Skip to main content

Full text of "Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg"

See other formats


This  is  a  digital  copy  of  a  book  that  was  preserved  for  generations  on  library  shelves  before  it  was  carefully  scanned  by  Google  as  part  of  a  project 
to  make  the  world's  books  discoverable  online. 

It  has  survived  long  enough  for  the  Copyright  to  expire  and  the  book  to  enter  the  public  domain.  A  public  domain  book  is  one  that  was  never  subject 
to  Copyright  or  whose  legal  Copyright  term  has  expired.  Whether  a  book  is  in  the  public  domain  may  vary  country  to  country.  Public  domain  books 
are  our  gateways  to  the  past,  representing  a  wealth  of  history,  culture  and  knowledge  that's  often  difficult  to  discover. 

Marks,  notations  and  other  marginalia  present  in  the  original  volume  will  appear  in  this  file  -  a  reminder  of  this  book's  long  journey  from  the 
publisher  to  a  library  and  finally  to  you. 

Usage  guidelines 

Google  is  proud  to  partner  with  libraries  to  digitize  public  domain  materials  and  make  them  widely  accessible.  Public  domain  books  belong  to  the 
public  and  we  are  merely  their  custodians.  Nevertheless,  this  work  is  expensive,  so  in  order  to  keep  providing  this  resource,  we  have  taken  Steps  to 
prevent  abuse  by  commercial  parties,  including  placing  technical  restrictions  on  automated  querying. 

We  also  ask  that  you: 

+  Make  non-commercial  use  of  the  file s  We  designed  Google  Book  Search  for  use  by  individuals,  and  we  request  that  you  use  these  flies  for 
personal,  non-commercial  purposes. 

+  Refrain  from  automated  querying  Do  not  send  automated  queries  of  any  sort  to  Google's  System:  If  you  are  conducting  research  on  machine 
translation,  optical  character  recognition  or  other  areas  where  access  to  a  large  amount  of  text  is  helpful,  please  contact  us.  We  encourage  the 
use  of  public  domain  materials  for  these  purposes  and  may  be  able  to  help. 

+  Maintain  attribution  The  Google  "watermark"  you  see  on  each  file  is  essential  for  informing  people  about  this  project  and  helping  them  find 
additional  materials  through  Google  Book  Search.  Please  do  not  remove  it. 

+  Keep  it  legal  Whatever  your  use,  remember  that  you  are  responsible  for  ensuring  that  what  you  are  doing  is  legal.  Do  not  assume  that  just 
because  we  believe  a  book  is  in  the  public  domain  for  users  in  the  United  States,  that  the  work  is  also  in  the  public  domain  for  users  in  other 
countries.  Whether  a  book  is  still  in  Copyright  varies  from  country  to  country,  and  we  can't  off  er  guidance  on  whether  any  specific  use  of 
any  specific  book  is  allowed.  Please  do  not  assume  that  a  book's  appearance  in  Google  Book  Search  means  it  can  be  used  in  any  manner 
any  where  in  the  world.  Copyright  infringement  liability  can  be  quite  severe. 

About  Google  Book  Search 

Google's  mission  is  to  organize  the  world's  Information  and  to  make  it  universally  accessible  and  useful.  Google  Book  Search  helps  readers 
discover  the  world's  books  while  helping  authors  and  publishers  reach  new  audiences.  You  can  search  through  the  füll  text  of  this  book  on  the  web 


atjhttp  :  //books  .  qooqle  .  com/ 


Über  dieses  Buch 

Dies  ist  ein  digitales  Exemplar  eines  Buches,  das  seit  Generationen  in  den  Regalen  der  Bibliotheken  aufbewahrt  wurde,  bevor  es  von  Google  im 
Rahmen  eines  Projekts,  mit  dem  die  Bücher  dieser  Welt  online  verfügbar  gemacht  werden  sollen,  sorgfältig  gescannt  wurde. 

Das  Buch  hat  das  Urheberrecht  überdauert  und  kann  nun  öffentlich  zugänglich  gemacht  werden.  Ein  öffentlich  zugängliches  Buch  ist  ein  Buch, 
das  niemals  Urheberrechten  unterlag  oder  bei  dem  die  Schutzfrist  des  Urheberrechts  abgelaufen  ist.  Ob  ein  Buch  öffentlich  zugänglich  ist,  kann 
von  Land  zu  Land  unterschiedlich  sein.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  sind  unser  Tor  zur  Vergangenheit  und  stellen  ein  geschichtliches,  kulturelles 
und  wissenschaftliches  Vermögen  dar,  das  häufig  nur  schwierig  zu  entdecken  ist. 

Gebrauchsspuren,  Anmerkungen  und  andere  Randbemerkungen,  die  im  Originalband  enthalten  sind,  finden  sich  auch  in  dieser  Datei  -  eine  Erin- 
nerung an  die  lange  Reise,  die  das  Buch  vom  Verleger  zu  einer  Bibliothek  und  weiter  zu  Ihnen  hinter  sich  gebracht  hat. 

Nutzungsrichtlinien 

Google  ist  stolz,  mit  Bibliotheken  in  partnerschaftlicher  Zusammenarbeit  öffentlich  zugängliches  Material  zu  digitalisieren  und  einer  breiten  Masse 
zugänglich  zu  machen.  Öffentlich  zugängliche  Bücher  gehören  der  Öffentlichkeit,  und  wir  sind  nur  ihre  Hüter.  Nichtsdestotrotz  ist  diese 
Arbeit  kostspielig.  Um  diese  Ressource  weiterhin  zur  Verfügung  stellen  zu  können,  haben  wir  Schritte  unternommen,  um  den  Missbrauch  durch 
kommerzielle  Parteien  zu  verhindern.  Dazu  gehören  technische  Einschränkungen  für  automatisierte  Abfragen. 

Wir  bitten  Sie  um  Einhaltung  folgender  Richtlinien: 

+  Nutzung  der  Dateien  zu  nichtkommerziellen  Zwecken  Wir  haben  Google  Buchsuche  für  Endanwender  konzipiert  und  möchten,  dass  Sie  diese 
Dateien  nur  für  persönliche,  nichtkommerzielle  Zwecke  verwenden. 

+  Keine  automatisierten  Abfragen  Senden  Sie  keine  automatisierten  Abfragen  irgendwelcher  Art  an  das  Google-System.  Wenn  Sie  Recherchen 
über  maschinelle  Übersetzung,  optische  Zeichenerkennung  oder  andere  Bereiche  durchführen,  in  denen  der  Zugang  zu  Text  in  großen  Mengen 
nützlich  ist,  wenden  Sie  sich  bitte  an  uns.  Wir  fördern  die  Nutzung  des  öffentlich  zugänglichen  Materials  für  diese  Zwecke  und  können  Ihnen 
unter  Umständen  helfen. 

+  Beibehaltung  von  Google -Markenelementen  Das  "Wasserzeichen"  von  Google,  das  Sie  in  jeder  Datei  finden,  ist  wichtig  zur  Information  über 
dieses  Projekt  und  hilft  den  Anwendern  weiteres  Material  über  Google  Buchsuche  zu  finden.  Bitte  entfernen  Sie  das  Wasserzeichen  nicht. 

+  Bewegen  Sie  sich  innerhalb  der  Legalität  Unabhängig  von  Ihrem  Verwendungszweck  müssen  Sie  sich  Ihrer  Verantwortung  bewusst  sein, 
sicherzustellen,  dass  Ihre  Nutzung  legal  ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  ein  Buch,  das  nach  unserem  Dafürhalten  für  Nutzer  in  den  USA 
öffentlich  zugänglich  ist,  auch  für  Nutzer  in  anderen  Ländern  öffentlich  zugänglich  ist.  Ob  ein  Buch  noch  dem  Urheberrecht  unterliegt,  ist 
von  Land  zu  Land  verschieden.  Wir  können  keine  Beratung  leisten,  ob  eine  bestimmte  Nutzung  eines  bestimmten  Buches  gesetzlich  zulässig 
ist.  Gehen  Sie  nicht  davon  aus,  dass  das  Erscheinen  eines  Buchs  in  Google  Buchsuche  bedeutet,  dass  es  in  jeder  Form  und  überall  auf  der 
Welt  verwendet  werden  kann.  Eine  Urheberrechtsverletzung  kann  schwerwiegende  Folgen  haben. 

Über  Google  Buchsuche 

Das  Ziel  von  Google  besteht  darin,  die  weltweiten  Informationen  zu  organisieren  und  allgemein  nutzbar  und  zugänglich  zu  machen.  Google 
Buchsuche  hilft  Lesern  dabei,  die  Bücher  dieser  Welt  zu  entdecken,  und  unterstützt  Autoren  und  Verleger  dabei,  neue  Zielgruppen  zu  erreichen. 


Den  gesamten  Buchtext  können  Sie  im  Internet  unter  http  :  //books  .  google  .  com  durchsuchen. 


BN  UND 


FRIEDRICH  WILHELM 


!    '    4 

. 

URKUNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 

ZUR  GESCHICHTE 

DES 

KURFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBURG. 


AUF  VERANLASSUNG  SEINER  HOCHSEIJGEX  MAJESTÄT  DES  KAISEIiS 
FRIEDRICH  ALS  KRONPRINZ  VON  PREUSSEN. 


NEUNZEHNTER  BAND. 

POLITISCHE  VERHANDLUNGEN. 

ZWÖLFTER  BAND. 

ÜERAUSGEGEBEN 

VON 

Dp.  FERDINAND  HIRSCH, 

PROFESSOR  AM  KÖNIG  STÄDTISCH  EX  REALGYMNASIUM  ZU  HERLIX. 


IHiRLIN. 

DRIVK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER. 
1900. 


URKUNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 

ZUR  GESCHICHTE  DES 

KURFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBURG. 


NEUNZEHNTER  BAND. 

POLITISCHE  VERHANDLUNGEN. 
ZWÖLFTER  MND. 

HERAUSGEGEBEN 

VON 

Dr.  FERDINAND  HIRSCH, 

PROFESSOR  AH  K0NIGSTÄDT18CHKJJ  REALGYMNASIUM  ZU  BERLIN. 


BERLIN. 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER. 
1906. 


Vorwort. 

Die  beiden  ersten  Abschnitte  dieses  Bandes  bilden  eine 
Ergänzung  zu  dem  vorhergehenden  18.  Bande,  gehören  auch 
noch  zu  der  in  diesem  behandelten  Periode  (1676 — 1679), 
und  zwar  hat  der  Herausgeber,  da  in  den  vorhergehenden 
Bänden  die  Beziehungen  des  Kurfürsten  zu  Polen  nur  bis  1673, 
zu  Rußland  nur  bis  1660  verfolgt  waren,  sich  genötigt  gesehen, 
hier  noch  etwas  weiter  zurückzugehen,  in  dem  ersten  mit  dem 
Tode  König  Michaels  (10.  November  1673)  zu  beginnen  und 
in  der  Einleitung  zu  dem  zweiten  das  Verhalten  des  Kurfürsten 
Rußland  gegenüber  von  dem  Olivaer  Frieden  (3.  Mai  1660) 
an  darzulegen.  Die  in  den  drei  folgenden  Abschnitten  ver- 
öffentlichten urkundlichen  Materialien  sollen  die  Politik  des 
Kurfürsten  von  Brandenburg  in  der  nächsten  Periode  seiner 
Regierung,  der  vom  Abschluß  seines  Friedens  mit  Frankreich 
(29.  Juni  1679)  bis  zum  Zustandekommen  des  Waffenstill- 
standes zwischen  dem  Deutschen  Reiche  und  Frankreich 
(15.  August  1684)  reichenden  Zeit,  in  der  er  sein  Heil  im 
engsten  Anschlüsse  an  Frankreich  gesucht  hat,  veranschau- 
lichen. Der  dritte  behandelt  die  Beziehungen  zu  Frankreich 
selbst,  der  vierte  diejenigen  zu  Dänemark,  mit  welchem  Staate 
der  Kurfürst  auch  in  dieser  Periode  wieder  in  Bundesgenossen- 
schaft getreten  ist,  der  fünfte  endlich  soll  zeigen,  welche  Rück- 
wirkung die  Verbindung  des  Kurfürsten  einerseits  mit  Frankreich 


VI  Vorwort. 

und  andererseits  mit  Dänemark  auf  sein  Verhältnis  zu  dem 
Deutschen  Reich  im  allgemeinen  und  zu  einzelnen  Mitgliedern 
desselben  ausgeübt  hat.  Die  notwendige  Rücksichtnahme  auf 
den  zur  Verfügung  stehenden  Raum  hat  es  nicht  möglich 
gemacht,  schon  hier  auch  die  Beziehungen  des  Kurfürsten  zu 
den  anderen  damals  in  Betracht  kommenden  Mächten,  Öster- 
reich, den  Niederlanden  und  Polen,  darzulegen.  Es  soll  dieses 
in  den  betreffenden  Abschnitten  des  nächsten  Bandes  nach- 
geholt werden,  der  in  der  Hauptsache  der  Darstellung  der 
Politik  des  Kurfürsten  in  seiner  letzten  Regierungszeit  (1685 
bis  1688)  gewidmet  sein  wird. 

Die  in  diesem  Bande  veröffentlichten  urkundlichen  Mate- 
rialien stammen  zum  bei  weitem  größten  Teile  aus  dem 
Berliner  Geheimen  Staatsarchiv  her,  nur  für  den  ersten  Ab- 
schnitt konnten  auch  diejenigen  des  Danziger,  und  für  den 
ftlnften  noch  nachträglich  einige  Akten  des  Münchener  Staats- 
archivs verwertet  werden.  Den  Vorstehern  und  Beamten  dieser 
Archive  spricht  der  Herausgeber  auch  an  dieser  Stelle  für  die 
ihm  bei  seiner  Arbeit  bereitwilligst  gewährte  Unterstützung 
seinen  verbindlichsten  Dank  aus. 

Berlin,  im  September  1906. 

Der  Herausgeber. 


Inhalt. 


Seite 

Vorwort V 

Inhalt VII 

I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Einleitung 3 

Akten 19 

II.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Einleitung 247 

Akten 269 

HL  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Einleitung 333 

Akten 340 

IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—  16H4» 

Einleitung 529 

Akten 536 

V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Einleitung Öfl3 

Akten: 

1.  Der  Reichstag  zu  Regens  bürg 702 

2.  Verhandlungen  mit  den  rheinischen  Kurfürsten.  Die  Konferenzen 

zu  Frankfurt 791 

3.  Verhandlungen  mit  Kur-Bayern 825 

4.  Verhandlungen  mit  Kur-Sachsen 334 

5.  Verhandlungen  mit  dem  ßischof  von  Münster  und  Paderborn  .  857 

6.  Sendung   Fuchs'   zu   den   braunschweigischen   Herzogen,   dem 

ßischof    von    Paderborn    und    K.  CGln.     Die    Allianz    vom 

26.  Februar  1684 866 

Nachtrag 891 

Personenverzeichnis 895 


Abschnitt  I. 

Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 


Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX. 


Einleitung. 

Die  in  diesem  Abschnitt  über  die  Beziehungen  zwischen  Brandenburg 
und  Polen  in  der  Zeit,  vom  Herbst  1673  bis  zum  Beginn  des  Sommers 
1679  veröffentlichten  urkundlichen  Materialien  schließen  sich  unmittelbar 
an  diejenigen  an,  welche  in  dem  zwölften  Bande  dieser  Sammlung  über 
die  Beziehungen  beider  Mächte  zueinander  in  den  Jahren  1664 — 1673 
mitgeteilt  sind.  Am  10.  November  1673  war  König  Michael  von  Polen 
gestorben;  es  trat  dort  wieder  ein  Interregnum  ein  und  eine  neue  Königs- 
wahl mußte  vorgenommen  werden.  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  hat1) 
sich  für  diese  um  so  lebhafter  interessiert,  da  ihm  von  Polen  her  Aus- 
sichten eröffnet  wurden,  daß  entweder  sein  Sohn,  der  Kurprinz  Karl 
Emil,  oder  er  selbst  gewählt  werden  könnte,  und  er  hat  auch  diesmal 
der  Versuchung  nicht  widerstanden,  sondern  diesen  Anträgen  ein  geneigtes 
Ohr  geliehen.  Wenn  die  polnische  Krone  ihm  oder  seinem  Sohne  an- 
geboten werden  und  ohne  allzu  schwere  Zugeständnisse,  besonders  ohne 
Religionswechsel,  zu  erlangen  sein  sollte,  dann  ist  er  entschlossen  gewesen, 
sie  anzunehmen.  Auch  von  seinen  Geheimen  Räten,  denen  er,  ohne  diese 
Absicht  kundzugeben,  die  Frage  vorlegte,  wie  er  sich  bei  dieser  Wahl 
verhalten  sollte,  haben  drei  in  ihren  unten  mitgeteilten  Gutachten  die 
Möglichkeit  der  Erwerbung  der  polnischen  Krone  durch  ihn  selbst  oder 
durch  den  Kurprinzen  in  Erwägung  gezogen  und  zwei  von  ihnen  (Blas- 
peil und  Meinders)  haben  dringend  geraten,  wenn  sich  eine  solche 
Gelegenheit  zur  Erhöhung  der  Macht  des  brandenburgischen  Hauses  und 
zur  Förderung  der  protestantischen  Religion  darbieten  sollte,  dieselbe 
nicht  unbenutzt  zu  lassen,  während  der  dritte  (v.  Canstein)  die  entgegen- 
stehenden Schwierigkeiten  für  so  groß  erachtet,  daß  er  meint,  die  Sache 
sei  „mehr  zu  wünschen  als  zu  hoffen".     Der  Kurfürst  selbst  aber  hat  sie 


')  S.  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieskis  zum  König  von  Polen  1674  (Historische 
Zeitschrift  LXXXVII,  S.  224  ff.). 

V 


4  Einleitung. 

keineswegs  für  so  hoffnungslos  gehalten.  Allerdings  war  die  Zahl  der 
brandenburgischen  Parteigänger  in  Polen  nur  klein,  weit  zahlreicher 
waren  diejenigen,  welche  wieder  einen  französischen  Prinzen,  diesmal 
Conde,  und  diejenigen,  welche  wieder  den  von  Österreich  begünstigten 
Kandidaten,  den  Prinzen  Karl  von  Lothringen,  auf  den  Thron  zu 
erheben  wünschten,  aber  gerade  der  feindliche  Gegensatz  dieser  Parteien, 
die  sehr  geringe  Aussicht,  daß  es  unter  ihnen  zu  einer  Einigung  kommen 
werde,  und  andererseits  die  Abneigung  eines  großen  Teiles  der  Polen, 
es  besonders  angesichts  des  noch  fortdauernden  Türkenkrieges  zu  einer 
Spaltung  und  einem  Bürgerkriege  kommen  zu  lassen,  diese  Umstände 
ließen  es  möglich  erscheinen,  daß  schließlich  doch  der  Kurprinz  oder 
der  Kurfürst  als  Kompromißkandidat  aufgestellt  und  gewählt  werden 
könnte,  und  nach  dieser  Richtung  hin  hat  der  Kurfürst  dort  für  seine 
Sache  wirken  lassen.  Um  so  unangenehmer  ist  es  ihm  gewesen,  daß 
er  wieder  von  anderen  Bewerbern,  von  dem  Prinzen  Karl  von  Loth- 
ringen und  auch  von  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg, 
der  diesmal  für  seinen  ältesten  Sohn  Johann  Wilhelm  die  polnische 
Krone  zu  erlangen  suchte,  um  seine  Unterstützung  angegangen  wurde. 
Da  er  mit  seinen  Bestrebungen  nicht  offen  hervortreten  und  es  mit  keinem, 
der  als  Sieger  aus  dem  Wahlkampfe  hervorgehen  würde,  verderben  wollte, 
so  hat  er  ein  sehr  verstecktes  und  gewundenes  Spiel  gespielt  und  schließlich 
doch  nur  dank  der  Geschicklichkeit  des  Freiherrn  v.  Hoverbeck,  den 
er  wieder  als  seinen  Gesandten  nach  Polen  schickte,  erreicht,  daß  der- 
jenige, welcher  ganz  zuletzt  als  Kandidat  auftrat  und  durch  seine  zahl- 
reichen Anhänger  und  durch  die  Unterstützung,  welche  ihm  der  fran- 
zösische Gesandte,  der  Bischof  von  Marseille  Forbin-Janson,  gewährte, 
seine  Wahl  durchsetzte,  der  bisherige  Krön  -  Großfeldherr  Johann 
Sobieski,  ihn  zu  denjenigen  gezählt  hat,  welche  seine  Sache  begünstigt 
hätten. 

Die  auf  diese  Königswahl  bezüglichen,  dem  Geheimen  Staatsarchiv 
in  Berlin  entnommenen  Aktenstücke,  die  Korrespondenz,  welche  der 
Kurfürst  mit  seinen  Anhängern  in  Polen  durch  den  Oberpräsidenten 
v.  Schwerin  und  durch  seinen  Residenten  in  Warschau,  Wiehert, 
unterhalten  ließ,  die  Gutachten  seiner  Geheimen  Räte,  sein  Schrift- 
wechsel mit  dem  Prinzen  von  Lothringen  und  mit  dem  Pfalzgrafen 
von  Neuburg,  seine  Reskripte  an  v.  Hoverbeck  und  dessen  Berichte 
zuerst  von  Preußen  und  dann  von  Warschau  aus,  sind  als  eine  erste 
Gruppe  zusammengestellt  worden.     Wichtige  Ergänzungen    dazu   bieten 


Einleitung.  5 

einerseits  die  von  dem  Herausgeber1)  neulich  an  anderer  Stelle  ver- 
öffentlichten Materialien  des  Danziger  Staatsarchivs  und  andererseits 
die  Korrespondenz  des  Bischofs  von  Marseille  und  anderer  fran- 
zösischer Agenten  und  Parteigänger  in  Polen  mit  König  Ludwig  XIV. 
und  dessen  Minister  Pomponne,  welche  Waliszewski*)  aus  dem 
Archiv  des  auswärtigen  Ministeriums  in  Paris  in  den  von  der  Krakauer 
Akademie  veröffentlichten  Akten  zur  polnischen  Geschichte  heraus- 
gegeben hat. 

Eine  zweite  Gruppe  bilden  diejenigen  Aktenstücke,  welche  der  Zeit 
von  der  Wahl  bis  zur  Krönung  König  Johanns  (Anfang  Februar  1676) 
angehören.  Für  die  Gestaltung  des  Verhältnisses  desselben  zu  dem  Kur- 
fürsten war  es  verhängnisvoll,  daß  gerade  zu  der  Zeit,  als  er  auf  den 
Thron  erhoben  wurde,  der  Wechsel  in  der  Politik  des  Kurfürsten,  seine 
neue  Verbindung  mit  den  Gegnern  Frankreichs,  dem  Kaiser,  Spanien  und 
Holland,  und  sein  Entschluß,  aufs  neue  an  dem  Kriege  gegen  Frankreich 
teilzunehmen,  erfolgte.  Dadurch  wurde  der  König,  der,  wie  bemerkt, 
hauptsächlich  der  französischen  Unterstützung  seine  Wahl  verdankte,  und 
der  sich  von  vornherein  zu  dem  engsten  Zusammengehen  mit  Frankreich 
verpflichtet  hatte,  sofort  in  ein  feindliches  Verhältnis  zu  dem  Kurfürsten 
versetzt,  und  er  ist  um  so  mehr  geneigt  gewesen,  gegen  denselben  vor- 
zugehen, als  er  dadurch  besondere  Vorteile  für  sich  zu  erlangen  erwartete. 
Er  rechnete  auf  reiche  französische  Subsidien,  er  hoffte  außerdem  aber, 
dem  Kurfürsten  das  Herzogtum  Preußen  entreißen  und  durch  eine  so 
wichtige  Erwerbung  auch  sein  Ansehen  und  seine  Machtstellung  in  Polen 
befestigen  und  erhöhen  zu  können.  Er  hat2)  sogleich  durch  den  bei 
ihm  gebliebenen  französischen  Gesandten  Ludwig  XIV.  das  Anerbieten 
gemacht,  sobald  der  Türkenkrieg  beendigt  sei  und  er  dadurch  freie  Hand 
bekommen  würde,  den  Kurfürsten  in  Preußen,  dessen  Eroberung  bei  der 
Unzufriedenheit  der  dortigen  Bevölkerung  geringe  Schwierigkeiten  haben 
würde,  anzugreifen  und  auch  gegen  den  Kaiser  durch  Unterstützung  des 
in  Ungarn  ausgebrochenen   Aufstandes  eine   Diversion  zu  unternehmen, 


l)  Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen  Königswahl  von  1074.  Damiger 
Gesandtschaftsberichte  aus  den  Jahren  1673  und  1074  (Zeitschrift  des  Westpreußischen 
Geschichtsvereins  XLUI,  1JI01). 

*)  Acta  historica  res  gestas  Poloniae  illustrantia  ab  a.  1507  usque  ad  a.  1795,  III 
(Krakau,  18710- 

*)  S.  die  Denkschrift  des  Bischofs  von  Marseille  für  Ludwig  XIV.  von  Anfang 
Juui  1G74  (Acta  hist.  III,  S.  5(Jff.).  * 


g  Einleitung. 

wenn  ihm  die  dazu  nötigen  Geldmittel  von  dem  französischen  Könige 
gewährt  wurden.  Ludwig  XIV.  ist  bereitwillig  auf  diese  Vorschläge 
eingegangen,  er  erbot  sich ')  zur  Herstellung  des  Friedens  zwischen  Polen 
und  der  Türkei  mitzuwirken  und  den  polnischen  König  bei  jenen  beab- 
sichtigten Unternehmungen  gegen  den  Kurfürsten  und  gegen  den  Kaiser 
durch  Subsidien  zu  unterstützen.  Doch  erklärte  er  die  von  demselben 
geforderten  Geldsummen  für  zu  hoch  und  machte,  da  er  die  Unzuver- 
lässigkeit  der  Polen  schon  genügend  kennen  gelernt  hatte,  den  Vorbehalt, 
daß  die  Zahlung  der  Subsidien,  die  er  bewilligen  wollte,  erst  nachdem 
der  König  jene  beiden  Unternehmungen  wirklich  begonnen  hätte,  erfolgen 
sollte.  Er  bevollmächtigte  den  Bischof  von  Marseille  zu  weiteren  Ver- 
handlungen darüber  und  schickte  bald  darauf  auch  den  Marquis 
de  Bethune,  den  Schwager  der  polnischen  Königin,  zur  Teilnahme  an 
denselben  nach  Polen. 

Die  Ausführung  dieser  Pläne  schien  noch  dadurch  erleichtert  zu 
werden,  daß  auch  eine  andere  Macht  ihre  Mitwirkung  dazu  anbot, 
nämlich  Schweden.  Dieses  stand  schon  längst  im  Bündnis  mit  Frank- 
reich, bezog  von  demselben  Subsidien  und  hatte  sich  dafür  verpflichtet, 
die  deutschen  Fürsten,  welche  Frankreich  feindlich  entgegentreten  würden, 
zu  bekriegen.  Es  hatte  sich  der  Erfüllung  dieser  Verpflichtung  bisher 
entzogen,  sah  sich  aber  jetzt  nachdem  der  Kurfürst  von  Brandenburg 
sich  aufs  neue  gegen  Frankreich  erhoben  hatte,  von  Ludwig  XIV.  gedrängt 
und  mit  Entziehung  der  Subsidien  bedroht,  genötigt,  Anstalten  zu  treffen, 
um  gegen  denselben  vorzugehen.  Es  ließ')  durch  den  Gesandten  Andreas 
Liliehoeck,  der  zur  Beglückwiinschung  des  neuen  Königs  nach  Polen 
geschickt  wurde  und  Mitte  Juli  1674  in  Warschau  eintraf,  diesem  ina- 
geheim ein  Bündnis  anbieten,  welches  auch  gegen  Brandenburg  gerichtet 
sein  sollte.  König  Johann  zeigte  sich  auch  zu  dieser  Verbindung  geneigt, 
da  aber  Liliehoeck  nicht  näher  instruiert  war  und  keine  bestimmten 
Vorschläge  machen  konnte,  so  wurden  die  weiteren  Verhandlungen  darüber 
bis  nach  Beendigung  des  Feldzuges  gegen  die  Türken,  den  der  König 
Ende  August  antrat,  verschoben.  Freilich  ging  die  Hoffnung,  schon  in 
diesem  Jahre  zum  Frieden  mit  den  Türken  zu  gelangen,  nicht  in  Er- 
füllung, doch  wurden  während   eines  Besuches,   welchen  der  König  im 


!)  S.  die  Schreiben  Ludwigs  XIV.  und  Poinporine's  an  den  Bischof  fon 
Marseille  vom  17.  Juli  1U74  (a.  a.  0.  S.  D5ir.). 

*)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  an  Ludwig  XIV.  vom  24.  August 
und  14.  September  1674  (Acta  bist.  III,  S.  122 f.,  1  Jil f.). 


Einleitung.  7 

Oktober  vom  Lager  ans  seiner  erkrankten  Gemahlin  in  Kasiraierz  machte, 
wo  sich  auch  der  Bischof  von  Marseille  und  der  inzwischen  in  Polen 
angelangte  Marquis  de  Bethune  einfanden,  die  Verhandlungen   wieder 
aufgenommen    und    unter  Mitwirkung   der  Königin,    die  Französin  von 
Geburt  war  und  von  Ludwig  XIV.  für  sich  und  ihre  Familie  große  Ver- 
günstigungen  erhoffte,    wurde  der  König,   der  sich  anfangs  unzufrieden 
mit  den  seiner  Meinung  nach  kärglichen  Anerbietungen  des  französischen 
Königs  zeigte,  dahin  gebracht,  seine  früheren  Versprechungen  zu  erneuern. 
Gegen  Schweden  wurde  derselbe  mißtrauisch.     Die  zu  Ende  des  Jahres 
erfolgte  Aufstellung  einer  größeren  Truppenmacht  in  Pommern,  der  lange 
Aufenthalt  Liliehoecks  in  Danzig  und  seine  angebliche  Beteiligung  an 
den  in  dieser  Stadt  ausgebrochenen  inneren  Wirren  erregten ')  in  ihm 
den  Verdacht,   daß  man  es  schwedischerseits  auf  das  polnische  Preußen 
abgesehen  haben  könnte,   doch  ließ  er  sich,    nachdem  die  Schweden  in 
das  Gebiet  des  Kurfürsten  eingefallen  waren,   beruhigen.     Die  Verhand- 
lungen  mit  den  französischen   Gesandten  wurden  fortgesetzt,9)  und  am 
11.  Juni  1675  wurde  zu  Jaworow  ein  geheimer  Vertrag*)  unterzeichnet, 
in  welchem  sich  König  Johann  verpflichtete,  sobald  der  Frieden  mit 
den  Türken  zustande  gekommen  sei,  offen  dem  Kurfürsten  den  Krieg  zu 
erklären  und  Preußen  anzugreifen,  sowie  nur  dem  französischen  Könige 
Truppenwerbungen  in  Polen  zu  gestatten.    Dagegen  versprach  ihm  dieser 
zur  Beförderung  des  Friedens  mit  den   Türken    200000  Taler  und  als 
Beihilfe  zu  dem  Kriege  mit  dem  Kurfürsten  während  der  Dauer  desselben 
jährlich  ebenfalls  200000  Taler  und,  wenn  er  auch  zugleich  den  Kaiser 
in  Ungarn  angreifen  sollte,  die  gleiche  Summe.     Doch  machte  er  wieder 
den  Vorbehalt,  daß  diese  Zahlungen  erst  nach  dem  wirklichen  Beginn 
der  versprochenen  Unternehmungen  geleistet  werden  sollten.     Mit  diesem 
Vertrage  kehrte  Bethune  nach  Frankreich  zurück,  während  der  Bischof 
von  Marseille  in  Polen  blieb.     Auch  dieses  Jahr  hindurch  hat  der  nocji 
immer  fortdauernde  Krieg  gegen  die  Türken  die  Ausführung  dieser  Ver- 
abredungen  verhindert.     Zu  Ende  desselben,    nachdem    inzwischen    der 
Kurfürst  die  Schweden  aus  seinen  Landen  vertrieben  und  die  Eroberung 


l)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  4.  Januar  und  Bethune's 
vom  13.  Januar  1675  (a.  a.  0.  S.  175ff.). 

*)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  10.,  17.  und  24.  Mai  und 
vom  13.  Juni  1675  (S.  204  ff.). 

s)  S.  Acta  bist.  III,  S.  2 10  ff.;  v.  Mörner,  Kurbrandenburgs  Staats  vertrage 
S.  711  ff.;  Recueil  des  Instructions  IV,  S.  LUff. 


8  Einleitung. 

von  Vorpommern  begonnen  hatte,  erschien ')  Liliehoeck  wieder  bei  König 
Johann,  um  den  Abschluß  eines  Bündnisses,  welches  sowohl  gegen  den 
Kurfürsten  und  den  Kaiser  wie  auch  gegen  Rußland  gerichtet  sein  sollte, 
zu  betreiben.  Doch  kam  man  trotz  der  eifrigen  Bemühungen  des  fran- 
zösischen Gesandten,  dasselbe  zustande  zu  bringen,  noch  nicht  zum 
Schluß,  man  verabredete  aber,  die  Verhandlungen  in  Krakau  fortzusetzen, 
wo  Anfang  Februar  1676  endlich  die  bisher  des  Türkenkrieges  wegen 
verschobene  Krönung  des  Königs  vorgenommen  und  im  Anschluß  daran 
ein  Reichstag  abgehalten  werden  sollte. 

Diese  Verhandlungen  waren  ganz  geheim  geführt  und  am  polnischen 
Hofe  nur  die  nächsten  Vertrauten  des  Königs  in  dieselben  eingeweiht 
worden,  und  dieser  selbst  hat  sich  vorläufig  gehütet,  seine  feindseligen 
Absichten  gegen  den  Kurfürsten  zu  offenbaren.  Daß  von  seiner  Seite 
zu  der  Erneuerung  des  durch  die  Verträge  von  Wehlau  und  Bromberg 
abgeschlossenen  ewigen  Bündnisses  mit  demselben  keine  Anstalten  ge- 
troffen wurden,  konnte  ihm  nicht  verdacht  werden,  da  diese  Erneuerung 
erst  nach  der  Krönung  des  neuen  Königs  stattzufinden  hatte.  Er  hat 
auf  Grund  dieses  Bündnisses  die  Hülfe  des  Kurfürsten  für  den  Türken- 
krieg in  Anspruch  genommen  und  dieser  hat  ihm  Ende  Juli  1674  auch 
wirklich  ein  Hilfskorps  geschickt,  freilich  nicht  in  größerer  Anzahl,  als 
er  schon  während  des  Interregnums  zugesagt  hatte,  was  der  König  ihm 
sehr  übelgenommen  hat.  Als  dann  der  Kurfürst  zu  Anfang  des  nächsten 
Jahres,  nachdem  die  Schweden  die  Feindseligkeiten  gegen  ihn  eröffnet 
hatten,  diese  Truppen  zurückforderte,  hat  er  lange  mit  ihrer  Entlassung 
gezaudert,  endlich  aber  doch  im  Februar  1675  die  Überreste  dieser  sehr 
zusammengeschmolzenen  Mannschaften  heimkehren  lassen.  Für  den  neuen 
Feldzug  in  diesem  Jahre  hat  er,  obwohl  der  Kurfürst  durch  den  Krieg 
mit  Schweden  vollauf  in  Anspruch  genommen  war,  von  diesem  wieder 
Hilfe  verlangt  und  über  die  Verweigerung  derselben,  sowie  über  die  durch 
den  Krieg  veranlaßten  Veränderungen  im  Postverkehr  laute  Klagen  er- 
hoben, auch  dem  Kurfürsten  nicht  gestatten  wollen,  Truppen  aus  Preußen 
nach  der  Mark  durch  polnisches  Gebiet  ziehen  zu  lassen.  Doch  wurde, 
als  der  Kurfürst,  ohne  sich  daran  zu  kehren,  im  September  dennoch  ein 
kleines  Korps  durch  Pommerellen  marschieren  ließ,  dem  Durchzuge  des- 
selben kein  faktischer  Widerstand  entgegengesetzt.  Zu  der  Krönung  des 
Königs  wurde  der  Kurfürst  eingeladen  und  der  Freiherr  v.  Hoverbeck, 

l)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  20.  und  27.  Dezember  1675 
und  vom  10.  und  19.  Januar  1676  (a.  a.  0.  S.  243ff.). 


Einleitung.  9 

den  er  zur  Teilnahme  an  derselben  und  an  dem  Reichstage  nach  Krakau 
schickte,  ist  dort  freundlich  empfangen  und  mit  den  gebührenden  Ehren 
behandelt  worden.  Trotzdem  ist  der  Kurfürst  schon  damals  wenigstens 
im  allgemeinen  von  den  feindlichen  Absichten  des  Königs  gegen  ihn 
unterrichtet  gewesen.  Schon  im  September  1674  hatte  ihm  v.  IJoverbeck, 
der  auch  nach  der  Abreise  desselben  von  Warschau  bis  Anfang  November 
dort  geblieben  war,  von  den  verdächtigen  Verhandlungen  mit  Liliehoeck 
und  dem  französischen  Gesandten  und  von  dem  großen  Einflüsse  berichtet, 
welchen  der  letztere  am  Hofe  erlangt  habe,  und  diese  Nachrichten  er- 
hielten Bestätigung  durch  aufgefangene  Briefe  Liliehoecks,  durch  un- 
vorsichtige Reden,  welche  einer  der  Vertrauten  des  Königs,  der  Woiwode 
von  Culm,  Gninski,  zu  dem  Befehlshaber  des  brandenburgischen  Hilfs- 
korps, dem  Obersten  v.  Hohndori,  im  Lager  führte,  sowie  durch  das 
Verhalten  des  Woiwoden  von  Pommerellen,  Bakowski,  bei  dem  Durch- 
marsch der  brandenburgischen  Truppen  durch  seine  Woiwodschaft.  Der 
Kurfürst  aber  hat  sich  dadurch  nur  wenig  beunruhigen  lassen.  Er  be- 
schränkte sich  darauf,  das  schon  früher  bei  ähnlichen  Gelegenheiten  er- 
probte Mittel  anzuwenden,  in  Polen  selbst  der  Verwirklichung  solcher 
feindlichen  Absichten  entgegenzuwirken  durch  Kundmachung  derselben 
unter  dem  gemeinen  Adel  und  durch  Vorstellung  der  Gefahren,  denen 
man  sich,  wenn  es  zum  Kriege  gegen  ihn  kommen  sollte,  aussetzen 
würde.  Er  knüpfte  ferner  wieder  Verhandlungen  mit  einzelnen  ihm 
wohlgesinnten,  mit  dem  Könige  aber  mehr  oder  minder  verfeindeten 
einflußreichen  Magnaten  an,  welche  er  ebenfalls  von  den  Absichten  des 
Hofes  hat  unterrichten  und  auffordern  lassen,  sich  denselben  zu  wider- 
setzen. Diesem  Zwecke  dienen  die  wiederholten  Sendungen  des  neu- 
märkischen Kammermeisters  Scultetus  (im  Januar  und  März  und  nachher 
im  Dezember  1675)  nach  Großpolen  und  die  Verhandlungen,  welche  der 
Kurfürst  zu  Ende  dieses  Jahres  durch  v.  Hoverbeck  und  Wiehert  mit 
dem  litauischen  Großkanzler  Paz  hat  führen  lassen.  Die  Verweigerung 
des  Durchzuges  seiner  Truppen  hat  ihm  ferner  Veranlassung  gegeben, 
sich  an  seine  Bundesgenossen,  den  Kaiser,  den  König  von  Dänemark, 
die  Generalstaaten,  und  auch  an  den  König  von  England  mit 
Beschwerden  darüber  zu  wenden,  von  denen  dann  der  König  von  Däne- 
mark und  die  Generalstaaten  Schreiben  zu  seinen  Gunsten  an  den 
polnischen  König  gerichtet  haben. 

Als   eine   dritte   Gruppe    können   die  Aktenstücke  zusammengefaßt 
werden,    welche    der    Zeit    von    der    Krönung    König  Johanns    bis   zum 


]0  Einleitung. 

Zustandekommen  des  Bündnisses  desselben  mit  Schweden  (August  1677) 
angehören.  Obwohl  weder  während  des  Krönungsreichstages  (4.  Februar 
bis  27.  April  1676)  noch  in  den  folgenden  Monaten  die  Verhandlungen 
des  Königs  mit  dem  schwedischen  und  dem  französischen  Gesandten  zum 
Abschluß  kernen,  hat  derselbe  doch  in  dieser  Zeit  schon  deutlicher  seine 
feindselige  Gesinnung  gegen  den  Kurfürsten  kundgegeben.  Auf  dem  Reichs- 
tage wurden  von  den  Parteigängern  des  Hofes  heftige  Anklagen  gegen 
diesen  wegen  angeblicher  Verletzung  der  Verträge  erhoben;  die  von  dessen 
Anhängern  und  nachher  auch  von  seinem  Gesandten  v.  Ho  verbeck 
geforderte  Erneuerung  dieser  Verträge  wurde  ebenso  wie  einst  zur  Zeit 
König  Michaels  unter  dem  Vorwande,  daß  erst  die  Streitpunkte  erledigt 
werden  müßten,  abgelehnt,  trotzdem  aber  dem  Kurfürsten  weitere  Hilfe- 
leistung im  Türkenkriege  zugemutet.  Durch  die  Gesandten,  welche  an 
denselben  mit  dieser  Forderung  geschickt  wurden,  ließ  der  König  zugleich 
allerhand  Beschwerden  erheben  und  weitere  Forderungen  stellen,  welche 
offenbar  nur  den  Zweck  hatten,  denselben  zu  reizen  und  später  den  Vor- 
wand zum  offenen  Bruch  zu  liefern.  Besonders  handelt  es  sich  dabei 
um  die  Freilassung  des  vom  Kurfürsten  in  Haft  gehaltenen  früheren 
Danziger  Predigers  Dr.  Aegidius  Strauch,  welcher1)  in  den  Danziger 
Wirren  eine  wichtige  Rolle  gespielt  und  den  der  Kurfürst  im  Verdacht 
hatte,  im  schwedischen  Interesse  gegen  ihn  tätig  zu  sein.  Der  Kurfürst 
hat  diese  Absichten  wohl  erkannt,  aber  nicht  geglaubt,  daß  der  König 
so  bald  imstande  sein  werde,  dieselben  zur  Ausführung  zu  bringen.  Er 
hat  jene  Forderungen  und  Beschwerden  in  höflicher  aber  entschiedener 
Weise  abgelehnt,  im  übrigen  sich  aber  darauf  beschränkt,  die  Verbindung 
mit  seinen  Anhängern  in  Polen  aufrecht  zu  erhalten,  den  Argwohn  der- 
selben gegen  die  auch  auf  die  Ausdehnung  der  königlichen  Macht  im 
Innern  des  Reiches  zielenden  Anschlage  des  Hofes  zu  schüren  und  sie 
zum  weiteren  Gegenwirken  gegen  dieselben  anzutreiben.  Militärische 
Maßregeln  hat  er  noch  nicht  für  notwendig  gehalten.  Er  hat  zwar 
anfangs9)  Truppen  Werbungen  in  Preußen  angeordnet,  diese  sind  aber  nur 
in  sehr  geringfügigem  Maße  zur  Ausführung  gekommen,  und  er  hat  nachher 
den  größten  Teil  der  von  den  dortigen  Ständen  bewilligten  Gelder  als 
Beitrag  zur  Unterhaltung  seiner  Feldarmee  verwendet,  mit  welcher  er 
den  Krieg  gegen  Schweden  in  Pommern  fortsetzte. 


!)  S.  darüber  Hirsch,   Der  Große   Kurfürst  und   Dr.  Aegidius  Strauch   (Zeit- 
schrift des  Westpreußischen  Geschichtsvereins  XLVII,  S.  123  ff.). 

2)  S.  Hirsch,   Der  Winterfeldzug  in  Preußen  1678—1679  (Berlin  1897)  S.  15ff, 


Einlei  tu  Dg. 


11 


Im  August  1676  kehrte  der  Marquis  de  Bethune,  jetzt  als  Ge- 
sandter des  Königs  von  Frankreich,  nach  Polen  zurück.  Er1)  überbrachte 
die  Ratifikation  des  im  vorigen  Jahre  mit  dem  Konig  von  Polen  ab- 
geschlossenen Vertrages  und  war  beauftragt,  im  Verein  mit  dem  Bischof 
von  Marseille,  welcher  vorläufig  noch  weiter  auf  seinem  dortigen  Ge- 
sandlenposten  verbleiben  sollte,  dahin  zu  wirken,  daß  der  Frieden  mit 
den  Türken  sobald  wie  möglich  zustande  gebracht  und  daß,  wenn  dieses 
erreicht  sei,  der  Konig  ron  Pötafl  zur  wirklichen  Ausführung  der  beiden 
in  jenem  Vertrage  verabredeten  Unternehmungen,  zum  Angriff  gegen  den 
Kurfürsten  in  Preußen  und  zur  offenen  oder  geheimen  Unterstützung  des 
Aufstandes  in  Ungarn,  sowie  zum  Abschluß  des  Bündnisses  mit  Schweden 
veranlaßt  werde.  Das  erstere  gelang,  im  Oktober  1676  wurde  im  Lager 
König  Johanns  zu  Zurawna  der  Frieden  mit  den  Türken1)  unterzeichnet, 
und  darauf  haben  sich  die  beiden  französischen  Gesandten  auf  das 
eifrigste  bemüht,  den  König  zur  Erfüllung  seiner  früheren  Versprechungen, 
besonders  zum  Angriff  gegen  Preußen,  durch  welchen  der  Kurfürst  im 
Rücken  bedroht  und  dem  bedrängten  Schweden  Luft  gemacht  werden 
sollte,  zu  bewegen.  Aber  sie  fanden  große  Schwierigkeiten.  Der  mit 
den  Türken  abgeschlossene  Frieden  bedurfte  der  Bestätigung  durch  die 
polnische  Republik  und  zu  diesem  Zwecke  wurde  ein  Reichstag  auf 
Ifltte  Januar  1677  nach  Warschau  berufen.  Vor  demselbeu  eigenmächtig 
mit  dem  Kurfürsten  zu  brechen,  durfte  der  König  nicht  wagen,  da  er 
sonst  dort  die  heftigste  Opposition  zu  erwarten  hatte;  den  Reichstag  aber 
zur  Einwilligung  in  einen  Krieg  mit  demselben  zu  bewegen,  dazu  schien 
bei  der  Friedensse  Einsticht  des  größten  Teiles  der  Polen  wenig  Aussicht 
zu  sein.  Es  war  zu  erwarten,  daß  der  Reichstag  die  Entlassung  eines 
großen  Teiles  der  Armee  beschließen  werde,  es  galt  daher  zu  verhüten, 
daß  nicht  der  Kaiser  oder  der  Kurfürst  die  so  entlassenen  Truppen  in 
bren  Dienst  zögen  und  daß  nicht  durch  einen  Reichstagsheschluß 
dem  König  die  Hände  gebunden,  sondern  ihm  Freiheit  gelassen  werde, 

I zunächst  wenigstens  unter  der  Hand  feindlich  gegen  den  Kurfürsten 
vorzugehen.  Um  dieses  beides  zu  erreichen  aber  verlangte  der  König 
von  Ludwig  XIV.  bedeutende  weitere  Geldunterstützung,  welche  zu 
bewilligen  dieser  jedoch  um  so  mehr  Bedenken   trug,    als   auch    seine 


(Acta 


')  S.  die  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  denselben  d.  St.  Gertnam  14.  April  1676 
Llll,  S.  267ff.f  Recueil  des  Instructions  IV,  &  140 ff.). 
Dumont,  Corps  diplomatique  VII, .  1,  S.  325. 


12  Einleitung. 

Gesandten1)  zeitweilig  Zweifel  äußerten,  ob  es  ihm  überhaupt  mit 
dieser  ganzen  Sache  rechter  Ernst  sei.  Dazu  kam,  daß  diese  auch  von 
schwedischer  Seite  äußerst  lässig  betrieben  wurde,  ferner,  daß  zwischen 
Bethune  einerseits  und  dem  Bischof  von  Marseille  und  der  Königin 
andererseits  Zwistigkeiten  ausbrachen,  welche  hemmend  auf  den  Gang 
der  Verhandlungen  einwirkten. 

Der  Kurfürst  hat  natürlich  von  diesen  Vorgängen  keine  nähere  Kunde 
gehabt,  aber  daß  man  am  polnischen  Hofe  böse  Absichten  gegen  ihn  hege, 
davon  wurde  er  fortgesetzt  durch  v.  Hoverbeck,  der  seit  Ende  Juli  1676 
wieder  in  Warschau  sich  aufhielt,  unterrichtet.  Er  hat  daher  wieder 
seine  Anhänger  in  Großpolcn  und  die  mit  dem  Könige  unzufriedenen 
iMagnaten  bearbeiten  lassen,  damit  diese  die  Bemühungen  der  fran- 
zösischen Gesandten  zu  vereiteln,  ungünstige  Beschlüsse  des  Reichstages 
zu  verhüten  und  den  König  zur  Erneuerung  der  Verträge  mit  ihm  zu 
bestimmen  suchen  möchten.  Das  ist  auch  geschehen,  aber  mit  wenig 
Erfolg,  und  die  feindseligen  und  drohenden  Erklärungen,  welche,  als  die 
Erneuerung  der  Verträge  im  Reichstage  zur  Sprache  gebracht  wurde,,  die 
Anhänger  des  Königs  und  auch  dieser  selbst  abgaben,  ließen  das  Schlimmste 
befürchten.  Bald  nach  der  Beendigung  des  Reichstages  änderte  sich  aller- 
dings das  Verhalten  des  Königs,  er  erklärte  sich  jetzt  zur  Erneuerung 
der  Verträge  und  zur  Vornahme  der  Belehnung  des  Kurfürsten  mit 
Lauenburg  und  Bütow  ohne  vorhergehende  Erledigung  der  Streitpunkte, 
nur  unter  dem  Vorbehalt,  daß  darüber  später  verhandelt  werden  sollte, 
bereit,  und  dieser  Akt  ist  wirklich  am  17.  Mai  1677  in  der  herkömm- 
lichen Weise  vollzogen  worden.  Doch  hat  ihn,  wie  auch  v.  Hoverbeck 
sogleich  argwöhnte,  nur  die  Rücksicht  auf  den  Wunsch  der  Mehrzahl 
der  Stände  und  die  Besorgnis,  daß  diese  sonst  die  Zahlung  der  von  dem 
Reichstage  bewilligten  Steuern  verweigern  würde,  zu  dieser  Nachgiebigkeit 
bestimmt.  In  Wahrheit  scheint  er  damals  wirklich  entschlossen  gewesen 
zu  sein,  den  Kurfürsten  zu  bekriegen.  Nachdem  im  März  Liliehoeck 
wieder  in  Warschau  erschienen  war  und  zu  derselben  Zeit  Ludwig  XIV.') 
auf  das  dringende  Zureden  seiner  Gesandten  sich  bereit  erklärt  hatte, 
einen  Teil  der  für  das  Unternehmen  gegen  den  Kurfürsten  bestimmten 
Hilfsgelder    vorauszuzahlen,    wurden    die    Unterhandlungen    über    dieses 

*)  S.  die  Berichte  Bethune's  vom  *25.  November  1(17(3  und  vom  15.  Mai  1677 
(Acta  hist.  III,  S.  324,  392f.). 

2)  S.  das  Schreiben  desselben  an  Bethune  vom  1(5.  März  1(177  (Acta  hist.  III, 

S.  388  f.). 


Einleitung. 


13 


I  n  tornehmen  wieder  aufgenommen.  Man  faßte  den  Plan/)  daß  ein 
schwedisches  [leer  von  Livland  aus  gegen  Preußen  vorgehen,  daß  der 
Konig  von  Polen  einen  Teil  der  nach  den  Beschlüssen  des  Reichstages 
zu  entlassenden  Truppen  in  seinem  Dienst  hehalten,  diese  mit  der 
schwedischen  Armee  sich  vereinigen  und  in  Preußen  ein  fallen  lassen 
und  selbst  unter  dem  Vorwande,  die  in  Danzig  noch  fortdauernden 
Unruhen  stillen  zu  wollen,  sich  nach  (lern  polnischen  Preußen  begeben 
sollte,  Er  übersandte  im  Juli  1677  durch  den  nach  Frankreich  zurück- 
kehrenden Bischof  von  Marseille  an  Ludwig  XIV.  eine  Denkschrift/") 
Icher  er  die  Ursachen  auseinandersetzte,  weswegen  er  bisher  mit 
Schweden  einen  Vertrag  nicht  habe  abschließen  können,  aber  sich  bereit 
erklärte,  die  zu  der  Vereinigung  mit  den  Schweden  bestimmten  Truppen 
bereit  zu  halten,  wenn  ihm  von  dem  Könige  von  Frankreich  die  dazu 
nötigen  Geldmittel  gewährt  würden  und  wenn  Schweden  sich  dazu  ver- 
pflichtete, das  zu  erobernde  Herzogtum  Preußen  ihm  zu  überlassen. 
Eben  damals  begann  der  Kurfürst  die  Belagerung  von  Stettin»  Die 
unis,  auch  diesen  wichtigsten  Platz  Pommerns  zu  verlieren,  ver- 
anlaßte  den  König  von  Schweden,  eifriger  das  Bündnis  mit  Polen  zu 
betreiben*  Er  versprach1)  jetzt,  durch  den  Feldmarschnll  Fersen  in 
Livland  und  in  den  benachbarten  Provinzen  ein  Heer  zum  Angriff  gegen 
Preußen  ausrüsten  zu  lassen  und  dieses  Land,  wenn  seine  Eroberung 
gelingen  würde,  an  Polen  zu  überlassen,  ausgenommen  die  beiden 
Festungen  Pillau  und  Memel,  welche  vorläufig  als  Si  c  he  rhcits  platze  in 
schwedischen  Händen  bleiben  sollten.  Auf  das  eifrigste  haben  darauf 
Li  lieh  oeck  und  Bethnne  die  Verhandlungen  mit  dem  König  von  Polen, 

er  -ich  inzwischen  auf  den  Weg  nach  Preußen  gemacht  hatte,  fortgesetzt, 
auch  die  K  Bnigtfi,  durch  eine  französische  Geldzahlung  vorläufig  zufrieden- 
Lre*  teilt,  unterstützt©  ihre  Bemühungen.     Nachdem  der  Argwohn,  welchen 

ene  Forderung  in  betreff  Pillaus  und  Memels  bei  dem  König  erregt  hatte, 

dadurch    beseitigt    worden    war,    daß   Lilielioeck  *)   den   Anspruch  auf 

v*   Festung   fallen   ließ,   wurde  am   81«  August  1677  in  Danzig  der 

Vertrag*)  unterzeichnet,  durch  welchen  sich  die  Könige  von  Polen  und 

ton   Schweden   zur  gemeinsamen   Kriegführung  gegen  den   Kurfürsten 


14  Einleitung. 

von  Brandenburg  verbanden.  Eine  schwedische  Armee  von  8 — 10000 
Mann,  zu  der  6 — 7000  Mann  polnische  Truppen  stoßen  sollten,  sollte 
in  Preußen  einfallen  und  sich  dieses  Landes  bemächtigen.  Dasselbe 
sollte  darauf  mit  Ausnahme  von  Memel,  welche  Festung  die  Schweden 
bis  zur  Beendigung  des  Krieges  besetzt  halten  sollten,  dem  König  von 
Polen  ausgeliefert,  auch  die  Kosten  der  Werbung  und  Ausrüstung  jener 
Truppen  diesem  von  dem  König  von  Schweden  zurückerstattet  werden. 
Dagegen  verpflichtete  sich  König  Johann,  seine  Truppen  auch  weiter 
im  Dienste  Schwedens  an  dem  Kriege  entweder  in  Deutschland  oder  in 
Livland  teilnehmen  zu  lassen.  Der  König  von  Frankreich  sollte  auf- 
gefordert werden,  die  Garantie  dieses  Vertrages  zu  übernehmen.  Man 
hoffte,1)  daß  die  Expedition  noch  in  diesem  Jahre  zustande  kommen  und 
daß  durch  dieselbe  der  Kurfürst  genötigt  werden  würde,  von  der  Belagerung 
Stettins  abzulassen,  oder  daß,  wenn  dieses  nicht  gelingen  sollte,  er  jeden- 
falls im  nächsten  Jahre  vollständig  beschäftigt  und  von  dem  westlichen 
Kriegsschauplatz  abgezogen  werden  würde. 

Zu  einer  letzten  vierten  Gruppe  sind  diejenigen  Aktenstücke  vereinigt 
worden,  welche  der  Zeit  vom  Abschluß  des  Bündnisses  zwischen  Polen 
und  Schweden  bis  zur  Beendigung  des  von  dem  Kurfürsten  gegen  Schweden 
und  Frankreich  geführten  Krieges  (August  1677  bis  Juni  1679)  angehören. 
Obwohl  der  Kurfürst  frühzeitig  (schon  im  Juli  1677)  durch  aufgefangene 
Briefe  Kunde  von  den  gegen  ihn  gerichteten  Verhandlungen  zwischen 
Schweden  und  Polen  erhielt,  hat  er  sich  doch  weder  dadurch  noch  durch 
die  Ansammlung  der  polnischen  Truppen  in  Preußen,  noch  durch  den 
lange  dauernden  Aufenthalt  des  Königs  in  Danzig  und  durch  die  drohende 
und  provozierende  Haltung  desselben  ihm  gegenüber,  welche  namentlich 
bei  der  Sendung  Gurszinsky's  in  sein  Lager  zutage  trat,  in  der  Fort- 
setzung der  von  ihm  begonnenen  Belagerung  von  Stettin  stören  lassen. 
Er  begnügte  sich  damit,  das  Treiben  des  Königs  in  Danzig  und  zugleich 
jener  polnischen  Truppen  durch  Scultetus  und  nachher  auch  durch 
v.  Hoverbeck,  die  er  an  das  Hoflager  nach  Danzig  schickte,  beobachten 
zu  lassen.  Militärische  Maßregeln  zur  Sicherung  der  Belagerung  von 
Stettin  zu  treffen,  hat  er  nur  ganz  vorübergehend9)  beabsichtigt.  In  der 
Tat  ist  das  Gewitter,  welches  sich  im  Osten  gegen  ihn  zusammengezogen 
hatte,  nicht  zum  Ausbruch  gekommen,  sondern  hat  sich,  ohne  ihm  Schaden 
zugefügt  zu  haben,  wieder  verzogen.     Allerdings  hatte  König  Johann 

>)  S.  den  Bericht  Bethune's  vom  26.  August  1677  (Acta  hist  III,  S.  426 ff.). 
*)  S.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  27. 


Einleitung, 


15 


anfangs  lebhaften  Eifer  gezeigt,  den  verabredeten  Angriff  gegen  das  Herzog- 
tum Preußen  zur  Ausführung  zu  bringen,  aber  die  «Schweden  ließen  es 
an  sich  fehlen.     Der  dort  herrschende  Geldmangel,  der  Brand  von  Riga, 

■  der  Tod  des  Feldmarse  halls  Fersen*  die  Lässigkeit  des  an  seiner  Stelle 
mit  dem  Oberbefehl  über  die  in  Livland  zusammengezogene  Armee 
betrauten  Feld  mit  rschalls  Beugt  Hörn,  dazu  die  Drohungen  des  Herzogs 
von  Karland  und  des  litauischen  Großfeldherrn  Paz,  sich  dem  Durch- 
marsch der  schwedischen  Armee  mit  Gewalt  zu  widersetzen,  alle  diese 
l~  zustande  haben  bewirkt,  daß  die  beabsichtigte  Expedition  in  diesem 
Jahre  garnicht  zustande  kam.  Infolgedessen  mußten  die  in  Preußen 
angesammelten  Truppen  untätig  liegen  bleiben  und  würden,  da  aus 
Schweden  kein  Geld  für  sie  ankam,  auseinandergegangen  sein,  wenn  nicht 
der  französische  Gesandte  den  König  von  Polen  mit  vieler  Mühe  überredet 
hätte,  vorläufig  den  Sold  für  sie  herzugeben,  Als  dann  Ende  Dezember  1677 
Stettin  gefallen  war,  zeigte  sich  der  letztere  so  ungehalten  über  die  Un- 
zuverlässigkeit  der  Schweden  und  auch  so  unzufrieden  mit  Ludwig  XIV., 
der  fortgesetzt  die  Zahlung  der  Subsidien  vor  dem  wirklichen  Beginn 
der  Aktion  gegen  den  Kurfürsten  verweigerte  und  auch  die  Wünsche 
seiner  Gemahlin  nur  teilweise  erfüllen  wollte,  daß  der  französische  Ge- 
sandte befürchtete,1)  er  werde  das  ganze  Unternehmen  aufgeben,  und  um 
dieses  zu  verhindern  seinem  Könige  dringend  riet,  durch  Vorauszahlung 
der  zum  Unterhalt  der  in  Preußen  stehenden  Truppen  nötigen  Gelder 
und  durch  anderweitige  Erfüllung  der  Forderungen  des  Königspaares 
dasselbe  in  eine  günstigere  Stimmung  zu  versetzen.  Vorläufig  zeigte  sich 
der  König  auch  gegen  den  Kurfürsten  freundlicher,  er  gestattete,  ohne 
Schwierigkeiten  zu  machen,  den  Truppen,  welche  dieser  nach  Preußen 
schickte,  um  dort  die  Winterquartiere  zu  beziehen  und  das  Land  gegen 
einen  etwaigen  Angriff  von  schwedischer  Seite  zu  schützen,  den  Durch- 
zug, verließ  Mitte  Februar  1678,  nachdem  die  Wirren  in  Danzig  not- 
dürftig beigelegt  waren,  diese  Stadt  und  kehrte  nach  dem  inneren  Polen 
zurück ;  ein  freundschaftliches  Schreiben,  welches  damals  der  Kurfürst 
an  ihn  richtete,  hat  er  in  ähnlicher  Weise  beantwortet,  doch  trat  bald 
wieder  ein  Wechsel  in  seiner  Haltung  ein.  Nachdem  Lud w ig  XIV.,  der 
fortgesetzt,  um  den  Kurfürsten  von  der  Teilnahme  am  Kriege  in  Deutsch- 
land  abzuhalten,   das  Zustandekommen   des  Angriffs  gegen  Preußen  auf 


l)  8.  die  Berichte  Bethuae's  Tom  &  uad  32*  Uli*,  2.  und  10.  Hai  1678  (Acta 
at»L  V,  s.  38 ff.,  54fM  61  ff.). 


16 


Einleitung. 


das  lobhafteste  wünschte,  sich  bereit  erklärt  hatte,  ')  für  die  zur  Teilnahme 
an  demselben  bestimmten  polnischen  Truppen  monatlich  4ÜÜÜÖ  Franks 
zu  zahlen,  ließ  er  eich  auf  neue  Unterhandlungen  mit  Schweden  ein, 
welches  seit  dein  Frühjahr  1678  ernstlichere  Anstalten  traf,  um  die  Expe- 
dition von  Li  Wand  aus  gegen  Preußen  zur  Ausführung  zu  bringen.  Er 
rarsprftch*)  dafür  zu  sorgen,  datö  dem  Marsch  der  schwedischen  Armee 
durch  Kurland  und  Samaiten  keine  Hinderaiafe  in  den  Weg  gelegt  wurden 
und  da l,i  mit  derselben,  wenn  sie  an  der  preu Luschen  (Jrenze  anlangen 
würde,  sowohl  die  in  Preußen  versammelten  wie  auch  noch  weitere  pol- 
nische Truppen  sich  vereinigen  sollten.  Doch  hat  der  Aufbruch  der 
schwedischen  Armee,  der  schon  im  Sommer  statt  linden  sollte,  infolge  des 
unfertigen  Zustamles,  in  welcher  sie  der  jetzt  mit.  ihrer  Führung  beauf* 
tragte  Feldmarschall  Heinrich  Horo  vorfand,  sich  wieder  um  mehrere 
Monat*  TOtsflgert  Infolgedessen  hat3)  der  König  von  Polen  wieder  an 
'1'  iis  Zustandekommen  der  Unternehmung  gezweifelt  und,  zumal  da  damals 
die  Vereitelung  einer  von  dem  polnischen  Großfeldherrn  Wiszniowiecki, 
dem  litani^'hen  Großfeldherrn  Paz  und  anderen  Magnaten  im  Einver- 
ständnis mit.  dem  Kaiser  gegen  ihn  geplanten  Verschwörung  ihn  in  An- 
spruch nahm,  sieh  weiter  darum  nicht  gekümmert.  Als  dann  endlich 
Hörn  im  Oktober  1(>78  sich  gegen  Preußen  in  Bewegung  setzte,  waren 
in  Polen  schon  die  Vorbereitungen  zu  dem  auf  Mitte  Dezember  nach 
Grodno  angesetzten  Reichstage  im  Gange.  Angesichts  desselben  aber') 
wagte  der  König  nicht,  um  nicht  die  Gemüter  der  Polen  noch  mehr  gegen 
sich  zu  erbittern,  feindlich  gegen  den  Kurfürsten  vorzugehen.  Die  Be- 
mühungen des  französischen  und  des  schwedischen  Gesandten,  ihn  zur 
Erfüllung  seiner  früheren  Versprechungen  zu  bewegen,  waren  erfolglos, 
Als  die  schwedische  Armee  Mitte  November  die  preußische  Grenze  er- 
reichte, fand  sie  dort  keine  polnischen  Truppen  vor,  und  auch  von  den 
iu  Preußen  stehenden  Mannschaften,  deren  Befehlshaber  Beaulieu  in- 
zwischen  gestorben  und  die  infolge  mangelhafter  Bezahlung  sehr  zusammen- 
geschmolzen  waren,  ist.  sie  nicht  unterstützt  worden.  Allerdings  eilte 
der  französische  Gesandte  BethüHa*)  Mitte  November  mit  Zustimmung 
lies  K5tiigS  dorthin,  um  sie  in  Bewegung  zu  bringen  und  auch  den  preußi- 

J)  S,  das  Schreiben  desselben  ao  B^thune  vom  Ä  April  1678    (Acta  List 
V,  S.  79  f.). 

*)  S.  die  Berichte  Bethune*s  vom  17.  Juni  1678  (Acta  hist,  V,  S.  86 IT,). 
J)  S.  die  Berichte  B.*thuneTs  vom  (i,  und  24.  Juli  1678  (Acta  hist  V,  S.  96 ff.). 
*)  8.  die  Berichte  desselben  vom   24,  und  3L  Oktober  1678  (S,  148 ff.). 
*)  S.  die  Berichte  desselben  vom  7,,  t&.  und  30.  November  167S  (B.  158ff,,  165). 


sehen  Adel  zu  veranlassen  aufzusitzen  und  mit  ihnen  i ereint  den  van  dem 
Kn  dursten  nach  Preußen  geschickten  Trappen  den  Übergang  über  die 

I Weichsel  und  den  Durchmarsch  durch  das  polnische  Gebiet  zu  verwehren, 
aber  er  richtete  um  so  weniger  aus,  da  er  kein  Geld  mitbrachte  und  da  in- 
zwischen  schon  die  Nachrichten  von  der  Eroberung  Stralsunds  und  Orfiife- 
nldfl  durch  den  Kurfürsten  eingelaufen  waren,  welche  die  Aussicht  aul  einen 
glücklichen  Erfolg  des  schwedischen  Unternehmens  sehr  verminderten. 
Der  Kurfürst  hat  auch  in  dieser  Zeit  gegenüber  der  feindseligen 
Haltung  des  polnischen  Königs  sich  darauf  beschränkt,  die  Verbindung 
mit  den  ihm  wohlgesinnten  Mitgliedern  des  polnischen  Adels,  btBODden 
mit  dem  litauischen  Großfeld  her  ro  Paz  und  mit  seinen  Anhängern  in 
(i roßpolen,  zu  unterhalten  und  diese  anzutreiben,  sich  den  Anschlägen 
der  französisch  gesinnten  Partei  zu  widersetzen  und  ein  feindliches  Vor- 
gehen des  Königs  gegen  ihn  zu  verhindern.  Dagegen  hat  er  sich  gehü  tot, 
an  den  gegen  diesen  gerichteten  aufrührerischen  Bewegungen  irgendwelchen 
Anteil  zu  nehmen,  er  hat  vielmehr  dem  Känig  warnende  Mitteilungen 
darüber  zukommen  lassen  und  hat  durch  die  damit  in  Verbindung  stehende 
Sendung  Niemyricz's  an  den  polnischen  Hof  im  Herbst  1678  einen 
freilich  erfolglosen  Versuch  gemacht,  ein  freundliches  Verhältnis  mit  ihm 
anzubahnen,  Daß  er  auch  damals  keine  ernstlichen  Gefahren  weder  von 
Polen  noch  von  Livland  her  befürchtet  hat,  zeigt  besonders  der  Umstand, 
daß  er  nicht  nur  den  Krieg  gegen  Schweden  auch  in  diesem  Jahre  fortge- 
sondern  auch  den  größten  Teil  der  im  Winter  nach  Preußen  geschickten 
Truppen  von  dort  wieder  zur  Teilnahme  an  diesem  Kampfe  abberufen 
hat  Die  Folge  davon  war,  daß  das  Land,  als  die  Schweden  doch  zu 
Ende  des  Jahres  dort  erschienen,  sich  in  sehr  wenig  verteidigungs fähigem 
mde  befand  und  so  die  Schweden  dort  anfänglich,  ohne  erheblichen 
Widerstand  zu  üuden,  vorrücken  konnten. 

