heute kam Bier mann zu ihm und bat um Aufklärung wegen der von
Frankreich angebotenen BedittgTOflfln, Kr hat erwidert, darunter versierte man
noch in terminis generalibus. man müßte suchen, die vorteilhaftesten zn erlangen.
Nachher fand noch eine Konferenz statt Der G.Kanzler sagte, der König
582 IV. Brandenburg und Danemark 1679—1684.
hätte ihnen befohlen, ihm anzuzeigen, daß er mit Kf. in allem einig sei, er
erkenne genugsam die faiblesse der association und hielte dafür, daß kein besser
Mittel, dem Reiche Ruhe und Sicherheit zu verschaffen, wäre als den von
Frankreich vorgeschlagenen Traktat fortzusetzen, daß er nunmehr dazu resolviert
wäre, da aber der französische Gesandte sich hier noch nicht zulänglich heraus-
gelassen hätte, besonders wegen Hilfe zur See, die sie en cas de rupture suchten,
bat er, Kf. möchte seine guten officia deswegen bei Frankreich anwenden, da-
neben rekommendierte er den Schluß der Traktaten,1) die v. Buchwald in
Berlin entamiert hätte, und Beförderung der vom König beim Reiche durch den
Glückstädter Zoll gesuchten Satisfaktion sowie Beilegung der Streitigkeit wegen
des Elsflietischen Zolles, worauf er erwidert hat, daß Kf. zu diesem allen bereit
sein würde. Der G.Kanzler berichtete dann noch, Welling hätte ihnen
eröffnet, der König von Schweden stände mit Lüneburg und Münster in
Traktaten, Kf. möchte bei seiner Entrevue mit den Herzogen diese davon
divertieren, sie glaubten ohnedem, daß Celle dazu schwerlich zu bringen sein
würde, weil er einen Traktat mit Frankreich hätte. Es wurde dann noch
etwas Wichtiges proponiert, das er mündlich referieren wird. Er hat wegen
der Traktaten mit Frankreich gefragt, ob conjunctim oder separatim traktiert
werden sollte, worauf sie antworteten, da sie ihren Traktat schon angefangen
und wegen Hilfe zur See partikulare Konvenientien hätten, so würde es besser
sein, wenn ein jeder a part traktierte, jedoch vertraulich wegen der Konditionen,
besonders der das Reich betreffenden, kommunizierte.
Morgen hofft er seine Abschiedsaudienz zu erhalten und übermorgen früh
sich auf den Rückweg zu begeben.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. im Fährhause am kleinen Belt
15./[25.] Januar 1682.
[Die Abschiedsaudienz, Gespräch mit dem G. Kauzler, Besichtigung der Flotte.
Unterredung mit Martangis.]
25. Jan. Er hat am 1 1. nachmittags bei dem König Abschiedsaudienz gehabt, bei
der wieder nur die ihm zugeordneten Kommissare zugegen waren. Der König
wiederholte kurz den Inhalt seiner Resolution, sagte, daß er mit Kf. jedesmal
einen Stein heben wollte, und bezeugte auch sonst mit sehr obligeanten
Expressionen seine Affektion zu Kf. Dann wurde er zur Königin geführt,
die ebenfalls eine recht kindliche Affektion gegen Kf. bezeugte. Darauf fuhr
l) Dieselben fanden bald darauf durch die Unterzeichnung eines neuen Defensiv-
bündnissos zwischen Kf. und König Christian am 31. Januar/ 10. Februar 1682 ihren
Abschluß. S. Pufendorf XVIII, § 70 (S. 1450); v. Mörner, S. 428f.
Fuchs' Verabschiedung. 583
er zum G. Kanzler, mit dem es sich etwas gebessert hatte. Auch dieser
bezeugte den größten Eifer für Rf. und erklärte, daß er das Interesse seines
Königs und des Kf. für unauflöslich verknüpft hielte. Als er erwähnte, das
von den Schwedischgesinnten vor einiger Zeit verbreitete Gerücht von einer
ganz genauen intelligence zwischen beiden nordischen Kronen hätte dem Kf.
nicht wenig Sorgen verursacht, antwortete der G. Kanzler, es wäre freilich
etwas daran gewesen, einige hätten den König beinahe in ein großes Labyrinth
geführt, und es hätte darüber öfters große debats im Rate gegeben, nachdem
aber die Mächtigsten von der Partei gestorben, die übrigen nichts zu sagen
hätten und dem König die Augen geöffnet worden, wäre dergleichen hinfort
nicht zu besorgen. Er fragte nach des Kf. auf den Beinen habenden milice,
und nach empfangener Nachricht sagte er, der König könnte auch alle Tage
18000 Mann marschieren lassen, hätte daneben 6400 Matrosen und Mariniers
en gage und in Norwegen eine besondere Armee von 14000 Mann. Schließlich
empfahl er sich dem Kf. zum höchsten, auch Güldenlöw, Reventlo und
Bier mann taten beim Abschied ebensolche contestationes. An demselben
Abend überbrachte ihm der Zeremonienmeister die königlichen Rekreditive f)
nebst einem Präsent vom Könige. Es kam auch der Oberstallmeister Haxt-
hausen und forderte ihn namens des Königs auf, die Flotte und den Holm
zu besehen, um dem Kf. davon zu berichten. Er hat dieses Donnerstag morgen
unter Führung des Generalmajors Schack, des Kommandanten von Kopenhagen,
getan und er berichtet in antecessum, daß er es sich nimmer so eingebildet hätte,
in allen Offizinen auf dem Holm wird so gearbeitet, als wenn die Flotte täglich
equipiert werden sollte. Nachmittags ist er von Kopenhagen abgereist. Er kann
nicht genug die confidence, Höflichkeit und honnetete rühmen, die ihm in
Konsideration des Kf. von allen ministris und Bedienten widerfahren. Es
ist gewiß, daß Kf. sich des Königs und dieses Hofes gänzlich versichert
halten kann.
P. S. Er hat, und zwar auf Wunsch der dänischen Minister, den franzö-
sischen Gesandten Marquis de Mortangis gesprochen und ihm die Besorgnis,
die jene hätten, daß Frankreich wieder mit Schweden traktieren möchte, mit-
geteilt. Er antwortete, es wäre kein Wunder, daß sein König bis jetzt noch
einige mesures mit Schweden gehalten hätte, weil man dänischerseits bisher so
wenig Inklination für Frankreich hätte spüren lassen und dem Ansehen nach
auf andere Traktaten gezielt hätte. Nachdem sich jetzt aber das Widerspiel
erwiese, zweifeite er nicht, man würde jetzt französischerseits Schweden garnicht
mehr menagieren. Er hat das den Ministern wiedergesagt, die damit wohl zu-
frieden waren. Im übrigen kontestierte der Gesandte große Devotion gegen Kf.
und Freude über den glücklichen Succeß seiner Negotiation, wovon er bereits
den Effekt zu spüren vermeinte.
l) Das Rekreditiv König Christians für Fuchs ist Kopenhagen 11./ [21.] Januar
1682 ausgestellt.
584
IV. Brandenburg und Dänemark 1670—1684.
Der Kurfürst an <lcti Köniu vuti I ).:im inark.
27, Januar/[6. Februar] 1682.
D. Potst i :i.
| Vorgebliche Bemühungen des ITerscogs von TI anno v er, ihn zu einer Änderung seiner
Politik zu bewegen. Seine Verhandlungen mit K. Sachen und seine Verhandlungen
mit Frankreich. Bitte, seine Bemühungen dort und auf dein Reichstage zu unterstützen,]
ebr. Dank für die Erklärung gegen Fuchs, auch er wird fest zu dem Kfm
stehen.
Sonsten kann Ew. K, M. in hergebrachtem Vertrauen uri berichtet
nicht lassen, daß des Herrn BischolTen zue <Mnabrugi und Hertzogcn
zue Braunscbweig-Lünenbur^ Ld. bei der Visite,1) so Sie mir gegeben,
sich eitrig bemühet, mich von meiner Intention abzuziehen, gleichwie
ich aber große und dringende Ursachen, welche Ew. K, IL bekannt, habe,
dabei zu verbleiben, so habe solches mit so guten Gründen vorgestellt,
daß L Ld. selbige nicht improbiren können. An des Herrn Churfürsten
zuo Sachsen Ld* habe ich meinen Geheinibten Rath Meinders ab
geschicket gehabt,1) welcher zu rücke gebracht, daß man in eine Vor-
stellungen in Consideration gezogen und die endliche Resolution bis zur
Wiederkunft des Obermarschallkeu Freiherrn von Uaugwitz, welcher*)
jetzo allhie ist und mit meinen Räten eonferiret, ausgesetzt, h
übrigen lasse ich mir gar wohl gefallen, daß sowohl Rw, Iv M. als auc
ich einer auf dem anderen mit dem Schlüsse der Trac taten, -
beiderseits mit Franck reich an gestellet, warten, Mit dem bi
Tractat ist es so weit gekommen, daß die meisten Schwierigkeite
gehoben und ich vermutlich werde schließen können, so balde ich nur
vernehme, daü es mit dem aldortigen auch so weit gediehen, ich ho
es werde solches balde geschehen, damit man die genommene mesu
auf etwas gewisses gründen kriune, und unterlasse ich nicht sowohl alhi
als auch zue Paris Ew. K, M. Angelegenheiten bestermaßen zue recommen-
(Urea, Weilen aber die Zeit, so die frautzosische Plenipotentiarii zue
Fruackfurt, umb des Reiches Resolution auf ihre Proportion einzuholen,
benannt, mit Ablauf dieses Monates expiriren wird, habe ich am KtaigL
frantzösischen Hofe irtstance tuen lassen, daß selbige prolongiret und
*) S. darüber v. Buchs Tagebuch, herausgegeben von Hirsch II, S, 255 f.
unten Abschnitt V.
*) S. unten Abschnitt V.
a) 8. ebendaselbst.
Die beiderseitigen Verhandlangen mit Frankreich. 585
nichtes tätliches wieder das Reich vorgenommen werden möchte, ehe
man sich einer Resolution vereinbaret, welches ohne Zweifel gar leicht
zu erhalten sein wird, wann Ew. K. M. diese meine Instanz zu appuyren
geruhen wollten. Und weil auf dieser des Reiches Resolution ein großes
momentum beruhen wird, so möchte wünschen, daß Ew. E. M. jetziger
Zeit einen ministrum zue Regensburgk hätten, mit welchem meine
Gesandtschaft in allem de concerto gehen könnte, es vermeinet sonst
jetztgedachte meine Gesandtschaft,1) daß unser beider führende Intention
fast per unanimia daselbst werde approbiret werden.*) —
König Christian an den Kurfürsten. D. Copenhagen
18./[28.] Februar 1682.
[Auf die Schreiben vom 10. und 11. Februar.8) Seine Forderungen von Frankreich.
Vorläufige Ausstellung der Verhandlungen über die anderen Punkte.
Schwedische Rüstungen.]
Er hat auf das Einraten des Rf. dem franzosischen Gesandten sein Ultimatum 28. Febr.
dahin eröffnet, daß er mit 600000 Rtlr. in Kriegs- und 200000 in Friedens-
zeiten sich begnügen wolle, und ersucht Kf., sich dahin zu bemühen, daß man
l) S. unten Abschnitt V.
*) König Christian erwidert darauf (d. Kopenhagen 7./[17.] Februar 1682),
bei seinen Traktaten mit Frankreich hätten sich Schwierigkeiten hervorgetan, um so
lieber wäre ihm, daß Kf. den Schluß seiner Traktaten so lange aufschieben wolle,
bis auch die seinigen so weit gediehen wären. Des Kf. Bemühungen wegen Prolon-
gation des in Frankfurt gestellten Termins werde er durch seinen Gesandten in Paris
unterstützen lassen, er werde auch jemand der Seinigen nach Regensburg schicken,
um dort zu Erreichung ihres beiderseitigen Intents zu konkurrieren.
3) In dem ersteren hatte Kf. den König darauf aufmerksam gemacht, daß jetzt
günstige Gelegenheit sei, die ihnen beiden bei Spanien und Holland restierenden
Subsidien beizutreiben, und ihn aufgefordert, deswegen und wegen der Elsfletischen
Zollsache mit ihm nähere Verabredungen zu treffen. In dem letzteren hatte er ihm
mitgeteilt, daß nach Spanheims Bericht (s. oben S. 426) der König von Frankreich
wohl bereit sein würde, im Fall der Aktion an Dänemark 600000 Rtlr. jährlich zu
zahlen, ihn aufgefordert, diese Offerte anzunehmen und sich nicht durch speziöse
Offerten des Kaisers wegen der Quartiere im Reich und des Glückstädter Zolls ab-
wendig machen zu lassen, der Kaiser werde diese Zusagen nicht prästieren können,
sei auch weit davon entfernt, mit Frankreich zu brechen, Frankreich aber werde,
wenn es merken sollte, daß der König nach dieser Seite hin penchiere, sich wieder mit
Schweden setzen, und so werde das beste Tempo, es von demselben irreconciliablement
abzuziehen, verloren gehen.
586 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
französischerseits, nachdem er sich mit einer so geringen Summe zufrieden
erklärt hat, sich ihm in seinen anderen desideriis, besonders wegen der Assistenz
zu Wasser und Vermehrung des Succurses, wenn die in dem Traktat stipulierte
Hilfe nicht zureichen sollte, desto faciler erweise.
Wegen der beiderseitigen Prätensionen an Spanien und Holland sowie
der Elsfletischen Zollsache wird man erst, wenn die Traktaten mit Frankreich
zur Richtigkeit gebracht sein werden, die nötigen mesures nehmen können, er
wird seinen Gesandten am Hofe des Rf. deswegen zulänglich instruieren.
In Schweden werden, nachdem jetzt die Auswechslung der Ratifikationen
über die Ligue von Garantie erfolgt ist, sehr große Kriegspräparatorien angestellt,
man soll dort beabsichtigen, in diesem Vorjahr ein Korps von 12000 Mann
ohne die Garnison nach Pommern überzusetzen.1)
König Christian an den Kurfürsten. D. Copenhagen
14./24. März 1682.
[Bevorstehender Abschluß seiner Traktaten mit Frankreich. Aussichten, daß es zum
Kriege kommen werde. Bereitwilligkeit, die Bemühungen des Kf. bei den Reichs-
ständen zu unterstützen.]
24. März Seine Traktaten mit Frankreich stehen, nachdem er das französische Angebot,
550000 Rtlr. in Kriegs- und 200000 in Friedenszeiten, angenommen hat, auf dem
Schluß.3) Er hofft, daß auch die Traktaten des Kf. mit Frankreich jetzt zum
') Kf. erwidert (d. Cöln 28. Februar / [10. März] 1682), er werde sich durch
Rebenac und Span he im bemühen, daß auch jene beiden Punkte verglichen und
so die Traktaten zum Schluß gebracht würden. Dann werde man, da auch Frank-
reich wünsche, daß das Obersetzen der schwedischen Truppen verhindert werde,
darüber konzertieren können. Konig Christian aber berichtet (d. Copenhagen
28. Februar/ [10. März] 1682), Frankreich bestehe auf seinem früheren Angebot
(550000 Rtlr. in Kriegs- und 150000 in Friedenszeiten), und erklärt, auf so unzu-
längliche conditioncs könne er sich nicht in ein so weitgehendes Engagement
einlassen.
-) König Christian zeigt (d. Copenhagen 18./28. März 1682) dem Kf. an, daß
sein Vertrag mit Frankreich unterzeichnet sei. S. die Inhaltsangabe dieser Defensiv-
allianz vom 25. März 1682 in Reedtz, Repertoire historique et chronologique dej
traites conclus par la couronne de Dannemarc, S. 138 ff., und in Recueil des
instruetions XIII, S. XL. Kf., der auf die Nachricht, daß Meyercrohn weitere
Schwierigkeiten mache, inzwischen in einem Schreiben vom 15./ 25. März 1682 den
König auf das dringendste gemahnt hatte, die Traktaten zum Abschluß zu bringen,
Abschluß der Verträge mit Frankreich. 587
gänzlichen Schluß gelangen werden, zumal nicht nur die Nachrichten von der
Absicht Schwedens, ein ansehnliches Korps nach Deutschland zu transportieren,
fortdauern, sondern auch der Graf Bent Oxenstiern seinem Gesandten gesagt
hat, daß sein König auch eine Esquadre seiner Flotte (angeblich 30 Kriegsschiffe)
unter dem Vorwand, seine Häfen zu bedecken, ausrüsten wolle. Auch vom
kaiserlichen Hofe ist die Nachricht eingelaufen, daß große Apparenz zu einer
wirklichen Ruptur sich spüren lasse. Daher ist höchst nötig, daß zwischen ihnen
beiden und Frankreich gewisse mesures genommen werden, er ist mit dem
Sentiment des Kf., man müsse zu verhindern suchen, daß Schweden sich wieder
auf deutschem Boden konsiderabel mache, einverstanden und ist auch geneigt,
die officia des Kf. bei den Reichsständen, um sie zur Annahme der von Frank-
reich proponierten Konditionen zu vermögen, zu sekondieren und zu dem Zweck
sowohl jemand der Seinigen an einen jeden ä part, als auch nach Frankfurt und
Regensburg abzufertigen.
Er dankt für die seinem Geheimen Rat v. Buchwald seines Bruders, des
Prinzen Georg, halber gemachte vertrauliche Ouvertüre, bittet um weitere Mit-
teilungen deswegen.
F. v. Brandt an den Kurfürsten, D. Coppenhagen
21./31. März 1682.
[Abschluß des Traktats mit Frankreich, Beunruhigung der anderen Gesandten.]
Der Traktat zwischen Dänemark und Frankreich ist geschlossen. Er 31. März
hat noch nicht Gelegenheit gehabt, mit dem G. Kanzler darüber zu reden, weiß
daher noch nicht, ob es ein foedus defensivum oder eine bloße Neutralität ist.
Den kaiserlichen, schwedischen und holländischen ministris versichert man, daß
es nur auf einer bloßen Neutralität beruhe, doch hat sie dieses nicht in totum
soulagiert, sondern sie bleiben bei der ungegründeten defiance, daß es auf
Schweden angesehen sei, weshalb auch der schwedische Gesandte nur selten
bei Hofe erscheint, und wenn er einmal dortbin kommt, durch pikante Dis-
kurse sein Mißtrauen erkennen läßt
dankt ihm (d. Cöln 26. März/ [5. April] 1682) für diese Anzeige und teilt ihm mit,
daß auch seine Traktaten mit Frankreich zum Abschluß gekommen seien (s. darüber
oben S. 426 ff.) und daß der schwedische Gesandte Wolffrath, dessen Ankunft er ihm
schon 11./21. März angezeigt hatte, bisher nur die Ernennung von Kommissaren zur
Schlichtung der zwischen beiden pommerschen Regierungen schwebenden Differenzen
beantragt und viele Kontestationen von Stiftung nachbarlicher Freundschaft gemacht
habe, daß er sich aber bemühen werde, ihn je eher desto lieber zu depechieren.
588 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Die Nachricht, daß der König von Schweden sich souverän gemacht
hat,1) ist hier nicht angenehm gewesen, da er dadurch viel mächtiger geworden
ist und alles pro lubitu tun kann.
G. v. Buchwald an den Kurfürsten. D. Berlin
21. April/[1. Mai] 1682.
[Verlangen Schwedens, in das französisch-dänische Bündnis aufgenommen zu werden.
Sendung v. Rumohrs zu den Herzogen von Lüneburg.]
1. Mai Da er wegen Unpäßlichkeit dem Kf. nicht persönlich aufwarten kann, so
teilt er ihm auf soeben eingelaufenen Befehl seines Königs mit, daß der
schwedische Gesandte in Kopenhagen Well in g dort verlangt habe,9) sein König
sollte nicht allein zu der mit Frankreich geschlossenen Allianz mit invitiert,
sondern ihm auch zum Eintritt in dieselbe Platz gelassen werden. Der König
glaube, daß diese Proposition mehr zu dem Ende geschehe, um ihn zu sondieren
und das Werk aufzuhalten, als daß es dem König von Schweden ein rechter
Ernst sei, sich in diese Allianz einzulassen, zumal er nicht sehe, wie diese mit
der im Haag getroffenen Assoziation und den am kaiserlichen Hofe gepflogenen
Traktaten aecordiere, und wünsche des Kf. Meinung zu vernehmen, ob nicht,
da Schweden vermutlich in Frankreich eine gleiche Proposition machen werde,
die beiderseitigen ministri dahin zu instruieren seien, daß diese Absicht
Schwedens dort gesamter Hand vorgestellt und derselben bestermaßen vorgebaut
werde.3) Ferner läßt der König mitteilen, daß er seinen Geheimen Rat Rumohr
nach den braunschweig-lüneburgischen Höfen abgefertigt habe, um denselben zu
remonstrieren, warum er für ratsam halten müßte, den Frieden im Reich auf
dem Fuße der von Frankreich proponierten Konditionen beizubehalten, auch zu
dem Ende sich mit Frankreich in Traktaten eingelassen habe.
") S. Carlsohn V, S. 197 ff.
2) v.' Brandt meldet 18./28. April 1(582 dein Kf., der König von Schweden habe
durch seinen hiesigen Gesandten die alte Proposition wegen Abschlusses einer Tripel-
allianz der beiden nordischen Kronen und Brandenburgs, durch welche die, welche
andere unterdrückten, gezwungen werden sollten, sich modester zu verhalten, erneuert,
man habe aber hier darauf geantwortet, es wäre jetzt zu spät dazu, das Bündnis,
welches der König mit Frankreich geschlossen, habe Frieden und Ruhe zum Ziele.
3) Kf. teilt (d. Cöln 25. April / [5. Mai] 1G82) Spanheim diese Eröffnung
v. Buchwalds mit und befiehlt ihm, Croissy Mitteilung davon zu machen und
darauf hinzuweisen, wie Schweden gegen Frankreich intriguiere und alle Welt gegen
dasselbe aufzubringen suche.
Die Zusammenkunft zu Itzehoe. 589
Die bei der Zusammenkunft1) mit dem König von Dänemark
zu besprechenden Gegenstande.2)
Nachdem der König von Dänemark und Kf. vor kurzem abermals in 11. Juni
eine nähere und vertrauliche Allianz getreten sind und es die Not erfordert,
wegen der gegenwärtigen gefahrlichen Konjunkturen mit einander vertrauliche
Kommunikation zu pflegen, so ist Kf. erfreut darüber, daß er sich mit dem
König persönlich besprechen kann, und ersucht denselben, vorangezogener Kon-
junkturen halber seine Gedanken zu eröffnen, worauf er ihm auch seine Senti-
mente entdecken will.
1. Nachdem sie beide mit Frankreich in Bündnis getreten sind, teilt er
seinen mit Frankreich gemachten Traktat') vertraulich mit und stellt es in des
Königs Gefallen, ob er auch den seinigen mitteilen wolle.
2. Es wäre zu erwägen, ob nicht zwischen beiden Kronen und Kf. eine
gemeine dreifache Allianz nach Bewandnis der jetzigen Konjunkturen zu machen
und dabei zu Erhaltung des Friedens und Abwendung von allerhand Gefahren
nötige mesures zu nehmen.
3. Indessen hätten Dänemark und Kf. unter sich vertraulich zu überlegen,
wie sie sich der französischen Allianz zu ihrem Besten aufs vorteilhafteste zu
bedienen hätten:
') Der dänische G.Kanzler Graf Ahlefeld schreibt (d. Copenhagen 15./[25.] April
1682) an Fuchs, dessen ihm gemachte Mitteilung, Kf. wünsche bei seiner beab-
sichtigten Reise nach der Unterelbe sich mit dem Könige zu abouchieren, habe
diesen sehr erfreut, der König gedenke Mitte Mai aufzubrechen und sich gegen Ende
dieses Monats in der Gegend um Hamburg einzufinden, er werde dem Kf. vorher
anzeigen lassen, an welchem Orte die Zusammenkunft am fuglichsten geschehen
könnte. F.V.Brandt berichtet 6./16. Mai 1682, der König werde am 14./24. nach
Itzehoe aufbrechen, um dort den Kf. zu empfangen, es wären schon große Vor-
bereitungen dazu getroffen worden. Derselbe begibt sich auch nach Hamburg,
meldet aber von dort aus am 18./28. Mai, die Zusammenkunft solle erst Anfang Juni
erfolgen. Sie fand Mitte Juni zu Itzehoe statt S. Pufendorf XVIII, § 70 (S. 1450).
M. v. Ruck (s. unten Abschnitt V) berichtet schon am 23. Mai / 3. Juni 1682 von
Frankfurt a. M. aus dem Kf.: „Die vorhabende Entrevue zwischen Ew. Chf. D. und
I. K. M. von Dennemarck giebt zu allerhand Discoursen alhier Anlaß und wollen
einige dahero fast schließen, ob dürfte es nach dem Norden noch eher zur Ruptur
kommen als nicht am Rheinstrom, insonderheit soll der Braonschweigisch - Calen-
bergische des falls große inquietude gegen verschiedene allhier bezeiget haben."
*) Aufzeichnung von Meinders' Hand. Am Rande bemerkt: Entworfen zu
Bergerst. [Bergedorf?] mandato Serenissimi d. 1. Junii 1682.
*) Den Scheintraktat vom 24. März / 3. April 1682 (v. Mörner, S. 431 f.).
S. oben S. 4J7 f.
590 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
1. wegen der Subsidien sowohl tempore belli als pacis;
2. zur Erlangung ihrer beiderseits restierenden Subsidien und Satisfak-
tion von Spanien;
3. ebenso von den Vereinigten Niederländischen Provinzen;
4. wegen der Schickung nach Muscow, wohin Frankreich La
Petit iere destiniert (NB. in den memoires de Treslon wird
schon einer französischen Schickung nach Muscow des Obersten
Laminiere1) gedacht);
5. wegen fernerer Abziehung dieser Krone von Schweden und
Verhütung einer abermaligen Allianz mit dieser Krone;
6. wegen des Hauses Braunschweig.
4. Wie man sich wegen der jetzigen Reichssachen in Regensburg und
Frankfurt zu betragen und was man, falls es zwischen Frankreich und dem
Kaiser zur Ruptur kommen sollte, für mesures zu nehmen.
5. Wie solche Ruptur am besten zu verhüten und daß beide deswegen
durch ihre ministri an allen dienlichen Orten alle mögliche officia anwenden
lassen sollten, in specie bei
1. dem Kaiser,
2. den Generalstaaten,
3. K. Sachsen,
4. dem Haus Braunschweig,
5. Hessen,
6. dem Bischof zu Münster,
7. bei Frankreich selbst.
6. Weil der dänische Gesandte zu Wien neulich von Observierung des
Nimwegschen Friedens viel gesprochen, ob der König dieses und sonst dessen
Konduite approbierte? und ob Kf. dahin jemand anders schicken sollte?
7. Schickung nach Muscow.
7Va. England.
8. Schiffahrt und Handlung nach Guinea und was wegen der von den
Holländern dawider angemaßten Turbationen vorzunehmen.
i). Kommunikation, was wegen Schweden H. Wolffrath2) negotiiert (NB.
ob, wie dieser vorgegeben, der König den Traktat mit Kf. an Schweden
kommuniziert hätte).
') S. über die Sendung des Chambellan Des minieres nach Moskau (1657),
der den Zaren zum Frieden mit Schweden ermahnen sollte, Martens, Recueil des
traites et Conventions conclus par la Russie avec les puissances etrangeres, XIII
(France), S. XXIV ff., über Piquetiere oben S. 432 und über dessen beabsichtigte,
aber nicht zur Ausführung gekommene Sendung nach Moskau 1683 Sbornik der
russischen histor. Gesellschaft XXXIV (Petersburg 1881), S. 401 ff.; Martens a. a. 0.
S. XXXV f.
2) S. oben S. 587.
Die Zusammenkunft in Itzehoe. 591
10. Wegen der sächsischen Streitigkeiten1) inter Electorem et patruos.
11. Elßflietische Zollsache und Abschaffung der Beschwerden, welche des
Kf. Untertanen desfalls fuhren.
12. Glückstädtische Zollsache.
13. Holstein-Gottorfische Sache, et an officia Electoris grata?
14. Wegen des Comte de Roye.')
15. WTegen H. v. Borckersrode.')
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Hamburg
10./ [20.] Juni 1682.
[Dank für die bewiesene Freundlichkeit. Zusage treuen Zusammenhaltens.]
Ich kann nicht umbhin, Ew. K. M. nochmalen meine Dankbarkeit 20. Juni
zu bezeugen vor dero mir erwiesene vielfältige Güte und Affection.
Ich werde davor lebenslang verbunden bleiben und wünsche nicht mehr
als Gelegenheit zu haben, solches einigermaßen zu ersetzen. Inzwischen
können Ew. E. M. versichert sein, daß ich genommener Abrede nach
mit deroselben unzertrennlich vereiniget bleiben und dero Interesse und
Angelegenheiten denen meinigen jederzeit gleich achten, auch sonst
unveränderlich verbleiben werde. —
König Christian an den Kurfürsten. D. Itzehoe
12./ [22.] Juni 1682.
[Dank für den Besuch. Gegenversicherungen. Nachrichten aus Wien.]
Daß Ew. Durchl. und Lbd. mit dem geringen Tractament, so dero- 22. Juni
selben hiesiger Gelegenheit nach widerfahren, vorlieb nehmen wollen,
solches habe ich mehr dero mir zutragenden freundvetterlichen Affection
zuzuschreiben, als daß dieselbe gebührendermaßen wären bewirtet worden.
') S. unten Abschnitt V.
*) Dieser französische General war von König Christian als Feldmarschall in
seinen Dienst genommen worden.
*) S. unten Abschnitt V.
592 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Ich habe viel mehr selbsten Ursache Ew. Durchl. and Lbd. freund vetter-
lich zu danken, daß Sie eine so weite Reise umb mich zu besuchen über
sich nehmen wollen, von Herzen wünschende, daß Sie in dero Residenz
glücklich and bei guter Gesundheit wiederumb anlangen mögen. Auch
dieselbe ersuchend, daß wie ich in dero Freundschaft ein vollkommenes
Vertrauen gesetzet, also auch Sie hingegen sich der meinigen, und daß
ich allem demjenigen, was zwischen uns verabredet und weiters geschlossen
werden möchte, getreulich nachkommen werde, gänzlich versichert halten
wollen.
Aus beifolgender Relation seines Gesandten in Wien Liliencron ist zu
schließen, daß man kaiserlicher Seite zu anderen und besseren Gedanken zu
kommen beginnt, er hält für ratsam, diese Gelegenheit, da ohne Zweifel solche
Veränderung in den consiliis dort durch die täglich wachsende Türkengefahr
veranlaßt wird, bestmöglich zu menagieren, und stellt dem Kf. anheim, ob er
nicht seine beabsichtigte Sendung dorthin je eher je lieber wolle werkstellig
machen.1)
F. v. Brandt2) an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
4./[14.] Juli 1682.
[Die Sendungen v. Buschs und v. Rumohrs. Intriguen des kaiserlichen Gesandten.]
U.Juli Mit der Instruktion des Kf. für v. Busch3) ist, wie ihm Graf Reventlo
und Khrenschildt mitgeteilt, der König sehr einverstanden. Da der König
und Kf. für höchst nötig hielten, sich alier Orten zu versichern und ihre gegen-
wärtigen Sentimente an den vornehmsten Höfen kund zu tun, so schicke auch
der König den Geh. Rat Rumohr nicht nur an die lüneburgischen Höfe,
sondern auch nach Sachsen und K. Pfalz, um daselbst die Notdurft zu remon-
strieren und jene Höfe von den unruhigen Kriegsgedanken abzubringen, dessen
Instruktion sei der Buschs gleichförmig und werde dem Kf. mitgeteilt werden.
') Kf. erwidert darauf (d. Potstam 20./[30.] Juni 1G82), diese Nachricht von der
Sinnesänderung am kaiserlichen Hofe werde von allen Orten bestätigt. Er bezeugt
nochmals seine Vergnügung über ihre Zusammenkunft. „Ich will hoffen, daß die
genaue Verbindunge unser beiden Gemüter und Interesse, so wir daselbsten noch
mehr befestiget, zuforderst unseren Landen und dann auch der ganzen Christenheit
ersprießlich sein solle.a
*) Kf. hatte Ende Juni Fr. v. Brandt, jetzt in Qualität eines Envoye, wieder
an den dänischen Hof geschickt
*) Kf. hatte (d. Potsdam 20./30. Juni 1682) v. Br. die Instruktion für den zu dem
Bischof von Münster geschickten Drosten von Ravensberg v. d. Busche zugeschickt,
Beiderseitige diplomatische Tätigkeit 593
Gabel soll allein bei Kf. bleiben. Bachwald hat Befehl erhalten, von
Kf. Abschied zu nehmen.
Den Diskurs Graf Berka's1) hat er durch Graf Reventlo dem König mit-
teilen lassen. Derselbe hat sich, wie dieser ihm berichtet, daran gar nicht ge-
kehrt, da er wußte, daß B. sich auf das äußerste bemäht hätte, zwischen ihm
und Kf. Jalousie zu stiften und die Konferenz zu Itzehoe zu eludieren, und
dazu auch viele andere Dinge erdichtet hätte, so hätte er nachts nach Hamburg
die Nachricht geschickt, der Konig sei in vollem Marsch, die Stadt zu über-
rumpeln.1)
F. v. Brandt an den Kurftirsten. D. Coppenhagen
8./[18.] August 1682.
[Die Resolution der Generalstaaten, das dagegen einzunehmende Verhalten.
Eigennützige Politik Frankreichs.]
Der Kon ig hat ihm durch den G. Kanzler mitteilen lassen, auch ihn be- 18. Aug.
fremde die sehr anzügliche Resolution der Gen. Staaten *) auf die Proposition des
Kf. hochlichst, doch meine er, man müsse unter den jetzigen Verhältnissen dissi-
mulieren und vorher die Sentimente des Königs von Frankreich vernehmen,
um sie der in Itzehoe getroffenen Übereinkunft gemäß den dänischen Ministern mit-
zuteilen. S. über die Verhandlungen mit Münster Pufendorf XVIII, § 72 (S. 1451)
und unten Abschnitt V. Dem Könige von Dänemark zeigt Kf. 4./14. Juli an, Graf
Lamberg sei wieder bei ihm angekommen, derselbe sei noch nicht bei ihm gewesen,
solle ziemlich hoch sprechen, man werde ihn aber gebührend zu bescheiden wissen.
Crockow stehe auf der Abreise nach Wien, seine Instruktion werde er mit nächster
Post überschicken, Chr. v. Brandt werde auch in kurzem nach Stockholm abgefertigt
werden, er werde seinen Weg über Dänemark nehmen und ihm seine Instruktion
mitteilen.
l) Derselbe hatte, wie Fuchs dem Grafen Reventlow mitteilt, behauptet,
Kf. habe sich den zu Itzehoe aufgerichteten Rezeß während der Tafel vorlesen lassen.
*) Kf. sendet (d. Cöln l./ll. Juli 1682) v. Br. einen Bericht v. Diests aus dem
Haag vom 24. Juni / 4. Juli zur Mitteilung an den König, aus dem ersichtlich sei,
daß der dortige dänische Gesandte Pettecum entweder nicht genügend instruiert sei
oder wenig Inklination zu den von ihnen genommenen mesures habe. Er befiehlt
ihm, unter der Hand zu befördern, daß entweder jemand anders dorthin geschickt
oder daß P. mit zulänglicherer und präziserer Instruktion versehen werde, v. Br.
berichtet 8./ 18. Juli, er habe dem König von jenem Reskript Mitteilung gemacht,
derselbe habe sich sehr unzufrieden mit Pettecum geäußert und angekündigt, daß
er ihn abberufen werde.
*) S. Urk. u. Akt. III, S. 648. Kf. hatte v. Brandt (d. Potsdam 25. Juli/4.August
1682) beauftragt, sich nach der Meinung des Königs zu erkundigen, wie er sich bei
solcher Bezeigung des Staats verbalten und wie er dieselbe etwa ressentieren solle.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 38
594
[V, Brandenburg und Dänemark 1OT-H;84.
da dieser den Staat jetzt sehr menagiere und nicht wünschen werde, daß man
sich mit demselben brouilliere und die Gemüter daselbst noch mehr aigriert
würden, l'olbert habe gemeint,1) es wäre dienlicher gewesen, die Sache
iiiu Eullich vorzutragen, man hätte sich durch das Memorial zu weit engagiert.
Doch bemerkte der G, Kanzler dabei, Kf, und der König müßten ihr Tempo
in acht nehmen und sieh nicht in allem nach des Königs von Frankreich
ü u Minden richten, da dieser nur auf eine gute Gelegenheit lauere* die seinem
Interesse dienlich sei, und dadurch seine Alliierten leicht in Unglück geraten
konnten,
F. v- Brandt an den Kurfürsten. I). (Yippenhagen
LL/21. August L682
[Die Verband hingen mit Münster. Wunsch des Königs, dall Kf. mit ihm gemeinsam
von Frankreich Antizipation und Erhöhung der Subsidien verlange.]
81. Aug. Der König hat ihm, nachdem er ihm das Schreiben-) des KT i
Bischofs von Münster gegeben, geantwortet, er hatte seinen Kanzler Jenscu
instruiert, quovis modo und ohne Zeitverlust zu schließen, damit der Bischof
nur von der Gegenpartei und besonders von dem Hause Lüneburg abgezogen
werde, Kf, mochte v. Busch beordern, daß die Traktaten coujuncüm vorge-
nommen und eine Tripelallianz geschlossen werde**)
Die hiesigen Minister haben ihm und seinem Bruder wiederholt gesagt, daß
der König und Kf, auf die überaus starke Armatur, welche rings umher geschehe*
große Reflexion zu machen hätten, daß sie sich auch in starke Verfassung selten
müßten, da dieses aber ohne Assistenz Frankreichs nicht geschehen könnte,
müßte man beiderseits dort conjunetim am Antizipation und Erhöhung der Sub-
sidien anhalten* Der Konig hätte schon vor einiger Zeit durch Meyercrohn
um die Antizipation anhalten lassen, der franzosische Hof aber hätte sich sehr
kaltsinnig gezeigt/) Es sei auf faltig, daß Frankreich keinen Ernst zum Kriege
zeige, entweder müßte es des Krieges gänzlich versichert seiu, oder es müßte
au den Finanzen fehlen, der König hoffte, daß ebenso wie er MoyercTobr
Efi Spanheini Befehl erteilen werde, um Antizipation und Erhöhung der Sub-
sidien anzuhalten, das Werk werde besseren Nachdruck erhalten, wenn sie aus
einem Munde redeten.
l) S. Spanheima Bericht vom ?« August 1682 oben S. 440.
3) Nicht bei den Akten,
*) S* über diese Verhandlungen mit Hänater, welche durch die am 4./ 14. Sept<
Anbaus abgeschlossene Defensivalliam (v. Monier, 5.4331'.) ihren Abschluß
fanden, Pufendorf XVIII, § 72 (S. 1451) und unten Abschnitt V.
*) S. Spanheims Berichte vuin 3. und 24. Juli 1682 üben S. 43Hf.
*) & das Reskript des Kf. an Span heim vom 14., 24. September 1682 oben &MI1
her
Verhandlungen mit Munster. Vorschlag von K. Pfalz. 595
König Christian an den Kurfürsten. D. Copenhagen
15. /[25.] August 1682.
[Auf ein Schreiben vom 5. August1) Billigung des Vorschlages K. Pfalz1 wegen
einer engeren Verbindung der zum Frieden geneigten Reichsstände. Beschleunigung
der Verhandlungen mit Münster.]
Auch ihm ist von K. Pfalz und den übrigen Kurfürsten am Rhein 25. Aug.
und von dem Administrator in Württemberg mitgeteilt worden, daß sie ihren
Gesandtschaften in Frankfurt Ordre erteilen wollten, mit seinen und des
Kf. Ministern wegen einer näheren Znsammensetzung der Stände, welche für
den Frieden sind, in Verhandlung zu treten. Er hält für dienlich, daß dieses
Werk je eher je lieber zur Hand genommen, die ministri allerseits mit Instruk-
tion versehen und über die Ingredienzien eines solchen Traktats gesamte Ab-
rede genommen werde. Franzosischerseits hält man zwar dafür, daß solche
Traktaten zwar begonnen aber nicht beeilt werden sollen, weil einige Stände
Bedenken tragen könnten, ehe alle Hoffnung wegen eines Akkommodements
verloren sei, sich in dieselben einzulassen, er meint aber im Gegenteil, daß,
wenn erst mit den zu einer solchen Zusammensetzung geneigten Ständen etwas
Gewisses geschlossen sein wird, die anderen noch zweifelhaften um so eher
dazu bewogen werden können. Er stellt daher dem Kf. anheim, ob man sich
nicht mit Frankreich sobald wie möglich dahin einigen solle, daß auf K. Pfalz1
Vorschlag die vornehmsten capita eines solchen Bündnisses, das nebst Beibe-
haltung des gegenwärtigen Ruhestandes im Reich auf den Fuß der von Frank-
reich proponierten Konditionen oder anderen zulänglichen Expedienten nach
dem Muster der 1658 geschlossenen Rheinischen Allianz eingerichtet werden
könnte, abgefaßt und darüber zur Handlung selbst geschritten werde, und ob
nicht Kf. bei K. Pfalz sich bemühen wolle, daß dieser auch andere benachbarte
Stände mit herbeizuziehen suche. Die gute Disposition des Bischofs von
Münster muß benutzt werden, um mit demselben zu einem gewissen Schluß
zu gelangen, auch er hat seinem dortigen Gesandten dementsprechende Ordre
zugeschickt.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
2./[12.] September 1682.
[Urteil des Königs über die Laxenburger Allianz. Kriegerische Absichten Schwedens.]
Er hat mit dem G. Kanzler über die vom Kaiser mit einigen Reichs- 12. Sept
kreisen und Standen abgeschlossene Allianz3) gesprochen, und dieser hat ihm
') In demselben hatte Kf. dem Könige den Vorschlag K. Pfalz' (s. unten
Abschnitt V) mitgeteilt, ihn nach seiner Meinung darüber gefragt und zugleich berichtet,
daß er Busch befohlen habe, ohne ferneren Verzug mit dem Bischof von Münster
zu traktieren.
*) Die Laxenburger Allianz vom 10. Juni 1682. S. oben S. 343. Kf. hatte
(d. Potsdam 16./ 26. August 1682) v. Br. Abschriften dieser Allianz und seiner auf
38*
596 IV. Brandenburg und Dänemark 1679— 1684.
mitgeteilt, der Künig finde ebenso wie Kf. in derselben viele hochgefaljrh h
fönten ta, besonders daß man die ftuptnr mit Frankreich unerwartet eines Reichs-
schlusses zu befördern gedachte, daß von gütlichen Mitteln darin gar nicht die
Hede sei, daß man eine so wichtige und allgemeine Reiehsdeliberation anmaßlicb
an sich zu denen gedächte und daß man den Rhein und die an demselben ge-
legenen Stände und Provinzen, besonders des Kf* clevische Lande, zum R
Schauplatz erklärte und sie zu Quartieren unter sich zu teilen sich unterfinge.
Der König hätte an seine Gesandten In Wien und in Regensburg Ordre ertdlL
dagegen die Notdurft vorzustellen und mit den Gesandten des Kf. einerlei argu-
menta anzuführen, er hatte auch an die vier rheinischen Kurfürsten deswegen
geschrieben,1) Der Kanzler erwähnte auch, der dänische Gesandte am schwe*
dischen Hofe berichtete, datt dieser Hof von Tag zu Tag mehr Begierde sehen
lietie, 15000 Mann sollten nach Pommern und Bremen transportiert werden, und
der Kaiser hätte sich anheischig gemacht, dieses corpus mit Quartieren zu ver-
sehen und für seine Sobsistenz zu sorgen. Die Zahl der Truppen werde Bkfa
wohl nicht so hoch belaufen und der Transport derselben in diesem Jahre noch
nicht geschehen können, aber man hätte hier gewisse Nachricht, daß zu Brüssel
für diesen Transport bereits 75000 Ktlr. angekommen wären, welche den Schweden
ausgezahlt werden sollten, sobald der Staat eine gleiche Summe an dieselben
zahlen werde,
F. \\ Brandt an den Kurfürsten, D, CoppeDhagen
IC./ [26.] ^pteinber 16K2,
[Urteil des Königs über den holländischen Vorschlag eines Kongresses. Streit wegen
der Gottorj>scheu KontributioDsangelegenheitJ
kJC. Sept. Er hat sich hei den Ministem erkundigt, wie der König die Propositien
der Gen, Staaten3) wegen Benennung eines Ortes, wo alle Streitigkeiten unter
den christlichen Potentaten gütlich beigelegt werden sollten, aufgenommen habe,
und ihnen gesagt, Kl, finde den Zweck zwar sehr gut, zweifle aber »ehr, ol
dieselbe bezüglichen Schreiben au die rheinischen Kurfürsten und an seine Gesandt*
sclmft in Regen sburg zur Mitteilung an den König zugeschickt.
■) v. ßr. berichtet 8& September/ 6, Oktober 1682, der Konig habe das Regen*-
burgisehe Bedenken Ober diese Allianz sehr vernünftig befunden und sei auch sehr
einverstanden damit, daß Kf. davon in Paria habe Mitteilung machen lassen. Er
meine aber, man brauche den französischen Hof nicht weiter zu instigiereiL, sondern
solle Ihn gewähren lassen, damit er, wenn es zur Ruptur kommen sollte, sieb gegen
sie beide desto williger bezeuge und, wenn das Kriegsfeuer sich auch in dem u
sächsischen Kreise entzünden sollte, ihnen an die Band gehe und du Werk souteniert*
*) S, Negociations de Mr. le Comte d'Ävaux en Hollande depuU 1879 jusqu* tu
1684, It S, 123.
Die Laxenburger Allianz, die holländ. Proposition, die Gottorpsche Angelegenheit. 597
derselbe anter den jetzigen Verhältnissen durch dieses Mittel zu erlangen und
nicht vielmehr neue Mißhelligkeiten dadurch, daß der Staat durch solchen Vor-
schlag sich mehr anmaßte, als dienlich wäre, erregt werden worden. Graf
Reventlo und Ehrenschildt haben erwidert, der König sei derselben Meinung
und glaube, dieses Werk flösse aus der Assoziation her, er könne sich darin zu
nichts resolvieren, als mit Kf. darunter de concert zu gehen. Man mußte sich
in dieser Sache nach Frankreich richten, das nicht geringe Neigung zum General-
frieden spuren ließe.
Der lüneburgische Abgesandte Wackerbart hat hier vor wenigen Tagen
wegen der Gottorfischen Kontributionssache1) eine rüde Proposition getan und
angezeigt, daß der niedersächsische Kreis sich des Herzogs von Gottorf an-
nehmen müßte. Er hat noch keine Resolution erhalten, man besteht aber hier
darauf und will das Äußerste wagen, der König hat zu Kf. die Zuversicht, daß
er das in dem Itzehoeischen Vergleich versprochene corpus zusammenziehen
werde, damit man dem Herzog von Celle begegnen könne, falls er ins Hol-
steinsche einrucken und andere Tätlichkeiten vornehmen sollte. Zwischen
diesem und Gottorf soll ein Bündnis gemacht sein, in welches man Schweden
zu ziehen suchen dürfte.1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
14./ [24.] Oktober 1682.
[Maßregeln zur Verhinderung des Marsches lüneburgischer Truppen nach Ostfriesland.]
Wegen des Marsches der lüneburgischen Truppen nach Ostfriesland *) hat 24. Okt.
ihm der G. Kanzler gesagt, der König würde gern zu dieser Sache konkurrieren,
man müßte aber vorher sehen, was der Bischof von Münster dabei tun wollte.
Wenn die lüneburgischen Truppen zu Wasser die Weser hinunterkommen sollten,
») S. Pufendorf XIX, § 62 (S. 1584f.); [Adelung], Kurzgefaßte Geschichte
der Streitigkeiten der Herzoge von Holstein-Gottorp mit der Krone Dänemark (Frank-
furt und Leipzig 1762), S. 52ff.
*) v. Br. meldet 23. September/ 3. Oktober 1682, der König habe Wackerbart
die Resolution erteilt, er beabsichtige garnicht, dem Herzog von Holstein hinderlich
zu sein, sein Reichs- und Kreiskontingent beizutragen, er hätte allerdings gehofft,
daß derselbe dieses nicht separatim, sondern mit ihm und Kf. conjunctim tun würde.
So lange er nichts dem Reiche und dem Kreise zum Präjudiz täte, könnte er nicht
absehen, was für Befugnis der Herzog von Celle hätte, sich in die domestiquen An-
gelegenheiten seines Hauses einzumischen, er müßte dieses als eine Zunötigung deuten.
3) Kf. hatte (d. Potsdam 1./ 11. Oktober 1682) f. Br. beauftragt, dort wegen
Verhinderung des Marsches lüneburgischer Truppen nach Ostfriesland die nötigen
Vorstellungen zu machen und eine Ordre an den in Oldenburg kommandierenden
Offizier zu veranlassen. S. Pufendorf XVIII, §31 (S. UU); Wiarda, Ostfriesische
Geschichte VI, S. 171.
598
IV. Brandenburg und Dänemark 1679-1684.
müßte man dieses zu verhindern suchen« denn wenn die Herzoge so Gelegenheit
finden sollten, ihre Quartiere auszudehnen, würden sie dudtireh Mittel finden,
ihre Truppen zu unterhalten, worauf sie jetzt so pochten, Der König hatte
schon vor H Tflgeo dem kommandierenden Offizier im Oldenburgischerj, Obersten
Pott, Befehl erteilt, sieh diesem Marsch zu opponieren und keine Passage zu
gestatten, und er hätte ihn jetzt angewiesen, mit v. Spaen zu korrespondieren.
Der Kommandant von Glückstadt hat Ordre erhalten, die :io0 Mann, welche Kf.
die Elbe hinunter dorthin schicke«) will, in die Festung einzunehmen und zu
schützen und sie nach ihrem Belieben auf die Schiffe gehen und wieder in die
Festung hineinzulassen.
F. v, Brandt an den Kurfürsten*
D. Copenliagen 28, November/ [8* Dezember] 1682,
[Dänische Rüstungen zu Lande und m See.]
8* Dez. Da von den Potentaten in der Nachbarschaft starke Rüstungen vorgenommen
werden, auch Holland die Werbung von et liehen tausend Mann beschlossen
hat und der KOnig von Schweden mit dem Transport der Truppen nach
Deutschland im künftigen Frühjahr scheint Ernst machen zu wollen, hat aueb
der Künitf von Dänemark, um aller Gefahr zuvorzukommen, beschlossen, io
aller Eile eine konsiderable Werbung anzustellen. Jedes der neun Regimenter
zu Fnfl soll von 1ÄÖÖ auf 1800 Mann verstärkt und fünf neue Freikompaguieti
geworben werden, Demnächst sollen auch 3000 Reiter und zu den neulieb
geworbenen 400 Dragonern noch 500 in sechs Eskadron« gerichtet werden.
Ferner gedenkt der König noch in Schottland 2—3000 Mann werben zu lassen.
Außerdem hat sich der Graf von Teekien bürg erboten, dem Könige ein Re-
giment zu Pferde und eins zu Fuße zu liefern. Der Konig denkt auch schon
auf Mittel, um die Flotte gegen künftigen Sommer so instand zu setzen, daß
nie nicht nur die Ostsee, sondern auch die Elbe maintenieren könne, und triffi
schon Anstalten, damit im Anfang des Vorjahres die hiesige, aus 30 Krieg*-
schiffen bestehende Flotte eher als die schwedische in See laufen und den
Transport der schwedischen Truppen verhindern m
König Christian an den Kurfürsten. D. Friedrichjaburg
6./[t6.] Januar 1683.
[Auf ein Schreiben vom 21. Dezember.1) Rat, mit Krankreich wegen Verhinderung des
Transportes schwedischer Truppen nach Deutschland in Verhandlungen zu |
h> Jan. Er meint, daß man die französischen Ouvertüren, obgleich sie noch etwas
sral >ind. nicht gänzlich außer acht lassen, sondern darüber sich mit Frank-
') Kf. hatte (d. Potsdam 27. Dezember 1682 / 6. Januar 1683} dem K&lga 4ra
Bericht Span he »ms vom 25. Dezember (s. oben S. 454) darüber, wie mar
Verhinderung des Transportes schwedischer Truppen. 599
reich in wirkliche Handlung einzulassen habe, zumal einige avantages von dort-
her zu hoffen sein durften, oder man wenigstens Frankreichs eigentliche Inten-
tion bei den gegenwärtigen Konjunkturen, auch wie weit es zur Hintertreibung
dieses Transportes oder, wenn dieser nicht gehindert werden könnte, zu Dissi-
pierung der transportierten Truppen zu konkurrieren gesinnt sei, dadurch würde
ergründen können. In Frankreich meint man, daß, wenn dieser Transport sich
nur auf einige tausend Mann erstrecken sollte, man dieselben wohl ohne besondere
Gefahr passieren lassen könnte. Er aber hält beides für gleich schädlich, da
Schweden so nach und nach unter der Hand doch ein konsiderables Korps for-
mieren könnte, meint daher, sie sollten dieses gesamter Hand dort remonstrieren
und es dahin zu bringen suchen, daß jeder schwedische Transport, er sei groß
oder klein, für eine Aggression genommen und folglich conjunctis viribus ver-
hindert werden müsse.1)
König Christian an den Kurfürsten. D. Copenhagen
23. Januar / [2. Februar] 1683.
[Auf das Schreiben vom 14. Januar. Mitteilung seiner dem französischen Gesandten
gemachten Vorschläge.]
Der hiesige französische Gesandte hat in einer gestern abgehaltenen 2. Febr
Konferenz nicht allein bestätigt, daß sein König es für absolut notwendig halte,
den schwedischen Transport zu hindern, sondern auch seine Gedanken darüber
zu vernehmen begehrt, wie ein solches Vorhaben ins Werk zu setzen und wie
die Reichsstände, welche bisher dem Frieden entgegen gewesen, auf andere
Gedanken zu bringen seien. Er hat ihm darauf mitteilen lassen, daß der Trans-
port entweder durch eine hinlängliche Flotte zu Wasser verhindert, oder, wenn
dieses nicht gelingen sollte, die transportierten Truppen zu Lande angegriffen und
dissipiert werden müßten, bevor sie sich mit anderen verbinden oder verstärken
könnten, daß er bereit sei, zu beidem zu konkurrieren, aber unter der Be-
dingung, daß 1. Frankreich ihm und dem Kf. mit extraordinären Mitteln dazu
an die Hand ginge und 2., falls die Gen. Staaten Schweden Hilfe leisten
sollten, ihm assistiere, die Gen. Staaten zu Lande und zu Wasser wirklich atta-
quiere, und um sie desto mehr zu intimidieren und das Haus Lüneburg von
einer Verbindung mit den Schweden oder einer Diversion gegen ihn abzuhalten,
französischerseits über den Transport schwedischer Truppen nach Deutschland erklärt
habe, mitgeteilt und ihn gebeten, ihm seine Meinung darüber zu eröffnen.
!) Kf. erwidert dem Könige (d. Cöln 14./ 24. Januar 1683), er sei damit ein-
verstanden, und ersucht ihn, mit dem dortigen französischen Gesandten darüber ver-
handeln zu lassen, ihn fortlaufend von dem Verlauf der Verhandlungen zu unterrichten
und nichts Hauptsächliches darin zu beschließen, bevor er ihm seine Gedanken darüber
eröffnet habe.
600 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
beizeiten eine konsiderable Armee an den Oberrhein schicke und womöglich
diesseits desselben Posto fassen lasse. Mit den dem Frieden widerstrebenden
Reichsständen mußten gütliche Traktaten vorgenommen und, wenn diese nicht
zureichen sollten, sie durch force dazu genötigt werden. Er hat sieh soweit
herausgelassen, um dadurch auch Frankreich zu veranlassen, sich specialiter
darauf zu erklären und so seine eigentliche Intention zu offenbaren, und er
hofft, daß Kf. damit einverstanden sein, sich gegen Frankreich in gleicher Weise
erklären, ihn über den Verlauf seiner Verhandlungen mit Frankreich und über
seine Gedanken und Absichten in dieser Angelegenheit unterrichten und nichts
Schließliches ohne vorhergehende gemeinsame Abrede eingehen werde.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Colin
3./ [13.] Februar 1683.
[Auf das Schreiben vom 23. Januar. Die zu ergreifenden Maßregeln. Mißbilligung
der Aufstellung einer französischen Armee jenseits des Rheins und gewaltsamen
Vorgehens gegen die renitenten Reichsstände.]
13. Febr. Dank für die vertrauliche Eröffnung. Der König wird inzwischen wohl
schon vernommen haben, was in der über dieselbe Angelegenheit zwischen
Rebenac und einigen seiner Räte gehaltenen Konferenz vorgekommen ist.1)
Was den besageten Transport anlanget, bin ich mit Ew. K. M. aller-
dings einig, daß man selbigen auf alle mögliche Weise und Wege ver-
hinderen und dawieder in Zeiten mit der Crone Franckreich gewisse
mesures zu nehmen und jetztgedachte Crone umb zulängliche Mittel
zue Erreichunge dieses gemeinsamen Zweckes anzusprechen hätte, wie
ich dann ebenmäßig solches bei vorbemelter Conferenz tuen lassen und
mit Verlangen darauf die Erklärunge erwarte. Daß man aber gleich
jetzo weiter gehen und insonderheit wegen Anführunge einer frantzösi-
schen Armee an dem Unter-Rhein und zwar diesseits etwas gewisses
begehren oder concertiren möchte, solches dürfte meines Erachtens noch
zur Zeit etwas frühezeitig, auch bei dem jetzigen Zustande des Reiches,
da man im Werke begriffen, die Friedenshandelunge zwischen dem
Reiche und der Crone Franckreich zue Kegensburg fortzusetzen, höchst
schädlich sein.
Was die equippage in Holland1) betrifft, so ist mir zwar desfalls
beigehendes Project zugekommen, ob solches aber vollenzogen, oder noch
!) S. das Reskript des Kf. an Spanheim vom (I./16. Februar 1683 oben S. 460f.
a) S. Negociations de Mr. le Comte d'Avaux 1, S. 135, 141.
Notwendigkeit, Frankreich von weiteren Tätlichkeiten abzuhalten. 601
vollen zogen werden solle, ist mir nicht wissend. Ich werde aber den
Staat durch alle diensame remonstrationes von diesem Transport zu
dehortiren und abzubringen suchen und will nicht ermangelen, Ew. K. M.
von dem sncces part zu geben.
Belangend die bishero wieder die Friedenshandelunge renitirende
Stände im Reiche, da stehet noch zu hoffen, es werde der gegenwärtiger
gefahrliche Zustand des Reiches, die versicherte Türkengefahr und die
heilsame und gegründete remonstrationes der wohlgesinnnten dieselbe
auf andere Gedanken bringen. Ich befinde auch das erste Mittel, so
Ew. K. M. höchst vernünftig vorschlagen, nemblich die gütliche Tractaten,
sehr gut. Bei dem anderen dörfte dahero ein großes Bedenken sein,
weil mir nebst Ew. K. M. an Conservation des Reiches zum höchsten
gelegen, dieselbe aber dabei unvermeidlich periclitiren, ja wohl alles gar
übern Haufen gehen möchte, wann Franckreich einige Hostilitäten an-
fangen oder auch nur Zeit währenden Tractaten zue Regensburg mit
den Reunionen aufs neue verfahren sollte. —
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
6./[16.] Februar 1683.
[Einverständnis des Königs damit, daß Frankreich von feindlichen Maßregeln gegen
das Reich abzuhalten sei. Verlangen höherer Subsidien. Argwohn wegen der Ver-
handlungen des Kf. mit Amerongen. Das Vorgehen gegen Schweden.]
Er hat dem König das Protokoll der von Meinders and Fuchs mit 16. Febi
Reben ac gehaltenen Konferenz mitgeteilt, worauf ihm dieser durch den
G. Kanzler nnd Ehrenschildt hat anzeigen lassen, er sei mit Kf. darin ein-
verstanden, daß, nachdem durch dessen Bemühungen in Regensburg ein allge-
meines Reichsgutachten wegen Reassumierung der Friedenstraktaten zustande
gekommen sei, man trachten müsse, den König von Frankreich dahin zu dis-
ponieren, daß er zur Beförderung des Friedens alle Fazilität beitrage und be-
sonders wider keinen Reichsstand mit ferneren Rennionen oder Hostilitäten fort-
fahre, sondern der Friedenshandlung ohne Prafigierung eines gewissen und
engen Termins ihren Lauf lasse, ferner aber müßten sie beide dem französischen
Hofe wegen Vermehrung der Subsidien ernstlich zusprechen, da sie in statu
dubio nicht mehr verharren und Frankreich zu gefallen mit so großen Kosten
soviel Truppen und Kriegsschiffe unterhalten könnten, wenn sie nicht mehr
subsides d'action (da der jetzige Friede noch kostbarer als ein wirklicher Krieg
G02 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
wäre) von Frankreich erhielten. Dabei erwähnte der G. Kanzler, daß die
Negotiation Amerongens1) und daß Kf. den Staat die weiche Seite sehen
ließe, den Kaiser zu noch weiterer Dilation des Friedenswerkes induzieren
könnte, und er redete so, als wenn man ein changement de parti seitens des
Kf. präsumierte,2) dem er aber lebhaft widersprochen hat. Den Transport der
schwedischen Truppen betreffend, ist der Konig noch immer der Meinung, daß
dieser auf jede Weise verhindert werden und daß man darin mit Frankreich de
concert gehen müsse. Er hat versichert, daß auch Kf. fest bei Frankreich
stehen und die Schweden nicht gegen sein eigenes Interesse auf den deutschen
Boden werde kommen lassen.')
Der Kurförst an den König von Dänemark. D. Collen
14./[24.] Februar 1683.
[Französische Anträge wegen kriegerischen Vorgehens gegen Schweden.]
24. Febr. Rebenac hat ihm auf erhaltene Ordre eröffnet, daß sein König, nachdem
er die böse Intention des schwedischen Hofes wider ihn und dessen Begierde
zur Anzündung eines Kriegsfeuers in Deutschland erkannt, beschlossen habe,
gar keine mesures mehr mit dieser Krone zu halten, sondern für nötig erachte,
ihr gegenüber das praevenire zu spielen. Er wäre daher begierig, mit dem
König und Kf. über die bereits genommenen noch ferner alle nötige mesures zu
konzertieren und desfalls etwas Gewisses zu schließen, mit der Erklärung, daß
die vorhin bereits stipulierten subsides de guerre, sobald das Concerto getroffen
sein würde, gezahlt werden sollten. Er verlangte von Herzen, daß der König
in Schonen oder Bremen und Kf. in Vorpommern ihre völlige Vergnügung und
Sicherheit finden und etablieren möchten, für sich selbst verlangte er vorläufig
nur, daß sie beiderseits bei den mit ihm getroffenen foedcribus fest und beständig
verharrten und das, wozu sie sich in denselben verpflichtet hätten, leisteten.
') S. Urk. u. Akt. III, S. 650.
a) S. Spanheims Relation vom ÜJ./2D. Januar 1683 oben S. 456f.; vgl. auch
Negociations de Mr. le Comte d'Avaux I, S. 134.
3) v. Br. berichtet 13./ 23. Februar 1683, der König sei mit Kf. darin einver-
standen, daß das Heranfuhren einer französischen Armee an den Unterrhein noch
zu frühzeitig sei, er wünscho nur, daß eine solche für den Notfall, weun die Reiehs-
stfinde sich des Friedens halber gänzlich auf die Hinterbeine setzen sollten, bereit
gehalten werde, wodurch auch die dem Frieden feindliche Partei in Holland und
die Herzoge von Lüneburg en echec gehalten und Schweden von dem Transport
der Truppen detourniert werden könnte. Die Opinion, welche der König gefaßt habe,
als wenn Kf. die Partei changieren werde, sei infolge des Schreibens des Kf. vom
3. Februar ziemlich geschwunden.
Französische Anträge wegen kriegerischen Vorgehens gegen Schweden. 603
Er erwartet des Königs Gedanken darüber, er selbst findet keine sonder-
baren Schwierigkeiten dabei, wenn Frankreich das gesamte lüneburgische
Haus oder auch nur Celle und Wolfenbüttel durch Offerierung eines guten
Stückes von Bremen und Verden dahin disponieren könnte, mit einzutreten und
mit ihnen zusammen das Werk auszuführen.1)
König Christian an den Kurfürsten. D. Copenhagen
6./[16.] März 1683.
[Sendung Ehrenschilds zu den Herzogen yon Braunschweig. Mahnung zu schleunigem
Abschluß der Verhandlungen mit Frankreich.]
Auf die Kunde, daß zwei schwedische ministri sich an den lüneburgischen 16. März
Höfen eingefunden haben und auf den Schluß der längst vorgewesenen näheren
Zusammensetzung derselben mit Schweden dringen sollen, hat er Ehrenschild
befohlen, zuerst sich dorthin zu verfügen, um womöglich dieses schwedische
Vorhaben zu vereiteln, zugleich die Intention des gesamten Hauses zu
penetrieren und nachher dem Kf. desto gründlicheren Bericht von allem
abzustatten.
Da er aus Schweden Nachricht erhalten, daß dort Graf Magnus de la
Gar die wieder wirklich zum Conseil gezogen, der Kredit derjenigen, welche
es bisher gegen Frankreich mit dem Kaiser gehalten, merklich abnehmen und
daß auch der schwedische Minister in Frankreich sich sehr insinuieren und zu
Retablierung der früheren Freundschaft nachdenkliche avances tun soll, so gibt
er zu bedenken anheim, ob man nicht darauf Reflexion machen, die jetzigen
günstigen Konjunkturen benutzen und durch eine feste Zusammensetzung mit
Frankreich Schweden die Hoffnung zu Erneuerung der alten Freundschaft ab-
schneiden solle, und ersucht Kf., mit Reben ac ebenfalls zum Schluß zu schreiten.
*) König Christian erwidert darauf (d. Copenhagen 24. Februar / [6. März]
1683), der König von Frankreich habe ihm ebensolche Eröffnungen machen lassen
und er habe sich schon mit dem französischen Gesandten über ein Konzert verglichen;
es würde ihm lieb sein, wenn auch Kf. mit Rebenac zum Schluß käme. Er werde
seinen Geheimen Rat Ehrenschildt demnächst zu Kf. schicken, um das, was dieser
Sache halber zwischen ihnen zu konzertieren nötig sein möchte, zu verabreden.
Kf. antwortet darauf 4./ 14. März 1683, er sei mit Rebenac noch nicht so weit
gekommen, werde sich auch nicht eher engagieren, bis er von den specialis, worauf
seitens des Königs das Werk eingerichtet sei, durch Ehrenschildt eigentliche
Nachricht erhalten habe, besonders, wie sich das Haus Lüneburg, namentlich Celle,
bei dieser Sache verhalten wolle.
604 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
F. v. Brandt an den Kurfürsten.
D. Coppenhagen 10./ [20.] März 1683.
[Kriegseifer in Dänemark.]
, März Man macht hier >) nicht so große Reflexion anf das Friedensnegotium im
Römischen Reich, sondern ist vielmehr daran f bedacht, wie man Schweden in
die Haare kommen möge, man hat daher dem französischen Gesandten zu ver-
stehen gegeben, daß die Interpretation der Frage, ob Schweden causam belli
gegeben hätte oder nicht, bei den Alliierten sein und daß der geringste Trans-
port schwedischer Truppen pro iusta belli causa gehalten werden mußte. Daher
rüstet man hier vorläufig in aller Eile sechs Kriegsschiffe aus, um den Transport
zu observieren, und karessiert das Haus Lüneburg, weil man sieht, daß dieses
alle Desseine gegen Schweden hindern kann. Der G. Kanzler hat ihm neulich
gesagt, des Königs und des Kf. ergon wäre, auf Schweden zu gedenken, von
dem man etwas gewinnen und Konquesten machen könnte, die anderen Sachen
im Römischen Reich wären nur parerga, es wäre genug, daß man officia an-
wendete, den Frieden zu befördern, das übrige könnte man Frankreich über-
lassen. Jetzt wäre die beste Zeit, mit Schweden Krieg zu führen, da es sich
von dem vorigen Kriege noch nicht erholt hätte, wenn man ihm aber Zeit ließe,
so würde es sich in wenig Jahren in eine so konsiderable Verfassung zu Lande
und zu Wasser setzen, daß es dem Könige und dem Kf. zu redoutable sein
würde. Der König wünschte nichts mehr, als daß Schweden die Provinzen in
Deutschland verlieren und daß Kf. ganz Pommern und das Haus Lüneburg den
größten Teil des Herzogtums Bremen haben möge, er prätendierte für sich nur
Wismar und eine Passage durch Bremen nach Oldenburg, sein Interesse dabei
bestände darin, daß er von Schweden nicht so wie bisher überall umringt sein
und eine gute Flotte ausreichen würde, ihnen zu resistieren und sie von den
dänischen Grenzen abzuhalten. Von Schonen sprach der G. Kanzler nicht, so
daß er nicht weiß, ob man deswegen auch eine Garantie bei Frankreich sucht,
falls man es wiedererobern sollte, doch hat man es dem Kaiser sehr verdacht,
daß er in dem letzten Bündnis mit Schweden Schonen garantiert hat.
Der König setzt die Rüstungen zu Lande und zu Wasser fort und ist sehr
entrüstet darüber, daß Hamburg die dänischen Werbungen verboten hat. Kr
hat den Hamburgern gedroht, wenn sie dieselben nicht wieder gestatteten, werde
er alle hamburgischen Schiffe auf der Elbe bei Hitlersandt anhalten oder in
Grund schießen lassen, und hat schon Anstalten dazu getroffen.
») S. Pufendorf XVIII, § iK) (S. 1469).
Kriegseifer des Königs von Dänemark. 605
König Christian V. an den Kurfürsten. D. Copenhagen
31. März/[1Ö. April] 1683.
[Mahnung zu schleunigem Abschluß des Konzertes mit Frankreich.]
Gabel hat ihm berichtet, daß des Kf. ministri mit Rebenac über das zu 10. April
errichtende Partikulierkonzert zwar abermals in Konferenz gewesen sind, aber
darüber noch nicht haben einig werden können und alles bis zur Ankunft seines
Geheimen Rates v. Ehrenschildt ausgesetzt haben. Da diese sich verzögern
könnte, inzwischen aber die Sachen sich so anlassen, daß seines Ermessens die
völlige Feststellung des Werks mit Frankreich nicht länger ausgestellt werden
darf, zumal jetzt nicht mehr daran zu zweifeln ist, daß die Schweden eine
Armee nach Deutschland überzuführen entschlossen sind und was sie bisher in
contrarium ausgestreut, eine pure finesse gewesen ist, um sie beide einzuschläfern,
indem nicht allein die Equipage ihrer Flotte mit ungemeinem Eifer fortgesetzt,
sondern auch der zum Transport nötige Proviant und Fahrzeug bereits an den
Seeküsten bei der Hand geschafft wird, so ersucht er Kf., mit der Vollziehung
seines Partikulierkonzerts mit Frankreich nicht weiter anzustehen, sondern damit
zum Schluß zu schreiten, da, wie er aus Frankreich Nachricht hat, Rebenac
beordert sein soll, es auf den Fuß des seinigen *) abzuschließen, und sonst zu be-
sorgen ist, daß das längere Zögern nicht nur bei Frankreich Ombrage erregen und
es wegen der deutschen Provinzen Schwedens auf andere Gedanken bringen,
sondern inzwischen auch Schweden Zeit finden könnte, den Transport zu vollführen.
Er wird indessen nicht unterlassen, auf die Contenance der Schweden ein
wachsames Auge zu halten, und dazu ehestens einige Schiffe in See gehen nnd
daselbst kreuzen lassen und auch die Equipage seiner Flotte so beschleunigen,
daß, falls nur nicht die Ratifikation seines Konzerts mit Frankreich nach des
Kf. Konzert zurückgehalten wird, diese sowohl als auch seine Armee im Mai
völlig imstande sein könne.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Potstam
6./ [16.] April 1683.
[Auf das Schreiben vom 31. März. Ursache der Verzögerung der Verhandlungen
mit Frankreich. Ankunft Ehrenschildts.]
Daß man wegen der Konditionen des Präliminartraktates') noch nicht hat 16. April
einig werden können, das rührt nicht von ihm, sondern von Rebenac her. Er
*) Der Vertrag zwischen Dänemark und Frankreich war schon am 4. März zu
Kopenhagen abgeschlossen worden. S. Recueil des Instructions XIII, S. 43 f.
*) S. über die Verhandlungen darüber die Berichte Räbenacs aus dem März
und April 1683 (Prutz, S. 362f.).
6ÜG
IV. Brandenburg und Dänemark 1679 — 16S4.
bat sich schon vor drei Wochen geneigt erwiesen, auf dieselbe Art, wie der
König, zu traktieren und zu schließen, R. aber hat behauptet, er hätte keine
Ordre dazu, sondern hat ein Projekt gemacht, welches in snbstantia von dem
ÜJHiiftfcflin d Lskrepierte, und als er Bedenken getragen, es zu vollziehen, hit R*
es zwar geändert, aber es dennoch vorher nach Frankreich durch ei neu K\ pressen
schicken wollen, auf dessen Zurückkauft Am Werk jetzt beruht. R. besteht
noch jetxt darauf, daß er keine Ordre habe, auf den Fuß des Kopenhagen sehen
Traktats zu schließen. Er hat Gabel von diesem ganzen Verlauf p&rt geben
lassen, inzwischen ist Ehrenschi Idt angelangt. Er hat denselben heilte ver-
nommen und wird ungesäumt mit ihm konferieren and nichts ermangeln lassen,
was zur Beförderung ihres beiderseitigen Interesse nötig und diensam erfunden
werden wird.
Aufzeichnungen dl »er die mit den dänischen Gesandten
geführten Verhandlungen. !)
April Mittwoch, den 4,/U, April, haben er und Fuchs den dänischen Ge-
sandten v. Ehrensclüldt nacheinander besucht Zu ihm hat er gesagt. da£
er Kf, je eher je Heber aufzuwarten wünschte, und auf seine Anzeige, daß Kt
wegen seiner vorhabenden Devotion ihm erst Sonnabend morgen Audienz geben
könnte, gefragt, ob nicht die Audienz ihm eher erteilt oder indessen mit
Konferenz ein Anfang gemacht werden konnte.
Er hat darauf von seiner Verrichtung an den brau n seh weigis che n
Höfen einiges berichtet. Er wäre zuerst in Celle, dann in Hannover und Wntfen-
hüttel gewesen, sei dann wieder nach Celle zurückgekehrt und hätte dort die
rainistros von allen drei Häusern vorgefunden. Seine Proposition bitte haupt-
sächlich in Vorstellung einer Defensivallianz, wozu Wackerbart1) in Dänemark
Anlaß gegeben, bestanden, er hätte aber zwei Spezialp unkte annektierte L falls
sein König wegen des schwedischen Transportes mit Schweden aneinander
raten sollte, daß das fürstl. Haus solches pro casu foederis halten und darin
Dänemark beitreten möchte, & daß dasselbe den Frieden im Reich mit Frank-
reich auf den Fuß der von Frankreich getanener Proposition betordern möchte.
Ad primum hätte das fürstl. Haus bezeugt daß dieser Transport ihnen vieler
Lrsacheu halber garnicht anständig wäre, man hatte auch besonders celHscher-
seits, wie obiter von einigen Konquesti'ti Iruiibnung geschehen, solches gern
angehört und dazu nicht wenig Inklination bezeugt. Ad secnndum bitte man
kontestiert, daß sie solches zwar nicht befördern konnten, aber es geschehen
lassen wollten, und eine Erklärung wegen der vota zu Regensbnrg zn weiterer
DeüberaÜon ausgesetzt Vorher aber müßte Frankreich versichern, mit ferneren
l) Von Meinders1 Hand.
*) Lünebur glich er Gesandter in Dänemark.
Verhandlungen mit Ehrenschild und Gabel. 607
Reunionen einzuhalten, bis das Reich etwas von dem, was Frankreich jetzt in
Possession hätte, mit Waffen angriffe.
Er hätte deswegen mit dem Comte d'Arcy geredet nnd sie hätten beide
deswegen nach Paris geschrieben, jener hätte ihnen aber anch zu verstehen ge-
geben, daß es schwerlich bei Frankreich dahin zu bringen sein werde, da der
König nicht in so kostbarer Verfassung und steter Unsicherheit bleiben, auch
nicht ein so gutes Tempo wider den Kaiser vergeblich hinstreichen lassen
würde.
Das furstl. Haus hätte bei allen Konferenzen bedungen, daß sie nichts in
diesen Sachen tun und resolvieren könnten, bevor sie des Kf. Intention wüßten.
Sie hätten behauptet, von des Kf. Hofe Nachricht zu haben, daß in des Kf.
Konduite eine Änderung eingetreten sei. Er hätte dieses bestritten und gesagt,
es wäre zwar wegen Oranien Disgusto gewesen, diese Sache wäre aber jetzt stille.
Wegen Subsidien von Frankreich wäre auch Erwähnung getan und deshalb
dorthin geschrieben worden.
Das furstl. Haus hielte davor, daß sich der Kaiser schwerlich zur
Acceptierung der französischen Propositionen erklären würde, dem verschiedene
Reichsstände, besonders Hessen-Kassel, fest adhärierten. Man wollte alles
überlegen und, wenn Eh. zurück nach Hamburg gehen würde, sich dort ein-
finden und die Konferenz reassumieren, bis dahin bäten sie mit Tätlichkeiten
einzuhalten.
Er wüßte nicht, ob das Haus jemand von den hier Anwesenden die Nego-
tiation auftragen werde, er zweifelte aber daran und hielte für nötig, daß bei
der bevorstehenden Konferenz in Hamburg jemand sowohl von Frankreich als
auch von Kf. dabei sei.
D. 7./ 17. April 1683 Potetam.
II. von Ehrenschild, 17. April
H. von Gabel,
H. Fuchs
et ego,
H. von Ehrenschild: 1. Ob nicht mit Gr. Reben ac serieusement zu
reden, daß er das Projekt mit Kf. vollziehen möge, cum in mora periculum,
weil Kf. sonst noch ungewiß, cum protestatione der Inconvenientien.
2. Reb. erkläre sich wie er wolle, ob nicht indessen das Konzert wegen
der Aktionen zu adjustieren? Der König könnte allein das Werk nicht angreifen,
es wäre ihm zu schwer ohne Kf. Periculum esse in mora, da Schweden mehr
Anstalt machte als jemals, mit dem Kaiser und dem Staat alliiert wäre, Braun-
schweig suchte, Holland möchte auch Schiffe zum Transport schicken, Bremen
und Pommern wären ledig und übel besetzt, könnten in einer Kampagne
acquiriert werden. Sollte man länger warten und Schweden den Transport tun,
würde alles schwerer werden und sie mehr Alliierte bekommen.
608 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
3. Ob Kf. sub conditione, daß Frankreich den Traktat vollzöge, das Konzert
mit Dänemark machen wollte, nm den Transport acta zu verhindern.
Das Konzert zwischen dem König nnd Kf. wäre auf folgende Punkte
einzurichten:
1. Wann mit der Aktion gegen Schweden ein Anfang zu machen?
2. Wie und auf was Weise?
3. An welchem Ort?
4. Mit was force Kf. agieren werde und wie bald die Kavallerie imstande?
ad 1 hielte der König dafür:
Der casus mit dem schwedischen Transport existierte, es wäre nicht zn warten,
bis die Schiffe ausliefen, und es müßte sofort nach gemachtem Konzert angehen, ehe
die Ratifikationen erwartet würden, oder sobald der König die Tätlichkeiten anfinge.
ad 2. Das gebe die Natur und Situation, daß nämlich Kf. Pommern anzu-
greifen, der König zu Wasser mit der Flotte den Transport zu hindern, auch sonst
allen Abbruch zu tun und zu Lande das Herzogtum Bremen anzugreifen habe.
Q. ob etwas wegen der Konquesten und deren Garantierung ins Konzert
zu bringen? Nicht allein was in Deutschland, sondern auch was in Schonen,
Norwegen usw., weil der König die größten Unkosten und Gefahr aussteht
Was den Staat betrifft, da wären zwar die foedera gemacht, der Staat
aber würde nicht leicht etwas vornehmen oder Assistenz leisten, weil 1. viele
membra, wie Amsterdam, ad pacem inklinierten, 2. sie befürchten müßten, daß
Frankreich und wohl gar England dem Staat auf den Hals fallen würden.
A Caesare nihil timendum propter bellum cum Turcis.
Inserebat, die Konjunkturen wären günstig, Frankreich wäre von Schweden
separiert, ja konsentierte und verlangte, daß sie gar vom deutschen Boden kämen.
In Schweden wären viele disgustiert. Rex Daniae wäre in solcher Postur wie
jemals, sollte er sie nicht gebrauchen, so könnte er sich hiernächst nicht wieder
also setzen.
Braunschweig-Lüneburg betreffend repetierte er, was er bereits zu
Berlin referiert und worauf es geblieben. Praelegit die schriftliche Antwort
mündlich wären sie weiter gegangen und hätten dabei kontestiert, daß, wenn sie
nur wegen des Reiches die Sicherheit hätten, sie in nähere mesures treten würden.
Gibt sich das Haus ins Konzert, so könnte der König mit ihm sowohl
wegen der Attacque als der Teilung sich vergleichen. Wofern das Haus nicht
ganz, sondern Zell und Wolffenbüttel ins Konzert treten wollten, ob man
nicht solches zu acceptieren hätte. Rex putat quod sie.
4. Wenn keines von den Häusern beitreten wollte, ob man's zur Neu-
tralität [zu bringen suchen sollte] ? Ha ut nulluni auxilium sub quoeunque
praetextu Suecis praestet.
5. Si neutrum, würden der König und Kf. sie angreifen müssen, und zwar
ante Suecos und zuerst, gegen Schweden aber solchenfalls defensiv gehen.
Quo casu Frankreich zur Diversion gegen sie zu bewegen, und daß es zu solchem
Ende eine Armee am Unterrhein [aufstellen sollte].
Verhandlungen mit Ehrenschild und Gabel. 609
Wegen des Konzertes würde der König sich gern mit Kf. vernehmen, ob
sie conjunctim oder separatim, et nbi? Das fürstl. Haus werde sich bei ver-
merkendem Ernst akkommodieren und des Streichs nicht erwarten.
Hiernächst wäre mit Cöln und Münster zu konferieren wegen Formierung
eines Korps usw.
Quid cum Gallis? Omnia superiora, und daß sie ein corpus gegen den
Unterrhein, item dem Staat Anzeige zu tun, daß, wofern sie den Transport
favorisierten, Frankreich dieses pro casu belli halten und brechen wollte.
Nos commendavimus causam wegen Ostfriesland, Braunschweig und
den Staat, welcher Kriegsvolker in die Herrschaften Esens und Wittmund zu
werfen suche unter dem Prätext des Lehns von Gelderland.
Nos nach genommenem Abtritt haben Sr. Chf. D. von obigem Rapport getan,
welcher uns befohlen, den dänischen ministris wiederum zu hinterbringen:
1. Daß er mit den Gedanken des Königs wegen der jetzigen Konjunkturen
einig wäre, daß nämlich der Transport der schwedischen Truppen nach Deutsch-
land quovis modo zu verhindern und das jetzige Tempo gegen Schweden in
acht zu nehmen. Er sei bereit, dieses zu effektuieren und was zur Erreichung
dieses scopi diensam sei, werkstell ig zu machen. Da aber bisher der Präliminar-
vertrag von Frankreich noch nicht vollzogen sei, was gleichwohl absolute nötig
wäre, so wollte er zwar deswegen bei Graf Rebenac fernere Erinnerung
tun lassen, die dänischen Minister aber würden auch ihm desfalls eifriger
zuzusprechen befugt sein. Ferner könnte alles, was in der Proposition der
dänischen Minister enthalten, eventualiter mit demselben überlegt und konzertiert
werden, und zwar ex causis zu Berlin. Sie erhalten Befehl, mit ihnen solche
Konferenz conjunctim anzutreten. Indessen wollte Kf., der bisher nicht eigent-
lich gewußt, woran er wäre, sich nach Möglichkeit in Postur stellen, um das,
was das bevorstehende Konzert geben würde, zu exequieren. Er müßte hierbei
vornehmlich auf den Kaiser und das Haus Braunschweig Reflexion nehmen.
Es wäre zwar nicht zu vermuten, daß der Kaiser durch einen schleunigen
Vergleich in Ungarn mit den Türken und den Rebellen seine größte Macht von
dort wegnehmen und nach Schlesien gegen Kf. ziehen werde, da man aber in
Wien so wenig Reflexion auf die Türkengefahr mache, daß man den von Frank-
reich vorgeschlagenen Frieden nicht habe annehmen wollen, zudem die Allianz
mit Polen geschlossen, so müßte er darauf ein besonderes Absehen richten und
sowohl gegen Schlesien als auch gegen Polen die Sicherheit seines Staats in
acht nehmen.
Wegen Braunschweig-Lüneburg müßte man gewiß sein, wessen man
sich zu diesem Hause zu versehen, denn sollte das erste, zweite oder dritte
Expediens fehlen und es zum vierten kommen, so wäre er mit des Königs
Sentimenten auch darin einig, daß man dieses Haus zuerst und eher als
Schweden angreifen und gegen dieses zu Lande defensive gehen müßte. Da
Kf. solchenfalls alle seine Kriegsanstalten danach richten und diese nicht an
der Oder und nach Pommern, sondern nach der Elbe wärts formieren müßte,
so hielte er für nötig, daß die von dem Hause selbst veranlaßte Konferenz un-
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 39
610 IV. Brandenburg und Danemark 1679—1684.
gesäumt fortgesetzt werde, um dann desto gewissere mesures nehmen zu können,
auch er wollte dahin senden und vorher an die Häuser schicken. Die von
Braunschweig-Lüneburg geschehene Erinnerung wegen Frankreich, daß der König
während dieser Troublen nicht sich der Konjunkturen gegen das Reich präva-
lieren und gegen dieses nicht mit Reunionen, weniger mit Hostilit&ten verfahren
möchte, fände er dem Interesse des Reichs und dem gemeinen konform, wollte
auch deswegen in Frankreich durch seinen Minister und an Rebenac Remon-
stration tun lassen, auch der König wurde damit gewiß kontinuieren.
Beim Staat wollte Kf. wegen Favorisierung des Transports aus Schweden
ebenfalls behörige Vorstellungen tun lassen, auch daß dieses von Frankreich ge-
schehe befördern, und deswegen mit Rebenac und Amerongen reden lassen.
Im übrigen werde man zu Berlin diese Konferenz reassumieren und sich
ferner zeigen, was bei der Sache zu tun. Wegen der Konquesten werde man
sich leicht vereinigen, wenn man sich zu Hamburg vernehmen werde.
Uli: Der casus wegen des Transports wäre gleichsam purifiziert, man
prätendierte daher, daß Kf. nicht mehr konsultieren würde, ob der Transport
zu verhüten oder nicht, sondern:
1. daß der Transport zu verhindern,
2. daß, sobald der König dieses täte und zu diesem Zweck die Schweden
attackierte, Kf. zugleich in Ruptur trete.
3. Es bleibe nur die Frage übrig, wo zu agieren, ob wider Pommern oder
wider Braunschweig, auf allen Fall könnte Kf. die Anstalt machen, daß
durch den Neuen Graben alles aus der Oder nach der Elbe gebracht werden
könnte. Petunt, daß das ganze Werk jetzt konzertiert werde, sind zufrieden,
daß alles conditionaliter gesetzt werde, wenn Frankreich den Traktat appro-
biere und vollziehe.
Als sie darauf einen Abtritt genommen und dem Kf. von allem Rapport
abgestattet, hat derselbe reiflich überlegt, was bei ein und andern Resolutionen
für Bedenken und Schwierigkeiten sich ereigneten, denn, wenn der Transport
der schwedischen Truppen nach Deutschland, wie solches jetzt in Schweden
gewiß resolviert wäre, werkstellig gemacht würde, so wäre der Krieg gewiß und
alsdann die Operation seinerseits viel schwerer, ja er würde wohl gar defensive
gehen müssen, deswegen wäre es besser, zu prävenieren und den Transport zu
hindern. Wenn nur der König von Dänemark solches täte und es dadurch zur
Ruptur mit Schweden käme, solchenfalls erklärte er sich auch darein zu treten
und wirklich zu agieren, zu welchem Ende er dann mit dem G. Feldmarschall
reden und zu allem benötigte Anstalt machen wollte.
Wir haben Sr. Chf. D. ein und anders de incommodis belli unter-
tänigst vorgestellet, als 1. dero Indisposition und ungewisse Gesundheit,
2. die Furcht der Contagion, 3. den Mangel der Mittel und daß die
französische subsidia wenig ausreichten, weil die Artillerie formieret,
die Cavallerie verstärket und sonsten verschiedene andere Sachen ange-
Verbandlungen mit Ebrenscbild und Gabel. 611
schaffet werden müßten. S. Chf. I). sein bei der Resolution geblieben und
haben uns gn. befohlen, dieselbe denen von Dennemarck zu hinterbringen,
dabei auch zu melden, daß Sie jemand nach Hamburg senden würden.
Sie haben alles den dänischen ministris referiert und sind darauf nach
Berlin gegangen, um dort die Konferenz zu kontinuieren.
Den 10. April haben die dänischen ministri mit Graf Reben ac konferiert 20. April
Den 11. April sind sie zu uns in des Geh. Rats Meinders Haus gekommen. 21. April
U. v. Ehren schild praelegebat ein Projekt wegen des Konzerts.
Bei Art. 2 ist die Frage, ob Dänemark die Schweden angreifen wolle, ob-
schon an schwedischer Seite der Transport der Trappen ganlicht geschehe oder
wenn gar die Anstalt dazu zurückginge.
2. Ob Rebenac hierüber zu vernehmen oder damit einig?
ad 6. Ob ein ä part Articul um Münster in partem zu ziehen, wenn
Braunschweig- Lüneburg nicht wollte? Quod placuit. Quaerebatur, wie bald Kf.
in die wirkliche Aktion treten könnte? Nos referemus Serenissimo, Kf. werde
alles, was möglich, tun post declarationem factam von Lüneburg.
ad 8. Die Benennung des Korps oder der Armee werde Kf. tun. Sie
meinen, der König könne mit 22000 marschieren, versichern zum wenigsten
16000 Mann, als 10000 zu Fuß, 5000 zu Pferd, 1000 Dragoner.
ad. 9. Stralsund und Rügen müßten, wenn Kf. es erobert, ihm bleiben,
et allegatae rationes, worauf Dani vorschlagen, daß, wofern Kf. ganz Pommern
mit Stralsund und Rügen behalten wollte, er sich obligieren sollte, nicht eher
Frieden zu machen, bis Dänemark Schonen und Bahus wieder hätte.
Nos: werden alles dem Kf. referieren, meinen, Kf. werde zur Eroberung
von Wismar konkurrieren. Uli: Wismar könnte sich selbst nicht unterhalten,
wäre iners. Was denn Kf. tnn wollte, wenn Schweden post amissas provincias
in Germania nicht Frieden machen wollte?
Nos: wollten es referieren, Kf. werde, wenn in Deutschland nichts zu tun
übrig wäre, dem Könige gern pro ratione belli et circumstantiarum assistieren,
oder vielleicht in Liviand eine Diversion machen.
ad 10 wäre die letzte Clausul bedenklich, sie wollten referieren.
ad 11 referemus, funden nichts zu erinnern.
ad 12 die Quartiere betreffend. Dani praetendunt: Stift und Stadt Lübeck,
Sachsen -Lauenburg, Mecklenburg -Schwerin, Hamburg. Nos addidimus 1. was
Kf. seiner Sicherheit halber gegen den Kaiser, Polen, Sachsen et omnes alios,
welche ihn angreifen sollten, erinnern müssen. Könnte reeiproce gesetzt und
müßte sowohl auf Frankreich als Dänemark eingerichtet werden, 2. was mit
Frankreich wegen fernerer Reunionen oder Hostilitäten abzureden.
Den 12. April haben Dani ihnen das Konzept des Konzerts gesandt, und 22. April
sind sie darauf Nachmittag wieder zusammengekommen. Dort wurde das Projekt
wieder gelesen, wobei die gestrigen Erinnerungen repetiert wurden, welches alles
ad relationem Serenissimo faciendam ausgestellt wurde, und daß man mit Rebenac
kommunizieren wollte.
39*
81S
IV, Brandenburg und Dänemark 1679- 1684.
April Den 13, April hei B, Graf Rebenac, & v. Eh renschildl, H. Gabe!,
II, Fuchs et ogo. II, Graf Rebeuac habe das Projekt gesehen und erinnert:
ad 3, art., datf bei dem Haus Braunscliwei^ auch die französischen
Friedensproposit Jonen urgtert würden und das Haus sich dazu erklären nü
Wenn solches nicht zu erlangen, daß es sich zu einer vollständigen Neutra
verpflichte, auf keine Weise derjenigen Partei helfen zu wollen, welche wMer
Frankreich und dessen Propositionen sich im Reich oder sonst setzen sollte.
Wegen einer Neutralitat werde der König kein Geld geben, das übrige werde
ein Parti kulnrtrak tat mit Frankreich geben. Wegen der Präposition, nicht ins
Reich zu gehen, meinte er, daß Fmnkreicb solches schwerlich zustehen werde,
ad 7., wenn der Konig von Frankreich über solchen Succnrs sollte ange-
griffen oder zum Feinde des Reichs deklariert werden, alsdann Assistenz nach
Möglichkeit und keinen Frieden ohne Frankreich Qft&h dein Projekt, welches er
ihnen geben wird.
ad in. betrifft die Komjuesten, solches wäre ein allzu großes, vastes Dessein
et repetita |>riora. Wenn der Staat Schweden Hilfe leisten sollte, so werde der
König dawider agieren oder gar brechen^ wenn es h. .Hm werde,
IL v, Ehreuschildt repetiert die vorige Instanz.
Nos: Wenn Kf. von Dänemark Hilfe begehrte, werde er dem König desfall*
Satisfaktion geben müssen.
Ille: Ob es etwa ein Expedient wenn der König ganz Bremen behielte,
worüber er doch nicht instruiert.
Letzlich bat man die beiden Articujen, so wir proponiert, vorgenommen,
den ersten bat man approbiert. wegen des anderen machte er Oiftikaltät, Kf.
hätte auch ein anderes bezeugt und hielte nötig, ex. gr. wider Bayern zu mar-
schieren* Der König wurde vielleicht resolvieren, dem Reich eine Propos,
zu tun in dieser Art ungefähr, dall IT unmöglich in solcher Ungewißheit länger
bleiben könnte und deswegen zu wissen begehrte, ob und welche Reichsstiüde
den Frieden mit Frankreich annehmen wollten oder nicht, weil er diejeni.
welche sich den französischen Propusitionen opponieren würden, für Feinde
halten und ftttacq liieren mußte.
Actum in consiüo die 14. 724. mensis Aprilie IG 83 praesentibus
Scp. Electore, Dn* de Meinders et ine.1)
April Nachdem sie Kf. von dem, was bei den letzten mit den franzosischen und
den dänischen mmistris gehaltenen Konferenzen vorgefallen, Bericht erstattet»
macht Kf. bei Verlesung des Projekts folgende Erinnerungen:
Ad in^ressum: Loco: Reich ponatur Köm, Keich,
Ad Artic, II: Es sind zwei Fälle zu uuterseheiden, ]. wenn die Schweden
den Transport wirklich vornehmen, S, wenn sie dies nicht tun und gar Miene
') Von Fuchs* Hand,
Verhandlungen mit den Dänischen und Rebenac und im Rat des Kf. 613
machen, als wenn sie keinen Transport tan wollten. Im ersten Falle muß die
Attacke und Verhinderung geschehen auch unerwartet der französischen
Ratifikation. Im zweiten Falle soll die Attacke zwar nichtsdestoweniger aus
den von dänischer Seite angeführten Ursachen geschehen, aber es soll damit
so lange angestanden werden, bis die Ratifikationen ausgewechselt und besonders
die franzosische eingelaufen ist.
Ad III. Um das Haus Braunschweig- Lüneburg hinzuzuziehen, sind
zwei Temperamente vorzuschlagen: 1. dasselbe solle erklären, die französischen
Friedenspropositionen ebenso wie der König von Dänemark und Kf. treu zu
befordern, wohingegen Frankreich versprechen werde, nichts wider das Reich
vorzunehmen ohne vorhergehendes Konzert und Einwilligung der drei Alliierten
Dänemark, Brandenborg und Lüneburg; 2. daß das Fürstl. Haus wider die
französischen Propositionen nichts weder mit der Tat noch mit seinen suffragiis
vornehme, wogegen Frankreich sich obligieren solle, wenn es auch die Opponenten
feindlich angreifen müßte, dennoch die von der guten Partei, die den Frieden
verlangen, zu verschonen und die Eroberungen beim Frieden dem Reiche zu
restituieren.
Ad V. Die Zeit, sich des lüneburgischen Hauses auf eine oder andere
Weise zu versichern, kann 1. auf die Ratifikation dieses Traktats, 2. auf den
Anmarsch der französischen Armee nach der Weser restringiert werden.
Ad VII. Die Erinnerung Rebenacs zu diesem Artikel, daß, wenn Frank-
reich wegen seiner Hilfeleistung angegriffen oder zum Reichsfeind erklärt werden
sollte, Dänemark und Kf. ihm Hilfe leisten sollten, findet er billig und er
empfiehlt, sie zu inserieren.
Ad VIII. Kf. erklärt sich, zu Felde zu führen 10 000 zu Fuß und
4000 Reiter und Dragoner.
Ad IX. Stralsund und Rügen müßten dem Kf. verbleiben, damit er ganz
Vorpommern und Rügen bekäme. Bei dem Herzogtum Bremen müßte bedungen
werden, daß die Stadt Bremen in statu quo verbleiben sollte.
Ad X. Kf. will sich zur Garantie dessen, was au-delä de la mer in
Norwegen, Schonen usw. erobert werden möchte, nicht verbinden, aber wohl
dazu: 1. keinen Frieden zu machen, ohne daß Schweden die deutschen Provinzen
cedieren müßte, 2. durante hello den König in Schonen und der Orten mit Volk
zu assistieren, wenn er sonst keinen Feind auf dem Halse habe, 3. wenn er mit
Pommern fertig und der König Bremen und Wismar noch nicht haben sollte,
ihm Hilfe zu schicken.
Ad XII. Bei Mecklenburg-Güstrow soll a parte Electorali ferner bedungen
werden, entweder 1. Mecklenburg-Schwerin oder 2. halb Schwerin und Lauenburg,
oder 3. Lauenburg mit dem Möllenschen Distrikt. Sollte man sich aber jetzt
dieses Punktes halber nicht vergleichen können, so soll derselbe bis zur Zu-
sammenkunft mit den Lüneburgern ausgesetzt werden.
Ad. XII. Huic inseratur articulus primus ex addendis a nostra parte und
soll wegen Preußen spezifiziert werden, daß die Hilfe daselbst von Dänemark
mit Volk über See, von Frankreich mit Geld geschehen soll.
614 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Ioseratar articalus secundus addendas wegen des Reiches. Kf. hat auch
erinnert, daß Amerongen omnium trium confoederatornm nomine angezeigt
werden mochte, daß, wenn der Staat den schwedischen Transport directe oder
indirecte befördern würde, solches pro rnptura geachtet werden wurde.
Den 14./24. April in Potstam.1)
24. April Kf. hält des Morgens um 8 Uhr Rat. ') Sie haben darauf die Konferenz
mit den Dänischen kontinuiert und ihnen den Inhalt des Protokolls mitgeteilt
den sie aufgezeichnet und mit dem sie außer den Erinnerungen ad 9. and 10.
articulum und wegen der Quartiere einig gewesen.
Nachmittags findet eine neue Zusammenkunft statt, zu der sich auch Graf
Reben ac von Berlin eingefunden, dessen Erinnerungen werden durchgegangen
und ihm dabei ziemliche Satisfaktion gegeben, nur daß er des 10. Punktes
wegen auch die Garantierung der dänischen Konquesten in Schonen und Norwegen
diffi kultiert hat.
25. April Fuchs und er sind ebenso wie Rebenac an demselben Tage nach Berlin
zurückgekehrt. Am folgenden Tage stellen sie R. ein neues Projekt des Konzertes
zu, in dem alle notata inseriert sind. Gegen Abend kommen die Dänischen von
Potsdam zurück, denen sie anzeigen, das Kf. bei seinen desideriis und Erinne-
rungen zu Art. IX und X beständig verbleibe. Die fernere Konferenz wird auf
den folgenden Tag verschoben. In einem Billet des Sekret. Stossius wird
ihnen angezeigt, daß sie den Dänischen die ultima des Kf., die in zwei ihnen
wohlbekannten Punkten bestehen, mitteilen sollen.
26. April Den 16. April sind sie vormittags bei Graf Rebenac wieder mit den
Dänischen zusammen, diese sowie R. machen einige notata bei dem Projekt
des Traktats, worüber man sich fast allerdings verglichen, außer über Art. IX
und X in betreff der Teilung von Vorpommern und der Garantie der Konquesten
in Norwegen und Schonen. Sie statten davon gegen Abend dem Kf. Relation ab.a)
27. April Den 17. April empfangen sie durch ein neues Billet4) des Kf. zustimmen-
den Bescheid darauf, sie teilen ihn den Dänischen mit, welche darauf über-
nehmen, das Projekt in Ziffern zu setzen.
1) Von Meinders' Hand.
2) S. die vorhergehende Aufzeichnung.
3) Sie zeigen in derselben an, wegen der Artikel IX und X hätten die Dänischen
das Temperament vorgeschlagen, sie, die Brandcnburgischen, sollten den Traktat so, wie
Kf. ihn gemacht haben wolle, ins reine bringen und unterzeichnen, dann wollten sie,
die Dänischen, ihn ihrem König zusenden, und wenn dieser ihn nicht approbieren
sollte, wieder zurückstellen. Auf diesen Vorschlag raten sie dem Kf., um Zeit zu
gewinnen, einzugehen. Den anderen Vorschlag der Dänischen, diese beiden Artikel
auszusetzen, bis man mit dem Hause Lüneburg traktiert hätte, hätten sie abgelehnt.
4) Der Geheime Sekretär F. W. Stoschius schreibt an Meinders und Fuchs
(d. Potstam 17. /[27.] April 1683 um 10 Uhr vormittags), Kf. sei mit dem wegen
Fortsetzung der Verhandlungen. 615
Den 18. und 19. hat man an Translatierung des deutschen Projekts und an 28. u. 29.
Einrichtung des Präliminartraktats mit Frankreich allein gearbeitet. APril
Den 20. April haben sie um 10 Uhr mitRebenac den Traktat konzertiert, um 30. April
ihn Kf. noch einmal zu übersenden. Darauf hat man mit den Dänischen die
Translation des Konzerts ins Franzosische vorgenommen, hat dies auch nachmittags
fortgesetzt und ist abends 8 Uhr damit fertig geworden. Am Nachmittag haben
sie dem Ef. über die Verhandlungen mit Rebe na c, der auf das nach Frank-
reich übersendete Projekt Antwort und Instruktion erhalten, Bericht erstattet1)
der Artikel IX und X vorgeschlagenen Temperament zufrieden, sie sollten ihr Exemplar
des Traktats unterzeichnen und vollziehen und es den Dänischen zur Obersendung
an den König extradieren. „Sie sagten sonst (welches Ew. Exe ohne dem wohl
bewußt sein wird und ohne Ordre es zu schreiben), daß Sie in obgemeldten beiden
Punkten dem Konig nicht also, wie er es verlangte, willfahren konnten, anerwogen
Sie solchenfalls, da Sie darin condescendirten, Ihr einen König von der Seite schaffen
und einen anderen, welcher bei veränderten Conjuncturen Ihr nicht weniger als
Schweden beschwer- und gefährlich sein möchte, wieder in dessen Stelle verstatten
würden, darnach daß, wann Sie wegen der außerhalb Teutschlands zu machenden
Conquesten Guarantie versprechen sollten, Sie externis litibus impliciret sein wurden."
In einem P. S. schreibt er: .Wegen der Quartiere, deren im XII. Art. gedacht wird,
haben S. Chf. D. auch erinnert, daß, gleichwie dänischerseits geschehen, also man
auch Ihrerseits gewisse Quartiere zum wenigsten projeetsweise praetendire und benenne,
damit nicht, wann man mit dem Hause Braunschweig-Lüneburg deshalb in Handelung
treten möchte, dasselbe vorgreifen und also S*. Chf. D. die geringste übrig gelassen
werden mögen."
') Meinders und Fuchs schreiben dem Kf. (d. Berlin 20./ 30. April 1680),
sie hätten, nachdem Rebenac auf das nach Frankreich gesandte Projekt Antwort
und Instruktion erhalten, mit ihm die Sache diesen Morgen wieder vorgenommen
und seien zum Schluß gekommen. R. wünsche, daß der Traktat, damit seine
Ratifikation noch vor der Abreise des Königs von Paris stattfinden könne, morgen
mittag fortgesandt werde, und sie bitten Kf., ihnen, wenn er diese Handlung zur
Richtigkeit gebracht sehen wolle, den Traktat mit dem förderlichsten zurückzusenden
und dessen Unterschreibung oder was ihm sonst beliebe anzubefehlen. „Es kommt
diese ganze Sache endlich auf eine von den allerwichtigsten und importan testen
Resolutionen an, welche jemalen gefasset werden können, nämlich auf einen Krieg
und eine Ruptur mit Schweden, wobei Ew. Chf. D. zwar an einer Seiten die größeste
Apparenz von der Welt haben, sich einer so beschwerlichen und gefährlichen Nach-
barschaft in Pommern zu entledigen und dero Estat dadurch in gute Sicherheit zu
setzen, an der anderen Seite aber ist auch bekannt, wie vielfältigen und änderlichen
Zufällen alle Kriegesactionen unterworfen und was für Revolutionen auch in denen
aufs allerklügste gemachten Anschlägen sich öfters zutragen. Ew. Chf. D. ist dieses
alles als dem ältesten und klögesten Regenten in Europa besser als jemand bekannt,
dieselbe wissen auch, was zum Kriege und zu Ausführung einer so wichtigen Sache
gehöret, wie nicht weniger, was dazu dero eigene teils sehr erschöpfte und zum
Teil fast ruinirte Lande beitragen können und was Sie dabei von Frankreich zu
gewarten."
616 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
1. Mai Den 21. April vormittags haben sie mit R. das Projekt des Präliminar-
traktats nebst einem Separatartikel adjustiert, dasselbe1) auf erhaltenen Spezial-
befehl des Kf. unterschrieben and die Vollmachten ausgewechselt, dann den
Dänischen davon Mitteilung machen lassen und ihnen die Kommunikation des
Traktats offeriert.
2. Mai Den 22. April haben sie den Traktat des Konzerts ins reine geschrieben
und nach Potsdam geschickt und von dort noch des Abends spät Befehl erhalten,
ihn zu unterschreiben.
3. Mai Den 23. April ist den Dänischen der Präliminartraktat mit Frankreich
kommuniziert worden, und haben sie den Traktat des Konzerts, ') so wie Kf. es
befohlen, unterschrieben.
Puncta, auf welche I. K. M. Ihrer Chfl. D. schriftliche gewürige
Resolution und Erklärung verlangen. [4./[14.] Mai 1683.]3)
14. Mai 1. Kf. soll sich verbinden, dem Konig nach Eroberung der schwedischen
Provinzen in Deutschland mit 2000 Pferden und 1000 zu Fuß zu assistieren,
damit Schweden in seinen eigenen, besonders den von Dänemark ihm cedierten
Landen angegriffen, diese rekuperiert und dem König bei erfolgendem Frieden
wenigstens Schonen und was ihm sonst dem getroffenen Konzert nach zufallen
wird, gelassen werde.
2. Dem Könige soll von Kf. nicht allein die Gottorfische Kontributions-
sache, sondern auch alle anderen Streitigkeiten, welche er mit den Herzogen
von Gottorf noch hat, garantiert werden.
2. Kf. soll seine Völker wenigstens in der Anzahl, wie in dem Konzert
verglichen worden, spätestens Ende Mai, ebenso wie es der König mit den
seinigen beabsichtigt, zusammenziehen und entweder gegen Pommern oder gegen
das Haus Lüneburg marschieren lassen.
4. Kf. soll zur Belagerung von Wismar mit seiner Macht und einer Anzahl
grober Kanonen konkurrieren.
5. Er soll dem König seine Gedanken mitteilen, wann und wo die Kon-
junktion der Armee gegen das Haus Lüneburg, falls dieses angegriffen werden
muß, geschehen, wie und wo dieselbe über die Elbe gesetzt werden und wie
* die dazu nötigen magazins und places d'armes formiert werden sollen.
l) S. den Präliminarvertrag zwischen Ludwig XIV. und Kf. vom 20. /30. April
1683 (v. Mörner, S. 721ff. (439f.)).
*) S. die Allianz zwischen Frankreich, Dänemark und Brandenburg vom 20./30.
April 1683 (a. a. 0. S. 723 ff. (440 ff.)).
8) Unterzeichnet von Ehrenschild und Gabel.
Abschluß der Verträge. Weitere Verhandlungen mit den Dänischen. 617
Resolution des Kurfürsten auf die von Ehrenschild und Gabel
eingereichten Punkte. Sign. Potstam 4./[14.] Mai 1683.
Ad 1. Kf. kann sich darauf nicht schließlich herauslassen, bevor er das 14. Mai
Sentiment des Königs von Frankreich darüber erfahren hat Er hat Span-
ne im beauftragt, dessen eigentliche Resolution wegen dieser Garantie zu ver-
nehmen, wenn derselbe sich dazu verstehen wird, so will er es auch tun. Es
ist hierbei auch auf das Haus Lüneburg zu reflektieren. Wenn dieses nicht
mit beitreten sollte, so behielte der König Bremen, Verden und Wismar allein
und könnte dann wegen Ungleichheit nicht klagen. Wenn dasselbe aber wider
Schweden mit hinzutreten würde, so würde die Eroberung von Schonen desto
leichter sein. Doch bleibt Kf. bei der vorher angezogenen Erklärung, es trete
das Haus Lüneburg bei oder nicht. Um dem König aber seine Willfahrigkeit
zu beweisen, will er, wenngleich die Garantie von Schonen nicht acceptiert
werden sollte, doch, wenn er mit Pommern fertig und keinen Feind im Lande
hat, demselben mit 1000 Mann zu Pferde, 500 Dragonern und 3000 Mann zu Fuß
bei Kontinuation des Krieges so lange assistieren, bis Schweden den Frieden
mit Renunziation auf die deutschen Provinzen angenommen, doch unter der
Bedingung, daß, wenn er inzwischen in Preußen oder in seinen anderen Landen
angegriffen werden sollte, der König ihm eine Volkshilfe von 6000 Mann schicken
solle.
Ad 2. Da Kf. wegen der Streitigkeiten mit dem Herzog von Gottorp
auf Ansuchen des Kaisers die Mediation übernommen hat, so kann er nicht
Partei wider den Herzog machen, er verspricht aber, sowohl bei der Mediation
als auch, wenn diese sich fruchtlos zerschlagen sollte, nur des Königs Interesse
im Auge zu haben und dieses aufs kräftigste zu befördern, auch wenn der
König wegen der Gottorpschen Händel von jemand angegriffen werden sollte,
dieses pro casu foederis zu halten und ihm Hilfe zu leisten..
Ad. 3. Wegen der Zusammenziehung und des Marschs der kurf. Truppen
bleibt es bei dem in dem Konzert Verglichenen.
Ad 4. Zur Eroberung von Wismar will Kf. gern helfen, wenn er mit
Pommern fertig ist Sollte auch noch ein oder ander Ort zu gewinnen restieren,
will er doch zusehen, ob es möglich sein wird, dem König dazu Hilfe zu
schicken.
Ad 5. Kf. will darauf bedacht sein, und da dieser Punkt guten Teils von
der Negotiation mit dem Hause Lüneburg abhängt, beizeiten M ein der s des-
wegen instruieren.1)
0 Fuchs berichtet an Kf. (d. Berlin 8./ [18.] Mai 1683), die Dänischen hätten
ihn benachrichtigt, daß sie Befehl erhalten hätten, das Konzert zu unterschreiben.
Das solle morgen geschehen, Ehrenschild frage an, wann er die Abschiedsaudienz
erhalten könne. — Das Rekreditiv des Kf. für Eh. ist Potsdam 12./22. Mai 1683
ausgestellt.
618 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Der Kurfürst an Meinders.1) D. Collen
22. Mai/ 1. Juni 1683.
[Die Nachrichten ans Frankreich, sein Entschloß, vorläufig sowohl das Unternehmen
gegen die Lüneburger als auch das gegen Schweden aufzugeben. Befehl, die Absichten
der Lüneburger zu erkunden.]
1. Juni Ans beigehender, gestern angelangter Relation Spanheims2) wird er
ersehen, woran sich dort das hier projektierte Konzert stößt nnd was man dabei
zn bedenken hat Zwar ist Rebenacs Edelmann noch nicht zurück nnd hat
Kf. Ton diesem dieser Schwierigkeiten halber noch keine Vorstellungen gehabt
Da er aber bei so gestalten Sachen das Konzert keineswegs ratifizieren, noch
sich ferner daranhalten kann, so soll M. mit Ehrenschild hieraus vertraulich
communizieren und ihm anzeigen, daß Kf. *) weder dem Konig noch sich ratsam
finde, das Haus Lüneburg allein zu attackieren, besonders weil bei dessen jetziger
Verfassung sie so viel zu tun finden würden, daß sie in einer Kampagne nicht
würden getan haben und so die Zeit, Schweden zu attackieren, verlieren nnd
der beabsichtigten Frucht dieses Krieges, Schweden vom deutschen Boden fort-
zubringen, verlustig gehen würden. Sie würden dann nutzlos Mühe und Kosten
aufwenden und eine große bläme im Reich auf sich laden, da ihnen von dem
Lüneburgischen doch nichts verbleiben konnte. Es wäre auch bedenklich, wenn
sie sich untereinander aufreiben oder wenigstens schwächen, Frankreich aber les
bras croises zusehen sollte. Er hält daher nicht für diensam, in dieser Sache weiter
fortzufahren, viel weniger das Haus Lüneburg zu attackieren. Da es dann auch
eine bedenkliche Sache sein würde, Schweden zu attackieren, weil man eine
so große Macht wie das Haus Lüneburg auf den Beinen hat nicht im Rücken
lassen könnte, zu geschweigen, daß auch Holland sich ohne Zweifel dazu
schlagen würde, ohne hinreichender Assistenz von Frankreich versichert zu sein,
so hielte er dafür, daß man auch dieses bis zu einer anderen Zeit aussetzen und
vielmehr versuchen sollte, sich mit dem Hause Lüneburg zu Beförderung des
Friedens und Erhaltung der Sicherheit von Schweden zu setzen. Er zweifelte nicht
daß, wenn diesem Hause recht vorgestellt würde, wie so gar keine apparence
wäre, von Frankreich, was es jetzt besitzt, mit den Waffen zu erhalten, und
wie verderblich es sein würde, wenn Frankreich bei entstandenem Türkenkrieg
losbräche, dasselbe sich begreifen und neben ihm den Frieden zwischen Frankreich
und dem Reich nachdrücklich fordern würde. E. könnte seinem König versichern,
daß Kf. stets mit ihm in unauflöslicher Freundschaft verharren und den Traktaten
nachkommen wolle. Er soll auch mit E. überlegen, was jetzt bei den abzu-
haltenden Konferenzen an das Haus Lüneburg zu bringen sei. und ihm
r; M. hatte sich nach Hamburg zur Teilnahme an weiteren Verhandlungen,
welche dort mit Ehrenschild, R^benac und dem braunschweigischen Gesandten
Grote geführt werden sollten, begeben.
') S. Spanheims Relation vom 11. 21. Mai 1683 oben S. 469f.
* Q. das Reskript des Kf. an Spanheira vom 22. Mai , 1. Juni 1683 oben S.471.
Französische Änderungen an den Vertragen. Entschluß, sie nicht zu ratifizieren. 619
schleunig davon berichten, damit er ihn nach Notdurft mit Instruktion ver-
sehen könne.
P. S. Nach einer beigehenden Relation Freudemanns soll das Haus Lüne-
burg durch den schwedischen Gesandten Welling den König von Schweden
ihrer assistence haben versichern und sollizitieren lassen, daß derselbe
10000 Mann nach Deutschland übersetzen möchte. Obwohl dies Gerücht nicht
wenig wahrscheinlich dadurch gemacht wird, daß Welling so geschwind sich von
den lüneburgischen Höfen wegbegeben hat, unter dem Vorwand, nach Polen zu
gehen, während er sich jetzt doch in Schweden befindet, so will er ihm doch
zurzeit noch keinen Glauben beimessen, da es mit den Kontestationen der
lüneburgischen Höfe so gar nicht übereinkommt. M. soll sich danach aufs
fleißigste erkundigen, mit den Lüneburgischen selbst daraus reden und ihnen
vorstellen, daß dieses das wahrhafte Mittel sei, das Kriegsfeuer im nieder-
sächsischen Kreise, ja im ganzen Reiche anzuzünden.
Der Kurfürst an Meinders. D. Collen
24. Mai/ [3. Juni] 1683.
[Die französisch erseits an den Verträgen gemachten Änderungen, sein Entschluß,
dieselben nicht zu ratifizieren.]
Reben ac hat ihm mitgeteilt, was sein nach Frankreich geschickter Edel- 3. Juni
mann zurückgebracht, nämlich, daß man ihm zwar die Ratifikation des Prä-
liminartraktats zugeschickt, den anderen Artikul aber so aposti liiert hat, daß
man die Attacke Schwedens auf eine Seeschlacht limitiert, wonach also, wenn
es zu einer solchen nicht kommen sollte, das ganze Werk dahinter bleiben und
die Kosten vergebens angewandt sein würden. Das Konzert ist französischer-
seits fast in allen Punkten verworfen und dafür ein anderes Projekt aufgesetzt
worden, dessen Kopie beifolgt. Darin wird der 2. und 3. Artikul auf ein
Seetreffen limitiert, Artikul 5, 6 und 7 sind fast ganz ausgelassen und in dem
ganzen Projekt ist der Sicherheit und Konservation des Reiches mit keinem
Worte gedacht worden. Art. 8 ist auf eine für den König von Dänemark und
ihn nachteilige Art verändert, die Attacke nur auf Hannover restringiert, als
wenn wider die Evidenz eine Separation im Fürstl. Hause zu hoffen wäre, und
die Mitwirkung einer französischen Armee ganz verweigert worden. Eine Armee
am Oberrhein würde bei dieser Operation nichts tun, zumal diese nur zur Ter-
rition wider die Alliierten gebraucht und ihre Operation auf ein ganz Ungewisses
restringiert werden soll. Art. 10 ist ganz verändert, die Assistenz wider Holland
und andere nur auf den casum foederis defensivi beschränkt, so daß man, wenn
sie Schweden Hilfe zuschicken, nichts von Frankreich zu erwarten hat. In dem
ganzen Projekt ist von der Teilung und Garantie der Konquesten wider Schweden
keine Rede, also Art. 13 — 16 ganz verworfen, so daß sie also ihre Mühe und
620
IV. Brandenburg und Dänemark 1GTL* — 1 K84-
Kosten vergeblich anwenden wurden. Auch die für Kf. sehr wichtigen Art,
trad 13 sind ganz ausgelassen, anderer weiterer Koutrarietäten zu gesehweigen,
die den von Frankreich vorhin gegebenen Instruktionen und Erklärungen schnür-
Strucks zuwiderlaufen.
Er hält es daher1) gar nicht für geraten* diese Traktaten xu ratifizieren,
Rebenac hat ihn zwar ersucht, den Präliminartraktat zu ratifizieren, er hat
ihm aber vorstellen lassen, beide waren einerlei und konnten nicht voneinander
separiert werden, M. soll mit den dänischen tninistris vertraulich darüber
kommunizieren*, ihnen des Kf, Meinung anzeigen und ihm die ihrige mitteilen.
Die subsides d'aetion wird Frankreich bei nicht erfolgender Ratifikation jeden-
falls nicht zahlen wollen, obwohl sie beide, und zwar nur auf Frankreichs
Veranlassung, bereits so große Kosten angewandt buhen und die j ictaleo
Diffikultäten nur von Frankreich herrühren, doch ist er, wenn man frantösiseber-
seits deshalb chikaniereu sollte, entschlossen, sie lieber fahren zu lassen als efoeo
so nachteiligen Traktat zu ratifizieren.
F* Meinders an den Kurfürsten. D, Hamburg
30, Mai/ [9. Juni] 1683.
[Verhandlungen mit Rebenac, Hat, den PraUtmnarvertrag zu ratifuieren. Besorgnis
Reben&cs wegen Obertritts dea Kf. tum Kaiser, Verhandlungen mit ürote.]
9. Juni Er und Khrenschild haben Rebenac vorgestellt! daß weder !>ai
noch Kf, das geringste gegen Braunschweig oder Schweden anfangen könnten
wenn sie nicht der Ruptur mit Holland, falls dieses seine Flott«* Schweden zum
Besten in See schicken sollte, und des Marschs einer Armee wider Brannschweig
versichert wären, R, mußte gestehen, daß ibre Remonstrationen auf raison be-
ruhten, und bezeugte, nicht wenig embarassiert zu sein, warum man in Frank
reich bei der Ratifikation des Konzerts Bedenken getragen, zumal er daau Tor
her mit genügsamer Ordre verseilen gewesen wäre. Kr weiß auch riebt, oh
der Präliminartraktat mit Dünemark ratifiziert worden ist, erwartet aber heute
Villars' Ankunft
Den Präliminartraktat könnte Kf+ seiner Meinung nach ruhig ratifizieren,
da er dadurch zu keiner Aktion oder Ruptur obligiert wird und gleichwohl die
subsides d'actiou, wenigstens ein Quartal davon, zur Ersetzung der angewandten
Kosten von Frankreich bezahlt werden mußten. Kr hat darüber auch mit
Rebenac gesprochen, und dieser hat erklärt, er zweifelte nicht an wirkli ein.-:
Zahlung eines Quartals an Kf., den man in Frankreich vor allen AttÜeffea
distinguierte^ es müßte aber ganz geheim gehalten werden, damit man in Dänemark
nichts davon erführe, denn die Subsidien dieser Krone liefen hoher, und m%
l) S. das Reskript an Spanheim vom 2^. Mai/ h Juni 1683 a. a, ü«
Verhandlungen in Hamburg. 621
werde sich dazu in Frankreich nicht verstehen. Er hat ihm ein Schreiben aus
Berlin gezeigt, in dem behauptet wird, Kf. hätte Am eron gen versprochen, die
Offerten, welche Graf Lamberg bringen würde, anzunehmen und sich mit der
anderen Partei zu setzen, und zeigte einige inquietude dabei, er hat aber gesagt,
das wäre ohne Zweifei ein unbegründetes Spargement.
Schmising ist gestern angekommen. Man wird sich in Monster nach
Kf. richten und dessen Protektion zu konservieren suchen. Mit dem Bischof
steht es sehr schlecht
Heute werden er und Ehrenschild eine Konferenz mit Grote halten.
Wenn Kf. bei diesen Konjunkturen auf eine nähere Zusammensetzung mit dem
Hause Lüneburg gedenken sollte, wozu dieses geneigt zu sein bezeugt, so bittet
er, ihn in betreff materialium et ingredientium zu instruieren, damit er wenigstens
Grote darüber sondieren könne.
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam
l./[ll.] Juni 1683.1)
[Auf die Relation vom 29. Mai [sie!]. Befehl, über eine Allianz mit Dänemark und
dem Hause Lüneburg zu verhandeln.]
Er hält bei jetzigen Zeiten eine Allianz zwischen Dänemark, ihm und 11. Juni
Lüneburg für sehr nötig und diensam, sendet ihm Vollmachten dazu, eine,
die auf alle drei, und eine andere, die auf ihn und Lüneburg allein gerichtet ist.
Die fümembste Ingredientien könnten sein, daß man von Straßborg
und anderen Orten, so Franckreich jetzo besitzet, abstrahiret und bloß
alleine das foedus auf die künftige Zeiten, wann nemblich einige aus-
wärtige. Potentz das Reich oder einen der Alliirten sollte attacquireu
wollen, richtet. Solchergestalt hätte Franckreich nicht die geringste
Ursache, sich über uns, als gingen wir von der alliance, so wir mit
ihnen haben, ab, zu beschweren, alles würde auf eiu foedus defensivum
gerichtet und wir verbünden uns nirgends anders zue, als welches wir
ohne deme Pflichten und eigenen Interesse halber zu tuen schuldig sein.
Ferner müßte man dahin sehen, daß man das Haus Lünenburg von
Schweden abzöge und in dem Tractat bedinge, daß entweder Schweden
ganz keinen Transport tuen oder man sich solchergestalt dagegen ver-
wahren möchte, daß dardurch vor keinen der Alliirten einige Gefahr zu
besorgen, sie die Schweden auch die transportirte Trouppen in ihren
l) Konzept von Fuchs' Hand.
622 IV. Brandenburg und Danemark 1G79— 1684.
Landen maßten stehen lassen und daraus unterhalten. Das übrige wird
sich bei den Tractaten ergeben. Was ein jeder mit Lüneburg en par-
ticulier zu handeln hat, solches könnte in Separatarticul gebracht
werden. —
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
12./[22.] Juni 1683.
[Ursache der Veränderung der französischen Politik. Abneigung des Königs gegen
eine Allianz mit dem braunschweigischen Hause.]