In  eigentümlichem  Gegensatz  zu  der  Untätigkeit  des  Königs  während 
dieses  Feldzu^es  steht  die  feindliche  Haltung,1)  welche  er  während  des 
vom  |6.  Dezember  1G7H  bis  4.  April  1679  in  Grodno  abgehaltenen  Reichs- 
tages, auch  nachdem  durch  das  Eintreffen  des  Kurfürsten  und  seiner  Armee 
DD  Preußen  dem  schwedischen  Unternehmen  ein  jähes  Ende  bereitet  war, 
dem  Kurfürsten  gegenüber  zur  Schau  getragen  hat.  Auch  in  den  folgenden 
M-naten  hat  er  sich  wenigstens  den  Anschein  gegeben,  als  wenn  er3) 
einen  neuen   von  Schweden  geplanten   Einfall   in    Preußen   unterstützen 

den  Bericht  B^thune's  Tom  7,  April  iSM  £8.819), 
*)  S.  die  Berichte  desselben  vom  25*  Mai,  5.  und  Hl.  Juni  1673  {$.  231  ff.)- 
3lit*i.  *.  Gesch.  &  G*  Kurfürsten*    XJX.  * 


18 


Einleitung, 


wollte,  und  der  Kurfürst  ist  dadurch  veranlaßt  worden,  einen  Teil  seiner 
Armee  dort  stehen  zu  lassen,  Doch  Ist  sehr  fraglich,  ob  seine  damaligen 
Versprechungen  ehrlicher  gemeint  gewesen  sind  als  die  früheren,  und  ob 
er  nicht  vielmehr  auf  diese  Weise  nur  weitere  Geldzahlungen  von  Frank- 
reich her  zu  erlangen  gesucht  hat  Von  solchen  nämlich  machte  er  die 
Ausführung  seiner  Anorbietungen  ftbbiogig,  zu  der  Bewilligung  derselben 
ober  ließ  sich  Ludwig  XIV.  nicht  bewegen*  Schon  Mitte  April  wies  er1) 
Bothune  an,  die  Truppen  in  Preußen  entweder  zu  verabschieden  oder 
dem  Könige  zu  überlassen,  und  Ende  Mai,  als  das  Zustandekommen  des 
Friedens  auch  mit  dem  Kurfürsten  schim  ficher  zn  sein  schien,  befahl 
er*)  ihm,  keine  Ausgaben  für  dieselben  mehr  zu  machen.  Nachdem 
dann  Knde  Juni  der  Friede  zwischen  Brandenburg  und  Frankreich 
wirklich  abgeschlossen  war,  erhielt  BtHhune  die  Anzeige,  ditß  der  Kftnig 
sich  bereit  erklärt  habe,1)  für  eine  Aussöhnung  zwischen  dem  Konig  von 
Polen  und  dem  Kurfürsten  tätig  zu  sein.  Die  Enttäuschung  aber,  welche 
er  von  Frankreich  erfahren  hatte,  und  die  Bemühungen  seiner  ebenfalls 
in  ihren  Hoffnungen  betrogenen  und  sich  von  Ludwig  XIV.  zurückgesetzt 
glaubenden  Gemahlin  haben  König  Johann  jetzt  veranlaßt,  sich  von 
Frankreich  ab-  und  dem  Kaiser  zuzuwenden,  so  daß  der  Kurfürst  durch 
seine  jetzt  angeknüpfte  enge  Verbindung  mit  Frankreich  wieder  in  einen 
feindlichen  Gegensatz  zu  dem  König  von  Polen  gebracht  worden  ist. 

Auch  für  die  Zeit  nach  der  Königswahl  Johanns  bieten  die  noch 
unged ruckten  Materialien  des  Danziger  Archivs,  die  Rezesse  der  Reichs- 
tage und  der  preußischen  Landtage  und  die  Berichte  der  an  den  polnischen 
Hof  geschickton  Sekretäre  oder  sonstigen  Bevollmächtigten  des  Danziger 
Rats,  wertvolle  Ergänzungen  zu  den  in  Berlin  befindlichen  branden- 
burgischen  Akten;  sie  sind  von  dem  Herausgeber  benutzt  und  in  den 
Anmerkungen  verwertet  worden.  Nicht  minder  lehrreich  sind  auch  für 
diese  spätere  Zeit  die  von  Waliszewski  veröffentlichten  französischen 
Akten/)  welche  aus  dem  Lager  der  Gegner  des  Kurfürsten  stammen  und 
zeigen,  wie  man  dort  dessen  Politik  angesehen  und  derselben  entgegen- 
zuarbeiten sich  bemüht  hat 


')  S.  das  Schreiben  des  Königs  an  fUthune  vom  13.  April  1G79  (S,  220). 

*)  S,  das  Schreiben  des  Königs  an  denselben  vom  2n\  Mai  1679  (S.  242). 

5)  S.  das  Schreiben  Pompoune^s  an   Brthune  vom  7.  Juli  I67i>  (S.  265). 

*)  Auf  diesen  beruht  die  Arbeit  von  Du  Hauiel  de  Brenil,  Sobieski  et  sa 
politique  de  1674  a  1033  (Revue  d'histoire  diplomatique  ¥11  (1893),  S.  4SI  IT.),  in 
der  aber  das  Verhältnis  des  Königs  au  Brandenburg  kaum  berührt  tat. 


Geneigtheit  des  Kurprinzen  zur  Annahme  der  polnischen  Krone.  19 


O.  v.  Schwerin1)  an  den  litauischen  Unterstallmeister  Morstein.2) 
D.  Cologne  sur  la  Spr^e  ce  6./[16.]  Novembre  1673. 

[Die  Krankheit  des  Königs,  Vorteile  der  Erhebung  des  Kurprinzen  auf  den 
polnischen  Thron.] 

Votre  lettre  m'a  este  bien  aggreable,  mais  j'avoue  que  la  lecture  16.  Nov. 
m'en  a  fort  afflige,  les  nouvelles  que  nous  eusmes  de  dela  avec  la  poste 
precedente  nous  apporterent  bien  de  la  joye  en  nous  asseurant  que  le 
Roy  estoit  gueri  de  sa  maladie,  aussi  voulons  nous  esperer  que  Dieu  aura 
conserve  la  vie  a  Sa  Maj.  dans  ces  dangereuses  conionctures,  oü  la  Re- 
publique  a  un  si  puissant  ennemy  sur  les  bras.  Cependant  ie  n'ay  pas 
manque  de  faire  rapport  ä  Son  Alt.  Ele.  aussi  bien  qu'au  Prince  Elec- 
toral  de  l'affection  que  vous  aves  tesmoignee  en  cette  rencontre.  Nous 
avons  receu  avec  cette  mesme  poste  des  relations  de  divers  autres  lieux 
qui  confirment  tout  ce  que  vous  m'avez  fait  l'honneur  de  rae  mander, 
sur  tout  que  Monsieur  le  Grand  Thresorier  ')  avoit  parle  avec  tant  d'aflfec- 
tion  du  Prince  Electoral.  Quand  mesme  je  ne  serois  nullement  attache 
a  cette  maison  Electorale,  il  me  faudroit  avouer  que  la  Republique  ne 
pourroit  jamais  prendre  un  meilleur  conseil,  que  de  s'acquerir  une  teile 
puissance  pour  la  ioindre  ä  la  sienne.  Et  pour  ce  qui  est  du  Prince,  il 
ne  sera  pas  besoin  de  vous  en  parier,  par  ce  que  vous  le  connoissez  et 
scavez  vous  mesme,  que  Dieu  et  la  nature  n'ont  rien  oublie  pour  le 
rendre  parfait,  et  le  mieux  est  encore  qu'il  a  tousiours  tesmoigne  une  tres 
grande  inclination  pour  cette  nation.  La  response  qu'il  fit  lorsque  sur 
vostre  lettre  on  luy  demanda  ce  qu'il  voudroit  faire,  fut  fort  remarq nable, 
disant  que,  si  Dieu  l'avoit  ainsi  destine,  la  premiere  chose  qu'il  feroit,  ce 
seroit  de  prier  Dieu  bien  ardemment  de  la  regir  en  sorte  qu'il  pust  estre 


l)  Eigenhändig.    Vgl.  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieskis  zum  Konig  von  Polen 
1674  (Hist  Zeitschr.  LXXXVII,  S.  230  ff.). 

*)  Felix  Morstein.     S.  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  447. 
')  Andreas  Morstein. 

2* 


20  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

aime  de  cette  nation,  qu'il  fast  si  heureux  de  perdre  la  vie  pour  leur 
conservation.  Je  vous  asseure,  Monsieur,  que  ce  sont  les  paroles  mesmes, 
qu'il  prononca  avec  admiration  de  plusieurs  assistans.  II  n'y  a  pas 
de  bon  peintre  icy,  qui  puisse  faire  le  portraict  que  vous  desires,  mais 
vous  scavez  qu'il  est  si  beau  de  visage  et  si  bien  fait  de  corps,  qu'il 
passeroit  pour  une  tres  belle  fille  s'il  estoit  de  ce  sexe-lä.  La  plus  grand 
difficulte  se  pourroit  rencontrer  au  point  de  la  religion,  mais  scachant 
bien  qu'un  Prince  ne  voudroit  pas  avoir  le  blasme  d'avoir  change  la 
religion  pour  des  choses  de  ce  monde,  il  faudroit  trouver  d'autres  tem- 
perements,  estant  certain  que  les  Catholiques  ne  pourront  y  courir  aucun 
risque,  et  qu'ils  gagneront  plus-tost  pour  ceux  de  leur  confession  au  pays 
hereditaire  de  S.  Alt.  E.,  mais  je  crains  quil  y  aura  des  voisins  qui 
envieront  a  la  Republique  ce  grand  bien,  et  aimeront  mieux,  qu'elle  ayt 
besoin  de  chercher  tousiours  de  l'assistence  en  d'autres  lieux,  que  d'en 
avoir  assez  d'elle  mesme,  et  si  l'on  vouloit  faire  quelque  chose,  il  me 
semble  qu'il  ne  faudroit  pas  attendre  iusques  ä  ce  que  ces  autres  s'en 
meslassent.  — 


Prinz  Karl  von  Lothringen  an  den  Kurfürsten.     D.  Sechenich 
4.  Dezember  1673.1) 

[Bitte  um  Unterstützung  bei  der  Bewerbung  um  die  polnische  Krone.] 

Dez.  Votre   Altesse  Electorale    m'a   temoigne    dans   toute    la   campagne 

passee  tant  de  bonte  et  de  chaleur  pour  mes  interests  que  j'ose  prendre 
la  liberte  de  luy  en  recommander  un  assez  grand  qui  se  presente.  Je 
le  fais  dautant  plus  hardiment  que  je  sais  que  sur  le  bruit  qui  a  couru 
Pordinaire  passee  de  la  mort  du  roi  de  Pologne  (et  qui  se  confirme  pre- 
sentement)  V.  A.  E.  a  bien  voulu  faire  connoistre  quelque  inclination 
pour  ma  personne,  dont  je  lui  rends  tres  humbles  graces  et  la  supplie 
de  sa  protection  dans  ce  rencontre,  assurant  V.  A.  E.  que  personne  n'arri- 
vast  ä  la  couronne  de  Pologne  qui  en  doivent  estre  plus  reconnoissant.  — 

')  S.  Pufendorf  1.  XII,  §  77  (S.  956). 


Sendung  an  den  E.  G.  Kanzler.    Aussichten  für  den  Kurprinzen.  21 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Hohenstein 
1.  Dezember  1673. 

[Unberechenbarkeit  des  Ergebnisses  der  Königswahl.    Rat,  jemand  an  den  K.  G.  Kanzler 
zu  schicken.     Aussichten  für  den  Kurprinzen.] 

Der  Ausschlag  der  bevorstehenden  Wahl  ist  garnicht  vorauszusehen,  doch  1.  Dez. 
dürfte  aller  Apparenz  nach  die  Königin1)  der  Autorität  und  Affektion  halber, 
die  sie  besitzt,  zuforderst  designiert  oder  doch  dem  zu  Erwählenden  durch  die 
pacta  conventa  die  Heirat  mit  ihr  zur  Bedingung  gemacht  werden. 

Er  rät,  jemand  an  den  K.  G.  Kanzler3)  zu  schicken.  Da  alle  Faktionen 
mit  demselben  vertraulich  korrespondieren,  so  würde  man  auf  solche  Weise 
wenigstens  erfahren  können,  was  einer  und  der  andere  im  Schilde  führt,  ob 
wohl  die  beiden  Groß-Feldherren  Sobieski  und  Pac  auf  einen  Piasten  ihre 
Gedanken  gerichtet,  welcher  wohl  einer  von  ihnen  sein  müßte.  Zu  solcher 
Sendung  würde  der  Hofrat  v.  Wedell  besonders  geeignet  sein,3)  mit  dem  der 
Kammerjunker  v.  Brandt4)  zunächst  nur  als  privates  mitgehen  könnte  unter 
dem  Vorwand,  mit  dem  K.  G.  Kanzler  wegen  seiner  Aussöhnung  mit  dem  Hofe  zu 
reden,  dabei  sich,  wenn  nur  der  K.  U.  Kanzler  wird  gestillt  sein,  wenig  Schwierig- 
keit finden  dürfte. 

Soviel  Ihrer  Dchl.  des  Churprintzen  Person  anlangt  —  so  würd 
es  gar  zu  teur  gekauft  sein,  wann  Sie  gleich  bei  freiem  exercitio  dero 
Religion  gelassen  würden  und  Preußen  dakegen  wie  zum  Brautschatz  der 
Reipublicae  incorporirt  werden  sollte,  umb  Starosteien  draus  zu  machen. 
—  War  aber  die  Krön  in  solcher  Noth,  daß  die  Geistlichen,  umb  sich 
zu  retten,  den  Religionseifer  müßten  fahren  lassen,  so  möchten  sich  wohl 
auch  außer  der  Incorporation  andre  Mittel  und  Wege  finden,  wodurch 
ohne  Incorporation  der  Reipublicae  vor  allen  andern  Concurrenten  dieser- 
seits  gar  merklicher  Vorteil  geschafft  werden  könnte.  Schweden  aber 
würde  sich  E.  Chfl.  D.  Haus  am  meisten  opponiren.  — 


>)  S.  Hirsch  a.a.O.  S.  238. 

")  Johann  Lesczynski. 

*)  Kf.  bestimmte  dazu  den  Obersten  Grafen  Friedrich  Dönhoff.  S.  über 
dessen  Sendung  (seine  Instruktion  ist  Coln  an  der  Spree  5./ 15.  Dezember  1673, 
seine  Relation  an  Kf.  Posen  20./30.  Dezember  1673  ausgestellt)  Pufendorf  XII, 
§68  (S.  947  f.). 

«)  Eusebius  v.  Brandt  S.  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  225f.  Vgl.  den  Bericht  des 
Danziger  Subsyndikus  Stodert  vom  9.  Februar  1674  (Hirsch,  Zur  Geschichte  der 
polnischen  Königswahl  von  1674.  Zeitschr.  des  Westpreuß.  Geschichtsvereins  XLIII, 
S.  116  f.). 


22  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck. 

D.  Cöln  24.  November/[4.  Dezember]  1673. 

(Conc.  0.  v.  Schwerin,  eigenhändig.) 

[Aufträge  für  seine  Sendung  nach  Warschau.] 

4.  Dez.  Kr  soll *)  sich  nach   Warschau    begeben.     Da  die  Polen    beim    interreguo 

keine  fremden  ministros  dulden  wollen,  so  erhält  er  vorläufig  nur  Kreditive  an 
die  Königin,2)  den  Erzbischof  und  den  Bischof  von  Krakau.  Sollte  Kf. 
aber  hören,  daß  andere  fremde  ministri  dort  verbleiben  oder  daß  sie  auch  sonst 
seinetwegen  keine  Schwierigkeiten  machen,  so  wird  er  ihn  mit  den  nötigen 
Kreditiven  an  die  Republik  und  andere,  die  er  ihm  zu  benennen  hat,  versehen. 

Er  hat  der  Königin  zu  kondolieren  und  zu  versichern,  daß  Kf.  ihr  gern 
angenehme  Dienste  leisten  wolle. 

Sonsten  habet  Ihr  überall  Euch  fleißig  zu  erkundigen,  auf  welchen 
candidatum  die  Gemüther  zum  meisten  incliniren,  was  desfalls  vor  factiones 
sein,  sonderlich  auf  wem  diejenige,  welche  bisher  die  frantzösische  Partei 
gehalten,  jetzo  zielen,  und  was  man  vermeint,  wer  unter  allen  die  stärkeste 
Partei  vor  sich  haben  möchte.  Unsertwegen  habt  Ihr  überall  höchlich 
zu  contestiren,  daß  gleich  wie  wir  nichts  anders  wünschten,  denn  daß 
die  Republik  mit  einem  gewünschtem  Successore  versehen  werden  möge, 
worin  auch  allein  unser  Interesse  bestünde,  also  würden  wir  auch  allein 
unsere  consilia  sowohl  bei  diesem  interregno  als  auch  nach  geschehener 
Wahl  dahin  richten,  daß  pacatus  Status  in  der  Krön  erhalten  und  die 
erfolgende  einhellige  Wahl  mainteniret  werden  möchte. 

Etwaigen  Argwohn  wegen  der  Sendung  so  vieler  Regimenter3)  nach  Preußen 
soll  er  ihnen  benehmen  und  sie  seiner  getreuen  Freundschaft  versichern. 

Wenn  Sobieski  nicht  bald  nach  Warschau  kommen  sollte,  so  soll  er  an 
ihn  schreiben  und  ihm  berichten,  er  sei  befehligt,  mit  ihm  vertraute  Korrespon- 
denz zu  pflegen,  es  wurde  dem  Kf.  lieb  sein,  von  ihm  zu  erfahren,  worin  er  das 
Beste  der  Krone  bei  jetziger  Gelegenheit  befördern  könnte. 

>)  Kf.  hatte  schon  am  17./27.  November  lf>73  v.  Hov.  mitgeteilt,  er  halte  für 
notwendig,  jemand  nach  Polen  zu  schicken,  um  der  Königin  zu  kondolieren  und 
sein  Interesse  zu  beobachten,  und  ihn  aufgefordert,  sich  dazu  bereitzuhalten. 
II.  antwortet  (d.  Ilohenstein,  8.  Dezember  1673),  er  halte  es  nicht  für  dienlich,  mit 
der  Sendung  zu  eilen,  sondern  rät  es  so  einzurichten,  daß  man  erst  zur  Zeit  der  auf 
den  22.  Januar  angesetzten  Eröffnung  des  Konvokationsreichstages  in  Warschau  anlange. 

3)  Das  Kreditiv  für  v.  II  ov  erb  eck  an  die  Königin  ist  Cöln  an  der  Spree 
28.November/8.Dezember,  das  Kondolenzschreiben  an  dieselbe  27.  November/7.Dezember 
1673  ausgestellt. 

3)  S.  Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen  Königs  wähl  a.  a.  0.  S.  16  u.  97. 


Aufträge  an  v.  Hoverbeck.     Günstige  Aussichten  für  den  Kurprinzen.         23 

Er  soll  sich  auch  bemühen,  die  dem  polnischen  Gesandten  nach  Schweden,1) 
welcher  dort  nachteilige  Dinge  gegen  Kf.  negotiiert  haben  soll,  mitgegebene 
geheime  Instruktion,  ebenso  die  demselben  dort  erteilte  Resolution  zu  erlangen. 


F.  Morstein  an  Christoph  Wiehert.2)     D.  Warschau 
9.  Dezember  1673. 

[Günstige  Erklärungen  des  Bischofs  v.  Krakau  und  des  K.  U.  Kanzlers.    Bedingungen 
der  Wahl  des  Kurprinzen.] 

Berichte  M.  H.  mit  sonderbarer  Vergnügung,  was  ich  in  bewußtem  9.  Dez. 
hochimportirenden  negotio  aus  Antrieb  schuldigster  Devotion  seit  meinem 
vorigen  Schreiben  ausgerichtet.  Den  Herren  Bischoffe  von  Krack  au1) 
und  den  H.  Cron  Untercantzler4)  habe  bereits  dahin  disponiret,  daß 
sie  numehro  totissimi  vor  den  Churprintzen  sein,  maßen  sie  dann  weder 
die  Incorporation  des  Herzogthumbs  Preußen,  weil  selbige  dem  ganzen 
Churhause  empfindlichen  Nachtheil  zuziehen  dörfte,  noch  die  Veränderung 
der  Religion  (falls  selbige  nicht  sonder  Gewissenszwang  geschehen  könnte) 
mehr  praetendiren,  sondern  sind  zufrieden,  was  die  Religion  betrifft,  daß 
er  bei  der  seinigen  bleibe  und  ihme  das  h.  Abendmahl  ritu  suo  in  ge- 
heimb  reichen  lasse,  wenn  er  nur  propter  populum  allemal  in  der  römisch- 
catholischen  Kirche  sich  sehen  lasse,  die  Messe  mit  anhöre,  da  ihme 
unverwehret  sein  soll,  bei  währender  Messe  seine  Gebete  zu  verrichten 
oder  sonst  etwas  zu  lesen.  Weil  also  die  Geistlichkeit  selbst  dergleichen 
dispensationes  ultro  ertheilet,  nodus  in  scirpo  non  amplius  quaerendus, 


l)  Constantin  Breza,  Starost  von  Nowydwor.  S.  über  dessen  Gesandtschaft 
nach  Schweden  ebendaselbst  S.  32,  36,  115. 

*)  Chr.  Wiehert,  brandenburgischer  Resident  in  Warschau.  S.  Urk.  u.  Akt.  XII, 
S.  231.  Derselbe  fügt  diesem  Briefe  Morsteins  folgendes  Begleitschreiben  (s.  d.), 
wahrscheinlich  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin,  bei:  „La  poste  vient  de 
m'apporter  une  grande  lettre  de  Mons.  Morstein  dont  la  teneur  se  ioindra  icy. 
II  me  dit  tant  de  choses,  que  je  croirois  la  pluspart  comme  des  paradoxes,  surtout 
au  fait  des  temperamens  de  la  religion,  si  d'autres  n'escrivoient  a  peu  prez  de  la 
mesme  maniere.  Un  amy  allemand  en  parle  selon  le  billet  joinet.  Mais  puis  que 
Mons.  le  B.  d'Ouerbek  doit  aller  a  Warsouie,  il  penetrera  Tessentiel  des  sentimens 
et  il  importe  qu'il  ne  tarde  point  de  se  rendre  sur  le  lieu,  car  la  conuocation  se 
tiendra  plustot  qu'on  ne  pensoit.  Gott  richte  alles  in  Gnaden  zu  seines  Namens 
Ehre.*     Vgl.  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieskis,  S.  232. 

*)  Andreas  Trzebicki. 

*)  Andreas  Olszowski,  Bischof  von  Kulm. 


24  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

und  hat  man  auch  nicht  Ursache  weitläufige  Difficultäten  zu  machen, 
vielmehr  dahin  zu  folgen,  quo  fata  amicissima  ducunt,  insonderheit  weil 
weder  der  punctüs  ratione  incorporationis  Prussiae  weiter  mehr  urgiret, 
noch  einiger  bedenklicher  scrupulus  ratione  religionis  gemachet  wird,  modo 
externae  phalerae  populo  relinquantur.  — 

Dieses  verlanget  man  nur  zu  vernehmen,  ob  S.  Chf.  I).  willens  sein, 
ob  diesem  hochwichtigen  negotio  zu  tractiren.  Obernannte  HH.  Prae- 
laten  sinceriren  nebenst  vielen  anderen,  daß  sie  sich  auf  Seiten  des  Chur- 
printzen  sehr  woll  disponiret  wollen  finden  lassen.  Pro  dote  wird  man 
ein  mehrers  nicht  anmuthen,  als  daß  S.  Chf.  D.  gegen  das  bevorstehende 
Vorjahr  etwan  10000  Mann  auf  eigene  Unkosten  zur  Fortsetzung  des 
türkischen  Krieges  stellen,  die  im  Besitz  habende  Herrschaften  Lauen- 
burg und  Butau,  auch  die  Starostey  Draheimb  der  Respublique  cediren, 
die  praetensiones  schwinden  lassen  und  eine  offensive  und  defensive 
alliance  mit  uns  schließen.  Die  Tractaten  müssen  bald  vorgenommen 
werden,  weil  man  auf  Zurathen  des  Großfeldherrn  Sobieski  die  Elec- 
tion  noch  vor  antretendem  Vorjahr  beschleunigen  will.  Bitte  solches  an 
gehörigen  Ort  vertraulich  zu  hinterbringen  und  meine  demüthigste  De- 
votion zu  contestiren.  — 


J.  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Hohenstein 
18.  Dezember  1673. 

[Äußerungen  Gurszynskfs   über  Sobieski's   Absichten.     Die   vermutlichen   wirklichen 

Pläne  desselben.] 

Wie  dieser  Tage  Herr  Gu  rszynsky !)  aus  Podlachien  hier  nach  Danzig  durch- 
gereist, zweifelsohne  um  der  Stadt  inclinationes  wegen  künftiger  Wahl  zu  er- 
forschen und  mit  dem  Woiwoden  von  Pommerellen  zu  konferieren,  hat  er  die  Ge- 
legenheit benutzt,  um  die  Absichten  S ob ieskrs  zu  sondieren.  Anfangs  wollte 
sich  derselbe  durchaus  nicht  merken  lassen,  daß  Sobieski  irgendwelchen 
Gedanken  oder  Absehen  auf  die  Krone  hätte,  sondern  er  suchte  von  ihm  zu 
erfahren,  wohin  Kf.  zielte.  Als  er  aber  versicherte,  daß  ihm  darüber  noch  nichts 
zugekommen  sei,  brach  er  zuerst  heraus,  daß  die  Ritterschaft  der  podlachischen 
Woiwodschaft  einhellig  auf  Sobieski  stimmte.  Er  hat  darauf  erwidert,  er  könnte 
nicht  glauben,  daß  dieses  dem  Kf.  zuwider  sein  sollte.  Den  Kurprinzen  zog  er 
wegen  seiner  Qualitäten  und  der  Avantagen  für  die  Republik  allen  anderen  vor, 
ja  er  versicherte,  niemand  würde  sich  unterstehen,  mit  demselben  zu  kompetieren, 

])  Johann  Gurszynski,  Starost  von  Stargard. 


Mitteilungen  Gurszynski's.  25 

wenn  er  katholisch  wäre  und  sich  mit  seinem  Bruder  des  Erbrechts  auf  Preußen 
verziehen  wollte,  Schweden  und  die  meisten  von  ihren  eigenen  Ständen  möchten 
es  wohl  (aber  vergebens)  ungern  sehen.  „So  teuer,  sagte  ich,  hätte  E.  Chf.  D. 
das  Kaisertum  nicht  kaufen  wollen,  und  wenn  Sie  dergleichen  einzugehen  in 
Willens  gewesen,  sollten  Ihr  woll  die  beide  letzte  Könige  nicht  sein  vorkommen." 

Um  zu  erfahren,  ob  der  K.  G.  Marschall  etwa  selbst  nach  der  Krone 
trachte,  hat  er  den  Diskurs  dahin  gezogen  und  erfahren,  daß  er  sich  vornehm- 
lich auf  die  Affektion  der  Armee  und  auf  den  Bischof  von  Krakau  verlasse  und 
darauf  hohe  Konzepte  gründe,  und  daß  er  sich  auch  getraue,  vermittelst  eines 
Friedens  mit  dem  Türken,  den  er  in  der  Hand  zu  haben  vermeint,1)  die  Ritter- 
schaft zu  gewinnen.  Die  Wahl  sucht  er  zu  beschleunigen,  damit  nicht  etwa  bei 
einem  langen  Verzuge  sein  Ruhm  zu  verschwinden  beginne  oder  durch  einen 
revers  de  fortune  alteriert  werde.  Zwei  Dinge  aber  sieht  er  kein  Mittel  zu 
überwinden,  die  Affektion  der  Königin  und  die  Amulation  des  litauischen  Groß- 
Feldherrn  Pac.  Trotzdem  wird  er  es  dahin  zu  bringen  suchen,  daß  ihm  die 
Krone  angetragen  werde,  er  wird  sich  aber  dafür  bedanken  und  sich  damit  be- 
gnügen, daß  man  seine  Vorschläge  und  Kommendation  vor  anderen  gelten  lasse, 
dann  wird  er  nicht  Conde  wegen  zu  großer  Hitze  und  Eigensinns,  auch  nicht 
Enghien,  weil  er  nicht  kapabel,  sondern  den  nur  16  Jahre  alten  Vendosme 
vorschlagen.  Der  Herzog  von  Hannover  kommt  bei  ihm  auch  in  große  Kon- 
sideration, dem  Prinzen  von  Lothringen  aber  ist  er  gar  nicht  zugetan,  weil  dieser 
sich  an  das  Haus  Österreich  gehangen,  welches  ihn  bisher  so  geringschätzig  be- 
handelt hat. 

Schon  aus  dem,  was  er  so  erfahren,  ist  abzusehen,  daß  die  Wahl  ohne 
Widerwärtigkeit,  ja  wohl  gar  ohne  Aufstand  nicht  abgehen  dürfte. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Hohenstein 
22.  Dezember  1673. 

[Ursprung  des  Gerüchtes  von  feindlichen  Absichten  des  Kf.  auf  das  polnische  Preußen, 
Machtstellung  Sobieski's  daselbst.] 

Endlich  ist  er  dahinter  gekommen,  wer  den  Argwohn,2)  Kf.  hätte  so  viele  22.  Dez. 
Völker  in  das  Herzogtum  geschickt,  um  die  Republik  zu  gefährden  und  sich 
Vorteile  zuzueignen,  erregt  hat  und  noch  fomentiert.  Der  Magistrat  von  Elbing 
hat  vor  diesem  schon,  als  Kf.  nur  die  Marwitzsche  Schwadron  Dragoner  herein- 
schickte, in  der  Stadt  und  bei  Hofe  großen  Lärm  erregt,  nur  um  unter  diesem 
Vorwand  Völker  zu  werben  und   damit  die  Neustadt,  mit  welcher  sie  damals 

1)  Vgl.  das  Schreiben  der  Frau  Sobieska  anPomponne  vom  31.  Januar  1674 
Acta  historica  ed.  WTaliszcwski  III,  S.  3). 

2)  S.  oben  S.  22. 


26  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

in  Streit  lebten,  im  Zaum  zu  halten,  und  hat  die  vermeintliche  Gefahr  immerzu 
exaggeriert.  Dazu  kommt,  daß  der  Oberst  Beaulieu,  welcher  bei  des  Feldherrn 
Gemahlin  und  dadurch  auch  bei  diesem  selbst  viel  gilt,  um  sich  wegen  seiner 
verspäteten  Werbung  zu  rechtfertigen,  diesen  Vorwand  ergriffen  hat  und  behauptet, 
er  habe  sich  deswegen  hier  aufgehalten,  um  Elbing  gegen  des  Kf.  Vorhaben  zu 
sichern,  und  es  sei  nötig,  daß  er  mit  seinem  Regiment  daselbst  in  Besatzung 
gelegt  werde.  Der  Feldherr  dürfte  sich  dazu  leicht  bereit  finden,  da  er  schon 
eine  geraume  Zeit  damit  umgegangen  ist,  sich  des  Königl.  Preußens  teils  selbst, 
teils  durch  seine  Dependenten  zu  versichern. 

Er  selbst  hält  Mewe,  Osiek  und  Medzilentz  nebst  den  Weyerischen  Erb- 
gutern, die  er  von  seinem  Schwager,  Fürst  Michael  Radziwill,  erkauft  hat 
Von  seinen  Kreaturen  und  Klienten  halten: 

Der  Reichsschwertträger  Bilinski  die  Starostei  und  Ökonomie  Marienburg, 
der  Woiwode  von  Reußen,  Jablonowski,  Schwetz,  der  K.  G.  Schatzmeister 
Morstein  Tauchet,  der  K.  U.  Stallmeister  Borowski  Graudenz  und  Rogen- 
hausen, der  Woiwode  von  Pommerellen,  Bakowski,  der  zugleich  Landesschatz- 
meister  ist,  Schöneck  oder  Skaryszew  und  durch  seine  Gemahlin  Stargard, 
der  Generalmajor  du  Buy,  Borowskfs  Schwager,  Dirschau,  wo  Beaulieu 
bisher  kommandiert,  Gurzynski  die  Starostei  Stargard.  Die  Unterkämmerer 
des  ganzen  Landes,  der  Kulmische,  Generalmajor  Korycki,  der  Marienburgische 
Tucholka  und  der  Pommerellische,  Graf  Dönhoff,  der  auch  Starost  von  Berent 
ist,  haben  ihr  Absehen  auch  vornehmlich  auf  ihn  gerichtet.  Zawacki,  Starost 
von  Putzke,1)  hat  ihm  sein  Recht  verkauft  und  cediert,  demzufolge  er  nun  vor- 
nehmlich dahin  trachtet,  sich  in  Possession  zu  setzen.  Dem  Starosten  von 
Stuhm,  Güldenstern,  hat  er  auch  bereits  eine  ansehnliche  Summe  für  die 
Starostei  geboten  und  viele  Evangelische  meinen,  die  Verfolgung,  die  dieser  eine 
Zeit  her  des  reformierten  exercitii  in  der  Kirche  zu  Jordanski  wegen  ausgestanden, 
bezwecke  vornehmlich,  ihm  diese  nahe  daran  gelegene  Starostei  zu  verleiden. 

Der  Woiwode  von  Kulm,  Gninski,  der  Schönsee,  Polnisch  Kowalewo, 
Reden  und  Lanckhorn  hat,  hält  sich  zwar  halb  und  halb  neutral,  würde  aber 
unschwer  zu  gewinnen  sein,  namentlich  durch  Vertröstung  auf  das  kleinere 
Reichssiegel.  Der  ihm  ganz  ergebene  Reichsjägermeister  und  Starost  von 
Bromberg,  Zielecki,  ist  zwar  bei  Choczim  gefallen,  es  dürfte  aber  wohl  mit 
Zulaß  der  Witwe  die  ihrer  Lage  wegen  wichtige  Starostei  mit  des  Feldherrn 
Völkern  besetzt  werden. 

Er  wird  den  Unparteiischen  allen  Argwohn  zu  benehmen  suchen  und  ihnen 
vorstellen,  daß,  wenn  der  K.  U.  Kanzler  nicht  für  diesen  Feldzug  des  Kf. 
Assistenz  zurückgewiesen  hätte,')  diese  Völker  wohl  alle  ausgeführt  und  das 
Königl.  Preußen  aller  Furcht  enthoben  worden  wäre. 


l)  S.    Hirsch    in    Zeitschr.    des    Westpreuß.    Geschichtsvereins  XXV,    S.  44, 
XLIII,  S.  86,  114. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  561  f. 


Machtstellung  Sobieski's.    Versuch,  den  K.  U.  Kanzler  zu  gewinnen.  27 

0.  v.  Schwerin  an  einen  Polen.     D.  Coloniae  ad  Spream 
18./ 28.  Dezember  1673. 

[Die  günstigen  Erklärungen  des  K.  F.  Kanzlers.     Leichte  Möglichkeit,'  die  der  Wahl  des 
Kurprinzen  entgegenstehenden  Schwierigkeiten  zu  beseitigen.     Vorteile  dieser  Wahl.] 

Literae  Dom.1*  V.1*6  16to  et  19°  Decemb.  exaratae  rite  mihi  redditae  28.  Dez. 
Suaeque  Ser.u  Elect.11,  quam  propius  tangunt,  perlectae  sunt.  Dici  non 
potest,  quanto  laetitiae  sensu  ex  iisdem  aliisque  huc  transmissis  S.a  Ser.tas 
Elect.118  insignem  ac  saue  insolitum  affectum,  quem  Reverend. mils  atque 
Uljmus  j)  nuÄ  Vice-Cancellarius  Regni1)  erga  Eandem  ac  Domum  Elec« 
t oralem  Branden burgicam  jam  multoties  declaravit,  perspexerit:  subinde 
testata,  nil  quicquam  magis  se  dolere,  quam  quod  antehac')  aliquae 
dissensionum  nebulae,  nescio  unde  subortae,  tanti  viri  amicitiam  sibi 
eripuerint:  Quae  tarnen  omnia  uti  jam  diu  perpertua  sepelivit  oblivione 
S.a  Seren.tos  Elect.11*  ita  quin  idem  fecerit  aut  facturus  sit  Rever.mU8 
D  nus  Vice-Cancellarius  nulla  prorsus  dubitat,  idque  jam  praecipue  in 
votis  habet,  ut  gratum  animum  suum  atque  sincerum  affectum  praefato 
Domino  Vice-Cancellario  re  ipsa  testari  possit.  Equidem  vere  affirmare 
possum,  quod  et  tristibus  illis  temporibus,  quibus  confidentia  tanti  viri 
S.ae  Ser.u  Elect."  negata  erat,  eundem  tarnen  ob  summa  ejus  merita 
plurimi  fecerit:  Idem  nunc  cum  in  hoc  tanti  momenti  negotio  non  solum 
summam  confidentiam  sed  et  insperatum  affectum  S.*6  Ser.u  Elect.11  de- 
monstraverit,  quin  eandem  prorsus  sibi  devinciat  perpetuoque  debendi 
nexu,  etiamsi  res  successu  careret,  adstringat,  neminem  dubitare  sinit 
sueta  et  iam  satis  cognita  S.ae  Ser.tis  Elect.lis  generositas.  Dom.em  V.nm 
quod  attinet,  gratius  nihil  praestare  poterit  S.ae  Ser.u  Elect.11  quam  ut 
saepius  memoratum  D.num  Vice-Cancellarium  in  optimis  hisce  cogitationi- 
bus  et  propensa  erga  S.am  Ser.tem  Elect.lcm  voluntate  confirmet.  Libertas 
religionis,  si  ea  concedatur  ratione,  quam  indigitavit  Dom.0  V.ra  ex  ore 
tantorum  virorum,  difficultatem  amplius  non  habebit,  nam  et  Serenissimus 
Princeps  Electoralis  celebrationi  Missae  jam  olim  adstitit  et  de  ea  reve- 
renter  sentit  ac  loquitur.  De  conditionibus,  quae  peragendo  negotio  pro- 
ponuntur,  veluti  auxilio  decem  millium  adversus  Turcam,  restitutione 
Drahemi,  Lauenburgi  ac  Butaviae  et  remissione  debiti  pecuniarii,  facilis 
etiam  erit  transactio  adeoque  nihil  est,  quod  non  animus  ratione  domitus 

J)  Andreas  Olszowski. 

>)  S.  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  222,  227 f. 


28  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

suaque  bona  justa  expendens  trutina  vincere  possit.  Quamvis  haec  vel 
minima  putem  commoda,  quae  inclyta  Polonorum  Respublica  ex  hac  elec- 
tione  sperare  debet;  accessio  tot  regionum  ac  populorum  jam  ante 
vicinitatis  ac  aeterni  foederis  nexu  junctorum,  quorum  sanguine  atque 
opibus  Respublica  urgente  necessitate  tanquam  suis  uti  possit,  quemadmodum 
hostibus  formidanda  ita  Reip.  perpetuo  erit  praesidio  ac  decori,  sed  haec 
omnia  superat  genius  Sereniss.mi  Principis  Electoralis,  qui  corporis  atque 
animi  vigore  nemini  secundus,  labore  indefatigabilis,  prudentia  ac  mode- 
ratione  aetatem  supergressus,  erecta  indole  ad  bellum  natus  et  ad  omnem 
virtutem  sub  faustis  penetralibus  formatus,  etiam  vota  Polonorum  ex- 
cedet.  Quare  ut  Dom.0  V.ra  hoc  tantum  negotium  omni  cura  atque  studio 
urgeat  et  quae  in  rem  erunt  sedulo  fideliterque  curet  agatque,  ego  jussu 
Serenissimi  Electoris  moneo  et  adhortor.  Quodsi  proprii  commodi  cura 
Eandem  tangit,  facile  judicabit,  omnes  illos  ampla  manere  praemia,  qui 
huic  operi  promovendo  manum  adhibebunt  salutarem.  — 


Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg  an  den  Kurfürsten. 
D.  Düsseldorf  30.  Dezember  1673.1) 

[Die  etwaigen  Kandidaten  für  den  polnischen  Thron,    Aufforderung,  den  Kurprinzen 

als   solchen  auftreten  zu  lassen,  oder,  falls  Kf.  sich  dazu  nicht  sollte  entschließen 

können,  für  die  Wahl  seines  ältesten  Sohnes  zu  wirken.] 

30.  Dez.  Wie  es  voriges  Mals  hergangen,  wohin  die  Zweck  dirigiret  gewesen, 

wie  die  polnische  Stünde  in  partes  gezogen  worden  und  woran  es  gehaftet 
oder  vielmehr  worin  man  gefehlet,  daß  der  thunmahls  intendierte  Zweck 
nicht  erreicht  worden,  wissen  E.  Ld.  viel  besser  als  ich  es  ihro  expliciren 
kann;  es  scheinet  aber  jetzo,  daß  die  thunmahls  gewesene  factiones  nicht 
nur  inwendig  sondern  auch  mit  den  exteris  noch  continuieren;  jedoch 
finde  ich  nach  denen  mir  zukommenden  Berichten,  auch  sonsten  in 
Consideration  des  polnischen  Estats  mir  zue  Gemüt  gehenden  motiuis, 
daß  vermutlich  bei  künftiger  Wahl  auf  ein  solches  subiectum  vornehmlich 
gedacht  werden  dürfte,  welches  die  Königl.  Wittib  zugleich  ehlichen  und 
die  Krön  des  Kostes  zwo  Königin  zu  unterhalten  entheben  möchte;  ob 
nun  ein  Inländischer  oder  Piastus  darzu  gefunden  werden  möchte,  muß 


')  Eigenhändig.     S.  Pufendorf  1.  XII,  §  76  (S.  955). 


['fata'Neubnrgs  Bitte  um  ruierstülzuug  der  Kandidatur  seines  Sohnes.        21) 


ich  desto  mehr  anstehen,  weiln  der  IL  Sobiesky  ob  benemerita  und 
jeUo  erworbener  idoire  wnhl  tneriticrt.  nicU  gern  wieder  einen  Nationalen 
über  ihm  würde  wohl  herrschön  sehet»,  er  seibat  ttttr  vermählet  tat 

In  Moscau  vernehme  ich  sei  der  Prinz  nur  lOjiihrig  und  ehe  rot 
dem  Zweck  zuc  jung,  der  Printe  von  Löttringen  (welcher  ohne  Zweifel 
vom  Keys,  Hof  jetzo  mehr  als  vordem  portiert  wird)  hat  die  vorige 
Opposition  der  Partei,  welche  vor  ditif$B>  [der]  Krön  Frankreich  zu- 
itaaidfin,  und,  wie  ieli  vernehme,  anuoeh  dahin  große  Reflexion  machen. 
in  Frankreich  wüßte  ich  jetzo  keinen  un  geh  ei  rateten  Prinzen,  aufweichen 
man  gedenken  konnte,  der  duc  de  York  ist  auch  nunmehr  vermählet, 
und  finde  also  in  Wahrheit  niemand,  welchem  solche  Krön  ich  herzlicher 
wünschte,  mit  welchem  auch  die  Krön  Polen  gar  vieler  Respecten  halber 
besser  stabil iert  und  versichert  würde,  durch  welchen  auch  dem  PübHco 
besser  prospiciert  und  ein  nötiges  Unionsband  selbiger  Krön  mit  dem 
Reich  und  anderen  Benachbarten  ah  Schweden  und  sonst  besser  establiert 
werden  könnte,  als  wenn  E*  Ld.  Charprinz  von  E.  Ld.  erlaubet  und 
er  zur  Resolution  persuadiert  werden  könnte,  ihme  neben  einer  so  viel 
meri tierenden  jungen  Königin  in  die  Arme  als  auch  die  Krön  auf  dem 
Haupt  zue  setzen,  fch  schweige  hier  die  überaus  große  aduantage,  so 
BL  Ld,  und  dero  hohes  Curhaus  jetzo  und  in  perpetuum  daraus  zue 
gewarten  hätten,  die  ich  Ihro  von  Grund  meines  Herzens  gönne  und  m 
viel  an  mir  ist  gewiß  selbst  als  durch  alle  meine  Freunde  darzue  arbeiten 
werde,  wenn  ich  nur  gesichert  bin,  daß  E.  Ld.  Gedanken  dahin  gerichtet 
sein,  zuraahlen  in  Wahrheit  jetzo  der  ganzen  Christenheit  zum  besten 
öichtfl  grossere  geschehen  könnte. 

Sollten  aber  E.  Ld.  oder  dero  Curprinz  darin  Bedenkens  tragen,  so 
erwarte  ich  E,  Ld.  Befehls,  ob  sie  noch  dar  vor  halten,  daß  etwa  mein 
Hans  noch  könnte  dem  Publice  zum  besten  und  E.  Li  zue  Dienst 
(zumahlen  sie  wissen,  daß  wirs  von  ihro  erkennen  werden)  abermals 
konnte  in  Consideration  kommen.  Sollte  auch  in  Polen  festgesetzt  werden 
ein  snbiectum  zu  wählen,  welches  zuegleich  die  Königin  neben  der  Krön 
possedieren  möge,  so  wiederhole  ich  hiehero  die  obige  bei  anderen  suhiectis 
außer  E.  Ld.  Cnrprinzens  movierte  Düften]  taten,  und  wenn  E.  Ld.  jetzo 
wieder  wie  vorhin  auf  mein  Haus  Reflexion  machen  wollten,  stelle  ich 
zue  dero  hocherleuchtem  Nachdenken,  ob  nicht  etwa  ein  Gedenken  auf 
mein  ältesten  Sohn1}  geworfen  werden  möchte;  er  ist  jetzo  16  Jahr  völlig 


*)  Johann  Wilhelm,  peb,  19.  April  1658* 


30  L  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

alt  and  zeiget  eine  Maturität  fast  mehr  als  sein  Alter  mitbringet,  und 
was  ihme  wegen  seiner  Jugend  an  Experienz  abgehet,  kann  der  weise 
Rath  der  Eron  Polen,  sodann  E.  Ld.  hocherleuchte  consilia  und  der 
Königin  Prudenz  (so  sehr  gerühmt  wird)  supplieren,  und  wenn  mans 
verlanget,  wollte  ich  mich  selbst  resolvieren  einige  Jahre  ihme  in  consiliis 
zue  assistiren. 

Hierdurch  käme  das  Haus  Oesterreich  zue  dem  latent,  die  Königin 
stabiliert  zu  sehen,  Frankreich  und  Schweden  auch  andere  außer  Jalousie 
einer  absoluten  Dependenz  vom  Keys.  Hof,  es  könnte  die  Harmonie  mit 
E.  Ld.,  der  Krön  Schweden  und  anderen  Benachbarten  desto  besser 
establiiert  werden  und  vielleicht  zue  dem  gemeinen  Ruhestand  nicht 
undienlich  sein;  ich  wollte  auch  mir  vor  eine  gloire  schätzen  die  Tage 
meines  Lebens  dem  Publico  zum  besten  neben  meinem  Sohn  zu  sacri- 
ficiren.  Ich  hoffe  aber  als  noch  mit  allen  dem  Publico  und  den  Polen 
wohlwollenden  und  E.  Ld.  treuen  Dienern,  daß  E.  Ld.  sich  zue  dero 
Curprinzen  resolvieren  und  I.  Ld.  darzue  disponieren  werden,  denn  gewiß 
jetziger  Zeit  nichts  grossere  geschehen  könnte.  E.  Ld.  Befehl  erwarte 
ich  hierin  mit  Verlangen  pour  ma  conduite,  denn  ohne  sie  ich  nichts 
agieren  werde  und  stell  alles  zue  dero  Disposition  neben  Versicherung, 
daß  von  ihro  mich  nie  separiren  lassen  —  werde.  — 


Ein  Pole  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin. 
D.  s.  1.  8.  Januar  1674. 

[Bedingungen  der  Wahl  des  Kurprinzen.    Empfehlung  der  Anliegen  einiger  Polen.] 

3.  Jan.  Literas  Ill.mae  Exc.ae  V1*6  d.  18  praeteriti  mensis1)  rite  accepi.    Quae 

ad  Ill.muin  D.nura  Procancellarium  Regni  spectant,  exponere  ob  ipsius 
abseutiam  non  potui,  ut  primum  advenerit,  exequar  mandata,  interim 
dignetur  rogo  Ill.ma  Exc.a  V.1*  proxime  explicare,  an  integra  epistola  eidem 
praelegenda  sit.  Hoc  tarnen  ex  vinculo  sincerae  fidelitatis  insinuare 
necessarium  duco,  quod  discursus  a  memoratis  tum  temporis  praesulibus 
coram  D.no  Morstin  habiti  internum  tantum  (qui  cuique  licitus  est) 
religionis  sensum  concernant,  quod  vero  Ordines  Regni  publicam  Romanae 
fidei  professionem  praecedente  usu  coenae  dominicae  et  juramento  ante 

»)  S.  oben  S.  27. 


Bedingungen  für  die  Wahl  des  Kurprinzen.  31 

coronationem  requirent,  certissimum  est,  ita  enim  tenaces  sunt  Poloni 
legis  suae  fandamentalis:  Rex  catholicus  esto,  ut  ne  reginam  quidem  non 
catholicam  coronare  dignentur,  exemplo  Helenae  Alexandri  regis  con- 
sortis,  cui  diadema  impositum  non  est,  quod  graecae  religioni  addicta 
esset.  De  caetero  spero,  quod  nullae  aliae  obvenient  difficultates,  intellexi 
enim  ex  Domino  Generali  Maiore  Comite  a  Dönhoff  Leopoldi  huc  reduce 
Hl  mum  Dnum  Supremum  Regni  Mareschalcum  (apud  quem  praedictus 
D.nus  Comes  intimae  est  admissionis  amicus  et  Suae  Ser.tatl  El.li  addictus) 
omnibus  quidem  candidatis  anteferre  Principem  de  Co n de,  sed  cum  ipse 
aetate  et  morbis  languidus,  matrimonio  ligatus,  Polonis  exosus,  ab  ipsis  in 
praeterita  electione  publica  et  universa  voce  exclusus  sit  neque  commodis 
(cum  ab  eo  duos  tantum  sperent  milliones)  adaequet  quae  a  Ser.mo 
Principe  Electorali  sibi  polliceri  potest  Respublica,  putat  quod  hie 
palmam  eidem  praeripiet.  duabus  tarnen  prius  adimpletis  conditionibus, 
nempe  religione  et  incorporatione  Ducatus  Prussiae  Regno  Poloniae.  Meam 
quod  attinet  tenuitatem,  in  partem  summae  verterem  felicitatis,  si  eam, 
quam  mihi  Ser.miw  Princeps  Electoralis  D.nüÄ  mens  cle.mus  per  Ill.mam 
Exc.am  V.1"4™  deferre  non  dedignatur  gratiam,  obsequiis  humillimis  deme- 
reri  possem.  D.nus  Cancellarius  Lithuaniae  dici  non  potest,  qua  cum 
humanitate  et  gratiarum  actione7 Hteras  liberi  passus  aeeeperit,  iterato 
contestatus  est  suam  ad  quaevis  officia  S.*6  Ser.tatÜ5  El.b  promptitudinem. 
Dominus  Ensifer  Regni  Bilinski  summe  necessarius  est  S.M  Ser.u  Elect.11 
ideoque  tempestive  captandus,  cum  non  tantum  in  animis  nobilitatis 
plurimum  valeat,  sed  etiam  spem  habeat  consequendae  directionis  con- 
siliorum  pro  instand  convocatione,  quae  instar  lydii  lapidis  erit  ad  ex- 
piscandas  et  disponendas  eligentium  dispositiones.  Desiderat  ille  libera- 
tionem  a  contributionibus  pagi  seu  villae  Turow  in  districtu  Soldaviensi 
sitae.  Similiter  repeto  instantiam  Rev.mi  D.ni  Abbatis  Paradisiensis 
Szcruba  in  animis  multorum  procerum  validi  pro  ipsius  cognato,  qui 
sub  legione  D.ni  Generalis  Goltz  stipendia  meretur,  ut  per  intercessionem 
]U#mae  EXCeae  y  »e  a(j  legionem  praetorianam  Ser.ml  Electoris  vel  etiam 
Ser.™1  Principis  Electoralis  promoveatur.  — 


32  1.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Der  Kurfürst  an  den  Prinzen  von  Lothringen.     D.  Cologne 
sur  la  Spree  2./ 12.  Janvier  1674.1)    (Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Versicherung  seiner  Zuneigung.] 

12.  Jan.  V.  A.  ne  me  faict  que    justice  destre   persuadee  de  ma  veritable 

affection  envers  Elle,  et  ie  regrette  seulement  de  ne  lavoir  pas  pu  tes- 
moigner  jusques  icy  par  des  effects,  comme  iay  tousjours  bien  souhaitte. 
Je  seray  bien  aise  de  rencontrer  des  occasions  pour  pouvoir  donner  des 
marques  reelles  de  ceste  verite  et  sur  tout  en  celle  que  V.  A.  specifie 
en  sa  lettre,  me  promettant  en  eschange,  que  si  Dieu  favorisera  le  dessein, 
qu'  Elle  se  souviendra  aussi  tousjours  de  la  promesse  quil  luy  a  plu  de 
faire  en  sa  lettre.*)  — 


Ein  Pole  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin. 
D.  s.  1.  15.  Januar  1674. 

[Mitteilungen  des  K.  Schatzmeisters  Morstein.    Ratschläge,  wie  die  Wahl  des  Kurprinzen 

zu  befördern  sei.] 

15.  Jan.  Promissas  Serenissimorum  effigies  magno  expecto  cum  desiderio,  in- 

terea  depictam  proelii  Chocimensis  transmitto  S.ae  Ser.u  El.u  faciem  cum 
humillimis  obsequiis.  Iudicium  in  nostro  negotio  D.ni  Thesaurarii  Regni 
tale  fuit:  quod  Procancellarius  Regni  discursura  suum  ratione 
temperamenti  in  causa  religionis,  licet  serio  formatum,  in  iocum  forte 
(ex  more  inconstantiae  suae)  verterit,  vel  si  postea  viderit,  rem  quoad 
religionem  non  esse  practicabilem,  alium  in  ipso  puncto  electionis  can- 
didatum  producet  in  arenam,  cuius  cxemplum  ab  ipso  inductum  habui- 
mus  tempore  praeteritae  electionis  Piasteae.  Interim  haberet  forte  hanc 
mentalem  reservationem,  quod  Ser.mus  Elector  de  alio  ad  sceptra  Polo- 
nica  promovendo  non  cogitaturus  sit  subiecto.  Idem  Thesaurarius  Regni 
coram  me  fassus  est:  Principem  Condeum  in  summo  apud  omnes  pro- 


')  S.  Pufendorf  1.  XII,  §  77  (S.956);  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieskis  S.234. 

2)  über  die  Verhandlungen  des  Kf.  mit  dem  Wiener  Hofe  in  dieser  Angelegenheit 
s.  die  Instruktion  für  v.  Crockow  vom  22.  Januar  1674  (ürk.  u.  Akt.  XIII,  S.  617f.), 
die  Berichte  des  kaiserlichen  Gesandten  in  Berlin  de  Goess  vom  22.  Januar,  5.  und 
12.  Februar  1674  (ürk.  u.  Akt.  XIV,  S.  740ff.),  Pufendorf  a.  a.  0. 


Die  Parteiverhältnisse  in  Polen.  33 

ceres,  etiam  Cancellarium  Lithuanicum  esse  praedicamento ,  nisi 
Regina  ipsi  obicem  poneret,  tum  propria  ipsius  declaratio,  quoniam  toties 
hac  in  materia  sortem  expertus  esset  adversam,  se  concurrere  nolle,  nisi 
unanimcm  Reipublicae  perceperit  consensum,  eo  cnim  casu  se  recipere 
nolle,  invigilandnm  igitur  omnibus  modis,  ne  rerum  potiatur  tarn  potens 
candidatus. 

Principem  Lotharingum  audio  apud  D.num  Cancellarium  M.  D. 
L.ae  habere  partes,  si  patruus  eius  ducatum  suum,  pace  per  Germaniam 
et  Belgiam  composita,  recuperare  posset  a  Rege  Christianissimo,  cui  pro 
promotione  Principis  Caroli  ad  solium  Polonicum  ut  Lotharingia  quoque 
cedat,  domum  Austriacam  suadere  audio,  tantum  ipsius  interest  Polonico 
regimini  a  se  dependens  adoptare  subiectum.  Uti  iam  antea  Ill.mae  Exc.ao 
V.rae  indicavi,  idem  nunc  repeto:  Duos  hie  praeeipue  (a  quorum  direc- 
tione  futura  dependebit  electio)  captandos  esse  scilicet  Supremum 
Kegui  Mareschallum  Galliae  addictissimum  et  Supremum  M.  I). 
Lac  Cancellarium  ab  eadem  non  abhorrentera,  multumque  hoc  in 
negotio  Regis  Christianissimi  valebit  declaratio,  modo  sit  sincera  et  sine 
restrictione  data.  Viennensis  promotio  non  multum  procedit,  praeter  hoc 
enim,  quod  ab  Austriaco  Poloni  sibi  timent  regimine,  accedunt  recentes 
magnarum  personarum  oflensae,  nempe  Scepusiensis  dominatus  a  Principe 
Lubomirskio,  Curiae  Regni  Mareschalco,  instituta  vindicatio,  tum  rudiori 
stylo  exaratae  ad  Supremum  Regni  Mareschalcum  literae,  quarura  copiam 
nuper  transmisi.  Imo  si  Domui  Austriacae  cordi  esset  promotio  Ser.m! 
Principis  Electoralis,  tarnen  expediret  ut  simulent,  se  omni  studio 
optare  Principem  Lotharingicum,  ne,  si  publice  promoverent  saepedictum 
Principem  Electoralem,  idem  apud  partium  Gallicarum  sequaces  ineurrat. 
Hoc  certum  est,  quod  affectus  tarn  in  Palatinatibus  nobilium  quam  in 
exercitu  officialium  erga  Principem  Electoralem  augeatur,  memores  enim 
adhuc  sunt  multi,  cum  sub  felicibus  auspieiis  S.ae  Ser.tis  El.,is  in  Holsatia 
militarent,  heroieae  generositatis,  quam  semper  depraedicant.  Posset  meo 
tenui  iudicio  (salvo  meliori  Ill.mae  Exc.ae  V.rae)  religionis  obici  ita  consuli, 
si  tempore  ipsius  electionis  Dominus  Mareschalcus  a  parte  Gallica 
(cuius  studiosissimus  est)  induceretur,  ut  a  Tartaris,  Cosacis  atque  uni- 
verso  Oriente  praesentissimum  iam  imminere  periculum  per  Poloniam 
spargi  curaret,  ut  animi  inter  istas  angustias  haerentes  non  tarn  religionem 
quam  regionem  eiusque  salutem  respiciant.  Venit  mihi  in  mentem  moderni 
Augusti  Imperatoris  electio,  quae  vires  ex  fama  imminentium  in  Hungaria 
exercituum  Portae  Ottomannicae  cepit.     Gallis  vero  meo  judicio  incul- 

Mater.  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  3 


34  I.  Brandenburg  und  Polen  1673-1G79. 

candum  esset,  quod  Austriacorum  pro  Lotharingo  promotio  in  immensum 
crescat,  ideoque  per  subiectum  aliquod  tertium,  nempe  Ser.mum  Principem 
Electoralem,  diversionem  esse  faciendam.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
16.  Januar  1674. 

[Audienz  bei   der  Konigin.    Besorgnisse  wegen  der  Sendung  der  Truppen  des  Ef. 
nach  Preußen.    Etwaige  Aussichten  bei  der  Wahl  für  das  kurfürstliche  Haus.] 

IG.  Jan.  Er  hat1)  bei  der  Konigin,  obwohl  dieselbe  unpäßlich  war,  sofort  in  Gegen- 

wart aller  bei  Hofe  befindlichen  Senatoren,  Kavaliere  and  Damen  Audienz  gehabt, 
und  sie  hat  ihm  sehr  freundlich  und  gnädig  geantwortet,  sie  soll  sich  auch  sehr 
erfreut  wegen  der  Erbietung,  welche  ihm  Kf.  befohlen  bei  ihrem  jetzigen 
Zustande  zu  tun,  geäußert  haben. 

Der  Reichsschwertträger  Bilinski  erkundigte  sich  bei  ihm,  ob  wirklich 
die  Truppen  des  Kf.3)  der  Republik  zum  besten  und  nicht  zu  einem  anderen 
Dessein  nach  Preußen  geschickt  worden  seien,  und  als  er  das  erstere  versicherte, 
bemerkte  derselbe,  der  Krieg  in  Polen  hätte  26  Jahre  gewährt,  aber  zur  Ein- 
quartierung in  die  adligen  Güter3)  sei  es  doch  nicht  gekommen.  Er  wünscht 
daher,  Kf.  mochte  (weil  dieses  Werk  hier  über  alle  Maßen  odieux  ist)  den 
preußischen  Ständen  eine  kurze  Konvokation  gönnen,  um  zu  versuchen,  anstatt 
dieses  modi,  welcher  die  Immediatuntertanen  am  meisten  drückt,  einen  anderen 
einzuführen. 

Aus  dem,  was  ich  noch  zur  Zeit  habe  penetriren  können,  erseh  ich 
nur  zwei  casus,  so  bei  dieser  vorstehenden  Wahl  E.  Chf.  D.  Hause 
zustatten  kommen  könnten: 

Einmal  ein  Unglück  in  der  Wallachei  und  andringende  Macht  von 
Türeken  und  Tatern,  welche  den  Religionseifer  (wie  beim  schwedischen 
letzten  Einfall  erfolgte)  nicht  weniger  bei  den  Geistlichen  als  Weltlichen 
dämpfen  könnte,  andernteils,  wann  die  französische  Faction  dergestalt 
kegen  die  österreichische  engagirt  sich  befuude,  daß  sie  nicht  anders 
dann  durch  die  Waffen  zu  scheiden  wären,  dann  solchenfalls,  umb  ein 

')  v.  Hoverbeck  war  am  13.  Januar  in  Warschau  angekommen. 

2)  S.  oben  S.  22  und  25. 

3)  Über  die  damaligen  Streitigkeiten  des  Kf.  mit  den  preußischen  Ständen 
wogen  der  dort  einquartierten  Truppen  und  die  von  ihm  angewandten  Zwangs- 
maßregeln s.  v.  Orlich,  Geschichte  des  preußischen  Staates  im  17.  Jahrhundert  I, 
S.  3GOff.;    Rachel,    Der  Große  Kurfürst  und  die   ostpreußischen   Stände.     S.  253. 


Aussichten  für  die  Wahl  des  Kurprinzen.  35 

Blntbad   zu  verhüten,   möchte  der  dritte   in  E.  Chf.  D.  Hause   gesucht 
werden. 

Französischerseits  soll,  wie  er  hört,  da  Conde  wegen  der  Affektion  der 
Stande  für  die  Königin  und  ebenso  auch  Vendosme  als  unecht  wenig  Aus- 
sichten haben,  der  Comte  de  Soissons,1)  Enkel  des  Prinzen  Thomas  von 
Savoyen,  auf  die  Bahn  gebracht  werden. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
20.  Januar  1674. 

[Bedingungen,  unter  denen  die  Wahl  des  Kurprinzen  oder  des  Kf.  selbst 
erfolgen  könnte.] 

Obwohl  der  K.G.Feldherr   auf  Beschleunigung  der  actuum  interregni  20.  Jan. 
dringt,  geht  es  doch  bei  der  Konvokation»)  sehr  langsam  und  schläfrig  daher, 
es  haben  sich  bisher  nur  wenige  Senatoren  und  kaum  zwei  Drittel  der  Land- 
boten eingefunden. 

Gute3)  Patrioten  und  unparteiische  Leut  wünschen  des  Chur- 
prinzens  D.  auf  dem  Königlichen  Thron  zu  sehen,  aber  doch  alleweg 
mit  dem  Supposito,  daß  Sie  umb  der  Krön  willen  die  Religion  wurden 
ändern  und  E.  Chf.  D.  dero  Herzogthumb  Preußen  der  Reipublicae  in- 
corporiren.  Welche  die  Sach  nach  mehrer  Billigkeit  erwähnen,  kommen 
(umb  E.  Chf.  D.  solcher  Incorporation  halber  schadlos  zu  stellen)  auf 
den  Vorschlag,  daß  E.  Chf.  D.  selbst  die  Krön  und  das  Großfurstenthumb 
Litthaw  mit  allen  incorporirten  Provintzien  dakegen  erblich  aufzutragen, 
Sie  auch  mit  Dero  Gemahlin  zu  krönen  wären.  Mit  der  Condition  aber, 
daß  Sie  die  Chur  des  Churprinzens  D.  würcklich  abtreten  und  dieselbe 
die  Königin  mit  Versicherung  der  Immediat  Succession  am  Reich  heurathen, 

J)  Louis  Thomas  von  Savoyen,  Graf  von  Soissons,  Sohn  des  Prinzen 
Eugen  Moritz  von  Savoyen  und  der  Olympia  Mancini,  Nichte  Mazarins, 
s.  Memoires  de  Pomponne  ed.  Mavidal  I,  S.  426.  Vgl.  den  Bericht  Stoderts  an 
den  Danziger  Rat  vom  26.  Januar  1674  bei  Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen 
Königswahl  von  1674  a.  a.  0.  S.  HOf. 

*)  Der  Konvokationsreichstag  war  am  15.  Januar  1674  eröffnet  worden.  S.  das 
polnische  Reichstagsdiarium  in  Acta  historica  res  gestas  Poloniae  illustrantia  II.  ed. 
Kluczycki,  S.  1361  ff.  und  den  Danziger  Reichstagsrezeß  bei  Hirsch,  a.  a.  0. 
S.  26ff.  S.  auch  die  Relation  Stoderts  an  den  Danziger  Hat  vom  20.  Januar  1674 
ebendaselbst  S.  103  ff. 

3)  S.  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieskis,  S.  238. 

3* 


36  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

nach  diesem  aber  der  Reipublicae  die  freie  Wahl,  aus  E.  Chf.  D.  Hause 
und  Sr.  D.  Linie  nach  Belieben  einen  zu  nehmen,  wieder  gekehrt  wurde. 
Der  päpstliche  Nuntius1)  soll  keinen  mit  Namen  rekommendieren,  aber 
darauf  dringen,  die  Stände  mochten  ja  keinen  anderen  wählen  als  der  in 
religione  catholica  Romana  natus  et  innutritus  wäre. 


Der  Kurfürst  an  den  Pfalzgrafen2)  von  Neuburg.     D.  Cöln 
10./[20.]  Januar  1674.     (Conc.  O.  v.  Schwerin.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  30.  Dezember.    Versicherung  seiner  Zuneigung.     Unsicherer 
Stand  der  Dinge  in  Polen,  Erbieten,  darüber  weiter  mit  ihm  zu  kommunizieren.] 

20.  Jan.  —  da  ich  dann,  wie  E.  Ld.  zur  Gnüge  bekannt,  vor  diesem  albereit 
wohl  nichts  liebers  gesehen,  als  daß  E.  Ld.  and  dero  hohen  Fürst!.  Hause 
dieser  große  An-  und  Zuwachs  zugekommen  wäre.     Es  wollen  auch  E.  Ld. 


l)  Franz  Bonvisi,  Erzbischof  von  Thessalonich. 

')  S.  Pufendorf  1.  XU,  §  77  (S.  956),  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieskis,  S.  234. 
In  einem  ersten,  vom  8.  Januar  datierten  Konzept  dieses  Schreibens  waren  dem  Pfalz- 
grafen schon  spezielle  Ratschläge  erteilt  worden,  wie  er  die  Wahl  seines  Sohnes 
betreiben  sollte,  der  Kurfürst  hat  dann  aber  erst  von  den  Geheimen  Räten  schrift- 
liche Gutachten  über  dieses  Konzept  eingefordert.  Der  Oberpräsident  v.  Schwerin 
äußert  sich  in  dem  seinigen,  wenn  Kf.  bei  seiner  Meinung  bleibe,  den  Herzog  von 
Neuburg  nicht  ganz  zu  rebutieren,  sondern  auf  alle  Fälle,  da  der  Ausgang  der  Wahl 
ungewiß  sei,  an  der  FTand  zu  behalten,  so  wüßte  er  an  dein  Konzept  nichts  Wesent- 
liches zu  ändern;  wenn  er  aber  eine  andere  Resolution  gefaßt  habe  und  sich  Pfalz- 
Neuburgs  nicht  annehmen  wolle,  so  müßten  die  speziellen  Ratschläge  ganz  ausgelassen 
und  das  Erbieten  mehr  restringiert  werden,  v.  Somnitz  schlägt  einen  Mittelweg 
vor,  Pfalz-Neuburg  nicht  zu  rebutieren,  aber  ihm  auch  nicht  Ratschläge  zu  erteilen, 
wodurch  Kf.  sich  unnötig  in  die  Sache  vertiefen  und  andere  Prätendenten  choquieren 
könnte.  Eine  solche  Resolution  hätte  Kf.  auch  schon  vorher  gefaßt,  nämlich  sich 
des  Wesens  noch  zurzeit  nicht  anzunehmen,  sondern  sich  zunächst  genauer  nach 
der  Stimmung  in  Polen  zu  erkundigen.  Ebenso  raten  auch  v.  Canstein,  Koppen 
und  Blas  peil,  möglichst  in  generalibus  zu  verbleiben  und  sich  vorläufig  nirgends 
zu  engagieren.  Meinders  äußert:  Weil  für  den  Kurprinzen  eine  nicht  geringe 
Inklination  bisher  in  Polen  verspürt  worden  sei,  so  hätte  man  für  denselben  aufs 
beste  zu  arbeiten,  ob  er  etwa  salva  conscientia  et  religione  auf  diesen  Thron  zu 
befördern  sei.  Sollte  des  Kf.  Intention  dahin  gehen,  so  wäre  in  dem  Schreiben  von 
den  specialia  zu  abstrahieren  und  des  Kurprinzen  Interesse  zu  rekommendieren. 
Sollte  aber  Kf.  wegen  desselben  nichts  zu  tun  beabsichtigen,  auch  die  lothringische 
Partei  der  neuburgischen  nicht  vorziehen,  in  diesem  Falle  fände  er  bei  der  Antwort 
nichts  zu  erinnern. 


Antwort  des  Kurfürsten  auf  das  polnische  Hülfsgesuch.  37 

glauben,  daß  meine  Affection  gegen  dieselbe  und  dero  Haus  sich  nicht 
geändert.  Ich  muß  aber  E.  Ld.  dabei  in  freundvetterlichem  Vertrauen 
berichten,  dass  von  I.  Keys.  M.  mir  des  Hertzogs  zu  Lothringen  Ld. 
recommendiret  und  daß  dieselbe  in  Polen  unter  dem  Adel  nicht  nur 
verschiedene  Woywodschaften  sondern  auch  den  Hof  vor  sich  haben 
sollen.  Dann  so  habe  ich  auch  die  sichere  Nachricht,  daß  nicht  weniger 
vor  einem  französischen  Subiecto  eine  starke  Partei  sich  befinde,  ich 
habe  aber  weder  davon  noch  von  anderen  Subiectis,  deren  verschiedene 
gemeldet  werden,  einige  gewisse  Nachricht  und  kann  dahero  auch  E.  Ld. 
etwas  gründliches  hierunter  nicht  communiciren,  bin  aber  entschlossen,  nach 
und  nach  was  in  Polen  hierunter  vorgehet  und  wohin  einer  oder  ander 
inclinire  mich  zu  erkundigen,  auch  daraus  mit  E.  Ld.  —  Communication 
zu  pflegen.  — 


Responsum  Suae  Serenitatis  El.  Brandenburgensis  ill.  domino 
ablegato  extraordinario  Alberto  Opazky1)  die  13./ 23.  Januarii 
1674  datum.     (Conc.  v.  Somnitz.) 

[Erbieten  zur  Sendung  von  Hilfstruppen.] 

Rogavit  illustris  dominus  ablegatus  nomine  inclyti  Senatus  Reipublicae  23.  Jan. 
Polonicae,  ut  cum  res  patriae  suae  et  rege  orbatae  et  bello  a  potentissimo 
hoste  petitae  pro  praesenti  sint  afflictissimae,  in  amicitia  vero  foederata 
S.ae  Ser.tis  El."*  eadem  singularem  repositam  habeat  fiduciam,  velit  S.  S. 
El.  militem  auxiliarem  pactis  promissum  primo  vere  paratum  habere, 
eum  augere,  suisque  sumptibus  tum  in  itinere  tum  in  castris  alere;  et 
cum  dimacharum  sive  dragonum  in  bello  isto  maximus  futurus  sit  usus, 
utex  illisauxiliares  copiae  conficerentur  et  constarent.  Equidem  cum  plurima 
eaque  arctissima  sint  vincula,  quae  S.am  S.tem  El.lem  inclytae  Reipublicae 
jungunt,  vix  exprimere  potest  S.  S.  El.,  quam  vehementer  tot  tantisque 
foederatae  Reipublicae  malis  commoveatur  quantoque  desiderio  et  studio 
eidem   quavis    ratione    consulendi    flagret.      Caeterum    cum    Germaniae 

*)  Albert  Opacki,  Unterkämmerer  von  Warschau,  s.  über  denselben  Urk. 
und  Akt.  XII,  S.  496.  Der  Primas,  Erzbischof  Kasimir  Florian  Czartoryski 
von  Gnesen,  hatte  (d.  Warschau,  2.  Januar  1674)  dem  Kf.  den  Tod  des  Königs,  den 
Sieg  bei  Choczim  und  die  trotzdem  dem  Reiche  von  den  Türken  drohende  Gefahr 
angezeigt,  ihn  um  Hilfe  gebeten  und  mitgeteilt,  daß  zu  weiteren  Verhandlungen 
darüber  Opacki    werde  an   ihn   geschickt   werden.    Dessen  Instruktion  sendet  der 


L  Brandenburg  und  Polen  1673 — 1GT9, 


forliuiiie  hoc  ipso  iniquissimo  tempore  conturbatae  atque  Ifffll  gnoquti 
gravissimo  hello  magna,  sui  parte  tantum  HOB  everUtur,  niliil  itopeusius 
dolet  S.  S.  EL  quam  quod  haec  maxima  pericula  eodem  it<i  <oncurrauii 
inomento,  ut  Poloniae  uuice  consulere  opemque  pro  voto  ferre  non 
permittant*  t^uemjidmodum  vero  &.  B.  El.  neque  ioclytae  Ueipublirac 
neque  foederibus  cum  eaiiem  initis  uuquam  defuit,  ita  quoque  et  nunc 
id  aget,  ut  sub  initium  veris  miles  uuxiliaris  pactis  promissus  copiis  sese 
Polonicis  adi  ungut.  On!  iuvta  eadem  pacta  H  es  publica  de  s  listen  tatioiie 
prospieiet  Quodüi  vero  e  RepubJica  m&pia  visum  fucrit,  ut  dimachae 
seu  dragones  mille  ducenti  luittnntur,  pro  smt  in  Kempublicam  siogulari 
alTectu  S.  8.  EL  loco  dicti  inilitis  auxiliaris  illos  non  mittere  modo  wd 
et  suis  suiutibusj  qui  summam  centum  millium  florenorum  Polonicorum 
excedent,  per  sex  menseg  integres,  ri  iis  Respublica  opus  tarn  diu 
habitum  est,  ikra  oonetituit,  hac  lege  tarnen*  oe  istud  S.  S.  EI.,H  Reipublicae 
Poloiiicae  commodandae  Studium  ullo  modo  deineeps  contra  pactorum 
leges  in  exemplum  ac  praejudicium  trahatur.  Permi Üit  hac  in  re  optionem 
Reipublicae  8.  8,  EL  ita,  ut  eidem  liberum  sit,  eam  ex  propositis  eligere 
auxilii  ratiouem,  quam  rebus  suis  eonvenientissimam  putaverit, 

Quodsi  vero  Deus  1er  opt  max.  Germaniam  benigne  respexerit,  ita 
ut  saluti  et  trauquillitati  Poloniae  procurandae  S.  S,  EL  vacare  miice 
possit,  ea  est  summa  iu  BempuMicam  S.  S.  EU*  voluntas,  ut  eidem  roajori- 
bus  et  voto  utriusque  partis  respondentibus  auxfliia  adesse  atque  sub- 
venire  velit  — .') 

Sekretär  Schumann  dein  Danfciger  Kate  schon  am  15,  Dezember  1673  (s,  Hirsch, 
8,  101)  zu-  Darin  wird  er  angewiesen,  nach  Frankreich  und  aueb  nach  England, 
Holland,  den  spanischen  Niederlanden  und  Dänemark  zu  gehen  uud  dort  überall 
um  Hilfe  gegen  die  Türken  zu  bitten,  unterwegs  auch  zu  Ef.  sich  zu  begeben,  ihu 
KU  bitten,  Frieden,  Freundschaft  und  die  Vertrage  mit  Polen  in  halte»,  ihm  zu  danken, 
daß  er  nach  Morsteins  Bericht  die  Wittum aJligeu  Hilfctruppen  habe  stellen  wollen, 
und  ihn  zu  ersuchen,  dieselben  für  den  nächsten  Feldzug  bereitzuhalten,  zu  ver- 
mehren und  ihnen  Sold  für  1>  Muiiato  mitzugeben,  damit  de  auf  eigene  Kosten  leben 
könnten.     Vgl.   über  seine    Sendung  Zaluski  I,  R,  606 f.,   Pufendorf  I.  XII,   $  M 

:),  über  die  mit  ihm  iu  Frankreich  geführten  Verhandinngen  Acta  bist.  111,  S.  IT. 
i.'er  Oberpräsident  v.  Schwerin  schreibt  an  den  Herzog  von  Croy  !G./2tJ«  Januar 
1C74,  Opacki  sei  mit  der  ihm  erteilten  Resolution  ^arnidit  zufrieden;  sollten  die 
Aussichten  zum  Frieden  sich  erfüllen,  so  werde  Kf.  sich  wohl  mit  der  Hilf©  etwas 
liberaler  zeigen, 

')  Das  Kekr^-litiv  des  Kf.  für  Opacki  ist  auch  am  13./ 23,  Januar  1674  aus* 
gestellt.  Unter  demselben  Datum  erläßt  Kf,  auch  ein  Schreihen  an  K.  Mainz,  worin 
diesem  Mitteilung  Ton  OpackTs  Sendung  gemacht  inirl  er  gebeten  wird,  beim  Reichs- 
tage Hilfeleistung  an  Polen  zu  befördern?   ferner  ein  solches  an  Romswinelu<  l 


Die  Parteien  und  deren  Pläne.  39 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
16.  Februar  1674. 

[Stand  der  Parteien.] 

Nachdem  der  Starost  von  Dirschau  du  By  mit  einem  französischen  Ab-  16.  Febr. 
geschickten  bei  dem  K.  G.  Feldherrn  angelangt  ist,  hat  dieser  sich  offen  für 
Conde  erklärt  und  seinen  Freunden  mitgeteilt,  derselbe  wolle  nicht  allein  die 
Krone,  wenn  sie  ihm  angeboten  werde,  annehmen,  sondern  sich  auch  darum 
bewerben,  aber  sich  zur  Scheidung  von  seiner  Gemahlin  schwerlich  verstehen. 
Demnach  gibt  es1)  nun  zwei  Hauptfaktionen  in  der  Republik:  Die  französisch- 
condeische  und  die  kaiserlich-lothringische.  Das  Haupt  der  ersten  ist  der 
K.  Feldherr,  sie  hält  sich  der  Kronarmee  und  der  reußischen,  sowie  der 
anderen  ostlich  von  der  Weichsel  liegenden  Woiwodschaften  für  sicher,  ferner 
macht  sie  großen  Staat  auf  den  G.  Kanzler  und  den  Kastellan  von  Posen,2) 
zumal  nachdem  dieser  jetzt  mit  seinem  Halbbruder,  dem  Woiwoden  von  Kalisch? 
Opalinski,  sich  aus  dem  Grunde  vertragen  hat,  sie  zweifelt  auch  nicht  den 
ü.  Kämmerer  Krycki,  der  hei  der  dortigen  Ritterschaft  in  großem  Ansehen 
ist,  und  den  jetzigen  Landbotenmarschall,  den  K.  Schwertträger  Bilinski, 
welcher  in  der  Plotzischen  Woiwodschaft  viel  vermag,  auf  ihre  Seite  zu  bringen. 
Die  preußischen  Woiwoden  und  Starosten  hingen3)  früher  mehr  von  dem  G.  Feld- 
herrn ab,  außer  dem  Dzialynskischen  Hause  und  dem  Woiwoden  von  Culm, 
Gninski,  welche,  weil  sie  nicht  zu  rechter  Zeit  ins  Lager  gekommen  sind  und 
die  Okkasion  bei  Choczim  verabsäumt  haben,  Strafe  fürchten  müssen,  wenn  die 
Sache  vors  Kriegsrecht  gebracht  wird. 

Die  lothringische  Partei  verläßt  sich  auf  den  litauischen  G.Kanzler  Patz, 
welcher  die  meisten  Stände  im  Großfürstentum  unter  seiner  Devotion  hat,  auf 
den  Primas  und  dessen  ganzes  Haus,  auch  auf  den  mehreren  Teil  der  Geist- 
lichen, darunter  der  Jesuiten,  vornehmlich  aber  auf  das  Generalaufgebot  der 
nächstgelegenen  Woiwodschaften  Masau,  Plotzk,  Podlachien,  Rawa,  auch  auf  die 
Wechsel,  welche,  wie  man  hofft,  der  Beichtvater  der  Königin,  Pater  Coronini, 
von  Wien  herüberbringen  wird,  verzweifelt  auch  nicht  daran,  daß  Graf 
Schaffgotsch,  den  man  in  kurzem  erwartet,  den  G.K.Feldherrn  durch  Nego- 
tiation  gewinnen  sollte.  Die  guten  Patrioten  wünschen  ein  Subjectum  außer- 
halb dieser  beiden  miteinander  stets  ämulierenden  Häuser  zu  finden. 


beauftragt  wird,  das  polnische  Hilfsgesuch  bei  den  Generalstaaten  und  dem  Prinzen 
von  Oranien  zu  befürworten,  und  an  den  Pfalzgrafen  Ruprecht,  der  gebeten  wird, 
dessen  Negotiation  in  England  zu  unterstützen.  Auch  ein  Empfehlungsschreiben  für 
Opacki  an  K.Sachsen  hat  Kf.  ausgestellt,  dasselbe  tragt  aber  den  Vermerk:  .Der 
11.  Opacki  bat  seine  Reise  nach  Dresden  nicht  fortgesetzet,  dahero  er  das  Original- 
schreiben an  Chur-Sachsen  zurückgegeben." 

>)  S.  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieskis,  S.  237  f. 

*)  Christoph  Grzymultowski. 

')  S.  oben  S.  26  f. 


40  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Der  K.V.Kanzler,  welcher  sich  sonst  auf  den  K. G.Fe Idherrn  vornehmlich 
berufen,  hat  jetzt  große  Ombrage  darüber  gefaßt,  daß  derselbe  drei  Regimenter 
nach  Krakau  geschickt  und  sich  so  der  Residenz  und  der  dort  befindlichen 
Krone  versichert  hat. 

Sollte  Kf.  es  nicht  zuträglich  befinden,  mit  dem  Feldherrn  zu  halten,  so 
wäre  auch  nicht  geraten,  denselben  weiter  auszuforschen. 

Es  sind  hier  zu  verschiedenen  Malen  böse  Zeitungen  von  des  Kf.  Zustande 
verbreitet  worden. 


Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg  au  den  Kurfürsten. 
D.  Düsseldorf  21.  Februar   1674.1) 

[Auf   das  Schreiben  vom  10.  Januar.     Unterstützung  der  Kandidatur  seines  Sohnes 
durch  F raukreich.     Sendung  Giese's  zu  Kf.  und  nach  Polen,  Bitte  um  Unterstützung.] 

21.  Febr.  Der  Herzog  von  Lothringen  wird  seine  Gegenpartei  so  stark  wie  vormals 
finden,  ihm  soll  auch  schon  die  Hoffnung  benommen  sein,  daß  er  ohne  Blut- 
vergießen zur  polnischen  Krone  gelangen  werde.  Von  einem  französischen  Sub- 
jecto  ist  ihm  dermalen  noch  nichts  vorgekommen  und  ihm  wird  auch  versichert, 
daß  der  König  von  Frankreich  selbst  kein  solches  Subjectum  zu  proponieren, 
auch  sogar  keine  Gesandtschaft  nach  Polen  wegen  der  Wahl  zu  schicken  beab- 
sichtige, was  noch  mehr  aus  den  Schreiben  des  Königs  an  ihn,2)  ferner  an 
Sobieski  und  an  den  K.  Schatzmeister  Mor stein,3)  deren  Abschriften  er  bei- 
legt, erhellt.  Mit  den  Originalen  schickt  er  seinen  Kammerrat  und  Clevischen  Resi- 
denten Bernhard  von  Giese  zu  Kf.,  und  er  bittet,  ihm  und  seinem  Regierungsrat, 
Kämmerer,  Amtmann  zu  Caster  und  bestellten  Hauptmann  Heinrich  Theobald 
Freiherrn  von  Goldstein,  welcher  schon  dem  Kf.  in  dieser  Materie  Hinter- 
bringung getan  hat  und  auch  noch  ferner  tun  wird,  Glauben  beizumessen.  Giese 
soll  mit  diesen  und  anderen  Schreiben  nach  Polen,  doch  ohne  Charakter  und 
nur  als  sein  domesticus,  gehen  und  dort  den  vorfallenden  occasionibus  in  der 
Stille  invigilieren.  Er  bittet  Kf.,  ihn  und  seines  Sohnes  Interesse  mit  seiner  Rekora- 
mendation  zu  begleiten.  Kr  übersendet  auch  Abschrift  eines  Schreibens  des  Königs 
von  Schweden4)  in  dieser  Sache.  Sollte  Kf.  aber  für  sich  selbst  oder  einen 
seiner  Prinzen  diese  Krone  begehren,  so  werden  er  und  die  Seinigen  gern  zurück- 
stehen und  sich  für  sie  bemühen. 

»)  S.  Pufendorf  1.  XU,  §  7C  (S.  i>55):  Hirsch  a.  a.  0.  S.  241. 

2)  Ludwig  XIV.  an  den  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg,  d.  St.  Germain  en  Laye 
3.  Februar  1(174. 

3)  Von  demselben  Datum.     S.  Acta  bist.  III,  S.  471». 

4)  Konig  Karl  XL  von  Schweden  an  den  Pfalzgrafen  d.  Stockholm  7./[l7.]  Januar 
lf>74,  darin  erklärt  derselbe,  er  gönne  den  erledigten  polnischen  Thron  niemand  lieber 
als  ihm  oder  seinem  Sohne,  und  er  habe  seine  Gesandten  in  Polen,  am  kaiserlichen 


Neue  Bitte  Pfalz-Neuburgs  um  Unterstützung.    Mitteilungen  Sobieski's.        41 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  KurfÖrsten.     D.  Warschau 
24.  Februar  1674. 

[Schreiben  Sobieski's  und  Galecki's;  Frankreichs  Eintreten  für  Pfalz-Neuburg.     Bitte 
der  Evangelischen.    Kandidatur  des  Prinzen  von  Dänemark.    Bevorstehende  Ankunft 

Sobieski's.] 

Aas  einem  beifolgenden  Schreiben  des  G.  Feldherrn1)  and  einem  anderen,  24.  Febr. 
welchesGalecki')aaf  dessen  Befehl  an  ihn  gerichtet,  wird  Kf.  ersehen,  daß  ersterer 
große  Aversion  gegen  Lothringen  trägt  and  jetzt  Frankreich  za  Gefallen  sich 
willig  bezeigt,  das  Pfalzneuburgische  Interesse  wie  früher  das  Condeische  zu  be- 
fördern. Er  hat  anfangs  daran  gezweifelt,  daß  es  Frankreich  wirklich  ernstlich 
mit  Pfalz-Neuburg  meint,  er  glaubt  aber  jetzt,  da  die  Condesche  Partei  wie  vor 
den  Kopf  geschlagen  ist  und  die  Lothringische  sich  mehr  als  je  in  Positur  stellt, 
um  Pfalzneuburg  abzutreiben,  daß  Frankreich  sich  wirklich  mit  Schweden  über 
Beförderung  der  Kandidatur  des  letzteren  geeinigt  hat.1)  Doch  wird  man  nicht 
so  leichtes  Werk  finden,  denn  aas  vielen  Umstanden  ist  abzusehen,  daß  der 
litauische  G.  Kanzler,  wenn  er  sich  auch  noch  nicht  offen  deklariert  hat, 
Lothringen  anhängt. 

Er  hält  für  Kf.  den  Pfalzneaburger  für  zuträglicher,  doch  wird  derselbe 
am  kaiserlichen  Hofe  nicht  geringe  Opposition  finden.  Er  wird  mit  dem  K.  G. 
Marschall  im  Vertrauen  modnm  rei  gerendae  überlegen. 


Hofe,  in  Frankreich  und  Brandenburg  angewiesen,  ihnen  zur  Erlangung  desselben 
behilflich  zu  sein.  —  Der  schwedische  General  Mardefeld  teilt  (d.  Wolgast 
29.  Dezember  1673/ [8.  Januar  1674])  dem  Oberpräsidenten  v.  Schwerin  mit,  der 
König  hätte  ihn  und  Wangelin  beauftragt,  eine  Verständigung  mit  Kf.  wegen  der 
bevorstehenden  polnischen  Königswahl  zu  versuchen,  und  bittet  ihn,  nachdem  Kf. 
sich  bei  seiner  Anwesenheit  nur  iu  generalibus  herausgelassen  hätte,  um  nähere 
Nachrichten.  Schw.  antwortet  (d.  Cöln  i)./[19.]  Januar  1674),  Kf.  halte  nach  den 
bei  der  vorigen  Wahl  gemachten  Erfahrungen  für  notwendig,  bei  dieser  Sache  sehr 
behutsam  zu  verfahren,  er  bittet  um  Eröffnungen  ratione  candidati  von  schwedischer 
Seite  und  fügt  hinzu,  bisher  schienen  der  Sohn  des  Zaren  und  der  Prinz  von 
Lothringen  die  meisten  Anhänger  zu  haben. 

')  Joh.  Sobieski  versichert  (d.  Lemberg  16.  Februar  1674)  den  Kf.  seiner 
Ergebenheit  und  verweist  auf  die  Mitteilungen  Galecki's. 

*)  Frauz  Galecki,  Generaladjutant  bei  der  Kronarmee,  schreibt  dem  Kf. 
d.  Lemberg  16.  Februar  1674),  er  wünsche,  daß  der  Kurprinz  sich,  um  die  polnische 
Krone  zu  erlangen,  zur  Änderung  der  Religion  verstehen  möchte,  dann  werde  der 
G.  Feldherr  und  dessen  ganzer  Anhang  für  ihu  wirken.  Er  fragt  an,  ob  Kf.  für 
Pfalz-Neuburg  sei,  und  versichert,  daß  sie  sich  der  Wahl  des  Lothringers  auf 
das  äußerste  wiedersetzen  würden.  Vgl.  die  Relation  Schumanns  an  den  Danziger 
Rat  vom  9.  März  1674  (Zeitschrift  des  Westpreußischen  Gesch ich ts Vereins  XL1II, 
S.  119f.). 

*)  Vgl.  Stoderts  Relation  vom  16.  Februar  1674  ebendaselbst,  S.  116. 


42  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Die  bedrängten  Evangelischen,  die  deswegen  vor  der  Wahl  einen  expressen 
Abgeordneten  an  Kf.  schicken  wollen,  bitten  denselben,  bevor  er  einem  Kandi- 
daten seine  officia  bei  der  Wahl  leistet,  bei  demselben  neben  den  Angelegen- 
heiten seines  Hauses  auch  ihre  Interessen  zu  bedingen. 

Die  Bischöfe  von  Krakau1)  und  Wilna')  haben  sich  gegen  ihn  für  Pfalz- 
Neu  bürg  erklärt,  der  K.  V.  Kanzler  aber  bleibt  dabei,*)  er  wolle,  nachdem  er 
sich  bei  voriger  WTahl  in  dem  von  ihm  vorgeschlagenen  Subjekt  so  betrogen 
gefunden,  diesmal  abwarten  und  sich  gefallen  lassen,  was  andere  tun  werden. 

Diejenigen,  welche  jetzt  eine  dritte  Partei  formieren  wollen,  schlagen  den 
Prinzen  von  Dänemark4)  vor.  Auf  Anfragen,  ob  eine  solche  Wahl  dem  Kf. 
entgegen  sein  könnte,  hat  er,  da  Kf.  sich  noch  für  keinen  deklariert,  geantwortet 
Kf.  sei  mit  dem  dänischen  Königshause  nahe  verwandt  und  es  hätte  zwischen 
ihnen  schon  seit  Menschengedenken  keine  Streitigkeit  gegeben,  vielmehr  sei  das 
dänische  Haus  dem  Kf.  wegen  seines  Eintretens  für  dasselbe  bei  den  Traktaten 
zu  Oliva  Dank  schuldig. 

P.  S.  Da  der  K.  G.  Marsch a  1:1  in  wenigen  Tagen  hier  anlangen  soll  und  der 
litauische  G.  Feldherr  beschlossen  hat,  auf  denselben  zu  warten,  so  hat  er 
auch  den  Bischof  von  Krakau  dazu  bestimmt,  noch  hier  zu  bleiben.  Da  so  viele 
der  Vornehmsten  sich  hier  befinden,  so  glaubt  er,  daß  hier  in  kurzem  ein 
sicherer  Grund  zur  Wahl  wird  gelegt  werden,  auf  welchen  Kf.  seine  Deklaration 
gegen  die  sollizitierenden  Kandidaten  wird  zu  fundieren  haben. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln 
26.  Februar/[8.  Mär/]  1674.     (Conc.  O.  v.  Schwerin.) 

[Auf  die  Relation  vom  24.  Februar.  Bei  Aussicht  auf  günstigen  Erfolg  ist  besonders 
das  Interesse  seines  Hauses  zu  befördern,  sonst  Pfalz-Neuburg.    Befehl,  mit  Sobieski 

in  Verbindung  zu  treten.] 

8.  März  —  Sonsten5)  erinnern  wir  uns  sowohl  aus  dieser  letzteren  als  auch 

anderen  Euren  Relationen  ersehen  zu  haben,  daß  es  wohl  dahin  kommen 
durfte,  daß,  wann  beide  Partheien,  sowohl  die  keyserlichc  als  die  frantzö- 
sische,  sich  mit  einander  collidiren   sollten,    die  meisten  auf  einen  aus 

l)  Andreas  Trzebicki. 
•O  Nicolaus  Stephan  Pac. 

*)  S.  die  Schreiben  Olszowski's  an  Sobieski  vom  8.  und  an  Lombardi 
vom  15.  Dezember  1G73  (Zaluski  I,  S.  487 ff.). 

4)  Georg,  Bruder  Konig  Christians  V.  S.  über  dessen  Kandidatur  die  Berichte 
Stoderts  an  den  Danziger  Rat  vom  26.  Januar  und  16.  Februar  1674  (S.  110 
und  118). 

5)  S.  Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieski's,  S.  242. 


Instruktion  des  Kurfürsten  für  v.  Hoverbeck.  43 

unserem  Chur-Hause,  ungeachtet  der  Religion,  stimmen  dörften.  Nun 
könnet  Ihr  unschwer  ermessen,  daß  uns  unseres  Hauses  Angelegenheiten 
fürnemblich  touchiren,  und  daß  auf  den  Fall  ein  guter  Succeß  zu  hoffen 
wäre,  wir  nichtes  unterlassen  wurden,  was  zue  Erreichunge  dieses  Zweckes 
dienete,  gestalt  wir  dann  zue  Euch  das  gnädigste  Vertrauen  haben,  Ihr 
werdet  dieses  Werk  vor  allen  anderen  nach  Euer  uns  bekannten  Dex- 
terität  befordern  und  poussiren.1)  Wann  aber  vor  unser  Churhaus  nichtes 
zu  erhalten  stunde,  wurde  uns  des  Galecki  Vorschlag  und  des  Princen 
von  Neuburgk  Person  vor  anderen  angenehm  und  gefallig  sein. 

Er  soll  über  dieses  alles  mitSobieski  vertraulich  kommunizieren,  dessen 
Absichten  zu  erforschen  suchen  und  ihm  mitteilen,  daß  es  dem  Kf.  sonderlich 
lieb  sein  würde,  wenn  er  jemand  an  ihn  abschicken  wollte. 


Gutachten  der  Geheimen  Räte, 
v.  Blumenthal  (d.  Berlin  26.  Februar/[8.  März]  1674). 

Kf.  hat  die  Frage  gestellt,  ob  er  bei  der  bevorstehenden  polnischen  Königs-  &  März 
wähl  den   pfalzneuburgischen  Prinzen  vorschlagen  solle.     Ihm  scheinen  keine 
Bedenken  dagegen  zu  sein,  sondern  dieselben  Ursachen,  welche  das  vorige  Mal 
für  die  Unterstützung  der  Bewerbung  des  Vaters  gesprochen  haben,  auch  für 
die  des  Sohnes  fortzubestehen. 

Blaspeil  (d.  Cöln  an  der  Spree  27.  Februar/ [9.  März]  1674). 

Die  Sache  ist  sehr  schwierig,  so  daß  er  fast  keinen  rechten  Schluß  bei  sich  9.  März 
hat  machen  können,  was  er  dem  Kf.  raten  soll. 

So  viele  ich  verspüren  können,  haben  Ew.  Chf.  D.  bisher  keinen 
Gedanken  gehabt,  dero  eigenes  Churhaus  zu  dieser  Krön  befordert  zu 
sehen,  viel  mehr  haben  Sie  sich  (aus  einem  sehr  christlichen  und  hoch- 

J)  An  demselben  Tage  weist  Kf.  den  Rat  Fehr  in  Königsberg,  den  Verwalter 
der  Güter  der  unter  seiner  Vormundschaft  stehenden  Prinzessin  CharlotteRadziwill, 
an,  dafür  zu  sorgen,  daß  die  von  diesen  Gütern  auf  die  Seymiken  zu  schickenden 
Deputierten  instruiert  würden,  zuerst  seines  Kurhauses  Interesse  gegen  die  bevor- 
stehende Wahl  bestens  zu  rekommendieren  und  dahin  zu  wirken,  daß,  wenn  nicht  die 
Religion  ein  unüberwindliches  Hindernis  bilden  sollte,  jemand  aus  demselben  gewählt 
werde:  sollte  aber  dazu  keine  Hoffnung  sein,  dann  sollten  sie  für  Pfalz -Neu  bürg 
oder  dessen  ältesten  Sohn  stimmen. 


44  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

rühmlichen  Eifer  zur  evangelischen  Religion)  dergestalt  alien  davon  er- 
wiesen, daß  Sie  ihr  interesse  hindangesetzet  und  aus  Beisorge,  daß  das 
evangelische  Wesen  Schaden  dadurch  leiden  möchte,  gedachte  Krön  auch 
nicht  einmal  anzunehmen  sich  vermerken  lassen,  wann  sie  gleich  Ihro 
oder  Dero  Herrn  Sohn,  des  Churprinzens  hochfürstl.  D.,  nitro  und  von 
selbsten  angetragen  wurde.  Ob  nun  zwar  diese  Gedanken  dergestalt 
christlich,  generös  und  heroisch  seind,  daß  sowohl  Feinde  als  Freunde 
dieselben  loben  müssen,  nichts  desto  weniger,  weiln  fast  scheinet,  als 
wann  der  Himmel  selbst  Ew.  Chf.  D.  diese  Krön  zuzulegen  entschlossen 
und  nicht  allein  die  polnische  Nation,  sondern  auch  alle  andern  davon 
fast  eingenommen  seind,  daß  dieselbe  niemanden  als  Ew.  Chf.  D.  hohem 
Churhaus  gebühre,  so  deucht  mir  dennoch,  daß  man  billig  darauf  zu 
reflectiren  und  dasjenige,  wras  Gott  und  Menschen  Ew.  Chf.  D.  anzubieten 
scheinen,  nicht  so  schlechterdings  zu  verwerfen  hätte. 

Zu  Wegnehm ung  des  obstaculi,  welches  die  Religion  bildet,  und  Beruhigung 
des  Gewissens  sind  schon  von  den  Polen  selbst  Temperamente  vorgeschlagen 
worden  und  nach  Hovcrbeck's  Bericht  scheint  es  bei  dem  Gegensatz  der 
österreichischen  und  der  französischen  Partei,  daß  die  Polen  endlich  einem 
Evangelischen  die  Krone  aufs  Haupt  zu  setzen  kein  Bedenken  tragen  dürften, 
auch  sattsame  Vorkehrungen  gegen  künftige  Inkonvenientien  getroffen  werden 
könnten.  Daher  ist  diese  Sache  nicht  so  gar  außer  acht  zu  lassen,  vielleicht 
beabsichtigt  Gott,  die  evangelische  Kirche  in  Polen  nunmehr  zu  retten  und  durch 
das  Mittel  eines  Königs  aus  dem  Hause  Brandenburg,  unter  dessen  Schutz  die 
bedrängten  Evangelischen  dort  Ruhe  und  Gewissensfreiheit  haben  könnten, 
derselben  zu  Hilfe  zu  kommen.  Die  Vorteile,  welche  Kf.  und  dessen  Nach- 
kommen daraus  zu  gewarten  haben  würden,  sind  notorisch,  die  Gelegenheit 
wird  sich  vielleicht  niemals  wieder  darbieten.  Er  rät  daher,  Kf.  möchte  noch 
weiter  der  Sache  zusehen  und  sich  für  keinen  Kandidaten  erklären.  Sollte  sich 
die  Sache  anders  schicken  und  entweder  die  Krone  dem  Kf.  nicht  angetragen 
werden  oder  von  ihm  nicht  angenommen  werden,  dann  wird  sich  auch  zeigen, 
welcher  Kandidat  die  meiste  Aussicht  hat,  und  ob  und  wie  Kf.  den  einen  oder 
anderen  dazu  rekommendieren  und  befördern  solle. 


v.  Canstein  (d.  Berlin  27.  Februar/[9.  März]  1674). 

!>.  AlSrz  Kf.  hat  zu  bedenken  gestellt,  was  er  bei  der  polnischen  Wahl  wegen  des  einen 

oder  anderen  Kandidaten  zur  Krone  zu  tun  oder  zu  lassen  hätte.  Vornehmlich 
kommt  es  darauf  an,  wohin  die  polnischen  Stände  am  meisten  inklinieren 
möchten,  Kf.  darf  daher  nicht  eher  einen  bestimmten  Entschluß  fassen,  bis  er 
mehr  und  sicherer  unterrichtet  ist.  was  für  Aussichten  die  einzelnen  Kandidaten 
haben. 


Gutachten  der  Geheimen  Räte.  45 

Für  des  Zaren  Sohn  scheint  nichts  Sonderliches  zu  geschehen  und  sich 
auch  keine  besondere  Inklination  zu  ihm  zu  finden.  Dem  Herzog  von  Loth- 
ringen hat  Kf.  bei  der  Torigen  Wahl  entgegengewirkt,  derselbe  wird  daher  ihm 
feindlich  sein,  eine  Konjunktion  des  Hauses  Österreich  mit  der  Krone  Polen  ist 
auch  immer  für  bedenklich  gehalten  worden.  Sollte  derselbe  aber  gute  Aus- 
sichten haben, so  wurde  nicht  ratsam  sein,  ihm  direkt  entgegenzutreten.  Schweden 
scheint  keine  Prätension  zu  machen.  Eine  franzosische  Kandidatur  wird  Kf. 
jedenfalls  ebenso  wie  früher  für  schädlich  erachten,  doch  würde  man  sonst 
hierbei  rationes  pro  und  contra  finden  können.  Der  Prinz  von  Dänemark 
scheint  wenig  Aussichten  zu  haben,  hat  zu  Kf.  gar  keine  Konfidenz  bezeigt, 
Seestedt  hat  auf  der  Durchreise  nicht  einmal  Kf.  begrüßt.  Sonst  in  fundo 
rei  hat  Kf.  keine  erhebliche  Ursache,  ihm  entgegen  zu  sein.  Von  dem  neu- 
burgischen  Prinzen  weiß  er  nicht,  ob  nicht  Mangel  an  Geld,  Volk,  Erfahrung 
und  Konduite,  auch  vielleicht  an  der  Affektion  sein  möchte.  Sonst  dürfte  er 
wohl  dem  Kf.  am  wenigsten  schaden  können,  und  da  Kf.  angefangen  hat,  dessen 
Partei  zu  embrassieren,  so  weiß  er  nicht,  wie  derselbe  davon  wieder  abtreten  könnte. 

Der  vornehmste  aber  unter  allen  Kandidaten  wären  E.  Chf.  D.  wohl 
selbst  und  dero  H.  Churprinzens  hochf.  D.  Aber  ich  glaube,  daß  die 
Religion  und  viele  andere  considerationes  so  wichtig  sein,  daß  sie  nicht 
zu  superiren  stehen  und  man  also  hierin  in  bloßen  Wünschen  verbleiben 
müßte.  — 

Meinders  (d.  Berlin  28.  Februar/[10.  März]  1674). 

Falls  Aussicht  sein  sollte,  daß  der  Kurprinz  zur  polnischen  Krone  durch  10.  Man 
rechtmäßige  Mittel  gelangen  könnte,  so  würde  dieses  sowohl  für  die  evangelische 
Kirche  wie  auch  für  des  Kf.  Haus  und  Staat  sehr  nützlich  sein.  Wie  bisher  ver- 
schiedene vornehme  Stände  sich  hiezu  wohl  affektioniert  und  geneigt  bezeugt,  so 
wären  diese  auf  dienliche  Art  in  dieser  guten  Intention  zu  stärken,  daneben  ihnen 
aber  auch  deutlich  anzuzeigen,  daß  der  Kurprinz  seine  Religion  nicht  ändern  werde. 

Sollten  aber  die  Polen  darauf  bestehen,  daß  ihr  König  katholisch  sein  solle, 
so  hätte  Kf.  keine  Ursache,  seine  bei  der  vorigen  Wahl  für  Pfalz-Neu  bürg 
und  dessen  Sohn  geführte  gute  Intention  zu  ändern,  da  die  früheren  Ursachen 
auch  weiter  fortbestehen  und  der  Pfalzgraf  erklärt  hat,  die  damals  versprochenen 
Bedingungen  auch  jetzt  bei  glücklichem  Erfolg  zu  erfüllen,  Kf.  solche  Bedingungen 
und  Vorteile  aber  weder  bei  Lothringen  noch  bei  Dänemark,  am  allerwenigsten 
aber  bei  einem  Piasten  finden  wird.  Pfalz-Neuburg  hat  in  Polen  eine  starke 
Partei  und  auch  Frankreich  und  Schweden  auf  seiner  Seite. 

Da  die  Zeit  der  Wahl  nahe  bevorsteht,  so  wäre  Pfalz-Neuburg  der 
Intention  des  Kf.  zu  vergewissern,  der  Traktat  mit  ihm  zu  erneuern  und  die 
sonstigen  Vorbereitungen  dazu  zu  treffen,  besonders  wäre  Graf  Dönhoff  oder 
sonst  jemand  heimlich  an  den  K.  Marschall  zu  schicken  und  das  nötige  Geld 
bereitzuhalten. 


46  I.  Brandenburg  und  Polen  1673— 1(579. 

v.  Somnitz  (d.  6./[16.]  März  1674). 

1(5.  März  Er  erörtert  die  Grunde,  welche  für  und  wider  die  Unterstätzung  der  pfalz- 

neuburgischen  Kandidatur  sprechen,  und  kommt  zu  folgenden  Ergebnissen: 

1.  Es  ist  zu  verhüten,  daß  dem  Kf.  selbst  und  seinem  Hause  bei  dieser 
Wahl  präjudiziert  werde. 

2.  Kf.  hätte  keines  Kandidaten  Wahl  sonderlich  zu  hindern,  als  der  etwa 
franzosisch  von  Nation  oder  Gemüt  oder  sonst  der  Republik  und  deren  Nach- 
barn mit  seiner  Macht  beschwerlich  fallen  konnte. 

3.  Geld  um  eines  Kandidaten  willen  zu  spendieren,  möchte  undienlich  sein. 

4.  Weil  etliche  Senatoren  sich  mit  Sobieski  besprechen  wollen,  wäre 
das  Resultat  dieser  Konferenz  abzuwarten.  Er  rät,  mit  niemanden  pacta  der 
Wahl  halber  einzugehen. 


Prinz  Karl  von  Lothringen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Vienne  10.  März  1674. 

[Bitte,  seine  Bewerbung  uui  die  polnische  Krone  zu  unterstützen.] 

10.  März  Er  erneuert  seine  Bitte,  Kf.  möchte  seine  Kandidatur  in  Polen  unterstützen, 

entschuldigt,  daß  er  nicht  selbst  zu  ihm  kommt  oder  jemand  an  ihn  schickt, 
wiederholt  seine  frühere  Erklärung  wegen  des  Kurprinzen  (doch  glaube  er 
nicht,  daß  Kf.  an  denselben  denke),  versichert,  daß  er  alles  tun  wolle,  was 
zur  Satisfaktion  des  Kf.  beitragen  könne,  verweist  auf  v.  Crockow. 


Der  Kurfürst  an  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg.     D.  Coln 
10./20.  März  1674.1)     (Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  21.  Februar.     Bereitwilligkeit,  die  Kandidatur  seines  Sohnes, 
doch  zunächst  nur  vorsichtig,  zu  unterstützen.] 

•20.  März  Er  wird  auch  jetzt  wie  bei  der  vorigen  Wahl  alle  mögliche  officia  anwenden, 

um  des  Pfalzgrafen  Intention  wegen  der  Wahl  seines  Sohnes  zu  sekundieren, 
wenn  sich  die  Sachen  in  Polen  nur  in  einigerlei  Weise  dazu  fügen  und  er 
etwas  mehr  Licht  von  dem  Absehen  der  Republik  erlangen  könnte.  Zwar  wird 
ihm  von  einigen  Orten  große  Hoffnung  gemacht,  sein  Haus  sollte  dieser  Krone 
halber  in  große  Konsideration    kommen,    er  versichert  aber,    daß  er  garkeine 

')  S.  Pufendorf  1.  XII,  §  7G  (S.  955),  Hirsch  a.  a.  0.  S.  241  f. 


Antwort  des  Kurfürsten  an  Pfalz-Neuburg  und  Lothringen.  47 

Gedanken  darauf  mache.  Da  der  jetzige  Zustand  in  Polen  aber  so  beschaffen 
ist,  daß  man  unmöglich  irgend  worauf  zu  fußen  hat,  so  sieht  er  sich  genötigt, 
hierin  behutsam  zu  gehen  und  sich  noch  zur  Zeit  nicht  zu  deklarieren,  da  die 
Polen  es  bei  voriger  Wahl  sehr  übel  genommen  haben,  daß  man  darin  so  weit 
gegangen  ist  Doch  will  er  v.  Hoverbeck  befehlen,1)  Giese  mit  gutem  Rat 
an  Hand  zu  gehen  und  des  Pfalzgrafen  Angelegenheiten  nach  bestem  Vermögen 
zu  befördern.  Sollte  sich  künftig  mehr  licht  in  diesem  Wahlnegotio  hervor- 
gehen, so  will  er  sich  die  Sache  treulich  angelegen  sein  lassen. 


Der  Kurftirst  an  den  Prinzen  Karl  von  Lothringen. 
D.  Cologne  12./22.  März  1674.     (Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  10.  März.    Die  Sendung  eines  Bevollmächtigten  an  ihn  ist 

erst  später  rätlich.] 

—  Elle  a  bien  fait  de  n'envoyer  pas  eocore  personne  pour  ne  faire  22.  März 
pas  eclatter  nne  affaire,  qui  demande  le  silence  ponr  reussir.  Qnand  le 
teraps  nous  donnera  nn  peu  plus  de  lumiere  dans  les  brouilleries  de  la 
Pologne  et  qu'il  y  aura  a  fonder  quelque  jugement  sur  les  intentions  de 
cette  nation,  non  seulement  je  seray  bien  aise  que  V.  A.  envoye  icy 
qnelqu'un  pour  notre  commun  interest,')  mais  aussi  je  re^ois  de  bon 
c<pur  les  obligeantes  öftres  que  V.  A.  me  fait. 

Crockow  ist  beauftragt,  darüber  ausführlicher  mit  ihm  zu  sprechen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
27.  März  1674. 

[Absichten  der  französischen  Partei,  Hoffnungen  der  lothringischen.    Rat,  Skoraszewski 
und  Zuckowski  zu  beschenken.] 

Der  pommerellische  Landesoberkämmerer  Graf  Donhoff  und  der  Oberst  27.  März 
v.  Prebentaw,  die  bei  ihrer  Abreise  nach  Lublin  ihm  versprochen,  von  des 


')  Dieses  geschieht  in  einem  Giese  mitgegebenen  Schreiben  an  denselben  von 
demselben  Datum. 

*)  Im  April  hat  der  Prinz  wirklich  den  Grafen  Albert  Gaprara  zu  dem  Kf. 
nach  Berlin  geschickt,  doch  liegen  über  die  mit  diesem  geführten  Verhandlungen 
keine  Aufzeichnungen  vor. 


48  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

K.G.Marschalls  Inklination  Nachricht  zu  geben,  berichten,  daß  derselbe  sich 
bisher  nicht  eigentlich  habe  deklarieren  wollen,  wen  er  vor  anderen  zur  Krone 
erhoben  wissen  wolle,  doch  wäre  ans  allen  Umstanden  abzunehmen,  daß  ihm 
keiner  lieber  wäre  als  der  Prinz  von  Conde.  Wenn  aber  dieser  weder  für  sich 
noch  für  seinen  Vetter,  den  Prinzen  von  Conti,  sich  darum  bewerben  wollte, 
wurde  ihm  der  Kurprinz  am  angenehmsten  sein,  und  er  gedächte  deshalb  den 
Generalmajor  Korycki  an  Kf.  zu  schicken.  Die  französische  Partei  soll  auch 
in  Lublin1)  eine  Abschickung  nach  Frankreich  beschlossen  haben,  um  zu  son- 
dieren, wie  man  dort  gesinnt  ist,  und  zu  persuadieren,  daß  Conde  entweder 
selbst  konkurriere  oder  den  kaum  fünfzehnjährigen  Conti  der  Konigin  vor- 
schlage. Es  ist  also  vom  Ausschlag  der  Wahl  schwer  zu  prognostizieren,  es  er- 
eignen sich  immer  neue  Emergentien.  Die  Sendomirsche  Woiwodschaft  hat  auf 
dem  Kreistage  beschlossen,  zur  Wahl  Mann  für  Mann  auf  zu  sein,  der  K.  G. 
Marschall  ist  darüber  sehr  bestürzt  und  sucht  durch  seine  Kreaturen  auf  dem 
preußischen  Kreistage  durchzusetzen,  daß3)  die  Landboten  instruiert  werden, 
lieber  wieder  zurückzukehren  und  die  Republik  ohne  Oberhaupt  zu  lassen  als 
zu  gestatten,  daß  die  Wahl  durch  oder  bei  einem  allgemeinen  Aufgebot  vor- 
genommen werde. 

Obwohl  der  K.  G.  Marschall  und  der  litauische  G.  Kanzler  ein- 
ander gar  nicht  trauen,  korrespondieren  sie  doch  der  Wahl  wegen  eifrig  mit- 
einander. 

Da  der  Prinz  von  Dänemark3)  sich  hauptsächlich  auf  den  Woiwodefn  von 
Lublin,  Hey,  verläßt,  der  bei  dem  K.  G.  Marschall  keinen  Kredit  und  bei  der 
Ritterschaft  wenig  Affektion  hat,  gerät  sein  Werk  dadurch  ins  Stocken.  Für 
Pfalz-Neuburg  scheint  weder  von'  ihm  selbst  noch  im  Namen  des  Königs  von 
Frankreich  das  Geringste  getan  zu  werden,  woher  Lothringen  hofft,  es 
würden  endlich  auch  die  Widerwärtigsten  aus  Mangel  anderer  Subjectorum  ihm 
beifallen. 


Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  an  den  Kurfürsten. 
1).  Düsseldorf  4.  April   1674. 

[Auf  das  Schreiben  vom  10.  März.     Polnische  Forderungen.     Bitte,  ihm  zusammen 
mit  Schweden  die  gewünschten  Truppen  zu  liefern.    Sendung  Straetmans.] 

4.  April  Die  bisherige   Ungewißheit  hat  veranlaßt,  daß  auch  er  sich  vor  der  Zeit 

zu  erklären  oder  eine  formale  Gesandtschaft  zu  schicken  angestanden,  um  sich 
nicht  unnötigerweise  zu  prostituieren.  Jetzt  werden  ihm  aus  Polen  von  ver- 
traulicher Hand  folgende  Bedingungen  an  Hand  gegeben,  auf  welche  er  in  seiner 

')  S.  über  die  dortigen  Vorgänge  Acta  bist.  II,  S.  1418f.,  IN,  S.  4f. 

'2)  S.  Hirsch  in  Zeitschrift  des  Westpreußischen  Geschichtsvereins  XLIII,  S.  24. 

3)  S.  ebendaselbst  S.  123  ff. 


Nene  Bitte  Pfalz-Neuburgs  um  Unterstützung.  49 

Proposition  zu  reflektieren  hätte:  1.  Der  polnischen  und  litauischen  Armee  gleich 
nach  erfolgter  Wahl  4  Millionen  polnische  Gulden  zu  bezahlen,  2.  zwei  Jahre 
nacheinander  jedesmal  2  Millionen  zur  Unterhaltung  der  Armee  aus  eigenen 
Mitteln  oder  den  königlichen  Einkünften  herzugeben,  3.  8000  oder  10000  Mann 
z.  F.  zur  Verstärkung  der  Armee  gegen  die  Türken  zu  liefern,  4.  Caminietz 
Podolsky,  wenn  es  den  Türken  abgenommen  würde,  zu  fortifizieren.  Ihm  ist, 
zumal  bei  dem  jetzigen  erschöpften  Zustande  seiner  Lande,  unmöglich,  die  drei 
ersten  Bedingungen  zu  erfüllen,  er  hofft  aber,  daß  Kf.  und  Schweden  ihm  mit 
der  verlangten  Mannschaft  auf  eine  bestimmte  Zeit  an  Hand  gehen  werden.  Er 
ersucht  daher  Kf.,  mit  dem  dortigen  schwedischen  Gesandten  darüber  reden  und 
ihn  um  eheste  Beibringung  der  Resolution  seines  Prinzipalen  urgieren  zu  lassen. 
Soviel  er  von  der  schwedischen  Gesandtschaft  in  Köln  a.  Rh.  penetrieren  kann, 
wird  es  dort  keine  Schwierigkeit  geben.  Sollten  Kf.  und  Schweden  ihm  darin 
die  Hand  bieten  wollen,  so  bittet  er,  auch  ihren  beiderseitigen  Gesandten  in 
Polen  zu  befehlen,  sich  im  Namen  ihrer  Prinzipalen  bei  fallender  Wahl  für  seinen 
Sohn  zu  erklären  und  zu  versichern,  daß  solche  Volklieferung  prästiert  werden 
solle  und  daß  sie  selbst  dafür  stehen  wollen.  Das  Geld  betreffend,  glaubt  er 
nicht,  daß  man  auf  dem  angegebenen  Quantum  so  gar  beharren  wird,  er  wird 
jedoch  zusehen,  wie  er  das,  was  er  aus  eigenen  Mitteln  nicht  prästieren  kann, 
mit  Kredit  oder  von  guten  Freunden  beibringen  möge.  Dem  ihm  durch  v.  Gold- 
stein mitgeteilten  Rat  des  Kf.  zufolge  hat  er  sich  jetzt  entschlossen,  seinen 
Geheimen  Rat  und  Vizekanzler  S tratmann  dorthin  zu  senden,  derselbe  wird 
ehestens  bei  Kf.  sein  und  diesem  weitere  vertrauliche  Eröffnungen  hinterbringen.1) 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
7.  April   1G74. 

[Der  Ausfall  der  Wahl  ist  ganz  ungewiß,  die  Aussichten  Pfalz-Neuburgs  vorläufig 

sehr  gering.] 

Gestern  hat  er  durch  Giese  des  Kf.  Schreiben  vom  2./12.  März  empfangen.  7.  April 
Es  nimmt  ihn  sehr  wunder,  daß  die  französischen  Rekommendationsschreiben,3) 
auf  die  vornehmlich  gebaut  wird,  erst  jetzt  hervorkommen.  Da  der  K.  G.  Mar- 
sch all  und  der  G.  Schatzmeister  verreist  sind,  werden  sie  erst  acht  Tage 
vor  Beginn  der  Wahl  insinuiert  werden  können.  Von  Frankreich  hat  man 
sich  keines  Vorschubs  an  Gelde,  vom  kaiserlichen  Hof  aber  starker  Opposition 

')  Straetman  ist  Ende  April  in  Berlin  eingetroffen.  Den  mit  ihm  dort  am 
1.  Mai  abgeschlossenen  Vertrag  s.  bei  v.  Mörner,  S.  381  ff.,  vgl.  auch  Pufendorf 
1.  XII,  §  76  (S.  956),   Hirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieski's,  S.  243  f. 

*)  S.  oben  S.  40. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  4 


50  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1(579. 

zu  versehen.  Der  K.  G.  Kanzler  hat  sich  zwar  nicht  ungeneigt  bezeugt»  es 
ist  aber  vor  allem  aufs  Geld  angesehen,  da  er  durch  seinen  Hofmeister  von 
Giese  sofort  2000  Dukaten  zur  Reise  auf  den  Wahltag  and  ebensoviel  zur 
Zehrang  dort  gefordert,  obwohl  er  sich  vorher  zar  Condeischen  Partei  geschlagen. 

Vom  Ausschlag  der  Wahl  ist  es  sehr  schwer  was  Grandliches  za 
progoosticiren.  Nicht  nur  darumb,  daß  die  Sachen  mehr  impetu  quam 
consilio,  durch  Boutaden  als  reife  Ueberlegung  geschlossen  werden,  sondern 
vornehmlich  umb  dessen  willen,  daß  viel  der  vornehmsten  bisher  bei 
ihnen  selbst  keine  rechte  Resolution  gefaßt.  Ueber  das,  da  man  auch 
gleich  sie  alle  mit  einander  absonderlich  so  treuherzig  machen  könnte, 
daß  sie  ihres  Gemüths  Meinung  offenbarten,  würde  man  doch  daraus 
nicht  eigentlich  abnehmen  können,  was  endlich  erfolgen  möcht.  All- 
dieweil in  ipso  actu  die  meisten  dasselbe,  was  sie  wünschen  und  vor 
gut  achten,  kegen  das,  so  practicable  sein  wird,  werden  müssen  fahren 
lassen.  — 

Anjetzo  aber  find  ich  die  Condeische  Partei  annoch  die  stärkste, 
nächst  der  die  Lothringische  und  nächst  dieser  die  dennemärkische,  die 
neuburgsche  aber  die  schwächste.  Ob  man  aber  zu  concurriren  rathen 
soll  oder  nicht,  dasselb  wird  sich  allererst,  nachdem  der  von  Giesen 
mit  dem  Herrn  Litthauschen  Großkanzler  (so  sich  alhier  zur  Stelle 
befindt)  und  mit  dem  Krongroßmarschalck  und  Großschatzmeister 
wird  conferirt  oder  vielmehr  tractirt  haben,  zeigen.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
21.  April  1674. 

[Gespräch   mit  dem  litauischen  G.  Kanzler.     Unzufriedenheit  Giese's  mit  seinem 
vorsichtigen  Verhalten.] 

21.  April  Um  die  Intentionen  des  litauischen  G.  Kanzlers  zu  sondieren,   hat  er 

denselben  heute  besucht  und  ihn  gebeten,  dem  Kf.  in  dem  Wahlnegotio  mehr 
Licht  zu  geben.  Als  derselbe  erwiderte,  Kf.  habe  ja  schon  seinen  Entschluß 
gefaßt,  der  neuburgische  Gesandte  hätte  ihn  versichert,  sein  Herr  würde  garnicht 
daran  gedacht  haben,  aufs  neue  als  Kandidat  aufzutreten,  wenn  nicht  Frankreich, 
Schweden  und  Kf.  ihn  dazu  augetrieben  hätten,  hat  er  geantwortet,  Kf.  wünschte 
aus  denselben  Gründen  wie  das  vorige  Mal  sehr  gern  die  Wahl  Pfalz-Neuburgs, 


Mitteilungen  des  litauischen  G.  Kanzlers.  51 

da  er  aber  seine  consilia  gern  so  führen  möchte,  daß  er  nicht  nur  keinen  Undank 
bei  dem  nächsten  Konige  verdienen,  sondern  anch  sich  gleich  zu  Anfang  bei 
ihm  in  ein  rechtes  Vertrauen  setzen  mochte,  so  hätte  er  ihm  befohlen,  sich  bei 
ihm,  als  dem  erfahrensten  Staatsminister,  zu  erkundigen,  wen  er  der  Krone 
für  würdig,  nützlich  und  reussibel  hielte.  Der  Kanzler  versicherte  darauf,  er 
hätte  des  Subjecti  halber  noch  nichts  determiniert,  sondern  wolle,  sobald  der 
G.  Marschall  und  die  vornehmsten  Staatsminister  sich  eingefunden  haben  würden, 
mit  diesen  vertraulich  darüber  beraten.  Conde  habe  zwar  erklärt,  die  Krone 
annehmen  zu  wollen,  wenn  sie  ihm  durch  einhellige  Wahl  angetragen  würde, 
dazu  aber  würde  er  es  nicht  bringen  können,  seine  Ehescheidung  sei  nnmöglich. 
Daß  der  Bischof  von  Marseille  Pfalz-Neuburg  allein  und  ernstlich  meinen  sollte, 
könne  er  nicht  glauben,  sondern  man  schiene  sich  dieses  Prätextes  nur  zu 
bedienen,  um  eine  Ambassade  herzuschicken  und  das  Reich  in  steter  Unruhe  zu 
halten,  dazu,  aber  nicht  zur  Wahl,  würden  auch  wohl  die  von  dem  Gesandten 
mitgebrachten  Gelder  ausreichend  sein.  Kf.  brauche  nicht  in  Sorgen  zu  stehen, 
denn  wer  auch  gewählt  werden  sollte,  werde  verpflichtet  werden,  die  pacta 
foedera  mit  den  Nachbaren  unverbrüchlich  zu  halten,  er  werde  am  besten  tun, 
sich  der  Rekommendation  eines  bestimmten  Subjecti  zu  enthalten. 

Giese,  dem  er  Mitteilung  von  dieser  Unterredung  gemacht,  war  wenig 
zufrieden  damit,  daß  nur  sondiert  würde,  ob  und  wie  weit  mit  der  Rekommendation 
Pfalz-Neu burgs  fortzukommen  sei,  er  hat  aber  darauf  hingewiesen,  daß  Kf.  ihn 
angewiesen  habe,  behutsam  zu  ^ehen,  und  geraten,  nicht  eher  zu  konkurrieren, 
bevor  man  guten  Grund  dazu  hätte.  Wenn  durch  Beförderung  des  Königs  von 
Frankreich  eine  konsiderable  Partei  für  den  Pfalzgrafen  gebildet  sei,  dann 
könnte  Kf.  der  Sache  einen  mächtigen  Nachdruck  geben.  Auch  hätte  der 
litauische  G.  Kanzler  geäußert,  es  sei  sehr  zweifelhaft,  ob  die  Vielheit  der 
Rekommendationen  den  Kandidaten  zum  Vorteil  oder  zum  Schaden  gereichte. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  an  der  Spree 
10./20.  April  1674.     (Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Befehl,  sehr  vorsichtig  sich  zu  verhalten,  keinen  der  Kandidaten  öffentlich 

zu  empfehlen.] 

Er  sucht  und  verlangt  bei  dieser  Wahl  allein,  daß  die  Republik  einen  20.  April 
solchen  Konig  erhalten  möge,  der  derselben  wohl  vorstehe,  mit  den  Benachbarten 
in  guter  Freundschaft  lebe  und  durch  deren  Assistenz  das  in  höchster  Gefahr 
schwebende  Königreich  wieder  emporbringe.  H.  hat  daher  vorzustellen,  Kf. 
höre  nicht  gern,  daß  man  von  einem  Kandidaten  mehr  viel  Geld  als  andere 
nötige  Requisiten  verlange. 

4« 


52  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Da  an  einem  glücklichen  Ausgang  auch  andere,  besonders  der  Kaise 
und  Schweden,  interessiert  sind,  so  soll  er  mit  den  Gesandten  derselben 
besonders  dem  kaiserlichen,  vertraulich  überlegen,  wie  die  Wahl  eines  franzo 
sischen  Prinzen  oder  eines  sonst  gänzlich  von  Frankreich  dependierenden  Kan 
didaten  gehindert  oder,  falls  etwa  doch  die  französische  Partei  durchdringe 
sollte,  verwehrt  werden  könnte.  Von  den  übrigen  Candidati  exteri  glaubt  er 
daß  der  Prinz  von  Dänemark,  dem  er  sonst  hinderlich  zu  sein  keine  Ursach 
hat,  nicht  dazu  kommen  kann,  da  Schweden  sich  dagegen  mit  aller  Macht  setzei 
will  und  nicht  anzunehmen  ist,  daß  die  Republik  bei  jetzigem  Zustande  sollt« 
Schweden  offendieren  wollen.  Vermutlich  wird  daher  wohl  die  Wahl  auf  dei 
Prinzen  von  Lothringen  und  den  ältesten  Sohn  des  Herzogs  von  Neuburj 
vornehmlich  ankommen.  Ihm  würde  nichts  lieber  sein,  als  wenn  einer  voi 
diesen  beiden  dazu  gelangen  möchte,  wodurch  auch  die  Königin  bei  der  Krom 
erhalten  werden  könnte,  bei  beiden  finden  sich  auch  solche  A  van  tagen,  daß  di 
Krone  nicht  übel  dabei  fahren  würde.  Bei  dem  Lothringer  ist  auch  nicht  i\ 
fürchten,  daß  er  eine  sonderliche  Dependenz  von  dem  llause  Österreich  habei 
würde,  zumal  da  der  Kaiser  sich  seine  Beförderung  garnicht  besonders  angelegei 
sein  lassen  soll. 

H.  soll  sich  nun  so  betragen,  daß,  wenn  einer  von  diesen  beiden  dazi 
käme,  er  ihn  nicht  beschuldigen  könnte,  daß  er  sich  seiner  Wahl  nicht  ange 
nommen  und  für  den  anderen  mehr  getan  hätte.  Eben  diese  Vorsicht  hat  e 
auch  zu  beweisen,  wenn  einen  anderen  die  Wahl  treffen  sollte.  Falls  er  daz 
gewisse  Apparenz  sehen  sollte,  so  hat  er  die  Negotiation  so  zu  führen,  daß  aucl 
dieser  ihn  nicht  beschuldigen  könnte,  ihm  hinderlich  gewesen  zu  sein,  er  viel 
mehr  ihm  deshalb  künftig  Obligation  haben  möchte.  Ein  Piastus  soll  ihm  auc 
nicht  zuwider  sein,  wenn  es  nur  nicht  ein  Subjectum  ist,  welches  der  Krön 
selbst  daher  suspekt,  daß  es  durch  Faktionen,  Intriguen  und  Dependenz  vo 
fremden  Potentaten  ihnen  aufgedrungen  wird. 

Er  hält  also  nicht  für  geraten,  jemand  publice  rekommendieren  zu  lassei 
H.  soll  vielmehr,  falls  eine  öffentliche  Proposition  nötig  sein  sollte,  darin  no 
den  Wunsch  des  Kf.  zu  einer  glücklichen  Wahl  aussprechen,  seine  Geneigthe 
zu  beständiger  Freundschaft  versichern  und  die  Qualitäten  des  eligendi  so  tx 
schreiben,  daß  es  denen,  welchen  Kf.  die  Krone  gern  gönnt,  zu  statten  kam« 
falls  nicht  die  Vornehmsten  unter  sich  wegen  eines  Subjecti  einig  sein  und  i 
wünschen  sollten,  daß  er  das  Werk  durch  seine  Rekommendation  sekundiere 
ließe.  Vor  allem  hat  er  dahin  zu  sehen,  daß  der  künftige  König  dem  Kf.  nicl 
reprochieren  könne,  er  sei  ihm  hinderlich  gewesen. 

Von  seinem  Privatinteresse  und  besonders  seiner  Prätension  auf  Eibin 
wird  vor  der  WTahl  nicht  geredet  werden  können,  dagegen  soll  er  sich  bei  alle 
Gelegenheiten  der  Evangelischen  annehmen  und  sich  bemühen,  daß  dasjenige 
was  eine  Zeit  her  zu  ihrem  Präjudiz  geschehen,  aufgehoben  und  sie  in  ihi 
frühere  Libertät  und  Privilegien  wieder  eingesetzt  werden.  Er  hat  sich  auc 
bei  allen  Sachen,  die  er  in  seinem  Namen  rekommendiert,  dessen  zu  prävalierei 
daß  Kf.  der  Republik  jetzt  wieder  eine  so  ansehnliche  Hilfe  auf  seine  Kostei 


Verhaltungsbefehle  an  v.  Hoverbeck.  53 

ohne  dazu  verpflichtet  zu  sein,  leiste,  und  sich  bei  Gelegenheit  darüber  zu 
beschweren,  daß  man  ihn  immer  in  Verdacht  zu  setzen  suche,  als  wenn  er 
etwas  Gefahrliches  gegen  die  Krone  vorhätte.1) 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  an  der  Spree 
4.  Mai/ 24.  April   1674.     (Conc.  Blaspeil.) 

[Auf  die  Relationen  vom  21.  und  23.  April.     Zusage   an   Pfalz -Neuburg.    Befehl, 
zusammen  mit  Straetman,  aber  doch  vorsichtig,  für  denselben  zu  wirken.] 