22. Juni Als er gestern mit dem G. Kanzler von dem jetzigen Zustande der Affairen
redete, sagte dieser, nach der Meinung des Königs1) rühre die Veränderung
am französischen Hofe nur von der gefahrlichen Krankheit des Königs von
Spanien her, der König von Frankreich wolle seine force nicht gern distra-
hieren und separieren, um seine Prätension auf die spanische Krone bei ent-
stehendem Todesfall desto nachdrücklicher poussieren zu können. Zu der
Allianz mit dem Hause Lüneburg könnte der König noch zurzeit nicht raten,
denn 1. würde man Frankreich dadurch zum höchsten chocquieren, da dieses die
Herzoge von Lüneburg für diejenigen hielte, welche sich seinem Interesse am
meisten opponierten, 2. würde man sich durch eine solche Allianz insensiblement
an den Kaiser und dessen Alliierte engagieren und diese auf den Gedanken
bringen, als wenn sie des Königs und des Kf. schon genugsam versichert wären
und keine Ursache hätten, sie ferner durch Offerierung ansehnlicher Konditionen
zu karessieren, 3. wäre diese Allianz in egard der Schweden von keiner Utili-
tät, da die Fundamentalmaxime jenes Hauses darin bestände, Schweden auf dem
deutschen Boden zu konservieren, damit sie die nordischen Kronen gegeneinander
bannasieren und so in dem niedersächsischen Kreise den Meister spielen könnten,
4. wäre dieses Haus auch nicht so sehr zu fürchten, da es seine Truppen nicht
lange unterhalten und in dem jetzigen Zustande nicht über sechs Monate ver-
bleiben könnte, f>. hätten der König und Kf. ihrer Sicherheit halber diese Allianz
nicht vonnöten, weil sie so leicht von keinem attackiert werden würden and im
Notfall der französischen Garantie und Assistenz sicher wären, 6. könnte der König
nicht sehen, daß Frankreich durch Verweigerung der Ratifikation des Konzerts
die gute Korrespondenz aufgehoben hätte, weil Rebenac es nur sub spe rati
seinem König überschickt hätte, und stände zu hoffen, daß Frankreich sich eines
anderen bedenken und Subsidien bezahlen würde, während man durch Auf-
richtung contrairer Bündnisse alles verscherzen würde. Einen Hauptgrund
') v. Br. hatte am 2./12. Juni 1683 berichtet, der König sei über das plötzlich«
Changement des Königs von Frankreich sehr bestürzt, sein einziger Trost beruhe auf
der getreuen Affektion und Freundschaft des Kf.
Unmöglichkeit einer neuen Zusammenkunft. Die Türkengefahr. 623
scheint der G. Kanzler noch verschwiegen zu haben, nämlich die Gottorfsche
Sache, denn man weiß hier wohl, wie sehr das Haus wegen des niedersächsischen
Kreises an den Herzog attachiert ist
Gestern hat der franzosische Ambassadeur Villars1) bei dem König Parti-
kulieraudienz gehabt, welche in bloßen Komplimenten bestand.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. s. 1.
[8./ [18.] Juli 1683].2)
[Unmöglichkeit, jetzt mit dem König zusammenzukommen und sich zum Bruch mit
Schweden und Lüneburg zu entschließen. Die Türkengefahr.]
Es wurde ihm sehr lieb und angenehm sein, wenn er sich mit dem König 18. Juli
abbouchieren könnte, er hat sich aber diese Tage in so schlechtem Zustande
befunden, daß er sich gar znr Extremität nach Gottes Willen hat anschicken
müssen, und wiewohl es sich wieder ziemlich mit ihm gebessert, so ist es ihm
doch unmöglich, für diesmal sich zu einem solchen Abbouchement zu resolvieren,
er kann auch dazu keine Apparenz sehen. Indessen soll Br. den König nnd
dessen ministros seiner aufrichtigen und beständigen Freundschaft versichern.
Was vod unserer Enderung hin und her spargiret worden, solches
beistehet in lauter unbegründeten und ertichteten Zeitungen, denen aber
I. K. M. und dero ministri verhoffentlich keinen Glauben beimessen
werden, und habt Ihr dagegen von unser ungefärbten und aufrichtigen
Intention gegen dieselbe von Zeit zu Zeit beständige Versicherung zu
geben. Zu einer Ruptur aber werden wir uns aus denen bekannten
Ursachen unmöglich resolviren, und das wäre endlich auch die Verein-
barung, welche wir sowohl als I. K. M. Selbsten bei der von Franckreich
verweigerten Ratification des Concerts in unseren beiderseits gefaßten
Mesuren nehmen und resolviren müssen, davon aber die' Schuld nicht
uns sondern anderen beizumessen.
Die bösen Nachrichten ans Wien wegen der Türken *) werden gewiß auch
dort angelangt sein. Man muß hoffen, daß alle christlichen Potentaten zur
!) S. über die Sendung Villars', des Vaters des berühmten Marschalls, nach
Dänemark Recueil des Instructions XIII, S. 4 1 ff.
*) Konzept von Meinders"Hand. v. Br. hatte 26. Juni/ 6. Juli 1683 dem Kf.
berichtet, der Konig hätte ihm durch Reventlo seinen Wunsch, persönlich mit Kf.
zusammenzukommen, mitgeteilt. Ein Schreiben ähnlichen Inhalts richtet Kf. 9./19. Juli
1683 an den König von Dänemark selbst.
') S. Klopp, Das Jahr 1683 und der folgende große Türkenkrieg, S. 268.
624 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Abwendung dieser Gefahr mit Zurücksetzung aller anderen Partikularinteressen
konkurrieren werden. Er will das Seinige bei der Sache tun, sobald nur der
Friede im Reich festgesetzt und mit Frankreich alles abgetan sein wird, was er
dem Kaiser abermals vermittelst der dritten Abschickung !) rät. Er zweifelt
nicht, daß, wenn der König von Dänemark desgleichen täte, es von gutem
Effekt sein würde. Er übersendet eine Kopie seines Reskriptes an Span heim, *)
B. hat die Sache aber bestermaßen zu menagieren.
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Potstam
14./[24.] Juli 1683.
[Mahnung zu gütlicher Beilegung des Streites wegen Lübecks.]
24. Juli Gabel hat ihm von dem Vorhaben der Stadt Lübeck,3) lüneburgische
Völker einzunehmen, Mitteilung gemacht. Er hat darauf Gu er icke Befehl
erteilt, sich sofort nach Lübeck zu begeben und der Stadt auf das ernstlichste
davon abzuraten, und er hat auch den hier anwesenden lüneburgischen ministris
deshalb nachdrückliche remonstrationes machen lassen. Er hofft, daß dieses den
gewünschten Effekt haben und man sich lüneburgischerseits wohl bedenken wird,
bei jetzigem verwirrtem Zustand im Reich dergleichen zu beginnen, er bittet
aber auch den König, zu Verhütung schädlicher Weiterungen die Stadt nicht
ohne Not deswegen inkommodieren zu lassen.
König Christian an den Kurfürsten. D. Renssburg
14./[24.] Juli 1683.
[Auf das Schreiben vom 9. Juli. Rechtfertigung des beabsichtigten Unternehmens
gegen das Haus Lüneburg. Bitte, einen vertrauten Minister zu ihm zu schicken.]
24. Juli Er beklagt des Kf. schwere Indisposition, wünscht ihm baldige vollständige
Wiederherstellung.
Durch die vorhabende entreprise gegen das Haus Lüneburg wird nicht
die Erregung neuer Unruhen im Reich, sondern nur intendiert, den Hochmut
dieses Hauses etwas zu dämpfen und es von seiner Opposition gegen den Frieden
') S. Urk. u. Akt. XIV, 2, S. 1081 ff.
*) S. oben S. 473 f.
*) S. unten Abschnitt V.
Streitigkeiten zwischen Dänemark und dem Hause Braunschweig. 625
abzubringen. Er hält die jetzige Konjunktur für die favorabelste, da zu hoffen
ist, daß bei jetzigem ungarischen Wesen andere Kreise und Stande des Reichs
Bedenken tragen werden, sich in dieses parüculier Werk zu mischen, und so
dieses Haus um so eher auch ohne Schwertstreich wird zur raison gebracht werden
können, woraus dem Reich keine Gefahr der Desolation und des Ruins entstehen,
sondern vielmehr zu hoffen sein wird, daß, wenn das Haus Lüneburg obligiert
sein wird, sich für den Frieden zu erklären, auch andere dessen Exempel folgen
und so der Frieden mit Frankreich völlig befestigt werden wird. Auch mit
Heranrück ung einer französischen Armee über den Oberrhein hat er nicht die
Meinung, daß Frankreich neue Reunionen vorzunehmen und das Reich zu dis-
membrieren freie Hände gelassen werden solle, sondern es wird damit auch
nur auf die Beförderung des Friedens abgezielt und wird Kf. deswegen sich
alle weitere Versicherung, die er verlangen sollte, verschaffen können. Er muß
daher bei seiner vorigen Meinung verharren und sieht nicht ein, wie ihm des-
wegen mit Fug einige blasme würde aufgebürdet werden können. Die entreprise
ist auch so beschaffen, daß sie mit großer Hoffnung und Apparenz eines schleunigen
Successes wird angefangen und vollendet werden können, und es wäre vor der
Posterität unverantwortlich, eine so günstige Gelegenheit, den Frieden zu be-
festigen und diese hochmütigen Nachbarn zu besserem Komportement zu ver-
anlassen, nicht zu benutzen. Er ersucht Kf., dieses reiflich zu erwägen und
ihm seine schließliche Meinung darüber durch eine eigene Abschickung eines
seiner konfidentesten Minister, mit dem über ein und das andere weitere ver-
trauliche Kommunikation gepflogen werden könnte, zu eröffnen.
König Christian V. an den Kurfürsten. D. Oopenhagen
24. Juli / [3. August] 1683.
[Auf das Schreiben vom 14. Juli. Feindselige Schritte des Hauses Lüneburg.
Seine Gegenmaß regeln.]
Kf. kann versichert sein, daß er bei nicht erfolgender Bewerkstelligung 3. Aug.
des Vorhabens in betreff Lübecks und ohne Not zu keinen Weiterungen Anlaß
geben, vielmehr mit Kf. und anderen treuen Patrioten des Reichs zur Her-
stellung des Friedens mit Frankreich und Errettung des Reiches von der Türken-
gefahr kooperieren wird. Ob aber des Hauses Lüneburg Intention und consilia
hierunter mit ihm zu gleichem Zweck kollimieren, ist aus dessen gegenwärtigen
Aktionen durchaus nicht abzunehmen, denn dasselbe hat nicht nur dieser Tage
einen Teil seiner Truppen, wie verlautet bei 2000 Mann, in den Vierlanden
eigenmächtig ohne vorherige Kommunikation mit der Stadt Hamburg einquartiert,
sondern soll auch nach dem Bericht seines an den lüneburgischen Höfen befind-
lichen Ministers entschlossen sein, noch etliche tausend Mann mehr herüber
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 40
626
IV. Brandenburg and Dänemark 1(179—1684.
marschieren und im Mecklenburgischen und Sachsen- Lauenburgischen die Quar-
tiere beziehen an lassen. Er gibt dem Kf. zu erwägen, ob es nicht seineia
mitkreisauasehreibenden Amt verkleinernd* falle, dem Hause so eigen mächtig
im Kreise zu schalten freie Händt? zu lassen. Er kann dem um so weniger
stillschweigend zusehen, als weltkundig ist, was für gefährliche Engagements
das Haus Lüneburg mit dem Herzog zu Gott or ff zu seinem Präjudiz genommen
und wie dieser noch täglich von demselben fomentiert wird, er findet sich
daher genötigt, seine Armee ebenso an den Grenzen zusammenzuziehen, um
seine Lande vor unvermutlichem (Tberfall zu sichern und zu verhindern, daß
man Juneburgischerseits zu weit gehe, besonders um keine fremden Truppen
nach Lübeck hineinwerfen zu lassen. Sollte er hierüber, wie fast zu besorgen,
mit dem Hause Lüneburg in Weiterungen verfallen, so halt er sich der Assistenz
des Kf. vermöge der AlHaitztraktaten versichert und requiriert dieselbe hiermit
in eventuui.
Der Kurfürst an v. Urumlt. D, Po ts tarn
28. Juli/7. August 1683,
[Gefahren der Erregung eines Krieges in Deutschland. Befehl, dem König
davon abzuraten .1
T. Aug. Aus seiner letzten Relation hat er ersehen, daß der König noch immer
auf der Ruptur besteht. Er ist darüber sehr bekümmert und furch tet, d*Q,
wenn dieser Ends ein neues Kriegsfeuer angezündet werden sollte, dieses nicht
allein den niedersächsischen und die angrenzenden Kreise in die höchste Du-
rah* und Desolation versetzen, sondern auch die Stände desselben von der
so hochnotwendigen Gegenwehr gegen den Erbfeind abhalten würde. Er kann
daher dem König keineswegs dazu raten, viel weniger zur Ausführung
Beiseins konkurrieren.
In was großer und noch nie vorhin erlebter Gefahr das L Vaterland
anjetzo stehet, solches bedarf keines weitläufigen Aulührens und wurden
Wir es nie in unserm Gewissen, vor Gott und der werten Posterität
verantworten können, sondern uns vielmehr eine immerwährende blasme
vor der ehrbaren Welt susienen, auch wieder Unser eigen Interesse
laborieren, wann wir des Reiches so gefährlichen Zustand durch Be-
förderung einer innerlichen Unruhe gar desperat machen und an der
einen Seite zwar unsere Benachbarte ohne Erwerbung des geringsten
Vorteils anf eine Zeit lang inortificiren, an der anderen Seite aber einem
grausamen Feinde noch leichter machen sollten, seine blutdurstige
Desseme gegen das Reich und die Christenheit auszuführen* — Wir
Abmahnung des Kf. vor kriegerischem Vorgehen. 627
tragen auch zu I. E. M. ans bekannten hohen Generosität das feste Ver-
trauen, es werden dieselbe Ihrer hohen Begabnns nach Ihre sonst woll
befugte ressentimens des Reiches und der Christenheit zum besten sacri-
ficiren oder doch zur Ausführung eine andere bequemere Zeit erwarten.
Wollten I. E. M. uns auch in hergebrachter Confidenz wissen lassen,
worin und in was specialibus Ihre wider das Furstl. Haus habende Be-
schwerde bestehen, so wollten wir uns der Sache gern mit Eifer an-
nehmen und alles, was zu I. E. M. Vergnügen und Satisfaction gereichet,
äußerster Muglichkeit nach befordern.
Er hat dieses dem König and dessen Ministern vorzustellen und sie von
dem Dessein in seinem Namen aufs beweglichste za dehortieren, doch so, daß
der König davon keine Ombrage nehmen oder Diffidenz in ihn setzen möge,
da er in den mit dem König habenden Alliantzien beständig zu verharren
gedenkt.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Rensburg
30. Juli / [9. August] 1683.
[Die Streitigkeiten zwischen dem König und den lüneburgischen Herzogen.
Bereitwilligkeit des Königs zur Hilfesendung gegen die Türken. Besorgnisse wegen
der holländischen Flottenrüstung.]
Nachdem Ehrenschild dem König gemeldet hat, daß die Herzoge von 9. Aug.
Lüneburg zwei Regimenter Infanterie über die Elbe in die Vierlande gehen
lassen und alle ihre Truppen hart an der Elbe jenseits zusammengezogen hätten,
ist der König schon am 27. von Kopenhagen abgereist und gestern nacht hier
angekommen. Er hat ihm durch Graf Reventlo sagen lassen, er verließe sich
gänzlich auf Kf., er erwarte, daß derselbe in dieser gemeinen Sache mit ihm
für einen Mann stehen und falls es, wenn die Herzoge opiniastrieren sollten,
zur Extremität kommen wurde, ihn nachdrücklich sekondieren würde. Heute
hat der lüneburgische Gesandte Wackerbart bei dem König Audienz und
dann mit den Ministern eine Konferenz gehabt und hat feierlich protestiert, daß
es gar nicht die Absicht der Herzoge sei, zu einer brouillerie Anlaß zu geben,
sie hätten nur um des Kreises Sicherheit und Wohlfahrt willen den Paß in
den Vierlanden okkupieren müssen, um im Notfall Lübeck retten zu können,
da sie Nachricht erhalten, daß der König sich dieser Stadt zu bemächtigen
suchte. Der G. Kanzler hat ihm geantwortet, er könnte auf seine Ehre und
Gewissen versichern, daß der König niemals eine solche Absicht gehabt,
daß er seine Truppen nur in die benachbarten Ämter geschickt habe, um zu
verhindern, daß das Haus Lüneburg Truppen in die Stadt lege. Da, wie
40*
628 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
der G.Kanzler ihm zn verstehen gab, der König nicht nur par interest, sondern
anch par honneor solche Demarchen des Fürstl. Hauses nicht länger dulden
will, und es leicht zu einer Hostilität kommen kann, so erwartet der König
mit Schmerzen Meinders' Ankunft, und auch er sieht, daß die Pikaoterie schon
so groß ist, daß sie ohne des Kf. entremise schwerlich wird beigelegt werden,
obwohl Wackerbart versichert, daß die Truppen wieder zurückgehen sollen,
was auch zum Teil geschehen ist. Sonst hat der König durch Haxthausen
dem Fürstl. Hause mitteilen lassen, er wolle gern sein Kontingent gegen die
Türken geben, er hoffe, das Fürstl. Haus werde ebenso die drohende Gefahr
beherzigen und sein Kontingent auch hergeben. Man fangt auch hier an, auf
der Türken Progressen zu reflektieren, der König will sogar ein größeres Korps
zu Hilfe schicken, wenn ihm nur vom Reiche einige Satisfaktion gegeben wird.
Der G. Kanzler hat ihm auch gesagt, der König hätte Nachricht, daß in
Holland die Flotte verstärkt würde und bald in See gehen sollte, er könnte
dem Handel nicht trauen und hätte seiner und der französischen Flotte Ordre
gegeben, die holländische nicht in die Ostsee zu lassen, sondern sie in solchem
Fall anzugreifen.
Instruction, wornach unser — Würcklicher Geheimbter Rat
Frantz von Meinders bei der ihm aufgetragenen Schickung an
I. K. M. zu Dennemarck, Norwegen p. p. untertänigst zu achten.
D. Potsdam 30. Juli/ [9. August] 1683.1) (Conc. Meinders.)
[Verhütung des Bruches zwischen Dänemark und den lüneburgischen Herzogen.
Den Hamburgern und den Lüneburgern zu machende Vorstellungen.]
9. Aug. Kr soll sich mit dem ehesten nach Hamburg begeben, dort das ihm
mitgegebene Kreditiv abliefern, einige Deputierte des Rats zu sich begehren
und von ihnen Auskunft darüber verlangen, ob die Festsetzung lüneburgischer
Truppen in den Vierlanden mit ihrem Vorbewußt und Konsens geschehen sei
und ob diese Völker diese Orte wieder gänzlich verlassen hätten. Er soll ihnen
vorstellen, daß diese demarche sowohl bei dem König von Dänemark als auch
bei anderen die größte Ombrage verursacht habe und Anlaß zu Unruhe und
Weiterungen geben könnte, und sie ermahnen, behutsam zu verfahren, sich mit
niemand zu tief zu engagieren und dem König keine Ursache zum Widerwillen
zu geben, Kf. sei erbötig und er, Meinders, befehligt, sich ihrer in allen
billigen Dingen anzunehmen. Sollten Deputierte von Lübeck sich dort befinden,
so hat er diesen ebendasselbe vorzutragen.
J) Ganz kurz handelt über diese Sendung Meinders' Pufendorf XVIII, §98
(S. 1478 f.).
Meinders' Sendung nach Hamburg und zum Konig von Dänemark. 629
Dann hat er sich zu dem Konig von Dänemark zu begeben und
seine Negotiation dahin hauptsächlich zu richten, daß die zu befürchtende
Ruptur zwischen demselben und dem Hause Lüneburg verhütet und die
Irrungen zwischen ihnen auf gutlichem Wege, wozu Kf. nochmals seine Ver-
mittelung anbietet, abgetan, oder der König wenigstens bewogen werde, bei
diesen ohnehin so gefährlichen Konjunkturen davon abzustehen, dieselben mit
den Waffen zu prosequieren. Er hat sich zu erkundigen, worin diese Irrungen
bestehen und deswegen nicht allein den dort befindlichen braunschweigischen
ministris, sondern auch im Notfall den Herzogen selbst aufs beweglichste zu-
zureden. Da ohne Zweifel die größte Ursache des Unwillens des Königs gegen
dieselben darin besteht, daß sie sich in alle Streitigkeiten und Händel im Kreise,
und zwar zum Nachteil des Königs, mischen und unter dem Praetext ihres Inter-
esses oder des Kreisoberstenamtes oder versprochener Protektion oder gemachter
Traktaten sich immer der Gegner des Königs annehmen, ja gar das arbitrium
aller Dinge im Kreise arrogieren, so wird hoffentlich das Haus von dergleichen
Dingen abstehen und eine andere Konduite halten. Da auch Kf. darüber sich
zu beschweren Ursache hat, so hat er den lüneburgischen ministris zu verstehen
zu geben, daß Kf. zwar geneigt sei, mit dem fürstl. Hause in nähere Verständnis
zu treten, daß aber zunächst das nötige Vertrauen zwischen ihnen etabliert
werden müßte und daß Kf. hoffe, sie würden dem König von Dänemark keine
Ursache zum Mißvergnügen geben und sich auch gegen ihn so verhalten, daß
gute Freund- und Nachbarschaft zwischen ihnen bestehen könnte.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Renssburg
9./19. August 1683.
[Audienz bei dem Könige. Gespräche mit dem G. Kanzler, Villars und Grote.
Beginn der Konferenzen, der von ihm abgefaßte Vertragsentwurf.] *
Er ist1) vorgestern gegen Abend hier angelangt und hat gestern mittag 19. Aug.
bei dem König Audienz gehabt Derselbe erkundigte sich sehr angelegentlich
nach dem Befinden des Kf. und beklagte, daß derselbe mit solchen beschvver-
J) Nach einem am 4./14. August aus Hamburg gesendeten Protokoll war M. am
Nachmittage dieses Tages dort angekommen, hatte sofort den Ratsverwandten Uf fei-
mann zu sich kommen lassen, ihm die Ursache seiner Sendung mitgeteilt und gebeten,
der Rat möchte Deputierte zu ihm schicken, denen er die Gedanken des Kf. eröffnen
könnte. Dann hatte er sich zu dem erkrankten Ehrenschild begeben, der sich
über seine Ankunft sehr erfreut zeigte und ihm mitteilte, daß der König jedenfalls
übermorgen wieder in Rendsburg sein würde. Er und Villars hätten den Deputierten
des Rats wegen des Marsches der Braunschweiger in die Vierlande ernstlich zu-
gesprochen, der Rat hätte behauptet, daß dieser ohne ihr Wissen und gegen ihren
628 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
der G.Kanzler ihm zu verstehen gab, der Konig nicht nur par interest, sondern
auch par honnear solche Demarchen des Fürstl. Hauses nicht länger dulden
will, und es leicht zn einer Hostilität kommen kann, so erwartet der König
mit Schmerzen Meinders' Ankunft, und auch er sieht, daß die Pikanterie schon
so groß ist, daß sie ohne des Kf. entremise schwerlich wird beigelegt werden,
obwohl Wackerbart versichert, daß die Truppen wieder zurückgehen sollen,
was auch zum Teil geschehen ist. Sonst hat der König durch H axthausen
dem Fürstl. Hause mitteilen lassen, er wolle gern sein Kontingent gegen die
Türken geben, er hoffe, das Fürstl. Haus werde ebenso die drohende Gefahr
beherzigen und sein Kontingent auch hergeben. Man fängt auch hier an, auf
der Türken Progressen zu reflektieren, der Konig will sogar ein größeres Korps
zu Hilfe schicken, wenn ihm nur vom Reiche einige Satisfaktion gegeben wird.
Der G. Kanzler hat ihm auch gesagt, der König hätte Nachricht, daß in
Holland die Flotte verstärkt würde und bald in See gehen sollte, er könnte
dem Handel nicht trauen und hätte seiner und der französischen Flotte Ordre
gegeben, die holländische nicht in die Ostsee zu lassen, sondern sie in solchem
Fall anzugreifen.
Instruction, wornach unser — Würeklicher Geheimbter Rat
Frantz von Meinders bei der ihm aufgetragenen Schickung an
I. K. M. zu Dennemarck, Norwegen p. p. untertänigst zu achten.
D. Potsdam 30. Juli/ [9. August] 1683.1) (Conc. Meinders.)
[Verhütung des Bruches zwischen Dänemark und den lüneburgischen Herzogen.
Den Hamburgern und den Lüneburgern zu machende Vorstellungen.]
9. Aug. Er soll sich mit dem ehesten nach Hamburg begeben, dort das ihm
mitgegebene Kreditiv abliefern, einige Deputierte des Rats zu sich begehren
und von ihnen Auskunft darüber verlangen, ob die Festsetzung lüneburgischer
Truppen in den Vierlanden mit ihrem Vorbewußt und Konsens geschehen sei
und ob diese Völker diese Orte wieder gänzlich verlassen hätten. Er soll ihnen
vorstellen, daß diese demarche sowohl bei dem König von Dänemark als auch
bei anderen die größte Ombrage verursacht habe und Anlaß zu Unruhe und
Weiterungen geben könnte, und sie ermahnen, behutsam zu verfahren, sich mit
niemand zu tief zu engagieren und dem König keine Ursache zum Widerwillen
zu geben, Kf. sei erbötig und er, Meinders, befehligt, sich ihrer in allen
billigen Dingen anzunehmen. Sollten Deputierte von Lübeck sich dort befinden,
so hat er diesen ebendasselbe vorzutragen.
') Ganz kurz handelt über diese Sendung Meinders' Pufendorf XVIII, §98
(S. 1478 f.).
Meinders' Sendung nach Hamburg und zum Konig von Dänemark. 629
Dann hat er sich zu dem König von Dänemark zu begeben und
seine Negotiation dahin hauptsächlich zu richten, daß die zu befürchtende
Ruptur zwischen demselben und dem Hause Lüneburg verhütet und die
Irrungen zwischen ihnen auf gütlichem Wege, wozu Kf. nochmals seine Ver-
mittelung anbietet, abgetan, oder der König wenigstens bewogen werde, bei
diesen ohnehin so gefährlichen Konjunkturen davon abzustehen, dieselben mit
den Waffen zu prosequieren. Er hat sich zu erkundigen, worin diese Irrungen
bestehen und deswegen nicht allein den dort befindlichen braun sc hweigischen
ministris, sondern auch im Notfall den Herzogen selbst aufs beweglichste zu-
zureden. Da ohne Zweifel die größte Ursache des Unwillens des Königs gegen
dieselben darin besteht, daß sie sich in alle Streitigkeiten und Händel im Kreise,
und zwar zum Nachteil des Königs, mischen und unter dem Praetext ihres Inter-
esses oder des Kreisoberstenamtes oder versprochener Protektion oder gemachter
Traktaten sich immer der Gegner des Königs annehmen, ja gar das arbitrium
aller Dinge im Kreise arrogieren, so wird hoffentlich das Haus von dergleichen
Dingen abstehen und eine andere Konduite halten. Da auch Kf. darüber sich
zu beschweren Ursache hat, so hat er den lüneburgischen ministris zu verstehen
zu geben, daß Kf. zwar geneigt sei, mit dem fürstl. Hause in nähere Verständnis
zu treten, daß aber zunächst das nötige Vertrauen zwischen ihnen etabliert
werden müßte und daß Kf. hoffe, sie würden dem König von Dänemark keine
Ursache zum Mißvergnügen geben und sich auch gegen ihn so verhalten, daß
gute Freund- und Nachbarschaft zwischen ihnen bestehen könnte.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Renssburg
9./19. August 1683.
[Audienz bei dem Könige. Gespräche mit dem G. Kanzler, Villars und Grote.
Beginn der Konferenzen, der von ihm abgefaßte Vertragsentwurf.] j
Er ist1) vorgestern gegen Abend hier angelangt und hat gestern mittag 19. Au(
bei dem König Audienz gehabt. Derselbe erkundigte sich sehr angelegentlich
nach dem Befinden des Kf. und beklagte, daß derselbe mit solchen beschwer-
]) Nach einem am 4./ 14. August aus Hamburg gesendeten Protokoll war M. am
Nachmittage dieses Tages dort angekommen, hatte sofort den Ratsverwandten Uffel-
mann zu sich kommen lassen, ihm die Ursache seiner Sendung mitgeteilt und gebeten,
der Rat möchte Deputierte zu ihm schicken, denen er die Gedanken des Kf. eröffnen
könnte. Dann hatte er sich zu dem erkrankten Ehrenschild begeben, der sich
über seine Ankunft sehr erfreut zeigte und ihm mitteilte, daß der König jedenfalls
übermorgen wieder in Rendsburg sein würde. Er und Villars hätten den Deputierten
des Rats wegen des Marsches der Braunschweiger in die Vierlande ernstlich zu-
gesprochen, der Rat hätte behauptet, daß dieser ohne ihr Wissen und gegen ihren
K30
IV. Brandenburg und D&nemark 1679— 16S4.
liehen Zufällen so oft belegt und dadurch viele gute Desseins verhindert wnrdeo
Er sagte, daß er die Türk enge fahr überaus fürchtete und daß er dem Kaiser
und dem Reich gern Hilfe senden wollte, vorher aber müßte er wegen seiner
stolzen und unra higen Nach harn gesichert sein* Diese, die b r a u u s c h w e i g i s c he ü
Herzoge, traktierten beständig mit Schweden und hätten allerband schädl
Desseins gegen ihn und Kf. vor, er hoffte aber, Kf. werde wie er auf der Hot
stehen und das jetzige Tempo nicht versäumen, Man finge jetzt an, etwas
moderater zu sprechen, nachdem Kf, ihnen zu Berlin so mascule nnd trefflich
habe zusprechen lassen, weshalb er demselben sehr öbligiert wäre. Mit Frank-
reichs Verhalten gegen das Reich bezeugte er sehr zufrieden zu sein, dagegen
beklagte er die schlechte Konduite des kaiserlichen Hofes und verlangt!
sehr des Kf* Gedanken zu wissen, was m tun s^in würde, wenn dieser den
angebotenen Frieden einen Weg wie den anderen ausschlagen sollte, Mio
verließe sich dort auf Dinge, die ihnen weder gegen den Türken noch gegen
Frankreich helfen, ihm und dem Kf, aber zum höchsten Schaden ausschlagen
könnten, besonders auf die schwedische Eriegsrüstung und die hollandische
Willen erfolgt sei, daß sie auf die Nachricht davon Deputierte au den Generalmajor
Mario tu und nach Celle geschickt und auch glücklich die Delogierung der Truppen
erwirkt bitten. Kr hätte dieses »einem Könige gemeldet und erwartete dessen Befehl,
ob er mit dieser Erklärung der Stadt zufrieden sein oder noch weitere Forderungen
stellen sollte, Sie hätten datin von den gemeinen Konjunkturen weitläufig geredet
Eb, hätte behauptet, man mußte diese günstige Gelegenheit benutzen, um das Jlaus
Lüneburg in die gebührenden Schranken zu setzen, er glaubte nicht, daß dasselbe
sich gutwillig akkominodiereu werde, sein König werde schwerlich die Armee zurück-
ziehen, bevor die Lüneburger die ihrige zunickgezogen hätten, und da er dieselbe
nicht aus seinen Landen verpflegen konnte, so werde er sich ihrer vermutlich gegen
einige uiedersäcbsiache Reicbsstände wegen der Prätentionen, die er auf Grund
kaiserlicher Assignalionen zu machen hatte, bedienen. Eh. hätte sich auch erkundigt,
eb Kf. ihm nicht wegen dei Hauptwerkes im Reiche etwas aufgetragen hin
als er berichtete, Kf, hätte den Kaiser nochmals ermahnt, die von Frankreich an-
gebotenen Bedingungen anzunehmen, hätte er gemeint, dazu sei wenig Aussicht, es
sei eine fatalis diäsolutjo imperü m furchten, der König wünschte sehr, de> Kl
Urteil darüber zu vernehmen, Danu bitte Eh. auch von den großen Rüstungen des
Königs von Schweden gesprochen und daß man künftig zu spät bereuen werde,
eine so herrliche Gelegenheit, dessen Macht zu schwächen, verabsäumt zu haben, er
halte aber erwidert, daß man unter den jetzigen Umständen unmöglich einen neuen
Krieg anfangen könnte, und auch seine guten Dienste zum Akkouimoderoent mit dem
Hause Lüneburg angeboten* Er hätte auch auf Ebreuschilds Wunsch Pf fei mann,
der als Deputierter der Stadt zu ihm gekommen sei, gut zugeredet, derselbe hatte
versprochen, morgen darüber Bericht zu erstatten nod ihm dann die Erklärung fci
Rats zu hinterbringen. Diese lautet* wie M. am 5./ 15. August meldet, der Rat
dem Rat dos Kf. nachleben, sich vor aller Übereilung hüten und sich nicht in großer
Baff*]) Dinge mischen* Kf, hätte bei seiner vorjahrigen Anwesenheit der ganzen Stadt
Hers und Devotion so gewonnen, daß sie für keinen Potentaten mehr Liebe und
Respekt b+tetffa
Meinders' Verhandlungen mit dem König, dem G. Kanzler, Villars und Grote. 631
Flotte. Letztere wäre ausgelaufen, und man vermutete, daß sie nach Gothenburg
gehen wurde, wo Graf Koni gsmarck viele Völker versammelt hätte, die leicht
nach dem Bremischen gebracht werden und sich dann mit den braunschweigischen
Truppen vereinigen konnten, dann könnten sie leicht unter dem Praetext der
Assistenz an Holstein oder sonst die Elbe passieren, sich diesseits derselben
festsetzen und Kf. von ihm trennen. Kf. würde aus dem allen ersehen, wie
gefährlich es sein würde, wenn er seine meisten und besten Regimenter nach
Österreich wider die Türken senden sollte. Er wünschte auch, daß der Friede
mit Frankreich je eher je lieber geschlossen wurde. So lange aber dieses nicht
geschehe, würde er die französische Flotte») bei sich in der Ostsee behalten.
Dieselbe wäre in vorzüglichem Zustande, wäre mit allem Notwendigen bis zum
Januar versehen und wünschte nur, etwas zu tun zu bekommen. Er kam dann
auch auf die englischen Affären zu sprechen und rühmte sehr die Art und Weise,
wie sein Bruder8) dort aufgenommen wäre.
Mit dem Reichskanzler hat er noch keine ordentliche Konferenz gehalten,
sie haben aber von allen Materien, welche die jetzigen Konjunkturen betreffen,
gesprochen, besonders von der braunschweigischen. Er äußerte sich ganz ähnlich
wie der König, versicherte, daß derselbe jetzt mehr als jemals zum Frieden
inklinierte, man müßte sich aber bemühen, die Sache in solchen Stand zu setzen,
daß solches Dominat und absolute Direktion im Kreise, wie sie sich das
Haus Braunschweig bisher angemaßt hätte, nicht länger gestattet werde.
P.S. Diesen Nachmittag hat er mit dem französischen Ambassadeur')
ausführlich geredet. Derselbe versicherte, sein König habe keine andere Intention.,
als den Frieden in diesen Quartieren zu erhalten. Man wäre zwar mit dem Hause
Braunschweig gar nicht zufrieden und gönnte demselben gern eine Modifikation,
da aber des Königs Allianzen nur defensiv wären, so hätte er immer erinnert,
man sollte allgemach und bride en main gehen, damit man sich nicht mit der
blasme d'aggression beladete und den König dadurch inutil machte, das Seinige
mit gebührendem Nachdruck zu tun. Er rühmte des Kf. Konduite auf das
allerhöchste und meinte, dieselbe könnte das beste Instrument sein, alle Kollisionen
dieser Orten zu verhüten.
Der Präsident von Hannover, Grote, ist auch angekommen, er hat mit
ihm nur mit wenigem geredet. Wenn seine Proposition so eingerichtet sein wird,
wie er ihm gesagt und er selbst ihm geraten hat, wird sie nicht allerdings
unangenehm sein. Er hat auch versichert, daß ihr Gesandter in Regensburg
auf Beschleunigung des Friedens mit Frankreich dringen und daß sie auch
immediate dem Kaiser deswegen zureden würden.
P.S. 10./ 20. August 1683. Bisher hat man nur pro et contra raisonniert. 20. Aug.
Da aber ein fundamentum zu einer näheren Zusammensetmng gelegt werden
') Dieselbe, 20 Schiffe stark, unter dem Befehl des Marquis de Previlly, war
Ende Juni in Kopenhagen angelangt S. Theatr. Europ. XII, S. 578.
*) Prinz Georg war am 12. Juli von Glückstadt aus nach England abgereist
S. ebendaselbst S. 580.
«) Villars. S. oben S. 623.
632 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
muß, so hat er auf Begehren der Dänischen und der Braunschweigischen ein
Projekt1) entworfen, er wird darüber morgen mit den Dänischen konferieren
und, wenn sie darüber einig sein werden, deshalb mit Grote kommunizieren.')
1) Nach demselben versprechen der König von Dänemark, Kf. und die braun-
schweigiscben Herzoge unter Hinweis auf die Tu rk engefahr 1. in nachbarlicher
Freundschaft und Korrespondenz zu leben und sich um Abwendung aller Gefahr und
Bestätigung des Friedens zu bemühen, 2. daher am kaiserlichen Hofe und bei dem
Reichskonvent in Regensburg alle tunlichen officia anzuwenden, daß mit Frankreich
entweder der Frieden oder Waffenstillstand auf möglichst gute Bedingungen, wenn
keine besseren zu erhalten, auf die von Frankreich offerierten, zustande gebracht
werde. 3. Sollte dieses nicht gelingen, sich doch weiter zu bemühen, daß das Reich
nicht versus orientem in neue Unruhe gerate, sondern aller Streit durch einen Frieden
oder Stillstand suspendiert werde. 4. Sollte es trotzdem zu Troublen kommen, sich
darein mit keinen Tätlichkeiten zu mischen, sondern ihre officia an allen dienlichen
Orten zu verdoppeln, bis ein Friede oder Stillstand geschlossen sein wird. 5. Sie
wollen sich auch bemühen, daß in dem Ober-, Niedersächsischen und Westfälischen
Kreise der Friede erhalten, besonders ihre darin gelegenen Provinzen mit keinerlei
Kriegsbeschwerden graviert, sondern wider diejenigen, die sich dessen unterstehen
sollten, gemeinsam solange agiert werde, bis der Beleidigte gebührende Satisfaktion
und Schadenersatz erhalten habe. In Artikel 6 — 8 könnten die betreffenden Lande,
die Zahl der Hilfstruppen und was sonst in solchen foederibus defensivis eingerückt
zu werden pflege, exprimiert werden. 9. Da Kf. und die braunschweigischen Herzoge
hohe Kreisämter führen, so soll es bei diesen Ämtern und den ihnen anklebenden
Verrichtungen und Rechten sein völliges Verbleiben haben, doch sollen dieselben
nach den Reichskonstitutionen und ausgestellten Reversalen geführt und nicht extra
eorundem terminos extendiert werden. 10. Etwaige Grenz- und andere Streitigkeiten
unter den Paciscenten sollen gütlich beigelegt oder rechtlich entschieden werden, in
Streitigkeiten derselben mit anderen sollen sie sich nur per amicabilia officia ein-
mischen, außer wenn jemand von ihnen offensive beleidigt oder angegriffen werden
sollte, in welchem Falle sie ihm die in diesem Defensivbündnis versprochene Hilfe
zu leisten haben. 11. Sollte der König von Schweden wirklich, wie verlautet, vor-
haben, eine so konsiderable Anzahl Volks nach Deutschland zu transportieren,
welche bei den Nachbarn billige Jalousie und Orabrage erregen könnte, so wollen
sie sich nicht allein die versprochene Garantie und Defension ihrer in den drei
Kreisen belegenen Lande wirklich prästicren, sondern auch alle möglichen officia
anwenden, um einen solchen Transport zu verhindern und abzuwenden. Artikel 12
könnte von dem Einschluß anderer Reichsstände, besonders K. Cölns, K. Sachsens
und Münsters handeln. 13. Numerus annonim, ratificatio etc.
2) M. berichtet 13./ 23. August 1683, Grote hätte ihm über die Konferenz,
welche dieser gestern mit den Dänischen gehalten, berichtet, dieselbe hätte mehr
die Partikularangelegenheiten des Königs als das gemeine Werk konzerniert, doch
hätte man auch von Beförderung des Friedens mit Frankreich gesprochen. Gr. hätte
versichert, das Fürstl. Haus wollte dazu alle officia anwenden, aber sie könnten doch
den Kaiser, mit dem Hannover in Allianz stände, nicht zwingen. Auf die Frage der
Dänischen, was zu tun sei, wenn der Kaiser opiniastrieren sollte, hätte er geantwortet,
das zu determinieren, dazu sei es jetzt noch zu früh, und man müßte auch überlegen,
Das Projekt eines Bündnisses. Mahnung zum Abschluß eines solchen. 633
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam 14./[24.] August 1683.
(Konzept von Fuchs' Hand.)
[Auf die Relation vom 9./ 19. August Stand der Friedensangelegenheit. Abzuschließendes
Bündnis zwischen Dänemark, Kf., dem Hause Lüneburg und anderen Reichsständen,
darüber mit den Lüneburgern zu führende Verhandlungen.]
— Was nun zuerst das Friedenswerk zwischen Franckreich und 24. Auf
dem Reiche anbetrifft, habet Ihr aus der letzteren hiebeikommenden
Regensburgischen Relation1) zu ersehen, wie daß des Churfürstlichen
Collegii Conclusum überaus wohl ausgefallen, wobei uns dieses sonderlich
consoliret, daß Chur-Bayern und Sachsen nioht wie vorhin contra-
diciret, und seind wir auch sonst von Chur-Sachsen versichert, daß
selbiges durch unsere Vorstellungen bewogen auch beim Keyserlichen
Hofe selber den Frieden mit Franckreich poussiret. Vom Fürstlichen
Collegio vermuten wir auch einen besseren Schluß als bishero, wiewohl
Oesterreich, Schweden und Burgund solches zu hintertreiben be-
mühet sein sollen. Von dem Keyserlichen Hofe aber versehen wir uns
in diesem Werke nichts gutes und geben des Fürsten von Anhalt Re-
lationes, so wir Euch zuzufertigen befohlen, genugsam zu erkennen, daß
des spanischen Botschafters consilia daselbsten annoch praevaliren und
man selbiger Krone und ihrer Ministrorum interesse und passiones mehr
als des Reiches Conservation und Wohlfahrt beherziget Weil nun das
Ende des Augusti herzunahet, so seind wir deßhalb in nicht geringer
Perplexität, denn an einer Seite begreifen wir, daß wo nach der Inten-
tion des Keyserlichen Hofes das Friedens werk länger ausgesetzt und in
Ungewißheit bleibet, das ganze Reich und zuforderst wir in steter Gefahr
wie man sich gegen Frankreich zu verhalten hätte, wenn dieses gleich nach Verfließung
des Termins im Reich etwas de facto anfangen sollte. Er (M.) aber hätte ihm
remonstriert, daß deswegen eine schleunige Resolution um so notwendiger sei und
daß das Fürst). Haus nicht nur zum Frieden raten, sondern sich auch wegen der
Bedingungen desselben erklären müßte, die Erhaltung des Friedens mit dem Reich
dürfte nicht an der Inklusion der spanischen Niederlande scheitern. Gr. hätte diese
Remonstrationen für sehr raisonnabel erklärt und gemeint, man werde darauf
gebührende Reflexion nehmen. Villars aber behaupte, an den lüneburgischen Höfen,
außer Wolfenbüttel, suche man nur zu temporisieren und sei entschlossen, auch wenn
Wien übergehen sollte, dennoch nicht den Frieden mit Frankreich auf die vor-
geschlagenen Bedingungen zu befördern.
!) S. die Relation G. v. Jena's und Schönbecks vom 13./23. Juli 1683 unten
Abschnitt V.
634
IV. Braodeiibii
ocraark 1679— 1084.
eines verderblichen Krieges und daraus herrührenden kostbaren Ver-
fassungen werden stehen müssen, au der anderen Seite hüben wir auch
als ein aufrichtiger teutscher Patriot ein rechtmäßiges Bedenken, der
Crooe Franckreich das einstige Mittel, den Frieden zu machen, neniblicb
das Co in pelle, zu zeigen und dazu zu raten, wiewohl wir uns über
selbiger (Von bisherigen Moderation bei jetzigen Lauften nicht goug !
wundern können, Wti wir deshalb bei heutiger Post an den tm
Span heim reseribiret, ') zeiget der Beischluß, Zue Abwendunge nun der
hinc inde besorgenden Extremitäten linden wir kein leichter und sicherer
Mittel, als wenn man das Fürst!* Haus Lünen bürg dahin bringet) kom
daß selbiges nebst uns den Frieden simpliciter urgierte, und daß darauf
zwischen I, K. MM Ohur-röllen, Chur-Sachsen, uns, Münster und
besagetem fürstL Hause ein foedos defensivum pro imperio und eines
jeden Lande getrolfen würde. Hieraus würden unzählige viele gute
Effecten entsprießen. Erstlich würde man die Ruptur mit Franckreich
verhüten und das Hei eh in seiner Consistenz contra qiiosvis insultu*
erhalten, 2) würden diese Alliirte mächtig sein, sich contra quemeunque
su schützen und in Sicherheit zu setzen und in denen Westfälischen,
Ober- und Niedersächsischen Kreisen einen steten Frieden und Ruhestand
auch unter sich zu erhalten, wordurch denn diese Kreise und der AUi-
irten Lande in immerwährendem Flor erhalten und so forroidable werden
w (irden, daß jedermänniglich, auch von Auswärtigen, eine Reflexion
darauf zu machen und »eibige zu reeherchireu haben würde. 3) Könnten
diese Alliirte ohne sich und ihre Lande zu entblößen eine considerable
Armee wieder den Erbfeind schicken und das Reich auch von der Seiten
versicheren, anderer unzähligen Advantagen, welche leicht zu begreifen
sein, zu geschweigen. Die meiste DifficuHät finden wir hei dein Fiiratl.
Lünen burgischen Hause, wenn aber dasselbe sein Interesse jetziger Zeit
recht beherzigen will, kann es in diesem foedere nicht anders als seine
Sicherheit und Advantage finden. Daferne nun L K. M», wie wir uns
aus euer Relation die HoiVnuuge machen, sich mit uns hierunter verein-
baren, könnte dieses heilsame Werk bei des von Graten Anwesenheit
feste gesetzet und abgetan werden* Sollte dann ja ein oder ander nicht
sofort beitreten können, könnte demselben die Accession offen bleiben.
und daferne anch Exteri sich mit hinein begeben wollten, müßte man
darüber concertireu.
0 S. oben a 478f.
Aufträge an Meinders. Unsicherer Ausgang der Verhandlungen. 635
Der holländischen Flotte wegen hat er verschiedentlich mit Amerongen
sprechen lassen, derselbe versichert aber, daß seine Prinzipalen damit nichts
unternehmen wurden, was zu jemandes offense gereichte, er hat auch v. Rouck1)
befohlen, deshalb alle diensamen Remonstrationen bei dem Staat zu tun. Sollten
aber dem König Insulte geschehen, bleibt er beständig bei der Obligation, ihm
kräftig zu assistieren.
Aus welchen Ursachen er beschlossen hat, seine Armee noch zurück-
zuhalten, wird M. aus dem, was ihm Fuchs zugeschickt, ersehen haben, er ist
so noch imstande, den genommenen Resolutionen einen Nachdruck zu geben,
wiewohl ihn die türkischen Progressen nicht wenig bekümmern, gleich jetzt
erhält er die Nachricht, daß sie bereits in dem Graben vor Wien stehen. Doch
wäre daraus leicht zu eluktieren, wenn der Frieden mit Frankreich befestigt und
die obangezielte Allianz zum Effekt gebracht würde. Er soll diese Gedanken
des Kf. dem König mitteilen und ihm dessen Gutachten darauf überschreiben.9)
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Renssburg
20./ 30. August 1683.
[Unsicherer Ausgang der Verhandlungen. Kriegslust des Königs.]
Er hat den Inhalt des Reskripts vom 14. dem König und den Ministern 30. Aug
mitgeteilt. Die wichtigsten Punkte, woran die nähere Zusammensetzung sich
accrochiert, sind der Eibzoll, die Assignationen und die holsteinsche Sache, in
betreff des französischen Friedens wird das Haus Lüneburg wohl zu Regens-
burg ein solches votum führen, welches mehr der den Frieden befördernden
als der ihn verhindernden Partei zugezählt werden könnte. Seiner Meinung
nach möchten diese Dinge einen gedeihlichen Schluß nicht hindern, wenn man
dänischerseits nur völlig und eigentlich gemeint wäre, etwas zu tun. Daran
aber muß er sehr zweifeln, besonders soviel Reventlo und den König angeht,
Grote merkt dieses wohl und ist deswegen nicht wenig perplex, denn die
Begierde zum Kriege ist unglaublich. Der König zeigt sie bei jeder Gelegenheit
und sagt öfter, es sei der größte Schaden von der Welt, eine so schöne Armee
und Flotte müßig zu lassen. Hingegen sagt ihm Grote, die Lüneburger
fürchteten sich vor dem König von Dänemark nicht, wenn nur Kf. davon bliebe.
>) S. über dessen Sendung nach Holland Urk. u. Akt III, S. 743 ff.
") Kf. zeigt (d. Potstam 14./ [24.] August 1683) M. an, daß er die von Dänemark
und K. Cöln verlangte Zusammenfährung der in der Soester Allianz stipulierten Völker
vorläufig für überflüssig halte, da sie große Kosten und Ungelegenheu, auch Ombrage
bei den Nachbarn und anderswo verursachen würde, und daß er wünsche, sämtliche
Alliierten mochten damit noch etwas anstehen.
636 IV. Brandenburg und Danemark 1679—1684.
Es muß sich in wenigen Tagen weisen, wohin die Sache ausschlagen wird. Die
Armee ist nun ganz in die Quartiere verlegt und sonst hier alles still. Um Wien
scheinen sich die meisten wenig zu kummern.
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam
24. August/ [3. September] 1683.
[Auf die Relation vom 10./ 20. August. Änderungen der Artikel 4 und 5 des Projektes.
Wichtigkeit der abzuschließenden Allianz.]
3. Sept Er ist mit dem von M. entworfenen Projekt sonst zufrieden, hat nur die
Art. 4 und 5 etwas ändern lassen;1) denn daß er bei erfolgender Unruhe und
Ruptur still sitzen und zusehen sollte, wie im Reiche alles aber und über ginge,
ist seinem Interesse gar zuwider.
Wenn de fatis imperii disponieret werden sollte, müssen wir, die wir
jetzo den größesten Teil darinnen haben, mit Hand daran schlagen nnd
nicht erwarten, bis wir auch dermaleinst dem Überwinder zue Teile
werden. Wir haben demnach den vierten Articul dahin änderen, jedoch
alles also einrichten lassen, daß keiner dadurch choquiret, sondern alles
auf die mesures, so künftig zu nehmen sein, hinausgesetzet wird. Bei
l) Sie sollen lauten: „Art. 4. Indessen aber versprechen vorhöchstgedachte
Contrahenten und Paciscenten, daß wann ja nach aller angewandten Mühe und
Sorgfalt nicht alleine der Friede oder Stillestand nicht erfolgen, sondern auch wieder
Verhoffen daraus einige Troublen und Unruhe entstehen sollten, sie sich alsdann
sofort zusammen tuen, eine beständige Resolution nach Beschaffenheit der Zeiten
und Conjuncturen nehmen und ihre consilia und operationes conjunctim dahin richten
wollen, daß das Reich in seiner Consistenz erhalten, dessen fernere Vergewaltigunge
abgewendet und mit Nachdruck ein beständiger und sicherer Friede befordert und
erhalten werden möge.
Art. 5. Wie denn auch insonderheit dieses foedus dahin gerichtet sein solle,
daß füruemblich in denen dreien vornehmen Creisen, als denen Ober- und Nieder-
sächsischen wie auch Westphälischen, und der Confoederirten darin belegenen
ansehnlichen Provincien uud Landen der Friede und Ruhestand contra quoscunque
invadentes oder aggressores erhalten, dieselbe mit keinen Kriegesbeschwerden,
Märchen, Einquartierungen, Exactionen, Contributioneu von anderen, unter was
Praetext und Namen es auch sein möchte, graviret und beleget, wieder diejenige
aber, so sich dessen unterstehen möchten, mit zusammengesetzeter Hülfe und Macht,
auf Art und Weise, wie hernach folget, agiret uud davon nicht ehender abgestanden
werde, bis der Beleidigter wegen alles zugefügeten Schadens gebührende und billig-
mäßige Satisfaction und Reparation empfangen."
Änderungen in dem Projekt Vorteile des abzuschließenden Bündnisses. 637
dem 5. Articul haben wir nur in genere die Besitzungen der drei bekannten
Kreise mit unseren Landen parificieren wollen, weil gewiß ist, daß in
selbigen keine Troublen entstehen können, ohne daß wir mit darinnen
verwickelt werden.
Sollte das Werk succedieren, so hat er nnter der Hand es dahin zu bringen
zu suchen, daß auch die übrigen mächtigen Stände in den drei Kreisen, wie
K. Sachsen, K. Köln und Münster, zu dieser Allianz admittiert, die anderen
schwächeren Stände aber, welche sich selbst nicht schützen noch helfen können,
zu einem leidlichen Beitrag zur Unterhaltung der Miliz der drei Prinzipalalliierten
angehalten werden und daß auch anderen Kreisen und den darin belegenen
Ständen der Beitritt zu der Allianz vorbehalten werde.
Er soll sich die Beförderung dieses Werkes aufs beste angelegen sein lassen,
denu Kf. sieht bei jetzigen verwirrten Konjunkturen kein sichereres und besseres
Mittel seinen Estat zu befestigen und die drei Kreise der ganzen Welt formidabel
zu machen, als diese Allianz. Sollte aber das Werk nicht succedieren, so soll
er wieder zurückeilen.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Renssburg
27. August/ [6. September] 1683.
[Verzögerung der Verhandlungen. Mißtrauen dänisch erseits gegen die Lüneburger,
Verlangen kategorischer Erklärungen des Kf.]
Obwohl er schon vor 8 Tagen ') das Projekt des abzuschließenden Traktats G. Sept.
dem G. Kanzler übergeben, auch bei allen Ministern Erinnerung getan hat, man
möchte dasselbe zuerst mit Kf. ajustieren und alsdann mit Grote darüber reden,
ist doch bisher nichts bei der Sache geschehen, er gedenkt daher, wenn er
sehen sollte, daß man auch ferner alle Vereinigung und Zusammensetzung mit
dem Hause Lüneburg dekliniere, abzureisen. Der französische Gesandte hat
ihm gesagt, man beschwerte sich darüber, daß er mit so gar engen und ein-
geschränkten Ordren versehen sei, besonders, daß er auf die Frage, was wider
das Haus Lüneburg vorzunehmen sei, falls es den Frieden nicht sollte befördern
wollen, nicht kategorisch hätte antworten wollen. Man verlangt hier auch zu
wissen, wessen man sich zu Kf. zu versehen habe, wenn man auf Grund der
kaiserlichen Assignationen gegen die mecklenburgischen und lauenburgischen
Lande etwas vornehmen und das Fürstl. Haus sich einmischen sollte, worauf
er nur im allgemeinen hat antworten können, daß Kf. jedesmal der Allianz
gemäß sich bezeigen werde.
P.S. Soeben hat er mit dem G. Kanzler, Reventlo und Ehrenschild
konferiert. Sie erklärten, sie hätten bei dem Projekt zwar nichts Erhebliches
') S. oben S. G32.
G38
IV, Brandenburg und Dänemark 1679— 1G84.
zu erinnern, sie hätten nher vom Kon ig Befehl, ihm vorzustellen, derselbe
glaubte, das Haus Braunschweig suchte ihn nur zu amüsieren und bitte gar
nicht die Absicht, mit ihm in ein näheres Verständnis zu treten, man hätte
ihnen daher noch zurzeit kein Projekt auszuant Worten, das sie nur zu neuen
Verzogerungen mißbrauchen würden* Mau kannte aber auf eine kategorische
Erklärung ferner dringen und hätte auf allen Fall Ursache, eventuelle MaCr
zu verabreden, wenn sie sieh weiter opiniatriereu sollten. Bei dieser Mein im/
blieben sie trotz seiner Remonstrationen und erklärten, man müßte von ihnen
vorher die Itaupterklärung prätendieren, zumal da in Münster1) die Wahl so
^lustig auf K, Köln gefallen sei Dnd man in Moskau sich zur Allianz mit
Dänemark und zum Angriff gegen Schweden bereit erklärt babe.
Er bittet Kf. um Beseheid auf die beiden Fragen was zu resol vieren, wenn
das Haus Lüneburg den Frieden nicht mit befördern wollte, und was der K i!_
von Kf. zu erwarten haben wird, wenn er seine Assignationeii wider Mecklen-
burg usw. exequieren ließe.*)
Der Kurfürst an Meinders* D. Collen
h/11, September 1683.
[Auf die Relationen vom 37- August/ 6* September* Aussetzung der von ihm v
langten Resolutionen bis nach Meinders1 Rückkehr, Mahnung* die Forderungen
Mecklenburg und Lauenburg auf gütlichem Wege geltend zu machen.]
IL Sept. — Nun aeind dieses Sachen von der höchsten Wichtigkeit, so ein reifes
Nachdenken erfordern und worauf wir uds so aus dem Stege-reiff nicht
resol vi reu können. Es ist auch bekannt, daß jetzo alles in crisi stehe
und wir große und wichtige Ursachen haben, sowohl auf dasjenige, was
in nesterreich ah* auch was in den Niederlanden passiren wird, zu redet-
tiren. Was dann die erste Frage anbelanget, nemhlich was zu resol-
viren, wann das Fürst 1. Haus den Frieden nicht beforderen wollte, hätten
wir gerne gesehen, daß I* K. M. den von Euch getanen Vorschlag aggre-
iret hätten, damit man des Ftirstk Hauses Intention hatte können
k fonds decouvriren und sie in ihren tort setzen* Weil aber solches
]) Nachdem am 26. Juni IßSS der Bischof Ferdinand von Paderborn und
Münster gestorben war, war 11. September 1683 in letzterem Bistum der Km
von Cölnt Maximilian II ein rieb von Bayern* zu seinem Nachfolger gewühlt worden*
J) IL berichtet an demselben Tage, daß auch der König selbst mit ihm gesprochen
und darauf gedrungen habe, K£ und er nullten diese günstige Gelegenheit |p
drängung Schwedens aus ihrer Nachbarschaft benutzen, dab er zwar alle möglichen
Remonstrationen dagegen vorgebracht, der König aber doch verlangt hab<% er solle
dieses alles dem KL berichten*
Aussetzung der dänischerseits geforderten Resolutionen des Kf. 639
nicht geschehen, so ist nötig, daß ehe wir ans darauf völlig resolvieren,
Ihr uns mündlichen rapport abstattet, damit wir die Beschaffenheit der
Sachen so viele besser einnehmen und alles wohl überlegen können. —
Bei dem Hauptwerke aber, wovon Euch I. K. M. in Vertrauen ge-
sprochen, finden wir noch allerhand Bedenken und käme uns insonder-
heit frembd vor, daB da, wie bekannt, das vorigte concert in Franckreich
nicht hätte wollen aggreiret werden und dadurch rückgangig geworden,
man danach von dorten weiter nicht das geringste an uns bringen ließe.
— Zue deme so hielten wir dafür, daß man nicht so sehr auf einen
jetzigen kleinen Vortel, so bei jetzigen Troublen zu erjagen sein möchte,
als auf das Zukünftige zu sehen und es garnicht zu raten sein würde,
jetzo ein Dorf zu gewinnen, wie man saget, und hiernächst in Gefahr
zu sein, eine Stadt zu verlieren. Wir besorgeten auch, daß, wie wohl
ehemalen geschehen, wir beiderseits die Mühen und Kosten, und ein
ander den Vortel davon tragen würden, wir wollten jedoch nach einge-
nommenen Euren mündlichen rapport alles ferner überlegen, mit 1. K. M.
nach wie vor in Vertrauen daraus communiciren und durch eine
neue Schickunge, daferne es nötig, uns mit mehrem erklären. Was die
Subsidien auf die keyserl. assignationes bei Mecklenburg und Sachsen-
Lauenburg anbelanget, so befinden wir billig, daß I. E. M. desfalls be-
friediget wurden, wir stelleten aber zue dero höchsterleuchteten Nach-
denken, ob es nicht zue Beibehaltunge Glimpfes gut sein wurde, wenn
I. K. M., bevor sie der Zwangsmittel gebraucheten, denen debitoribus
einen kurzen terminum zue Abtragunge der assignirten Gelder zu setzen
belieben wollten, wir wollten deshalb auch selber an sie schreiben und
sie serio dazue anmahnen. Alienfalles aber und wann jemand wieder
I. K. M. sich darin mischen wollte, würden wir dasjenige, worzue uns die
mit I. K. M. habende alliance und noch genauere Einverständnis obli-
gireten, praestiren.
Er hat seinen Abschied zu nehmen and sofort zurückzukehren, vorher
aber Grote noch einmal ernstlich zuzusprechen.1)
J) In einem P.S. vom 4./ 14. September 1683 beauftragt Kf. M., dem König und
den Ministern von seinem Verlangen nach einer einmütigen Zusammensetzung mit
dem Könige, den braunschweigischen Herzogen und den drei Kreisen Mitteilung zu
machen und sich um das Zustandekommen einer solchen zu bemühen. Sollte sich
der König dazu bereit zeigen, dann solle er unter dem Yorwande, dieses zu befördern,
sich zu den braunschweigischen Herzogen nach Ebsdorf begeben; wenn nicht, so werde
er solche mesures nehmen müssen, daß man am dänischen Hofe wegen seiner Reise
dorthin keine Ombrage schöpfe.
640 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Der Kurfürst an Meinders. D. Collen
5./ [15.] September 1683.
[Mitteilungen Rebenacs. Vorstellungen, die er Grote machen soll.]
15. Sept. Reben ac1) hat ihm hinterbracht, sein König stelle es in des Kf. Hände
und Gutfinden, ob das vorige Konzert wieder zur Hand zu nehmen und zwischen
Frankreich, Dänemark und ihm etwas Gewisses gegen das Haus Lüneburg zu
schließen und vorzunehmen sei oder nicht. Im ersten Fall sei er instruiert, mit
Kf., sowie dieser es verlangte, zu traktieren und schließen, sollte aber Kf. es jetzt
für ratsamer halten, in diesen Quartieren nichts zu unternehmen, so würde dieses
seinem Könige auch nicht zuwider sein, nur dürfte das Haus Lüneburg nicht
auf die Gedanken kommen, als achtete der König ihrer oder suchte sie. M. soll
die Eröffnung geheim halten, aber Grote, ohne zu sagen, woher es kommt,
soviel beibringen, daß es in des Kf. Macht stehe, zu hinterhalten oder zn
schließen, was etwa gegen das fürstl. Haus möchte vorgenommen werden. Wenn
sich dieses ohne Verzug zu dem entworfenen Projekt verstehen wollte, würde
Kf ihnen überall gute officia leisten und durch ein engeres und festes Ver-
nehmen ihre beiderseitige Sicherheit befördern, wenn aber das Haus bei seinen
vorigen Maximen beharrte und dadurch die Entzündung eines allgemeinen
Krieges veranlassen wollte, so möchte es seine Gefahr laufen, Kf. hätte getan,
was ein Freund und Nachbar könnte, er müßte auf seine Konvenienz bedacht
sein, er beabsichtigte nicht, in diesen Troublen zu fischen, was er sonst mit
großem Vorteil tun könnte, sondern durch eine einmütige Zusammensetzung mit
Dänemark und dem fürstl. Hause die drei Kreise und die Religion in Sicherheit
zu setzen und sich konsiderabel zu machen.
Die meiste Schwierigkeit besorgt er von dänischer Seite, er setzt ein be-
sonderes Vertrauen auf den G. Kanzler, M. soll diesem das Nötige remonstrieren.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Renssburg
6./ 16. September 1683.
[Auf das Reskript vom l./ll. September. Unzufriedenheit des Königs mit den
friedlichen Absichten des Kf., übertriebene Berichte Meyercrons. Die holländische
Flotte. Angebliche freundschaftliche Gesinnung des Königs von Schweden.]
IC. Sept. Er hat den Inhalt des Reskriptes dem König und den Ministem mitgeteilt,
auch auf Grund desselben und der früheren Reskripte in einem Memorial die
') S. Prutz, S. 369.
Bemühungen um eine Versündigung mit den braunschweigiscben Fürsten. 641
Inkommoditäten und Inkonvenientien der Ruptur mit Schweden und die Advan-
tagen einer näheren Verständigung mit dem Hause Lüneburg auseinandergesetzt,
aber der König hätte wohl gern gesehen, daß Kf. mit seiner Intention wegen
der Ruptur übereinstimmte. Dazu geben auch Meyercrons Relationen aus
Paris Veranlassung, zumal, seitdem Reben ac dorthin geschrieben hat, als wenn
Kf. noch zum Kriege wider das Haus Lüneburg inklinierte, was sowohl dem
König von Frankreich sehr angenehm gewesen ist, als auch hier große Freude
und neue Hoffnung erregt hat. Doch scheint Meyercron ziemlich exaggeriert
zu haben, denn nach Spanheims Relation vom 5.1) gehen die von Reben ac
getanen Vorstellungen und die reflexiones, welche man in Frankreich darauf
genommen, nicht so weit, wie man hier meint, und werden solche nach ver-
schiedenen noch zweifelhaften Evenementen reguliert und vielleicht geändert
werden. Das Mißtrauen und Mißvergnügen des Königs von Frankreich gegen
das Haus Lüneburg, von dem Meyercron besonders viel berichtet, ist hier
überaus lieb und angenehm zu vernehmen, doch kann er nicht begreifen, daß
man dasselbe gleichsam in infinitum extendieren will, während es doch nur
dahin zu deuten ist, daß man Ursache hat, mit dem Hause Lüneburg, besonders
mit Hannover, unzufrieden zu sein und sich desselben auf eine oder andere
Weise zu versichern, doch so, daß ein Vergleich und Traktat den Extremitäten
vorzuziehen sei. Außerdem gründet sich diese Meinung auf eine angebliche
Allianz Hannovers mit Spanien und auf die Voraussetzung, daß die lüne-
burgischen Herzoge sich dem Frieden zwischen Frankreich und dem Reiche
opponieren werden. Das erste aber ist, wie ihn Grote versichert, nicht der
Fall, und wegen des anderen hat man sich bereits anders erklärt, doch hat
G. bisher zu einer deutlicheren Erklärung, wie sie hier verlangt wird, noch
keine Ordre erhalten.
Vom Haag und aus anderen Orten ist hier die Nachricht eingelaufen, daß
die holländische Flotte zu Gothenburg angekommen sei und dort einige Truppen
(9000 oder gar 15000 Mann) einladen und überschiffen werde, und der König
verlangt sehr des Kf. Meinung zu erfahren, wie man sich auf allen Fall dabei
zu gouvernieren habe, da er diesen Transport nicht zu hindern imstande sei.
Aus Schweden hat der König die Nachricht, daß die meisten Minister und auch
der König die alte Freundschaft mit Frankreich zu erneuern wünschten. Der vor
kurzem hier angekommene schwedische Gesandte Welling behauptet, sein König
habe die größte Begierde, mit Kf. in Freundschaft zu treten, und man wäre
in Schweden mit des Kf. Konduite, besonders mit dieser seiner Sendung, sehr
zufrieden.1)
») S. oben S.47yf.
') Kf. weist auf Grund dieses Berichtes M. an (d. Goltze 8./[18.] September 1683),
dem König und den Ministern zu erklären, was Rebenacs Mitteilungen anbetreffe,
so habe er zwar demselben gegenüber seinem Mißvergnügen über die Konduite des
kaiserlichen Hofes Ausdruck gegeben, seine Intention sei aber von Anrieh tun g eines
Kriegsfeuers in der Nachbarschaft ganz entfernt, er halte vielmehr mit Rücksicht
auf die bedrohlichen Nachrichten von Wien her dafür, daß seine und des Königs
Mater, i. Gesch. d. 6. KnrfQrsten. XIX. 41
642 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Der Kurfürst an Meinders. D. Goltze
10. /[20.] September 1683.1)
[Der Entsatz von Wien. Befehl, sich um das Zustandebringen einer Allianz mit
dem Hause Lüneburg zu bemühen.]
20. Sept. Die glückliche Entsetzunge der Stadt Wien, wovon Ihr die Umb-
stände aas beigefügeter copeylichen Relation, so des Fürsten von Anhalt
Ld. uns durch einen Expressen zugefertiget, zu ersehen, wird numehro
am Königl. dänischen Hofe begreifen machen, daß unsere consilia und
intention, umb mit dem Fürstl. Hause Lüneburg sich zu setzen und
eine genaue alliance zu treffen, die beste gewesen und daß es garnicht
zu raten, daß man bei jetzigen Leuften auf eine Ruptur gedenke. Wir
zweifeln nicht, man werde auch daselbsten nun anderes Sinnes werden,
müssen aber dabei besorgen, daß man die beste Zeit vorbeilaufen lassen
und daß das Haus Lüneburg jetzo schwerlich so leicht zu gewinnen sein
möchte, als wohl vorhin. Nichtes desto weniger habet Ihr nochmalen
an beiden Orten euer Bestes zu tuen und wo möglich es dahin richten,
daß durch Schließunge der bewußten alliance unsere gute intention
erreichet werde.
Sollte es dahin nicht zu bringen sein, so soll er sogleich zurückkehren.
F. Meinders an den Kurfürsten. I). Rensburg
20 J 30. September 1683.
[Günstigere Aussichten zu einer Verständigung mit den braunschweigischen Herzogen,
seine bevorstehende Reise dorthin.]
30. Sept. Kr hat gestern mit dem G. Kanzler und Reventlo eine neue Konferenz
abgehalten, und er fängt fast an, bessere Hoffnung vom Succeß der Handlung
als bisher zu haben. Jene sagten, der König hätte die in seinem Memorial
angeführten considerationes für erheblich und auf gutem Grunde ruhend befunden,
allerdings wäre Schweden sowohl für ihn wie für Kf. ein sehr beschwerlicher
Nachbar, da aber Kf. meinte, daß es am besten sei, jetzt nichts gegen dasselbe
vorzunehmen, so wollte er sich damit konformieren, müßte aber dorn Kf. im
Vertrauen mitteilen, daß der König von Schweden sich immer mehr und mehr
Sicherheit, Ruhm und Wohlfahrt in einer engen Zusammensetzung mit dem llause
Lüneburg bestehe. M. solle so lange am dänischen Hofe bleiben, bis man ver-
nommen, wie es in Österreich werde abgelaufen sein, „denn solches wird ein coup
fatal sein und werden wir darnach unsere mesures und consilia einrichten müssen*.
!) Koniept von Fuchs' Hand.
Verhandlungen wegen einer Verständigung mit den Brannschweigern. 643
in Postur zu setzen sachte, daß man daher auf guter Hut sein müßte und daß auch
auf die moskowitische Sache große Reflexion zu nehmen sei. Er hat erwidert,
Kf. beabsichtigte schon längst eine Sendang nach Moskau und werde dieselbe
gewiß jetzt um so eher werkstellig machen. Jene sagten weiter, auch mit dem
Hause Lüneburg sei der König bereit, aus den von Kf. angeführten Gründen
in Freundschaft zu treten, doch maßte diese so eingerichtet werden, daß dadurch
nicht Frankreich Ombrage gegeben werde, wenigstens müßte das Fürstl. Haas
sich wegen des Friedens auf die verlangte Weise erklären. Das hat er zugegeben,
aber darauf hingewiesen, daß es sich dabei fast nur um eine Formalität handelte.
Es wurde beschlossen, mit Grote noch eine Konferenz zuhalten, am zu sehen,
ob man etwas näher kommen könnte. Die Partikularstreitigkeiten zwischen
dem lüneburgischen Hanse und Dänemark hat er geraten, vorläufig beiseite zu
lassen, und er hat dann des Königs eigentliche Gedanken wegen des Projekts zu
vernehmen gewünscht. Die dänischen Minister versprachen, es vorzunehmen
und dem König von allem zu berichten, auch noch heute womöglich die Kon-
ferenz zu befördern, and sie haben ihn aufgefordert, selbst eine Tour nach dem
lüneburgischen Hofe za tan und den Herzogen namens des Kf. zuzureden, was
gewiß guten Effekt haben würde. Er hat sich dazu bereit erklärt.1)
Der Kurfürst an Meinders. D. Potstam
22. September/ [2. Oktober] 1683.2)
[Auf die Relation vom 17./ 27. September. Die sowohl den lüneburgischen Herzogen
als auch dem Könige von Dänemark zu machenden Vorstellungen.]
Er ist damit zufrieden, daß M. nach Ebstorf gehe und das Werk, solange 2. Okt.
einige Hoffnung zum Succeß übrig ist, aller Orten befördere.
J) M. berichtet (d. Rendsburg 22./ 12. September 1683), am 20. sei noch eine
lange Konferenz zwischen den Dänischen, Grote und ihm abgehalten worden, und
es habe nicht geringe Mühe gekostet, beide Teile einander näher zu bringen. Grote
werde morgen nach Ebstorff zu den Herzogen reisen, auch er werde mit Haxthausen
dorthin folgen, auch der schwedische Gesandte Welling habe sich eilig dorthin
aufgemacht. Am 17./ 27. September meldet er aus Hamburg, der König habe ihn
bei seiner Verabschiedung mit überaus kordialen und tendren Expressionen beauf-
tragt, den Kf. seiner beständigen Affektion und Freundschaft zu versichern, und habe
ihn mit einem goldenen Becher beschenkt. Er habe ihm eine schriftliche Resolution
auf sein Memorial zukommen lassen, nach dem es freilich scheine, daß die Inklination,
mit dem Hause Braunschweig in Allianz zu treten, nicht allzu groß sei, doch habe
Reventlo, mit dem er noch einmal darüber geredet habe, versichert, zu einer
solchen Allianz ganz geneigt zu sein, und auch von dem König glaube er dieses,
da dessen principium sei, sich ohne Kf. nicht in irgend eine Weitläufigkeit zu begeben.
Man wünsche hier auch, daß Kf. v. Di est wieder bald nach dem Haag abfertigen möge.
3) Konzept von Fuchs' Hand.
41#
644 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Beiden Teilen habet Ihr nach wie vor nachtrücklich zuzureden und
ihnen insonderheit zu remonstriren, daß es ja besser sein würde, daß
man sich selber considerable machete und eine Haupt-Partei formirete,
als daß man allezeit von einer anderen Partei dependirete und ein
frembdes Interesse und Passionen beforderte, zue welchem Ende Ihr
dem Fürstl. Hause Lünenburg und insonderheit des Herzogen zue
Hannover Ld. das Exempel des Churfürsten zue Sachsen Ld. vorzu-
stellen, welcher ungeachtet aller genereusen und treuen Dienste, so Sie
bei jetziger Not I. Kays. M. und dem Erzhause Oesterreich geleistet,
dennoch zum höchsten disgoustiret, ja fast beschimpfet worden. An der
anderen Seite habet Ihr I. K. M. und dero ministris, wobei es mena-
giret wird, in Vertrauen zu repraesentiren, daß gnugsamb am Tag läge,
daß Franckreich seine Alliirten als Dependens tractirete und unge-
achtet aller schweren Kosten, welche sowohl I. K. M. als wir nun fast
zwei Jahre her wegen der Krone Franckreich getragen, uns bis auf diese
Stunde die subsides d'action oder sonst etwas zum Kecompens nicht
verwilligen wollen. Da hingegen, wann dieses foedus geschlossen, uns
ein jeder anders consideriren würde. Schließlich und daferne man an
Königl. dänischer Seiten bei denen bisherigen Difficultäten verharren
sollte, habet Ihr zu erkennen zu geben, daß wir zwar die beständige
Resolution gefasset, bei I. K. M. uns unzertrennlich zu halten, wie wir
dann auch alle Advantagen, so uns bei einer Separation gezeiget und
offeriret worden, beständig ausgeschlagen, wir wollten aber auch hoffen,
I. K. M. würden dasjenige, was unser beider wahrhaftes Interesse wäre,
nicht verwerfen, unsere treu-gemeinete Vorstellungen beherzigen und nebst
uns dahin bedacht sein, wie wir uns beiderseits aus dem ungewissen
und gefährlichen Zustande, worin wir bishero gestanden, dermaleinst in
eine vollkommene Sicherheit setzten möchten, welches unseres Ermessens
anders nicht als durch ein solch foedus geschehen könnte. —
Der Kurfürst im Meimlers. D. Potstam
24. September / [4. Oktober] 1683.
[Befehl zur Rückkehr. Die beiden Teilen zu machenden Eröffnungen.]
4. Okt. Aus der ihm zugefertigten letzten Relation Spanheims1) wird er ersehen
haben, daß man in Frankreich jetzt zum Kriege und zur Ruptur gänzlich
') S. Spanheims Relation vom 13./ 23. September 1G83 oben S. 480 f.
Abberufung Meinders'. 645
inkliniere und besonders die Attacke auf das Haus Lüneburg betreibe. Kf.
achtet dieses aber ganlicht tunlich und hat Sp. beifolgende Instruktion l) erteilt
Weil wir aber so viele daraus abnehmen können, daß aus der Euch
aufgetragenen Commission anjetzo nichtes werden werde, so ist unser
gnädigster Wille, daß Ihr Euch förderlichst wieder bei uns einfindet,
dann wir nunmehro alle Zeit, so Ihr daselbst verbleibet, verloren achten.
Zuforderst aber habet Ihr sowohl denen Königl. dänischen als lünen-
burgischen ministris zu bezeugen, wie leid es uns täte, daß man die
beste Zeit zu tractiren fruchtlos verstreichen lassen. Wir hätten bei
dem verlangeten foedere unser Absehen auf der Interessenten gloire,
Aufnehmen und Sicherheit gerichtet gehabt, nachdeme wir aber darunter
so schlecht wären secundiret worden, so müßten wir billig bedacht sein,
wie wir unsere Sicherheit in andere Wege etabliren könnten oder
möchten, im übrigen könnet Ihr ihnen zu vernehmen geben, daß, wann
sie ja hiernechst zue anderen Gedanken kommen möchten, man das
Werk allemal wieder zur Hand nehmen könnte. —
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Ebstorff
24. September/ 4. Oktober 1683.
[Befürchtungen des französischen und dänischen Gesandten, seine beruhigenden
Erklärungen. Verhandlungen mit den braunschweigischen Ministern, die Resolution
der Herzoge.]
Er ist Freitag abend spät hier angekommen. Am folgenden Tage kamen 4. Okt.
der Marquis d'Arcy und Haxthausen zu ihm und erwähnten, daß man sich
beim Fürstl. Hause sehr flattiere, Kf. von seinen jetzigen Alliierten abzuziehen
und auf andere Gedanken zu bringen, sie wollten nicht hoffen, daß das gelingen
würde. Er hat darauf versichert, daß ihm von einer solchen Änderung nichts
bekannt sei und er es auch nicht glaube, Kf. wünsche mit diesem Hause wohl
zu stehen und es auf die Seite der Alliierten zu bringen, dieses hätte wohl
geschehen können, wenn man das rechte Tempo, die Zeit, da Wien belagert
wurde, dazu gebraucht und nicht so trainiert hätte, das Fürstl. Haus zeige sich
aber auch jetzt zu einer näheren Freundschaft geneigt, die bisherige Jalousie
hätte keinen Vorteil gebracht und ebensowenig sei von Fortsetzung derselben
ein solcher zu hoffen, dadurch sei verhindert worden, daß . man zur Rettung
Wiens beigetragen hätte, man hielte ansehnliche Truppen auf den Beinen, mit
!) S. oben S. 481 f.
646 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
höchster Ungelegenheit der eigenen Lande, und profitierte doch davon nichts.
Er würde übrigens auch weiter mit ihnen vertraulich umgeben and sie hätten
nicht zu furchten, daß Kf. etwas wider die Allianz und Freundschaft vornehmen
würde.
An demselben Morgen kamen auch alle braunschweigischen ministri
zu ihm und bezeugten große Freude über seine Herkunft. Er hat ihnen alles
remonstriert, was Grote in Rendsburg vorgestellt worden ist, und sie gebeten,
zur Beförderung eines so heilsamen Werkes beizutragen. Darauf hat er bei
allen drei Herzogen Audienz gehabt, alle bezeugten die höchste Begierde, die
bevorstehende Handlung zum gewünschten Ziele zu befördern.
Vorgestern, Sonntag, hat er mit den braunschweigischen Ministern
eine Konferenz gehalten, von deren Verlauf er II axthausen Mitteilung gemacht
hat. Braunschweigischerseits hat man sehr bewegliche Instanzen getan, ob man
nicht zwischen Kf. und ihnen a part eine Negotiation entamiren wolle, sie
wollten sich auch mit Kf. wegen der Quartiere zu dessen Satisfaktion vergleichen,
er hat ihnen aber remonstriert, daß Kf. ohne Fundament eines vorhergehenden
gemeinen Traktats sich dazu salvo foedere nicht verstehen könne, sie möchten
denselben nur beschleunigen, das übrige würde sich nachher wohl finden. Man
bezeugt aber wenig Inklination gegen den König von Dänemark, und sie fürchten
ihn wenig, wenn sie nur des Kf. versichert wären. Er hat ihnen aber die
Schwäche ihrer Alliierten remonstriert, und daß Kf. gar keine Ursache habe,
von den seinigen abzusetzen und sich in beschwerliche und schädliche Händel
zu mischen.
P. S. Die Braunschweigischen haj>en ihm beifolgende Erklärung1) ihrer
Herzoge überbracht, er wird darauf antworten und sehen, ob es weiter zu
bringen ist.
*) Dieselbe lautet:
1. Wegen des von Frankreich proponierten Waffenstillstandes oder Friedens
wäre ihre Meinung, daß, wie zu Regensburg es mit der quaestio an schon seine
Richtigkeit hätte, auch, die quaestio quomodo anbetreffend, während des Waffenstill-
standes alles in statu quo zu lassen und inzwischen die Haupttraktaten wegen des
Friedens fortzusetzen seien.
2. Betreffend den schwedischen Transport wiederholen sie ihr schon früher
gemachtes Anerbieten einer reciproquen Garantie gegen alle, auch etwa von Schweden
zu besorgende Tätlichkeiten, daß aber Schweden vorgeschrieben werden sollte, wie
viele Mannschaft sie zu Bewahrung ihrer Provinzen halten und was für Anstalt sie
dazu machen sollten, fänden sie unbillig und von gefährlicher Konsequenz, und sie
könnten um so weniger deshalb mesures nehmen, da es vornehmlich von der See-
macht dependierte, wozu sie nichts prästieren könnten.
Die dänischen Partikularposten seien zwar nicht huius loci, um aber zu bezeugen,
wie sorgfältig man sei, des Königs Freundschaft beständig beizubehalten, erbieteu
sie sich:
1. wenn derselbe noch vom Reich Satisfaktion zu fordern vermeinte, wie solche
auch das Fürstl. Haus zu prätendieren hätte, darunter alle mögliche officia
reeiproce zu prästieren;
Verhandlungen mit den Braun seh weigern. 647
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Ebstorff
28. September / [8. Oktober] 1683.
[Die letzte Erklärung der braunschweigi sehen Forsten. Abneigung Frankreichs und
Dänemarks gegen eine Verständigung mit denselben.]
Kr hat [am 25. September] noch eine Konferenz mit den lüneburgischen 8. Okt
Ministern gehalten. Mit der dort eingereichten, beiliegenden Erklärung1) des
Furstl. Hauses ist G rote sofort nach Rendsburg abgereist, und auch Haxthausen
hat davon Rapport getan. Diese Erklärung ist seiner Meinung nach so beschaffen,
daß, wenn man zu einer näheren Zusammensetzung mit diesem Hause Lust hätte,
dazu leicht zu gelangen wäre. Da aber nach Spanheims Berichten3) man in
Frankreich fast andere intentiones bezeugt, welche vermutlich in Dänemark sehr
angenehm sein werden, so wird man dort gewiß wünschen, daß auch Kf. sich
zu dergleichen Dingen verstehen und erklären mochte. Er sendet das Konzept
eines Reskripts an Spanheim auf dessen Relation vom 27. September ein, in
dem er manche de facto bestehende Umstände angeführt hat, welche Sp. bei
seiner Negotiation zu wissen nötig haben wird, er stellt auch dem Kf. anheim,
ob derselbe nicht an den Konig von Dänemark ein Abmahnungsschreiben
abgehen lassen wolle, ein Konzept dazu sendet er mit.
Er wird auf Grote's Wiederkunft nicht warten, sondern heute oder morgen
heimreisen. s)
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Potsdam
6./16. Oktober 1683.4)
[Abmahnung vor gewaltsamem Vorgehen gegen die braunschweigischen Fürsten.]
Dank für die ihm durch Meinders gemachten Freundschaftsversicherungen, 16. Okt
Erwiderung derselben.
2. wegen Holstein-Gottorf ließen sie es bei ihrer früheren Erklärung be-
wenden, daß sie aus dieser Sache kein Partikularinteresse machten, und
sie erboten sich, zu gütlicher Beilegung derselben zu kooperieren;
3. sie erwarteten dagegen, daß der König seine ihnen und den anderen Kreis-
ständen höchst beschwerlichen Prätensionen auf die im vorigen Kriege
assignierten Quartiere fallen lassen werde.
') Dieselbe entspricht vollständig der Resolution vom 24. September. Zum
Schluß wird bemerkt, die Herzoge hätten sich soweit herausgelassen, wie in ihrem
Vermögen stände, ad certas formulas sich zu binden, werde man hoffentlich von
ihnen nicht verlangen.
J) S. oben S. 481.
*) Das Rekreditiv Herzog Georg Wilhelms für M. ist Ebstorff 27. September/
7. Oktober 1683 ausgestellt.
4) Konzept von Meinders9 Hand, 8. oben.
648 IV- Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Der König wird durch v. Haxthausen über den Verlauf der zu Ebstorff
mit den braunschweigischen Ministern abgehaltenen Konferenzen Nachricht
erhalten haben. Man hat noch nicht Ursache, alle Hofin ung zu Engagierung des
Fürstlichen Hauses in ihr Interesse und die wohlgesinnte Partei fahren zu lassen,
noch weniger zu Extremitäten zu schreiten. Dasselbe hat die Förderang des
Friedens im Reich mit Frankreich so fest versprochen, daß, wenn es auch nicht
ad certas formulas et concepta verba zu bringen gewesen, er nicht zweifeln will,
es werde bei dieser Sache mit Aufrichtigkeit zu Erreichung des vorgedachten
Zwecks verfahren. Collisiones mit demselben, oder gar eine gänzliche Ruptur
können ihnen beiden keinen Vorteil, sondern nur schädliche Suiten verursachen,
das Kriegsglück ist zweifelhaft, auch bei glücklichem Succeß haben sie weder
zu Konquesten noch zu sonst anderer Satisfaktion die geringste Hoffnung, die
wenigen von Frankreich angebotenen subsides d'action würden mit den großen
Inkommoditäten und gefährlichen Veränderungen, welche bei einer so wichtigen
Sache zu befahren sind, keineswegs balanciert noch verglichen werden können.
Dagegen ist aus einem guten Vernehmen mit diesem Hause viel Gutes, besonders
die Beförderung des Friedens im Reich mit Frankreich und die Erhaltung des
Ruhestandes in den drei benachbarten Kreisen, zu hoffen. Es steht in guter
Kriegsverfassung, kann seinen Alliierten mit vigoureuser Assistenz an Hand
gehen, besonders jetzt in diesem gefährlichen Türkenkrieg notable Hilfe leisten.
Dem Könige ist die Situation der Lande des Kf. und die diesem von seinen
Nachbarn drohenden Gefahren bekannt, wenn er in eine wirkliche, und zwar
offensive Ruptur treten sollte, würde er von niemand anders als von dem Könige
Hilfe zu erwarten, vielmehr zu besorgen haben, daß sich manche zur Gegen-
partei schlagen werden. Auf seine Gesundheit und Leibesdisposition kann er auch
wenig Staat machen. Er hofft, daß der König alle diese Umstände wohl erwogen
und von solcher Importanz befunden haben wird, daß er diese seine Gedanken dem
allgemeinen Interesse und der Wohlfahrt seines Staates konform erachten wird.
Er wird sowohl an der Allianz mit Frankreich als auch an der vertrauten
Freundschaft mit dem Könige unverbrüchlich festhalten, er hofft, daß derselbe
mehr seinen Sincerationen als den dawider ausgestreuten falschen und erdichteten
Spargimenten Glauben schenken wird.
König Christian an den Kurfürsten. D. Copenhagen
27. Oktober/ [6. November] 1683.
[Auf das Schreiben vom 6./ 16. Oktober.1) Unzufriedenheit mit den Erklärungen der
braunschweigischen Fürsten, Geneigtheit zu Fortsetzung der Verhandlungen.]
6. Nov. Er muß es bei seinen mundlich und schriftlich Meinders gemachten
Erklärungen bewenden lassen, zumal da das lüneburgische Haus so wenig in
l) F. v. Brandt meldet (d. 27. Oktober/ 6. November 1683), er habe dem König
das Schreiben des Kf. übergeben, derselbe habe sich sehr dafür bedankt und versichert,
Ablehnende Haltung des Königs. Der neue Vertrag mit Frankreich. 649
seinen votis zu Regeosburg die kontestierte gute Intention, das armistitium oder
den Frieden mit Frankreich auf dem Fuß der französischen Propositionen zu
befördern, bisher in effectu verspüren lassen, als der ihn betreifenden particulieren
Punkte halber sich noch hat deutlich und zu etwas Positivem erklären wollen.
Er wünscht aber, daß diese Traktaten zu einem gedeihlichen Schluß gelangen
mögen, und hat sich schon zur Fortsetzung derselben in Hamburg bereit erklärt.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
20./ 10. November 1683.
[Mitteilungen des G. Kanzlers über den neuen Vertrag mit Frankreich. Hoffnung,
daß Kf. die braunschweigischen Forsten abhalten werde, Spanien Hilfe zu senden.]
Der G. Kanzler hat ihm gesagt, daß der hier abgeschlossene neue 20. Nov.
Traktat «) dem Kf. mitgeteilt werden solle. Derselbe habe zum Fundament die
vor zwei Jahren von Dänemark und Kf. mit Frankreich geschlossene Defensiv-
allianz und gehe nur dahin, daß der König von Dänemark gegen die subsides
d'action (700000 Rtlr. jährlich) gehalten sein solle, gegen diejenigen in Aktion
zu treten, welche an Spanien Hilfe nach Flandern schicken und sich in selbige
affaires meslieren wurden. Weiter gehe der Traktat nicht, sollte der König
von Frankreich das Römische Reich attackieren, wäre Dänemark eo casu zu
keiner Assistenz verpflichtet. Man glaubt hier, daß Kf. mit Frankreich ein
gleiches Konzert gemacht habe, und ist um so mehr versichert, daß solches ihm
nicht entgegen sein werde. Der G. Kanzler hat ihn auch nochmals gebeten,
dem Kf. vorzustellen, wie nötig es sei. daß durch seine Autorität die Herzoge
von Lüneburg dazu disponiert würden, keinen Succurs an Spanien zu schicken,
sonst würde der König nicht außer Aktion zu halten und solches das rechte
Wasser auf die Mühle derer sein, welche denselben in einen gefährlichen Krieg
zu stürzen suchten.
daß er sich bei den jetzigen Konjunkturen den Sentimenten des Kf. konformieren
wolle und zu Fortsetzung der Traktaten bereit sei, daß er zwar an einem glücklichen
Erfolg derselben zweifle, aber hoffe, daß Kf. das Haus Braunschweig dahin bringen
werde, sich besser zu bequemen. Derselbe meldet 30. Oktober / 9. November, der
G. Kanzler habe ihm mitgeteilt, das Schreiben habe guten Effekt getan, es habe
ihm ein treffliches argumentum geliefert, die rationes derjenigen, welche den König
zum Kriege zu treiben suchten, über den Haufen zu werfen.
l) Der zu Kopenhagen 6./16. November 1683 zwischen Frankreich und Dänemark
abgeschlossene Allianzvertrag. S. v. Reedtz, Repertoire historique et chronologique
des traites conclus par la couronne de Danemarc, S. Ulf.; Recueil des Instruc-
tions XIII, S. XLIIf.
650 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
Der Kurfürst an v. Brandt. Ü. Potstam
11. /[2L] November 1683.
[Auf die Relation vom 3./13. November. Mitteilung des Projektes des neuen Ver-
trages mit Frankreich und seiner Schreiben an den Kaiser und die braunschweigischen
Forsten. Die mit diesen zu fahrenden Verhandlungen.]
21. Nov. Er soll dem Q. Kanzler für die vertrauliche Kommunikation danken und
ihm mitteilen, daß der König von Frankreich ihm unlängst dnrch Rebenac
einige conditiones zu einem näheren Traktat habe antragen lassen1) und daß darauf
ein Projekt eines solchen entworfen und nach Frankreich geschickt worden sei. Er
sendet eine Kopie dieses Projektes und eines Schreibens, welches er an den
Kaiser2) wegen der von Frankreich zuletzt getanen Deklaration hat abgehen
lassen, B. soll auch diese dem G. Kanzler zustellen mit dem Ersuchen, alles zo
des Königs Wissenschaft zu bringen. Er hat inzwischen an die Herzoge von
Lüneburg1) geschrieben, angefragt, ob und wann sie die zu Hamburg und
Rendsburg gepflogenen Konferenzen an dem ersten Orte reassumieren wollen,
und erwartet Antwort darauf. Daß dieselben den spanischen Niederlanden keine
Hilfe schicken wollten, dessen hat man sich allerdings vor allem zu versichern,
daß man aber deswegen eine formelle Erklärung vor der Zusammenkunft zu
urgieren habe,' findet er nicht gut, weil solches die Zusammenkunft selber
stutzig machen oder wohl gar hintertreiben dürfte. Er hat noch gestern mit
dem hier befindlichen lüneburgischen Minister v. Hobergk davon gesprochen,
derselbe beteuert, daß das Fürstl. Haus keine Hilfe nach den Niederlanden
schicken werde. Es kann aber dieser Gegenstand bei der Zusammenkunft zuerst
vorgenommen werden.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
8./[18.] Dezember 1683.
[Die an die braunschweigischen Herzoge zu stellenden Forderungen. Die Sendung
Grote's nach Berlin und dadurch erregter Verdacht.]
18. Dez. Nachdem Gabel berichtet hat, daß Kf. und die Herzoge von Lüneburg
vor Fortsetzung der Traktaten von der jetzigen Intention des Königs informiert
sein möchten, damit man bei Ankunft Grote's zu Berlin die Sache überlegen
und den Weg zu den hamburgischen Traktaten bereiten könnte, hat der
') S. oben S. 482 ff.
-0 S. Pufendorf XVIII, § 105 (S. 1483 f.).
") S. ebendaselbst § 106 (S. 1484 f.).
Weitere Verhandlungen mit den Braunschweigern. 651
G. Kanzler ihm mitgeteilt, daß Gabel deswegen ausfuhrlich instruiert werden
wurde. Der König wäre der festen Hoffnung, daß das Fürstl. Haus sich näher
herbeilassen und sich wegen des Friedens und Waffenstillstandes so erklären
werde, daß man, ohne bei Frankreich Ombrage zu erregen, mit ihm schließen
könne. Das Fürstl. Haus hätte zwar das armistitium in statu quo beliebt,
mußte aber auch ratione temporis sich anders erklären, denn wenn man den
Waffenstillstand nur auf ein oder zwei Jahre extendierte, so geschehe dieses,
wie man französischerseits meine, nur damit der Kaiser seine Sache mit der
Pforte abtun und dann Frankreich mit aller Macht angreifen könnte. Von den
Prätensionen auf Mecklenburg und Sachsen-Lauenburg wegen assignierter Quar-
tiere hat man hier noch wenig Lust etwas zu relachieren, wegen der Gottor-
fischen Sache will der König zwar gestatten, daß sie mit in die Traktaten
komme, aber nur so, daß das Fürstl. Haus officia zu ihrer Komponierung
anwende, nicht aber, daß es sich ratione mandati Imperatoris oder als Kreis-
oberster zum Richter und Exekutor mache.
Die Reise Grote's nach Berlin hat bei Villars Ombrage erregt, auch
an hiesigem Hofe scheint sie einige Jalousie erweckt zu haben, weil man sich
fest einbildet, daß die Heirat des Kurprinzen mit der Prinzessin von Hannover
werde geschlossen werden, und fürchtet, daß das Fürstl. Haus bei Kf. mehr
Gehör als vorher finden werde.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
22. Dezember .1683 /[l. Januar 1684].
[Die dänischen Rüstungen, Aufschiebung der Verhandlungen mit den
braunschweigiscben Fürsten.]
Nachdem der von dem französischen Gesandten mit dem neuen Konzert 1. Jan.
nach Frankreich geschickte Kurier mit der Ratifikation desselben zurückgekehrt
ist, hat der König sofort beschlossen, eine neue Werbung von 6000 Mann zu
Roß. zu Fuß und Dragoner anzustellen, und er hat lauter französische Offiziere
dazu destiniert. Es ist dieses ein Effekt des neuen Traktats, denn weil Frank-
reich auf Grund der Berichte Villars' und de Roye's die hiesige Armee
für zu schwach hält, eine nachdrückliche Diversion zu machen, so hat der
hiesige Hof sich verpflichten müssen, en cas daction 26000 Mann marschieren
zu lassen, auch fangt Frankreich schon an, die subsides d'action wirklich zu
zahlen, 200000 Rtlr. stehen schon in Hamburg parat, denen mit dem ehesten
noch 200000 folgen werden. Zu den Traktaten mit Lüneburg läßt man hier
keine große Begierde spüren, man hält es für viel besser, von denselben ganz
zu abstrahieren, als die Konferenz in Hamburg anzustellen, bevor der Punkt
des Friedens oder Waffenstillstandes durch des Kf. Autorität applaniert sei,
damit man desfalls von französischer Seite keine Jalousie zu befürchten habe.
652 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
29. Dezember 1683/ [8. Januar 1684].
[Zufriedenheit des Königs mit den Erklärungen des Kf., Wunsch der Bildung einer
Partei im Reiche sur Beförderung des Friedens.]
8. Jan. Er bat dem König und den Ministern die Proposition Grote's und die
demselben erteilte Antwort1) mitgeteilt und versichert, daß Kf. auch von den
weiteren Verhandlungen mit dem Fürstl. Hause hierher vertraute und vollkommene
Nachricht geben und sich bei denselben so verhalten wolle, daß weder Frankreich
noch der dänische Hof davon Ombrage zu nehmen Ursache haben würde. Man
hat sich dafür sehr dankbar gezeigt, und er kann versichern, daß obwohl
Reben ac nnd Gabel allerhand hierher berichtet haben, was bei dem Konig
nicht geringe Jalousie erweckt hat, man diese doch jetzt ganz hat fahren lassen
und sich auf des Kf. genereuse Versicherungen gänzlich verläßt.
Mit der lüneburgischen Proposition ist man hier nicht zufrieden, besonders
was den Frieden oder Waffenstillstand zwischen dem Reich und Frankreich
anbetrifft, man meint vielmehr, daß das Fürstl. Haus sich von dem Friedenswerk
weiter als früher entferne, indem es früher zu Ebstorf den Waffenstillstand auf
die Kondition, daß alles in statu quo zu lassen sei, angenommen hätte, jetzt
aber ganz davon abginge, eine andere Quästion moviere und von Friedens-
temperamenten sprechen wolle, dagegen ist man mit der Antwort des Kf. darauf
durchaus zufrieden. Man hält hier für den besten Weg, den Frieden zu erhalten,
den, daß sich im Römischen Reich eine starke Partei bilde, welche sich die
Beförderung desselben angelegen sein ließe und diejenigen, welche sich dem
opponierten, dazu zwingen und zugleich Frankreich Von weiteren Gewaltsam-
keiten abhalten könnte, wozu man K. Co In und K.Sachsen vorgeschlagen hat.
Mit der Absicht des Kf., K. Cöln aufs beste zu menagieren und sich auch
wegen der Quartiere mit ihm nicht zu brouillieren, ist man hier auch sehr ein-
verstanden, zumal, nachdem man durch Lente erfahren, daß K. Cöln geneigt
sei, in die Traktaten mit Frankreich einzutreten.
V. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
4./[14.] Januar 1684.
[Besorgnisse des Königs vor Schweden, Holland und den braunschweigiscben Fürsten,
gegen die letzteren zu ergreifende ernstliche Maßregeln.]
14. Jan. Man will a) jetzt hier die lüneburgische Interposition in der Gottorfischen
Sache nicht annehmen, man scheint überhaupt keine Lust zu haben, mit diesem
») S. Pufendorf XVIII, § 106 (S. 1484 f.).
*) S. Pufendorf XVIII, § 121 (S. 1498).
Mißtrauen des Königs gegen die Br&unscbweiger. 653
Hause ein gutes Vernehmen zu retablieren, vielmehr zu argwöhnen, daß dasselbe
das Friedenswerk nur hinzuziehen suche und daß darunter kaiserliche und andere
artificia verborgen seien. Der König hat aus Schweden Nachricht, daß der
dortige König fleißiger als sonst Geheimen Rat gehalten habe und daß dort,
obwohl einige geraten hätten, Frankreich nicht gänzlich zu choquieren und
irrekonziliabel zu machen, doch beschlossen worden sei, nach Holland zu
schreiben und darauf zu dringen, daß die staatische Flotte sofort im Anfang
des nächsten Vorjahres nach der Ostsee geschickt werde, um den längst vor-
gehabten Transport zu befördern. Der hiesige Hof ist darüber sehr alarmiert
und glaubt noch mehr, daß das Haus Lüneburg durch die in Berlin gemachten
Propositionen nur den Frieden mit Frankreich auf Anstiftung des Kaisers zu
trainieren und Kf. und Dänemark zu amüsieren suche, bis der Kaiser mit dem
Türken fertig sei und in Holland auf schwedische Instigation die consilia sich
änderten. Der G. Kanzler meint, daß man je eher je lieber mesures dagegen
zu nehmen habe und, falls das Haus Lüneburg sich nicht beizeiten anschicken
und mit Kf. und dem König vereint den Frieden mit allem Ernst befördern
sollte, sich vergleichen müßte, es ohne Zeitverlust mit Gewalt auf andere
Gedanken zu bringen. Die hiesigen Minister halten dafür, daß mit demselben
sub clypeo zu traktieren am besten sei, doch hoflt der G. Kanzler, der noch
immer bei friedlichen Gedanken bleibt, daß Kf. durch seine Autorität das
Fürstl. Haus auf friedliche Wege führen werde.
König Christian V. an den Kurfürsten. D. Copenhagen
8./[18.] Januar 1684.
[Anzeige der Besetzung von Jever.]
Dank für die freundschaftlichen Erbietungen des Kf., Versicherung, daß 18. Jan.
auch er in allem mit demselben ohne Reserve de concert gehen wolle.
Nachdem ich sonsten in gewisse Erfahrung kommen, was gestalt
einige unserer Disaffectionirten auf das Schloß und die Stadt Jehver1)
ein absonderliches Absehen gehabt, umb selbige mit ihren Völkern stark
zu besetzen, mithin der ganzen Herrschaft sich zu bemächtigen und nicht
allein meinen Grafschaften daraus allerhand Ungelegenheiten zuzuziehen,
sondern auch ihr auf Ostfriesland gerichtetes Intent desto besser zu er-
reichen, und ich dahero verursachet worden, anderer Ew. D. u. Ld. be-
kannten Ursachen zu geschweigen, solchem gefährlichen Vorhaben vor-
') S. Theatr. Europ. XII, S. 580. Vgl. über diese Jeversche Angelegenheit
Recueil des Instructions XIII, S. 34f.
654 IV. Brandenburg und Danemark 1679—1684.
zukommen und mich gedachten Schlosses mit Einlegung einiger Völker
zu versichern, so werden Ew. D. u. Ld. solches hoffentlich umb so viel
lieber vernehmen, als ich dadurch desto mehr mich in dem Zustande
befinde deroselben zu Maintenirung des in Gretsiel gefaßten Posto als
auch sonsten zu Hintertreibung der widrigen Partei Desseins auf Ost-
friesland auf dem Notfall die Hand zu bieten. —
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln 13./[23.] Januar 1684.
(Conc. Meinders.)
[Die gegen die Herzoge von Braunschweig zu ergreifenden Maßregeln. Angeblicher
Anschlag des Königs auf Hamburg.]
23. Jan. Er teilt ihm mit, was der König durch Gabel1) an ihn wegen der gegen
das Haus Lüneburg zu ergreifenden Maßregeln gebracht hat. Er ist mit dem
König ganz einig darin, daß man dieses Hauses entweder völlig versichert sein
oder sonst auf andere mesures denken müsse, keineswegs aber sich von dem-
selben amüsieren lassen dürfe, er hat sich dieses auch eifrig angelegen sein
lassen und er erwartet nächstens eine endliche Erklärung auf seine Proposi-
sitionen. Sogleich aber zu den extremis zu schreiten und sich mit starken
Armeen auf die Grenzen der Herzoge zu stellen, würde ihnen beiden und
K. Cöln die höchste Beschwerde und Ungelegenheit verursachen und statt des
intendierten friedliebenden Zweckes leichtlich zu Weiterungen und Extremitäten
Anlaß geben. Gabel scheint seine Meinung nicht wohl eingenommen zu haben,
doch soll Br. dieses mit Dexterität menagieren und besonders dem G. Kanzler
gleichsam im Vertrauen hinterbringen.
Wegen des angeblichen Desseins des Königs auf Hamburg soll er auch
mit dem G. Kanzler im Vertrauen reden und ihm die darans zu befürchten-
den Inkonvenientien vorstellen.2)
') S. Pufendorf XVIII, § 121 (S. 1408).
a) Kf. beauftragt 30. Januar/ 9. Februar 1G84 v. Br., mit dem G. Kanzler über
die angebliche Absicht des Königs, die ostfriesischen Lande, besonders die Herr-
schaften Esens und Witttnund, zu besetzen, zu sprechen, sich nach dem eigentlichen
Grund zu erkundigen und die daraus zu befürchtenden Ungelegenheiten und
Weiterungen vorzustellen. Darauf berichtet v. Br. 9./ 19. Februar 1684, daß der
G. Kanzler ihn versichert habe, der König denke weder daran, Quartiere in Ost-
friesland zu nehmen, noch Hamburg zu belagern, sondern er wolle nur wegen neuer,
von Hamburg gegen ihn verübter Insolenz einige hamburgische Schiffe anhalten lauen.
Besetzung von Jever. Sendung Fachs9. 655
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Cöln
19./ 29. Januar 1684. (Conc. Meinders.)
[Auf das Schreiben vom 8. Januar. Seine Verhandlungen mit den braunschweigischen
Fürsten. Sendung Fuchs' zu denselben. Die Jeversche Angelegenheit]
Er hat bei der Handlang mit dem Hanse Lüneburg kein anderes Ab- 29. Jan.
sehen gehabt als nur dasselbe womöglich zu einer gänzlichen Konformität in
consiliis et actionibus in den zur Beförderung des Friedens mit dem König ver-
abredeten Maßregeln zu bringen, am allerwenigsten aber sich dadurch von seinen
Verpflichtungen gegen den König zu entfernen. Er versichert nochmals, daß
nichts in der Welt eine Änderung hierin bei ihm wird machen können, und
daß er auch garnicht gewillt ist, sich von dem Furstl. Hause bei dieser Hand-
lung amüsieren zu lassen, sondern auf deutliche kategorische Antwort zu dringen
und, wenn dieselbe nicht befriedigend ausfallen sollte, mit seinen Alliierten,
besonders mit dem König, auf andere zareichende mesures bedacht zu sein,
doch wird er erst erwarten, was man seinem Geheimen Rat Fuchs,') der auf
seiner Reise zu K. Cöln in Celle und Hannover einsprechen soll, zur Antwort
geben wird.
In der Jeversche n Sache bietet er seine officia an. Das Anerbieten des
Königs, durch die dort stehende Mannschaft die Seinigen in Ostfriesland auf
bedurfenden Fall zu soutenieren, nimmt er am so lieber an, da die Fürstin
von Ostfriesland je mehr und mehr gefährliche consilia zu führen scheint.
Der KurfQrst an v. Brandt.
D. Cöln 2. /[ 12.] Februar 1684. (Conc. Meinders.)
[Die Verhandlungen mit den braunschweigischen Herzogen.]
Er übersendet ihm Abschriften dessen, was er zu Hannover hat negotiieren 12. Febr.
lassen, und der Resolution, welche Fachs dort erhalten hat.3) Es ist darin
zwar einiges enthalten, was mit den Gedanken der Alliierten nicht allerdings
übereinkommt, doch ist das Haus in verschiedenen Dingen ziemlich nahe ge-
treten, nnd die Tat wird nun bald zeigen, ob das, was wegen Beförderung des
Friedens am kaiserlichen Hofe, zu Regensburg nnd im Haag versprochen worden,
wirklich erfolgen wird. Daß man, wie am dänischen Hofe behauptet wird,
>) S. über dessen Sendung Pufendorf XVIII, § 112 (S. 1489 f.) und unten
Abschnitt V.
*) S. unten Abschnitt V.
656 IV. Brandenburg and Dänemark 1679—1684.
französischerseits wegen dieser Traktaten mit dem Hanse Lüneburg so große
Jalousie und Ombrage genommen habe, davon ist ihm nichts bekannt, gegen
Span he im ist davon nichts erwähnt worden, es ist anch kein Grand dazu.
Er sendet ihm auch die Resolution, welche er G rote erteilt hat,1) er soll
dem König and den Ministern Mitteilung davon machen.')
P.S. Für die aus Polen empfangene Nachricht3) ist er dem Konig sehr
dankbar. Da ihm viel daran gelegen ist, von dem, was wegen Rekonziliation
zwischen den Königen von Polen und Frankreich vorgeht, Nachricht zu haben,
so würde ihm lieb sein, wenn der König seinem dortigen Minister befehlen
wollte, ihm solche zukommen zu lassen.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
5./[15.] Februar 1684.
[Unzufriedenheit des Königs mit der Erklärung der braunschweigischen Herzoge.
Die auf der Versammlung zu Cöln zu fassenden Beschlüsse.]
15. Febr. Nachdem der König durch v. Haxthausen die Fuchs in Hannover er-
teilte Resolution4) erfahren, hat er ihm durch den G. Kanzler, Reveotlo
und Ehrenschild mitteilen lassen, er zweifle nicht, daß Kf. erkennen werde,
daß diese Resolution des Fürstl. Hauses nur auf neue Amüsements hinginge und
daß daher auf der Konferenz zu Cöln ein gewisser Artikel darüber aufgerichtet
werden müßte, daß man sich coniunctis consiliis et armis denen opponieren
wollte, welche den Frieden zu verhindern suchen würden, in specie dem Haase
Lüneburg, das bei seiner vorigen opiniätrete verharrete und keinen friedlichen
Remonstrationen Gehör geben wollte, es dürfte aber keine Zeit versäumt
werden, sonst würden sich solche liaisons hervortun und das Fürstl. Haus auch
von Schweden Succurs bekommen. Die Königl. ministri haben ihm aoch
') S. unten Abschnitt V.
3) Kf. sendet 5./15. Februar v. Br. die Replik (irote's und beauftragt ihn, das,
was darin wegen des Königs von Dänemark angeführt sei, dort mitzuteilen und lur
Berücksichtigung zu empfehlen, damit alles, was zu ferneren Mißverständnissen Anlaß
geben konnte, wenigstens vorläufig suspendiert werde. Er solle über die dortigen
vues und consilia exactissime berichten.
*) Konig Christian hatte Kf. von der Absendung du Cros' nach Polen Anzeig«
machen und dessen Instruktion mitteilen lassen. Kf. beauftragt v. Br. 5./15. Februar,
den König und die Minister darauf aufmerksam zu machen, daß man sich auf det
Konig von Polen garnicht verlassen könne und sich vor allem an die Republik
halten müsse, zumal da der König ein ganz extraordinäres pouvoir erworben habe,
welches auf alle Weise zu temperieren und in Schranken zu halten sei.
«) S. Pufendorf XVIII, § 112 (S. 1490) und unten Abschnitt V.
Die Verhandlungen mit den ßraunsch weigern und zu Cöln. 657
gesagt, man müßte zuerst die in der Soestischen Allianz1) stipulierte Mannschaft
zusammenfuhren, jetzt aber bei der Konferenz zu Cöln auf eine größere force
bedacht sein. Man rechnet hier, daß mindestens Dänemark 26000, Kf. 16000
und K. Cöln 12000 Mann stellen können, womit der Friede sofort erzwungen
und das Haus Lüneburg zu anderen Gedanken werde gebracht werden können.')
Der Kurfürst an v. Brandt.
D. Cöln 8./[18.] März 1684. (Conc. Meinders.)
[Notwendigkeit, gegen die braunschweigischen Fürsten mit Gewalt vorzugehen,
die Ordre an Fuchs.]
Die Handlung mit dem braunschweigischen Hause betreffend muß er fast 18. März
glauben,2) daß es demselben damit kein rechter Ernst ist und schwerlich zu
einem gewünschten Schluß zu gelangen sein dürfte, daß es daher notwendig
sein wird, vigoureuse mesures zu nehmen und das früher ins Mittel gebrachte
Konzert zur Endschaft zu befördern. Er sendet ihm die Fuchs erteilte Ordre4)
zu, Br. soll dem König und den ministris Nachricht davon geben, doch mit
solcher Behutsamkeit und Dexterität, daß man nicht mit allzu großem Eifer
und Eilfertigkeit in die Extremitäten verfalle.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
8./[18.] März 1684.
[Unzufriedenheit des dänischen Hofes mit dem Colner Vertrage.]
Man ist5) hier sehr unzufrieden damit, daß in den neulich zu Cöln 18. März
geschlossenen Traktaten «) des Hauses Lüneburg und der gegen dasselbe zu
') S. v. Mörner, S. 438f. und unten Abschnitt V.
3) Kf. teilt v. Br. 12./22. Februar 1684 mit, daß Fuchs in Cöln angekommen
sei und dort seine Negotiation begonnen habe, daß der von K. Cöln an ihn gesandte
Abt von Murbach im Begriff stehe, nach Kopenhagen zu reisen, und daß er hoffe,
durch diese Sendung werde die dortige große Inklination zum Kriege und zu extremis
einigermaßen moderiert werden; 26. Februar/ 4. März zeigt er ihm an, daß er wegen
des braunschweigischen Hauses noch nicht alle Hoffnung aufgegeben habe, es
werde sich bald alles zeigen müssen, und man werde dann je nach den Umständen das
Nötige konzertieren können.
*) S. das Reskript an Spanheim von demselben Tage oben S. 501.
4) S. unten Abschnitt V.
5) S. Pufendorf XVIII, § 121 (S. 1498).
*) Der Vertrag vom 16./26. Februar 1684 zwischen Dänemark, K. Cöln und dem
Kf. (v. Mörner, S. 734 ff., 435Ü.; Pufendorf XVIII, §115 [S. 1492f.]).
Mater, x. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 42
ß58 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
ergreifenden Maßregeln garnicht gedacht ist. Die Schuld daran mißt man dem
französischen Hofe bei, dieser suche nur sich der k. cölnischen force gegen Holland
zu bedienen nnd den Konig von Dänemark sowie Kf. der von K. Cöln gehofften
Assistenz zu berauben. Man ist auch damit unzufrieden, daß Frankreich bei
den Traktaten zu Cöln getrachtet hat, es dahin zu bringen, daß der König von
Dänemark sich mit gegen den Staat engagieren solle, denn davon sei in den
Traktaten zwischen Dänemark und Frankreich nichts enthalten, Frankreich
hätte es bisher auch niemals hegehrt, und es wurde dem König sehr schwer
fallen, gegen den Staat in Aktion zu treten, weil dieser eine große Macht zur
See hätte und auch mehr als die Hälfte des dänischen commercii an Holland
hinge, der König könnte sich daher zu solchen Dingen nicht wohl resolvieren.1)
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
18./[28.] März 1684.
[Beabsichtigte Werbungen der Fürstin von Ostfriesland. Einmarsch dänischer
Truppen ins Mecklenburgische und Lauenburgische, Erklärungen des Königs deswegen
und wegen der gegen die braunschweigischen Herzoge zu ergreifenden Maßregeln.]
28. März Der König läßt dem Kf. mitteilen, daß die Fürstin von Ostfriesland
beschlossen haben, ein Regiment zu Fuß unter dem Major Lyhraht, der früher
in des Prinzen von Oranien Leibgarde gewesen, zu werben, und hält für ratsam,
daß sie beide der Fürstin deshalb Vorstellungen machten und erklärten, dieses
kraft der kaiserl. Kommission und des Direktorialamts nicht gestatten zu dürfen.
Der König hat sich entschlossen,3) 400 Pferde und 50 Dragoner nach
Mecklenburg-Schwerin und Sachsen-Lauenburg marschieren zu lassen.
!) Kf. antwortet darauf (d. Cöln a. d. Spree 18./28. März 1684), auch er meine,
daß, wenn K. Cöln in den Krieg mit Holland offensive impliziert werden sollte, das
Konzert wegen des braunschweigischen Hauses nicht mit solcher Gewißheit und
Vigueur zum Effekt gebracht werden könnte, er hätte dieses auch K. Cöln vorstellen
lassen. Die von Gabel ihm mitgeteilten postulata in betreff des Hauses Braun-
schweig halte er für billig, er werde sich deswegen mit dem Könige leicht konformieren
und er habe auch seinen Ministern in Cöln befohlen, mit K. Cöln daraus zu kommuni-
zieren. Darauf erwidert v. Brandt (2.*). März / 4. April 1684), der König habe auf
die Assistenz K. Cölns große Hoffnung gesetzt, und auch einige Minister meinten,
daß dieser zu dem Unternehmen gegen die Lüneburger mithelfen werde, der
(i. Kanzler dagegen glaube, daß darauf wenig zu bauen sei, daß K. Cöln mit Däne-
mark und. dem Kf. das Bündnis geschlossen habe, mehr, um bei diesen Hilfe zu
finden als in der Absicht, viel Volk aus seinem Lande zu schicken, und daß Frank-
reich bei dieser Allianz und dem zu Cöln gemachten Traktat bloß auf sein Interesse
und nicht auf die Sicherheit seiner Alliierten gesehen habe.
'-'; S. l'ufendorf XVIII, § 122 (S. 1498).
Marsch dänischer Truppen ins Mecklenburgische und Lauenburgiscbe. 659
um seine rechtmäßige Prätension wegen der kaiserlichen Assignationen endlich
zu erhalten. Infolge des Verhaltens des Hauses Lüneburg hätte er dieses
nicht länger aufschieben können nnd er sei der Zuversicht, daß auch Kf. dieses
Vornehmen als ein Mittel, um die wahre Intention jenes Hauses zu decou-
vrieren, billigen werde. Der König ist erfreut, daß Kf. jetzt auch erkannt hat,
daß dieses Haus sie nur durch vergebliche Verhandlungen und Versicherungen
aufzuhalten und zu amüsieren suche, und hofft, daß derselbe seinen Minister
zu Cöln so instruieren werde, daß die nötigen mesures je eher je lieber
genommen werden können. Die hiesigen Minister versprechen, man werde sich
hierunter nicht präzipitieren, sondern alles mit sämtlicher Alliierten Konzert
und Approbation tun.
Daß man dem Kf. von dem erwähnten Marsch keine Kommunikation
gemacht hat, kommt daher, weil man befürchtet, daß Kf. denselben verhindern
und den König veranlassen möchte, den französischen Erinnerungen nicht nach-
zuleben, wiewohl der französische Gesandte versichert und zu ihm expresse
gesagt hat, daß sein Rat dahin gegangen sei, diesen Marsch noch auf einen
Monat zu differieren.
P.S. Soeben hat ihm Reventlo im Namen des Königs von der Sendung
der 400 Mann ins Mecklenburgische und Sachsen-Lauenburgische Anzeige
gemacht und erklärt, der König erwarte, daß, falls es deswegen zu Extremitäten
kommen sollte, Kf. ihm Hilfe leisten werde. Er hat es ad referendum ange-
nommen, aber erklärt, durch ein solches Vornehmen werde die gute Deklaration,
welche das Haus Lüneburg versprochen, gehindert und in dem niedersächsischen
Kreis Troublen erweckt werden, der König werde dem Kf. einen besonderen
Gefallen erweisen, wenn er es damit noch eine Zeitlang anstehen ließe. R. aber
erwiderte, wenn es dem Furstl. Hause wirklich Ernst wäre, zu der guten Partie
zu treten, so könnte es gerade bei dieser Gelegenheit es am besten tun.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln
29. März / [8. April] 1684.
[Beabsichtigte franzosische Truppensendung ins K. Cölnische, Bedenken dagegen.]
Nach Fuchs' Bericht1) hat kurz vor dessen Abreise von Cöln der König 8. April
von Frankreich K. Cöln proponieren lassen, daß er gewillt wäre, einige seiner
Truppen ins Cölnische marschieren zu lassen, und daß diese schon im Anzüge
wären. Ihm erscheint2) diese Resolution sehr wichtig und gefahrlich, und er
glaubt auch nicht, daß dieselbe mit der Intention des Königs von Dänemark
übereinkomme, da K. Cöln ohne Zweifel dadurch zu tief wider den Staat enga-
giert und von ihnen beiden ganz abgezogen werden würde, er wünscht daher
die Gedanken des König3 darüber zu vernehmen und hofft, derselbe werde durch
») S. unten Abschnitt V.
*) S. das Reskript an Span heim von demselben Tage oben S. 503.
42*
660
TV- Brandenburg und Dänemark l$f&— IGSt-
seine Gesandten in Coln und Paris dort ebensolche Vorstellungen deswegen
machen lassen, wie er es den Seinigen befohlen hat.
Der Traktat1) zwischen Dänemark, K. Coln und ihm ist in Richtigkeit
gebracht, und er hat befohlen, die Ratifikationen darüber auszufertigen.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
1./[1L] April 1684.
[Zufriedenheit des Königs mit den Bemühungen des KL und dessen
militärischen Anordnungen.]
IL April Der Konig ist dem Kf. sehr dankbar dafür, daß derselbe sich seines Inter-
esses so annimmt and an den behörigen Orten so nachdrückliche Remonstrationen
getan hat, daß er hofft, zur Erhaltung seiner Prätention in dem niedersäch tischen
Kreise, ohne daß es zu Weiterungen kommen dürfte, zu gelangen. Kr ist auch
mit der Antwort des Kl*) auf die Beschwerden des Herzogs von Celle sehr
zufrieden und hofft, daß das Fürstb Haus durch den Marsch nach Mecklenburg
und Sachsen-Lauenburg auf andere Gedanken kommen und zu der gewünschten
Konformität schreiten wird. Man glaubt auch, daß die Offeriening der Subsidien
von Frankreich an gedachtes Haus dazu beitragen und daß alsdann der Friede
darauf erfolgen wird. Der König hat auch gern vernommen, daß Kf. xwei
Regimenter ins Mecklenburgische marschieren zu lassen beabsichtigt und seine
Truppen aus Preußen nach der Mark zu marschieren beordert hat, da du
Fürstl. Haus daraus ersehen wird, daß man jetzt das Werk mit rechtem Ernst
und Vignenf anzugreifen beginnt.
Auch von der Okkupierung Hildesheims meint man, daß sie einen goten
Effekt haben und K. Co In gegen Frankreichs Willen wider das Haus Lüneburg
engagieren wird.
Daß KL an K. Sachsen, die sächsischen Herzoge und den Landgrafen
von Hessen geschrieben und sie abgemahnt hat, Truppen an Spanien tax über*
lassen, gereicht dem König auch zu großem Gefallen,
Aj>ril
König Christian an den Kurfürsten* D. Copenbagen
19./ 23. April 1GK4.
[Weigerung, mit den braunschweigischen Herzogen einen Neutral itäts vertrag
iü schließen.]
Er bort, daß die Traktaten1) mit den lünoburgischen HfafatCTH
vorgeschritten sind und daß Kft mit dem FürstL Hanse auf dem Pufl
•) S. uhen S. 657,
*) B. unten Abschnitt V.
3) S. Pufendorf XVill, § I« (8. U»t] und unten Abschnitt V, Kf, batt*
April 1684 v* Bfi mitgeteilt, es sei gute Hoffnung, duß sieb daa Hau* Lüq*
L'uzufriedenheit des Königs mit deu Traktaten mit den Brau tisch weigert], tif'tl
reeiproken Neutralität zu schließen beabsichtigt Er glaubt aber nicht, daß
sie beide und ihre A liierten bei einem soleben Traktat genügende Sicherheit
finden werden, da dieses Haus und besonders der Herzog von Hannover
bisher so oft erklärt hat, daß er von seinen anderweitigen Eugagementen tttt
honneu r nicht abgehen könne, und daher zu besorgen ist, daß, wenn er sich
auch jetzt zu einer Neutralität verpflichten sollte, dieses bloß geschehen wird, um
aus dem gegenwärtigen embarras zu eluktieren. die mesures der Alliierten
zurückzuhalten und doch bei günstigeren Konjunkturen in seine frühere Kon-
änita zurückzu fallen. & ist dieses um so bedenklicher, da die Herzoge mit
ihren Werbungen eifrig fortfuhren, was darauf hindeutet, daß ihre Intention
auf etwas anderes als eine bloße Defension gerichtet ist. Er trägt daher großes
Bedenken, in eine solche armierte Neutralität, besonders solange die anderen
zwischen ihm und dem Hause entstandenen Irrungen nicht ans dem Grunde
abgei&fi sind, zu willigen, und hofft, Kl werde sich hierin von ihm und ihren
übrigen Alliierten um so weniger separieren, als nicht zu zweifeln ist, daß,
wenn das längst unter Händen gewesene Konzert festgestellt und dem Hause
ein rechter Ernst gezeigt wäre, dasselbe bald zur verlangten Konformität zu
bringen und folglich wider dasselbe etwas Tätliches vorzunehmen nicht nötig
sein werde.
F, v. Brandt an ileu Kurfürsten. D. (Joppen Imgen
gf, April/ [2. Mai] H
[I ' ii Zufriedenheit, des Königs mit deu Traktaten des Kf. mit deu
hraunscliwdgi.sdien Herzogen.]
Keventln hat ihm im Namen des Königs gesagt, daß demselben die i\ Mai
einseitigen Traktaten des Kl. mit dem Hanse Lüneburg Nachdenken ver-
ursachten und sehr unvermutet kämen, zumal da Kf, sich zur Neutralität ver-
pflichten wollte, welches den bisherigen mesures fast zuwider liefe. Er finde
keine Sicherheit bei der Zusage des Fürstl. Hauses wegen Beförderung des
Friedens, die nur in Worten bestände, Wal Frankreich zu der Neutralität
sagen würde, wußte er nicht, er aber konnte auf die Länge unmöglich dulden,
daß das Fürstl. Haus in einer so starken Verfassung und armierten Neutralität
stände, weil er demselben aus vielen Ursachen nicht trauen konnte. Er würde,
wie er versprochen, seine Truppen aus den bezogenen Quartieren uach erhaltener
Satisfaktion von den Ständen gern wieder abführen, aber auf des Fürstl, Hauses
Pochen und durch dessen ifenaceu ließe er sich aus den Quartieren nicht
herausbringen. Gab eis Rapporte scheinen den König auf solche Gedanken ge-
bürg in wenigen Tagen ihm und dem Könige akkouiuiodieren werde» er stehe daher
an, tu dem däuischeraeits beabsichtigten rnternehraeu gegen Hildesheim zu schreiten,
damit das Haus nicht dadurch von seinem guten Vornehmen abwendig gemacht werde.
662 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
bracht zu haben, doch worden dieselben wohl durch den guten Rat des
G. Kanzlers wieder temperiert werden. Derselbe hat ihn versichert, daß der
König die Handlung mit den Ständen in Mecklenburg, Lauenburg und dem
Stift Lübeck nach aller Möglichkeit beschleunigen und diese nicht über Ver-
mögen angreifen wollte, besonders wenn sie ihm nur ein gut Wort geben und
so kontinuieren wollten, wie der Bischof von Eutin und der Herzog von
Lauen bürg schon angefangen hätten, wozu Kf. sie mit leichter Mühe werde
disponieren können. Dieses sei das beste Mittel, um alle Weiterungen zu ver-
hüten.1)
Des Königs Heise nach Holstein ist auf den 5. Mai angesetzt.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Potstam
3./[13.] Mai 1684.2)
[Rechtfertigung seiner Verhandlungen mit den braunschweigischen Herzogen.
Mißbilligung der Herbeiziehung französischer Truppen.]
13. Mai Seine letzten Relationen haben bei ihm großes Nachdenken und nickt
geringe Konsternation verursacht. Er soll zuerst dem G. Kanzler und nachher
Reventlo vorstellen, Kf. beharrte nach wie vor in der Begierde, mit dem
König in unzertrennlicher Freundschaft zu leben, und hätte niemals etwas da-
wider vorgenommen. Auch er hätte große Ursache, dem Hause Lüneburg zu
zürnen, und dasselbe würde nie kapabel sein, ihn von dem König zu trennen,
aber er hätte bei den jetzigen Konjunkturen vor allem auf Erhaltung des Friedens
im Reich reflektiert und dieser Konsideration alle ihm angebotenen Vorteile nach-
gesetzt. Es wäre auch bisher das Fundament aller zwischen ihm und den
Königen von Dänemark und Frankreich wider das Haus Lüneburg genommenen
Mesuren gewesen, zu versuchen, dieses durch gütliche Traktaten zu einer Kon-
formität ad pacem zu ziehen, oder, wenn solches nicht gelingen sollte, es dazu
zu zwingen. Man hätte über ein .Jahr lang mit demselben traktiert und, nach-
dem er vor kurzem erkannt, daß es ihn nur zu amüsieren trachte, hätte er auf
andere Mittel gesonnen und dazu den Traktat mit K. Cöln geschlossen, auch
die Demarches des Königs in Sachsen -Lauenburg und K. l'ölns bei Höxter
gebilligt und unterstützt. Nachdem dadurch das lünehnrgische Haus gleichsam
!) v. Hr. berichtet 2P>. April / [(>. Mai] 1(181, der Konig hätte sich in ganz ähn-
licher Weise gegen ihn geäußert und erklärt, er hatte garnicht notig, sich vor dem
Hause Lüneburg zu fürchten, denn der Konig von Krankreich wollte 8000 Mann zu
den k. cölnischen Truppen stoßen lassen und ihm alle diese Truppen zu freier Ver-
fügung überlassen. Villars scheine den Konig so gegen das Haus Lüneburg animiert
zu haben und das Absehen dahin gerichtet zu sein, mit diesen Truppen sich Hildes-
heinis zu bemächtigen und so zum Kriege den Anfang zu machen.
-) Von Fuchs' Hand. S. Pufendorf XVIII, § 124 (S. 1500).
Rechtfertigung der Traktaten mit den Braunschweigern. 663
gezwungen worden, ein aecommodement tont de bon zu suchen, hätte er in der
Meinung, daß auch seine Alliierten noch bei ihren vorigen Sentimenten geblieben
seien, demselben das bekannte Projekt zugestellt nnd darin nicht allein die
Konformität in consiliis ad pacem vel armistitium, sondern auch die Kon-
venientien des Königs, soviel praeliminariter nötig gewesen, bedungen, auch dem
König alles, was bisher verhandelt worden, mitteilen lassen, er verdiente also
keineswegs die Beschuldigung, daß er etwas wider die Allianzen täte, und man
hätte ihm noch mit keinem Worte gezeigt, was das Projekt Schädliches enthalte,
da nicht allein die von Dänemark selbst überschickten fünf Punkte, sondern
auch der tenor der letzten Cölnischen Allianz hineingerückt wäre. Wenn Frank-
reich und Dänemark jetzt von ihren vorigen Absichten so weit abgingen, daß
sie lieber die Ruptur mit dem Fürstl. Hause wollten, so müßten sie dazu parti-
kulare Ursachen haben, die ihn aber nicht stringieren noch von seiner bisherigen
Richtlinie abbringen könnten. Für den Fall, daß er sich mit den Lüneburgern
wegen des Projektes nicht sollte vereinbaren können, sei er nicht allein wegen
des Konzertes zum Kriege bereits wirklich in Handlung begriffen, sondern er
machte auch alle Bereitschaft dazu, nnd er werde sich schon nicht an der Nase
herumführen lassen.
Die Mitteilungen Reventlo's und Villars', daß die k. cölnische Armee
und 8000 Franzosen dem König zur Disposition stehen sollten, hat ihn sehr
befremdet, da dergleichen mit ihm nicht konzertiert, vielmehr ihm von Frank-
reich und K. Cöln andere und konträre Propositionen gemacht sind und ein
solches einseitiges Konzert schnurstracks wider die zwischen ihnen aufgerichteten
foedera läuft. Bei näherer Überlegung werde der König gewiß selbst die schäd-
lichen Konsequenzen erkennen, sie beide hätten 1671) erfahren, was für einen
Effekt eine französische Armee an der Weser getan. Wenn es sich um die
Konservation und die Sicherheit des ganzen Estats handelte, müßten alle pas-
siones und Animositäten cessieren, daher könnte er in dergleichen consilia
nimmer stimmen, wenn er auch das ex foederibus Schuldige halten würde
und die Freundschaft mit dem Könige allen anderen vorzöge. Er hielte für sie
beide ein gütliches Akkomodement mit dem Hause Lüneburg, wenn dieses ein
solches annehmen wollte, für das vorteilhafteste, hätte sich auch bereits erboten,
sobald er mit demselben fertig sein würde, sich zu bemühen, daß auch das
gute Einvernehmen zwischen diesem und dem König von Dänemark wieder-
hergestellt werde, und er hofft, damit zu reüssieren. Wie sehr das, was K. Cöln
durch Wintgens ihm hat proponieren lassen, von dem, was Reventlo nnd
Villars gesagt, differiere, ersieht er aus der beikommenden, demselben erteilten
Resolution,1) die er dem G. Kanzler nnd Reventlo mitteilen soll.
Er soll dieses alles im höchsten Geheim und Vertrauen jenen beiden
hinterbringen und sie auch ersuchen, es vor Villars zu sekretieren, da Kf.
darunter eine rechte aufrichtige treue Intention für den König führe. Sollten
sie es für gut finden, so soll er auch mit dem König selbst davon sprechen.
') S. unten Abschnitt V.
664
IV. Brandenburg und Dftnemmk 1679— U.M.
Der Kurfürst, an den König von Dänemark,
D. Potsdam 7./ 17. Mai 1G84,
[Ungünstiger Verlauf der Verhandlung« m m\\ den bruuuscbweigischen Herzogen,
Wunsch einer Verständigung mit «lern Könige ober die gegen dieselben vorzunebmeuh ri
kriegerischen MalJregelu.]
IT, Mai \ii'h er muß1) nach dem Verlauf der Verhandlungen mit dem Hins?
Lüneburg erkennen, daß wenig Apparat zu einer Konformität übri^
hiilt fti daher für nötig, daß mit desto größerem Ernst und Eifer auf ander-
weitigr mesure^ /uinnlcrsl zur Einrichtung des Konzerts und m dessen
kution, Anstalt gemacht werde. Da er annimmt, daU der Ktlnig schon ja
Rendsburg eingetroffen sein und daß seine Armee derends in Bereitschaft i
wir-L in itdll et ihm anheitn. ob er nicht jemand seiner ffrtraoti^tvi
womöglich den Comte de Roye selbst, eu ihm schicken, ihm von seiner Mei-
nung Nach rieht geben und mit ihm konzertieren lassen mochte, wo die d;n
Armee auf allen Fall über die Elbe setzen und Rieb jenseits derselben MI
postieren könnte daß ihre Konjunktion mit seinen Truppen nicht verhindert
werden könnte.
F. v. Brandt an den Kurfürsten, D, Rensburg
13./ [23,] Mai 1G84,
[Auf das Reskript vom 3713, Mai, Anerkennung der Bedenken dfii Kf. din&tfifafl
Die militärischen Vorbereitungen,]
^3. Mai Er hat wegen Abwesenheit des G, Kanzlers Reventlo und Ehrensrhilti
den Inhalt des kurfürstL Reskripts vom 3. Mai mitgeteilt, sie bähen die Richtig-
keit des dort Angeführten zugestanden und versichert, daß auch der König
wohl erkenne, wie schädlich es sein würde, wenn die französischen Truppen
lieh mit den k. cöhuschen vereinigen und gegen das Haus Lüneburg
sollten, daß der König auch nur beabsichtigt hätte, sich dieser Hilfe im äul!
Notfälle zu bedienen, und daß er nun, da er des Kf. so wohl versichert wire,
nie zu snlchen Extremitäten schreiten werde.
Der König bat sieb sehr gefreut, aas des Kf, Sehreiben zu ersehen
auch dieser jetzt gewahr geworden ist, daß es dem lüneburgischen Hause kein
rechter Ernst ist, sich mit ihnen wegen des Friedens und Waffen Stillstandes in
kon formieren, und daß seine Erinnerungen nicht so ganz vergeblich und ohne
') & die Reskripte au Spanheim vom 6716, und 10./20, Mai 1684 oben S.50B.
Kriegerische Maßregeln gegen die Braunschweiger. Der Vertrag wegen Dömitz. 665
Grund gewesen sind. Er will seine Armee zum Marsch parat halten, den
Grafen de Roye wird er, sobald das Konzert fertig sein wird, zu Kf. schicken,
um wegen der Kriegsoperationen das Notige zu überlegen.1)
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Potstam 24. Mai/ [3. Juni] 1684.
(Conc. Fuchs.)
[Bedenken gegen den Vertrag über die Besetzung von Dömitz. Das gegen die
braunschweigischen Herzoge abgeschlossene Konzert]
Es befremdet ihn sehr, daß ihm von dem zu Paris mit dem Herzog von 3. Juni
Mecklenburg-Schwerin wegen der Festung Dömitz gemachten Traktat2)
vorher keine Nachricht gegeben worden ist. Aus dem beifolgenden Reskript an
Span he im3) wird v. Br. ersehen, was für Besorgnisse Kf. deswegen hegt.
Br. soll dort zuförderst mit allem Glimpf die Sache ebenso vorstellen, besonders
darauf hinweisen, daß dadurch nicht allein die noch nicht ganz desperate Handlung
mit dem Hause Lüneburg, sondern auch das ganze negotium pacis im Reich stutzig
werden dürfte, und darauf dringen, daß der Konig die Exekution des Pariser
Traktats noch einige Zeit, bis man sehe, wie die Handlung mit den Lüneburgern
ausschlagen werde, suspendieren möchte, oder, wenn diese Handlung fruchtlos
zergehen sollte und man zu vigoureusen Maßregeln schreiten und diesen Ort
besetzen müßte, dieses von ihnen conjnnctim geschehen und die Garnison halb
von dänischen und halb von seinen Truppen bestellt werden möchte. Sollte
man sich dort dazu nicht verstehen, sondern den Traktat sofort und mit seiner
Exklusion exequieren wollen, so soll er solches nicht nur nachdrücklich wider-
raten, sondern auch deutlich zu verstehen geben, daß dieses dem Kf. das
höchste Nachdenken von der AVeit verursachen und ihn allenfalls veranlassen
1) Kf. erwidert darauf (d. Potstam 17./27. Mai 1684), da der König auf Abschluß
eines Konzertes so inständig dringe, so habe er seinen Ministem befohlen, dasselbe
mit Zuziehung des k.cölniscben Gesandten zu adjustieren. Die Ankunft de Roye's
werde ihm sehr angenehm sein, er erwarte auch die eines k. cölnischen Generals.
Er wünsche sehr, wenn sein Gesundheitszustand es gestatten sollte, sich mit dem
König, etwa zu Neustadt oder Parchim, zu abouchieren. Seine preußischen Regimenter
seien bereits in Pommern angelangt und die anderen advancierten nach der Elbe hin,
er lasse es auch an anderen guten Anstalten, soviel immer mensch- und möglich,
nicht ermangeln, v. Br. erwidert (d. Rendsburg 22. Mai/ 1. Juni 1684), auch der
König wünsche sehr eine Zusammenkunft mit Kf.
2) S. Pufendorf XVIII, § 127 (S. 1502); Boll, Geschichte von Mecklenburg
II, S. 184 ff.
*) S. oben S. 510 f.
666 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
werde, an den schädlichen Konseqnenzen, die daraus entstehen möchten, keinen
Teil zu haben.
Beifolgend erhält er eine Kopie des unlängst getroffenen Konzertes.1) Er
soll versichern, daß, wenn man anders einmutig zu der Sache tan und allen
ungleichen Verdacht bei Vollstreckung eines so hochwichtigen Werkes gebührend
evitieren wollte, Kf. beständig entschlossen sei, dasselbe auszuführen und des-
wegen mit dem Comte de Roye die näheren Maßregeln zu konzertieren, doch
müßte man sich der französischen Approbation und Garantie so bald als möglich
versichern, und würde es gut sein, wenn Meyercron deswegen in derselben
Weise wie Spanheim3) instruiert würde.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Rendsburg
2./[12.]Juni 1684.
[Auf das Reskript vom 24. Mai. Dänische Erklärung in der Dömitzer Angelegenheit
Das Vorgeben gegen den Herzog von Gottorf.]
12. Juni Man beteuert hier, daß der König von Frankreich -den Traktat wegen
Dömitz ohne Vorwissen des Königs gemacht und daß letzterer, sobald er es
erfahren, dem Kf. durch Gabel Anzeige davon gemacht habe, daß derselbe nicht
daran denke, im Reich und in specie im niedersäebsischen Kreise Eroberungen
zu machen, sondern sich nur dieser Festung zum Paß über die Elbe und zur
Versicherung des nötigen Magazins bedienen wolle, daß er sehr zufrieden sei.
daß Kf. die Garnison zur Hälfte mit seinen Truppen besetze, daß aber aus
dieser Sache nichts werden dürfe, da der König die Nachricht erhalten, daß*)
der Kommandant daselbst schon 200 Mann lüneburgische Völker eingenommen
und den Ort unter Wasser gesetzt habe. Man meint, daß in casum belli
zwischen Kf. und dem Könige zu deliberieren sein werde, wie man sich des
Platzes bemächtigen könne.
Der dänische Minister am französischen Hofe ist wegen Obtinierung der
Approbation und Garantie des Konzertes ebenso wie Span hei in instruiert
worden, doch hält man hier dieses Konzert, soviel die k. cölnische Assistenz
anbetrifft, nicht für zulänglich, sondern meint. K. Cöln müßte durch einen
Artikel verpflichtet werden, nebst Kf. und Dänemark wider das Hans Lüneburg
den Krieg zugleich anzufangen und wirklich in Operation zu treten.
') Der Vertrag zwischen Dänemark, K. Cöln und Kf. vom 20./ 30. Mai 1684
(v. Mörner, S. 459 f.).
*) S. oben S. 511.
3) S. Roll a.a.O.
Einziehung von Schleswig. Nene Anerbietungen der Braunschweiger. 667
Er übersendet das Patent,1) durch welches der König dem Herzog von
Gottorf f das Herzogtum Schleswig entzieht und dasselbe unter seine Bot-
mäßigkeit bringt Man behauptet, der Konig hätte wider seinen Willen infolge
der Hartnäckigkeit des Herzogs zu dieser Extremität schreiten müssen und er
suchte dadurch nicht die Traktaten mit dem Herzog zu eloignieren, sondern
vielmehr dieselben dadurch in den Gang zu bringen und die bisherigen Streitig-
keiten durch einen beständigen Traktat zu beendigen.9)
Der Kurfürst an den König von Dänemark. D. Potstam
7./ 17. Juni 1684.
[Anträge der braunschweigischen Herzoge, Bitte um Sendung eines Bevollmächtigten
zu Verhandlungen darüber. Die Dömitzer Angelegenheit]
Grote ist von seinen zu Bmgtorf versammelt gewesenen Prinzipalen 17. Juni
wieder hergekommen und hat ihm propositiones getan, über welche er für not-
wendig hält, sich mit dem Konig im höchsten Vertrauen zu vernehmen. Kr
ersucht denselben daher, möglichst bald einen seiner vertrautesten Minister
zu ihm zu schicken, mit welchem diese und andere jetzt vorgehende Angelegen-
heiten schleunig abgehandelt werden könnten. Da das Fürstl. Haus sich auch
gegen ihn erboten hat, wenn er demselben die Garantie und Versicherung gehen
wollte, daß keine fremden Völker wieder nach Dömitz kommen sollten, seine
Truppen wieder herauszuziehen, so hittet er den König, ihm desfalls eine
Erklärung zukommen zu lassen, er selbst erhietet sich in antecessum, daß, wenn
der Ort auf solche Weise evakuiert werden sollte, er keine Völker hinein-
zulegen begehre. Kr hofft, daß auch der König dieses Anerbieten aggreieren
wird, zumal es für sie reputierlicher sein würde, wenn die lüneburgischen
Völker eher Dömitz verließen, als bis sie durch einen förmlichen Traktat dazu
vermocht würden. Da jetzt mehr als jemals apparence ist, daß sie beide sich
mit jenem Hause verständigen werden, so ersucht er den König, seine vor-
») S. Pufendorf XIX, § 6G (S. 1588); Adelung, Kurzgefaßte Geschichte der
Streitigkeiten der Herzoge von Holstein-Gottorp mit der Krone Dänemark, S. 60 ff.
*) v. Br. berichtet (d. Itzehoe l./ll. Juli 1684), der König sei entschlossen, den
fürstlichen Anteil im Herzogtum Schleswig der Krone Dänemark zu inkorporieren
und nicht wieder abzustehen, vielmehr es auf die Extremitäten und einen Krieg
ankommen zu lassen. Daher wünsche man jetzt um so mehr, sich mit dem Hanse
Lüneburg zu setzen, in der Hoffnung, daß dieses sich in die schleswigsche Sache
nicht einmischen werde, zumal da der König dem Herzog von Gottorf in betreff
Holsteins so begegnen wolle, wie es die Reichs- und Kreiskonstitutionen im Munde
führten.
568
IV, Brandenbury und iCxiemark UWJ— 1^84.
habenden operathmes und den Anmarsch ins Mccklenburdschc so fange zu sus-
pendieren, bis sein vertrauter Minister bei ihm ankommen und man wird sehen
können, wie die Verhandlungen ausschlagen werden.')
F. Meindera und P. Fuchs an den KurfQrsten.
l9./[89.] Juni 1684.*)
I). Berlin
[Konferenz mit den dänischen Bevollmächtigten. Mitteilung der Proposiüou G
an dieselben, deren Äußerungen über die einzelnen Punkte,]
Juni Auf Ehren sc hilds Wunsch haben sie heute mit ihm und Gabel
eine Zusammenkunft gehalten. Die dänischen ministri versicherten dort, daß
die Präposition, Schweden vom deutschen Boden zu schaffen, nicht vom Kvuk
von Dänemark, sondern vom Hause Lüneburg herkäme, und daß Wackerbari
dabei große eoiitcstationes von der sinoeren Intention seiner Prinzipalen gemacht
hätte. Sie haben ihnen darauf mitgeteilt, was Grote liier augebracht,*) und
daß bisher nur in terminis generalibus davon geredet worden wäre, ihnen auch
die pnneta generali», die Q, neulich im Fasanengarten gesagt, kommuniziert
Bei dem ersten Punkt, nämlich bei wem man den Rückhalt zu suchen, waren
auch die Dänischen der Meinung, daß man keinen kraftigeren appuy finden
könnte als bei Frankreich. Bis zu Etufl Abreise sei dem dortigen französischen
(iesandteu noch nichts davon mitgeteilt worden, Meyercron aber hätte Befehl
erhalten, zu sondieren, wie weit Frankreich konkurrieren wollte, wenn man
das vorjährige Konzert wieder vornehmen und das Haus Lüneburg beitreten
sollte, Sie meinten, man müsse Frankreich stracks anfangs mit dazu riehen,
doch wurde beschlossen, diesen Punkt bei der e raten Zusammenkunft mit
Grote weiter zu überlegen, KX wird auch Span beim ebenso wie Meyercron
instruieren müssen.
Bei dem dritten Punkt, der Partage, führten die Dänischen au, ihnen
würde die größte Last und Gefahr zufallen, sie hofften daher, daß man bei der
Partage eine proportionierliche Gleichheit halten werde. Sie haben dieses seitens
des Kf. zugesagt, auch dieser Punkt aber wurde bis zur gemeinsamen Zusammen-
kunft mit den lüneburgischen Ministern ausgestellt
Bei dem vierten Punkt wegen der Operation, wurde zwar gut gefunden,
darüber die Generalität bandeln zu lassen, doch erklärte Eh., sein Konig hielte
*) König Christian erwidert darauf (d, Ittehoe 10,y|m] Juni 16S4X daß er
morgen Ehrenseh ild an Kf. abfertigen werde,
2) Über diese Verhandlungen gibt Pufeudorf WIM, § |M (S, 1514) nur eine
ganz kurze Notiz.
*) &. unten Abschnitt V.
Verhandlungen über das Unternehmen «regen Schweden.
669
für das Beste, daß Brandenburg und Lüneburg zuerst die Operation in Pommern
und Bremen anfingen, der König aber die Holländer bedrohte^ daß er, wenn
sie sich darein mischten, auch zutreten werde. Sie haben aber vorgestellt, daß
es auch bei Holland und dem Kaiser einen viel größeren Nachdruck haben
würde, wenn alle drei Interessierten zugleich agierten. Auch dieser Punkt
wurde bis zum allgemeinen Konzert ausgesetzt. Bei dem fünften, wegen der
Garantie, wurde beschlossen , daß man hie mächst davon reden sollte. Die
Zusammenkunft mit Grote soll morgen früh stattfinden.
Protokolle der mit thn «länisehen und braunschweigischen
Bevollmächtigten ;d>i:i'halteneü Konferenzen.
207 [30.] Juni 1684.1)
Auf die Aufforderung Ehrenschilds, die ihm erteilten Aufträge zu 30. Juni
eröffnen, erklärt Grote, die Herzoge hatten schon durch Wackerbart und ihn
mitteilen lassen, daß sie sich wegen des armistitii mit dem Konig von Dänemark
und Kf. kon formieren wollten, in dem Vertrauen, daß diese geneigt sein würden,
die anderen Differentien mit ihnen in billiger Weise abzutuu. Die durch
Wackerbart am dänischen Bofe gemachten weiteren Anträge seien bekannt,
man möchte sich darüber erklären, dann werde auch er sich darüber candide
cxpektorieren, und er schlägt dann, nachdem Ehrenschuld kurz den Inhalt
seines Vortrages wiederholt und erklärt hat, daß das erste Erbieten der Herzoge
dem Könige und Kf. sehr lieh sei, vorT wegen des zweiten Punktes, da er nicht
den geringsten Verzug leide, ohne weitere praeliminaria sofort ad rem ipsam
zu gehen.
Nachdem auf Antrag Eh.s zunächst die Frage wegen der Vollmachten
erledigt ist, proponiert dieser die tjuaestio an, ob man Schweden allerseits an*
greifen und vom deutschen Boden zu vertreiben suchen solle, sein König sei
damit einverstanden, worauf die Brandenburger und auch G. dem zustimmen.
Darauf stellt Eh, die zweite Frage, bei wem das appuy zu suchen und
mit wem Kommunikation zu tun, und erklärt, dies mußte vor allem bei Frank-
reich geschehen, das Holland und andere zurückhalten und, wenn die Verbün-
deten in ihren Landen attackiert würden, dieses pro casu foederis halten sollte.
Die Brandenburger erkläret), daß Kf, dem zustimme. Auch G, tut das-
selbe, meint aber, es sei notwendig, auch auf den Fall zu reflektieren, wenn
Frankreich diesem Werk keinen Beifall geben oder gar demselben zuwider sein
sollte, auch wie bald und quomodü die Kommunikation mit Frankreich vorzu-
nehmen.
') Von Fuch*' Hand.
660
IV, Brandenburg und Dtaemarii Mfft— 1SÄ4.
seine Gesandten in Coln und Paris dort ebensolche Vorstellungen deswegen
machen lassen, wie er es den Seinige p befohlen hat
Der Traktat1) zwischen Dänemark, K, Cöln und ihm ist in Richtigkeit
gebracht, und er hat befohlen, die Ratifikationen darüber auszufertigen.
IL April
April
F. v* Brandt au den Kurfürsten. D, Coppenhagen
h/[lL] April 1684.
[Zufriedenheit des Königs mit den Bemühungen des Kf. und dessen
militärischen Anordnungen,]
Der König ist dem Kt sehr dankbar dafür, daß derselbe sich seines Inter-
esses so annimmt und an den behörigen Orten so nachdrückliche Kerne nstmtionen
getan hat, daß er hofft, zur Erhaltung seiner Prüteusion in dem niedersächsi
Kreise, ohne daß es zu Weiterungen kommen dürfte, zu gelangen. Er ist auch
mit der Antwort des Kf.*) auf die Beschwerden des Herzogs von Celle sehr
zufrieden und hofft, daß das Fürst], Haus durch deji Marsch nach Mecklenburg
und Sachsen -Lauenburg auf andere Gedanken kommen und zu der gewünschten
Konformität schreiten wird* Man glaubt auch, daß die Offerierung der Subsidien
von Frankreich an gedachtes Haus dazu beitragen und daß alsdann der Friede
darauf erfolgen wird. Der König hat auch gern vernommen, daß Kf. zwei
Regimenter ins Mecklenburgische marschieren zu lassen beabsichtigt und seine
Truppen aus Preußen nach der Mark zu marschieren beordert hat, da das
Kürstl, Haus daraus ersehen wird, daß mau jetzt das Werk mit rechtem Ernst
und Viguenr anzugreifen beginnt.
Auch von der Okkupierung Hildesbelms meint man, daß sie einen gateo
Effekt haben und K, CÖln gegen Frankreichs Willen wider das Haus Lüneburg
engagieren wird.
Daß Kf, an K. Sachsen, die sächsischen Herzoge und den Landgrafen
von H essen geschrieben und sie abgemahnt hat, Truppen au Spanien zu über-
lassen, gereicht dem Konig auch zu großem Gefallen,
König Christian an den Kurfürsten, D, Copenhagen
19./ 29. April 1684.
[Weigerung, mit den braunschweigischen Herzogen einen Neufralilüls vertrag
zu schließen.]
Er hört, daß die Traktaten1) mit den lüueburgischen Ministern sehr
vorgeschritten sind und daß Kf+ mit dem Fürst!, Hause auf dem Fuß einer
i) S. oben S. 657.
*) S. unten Abschnitt V<
3) S. Pnfendorf XVI1L § 123 (S, U$9« und unten Abschnitt V. KL hat!«
14./24. April 1684 v. Hr. mitgeteilt, es sei gute Hoffnung, <l:tti sich das Hau»
Unzufriedenheit des Königs mit den Traktaten mit den Braunschweigern. 661
reciproken Neutralität zu schließen beabsichtigt Er glaubt aber nicht, daß
sie beide und ihre AUierten bei einem solchen Traktat genugende Sicherheit
finden werden, da dieses Haus und besonders der Herzog von Hannover
bisher so oft erklärt hat, daß er von seinen anderweitigen Engagementen mit
honneur nicht abgehen könne, nnd daher zu besorgen ist, daß, wenn er sich
auch jetzt zu einer Neutralität verpflichten sollte, dieses bloß geschehen wird, nm
aus dem gegenwärtigen embarras zu elnktieren, die mesnres der Alliierten
zurückzuhalten nnd doch bei gunstigeren Konjunkturen in seine frühere Kon-
duite zurückzufallen. Es ist dieses nm so bedenklicher, da die Herzoge mit
ihren Werbungen eifrig fortfahren, was darauf hindeutet, daß ihre Intention
auf etwas anderes als eine bloße Defension gerichtet ist Er trägt daher großes
Bedenken, in eine solche armierte Neutralität, besonders solange die anderen
zwischen ihm nnd dem Hause entstandenen Irrungen nicht aus dem Grunde
abgetan sind, zu willigen, und hofft, Kf. werde sich hierin von ihm und ihren
übrigen Alliierten nm so weniger separieren, als nicht zu zweifeln ist, daß,
wenn das längst unter Händen gewesene Konzert festgestellt nnd dem Hause
ein rechter Ernst gezeigt wäre, dasselbe bald zur verlangten Konformität zu
bringen und folglich wider dasselbe etwas Tätliches vorzunehmen nicht nötig
sein werde.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Coppenhagen
22. April/ [2. Mai] 1684.
[Unzufriedenheit des Königs mit den Traktaten des Kf. mit den
braun seh weigischen Herzogen.]
Reventlo hat ihm im Namen des Königs gesagt, daß demselben die 2. Mai
einseitigen Traktaten des Kf. mit dem Hause Lüneburg Nachdenken ver-
ursachten und sehr unvermutet kämen, zumal da Kf. sich zur Neutralität ver-
pflichten wollte, welches den bisherigen mesures fast zuwider liefe. Er fände
keine Sicherheit bei der Zusage des Fürstl. Hauses wegen Beförderung des
Friedens, die nur in Worten bestände. Was Frankreich zu der Neutralität
sagen würde, wüßte er nicht, er aber könnte auf die Länge unmöglich dulden,
daß das Fürstl. Hans in einer so starken Verfassung nnd armierten Neutralität
stände, weil er demselben aus vielen Ursachen nicht trauen könnte. Er würde,
wie er versprochen, seine Truppen aus den bezogenen Quartieren nach erhaltener
Satisfaktion von den Ständen gern wieder abführen, aber auf des Fürstl. Hanses
Pochen und durch dessen Menacen ließe er sich aus den Quartieren nicht
herausbringen. Gab eis Rapporte scheinen den König auf solche Gedanken ge-
burg in wenigen Tagen ihm und dem Könige akkommodieren werde, er stehe daher
an, zu dem dänischerseits beabsichtigten Unternehmen gegen Hildesheim zu schreiten,
damit das Haus nicht dadurch von seinem guten Vornehmen abwendig gemacht werde.
672
iv. Bmdmtarg und Dänemark 1^79 — n;s4.
23. Juni 16841) hora 4 pom, beim H. Elu-ensHiiM
1» niesen tibus ipao
li. ?. Gabel,
II, Gelu Hat Fachs
et nie M.
3. Juli teilen die Resolution des KL mit, derselbe sei sehr erfreut, daß
diese Sache vorgenommen, meine, daß das commodum und lneoojmodum
allen drei gleich und kommun soviel möglich sein müsse, er begehre
nicht die geringste Prärogative. Das m Omentum rei komme auf die Partage 1
er begriffe wohl, daß, wenn er selbst ganz Vorpommern und Rügen, das Htm
Braunschwelg ganz Bremen und Verden behaupten sollte, dem Konige euie
billige Proportion gelassen werden mußte, aber er hätte mit Befremden aas dm
Protokoll ersehen, daß die von dieser Seite getane Offerte des ganzen Her-
zogtums Schleswig und des besten Teils von Holstein in gar keine Konsideranon
gezogen, sondern als eine abgetane Sache, in die sich niemand zu miscnea
hätte, konsidericrt werde, Er wüßte zwar, daß der König in Schleswig die
Souveränität prätendiert hätte, hätte aber nicht gewaßt, daß derselbe aatb
plenum ius et dominium utile prätendiere, und ebensowenig, daß er auf Holstein
eine solche Prätension mache, er mußte den König darauf aufmerksam machen,
daß die Gewalt der Waffen eine schlechte Stütze sei, um etwas zu behaupten,
das die ganze Welt für unbillig achtete, er wollte sich hierin nicht als Richter
gerieren, wollte auch den Bündnissen mit dem Konig heilig nachleben, aber
er hoffte, derselbe werde nichts vornehmen oder von ihm begehren, was seinen
Pflichten gegen das Reich und seine Mitstände entgegen wäre* Ebenso stände
es mit Jever, die Maximen, mit denen der König diese Herrschaft viudkierte.
könnten auch nur durch den zweifelhaften Ausschlag der W äffen behauptet
werden. Ferner hätten die mecklenburgischen Stande ihn gebeten, sich dafär
zu verwenden, daß der König sich mit den von ihnen angebotenen 60U00 Run
begnügen möchte. Kf. habe das Hauptwerk selber betreffend geurteilt daß die
dem König bisher gemachten Offerten nicht ausreichend wären, und habe ihnen
daher zulänglichere Offerten aufgegeben, über die sie aber erst mit Grote
kommunizieren mußten.
Ehrenschild erwidert, diese Erkllmng werde den König sehr befre
nachdem derselbe dem Kf. die wichtigen und erheblichen Ursachen, welche
ihn zu seinem Verfahren in diesen Angelegenheiten veranlaßt bitten, habe vor-
stellen lassen, habe er erwartet, daß Kf, als sein bester Freund dabei acquieacieren
und ihn mehr darin appujiereu als dieselben in Zweifel ziehen würde, und
spricht die Hoffnung aus, Kf. werde bei solchen vorigen Gedanken verbleiben
und diese drei Punkte nicht in computnm kommen lassen*
Sie haben darauf von allen drei Punkten weitläufig quodlibetiert und es über-
nommen, mit Grote davon zu reden und darauf wieder zusammenzukommen.
') Von Meinders' Hand.
Verhandlungen über das Unternehmen gegen Schweden. 673
24. Junii1) hora 10 mat. chez M. Fuchs praesentibus:
IL v. Grote, 4. Juli
H.Fuchs
et me M.
Fuchs berichtet, welchen Auftrag Kf. ihnen in betreff der Dänischen
erteilt, daß sie mit diesen geredet, dadurch aber großen Widerwillen bei ihnen
verursacht hätten. Des Kf. Meinung sei, jeder Interessent mußte seine Rechnung
bei der Partage finden, er bliebe bei Pommern und Rügen, den Herzogen gönnte
er ganz Bremen und Verden, Dänemark anbetreffend meinte er, daß Schleswig und
der Strich von Holstein von Kiel bis an die Alster zu wenig wäre, wenn dagegen
Oldenburg und Delmenhorst weggegeben werden sollten, es sollte ganz Holstein
und Schleswig angeboten werden gegen Abtretung von Oldenburg, Delmenhorst
und Jever an Gottorf. Kf. wollte in diesem Falle das Haus Anhalt wegen
Jever befriedigen und erwartete, daß das Haus Lüneburg soviel wie Jever im-
portierte dazu tun würde. Wenn Dänemark sich mit solchen oblatis und dem,
was man etwa von Hamburg wegen des Glückstadter Zolles erhielte, konten-
tieren wollte, würde es ihm sehr lieb sein, pro ultimo könnte noch Wismar
hinzugefügt werden. Sollte auch das nicht gehen und Dänemark keine anderen
Vorschläge tun, dann müßte man das Werk in ewiges Stillschweigen vergraben.
Grote: Die dem Herzog von Gottorf zugedachte Portion ist gegen ganz
Holstein und Schleswig zu gering, dazu kommt noch die consideratio politica
wegen Sicherheit der Stadt Hamburg. Die Herzoge sind daher bereit gewesen,
Gottorf etwas von ihren eigenen Landen abzutreten, in der Meinung, daß auch
Kf. das Fürstentum Minden demselben überlassen würde. Doch könnte er nicht
eine solche Proposition den Dänischen machen, sondern müßte vorher referieren,
er stellte den Brandenburgischen anheim, ob sie die Dänischen hierüber sondieren
wollten, müßte sie aber bitten, dabei auf die Sicherheit beider hohen Häuser
zu reflektieren, die nicht bestehen könnte, wenn man einen oder anderen Nach-
bar zu groß machte.
Nos: Dänemark hätte schon Holstein und Schleswig, Gottorf hätte nichts,
würde Ursache haben, ihnen zu danken, daß sie ihm noch einen Staat formierten.
Communicavimus quae ex Gallia.
I). 26. Junii2) 1684 beim H. v. Ehrenschild praes. eo
H. G.R.Fuchs G.Juli
et me M.
Nos: Sie hätten zwar auf des Kf. Befehl mit Grote geredet, derselbe
hätte sich aber defectu mandati entschuldigt. Kf. hielte die Satisfaktion für
') Von Meinders' Hand.
3) Von Meinders1 Hand.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 43
674
IV. Brandenburg und Dänemark 1679- H>S4<
den König sehr konsiderabel sowohl wegen des dominii directi et utilis ober
Schleswig und Holstein als auch wegen Remotion des jetzigen so gefährlichen
Nachbars- Der Herzog von Holstein müßte aliquo modo indemnisiert werden,
exempli graüa, wenn der König Oldenburg, Delmenhorst und Jever geben wolltet
wollte KL die Fürsten von Anhalt befriedigen und auch die brnunsch weibischen
0g6 müßten ein Ansehnliches von dein Ihrigen abtreten, damit an (Jottorf <
fürstlicher Staat formiert werden konnte. Sie bieten ferner statt des Gluckstudt
Zolls 200000 Fttlr. Satisfaktion und Assistenz, wenn man in Deutschland
sein würde*
Ehrenschild und Gabel (der eben wiedergekommen) sprechen xh
Verwunderung darüber aus, daß Grote abermals defectum instruetfonis allegicrt,
zumal die Sache vom FiirstL Hause herrührte* Über die PropoaiUonen
sie sich vertraulich fan Grote soll e« nicht kommuniziert werden) ans.
Dänemark proponierten A van tagen könnten nicht mit den anderen b&lanrie
werden, sie verlangen wieder Stralsund und Rügen oder andere Avant
von Bremen entweder die Hälfte gegen Cedfontng der Grafschaften, (nier diB
nie die Grafschaften behielten und BnmdftntHiTg und Braunschweig den llerxcnr
\<m fiottorf ganz kontentierten. Jever sei ein iuseparables Stück der Grsf-
sebaften. Mit einer Satisfaktion von SOÜUÖU Rtlr. könnten sie sirh nicht
zufrieden geben.
t,)uid wegen Wismar?
I0L Juli 11. v. Ehrenschild,
IL v. Gabel,
H. v. Grote,
IL Oberg,
IL Fuchs
et me M.
Absentibus Brunswicensibua.
Ehren schild: Der König sei geneigt, praevio traetatu seereto wegen
des Interesse des Reichs mit KL und dem Hause Braunscbweig gewisse mesure»
zu nehmen. Rogati, ob sie nicht extra traetatum secretum desfalls avise hätten,
resp. ijuod non. Wegen Dömitz hätte es seine Richtigkeit gehabt, wenn aus
der Sache was geworden wäre, da diese aber zurückzugehen schiene, hält*
ad alium casum keine Instruktion.
Mit S.-Lauenburg wäre es richtig, mit Mecklenburg stände es auf de
Schlüsse, Heilige Land sei in regis potestate,
Accessere Bruns wicenses.
Auf Ehrenschilds Aufforderung ihre Instruktion zu eröffnen, erkla
Grote, sie hüten die gewünschte Vollmacht erhalten, die Herzoge hielten
*) Von Mein der*' Hand.
Verhandlungen aber das Unternehmen gegen Schweden. 675
dänischen Prätensionen für nicht abreichlich, and wenn auf diesen bestanden
würde, sei das beste, sich nicht vergeblich aufzuhalten, die Sache ganz auf-
zugeben und in ewiges Stillschweigen zu vergraben, doch wünschten sie nach
wie vor, daß das Vertrauen zwischen ihnen und dem König befestigt werde,
und sie wurden gern vernehmen, wenn dazu andere Mittel und Wege vor-
geschlagen wurden.
Auf Ehrenschilds Aufforderung fragen die Brandenburger, was sie
für eine Instruktion in betreff des Vorschlages des Kf. (wegen ganz Holstein)
hatten. Sie erwidern, sie wären moraliter versichert, daß der Herzog darein
nimmer willigen werde, ihn dazu zu zwingen, wäre hart und bedenklich.
Sie haben dieses den Dänischen referiert und ist darauf fast davor
gehalten worden, daß aus der Sache nichts werden dürfte. Auf die Frage der
Dänischen, wie man es bei so gestalteten Sachen wegen des Konzertes machen
wolle, erklären sie, darüber den Befehl des Kf. einholen zu wollen.
Ehrenschild fragt darauf, ob nicht expedientia et temperamenta zu
finden seien.
Grote erwidert, die Herzoge hätten nach dem Stande der Dinge das Werk
für desperat gehalten, doch würden dieselben, wenn zureichende und praktikable
Mittel in Vorschlag gebracht würden, solche nicht zurückweisen, wenigstens
konnten sie darüber referieren.
Ehrenschild fragt, da der König nicht von ganz Schleswig und Holstein
abstehen könnte, ob nicht das Fürstl. Haus dazu zu bewegen sein würde.
Grote aber macht dazu gar keine Hoffnung.
Ehrenschild: Seine Instruktion sei nur auf das Dessein gerichtet, doch
wisse er, daß der König mit dem Fürstl. Hause in Freundschaft zu leben und
dieselbe noch näher zu verknüpfen wünsche.
8./ 18. Juli 1684.1)
Kf. hätte mit Leidwesen vernommen, daß das bekannte Vorhaben mehr 18. Juli
zurück als vor sich ginge. Das Werk scheine noch nicht reif und für diesmal
auszusetzen zu sein, zumal bei den gegenwärtigen Konjunkturen man bei Exe-
kution desselben das bisher in betreff der Herstellung eines allgemeinen Waffen-
stillstandes verfolgte Ziel verfehlen und die bläme auf sich laden würde, daß
man ein neues Kriegsfeuer anzünden wollte, die G. Staaten würden sich auch
gewiß nicht aus der Sache halten, man würde auch alle diejenigen, welche sich,
wie Kf. selbst, zu der Garantie des Waffenstillstandes erboten, gegen sich
aufbringen, auch wäre auf die von dem Kaiser drohende Gefahr Rücksicht zu
nehmen.
Das Konzert anbetreffend, da dessen Hauptziel darin bestehe, das Haus
Braunschweig ad conformitatem consiliorum zu bringen und dieses jetzt erreicht
') Von Meinders' Hand.
43*
H76
IV. Brandenburg und Dänemark Wo-
zu sein schiene, so schienen ihm die übrigen Punkte desselben nicht von
Wichtigkeit zu sein, um deshalb in einen Krieg zu verfetten, tarn*] k\ C8!n die
I Ratifikation desselben ausdrücklich auf die wirkliche Tätlich keil restringiert
ki he und auch Aussicht sei, daß der König und das Haus Braimsehwejg &tk
wegen der noch übrigen zwischen ihnen streitigen Punkte würden
können. Kf. meine daher, man solle mit Verschiebung des ersten Vorhabet!
eine nähere Zusammensetzung zwischen den drei Puissaucon zu treffen suchen
null, wenn die danischen Minister dazu nicht instruiert wären, dieses ua
dänischen Hofe vornehmen, zumal er entschlossen sei, dieser und anderer
Ursachen halber jemand seiner vertrautesten Minister an den dänischen Hof
zu schicken. Dabei rekommendiert er abermals die mecklenburgische Sache
aufs all erbe weg Liebste und bittet, es mit '1cm Lande nicht so zu machen, daß «*
ganz ruiniert werde* Endlich wurden wegen Dömitz die früheren Vorstellung«
wiederholt
Ehrenschild: Sein Konig sei nochmals erbotig, das Hauptwerk fort-
zusetzen, doch unter der schon in der letzten Konferenz erwähnten Bedingung,
daß ihm Schleswig und Holstein allein verbleiben und dem Herzog von Gottorf
ein billiges Äquivalent, wozu er die beiden Grafschaften und was von selten de*
Kf, wegen Jever in Vorschlag gebracht sei, beizutragen bereit sei, verschafft
werden sollte. Er bittet, dieses nochmals dem Kf. vorzutragen, auch den liine-
burgischen Ministern davon Mitteilung zu machen und zu versuchen* sie auf
andere Gedanken zu bringen, Er weist darauf hin, daß sich schwerlich wieder
eine so gunstige Gelegenheit zur Ausführung des Werkes darbieten werde. Fr
hülte keine Instruktion, sich zu anderen Sachen auszulassen, er sweifelte aber
nicht, daß der König andere Vorschlafe zur Stiftung guten Vertrauens mit
dem brau nach weigischeti Hause gern anhören werde»
Er dankt für alle ihm erwiesene Gnade und fragt wie Kf, es wegen seiner
Reise halten wollte, ob er etwa eventualiter Abschied nehmen sollte,
Nach erstatteter Relation an Kf. haben sie nachmittags mit H. v. Grolc
geredet. Dieser versichert die aufrichtige Intention der Herzoge wegen des
Desseins, erklärt aber, daß, wenn d an i Sehers ei ts auf der Priitension beider
Herzogtümer bestanden werde, sie es nicht für praktikabel erachteten* Er dankt
für dea Kf. genereu.se Konduite, bittet, dieses morgen persönlich demselben
kontestieren zu dürfen, rekommendiert das andere Werk wegen «l*s I;
und allerseits InteresBe und versichert nochmals die Geneigtheit, mit dem KOnig
vertrauliche Nachbarschaft zu kultivieren.
Den 12./22. Julii 1684 dem H. von Ehnenachikl gttttk
Juli t, Wie es eigentlich mit Wismar zu halten und was dazu gehört? Kf, sei
zufrieden, daß es rasiert und den Herzogen von Mecklenburg restituiert w.
dnch müßten diese den Alliierten dafür ein Äquivalent uder wenigstens eine
Ergetzlichkeit zur Satisfaktion des Herzogs von Hol stuhl geben. Dl der H
Verhandlungen über das Unternehmen gegen Schweden. 677
leicht von Schweden wieder occupiert werden konnte, ob die Alliierten nicht
den Walfisch dem Kf. zur Sicherung seiner pommerschen Lande gönnen wollten?
2. Wismar mußte, wenn nicht attacquiert, doch diesen Winter über
blocquiert werden, Kf. und das Haus Lüneburg könnten das zu Lande tun, wenn
der König zur Wegnehmung des Walfischs die nötigen Schiffe hergeben wollte.
3. Was zu tun, wenn der Herzog von Holstein sich nicht in der Güte
akkommodieren wollte?
4. Ob der König sich nicht hei England bemühen wollte, daß dieses dem
Dessein nicht zuwider wäre und den Staat, wenn dieser es verhindern wollte,
davon abhielte?
5. Weil der König die meiste Ursache zur Ruptur wider Schweden hätte,
ob dieser nicht den Anfang damit machen wollte, wenn es geschehen, würde
Kf. sofort dazutreten, was auch Braunschweig tun müßte.
6. Der von den Alliierten, der am ersten fertig, müßte den anderen bei-
treten, um das Dessein in Deutschland desto eher auszuführen.
F. v. Brandt an den Kurfürsten. D. Schleswig
24. Juli/ 3. August 1684.
[Rebenacs Argwohn wegen der in Berlin abgehaltenen Traktaten.]
Daß Graf Rehenac ') solche große Omhrage bezeugt und widrige 3. Aug.
Impressionen wegen der in Berlin obschwebenden Traktaten gemacht hat,
befremdet diesen Hof nicht gar sehr, da der König wohl weiß, daß derselbe
garnicht gut dänisch, sondern vielmehr schwedisch und lüneourgisch ist, da sein
Vater lange in Schweden gewesen und er schon vor zwei Jahren zu Itzehoe
solches genugsam hat verspüren lassen, so daß er darüber mit Graf Gülden low
kollidiert und fast in Händel geraten ist Überdem hält man hier dafür, daß
Frankreich, nachdem es für sich alles erlangt, sich wenig um die Alliierten
bekümmere und ihnen nicht viel gönne.
') Schon 4./14. Juli hatte v. Br. aus Hamburg berichtet, Villars bezeuge große
Jalousie über die Traktaten zwischen Dänemark, Kf. und Lüneburg, auch Reben ac
habe geschrieben, daß ihm davon nichts mitgeteilt werde, der König halte für ratsam,
ihnen diese Jalousie zu nehmen und ihnen zu diesem Zwecke Mitteilung von den
Verhandlungen zu machen. Kf. hatte darauf (d. Cöln 10./ 20. Juli 1684) erwidert,
Rebenacs Beschwerde sei ungegründet, die Verhandlungen mit den Braunschweigern
seien in generalibus geblieben, nichts geschlossen und ihm von den dabei vor-
gekommenen Materien immer Nachricht gegeben worden, die er aber bisweilen nicht
einmal habe anhören wollen, er wolle ihm aber doch noch einmal eine solche Offerte
machen. S. Prutz, S. 285.
678
IV, Brandenburg und Dänemark 1679 — I ^84.
Instruction, woriKidi sich unter Wftrcklicher Geheioater Bit
Frantz vor» Meifult'rs untert&rngst zu achten.
I). Potsdam L/[1L] August 16*4. ((.W. Meioden
[(ji ünde für und gegen eiu kriegerisches Vorgehen gegen Schweden* Die Altuo:
des Kf, mit dem braunsehweigischen Hause, sein WwmöJi, daß auch Dänemark mit
demselben in nähere Verbindung trete.]
11, Aug, Kf. ist tri it dem Konig noch jetzt darin einig, daß zur Sicherung ihrer and
auch der I »raun seh weigischen Provinzen kein besseres Mittel gefunden werte
konnte, als wenn man Hieb der Nachbarschaft Schwedens entledigen wad
- wieder um die in Deutschland toqttiffarten Provinzen bringen kö
daß auch die Gelegenheit dazu favornbo) isl, *h bei noch wahrendem Tiirkni-
kriog die kaiserlichen Waffen in Ungarn noch mehr als zu viel zu sei
haben, die Stuten der Vereinigten Niederlande mit allerhand Innfirlifllboi
l>is| uten und Verwirrn^en distrahiert, von Spanien wegen seiner Schwachheit
nicht! Widriges zu befürchten, dagegen von Frankreich und England IMM}
und Beistand zn hoffen, endlich auch die schwedischen Provinzen in Deutsch-
land so wenig mit Volk und anderen nötigen requisitis verseben siod, daß sie
ohne besondere Muhe zu erobern sein möchten. Was er dabei bedenklich findet,
ist erstens der jetzige Zustand im Reich, daß in Regensburg der Waffenstillstand
mit Frankreich bereits einmütig angenommen ist und man damit allem Ansehen
Dftd) bald zum Schluß kommen wird. Da nun alle im Reich gelegenen
schwedischen Provinzen darin mit begriffen sind, Schweden im Reich nicht
wenige Freunde und Anhinger hat, der Waffenstillstand und die Ruhe de*
Reichs auch ohne Zweifel durch eine Spezialgarautie korroboriert werden dörfk
nnd die bisherigen Bemühungen des Königs und des Kf, um Retablierung de*
Friedens und Erhaltung der Ruhe mit einem solchen Dessein und der Ver-
anlassung neuer KHegstro üblen nicht allerdings zu konziliieren wären, so wir«
zur Ausführung desselben eine ganz vollkommene einmütige Zusammensettaiif
sowohl wegen des modus exequendi als der partage und anderer Konditionen
notig, wozu man aber bisher nicht hat gelangen können. Dazu sind die Ver-
einigten Provinzen mit Schweden in einem engen Assoziationstraktat begriffen
und die inneren dissensiones konnten leicht beigelegt oder beiseite gesetst
werden, bis Schweden wirkliche Assistenz geleistet worden. Ferner müßten
die Progressen der kaiserlichen Waffen in Ungarn berücksichtigt werden, m
konnte dort leicht zum Frieden kommen und man dann die ganzen kaiserlichen
Waffen sich auf den Hals ziehen, zumal da der Kaiser mit Schweden in enger
Allianz stehe» Endlich aber sind sie der franzosischen Unterstützung nicht
sicher, denn bisher hat man1) sich in Paris darüber gegen seinen Minister Dicht
i) S. oben S, 5lGff,
Sendung Meinders' nach Danemark. 679
pure, sondern auf zwei praesupposita erklären wollen, 1. wenn der Waffenstill-
stand mit dem Reich nicht zum Schluß käme, oder 2. wenn Schweden denselben
nicht annehmen nnd folglich dessen Provinzen nicht darin inkludiert werden
sollten, man hat auch von Avantagen gesprochen, welche franzosischerseits
reciproce prätendiert werden durften, doch ohne sich darüber genauer zu erklären.
Aus allen diesen Ursachen meint Kf., daß die der Exekution dieses Desseins
entgegenstehenden considerationes noch überwiegen, doch müsse man auf den
Ausschlag der Sachen zu Regensburg reflektieren und danach seine mesures
nehmen. Inzwischen aber konnte man sehen, ob nicht ratione conditionum in
eventum eine gewisse Abrede genommen werden konnte.
Ferner hat M. mitzuteilen, was bisher mit dem Hanse Braunschweig
vorgegangen, daß Kf. die vorige Allianz mit demselben erneuert habe,1) nachdem
dieses sich wegen des Waffenstillstandes ihnen konformiert hat, nnd dem König
anheimzugeben, ob er nicht auch in nähere Freundschaft mit jenem Hause treten
wollte und so eine dreifache Allianz abgeschlossen werden konnte. In der
holsteinischen Sache soll er zu einer Verständigung jnit dem Herzog raten
und des Kf. officia dazu anbieten, in der jeverschen Sache dem Gesandten des
Fürsten von Anhalt mit allen möglichen guten officiis beistehen.
Mit dem braunschweigischen und dem französischen Gesandten
soll er vertraulich kommunizieren, jedoch mit Behutsamkeit und Vorsicht3)
Der Kurfürst an Meinders. D. Cöln
5./[15.] August 1684.
[Auf das Schreiben des Königs von Dänemark. Bereitwilligkeit, bei der veränderten
Sachlage das Unternehmen gegen Schweden auszuführen.]
Er wird das ihm nachgesandte Schreiben des Königs') erhalten haben, er 15. Aug.
soll seine Reise beschleunigen, damit er denselben womöglich noch in Gottorf
antreffe, sonst soll er ihm eiligst nach Kopenhagen folgen. Denn da die Sache
jetzt, wie jenes Schreiben zeigt, in einen ganz anderen Stand geraten ist, so
') S. die Allianz vom 2./12. August 1684 Pufendorf XVIII, § 135 (S. 151 2 f.);
v. Mörner, S. 460 ff. Vgl. unten Abschnitt V.
*) Das Kreditiv des Kf. für M. ist Potstam l./[ll.] August 1684 ausgestellt
') König Christian hatte (d. Gottorf 31. Juli/ [10. August] 1684) Kf. gebeten,
nachdem das Haus ß raunschweig durch Wackerbarth wegen der Diffikultäten
in betreff Holsteins und des Äquivalents für Herzog Christian Albrecht solche
Ouvertüre getan, daß er fast nicht zweifele, darüber bei Reassumierung der Traktaten
mit demselben in völlige Richtigkeit zu kommen, die Absendung seines dazu desti-
llierten Ministers zu beschleunigen.
680 IV. Brandenburg und Dänemark 1679—1684.
ist notwendig, daß er denselben spreche und etwas Gewisses zurückbringe,
damit Kf. wisse, woran er ist
Seine Instruktion geht zwar dahin, daß man das Werk suspendieren
möchte, da aber Kf. solches darum resolviert hat, weil er geglaubt, daß Däne-
mark mit den Offerten des Hauses Lüneburg nicht zufrieden sei und man
dieses daher nicht werde hinzuziehen können, es jetzt aber scheint, daß dieses
obstaculum gehoben werden könne, so ist Kf.' der gänzlichen Meinung, daß,
wenn man sich der partage halber vereinigen kann und es dem Hause Lüneburg
ein Ernst ist, das Werk mit anzugreifen, man darauf ohne ferneres Bedenken
sich vereinbaren und schließen könne. Kr wird eine Vollmacht dazu erhalten.
Weil es aber vornehmlich auf die Intention des Fürst). Hauses ankommt, so
hat er Wackerbarth im Vertrauen und gründlich zu sondieren, damit man sich
nicht mit vergeblichen Traktaten aufhalte.
Der Kurfürst an Meinders. D. Cöln an der Spree
6./[16.] August 1684.
[Propositionen Grote's, Bescheid auf dieselben.]
16. Aug. Kurz nach Abgang der gestrigen Post hat v. Grote ihm einige wichtige
Vorstellungen, das Werk wider Schweden betreffend, tun lassen, seine Gedanken
darüber zu vernehmen verlangt und auch gebeten, ihn, Meinders, darüber xu
instruieren. Ks handelt sich um folgende Punkte:
1. Ob die Traktaten nicht dienlicher in Hamburg, als einem Mittelorte,
angestellt werden möchten?
2. Wie es wegen Wismar zu halten?
l\. Daß der König von Dänemark sich erkläre, die zwischen Trave und
A Ister gelegenen holsteinischen Ämter zurückzulassen.
4. Was für Satisfaktion dem Herzog von Holstein wegen des übrigen
zu geben?
f>. Wenn der Herzog nicht in Güte wollte, was dann zu tun?
(». Wie man sich gegen andere Potentaten betragen wolle?
7. Wegen der Assistenz in Schonen.
8. Wegen der Einrichtung der Operationen.
Da es danach dem Fürstl. Hause ein Ernst zu sein scheint, so ist um so
nötiger, daß M. bei jetziger Anwesenheit versuche, ob man damit zur Richtigkeit
kommen könne, und erhält er auf obige Punkte folgende Instruktion:
1. Kf. findet auch gut, daß die Handlung nach Hamburg verlegt werde,
da sie dort viel geschwinder als zu Kopenhagen vonstatten gehen könnte.
2. Wegen Wismar hat Grote ihm heute mitgeteilt, daß der König davon
abstände und nur vorgeschlagen hätte, noch vor dem Winter die Stadt, wenn
Neue Verhau diu f igen mit Grefe.
man sie nicht attackiere« könnte, zu blockieren und den Walfi n nehmen.
Kf. ist damit einverstanden, meint aber, daß die Attacke oder Blockade von
allen drei Parteien verrichtet werden müßte. Den Walfisch wünscht er seihst
zur Sicherung seiner pomroerschen Lande zu behalten.
:!. Es wäre ihm auch sehr lieh, wenn der König auf die holsteinischen Amter
zwischen Trave und Alster verzichten wollte, auch M. soll sich darum hemüliHi.
weil Lüneburg beständig versichert, sonst das Werk nicht angreifen zu wollen.
4. Wegen der EnWhiidigung des Herzogs von Holstein ist schon hier
deliberiert worden. Wenn es dabei bleibt, daß der Konig ihm Oldenburg,
Delmenhorst und Jever cedieren wilL so übernimmt Kf. nochmals, das Hans
Anhalt für Jever zu vergnügen, doch müßte dann auch das Rani Lüneburg
ein Stück seines Landes des Ertrages von Jever abtreten, Lber etwaige ander-
weitige Vorsehläge soll er schleunigst berichten*
5. Was dann zu tun sei, wenn der Herzog in Gflfcs nicht wollte-, darüber
werden die Alliierten zu überlegen haben»
6. KL hat namentlich auf den Kaiser, Frankreich, die Vereinigten Nieder-
lande und verschiedene Stande in Deutschland m reflektieren. Den Kaiser
müßte man sich auf das äußerste bemühen, dem Werk favorabel zu machen,
oder wenigstens zu verhindern, daß er Schweden Hilfe leistete. Dabei könnte
das Hans Lüneburg, das bisher mit dem kaiserlichen liefe sehr wohl gestanden,
«■in Urolies tun. Sollte aber dieses nicht zu erreichen sein, sondern der Kaiser
nach Abschloß des Friedens mit den Türken Schweden wirklich assistieren
wollen, so würde man dawider appuy hei der Krone Frankreich suchen
müssen. Von dieser bat Kf. gemerkt, daß sie dem Werk nicht zuwider sein,
aber durch Roalprastationcn dabei nicht konkurrieren würde, wenn man ihr
nicht hinwieder einige Kotivenienz zugestände. Eine solche würde abermals auf
eine Schmalerung der Reicbsgrenzc, wo nicht gar auf den Rheinstrom ganz
oder zum Teil auslaufen; dieses einzugehen hat aber Kf. große Bedenken, da
ihm durch den Verlust des Rheins mehr abgehen würde, als er in Pommern
gewinnen konnte. Sollte aber Frankreich entweder solche dem Reich präjudi-
zierliehe Konvenieren nicht begehren, sondern sich damit begnügen, durch
seine Konkurrenz diese drei Alliierten desto fester zu devincieren. oder wenn
es dahin zu bringen wäre, daß Frankreich, wenn der Kaiser einen oder mehr
Alliierte attackieren sollte, dieses pro casu foederis halten und zulängliche
Hilfe leisten wollte, so würde das Werk leicht gefunden werden können. Auf
die Stande im Reich, weiche sich etwa Schwedens annehmen wollen, hat man
nicht soeben zu reflektieren, da die drei Alliierten force genug haben, denselben
zu widerstehen. Von dem Staat ist nicht zu vermuten, daß die darin schweben-
den innerlichen Unruhen und daraus entsprießende Unvermögen hei t sowie die
Friedensliebe es zu vigoureusen Resolutionen und schneller Ausführung derselben
sollten kommen lassen. Allenfalls könnte man versuchen, durch England
den Staat zurückhalten zu lassen.
7. Daß dem König in Schonen Hilfe geleistet werde, hält Kf. für nötig
und raisonnabel, darüber ist auch schon im vorigen Jahre verhandelt worden.
682* IV. Brandenburg und Dänemark 1679— 1&S4.
II. soll sich danach richten und sich bemühen, das Hans Lüneburg dazu zu
disponieren.
8. Kf. wurde sehr gern sehen, daß der Konig von Dänemark, der durch
das Verhalten Schwedens in der holsteinischen Sache die beste Ursache daza
bat, zuerst losbräche, dann könnten er and das Hans Lüneburg, als des Königs
Alliierte, mit hinzutreten. Sollte sich derselbe aber dazu nicht persuadieren
lassen, so müßten die Operationen von allen drei Teilen zugleich, von Kf. in
Pommern, von Braunschweig in Bremen und Verden und von Dänemark in
Schonen und auf der See begonnen, und mußte bedangen werden, daß wer
cuerst fertig, den anderen Hilfe leistete, damit die Sache desto schneller abgetan
sein und man auf künftige Fälle freie Hand haben möchte.1)
Protokoll der zu Gottorff um 8./[18.] August 1684
gehaltenen Konferenz.
18. Aug. praes. H. von Guldenlöw,
IL Großkanzler,
H.Graf Reventlo,
H. v. Ehrenschild
et me F. v. M.
Der G. Kanzler eröffnet die Konferenz und spricht die Hoffnung aus.
man werde von Seiten des Kf. alle Fazilität beitragen, damit man nicht her-
nächst Ursache habe, zu bereueu, daß eine so herrliche Gelegenheit, allerseits
Lande und estat in Sicherheit zu setzen echappiert sei.
M. entschuldigt darauf die Verzögerung der Absendung mit der Erkrankung
des ursprunglich dazu deputierten Fuchs, erklärt dann, über die Wichtigkeit
des Desseins seien alle Alliierten einig, auch daß die Gelegenheit zur Aus-
führung desselben günstig erscheine, doch müßten zunächst die obstacula beseitigt
werden, welche dasselbe hindern oder unter den Alliierten Jalousie erregen
könnten, und nun führt er 1. alle in seiner Instruktion aufgeführten Redenken
an, macht 2. Anzeige von dem Abschluß der Defensivallianz des Kf. mit dem
Hause Braunschweig und von dem Wunsche desselben, daß eine dreifache
Allianz zwischen dem König von Dänemark, ihm und diesem Hause zustande
und 3. daß es zwischen dem König und dem Herzog von Gottorff zu einem
Vergleich kommen möchte, und rekommendiert 4. die anhaltische Sache
wegen Jever.
Der G. Kanzler erklärt darauf, daß sie alles dem König referieren wollten,
und berichtet in antecessum, es scheine dem Hause Braunschweig jetzt
') Beiliegend die an demselben Tage von Kf. für Meinders ausgestellte
Vollmacht.
Veröandluügeo mit Meitiders.
B83
wirklich ein rechter Ernst zu sein, dasselbe sei der Sache ziemlich näher
getreten and der König habe darauf wegen der Partage erklärt, nicht ganz
Holstein zu prätendieren, sondern dem Herzog die vier Ämter zwischen Trave
und A Ister sowie die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst tiberlassen zn
wollen, wozu Kl. und das Hans Braunschweig auch ein Erkleckliches hinzufügen
mußten.
Nachmittags kommen sie wieder bei dem G» Kanzler zusammen. Derselbe
wiederholt, die Partage anbei rettend, daß der Konig bereit sei, auf die schon
angegebene Weise den Herzog von Holstein zu entschädigen, daß aber auch
Ki und das Haus Braunschweig sieh ratione aequivalentis erklären müßten,
worauf M. erwidert, Kf, sei dazu geneigt, meine aber, daß der König auch
Jevor mit seinen daran f haftenden juribus dam Herzog abtreten wolle- er wolle
die Satisfaktion da Hauses Auhalt-Zerkst für seine Prätension darauf über-
nehmen, und das Haus Braunschweig werde ein Gleichmütiges, wie Jever aus-
trüge, dazu kontribüieren. Nach weiterer Unterhaltung darüber wird gut
befunden, daß wegen dieses Punktes, der Partage und des Äquivalents für den
Herzog, ein Kniwurf gemacht und von den Ministern der Alliierten und Inter-
essierten adjustiert werden solle.
Darauf kommt der G. Kanzler auf Frankreich und sagt, der K«»nig sei
zwar mit den Vorstellungen des Kf. einverstanden und meine, daß man sich
bemühen müsse, die von demselben erwähnten Punkte zn erreichen, und daß
Meyercrohn, Span heim und der braun seh weigischo Minister in Paris des-
wegen gleichmäßig instruiert werden müßten, daß man sich aber, wenn es nicht
weiter zu bringen wäre, schließlich damit begnügen könne, wenn Frankreich
verspräche, 1. überall alle dienliche ofticia anzuwenden, um das Werk zu fazili-
tieren und sekundieren; 2. wenn man losgebrochen wäre und sich jemand anders
in die Sache einmischen und die Alliierten angreifen sollte, dieses pro casu
foederis zu halten und sich demgemäß derselben anzunehmen.
Sollte Frankreich wegen der Garantie der Eroberungen und der sabsides
d'aetion Schwierigkeiten machen oder sich dazu nur gegen eine redproke
Av an tage erklären wollen, so wäre deswegen die Sache nicht aufzugeben, sondern
trotzdem anzutreten oder auf ein Expedient zu denken, was für A van tagen
man Frankreich dafür zuwenden wollte. Sollte der Waffenstillstand nicht
zustande kommen, so konnte man zulassen, daß Frankreich sich der kaiser-
lichen Waldstadte bemächtigte oder Philippsburg wegnehme und rasierte, dafür
aber auch Freiburg ebenso demolierte. Bei erfolgendem armistitio aber wäre
zu versuchen, ob man solche A vatitagen bei Frankreich gegen Zusage der
Garantie erlangen und dagegen die erwiih uteri Konditionen stipulieren konnte,
allenfalls aber müßte man davon abstehen.
M. nimmt es ad referendum.
Der G. Kanzler erklärt darauf weiter, vom Kaiser sei nichts zu fürchten,
da derselbe durch den Türkenkrieg mehr als zu viel zu tun haben werde und
wegen seines Bündnisses mit Polen und Venedig nicht ohne diese Machte
Frieden mit den Türken machen könne.
tfS4
IV, Brandenburg und Dänemark iUTir-
Sollte der Waffenstillstand zwischen »lern Reich tuui Frankreich gescbloatin
werden, so kannte derselbe dieser Buche um so weniger präjudi zieren» da die
nordischen Sachen in ihn nicht eingeschlossen waren. Audi von den
Staaten sei keine Einmischung zugunsten Schwedens zu furchten, auf allen Fall
würden sie von Frankreich und England zurückgehalten werden können.
Der König hätte zwar beschlossen, nach Kopenhagen zu gehen, werde i
einen seiner Minister zurücklassen, um die Verhandlungen fortzusetzen, ati
\\ II axthausen wieder nach Celle und Hannover abfertigen, damit auch von
dem Fürstl. Hause ein Bevollmächtigter nach Hamburg gesendet werde, er sei
damit einverstanden, daß die Verhandlungen dort geführt würden*
Wegen der Allianz mit Braunschweig erwiderte der ti. Kanzler,
König hätte lieUor gesehen, wenn der Traktat vor der Unterschrift ihm mit
geteilt worden wäre, er wäre aber auch geneigt, sich mit dem Fürstl. Elanse^
näher zu setzen, wenn dieses sich nur nach Billigkeit bezeigte, Kf. mochte ih
deswegen zureden.
Wegen der holsteinischen Sache sagte er, Kf. und das Haus Braunscbwc
winden am besten den Herzog zu einer gütlichen Verständigung bewt*
können; im übrigen rechtfertigte er das Verfahren gegen den Herzog erklart»
über, tot auch dem Könige eine gütliche Beendigung der Sache lieb sein wen!
In betreff der je verschon Sache begründete er die Ansprüche dös Köm;
und rrkl.irte, derselbe hätte sich zwar zur gütlichen Verhandlung mit Anhalt
auf Vervvriidimg des Kf. erboten, man hätte aber dort eine fremd«*, dem K8ofe
nicht anständige Konduite geführt und ginge auch jetzt mehr zurück als
vorwärts.
F. Meinders an den Kurfürsten. 1). Schleswig
i)./l!>. August L684.
[Hie bisherigen Verhandlungen, günstige Aussichten /.um Gelingen derselben r'
Vug. Kr hat1) am B, hei dem König Audienz gehabt und ist von dn
sehr freundlich empfangen worden. Kr hat darauf hei dem G. Knn/lor
Konferenz mit diesem, Gtildenlow, Keventlo und Ehrenschild abgcbaJ'
nach deren Beendigung mit dem französischen Gesandten Vi Mars und dem
braunsrhweigischeu Wackerbarth sich wegen der jetzigen Konjunkturen und
Handlung besprochen und dann bei der Konigin Audienz gehabt, ttachtn
hat dann eine zweite Konferenz stattgefunden, welche bis 7 Thr dauerte. Die
grolle Eilfertigkeit, welche der Konig hat, nach K n zurückzukehren, ist
fast unbegreiflich; jedermann, auch die Königin und die Minister, hätten gewünscht.
') M. hatte (d, Gottorff 7./17. August 1684) dem Kf. angezeigt, daß er an diesem
Tage dort angekommen sei.
Verhandlungen mit Meinders. 685
daß derselbe die Reise nur noch auf einige Tage verschoben halte, zumal da
die Sache in Regensburg in crisi steht Es ist endlich die Abrede genommen,
daß man die Sache ferner fleißig beobachten und eventualiter zur Richtigkeit
bringen möchte, welches desto leichter geschehen könnte, da sich Danemark
in puncto der Partage sehr raisonnabel erklärt, von Mecklenburg abstrahiert und
dem Herzog von Holstein 4 Ämter in Holstein lassen, dazu auch die Graf-
schaften abtreten, die übrige Satisfaktion aber auf Kf. und das Haus Lüneburg,
falls aus der bekannten Sache etwas werden sollte, ankommen lassen will. Man
bat anfangs sehr verlangt, daß die Fortsetzung der Traktaten zu Kopenhagen
geschehen sollte, er hat aber Hamburg dazu vorgeschlagen. Der König hat
an Stelle des anfänglich dazu bestimmten Ehren schild dem G. Kanzler die
Kommission dazu aufgetragen. Da es ein allzu großes Aufsehen geben dürfte,
wenn dieser nach Hamburg käme, die Schweden auch dort viele Freunde und
Spione haben, so ist gut gefunden, die Zusammenkünfte zu Itzehoe oder Pinne-
berg zu halten. Gestern hat er die Vollmacht zu den Traktaten erhalten und
dieses sofort dem König und den Ministern mitgeteilt. Der König war darüber
sehr erfreut und hat beschlossen, noch den größten Teil dieses Tages hier zu
bleiben, damit der G. Kanzler völlig instruiert und H axthausen desto
schneller nach Hannover abgefertigt werden könne.1)
Der Kurfürst an Meinders. D. Schönbeck 1 6. /[26.] August 1684.
(Conc. P. Fuchs.)
[Die Mitwirkung Frankreichs, die demselben anzubietenden Gegenleistungen und die
Frage, ob auch ohne dessen Mitwirkung das Unternehmen auszuführen sei. Sonstige
in Betracht zu ziehende Punkte.]
Auf die in dem übersandten Protokolle enthaltenen Punkte erhält er 26. Aug.
folgende Instruktion:
1. In betreff der Konkurrenz Frankreichs2) zu dem Werk, so findet er
diese jetzt nach Abschluß des Waffenstillstands um so nötiger, da man sich
') M. übersendet 9./19. August 1684 das Protokoll der am vorhergehenden Tage
abgehaltenen Konferenz und berichtet, der König sei am Nachmittag des 8./ IS.
abgereist, habe ihn sehr gnädig verabschiedet und ihm statt eines Präsents eine
Anweisung auf 1000 Dukaten geschickt.
*) Schon am 1 1./21. August 1684 hatte Kf. M. die Relation Spanheims vom
1 . / 11. August (s. oben S. 519 f.) zugeschickt, aus der erhelle, daß Frankreich nur im
Fall des Nichtzustandekommens des Waffenstillstandes mit dem Reiche zu dem
Dessein gegen Schweden mitwirken wolle, und verlangt, daß man sich dort darüber
schlüssig mache, wie weit et in quo gradu man die franzosische Assistenz pro
cooditione sine qua uon zur Ausführung dieses Desseins erachten wolle.
686
IV. Brandenburg und Dänemark (679—16^4,
jetzt gegen iti Opposition des Kaisers und einiger Reichsstände wird zu
präkavieren haben. Bei einigen der dort distinguierten gradus brauchte nun
sich nicht aufzuhalten, sondern könnte, auch wenn sie nicht erreicht werd*»o
sollten, doch das Werk angreifen, als da sind Hergebung der snbsides d'actkm
und daß Frankreich stracks im Anfange, und zwar directo, agierte, Ändert
dagegen sind von der Natur, daü man ohne ihre Kihaltung das Werk nicht
wohl oder nicht sicher wird fortsetzen können, nämlich 1, daß, wenn ein anderer
Potentat Schweden wirklich assistieren und entweder alle drei Alliierte oder
einen derselben attacquiereti wollte, Frankreich dieses pro cnsu foederis halten
und den Alliierten assistieren und 2. daß es die Eroberungen garantieren solle.
Um dieses zu erhalten, müßte man folgende Mittel und Gegenofferten gebrauchen:
1, Alle drei Alliierten müßten Frankreich eine Allianz anbieten, kraft
deren dasselbe sich ihrer als eines mächtigen nppuy versichern kannte;
_\ müßten sie Frankreich eine pnrtikuliere Garantie des Waffenstillstandes
mit dem Reich und Spanien und der im Haag gemachten Konve<
anbieten.
Sollte dieses nicht zureichend sein, so wäre zu überlegen, ob man nicht
Frankreich versprechen sollte, bei den Friedenstraktaten sich zu bemühen, daß
das, was Frankreich jetzt im armistitio auf 20 Jahre erhalten, ihm in perpetuum
verbleiben möge, und sich dabei zu verbinden, auf alle Wege zu verhindere
daß es darüber auch nach geendigtem armistitio nicht zur Ruptur komme.
Gegen dieses letztere Anerbieten könnte man von Frankreich noch mehr zu
erhalten suchen und auch auf die subsides daetiou dringen. Mehr Av&ntagen
aber, und zwar in praejudieium des Reichs, an Frankreich zu versprechen hat
er großes Bedenken.
Sollte trotz aller dieser Vorstellungen und Offerten hei Frankreich
zu erhalten sein, so wäre zwischen den Paciseenten zu überlegen, ob
nichtsdestoweniger das Werk angreifen sollte* Et wollte davon nicht abhorrie
wenn man sonst dabei genügende Sicherheit finden sollte, er erwartet jedo
darüber erst seinen Bericht und wird ihn dann mit einer schlieüiichen Resolut!
versehen.
Er ist sonst der Meinung, daß das, was in Regensburg gescU
das Reich und Frankreich angehe und auf dieses Werk nicht gezogen W€
könne. Daß eine gemeine bündige Garantie unter den drei Alliierten gen
werde und alle drei für einen Mann stehen sollen, findet er brichst notwendig,
Wegen des Herzogs von Holstein müßte erst unter den drei Alliierten aus-
gemacht werden, was ihm loco sadsfactionis zu offerieren, doch müßte ihm
davon nichts mitgeteilt werden, bevor alles richtig wäre und man zur Exekution
schreiten wollte, weil er sonst alles au Schweden offenbaren wurde. Sollte er
mit den Offerten nicht zufrieden sein, so müßte man ihm andeuten, daß man
sich seiner weiter nicht annehmen wollte»
Daß K. Co In mit zu dem Werke gezogen werde, halt er für gut Um
konnte zu dem Zwecke sich des Bischofs von Straß bürg durch Zusage der
Verhandlungen mit Meinders. 687
Garantie seiner Wahl in Cöln und daß man auch befördern wollte, daß er in
Hildesheim zum Nachfolger gewählt werden sollte, zu versichern suchen. Auch
müßte man K. Sachsen zu gewinnen suchen, Kf. wäre zu diesem Zweck bereit,
von seinen Prätensionen auf die an Sachsen -Weißenfels cedierten vier magde-
burgischen Ämter abzustehen.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Itzehohe
26. August / [5. September] 1*84.
[Drängen der Braunschweiger auf sofortigen Beginn der Aktion. Seine und der
Dänen Bedenken dagegen. Seine Vorschläge. Geringer Eifer Dänemarks.]
Grote und er sind gestern hier angekommen und sie haben heute nach- 5. Sept.
mittag eine Konferenz mit dem G. Kanzler gehalten. Die einzige Diffikultat
bei dem Werke besteht darin, daß man braunschweigischerseits pure und simpli-
citer darauf dringt, daß noch diesen Herbst zur wirklichen Aktion geschritten
oder nicht ferner an das Dessein gedacht werden müsse, aut nunc aut nunquam,
ihre Truppen müßten agieren oder reduziert und zum Teil abgedankt werden.
Dänischer- und brandenburgerseits ist man allerdings damit einig, daß an der
Eile höchstens gelegen und die Gelegenheit so günstig wie möglich sei, man
müsse aber, ehe man ein so wichtiges Werk angreife, auf eine oder andere Weise
Frankreichs versichert sein. Inzwischen könnte man loco fundamenti ein
foedus defensivum triplex oder wenigstens zwischen Dänemark und Braunschweig
(da die übrigen Teile bereits unter sich per foedera verbunden sind) machen
und es so einrichten, daß es auch publice kommuniziert und zum Prätext dieser
Konferenz allegiert werden könne. Ferner hätte man auch das große Dessein
per articulos vel tractatum secretum einzurichten und sich daneben in eventum
so zu vergleichen, daß es eveniente casn et existente occasione über kurz oder
lang exequiert werden könnte. Man erwartet braunschweigischerseits über
einige Punkte nähere Ordre. Dänemark scheint bei weitem nicht mehr so
eifrig zu sein, denn man allegiert wegen der Flotte und Norwegens große
Diffikultäten und möchte wohl gern sehen, daß Kf. und Braunschweig ohne
sie den Anfang der Ruptur machten, was sie aber beiderseits dekliniert und
ihnen dazu nicht die geringste Hoffnung gegeben haben.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Itzehohe
l./ll. September 1684.
[Geringe Neigung Dänemarks zum Kriege, Verlangen der Braunschweiger, daß der-
selbe sofort begonnen werde. Geringe Aussicht auf eine Einigung. Die Vertrags-
projekte und die dagegen gemachten Einwendungen.]
Man bezeugt dänischerseits immer mehr Kaltsinnigkeit und geringeren Eifer 11. Sept.
bei dem Dessein. Der 6. Kanzler hat ganz deutlich erklärt, dem Konig wäre es
IV. Brandenburg und Dänemark KJ7i3— 1684,
gar nicht um einen Krieg zu tun, es würde ihm vielmehr sehr lieb sein,
Kf. und das Haus Kraut) schweig die Sache allein anlangen \\ o Uteri, er würde
allen Transport zur ^v zu verhindern suchen und auch sonst allen Zuscbab
iiml Beistand leisten, direkt aber sich in die Sache nicht mengen* Sollte m
seinen Freunden zuliebe doch beitreten, so wüßten vorher zwei Komi.
zugestanden werden, 1, müßte man völlig der Unterstützung FrankreiH:
sichert sein, und 2« müßle er zureichende Satisfaktion erhalten, denn iha
fiele die grüßte Last und Gefahr zu, die Satisfaktion, die man ihm K
wollte, hatte er vorauf solche mit einem so schweren Äquivalent zu kaufen
und sirli noch dazu in die Gefahr rines Krieges zu stecken, in dem er eben«
leicht etwas verlieren als gewinnen könnte, fände er nicht geraten, an gute
Freunden fehlte es ihm nicht, er verließe sich auf Frankreich und Kft, wollt«
ihm jemand zu nahe treten, so wäre er imstande, sieh zn de Tendieren. £*
scheint, daß jetzt die consilia des OL Kanzlers, der immer soleben Plauen
entgegen gewesen ist, prävaiieren und daß auch Graf Keventlo, dessen Kredit
in Gottorf einen starken Stoß bekommen und der nur durch des G. Kanzler«
Vermittlung wieder zu Gnaden angenommen worden ist, »ich dessen Senttmenteu
konform teren wird.
Seitens der Brannschweiger dagegen bezeugt man einen ungemeinen Ernst
und Eifer zur Sache und erbietet sich, auch unerwartet der französischen Erklärung
zur Aktion zu schreiten, Mau besorgt, Frankreich Meide allerhand Diffikul taten
machen, meint aber, die angefangene Sache werde es nicht improbieren und t&
gute Alliierte nicht verlassen, auf allen Fall aber halt man die Partei für M
stark, daß sie, wenn sie einig bleibt, auch allein das Bessern ausfuhren küuute,
Ihre letzte Ordre geht dahin, daß der Traktat ohne Verzögerung /.um Schlufc
gebracht und die wirklichen Operationen spätestens den 15. September ange-
fangen werden müßten, sonst müßte die ganze Negotiation abandonniert und
Hl aHrumpiert gehalten werden. Da nun dazu keine Appsrenz vorhanden, die
dänische Flotte auch zum Auslaufen noch nicht ausgerüstet is^ so steht zu *er*
muten, daß aus der ganzen Sache diesmal nichts werden wird, der Ausgang
wird sich noch in dieser Woche zeigen müssen*
P. S. Er übersendet das Protokoll der vorgestern beim G- Kanzler ge-
haltenen Konferenz, woraus Kl die dänischen Forderungen und Erinnerungen hei
dem wegon der holsteinischen Satisfaktion projektierten Rezeß ersehen wird Bit
größte Schwierigkeit machen die vielen Schulden, die sich wohl auf vier Milli-
onen belaufen werden. Das ganze Land tragt nicht soviel ein, daß
bloßen Zinsen bezahlt werden konnten, dio Gläubiger werden I
schlecht fahren, da der König mit kernen Schulden zu tun h&hen will.
Kr fügt auch die Erinnerungen des G, Kanzlers zum Projekt des foederis
secreti bei* Es kommt hauptsächlich auf Wismar an. das dänischerseiüi allein
prätendiert wird, doch will man es nicht behalten, sondern rasieren und de«:
Herzog von Mecklenburg gegen ein Äquivalent abtreten, Braun sc hwei^cherscH*
aber macht man deswegen Schwierigkeit Ebenso ist man wegen der franzi*
stschen Approbation und Assistenz noch verschiedener Meinung« Das Monitum
Gerioge Aussicht auf eine Einigung. 689
wegen der Assistenz in Schonen und anderswo extra Germaniam wird auch
keine geringe Diffikultät finden. Er hat gemäß den ihm von Kf. erteilten
Befehlen erklärt, daß Kf. dem Konig die Rekuperierung von Schonen gönnte
und ihm zu diesem Zweck mit einigen Truppen assistieren wollte, wenn er in
Deutschland und in seinen preußischen Landen nichts zu befürchten hätte, daß
er aber die Garantie so weit entfernter Orte nicht übernehmen konnte, nnd
daß, wenn Schweden unter Abtretung seiner deutschen Provinzen Frieden
machen wollte, der Traktat wegen der in Schonen oder Norwegen gemachten
Eroberungen nicht aufgehalten werden dürfte. Der G. Kanzler zeigte sich mit
diesen Offerten ziemlich zufrieden, braunschweigischerseits aber ist man so weit
nicht gegangen und erwartet noch Instruktion darüber. Er übersendet auch die
Monita der braunschweigischen Gesandten in betreff der anhaltischen Satisfaktion
für Jever und seine darauf erteilte Antwort.1)
Der Kurfürst an Meinders.
D. Oranienburg 5./[15.] September 1684. (Conc. Fuchs.)
[Auf die Relationen vom l./U. und 2./ 12. September. Fruchtlosigkeit weiterer
Verhandlungen. Befehl zur Abreise.]
Da er aus seinen Relationen ersieht, daß wegen allerhand vorkommender 15. Sep
Schwierigkeiten das vorgehabte Dessein noch nicht reif ist und daher jetzt zu
keinem Effekt gereichen wird, so befiehlt er ihm, sich nicht länger dort auf-
zuhalten, sondern zu veranlassen, daß die Handlung suspendiert und bis zu
anderer, besserer Zeit ausgesetzt werde. Sollte man sich vorher über den Vor-
schlag des G. Kanzlers, daß die drei Alliierten sich allerseits in solche Ver-
fassung setzen sollten, damit man, sobald Frankreich sich gewierig erklären
oder die Konjunkturen sich ändern wurden, zur Aktion schreiten und inzwischen
sich verpflichten möchte, daß man sich allerseits dem Transport einer konsiderablen
schwedischen Armee opponieren und, falls Schweden dieses doch entreprenieren
sollte, es pro casu foederis hujus und causa belli halten wollte, vereinigen
können, so wurde ihm dieses lieb sein. Jedenfalls aber hat M. seine Abreise
zu beschleunigen, auch damit die Jalousie, die man überall über die dortige
Zusammenkunft faßt, cessiere.
") M. berichtet 2./ 12. September 11)84, der G. Kanzler hätte ihm, nachdem die
französische Post die Nachricht gebracht, daß der König von Frankreich zu dem
Dessein schlechte Inklination zeige und sich an demselben nur beteiligen wolle,
wenn Schweden mehr Ursache als bisher zur Ruptur geben sollte, mitgeteilt, man
werde auch in Kopenhagen behutsam gehen und sich nicht temerairement engagieren,
er sehe daher keine Apparenz zum wirklichen Handel.
Mater, x. Gesch. d. G. KurfOrsteiL XIX. 44
28. Sept
Die hraunschweigischen rninistri haben vorgestern von Ihrer Herrschaft
endliche Resolution erhalten und diese ihm sowie dem G, Kanzler mitgeteilt
Danach bedauern die Forsten sehr, daß man die herrliche Ukkasion, sich in
Sicherheit zu setzen und von einer so gefährlichen Nachbarschaft zu b« ■:'
habe vorbeigehen lassen, sie ihrerseits wollten dem Dessein keineswegs renn neueren,
sondern erwarten, wie die Zeiten und Konjunkturen sich gestalten werden, mi4
sie seien bereit, mit Dänemark und Kf. dann weitere uicsurea zu nehuun
Einen Eventunltraktat deswegen zu machen, hielten sie nicht für zutraulich, im
einem trait^ de bonne intelligence mit dem Konig von Dänemark aber wären
sie geneigt und stellten dem G. Kanzler an heim, ob man danischerseiU einige
couditiones und articulos projektieren wolle. Der G, Kanzler wird darüber
mit Grote weiter korrespondieren und die Sache hoffentlich bald zur Richtigkeit
kommen, wenn man nur wegen der holsteinischen Sache ein Expediens finden
kann. Das ist allerdings sehr schwierig. Die Prozeduren gegen Holstein und
Anhalt sind so hart und exzessiv, daß sie fast von jedermann impiobiert werden,
es wird auch unmöglich auf die Weise Bestand haben können, Die schwedischen
rninistri erklären frei und unverhohlen, daß ihr Konig den Herzog nicht ver
könne, und daß es, wenn dieser nicht restituiert werden sollte, zum Kriege
kommen müßte. Dünischerseits dagegen will man von keinen Expediention
und Temperamenten Schleswig betreffend etwas wissen. Der Herzog ist in der
höchsten Ungelegenheit, er bat eine besondere Konfidenz zu Kf. und rekommeri
diert diesem seine Sache und seine Familie. Er hat Bedenken getragen, in dieser
skabrensen Sache mit dem G. Kanzler in Gegenwart Grote's zu sprechen. wird
aber allein mit ihm darüber zu reden und die endliche Intention des König« ii
dieser Angelegenheit zu erfahren suchen.
Raule ist hier und konferiert fleißig mit den hier anwesenden Bewinthab
der afrikanischen Kompagnie von Emden. Sie haben allerhand, was zum Besten
der Kompagnie eingerichtet werden könnte, überlegt, und iJa bei vorschn
Dingen die danische Hilfe nötig ist, so wird er darüber mit dem 0. Kanzler
jrechen und v. Brandt, der jetzt am Podagra hart daniederliegt, davon
1 formt ereii. Grote will morgen oder übermorgen abreisen, er will, sobald er
s Dinge verrichtet bat, es auch ton.
IM
, in
ern
Abschnitt V.
Brandenburg und das Reich
1679-1684.
w
Einleitung.
In diesem letzten Abschnitte sind mehrere Gruppen von Akten-
stücken vereinigt welche die Beziehungen des Kurfürsten Friedrich
Wilhelm in der Zeit der Reunionen zu dem deutschen Reiche veranschau-
lichen, insbesondere erkennen lassen, auf welche Weise er den Ver-
pflichtungen, welche er Frankreich gegenüber in bezug auf dasselbe
übernommen hat, nachgekommen ist. Bei den Verhandlungen, welche
er gleich nach dem Friedensschluß mit Ludwig XIV. wegen eines Bünd-
nisses anknüpfen ließ, hat er nicht nur sein früheres Anerbieten, bei
eintretender Vakanz im Reiche für die Wrahl desselben oder einer ihm
genehmen Persönlichkeit wirken zu wollen, erneuert, sondern auch sich
anheischig gemacht, bei jeder Gelegenheit die Interessen desselben
zu fordern. Dementsprechend hat er in dem Allianzvertrage vom
25. Oktober 1679 auch zugesagt, für alle Rechte und Gebiete einzustehen,
welche der König durch die Friedensverträge von Münster, St. Germain
und Nim wegen erworben habe, und falls derselbe Veranlassung haben
sollte, Truppen nach Deutschland oder anderswohin zu schicken, diesen
den Durchzug durch sein Gebiet und im Notfall Aufnahme in seine
Festungen zu gestatten. Bald darauf begann Ludwig XIV. mit der
Ausfuhrung der schon vorher beabsichtigten und vorbereiteten Reunionen,
welche gerade auf die Bestimmungen des Münsterschen und des Nimwegener
Friedens begründet wurden, und der Kurfürst sah sich so verpflichtet,
nicht nur gegen diese keinen Widerspruch oder Widerstand zu versuchen,
sondern sogar, wenn es darüber zum Kriege kam, französische Truppen
in seine Lande aufzunehmen. Diese Verpflichtungen wurden in dem
Vertrage vom 11. Januar 1681 noch erweitert, der Kurfürst mußte dem
französischen Könige seine Hilfe zusagen bei jedem Angriff auf dessen Lande
und Rechte, ohne Rücksicht darauf, ob er diese mit Recht oder mit Unrecht
erworben habe und ob er der angegriffene oder angreifende Teil sei, der
Kurfürst sah sich dadurch also in die Lage versetzt, wenn es zu einem
694
Einleitung,
Kriege zwischen Frankreich nmi dem Reiche tum, an dies«
als Bundesgenosse Frankreichs teilzunehmen. In dem neuen Allianz
vertrage vom 22* Juni 1082 wurde dieser Vertrag erneuert, doch ver-
sprach Ludwig MV. in demselben, entsprechend dem Anerbieten, ■
Bf bd den Verhandlungen in Frank I iirt gemacht hatte, lieh ruit den bh
zum 1. August 1081 ausgeführten Keim innen und der Erwerbung Wi
StraSburg EU begnügen und keine weiteren Ansprüche auf «um Reich*
gehörige Gebiete zu erheben. Für den Kurfürsten kam es also dand
au, um nicht auf der Seite Frankreichs gegen das Reich kämpfen und
ee seine Pflicht als Reu hslürst verletzen zu müssen, es dahin zu bringen,
daß eine friedliche Verständigung zwischen beiden Teilen ;iuf der <>
läge jenes französischen Anerbietens erfolge. Das ist auch vtrlciii
Hauptziel seiner Reiehspolilik in diesen Jahren gewesen, und um das-
selbe zu erreichen, hat er verschiedene Mittel angewandt, has erste war
seine Wirksamkeit auf dem Reichstage. Dort, hat er, wie die hier au
i Stelle mitgeteilten Reichstagsakten »eigen, im ßeguusitlz gegen den
Kaiser, welcher da« Reich zum Kriege tic^ni 1' rank reich zu treiben suchte,
sich auf das äußerste bemüht, den Ausbruch eines solchen zu verhüten
und zu bewirken, daß der Frieden durch eine gütliche, zuletzt, nac
sich Ludwig XIV» mit dem Abschluß eines Waffenstillstandes auf 3*>
oder 20 Jahre zufrieden erklärt, hatte, eine solche vorläufige rbereinkunit
erhalten bleibe, und das ist auch wirklich hauptsächlich durch sein«
Bemühungen erreicht worden* Er ist dabei keineswegs für die Recht-
mäßigkeit der Keunioneu eingetreten, sondern er hat zu Anfang
bestimmten Stellungnahme in dem Streite sich dadurch zu entziehen
gesucht, daß er die Bestimmungen des Nim wegen er Friedens, gegen den er
von Anfang an protestiert hatte, als für ihn nnverbindlirli bezeichnete.
nachher aber hat er immer nur Upprlnnitätsgründe gegen *- i n kriegerische*
Auftreten gegen Frankreich geltend gemacht, die innere Zerrissenheit und
Schriebe dea Reiches gegenüber der gewaltigen Machtstellung Frankreich*,
die Uuzuverlässigkeit der Mächte, auf deren Bundeegenos-
Kaiser rechnete, die (lefabreo, welche auch von anderer Seit« dein Reicht
drohten, und die rnmöglichkeit, nach verschiedenen Seiten hin Wider-
stand äu leisten. Diese Gründe, welche je langer je mehr, zumal nach-
dem der befürchtete Türkenkrieg wirklich ausgebrochen war. einleuchten
mußten, hat er durch seine Gesamitschaft auf dem Reichstage unablässig
und auf das nachdrücklichste vorstellen, allen Beschlüssen und Maßregeln,
welche zum Kriege führen konnten, widersprechen, er hat sogar, als
Einleitung.
695
trotzdem dfcf Kaiser und die diesem anhängende Mehrheit des Fiiist. n-
kollegs »ich nicht zu einem friedlichen Abkommen mit Frankreich unter
den von diesem gestellten Bedingungen verstehen wollte, dahin wirken
lassen, daß die ihm gleichgesiunte Mehrheit der Kurfürsten und die
boo >t igen zum Frieden geneigten Reichsst linde für sich ein solches schließen
sollten* Wegen dieses seines Verhaltens ist er schon damals ebenso wie
später heftig angefeindet, seine Politik als verräterisch ^brandmarkt
worden, er selbst aber ist davon überzeugt gewesen, daß diese nicht nur
seinem eigenen, sondern auch dem wohlverstandenen Interesse des
Reiches entspreche, und er hat bei verschiedenen Gelegenheiten sich mit
großer Entschiedenheit wider die gegen ihn erhobenen Anklagen ver-
teidigt ') Mit der kaiserlichen Politik ist er nicht nur in dieser Frage
') S. unten das Reskript an v. Ruck vom *Ä Mai/ 8. Juni 1H82 und da» Schreiben an
den Kurfürsten von Bayern vom 26, April, .'<;. Ifal 1^84. Sehr 'bezeichnend ist auch das
Schreiben an seinen froheren Katgeber, Georg Friedrich von Watdeck, der
damals in holländischen Diensten stand, im Auftrage Wilhelms von Uranien und des
Kaisers zum Kriege hetzte, eine Vereinigung der kleinen Reichsstande im fränkischen
und oberrheinischen Kreise und die sogenannte Lasenburger Allianz vom 1CL Juni tSSS
zustande brachte, und tum Lohn dafür von dem Kaiser in den Keichsfürstenstaud
erhoben wurde, vom 8,/ 18, Dezember 1083 : „Wir haben Ewer Ld. Antwortschreiben
vom 7» Dezember/27. November wohl erhalten. Es ist uns aber der Stylus und Inhalt
desselben umb so viel mehr befrombdet vorkommen, weil unsere conduüe und consilia
darin zimblich perstringiret, unsere woll gemeinte Erinnerung ungleich ausgelegt und
das Schreiben von Anfang bis zu Ende mit solchen anzüglichen Expressionen
angefüllet ist, dergleichen weder I, Kays, M. selber noch auch einiger unserer Mit-
Churfürsten oder von denen alten Fürstlichen Häusern bisbero gegen uns gebrauchet,
ohngeachtet daß dieselbe auch nicht eben mit uns einerlei Sentimenten geführet.
Wir hatten zwar unnötig, auch uns un an stand lieh auf dergleichen tiefgesonnt nc
Raisannementen zu antworten und uns darüber einzulassen, können aber dennoch
bloß zur Nachricht Ew. Ld. nicht bergen, wie daß wir auf die Cunsistenz, Erhaltung
und Wohlfahrt des Reichs und daß nicht mehr davon abgerissen werde» umb so viel
mehr reflecliren und solches den einzigen Zweck aller unserer Consilien und Actione»
sein lassen, weil wir mehr darin als jemand anders zu verlieren haben und gar leicht
begreifen, daß des Reichs rntergaug auch den unsrigen unvermeidlich nach sich
ziehen müsse, diejenige Mittel auch, so wir zur Erhaltung des jetztgedachten Zwecks
überall öffentlich vorgeschlagen und geraten, halten wir in unserm Gewissen die beste
und zulänglichste zu sein umb den statum imperii publicum in conserriren und
solches für gänzlicher Ruin zu retten. Wenn wir mit auswertigen Potentaten Bündnis
eingegangen, so zielen dieselbe allein dahin ab und haben bisbero dieses gute
gewirket, daß dos Reich ohn^eachtet des jetzigen verwirreten Zustande* gleichwohl
annoch erhalten und nicht bereits in völlige üissolution geraten oder in Feur und
Flamme aufgangen, dahingegen lehret leider die tägliche Erfahrung, daß diejenige,
so den Namen von Patrioten und Vaterlande am meisten im Munde führen, am
wenigsten das Beste und die Erhaltung desselben suchen, ja vielmehr ihre äußerste
696
Einleitung,
in Widerspruch geraten, er ist auch wieder sehr energisch den Versuchen
'entgegengetreten,1) welche der Kaiser ;vu! dem Reichstage machte, die
du nh den VVestläliischiii Frieden gewährleisteten Hechte der ReichsstÜDaV
einzuschränken und seine eigenen Befugnisse auszudehnen. Nicht mh
eifrig hat er auch den von anderer Seite versuchten Neuerungen WiaVr-
ßd geleistet, die von einem Teile der Fürsten angefoehtene Prä ein inen*
der Kurfürsten hat an ihm ihren lebhaftesten Verteidiger gefunden.
Bevollmächtigter des Kurfürsten auf dein Reichst age war noch immer
(uittfried von Jena, der auch jetft mit ebensoviel Eifer wie Geschick
die Interessen seines Herrn vertreten hat. Während sein Bruder,
I r iedric h von J e u a, der i in September 1682 verstorben ist » nzosen-
feiuilliclion Partei am Hofe des Kurfürsten zugerechnet wurde, ist
offenbar mit der engen Hundcsgenosseuschaft des Kurfürsten mit Frank-
reich und seinem dadurch veraulaßten Verhalten in den Kcjchsangeie^D-
heilen durchaus einverstanden gewesen und hat seinen Scharfsinn, seine
Kenntnisse und seine Beredsamkeit aufgeboten, um die ihm gestellten
Aufgaben äu erfüllen. Nach der Erwerbung des Herzogtums Magdeburg,
im Frühjahr H.WO, hatte der Kurfürst Jena zum Kanzler de-
ernannt und eigentlich die Absicht gehabt, ihn seinem eigenen Wonach«
entsprechend von Regensburg abzurufen, mit Rücksicht auf die Wichtigkeit
der dortigen Geschäfte aber hat er geglaubt, ihn nicht entbehren zu
können, und ihn daselbst gelassen, er hat ihm aber Anfang 168] in den
bisherigen neu märkischen Regiemngar&t Schönbeok einen iichtlfeu
beigesellt, der fortan im Fürstenrat das Votum geführt hat. Jena bat
neben den ausführlichen offiziellen Relationen, welche er zuerst allein,
nachher mit Schon b eck zusammen dem Kurfürsten erstattet hat« dem-
selben auch allwöchentlich von ihm eigenhändig geschriebene Reichstags*
Zeitungen, kürzere, mit kritischen Bemerkungen versehene Berichte ülvi
Kräfte anwenden und ganz Teutschland durchziehen, unih dasselbe In einen hochit-
\<Tderbtieben Krieg (der, wann er am heuten ablaufen sollte, dennoch die Buin
Stünde and den Verlust der teutschen, mit so vielem Blule erwurbrnen und btsbtf*
erhaltenen Freiheit unfehlbar nach sich ziehen würde) m stürzen und tu ver-
wickeln, und das bloß allein umb aus wortiger Interessen und Potenzen willen, weicht,
ob sie zwar lluvermogenheit halber kein Geld oder Subaidien geben» noch •
setbsten und das Inrife retten können, so findet sich dennoch für sie eine so jreß«
Passion, dafl man derselben Interesse dem Ku bestände und Üonserfition des wert»
Vaterlandes weit vorziehet nud dadurch teils genugsamo tu erkennen gibt, dail mal
wenig dabei zuzusetzen* auch nicht sonderlich auf die Posterität reftoctire,* —
!) S. Koser, Brandenburg- Preußen in dem Kampfe zwischen Imperial i»iau*
und reichsständischer Libertit (Bistor. Zeitschr. N. F. LX (1*6) S. 199
Einleitung.
697
die Vorgänge in Regensburg und den benachbarten Gebieten, zugeschickt,
welche, wie es scheint, wenigstens teilweise zur Veröffentlichung bestimmt
waren* Einige besonders interessante Stücke daraus sind zusammen mit
den Relationen, von denen auch nur die wichtigsten, meist in sehr ver-
kürzter Gestalt, haben wiedergegeben werden können, hier mitgeteilt
worden. Zu Rate gezogen ist auch die früher für verschollen gehaltene,
neuerdings aber wieder im Geheimen Staatsarchiv zu Berlin aufgefundene
Comitiologia des späteren Reichstagsgesandteu, damaligen Gesandtschaft^-
Sekretärs v, Henniges,1) eine 8 Folianten einnehmende ausführliche, auf
den Akten beruhende und mit zahlreichen Aktenbeilagen ausgestattete Dar-
stellung der Vorginge auf dem Kegensburger Reichstage von 16<>3 — 1711*
Für die Herstellung des Friedens zwischen dem Reiche und Frank-
reich hat der Kurfürst außer in Regensburg auch an anderen Orun
gewirkt, zunächst am kaiserlichen Hole. Fortgesetzt hat er den Kaiser
von seinem Widerstreben gegen einen solchen Frieden abzubringen, ihn
von der Aussichtslosigkeit eines doppelten, nach Osten und Westen hin
zu führenden Krieges zu überzeugen gesucht, doch mit geringem Erfolg.
Auszüge aus den betreifenden Materialien des Berliner Archivs haben
Pufen dorf und v* Orlich mitgeteilt, wichtige Beiträge aus den Wiener
Akten hat Pribrara im 14. Rande dieser Sammlung veröffentlicht, einige
Ergänzungen dazu sollen im nächsten Bande herausgegeben werden.
Günstigeren Boden für seine Friedens bestreb tu igen hat der branden-
burgische Kurfürst bei den anderen Kurfürsten gefunden, besonders bei
den rheinischen, die infolge der Lage ihrer Gebiete an der Westurenze
Deutschlands bei einem Kriege mit Frankreich zuerst einem feindlichen
Angriff ausgesetzt waren. Von den mit ihnen geführten Verhandlungen
handeln die in der zweiton Gruppe vereinigten Aktenstücke. Nachdem
der Kurfürst sich Anfang 1688 durch die «Sendung v. Rucks zu den
drei geistlichen Kurfürsten und dem Kurfürsten von der Pfalz des Km-
Verständnisses derselben mit seinen Ansichten und Bestrebungen und
ihrer Bereitwilligkeit, diese zu unterstützen, versichert hatte, schickte er,
ihrer Aufforderung Folge leistend, ebendenselben v. Ruck und nachher
v, Tanitz nach Frankfurt a. M,, wo die Verhandlungen mit Frankreich
durch eine kaiserliche und Itcichsdeputation begonnen waren, um diese
bisher durch kleinliche Zerimonialstreitigkeiten verzögerten Verhandlungen
in lebhafteren Gang und zu einem glücklichen Ende zu bringen. Doch
>) S. Eoser ia HUtor. Zeil sehr,, 3. Folge I, & J V_\
Einleitung,
gelang das nicht, viel mein' riet Ludwig XIV., da er erkannt**, d.iL' <Ür
dortigen Verhandlungen kaiserHcherseita absichtlich hingezogen wur<
um Zeit zu h'iislungeii Sti ^iwiiimn und den Ausgang der Handel mit
den Türken abzuwarten, zu Ende des Jahres seine Gesandten von dort
ab und die Verhandlungen sind dann wieder in Regens bürg f * :
worden.
Auch die Kurfürsten von Bayern und Sachsen, welche sich anfangs
wenig geneigt zu einem Abkommen niit Frankreich unter den von diesem
geforderten Bedingungen gezeigt bitten, hat der Kurfürst umzustimmen
gesucht und zu diesem Zwecke mit ihnen Verhandlungen geführt, auf
welche sich die in der dritten und vierten Gruppe zusammen ge.sK'llMi
Aktenstücke beziehen, Xacli München wurde Ende Februar 1688
fried von Jena geschickt, doch konnte derselbe wenig ausrichten, da1}
der junge Kurfürst Max Emanuel damals schon im Begriff stand, |
Mg an den Kaiser anzuschließen. Nach längeren Verhandlungen bat
dann 2tf. Januar 1688 mit demselben eino Deleusivallianz abgeschlossen,
doch war diese nicht sowohl gegen Frankreich als gegen die Türken
gelichtet, in dem folgenden Türkenkriege hat der Kurfürst dem Kaiser
getreulich Hilfe geleistet, nachher aber, gerade damit der Türken krieg
erfolgreich weitergeführt werden kimne, sich auch um das Zustande-
kommen des Friedens mit Frankreich bemüht und er ist infolgedessen
dem brandonburgisehen KurfürsteJi näher getreten. Aus der Korrespondenz
beider sind hier einige besonders interessante Stücke mitgeteilt, welche aber
Beigen, daß zwischen ihnen doch noch bedeutende Meinungsversehiedeali'ii
geherrscht hat. Auch Max Emanuel wünschte den Frieden oder vielmehr
jetzt t\on Waffenstillstand , aber er verlangte, daß die Bedingungen
ermäßigt, daß der Waffenstillstand ein allgemeiner sein, d. h, daß auch
Spanien mit in denselben einbegriffen, und daß vorher das Reich durch
Feststellung der längst von dem Kaiser vorgeschlagenen Kriegs verfasse
gesichert werden solle, wahrend Kurfürst Friedrich Wilhelm daran Etf
gehalten hat, daß zuerst der Waffenstillstand unter einfacher Annahme
der von Frankreich geforderten Bedingungen zustande gebrmotri werden
müßte und daß erst nachher die Beratungen über die Sicherung de*
hViches wieder aufgenommen werden sollten. Ähnlich verhielt es sieh mit
tan Kurfürsten Johann Georg Mb, der 1. September 1680 seinem Vater
in Sachsen gefolgt war. Derselbe stand von Anfang an mit dem branden-
') S. Doeberl, Bayern und Fraukreicfa, S, 531 ff.
Einleitung. 699
burgischen Kurfürsten in freundschaftlichem Verhältnis und sie haben
mehrfach über die gerade schwebenden Fragen ihre Meinungen ausgetauscht,
gerade in der wichtigsten aber, der Frage nach dem Frankreich gegen-
über einzunehmenden Verhalten, gingen ihre Meinungen anfangs weit aus-
einander. Johann Georg war empört über die Gewalttaten Ludwigs XIV.,
er hielt Widerstand gegen denselben nicht für aussichtslos, traf selbst
militärische Rüstungen, verhandelte mit dem Kaiser und dessen Bundes-
genossen und unterstützte auch auf dem Reichstage die kaiserliche Politik.
An dem Türkenkriege hat auch er mit seinem neugebildeten Heere teil-
genommen, doch hat er dafür schlechten Dank geerntet. Gleich nach der
Befreiung Wiens kehrte er daher wieder nach der Heimat zurück und er
hat sich nachher für die erneuten Mahnungen des brandenburgischen
Kurfürsten, für schleunige Annahmo des Waffenstillstandes zu wirken,
empfänglicher gezeigt, doch verlangte auch er günstigere Bedingungen
und war sehr aufgebracht über die Gewaltmaßregeln, durch welche
Ludwig XIV. noch zuletzt die Widerspenstigen einzuschüchtern suchte.
Während Kurfürst Friedrich Wilhelm so auf das eifrigste für das
Zustandekommen des Waffenstillstandes mit Frankreich tätig gewesen ist,
hat er doch zugleich immer den Fall ins Auge gefaßt, daß diese
Bemühungen vergeblich sein, es zum Kriege kommen und er auf der
Seite Frankreichs an demselben teilnehmen müßte. In diesem Falle
mußte er fürchten, vom Kaiser und dessen Bundesgenossen angegriffen
zu werden, und dagegen hat er sich zu sichern gesucht durch Bündnisse
mit ihm gleichgesinnten Mächten, einerseits mit Dänemark und anderer-
seits mit einigen deutschen Fürsten. Der Abschluß einer engeren Ver-
bindung zwischen den Parteigängern Frankreichs, den rheinischen Kur-
fürsten und Brandenburg, ist schon in Frankfurt a. M., als die dortigen
Friedensverhandlungen abgebrochen wurden, zur Sprache gekommen,
doch kamen die Verhandlungen zu keinem Abschluß und der Kurfürst
ist damit garnicht unzufrieden gewesen, da er glaubte, daß ein Bündnis
mit diesen wenig mächtigen Reichsstanden ihm mehr I*astcn auferlegen
als Vorteile bringen werde. Dagegen hat er, nachdem er mit dem
König von Dänemark wieder in festere Verbindung getreten war,
zusammen mit diesem auch einige der mächtigeren norddeutschen Fürsten
zu Bundesgenossen zu gewinnen gesucht, zunächst den Bischof von Pader-
born und Münster, Ferdinand von Fürstenberg. Die unter Nr. 5
mitgeteilten Akten der Sendung v. d. Buschs zu demselben im Sommer
1682 zeigen, daß dieses gelungen, daß es am 14. September dieses Jahres
700
Einleitung*
in Neu haus zum A) »Schluß einer Allianz gekommen ist, i ti der der
von Dänemark, der Kurfürst und der Bischof sich verpflichteten, für die
Erhaltung des Friedens mit Frankreich zu wirken und im Kall ein»
Angriffs sich gegenseitig mit einer bestimmten Truppeiizahl Hilfe m
leisten* Dann aber hat man versucht, auch den Kurfürsten Maximilian
Heinrich von Köln, der zugleich auch Bischof von Hiidcslieira und
Lütt ich war und so eine mächtige Stellung einnahm, zu gewinnen, |
auch dieses gelang um so leichter, als derselben damals wieder gam
unter dem Einlluß des durchaus französischgesinnten Wilhelm von
Fürsten berg, des jetzigen Bischofs von Straß bürg, stand. Darob
den Vertrag von Soest vom 27. Februar 1683 trat auch er der Ncu-
hauser Allianz bei.
An letzter Stelle ist das Wichtigste aus den Akten der Gesandtschaft
mitgeteilt worden, welche der Kurfürst Anfang 1684 seinem damaligen
vertrautesten Minister Paul Fuchs übertragen hat Sie war veranlaßt
durch die gerade damals sehr bedenklich erscheinende Lage der Dioge,
die zweideutige Haltung, welche die braunschweigischen Herzoge trotz
alter Bemühungen des Kurfürsten, sie auf seine Seite herüberzuziehen,
einzunehmen fortfuhren, die Aussicht, daß es bei dem hart nackigen
Widerstrebon des Kaisers m\d seiner Anhänger in Deutschland, der
Kriegspartei in Holland und Spaniens, sich den von Frankreich gesi
Bedingungen zu fügen, doch zum offenen Bruch und zum Kriege kommen,
dal.' auch Schweden au demselben auf der Seite des Kaisers teilnehmen
und daß Frankreich diesen Krieg zu weiteren Beraubungen des Reichs
benutzen werde, und sie hatte den Zweck, eine noch engere Verbindung
zwischen den Mitgliedern der Soester Allianz zu begründen, in Holland
die Kriegspartei durch Nährung des inneren Zwistes unschädlich zu
inai >hen, die Gebiete der Alliierten gegen etwaige Angriffe zu schützen,
die notigen Maßregeln zum kriegerischen Vorgehen gegen die Braun«
Schweiger, wenn diese sich nicht lugen sollten, zu vorabreden, andererseits
aber auch Frankreich von weiterer Vergewaltigung des Reiches abzuhalten,
und diese Ziele sind auch wirklich in der Hauptsache erreicht worden.
Als dann das weitere Verhalten des brau nach weigiachen Hauses wirklick
die Anwendung von Gewattmaßregeln notwendig zu machen schien, sinn
durch einen zu Berlin am 30, Mai 1684 abgeschlossenen Vertrag nähere
Verabredungen deswegen getroffen worden, doch ist es infolge der ver-
mittelnden Tätigkeit des Kurfürsten und des Einlenkens der Herzoge
nicht zur Ausführung derselben gekommen.
Einleitung. 701
Die Verhandlungen, welche der Kurfürst während dieser Zeit fort-
gesetzt mit den braonschweigischen Herzogen gefuhrt hat, um die-
selben zum Anschluß an seine Reichspolitik und zur Bundesgenossenschaft
gegen Schweden zu bewegen, sind in diesem Bande mehrfach berührt
und einige darauf bezügliche Aktenstücke veröffentlicht worden. Dieselben
im Zusammenhange hier vorzuführen, ist des beschrankten Raumes wegen
nicht möglich gewesen, zumal, um dieselben klar zu legen, außer dem
Berliner auch das Hannoversche Aktenmaterial hätte herangezogen werden
müssen. Der Verfasser hofft diesen Gegenstand an anderer Stelle ein-
gehender behandeln und so diese Lücke ausfüllen zu können.
702
V. Brandenburg und das Reich 1G~;i— l(jS4,
1. Der Reichstag zu Regensburg.
G. v. Jena, an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
4./ 14. Juli 1679.
[his nfal^zwcihrückensehe Memorial. Das Verfahren Österreichs im Kürstcörit
Notwendigkeit, den kaiserlichen Übergriffen entgegenzutreten,]
M.f'il, tdüekwunsch zum Friedensschluß* Man hat sich diese acht Tage mit dem
Memorial1) des Pfalzgrafen von Zweibrucken aufgehalten, in dem derselbe
um Abführung der in seinem Lande noch einquartierten lothringischen and
kaiserlichen Volker bittet. Das kurf. Kollegium schloß bald, daß diese Sacl«
dem Kaiser zu rekommendieren sei, im fürst). Kollegium aber wollte Österreich
kein Cunclusum machen lassen unter dem Vorwand, es habe ein formal Reskript
vom Kaiser erhalten, des positiven Inhalts, daü diese Völker schon abmarschiert
wären, und obwohl man im kurf. Kollegium und auch etliche Fürstliche die gröad-
liehe gewisse Nachricht hatten, daß diese Völker dort noch itill Eigen, nnd Ali
anzeigten, erklärten doch die Österreichischen, es sei dem kaiserlichen Reskri}«
soviel als den Gesandten zu glauben, und haben so einen Schluß verhindert.
Es ist eine insolente freche Sache, daß, da man die Leute vor dem*
in spiritualibus eines oder anders z\x glauben zwingen wollen, man noa-
mehro sich nicht scheuet, auch in temporal ibua denen gesarabten Standen
etwas aufzutragen, so der Notorietiit und faetfs zuwider ist. VnJ iri
gewiß hochnötig, daß man die hei wehrendem Krieg zum Teil supprimirte
jura Statu um her versuche und behaupte, und wäre m solchem EnuV
nützlich, wann die Fürsten Leute hier hätten. Diesseits hat man in
Ansehung des Zustande?, darinnen man von a. 1673 begriffen gewesen,
so eines und andre, gleichsam ohtigemerkt, hinreichen lassen und da*
Hauptwerk respirieren, ja männiglich nachgeben müssen, damit
einer oder ander Anlaß nehmen können, der gerechten Sache zu schaden
Nachdem aber nunmehro Gott gebollen und man in der Tat VtTSpÜWt,
') S. dieses Memorial {d> 13./^3, Juni I6T9): Diarium Bnropteti
s, Tntr.; Uttdftrp X, S. 738 f.
Kaiserliche Obergriffe. Notwendigkeit, ihnen entgegenzutreten. 703
wie wenig oder nichts die passionierte Gemüter an teils Höfen sich hieran
gekehret, und nicht unterlassen zu schaden, wie man dann zu denenselben
nimmer ein Vertrauen tragen können, als wird man sich künftig denen
contra jura et libertatem Statuum laufenden Attentaten und Oppressionen
mit Bescheidenheit opponieren, zumalen man sich untertänigst zu erinnern
weiß, daß E. Chf. D., dero es soviel oder mehr als anderen angehet,
die aus dem Instrumente pacis, Kaiser!. Wahlcapitulation und Consti-
tutionibus imperii zustehende Gerechtigkeiten Ihro nicht schmälern oder
gar nehmen lassen wollen. Tnd wann man de jure reden will, so seind
E. Chf. D. durch den Nimwegischen Frieden von dem Reich gleichsam
abgesondert, von dem Kaiser und dem Reich verlassen und nicht als ein
Constatus oder Membrum imperii tractiert, und daher von aller Obligation
gegen dem Reich von Rechts wegen eximiret und befreiet. Wiewohl
die Kaiserl. Maj. und das Reich E. Chf. D. als parti innocenti nach wie
vor verbunden bleiben. So aber bloß und allein zu reifen höchstver-
nünftigen Nachdenken demütigst anheimb gestellet wird, und ob und wie
etwan Satisfaction zu suchen sei.
Auch ein beifolgendes Kaiserl. Kommissionsreskript1) enthält mehrere ver-
fängliche Stellen.
Die Geheimen Rute (v. Jena, v. Knesebeck, v. Schwerin,
Koppen) an den Kurfürsten. D. Cöln an der Spree
8./[18.] Juli 1679.
[Auf das Reskript vom 5./ 15. Juli.") Rat, forläufig noch v. Jena in Regensburg zu
belassen, aber wegen Beendigung des Reichstages mit anderen Reicbsständen zu
kommunizieren.]
— haben absonderlich wegen Avocation des Gesandten v. Jena wir 18. Juli
dieses untertänigst erinnern wollen, daß eine so geschwinde Ahforderung
allerhand Nachdenken bei denen anderen Ständen verursachen möchte,
indem der frantzösische Friede noch nicht zur Execution gebracht, der
König von Franck reich seinen Gesandten Verjus dahin schicket, auch
>) d. Wien G.Juni (dict Regensburg 30. Juni/ 9. Juli) 1679: Pacbner v.Eggens-
torff II, S. 213f.
*) In demselben hatte Kf. von ihnen ein Gutachten darüber verlangt, ob nicht
▼.Jena von Regensburg abberufen werden könnte, da jetzt dort nichts Sonderliches
mehr vorgehe und seine Subsistenz dort bedeutende Kosten verursache.
704
V. Brandenburg und das Reich 1G7»— 1684,
täglich Sachen fnriallen, wobei E. Cht. I). merklich interessiret, als di
insonderheit ist die gesuchte Satisfaction sowoll an Seiten E. Cht l>. ')
als der KayserL M.,*) und wiewoll es sich schlecht ansehen läßet, d&Ö
etwas zu erhalten, so ist doch daran gelegen t daß zum wenigsten mit
durzu getan werde, damit dorn Keich nichteine mehrere Last von ndsn
zuwachse. Wir müssen bekennen, daß ein großes auf die Legaticme?
hin und wieder gehe und dieselbe Kosten billig so viel möglich einzu-
ziehen, wie dann die zu Nim wegen, zu Wien und in Deunemarck
förderlichst werden aufhören und gesparet werden können, der \\ Jen*
aber hat bisher, laut des Beischlusses, vor sich, dem Secretario und
2 Postillions nicht mehr gehabt als monatlich 298 Rthlr. Nachdem aber
gleich weil der Reichstag so lange Zeit gewehret und die Execution d«
Friedens verhoffentlich ehest erfolgen wird, so stellen zu E. Cht I>,
gnädigstem Gefallen wir gehorsamst, ob Sie nicht zum wenigsten mit
Clin r Beyern (welche hiebevor') zu Verkürzung des Reichstages auci
geneigt waren) und einigen anderen Ständen wollten communicireü
lassen, wie man mit dem ehesten zum Beschluß des Reichstages kommen
möchte, und deswegen dem Gesandten zu Regensburg gnädigsten Befehl
geben. Ob die beiden Städte Dortmund und Nor t hausen*) in Vor-
schlag zu bringen, vor meinen wir an unserm untertänigsten Orte, *
könnte der Gesandte befehliget werden, damit so lange an sich zu halten,
bis man sehen wird, ob die Kaiserlichen mit ihrem dasidcrio wegen
Übergebung einiger Reichsstädte oder sonsten rcüssiren werden. —
Der Kurfürst an li* v. Jena. D. Potatam
23. Juli/ [2. August] 1G79.
[Befehl, für ilio «ine Satisfaktion zu fordern, bi# tu deren Krtaugiing der
kaiserlichen Satisfaktiensfordernng zu widersprechen.]
2. Aug. — Was die praetendirete Keyserl. Satisfaction *) anbelanget, daki
bedimket uns, daß wir wegen unseres erlittenen unersetzlichen Schadens
») S, Urk, u.Akt. XVHI, S, 778.
*) S. ebendaselbst & 773 f.
*) S. ebendaselbst S. 775.
«) S, ebendaselbst S. 778.
6) J. hatte IL/31, Juli berichtet, die Stadt HlTeriburg klage darüber, d*ß d»
Haus Österreich sie und Überlingen oder Gengenbaeh und Zell am Uaiiuuen*badi il*
Äquivalent für Frciburg fordere, und bitte auch KfM sicli ihrer dagegen umiimliWl
Zu erstrebende Beendigung des Reichstages. Satisfaktion des Kf. 705
und Landverderbens dieselbe viele mehr zu fordern Fug und Ursache
haben. Gestalt Ihr dann, wann diese Materie wieder auf die Bahne kommet,
solches ad prothocollum vorzutragen und bei dem Reiche umb eine
billigmäßig Ersetzunge unseres Verlustes und Schadens anzusuchen und
zue solchem Ende die Städte Northausen und Dortmund vorzu-
schlagen habet. Die Motiven, so desfalls angefuhret werden können,
seind Euch so wohl bekannt, daß wir unnötig achten, Euch desfalls weit-
läufig zu instruiren. Inzwischen habet Ihr der Eeyserlichen Praeten-
sion bis dahin, daß uns vergnügliche Satisfaction geschaffet, beständig
zu contradiciren und auf allen Fall dawider zu protestiren. —
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
18./28. Juli 1679.
[Abschluß des Friedensexekutions- Rezesses, Aussicht auf baldige Abführung der
Truppen aus dem Reich. Bemühen der Braunschweigischen, die Insertion des Celli-
schen Friedens in den Nimwegener durchzusetzen.]
Auf Antrag des Fränkischen und Schwäbischen Kreises hat das kurfürstl. 28. Juli
Kollegium einstimmig beschlossen, daß die noch in den Quartieren liegenden
Volker ohne Verzug aus denselben und ans dem Reich zu «ziehen wären. Auch
die meisten Fürstlichen waren dafür, doch sind die Conclusa noch nicht publi-
ziert worden. Eben als diese die Deliberation antreten wollten, hatte man von
Nimwegen die Nachricht erbalten, daß der Friedensexekutionsrezeß l) zwischen
den Kaiserlichen und den Franzosen geschlossen und darin die Abführung der
Truppen aus dem Reich vor dem 10. August festgesetzt sei, was dieses Werk
sonderlich poussieren nnd ihm Nachdruck geben muß, zumal glaubwürdiger
Nachricht nach der Kaiserliche Hof vor und nach dem Frieden festgestellt
haben soll, in dem Oberrheinischen, Schwäbischen und Fränkischen Kreis
18 — 20000 Mann kontinuierlich liegen zu lassen.
Die braunschw ei gi sehen Minister bemühen sich unter der Hand, daß der
zu (eile mit Graf Rebenac geschlossene Partikularfrieden dem Kaiser]. Nim-
wegischen inkorporiert und von dem gesamten Reich approbiert werde. Er
gedenkt solange er deswegen keinen Befehl erhält, sich dem zu opponieren.9)
>) S. diesen Exekutionsrezeß vom 17. Juli 1679: Diar. Europ. XU, S. 157 ff.;
Londorp X, S. 66 f.; Pachner v. Eggenstorff II, S. 222ff.