Nach  allem  scheint  es,  daß  der  Bischof  von  Marseille  nur  zum  Schein  4.  Mai 
für  Pfalz-Neuburg  wirken,  daß  er  vielmehr  Conde,  Enghien  oder  Conti 
auf  den  polnischen  Thron  zu  erheben  suchen  wird,  oder  wenn  es  dahin  nicht 
zu  bringen  ist,  den  Prinzen  von  Mo  de  na  oder  den  G.  Feldherrn,  damit  der 
künftige  König  dennoch  eine  Kreatur  von  Frankreich  sei.  Da  aber  dieses 
ebensowohl  der  Republik  als  auch  deren  Nachbaren  höchst  schädlich  sein  würde, 
so  soll  er  mit  den  Konfi  den  testen,  welche  das  Beste  des  publicum  und  der 
Republik  am  meisten  beherzigen  und  der  französischen  Faktion  am  wenigsten 
zugetan  sind,  ferner  mit  dem  Kaiserlichen  und  Schwedischen  überlegen,  wie 
solchem  Gbel  am  besten  zu  begegnen  sei.  Da  eine  einmütige  Wahl  des  Prinzen 
von  Lothringen  nicht  durchzusetzen  sein  wird  und  ebensowenig  eine  solche 
des  Prinzen  von  Dänemark,  der  Schweden,  oder  des  von  Mo  de  na,  der  das  Haus 
Österreich  opponieren  wird,  bei  Neu  bürg  aber  zu  erwarten  ist,  daß  diese  opposi- 
tiones  alle  zessieren  werden,  so  glaubt  er,  daß  allen  besorgten  Inkonvenientien 
am  besten  dadurch  vorzukommen  sein  werde,  daß  man  auf  diesen  seine  Gedanken 
richte.  Er  hat  daher  dem  pfalzneuburgischen  Gesandten  Straetman*)  sein  Wort 
gegeben,  den  Prinzen  von  Neu  bürg  vor  anderen  rekommendieren  zu  lassen 
und  alle  möglichen  officia  für  denselben  anzuwenden.  H.  soll  daher  mit  diesem 
vertraulich  kommunizieren  und  überall  mit  ihm  so  de  concert  gehen,  daß  dieser 
Zweck  erreicht  werde.  Der  französischen  Partei  ist  zu  Gemüte  zu  führen,  daß 
die  Wahl  eines  französischen  Prinzen  unmöglich  reüssieren  werde,  ebenso  ist 
bei  dem  K.  G.  Marschall  und  anderen  zugunsten  Pfalz-Neuburgs  zu  wirken, 
vor  allen  Dingen  muß  versucht  werden,  die  kaiserliche  Partei  für  denselben 


0  Kf.  schreibt  am  20./  30.  April  an  v.  H.:  „Indessen  ist  dieses  unsere  gnädigste 
Willensmeinung,  daß,  wenn  Ihr  sehen  solltet,  daß,  wie  Ihr  schon  vor  diesem  berichtet, 
die  Sachen  dahin  gedeihen  würden,  daß  wegen  derer  mit  einander  streitenden  Factionen 
man  auf  die  Gedanken  käme,  uns  die  Krone  zu  offeriren  und  die  Königin  mit  unserem 
ältesten  Sohn  cum  spe  futurae  successionis  zu  vermählen,  Ihr  solches  vor  allem  zu 
befodern,  dieses  aber  dergestalt  zu  mesnagiren  habet,  daß  es  zu  unserem  Nachteil 
nicht  gemerket  werde."     S.  Ilirsch,  Die  Wahl  Johann  Sobieski's,  S.  243 f. 

»)  S.  oben  S.  49. 


54  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

zu  gewinnen.  Doch  hat  er  die  ganze  Negotiation  so  vorsichtig  und  behutsam 
zu  führen,  daß,  wenn  die  Wahl  auf  einen  anderen  fallen  sollte,  Kf.  dabei  keinen 
Undank  verdienen,  sondern  sogleich  bei  dessen  Antretung  sich  mit  ihm  in  gutes 
Vertrauen  setzen  könne. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Oöln  24.  April /4.  Mai  1674. 

(Conc.  Blaspeil.) 

[Zusage  au  den  Prinzen  von  Lothringen.     Anweisung,  wie  IL  sich  dem  Gesandten 
desselben  und  denen  der  anderen  Kandidaten  gegenüber  verhalten  soll.] 

4.  Mai  Der  dortige  moskowi tische  Resident  hat  sich  gegen  Wiehert  erboten, 

mit  seinen  ministris  genaue  Freundschaft  zu  pflegen.  Da  ihm  viel  daran  gelegen 
ist,  mit  dem  Zaren  in  gutem  Vernehmen  zu  stehen,  so  soll  H.  dem  Residenten 
anzeigen,  daß  er  gleichen  Befehl  erhalten  habe. 

P.  S.  Er  soll  behutsam,  vorsichtig  und  sorgfältig  verfahren  und  sich  nicht 
zur  Unzeit  bloß  geben.  Der  Prinz  von  Lothringen1)  hat  sich  bei  Kf.  angegeben 
und  er  hat  ihm  seine  officia  zugesagt,  derselbe  hat  sich  auch  gegen  ihn  so 
bezeugt,  daß  er  Ursache  hat,  ihm  Gutes  zu  gönnen.  Da  er  aber  verspürt,  daß 
es  mit  demselben  solche  Diffikultäten  geben  wird,  wodurch  der  Republik  und 
ihm  allerhand  Ungelegenheiten  zuwachsen  konnten,  er  auch  an  dem  Prinzen 
von  Neuburg  einen  ebenso  guten  Nachbar  und  Freund  zu  haben  meint  und 
hofft,  daß  durch  dessen  Wahl  sein  Vater  zur  vollkommenen  Devotion  des  Reichs 
und  des  Kaisers  werde  gebracht  werden  können,  so  würde  ihm  am  liebsten  sein, 
wenn  die  Wahl  auf  den  Prinzen  von  Neu  bürg  fiele.  Er  soll  aber  trotzdem 
dem  Gesandten  des  Herzogs  von  Lothringen  und  dessen  Anhängern  bedeuten, 
Kf.  wolle  demselben  nach  Möglichkeit  helfen,  wenn  er  nur  sehe,  daß  Aussicht 
für  ihn  sei,  er  erwarte  aber,  daß,  wenn  dieses  nicht  der  Fall  sein  sollte,  seine 
Partei  für  den  Prinzen  von  Neuburg  sein  werde.  Der  Prinz  von  Dänemark 
hat  seine  Rekommendation  nicht  nur  nicht  begehrt,  sondern  dessen  Abgesandter 
hat  bei  der  Durchreise  durch  Berlin  nicht  einmal  einen  Gruß  von  ihm  abgestattet, 
er  hat  daher  von  ihm  keine  Freundschaft  und  gute  Nachbarschaft  zu  erwarten. 
l>em  Gesandten  des  Prinzen  Reginald  von  Modena,  um  dessen  Rekommendation 
dessen  Bruder,  der  Herzog,  gebeten  und  den  die  französische  Partei  wohl  endlich 
zur  Krone  zu  befördern  trachten  dürfte,  soll  er  ein  Kompliment  machen  und 
ihm  zu  verstehen  geben,  daß  Kf.  dem  Prinzen  alles  Gute  gönnte  und  ihm  nicht 
hinderlich  sein,  sondern,  wenn  Apparenz  für  ihn  wäre,  ihn  befordern  wurde, 
und  so  sondieren,  was  für  eine  Partei  er  für  sich  hat.  Doch  soll  er  sich  hüten, 
bei  dem  neuburgischen  Gesandten  Ombrage  zu  erregen,  als  wenn  Kf.  dem 
neuburgischen  Prinzen  jemand  anders  vorziehen  wollte,  und  dieses  so  menagieren, 
daß  niemand  etwas  davon  erfährt. 

»)  S.  oben  S.  46  f. 


Verhaltungsbefehle  an  v.  Hoverbeck.    Dessen  schwierige  Stellung.  55 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
4.  Mai  1674. 

[Zuversicht  der  französischen  Partei.  Seine  Ratschläge,  wie  Sobieski  für  die  lothringische 
zu  gewinnen  sei.    Verschiedene  Versuche,  ihn  auszuforschen.    Schwierigkeit 

seiner  Stellung.] 

Nach  des  K.  6.  Marschalls  Ankunft1)  haben  sich  viele,  die  bisher  an  4.  Mai 
sich  gehalten  oder  doliberiert,  demselben  wegen  des  Prinzen  von  Conde  gefugt 
und  dadurch  ist  dessen  Partei  sehr  trotzig  und  ruhmredig,  die  lothringische 
aber,  die  bisher  ihrer  Sache  mehrenteils  sicher  zu  sein  vermeinte,  überaus 
perplex  geworden.  Da  eine  starke  machina  nur  durch  schwere  und  mächtige 
Gegengewichte  zu  regen  ist,  so  rät  er  dem  Grafen  Schaffgotsch3)  und  Taff,8) 
ihr  Werk  mit  rechtem  Ernst  anzugreifen  und  dem  K.  G.  Marschall  und  dessen 
Gemahlin  ebensolche  Avantagen,  wie  sie  von  Frankreich  zu  erwarten  haben 
oder  prätendieren,  anzubieten,  nämlich  eine  Grafschaft  in  Schlesien,  welche  zu 
einem  immediaten  Fürstentum  könnte  gemacht  werden,  für  ihn  selbst  und  eine 
solche  in  Lothringen  für  den  Grafen  d'Arquin,4)  Schaffgotsch  aber  steht 
noch  damit  an  und  hofft,  ihn  durch  Persuasionen  zu  gewinnen. 

Gegen  Kf.  ist  der  K.  G.  Marschall  sehr  mißtrauisch,  weil  ihm  von  einer 
neuen  Allianz  desselben  mit  dem  Hause  Österreich  zum  Nachteil  Frankreichs 
berichtet  worden  ist.  Um  ihn  deswegen  zu  sondieren,  ist  erst  Nieraierzyc5) 
und  nachher  Fürst  Radziwill  auf  Rletzko  zu  ihm  geschickt  worden,  auch  der 
K.  Hofmarschall  Lubomirski,  dem  er  gestern  die  erste  Visite  gab,  suchte  ihn 
deswegen  auszuforschen.  Derselbe  erzählte,  es  sei  hier  die  gemeine  Opinion, 
Kf.  hätte  mit  dem  Kaiser  beschlossen,  nachdem  hier  die  Wahl  erfolgt  sei,  den 
Kurprinzen  mit  10000  Mann  den  Holländern  gegen  Frankreich  zu  Hilfe  zu 
schicken.  Er  hat  sich  aber  mit  Unwissenheit  entschuldigt.  Derselbe  gab  sonst 
zn  verstehen,  daß  er  Pfalz- Neu  bürg  die  Krone  vor  anderen  gönne,  aber 
Conde's  Partei  unvergleichlich  stärker  befinde.  Doch  ist  dem  wenig  zu  trauen. 
Auch  Fürst  Michael  Radziwill  und  der  jetzige  Direktor  der  Ritterschaft 
Sapieha  hatten  sich  früher  für  Pf  alz- Neu  bürg  erklärt  und  arbeiten  jetzt 
eifrig  für  Conde. 

Er  ist  mit  den  beiden  Konkurrenten  Lothringen  und  Neuburg  übel 
daran,  jeder  von   beiden  will,  daß  er  öffentlich  rekommendiert  werde,   er  hat 


J)  Der  Wahlreichstag  hatte  am  20.  April  in  Warschau  begonnen,  am  2.  Mai 
war  Sobieski  dort  eingetroffen.  S.  das  polnische  Reichstagsdiarium  in  Acta  h ist.  II, 
S.  1426  ff.  und  den  Danziger  Reichstagsrezeß  in  Zeitschrift  des  Westpreußischen 
Geschichtsvereins  XLIII,  S.  57  ff. 

*)  Kaiserlicher  Gesandter. 

3)  Gesandter  des  Herzogs  von  Lothringen. 

4)  Henri  de  la  Grange  d'Arquien,  Vater  der  Gemahlin  Sobieski's. 

5)  Stephan  Niemirycz,  U.  Kämmerer  von  Kiew.    S.  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  248. 


56  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

sich  dem  bisher  dadurch  entzogen,  daß  er  behauptet  hat,  er  hätte  seine  Kreditive, 
die  er  in  Wirklichkeit  schon  richtig  empfangen  hat,  noch  nicht  erhalten.  Loth- 
ringen hat  noch  eine  formierte  Partei  und  fast  ganz  Litauen  für  sich,  Neu  bürg 
aber  noch  keinen,  der  sich  öffentlich  für  ihn  deklarieren  will. 

P.  S.  Der  Kastellan  von  Roggenhausen  Gembicki  und  ein  vertrauter  Diener 
des  Woiwoden  von  Kiof  f ')  haben  sich  erkundigt,  ob  er  Ordre  hätte  zu  deklarieren, 
daß  der  Kurprinz,  wenn  er  gewählt  würde  (wie  Niemierzyc  schriebe)  entschlossen 
sei,  die  Religion  zu  ändern.  Als  er  antwortete,  davon  sei  ihm  nichts  zugekommen, 
wenn  aber  die  Wahl  erfolgte,  möchten  sich  wohl  Mittel  finden,  wodurch  der  katholi- 
schen Religion  Sicherheit  verschafft  würde  und  des  Kurprinzen  Gewissen  unge- 
kränkt bliebe,  schieden  sie  mit  Unwillen  von  ihm. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
8.  Mai  1674. 

[Anerbietungen   des    Zaren.     Abneigung   des   kaiserlichen   Gesandten   gegen    Pfalz- 
Neuburg,  Begünstigung  des  dänischen  Prinzen.    Seine  schwierige  Lage.    Mitteilungen 
Morstein's  und  Grzymultowski's.] 

8.  Mai  Als  er  bei  seiner  Ankunft  mit  dem  G.  Kanzler  Paz  von  des  moskowiti- 

schen  Zaren  Konkurrenz  zu  dieser  Krone  sprach,  stellte  dieser  sich  ganz  fremd 
und  wollte  es  garnicht  für  glaublich  halten,  daß  der  Zar  auf  diese  Krone  oder 
einige  Stände  auf  ihn  ihr  Absehen  richten  sollten.  Jetzt  aber  hat  der  Zar 
durch  seinen  Residenten  das  Anerbieten  machen  lassen,  wenn  man  ihn  wählen 
wollte,  die  Republik  gegen  die  Türken  mit  aller  Macht  zu  schützen  und  alle 
Kroneinkünfte  zur  Fortsetzung  des  Krieges  verwenden  zu  lassen,  der  litauische 
G.  Kanzler  scheint  auch  für  den  Fall,  daß  seitens  der  Krone  die  Armee  seiner 
Partei  zu  schwer  fallen  sollte,  sich  dieser  Konkurrenz  des  Zaren  wenigstens 
zum  Schrecken  und  Drohen  bedienen  zu  wollen. 

Gegen  die  französische  Faktion,  die  jetzt  stärker  als  je  ist,  arbeitet  er  nach 
Möglichkeit,  jedoch  unter  der  Hand.  Für  Lothringen  hat  man  bisher  bei  dem 
K.  G.  Marschall  und  dessen  Gemahlin  wenig  schaffen  können.  Der  kaiserliche 
Gesandte  will  trotz  alles  dessen,  was  man  ihm  vorstellt,  von  Pfalz-Neuburg 
nichts  wissen,  er  hat  sogar  gesagt,  wenn  eins  von  beiden  nicht  zu  verhüten 
wäre,  so  wollte  man  am  kaiserlichen  Hofe  lieber  die  Wahl  Conti 's,  als  ein 
minus  malum,  als  diejenige  des  Prinzen  von  Neu  bürg  sehen.  Es  wird  dem- 
zufolge den  Französischgesinnten  klärlich  zu  verstehen  gegeben,  wofern  sie  sich 
nicht  Lothringen  zuwenden  wollten,  möchten  sie  weder  Neuburg  noch 
Modena,  sondern  viel  eher  den  Prinzen  von  Dänemark  portieren,  der  schon 
vor  zwei  Jahren  sich  zur  katholischen  Religion  gefügt  haben  solle. 

!)  Andreas  Potocki. 


Aussichten  der  verschiedenen  Kandidaten.  57 

Bei  so  vielfältiger  Veränderung  und  verdeckten  Prozeduren  ist  er  hier  sehr 
übel  dran.  Die  Minister  der  beiden  Herren,  welche  Kf.  in  seinem  Reskript  vom 
10./20.  April  zu  portieren  bezeugt,  sind  so  eifersüchtig  aufeinander,  daß  sie  auf 
ihn  lauern  lassen,  und  wenn  er  von  dem  einen  eine  Visite  annimmt  oder  ihn 
in  der  Konigin  Gemach  spricht,  so  verweist  ihm  sofort  der  andere,  er  halte  es 
nicht  mit  ihm,  sondern  mit  jenem,  und  behauptet,  er  hätte  nicht  zu  sehen,  ob 
Apparenz  zum  reüssieren  sei,  sondern  zu  erklären,  daß  dem  Kf.  keine  andere 
Wahl  als  die  seinige  angenehm  sein  würde. 

Der  K.  G.  Schatzmeister  berichtet  ihm,  der  K.  G.  Marschali  hätte  sich 
mit  den  vornehmsten  unter  den  litauischen  Ständen  dahin  geeinigt,  daß  sie  diese 
Zusammenkunft  bis  Trinitatis  verlängern  und  indessen  dahin  arbeiten  wollten, 
daß  sie  zu  einer  einhelligen  friedlichen  Wahl  gelangten.  Zu  Lothringen 
würden  der  K.  G.  Marschall  und  dessen  Anhänger  sich  unter  keinen  Umständen 
verstehen,  zu  Neuburg  hätten  sie  auch  keine  Inklination  und  die  meisten  in 
Litauen  und  der  K.  V.  Kanzler  wären  demselben  zuwider.  Wegen  Conde's 
möchten  wohl  einige  zu  Extremitäten  schreiten,  für  Neuburg  aber  würde  der 
K.  G.  Marschall  nicht  mit  den  Litauern  fechten,  sondern  lieber  ganz  abstehen, 
wenn  diese  dasselbe  mit  Lothringen  tun  wollten,  unter  diesen  Umständen 
könnte  Dänemark  das  beste  Spiel  für  sich  finden,  wenn  er  sich  sofort  öffentlich 
zur  katholischen  Religion  bekennen  wollte.  Solches  verspreche  er  aber  erst 
nach  erfolgter  Wahl.  Sie  hätten  aber  unter  sich  beschlossen,  daß,  wenn  ein 
Unkatholischer  auf  solche  Hoffnung  oder  Vertröstung  zu  wählen  wäre,  der 
Kurprinz  ungleich  besser  und  anständiger  als  Dänemark  sein  würde.  Ganz 
ähnlich  hat  sich  auch  der  Kastellan  von  Posen1)  ihm  gegenüber  ausgesprochen. 
Derselbe  behauptete,  jetzt  schiene  keiner  der  Krone  näher  zu  sein  als  der  Prinz 
von  Soissons,  oder,  wie  seine  Anhänger  ihn  lieber  nennen,  Prinz  Thomas 
von  Savoyen,  der3)  nicht  weniger  Favor  bei  Frankreich  als  Conti  und  weniger 
Aversion  bei  den  hiesigen  Ständen  hätte. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
12.  Mai   IG 74. 

[Unterredung  mit  Sobieski  und  mit  dem  französischen  Gesandten.] 

Der  K.  G.  Marschall   hat  bei  der  Visite,  die  er  ihm  gegeben,  nicht  nur  12.  Mai 
großen  Respekt  und  Affektion,  sondern  auch  willige  Vertraulichkeit  im  Wahl- 
werk bezeugt.     Er  hat  beteuert,  daß  er  noch  keinen  rechten  Entschluß  gefaßt 
habe,  sondern  erst  des  franzosischen  Gesandten  und  anderer  Vorträge  vernehmen, 


*)  Christoph  Grzymultowski. 

*)  S.  die  Instruktion  Ludwigs  XIV.    für   den    Bischof   von  Marseille    vom 
30.  März  1674  (Acta  hist  III,  S.  15). 


58  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

sich  aber  bemühen  wolle,  daß  Kf.  nicht  allein  in  seinen  Rechten  nicht  gekränkt 
sondern  in  solches  Vertrauen  gesetzt  werde,  daß  der  künftige  Konig  ihm  seine 
Erhebung  vornehmlich  zuschreiben  und  ihn  dieses  sein  ganzes  Leben  lang 
genießen  lassen  solle.  Da  Galetzki1)  ihn  am  Tage  vorher,  als  sie  von  einem 
Piasten  sprachen,  fragte,  ob,  wenn  Sobieski  erwählt  würde,  Kf.  ihm  mit  Volk 
assistieren  werde,  so  hat  er  daraus  geschlossen,  daß  diesem  eine  solche  Materie 
nicht  unangenehm  sein  würde,  und  ihm  gesagt,  Kf.  hielte  ihn  nicht  weniger 
als  andere  benachbarte  Potentaten  solcher  Würde  für  wert  und  gönnte  sie  ihm 
von  Herzen.  Kr  nahm  das  mit  hohem  Respekt  und  großer  Moderation  an. 
beteuerte  aber  dabei,  daß  er  es  weder  für  ihm  anständig  noch  der  Republik 
zuträglich  hielte.  Kr  riet  ihm,  bei  der  öffentlichen  Proposition  in  generalibos 
zu  bleiben,  und  bat,  mit  ihm  darüber  zu  kommunizieren.  Wegen  des  Kur- 
prinzen erklärte  er  es  für  unverantwortlich,  eine  so  avantageuse  Kondition, 
dergleichen  sich  in  viel  hundert  Jahren  wohl  nicht  wieder  finden  werde,  um 
der  Religion  willen  auszuschlagen,  er  improbiertc  aber  doch  nicht  des  Kf.  Aus- 
spruch, wenn  derselbe  vor  einem  Jahr  katholisch  geworden,  so  hätte  es  noch 
wohl  das  Ansehen  haben  können,  daß  es  aus  Antrieb  des  Gewissens  geschehen 
wäre,  jetzt  aber  könnte  es  von  niemand  anders  gedeutet  werden,  als  daß  es  der 
Krone  und  der  Königin  halber  geschehe.  Zu  dem  neu  burgischen  Prinzen 
bezeigte  er  keine  Inklination,  behauptete  auch,  daß  keine  Hoffnung  sei,  die 
Litauer  für  ihn  zu  gewinnen.  Dasselbe  hat  ihm  auch  der  französische 
Gesandte,2)  den  er  nach  seiner  Ankunft  incognito  besucht,  gesagt,  doch  erklärte 
derselbe,  daß  er  in  seiner  Rede  nur  Pfalz-Neuburg  rekommendieren  werde, 
falls  es  aber  mit  demselben  gamicht  vonstatten  gehen  sollte,  so  werde  er  sein 
äußerstes  tun,  damit  nur  nicht  Lothringen  zur  Krone  gelange,  was  doch 
jedenfalls  bedeutet,  dann  wolle  er  diesem  ein  französisches  Subjectuin  entgegen- 
setzen. Auch  am  kaiserlichen  Hofe  scheint  keine  Inklination  für  Pfalz- 
Neuhurg  vorhanden  zu  sein,  wohl  aber  für  den  Prinzen  von  Dänemark. 
Gegen  Lothringen  hat  sich  fast  ganz  Polen  nach  des  K.  G.  Marschalls  Ankunft 
erklärt.  Die  Versuche  des  Grafen  Taff  hei  der  Gemahlin  desselben  sind  ganz 
vergeblich  gewesen. 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     1).   Warschau 
15.  Mai   1074. 

[Auf  das  Reskript  vom  24.  April; 4.  Mai.    Orangen  des  neuburgischen  und  franzosischen 
Gesandten.     Drohende  Trennung  Litauens  von  Polen.     Tod  des  Primas.] 

!.">.  Mai  Die  Behutsamkeit,  die  Kf.  ihm  anbefiehlt,  fällt  ihm   um  so  schwerer,  da 

der  französische  und  der  neuhnrgische  Gesandte    dagegen  arbeiten   und 

>)  S.  oben  S.  4L 

-)  Toussaint  Forbin-Janson,  Bischof  von  Marseille.  Derselbe  war  am 
8.  Mai  in  Warschau  angekommen.  S.  dessen  Relation  vom  11.  Mai  (Acta  hist.  III, 
S.  25  ff.)  und  die  Relation  Stodcrts  an  den  Danzigcr  Rat  vom  11.  Mai  (Zeitschr.  des 
Westpreuß.  Geschichtsvereins  XL1II,  S.  137 ff.). 


Absichten  Sobieskfs.    Verhalten  des  französischen  und  des  kaiserlichen  Gesandten.     59 

behaupten,  Kf.  hätte  die  neubnrgische  Kandidatur  zuerst  vorgeschlagen.  Betreffend 
die  100000  Taler  an  Geld  and  Hilfe  an  Volk,  die  Kf.  in  dem  mit  Stratman 
aufgerichteten  Traktat *)  bewilligt,  ist  man  gleich  bei  der  ersten  Ansprache  sehr 
laut  gegangen  und  hat  überdem  von  ihm  begehrt,  er  sollte  außer  den  Völkern 
auch  deren  Unterhaltung  zusagen,  er  hat  sich  dazu  aber  nicht  verstanden. 

Der  französische  Gesandte  hat  zwar3)  in  publicis  für  Pfalz-Neuburg 
trefflich  gesprochen,  aber  es  ist  noch  nicht  zu  merken,  daß  jemand  von  der 
französischen  oder  von  der  lothringischen  Partei  zu  diesem  übergetreten  wäre. 

Man  glaubt,  daß3)  der  K.  G.  Marschall  jetzt  mehr  als  je  auf  die  Krone 
sein  Absehen  richte.  In  diesem  Fall  sagt  man  von  den  Litauern,  sie  wollten 
sich  separieren,  Lothringen  wählen,  ihn  mit  der  Königin  verheiraten  und  ihn 
zum  litauischen  Könige  krönen,  was  für  Kf.  wohl  nicht  so  schädlich  sein  würde. 
Jetzt  verstärken  sich  beide  Parteien,  die  lothringische  und  die  condesche  durch 
herbeigerufene  Ritterschaft  und  geworbene  Völker  und  läßt  es  sich  zu  einer 
Trennung  sehr  an,  in  welchem  Fall  aber  die  französische  Partei  nur  für  Conde 
fechten  will. 

Der  Primas  ist  heute  gestorben.4)  Sein  Tod  kann  Pfalz-Neuburg  zu- 
statten kommen,  da  er  ganz  lothringisch  war,  während  der  Bischof  von  Kujavien 
Gembicki,  auf  den  jetzt  die  Direktion  ankommt,  und  der  von  Krakau*)  Pfalz- 
Neuburg  gänzlich  zugetan  sind. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Potstamb  7./[17.]  Mai  1(574. 
(Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Auf  die  Relationen  vom  4.  und  8.  Mai.     Vorstellungen,  welche  II.  dem  kaiserlichen 

und   dem   französischen  Gesandten   machen  soll,    Befehl,  sich  auf  das  äußerste  für 

Pfalz-Neuburg  zu  bemühen.] 

Da  zur  Wahl  des  Prinzen  von  Lothringen  keine  Hoffnung  mehr  zu  sein  17.  Mai 
scheint,  so  wundert  ihn  sehr,  daß  man  kaiserlicherseits  seine  Vorschläge  so 
wenig  attendieren,  ja  gar  lieber  einen  französischen  Prinzen  als  Neuburg  gewählt 
sehen  will.  Er  soll  dem  kaiserlichen  Gesandten  remonstrieren,  Kf.  hoffe, 
daß  der  Kaiser  auf  die  Vorstellungen,  die  er  durch  v.  Crockow  machen  lasse, 
sich  anders  erklären  werde,  sonst  müßte  auch  er  andere  mesures  nehmen  und 
möchte  es  ihm  vielleicht  gewisser  Ursachen  halber  besser  geraten  sein,  Conde 
alsSoissonszu  befördern.  Daß  Pfalz-Neuburg  ihn  zum  Frieden  mit  Frankreich 


»)  S.  oben  S.  49. 

*)  S.  die  Relation  des  Bischofs  von  Marseille  vom  17.  Mai  (Acta  h ist.  III,  S.  30) 
und  die  Stoderts  vom  11.  Mai  (S.  141). 
*)  S.  Acta  hist.  III,  S.  31. 

4)  S.  Zaluskil,  S.  556. 

5)  Andreas  Trzebicki. 


60  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

veranlaßt  haben  sollte,  ist  unwahr,  Kf.  will  es  auch  auf  sich  nehmen,  daß  der- 
selbe sich  so  gegen  den  Kaiser  anschicken  und  solche  consilia  fahren  werde, 
daß  dieser  damit  zufrieden  sein  solle. 

Da  es  mit  Lothringen  ein  desperates  Werk  ist,  so  soll  H.  seinen  äußersten 
Fleiß  für  Neu  bürg  anwenden.  Daß  Kf. l)  eine  neue  Allianz  mit  dem  Kaiser 
treschlossen  und  resolviert  haben  solle,  den  Kurprinzen  mit  10000  Mann  den 
Holländern  zu  Hilfe  zu  schicken,  daran  ist  garnichts,  das  soll  H.  denen,  die 
davon  sprechen,  ausreden.  Dem  Bischof  von  Marseille  soll  er  anzeigen,  Kf. 
sei  sehr  erstaunt  zu  vernehmen,  daß  man  auf  die  Beförderung  eines  franzosischen 
Prinzen  bedacht  sei,  während  doch  der  König  ihn  habe  versichern  lassen,  daß 
er  allein  den  Prinzen  von  Neuburg  rekommendieren  wollte,  woraufhin  er  dem 
Pfalzgrafen  Versprechungen  gemacht  hätte,  die  er  nicht  ändern  könnte,  er  hoffte 
daher,  der  Bischof  würde  sich  ernstlich  der  Beförderung  des  Prinzen  von  Neuburg 
annehmen  und  auch  Schweden  dazu  antreiben.  Von  dem  Moskowiter  glaubt 
er,  daß  derselbe  von  den  Litauern  nur  zu  Verhinderung  einer  französischen 
Wahl  in  Vorschlag  gebracht  ist. 

Jedenfalls  aber,  wie  auch  die  Wahl  ausfallen  möge,  ist  eine  Trennung  und 
ein  Bärgerkrieg  zu  verhüten.  Das  Interesse  der  Königin  hat  er  publice  und 
privatim  aufs  beste  zu  beobachten.  Um  Beförderung  des  Prinzen  von  Dänemark 
ist  er  nicht  ersucht  worden,  kann  also  darin  nichts  tun.  Zur  Änderung  der 
Religion  soll  derselbe  nicht  geneigt  sein.  Wegen  öffentlicher  Rekommendation 
des  Eligendi  kann  ihn  Kf.  von  hier  aus  so  eigentlich  nicht  instruieren,  sondern 
beläßt  es  darin  bei  der  früheren  Instruktion.  Sollte  dort  von  der  Einquartierung 
in  Königsberg-)  etwas  vorkommen,  so  soll  II.  erklären,  dieselbe  sei  nur  vorläufig 
infolge  des  Ungehorsams  der  Stadt  erfolgt. 


eJ.  v.  Ho  verbock  an  den  Kurfürsten.     D.   Warschau 
19.  Mai  1(574. 

[Seine  Proposition.     Straetinan's  Hoffnungen  sind   illusorisch.     Vergeblicher  Versuch 

einer  Einigung  der  Polen  und  Litauer  über  die  Wahl  Pfalz-Neuburgs. 

Seine  Erklärung  zu  Sobieski.     Beginn  der  Wahl.] 

11).  Mai  Da  die  Zeit  her  sowohl  die  condesche  als  auch  die  lothringische  Partei 

immer  sehr  stark  gegeneinander  gearbeitet  und  die  neubnrgische  bei  Litauen 
übergroße  Opposition,  bei  den  Polen  aber  nicht  sonderlichen  Beifall  gehabt,  hat 
er3)  den  von  dem  K.  G.  Marschall,  dem  Bischof  von  Krakau,  dem  Kastellan  von 

»)  S.  oben  S.  .V). 
-)  S.  oben  S.  34. 

*)  S.  den  Reichstagsrczeß  vom  18.  Mai  und  deu  Bericht  Stoderts  vom  18.  Mai 
a.  a.  0.  S.  74,  14G. 


v.  Hoverbeck's  Verhalten.    Vergeblicher  Ei nigungs versuch.  ßl 

Posen  and  dem  U.  Kämmerer  von  Kaiisch  Krycki  gegebenen  Rat,  mit  der  pro- 
positione  in  publico  an  sich  zn  halten  und  in  casum  scissionis  des  Kf.  Mediation 
anzubieten,  nicht  nngern  angenommen.  S  trat  man  freilich  ist  damit  nicht 
zufrieden  nnd  behauptet,  an  dem  Succeß  der  Wahl  Pfalz-Neuburgs  sei  fast 
nicht  zu  zweifeln,  er  hat  aber  durch  den  K.  G.  Marschall  und  den  Kastellan 
von  Posen  Gelegenheit  erhalten,  Komplimente  von  wahrhaftigen  Inklinationen 
zu  unterscheiden,  und  merkt  wohl,  daß  die  französische  Faktion  und  besonders 
der  K.  G.  Marschall  Pfalz-Neuburg  garnicht  meinen,  sondern  unter  dessen  Namen 
Conde  oder. ein  anderes  französisches  Subjekt  durchzubringen  suchen. 

Nachdem  sich  die  Litauer  münd-  und  schriftlich  verpflichtet,  nicht  von 
Lothringen  abzustehen  und  der  Königin  Interesse  nicht  zu  verlassen,  ist1)  in 
der  vorigen  Nacht  (wie  ihm  der  Kastellan  von  Posen  auch  im  Namen  des 
K.  G.  Marschalls  vertraut)  beschlossen  worden,  durch  die  Bischöfe  von  Krakau, 
Kujavien  und  Kulm  der  Königin  erklären  zu  lassen,  sie  hätten,  um  sie  auf 
dem  Thron  zu  erhalten,  von  anderen  Subjektis  abgestanden  und  sich  wegen 
des  Prinzen  von  Neu  bürg  geeinigt.  Wenn  die  Königin  durch  ihre  Autorität 
die  lothringische  Partei  dazu  disponieren  könnte,  sich  zu  fügen,  so  würde  man 
eine  einmütige  Wahl  zur  Vergnügung  der  Königin  haben,  sollten  aber  die  Litauer 
von  Lothringen  nicht  ablassen,  so  würden  auch  sie  wieder  zu  Conde  sich  wenden 
und  dessen  Wahl  durchzusetzen  suchen.  Die  Königin  aber  hat  eine  solche 
Verhandlung  mit  den  Litauern  abgelehnt  und  den  Bischöfen  anheimgestellt, 
diese  selbst  in  die  Hand  zu  nehmen.  Darauf  hat  sich  der  Bischof  von  Krakau 
zu  dem  litauischen  G.  Kanzler  begeben.  Ob  derselbe  etwas  geschafft  hat,  weiß 
er  noch  nicht,  Graf  Schaffgotsch  versichert,  alle  Mühe  werde  vergebens  sein, 
zumal  der  litauische  G.  Kanzler  überzeugt  sei,  des  K.  G.  Marschalls  Partei  meine 
es  nicht  treu  mit  Pfalz-Neuburg,  sondern  bediene  sich  nur  dessen  Namens,  um 
wieder  auf  Conde  oder  einen  Piasten  zu  kommen.  Wenn  sie  sich  aber  damit 
äußerten,  würde  man  ihnen  einen  litauischen  Piasten  entgegenstellen  und  damit 
ihre  verdeckten  Anschläge  hintertreiben. 

Es  wird  aber  keiner  gefunden  werden,  der  dem  K.  G.  Marschall  die 
Wage  halten  könnte,  daher  hat  er  kein  Bedenken  getragen,  demselben  zu 
erkennen  zu  geben,3)  daß,  wenn  die  Wahl  auf  einen  Piasten  fallen  sollte,  dem 
Kf.  seine  Person  vor  allen  anderen  angenehm  sein  sollte,  was  er  mit  großem 
Respekt  aufgenommen  hat  Auch  bei  Dänemark,  Modena  und  Lothringen 
ist  des  Kf.  Befehl  nach  so  gutes  Vertrauen  gestiftet  worden,  daß,  wenn  die 
Wahl  auf  einen  von  diesen  fallen  sollte,  Kf.  gute  Nachbarschaft  von  ihnen  zu 
erwarten  hat  Stratman  freilich  behauptet,  an  des  Kf.  Hofe  die  Versicherung 
erhalten  zu  haben,  daß  er  sich  für  seinen  Prinzen  erklären  und  nur  für  diesen 
agieren  solle,  aus  den  herübergebrachten  Stücken  aber  hat  er  es  ihm  nicht 
zeigen  können.  Doch  hat  er  nichts  unterlassen,  was  zur  Beförderung  des  pfalz- 
neuburgischen  Interesses  einigermaßen  hat  dienen  können. 

!)  S.  Zaluski  I,  S.  556,  die  Relationen  des  Bischofs  von  Marseille  vom  18. 

und  21.  Mai  (Acta  hist  III,  S.  35 f.)  und  die  Stoderts  vom  19.  Mai  (a.  a.  0.  S.  14G) 

*)  Vgl.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  17.  und  23.  Mai  (S.  32,  43). 


62  I.  Brandenburg  und  Polen  1073 — 1679. 

Es  war  wohl  zu  wünschen  gewesen,  daß  man  das  Voliren  noch  auf 
einige  Tag  hätte  ausstellen  wollen,  damit  indessen  zu  einer  einmüthigen 
Wahl  Unterbauung  hätte  geschehen  mögen.  Allein  es  haben  sich  die 
Polnische  keinesweges  dazu  verstehen  wollen  aus  Furcht,  die  Litthauer 
möchten  sich  indessen  verstärken  und  auch  wohl  die  nächste  Woyewod- 
schaften  zum  Aufbot  kommen. 

Indem  ich  dieses  schreib,  bekomm  ich  Nachricht  aus  dem  Kreise, 
daß1)  ganz  Litthauen  (außerhalb  des  II.  Vicekanzlers  Fürst  Michel 
Hadziwill  und  des  Woyewoden  von  Plotzko  Sapieha)  auf  des  Prinzeu 
von  Lothringen  Person  bestehen,  die  sechs  Woyewodschaften  aber 
Marienburg,  Rawa,  Pommerellen,  Lublin,  Kyo(T,  Wollynien  und  ganz 
Iteussen  auf  den  K.  G.  Marschalck  votiren,  in  den  andern  Woyewod- 
schaften auch  ein  Theil  Lothringen,  das  andere  Neuburg  haben  wollen 
derer  andern  aber,  als  Modena,  Savoyen,  garnicht  gedacht  werde.  In 
der  Posen-,  Caliß-  und  der  Sendomirschen  Wojewodschaft  wären  die 
meisten  Condeisch,  wann  sich  der  von  Seestedt  der  catholischen  Religion 
halber  vor  den  Prinzen  von  Dennemarck  cathegorice  erklären  wollte, 
dürfte  (wie  ich  veruehm)  seine  Partei  wroll  fast  die  stärkste  werden.  — 

P.  S.  Auch  —  indem  ich  die  Relation  siegeln  will,  bring  ich  in 
Erfahrung,  daß  die  meiste  litthausche  Stand  mit  einer  Protestation  kegen 
den  Piastum  geschieden,  die  Polnischen  aber  bis  Montag  den  Wahltag 
prolongirt  haben.  Welches  vermittelst  göttlichen  Beistands  ein  Mittel 
sein  kann,  umb  die  (jemüther  zu  einer  friedlichen  Wahl  zu  disponiren.  — 


J.  v.  HoviTlici'k  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
21.  Mai   1(574. 

[Verhalten  der  französischen  Partei.     Wahl  und  Proklanrierung  Sobieski's.     Aussichten 

dieser  Wahl  für  den  Kf.] 

*21.Mai  Was  ich  dem  pfalzneuburgischen  Gesandten  von  des  französischen 

Gesandten  und  derselben  ganzen  Partei  Intentionen  von  Zeit  zu  Zeit 
beständig  hinterbracht  und  er  mehrenthcils  zur  Disaflection  ausdeuten 
wollen,  dasselbe   hat  er  nunmehr  handgreiflich  selbst  erkannt,  indem*) 

l)  Vgl.  Zaluski  I,  S.  550 f.  und  den   Ueichstagsrczeß  vom    19.  Mai   (S.  75ff.). 

*)  S.  Zaluski  I,  S.  558,  den  Keichta-jsrezeß  vom  19.— 21.  Mai  (S.  75 ff.)  und 
die  Relationen  des  franzosischen  Gesandten  vom  21.  Mai  (S.  3711'.)  und  Stoderts  vom 
IS».  Mai  (S.  140  f.). 


Die  Wahl  Sobieski**.  63 

vorgestern  die  meiste  polnisch  und  ein  Theil  litthauscher  Stand  auf  den 
K.  Feldherr  votirt,  gestern  aber  die  Polnische  all  ingesambt  ihn  vor 
einen  König  aufzunehmen  sich  declarirt  und  die  übrige  litthausche  durch 
die  Vornehmste  aus  ihrem  Mittel  heute  dergleichen  zu  thun  sich  erbieten 
lassen.  Weil  obgedachter  frantzösischer  Gesandter  sich  hierob  so  hoch 
vergnügt  zu  sein  bezeugt,  daß  er  versichert,  sein  König  würde  wegen 
solcher  Wahl  eben  die  Avantagen  der  Reipublicae  zuwenden,  so  er  bei 
erfolgender  Condeischen  zugedacht,  haben  auch  die  Aflectionirtesten  rath- 
sam  befunden  mit  der  Nomination  so  lang  inne  zu  halten,  bis  derselbe 
auf  alles  wirkliche  Versicherung  würde  geschafft  haben,  und  damit  ist 
man  auch  indem  ich  dieses  schreibe  annoch  geschäftig. 

Als  anfangs  viele  vota  auf  den  K.  G.  Marschall  fielen,  freute  sich  St  rat  man 
darüber  in  der  Hoffnung,  dieselben  würden,  der  von  dem  französischen  Gesandten 
gegebenen  Vertröstung  gemäß,  dem  neuburgischen  Prinzen  zugewandt  werden, 
gestern  aber  ließ  ihm  der  K.  G.  Marschall  durch  den  K.  Fähndrich  sagen, 
er  hätte  sein  äußerstes  für  den  Prinzen  getan,  hätte  aber  gesehen,  daß  Gottes 
Willen  auf  ihn  gerichtet  sei,  welchem  er  nicht  widerstehen  könnte,  und  hat 
ihn  seiner  Freundschaft  versichert. 

Für  Kf.  ist  sehr  günstig,  daß  derselbe  den  G.  Marschall  durch  ihn  seiner 
sonderbaren  Achtung  und  Zuneigung  hat  versichern  lassen,  und  daß  er  mit  der 
öffentlichen  Proposition  an  sich  gehalten.  Derselbe  hat  sein  Schweigen  für 
eine  Rekommendation  aufgenommen  und  erkennt  sich,  wie  er  ihm  durch  den 
Kastellan  von  Posen  und  zwei  Abgeordnete  kontestiert  hat,  dem  Kf.  hoch 
verbunden.  Betreffend  die  Interessen  des  Kf.  und  die  jura  der  Dissidierenden, 
verspricht  der  Kastellan  von  Posen,  sollte  eine  Assekuration  ausgestellt  und 
in  dem  Notifikationsschreiben  derselben  gedacht  werden. 

Als  gestern  die  lothringische  Faktion  eine  Protestation  ins  hiesige  Burg- 
gericht einlegte,  lockte  sie  damit  den  ministris  über  50000  Gulden  aus  dem 
Beutel,  erklärte  aber  doch  endlich,  sich  den  unter  sich  ganz  geeinigten  polnischen 
Standen  zu  fügen. 

Damit  es  nicht  das  Ansehen  habe,  als  ob  die  Wahl  des  K.  G.  Marschalls 
der  Republik  mehr  nachteilig  als  vorteilhaft  sei,  hat1)  dieser  sich  verpflichtet, 
nicht  allein  Frieden  mit  dem  Türken  zu  stiften  und  Sicherheit  für  die  Kosacken 
zu  schaffen,  sondern  auch  6000  Mann  zu  stellen  und  zwei  Quartal  Sold  der 
Armee  zu  schenken,  welches  letztere  dieselbe  ihm  als  ihrem  Herzoge  geschenkt 
haben  wollte. 

Die  Königin  ist  so  betrübt,  daß  sie  darüber  bettlägerig  geworden,  doch 
könnte  es  wohl  dahin  kommen,  daß  man  sie  anstatt  ihrer  Schwester  mit  dem 
König  von  Spanien  verheiratete,  auch  von  ihrer  Vermählung  mit  dem  Kur- 
prinzen  wird  gesprochen.     Die  meisten  aber  meinen,   des  Königs  Gemahlin, 


')  S.  den  Reichstagsrezeß  vom  31.  Mai  und  1.  Juni  (S.  91  f.). 


64  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

obwohl  noch  jung,  werde  es  nicht  mehr  lange  machen,  sondern  der  verwittweten 
bald  den  Platz  räumen. 

Indem  ich  dieses  schreib,  geht1)  mit  einmüthigem  aller  Stände 
Consens  die  Xoraination  und  folgends  die  Publication  des  E.  Marschalls 
zum  Könige  in  Polen  und  Großfürsten  in  Litthauen  mit  allen  gewöhn- 
lichen Solenn i täten  vor  sich.  Die  Notificationschreiben  werden  wohl 
morgen  ausgeschickt  werden.  — 

Es  wollen  zwar  sowohl  die  lothringischen  als  neuburgschen  ministri 
ominiren,  E.  Chf.  D.  würden  an  diesem  Subjecto  einen  doppelten  Condeum 
finden.  Er  hat  aber  soviel  Mißgönner  im  Reich,  daß  man  ihm,  wann 
er  ja  seiner  so  hoch  beteuerten  Zusage  vergessen  wollt,  gnugsam  wird 
können  zu  schaffen  machen.  Zu  dem  so  dependirt  er  vornehmlich  vom 
H.  Castellan  von  Posen,  welcher  sich  alle  Weg  hüten  wird,  einig  Unruhe 
in  Großpolen  oder  Feuer  an  den  Grenzen  zu  erregen.  So  ist  auch  bei 
der  jetzigen  Wahl  nicht  weniger  als  bei  voriger  Gottes  Finger  zu  spüren 
gewesen.  Die  polnische  Woyewodschaften  seind  durch  Lieb  und  Respect 
und  nicht  durch  eine  Boutade  wie  damals  dazu  gebracht,  Litthauen 
opponirte  sich  zu  Anfangs,  gab  aber  doch  nach,  nicht  zwar  so  balde, 
daß  man  hätte  sagen  können,  er  war  ex  casu  rex  worden,  aber  auch  nicht 
so  langsam,  daß  nicht  Gottes  Antritt  dabei  war  zu  spüren  gewesen.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
26.  Mai   1674. 

[Audienzen  hei  dem  König  und  der  Königin.    Freundschaftliche  Erbietungen  derselben. 
Bevorstehende  Sendung  Skoraszewski's.] 

26.  Mai  Wegen  der  Traktaten  über  die  Pacta  conventa2)  und  des  Fronleichnams- 

festes haben  der  päpstliche  Nuntius  und  er  erst  heute  zur  solennen  Audienz 
bei  dem  Könige  und  der  Königin  gelangen  können.  Der  König  hat  sich  deswegen 
sehr  entschuldigen  lassen  und  bei  der  Audienz  ist  alles  so  eingerichtet  gewesen, 
daß  er  es  nicht  besser  hätte  prätendieren  oder  wünschen  mögen.  Als  er  nach 
der  Heglückwönschung  den  König  an  sein  Versprechen  erinnerte,  des  Kf.  Interessen 

!)  S.  Zaluskil,  S.  558,  den  Reichstagsrezeß  vom  21.  Mai  (S.  81  f.)  und  die 
Relation  des  Bischofs  von  Marseille  vom  21.  Mai  (S.  39). 

*)  S.  den  Reichstagsrezeß  (S.  82 ff.)  und  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille 
vom  G.Juni  (S.  71  ff.)  und  Stoderts  vom  1.  Juni  (S.  150). 


Audienzen  bei  dem  König  und  der  Königin.  65 

bei  der  Wahl  vor  andern  zu  beobachten  und  dem  Nenerwählten  einzubinden, 
und  ihn  bat,  dieses  ins  Werk  zu  setzen,  versicherte  er  es  zweimal  und  fügte 
hinzu,  Kf.  hätte  sich  dessen  um  so  mehr  zu  versehen,  da  er  seiner  Wahl  halber 
sich  gegen  ihn  hoch  verbunden  erkennte.  Aach  die  Königin,  die  ihn  Unpäßlichkeit 
halber  im  Bett  liegend  empfing,  zeigte  sich  äußerst  liebenswürdig,  sie  sprach 
die  Hoffnung  aus,  dem  Kf.  mit  ihrem  Gemahl  persönlich  aufzuwarten,  sie  erklärte 
sich  zwar  auf  seine  Bitte  bereit,  dem  letzteren  des  Kf.  Interesse  zu  rekommen- 
dieren,  behauptete  aber,  dieses  zu  erlangen  sei  für  sie  kein  meritum,  da  derselbe 
selbst  ohne  dem  begierig  wäre,  des  Kf.  Freundschaft  und  Affektion  zu  erwerben. 
Wenn  beide,  wie  er  hoffen  will  und  des  Kf.  Affektionierte  ihn  versichern,  bei 
den  jetzigen  Sentimenten  verharren,  wird  Kf.  neben  der  Ehre,  daß  er  den  König 
vornehmlich  machen  helfen,  auch  merklichen  Nutzen  aus  der  Wahl  zu  erwarten 
haben. 

Der  König  hat  beschlossen,  an  Kf.  den  Vexillifemm  Posnaniensem  Skora- 
szewsky  zu  senden,  Kf.  wird  so  Gelegenheit  erhalten,  demselben  auch  zugleich 
für  die  geschenkten  Kamele1)  ein  Präsent  zu  machen.  Wegen  eines  mehren 
subsidii  durfte  Kf.  wohl  belangt,  aber  nicht  beschwert  werden,  da  ein  baldiger 
Frieden  mit  den  Türken  zu  erwarten  ist.2) 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Potstam  21./[31.]  Mai  1674. 
(Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Auf  die  Relation  vom  21.  Mai.    Befehl,  dem  König  zu  gratulieren,  um  Bestätigung 
der  Pakten  anzuhalten  und  der  Prätensionen  des  Kf.  zu  gedenken.] 

Er  schickt  ihm  schon  jetzt,  unerwartet  der  Notifikation,  ein  Glückwunsch-  31.  Mai 
schreiben3)  an  den  neuerwählten  König.     Er  soll   möglichst  bald  Audienz  er- 
bitten, damit   seine   Gratulation  unter  den  ersten  abgelegt  werde,   dabei  dem 


*)  v.  H.  hatte  am  27.  März  1674  dem  Kf.  gemeldet,  der  posensche  Landfähndrich 
Skoraszewski  lasse  demselben  3  Kamele  aus  der  türkischen  Beute  präsentieren, 
und  hatte  schon  damals  geraten,  diesen  sehr  angesehenen  und  wohlqualitizierten 
Kavalier  an  der  Hand  zu  halten. 

*)  v.  H.  berichtet  7.  Juni,  Skoraszewski  reise  heute  ab,  derselbe  sei  be- 
auftragt, um  etliche  tausend  Mann  anzuhalten,  und  er  rät,  dieselben  nicht  zu  ver- 
weigern, Kf.  könne  den  König  dadurch  sein  Leben  lang  sich  verbinden,  derselbe 
wünsche  besonders,  Kf.  möge  bezeugen,  daß  seine  Willfährigkeit  aus  Rücksicht  auf 
seine  Person  geschehe,  und  um  zu  zeigen,  daß  ihm  seine  Wahl  vor  anderen  an- 
genehm sei. 

*)  d.  Potsdam  19./29.  Mai  1674.  In  einem  zweiten  Schreiben  von  demselben 
Datum  ersucht  Kf.  den  König  um  Durchzug  für  seine  Truppen,  die  bisher  in  Preußen 
gestanden,  nächstens  aber  von  dort  fortmarschieren  sollten. 

Mater,  z.  Gesch.  <L  G.  Kurfürsten.    XIX.  5 


ßf>  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Konige  die  Freude  des  Kf.  über  seine  Wahl  und  die  Hoffnung  aussprechen,  diß 
unter  seiner  Mitwirkung  das  Band  der  Freundschaft  zwischen  Kf.  nnd  der  Re- 
publik mehr  und  mehr  befestigt  werde.  Im  übrigen  hat  er  entweder  bei  dieser 
ersten  oder  in  einer  folgenden  Audienz,  wie  er  es  am  besten  finden  wird,  m 
Determinierung  der  Zeit  zur  Konfirmation  der  Pakten,  wie  auch  wegen  Lauen- 
bürg  nnd  Bütow  anzusuchen,  und  dabei  zu  kavieren,  daß  bei  Bestimmung  des 
Ortes  er  nicht  eben  an  Warschau  gebunden  zu  sein  scheinen  möge.  Auch  hat 
er  data  occasione  der  rechtsniaßigen  Prätensionen  des  Kf.  Erwähnung  zn  ton, 
damit  es  nicht  das  Ansehen  habe,  als  hätte  er  sich  derselben  begeben.  Bei  der 
Gemahlin  des  Königs  hat  er  auch  ein  Kompliment  abzulegen. 


J.  v.  Hoverbeek  an  den  Kurfürsten.     I).  Warschau 
5.  Juni  1674. 

[Bemühungen,  die  Aufnahme  eines  dem  Kf.  präjudizierlichen  Artikels  in  die  Pacta 

conventa  zu  verhüten.] 

5.  Juni  Ebenso   wie   der  König  ganze  8  Tage  lang  nichts  als  Widerwärtigkeiten 

gehabt,  haben  auch  ihm  verschiedene  preußische  Landboten,  besonders  der 
.Starost  von  Putzig.  Zawatzky,  der  Oberst  Prebentaw  und  ein  v.  Bistram, 
sehr  viel  Händel  damit  verursacht,  daß  sie  heimlich  und  öffentlich  einen  Punkt 
in  die  Pacta  conventa  einzurücken  gesucht,  wonach  der  König  geloben  sollte, 
den  Kf.  anzulangen,  daß  er  in  Lauenburg  und  Bütow  die  Adligen  bei  allen 
ihren  Rechten  und  Privilegien,  namentlich  in  betreff  der  Kontribution,  lassen  nnd 
den  katholischen  Gottesdienst  erhalten  sollte,  wodurch  nicht  allein  Kf.  graviert, 
sondern  auch  die  preußischen  Stände  gravamina  zu  führen  und  Schutt  sn  suchen 
veranlaßt  werden  würden.  Durch  seine  Bemühungen  bei  dem  Ritterschafts- 
marschall Sapieha.  dem  Bischof  von  Krakau,  dem  Kastellan  von  Posen, 
dem  G.  Schatzmeister  und  dem  Kastellan  von  Brzesc,  Piasetczinsky,  hat 
er  nur  'geringfügige  Änderungen  in  dem  Artikel  erwirken  können.  Doch  hat 
er  sich  dann  an  den  K.U.Kanzler  gemacht,  diesen  sehr  günstig  gesinnt 
befunden  und,  nachdem  er  durch  denselben  erfahren,  daß  auch  der  König  sehr 
unzufrieden  damit  wäre,  hat  er  bei  demselben  Audienz  gesucht  nnd  von  ihm 
die  Versicherung  erhalten,  daß,  wenn  er  schon  zugeben  müßte,  daß  etwas 
deswegen  in  die  Pacta  conventa  eingerückt  würde,  er  doch  des  Kf.  Respekt 
nicht  weniger  als  seinen  eigenen  alle  Wege  beobachten  werde.  Darauf  hat  er 
mit  Hilfe  des  K.  U.  Kanzlers  und  des  Kastellans  von  Posen  es  dahin  gebracht, 
daß  nur  die  Worte  in  die  Pacta  eingerückt  worden  sind,  der  König  wollte  seine 


Autorität  bei  dem  Kf.  interponieren,  damit  die  beiden  Ämter  Lauenburg  und 
Bütow  sowohl  in  ecclesiasticis  als  anderen  Freiheiten  und  Immunitäten  in  toto 
iuxta  pacta  Bydgostiensia  erhalten  wurden.1) 


J.  v,  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
12.  Juni  1674. 

[Audienz  heim  Könige,  Überreichung  der  Schreiben  des  Kf.  und  dessen  Votum*.    Ver- 
schiebung der  Krönung.] 

Er  bat  dem  Konige  in  feierlicher  Audienz  den  Glückwunsch  des  Kf.  ab-  12. 
gestattet  und  bei  dieser  Gelegenheit  auch  das  Schreiben*)  wegen  des  Durcheil 
der  Truppen  übergeben.  Der  König  antwortete  darauf  mit  sebr  obligeanten 
Worten  und  gewährte  ihm  dann  eine  geheime  Audienz  in  seinem  Kabinett.  Er 
hat  Ihm  dort  die  beiden  Schreiben  des  Kf.  vorgelesen  und  darauf  auch  das 
schriftlich  aufgesetzte  votutn  des  Kf.  übergeben  mit  der  Bitte,  zu  bewirken,  daß 
dasselbe  angenommen  und  ad  archivuni  gebracht  werde,  was  er  auch  versprach.*) 

Der  Eeeognitio  feudi,  Renovation  der  Pakten  und  noch  anstehenden  Satis- 
faktion hat  er  zwar  auch  gedacht,  aber  mir  beiläufig,  da  der  Koni;:  ihm  EU  ver- 
stehen gab,  daß  er  beabsichtige,  die  Krönung  erst  im  nächsten  Januar  vor  sieb  gehen 
zu  lassen,  und  daß  er  bis  dabin  in  allen  Reichshandeln  gebundene  Hände  hatte. 

Den  f ranz os i sehen   Gesandten  hat,   wie   er  aus  seinen    Keden  bat  ab- 
tuen können,  das  Schreiben  wegen  des  Passes  für  des  Kf.  Truppen  ins  Reich 
etiiehermaßen  allarmiert 


Juni 


Res 


apongum  S/*  Serenit.Tl*  Electumlis  BrniidoiihLir^icae   illustri 
domino  ablegato  —  Vladislao  Skoraszuwski  da  tum  9./ 10.  Jnmi 

ta,  d.  1C74-4)    (Conc.  v.  Somnite.) 
[Zusage,  die  früher  versprochenen  Hilfstruppen  schleunigst  m  schicken.     VotÜutig« 
Unmöglichkeit  weiterer  Hilfssendung.] 
- 


Freude  des  Kf,  über  den  Ausfall  der  Wahl,  Glückwunsch  daau,  Versicherung  19. 
iner  freundschaftlichen  Gesinnung. 


Juni 


*)  Am  9.  Juni  meldet  er,  er  bitte  noch  weiter  viel  Pisputate  wegen  des  Lauen - 
burg-Bütowscheu  Artikels  gehabt,  schließlich  aber  doch  mit  HÜfe  der  Königin  und 
dea  litauischen  G.  Kanzlers  erreicht,  daß  derselbe  eine  unverfängliche  Fassung  erhalten 
hatte.     S.  Prawa  Konstytucye  (Volumina  Jegum)  Vt  S.  273. 

*)  S.  oben  S,  G5,  Anm.  3. 

*)  Am  16.  Juni  berichtet  er,  der  Bischof  von  Krakau  habe  zwar  das  Votum 
des  Kf.  angenommen»  aber  die  Ausstellung  eines  attestatum  insinuationis  abgelehnt, 
er  hoffe  jedoch  durch  Vermittlung  der  Königin  ein  solches  in  erhalt  eu. 

*)  S.  das  durch  Sk.  überbrachte  Schreiben  König  Johanna  an  Kf*  vom  7.  Juni 
1674  (Zaluski  I,  S.  630 f.)  und  seine  Instruktion  ebendasei tat  3.  649  (inifimlich  in 


GS 


Brandenburg  nnd  Polen  1678—1679. 


Quam  sincera  vero  baee  sint  vota  et  quam  non  intra  vota  R" 
S.L,tJi{  E1J-S  aflectus  erga  Rein  publicum  consistat,  exinde  patero  sperat  Ille 
1} uod  n oh  modo  superiore  anno  milite  proinisso  sed  et  alia  ratione 
pactis  non  requisita  Eidem  adesse  voluerit,  et  nuper  quoque  mille  ducento 
dimach&s  sive  dragones  copiis  Reipublicae  jüngere  et  sex  inensibus  suo 
aere>  quod  oulla  pactorum  lex  postuIat,  alere  Reipublicae  promisit. 
Quainquam  vero  status  Germaniae  ex  eo  tempore  longe  turbülentior  peri- 
culosiorque  factus,  promissum  illud  tarnen  S,a*  Reg.M  Maj.ti  S.a  Ser.** 
Eleet.,ls  praestabit  atque  insuper  dimachas  dictos  a  die  ingressus 
in  regnum  per  septem  menses  integros,  si  eorum  opera  tarn  diu  neces* 
saria  erit,  suis  sustentabit  sumtibus,  atque  hoc  ipso  tempore  HL  Doci 
Croiano,  Gubernatori  suo  in  Prassia,  rescrihit,  curet,  ut  compagen 
illi  quanto  ocyus  e  stativis  progrediaritur  et  ad  Regium  proce 
exercitnm. 

Vellet  equidem  SL*  Ser.***  El.u*  amplioribus  ad  amieam  petitionein 
S.ae  Reg,&B  Maj,üä  Reipublicae  sub venire  copüa.  Caeterum  notum  est  quam 
periculoso  ardeat  bello  Germania  atque  magnos  in  illam  et  exteri  de- 
ducant  exercitus  et  ordines  imperii  nurnerosas  undequaque  eontrahant 
eopias.  Unde  necessitas  S*ao  Ser.li  EL11  imponitor,  ut  et  suas  colligat  et 
in  propinquo  periculoruin  imminentiumamovendorum  causa  habeat  Atque 
hinc  exprimere  Ipsa  non  potest  8.*  Ser-1"  ELll\  quanto  dolore  afliciatur 
quod,  dum  hinc  Germaniae«  dulcissimae  nimirum  patriae,  inde  Poloniao, 
quam  alteram  patriam  pro  summo  suo  erga  ipsam  affectu  habuit  semper, 
pericula  atque  mala  considerat,  non  pro  voto  utrique  subvenire  atque 
Regio  non  minus  quam  suo  flagrautissimo  desiderio  satisfacere  possit. 
Quodsi  res  Germaniae  pacatae  esaent  aut,  quod  sperat,  in  tranquillum 
pervenirent  statu  in,  eo  erga  Reg,*m  Maj.tolll  est  animo,  illo  in  Rempublicam 
affectn  S,11  Ser>s  Ellis,  ut  ampliores  multo  copias  ipsa  S*a  Ser.tÄ*  El„n* 
ad  pacem  Reipublicae  procurandam  et  aftectum  erga  Suam  R.*m  Maj.tenfc 
amicissimum  declarandum  probandumque  adducere  ac  aistere  eonstitue.it 


1675).  Sk.  kam  am  18.  Juni  in  Berlin  an  und  hatte  noch  an  demselben  Tage  in 
Potsdam  bei  dem  krank  daniederliegenden  Kf.  Audienz.  Auf  dessen  Anfrage  an  den 
0.  Präsidenten  v.  Schwerin  vom  19.  Juni,  was  für  ein  Geschenk  ihm  zu  machen  sei, 
erwidert  dieser»  da  SL  dem  Kf.  die  Kamele  geschenkt,  auch  sonst  gute  Devotion 
bezeigt  habe  und  der  erste  sei,  den  der  neue  König  schicke,  konnten  ihm  nicht 
weniger  als  1000  Rthlr.  gegeben  werden.  In  einem  von  der  Grenze  aus  abgelassenen 
undatierten  Seh  reihen  dankt  Sk*  dem  Kt\  für  dessen  freigebiges  Geschenk  und 
emptieblt  ihm,  wenn  irgend  möglich,  dem  Könige  Hilfstruppen  zu  schicken. 


Resolution  auf  das  Anbringen  Skoraszewslri's. 


69 


IX  Warschau 


Promiüit  Sibi  vicissim  8L"  Ser.u*  Elect*11*,  queniam  uon  pactis 
modo  satisfecerit,  sed  ultra  pacta  progressa  animum  suum  orga  ltempu- 
blieam  testata  slt,  fore  ut  et  a  parte  Reipubltcae  qnae  implenda  restant 
perticiantur.     Id  quod  et  a  Reg.*  Maj.tc  peramanter  contendit1)  — 

J.  v.  Hoverbeek  an  den  Kurfürsten 
19.  Jum  1674, 

[Antrag  des  Forsten  Radziwill  wegen  Vermählung  der  Prinzessin  Radziwill.] 

Schon  vor  mehr  als  acht  Tagen  hat  ihn  der  litau  isc  he  V,  Kanzler")  HL  Juni 
besucht  und  ihm  mitgeteilt,  er  hätte  erfahren,  daß  fremde  Fürsten  sich  bei  Kf. 

»um  die  junge  Prinzessin  Radziwill,*)  gewiß  hauptsächlich  um  ihrer  Güter 
willen,  he  werben»  Der  Vater  derselben  hätte  aber  in  seinem  Testament  den 
Wunsch  ausgesprochen,  daß  die  herrlichen  Fürstentümer  seinem  Hause  und  Ge- 
schlechte erhalten  blieben,  ein  Fremder,  der  das  Indigenat  nicht  hätte,  sei 
solcher  Regalien  im  Großfürsten  tum  nicht  fähig,  er  bäte  daher  Kf.  als  obersten 
Vormund,  seinen  Konsens  dazu  zu  geben,  wie  die  meisten  schon  getan,  daß  der 
Fürst  von  Kietz kc,*)  mit  welchem  er  auch  sonst  andere  ihr  Haus  und  ihren  Staat 
angehende  Verträge  aufgerichtet,  die  Prinzessin  vor  anderen  heirate.  Er  hat 
erwidert,  daß  er  davon  nichts  gehört  hätte,  aber  an  Kf.  referieren  wollte. 

Nun  wird  es  darauf  stehen,  wie  die  treu  Alfectiünirten  erinnern, 
daß  E.  Cht  D.  sich  nicht  engagiren*  aber  auch  den  Herrn  zur  Despera- 
tion  nicht  kommen   lassen,   welche  ihn   veranlassen   könnte,   unter  dem 


')  Gau*  ähnlich  lautet  das  Antwortschreiben  des  Kf*  an  den  König  (d.  Potsdam 

.Juni  1674),  Dem  Herzog  von  Croj  teilt  Kf.  (d.  Potsdam  12./22.  Juni  1674] 
mit,  er  habe  die  von  dem  polnischen  Gesandten  erbetene  Vergrößerung  des  Snkkurses 
abgutdhlftgBnj  und  befiehlt  ihm,  sowohl  den  Marsch  der  nach  der  Mark  beorderten 
Truppen  zu  befördern,  als  auch  die  Ausrüstung  und  den  Marsch  der  nach  Polen 
bestimmten  Truppen  m  beschleunigen.  Über  dieses  von  dem  Obersten  Caspar 
v.  Höhender  ff  befehligte  Hilfskorps,  welches  in  der  Stärke  vou  12UU  Dragonern 
am  2.  August  an  der  Grenze  dem  polnischen  Kmuni^sar  i'haudrz  ynski  übergeben 
wurde,  s-  Kriegsgeschichtliche  Einzelschritten  V,  S,  10IT. 

J)  Fürst  Michael  Radziwill. 

*)  Luise  Charlotte*  Tochter  des  1669  verstorbenen  Fürsten  Boguslav 
Radfciwill.  S.  über  diese  ganze  Angelegenheit  Sc  hiemann,  Luise  Charlotte 
ßadziwÜl,  Markgrifin  von  Brandenburg  (Forschungen  zur  Branden  burgischen  und 
Preußischen  Geschichte  III)  S.  125ff. 

*)  StanislauR  Kasimir  Radziwill,  Fürst  vou  Kleck.  S.  Schiemann 
a.  a,  0.  S.  134. 


70  L  Bran4*D*rarz  on4  Polen  167$— 1$79. 

Ythhihw  der  mit  eüichen  Vormündern  (darunter  leider  auch  xwei  evan- 
?eu«cbe  ä^iDy  ausgerichteten  Ehepacten  ein  Tbeil  der  Guter  in  PoaMsion 
za  nehmen.  Er  hat  sich  zwar  seit  der  Zeit  der  Königin  Fräulein  Schwester1) 
*ehr  aecommodirt.  ako  daß  man  auch  davor  gehalten,  er  dürfte  die  un- 
Zrreiinte  r^neepte  von  der  jungen  Prinzessin  Radziwillin  fahren  lassen 
und  -einen  .Sinn  ganz  dahin  wenden,  welches  dann  auch  die  Urach  ge- 
wesen, daß  ich  mit  dem  Bericht  in  etwas  bei  mir  angestanden.  Es  scheut 
aber,  daß  der  Fürst  Vicekanzler  (wiewohl  er  einen  Sohn  hat  von  dieses 
Konig«  Schwester,  welcher  der  jungen  Prinzessin  Alters  und  anderer 
Qualitäten  halber  anstandiger  war)  diese  Heirath  umb  seiner  Privat- 
interessen willen,  insonderheit  damit  der  Fürst  von  Kletzk  ihm  wieder 
in  der  Teilung  soviel  mehr  fuge,  von  etlichen  Jahren  her  eifrig  treibe. 
E#  war  aber  sehr  gut,  wann  der  Königin  Schwester  aus  der  besorgenden 
.Schwierigkeit  befreien  könnt,  welches  vielleicht  so  viel  ehe  geschehen 
ward,  wann  durch  E.  Chf.  D.  Vermittlung  der  Furstenstand  vor  den 
Bruder*)  bei  I.  Keyserl.  M.  zu  erhalten  stund.*)  — 


J.  v.  Howrbe<:k  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
7.  Juli  1674. 

r.\rirer  d*<>  Königs  über  des  Kf.  Weigerung,  ihm  weitere  Hilfstruppen  zu  schicken, 
Kat,  dessen  Wunsch  zu  erfüllen.] 

.  Juli  Kw.  Chf.  I).  kann  ich  nicht  gnugsam  zu  erkennen  geben,  wie  wehe- 

rnüthig  und  zugleich  alterirt  sich  der  König  darüber  bezeugt,  daß  der 
pogensche  Landfähndrich  Skoraszewski  auf  so  sehr  inständiges  Anhalten, 
al.s  er  schreibt  gethan  zu  haben,  nicht  einen  Mann  zum  Secours  kegen 
den  Krbfeind  erhalten,  und  schließet  daraus,  daß  er  sich  ins  künftige 
keiner  Freundschaft  zu  versehen  hab,  weil  jetzo  zu  Rettung  seiner  Person, 
Ehr  und  Reputation  nicht  das  geringste  auch  nur  zum  Schein  erfolgt, 
da  er  doch  auch  noch  wohl  nach  erfolgtem  Frieden  mit  dem  Erbfeinde 

',  Mario  Anne  d'Arquien,  die  sieh  später  mit  dem  K.U.Kanzler  Wielo- 
pol.xki  vermählte. 

7;  Graf  Mali^ny. 

3)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Potsdam  21.  Juni/1.  Juli  1674),  H.  solle  auf  ferneres 
Anfragen  antworten,  bisher  hätte  sich  kein  fremder  Fürst  und  auch  sonst  niemand 
um  die  Prinzessin  beworben,  Kf.  wolle  dieses  alles  bis  zu  deren  Volljährigkeit  aussetzen. 


Die  Prinzessin  Radziwill.  Unzufriedenheit  d.  Königs  über  verweigerte  Hilfeleistung« 

sich  in  solchem  Stande  befinden  möchte,  dabei  er  noch  wohl  einige 
angenehme  Kegen  bezeugung  thun  könnt.  Bei  solcher  Beschaffenheit 
unterlaßt  der  Herr  CronVieeCantzler  nicht  Oel  zum  Fear  zu  gießen 
and  Ew.  Gh£  D,  Intention  dahin  auszudeuten,  oh  wünschten  Sie  die 
Repubüque  in  solchem  Stande  zu  sehen,  dabei  sie  neue  beschwerliche 
Konditionen  vor  der  Hülfleistung  abdringen  könnten.  Der  Kdnigl. 
frantzüsische  Gesandte  tracht  auch  damit  zu  aggraviren,  daß  er  vor- 
sieht, man  hätte  etwa  1500  Mann  kegen  den  Turcketi  nicht  entrathen 
können,  aber  wohl  ganze  Armeen  kegen  Frankreich  (derer  ueulicben 
Bezeugungen  ungeacht)  fuhren  können,  vorgebend,  Ew.  Thf.  I).  Dessdiie 
waren  nicht  (wie  eine  Zeit  lang  spargirt  worden)  kegen  die  Stadt 
Hamburg  sondern  kegen  seinen  König  gericht  und  giiv^e  der  Marsch 
(wie  er  Nachricht  hätt)  nicht  nacher  Holstein  sondern  nach  Westflahlen. 

Ob  ich  gleich  rernonstrire,  Ew.  Chf.  D.  wären  nicht  schuldig,  die  in 
pactis  benannte  1500  Mann  zu  Fuß  mehr  als  einmal  zu  einem  Kriege, 
und  zwar  auf  der  Republique  Unterhalt}  zu  schicken,  nun  war  der  jetzige 
kein  neuer  Krieg,  sondern  bloß  eine  Continuation  des  vorigen,  weil  die 
vorgewesene  Friedenshandlung  von  der  Repubüque  nicht  ratibabirt  worden. 
Teuer  das  so  schickten  Ew.  Chf.  D-  1200  Dragoner,  welche  weit  kostbarer 
wären  als  1500  Mann  zu  Fuß,  bei  denen,  so  vor  zwei  Jahren  geschickt 
worden,  hätten  Sie  zwei  Monat  Sold  gegeben,  und  nun  erbieten  Sie  sich 
zu  sieben  Monaten,  da  Sie  nicht  sieben  Tag  zu  verpflegen  schuldig. 
Obgleich  (sag  ich)  solche  Vorstellung  von  mir  geschehen,  man  auch 
dakegen  nichts  einzuwenden  weiß,  sondern  es  völlig  zustehen  muß.  so 
verlangt  es  doch  fast  nicht*,  weil  der  König  einwendt,  dasselbe  war  rer 
erfolgter  Wahl  versprochen  worden  und  könnt  ihm  zu  Ehr,  Reputation 
and  Merito  bei  der  Repubüque  und  folgend*  der  Christenheit  nicht 
gereichen,  wann  aber  Ew.  Chi",  D,  seioenthalben  auch  nur  etwa  1O0O 
Mann  gewilligt  und  eines  Monats  Sold  nur  vorzu>.  hießen  sich  erboten, 
welches  auch  wohl  von  den  bereite  declarirten  sieben  Monaten  bitte 
können  abgezogen  werden,  so  hätte  die  Republique  und  benachbarte 
Potentaten  gesehen,  daß  ob  er  gleich  nicht  so  viel  Gelds  anbieten  könnt 
als  andere  candidati,  die  Affection,  so  Ew.  Chf.  D,  ihme  zutrügen,  solches 
wohl  ersetzen  könnte. 

Welchem  nach  ich  meinen  untertänigsten  Pflichten  gemäß  nicht 
umbhmgehen  kann,  nochmals  uuvorgreiflich  gehorsamst  zu  erinnern, 
daß  Bw«.  Chf.  D.  wohl  mehr  als  dem  Könige  daran  gelegen,  daß  ein 
extraordinär    subsidiura    gewilligt    werde.     Denn    dem  Könige    kann    es 


72  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

wohl  so  viel  nicht  machen,  ob  er  ein  tausend  Mann  mehr  oder  weniger 
ins  Feld  bringe,  Ew.  Chf.  D.  aber  wird  es  sonderlich  zu  statten  kommen, 
daß  er  sich  von  Wiederwärtigen  nicht  wird  künftig  können  verleiten 
lassen,  wann  Ew.  Chf.  D.  gleich  bei  Antretung  der  Regierung  ihn  extra- 
ordinarie  in  den  Augen  der  ganzen  Welt  Ihr  werden  verbündig  gemacht 
haben.  — 


Der  Kurffirst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  13./[23.]  Juli  1674. 

(Conc.  v.  Somnitz.) 

[Unmöglichkeit  weiterer  Hilfeleistung.    Unzufriedenheit,  daß  H.  Versprechungen 
deswegen  gemacht  hat.] 

23.  Juli  Wir  haben  Euch  öfters  wissen  lassen,  auch  dem  Königl.  polnischen 

Abgesandten  selbst  deutlich  genug  zu  verstehen  gegeben,  wie  auch  in 
der  schriftlichen  Resolution,  so  er  empfangen,  angezeiget,  wie  es  uns 
unmöglich  fiele,  bei  jetzigem  Zustande  des  Römischen  Reiches  der  Krone 
Polen  mit  mehr  Völkern,  als  wir  fürhero  versprochen,  zu  assistiren. 
Wir  hätten  dahero  gehoflet,  daß,  weil  diese  Hindernüß  leider  nur  gar 
zu  bekannt  und  offenbar,  es  würden  S.  K.  M.  deswegen  in  uns  weiter 
nicht  dringen,  von  Euch  hätten  wir  uns  aber  zuforderst  versehen,  daß, 
weil  Euch  der  Zustand  am  besten  bekannt,  Ihr  würdet  weder  einige 
Hoffnung  wieder  unsere  Intention  des  Orts  machen  oder  unterhalten, 
noch  uns  mit  einigem  Einrathen,  unsere  Meinunge  zu  ändern,  ferner 
behelligen.  Gestalt  wir  dann  dessen  auch  von  Euch  fernerhin  nicht 
gewärtig  sein  und  Euch  gnädigst  befehlen,  allenthalben  zu  remonstriren, 
wie  es  uns  ebenso  thunlich  der  Krone  anitzo  mit  mehrer  Hülfe  zu  statten 
zu  kommen,  als  es  der  Krone  möglich,  dem  Römischen  Reiche  bei  diesem 
Zustande  Hülfe  zu  senden.  Hättet  Ihr  sonst  was  versprochen  und  über 
Euch  genommen,  würdet  Ihr  auch  dahin  für  Euch  sehen,  wie  Ihn 
prästiren  könntet.1)  — 

*)  Kf.  beauftragt  v.  Hov.  15./25.  Juli  1674,  sich  bei  dem  Eonige  zu  erkundigen, 
wann  die  Beschwörung  der  pacta,  die  Rekognition  der  Lehen  und  die  Verhandlungen 
wegen  der  Differenzen  vorgenommen  werden  sollten,  und  zeigt  ihm  an,  daß  er 
selbst  und  der  pommerschc  Regierungsrat  Ernst  v.  Crockow  zu  Kommissaren  dazu 
ernannt  seien. 


Die  Radziwillsche  Heiratsangelegenheit.  73 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
18.  September  1674. 

[Die  Radziwillsche  Heiratsangelegenheit.] 

Die  beiden  Fürsten  Rad zi will,1)  der  U.  Kanzler  und  der  0.  Truchseß,  18.  Sept. 
haben  ihm  sehr  zugesetzt  und  von  ihm  endliche  Resolution  zu  wissen  begehrt, 
wessen  sie  sich  bei  vorhabender  Werbung  um  die  junge  Prinzessin  Rad  zi  will 
zu  Kf.,  als  Obervormund,  zu  versehen  hatten.  Seine  dilatorischen  Antworten 
sind  nicht  anders  als  für  abschlägig  aufgenommen  und  dahin  gedeutet  worden, 
daß  Kf.  diese  Heirat  schon  einem  seiner  jüngeren  Prinzen  destilliert  hätte. 
Dazu  hat  besonders  beigetragen  ein  Schreiben  Skoraszewski's,  in  welchem, 
wie  die  Frau  des  U.  Kanzlers  dem  König,  ihrem  Bruder,  berichtet  hat,  derselbe 
gemeldet  haben  soll,  Kf.  hätte  zu  ihm  geäußert,  er  hätte  auch  Prinzen,  warum 
er  dieser  Heirat  halber  sein  Absehen  lieber  auf  einen  anderen  richten  sollte? 
Er  hat  dieses  gleich  nicht  glauben  wollen  und  versichert,  nach  den  Reskripten 
des  Kf.  hätte  derselbe  zur  Zeit  noch  keine  Reflexion  auf  die  Heirat  der  Prinzessin 
gemacht,  und  hat  nachher,  als  er  das  Schreiben  zu  sehen  bekam,  gezeigt,  daß 
darin  nicht  von  einem  mit  dem  Kf.  gehaltenen  Diskurse  die  Rede  sei,  sondern 
daß  Sk.  nur  für  seine  Person  wenig  Hoffnung  dazu  mache  und  zum  Schluß 
erwähne,  ein  vornehmer  Konfident  habe  zu  ihm  geäußert,  Kf.  habe  auch  Prinzen, 
warum  er  denn  die  Prinzessin  außer  seinem  Hause  verheiraten  sollte. 

Der  U.  Kanzler  treibt  die  Sache  noch  eifriger  als  der  Fürst  von  Kletzke, 
verlangt  die  Ehestiftung  sogleich  aufgerichtet  zu  sehen,  behauptet,  in  hohen 
Häusern  würden  oft  schon  Kinder  in  der  Wiege  ehelich  versprochen,  in  Polen 
hätten  die  Fräulein  nicht  selbst  zu  wählen,  sondern  müßten  dem  Gutfinden 
ihrer  Freunde  und  Verwandten  folgen,  zumal  wenn,  wie  in  diesem  Fall,  beide 
Personen  einander  an  Stand  und  Vermögen  gleich  wären. 

Der  Fürst  von  Kletzke  geht  etwas  bescheidener,  verlangt  keine  sofortige 
Ehestiftung,  sondern  nur  eine  Erklärung  des  Kf.,  daß  dieser  seinem  Ansuchen 
nicht  entgegen  sei,  sondern  es  unterstützen  wolle,  erbietet  sich,  der  Prinzessin 
freies  exercitium  der  Religion  zu  lassen,  auch  alle  ihre  Kirchen  dabei  zu 
maintenieren  und  sich  ihrer  Güter  nicht  anzumaßen.  Doch  kann  er  sein  Vor- 
haben nicht  allerdings  bergen,  indem  er  sich  über  die  üble  Administration  der 
Güter  durch  die  oeconomi  beschwert.  Dabei  haben  sich  die  beiden  vornehmsten 
unter  diesen,  Klokotzki  und  Sienitzki3),  während  des  ganzen  Wahltages 
nnd  noch  viele  Wochen  nachher  vergeblich  bemüht,  die  beiden  Fürsten  dazu 
zu  bringen,  ihre  Rechnung  durchzusehen,  und  wird  die  Administration  so  gut 
geführt,  daß  schon  viele  zinsbare  Posten  getilgt,  verpfändete  Güter  eingelöst 
und  Prozesse  teils  schon  ausgeführt,  teils  in  solchen  Stand  gesetzt  sind,  daß 
die  Prinzessin  später  nicht  wird  gefährdet  werden  können. 


>)  S.  oben  S.  69. 

*)  S.  Schiemann  a.  a.  0.  S.  131. 


74 


h  Brandenburg  und  Polen  1G7S—  1G7H. 


Um  andere  Bewerber  abzuschrecken,  drohen  die  Fürsten,  daß  sie  allen 
solchen  den  Indigenat  behindern*  und  daß  sie,  falls  die  Prinzessin  außer  den:1 
Hause  wider  ihres  Vaters  Intention  verheiratet  werden  sollte,  dieselbe  nicht 
/iiiii  Besitz  und  Genuß  der  Güter,  besonders  der  Fürstentümer,  zulassen  wollten 
Beifolgend  zwei  Schreiben  an  Kf.  in  dieser  Angelegenheit  Da  die  Fürsten  den 
Konsens  der  meisten  Vormünder  schon  erlangt  haben,  ist  zu  besorgen,  daß  säe, 
falls  von  dem  Kf.  auch  nur  ein  scheinbarer  Prätext  ausgewirkt  würden 
dessen  mißbrauchen  dürften.  Ihm  haben  Leute,  die  sieh  ganz  unparteiisch 
anstellen,  gesagt,  er  mochte  zu  verhüten  suchen,  daß  den  Fürsten  nicht  all« 
Hoffnung  benommen  würde,  sonst  wurden  diese  die  Woiwoden  von  Trocky 
Oginski  und  von  Pototz  Sapieha,  welche  die  nächsten  Erbinnen  der  Prinzessin 
zur  Ehe  haben, J)  aufreizen,  der  angeblichen  Absicht  des  Kf.,  ihnen  die  Güter 
durch  Vermählung  der  Prinzessin  mit  einem  seiner  Söhne  aus  den  Händen  an 
bringen,  dadurch  zuvorzukommen,  daö  sie  dieselben  unter  sich  teilten.  Gegen 
solche  offenbare  Gewalt  aber  würde  sich  wohl  Assistenz  finden,  wenigstens  bei 
denen,  welche  diesen  drei  Hänsern  so  großes  Aufnehmen  nicht  gönnen. 


J.  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.     I).   Warschau 
22.  September  1674. 

[Die  verdächtigen   Unterhandlungen  des  schwedischen  Gesandten   mit   dem   Könige,] 

,  pL  Bisher  hatte  man  von  der  Negotiation  des  schwedischen  Gesandten *)  nur 

gehört,  daß  er  das  Interesse  der  Evangelischen  dem  Könige  rekommendiert, 
jetzt  aber  hat  er  erfahren,  daß  derselbe  eine  Union  oder  Ligne  mit  dieser  Krone  *) 
proponiert,  was  allen  Machbaren  billig  Nachdenken  verursachen  muß,  Der  Ge- 
sandte bat  Befehl  erhalten,  dem  Könige  zu  folgen,  und  es  ist  zu  fürchten,  daß 


l)  S.  Schiemanu  a.a.O.  S.  135. 

*)  Andreas  Li  Heb  o  eck.  Derselbe  war,  wie  Schumann  am  SO*  Juli  aus 
Warschau  dem  Danziger  Rat  berichtet,  am  l!i  Juli  dort  angekommen.  Am  3.  August 
übersendet  Seh,  die  Präposition,  welche  derselbe  in  der  öffentlichen  Audienz  gemacht 
habe,  und  berichtet,  daß  auch  in  der  Tri vataudienz  nur  von  Rekotnmendation  der 
Evangelischen  iu  Polen  und  von  schwcdischerscits  zu  sendenden  Hilfstruppen  die 
Rede  gewesen  sei.  Am  17.  August  berichtet  er  von  der  Abscliiedsaudienz  des 
Gesandten  und  übersendet  das  demselben  erteilte  Responsum,  in  welchem  der  König 
den  Dissidenten  Gnade  und  Schutz  zusagt  Am  24*  August  berichtet  er,  daß  der 
König  am  22.  nach  dem  Lager  abgereist  sei,  und  bemerkt,  er  sei  versichert  worden, 
daß  der  schwedische  Gesandte  außer  dem,  was  er  gemeldet  habe,  nichts  proponiert 
oder  urgiert  habe- 

*)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  24.  August  und  14.  September 
1674  (Acta  hist  III,  S.  122,  130). 


Verhandlungen  des  schwedischen  Gesandten  mit  dem  Könige, 


?5 


ebenso  wie  er  sich  bisher  wenig  an  die  Senatoren  und  Staatsminister  gehalten, 
sondern  meist  mit  dem  König  aliein  und  den  französischen  rainistris  konferiert 
bat,  man  sich  an  die  Stände  nicht  so  groß  werde  kehren  wollen,  wenn  das  Vor- 
nehmen mit  dem  Könige  werde  konzertiert  sein,  bei  welchem  die  französischen 
ministri  durch  Erweckung  von  Mißtrauen  gegen  den  Kaiser  und  Kl  sowie  durch 
große  Erbietungen  sehr  prävalieren. 

Er  hat  nicht  unterlassen,  einzelnen  Senatoren  die  Mine  zu  entdecken,  es 
wurde  auch  gut  sein,  wenn  in  GroQpolen  Argwohn  gegen  diese  Netrotiation  des 
schwedischen  Gesandten  während  des  Feldzuges  erregt  werde,  so  datf  sie  etwa 
durch  Schreiben  oder  Schickung  an  den  Konig  das  Werk  stutzig  machten, 


J.  v*  Hoverbcck  an  den  Kurfürsten,     D.  Warschau 

25.  September   1674. 

berwiegeu   der   französischen  Partei   am    Hofe,     Zurückweisung  des  kaiserlichen 
Residenten.     Schwedische  Machinationen.     Günstige  Erklärungen  Pars.] 

Obgleich  Frankreich  jetzt  nicht  imstande  ist,  dem  Konig  und  der  He  publik 
mit  Volk  oder  Geld  m  assistieren,  und  infoige  der  durch  den  unseligen  nieder- 
ländischen Krieg  verursachten  Störung  des  Handels  in  der  Ostsee  hei  allen 
Ständen  großer  Geldmangel  herrscht,  so  ist  doch  zu  verwundern,  daß  es  an 
vielen  Orten  Beifall  findet,  und  war  in  Sachen,  die  nur  zum  höchsten  Ver- 
derben des  Landes  ausschlagen  können*  Diejenigen,  welche  vom  König  und 
von  den  reußischeu  Landen,  wo  sich  die  Armee  zusammenzieht,  zurückkommen, 
berichten,  die  Sachen  wären  so  disponiert,  daß1)  man  mit  dem  Türken  je  ober 
je  lieber  einen  Frieden  oder  einen  Anstand  auf  etliche  Jahre  zu  schließen  suche, 
am  hernach  dem  Kaiser  und  Kf.  Diversionen  zu  schaffen,  durch  welche  diese 
genötigt  wurden,  ihre  Macht  vom  Rhein  zurückzuziehen. 

Als  er  gestern  von  der  Königin  Abschied  nahm,  versicherte  diese  zwar 
ihre  treue  Affektkm  zu  Kf,.  er  hält  aber  doch  für  richtig,  was  allgemein  von 
ihrer  Reise  zum  König  zusammen  mit  dem  französischen  Gesandten3)  gehalten 
wird,  daß  aus  Furcht,  der  Kfittig  möchte  endlich  sein  wahres  Interesse  begreifen, 
das  darin  besteht,  daß  er  mit  den  Nach  baren  sich  in  gutes  Vertrauen  setze  und 
dadurch  bei  seinen  Ständen,  die  des  Krieges  und  aller  motuum  gänzlich  müde  sind, 
Liebe  und  Affektion  stifte,  der  Gesandte  sie  vermocht  habe,  trotz  ihrer  Schwanger- 


15.  Sept. 


')  5.  über  die  darüber  geführten  Verhandtungen  die  Berichte  des  Bischofs  von 
Marseitle  und  des  seit  Anfang  August  1674  in  Polen  befindlichen  Marquis  de 
B-thune,  des  Schwagers  König  Johanns  (Acta  bist,  HL,  S.  59 ff.}  und  die  darauf 
beruhende  Darstellung  von  du  Harne!  de  Breuil,  Sohieski  et  sa  politique  de  1674 
a  1683  (Revue  d'histoire  diplomatique  VII),  8,  48Sfi\ 

*)  Bt'thune,  S.  den  Bericht  dti  Bischofs  von  Marseille  vom  7,  September 
1674  {Acta  hist.  III,  S.  127). 


7* 


L  Brandenburg  und  Polen  16 


schaft  dorthin  zu  reisen,  am  ihn  in  seiner  Negotiation  zu  sekundieren.  Er  soll 
ansehnliche  Geldsummen  mit  sich  fuhren,  um  damit,  sobald  es  mit  dem  Türken  zu 
einem  Schluß  kommen  wird,  einige  von  den  polnischen  Völkern  zu  gewinnen, 
damit  sie  einen  Einfall  in  Ungarn  tun  und  daselbst  den  Aufstand  stärken*  Daß 
auch  Schweden  dem  Kf.  in  der  Mark  und  Pommern  mächtige  Diversionen 
machen  werde,  dessen  rühmen  sich  die  Franiosischgesinnten  öffentlich. 

In  Großpolen.  Lentzitz*  Sieradz,  Kujawien  und  Litauen  finden  sich  wohl 
viele  unter  den  Stünden,  die  den  französischen  D esseinen  entgegenzuarbeiten 
willig  wären,  wenn  ihnen  von  dem  Kaiser  und  Et,  ähnlich  wie  früher  zur  Zeit 
der  Konigin  Louise,  deßbalb  an  die  Band  gegeben  und  Zu-schub  getan  wurde. 
Er  bat  deswegen  an  Crockow  geschrieben.  Die  Entfremdung  mit  dem  Kaiser 
aber  ist  so  groß,  daß  dem  Neissischen  Kanzler  Zyeronski,  den  der  Kaiser 
geradenwegs  über  Krakau  zum  König  in  Qualität  eines  Residenten  geschickt,  bei 
seiner  Ankunft  durch  den  geistlichen  IL  Referendar  bedeutet  worden  ist,  es  wlre 
nicht  Herkommens  und  es  wurde  ihm  auch  nicht  verstehet  werden,  sich  den 
Feldzug  über  beim  Könige  aufzuhalten,  weil  solches  dem  moskowitischen  Ge- 
sandten und  anderen  Anlaß  gehen  könnte,  dasselbe  zu  prätendieren.  Dieses 
Procedere,  daß  man  die  Bundesgenossen,  den  Kaiser  nnd  den  Zaren,  abweist, 
dagegen  Frankreich  und  Schweden  alles,  was  sie  verlangen,  einräumt,  wird  dazu 
dienen,  die  Faktion  bei  den  Ständen  desto  verdächtiger  und  verhaßter  m  machen. 

Nicht  nur  die  französischen  Minister  fahren  trotz  seiner  Remonstrationen 
fort,  Kf.  wegen  angeblicher  Verletzung  der  mit  ihrem  Könige  abgeschlossenen 
pacta  zu  gravieren,  sondern  ebenso  auch  Schweden,  wie  er  aus  der  Kopie 
einer  Relation,  die  Skoraszewski  dem  Könige  von  Stettin  aus  erstattet  hat,  er- 
sehen hat.  Dieselbe  ist  sonst  voll  Kontestationen  der  Begierde  des  Königs  von 
Schwedens  mit  dem  von  Polen  in  engere  Freundschaft  zu  treten. 

Der  litauische  G.  Feldherr  Pac  hat  ihn  besucht.  Derselbe  wurde  sehr  ver- 
traulich, erzählte  ihm,  der  französische  Gesandte  hätte  ihm  seine  officia  sowohl 
hei  dem  Kfioig  von  Frankreich  als  auch  bei  dem  hiesigen  Könige  und  der 
Konigin  angeboten,  versicherte  aber,  solange  ihm  seine  Augen  offen  ständen, 
werde  er  nicht  zulassen,  daß  gegen  Moskau  vor  Ausgang  der  Induzien  etwas 
vorgenommen,  noch  den  Nachbaren,  Frankreich  zu  gefallen,  Diversionen  gemacht 
würden,  deßbalb  wollte  er  sich  je  eher  je  lieber  zur  Armee  begeben. 

[Di 


J.  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
25.  September  1674. 

[>k>  Wirren  in  Danzig,  von  Schwaden  her  der  Stadt  drohende  Gefahr,    Rat}  Strauch 


Sept, 


von  dort  tu  entfernen.] 

Wie  hoch  Ew.  ChX  D,  daran  gelegen,  daß  verhütet  werde,  damit 
<lie  Stadt  Dantzig  in  keines  mächtigen  Potentaten  Gewalt  gerathe, 
dasselbe  bedarf  keiner  Verstell-  oder  Ausführung,  maßen  ich  mich  erinnere, 


Die  französischen  und  schwedischen  Km  triebe.     Die  Danzijrer  Wirren. 


77 


daß  Ew.  Chf.  D,  oftmals  erwähnt,  daß  Sie  ehe  Ihr  Aeußerstes  dran 
wagen,    ala  solches  zugeben  wollten.     Es  befindet   sich  aber  dieselbe1) 

»anjetzo,  da  der  Doctor  Strauch  und  der  Advoeat  Nixdorff  die  Bürger- 
schaft kegen  den  Kath  aufgewiegelt,  zumal  bei  annähend  schwedischen 
Macht,  darauf  die  beide  Leut  ihr  Absehen  haben,  nicht  außer  Gefahr, 
insonderheit  weil  die  Mittel  zugleich  entstehen,  sich  in  solche  Verfassung 

Ials  vor  diesem  zu  stellen,  und  ich  soviel  mit  gutem  Grunde  erfahren, 
daß  sich  die  französische  Faction  (auch  wohl  einige  andere)  hierülMT 
kitzeln  und  Schweden  hierunter  einen  notablen  Dienst  zu  tfaun  bereit 
sei^  damit  es  ihrer  in  andre  Weg  in  seinen  Desseinen  genießen  möge. 
Es  vermeinen  aber  einige  Stadtbediente  auch  andre  Wohlaffectionirte, 
daß  kein  sicherer  Mittel  sein  würdet  solches  abzuwenden^  als  wann  vor- 
gedachter Doctor  durch  eine  honorable  Vocation  zu  einer  Profession  oder 
SuperintendentensteU  von  dannen  removirt  würde,  welches  aber  nicht 
füglich  durch  einigen  andern  Potentaten  als  etwa  Chursachsen  oder 
Ew,  Chf.  D,  geschehen  könnt,  und  wollten  sies  von  Ew.  Chf.  D»  vor  so 
ein  hohe  Gnad  aufnehmen,  als  wann  Sie  ihnen  viel  tausend  Mann  Sonaten 
zu  Hülr  geschickt  hätten.     Ich  sollt«*  zwar  billig  Bedenken  tragen,  der- 

I gleichen  Vorschlag  an  Ew.  Chf.  D.  zu  bringen,  daß  Sie  einen  unruhigen 
Mann  mit  Wissen  und  Willen  in  ihren  Landen  befordern  möchten. 
Allein  es  hat  mit  derselben  (Gottlob)  nicht  die  Beschaffenheit,  daß  Sie 
dergleichen  Leut  nach  Belieben  nicht  wieder  wegschaffen  könnten,  wann  sie 
über  die  Schnur  zu  hauen  anfangen.  Da  nun  Ew.  ChL  D.  mit  diesem  Ihr  die 
Stadt  zu  verbinden  gnädigst  gemeint  sein  möchten,  so  könnte  der  Herr  Ober- 
praesident  hierunter  in  Vertrauen  mit  dem Stadtsyndico Herrn  Francken, 

Ider  sich  dero  Gnad  und  patrocinii  rühmt,  ferner  correspondiren.*)  — 
P-  S.  Es  ist  nicht  ohn  Nachdenken,  daß  der  seh  wedische  Gesandte,*) 
nachdem  er  zu  Thorn  Ordre  erhalten,  dem  Hofe  zu  folgen,  vorhero  wieder 
nach  Dantzig  gangen. 
l)  Ober  die  damaligen  Wirren  in  Danaig  s.  Gralath,  Versuch  einer  Geschichte 
Danzigs  Hl,  S,  54flV;  Hirsch,  Der  Große  Kurfürst  und  D*.  Aegidius  Strauch,  inZeitscbr. 
des  Westpreuß,  Qeschichts  Vereins  XLVII,  S,  1231V, 

*)  Am  2&  September  wiederholt  er  diesen  Vorschlag  und  rät,  zuerst  durch  den 
Agenten  des  Kf.  Cleber  sondieren  tu  lassen,  ob  Strauch  eine  ehrenvolle  Berufung 
anderswohin  annehmen  wolle,  um  so  zu  ersehen,  ob  Fremde  mit  im  Spiele  seien, 
da  Str.  in  solchem  Falte  sich  nicht  werde  fortlocken  lassen.  S.  über  den  von  Kf. 
gefaßten  Beschluß,  Strauch  als  Superin teodenten  nach  Halberstadt  zu  berufen,  und 
die  deswegen  mit  demselben  angeknüpften  Verhandinngen  Hirsch  a*  a*  0*  8«  lG4f. 
5  Liliehoeclt.    S.  Hirsch  a.  «.  0,  S.  160. 


78 


L  Brandenburg  und  Polen  1673 — 1679, 


J.  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten. 
23,  Oktober  1674. 


D.  Warschau 


[Vorschlage,   wie   die  Absichten    der   französischen  Partei  vereitelt  werden   könnten. 
Äußerungen  des  K.  V.  Kanzlers.    Stimmung  in  Preußen.] 

23.0kl  Auf  seine  Veranlassung  hat  v,  Crockow1)  mit  den  kaiserlichen  HfaiMm 

überlegt,  wie  den  franzosischen  Praktiken  vorzubeugen  sei,  und  sein  Bedenken 
darin  erfordert  Er  hat  ihn  an  v.  Meyerberg*)  und  Lisola*)  gewiesen  und  an 
die  Hand  gegeben,  daß  in  Großpolen  ebenso  wie  früher  bei  dem  Con  de  sehen 
Werk  der  Anfang  zu  machen  und  gewisse  Subjecta  zu  gewinnen  seien,  welche 
den  Ständen  über  die  Verderb  lichkeit  der  franzosischen  Pläne  die  An  gen  öffneten. 
Auch  bei  der  Armee  sind,  wie  ihn  Major  Goltz,  der  Oberküchenmeister  der 
verwitweten  Konigin,  versichert^  ansehnliche  Subjecta  dazu  disponiert  worden, 
der  litauische  G.  Feldherr  Paz,  der  durch  die  Konigin  hat  versichern  lassen, 
sobald  er  merke,  daß  den  französischen  Eingebungen  beigepflichtet  werde,  wollte 
er  sieh  cum  protestatione  davon  machen,  die  beiden  Pototzki,  Woiwoden  von 
Sieratz  und  Kyoff,  die  ohne  das  sehr  mal  content  sind,  der  Feldschreiber  Ciar- 
neeki  und  der  K,  Fähnrich  Sieniawski,  Er  hat  hier  neulich  den  Woiwoden 
von  Sendomtr  Tarlo  ausführlich  informiert  und  von  ihm  das  Versprechen  er- 
halten, daß  er  sein  bestes  in  seiner  Woiwodschaft  tun  wolle,  ehendazu  hat  sich 
in  Litauen  der  Kastellan  von  Wilda*)  erboten.  Nach  der  Meinung  derselben  mußte 
nicht  in  forma  maoifesti,  sondern  eines  Privatschreibens  das  falsche  Vorgeben 
der  Franzosen,  des  Et  jetzige  Kriegs  Operationen  liefen  dem  Vertrage  desselben 
mit  dem  Könige  schnurstracks  zuwider,  widerlegt  werden.*} 

Er  hat  neulich  den  K.  U.  Kanzler,  um  besser  zu  penetriercD,  was  er  im 
Schilde  führe,  auf  den  Diskurs  von  einer  durch  Frankreich  bei  Schweden  ge- 
suchten Diversion  gegen  Kf.  und  den  Kaiser  gebracht.  Kr  wollte  aber  davon 
nichts  wissen,  auch  den  Händeln  in  Danzig  keine  besondere  Bedeutung  zuer- 
kennen (von  Strauch6)  erklärte  er,  derselbe  meine  es  mit  dem  König  und  der 
Krone  nicht  übel).  Gegen  Kf.  erbot  er  sich  hoch,  sprach  aber  doch  seine  Ver- 
wunderung darüber  aus,  daß  er  (v*H.),da  er  in  Polen  nicht  weniger  als  im  Herzogtum 


l)  S.  die  Relation  v.  Crockow1s  aus  Wien  'vom  12.  September  1674  (Urt.  u- 
Akt  XVI,  S.  712f.). 

a)  August  in  v*  Mayernberg,  baiserlicher  Gesandter  in  Polen  1662— 1666 
und  1670— IGT  J. 

*)  Franz  v.  Lisola,  kaiserlicher  Gesandter  in  Polen  1656—1662. 
*)  Andreas  Kotowicz. 

b)  Kf.  übersendet  v,  Boy,  aus  dem  Hauptquartier  zu  Bleisheim  l./Vt.  November 
1674  einige  Exemplare  der  Schrift  Alilophili  epistola  (a.  Diar.  Europ.  XXX,  Append, 
S.  £  i  ff.),  worin  die  Ursachen  seiner  Beteiligung  am  Kriege  gegen  Frankreich  dargelegt 
und  Feuqutere's  ungegründete  Imputationen  widerlegt  seien. 

«)  S.  oben  6.  77:  Hirse h  a,  a.  0.  S.  147. 


Vorschläge  wegen  Vereitelung  der  französischen  Umtriebe. 


79 


begütert  sei,  so  sehr  auf  die  Souveränität  bestrebt  sei.  Es  scheinen  hei  seiner 
Anwesenheit  in  LÖban   sich   einige  an  den  masanschen  Grenzen  Wohnende  bei 

ihm  eingefunden  zu  haben,  wie  denn  die  französische  Faktion  die  Leute  hier  zu 
überreden  sucht,1)  die  meisten  in  des  Rf,  Landen  wären  fast  desperat  und  diesem 
wäre  daher  um  so  leichter  beizukommen.1} 


J,  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cüstrin 

9./[l 9.]  Januar  1675?) 

[Besuch  bei  dem  K-  G.  Kanzler,   dessen  Erklärungen,     Gespräche  mit  anderen  groß* 
polnischen  Edelleuteiu    Stimmung  im  Lande.] 

Er  ist  bei  dem  polnischen  G.  Kanzler  gewesen,  hat  demselben  Anzeige  19.  Jau. 
davon  gemacht,  daß  die  Schweden  in  die  Lande  de?  Kf.  eingefallen  seien  und 
daß  Kf,  nun  vor  allem  anf  Rettungsmittel  für  dieselben  denken,  besonders  sich 
bemühen  müsse,  daß  das,  was  sowohl  von  dem  französischen  als  auch  von  dem 
schwedischen  Gesandten  eine  Zeit  her  am  polnischen  Hofe  zu  seinem  Schaden 
negotiiert  worden  und  noch  negotiiert  wird,  hintertrieben  werde.  Er  hat  ihn 
um  seine  Meinung  gefragt,  wie  es  in  der  Republik  anzustellen  sei,  daß  die 
Wüblaffektionierten  beibehalten  und  jedermann  alle  widrigen  Impressionen 
benommen  würden,  und  wessen  sich  Kf.  zu  versehen  habe,  wenn  er  die  zu 
Hilfe  geschickten  zwei  Regimenter  zurückrufen  nnd  die  Krone  um  Hilfe  an- 
sprechen müßte. 

Der  G.  Kanzler  antwortete,  er  wüßte  bisher  nicht,  was  der  französische 
Gesandte  eigentlich  negotiierte.  Derselbe  befände  sich  jetzt  nicht  im  Lager  bei 
dem  Konig,  sondern4)  hei  der  Königin  in  Jaworow,  Er  wollte  wohl  glauben, 
daß  dessen  Suchen  mehr  zum  Nachteil  als  zum  Aufnehmen  des  Kf.  ungesehen 


')  S,  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  und  des  französischen  Agenten 
Aiakia  Tom  24,  August  und  20,  Oktober  1674  (Acta  bist,  111,  &  11$ f.,  123,  159t). 

3)  Bald  darauf  hat  v.  Hov;  Warschau  verlassen  und  sich  nach  Höhenstein  zurück- 
begeben, wo  er  sich  auch  in  den  nächsten  Monaten  aufgehalten  hat 

*)  Kf.  hatte  (d,  Colmar  1%  Noveraber/[9.  Dezember]  1674)  seinen  Statthalter  in 
der  Mark,  den  Fürsten  Johann  Georg  von  Anhalt,  angewiesen,  Scultetus  nach 
Polen  zu  dem  G,  Kanzler  Lesezynski  zu  schicken,  um  diesem  voranstellen,  daß  er, 
falls  die  schwedische  Armatur  wirklich  gegen  ihn  gerichtet  »ein  sollte,  sein©  Hiifs- 
truppen  aus  Polen  werde  abberufen  müssen,  und  ihn  zu  ersuchen,  in  diesem  Falle 
dabin  zu  wirken,  daß  ihm  von  Polen  Hilfe  geleistet  nnd  den  Schweden  nicht  der 
Durchzug  durch  das  polnische  Preußen  gestattet  werde,  ferner  ihn  auf  die  Absichten 
Schwedens,  sich  üau/igs  zu  bemächtigen,  und  die  Notwendigkeit  dem  zuvorzukommen, 
aufmerksam  zu  machen,     S.  Pufendörf  L  XI II,  §  ä$  (S.  10 

•3  &  Acta  bist  III,  S.  170 ff. 


I,  Brandenbarg  und  Polen  1673—1679. 


sein  werde.  Vom  schwedischen  Gesandten  hätte  er  drei  Schreiben  erhalten, 
in  denen  derselbe  versicherte,  er  sei  nur  zu  dem  Zweck  nach  Polen  gekommen. 

um  die  gute  Korrespondenz  zwischen  beiden  Königen  zn  unterhalten  und  der 
Republik  alle  Oinbrage1)  we^en  der  in  Pommern  ausgesetzten  schwedischen 
Truppen  zu  benehmen.  Schweden  wünsche  in  nähere  Allianz  mit  Polen  *u 
treten,  wegen  der  Abwesenheit  des  Königs  vom  Hofe  hätte  er  darüber  noch 
nicht  verhandeln  können,  der  G.  Kanzler  möchte  befördern,  daß  jemand  ex  ordine 
senatorio  zu  Verhandlungen  darüber  nach  Schweden  geschickt  werde-  Kr  habe 
aber  geantwortet,  diese  Sache  wegen  Aufrichtung  einer  Allianz  müßte  erst  dem 
König  und  der  Republik,  die  es  auf  den  Seymiken  zu  überlegen  haben  würde, 
ordentlich  vorgetragen  werden,  darauf  habe  der  Gesandte  nicht  weiter  geantwortet. 
Auf  seine  Bitte  erklärte  sich  der  G.  Kanzler  bereit,  um  die  Absichten  Schwedens 
bei  dieser  Allianz  zu  ergründen,  weiter  mit  dem  Gesandten  zu  korrespondieren. 
Er  versicherte,  er  wolle  zu  Beibehaltung  der  guten  Partei  und  Benehmung  aller 
üblen  Impressionen  sich  auf  das  a'u Berste  bemühen,  er  werde  niemals  zugeben, 
daß  mit  Schweden  oder  mit  Frankreich  Allianzen  geschlossen  würden,  welche 
den  mit  Kf,  und  anderen  aufgerichteten  pactis  prajudizierlieh  waren  und  zu 
neuen  Kriegen  Anlaß  geben  konnten.  Er  wolle  durch  seine  Konlidenten  im 
der  schwedischen  Allianz  warnen  lassen  und  er  hoffe,  daß  es  auf  den  Seymiken 
nicht  an  Kontradieenten  mangeln  werde. 

Die  Abfordcrung  der  beiden  Dragonerregimenter  widerriet  er,  da  die 
FranzSsischgesinnten  daher  nur  Anlaß  nehmen  würden,  Kf.  bei  der  Republik 
verhaßt  zu  machen,  und  auch  der  König  dann  auf  den  Gedanken  gebracht 
werden  dürfte,  der  Obligation  gegen  Kf.  entledigt  zu  sein.  Daß  im  Falle  eines 
Angriffs  der  Schweden  gegen  Preußen  Polen  mit  denselben  brechen  und  dem 
Kf,  mit  aller  Macht  assistieren  sollte,  bezweifelte  er  sehr  und  er  riet,  Kf,  mochte 
darauf  ja  keinen  Estat  machen.  Wegen  der  Danziger  Händel  ,sagte  er,  ihm 
selber  wäre  anfänglich  bei  der  Sache  nicht  wohl  gewesen,  allein  der  schwedische 
(icsandte  ginge  wieder  nach  Warschau,  der  Danziger  Rat  solle  schon  viel  Völker 
geworben  und  sich  in  gute  Verfassung  gesetzt  haben,  es  wäre  besser,  wenn  der 
König  und  die  Republik  vorläufig  ibre  Hand  aus  dem  Spiele  hielten,  zumal  es 
sich  um  causa  religiouis  inter  dissidentes  handelte.  Im  übrigen  war  er  bereit, 
sobald  der  König  sich  zurückziehen  würde,  nach  Krakau  zu  gehen,  um  dem 
Kronungsreichstag  beizuwohneu,  und  er  versprach,  dort  auf  das  äußerste  sich 
zu  bemühen,  daß  das  gute  Vertrauen  zwischen  dem  Konige  und  Kf«  erhalten 
werde.  Er  riet  aber,  Kf.  machte  an  den  Kastellan  von  Posen  schreiben,  der 
nicht  schwedisch  gesinnt,  sondern  dem  Kf,  wohl  zugetan  sei  und  bei  dem 
Könige  am  meisten  gelte. 

Mit  Zustimmung  des  G.  Kanzlers  hat  er  auch  den  tribunns  der  Posenscheu 
Woiwodschaft  Kritzki,  den  Bruder  des  IL  Kammerers  von  Kalisch,  und  den 
Kastellan  von  Sandetz  Miaskowski  besucht  und  mit  ihnen  über  die  S^ehe 
gesprochen.    Beide   hielten    das  Vorgehen    der  Schweden    gegen   Kf.    für  eine 


l)  S.  Acta,  bist,  III,  S.  175ff. 


Sendung  des  Scultetus  nach  Großpolen.  81 

Ruptur,  auf  die  Frage  wegen  der  künftigen  Assistenz  aber  gaben  sie  keine 
kategorische  Antwort,  sondern  blieben  in  den  terminis,  daß  sie  durch  den 
Türkenkrieg  sehr  beschwert  und  enerviert  wären. 

Sonst  hat  er  fast  bei  allen,  die  er  gesprochen,  gemerkt,  daß  sie  zwar  den 
Türkenkrieg  herzlich  gern  los  wären,  dem  Könige  aber  gar  glückliche  Progressen 
nicht  gönnen,  zumal  derselbe  die  Armee  mehr  als  einer  seiner  Vorgänger  zu 
seiner  Devotion  hat  und  die  Franzosen  der  Königin,  die  an  hectica  zu  laborieren 
angefangen,  sehr  anliegen  sollen,  den  König  noch  bei  ihrem  Leben  dahin  zu 
disponieren,  daß  er  sich  verpflichte,  nach  ihrem  Tode  keine  andere  als  die 
Prinzessin  von  Neuburg  zu  heiraten,  damit  so  dem  Hause  Österreich  alle 
Hoffnung  wegen  der  verwitweten  Königin  benommen  werde. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cüstrin 
23.  Februar/[5.  März]  1675.1) 

[Gespräch  mit  dem  K.  G.  Kanzler.    Derselbe  macht  geringe  Aussicht  dazu,  daß  sich 
Polen  dem  Durchzug  der  Schweden  nach  Preußen  widersetzen  sollte.] 

Er  hat  bei  dem  G.  Kanzler  des  Kf.  Aufträge  ausgerichtet.  Derselbe  ant-  5.  März 
wortete,  von  schwedischen  Werbungen  in  Danzig  hätte  er  bisher  nichts  ver- 
nommen, es  sei  auch  nicht  zu  glauben,  daß  der  Magistrat  den  Schweden  daselbst 
öffentliche  Werbung  sollte  gestattet  haben.»)  Das  Gerücht  wäre  vielleicht  daher 
entstanden,  daß  im  Pommerellischen,  besonders  in  Lauenbnrg  und  Bütow,  welche 
Orte  jetzt  von  den  Schweden  mit  Kontribution  belegt  seien,  solche  Werbungen 
vorgenommen  würden.     In  den  Woiwodschaften  Posen   und  Kaiisch,  über  die 


')  Kf.  hatte  (d.  Aallen  21./31.  Januar  1675)  Sc.  angewiesen,  sich  nochmals  zu 
dem  G.Kanzler  zu  begeben  und  diesen  zu  ersuchen,  es  dahin  zu  bringen,  daß  an 
Danzig  ein  strenges  Verbot,  den  Schweden  Werbungen  in  der  Stadt  oder  deren 
Gebiet  zu  gestatten,  erlassen  und  daß  auch  sonstige  Überlassung  von  Truppen  an 
dieselben  verboten  werde.  Auf  Fragen  nach  dem  Zustande  des  Kf.  solle  er  antworten 
dieser  und  seine  Armee  seien  in  gutem  Zustande  und  er  hoffe,  in  kurzem  die  Schweden 
ihres  ungerechten  Überfalls  gereuen  zu  machen.  Auch  von  moskowitischer  und 
dänischer  Seite  ständen  Diversionen  gegen  dieselben  in  Aussicht  S.  Pufendorf 
1.  XIII,  §  58  (S.  1022). 

*)  An  den  Rat  von  Danzig  hatte  Kf.  (d.  Müncherog  24.  Januar/ [3.  Februar]  1675) 
geschrieben,  er  höre,  daß  derselbe  den  Schweden  Werbungen  in  und  um  die  Stadt 
gestatte,  und  ihn  davon  abgemahnt.  Der  Danziger  Rat  erwidert  darauf  (25.  Februar 
1675),  es  seien  eine  Zeit  her  keine  Werbungen,  weder  öffentliche  noch  heimliche, 
im  Gebiet  der  Stadt  gestattet  worden,  sie  wüßten  auch  nicht,  daß  solche  vorgenommen 
seien.  Kf.  hatte  auch  (d.  Schweinfurt  12./22.  Februar  1675)  den  Rat  vor  den  Anschlägen 
der  Schweden  gewarnt  und  ihn  ermahnt,  die  nötigen  Sicherheitsmaßregeln  zu  treffen. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  6 


82  I-  Brandenburg  und  Polen  1(J73— 1679. 

er  als  generalis  judex  zu  gebieten  hätte,  hätte  er  schon  vor  seiner  Ankunft 
infolge  des  verdächtigen  Erscheinens  schwedischer  Offiziere  daselbst  inhlbitorialia 
ergehen  lassen  und  dem  auf  der  Grenze  wohnenden  Adel  befohlen,  wachsam  zu 
sein  und  solche  Werbungen  nicht  zu  verstatten.  In  den  anderen  Woiwodschaften 
hätte  er  nichts  zu  sagen,  da  müßten  die  patenta  inhibitorialia  vom  König  er- 
gehen und  das  würde  bei  dessen  weiter  Entfernung  nicht  so  bald  zu  erlangen 
sein.  Er  erbot  sich  aber,  weil  periculum  in  mora,  an  einzelne  Woiwoden  zu 
schreiben  und  sie  zu  ermahnen,  in  ihren  Woiwodschaften  die  schwedischen  Wer- 
bungen zu  verbieten.  Daß  Bqkowski  willens  sein  sollte,  einige  Kompagnieen 
an  die  Schweden  zu  überlassen,  wollte  er  nicht  glauben,  da  derselbe  nicht 
schwedisch  gesinnt  zu  sein  scheine.  Doch  erklärte  er  sich  bereit,  zum  Überfluß 
noch  an  denselben  zu  schreiben,  als  wenn  solches  in  Großpolen  von  ihm  ver- 
lautete, und  seine  Antwort  dem  Kf.  mitzuteilen. 

Er  hat  dem  G.  Kanzler  eindringlich  vorgestellt,  was  für  verderbliche  Folgen 
das  arglistige  Vornehmen  der  Schweden  nicht  nur  für  des  Kf.  Lande,  sondern 
auch  für  Polen  haben  werde,  und  die  Erwartung  ausgesprochen,  die  Polen  würden 
dazu  nicht  still  sitzen,  sondern  sofort  durch  einen  Generalaufbot  den  Schweden 
den  Durchzug  nach  Preußen  verwehren.  Der  Kanzler  antwortete,  er  wüßte  das 
sehr  wohl,  stellte  es  auch  dem  Erzbischof  und  anderen  Senatoren  vor,  ihre 
Antworten  und  judicia  aber  seien  so  kaltsinnig  und  schlecht,  daß  er  sich  darüber 
entsetzen  und  schämen  müßte.  Bei  dem  gemeinen  Adel  fände  er  schlechte 
Affektion  gegen  Kf.  und  große  Furcht  vor  dem  schwedischen  Krieg.  Wenn  man 
den  Schweden  mit  Drohungen  und  harten  Worten  den  Weg  nach  Preußen  ver- 
legen könnte,  so  würde  der  ganze  Adel  eines  Sinnes  sein,  wenn  man  aber  vom 
Generalaufbot  reden  und  sie  ermahnen  würde,  dem  Feinde  entgegenzugehen, 
dann  würde  es  an  langes  Deliberieren  und  Disputieren  gehen.  Wenn  es  den 
Schweden  ein  rechter  Ernst  sei,  nach  Preußen  zu  gehen,  würden  sie  eher  unter 
Königsberg,  Pillau  und  Mümmel  stehen,  ehe  das  Generalaufbot  vom  Könige  publi- 
ziert und  der  Adel  zu  Pferde  gesessen  wäre. 

Er  hat  allen  möglichen  Fleiß  angewandt,  den  Kanzler  zu  animieren,  ihn 
auch  nach  Anleitung  seiner  Instruktion  versichert,  daß  bei  Kf.  alles  wohl,  seine 
Armee  in  gutem  Stande  und  auch  zu  hoffen  sei,  daß  Moskau  und  Dänemark 
mit  Schweden  brechen  werden.  Der  Kanzler  erklärte,  er  wollte  nichts  versäumen, 
was  zur  Aufnahme  und  Erhaltung  guter  nachbarlicher  Freundschaft  dienlich  sein 
könnte,  er  könnte  ihn  aber  nicht  versichern,  daß  Kf.  sich  auf  den  polnischen 
Adel  würde  verlassen  können. 

Zuletzt  sprach  er  allerhand  Bedenken  gegen  des  Kf.  Allianz  mit  Österreich, 
Dänemark,  Holland  und  Moskau  aus  und  riet,  derselbe  möchte,  wenn  sich  Ge- 
legenheit zu  einem  ehrenvollen  Frieden  darbieten  sollte,  dieselbe  ja  nicht  vor- 
übergehen lassen,  vor  allem  aber  alle  Mißverständnisse  in  Preußen  mit  den 
Ständen  beseitigen,  denn  die  Schweden  hätten  auf  die  Disaffektion  der  preußi- 
schen Untertanen  des  Kf.  ihr  meistes  Absehen  gerichtet  und  getrauten  sich 
derer  als  einer  halben  Armee  zu  bedienen. 


Verhandlungen  des  Scultetus  mit  dem  K.  G.  Kanzler.    Bericht  Hohndorfs.       83 

Caspar  v.  Hohndorf1)  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
8.  April  st  n.  1675. 

[Polnischerseits  gemachte  Schwierigkeiten,  gehässige  Äußerungen  des  Woiwoden  von 
Culm.    Entlassung  des  Hülfskorps.     Rückkehr  nach  Preußen.] 

Den  s.  d.  Colmar  d.  3./ 13.  Dezember  1674  erteilten,  ihm  am  25.  Janaar  3.  April 
eingebrachten  Befehl,  das  Schreiben2)  des  Ef.  an  den  König  diesem  za  insinuieren 
und  am  die  Dimission  der  Truppen  anzuhalten,  hat  er  am  28.  Jan  aar  zu  Braclaw 
ausgeführt.  Der  König  hat  das  Schreiben  angenommen,  darauf  mit  dem  franzö- 
sischen Gesandten  konferiert  und  hat  ihn  an  den  Woiwoden  von  Culm,*)  welcher 
im  Felde  die  Kanzlei  verwaltet,  zu  fernerer  Verabschiedung  verwiesen.  Dieser 
hat  ihm  nach  drei  Tagen  zur  Antwort  gegeben,  der  König  verwunderte  sich 
nicht  wenig,  daß  Kf.  seine  Hülfsvölker  jetzt,  wo  man  sie  am  nötigsten  hätte, 
abnehmen  wollte.  Was  wäre  aber  viel  wunderns,  man  wüßte  ja  wohl,  wie 
Kf.  gegen  die  Krone  Polen  gesonnen  sei,  denn  man  wollte  geschweigen  der 
Dinge,  welche  bei  den  Brombergischen  Friedenstraktaten  durch  die  Pacten  be- 
reits gehoben  wären,  and  nur  sagen,  was  derselbe  nach  der  Zeit  für  Intention 
gegen  die  Stadt  Elbing  ins  Werk  zu  richten  gesucht,  wie  mit  Draheim  verfahren, 
wie  Obrister  Kalckstein  unter  den  Armen  des  Königs  weggenommen  und  wie 
man  mit  ihm  umgegangen,  wie  hoch  das  Land  beschwert  und  wie  feindlich  man 
die  Städte  Königsberg  exequiert.  Preußen  sei  zwar  dem  Kf.  von  dem  damaligen 
König  und  von  Senatoren,  die  Geld  genommen,  übergeben  worden,  aber  doch 
in  solcher  Art  und  Weise,  wie  es  damals  unter  der  Krone  gestanden,  denn  keiner 
könne  mehr  vergeben,  als  er  selber  habe,  nicht  aber,  daß  sie  so  wider  ihre 
Freiheit  sollten  traktiert  werden,  was  zwar  vorige  Könige  alles  gelitten,  dieser 
aber  nicht  leiden  werde.  Die  Truppen  anlangend,  wollte  der  König,  daß  er 
3 — 400  Mann  kommandieren  sollte,  dort  stehen  zu  bleiben,  mit  den  anderen 
and  den  übrigen  Offizieren  könnte  er  nach  Preußen  gehen.  Durch  diese  in 
polnischer  Sprache  gehaltene  Rede,  welche  auch  der  Kapitän  Krohn  vom 
Schliebenschen  und  der  Leutnant  Handorff  von  seinem  Regiment  angehört,  ist 
er  sehr  bestürzt  geworden,  er  hat  dem  Woiwoden  geantwortet,  die  den  Kf.  an- 
gehenden proponierten  Stücke  wären  ihm  ganz  unbekannte  Dinge,  and  da  er 


*)  Befehlshaber  des  von  dem  Kf.  nach  Polen  geschickten  Hilfskorps.  S.  oben 
S.  8.  Sehr  merkwürdig  sind  die  Berichte  der  französischen  Gesandten  Bethune 
und  des  Bischofs  von  Marseille  vom  6.  und  16.  Oktober  1674  über  verräterische 
Unterhandlungen,  die  er  mit  dem  König  von  Polen  geführt  haben  soll  (Acta  h ist.  III, 
S.  141,  149). 

*)  d.  Colmar  29.  November/ 9.  Dezember  1674.  Darin  fordert  Kf.  den  König  auf, 
falls  er  wirklich  von  den  Schweden  angegriffen  werden  sollte,  sein  Hilfskorps  zu 
entlassen  und  seinen  Feinden  nicht  den  Durchzug  durch  das  Königl.  Preußen  zu 
gestatten. 

*)  Johann  Gninski. 


84  I.  Brandenburg  und  Polen  1673 — 1679. 

darauf  nicht  instruiert  sei,  so  könne  er  darauf  nicht  antworten.  Er  habe  nur 
Befehl,  um  Dimission  der  Truppen  zu  bitten,  die  Sache  wäre  übrigens  an  sich 
selbst  von  großer  Wichtigkeit  und  er  mußte  sich  erst  mit  Oberst  Schlichen'; 
und  anderen  Offizieren  unterreden.  Nach  reifer  Überlegung  mit  Kapitän  Krobn, 
dem  Oberst  Seh  lieben  völlige  Pienipotenz,  alles  in  seinem  Namen  zu  handeln. 
aufgetragen,  hat  er  beschlossen,  bei  der  vorigen  Resolution  zu  verbleiben,  und 
hat  daher  am  folgenden  Tage,  als  sie  wieder  bei  dem  Woiwoden  erschienen 
und  derselbe  abermals  im  Namen  des  Königs  200  Mann  zn  kommandieren  be- 
gehrte, erwidert,  er  hätte  dazu  keine  Ordre  noch  Instruktion,  könnte  also  sich 
dem  ihm  von  Ef.  übergebenen  Kommando  der  Truppen  nicht  entziehen  noch 
etwas  kommandieren,  lieber  wollte  er,  da  er  auch  keine  Ordre  hätte,  mit  Gewalt 
oder  wider  AVillen  des  Königs  sich  von  demselben  loszureißen,  bis  auf  ferneren 
Befehl  mit  beiden  Regimentern  stehen  bleiben,  müßte  aber  erwähnen,  daß  KU 
schon  die  siebenmonatlichen  Traktamentsgelder  hierher  gezahlt  und  daß  er,  am  mit 
den  Truppen  subsistieren  zu  können,  den  König  um  einen  Monat  Sold  bitten 
müßte.  Der  Woiwode  hat  darauf  mit  dem  König  gesprochen  und  nachher  zum 
drittenmal,  aber  schon  mit  gütigeren  Worten,  nur  100  Mann  begehrt,  er  hat 
dieses  aber  wieder  verweigert  und  endlich,  vielleicht  weil  die  Polen  gescheut, 
das  Geld  zn  geben,  gütliche  Dimission  erlangt,  er  hat  daher  das  letztabgegangene 
Schreiben  des  Kf.*)  dein  König  nicht  eingeliefert  sondern  bei  sich  behalten  und 
dem  preußischen  Statthalter  überliefert.  Nachher  hat  der  König  ihnen  noch 
vorstellen  lassen,  daß  es  ihnen  unmöglich  fallen  werde,  vor  der  Horde  der 
Tartaren  durchzukommen,  sie  haben  aber  erklärt,  sie  hätten  Ordre,  müßten  also 
Gott  trauen  und  sich  wehren,  und  um  Ablösung  gebeten.  Darauf  wurde  ihnen 
erklärt,  sie  könnten  unmöglich  noch  abgelöst  werden,  weil  kein  Regiment,  an 
welches  der  König  deswegen  geschrieben,  sich  dazu  verstehen  wollte,  schließlich 
aber  hat  auf  seinen  Vorschlag  der  König  100  Mann  zu  ihrer  Ablösung  geschickt, 
und  sind  sie  am  9.  Februar  aus  dem  Rastquartier  llinie  aufgebrochen  und  mit 
den  Regimentern  glücklich  bis  Sasslaw  gekommen.  Nachdem  so  die  Truppen 
in  vollständige  Sicherheit  gebracht,  hat  er  sich  von  denselben  getrennt  und  ist 
am  3.  April  hier  angelangt.3)    Er  bittet  um  Zahlung  der  rückständigen  Trakta- 


')  Bodo  v.  Schlichen,  Oberst  des  zweiten  Dragonerregiments,  welches  zusammen 
mit  dem  Hohndorfschen  das  Hilfskorps  bildete. 

*)  Kf.  hatte,  nachdem  der  Einfall  der  Schweden  in  sein  Land  erfolgt  war,  den 
König  in  zwei  Schreiben  vom  7./17.  Januar  und  5./15.  Februar  1675  um  Rücksendung 
seiner  Truppen  gebeten,  in  einem  dritten  vom  15./25.  Februar  hatte  er  diese  Bitte 
erneuert,  sich  bereit  erklärt,  wenn  diese  Gefahr  beseitigt  und  seine  Feinde  gezüchtigt 
sein  würden,  Polen  mit  aller  Macht  zu  Hilfe  zu  kommen,  und  verlangt,  daß  den 
Schweden,  die  einen  Einfall  in  sein  Herzogtum  Preußen  beabsichtigen  sollten,  der 
Durchzug  durch  polnisches  Gebiet  verweigert  und  im  Notfall  verwehrt  werde. 

3)  Der  polnische  Kommissar  Jan  Chandrinsky  bescheinigt  (d.  Bogussen  1.  Mai 
1 675),  daß  er  den  entgegengeschickten  preußischen  Kommissaren  bei  Prosko  von  den 
am  2.  August  1674  empfangenen  1200  wohl  mundierten  Dragonern  nur  273  dismundierte 
und    unberittene  Mannschaften    übergeben   habe.     S.  Kriegs geschichtl.  Einzel- 


Bericht  Hohndorfs.     Aufträge  an  Wiehert  85 

mentsgelder,  durch  deren  Ausbleiben  die  Truppen  meistenteils  ruiniert  worden  sind. 
Wenn  sie  diesen  Rest  und  die  Monate  April,  Mai  und  Juni  mit  der  Winterver- 
pflegung richtig  erhielten,  so  seien  er  und  Oberst  Seh  lieben  erbötig,  die  Regi- 
menter wieder  instand  zu  setzen,  doch  werde  hier  schlechte  Anstalt  zu  solcher 
Zahlung  gemacht. 


Der  Kurfürst  an  Wiehert.     D.  Hauptquartier  zu  Schwan 
in  Mecklenburg  14./[24.]  Juli  1675. 

[Befehl,  Liliehoeck  entgegenzuwirken.     Rechtfertigung  der  Festnahme 
der  Diener  desselben.] 

Aus  beiliegendem  bei  Liliehoeck' s  in  Kolberg  arrestierten  Leuten  24.  Jul 
gefundenen  Schreiben  geht  hervor,  daß  dieser  befehligt  ist,  eine  Allianz  zwischen 
Polen  und  Schweden  zu  traktieren.  W.  soll  daher  auf  dessen  Tun  und  Negotiation 
Acht  geben,  sich  auf  das  äußerste  bemühen  zu  erfahren,  was  er  vorhabe,  und 
dabei  im  Interesse  des  Kf.  die  notigen  Remonstrationen  tun.  Die  Allianz  belangend, 
soll  er  sich  erkundigen,  ob  der  König  und  die  Krone  dazu  inkliniere  und  in  was 
für  Punkten  dieselbe  bestehen  solle,  besonders  ob  man  auch  etwas  einfließen 
lassen  wolle,  das  dem  foederi  perpetuo  zwischen  Kf.  und  Polen  einigermaßen 
zuwider  sei,  in  welchem  Fall  er  gehörige  Erinnerungen  zu  machen  hat.  Sollte 
Liliehoeck  am  Hofe  vorgeben,  daß  Kf.  gegen  das  Völkerrecht  gehandelt  habe, 
indem  er  seine  Leute  in  Pommern  habe  anhalten  lassen,  so  soll  er  dagegen  an- 
führen, Kf.  wäre  nicht  versichert,  welche  Qualität  L.  habe,  ob  er  ein  ambassadeur 
sei  oder  nicht     Da  Schweden   mit  ihm  im  Kriege  sei,  hätte  L.  um  einen  Paß 

Schriften  V,  S.  17.  König  Johann  III.  schreibt  an  Kf.  (d.  Bratslauiae  7.  Februar 
1675) :  Nihilominus  ne  orienti  (quod  dolemus)  dominiorum  Serenitatis  Vestrae 
tempestati  desiraus,  legiones  auxiliares  particulari  ordine  Ser.  Vestrae  revocatas  ac 
loci  temporisque  vastitatem  fastidientes  redire  ad  vocem  Ser.  Vestrae  sinimus.  Non 
minus  tarnen  dolentes  Ottomanis  relictis  in  coguatas  acies  explicandas,  quas  quidem 
integras  viris  et  armis  voluissemus.  Nee  hosti  praeda  aut  victima  fuere.  At  inclementia 
coeli,  maturi  autumni  asperitate,  viarura  longitudine,  solitudinis  penuria  consumpti. 
Nee  annonae  vel  stativorum  defectus  aecusari  absolute  debet,  quippe  utrumque,  prout 
tulit  ratio  regionis,  cura  nostra  provisum.  Nee  praeliorum  alea  causari  potest,  quam 
experiri  virtus  legionum  sincere  quidem  cupivit,  occasio,  obsidione  Bari  excepta,  defuit, 
sed  fatal is  valetudinis  quaedam  imbecillitas,  quam  et  iam  earum  terrarum  geniti 
experiuntur.  Redeunt  itaque  cum  suis  officialibus  singulari  Ser.  Vestrae  favore  dignis, 
virtute  et  fortitudine  conspieuis,  inter  quos  generosum  generale ro  II ondor  ff  special iter 
Ser.  Vestrae  commendamus  —  licet  non  ambigamus  Ser.  Sueciae  Regem  a  fundo 
Reipublicae  temperaturum,  nihilominus  magnifico  Supremo  Regni  Caucellario  e  vicino 
agenti  damus  negotium,  Supremum  armorum  Generalem  eo  nomine  per  literas  com- 
pellandi,  qui  aeque  in  seeundis  ut  adversis  ofticia  nostra  deesse  Ser.  Vestrae  nolumus.  — 


36  L  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

fnr  seine  Leute  anhatten  müssen,  ferner  haue  er  sieb  nicht  wie  ein  ambassadear 
betragen,  sondern  gegen  Kl  böswillige  Verleumdungen  ausgestreut.  Er  soll  aoeh 
duk  anweise  darauf  hinweisen,  daß.  wenn  Gott  zu  dem  jetzigen  Vorhaben  gegen 
Schweden  Glück  gebe.  Polen  leicht  wieder  tu  Liefland  gelangen  konnte.  Die  gegen 
Schweden  formierte  Partei,  zu  der  der  Kaiser,  die  Könige  von  Spanien  nnd 
Dänemark,  die  General-Staaten  und  Kf.  gehörten,  sei  so  beschälen,  daß 
Polen  billig  Bedenken  haben  sollte,  sich  mit  Schweden  zu  engagieren.  Ferner 
soll  er  daran  erinnern,  wie  unrechtmäßigerweise  Schweden  mehrfach  Polen 
überfallen  und  betrogen  nnd  wie  sie  auch  Kf.  trotz  des  mit  ihm  abgeschlossenen 
Bündnisses  überfallen  bitten.1) 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.     D.  in  eastris  ad 
Schwanum  Megapolitanum  28.  Juli/[7.  August]  1675. 