*) Kf. erklärt sich (d. Potsdam 29. Juli/ [8. August] 1679) damit durchaus einver-
standen und befiehlt ihm, sich einer solchen Insertion auf das kräftigste zu widersetzen.
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX. 45
706 V. Brandenburg und das Reich 1679— 1 684.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
l./ll. August 1679.
[Der Wortstreit zwischen dem kurfürstl. und dem fürstl. Kollegium. Vorschlag
wegen Schließung des Reichstages und Berufung eines Kurfürs tentages.]
11. Aug. Der vom fürstlichen Kollegium zuerst und ganz unnötig durch das Ver-
langen, das Wort „Ckurfürsten" in den Reichsgutachten nicht auszuschreiben,
erregte Wortstreit1) hindert den Fortgang der publiquen Deliberationen. Die
Fürstlichen haben die Sache vor den kaiserl. Prinzipalkommissar gebracht, der
an den Kaiser referieren will. Die Kurfürstlichen hoffen, derselbe werde behut-
sam gehen und sich keine Jurisdiktion über das kurfürstl. Kolleg anmaßen,
sie haben deswegen dem Prinzipal kommissar mündlich Vorstellungen gemacht
Er stellt dem Kf. zur Erwägung, ob der so lange mit schlechtem Nutzen der
Stände gewährte Reichstag nicht zu schließen und lieber ein Kollegialtag aus-
zuschreiben wäre.2)
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. August/ 8. September 1679.
[Die Frage wegen Schließung des Reichstages; Ankunft des franzosischen Gesandten.]
8. Aug. Er hat den K. Bayrischen und den K. Sächsischen über die
Beschließung des Reichtages sondiert. Ersterer sagte, er hätte neulich positiven
Befehl erhalten, auf die Endigung zu dringen. Nachdem aber Graf Nostitz3)
') S. Diar. Europ. XLI, S. 227 f.; Pachner v. Eggenstorff II, S. 226 ff.
2) Kf. erwidert darauf (d. Potsdam 9. /[ID.] August 1(579)» es sei darauf zu
denken, dem Reichstag ein Ende zu machen, und befiehlt ihm, mit einigen Kurfürst-
lichen, besonders dem K. Bayrischen und K. Sächsischen, darüber vertraulich zu reden.
Wenn die anderen Kuifürstcn auf einen Kollegialtag stimmten, wollte er sich einen
solchen wohl gefallen lassen. Am 27. August / 6. September weist er J. an, in dem
Streit wegen des Wortes „Churfürsten" nicht nachzugeben, sondern darauf zu bestehen,
daß dasselbe bei allen Gelegenheiten vollständig ausgeschrieben werde. Er solle auch
insgeheim mit den Kurfürstlichen kommunizieren, wie man am füglichsten zur Auf-
lösung des Reichstages gelangen konnte. In diesem Schreiben erklärt er, er halte
einen Kollegialtag für das Beste, doch hat er bald darauf seine Meinung geändert,
dies zeigt er 9./ 19. Oktober J. an und befiehlt ihm, von einem Kollegialtag nicht zu
sprechen, und wenn von anderer Seite eines solchen gedacht werden sollte, es iu
divertieren, für Aufhebung des Reichstages aber solle er einen Weg wie den anderen
votieren.
*) S. über dessen Sendung nach München ilcigel, Per Umschwung der
bayerischen Politik in den Jahren 1G79— 1(183 (Quellen und Abhandlungen zur neueren
Geschichte Bayerns, II), S. 54; Doeberl, Bayern und Frankreich, S. 513.
Der Wortstreit. Die französischen Obergriffe. Verlegung des Reichstages. 707
nach München gekommen und vorgestellt, daß man den Reichstag noch so lange
kontinuieren mochte, bis ein Reichsabschied verfertigt und die allgemeine
Sicherheit zum Stand gebracht wäre, hätte es der Administrator1) zu einem
Reichsabschied wollen kommen lassen. Der K. Sächsische sagte, bei seinem
Herrn hätte der Abt von Banz ebendergleichen angebracht, besonders, daß man
nicht ohne Rezeß von einander gehen solle. Doch sollen sich jetzt die consilia
am kaiserlichen Hof geändert haben und man dort beabsichtigen, den Reichstag
auf eine gewisse Zeit zu suspendieren oder prorogieren, zumal man vorhersieht,
daß man mit Feststellung des puncti securitatis publica* nicht sogleich fort-
kommen, sondern es nötig sein wird, das Werk erst an den kurfürstlichen und
fürstlichen Höfen zu unterbauen.
Der französische Gesandte Verjus ist vorgestern in dem nahe bei dieser
Stadt gelegenen Karthäuserkloster Brühl angelangt; es heißt, daß er morgen hier
einziehen wird.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
3./ 13. Oktober 1679.
[Das kaiserl. Kommissionsdekret wegen der französischen Obergriffe. Vorschlag, den
Reichstag nach Ulm zu verlegen.]
Beifolgendes kaiserliches Kommissionsdekret2) handelt von der Okkupierung 13. Okt
von Homburg, den Metz, Toul und Verdunschen Lehensleuten und den zehn
elsüssiscben Freistädten und verlangt das Gutachten der Reichsstände, auf was
für zulängliche Weise diesem unrechtmäßigen Verfahren zu begegnen und
weiteren französischen Übergriffen vorzubeugen sei. Noch zur Zeit aber verspürt
man hier gegen diese Dinge nichts als Kaltsinnigkeiten und läßt sich keiner
merken, daß er etwas Frankreich Widriges oder Mißfälliges öffentlich zu reden
oder zu tun gemeint sei, und scheinen die Gemüter nach geschlossenem Nimwegi-
schen Frieden und in Betrachtung der bisherigen Administration ganz decouragiert
P. S. Es ist vorgeschlagen worden, daß, falls die in Österreich herrschende
Seuche sich hieher verbreiten sollte, die Gesandten sich nach Ulm retirieren und
dort die Verordnung ihrer Prinzipalen abwarten möchten. Er fragt an, wohin
er sich in solchem Fall wenden solle, •) und erinnert bei der Gelegenheit daran,
daß das stark reduzierte Gehalt der Gesandtschaft schon ins dritte Vierteljahr
restiert und er sich daher in großer Not befindet.
l) Herzog Maximilian Philipp von Bayern, der nach dem Tode des Kur-
fürsten Ferdinand Maria (26. Mai 1679) bis zur Volljährigkeit des Sohnes desselben
Max Emanuel (11. Juli 1680) die Regentschaft führte.
*) Das Kommissionsdekret vom 6. Oktober 1679 (Diar. Enrop. XL1, S. 354;
Pachner v. Eggenstorff II, S. 233).
3) Kf. antwortet darauf (d. Potsdam 17./[27.] Oktober 1679): Sollten die Fürsten
und Stände des Reichs sich anmaßen, den Reichstag an einen anderen Ort zu ver-
45*
70*
V. Brandenburg und du Reich 1fi7D— 1K84.
17. Ott
Der Bairf&rst an Verjux.1) L). Potetara
7./ 17. Oktober 1679.
[Versicherung seiner Zuneigung und Dankbarkeit. Anweisung an Jena, mit ihm
nähere Verbindung zu treten.]
Les troubles qui sont. arrivi-s apres votre depart d'aupres de moy
n'ont ea rien change Festime, que j'ay touaiours fait de votre personne, i
je suis fort aise qu'a eefcte heure, qu'une revolution heureuse a renoue
plus fort que Jamals les noeuds «fune parfaite union et intelllgence eotre
le Roy tres-Chretien Votre Maitre et inoyt je vous le puis faire connoitre
et vous asseurer eo mume temps du ressentiment que j'ay pour
hoßuetetus et pour [es boos oftices, que vous avez reodu ä man Edvov
Extraordinaire le Sr. Meinders, doot il a est fort loue. J'en couserverar
1a memoire et n'auray jamais plus de joye que lorsque vous roe fem
naitre roceasion de vous en temoigner ma reconnoissance. Au reste
j'ay ordonne a mon Ambassadeur le iSr. de Jena de vi vre avec voos dans
uoe bonne intelllgence et de vous aasiater et) tont, oü vous aures beaoiß
de luy pour lea interests du Roy votre Maitre et pour votre propre
satisfactiou. Ü aera superHu de vous faire la mome recommeodaüon
pour mes interests, puU que je scay, que sana in es instances
naturel obligcant et les intetitions de Sa Maj1*'4 tres-Chri'tienoe, qui rne
sont asses connues sur ce sujet-la, vous y porterout —
legen, so solle er mit den kaiserlichen und kurfürstlichen * iesatidten
konferieren, daÜ sie an den dem Kaiser und den Kurfürsten privative pusten enden
Rechten festhalten sollten. Er selbst solle sich nirgend anderswobin begeben, »od
weiteren Befehl abwarten.
■) Antwort auf ein Schreiben Verjus' (d. BrueJ 28. September 1679), in web
dieser dein Kf. seine Ankunft daselbst anzeigt und ihn bittet, seinem (iesainl.
befehlen, mit ihm gute und enge Korrespondenz zu unterhalten. Vgl. die Relativ
Meinders1 aus Paris vom 25. Juli/ [4. August] 1679 oben S* 349. Kf. weUt
7./[I7.] Oktober 167H an, dieses Schreiben Verjus zu übergeben, mit demselben
gutem Vernehmen und Vertraulichkeit zu leben und ihm nach Möglichkeit an
Hand zu geben. Da V, sich anfangs inkognito in Regensburg aufhielt-, kannte J.
zunächst nur unter der Hand mit ihm verkehren, erst am 14./24. November b*
er, daß er ihn ordentlich besucht, dall V. ihn sehr höflich behandelt» sich in
sHnedcnen Dingen konfidetit gezeigt und sich zu Unterhaltung vertraulicher Freu«
schaff und Kon ti den/, erboten habe,
*) S, ober Verjus1 Aufenthalt am brandenburgi^htMi Hof« 1673 — 1671 Urk*
u. Akt, II, S> 5tOff.
Schreiben des J£f. an Verjiis. Beendigung des Wortstreits. 709
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
10./20. Oktober 1679.
[Mitteilungen des cellischen Gesandten über die Hamburg von Dänemark
drohende Gefahr.]
Der Braunschweigisch-Cellische hat dieser Tage allen anwesenden 20. Okt.
Gesandten (ihn ausgenommen) angezeigt, daß der König von Däne mark1) Hamburg
in seine Gewalt zu bringen beabsichtige, daß sein Herzog dem Kaiser davon Bericht
erstattet habe und es ihm auch sehr lieb sein wurde, wenn er das Sentiment
ihrer Prinzipalen über diese Konjunkturen ehest wissen möchte, derselbe hätte
inmittelst auf Grund seines Kreisamts eine ziemliche Anzahl Völker in die
Stadt geworfen und dieselbe wieder etwas animiert, doch wäre schleunige Hilfe
nötig, welche die Belagerung aufheben machen könnte. Dieses und dergleichen,
auch die von dem König der Stadt proponierten Punkte sind hier gedruckt und
öffentlich verkauft worden.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
28. November/8. Dezember 1679.
[Beendigung des orthographischen Streites zwischen Kurfürsten- und Fürstenkolleg,
Wiederaufnahme der Reichsberatungen.]
Der vor vier Wochen in dem Fürstenrat auf die Bahn gebrachte und bis 8. Dez.
jetzt fortgesetzte Formular- oder orthographische Streit1) wegen Ausschreibung
und Abbrevierung des Worts Churfürsten hat dermaleins mit nicht geringer
Konfusion derjenigen, welche ihn erregt und fomentiert haben, und mit des
kurfürstl. Kollegii Ehre und Reputation sein Ende gefunden. Das letztere hat
von keinen Traktaten und Temperamenten, noch weniger von einer Decision
hören wollen, sondern ist dabei verharrt, daß es sich zu nichts verbinden,
sondern freie Hand behalten müsse, nach seinem Belieben zu schreiben. Die
Fürstlichen sind nach eingebrachter kaiserlicher Resolution ') unter sich in Streit
geraten und es wird denen, welche diesen Streit erregt, jetzt schlecht gedankt,
manche mögen sich auch wohl schämen. Die Fürstlichen verfügten sich den
') S. oben S. 536 ff.
*) S. oben S. 706.
') S. das Schreiben des kaiserlichen Prinzipalkommissars, des Bischofs Marquar d
von Eichstädt, an das K. Mainzische Reichsdirektorium vom 23. November 1679
(Pacbner v. Eggenstorff II, S. 235f.), in welchem derselbe anzeigt, der Kaiser
verlange, daß um dieses Wortstreites willen die Beratungen nicht länger aufgehalten
werden sollten.
710 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
21. November/ 1. Dezember zum ersten Mal wieder in das ordentliche Konklave,
dort wurde trotz verschiedener Versuche derselben, die Extradition des Reichs-
gutachtens vom 31. Juli,1) über welches der Streit ausgebrochen war. xo
divertieren, diese doch durchgesetzt und haben nunmehr die gemeinen Reichs-
beratschlagungen wieder ihren ordentlichen Gang erlangt.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
9./ 19. Januar 1680.
| Beratung ober die Behandlung der Beschwerden gegen Frankreich. Kaiserlicher
Antrag wegen Verlegung des Reichstages, Meinung einiger Kurfürsten über
Schließung desselben.]
lü. Jan. Jüngster Tage ließ das Reichsdirektorium zu den Beschwerden wider
Frankreich zu Rat ansagen, die Stände redeten darauf de modo, wie solche za
traktieren seien, und beschlossen, daß dieselben aus den kaiserlichen Dekreten
und Memorialien zu extrahieren und dann ein jedes Ciravamen ordentlich nod
absonderlich zu untersuchen sei.
In einem kaiserlichen Kommissionsdckrekt3) wird ein Gutachten de*
kurfürstlichen Kollegs wegen Verlegung des Reichstages infolge der Kontagion
verlangt Die hiesige kaiserliche Kommission wollte die Sache anfänglich gleich
an alle Stande bringen, auf Erinnerung des Kurfürstenkollegs ist aber dessen
jus singulare3) observiert worden. Er bittet um Befehl, wie er sich dazu ver-
halten soll. Er hat mit dem K. Cölnischen wegen Dissolution des Reichstages4
besonders geredet, derselbe hat Instruktion, es solle der punetus monetae festgestellt
*) S. Diar. Europ. XU, S. 480f.; Pachncr v. Eggcnstorff II, S. iMüf.
*) Sign. Aichstädt 12. Januar 1680 (Pachner v. Eggenstorff II, S. HV*\
s) S. oben S. 707 f.
4) Kf. hatte 23. Dezember 1670 # [2. Januar 16S0] J. Mitteilung von einen
Schreiben betreffend die Auflösung des Reichstages gemacht, das er (d. Cöln an der
Spree 2S. Dezember 167J>) an alle seine Mitkurfürsten gerichtet hatte, und ihn beauf-
tragt, mit dem K. Cölnischen Gesandten in dieser und anderen Angelegenheiten Ter-
traulich zu kommunizieren, 13./ [23.] Januar lt>80 hatte er ihm dann weiter angezeigt,
daß bisher nur von K. Co In eine durchaus zustimmende Antwort eingetroffen sei.
und ihn angewiesen, mit dem K. Cölnischen darüber weiter zu kommunizieren und
hei Verjus anzufragen, ob nicht auch K. Bayern durch den damals an dessen Hofe
befindlichen französischen Gesandten Colbcrt-Croissy dafür gewonnen werden
könne. Kurfürst Max Emanuel von Bayern erklärt sich in seiner Antwort
(d. München 5. Februar 1680) im übrigen einverstanden, meint aber, man dürfe nicht
ohne förmlichen Reichsabschied voneinander gehen. Außerdem Hegt nur noch ein*
Antwort von K.Mainz (d. Mainz 2. Februar 1680^ vor, der erst die Meinungen d*>
Kaisers und der anderen Kurfürsten zu hören wünscht.
Beschwerden gegen Frankreich. Die Berlepsch erteilte Resolution. '711
alsdann ein Reich sabscbied vereinbart und dem Konvent ein Ende gemacht werden.
K. Mainz, K. Trier, K. Bayern und K. Sachsen hatten keine Resolution
erhalten, letzterer aber meinte, es sollten die Gravamina wider Frankreich erörtert,
die Reichssicherheit in Stand gebracht und ein formlicher Reichsabschied abgefaßt
werden. K. Pfalz war befehligt, auf die Rasierung Philippsburgs zu dringen
und zu verlangen, daß das Reich in Sicherheit gesetzt und, wenn dieses
geschehen, der Versammlung ein Ende gemacht werde.
Der Kurfürst an G. v. Jena. D. Cöln
13./[23.] Januar 1680.
[Seine dem gotbaischen Gesandten erteilte Resolution. Befehl, sich danach zu richten,
des Kf. Verfahren Verjus gegenüber zu rechtfertigen.]
Der Herzog von Sachsen-Gotha hat ihm durch den Generalmajor 23. Jan.
v. Berlepsch vorstellen lassen, daß der Zustand am Rhein sich gefährlich
ansehen ließe und daher zwischen gesamten Kur-, Fürsten und Standen eine
Zusammensetzung sehr nötig schiene, weshalb er sein Sentiment zu wissen ver-
langte. Er hat demselben beifolgende Resolution >) erteilen lassen, J. soll, wenn
diese Materie wegen einer Zusammensetzung und allgemeinen Verfassung im
Reich oder auch wegen des Vornehmens der Franzosen am Rhein und sonsten
dort in Deliberation kommen sollte, sein Votum danach, aber mit aller Moderation,
einrichten. Da er zu Zeiten, nach dem die materia ist, solche rationes gebrauchen
muß, welche dem äußerlichen Anschein nach nicht allezeit mit der französischen
Intention konform scheinen möchten, so werden doch die Franzosen selbst wohl
begreifen, daß es nicht wohl zu verhüten und, wenn der Grund und das Haupt-
werk selber konsideriert werde, demselben zuträglich und nicht zuwider ist. Er
soll dieses bei bequemer Gelegenheit auch gegen Verjus mit guter Manier
gedenken.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
23. Januar/ 2. Februar 1680.
[Auf das Reskript vom 13. Januar. Bereitwilligkeit Verjus' für Schließung des Reichs-
tages zu wirken. Beratungen über die Beschwerden gegen Frankreich.]
Er hat mit Verjus von Endigung des Reichstages geredet, derselbe erklärte 2. Febr.
sich bereit, am k. bayrischen Hofe dafür zu wirken, und sprach seine Ver-
wunderung darüber aus, daß man dort jetzt anderen Sinnes geworden sei, er
') Nicht bei deu Akten.
712
V. Brandenburg und da* Reich 1679—1684.
sei vor vier Monaten von München her ersucht worden, das Ende das Kei<
tages zu befördern.
Die in U Tunkte abgeteilten Gravamina gegen Frankreich sind in
Sessionen ziemlich schnell zu Ende gebracht worden. Er hat in den be
ersten nur votiert, daß er darüber berichten wolle, in der dritten aber hat er1.
ihfi empfangenen Bofehl rationc modi, wie man mit Kf. vorfahren, eröffnet,
mit der ausdrücklichen Bemerkung, dali es ohne alle Anzüglichkeit und Vorwurf
nur innoecuter erzählt werden solle, und et hat. sich dabei auch der -
Moderation befleißigt Du Knrfürstonkolleg ist der Meinung, die Beachv
sollten zusammengetragen, dem König von Frankreich durch Schreiben und
mündlich durch dessen Gesandten vorgestellt und Roiuediening gesucht wer.
Das Fürstenkolleg schlägt vor: L eine Absehiekung an den Könip \oü Frankreich.
i.\ ein Schreiben au denselben im Namen dos Kaisers und des Reichs, & ttfli
liehe Konferenz mit dem hiesigen französischen Bevollmächtigten und t. mit
dem französischen Gesandten am kaiserlichen Hofe. Die Kollegien haben dar
aber noch nicht re- und korreferiert. Österreich wilL daß dieses Werk dem
Kaiser allein überlassen werde, was aber die meisten Stande nicht für ratsam
erachten. Durchgehend wird auf gütliche Mittel gezielt. Wenn ein Reichsgut-
achten darüber zustande gebracht sein wird,1) soll, wie man sagt, auf des Kaber*
Begehren die allgemeine Keic bsver fassung in Proposition gebracht wurden
G. v. Jetia an «Im Kurt'ftrsten
5./ 15. Mär* 1680.
IX Regftnspurg
[Beschluß, düll vor 8caUa0img des Reichstages «-rst die demselben pro]
Sachen erledigt werden sollen,]
l"i. Mar/, Betreffend die Translation des Reichstages sind K. < . •• I n und K. Brau
von den anderen überstimmt und ist ein Gutachten *) abgefaßt worden
') In der Sitzung des kurfürstlichen Kollegs vom äl./äl- Jannai I »r t L
Et Itt der Meinung, der Kaiser möge das, was, wie er meine, gegen scinei*
(denn Kf. hätte denselben nicht agnosziert) vorgenommen würde, für sich dui
-IiiiLiui. I.et der Krone Frankreich in der Oute lucfaan lasscu und
ifa wiut cs tu bringen, zumal der Kaiser selbst dafür gehalten, datl mit dfflMtH
Macht uichls ausiuricbteu sei, und deshalb seinen Frieden geaebloaten h»b<\ ra
uritiiiort dann daran, wie es dem Kf. ergangen, wie er trete Milier Siege und auf
gj wandten Kosten wider des Reichs Grundgesetze und Beschlüsse verlas-
Kriedeu ausgeschlossen, seine Lande dem Feinde preisgegeben, ihm alle I
abgeschnitten und fertigt, auch seiner Wilh der hurch/ug ftnri igen und et »
genötigt worden sei, sich durch einen besonderen Frieden in reiten.
dieses keidispuladtten vom Hl, Februar 1680 Diftr. Kurop. XU, S. Ulli
Loitdorp XI, B.49&; Pachner v, Kggenstorff H, S. 243 IT.
*) 5. das kurfürstliche Kollegial gutachten vom l./ll. Marx 1680 (Fachntf
v» Eggenstorff II, S. 248 1
Die Beschwerden gegen Frankreich und Kf., Fortsetzung des Reichstages. 713
erklärt wird, es wäre zwar auf Endigung des Reichstages zu gedenken, aber
erst sollten die bereits in Proposition gebrachte Münzsache und punctus
securitatis publicae ausgemacht und, falls die Kontagion eintreten sollte, der
Reichstag an einen anderen, von dem Kaiser zu bestimmenden Ort verlegt und
dort fortgesetzt werden. Seine und des K. Cfilnischen Bemühungen, zu erwirken,
daß die Expedition dieses Gutachtens so lange verschoben werde, bis dasselbe
den Prinzipalen eingeschickt und deren Ratifikation oder Erinnerungen dazu
eingeholt seien, sind erfolglos gewesen. Der K. Bayrische, K. Sächsische
und K. Pfälzische Gesandte korrespondieren schon seit einigen Jahren mit-
einander und so auch jetzt, besonders die beiden ersten.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
26. März/5. April 1680.
[Klugen wegen der Quartiere und Kontributionen. Dortmund isches Memoria),
sein Gegenmemorial.]
Daß am kaiserlichen Hofe wegen der im Mecklenburgischen und Westfali- 5. April
sehen genommenen Quartiere und der für die französischen Völker geforderten
Hilfskontribution auf eines und des anderen Klage1) mandata erkannt worden
sind, davon hat man hier auch Nachricht und es scheint fast, als ob der eine
oder andere dadurch animiert werde, hier dergleichen zu tentieren, wie denn
der Dortmundische nicht geruht, bis er sein Memorial zur Diktatur gebracht.
Er hat sofort ein Gegenmemorial2) übergeben und darin nach Anweisung des
kurfürstlichen Postskripts vom 18./ 28. Februar mit glimpflichen Worten gefordert,
daß die dem Kf. schuldige Garantie und Satisfaktion wirklich geleistet werde.3)
Der Kurfürst an G. v. Jena. D. Cöln an der Spree
9./ 19. Mai 1680.
[Das Hilfegesuch K. Pfalzs. Befehl, dessen Gesandten zu unterstützen.]
K. Pfalz hat ihn in abschriftlich beiliegendem Schreiben4) ersucht, für ihn 10. Mai
wegen der ihm von den französischen Kriegs- und Zivilbedienten zugefügten
J) S. das Mecklenburg- Seh werinsche Beschwerdeschreiben an das Reich wider
die k. brandenburgische Einquartierung (d. Hamburg 29. November 1679): Londorp X,
S. 754 AT., und die Dortmundischen ßeschwerungs-Memorialia vom 2./ 12. Januar und
22. März/ 1. April 1680 (Diar. Europ. XLI, S. 25ff. und 275ff.).
3) S. das k. brandenburgische Memorial wegen Leistung der Garantie und Satis-
faktion (d. Regensburg 2. April 1680): Diar. Europ. XLI, S. 243 f.; Londorp XI, S.61.
3) J. berichtet 30. April / [10. Mai] 1680, sein Memorial habe soviel gefruchtet,
daß man das mecklenburgische und das dortmundische zurückgestellt habe. Die
Dortmunder hätten zwar deswegen an K. Mainz eine besondere Abschickung getan,
wären aber von demselben abgewiesen worden.
4) d. Friedrichsburg 20. April 1680, beiliegend ein gedrucktes Memoire contenant
les griefs faits a S. Alt. El. Palatine par les officiers du Roy T. Ch. en Alsace (wieder-
abgedruckt: Diar. Europ. XLI, S. 143 ff.).
714 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Widerwärtigkeiten alle dienliche officia anzuwenden. Da er nun die Sache,
wenn sie sich berichtetermaßen verhält, so beschaffen befindet, daß K. Pfalz darin
zu nahe getreten wird, so befiehlt er ihm, mit dessen dortigem Minister in der
Sache vertraulich zu kommunizieren und ihm darin alle mögliche officia zu
leisten.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
25. Juni / 5. Juli 1680.
[Anzeige, daß Kf. von dem Herzogtum Magdeburg Besitz genommen und ihn mit
dem Votum für dasselbe betraut hat. Der für dasselbe einzunehmende Platz. Di>
Schreibeu an die Könige von Krankreich und England, die Beschwerden Dortmund«.'
5. Juli Kr hat das Reskript vom 9. Juni ') erst am '2%2. erhalten und hat sogleich
am folgenden Tage dem fürstlichen Kollegium angezeigt, daß der Administrator
von Magdeburg gestorben sei, daß Kf., dem damit das Herzogtum Magdeburg
zugefallen, ihn mit der Führung des votum für dasselbe betraut habe and daß
er bei nächster Gelegenheit die gehörige Stelle okkupieren werde. Er hat um
alle etwaigen Skrupel mit Glimpf zu removieren, vorher mit dem Sachscn-
Gothaischen Gesandten Dreher, welcher etliche Jahre das magdeburgische
Votum vertreten, vertraulich geredet und hat ihn (er stammt aus Berlin und
hat früher, als er in Nürnberg Konsulent war, von Kf. Ratsbestellung von Hans
aus gehabt) ohne Mühe dahin disponiert, daß er erklärte, sich hinfort de*
magdeburgischen v.oti enthalten zu wollen.
Wegen Nehmung der Session hat er ohne Spezialbefehl ratione loci nichts
vornehmen wollen. In dem fürstl. Kollegium sind**) drei Bänke, die geistliche,
die quere, auf welcher der verstorbene Administrator, als evangelischer geist-
licher Fürst, seinen Sitz gehabt, und die weltliche. Nachdem Magdeburg jetzt
ein pure weltliches Herzogtum ist, gebührt ihm, da alle säkularisierten Krz-
und Bistümer auf die weltliche Bank verwiesen worden sind, der Sitz auf dieser,
und zwar, da Magdeburg immer nach Bayern aufgerufen ist und votiert hat
hinter diesem, an zweiter Stelle. Sollte Pfalz- Laut ern sich opponieren, so
kann er sich darauf stützen, daß ein Vorstimmender seinem Nachstimmenden
unwidersprechlich Vorsitze. Er meint daher, man habe den de jure et obser-
vantia gebührenden Platz ohne weiteres zu okkupieren und die Introduktion
•) Darin hatte Kf. J. Anzeige von dem Tode des Administrators August von
Magdeburg und von seiner Besitzergreifung des dadurch an ihn heimgefallenen
Herzogtums gemacht und ihm befohlen, dieses der Reichsversammlung bekannt xu
machen und sessionem et votum von diesem Herzogtum zu führen. S. Pufendorf
Will, § 12 (S. 1388): Opel, Die Vereinigung des Herzogtums Magdeburg mit Kur-
brandenhurg. Festschrift (Halle 18S0), S. 24 IT.
a) S. Opel a. a. O. S. 42.
Die Session für Magdeburg. 715
von dem Reichsmarschallamt nicht zu begehren oder zu erwarten. Sollte aber
des Erbreichsmarschalls Offizianten oder die Directoria ihre jura oder eine
Diskretion prätendieren*, so wäre solche lieber sofort zu versprechen und zu
entrichten, zumal es auf ein geringes ankommt und man, als Cammin zur
Session gelangte, dergleichen bezahlt hat Das magdeburgische Votum ist, als
der Reichstag in Flor und mit vielen tapferen Gesandten versehen war, stets
in sonderbarer Konsideration gewesen. Dem Fürstentum Magdeburg gebührt
auch das evangelische Direktorium im Fürstenrat.
Über die Gravamina gegen Frankreich ist noch nicht deliberiert worden.
Doch ist im Kurfürstenrat vorgeschlagen und sofort beliebt worden, daß nicht
nur an den König von Frankreich, sondern auch an den von Großbritannien,
als Mediator des Nim wegischen Friedens, Schreiben deswegen gerichtet werden
sollen. Einige haben auch erwähnt, man müßte auch an den König von
Schweden, als Kom Paziszenten und Garanten des Westfälischen Friedens, die
Sache schriftlich bringen, die meisten aber meinten, man solle damit noch zur
Zeit zurückhalten.
Das rcichsstädtische Kollegium hat sich bei ihm durch Deputierte für die
Stadt Dortmund verwendet Da es bescheiden angebracht wurde, so hat er
ihnen freundlich geantwortet die Sachlage auseinandergesetzt und ihnen gezeigt,
daß die Stadt sich selbst durch ihre Halsstarrigkeit in Ungelegenheit gesetzt hat.
Der Kurfürst an G. v. Jena. D. Cöln an der Spree
5./[15.] Juli 1680.
[Auf die Relation vom 25. Juni / 5. Juli. Befehl, die gebührende Stelle für Magde-
burg im Fürstenrat einzunehmen. Die Schreiben an die Könige von Frankreich und
England. Die Beschwerden von Salm und K. Pfalz.]
Die Sache wegen des magdeburgischen voti muß sobald wie möglich 15. Juli
in Ordnung gebracht werden. J. erhält die gewünschte Vollmacht,1) er soll
zusehen, daß er mit guter Manier wegen des Herzogtums Magdeburg die Stelle
nach Bayern erlange. Wegen der Gebühren für den Erbmarschall soll er
berichten. Da Kf. vernimmt, daß im kurfürstl. Collegio bereits per majora
geschlossen ist, daß an die Könige von Frankreich und von England wegen
der Gravamina wider Frankreich geschrieben werden solle, so läßt er dieses
geschehen, erwartet aber, daß ihm der Aufsatz dieser Schreiben vor der Aus-
fertigung zugeschickt werde.2) Ob in dieser Sache auch an den König von
') Sie ist Potsdam 3./ [13.] Juli 1(>80 ausgestellt
2) J. sendet 28. Juni/ 8. Juli dem Kf. die in dem kurfürstlichen Kolleg ver-
glichenen Konzepte der Schreiben an die KGnige von Frankreich und von England
716
Y\ Brandenburg and das Reich 1G7J>— 1684*
Schweden zu schreiben sei, erscheint fraglich, es lassen sich sowohl dafür ib
auch dawider Gründe anführen. Sollte es geschehen, so wurde man sehen
können, wohin er inkliniere, weil aber die Mehrheit davon noch zur Zeit
abstrahiert, so soll auch er deshalb keine Erinnerung tun. Die Beschwerden'
des Fürsten von Salm und von K. Pfalz gehören wohl auch zn den beiden
Schreiben, sollte aber darauf ein Reiehsgutachten erfolgen, so hat er hei 2eÜ :,
zu berichten, was dabei die übrigen Kurfürsten und die vornehmsten aus den
Fürsten rat für Gedanken fahren, damit auch er ihn darüber zu rechter Zeit
mit Instruktion versehen könne.
G. v. Jena an rlen Kurfftrstcn. L). Itegensjjiirg
1&/86. Juli 1680.
[Au! die Reskripte vom 5, und 7. Juli. Verhütung eines voreiligen K«<*chliH0C» k
hetreJT der von K. Pfalz geforderten Hilfe. Mitteilungen an Verjus,J
38. Juli Er hat die auf ihn gerichtete magdeburgische Vollmacht*) dem K» Maioa*
sehen Direktorium insinuieren lassen und wird bei der nichsten Gelegenheit da
vnn Kf. beanspruchte Stelle einnehmen.
Wegen der K. Pfälzischen und Sa huschen Klagen ober die franifc-
srhen Prozeduren war den 10./2Ö. angesagt worden und wurde auch proponieri
Dfl K.Pfalz den Kaiser gebeten hat, die Reichskreise auf ein Interim m et*
zitieren, so wurde3) ohne weitere Beratschlagung ganz geschwinde geschlweß.
dem Kaiser zu raten^ die Kreise zu ermahnen, K.Pfalz ihre Völker zu II
schicken. Er aber hat erklärt, er konnte zu diesem Beschluß wegen man.
Instruktion nicht konkurrieren, und hat gebeten, die Umstände und den
KU, berichtet, die meisten Kurfürstlichen hätten sich ohne weiteres bereit erlMA
dieselben zu vollziehen, und bittet um möglichst baldige Resolution«
dieses tun und auch hei der Siegelung konkurrieren solle. Kf. erwidert dinurf
(d. Cülu a. d. Spree 7,/[17.] Juli I68U), da er durch den Ninnvegonet Kriedca *fc
graviert sei und demselben immer widersprochen habe, so kenne er da* Schreitet
an den König von England, das sich nur auf diesen Frieden beziehe, uical miL
approbieren und vollziehen. Das Schreiben an den König von Frankreich *o\U *
zwar mit vollziehen, doch nur soweit, als es den Westph alischeri Frieden b*üvfc
Kr solle diese Kr klarung zu Protokoll geben und eine Abschrift dieses Prelvkd»
Verjus zustellen. Au zwei Stellen solle er Milderung des Ausdrucks heanblg*
S. Pufendorf XVIII, § 16 (S. 1400).
*) S. die kaiserlichen Koromissioosdekrete vom L, 2., 10. und $0, Juli W
(Londorp XI, S. 65ff.; Pachner v. Eggenstorff 11, 3, 25(itT.),
*) S. oben S. 715.
») 5. Pufendorf XVIII, § 17 (S. 1400).
Verhinderung eines voreiligen Beschlusses ragen der Hilfe für K. Pfalz-
vor der Expedition ein wenig mehr zu erwägen und sich nicht zu übereilen.
da diese Resolution gefäkrl iche Konsequenzen nach sieh ziehen dürfte. Es sei
zu besorgen, daß die Kreise die Volker snat und lauge nicht so viele schicket}
würden, als zu einem rechtschaffe neu Dessein oder auch zur Resistenz ft&fig
und genug wären, und man mochte so der Krone Frankreich Anlaß geben, sich,
zumal sie gefaßt stehe* eines und anderen Ortes zu bemächtigen und die wenigen
nach und nach aufziehenden Völker aufzuhalten oder schimpflich zurückzu-
weisen. Ein anderes wäre es, wenn der Kaiser und das Reich wenigstens ein
paar aasgerüstete Armeen, jede von fe&OOO bis 80000 Manu, ohne Verzug mar-
schieren lassen könnten, solches würde jedermann raten* aber etwas anzufangen,
womit man nichts mehr ausrichten würde, als datl mau Frankreich irritierte,
die Stände in größere Gefahr setzte und zum Bruch einen Prätext gäbe, sei
ganz nachdenklich und zu vermeiden. Der Kaiser konnte der Kontagion wegen
seine Truppen nicht einmal zusammenführen« auch keine Werbungen anstellen,
hätte auch in Ungarn mit den Malkontenten genug zu tun. Der Stadt Straß*
bürg wollte der König nicht gestatten- kaiserliche oder Reichs volk er einzu-
nehmen, schickte man solche, so wurden die Franzosen ihnen den Paß hinein
verwehren, und wenn sie auch hineingelangten, wäre doch die Stadt dadurch
nicht gegen eine formelle Belagerung garantiert. Als er dieses, wie jeder
begriff, wohlmeinend gesagt hatte, fingen die Kurfürstlichen an, einander anzu-
sehen, die Achseln zu zucken nnd der K. Mainzische seine Feder niederzulegen,
und als sie ein tranig miteinander geredet, wurden sie der Meinung, man habe
der Sache Anstand zu geben und bis zu nächster Zusammenkunft das Werk mehr
zu überlegen, was man auch den Fürstlichen nnd Städtischen angezeigt hat.
und ist weiter nichts davon geredet worden. Da er weiiJ, daß Kf. auf Erhaltung
der Ruhe im Reich zielt, so wird er in solche Dinge, die, ehe Kaiser und Reich
sich in Defeusionspostur befinden, zur Ruptur Anlaß geben konnten, ohne
gemessenen Befehl nicht koudeszendieren.
Des Kf. Resolution wegen Siegelung der beiden Schreiben an die Könige
von Frankreich und England bat er vorgestern im kurfürstlichen Kolleg er-
öffnet. Man war damit ganz einverstanden, auch die beiden Monita des Kf.
wurden aggreiert Die Schreiben sind noch nicht adjustiert
Die Proposition und Umfrage seiner Memorialien in betreff der Satisfak-
tion des Kf. ist noch nicht erfolgt Er hat Verjus diese Sache rekommen-
diert ihm von der Siegelung Mitteilung gemacht und ihm für den Glückwunsch
tu Überkommung des Herzogtums Magdeburg gedankt V, zeigte sich darüber
sehr vergnügt, auch durch den gemachten Unterschied in Siegelung der Briefe
ganz kontentiert und erbot sich auch, nach Vermögen zu konkurrieren, daß Kf.
für den erlittenen Kriegsschaden satisfaziert werde. Er bat ihm gegenüber
angedeutet, daß es für den Konig von Frankreich nützlich sein und zu seiner
gloire gereichen würde, wenn er seinen Offizieren und Bedienten Ordre erteilte,
den jetzigen modum agendi zu sistieren, V. nahm es wohl auf und versicherte,
es auf solche Weise berichten zu wollen, daß er an einem guten Effekt nicht
zweifelte*
;is
\\ Brandenburg und das Reich 167'J— 1GS4.
(i. w Jona an den Kurfürsten, D* Regenspurg
23. Juli 2. August 16SO.
[Verzögerung der Absendung der Schreiben an die Könige von Frankreich oud
England durch duu osterreichiwcheu Gesandten,]
& \wj. Die Schreiben an die Könige von England und Frankreich sind end-
liilj am 17./27, Juli adjustiert und ain'h die Deputat! ad sigillamluni sofort
benannt worden* Im k n r fürst 1. Kolleg hat, da K. Brandenburg bei der Siege-
lung des Schreibens an den König von England nicht konkurrierte, K. Pfali ts
an dessen Stelle verrichtet, die forstlichen Evangelischen haben zwei Depob-
tfoBttB gemacht. Bei diesem actu eleettonis sigillanlium führte des K f. II
Magdeburg zum ersten Male das evangelische Direktorium im Fftrsientttt, es
ging ohne Widerspruch und friedlich vor, zumal man die Gemüter vorhin dt«*
paniert hatte. Die Katholischen haben nur eine Deputation zur Siegelung beider
Schreiben bestellt, ebenso die Reichsstädte, Als nun die Schreiben am 1 1
zur Siegelung herumgetragen wurden, diffikultierte1) der österreichische
Gesandte, welcher auch für Pfalz- Neuburg bevollmächtigt ist, zu siegeln tmttf
der Erklärung, er erwarte erst Befehl vom Kaiser, Derselbe hat so bis jeW
die Expedition vorzögert, und als mau ihn drängte, ist er herausgebrochen, er
könne in die Prozedur, daß die Stande ohne des Kaisers VorbewuBt oder
Konsens die Schreiben abschickten* nicht gehehlen, oder dem Kaiser prijQ#
zieren, dessen Willen und Befehl er vorher erwarten müsse. Da er immer d*u
Kaiser und nicht Österreich nannte, so wurde daran erinnert, daß der Wß
mit der Siegelang nichts zu tun hätte und dali der Österreichische mciifc wtf«
des Kaisers, sundern des Erzherzogs von Österreich da wäre. Was weg»
dieser Siegelung vorgegangen, davon wären viele Bogen voll zu schreiben, doch
es ist meist confnse und das Nachdenkliche in Privatdiskursen geredet wordff
und kommt auf den einen Punkt hinaus, ob das Reich berechtigt sei, ohne de»
Kaisers VorbewuBt und Konsens ein Schreiben abgehen zu hissen. Die acta
des vorigen und des jetzigen Reichstages beweisen, dnß die Stände dazu be-
rechtigt sind, und sie berufen sich auf das ihnen zustehende jus foe.de rum ru«
exteris und auf das jus belli. Die Sache erregt Dlffkienz, Betrübnis bei J •■■:■.
notleidenden Ständen und verstellt gleichsam das Universum. K. Urandenborf
sagt wenig und gu borniert sich hierbei moderat und etwas indifferent, soweit
es dm Nim wegischen Frieden vornehmlich konzerniert, wird aber ohne Bericht
und erfolgte deutliche Resolution vorsichtig gehen und von den den Ständet
konipelierenden iuribus nichts abzwacken lassen. Auf Bitten des kaiieri. Pitt-
zipalkommissars hat man dem Österreichischen noch Ins heute Dilation gt*
stattet. K, Brandenburg hat Lob, Ehre und Afteklion, da Li ei atdl der Siegelung
nicht entzogen und keine muri Verursacht hat, doch hat es sich vorher voe
•i s. Undorp XI s. s.M*.
Streitigkeiten aber die Absendung der Schreiben des Reichstages. 719
dem K. Mainzischen Reichsdirektorium ein förmliches Attest aasstellen lassen
und ein Exemplar Verjus eingehändigt, der es mit großem Dank und Contento
angenommen hat.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
30. Juli/ 9. August 1680.
[Neue durch ein kaiserliches Reskript veranlaßtc Verhandlungen und Streitigkeiten
über die Absendung der Schreiben an die Könige von Frankreich und England.
Erledigung der Sache.]
Am 2. August hatte nicht nur die österreichische Gesandtschaft den 9. Aug.
erwarteten Spezialbefehl, sondern auch die kaiserl. Kommission ein kaiserl.
Reskript erhalten, welches den Standen aber nur extraktsweise mitgeteilt wurde.
Es lautete, der Kaiser befinde den Inhalt beider Schreiben gut und wohlein-
gerichtet, dem Reich aber verträglich, daß die contenta an ihn als das Ober-
haupt dirigiert und er ersucht wurde, dieselben im Namen der Stände an beide
Könige gelangen und eine Antwort urgieren zu lassen, damit nicht der König
in Frankreich mit Verschimpfung der gesamten Reichsversammlung sich der
Beantwortung entziehen möchte. Sollte dieses nicht für gut angesehen werden,
wurde vorgeschlagen, zu mehrerer Autorisierung beider Schreiben einzurücken,
daß sie mit des Kaisers Vorwissen, Einwilligung und Approbation abgegangen
seien. Diese Zumutung hat heftige motus erregt Das kurfürstliche Kollegium
verfuhr geschwinde, explizierte das kaiserl. Reskript molliter als Vorschläge
und beschloß, es wäre mit der Sache zu weit gekommen, da beide Schreiben
bereits gesiegelt wären und die Stände ihr Fortschicken ob summum in mora
periculum urgierten, daher wollte man die Schreiben sofort abfertigen und das
Reichsgutachten insinuieren. Dieses Conclusuni extradierte der K. Mainzische
den fürstlichen Directoriis. Der Österreichische ließ es sich sauer werden,
den Ständen die Vorschläge so vorzuspiegeln, daß sie sich dazu bequemen
möchten, die Mehrzahl aber wollte sich nicht dazu persuadieren lassen, sondern
verglich sich mit der Meinung der Kurfürstlichen. Es kam wieder seitens des
österreichischen Gesandten und gegen ihn zu scharfen Auseinandersetzungen.
Schließlich wurde der kurfürstl. Schluß von dem Fürstenrat plazidiert und nur
in betreff der Fortschickung erinnert, das K. Mainzische Direktorium möchte den
kaiserl. Prinzipalkommissar requirieren, die Schreiben durch einen Kavalier
oder eine Stafetta an den Grafen Taxis, Generalpostmeister zu Brüssel, zu
schicken. Da das K. Mainzische Direktorium aber schon eine Stafetta bereit
hielt, so verglich man sich dahin, die Sache dem kaiserl. Prinzipalkommissar zu
hinterbringen, derselbe hat sich für den Vorschlag der Kurfürstlichen entschieden
720 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
and so hat der K. Main zische die Stafetta mit den Briefen abgefertigt. >)
Auch dieses hat Veranlassung zu vielen Disputen gegeben, die meisten sind
zufrieden, daß der K. Mainzische es so eingerichtet, zumal Österreich gesacht
hat, es dahin zu bringen, daß wenigstens das Reich die Briefe nicht selbst
fortschicken dürfe, sondern dem kaiserl. Prinzipalkommissar überliefern und
gleichsam dessen Einwilligung und Expedition wenigstens soweit desiderieren
müsse. Daß auch dieser den Ständen präjudizierliche Anschlag nicht ange-
gangen, mißfallt dem Österreichischen nicht wenig, und er will sich noch
nicht zufrieden geben.
Der Kurfürst an G. v. Jena. D. Cöln
3./ [13.] August 1680.
[Billigung des Verhaltens Jena's, Bereitwilligkeit, denselben demnächst von dort ab-
zuberufen und durch Butendach zu ersetzen.]
13. Aug. Betreffend die Siegelung der Schreiben an die Könige von Frankreich
und England ist er mit seiner Konduite zufrieden und es gereicht ihm n
besonderem Wohlgefallen, daß er bei dieser Gelegenheit einen actum possesso-
rium des ihm wegen Magdeburg gebührenden directorii im Fürstenrat merklich
und ohne Kontradiktion exerziert hat. Er hofft, daß sich auch die Sache ratione
loci, voti et sessionis wegen dieses Herzogtums desto leichter schicken wird,
zumal da seine Befugnis in dem Friedensinstrument klar fundiert ist.
Er wird mit dem ehesten auf seine Avokation bedacht sein, damit er in
Halle die ihm übertragene Kanzlerstelle5) wirklich antreten könne. Er gedenkt
den Halberstädtischen Vizekanzler Butendach nach Regensburg zu schicken.
J. soll aber bis zu dessen Ankunft dort warten und nebst ihm noch einige Zeit
dort bleiben, um ihn informieren zu können.
Schlüßlich befrömdet uns nicht weinig, daß man keyserlicher Seite
denen gesamten Reichsständen die Facultät und Macht ad exteros rege>
et principes zu schreiben streitig machen will. Wir können unser*
Teils so weinig als andere in diese anmaßliche Neuerung auf einigerlei
Weise und Wege gehehlen, und gleichwie Ihr desfalls genügsame ratione*
und fundamenta in Eurer untertänigsten Relation allegiret, als habet Ihr
derselben beständig zu inhaeriren, mit den anderen Ständen zu corre-
spondiren und hierunter das geringste nicht nachzugeben. —
') S. das Reichsgutachten vom f>. August und die Schreiben an die Konige v->n
Frankreich und von England (beide d. "27. .Juli 108O): I>iar. Kurop. XLI. A|»i«.
S. lS'iff.: Londorp XI, S. 83 IT.; Pacliner v. Kggenstorff II, S. 2.r)8rT.
2) S. Opel a. a. O. S. 38f.
Kaiserliche Obergriffe. E. pfalzische Forderungen und Beschwerden. 721
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
6./ 16. August 1680.
[K. pfalzische Antrage. Friedliche Beschlüsse. Einnehmung der Session für
Magdeburg. Bitte um Abberufung.]
Über den Antrag des K. Pfälzischen, es sollten seinem Herrn von den 16. Aug.
nächstgelegenen Kreisen and Reichsständen, welche bereits in Postur standen,,
etliche tausend Mann zu besserer Besatzung und Defension seiner Plätze zuge-
schickt, die oberrheinischen Kreistage wieder trotz des Direktorialstreits gehalten
und einige Geldforderungen K. Pfalz' an den Kaiser rekommendiert werden, ist
acht Tage lang geredet, schließlich aber in dem kurfurstl. und fürstl. Kolleg
per maiora beschlossen worden, der Friede sei zu erhalten, man müsse
abwarten, was auf das Schreiben an den Konig von Frankreich wegen der
gravierten Stände erfolgen werde, und dem Kaiser, der ein Reichsgutachten
verlangte, anheimgeben, wie der Ruhestand am füglichsten zu konservieren und
den gravierten Ständen am besten zu helfen sei.1)
Trotz des Verlangens der pfälzischen Gesandten, mit Nehmung der
magdeburgischen Session auf der weltlichen Bank so lange zurückzuhalten,
bis die gesamten pfalzischen Häuser sich über einen gemeinsamen Schluß ver-
glichen hätten, hat er eine geschwinde Resolution gefaßt und am 2./ 12. August
unvermutet die andere Stelle unmittelbar nach Bayern publice und solenniter,
doch suavi et mitiori modo eingenommen. Die Pfälzischen protestierten, er
hat es aber sofort abgelehnt, und eiu jeder urteilt, daß Magdeburg recht habe.
Er bittet ihn, nachdem er 15 Jahre hier gewesen, abzurufen, hauptsächlich
aus Gesundheitsrücksichten.9)
>) Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz beschwert sich (d. Friedrichsburg
10. August 1080) bei Kf. darüber, daß bei der Beratung über die kaiserl. Kommissions-
dekrete vom 3. und 12. Juli sein Gesandter, v. Jena, sich defectu mandati ent-
schuldigt und so mit verursacht habe, daß ein Reichsgutachten darüber nicht zustande
gekommen sei, dieses Votum desselben stimme nicht zu den von Kf. ihm früher
gemachten Versprechungen. Kf. antwortet darauf (d. Oranienburg 29. August/
[8. September] 1680), er befinde nicht, daß Jena etwas getan habe, was ihm nicht
anbefohlen sei, und was er selbst bei dem jetzigen Zustande des Reiches nicht für
das Sicherste und Beste halte. K. Pfalz, der trotz aller seiner Gegenvorstellungen
den Nimwegischen Frieden so poussiert habe, werde nun erkennen, woher alle diese
Beschwerungen dem Reich und ihm selbst über den Hals gekommen seien. Er habe
seine Angelegenheit am französischen Hofe, Rebenac gegenüber und zu Regensburg
empfohlen und werde, wenn K. Pfalz jetzt ebenso zur Güte begierig sein werde, wie
er früher die Ursache des jetzigen Wesens, den Nimwegener Frieden, befördert habe,
alles Mögliche zu seinem Besten beitragen. S. Pufendorf XVIII, § 1? (S. 1400).
*) Kf. erwidert darauf (d. Potsdam 10./ [20.] August 1680), er sei schon, als er
ihm das magdeburgische Kanzleramt übertragen, auf einen Successor bei der Regens-
burger Gesandtschaft bedacht gewesen, halte es aber doch bei den jetzigen Konjunk-
turen für nötig, daß er dort bleibe.
Mtter. x. Gesch. d. Q. Kurfürsten. XIX. 46
722
V. Brandenburg und das Reich 16?t» — 16S4.
G, v, J< im an den Kurfürsten. D, Regen sbur«j
3./13. Sq.tmi1.er 1680.
[Bemühungen der Direktoren des fürstlichen Kollegiums, ihn an der Einnebo
Magdeburg gebührenden Platzes stu hindern, Vereitelung ihrer Anschläge, Rat, b«
der Reichsversammlung über ihr Verfahren Beschwerde zu fuhren.]
13. Sept. Was er schon vorher vermutet bat,1) daß die fürstlichen Directores, sobald
sie merken würden, d:iß etwas den pfälzischen Häusern Unanständiges vorgehen
würde, lieber aus dem fürstlichen ßoltegto bleiben und publica« eons!ilt;iti<
de facto hintenansetzen würden, ist wirklich geschehen, denn trotz seiner
forderung, den förmlichen modum considtandi wieder zu reassumieren, hiel
das österreichische und das salzburgische Direktorium am 25, August
sich und die Stünde in dem Re- und Korrelationssaal auf und gingen ohne
Präposition und Detfberation nach Hause, ebenso am 27. August. Seine Remon-
strationen dagegen waren vergeblich, er hat sich infolgedessen an das Kur-
niainzische Reichsdirektorium gewendet und dasselbe gebeten, die Fürstlichen
zu ermahnen, ihr Amt zu verrichten. Das ist auch geschehen, aber ebenfalls
ohne Erfolg. Am 28. kam man wieder aufs Rathaus, trotz des Zur*
KurmainzLsehen Gesandten aber blieben die Directores obstinat und erklärten,
nur wenn er versprechen wollte, sich wegen Magdeburgs nicht zu setzen ui
geschehen zu lassen, daß man die ordentliche Session nicht nehme, wollten
in die Ratsstube gehen und proponieren. Da er dieses abschlug, blieb« -
obwohl die kurfürstlichen und die Mehrzahl der fürstlichen Gesandten ihnen
beweglich zuredeten, bei ihrem Vorsatz, um so Magdeburg an Okkupierung oder
Kontiuuierung der Session zu hindern. Unter diesen Umstanden hat er ein*
zwar nicht verbotene, aber doch, so lange Reichstage gehalten wurden, unerhört«
Resolution genommen* Nämlich als der strepitus groß, alles mang einander ging*
warf er seineu Hut auf die fürstliche Bank, und zwar dahin, wo Magdeburg die
EMta) nehmen wollte, zum Zeichen seines Dissegno, ob sieh die Directum
noch begreifen und ihre Autorität konservieren möchten, und weil viele mch
immer inculcierten, sie sollten doch ins Konklave gehen. Allein weil sie es w
weit hatten kommen lassen, konnten sie ohne Disreputalion ihre Opinion nicht
ändern, daher er, dessen Geblüt sich zu regen anfing, in conspeetn des ganzen
Reiches, weil er den Verzug scheute, in dem großen Re- und Knrrelaüojuaiil
die Magdeburg gebührende Stelle mit nicht geringem Esclat einnahm und troü
l> J. hatte 17,/[27.] August berichtet, die Direktoren suchten durch Infarmitltoo
im Dcliberiereu, darunter durch Unterlassung des Ausrufrns, dem EfefgQgtttfl Itigit-
burg in der apprafacwUerteo powe&sione publica hinderlich in itin, aber er bau*
gemeint, e» kr>nue nichts machen, man werde doch den ordentlichen tnodu
herandi reassumieren müssen.
•Streitigkeiten wegen der magdeburgisch eo Session.
des großen Lärms dieses laut verkündete und das unrechtmäßige Verfuhren der
Directores kund machte. Diese letzteren haben es an die kaiserliche Kommisson
gebracht, und am folge öden Tage erschienen der Oberstall m eistet des Bischofs
von Eichstüdt. der Freiherr v, Weiden, und auch der Concnmniissarius bei ihm,
stellten ihm vor, Pfalz-Neuburg und das pfälzische Haus hätten wegen
der magdeburgischen Session an Kf. geschrieben, und baten ihn, sich so lanize
zu gedulden, bis Antwort ein käme, und den inodum consultandi ordinarium nicht
zu begehren. Er aber hat sich mit dem ihm erteilten ernsten Befehl ent-
m huldigt und sich über das Verfahren der Directores beschwert, Nachher fuhr
t:r auf das Rathaus. Die Directores wollten wieder nicht in das ordentliche
Zimmer gehen und suchten Aufschub, um das Werk zu intricieren und ihn von
seinen Wegen zu divertieren. Sie riefen die Stände in die Deputationsstuhe,
willens, von der magdeburgischen Session zu reden und zu erwarten, was die
Kaiserliche Kommission ihnen werde sagen lassen. Er aber, als er dieses ver-
nommen , ist eingetreten und hat die Stande dehortiert, nicht sich über eines
Standes jura zu Richtern an fzu werfen und von der Session nicht zu reden. Hie
österreichischen und Sahburgischen wurden böse, daß ihnen ihr Anschlag nicht
gelang, und fingen an, mit ihm zu streiten. Er aber hat doch seine Intention er-
reicht und den Konvent zertrennt, denn ein Gesandter nach dem andern ging
heraus und erklärte, sieb nicht darein mischen zu wollen. Er muß das Com*
portement der kurfürstlichen Gesandten und auch der evangelischen und katholi-
schen Fürstlichen rühmen, die sich bemüht haben, daß die Directores in das
conclave ordinarium gehen und die Konsultationen fortsetzen mochten. Nachdem
sich der Konvent dissipiert hat, hat er zu einigen von den Gesandten gesagt, er wolle
in das fürstliche Kollegium gehen und auch in diesem die Possession ergreifen,
und er hat dieses auch wirklich in Gegenwart eines der Bedienten des Kri h
marsclmlls und mehrerer Gesandter, die teils saßen, teils in der Tür oder im
Zimmer standen, iretan, so daß jetzt keine Stelle ist, wo Magdeburg nicht seine
Session ergriffen hätte.
Von den Osterreichischen Direktoren war Balthasar vor wenig Wochen
pfalzneuburgiseher Bevollmächtigter und Sc her er ist es noch, sie haben also
zugleich officium directorn et inandatarii in einer streitigen Sache verrichtet.
Balthasar bat auch offen erklärt, daß er vom Konig von Schweden beauf-
tragt sei, die bremische Session so zu beobachten, daß nichts demselben Nach-
teiliges vorgehe.
Er bittet unter den jetzigen Umständen, ihn vorläufig, bis die in guten
Stand gesetzte magdeburgisebe Session sich etwas mehr formiert hat, hier zu
lassen, doch wäre es sehr gut, wenn er einen Kollegen oder Assistenten neben
sich hätte. Er stellt an heim, ob Kl nicht an die Reichs Versammlung schreiben,
das Cumportement des K. M&inztschen, des gesamten Kurfürst]. CoHegii und der
fiirstl. geistlichen und weltlichen Gesandten rühmen und sie ermahnen mochte,
sich durch die unziemlichen Prozeduren und Aumaßungen der fürstl Direktoren
nicht unterdrücken zu lassen, sondern diese in den gehörigen Schranken zn
halten und den bisherigen Exzessen zu rem edieren. Es stünde auch zu
46*
724 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
erwägen, ob man nicht diese Directores als suspectos rejicieren and ihr directorian
ad interira nicht erkennen solle, zumal in dem Instr. pacis nicht zu finden ist
daß Österreich und Salzburg eben die Directores oder kein anderer neben ihnei
sein solle.
Der Kurfürst an G. v. Jena.
D. Massin 20./[30.] September 1680. (Conc. F. v. Jena.)
[Auf die Relation vom 3./ 13. September. Billigung seines Verfahrens. Das Schreiben
an die Reichsversammlung.]
80. Sept. Wir haben uns nicht versehen können, daß die Directores der-
gleichen Insolentien sollten begangen haben, können aber leichtlich be-
greifen, daß, indem sie öffentlich bekennen, wie sie von Pfa Hz- Ken-
burg Ld. selbst mandatum haben, derselben Stelle vertreten, auch der
Cron Schweden abwesend patrociniren und mit derselben Abgeschickten
Correspondenz pflegen, es anders nicht sein könne, als daß sie unserer
Intention und Rechten sich entgegen stellen. Jhr habet inzwischen wohl
getan, daß Ihr diese der Directoren unanständige Anmaßung geantet und
was zu Conservation unserer Possession in dieser Stelle dienlich und
nötig gewesen, mit allem Fleiß beobachtet habet, darinnen Ihr ferner zu
continuieren habet, dergestalt, daß Ihr die einmal genommene Possession
ferner quovis modo behauptet und niemanden hierunter nachgebet.
Heifolgendes Schreiben an die Keichsversammlung soll er am gehörigen
Ort überreichen und sowohl im kurfürstl. Kolleg als auch gegen die Gesandten
der anderen Stände seine Befriedigung darüber, datt sie sich seiner Gerechtsame
so rühmlich angenommen haben, und seinen Dank dafür aussprechen.
Der Kurfürst an die Gesandten der gesamten Reichsstände zu
Regensburg. D. Massin 1!)./ [29.] September 1680.
(Conc. F. v. Jena.)
[Beschwerde über das unrcehtmallige und parteiische Verfahren der Direktoren, Auf-
forderung, sich demselben zu widersetzen und ihm Satisfaktion zu verschaffen.]
29. Sept. Was zwischen seinem Gesandten und den österreichischen und salzburgi-
schen Direktoren wegen der Session seines Herzogtums Magdeburg vorgefallen,
wird Ihnen bekannt sein.
Beschwerde über das Verfahren der Direktoren im Fürstenkollegium. 725
Gleichwie nun der Herren und eure darbei geführte ruhmliche Con-
duite und Bezeigung, davon uns unser Gesandter mit mehrem untertänigst
referiret, uns so viel mehr zu Gefallen gereichet, als durch der Direc-
toren Anmaßung der gesamten Stände juribus zu nahe getreten werden
wollen, also haben wir nicht vorbeigekonnt, unsere Displicenz und Miß-
vergnugen, so wir über solcher ihrer, der Directoren, insolenten Begeg-
nung und Verfahren empfunden, den Herren und euch zu erkennen zu
geben.
— Und gleichwie wir nimmer darför halten können, daß die ge-
melte directores von ihren Herren Principalen, in deren Namen sie das
directorium führen, iustruiret sein werden, wieder uns auf solche Weise
zu verfahren, also wollen wir nicht zweifeln, es werden die gesampte
Stände des Reiches hierunter mit uns umbtreten und solche Eingriffe
und Impertinentz nicht zulassen noch gestatten, daß die directores nach
ihrer caprice die Ratgänge verhindern und einem oder dem andern zur
faveur ausstellen oder fortgehen lassen mögen. Es würde gewißlich ein
seltsames Ansehen im Reich gewinnen, wenn die libertas der Stände zu
Zusammenkünften und Consultationen solcher Leute arbitrio unterworfen
sein und davon dependiren sollte. Es ist diese Sache der Directoren
Anmaßung betreifende, und wie derselben officium in gewisse Schranken
zu fassen, schon hiebevor in Consultationen kommen, und giebet dieses,
was uns itzo begegnet, billig Anlaß, dieselbe materia vor die Hand zu
nehmen und auszumachen. Inzwischen kann den Ständen nicht ver-
wehret sein, dennoch zusammenzukommen, wenn es die Noturft erfordert,
und haben diejenigen, welche bei dem directorio bisher gesessen, hier-
unter kein Ziel oder Maaß zu setzen. Wir ersuchen solchem allen nach
die Herren und euch, sie 'wollten ihre Gedanken dahin wenden und
durch gesamptes Zutuen die Vermittelung treffen, wie uns desfalls Satis-
faction wiederfahren, solchen zur nachteiligen Consequenz ausschlagenden
Tätlichkeiten gesteuert und diejenigen, welche bei dem directorio sitzen
wollen, in ihren Schranken gehalten werden mögen. Wir versichern
dagegen, daß wir in allen dem, was zue Conservirung der Stände Prae-
rogativen und Rechten gereichen mag, allemal treulich mit beizu-
treten nicht unterlassen werden.1) —
*) Schreiben ähnlichen Inhaltes hat Kf. auch unter demselben Datum an sämt-
liche Kurfürsten gerichtet. — Der Streit ist nachher gütlich beendigt worden. Kf.
teilt (d. Cöln 24. Dezember 1680/ [3. Januar 1681]) J. mit, der neue Kurfürst Karl
Ton der Pfalz, der seinem am 28. August 1680 verstorbenen Vater gefolgt war, habe
726
V. Brandenburg und das Reich 1679—1684,
G» v, Jena an den KurtursU*n. Di Regenepurg
22. Oktober/ 1. November 1680.
[Die Antwort de* Königs V00 Frankreich. Notwendigkeit, die kaiserlichen nimmlfun.
welche den N im w ebener Frieden abgeschlossen haben, zu vernehmen,]
L Nov. Auf das Sehreiben des Reiches an den König von Frankreich i<t bei«
folgende Antwort') cingekommen, Wns bei der Sache zu tun, davon ist bei
der Kürze der Zeit noch nichts geredet, es durfte aber vielleicht nötig sein, die
kaiserliche zu Nimwegen gewesene Gesandtschaft vor allen Dingen darüber iti
vernehmen^) welche, wie es seheint, ungleich besser getan hätte, wenn sie von
der zu Münster an Frankreich codierten Landgrafschaft Elsaß, Vogtei Hairennt,
Met/-. Toni- und Verdiinisehen Lehen und dem arbitrio entweder ganz sldl
geschwiegen oder, nachdem sie seihst diese materia gereget und diese so tn
Knntestation oder IHsputation geraten, von ihren postulatia nicht gewichen oder
mit Unterschreibung des Fricdensinstruments nicht verfahren wäre,5}
ihn durch den cd ihm geschickten Gesandten versichern lassen, daß er wegen
inagdchurgi sehen Session nichts weiter gegen ihn ino vieren und sich auch beraub
wolle, die übrigen Mitglieder des pfälzischen Hauses dazu zu bewegen. I
Philipp Wilhelm von Neuburg teilt (d. Neuburg 3, April 1681) dmi Kf, mit,
daß er sich demselben wegen der magdeburgisehen Session nicht weiter opp"
wollte, zumal da auch K, Pfalz und dessen Hau» darein willigten»
') d. Versailles 10. Oktober 1650 (s. Dfar, Europ. XLI, App, S. 211 ff.:
Loudorp XI, S.88&; Fachucr v. Eggenslorff IT, S. 271 f.\ Vgl. Paftntfrl
Will, §18 (S. MOOf.).
•) J. übersendet 5./ 15. November das deswegen abgefaßte ReichaguUcblen
(f. Pacbner v. Eggenstorff 11, & 270t).
*) J, berichtet unter demselben Datum, folgendes sei ihm im tiefsten Vertrauen
mitgeteilt worden: Nach dem Abschluß des Nim wegischen und des Urandcnburgis- 'brn
Friedens zu Paris, als der Koni-; von Frankreich noch seine Besaliungen in Wesel
und Lippstadt hatte, hat sich einer bei Verjus in Kegensburg angegeben und im
Nameu des jetzt verstorbenen Administrators von Magdeburg vorgebracht,
K. Brandenburg hatte gegen ihn mannigfaltige harte Eingriffe verübt, die Stadt
Magdeburg besetzt, sein Land mit Kontributionen und Einquartierungen bescfawt-r).
wobei fiele Exzesse vorgegangen, dem Administrator fielen diese Prozeduren
Länge unleidlich und er sei entschlossen, sich davon zu befreien und dir
Magdeburg mit (icwa)t einzunehmen, wozu Mittel und Vermögen genugsam vorhanden*
zumal verschiedene Reiehsstande, welche an K. Brandenburg rechtmäßige PnieteriMonr*
und Anspruch hallen, konkurrieren wollten. Ehe man hierzu öffentlich schritte, erteile
man dem König von Frankreich Nachricht davon und ersuche ihn» diesem Vorhaben
zu favorisieren, mau hofTe dieses, da alles dem Westfälischen Frieden gemal) »ei.
Man werde nicht sofort zur Tat schreiten, sondern der Administrator und andere
vornehmen Stände wurden erst ihre Gravamina und Forderungen ans Reich bringen«
Da auch dem In Mr. Paei* Westph, zuwider das Sächsische Haus von der realen
Die Antwort Ludwigs XIV. Vertrauliche Mitteilungen Verjus'. 727
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
12./ 22. November 1680.
[Verwendung der Evangelischen für ihre von dem Bischof von Metz bedrängten
Glaubensgenossen. Sein Verhalten bei den Beratungen darüber. Gespräch
mit Verjus.]
Die Gesandten der Augsburgischen Konfessionsverwandten haben die gra- 22. Nov.
vamina der von dem Bischof zu Metz in ecclesiasticis et exercitio religionis
Beunruhigten dem französischen Gesandten mündlich und gencraliter vorgetragen
Possession der Jüüchschen Succession ausgeschlossen geblieben und keine Satisfaktion
erlangt habe, sei dasselbe willens, die Sache hier anhängig zu machen und zu treiben.
Frankreich möchte dieses und die Memorialia der übrigen Gravierten hier nach-
drücklich sekundieren lassen. Man hat Verjus gebeten, die Sache an den König
von Frankreich favorabiliter zu berichten und zu rekommendieren. Wenn eine zu-
reichende, dem Instr. pacis und der Generosität des Königs gemäße Resolution hierauf
erfolge, werde man sich der Partikularien halber weiter herauslassen, das Werk sei
genugsam gefaßt. Verjus, dem diese Proposition von Importanz und weitaussehend
vorgekommen, hat dem mündlichen Vortrag allein nicht getraut, sondern den Entwurf
oder den habenden Befehl schriftlich verlangt, worauf ihm ein Extract rescripti
eingehändigt worden. V. hat darauf an seinen König berichtet, aber merken lassen,
daß ihm dieses Vorhaben, da der Pariser Friede geschlossen, mit nichten gefalle, er
befand sich auch damals mit dem K. Brandenburgischen in gutem Vernehmen, da
dieser ihm nicht nur alle geziemenden Zivilitäten erwiesen, sondern ihm auch in
ceremonialibus und andern externis Information gegeben, da er gemeint hat, das
damalige Interesse seines Herrn und der Zustand der Clevischen Lande erfordere,
daß er V. nicht ohne Not zu disgustieren und ihm Anlaß zu ungünstigen Berichten
an den König zu geben habe, was auch zu Wege gebracht, daß V. stets dem
Könige Wohlgefälliges von K. Brandenburg berichtet hat. Der König hat darauf
reskribiert, V. sollte dem, welcher diese Händel angebracht, nicht nur keine Antwort
geben, sondern auch dergleichen nicht mehr anhören, und hierbei ist es geblieben,
und sind so die Kabalen stecken geblieben.
Als Verjus bei Pfalz-Neuburg gewesen, hat dieser über das harte fran-
zösische Traktement im Jülichschen geklagt, behauptet, die matrimonia mit dem
Kaiser wären dem König nützlich gewesen, da er so die beste Gelegenheit erlangt
hätte, den Nimwegischen Frieden zu befördern, und endlich remonstriert, wie schädlich
es für die katholische Religion sei, daß Frankreich dem Kaiser immer entgegen sei,
mit dem Erbieten, vertrauliche Freundschaft und ein Bündnis zwischen beiden zu
stiften, auch Spanien würde mit umtreten. Der König aber hat sich darauf nicht
einlassen wollen, sondern eine Displizenz bezeugt, daß V. bei Pfalz -Neuburg
gewesen.
Der K. Brandenburgische hat die Leute hier aus dem Schreiben seines Herrn
an den König von Spanien wegen des genommenen Caroli II. desabusiert, denen
man vorgeredet, Spanien habe den größten Teil der Subsidien bar abgeführt, dann
Wechselbriefe und angenehme assignationes gegeben und sich zu prompter Zahlung
erboten.
728 ▼• Brandenburg: und das Reich 1679—1684.
und ihm solches schriftlich pro memoria übergeben.1) Bei der Beratung aber
das Konzept dieses Memorials hat er geraten, von den Streitigkeiten zwischen
dem Reich und dem König von Frankreich wegen der Nimwegischen Friedens-
traktaten ganz zu abstrahieren, da der König sich sonst auf sein neuliches
Schreiben beziehen und man eine abschlägige Antwort erhalten wurde, und sich
nur darauf zu berufen, daß die Augsburgischen Konfessions verwandten dort in
den Stand von 1624 dem Westfälischen Frieden gemäß restituiert und darin
bis jetzt unbeeinträchtigt geblieben wären, und zu bitten, daß alles, was dawider
geschehen, in den vorigen Stand restituiert werden und künftig dergleichen
Turbationen nachbleiben möchten. Darauf ist das Konzept verändert, aber doch
viel de intellectu instrumenti pacis et cessione Galliae beibehalten worden. Er
und andere haben dieses wieder moniert, aber es den am meisten Interessierten
anheimgestellt, was sie für das ihnon Ersprießlichste befinden möchten. Er
hat nachher mit Verjus darüber gesprochen, dieser sagte, er dürfte das,
was ihm gesagt und gegeben, an den König nicht bringen, er wollte aber seine
möglichsten officia anwenden, damit den Evangelischen Satisfaktion gegeben
werde.
Der Kurfürst an G. v. Jena. D. Potsdam 10./20. Januar 1681.
(Conc. F. v. Jena.)
[Sein Entschluß, als Satisfaktion die Güter der aufzuhebenden Domkapitel und eine
Messe für Magdeburg zu fordern.]
20. Jan. Soviel unsere Satisfaction anbelanget, so sehen wir wohl, daß die-
selbige allerhand Schwierigkeiten finden werde, wann dieselbige von
J. berichtet ferner 19./[29.] November 1680: Es wird noch immer von dem bei
Ostende von den K. Brandenburgischen in Arrest genommenen spanischen Schiffe
diskurriert, wozu dio einlaufenden Zeitungen Gelegenheit geben. Diejenigen, welche
nicht eben gut k. brandenburgisch, haben hierbei die größte Sorge, Kf. könnte sich
mit Frankreich in nähere Verständnis einlassen und einem Teil der übrigen Alliierten
wenig trauen. Manche spargieren schon, und zwar bloß aus Furcht, Kf. hätte mit
Schweden ein Bündnis geschlossen, was manchen ganz zuwider ist, die ihr Interesse
darauf gründen, daß unmöglich Kf. und Schweden Freunde werden und bleiben
könnten, daher gerade, um beide zu kommittieren, hat man die schwedische Resti-
tution befördert. Dieses sind noch jetzt ihre Gedanken und hierin setzen sie ihre
Sekurität.
Verjus unterhält vornehmlich mit dem K. Brandenburgischen gute Freundschaft,
lälit auch nichts anders merken, als daß er für des Kf. Interesse sonderlich inkliniere,
wozu er auch von seinem Könige angewiesen sein soll. Männiglich reflektiert auf
Frankreich; wie man sagt, würde auch Österreich dessen Freundschaft gern haben.
>) S. Diar. Europ. XL1, App. S. 180IT.; v. Schauroth. Vollständige Samm-
lung aller Conclusorum des hochpreislichen Corporis Kvangelicorum I, S. 666 ff.
Vgl. Pufendorf XVIII, § 17 (S. 1400).
Verwendung des Corpus Evangelicorum. Die Satisfaktion des Kf. 729
einiger Stände Mittel und Zubehörunge sollte genommen werden, und
nachdem wir der Sachen weiter nachgedacht, so ist dieselbige ohne einiges
Standes Abgang und Angelegenheit auch ohne dem geringsten Präjudiz
des publici in unseren eigenen Landen zu finden, .wann die Dom- und
andere Capitula in unser n Herzog- und Fürstentumern Magdeburg,
Halberstadt und Minden extinguiert und unseren Tafelgütern zugelegt
wurden. Die catholische Klöster, Abteien und dergleichen begehren wir
nicht, sondern die sollten in ihrigen jetzigen Stande verbleiben. Weil
dieses nun bloß und alleine privatos concerniret, welche es nicht erb-
lich haben, auch alles zur Weltlichkeit anwenden, so zweifeln wir nicht,
Unparteiische werden uns diese Satisfaktion — gönnen, und befehlen
Euch demnach, die Sache wohl zu secretiren und mit denen, welchen
Ihr zu trauen, gleichsam für Euch zu reden und sowohl Euer — Senti-
ment als auch was die, mit welchen Ihr dieserhalb redet, davon meinen, —
zu berichten. —
P. S. Auch habet Ihr nebst denen Einkünften der Capitula — zugleich
wegen unserer Satisfaction eine vollständige Messe vor unsere Stadt
Magdeburgk auf gleiche Art, wie die Stadt Leipzigk selbige dreimal
im Jahre hat, zu suchen. —
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regensburg
21./31. Januar 1681.
[Schönbecks Aufnahme. Beratung über die Beantwortung des Schreibens des
Königs von Frankreich.]
Nachdem sie die neuen Vollmachten des Kf. auf die kurförstl. und fürst). 31. Jan.
Collegia dem K. Mainzischen Direktorium zugeschickt, hat dasselbe Schönbeck
sofort zu Rat ansagen lassen und der Kaiserl. Prinzipal-Kommissarius auf das
eingereichte Kreditiv ihn durch einen Kavalier bewillkommnet und auf den
folgenden Tag zur Audienz gefordert, bei welcher und bei den Besuchen der
kurfürstlichen Gesandten sie auch Gelegenheit genommen haben, das Verlangen
des Kf. wegen Satisfaktion vom Reich zur Sprache zu bringen. Den fürstlichen
Directoriis und Gesandten hat Seh. seine Ankunft nicht notifizieren lassen, da
sie dem K. Pfälzischen und K. Bayerischen Gesandten, der geschehenen Notifikation
ungeachtet, nicht die Visite gegeben haben.
In der Sitzung vom 14./24. Januar ist außer anderem von der Replik auf
die Antwort des Königs von Frankreich an die Reichsstände geredet worden.
Das kurförstl. und fürstl. Kollegium haben sich darüber auch schon verglichen
780
V. Brandenburg und das Reich 1670— IGS4.
und den Aufsatz den Reichsstädten übergeben, doch wird dieses Schreiben nicht
eher, bis die Information wegen der in dieser Replik berührten Dinge von allcü
drei kaiserliehen Gesandten, die zu Nimwegen gewesen, eingelaufen ist,'}
abgehen,
Dur Kurfürst an G- v. Jena. D. Putstamb
86. Januar/ [5. Februar] 1681.
[Auf die Relation vom 7,/ 17* Januar J) Bemerkungen zu deu in der kaiserl. Präpo-
sition wogen der Sicherung des Reicht gemachten Vorschlägen. An Weisung, wie ilcfa
die Gesandten verhallen, Eröffnungen, die sie Verjus machen sollen.]
5. Febr. Es wurde zu seiner lufunnation dienen, wenn J. eines und des anderen
Kurfürsten Scnliment penetrieren und ihm dasselbe berichten könnte. Bei den
angehängten 7 Fragen findet er viele Perplexitaton. Das Hauptwerk, die Defen-
sion und Sicherheit des Reichs betreffend, soll J. anzeigen* Kf. halte für billig
und recht, daß darauf die consilia gerichtet wurden, well aber darüber in dein
Reich Vorsehung geschehen, besonders die ganze Exekutionsorduung darauf
gerichtet, dieselbe auch vor kurzem von der Reichs Versammlung vorgenorum^i
und besser eingerichtet wäre, so wäre darauf zu reflektieren, Da auch in der
kaiserL Proposition angeführt ist, man mochte das Absehen mit auf den Erbl
richten, diesem aber die Gelegenheit, welche ihn vornehm lieh zu dem Krieg
wider Ungarn bewegen wurde, größtenteils benommen werden konnte, wem
der Kaiser die ungarische Unruhe stillte und die den Evangelischen abgenommenen
Kirchen restituieren ließe, so würde dieses dem Kaiser auf das beweglich^
zu rekonimendioren sein. Ferner müßte, ehe von Aufrichtung einer Keicbsanner
deliberiert wurde, vor allem zu überlegen sein, woher die Mittel zur Unterhaltung
einer solchen Armee zu nehmen. Wieviel Mannschaft ein jeder Stand und wo-
hin er sie zu stellen habe, wiese die Matrikel und Exekutionsordnung, am!
wenn von dein Unterhalt geredet worden, würde sich auch zugleich finden,
welcher modus am besten wäre, es würde sich dann auch zeigen, was sich fär
Diffikultäten bei einer allgemeinen Reichskasse finden würden. Was ein jeoVr
an Geld beizutragen, gebe gleichfalls die Matrikel an die Hand, ein jeder wm
was er an Volk schickte, auch selbst zu bezahlen und unterhalten haben, dabei
dann dahin stünde, wie weit sich jeden Kreises Stande dabei interessieren
würden. Daß geworben würde, ehe die Mittel zum Unterhalt und die Quartiere
') S. das Schreiben des Bischofs von Gurk an Graf Mausfeld (Londorp XI.
S, 97; Purendorf XVIII, § 19 (S. UOlf.j).
*) Diese selbst befindet sich nicht bei den Akten, nur ein Postskript, in
welchem J. mitteilt, ein beiliegendes kaiserliche» Reskript, in dem der Kaiser begehrt,
punctum defensionia publicae vorzunehmen und gewisse Fragen ru resol vieren und
zum Effekt zu bringen, sei zunächst nur den Kurfürstlichen mitgeteilt worden.
S. dieses kaiserliche Kommkssionsdekret vom 15. Januar 1681: Londorp XI, S* £ 7
Fachner vf Eggenstorff II, S, 288 ff> Vgl, Erdmannsdörffer I( S. 656 ff.
Bemerkungen zu den kaiserl Vorschlägen wegen der Reicbsdefensioü. 731
und Sammelplätze festgestellt wurden, konnte keiner raten, auch würden die
Stände, welche bisher in Verfassung gestander* und darin zu des Reiches Besten
ühcr die in der Matrikel ihnen zukommende Zahl kon titulieren müßten, nicht
allein nichts mehr beitragen können, sondern vielmehr zu Unterhaltung ihrer
Truppen nach Proportion einen Beitrag zu prätendieren haben, schwerlich aber
werde jemand seine gute und exerzierte Mannschaft einem anderen ii he Hassen
und sieh deformieren, J. hat dieses so zu menagieren, daß er als Nachsitzender
der Vorsitzenden Meinung vernehmen und, wenn sie garnicht oder nur ganz
generaliter in dieser Materie votieren sollten, sich auch danach Hellten, von allen
Spezialitäten abstrahieren, ihm von allem berichten und seine fernere Ordre er-
warten soll (auch Schönbeck soll sich hienach im Fürsten rat richten). Sollte
sich jemand bei diesen Punkten so herauslassen» daß er dabei Bedenken haben
und mit der Meinung des Kf. zurückzuhalten notig linden sollte, so hat er sich auf
einen solchen Funkt nicht herauszulassen, sondern erst zu referieren. Alles
aber, was er vorbringen wird, hat er mit geziemender Modestie und unter Vit-
uieidiing von Anzüglichkeiten zu tun, so oft als notig aber daran zu erinnern,
daß Kf. an dem Nim wegischen Frieden weiter keinen Part nehmen könnte, als
daß er sich über ihn auf das höchste zu beschweren habe, ebenso hat er seine
Satisfaktion, so oft es mit guter Manier geschehen kann, zu rekommendieren.
Die Antwort der Stande an den König von Frankreich betreffend, wünscht
er xu wissen, was Verjus auf eines und anderes antwortet Er soll demselben
in guter Konfident sagen, Kf, wünschte, daß man sich französisc hersei ts etwas
mehr überwinden und den klagenden lieichsständen einig Gehör und Satisfaktion
geben möge, da, was in dieser Beantwortung enthalten, de facto wahr sei und
man aus derselben eine große Animosität und fast der meisten Stände consen-
sum abnehmen müßte. Auf dem Reichstage würden dergleichen Dinge per
majora geschlossen, welche durch eines und des anderen votum nicht zu andern
seien. Sobald ihm die Erinnerungen der übrigen zu diesem Schreiben werden
zugekommen sein, wird er ihn deswegen instruieren. Da jetzt eine Hauptmaterie
von großer Importanz auf das Tapet gebracht wird, so soll er sich mit großer
Behutsamkeit betragen, ohne ausdrückliche Spezialordre sich in nichts einlassen,
sondern immer itigemem kontestieren, daß Kf. nicht weniger als andere auf das
Itekhs Interesse seine vornehmste Reflexion nehme und dasselbe nicht ver-
säumen werde*
G, v. Jena und Sdiönheck an den Kurfürsten. D. Kegenspurg
L1./3L Februar 1681.
[Die Antwort an den König von Frankreich und dos Keichsgutachten wegen der von
diesem angebotenen Traktaten.]
Das Reicbsreplikschreiheu*) an den Ronig von Frankreich hätten sie gern ü?l. Febr.
vor der Expedition eingeschickt, man hat damit aber nicht länger warten wollen.
') d. Regensburg 7. Februar 1681 (Londorp XF, S. 291fr.; Pachn er v. Eggen-
storff U, & 298 ff,}.
V. Brandenburg und das Reich 1 679—1 884,
In den Keicbscollegiis hat man von dem durch das K. Mainzische IHrck-
lorium aufgesetzten Reichsgutachten lj üher die Frage des kaiserl. Kocnmissions-
dekrets, ob das französische Anerbteten und gütliche Konferenz zu aeeeptierea,
uml wie die Sache anzugreifen, gehandelt, dasselbe adjustiert und dem Kaiser
zugeschickt. Der Inhalt desselben ist, der von Frankreich offerierte Kein
sei anzunehmen und aufs baldigste ins Werk zu setzen, und der Kaiser sei
ersuchen, durch seinen Minister am französischen Hofe es dahin zu vermitteln,
ilaU von dem Tage der diesseitigen Acceptation und Erklärung an alle ferner?
Reimionen gegen jemand im Reich eingestellt werden und den gravierten Ständen
billigmaßige Restitution widerfahren mochte.
Gp v. Jena und SchAnbeuk an den Kurfürsten. D. Regenspur
25. März/ 4. April 1G8I.
[Ernennung der Deputierten zu den Verhandlungen mit Frankreich. Beratung™
üher die RetchaBekurititt.]
;. \|.iii Da3) K.Bayern erklärt hat, sich von der Deputation nicht ausschließen
lassen zu wollen, so ist im Fürsten rat beschlossen worden, daß seitens der
Katholischen Österreich, Salzburg oder Bamberg und Bayern Deputierte
sein sollten, darauf haben auch die Evangelischen einen aus dem LT«
Sachsen hinzugefügt und ist ein Kejchsgutachten *) darüber beliebt worden*
Darauf hat man punctum securitatis in Umfrage gestellt Im kurfurstl.
Kolleg haben K. Trier, K, Colti und K. Mainz es in generaliboa bei d*n
') d. Uegensburg 8* Februar 1681 (Londorp Xt, S. 285; Pachnar v# Eggea-
storff II, S. 3Q2IT.). Kf. erklärt sich in einem Reskript an die Gesandten vem
22. Februar / [4. März] 16SI damit einverstanden, bezeichnet Straßburg als den ßr
die Zusammenkunft geeignetsten Ort und spricht den Wunsch ans, daß hei der
Wahl der Imputierten nicht auf die deputatos ordinarios reflektiert und er also ver-
schont werde. Er weist sie an, in dieser Angelegenheit besonders mit dem K. Siehst -
scheu vertraulich zu kommunizieren und ihm zu bezeugen, wie salisfait Kf. über die
letzte Zusammenkunft mit dem Kurfürsten von Sachsen sei.
*) lue Gesandten hatten am 18./2& Man berichtet, man habe in den Eeicbf-
kollepien über die für die Verhandlungen mit Frankreich zu bestellenden Deputierten
beraten und beschlossen, diese Deputation möglichst einzuziehen* Man sei w im
Kurfiirsteurat von den deputatis ordinariis abgegangen und habe nur K. Main t und
K, Sachsen gewählt. Im Fürstenrat hatten die Evangelischen Pfalz- Lautern ml
einen von den Herzogen von Braunschweig, die Katholischen öat erreich und
Bamberg, die Städtischen hätten Cü In und Regensburg benannt. S. Pufendorf
XV III, §33 (S- MIß).
*) d, 29. März 1681 (Londorp XI, S. 299 f.: Pacbner v. Eggenstorff It,
S, 310),
Bestellung der Reichsdeputation. Beratung über die Reiebssekuritat. 733
Reichssatzangen und der Exekutionsordnung bewenden lassen, doch erklärt
letzteres, es sei eine materia innocoa, und es könnte von niemandem übel ge-
nommen werden, wenn das Reich so gut es könnte seine Sicherheit zu stabi-
lieren suchte. K. Bayern zielte auf den Fuß von dem jüngsten Türkenkrieg,
man würde sich darüber zu vergleichen haben, wie viel Mannschaft man
neben dem Kaiser zn stellen, was für ein proportionierliches Quantum man für
jeden Kreis anzusetzen habe, ferner wegen Aufrichtung einer Kreiskasse und
auch einer Reichskriegskasse zur Bestellung der Generalität und Beschaffung
der Artillerie. K. Sachsen schlug die Aufrichtung eines beständigen Corpus
in dem Reich vor, der K. Pfälzische entschuldigte sich mit mangelnder In-
struktion. Loco conclusi vermeldete der K. Mainzische, die qaaestio an sei
affirmative abgehandelt, von den partikular Punkten werde hiernächst zu jeden
sein. Im Fürstenrat ist ebenfalls ordentlich umgefragt worden, und hat Magde-
burg seinen kompetierenden Ort bei Bayern ohne Anfechtung eingenommen.
Vielen hat es noch an Instruktion gemangelt; die meisten, welche damit ver-
sehen waren, haben dem Kaiser für seine Vorsorge gedankt und also die
quaestionem an auch affirmative resol viert; das Quantum anbetreffend, sind einige
auf den Fuß vom vorigen Türkenkrieg gegangen, etzliche haben auf 60000,
andere auf 50000, 40000, auch nur auf 30000 und 25000 votiert, ein Teil auf
ein Duplum anfangs, andere auf ein Triplum, einige auf die Exekutionsordnung,
die Reichskonstitutionen und die Beschlüsse dieses Reichstages. Den Anfangs-
termin anbetreffend, verlangten einige, die Verfassung solle sobald als möglich
ins Werk gestellt werden, andere zum 1. Juni oder 1. Juli. Wegen des End-
termins meinten einige, man könnte nichts Gewisses setzen, sondern müßte sich
nach der Gelegenheit der Sache richten, andere dagegen sind anfangs auf zwei
Jahre gegangen. Sie haben in beiden Kollegien nichts mehr geredet als von
Stillung der ungarischen Unruhe nebst Wiederholung der vorigen Protestationen
wegen des Nim wegischen ' Friedens und der prätendierenden Satisfaktions-
forderung an das Reich und was Kf. ihnen wegen Observierung des Reichs-
interesses zu kontestieren befohlen. Das Konklusum ist bis ad proximum aus-
gestellt worden.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
8./ 18. April 1681.
[ihr Votum in betreff der Reichssekurit&t, das Memorial wegen der
Satisfaktion des Kf.]
Wegen des puncti securitatis haben sie sich dem Reskript vom 23. März 18. April
entsprechend im Fürstenrat, nachdem auch die übrigen Stände ziemlich heraus-
gegangen, herausgelassen,1) es wurde vergeblich sein, die quaestionem an
') Nach dem Protokoll vom 6./16. April macht Magdeburg besonders darauf
aufmerksam, die Sache müsse mit großer Behutsamkeit vorgenommen werden, man
734
\\ Uraudenburg und das Reich 1679 — IG84*
affirmative zu resolvieren, wofern man nicht vorher die imperiimenta ratkroe
modi aus dem Wege m räumen suchte. Die Eröffnung des Coric hisi haben die
Oirectoria wieder Ms zur nächsten Sitzung verschoben. Im kurfürstl, Kollegium
ist noch nichts weiter vorgegangen.
Das Memorial *) an das Reich wegen der Satisfaktion des Kf. ist von ihnen
abgefaßt, dem K. Mainzischen Direktorium übergeben und von diesem bereit*
vorgestern den Ständen per abdictaturam mitgeteilt worden. Sie haben tnii
dem österreichischen Direktor Straetuian über diese Sache gappton
sagte, er habe Instruktion darüber erhalten, werde das Werk sekundier
sonst, um DifiikultHten zu verleiten, von allen Spezialitäten zu abstrahieren,
was auch geschehen ist.
Q> v. Jena u, Schönbeck nn den KmTürstcn, D. Regenspatg
15./25. April 1681.
Unzufriedenheit über die Verschleppung der Traktaten mit Frankreich* ßer*tnfl|fe
über die Reiehsseliurität, hannoverscher Vorschlag.]
April hie Stände lassen durchgehends genugsam merken, daß es ihnen nicht
gefalle, daü das Werk mit der Konferenz nicht eifriger getrieben werde*
hi dem Konklusum des Fhrstenrats wegen der Reichssicherheit wird
angeboten, von Reichs wegen neben dem Kaiser Gnooo Mann auf das baldigste
El steilen und vorläufig i\ Jahre zu unterhalten. Der Kaiser solle ersucht
werden, den kreteauaschreibendin Knrsten davon Nachricht zu geben, daim:
Ae Kreisstände vorläufig davon bennch richtigen. Sie haben .sich dnzu nicht
weiter herausgelassen, als daß sie das, was sie schon neulich angeführt* wieder-
holt haben, daß nämlich zuerst die ratione modi vorgestellten impedioienu
vorgebracht und aus dem Wege geräumt werden müßten und daß dem Kaiser
die Stillung der ungarischen Unruhe zu rekommendieren sei.
her Braunschweig-Calenbergiscbe hat ihnen und anderen eine«
Extrakt aus »einer Instruktion mitgeteilt, worin vorgeschlagen wird, man sollt«
müsse verhüten, daß man dadurch niHit bei benachbarten mächtigen, in Krieg*--
fassung stehenden Polentaten Argwohn errege und so das Reich in neue Gebbr
stürze, ferner mußten erst die Streitigkeiten mit Frankreich wegen der DepetideaHü
aus dem Wege geräumt werden. Bevor von der Aufrichtung einer Keirhsarmtt
geredet werde, müsse vor allem überlebt werden, woher die Mittel zum Unterhalt tJnr
solchen zu beschaffen seien. Wegen des Quantums an Mannschaft und Geld blttt
man sich nach der Matrikel zu nebten. Die Staude, welche schon über die in difwf
festgesetzte Zahl hinaus in Verfassung standen, könnten nichts mehr beitraf ro,
Sündern hätten vielmehr einen Beitrag zur Unterhaltung ihrer Truppen pro prop
zu prätendieren*
') s. dasselbe Londorp XI, S. 300,
Bedenken gegen die Aufstellung einer Reichsarn) ee. Beschluß des Fürstenrats. 735
zwei Reichsdeputierte von beiderlei Religion wählen, denen die Richtung der
Kreisvölker, deren Kommando, und zwar jedem zur Hälfte, übertragen werden,
die sich wegen einer allgemeinen Verpflegungsordonnanz vergleichen, eine
zureichende Summe determinieren und dieselbe in die Kreise repartieren, an die
auch die Gelder aus den Kreiskassen eingeliefert, denen auch die Exekution
anvertraut, die aber auch für etwaige desordres und Insolentien verantwortlich
sein sollten. >)
Der Kurfürst an die Regensburgische Gesandtschaft.
D. Potstamb 16./[26.] April 1681.
[Ungegründete Beschwerde Graf Lambergs über die Bedenken gegen die Aufstellung
einer Reichsarmee. Befehl, auf schleunige Vornahme der Traktaten mit Frankreich
zu dringen.]
Der kaiserliche Gesandte Graf Lamberg hat') sich über sie beschwert, 26. April
daß sie den punctum securitatis imperii durch ihre vota mehr verhindert als
befördert hätten. Er hat aber aus den Protokollen ersehen, daß diese vota
seinen Befehlen gemäß sind, er hat dieses L. mitteilen und ihm anzeigen lassen,
daß sie zu keiner Klage Ursache gegeben hätten.
Da jetzt von dem modo und den Mitteln geredet werden wird, so sollen
sie in ihren votis anhängen, daß er sich nicht weniger als andere Stände die
Sicherheit, Ehre und Wohlfahrt des Reiches allezeit werde angelegen sein lassen,
daß er aber noch der Meinung sein mußte, daß bei Haltung einer beständigen
Armee mit allem, was dazu notig, viel zu bedenken sei und daß daraus dem Reich
mehr Ungelegenheit und weniger Vorteil zuwachsen wurde, als wenn sich ein
jeder Kurfürst, Fürst und Stand mit seinem quanto gefaßt hielte, damit er im
Fall der Not dasselbe bereit hätte. Die Erfahrung hätte ergeben, daß große
Armeen in dergleichen Fällen durch Mangel der Mittel von sich selbst abge-
nommen und zergangen, zumal bei gegenwärtigen Zeiten wurde es gefährlich sein,
da man an vielen Orten kurz vorher die Kontagion gehabt und dieselbe sich gar
leicht wieder einfinden konnte. Wegen der allgemeinen Kasse sehe er soviel
') Am 13./23. Mai melden sie, daß auch das Konklusum des Kurfürstenkollegs,
in dem die Aufstellung einer Reichsarmee von 40000 Mann vorgeschlagen werde,
zustande gekommen und daß sich darauf Kurfürsten- und Fürstenkolleg über ein
gleichlautendes Konklusum verglichen hätten, am 20./30. Mai, daß auch die Reichs-
städtischen sich den beiden anderen Kollegien konformiert hätten, daß darauf ein
Reichsgutachten in betreff der Reicbssicherheit vereinbart und dem kaiserlichen
Prinzipalkommissar übergeben worden sei. S. dieses Reichsgutachten (d. 13. Mai 1681)
bei Londorp XI, S. 304; Pachner v. Eggenstorff II, S. 312f.
*) S. Urk. u. Akt XIV,2, S. 992f.
73G
V. IJmndenburg und das Reich 1679— 1«M.
Diffikultfiten, daß dazu nicht zu gelangen sein wurde, weshalb sie mocti
wie auch von anderen Spezialitäten zu abstrahieren und zu gedenken h*\*w>
daß sie schon in ihrem voto ratione quanti »eine Meinung darüber erüfnt;
hätten.
Da an der mit Frankreich abzuhaltenden Konferenz dem Reich viel gekgn
ist, so sollen sie nebst anderen dahin sehen, daß dieselbe be fordert werde, Ü
Graf Mansfcld sich ara französischen Ilüfe des Orts und der Zeit halber W»
gleiche, und daß die Zusammenschickung auch nicht durch die Forderung, dii
Frankreich zu orderst dasjenige, was es dem Reich abgenommen, imtilWM
solle, zurückgehalten werde.
GL v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten.
1>. Regenspurg 3./ 13, Juni 1 G81.
[Meinungsverschiedenheit zwischen den Kurfürstlichen und Fürstlichen in betreff iä
Beteiligung der Reichsdeputierten an den Verhandlungen mit Frank reich,]
13, Juni Itn kurfürstl. Kolleg hat man im Nebenzimmer von der von K, Miini
entworfenen Instruktion und Vollmacht für die zu der Konforen/- mit Frankreich
Deputierten und dem von jedem Prinzipal für den Semigen auszufertigendes
Krcditiv geredet und diese Projekte den Fürstlichen ex tradiert, dieselben babffl
einige monita dazu gemacht, mit denen die Kurfürstlichen sich sonst konforniiert
hüben, nur über einen Punkt,1) der eigentlich den modum traetandi bei d«
Konferenz und die Jura und Reputation der Stände betrifft, haben sie sieh
nicht einigen können. Unter den Fürstlichen vermeinte Österreich in specie*
es sei so zu halten wie in Münster und Osnabrück, jedoch alles mit vorgehendem
Rat und Konzert des Reichs und der Deputierten desselben, es sollten also dit
kaiserlichen Bevollmächtigten mit den franzosischen allein konferieren. Dagegen
wurde kurfüratlicherseits eingewandt, das, was in Osnabrück und Münster vor-
gegangen, könne nicht als Vorbild dienen, denn damals hätte man noch keinen
Friedensschluß gehabt, die Rechte der Stande seien in lueerto gewesen, im
Instr. pacia § gaudeant sei ausdrücklich vorgesehen, daß die Stände bei allen
deliberationibus super negotii* imperii zugehörten, »)
■) S. Pufendorf XVIII, §33 (S. 141G).
*} Kf, erwidert darauf (d. Lügde U./[24.] Juni 1681), den Pinta sei
ihr Willen tu lassen, den kurfürstlichen jura pcculiarto aber könne durch diese nicht
prajudiziert werden, das kurfürstliche Kollegium müsse darauf bestehen, daß ea b*
diesen Konferenzen in allen actibus mit den kaiserlichen Gesandten n konkumtn
habe, sie sollten darauf dringen, daß man »Ich darin zu keiner Nachgiebig
verstehe.
Beratungen über die Reichsdeputation und die Reparation der Reichsarmee. 737
Es ist ein kaiserliches Kommissionsdekret1) wegen der Konferenz mit
Frankreich diktiert worden, in dem der Kaiser Frankfurt als Ort und den
Beginn derselben zu Johannis billigt, die von ihm bevollmächtigten Abgeordneten
namhaft macht und verlangt, daß auch die Reichsdeputierten dazu instruiert
würden.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
10./ 20. Juni 1681.
[Beratungen über die Repartition der aufzustellenden Reichsarmee.]
Über den modus tractandi bei der Konferenz mit Frankreich haben sich das 20. Juni
kurfürstl. und das fürstl. Kolleg noch nicht einigen können. Man hat auch in
allen 3 Kollegien über den zweiten Punkt des kaiserlichen Kommissionsdekrets
wegen der Reichsdefension, nämlich wieviel ein jeder Kreis zu dem beliebten
quanto zu stellen habe, deliberiert Im Kurfürstenrat stimmte die Majorität
dahin, daß die bei der letzten Kriegsverfassung 1G72 gebrauchte Reparation
zu observieren sei, im Fürsten rat, es sei hier zu determinieren, wieviel jeder
Kreis zu den beliebten 40000 Mann zu stellen habe, die Repartition derselben
aber den Kreisen zu überlassen, und dabei sollte die bei der letzten Verfassung
beliebte Repartition genommen, zugleich aber sollte auf Feststellung des termini
ad quem gedrungen werden. Da die Kurfürstlichen in dem ersten Punkt mit den
Fürstlichen einig gewesen, haben sie wegen des Termins gemeldet, daß sie es
bei dem vorigen Reichsgutachten bewenden ließen. Das städtische Kolleg hat
sich mit den beiden anderen konformiert, aber verlangt, daß auf die inzwischen
eingetretenen Veränderungen billige Rücksicht genommen werde. Im Kurfürsten-
kolleg aber ist man nachher von der früheren Meinung abgegangen und hat dafür
gehalten, die Reichsmatrikel sollte zum Fundament gesetzt, die Repartition von
1672 aber mit berücksichtigt werden.')
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurftlrsten. D. Regenspurg
1. /IL Juli 1681.
[Die von den Kurfürstlichen verlangte Klausel wegen Teilnahme der Deputierten an
den Verhandlungen. Erklärung des Kaiserl. Kommissarius dagegen.]
Ein Reichsgutachten«) wegen Urgierung des Termins zur Konferenz mit 11. Juli
Frankreich und Einstellung fernerer Reunionen wider das Reich und dessen
Stände ist vereinbart worden.
*) d. 6. Juni 1681 (Londorp XI, S.307f.; Pachner v. Eggenstorff II, S. 314 f.).
*) Kf. weist sie (d. Lügde 30. Juni/ [10. Juli] 1681) an, zur Verhütung alles
Streites und von Verdrießlichkeit in seinem Namen sich zu einem bestimmten
Quantum, nämlich 600 z. Pf. und 1800 z. F., zu erbieten.
3) d. 5. Juli 1681 (Londorp XI, S. 312f.; Pachner v. Eggenstorff II,S.317 f.).
Mater, z. Gesch. <L G. Kurfürsten. XIX. 47
738 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
über den modus tractandi bei der Konferenz ist es zwischen dem kurfurstl.
und fürstl. Kollegium noch zu keiner Einigung gekommen, doch haben ver-
schiedene Fürstliche Instruktion erhalten, sich mit den Kurfürstlichen ratione
clausulae, daß die Reichsdeputierten bei allen das Reich und dessen Glieder
betreffenden Handlungen sein sollten, zu' konformieren. Üeber den 2. und
3. Punkt, betreffend den modus tranctandi inter ipsos Deputates eorumque
Subdelegatos und den Charakter der letzteren, ist auch schon im kurf. Kolleg
beraten worden.
P.S. Der kaiserl. Konkommissarius1) hat durch das K. Mainzische
Direktorium dem kurfurstl. Kolleg mitteilen lassen, daß das Begehren der Kur-
fürstlichen wegen Einrückung der Klausel in die Vollmacht eine Neuerung sei.
zu Abbruch der kaiserl. Autorität gereiche, Mißtrauen gegen den Kaiser zeige, dessen
sich Frankreich bedienen würde, und daß es unter den Reichsdeputierten selbst
Mißverstände erwecken könne, wodurch der zu hoffende gute Effekt der Konferenz
verhindert werden dürfte. Der Kaiser würde mit den Ständen väterlich und
aufrichtig umgehen, aus allen Dingen mit den Reichsdeputierten konferieren und
ohne deren Miteinwilligung nichts handeln noch schließen lassen, er hoffte also,
man werde ihn so konsiderieren, daß die Diffidenz nicht der ganzen Welt
vor Augen gestellt werde, da er gar nicht beabsichtigt habe, die jura der Stände
zu schwächen. Man ist im Werk begriffen, diese Vorstellung, aber auf das
glimpflichste und bescheidentlichste, .zu beantworten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Potstamb
20./ [30.] Juli 1681.
[Hinfälligkeit der kaiserlicherseits gegen die von den Kurfürsten geforderte Klausel
gemachten Einwendungen.]
30. Juli Es sind ihm noch keine genügsame Gründe vorgekommen, welche ihn von
seiner Meinung abbringen konnten. Er kann nicht begreifen, wie man kaiser-
licherseits behaupten könne, daß es wider die Autorität und den Respekt des
Kaisers wäre, wenn dessen Gesandte zugleich mit den Kurfürstlichen in Reichs-
angelegenheiten negotiierten, da doch ein Fundamentalsatz sei, daß die Kurfürsten
neben dem Kaiser und auch für sich allein dergleichen tun könnten und sollten.
Er bleibt daher dabei, daß sich die Kurfürstlichen von den Konferenzen nicht
ausschließen lassen dürfen.
!) Der Reichshofrat Mey.
Streitigkeiten über die Reichsdeputation. 739
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
5./ 15. August 1681.
[Die Beschlösse über den modus tractandi.]
Sie übersenden den gemeinen Schluß, der endlich zwischen dem karfürst- 15. Aug.
liehen and dem fürstlichen Kollegium ratione modi tractandi vereinbart worden
ist, das Schema sessionis inter ipsos Deputates, die Instruktion für die Reichs-
deputierten, die Vollmacht und das Kreditiv für die Subdelegierten und das
städtische Konklusum. Das Reichsgutachten1) darüber wird hoffentlich nächsten
Samstag adjustiert werden. Die Kurfürstlichen meinen, in diesen Dingen mehr
gewonnen als verloren zu haben, weil sowohl gegen den Kaiser das jus der
Kurfürsten, Fürsten und Stände fester gesetzt, als auch ratione modi tractandi
inter Deputates ipsos die Prätension der Kurfürstlichen, allein zu sitzen, obti-
niert worden ist
Der eine kaiserliche Bevollmächtigte, v. Strattman, ist Samstag von hier
nach Frankfurt abgereist
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
9./19. September 1681.
[Die kaiserl. Resolution auf das Reichsgutacbten. Festhalten der Kurfürstlichen an
ihren Forderungen.]
Die Beratungen über die übrigen Punkte des kaiserl. Kommissionsdekrets 19. Sept
vom 7./17. Januar wegen der Reichsverfassung sind noch nicht zum Abschluß
gekommen.
Sonst ist die kaiserl. Resolution') über das wegen des modi tractandi bei
der Konferenz erfolgte Reichsgutachten eingekommen, nach welcher der Kaiser
nur gestatten will, daß die Reichsdeputierten bei der Eröffnung und dem Schluß
des Kongresses erscheinen mögen, ferner verlangt, daß die sessiones anders ein-
gerichtet würden, um die kaiserliche Präeminenz zu wahren, und vorschlägt,
um Zerimonialstreitigkeiten zu verhüten, daß den Subdelegierten kein botschaft-
licher Charakter beigelegt werde. Der K. Main zische hat gemeldet, daß er
wegen der darin befindlichen, dem kurfürstl. Kollegium höchst präjudizierlichen
Dinge nötig befunden, dasselbe, bevor es durch die Diktatur gemein würde,
*) S. dieses Reichsgutachten vom 18, August 1681 (Pachner v. Eggenstorff
II, S. 320ff.).
*) S. das kaiserliche Kommissionsdekret vom 10. September 1681 (Londorp
XI, S. 323f., Pachner v. Eggenstorff II, S. 326 ff.).
47*
740
V- Brandenburg und das Reich 1G79— 1fi84.
dem Kurfürsten zu schicken, bat aber gewünscht, die Gedanken der Übrigen
Gesandten darüber zu vernehm en. K. brandenburgischerseäts ist darauf binjre-
wiesen worden, daü von dem priueipto, lateralster zu sitzen, nicht abgewiehei)
werden dürfe, und daß auch den Subdelegierten der Charakter als Gesandte
beigelegt werden müsse, so sei es auf Deputationstagen geschehen, d;
ftirsten hielten also nur an dem alten Herkommen fest. Die übrigen konfor-
in irrten sich dem und es wurde also allseitig beschlossen, es so den Prinzipaler
au referieren.
Dir Kurfürst an «lu* Gesund teil. D, Cöln
12./[22.] September 1681.
den
[Auf die Relation vom 2./ 12. September. J) Bescheid auf die übrigen in der k&berl
l'mprmtion wegen der Iteiehusekuritat enthaltenen Punkte, Weigerung, Änderung»
in dem scheuia sessionis zu gestatten. Diu Beschwerde den Herzog« von Ifann
J_\ Sept Die Bestellung einer Reichskasse an betreffend, so kann er 2u einer solchen
nichts beitragen, da er seine Regimenter nicht nur unter dem Kommando eine*
tüchtigen Generals schicken«, sondern auch mit der nötigen Artillerie und Muni-
tion vorsehen will. Bei dem Termin, ad quem die Verfassung dauern soll, ist er
indifferent, er verwundert sich aber, daß man dieselbe an eine bestimmte Zeit
binden will, Einer Erinnerung wegen der Verpflichtung der Untertanen iujd
Beitrag zu einer solchen Verfassung bedarf es seinerseits nicht, da seine Unter-
tanen sich dazu immer willig gezeigt haben. Fremde Werbungen und die Aus-
führung von Pferden können verboten werden, ob auch die Ausführung
Früchten, das müßte weiter und wohl überlegt werden. Er hat Nachricht, daU
der kaiserl. Hof wegen des sebema wieder etwas Neues vorbringen will, niro-
lieh, daß alle Gesandte als Abgesandte des Reichs augesehen tind in gleicher
Weise traktiert werden sollen, er hat aber dabei Bedenken, Sie sollen daher
versuchen, diesen Vorschlag mit Güte bei den Kaiserlichen und Österreü
zu divertferen. Sollte es nicht gelingen, so sollen sie darauf hinweisen, diti,
da das Reich aus separierten Kollegien mit besonderen Rechten bestände, die«
nur dann geschehen konnte, wenn auch die kaiserlichen Gesandten darunter ver-
standen und solche nicht aus jedem Kollegin, sondern ohne Unterschied
der Kollegien erwählt und die von dem Kaiser geschickten mit den übrige»
zusammen mit einer Instruktion und Vollmacht versehen würden, welche der
Kaiser und K. Mainz zu unterschreiben hatten. Jedenfalls bähen sie «eine
Rechte salva und iutegra zu erhalten, ein solches Reich Gutachten nicht gutiu-
heißen und Verwahrung dagegen zn Protokoll bringen zu lassen, Herzog
Ernst August von Braunscb weig hat sich hei ihm und auch bei K. Sachsen
über das zu Regenaburg gemachte Sehern a beschwert und sich dagegen auf das
J) In derselben hatten sie um Instruktion in betreff der übrigen Punkte de*
kaiserlichen Kümumsionsdekrets vom 7./I7. Januar gebeten.
Streitigkeiten über die Reichsdeputation. 741
zu Cleve und Nimwegen Vorgegangene berufen. Er wird ihm antworten lassen,
was zu Cleve und Nimwegen geschehen, sei nicht im Namen des Reichs ge-
schehen, in den allgemeinen Reichsnegotiis aber seien immer verschiedene Kolle-
gien, Gemächer und Bänke verwendet worden, es handele sich also in dieser
Sache um Aufrechterhaltung der Fundamen talgesetze des Reichs und der allge-
meinen Observanz«
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten.
D. Regenspurg 7./ 17. Oktober 1681.
[Festhalten der Kurfürstlichen und Fürstlichen an ihren Beschlüssen. Vorschläge wegen
des zu bestellenden Reicbsfeldmarschalls. Die Satisfaktionsforderung des Ef.]
Im kurfürstl. Kolleg ist man wegen der Frankfurter Konferenz und des 17. Okt
darüber eingelaufenen kaiserlichen Dekrets ganz einig, auch der K. Mainzische
hat erklärt, daß sein Herr sich von seinen Mitkurfürsten nicht separieren werde.
Auch die Fürstlichen bleiben dabei, es sei gar nicht ratsam, hiervon zu deli-
berieren. .
In dem Punkte securitatis publicae ist nichts weiter vorgegangen Weil
auch viele Punkte unter den deliberandis so beschaffen, daß davon nicht füglich
geredet werden kann, bevor ein Feldmarschall bestellt, so meinen manche, daß
zuerst darauf zu gedenken sei, und werden der Herzog von Holstein-Plön1)
und der Graf von Wal deck1) dazu vorgeschlagen.
Daß die Satisfaktionssache des Kf. endlich einmal in Ansage kommen
mochte, haben sie oft bei dem K. Mainzischen Direktorium beantragt, weil aber
die Antwort entweder schlecht gewesen oder auf unzulängliche Entschuldigung
ausgelaufen, so haben sie die Sache auf eine andere Weise angefangen, nämlich
selbst sie im kurfürstl. Kolleg vorgebracht und gebeten, davon favorabiliter zu
referieren, sie werden es auch im Fürstenrat ebenso machen.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten.
D. Regenspurg 21./31. Oktober 1681.
[Die Einnahme von Straßburg.]
Des Kf. Reskript vom 8. ') und dessen dem K. Sächsischen Abgesandten 31. Okt
v. Gerstorf f erteilte Resolution4) haben sie am 18./28. erhalten und daraus
') Herzog Johann Adolf von Holstein -Plön, im Feldzuge von 1674
Befehlshaber der braunschweigischen Truppen.
*) Graf GeorgFriedrich von Wal deck, der frühere Minister des Kf., damals
in holländischen Diensten.
3) Nicht bei den Akten.
4) S. unten.
742
V. Brandenburg und das Reich 11579—1684.
des KX Gedanken wegen des im Elsaß und in specic mit Straßburg Vor
auch wegen der Frankfurter Konferenz erfahren. Die Wegnahme der Rbein-
sch&nze und Straßburgs hat auch die Reichsversatnmlung sehr surpreoiert, und
erwartet man mit Verlangen, was vom kaiserl, Hofe deswegen wird angebracht
werden, damit es aber noch langsam hergeht Unterdessen hat der Kais er der
Österreichischen Gesandtschaft befohlen, zu kon testieren, daß ihm vom Konig tdd
Frankreich durch das Vorgeben vorgehabter Bemach tigung des Rh ein passes
nnd anderer Dinge zu viel geschehen, welche es auch gegen einige Gesandten
La'üiii hat.1)
{}. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten.
D. Regenspurg 6. /IG. Januar 1682
[Beratungen über die Proposition der französischen Gesandten. Neues Verfahren
der Beratung über die Reich ssekuritäuj
• •
10* Jan* Der K, Mainzische hat die seinem Herrn durch den französischen
Residenten Pouche zugestellte Proposition*) der franzmischen Gesandten in
Frankfurt den übrigen Kurfürstlichen mitgeteilt und sie auch den fü rar i rohen
directoriis, um sie hn Fürstenrat bekannt zu machen, zugeschickt die dasselbe ab«
verweigert haben, da sie solchergestalt von K. Mainz nichts annehmen konnten.
Sie haben in beiden Kollegien vermeldet, daß man sich über diese Proportion
ordentlich unterreden müßte* um die Deputierten desto zeitiger mit Instruktion
versehen zu können, wollte man aber an die Deputierten schreiben an
nach dein ei genl liehen Zustand der Konferenz erkundigen, so ließe man es sich
auch gefallen. Andere im Ffirstenrat aber meinten, da diese Proposition nicht
legaliter kommuniziert worden, so hatte man gleichsam von derselben hier
noch zurzeit keine Wissenschaft.
Nachdem man sonst befunden, daß mit der Generalansage zu den ü!
punetis dellberandis von der Rekhssekuritat nicht auszulangen sei, hat man
') In der nächstfolgenden Zeit blieb der Reichstag ganz untätig, am
18./28. November meldet v. Jena, in dem allgemeinen Verfassung* werk werde wenig
oder gar nicht vorgeschritten, weil viele forstliche Gesandtschaften nicht instruiert
seien und das kurfürstliche Kolleg allein nicht verfahren könne. Das ungarische
Wesen, womit der kaiserliche Hof sich allein beschäftige, an Ursache lUvmi, daß
auch die österreichische Gesandtschaft in dieser Angelegenheit keinen Befehl bekottn».
Erst um IG./^f>- Dezember berichten beide Gesandten» über 6 Punkte der R
Verfassung sei ein Reichsgu lachten (d, 20. Dezember 1681» s. Fachner *. BffMH
torff II, 337) zustande gekommen und dem Prmstipalkommissar zugestellt *
*) S. diese Proposition vom 2. Januar 1682 bei Loudorp XI» S. 353 (in deut.tr her
Übersetzung). Vgl. über den Beginn der Verhandlungen in Frankfurt Pufendorf
XVI11, §33 <S. 14 16 f.).
Beratungen aber die französische Proposition. Das brandenb. Votum. 743
für gut ermessen, daß künftig immer zu gewissen Punkten angesagt werden
solle, und K. Mainz hat darauf zu 6 spezifizierten Punkten ansagen lassen, von
denen aber im Fürstenrat zunächst nur zwei vorgenommen worden sind.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurftirsten.
D. Regenspurg 13./23. Januar 1682.
[Ihr Votum über die französische Erklärung. Beschlüsse über die ReichssekuritäL]
Am 9./ 19. trug K. Mainz im kurfürstl. Kollegio vor, es scheine notwendig, 23. Jan.
die von Frankreich pro stabilienda pace mit Kaiser und Reich ausgestellte
Deklaration in Beratschlagung zu ziehen. Den Reskripten vom 14. und
21. Dezember1) gemäß haben sie, nachdem sie auch erfahren, daß des Kf.
Gesandter v. Ruck3) durch Frankfurt an die kurfürstlichen Höfe am Rhein
passiert sei, diese Gelegenheit benutzt, um beiliegendes Votum1) abzulegen,
*) Beide fehlen in den Akten.
*) S. unten.
*) Dasselbe lautet: Nachdem schon jüngsthin erinnert worden, die in Frankfurt
gemachten französischen Vorschlage zur Konservierung beständiger Freundschaft hier
in Beratschlagung zu ziehen, auf die der König von Frankreich dem Verlaut nach
vor Ende Januar Resolution zu erhalten verlange, oder sonst seine schon parat
habende Macht gebrauchen zu wollen drohe, so würde, wenn das Reich noch in
seiner vorigen alten Konsistenz, Verfassung und Macht stände und nicht ein so
schlechter und schändlicher Friede zu Nimwegen gemacht wäre, es keiner besonderen
Konsultation bedürfen. Da aber offenbar, daß man jetzt einem so mächtigen Poten-
taten nicht eine proportionierte Macht entgegenstellen könne, es dem Reich an guten
Generalspersonen und einer wohlgeübten, disziplinierten Armee mangele, das Miß-
trauen unter den Ständen auf das höchste zugenommen, auf auswärtige Hilfe wenig
zu trauen, auch von dem Kaiser wegen der ungarischen Händel wenig Hilfe zu
erwarten sei, so zweifle Kf., ob es bei der Posterität zu verantworten sei, bei so
beschaffenem Zustand das übrige vollends in hazard zu setzen, es auf einen gefahr-
lichen Krieg ankommen zu lassen und die extrema zu erwarten.
Kf. könnte endlich, wie andere, es wohl mit ansehen, wo die Sachen hinaus-
wollten, da aber auf Beschleunigung der Traktaten gedrungen werde und so eilfertige
tempestive Resolution notwendig sei, so wolle man diesseits gern die Gedanken des
Kollegiums und der Vorstimmenden vernehmen, wie man sich bei gegenwärtigem
Zustande des Reichs auf die französische Proposition zu erklären und zu bezeugen
haben werde. Auf drei Punkte vornehmlich müßten die Gedanken gerichtet werden:
1. ob man bei gegenwärtigen Konjunkturen sich sichere Rechnung machen könne,
die verlorenen Orte Frankreich wieder zu entreißen; 2. ob diese Hoffnung sicherer
sei als die Gefahr, viel mehr zu verlieren; 3. ob nicht viel mehr auf die Konservation
des übrigen im Reich und dessen Status quoquo modo zu gedenken, als alles auf
744
V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
sie haben es aber vorsichtshalber, obwohl man nicht wenig darauf drang, nicht
schriftlich kommuniziert. Die von Kf. repräsentierten rationex* argumenta and
Käthe *ind so bocherlencnt, augenscheinlich und handgreiflich, daß sie allem
Vermuten nach bald und sehr peuetrieren und viel Beifall finden werd. i
(her die p reponierten 6 Punkte von der Reichssekurität sind im Kurfürsten-
und im Ftlrstenkolleg in der J Hauptsache übereinstimmende Beschlüsse gefaßt,
aus denen mit nächstem ein ganzer gemacht werden soll.3)
Der Kurfürst an die Rej^nsburgische Gesandtschaft. I>+ (Julien
24a Februar/ [6, März] 1682,
[Wiederholter Refehl, darauf zu dringen, dall die französische Proposition in Beratung
gebogen werde,]
ära fi& D***> mit Fleiß trainiert, die französische Proposition in Peliheraüon xd
ziehen, und, wie verlautet, Frankreich dieses und die jetzt an gestellten Werbungen
als ein Zeichen einer künftigen Ruptur ansieht, und zu besorgen ist, daß es dts
praeveniro spielen, losbrechen und so das Reich in einen zu seinem äußersten
Ruin zielenden Krieg werde verwickelt werden, so wiederholt er seinen Befehl,
sie sollen zuförderst mit den Gesandtschaften der vier Kurfürsten vom Kfaein
und des Bischofs von Münster, an welche er geschrieben hat, hieraus vertrau Heb
kommunizieren und sie dahin zu disponieren suchen, daß sie mit ihnen mit allem
Ernste treiben, daß jene Proposition zur Diktatur gebracht, darüber deliber:
und solche fernere hinlängliche Mittel angewiesen werden, wodurch der Ruhe-
stand im Reich konserviert und allem Unheil vorgebaut werden möge. Daneben
sollen sie vorstellen, daß, wenn aus dieser Verzögerung dem Reich einiger Schaden
zuwachsen sollte, Kf, deshalb entschuldigt sein und sich die Ersetzung des etwa
in seinen westfälischen Landen entstehenden Schadens vorbehalten tauben wolle.
den Ungewissen Ausschlag der Waffen und darauf stehende gänzliche Ruht oder
wohl gar Desoluliou des Staates im Reich und sonderlich des kurfürstlichen K
auszustellen?
') An demselben Tage berichtet J+> er halte geraten, diese Sache an .die
Kollegien zu bringen, obgleich man wisse, daß Österreich sie nicht propouierea
werde. Das k, mainzische Direktorium sollt? dazu ansagen lassen, dann wurde m
I me Stünde die Proposition urgiereii. Der K. Mainziscbe aber wolle darüber
erst seinem Herrn referieren, weil er darüber gewiß mit den Hstcrreichi sehen in
Streit geraten werde,
*) S, das daruher festgestellte Reichsgutachten ?ora 30. Januar 1682 (Pftchaer
v, Eggenstorff II, S. 339fF.),
Die französische Proposition. Beschluß des kurl Kollegs. 745
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
24. März/3. April 1682.
[Ihr Protest gegen das Verfahren in Frankfurt. Vorläufige Aufschiebung der Beratung
über die französische Proposition.]
Sic haben heute im kurfärstl. Kolleg eine Verwahrung gegen das, was in 3. April
Frankfurt in cerimonialibns vorgegangen, ') eingelegt. Den Befehl des Kf. wegen
Beschleunigung der Verhandlungen zu Frankfurt haben sie in der vorgestrigen
Sitzung zur Ausfuhrung gebracht K. Trier, K. Cöln, K. Bayern nnd K. Pfalz
sekundierten und waren zufrieden, daß man die französische Proposition jetzt
vornehmen möchte. Der K. Mainzische aber stellte vor, daß die Sache sich
geändert hätte, daß man hoffte, es werde bald von Frankfurt an die hiesige
Reichsversammlung Bericht abgestattet werden, und daß man es daher anstehen
lassen möchte, bis dieser Bericht einliefe, zumal Verjus selbst es jetzt nicht
für nötig erklärte. Der K. Bayrische fiel dem bei, und so ist es dabei
geblieben.8)
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
31. März/ 10. April 1682.
[Beschluß des kurfärstl. Kollegs auf das französische Memorial.]
Heute vor 8 Tagen vermeldete der K. Mainzische im kurfurstl. Kolleg, 10. April
Verjus hätte beantragt,1) daß sein hier eingegebenes Memorial proponiert und
ein Schluß in terminis generalibus gemacht werde, daß man den Frieden auf
alle zulängliche Mittel und Wege verlange, das weitere könnte zu Frankfurt
ausgemacht werden. Darauf wurde beschlossen, dieses Memorial in Ansage zu
bringen, und das ist auch vorigen Montag geschehen. Im kurfurstl. Kolleg
verglich man sich deswegen zu dem Konklusum, daß nach Beschaffenheit jetziger
Konjunkturen es ratsam nnd dienlich sei, ungesäumt dazu zu tun, daß der Friede
mit Frankreich durch alle zulängliche Mittel nnd Wege konserviert werde. Die
fürstlichen Directoria aber scheinen nicht gern zur Proponierung dieser Materie
kommen zu wollen nnd die meisten Fürstlichen ihnen darin beizustimmen.
>) S. darüber Pufendorf XVIII, §51 (S. 1428f.).
*) J. berichtet an demselben Tage, die Bemühungen des Kf. für Erhaltung des
Friedens seien sehr avanciert, so daß an ihrem glücklichen Erfolge nicht zu zweifeln
sei. K.Mainz, K.Trier, K. Cöln und K.Pfalz würden dafür stimmen, der
K. Bayrische zeige sich sehr moderat, die brandenburgische Abschickung nach
München (s. unten) habe viel genutzt, der dortige französische Gesandte de la Haye
habe folgends das Seinige getan, man versichere, K. Bayern werde nunmehr wenigstens
nichts schaden.
*) S. Pufendorf XVIII, § 52 (S. U29).
746 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Der Kurfürst an die Gesandtschaft zu Regensburg. D. Colin
26. April / [6. Mai] 1682.1)
[Befürchtung, daß es zum Bruch mit Frankreich kommen werde. Befehl, auf
Erhaltung des Friedens zu dringen.]
6. Mai — wird Euch zweifelsfrei bereits wissend sein, wie daß vor gewiß
verlauten will, ob sollten I. K.M. in Franckreich, nachdem Sie die
Langwierigkeit des Frankfurtischen Tractats gesehen, und mit der letz-
teren Erklärunge gar nicht friedlich sein sollen, ihre Trouppen marchireo
lassen und daher o fast zu besorgen stehet, es möchte eher zu einer dem
Reiche höchst gefährlichen und schädlichen Ruptur ausbrechen, als man
es sich versiehet. Diesem nach befehlen wir Euch hiemit in Gnaden,
Euch mit denjenigen, so nebst uns zur Erhaltunge des Friedens inclinireo,
zusammen zu tuen und gesambter Hand alle dringende kräftige Vor-
stellungen an behörige Örter zu tuen, damit man mit mehrerer Sorgfalt
auf die Conservation des Friedens und Abwendungc eines weitaussehenden
Krieges bedacht sein und zue dem Ende die Gesandten zue Franckfnrto
mit näherer und zulänglicher Instruction versehen wollte, mit dem An-
hange, daß, wann man solches negligiron und es dadurch zur Ruptur
kommen würde, das Reich und insonderheit diejenige Stände, so zum
Frieden geraten, sich billig an diejenige wurden zu halten und von denen
Reparation zu suchen haben, welche den Frieden verhindert. —
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Kegenspurg
28. April/ 8. Mai 1(582.
[Beratung im fürstl. Kollegium über das französische Memorial. Ihr Votum.]
8. Mai Vorgestern hat2) endlich eine ordentliche Sitzung des fürstl. Kollegiums
stattgefunden. Österreich vermeldete, das K. Mainzische Direktorium hätte
stark auf Proponierung der bisher in Ansag gestandenen Materie gedrungen, die
Sache aber sei unterdessen in einen anderen Stand geraten und die meisten
Abgesandten wären dem Vernehmen nach noch nicht so instruiert, datt man
') Konzept von Fuchs geschrieben.
3) S. Pufeudorf XVIII, § 52 (S. 1429 f.).
Drängen des Kf. anf Erhaltung des Friedens. Beratungen im Fürstenrat 747
prozedieren könnte, auch anf seiten Österreichs sei man noch nicht mit
behörigem Befehl versehen, man wollte aber nicht hinderlich fallen, anderer
Gesandten Gedanken zu vernehmen. Sie haben demnach nicht verantwortlich
befunden, weiter an sich zu halten, sondern haben beiliegendes Votum ') abgelegt,
womit sich Pfalz-Lautern, Paderborn und Munster, auch andere insoweit
konformiert haben, daß auf Beibehaltung des Friedens in alle billige Wege zu
gedenken sei. Sonst ging der Schluß endlich dahin, daß, weil es jetzt bei den
mehreren an Instruktion fehlte, zu sehen sein würde, wie etwa nächstens in der
Sache weiter fortzukommen sei. Auch die Kurfürstlichen haben die Sache
vorläufig in suspenso gelassen.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
2./ 12. Juni 1682.
[Beratung im kurfarstl. Kolleg über die Relation der Frankfurter Deputierten.
Weigerung der Fürstlichen, darüber zu beraten.]
Vorigen Hontag hat man im kurfürstl. Kolleg über die Relation') der 12. Juni
Frankfurter Deputierten deliberiert. K. Trier erklärte sich bereit, da K.Mainz,
K. Cöln, K. Brandenburg und K. Pfalz die franzosische Proposition acceptieren
wollten, sich dem zu konformieren. K. Cöln erklärte, der Friede sei quo vis modo,
wenn auch durch Annahme der von Frankreich vorgeschlagenen Konditionen
beizubehalten, und rekommendierte Beförderung einer zulänglicheren Instruktion,
für die Reichsdeputierten. K. Bayern wiederholte seine vorigen Kontestationen,
er wünsche nichts mehr als Erhaltung des Friedens, habe auch demgemäß seine
Gesandtschaft in Frankfurt instruiert, er hielte aber davor, daß es bei der
dortigen Deputation zu verbleiben habe und das Werk nicht hierher zu ziehen
sei, derselben sei nur aufzutragen, öfter hierher zu berichten, damit man sie
ferner zeitig instruieren könne. K. Sachsen war nicht mit Befehl hierüber
versehen, hat aber die nachher ihm zugekommene Instruktion vorgestern zu
Protokoll gegeben. Br and enburgis euerseits bezog man «ich auf das vorige
und stimmte positiv dahin, daß man die von Frankreich offerierten, den Um-
ständen nach leidlichen Bedingungen, wenn in der Güte keine besseren zu
erlangen wären, ohne Verzug annehmen, so einen Krieg verhüten und das
Vaterland in Sicherheit und Ruhe stellen sollte, demgemäß würden die Deputierten
in Frankfurt zu instruieren sein. K.Pfalz ließ auch geschehen, daß man auf
die von Frankreich übergebenen Bedingungen sich einließe und die Bestätigung
») S. dasselbe bei Londorp XI, S. 360ff.; Pufendorf XVIII, § 53 (S. 1430ff.).
Kf. erklärt sich (d. Cöln 6./ 16. Mai 1682) mit demselben sehr zufrieden und befiehlt
ihnen, es unter den Standen zu divulgieren.
3) S. Londorp XI, S. 355; Pachner v. Eggenstorff II, S. 365 ff.
748
V, Brandenburg and das Reich 1679—
des Friedens annehme, und erklärte in betreff der Relation der Reichst! eputiertoo,
die Frage sei hier zw erörtern und nicht dem arbitrio der Deputierten zu I
lassen, ob sie die Traktaten darüber antreten wollten, K, Mainz stimmte auch
dafür, es sei besserT auf die von Frankreich proponierten Bedingungen den
Frieden als den Krieg zu erkiesen, und erklärte für notig, die Reichsdepiitierten
mit einer weiteren dementer« '.oh enden Instruktion zu versehen.
Bas von K. Mainz projektierte Konklusutn wurde gutgeheißen, doch i
beschlossen, da das kurfurstL Kollegium allein kein Reichs«: machten machen
könnte und also Zeit genug hätte, man sollte es erst den Prinzipalen zusclii. k
Im Fürstenrat wird es schwer fallen, einen ähnlichen Beschluß zn erreichen.
IMe Directnres weigern sich zurzeit noch, wegen dieser Materie in das ordent-
liche Konklave zu gehen, ein Teil der fiürstl. Gesandten sagen öffentlich
konnten den Bericht nicht für eine Relation von den Reichsdeputiertes
erkennen, wenn aber nur 5 oder tf Zeilen aus Frankfurt von düiaolbflfi insgeamt
kämen, kü unten sie etwas tan, die dort geschehenen protestatlones wären ia
stark.
Dw Kurfürst an diu Gesandtschaft zu Rege»abut*g, D, Cofa
29, August/ [8. September] 1682.
[Widerspruch gegen die Laxen burger Allianz. Das Memorial K, LYiln«.]
8. Sept. Demjenigen, was er ihnen wegen der von dem Grafen von Waldeck ge-
machten sogenannten UnUsdum Allianz vorzustellen anbefohlen,-) sollen *fo
noch beifügen, daß Kf. zwar keinem seiner Nebenstände Allianzen xu machen
») Kf. genehmigt (d. Potstam 19./ [29.] Juni 1682) diesen Beschluß und I
»Ion «Wandten, sieb au bemühen, dail es dabei verbleibe. J. berichtet 7,/ 17. JwÜ,
die Majorität des kurfürstlichen Kollegs habe beschlossen, dieses Konklusion an die
Deputation in Krankfurt au senden, wenn die Prinzipale es so gnt fandm,
K.Bayern und IL Sachsen über hätten dissentiert und wollten d< [fo u
die Deputation nicht mit ausfertigen. Derselbe meldet 14. :'4. Juli 1682, er mahöf
beständig im kurfürstlichen Kolleg, dieses solle für sich, soviel in seinem Vermögen
stehe, in den gemeinen Angelegenheiten verfahren, sein Konklunum der Frankfurter
Population, der hiesigen kaiserliehen Kommission und dem Kaiser selbst misUlhtoi
auch an K. Bayern und K. Sachsen schreiben und sie ersuchen, darin m ktma>
spendieren, man fcfant aber damit, da manche Skrupel erregten und Instruktion «äo-
holen wollten, nicht so schnell xmu Ziel gelangen.
*) Ober die Laxcntmrgcr Allianz vom 10. Juni 1662 s. oben S, <43+ Fio
früheres auf dieselbe bezügliches Reskript des Kf* an die Regensbnrger (fomtfi
findet sieb nicht in den Akten» doch s, die kurbrandenburgisebe Deklaration ab»
dieselbe bei Duraoot VII, 2, S. 25f. ; V. Raucli kir- Kurtze, Leben und Tinten 4"
Fürsten Georg Friedrich von Waldeck, II, S. 161 ff.
Die Laxenburger Allianz. 749
verbieten könne noch wolle, daß solche aber nicht in praejodicium tertii ge-
schlossen werden durften. Weil dergleichen eigenmächtige Einteilung und
Nehmung der Quartiere wider die Fundamentalgesetze des Reichs und die Rechte
und Freiheit der Stände laufen, ja gar zur Unterdrückung der Stände, welche
in keiner genügsamen wirklichen Kriegsverfassung stehen, angesehen sind,
so haben sie dem nicht nur zu kontradizieren, sondern auch allen denen, die
deswegen graviert zu werden befürchten, seine kräftige Assistenz und Protek-
tion zu offerieren. Da in specie der hannoversche Gesandte sich bemüht
hat, die Übergebung des in hunc finem abgefaßten Memorials K. Cölns1) zu
hindern, so sollen sie dem K. Cölnischen dieses hinterbringen and ihn animieren,
daß er um so mehr darauf dringe, daß es in Ansage gebracht werde. Sie
sollen aus diesem allem mit den Wohlintentionierten, besonders mit dem münster-
schen Gesandten, kommunizieren.
Der Kurfürst an G. v. Jena. s. 1. et d.
(September 1682.)2)
[Billigung seiner Verjus gemachten Vorschläge. Die den Wohlintentionierten zu
gebenden Versicherungen.]
Den mit Verjus gehaltenen Diskurs3) hält er für so beschaffen, daß darauf Sept.
franzosischerseits gewiß gebührende Reflexion genommen werden wird. Er hat
einen Extrakt daraus machen und ihn so einrichten lassen, als wenn ein fran-
zösischer Minister solchen Vorschlag gemacht hätte, er wird auch Span heim
») S. Londorp XI, S. 476.
*) Konzept von Mein d er s geschrieben.
*) J. hatte l./ll. September dem Kurfürsten mitgeteilt: Weil die zu Wien
geschlossene Allianz und deren weitaussehende Konsequentien nicht zu negligieren,
sondern, da sich der neue Krieg wider Frankreich darauf mehrenteils gründe, ent-
weder zeitig zu dissolvieren oder wenigstens kraftlos zu machen sei, so habe er Verjus,
doch nur für sein particulier, zu bedenken gegeben, der König von Frankreich möchte,
um den wider ihn beschlossenen Krieg zu verhüten und sich der jetzigen Konjunk-
turen und des Unwesens in Ungarn zu bedienen, ungesäumt den Ständen im ober-
rheinischen und fränkischen Kreise und anderen nahegelegenen Alliierten das Bündnis
vorlegen und anzeigen lassen, daß es unleugbar gegen ihn gerichtet wäre, daher er
nicht warten könnte, bis man sich und das Werk vollends gefaßt, er begehre daher,
daß sie dem Bündnis renunziierten oder ihn wenigstens genugsam versicherten, daß
sie wider ihn und seine Bundesgenossen dasselbe nicht gebrauchen, sondern mit ihm
und denselben in Frieden und gutem Verständnis leben wollten. Abdankung der
Völker könnte nicht wohl gefordert werden, da solche vermöge der Reichsschlüsse
geworben sind Diese Proposition wäre nicht den ganzen Kreisen, sondern jedem
750
V. Brandenburg und da* Reich 1G79 — 1684*
befehlen,1) zu sondieren, was für Gedanken man am französischen Hofe desfalU
führe, er wird auch mit seinen Alliierten. Dänemark und Münster, dan
kommunizieren. Sie sollen in allen ihren votis die incommoda belli auch
weiter vorstellen, worin ihm alle anderen friedliebenden Stande, besonder» die,
welche Durchmärsche, Einquartierung und andere vom Kriege d spendierende
Angelegenheiten fürchten, ohne Zweifel sekundieren werden. Mit vielen aber
in neue Eti gagein ente deswegen zu treten, mochte nicht wenig bedenklich sein,
dneh können sie allen WobMntentionierten seine aufrichtige Intention zur Mainte-
nierung des Friedens und Abwendung aller schildlichen Troublea und Weite-
rungen versichern, auch daß er im Fall der Not seiner bedrängten Mitstande
sich mit aller Macht annehmen werde.
Der Traktat mit Münster3) steht auf dem Schluß. An die sächsisch
und hannoverschen Hofe wird er Jena's Vorschlage gemäß schreiben lassen.
Der Kurfürst an die (iesandtschaft in Regeusburg. D. CWa
27- September/ [7. Oktober] 1682. (Gonc. Meimlora.)
[Die franzosische Deklaration, darauf bezügliche Verhaftungsbefehle.]
Kr teilt ihnen mit, was er wegen der von den französischen Ministem h
Frankfurt und auf dem Reichskonvent getanen Deklaration1) und anderer
Stand besonders zu tun und geschwinde kategorische Antwort zu ur gieren, damit
solche erfolgte, hatte der König Miene und Anstalt zu machen, eine Arme« gegen 6sa
Neckar und darüber in Franken und Hessen avancieren zu lassen« Da keine Arme*
vorhanden und die Kaiserlichen in Ungarn zur Genüge okkupiert seien, so werde ein
jeder sich lieber zu saldieren suchen, als die Franzosen sich auf den Hals liehen.
Verjus habe die rationes und momenta ganz wohl begriffen und spüren lassen, daß
sie ihm gefielen und er davon referieren wollet
Es stände tu erwägen, ob KT nicht bei K. Sachsen und C alenberg antrafen
lassen wollte, was es mit dem Bündnis und dem Marsch ihrer Völker für einen Ver-
stand habe, ob sie gemeint seien, dieselben an die (i reuzen des Reiches gegen in
Rhein zu schicken oder die k. brandeuburglscheu Lande beziehen in lassen.
Es scheine nützlich, diesen Bund zu dissel vieren oder unschädlich tu machte,
ehe er seinen Effekt erreiche oder die Volker »ich konjungieren* Wenigstens hatte
man zu Abwendung der Durchmärsche und Einquartierungen ein Gegenuändai*
aufzurichten, auch einen und anderen Stand von Nehmung der Quartiere bewqgliek
zu dehortieren.
■) S. oben S. 443 f.
=) Die Allianz vom 14* September 1632 (Londorp XI, S, 435flV; % Mürnrr,
S, 433 ff.), & unten.
*) S. die Deklaration vom 23< September |fJ82 (Londorp XI, S, 357).
Die französische Deklaration. Das österreichische Votum. 751
Angelegenheiten halber an die rheinischen Kurfürsten und anCrockow»)
geschrieben hat. Sie sollen sich danach richten, die andringende Gefahr bei
allen Gelegenheiten vorstellen und sich mit den Gesandtschaften der wohlinten-
tionierten Stände bemühen, daß, wo nicht die französischen Propositionen
angenommen, doch wenigstens vor Ablauf des von Frankreich gesetzten Termins
Handlung darüber zugelegt and bei dessen Entstehung dem Kriege und anderem
davon dependtarenden Unwesen nicht die Tür geöffnet, oder doch Frankreich
veranlaßt werde, schwerere und härtere Bedingungen vorzuschlagen.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
6./16. Oktober 1682.
[Das österreichische gegen das magdeburgische gerichtete Votum, ihre vorläufige
Erwiderung.]
Zu der franzosischen Deklaration ist zwar zu Rat angesagt worden, es 16. Okt.
wurde aber im fürstlichen Kollegio bei der Proposition von Österreich und auch
von anderen angezeigt, daß dieselbe den Prinzipalen zugeschickt wäre und man
Instruktion darüber erwarten müßte.
Vorigen Sonnabend sind') in einem weitläufigen voto die von Magdeburg
am 6. Mai und 8. August zu Beibehaltung des Friedens abgelegten vota von
Österreich öffentlich unter dem Namen einer Gegeninformation durchgegangen
und perstringiert, und sind darin auch der König von Frankreich und die
Stande, welche sich mit Magdeburg konformiert haben, touchiert worden. Sie
haben am nächsten Ratstag darauf geantwortet und ihre Thesis mit wenigem
behauptet Da sie das österreichische votum nicht so bald bekommen konnten,
hatten sie keine Zeit, die specialia zu berühren. Sie erwarten, was Kf. ihnen
deswegen weiter befehlen wird.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
13./23. Oktober 1682.
[Der Reichsschluß über die Korrespondenz mit dem Deputationskonvent in Frankfurt
Beratung über den Bericht des k. mainzischen Direktoriums daselbst]
In betreff des commercii oder der Korrespondenz zwischen dem hiesigen 23. Okt
Reichs- und dem Deputationskonvent zu Frankfurt ist endlich ein Reichsschluß
i) S. Pufendorf XVIII, § 59 (S. 1438); ürk. u. Akt XIV,2, S. 1044ff.
') S. Pufendorf XVIII» §54 (S. 1432 f.).
752
V. Brandenburg und das Reich 1679 — ]
zustande gekommen und ist dieser1) dem Kaisert. Prinzipal komm issar <
h\ Mainzischeu hin*ktnrinm notifiziert und auch dem Direktorium in h
zugeschickt worden. Nachdem auch zu dem Bericht8) des FL Mainzischeu I*trrt-
hiriiimain Frankfurt, nach welchem die dortigen Deputierten schleunige KesoJiti»
über die franzosischen Ueklarationcn erwarten, zu Rat angesagt worden, H
ihnen dieses Gelegenheit gegeben, im Fürstenrat das vorzustellen, was Kf. ih*Ä
am 27. September wegen Antretung und Beschleunigung der Handlung 8
französischen Fnedenspronositinnen vor dem Ablauf <les Termins an befühlte.
Der Kurfürst an die (Josand tschaft zu Regeoftbufg, D. P<
15. /S5. Oktober 1G82. (Conc. Meindcre,)
[lief cid, streng an den kurfürstlichen Prärogativen festen hallen.]
— habet Ihr wohl getan, gereichet uns auch zu gnädigstem üV
fallen, daß Ihr im Collcgio Electorali nehst denen anderen Chiirfürstlicfaen
Ministris so beständig über die ('hurfürst!. Praeeminentien gehalten and
selbige defondieren helfen. Wir wollen hoffen, daß, da man nun mh
so großer Mühe, und Kosten eine und andere merkliche IVaerogativ fir
denen Fürstlichen erlanget, man darunter keineswegs das allergeringste nach-
gehen noch von den Fürstlichen auf einiger! ei Weise sieh davon veri
lassen werde. Sollte wider allos Verheilen einer oder andere im < burf.
ColJegio hierunter keine gnugsame fermete bezeugen und sich zu tw
oder anderen pniejudicier liehen Temperament verstehen, so können and
werden wir doch nimmermehr darin willigen und habet Ihr auf aotanea
unverhofften Fall solches mit klaren und deutlichen Worten anzu-
zeigen, uns auch protestatio alle competentia per expresaum vorzu-
behalten. —
Der Kurfürst an die Gesandtschaft in Regeneburg, D. Poti
18./ 28. Oktober 1682.')
[Befehl, das ottemichisefae Votum ausführlicher zu tieanl vorteil. Keditfertigun;
seiner Politik.]
^8. Okt. Er hat aus ihrer letzten Relation mit Befremdung ersehen, daß ihn? toll
seitens Österreichs mit so scharfen, teils unbegründeten, teils gar nicht inr
') S. Pachner v. Eggenstorff II, (S. 400f.).
s) d. Frankfurt 12, Oktober 1683 (ebendaselbst S. 397 ff.)t
3) Konzept von Meinders' Hand. S. Pufendorf XVtll, J 55 JB. 1434),
Rechtfertigung der Politik des Kf.
753
Sache dienenden Expressionen vermeintlich remitiert und durchgezogen sind.
Sie haben wohlgetan, daß sie darauf sofort etwas Weniges vorgestellt haben,
er halt aber für notwendig, daß dieses votum und die darin enthaltenen anzüg-
lichen irrigen and unverdienten Zensuren seiner bisherigen Aktionen dem ganzen
Reich etwas deutlicher und umständlicher vorgestellt werden. Sie sollen eine
Erwiderung darauf entwerfen und ihm übersenden.
Wir wissen Gott Lob was wir Ihrer Keys. M* hohen Person für
Devotion und Respect schuldig, und wie wir zn dero Erhebung auf den
keyserlichen Thron denselben eigenem Gestandnus nach nächst frott das
meiste getan, also werden wir auch die Schuldigkeit, womit wir I.K. M.
verbunden, nimmer aus Augen setzen« Daneben aber sein unsere dem
Heil, Rom. Reich geschworene harte und schwere Pflichten auch bekannt,
wir sein unter L K. M. und des Reichs innersten und nahestcn Räten
und würden es weder für Gott noch dem Vaterlande verantworten können,
wann wir in einem so gefahrlichen Zustand, worin dasselbe teils durch
den Nim wegischen Frieden teils durch andere unglückliche Verhängnisse
geraten, unsere Meinung nicht sowohl I. K. M. ab dem ganzen Reich
in consessu et consilio publice statu um aufrichtig und deutsch zu er-
kennen geben sollten« — Baß wir des Reichs wahren Zustand, nom blich
dessen schlechte Verfassung und Schwachheit, in consilio iuaperii vorge-
stellet, dazu wünschten wir keine Ursach gehabt zu haben, — wir
würden uns ja aber für der ganzen Welt prostituieren, wann wir der-
gleichen vota führten und eine so offenbare bekannte Sache anders vor-
stelleten. Ihrer K. M. hohe Person und schuldiger Respect ist im gering-
sten nicht berühret und wird uns zur Ungebühr imputiret, daß wir
solchen angegriffen. Was vom König in Franckreich und dessen Kriegs-
verfassung und Macht angeführet, ist gar für keine Exaggeration zu
achten, sondern solches leuchtet manniglich in die Augen. Auf zu-
künftige ungewisse Zufalle kann man mit Vernunft keine consilia gründen,
dieselben stehen in Gottes Händen und müssen verstandige Ratgeber
nach den Conjuncturen und Zeiten, wie sie laufen und vom 1 luchsten
verhänget werden, sich in ihren Ratschlägen richten. Was von denen
französischen Maximen und von der königl frantzosischen Regierung
so odiose angeführt, lassen wir dahin gestellet und haben nicht nötig
uns desfalls einzulassen, noch ihre Apologie zu machen, Wer zu Ver-
größerung der frantzosischen Macht das meiste contribuiret, solches zeigen
die acta publica et series rerum gestaram, insonderheit können wir uns
nimmer ohne sonderbare mortiücation und Betrübnis erinnern, daß eben
zu der Zeit, da der König in Franckreich den Krieg wieder den Staat
Mftter. i. Go*ch. d, G. Kurfürsten. XIX. 48
v. Bttttdtabiitfi und ijAi k-ich UWJ— 1684*
doclarirct uiul I, K. M. mit uns zu Abwendung der dem Weich androhen-
den Gefahr ein Bündnis gemacht, auch zu dessen Exocurion Ihre arme«
mit der unsrigeu würklieb conjungiret, dennoch ex pacto et foodere
secreto dem Gen. L Montecucoli dio Hände dergestalt gebunden gewesen,
daß er das allergeringste wieder die damaligen Reichs feinde, als die
königl. IVunf/jtäische armee and seihiger Krön Allürte, nichts fürzune:
vermocht, uns auch damalen in die Notwendigkeit gesetzet, daß, wofern
wir nicht unser n Staat in die höchste Gefahr und augenscheinliche Ruin
stürzen wollen,» wir mit dem König in Franck reich wider itnsern WUleo
einen Frieden, so gut wir ihn erhalten könn.n, machen und wdtik
müssen. Was hornacher vorgegangen, ist Euch bekannt und bedürft Ihr
desfalls keiner Information. Dieses aber wird uns gar ohne Granu
iinputiret, daß wir unsern Geh. Rat Me Inders ohne I. K, M. oder Jero
ministrorum Vorbewußt et absque praevia cominunicatione nach Franck-
reich geschicket. Es können und müssen die zu Nim wegen geweseae
keyserliche Gesandte hieven 'in ganz ander Zeugnis gebet», dann mit
denselben ist gedachter unser Geh. Rat nicht weiniger als unsere daina
ambassadeurs aufs vertraulichste ürabgangen, er, Meindera, ist fast ein
Jahr daselbst gewesen, ehe er die lieise nach Paris angetreten, hat auch
solche nicht anders als praevia coramunieatione mit den Keys. Gesandten
und lange nach gemachtem holländischen und spanischen Frieden für-
genommen, ihnen auch seine ganze Verrichtung« couuniiuiciret, welche
kürzlich und hauptsächlich darin bestanden, wie wir unsere 8j
— desto besser erlangen und die frantzosische Gesandtschaft zu Ni
we^en ilrsii]]> he hörige Ordre und Instruction bekommen mochte.
Der Succeß und der eventus selbsten hat dieses aller ^Velt so klar t\
die Augen gestellet, daß woll niemand im geringsten daran zweift
kann. Ja absehen die Keyserliehe und andere in der damaligen Reicl
partei gestandene Alliirten einen particularen und separaten Frieden
gemacht und uns darin der feindlichen Partei nicht allein ab&n-
donuiret, sondern auch derselben alle Commoditäten, ura uns Aß
besser zu bekriegen, in die Hand gegebon, uns aber alle DefensionsmittrK
wie bekannt, abgeschnitten haben, ist gedachter unser Geh. Rat dennoch
ohne einzige Verrichtung aus Franckreich wieder zu uns kommen und
haben wir, wie auch L K, M. zu Dennomarck dennoch bei der gutca
s.n ibe so lange gehalten, bis uns das Wasser gleichsam an die Seele
gegangen und wir nirgends in der Welt Trost noch liettung linden
können — , da wir dann endlich wie auch L IC M. zu Detttiemarck
Rechtfertigung der Politik des Kf. 755
der Not weichen und einen Frieden mit solchen Conditionen, als wir sie
erhalten können, annehmen müssen. Man ') tut uns Unrecht, wann man
uns beimessen will, als wann wir andere Stände des Reichs ohne höchst-
dringende Not vom Reich abzuvotiren und zu reißen geneigt wären.
Wir haben garkeine Lust daran und möchten wünschen, daß wir der-
gleichen nicht vor diesem selbst erleiden müssen, als man . una. wider
unsern Willen Vorpommern abgedrungen und des Friedens halber einer
frembden Krön cediret, oder daß man itzo nicht höchste Ursach hätte,
zu Abwendung größeren Unheils an Franckreich dergleichen zu tun.
Euch sein andere dabei einlaufende Umbstände bekannt und habt
Ihr, wie vorhin gedacht, einen Entwurf zu machen und uns solchen zu-
zusenden, unnötige Weitläufigkeiten darin zu vermeiden, die Wahrheit
aber auch und was zu Justification unserer Conduite diensamb darin
nervöse vorzustellen, worauf Ihr dann mit unserer ferneren Instruktion,
versehen werden sollet. — *)
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
20./ 30. Oktober 1682.
[Beratung über das K. Cölnische Memorial. Jetzige Interpretation der Laxenburger.
Allianz.] .,
Über das K. Cölnische Memorial,1) die besorgende Einquartierung betreffend, 30. Okt.
ist in den beiden höheren Kollegien ordentlich deliberiert worden. Im kurfürstl.
Kolleg ist schon ein Konklusum zustande gekommen, worin der Kaiser ersucht
wird, K. Cöln so an die Hand zu gehen, daß dessen Lande mit eigenmächtiger
Einquartierung und unbilligen Kontributionen verschont und wider alle Gewalt
') Randbemerkung: .Auf gnädigsten Befehl S. Chf. D. ist dieses hinzu getan."
*) J. und Seh. senden 10./20. November 1682 den Entwurf einer Beantwortung
des österreichischen Votums ein, Kf. aber, dem das zu lange gedauert, hat inzwischen
schon im Geheimen Rat eine solche entwerfen lassen, laßt dann einiges aus ihrem
inzwischen eingetroffenen Entwurf hinzusetzen und übersendet ihnen (d. Potsdam
21. November/ 1. Dezember 1082) dieses Votum mit dem Befehl, es abzulegen. Das-
selbe ist dann unter dem Titel: „Die Churf. Brandenburgische in dem Fürsten-Raht
auf gegenwärtigem Reichs-Tage wegen Magdeburg abgelegte* Vota vindiciret von denen
beschwerlichen und unerfindlichen Auflagen, womit dieselbe in dem Oesterreichischen
Voto beleget werden wollen. Anno 1682" (4°, 22 S.) gedruckt und veröffentlicht worden.
Auch gegen das Hessen-Casselsche Votum, in welchem das Magdeburgische Jiominatim
perstringiert worden sei, befiehlt Kf. den Gesandten (d. Potstam 28. November/
[8. Dezember] 1G82), ausdrücklich zu remonstrieren. ..
«) S. oben S. 749.
48»
756
V. Brandenburg und das Reich 1679— 1684,
geschützt würden, im Fürstenrat wird wohl heute auch das Ronklusuin eröffnet
werden. Was sie bei dieser Gelegenheit in beiden Kollegien für vota, in specie
der sogen, fränkischen Allianz halber, geführt haben, wird Kf. aas den Proto-
kollen ersehen, ebenso wie Österreich und andere mit demselben Haltend«,
besonders Bamberg, dieses foederis halber sich jetzt expliziert und wav
Interpretation sie darüber gegeben, daß man nämlich dadurch weder das arbi-
trium belli et pacis an sich allein Hl ziehen, viel weniger das Reich in einen
neuen Krieg einzuführen gemeint und dasselbe zu keines Menschen Offensten
und Irritierung, allein zum Schutz gegen fremde Gewalt angesehen sei, auch
wie Operone Österreich alles abzulehnen gesucht, was Magdeburg und ändert
wider diese Allianz angeführt haben,1)
G. V, Jena und Schönbock an den Kurl'ürstcn. D. Rcgensp
24. November / 4, Dezember L688-
[ Beratung Im Fürstenkolleg über die französischen Vorschi Fige. Der dänisch -gotter*
tische Streit. Erklärungen der Alliierten über die L&xcnburger Allianz. Hcim»
Memoruü Verjus'.]
4. Dez, Im Fßrstenrat hat man über die Friedensangelegenheit heute vor acht Tagen
und Samstag ordentlich deliberierL Die vota sind meist sehr weitläufig aufge-
fallen, darunter viele einen Universal frieden haben wollen, und sind auch
manche anzügliche Formalien wider Frankreich abermals gebraucht worden.
Seitens der Wohlintentionierten hat man das Vorige wegen Beibehaltung de*
Friedens und Annehmnng der französischen Konditionen wiederholt
Schwedisch - Bremische hat das hols te in -gottor fische Votum dem vor-
pommerschen annektiert und dabei auch zugleich wegen der zwischen dem Körnt: von
Dänemark und dem Herzog von Gottorf entstandenen Streitigkeiten *) einiget
vorgestellt. Ihnen und anderen hat er sofort gesagt, der Herzog verlangte nicht,
daß dieses Werk in Diskussion kommen oder ein Gutachten darüber abgefaßt
werden sollte, sondern er hätte es nur als ein vornehmer Fürst des Reiche«
seinen Mitstandcn vortragen lassen wollen, was man dahingestellt sein laßt
Sie haben dem Gesandten zu verstehen gegeben, es wäre besser gewesen, hier
") Kf. erklärt sich (d. Potsdam 2./ [12.] November 1682} mit ihrem 1
durchaus einverstanden und bemerkt, die Worte in der Allianz seien viel zu klir,
als daß sie eine solche Explikation, wie man sie jetzt geben wolle (s. auch die
Apologia des sogenannten Wahleckscheu Rezesses hei \\ Rauchhar-Kurtte IL
ltöffOi leiden könnten.
*) S. Adelung, Kurzgefaßte Geschichte der Streitigkeiten der fTertng« tea
Holstein- Gutiorp mit der Krone Dänemark» S. 52 ff« und oben S, 5HT,
Beratungen über die französischen Vorschläge. Erklärimgeu über die Allianz. 757
nichts von diesen Dingen vorzubringen, weil dergleichen garnicht zu Appaisierung
der Gemüter diente.
Wegen der fränkischen Allianz haben sich Bamberg und Sachsen -
Gotha, wiewobl ohne dazu habende Gelegenheit nunmehr auch erklärt, mit
denen sieh die übrigen Allierten konformiert haben, bei welcher Gelegenheit
sie sofort einiges auf das, was Österreich und andere deshalb angebracht,
glimpflich geantwortet haben. Im kurfürstL Kollegium hat der K, Mainzische
angezeigt, daß Verjus Ihm ein Memorial1) nebst der von seinem König erhal-
tenen Vollmacht zugestellt habe, wonach derselbe bis zum 1. Februar des fol-
genden Jahres die vom Reich an ihn gelangenden Friedenspropositionen anhören
und darauf schließen mochte; es hätte solches den Verstand, daß der König
von Frankreich., obwohl davon in dem Memorial nichts enthalten, bis zum
L Februar mit ferneren Reunionen einhalten wollte*
G. v, Jena und Sehönheek an den Kurfürsten, D* Regenspurg
l./l 1 . Dezember 1682.
[Korrelation zwischen dem kurfüratl. und dein fürstl. Kolleg. IL Main*7 Verlangen,
die Deputation in Frankfurt aufzuheben.]
Die publike Korrelation zwischen dem kurfürstL und dem fürstl. Kolleg IL De*,
ober die von beiden gefaßten conclusa hat begonneu. Da aber das fürstliche
auf alle in Ansage stehende Materien und also zugleich auf das kaiserliche
Kommissionsdekret, betreffend die securitas publica, und die Relation der Reichs-
deputation zu Frankfurt, gerichtet war, das kurfürstliche aber nur von den
französischen Deklarationen bandelte, so verlangten die Fürstlichen, daß man auch
über die übrigen Materien sich vernehmen lassen mochte, worüber man auch
vorgestern ordentlich deliberiert hat. Die mehreren haben gemeldet, daß sie
wegen jenes kaiserl, Koiomissionsdekrets noch nicht mit Instruktion versehen1,
daß aber deswegen die Traktaten mit Frankreich nicht aufzuhalten, sondern
möglichst zu befordern seien«
Der Kt Mainzische hat ihnen und anderen mitgeteilt, man merkte wohl,
daß ein Teil der Deputierten nicht von Frankfurt weg wollte,3) K. Mainz aber
hielte für das beste, daß man von dort fortkäme. Sie haben geantwortet, nach-
dem die franzosische Gesandtschaft von Frankfurt abgereist, die Konferenz also
aufgehoben und der hiesige franzosische Bevollmächtigte sich legitimiert, hier
zu traktieren, könnte man nicht sehen, was die Deputierten in Frankfurt von
Reichs wegen ferner machen sollten.
■) S. Londorp XI, S. 522.
*) S. unten die Relation v. Caaitz's aus Frankfurt vom 3, November 1682,
758 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfftrsten. D. Regenspurg
8./18. Dezember 1682.
[Beschluß des kurfürstl. Kollegs. Von K.Mainz beantragte Vorstellung an
den Kaiser.]
18. Dez. . Der Schluß des kurfürstl. Kollegiums ist adjustiert worden, sein Inhalt ist.
zuvörderst sei dahin zu sehen, daß die Traktaten mit Frankreich eifrig ange-
fangen und kontinuiert und der Friede je eher je besser festgestellt werde, weil
darin vornehmlich die Sekurität des Reichs bestehe, nachher konnte der Punkt
der Sekurität um so . leichter vorgenommen, die Reichsverfassung desto be-
ständiger adjustiert und dem Kaiser wider den Erbfeind mit besserem Nach-
druck an Hand gegangen werden. Fürstlicherseits wurde verlangt, daß dieser
Beschluß dem vorigen annektiert und nicht ein neuer formiert werde, die Kar-
fürstlichen aber haben remonstriert, man habe zu verschiedenen Zeiten über die
in Ansage gestandenen Materien deliberiert und daher lasse sich das letztere
nicht in den vorigen Schluß bringen, es wären auch verschiedene Dinge, and
so ist es dabei verblieben.
Der K. Mainzische hat im kurfürstl. Kolleg vorgeschlagen, den Kaiserin
ersuchen, seinen ministris hier und an anderen diensamen Orten zu befehlen,
sich über die französischen Vorschlage gütlich einzulassen und die Friedens-
8tabilierung zu befördern, und zwar möchte, da eine eigene Abschick ung des-
wegen bei dem engen Termine nicht möglieb sein wqrde, dieses den Residenten
am kaiserl. Hofe aufgetragen werden; die Wohlintentionierten haben sich damit
einverstanden erklärt. *)
G. v. «h»na iukI Scliönbeck an den Kurfürsten. D. Kegenspur«!
15./ 25. Dezember 1682.
[Vorschlag des kurfürstl. Kollegs, zunächst die <|uaestio an vorzunehmen. Verwendung
für die Evangelischen in Schlesien und in Frankreich.]
J5. Dez. Im kurfürstl. Kolleg ist für gut befunden worden, da man mit dem fürstl.
Kolleg sich nicht einigen könnte und doch dahin zu sehen wäre, daß die
Traktaten mit dein französischen Bevollmächtigten hier förderlichst angetreten
würden, dem fürstl. Kolleg vorzuschlagen, es sollte von den beiderseitigen Be-
schlüssen abstrahiert und zunächst wenigstens die quaestio praejudicialis an
') *2'2. Dezember 1 C>82 / 1. Januar 1(>S3 melden sie, K. Bayern und K. Sachsen
wollten dabei nicht konkurrieren, die wohlintentionierten Kurfürstlichen aber hätten
beschlossen, es in Form eines gemeinsamen Schreibens zu tun, welches derk. mainiische
Resident in Wien übergeben solle.
Beratungen üb. d. Verhandl. mit Frankreich. Verwendung f. d. Evangelischen. 759
resol viert werden, es seinerseits meine, daß dieses affirmative festzustellen und
dem Kaiser zu rekommendieren sei. Im Fürstenrat aber hat, obwohl alle 'Wohl-
gesinnten sich darauf einließen und auch Bayern, Leuchtenberg, Freisingen,
Regensburg und Baden-Durlach beitraten, doch die Majorität erklärt, daß
man noch nicht mit Instruktion versehen sei.1)
Die Gesandten der evangelischen Stände waren vorgestern der bedrängten
Evangelischen in Schlesien und Ungarn halber zusammen und beschlossen, durch
zwei verschiedene Schreiben an den Kaiser für dieselben zu interzediercu. Der
K. Sächsische hat schon den Entwurf eines solches Schreibens zugunsten der
Sehlesischen diktieren lassen. Betreffend die vorgeschlagenen intercessionalia
an den König von Frankreich für die dort verfolgten Evangelischen machten
verschiedene Diffikul taten, besonders hesorgte man, es möchte mehr schaden als
nützen. Sie haben darüber bei Gelegenheit mit Verjus geredet Dieser riet
nicht zu einem gemeinsamen Schreiben an den König, ' erbot . sich aber,
die Sache demselben bestens zu repräsentieren, wenn ein und ander Gesandter
es von ihm in particulari begehrte. Dieses ist geschehen, er hat es wohl auf-
genommen und ziemliche Vertröstung gegeben.
Der Kurfürst an G. v. Jena.
D. Potsdam 27. Dezember 1682/ [6. Januar 1683].2)
[Auf die Relation und seinen eigenhändigen Rapport vom 15./25. Dezember. Sein
Entschluß, don Frieden zu befördern und an der Allianz mit Frankreich festzuhalten,
Mahnung zu vorsichtigem Verhalten.]
Er wünscht, daß die Traktaten mit Frankreich mit gutem Sukzeß fort- G.Jan,
gesetzt und der Friede mit demselben bei diesen ohnedem ganz gefährlichen
J) J. berichtet an demselben Tage, am 8./ 18. sei im Fürstenrat, in dem sie
beide erschienen wären, das magdeburgische Defensivvotum wider die österreichischen
Auflagen (s. oben S. 755) verlesen worden. Österreich hätte sogleich und auch
am folgenden Tage etwas darauf repliziert und Magdeburg mit wenigem darauf
geantwortet. Es sei alles glimpflieb und bescheidentlich abgegangen, Österreich habe
sich in den letzten Wochen moderater als früher bezeugt Magdeburg habe gar
wohl getan, daß es seine vorigen vota und seine Intention auf solche Weise justi-
nziert habe, man spüre, daß sein jetziges votum nicht wenig konsideriert werde.
Die Frage, ob die Traktaten mit Frankreich reassumiert werden sollten, sei im
Fürstenrat noch nicht resolviert worden, nur weil Österreich mit keiner Instruktion
dazu versehen sei, an dem die Geistlichen hingen. Österreich gehe nicht ins
Konklave und bindere dadurch auch die anderen, öffentlich zu sprechen, der kaiser-
liche Hof scheine geneigt zu sein, auch den anderen Termin vergeblich hinstreichen
zu lassen. Er habe vorlängst remedia vorgeschlagen, aber man habe aus Partikular-
abseben mit um zutreten Bedenken gehabt, wiewohl man es soüst gut ermessen habe.
a) Konzept von Meinders geschrieben. Vgl. das Reskript von demselben Tage
an Spanheim oben S. 455.
760
V. Brandenburg und das Reich 1679—1684,
Lauften befestigt werde* Wohin ratione conditionum seine Gedanken zielen, jjt
J. bekannt, er wird unverändert in der Allianz mit Frankreich beharren und,
so viel an ihm, zu keinem Widrigen den geringsten Anlaß geben, vielmehr aoca
weiter die Intention des Königs von Frank reich befördern und sich um Befestigung
des Friedens bemühen. Dessen hat er den französischen Gesandten bei Gelegen-
heit jedesmal zu versichern.
Ihbci aber [habt Ihr] hinfuro Euch alles Glimpfs und geziemender
Moderation gegen I. Keys. M. ministros und andere Gesandten, insonder-
heit die GL Bey ersehe und Ch, Sächsische wie auch die Füret).
Braunschweigische, ea wäre denn des uns gebührenden Tractainetib
halber, worin Ihr nichts nachzugeben, zu gebrauchen, mit dem französi-
schen Gesandten zwar vertraulich, jedoch behutsam und ohne änderet
deshalb einige Jalousie zu geben, nmbzugehcn, auch von allen Sachen,
welche Mißhelligkeiton, ombrage und Argwohn verursachen können, fleißig
und sorgfältig zu absfcrahheu. Denn gleich fast ganz Europa wegen der
großen Macht von Frankreich allarmirt ist und man nicht wissen kinu,
wie die Sachen endlich in Engel land und Ungarn ablaufen mochten, wir
auch bei so bewandten Umbständen, und da wir an allen Seiten von
verdächtiger Euch bekannter Nachbarschaft umbgeben, auf unsere Sicher-
heit bedacht sein müssen, also will uns obliegen, bei sota n er Bewandtnis
der Conjuncturen in unserer Conduite eine besondere Behutsamkeit zu
observiren. Welches alles Ihr auf Eure uns geleistete Pflichte zu
menagiren und uns ferner von allen Sachen ausfuhrlich Bericht abzu-
statten wissen werdet.1) Sonaten habet Ihr auch fleißig fiirzus teilen, wie
unmöglich es sei, daß der Keyscr nnd das B. Reich zugleich dem Türken
und König von Franck reich Widerstand leisten könne, —
') J. antwortet darauf 4./M. Januar 1663: „Des Französischen will, so vir! di*
Civil itfit zulasset, mich äußern, er kommt ziemlich oft zu uns, auch die anderen
Gesandten, so nicht wohl zu vorhüten. In particulari sind alle, keinen ausgenommen,
meine Freunde nnd insonderheit die Chursächsische gleichsam meine Confidentea«
wie auch die Braunschweig- hüneliurgischen» und demnach es bei den Teutechea
eine Vertraulichkeit zu stiften und zu erhalten pflegt, wenn man mit einander hm
und etwas über das ordinär trinket» also habe den Tag vor angelanget er Post Hlitfrt
30 Gesandten, Gesandtinnen, Cavalliers and Dames zu mir eingeladen und gestern
Mittags an einer vor so viele Personen vordem von mir bestellten Uvaltafel
die Nacht tradiert, da ich mit den vier obgenannten vornehmlich vertraulich redete,
von welchen ich wobl versichern kann, daß sie alles, was in ihrem Verrat
Erhaltung guter Nachbarschaft und Vertrauen zwischen E. Chf, D. und ihren lloma
tun werden, und stehet zu E. Chf. D. gnädigsten Gefallen, ob Sie mir nur ein
geueralia committieren wollen» damit ich desto täglicher Gelegenheit bähe,
Dinge zu incaminieren.4*
Mahnung zu vorsichtigem Verhalten. Das Reichsgutachten über die Friedensfrage. 761
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
5./ 15. Januar 1683.
[Zustandekommen eines Reichsgutachtens über die Friedensfrage.]
Im Fürstenrat ist am vorigen Samstag aber die Friedensfrage auch eine 15. Jan.
ordentliche Sitzung gehalten, und da die Directoria die Publizierung des Conclusi
bis zum ersten Ratsgang (welches vorgestern gewesen sein würde) verschoben,
so hat man kurfürstlicherseits, weil summum pericnlum in mora, eine außer-
ordentliche Zusammenkunft am Dienstag vorgeschlagen, was die Fürstlichen
auch beliebten. Nach Publikation des Schlusses des Fürstenrats wnrde darüber
sofort von den beiden höheren Kollegien referiert nnd korreferiert, da sie in
substantia einig waren, ohne Mühe ein gemeinsamer Schluß vereinbart, dieser
auch von den Städtischen angenommen, und so ist ein Reichsbedenken !) zustande
gekommen, des Inhalts, daß die Friedenshandlung mit dem franzosischen Bevoll-
mächtigten schleunigst anzutreten und fortzusetzen sei, und zwar konnte am
füglichsten in den drei Reichskollegien das Werk beratschlagt, darüber die
gewöhnlichen Reichsgutachten abgefaßt, der kaiserl. Kommission übergeben und
nach erfolgter kaiserl. Approbation die also verglichene Notdurft in des Kaisers
und Reiches Namen dem französischen Bevollmächtigten schriftlich übergeben
und dessen schriftliche Antwort und Erklärung auf demselben Wege an die
Reichsversammlung zurückgebracht werden. Dieses Reichsgutachten ist von
K.Mainz dem kaiserl. Prinzipalkommissar übergeben worden.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
12./22. Januar 1683.
[Kaiserliche Approbation der Fortsetzung der Friedensverhandlungen, Mitteilung
derselben an Verjus.]
Heute vor acht Tagen ist dem k. mainzischen Direktorium von der kaiserl. 22. Jan.
Kommission ein Dekret3) insinuiert, in welchem sich der Kaiser damit zufrieden
erklärt, daß die Friedensverhandlungen mit Frankreich hier weitergeführt würden,
doch dürften dieselben nicht präzipitiert und müßte in allem mit Vorbehalt der
kaiserl. Resolution und Approbation verfahren werden. Da durch diese kaiserl.
J) S. das Reichsgutachten vom 13. Januar 1683 (Londorp XI, S. 584; Pachner
v. Eggenstorff II, S. 427).
*) S. das kaiserl. Kommissionsdekret vom 15. Januar 1683 (Londorp XI,
S. 585; Pachner v. Eggenstorff II, S. 429).
762 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Resolution die quaestio an in effectu ihre Richtigkeit erlangt hat, so hat d»
k. mainzische Direktorium davon sofort den fürstlichen Direktorien Mitteilung
gemacht und ihnen zu bedenken gestellt, ob sie es nicht den übrigen Gesandten
vortragen und überlegen wollten, was darauf an den französischen Bevoll-
mächtigten zu bringen sei. Die fürstl. Directoria wollten sich dazu erst nicht
verstehen, endlich vorigen Montag ist dieses kaiserl. Kommissionsdekret doch
von Salzburg auch im Fürstenrat vorgestellt und ist darauf von allen drei
Kollegien einmütig beschlossen worden,1) daß diese kaiserliche Approbation der
quaestio an dem französischen Bevollmächtigten durch die kaiserl. Kommission
mitgeteilt werden solle. Der kaiserl. Prinzipalkommissar machte anfangs
Schwierigkeiten, hat aber schließlich seinem Obermarschall diese Verrichtung
aufgetragen.
Der französische Bevollmächtigte hat dem K. Mainzischen gesagt es
würde zu größerer Sicherheit der rheinischen Kurfürsten gereichen, wenn dt>
kurfürstl. Kollegium sich, falls es von dem ganzen Reich nicht geschehen sollte,
wegen der von seinem König offerierten Konditionen ante terminum gegen ihn so-
erböte, wie die desfalls gemachten kurfürstl. couclusa in sich hielten. Die kur-
fürstlichen Gesandten haben es ad referendum genommen, sie werden, wenn
sie nicht zeitig genug Instruktion erhalten sollten, sich der Majorität kon-
formieren.
G. v. Jena und Schonbeck an den Kurfürsten. D. Re^enspuri:
19./29. Januar 1683.
[Neue Mitteilung des Beschlusses über die Fortsetzung der Friedensverhandlungen
an Verjus. Meinungsverschiedenheit zwischen den Kurfürstlichen und Fürstliche
über «las einzuschlagende Verfahren.]
2i>. Jan. Weil man aus der Relation des Obcrmarschalls des kaiserl. Prinzipal-
kommissars, aus der Gegeninformation des französischen Bevollmächtigten und
aus allen anderen Dingen wahrgenommen, daß letzterer die Intimation nicht für
suffizient gehalten hat, andererseits aber aus dem der Relation hinzugefügten
Anhang und auch aus einem neuen kaiserl. Kommissionsdekret2) ersichtlich ist
daß der Kaiser auch rationc raodi mit dem Reich und dem desfalls abgegebenen
Gutachten einig ist, so hat man kurfürstlichcrscits um so mehr für notwendig
gehalten, dem französischen Bevollmächtigten sofort Nachricht davon zu geben,
dabei auch ratione termini einen Anhang zu machen, und wenn die Fürstlichen
darein nicht willigen sollten, es allein zu tun. her K. Mainzische hat dieses
') S. das Promeraoria vom 18. Januar 1G83 (Londorp XI, S. ;>8tf; Pachner
v. Eggenstorff II, 8. 4l>1» f.).
2) S. das kaiserl. Kommissionsdekret vom 27. Januar 1683 (Londorp XI,
S. 5S8; Pachner v. Eggenstorff II, S. 434).
Weitere Beratungen ober die Friedensfrage. 763
den fürotl. Directoriis angezeigt, darauf ist sofort am Samstag in allen drei
Kollegien beschlossen, daß die kaiserl. Kommission dem franzosischen Bevoll-
mächtigten auch von der völlig resolvierten qnaestio qnomodo Nachricht geben
solle. Noch an demselben Abend ist der kaiserl. Konkommissarins selbst zu
dem franzosischen Bevollmächtigten gefahren und hat ihm die Mitteilung gemacht,
wodurch das commercium zwischen diesem und der kaiserl. Kommission wieder
eröffnet worden ist. Der Bericht1) über die Verrichtung des Konkommissarins bei
Verjus ist auch in den Kollegien verlesen worden, auch letzterer hat ihm und
anderen einen Bericht darüber mitgeteilt.
Die Fürstlichen meinen, daß auf Grund der zu Frankfurt projektierten
Diskussion hier die Friedensunterhandlungen fortgesetzt werden sollen, die Kur-
fürstlichen dagegen, daß die am l./ll. Dezember 1682 von ihnen berichtete
Re- und Korrelation zu reassumieren und zuzusehen sei, wie sich beide Kolle-
gien über die kommunizierten conclusa vergleichen können. Das fürstl. Kolleg
hat darauf beschlossen, auch in materialibus ein neues conclusum zu verfassen
und zur Re- und Korrelation zu bringen.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
26. Januar/ 5. Februar 1683.
[Meinungsverschiedenheiten zwischen den Kurfürstlichen und den Fürstlichen. Mit-
teilung der Kurfürstlichen an Verjus.]
Die Versuche, zwischen dem kurfürstlichen und fürstlichen Kolleg einen 5. Febr.
Vergleich zu treffen, sind vergeblich gewesen. Die Fürstlichen meinen, da man
in dem bekannten concluso die Klausel gesetzt, daß erst, wenn keine besseren
Bedingungen in Güte zu erhalten, man auf die französischen Vorschlage Frieden
schließen solle, so hätte man sich zuerst zu bemühen, bessere Bedingungen zu
erhalten, dazu müßte man Traktaten abhalten. Dagegen haben die Kurfürst-
lichen ihnen remonstrieren lassen, dieses sei nicht der rechte Weg, um aus
der Sache zu kommen, dieses wäre die Hauptursache davon, daß sich die Trak-
taten in Frankfurt zerschlagen, der franzosische Gesandte würde sich darauf
ebensowenig hier wie dort einlassen, man sollte, wie zu Frankfurt schon unter
der Hand gewesen, dem französischen Bevollmächtigten eine Offerte tun, um
dadurch zu den Traktaten einen Ingreß zu machen, wozu aber noch zurzeit
keiner der Fürstlichen sich instruiert befunden hat Endlich ließ das kurfürstl.
Kolleg vorschlagen, da der Termin am Sonntag abliefe, sollte die kaiserliche
Kommission ersucht werden, dem französischen Bevollmächtigten zu melden,
daß man zwar im Werk begriffen sei, in der Sache fortzufahren, daß man aber
'). S. Londorp XI, S. 587 f.; Pachner t. Eggenstorff II, S. 435.
7G4
V. Brandenburg und da« Reich 167!)— 1HS4.
Sonntag
noch nicht hätte einig werden können, sich aber bemühen wollte, bald ans dem
Werk zu gelangen. Damit haben die Fürstlichen und Städtischen sich
glichen, und hat der kaiserl, Konkommissarius dieses Anbringen am
bei Verjus getan.1)
Mittwoch redete man im Fürstenrat weiter, wie die Konferenzsache fort-
Uen, und wurde gemeint, wenn die Kurfürstlichen nicht dem fürstl. codcIuso
naher treten wollten, so sollten beide diflerente Meinungen in ein conclusem
gebracht und dieses nach Re- und Korrelation dem Kaiser zugestellt
Die Kurfürstlichen aber haben beschlossen, zuniirhst in ihre Prinzipale de**
i eiren zu referieren. Da sie Bescheid darauf am spätesten erhalten können» so
werden sie sich sab rata mit den einkom tuenden mitrichten.
Auf Veranlassung von K. Mainz haben die Kurfürstlichem dem französi-
schen Bevollmäch tilgten ihre Beschlüsse vom 28. Juni/ S, Juli, vom i::.
vomber und vom L/ll. Dezember zugeschickt, derselbe hat geantwortet f*
wäre ihm lieb, er wollte diese cooclusa durch einen Expressen seinem Konir
zuschicken, er zweifelte nicht, dau es guten und besseren Effekt haben würde,
als wenn man mit der Diskussion die Sache angefangen hatte.
Der Kurfürst an v. Jena, D. Coln
6./16. Februar 168&
[Sein Festhalten au .seiner bLsherigeu Politik. Wunsch! daß die Vorhand taugen mit
Frankreich beschleunigt worden, Befehl, durch sein Verhalten gegen Vcrjus h
Anlaß Rum Mißtrauen zu geben,]
16. Febr. — Nun ist Euch unsere Intention und wie sehr wir den SoUofl
und die. Endseh aft dieser Negoziation verlangen, gmigsatn bekannt, und
gleich wir*) dabei einen Weg als den andern unverändert und beständig
verharren, also habet Ihr Euch in Euren votis darnach untertänigst zu
achten und dabei niemanden zu einiger Aenderung die geringste Appa-
renfc oder Hoffnung zu geben, znmalen bei denen jetzigen Lauften, und
da von verschiedenen Orten von einiger Aenderung in unser n OOBflüiifl
und bisherigen Mesuren allerhand, wiewoll unbegründete Sparuiinenten
und ertichtote Zeitungen herumbgeschrieben und ausgebracht werden,
wie Ihr dann von solcher unserer beständiger Intention in denen publica
votis ein und anders vorzustellen Gelegenheit und Anlaß nehmen könnet
') S. die PropositioD Mey's und die Antwort Verjus1 (diet. 1. Februar;
32. Januar 1088) Lomlorp XI, S. 588; l'aehuer v, Eggenstorff 11» S, 435,
J) Vgl, das Reskript an Span heim von demselben Tage oben S, !
Festhalten d. Kf. an seiner bisherigen Politik, Wunsch schleunigen Fried ensschlusses, 765
Was wir deswegen iiüd sonsten an unsern Schwerin rescribiret,1) solches
zeiget der copey liehe Beischlaf), wornach Ihr Euch Eures Ortes auch zu
achten und alles, was zu Beförderung des Friedens unruermehr gereichen
kann, Eures Teils willig und ohne einziges ander Absehen beizutragen
habt, wie wir dann keine Ursach sehen, welche Euch abhalten können,
dasjenige, was nomine collegii Electoralis an den frantzösischen Plenipo-
tentiarium Comte de Cressy m bringen von Oh. Mayntz und anderen
gutgefunden und proponiret worden, unsertwegen pure mit au appro-
biren. Es würde auch außer Zweifel die Traetaten sehr befordern 7 wenn
es nomine Imperii dahin gebracht werden konnte, daß man sofort und
ohne einige Weiterung zur *Sache seibaten schritte und an Franck reich
eine würkliche Offerte täte. Wir wollen nicht hoffen, daß man an
I. Keys, IL Seiten von dem Reichsschi usse abgehen und andere Materien
in diese Handlung vermischen, absonderlich wegen der italienischen,
spanischen und anderer auswertigen iuteresse solche traisniren oder mit
unnötigen und weitläufigen Discussionen die Sache aufhalten werde,
und habt Ihr dieser wegen mit denen Woll Intention irten auch die Not-
turft ferner und auf alle dienliche Weiae und Art zu beobachten* —
P- S. Auch weil wir von Paris1) und sonsten ein und ander Nach-
rieht bekommen, als wann Ihr Eure bisherige Art und Manier von (on-
vexsation mit dem Comte de Cressy dergestalt und so merklich gelindert,
daß dieser daraus gar eine froideur deuten und andere solches als ehe
Aenderung in unsern consiliis auslegen und sich nicht wenig damit
llattircn sollen — als befehlen wir Euch gm, daß Ihr — durch Euer
Comportement und Ootiduito m keinen dergleichen Ombragen und un*
begründeten Spargimenten Ursach gebet.1)
') S. Pnfendorf XVIII, §82 (S. 1491); r. Orlicfa II, S.4%ft\; ürfc u. Akt.
XIVV2, S, 1052 ff,
*) S* die Rektion Spanheims vom 29. Januar \ii$3 oben S. 45G.
3) 3. antwortet darauf Hi*/26, Februar 1683, er könne sich nicht erinnern, daß
er Yerjus oder anderen durch sein Kfiraportcment dio geringste Ursache zum Miß-
trauen gegeben habe, derselbe habe dergleichen auch gegen ihn nicht merken lassen,
sondern vielmehr kon testiert, daß er mit seiner Konduite zufrieden sei, er sei neulich
mit seiner Gemahlin sein Gast gewesen und habe ihm vertrauliche Mitteilungen
gemacht. Jene Gerachte gingen von der Gegenpartei aus, die dadurch die Gemüter
irre in machen suche. Kf* erwidert darauf 24. Februar / 6, März 1683, er solle «war
seineu ihm bekannten consiHis bestandig inhärieren, aber sich auch gegen die andere
Partei mit allein Glimpf, Moderation und Behutsamkeit betragen, so daß keinem Teile
zu Schöpfung unzeitiger Ombrage Anlall gegeben werde.
V. Brandenburg und das Reich 1679— J^M,
per Kurfürst an die Ucgensburgischc Gesandtschaft. D. Culn
17;/[27.] Mfirz 1083. (Göne. Moindere.)
[Unmöglichkeit, der dem Reiche drohenden doppelten fiefahi zu widerstehen* BcWil
auf einen Vergleich mit Frank reich zu dringen.]
-?■ Mto Er vernimmt mit nicht geringer Verwunderung, daß, obwohl die Türken-
gefahr mehr und mehr zugenommen hat, gleichwohl auf die dagegen tu
ergreifenden wahrhaften Mittel, Stiftung eines innerlichen Vernehmens in der
Christenheit und Versicherung des Reiches gegen die benachbarte, in so t&mh
dabier Verfassung stehende Krone Frankreich, so wenig gedacht und die
Friedonsbartdhmg dort so kaltsinnig getrieben wird.
Wir unsere Urts sind bei so bewandteu Umbstäuden vor des L
Vaterlandes Wollfahrt und wie dieselbe annoch zu erhalten nicht wenig
besorget, wollen auch nicht ermangelt], alles das noch ferner zu tun.
was zu desselben Salvirung einiger Gestalt gereichen kann, befehlen Euch
auch hiemit in Gnaden,1) nicht allein in uiisren votis eowoll in {'«llegia
Electorali als Priucipum die dem Reich bevorstehende doppelt« Gefahr,
die pur lautere Unmöglichkeit, derselben zugleich zu widerstehen, und
daher entspringende ine vi table Neoessität, mit der Crem Franck reich sich
so schleunig und auf so gute conditiones als möglich zu vergleichen,
mit allen behörigen l rabständen aufs beweglichste nochmalert
stellen, sondern auch sowoll bei denen kaiserlichen ministris als denen
übrigen Gesandten durch absonderliche Zuspräche in ihren Ilausern eben
dergleichen remonstrationes nach Beilüden zu tun, auch Euch beiderseits
dahin zu bearbeiten, daß von anderen Wollgesi unten dergleichen gQtt&et
und die Friedenshan dl ung mit Franck reich nunmehr mit Ernst voifn-
') Sehen am 23, Januar / [2. Februar] UM hatte Kf. (jl Pufeiidorf XYlll,
§88 5. MGTf.) der Gesandtschaft geschrieben; „Befehle« Kuch hiemit in ünadfii,
sowohl bei Ablegnng unserer vetonun in publice als Senaten bei allen Gelegenl
das Werk mit allem Ernst und Eifer dahin unter hauen tu helfen, daß man den
kürzesten und geradesten Weg in dieser Mache gehen und bei üor dem Reiche **»
Oriente et oeeidente anscheinenden Gefahr sich sobald in<"jglidi an einet s
hehörige Sicherheit stellen möge, umb an der anderen des Reichs und der
allgemeinen Christenheit Bestes umb so viel hesser und nach4röokl icher beobachten
tu können."
Unmöglichkeit, der doppelten Gefahr in widerstehen. 76?
nommen und so gut als bei dem jetzigen schlechten und gefahrlichen
Zustand des Reichs zu erhalten, festgestellet, auch alle unnötige — Weit-
läufigkeit dabei abgeschnitten werden möge. —
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. DL Regenspurg
27. April/ 7. Mai 1683.
[Sie haben veranlaßt, daß von den Kurfürstlichen über eine Erwiderung auf das
von dem Prinzipalkommissar übergebene anzügliche Schreiben der Fürstlichen
beraten wird.]
Da das kurfürstl. Kolleg auf die neue Instanz des fürstlichen erklärt hat, 7. Mai
von seinem früheren Konklusum nicht abgehen zu können, so hat dieses den
kaiserl. Prinzipalkommissarius ersucht, seine officia bei dem kurfürstlichen zu
interponieren, ob dieses etwa auf andere Gedanken gebracht werden könnte,
damit man in der Gute aus der Sache gelangen könnte, oder aber, ob es zur
Inserierung beider diskrepanter Meinungen in ein commune conclusum disponiert
werden möchte. Dieses ist auch geschehen, der Bischof von Eich statt hat vor-
gestern den K. Mainzischen zu sich gebeten, ihm dieses alles angezeigt und
auch zu. verstehen gegeben, daß der Kaiser sonst andere mesures nehmen
müßte, er hat auch den ihm von den Fürstlichen pro memoria ü bergebenen
Aufsatz dem K. Mainzischen zugestellt Als dieser die Sache im kurfürstl.
Kolleg vortrug, waren die anderen der Meinung, das communicatum sei an die
Prinzipale zu schicken und Befehl darüber einzuholen, sie aber haben zu
bedenken gegeben, es seien allerhand schwere imputationes darin, ein minister
könnte dieselben nicht so schlechter Dinge ad referendum nehmen, sondern
wäre verpflichtet, seines Herrn Intention zu justinzieren. Man hätte das Memo-
rial entweder mit Glimpf zurückzugeben oder wenigstens förmlich darüber zu
konsultieren und den kaiserl. Prinzipalkommissar zu ersuchen, den Fürstlichen
zuzusprechen, damit diese der Meinung der Kurfürstlichen accedierten. Dabei
blieb es, und man wird heute oder morgen ordentlich davon reden.1)
]) Am 4./ 14. Mai berichten sie, daß dieses geschehen sei und daß die Majorität
beschlossen habe, in einem Memorial auf den Aufsatz der Fürstlichen zu antworten,
die darin enthaltenen harten Ausdrücke gebührend zu ahnden und diese Erwiderung
dem Prinzipalkommissar zuzustellen. Am 11./21. Mai melden sie,, die Sache sei
dadurch in einen anderen Stand gekommen, daß letzterer das. fürstliche Memorial
zurückbegehrt, sich entschuldigt und gebeten habe, von einer Erwiderung auf das-
selbe abzustehen, dazu seien auch die Kurfürstlichen bereit, doch wollten sie sich
nicht übereilen und die Sache doch, wenn auch ebne es aufs Papier zu bringen,
ahnden.
7(iK
V. Brandenburg und das Reich 1G79— 1G84.
(1, V, Jena und Schiinl.n*ck an den Kurfilrsten.
D. Regeaspurg 29. Juni/ 9, Juli 1683J)
[Das neue Koni m is si o nsdck rot J
iL Juli Der kaiserliche Prinzipalkommissar hat dem K. Mainzischen ein Dekret1)
zur sofortigen Diktatur mitgeteilt, betreffend das Friedenswerk mit Frankreich.
Ks ist großenteils aus der Frankfurter Deduktion genommen, ist sonst etwas
scharf eingerichtet und enthält ziemlich starke commimttioims. Per Kaiser
verlangt über diese Proposition ein ungesäumtes Relclisgutachten oder soi
Vorschlüge, wie zu dem Friedenswerk zu gelangen.1)
G, v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspul]!
6./1& Juli 1683.
[Die Türk enge fahr. Das darauf bezügliche kaiserliche Kommission »de Ire!.]
15, Juli Der kaiserliche Prinzipalkornmissar hat infolge der bösen Zeitung von
Wien seine beabsichtigte Reise aufgegeben und auf kaiserlichen Befehl doit
Konkoinmissarius dem französischen Botschafter von der Gefahr Nachricht geben
') I. schreibt an demselben Tage in der Rcichst&gszcitiing: Das kaiserliche
Kommissjonsdekret laute ganz anders als die vor! fingst von dem kurfür«! liehen Kolleg
gefaxten Beschlüsse, das Reich solle sich niclil absonderlich mit Frankreich vergleichen,
sondern zugleich im Frieden in der ganzen Christenheit gestiftet werden. Die fran*
zustäche Frankfurter Proposition (s, oben S. GlM) werde nicht nur gänzlich verworfen
und man fordere nicht nur Kiick^abe alles dessen, was Frankreich seit dein Nimwegener
Frieden okkupiert habe, sondern auch Ersatz für dou dadurch angerichteten Schaden,
und man drohe am Ende sogar mit Krieg. Die meisten zweifelten, ob die Kunjun
turen so bewandt seien, daß man dergleichen publizieren dürfte. Wenn mar
Türken aus Ungarn vertrieben hätte und mit der Armee bei Adrianopel stände und
ein paar stattliche Armeen jenseits des Rheins Posto gefaßt halten, ließ«? sich wohl
*o sprechen, jetzt aber, wo man das Seine In Ungarn nicht ma intonieren kdntt*
sich kein neuer Krieg anfangen. Alänniglich verwundere sich auch, warum
solchem Zustande der Dinge die Alliierten dei Kaisers keine Volker narh Hag
schichten und warum keine Hilfe gegen den Türken begehrt werde. Vgl* Pitfenderf
XVIII, 5 89, S, 1469.
•) S. Pachner v. Eggenstorff II, S. 458IT.
*) Kf. erwidert darauf Ul/20. Juli 1683, die Erblande des Kaisers seien
Hiebt? Gefahr, daÜ Ihr« Urformon ml die bisherige Weise nicht werde bewerkstetlij
u erden künnen. Das einzige Mittel dam sei, die Traktaten mit Frankreich crtüttlich
Die Türkengefahr. 769
und ihn ersuchen lassen, von seinem König das Versprechen zn erwirken,
während dieses Türkenkrieges weder den Kaiser noch die Reichsstande an der
Gegenwehr gegen die Türken hindern zu wollen. Auf Grund des darauf bezug-
lichen Kommissionsdekrets1) ist in beiden Kollegien beschlossen worden, die
vom Kaiser verlangte Hilfeleistung den Prinzipalen bestens zu rekommendieren.
Im Kurfürstenrat hat man auch vorgestern von dieser großen Türkengefahr und
dem den österreichischen Landen drohenden Untergang diskurriert, diejenigen
Gesandten, die auf die Annahme der französischen Proposition bisher gestimmt,-
sind um so mehr bei ihren votis und hierüber gemachten conclusis verblieben,
weil dieses fast der einzige Weg sei, sotanen Frieden zu erhalten und das Reich
zu retten. Der K. Bayrische und K. Sächsische haben es ad referendum
genommen. Da der Kaiser und alle vornehme ministri sich in Konfusion von
Wien retiriert, der Schrecken und das Flüchten in Österreich überaus groß ist
und sich bis hieher zieht, wollen auch hier etliche bereits anfangen, auf ihre
Retirade zu denken.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
13./23. Juli 1683.2)
[Die Beschlüsse der drei Kollegien in betreff der Türkengefahr.]
Über das kaiserliche Kommissionsdekret hat man im kurfürstlichen und 23. Juli
im fürstlichen Kolleg deliberiert, man bat aber in beiden votiert, daß man hier-
über nicht mit Spezialinstruktion versehen sei, die Kurfürstlichen haben wieder
auf Annahme der französischen Proposition gedrungen, was auch diejenigen im
Fürstenrat taten, welche es bisher mit dem kurfürstlichen Kolleg gehalten.
K. Bayern hat in beiden Kollegien unverzügliche Hilfeleistung an den Kaiser
verlangt und selbst resolviert 8 — 9000 Mann zu schicken. Ein Konklusum ist
noch nicht abgefaßt, sondern es sind nur die Erklärungen1) der beiden Collegia
gegen einander ausgewechselt worden. Das kurfürstliche enthält, man könnte,
da man noch keine Instruktion über die beiden letzten kaiserlichen Dekrete
erhalten, nur die vorher durch das K. Mainzische Direktorium mündlich mit-
geteilte Erklärung wiederholen, man zweifelte nicht, daß allerseits Prinzipalen
vorzunehmen und zum Schluß zu befordern. Da nach dem kaiserlichen Kommissions-
dekret noch schlechte Disposition dazu zu sein scheine, so sollten sie dieses in beiden
Kollegien mit dem nötigen Nachdruck vorstellen. Er habe deswegen auch an
K. Sachsen geschrieben und erwarte mit Verlangen, ob nicht diese große Gefahr
endlich dem kaiserlichen Hofe die Augen öffnen und zur Änderung seiner Konduite
Anlaß geben werde.
') S. dieses Dekret vom 2./12. Juli 1683 Londorp XI, S. 615f.; Pachner
v. Eggenstorff II, S. 462f.
3) S. diese Erklärungen Londorp XI, S.617.
Mater, z. Gesch. d. O. Kurfürsten. XIX. 49 *
770
V. Brandenburg und das tteicu 1679—1084.
auf die Türkengefahr die nötige Reflexion machen würden, indessen wlre im
Friedensnegotium mit Frankreich ohne Verzug zu befördern. Die Kr k lärmig des
Fürstenrats ist einsdem tetions und ittftb die Städtischen bähen ttklllt, sie seien
gleicher Meinung.
Der Kurfürst an die Regenaburger Gosamlhschafb, D. Put-i
8i./[81-] Jnli 1G83, (Conc. Heindem.)
[Auf die Relation vom 13./ 23. jt,|j. .Seine Antworten an den Kaiser und m
K. Sachsen* Notwendigkeit des Friedenden lusses uiit Krank reich.]
— Wohin Unsere hieber führende Gedanken gehen und was Wir
für die Rettung des 1* Vaterlandes in dieser allgemeinen Not zu tu™
gameiliei ^oin, solches habt Ihr aus heikommenden Abschriften Unserer
sowoll an L Kays. M. ') selbsten als auch Cliur-Saehsens*) Ld. jüngster
Tagen angelassenen Antwortschreiben mit mehrcrem zu ersehen, Mal
nach deren Inhalt Eure vota einzurichten, dabei aber auch gebührend
vorzustellen, daß, weilen man die Defension des Reichs gegen den Erb-
feind uniniiglich mit Succes und benötigter Sicherheit würde fortsei.-
und die gesambte Reichs macht dastu einployren können, wann man nicht
zugleich mit der Cron Frankreich sich vergleichen und solchergestalt
wegen aller besorgenden Unruhe ah oeeidento versichert sein soll
notwendig auf den Frieden mit selbiger Cron ferner würde zu gedenken
und derselbe so gut als miiglich mit dem ehisten festzustellen sein, ife-
dann man mit vereinigter Macht und so viel mehrerer Securitat und
Freudigkeit wieder den Türken wird agiren und desselben blutdürstigen
Vorhaben nachtrückliehen Wiederstand tuen können* wozu Wir denn,
falls es nur Unsere Leibea-Constitution wird erleiden wollen, in eiger
hohen Person coneurriren. Bauten aber doch mit aller Macht and
Kräften das Unserige dabei tun werden,*) —
*) $. Urk.u, Akt. X1V,2, s. li»7i*.
a) S. v. Kaumer, Ilistor. Taschenbuch N\ F. IX ,S. &S8ff. und unten. I
Pufendorf XVÜIt § H5 (S, I473f.)j Klopp, Das Jahr 1688 und der Kroße Türke«*
krieg S. l>tU;(L).
*} KL übersendet den Gesandten (d. Potstatu 24. Juli/LS- August] 1683) min
!te*kri|>t an den Fürsten von Anhalt betreffend die von Frankreich eingelaufene
Deklaration (s. Londorp XI, S. . 6'I8H; Pachner *, EggensUrff II, S» 464 IL) und
weist sie an, danach ihre vota abzulegen und durch alle beweglichen Vorstellungen,
doch unter Vermeidung aller choi|uaulen termlni, darauf sn driogsfi, dnil »eiu tt
gemeinter Vorschlag angcnoniuun und sufolge dosten der Vergleich mit Frauke
vor Ablauf des von diesem gestellten Termins getroffen werde»
Drängen des Kf. auf Abschloß des Friedens mit Frankreich. 771
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
3./ 13. August 1683.
[Beratung im kurfürstl. Kolleg, Untätigkeit des fürstlichen, Erklärung des
französischen Gesandten.]
Sie haben das von Kf. ihnen Anbefohlene bei der vorgestrigen Umfrage 13. Aug.
im kurfürstl. Collegio über das franzosische Memorial vorgestellt, es ist aber
noch kein Konklusutn abgefaßt worden, der K. Bayrische entschuldigte sich
mit mangelnder Instruktion, der K. Sächsische ist nicht hier, K. Mainz führte
verschiedene rationes an, warum von den von dem König von Frankreich vor-
geschlagenen beiden Alternativen mehr auf das armistitium als auf das andere
zu reflektieren sei. Der Fürstenrat hat sich schon etzliche Wochen nicht in das
gewöhnliche Konklave begeben, sie haben sowohl durch K. Mainz als auch selbst
bei den Direktorien erinnert, daß man dort ebenfalls darüber deliberieren möchte
aber ohne Erfolg, sie haben aber den fürstlichen Gesandten in particnlari von
dem von Kf. empfangenen Befehl Nachricht gegeben. Auch dort scheinen viele
mehr zu dem armistitium zu inklinieren.
Der französische Bevollmächtigte hat dem K. Mainzischen und anderen
anzeigen lassen, sein König bestände darauf, daß noch in diesem Monat die
Resolution auf seine Deklaration einkomme, sonst werde er in dem fortfahren,
was sein und seiner Alliierten Interesse erfordere.1)
Der Kurfürst an die Regensburgische Gesandtschaft. D. Potstam
14./ 24. August 1683.
[Auf die Relation vom 6./16. August. Besorgnis, daß der Kaiser den Friedensschluß
zu vereiteln suchen werde, Vorschlag, daß die Reichsstände dann für sich mit
Frankreich einen Vergleich schließen sollten.]
Er hat mit Freuden ersehen, daß das kurfürstl. Kolleg in dem Friedens- 24. Aug.
werk ein so heilsames Konklnsum gemacht hat, hofft, daß auch das fürstl. Kolleg
ungeachtet der Opponenten dahin gedeihen wird, fürchtet aber, daß man am
') Am 6./16. August übersenden sie das kurfürstliche Konklusum (s. Londorp
XI, S. G22f.), am 13./23. August berichten sie, daß das kurfürstliche Kolleg wegen
der Langsamkeit der Beratungen im Fürstenrat ein Schreiben an den Kaiser wegen
Fesstellung des Friedens mit Frankreich vor Ablauf des Termins habe abgehen
lassen, am 20./ 30. August melden sie, daß auch das fürstliche Kolleg ein Konklusum
(s. Londorp XI, S. 623) gemacht, daß aber beide Kollegien sich noch nicht hätten
vergleichen können.
49«
HS
V. Brandenburg und das Reich 167D— 1€84.
kaiserlichen Höfe solche Conclusa zu dudieren suchen, den Termin an verrieb teter
Sacbe verstreichen lassen und so das Reich der äußersten Gefahr exponieren wird-
Sollte dieses geschehen, so sollen sie mit den wohl gesi nuten Ständen überlegen,
oh die Stände nicht für sich einen Vergleich mit Frankreich zu treffen und sieh
so dem bevorstehenden Untergang zu entziehen hätten. Dieses würde um so
weniger verdacht werden können, da der kaiserliche Hof klärlieh blicken liül
daU es ihm mehr um das Interesse auswärtiger Potentaten als um die Konser*
vatiou des Reiches zu tun M. und da im äußersten Notfall jeder Stand aof
seine Rettung bedacht sein muß.
G. v* Jena und Schttnbeck an den Kurfürsten, D. Regenspiirjr
24, August/3. September 1683,
[Zustandekommen eines ReiefasgutachLen*, Mitteilung desselben an den fr i
Gesandten, dessen Antwort* Ankunft W indisch grata V]
Btpl Es ist glücklich dahin gebracht worden, daß die beiden höheren Colleges
sich quoad qaaestiouem au wegen des von Frankreich vorgeschlagenen amtistitii
verglichen haben und ein commune conclusum1) vereinbart worden ist, v,
jedoch die Fürstlichen großenteils bedungen haben, daß durch das Wort quv-
modo nichts anderes als alle künftige bei dem armistitio noch ab au handelnden
conditioues verstanden werden sollten, die Reichsstadt ist* heu haben sieh auch mit
den beiden höheren Kollegien verglichen, und darauf wurde beschlossen, durch
den Konkommissarius noch an demselben Tage, dem letzten, dem BrUHfflniwsl
Bevollmächtigten mündlich mitteilen zu Inssen, daß man rntioiie quaeslionis an in
allen drei Keichskollegien auf ein anuistitium affirmative geschlossen habe und dar-
über ein Reichsgutacbten au den Kaiser abfassen werde, und ihn zu ersuchen, seine
officia hei dem Könige dabin anzuwenden, daß den Traktaten eine solche
gelassen werde, binnen welcher auch das Reich sich mit dem Kaiser über »
und anderes vergleichen könnte. Im Kurfürsten rat war man überdies noch ein*
mutig der Meinung der K, Maiuzische sollte an demselben Tage zu dein
franzosischen Botschafter sich begeben und ihm das Kon Musum zustellen. Bn
ist geschehen. Dein Kunkommissarius hat Vorjus geantwortet, er wollte dem
Könige Anzeige davon macheu und seine möglichsten officia anwenden, er
fürchtete aber, es werde schlechten Effekt haben, da die Sache noch nicht aus*
gemaebt sei und das Reich sich die Hände noch offen hielte, der König daher
auch werde frei sein und seine Konvenicuz beobachten wollen. Fr hatte n
von dem König Ordre, noch 6, 8 oder 10 Tage über den Termin zuzuwar
aber nur, damit in der Zeit die Traktaten geschlossen werden konnten* er hol
also, das Reich werde innerhalb dieser Zeit das Werk völlig sehließen. Dem
l) S, Londorp XI, S. C25.
Das Reichsgutachten wegen des Waffenstillstandes.
773
K. Mainzischen bat er gesagt, er wüßte nicht, ob der König mit dieser Erklärung
zufrieden sein würde, er hätte Befehl, durch den Kurier, welcher dem &&ßfg
die Resolution des Reichs überbringen sollte, auch einigen Generalen in Straß*
hurg Nachricht zu geben, ob so, wie der König es verlangt, geschlossen worden
sei. Nun wußte er nicht, wie er diesen Generalen schreiben sollte; da das
Reich sich super quaesüone quoraodo et quando noch eine offene Hand vorbe-
hielte, so könnte sich aach der Konig nicht vinkulieren lassen,
Vorgestern wurde das Reichsgutachten1) über diese Materie von K.Mainz
den Kollegien kommuniziert und von diesen gebilligt.
Am 81* August ist Graf Wind iscbgr ätz hier angelangt, er hält sich noch
inkognito auf, der Komtnissarius hat zu dem K. Mainzischen gesagt, er werde
als Interims-Prinzipalkotumissarius hier sein, in dem kaiserlichen Schreiben3)
aber steht nur, er sei vom Kaiser zu Verstärkung der Kommission abgefertigt.
Sie fragen an, wie sie sich in betreff der Zerimonialien gegen ihn verhalten
sollen.
Der Kurfürst an die Gesandtschaft zu Kegensbnr^. D. Cöln
2./ 12. September 1683. (Conc. Fuchs.)
[Auf die Relation vom 2-1. Ausist / 3. September. Mahnung zu ernstlicher Fort-
setzung der Friedensverhandlungen* Befehl, in den Zerimoniat fragen an den kur-
fürstlichen Prärogativen festzuhalten.]
Da in dem Konklnsuin nur die qnaestio an affirmative deeidiert, die Qua- 1-. SepL
st In neu tjuamodo und quamdiu aber auf fernere Behandlung ausgestellt sind, so
ist alles noch in voriger Ungewißheit. Er furchtet, daß Frankreich sich auf
diese Weise nicht weiter wird amüsieren lassen, sondern, wenn es verspüren
wird, daß bei den Traktaten kein rechter Ernst zu hoffen ist, in kurzem los-
brechen und mit den Waffen dieselben poussieren wird. Sie sollen in seinem
Namen auf das dringendste zu ernstlicher Fortsetzung der Traktaten mahnen,
dabei aber kon testieren, daß Kf. zu solchen Exbortationen gar nicht aus Liebe
zn einem auswärtigen fremden Interesse, sondern aus wahrhafter Sorgfalt für
das Vaterland und dessen Konservation bewogen werde.
Die Zerimonialien mit Graf Windischgrätz anbetreffend-, haben sie den
kurfürstlichen Präeminenticn nichts zu vergeben, sondern dieselben honores, die
das kurfürstU Kolleg früher bei dergleichen Begebenheiten gefordert, zu präten-
dieren und nicht mehr, als die vorige Observanz mit sich bringt, der kaiserl.
Kommission einzuräumen. Die übrigen dortigen Kurfürstlichen haben sie zu
gleichem Verhalten zu animieren, und, wenn diese hierin etwas nachgeben
0 S. Londorp XI, S. ti25: Pachuer v, Eggenatorff II, S. 4ß&
») D. Passau 23. August 1683 (Pachner v. Kggenstorff 11, S-469f.).
774 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
sollten, sich von ihnen darin zu separieren. Sie sollen auch diese, besondere die
Wohlgesinnten, dahin disponieren, daß sie dem, was ihnen wegen der Friedens-
handlung anbefohlen ist, beistimmen und es mit ihren votis zugleich mit
treiben. !)
Der Kurfürst an die Regensburgische Gesandtschaft. D. Potstam
29. November/ [9. Dezember] 1683.
[Befehl, auf Abschluß des Waffenstillstandes zu dringen, die hauptsächlichsten
Bedingungen eines solchen.]
9. Dez. Er hat ihnen Abschriften des von ihm an den Kaiser9) nnd an seine Mit-
kurfürsten wegen Feststellung des Friedens oder armistitii mit Frankreich abge-
lassenen Schreibens zugesandt nnd ihnen befohlen, sich danach zu richten und
sich zu bemühen, daß man, da nunmehr die höchste Gefahr vor Augen steht
und Frankreich zu dem bisherigen Trainieren nicht weiter stille sitzen will,
mit Ernst die Traktaten vornehme. In dem Schreiben an den Kaiser hat er
weitläufig und mit gutem Grunde vorgestellt, wie man jetzt sowohl zu einer
allgemeinen als auch sicheren und beständigen Ruhe in der Christenheit gelangen
könne und daß die jüngste französische Deklaration zu dem ersteren die Tür
geöffnet, indem der König von Frankreich sich erboten hat, mit Spanien und
dem Reich zu gleicher Zeit zu handeln und zu schließen. Wegen exakter
Observanz dessen, wessen man sich endlich vereinigen wird, kann er auch
>) Jena meldet 2./1-. November, die publica negotia ständen abermals still, au
den (trafen Windischgrätz sei von der Reichsversammlung noch nichts gebracht
worden. Es stoße sich an der solennen Deputation, zu der das kurfürstliche Kolleg
sich nicht habe verstehen wollen, während das österreichische Direktorium keinen
anderen modus belieben wolle. Die Traktaten mit Frankreich blieben auch in
suspenso. Am 7./ 17. Dezember berichtet er, die Kurialien, deren man sich in dein
Reichsgutachten an Windischgrätz zu gebrauchen habe, seien zwischen den Kurfürst-
lichen und Fürstlichen noch unverglichen. Wenn aber auch das Kurfürstenkolle^
sich in dieser Materie akkommodierte, so würde doch bald wieder ein Prätext auf
die Bahn gebracht werden, das negotium pacis oder armistitii aufzuhalten uud zu su«*heu,
die militärische Verfassung oder gar die Ruptur zu befördern. Keine von beiden Parteien,
weder die friedliebende noch die kriegerische, werde ihr Iutent erreichen, sie würden
sich gegenseitig hindern, falls nicht der kaiserliche Hof seine bisher geführten
Gedanken ändere. Da von dem übermäßig verzögerten und daher fast verwirrten
Reichstag nicht wohl zu hoffen stehe, daß von ihm der Frieden stabiliert oder für
die Sicherheit des Reiches genügend gesorgt werden sollte, so wäre rätig und nötig,
den kurfürstlichen Verein zu renovieren und eiuen Kollegialtag nicht so sehr wegen
der kurfürstlichen Präeminenzen als wegen der Konservation des gesamten Vater-
landes abzuhalten.
} S. v. Orlich 111, S. 331 ff.
Vorgeschlagene Bedingungen des Waffenstillstandes. 775
nicht begreifen, was für eine andere Sekurität man von Frankreich desiderieren
könne als die von demselben offerierte Garantie aller Pnissancen in Europa,
und er hofft, man werde sich nun seitens des Reiches etwas näher zum Ziele
legen nnd den Schluß der Traktaten nicht weiter esloignieren. Sollte es bei
dem Reich und allen Kollegien nicht dahin zu bringen sein, so haben sie sich
doch zu bemühen, daß man wenigstens in dem kurfürstl. Kolleg wie auch bei
ein und anderen Fürstlichen bei der bisherigen guten Intention verbleibe und
das vorgeschlagene armistitium mit Frankreich auf 30, 25 oder 20 Jahre
annehme, wobei man etwa folgende conditiones zu bedingen haben wurde:
1. daß Frankreich bei währendem armistitio das Reich und dessen Stände
sub nullo praetextu weiter inkommodierte,
2. daß den innehabenden nnd interimsweise codierten Orten die Freiheit
der evangelischen, sowohl reformierten als lutherischen Religion, wie auch sonst
ihre in politicis habende privilegia und Qerechtsamkeiten nach Inhalt des Instru-
menta pacis gelassen,
3. dasjenige, was vom Reich post 1. August 1682 oder nach Abreise der
französischen Gesandten aus Paris außer der Stadt Straßburg noch weiter
okkupiert oder reuniert worden, wieder abgetreten werde, und mußte nicht allein
4. wegen gänzlicher Hinlegung aller Kontroversien zwischen dem Reich
und Frankreich zeitwährenden armistitii die Handlung aequis modis fortgesetzt,
sondern auch überlegt werden, ob nicht
5. wegen einer Garantie gegen die dissentierenden Stände, wenn dieselben
durante armistitio die Sachen in Weitläufigkeit setzen nnd Krieg anfangen
wollten, etwas zu verabreden.
Er hofft, die übrigen Kurfürstlichen und ein Teil der Fürstlichen werden
auf seine an ihre Prinzipalen abgelassene Schreiben genügend instruiert sein,
und er erwartet mit Verlangen, wie weit man die Sache dort zu Herzen nehmen
und ihr werde remedieren wollen.1)
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
11./ 21. Januar 1684.
[Das in dem Zerimonialstreit vorgeschlagene Auskunftsmittel. Mitteilungen Verjus\
Das Intercessionsschreiben für die ungarischen Evangelischen.]
Gegen den letzten Vorschlag der Kurfürstlichen, in den Reichsgutachten 21. Jan.
zu setzen : Der höchstansehnlichen kaiserl. Kommission, dem Hochwürdigsten usw.
') Die Gesandten antworten darauf 14./ 24. Dezember 1683, infolge der beweg-
lichen Vorstellungen, welche sie nach Anleitung des Reskriptes des Kf. im karfürst-
lichen Kolleg gemacht, hätte die Majorität desselben beschlossen, ein Schreiben
wegen schleunigen Abschlusses des Waffenstillstandes an den Kaiser abgehen und
dem französischen Bevollmächtigten Nachricht davon geben zu lassen, das letztere sei
schon geschehen.
776
V. Brandeoburg und das Reich 1670—1684.
kaiserl, Frinzipalkommissario und dann dem Hoch- und Wabige borenon usw.
kaiserl. Mit|irinzipalrepräseti tauten und dall, wie die EtolobsguiAi fcfctftn an beide
gerichtet, so auch die Kommtssionsdekrete künftig in beider Namen ausgefertigt
uenlen BOlUan, haben die Fürstlichen anfangs wieder Einwendungen erhoben,
da die Kurfürstlichen aber bei ihrer Meinung verblieben sind, so scheint es
jetzt bei dieser verbleiben zu sollen, ') wodurch man fcehauptet, dall der kaiserl
Prinzipal ku in missar ein Reichsfürst sein müsse.
Verjus hat dem K, Mainzischen angezeigt, daß der EfioEg von Frankreich
auf seine Nachricht von dem Beschlüsse des kurfiirsll Kollegs erklirrt liabe,
er zweifelte an der guten Intention der Kurfürsten nicht, V. sollte WRtffaMti
was an ihn wegen des Waffenstillstandes gebracht werden möchte* In Oiskiirsen
hat er gesagt, es würde das beste sein, die vorgeschlagenen Bedingungen inia-
nehmen* es mochte hernach je länger je schwerer und schlimmer werden, di
der König große Depeu&cii machen müßte. Wegen der Prolongation des Tennini
hätte der Konig an ihn nichts geschrieben, er zweifelte aber nicht, es werde
bei dem verbleiben, was Graf dWvaux-) im Haag erklärt hatte«
Der K. Sächsische trug aufs neue sämtlichen Evangelisehen sehr beweg-
lich vor, das vorgeschlagene Interzession «schreiben für die Evangelischen in
Ungarn an den Kaiser abzulassen. Obwohl die meisten meinten, man sollt*
damit bis auf weitere Nachricht vom kaiserL Hof warten, ist doch endlich,
n.-icudein sie das Expcdiens vorgeschlagen, man sollte darin sein Vergnügen
über den Entschluß des Kaisers, die Kvan^elischcu in erclesiasticis zu restituieren,
bezeugen und die Vollstreckung und eheste Exekution desselben rekumr
dioren, beschlossen worden, dieses zu tun und ist das Schreiheu1) schon ttfdl
worden.
') S, das in dieser Weise adressierte lleichagutachten vom 84, Januar U
welchem dein Kaiser zu dem Entsatz von Wien und den anderen Siegen ül
Türken gratu I icrl wird ( L o u d o r p X [ 1, S, (15 ; V a c b n e r v. E g g 8 D 1 1 «» ri'l II, 6. 474).
In der Zeitung vom *25. Januar / 4, Februar 1684 ln.ruhte.t J., er habe diese Woeli
j^utc Gelegenheit gehabt, mit dem Grafen Windisc hg räU lange zu reden und mit
ihm bekannt m werden. Die Ostern anwesenden Grafen und Freiherren und ihre
Damen hätten ihn und seine Frau zu ihren Gesellschaften gezogen, auch in voriger
Woche sich in seinem Mause lustig gemacht, wo sich die Fräulein als lliirjjerrnägd«\
doch kostbar, verkleidet hatten. Auch Graf Windiicbgritz, obwohl am Pt*
leidend, sei mit Frau und Tochter dabei gewesen und babc lang» mit ihm geredet,
versichert, der Kaiser sehe die Traktaten mit Frankreich gern befördert und er *ei mit
ge nutenden Vollmachten dazu versehen, und habe über das Unwesen in den Span
Niederlanden rasonniert und über die gescholten, welche Spanien tu der Htipüir
n hätten*
J) S. BMfodatiotss de Monsieur le Comto d'AvaiiJt en Itolhutdc II, *S, 1*5 f.
') S* dieses Schreiheu vom IL/ 1!'. Januar I ri84. bei r. Schauroth, V
Sammlung aller Conchisorum des hoch preislichen Corporis Eviuigclicoriiiu II, & 24 ff*
Vgl Krauske, Der Große Kurfürst und die protestantischen Ungarn (UisL Iffctafcc
LYU1, 3. 4(*;"*fl,.> und Landwehr, Die Kirchenpolitik Friedrich Wilhelms de»'.
Kurfürsten^ S. 94.
Verwendung für die Evangelischen. Verhandlungen zwischen Hey und Verjus. 777
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
15./25. Februar 1684.
[Verhandlungen zwischen Mey und Verjus. Neues kaiserl. Kommissionsdekret.]
Man ist zwar hier auf dem Rathause beisammen gewesen, es ist aber 25. Febr.
nichts publice vorgenommen worden, weil die kaiserl. Kommission gemeint, man
müßte erst die Erklärung des franzosischen Bevollmächtigten über den Inhalt
des bekannten Memorials1) erfahren. Es ist deshalb mit demselben konferiert '
worden und ist der kaiserl. Konkommissarins Mey vorigen Samstag mit ihm
zusammengekommen, sie haben die beiderseitigen Vollmachten ausgetauscht und
darauf hat Mey dem franzosischen Bevollmächtigten den Inhalt jenes Memorials
vorgetragen. Als sie Dienstag wieder zusammenkamen, hat Mey demselben
dieses Memorial lateinisch extradiert, worauf Verjus geantwortet und auch
Erinnerungen bei den Vollmachten vorgebracht und sie endlich beiderseits
gemeint haben, es werde am besten sein, wenn man sich eines gewissen For-
mulars vergliche. Graf Windischgrätz hat dem K. Mainzischen an demselben
Tage ein kaiserl. Kommissionsdekret,') welches ebenfalls von den Dingen, die
zwischen Mey und Verjus vorgegangen, handelt, insinuieren lassen, dessen
Diktatur aber, da W. sich darin als kaiserl. Prinzipalkommissarius betitelt hat,
verweigert worden ist.*)
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
14./24. März 1684.
[Der Beschluß des Kurfürstenkollegs, Untätigkeit des fürstlichen, Rückkehr des
Bischofs von Eichstädt.]
Im kurfürstlichen Kolleg stellte vorgestern K.Mainz neben den beiden 24. März
Quaestionen quomodo und quamdiu auch das in Ansage stehende kaiserl.
Kommissionsdekret vom armistitio mit dem von dem französischen Gesandten
J) S. oben S. 772.
*) S. Londorp XII, S. 68; Pachner y. Eggenstorff II, S. 474ff.
*) Am 29. Februar/ 10. März 1684 übersenden sie das von Verjus dort, ebenso
wie von d'Avaux (s. oben S. 776) im Haag übergebene Memorial (d. 3. Märe 1684),
und berichten, V. habe dem K. Mainzischen melden lassen, er hoffe, daß man im
kurfürstlichen Kolleg auf dieses Memorial reflektieren und die conditiones per con-
clusum aeeeptieren werde, ober die Erinnerungen zu diesen, die sie auf des Kf.
Befehl im kurfürstlichen Kolleg vor einigen Wochen gemacht hätten (s. oben S. 775),
werde man sich alsdann vergleichen können.
778 .V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
vor 14 Tagen eingesandten Memorial1) vor. Die majora fielen dahin aus, daß
das armistitium an f 20 Jahre einzuwilligen sei.2) Dabei ist angeführt worden.1]
daß einige sich im Haag ohne die geringste Instruktion vom Reich wegen der
Traktaten zu handeln haben angeben wollen. Das Konklusum wird K. Mainz
hoffentlich nächstens abfassen. Bei den fürstlichen Directoriis hat man es noch
nicht dahin bringen können, daß dasolbst ein gleichmäßiges geschehe, sie geben
vor, die meisten und auch Österreich seien noch nicht instruiert, oder meinen,
es mußte erst von den verwechselten kaiserlichen und französischen Vollmachten
geredet werden.
Der Bischof von Eichstädt ist wieder als kaiscrl. Prinzipalkommissarins
hierher zurückgekohrt und ist von einer Reichskommission feierlich beneventiert
worden.
Der Kurfürst an die Kegensburgische Gesandtschaft.
D. Potstam 8./ 18. April 1684.4)
[Befehl, darauf zu dringen, daß auch Spanien den Waffenstillstand annehme.]
18. April Er hat wegen der Situation seiner clovischen und übrigen westfälischen
Lande wohl mehr Interesse an der Konservation und Integrität des burgnndi-
schen Kreises als andere Stände, meint aber nicht, daß man sich deswegen mit
Frankreich in einen neuen Krieg zu engagieren habe. Denn das Reich wird
bei der noch andauernden Türkengefahr und innerlichen Uneinigkeit die in s«»
schlechter Verfassung stehenden Niederlande nicht nur nicht imstande sein zu
verteidigen, sondern es würden dadurch auch die übrigen Reichskreise in die
äußerste Gefahr gestürzt worden. Überdies hat Spanien ohne vorherige Kom-
munikation mit dem Reich in den Niederlanden Frankreich den Krieg angekündigt
und dadurch den burgundischen Kreis in die jetzige Gefahr gesetzt, das Reich
J) S. dieses Memorial vom 3. März 1084: Londorp XII, S. 6!) f.
*) Am 21./ 31. März senden sie das betreffende Konklusum ein.
3) In der Zeitung von demselben Tage berichtet J., K. Brandenburg habe seinem
Votum angehängt, etliche wenige im Haag Versammelte hätten sich unterstanden,
in den das ganze Reich angehenden Sachen etwas zu handeln und statuieren, es
solle dort ohne Vollmacht vom Reich ein Friedensprojekt entworfen und anderwärts
kommuniziert sein. Er habe zu erwägen gestellt, ob nicht an den Kaiser, nach dem
Haag und auderen Orten deswegen zu schreiben und auch bei der kaiserlichen
Kommission etwas anzubringen sei, um die jura des Reichs und der Stände in so
wichtigen Dingen zuvindizieren. K.Mainz, K.Trier, K. Cöln und K.Pfalz hätten
es sekundiert. Am 25. April/ 5. Mai übersenden sie die deswegen von dem Kur-
fürstenkolleg an den Kaiser, den König von England, die Gen. Staaten und an
die dortigen ininistri selbst abgesandten Schreiben. Vgl. darüber oben S. 498.
<) S. Pufendorf 1. XVIII, § 130 (S. 1506).
Die Versammlung im Haag. Verlangen, daß Spanien den Waffenstillstand annehme. 779
scheint daher nicht eben sofort schuldig za sein, sich den desperaten consiliis
der Spanier za konformieren, vielmehr hat das Reich pro conservatione circuli
Burgundici den Konig von Spanien als Stand des Reiches zn ermahnen, durch
solche gefährliche Konduite nicht diesen Kreis so zn exponieren, sondern dahin
zu sehen, daß1* das von Frankreich respectu der Niederlande offerierte armistitium
angenommen und dadurch alle ferneren bei Fortsetzung des Krieges vor Augen
stehenden Dismembrationen abgewendet werden. Da Frankreich zur Restitution
der dort okkupierten Gebiete nicht zu bewegen ist, sondern verlangt, daß
secundum naturam armistitii alles in statu quo verbleiben und die Friedens-
konditionen bis zu der Friedenshandlung ausgesetzt werden müßten, so scheint
die Sicherheit und Konservation dieses Kreises nicht füglicher als durch schleunige
Stabilierung des armistitii auf den Fuß der letzten franzosischen Propositionen
zu erhalten zu sein. Sie sollen daher, wenn diese Sache dort zur Deliberation
gebracht werden sollte, seine vota in beiden Kollegien danach einrichten.
Betreffend die italienischen Interessen, in specie die Republik Genua,
verweist er auf sein neuliches Reskript an v. Seh mettau.
Der Kurfürst an die Regensburgisehe Gesandtschaft.
D. Potetam 27. Mai/ [6. Juni] 1684.
[Die im Fürstenkolleg wegen des Waffenstillstandes abzugebenden Erklärungen.]
Nachdem ihm Jena1) den voraussichtlichen Schluß des Fürstenkollegs in 6. Juni
der Waffenstillstandsangelegenheit mitgeteilt hat, befiehlt er ihnen in seinem
Namen in dem Fürstenkolleg vorzustellen:
') J. hatte schon am 18./28. April berichtet, die Fürstlichen mieden noch immer
ihr conclave und die consultationes, doch fingen die meisten an über die Prozeduren
ihres Direktoriums unwillig zu werden und urgierten die Reassumierung der Deli-
be ratio nen, und am J9./29. Mai hatte er das Protokoll der am 16./ 26. im Fürstenrat
zunächst nur über quomodo gehaltenen Umfrage übersendet und gemeldet, der Schluß
werde vermutlich dahin gehen, daß 1. das armistitium universal sein, 2. mit dem-
selben zugleich die reale und innerliche Garantie durch Feststellung des puneti
securitatis ausgemacht, 3. durantibus traetatibus alle Tätlichkeiten, besonders im
burgundischen Kreise sofort eingestellt, 4. zu dem Ende sowohl bei Verjus als auch
anderwärts alle dienlichen officia angewendet werden sollten. In der Zeitung vom
16./ 26. Mai berichtet er, Österreich wolle jetzt, nachdem es die consultationes publicas
und mithin die Stillstandstraktaten über ein halbes Jahr aufgehalten habe, dieselben
reassumieren, was die belagerte und gleichsam verlorene Stadt Luxemburg verursache,
doch enthalte das betreffende kaiserliche Kommissionsdekret (s. Londorp XII, S. 84;
Pachner v. Eggenstorff II, S. 481 ff.) allerhand weitaussehende expressiones und
Dinge, worüber sich die wenigsten Gesandten ohne eingeholte Instruktionen ver-
nehmen lassen würden.
m
V. Brandenburg und das EUfofa Lf,7H— IC84.
ad I. Das armistitium müsse zwar universal sein, jednelu da Frankr
\nu dieser Forderung nicht abstehen wolle, in separati* lucis et per se
' itus geschlossen werden. Es sei daher sowohl in Regens hnrg wegen
Reichs als auch im Haag wegen Spaniens eifrigst und ernstlich mit den Tn
fortzu fahren und womöglich alles zur Endschaft zu bringen. •
ad i* Er hat sieh schon Immer zur Uurantiorung sowohl de?* Iv
auch des spanischen armistitii erboten und hält dafür, daß, wenn mau mit drm
erstoreu eher uls mit dem spanischen fertig werden sollte, mnn durch ein«
besonderen Artikel vorbehielte, das armistitnim, welches Ewischeo Trank
und Spanien geschlossen werden sollte, nomine Imperii aufs bündigste mit i«
garantieren,
ad 3. Die Beförderung einer zureichenden innerlichen Reichs vrrfasmf
wird er sich gern angelegen sein lassen, ha aber gar keine Appareuz vorhanden,
daß Frankreich den Schluß des armistitii bis zum Zustandekommen einer solchen
wird prolabieren lassen, wird die Handlung und der Schluß wegen des armi-
stitii vorangehen und der puncto s securitatis als ein an n ex um der darüber
gerichteten Garantie demnächst vorgenommen nnd ajustiert werden müssen.
Kr hat von verschiedenen anderen Kurfürsten, Fürsten und Ständen des
Itck-hs dir Nachricht erhalten, daß sie in dieser Sache mit ihm fast einerlei
Meinung sind.
Der Kurfürst an die Gesandtschaft in Regetteburg, J). Potsdam
21. Juni/[1. Juli] 1684.
[Verlangen, dali die nordischen Angelegenheiten Dicht in die W.ifTcu4Ül!sUoäi<
Verhandlungen mit hineingezogen werden.]
1. Juli Betreffend die Erklärung,') welche der Staat dem französischen
im Haag hat zugehen lassen, daß in den Waffenstillstand alle Allii |
Blute Britta griffen und alle Differentieu zwischen den christlichen lVitmtateu
sowohl im Norden als auch im Süden gänzlich aufgehoben werden mußten,
wünscht auch er, daß, sobald immer möglich, die ganze Christenheit wieder
Ruhe gesetzt werden möge, da aber dieser Zweck ohne Zweifel mehr eloigniert
als befördert werden würde, wenn man durch Einmischung fremder und zu
dem französischen Werk nicht gehörender Dinge die Handlung zwischen dem
Reich und Frankreich noch weitläufiger und schwerer macheu wollte, die DIN
sehen Diffcroutien auch füglicher unter den Interessenten selbst als den
durch dergleichen Inklusion aus dem Grunde gehoben werden können, so befiehlt
er ihnen, wenn auch dort von einigen darauf gezielt werden sollte, das i
Wesen mit in die franzosische Friedenshandlung zu ziehen, solches nach
*) S. Negörtatious de Mr, le Comte d*Avaax en Heilande IL
Weitere Verhandlungen wegen des Waffenstillstandes. 781
äußerstem Vermögen abzuwenden und es dahin zu richten, daß andere davon
gänzlich abstrahieren und ihm und dem König von Dänemark darin freie Hände
gelassen werden mögen.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
4./14. Juli 1684.
[Verhandlungen des kurfürstl. und fürstl. Kollegs über den Waffenstillstand. Ver-
wendung des ersteren für K. Trier. Neues kaiserl. Kommissionsdekret und Memorial
Verjus\]
Im Fürstenrat ist es ') wegen des Waffenstillstandes zu einem Konklusum 14. Juli
gekommen und ist dieses gegen das Kurfürstliche ausgewechselt worden. Darauf
hat man zuerst im Fürstenrat von den Differentien beider conclusorum geredet
und vorgestern per maiora geschlossen, man wolle sich mit dem concluso der
Kurfürstlichen ratione des Stillstands mit Frankreich auf die 20 Jahr, wie auch
wegen des Anhangs vom Anbringen an den französischen Bevollmächtigten konfor-
mieren, hoffe aber, da in dem kurfürstl. concluso von der Universalität und Real-
garantie, und daß von den gravatis noch ferner zu reden, nichts gedacht, daß
man sich desfalls mit dem ihrigen kon formieren werde. Darauf hat man kur-
fürstlicherseits erklärt, das armistitium sei, wie Frankreich es vorgeschlagen,
auf 20 Jahre anzunehmen und sofort darauf ratione gravatorum, modi possi-
dendi, limitum und anderer Spezialitäten halber mit dem französischen Bevoll-
mächtigten zu traktieren. Das universale armistitium sei auf das Universum
imperium zu verstehen, ebenso die Realgarantie, und unter sich selbst einzu-
richten, sodann zu erwarten, wer das Reich um die Garantie ansprechen oder
wen es um Leistung derselben ersuchen werde. Diese Erklärung hat man fürst-
licherseits zu weiterem Bedenken genommen, es scheint, daß es wegen der Uni-
versalität noch die meisten Diffikultäten geben wird.5)
>) Vgl. Pufendorf XVIII, § 133 (S. 1509).
*) In der Zeitung von demselben Tage schreibt J., dem Stillstande mit Frank-
reich werde jetzt näher getreten, da es aber wegen der Universalität und des modi
procedendi Verzögerung geben könnte, so hätte er unter der Hand vorgeschlagen,
man solle dem französischen Bevollmächtigten im Namen des Reichs ungesäumt
anzeigen, daß man das armistitium mit den von Frankreich verlangten Konditionen
annehme, ratione modi possidendi et limitum aber sofort mit ihm verhandeln und
sich vergleichen wolle. Wenn diese Erklärung vor Ablauf des Juli geschehe, würden
hoffentlich schädliche Weiterungen dadurch verhütet bleiben, sollte die Majorität im
Fürstenrat darein nicht willigen, so müßte das kurfürstliche Kollegium und die mit
demselben einverstandenen Fürstlichen sich allein gegen den Französischen so
erklären. Kf. erklärt sich (d. Potstam 22. Juli/ 1. August 1684) damit einverstanden,
teilt den Gesandten seine deswegen an K. Cöln und an K.Bayern gerichteten
782
V* Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Zwischen Holstein-Glückstadt und den demselben sich opponierend«
Sc hwedisch ~ Bremischen , Holstein -Gottorfischen, A nhaltiscbeii
und anderen hat es wegen der gottorfschen und je versehen Sache, *) und daß
des Königs von Dänemark in dem fürst). Coneluso besonders gedacht werde,
heftigen Streit gegeben.
Im kurl tirsLL Kolleg ist auch gut befunden worden, daß der K, Mai n zische
im Namen desselben sich zu dem französischen Bevollmächtigten begeben und
denselben ersuchen solle, rfoh bd seinem Könige zu verwenden, daß derselbe
die Brücken, Tore und Mauern von Trier1) verschonen und seine Völtot itu
dein K. Triersrhen wieder abfuhren lassen mochte. Dies ist auch geschah«,
Verjus hat die Konduite des kurfürstlichen Kollegs auch hierin gerühmt
steh erboten, wegen dieser Angelegenheit nochmals an den Kunig und auch
Crequy zu schreiben.
In einem neuen Kommissionsdekrekt3) hat der Kaiser erklärt, daß, weno
die Reichskoüegien für den Waffenstillstand eine längere Zeit als tu Jiijt
belieben sollten, er d^m keine Verhinderung machen wollte, wobftl auch fil
früheren Dekrete wegen der Universal itlt des Waffenstillstandes und der Real-
garantie wiederholt werden. Verjus meldet in einem neuen Memorial', daß »ein
König nicht langer als einen Monat von der Zeit, da im Haag der bewußt»*
Vergleich getroffen, an zu rechnen auf die Annehmung des Waffenstillstandes
vom Reich warten wolle.
ii. v. Jena an den Knrfrtrsten. D. Regeaspui
10./ 20. Juli 1084.
f Vertrauliche Eröffnungen Windischgrät*V|
2*), Juli Auf eine Aufforderung des Grafen Windischgrätz hin ist er mit dem-
Nilben auf dem SehieLlplatz vor dorn Jaeober Tor zusammengekomm- ■
Graf hat bald vom nrmislitiuin zu reden angefangen, wie dieses aufs beste und
geschwindeste zum Schlaft befordert werden könnte. Darauf hat er die SubsUoi
seiner Instruktion kürzlich angezeigt und remonstriert, wie das Reich mi:
Kaiser und unterzieh durch das anuistitiuui in gute Harmonie und V
gesetzt werden und viele bisherige verdachtige consilia alsdann auf hü n
Als sie beide hierin so gut als einig gewesen, fing der Graf an, das Vornehmste,
wovon er mit ihm zu reden hätte, sei noch zurück, er habe davon weder mit
Schreiben mit und webt sie an, dahin zu wirken, datt der Kaiser ton K.
e raucht werde, für Einrichtung der Garantie des Waffen stil Island es in sorgen
etwaige unter Verletzung desselben gradierte Stände zu schützen, und dafl
K«h hsstfmde sich dazu verpflichteten, ihn dabei mit allen Kräften zu m
*) S. oben S. £07,
*) S. oben S. 513.
J) S, das Komroissuousdekret vom & Juli 1684; Loudorp XH, S. *jbt
Eröffnungen Windischgritss. 783
seinen beiden Kollegen noch mit den österreichischen Gesandten das geringste
kommuniziert Spanien bleibe dabei, es wolle mit Frankreich kein armistitium
schließen, es habe aber dem Kaiser anheimgestellt, seinetwegen zu handeln und
den Stillstand ohne Verzug zum Ende zu bringen, auch die spanische Rati-
fikation darüber zu schaffen. Die couditiones armistitii, wie sie ihm vom Kaiser
gesandt waren, hat er ihm auch gezeigt, sie sind aus dem Haagischen Accord ')
unverändert genommen. Diese Punkte, sagte der Graf, solle er ans Reich
bringen, auch Obgedachtes von Schließung des Waffenstillstandes zwischen
Frankreich und Spanien, er habe aber notig ermessen, mit ihm vorher vertraulich zu
konferieren und seine Gedanken zu vernehmen, besonders ob die k. branden-
burgische Gesandtschaft dieses nicht hindern, sondern Spanien auf solche Weise
einschließen und den Stillstand zwischen Spanien und Frankreich vom Reich
garantieren lassen wurde. Er hat sich kurz resolviert und sich auf das magde-
burgische Votum3) im Fürstenrat vom 4./14. Juni bezogen, dahin lautend, daß,
falls man hier mit dem arraistitio imperii eher als im Haag mit dem spanischen
fertig werden sollte, man durch einen besonderen Artikul vorbehalten sollte,
den zu schließenden letzteren nomine imperii aufs bundigste mit zu garantieren.
Dieses hat den Grafen über die Maßen vergnügt, indem er, wie er sich verlauten
ließ, ohne K. Brandenburg nicht fortzukommen sich getraut habe, nun wollte
er es seinen Kollegen kommunizieren und noch heute dem K. Mainzischen
zuschicken. Darauf hat er des puneti securitatis oder garantiae erwähnt, er hat
ihm die darauf bezügliche Stelle des letzten Antwortschreibens des Kf.3) an den
Kaiser, das der Graf noch nicht kannte, vorgelesen, welches ihn auch sehr ver-
gnügte. Dann hat er von der Universalität und in specie von Schweden geredet
und, als er die brandenburgischen rationes vernommen, erklärt, man wollte sich
der brandenburgischen Meinung hierin nicht opponieren. Schweden wird nunmehr
nicht, worauf so heftig gedrungen worden ist, in dem armistitio mit Namen
genannt werden.
Der Graf hat auch erzählt, daß er an den Kaiser ä part referiere und
besondere Instruktionen bekomme, auch daß er beständig dem Kaiser das
armistitium eingeraten habe. Er ist so konfident gewesen, daß er etliche
genannt, welche ihn gewarnt, ihm mit besonderer Zirkumspektion zu begegnen
und wenig zu trauen. Beim Abschied hat er ihn aufgefordert, an einer Gesell-
schaft teilzunehmen, welche seine Frau heute Abend in einem Garten haben
werde. Er wird dorthin fahren.
P.S. Um bei dem franzosischen Gesandten nicht Verdacht zu erregen,
hat er demselben sofort von seiner Unterredung mit Graf Windisch grätz
Nachricht gegeben und ihm mitgeteilt, daß alles, was dabei vorgegangen sei, nur
auf Beförderung und Beschleunigung des armistitii ziele, wozu die größte
Hoffnung sei.
') S. Negociations de Mr. le Comte d'Avaux en Rollande II, S. 128 f.; Dumont
VII, 2, S. 79 ff. (Vertrag vom 29. Juni 1684).
5) S. oben S. 780.
J) S. Pufendorf XVIII, § 133 (S. 1508f.); ürk. u. Akt XIV,2, S. 1136ff.
784
Y. Brandenburg und das Reich 1079— U',Si.
(''. v. Jena und Sehflabadc an den Karforaten. D. Re^enspurs!
11. /2I. Juli 1684.
[Weitere Verhandlungen zwischen dem burfürsti. und dem für^lL Kolleg »<
Waffenstillstand***]
21. Juli Das fürstl. Kolleg bat weitere Versuche gemacht, das kurfürstK dazu n
bewegen, sich ratione uni versa! itatis armistitii näher herauszn lassen, doch liü
dieses sich nicht dazu verstanden* Darauf hat, ') nachdem die kaiserL Kommission
mit den meisten Fürstlichen beisammen gewesen, Salzburg im Fürstenkolleg i
Projekt vorgelesen, wie die kurfürstK und fürstlichen Conclusa vereinigt
konnten, und dein kurfürstK Kolleg ist Mitteilung davon gemacht worden,
mit der Anzeige, daß man die Sache noch weiter überlegen wolle, woher mau
kurfürstlieherseits den Fürstlichen noch nicht hat antworten können. In diesem
Aufsatz wird die Universalität nur auf Spanien, Italien und Schwe
beschrankt.
Sonst hat man im Fürstenrat auch beschlossen, wegen des Termins dem
französischen Bevollmächtigten duivh die kaiserK Kommission remonstrieren m
lassen, daß mau mit den \V äffe n stills tan dstrak taten eifrig beschäftigt sei, sie aber
bis zu dem abermals gesetzten Termin iinmJ^lirh zu Ende bringen könnt,
bei auch das K. Trierische desiderium wegen Einhalte»*» mit ferneren Tätlich-
keiten annektiert worden ist Die Kurfürstlichen aber, denen auch Mitt.
davon gemacht worden ist, haben darauf erklärt, eine solche Kernen**:
werde ohne Effekt sein und der Schluß dadurch nur aufgehalten mnltto
wollten sich aber gefallen lassen, wenn dem französischen [Trui n1linlifcl%l«
namens des Kaisers und Reiches schriftlich angezeigt würde, das armistiiütm
mit den vorgeschlagenen Konditionen solle angenommen, wegen der Limiten um!
anderer Speziali tüten aber die Traktaten fortgesetzt werden, dem konnte dm«
das K. Triersehe desiderium beigefugt werden. Man hofft so zu verhüten, dal
die determinierte monatliche Zeit dem Reich keine Gefahr bringen könne* Itai
kurfürstK Kollegium hat auch dem fürstlichen anzeigen lassen, daß es dem
K. Mainzischen aufgetragen, ein Projekt zu machen, wie das armlftUtiiftn *£«■-
tiebtoffl sei. Die Gravati sind auch absonderlich zusammen gewesen, die tarnten
haben ihre Vorschläge, wie ihnen zu helfen sei, zu Papier gebracht und sie dem
K Mainzischen zugestellt
') S> die Conclusa des kurfürstlichen und des fürstlichen Kollegs (dkt 10 &
Juli 11*84} Kon dorn XII, 5. UG, und das Projekt eines gemeine clufBB
«l>«Nria!»el]ist S. 99,
Weitere Verhandlungen. Das Reichsgutachten wegen des Waffenstillstandes. 785
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
18./ 28. Juli 1684.
[Die Vereinbarung zwischen den drei Reichskollegien.]
Nach langen Verhandlangen Ist es endlich zwischen dem kurfärstl. und 28. Juli
fürstlichen Kolleg zu einer Vereinbarung ') gekommen, die größte Schwierigkeit
hat bereitet, daß der kaiserliche Hof und die diesem sich immer konformierende
Majorität des Fürstenrats Spanien, Italien und Schweden specialiter in das armi-
stitium mit einzuschließen nrgierten, and mit Spanien hat es auch geschehen
müssen, weil sonst unmöglich aus der Sache zu kommen gewesen. Dieses
commune conclusum beider höheren Kollegien ist sofort den Städtischen mit-
geteilt worden, auch diese haben sich bald konformiert, *) und so ist beifolgendes
Reichsgutachten *) zustande gekommen and vorgestern durch den K. Mainzischen
dem kaiserl. Prinzipalkommissarius eingehändigt worden.4)
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
25. Juli/4. August 1684.
[Das Reichsgutachten über den Waffenstillstand. Neue Verwendung für K. Trier.]
An demselben Tage, an welchem das Reichsgutachten dem kaiserl. Prinzipal- 4. Aug.
kommissar übergeben worden ist, hat5) der Konkommissarius dasselbe dem
franzosischen Bevollmächtigten mitgeteilt. Dieser aber hat sich darüber be-
schwert, daß man es ihm deutsch übergehen and daß nur der Konkommissarius
seine Proposition unterschrieben habe, worauf dasselbe von allen drei kaiser-
lichen Kommissaren unterschrieben worden ist. Nachdem am Samstag diese
!) S. das kurfürstliche und fürstliche Konklusum vom 25. Juli 1684 (Londorp
XII, S. 101).
*) S. das Reichsgutachten vom 26. Juli 1684 (Londorp XII, S. 101 f.; Pachner
v. Eggenstorff II, S. 496).
3) S. das reichsstädtische Konklusum vom 28. Juli 1684 (Londorp XII, S. 102).
4) Am 21./ 31. Juli übersenden sie die dem französischen Bevollmächtigten
gemachte Proposition und dessen Antwort, sowie die vor wenigen Stunden unter
den drei Reichskollegien verglichenen Artikel in puncto annistitii gallici samt dem
Reichsgutachten (s. Londorp XII, S. 106f; Pachner v. Eggenstorff II, S. 499 ff.)
und melden, beide Schriftstücke seien sofort der kaiserlichen Kommission insinuiert
worden und diese werde sie ungesäumt dem französischen Bevollmächtigten extradieren.
*) S. die kaiserlichen Kommissionsreskripte vom 1. und 2. August 1684 (Londorp
XII, S. 107 f.; Pachner v. Eggenstorff II, 8. 505 ff.).
Mater, z. Gesch. d. O. Kurfürsten. XIX. 50
786
V. Brandenburg und das Reich 1079—1684.
den Reieoskollegien haben anzeigen lassen, daß der französische Bevollmächtigte
sich erboten habe, wenn Hoffnung sei, daß man in ein paar Tagen ans der
Sache kommen werde, den von Hofe an ihn gesendeten Kurier noch »o taugt
zurückzuhalten, und sie ermahnt haben, das Waffenstillstands werk schleunigst
zu Ende zu bringen, haben diese die Beratungen über das Waffen stillstaodt-
projekt eifrigst fortgesetzt, sich untereinander verglichen, und ist ein Reichagnt-
achten ') darüber zustande gekommen, das vorigen Montag der kaisrrh Kommi-i n
durch eine feierliche Deputation aller drei Reichskoilegien üb ergeben worden
ist. Diese hat erklärt, es sofort durch eine eigene Staffelte an den Hof sekicken
zu wollen, an demselben Abend noch hat auch der Knnkomnms&rius dem
französischen Bevollmächtigten voirdem Reichsgutachten und den dazu gehörig«
Artikeln Nachricht erteilt. Bei Abhandlung dieser Materie haben Österreich
und andere, besonders Bremen, darauf gedrungen, daß ganz Italien und
Schweden speeialiter in den Waffenstillstand mit eingeschlossen werden mo<
andere aber haben sich dem standhaft opponiert, und so ist es nnterh lieben,
auch wegen Spaniens hat das kurfürslL Kollegium ausdrücklich bedungen,
daß die Expression dieser Krone nur auf die europäischen Lande zu ver-
stehen sei.
Auf Grund der Klagen des K. Trierschen über neue gewaltsame fran-
zösische Prozeduren hat der K, Mainzische namens des kurfürstL Kollegs dem
franzosischen Bevollmächtigten bewegliche Remonstrationen gemacht, derselbe
hat geantwortet, es sei ihm leid und er werde deshalb an den Kon ig und auch
an den Marquis de Joyeuse schreiben.
G. v, Jena und Schönbeck au den Kurfflrsteu. D, Regensporg
1,/ 11, August 1684.
[Beginn der Konferenzen zwischen den kaiserlichen Komm Usaren und Vtrjua.]
11, An». Die von den Kollegien gebilligte lateinische Übersetzung der articüli in puncto
armistitii ist von dem K, Main zischen den kaiserlichen Kommissaren über-
geben worden mit der Bitte, sie dem französischen Bevollmächtigten zuzustellen,
und der Mahnung das Werk des armistitii auf das beste zu befördern. Bas
erstere ist sofort geschehen, und Verjus hat darauf sein Gegenprojekt
lateinisch zurückgegeben. Jene Mahnung betreffend aber erwiderte Graf
Windischgratz, er hätte Bcfebl vom kaiserlichen Hof, sich in keine Personal-
konferenz mit dem französischen Bevollmächtigten einzulassen, falls dieser nicht
einen anderen Charakter hätte oder ihm den Titel Exzellenz gibt* In-
zwischen hatte Verjus den Reichskoilegien durch den K. Maiuzischen binU-r-
i) S. das Reichsgutachten vom 3ü. Juli 1684 (Loudorp Xil, 3. 106 f.; Pachoer
v, Eggenstorff II, S, 499 ff.
Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen. 787
bringen lassen, sein Konig wolle sich zn keiner Verlängerung des Termins
verstehen; wenn nicht im Anfang dieses Monats Äugast der Abschloß des
Waffenstillstandes erfolgte, so werde er, zumal da Spanien denselben wirklich
acceptiert habe, seine Truppen am Rhein stehen und die Kriegsbegierigen
aufsuchen lassen. Darauf hat das kurfürstliche Kolleg für notwendig gehalten,
bei der kaiserlichen Kommission die Instanz wegen Antretung der Konferenz
mit dem franzosischen Bevollmächtigten zu erneuern, und auch die beiden
anderen Kollegien haben schließlich am Montag mit resolviert, daß der Kur*
mainzische dieses im Namen des Reiches tun solle. Derselbe hat sich auch an
demselben Tage zu der kaiserlichen Kommission begeben, Graf Wind ischgrätz
aber hat wieder seine frühere Forderung erneuert. Als aber an demselben
Abend der Französische dem kaiserlichen Konkommissarius hat sagen lassen, sein
König habe ihm geschrieben, er sei des Dinges müde, wenn in 5 Tagen aus
der Sache nichts würde, so solle V. nicht an ihn, aber an den Marschall
Schomberg deswegen schreiben, ist am folgenden Vormittag die kaiserliche
Kommission zusammengekommen und hat dem französischen Bevollmächtigten
melden lassen, sie würden sich am Nachmittag bei den Dominikanern einfinden,
jeder Teil möchte in einem besonderen Zimmer sein, und sie wollten durch
zwei Personen miteinander verhandeln. Der Französische hat diesen modus
beliebt, der eichstädtische Hofrat Burchard und der frühere französische
Resident in Straßburg Frischmann sind als referendarii gebraucht worden,
und man hat beiderseits verabredet, immer morgens um 10 und nachmittags um
4 Uhr zusammenzukommen, so lange bis alles völlig abgetan sein würde. Man
hat auch schon den Anfang damit gemacht Über die beiderseits zu den
Artikeln gemachten monita soll das Reich hernach gehörig befragt werden. Da
dieses so warten muß, bis von der kaiserlichen Kommission an es etwas wird
gebracht werden, so hat man inzwischen über das Holstein-Gottorpsche Memorial
in puncto moratorii deliberiert.
G. v. Jena und Schönbeck an den Kurfürsten. D. Regenspurg
8./ 18. August 1684.
[Die letzten Verhandlungen. Abschluß des Waffenstillstandes mit dem Reiche.
Verwendung der Evangelischen für ihre Glaubensgenossen.]
Nachdem der Traktat zwischen Spanien und Frankreich geschlossen, haben 1 8. Aug.
die beiderseitigen Bevollmächtigten die Reichsartikel wieder vorgenommen, wegen
deren sich aber sehr viele und große Diffikultäten gefunden haben, von denen
in beiliegendem kaiserlichem Kommissionsdekret1) Nachricht gegeben ist Ober
die demselben beiliegenden 12 Artikel ist Dienstag vormittags in allen drei
Reichskollegien deliberiert, und sind beiliegende monita gemacht worden, von
») S. Londorp XU, S. 125 f.
50*
7SS
V, Brandenburg und das Reich 1*179—1684*
welchen der K. Mainzisch© der kaiserlichen Kommission sofort Mitteilung gemacht
hat. Unterdessen wurde auch das andere beifolgende Kommissicmsdekret1) mit
seinen beiliegenden 21 Artikeln kommuniziert, hei welchem auch einige momta
geschehen, von denen aber ebenso wie von den anderen der wenigste Teil tob
dem französischen Bevollmächtigten admittiert worden ist Die referendaru find
deshalb verschiedentlich von den Plenipotentiarien auf das Hat haus gekommen,
schließlich, als der Termin um Mitternacht zu Ende laufen wollte, fuhr de?
K. Mainzische zu den kaiserlichen Kommissaren und zeigte ihnen nou
imperii an, sie möchten endlich so gut sie konnten schließen, worauf
kurz vor 12 Uhr nachts den Ständen anzeigen ließen, daß man nunmehr
einander richtig und die Artikel aeeeptiert seien. Darauf haben die Bevoll-
mächtigten einander gratuliert und verabredet, am folgenden Tage zum Unter»
schreiben wieder zusammen zu kommen und auch den ingressnm und den
Schluß der Artikel gebührend einzurichten, sie sind auch wirklieh zus
gewesen, haben sich aber noch nicht völlig darüber verglichen. Unter dia
Dingen geschah auch seitens vieler Fürstlicher der Restitution des Herzogs
Lothringen Erwähnung und wurde zum Nachdenken der kaiserliehen Ru
mission gestellt, ob sie bei diesen Traktaten derselben gedenken wollte,
haben auch deswegen etwas entworfen gehabt, Verjus aber hat geantwortet.
I deswegen nicht instruiert, sein Konig aber hätte früher geschrieben» wtm
der Herzog nach Abschluß des Waffenstillstandes sich anmelden würde, so wollte
er sich darüber vernehmen lassen. Auch ist seitens der Mehrzahl der Förm-
lichen gegen das kurfürstliche Kolleg erwähnt worden, man sollte der An^elegfo-
heit des Herzogs von Holstein-Gottorf jetzt mit gedenken, es ist dieses aber,
weil nicht zu dem Arraistiztraktat gehörig, abgelehnt worden, Sie haben audi
in beiden Kollegien bedungen, daß, wenn die Instrumenta des Westfälischen
Friedens in dem jetzigen Stillstandstraktat allegiert oder zugrunde gelegt würden,
dieses dem Vergleich des Kurfürsten mit Schweden vom .Jahre Iti79 nicht nach-
teilig sein sollte.
Am Freitag waren auch die Evangelischen auf dem Rathaus besondere
zusammen und beschlossen noch einmal, ein Rekommendation^sehreiben für den
Flirren Wilhelm Moriz von Nassau in dem Successionsstreit mit seinem
Vetter Johann Franz m den Kaiser zu richten und sich der E\ angelisefeen
Sa den von Frankreich okkupierten Orten anzunehmen. Der K, Slehsisrhe
wurde beauftragt, etwas lateinisch aufzusetzen, was3) den kaiserlichen Kommissaren
eingereicht werden sollte, um dahin zu kol laborieren, daß es gehurig attendiert
werden mächte.*)
») S. Loudorp Xil, B. 127 f.
*) S* den Articulus E van gelte omni, wie solcher bei den RegcnspurKor Armistit-
traktaten mit Frankreich von den Evangelischen — coneertiret worden (v* Schau rat k,
VnUst Summ hing aller Conclusoruiu des hoch preislichen Corporis Kvaugeticormn I,
& 6Ö9f.),
*} Am 15*/ 25. August melden sie, daß am 8./ IS. gegen Mitternacht au
U Uterschreibung des Waffenstillitandstraktates erfolgt sei, nachdem es dciwefta
Abschluß des Waffenstillstandes*
709
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
1 5. /25. August 1684.
[Seine Bemühungen um das Zustandekommen des Waffenstillstandes, Wiudischgrätz*
Verdienste darum,]
Am 5-/15* August ist der Waffenstillstand, wiewohl gar spät, verglichen* 25. Aug,
Weil ii mir gnugsam bekannt gewesen, mit was vor gleichsam unbe-
schreiblicher Sorgfalt, Mühe und Ernst E. Oh f. D* den freundlichen Aus-
gang dieses wichtigen Werks durch kostbare Schickungen, Briefe und
Remonstrationen etliche Jahr lang an allen Orten und Enden beständigst
getrieben, so habe mich auch, als ein ehrlicher treuer Diener, keines
Dinges auf der Welt starker angenommen» als daß E* Chf* D, ihre
unbeweglich behauptete Intention dermaleins erlangen möchten, wie
dann auch durch göttlichen Beistand, allen mannigfaltigen Hindernissen
ungeachtet, endlich erfolgt, so genug ist* Auf was Weise einer und
ander hierunter negotiirt, daran lieget nunmehr eben nicht, und es wäre
dessen Erzählung viel zu weitläufig. Ein Gluck ist es, daß der Herr
Graf von Windischgräz mit E. CM. D* Diener mir in loco tertio zu
reden selbst verlangt, welches hernach fast täglich conti nuirt worden.
Ohne Aflecten von der Sache zu urteilen, hat derselbe das armistitium
vornehmlich und zwar so eilig befördert, ohne ihn wäre es so geschwinde
nicht angangen* Ferner igt ein Glück, daß ich des Königs in Frankreich
E* CM, D* bekannte sincerationes,') keine wirkliche demarches wider das
Reich vorzunehmen, wann es gleich zum Schluß des armistitü nicht
gelangen könne, niemand« im geringsten wissen lassen, sondern die
Briefe geheim und alles verschwiegen gehalten* Sollte ich es mit einem
halben Wort gedacht und nicht den Schluß urgirt und die in der T&r
stehende Gefahr und unvermeidlichen Schaden mit Vehemenz vor Augen
gestellt haben, wurde der Termin gewiß vorbei gestrichen sein, wozu
mancher von selbst geneigt war. Mons* le Comte de Crecy, mit dem
ich ebenfalls täglich nmbgangen, zeigte mir seines Königs strenges
Rescript in Original, ich meinte aber, daß er andere secrete Ordre, indem
nicht weniger Schwierigkeit ab bei der Verhandlung der Artikel selbst abgegeben
habe. S. diesen Traktat (d* Regensburg 15- AflgOft L(»84) bei Londorp XII, S. 12*jff.;
Pachner v. Eggenstorff II, S. 51Üff.; Pufendorf XVIII, § 134 (S. 1510ff.J;
Dumont VII»», S. 8lff.
]) Kf, hatte J. (d. Cöln &/1S* Januar 1684) den Bericht Spanbeims vom
31« Dezember 1G83 (s. oben S. 4i&) mitgeteilt, der ihn nicht wenig vergnügt hai»>.
790 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
die Briefe aus Paris und von Berlin ein anderes versicherten, unterdessen
ließe mich nichts irren, bliebe auf dem Weg und triebe E. Chf. D.
Resolution, davon ich überflüssig informirt war. Die Schließung des
armistitii freuet mich darumb desto mehr, weiln E. Chf. D. so vielen
großen obstaculis ungeachtet dennoch durchgedrungen und ihren Zweck
zu sonderbaren Vergnügen glücklich erreicht und das Vaterland vom
Ruin befreiet. —
Der Kurfürst an die Regensburgische Gesandtschaft.
D. Uranienburg 23. August / [2. September] 1684.
(Conc. P. Fuchs.)
[Zufriedenheit mit dem Zustandekommen des Waffenstillstandes.]
, Sept. Aus Euren jüngsthin eingekommenen verschiedenen u. Relationen
und deren Beilagen haben wir ersehen, unter was Conditionen endlich
das armistitium zwischen dem Reich und Franckreich aldort geschlossen
worden. Nun hätten wir unsers Orts wohl wünschen mögen, daß man
auf leidlichere und erträglichere Weise aus der Sache hätte kommen
und denen gravirten Gliedern des Reichs wo nicht eine vollige Restitution,
doch wenigstens bessere conditiones zu Wege bringen können. Nachdem
aber bei dem bekannten Zustande im Reich hiezu kein Mittel zu ersehen
gewesen und man in dem Stande sich befunden, daß entweder das werte
Vaterland in einen neuen blutigen und nicht anders als eine gänzliche
Dissolution demselben androhenden Krieg geraten, oder oberwähnte
Reichsglieder in dem Zustand, worin dieselbe durch die französische
rouniones gesetzet worden, auf eine Zeit lang gelassen werden müsseu,
so hat man freilich nach den Regulen der gesunden Vernunft anders
nicht tuen können als aus zweien Übeln das geringste zu erwählen und
lieber einige membra als den ganzen Leib in die Schanze zu setzen.
Wir befehlen Euch auch hiemit in Gnaden, sowohl bei den Kayserlichen
ministris als auch sonsten bei denen ("hur- und Fürstlichen Gesandten
und Botschaftern aldort deswegen behörige contestationes abzulegen
und was ferner fürgehen wird fleißig zu berichten. —
Urteil über den Waffenstillstand. Instruktion für v. Ruck. 791
2. Verhandlungen mit den rheinischen Kurfürsten.
Die Konferenzen zn Frankfurt.
Instruction,1) wornach sich unser — Hof- und Legationsrat,
auch Hauptmann zu Horneburg Melchior von Ruck bei seiner
Verschickung an Chur Mayntz, Chur Trier, Chur Colin und
Chur Pfaltz Ldd. — zu achten. D. Cöln 21./31. Dezember 1681.
[Vorstellungen, welche er diesen Kurfürsten wegen der Gefahren eines Krieges
mit Frankreich und der Notwendigkeit eines gütlichen Abkommens mit demselben
machen soll.]
Er soll von Cassel zuerst sich zu K. Mainz begeben und diesem vortragen, 31. Dez.
nachdem der König von Frankreich bei den Traktaten zn Frankfurt a. M.')
eine solche Proposition habe tun lassen, worauf man entweder in Frieden und
gute Nachbarschaft mit demselben treten könnte oder eines neuen beschwer-
lichen Krieges gewärtig sein müßte, da derselbe erklärt habe, wenn man sich
von Reichs wegen nicht vor Ausgang des Januar desfalls resolvieren würde,
seine schon parat stehende Macht gebrauchen zu wollen, und da man sich unter
den jetzigen Verhältnissen bei Resolvierung eines Krieges schlechter Successe
zu versehen habe, so stände Kf. in Zweifel, ob es gegen die Posterität zu ver-
antworten wäre, bei so beschaffenem Zustande das übrige vollends in hazard
und Gefahr zu setzen und die extrema zu erwarten. Kf. hätte in dieser so
schweren Sache mit K. Mainz vertraulich kommunizieren wollen. Auf drei
Punkte vornehmlich mußten die Gedanken gerichtet werden:
1. Ob man bei gegenwärtigen Konjunkturen vergewissert sein könnte, die
verlorenen, in der Krone Frankreich Gewalt geratenen Orte, Festungen und
Lande aus deren Händen wieder zn reißen und zn rekuperieren ?
>) S. Pufendorf XVIII, §34 (S. 1417 f.).
2) S. über diesen Kongreß in Frankfurt a. M., welcher nach langen Verzögerungen
erst Ende Oktober 1681 zusammengetreten war, Pufendorf XVIII, §33 (S. 1416f.);
Londorp XI, S. 353 ff. Vgl. Legrelle, Louis XIV. et Strasbourg, S. 159 ff.; Kauf-
mann, Die Reunionskammer su Metz, S. 257 ff.
792
V. Brandenburg und das Reich W\i— 1C84,
2. Ob solche Hoffnung recuperandi amissa gewisser und sicherer wäre ab
die Gefahr, noch viel mehr zu verlieren und einzubüßen, welche dem Btiebfl
bevorsteht?
3. Ob nicht viel mehr auf die Konservation des übrigen im Reich und
desselben Status quoquo modo zu gedenken, als alles auf die Spitze des Degens,
den un gewissen Ausschlag der Waffen und darauf stehende gänsliche Ruin oder
wohl gar Dissolution des Staats im Reich und sonderlich des kurfürstliches
Coliegii zu wagen und auszustellen?
Kf. hätte die Gefahr, in der das Reich jetzt steht, wohl vorausgesehen,
auch zur Abwendung derselben sein Bestes getan. Wie er aber gelassen worden
und was er dabei zugesetzt, das sei der ganzen Welt bekannt, er mußte also
zu reiferer Erwägung ausgestellt sein lassen, ob Salus Reipublicae nach Gelegen-
heit der jetzigen Konjunkturen besser mit den Waffen zu behaupten, als mit
reifem, wohlbedachtem Rat und Vorsichtigkeit zu beobachten sein möchte.
R. wird zu vernehmen haben, wie K, Mainz sich darauf erklären wird,
sollte derselbe zu anderen eonsilüs inklinieren, hat er sich darüber nicht ein-
zulassen, sondern es mit Vorstellung seiner guten Intention ad referendum tu
nehmen,
Darauf hat er sich zu K, Pfalz, K. Trier und K. Co In zu begeben und
dort gleichmäßigen Vortrag zu tun, Da K. Pfalz der Gefahr am nächsten, m
hat er demselben besonders zu repräsentieren, wie hohe Ursache er habeT *o
viel immer möglich die Ruptur mit Frankreich zu vermeiden, zumal man hei
den bevorstehenden Traktaten hoffen konnte, daß der König von Frankreich
wohl möchte disponiert werden, die okkupierten Urter zu restituieren und den
desolierten Landen künftig Ruhe und Restauration zu gönnen.
Da von dieser Materie dem Verlaut nach mit K. Trier und anderen sc*
Kommunikation gepflogen sein mochte, wie dem Kf. beigehender Extrakt1)
eines Schreibens des Bischofs von Straßburg an Graf Waldeck zugekommen,
so soll er von dem Inhalt dieses Schreiben*, wie es sich am besten seh
wird, Vorstellungen machen und einerseits die Gefahr und Inkoiivemeiltta
welche das Komische Reich durch einen Krieg verwickelt werden möchte,
andererseits den Vorteil und die Kommodi täten bei Kontinuation des Friedens
und Annahme der von Frankreich gemachten Offerten vorstellen. Ks würde
dabei vornehmlich auf die Sicherheit und Garantie dessen, was Frankreich ver-
sprechen möchte, ankommen, weshalb Kf. das Gutachten der anderen Kurt
erwarten wollte.
Er hat die Audienz bei allen Kurfürsten in geheim Eil nehmen, die
Sekretesse seiner Negotiation aufs beste zu rekoramendieren, zum 1 'rätext der-
selben zu nehmen, daß er nur wegen Erhaltung der kurfürstlichen Ptaemuicnlien
*) Derselbe enthält einen Bericht über die Vorstell im gen, welche der Bischof
von Straßburg K, Trier wegen der Gefahren eines Krieges mit Frankreich und
der Vorteile eines gütlichen Abkommens mit demselben gemacht ball«.
Instruktion für v. Ruck, dessen Verhandlungen mit K. Mainz. 793
nnd Rechte, welche man jetzt zu Frankfurt wieder nicht wenig zu labefaktieren
suche, und wegen Einrichtung der kaiserlichen Vollmacht geschickt sei, er hat
nirgends etwas Schriftliches von sich zu geben.
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Mainz
4./[14.] Januar 1682.
[Zustimmende Erklärung von K.Mainz.]
Er ist am 1. Januar zu Mainz angekommen und hat am folgenden Tage bei 14. Jan.
dem Kurfürsten1) Audienz gehabt. Derselbe antwortete auf seine Proposition,
der verwirrte und fast desperate Zustand des Vaterlandes ginge ihm sehr zu
Herzen, je mehr er darüber nachdächte, desto größer fände er die Gefahren,
wenn man bei solcher Bewandtnis und üblen Verfassung des Reiches es zur
Ruptur mit Frankreich sollte kommen lassen, er hätte dieses auch den kaiser-
lichen ministris gesagt, man hätte es ihm aber übel ausgedeutet. Er freue sich
daher sehr darüber, daß Kf. über ein so schweres und gefährliches Werk mit
ihm habe vertraulich kommunizieren wollen. Seine Resolution wäre, daß man -
quo vis modo über die französische Proposition sich zu entschließen suchte,
vielleicht könnte man bei der Negotiation noch ein und anderes erhalten und
so lieber den Überrest sichern als alles sorti armorum anheimstellen. Kf. wäre
der Mächtigste von dem ganzen kurfürstlichen Kollegium, der größte General
von diesen Zeiten und von unvergleichlicher experience bei seiner langwierigen
Regierung, wenn dessen Sentiment dahin ginge, wie er von ihm verstanden, so
würde es bei Kf. allein stehen, dem ganzen Werk den Ausschlag zu geben, er
wollte ihm dabei getreulich assistieren. Er wünschte gern zu wissen, wohin
man k. sächsischerseits zielte,3) dem Verlaut nach führte man dort gar kriegerische
Gedanken, es würde aber viel auf Kf. ankommen, um diesen Kurfürsten dahin
zu disponieren, sich der Zeit und der Necessität zu konformieren. Von K. Trier,
K. Cöln und K.Pfalz, hoffte er, werde des Kf. Abschickung in gebührende
Erwägung gezogen und so diese gefährliche und schwere Sache gehoben werden,
besonders da der König von Frankreich geneigt sein solle, K.Pfalz einige
Satisfaktion zu geben.
Als er K. Mainz so inkliniert gesehen, hat er von der Proposition des
Bischofs von Straß bürg an K.Trier zu reden angefangen und sich so bemüht,
l) Anselm Franz von Ingelheim (seit 7. November 1679). S. Pufendorf
XVIII, § 35 (S. 1418).
9) Schon 2./ 12. Januar hatte, R. dem Kf. berichtet, er hoffe in allem zu reüssieren,
hauptsächlich werde es darauf ankommen, ob man K. Sachsen werde dazu bestimmen
können, sich der Zeit und den Konjunkturen zu akkommodieren, das sei das Vor-
nehmste gewesen, was man ihm hier entgegengesetzt habe.
m
V. ISrandenburg und da« Reich 1C79 — 1684.
die Gedanken desselben in puncto der Garantie zu erfahren, K. Mainz sagte,
er sehe desfatls nichts in der Welt als des Königs von Frankreich königliche
parolc, er hatte darüber mit dem französischen Residenten Fliehe gesprochen,
der hätte gesagt, des Königs Intention wäre, den Frieden zu halten, man möchte
os klausulieren and verbinden, wie man wollte, und ebenso hatten sich anch die
französischen Bevollmächtigten in Frankfurt erklärt. Zuletzt hat er die Sekretes»
seiner Negotiation rekomm endiert. Der Kurfürst hat sie versprochen und ver-
sichert, daß er nur dem Kanzler Hertram Mitteilung davon machen wolle.
Dieser hat ihn am folgenden Tage besucht ihn nochmals der Resolution de»
Kurfürsten versichert und ihm mitgeteilt, daß derselbe die am 2, Januar zu
Frankfurt ü he rg ebene französische Proposition ') sofort nach Regensburg geschickt
nnd seiner dortigen Gesandtschuft Befehl erteilt habe, mit den K, Branden-
bnrgischen zu kommunizieren und sich ihnen zu konformieren.
Er hat darauf bei K. Mainz Abschiedsaudienz gehabt, derselbe wiederholte
alles oben Erwähnte und sagte, wenn der kaiserliche Hof auf Antrieb Spanien?
und Lothringens auf einer konträren Meinung bestehen bleiben sollte, müßte
das Reich und das kurfürstliche Kolleg sich mit Frankreich ä part setzen. Er
wünschte, KL möchte jemand von seinen Leuten mit bei der Negoziation zu
Frankfurt haben, wenn auch ohne Charakter und ohne entree bei der Konferenz,
nur damit man mit ihm kommunizieren und die unbeschreibliche Langsamkeit
dir Kaiserlichen poussieren könnte; auch ein k« kölnischer und ein münstertchn
Gesandter wären unterwegs,
Kr wird noch heute nach Heidelberg Weiterreisen.
M, v. Ruck an den Kurfürsten. D. Heidelbera
8J[18.] Januar 1681
[Zustimmende Erklärung von K.Pfalz. Mitteilungen desselben über ihm fratizoritchrr-
seits angebotene Verhandlungen,] *
18, Jau. Er ist am 6, liier angekommen und hat am 7. Audienz bei dem Kurfürsten
gehabt. Derselbe5) antwortete auf seine Proposition, er fände alles, was Kf.
ihm habe vortragen lassen, so sehr auf der höchsten raison fundiert, daß er
ihm nichts entgegenzusetzen wüßte, er werde sich daher mit Kf. in allem gern
konform ieren, er hielte gänzlich dafür, daß man, nm den Rest von totaler
zu sah ieren, sich auf die von dein König von Frankreich getan« P
in Hüte zu setzen suchen müßte. Diese Absehiekung des KL kann
sonderlich a propos, da v. Jena aus Regensburg ihm von einer Handlung und
Offerten, welche der Konig von Frankreich dem k. pfälzischen Hause tun lassen
i) S. oben S, 742.
*) S. Pufendorf XVÜI, % 86 (&. 1418).
t. Ruck bei K. Pfalz und K. Trier. 795
würde, Nachricht gegeben habe, worauf er habe antworten lassen, daß er auf
gepflogene Kommunikation mit Kf. und dem Hause Lüneburg-Hannover sich
resolvieren wollte. Er hätte bereits vor acht Tagen deswegen an Kf. geschrieben,
da er nun aus seinem Vortrage des Kf. Sentiment erfahren habe, sei er nm so
eher hors d'incertitude und wollte sich diesem gänzlich konformieren. Er hat
den Kurfürsten versichert, daß Kf. alle mögliche officia bei dem König von
Frankreich zu seiner Satisfaktion anwenden wolle. Als er auf den Punkt der
Garantie kam, sprach der Kurfürst den Wunsch aus, daß Kf. nebst dem Hause
Lüneburg und den Generalstaaten diese übernehmen möchte.
Er wird morgen hier Abschied nehmen und nach Koblenz Weiterreisen.1)
M. v. Ruck an den Kurfilrsten. D. Coblentz
12./[22.] Januar 1682.
[Bereitwilligkeit K. Triers zum Frieden, sein Verlangen, daß ibm das Weggenommene
restituiert werde.]
Er ist am 10. hier angekommen und hat gestern Audienz beim Kurfürsten*) 22. Jan.
gehabt. Derselbe3) erwiderte auf seine Proposition, er sehe wohl die bevor-
stehende Gefahr und wie diese durch die desunion der Gemüter im Reich stets
zunehme, wenn aber nur eine rechtschaffene Zusammensetzung geschehe, so
wäre darum noch nicht alles verloren, es wäre noch force im Reich genug,
wenn man sie nur recht gebrauchen wollte, dem König von Frankreich nicht
nur zu widerstehen, sondern noch wohl mehr zu tun. Die der Gefahr am
nächsten Gesessenen, darunter er selbst, würden zwar zuerst wohl übern Haufen
gehen, aber hernach würde es sich wohl redressieren lassen. Die Prätensionen
des Königs von Frankreich gingen in infinitum, trotz der zu Frankfurt gemachten
Proposition prosequierte er die Reunionen einen Weg wie den anderen, er hätte
noch diesen Morgen die Zeitung bekommen, daß man ihm die Abtei Prüm,4)
von welcher an die hundert Lehen dependierten, durch die Kammer zu Metz
habe einziehen lassen, und wenn man sich jetzt auch mit dem König über seine
postulata entschließen würde, müßte man doch künftig ebendasselbe besorgen. •
') R. meldet von Schwalbach aus 9./19. Januar, der jetzige Vertraute von K. Pfalz,
Graf Castel, habe ihm nähere Nachricht von den frauzösischerseits gemachten An-
knüpfungen gemacht und gebeten, man möchte sich bei den Verhandlungen nicht
übereilen, da sonst die K. Pfalz gebührende Satisfaktion viel diffiziler gemacht werden
würde, Kf. möchte dessen Interesse nach Möglichkeit appuyren und die Garantie der
Abmachungen übernehmen.
3) Johannes Hugo v. Orsbeck (seit 13. Juli 1676).
*) S. Pufendorf XV11I, § 37 (S. 1418f.).
4) S. Kaufmann, Die Reunionskammer zu Metz, S. 242.
796
V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Doch fände er rebus sie stantibus und «ach den gegenwärtigen Konjunkturen
im Kf. Seu Üinente auf tin widersprüchlichen raisuns gegründet, und seine Meinung
wäre, man sollte von Reichs wegen über die von Frankreich getane Präposition
mit rechtem Ernst deliberieren und sich darüber auf billige Konditionen :
liehst zu entschließen suchen, falls es Frankreich nur mit den Traktaten ein
rechter Ernst wäre. Quovis modo mit Frankreich sich zu vergleichen, wate
sehr hart, and man wüßte nach gehe nds doch nicht, wie weit und wie lang mm
solchen Akkords oder Friedens zu genießen haben würde. Seine endliche
Resolution §e£, daß er bei solcher Bewandtnis der Sachen im Reich den Frieden,
wo es immer möglich, zu konservieren am besten hielte, und da des Kf,
Sentiment als des mächtigsten Kurfürsten dahin ginge, würde er sich demselben
gern kon formieren, er hoffte aber and ersuchte Kf. darum, daß er dem Rekb
und diesem ErzsÜft mim besten durch sein Ansehen bei dem König von Frank-
reich Beförderung täte, daß ihm die abgenommeneu Herrschaften restituiert würden,
Er hat sich auf diesen Diskurs nicht eben sonderlich eingelassen, sondern
ist, nachdem er nochmals des Kf. hierunter führende gute Intention aufs beste
vorgestellt, auf den Punkt der Garantie, falls man sich mit Frankreich entschließen
sollte, gekommen, K. Trier meinte, es würde keine sein als perpetuum milltem
zu halten und tüchtige Festungen auf den Fronticreu zu hauen, die franzosisch
Bevollmächtigten in Frankfurt hätten erklärt, daß ihr König es zulassen un
darob keine Ombrage schöpfen wollte.
Er kann versichern, daß, obwohl des Kf. Abschiekung von K. Mains und
K. Pfalz sehr hoch gehalten worden, doch keiner sich eine größere Ehre und
frftüdt daraus gemacht hat als K.Trier. Er findet sonst hier so ¥*ofg als zu
Mainz die geringste Disposition zum Kriege, der Kurfürst hat auf Ehren hrritsteui
600, in Kohlen/, 1 400, insgesamt 250U Mann und eine Kompagnie von 50 Pferden.1)
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Cöln
16./ [26.] Januar 168.V
[Unterredung mit dem ßisrhof von Straßuurg/]
26, Jan, Am U+ ließ der Bischof von Strasburg*) ihm ein Kompliment wegen
seiner Ankunft machen und anzeigen, K. Cöln sei unwohl and hüte, um Zeit
KU gewinnen, ihn beauftragt, mit ihm wegen seines Anbringens zu konferieren-
L) R, berichtet 14./ 24. Januar aus Cöln, K. Trier habe bei der Abschiedsaudttsi
erklärt, er wolle sich mit dem Sentiment des Kf, wegen BrhaltUPg des FrieJrn*
kon formieren und dazu seinerseits alles Mögliche beitragen, und er halte gefragt, ob
nicht Kf, jemand nach Frankfurt zu Beförderung der Traktaten absenden machte,
J; firaf Wilhelm von Fürsten her g, seit S. Juni 1682 Nachfolger taiaat
1, Aprii U'yfrJ gestorbenen Bruders Franz, S. Ennen, Frankreich und der Nieder-
rbein I, S. 384 ff.
v. Rucks [Fnterreriting mit dem Bischof von Straß bürg'.
797
Er aber hat erwidert, nach seiner Instruktion mußte er K. Cola personlich in
einer geheimen Audienz seine Proposition tun, er wollte aber filr sich dem
Bischöfe aufwarten* Dieses hat er auch getan. Der Bischof1} hat ihm dabei
mitgeteilt, K. lülu wäre sehr erfreut darüber, daß Kf. diese Abschick ung an
ihn getan hätte, er hätte schon Nachricht davon gehabt, sonst wurde er an ihn
jemand abgefertigt haben, so aber hätte er nur an K. Bayern, Pfalz, Mainz und
Trier geschickt er hielte eine gute Zusammensetzung der deutschen Fürsten
bei diesen Konjunkturen höchst nötig, wollte ihm, wenn er sich morgen hesser
befinden sollte, Audienz erteilen. Dann fing er von den gegenwärtigen Kon*
junkiuren zu reden an, es wäre wohl endlich Zeit, daß der Konig von Frank*
reich den Zapfen zuschlüge, die Reunionsexekutionen gingen gar zu weit, er
bitte gestern noch ein gedrucktes arrest bekommen, in welchem man das Stift
Stablo *) unter die Dependenzen rechnete und von ihm verlangte, daß er wegen
desselben an Frankreich das homagium prästieren sollte, man hatte auch seine
Bedienten zn Straßburg dazu gezwungen» Er könnte und wollte aber den dem
Reich und seiner Kirche geleisteten Eid nicht brechen, hätte deswegen Remon-
strationen bei dem König getan, der wäre ein guter Herr, gebe gute Vertröstung
der Effekt aber bliebe aus. Inmittelst dürfte vor der Hand wohl kein ander
Expedient sein, als auf die zu Frankfurt getane Proposition sich zu vergleichen
und sich nachher im Reich in solche Verfassung zu stellen, daß ein Schwert
das andere in der Scheide halten könnte. Man müßte hoffen, daß, wenn man
sich jetzt mit Frankreich vergliche, es endlich wurde gehalten werden, obwohl
man steh noch jetzt zu beschweren hätte, daß trotz des in propositione zn
Frankfurt seitens Frankreichs getanen Versprechens die Reunionen noch taglich
fortgesetzt würden. Auf die exteros, besonders England, sei wenig zu hauen.
Heute früh hat der Bischof ihm melden lassen, daß K. CÖln noch nicht
imstande wäre, Audienz zu erteilen, daß er aber hoffte, dieselbe werde morgen
stattfinden können.
Daß die confidence zu dem Bischof von Straßburg eine Zeit her inter-
rumpiert gewesen, ist zwar gewiß, aber jetzt soll alles wieder sein wie es vordem
gewesen» Es passierte sonst hei dieser Visite nichts als große Kontestationen
von vertraulicher und geheimer Korrespondenz, die man mit Kf. über die gegen*
wärtigen Konjunkturen werde zu halten suchen, und daß man den Frieden haben
und nachher wegen der Garantie sich in behörige Verfassung setzen müßte.
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
91./I1. Januar 1682.
[Audienz bei E.Coln, neue Konferenz mit dem Bischof ▼. Straß bürg. Neigung tum Frieden.]
Er hat am 18. bei K. Cöln im Kloster zu Pantaleon Audienz gehabt, hat 31. Jao«
denselben aber noch in schlechter Disposition gefunden. Auf seine Proposition
*) & Pufendorf XVIII, §38 (S. 1419).
s) S- Kaufmann, Die Reun Jona kam mer tu Metz, S. 244.
798
V. Brandenburg und das Reich 1079—1684.
erwiderte er,1) man hätte sich vorzusehen, mit krank reich einen Krieg hei der
gegenwärtigen schlechten Verfassung des Reiches zu engagieren, er wünschte.
4al Kf. jemand in Frankfurt hätte, um die Traktaten daselbst zu befördern,
Frankreich profitiere von dein geringsten Moment, der verloren ginge* Er vi
seinen Vortrag noch ferner überlegen und durch den Bischof von Straßburg
und andere mit ihm weiter daraus kommunizieren lassen* Als er nun gesehen»
daß K. Cöln mit hndistem Unvermögen aufgewesen, hat er erklärt um denselben
nicht langer zu bttUfttgSQ, gleich sich verabschieden zu wollen, welche Offerte
sehr gern angenommen wurde.
Am folgenden Tage hat dann der Bischof von Straßbarg noch eine
Konferenz mit ihm gehalten, in der Hauptsache wiederholte er fnst »lies, wa»
er ihm vorher gesagt, er Meli ihm auch einen Teil der Instruktion für den u
den anderen Kurfürsten geschickten Hat Tücker vorlesen. Schließlich erklärte
er, K. Cölns Sentiment ginge ganzlich dahin, den Frieden mit Frankreich* wofern
tarnet tauglich, zu konservieren, er diskurrierte dann weitläufig von der Macht
Frankreichs, von einer Armee von GOG0O* die auf den Grenzen stände,
von der Konfusion des Staats im Römischen Reich, und alles mit solche
Fundament, daß daraus genugsam zu ersehen, daß mau an diesem Hof quo
modo den Frieden verlangt. Kr hat an keinem Ort so große Disposition dam
wahrgenommen als hier, er hat daher keine Veranlassung zu ferneren Kernen*
Miktionen gehabt.
Er wäre darauf sofort von CiHn wieder abgereist, wenn es nicht bishe?
des Hochwassers wegen unmöglich gewesen wäre, über den Rhein zu seilen.
Heute haben sich einige Holländer erboten, zu versuchen, ihn herüberzubringen •'
Instruktion lilr dem v. Huck. D. Cöln an der Spree
6./[16.J März 1682.3) (Com*. F. v. Jena,)
[Befehl, bei K.Mainz und den Deputierten es dabin zu bringen, daß die Verhandlung*!!
mit Frankreich ohne Rucksicht auf die Widerstrebenden angetreten, die Vorrecht*
der Kurfürsten gewahrt wurden.]
IG. Mari Er soll sich geradenwegs nach Frankfurt1) begeben, sich dort hei den
Kaiserlichen, Franzosischen, Kurfürstlichen und bei den legitimierten oinl
il legitimierten Fürstlichen anmelden, ihnen mitteilen, daß Kf. jhu hin-
geschickt, um von den dortigen Vorgängen jedesmal eigentliche Nachri
i) S. Pufendorf a. a. 0.
J) Ju einem P. S. meldet er, hier im Lande sei so schlechte Anstalt in einer
Defetision i man nicht das Geringste zu fürchten hätte. Die Stadt
der äußersten Sorge, der Rat habe sich des Kf. Affekt tun und Gnade empfehlen tosen*
J) S* über diese Sendung v. Rucks Pufendorf XVIII, £ 4iJ— 2i (S. LlStt).
*) S. über die bisherigen Vorgange nuf dem Frankfurter Konvent Pufendorf
XVIII, |45-48 (S. 1424 ff.).
Instruktion für v. Ruck. 799
erhalten, und sie ersuchen, ihm zu diesem Zweck von allem part zu geben,
er sei befehligt, ihnen so viel wie möglieh gute Dienste zu leisten. Dann hat
er sich zunächst zu K. Mainz zu begeben, diesem von dem ihm erteilten Auf-
trage Mitteilung zu machen und ihn zu ersuchen, da die Hauptsache durch die
Schuld einiger Fürstlichen, deren Absicht sei, den Kurfürsten auch in diesem
Stück zu nahe zu kommen und ihre Vorrechte zu evertieren, nicht avanciere,
auch weiter in seinem Eifer für die Herstellung des Friedens und der Ruhe
fortzufahren und zu befördern, daß die Hauptsache bei den Traktaten vor-
genommen werde. Zwar wüßte Rf., daß die sogenannten illegitimierten Fürst-
lichen, als Österreich, Bamberg und Hannover, auf ihren Neuerungen ohne
Rücksicht auf die Reichsgrundgesetze bestehen wollten, da sie aber dadurch zu
verstehen gäben, daß ihnen an der Beförderung der Hauptsache so eben nicht
gelegen sei und daß sie unter diesem Vorwand besser und mit mehr Schein zu
ihrem Zweck zu gelangen gedächten, dem Reich und der Christenheit aber
daran gelegen sei, daß die Friedensverhandlungen beschleunigt würden, so
meine Kf., daß, wenn diese illegitimierten Fürstlichen von ihrer Meinung durch
keine Vorstellungen abzubringen sein sollten, dann die übrigen nach vorher-
gehender genügsamer Verwahrung sich ungeachtet der Prätensionen derselben
zusammentun, die Haupthandlung antreten und darin kontinuieren möchten.
8ollte K. Mainz gegen diesen Vorschlag kein erhebliches Bedenken finden, so
soll er ihn bitten, denselben zu befördern, Rf. zweifle nicht, daß derselbe von
der Mehrzahl auf dem Reichskonvent werde gebilligt werden. Er hat in diesem
Falle den Gesandtschaften davon part zu geben, den Kaiserlichen aber nicht
eher, als die übrigen, besonders K. Mainz, es für tunlich befinden werden.
Sollte K. Mainz aber Bedenken haben, so soll er bitten, ihm die Ursachen
anzuzeigen, und darüber berichten. Er soll K. Mainz sowie den übrigen und
auch den kaiserlichen Gesandten erklären, daß Kf. unter keinen Umständen
von den kurfürstlichen Rechten und Prärogativen weichen und den Illegitimierten
nachgeben werde. Er soll den anderen Gesandten, besonders dem französischen,
zu Dienst sein, sich nur für einen particulier ausgeben und seine Diskurse immer
so einrichten, wie ihm des Rf. Intention aus der ihm früher an die rheinischen
Kurfürsten mitgegebenen Instruktion1) bekannt ist, von allem Vorfallenden bei
allen Posten Bericht erstatten und auch mit v. Span he im in Paris, mit v. Di est
im Haag und mit der Gesandtschaft in Regensburg fleißig korrespondieren.
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Frankfurt
17./27. März 1682.
[Seine Ankunft. Beginn der Hauptverhandlungen, Verschiedenartigkeit der
Abstimmung, seine Bemühung, Zeit zu gewinnen.]
Er ist wegen der schlechten Wege erst gestern hier angekommen, noch gerade 27. März
zur Zeit, da man es zum höchsten nötig gehalten, denn am 15./25. ist, nachdem man
l) S. oben S. 791 f.
800
V, Brandenhnrg und das Reich 1679— lfi84*
sieb über die Präliminarien verglichen^ das Hauptwerk zu traktieren
worden. Sämtliche haben ffir Erhaltung des Friedens mit Frankreich gestimmt
aber circa im »du in ist man so diskrepant, daß daraus ein conclusum zu machet)
ziemlich diffizil sein wurde. Die französischen Gesandten dringen auf eine
positive Resolution, und der zweite k. mainzische Gesandte ist gestern mit dem
Protokoll nach Mainz gereist, um daselbst daraus das conclusum zu mar Ken.
das morgen in einer extraordinären Konferenz publiziert werden soll
<:t Ion bergische Grote, der wegen Präemlnenzpratensionen zweimal aus
Konferenz geblieben, hat zwar verlangt, da er noch Ordre von seinem He
erwartete, daß die Publikation bis Mittwoch verschoben werde, doch hat min
augestanden, dem zu willfahren, da die französische Gesandtschaft so sehr afif
die Resolution dringt
Er hat daher zuerst den k. tnainzischen Gesandten Herrn v. Schonbarn
besucht, ihm von seiner Kommission Mitteilung gemacht und ihm vorgeschlagen,
den Französischen vorzustellen, da die vota so sehr wider einander liefen uni
wenn daraus ein conclusum per maiora gezogen werden sollte, nicht wohl abzu-
sehen sei, oh die gewünschte Intention zum Frieden so leicht erreicht werden
könne, Kf. aber ihn hieher abgefertigt hätte, ob es nicht nutzlich sein würde,
die nächste Session bis nach den Feiertagen zu verschieben, damit ihm so Zeit
gelassen werde, die anwesenden Gesandten zu sprechen und zu versuchen, ab
nicht einer oder der andere sich mehr zum Ziele legen möchte, das Verlangen
Grote's konnte zum Prätext für diese Dilation genommen werden. Seh. war
damit einverstanden und Heß ihm am Abend nagen, er bitte nur den einen
französischen Gesandten Harlay sprechen können, der hätte es approbiert,
Er hofft, so I — 4 Tage zu negotiieren gewonnen zu haben. Bei den
reich tschen ist wohl nichts auszurichten, mit ihnen kon formiert sich
K. Sachsische Schott, auf den alle Protestierenden, auch wohl einige Katho-
lische grolie Reflexion nehmen möchten. Derselbe hat') ein gnädiges Schreiben
lies Kf. an ihn herumgezeigt und dadurch den Verdacht erregt, als ob K
R\ Sachsen vielleicht nicht su ungleiche Sentimente führte, er hat aber ver*
sichert, daß dieses Schreiben nur Hofüchkeitsausdrücke enthielte*
M. w Ruck an den Kurfftrsten. D. Frankfurt
24. März/ [3. April] 1682.
[Sein Besuch hei K- Mai na. Dessen Verlangen, daß er die Intention des Ei
deklarieren solle,]
3. April Er ist vorgestern nach Mains gereist und hat, obwohl sich die Sacblt
seit seiner Abreise von Berlin sehr geändert hat, die ihm befohlenen Kon
') Kf. hatte sich durch Schott bisher über die Vorginge in Frankfurt Bericht
erstatten lassen.
v. Ruck bei K. Mainz. Die verlangte Deklaration des Kf. 801
missionen bei dem Kurfürsten abgelegt Derselbe erbot sich, wenn zur Be-
förderung dieser Traktaten von Kf. Mittel and expedientia vorgeschlagen werden
sollten, dieselben aufs kraftigste zu sekundieren, jetzt würde, da man schon in
wirklicher Xegotiation begriffen und alia rerum facies, nicht nötig sein, die in
eventum von Kf. geführten Gedanken kund zu machen. Auf die kurfürstl.
Präeminenz erklärte er beständig wie bisher halten zu wollen. Im übrigen
sagte er, hätte er erwartet, daß Kf. ihn (R.) bevollmächtigt haben würde, seine
Intention wegen der französischen Proposition bei dem k. mainzischen Direk-
torium zu deklarieren. Er hätte auf die von Kf. durch ihn bei seiner ersten
Abschick ung gemachte Ouvertüre sich so positivement herausgelassen, eben-
dasselbe hätten jetzt auch K. Pfalz, K. Co In und K. Trier getan, alles
akk rochierte sich jetzt auf eine solche von Kf. erwartete Erklärung, er wollte
hoffen, daß Kf. bei seiner ersten Intention beständig verharren werde. Trotz
aller seiner Versicherungen deswegen bezeugte der Kurfürst doch eine große
inquietude, der Kanzler Bertram hat ihn nachher durch viele Remonstrationen
bewegen wollen, die verlangte Deklaration zu tun, und er hat, um das durch
seine vorläufige Weigerung verursachte Mißtrauen zu beseitigen, wenigstens
gestatten müssen, daß sich die k. mainzische Gesandtschaft bei Gelegenheit auf
die von ihm geführten Diskurse beziehen möchte. Die französische Gesandt«
schaft aber hat doch nötig befunden, wegen dieser Deklaration einen Kurier an
Rebenac zu schicken.1)
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Frankfurt a. Main
8./ 18. April 1682.
[Die Antwort der Kaiserlichen auf das Deputationsgutachten. Schlechte Aussichten
auf einen günstigen Verlauf der Verhandlungen. Harte Reden über ihn und über
die rheinischen Kurfürsten.]
Er hat die Deklaration des Kf. vom 29. März K. Mainz übergeben, der mit 18. April
derselben sehr zufrieden war. Inzwischen haben die Kaiserlichen ihre Ant-
wort3) auf das jüngst ihnen überbrachte Deputationsgutachten in einem lateini-
schen und auch in einem deutschen Schriftstück eingeschickt, darüber ist
Mittwoch und Donnerstag beraten worden, hauptsächlich über zwei Punkte, ob
') Kf. zeigt (d. Cöln 29. März/ [8. April] 1682) R. an, daß er, damit weder
K. Mainz noch sonst jemand wegen seiner jetzt führenden Gedanken fernere inquietude
habe, die begehrte Deklaration ausgestellt habe, befiehlt ihm, dieselbe K. Mainz zuzu-
stellen und sie auch sonst, wo es sich schicke, kund zu tun, mit den französischen
Gesandten vertrauliche Kommunikation zu pflegen und sich zu bemühen, daß die
dortigen Traktaten bald und zum glücklichen Ende ausschlügen. S. diese Deklaration
bei Londorp XI, S. 360ff.
*) S. Londorp XI, S. 363 f.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 51
808
V. Brandenburg und das Reich 1679— 16S4,
dieses responsum der Kaiserlichen der französischen Gesandtschaft bloli so zu
überbringen, oder in materialihus et forum libns dem Iteputationsgutachien fii
adacquieren und 2. auf welche Weise es der französischen Gesandtschaft zu
insinuieren sei.
Von der Kaiserlichen großen fermete und ihrem boitiiHHflm Vorgeben,
daü sie des Türkenkrieges halber nichts zu fürchten bitten and ihrer Atüertoo
versichert wären, omiruert man fast durchgehend* diesen Irak taten ein gar
weitläufiges Aussehen, besonders wenn man französisc hersei ts auf der Präposition
bestellen sollte* Er hat hierüber und über die Deklaration des Kf* mit der
franzosischen Gesandtschaft kommuniziert und ihnen vorgestellt, wenn auch
einige von den Mächtigsten den Frieden befordern wollten, werde es doch sehr
schwer fallen, wenn nicht frauzosfecherseits zugleich durch vortrii gliche MitteJ
und avantageuserc Konditionen der modus traetandi fazilitiert würde* und auch
der K+ Main zische und der K. P falz i sehe sind derselben Meinung, min
laut sich aber französisch erseits noch nicht weiter heraus, als daß man nickt
dafür halten konnte, daß es den Kaiserlichen ein rechter Ernst sei, den '
zu bestätigen. Hau ver nimmt auch unter der Hand, daß sie nur auf französisch.
nicht lateinisch den Kaiserlichen antworten wollen, was wieder große Diftikiri-
täten abgeben dürfte.
Seine Anwesenheit hier wird bei vielen nicht gar zu wohl an (genommen. Die
Kaiserlichen haben ihn jüngst gefragt, ob er einen Ruhm darein setzen
wollte, wenn er dieses Werk würde können reüssieren macheu* Über die
rheinischen Kurfürsten beschwert man sieh kai»erUoheraaits tiffentlicli überall,
und keine Vorstellung der Nezessitat noch der Konjunkturen mag dagegen
verfangen.
Per Kurfüist an v. Back, D, Oöln
9,/[19.] April 1682.
[Billigung des Vorschlages K. Pfalz* wegen einer näheren Verbindung dar
Frieden geneigten Reichsstände.]
19. April In dem Hauptwerk läßt er es hei seiner früheren Instruktion bewenden*
Dem ralenbergischen hatte nicht so weit nachgegeben werden sollen, zumal
da das Haus Braun schweig sich besonders bemüht, eine fast völlige Piri-
fikation der Kurfürsten und Fürsten einzuführen. Er soll deswegen bei allen
karfürstlichen ministris und auch bei K. Mainz seihst das \ r «teilen.
Den Vorschlag K> Pfalz, daü die Kurfürsten, Fürsten und Sund
den Frieden zu erhalten wünschen, sich hierunter vertraulich vernehmen und
solche mesures unter sich benehmen möchten, damit sie nicht wider
Willen in Kriegshändel eingeflochten würden, billigt er vollständig und wünscht
mit den Wohlintentionierten sich deswegen zu vereinigen. Man konnte data
Die kaiserliche Antwort. Erklärung der Franzosischen darüber. 803
dort einige Articul und conditiones entwerfen, auf die er sich dann weiter
erklären will. Sehr wünschenswert wäre es, daß auch K. Bayern mit zu diesem
Werke gebracht würde, auch Münster, Wirtemberg, Braunschweig-Zell
und Hessen-Cassel mit einzutreten sich resol vierten. Er wünscht Bericht
darüber, was weiter in der Sache vorgehen wird.
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Frankfurt
11./ 21. April 1682.
[Äußerungen des franzosischen Gesandten über die Antwort der Kaiserlichen. Die
gewünschte nähere Verbindung der zum Frieden geneigten Reichsstände.]
Das kaiserliche, von der Reichsdeputation revidierte responsum ist gestern 21. April
Abend den Französischen eingehändigt worden. Dieselben haben ihn dann
noch denselben Abend besucht und ihm mitgeteilt, das responsum bestände teils
in generalibus, von denen sie nicht wußten, was sie sagen wollten, teils fordere
es Restitution der nach ihrer Abreise vorgenommenen Reunionen, bevor man
sich weiter in die Traktaten einließe, dann wollte man sich zur Diskussion der
französischen Prätensionen auf Grund des Münsterschen und Nimwegischen
Friedens und des Nürnberger Kxekutionsrezesses verstehen. Das erste würden
sie auch in generalibus beantworten, zu dem zweiten wäre der König nicht
verbunden, wenn nicht das Reich seine Proposition acceptierte, das letztere könnte
15 Jahre dauern, sie wollten sich in keine Diskussion der Materien einlassen,
die Reunionen kämen dem König jure belli et factae cessionis zu, er hätte
80000 Mann an den Grenzen bereit stehen, er könnte auch, wenn er nicht zu
öffentlicher Ruptur den Anfang machen wollte, sein Recht durch weitere
Reunionen prosequieren, bessere Konditionen seien nicht zu hoffen, schlimmer
könnten sie leicht werden. Wenn man den Frieden haben wollte, müßte man
die Proposition schlechterdings annehmen, der Weg, welchen das kaiserliche
responsum zeigte, würde unfehlbar zu einem gefahrlichen Kriege Anlaß geben.
Diesen Inhalt soll ihre Erwiderung haben, doch dürften sie damit wohl bis
morgen über 8 Tage anstehen, inzwischen will er diesen Diskurs an behörigen
Orten, wie sie von ihm begehrt, kund machen, es wird aber wenig helfen, denn
die meisten Anwesenden beziehen sich auf ihre Instruktion, die aber, welche
gänzlich in des Kaisers Sentiment sind, dürften so am ersten zu ihrer Intention
kommen, einen particulier Frieden zu hindern.
Die Französischen haben ihn auch sondiert, ob Kf. nicht geneigt sei,
sich mit der zum Frieden inklinierenden Partei auf alle besorgende Fälle näher
zu verbinden, der K. Pfälzische liegt ihm auch täglich an, ob er von Kf.
deswegen noch keine Resolution erhalten, auch K. Mainz und K. Trier sind
deswegen sehr besorgt.
51*
sin
V. Brsndenl.iiru und das Reich 1679 — lrtS4.
M. v. Ruck an den Kurfürsten. I). Frankfurt
22. April / 2. Mai 1682.
[Forderungen der Französischen in betreff des Verhaltens der Intervenieren*]
2. Mai Die französischen Gesandten haben ihre schriftliche Erklärung1} tuen
sogenannten Intervenieren zugeschickt, auch in der Reichsdeputätion ist dieselbe
zur Diktatur gekommen, aber die Beratung darüber noch ausgesetzt wurden.
Die Französischen verlangen, daß die Intervenieren auch ihre Konferenzen
halten, ihre mesures, wie dieses Werk zu befördern, nehmen und sodann ro
verstehen geben sollen, daß ihre Prinzipale mit aller Macht sich den-
nteren würden, welche das Reich in neue Unruhe xaverwickeln suchen wurden,
ferner möchten sie den R cichsd epu Herten vorstellen, daß diese die französische
Proposition als Fundament der Unterhandlung konsiderieren und eine Offerte an
den Konig tun mochten, so würde man vielleicht der Sache naher kommen
können, als wenn man nur in contraUictoriis versierte.
Das erste tun die Intervenierten, sie suchen Gelegenheit, fleißig mti
einander 2u kommunizieren, zu dem zweiten halten sie steh nicht für autorisier:,
zumal es von den Kaiserlichen und anderen als eine menaee und fast eine
ileehratio belli würde aufgenommen werden, man meint, daß diu Erklärung im
Kf. alles enthalte, was mau bei dieser Saison noch sagen könne, wegen des
dritten, meinen >ie, müßten sie die begehrten officia zu leisten sich bemühen,
ond auch er will mit einem und dem andern von den Deputierten darüber
reden.
Der Kurfürst an v. Bück, IX Osln
29. April/ [9. Mai] 1682.
[Auf die Berichte vom 18./28. April und 22* April /2, Mai. Billigung der Ford et tm
der französischen Gesandten. Befehl, sein liegen* burger Votum auch dort mitm
9. Mai Er ist sehr einverstanden damit, daß R, und die anderen Intervenierten
sich in betreff der Wünsche der französischen Gesandtschaft zu dem ersten und
dritten Punkt bereit erklärt haben, und er tragt auch, den anderen Punkt
betreffend, kein Bedenken, dasjenige, was er in Regensburg hat votieren las*«
l) S. LondorpXI, S. 354.
*) S, oben S. 747. R. berichtet 1I./21. Mai 168B, <r nahe schon Ufri
von diesem Votum des Kf. den Deputierten Mitteilung zu machen. K. Maiai,
dein er es auch mitgeteilt, hätte gemeint, das wäre extreraum extreuiortun, keiner
als Kf. würde pro tempore sich noch unterstehen, so zu reden. Auch die tainistri
extra deputationein scheuten sich, so weit herauszugehen.
Forderungen der französischen Gesandten. Erklärung des Kf. 805
wovon eine Abschrift beiliegt, auch dort vorzustellen, zumal die Sachen in
höchster Erisis stehen und es um des Vaterlandes Wohlfahrt zu tun ist. Er
hofft, daß auch die anderen Intervenienten die Friedensconsilia mit behörigem
Nachdruck, wenngleich mit Widerwillen der Gegenpartei, befördern werden.
Da nach seinem Bericht französischerseits die getane Proposition pro objecto
negotiationis konsideriert wird, so wird hoffentlich, wenn der Punkt mit Straßburg
nur richtig ist, das übrige sich leicht finden und man bald zum endlichen Schluß
gelangen können.
Der Kurfürst an v. Ruck. D. Potstam
21./[31.] Mai 1682.
[Wahrung der kurfürstlichen Vorrechte. Befehl, auf das entschiedenste die Erhaltung
des Friedens zu fordern.]
Er hat aus seinen Relationen mit großer Befremdung ersehen, daß die 31. Mai
fürstlichen Deputierten, besonders Österreich und Calenberg, fast harte und
höchst präjudizierliche vota wider die den Kurfürsten zustehenden Präeminentien
geführt und solche ganz empfindlich und unleidlich angezapft haben. Er soll
den kurfürstlichen Deputierten seinetwegen kontestieren, daß er aus ihren votis,
besonders dem K. Sächsischen, mit sonderbarem Vergnügen wahrgenommen,
daß sie die kurfürstlichen jura und praecipua mit solcher Sorgfalt beobachtet
hätten, und daß er hoffe, sie würden damit kontinuieren. Wie künftig diese
Sache zu beobachten, desfalls wünschte er mit seinen Mitkurfürsten, besonders
den Erbkurhäusern, sich zu verständigen und alle nötigen mesures mit ihnen
zu nehmen. Wenigstens wird es nötig sein, dem Kaiser die Gebühr hierin
vorzustellen, weil er sich ohne Zweifel erinnern wird, was er bei der Wahl
und in der Kapitulation sämtlichen Kurfürsten zugesagt hat.
Er hat an K. Mainz geschrieben, K. soll dieses Schreiben demselben
insinuieren und gebührende Ansuchung tun, daß das darin Verlangte erfolge
und er um so mehr kapabel gemacht werde, sein Interesse und das Beste des
Vaterlandes in acht zu nehmen; er soll davon auch der französischen
Gesandtschaft Nachricht geben, und da nun die Sache zum Ausschlag kommen
muß, soll er aufs umständlichste und beste, ohne irgend ein anderes Rück-
oder Absehen, kontestieren, daß Kf. an allen aus der neuen Ruptur etwa
erfolgenden Ungelegenheiten unschuldig sein, deren Verantwortung aber den-
jenigen anheimschieben wollte, welche daran Ursach und das Römische Reich
und dessen Stände in die vorige Verwirrung und Gefahr, ja gar in die äußerste
Dissolution und Ruin lieber zu stürzen, als einen richtigen, klaren und beständigen
Frieden zu machen suchten. Von seiner Gesandtschaft in Regensburg wird er
806
fi Brandenburg und da* Reich 1<;7<I— IGeH.
schon erfahren haben* was daselbst Magdeburg im Fürstenrat votiert
er soll die darin enthaltenen und gleichförmige Expressionen ohne Scheu
Hinterhalt auch gebrauchen.
Der Kurfürst an v. Ruck. D. Perleberg 29. Mai/ [8. Juni] 1685.5)
(Konzept von Menulersf Hand.)
[Befehl, sein Verhalten gegenüber deu Verunglimpfungen Rüsenbergs* zu recblfert
8. Juni Aus seiner letzten Relation vom && Mai/ 2. Juni3) hat er mit Befremdanf
ersehen, was die kaiserliche Gesandtschaft, besonders Graf Rosen berg, fir
Diskurse gegen ihn geführt, besonders dflb1 derselbe diejenigen, welche bei diesen
Konjunkturen mit den weitaussehenden und zu neuen Kriegstrotiblen abzielenden
Sentim eilten des kaiserlichen Höfen nicht einig seien, sondern aus wohj begründetem
Ursachen consilia pacis p referierten, und als freie und bei dem Ausschlag der
Sachen höcbstinteressierte Reichsstände ihre surTragia auf dem Reichstage publice
erdmieten, so perstringiert hat, als wenn sie das publicum abandoiinierten, um
partikularer Interessen willen den Deutschen ein fremdes Joch aufbürdeten oärr
allem, was Frankreich mit insolence und injostice prätendierte, mit bassease «ich
unterwürfen, ja, daß er in specie seine Konduite so hoch getadelt und behaoptot
hat, Kf\ hätte sein wohlerlangtes renoinmee durch seine jetzigen consilU
geschwächt, und daß er nicht glauben konnte, daß das, was seinetwegen m
Regensburg votiert worden, seine eigentliche Meinung sein sollte*
Wir horten zwar, Ihr werdet nach Einhalt Euerer Instruction hierauf
etwaa mehres und umbständlicbers geantwortet haben als was Ihr uns
davon referiret, wir befehlen Ruch aber gn,, solches nichts desto weiuiger
nochmalen zu tui; und unter andern der keyserl. Gesandtschaft Uta»
zeigen, daß dasjenige, was unser Gesandter zu Hegenspurg votiret, unser*
rechte und eigentliche Meinung sei und derselbe nichts dabei geredet
oder ausgebracht, als was er von uns austrat- kl ich befehliget worden.
Unsere Intention wäre garnicht, das Hebe Vaterland unter ein frembd«
Joch und in Dienstbarkeit zu bringen, sondern solches vielmehr davon,
ja gar von einer gefährlichen Collision und besorglicheu gänzlichen
'} S. oben 8. 804.
3) S. Pufendorf XVÜI, §50 (S, 1487t),
l) In demselben hatte K, berichtet, daß die kaiserliche G e sau d »schuft
gemacht habe, der Kaiser werde einige Truppen nach den Vorfanden schielen, uo
diese den drohenden französischen Anstalten gegenüber BD schützen, und daß (traf
Rosenberg gegen tränt llewohnlipit mit großer Animosität sieh in der angeführten
Weise gegen ihn über Kf. geäußert habe.
Rechtfertigung des Verhaltens des Kf. 807
Dissolution zu retten and den darin wohlgefasseten statum publicum zu
conserviren, worümb wir es uns einige Jahre hero sehr säur werden
lassen und zu Erreichung eines solchen rühmlichen Zwecks nichts ersparet
sondern uns und alles, was in tmserm Vermögen gewesen, willig exponiret
und in die Schanze gesetzet, wie wir aber dabei gefahren und welcher-
gestalt man uns abandonniret und exponiret, solches sei uns noch in gar
zu frischem Andenken, als daß wir es so leicht, wie der Graf von
Rosen berg vermeinet, vergessen oder davon abstrahiren könnten. Es
ist auch eine schlechte Satisfaction für uns, daß wir dieserwegen I. Keys. M.
alleine die Schuld nicht geben konnten, daß wir aber eben zu der Zeit,
als der Nim wegische Friede gemacht, einen particular Frieden, wie uns
der Graf von Rosen berg imputiren will, unter der Hand in Franckreich
negotiiren lassen, ist ein ganz irriges und unbegründetes Vorgeben,
davon die damalige keyserl. Gesandten zu Nimwegen selbsten besser
iuformiret gewesen, welches auch der eventus selbsten anders gewiesen
und dargetan. Daß sonsten der Graf der österreichischen Gesandtschaft
Conduite und Uebereilung so weinig als der Bambergischen und Braun-
schweig Calenbergischen Comportement approbiret und selbsten gestanden,
daß von denen Churfursten ein großer Absatz an die Fürsten wäre,
darin redet er zwar der raison, dem Herkommen, den publicis imperii
constitutionibus und der keyserl. Wahlcapitulation gemäß, wir können
auch geschehen lassen und werden niemaln praetendiren, daß I. Keys. M.
denen Reichsfürsten und absonderlich dem Fürstl. Hause Braunschweig
nicht das Ihrige zueignen und dieselbe gebührend consideriren sollten,
daß dieselbe aber, umb dieses Haus nicht zu chocquiren, denen Chur-
fursten was entziehen oder derselben wollerlangte und in der Wahl-
capitulation so hochbeteurlich confirmirte Praerogativen schmälern lassen
sollten, das könnten und wurden wir von I. Keys. M. Generosität und
Aequanimität nimmermehr glauben, wüßten uns auch nicht darein zu
schicken, wie I. Keys. M. als Keyser die Churfursten bei dem Ihrigen
lassen und schützen, als Ertzherzog zu Oesterreich aber einigen Fürst-
lichen, wie anitzo zu Frankfurt und Regenspurg geschehen, in ihren
Neuerungen und angemaßten Turbationen adhaeriren konnten.
P.S.1) Auch weil wir gemerket, daß man an keyserl. Seiten und
bei deren Adhaerenten uns invidiose im Reiche zu traduciren suche,
daß wir dahin gestimmet, man möchte die frantzösische Proposition
') Von Fuchs* Hand.
808
V* Brandenburg und das Reich 1679 — 1684,
nicht verweilen sondern, ehe man es zur Ruptur kommen ließe,
darauf tractiren und schließen, so habet Ihr, wenn es die Gelegenheit
giebet, anzudeuten, daß wir dazue wichtige und erhebliche Ursachen
gehabt — dann außer daß wir noch aus denen Euch bereits bekannten
Ursachen beständig davor halten, daß hei jetzigem Zustande der Friede
dem Kriege in allewege vorzuziehen, so seind wir der Mcinuoge, daß
die französische Proposition in den meisten Punkten dem Reiche hBc&ri
vorträglich, dann oh wir zwar gerne gestehen, daß dieselbe durch Ab*
reiMunge der Stadt Straßburg und einer und anderer Orte dem Reiche
oneros, so seind doch folgende commoda darin begriffen: 1) daß Franckreich
sieh freiwillig erkläret, ea wolle alles dasjenige, was es nach Abreise der
Gesandten von Paria occupiret, restituiren, 8) nichtes mehr occupiren,
welches es von der Zeit an bis nun her unzweifentlich hätte tuen
können, 3) mit dem Reiche einen beständigen ewigen Frieden machen,
und zuc dem Ende 4) allen daran habenden jetzigen und künftigen
Praetensionen auf ewig reuuneiiren, 5) eine gewisse Grenzscheidunge
ziehen, damit künftig allen Irrungen vorgebeuget werde* Wann man
nun diese commoda mit dem incommodo von Straßburg balanciret uud
ohne Passion von der Sachen urteilet, glauben wir, es werden all-
ständige patriotische Gemüter davor halten, daß jene dieses weit über-
steigen, in sonderbarer Mitbetraohtunge, daß mehr erwähnte Stadt
in der Frantzoserj Hände und es viele Blutes kosten würde, ehe min
sie wieder daraus reiße, folglich die gesunde Vernunft es erforderte, v <r
ein Ungewisses nicht das gewisse, so noch übrig ist, in hazard zu setzen
oder durch einen zweifelhaften und verderblichen Krieg einen beständigen
und sicheren Frieden, so oHeriret wird, auszusehlagen.1) —
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Frankfurt
16./26. Juni 1688.
[Hinziehen der Verhandlungen, Erklärungen der franzüs Lüchen
26. Juni In der gestrigen Konferenz ist wieder de idiomate traktiert worden, »bei
ohne Ergebnis, Itas Absehen der Österreichischen ist, durch KonLimmtjun
l) R. berichtet 16./ 26. Juni IGS2, «laß er mit Rosenberg und auch mit
Str&etman nochmals ausfuhrlich üher diese Angelegenheit gesprochen ur
Grunde, welche Kf. xu seinem jetzigen Verhalten bestimmten, uiiKt-tii;itidcrgc*ct/t habe.
Hinziehen der Verh and Jungen.
809
der Traktaten hier zu verhindern, daß dieselben nicht zu Regensburg praeter
intentionem laufen mochten. Die anderen aber, die sich ihnen opponieren,
suchen dadurch so viel Zeit zu gewinnen, bis man von Regensburg eine ander-
weitige Resolution und Instruktion erhalten, in Meinung, daß eine solche trotz
der bisherigen Opposition der Fürstlichen erfolgen werde. Sollte man durch
dieses Mittel die Sache nicht aufhalten können, so InBt sich die französische
Gesandtschaft vernehmen, sei sie nicht schuldig, in puncto idiomatis') ratione
futuri zu weichen, da nicht erweislich wäre, daß Frankreich mit dem Reich in
lateinischer Sprache zu traktieren verpflichtet wäre, außerdem wollten sie keine
weitere Antwort von der hiesigen Reputation anneinnen, bevor sich die Fürst-
lichen mit den Kurfürstlichen über die Korrespondenz und den modus referendi
der hiesigen Deputation an das Reich verglichen hätten, da sie sonst nicht
wissen konnten, ob die Negotiation derselben nicht etwa werde desavouiert
werden. Endlich geben sie fast zu verstehen, daß sie mit den kaiserlichen und
Reichsdeputierten in corpore zugleich zu traktieren begehren, obwohl sie es
noch nicht positive deklariert haben, so daß es mit dieser Negotiation ein sehr
weitläufiges Aussehen gewinnen will.
Daß der König von Frankreich durch seine Ambassade hat deklarieren
lassen, er Ließe, um seine Grenzen zu verteidigen, seine Armeen anmarschieren,
doch mit dem Befehl, keinen zu offendieren3 sich immer auf dem Ihrigen zu
halten, auf Regehren derjenigen aber, welche den Frieden verlangten, sie gegen
andere Gewalt zu schützen, wird Kf. wohl schon von Rebeuae erfahren haben.
Man ist hier gänzlich der Meinung, daß von den ungarischen Affären der
Friede oder Krieg des Reichs mit Frankreich abhängt.
Bl. v. Ruck an den Kurfürsten, D. Frankfurt
27, Juni/ 7. Juli 1682.
[Weigerung IL Mainz7, den Beschluß der Deputation vorläufig zu publizieren. Ver-
langen der französischen Gesandten, dall Kf. sich damit einverstanden erklare. \>r-
mittftiD gs vo |M h l üge d ersel heu »]
K. Mainz hat auf Instanz der französischen Gesandten sein Direktorinin T.Juli
angewiesen, das gemachte Knnklusum gar nicht zu publizieren, und dieses damit
zu begründen, daß er betreffend den gegenwärtigen statum eausae an den Kaiser
und an die Reichsversammlung zu Regensburg vorher Schreiben habe abgehen
lassen. Der k. mainzische Prinzipalgesandte Herr v. Schön born hat ihm
■) S. aber diesen Streit Pufeadorf XVIII, §48 (& U25f.).
810 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
davon persönlich Anzeige gemacht und hat ihm auch die beiden Schreiben mit-
geteilt. Da K. Mainz selbst alles so resolviert und die französische Gesandtschaft
es mit großer ardeur poussiert hat, so ist es dabei geblieben. Die französischen
Gesandten sind auch bei ihm gewesen und haben sehr dringend mit der Drohung,
sich sonst über ihn bei Kf. zu beschweren, von ihm eine schriftliche Erklärung
gefordert, daß Kf. verlange, das Konklusum solle nicht eher publiziert werden,
bis man sich wegen des Idioms und der Korrespondenz verglichen hätte, er hat
sich aber nur dazu verstanden, bei dem Direktorium eine mündliche Erklärung
dieses Inhalts zu tun. Als er eben bei der K. mainzischen Gesandtschaft wir,
hat die französische Gesandtschaft beifolgende Deklaration ') eingeschickt, welche
seines Ermessens den desiderierten Effekt allein erhalten und die bevorstehenden
Kollisionen zwischen K. Mainz und den Reichsdeputierten, von denen einige
gewaltig deklamieren, daß es contra jura statuum sei, daß das K. mainzische
Direktorium ein secundum pluralitatem votorum konzertiertes conclusum so viele
Wochen aufgehalten und dessen Publikation hinterhalten habe, wird evitieren
können. v
Der Kurfürst an v. Ruck. D. Cöln
29. Juni/ 9. Juli 1682.
[Vorschläge zu Beförderung der Verhandlungen.]
9. Juli Er soll dem Wunsche K. Mainz's zufolge die Vorstellungen, welche er
nebst dem K. (kölnischen zur Beförderung der Negotiation getan hat. dem
K. mainzischen Direktorium schriftlich übergeben. Da in der Hauptsache nichts
Fruchtbarliches wird verrichtet werden können, bevor der Punkt der Korrespondenz
etabliert sein wird, so soll er dem K. mainzischen Direktorium anzeigen, daß
Kf., doch cum expressa reservatione de non praejudicando, geschehen lassen
könne, daß für diesmal die Deputierten des kurfürstlichen Kollegiums und
ebenso die von dem fürstlichen und dem städtischen ä part nach Regensburg
referierten. Kf. hat sonst nicht ohne Verwunderung bemerkt, daß die vota der
Deputierten zu Frankfurt bisher als vota individuorum konsideriert werden
wollen, während es sich doch gehörte, daß dieselben curiatim abgelegt würden
und daß anstatt zehn nur drei vota, das kurfürstliche, fürstliche und städtische,
dort wie sonst bei Reichsversammlungen kolligiert und gegeben würden. Da
durch diesen modus agendi am besten die lnkonvenientien werden vermieden
werden können, so soll er es proponieren und befördern, daß es hinfort so
gehalten werde.
') Dieselbe fehlt in den Akten.
K. Mainz* Weigerung, das Konklusum zu publizieren. 811
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Frankfurt
30. Juni/ 10. Juli 1682.
[Streitigkeiten infolge der von K. Mainz verweigerten Veröffentlichung des
Deputationsbeschlusses.]
Die ganze Deputation außer dem Bayrischen und dem Pfalz-Lau terschen 10. Juli
haben sich Montag abends bei der kaiserlichen Ambassade versammelt und be-
schlossen, auf der Publikation des conclusi zu bestehen oder nicht weiter zu
deliberieren. Als dann Mittwoch wieder Rat gehalten wurde und £. Mainz
die zwei Punkte des idiomatis und der Korrespondenz zur Umfrage bringen
wollte, hat keiner darauf votieren wollen, sondern man hat auf der Publikation
des conclusi bestanden und erklärt, sich vorher zu keiner Konsultation ver-
stehen zu wollen. Die K. mainzische Gesandtschaft ist darauf zu ihrem
Herrn nach Steinheim gereist und hat nach ihrer Rückkehr noch in der Nacht
auf den 29. morgens zu Rat ansagen lassen. Inzwischen hat die kaiserliche
Gesandtschaft derselben eine mundliche, aber auch schriftlich abgefaßte Er-
mahnung, das conclusum zu publizieren, zukommen lassen. Als die Deputierten
sich auf dem Römer versammelt, hat sich niemand gesetzt, sondern man hat
erst zu wissen verlangt, ob das Direktorium das Konklusum zu publizieren
gemeint, und als dieses die raisons anführen wollte, weshalb K. Mainz der
Sache einen kleinen Anstand zu geben für notig gehalten, hat man davon nichts
hören wollen und ist es zu so starken Kollisionen gekommen, daß man sich
beinahe in die Haare gefallen ist. Besonders K. Sachsen und Hannover
sollen sich sehr scharf geäußert haben. Hauptsächlich hat die Gemüter exasperiert,
daß K. Mainz das kaiserliche Dekret nicht publiziert, aber am vorigen Montag
eine französische Deklaration zur Diktatur gebracht hat, auch macht die kaiser-
liche Gesandtschaft ein point d'honneur daraus, daß K. Mainz an den Kaiser
das Schreiben hat abgehen lassen.
Er hat fidelissime geraten, die Publikation des conclusi nicht zu suspendieren,
aber ohne Erfolg.
Der Kurfürst an v. Ruck. D. Cöln
9./19. Juli 1682.1)
[Auf die Relationen vom 27. u. 30. Juni. Mißbilligung der Weigerung K. Mainz',
den Deputationsbeschluß zu veröffentlichen.]
Die Publikation des conclusi anbetreffend, kann er nicht absehen, was für 19. Juli
so dringende Ursachen die französische Gesandtschaft und K. Mainz haben,
') Konzept von Fuchs9 Hand.
812
V. Brandenburg und das Reich 1671*— 1<>M.
dieselhe mit solchem Eifer zu verhindern, daß man darüber fast ad e*tren
gekommen und zu besorgen ist, daß der Konvent zu Frankfurt darüber gar
zerrissen werden dürfte, was er vieler wichtiger Ursachen halber nicht j
sehen möchte, Er befindet auch nicht, daß K. Mainz diese Publikation mit
einigem Hechte langer abschlagen könne, und meint, man solle nur Mittel finden*
um dieselbe hono modo vor sich gehen zu lassen, damit es nicht das Ansehen
gewinne, als suchte man mit Fleiß Schwierigkeiten tu machen oder gar den
Konvent zu abrumpieren. Er soll dieses der französischen Gesandtschaft
und dem K, mainzischen Direktorium vorstellen und dabei bezeugen, daß ki
dabei keine andere Intention führte, als daß alles mit guter Manier fortgesetzt
werde und man nicht unnötig eine blame auf steh lade.
Der Kurfürst ;m v. Ruck. D. Cdlu
22. Juli/ [1. August] 1G82.1)
[Befehl, auf Auflösung der Frankfurter Versammlung und Verlegung der Verband*
Jungen nach Rügensburg hinzuwirken.]
1* Aug. Aus seinen und aus den regensburgischeu Relationen hat er wahrgenommen,
daß die Negoziation zu Frankfurt einen sehr schlechten Fortgang hat, st* daß
man davon nichts Gutes, sondern eine dem Reiche sehr schädliche KonfV
zu erwarten hat, daß der modus deliberandi et agendi daselbst diu hühertfl
Kollegien, besonders dem kurfürstlichen, sehr präjudiziorlieh ist, daß die, welche
den Krieg verlangen, dort alle Zeit die uiaiora haben werden und daß, wenn
auch dieses alles nicht wäre, doch die den Imputierten vom Reich erteilte
Instruktion keineswegs zu ländlich ist und die bekannte Partei hindert, daß nwo
keiiie nähere einholen soll. Er findet daher zu Verhütung ferneren Unheil* m
besten, daß man die Negotiation zu Frankfurt mit guter Manier aufhebe und
sie nach Regensburg verlege. Ohne Zweifel wird die bekannte Partei dieseo
Zweck mit allerhand widrigen Auslegungen zu traduzieren suchen, dah
R, obiges als von ihm selbst herkommend and nicht, als wenn er Befehl dun
hätte, bei den k, mainzischen Gesandten erwähnen und überlegen, ob mai>
Frankreich an Hand geben solle, daß es den Konvent zu Frankfurt dissot vieren
und dabei sich erbieten mochte, die Negotiation zu Regensburg fortsetzen wi
lassen. Kr glauht, daß auch K. Mainz dahin zielt, und daß ihnen daher *in
solcher Vortrag nicht fremd vorkommen wird, R, soll sich aber nicht n
lassen, daß solches von Kl herkomme, sondern womöglich es dahin richten,
daß K. Mainz deshalb etwas an ihn bringe,»)
1 Konzept von Kuclis1 Hand,
J) h\ berichtet 1 - / i 1 • August 1682, er habe den Vorschlag wegen Verlegung
der Negotiation nach Kegensburg als von ihm herrührend den K. M*inri*c
Streitigkeiten innerhalb der Reichs de putation.
813
M. v. Ruck an den Kurfürsten. D. Frankfurt
24. Juli/ 3. August 168iJ
[Heftige Streitigkeiten unter den Deputierten* Seine vergeblichen Bemühungen, die
K. Mainzischen zur Publikation de» Beschlusses iu he wegen.]
In der gestrigen Konferenz ist es fast zu allen Extremitäten gediehen, 3, Aug.
Obwohl der Bambergische den K. Main zischen mitgeteilt hatte, daß einige
unter den Reichsdeputierten, falls das Direktorium weiter die Publikation des
conclusi verweigern wurde, ein Kondirektorium zu requirieren beabsichtigten,
haben dieselben doch an demselben Abend auf die gewöhnlichen Materien §ü
idiomatis und referendi ad comitia zu Rat ansagen lassen. In der Sitzung
beantragte der K. Sächsische, beide Materien an den Reichskonvent zu
Regensburg zu remittieren, der Usterreichische aber führte ein sehr scharfes
Votum und führte den Inhalt eines kaiserlichen Reskripts an, in dem K. M I i n z
beschuldigt wird, hier und iu Regensburg die consilia zu verschleppen, um eine
neue Instruktion vom Reich auf die franzosische Propositiou zu Wege zu bringen,
und die Reichsstände ermahnt werden, auf andere Mittel bedacht zu sein, und
darauf erklärte der Calen bergische, wenn K, Mainz die Publikation des
conclusi langer suspendieren sollte, so wollte er FL Sachsen als den nach-
sitzenden Reichsstand zu dessen Publikation requiriert haben, worauf die
K. Mainzischen, obwohl der K* Sächsische auf ihre Frage, ob er von
seinem Kurfürsten dazu Ordre hätte und es acceptieren würde» mit nein ant-
wortete, die Sitzung verließen mit der Erklärung, daß sie ein solches Votum,
in dem das Direktorium so angegriffen würde, nicht anhören könnten.
Daß die franzosische Gesandtschaft und diejenigen, die dieselbe dazu
verleitet M hartnackig die Publikation des conclusi verhindert haben, das ist
anfangs geschehen, damit der Reichstag Zeit hätte, eine neue Instruktion zu
geben, weil -aber von Regensburg nichts erfolgt ist, so hat man sich eingebildet,
dadurch hier die maiora aufzuheben, weil, wenn diese Platz behielten, die
Kaiserlichen die Negotiation in Bänden haben und nach ihrem Belieben über
Krieg oder Frieden disponieren würden. Er hat den K. Main zischen geraten,
das calenbergische votum nur ab votum unius und nicht gegen die ganze
Deputation aufzunehmen, demgemäß mit den convoeationes ad senatum ruhig
fortzufahren und auch, falls die Antwort von Regensbur^ auf die von IL Mainz
dorthin geschickte Stafette nicht erfolgen sollte, das conclusum zu publizieren,
weil kein Mittel abzusehen sei, dieses länger zu hindern und den verhofften
Effekt auf diese Weise vi erreichen.1)
mitgeteilt und darauf hingewiesen, daß IL Cola und IL Trier schon früher und
Harlay vor wenigen Tagen dieselbe Meinung geäuüert hätten. Jene hätten es ad
referenduiu genommen, v, Schönborn aber hätte den Skrupel dabei gehabt, daß
Frankreich zu Regensburg keine Ambassade werde holten können,
') R. berichtet am 12./ 22, August, es stehe hier noch in vorigen terininis und
es sei wenig Hoffnung, daß sich die Negotiation ändern werde, so lange es zu
[Seine Verabschiedung von E.Mainz, dessen Mißtrauen, Stand der hira>
5. Sept Er hat sieb von K. Mainz in Aschaffenburg verabschiedet1) Derselbe war
darüber sehr konsterniert, meinte, man ließe ihn ganz allein sitzen, so werde
ein jeder gemüßigt, an sich selbst zu denken, und er ließ sich auch durch seine
Versicher ungcti, daß KT keineswegs von den bisher geführten consiliis abtreten
wolle und ihn aus anderen Gründen abgerufen habe, von seinem Mißtrauen
abbringen, Er sagte, die Verlegung der Neu'otiation nach Regens hurg wünscht*
er sehr, er hätte aber Bedenken, sie zu veranlassen, er müßte fürchten, die
invidia wieder allein auf sich zu laden, wenn aber Kf, mit K. Co In und K. Trier
dazu inklinierte, so wollte er nicht davon abgeben. Der Status causae ist hm
noch wie früher, es ist noch keine Konferenz angesagt worden, bei deo
Kaiserlichen aber kommen fast täglich alle Deputierten außer Pfalz. Main!
und Bayern zusammen.
8.0kl
Instruction/) wornach unser — Hof- und Legatin nsrut.
Hauptmann zu Zossen und Trebiu, der von Kunit/. bei der
ihm aufgetragenen Schickung sich gehorsamst zu Marien.
D. Cölti an der Spree 28. Septetnbris / [8. October] llis.
[Die K, Mai dk uud den Deputierten in Frankfurt wegen Beförderung des Frieden*
zu machenden Vorschläge. Herstellung einer engeren Vereinigung der tum Frirdta
geneigten Reichsstände.]
Er soll aufs schleunigste nach Frankfurt reisen, dort den K. Uainziscbei
seine Kommission an ihren Herrn eröffnen und von ihnen den jetzigen Zustand
Regensburg gleichfalls so stark wider einander läuft, es werde hier iiiclrt m
Rat angesagt, die französische Gesandtschaft bestehe darauf, daß doa coochttU
nicht publifiert werde, und auch am 19./ 39. August meldet ert daß K. Uuul,
obwohl da* Antwortschreiben des Reichskon venta (s. Pachner ». Eggen stör ff II,
S. 393 f,) am I4./24. eingelaufen sei, doch noch nicht wieder habe zu Rat ansagen lasse©-
') Kf. hatte schon 9./ 19. August 1682 v, R. angezeigt, doli er, da er seiatf
Dienste anderweitig bedürfte, sich verabschieden und zurückkehren »olle« aa
22. August / I* September erneuert er diesen Befehl, er solle nach Dresden gehen,
um bei der Schlichtung der Streitigkeiten zwischen dem Kurfürsten von Sachsen
und dem Herzog Christian von Merseburg mitzuwirken, IL zeigt 7./ 17- September
an, daß er morgen von Frankfurt abreisen werde,
>) S. Pufeudorf XVIII, §65 (8. l«2f>).
Abberufung v. Rucks. Instruktion für v. Kaniti. 815
der Dinge dort vernehmen, auch sich bei den kaiserlichen und anderen
Ministris anmelden und ihnen anzeigen, daß Kf. ihn in gewissen Verrichtungen
an K.Mainz abgefertigt habe, daß er zuerst zu diesem reisen, nachher aber
nach Frankfurt zurückkehren und dort wohl einige Zeit snbsistieren werde.
Mit den französischen Gesandten hat er vertraulich zu kommunizieren und
ihnen den Inhalt seiner Instruktion, besonders, daß er befehligt wäre, die
Friedensconsilia nach äußerster Möglichkeit zu befördern, mitzuteilen. Nach
Ablegung dieser Visiten hat er sich sofort zu K.Mainz zubegeben, ihm vorzu-
stellen, Kf. und das ganze Reich wäre ihm für die treue Sorgfalt, die er für
die Erhaltung und Festsetzung des Friedens trüge, obligiert. Kf. konkurrierte
mit ihm darunter eifrig, obwohl sie bisher ihren Zweck nicht erreicht hätten,
dürften sie doch den Mut nicht sinken lassen, sondern um so eifriger arbeiten,
je größer die Gefahr, ja, je unvermeidlicher der Untergang des ganzen Reiches
wäre, wenn es jetzt zur Ruptur mit Frankreich kommen sollte. Er hat ihm
alle Gründe, welche die Vermeidung derselben notwendig erscheinen lassen,
vorzustellen und zu erklären, sie und alle redlichen Patrioten würden es nie vor
Gott, dem Vaterlande und der Posterität verantworten können, wenn sie jetzt
nicht mit Nachdruck sprechen und agieren wollten. Kf. wäre dazu entschlossen
und zweifelte nicht, daß auch K. Mainz mithelfen werde. Man müßte es dahin
richten, daß es entweder vor Ablauf der von Frankreich bestimmten Zeit zum
Schluß käme, oder wenn dieses wegen Kürze der Zeit nicht sein könnte, daß
man dennoch von Reichs wegen an Frankreich positive Resolution gebe, daß
man den Frieden acceptieren und innerhalb einer gewissen Zeit, worüber man
sich vereinbaren müßte, schließen wollte. Da dieses zu Frankfurt nicht geschehen
könnte, weil die Instruktion für die Delegierten nicht zureichte, so müßte ihnen
entweder sofort von Regensburg eine nähere Instruktion zugeschickt oder der
Schluß dorthin verlegt werden. Kf. fände auch gut, daß diejenigen, welche den
Frieden wollten, sich in corpore zu der Gegenpartei verfügten, ihnen die Sache
vorstellten und, wenn dieselben doch nicht umzustimmen sein sollten, ihnen die
Verantwortung deswegen anheimstellten, auch daß in diesem Falle die Fried-
liebenden sich zusammentäten und gewisse mesures, was auf alle Fälle zu tun,
nähmen. Er hat K. Mainz auch für den Eifer zu danken, den er für die
Erhaltung der kurfürstlichen Präeminenz trüge, ihn zu bitten, darin fortzufahren,
und zu versichern, daß Kf. ihm darin treulich beistehen werde. Nachher soll
er nach Frankfurt zurückkehren, dort bei den Wohlgesinnten nnd Friedliebenden
ebensolche Proposition tun, dieses auch öffentlich erklären, fleißig mit den
Gleichgesinnten korrespondieren, und wenn diese etwas Gewisses sollten
aufrichten wollen, sich der ihm mitgegebenen Vollmacht bedienen und bis
zu des Kf. Ratifikation achließen. Mit der französischen Gesandtschaft hat
er vertraulich zu korrespondieren, und was diese zur Beförderung des Friedens
vorstellen und verlangen sollte, zu befördern, ebenso soll er es mit dem
dänischen ministro, wenn ein solcher da sein sollte, halten, sonst das Inter-
esse des Königs von Dänemark mit höchstem Fleiß und Sorgfalt befördern.
816
V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Friedrich Rudolf Ludwig w Canitz au den Kurfürsten.
D, Frankfurt a. M, 16./ 26. Oktober L6I
[Mitteilungen Sohünborn*.
Erklärungen der kaiserlichen und der fi
Gesandten.]
36. Okt. Er ist vorgestern liier angekommen und hat sogleich den k. Btftt
obermarschall wSehÖnhoru besucht. Derselbe teilte ihm mit,1) die Sachen
wären hier in höchster crisi, die franzosische Gesandtschaft beteuerte, ihr
König werde nach Ablauf des Termins sein Kerbt preiset) nieten, die tU
deputierten hätten zwar am 5./ 15. angefangen, über die französische fte]
zu deliberieren, aber sie schickten sich nicht mit rechtem Ernst dazu an, virle
meinten» man sollte Frankreich nicht zur Verlängerung, sondern zur Aul'hi'bug
des Termins bewegen, wozu aber gar keine Aussicht sei. Österreich hätte iwar
seinem letzten Votum etwas annektiert, was apparence gebe, daß es milde*
Gedanken zu führen beginnen dürfte, aber so lange es auf Diskussion
französischen Prätensionen und daU man vor Angreifung des Hauptwerk* eint
Muplik verfertigen müsse, bestehe, aei schlechter Effekt zu hoffen. Mau spii
noch mit solcher fierte, als wenn daa Reich in der besten und sie bersten
fassung von der Welt wäre, man flattiere sich. England werde durch eiw
Mediation bessere conditioues schaffen oder gar dem Reich zu Gefallen mit
Frankreich brechen, und auch Kl", werde, wenn M zur Ruptur käme, seist
Waffen gegen Frankreich wenden. Die stärkste Persuasiou bei ihnen ward*
wohl diese sein, daß alle zum Frieden inklinierenden Reich stünde, heson
Kf.> ihm ihre Meinung deutlich deklarieren ließen und dabei kund Laien, dal
man, falls es zur Runtur kommen sollte, solche mesures nehmen wollte, die zu
eines jeden Versicherung am dienlichsten sein worden. Heute gegen Abend
kam Schonborn zu ihm und sagte, das Direktorium hätte im heutigen Ratasiti
ein KoTikltiNiini uus den neulich abgegebenen votis abgefaßt und hätte es nata
Regenshurg schicken wollen, man hätte aber wieder neue Difükul täten auf d\*
Bahn gebracht, und es zeige sich so, dati man das commercium hiesiger l><
t.tion mit dem Reichskonveut zu Regenshurg wieder unterbrechen und di«
EtaaWofl allein hier behalten wulle.
Heute hat er die kaiserlichen und die französischen Gesandten
besucht, Graf Rosenberg sagte, es käme viel auf Kf. an, einen festen and
raisonnablen Frieden zu schaffen, wenn er Frankreich entweder mit der Gate
oder mit lliuzutretung zu dem Kaiser dahin brachte, von seinen übel fundierte«
Prätensionen abzustehen; er wäre noch immer versichert, Kf. als ein beltiko
und glücklicher Herr werde in Beachtung der allgemeinen Gefahr die
i) S. Pufendorf XVilt, §67 (5. 1444).
*) S. dieses Memorial vom 28. Septemher 1682 Londorp XI, S* S57C; Puftn
dorf XVlIf, §6ö CS- U43).
Stand der Dinge- Äußerungen der französischen und kaiserlichen Gesandten, s ] 7
allzu großes Wachstum der französischen Macht dem Vaterlande drohte, sich
eines anderen resol vieren und den chagrin über das zu Nim wegen Vorgefallene
zur Erhaltung der deutscheu Reputation und Freiheit opfern, Kr hat darauf nur
in generalibus geantwortet und seiner Verwunderung Ausdruck gegeben, daß
man bei herannahendem Termin des 1, November, bei so schlechter Verfassung
im Reiche und augenscheinlicher Türkengefahr von KL verschiedene sentiments
führte, mau mußte sich jetzt in die Zeit schicken und nicht mal a propos, um
eine Stadt Straßburg wiederzugewinnen, den Wohlstand des ganzen Reiches
dem ungewissen Ausgang eines Krieges überlassen, R. blieb aber dabei und
sagte, der Kaiser verlangte eifrig den Frieden, wurde auch, um Straßburg
wiederzunehraen, keinen Krieg anfangen, nur würde er, weil es wider die von
ihm beschworene Kapitulation sein würde, nicht seinen Konsens dazu geben,
daß Frankreich ein so ansehnliches Stück vom Reich in der Güte cediert würde.
St rat manu war etwas uioderater, versicherte, der Kaiser werde sich entweder
zur Diskussion oder zur mutuellen Konvenienz oder zur Mediation, auch gar
zur arbitrage willig finden lassen, und fragte, ob denn Kf. nicht bei Frankreich
gesucht bitte, daß es etwas nachgeben rauchte, und ob die anderen Interessenten
hier sich nicht bemühen möchten, die französischen Ambassadeurs zur Ergreifung
eines der o »gedachten Mittel zu persuadiereu* Er hat geantwortet, seines
Wissens sei Kf. von Reichs wegen noch nicht ersucht worden, sich zu inter-
polieren.
Den franzosischen Gesandten war seine Ankunft sehr Heb, sie beklagten
sich über die Langsamkeit der hiesigen Traktaten, und daß es dem Hause Öster-
reich so wenig Ernst wäre, Frieden zu machen, Kf, werde das Beste dabei tun
können, der Münstersche, Scumiesing, werde bald hier sein, 4er Dänische
und der K. Cu Inisehe wären schon hier, wenn diese die Intention ihrer Prinzi-
palen publik werden ließen, sei zu hoffen, daß die andere Partei Bedenken
tragen werde, sich in eine Unruhe allein so weit zu verwickeln.
F. R, L. v* Canitz an den Kurfürsten . D. Frankfurt a. iL
24, Oktober/ 3, November 1682.
[Sein Besuch bei K, Mainz. Äußerungen der Wohlintentionierteu und der französischen
Gesandten* Geringe Neigung zum Abbruch der Verhandlungen in Frankfurt.]
Er ist Donnerstag den 19./-J!». nach Mainz gereist und hat am folgenden 3. Nuv,
Tage bei dem Kurfürsten Audienz gehabt Derselbe erwiderte auf seinen
Vortrag, er freue sich, daß Kf. mit ihm einerlei Sinnes wäre* Man müßte
jetzt nur dahin sehen, wie man quo vis modo mit Frankreich auseinanderkäme,
zu Frankfurt wäre schlechte Apparenz dazu, da die Dupliken und Diskussionen
ohne Zweifel den König von Frankreich mehr irritieren als %u Moderierung
seiner Proposition bewegen würden, Daher müßte man entweder von Regensburg
M*ter« l Geich. <L G, Kurfflrsten. XIX. ■»'-
sis
V. Brandenburg und das Reich 1679—
eine neue Instruktion kommen lassen oder die Traktaten dorthin zu verlegen
suchen, er hätte seiner Gesandtschaft schon befohlen, sich darum zu bemalet.
Man wurde auf allen Fall, wenn die von Kl, beliebte Deklaration aller zum
Frieden Geneigten nichts fruchten sollte, die majori zum Prätext nehmen müsüB,
diese Deputation zu dissol vieren, darnuf wurde das extrem um einer uäbemi
ZusammcnsetÄung notwendig erfolgen, da er iiarnicht für ratsam Kielte, m
Parti kularinteresses Spaniens und des Herzogs von Lothringen willen so vifl
Land und Leute in Gefahr zu setzen* Auch für die Erhaltung der kurfürst-
lichen Präemiuenz erkürte er sich bereit, welter zu wirken*
Am folgenden Tage ist er wieder nach Frankfurt zurückgekehrt, er tut
den Wohlmteutionierten die Meinung des KL eröffnet, mit welcher die Gedank«
ihrer Herreu meist übereinstimmen, und er hat gemerkt, daß man seitens K*€l
und K. Pfalz* lieber sähe, daß KL auch einige Werbungen tun ließe, und dtfi
sie wegen der Protektion des Kontos von Frankreich mit der Zeit wohl eirift
Ümbrage nehmen dürften. Der K, (ölnische Dürker hat ihm erzählt, Graf
Rosenberg habe ihm gesagt, daß K. Mainz tiefe, v^tiu es /.ur Ruptur fcfHM
sollte, in franzosische Protektion begeben wiirdc, worauf er geantwortet habe,
was K. Mainz tun würde, wüßte er nicht, wnhl aber, daß, wenn mau das Reich
in einen unnötigen Krieg mit Frankreich implizieren wollte, sein Herr sieh mit
anderen Gleichgesinnten in solche Positur stellen werde, daß sie sich gegen
alle und jede wurden versichern könne«.
Die Französische n glauben, daß sie zu Kegensburg eher als hi* r
positive Antwort werden erhalten können, und meinen, daß, falls da* fürstlich*
Kollegium dort nicht so bald zu einem Schluß kommen sollte, ihr Kttaij
doch den Termin weiter hinaussetzen werde, wenn er nur vom k urfürstl icbfit
Kollegium die Versicherung kriegte, dali es die couditiones aeeepiierte. D»
K. Cölnische und er haben vorgeschlafen, ob der König nicht auch dm
Termin prolongieren möchte, wenn sie und die anderen Interventen ton es su
und vorstellten, dafi ihre Herren auf alle w*«l*fl den Frieden befördern
was die Französischen auch für gut befunden haben. In suumi.i läuft es da
hinaus: die PronosiUont man solle die Traktaten hier ^auz abiumnieren, ist«
pro et contra Gesinnten nicht gar zu angenehm, weil ein jeder von den DtQ*
ti eil en gern die Ehre verlangt, den Friedensschluß mit zu unterzeichnen.
Ambition dürfte endlich veranlassen, daß man von beiden Teilen etwas relachien
um näher zum Zweck zu kommen.
F. R. L, v, CanitsE nn den KurfÜraten, D. Frankfurt a. M,
4./ 14. November 18fi
[Verhandlung mit den kaiserlichen Gesandten,]
14. Nov. Von den sogenannten hitervenienten ist vorläufig außer ihm nur der
Dänische anwesend. Auf Gutfinden der französischen Gesandten habco
Vergebliche Bemühungen bei den Kaiserlichen. 819
sie1) beide gestern die Kaiserlichen besucht und dieselben ersucht, die kurze Zeit
bis zum letzten November wohl zu menagieren, und wenn man auch bis dahin
nicht zum Schluß kommen könnte, doch Frankreich ihre Friedensliebe wirklich zu
bezeugen, was nicht besser geschehen könnte, als wenn im Namen des Kaisers
zu Regensburg die Ausfertigung einer neuen Instruktion an die Reichsdeputierten
befördert würde. Dieselben erwiderten, der Kaiser sehe ein, daß der Friede
bei jetzigem Zustande mehr als nötig sei, und auch sie wurden dazu allemal
beitragen, es wäre auch nicht zu zweifeln, weil Österreich selbst und die mit
dem Kaiser gleichgesinnten Stände auf hiesiger Deputation mit den übrigen
unanimiter beliebt hätten, das letzte Konklusum nach Regensburg zu schicken, daß
dort ungesäumt eine Resolution gefaßt und hergeschickt werden wurde. Es wäre
aber zu wünschen, daß auch ihre bei den französischen Gesandten abgelegte
Kommission etwas gefruchtet hätte, daß Frankreich sich ebenfalls bequeme, dem
Reich keine ungewohnten leges vorschreibe und sich erkläre, ob es das, was
es okkupiert habe, vermöge der Friedensschlüsse oder aus Konvenienz behalten
wolle. Könnte es dartun, daß es ihm kraft der Friedensschlüsse zukäme, wäre
man bereit, alles zu cedieren, sollte es aber nur auf eine Konvenienz ankommen,
so müßte sich Frankreich zu einem Äquivalent verstehen. Er hat was nötig
seiner Instruktion gemäß geantwortet und gesehen, daß man kaiserlicherseits
sich noch auf das eifrigste bemühen wird, das Interesse des Reichs von Spanien,
Italien und Lothringen nicht zu separieren.
F. R. L. v. Canitz an den Kurfürsten. D. Frankfurt a. M.
18./ 28. November 1682.
[Vergebliche Bemühungen, die französischen Gesandten zurückzuhalten, erfolglose
Vorstellungen an die kaiserlichen Gesandten. Beginn von Verhandlungen über eine
Allianz der zum Frieden geneigten Reichsstände.]
Die französischen Gesandten haben am 14./24. der kaiserlichen 28. Nov.
Gesandtschaft und dem K. main zischen Direktorium angezeigt, daß sie Befehl3)
erhalten hätten, am 1. Dezember von hier abzureisen. Das letztere hat am
folgenden Tage der Deputation Mitteilung davon gemacht und die Majorität hat
beschlossen, die kaiserliche Gesandtschaft zu ersuchen, dieselben nochmals zu
exhortieren, vom Termin abzustehen, die Traktaten nicht zu abrumpieren
und ihnen die Deduktion') zu übergeben, wiewohl der K. Mainzische und
Pfalz-Lauterische dieses letztere für nicht zeitgemäß erklärt und beantragt
haben, den Frieden auf die von dem König vorgeschlagenen Bedingungen
') S. Pufendorf XVIII, § 67 (S. 1445).
*) S. den Extrakt aus der Ordre an die französischen Gesandten: Londorp
XI, S. 393.
') S. diese, eine Justifikation des Verfahrens des Reiches enthaltende Deduktion
(dfct 26. Oktober 1682) Londorp XI, S. 3 90 ff.; Pufendorf XVIII, § 68 (S. 1445 ff.).
52*
820
V, Brandenburg und das Reich IG79— L684,
anzunehmen, und auch der Bayrische erklärt hat, wenn die anderen auf solche
Art den Frieden anzunehmen sieh getrauten, so werde auch er sub rito
zustimmen. Die Kaiserlichen haben auch am IG./lHI. hei den Fran zijsischeii
dieses ausgerichtet, diese haben ') aher erklärt daß sie der Ordre ihres Köoip
mhürieren müßten, nnd sich geweigert, die Deduktion anzunehmen»
Die Wohl inten titulierten und sie, die sogenannten Intervenienten, h
unterredet, wie nochmals bei der kaiserlichen Gesandtschaft einige reuionstratioDt*
zu versuchen wären, da es sich aber in corpore nicht wohl wollte tun lassen,
so haben er und der Dänische, nachdem sie es zuvor mit den Französischen
reiflich überlegt, dieses ausgeführt und den Kaiserlichen vorgestellt, Frank-
reich werde sich nicht länger amüsieren lassen, das sicherste Mittel sei. wem»
man sich auf die von Frankreich vorgeschlagenen conditioncs vergliche, nnd
versichert, die französische Gesandtschaft werde sich in modo so anschicken,
daß der Respekt des Kaisers und des Reiches darunter keinen Anstoß \e
sollte. Die Kaiserlichen aher versicherten, sie hatten dazu ludst ordre»
dürften es auch nicht sub spe rati tun, sie hätten an den Kaiser geschrieben,
wie sie sich zu verhalten hätten, wenn der König von Frankreich seine Gesandten
avocierte, sie hätten aber noch keine Antwort darauf. Sie wollten noditiuh
die französischen Gesandten ersuchen, hier zu bleiben, und sie hofften, die»
würden sich bedenken und die bläme, daß sie keine raison annehmen wellten,
von sich kehren, Es wäre auch kein so großes periculum in mora, da der
König von Frankreich zu He-gensburg noch zwei Monate gesetzt, in denen Verjnt
Friedenspropositionen anhören konnte.
Am folgenden Nachmittag ließen die K. Main zischen die IM alz- Laut
scheu, den K. Celnisehcn, Dänischen und ihn zu sich bitten und teilten
ihnen mit, ihr Kurfürst hielte, weil von den friedenstrakULen wenig Gutes ««
oiuinicren, für hochnöti^ dati die den Frieden verlangenden Heichsstünde sich
näher zusammensetzten und untereinander eine Defensivailianz machten. Sir
haben sich alle dazu bereit erklärt und auf den Vorschlag K. Maiuz's beschlossen,
im Karuielitcrkloster, wo sie sich befanden, weiter darüber zu verhandeln. IVr
Pfalz-Lauters che gab gute Hoffnung, dali K. Pfalz sich heinüben wollte,
auch Württemberg und Ausbach mit beizuziehen, nnd der K. Colttiscbe
sagte, K. Trier werde wohl ehestens einen minMrum herschicken.
F, R. L. v, Canitz an den Kurfürsten. D, Frankfurt *. M.
21. November/ 1. Dezember 1682,
[Abreise der französischen Gesandten, Beratung über das weitere; Verhalt oll]
l. Dez. Die franzosischen Gesandten reisen heute ab, sie haben heute morgen
der kaiserlichen Gesandtschaft eine Deklaration9) in französischer Sprache mit
J) S. die Relation der k. mainzischen Gesandtschaft vom 28« November 168*
Londorn XI, S. 393,
*) S. Londorp XI, S.394f. Vgl. Pufendorf XVIII, § 89 (S. 1450).
Abreise der franzosischen Gesandten. Allianzverhandlungen. 821
einer lateinischen Übersetzung zustellen lassen wollen, diese ist aber nicht
angenommen worden. Dieselben sähen gern, wenn diese Konferenz hier gänzlich
abrumpiert wurde, weil sie fürchten, man werde per maiora von hier aus solche
Relationen nach Regensburg schicken, durch welche das Friedenswerk mehr
gehemmt als befördert werden würde. Die K. mainzische Gesandtschaft hat
sich bei den hier befindlichen Wohlintentionierten Rats erholt, was vorzunehmen
sei. Er hat übereinstimmend mit den anderen sich dahin ausgesprochen, daß
die Anwesenheit des K. mainzischen Direktoriums noch eine Zeitlang hier nötig
sei, um zu hindern, daß nicht andere präjudizierliche Dinge täten, und weil
verabredet sei, hier über die Defensivallianz zu verhandeln. Die K. Mainzi-
schen machen den Entwurf einer solchen.1)
F. R. L. v. Canitz an den Kurfürsten. D. Frankfurt a. M.
25. November/ 5. Dezember 1682.
[Ansichten über die Auflösung der Reichsdeputation. Verschleppung der Verhand-
lungen über die Allianz.]
Nachdem die Französischen abgereist sind, sind die Reichsdeputierten 5. Dez.
nicht in öffentlicher Konferenz gewesen. K. Mainz soll beabsichtigen, v. Schön-
born abzurufen, aber den Sekundarius Schall ort hier zu lassen und das
directorium zu kontinuieren. Man meint, es wäre gut, wenn die Deputation
sich von selbst dissolvierte oder K. Mainz wieder die Ratsgänge aufhielte und
allein durch ein Schreiben dem Kaiser und dem Reiche den Abzug der fran-
zösischen Gesandten notifizierte, um so allen vehementen votis und expressio-
nibus vorzukommen.
l'ber die nähere Zusammensetzung haben sie sich zweimal bei den Karme-
litern unterredet, die K. Main zischen haben auch ein Projekt aufgesetzt und
ihrem Kurfürsten zugeschickt, aber es ist heute der siebente Tag, daß noch
keine Antwort darauf gekommen ist. Er hat schon früher berichtet, daß K. Co In
und K. Pfalz mit der Langsamkeit von K.Mainz wenig zufrieden sind. Der
französische Gesandte de Harlay, den er gestern hier in der Nähe besucht
hat, hat ihm zu verstehen gegeben, sie möchten darum den Mut nicht fallen
lassen, wenn sie schon bei K. Mainz nicht viel zu hoffen hätten. Der
K. Main zische, mit dem er darüber gesprochen, hat ihm im höchsten Vertrauen
geraten, wenn sein Kollege heute oder morgen keine rechte Antwort brächte,
möchte er selbst zu K.Mainz reisen und dessen Inklination sondieren.
') Kf. befiehlt C. (d. Potstam 29. November / [9. Dezember] 1682), ihm diesen
Entwurf zuzusenden, so lange die k. mainzischen und die anderen pro pace gesinnten
Gesandten dort blieben, ebenfalls bis auf weiteren Befehl dort zu bleiben, sollten abrr
diese weggehen, ebenfalls zurückzukehren.
822
V. Brandenburg und diu Reich lfi79— 16S4.
Weil etliche meinen, daß vielleicht die Kaiserliche» und ihn* Adhärentcc
zum Prätext ihres längeren Hierbleibens anfuhren mochten, daß sie die demarehe
der Friedliebenden hier in puncto foederis beobachten müßten, so haben die
Französischen und K, Mainzischen vorgeschlagen, die Verhandlungen
darüber anderswo, in Cöln oder Worms, fortzusetzen.
F. R. L, v. Oanitz an den Kurfürsten, D. Frankfurt u. M.
2;/ 12. Dezember 1682.
[Vorschlag K. Cölna, die Allianz. Verhandlungen m Cölu fortzusetzen, AtiJlerwigtfi
K. Mainz1, Beratung der Deputation über eine Relation an den Reich sing.]
12. Dez. Der K. Co Int sc he ist in Mainz gewesen, hat aber vorn dortigen Hefe
keine nähere Resolution* sondern den Vorschlag K. C5lm mitgebracht, die Ver-
handlungen über die Allianz nach Cöln zu verlegen. Er hat erwidert, er s^i
dazu nicht instruiert, und er sähe keine notdringende Ursache dazu» auch dir
anderen haben alle dieses Ansinnen etwas fremd und hors de saison gefunden
und sich defectu inst nie tionis entschuldigt Er ist vorigen Mittwoch nach Mr.rn:
gereist um unter dem Vorwande, sich zu erkundigen, ob der Kurfürst unter
den jetzigen Verhältnissen, da sich die Deputation zu Frankfurt auflöste, durch
ihn an Kf, etwas wolle gelangen lassen, die Intention desselben zu sondieren.
K* Mainz erwiderte, da nunmehr das meiste zu Regensburg zu tun «ein
wurde, so ließe er Kf, bitten, mitzuhelfen, daB die einmal gefaßten Frieden*
consilla vom kurfürstl Kolleg mainteniert und ausgeführt würden. Ali er
darauf bemerkte, man hoffte, es wurde die Traktaten zu Regemhurg viel
befördern, wenn die zu Frankfurt angefangene nähere Zusammensetzung zustand*
käme, dieses hätte anfänglich den Kaiserlichen großes Nachdenken verursacht
dieselben aber meinten jetzt, es wäre nur eine Invention, sie zu alir*
mieren, und werde nimmer zum Effekt kommen, antwortete er, die kaiserliehen
Gesandten hätten sich wohl eher in ihren Konzepten betrogen, an ihm fehlt*
es nicht, wenn nur von K, Trier und Münster jemand dazu käme, Frankreich
vrtitde indessen so leicht mit dem Reich nicht brechen, und es werde sici«
bald weisen müssen, wo es auf dem Reichskonvent hinaus wollte. Den
schlag K. Cölns wegen Verlegung der Allianzsache nach Cöln konnte er gtr
nicht approbieren, dahinter steckte der Bischof von Straßburg, der alle» naefa
seinem Kopf einrichten wollte, Frankfurt wäre der gelegenste Ort, und es würde
wohl besser sein, wenn man dort bliebe.
Die Reichsdeputierten sind gestern zuaammengcwesen, K. Main* hat sich
ihnen gefugt und den Punkt, wie eine Relation au i haiig ^u verfertig
Auflösung der Versammlung- Mitteilungen K.MaiWs.
823
sei, in Deliberation bringen lassen. Die vota sollen sehr weitläufig, doch ohne
sonderliche aigreur ausgefallen sein- ') Die meisten findet man zur Abreise dis-
poniert, auch die kaiserliche Gesandtschaft hat den Kaiser um ihre Abforderung
gebeten.
F. R, L. v. Canitz an den Kurfürsten* D. Frankfurt a, M.
30. Dezember 1682/ [9. Januar 1683],
[ Alisi'liiedsaudieuz bei K, Mainz. Dessen Billigung der Verlegung der Allianz*
\vrhaudhnigen nach Regens bürg.]
Er wird heute abreisen. Von K.Mainz hat er sich verabschiedet. Der- ?>. Jan.
selbe dankte für die vertrauliche Kommunikation, welche ihm Kf. in seinem
Schreiben3) gemacht, und erklärte darauf bezuglich, U der bei ihm erschienene
Freiherr w Walderdorff hätte bei ihm eben dasselbe angebracht, wie Graf
Lamberg bei Kf.,*) er hätte ihm fast ebenso geantwortet wie Kf., er hätte nur
noch hinzugefügt, er würde dem Kaiser gern aufwarten, wenn zuvor durch
einen Frieden mit Frankreich die am Rhein liegenden Lande in Sicherheit
gesetzt wären und man keine fremden Gaste zu befürchten hatte, wenn man
Haus und Hof ledig stehen ließe, er rate daher als treuer Patriot dem Kaiser,
daß man zur 1 ieru big nng des Reiches die französische Proposition annehme. Er
hätte ferner eingewendet, daß der König von Frankreich über eine solche
persönliche Zusammenkunft des Kaisers und sämtlicher Kurfürsten eine Jalousie
lassen dürfte, was auch der hiesige französische Gesandte Pouche r bestätigt
hätte. K. Trier und K. Coln hätten dieselbe Resolution gefaßt, und dieses
scheine nicht ohne Effekt geblieben zu sein, da der Kaiser bald darauf ein
Notirlkationsdekret an die Reiehsversammlung habe ergehen lassen, in dem er
ziemlich deutlich angezeigt habe, daß er sich nicht weiter so heftig den
Friedenseonsiliis opponieren würde.
2, Der Vorschlag des Kf., die Verhandlungen über die nähere Zusammen-
setzung der pro pace gesinnten Kurfürsten und Stünde in Regensburg fortsetzen
l) v. 0. berichtet 16./ 26. Dezember 1632, vorigen Dienstag sei die Relation an
den Reichstag (a. dieselbe bei Londorp XI, EL 306) abgegangen, vorgestern habe
wie J er eine Zusammenkunft in betreff der Defensivallianz stattgefunden, in der sich
der K. Ff» 1 zische erboten habe, ein Projekt aufzusetzen.
'-) Kf. hatte v. C. (17./ 27. Dezember 1682) ein an K. Mainz und auch an die
anderen Kurfürsten gerichtetes Schreiben, in welchem er ihnen von dem Anbringen
Graf Lambergs und seiner darauf erteilten Antwort Anzeige gemacht und sie auf-
gefordert hatte, iu ähnlicher Weise auf den Kaiser einzuwirken, zugeschickt, mit
dem Befehl, es K. Mainz zu übergeben.
*) S. Pufendorf XVÜT, §8(> (& 1459); ürk. u, Akt. X1V,L>, & IÜ4H FT.
824 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
zu lassen, hat K.Mainz anfangs etwas snrpreniert, nachdem er ihm aber vor-
gestellt, daß die Beteiligten die Allianz ungleich besser dort als in Frankfort
schließen könnten, da sie selbst bei den Hauptfriedenstraktaten gegenwärtig
wären und je nach dem Verlauf derselben ihre mesures täglich ändern könnten,
war er gar satisfait und versicherte, daß er gern mit beitreten und seine
Gesandten dazu mit nächster Post instruieren wollte. Er sprach auch die
Hoffnung aus, Kf. werde auf kräftige Abwendung der Türkengefahr gedenken,
er habe Nachricht, daß zu Wien und an den Orten, welche dieselbe am ehesten
treffen könnte, unbeschreiblich schlechte Anstalt und auf ihre Resistenz wenig
zu bauen wäre.
Instruktion für G. v. Jena. 825
3. Verhandlungen mit K. Bayern.
Instruction, wornach sich unser — Gottfried von Jena bei des
Herren Churfürsten zu Bayern Ld. — zu achten. D. Cöln
an der Spree 6./[16.] Februar 1682.1) (Conc. F. v. Jena.)
[Empfehlung der Annahme der von Frankreich gemachten Anerbietungen und der
Abhaltung eines Kurfürstentages.]
j
Er soll sich sofort zu K. Bayern begeben und diesem vorstellen, nachdem 16. Febr.
der König von Frankreich in Frankfurt habe proponieren lassen, daß er was
er nach dem Nimwegischen Frieden okkupiert nebst Straßburg behalten, im
übrigen aber mit dem Reiche in Frieden bleiben, allen seinen übrigen Präten-
sionen renuntiieren und dem Reiche freigeben wolle, seine Garantie nach
eigenem Belieben festzustellen, käme es darauf an, ob das Reich dem König
das, was er hätte, nebst Straßburg lassen und sich künftig in Sicherheit stellen,
oder aber das Abgenommene mit Gewalt wiederfordern sollte. Die Justiz wäre
sonder Zweifel auf Seiten des Reichs, und dieses wäre auch noch in solchem
Zustande, daß, wenn jeder täte, was er sollte, und eine durchgehende allgemeine
Zusammensetzung der Gemüter zu hoffen, nicht so gar zu desperieren wäre,
wenn man aber dagegen die wahre Beschaffenheit im Reich und außerhalb
desselben und die vorigen Zeiten und Begebenheiten bedächte, so sehe Kf. so
viele Schwierigkeiten, daß er es bei gegenwärtigen Konjunkturen für besser
hielte, sich zu bemühen, aus diesen Diffikultäten auch mit Zurücklassung eines
Vorteils zu kommen, als alles auf die Spitze und den ungewissen Ausgang der
Waffen zu setzen. Er hat darauf hinzuweisen, wie wenig der kaiserliche Hof
bisher bei dieser Sache getan, wie geringe Einigkeit unter den Reichsständen
herrsche, wie diejenigen, welche es mit dem Vaterlande und dessen Freiheit
treu und ehrlich meinten, wider alle Versprechungen abandonniert würden,
wie wenig die Verfassung des Reiches mit der, in welcher Frankreich stände,
in Proportion wäre und wie wenig man sich auf andere Reichsstände zu
") S. Pufendorf XVIII, §39 (S. 1429f.); Heigel, Der Umschwung der
bayerischen Politik in den Jahren 1679—1683 (Quellen und Abhandlungen zur
neueren Geschichte Bayerns, N. F.), S. 94; Doeberl, Bayern und Frankreich, S. 533.
826 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
verlassen hätte. Daher müßte Kf. besonders großes Bedenken haben, sich und
seinen Staat abermals dahinzugehen, er meinte vielmehr, das Reich wurde besser
tun, auf alle Weise, auch mit Hinterlassung von Straßburg, in der Güte aus der
Sache zu kommen. Da es aber eine so wichtige und das ganze Reich kon-
zernierende Sache beträfe, so hätte er nötig gefunden, mit K. Bayern daraus
im Vertrauen zu kommunizieren, er bäte daher, ihm sein Sentiment zu eröffnen
und jemand der Seinigen zu verordnen, welcher aus der Sache mit ihm
konferieren solle.
Bei der Konferenz hat er auch der beiliegenden Instruktionen für Meinders.
v, Ruck und Fuchs und der zu Dresden gehaltenen Protokolle sich zu bedienen,
er hat auch zu berichten, daß auch die geistlichen Kurfürsten, K. Pfalz und
der Bischof von Münster mit ihm gleicher Meinung seien und daß diese noch
mehr werde sekundiert werden, wenn, wie verlaute, der Türke etwas Gefahr-
liches vorhaben sollte. Doch hat er sich dabei danach zu richten, wie er den
Hof finden wird. Sollte er sehen, daß gute Gelegenheit und man einige Ver-
traulichkeit bezeuge, so soll er anführen, daß, wenn diese Sache beigelegt sei
der Zustand im Reiche und die bisher der Kurfürsten halber sich ereignenden
Begebenheiten wohl die Abhaltung eines Kollegialtages erforderten und daß Kf.
dann die Beförderung eines solchen sich mit mehrerem Eifer werde angelegen
sein lassen, wenn auch K. Bayern derselben Meinung wäre und dazu mitwirken
wollte.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. München
21. Februar/ 3. März 1682.
[Audienz bei dem Kurfürsten. Konferenz mit den Geheimen Räten. Anscheinend
günstiges Ergebnis.]
3. März Kr ist Sonnabend, den 15./2.'). Februar, hier angekommen und hat am
folgenden Tage nachmittags bei dem Kurfürsten Audienz gehabt. Derselbe
antwortete auf seinen Vortrag, den er möglichst kurz eingerichtet hatte, >eine
Sendung wäre ihm sehr lieb, er wäre mit Kf. der Meinung, daß der Friede zu
kultivieren, er wollte einige seiner Geheimen Hüte mit ihm in Konferenz treten
lassen. Kr wurde darauf in das Gesandtenhaus gebracht, in dem auch der
kaiserliche Gesandte Graf Lobkowitz1) wohnt, und es wurden ihm dort vier
köstlich möblierte Zimmer angewiesen, auch sonst wird er auf das ehrenvollste
behandelt, bei den Mahlzeiten leisten ihm vornehme Geheime Räte Gesellschaft,
besonders der Präsident v. Kleist besucht ihn täglich und bezeugt seine Ver-
ehrung für Kf..
') S. über dessen damalige Sendung Heigel a.a.O. S.91ff.; Doeberl, S.-xtfft
Audienz bei dem Kurfürsten, Konferenz mit den Ministern, Resolution. 827
Montag, den 20. Februar/2. März, bat er, nachdem er bei dem Herzog
Clemens and der Prinzessin Violante1) Audienz gehabt, mit dem Geheimen
Ratskanzler Schmied und dem Vizekanzler Leidel, welche beide die
publiques affaires vornehmlich unter Händen haben, Konferenz gehalten. Sie
dauerte zwei Stunden, da sie das Werk ziemlich überlegt und nichts, was dazu
gehört, unberührt gelassen haben. Er hat allen movierten Skrupeln unschwer
begegnen und sie ihnen benehmen können. Was sie endlich movierten, war
die große Assoziations-Allianz des Kaisers, Spaniens, Englands, Dänemarks,
Schwedens, Hollands usw., es konnte aber durch das Spezialexamen dieses so
ansehnlichen Bündnisses leicht gezeigt werden, was für ein Effekt zu hoffen,
und wie einer und ander nicht einmal darein treten werde. So viel er merkte,
wurde vor allem konsideriert und apprehendiert, daß, wenn ein Krieg entstehe,
es kein bellum universale imperii sein und etliche vornehme Stände sich gewiß
daraus halten dürften. Endlich kam es dahin, ob man denn nicht etwas von
Frankreich zurückzubegehren und zu fordern? Er hat vorgestellt, ob man, wenn
man in die französische Proposition willigte, nicht besser und dem Reich nütz-
licher täte als wenn man um eines geringen willen den ganzen Staat und das
ganze corpus imperii der Gefahr exponierte, und er hat zur Begründung alles
angeführt, was in seiner Instruktion und den Beilagen enthalten ist. Soviel
er aus ihren Gebärden und Worten hat merken können, mußten sie des Kf.
rationes und considerationes als erheblich anerkennen und kondescendierten darin,
nahmen aber alles ad referendum und meinten, der Kurfürst werde selbst mit
ihm daraus reden.
G. v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
3./13. März 1682.
[Die erhaltene Resolution. Abschiedsaudienz. Zufriedenheit mit der ihm
widerfahrenen Behandlung.]
Donnerstag, den 23. Februar/ 5. März, kamen der Kanzler Schmied und der 13. Mär;
Vizekanzler Leidel wieder zu ihm und brachten eine schriftliche Resolution,
oder, wie man es am bayrischen Hof nennt, Bescheid,3) den sie mündlich wieder-
holten. Sonst hat man in den Spezialien sich nicht weiter herausgelassen, er
hat aber was er aus den partikularen Diskursen mit den vornehmsten Ministern
und auch sonst erfahren, aufgezeichnet.5)
Am 25. Februar/7. März hat er bei dem Kurfürsten Abschiedsaudienz
gehabt, derselbe bedankte sich sehr für die Abschickung und für die vertrauliche
') Jüngere Geschwister des Kurfürsten.
*) Derselbe fehlt in den Akten, scheint auch im Münchener Staatsarchiv nicht
vorhanden zu sein.
3) Dazu die Kanzleinotiz: „Die Beilage sub N"> B hat, wie H. Hofrat Fuchs
anzumerken befohlen, sollen verbrennet werden."
828
V. Brandenburg und das Reich 1679— 1G84.
Korrespondenz und er zeigte sieb daneben goldigst, ja freundlich, er hat bei
seiner ganzen Anwesenheit spüren hissen, daß ihm die Abscbickung gar angenehm
gewesen ist. Er hat die ihm erwiesene Gnade, Courtoisie, Hof-, Freund- and
ungezwungene Willfährigkeit höchlich zu rühmen, und wie ihm nicht die gerii
facherle begegnet, so hat auch er billig männig! ich Satisfaktion gegeben.
Montag, den 27* Februar/ 9. März, ist er abgereist.
Kurfürst Max Ernannt! von Bayern an Jen Kurfürsten.
D. Sohleisheimb 28. April 1684,1)
[Sein Wunsch, gegen die Türken zu ziehen, seine Bemühungen um Herstellung de*
BHedeni mit Frankreich, diu Vorbedingungen dazu: Festsetzung der Keichsn
Abschluß eines universalen Waffenstillstandes,]
April Er ist bereit, wieder personlich gegen die Türken zu Felde zu drehen,
wenn nur der Frieden unter den Christen selbst stabiliert werden könnte. Er
hat,*) um dieses Hindernis zu beseitigen, seine Bemühungen bei dem Kaiser
erneuert und befunden, daü dieser bereit ist, dazu alle dicnsninen officia anzu-
wenden, daß es aber zurzeit noch daran erwitide, daü die in Verjag* Gewalt
gefundenen defeelus*) verbessert, ferner, daß dem Kaiser ein ordern
gemeinsames Reichagn lachten, auf wie lange das armtslilium ftfanageAon wi«
erstattet werde.