[Auf  ein  Schreiben  vom  10.  Juli.3)     Unmöglichkeit  der  Hälfeleistung.] 

7.  Aag.  Die  ihm  auch  noch  ferner  von  Schweden  drohende  Gefahr  verhindert  ihn, 

dem  Konige  Hälfe  zu  leisten. 

Manifestum  itaque  neque  charitatem,  quae  a  se  ipsa  ineipit,  nee 
pacta,  quae  illius  legibus  gentiumque  juribus  consona  semper  et  iuxta 
illa  aeeipienda  sunt,  id  exigere  a  nobis,  ut  proximo,  quod  nobis  imminet» 
pericalo  nondum  penitas  depulso  foederato  regno  suecurramus.  — 


König  Johann  III.  an  den  Kurfürsten.    D.  in  castris  nostris  ad 
Leopolini  19.  August  1675. 

[Forderung,  daß  Kf.  keine  Truppen  aus  Preußen  über  die  Weichsel  schicke.] 

V.h  Aug.  Conßtat  Serenitati  Vestrae  quo  nisu  et  cura  nostra  factum  sit,  ut 

Bitouiae  et  Lauenburgo  ac  Drahimo  sua  eo  usque  a  vicinis  armis  con- 

»)  Kf.  schreibt  (d.  Schwan  20./[30.]  Juli  lf>75)  an  den  K.  G.  Kanzler  Lesczynski 
und  den  Kastellan  von  Posen,  Grzymultowski,  das  Gerücht  sei  zu  ihm  gelangt 
und  fast  alle  schwedischen  Gefangenen  behaupteten,  daß  der  König  und  die  Republik 
Polen  ihnen  gegen  ihn  Hilfe  leisten  würden.  Er  könne  das  nicht  glauben,  teile  es 
ihnen  aber  mit  und  ersuche  sie,  sich  zu  bemühen,  daß  der  Unverschämtheit  der 
Schweden  auf  würdige  Weise  begegnet  werde,  damit  sie  erkennen  möchten,  daß  ihre 
Känke  in  Polen  keine  Stelle  finden. 

2)  In  demselben  hatte  König  Johann  den  Kf.  ersucht,  bei  der  ihm  weiter  von 
den  Tataren  und  Türken  drohenden  Gefahr  ihm  den  Pakten  und  der  christlichen 
Liebe  gemäß  Hilfstruppen  zu  schicken. 


Poln.  Beschwerden  wegen  Truppensendung  aus  Preußen  u.  behinderten  Postverkehrs.  87 

stiterit  securitas  levatosque  illinc  milites  hybernantes  ad  instantiam  nos- 
tram.  Grate,  non  dubitamus,  meminit  Ser.  Vestra  pari  cura  et  solici- 
tudine  nostra  Ducalis  Prussia  ab  iisdem  armis  protecta  datumque  nostro 
et  Reipublicae  nomini,  quod  Ser.  Sueciae  rex  —  licet  magna  intentionum 
suarum  compendia  vidisset,  fundura  Reipublicae  attrectare  noluerit,  obser- 
vandum  ducibus  suis  commendarit  ab  eodemque  armis  suis  abstinere 
mandaverit.  Ad  praesens  queritur,1)  adversa  talione  affectum  illum  sibi 
pensari,  militem  ibi  contra  se  authorari  et  decretorie  cogi,  quin  Vistulam 
superet  et  per  dominia  nostra  regni  Sueciae  dominia  inundet.  Unde 
providendum  a  Nobis,  ne  tranquillitas  vicina  turbetur  bellique  theatrum 
in  fundum  Reipublicae  vergat  et  vertat.  Quam  maxime  itaque  apud  Ser. 
Vestram  contendimus,  ut  et  quieti  publicae  et  nostrae,  quam  eo  in  passu 
interpositam  studuit,  authoritati  provisum  velit.  Pactorum  equidem  sumus 
non  ignari  nee  sanum  eorum  sensum  negligimus:  nisi  sanius  fuisset 
authoritatem  nostram  ad  avertenda  a  Ducali  Prussia  arma  interponi,  nunc 
eiusdem  abusu  arma  in  eandem  vocari,  a  quibus  et  Regalis  Prussia  flammam 
coneipere  facile  posset.  •)  — 


König  Johann  III.  an  den  Kurfürsten.     D.  in  castris  nostris 
ad  Leopolim  29.  August  1675. 

[Beschwerde  über  die  Behinderung  des  Postverkehrs.] 

Das  Ausbleiben  der  gehofften  Hälfe  des  Kf.  bekümmert  ihn  sehr,  nicht  29.  Auj 
minder,  daß  die  über  Danzig  gehende  Post3)  in  dem  Gebiet  des  Kf.  aufgefangen 
und  so  der  Verkehr  und  Handel  mit  den  Nachbaren  behindert  wird.    Die  wieder- 
holten Fälle  zeigen,  daß  es  mit  Absicht  geschieht.     Er  verlangt  daher,  daß  Kf. 
dagegen  ernstlich  einschreite,  die  Freiheit  der  Post  wiederherstelle,  die  Übel- 


*)  Ober  die  damaligen  Bemühungen  Lilieho eck s,  den  Marsch  der  preußischen 
Truppen  nach  Pommern  und  der  Mark  zu  verhindern,  s.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug 
in  Preußen,  S.  10. 

*)  Der  Subsyndikus  Stodert  berichtet  dem  Danziger  Rate  aus  Warschau  29.  Juni 
1675,  der  K.  Schatzmeister  Morste  in  und  andere  hätten  ihm  vertraut,  wenn  Kf.  nur 
eine  Handvoll  Truppen  aus  Preußen  nach  Pommern  beordern  würde,  wie  er  beab- 
sichtigen solle,  so  dürfte  dadurch  Polen  mit  in  den  schwedischen  Krieg  verwickelt 
werden.  Man  meine,  daß  Kf.  es  ebendarum,  ut  videlicet  implicetur  Polonia,  desto 
eher  zu  tun  resolvieren  werde. 

*)  Vgl.  über  diese  Streitigkeiten  wegen  der  Post  Stephan,  Geschichte  der 
preußischen  Post  (Berlin  1859),  S.  32ff.    S.  auch  Acta  bist.  III,  S.  234. 


88  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

täter  bestrafen  und  die  aufgefangenen  Briefe  wiedergeben  lasse.  Zugleich  er- 
innert er  ihn  wieder  an  die  religio  pactorum  und  ermahnt  ihn,  auch  die  ihm 
von  den  Türken  drohende  Gefahr  zu  beherzigen. 


Caspar  v.  Hohndorf  an  die  Ober-Kriegskommissarien 
Sebastian  von  Waiden  und  Boguslav  v.  Pudewelss.    D.  Neuen- 
burg 12.  September  1675.1) 

[Vorgänge  bei  dem  Obergang  über  die  Weichsel.] 

12.  Sept.  Als    er   von   dem  Pram  auf  der    polnischen  Seite   abgesessen,   kam  der 

Podstarosta  von  Neuenburg  mit  anderen  Polen  und  Woznik  zu  ihm  und  erklärte 
prostestando,  ihm  sei  zwar  von  dem  König  und  der  Republik  anbefohlen,  die 
Truppen  nicht  durchzulassen,  sondern,  da  Kf.  wider  die  Pakten  handelte,  es  mit 
Gewalt  zu  verhindern,  doch  wolle  er  es  für  dieses  Mal  nicht  tun,  sondern  nnr 
mit  einer  Protestation,  daß  Kf.  seine  Truppen  mit  Gewalt  an  ihrem  Ufer  über- 
setze, einkommen.  Darauf  hat  er  geanwortct,  er  wäre  nur  Soldat,  müßte,  wohin 
er  beordert,  marschieren,  zudem  aber  wüßte  er,  daß  Kf.  hierin  nicht  wider  die 
Pacta  handelte.  Zugleich  hat  er  versichert,  daß  bei  diesem  Marsch  nicht  der 
geringste  Schaden  angerichtet  werden  sollte.  Ferner  hat  er  dem  Podstarosta 
gesagt,  er  könne  nicht  glauben,  daß  der  König  und  die  Republik  dieses  befohlen 
hätten,  es  sei  gewiß  nur  des  AVoiwoden  Bonkowski  Ungute,  auf  dessen  alleiniges 
Anhalten  sie  keine  factiones  vornehmen  würden.  Er  ist  so  auf  ihre  Protestation 
mit  einer  Reprotestation  eingekommen  und  hat  gebeten,  diese  auch  in  ein  Buch 
einzuschreiben. 

')  Kf.  hatte  (d.  Cleve  21.  Mai  1(175)  dem  Iierzog  von  Croy  befohlen,  die  beiden 
aus  Polen  nach  Preußen  zurückgekehrten  Dragonerregimenter,  sobald  dieselben  wieder 
instand  gesetzt  seien,  und  die  in  Preußen  befindlichen  Reiter  nach  der  Mark  zu 
schicken,  der  Abmarsch  derselben  aber  verzögerte  sich  bis  zum  September.  Der 
Woiwode  von  Pommerellen,  Bakowski,  hatte  in  einem  Schreiben  an  die  preußische 
Regierung  (d.  in  arce  Schonecensi  3.  August  1675)  von  dieser  auf  das  Gerücht  hin, 
daß  Kf.  Truppen  über  die  Weichsel  zum  Kampf  gegen  die  Schweden  schicken  wolle, 
unter  ähnlicher  Motivierung,  wie  es  König  Johann  in  seinem  Schreiben  vom  19.  August 
(oben  S.  86  f.)  getan  hatte,  verlangt,  daß  diese  Truppensendung  unterbleibe,  und  erklärt, 
daß  er  nur  auf  ausdrücklichen  Befehl  des  Königs  den  Durchzug  durch  Pommerellen 
gestatten  werde.  Kf.,  dem  die  preußische  Regierung  dieses  Schreiben  zugeschickt 
hatte,  forderte  darauf  (d.  Schwan  5./15.  August  1675)  von  den  Geheimen  Räten  in 
Berlin  ein  Gutachten,  wie  in  dieser  Sache  zu  verfahren  sei.  In  dem  von  F.  v.  Jena 
verfaßten  Gutachten,  von  dem  nur  ein  undatiertes  Konzept  vorliegt,  wird  dargelegt, 
daß  die  von  dem  König  und  von  dem  Woiwoden  gegen  den  Marsch  der  kurfürstlichen 
Truppen  aus  Preußen  angeführten  Gründe  nicht  stichhaltig  seien,  und  geraten,  daß 


Der  Durchzug  durch  Pommerellen.  89 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.     D.  in  castris  ad 

Schwanum  Megapolitanum  17./ 27.  September  1675. 

(Conc.  v.  Somnitz.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  19.  August.  Nachweis  der  Berechtigung,  Truppen  aus  Preußen 
zum  Krieg  gegen  Schweden  zu  verwenden.    Aufforderung,  den  Pakten  nachzukommen.] 

Dank  dafür,   daß   der  Konig  sich  den  Pakten  gemäß  am  die  Sicherung  27.  Sept. 
seines  Herzogtums  Preußen  sowie  von  Lauenburg,  Butan  und  Draheim  bemüht  hat. 

Quod  autem  rex  Sueciae  conqueritar,  nos,  licet  ipse  dictis  terris 
pepercerit,  nihilominus  ex  Ducatu  nostro  Prussiae  militem  educamus  ad 
retundenda  injustissima  ipsius  arma,  facile  judicat  R.  M.  Vestra,  quam 

nicht  nur  Kf.,  sondern  auch  das  Reich  und  die  Alliierten  dieses  dem  König  vorstellen 
möchten.  Die  Frage,  ob  Polen  den  Durchzug  zu  gestatten  verpflichtet  sei,  wird 
geraten,  nicht  zu  berühren,  sondern  nur  zu  erklären,  Kf.  hoffe,  daß  der  König  und 
die  Republik  sich  nicht  von  seinen  Feinden  verführen  lassen  und  ihm  Unbilliges 
zumuten  würden,  sonst  werde  er  trotzdem  von  seinem  Rechte  Gebrauch  machen. 
Kf.  richtet  darauf  (d.  Schwan  10./20.  August  1675)  Beschwerdeschreiben  deswegen 
an  den  Kaiser,  an  die  Könige  von  Dänemark  und  England  und  an  die  General - 
Staaten.  Kaiser  Leopold  antwortet  darauf  (d.  Wien  7.  September  1675),  er  habe 
jetzt  keine  rechte  Gelegenheit,  etwas  an  den  König  von  Polen  gelangen  zu  lassen, 
er  habe  aber  seinem  dortigen  Residenten  Zierowski  aufgetragen,  das  Nötige  in 
dieser  Sache  bei  dem  Erzbischof  von  Gnesen  anzubringen.  König  Christian  V. 
teilt  (d.  Rendsburg  23.  August  1675)  dem  Kf.  mit,  daß  er  ein  Rekommendations- 
schreiben  in  dieser  Sache  an  den  König  von  Polen  habe  abgehen  lassen,  und  auch 
die  Generalstaaten  senden  (d.  Haag  3.  September  1675)  ihm  ein  solches  zu. 
Der  Kf.  hatte  inzwischen  den  Befehl  zum  Abmarsch  der  Truppen  wiederholt. 
Daraufhin  richtete  die  preußische  Regierung  ein  Schreiben  (d.  Regio monti  30.  August 
1675)  anBakowski,  in  welchem  sie  diesem  Anzeige  davon  machte  und  ihn  ersuchte, 
den  Truppen  den  Durchzug  den  Pakten  gemäß  zu  gestatten,  und  beauftragte  den 
Hauptmann  von  Marienwerder,  Georg  Heinrich  v.  d.  Groben,  ihm  dasselbe  zustellen 
zu  lassen.  Dieser  berichtet  (d.  Marienwerder  13.  September  1675),  er  habe  zwei  Tage 
vor  dem  Obergang  der  Truppen  über  die  Weichsel  das  Schreiben  dem  in  Danzig 
befindlichen  Bakowski  durch  einen  dortigen  Ratsherrn  übergeben  lassen,  auch 
Liliehoeck  sei  dort  gewesen  und  hätte  zwei  seiner  Leute  abgeschickt,  um  die 
Truppen  bei  Neuenburg  zu  besichtigen.  Bakowski  erwidert  (d.  Gedani  16.  September 
1675),  die  Einwilligung  des  Königs  sei  nicht  eingeholt  und  ihm  von  diesem  kein 
Auftrag  erteilt  worden.  Daß  von  ihm  erst  jetzt  der  Durchzug  gefordert  und  derselbe 
gleichzeitig  ausgeführt  werde,  sei  species  quasi  iusti  attentati,  quod  revera  transiliit 
metas,  ut  non  redargni  non  possit  Darauf  folgt  ein  weiterer  Schriftwechsel.  Schließlich 
weist  Kf.  (d.  Stargard  in  Mecklenburg  20./30.  November  1675)  die  preußische  Regierung 
an,  sich  nicht  weiter  mit  Bakowski  wegen  dieser  Sache  einzulassen,  dieselbe  aber 
und  wie  man  ihn  mit  der  Krone  zu  kommittieren  suche,  in  Großpolen  und  sonst 
bei  den  Wohlgesinnten  auszubringen.    S.  Pufendorf  XII,  §81  (S.  963f.). 


90  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

iniqua  ista  sit  expostulatio.  Ex  omnibus  terrarum  suarura  angulis  non 
corradit  modo  Sueciae  rex  quicquid  potest  virium,  ut  terras  nostras  de- 
vastet  malaque  nobis  accersat  infinita,  et  nobis  eorundem  avertendorum 
causa  ex  Prussia  nostra  militem  evocare  licitum  non  erit?  Cum  Saecia 
nuper  pariter  contra  fas  jusque  gentium  Poloniam  invaderet,  militem 
nos  certe  in  Hegni  Polonici  Ducatusque  nostri  gratiam  non  ex  Borussia 
nostra  sed  ex  omnibus  dominus  nostris  conquisivimus.  Quid  igitur 
iniquius  quam  ut  auxilia,  quae  alii  subditi  nostri  Borussiae  tulerunt,  Uli 
iisdem  denegent,  nee  Polonia  aegre  feret,  si  officium  ipsis  praestitum 
praestabitur  quoque  terris  nostris,  quae  eis  olim  Polonia  aecomodarunt. 
De  caetero  quemadmodum  nullam  omnino  Sueciae  ad  arripienda  contra 
nos  arma  causam  praebuimus,  ita  id  agemus,  ut  illa  bono  cum  Deo 
repellamus  caveamusque,  ut,  quantum  certe  in  nobis,  id  sine  ullo  vicino- 
rum  incommodo  fiat.  Sed  neque  Sueci  de  K.  M.  Vestra  causam  con- 
querendi  habent,  quando  ea  praestat,  quae  Pactis  conveniunt,  neque  hoc 
auetoritati  R.  M.  Vestrae  praejudicari  jure  quisquam  existimaverit.  Tran- 
situs  Vistulae  quod  spectat,  constat  R.  M.  Pactis  antedictis  convenire 
eundem  et  viderint  Uli,  qui  impedire  istum  voluerunt,  uti  aeeipimus,  quo- 
modo  Pacta  observaverint.  Equidem  Suecis  in  votis  esse,  ut  et  alias 
invadant  terras,  non  dubitamus,  dederunt  illius  animi  luculenta  docu- 
menta  non  una  vice  in  Polonia,  sed  accisae  ipsis  sunt  per  Dei  gratiam 
vires,  ut  mala,  quae  meditantur,  patrare  nequeant.  Et  si  quid  tale  inibi 
tentarent,  ecquae  commodior  occasio  recuperandae  Livoniae  nasci  potest 
inelytae  Reipublicae,  cui  et  nos  quavis  ope  et  auxilio  nunquam  deesse 
velimus.  —  Rogamus  itaque  R.  M.  Vestram,  ut  Suecorum  jaetantiam  suo, 
quem  meretur,  loco  habeat  et  deineeps  conatibus  ipsorum  injustissimis 
juxta  Pactorum  tenorem  oecurrere  velit.1)  — 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.     D.  in  castris  ad 
Schwanum    17./ [2 7.]  September   1675.      (Conc.    v.   Somnitz.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  29.  August.     Rechtfertigung  der  in  betreff  der  Post 
getroffenen  Maßregeln.] 

,  Sept.  Weswegen  er  dem  Konige  und  der  Republik  keine  Hülfe  senden  kann,  hat 

er  in   einem  Schreiben  vom  28.  Juli  auseinandergesetzt,  von  dem  er  für  den 
Fall,  daß  es  von  den  Schweden   abgefangen  sein  sollte,  eine  Abschrift  beilegt. 

')  In  einem  Schreiben  an  den  K.G.Kanzler  Lesczynski  vom  18./28.  September 
beschwert  sich  Kf.  darüber,  daß  der  Marsch  seiner  Truppen  aus  Preußen  von  einigen 


Rechtfertigung  des  Durchzuges  und  der  Maßregeln  wegen  der  Post.  91 

Mit  dem  Auffangen  von  Briefen  und  Störung  des  Postverkehrs  haben  die 
Schweden  den  Anfang  gemacht,  darauf  ist  ihnen  gleiches  mit  gleichem  vergolten, 
und,  da  im  Reich  aller  Verkehr  mit  ihnen  verboten  ist,  sind  auch  verdächtig  er- 
scheinende Briefe  von  Kaufleuten  geöffnet  worden.  Doch  hat  er  dafür  gesorgt, 
daß  Briefe  an  Könige,  Fürsten  und  andere  hochgestellte  Personen  unangetastet 
bleiben  sollen.  Wenn  solche  vermißt  werden,  so  werden  sie  von  den  Schweden 
aufgefangen  sein.  Für  die  Briefe  an  den  König  und  dessen  Hof  hat  er  be- 
sondere Sorge  getragen  und  sie  an  Wiehert  zu  schicken  befohlen.  Sollte  von 
seinen  Postbeamten  darin  etwas  versehen  sein,  so  wird  er  sie  gebührend  be- 
strafen und  dafür  sorgen,  daß  künftig  der  Postverkehr  keinen  Schaden  leide.1) 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln 
2./ 12.  Dezember  1675. 

[Befehl,  als  sein  Gesandter  zur  Krönung  und  zum  Reichstage  sich  nach  Krakau 

zu  begeben.] 

Nachdem  der  2.  Februar  1676  zur  Krönung  und  der  4.  zum  Anfang  des  12.  Dez. 
Reichstages  in  Krakau  angesetzt  sind,  soll  er  sich  fertig  halten,  dorthin  als  Am- 
bassadeur extraordinaire  zu  gehen.  Die  preußische  Regierung  ist  angewiesen, 
die  Legationskosten  beizeiten  zu  beschaffen.  Beifolgend  Abschrift  eines  Schreibens 
an  Wiehert,  Kf.  hofft,  H.  werde  denselben  bei  seiner  Ankunft  zu  Krakau 
nützlich  gebrauchen  können.3) 

als  Verletzung  der  Pakten  ausgelegt  werde,  und  er  bittet  ihn,  den  verderblichen 
Machinationen  der  Schweden  entgegenzuwirken  und  den  Königl.  Hof  sowie  die  Republik 
seiner  steten  Bereitwilligkeit,  die  Pakten  zu  halten,  zu  versichern. 

')  In  Schreiben  an  den  Primas,  den  K.  G.  Kanzler,  den  litauischen  G.  Kanzler 
Paz  und  andere  Freunde  von  demselben  Datum  rechtfertigt  sich  Kf.  in  ähnlicher 
Weise  wie  in  den  beiden  Schreiben  an  den  König  gegen  die  von  Schweden  gegen 
ihn  ausgestreuten  Verleumdungen  und  ersucht  dieselben,  solche  Versuche,  zwischen 
ihm  und  der  Republik  Zwietracht  zu  stiften,  zu  vereiteln  und  über  der  Aufrecht- 
erhaltung seines  Bündnisses  mit  derselben  zu  wachen. 

T)  In  einem  Schreiben  vom  23.  Dezember  1675/[2.  Januar  1676]  weist  Kf.  v.  IL 
an,  den  Deputierten,  welche  die  polnischen  Evangelischen  auf  den  Krönungsreichstag 
abschicken  wollten,  mit  Rat  und  Tat  beizustehen  und  die  200  Dukaten,  welche  er 
ihm  schon  vor  zwei  Jahren  zu  diesem  Zweck  geschickt  habe,  zu  ihren  Gunsten  nach 
Verabredung  mit  ihnen  zu  verwenden.  Am  31.  Dezember  1675/[10.  Januar  1676] 
befiehlt  er  ihm,  sich  unverzüglich  auf  die  Reise  zu  begeben,  dem  König  zu  seinen 
glücklichen  Erfolgen  in  dem  letzten  Feldzuge,  zur  Krönung  und  zum  neuen  Jahr  zu 
gratulieren,  fleißig  Acht  zu  geben,  ob  der  französische  und  der  schwedische  Gesandte 
und  andere  Übelgesinnte  etwas  gegen  ihn  und  sein  Interesse  machinieren  sollten,  und 
dieses  möglichst  zu  hintertreiben.  Er  solle  anhalten,  daß  die  Konfirmation  der  Pakten 
diesen  gemäß,  und  zwar  diesmal  in  Preußen,  geschehe,  die  Belehnung  mit  Lauenburg 
und  Bütow  könne  bis  nach  Beendigung  des  Reichstages  ausgesetzt  werden. 


92  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

J.  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Hohenstein 
14.  Dezember  1675. 

[Wicherts  Besuch  bei  dem  G.  Kanzler  Pac,  günstige  Erklärungen  desselben.    Mittel, 
um  die  französisch-schwedischen  Machinationen  zu  vereiteln.] 

14.  Dez.  Da  der  litauische  G.  Kanzler1)  seine  letzte  Heise  nicht  nach  Tauregen, 

sondern  nach  Grodno  hin  gerichtet,  so  hat  er  sich  nicht  unter  dem  Vonrand 
einer  Besprechung  wegen  des  neuen  Grabens  zu  ihm  begeben  können,  er  hat 
aber  Wiehert  veranlaßt,  zu  ihm  zu  gehen.  Diesem  hat  der  G.  Kanzler  ver- 
sichert, es  solle  dem  schwedischen  Gesandten  nicht  gelingen,  den  König  in  die 
jetzigen  Händel  im  Reich  einzuflechten,  solchem  Vorhaben  wurde  er  öffentlich 
widersprechen,  da  der  Republik  jetzt,  wo  ihr  solche  Gefahr  von  den  Türken 
drohe,  mehr  als  je  daran  gelegen  sei,  mit  den  Nachbaren  in  der  engsten  Freund- 
schaft und  ßundesgenossenschaft  zu  leben.  Er  riet  auch,  Kf.  möchte  sich  künftig 
vor  Allianzen  mit  Schweden  hüten,  welche  der  Republik  Ombrage  geben  und 
ihm  nur  zum  Nachteil  gereichen  könnten. 

Von  einer  Ruptur  und  Diversion  in  Liefland  hat  er  bisher  noch  nicht  ratsam 
gefunden  zu  sprechen,  da,  solange  die  Königin  in  dem  Wahn  steht,  daß  sich  ihr 
Haus  ohne  französische  Protektion  nicht  maintenieren  könne,  daran  gar  nicht 
zu  denken  ist.  Ebensowenig  hält  er  auch  für  praktikabel,  die  Krönung  des 
Königs  (wie  einige  meinen)  zu  hintertreiben.  Es  wird  vornehmlich  dahin  zu 
arbeiten  sein,  daß  Schweden  und  Frankreich  nicht  eine  Diversion,  wenn  nicht 
directo  durch  Armeen  der  Republik,  doch  unter  dem  Schein  freier  Werbung  oder 
zugesandter  Hülfe  gegen  den  Türken  in  des  Kf.  hiesigen  oder  den  kaiserlichen 
Landen  machen. 

Kf.  und  der  Kaiser  werden  nicht  umhin  können,  so  viel  daran  zu  wenden, 
als  ein  Regiment  deutscher  Reiter  zu  richten  erfordern  würde,  denn  die  sind 
gar  dünn  gesät,  welche  aus  Liebe  zum  Vaterlande  sich  dem  Hofe  widersetzen 
und  dadurch  ihre  Fortun  verscherzen  sollten,  um  Geld  aber  sind  manche  zu 
gewinnen. 

»)  Kf.  hatte  schon  (d.  Schwan  30.  Juli/ [10.  August]  1675)  v.  U.  beauftragt,  sich 
unter  dem  Vorwande  einer  Besprechung  wegen  des  zwischen  Memonia  und  Labiaa 
anzulegenden  Kanals  zu  Pac  zu  begeben,  denselben  der  Freundschaft  des  Kf.  gegen 
ihn  und  das  Großfürstentum  Litauen  zu  versichern,  ihn  vor  der  Unzuverlässigkeit 
der  Schweden  zu  warnen  und  sich  zu  erkundigen,  ob  diese  bei  dem  König,  dem 
Hofe  und  auch  sonst  in  Polen  und  Litauen  Gehör  fänden.  Wenn  er  Pac  gutgesinnt 
fände,  sollte  er  mit  ihm  überlegen,  was  dagegen  zu  tun  sei,  und  ihn  ersuchen,  auch 
in  Moskau  für  die  Interessen  des  Kf.  zu  wirken.  Er  solle  sich  auch  erkundigen,  wie 
Kf.  Pac  selbst  und  seinem  Hause  sich  dankbar  beweisen  könnte.  Am  22.  November/ 
[2.  Dezember]  1675  fragt  Kf.  bei  v.  IL  an,  ob  die  Unterredung  mit  Pac  statt- 
gefunden habe. 


Sendungen  Wicherts  zu  Paz,  Scultetus'  zu  Lesczynski.  93 

Der  Kurfürst  an  Scultetus.1)     D.  Cöln  an  der  Spree 
9./ 19.  Dezember  1675. 

[Befehl,  nach  Großpolen  zu  reisen  und  dort  den  schwedischen  Machinationen 
entgegenzuarbeiten.] 

Dem  Vorschlage  des  Herzogs  von  Croy  und  v.  Hoverbecks  gemäß  be-  19.  Dez. 
fiehlt  er  ihm,   sich  zu  dem  G.  Kanzler  und  anderen  wohlgesinnten  Senatoren 
in  Großpolen  zu  begeben. 

Absonderlich  hast  Du  die  französische  und  schwedische  schädliche 
machinationes  und  consilia,  welche  durch  den  Akakia,  Lilienhoeck 
und  andere  jetzo  geschmiedet  werden,  vorzustellen  und  dabei  den  Schaden, 
so  bei  deren  Fortgang  der  Republik  daraus  zuwachsen  würde,  zu  reprä- 
sentiren,  dahingegen  unsere  aufrichtige  Intention  und  Freundschaft  gegen 
die  Republik  zu  contestiren  und  zu  derselben  beständigen  Cultivirung 
jedermänniglich  zu  vermögen.  Könntest  Du  auch  bei  dem  Castellan  von 
Posen  oder  sonst  penetriren,  was  des  Hofes  Sentiment  von  itzigem  Zu- 
stande der  Schweden  und  wohin  die  Schweden  ratione  foederis  incliniren, 
würde  uns  solches  lieb  sein,  gestalt  uns  dann  auch  zu  gnädigstem  Ge- 
fallen gereichet,  was  Du  bei  dem  Littauischen  Adel  im  Durchreisen  aus- 
gerichtet. — 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Driesen 
24.  Dezember  st.  v.  1675.2) 

[Besuch    bei  dem  K.  G.  Kanzler  und  bei  Breza.     Günstige  Aussichten,  das  Bündnis 
zwischen  Schweden  und  Polen  zu  hintertreiben.] 

Er  hat  auf  der  Rückreise  in  Marienwalde  das  Reskript  des  Kf.  vom  3.  Jan. 
9./ 19.  Dezember  erhalten  und  sich  sofort  nach  Posen  begeben.  Er  hat  den 
G.  Kanzler  zur  Reise  nach  Krakau  bereit  gefunden,  denselben  der  Freund- 
schaft des  Kf.  gegen  den  König  und  die  Republik  versichert  und  ihn  gebeten, 
die  franzosischen  und  schwedischen  Machinationen  zn  vereiteln,  dem  König  alle 
üblen  impressiones  von  Kf.  zu  benehmen  und  aufrichtiges  Vertrauen  zwischen 
beiden  hohen  Häuptern  zu  stiften.  Der  G.  Kanzler  erklärte,  er  werde  in  das 
von  Schweden  gesuchte  Bündnis  keineswegs  willigen,  auch  dem  Könige  davon 


])  Scultetus  kehrte  ebendamals  von  seiner  Gesandtschaft  nach  Moskau  zurück, 
s.  unten  Abschnitt  II. 

*)  S.  Pufendorf  1.  XIV,  §  60  (S.  1024). 


94  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1670. 

abraten,  da  die  Republik  durch  die  mutuac  obligationes  sich  eine  unerträgliche 
Last  auf  den  Hals  laden  und  vor  dem  Einfall  der  benachbarten  Potentaten 
nimmer  sicher  sein  würde.  Er  wollte  sich  bemühen,  daß  bei  diesem  Reichstage 
die  pacta  mit  allen  Nachbaren  renoviert  und  konfirmiert  würden,  und  daß  nun 
sich  auch  nach  erhaltenem  Frieden  oder  Stillstand  mit  den  Türken  nicht  des 
Krieges  im  Römischen  Reich  teilhaftig  machte,  sondern  neutral  bliebe.  Darauf 
kam  er  auf  die  zwei  geworbenen  Kompagnieen  Polen,  die  Kf.  angenommen  haben 
sollte,1)  er  sagte,  dieses  würde  nicht  nur  bei  Hofe  übel  aufgenommen,  sondern 
machte  auch  den  Adel  in  Großpolen  sehr  schwierig,  auch  er  selbst  hielt  es  nicht 
für  wohl  geraten  und  ähnlich  äußerte  sich  sein  Vetter,  der  junge  Lesczyuski. 
Starost  von  Fraustadt. 

Aus  den  Diskursen  beider  hat  er  entnommen,  daß  der  Konig  dieser  an- 
genommenen Völker  halber  allein  vermeint  genug  Trsache  zu  haben,  mit  Kf.  in 
expostulieren,  weil  sowohl  die  Feinde  als  auch  die  Freunde  des  Kf.  in  Polen 
mit  dieser  Werbung  unzufrieden  seien  und  daher  desfalls  ein  jeglicher  dem  Hofe 
leicht  Heifall  geben  dürfte. 

Er  hat  auch  den  Starosten  von  Nowidwor,  Rreza,  der  vor  xwei  Jahren 
nach  Schweden*)  geschickt  worden  ist,  dort  angetroffen  und  besucht  Derselbe 
ließ  sich  gegen  ihn  sehr  offenherzig  heraus,  er  hätte,  als  ihn  König  Michael 
nach  Schweden  geschickt,  Vollmacht  gehabt,  etwas  zu  traktieren,  wie  er  aber 
gesehen,  daß  die  Schweden  auf  eine  Offensiv-  und  Defensivallianz  hart  gedrungen 
und  daß  solche  der  Republik  mehr  schädlich  als  zuträglich  gewesen,  hätte  er 
sich  nicht  darauf  eingelassen.  Jetzt  aber  würde3)  diese  Allianz  von  den  schwedi- 
schen und  französischen  ministris  bei  Hofe  stark  gesucht;  was  der  Konig  ton 
würde,  werde  die  Zeit  lehren,  derselbe  werde  wohl,  da  sein  Werk  noch  neu 
angehend  sei,  dessen  so  leicht  nicht  äußern  dürfen,  der  schwedische  Gesandte 
werde  indessen  zu  Krakau  sehen,  wie  der  Reichstag  abliefe,  jetzt  bemühe  er 
sich  nur,  es  bei  Hofe  dahin  zu  bringen,  daß  man  durch  die  Finger  sehe,  wenn 
durch  französische  oder  schwedische  Schiffe  Völker  in  Preußen,  bei  Elbing  oder 
sonst,  ausgesetzt  würden,  weil  sie  den  Krieg  von  Pommern  abziehen  und  nach 
Preußen  transferieren  wollten.  Da  man  besorgen  müßte,  der  König  werde  die 
Libertät  des  Adels  mit  der  Zeit  gar  zu  unterdrücken  suchen,  würden  sich  bei 
diesem  Reichstage  schon  solche  finden,  welche  ihm  das  Obstat  hielten  und  die 
Freiheit  des  Vaterlandes  inaintenierten.  Er  hat  zwar  dem  Starosten  nicht  völlig 
trauen  dürfen,  hat  ihm  aber  docli  zu  verstehen  gegeben,  weder  das  Haus  Öster- 
reich noch  Kf.  würden  zugeben,  daß  man  die  Freiheit  der  Republik  kränke, 
und  ihn  aufgefordert,  mit  anderen  guten  Patrioten  dahin  zu  sehen,  daß  vom 
Könige  nichts  Präjudizierliches   eingeführt  werde.     Sehe  man  dem   Konig  von 


>)  S.  den  Bericht  des  Bischofs  von  Marseille  vom  25.  Dezember  1675  (Acta 
h ist.  111,  S.  244). 

'-*)  S.  Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen  Königswahl  von  1674  (Zeitschrift 
des  AV  estpreußischen  Geschichtsvereins  XLI1I),  S.  32,  37,  115. 

a)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  20.  und  25.  Dezember  1675 
und  10.  Januar  1676  (Acta  hist.  III,  S.  243 f.,  248). 


Scultetus'  Bericht     Ankunft  v.  Hoverbecks  in  Krakau.  95 

Schweden  wegen  des  freien  Durchzuges  durch  die  Finger,  so  dürfte  man  auch 
dem  Kf.  nicht  verdenken,  wenn  er  den  Feinden  nachginge  und  sie  suchte,  wo 
sie  zu  finden  wären.  Er  hat  ihm  und  anderen,  die  auf  dem  Wege  zum  Landtag 
in  Schroda  waren,  auch  hinterbracht,  wie  Schweden  Moskau  gegen  Polen  auf- 
zureizen suche.  Alle  haben  auch  gemeint,  der  König  dürfe  sich  nicht  in  eine 
Allianz  mit  Schweden  einlassen.  Er  weiß  zwar  nicht,  wie  der  König  desfalls 
gesinnt  ist,  glaubt  aber,  durch  den  litauischen  G.  Kanzler  und  andere  Ver- 
mögende könnte  der  Sache  wohl  vorgebaut  werden,  besonders  wenn  sie  bei 
diesem  Krönungsreichstage  hiervon  einen  articulum  sine  quo  non  machen  wollten. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Cracau 
8.  Februar  1676.1) 

[Die  Krönungsfeierlichkeiten.     Böse  Absichten  der  Feinde  des  Kf.,  Wirkung  der 
Schlacht  bei  Fehrbellin.    Der  Streit  wegen  der  Post.] 

Des  überaus  bösen  Weges  und  vielfältiger  Widerwärtigkeiten  ungeachtet  8.  Febr. 
ist  er  doch  vor  den  Krönungssolen  ni  täten  3J  hier  angelangt,  er  hat  aber  wegen 
der  Einholung  und  Aufführung,  da  er  alles  in  der  größten  Verwirrung  gefunden, 
nichts  suchen  mögen.  Bei  der  Ansprache  kontestierte  der  König  große  Freude 
darüber,  daß  Kf.  auf  seine  Einladung  eine  extraordinäre  Gesandtschaft  geschickt, 
sprach  von  des  Kf.  Erfolgen  und  fügte  hinzu,  er  hätte  den  Krieg  gegen  Kf.  nie 
gebilligt,  noch  sich  dazu  wollen  brauchen  lassen.  Bei  dem  Banquet,  an  dem 
nur  der  päpstliche  Nuntius,3)  der  französische  Gesandte4)  und  er  an  der 
königlichen  Tafel  saßen,  zeigten  sich  der  König  und  die  Königin  auch  sehr 
freundlich,  auch  der  französische  Gesandte  unterließ  kein  Stück  der  Höf- 
lichkeit 

Des  Kf.  Feinde  bewerben  sich5)  nicht  allein  um  eine  Diversion  von  hier 
aus,  sondern  hetzen  den  König  zum  offenen  Kriege  unter  dem  Vorgeben,  daß 
es  demselben  leicht  sein  werde,  Preußen  wegzunehmen.  Der  Hofprediger 
Pikarski  hat  in  der  Reichstagspredigt  ohne  alle  Scheu  den  König  ermahnt, 
von  der  Oder  bis  zur  Saale  vorzudringen  und  dort  die  durch  das  Wasser  zum 


')  S.  Pufendorf  1.  XIV,  §3  (S.  1036). 

*)  Am  30.  Januar  war  der  Einzug  des  Königs  in  Krakau,  am  31.  das  Begräbnis 
der  beiden  Könige  Johann  Kasimir  und  Michael,  am  2.  Februar  die  Krönung 
des  Königs  und  der  Königin  vor  sich  gegangen,  am  4.  Februar  war  der  Reichstag 
eröffnet  worden.    S.  Zaluski  I,  S.  592 f.,  678.     Salvandy  II,  S.  333 ff. 

*)  Martelli.     S.  Acta  hist.  III,  S.  246. 

*)  Der  Bischof  von  Marseille  Toussaint  Forbin-Janson. 

5)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  27.  Dezember  1675,  10.  und 
19.  Januar  1676  (Acta  hist  III,  S.  244ff.). 


%  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1670. 

guten  Teil  ausgespülte  Säule  seines  Vorfahren  Boleslav  Chrobry  wieder  auf- 
zurichten. Beifolgend  auch  der  ungereimte  Artikel, l)  den  die  preußischen  Stande 
der  Reichstagsinstruktion  eingerückt  haben.  So  tun  sich  jetzt,  wo  Kf.  so  sehr 
distrahiert  ist,  von  allen  Seiten  Widrige  hervor,  es  hat  aber  doch,  wie  er  hört, 
nach  dem  siegreichen  Treffen  bei  Fehrbellin  sehr  nachgelassen  und  finden  sich 
wenigstens  kluge  Statisten,  welche  raten,  man  habe  Kf.  nicht  zu  hindern,  der 
Schweden  Ilorn  zu  brechen,  denn  dann  würden  sie  beiderseits  Polen  nicht 
mehr  formidabel  sein  können.  Den  Großpolen  gibt  er  besonders  zu  verstehen, 
daß,  falls  sie  nicht  verhüten,  daß  eine  Diversion  in  Preußen  gemacht  werde, 
Kf.  ihr  Land  nicht  im  Kücken  lassen,  sondern  sofort  angreifen  werde,  sie  be- 
greifen es  auch  sehr  wohl,  nur  wenige  aber  haben  den  Mut,1)  zu  widersprechen. 
Die  Ungarn  suchen  des  Königs  Protektion,  auch  der  Fürst  von  Sieben- 
bürgen korrespondiert  mit  dem  Hofe  eifrig. 

Der  Post8)  halber  soll  der  König  vor  seiner  Ankunft  überaus  großen  Unwillen 
bezeugt  haben,  nicht,  weil  Kf.  dieselbe  über  Berlin  gehen  läßt,  sondern  wegen 
des  übersetzten  Porto.  Ein  Lot  solle  jetzt  einen  Ortstaler  bis  Hamburg  zn  stehen 
kommen,  während  es  früher  über  Stettin  nur  3  Gr.  poln.  gekostet  habe. 


Der  Kurfürst  an  Wiehert.     D.  Cüln  an  der  Spree 
25.  Februar/[4.  März]   1676. 

[Auf  eine  Relation  vom  16.  Februar.    Befehl,  vorläufig  v.  Hoverbecks  Stelle  zu 
vertreten.     Zusage  des  Königs  von  Dänemark.] 

März  Er  hat  an  den  König  und  an  einige  wohlgesinnte  Senatoren  der  französischen 

und  schwedischen  Machinationen  halber  geschrieben.  Die  Briefe4)  befinden  sich 
in  beiliegendem,  an  v.  Novcrbeck  gerichteten  Paket.  Sollte  derselbe5)  nicht 
mehr  am  Leben  sein,  so  soll  er  (W.)  das  Packet  öffnen  und  dasjenige  verrichten, 

*)  Derselbe  lautet:  Pacta  et  foedera  cum  exteris  et  vicinis  ex  consensu  totius 
Reip.  reassumantur.  Ser.  vero  Elector  Brand,  ita  demum  ad  recognitionem  feudi 
juxta  pacta  ßidgostiensia  admittatur,  si  omnes  ab  utrinque  controversiae  complanatae 
sint  et  in  quibus  exorbitatum  fuit  satisf actio  praestetur,  praeeipue  vero  ratione 
exeintionis  ci\  itatis  Elbingeusis  et  fortalitii  Drahimcnsis  ex  hypotheca,  ratione  distric- 
tuum  Leoburgensis  et  Butoviensis,  trajeetuum,  postae  publicae.  S.  über  diesen  Land- 
tag Lenguich  VIII,  S.  124ff. 

2)  S.  den  Bericht  des  französischen  Agenten  Bai  uze  vom  6.  Februar  1676 
(Acta  bist  III,  S.  252). 

*)  8.  oben  S.  87  f.  91. 

4)  Sic  befinden  sich  nicht  bei  den  Akten. 

5)  v.  Ho  verbeck  war  bald  nach  seiner  Ankunft  in  Krakau  schwerkrank  geworden. 
Schon  während  der  Krönungsfeierlichkeit  am  2.  Februar  war  er,  wie  die  Gesandten 
des  Danziger  Rats  diesem  am  10.  Februar  berichten,  in  eine  tiefe  Ohnmacht  gefall« 


Wirkung  der  Schlacht  bei  Fehrbellin.    Erkrankung  t.  HoTerbecks.  97 

was  darin  demselben  anbefohlen  ist1)  Da  er  in  seiner  Relation  vorgeschlagen 
hat,  die  Vornehmsten  in  den  Palatinaten  zu  kaptieren  und  ihnen  etwas  zu 
versprechen,  so  soll  er  die  betreffenden  Personen  namhaft  machen,  sie  inzwischen 
durch  gute  Promessen  animieren  und  versichern,  daß  Kf.  sie  seine  Dankbarkeit 
mit  dem  ehesten  werde  wirklich  spüren  lassen. 

P.  S.  Er  soll  auch  im  Vertrauen  zu  Krakau  ausbringen,  Ef.  hätte  von 
D&nemark  die  Versicherung,  daß,  falls  man  gegen  ihn  in  Polen  das  geringste 
tentieren  sollte,  der  König  alle  nach  und  von  Polen  und  Preußen  gehenden  Schiffe 
anhalten  und  die  commercia  hemmen  wollte. 


v.  Lehndorff*)  an  den  Kurfürsten,     s.  1.  et  d.  [Gracau 
1.  März  1676.]3) 

[Genesung  v.  Hoverbecks.    Vorgänge  auf  dem  Reichstage.] 

Mit  v.  Ho  v  erb  eck  hat  es  sich  sehr  gebessert,  die  Ärzte  geben  Hoffnung  1.  Man 
auf  völlige  Genesung.  Mit  dem  Reichstage4)  läßt  es  sich  etwas  besser  an, 
der  König  dringt  sehr  darauf,  daß  er  in  14  Tagen  geendigt  werden  solle, 
and  will  dann  selbst  wieder  zu  Felde  ziehen.  Die  Senatoren  haben  ihre  vota, 
was  noch  nie  geschehen,  meistens  schon  vor  Vergebung  der  Vakantien  und 
Chargen   geendigt.    Vorgestern   hat5)   Bonkofsky   votiert   und   heftige  Klage 


und  nur  mit  Mühe  wieder  zum  Bewußtsein  gebracht  worden  (bei  Hofe,  bemerken  sie, 
werde  dieses  pro  singulari  omine  aufgenommen  und  geflissentlich  Sorge  getragen, 
es  durch  die  Zeitungen  in  der  Welt  zu  verbreiten).  Er  selbst  bittet  am  17.  Februar 
den  Kf.,  da  er  keinen  Legationssekretär  mitgenommen  habe,  ihm  jemand  zu  schicken, 
der  ihm  während  seiner  Leibesschwachheit  bei  der  Anfertigung  der  Relationen  helfen 
könne,  und  schlägt  Scultetus  dazu  vor.  Diesem  befiehlt  darauf  Kf.  (d.  Cöln 
an  der  Spree  21.  Februar/ [2.  März]  167G),  sich  schleunigst  nach  Polen  zu  v.  II o ver- 
beck zu  begeben  und  demselben  an  die  Hand  zu  gehen. 

')  In  dem  Schreiben  vom  25.  Februar/[4.  März]  1676  wird  v.  Hov.  befohlen, 
die  beifolgenden  Briefe  an  den  König  und  an  einige  Senatoren  abzugeben,  das 
Interesse  des  Kf.  zu  befördern  und  den  Wohlgesinnten  ein  Gratial  je  nach  ihrer 
Stellung  und  ihrem  Einfluß  zu  versprechen.  An  den  preußischen  Kammermeister 
Büttner  erläßt  Kf.  (d.  Cüstrin  28.  Februar/ [7.  März]  1676)  die  Ordre,  an  Scultetus 
und  Wiehert  5000  Taler  zu  zahlen. 

*)  Legations-Marschall. 

»)  S.  Pufendorf  1.  XIV,  §  3  (S.  1036). 

«)  S.  Zaluski  I,  S.  598f.,  678f. 

•)  Nach  dem  Danziger  Reichstagsrezeß  erklärte  der  Woiwode  von  Pommerellen 

Ba.kowki  in  der  Sitzung  vom  28.  Februar,  nachdem  er  von  dem  König  aufgefordert 

war,  die  Republik  über  die  Unruhen  in  Danzig  zu  informieren,  dazu  hätte  der  Krieg 

zwischen  Schweden  und  Brandenburg  den  Anlaß  gegeben.    Als  die  Schweden  nach' 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  ~ 


I.  lirandenbnrg  und  Pole«  1673 — Hi7s», 


darüber  geführt,  daß  Kf,  die  Völker  Hfl  PreuUeu  habe  über  die  Weichsel  über- 
führen lassen.  Er  nennt  es  Gewalt,  hat  dieses  aber  mit  sehr  elenden  Gründen 
ausgeführt,  indem  er  hat  gestehen  müssen,  dato  Kf.  zwar  vermöge  der  pacta1}  dazu 
befugt  sei,  daß  aber  damals  Polen  mit  Schweden  Feind  gewesen  und  jetzt  die 
Zeiten  sich  geändert  hätten.  Einige  Kutan  über  die  Herabsetzung  der  polnischen 
Münzen  auf  ihren  rechten  Wert  durch  Kf*  geklagt  und  gebeten,  der  König 
mochte  es  mit  dessen  Münzen  ebenso  machen,  andere  haben  auch  vorgeschlagen, 
die  IlilfsvDIker  von  Kf,  wieder  7.11  verlangen.  Dil  aber  hat  der  Wohvode  von 
Kaiisch*)  im  Namen  der  Großpolen  sehr  wohl  beantwortet,  indem  er  darauf 
hingewiesen,  wie  unvernünftig  es  sein  wurde,  von  KL  der  selbst  zu  Felde  wäre, 
Hilfe  zu  erbitten,  und  er  hat,  als  besonders  dazu  von  seinen  HiüterbHel 
beauftragt,  gebeten,  der  König  mochte  mit  Kf.  in  gutem  vertraulichen  Vernehmen 
verharren  und  die  pacta  renovieren,  weil  sonst  sie,  die  Großpolen,  die  größte 
Gefahr  von  des  Kf.  siegreichen  Watten  zu  besorgen  hätten, 

Preußen  hätten  ziehen  wollen,  seien  sie  durch  die  Vorstellungen  des  Königs  davon 
abgehalten  worden,  hatten  aber  zur  Gegenbedingung  gemacht,  daß  Kf.  *ie  nicht 
aus  Preußen  subsidib  inkommodieren  dürfe.  Trotzdem  und  obwohl  er  vom  König 
gewarnt  worden,  Oeße  der  Kf.  stet*  Truppen  aus  Preußen  marschieren,  erzwinge 
auch  die  Überfahrt  über  die  Weichsel,  was  ihm  nach  den  Fakten  nicht  zustände 
(denn  diese  gestatteten  ihm  nur  liberum  traiectum,  wenn  dtf  Feind  communis  sei). 
Es  stehe  zu  befürchten,  daß  hieraus  ein  grobes  Feuer  entstehen  und  sie  unnötige 
Gäste  bekommen  mochten*  Ferner  klagte  er  darüber,  daß  die  Posten  attaquiert  und 
dadurch   der   König  und   die   Republik,    den  Regal   dieses   wäre,    höchlich 

beleidigt  waren.  Dieses  hätte  auch  der  Stadt  Daneig  und  anderen  sehr  geschadet, 
indem  die  Wechsel  verloren  und  die  Korrespondenz  etliche  Wochen  fang  zessiert 
bitte*  Diese  Störung  des  Handels  hatte  dem  gemeinen  Mann  iu  Danzig  Gelegenheit 
gegeben,  sich  wider  den  Rat  aufzulehnen,  doch  steckte  dahinter  noch  etwas,  das  die 
Nach  baren  geheim  hielten.  Dann  klagte  er  auch  über  die  kurfürstliche  Münze,  daran* 
entstände  Polen  großer  Nachteil,  weil  sie  schlechter  als  früher  und  kaum  24  wert  sei. 
Aus  dem  allen  könnte  man  schließen,  wie  Kf.  ihnen  nachstellte.  Da  derselbe  auf 
ullrrhand  Weise  den  WTeg  ad  oecupandum  portum  et  VistuJam  bereitete,  so  sollte 
mau  dieses  alles  als  eine  Sache  von  großer  Konsequenz  erwägen.  Die  Gesandten 
des  Danziger  Rats  melden  demselben  am  L  März,  BQkowski  sei  in  seinem  Votum 
auf  die  Depauperation  der  Stadt  gekommen,  habe  diese  guten  Teils  dem  Kf.  bei- 
gemessen und  behauptet,  ex  depauperatione  et  defectu  commerciorum  et  negotiorum 
habe  die  Bürgerschaft,  müßig  lebend,  angefangen,  in  den  privilegiis  et  juribus  zu 
gl  Li  Kein,  welche  der  Rat  bei  guten  Zeiten  sich  arroßiert  oder  die  Bürgerschaft  per 
inadvertenttam  negligiert  haben  mochte.  Daher  sei  der  Zwiespalt  in  der  Stadt  ent- 
standen, den  zu  heben  der  König  sich  möchte  angelegen  sein  lassen. 

*)  Der  Wehhmer  Vertrag  vom  lfJ.  September  Hi57  bestimmt  in  §  14:  CopiU 
Regiis  per  Prussiam  Ducalem  quando  opus  fuerit  iter  patebit,  sine  maleficio  tarnen, 
noxa  aut  damno  ullo  incolarum  —  •  Pariter  liberum  erit  S.  Serenitati  Eh  ejusque 
posteris,  Prussiae  dueibus,  eadem  ratione  et  cautelis  supramemoratis  per  Poloniam 
aut  Prussiam  R egalem  eopias  militares  ducere. 

*)  Johann  0  p a  I  i  n  s k  i*  Eine  solche  Erklärung  desselben  wird  in  dem  Danziger 
Reichstagsrezeß  nicht  erwähnt. 


Anschuldigungen  Bakowski's  und  der  Strauch'schen  Partei  gegen  Kf.        99 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfhrsten.     D.  Cracau 
10.  März  1676. 

[Umtriebe  der  französisch-schwedischen  Partei.    Bitte  um  Geld.] 

Die  französische  und  schwedische  Partei  prävaliert  bei  Hofe  so,  daß  eine  10.  Mär 
Diversion  sowohl  in  Preußen  als  anch  in  der  Mark  unfehlbar  zu  gewarten  ist. 
Man  hat  dagegen  durch  treue  Patrioten  getan,  was  möglich  ist,  auch  soviel 
geschafft,  daß  es  publico  nomine  wohl  nicht  geschehen  wird.  Man  prätendiert 
von  Kf.  Hilfe  vigore  pactorum,  obgleich  Kf.  solche  in  einem  Kriege  nur  einmal, 
und  zwar  auf  Unterhalt  der  Republik  zu  leisten  schuldig  und  es  ungereimt 
ist,  die  Erneuerung  der  Pakten  zu  diffikultieren  und  doch  auf  Grund  derselben 
Hilfe  zu  begehren.  Die  Strauch'sche  Faktion  in  Danzig  sucht1)  den  Ständen 
beizubringen,  als  wenn  Kf.  sich  der  Stadt  zu  bemächtigen  suchte  und  zu  dem 
Zweck  den  Obersten  v.  Flemming2)  durch  allerhand  Ränke  daselbst  in  Dienst 
gebracht  hätte. 

Alles  ist  hier  dreimal  so  teuer  wie  in  Warschau,  er  will  daher  den  größten 
Teil  der  Kavaliere  zurückschicken,  trotzdem  wird  er  mit  dem  vorhandenen  Gel  de 
nicht  auskommen,  bittet  daher,  ihm  schleunigst  weiteres  zu  schicken. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  6./16.  März   1676. 

[Scultetus'  Sendung.    Bajcowski  zu  machende  Vorstellungen.] 

Freude  über  seine  Besserung.     Scultetus,   den  er  geschickt  hat,  wird  IG.  Mär; 
ihn  ausfuhrlich  informieren.     Vornehmlich  wird  nötig  sein  an  diejenigen,  welche 
wohl  für  Kf.  votiert  haben,  seinen  Dank  abzustatten  und  sie  seiner  Dankbarkeit 
durch  gewisse  Versprechen  zu  versichern. 


>)  Kf.  hatte  schon  (d.  Cöln  20.  Februar/ 1.  März  1G7G)  v.  H.  beauftragt,  dem 
von  dem  tumultuierenden  Pöbel  in  Danzig  ausgesprengten  Gerücht,  er  stände  mit 
Leuten  in  der  Stadt  in  Unterhandlung,  daß  sie  ihm  dieselbe  in  die  Hände  spielen 
sollten,  zu  widersprechen  und  Bestrafung  der  autores  zu  verlangen. 

*)  Der  früher  im  Dienst  des  Kf.  befindliche  Oberst  Heino  Henrich  v.  Fleming 
war  mit  Zustimmung  desselben  schon  im  April  1675  in  den  Dienst  der  Stadt  Danzig 
getreten  und  war  Kommandant  der  Truppen  derselben  geworden.  Das  hatte  Argwohn 
sowohl  in  der  Stadt  als  auch  in  Polen  erregt,  und  dieser  war  ebendamals  noch 
dadurch  vermehrt  worden,  daß  v.  Fleming  sich  mit  Erlaubnis  des  Rates  aus  der 
Stadt  entfernt  und  nach  dem  Herzogtum  Preußen  begeben  hatte.  Die  Gesandten 
des  Danziger  Rats  berichten  demselben  28.  Februar  1676,  Ba^kowski  hätte  sie 
deswegen  im  Auftrage  des  Königs  zur  Rede  gestellt,  sie  hätten  geantwortet,  ihres 


100  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

P.  S.  Er  hat  mit  Befremden  vernommen,  wie  hart  und  feindlich  sich 
Bc-jkowski1)  in  seinem  voto  gegen  ihn  geäußert  hat.  Was  derselbe  ihm  zur 
Last  gelegt  hat,  ist  falsch,  bei  Überführung  seiner  Völker  ist  durchaus  keine 
Gewalt  gebraucht  worden  und  die  pacta  gestatten  nicht  nur  in  dem  Falle,  da 
man  einen  communem  hoste m  hat,  den  Durchzug.  H.  soll  ihm  dieses  vorstellen, 
ihm  anzeigen,  daß  Kf.  sich  zu  ihm  als  seinem  nächsten  Nachbaren  eines  besseren 
versehen  hätte  und  hoffte,  er  werde  die  Freundschaft  zwischen  beiden  Reichen, 
die  durch  dergleichen  einseitige  und  unbegründete  interpretationes  pactorum 
gestört  werden  müßte,  zu  erhalten  suchen.2) 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cracau 
11./21.  März  1676. 

[Zustand  v.  Hoverbecks.     Beratung  über  die  zu  ergreifenden  Maßregeln.    Vorgänge 
auf  dem  Reichstag.    Mitteilungen  des  K.  G.  Kanzlers.] 

21.  März  Er   ist   gestern    vormittag   hier   angekommen  und  hat  v.  Hoverbeck  in 

etwas  besserem  Zustande  vorgefunden.  Was  etwa  pro  statu  praesenti  zu  tun, 
damit  nichts  Widriges  in  die  Reichstagskonstitution  gebracht  werde,  ist  heute 
bei  demselben  von  Morstin,  Wiehert  und  ihm  überlegt  worden  und  sie  haben 
beschlossen,  auf  die  an  Büttner  assignierte  Summe3)  den  ersten  Wechsel  an 
den  Kaufmann  Formund,  der  sich  zu  Königsberg  aufhält,  zu  ziehen. 


Wissens  sei  Fleming  nicht  im  Auftrage  des  Rats,  sondern  in  seinen  eigenen 
Angelegenheiten,  um  mit  den  in  seinen  Gütern  einquartierten  Soldaten  zu  verhandeln, 
verreist,  und  sie  hätten  es  dahin  gebracht,  daß  er  ihrem  Bericht  getraut,  den  Gegen- 
bericht für  erdichtet  gehalten  und  ihnen  erzählt  hätte,  ihm  sei  von  denselben  Leuten 
gemeldet  worden,  daß  auf  5  oder  6  Meilen  vor  Danzig  etliche  tausend  Mann  Branden- 
burger in  die  Winterquartiere  verteilt  lägen,  wovon  er  durch  seine  Freunde  nichts 
erfahren  hätte.  Dieses  Gerücht  sei  aber  doch  dazu  benutzt  worden,  um  den  Rat 
beim  Könige  zu .  verdächtigen. 

»)  S.  oben  S.  97  f. 

*)  Am  8./18.  März  1676  richtet  Kf.  Schreiben  an  den  Primas,  die  Bischöfe 
von  Ermland  und  Kulm  und  andere  Wohlgesinnte  im  König].  Preußen,  in  denen  er 
Beschwerde  über  den  französischen  und  den  schwedischen  Gesandten  führt,  welche 
die  ganze  Republik  gegen  ihn  aufzureizen  oder  wenigstens  das  Heer  zur  Bildung 
einer  Konföderation  gegen  ihn,  in  der  Hoffnung,  das  Herzogtum  Preußen  zu  plündern, 
anzutreiben  suchten,  ferner  über  Ba.kowski,  der  auf  dem  Reichstage  in  heftiger 
Rede  gegen  ihn  losgefahren  sei  und  unwahre  Beschuldigungen  gegen  ihn  erhoben 
habe.  Er  bittet  sie,  solche  Machinationen  zu  vereiteln,  Bqkowski  von  weiteren 
Anschuldigungen  gegen  ihn  abzuhalten  und  dahin  zu  wirken,  daß  die  Friedensstörer, 
jene  beiden  Gesandten,  aus  Polen  vertrieben  wurden. 

2)  S.  oben  S.  97. 


Scultetus  in  Cracau.    Machinationen  der  Feinde  des  Kf.  101 

Der  Reichstag  wird1)  sich  wohl  bis  Ostern  verschleppen,  man  verhandelt 
noch  immer  aber  den  Vergleich  der  beiden  litauischen  Feldherro,  wozu  sich 
aber  Progreese  noch  schlecht  spüren  lassen.  Es  kann  auch  wohl  sein,  daß  es 
vom  Konig  selbst  mehr  impediert  als  befordert  wird. 

Er  hat  bisher  nur  den  K.  G.  Kanzler  und  den  Kastellan  von  Posen 
besucht.  Letzterer  erklärte  sich  alles  guten  gegen  Kf..  wollte  aber  ad  particularia 
nnd  vom  Intent  des  Hofes  sich  im  geringsten  nicht  bloß  geben.  Der  K.G.  Kanzler 
aber  gab  zu  verstehen,  daß  er  sich  in  den  König  nicht  richten  könne,  er  traktiere 
alle  durch  die  Bank  sehr  höflich  und  habe  doch  zu  keinem  fast  eine  Konfidenz, 
schriebe  alles  seinem  eigenen  Esprit  zu  und  es  stände  zu  besorgen,  daß  er  sich 
eben  hierdurch  die  Feindschaft  der  Republik  auf  den  Hals  ziehen  werde.  Er 
und  die  meisten  anderen  Senatoren  hätten  beim  König  inständig  angehalten 
und  urgierten  auch  noch,  daß  man  die  Pacta  mit  allen  Nachbaren  konfirmieren 
und  die  Republik  in  diesen  auswärtigen  Krieg  nicht  einflechten  möchte,  wozu 
sich  der  König  wohl  auch  werde  willig  finden  lassen. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cracau 
18./28.  März  1676.2) 

[Machinationen  des  Hofes  gegen  Kf.     Günstige  Erklärungen  Krzycki's,  Breza's,  des 

K.  G.  Kanzlers  und  des  Bischofs  von  Krakau.    Die  Danziger  Händel. 

Zustand  v.  Hoverbecks.] 

—  Daß  —  der  Hof  allerhand  Practiken  kegen  E.  Chf.  D.  und  auch  28.  Mär 
woll  den  Kayser  anzuspinnen  and  also  Franckreich  und  Schweden  Luft 
zu  machen  suchet,  ist  mehr  denn  allzu  gewiß.  Die  größte  Sorge  bestehet 
jetzo  darinnen,  wie  sie  E.  Chf.  D.  von  der  Belagerung  vor  Stettin  ab- 
halten oder  doch  zum  wenigsten  eine  Diversion  dabei  machen  möchten. 
Zu  dem  Ende  dann  der  König  Putzke  unter  dem  Praetext,  ob  handle 
der  Fürst  Rad ziwil  dem  Sawatzki*)  sein  Recht  darauf  ab,  an  sich  zu 


>)  Die  Gesandten  des  Danziger  Rates  berichten  diesem  am  15.  März,  die  Hoffnung 
auf  eine  gütliche  Beilegung  des  Streites  der  beiden  litauischen  Feldherren  sei  infolge 
der  Hartnäckigkeit  beider  sehr  gesunken  und  es  gewinne  den  Anschein,  als  ob  sie 
es  ad  extrema  kommen  lassen  und  daß  darüber  der  Reichstag  Gefahr  laufen  werde, 
falls  nicht  der  König  ein  zureichendes  Mittel  zur  Beilegung  dieser  Streitigkeiten  finden 
und  so  den  Reichstag  etiam  cum  prolongatione  retten  werde.  —  Am  28.  März  fand 
wirklich  die  Aussöhnung  beider  Feldherren  im  Reichstage  statt 

*)  Zum  großen  Teil  in  Ziffern.    S.  Pufendorf  1.  XIV,  §  4  (S.  1037). 

*)  Kasimir  Zawadzki,  Starost  von  Putzig.  Über  die  schon  seit  längerer  Zeit 
von   Sobieski    mit   dem    Danziger   Rat    wegen    Erwerbung    der   Starostei   Putzig 


10g  Tt  Brandenburg  und  Pulen  1673—1679. 

bringen  suchet  Es  hat  sich  auch  noch  vor  wenig  Tagen  der  König  ver- 
lieh men  lassen,  wie  es  doch  käme,  daß  die  Mal  content  en  in  Preußen  mit 
ihren  gravaminibus  nicht  einkämen.  Und  ob  man  zwar  viel  praepara- 
toria  KU  Contintiinmg  des  Türkenlmegs  machet  und  zu  Werbung  frischer 
Völker  große  contributiones  zu  willigen  von  der  Republik  begehrt,  so 
tractirt  man1)  doch  heimlich  den  Frieden  so  viel  möglich  durch  den 
Forsten  in  der  Moldau.  VViewoll  ihrer  viel  seind,  die  da  schwerlich 
glauben  wollen,  daß  diesen  Sommer  noch  was  draus  werden  würde,  und 
daß  Franckreich  nur  solche  Rodemontaden  mache  und  der  Republik  da? 
Maul  zu  schließen  suche.  Es  laufe  aber  mit  dem  Frieden,  wie  es  wolle, 
so  meinen  doch  etliche  gute  Patrioten,  so  E.  Chf.  D,  noch  wohl  wollen, 
daß  es  sehr  gut  sein  würde,  wann  K  Chf.  D.  sich  Stettins  je  eher  je 
lieber  bemächtigen  könnten.  So  möchten  sich  vielleicht  viel  Sachen  bei 
diesem  Hofe  ändern,  zumal  der  König  sowohl  gegen  den  französischen 
Gesandten  als  auch  den  schwedischen  zum  oftcrn  gedenken  soll,  mit  Ver- 
lierung Wismars  hätten  sie  Pommern  in  die  größte  Gefahr  gesetzt,  wann 
aber  Stettin  im  Frühjahr  überginge,  so  stünde  ihnen  schwerlich  zu  helfen. 
Damit  aber  der  Hof  allemal  nach  Belieben  Ursach  mit  E»Ghf,  D;  au 
zerfallen   haben  möge,  suchet  man3)  in  der  Constitution  ratione  confir- 

gefährten  Verhandlungen  s.  Ilirscb,  Zur  Geschichte  der  polnischen  Königswahl  von 
1674,  8,  114.  Am  13,  März  laßt  der  König,  wie  die  Danziger  Gesandten  dem  Rat  der 
Stadt  an  demselben  Tage  berichten,  durch  die  Woiwoden  von  Kulm  und  Pommerellen 
diese  Verhandlungen  mit  ihnen  wieder  anknüpfen,  er  verlangt,  daß  ihm  die  Stadt  die 
Starostei  mit  dem  Recht,  welches  sie  besessen,  noch  in  diesem  Frühjahr  abtrete, 
erbietet  sich  dafür  die  schon  früher  angebotene  Summe  von  80 000  FL  zu  stahlen, 
erwartet  aber,  daß  die  Stadt  davon  etwas  ablassen  werde,  wofür  ihr  anderweitige 
Vergünstigungen  und  Gnadenbeweise  in  Aussicht  gestellt  werden.  Die  Gesandten 
nehmen,  weil  darauf  nicht  instruiert,  die  Sache  nur  ad  referendum. 