Aus Verdruß über den langsamen modus, den man bisher in den Reicht*
liehen zu Regensburg gebraucht bat, bat er den nach dem Haag veranlagten
Kongreß*) mitbeliebt, da man dort dem Keicbsinteresse nichts ssu vef|
noch weniger von Reichs wegen etwas zu schließen gedenkt, sondern hofft daü
dort niehreres praeparntorie geschehen könne. Seiner Meinung nach
die Handlung sehr fazilitieren, wenn die Versicherung gleich de prae>entj mtt
und neben den Traktaten als conditio ^iiu« qua mm ausgemacht würde. Mm
E«l gehen viele Jahre damit umgegangen, eine beständige Verfassung im Reich
auf 40000 oder 60000 Mann pro securitate publica et imperii einzurichten, da*
meiste ist schon ausgearbeitet worden, jetzt könnte in wenigen Tagen die
zustande gebracht werden und man sich dadurch in Postiir setzen, dasjeingt,
WH in puncto annistitn zum Schluß kommt, zu maintenicren, Ferner kann
') S. I'ufendorf XVI II, § 131 (& 1506 f.).
-} 8. über das damalige Verhalten K. Bayerns in der Frieden* frage Du« hifl
u.a. 0. 8. B88C
l oben 8. 777,
*) S. Ni'trociations de Mr. Ic Comta iTAvaux en Rolhu v : Müfln,
Wilhelm III. von Onanien und Georg Friedrich von Waideck I, S. 499 f.; v. Kauchhir*
Kurtzc, Lehen und Taten des Fürsten Georg Friedrich von Waldeck II, S. SSM
& auch oben S. 778.
Vorschläge K. Bayerns wegen Herstellung des Waffenstillstandes. 829
eine beständige Rohe nur stabiliert werden, wenn das Wesen universal ist, die
zehn Reichskreise, mithin die Krone Spanien und andere Interessierte und
Alliierte mit eingeschlossen, und ihnen Satisfaktion gegeben wird. Da Frank-
reich selbst sich erboten hat, niemanden auszuschließen, so wird Kf. bei der
ganzen Welt sich höchst verdient machen, wenn er seine Viel vermögen heit mit
interponiert, daß mit rechtem Ernst und Beiseitestellung aller undienlichen
Incidentien zum Werk geschritten und, bis man damit fertig, nicht ausgesetzt
werde. Er hat das Vertrauen, daß, wenn der punctus garantiae voran richtig,
es endlich an mediis nicht ermangeln wird, auch den punctum armistitii univer-
saliter zu heben, er wird sich auch weiter beim Kaiser darum bemühen und
auf einen Vorschlag gedenken, wie, wenn der König von Frankreich seiner
früher dem Grafen M ans fei d gegebenen Sinceration gemäß nicht alles in
den Stand zu setzen gedenkt, wie es bei der Abreise seiner nach Frankfurt
bestimmten Bevollmächtigten gewesen, man satisfait sein und in einer Real-
sicherheit stehen könne. Ihm liegt die jetzige gute Okkasion, dem Erbfeind
einen rechtschaffenen Streich zu versetzen, so zu Gemüt, daß er sein Äußerstes
tun wird, damit das Universalarmistitium zustande komme.
Der KurfQrst an den Kurfürsten von Bayern. D. Lehnin
26. April/[6. Mai] 1684.1)
[Auf das Schreiben vom 28. April. Rechtfertigung seines Verhaltens. Notwendigkeit,
schleunigst mit Frankreich abzuschließen. Die Reichssekurität ist nachher festzu-
stellen, die rhiversalität des Waffenstillstandes hängt nur von Spanien ab.]
— Ich habe bei gegenwärtigem verworrenen Zustande eine sonder- 6. Mai
bare Consolation darob empfunden, daß eben zue der Zeit, da die Meisten
im Reiche entweder die obschwebende Gefahr nicht erkennen, oder durch
contraire und unbrauchbare Mittel und durch Untermischunge frembder
Interessen dieselbe vergrößeren, Ew. Ld. dannoch als eine der vornemb-
sten Säulen des Reiches und welche bei der Conservation desselben nicht
weniger als ich interessiret sein, ihre unermüdete Sorgfalt dem Reiche
zum besten anzuwenden verharren. Dann ob man mich zwar bishero
mit allerhand unverdienetem Verdacht beladen wollen, so gar daß weder
meine Ir. Keys. M. und dem Vaterlande erwiesene treue Dienste noch
auch mein zur Gnüge bekanntes teutsches Herz und patriotische
>) Konzept von Fuchs' Hand. S. Pufendorf a. a. 0.
880
V, Brandenburg und das Reich 1673— If»&4.
Neigung© mich davon befreien können, so kann Ew. \a\. dennoch mit
aufrichtigem Munde und (I erzen versicheren, daß ich an redlicher Intention
keinem nachgebe noch einiges engagement oder Absehen habe, welch«
unserem wertem Yatorlande und der m teuer erworbenen ieut*ch«a
Freiheit im geringsten schaden könnte, daß ich ^ar wohl begreife und
mir stets vor Augen stelle, daß an der Erha Runge und dem Wohlstand«?
im Reiches die Erha Runge und der Wohlstand meines (hurf. Hauses und
Lander haftet, und daß diese mit dem Reiche notwendig stehen uad
fallen müssen, daß auch auf diesem Fundament meine ronsilia und
conduite beruhen, welche ich mich also einzurichten belleiOige, wie m
der gegenwärtiger Zustand der Sachen in- und außer KYn In- erleidet
und blüht wie es sonst wohl zuo anderen Zeiten, wann man inwendig
Einigkeit und auswendig Friede hätte, besser sein könnte, hano ich
numehro durch eine lange Erfahrunge erlern ein Es tat nicht dnitfc
desperate, wiewohl tapfer scheinende, sondern durch sichere, vernü
und nach der Zeit eingerichtete Mittel erhalten werde. Was demnach
das Werk an sich selber anbelanget, so bin mit Bw. Ld. ganz einig,
daß der Christenheit von dem Erbfeinde anormalen eine große *>
bevorsteht, welche abzukehren man hinwiederumb alle äußerste KriAe
wird anwenden müssen, ich lube auch Ew, JA tapfere und gen'
Resolution, daß Sie in eigener hohen Person mit 2ue Felde getn
wollen, wie dann auch mir selber nichts erwünschtere« begegenen kiinnte.
als daß ich mein graues Haupt wider diesen Feind der rhrj.ttenheit mi
dem Vaterland e zum besten aufopfern möchte* Ew, I.d. aber urteilen
dabeneben hochvernünftig, daß es nötig sein wolle, zuvorderst
Frieden unter den Christen Selbsten zu stabil ireu, und das ist cv
ich seither dem Beginn des Türken krieges aller dienlichen Ort*
beweglich angeraten, mit treugemeineter Vorstellungo, daß es allerdine
unmöglich sein wolle, mit den beiden mächtigsten Feinden ab oriente
et oeeidente es zugleich aufzunehmen und solchergestalt sich einer unver-
meidlichen Kuin und Untergang zu unterwerfen. Daß Ew, I/i aber*
mahlen bei lr. Keys. M. die Beschleunigunge des Friedens oder anniatitii
mit der Krone Franckreich recommendiren wollen, davor ist ihro nicht
alleine das Reich sondern die ganze Christenheit zum höchsten ohh_
ich lebe auch noch der festen Hoffnunge, F. Keys, M, werden nach dew
höchster Hegabnus solchen treugemeineten Hat üata linden Um
durch Befestigunge des Ruhestandes in der Christenheit ihre —
reiche Waffen wieder den Erbfeind fortsetzen. —
Rechtfertigung des Verhaltens des Kf. Die Schwierigkeiten bei d. Waffenstillstände. 831
Die beide obstacula, so man wegen sothanen Friedens oder Still-
standes gemachet, daß nemblich die defectus, so man in des Verjns
Gewalt beobachtet, verbessert und zuvorderst ein ordentliches allgemeines
Reichsgutachten, auf was Weise und wie lange ein armistitium zu treffen,
lr. Keys. M. zu erstatten, scheinen der Erheblichkeit nicht zu sein, daß
darumb ein so heilsames Werk verzögert oder zurücke gesetzet werden
müßte. Denn was die defectus anbelanget, bin ich berichtet, daß man
frantzösischer Seiten erbietig sei, selbige zu heben, wann hinwiederumb
einige defectus, so Franckreich in der Keyserl. HH. Plenipotentiarien
Gewalt angemerket, verbessert werden möchten, und könnten ja auf allen
Fall die Vollmachten, so bei vorigten Tractaten gebrauchet und acceptiret
worden, wieder zur Hand genommen werden. Ob aber ein ordentliches
gemeinsames Reichsgutachten bei jetzigem Zustande zue Regensburgk in
Jahr und Tag zu hoffen, solches gebe ich Ew. Ld. hocherleuchtem Urtel
anheimb. Es ist ja weltkündig, daß eben jetzo, da das Reich auf der
Spitze seines Unterganges stehet und da von der wichtigsten Materie,
woran desselben Wohl und Wehe haftet, nemblich von einem universal
Frieden oder Krieg billig Tag und Nacht sollte deliberiret werden,
dennoch in so geraumer Zeit die deliberationes in dem Fürstl. Collegio
mit Fleiße gehemmet, ja des Churfürstl. Collegii jura und praecipua,
wobei Ew. Ld. ebenmäßig zum höchsten interessiret sein, zue einem
Male gekränket und übern Haufen geworfen werden wollen, gerade als
wann sonst keine äußerliche Gefahr obhanden und es nur eben Zeit
wäre, die Grundsäulen des Reiches hernieder zu reißen und den Unter-
gang des Vaterlandes von dem ersten und vornembsten Gliede zu
beginnen. Was in dem Haag mit dem bekannten Project vorkommen,
solches ist besser in einem ewigen Stilleschweigen zu vergraben, denn
gewiß, so lange das Reich gestanden, ist dergleichen modus procedendi,
da von den wichtigsten Sachen des Reiches, im Namen des Reiches,
ohne Vollmacht und Instruktion vom Reiche, ja mit Disapprobation der
mehreren Stände tractiret wird, nie erhöret Worden; und ist ja unleug-
bar, wenn solches Statt finden sollte, daß es mit denen juribus statuum
und mit allen Grundgesetzen und Verfassungen des Reiches würde getan
sein. An Ew. Ld. dabei geführeten aufrichtigen Intention zweifele ich
keinesweges, wie man sich aber derselben gebrauchet, hat der Ausgang ')
erwiesen. Was den punctum guarantiae et securitatis publicae anbetrifft,
») S. Müller a.a.O. I, S. 232 ff.
V. Brandenburg und dtw Reich 1G79— 1684.
so bin ebenmäßig der Meinunge, daß solcher mit allem Fleiße aua*
gemachet und feste gestellet werden müsse, ich habe mich auch dtrate
allezeit offeriret und tue solches noch* Nur darauf wird es meines
Ermessens ankommen, ob kein Frieden oder armistitiuni mit 1 ranckmek
zu treffen, ehe und bevor dieser Fun et abgetan und feste gestellet
l'\v Ld, scheinen dieser Meinunge zu sein, ich nudoes ' >rte> wollie
wünschen, daß es geschehen könnte, linde aber eine pur lautere Unmög-
lichkeit du bei, und muß billig besorgen, daß dieses das rechte Mittel
sein würde, die Kriegsflamme in Teutschland und überall aüft
Dann außer daß man von dieser Materie bereits einige Jahre hier oh:*
Effect auf dem Reichs -Tonvent traetiret, auch aus uharigeluhretcn
Ursachen an noch in vielen Jahren darin kein Schluß zu hoffen* so ml
bei Einlaugunge dieses bekannt sein, daß Franckreich bereite in vrih
Operation begriffen und also nicht die geringste Zeit verabsäumet wenbo
muß, desselben fernere Progresse zu stutzen. Sollte nun hesagetc Crow
vermerken, daß man zue keinem Frieden oder Stillestande verstehen
wollte, ehe man sich in die Verfassunge gestellet und die Mittel zum
Kriege zur Hand gebracht, so gebe Ew. Ld. hoch vernünftig zu ermann,
ob sie solches abwarten und nicht viele eher losbrechen und das pnt-
venire spielen werde. Wie es alsdann denen am Rheinstrom und anderen
vielen vornehmen mit Franckreich grenzenden ("reisen und Sti
ergehen werde, ist leicht zu ermessen, und ist ja wohl höchlich m
bedauern, daß man fast überall im Reich so wenig auf die von all«
Seiten hervorscheiuende, ja bereits drückende Gefahr rdlcctiret und nur
auf scheinbare, nicht aber auf mögliche und zulängliche Mittel gedenket,
wordurch dann gar leicht auch dasjenige, so noch übrig, ja alles verloren
werden könnte. Ich lasse mir sonst gar wohl gefallen, daß mau un\ er-
langet den punctum guarantiae et securitatis zur Hand nehme und sich
wider alle künftige turbationes und infractiones aufs beste verwahre,
werde auch dazue mit allen Kräften coneurriren, nur dail man toi
obangeführeten wichtigen Ursachen den Frieden oder Stillestand mit
Franckreich daran nicht aecrochire oder darnach verzögere. Eine gleicht
Bewandnus hat es mit demjenigen, was Ew. Ld. wogen Fiusch liesstfuge
der Crone Spanien und anderer, und daß denenselben Satisfaction gegeben
werden möge, zu erinneren belieben wollen. Franckreich ist j*
erbietig, auch mit Spanien und derselben Älliirten Frieden oder Stille-
stand zu treffen und also ein universal Werk einzugehen, und stehet **
also nur bei Spanien, die offerlrete conditiones anzunehmen, berorab
Notwendigkeit, den ton Frankreich angebotenen Waffenstillstand anzunehmen. 833
da es die Mittel nicht hat, sich bessere zu verschaffen. Ob man sonst
gegenwärtig en estat sei, Franckreich zu zwingen, daß es Satisfaction
gebe, überlasse ich Ew. Ld. erleuchtetem Urtel. Bei dieser wahrhaften
Beschaffenheit kann ich nicht umbhin, Ew. Ld. nochmals aufs ange-
legentlichste zu ersuchen, dieselbe geruhen sich der gegenwärtigen Not
und Gefahr unseres werten Vaterlandes nach dem hohen Vermögen,
welches Ihr der Höchste verliehen, mit Nachtruck anzunehmen und die
Sicherheit und Erhaltunge desselben durch diejenige Mittel, welche alleine
übrig sein, befestigen zu helfen. Ich contestire nochmalen vor dem
allwissenden Gott, daß ich keine auswertige Interessen, sie haben Namen
wie sie wollen, sondern bloß und alleine die Wohlfahrt des Reiches vor
Augen habe, daß ich kein ander Mittel, selbiges bei noch währendem
Türkenkriege zu retten, weiß oder ersinnen kann, als welche in diesem
Schreiben angeraten, nemblich den Stillstand je eher je lieber, so gut
man kann, zu treffen, und daß ich, es laufen auch die Sachen, wie sie
wollen, zum wenigsten ein teutsches patriotisches Herz, welches ich
numehro bereits 64 Jahre nach dem Alter und 44 nach getragener
Regierungsbürde gehabt und an den Tag geleget, mit ins Grab zu nehmen
gedenke. —
Mater, x. Gesch. d. G. KarfU raten. XIX. 53
834 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
4. Verhandlungen mit Kur-Sachsen.
Kurftlrst Johann Georg III. von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 29. September / [9. Oktober] 1681.
[Die Übergabe von Straßburg. Sendung v. Gersdorffs.]
, Okt. Er hat heute Morgen aus Frankfurt a. M. die unvermutete Nachricht von
der Übergabe Straßburgs an die Franzosen am 20. erhalten. Er gedenkt dieser
nnd anderer hochwichtiger Sachen wegen Anfang nächster Woche seinen
Geh. Rat und Oberkämmerer v. Gersdorff an Kf. zu schicken, sendet ihm
vorläufig den Originalbericht seines in Frankfurt a. M. befindlichen Geh. Rats
Schott mit der Bitte, denselben Gersdorff wieder mitzugeben.1)
Resolution des Kurfürsten an v. Gersdorff. s. 1. et d.
[8./1H. Oktober 1681].2)
[Unmöglichkeit, sich schon jetzt zu entscheiden. Die Konferenzen zu Frankfurt
sind fortzusetzen.]
18. Okt. Auch er hält den jetzigen Zustand des Römischen Reichs für so gefährlich
und perplex wie noch nie, und das, was neulich im Elsaß und mit Straßburg
vorgegangen, geht ihm überaus zu Gemüte. Wie der Sache aber zu raten und
was für Resolution zu ergreifen, das dürfte noch zur Zeit schwerlich zu deter-
minieren sein. Erst müßte man Nachricht haben, was der Kaiser hierunter
für Meinung führe, wie es von den nordischen Kronen aufgenommen werde
und was die übrigen Kurfürsten und Fürsten für Sentimente deshalb führen.
Darüber wird man sich informieren und gegenseitig das in Erfahrung Gebrachte
») Kf. teilt (d. Potsdam 3./13. Oktober 1G81) Fr. v. Jena und Meinders dieses
Schreiben mit und beauftragt sie, sich Donnerstag [15. Oktober] bei ihm einzufinden
und mit G. zu konferieren.
2) An diesem Tage ist das Rekreditiv für v. Gersdorff ausgestellt.
Die Übergabe von Straßburg. 835
zu kommunizieren, den Zustand der Sachen wohl überlegen müssen und sich
dann womöglich eines gewissen zu vergleichen haben.
Wegen der Frankfurter Konferenz meint er, es sei dahin zu sehen, daß
bei dieser bereits so sehr verwundeten Sache der Glimpf auf selten des Reichs
beibehalten und die Konferenz nicht so glatterdings abgebrochen werde. Weil
man von Frankreich doch nicht erhalten würde, daß es Straßburg vor der
Konferenz abtrete, so konnten doch die Konferenzen so zu kontinuieren sein,
daß zwar das Reich in diesem Stück seine friedliche Intention bezeugte, jedoch
mit der Verwahrung, daß es das, was mit Straßburg vorgenommen, in keinem
Stück gut heiße, sondern dem Reich alles vorbehalte. Sollte aber seitens des
Reichs deswegen ein besseres Expediens ins Mittel gebracht werden können, so
will er sich dasselbe nicht entgegen sein lassen.
Instruction, wornach sich unser — Geheimter Raht Frantz
Meinders bei der ihm aufgetragenen Verschickung an Ser Churf.
Durchl. zu Sachsen Ld. unterthänigst zu achten. D. Cöln
an der Spree 10./[20.] Januar 1682.1) (Conc. Fr. v. Jena.)
[Notwendigkeit, sich mit Frankreich gütlich zu vergleichen.]
Er soll vorstellen, daß zwar durch die Wegnahme Straßburgs dem Reiche 20. Jan.
Unrecht geschehen sei und daß es nicht zu verdenken sein würde, wenn dasselbe
alle zugelassenen Mittel vor die Hand nehme, es wiederzuerlangen, es wäre
aber die Frage, ob, wenn es, wie gewiß berichtet wird, nicht in der Güte zu
erhalten sein sollte, man es jetzt durch die Waffen behaupten sollte. Wenn
alles im Reich so wäre, wie es sein sollte, so würde Kf. dabei kein Bedenken
haben und sich auf die gerechte Sache verlassen, bei dem jetzigen Zustande
aber, wo es in dem Reich an dem nötigen Vertrauen fehlt, vornehme Stände
in der Gefahr wirklich begriffen sind und sich schon dem König von Frankreich
untergeben haben, die geistlichen Kurfürsten keine Weitläufigkeit verlangen,
viele auch noch wegen der früheren desordres Abscheu vor abermaliger Unruhe
tragen und den dabei erlittenen Schaden noch nicht wieder ersetzt haben, daher
wenig bei der Sache tun können, das Reich nicht in der nötigen Positur steht,
das Geld ungewiß ist und dazu an vielen Orten die Kontagion herrscht, welche
auch Kf. von vielen guten consiliis divertiert, er auch wegen der Polen bedro-
henden Türken sich nicht so, wie er wollte, distrahieren kann, aus allen diesen
Gründen hielte Kf. für geraten, der Zeit zu weichen und den Frieden dem
>) S. Pufendorf XVIII, § 39 (S. 1419). Dieser Instruktion liegt eine eigen-
händige kurze Aufzeichnung des Kf. zugrunde.
53*
836
V. Brandenburg und d.^ EUkfa lfi79— 16M.
Kriege vorzuziehen, andere bequemere Zeit zu erwarten und für diesmal iu
rtiini sauren Apfel zu beißen, lieber dem König von Frankreich Strasburg il
lassen, als das Reich lo noch mehrere Gefahr und Abgang zu Docb
wollte er K, Sachsens Gedanken darüber gern vernehmen. Wenn dersefte
dagegen etwas einwenden sollte, so weiß M. schon, was darauf zu antwor
sollte aber K. Sachsen eine Konferenz veranlassen, so kann er mit mehrerm
die Notdurft vorstellen, auch von der Schickung1) an K. Mainz, K. Trier.
K Kohi und K Pfalz Mitteilung machen.
F. Memdere an den Kurfürstm. I>. Dresden
19./[29.] Januar 1682,
[Audienz, Konferenz mit v, Gersdorm Verhandlungen mit den Ständen wegrn
liüstuugen, daher seine Antrage wenig angenehm.]
29, Okt. Er ist Montag hier angekommen und hat am folgenden Tage A
gehabt, man blieb aber so lange an der Tafel und es wurde dabei so tffd
getrunken, daß damals nichts weiter vorgenommen werden konnte* Gestern
Morgen kam der Freiherr v. Gersdorf f zu ihm und sie waren bis io die dritte
Stunde zusammen. Nachmittags haben sie die Konferenz fortgesetzt und liirf
bis s Uhr beisammen gewesen. Kr hat ihm das, was Kf+ ihm an befühl»,
ausführlich vorgestellt, man steht hier aber noch an, sich mit des Kf. Koaduitf
zu konlormieren. Der Kurfürst horte zwar seine Proposition vor dar Tifel
mit sonderbarer attention au, antwortete aber sehr wenig und bezeugt*
absonderlich ziemliche Di Aide uz gegen die Franzosen, und daß er bei dem I
und über die deutsche Freiheit festhalten und alles, was in seinei
stände, zu Maintenierung derselben gern anwenden würde, man niüßl
wissen, woran man wäre, und sich dabei auf die gute Sache verlassen. Erbt
ihn der patriotischen Gesinnung des Kf. versichert, aber darauf huigewiftttft,
daß man unter den jetzigen Umstanden nicht es auf die Extremitäten ankommet!
lassen, sondern danach trachten müßte, das übrige vom Reich in Sicherheit
zu setzen, ferneres Unheil und Verlust dadurch zu verhüten, zugleich Z«
gewinnen, die allerends vorhabenden Verfassungen in besseren Stand zu bringea
und andere Konjunkturen zu erwarten. K. Sachsens eigene Kriegsarinatur wir«
noch zur Zeit unvollkommen, der Kaiser und fast niemand im Reich in behänget
POfitnr, und es wäre bekannt, was von mancherlei znsa muten geführten, nwm
undisziplinierten Völkern zu hoffen wäre. Der Kurfürst gestand das zu, fragt«,
wie die Sachen in England und Holland standen. Er hat Run d
') S. oben &TOI«
Sendung Meinders' nach Dresden. 837
ben, doch meinte der Kurfürst, es möchte noch von dort was Gutes fürs
Reich zu hoffen stehen.
Man spricht hier von einer konsiderablen Armatur,1) wozu die Stände
bereits fünf Tonnen Goldes verwilligt haben, man verlangt aber noch mehr und
der Ausgang des Landtages ist noch ungewiß. Die Kapitulation mit dem
General-Feldmarschall Goltz9) ist nunmehr richtig und für diesen sehr vorteil-
haft. Die ganze Verfassung kommt, so wie sie jetzt eingerichtet ist, auf sechs
Regimenter zu Fuß (ä 1000), drei zu Pferde (ä 600) und ein Regiment Dragoner.
Es scheint, daß man bei währendem Landtag nicht gern viel Diskurse vom
Frieden und dessen Kontin uation hier höre, sondern viel lieber die Gefahr und
die Gewißheit eines Krieges mit Frankreich groß mache, daher kommt seine
Negotiation nicht eben allzuwohl ä propos und hat ihm Gerstorff nicht
undeutlich zu verstehen gegeben, daß man dergleichen Handlung lieber zu
Berlin als hier sehen möchte, zu welchem Ende sich der Obermarschall
v. Hauwitz noch etzliche Tage zu Berlin aufhalten werde. Man steht jetzt
mit dem Hause Braunschweig in guter Korrespondenz und mutmaßt wohl
auch, daß die jetzige Anwesenheit des Herzogs von Hannover') Kf. zu
anderen Sentimenten bewegen werde.
F. Meinders an den Kurfürsten. D. Dresden
21./[31.] Januar 1682.
[Neue Konferenz mit Gersdorff. Rücksichtnahme auf die Rüstungen. Die ihm erteilte
Resolution.]
Er hat gestern aufs neue mit Gerstorff konferiert, er hat dabei Gelegenheit 31. Jan.
gehabt, die Sache ausfuhrlich und dergestalt vorzustellen, daß er daraus nicht
geringen Effekt und in vielen Sachen eine merkliche Veränderung gespurt
Zu förderst hat er sich bemüht, ihnen die Opinion zu benehmen, als wenn Kf.
sich vom Reich zu separieren und etwas wider des Vaterlandes Interesse und
die teutsche Freiheit vorzunehmen gedächte, ihnen aber remonstriert, daß. eben
diese und der ganze Staat in die größte Gefahr geraten würde, wenn man es
zum Bruch mit Frankreich kommen ließe. Doch hat er sich wohl gehütet, es
so zu tun. daß sie hätten Verdacht schöpfen können, als ob Kf. K. Sachsen die
Kriegs Verfassung widerraten wollte, vielmehr hat er gesagt, Kf. wünschte, daß
dieses und alle anderen mächtigen Häuser in Teutschland bereits in völliger
') S. Schuster und Francke, Geschichte der sächsischen Armee I, S. i»8 AT. ;
Hassel und Graf Vitzthum v. Eckstädt, Zur Geschichte des Türkenkrieges im
Jahre 1683. Die Beteiligung der sächsischen Truppen an demselben. S. 105 ff.
*) S. Schuster und Francke I, S. 99.
*) S. oben S. 584.
838 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Kriegsverfassung ständen, dann könnte man anders raten und vigoureosere Ent-
schlüsse fassen, jetzt aber schiene nichts heilsamer, als bei Kontinuation der
Armatnr die Traktaten mit Frankreich fortzusetzen und so gut wie möglich
zum Schluß zu befördern und abzuwarten, was die künftigen Konjunkturen für
gute und nützliche consilia suppeditieren werden. Man würde mit des Kl
Gedanken ganz einig gewesen sein, man dissimuliert aber mit sonderbarem Fleiß,
einesteils damit die vorhabende Verfassung, wobei die militares so sehr inter-
essiert sind, nicht ins Stocken gerate, anderenteils damit die Landschaft n
mehrerer Bewilligung disponiert werde, zumal solches von v. Hauwitz' Ver-
richtung dependieren soll. Daher sieht man auch gern, daß er seinen Abschied
nehme, und man hat ihm dazu morgen mittag bestimmt.
Soeben bringt ihm Gerstorf f die schließliche Resolution des Kurfürsten,
er ersieht daraus, daß man nicht weiß, was recht und beständig zu resolvieren.
zumal da man die Nachricht hat, daß es dem Herzog von Hannover nickt
gelungen ist, Kf. von der einmal gefaßten Resolution abzubringen, und daß die
Sachen in Dänemark nach des Kf. Wunsch gehen.
Resolution K. Sachsens für Meinders.
[Vorläufig einzunehmende abwartende Haltung, Fortsetzung der Verbandlungen mit
Frankreich.]
31. Jan. Kr zweifelt keineswegs an des Kf. patriotischer Zuneigung zum Romisch«
Reich, ersucht ihn nur, seine jungst beschehenen Vorstellungen und ration«
zu überlegen und sich gegen v. Hauwitz, der bis zu Meinders' Rückkehr dort
subsistieren wird, weiter herauszulassen. Er wird indessen die Wichtigkeit des
Werkes nicht weniger überlegen, die Meinung anderer Mitkurfürsten vernehmen
und mit Kf. in vertraulicher Korrespondenz jederzeit verharren. Er wird nicht
Anlaß geben, die Frankfurter Traktaten auf einmal zu abrumpieren, jedoch suh
in seinen Landen in möglichste Positur setzen und den weiteren Erfolg zu
Regensburg und Frankfurt, auch Hauwitz' Zurückkunft abwarten. Er ersucht
Kf., auch seinerseits sich zu bemühen, die Sachen bei Frankreich in suspenso
zu halten, damit nicht abrumpiert und fernere collisiones verhütet werden.
Protokoll einer 27. Januar 1682 zwischen v. Hauwitz. v. Jena
und Meinders gehaltenen Konferenz.1)
6. Febr. v. Hauwitz teilt mit, er habe von seinem Kurfürsten Befehl erhalten. Kf.
zu bitten, die rationes und Bedenken, welche man zu Dresden Meinders
!) v. Jena und Meinders senden an demselben Tage dieses Protokoll dem
Kf. nach Potsdam zu und melden ihm, daß v. Hauwitz morgen sich von ihm zu
verabschieden gedenke. Das Rekreditiv für denselben ist Potsdam 29. Januar
[8. Februar] 1682 ausgestellt.
Verhandlungen mit v. Hauwitz. 839
angezeigt, nochmals zu bedenken nnd sich darauf zu erklären, auch einen end-
lichen beständigen Schluß zu machen.
v. Jena: Kf. hätte, was Meinders schriftlich und mündlich berichtet,
reiflich überlegt, alles, was K. Sachsen habe vorstellen lassen, beruhe auf gutem
Grunde und er würde daher kein Bedenken haben, sich damit zu vereinigen,
wenn nur der allgemeine wie auch eines jeden Standes Partikularzustand so
beschaffen wäre, wie es ein so großes und ungewisses Werk erforderte. Da
dieses nicht der Fall wäre und es im Reich an allem oder doch dem meisten,
das zur Ausführung der Sache erforderlich wäre, fehlte, so hielte er für besser,
durch gütliche als durch scharfe Mittel zu helfen und bessere Konjunkturen zu
erwarten. Seine Intention sei keineswegs, sich vom Reich zu trennen, er sehe,
daß von den vornehmsten Ständen des Reichs ein großer Teil dahin schon
absolute inkliniere, es wäre daher auf den anderen Fall viel eher eine Trennung
im Reich, als eine allgemeine Zusammensetzung zu erwarten. Er zweifele nicht,
K. Sachsen werde dieses ferner überlegen und befinden, daß die Sicherheit und
Freiheit nicht eben an gegenwärtige Zeit gebunden und zu hoffen sei, daß der
Allerhöchste zu seiner Zeit bessere Bequemlichkeit und angenehmere Zeiten
geben werde. Kf. beziehe sich im übrigen auf die Konferenz vom 28. Januar
und was Meinders dabei vorgestellt habe.
v. II. nimmt alles ad referendum. Er fände zwar viele rationes, die wider
eines und anderes gesagt werden könnten, er wäre aber desfalls nicht instruiert
K. Sachsen wäre nicht der Meinung, einen Krieg zu haben, sondern einen
sicheren Frieden, müßte auch mit dem Kaiser daraus kommunizieren.
Darauf wird noch ein und anderes extra protocollum von den gegen-
wärtigen Konjunkturen diskurriert.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Potsdam
9./[19.] Juli 1683.1)
[Auf das Schreiben vom 2. Juli.-) Die dem Reich drohende doppelte Gefahr. Not-
wendigkeit des Friedens mit Frankreich. Bereitwilligkeit, dem Kaiser Hilfe zu
leisten, Sendung des Fürsten von Anhalt]
— Wir sagen Ew. Ld. zuforderst für das hierunter gegen Uns con- 19. Juli
testirende gute Vertrauen ganz fleißigen Dank, und ist derselben außer
!) Dieses Schreiben ist ao Stelle eines schon ausgefertigten Schreibens vom
S. Juli abgegangen, in welchem als einziges Rettungsmittel schleuniger Friedensschluß
mit Frankreich empfohlen, in betreff der Hilfeleistung nur auf die Lamberg gemachte
Erklärung hingewiesen und die Sendung des Fürsten von Anhalt nicht erwähnt war.
*) In demselben hatte Kurfürst Johann Georg dem Kf. von den bedrohlichen
Nachrichten Mitteilung gemacht, welche ein Kurier Graf Lambergs von dem
A nzuge der Türken gebracht, und ihn gebeten, ihm seine Meinung, wie diese Gefahr
abzuwenden sei, zu eröffnen. Vgl. ürk. u. Akt XIV/2, S. 1071 £
840
V. Brandenburg und da* Reich 1679- I
Zweite] annoch erinnerlich, was Wir eine geraume Zeit hero wegen des
Reichs gegenwärtigen bekümmerten Zustandes und der demselben vor*
gestandenen doppolten Gefahr ab Oriente et Oceidente mit deroselben
in hergebrachtem Vertrauen zu tnehrmalo cnmmuuiciret und wasgesult
Wir diese Tu rekenge fahr jederzeit so hoch apprehendiret, I. Kay&erl
May. auch noch gar neulich wohlmeinentlieb angeraten, weiln das Keich
zweien so mächtigen Feinden keineswegs gewachsen, auf Mittel bedach'.
zu sein, wie man den Rücken von Franckreieh versichern möchte, damit
man mit zusammengesetzter Macht dem Türeken entgegen geben könnte.
Und dieses ist noch gegenwärtig unsre höchste Bekomme raus, d*ii
Franckreieh sieh dieser Gelegenheit bedienen, ins Reich einbrechen und
sich des Rh ein ström es Meister machen möchte, welches, wann m geschehe
und wann noch dazu, wie wir zum höchsten fürchten*1) Dennemarck
und Franckreieh mit Schweden und Lüneburg im Kriege implicirrt
werden sollten, wir gewiß menschlicher Weise nach anders nicht be-
greifen können, als daß eine gänzliche Dissolution und Untergang de?
Reiches darauf notwendig erfolgen müsse. Weilen nun Ew. U. nicht
weniger als wir dabei interessiret sein, so stellen wir zue etam
höchst vernünftigen Krmessigunge, ob nicht L Kayser). May. bei dieteu
höchstgefährlichen Vorfallen heilen noch malen aufs beweglichste anzuraten,
auf zulängliche Mittel bedacht zu sein, wie das Reich in seiner fW
sistenz erhalten und dessen ganzlicher Ruin verhütet werden i
auch was deshalb zue Regensburgk vorzustellen und zu votir
können Ew, Ld. mit höchster Wahrheit versicheren, daß wir dieses gar
nicht vorbringen, urab Franckreieh dardurch einigen Vorteil IQ schaffen
und unserem geliebten Vaterlande zu schaden, sondern bloß dan
weil es die äußerste Not erfordert, und damit man sich der Armatur,
worinnen jetzo das Reich stehet, wieder den Erbfeind, wann man von
Franckreieh versichert ist, gebrauchen könne. Indessen seind wir ent-
schlossen, L KayscrL May. in dieser höchsten Not nicht aus II au den w
gehen, sondern demselben eine ansehnliche Volkshülfe zuzuschicken, zue
welchem Ende wir unseres des Fürsten von Anhalt Ld* an 1. KayserL
May, zue Bezeugunge unserer Ihre zutragenden aufrichtigen ungefarbeten
Devotion abfertigen, und wird uns im übrigen Heb sein, wann Ew. Li
uns auch dero desfalle führende hoehvcrnihiftige Gedanken zu \omehraen
zu geben geruhen wollen. —
') S, oben &G»f.
Die Türkengefahr. 841
Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 11. /[2L] Juli 1683.1)
[Auf das Schreiben vom 9. Juli. Wegen des Friedens mit Frankreich sind weitere
französische Erklärungen abzuwarten. Notwendigkeit schleuniger Hilfe gegen die
Türken, Wunsch, dieselbe mit Kf. zusammen zu leisten. Bitte um nähere
Mitteilungen darüber.]
— Nun sagen Wir Ew. Ld. hierdurch vor die Eröffnung dero bei- 21. Juli
gehenden Gemütsmeinung den gebührenden hohen und freund vetter-
lichen Dank und werden sonder Zweifel Ew. Ld. die wichtigen Motiven
und warumb mit der Krone Franckreich bishero zu keinen Schluß zu
gelangen gewesen, annoch in frischen Andenken ruhen. Im übrigen,
weil die Conjuncturen schwer und allenthalben gefahrlich, daher auch,
wenn besagte Krone die conditiones nicht so hoch wie zeither spannen
und einen reputirlichen auch izo und künftig sicheren Frieden eingehen
wollte, so wäre darauf zuforderst billige Reflexion zu machen, Ew. Ld.
ist hierbei nicht unbekannt, was gestalt I. Kay. Myst. sowohl zu Wien
bei dem Königl. Französ. Envoye Seppe ville als zu Regensburg durch
dero Kayserl. Commission selbigem Plenipotentiario Verjus in dieser
materia unlängst gewissen Antrag tun lassen. Wir wollten dannenhero
der Gedanken sein, es wäre der französischen Erklärung hierauf zuforderst
zu erwarten und diese wichtige Sache sodann ferner reiflich zu überlegen,
auch von Ew. Ld. nach beliebigen Gefallen dero Wohlvermögenheit
nach an Königl. dähnischer Seite alle möglichste officia zu Abhaltung
dortselbiger Unruhe anzuwenden. N
Inmittelst aber, weiln gleichwohl die Türekengefahr am größesten
und nähesten, Ew. Ld. auch obgedachtermaßen zu ansehnlicher würek-
licher Volckhülfe und zu solchem Ende auf Abschickung des Fürsten
zu Anhalt Ld. nach dem Kay. Hof sich resolvirt und unsere Gedanken
hierüber begehrt, so wollten wir dem Werk nicht unfürträglich halten,
wann diese Hülfsschickung von Uns beiderseits zugleich geschehen
könnte, zumaln da Wir in eigener Person mit Unsern völligen Trouppen
zu Felde zu gehen resolvirt. Wir ersuchen hiernächst Ew. Ld. freund-
vetterlich, ob dieselbe sowohl von dem, was auf des Kays. Abgesandtens
Grafens von Lamberg Anbringen Sie vor Resolution erteilet, als auch
!) Schon abgedruckt in v. Raumers Historischem Taschenbuch, N. F., IX,
S. 226 ff.
Sil'
V. Brandenburg mid das Reich ]fü\*— 1684.
wohin Sie des Fürsten zu Anhalt JA instruiret, dero nähere Gedanken
zu eröffnen belieben möchten, damit Wir in mehrer Conformität Unser*
mesures einrichten und also in Conjunction ein so schweres Werk
besser und sicherer Jurnehmen könnten. Wollten Uns auch Ew. Vi
wie stark dero Regimenter zu Pferd und zu Fuß eingerichtet, zu dem
Ende freundvetterüeh part geben, damit Wir die Unsrigen auf gleich*
mäßigen Fuß setzen könnten, würde Uns dieselbe höchlich obligiren* -
Kurfürst Johann Georg IIL von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 13./[23.] Juli 1683.
[Die Sendung des Herzogs von Sachse n-Lauen bürg, Notwendigkeit der Iliifeh
Nachdem1) gestern meines freundlich Hoben Vetters, des Hemp
zu Sachsen Lauenburg Ld. aus dem Ivayserl. Feldlager aohero kommra
und von selbigem Zustande ein und das andere referirt, zugleich
im Kegrift ist, sich zu Ew. Ld. zu begeben, so habe Ich S. Ld. hier-
durch begleiten, dessen negotium bestens recommendiren und dabei
Kw. Ld, freund vetterlich uu verhalten sein lassen wollen, weiln die
Türekengefahr sich sehr vergrößern und daher zu Rettung de« geliebte)
Vaterlandes hohe Not sein will, möglichste Gegenwehr zu tun, daß ick
zu solchem Ende mein äußerstes tun werde. gestalt und was gegen
mehrgedachten Herzogs Ld. Ich diesfalls mich erklärt, Ew. Ld. ?oa
demselben mit mehrern vernehmen werden, nicht zweifelnd, El
werden nicht weniger — ■ vor die gemeiue Wohlfahrt dem Werke mü
Nachdrucke und Assistenz zu begegnen lhro gefallen und mich dero
Ciemiitsmeinung unbeschwert wissen lassen. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. IX Potstam
I5,/[250 Juli 1688,
[Auf das Schreiben vom 13. Juli und den Bericht des Herzogs von Lauenhurg. No*
wendigkeit der Hilfeleistung des gesamt« u Kelches und vorheriger Sicherung 4m
Friedens mit Frankreich.]
25, Juli — Verhalte hierauf Ew. Ld. nicht» daß auch ich Sp. Kqjwri. K»J
in dieser Not nicht zu verlassen, sondern derselben nach Möglichkeit »*
') S. Utk. u, Akt, XIV, 2, S. 1081; Klopp, Das Jahr 1683 und fei
große Türkenkrieg, S. 271.
Die Türkengefahr. Notwendigkeit des Friedens mit Frankreich. 843
assistiren willens bin. Wie aber meines Ermessens durch Sendung ein-
zelner Truppen, welche man nur zur Schlachtbank fähren wurde, wenig
ausgerichtet werden wird und dannenhero höchstnötig, daß die sämpt-
lichen Reichsstande mit zusammengesetzter Macht Sr. Keys. May. zu
Hülfe kommen, also, damit solches geschehen könne, bin Ich annoch
der Meinung, daß man sich zuvordorst des Königs von Franckreich
vermittels eines schleunigen Friedens, so gut als derselbe zu erhalten
stehet, zu versichern und unser geliebtes Vaterland von der Seiten außer
Gefahr zu setzen habe, maßen es unmöglich der französischen und
türckischen Macht zugleich zu wiederstehen. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Potstam
15./[25.] Juli 1683.1)
[Auf das Schreiben vom 11. Juli. Aussichtslosigkeit, von Frankreich günstigere
Bedingungen zu erhalten, Notwendigkeit des Friedensschlusses. Seine Stellung zu
Frankreich. Die von ihm beabsichtigte Hilfeleistung gegen die Türken.]
Seine Betrübnis über die bedrängte Lage des Vaterlandes. 25. Juli
Welches alles man doch vor einiger Zeit insonderheit in Ungarn so
leichtlich hätte abwenden können. Ich wünsche, daß die Crohn
Franckreich denjenigen Antrag,9) welcher ihr zuletzt sowohl am
Keyserl. Hofe als zu Regensburg getan worden, annehmen und dabei
acquiesciren wolle. Ich habe auch dieser Tage sowohl vor Mir selber
als auch durch meine Räte dem frantzösischen Ministro Grafen von
Rebenacq*) dergestalt beweglich in dieser Materie zugesprochen, daß
er gar alterirt darüber geworden und mit höchstem Unwillen von mir
geschieden, auch solches sofort durch einen Courier an seinen König
berichtet. Ich kann aber dabei Ew. Ld. nicht bergen, daß, wann man
die von Franckreich bishero gebrauchte Conduite und ihre Maximen,
imgleichen was ihre Ministri zu Wien, zu Regensburg und alhier auf
solchen Antrag vorläufig geantwortet, considerirt, nicht die geringste
*) Schon abgedruckt in v. Raumers Historischem Taschenbuch, N. F., IX,
S. 228 ff. Das Konzept von der Hand eines Schreibers mit Korrekturen und Zusätzen
von Fuchs.
*) S. oben S. 768 f.
*) S. oben S. 475.
H44
V. Brandenburg und das Reich 1G7:>-
apparence m finden, daß sie selbige nlacidireo, sondern sich vielmehr
dieser Gelegenheit ihren Zweck zu erreichen bedienen werde»,
Daher und da das Reich, falls Frankreich losbrechen sollte, Dicht tnn
Widerstand fähig ist, findet er kein anderes Mittel, als sich Frankreich «jno*
niimue modo durch einen beständigen Vergleich zu versichern,
Ew. Ld. gedenken doch nui\ wie es uns ergehen würde, wann fl
sollte verloren gehen, nun ist ja aber noch Hoffnung übrig, dasselbe tu
retten, wenn nämlich die schöne Macht, so man itzo im Hei che noch
auf den Beinen hat, wieder den Erbfeind angeführet worden könnte, denn
obgleich einige auf die Gedanken kommen, daß, wann man mit In
Erbfeind auch mit Hinterlassung des Königreichs l'ngern Friede machte
man alsdann Franckroieh noch Wiedeitttud tun könnte, so ist Joii
leicht zu ermessen, daß die keyserliche Armee, worauf man bisher u den
meisten Staat gemacht, durch die bekannte Zufalle dergestalt wönk
zugerichtet sein, daß von derselben in geraumer Zeit wenig Hülfe w
hoffen, und Franckroich desto weniger resistente finden würde,
auch nicht zu begreifen, warum man um einiger weniger Ortet willen,
so bereits verloren sein, und da die geringste apparence nicht vorhanden,
selbige jetziger Zeit in recuperinm, den ganzen Rheinstrom, ja das gm»
Reich dem Verlust und Untergang exponiren wolle* Ich hezeu-
dem höchsten Gott, daß ich diese Vorstellungen keineswegs Franeknitb
zu Liebe oder Gefallen tue, es ist vielmehr bekannt, wie daß ich kon
verliehener Zeit verschiedene harte Anstöße sowohl am frantzdsiscbeo
Hofe als auch mit denen ministris gehabt, so daß die Conlidcnx, m
Franck reich bisher 211c mir gehabt, nicht allein ganz erloschen, sondern
auch bereits eine große Dit'fidcnz eingeschlichen und ich mir tiuio«hfo
länger nicht getraue» bei Ausbleibung der Composition Franck reich venu
teutschen Hoden, wie noch wohl bisher geschehen, abzuhalten. Aber
dieses animiret mich um so viel mehr, dem agonisireuden Vaterland
durch treuen Kat zu Hülfe zu kommen, dasselbe auch in au!
nicht zu abandonniron, sondern vielmehr dasjenige anzuraten, wa>
erfahrene medici in desperaten Krankheiten tuen, wenn sie
abschneiden und dahinten lassen« umb den ganzen Leib zu aalvireo* Zu
Ew. Ldi habe ich ein gleichmäßiges Vertrauen und ersuche dieselbe iwck-
malen ganz angelegentlich, dieselbe geruhen sowohl am Keys, Hofe *k
zu fiegensburg sich dahin zu bearbeiten, daß man sietl von FranckreiYa
nichts zu befahren und daß man durch einen Vergleich die im B
stehende Macht ohne Furcht wieder den Erbfeind anführen könne. Sek
Notwendigkeit des Friedeiis mit Frankreich. Die Türkenhilfe. 845
will keine conditiones vorschlagen, die besten und erträglichsten vors
Reich sollen mir am liebsten sein, aber man kann ja diejenigen, so das
Werk unter Hand haben, per gradus instruiren, nur daß sie Macht
haben bald zu schließen und ehe es zum Bruch kommt. —
Was die Volk hülfe, so wieder den Türken zu schicken, anbelanget,
ist selbige die vornehmste Ursache der Schickung und Instruction, womit
ich des Fürsten von Anhalt Ld. an I. Keys. May. abgefertiget, und werde
ich nicht ermanglen E. Ld. von demjenigen, was wird abgehandelt werden,
Nachricht zu erteilen. Ich kann sonst derselben nicht verhalten, daß
ich mich mit dem quanto solcher Hülfe darnach werde richten müssen,
wie das Werk mit Franckreich ablaufen wird, denn so lange von sel-
biger Krone insonderheit auf dem Rheinstrom etwas zu befahren ist und
unsere Nachbaren in besorglicher Armatur wie itzo stehen bleiben,
können Ew. Ld. leicht ermessen, daß ich nicht viel Volk entbehren und
man mich nicht verdenken könne, wenn ich zuerst die Rettung und
Sicherheit in meinem eigenen Hause suche und schaffe. Sollte man sich
aber weder von Franckreich noch in der Nachbarschaft etwas zu befahren
haben, bin ich entschlossen, eine schöne Armee von 15 und mehr tausend
Mann, alle alte Regimenter, so des Feuers und des Handels gewohnt,
in Person wieder den Erbfeind anzuführen oder, da meine Constitution
solches nicht zuläßt, selbige unter meinem Gen. Feldmarschall Freih.
von Dörffling zu schicken, und werde ich im übrigen nach denen
Occurrencen mit Ew. Ld. ferner daraus zu communiciren nicht er-
manglen. —
Kurfürst Johann Georg III. an den Kurfürsten. D. Dresden
25. Juli/[4. August] 1683.
[Aiierbieten, das Oberkommando über die zu vereinigende Truppenmacht
zu übernehmen.]
Welchergestalt Ich mit Gott entschlossen, bei der jeczo durch Gottl. 4. Aug.
Verhängnus entstandenen Türekengefahr aus treuer patriotischer Intention
zu Rettung des teutschen Vaterlandes in eigener Person mit meinen
Trouppen zu suecurriren, davon habe £. Ld. Ich bereits part gegeben.
Wann Ich dann vermerke, daß E. Ld. aus gleichmäßigem hoohstlöbl.
B46
\\ Braafaitafg und das Reich 1679^1684.
Eifer, wie nicht weniger Chur-Baiern '} Ld. etliche tausend Mann tu
diesem Ende marchiren lassen werden, und ich vermeinen sollte, «e
würde zu desto mehrer Conservation aller dieser Trouppen dienlich sein,
auch mit mehrerm Effect die operationes können getan werden, wenn
sie zusammen in ein Corpus gebracht und an Ort und Ende, wie sowohl
mit der Kavserl. Generalität unter gewöhnlicher Communication, ab
unter sich selber sich verglichen werden möchte, agiret würde, als hak
ich solches E. Ld. zu dero hoehveruüuftigen Erwägen überlassen oaJ
zugleich Mich — anerbotig machen wollen/) mit dem Hauptcomuiaixiu
dieses ganzen Corporis mich beladen zu lassen, jedoch alles in der Mab
und dem Verstände, daß E. Ld. eonimandireuden General freie Hani
über die ihm anvertraute Trouppen verbleiben, derselbe neben andern)
jedesmal zu dem Kriegsrate gezogen und alles unter gemeinem Ooocerto
getan und vollstrecket werde, —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen, D. Pottf
28. Juli/ [7. August] 1683.
[Auf das Schreiben vom 25. Juli. Unmöglichkeit, sich schon jetzt näher «!
Tfirkenuilfe zu äußern.]
7* Aug. — Wann Ich mm von — des Fürsten von Anhalt- [ /\ ., weicht
nunmehr erst bei tt. Keys. May. werden angelanget sein, noch keii^
Antwort erhalten, was mit 8. Keys. May. L Ld. wegen meines Suoctnwi
für Abrede und mesures genommen, darnach auch meine in (YeuJkc
zum Mnrch beorderte Regimenter nicht sobald als vielleicht E«
aufbrechen werden und kaum innerhalb drei Wochen an die Schlesiacbe
Grenzen werden anlangen können, zudeme die in der Nachbarschaft
an der Elbe zwischen S. K. May- von Dennemarck und das Fürstl. Haas
Braun schweig Lüneburg fürgehende und, indem dieses Haus dem
Kunig von Dennemarck fast zu nahe tritt, taglich gefahrlicher anscheinende
motus allem Ansehen nach gar leicht zur Tätlichkeit und Weiterung»
ausschlagen und meine gute Intention — hemmen und mir nicht in-
lassen möchten meine Laude gar zu sehr zu entblößen, als werden E*
Ld. hieraus leicht von Selbsten ermessen, daß ich mich noch zur Zeit
■) S. Klopp a, a, 0. S, 145 f.; Doeberl, Bayern und Frankreich, S, 53$f.
*) S. Hassel und Vit Uli um v. Eickslüdt a.a.O. S. Ulf,
Bedenken des Kf. Wunsch einer Zusammenkunft. 847
wegen des Commando meiner wieder den Erbfeind destinirten Völker
nicht wohl herauslassen kann. Ich bleibe aber beständig bei der Reso-
lution, wann man sich von Reichs wegen des Königs von Franckreich nur
auf eine oder die andere Weise versichert und den Rücken frei gemacht,
mir auch sonst nichts im Wege gelegt wird, daß ich S. Keys. May. so
bald als es möglich mit allen Kräften unter die Arme greifen und wieder
den Erbfeind beistehen wolle. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Potstam
23. September/ [3. Oktober] 1683.1) (Conc. P. Fuchs.)
[Aufforderung zu einer persönlichen Zusammenkunft.]
Er hat ihm schon in einem früheren Schreiben zu dem Siege bei Wien 3. Okt.
congratuliert.
Nun ist zwar nicht ohne, daß durch solchen Sieg der ganzen
Christenheit, absonderlich aber unserm geliebten Vaterlande — ein großes
Glück und Vorteil gestiftet worden, auch, wann man sich solcher Victori
recht gebrauchen wollte, dieselbe noch viel andere große avantages nach
sich ziehen könnte. Es werden aber Ew. Ld. dero hohen Begabnus
nach aus reifer Betrachtung des gegenwärtigen Zustandes in und außer
Reichs genugsam ermessen, daß es hin und wieder annoch sehr wunder-
lich und verworren aussehe und jetzige Zeit fast mehr als jemalen einer
genauen Correspondenz und vertraulichen Communication zwischen denen
vornehmsten und vigoureusesten Gliedern des Reichs bedürfe, wozu Ich
denn auch meines Orts aus treuem patriotischen Gemute von Herzen
inclinire und ein sonderbares Verlangen habe mit Ew. Ld., als einem
meiner vornehmsten und liebsten Nachbaren, noch einmal personlich zu
überlegen, was bei so trübe anscheinenden Conjuncturen zu Beförderung
beiderseits Landen Besten und Wohlfahrt zu tuen oder zu lassen sei.
Würde auch nicht ermanglen, mich zu solchem Ende zu Ew. Ld. nach
dero Residenz zu erheben und Ihro daselbst aufzuwarten, wann Meine
bekannte Leibesconstitution solches nur einigergestalt zulassen wollte.
') Kf. ließ dieses Schreiben durch den Kammerjunker y. Buch überbringen.
Kurfürst Johann Georg zeigt (d. Dresden 28. September / [8. Oktober] 1683) dem
Kf. an, daß er am 11. oder 12. Oktober bei ihm in Potsdam erscheinen werde.
848
V. Brandenburg und das Reich 1679- I
Weil ich aber dadurch davon abgehalten werde, so habe ich doch .
wohl die Freiheit nehmen wollen Ew. Ld. £v« zu ersuchen» ob Ihr
gefällig sein möchte mir die Ehre zu tuen und etwa anhero nach Potstam
oder bk Zinna sich zu bemühen* —
Propositio facta dominifl Saxonicis ministris H. von Hauwitz und
H, von Gerstorff zu Potetam den 13723. Okt. 1683 per
H. Geh. R. Fuchs et me F. M.1)
23. Okt 1. ^eil die evangelische Religion an verschiedenen Urteil so hart verfolg«
wird, oh nicht nies u res zum Besten der bedrängten Re ligions verwandten u
nehmen, zumal es fast das Ansehen gewinnt, dali die jetzigen Troublen in etflrc
Religionskrieg verwandelt und die Macht der katholischen Potentaten zu fernrnr
Persokution der Evangelischen angewendet werden dürfte, und ob nicht xad
das Schinähen und Lästern zwischen Reformierten und Lutherischen tu \vx>
bieren sei.
2. Wie die Handlung wegen des Friedens oder Stillstandes mit Frank-
reich endlich zur Richtigkeit zu bringen, damit den Türken desto besser Wider-
stand geleistet und die innerliche Ruhe des Reiches desto fester geletzt
werden könne.
3. Da gegen die kurfürstlichen Jura und Präemineutien an verschieden«*
Orten, selbst am kaiserlichen Hofe wider die Kapitulation und andere Re
konstitutionen Eingriffe und turbationes vorgenommen worden, wir
vigueur zu begegnen, ob nicht auf einen Kollegialtag und auf zeitgemäße 1
vierung des kurfürstlichen Vereins zu gedenken.
4. Nachricht und Kommunikation, was Kf. in Dänemark und heim
Lüneburg wegen Erhaltung des Friedens und Stiftung näheren Verträum?
ne^otiiereu lassen, ferner, was Kf. und andere für Beschwerde führen, daß
dieses Haus seine Macht im niedorsiiehsischen Kreise allzu weit ex tendier*,
worüber leicht Unruhe entstehen könnte, cum requisitioue. das Fürst!. ttio*
davon zu dehortieren.
5* Was in Dänemark und jetzt mit dem schwedischen
v. Grafenthal wegen des Zerimonials vorgegangen*
0 Vau Üeinders1 Hand. Kf, teilt (d. Potsdam 18. /St*. Oktober
Gesandtschaft in Regeusburg mit, daß K. Sachsen bei ihm gewesen und dafi
beiderseitigen Minister über die gegenwärtigen Konjunkturen und ihre beider
Interessen konferiert hatten* Kr sendet ihnen das Protokoll und befiehlt ihnen,
der k* sächsischen Gesandtschaft von allem vertraulieh zu kommunizieren IS
die Erreichung des hei der Sache verfolgten Zieles augelegen sein tu l***«&«
Zusammenkunft in Potsdam und dortige Verhandlungen. 849
6. Wie es wegen des Zeriroonials mit dem jetzigen kaiserlichen Kommissar
zu Regensburg, dem Grafen von Windischgrätz,1) zn halten.
Domini Saxones danken für die Kommunikation. Auch K. Sachsen
nehme sich die Bedrängnis der Religionsverwandten sehr zu Gemüte, werde
deswegen an den Kaiser schreiben3} und zu Regensburg mit Kf. und anderen
evangelischen Ständen gern gemeine mesures ergreifen, er habe auch bereits
an den König von Polen deswegen geschrieben. Wegen Stiftung geistlicher
Verträglichkeit zwischen Reformierten und Lutherischen werde man mit dem
Konsistorium zu Dresden das Werk überlegen und alles tan, was zu Erhaltung
brüderlicher Liebe unter denselben ersprießlich sein konnte.
2. Wegen des Friedens oder Stillstandes mit Frankreich könne wegen
der vielen beilaufenden Umstände und Konsiderationen hier schwerlich eine
Resolution gefaßt werden. Man müßte zuvörderst die Resolution des kaiser-
lichen Hofes erwarten; man sehe auch K. sächsischerseits nicht, wie ans dem
Werk so schlechterdings zu gelangen, wenn nicht französischerseits nähere con-
ditiones eingegangen würden. Kf. möchte dazu kooperieren, damit das Reich
nicht so sehr zergliedert werde.
3. Wegen des Kollegialtages wollte man weiter nachdenken, des Vereins
halber auch das Werk unterbauen.
4. Wegen des von dem Grafen Windischgrätz prätendierten Zerimonials
müßte alles in Regensburg im kurfürstl. Kolleg überlegt werden.
Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Schloß Hartenfels zu Torgau 13./[23.] Dezember 1683.
[Auf zwei Schreiben3) vom 16. und 24. November. Bitte, dabin zu wirken, daß der
Frieden mit Frankreich unter günstigeren Bedingungen erreicht werde.]
Kf. hat ihm seine Gedanken wegen der zwischen dem Reich und Frank- 23. Dez.
reich noch obschwebenden Differentien eröffnet. Er hat bei seiner jüngsten
Anwesenheit in Potsdam in der Konferenz durch die Seinigen vorstellen lassen,
es sei darauf behörige Reflexion zu machen, aber es sei auch gar schwer, daß
das Reich die von Frankreich anfänglich vorgeschlagenen conditiones so bloßer
Dinge, ohne einzige Modifikation, annehmen und soviel Stände und Mitglieder
abandonnieren sollte, und Kf. werde sich um das publicum sehr verdient machen,
') S. oben S. 773 ff.
») Kf. teilt (d. Potsdam 24. Oktober/ [3. November] 1684) K.Sachsen ein Schreiben
mit, das er ebenso wie dieser wegen der bedrängten Evangelischen in Ungarn an
den Kaiser abgelassen habe.
*) Nicht bei den Akten.
Mater, z. Gtach. d. O. KnrfOnteiL XIX. 54
850
V. Brandenburg und das Reich 1G79— 1684.
wenn er sieh bemühen wollte, bessere und anständigere m et langen« Er
zweifelt nicht «laß Kf. dieses wohl überlegt und auch erwogen haben TOd,
daß, obwohl einige Hoffnung zu mehrer Sicherheit «ich daher zeigen dürfte
wenn mit dem Reich und Spanien zugleich traktiert und von den Alliierter
des Kaisers die Garantie des zu seh Hellenden Traktats übernommen wurde, dock
das Reich, indem es dasjenige, was Frankreich bisher okkupiert hat, ledig
in gegenwärtigem Zustand und in Frankreichs Händen lassen sollte, davon fiel
sc h I erbte ren Vorteil als Spanien M erwarten hat.
Kf. wird Nachricht erhalten haben, was für expedientia in diesem Wetx
unter der Hand eulicher Orten, sonderlich hei den Alliierten, bekannt geraaekt
sein sollen, woraus die kaiserliehe Intention und daß, nachdem verschiedene
Vorschläge, wie mit Frankreich per modum armist itii aus dem Handel n
kommen, darin enthalten, es ein rechter Ernst sein müsse, wahrzunehmen. a«i
überdies fast scheinen will, daß Frankreich damit vergnügt zu sein t>*tek
haben konnte, daher zu hoffen, daß auf wirklich angehenden Traktaten, dir
mögliehst zu beschleunigen sind, der Zweck wohl erreicht werden möchte. Du*
konnte Kf. besonders im knrfürstb Kolleg, und daß auch dort nicht bloß und
simpliciter auf durchgehende il limitierte Annehmung der ersten Preno&itioi
bestanden, sondern mit Frankreich amicabiliter auf billigere Kondition«
gehandelt werde, ein großes beitragen und sowohl die Hauptsache be forden»,
als auch zur Herstellung der Eintracht unter den Ret chskol legten und iir
Fazilitierung des Friedensnegotium bei dem Kaiser helfen. In diesem Absebco
wird er auch dem Kaiser seine Gedanken eröffnen, alles maturieren und sein«
Gesandten in Regensburg instruieren.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen,
lfi./[2i>.] Februar 1684.
D. (
[Die Konvente zu Co In und ira Haag, Notwendigkeit, den Waffenstillstand tchleunifrt
abzuschließen. Die Verhandlungen mit den bremische eigischen N
89, Febr. Über die Konvente in Coln und im Haag1) weiß er nur, ilatt dort vom
Frieden oder Stillstand und wie dazu am schleunigsten und bequemsten ta
gelangen, verhandelt werden soll. Da K. Sachsen zu dem letzteren auch toä
') Kf. hatte (d. Cöln 2fi. Januar / [5* Februar] 1G84) K.Sachsen mitgeteilt» difi
er die jetzt in Cola und im Haag abgehaltenen Versammlungen n wen!*,
und ihn aufgefordert, dieses ebenfalls m tun und dahin zu wirken, daß dor.
Herstellung eines allgemeinen Ruhestandes wenigstens durch Abschluß eines Waffen-
stillstandes gesorgt werde. Darauf hatte Kurfürst Johann Georg {d* hresdws
14./ [24,] Februar 1684} ihn um nähere Nachrichten über den Zweck dieser Ztisanunrs-
kunft und den dortigen modus tractamli gebeten. S, über die Beteiligung K. Sachsen*
an dem Haager Kongresse Hassel und Vi Uta um v. EicksUdt a.a.O. S. SSf-
Der Haager Konvent. K. Sachsens Forderung gunstigerer Bedingungen. 851
Kaiser, von K.Bayern und dem Hause Braunschweig-Lüneborg einge-
laden ist, so wird er darüber die beste Information haben. Er seinerseits wird
nie approbieren noch zugestehen, daß wieder wie in Nim wegen de negotiis et
fatis Imperii extra Imperium, zumal bei dem noch währenden Reichstage, etwas
gehandelt und geschlossen werde.
Da es höchst notwendig ist, daß die Frage wegen des Waffenstillstandes
je eher je lieber zum Schluß gebracht werde, so hat er eine Unterredung ihrer
beiderseitigen Ministri vorgeschlagen, damit sie sich gegenseitig ihre Gedanken
darüber mitteilten. Der hannoversche Kammerpräsident v. Grote1) ist bereits
vor 14 Tagen wieder von hier abgereist, es ist mit ihm nichts Gewisses verab-
redet worden, nur scheint das Fürstl. Haus sich mit ihm darin zu konformieren,
daß die schleunige Beförderung eines Friedens oder Waffenstillstandes nötig
sei, und er hat versprochen, solches überall nach äußerster Möglichkeit zu
befördern.
Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 21./[31.] März 1684.
[Auf das Schreiben vom 19. Februar. Erneute Bitte, darauf hinzuwirken, daß
Frankreich günstigere Bedingungen gewähre. Seine in Regensburg
gemachten Vorschläge.]
Er bittet, es nicht ungleich zu nehmen, wenn er in Sachen, welche die 31. März
jetzigen gefahrlichen Konjunkturen angehen, deren Wichtigkeit halber sich
nicht jederzeit so eilfertig, wie er sonst wünschen möchte, herauslassen kann.
Den Konvent im Haag hat er bisher zu beschicken angestanden, da er die
Einigkeit im Reich noch am wenigsten disponiert gefunden, er hat daher Kf.
in seinem Schreiben vom 13. Dezember 1683 ersucht, im kurfurstl. Kollegium
auf bessere Bedingungen, als sie von Frankreich bisher vorgeschrieben worden,
anzutragen und die übrigen Kurfürsten ebendazu zu disponieren. Er erneuert
jetzt diese Bitte, ersucht Kf., die Sache so zu konsiderieren, wie es das Interesse
des gemeinsamen Vaterlandes und der Posterität erfordert, je mehr sonst alles
auf Desperation hinauslaufen und das Reich in sich selber in Zertrennung,
Kollision und totalen Ruin geraten möchte.
Ew. Ld. hohe Vernunft and langwierige Erfahrenheit können die-
selbe leicht persuadiren, wie schmerzlich der ohne Schuld, außer einigem
Kriege, in ganz friedlicher Zeit erlittene Verlust der von der Krone
Franckreich occupirten Lande und Örter, worunter die importante Grenz-
festung und starke evangelische Stadt Straßburg, auf welche auch kein
') £. oben S. 656.
54#
852 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Schein einiger Praetension können gemachet werden, dem Reiche und
unserm gemeinen lieben Vaterlande vorkomme, und wie die particalier
Interessenten hierunter ihre Notdurft eiferigst und zum Teil wehmütigst
zu suchen, auch dadurch sowohl I. Keys M. nebest denen meisten Reicta-
ständen als andere außerhalb Reichs zu Commiseration und zu Bestär-
kung der Justiz in diesen Sachen aus triftigen Motiven bewogen worden.
Wann Wir nun an Unserem Orte zu Abwendung des großen Praejndiies,
zu Besänftigung der Gemüter und Beruhigung des Reichs fast unmöglich
einen andern Weg als einen solchen ersehen oder erdenken können,
welcher dem einen und zwar unschuldigen Teile nicht das ganze damonm
und Verlust allein übrig und noch dasselbe in höchster Unsicherheit
ließe — so haben wir jederzeit — dahin wohlmeinentlich unsere
Gedanken eröffnet, die auch nochmals dahin gehen, daß man an beiden
Seiten temperamenta admittiren und dahero die Krön Franckreich dero
allzu harte' anfanglich proponirte conditiones würklich moderiren, dem
Reich einige Sicherheit bei langwierigem armistitio geben und hiedorcb
den Weg zum völligen Frieden zugleich ebenen möchte. —
Wir haben daher einen Versuch zu tun Unserm Gesandten zo
Regensburg einige Vorschläge ins Mittel zu bringen anbefohlen, zweifeln
nicht, Ew. Ld. und andere Herren Mitchurfürsten solche als wohlgemeint
ansehen, weiter überlegen und dadurch — das ganze Werk endlich xu
glücklichen Ausschlage bringen helfen werden. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen.1) D. Cöln
24. März/ [3. April] 1684.
[Mahnung, keine Truppen nach den spanischen Niederlanden zu schicken.]
April Es verlautet, daß man gewillt sein solle,-) einige nicht allein dem Kur-
fürsten, sondern auch anderen Mitgliedern des Fürstlichen Hauses Sacbseu
gehörende Truppen nach den Spanischen Niederlanden zu senden und dort
wider Frankreich gebrauchen zu lassen. Er gibt ihm zu bedenken, was für
gefährliche Konsequenzen dieses haben, daß Frankreich es nicht nur zum
!) Schreiben desselben Inhaltes richtet Kf. unter demselben Datum auch ac
die Herzoge von Sachsen- Gotha und Weimar sowie an den Landgrafen ton
Hessen-Cassel.
*) S. v. Rauchbar-Kurtze a.a.O. II, S. 308 ff.; Müller a. a. 0. I, S. 275.
Hilfeleistung nach den Niederlanden. Händel im niedersächsischen Kreise. 853
höchsten ressentieren, sondern auch wohl dadurch veranlaßt und befugt zu sein
vermeinen durfte, jetzt, wo das Reich durch innerliche Division und durch die
Türkengefahr geschwächt ist, Satisfaktion zu suchen, und daß so das Reich,
statt zu dem gehofften Frieden zu gelangen, von dem Kriegsfeuer mit ergriffen
werden würde.
Er hat wegen der Situation seiner westfälischen Lande die größte Ursache,
dergleichen Weiterungen zu apprehendieren, er wurde schwerlich Truppen den
Durchmarsch durch dieselben verstatten, er glaubt, daß auch andere Mitstande
dort und am Niederrhein gleiche Gedanken führen und daß die, welche einen
solchen gefährlichen Durchzug versuchen sollten, dabei allerhand Diffikultäten
finden werden.
Er hofft, K. Sachsen werde diese Emergentien, welche aus einer solchen
Resolution entstehen könnten, begreifen und sich daher nicht dazu bewegen
lassen, sondern bei seiner bisher kontestierten friedbegierigen Konduite ver-
bleiben.1)
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Leipzig 27. April/ [7. Mai] 1684.
[Schlichtung der die Ruhe des niedersächsiscben Kreises bedrohenden Streitigkeiten.]
Sein zu Kf. geschickter Kammerdirektor9) hat ihm dessen Antwort wegen 7. Mai
der im niedersächsischen Kreise sich hervortuenden Besorgnisse mitgeteilt. Da
die Sache dort anf höchst gefährliche extrema hinauszulaufen droht, die Herzoge
von Lüneburg anderweite Requisition sowohl der Kreis- als auch der parti-
kularen Allianz wegen an ihn getan, der Herzog von Lauenburg persönlich
ihm den üblen Zustand remonstriert hat und er fürchten mnß, daß das Haus
Lüneburg, mit dem er so genau verbunden ist, ehestens in Aktion treten wird,
will er in dem Wunsche dem vorzubauen eine neue Absendung an Kf. tun1)
') Eine Antwort K.Sachsens befindet sich nicht in den Akten. Herzog
Wilhelm Ernst von Weimar erwidert (d. Weimar 3./ 13. April 1684), er sei zwar
von dem Gouverneur der spanischen Niederlande requiriert worden, habe aber, da
er nicht in den Assoziationstraktat getreten sei, darauf keine Reflexion gemacht
Auch Herzog Friedrich von Gotha versichert (d. Friedenstein 10./20. April 1684),
ihm und seinen Mitalliierten sei es nie in den Sinn gekommen, Truppen dorthin zu
schicken.
?) v. Böse. K. Sachsen hatte schon im Juni 1683 durch denselben mit Kf.
über diese Angelegenheiten verhandeln lassen. S. Pufendorf XVIII, § 101 (S. 1481).
*) Eine Konferenz darüber fand Ende Mai 1684 mit dem nach Potsdam gesandten
k. sächsischen Geheimen Rat v. Werthern statt. Es handelte sich dabei hauptsächlich
um die dem niedersächsischen Kreise durch das Verfahren des Königs von Däne-
mark (s. oben S. 624 ff.) gegen Mecklenburg, Sachsen-Lauenburg und den
854
V. Brandenburg und das Reich 1679 — \ft$4.
und ersucht ihn vorläufig, seine eben darauf gerichteten officia zu kontinuicres,
zumal da der Kaiser nicht allein an das Haus Lüneburg conservatoria auf die
dekretierten inhibitoria und avocatoria, sondern auch an ihn excitatorb, dei
Bedrängten zu assistieren, erteilt hat,
liiinischerseits hat er zwar die Erklärung erhalten, daß dio okkupiert«
uml hequartierten Ürter, sobald die gütliche Abfindung wegen der ftühetM
kaiserlichen Assignationen erfolgt sei, geräumt werden sollen, er will auch am
ferneren guten Effekt nicht zweifeln, wenn Kf* ungesäumt die Hand weiter
anschlagen und die Bedingung vorheriger Auuehmung der französischen Pre-
nositiou durch das Haus Lüneburg, was hei der mit seinem K*mmerdirdctor
gehaltenen letzten Konferenz p ras uf> moniert worden, hierein nicht ziehen lio«
und wegen Lübeck und Hamburg eine Speztal- und RealgarauLie mit ihn iid
dem Hause Lüneburg aufrichten mochte, zumal der Kaiser in seinem Stuten
Schreiben abermals deswegen solche Erwähnung getan hat, als ob in Frankreid
davon mit Dänemark in besorglicher Weise gehandelt worden sei. Wenn cum
solche Spezialgarantie abgehandelt und die Quartiersache durch des Kf V<r-
mittlung zu des Reiches Besten abgetan werden könnte, so zweifelt er nick
daß auch die Herzoge von Lüneburg zu einem gutlichen Akkommodemeö
geneigt sein werden.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D, Potstaru
19J[m.] Mal 1684. (Conc. P. Fuchs,)
[Auf ein Schreiben vom 16, Mai,1) Schuld an dem Unheil ist die nicht
erfolgte Annahme des Waffenstillstandes, Mahnung zu schleunigem Ab.v.-I.
Nach den soeben eingetroffenen Nachrichten wird Luxemburg ;)
erobert und es also zu spät sein, zu Erhaltung der Pesto ures zu nehme*
Herzog von II olatcin-Guttorp, sowie durch dessen angebliche feindliche .\ buchten
gegen Hamburg und Lübeck drohenden Gefahren, worüber die bnuii-
schweigischen Herzoge bei E. Sachsen Klage geiub rt und dessen Hilfe angtrufa
hatten, sowie um die von K. Bayern für den abxiischlieileriden VV .kff^n«tilliUftd
geforderte Generalgarantie, Die Brandenburger schobeu die Schuld an ü>n
ersteren Streitigkeiten den braun ach w ei gisch en Herzogen £U und Terlanuteu, 4afl
K. Sachsen dieselben von ihrer unbefugten Einmischung abhalten sollte. In I
des zweiten Punktes verwiesen sie auf die von Kf, an K, Bayern erteil
& darüber oben S. 829 ff,
*) Tu demselben hatte K, Sachsen auf die am h dem Etotafaf von • !•
fürchtenden Falle Luxemburgs (s. oben S, 507) drohenden Gefahren und di© .
rablen Konditionen, mit denen das von Kf. bisher ein geratene
»ischerseits umwunden werde% hingewiesen und ihn gebeten» auf Rettungsmiftal
zu denken.
*) Die Obergabe Luxemburgs erfolgte am 4, Juni HiK4, S. K naf f a, a. Ol S.Wl
Die neuen franzosischen Gewalttätigkeiten. 855
Er bat die Importanz derselben und die Notwendigkeit, sie zo erhalten, immer
begriffen und daher so eifrig auf die Annahme des Stillstandes, welchen man noch
vor vier oder fünf Wochen durch Annahme der von Frankreich im Februar
gestellten Alternative hätte erhalten können, gedrungen, auch deswegen seinen
nach dem Haag geschickten Geheimen Rat Fuchs sich bemühen lassen. Schuld
an dem Verlust dieses Ortes ist also nur die unüberwindliche Opiniatritet der-
jenigen, welche von keinem Frieden oder Stillstand eine geraume Zeit her
haben hören wollen. Versuche Luxemburg zu retten würden nur verursachen,
einen so mächtigen Feind wie Frankreich ins Reich zu sieben und sich der
Gefahr, in der andere stecken, teilhaftig zu machen. Die jetzige Kalamität und
der verworrene Zustand in- und außerhalb des Reiches geht ihm tief zu Herzen,
befremdet ihn aber garnicht, da er schon vor mehr als Jahresfrist vorausgesagt
hat, daß es so ergehen werde. Er hat sonst aus Holland beglaubigte Nachricht,
daß endlich die den Frieden verlangende Partei prävalieren oder in Entstehung
dessen eine Dissolution der Union und des Staats zu befahren sein werde. Er
meint es mit dem Vaterlande redlich und sieht kein anderes Rettungsmittel
für dasselbe, als schleunigen Abschluß eines Friedens oder Waffenstillstandes mit
Frankreich.1)
Kurfürst Johann Georg III. von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 28. Juni / [8. Juli] 1684.
[Die neuen französischen Gewalttätigkeiten. Anfrage, was angesichts derselben
zu tun sei.]
Nachdem nach der endlich von Seiten des Kaisers erfolgten Erklärung, 8. Juli
und nachdem auch R. Bayern und das Haus Braunschweig-Lüneburg
sich zum Abschluß des Waffenstillstandes mit Frankreich geneigt gezeigt haben,
das Zustandekommen desselben fast nicht mehr zweifelhaft erschien, scheint
Frankreich nach der Einnahme Luxemburgs seine dispositiones verrückt zu
haben und durch dessen gewaltsames Vorgehen gegen K. Trier3) der ganze
status verändert zu sein.
Er bittet Kf., ihm mitzuteilen, wie er meine, daß endlich aus dem Werk
mit Ehren und Sicherheit zu kommen sei, besonders wie angesichts der von
Luxemburg her drohenden Gefahr und nachdem der König von Frankreich durch
das Vorgehen gegen Trier sein früheres Versprechen, nichts inmittelst zu atten-
tieren, verletzt hat, gegenwärtigem und zu besorgendem Unheil von jener Seite
') Kf. teilt (d. Potstam 28. Juni / [8. Juli] 1684) K. Sachsen mit, daß in dem
zwischen Frankreich und den Gen. Staaten abgeschlossenen Waffenstillstände für das
Reich vier Wochen bedungen seien, in denen es einen ebensolchen annehmen könne,
und ermahnt ihn, sich um das rechtzeitige Zustandekommen eines solchen zu bemühen.
2) S. oben S. 513.
856 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
and anderwärts vorgebaut, über den Waffenstillstand weiter traktiert, <fe
conditiones nicht härter gemacht, noch das Reich in neuen Rain gesetzt
dagegen die künftige Sicherheit erhalten, pari passu das Feuer in den Nieder-
landen gedämpft und zugleich Spanien zur Acceptation disponiert werde.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Potstam
4./[14.]Juli 1684. (Oonc. P.Fuchs.)
[Auf das Schreiben vom 28. Juni. Notwendigkeit, den Waffenstillstand
schleunigst abzuschließen.]
14. Juli Auch ihm gehen die gewalttätigen französischen Prozeduren tief zn Herz«
und er läßt deshalb bei Frankreich alle ersinnlichen Remonstrationen machen/)
er hat aber dergleichen schon lange besorgt und vorhergesagt and deshalb aas
aufrichtiger teutscher Treue geraten, mit Schließung des Waffenstillstandes zn
eilen. Wäre dieses rechtzeitig geschehen, so wurde das, was mit der Demolition
bei Trier vorgegangen, nachgeblieben, auch so leicht keine weitere Tätlichkeit
gegen das Reich vorgekommen sein.
Nach reiflicher Überlegung scheinen ihm zur Rettung und Erhaltung des
Reiches nur zwei Wege übrig zu sein, entweder ohne Verzug den Waffenstill-
stand anzunehmen, oder Frankreichs androhender Gewalt und Macht noch
stärkere Waffen entgegenzusetzen. Von dem letzteren Mittel ist seiner Meinung
nach jetzt, nachdem die Vereinigten Niederlande den Stillstand mit Frankreich
geschlossen haben, die kaiserliche Macht mit den Türken in voller besoigne.
die Stände des Reiches aber unter sich uneins und zergliedert sind, nichts
Fruchtbarliches zu hoffen. Er kann daher zur Rettung des Reichs kein
geschwinderes und heilsameres Mittel ersinnen, als daß man an seiten de>-
selben je eher je besser mit Frankreich den Stillstand schließe und nachgehend?
sich einmütig verbinde, denselben mit zusammengesetzter Macht und allen
Kräften zu garantieren und so den punctum securitatis nicht mit Worten,
sondern in der Tat zu befestigen, wozu er das Seinige beizutragen sich höchsten*
angelegen sein lassen will.
") S. oben S. 514.
Aufforderung zu einem Bündnis. 857
5. Verhandlungen mit dem Bischof von Münster
und Paderborn.1)
Der Kurfürst an den Ravensbergischen Amtskammerrat und
Drosten zum Sparenberg, Clamor von dem Busch. D. Potsdam
20./30. Juni 1682. (Conc. von Meinders' Hand.)
[Befehl, den Bischof zu einem Bändnisse mit ihm und dem König von Dänemark
und auch zugleich mit dem König von Frankreich aufzufordern.]
Er soll sich wieder zu dem Bischof von Munster begeben, ihm vorstellen, 30. Juni
daß Kf. jüngster Tage zu Itzehoe3) mit dem König von Dänemark sich unter-
redet habe, daß beide der Meinung seien, daß so wenig dem gemeinen Wesen
als absonderlich dem geliebten Vaterlande teutscher Nation unter den jetzigen
Umständen mit einem neuen Kriege gedient sei, daß sie sich verglichen hätten,
die Erhaltung des Friedens an allen Orten durch alle mögliche officia zu
befördern, daß Kf. aus der bisherigen vernunftigen condnite des Bischofs,
besonders aus seinem unlängst im Fürstenrat in Regensburg abgelegten voto1)
dessen gleichmäßige Intention wahrgenommen habe und hoffe, daß er sich davon
nicht werde abwendig machen lassen. Er hat ihm besonders zu remonstrieren,4)
daß, wenn die Sachen von der den Krieg so verlangenden Partei unglücklich
laufen sollten, das Reich wieder den Frieden durch Hingebung kostbarer Satis-
faktion werde erkaufen müssen und diese kaum anders als durch Säkularisierung
und Abtretung geistlicher Stifter werde prästieren können, gingen sie aber schon
nicht unglücklich, so würde dennoch das Vaterland den gewissen Ruin und gänz-
liche Verwüstung, die Kurfürsten, Fürsten und Stände aber einen höchst gefähr-
lichen Anstoß ihrer Freiheiten und jurium nicht evitieren. Kf. stellte in des
Bischofs Gutfinden, ob er nicht zu besserer Erreichung des vorgesetzten Zieles,
und damit die anzuwendenden officia desto größeren Nachdruck haben möchten,
sich hierüber mit dem König und Kf. weiter vernehmen und gar in eine nähere
]) Darüber handelt ganz kurz Pufendorf XVIII, § 72 (S. 1451).
*) S. oben S. 589 ff.
") S. Londörp XI, S. 481 und oben S. 747.
*) Dazu die Bemerkung: Jussu Serenissimi haec inserenda fuere.
858
V. Brandenbarg und das Reich i£79— 1684.
Allianz treten rauchte, damit man auf allen Fall seine Lande gegen alle a*
«lern Kriege herfließemlm Uftgelegeahefteo sichern kannte. Sollt« tki
dazu geneigt sein, wozu ihn R, so gut ah möglich tu pernio vieren hat, so wirf
kf, mit dem förderlichsten jemand mit Instruktion und Vollmacht dazu ver-
sehen. Mit den dort befindlichen französischen und dänischen muristrii
hat er vertraulich zu kommunizieren. Nach Lente's Bericht hat der Njjrbof
allerhand ungleiche impressiones von seiner und des Königs von Dänemark
Intention, als suchten sie einen Krieg im niedersiiehsischen Kreise zu ferregtn,
hätten deswegen mit Frankreich ein Konzert gemacht, auch gar wegen einiger
Konuueslen und deren Mainteiiierung Abmachungen getroffen. Er hat 4a
Bischof bei des Kf, Worte und wahrer Treue zu versichern, dnLJ solche
erdichtete und unbegründete imputationes seien, alle seine foedera hätten nur
den Zweck, die Erhaltung des Friedens und den Schutz. Mtfter Lande w
unbilliger Ciewalt zu befördern. Sollte der Bisehof zu einem solchen Bonden
rneigt sein, so würde es in seinem Gefallen stehen, oh man nicht solche« tnk
Frankreich machen wollte, bei dem man alle Fazilität und vielleicht toek
einige ad van tage finden werde, !>och hat er diesen Punkt mit besonderer
Behutsamkeit, besonders gegen den französischen Gesandten, zu traktier«
und me na gieren.
Gl. von dem Husche an den Kurfürsten.
6./ 16. Juli 1682/)
D. Veraznold
[Konferenz mit den inünsterseheu Bevollmächtigten, Geneigtheit des Bischöfe itf
Neutrali tut und zu einem Bündnis mit Kf. und Frankreich, Wunsch, auch K
Celle und Wolferibültel hinzuzuziehen* Abneigung g*%tn Dänemark,]
16, Juli Der Domküster v. Schmising und der Vizekanzler *ur Mühten haba
sich heute hier eingefunden, er hat mit ihnen eine Konferenz abgehalten oöf
äfft, was er am 7, zu Marienfeld dein Bischof von Münster profaniert lut,
wiederholt. Sic erklärten, der Bischof halte dem, was über feindliche Absichten
des Königs von Dänemark und des Kf. ausgesprengt worden, niemals (ilaobfu
geschenkt, sondern sich zu des Kf. patriotischem Gerofite jederzeit viel rin
*) Schon am & Juli U\S"2 berichtet K von Spareuberg aus» bei seiner neu
Anwesenheit zu Neuhaiis habe er den Bischof bereit gefunden, zu naebdr
Beförderung des Friedens mit Kf, in nähere Allianz zu treten* nur die uu;.r
Impressionen, die man ihm von den mit Krank reich zu Beunruhigung de» nieder*
sächsischen Kreises konzertierten l>esseins des Kf. und des Königs von Dänevieri
gemacht, bereiteten Schwierigkeiten, Auch die hrauuschweigiscbca llenef*
unterhandelten mit dem Bischöfe über ein ttünduis, dieser aber wollte l
solchen auf die beiderseitigen Laude eingeben, während die Herzoge verlangen, laß
es zu Defension des ganzen nie der« äeha beben Kreises geschlossen werden solle-
Verhandlungen mit den Münst ersehen Bevollmächtigten. 859
anderes versehen, er sei mit Kf. darin einig, daß der Friede, auf was Kondition
er zu erhalten, einer Ruptur vorzuziehen sei, und sei daher auch geneigt, mit
Kf. separatim in eine Defensivallianz zu treten, und zwar so, daß sie sich
beiderseits bei erfolgender Ruptur neutral halten, falls aber ein Teil sie mit
Durchzögen, Einquartierungen, Kontributionen usw. inkommodieren sollte, sich
gegenseitig assistieren sollten. Damit man hierin desto versicherter gehen
mochte, ließe er sich auch nicht zugegen sein, daß an Frankreich in ihrer
beider Namen die Proposition geschehe, man wollte sich neutral halten, doch
sollte Frankreich sich verpflichten, ihre Lande inkommodiert zu lassen und
ihnen, damit sie sich stets gegen einen Anfall in Positur halten könnten, mit
ansehnlichen Subsidien an Hand zu gehen und ihnen erforderlichenfalls mit
Truppen zu assistieren. Um gegen Frankreich desto mehr gesichert zu sein
und es von ihren Grenzen zu halten, wurde nicht undienlich sein, sich zu
bemühen, daß die Stadt Cöln und alle Lande K. Cölns diesseits des Rheins
mit in diese Allianz und Neutralität genommen wurden. Mit Dänemark in
eine gleiche Allianz zn treten, trage der Bischof noch Bedenken, zumal er
zweifle, ob dieses lediglich den Frieden intendiere und nicht mehr sein Absehen
auf Konquesten gegen Schweden gerichtet habe, außerdem wäre man ihm früher
nicht so begegnet, daß er nach einer abermaligen Allianz großes Verlangen
tragen könnte, dagegen mußte man sich bemühen, Celle und Wolfenbüttel
mit in die Allianz zu ziehen, die auch ganz resolviert wären, sich neutral zu
halten, und nur darin differierten, daß sie meinten, es könnte ihnen zur blasme
gereichen, wenn sie votieren sollten, den von Frankreich proponierten Frieden
der Ruptur vorzuziehen. Der Bischof meinte auch, man sollte einen jeden, der
gleiche Friedensgedanken wie sie führte, mit in die Allianz ziehen und so dem
anderen Teile die Hoffnung auf fremde Quartiere benehmen, ferner dürfte bei
erfolgter Ruptur die Disposition über die Quartiere nicht allein dem Kaiser
gelassen werden. Er hat verlangt, sie sollten ihm eine Kopie des Allianz-
projektes mit Celle und Wolfenbüttel geben, sie haben es auch zugesagt
und geäußert, der Inhalt sei gleich dem, welchen Kf. im vorigen Kriege durch
Ledebur zu Delmenhorst1) mit dem verstorbenen Bischof abgeschlossen, diesen
könnte man auch jetzt zugrunde legen. Er hat alles als referendum ange-
nommen.3)
>) Die Allianz vom 3./ 13. Mai 1677 (v. Mörner, S. 397).
») v. d. Busche berichtet (d. Sparenberg 30. Juli/O. August 1682), der Bevoll-
mächtigte des Königs von Dänemark, der oldenburgische Kanzler Christoph
Gentz von Breiten au, sei vor acht Tagen bei dem Bischof in Münster gewesen,
habe dann ihn hier besucht und sei darauf nach Neubaus, wo der Bischof sich jetzt
befinde, weitergereist. Derselbe habe sich bisher noch nicht so speziell, wie seine
Instruktion laute, gegen den Bischof herausgelassen, sondern nur den Frieden
rekommendiert und ihn ermahnt, sich von seiner Konduite nicht durch anders
Intentionierte abwendig machen zu lassen. Sie fanden beide vorläufig nicht ratsam,
der Hoffnung, im Bremischen Erobeningen zu machen, Erwähnung zu tun, da dieses
nur den Bischof in seinem Argwohn, daß Dänemark indirekt mehr den Krieg als
[Zweck und Inhalt des mit dein Bischof abzuschließenden Bund
14. Aug. Er schickt ihm eine Vollmacht, er soll die angefangene Xegotiatioa fort-
setzen und sobald wie möglich zur Endschaft befördern.
Die Allianz hat in terminis pure defensivis zu bestehein ebenso wie 4k»
welche er unlängst mit K.Sachsen*) und Hannover1) geschlossen hat Dil
früher zu Delmenhorst geschlossene Allianz ging viel weiter, war ein fette
üffensivum, welches noch zur Zeit auf die jetzigen Lüufte nicht appliziert wtrdti
kann, doch kann er darüber die Gedanken dir bischöfliche» min ist ri vemeiiiDw
und sich mit denselben bis zu seiner Ratifikation koii formieren.
Sein vornehmstes Abs eben besteht darin, daß L der Bischof vom Ihot
Lüneburg möglichst abgezogen werde; 2. daß er sich desselben mehr uod
mehr versichere und t, daß sie in Reichs- und Kreissachen einerlei toaaln
zu Erhaltung des Friedens und Kouservation ihrer Lande fuhren. Ei wordr
ihm lieb sein, wenn auch Dane mark in diese Allianz, gebracht werden ko&ata
sollte man aber inünsterscherseits deswegen anstehen und die tankt dadurch
verhindert werden, so soll B. Für sich die Handlung fortsetzen, jedoch 4ea
danischen ministro von allem vertrauliche Mitteilung machen. Womöglich »11
ihm IL das Projekt der Allianz vor der Unterzeichnung zuschicki-
aber dazu keine Zeit erlangen, so darf er den Traktat zu aeinrr K;iüfiUtiüc
unterschreiben, Ratione niaterialium ist er mit den von dem Bischof very**
sohtagenen Konditionen fast allerdings einig. Kr hat mit niemand foedera oifa>-
siva und sein Absehen ist nur auf Erhaltung des Friedens gerichtet Steh
den Defensivallianzen, die er mit Frankreich. Dänemark, K. Sachsen* 6m
Staaten und Hannover hat, braucht er diesen nur die versprochene !
zu leisten, bat im übrigen freie Hände, kann sich neutral halten und wird et
auch tun, solange man ihn nicht mit Gewalt angreifen sollte, wozu er nienuod
befugte Ursache geben wird. Daß die Stadt Toln und die diesseits des Rhi
gelegeneu k, cölni sehen Lande mit in dieses foedus gezogen werden, damit
er einverstanden, und er bat sich deswegen auch schon gegen K. Coln h
gelassen, er ist auch nicht abgeneigt, andere Keichsstände, welche darein m
wuat
Um
skitiil •
MM»
den Frieden suche, bestärken und ihn so geneigter machen wurde» mit dem bnuo-
i fischen Hause abzuschließen. Vorläufig sei nur eine Neutralität und Dttastt»
allianz von dem Bischof zu erwarten und französische Subsidien wird
größeren Lindtuck machen als bremische Kouquesten, Hr. minie auch einverstaata
damit sein, wenn es zunächst nur zum Abschluß mit kt\ käme. Er korrespondiert
mit Schmising und suche so den Abschluß der Traktaten mit den Uravia^chwtujtm
zu verhindern,
l) lue Allianz vom 18, April 1681 (v, Mörner* & 4
:) Dto Allianz vom 3 L Januar 1681 (v. Mürnar, S. 422),
Das abzuschließende Bündnis. Die Laxenburger Allianz. 861
treten verlangen and gleiche Intention fähren, mit in dieses foedus aufzunehmen.
Er sähe gern, daß alle seine Reichslande in dasselbe geschlossen würden, in
welchem Fall er ein triplum mehr als Munster beizutragen bereit ist, sollte der
Bischof aber mit seinen im obersächsischen Kreise von ihm ziemlich entfernt
gelegenen Landen nichts zu schaffen haben wollen, so will er auch zufrieden
sein, daß es bei seinen Landen im niedersächsischen und westfälischen Kreise
sein Bewenden habe, dann aber wurde er nur das duplum der Hilfe über-
nehmen.
Daß man beim König von Frankreich die Garantie über dieses Bündnis
suche, damit ist er einverstanden, und er wird sich deswegen und wegen Erlan-
gung von Subsidien bemühen.
Bischof Ferdinand zu Münster und Paderborn an den Kurfürsten.
D. Neuhaus 1. September 1682.
[Bedrohlicher Inhalt der Laxenburger Allianz. Verhinderung des Marsches braun-
scbweigiscber Truppen nach Ostfriesland. Absicht des Herzogs von Hannover,
Truppen an Spanien zu überlassen.]
— Gleichwie nun aus allen in dieser Alliaoce1) mitbegriffener Stände 1. Sept.
Demarchen und Anschlägen augenscheinlich gnugsam erhellet — worauf
es eigentlich gemüntzet und was gegen die Fried begierige für nachteilige
und weitaussehende consilia gesponnen werden, also wird freilich die
höchste Notturft erfoderen, in Zeiten auf Mittel und Wege bedacht zu
sein, wie diese zu Überziehung der friedliebenden Stände collimirende
machinationes kräftigst hintertrieben und der in frembdeu . Quartieren
') Die Laxenburger Allianz vom 10. Juni 1682 zwischen dem Kaiser und den
Ständen des fränkischen und oberrheinischen Kreises (s. oben S. 443). Bischof
Ferdinand hatte (d. Neuhaus 17. August 1682) dem Kf. diese ihm via secreta
zugekommene Allianz gesendet und darauf hingewiesen, daß darin wider die nicht
in ihr begriffenen Stände sehr nachdenkliebe Punkte enthalten seien, denen man
zeitig werde begegnen und vorbeugen müssen. Kf. hatte darauf (d. Potsdam
16./ 26. August 1682) geantwortet, das Bündnis sei von der höchsten Wichtigkeit,
dadurch werde das ganze Reich wider seinen Willen in einen gefährlichen Krieg
verwickelt und das arbitrium belli et pacis wie auch die Lande der am Rhein
belegenen Reichsstände den Alliierten und ihren Kriegsvölkern gleichsam zum Raub
und zur Diskretion abandonniert Er werde dazu keineswegs stillschweigen, sondern
die Gebühr und Notdurft zu Regensburg und wo es sonst nötig sei, beobachten
lassen, er erwarte, daß der Bischof und andere friedbegierige Stände desgleichen
tun und nicht ihre Lande anderen zum Quartier oder tbeatro belli überlassen würden
(s. oben S. 748).
V. Brandenburg und das Reich 1679 — 1684.
einzig und allein gesetzte Dennis abgeschnitten werdvu
Ew. Gn. u* Ld. Iiiomitalls communicato consilio vertraulich ru gefc«,
sein wir allerdings erbietig.
P.S. Das Haus Braunschweig scheint mit dem Gedanken umiugri»-*
einige Völker nach Ostfriesland hineinzubringen, wodurch nicht nurdeeabser-
liehen eunservatorin sondern auch dem westfälischen KrefedfrectOfio eingqgriii
werden wurde. Er ist mit Kf. darin einig, daß dieses nicht tu gestatten ai
er hat den früher an alte seine Beamten und Untertanen ergangenen Ikfcli
wegen di^s hurchmarschs fremder Völker renovieren lassen und hei hob
verbaten, fremde Mannschaft ohne seinen Spezialbefehl durchzulassen, mOIü
solche mit Gewalt durchzubrechen versuchen, wird dem sebon begegnet wate
Er ersucht Kf., seine clevische Regierung anzuweisen, die dortige Manoickt
im Notfall mit der sehnten sich konjnngieren CB lassen.
Sollen1) wir Ew. G. u. Ld. nicht pergen, wie daß wir die Narhrick
haben, daß Ihre Ld. zu Hannover einige dero Troappen an die Spam*
in Niederland überlassen wollen und dessenthalben in Tnik taten Stab»
Was nun auf solchen Fall dieselbe vor eine mute halten und ob sie
vielleicht unter diesem Praetext in Ustfriesland oder tu Coln ein>« h
werden, ist uns noch zur Zeit umvißlich. Ilochgcd. (iu. tt. Ld. Ii.ihra
gestern vor 8 Dago zu Roterkirch ira Grubenha^i.schen eine CbofcMI
mit dem II. Graten von Wal deck gehatten.9)
GL v. d. Busche an 3en Kurfflrsten. I). Sp&renb
27. August /[G. Stepfcemtw] 1682
[Verzögerung der Verhandlungen, Das lUi&ülprojekt. Befürchtungeit
dänischen (i sandten, |
G, Sept. Der Bischof ist noch nicht nach Neuhaus zurückgekehrt und er Im
die Sache noch nicht weiter poftastem können* Er übersendet ein Ail\va*
projekt, das er mit dem dänischen Gesandten konzertiert hat, und
ihm seine Willensmeinung deswegen zukommen zu lassen«
Der danische Gesandte fürchtet, daß der Bischof nach dir Ankunft seion
Bruders, des Domdechanten von Salzburg, und nachdem ihm Fürst \\ aldetk
die von ihm zustandegebrachte Allianz in original i mitgeteilt bat auf antat
(iedanken gekommen sei und sie durch seine Abwesenheit zu amüsieren snek.
Er wird, wenn er nicht in einigen Tagen Nachricht von dem Bischof erbilL
reeta zu ihm reisen und den Schluß der Traktaten auf das äußerste betraft»
') Dos Folgende eigenhändig hinzugefügt.
") 5. v. fUuebbar-KurUe II, S. 313.
Gegenmaßregeln gegen die Laxenburger Allianz. 863
Der Kurfftrst an den Bischof von Münster und Paderborn.
D. Collen 29. August/ [8. September] 1682.
[Auf das Schreiben vom 1. September. Notwendigkeit, die gefahrlichen Absichten
der Alliierten zu vereiteln, seine deswegen schon getanenen Schritte.]
— Gleich wie ich nun nebst Ew. Ld. allerdings davor halte, daß, S. Sept.
wann einigen Ständen vergönnt sein sollte, unter wasserlei Praetext es
auch sein möchte, in ihrer Nebenstände Lande große Armeen aufzurichten
und zu unterhalten, solches anders nicht als zue Unterdruckunge der
friedliebenden und derjenigen, so sich darwieder zu schützen nicht
mächtig genug wären, ausschlagen und folglich die Grundgesetze des
Reiches und der Stande jura und Freiheit zu einem Male wurden übern
Haufen geworfen werden, als begreife ich ebenmäßig gar wohl, daß man
in Zeiten diesen weitaussehenden höchstgefährlichen Machinationen mit
Nachtruck entgegengehen müsse. Ew. Ld. hierunter gefassete tapfere
Resolution ist billig zu loben und versichere ich dieselbe hiemit, daß
ich ihro darunter nicht ausfallen, sondern vielmehr alle mein Vermögen
zue Abwendunge dieses Unheils beitragen werde. Das kräftigste Mittel
wird wohl sein, daß, wann die bekannte Partei hierunter mit Gewalt
etwas tuen und vornehmen wollte, man solches mit entgegengesetzeter
Gewalt abwende, worzu das zwischen uns unter Händen seinde foedus
guten Anlaß geben wird, und zweifele ich keinesweges, es werden viele
andere Stände gerne mit beitreten, weil unser Absehen anders nicht als
auf Reschützunge derselben wieder unbillige Gewalt und zu Erhaltung
des Friedens und Ruhestands im Kreise gerichtet ist.
Mitteilung seiner wegen dieser Allianz und des ostfriesischen Wesens an
seine Gesandtschaft zu Regensburg, an v. Di est und v. Spaen ergangenen
Reskripte, auch am kaiserlichen Hofe wird er durch v. Crockow ebensolche
Remonstration tun lassen.
Cl. v. d. Busche an den Kurfürsten. D. Sparenberg
30. August / [9. September] 1682.
[Bevorstehende Fortsetzung der Verhandlungen. Die schwierigen Punkte.]
Der Bischof hat auf Ersuchen der v. Schmising die Fortsetzung der 9. Sept.
Traktaten bis übermorgen zu acht Tage verschobeu, versichert aber, bei seiner
864 V. Brandenbarg und das Reich 1679—1684.
vorigen guten Intention zu verharren. Er besorgt die meisten Schwierigkeit
bei den Artikeln 5 und 17.1) Breiten au schreibt ihm, er fürchte, es werde
alle Mühe und Arbeit umsonst sein, denn, soviel er von den paderbornisthei
Ministern erfahren, wollten sie aus übermäßiger Liebe zur Ruhe und zun
Frieden sich nicht mit denjenigen konföderieren, welche zu gewisser Hilfe in
casu der Ruptur vigore foederum an Frankreich gebunden seien.1)
OL von dem Basche an den Kurfürsten. D. Neuhaus
3./ 13. September 1682.
[Weitere Verhandlungen. Abschluß der Allianz. Vorschlag, die kleinen
Herrschaften im westfälischen Kreise zu besetzen.]
13. Sept. Er ist am 9. hier angelangt, hat am 10. bei dem Bischof Audienz gehabt
und ihm des Kf. Resolution wegen der Allianz eröffnet, darauf, nachdem der
selbe v. Schmising und zur Mühlen zu ihm geschickt, denselben das Projekt
mit Auslassung des 17. Artikels eingehändigt Am 11. haben dann der dänische
Gesandte und er mit den münsterischen ministris, dem Bruder des Bischofs, dem
Domdechanten von Salzburg, den beiden Gebrüdern v. Schmising, des
Domherrn v. Plettenberg und den beiden Vizekanzlern zur Mühlen and
Wibbers eine Konferenz gehalten. Obwohl von denselben das Projekt mehreo-
teils approbiert worden, hat es doch, wie zu erwarten, bei den Artikeln .*> und «
Schwierigkeiten gesetzt. Sie sagten, wenn diese bloß von den jetzt in Bündnis
tretenden Alliierten zu verstehen seien, so könnten sie sie passieren lassen.
■) Art. 5 bestimmt, daß, falls es zur Ruptur kommen und einer der Alliiertes
angegriffen werden sollte, die Konfoderierten ihm Hilfe zu leisten haben, aber s*nst
neutral bleiben, solange sie selbst nicht angegriffen werden: Art. 17, sollte ein-r
der Alliierten doch genötigt werden, die Waffen zu ergreifen und in Ruptur iu
treten, so soll er darüber vorher mit den anderen Alliierten kommunizieren. WtM
diese ihm von der Gegenpartei durch ihre officia keine Satisfaktion und Sicherheit
verschaffen können, aber Bedenken tragen, sich offensive zu assoziieren, so hi^n
sie ihm die vertragsmäßige Hilfe zu leisten, dürfen aber im übrigen neutral bleiben.
*) Kf. erwidert (d. Cöln a. d. Spree 7./[17.] September 1682), der Bischof ha»*
immer die Neutralität pro fuudamento des Traktats gehalten, daher werde in diesen
die Neutralität ausdrücklich erwähnt werden müssen, sonst sei Gefahr, daß er da*
Bündnis nicht eingehen, sondern seine mesures ändern, die Traktaten mit den
Hause Braunschweig reassumieren, ja sich wohl gar mit der Gegenpartei assoziieren
werde, was seinen und den dänischen Interessen garnicht konform sein würde. Er
zweifle daher, daß er den Art. 17 approbieren und aus den Schranken eines l>efeu>h-
bündnisses herausgehen werde, das werde aber auch von Dänemark und von Frank*
reich nicht verlangt
Abschluß der Allianz. 865
wenn man aber damit auf andere Konföderierte, in specie auf Frankreich
zielte und der König von Dänemark und Kf. wegen der diesen in casum
rupturae zu leistenden Hilfe graviert werden sollten, dann konnte sich der
Bischof noch zur Zeit zu keiner Hilfe obligieren. Da sie darauf bestanden, so
hat er sich das Temperament, daß beide Artikel in terminis generalibus gefaßt
werden und daß der Bischof dieselben durch einen Separatartikel restringieren
sollte, gefallen lassen müssen, zumal auch der dänische Gesandte damit ein-
verstanden war und man aus allem abnehmen konnte, daß der Bischof sich
noch nicht weiter herauslassen werde, wenn nicht der König von Frankreich
ihm, um sich desto besser in Positur zu halten, mit mehren Subsidien an Hand
gehen werde. Anfangs bestand man munsterscherseits darauf, daß nur des Kf.
westfälische Lande, und zwar die zwischen Weser und Rhein gelegenen, in das
Bündnis genommen würden, doch sind sie schließlich dahin übereingekommen,
daß seitens Dänemarks Holstein (doch sub certa restrictione) und die Graf-
schaften Oldenburg und Delmenhorst, seitens des Kf. alle diesseit der Elbe
gelegenen Lande eingeschlossen sein sollten.1)
Man hat auch davon geredet, daß man sich der übrigen kleinen Herr-
schaften im westfälischen Kreise versichern und verhüten möchte, daß nicht
von der anderen Partei dort die Quartiere bezogen würden, und zwar sollte
man ihnen zunächst vorstellen, sie möchten eine gewisse leidliche Mannschaft
unter der Protektion dieser Allianz gütlich einnehmen. Wegen Ostfriesland
und Lippe sollte conjunctim vigiliert werden, Kf. sollte sich Essen, Werden,
Dortmund und andere in der dortigen Nachbarschaft gelegene Örter versichern,
der Bischof will suchen den Abt von Corvey, die Grafen zu Tecklenburg,
Bentheim und Rittberg zu gleicher Resolution zu disponieren. General-
leutnant v. Spaen aber, mit dem er deswegen kommuniziert hat, hält für
nötig, daß auch Rittberg zu des Kf. Disposition bleibe.3)
>) Die Unterzeichnung des Allianzvertrages fand am folgenden Tage statt.
S. diesen Vertrag (d. Neuhaus 4./ 14. September 1682) bei Londorp XI, S. 435 ff.
(ohne die Sekretartikel), vollständige Inhaltsangabe bei v. Mörner, S. 433 ff.
*) Kf. erklärt sich (d. Mühlenbeck 10./[20.] September 1682) mit dem Allianz-
vertrage einverstanden und sagt seine Ratifikation zu. Auch eine vereinbarte Marsch-
ordnung und jene Verabredung wegen der kleineren Herrschaften billigt er, doch
erklärt er, Rittberg wegen der Kommunikation seiner ravensbergischen und
mindenseben Lande mit Lippstadt nicht wohl entbehren zu können.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 55
866
V. Brandenburg und das Reich 1679 — 1
6. Sendung Fuchs' zu den braunschweigischen
Herzogen, dem Bischof von Paderborn und K. ( Yiln.
Die Allianz vom 26. Februar 1HS4.
Instruction,1) wornach unser — Wureklich Geheimer I'.ü
Paul Fuchs sieh untertänigst zu achten. 1>. Colin an d
18./28. Januar HJ84. (Conc. F. Meitxlers.)
[Aufträge an die braunschweigischen Herzoge, an den Bifichftf vun Padrrhoro \sd
au K. Üölu besonders wegen der, falls die enteren nicht v.u gewinnen **io und
wem» es tum Bruch /wischen Frankreich und dem Reiche kumtntn sollt*, w
ergreifenden Maßregeln. Sendung nach Holland, Aufträge an den Prinz** W*
Orauien und an die Stadt Amsterdam.]
i tu, Er hat seine Reise von hier mich Cöln aller Möglichkeit nach zu hes
und seinen Weg über Zell und Hannover zu nehmen, dari aber sich I
lange aufzuh alten , sondern nur den Herzugen vorzustellen, es ttuiüte [etat eine
schließliche Resolution gefaßt werden. Kl, halte den Abschluß des Vifrii-
süllstandes für durchaus notwendig, die dagegeu vom kaiserlichen EM
auch teils von dem fürstlichen Hause movierten obstacula seien nicht so wichtig,
daß darum das Reich iu einen neuen Krieg verwickelt werden müilte, *üf Nklitif*
keit der wegen der Generalität der Friedenshandlung vorgebrachten Grumte
OD ihm schon oft und klar dargelegt worden, der spanischen eonsilia bitten
sie sich nicht teilhaftig zu machen. De fatis imperii sei nicht im Haag, aonda
am besten auf dem Reichstage zu verhandeln. Daß die negotii imperii wieder den
kaiserlichen ministris in die Hände irelegt würden, darein werde K
kon sentieren, sollte der kaiserliche Hof hei seiner Ojriniatretat beharre
müßte Kf. es dahingestellt sein lassen, das einzige Mittel Jus er zur Sicherung
der drei Kreise, in denen seine und die braunschweigischen Lande gel«
für geeignet halte, sei eine einmütige Zusammensetzung des fürstlichen Hau
mit dem König von Dänemark, k\ Coln und ihm; die particularia darüh
habe er Grote vorstellen lassen und er erwarte die Erklärung des uir
') & Pufendorf XYIH, | II äff.
Instruktion für Fuchs. 867
Hauses mit dem größten Verlangen. Sollte man dort noch länger zu trainieren
suchen, so wüßte er der Sache nicht weiter zu raten noch, wie er bisher eifrigst
getan habe, die hin und wieder obhanden seienden mesures noch ferner zu
▼erhindern. Von der Erklärung des fürstlichen Hauses werde großenteils die
Erhaltung des Friedens oder neue Kriegstroublen dependieren.
Von Hannover bat er seinen Weg nach Neuhaus zu nehmen, dort den
Bischof von Paderborn1) zu ermahnen, seine bisherigen Bemühungen zur Her-
stellung des Friedens in Regensburg und anderwärts fortzusetzen und behufs
Erneuerung der mit seinem Vorgänger abgeschlossenen Allianz jemand der
Seinigen nach Cöln, wo die ministri aller Alliierten anwesend wären, zu schicken.
Von dort hat er so schnell wie möglich weiter nach Cöln zu reisen,
unterwegs aber einen von den Gebrüdern v. Scbmising zur Unterredung zu
veranlassen, mit ihm über die ostfriesische Angelegenheit zu reden und zu
erinnern, daß dieselbe resolviert und exequiert und zu diesem Zweck auch einer
von den münsterschen Räten nach Cöln geschickt werde. Dort bat er auch diese
Sache bei dem Kurfürsten und dessen ministris vorzubringen und wegen seiner
Verrichtung darin aparte Relationen abzustatten.
Bei seiner Ankunft zu Cöln hat er sich sofort um Audienz bei K. Cöln
zu bemühen und diesem vorzustellen, das wichtigste negotium, das jetzt auf
einen oder anderen Weg ausschlagen müßte, wären die Traktaten zwischen dem
Reich und Frankreich. Dabei werde es vornehmlich auf folgende Punkte
ankommen:
1. wie der kaiserliche Hof zu anderen Gedanken als bisher gebracht
werden könnte;
2. wie das fürstliche Haus Braunschweig zu einer völligen Konformität
mit den Alliierten zu bringen;
3. ob bei Frankreich wegen der von dieser Krone gestellten Kondi-
tionen etwas zu erinnern, besonders noch einige Moderation und Linderung
betreffend das Reich und die durch die Reunionen gravierten Stände desselben
zu erhalten;
4. was bei Entstehung des gütlichen Vergleichs für mesures zu nehmen,
damit das Reich in seiner Konsistenz erhalten und nicht durch weitere Reunionen
geschwächt werde;
5. was solchenfalls die Alliierten, besonders K. Cöln und Kf., zu Sicherung
ihrer Lande zu beobachten hätten.
Den ersten Punkt betreffend hielte Kf. für das ersprießlichste, .wenn das
Haus Braunschweig dabin gebracht werden könnte, sich vollkommen mit
seiner und seiner Alliierten Intention zu vereinigen und demzufolge mit auf-
richtigem Ernst seine officia zu Erreichung solchen Zweckes anzuwenden.
]) Nach dem am 26. Juni 1683 erfolgten Tode des Bischofs Ferdinand von
Paderborn und Münster war diesem in Paderborn Hermann Werner von Wolf-
Metternich, in Münster Kurfürst Maximilian Heinrich von Cöln gefolgt
55*
868 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
ad 2 hat er das, was ihm Ef. bei diesem Hanse vorzustellen befohlen, und
dessen Erklärung darauf K. Cöln mitzuteilen.
ad 3 zweifle Kf., ob, zumal wenn es nur zu einem Waffenstillstand kommen
sollte, einige Moderation zu erlangen sein werde. Jedenfalls habe es bei der
bereits gefaßten Eventualresolution, daß die offerierten conditiones, wenn keine
besseren zu erlangen sein sollten, vom Reich anzunehmen seien, zu verbleiben.
Doch soll er K. Cöln von den Vorschlägen,1) die Kf. zu Fazilitierung der Sache
gemacht hat, und von den darauf erfolgten Erklärungen Frankreichs Mitteilung
machen.
Punkt 4 und 5 sind von der höchsten Wichtigkeit und Kf. verlangt, dar-
über K. Cölns Gutachten zu vernehmen. Jedenfalls wird auf alle Weise die
fernere Zergliederung des Reichs und Konvulsion seiner Verfassung zu verhüten
sein. Zunächst wird bei dem König von Frankreich dieses und dabei auch
die Konservation der kurfürstlichen Präeminentien mit den deutlichsten Expres-
sionen festzusetzen sein; er hat im Vertrauen mitzuteilen, was für Zusage und
Vertröstung der König dem Kf. deswegen schon früher gemacht hat,2) Kf. hofft, daß
der König, wenn er zu weiteren Tätlichkeiten gezwungen werden sollte, die Lande
der wohlintentionierten Stände nicht beunruhigen und die etwa gemachten
weiteren Eroberungen dem Reich restituieren wird. Im übrigen wird die gute
Korrespondenz unter den Alliierten sorgfaltig zu kontinuieren und zu verab-
reden sein, wie man sich bei geschwinden Lauften, besonders gegen das
zwischen den k. cölnischen und brandenburgischen Landen gelegene Haus
Braunschweig, wenn man sich dessen aufrichtiger Freundschaft nicht sollte
durch Traktaten versichern können, zu verhalten haben wird. K. Cöln wird
ihm sein Gutachten darüber mit desto besserem Grunde eröffnen können, da
er durch den jetzt aus Frankreich zurückgekehrten Bischof von Straßburg
über die Intention des Königs und des französischen Hofes genauer unterrichtet
sein wird. F. soll sich auch bei dem Bischöfe angehen und falls er sieht, daß
K. Cöln noch in seinem Vertrauen zu demselben kontinuiert, ihm von seiner
Kommission und Instruktion ausführliche Nachricht geben.
Er hat K. Cöln auch vorzustellen, daß auch Kf. die consilia und Konduite
Dänemarks allzu hitzig fände und sich bemühte, dieselben zu moderieren.
Wohin des Kf. Gedanken in der ost friesischen Sache und wegen Bei-
tretung K. Cölns zu der afrikanischen Kompagnie gehen, hat er aus der bei-
gefügten neuen Instruktion3) zu ersehen.
In betreff der durch den Administrator von Murbach4) vorgeschlagenen
näheren Zusammensetzung zwischen K. Cöln und Kf. hat er sich nach dem zu
') S. oben S. 492 f. und 774 f.
*) S. oben S. 470.
*) S. diese Nebeninstruktion vom 18./28. Januar 1684 bei Schuck, Brandenburg-
Preußens Kolonialpolitik II, S. 194 ff. Vgl. ebendaselbst I, S. 182 f.
4) Felix Egon von Forste nberg, Abt von Murbach und Lüders, ein Neffe
des Bischofs von Straßburg, war damals als k. cülnischer Gesandter bei Kf. Bei
Instruktion Tür Fuchs* sß'.l
richten, was in den mit demselben gehaltenen Konferenzen vorgegangen ist,
besonders hat er zu beobachten, daß auch Kf. zu einer Öffensivalliauz nicht
geneigt ist und in seinen jetzigen und künftigen Allianzen so viel wie möglich
nur in terminis defensiv!» zu verbleiben gedenkt, daß man sich aber nicht so
praecise auf ©ine Neutralität zu verbinden, sondern je nach den Zeitläuften und
den beiderseitigen Konveuientien weine resolutiones zu nehmen hätte,
Wogen Einschließung K.Triers in die Allianz ist ihm die Intention des
KT. bekannt, er erhält eine Vollmacht zu Adjustierung und Unterschreibung
eines Akzessionsrezesses.
Er hat sich zu betuühan, daß die Häuser Ritberg1) und Rhode von
K < uln wieder evakuiert und dem KL eingeräumt, auch daß die verfallene
Fortinkation vun Rhein berg entweder in bessere Defension gesetzt oder ganz
demoliert werde.
Endlich hat er K. Cölns Meinung zu vernehmen, ob nicht m Maintenierung
der kurfürstlichen Praeminentien die Erneuerung des kurförstl. Vereins und zu
diesem Zweck die Abhaltung eines Kollegialtagcs nötig sein wurde«
Nach Verabschiedung von K.Cöln hat er sich nach dem Haag zu begeben,
bei dem Prinzen von Oranien3*) Audienz zu suchen, ihm die große Gefahr vorzu-
stellen, in welche sowohl die spanischen Niederlande durch die Kriegserklärung
de Granats an Frankreich als auch das Romische Reich wegen Trainierung der
Verhandlungen mit Frankreich und des Tnrkenkrieges geraten seien, ihm mit-
zuteilen, daß Kf. es daher für unumgänglich notwendig hielte, sich in die Zeit
zu schicken und durch einen schleunigen Frieden das publicum zu retten, und
den Prinzen, der dazu das meiste beitragen könnte, ermahnen ließe, eine so
herrliche Okkaslon, sich um die gemeine Wohlfahrt verdient zu machen, nicht
aus den Händen zu lassen.
Auch dem Fürsten von Waldeck sowie dem Ratspensionar Fagel soll er
bei Gelegenheit ähnliche Remonstrationen tun und auch den Punkt der Satis-
faktion de» Kf. von Spanien und dem Staat rek omni elidieren. Dem französi-
schen und dein dänischen Gesandten hat er von allem vertrauliche Kommu-
nikation zu gehen, doch mit solcher Behutsamkeit, daß unnötige Jalousie oder
PirtUtttlt verhütet werde, er bat auch dem kais er Hellen und anderen im
Haag anwesenden ministris zuzusprechen und in speeie dem k. bayrischen
die Freude des Kf. darüber, daß sein Herr jetzt so gute Inklination zum Frieden
verspüren ließe, zu erkennen zu geben.
den Akten befindet »ich eine kurze Aufzeichnung über eine am 14./ 24. Januar von
Fuchs und 31 eiuders mit demselben abgehaltene Konferenz, in der aber über diesen
Punkt nichts Näheres enthalten ist*
') S. oben 8. 865,
*) Kf. beauftragt (d. Culn u. d. Spree m/[30.] Januar 1684) Fuchs, dem
Prinzen vouOrauieu *u versichern, daß er auch weiter für dessen Interesse sorgen
und bei den Friedensverhandlungen sich darum bemühen wolle, daß ihm das
Fürstentum Orange restituiert und Ersatz für den erlittenen Schaden geleistet werde,
der Priui mochte ihn nur durch seine Kouduite dazu kapabel machen*
870
\. Brmadenbarg und das Reich 1679— I
Vom Haag hat er sich nach Amsterdam zu verfugen, Gelegenheit xo i
t' >- u tiingeu zu sprechen, ihm die besondere Freude des Kf. über dos bisherig
Komportenient der Stadt zu kontestieren und ihm von seinen Auftragen aa drn
Prinzen und an den Ratspeu sionar Mitteilung zu machen. Von Amsterdam bat
er dann seinen Weg weiter durch Friesland über Emden nach Hamburg m
nehmen, unterwegs in Friesland und Groningen mit dem Fürsten von fi
oder dessen Mutter oder jemand von den Kstatsgliedera zu sprechen und fego
diese die Freude des Kf. über das vorsichtige und hoch vernünftige Verhalt«
dieser Staaten und seine Hoffnung, daß sie damit kontin uieren würden. SB km-
testieren.
In Emden bat er sich nach dem Zustand der A (fairen, besonders der afrib
nischen Kompagnie zu erkundigen*, die Stände der Zuneigung des Kf. in W
sichern und dann über Hamburg aufs schleunigste zurückzukehren.
P. Fuchs an den Kurfürsten.
D.Hannover $8* Januar / [3, Februar] 1684-1)
[Andienst bei den Herzogen.]
:\ Febr. Er ist gestern hier angelangt und hat heute Vormittag um IL Chr bei
Herzog Georg Wilhelm und gleich darauf bei Herzog Ernst August Auditai
gehabt. Da er aus den vorher mit den Ministem geführten Diskursen ersehen
hatte, daß man das poiut d'houneur wegen der zwischen dem Kaiser aad
Hannover geraachten Allianz sal vieren rauchte, so hat er in seiner Propooftbi
hinzugefügt, Kf. verlange vom fürstlichen Hause nichts, was dessen Ehre and
Reputation und den etwa habenden Allianzen zuwider wäre, auch er wirc
wider den Kaiser und das Reich, sondern für dieselben. Wenn dm>
Haus in dem Fundament mit Kf. einig wäre, daß es jetzt unumgä?
wendig wäre, sich mit Frankreich zu akkommodieren, so folgte das übrige von selber
und wären diejenigen die aufrichtigsten und besten Freunde des Kaisers, welche
ihn zu einem solchen Akkommodement antrieben, Herzog Georg Wilhelm
antwortete, er könnte nicht sofort auf die Bpdrfalil seines Vortrages antwori
er wollte a^ aber bei der bevorstehenden Konferenz tun, er konnte aber
vorher versichern, daß er nichts in der Welt als den Frieden verlangte
an allen Orten dahin arbeiten ließe. Herzog Ernst August expliziert
etwas weitläufiger, er versicherte, er estimierte Kf. höher als all- • r Welt
und hatte das höchste Verlangen, sich mit demselben in allem zu konl
F. möchte denselben versichern, daß er mit altem Ernst und Eifer allerofta
und besonders am kaiserlichen Hofe und im Haag den Frieden riete uud
>) S. Pufendorf XVIll, § 112 (S. 14*9 f.).
Audienz bei den braunschweigischen Herzogen. Konferenz mit den Ministern. 871
dem Marquis del VaP) hätte er trotz seiner avantageusen Vorstellungen eine
pure abschlägige Antwort gegeben. Die einzige Schwierigkeit bestände darin,
daß man den Kaiser und Spanien nicht zum Frieden zwingen könnte. Nachher
wurde er zur Herzogin geführt, wo das ganze fürstliche Frauenzimmer ver-
sammelt war, auch hier wurde ihm die größte Ehre und Zivilität erwiesen, er
wurde zur Tafel gezogen und mußte an einer Wirtschaft sich beteiligen.
Morgen hofft er mit den Ministern Konferenz zn haben und übermorgen weiter
zu reisen.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. Hannover
28. Januar / [7. Februar] 1684.
[Konferenzen mit den lüneburgischen Ministern. Die ihm erteilte Resolution.
Bereitwilligkeit der Herzoge, sich mit Kf. zu verständigen, aber Verlangen eines
Aufschubes ihrer endlichen Erklärung.]
In den beiden Konferenzen, die er mit den lüneburgischen Ministern 7. Febr.
gehalten hat, ist pro und contra so viel gesprochen worden, als immermehr in
einer so wichtigen Sache gesprochen werden kann. Auf alles, was ihm die
lüneburgischen Minister objiciert, hat er ihnen so geantwortet, daß sie, wie er
ohne Vanität versichern kann, nie so embarrassiert gewesen sind, wie diesmal.
Er hat dabei bemerkt, 1. daß das fürstliche Haus jetzt selbst erkennt, daß ein
Akkommodement mit Frankreich das beste für das Reich, ja für die ganze
Christenheit sei; 2. daß es ein solches Akkommodement überall, am kaiserlichen
Hof, in Regensburg und im Haag anraten und dahin votieren will; 3. daß es
die begehrte Milderung der französischen Propositionen nicht pro conditione
sine qua non setzt, sondern auch zufrieden sein und nicht widersprechen will,
wenn ohne dieselbe ein Friede oder Stillstand gemacht werden könnte, aber,
daß es den Kaiser und andere interessierte Stände dazu vermögen und gleichsam
zwingen sollte, solches würde man ja nicht von ihnen begehren. Er hat
repliciert, das begehrte man auch von ihnen nicht, sondern nur, daß sie nach
ihrem Vermögen das Werk beförderten und ihre vota und officia darunter mit
Kf. konformierten. Dazu erklären sie sich bereit und er glaubt so, daß man
in diesem Punkt sich leicht wird finden können. Das zweite, nämlich was zu
tun, weun nichtsdestoweniger ein Krieg entstehen sollte, ob das fürstliche Haus
erklären wolle, dann sich nicht darein mischen, sondern mit Kf. und dessen
Alliierten zu Wiederbringung des Friedens und Konservation des Reiches gemeine
mesures nehmen zu wollen, bat mehr Difikultät und sie haben darüber lange
kontestiert. Heute früh ist Bernstorf ä part bei ihm gewesen und hat ihm
im höchsten Vertrauen insinuiert, das fürstliche Haus würde sich in allem des
Kf. Verlangen bequemen und die verlangten mesures nehmen, nur könnte es
solches in diesem Moment nicht tun, ein Anstand von zwei oder drei Wochen
!) Spanischer Gesandter.