!)  S.  den  Bericht  des  Bischofs  von  Marseille  vom  2.  März  1676  (Acta  bist 
III,  S.  2i)5), 

*)  Nach  dem  Dan  %  ige  r  Reich  st  agsrezefl  erklärt  in  der  Sitzung  vom  24.  März  der 
U.  Kämmerer  von  Kaiisch  Krzjcki  bei  Gelegenheit  der  Beratung  über  die  zu 
bewilligenden  Kontributionen,  vor  allem  sollte  conlirmatio  pactorum  cum  vicinis 
principibüs  verlesen  werden,  worin  ihm  seine  Kollegen,  die  anderen  großpolnischen 
bandboten,  sekundieren.  Am  28.  März  beantragt  der  Landbotenmarschall  Verlesung 
einer  über  diesen  Gegenstand  abgefaßten  Konstitution,  Dem  widerspricht  aber  Zawacki 
und  erklärt,  erst  müßten  die  Streitigkeiten  mit  dem  Kurfürsten  von  Brandenburg 
wegen  Draheims,  der  Überfahrt  über  die  Weichsel  usw.  abgetan  werden.  Am 
80,  März  wird  beantragt,  diese  Konstitution  bis  zum  Erscheinen  der  durch  Privat- 
lUftioilftn  abgehaltenen  Litauer  *ra  Reichstage  auszustellen.  Diese  Gelegenheit  benutzt 
der  Primas,  um  gegen  Kf.  Joszuziehen,  derselbe  hätte  auf  dem  letzten  Reichstage 
liberam    elcetionera    dadurch    gekränkt,    daß    er    sich    unterstanden,    suffragtum    per 


Machinationen  gegen  die  Bestätigung  der  Pakten. 


103 


matiouis  pactorum  die  schädliche  (lausuleo  hinan  zu  flicken,  salvis  Hei- 
publicae  practensionibus,  wie  wohl  bereite  etliche  Laud  boten  angestiftet 
sein,  hierin  keinesweges  zu  willigen*  Dem  Succamerario  Calistenäi 
Krsycki  item  dem  Breza  haben  wir  Versicherung  getan,  daß  ich  au« 
der  Mark  bald  nach  dem  Reichstag  zu  ihnen  kämmen  und  ihnen  une 
Discretion  von  wegen  E.  CM*  D.  bringen  werde,  wessen  sie  wohl  zufrieden, 
wohin  auch  der  K.  G.  Kanzler  mit  seiner  Pension  von  uns  gewiesen 
worden,  welcher  bis  an  sein  Ende  beständig  über  die  pacta  zu  halten 
verspricht. 

Auch  der  Bischof  von  Krafcau,  den  er  gestern  besucht  hat,  versieh  er  tf\ 
wie  er  geholfen  den  Frieden  zwischen  Kf.  und  Polen  zu  Bromberg  zu  machen, 
so  müßte  er  auch  jetzt  daroh  halten,  daü  derselbe  unverletzt  bliebe.  Er  fragte. 
ob  Kf.  nicht  auf  Ansuchen  des  Königs  wieder  die  Au.vUiarvoIker  schicken  werde, 
und  erwiderte  auf  seine  Antwort,  Kf.  wäre  jetzt  selbst  in  Krieg  verwickelt  md 
könnte  wohl  keine  Völker  schicken,  davon  stände  in  den  jiaetis  nichts  daß  KL 
in  solchem  Falte  nicht  zur  Hilfeleistung  verpflichtet  sein  sollte.  Er  hat  nur 
geantwortet  Kf.  werde  schon  seine  Resolution  dem  Pater  Hacki  erteilen. 

Mit  den  Strauch  sehen  Handeln  in  Danzig  ist  es  bereits  dabin  gediehen,') 
daß  sich  vier  Deputierte  von  den  Gewerken  hier  befinden  und  dem  König  eine 
Supplikation  unerreicht  haben,  worin  der  König  gebeten  wird,  dem  Magistrat 
die  Privilegien  nicht  eher  zu  kenfirmieren,    bis  er   alles  wieder  in  den  Stand 


v.  hednlam  einzugeben  (s.  oben  S.  67),  er  suchte  priinus  et  proxiraus  Senator  ;i  rege 
zu  sein,  verweigerte  ihm  den  ihm  gebührenden  Titel,  nennte  sich  supreraum  dominum 
Prussiae.  fiele  der  Ritterschaft  in  Preußen  wegen  der  Religion  schwer,  hätte  sich 
wegen  Draheim,  der  Oberfahrt  usw.  zu  verantworten.  Diese  Prätentionen  und 
Dinerentien  müßten  durch  eine  Kommission  gehoben  werden.  Dagegen  bemerkt 
der  Bbchof  von  Krakau,  solche  DiJTerentien  seien  per  meiüatores  abzutun,  und  rät, 
alles  bonis  modts  zu  stillen.  Der  Primas  erwidert,  seine  Meinung  sei  nicht,  iafl 
mau  dem  Kf,  die  pacta  gar  nicht  bestätigen  solle,  sondern  daß  man  bei  der  Konfirmation 
eine  K  rv  ansetze.     Die  pacta   mit  anderen  Potentaten»  wie  mit  dem  Kaiser, 

könnte  man  konfirmieren,  die  mit  Kf,  hernach  k  pari.  Dem  widerspricht  aber  der 
Palatin  von  Lublin  Rey,  man  solle  niemand  offendieren,  houor  Reipuhlicae  erfordere 
zwar,  mit  Kf.  wegen  Draheim,  der  Entführung  Kalcksteins  usw.  zu  ex  postulieren,  aber 
»d  gute  Nachbarschaft  und  Freundschaft,  besonders  hoc  statu,  das  sicherste 
und  beste,  Zawucki  ersucht  dann  wieder  den  König,  die  pacta  mit  Kf.  nicht  vor 
Beilegung  aller  Streitigkeiten  zu  bestätigen*     Am  31.  März  iurzynski  ;m* 

t »rohpolen  confirtnatiouem  pactorum  cum  e^ternis  und  Ansetzung  von  comitia  exorbi- 
taatiartmi,  droht,  sonst  in  keine  Kontributionen  zu  willigen.  Auch  der  Bischof  von 
Kr» kau  rät  dem  König,  um  den  Großpolen  ihre  Besorgnisse  zu  nehmen,  pacta  more 
ramioruni  zu  konfirmieren.  Der  König  läßt  ibu  durch  den  Schatztneiser  versichern, 
nah  dieses  geschehen  solle,  er  teilt  dieses  Gurzynski  mit  und  beruhigt  ihn  so. 

Hirsch,   Der  U  rolle  Kurfürst  und  Dr.  Aegidius  Strauch   (Zeitschrift  im 
-^reutfiseben  Ueschichtsvcreins  XL  VII),  S.  212. 


104  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

gesetzt,  wie  es  tempore  incorporationis  gewesen,  welches  man  hier  gerne  hört 
und  angenommen.  Die  elenden  Leute  verstehen  nicht,  was  sie  bitten,  denn  zur 
Zeit  der  Inkorporation  waren  alle  Kirchen  in  Danzig  päbstisch.  Da  die  Kom- 
mission was  abwerfen  kann,  drängen  sich  viele  danach,  man  meint  aber,  daß 
der  König  bald  nach  dem  Schluß  des  Reichstages  selbst  nach  Preußen  und  in 
specie  deshalb  nach  Danzig  gehen  werde. 

Mit  v.  Hoverbeck  ist  es  soweit,  daß  er  ein  wenig  aufstehen  kann,  doch 
verbieten  die  medici,  daß  man  ihm  von  verdrießlichen  Dingen  was  sage.  Er 
wird  aber  selbst  an  Kf.  schreiben. 


Punkte,1)  welche  Hacki2)  vorgebracht  hat.     März  1676. 

1.  notificatio  coronationis. 

2.  subsidiorum  non  huius  anni  tantum  sed  et  praeteriti  postulationem. 

3.  Regiae  postae  gravamina  et  remediura.*) 

4.  exercitiuin  religionis  Catholicae4)  in  Ducatu  Prnssiae  iuxta  pacta 
anni  1611  et  Bydgostiae  inita. 


!)  Aufzeichnung  von  v.  Somnitz's  Hand.  Derselbe  bemerkt  am  Rande: 
„Dieses  hat  der  Abgesandte  bei  einer  Conferenz  ä  part  fürgebracht  und  hat  er  begehrt, 
es  mochte  ihm  die  Antwort  schriftlich  nur  von  mir  erteilet  werden,  wie  auch  geschehen. 
Dabei  ist  auch  wegen  der  Kirchen  im  Birsischen  Erinnerung  geschehen,  wovon  bei- 
gehendes Memorial  redet." 

2)  Michael  Hacki,  Abt  von  Colbatz,  Almosenier  und  Sekretär  des  Königs. 
Das  Kreditiv  König  Johanns  für  ihn  ist  Krakau  7.  März  1676  datiert  Scultetus 
schreibt  aus  Breslau  5./15.  März  1676,  er  sei  heute  früh  in  Neumark  in  dem  Post- 
hause mit  dem  ihm  wohl  bekannten  Pater  Hacki,  einem  olivischen  Mönch,  der  sich 
jetzt  für  den  Almosenier  des  Königs  ausgebe,  zusammengetroffen.  Derselbe  habe 
zwar  behauptet,  er  sei  nur  aus  zwei  Ursachen  zu  Kf.  geschickt,  wegen  neuer  Subsidien 
und  um  Beschwerde  wegen  der  großen  Exorbitantien  beim  Danziger  Postwesen  zu 
führen,  doch  habe  er  aus  seinen  Reden  penetrieren  können,  daß  er  eigentlich  von 
dem  militärischen  Estat  des  Kf.  und  ob  demselben  Ernst  sei,  in  diesem  Frühjahr  mit 
einer  so  großeu  Force,  als  man  spargiert,  Stettin  anzugreifen,  Erkundigung  einziehen 
solle.    S.  über  dessen  Sendung  Pufendorf  1.  XIV,  §  5  (S.  1038). 

3)  Darüber  handelt  eingehend  ein  Memorial  Hacki's.  Es  wird  darin  Beschwerde 
darüber  geführt,  daß  die  mit  König  Johann  Kasimir  in  betreff  der  Postbeförderung 
über  Danzig  getroffenen  Vereinbarungen  (s.  Urk.  u.  Akt.  XI.  S.  6ff.)  jetzt  ganzlich 
umgewälzt  seien,  und  erklärt,  der  König  wolle  zugeben,  daß  die  Briefe  von  Hamburg 
nach  Danzig  und  umgekehrt  über  Berlin  befördert  würden,  aber  unter  der  Bedingung, 
daß  es  auf  dieselbe  Weise  wie  früher  über  Stettin,  mit  derselben  Sicherheit  und 
Schnelligkeit  und  für  denselben  Preis  von  6  Gr.  für  das  Lot  geschehe. 

*)  Auch  hierüber  und  über  die  folgenden  Punkte  handelt  Hacki's  Memorial 
ausführlicher. 


Sendung  Hacki's.  105 

5.  intercessio  pro  Comite  Schüben,  ut  multa  remittatur  et  decre- 
tum  contra  ipsnm  latam  cassetnr  et  nihil  tale  in  posterum  (iat. 

6.  Conversis  nuper  ad  religionem  ut  libertatem  relinquat  S.  S.  E. 

7.  nt  conversi  praedicantes  in  suis  parochiis  permaneant,  fruantur 
beneficiis,  administrent  sacramenta  —  nee  citentur  religionis  causa  ad 
consistoria  nee  ad  Regimen. 

Ut  nobiles  gaudeant  übertäte  conscientiarum  sicut  et  cives,  ut  in 
pactis  1611  et  Bydgostiae  provisum. 

8.  Ut  catholici  nobiles  —  iura  patronatus  habeant  et  retineant  sine 
consistoriorum  perturbatione,  ut  templa  nova  possint  erigere  et  oratoria 
illaque  dotare  nee  inde  exturbentur. 

9.  Patres  Societatis  commendat  Suae  Serenitati  EL,  qui  sunt  in 
missionibus  ibidem,  ut  Pater  Wobbe  cum  duobus  soeiis  ad  templum 
Sackeimense  et  Pater  Sigm.  Marquard,  quod  honorem  Suae  Serenitatis 
tuentur  et  atheismum  impediunt,  ad  quem  multi  inclinant. 


Der  Kurfürst  an"  den  König  von  Polen.     D.  Coloniae 
ad  Spream  13./[23.].  März  167G. 

[Auf  das  Schreiben  vom  7.  März l)  und  die  Proposition  Hacki'ä.    Vorläufige 
Unmöglichkeit  der  Hilfesendung.] 

Die  seinen  eigenen  Landen  drohende  Gefahr  macht  es  ihm  unmöglich,  23.  März 
die  von  dem  Konige  begehrte  Hilfe  gegen  die  Türken  zu  leisten.  Durch  die 
bisherige  Hilfeleistung  hat  er  weit  mehr  getan,  als  wozu  er  dnreh  die  Pakten 
verpflichtet  wäre.  Bei  der  Gefahr,  welche  ihm  sowohl  am  Rhein  von  den 
Franzosen  als  auch  im  Norden  von  den  Schweden  droht,  bedarf  er  mehr  der 
Hilfe  des  Königs,  als  daß  er  diesem  solche  gewähren  könnte.  Sobald  er  aber 
freie  Hände  haben  wird,  will  er  demselben  solche  Hilfe  leisten,  daß  daraus 
seine  Begierde,  dem  Könige  und  der  Republik  beizustehen,  erhellen  wird.') 


')  Dasselbe  enthält  nur  die  Beglaubigung  Hackfs. 

*)  In  einem  zweiten  Schreiben  von  demselben  Datum  dankt  Kf.  dem  König  für 
die  Sendung  Hacki's,  beglückwünscht  ihn  zur  Krönung  und  wünscht  ihm  weitere 
Erfolge.   In  betreff  der  Religionsbeschwerden  wird  ihm  folgende  Resolution  mitgegeben: 

I.  Quae  de  ezercitio  religionis  catholicae  in  Ducatu  Prussiae  Electoralis,  de  iis, 
qui  nuper  ad  catholicam  religionem  accesserunt  tarn  Praedicantibus  quam  Nobilibus 
tum  quoque  Civibus,  de  iure  patronatus  novisque  templis  erigendis  et  oratoriis, 
denique  de  Patribus  Societatis  a  Rev.  et  Exe.  Ablegato  proposita  sunt  ad  ea  S.  Elector 
Brandenburgicus  respondere  iussit,   quod  quemadmodum  de  iis  omnibus  in  pactis 


106  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     Ü.  Cracau 
7.  April  1676. 

[Gegenbeui ühungen  gegen  ungünstige  Reichstagskonstitutionen.    Die  beiden  Pac] 

7.  April  Den  Bemühungen  der  französischen  und  schwedischen  Partei,  etwas  in  die 

Konstitntionen  zu  bringen,  das  den  Schein  hätte,  als  ob  die  Stände  zugestimmt 
hätten,  daß  der  König  Schweden  zu  gefallen  eine  Diversion  in  des  Kf.  Lande 
mache,  wird  nach  Möglichkeit  entgegengearbeitet,  aber  mehrenteils  unter  der 
Hand,  weil  in  publico  solches  zu  tun  sich  fast  niemand  erkühnen  will,  außer 
Kritzki  und  Breza,  die  deswegen  auch  sehr  sauer  angesehen  werden.  So 
große  Furcht  haben  die  Stände  vor  diesem  Könige  und  ist  Sigismundi  III. 
Autorität  nach  fünf  und  vierzigjähriger  Regierung  dieser  nicht  gleich  gewesen, 
die  kaum  soviel  Tage  gedauert.  Es  wird  durchgehends  and  fast  ohne  Sehen 
gesprochen,  man  müsse  mit  dem  Türken  quibuseunque  conditionibus  schließen 


Bidgostiensibus,  quibus  priora  hanc  rem  concernentia  confirmantur,  prolixe  cautum, 
S.  Serenitatem  E.  id  egisse  semper  et  acturam  deineeps,  ut  dictis  pactis  satisfiat, 
nee  quiequam  aliud  desideraturam  putat  S.  R.  Maiestatem  Poloniae. 

IL  Mulcta  Domino  Comiti  deSchlieben  a  iudicio  tribunalitio  ßorussiae  Ducalis 
ex  vadio  Conventionali  partibus  auditis  dietata  est,  et  cum  liquido  sie  non  constet  ex 
Actis,  an  illa  eam  sibi  petentibus  assignata  sit,  iubebit  S.  Serenitas  E.  Regimen  Suura 
Prussicum  ut  referat,  quo  in  statu  .res  illa  sit,  atque  ita  de  ea  disponet,  ut  S.  R. 
Maiestas  inde  Studium  S.  Serenitatis  E.  Eidem  gratificandi  intelligat. 

III.  Rogatur  S.  Exe.  meminisse  velit  quae  de  templo  prope  Birzam  a  Nobili 
quodam  Curlandico  nomine  Berns  pro  Catholicis  contra  reeeptam  illius  loci  obser- 
vantiam  extrueto  Eidem  proposita  sunt,  et  quemadmodum  compellata  fuerit  S.  R. 
Maiestatem  humillime  rogare,  ut  attentatum  illud  corrigere  et  iura  loci  illius  sarta 
teeta  conservare  ac  clementissime  tueri  dignetur. 

In  betreff  der  Postangelegenheit  erhält  II.  folgende  von  M.  Mathias  verfaßte, 
von  v.  Somnitz  mit  Zusätzen  versehene  Information: 

1.  Das  Postfelleisen  ist  in  Damm  von  der  Postkalescbe  fortgekommen  und  dort 
nachher  wiedergefunden  worden,  also  in  einer  schwedischen  Stadt  und  Garnison, 
die  Kurfürstlichen  haben  also  daran  keine  Schuld. 

2.  Die  Posten  von  Stettin  nach  Vorpommern,  Mecklenburg  und  Hamburg  werden 
nicht  durch  Kurfürstl.  Postbedientc  bestellt,  dortige  Ungehörigkeiten  also  fallen  diesen 
nicht  zur  Last. 

3.  Die  Sperrung  der  Kommerzien  und  auch  aller  Korrespondenz  nach  Stettin 
ist  auf  Grund  eines  Reichsschlusses  'geschehen.  Das  Briefporto  von  Danzig  nach 
Stettin  und  Berlin  ist  nicht  erhöht  worden. 

4.  Auf  der  Danzigcr  Kommission  ist  versprochen  worden,  Briefe  zwischen  Danzig 
und  Stettin  für  6  Gr.  poln.  das  Lot  zu  liefern.  Das  kann  aber  nicht  auf  die  kurf. 
Postämter  zu  Berlin  und  weiter  verstanden  werden,  zumal  in  diesen*  Kriegszeiten, 
wo  nachzusehen  ist,  was  an  Feinde  oder  Freunde  lautet  und  nach  dem  Reichsschluß 
passieren  darf  oder  nicht.    Ferner  müssen,  wie  sonst  immer  geschehen,  die  Briefe 


Erwiderung  auf  die  polnischen  Beschwerden.    Die  Konstitution  wegen  der  Pakteu.    107 

und  sich  seines  Schadens  bei  den  Nachbaren  erholen,  besonders  bei  Kl'.,  der 
von  seinen  Alliierten  keine  Hilfe  zu  erwarten  habe  und  dessen  Herzogtum  Preußen 

■  außer  Verfassung  sei.  Auch  Fremde  sprechen  davon,  denen  sich  der  Hof  ohne 
Zweifel  anvertraut  hat,  so  hat  der  k.  bakische  Gesandte  Baron  Kl  eis!  fif 
seiner   Abreise   gegen    einen   vertrauten   Freund   erwähnt,    Kf.  mochte   sich  ja 

Iin  rechte  Verfassung  stellen,  er  wollte  zwar  die  Partikular] täten  nicht  sagen. 
man  konnte  aber  leicht  abnehmen,  worauf  er  zielte. 
Daß  auf  eine  Konstitution  wegen  Konfirmation  der  Pakten  und  Eliminierung 
der  von  dem  Primas  und  anderen  dabei  gefügten  Klauseln l)  gedrungen  wird, 
hat  der  Konig  sehr  hoch  empfunden,  und  da  ihm  die  Meinung  beiiic  bracht 
worden  ist,  als  wenn  dieses  von  ihm  herkäme,  hat  er  ihm  durch  Galecki 
vorwerfen  lassen,  daß  er  ihn  präteriert  und  zwei  grottpolnische  Landboten 
angestiftet  hätte,  um  ihm  Verdruß  zu  tun.  Er  hat  darauf  erwidert,  Kf.  bedürfte 
nicht  einer  reiehstagL'en  Konfirmation  der  Pakten,  die  perpctua  wären,  und  er 
bitte  daher,  um  auch  nicht  den  Schein  zu  erwecken,  als  wären  sie  in  Zweifel 
gezogen  worden,  deswegen  keine  Ansuchunir  getan,  die  Großpolen  handelten 
nur  aus  eigenem  Antriebe,  um  sich  in  Sicherheit  zu  setzen,  die  Beschwöre n- 
der  Pakten,  welche  nur  den  König  und  Kf*  anginge,  werde  er  schon  zu  seiner 
Zeit   gebührend    suchen.     Auch   die    Beschwerde,    daß    Kf*3)    den    König   hei 

I Gelegenheit  des  Durchzuges  seiner  Truppen  bei  dem  Könige  von  England  und 
den  G.  Staaten  verklagt  und  daß  diese  in  ihren  Schreiben  harte  Worte  gebraucht 
bitten,  hat  er  zurückgewiesen. 
Nach  vielem  Debattieren  über  die  Konstitution,  welche  die  Stande  zu  ihrer 
Versicherung,  daß  sie  nicht  mit  den  Nachbaren  in  Kriege  emgefl  richten  würden, 
haben  wollen,  hat  der  Konig  das  unter  Konig  Johann  Casimir  gemachte 
Formolar,  daß  er  die  pacta  foedera  mit  den  Nachbaren  ex  senatus  consnlto  er- 
neuern wolle,  angenommen.  Da  diese  Klausel  aber  sehr  bedenklich  ist,  so  ist 
dagegen  vorgestellt  worden,  daß  jetzt  die  Dinge  ganz  anders  llgen  als  damals. 


einzeln  taxiert  werden,  nicht  in  versiegelten  Beuteln.     Es  kann  nicht  gefordert  werden, 

Idaß  für  einen  Brief  von  Wutzkau  bis  Berlin  (4S  Meilen)  nur  das  Stettinische  Porto 
gezahlt  werde,  *uraal  das  Öauziger  Postamt  für  die  8  Meilen  von  Daniig  bis  Wttlzkau 
3  Gr.  poln.  nimmt;  es  ist  daher  nicht  unbillig,  daß  far  einen  Brief  von  Wutikau  his 
Berlin  12  und  bis  Hamburg  (SO  Meilen)  Kl  Gr.  poln.  gezahlt  werde. 
Dali  die  Briefe  von  Danzig  nach  Hamburg  über  Berlin  gehen  milchten,  darum 
bat  das  Danziger  Postamt  selbst  zuerst  angebalten.  Dazu  die  Bemerkung:  „ Diese 
tiegeninfonnalion  wird  nur  dem  K.  Poln*  IL  Gesandten  zu  Ehren  erteilet,  dem  Postamt 
zu  Uanzig  aber,  als  welches  den  Postämtern  im  Römischen  Reiche  nichts  vorzuschreiben 
bat,  hiedurch  [nicht]  das  geringste  eingeräumt,  sondern  es  wird  vielmehr,  im  Fall  das  Post- 
amt tu  Daozig  sich  gelüsten  lassen  sollte,  die  Postämter  im  UVmiisolien  Reiche  weiter  mit 
dergleichen  anzüglichen  Schmähschriften  zu  gramen,  dem  Fisko  der  Weg  Rechtens 
ex  lege  diffaraari  vorbehalten." 

')  S.  oben  S.  1031  und  die  Relation  des  Bischofs  von  Marseille  vom  29.  März 
1**76  (Acta  hl« tili,  8*255). 
&  oben  &  89. 


108  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Auf  seine  Vorstellungen  wegen  der  geforderten  Hilfstruppen  wird  wenig  geachtet. 
Da  die  meisten  Ef.  aggravieren  möchten  und  lieber  sähen,  daß  er  die  Hilfs- 
truppen versagte,  so  wäre  zu  wünschen,  daß  man  einige  Hoffnung  machen  konnte, 
der  Republik,  wenn  nicht  in  diesem  Stück,  doch  auf  andere  Weise  zu  will- 
fahren, da  Hacki's1)  Relation  die  Gemüter  sehr  alteriert  hat. 

Dem  litauischen  G.  Kanzler  Pac  hat  er,  da  er  es  seines  Zustandes  halber 
nicht  selbst  tun  konnte,  durch  Wiehert  des  Kf.  Interessen  rekommendieren 
lassen.  Das  Haus  ist  aber  jetzt  nicht  imstande,  dem  König  zu  opponieren,  zumal 
der  Hof  und  Fürst  Michael  Radzivil  gegen  sie  starker  sind,  er  will  ihn  aber 
doch  anderweit  sondieren  und  seines  Rates  pflegen.  Der  litauische  G.  Feldherr 
Pac  hat  dem  Kaiserlichen  zu  erkennen  gegeben,  daß  er  mittels  einer  Summe 
von  100000  Gulden  poln.  seine  Armee  von  7000  Mann  zusammenhalten  könnte. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Cracau 
17.  April  1676. 

[Bescheid  wegen  der  Renovation  der  Pakten.  Feindliche  Absichten  des  Königs  gegen  Kf.] 

17.  April  Auf  sein  Memorial2)  wegen  Renovation  der  Pakten  hat  der  Konig  heute 

durch  den  U.  Kanzler  den  Bescheid  erteilen  lassen,  er  werde  sich  darauf  nicht 
erklären  und  auch  sonst  auf  nichts  einlassen,  bis  Skoraszewski  zurückkommen 
werde,  von  dessen  Verrichtung  werde  alles  dependieren.  *) 

Daß  der  Krieg  wider  E.  Chf.  D.  resolviret  sei,  dabei  find  ich  den 
Umständen  nach  ganz  kein  Zweifel;  bleibet  es  nach  bis  dahin,  daß  mit 
dem  Türken  geschlossen  werde,  wirds  ein  groß  Glück  sein.  Wann  aber 
solches  erfolgt,  hat  man  sich  keines  andern  zu  versehen,  als  daß  mit 
aller  Macht  gegen  E.  Chf.  D.  zu  agiren  werde  getrachtet  werden.  Indessen 
dürfte  man  doch  unterm  Namen  Franckreich  oder  Schweden  Sie  suchen 
zu  gefahren.  Maßen  der  Marquis  de  Bethune  bei  seiner  Anwesenheit 
alhier  im  Lande  Obristen,  die  ich  weiß,  angesprochen,  sie  möchten  ihm 
Officircr  zuweisen,  welche  zu  seines  Königs  Dienst  Völker  werben  wollten.  — 


»)  S.  oben  S.  104  ff. 

*)  II.  hatte  12.  April  1676  berichtet,  daß  er,  da  der  Konig  sich  darüber  beklagt 
habe,  er  werde  von  Kf.  und  dessen  Ministern  verächtlich  behandelt,  indem  sie  die 
Renovation  der  Pakten  nicht  bei  ihm  suchten,  deswegen  ein  Memorial  übergeben  habe. 

*)  H.  berichtet  24.  April  1676,  obwohl  eigentlich  die  Lehnsrekognition  auf  die 
Renovation  der  Pakten  folgen  solle,  habe  er  doch,  damit  dem  Kf.  nicht  vorgeworfen 
werden  könne,  daß  sein  Gesandter  sich  deswegen  nicht  einmal  angemeldet  habe, 
ein  darauf  bezügliches  Memorial  durch  Wiehert  übergeben  lassen. 


Feindliche  Absichten  des  Königs.    Ratschläge  der  Wohlgesinnten.         109 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Breslau 
8./18.  April  1676. 

[Bevorstehende  Abreise  des  Hofes.  Sendung  Skoraszewski's.  Rat  Pac's,  den  Kaiser 
zu  Gegenmaßregeln  gegen  die  feindlichen  Absichten  des  Hofes  zu  veranlassen.  Gespräch 
mit  den  Danziger  Gesandten.  Verhandlungen  mit  dem  Erzbischof.  Absicht  des 
K.  G.  Kanzlers,  auf  dem   großpolnischen  Seymik   für   die   Erneuerung  der  Pakten 

zu  wirken.] 

Bei  seiner  Abreise  von  Krakau  vor  fünf  Tagen  wurde  zu  des  Königs  Auf-  18.  April 
brach  alles  fertig  gehalten,  niemand  aber  wußte  zu  sagen,  wohin  derselbe  eigent- 
lich zu  gehen  gedächte,  doch  vermutet  man, l)  er  werde  über  Czenstochau  nach 
Warschau  and  von  dort  nach  der  Hochzeit  des  K.  G.  Marschalls')  mit  der 
Tochter  des  0.  Kämmerers  Grafen  Don  hoff  nach  Danzig  reisen,  falls  er  nicht 
durch  Nachrichten  vom  frühen  Feldzug  der  Türken  daran  verhindert  werden  sollte. 

Auf  Skoraszewski's1)  Tun  und  Treiben  raten  die  dem  Kf.  Wohlgesinnten 
wohl  acht  zn  geben,  da  er  mehr  ein  Spion  als  ein  Gesandter  sein  würde.  Nicht 
allein  der  K.  G.  Kanzler  und  die  Bischöfe  von  Krakau  und  Ermland,  sondern 
auch  der  litauische  G.  Feldherr  Pac  mahnen  dringend,  Kf.  möchte  dem  König 
den  Prätext  zur  Ruptur  nehmen,  anstatt  der  Völker  Geld  versprechen  und  in 
dem  Postwesen  soviel  möglich  fügen,  dadurch  werde  er  Zeit  gewinnen,  die  Er- 
oberung Stettins  in  die  Hand  zu  nehmen.  Pac  riet  auch,  da  der  hiesige  kaiser- 
liche Gesandte  wenig  darauf  achtete,  so  möchte  vom  Hofe  des  Kf.  aus  dem 
Kaiser  vorgestellt  werden,  daß  man  nicht  allein  mit  dem  Türken  gewiß  Frieden 
machen  und  denselben  gegen  Ungarn  zu  agieren  anhetzen,  sondern  auch  dem 
Moskowiter  durch  die  Tatern  was  zu  schaffen  geben  und  eine  Separation  zwischen 
dem  Kaiser  und  Kf.  zu  machen  suchen  werde;  es  möchte  dabei  erinnert  werden, 
daß  von  dort  aus  zu  Beibehaltung  des  Favors  der  litauischen  Armee  etwas  Geld 
geschickt  werde. 

Die  Abgesandten  des  Danziger  Rats  karessiert  der  französische  Gesandte 
sehr  and  versichert,  wenn  sie  sich  dem  König  mit  Abtretung  von  Putzig  und  einigen 
anderen  geringen  Dingen  mehr  fügen  wollten,  sollte  ihre  Sache  wider  den  Pöbel 
bald  gut  werden,  sein  König  werde  sie  dann  gegen  alle  ihre  Feinde  schützen. 
Auf  die  Nachricht  davon  hat  v.  Ho  verbeck  ihn  veranlaßt,  die  Gesandten  zu 
besuchen  und  zu  sondieren,  was  sie  wegen  Putzig  tun  würden.  Er  hat  sie  alle 
drei  sehr  perplex  gefunden  und  aus  ihren  Diskursen  ersehen,  sie  würden  sich 
hierin  dem  König  wohl  akkommodieren  müssen,  wenn  sie  nur  sicher  sein  könnten, 


')  Auch  die  Danziger  Gesandten  melden  dem  Rat  am  11.  April  1676,  man 
glaube  allgemein,  daß  der  König  nach  Preußen  reisen  werde,  zumal  da  er  selbst  in 
dem  consilium  postcomitiale  erklärt  habe,  er  gedenke  die  Danziger  Angelegenheit 
extrajudicialiter  zu  entscheiden  und  er  würde  wohl  sich  persönlich  dortbin  begeben. 

*)  Stanislaus  Lubomirski. 

*)  Über  die  schon  im  April  beabsichtigte  Gesandtschaft  desselben  zu  Kf.  s.  unten. 


110 


I.  Brandenburg  und  Polen  I  G?a— 1679, 


daß  er  nicht  noch  mehr  forcierte*  Iter  SuKsyndikus  Stodert,  den  er,  als  er 
ihm  die  Gegen  visite  machte,  warnte,  erwiderte  ibin,  sie  wüßten  wohl,  worum  es 
sich  bei  der  Forderung  wegen  Putzig  handelte,  sie  wären  aber  jetzt  wegen  der 
von  Strauch  angerichteten  Unruhe  nicht  imstande,  sie  abzuschlagen,  Sie 
fürchteten  am  meisten,  es  dürfte  bei  Putzig  allein  nicht  bleiben,  es  wäre  ihnen 
bereits  insgeheim  gestochen  worden,  der  König  würde  auch  die  Scharpau ') 
prätendieren,  wodurch  ihr  Handel  mit  KouigdMlg  gänzlich  gehemmt  werden 
könnte.  Außerdem  fürchteten  sie,  wenn  der  König  herankommen  und  gegen 
Kl  in  PrenÜen  etwas  Feindliches  tentieren  sollte,  so  würde  er  sie  um  Darlehnupg 
ihrer  Artillerie  ansprechen  und  so  zu  disar mieten  suchen.  Der  gemeine  Mann 
würde,  wenn  der  König  nur  eine  Miene  machte,  daß  er  ihnen  den  Strauch 
wiederum  schaffen  wollte,  zu  allem  ja  sagen  und  helfen,  daß  des  Rates  Autorität 
geschwächt  würde.  Er  hat  darauf  geraten,  sie  mochten  doch  dem  Volke  etwas 
nachgeben  und  sich  noch  vor  Ankunft  des  Königs  mit  demselben  zu  vergleichen 
suchen.  Er  erwiderte,  sie  hofften  stündlich  auf  Nachricht,  daU  sich  die  vier 
Hauptgewerke  mit  dem  Rat  geeinigt  ballen  und  an  den  Konig  supplizieren  würden, 
daß  die  Abgesandten  der  Gemeine  abgewiesen  und  zurückgeschickt  werden 
möchten,  woran  sich  aber  der  Hof,  nachdem  er  einmal  eine  solche  gute  Gelegen* 
beit,  im  Trüben  zu  fischen,  gefunden  hat,  schwerlich  kehren  wird. 

Her  Subsyndikus  gab  auch  zu  verstehen,  daß  Holland  und  Danemark 
an  Konaervation  der  Stadt  viel  gelegen  und  daß  diese  in  die  Bred »sehen  Trak- 
taten mit  eingeschlossen  sei,  Jetzt  durften  sie  metu  criminis  rebelt ionis  sich 
bei  keinem  derselben  anmelden,  wenn  es  aber  von  fremder  Hand  unvermerkt 
geschehen  kannte,  daß  Holland  und  Dänemark  zu  der  Zeit,  wenn  der  Konig  in 
Dan  zig  sein  wurde,  ein  paar  Schiffe  auf  die  Danziger  Reede  legen  ließen,  so 
durfte  dieses  bald  große  Ombrage  verursachen,  Er  hat  aber  keine  Versicherung 
deswegen  gegeben,  sondern  die  Sache  in  suspenso  gelassen.*) 

Auf  v.  Hoverhecks  Veranlassung  ist  er  bei  dem  hairischen  Gesandten 
\\  Kleist3)  gewesen.  Derselbe  ließ  Kf,  warnen,  seine  preußischen  Seehafen  wohl 
zu  versehen,  er  fände  den  Hof  sehr  inkliniert,  dem  KT  in  Preußen  eins  an- 
zubringen, und  er  riet,  Kf,  möchte  sich  je  eher  je  lieher  mit  den  preußischen 
Ständen  in  ein  gutes  Vernehmen  setzen  und  dem  Könige,  wenn  möglich,  etwas 
fugen.  Derselbe  verließe  sich  auf  die  Unzufriedenheit  der  preußischen  Stünde 
und  hoffte,  wenn  er  nur  winkte,  würde  ihm  in  Preußen  alles  zufallen.  Er  riet 
ferner,  da  der  König  auf  keines  Senatoren  Rat,  außer  des  Erzbischofs,  etwas 
reflektierte,  diesen  zu  gewinnen  zu  suchen.  Auf  Veranlassung  v.  Hoverhecks  hat 
er  auch  mit  Öpacki,4)  als  nahem  Verwandten  und  Vertrauten  des  Erzbischofs 


!)  S,  Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen  Kunigswahl  von  IÖG9,  S,  30. 

*)  KL  teilt  (d.  Cüln  12./22,  April  1676)  seinen  Gesandten  im  Haag  und  in 
Kopenhagen  den  Inhalt  dieses  Berichtes  mit  und  tragt  ihnen  auf,  dahin  zu  wirken, 
daß  einige  dänische  und  holländische  Kriegsschilfe  nach  der  Danziger  Keede 
:.'*  -Huckt  wurden. 

*)  S.  oben  S.  107, 

*)  S.  Urk.  tu  Akt.  XU,  S.  49G  und  oben  S.  37. 


Danziger  Angelegenheiten.    Gegenmaßregeln  gegen  d.  feindl.  Absichten  d.  Königs.    1 1 1 

darüber  verhandelt.  Derselbe  hat  sich  auch  die  Sache  treulich  angelegen  sein 
lassen  und  endlich,  als  der  Erzbischof  von  Krakau  abgereist  ist,  die  Resolution 
zurückgebracht,  wenn  er  versichert  sein  könnte,  daß  er  vor  der  Konfirmation 
der  Pakten  wieder  dasjenige  zu  gewarten  haben  mochte,  was  er  bei  der  letzten1) 
genossen,  und  daß  es  unter  ihnen  drei  verschwiegen  bliebe,  so  wollte  er  sich 
bemühen,  den  Konig  auf  andere  Gedanken  zu  bringen.  Opacki  wollte  eine 
schriftliche  Versicherung  von  ihm  haben,  Hoverbeck  aber  hat  geglaubt,  sehr 
behutsam  gehen  und  sich  vor  der  Arglist  des  Erzbischofs  sichern  zu  müssen, 
er  hat  daher  zu  Opacki  in  seinem  Beisein  gesagt,  er  konnte  den  Erzbischof 
versichern,  wenn  derselbe  auf  des  Kf.  Seite  umtreten  und  bewirken  werde,  daß 
die  Pakten  konfirmiert  würden,  so  sollte  er  eine  solche  Diskretion  wie  vorher 
ganz  gewiß  insgeheim  zu  erwarten  haben,  Sc.  würde  indessen  bei  seiner  Zurück- 
kanft  den  Handel  dem  Kf.  vortragen  und  dessen  Sentiment  darauf  Opacki  mit 
verblümten  Worten  wissen  lassen,  womit  dieser  auch  zufrieden  war. 

Der  G.  Kanzler  meint  ein  Mittel  erfunden  zu  haben,  um  des  Hofes  Intent 
gegen  Kf.,  wenn  nicht  ganz  rückgängig  doch  stutzig  zu  machen,  nämlich  er 
wollte  es  durch  Krzycki,  Breza  und  andere  bei  dem  großpolnischen  Adel  viel 
vermögende  Patrioten  dahin  zu  bringen  suchen,  daß  auf  den  Relations-Seymiken 
der  Beschluß  gefaßt  werde,  Deputierte  an  den  König  zu  schicken  und  die  auf 
dem  Reichstage  zu  Krakau  laudierten  subsidia  in  Großpolen  nicht  eher  auf- 
zubringen, bis  der  König  erklärt  hätte,  den  Frieden  mit  Kf.  zu  halten  und  die 
pacta  zu  konfirmieren.') 


>)  S.  ürk.  u.  Akt.  XII,  S.  530. 

*)  Schon  Ende  März  hatte  Kf.  den  Kammergerichts-  und  Konsistorialrat 
H.  A.  v.  Wedel  1,  der  zahlreiche  Verwandte  in  Großpolen  hatte,  beauftragt,  dorthin 
zu  gehen  und  den  Machinationen  Frankreichs  und  Schwedens,  Polen  zum  Kriege 
gegen  ihn  und  den  Kaiser  zu  treiben,  entgegenzuwirken,  hauptsächlich  durch  den 
Hinweis  darauf,  daß,  falls  es  zu  einem  solchen  Kriege  kommen  sollte,  Großpolen 
zuerst  der  Schauplatz  desselben  sein  und  hauptsächlich  darunter  zu  leiden  haben 
werde.  Ende  April  erteilt  er  dann  dem  General  Joachim  Rüdiger  v.  d.  Goltz, 
dem  Vetter  desselben,  dem  Rittmeister  Georg  Wilhelm  v.  d.  Goltz,  und  dem  Obersten 
P.  Ernst  v.  Ludwig,  welche  alle  nahe  der  großpolnischen  Grenze  begütert  waren 
und  in  Polen  vielfache  Verbindungen  hatten,  ähnliche  Aufträge,  sie  sollen  insbesondere 
bei  dem  großpolnischen  Adel  dahin  wirken,  daß  dieser  den  König  zur  Konfirmation 
der  Pakten  mit  ihm  dränge.  Das  haben  dieselben  auch  mit  gutem  Erfolge  ausgeführt, 
v.  Ludwig  berichtet  dem  Kf.  aus  Posen  4./ 14.  Mai  1676,  der  großpolnische  auf  den 
11.  Mai  nach  Schroda  angesetzte  Landtag  sei  auf  einige  Wochen  verschoben  worden, 
weil  man  befunden  habe,  daß  in  den  jetzt  gedruckt  vorliegenden  Reichstagskonstitutionen 
vieles  enthalten  sei,  was  der  Instruktion  der  Landboten  durchaus  zuwiderliefe.  Daher 
sei  beschlossen  worden,  sofort  Deputierte  an  den  Konig  zu  schicken,  ihm  dieses  zu 
remonstrieren  und  vor  allem  darauf  zu  dringen,  daß  die  Pacta  mit  dem  Kaiser  und 
Kf.  ohne  Klauseln  konfirmiert  würden.  Ehe  die  Großpolen  einen  Krieg  mit  Kf. 
zugäben,  würden  sie  lieber  zu  dem  äußersten  schreiten  und  nebst  anderen  Woiwod- 
schaften, die  ebenfalls  ihre  Landtage  verschoben  hätten,  es  zum  Generalaufstand 
kommen  lassen.    Bevor  die  Deputierten   mit  guter  Resolution  vom  König   zurück- 


112  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Von  den  von  Kf.  verordneten  5000  Rthlr.  haben  er  and  Wiehert  vorläufig 
nur  1000  erhoben  und  mit  Gutfinden  v.  Hoverbecks  während  des  Reichstages 
unter  etliche  litauische  und  kleinpolnische  Landboten  verteilt1) 

kehrten,  sollten  alle  in  Krakau  gemachten  Bewilligungen  in  suspenso  bleiben  und  würden 
sich  die  Großpolen  auch  zu  keinen  Geldzahlungen  verstehen,  sie  hofften  auch,  den 
G.  Feldherrn  Wiszniowiecki  und  die  ganze  Armee  auf  ihre  Seite  zu  bringen. 
Derselbe  berichtet  nach  der  Rückkehr  von  einem  neuen  Besuch  in  Großpolen 
3./13.  Juli  1676,  man  sei  jetzt  dort  von  der  Gesinnung  des  Kf.  gegen  die  Republik 
unterrichtet  und  werde  schwerlich  zulassen,  daß  vom  Hofe  etwas  gegen  ihn  unter- 
nommen werde.  Der  König  solle  den  Standen  große  Versicherung  tun  lassen,  daß 
er  ohne  ihr  Vorwissen  nichts  anfangen  werde,  man  traue  ihm  aber  wenig  und  habe 
daher  wieder  den  Landtag  bis  in  den  August  verschoben. 

))  Nach  einem  von  Horst  ein  und  Wiehert  unterschriebenen  „Verzeichnis  der 
Ausgaben  der  von  H.  Rat  Büttner  durch  Wechsel  an  U.Vormunden  übermachten 
1000  Rtlr.«  vom  18./28.  März  1676  sind  davon  gezahlt  worden: 

Dem  IL  Jasocki  an  gutem  Gelde 300  Fl. 

H.  Hostowski,  Landschreiber  von  Plocke 300   „ 

Einigen  litauischen  Landboten  an  Speziestalern 90   „ 

Auf  diese  Taler  Aufgeld  .     .     . 18   „ 

Dem  II.  Drzezinski .     .    ■  30   » 

Summa  an  gutem  Gelde  738  Fl. 
An  Schillingen: 

U.  Succamerario  Calissiensi 1200  Fl. 

II.  Sienicki,  ('beimischen  Mundschenk,  Deputato  ad  constitutiones    .     .  500   „ 

II.  Kastellan  v.  Brzesc  Piasezynski 600    „ 

II.  Sokolnicki,  Truchseß  v.  Kaiisch,  Deputato  ad  constitutiones      .     .     .  500   , 

Dem  Krakauischen  Postmeister 100   „ 

Dem  Warschauischen  Postbedieuten,  so  in  seines  Prinzipalen  Abwesenheit 
die  Posten  nach  Königsberg  und  von  dar  ankommende  nach  Krakau 

abgefertigt 59    „ 

Dem  Juden,  so  das  Geld  vorgestreckt,  auf  drei  Wochen  Interesse     ...  30   „ 

Vor  zwei  Exemplare  von  des  Zawadzki  Schrift 12   „ 

Vor  vier  Bogen  von  des  Lilienhoecks  Schrift 4    „ 

Einem  königl.  Türhüter 1    „ 

Dem  Pater  Joanni,  so  zu  S.  Chf.  D.  gereist 30   w 

Dem   Chwalkowski,   so    den    ganzen  Reichslag    über    die    vota   in    der 
Senatorenstube  fleißig  kolligiert  und  in  S.  Chf.  D.  Angelegenheiten 

heimlich  zu  den  Landboten  verschicket  worden 200   . 

Summa  3236  FI. 
=  1912  an  gutem  Gelde,  zusammen  also  2650  Fl. 

Kf.  weist  17./27.  April  1676  Büttner  an,  von  den  5000  Rtlr.  weitere  2000  an 
Scultetus  nach  Cüstrin  zu  übersenden,  und  l./U.  Mai  1676,  da  v.  Ho  verbeck  schon 
die  übrigen  4000  Rthr.  auf  Wechsel  in  Krakau  gehoben,  weitere  2000  zu  beschaffen 
und  an  Scultetus  zu  schicken. 


Verwendung  der  v.  Hoverbeck  zur  Verfügung  gestellten  Gelder.  113 

Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  an  der  Spree 
14./24.  April   1676.     (Conc.  v.  Somnitz.) 

[Auf  die  Relationen  vom  7.  und  12.  April.     Rechtfertigung  seines  Verfahrens. 
Billigung  der  Abmachung  mit  Opacki.] 

Er  ist  mit  seiner  Negotiation  zufrieden.    Es  ist  ihm  viel  lieber,  daß  die  24.  April 
confirmatio  pactorum  zurückbleibe  und  aus  der  Konstitution  gelassen  werde,  als 
wenn  sie  derselben  mit  präjudizierlichen  Klausuln  inseriert  würde. 

Von  den  in  Polen  vorgehenden  Sachen  und  wie  nötig  es  sei,  daß  Kf.  sich 
in  Postur  setze,  soll  er  dem  Herzog  von  Croy  und  den  Oberräten  in  Preußen 
umständlich  Nachricht  geben,  ferner  soll  er  ihm  raten,  was  dagegen  zu  tun  und 
welche  Leute  dazu  in  Polen  und  in  Litauen  zu  gebrauchen  seien. 

Seine  Erklärung  in  dem  Postwesen1)  beruht  auf  aller  Billigkeit;  wenn  er 
darin  nachlassen  sollte,  so  müßte  er  die  polnischen  Briefe  selbst  bezahlen. 
Hilfe  hat  er,  falls  ihm  Gott  hier  Frieden  gibt,  versprochen,  aber  Geld  zu  zahlen 
ist  ihm  unmöglich. 

Auf  seine  Beschwerden  bei  dem  Könige  über  die  schwedischen  und  fran- 
zosischen bösen  Praktikeu  hat  er  nie  eine  Antwort  erhalten,  um  so  weniger  ist 
ihm  zu  verdenken,  daß  er  sich  an  seine  Freunde  und  Bundesverwandten  hält 
und  sie  um  officia  und  Assistenz  belangt 

Was1)  Ihr  mit  dem  Opatzky3)  wegen  der  bekannten  Person  ge- 
redet, solches  halten  wir  genehm  und  soll  alles,  was  Ihr  versprochen, 
solcher  Person  gereichet  werden,  davon  Ihr  doch  keinem  Menschen  Ouver- 
türe zu  thun  als  dem  Opatzky.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Cracau 
4.  Mai  1676. 

[Nachträgliche  Änderung  der  Reichstagskonstitutionen.     Neuerungen  im    Postwesen. 
Die  Antwort  auf  sein  Memorial.] 

Mit  den  Konstitutionen    ist4)   nie    so    verfahren    worden  wie  bei  diesem  4.  Mai 
Krönungstage,  der  Landboten marschall  hat  ohne  Scheu  alles  nach  seinem  Willen 
eingerichtet,  auch  die  Restriktion  ex  senatus  consilio,  die  man  nicht  hat  gut- 
heißen wollen,  hineingerückt. 

»)  S.  oben  S.  106  f. 
*)  Das  Folgende  in  Ziffern. 
\  S.  oben  S.  111. 

4)  Die  Danziger  Gesandten  berichten  dem  Rat  am  19.  April  1676 :  „Die  Confusion, 
welche  bei  Schreibung  der  constitutionum  fürgelaufen,  ist  nicht  zu  beschreiben  und 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  8 


114  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Damit  die  Stunde  erkennen,  daß  Kf.  es  mit  der  Republik  gut  meine,  wäre 
wünschenswert,  daß  er  in  seinem  Bescheid  anSkoraszewski  statt  der  Volker 
eine  Summe  Geldes,  etwa  100000  Gulden,  bewilligte  und  in  dem  Postwesen  sich 
nachgiebig  zeigte. 

Gestern  hat  ihm  B^kowski  angezeigt,  der  König  hätte  nach  dem  Beispiel 
des  Kf.  die  Post  in  seinen  Landen  eingerichtet,  er  werde  daher  künftig  nicht 
weiter  gestatten,  daß  des  Kf.  Ordinanzreiter  in  seine  Lande  verlegt  wurden  und 
zu  Abbruch  der  Intraden  der  Königl.  Post  Briefe  überbrächten,  und  von  ihm 
verlangt,  er  sollte  Ordre  geben,  daß  die  Ordinanzreiter  abgeführt  würden.  Auf 
seine  Erwiderung,  daß  es  mit  diesen  eine  ganz  andere  Bewandnis  hätte,  and 
daß  er  den  Reitern  keine  Befehle  erteilen  dürfte,  erwiderte  er,  er  hätte  keinen 
Befehl,  sich  mit  ihm  in  Disputat  einzulassen,  sondern  nur,  ihm  jene  Anzeige  zn 
machen,  dabei  aber  führte  er  große  Klage  wegen  Anhaltung  königlicher  Pakete, 
wodurch  dem  König  großer  Schaden  zugefügt  worden  wäre. *)  Nachher  haben  sie 
noch  wegen  Renovation  der  Pakten  geredet,  wobei  B.  dabei  blieb,  die  Kommission 
über  die  Prätensioiien  müßte  vorhergehen.  In  puncto  subsidiorum  behauptete  er, 
Kf.  sei  verpflichtet,  solange  ein  Krieg  dauerte,  alljährlich  Hilfstruppen  zu  schicken. 

Beifolgend  das  Responsum,8)  das  ihm  auf  seine  zwei  Memorialien  vom 
König  erteilt  worden  ist. 


dannenhero  seind  in  großer  Anzahl  protestationes  ergangen,  welche  man  zwar  alhier 
im  Grod  nicht  annehmen  wollen,  es  wird  aber  besorget,  daß  noch  viel  Widerwärtig- 
keiten auf  den  Landtagen  des  falls  werden  gemacht  und  die  contributiones  allent- 
halben nicht  leicht  werden  erhalten  werden.*  S.  auch  den  Bericht  Baluze's  vom 
24.  April  1676  (Acta  hist.  III,  S.  258). 

l)  D.  Schumann  berichtet  dem  Danziger  Rat  (d.  Krakau  8.  Mai  1676),  Bqkowski 
habe  v.  üoverbeck  vor  seiner  Abreise  am  5.  Mai  im  Namen  des  Königs  angedeutet, 
die  brandenburgischen  Postreiter  von  Warschau  nach  Preußen  aufzuheben.  An  dem- 
selben Tage  habe  ihn  v.  H.  zu  sich  gebeten.  Er  habe  dort  auch  den  Starosten  von 
Kosten,  Korszeniewski,  gefunden,  der  ihn  gefragt,  ob  er  wüßte,  daß  die  Gewerke 
dem  Konig  eine  Schrift  eingereicht  und  sich  darin  erboten  hätten,  ihm  die  Pfarr- 
kirche abzutreten,  doch  hätte  derselbe  diesen  Punkt  ausgestrichen  mit  dem  Bemerken, 
hiervon  zu  reden  sei  noch  nicht  an  der  Zeit.  Er  hätte  hinzugefügt,  man  müßte  sich 
vorsehen,  weil  in  die  Stadt  wohl  königliche  Garnison  gelegt  werden  durfte,  und  er 
hätte  sich  dann  erkundigt,  wie  es  mit  Putzig  stände.  Wiehert  hätte  ihm  gesagt, 
man  beabsichtigte  auf  dem  Landtage  in  Großpolen  dahin  bedacht  zu  sein,  daß 
Danzig  die  Starostei  bis  zum  künftigen  Reichstage  im  Besitz  behielte  und  daß  wohl 
Briefe  deshalb  an  die  Stadt  abgehen  oder  gar  eine  Gesandtschaft  beschlossen  werden 
würde.  Hoverbeck  aber  habe  gemeint,  es  werde  schwerlich  etwas  zu  erhalten  sein, 
der  König  werde  wenig  auf  die  Gesandtschaft  geben,  indem  er  alles  auf  die  Hörner 
nehme.  —  Kf.  weist  v.  Hoverbeck  und  Wiehert  an  (d.  Cöln  7./17.  Mai  1676), 
gegen  die  Abstellung  der  Post  von  Warschau  nach  Preußen  einen  Protest  einzulegen, 
und  befiehlt  dem  letzteren,  seine  Briefe,  damit  sie  nicht  in  die  Hände  der  Polen 
fielen,  mit  sicherer  Gelegenheit  nach  Orteisburg  zu  schicken. 

*)  Dasselbe  (s.  d.  unterzeichnet:  ad  expressum  mandatum  S.  R.  M.  vom  Kanzlei- 
regenten St  anislaus  Wit  wie  ki)  lautet:  Ad  utrumque  punctum  conclusione  Senatus 


Veränderung  der  Post    Beschwerden  des  Königs.  H5 

König  Johann  III.  an  den  Kurfürsten.     D.  in  regia  nostra 
Cracouiensi  13.  April  1676. 

[Beschwerde    über  die  Klagen,  welche  Kf.   bei  anderen  Fürsten  gegen  ihn  wegen 

Verweigerung  des  Durchzuges  erhoben  hat,  über  das  Verfahren  gegen  den  Grafen 

Schlieben  und  über  die  Erhöhung  des  Briefportos.] 

Quantam  ipsos  inter  proeliorum  aestus  Ducalis  Borussiae  gessimus  13.  April 
curam,  illa  denionstrat  armorum  Sueticorura  tempestas;  quae  dum  Sere- 
nitatis Vestrae  inundaret  provincias,  hanc  sorvavit  respectu  nostri  immunem. 
Eo  genere  officii  Serenitatem  Vestram  multo  nobis  devinctiorem  arbi- 
trabamur,  a  qua  debita  vi  foederum  ultro  citroque  mittenda  sperabamus 
subsidia  illius  in  gratiam  Reipublicae,  quae  ab  aevo  solita  cum  Electo- 
rali  domo  certat  magnanimitate.  Verum  secus  utrique  evenire  com- 
perimus.  Uno  eodem  tempore  Nobis  indemnitati  Borussiae  studere,  Sere- 
nitati  Vestrae  placuit1)  apud  christianos  principes  et  immeritas  exagerare 
querimonias  et  Nos  Nostrumque  regnum  cum  Corona  Sueciae  eo  ipso 
committere,  quod  ex  provincia  intuitu  nostro  ab  hostilitate  servata  arma 
virique  inconsultis  nobis  per  Poloniam  contra  Suecos  ducerentur.  Legimus 
non  sine  animi  nostri  sensu  Serenitatem  Vestram  tum  adhuc  quasi  de 
impedito  per  Nos  militibus  suis  ex  Prussia  transitu  coram  principibus 
christianis  conquestam,  cum  ne  notitiam  quidem  de  ea  Serenitatis  Vestrae 
habuerimus  intentione,  qua  habita  contrarii  sensus  ex  dictamine  justitiae 
nos  iuisse  non  diffitemur,  arma  tarnen  vel  opponere  destinatis,  vel  contra 
Serenitatem  Vestram  movere,  quam  procul  ab  animo  nostro  tanto  alias 
applicato  bello  fuerat,  tarn  iniquum  et  nomini  nostro  iniurium  erat  eas 
diversis  ab  aulis  efferi  literas,  quibus  ab  illo  dimoveremur  proposito. 
Haec  inter  Serenitatem  Vestram  nostris  convenire  non  destitimus  literis, 
quatenus  debitis  rebus  nostris  adesset  auxiliis,  sed  propriis  se  a  nostro 
subsidio  exemptam  affirmat  periculis;  si  periculorum  titulo  censenda, 
quae  superata  defensione  vicinis  inferantur:  vano  amplius  consilii  et  opis 
nostrae  usu.  Quare  justior  nobis  posthac  conquerendi  foret  occasio,  si 
nobis  debita  vel  differentur  vel  negarentur  auxilia. 

consilii  in  hunc  respondetur  modura,  misisse  Regiam  Maiestatem  suo  et  Reipublicae 
nomine  ad  S.  Electorem  Br.  ablegatum  suum  g.  d.  VI.  Skoraszewski  Vexilliferum 
palatinatus  Posnaniensis.  Quae  legatio  dum  foederi  Bidgostiensi  nititur  eiusque 
executionem  requirit,  iustissimum  censetur  negotium  dicti  foederis  tantisper  suspendere 
renovationem  ut  et  fendi  recognitionem  ad  reditum  supra  memorati  ablegati. 
i)  S.  oben  S.  89. 

8* 


116  I.  Brandenburg  und  Polen  lf>73 — 1G79. 

Scripsimus  itidem  Serenitati  Vestrac  pro  Comite  a  Sliven1)  odio 
religionis  catholicae  aulicum  per  Judicium  in  Prussia  gravato.  Quam 
ingcns  sit  jam  inibi  crimen  parenti  catholico  sacro  de  fönte  levasse  sacer- 
dotis  per  manus  primo  et  secundo  gcnitam  sobolem!  inde  triginta  milia 
imperialium  imposita  multa!  quod  alius  non  patitur  nisi  qui  religionem 
tractatuum  Varsaviensium  in  anno  1611  et  Bidgostiensium  laesam  velit, 
odio  Romanae  Ecclesiae.  At  pro  responso  legimus  querelam  de  erecto 
ad  Birsani  catholico  templo,  quasi  vicinum  consilium  accuratiorem  rerum 
nostrarum  vendicaret  curam  quam  legitima  locique  potestas.  Cum  e  con- 
verso  haereditatis  authoritas  fundi  directum  patrocinium  nee  exeludat 
nee  explodat.  llabent  Birsarum  haeredes  Magni  Ducatus  Lituaniae  tribu- 
nalia,  ubi  de  injuriis  in  competentiori  foro  contra  suos  valent  agere 
coneives.  Nobis  constat  catholicum  inibi  fuisse  templum,  nee  erectum 
ad  praesens  sed  refectum. 

Tertio  loco  de  gravaminibus  Postae*)  Hterariae  egimus,  dum  viola- 
tione  sigillorum  et  ingentibus  aggraviis  tollitur  hoc  societatis  humanae 
commercium  magno  mercatorum  nostrorum  detrimento.  Ketulimus  a 
Serenitate  Vestra  responsum,  quod  remedium  adferre  videbatur  malo,  nisi 
de  novo  edoceremur  de  crescentibus  in  dies  vecturae  litterariae  pretiis 
in  tantum,  ut  omnino  cessatura  sint  illa  commercia.  Quare  dum  hac  de 
re  fusius  Ablegatus  Noster  cum  reliquis,  quae  ipsi  coramiseramus,  coram 
Serenitate  Vestra  exponet,  Nos  prosperam  eidem  exoptamus  animo  vale- 
tudinem  felicibusque  potiri  votis  desideramus.8) 


Puncta  legationis  Serenissimi  Regis  Poloniae  ad  Serenissimuni 
Electorem  Brandeburgicum   16.  Mai  1676. 

[Verlangen  der  Hilfeleistung  gegen  die  Türken  mit  Truppen  oder  Geld.     Beschwerde 

über  die  Klage  des  Kf.  bei  auswärtigen  Fürsten,  über  das  Verfahren  gegen  den  Grafen 

Schlieben,  Ilcmroung  des  Postverkehrs,  Fortnahme  der  Sachen  Liliehoecks.] 

K>.  Mai  Ut  S.  Elector  assistere  velit  Reipublicae  Polonae  tamquam  perpetuu9 

foederatus  et  auxilia  ferre  adversus  immanem  orbis  christiani  praedonem 

l)  S.  oben  S.  105  f. 

*)  S.  oben  S.  104  ff. 

*)  Vgl.  über  dieses  Schreiben  den  Bericht  Bai  uze's  vom  8.  Mai  1676  (Acta 
h ist.  III,  S.  250f.).  —  Unter  demselben  Datum  (13.  April  1676)  ist  auch  das  Kreditiv 
König  Johanns  für  Skoraszewski  ausgestellt,  beide  Schreiben  hat  Kf.  jedenfalls 
erst  durch  diesen  Mitte  Mai  erhalten.  S.  über  dessen  Sendung  Pufendorf  I.  XIV, 
§  5  (S.  1008). 


Sendung  Skoraszewski's.  H7 

Turcam  tum  ex  vi  paetorum  Bidgostiensium  tum  memor  quod  Sere- 
nissimi Reges  et  Respublica  Polona  tarn  amplis  dominus  auxerint  Serc- 
nissimos  Electores  ßrandenburgicos,  multaquae  connivebunt  et  connivent 
omnia  in  gratiam  bonae  amicitiae  cum  Serenissimis  Electoribus  tolerando. 
Iustum  itaque,  ut  S.  Elector  mutua  certet  magnanimitate  cum  Republica 
Polona  et  haec  auxilia  ferat  quae  ferre  tenetur. 

Si  impossibile  in  tarn  arcto  tempore  S.  Electori  occupato  bellis  mittere 
auxiliares  copias  in  aciem  contra  paganos,  tunc  pro  hoc  anno  tot  bellis 
exhaustae  Reipublicae  iusta  summa  pecuniaria  succurrat  S.  Elector,  modo 
ut  realis  et  absque  dilatione. 

Dolor  S.  Regis  Poloniae  ex  eo  fönte,  quod  S.  Elector,  querimonias 
suas  intulerit  in  aulis  principum  exterorum,  quod  S.  Rex  noluerit  nee 
iusserit  per  dominia  sua  exercitum  in  Prussia  contractu m  contra  Suecos 
transmittere,  imo  bellum  statuerit  inferre  S.  Electori.  Hinc  literae  fuerunt 
ad  S.  Maiestatem  a  S.  Rege  Daniae  et  a  Statibus  Holandiae.  Igitur  quo 
ardentius  et  diligentius  ad  postulationem  S.  Electoris  hoc  egerit  S.  Rex, 
ne  a  Suecis  Ducalis  Prussia  invaderetur,  eo  maiorem  dolorem  habet  ex 
istis  querimoniis  S.  Electoris,  quae  ledunt  aestimationem  eius  Maiestatis, 
qui  pro  universa  Christianitate  bella  in  persona  sua  gerens  de  istis 
cruentissimis  conflictibus  non  cogitat,  qui  fundunt  christianum  sanguinera. 

Movet  etiam  dolorem  in  corde  S.  Regis  agravacio  Comitis  a  Sliven, 
quam  patitur  odio  catholicae  religionis,  quasi  hoc  ingens  crimen  sit  in 
Prussia,  ubi  indemnitati  catholicae  religionis  traetatu  Varsaviensi  et  Bid- 
gostiensi  abunde  provisum,  puerum  baptizare  ritu  catholico  et  exinde 
suecumbere  muletae  30  millium  thalerorum,  quae  omnia  fiunt  odio 
catholicae  religionis,  cui  non  licet  tuto  subsistere  sub  scuto  et  tuitione 
paetorum. 

In  dominus  S.  Electoris  convelluntur  societatis  humanae  comercia 
per  aggravationem  et  intereeptionem  Postae  in  Poloniam  euntis,  et  licet 
per  R.  P.  Hacky  et  literas  suas  expostulaverit  S.  Rex  de  hoc  gravamine, 
nullam  tarnen  a  S.  Electore  satisfactionem  reeepit,  imo  aueta  sunt 
gravamina. 

Legatus  Sueticus1)  iure  gentium  vallatus,  nulla  re  noeivus  Suae  S. 
Electorali  Celsitudini,  imo  profieuus,  nam  indemnitati  Prussiac  Lemburgi 
et  Bitovi  cooperans,  dum  ad  amicum  prineipem  ibat,  res  eius  interci- 
piuntur.    Incumbit  itaque  Suae  R.  Maiestati,  quoniam  ad  Se  euntem  hie 

J)  Liliehoeck. 


118  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1670. 

casus  afflixit,   apud  S.  Electorem  instare,   sicut  per  me  legatum  säum 
instat,  ut  ei  ablata  restituantur. 

NB.  Multiloquio  et  multa  ratio n um  consignatione  nolo  molestus 
esse,  has  enim  exposui  in  privato  colloquio  S.  Electori.  Deus  optimus 
maximus  dare  dignetur,  ut  haec  mea  expeditio  cedat  ad  maiorem  eins 
maiestatis  gloriam,  quietem  et  pacem  publicam  et  totius  Christianitatis 
emolumentum,  paganorum  depressionem.  Quae  Deo  favente  virtute  pru- 
dentia  —  Regis  —  subsequentur.  Tantum  non  multum  disputate  sed 
Polonis  auxilia  date. 