ST 2
V. Brandenburg und das Reich 1679—1884.
\uinle ja Kf. nicht zuwider sein. Er hat drei Ursachen dazu entdeckt
sie sich nicht sogleich cathegorice erklären wollen- I. um zu sehen, was bei
der jetzigen Versammlung im Haag herauskommen wird. 2, um auch logläeh
mit den französischen und dänischen mmistris zu traktieren, hei dieser
Zusammenkunft die Sache abzumachen und von Frankreich einige adTaoiagt
zu erlangen, S. damit Hannover sich von der DafattflifllUfctlS mit dem Ka
desto besser degagieren könne.
Er ist inzwischen zur dritten Konferenz veranlaßt worden und bat dort
heikommende Resolution erhalten, llammerstein? welcher das Wort führte,
sgigte dabei mündlich au, die vornehmste Ursache, warnm sie noch awei od«
drei Wochen Zeit verlangten, wäre diese, dali der kaiserliche Hof durch die
Vorstellungen zum Frieden, welche sie bereits dort getan, so konsterniert worta
wäre, daß man aufs allerbc weglichste gebeten hätte, sieb nicht zu engagieret»
bevor mau gesehen hätte, wie das Werk im Haag laufen würde, der Keim
seihst wollte seine dortigen ministros zum Frieden instruieren, und da 6er
Herzog von Hannover dieses habe versprechen lassen, so hoffe er, Kf, wnrit
einen solchen geringen Verzug sich nicht entgegen sein lassen, Dane heu wirta
sie befehligt zu koutestieren, daß das fürstliche Haus nicht« hober in der I
als des Kf. Allianz und Freundschaft verlangte und begierig wäre, dafür alte,
ja selbst ihre Lande zu sakrifiziereu, Kr hat ihnen geantwortet, dazu könntet)
sie mit geringeren Kosten kommen^ wenn sie sich nur den consilüs des Kf.
kon formierten, und er hat seine Betrübnis darüber ausgesprochen, d»U min
abermals die $acbe verschiebe und der daher zu besorgenden Gefahr Fltti gek.
P.S. Hameln 29. Jiimar/[8. Februar] 1G84.
S. Fehr, Nach seiner Abschiedsaudienz, als er gleich auf den Wagen steigen
kamen v, Bernstorf und v. Platen zu ihm. wiederholten die eifrige Begierde
des fürstlichen Hauses, bei diesen gegenwärtigen Zeiten alles mit Kf zu beben
und zu legen, und baten, er mochte doch machen, dalS Kf. einen ao gering«
Verzug nicht übel deuten mochte. Cm ihre Aufrichtigkeit noch mehr darzulegen
bitten sie ihnen befohlen, in der ihm zugestellten Resolution noch elm\
ändern und dieselbe nach des Kf. Vergnügen noch etwas besser cinzuricfctcs*
und sie produzierten wirklich ein neues Projekt und baten, ihnen das ™rige
wieder zurückzusl eilen, sie wollten das letztere bald ins reine bringen lasten
und ihm nach Hameln zuschicken. Da er gemerkt, daß dieses letztere wirklich
in vielen Stucken besser eingerichtet war als das vorige, so hat er dieses
und ist sofort abgereist, sie haben ihm auch versprochenermaßen in di»«f
Nacht die heifolgende Resolution1) nehst den Kreditiven IQgeftoliickt
») Dieselbe lautet: Ad 1, Daß Ihre Dchll. Ihres Ta&Jj den Frieden nkkl
dem Reiche nüUlich und diensamh, sondern auch iu Com derer cobeurr .
dreien I "ml i$f:iudt •, des Türken kriegs, derer Disseusionen im Reiche and der großen
Macht des Ktiniga in Franck reich, hochnötig hielten und daher denselben nach aller
Die Fuchs erteilte Resolution. 873
Er kann Kf. versichern, daß man im fürstlichen Hanse nicht die geringste
Gedanken und Reflexion auf einen Krieg macht, sondern die Notwendigkeit
eines Akkommodements mit Frankreich auch ohne Restriktion hegreift und
dahin arbeiten wird, wiewohl anfangs auf solche Art, daß der Kaiser dadurch
nicht chcquiert werde, ferner, daß das fürstliche Haus Kf. mit überaus großer
Begierde sucht, dagegen haben sie eine große Aversion gegen Dänemark.
Möglichkeit zu befordern so wenig crmangeln, daß Sie auch, da die Römische
Kayserl. May. und das Reich einen solchen Frieden, als von Franckreich vor-
geschlagen, einzugehen resolviren wollten, Ihre Dchll. sich solches im geringsten
nicht zuwieder sein, noch davon jemand dissuadiren oder abhalten wollten. Nachdem
aber gleichwoll diejene, so, und zwar nicht mit den Waffen, sondern nur gutlichen
Handlungen und beweglichen Remonstrationen ihnen angelegen sein ließen, die Chrou
Franckreich dahin zu disponiren, daß die conditiones auf erträgliche Weise gemildert,
die Ehre des Reichs einigermaßen salvirt und demselben noch einige Sicherheit
gelassen werden möchte, damit es in künftigen Fällen und mancherlei Begebenheiten
nicht sofort schlechterdinge fremden Willen exponiret sein möchte, von solchen allem
abzuhalten und in einer so innocenten Intention hinderlich zu fallen, eine das
Gewissen und devoir gegen das Vaterland concernirende Sache wäre — nicht weniger
auch das Fürstl. Haus gänzlich Seine honneur und reputation sacrificiren würde,
wann es auf einmal seine bisherige Conduite und teilshabendes Engagement der-
gestalt verließe, daß es alsofort von einem extremo zum andern schritte, und endlich
gar sehr zu fürchten, daß, wenn das Fürstl. Haus auf solche Weise das accommodement
mit Franckreich urgiren wollte, leichtlich anstatt des verhofften heilsamen der böse
Effect daraus erfolgen könnte, daß Kayserl. May. zu einem praecipitirten Frieden
mit dem Türken schreiten und dadurch die ganze Christenheit die zu hoffende große
avantages gegen den Erbfeind verlieren und darüber jedermänniglich dem Fürstl.
Hause die Ursache solchen Unheils aufwälzen dürfte, so verhoffen Ihre Dchll., es
werden S'\ Chf. D. dero hohen Aequanimitet nach Ihnen dieses alles nicht gönnen,
noch begehren, daß Sie in hoc puncto diejene, so einige Milterung der Conditionen
vor das Reich zu erlangen verhoffen, dergestalt poussiren und dringen sollten,
sondern vielmehr Selbsten approbiren, daß das Fürstl. Haus, da, wie obgedacht, es
gerne geschehen läßt, was andere hierunter tunlich finden können, es inmittelst vor
sich dabei einer temperirten Conduite sich gebrauche.
Den 2. Punct belangend hätten Ihre Dchll. hohe Ursache, Ihnen nach allen
äußersten Vermögen angelegen sein zu lassen, daß der Krieg verhütet bleibe, da
aber von dem Reiche der Chron Frankreich zu demselben keine Ursache gegeben,
nachdem dieses allein anfangs paeificam et amicabilem discussionem justitiae causae
verlanget, nunmehro auch, und wann nur einige erträgliche conditiones zu erlangen,
noch woll ferner zum Zweck sich lenken möchte, also von des allerchristlichsten
Königs weltbekannter Generosität nicht anders zu hoffen, als daß Sie friedliebenden
Handlungen statt geben würden, so wollten Ihre Dchll. woll nicht gerne durch eine
solche Eventualdeclaration das contrarium und ein offensivum bellum ominiren.
Indessen würden Ihre Chfl. Dchl. dero höchsten Prudenz nach selbst leicht ermessen,
ob dieses Fürstl. Hauses auf den Beinen habende Mannschaft die zur Bedeck- und
Versicherung dessen eigenen Lande denen jetzigen Umbständen und Conjuncturen
nach erforderte Notdurft übertreffe oder darzu kaum zureiche, und was demnach
874
f. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Sie erkennen auch, daU Kf. ihnen im v er wicheneu Sommer viele und re
Freundschaft erwiesen, und rühmen sehr dessen Konduite und Moderat jou. fr.r
hat ein Präsent erhatten, bestehend in Stücken Silber uder Medaillen, die nea
geschlagen und eines Gepräges sind, und deren Wert er auf etwa IOO
schätzt.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D« Lippstadt
81. Januar/ 10, Febril» L6S
| Verhandlungen mit dem Bisehof von Paderborn. Dessen Bereitwilligkeit,
Kf. tu konfcrmiereit und der Allianz beizutreten.]
Febr. Er ist1) gestern Abend zu Neuhaus angekommen und bat sogleich bei dem
Bischof Audienz gehabt Derselbe rühmte höchlichst des Kf, Sorgfalt für il«
Erhaltung de» Reiches und kautestierte, daß er sich dessen Sentiinenlea in
Ihre Dchlh vor Knogsgedanken haben .sollen oder können. Dieweil aber eis aaitfl
in einen Krieg sich einmischen zu können oder zu wellen oder nicht, ein ia<im
darüber vorher auf diesen oder jenen Weg sich verbindlich iu machen, und (Uno
dieses letztere von der Importanz und se verschiedenen ConsiderahoDe*.
standen, daß Ihre Debil, vor der Hand und zumal auch bei des IIi; ADdtr:
großen Eilfertigkeit sich hierunter schließlieh heruuazulassen nicht verrofig
werden borTentlich S<\ Gfcurf. Ddri, nicht übel nehmen, daß Ihre DchlJ, batet
in regard der in discursu erwähnten ^ncüd Ursache dieses zu fernerer Cberltfiuf
und zu der be versieh enden O uferen/, verstellen müssen.
Welches alles dann bei denen angeführten Cmbstäuden von >r. (^fl, p^ü,
nicht als eine solche Diserepanz wird angesehen werden köunen, daü nicht dem
ungeachtet die vorgeschlagene nähere Verstand uuB subsistirea und befestiget * forden
könne. Insonderheit da Ihre Debil, erbietig, ober die am KayserL Hefe herein
geschehene Vorstellung auch nochmals des Accommodemeub halber iu d#rgTd(fct&
terminis, wie von Chur Bayern geschelim, itl icfaratoan, auch auf dem Reichstage »
Regensburg, dem Oonvent im Hange und allen andern dieusamen Orten treulieb und
angelegentlich dazu raten und alle mögliche officia anzuwenden. Wollten nickt
zweifeln, es würde sich bei jetet gemelter Conferenz im Hage so »i (.iE «i
Ueneralaccommedement erfolgte, oder, soviel das Reich anlangte, zum weuig«:
solcher Grund geleget würde, damit solches ebne Zeitverlust auf dem Reichstiff
geschlossen werden kannte. Sollte man aber ja des intendirten Zwecks alda verfehl«!
wollen Ihre Dehll. .Sich mit Ihr, Chfl. Dchl. darüber ferner vertraulich vernehmta
und Ihrem eigenen Interesse nach gerat' alle dienliche mesures zu Wir
An Ruhestandes und Praeservation des Reichs vor aller weitem sctaidücbra
Dismembnrunge tu fassen suchen, inmittelst auch die veranlasset* Handlang tml
Ihr. Chfl. Dchl, und dero Allnrten, es sei zu Hamburg oder Berlin, — antreten, —
») S. Pufendorf XVIII, $ 113 (S. 14£m .
Verhandlungen mit den Bischöfen von Paderborn und Straßburg. 875
allem kon formieren wollte, daß er auch der von seinen Vorsassen im Bistum
mit Kf. und den übrigen Alliierten gehabten Allianz beitreten und dazu
jemand seiner Bedienten nach Cöln abfertigen wolle. Er nötigte ihn, auf dem
Schlosse zu übernachten. Heute früh kam der Vizekanzler Wibbers zu ihm
und führte ihn zum Bischof. Dieser erkundigte sich sorgfaltig nach dem jetzigen
Zustande der Sachen und besonders, wie seine Negotiation bei den braun-
schweigischen Höfen abgelaufen sei,- sprach dabei von Ef. mit der größten
estime und veneration, sagte, kein Kurfürst hätte jemals dem Reiche so große
Dienste getan wie Kf. Er sagte, er wollte seinem Gesandten in Regensburg
Plettenberg auftragen, dort sein votum zu führen, das jederzeit pro pace
nnd also den Sentimenten des Kf. konform sein würde, er wollte auch den
Vizekanzler sofort nach Cöln schicken und diesem sowie dem dort befindlichen
v. Plettenberg kommittieren, den Accessionstraktat zu schließen. Er ist nach
gehaltener Tafel und empfangenem Rekreditiv abgereist, hofft, Sonntag in C<>ln
zu sein.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
6./16. Februar 1684.
[Gespräch mit dem Bischof von Straßburg. Dessen Hoffnung, von Frankreich eine
günstige Erklärung zu erwirken. Das von ihm aufgesetzte Waffenstillstandsprojekt.
Gespräch mit Tambonneau über die braunscbweigischen Herzoge.]
Er ist1) nach einer sehr beschwerlichen Reise Montag früh hier angelangt 16. Feb
und hat bald darauf dem Kurfürsten und dem Bischof von Straß bürg seine
Ereditive geschickt. Der letztere ließ ihn darauf auffordern, bei ihm ein-
zukehren, er hat es aber abgelehnt. Am folgenden Tage, gestern Vormittag,
ließ ihm der Kurfürst anzeigen, daß er ihm erst am nächsten Tage Audienz
erteilen könne, und ihn auffordern, vorläufig dem Bischof von Straßburg von
seiner Kommission Mitteilung zu machen. Das hat er auch, nachdem er von
dem dänischen Gesandten Lente erfahren, daß der Bischof jetzt mehr als je
bei dem Kurfürsten in Kredit wäre und alles dirigierte, getan. Der Bischof
erklärte, seine Sendung käme sehr erwünscht. Er wüßte wohl, daß Kf. ihn
früher für gar zu französisch gesinnt gehalten hätte, er hoffte aber, daß derselbe
jetzt durch wirkliche Bezeigung das Widerspiel erfahren hätte. Er wäre zwar
dem König von Frankreich vielen Dank schuldig, er hätte aber allezeit ein
deutschgesinntes Herz behalten, und weil er versichert wäre, daß das Reich
nicht erhalten werden könnte, wenn es nicht mit Frankreich wohl stände und
0 S. Pufendorf XVIII, § 114 (S. 1491).
876
V. Brandenburg und das Reich 1679— 1684.
Frieden behielte, su hätte er auch seine Kundin te danach eingerichtet Er kia-
jetzt aus Frankreich, hätte die innerste Disposition des Hofes gesehen und iai
dem eigenen Munde des Königs vernommen, wohin alles gerichtet, Fraukreica
wünschte Frieden oder Stillstand mit dem Reich und dächte Imj i Erlangung
desselben nicht daran, das Reich ferner zu inquicüeren. Kr wäre versieh«!
daß solches ein rechter Ernst wäre, sollte es aber zum Kriege kommen, m
konnte er nur den Ruin des Reiches vor sich sehen. Weil jetzt die Siehst
in höchstem crisi standen und kein Moment zu verlieren sei, hätte er dkte
Schickung so sehnlich verlangt, weil K. < üln und Kf. als die mächtigstet) m
Reich durch eine enge Zusammensetzung das größte peso der Sache geben, d*
Knicken hei Krank reich niedertreten und das Reich aus dem bevorstehenden
Ruin reißen konnten. Beide halten ein Ziel und Interesse, K. Cöln sei mit da
Kf. bisheriger KooifoiU so zufrieden, daß er entschlossen sei, sich in seni
Arme zu werfen und mit ihm zu leben und zu sterben. Er hätte jetzt ad
(4 000 Mann zu werben Patente ausgegeben, hoffte, zu Finde des März damit
fertig zu sein, Frank reich bitte sich erboten, 4000 z, Fuß und 1000 z, Ftatf
daziistoßen zu lassen, sie würden sie aber nur im Notfall begehren, sie wollt*
auch Kf, nicht beschwerlich fallen, derselbe möchte seine Waffen wenden, w
er wollte, wenn er nur das in der Allianz enthaltene Quantum in Westfalen
bereit hielte, dagegen sollte Kf. an den Quartieren, Kontributionen und all«
-(igen Avantagen den vornehmsten Teil haben. Kr zweifelte nicht, daß El
nebst ihm den westfälischen Kreis behaupten und alle anderen du
helfen werde, Dänemark ginge ein wenig zu weit und verlangte -;ir m *cfcr
den Krieg, dagegen käme des Kf. Konduite mit K. CSJns friedliebendem Geni
viel besser ü berein.
Kr bat darauf geantwortet was sich gehört, und hinzöge 1< neide*
vornehmsten Funkte seiner Instruktion wh'ren, vertraulich zu überlegen: I. wa§
zu fernerer Beförderung des Friedens oder armistitii dienen mächte um! L w»
zu tun. wenn es doch zum Kriege käme. Kf. hätte hei diesem letzten nur die
Sorge, wie man das Reich vor fernerer Zergliederung retten mochte. Kf. hitk
mit Vergnügen vernommen, was der Bischof deshalb mit Spanheim gcr
und darauf diese Schickung rcsolviert, um zu vernehmen, wie man am f m j
die Versicherung von Frankreich wegen Verschonung der wohlgesinnten ^Und*
nml Krhalhing des Reichs in seiner Konsistenz erlangen möchte, und er bat
dabei mitgeteilt, was deshalb zwischen Kf, und Reben*« L*ar
Bischof erwiderte, das wäre eine seiner grollten Bemühungen am französisch«
Bofe gewesen, zu einer schriftlichen Erklärung wßre keine Hoffnung, aber eiw
mündliche habe Frankreich bereits durch ihn au K. Cöln geben lassen und tr
vernehme gern, daß solches auch an Kf. geschehen sei, jetzt komme es darauf
Ut, vvie man dergleichen für beide conjunetim erhalten konnte, Kr w erde gleich,
nachdem sie mit* der Negotiation einen Anfang gemacht, ehren Kurier naca
>) S. oben S. !!►<;.
oben S. 4 :.'.'.
Verbandlungen mit dem Bischof von Straßburg. 877
Frankreich abfertigen und dort bitten, daß eine solche Verbalerklärung bei
Fuchs' Anwesenheit hier geschehe, er hoffte, daß es erfolgen werde, freilich
schwerlich anf den Fall, wenn jemand im Reiche Frankreich und dessen Alliierte
zuerst angreifen sollte. Er hat geantwortet, es sei kein Reichskrieg gegen
Frankreich zu vermuten, man werde also wohl auch nicht das ganze Reich
und die Unschuldigen darin entgelten lassen, was einige wenige verbrochen.
Sollte diese Schwierigkeit nicht zu überwinden sein, so wurde am besten sein,
die Erklärung in generalibus terminis zu fassen, wie dieses auch in* der dem
Kf. gegebenen geschehen sei.
Der Bischof teilte ferner mit, bisher hätte man nur in generalibus von
einem armistitio gesprochen, er hätte aber für notig erachtet, damit man desto
eher zum Werke käme, ein Projekt eines solchen zu machen, und hätte mit
Freuden ersehen, daß Kf. ebendiejenigen Punkte und Gedanken, auf die er
dasselbe gegründet, seiner Gesandtschaft in Regensburg zugeschrieben hätte,1)
er hätte sein Projekt schon nach Frankreich geschickt und erwartete demnächst
Antwort darauf. Er hat ihm darauf den Inhalt des Projekts mitgeteilt, welches
in der Tat mit den fünf Punkten, auf welche die Regensburgische Gesandtschaft
instruiert ist, ganz übereinkommt, nur daß noch einige andere beigefügt sind.
Um dieses Projektes willen hätte K. Cöln neulich wegen einer Zusammenkunft
der Räte der wohlintentionierten Kurfürsten zu Cöln, Wesel oder Cleve
geschrieben. Der Religion hätte er darin nicht gedacht, das könnte Kf. und
die Evangelischen besser tun, es wäre ihm lieb, daß Kf. es besonders erwähnt
und darauf eine so gute Erklärung von Frankreich erbalten hätte.
Als er erwähnte, er hätte Vollmacht wegen eines Accessionstraktats seitens
K. Triers und Paderborns, übernahm der Bischof es, ersteren zur Absendung
eines Bevollmächtigten aufzufordern, und erwähnte, er hätte wegen K. Triers
in Frankreich viel Mühe gehabt, aber doch endlich eine günstige Resolution
erhalten, man wäre zufrieden, daß K. Cöln und Kf. die trierischen Pässe und
Plätze zu mehrerer Versicherung mit ihren Truppen besetzten.
P. S. Der französische und dänische Minister sind bei ihm gewesen
und haben ihm ihre Freude über sein Erscheinen ausgesprochen. Tambonneau
fragte sorgfaltig nach seiner Verrichtung in Hannover und gab zu erkennen,
daß sein König gar keine Inklination bezeugte, mit diesem Hause ferner zu
traktieren oder einen Minister bei der von demselben vorgeschlagenen Konferenz
zu haben. Er aber hat ihm auseinandergesetzt, daß diese nicht nur nicht schaden,
sondern sogar nützen könnte, indem man das Haus gewinnen und an sich ziehen
und folglich den Krieg verhüten oder wenigstens dasselbe in mehr tort und
Maine setzen und wohl gar eine Division darin anrichten würde, da Wolfen-
hüttel es nimmer zu einem Kriege kommen lassen, auch Celle einen solchen
nach Möglichkeit verhüten werde.
») S. oben S. 775.
878
V. Brandenburg und das Reich 1G79 — 1684.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
8./ 18. Februar 1684.1)
[Audienz bei IL Colli. Konferenz mit den k. cotnischen Bevollmächtigten. I*ie
ihm auf gesellten Punkte. Die von Frankreich an K. Co in gestellten Ford«
»ein Rat» wie dieselben vorläufig zu beantworten seien.]
18* Febr. Er hat vorgestern bei dem Kurfürsten Audienz gehabt und bei dem-
selben mehr vigueur sowohl an Gemüt als Leihe gefunden, als er vermutet
hatte. Er rekapitulierte seine Froposition, welche doch ziemlich lang war, n
Funkt zu Punkt und antwortete auf jedes recht a propos. Er rühmte sehr
Kf. Konduitc, durch welche derselbe das Römische Reich bisher vom Hol
errettet hätte» und erklärte, er hätte sich vorgesetzt, Kf. in allem bim -
folgen und mit ihm für einen Mann zu stehen, dagegen tadelte er zum hoch
die Komluite des kaiserlichen Hofes und daß der spanische Botschafter tat
alles despotiee gonv eruierte. Er erkundigte sich auch sorgfältig nach des kl
Gesundheit und Alter, sagte, er wäre zwei Jahn junger und wünschte, tk
möchten beide noch 30 Jahre leben, es würde eine herrliche Sache sein, wenn
man einen Kurfürsten von Brandenburg von 05 und einen von Offa
93 Jahren sehen sollte. Er erinnerte sich auch der zu Duisburg ue machten
Brüderschaft» sagte: Es ging brav scharf daher und hießen wir uns auch nifhi
anders als Kruder Fritz und Bruder Max. Auch über die etftfrtameb«
und die afrikanische Kompagnie sprach er Belü* große Bewunderung im.
Schließlich erklärte er, er wolle ihm Kommissarien geben.
P- S, Soeben kommt er von der ersten Konferenz, welche er ■
(»eheime» Kaien v. Schmising, DückerT Schon heim und dem Vjiekuifcr
ther Meulen (der Bischof von Straßburg war durch Unpäßlichkeit
Erscheinen verhindert) gehalten hat. Sie haben angefangen, beifolgende
ihm auf Begehren ior K< ( «Umsehen aufgesetzte Punkte1) durchzugehen
i) S. Pufendorf Will, § 114 <S. 1492),
s) »Ühnmaßgeblicher Entwurf einiger Puncten, welche allhie
abzuhandeln sein möchten (von Fuchs1 Hand):
L Eine nähere Zusammensetzung zwischen Chur 06" In und Chor Brande n-
burg, wozu dero Allnrten, in specie Dennemarck, mit zu tnvitiren sein,
2, Daß beide Churfürsten sich dahin zu vergleichen, daß keiner ohne d«a
andern eine offensive Allianz schließen solle.
3. Wie man den Kayserl. Hof, welcher bishero von dem Acournmodeoefil
mit Franck reich ganz eioigniret gewesen, zu anderen Gedanken bringen möge.
4* Wie das FürstL Haus Braunschweig tu einer völligen Coüformittt
co ns üiis mit denen A Harten zu bringen?
5, Ob und was bei F r an ek reich wegen einiger Moderation und Linde
der proponirten Conditionen in Itespect des Reiches und der durch die
gravirten Stände zu suchen?
Audienz bei K. Cöln, Verhandlungen mit den Kommissaren. 879
Bei dem 1. findet sich keine Schwierigkeit. Der dänische Abgesandte
Lente hatte zwar auch den Konferenzen beizuwohnen gewünscht, sie (die
K. Cölnischen und er) haben sich aber dahin geeinigt, erst unter sich alles
festzustellen und dann mit Lente znr Beitretung zu kommunizieren.
Bei dem 2. haben ihm die K. Cölnischen die hochwichtige Eröffnung getan,1)
der König von Frankreich hätte jüngster Tage von dem Kurfürsten verlangt,
falls der König mit den Vereinigten Niederlanden in Ruptur und Krieg treten
sollte, mußte er entweder den französischen Truppen den Durchmarsch durch
seine Lande gestatten und ihm zur Versicherung vorläufig einige seiner Plätze
einräumen oder mit seinen eigenen Truppen Holland bekriegen und eine
Diversion machen oder sich wider Frankreich erklären und mit demselben in
Krieg einlassen, die Neutralität könnte der König nicht gestatten. Sie haben
ihn gefragt, welche von den drei Konditionen er für die anständigste hielte.
Er hat geantwortet, das wäre eine ganz unvermutete Sache, auf die er nicht
instruiert sei, und er hielte es daher für bedenklich, darüber seine Meinung
zu sagen. Zurzeit sehe er noch keine Apparenz, daß Holland mit Frankreich
in Ruptur treten sollte, sollte dieses aber zu befürchten sein und geschehen,
so bäte er sie, in einer so importanten Sache nichts zu schließen und weiter-
zugeben, bevor alles mit Kf. konzertiert sei. Sie versicherten, daß der Kurfürst
noch nichts darin resol viert hätte, weshalb sie ihm auch diese Ouvertüre getan,
baten ihn, Kf. namens K. Cölns zu versichern, daß derselbe nichts ohne sein
Vorwissen darinnen tun oder schließen werde, und fragten ihn, was sie vor-
läufig Frankreich antworten sollten. Er hat ihnen geraten, zu erwidern, sie
wären verbunden, dieses wichtige Werk mit Kf. zu konzertieren* dabei würden
sie viel sicherer gehen und Frankreich würde in diesem wichtigen Werk auch
mehr Reflexion auf beide als auf K. Cöln allein nehmen. Es gefiel ihnen
dieses wohl und sie baten ihn, die Sache aufs höchste zu sekretieren. Dabei
H. Was bei unverhoffter Entstehung des gütlichen Vergleichs — für mesures
zu nehmen, damit das Reich in seiner Consistenz verbleiben und nicht weiter ge-
schwächt oder zergliedert werden möge.
7. Was solchen Falles die Alliirten und absonderlich Cbur Colin und Cbur
Brandenburg zu Conservation und Sicherheit ihrer Lande bei sotbanen gefährlichen
Conjuncturen zu beobachten.
8. Was für mesures wegen Conservation der Churf. Praerogativen und Prae-
eminentzen zu nehmen und ob auch was deßbalb bei Franck reich zu bedingen.
9. Wegen der Ostfriesiscben Sachen.
10. Wegen Chur Triers Einschließung in die Alliantz.
11. Item wegen Paderborns Accession.
12. Wegen Besetzung der Häuser Ritberg und Rhede.
13. Wegen der Stadt Rheinberg.
14. Wegen Renovirung des Cburfürstl. Verein und eines Collegialtages.
15. Was wegen Sicherheit der Stadt Colin zu handeln?"
>) S. Pufendorf XVIII, § 115 (S. U92); Ennen, Frankreich und der Nieder-
rhein I, S. 386.
\\ Br&ftfonfeurg und das Reich IG19— Jfi84.
teilte ihm Düeker eine Relation des k* cölnischen Ministers aus dem Haag mit
mn-h der die Stadt Amsterdam sehr nach einer Schickung K r>d des
Kf. verlangte, um in ihrem Vorhaben zum Frieden sekundiert zu werden* a*d
fragte, oh man nicht unter der Hand den Wohlgesinnten hei hin*
daß dergleichen gefährliche Dinge vorgingen. Er hat sich erboten, v
v. Di est Nachricht davon zu geben, vielleicht könnte auch Kf. gegen AttftT9*|tl
ein halbes Wort fliegen lassen.
Bei drin & Punkt berichteten sie, dnß der Ueichshofrat Jadoci mit etaea
besonderen Kredit! v wegen drs Friedens werk es angekommen sei, und erbot«
sich, ihm von allem, was bei den Verhandlungen mit demselben vorgehei
werde, Mitteilung zu machen.
Bei dem 4* Punkt bat er ihnen seine Verrichtung am hau novcnrbti
[Uife und die Ihm heute zugekommene Resolution des Kf. an Grote mugrtriK
und gefragt, ob sie nicht auch meinten, tuan mußte noch eine Instanz be
Frankreich zu der von dem fürstlichen Hause angezielten Zusammenkunft iu
Hamburg oder Berlin machen* Sie haben es ad referenduun genommen.
Bei *> verlasen sie ein Schreiben des Königs von Frankreich aste
Bischof von Straßburg, worin alle Hoffnung zu einer weiteren Milderung ifc-
geschnitten wird.
P. Fuchs an den Kurfürsten. IX Collen am IM«
9./ 19. Februar 1684.
[Fortsetzung der Beratung, Das von ihm aufgehetzte* Aüianipröj.
19, Febr. Sie haben heute die übrigen Punkte examiniert. Bei ib-m 6. darfle «*
wohl dabei bleiben, daß der Bischof von Straß bürg einen Expressen a**
Frankreich abschicken werde, um zu bitten, daß der Konig di
welche er wegen Verschonung der unschuldigen friedliebenden Stände and dil
er nichts ferner von dem Reiche anreißen, sondern es bei der Frankfurter
Proposition bewenden lassen wolle, die er früher beiden Kurfürsten en jv\
getan, jetzt mehrer Verbindlichkeit halber conjanetim an die Alliierten gfcfcsi
mochte. Damit aber solches desto leichter zu erhalten, sind sie ühcrehv
gekommen, daß der folgende 7. Punkt, wobei Krankreich sonderlich interessiert
ist, pra'mittiert werde, und er hat wieder, damit man etwas Gewi--
zu deliberiereu, habe, beifolgendes Projekt1) aufgesetzt und es den K. ( olniwhei
') 1. Der König von Dänemark und die Kurfürsten von Cola und Brandt
burg verbinden sich, sich keineswegs in die auswärtigen Händel zwischen Frankrricfc
und Spanien zu mischen, auch, sofern jemand im Reiche zu Tätlichkeiten ftchreftvt
und zu einem Kriege Anlaß geben wollte, ihm nicht zu assistieren, sondern Uta
davon abzuraten, und wenn der Krieg wirklich anfangen sollte, nach MoglkfeM
auf Kestabilierung des Friedens und Verhütung einiger Änderung in statu jruliltf»
iroperii zu arbeilen, in specie wenn ein Stand in beiden Kreisen von einem aüdiir*
Beratungen über die Allianz« 881
vorgelesen. Sie haben, besonders nachdem er ihnen einige Skrupel benommen,
alles sehr gut gefunden und er glaubt, daß bei jetzigen gefahrlichen Lauften
für des Kf» gloire, Sicherheit und Bestem nichts dienlicher aufgerichtet werden
kann. Auch des Kf. Alliierten, besonders Frankreich^ kann dieses nicht anders
als angenehm sein, denn es erhält dadurch den Zweck, worauf alle mit Kf.
aufgerichtete foedera, besonders das letzte, gerichtet sind.
Die Ansätze wegen des quanti sind nur sub spe rati gemacht. Er meint,
dem Kf. nicht zu nahe zu tun, wenn sein quantum dem k. colnischen äqui pariert
wurde, die K. Colnischen haben dabei skrupuliert, er hat ihnen aber die Gleich-
heit beider Lande in beiden Kreisen gleich getan.1)
mit Durchzügen, Werbungen und ähnlichen Zumutungen graviert und angefochten
werden oder sonst etwas vorgenommen werden sollte, wodurch einige Unruhe,
Weiterung und Zerrüttung in diesen beiden Kreisen entstehen könnte, zusammen-
zutreten, zunächst durch Ermahnungen turbatorem davon abzuhalten, und wenn
diese nichts verfangen sollten, mit vereinter Macht es ihm zu verwehren und alles
zu tun, wodurch der Friede in beiden Kreisen erbalten werden könnte.
2. Sobald einige Troublen zu befahren, sollen die Alliierten zusammenschicken
und wegen der anzustellenden Operationen beraten lassen.
3. Damit dieser heilsame Zweck durch zulängliche Mittel erbalten werde, ver-
spricht der König von Dänemark in seinen Grafschaften diesseit der Weser 2500
zu Fuß, 1000 Pferde und 500 Dragoner, K. Cöln diesseit der Weser 7000 zu Fuß,
3000 zu Pferde und 1000 Dragoner, K. Brandenburg auch diesseit der Weser
3000 zu Fuß, 1200 Pferde und 600 Dragoner im westfälischen Kreise parat zu halten,
ferner im niedersächsischen Kreise der König von Dänemark 7000 zu Fuß, 3000
zu Pferde, 1000 Dragoner, K. Cöln 3000 zu Fuß, 1200 zu Pferde, 600 Dragoner,
K. Brandenburg 7000 zu Fuß, 3000 zu Pferde und 1000 Dragoner, so daß dieselben
entweder eine Hauptarmee bilden oder separaten agieren können. Sollte in einem
Kreise eine Unruhe entstehen, der andere aber davon befreit bleiben, so sollen die
Alliierten überlegen, wie die in dem befreiten Kreise stehenden Truppen dem anderen
zu Hilfe geführt werden können.
5. Da der Billigkeit gemäß die schwächeren Stände in beiden Kreisen, die
durch dieses foedus in Ruhe erhalten werden, die Last, welche eine so kostbare Ver-
fassung erfordert, nach Proportion mit zu tragen haben, so sollen im Fall der Not
die Alliierten überlegen, wie diese zu einem leidlichen, ihren Landen proportionierten
Beitrag zu vermögen sein werden, der nach Proportion unter die Alliierten zu ver-
teilen sein wird.
6. Sollte ein oder ander in Verfassung stehender Stand in beiden Kreisen
diesem foederi beitreten wollen, so soll dieses mit gemeiner Beliebung der drei
Alliierten geschehen.
7. Dies foedus soll währen, bis ein Friede oder armistitium mit Frankreich
getroffen und alle besorgende Unruhe aus dem Wege geräumt ist
8. Wegen Bestellung der Generalität, des Kommando, der Artillerie usw. soll
hernächst ein Konzert getroffen werden.
9. Im übrigen bleibt es bei dem Soestischen Traktat
!) F. berichtet 10./ 20. Februar 1684, was bei den anderen Punkten vorgekommen
sei. Bei dem 10. hätte Duck er gemeldet, K.Trier sei bereit, die französischen
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 56
KS'J
V. Brandenburg und das Reich 1679 — 1684*
Der Kurfürst an Fuchs. D, Colin 15725, Februar [08
(Cöiie* F. Meinders.)
[Auf die Relationen vom Bn 9* und 10, Februar. Billigung des Projekts. Br^cak-
liohkelt der frauzüsisrhen Forderungen. I*efehl, nach Amsterdam 211 reis«
Verband lun^eu mit den Braunsch weigern. Bemerkungen zu einigen Punkten
des Projekts»]
Febr. Er ist mit srinem Projekt und dem, "Was dabei vorgekommen, b
Hauptsache einverstanden.
Die1) fraüzösischer^eits an K. Cöln getane Proposition findet er von -
Heber Wichtigkeit, Vorläufig soll F. darauf antworten: K daß an Kf. m
1 rank reich eine solche Proposition bisher nicht geschehen sei, 2, daß keine
Apparenz zu einer Ruptur der Vereinigten Niederlande mit Frank'
3, dal 1\. Culn mit ihm in so engem Bündnis stehe und ihre beider*citipi
Lande so situiert seien, daß derselbe in dergleichen wichtigen G esc haften iiifhto
Beständiges ohne ihn resol vieren kannte und daß er tu demselben das Vertraoco
trüge, er werde sich in dieser so wichtigen Sache nicht übereilen, sondern *otwI
als möglich sich und seinen Staat außer allen Troublcn halten, Kf. werd<
Sache gebührend zu menagieren wissen. Doch soll er sonst hierbei und b
anderen Dingen, von denen Tarn bona eau mit ihm reden möchte, tiefe
Acht nehmen, daß man Krankreich zu keiner Ombrage Ursache gebe.
Mit Amsterdam-) bat es sich seitdem zu einem gefährlichen Stand*
angelassen, auch er meint, daß man sich der Stadt ijuovis modo anzunehmen
h:ii« , daher soll Y. unterm Priitext einer Privatangelegenheit sich sofort in der
Stille dorthin begeben, sich bei Beinlingen oder einem anderen wohl äffet
tionierten Bürgermeister angeben und des Kf. Affektion für die Stadt, seine I
kümmentis über die entstandenen Schwierigkeiten und seine Begierde, ihn
zu helfen, kontestieren. Sollten sie einige Truppen von ihm verlangen, so
er ihnen auch darin seine Willfährigkeit erweisen und versuchen, unter den
Prätext, einige Mannschaft nach OstFriesbnd zu schicken, solche in die Stadt w
bringen. Sollte es zu einer Kollision mit ihren Mitgliedern kommen, 50 ist er
Forderungen, ausgenommen die Ableistung des Homagialeides, anzunehmen, ebenso
zum Beitritt zu der Allianz, doch wünsche ert daß dieses durch einen besonderen
Rezeß, nicht durch eine einfache Aceession zu dem Soestiseheu Traktat gescbehei
solle. Der Beitritt Paderborns werde keine Schwierigkeit machen. Weg
Rhedes werde schwerlich etwas au erreichen sein, wohl aber wegen ELitl
wenn der «iraf konsenlieren sollte- Kbeinberg haben sie versprochen wieder
fortifiziereo. Wegen der Sicherheit der Stadt Co In seien sie in großer S
habe geraten, sie sollten beiderseits mit Deputierten des Magistrats und der Bü
schaft wegen Einnehroung k. colnischer und k* brandenburgischer Kretyvotltt in
Stadt verhandeln. S. über die damaligen inneren Wirren in CfiJo Kntien I.
l) S. Pufendorf XVI», § 115 (S. H
'*) 8. Negociations de Mr. le Comte d'Avaux II, &, *j8 (f,
Befehl, nach Amsterdam zu gehen. Bemerkungen zu dem Allianzprojekt 883
erbötig, alle seine in des Staats Diensten stehenden Vasallen nnd Untertanen
entweder gar zu avocieren oder ihnen wenigstens zu untersagen, sich wider die
Stadt gebrauchen zu lassen. Sobald er diese Kommission verrichtet, soll er
wieder nach Cöln zurückkehren und die angefangene Negotiation fortsetzen.
Wie es mit der braunschweigischen Negotiation1) ablaufen wird, muß
sich nun bald zeigen. Nach Grote's Abreise ist von diesem Hofe nichts
weiter an ihn gebracht worden, er hat aber noch heute v. Oberg anzeigen
lassen, daß, wenn bis Ablauf der von dem forstlichen Hause stipulierten Frist
von demselben keine kategorische Resolution erfolge, er die Verhandlungen
nicht weiter fortsetzen, sondern der Sache ihren Lauf gönnen werde.
Er hat immer geglaubt, daß bei einem armistitium wenig Moderation zu
erlangen sein werde, und hält es für notwendig, daß dasselbe ohne fernere
Verzögerung und ohne Rücksichtnahme auf das spanische Interesse zum Schluß
gebracht werde.
Wegen des 7. Punktes wird er K. Cölns Erklärung auf das Projekt erwarten
und die darin enthaltenen Artikel reifer erwägen. Vorläufig soll F. vorstellen,
daß Kf. in Westfalen jetzt keine Dragoner hielte, dort also nur Reiterei und
Fußvölker stellen könnte, daß er aber solche Dragoner im ober- und nieder-
sächsischen Kreise zu stellen bereit wäre, daß die Anzahl der Völker, die er
im letzteren Kreise zu stellen übernehmen solle (11000 Mann), sehr hoch, er
aber bereit wäre, solche teils im nieder-, teils im obersächsischen Krise, wo sie
nicht weniger notwendig sein durften, zu stellen. Er wünschte ferner K. Cölns
Gedanken darüber zu wissen, wie die schwächeren Stände in beiden Kreisen nach
billiger Proportion unter die Alliierten zu verteilen sein würden. Ferner wünscht
er, daß dieses foedus nicht allein auf die Fälle mit Frankreich, sondern auch
auf das nordische Wesen gerichtet werde, was, um Ombrage zu vermeiden, per
articulum separatum geschehen könnte.
Der Punkt wegen der Stadt Cöln wird mit sonderlichem Fleiß zu beob-
achten und ajustieren sein. Auch die Sache wegen Höxter hält er für wichtig
und er hofft, daß der Abt seine K. Cöln gegebene Zusage erfüllen, oder daß
dieser Mittel finden werde, dieser Promesse zufolge seine Truppen in die Stadt
zu bringen.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. Cöln a. Rhein
16./26. Februar 1684.
[Fortsetzung der Beratungen, auch mit dem dänischen Gesandten. Feststellung des
Allianzvertrages. Neue französische Forderungen, Wunsch K. Cölns, auch darüber
sich mit Kf. zu vergleichen. Aufschiebung der Unterzeichnung des Vertrages.]
Da der Rhein des starken Eisganges wegen nicht zu passieren war, hat 26. Feb
er mit der vorigen Post nicht schreiben können. Sie haben aber inzwischen
») S. oben S. 657.
56*
SSI
V. Brandenburg und da* ReiVli ]r,TJ— 1G84.
nicht gefeiert, sondern die Konferenzen in Gegenwart des Bischofs von StrsS-
hurg fortgesetzt. Die K. Colnischen haben gegen sein Projekt tilciits Erheb-
^ inzuwenden gehabt, nur fragte der Bischof, ob mao nicht auch etwn
für den FalL daß 69 zwischen Frankreich und dem Staat zum Kriege konntet
sollte, festsetzen wollte. Da er aber erklärt hat, wegen mangelnder Instruktion
vor der Hund darin nichts tun zu können, wuruV bMChloww, diesen easas n
fernerer Überlegung unter den Alliierten tu reservieren t und ist so der awene
Articulus secretus verfertigt worden.
Nachdem sie sich miteinander geeinigt, haben sie den dänischen GesaiuffB
honte hinzugezogen. Mit ihm haben sie mehr Mühe gehabt da seine
mehr auf ein Konzert xiihi Kriege und zur Attacke, besonders wider &**
Kr in nsch weig, als zu Erhaltung des Friedens lauteten. Er erhob
Wendung gegen die Worte des ersten Artikels, daß mau sich in die Handel
zwischen Frankreich und Spanien nicht mischen sollte, gab liefe aber enttlieb
mit dem Zusatz: ^als lange sie durch anderer ihrer Benachbarten dem
zum Kriege directo oder mdirecto dazu nicht veranh den" tafri
Ebenso fand er auch in dem zweiten Artikel in den Worten, worin disponiert
wird, wie man sich zu betragen, wenn jemand im Reiche su 1
An In ti gehen sollte, Diffikultät und meinte, daß mau weitergeben und sollte
mit Macht zu verwehren sich verbinden mußte, dnrh Heil er m schir>
lieh dabei bewenden. Auch von dem Verlangen, daß man sieb Tnrfflifttw
sollte, das Haus Braunseliweig, wenn die Güte nicht helfen wollte, mit G
zu zwingen, zu den Alliierten umzutreten, stand er in! ihre ItemrinttratiöMft
ah. Dann erklärte er, dal1, or sich zu einem so großen qgAüto nicht venttrbea
könnte, und hat nicht eher darein gewilligt, bis er sich di
formlichen Protokoll verwahrt hat. Ferner ist beliebt worden, den Artik
dem Beitrag der schwächeren Stände unter die Sekretartikel als ersten zu «etwa
Nachdem sie dann alles in eine Form gebracht, Dücker den V ertrag 6m
Kurfürsten zweimal vorgelesen und dieser ihn gebilligt hat, er auch Tito-
bonneau mitgeteilt worden ist, soll derselbe beute Morgen um 10 tThr unter-
schrieben werden. Er bittet zu entschuldigen, wenn er dieses tut, ehe Kf. dea
Vertrag gesehen oder ihm eine speziale Vollmacht dazu erteilt hat, aber ■
so mit der Unterschrift, damit, einerseits [länemark, andererseits K. (Tdn in dti
etwa obhandenen Engagements wider Braunseliweig und den Staat gebasto
werden und ohne 'des Kr\ Vor wissen und Konzert darin nicht weitergeben dürfefc
P.B. L Als es eben LO Uhr schlagen wollte, ließ ihn der Bischof t«
Straßburg zu steh bitten und teilte ihm mit daß gestern übermal ein Kurier
aus Frankreich gekommen sei und Resolution auf die drei proponi
ditiones1) im Kall der Ruptur mit Holland verlangt und daß K. d%ln ihm darauf
befohlen habe, mit ihm darüber zu sprechen und zu sehen, ob man nicht
UOfa in haJM casum ei was vorläufig ZU bedingen hiitU\ I s h:\ru\lr gfofc ""'
um Jeu Fall, wenn Holland wirklich auf Antrieb des Fürsten von
'i 3. ob,,«, S. 87&
Fertigstellung des Allianzvertrages. Verschiebung der Unterzeichnung. 885
der jedenfalls nur deswegen den Krieg sachte, am sich durch einen solchen
souverän zu machen, der angreifende Teil sein sollte. K. Cöln denke nicht
daran, mit Frankreich zu brechen und Krieg zu führen, aber auch der andere
Vorschlag, den Franzosen den Durchmarsch durch sein Land zu gestatten und
ihnen einige Plätze einzuräumen, erscheine ihm bedenklich, daher scheine ihm
der dritte Vorschlag, selbst an dem Kriege gegen Holland teilzunehmen, am
leidlichsten, wenn er sich mit seinen Alliierten, besonders mit Kf., darüber ver-
nehmen konnte. Er versicherte, K. Cöln denke nicht daran, denen von der
Religion dadurch zu schaden oder Eroberungen zu machen. Er wünsche sich
mit Kf. über zwei conditiones zu vernehmen: 1. ob Kf. selbst mit beitreten
und nebst Dänemark und K. Coln den Staat obligieren wollte, mit Frankreich
Frieden zu machen, oder 2., wenn er wirklich mit beizutreten Bedenken hätte,
ob er dann nicht erklären wollte, wenn es auch zwischen K. Coln und dem
Staat zur Unruhe und zum Kriege kommen sollte, dennoch mit K. Coln in unver-
rückter nachbarlicher Korrespondenz verbleiben und sich an dasjenige, was in
dem Soestischen und diesem letzten Traktat enthalten, halten zu wollen, dagegen
wollte sich K. Coln verpflichten, weder in ecclesiasticis noch in politicis das
geringste in den Vereinigten Provinzen verändern, noch etwas von dem, was er
etwa von denselben gewinnen sollte, behalten, sondern solches alles bei dem
Frieden restituieren zu wollen, deswegen möchte noch ein Secretartikel abgefaßt
und unterschrieben werden. Er hat wieder geantwortet, daß er auf diese Sache
garniebt instruiert sei und notwendig fernere Instruktion abwarten müsse, und
vorgeschlagen, er wollte zunächst seine Reise nach Holland fortsetzen, dort des
Kf. Resolution abwarten und, je nachdem dieselbe lauten würde, entweder hierher
zurückkehren oder dieselbe schriftlich mitteilen. Der Bischof war damit
zufrieden und fand gut. daß auch die Unterschrift des Traktats und der Sekret-
artikel bis dahin ausgestellt werde. So übersendet er dieselben ohne Unter-
schrift.1)
P.S. 3. Der Bischof von Straßburg hat es übernommen, sogleich einen
Expressen nach Frankreich zu schicken, um die gewünschte Erklärung des
Königs zu erlangen.')
!) Beiliegend der Allianztraktat vom 16./26. Februar 1684 und ein Recessus
loco Protocolli von demselben Datum.
5) F. berichtet 19./29. Februar 1684 über die Verbandlungen mit K.Trier,
die mehr Schwierigkeiten bereiteten, als man vermutet hätte, da Frankreich und
K. Trier einander mißtrauten. Die Hauptdifferenz bestehe darin, daß Frankreich
verlange, K. Trier solle auch in Coblenz k. cölnische und k. brandenburgische Truppen
einnehmen, während dieser es nur in Trier und anderen Orten tun wolle. Der
Accessionstraktat mit Paderborn sei vollzogen worden (s. v. Morner, S. 955).
Am 23. Februar/ [2. März] berichtet er schon von Xanten aus über seine Abschieds-
audienz bei K. Cöln, derselbe habe wieder die Kontestationen von seinem Vertrauen
zu Kf. und seiner Bewunderung desselben wiederholt und erklärt, in die afrikanische
Kompagnie 20—24000 Rtlr. einlegen zu wollen. -- Fuchs' Berichte aus Holland
werden in dem betreffenden Abschnitte des nächsten Bandes mitgeteilt werden.
886 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Der Kurfürst an Fuchs. D. Cöln a. d. Spree
23. Februar/ [2. März] 1684. (Coric. F. Meinders.)
[Auf die Relation vom 16./ 26. Februar. Bemerkungen zu dem Traktat. Weigerung,
in ein gegen Holland gerichtetes Bündnis einzutreten.]
2. März Er hält es nicht für nötig, über so wenige ingredientia und Materien,1) da
die meisten Punkte schon in der vorigen Allianz enthalten sind, einen neuen
förmlichen Traktat zu machen, überläßt dieses aber dem Gutfinden der anderen
Alliierten. Der Artikel wegen der Hilfe muß so, wie er schon in seinem vorigen
Reskript angegeben hat, geändert werden. Daß das, was abgeredet worden, den
Gen. Staaten, dem Hause Lüneburg und Schweden förmlich im Namen aller
Alliierten mitgeteilt werde, scheint ihm bedenklich zu sein, wohl aber ist
Frankreich nicht nur das, was verglichen worden, mitzuteilen, sondern auch
alles, worüber gehandelt wird, vor dem Schluß mit den französischen ministm
zu kommunizieren und zu überlegen.
Betreffend die von dem König von Frankreich an K. Cöln proponierten
drei conditiones glaubt er2) zwar nicht, daß die Gen. Staaten in eine Ruptur
und einen Offensivkrieg wider Frankreich treten werden, und er hält es daher
seinerseits für überflüssig und gefährlich, sich in einer so importanten Sache
so bald und frühzeitig bloß zu geben, sondern er überläßt es K. Cöln, wie der-
selbe sich darin entschließen will. Obwohl der Staat ihm keine Ursache ge-
geben, sich seiner Sicherheit und Wohlfahrt halber hoch zu bekümmern, so ist
doch ihm, K. Cöln und allen Benachbarten an dessen Konservation, und daß
Frankreich sich nicht zum Meister desselben mache, zum höchsten gelegen, er
steht auch in einer Defensivallianz mit demselben und hat wegen der Oranischea
Succession Interesse an Erhaltung guter Intelligenz mit ihm, er wird daher nie
in ein Bündnis treten, um ihn über den Haufen zu werfen, glaubt auch nicht,
daß Dänemark sich dazu verstehen wird, überläßt8) aber seiner Dexteritat.
1) F. erwidert darauf (d. Cleve 14./ 24. März 1684), zwischen dem Soostiscfc«.
und dem neuen Traktat bestehe eine grolle Differenz, nicht nur sei die Zahl dir
Mannschaft eine ganz verschiedene, sondern es sei der erstere auch nur auf d;-
eigenen Lande der Alliierten, der letztere auf die beiden ganzen Kreise gerichtet.
nach jenein konnten Schweden und die Lüneburger wohin sie wollten marschiere,
wenn sie nur nicht die Lande der Alliierten berührten, nach diesem durften sie da
Fuß nicht aus ihren Landen setzen.
2) S. Pufendorf XVIII, § 115 (S. 1402).
3) Schon in einem Schreiben vom 19./29. Februar D>84 hatte Kf. erklärt, er
könne es dem König von Frankreich nicht verdenken, wenn dieser sich auf alle
Fälle vorsehen wolle, und hatte F. angewiesen, wenn von den an K. Coln gestellte!.
Forderungen, in specie von der Einräumung einiger fester Plätze, die Rede sein
sollte, sich dem nicht zu opponieren, sondern es schlechterdings darauf ankommen
zu lassen, wie K. Cöln sich darüber mit Frankreich vergleichen wolle, damit der
dortige französische Gesandte keine Ursache habe, Ombrage zu schöpfen, S. oben S. 501.
Bemerkungen zu dem Vertrage. Zwangsmaßregeln gegen die Brauuschweiger. 887
dieses alles zu menagieren. Jedenfalls wird es ihm lieb sein, wenn K. Cöln
sich dahin erklären und verbinden sollte, weder in ecclesiasticis noch politicis
das geringste in den Vereinigten Provinzen zu ändern, noch etwas von denselben
an sich zu reißen, wogegen K. Cöln sich seiner beständigen Freundschaft and
exakter Erfüllung seiner Verpflichtungen zu versichern haben wird. Ihm würde
lieb sein, wenn es diese Materie betreffend bei dem Inhalt des zweiten Sekret-
artikels verbliebe.
Der Kurfürst an Fuchs. D. Colin
8./[18.] März 1684.
[Notwendigkeit, gegen das Haus Braunschweig schärfere Mittel anzuwenden, daher
das gegen dasselbe beabsichtigte Konzert zum Abschluß zu bringen.]
Mit der Handlung mit den Herzogen von Braunschweig steht es1) noch 18. Man
in sehr zweifelhaften terminis. Bei den jetzigen Konjunkturen darf er nicht
länger in solcher Ungewißheit bleiben, zumal das Haus in mehreren importantcn
Punkten mehr zurücktritt als avanciert und die Gegenpartei sich seiner, be-
sonders des Herzogs von Hannover unveränderlicher Freundschaft fest ver-
sichert hält Er findet daher kein anderes Mittel zur Beförderung des Friedens
und Erreichung des vorgesetzten Zweckes übrig, als mit seinen Alliierten andere
mesures zur Hand zu nehmen und solche Resolution zu fassen, wodurch dieses
Haus zu anderen Gedanken gebracht werden und die Alliierten von demselben
nichts Widriges zu besorgen haben mögen. Dazu ist notwendig, daß das vor
diesem bereits zum Teil projektierte Konzert ohne ferneren Zeitverlust zur Hand
genommen und aju stiert werde. F. soll seinetwegen alle Facilität dazu beitragen
und den Schluß desselben seiner Instruktion gemäß befördern.3)
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
18./ 28. März 1684.
[Fortsetzung der Allianzverbandluugen. Aussichten auf kriegerische
Verwickelungen.]
Er ist, nachdem er unterwegs in Rheinberg den Bischof von Straßburg 28. Mär
gesprochen hat, hier angelangt, hat sofort mit den franzosischen, dänischen
!) S. oben S. 501 und 657.
*) Kf. befiehlt (d. Cöln a. d. Spree 18./ 28. März 1684) F., da er erkenne, daß
es dem Hause Braunschweig kein rechter Ernst sei, sich mit der friedliebenden
Partei zusammen zu tun, und daß es daher notwendig sei, es durch kräftigere Mittel
zur raison zu bringen und dazu das vor einem Jahr mit Dänemark projektierte
Konzert zugleich mit K. Cöln zu ajustieren und ins Werk zu setzen, darüber mit
dem Bischof von Straßburg zu reden und anheiro zu stellen, ob der jetzt am
dänischen Hofe befindliche Abt von Murbach dazu instruiert werden solle.
888 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
und k. cölnischen Ministern konferiert, und es ist beschlossen worden, daß
das Projekt unverlangt, und zwar so, wie es jetzt daliegt, vollzogen werden
solle. Was Kf. wegen der von ihm zu stellenden Trappen zu verändern
verlangt hat, soll in einen Nebenartikei gebracht werden, ebenso die Er-
innerungen, welche dänischerseits deswegen gemacht worden sind, ferner ist
beschlossen worden, in einen Separatartikel zu bringen, daß die Alliierten dem
2. Artikel gemäß ihre vertrauten ministros unverlangt zusammenschicken sollen,
um, was weiter vorzunehmen, zu konzertieren, und es steht zu deren Ent-
schließung, ob dieses zu Cöln, Berlin, Kopenhagen, oder in loco tertio. etwa
Hamburg, geschehen soll.
Man eilt hier umsomehr auf Vollziehung des Traktats, weil fast ein vier-
facher casus foederis vor der Tür ist:
1. Man hält, wie in Holland, auch hier für sicher, daß1) Hessen und die
sächsischen Häuser Weimar und Gotha 7000 Mann nach den Niederlanden
schicken werden, welche den westfälischen Kreis werden berühren müssen.
2. Weil die Stadt Hildesheim lüneburgische Völker einzunehmen gewillt
sein soll.
3. Weil man glaubt, daß das Haus Lüneburg Höxter attackieren werde.
wenn die k. cölnischen Völker die Stadt besetzt haben, wozu man hier gani
resolviert ist.
4. Weil der Prinz von Oranien in Ostfriesland ein Regiment werben laßt
Er bat v. Canitz*) hier vorgefunden, wird ihn bei dem Kurfürsten intro-
duzieren, ihm von allem ausführliche Nachricht erteilen und dann sofort nach
Utrecht reisen, um dort das ostfriesischo Werk abzutun.
P. Fuchs an den Kurfürsten. D. Cleve
21./31. März 1684.
[Abschluß des Allianzvertrages. Mitteilung des Bischofs von Straßburg über l^u-
franzosische Anträge.]
31. März Kr un(^ v- Canitz haben am Dienstag bei dem Kurfürsten Audienz
gehabt, in welcher er sich gleich von demselben verabschiedet hat. Nachdem
an demselben Abend der Bischof von Straßburg von dem Landtage in NeuJ
zurückgekehrt war, ist das Projekt mit größerem Ernst vorgenommen worden.
J) S. oben S. 852 f.
-') Kf. hatte schon 26. Januar/ [5. Februar] 1684 F. angezeigt, daß er v. Canitz
nach Cöln schicken werde, der dort nach seiner Abreise subsistieren und die negotii
publica beobachten solle.
Abschluß des Allianzvertrages. Neue französische Anträge. 889
Man hat K. cölnischerseits gutgefunden, einen förmlichen Traktat ') zu machen,
das erste Projekt und die beiden articuli secreti sind unverändert gelassen, es
sind aber 3 Separatartikel gemacht worden, der erste enthält die Änderungen
inbetreff der zu stellenden Truppen, der zweite handelt von dem zu treffenden
näheren Konzert, in dem dritten ist die Erinnerung des Kf. wegen des nordischen
Wesens beobachtet worden. Was zu Ende desselben von dem holländischen
angehängt worden, ist auch von den K. Cölnischen urgiert worden, die sich
sehr bemüht haben, ihn darin zu einem spezialen Engagement zu bringen, es
enthält aber nichts Verbindliches, sondern Kf. behält noch zur Zeit freie Hände.
Er ist darin am so behutsamer gewesen, weil es nicht genug sein wird, mit
K. Coln deshalb mesures zu nehmen, wenn nicht Frankreich dieselben mit
genehm hält und ratifiziert.
Nachdem alles ajustiert, ist Mittwoch Abend der Vertrag unterschrieben
worden, darauf ist er Donnerstag früh abgereist.
P. S. Mittwoch früh kam2) der Bischof von Straßburg zu ihm und teilte
ihm mit, der König von Frankreich habe ihm angezeigt, er wolle, da die
meisten im Staat den Krieg beabsichtigten, entweder eine vollkommene Armee
ins K. Colnische schicken, oder die K. cölnische Armee durch 4000 Mann ver-
stärken, diese sollte dann im Fall der Ruptur gegen den Staat zu Felde ziehen,
nnd er fragte ihn, was er meine, daß dabei zu tun sei. Er hat geantwortet,
er könnte darüber nicht seine Meinung sagen, ehe er des Kf. Gedanken darüber
wüßte. Soviel ihm diese vorhin bekannt wären und er den Zustand der Sachen
begriffe, könnte er aus einer solchen Resolution nichts Gutes mutmaßen, Kf.
hätte bisher sein äußerstes getan, um die französischen Armeen aus Deutschland
fern zu halten, wenn aber dieses geschehe, so würde alles verloren sein, er
müßte zweifeln, ob Kf. damit zufrieden sein würde, wenn solches ohne seinen
Konsens geschehe. Der Bischof erwiderte, er begriffe das wohl, Frankreich aber
werde sich nicht an Remonstrationen kehren, man hätte ihm aus Frankreich
geschrieben, daß Dänemark und Kf. diese Resolution approbierten, und er fragte,
ob, wenn man das Werk nicht ganz stutzen könnte, der letztere Vorschlag nicht
vorzuziehen sei. Er hat geantwortet, allerdings wäre dieses unter zwei Übeln
das leidlichere, aber es wären noch andere Mittel, zum Frieden zu kommen.
Die Alliierten hätten sich verpflichtet, zwei Armeen von 30000 und 20000 Mann
parat zu halten, das Konzert darüber könnte schnell getroffen werden, solche
50000 Mann würden den Schluß des Friedens machen können, dann bliebe
das Werk in den Händen der Alliierten. Der Bischof war damit einverstanden
und beschloß, noch an demselben Tage ein bewegliches Schreiben deswegen an
den König von Frankreich abzuschicken, das ist auch geschehen.
l) S. den Allianzvertrag vom 26. Februar 1684 bei v. Mörner, S. 734ff.; kurze
Inhaltsangabe Pufendorf XVIU, § 115 (S. 14920; v. Mörner, S. 453ff.
*) Cber dessen wahre Absichten und seine Bemühungen K. Coln zum Offensiv-
krieg gegen Holland zu bewegen, s. Ennenl, S. 391 ff
890 V. Brandenburg und das Reich 1679—1684.
Der Kurfürst an Fuchs.
D. Collen 29. März/ [8. April] 1684.
[Auf die Relation vom 21. /31. März. Billigung des Allianztraktates. Gefährlichkeit
der angekündigten französischen Truppensendung.]
8. April Es ist ihm lieb, daß der Traktat vollzogen worden ist, er wird ehestens
die Ratifikationen1) desselben ausfertigen und nach Coln senden.
Die von dem König von Frankreich proponierte Abschick ung französischer
Truppen ins K. Cölnische und was der Bischof von Straßburg deshalb mit
ihm gesprochen, ist eine Sache von der höchsten Wichtigkeit, woraus, falls sie
zum Effekt kommen sollte, viele schädliche und gefährliche Konsequenzen
erfolgen könnten. Er will hoffen, daß es damit der Krone Frankreich kein
rechter Ernst, sondern daß diese Proposition nur geschehen ist, um den Staat
von Abschickung mehrerer Truppen nach den spanischen Niederlanden abza-
halten. Das Schreiben des Bischofs findet er wohl und vernünftig eingerichtet
auch er wird3) mit heutiger Post Span heim befehlen, die In konvenieren,
welche aus dieser Resolution entstehen könnten, dort gebührend vorzustellen.
Er ist sonst genugsam versichert, daß Spanheim eine solche Erklärung, als
wenn er ein solches Dessein approbiert hätte, nicht getan haben wird, vermutet
auch solches ebenso wenig von dem Dänischen.
>) Die Ratifikationen des Kf. sind Potsdam 2./12. April 1684 ausgestellt
*) S. oben S. 503 und 659 f.
Nachtrag.1)
Erklärung [Kurfürst Max Emanuels von Bayern] für den
churbrandenburgischen H. Abgeordneten von «Jena.
Act. den 5. Martii 1682.
T. Churf. Durchl. in Bayrn, unser gnädigster Herr, haben mehren- 5. März
teils Selbsten in verstatteter gnädigster Audienz mündlich vernommen
und Ihro durch die zur weiteren Conferenz verordnete Räte abgelegte
untertänigste Relation hinterbringen lassen, was I. Churf. Durchl. zu
Brandenburg bei jetzigen sehr verwirrten und gefahrlichen Zeiten zu
Feststellung des lieben Fried- und Ruhestands im Rom. Reich für consilia
führen und höchstermelt Sr. Churf. Durchl. in Bayrn darvon für vertrau-
liche Communication erteilen wollen.
Gleichwie nun I. Churf. Durchl. in Bayrn für sollich absonderliche
Confidenz und Synceritet deroselben freundvetterlichen hohen Dank
erstatten, also könnten Sie dem Herrn Abgeordneten wohl gleichmäßiger
Vertreulich- und Aufrichtigkeit versichern, daß höchstermelt I. Churf.
Durchl. in Bayrn nichts anders verlangen, als daß der Fried- und Ruhe-
stand im Rom. Reich zu des gemeinen Wesens Nutzen und des Vater-
lands Conservation mit rechtem guten Bestand befestiget werden möge,
darzu I. Churf. Durchl. in Bayrn allerorten, wo es nur vonnöten und
wohl angelegt ist, nachtrucklich cooperiren wollen und zu I. Churf. Durchl.
zu Brandenburg gleichfalls das freundvetterliche feste Vertrauen stellen,
daß Sie als ein so vornehmer mächtiger Churfürst und hohes Mitglied
des Reichs zu eben solchem Ende alle kräftige Mitwirkung anlegen
werden, darumben Sie hiemit auf das beweglichst angesucht werden;
*) Zu S. 827. Nachträglich ist dem Herausgeber von dem Königl. Bayerischen
Staatsarchiv dieses dort befindliche Konzept der G. v. Jena erteilten Resolution
zugegangen.
892
Nachtrag.
und weilen man in dioscr Intention zu Frankfurt beisammen
wollen I. (fiurf. Durch K in Bayro huflen , wann man nur ein mal mit
Beilegung der bisherigen [Yäliminar-DiiTerenticn die Ilaad au difl Haupt-
werk selbst anlegen will,1) daß endlich dieser luichrühin liehe Zweck der
I estatellaog des Küm. Reichs Fried- uud Ruhestands noch wohl m er-
halten sein werde. Und I, (-hurf. Durch!, in IJayrn verbleibe!) Ifaixic
II. Abgeordneten dabei mit Gnaden wohl gewogen**)
l) Das Konzept haue hier noch folgende Worte; „und hierzu der grarieta
Stand Bestimmung sich versichern kann, an denn: gleich wählen gelegen4,
Wort« sind aber gestrichelt und am Kunde mit ttlej diu Worte beigexri r
„Diese Claus! dankt mich sehr nriijudicirlich, wie ich die K.ilioueu mündlich uik-
fchlen will.41
■) Auch ober die Sendung des k. bayerischen Geistlichen l:
[K Johann Friedrich Karg, welcher von Anfang Juni bis Ende August l^M u
hraudenburgischen Hofe sich aufgehalten hat, sind na<li trftglich nähere Mitteilnaf»
vun dem (ieheimeu Staatsarchiv in München eingegangen, Karg wird
Instruktion vom 26, Mai 1684 beauftragt, dem Kf, angesichts der Pratensisses
Frankreichs auf Luxemburg und der Belagerung dieser Sts<
Interesse des li eich es erfordere, daß dein Vordringen Frankreich! von 1;
entgegengetreten werde, das Ansehen des Reicht«, das durch die früheren Reuuiaiiea
geschmälert sei, dürfe keine neue Einbuße erleiden, Vorschlage deswegen rooekta
durch die Reichstags gesandten heim Reichstage gemacht werden* Er üeflta,
daß K. Hiiyern für d^n Fall einer notwendig werdenden Abwehr seine Truppen an
Leefa zusammenziehe, Nach Kargs Bericht vom $» Juni antwortet £f* in der u
diesem Tage demselben erteilten Audienz auf dessen dem entsprechende Proßoritiaa*
er bedauere, daß man nicht schon vor sechs Wochen Schritte deswegen getan aal»,
damals wäre es leicht gewesen, das Vordringen Frankreichs aafgnhnlten, j.
Luxemburg gefallen sei, sei jedn tVinühiiiii* nach dieser Seite vergebens. Die nldt*
Aufgabe sei nunmehr die Sicherung der Rh ein grenze, diese könne nur durch mM*
zeitige Annahme des von Frankreich angebotenen Wartens tili stand es erreicht werdet*
mit Waffengewalt könne man Frankreich nicht entgegentreten, dt-
dazu wurden tu langsam vor sieh gehen, das Risiko sei ru vroß. Am 4, M
berichtet K,, er habe in Erfahrung gebracht, daß Kf, für den Fall de» Verrietest
französischer Truppen beschlossen habe, Truppen nach Cell) und Coldena tu Lege*.
Kf. habe erklärt, daß er „auf den Fall einiger HosliHt&ten den Reich* Satzungen nni
seinen I' dichten gegen das Reich treu lieh nachleben wolle", er sei au
auf die Universalität und Oaranüenmg des Waffenstillstandes soviel als megtki
mitantragen ra helfen und bei künftigem Andringen fremder Gewalten den fietefc-
koustitutiouen und der Kxekulionsordriung treulich nachzuleben, Kurfürst Kit
Kmanuel richtete einschreiben (d, Schlclsheimh 4* Juli UI&4) an Kf.. in dem er ihn
bat, falls der König von Frankreich Schwierigkeiten macheu sollte, bei demseJbes
triftige uftieia anzuwenden, daß ein universaler Waffenstillstand km ebtidf
und daß derselbe kräftigst garantiert werde, und die Hoffnung »u>
falls Frankreich keinen rechten Ernst zeigen sollte, mit anderen dahin t»
werde, daß durch einmütige ZusainmenseUung weitere Tätlichkeiten gehindert und
Resolution an G. v. Jena. Berichte Kargs. 893
das Vaterland gerettet werde, und auch Karg erhielt den Befehl, auf die Notwendig-
keit eines allgemeinen Waffenstillstandes fortgesetzt hinzuweisen und anzufragen,
was Kf. zu tun gedenke, wenn Frankreich einen solchen ablehnen sollte. Aber Kf.
erwiderte in seinem Antwortschreiben, es sei nicht die geringste Zeit zu verlieren,
um den Waffenstillstand zustande zu bringen und so die von K. Bayern gefürchteten
Gefahren zu verhüten. Er hoffe, daß Frankreich seinen Versicherungen gemäß der
Christenheit eine allgemeine Ruhe gönnen werde, wenn nur Spanien die im Haag
gemachte Konvention ratifizieren werde. An sonstigen auswärtigen Interessen dürfe
der Waffenstillstand zwischen dem Reich und Frankreich nicht accrochiert werden.
Ähnlich wurde Karg beschieden. Am 1. August meldet er, er sei überzeugt, daß
Kf., sobald Frankreich irgend welche Schwierigkeiten mache, auf die Universalität
des Waffenstillstandes verzichten werde, und am 5. August, Kf. habe ihm geantwortet,
Frankreich wünsche noch immer einen allgemeinen Waffenstillstand, nur wolle es die
Bedenkzeit nicht verlängern, er habe v. Jena instruiert, für die Generalität des
Waffenstillstandes zu votieren, mehr jedoch als an der Generalität desselben sei au
der Ruhe des Reiches gelegen. Schon am 7. Juli hatte er berichtet, Kf. sei nicht
geneigt, Frankreich gegenüber die Universalität des Waffenstillstandes auch für
Italien zu beanspruchen, derselbe habe geäußert, man könne ruhig Frankreich gegen
die italienischen Fürsten und gegen die Republik Venedig operieren lassen, Italien
sei noch stets „das Grab Frankreichs** gewesen. Doch schreibt er am 11. August:
„Ich finde ein für allemal, daß S. Churf. Durchl. für Ihre höchste Person durch eil-
fertige Schließung des Stillstands sich von dem französischen Engagement, insoweit
es des Rom. Reiches Wohlfart künftighin schaden kann, gern entbinden möchten",
und am 19. August, er sei überzeugt, daß Kf. sich mit dem Hause ßraunschwcig
und anderen wohlgesinnten armierten Potenzen wider Frankreich hervorzutun gedenke,
wenn dieses den Waffenstillstand ablehne. Kf. habe selbst gesagt, daß er, „als ein
teutscher Ghurfürst Ihre und des Rom. Reichs Libertät von der Cron Frankreich
nicht wollten zu Boden richten lassen, wie Sie denn dem H. Rebenac deshalben
eine Lection geben lassen und einen sehr herben Brief in Frankreich geschrieben,
auch den Herrn Feldmarschallen Dörffling (der nichts anders wünscht, als seinen
Degen noch einmal wider die Franzosen zu brauchen) befohlen habeu, mit Ihro
hinaus aufs Land zu reisen, damit Sie zur bequemen Zeit sich mit ihm weitläufig
unterreden könnten", doch werde sich Kf. wohl gegen den Kaiser und K. Bayern
nicht so positiv herauslassen, da er jetzt lieber den Stillstand als den Krieg mit
Frankreich befördert sehe. In dem Bericht vom 17. August erörtert K. die Ursachen
der Erfolglosigkeit seiner Negotiation und führt als solche an den Einfluß der Kur-
fürst in, der nicht nur große Präsente aus Frankreich und deren Kindern die
französischen Subsidien völlig zukämen, sondern die auch durch eine gewisse Frau
„gleichsam bezaubert und zu allem eingeführt" werde, sowie der beiden von Frank-
reich bestochenen Minister Meinders und Fuchs, mit denen allein alle auswärtigen
Reichssachen in höchstem Geheim vorgenommen würden, und den Widerwillen gegen
das Erzhaus Österreich, der sich so tief eingewurzelt habe, daß man noch zu der
Zeit, als er hieher gekommen, von dem Kaiser kaum etwas habe melden dürfen.
Personenverzeichnis.
Adoffski, Jakob, russischer Gesandter 314.
, Mikita, rassischer Gesandter 314.
y. Ahlefeldt, Detlev, dänischer Gesandter
457. 537-540. 544. 554. 562. 568.
— , Friedrich, dänischer Reichskanzler
550. 554. 556. 557. 560—566, 568—576.
578. 580—583. 589. 593-597. 601. 602.
604. 622. 623. 627. 628. 631. 637. 640.
642. 649-651. 653. 654. 656. 662-664.
682—685. 687—690.
Akakia, französischer Agent 93. 191. 198.
Albertini, Danziger Sekretär 229. 241.
Almasow, Symeon, russischer Gesandter
266. 267. 288. 292. 323—330.
Altheim, Graf, kaiserlicher Gesandter 431.
Amerongen, niederländischer Gesandter
379. 382. 456. 457. 459. 461. 602. 610.
614. 621. 635. 880.
Anhalt, Fürst v., Johann Georg 79. 309.
328. 477. 478. 516. 633. 642. 770.
840—842. 845. 846.
Anspach, Markgraf von, Johann Friedrich
820.
Arcziszewski, Hofjunker 262. 263.
d'Arcy, Marquis, französischer Gesandter
433. 509. 607. 645.
d'Arquien, Marquis, Henri 55. 205. 224.
, Marie Anne 70. 195.
Astawic, Iwan, russischer Geh. Rat 278.
d'Avaux, Graf, französischer Gesandter
382. 452. 466. 472. 497. 776. 777. 780.
Babinin, russischer Kanzler 283.
ßakowski, Ignatius, Woiwode von Pomme-
rcllen (Marienburg) 9. 26. 82. 88. 89. 97.
100. 102. 114. 123. 137. 141. 142. 150.
151. 155. 160. 166. 194. 222. 236.
Ballati, hannoverscher Gesandter 502. 506.
513. 522.
Balthasar, österreichischer Reichstags-
gesandter 723.
Bamberg, Bischof v., Peter Philipp
v. Dernbach 757.
Banz, Abt v., Otto della Porta, kaiser-
licher Gesandter 707.
ßarthelssen, Joris, Schiffskapitän 393.
Basin, französischer Sekretär 511.
ßattoni, kaiserlicher Gesandter 300.
Bayern, Kurfürst v., Max Emanuel 375.
399. 633. 695. 698. 704. 710. 711. 732.
745. 758. 759. 769. 781. 803. 825—833.
846. 851. 854. 855. 891—893.
, Herzog Maximilian Philipp 707.
, Prinz Clemens 827.
— , Prinzessin Violante 827.
Beaulieu, polnischer Oberst 16. 25. 26.
166. 191. 194. 200.
, der Jüngere 186.
1 Beauvais, Bischof v., französischer Ge-
sandter 410.
Beck, Agent 377. 385.
BenckendorfT, Resident 154. 164. 178. 186.
Benkendorf, polnischer Kapitän 186.
Bentheim, Graf v., 865.
Berka, Graf, kaiserlicher Gesandter 574.
575. 593.
Berlepsch, v., Generalmajor 711.
Berns, kurländischer Edelmann 106.
v. Bernstorff, lüneburgischer Geheimer Rat
871. 872.
Berrenbauer, Johann Heinrich 199.
Bertram, k. mainzischer Kanzler 794. 801.
ßethune, Marquis, französischer Gesandter
i 6-8. 11-13. 16. 18. 75. 108. 125-127.
896
Personenverzeichnis.
137. 140. 162. 164. 167. 168. 195. 197.
199. 200. 205. 210. 212—219. 225. 239.
241. 321. 386. 439.
Reutlingen, Conrad, Bürgermeister von
Amsterdam 497. 870. 882.
ßeveroing, Hieronymus, holländischer Ge-
sandter 207.
Bidal, franzosischer Resident 366. 541.
Bielke, schwedischer Gesandter 356. 365.
, dänischer Vizeadmiral 542.
Biermann (v. Ehrenschild), dänischer Ge-
heimer Rat 408. 463. 464. 472. 535.
556. 575. 576. 578. 580. 581. 583. 592.
597. 601. 603. 605—618. 620. 621. 627.
629. 637. 656. 664. 668-676. 682—685.
Bilinski, polnischer Reichsschwertträger,
Starost von Marienburg 26. 31. 34. 39.
Bistram, preußischer Landbote 66.
Bizinski 162.
Blaspeil, Werner Wilhelm, Geheimer Rat
3. 36. 43. 207. 356.
Blenac, Graf, französischer Gouverneur in
Indien 397.
Blenck, Philipp Pieterßen, Schiffskapitän
393.
v. Blumenthal, Karl Kaspar, Geheimer Rat
43. 191».
Bohush, Basilius, russischer Gesandter
256—259. 262.
v. Borck, Achatius, Hauptmann von
Pr.-Holland 269. 270.
v. Borentin, Kammcrjunker 275.
v. Bornstädt, neumärkischer Regierungsrat
249. 250.
ßorowski, polnischer U. Stallmeister 26.
v. Börstel, Oberst 289.
v.Bose, k. sächsischer Kammerdirektor 853.
Brand, polnischer Kapitän 186.
v. Brand, Johann Arnhold, Hofjunker 273.
Brandenburg, Kurfürst v., Friedrich Wil-
helm 1—893.
, Kurfürstin Dorothea 348.
, Kurprinz Karl Emil 19—21. 23. 24.
27—31. 33—36. 41. 44. 46. 48. 58. 281.
, Kurprinz Friedrich 125. 309. 328.
456. 651.
, Prinz Ludwig 404. 406. 408.
Brandenburg, Prinz Philipp Wilhelm 354.
, Kurfürstin Elisabeth Charlotte 149.
v. Brandt, Christoph, neumärk. Kanzler
531. 535. 536. 541. 542. 543. 54'».
546. 548—557. 593.
, Eusebius, Kammerjunker 21.
, Friedrich, Resident 324. 405. 407.
409. 462. 531. 535. 536. 542. 545. 54*.
558—575. 579. 581. 587—589. 59*1*
604. 622—627. 649—666. 677. 690.
Branicki, polnischer Oberst 171. 186.
Braunschweig - Celle, Herzog v., Georg
Wilhelm 222. 345. 396. 425. 433. 441.
445. 448. 453. 455. 470. 497. 505.511.
541. 542. 546—549. 582. 597. ÖÖ. m.
660. 803. 859. 866. 870. 877.
— , Prinzessin Sophie Dorothea 445.
, Hannover, Herzog v., Johann Friedrich
25. 142. 399. 453. 466. 497. 5««.
— , Bischof von Osnabrück, Herzog von
Hannover, Ernst August 142. 425. 445.
522-524. 569. 584. 644. 661. 740. 750.
837. 838. 860. 862. 866. 870. 87S.
887.
— , Herzogin von, Sophie 871.
, Prinz Georg Ludwig 445.
, Prinzessin Sophie Charlotte C5I.
, v. Wolfenbüttel, Herzog v., Rudulf
August 396. 399. 603. 608. «59. 877.
v. Breitenau, Christoph Geutz, u!d«?n-
burgischer Kauzler 859. 864.
Breza, Constantin, Starost von Nowid*«»r
23. 94. 103. 106. 111. 123-12»;. I**.
132—134. 137. 156. 157. 17»:. 1.1
195. 196. 199—201. 215—217. :»34.
241. 282.
Brunetti, Abt 183.
v. Buch, Kamraerjunker 847.
v. Buchwald, Gosche, dänischer Gesandter
430. 431. 535. 568. 570. 575-578.
582. 587. 588. 593.
Buonvisi, päpstlicher Nuntius 36. 22**.
Burchard, eichstädtischer nofrat 7S7.
v. Burckersrode, k. sächsischer Gesandter
591.
Burowski, Starost von Graudenz 166.
v. d. Busche, Clamor, ravensberipscItT
Personenverzeichnis.
897
Amtekammerrat 439. 440. 592. 594.
699. 857—865.
Butendach, Halberstädtischer Vizekanzler
720.
Büttner, preußischer Kammermeister 100.
112. 151. 156. 296.
Buturlin, russischer Gesandter 233.
du Buy, polnischer Generalmajor, Starost
von Drabeim 26. 39.
v. Canitz, Friedrich, Hof- und Legationsrat
251. 446. 508. 697. 814—824. 888.
v. Canstein, Raban, Geheimer Rat 3. 36. 44.
Caprara, Albert, Graf 47.
Carlson, Graf 219.
Castel, Graf 795.
de Ia Cave, Piere, Generalmajor 321.
de Chamilly, französischer General 380.
Chandrzynski, polnischer Kommissar 69. 84.
Chitrow, Iwan, russischer Feldherr 284.
Chmelnicki, Kosak enhetman 322.
Choinacki, polnischer Offizier 169.
Chorongeow (Chorangic), Alexander,
russischer Pristaf 276.
Chowanski (Gawanski), russischer Feldherr
293. 299. 304.
Chwalkowski 112. 147. 177. 189. 192.
194-197. 200. 218—220. 226. 237.
Colbert, französischer Minister 338. 344.
364. 381. 382. 386. 388. 393. 395.
439.
Colbert - Croissy, französischer Minister
335. 336. 343. 380. 387-395. 404-420.
425-457. 461-526. 564. 566. 588.
594. 710.
Coln, Kurfürst von, Maximilian Heinrich
375. 380. 381. 498. 500. 502—509. 609.
634. 637. 638. 652. 658—660. 663. 666.
676. 686—700. 710. 712. 778. 781. 792.
793. 796-798. 801. 813. 814. 818.
821-823. 836. 859. 866—869. 874 bis
890.
Cölsch, Wilhelm, Sekretär 523.
Conde, Prinz Louis 4. 25. 31. 32. 35.
48. 51. 53. 55. 57. 59. 61. 385. 388.
Conti, Prinz Louis Armand 48. 53. 56. 57.
Coronini, Pater 39.
Corvey, Abt von 865. 883.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX.
I Cramp rieht, kaiserlicher Resident 519.
I Crequi, französischer Marschall 342. 346.
! 511. 513. 514. 782.
i v. Crockow, Ernst, pommerscher Regie-
, , rungsrat 72.
I , Lorenz Georg, Gebeimer Rat 46. 47.
59. 76. 78. 132. 171. 251. 329. 530.
| 535. 545 -547. 549—551. 593. 751 . 863.
du Cros, dänischer Gesandter 656.
i
. Croy, Herzog von,Ernst Bogislav, Statthalter
| von Preußen 68. 69. 88. 93. 1 13. 1 19. 1 53.
i 172. 174. 188. 189. 294. 296. 310. 318.
j Czarnecki, polnischer Feldschrciber 78.
[ 124. 126. 129. 130.
! Czartoryski, Florian, Erzbischof von Gnesen
| 22. 37. 39. 59.
i , Fürst, Woiwode von Wolhynien
! 140. 225.
I Da.browski, polnischer Kapitän 186.
Damerau, Bedienter 330.
! Dänemark, König von, Christian V. 9. 86.
j 89. 97. 117. 119. 157. 167. 203. 324.
i 343. 344. 371—373. 426. 427. 429.
! 430. 435. 437. 438. 441. 445. 446. 448.
| 455. 461. 465. 470. 471. 474. 499. 518.
' 520. 523. 525. 529—690. 709. 750. 754.
756. 782. 815. 846. 853. 857—866. 868.
! 876. 880. 881. 886.
i , Königin Charlotte Amalie 582. 682.
j , Prinz Georg 42. 45. 48. 52—54. 56.
57. 60-62. 466. 587. 631.
Dem ml er, ehemaliger Prediger 125. 138.
v. Derfflinger (Dörffling), Georg, Feld-
marschall 326. 540. 845. 893.
Desminieres, französischer Gesandter 590.
1 v. Diest, Friedrich Wilhelm, clevischer
i Regierungsrat 440. 514. 593. 643. 799.
863. 880.
> Dircksen, Laurentz, Schiffskapitän 393.
, Dolgorucki, russischer General 312. 314.
Domnin, russischer Gesandter 266. 288.
'. Dönhoff, Friedrich, Graf, Oberst 21. 45.
| 261. 262. 272.
' , Theodor, Oberkämmerer 109.
; , Wladislaus, Oberkämmerer, Woiwode
| von Pommerellen 26. 31. 47. 166. 168.
I 194. 222. 236. 243.
57
898
Personenverzeichnis.
Dörffler, schwedischer Resident 143. 212.
y. Dörffling, s. Derfflinger.
Dorohuwitz 198.
Doroszenko, Kosakenhetman 284. 288.
Dreher, Sachsen -gothaischer Reichstags-
gesandter 714.
Drzezinski, Landbote 112.
Dücker, k. cölnischer Rat 798. 817. 818.
820. 822. 878. 880. 881. 884.
Dzialynski, Woiwode von Marienburg
142. 166.
v. Ehrenschild, s. Biermann.
Eichstädt, Bischof von, Marquard Schenk
von Castell, kaiserl. Prinzipalkommissar
auf dem Reichstage 709. 719. 768. 778.
Enghien, Herzog von, Heinrich 25. 53.
England, König von, Karl II. 9. 89. 107.
269. 270. 384. 457. 715—718. 720. 778.
— , Prinzessin Anna 466.
Ente, cellischer Generalmajor 542.
Escheubrücher, Tilman, Berliner Bürger
271.
d'Espence, Beauvau, Graf 138. 333—335.
342. 343. 346. 348—350. 360. 363.
364. 368. 378. 380-387. 389. 392.
Eutin, Bischof von, August Friedrich von
Holstein 662.
Fagel, holländischer Ratspensionär 432.
449. 452. 861).
Kehr, Rat 43. 194.
Fersen, schwedischer Feldmarschall 13. 15.
Feuquieres, Marquis, französischer Ge-
sandter 78. 203. 433.
v. Fleming, Heinrich, Oberst 99. 100.
Forbin-Janson, Bischf von Marseille, fran-
zösischer Gesandter 4—7. 11 — 13. 51.
53. 58-63. 67. 71. 75. 76. 79. 95. 148.
Foucht', französischer Resident 742. 794.
823.
Francke, polnischer Oberstleutnant 186.
, Danziger Syndikus 77.
Frankreich, König von, Franz I. 372.
, Ludwig XIV. 5—15. 18. 40. 51. 243.
269. 270. 333—526. 530—532. 534.
538-540. 544. 549. 557. 564. 573.
603. 612. 617. 622. 650. 656. 659. CS2.
681. 686. 688. 689. 693. 694. 698.699.
703. 712. 715—718. 720. 726—729.731.
742. 746. 749. 751. 753. 759. 76a 787.
791. 793—797. 809. 823. 825. 829. 832.
840. 843. 847. 849—852. 855. 856.
858—861. 865. 868. 873. 876. 879.
880. 886. 889. 890.
— , Konigin Maria Theresia 385. 388. 416.
— , Dauphin, Ludwig 385. 388.
, Dauphine, Maria Anna Christine
v. Bayern 385. 388. 441.
Freudemann 400. 619.
Frischmann, franzosischer Resident 787.
Fromont (Formund), Bankier 100. 112.
167. 391.
Fuchs, Paul, Geheimer Sekretär, später
Geheimer Rat 151. 205. 329. 333. 334.
340. 342. 348. 350. 353. 368. 369. 3&
401. 426. 427. 439. 443. 450. 457. 4«.
467. 468. 475. 497—503. 515. 525. 532.
535. 576—584. 589. 593. 601. 606-615.
617. 621. 635. 642. 643. 655-tö7.
659. 665. 668—676. 683. 685. 700. 74«.
773. 807. 812. 826. 829. 843. 847. 84$.
855. 866—890.
Fürstenberg, Wilhelm, Cölner Domherr
367 (s. Bischof von Straßburg).
, Salzburger Domdechant 864.
, Felix Egon, s. Murbach.
Gabel, dänischer Gesandter 146. 18i'.
309—311. 313. 317. 477. 510. 535.
593. 605—617. 624. 650—652. föl.
658. 661. 666. 668. 674.
Galecki, Starost von Bromberg 41. 43. 5$.
107. 129. 131. 133—135. ISO. IUI. 1*7.
201. 211.
de la Gardie, Magnus, schwedischer Rfioh*-
kanzler 603.
Gawanski, s. Chowanski.
Gembicki, Bischof von Cujavien 59. Gl.
, Kastellan von Roggenhausen 56.
Georgi, Kanzleibeamter 294. 296. 307. 31t*.
Gerret, Leutnant 164.
v. Gersdorff, k. sächsischer Geheimer Rit
741. 834. 836—839. 848.
v. Giese, Bernhard, pfalzneubunrischer
Kaiumerrat 40. 47. 49. 51.
Personen Verzeichnis.
899
Gilgutt, Landbote 213. 231.
Gioe, dänischer Gesandter 189—192.221.
298. 300. 305. 312.
y. Gladebeck, Bodo, Geheimer Rat 1 18. 309.
Gninski, Johann, Woiwode von Culm 9.
26. 39. 83. 102. 122. 123. 132. 149. ?84.
de Goes, Bischof von Gurk 207. 730.
v. Goldstein, Heinrich Theobald, pfalz-
neuburgischer Kämmerer 40. 49.
v. d. Goltz, Joachim Rüdiger, General-
leutnant 31. 111. 178. 837.
, Major, Oberküchenmeister der polni-
schen Königin 78.
, Wilhelm, Rittmeister 111. 125.
, preußischer Hofmarschall 191*.
Goltz, Berliner Ratsherr 257.
Gören, Oberwachtmeister 543.
v. Görtzke, Joachim Ernst, Generalleutnant
214. 220. 222.
Grafenthal, schwedischer Gesandter 367.
848.
Grana, Marquis de, Statthalter der spani-
schen Niederlande 869.
Gratta, polnischer Postmeister 154.
Griffenfeld, dänischer Reichskanzler 556.
v. d. Groben, Georg Heinrich, Hauptmann
von Marienwerder 89. 138. 139.
, Oberstleutnant 168.
Gross, russischer Dolmetscher 302. 308.
v. Grote, hannoverscher Gesandter 497.
506. 508. 543. 547. 548. 621. 631.
632. 634. 635. 637. 639. 640. 641. 643.
646. 647. 650—652. 656. 667—676. 680.
687. 690. 800. 851. 886. 880. 883.
v. Grumbckow, Oberst 326. 328.
Grudzynski, Woiwode von Rawa 194.
Grzymultowski, Kastellan von Posen 39.
57. 61. 63. 64. 66. 80. 86. 93. 101.
128. 129. 131. 133. 137. 146. 149. 154.
157. 160. 162. 166—169. 171. 175. 176.
179. 180. 187. 190. 194. 195—200. 241.
v. Guericke, Otto, brandenburgischer Re-
sident 552. 624.
Gukrov (Chytrov), Bogdan, russischer Bojar
305.
Güldenlöw, Statthalter von Norwegen 571.
572. 575. 578. 580. 583. 677. 682-685.
Güldenstern, Starost von Stubm 26.
Güldenstolp, schwedischer Gesandter 581.
Gurszynski, Johann, Starost von Stargard
14. 24. 26. 165. 167. 173—177. 181.
184. 185. 222.
Gurzynski, großpolnischer Landböte 103.
129. 157.
Gyllenstierna, schwedischer Minister 529.
531. 557.
Hacki, Michael, Abt vonColbatz 103—105.
108. 117. 160. 163. 164.
Hahn, dänischer Oberjägermeister 536.
537. 556. 557.
Halbach, Oberstleutnant 168.
v. Hammerstein, cellischer Gesandter 542.
872.
Handorff, Leutnant 83.
Hannenko, Kosakenhetman 322.
d'Harcy, französischer Gesandter 478.
Harlay, französisch. Gesandter 800. 8 1 3. 82 1 .
v. Haugwitz, k. sächsischer Obermarschall
584. 837-839. 848.
v. Hazthausen, dänischer Oberstallmeister
176. 583. 628. 645—648. 656. 683. 685.
de la Haye, französischer Gesandter 745.
Hebdon, John, englischer Gesandter 310.
312. 317.
Heidekampf, Christian, Geheimer Kämmerer
156. 272. 292. 293. 296. 368.
v. Heimburg, wolfenbüttelscber Geheimer
Rat 543. 551.
Henniges, Gesandtschaftssekretär 697.
Herberstein, Graf, kaiserlicher Landes-
hauptmann in Glogau 196.
Herward, Baron, kaiserlicher Gesandter 1 24.
Hesse, Agent 267. 292. 293. 297. 298.
302-322.
Hessen -Kassel, Landgraf von, Karl 505.
573. 590. 607. 660. 803. 852. 888.
Hippel, Sekretär 264.
Hoeg (Heug), dänischer Gesandter 389.
405. 409. 410. 412. 418. 419. 564.
568. 571.
v. Hohndorf, Kaspar, Oberst 9. 69. 83.
84. 88. 210.
Holstein- Gottorf, Herzog von, Christian
Albrecht 349. 429. 440. 445. 557. 571.
900
Personenverzeichnis.
574. 51>7. 617. 626. 647. 667. 671.
673—686. 690. 756. 788. 854.
Holstein-Ploen, Herzog von, Johann Adolf
541. 543. 548. 741.
Homburg, Landgraf von, Friedrich 182.
188. 198.
Hörn, Bengt, schwedischer Feldmarschall
15. 168. 169.
, Heinrich, schwedischer Feldmarschall
16. 206. 210. 213. 215. 221. 225.
229—232.
v. Hoverbeck, Johann, Geheimer Rat 4.
8-10. 12. 14. 21-26. 34. 35. 39. 41.
42. 44. 47. 51. 53—67. 69—79. 91—97.
i)9. 104. 106-114. 120—126. 128—150.
152—158. 167. 170. 178-194. 206 bis
208. 211-215. 217—243. 250. 252.
254. 255. 200. 264. 287. 288. 386. 442.
— , der jüngere 570.
Ugen, Rüdiger, Sekretär 334. 335. 378.
380-382. 384—387.
Isebrandt, polnischer Kapitän 168. 171.186.
Iwanow, Larion, russischer Minister 311.
313. 318.
Jablonowski, Stanislaus Johann, Woiwode
von Reußen, K. U. Feldherr 26. 138.
1311. 145—147. 158. WO. 205. 231.
Jasocki, Landbote 111.
v. Jena, Friedrich, Geheimer Rat 88. 227.
31(J. 325. 329. 336. 353. 395—403.
417. 6%. 703. 834. 838. 839.
, Gottfried, Reichstagsgesandter 349.
389. 402. 403. 433. 456. 461. 521. 696.
698. 702—790. 794. 825—828.
Jensen, dänischer Kanzler 594.
Jesseu, dänischer Kammersekretär 561.
Johannes, Franziskauermönch 172.
, Pater 112.
Jodoci, Reichshofrat 880.
Joyeuse, Marquis de, französischer General
786.
Juel, Jeus, dänischer Geheimer Rat 575.578.
Kaiser, Karl V. 372.
, Leopold 9. 37. 52. 76. 89. 92. 133.
144. 118. 170. 195. 197. 198. 203. 236.
242. 253. 270. 281. 343. 355. 357. 3S7.
381. 421. 427. 431. 439. 440. 445. 452.
457. 458. 475. 513. 514. 523. 539. 590.
607—609. 650. 681. 694— 700. 7(4.
717. 742. 753. 754. 768—770. 774. 77&
782. 806. 807. 840—843. 845-847.
849—852. 854. 855. 872.
v. Kalckstein, Oberst 83.
v. Kanitz, s. Canitz.
Karpowic, Gregor, russischer Reicbskiniler
278. 280. 282. 283.
Keller, holländischer Agent 310. 317.
Kiewski, polnischer Kapitän 186.
v. Kleist, bayerischer Geheimer Rat 1"7.
110. 826.
Klenk, Conrad, holländischer Gesandter
297. 302. 305. 317.
Klokotzki, Plotzischer Landfähnrich 70.
238.
v. d. Knesebeck, Geheimer Rat 173. 177.
315. 703.
v. Knobelsdorff, Oberstleutnant ISO. 19i
Koch, schwedischer Kaufmann 317. 31 S,
Königsmarck, Graf, schwedischer General-
leutnant 206. 240. 631.
Koop, Graf, kaiserlicher Generalfeldxeug-
meister 132.
Koppen, Geheimer Rat 36. 309. 7Uo.
v. Körbitz, dänischer Reichsmarschall .V"*'.
556.
Korszeniewski, Starost von Kosteu 114.
122. 127-129. 134. 137. 149. 1>.
196. 197.
Korycki, polnischer Generalmajor. l'mer-
käinmercr von Culm 26. 48. Iu2.
Koslowski, Jurist 163. 165.
Kotowicz, Andreas, Kastellan von Wülj
78.
Krasinski, Albrecht, Woiwode von Masoüen
199.
, Johann, K. Referendarius 167. r.'v.
Krohn, Kapitän 83. 84.
Krzycki, Unterkämmerer von Kaiisch ;>'.'.
61. 103. 111. 112. 123— Il\*>. I-".'.
132—134. 149—151. 156. 1 Tt>. ltf.
201. 216. 217. 234.
, Unterkämmerer von Posen 80.
Personenverzeichnis.
901
Kurland, Herzog von, Jacob 15. 191. 192.
198. 203. 206. 210. 249. 259. 263.
274. 306.
, Prinz Ferdinand 328.
I*amberg, Graf, kaiserlicher Gesandter
474. 476. 516. 593. 621. 734. 823. 839.
841.
Lange, Futter marschall 322.
v. Ledebur, Jan, Drost von Petershagen
859.
v. Lehndorf, Legationsmarschall 97.
Leide!, bayerischer Vi*ek;. 827.
Lemra ermann Hamburger Ratsherr 552.
v. Leute, dänischer Gesandter 652. 858.
873, 877 879. 884.
Lesczyuaki,Johaon,polnischerK.G.Kanzler,
VVoiwode von Erakau 21. 39. 50. 79—82.
86. 90. 91. 93. 94. 101. 103. 109. 111.
123. 128. 131. 133. 156. 157. 160. 161.
163. 166. 170. 175. 176. 191. 194. 196.
197. 201. 216. 260.
, Starost von Fraustadt 94. 134. 147.
Liliehoeck, Andreas, schwedischer Ge-
sandter 6— 9. 12. 13. 74—77. 80.85—87.
89. 93. 112. 117. 119. 158— IM. 162.
163. 166. 177. 178. 183—185. 220.
231. 236. 321.
Liliencron, dänischer Gesandter 421. 453.
574. 575. 577. 590. 592.
Lilierodt, schwedischer Gesandter 400. 408.
410. 432. 511.
Lincker, dänischer Gesandter 535. 5G2.
568.
Lisola, Franz, kaiserlicher Gesandter 78.
Lobkowitz, Graf, kaiserlicher Gesandter 826.
Lomni, Hamburger Ratsherr 552.
Longueville, Herzog von 142.
Losch 222.
Lothringen, Herzog von, Karl IV. 33.
, Herzog von, Karl V. 4. 20. 29. 32
bis 34. 37. 40. Jl. 45-48. 52—62. 788.
Louvois, französischer Minister 341. 342.
345. 347. 349. 363—365. 374. 376.
377. 381. 382. 388. 390. 411. 414. 416.
439. 499.
Lubomirski, Georg, Fürst, K. G. Marschall
181. 252. 253.
Lubomirski, Hieronymus, K. Fähnrich 162.
213. 222. 229.
, Stanislaus, Fürst, K. Hofmarschall 33.
55. 109. 152. 153.
v. Ludwig, Ernst, Oberst 1 1 1.
Lukomski, Richter von Polock 231.
Lyhraht, Major 658.
Magdeburg, Administrator von, August
von Sachsen 714. 726.
Mainz, Kurfürst von, Anselm Franz von
Ingelheim 38. 429. 710. 711. 757. 764.
765. 771. 791 — TM. 799—804. 809.
817. 818. 821—824. 830.
Malacbowski, Bischof v. Culm, K. l\ Kanzler
156. 157. 222. 223. 238.
, Lunduote 239. 241.
Maligny, Graf 70.
Mansfeld, Graf, Heinrich, kaiserlicher Ge-
sandter 390. 391. 416. 418. 730. 735.
829.
Mantua, Herzog von, Ferdinand Karl 411.
414.
Mardefeld, schwedischer General 41. 282.
Marillac, franiosischer Intendant 411.
Marlotti, läneburgischer Generalmajor 630.
Uar tätigte, französischer Gesandter 430.
432. 434. 442. 455. 462—464. 532.
557. 564. 579. 581. 583. 585. 599.
Marquard, Sigmund, Jesnitenpater 105.
Marsilius, Petrus, russischer Gesandter
253. 254. 257 258. 262, 264.
Martelli, päpstlicher Nuntius 95.
Mathias, J., Postmeister 10G, *
Matricki, K. U.Stallmeister 64.
Matwejew, Artemon, russischer Ober-
präsident 277—283. 286. 287. 292. 293.
298-304. 307. 313.
v. Mayernberg, Augustin, kaiserlicher Ge-
sandter 78.
Mecklenburg - Schwerin, Herzog von,
Christum Louis 5.0. 512. 665. 853.
Meinders, Franz, Geheimer Rat 3. 36. 45.
130. 153. 188. 290. 295. 309. 333.
336—338. 340—379. 382. 384. 386.
387. 393. 395. 403. 417. 423. 438. 464.
467. 469. 471. 472. 515. 519. 523.
525. 535. 539. 549. 555. 558. 584.
902
Personenverzeichnis.
589. 601. 606—621. 623. 628—648.
657. 668—690. 708. 749. 754. 759.
766. 770. 806. 826. 834-839. 848. 869.
882.
Meinicke, Königsberger Katsherr 270. 289.
Mercy, Graf 417.
Metz, Bischof von, Georg d'Aubusson de
la Feuillade 727.
Mey, Reichshofrat, kaiserlicher Eon-
kommissarius in Regensburg 738. 763.
764. 768. 772. 777. 785. 787.
Meyer, dänischer Kriegsrat 371. 537—540.
Meyercrohn, dänischer Gesandter 342. 349.
372. 418—420. 425—427. 432. 433.
437. 438. 442. 443. 448. 450. 452. 453.
457. 463. 466. 470. 472-474. 476 bis
478. 480. 502. 507. 510. 512. 513. 516.
518. 520. 521. 523-525. 531. 576.
577. 579. 581. 586. 594. 641. 666. 668.
684. 890.
Miaskowski, Kastellan von Sandec 80.
Mierczynski, Johann, Hof rat 250. 251.
Mignon, Commis 392. 470. 478. 521. 524.
Mikulin, Iwan, russischer Kanzler 285.
Milewski, polnischer Major 169. 186.
Minesius, Paul, Oberst, russischer Ge-
sandter 265. 269. 270. 272. 273.
Modeua, Herzog vou, Francesco 54.
, Prinz Reginald 53. 54. 56. 61. 62.
Möller, Fleischer in Danzig 181.
Monceau, französischer Intendant 365.
Montecuccoli, Graf, kaiserlicher General-
leutnant 754.
Morstein, Andreas, polnischer K.G.Schatz-
meister 19. 26. 30. 32. 38. 40. 49. 50.
57. G6. 87. 112. 221. 234. 242. 374.
389. 464.
, Felix, litauischer U. Stallmeister 19.
23. 100. 151. 270.
Moskau, Zar vou, Alexei 45. 56. 247. 250
bis 303.
, Zar Feodor 267. 303—330.
, Prinz Alexei 29. 45. 260. 261. 264.
, Prinz Iwan 303.
, Prinz Peter 303.
, Zarin Natalia 304.
Mostowski, Landschreiber vou Plock 112.
Mühlen, zur, münsterscher Vizekanzler
858. 864. 878.
Münster, Bischof von, Ferdinand tod
Fürstenberg 399. 425. 429. 439. 440.
441. 444. 448. 449. 454. 566. 590. 591
594. 595. 597. 609. 611.634.637.638.
699. 700. 750. 803. 822. 826. 857-867.
, Bischof von, Maximilian Heinrich,
8. Cöln.
Murbach, Abt von, Felix Egon von Fürsten-
berg 500. 657. 868. 887.
Naruskin, Kirillow 277.
Nasczokin, russischer Kanzler 256. 26-
263.
Nassau, Fürst von, Johann Franz 7SS.
, Fürst von, Wilhelm Moritz 788.
, Fürst von, Heinrich Kasimir, Statt-
halter von Friesland 870.
Nettelhorst, Major 289.
Neuburg, Pfalzgraf von, Philipp Wilhelm
4. 28. 36. 40. 41. 43. 45—48. 53. w.
256. 723. 724. 726. 727.
, Prinz Johann Wilhelm 4. 29. 45. 4*.
52—54. 56—62.
, Prinzessin 81.
Niemyricz, Stephan, U. Kämmerer yoü
Kiew 17. 55. 56. 121. 184. 2U1-2«*.
211. 215. 217. 218. 220. 228.
Nixdorff, Advokat in Danzig 77.
Nostitz. Graf, kaiserlicher Gesandter 7u*.
v. Oberg, braunschweigischer Gesandter
650. 674. 883.
v. Oelsnitz, Geheimer Rat 251. 261.
Ogiuski, Woiwode von Polock 74.
, Woiwode von Troc 124. 193. 231.
237.
Oldenburg, Graf von, Anton 550. 554.
556. 557.
Olivencrantz, schwedischer Gesandter 3oti.
Olszowski, Andreas, Bischof von Culra,
polnischer U. Kanzler, Erzbischof k«l
Gnesen 23. 26. 27. 30. 32. 40. 42. 61.
66. 71. 78. 91. 100. 102. 103. 10S. 11U
111. 122. 136. 137. 141. 148. 149.1M.
152. 156. 168. 2<iO.
Personenverfeichnis.
903
Olszowski, Hieronymus, K. U. Truchseß
121. 137.
Opacki, Albert, Unterkämmerer von War-
schau 37—39. 110. 111. 114. 156.
Opalinski, Johann, Woiwode von Kaiisch
39. 98. 124. 129. 131. 133. 136. 157.
176. 196. 197. 201. 215-217.
, Kasimir Johann, Abt von Biesen,
Koadjutor von Posen 133. 201. 21 1. 216.
Oranien, Prinz von, Wilhelm, General-
statthalter der Niederlande 39. 148. 342.
428. 445. 449. 452. 455. 457. 465. 466.
470. 497. 502. 563. 695. 869. 884. 888.
Orleans, ITerzog von, Philipp 385. 388. 389.
, Herzogin von, Charlotte Elisabeth
385. 388. 389. 416.
v. d. Osten, Erdmann Christoph, Landvogt
von Stolpe und Schlawe 182.
Ostfriesland, Fürstin von, Christine Char-
lotte 658.
Owstin, schwedischer Regieningsrat 368.
Oxenstierna, Bengt, seh wedischer Gesandter
207. 208. 356. Minister 531. 587.
, Gustav, schwedischer Gesandter 291.
420. 433.
Paderborn, Bischof von, Ferdinand
v. Fürstenberg, s. Münster.
, Bischof von, Hermann Werner
v. Wolf-Metternich 867. 872. 873. 877.
879. 882. 885.
Palbitzki, schwedischer Gesandter 251.
Pantzer, Major 190.
Paz, Christoph, litauischer G. Kanzler 9.
3t. 33. 41. 48. 50. 56. 61. 67. 91. 92.
95. 108. 126. 131. 132. 135. 152. 158.
211. 220. 223. 225. 226. 252. 255.
— , Clemens 132.
, Michael, litauischer G.Feldherr 15 bis
17. 21. 25. 42. 76. 78. 108. 109. 123
bis 125. 132. 142. 143. 146. 158. 163.
169. 170. 180. 182. 187—189. 191.
193. 198. 203. 205. 208—210. 214.
217. 220. 221. 223. 225—231. 236.
237. 239. 321.
, Nicolaus Stephan,BischofvonWilna42.
Persius, Resident 386.
Pettecum, dänischer Gesandter 577. 593.
Pfalz, Kurfürst von, Karl Ludwig 334.
384. 389. 391. 392. 711. 713. 716.
718. 721.
, Karl 334. 389. 419. 426. 428. 573.
592. 595. 725. 778. 792. 794. 795.
801. 818. 820. 821. 826. 836.
Piaseczinski, Kastellan von ßrzesc 66. 112.
145. 225. 237.
Pieniazek 124. 140.
Pikarski, Hofprediger 95.
Piquetiere, französischer Gesandter 432.
590.
v. Platen, hannoverscher Gesandter 399.
872.
Plemont 377. 378.
v. Plettenberg, paderborner Domherr 864.
875.
, paderborner Gesandter 875.
Pobenskii, Daniel, russischer Gesandter
314.
v. Podewils, Bogislav, Oberkriegskom-
missar 88.
Polen, König von, Alexander 31.
, Boleslav Chrobry 96.
— , Johann III. (Sobieski) 4—18. 64—243.
288. 289. 369. 400. 410. 411. 439. 441.
457. 458. 463. 656. 849.
, Jobann Kasimir 95. 104. 107. 249
bis 256. 260.
, Michael III. (Wiszniowiecki) 3. 10. 20.
94. 95. 142. 265. 266. 269. 271. 282.
284. 287.
, Sigismund III. 106. 148.
, Königin Maria Kasimira 7. 12. 13.
63—65. 67. 75. 81. 122. 123. 125.
128. 150. 161. 187. 204. 205. 238.
242. 243.
, — Eleonore 21. 22. 25. 28—30. 33.
34. 63. 146. 281. 282.
, — Helena 31.
, — Luise 76.
Polubinski, litauischer Marschall 203. 231.
Pomponne, Marquis, französischer Minister
5. 341. 345-349. 362-377. 544. 550.
Pordichow, Jacob, russischer U.Kanzler 278.
de la Porta, Otto, Abt von Banz, kaiser-
licher Gesandter 171. 176.
904
Personenverzeichnis.
Pott, dänischer Oberst. 598.
Potocki, Andreas, Woiwode von Kiew
56. 78.
, Woiwode von Sieradien 78.
Prebentow, Oberst 47. 66. 155. 177.
Previlly, Marquis de, französischer Admiral
631.
PronckhofF, Iwan, russischer Gesandter 314.
Rabe, Fiskal 138.
Radzieowski, Bischof von Ermland 168.
Radziwill, Bogislav, Fürst, preußischer
Statthalter 193. 194. 249-251. 253.
254. 261. 262. 279.
, Michael, Fürst, litauischer U.Feldherr
26. 55. 62. 69. 70. 73. 101. 108. 143.
193. 213. 229. 232. 238. 240.
, Stanislaus Kasimir, Fürst von Kletzk
55. 69. 70. 73. 193. 206. 238.
, Charlotte, Prinzessin 43. 69. 70. 73.
148. 193. 204. 205. 238. 279. 297. 301.
374. 404. 406.
Rasin, Stenka, russischer Bauernführer
273. 287.
Raule, Benjamin, Marinedirektor 164. 339.
344. 552. 690.
— , Johann 393.
Rebenac, Francis, Marquis, französischer
Gesandter 334-338. 342. 366. 373.
382. 385. 386. 3*8. 391. 393—404.
412. 413—417. 419. 421—423. 426.
432. 434. 435. 438. 439. 442. 446. 448.
450—452. 455. 456. 461. 463. 464.
466. 467. 469—473. 475. 478. 480.
49S. 501. 506—508. 515—518. 520.
522. 541. 550. 551. 554. 564. 571». 586.
600—603. 605 — G 16. 618—620. 622.
640. 641. 6.">0. 652. 670. 677. 705.
721. 801. 809. 843. 876.
Reiser, holländischer Kapitän 297.
Reventlow, Graf, dänischer Minister 571.
572. 575. 578. 580. 583. 592. 593. 597.
623. 627. 635. 637. 642. 643. 656. 659.
M 1—664. 6S2— 685. 688.
Rey, Woiwode von Lublin 48. 103. 149.
151. 239.
Kinhuber, Laurentius 269.
Rüther*, Graf v. 865. 882.
Romain, polnischer Oberstleutnant 165.
167.
Romanzow, Semeno, russischer Gesandter
328—330.
Romodanowsky, Gregor, rassischer Feld-
herr 284.
, Jurgon, russischer Gesandter 314.
Romswinckel, Mathias, cle vi scher Vize-
kanzler 38.
Ronischild, schwedischer Qofrat 400.
Rosenberg, Graf, kaiserlicher Gesandter
806—808. 816. 818.
, Dr., Arzt 303—305. 315.
Rosny, Marquis 137.
de Roye, Graf, dänischer Feldmarsehall
510. 591. 651. 664—666.
v. Ruck, Melchior, Hof- und Legationsrat
390. 558. 589. 635. 695. 697. 743.
791—814. 826.
v. Rumohr, dänischer Geheimer Rat 5^\
592.
Ruprecht, Pfalzgraf 39.
Rußland, s. Moskau.
Rybinski 132. 135. 141.
Ruvigny 203. 390.
Sachsen, Kurfürst von, Johann Geonr II.
39. 77. 222. 270.
, Johann Georg 111. 475. 505. 5»*!».
584. 590—592. 633. 634. 644. 652.
660. 687. 698. 699. 711. 758. 77«'.
793. 814. S34— 856. 860.
, Gotha, Herzog von, Friedrich 711.
757. 852. 853. 888.
, Lauenburg, Herzog von, Franz Juliu*
475. 662. S42. 853.
, Merseburg, Herzog von, Christian 814.
, Weimar, Herzog von, Wilhelm Em>t
852. 853. 888.
Salm, Graf v. 716.
Samoilowicz,Iwan, russischer Feldherr 2^4.
Sapieha, Land boten marschall 55. 66. 213.
219. 235.
, Woiwode von Plock k)%2. 74. 193.
, litauischer Schatzmeister 231.
Sarbiewski, Landbote 239.
Savel, englischer Gesandter 3*9.
Savoyen, Prinz \on, Thoraas 35. 62.
Personenverzeicbnis.
905
Schick, dänischer Generalmajor 583.
Schaffgotsch, Graf, kaiserlicher Gesandter
39. 55. 59. 61.
Schallort, k. mainzischer Gesandter 821.
Schereniet, russischer General 279.
Scheremetjew, Woiwode von Nowgorod
275. 285.
Seherer, österreichischer Reichstags-
gesandter 723.
Schimmelpfennig, preußischer Stallmeister
272.
Schirmer, Samuel, Geheimer Sekretär
824—327. 330.
v. Schlichen, Bodo, Oberst 84. 85.
y. Schmettau, Gesandter am kaiserlichen
Hofe 779.
, Graf, 105. 106. 116. 117. 119. 148.
Schmid, bayerischer Kanxler 827.
v. Schmising, munsterscher Domherr 621.
817. 858. 860. 863. 864. 867. 878.
Schomberg, französischer Marschall 517.
787.
Schönbeck, neumärkischer Regierungsrat,
Reichstagsgesandter 696. 729—790.
y. Schönborn, k. mainzischer Gesandter
800. 809. 813. 816. 821.
Scbönheim, k. kölnischer Geheimer Rat 878.
y. Schöning, Generalmajor 232.
Schott, k. sächsischer Reichstagsgesandter
706. 707. 776. 788. 800. 834.
Schreining, Hamburger Syndikus 552.
Schumann, Daniel, Danziger Sekretär 38.
114. 143. 218. 229. 241.
Schutz, cellischer Kanzler 537. 541.
Schweden, König von, Karl XI. 13. 40.
76. 89. 133. 183. 184. 223. 271. 281
bis 287. 295. 309. 418. 461. 525. 529.
531. 560. 582. 598. 630. 715. 723.
y. Schwerin, Otto, Oberpräsident 4. 19.
27. 30. 36. 38. 41. 51. 68. 77. 121.
153. 181. 214. 220. 250. 253. 257.
270-272. 309. 318. 325-330. 333.
353-361. 366. 368.
— , Otto, d. Jüngere, Geheimer Rat 329.
334. 461. 462. 703. 765.
Scultetus, Joachim, neumärkischer Kammer-
meister 9. 14. 79—82. 93—95. 97 bis
Mater, z. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XIX.
103. 104. 109—112. 122. 123. 126 bis
128. 130—137. 143. 147. 156. 158 bis
171. 177—180. 184. 191. 197. 199
bis 203. 208. 215—218. 227. 233. 240.
260. 265. 266. 271-302. 330.
Sehestedt, dänischer Gesandter 45. 62.
Seignelay, Marquis, französischer Minister
478.
Seppeville, französischer Gesandter 480.
841.
Siebenbürgen, Fürst von, Apaffy 96.
Sieniawski, polnischer K. Fähnrich 63. 78.
Sienitzki, Mundschenk von Chelm 73. 112.
Skoraszewski, posenscher Landfähnrich
65. 67. 68. 70. 73. 76. 108. 109. 115
bis 118. 127. 129. 140.
Sobieski, Johann, polnischer G. Feldherr
4. 21. 22. 24. 29. 31. 33. 35. 39 bis
43. 45. 46. 48—51. 53. 55—64. 101
(s. Johann III., König von Polen).
— , Jakob 208.
Soissons, Graf von, Louis Thomas 35.
57. 59.
Sokolinski 213. \
Sokolnicki, Truchseß von Kaiisch 112.
v. Somnitz, Lorenz Christoph, Geheimer
Rat 36. 46. 72. 90. 104. 106. 114. 118.
123. 257. 258. 290.
v. Spaen, Alexander, Generalleutnant 346.
376. 377. 380. 381. 598. 863. 865.
Spanheim, Ezechiel 334—338. 383—395.
397. 404—420. 425—456. 460—526.
531. 565—568. 576. 577. 585. 586.
588. 594—598. 600. 602. 617. 618.
620. 624. 634. 641. 644. 647. 656. 657.
659. 664—666. 668. 684. 685. 749. 789.
799. 876. 890.
Spanien, König von, Karl II. 63. 86. 236.
390. 622. 727. 779. 832.
v. Staden, russischer Oberst 276.
Stephanowicz, Iwan, russischer Kanzler
285.
Stodert, Danziger Subsyndikus HO. 143.
Stoschius, Geheimer Sekretär 614.
Straetman, pfalzneuburgischer Vizekanzler
und Gebeimer Rat 49. 53. 59. 61—63.
419. 734. 739. 808. 817.
58
906
Personenverzeichnis.
Straßburg, Bischof von, Franz v. Fürsten-
berg 380. 497. 498. 500. 686. 687.
, Bischof von, Wilhelm v. Fürstenberg
700. 792. 793. 796—798. 822. 868.
875-880. 884—890.
Strauch, Aegidius, Dr., Prediger in Danzig
10. 77. 78. 110. 120. 134. 160. 163.
165. 167. 168. 172—176. 179. 185.
194. 197. 203.
v. Strziska, Kammerjunker 226. 231.
Styla, Adam, Dolmetscher 324—327.
Sully, Herzog von 137.
Swiderski, polnischer Gesandter 298. 300.
305. 308. 312.
Swieczicky, Bischof von Chelm 149.
151.
Szcruba, Abt von Marien Paradies 31.
Szilinski, Kastellan von Kaminiec 124.
Szulc, K.Metrikant 178.
Szumowski, Hofschatzmeister 154.
Taff, lothringischer Gesandter 58.
Tambonneau, französischer Gesandter 430.
431. 497. 500. 877. 882. 884. 886.
Tarlo, Woiwode von Sendomir 78.
Taube, polnischer Oberst 222.
Taxis, Graf, Generalpostmeister 719.
Tecklenburg, Graf von 598. 865.
v. Tettau, Hauptmann von Lötzen 121.
151. 154. 155.
v. d. Tocht, Adrian, holländischer Ge-
sandter 175.
Tourmont, premier comrais 353. 367. 377.
378. 386.
Trier, Kurfürst von, Johann Hugo v. Ors-
beck 429—431. 502. 511. 514. 711.
778. 792. 793. 795. 796. 801. 803. 813.
814. 820. 822. 823. 836. 855. 869. 877.
879. 881. 885.
Trzebicki, Andreas, Bischof von Krakau
22. 23. 25. 42. 59—61. 66. 67. 103.
10i>. 121. 141. 148. 151. 152. 170.
196. 200. 220.
Trzebowski, polnischer Oberstleutnaut 169.
186. 217.
Tschadajew, russischer Gesandter 233.
Tucholka, Unterkam nierer von Marien-
barg 26.
Tyszkiewicz, litauischer Vorschneider 193.
Uffelmann, Hamburger Ratsherr 629. 630.
Ukrainzew, russischer Gesandter 265.
Tal, Marquis del, spanischer Gesandter 871.
Vaubrun, französischer Gesandter 355.
Vendome, Herzog von, Ludwig 25. 35.
Verjus, französischer Gesandter 349.401
433. 456. 477. 520. 703. 707. 706. 7 10.
711. 716. 717. 719. 726—728. 731.745.
749. 757. 759. 760. 762.764.765.768.
771. 772. 776. 777. 782. 783. 785-789.
831. 841.
Villars, französischer Gesandter 471473.
477. 505. 507. 512. 520. 521. 62a 623.
629. 631. 633. 637. 651.662.663.670.
677. 682.
Violet 219.
Vitry, Herzog von, französischer Gesandter
386. 454.
Wackerbart, lüneburgiscber Gesandter
597. 606. 627. 628. 668. 669. 67?.
680. 682.
Waldeck, Fürst von, Georg Friedrich 441
444. 533. 695. 741. 748. 792. $61
863. 869.
v. Waiden, Sebastian, Oberkriegskom-
missar 88.
v. Waldersdorff, kaiserlicher Gesandter S23.
Waliuski, Wasili, Woiwode von Pleskow
274. 285.
Wangelin, schwedischer Oberst 41. '-$-.
v. Wedeil, Hof rat 21.
, Kammergerichtsrat 111. 176. 181. 1S4.
, dänischer General 536. 548.
Weiße, Sekretär, Amtskammerrat 2S9. 291.
324. 327.
v. Weiden, Oberstallmeister des Bischofs
von Eichstadt 723.
Welling, schwedischer Gesandter 571. 581.
582. 588. 619. 641. 643.
v. Werthern, k. sächsischer Geheimer Rat
853.
Wibbers, paderborner Vizekanzler 864. 875.
Personen Verzeichnis.
907
Wibe, dänischer Geheimer Rat 575. 580.
Wiehert, Christoph, Resident 4. 9. 23.
54. 85. 91. 92. 96. 97. 100. 108. 112.
114. 151—154. 181. 219. 235. 242.
Wielopolski, K.Truchseß, K.U.Kanzler,
K. 6. Kanzler 157. 166. 168. 182. 195.
222. 228. 238.
Wierzbowski, Bischof von Posen 122. 149.
151. 211. 212. 225. 235.
Wilich, Baron 378.
Wilintarski, Fraustadter Burgschreiber 24 1 .
Windischgrätz,Graf, kaiserlicher Gesandter
517. 773. 774. 776. 777. 782. 783. 786
bis 789. 849.
Winius, russischer Gesandter 265.
Wintgens, münsterscher Kriegsrat 508. 663.
Wiszniowiecki, Demetrius, Fürst, K. G. Feld-
herr 16. 112. 123-125. 127. 128. 143.
145. 147. 158. 162. 170. 190—192.
199. 205. 213. 222. 229. 230.
Witwicki, Stanislaus, polnischer Kanzlei-
regent 114. 130. 143. 144. 151. 163.
170. 183. 185. 224. 240.
Wobbe, Jesuitenpater 105.
Wolf, Baron 191. 203.
Wolffrath, schwedischer Gesandter 587.
590.
Wolinski, russischer Gesandter 314.
W ran gel, schwedischer Adrairal 142.
— , schwedischer Reichsfeldherr 294.
Württemberg, Administrator von, Friedrich
Karl 440. 595. 803. 820.
Wydzga, Johann Stephan, Bischof von
Ermland, später K.V.Kanzler, Erzbiscbof
von Gnesen 100. 109. 138. 147—151.
155. 156. 168. 183. 235.
York, Herzog von, Jacob 29.
Zaluski, Andreas, Abt von Stergemieschew
137.
Zawacki, Starost von Putzig 26. 66. 101.
102. 112. 150.
Zielecki, polnischer Reichsjägermeister,
Starost yon Bromberg 26.
Zieronski, kaiserlicher Resident 76. 89.
190. 197. 203. 212. 226.
Zucbowski, Kastellan von Wisna 151.
Zweibrücken, Pfalzgraf von, Friedrich
Ludwig 702.
Sttntoid mvwm»» l««*"
3 6105 124 i1.4,,4,?0,
D4-91
v 19
Stanford University Libraries
Stanford, California
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