Resolution  des  Kurfürsten  auf  das  Schreiben  des  Königs  vom 

13.  April  und  auf  die  Proposition  Skoraszewski's.    D.  Ooloniae 

ad  Spreara  16./[26.]  Mai  1676.1) 

[Verlangen  der  Bestätigung  der  Pakten,  vorläufige  Unmöglichkeit  der  Hilfeleistung, 
Zurückweisung  der  Beschwerden.] 

26.  Mai  ad  I.    1.  Kf.  hat  Polen  in  dem  früheren  Kriege  mit  Schweden   in  nach- 

drücklichster Weise  Hilfe  geleistet  and  seine  Freundschaft  bewiesen.  Er  be- 
dauert, daß  er  jetzt  durch  Schweden  verhindert  wird,  dasselbe  zu  tun.  Da  aber 
trotzdem  auf  Grund  der  Pakten  von  ihm  Hilfstruppen  verlangt  werden,  so  weist 
er  darauf  hin,  daß  in  diesen  Pakten  jedesmalige  Erneuerung  des  ewigen  Bünd- 
nisses nach  der  Wahl  eines  neuen  Königs  in  Polen  oder  der  Nachfolge  eines 
neuen  Herzogs  in  Preußen  vorgeschrieben  ist,  daß  sein  Gesandter  diese  Erneuerung 
erbeten,  aber  nicht  erlangt  hat,  daß  aber  billigerweise  erst  durch  eine 
solche  Bestätigung  der  Pakten  die  Grundlage  gelegt  werden  muß,  auf  welcher 
Forderungen  erhoben  werden  dürfen. 

2.  Kf.  hat  zweimal  der  Republik  Hilfstruppen  geschickt  und  zwar  mit  mehr 
Kosten,  als  in  den  Pakten  bestimmt  wird,  da  er  statt  Fußsoldaten  Dragoner 
gestellt  und  selbst  deren  Unterhalt  übernommen  hat,  obwohl  er  nach  den  Pakten 
nur  beim  Ausbruch  eines  neuen  Krieges,  nicht  in  jedem  einzelnen  Feldzuge  zur 
Hilfeleistung  verpflichtet  ist,  und  zwar  sind  diese  Truppen  nicht  nur  zur 
Musterung,  sondern  zum  Kriege  geschickt  worden,  in  welchem  sie  nach  dem 
eigenen  Zeugnis  des  Königs-)  ihre  Schuldigkeit  getan  haben. 

3.  Nach  dem  Völkerrechte  ist  der  selbst  in  seiner  Heimat  Gefährdete  nicht 
zur  Hilfeleistung  verpflichtet.     Dieses  ist  aber  bei  Kf.  im  höchsten  Maße  der 


>)  Bei  den  Akten   befindet  sich  auch  das  Protokoll   einer  am   16./26.  Mai  von 
v.  Somnitz  und  v.  Gladebeck  mit  Skoraszewski  abgehaltenen  Konferenz. 
2)  S.  oben  S.  85. 


Resolution  auf  Skoraszewski's  Proposition.  H9 

Fall,  der,  um  seine  von  Schweden  bedrohten  Lande  zu  schützen,  die  schwedischen 
Gebiete  angreifen  muß. 

4.  Der  König  hat  selbst  in  einem  Schreiben  an  den  Herzog  von  Croy  vom 
7.  Februar  1675  es  für  billig  erklärt,  daß  dem  Ef.  seine  Hilfstruppen  zurück- 
geschickt wurden,  es  würde  jetzt  sehr  unbillig  sein,  demselben  in  solcher  Gefahr 
Truppen  zu  entziehen. 

Kf.  erkennt  die  Freundschaft  der  Republik  gegen  ihn  an  und  will  nicht 
erwähnen  oder  sich  dessen  rühmen,  was  er  und  seine  Vorfahren  für  diese  getan 
haben.    Hier  aber  handelt  es  sich  darum,  was  aus  den  Pakten  sich  ergibt 

Mit  Geld  der  Republik  zu  helfen,  ist  Kf.  jetzt,  wo  der  Krieg  mit  Schweden 
ihm  die  größten  Kosten  verursacht,  nicht  imstande.  Sobald  er  seine  Lande 
beruhigt  und  den  Feind  zurückgedrängt  hat,  ist  er  bereit,  der  Republik  mit  viel 
zahlreicheren  Truppen,  als  er  durch  die  Pakten  verpflichtet  ist,  zu  Hilfe  zu 
kommen.  Damit  seine  Bereitwilligkeit  noch  mehr  erhelle,  cediert  er  dem  König 
und  der  Republik  50000  Taler  von  der  ihm  für  Elbing  versprochenen  Summe, 
doch  unter  feierlichem  Protest,  daß  er  dazu  nicht  verpflichtet  ist,  und  unter  Vor- 
behalt seiner  Rechte  auf  Elbing  und  sonstigen  Befugnisse. 

ad  II.  Über  die  gegen  ihn  gerichteten  Machinationen  des  schwedischen 
und  des  französischen  Gesandten  am  polnischen  Hofe  hat  sich  Kf.  bei  dem  Könige 
selbst  in  seinem  Schreiben  vom  28.  Juli  1675  beschwert  und  in  gleicher  Weise 
hat  er  an  den  König  von  Dänemark  und  seine  anderen  Bundesgenossen  ge- 
schrieben. Darin  sind  unpassende  Klagen  oder  etwas  für  den  König  Beleidigendes 
nicht  zu  finden.  Den  König  mit  Schweden  zu  verfeinden  ist  ihm  nie  in  den 
Sinn  gekommen.  Daß  der  König  sich  um  die  Sicherung  Preußens  bemüht  hat, 
dafür  hat  er  demselben  gedankt  und  weiß  ihm  auch  jetzt  Dank,  denn  derselbe 
hat  damit  getan,  was  den  Pakten  entspricht.  Truppen  aus  Preußen  gegen  seine 
Feinde  zu  schicken  ist  Kf.  als  souveräner  Herr  des  Landes  berechtigt.  Den 
Durchzug  braucht  er  nach  den  Pakten  nicht  immer  dem  Könige,  sondern  nur 
den  Gubernatoren  anzuzeigen.  Dies  ist  dem  Palatin  von  Pommerellen  gegenüber 
geschehen,  dieser  aber  hat  denselben  verweigert  und  dagegen  protestiert,  und 
daß  auch  der  König  derselben  Meinung  ist,  zeigt  dessen  Schreiben  vom  13.  April. 
Daß  der  König  gegen  ihn  Krieg  vorhabe,  hat  Kf.  niemals  geschrieben,  sondern 
nur,  daß  Schweden  und  Frankreich  sich  bemühten,  ihn  dazu  zu  bewegen. 

ad  III.  Graf  Seh  lieben  hat  die  Strafe  von  30000  Talern  sich  selbst 
und  zwar  unter  Bürgschaft  zuerkannt.  Daß  dieses  Urteil  aus  Haß  gegen  die 
katholische  Religion  gefällt  sei,  ist  unwahr  und  für  das  preußische  Gericht  be- 
leidigend. Tausende  von  Kindern  werden  in  den  Landen  des  Kf.  katholisch 
getauft,  ohne  daß  deswegen  irgend  jemand  behelligt  oder  bestraft  würde. 

ad  IV.  Die  Klagen  gegen  die  Post  werden  wiederholt,  aber  ohne  daß 
etwas  Bestimmtes  wegen  Eröffnung  der  Briefe  oder  Erhöhung  des  Portos  an- 
geführt wird.  Wenn  dieses  geschehen  wird,  wird  Kf.  so  darüber  entscheiden, 
daß  der  König  wird  zufriedengestellt  werden. 

ad  V.  Liliehoeck  ist  ohne  kurfürstlichen  Paß  und  ohne  daß  er  sich 
als  Gesandter  ausweisen  konnte,  durch  feindliches  Gebiet  gereist.    Daß  ihm  dort 


120  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

von  den  Soldaten  des  Kf.  Schaden  zugefügt  worden  ist,  hat  er  sich  selbst  zu- 
zuschreiben. Derselbe  hat  sich  ferner  in  für  einen  Gesandten  ungehöriger  Weise 
benommen. 

ad  VI.  Daß  Aeg.  Strauch»)  schwedischer,  d.  h.  feindlicher  Minister  und 
Rat  ist,  haben  die  bei  ihm  bei  seiner  Gefangennehmung  gefundenen  Briefe  er- 
geben, er  ist  daher  nach  Kriegsrecht  gefangen  genommen  worden.  Außerdem 
hat  er  sich  schon  in  Danzig  als  dem  Kf.  feindlich  gesinnt  erwiesen  und  dort 
sowohl  wie  auch  in  seiner  Heimat  Unruhen  unter  seinen  Glaubensgenossen  erregt. 
Er  ist  daher  zur  Strafe  reif,  doch  wird  diese  ihm  nur  auf  gerichtlichem  Wege 
zuerkannt  werden.  Sollte  er  aber  in  der  Danziger  Angelegenheit  zu  verhören 
sein,  so  soll  dies,  wenn  der  König  es  wünscht,  im  Gefängnis  geschehen.') 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Craeau 
28.  Juni  1676. 

[Einfluß  Frankreichs  am  polnischen  Hofe.    Vorschlag,  dem  König  die  Friedens- 
vermittlung in  Nim  wegen  anzubieten.] 

28.  Juni  Da3)    seitens   des  Königs  Sincerationen  der  Freundschaft  geschehen  und 

dennoch  viele  von  den  Ständen  und  Offizieren  sich  warnend  oder  drohend  äußern, 
so  bemüht  er  sich,  hinter  den  rechten  Grund  zu  kommen.  Namentlich  hat  er 
solche,  die  bei  Hofe  vor  anderen  beliebt  und  angesehen  sind,  ersucht  zu  helfen, 
zwischen  dem  Könige  und  Kf.  festes  Vertrauen  zu  stiften.  Sie  machen  ihm 
aber  dazu  fast  keine  Hoffnung,  falls  nicht  ein  durchgehender  Frieden  im  Reich 
erfolgen  sollte,  da  Frankreich  sich  bei  Hofe  so  festgesetzt  habe,  daß  es  schwerlich 
von  der  Stelle  zu  rücken  sei.  Kf.  hat  sich  also  bei  jetzigen  Konjunkturen  von 
diesen  Leuten  wenig  Gutes  zu  versehen. 

Einige  Wohlaffektionierte  meinen,  Kf.  könnte  sich  vor  den  französischen 
und  schwedischen  Machinationen  an  diesem  Hofe  nicht  besser  sichern,  als  wenn 
er  nach  erfolgtem  Frieden  mit  den  Türken  den  König  zum  Mediator  bei  der 
Friedensverhandlung  in  Nimwegen  annehmen  würde.  Er  hat  erwidert,  dergleichen 
müsse  bei  allen  Alliierten  angebracht  werden. 

l)  S.  über  dessen  inzwischen  erfolgte  Gefangennahme  und  über  diese  Ver- 
wendung des  Königs  für  ihn  Hirsch,  Der  Große  Kurfürst  und  Dr.  Aegidius  Strauch, 
S.  197ff.,  212f. 

3)  Das  Rekreditiv  des  Kf.  für  Sk.  ist  Coloniae  18./28.  Mai  1676  ausgestellt 
*)  Vgl.  den  Bericht  des  Bischofs  von  Marseille  an  Ludwig  XIV.  vom  24.  Mai 
1676  (Acta  hist.  111,  S.  261). 


Vorschläge,  den  König  umzustimmen.  121 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  im  Feldlager  vor  Anklam 
16. /[26.]  Juli  1676.     (Conc.  O.  v.  Schwerin.) 

[Auf  die  Relation  vom  28.  Juni.     Zu  machende  Versuche,  den  König  umzustimmen. 

Ernennung  v.  Tettau's  zum  zweiten  Kommissar  für  die  Erneuerung  der  Pakten.    Die 

Mediation  des  Königs.     Dem  Erzbischof  zu  machende  Versicherungen.] 

Er  wünscht  mit  dem  Könige  und  der  Republik  in  guter  Vertraulichkeit  26.  Juli 
zu  bleiben,  bat  dem  Könige  auch  nie  Ursache  zu  solcher  Erweisung,  wie  H. 
meldet,  gegeben.  II.  soll  sich  also  bemühen,  daß  demselben  solche  übel  ge- 
gründete Information  benommen  werde.  Da  der  Bischof  von  Krakau  mit  der 
ihm  gegebenen  Information  sehr  zufrieden  gewesen  ist,  so  wäre  ihm  sehr  lieb, 
wenn  derselbe  solches  auch  an  den  König  bringen  und  denselben  wieder  zu 
vertraulicher  Korrespondenz  zu  disponieren  suchen  sollte.  Da  nach  dem,  was 
der  Reichs untertruchseß1)  an  H.  geschrieben,  der  König  die  pacta  renovieren 
lassen  will,  jedoch  zwei  Kommissare  dazu  von  jeder  Seite  begehrt,  so  will 
Kf.,  ohne  daß  er  sich  verbunden  hält,  es  jedesmal  zu  tun,  sich  dazu  diesmal 
verstehen  und  ihm  den  Hauptmann  zu  Loitz  v.  T  et  tau2)  adjungieren.  H.  soll 
daher  dahin  bedacht  sein,  daß  die  renovatio  ehestens  werkstellig  gemacht  werde, 
und  dann  demselben  rechtzeitig  davon  Nachricht  geben. 

Wegen  des  Postwesens  weiß  er  nicht,  worin  er  dem  König  etwas  nach- 
geben könnte,  er  hofft  vielmehr,  der  König  werde  ihm  darin  in  Danzig  mehr 
als  bisher  zugeben. 

Mit  Gartengewächs3)  und  dergl.  will  er  dem  König  gern  an  die  Hand  gehen, 
am  besten  wäre  es,  wenn  der  König  deswegen  einen  seiner  Gärtner  zu  rechter 
Zeit  herüber  schickte. 

Der  König  hat  leicht  zu  ermessen,  daß  dessen  Mediation  ihm  gar  nicht 
zuwider  sein  würde.  Derselbe  müßte  sie  aber  allen  Alliierten  offerieren,  und  da 
unter  diesen  einige  sind,  die  wohl  Schwierigkeiten  machen  würden,  so  hat  er 
zu  überlegen,  ob  er  ein  solches  Anerbieten  hazardieren  wolle. 


■)  Hieronymus  Olszowski,  Bruder  des  Erzbischofs. 

*)  In  einem  Schreiben  von  demselben  Datum  zeigt  Kf.  diesem  an,  daß  er  ihn 
nebst  v.  Hoverbeck  zu  seinem  Kommissar  bei  der  Erneuerung  der  Pakten  ernannt 
habe,  und  weist  ihn  an,  sich  zur  Reise  nach  Polen  bereitzuhalten. 

*)  Wie  aus  einem  Schreiben  St.  Niemirycz's  an  Kf.  (d.  Neuenburg  28.  August 
1676)  zu  ersehen  ist,  hatte  der  König  durch  v.  Hov.  den  Kf.  um  rarites  du  jardin 
gebeten.  Derselbe  bemerkt,  die  Sendung  von  Bäumen  werde  der  vorgerückten  Jahres- 
zeit wegen  nicht  mehr  möglich  sein,  vorläufig  werde  der  König  mit  oignons  et  plantes 
de  diverses  fleurs  rares  et  odoriferantes  zufrieden  sein.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Kreckow 
vor  Stettin  12./22.  September  1676),  er  werde  die  vom  König  verlangten  Raritäten  und 
Gartengewächse  demselben  zukommen  lassen  und  einen  seiner  Gärtner  mitschicken, 
die  kleinen  Bäume  aber  würden  in  diesem  Jahre  kaum  geschickt  werden  können. 


122  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Die  Intention  des  Erzbischofs1)  ist  genugsam  bekannt.  H.  soll  jedoch 
keine  Gelegenheit  verabsäumen,  ihn  seiner  Affektion  zu  versichern,  ihm  zu 
melden,  daß  er  ihm  sein  Interesse  rekommendieren  lasse  und  ihm  seine  Erkennt- 
lichkeit in  der  Tat  bezeugen  wolle. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
28.  Juli  1676. 

[Ruckkehr  nach  Warschau.    Beabsichtigte  Reise  der  Konigin  nach  Frankreich. 
Gunstige  Erklärungen  des  Bischofs  von  Posen.] 

28.  Juli  Da  Kf.  ihm  reskribiert  hat,    er  halte   es  nicht   für  nötig,    daß    er  dem 

Könige  nach  Reußen  ins  Lager  folge,  und  dieser  es  auch  schwerlich  gestatten 
würde,  so  bat  er  von  Krakau  aus  an  Gninski,  den  einzigen  Senator,  der  außer 
dem  Feldherrn  sich  bei  Hofe  befindet,  geschrieben  und  ihn  gebeten,  die  Depu- 
tation eines  Kommissars  zur  Renovation  der  Pakten  zu  befördern  und  auch  sonst 
sich  der  Interessen  des  Kf.  anzunehmen.  Als  er  darauf  aber  erfahren,  daß  die 
Königin  beschlossen  habe,3)  sich  nach  den  Bourbonischen  Bädern  zu  begeben 
und  am  7.  von  Jaworoff  aufzubrechen,  um  zu  Wasser  nach  Danzig  zu  gehen, 
und  daß  der  König  sie  bis  Casimir  begleiten  werde,  hat  er  für  ratsam  erachtet, 
auch  zu  Wasser  zu  gehen,  um  Gelegenheit  zu  erhalten,  die  Königin  und  auch 
wohl  den  König  selbst  zu  sprechen,  zu  informieren  und  sondieren.  Doch  ist 
dieses  nicht  geglückt,  da  der  König  wegen  Unpäßlichkeit  noch  nicht  aufgebrochen 
ist.  Des  ungewöhnlich  niedrigen  Wasserstandes  wegen  hat  er  drei  Wochen  auf 
der  Reise  zubringen  müssen,  daher  auch  solange  nicht  berichtet. 

Unterwegs,  fünf  Meilen  von  hier,  zu  Gura,  hat  er  den  Bischof  von  Posen 
Wierzbowski,  der  dort  eine  Calvariam  zur  neuen  Wallfahrt  anlegt,  getroffen. 
Derselbe  erklärte  ganz  ohne  Scheu  auch  in  Gegenwart  seiner  Domherren,  die 
Wohlfahrt  der  Republik,  besonders  seiner  Landsleute,  der  Großpolen,  bestehe 
darin,  daß  die  Schweden  aus  ihrer  Nachbarschaft,  von  des  Römischen  Reiches 
Boden  entfernt  würden,  der  König  würde  nicht  eher,  bis  er  sie  alle  zu  Boden 
getreten  hätte,  Frankreich  und  Schweden  zu  gefallen  dem  Kf.  eine  Diversion 
zu  machen  vermögen.  Auch  die  Armee  sei  den  französischen  und  schwedischen 
Dcsseinen  zuwider,  überdies  sei  beschlossen,  sobald  nur  der  Frieden  mit  den 

l)  v.  Hoverbeck  und  Scultetus  hatten  mit  diesem  weiter  durch  Opacki 
verhandelt.  Letzterer  schreibt  an  Scultetus  aus  Warschau  am  13.  Juni  1676,  der 
Erzbischof  habe  dem  Abgesandten  der  Großpolen  Korszeniewski  versprochen,  sich 
beim  König  wegen  der  Konfirmation  der  Pakten  zu  verwenden:  Fient  igitur  haec  ex 
voto  Ser.  El.,  dumraodo  et  vos  faciatis  secretumque  servetis,  prout  inter  nos  conventum  est. 

*)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  vom  12.  Juni  und  20.  Juli  1676 
(Acta  hist.  III,  S.  262,  275,  519). 


Mitteilungen  des  Bischofs  von  Posen  und  des  K.  G.  Kanzlers.  123 

Türken  erfolgt  sei,  bar  Geld  zur  Abdankung  der  Armee  aufzubringen.  Dafür 
aber  wollte  er  nicht  gut  sein,  daß  nicht  etwa  dem  Kaiser  eine  Diversion  in 
Ungarn  gemacht  werden  sollte.  Er  berichtete,  der  König  hätte  sein  und  anderer 
Senatoren  Bedenken  wegen  der  Reise  der  Königin  erfordert,  er  hätte  sie  wider- 
raten, jetzt  sei  dieselbe  aber  doch  beschlossen.  Er  erbot  sich,  weiter  mit  ihm 
zu  kommunizieren,  und  riet,  K f.  mochte  dem  Könige  in  allen  möglichen  Dingen 
zu  gefallen  leben,  damit  die  Stände  desto  mehr  einsähen,  daß  man  keine  Ursache 
habe,  seinen  Feinden  beizupflichten. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Custrin 
25.  Juli/[4.  August]  1676. 

[Besuch  beim  K.  G.  Kanzler  und  bei  Breza.    Mitteilungen  derselben  über  die 

Konföderation,   über  die  Absichten  des  Hofes  und  über  die  zur  Vereitelung 

derselben  anzuwendenden  Mittel.] 

Er  hat  sich1)  nach  der  zu  Driesen  gehaltenen  Kommission  zu  dem  K.  G.  4.  Aug. 
Kanzler  nach  Goschlin  begeben  und  demselben  mitgeteilt,  was  K f.  zur  Gegen- 
information auf  die  vom  Könige  den  großpolnischen  Woiwodschaften  erteilte 
Resolution  notieren  lassen.9)  Der  Kanzler  fand  diese  notas  sehr  gut  und  ver- 
sprach sie  unter  dem  Adel  bei  bevorstehender  Hegung  der  Landgerichte  in  Posen 
zu  spargieren,  damit  sie  den  Betrug  und  die  Ausflüchte  des  Hofes  desto  besser 
erkennten.  Er  maß  alles  Gninski  und  Bakowski  bei,  die  von  Frankreich 
dazu  erkauft  wären.  Die  Reise  der  Königin,8)  meinte  er,  würde,  wenn  nicht 
ganz  eingestellt,  doch  verschoben  werden,  da  er  und  andere  Senatoren,  von  denen 
der  König  ein  schriftliches  Gutachten  darüber  gefordert,  dieselbe  widerraten 
hätten. 

Von  einer  Konföderation,4)  sagte  der  G.  Kanzler,  müßte  wohl  etwas  ob- 
handen  sein,  da  sowohl  der  K.  G.  Feldherr  wie  auch  der  litauische  G.  Feld- 


!)  Kf.  hatte  (d.  Cöln  29.  Juni/[i>.  Juli]  1676)  Sc,  dessen  Vorschlägen  gemäß, 
beauftragt,  zu  dem  K.  G.  Kanzler  zu  reisen,  um  ihn  von  dem,  was  bei  der  vom 
König  den  großpolnischen  Ständen  erteilten  Resolution  (s.  das  Schreiben  des  Bischofs 
von  Marseille  vom  3.  Juli  1676,  Acta  h ist  III,  S.  519)  zu  notieren  sei,  zu  informieren 
und  Erkundigungen  über  die  Konföderation  einzuziehen. 

*)  Die  Geheimen  Räte  in  Berlin  hatten  gegen  die  von  der  polnischen  Kanzlei 
den  großpolnischen  Deputierten  erteilte  Antwort,  in  welcher  dem  Kf.  vieles  aufgebürdet 
werde,  was  sich  in  facto  anders  verhalte,  durch  v.  Somnitz  eine  Gegeninformation 
abfassen  lassen,  welche  vom  Kf.  gebilligt  und  darauf  an  v.  Hoverbeck,  Scultetus 
u.  a.  zur  Verbreitung  in  Großpolen  mitgeteilt  wurde. 

*)  S.  oben  S.  122. 

4)  Sc.  hatte  6.  Juni  1676  dem  Kf.  berichtet,  daß  Krzycki  und  Breza  nach 
Thorn  gereist  seien,  um  dort  heimlich  mit  einigen  aus  Litauen  wegen  einer  Konföderation 


124 


L  Brandenburg  und  Pulen  1K73—  167$, 


hcrr  mit  dem  König  sehr  unzufrieden  waren  und  den  Adel  m&glkfost  miuin- 
zu  flechten  suchten,  der  Hof  hätte  aber  schon  Wind  davon  bekommen  und  der 
König  bemühte  sieb,  die  Soldaten  zu  gewinnen  und  von  der  Affektion  des  Feld* 
iierrn  abzuziehen.  Es  sei  zu  fürchten,  daß.  wenn  nach  Abschluß  des  Friedens 
mit  den  Türken  auf  der  im  Dezember  angesetzten  Kommission  zu  Keusch 
Lemberg  seitens  der  Republik  die  Abdankung  der  Armee  gefordert  werden 
sollte,  der  König  etliche  abgedankte  Regimenter  unter  dem  Schein,  als  halten 
sie  eine  Konföderation  unter  sich  gemacht,  an  sich  ziehen  und  durch  die  Finger 
sehen  würde,  daU  dieselben,  um  dem  Adel  nicht  beschwerlich  zu  fallen,  im 
Herzogtum  PreuÜen  und  in  Kurland  die  Winterquartiere  nähmen,  Dem  vor* 
stilkommen  sehe  er  kein  ander  Mittel,  als  dem  Adel  die  Inkonvenientien,  welch** 
dns  Vorhaben  des  Hofes  nach  sich  ziehen  wurde,  wohl  vorzustellen.  Er  selbst 
erklärte  sich  dazu  bereit,  klagte  aber,  daß  er  fast  keinen  vornehmen  Herrn  in 
(i.  Polen  fände,  mit  dem  er  deswegen  vertraut  umgehen  konnte,  da  der  Woiwode 
von  Kaiisch,  Opalinski,  durch  die  Assekuratton  des  Generalats  in  G.  Polen 
nach  seinem  Tode  von  dem  Hofe  so  gut  als  halb  gewonnen  sei*  Er  hat  ihn 
auf  Krzycki  und  Breza  verwiesen  nnd  erklärt^  falls  der  König  unter  irgend- 
einem Vorwande  die  Armee  nach  Preußen  in  die  Winterquartiere  schicke,  werde 
Kf.  die  seinige  nach  G.  Polen  marschieren  lassen. 

Er  hat  sich  nachher  auch  zu  ßreza  auf  dessen  unter  der  Starostei  Crohnc 
gelegene  Güter  begehen  und  mit  ihm  auch  zuerst  von  der  Konföderation  ge- 
sp  rochen.  Br.  behauptete,  dieselbe  bezwecke  eigentlich  Erhaltung  der  Freiheit 
t$es  Vaterlandes  und  Abwendung  des  Krieges  mit  den  Nachbarn  und  sei  von 
nachbenaunten  guten  Freunden  gemacht  und  unterschrieben  worden:  Dem 
Woiwoden  von  Troc«  Oginski,  dem  litauischen  Gt  Feldherrn  Pac,  dem  Kastellan 
von  Kamin iecj  Szilinski,  dem  K*  G.  Feldherrn  Wisnowiecki.  von  Czarnecki 
und  Pienaseck.  Dieselben  hätten  vorher,  wahrend  des  Reichstages  zu  Krakau, 
zu  dem  kaiserlichen  Gesandten  Baron  llerward  und  dem  Residenten  Suron^ki 
geschickt  und  gefragt,  ob  sie  im  Kotfall  vom  Kaiser  Hilfe  zu  erwarten  hätten. 
Die  Resolution  des  Kaisers  darauf  habe  sich  fange  verzögert  jetzt  aber  habe 
Herward  eine  günstige  in  Aussicht  gestellt  und  es  stehe  nun  zu  erwarten, 
wie  sich  Kf.  auf  einen  solchen  Fall  erklären  wurde,  der  auch  grotte  Ursache 
hätte,  der  Konfoderierten  partes  zu  halten  und  zu  verhüten,  daß  der  König  die 
Republik  über  den  Haufen  werfe.  Auch  er  behauptete,  der  König  suche  das 
Vertrauen  zwischen  dem  Keldherrn  und  der  Armee  zu  stören  und  die  Soldaten, 
welche  sich  nicht  wollten  abdanken  lassen,  an  sich  zu  ziehen,  er  wolle  zulassen, 
daü  dieselben  sub  spede  confoederatiouis  pro  rege  "Winterquartiere  in  Preullen 
und  Kurland  nähmen.  Um  dem  vorzubeugen,  müßten  beizeiten  auf  den  Land* 
tagen  dem  Adel  die  arglistigen  Anschläge  des  Hofes  enthüllt  und  bewirkt  werden, 
daß  einige  ihres  Mittels,  besonders  Krzycki,  nach  Lemberg  deputiert  wurden-  um 
auf  des  Hofes  Aktionen  acht  zu  geben  und  gegen  solche  Praktiken  zu  protestieren. 


ni.liT  den  Knnig  tn  berateu,     S,  darüber  den  Stricht  Baltize'*  vom  H.Juli  M76 
(Act»  ht b  1.1  II,  S.  305,  Ä3Ö). 


l)ie  beabsichtigte  Konföderation.     Reise  der  Königin  nach  Damig, 


Er  riet  auch,  Kf.  möchte  die  Sache  am  kaiserlichen  Hofe  eifrig  treiben  lassen 
und   durch   Hoverbeck  an  den  K»  Feldherr n   und   an  Pac  ein  Kompliment 

■  abgehen  lassen. 
Beim  Abschied  hat  er  Hreza  die  10€0  Rtlr.  eingehändigt,  Krzycki  hat  die 
noch  übrigen  500  durch  den  Rittmeister  f.  d.  Goltz  erhalten. 

J.  v.  IIovcrl»eck  an  den  Kurfürsten*     D-  Warschau 
28.  August  1676. 

I  f enthalt  der  Königin  in  Danrig.     Rat,  den  Kurprinzen  nach  Preußen  zu  schicken. 
Absichten  des  Königs  in  Preußen*     Wi d  erfrechende  Nachrichten   aus  der  tkrame.] 

Aus  Danzig  ist  die  Nachricht  gekommen,  daß  die  Konigin1)  sich  in  die  2S*  Aug. 
Vorstadt  begeben,  dort  die  Bonrbonischen  Wässer  brauchen  und  dazu  vier  oder 
fünf  Wochen  dasei hsf  verbleihen  wolle.  Es  ist  aber  sehr  verwunderlich,  daß 
man,  weil  die  Reise  erst  vor  14  Tagen  auf  das  Vorjahr  verschoben  worden, 
solches  von  einem  so  weit  entlegenen  Orte  in  so  kurzer  Zeit  hat  herbeischaffen 
können,  oder  auch  daß  Bethune  noch  vor  der  Krankheit  so  viel  Vorsichtigkeit 
bei  sich  gefunden,  daß  er  es  mit  üherbracht.  Weil  Danzig  näher  als  Reusch- 
Lemberg  gegen  Bonrbon  gelegen,  werden  die  französischen  medici  außer  Zweifel 

■  dafür  halten,  daß  es  daselbst  kräftiger  als  in  Reu  Den  sein  werde. 
Dem  kurländischen  Gesandten  und  ihm  wird  auf  ihr  Suchen  keine  Resolution 
erteilt.  Es  scheint,  daß  der  König  nach  gehaltenem  großen  Kriegsrat  hierher 
kommen  und  dann  nach  Dan  zig  gehen  wird,  auf  welchen  Fall  Kf*  trotz  aller 
Sincerationen  wird  auf  der  Hut  zu  stehen  haben.  Er  weiß,  um  allem  Unheil 
vorzukommen  und  die  preußischen  Stände  in  Devotion  zu  halten,  keinen  besseren 
Rat,  als  je  eher  je  lieber  den  Kurprinzen  ins  Herzogtum  zu  schicken  und 
denselben  dort  so  lange  zu  lassen,  bis  Kf.  selbst  wird  herüberkommen  können* 
Wenn  das,  was  bei  den  Städten  Königsberg')  wider  oder  doch  ohne  des  Kf* 
Urdre  vorgegangen,  unterblieben  wäre,  wurde  ihm  besser  zu  Mute  sein*  Er 
weiß  wohl,  daß  der  Kurprinz  sich  jetzt  lieber  im  Lager  als  bei  so  widerwärtigen 
Staatshändeln  befinden  mochte,  aber  er  wird  hier  notiger  sein,  zumal  da  die 
Jesuiten  im  Lande  sind  und  auch  die  katholischen  Einwohner  und  etliche  von 
den  sogenannten  Synkretisten  nicht  aufhören  Lärm  zu  blasen  und  allerhand 
schädliche  Anschläge  gehen.  Demmler*)  befindet  sich  wieder  hier,  er  hat  aber 
bisher  nicht  erfahren  kirn  neu*  was  er  machiniere. 


'}  S,  den  Bericht  Bethune/s  vom  5.  August  und  ebendesselben  sowie  des 
Rischofs  von  Marseille  vom  80.  August  1676  (Acta  h ist.  IH,  S.  520  flu  308L)* 

■)  Gemeint  ist  die  im  Mai  1674  gegen  Königsberg  vorgenommene  gewaltsame 
Eiekution,     S.  V  rk.  u*  Akt.  XVf,2,  .S.  801  iL 

*)  Demmler,  ein  ehemaliger  lutherisch eT  Prediger  aus  Preußen»  der  katholisch 
geworden,  nach  Polen  gegangen  und  in  den  Dienst  des  Königs  getreten  war. 


126  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Die  Korrespondenz  mit  den  Malkontenten  in  Ungarn  währet  noch  immerzu, 
sowohl  Frankreich  als  auch  dieser  Hof  suchen  den  Marquis  de  Bethune  dort 
zu  stabilieren. 

In  Preußen  sucht  der  König  sich  und  seine  Nachkommen  festzusetzen: 
1.  durch  Güterkäufe,  2.  durch  Erwerbung  von  Putzke,  3.  durch  das  Bistum 
Ermland,  das  er,  sobald  nur  der  Bischof  zu  einem  höheren  Stift  wird  gelangen 
können,  seinem  Prinzen,  wenn  nicht  praevia  saecularisatione,  doch  per  admini- 
strationem  zugedacht.  Sollte  es  gelingen,  so  wird  der  Appetit  wachsen  und 
sich  nach  des  Kf.  Landen  umsehen. 

Von  Konföderierung  der  Armee  wird  wieder  geredet,  doch  glaubt  man, 
daß  in  solchem  Fall  sich  wohl  in  derselben  ebensoviel  gegen  wie  für  den  Hof 
finden  werden,  denn  nicht  nur  die  Häuser  Pac  und  Potocki,  sondern  auch 
der  Feldscbreiber  Czarnecki  sind  malkontent. 

Die  Zeitungen  aus  der  Ukraine  variieren  so,  daß  man  fast  Scheu  trägt, 
etwas  davon  zu  melden.  Bald  sucht  man  Frankreich  bei  den  Standen  dadurch 
angenehm  zu  machen,  daß  vorgegeben  wird,  der  König  hätte  mit  großem  Gelde 
den  Frieden  bei  der  Pforte  für  sie  erkauft,  bald  exaggeriert  man  die  Gefahr  so, 
als  wenn  keine  Hoffnung  wäre,  wieder  aufzukommen.  Wenn  Gott  des  Kf.  Waffen 
weiter  segnet,  werden  viele  Anschläge  von  selbst  fallen  und  niemand  das  Wasser 
getrübt  zu  haben  bekennen,  sondern  das  Übel,  das  man  nicht  hat  zufügen 
können,  für  eine  Guttat  anrechnen  und  deshalb  Dank  haben  wollen. 


J.  Scultetus  an  die  Geheimen  Räte.     1).  Custrin 
11. /[21.]  Oktober  1076. 

[Mitteilungen  und  Vorschläge  Breza's  und  Korzeniewski\s.     Versprechungen  des 
letzteren  an  den  K.  ü.  Feldherrn.] 

21.  Okt.  Auf  ihren  Befehl  vom  27.  September  hat  er  sich  sofort  nach  Posen  begeben 

und  dem  dort  eben  angekommenen  Starosten  Breza,  der  sich  fertig  machte, 
auf  die  Kommission  nach  Lemberg  zu  gehen,  des  Kf.  Interesse  rekommendiert. 
Breza  ineinte,  es  würde  dort  wohl  die  gesuchte  Konföderation  der  Armee  ver- 
hütet werden,  der  litauische  G.  Kanzler  Pac  hätte  ihm  geschrieben,  seit  der 
Ankunft  des  franzosischen  Gesandten  im  Lager1)  hatte  der  Diskurs,  mit  Kf. 
Krieg  anzufangen,  sich  allmählich  verloren,  der  Gesandte  dringe  nur  noch  darauf, 
daß  der  König  bald  nach  Abschluß  des  Friedens  mit  den  Türken  mit  Moskau 
brechen  und  so  diesen  Feind  Schweden  vom  Halse  zu  ziehen  suchen  möchte, 


J)  Der  Marquis  de  Bethune,  den  Ludwig  XIV.  aufs  neue  nach  Polen  geschickt 
hatte,  ist,  wie  er  selbst  in  seiner  Relation  vom  26.  Oktober  1G7G  (Acta  h ist.  III,  S.  315) 
meldet,  erst  am  22.  im  Lager  des  Königs  bei  Zurawna  angekommen. 


Scultetus'  Sendung  nach  Großpolen.  127 

damit  nicht  Lief  lau d  wie  Bremen  und  ein  Teil  von  Pommern  verloren  ginge, 
da  sie  hofften,  von  dort  aus  sich  künftig  ihres  Schadens  in  Preußen  zu  erholen. 
Ferner  verlange  der  französische  Gesandte,1)  der  König  solle  nicht  müde  werden, 
in  Ungarn  turbas  zu  movieren,  er  selbst  werde  sich  nach  dem  Frieden  an  die 
Grenze  begeben,  den  Rebellen  mit  französischem  Gelde,  auch  sonst  mit  Rat  und 
Tat  beiwohnen  und  das  ganze  Werk  dirigieren.  Br.  meinte  daher,  Kf.  möchte, 
da  nach  dem  Abschluß  des  Friedens  im  Januar  ein  Reichstag  werde  nach  Warschau 
berufen  werden  zu  Beschwörung  der  pacta  mit  der  Pforte,  noch  vor  demselben 
jemand  an  den  König,  der  sich  nach  dem  Friedensschluß  nach  Preußen  begeben 
werde,  schicken  und  ihn  nochmals  um  Konfirmation  der  Pakten  ersuchen. 
Sollte  dann  der  König  wieder  eine  dilatorische  Antwort  geben,  so  sollte  Kf. 
an  die  groß-  und  kleinpolnischen  und  einige  litauischen  Woiwodschaften  schreiben, 
ihnen  von  seinen  vergeblichen  Bemühungen  beim  Könige  wegen  Konfirmation  der 
Pakten  Mitteilung  machen  und  sie  ersuchen,  ihren  Landboten  zum  Reichstage 
solche  Instruktion  mitzugeben,  wodurch  der  König  zur  Konfirmation  bewegt 
werden  könnte.  Sie  würden  dann  schon  ihre  Landboten  instruieren,  in  keine 
einzige  Sache  zu  willigen,  bevor  der  König  die  pacta  mit  dem  Kaiser  und  Kf. 
habe  beschwören  lassen,  da  sie  sonst  als  nächst  an  den  Grenzen  liegende  Leute 
stets  einen  Krieg  befürchten  müßten.  Der  Hof  würde  hierüber  den  Reichstag 
nicht  zerreißen  lassen,  weil  sonst  auch  die  pacta  mit  den  Türken  nicht  konfirmiert 
werden  könnten. 

Er  hat  diesen  Vorschlag  ad  referendum  angenommen  und  ihn  gebeten, 
auf  der  Kommission  zu  Lemberg  die  Konföderation  der  Armee  und  anderes  dem 
Kf.  und  der  Republik  Schädliches  zu  vereiteln,  was  er  auch  versprach. 

Darauf  hat  er  sich  zu  dem  Starosten  von  Kortzan  auf  dessen  Güter  bei 
Lysse  begeben.  Dieser  hat  ihm  ebendasselbe  berichtet,  nur  hinzugefügt,  der 
König  gedenke  nach  dem  Frieden  einen  Teil  der  Armee  mit  sich  nach  Preußen 
in  die  Winterquartiere  zu  nehmen,  die  andere  Hälfte  aber  an  die  ungarische 
Grenze  zu  verlegen.  Bei  diesen  werde  Bethune  bleiben,  denen,  die  zu  den 
Rebellen  übergehen  wollten,  Geld  zahlen,  auch  sonst  das  Direktorium  in  dem 
ungarischen  Krieg  gegen  den  Kaiser  führen.  Schließlich  teilte  er  ihm  mit,  er 
hätte  vor  einigen  Monaten,  als  er  im  Lager  gewesen,  mit  dem  K.  G.  Feldherru 
gesprochen.  Dieser  hätte  sich  hoch  obligiert,  den  Machinationen  des  Hofes  zu 
widerstehen  und  die  Konföderation  der  Armee  zu  verhindern,  wenn  er  nur 
versichert  wäre,  daß  der  Kaiser  und  Kf.  ihm  im  Fall  der  Not  unter  die  Arme 
greifen  würden.  Er  hätte  ihn  bei  solchem  guten  Eifer  zu  erhalten  gesucht  und 
ihn  versichert,  auch  Kf.  würde  ihm  seinen  Dank  zu  erkennen  geben.  Da  er 
nun  auch  in  Lemberg  den  G.  Feldberrn  wieder  treffen  werde,  so  wünschte  er 
zu  wissen,  was  er  diesem  weiter  antworten  sollte  und  ob  er  ihm  einige  Hoffnung 
zur  Zurückgabe  von  Draheim  machen  könnte;  Skoraszewski  hätte  auch  schon 
in  Berlin  die  Sache  betrieben.  Er  hat  ihm  darauf  geantwortet,  er  wüßte  davon 
nichts,  er  glaubte  aber,  daß  Kf.  nur  gegen  Auszahlung  der  auf  Draheim  ver- 


*)  S.  dessen  Berichte  vom  20.  und  26.  Oktober  1676  (a.  a.  0.  S.  315  ff.). 


128  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

schriebenen  Summe  die  Starostei  zurückgeben  werde,  und  ist  dabei  geblieben, 
obwohl  jener  behauptete,  daß  der  Q.  Kanzler  ihm  zugeredet  hätte,  dem  G.  Feld- 
herrn solche  Hoffnung  zu  machen. 

Der  Starost  scheint  mit  den  ihm  ausgezahlten  400  Rtlrn.  zufrieden  zu  sein, 
aber  nicht  mit  der  Antwort  wegen  Draheim,  da  er  sich  ziemlich  weit  bei  dem 
Feldherrn  in  dieser  Materie  verlaufen  haben  und  nun  nicht  wissen  mag,  wie  er 
mit  Reputation  wieder  daraus  scheiden  soll. 


J.  v.  Hov erbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
2.  November  1676. 

[Seine  Bemühungen,  die  schwedisch-französischen  Machinationen  durch  den  Hinweis 

auf  die  Möglichkeit,   Liefland  den  Schweden  zu  entreißen,  zu  vereiteln.    Feindliche 

Gesinnung  des  Königs  gegen  Kf.] 

2.  Nov.  Kf.  hat  ihm  früher  befohlen,  den  hiesigen  Ständen  vorzustellen,  daß  jetzt 

die  günstigste  Gelegenheit  sei,  Lief  1  and  wiederzugewinnen.  Er  hat  das  auch 
getan,1)  aber  befunden,  daß  weder  der  Hof  noch  auch  die  besten  Patrioten, 
letztere,  weil  die  bisherigen  Drangsale  noch  nicht  im  geringsten  verwunden  sind, 
dazu  zu  bringen  sind.  Er  hat  daher  gesucht,  sowohl  den  Hof  wie  auch  Frankreich 
und  Schweden  bei  den  Ständen  verhaßt  zu  machen  durch  den  Hinweis  darauf, 
daß  durch  sie  so  vorteilhafte  Desseins  hintertrieben  oder  aufgehalten  würden, 
und  daß  auch  wohl  ohne  der  Republik  Zutun,  wenn  man  nur  Kf.  und  dessen 
Alliierte  untraversiert  ließe,  jenes  Herzogtum  Schweden  abgenommen  und  ein 
Teil  davon  dem  Könige  und  dem  Staat  zugewandt  werden  könnte.  Um  sicher 
zu  gehen,  müßte  man  Moskau  durch  Anbietung  einiger  Grenzorte  bei  gutem 
Willen  erhalten.  Dem  dortigen  Adel,  der  sich  noch  immer  nach  Polen  sehnte, 
wäre  Hoffnung  zu  machen,  daß  das  Land  wieder  an  Polen  kommen  würde,  und 
das  könnte  auch  wirklich  geschehen,  Riga  aber  und  andere  angelegene  Orte, 
die  der  Religion  wegen  nicht  unter  polnische  Herrschaft  kommen  wollten, 
müßten  dem  Kf.  verbleiben.  Dem  Könige  wäre  zu  remonstrieren,  Frankreich 
könnte  ihm  nicht  soviel  geben,  wie  er  solchenfalls  von  Kf.  und  dessen  Alliierten 
zu  erwarten  hätte,  er  könnte  dadurch  sein  Haus  in  solchen  Stand  setzen,  daß 
es  bei  der  künftigen  Wahl  nicht  leicht  werde  übergangen  werden.  Von  denen, 
mit  welchen  er  dieses,  vorläufig  nur  als  seine  Gedanken,  überlegt,  hat  es  keiner 
improbiert,  selbst  die  Königin  hat,  wie  ihm  der  Kastellan  von  Posen  geschrieben, 
es  der  Würdigkeit  erachtet,  daß  es  mit  dem  Könige  überlegt  würde. 

")  S.  den  Bericht  Bethune's  vom  26.  Oktober  1676  (a.  a.  0.  S.  317). 


Angebot  der  Erwerbung  Lieflands.     Der  Frieden  mit  den  Türken.  129 

Nachdem  jetzt  der  Friede1)  mit  den  Türken  geschlossen  ist,  werden  die 
Alliierten  mehr  als  vorher  auf  ihrer  Hut  zu  stehen  haben,  damit  nicht  etwas 
unter  dem  Schein  und  Namen  der  Konföderation,  worauf  Schweden  bisher  am 
meisten  gebaut,  vorgenommen  werde.  Skoraszewski  hat  geäußert,  der  König 
werde  dem  Kf.  nie  vergessen,  daß  er,  da  er  bei  seinem  Krönungstage  große 
Furcht  und  Ansehen  gehabt,  ihm  solches  auf  einmal  durch  die  Großpolen  über 
den  Haufen  geworfen  habe.  Viele  glauben,  daß  man  durch  Abdankung  eines 
Teiles  der  Armee  vor  dem  Zusammentreten  der  zur  Abrechnung  verordneten 
Kommission  dieselbe  zur  Desperation  zu  bringen  suche. 

Kf.  wird  in  Großpolen  zu  unterbauen  wissen.  Er  hat  mit  dem  Starosten 
von  Kosten  alles  genau  überlegt  und  befunden,  daß  Kf.  denselben  ganz 
gewonnen  hat.  An  Czarnecki,  der  bei  beiden  G.  Feldherren  und  den  Armeen 
viel  vermag,  wird  er  wenigstens  1000  Taler  wagen  müssen,  welche  jener  dem- 
selben in  Aussicht  gestellt  hat. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
23.  November  1676. 

[Feindliche  Absichten  gegen  den  Kaiser  und  Kf.,    Notwendigkeit,  Geld  anzuwenden, 
verräterische  Umtriebe  der  Königsberger  Jesuiten.] 

Die  französischen  Gesandten')  suchen  nunmehr  alle  List  und  Macht  hervor,  23.  Nov. 
am  Kf.  in  Preußen  und  den  Kaiser  in  Ungarn  zu  gefährden.  Man  rechnet 
darauf,  im  Frühjahr  über  100000  Mann  ins  Feld  zu  bringen,  und  damit  nicht 
von  den  Ständen  etwas  in  den  Weg  geworfen  werde,  die  Großpolen,  nach 
welchen  sich  fast  alle  anderen  Woiwodschaften  in  publicis  richten,  noch  vor 
angehendem  Reichstage  zu  gewinnen.  Zu  diesem  Zweck  werden  der  Kastellan 
von  Posen  Grzymultowski,  der  Starost  von  Bromberg  Galetzki  und 
H.  Gorzynski,  ein  Evangelischer,  mit  Geld  und  großen  Versprechungen  dorthin 
gesandt.  Man  glaubt,  daß  es  nur  bei  dem  Woiwoden  von  Kaiisch  Opalinski 
und  bei  Krytzky  und  Breza  etwas  hart  halten  und  daß,  wenn  nur  diese  auf 
des  üofes  Seite  würden  gebracht  worden  sein,  alles  sich  nach  Willen  fügen 
werde.  Wenn  man  die  Gefahr  vorstellt,  in  welche  der  König  sich  dadurch 
bringen  könnte,  wird  erwidert,  es  sei  schon  so  weit  gekommen  und  der  König 
finde  sich  durch  Bündnisse,  officia  und  Geschenke  so  verpflichtet,  daß  er  etwas 


l)  Der  Frieden  war  am  16.  Oktober  1676  im  Lager  zu  Zurawna  abgeschlossen 
worden;  s.  die  Relationen  des  Bischofs  von  Marseille  vom  15.  und  21.  Oktober  und 
Bethune's  vom  20. Oktober  (a.  a.  0.  S.  310 f.,  3158).  Der  Friedensvertrag  bei  Dumont, 
VII,  1,  S.  325. 

*)  S.  die  Berichte  Bethune's  vom  20.  und  26.  Oktober  1676  (a.  a.  0.  S.  31 5 ff.). 
Mater,  z.  Gesch.  <L  G.  Kurfürsten.    XIX.  9 


130  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

für  Frankreich  wagen  müsse.  Man  rühmt  sich,  es  stände  bereits  darauf,  daß 
die  Tatern  in  Moskau  einfallen  und  dadurch  dieses  nötigen  würden,  die  an 
der  Grenze  von  Ingermannland  stehenden  Volker  abzufordern.  Dadurch 
werde  Schweden  Luft  und  Gelegenheit  bekommen,  seine  Truppen  von  dort 
abzuführen  und  mit  den  hiesigen  zu  konjungieren,  um  gemeinsam  gegen  Kf. 
zu  agieren. 

Diesem  nach  und  zu  Folge  muß  ich  nun  mal  über  mal,  weil  das 
Hauptwerk  darauf  beruht,  unterthänigst  Pflicht  halber  erinnern,  E.  Chf.  D. 
schicken  ja  kegen  den  10.  December  nach  Posen,  aber  nicht  mit  lediger 
Haud.  Denn  was  daselbst  mit  einem  [TalerJ  gehoben  werden  könnte, 
werden  Sie  nachmals  mit  viel  tausend  nicht  heben  können.  S.  Eeyserl.  M. 
werden  das  Ihrige  mit  zulegen  müssen.  — 

P.  S.  Auch  —  hab  ich  nicht  zu  verschweigen,  daß  die  Königs- 
bergsche  Jesuiter  und  dero  Anhang  nicht  nachlassen  den  Hof  nacher 
Königsberg  zu  locken  mit  Versprechen,  daß  sies  ohn  einen  Schuß 
geliefert  schaffen  wollen.  Solches  ist  auch  dergestalt  aufgenommen 
worden,  daß  ein  vierzehn  Tag  her  nach  der  Stadt  Abriß  mit  großem 
Fleiß  gefragt  worden.  — 


Der  KurftLrst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln 
23.  November/ 3.  Dezember  1676. 

[Auf  die  Relation  vom  23.  November.     Sendung  des  Scultetus,    Bemühungen 

am  kaiserlichen  Hofe.     Dem  Könige  zu  machende  Vorstellungen. 

Gewinnung  Czarnecki's.] 

3.  Dez.  Er   hat  Scultetus  befohlen,  nach  Großpolen    zu    gehen    und    dort   sein 

Interesse  zu  befördern,  hat  ihm  auch  Wechsel  auf  3000  Rtlr.  mitgegeben.  Bei 
dem  kaiserlichen  Hofe,  wohin  er  jetzt  Meinders  schickt,1)  wird  er  darauf 
dringen,  daß  dergleichen  auch  von  der  Seite  geschehe.  iL  soll  sich  ferner 
bemühen,  alles,  was  vorkommt,  zu  penetrieren.  Sollte  er  etwas  Sicheres  erfahren, 
so  soll  er  an  den  König  oder  an  jemand,  der  demselben  a  latere  ist,  schreiben, 
sich  darüber  beschweren  und  anzeigen,  daß,  wenn  man  solche  schädlichen 
Machinationen  weiter  gestatten  sollte,  er  dem  Kf.  davon  Anzeige  machen  müßte, 
daß  er  aber  hoffe,  der  König  werde  beizeiten  allem  Unheil  vorbeugen. 
Czarnecki  soll  er  auf  alle  ersinnliche  Weise  auf  des  Kf.  Seite  zu  bringen  sich 
bemühen,  ihm  auch,  wenn  er  es  diensam  befindet,  500  oder  G00  Dukaten  zahlen. 

»)  S.  Urk.  u.  Akt  XVIII,  S.  461  ff. 


Absichten  des  Hofes.    Neue  Sendung  des  Scultetus  nach  Großpolen.       131 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Goschlin 
3./13.  Dezember  1676. 

[Rat  des  K.  G.  Kanzlers,  die  auf  den  Landtag  nach  Schroda  ziehenden  E  de  Heute 

zu  gewinnen.] 

Er  ist  gestern  hier  bei  dem  K.  G.  Kanzler  angekommen  und  bat  denselben  13.  Dez. 
ersacht  zu  verhüten,  daß  die  abgedankten  Völker  per  conniventiam  zu  den 
Rebellen  in  Ungarn  übergingen,  unter  Hinweis  darauf,  daß  sonst  die  alliierten 
Kurfürsten  and  Fürsten  dem  Kaiser  zu  Hilfe  ziehen  und  den  Feind  suchen 
würden,  wo  er  nur  anzutreffen  sein  würde.  Der  G.  Kanzler  hat  sich  dazu  bereit 
erklärt  and  ihm  geraten,  da  innerhalb  3  Tagen  der  Landtag  zu  Schroda  angehen 
soUe,  vorher  einige  von  den  vornehmsten  Patrioten  zu  besuchen  und  sie  gleich- 
falls davon  zu  informieren,  damit  auf  dem  Landtage  die  Sache  reiflich  überlegt 
werde  and  die  Landboten  zum  künftigen  Reichstage  desfalls  gemessene  Instruktion 
erhielten. 

Daß  dem  Hof  an  dem  jetzt  bevorstehenden  großpolnischen  Seymik  sehr 
viel  gelegen,  ist  daher  abzunehmen,  daß  er  nicht  allein  durch  den  Kastellan 
von  Posen  dem  AYoiwoden  von  Kaiisch  das  Generalat  in  Großpolen  in  scriptis 
cum  additamento  von  jährlich  6000  Golden  hat  insinuieren  lassen,  sondern  daß 
auch  Galezki  mit  etlichen  königl.  Dragonern  und  mit  französischem  Gelde 
herkommt,  um  die  Vornehmsten  dieser  Woiwodschaft  zu  gewinnen  und  zu  ver- 
hüten, daß  die  Gegner  des  Hofes  zu  Landboten  gewählt  und  den  Landboten 
den  Intentionen  des  Hofes  zuwiderlaufende  Instruktion  erteilt  werde. 

Auf  den  Rat  des  G.  Kanzlers  wird  er  nicht  auf  den  Landtag  selbst  gehen, 
sondern  sich  heute  and  morgen  zu  Posen  und  bei  Schroda  herum  auf  der  Land- 
straße halten,  um  die  auf  den  Landtag  gehenden  Edelleute  zu  informieren. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
15.  Dezember  1676. 

[Zusagen  und  Ratschläge  des  G.  Kanzlers  Pac.     Bei  dem  Kaiser  zu  erwirkende 
Vergünstigungen  für  die  Pac] 

Bei  der  Visite,  die  ihm  gestem  der  litauische  G.  Kanzler  Pac  gegeben,  15.  Dez. 
hat  er  es  endlich  dahin  gebracht,  daß  dieser  versprochen,  auf  alle  Fälle  mit 
seinem  ganzen  Hause  des  Kf.  Interesse  zu  befördern,  wogegen  er  ihn  namens 
des  Kf.  versichert  hat,  daß  dieser  sich  in  alle  Wege  ihrer  annehmen  werde. 
Bei  dem  bevorstehenden  Reichstag  will  Pac  mit  allen  seinen  Freunden  and 
Klienten  darauf  bestehen,  daß  die  Armeen  allerseits  bis  auf  4000  Quartianer, 

9* 


132  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

welche  gewöhnlich  in  Friedenszeiten  auf  den  Beinen  gehalten  werden,  abgedankt 
werden,  weil  sonst  die  französische  Partei  nicht  aufhören  werde,  zu  einer  Diversion 
der  alliierten  Waffen  alle  mögliche  Mittel  und  Wege  zu  gebrauchen.  Er  gestand 
auch,  daß  es  dem  Hofe  bisher  mehr  an  Vermögen  als  Willen  gemangelt  habe. 
Gninski  habe  neulich  gesagt,  es  sei  unerträglich,  was  für  Widerwärtigkeiten 
dem  polnischen  Hofe  von  Kf.  und  dessen  Hofe  zugefügt  würden,  woraus  abzu- 
nehmen, daß  man  an  Ef.  Ursache  sucht.  Rybinski1)  anlangend,  will  er  es  auf 
dem  Reichstage  dahin  bringen,  daß  derselbe  infamiert  und  für  vogelfrei  erklärt 
werde.  Auch  der  litauische  Feldherr  habe  schon  beschlossen,  denselben  auf- 
zuschlagen, Kf.  würde  aber  wohltun,  wenn  er  Völker  an  die  Grenze  legte,  um 
zu  verhüten,  daß  weder  dieser  noch  schwedische  Völker  oder  auch  streifende 
Rotten  nach  erfolgter  Abdankung  einen  Einfall  in  sein  Land  machten. 

Kf.  würde  guttun,  den  General  Koop')  dahin  zu  vermögen,  dem  unter 
ihm  dienenden  Vetter  des  G.  Kanzlers,  Graf  Clemens  Pac,  eine  Kompagnie 
zu  verleihen,  es  würde  auch  nicht  übel  angewandt  sein,  wenn  der  Kaiser  den 
G.  Feldherrn,  den  G.  Kanzler  und  jenen  jungen  Vetter  derselben  (da  die  beiden 
ersten  keine  Erben  habenj,  in  den  Fürstenstand  erhebe,  es  müßte  aber  motu 
proprio  oder  auf  des  Kf.  Anhalten  geschehen.3) 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Draheim 
7./17.  Dezember  1676. 

[Günstige  Zusicherungen  Krzyckfs,  Breza's  und  des  K.  G.  Kanzlers.    Äußerungen 
Grzymultowski's  und  Galecki's  über  die  Absichten  des  Königs.] 

17.  Dez.  Er  hat  Kricki  und  Breza  noch  in  Posen   getroffen  und  mit  ihnen  die 

Sache  überlegt.  Trotz  der  ihnen  vom  Hof  gemachten  Anerbietungen  versprachen 
beide,  standhaft  bei  Defendierung  und  Maintenierung  der  Freiheit  der  Republik 
zu  verbleiben,  sie  baten  aber,  da  vom  Kaiser  noch  immer  keine  Resolution 
erfolgt  sei,  Kf.  möchte  durch  v.  Crockow  in  Wien  darauf  dringen  lassen,  da 
weder  die  beiden  Feldherren  noch  sonst  jemand  sich  auf  eine  so  wichtige  Sache 
einlassen  würde,  wenn  er  nicht  der  Assistenz  vom  Kaiser  und  vom  Kf.  sicher 


')  IT.  hatte  30.  November  1676  gemeldet,  daß  Rybinski  mit  6  Kompagnieen 
Reiter  ganz  in  der  Stille  nach  Samaiteu  gezogen  sei,  derselbe  scheine  nach  Preußen 
sich  wenden  zu  wollen,  er  habe  die  dortige  Regierung  gewarnt. 

*)  General feldzeugmeister  Graf  Koop,  welcher  die  dem  Kf.  zu  Hilfe  geschickten 
kaiserlichen  Truppen  befehligte.     S.  ürk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  410f. 

*)  H.  rat  (d.  Warschau  21.  Dezember  1676),  Kf.  und  der  Kaiser  mochten 
etwa  20000  Rtlr.  auf  den  Reichstag  schicken,  dann  getraue  er  sich,  die  Abdankung 
der  Armee  zustande  zu  bringen. 


Bericht  des  Scultetus.  133 

sein  könnte:  namentlich  sollte  Kf.  auch  dahin  arbeiten,  daß  ihm  der  Kaiser  die 
Garantie  oder  Assistenz  wegen  Preußen  verspreche. 

Auf  ihre  Veranlassung  hat  er  sich  auch  zu  dem  Kastellan  von  Posen 
begeben,  um  zu  expiszieren,  was  dieser  eigentlich  in  favorem  des  Hofes  propo- 
nieren  wurde,  und  sich  so  gestellt,  als  wenn  man  noch  zu  ihm  das  alte  gute 
Vertrauen  tröge.  Derselbe  versicherte,  der  König  beabsichtigte1)  keinen  Krieg 
gegen  Kf.,  etliche  Ohrenblaser  bei  Hofe  suchten  ihn  zwar  dazu  aufzureizen,  er 
sei  aber  sehr  furchtsam,  sehe  in  zweifelhaften  Dingen  immer  auf  das  Sicherste 
und  hielte  die  französische  Freundschaft  nicht  so  hoch,  daß  er  sich  und  die 
Republik  dadurch  in  Gefahr  setzen  sollte,  sondern  er  mißbillige  offen,  daß  der 
König  von  Schweden  eine  solche  Torheit  begangen  habe.  Nachher  erschienen 
dort  der  Abt  von  Biesen3)  und  Galecki.  Als  der  Kastellan  diesen  sein 
Anbringen  mitteilte,  fuhr  Galecki  heraus,  der  König  möchte  wohl  vordem 
was  Böses  gegen  Kf.  im  Herzen  gedacht  haben,  jetzt  aber  hätte  er  sich  ganz 
geändert,  Kf.  und  der  Kaiser  sollten  sich  nur  nicht  in  die  polnischen  Dinge 
mischen  und  des  Königs  Intention  traversieren,  dann  wurde  es  wohl  Frieden 
bleiben,  wenn  sich  aber  jemand  darein  mengen  wollte,  so  wurden  sie  bald  einig 
werden  und  dem  Betreffenden  auf  die  Haut  gehen. 

Der  Kastellan  von  Posen  schwor,  der  König  hätte  gegen  Kf.  keinen  Krieg 
vor,  sondern  versehe  sich  alles  Guten  gegen  denselben,  den  Kaiser  aber  schloß 
er  allezeit  aus;  so  oft  er  der  Allianz  zwischen  dem  Kaiser  und  dem  Kf.  erwähnte, 
antwortete  jener  nur,  es  sei  zu  beklagen,  daß  Österreich  noch  immer  die  Republik 
zu  turbieren  suche.  Er  hat  aus  allem  abnehmen  können,  daß  der  König  be- 
schlossen haben  mag,  zuerst  mit  dem  Kaiser  in  Ungarn  in  die  Haare  zu  kommen 
und  Kf.  indessen  sicher  zu  machen,  bis  er  den  Kaiser  matt  und  sich  in  Polen 
absolut  gemacht  haben  werde. 

Er  ist  noch  in  der  Nacht  Kricki  und  Breza  nach  Schroda  nachgereist, 
hat  ihnen  mitgeteilt,  was  er  vernommen,  und  sie  durch  Bitten  und  Versprechungen 
dahin  gebracht,  daß  sie  schlüssig  geworden,  sich  der  königlichen  Faktion  bis 
aufs  Blut  zu  widersetzen  und  in  die  Instruktion  auf  den  Reichstag  hinein- 
zubringen, daß  der  König  vor  allem  auf  diesem  Reichstage  die  pacta  mit  den 
Nachbaren  beschwören,  die  Armee  abdanken  und  vorher  durch  Patente  den 
Eintritt  in  ausländische  Dienste  bei  Verlust  von  Gütern  und  Ehren  verbieten 
und  seinen  Schwager,  den  französischen  Gesandten,  noch  während  des  Reichs- 
tages expedieren  solle. 

Auf  der  Rückreise  ist  er  noch  einmal  bei  dem  G.  Kanzler  gewesen  und 
hat  ihn,  der  sehr  furchtsam  bei  dieser  Sache  zu  sein  scheint,  beredet,  sein 
Votum  schriftlich  auf  den  Landtag  nach  Schroda  zu  schicken. 


')  Auch  Bethune  spricht  in  den  Berichten  vom  25.  November  und  4.  Dezember 
(S.  324,  329)  Zweifel  aus,  ob  es  dem  Könige  mit  dem  Unternehmen  gegen  Kf. 
Ernst  sei. 

*)  Kasimir  Johann  Opalinski,  Bruder  des  Woiwoden  von  Kaiisch. 


134  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Driesen 
14./24.  Dezember  1676. 

[Günstiger  Ausgang  des  Schrodaer  Landtages.    Geldversprechungen.     Besorgnisse 
und  Wünsche  des  Danziger  Rats.] 

24.  Dez.  Er  hat  sich  nach  seiner  Rückkehr  von  Danzig,  da  der  Landtag  in  Schroda 

noch  fortdauert,  in  ein  benachbartes  Dorf  verfügt,  von  dort  aus  heimlich  mit 
Kricki  und  Breza  korrespondiert  und  sie  zur  Standhaftigkeit  ermahnt  Trotz 
der  ßemühungen  der  königlichen  Faktion  hat  auch  wirklich  dort  die  gute  Partei 
das  Übergewicht  erlangt,1)  so  daß  nicht  nur  jene  beiden  Männer  mit  zu  Land- 
boten gewählt,  sondern  auch  die  gewünschten  Punkte  in  die  Instruktion  gebracht 
worden  sind.  Zu  Landboten  sind  von  der  guten  Partei  außer  Kricki  und  Breza 
der  Starost  von  Koschzan  und  der  Starost  Srzedski,  von  der  Gegenpartei, 
die  man  nicht  ganz  hat  ausschließen  können,  Galecki  und  der  Starost  von 
Fraustadt  Lesczinski,  die  jetzt  ganz  dem  Hof  und  der  französischen  Partei 
zu  Dienst  und  Gefallen  zu  leben  suchen,  gewählt  worden.  Er  hat  bisher  noch 
kein  Geld  gezahlt,  sondern  dieses  bis  auf  den  Reichstag  verschoben,  da  die 
Leute  hier  an  das,  was  sie  empfangen,  nicht  mehr  zu  denken  pflegen,  sondern 
bei  jeder  vorfallenden  Gelegenheit  was  Neues  zu  bekommen  vermeinen,  hat 
aber  durch  Breza  und  Kricki  versprechen  lassen,  zu  Warschau  auf  dem 
Reichstage  sollten  sie  von  ihm  oder  v.  Ho  v  erb  eck  ein  Gratial  erhalten,  sie 
müßten  sich  aber  tapfer  halten  und  was  sie  versprochen  ins  Werk  richten. 
Breza  meint,  die  Gesandten  des  Kaisers  und  des  Kf.  sollten  inständig  auf 
Konfirmation  der  Pakten  dringen,  dann  werde  der  König  sich  schon  dazu  ver- 
stehen müssen. 

Es  ist  zu  beklagen,  daß  so  wenige  unter  dem  gemeinen  Adel  zu  finden 
sind,  die  den  statum  rei  publicae  recht  wissen  und  des  Hofes  arglistige  Praktiken 
pene tri eren  können.  Auf  diesem  Landtage  sind  über  13  Evangelische  gewesen, 
die  sich  so  haben  einschüchtern  lassen,  daß  sie  ganz  still  geschwiegen. 

Dem  Magistrat  zu  Danzig  ist  bei  den  jetzigen  consiliis  des  Hofes  nicht 
wohl  zu  Mut.  Sie  haben  ihm  verblümt  zu  verstehen  gegeben,  daß  es  ihnen 
sehr  verdächtig  vorkäme,  daß  der  König  mehr  als  alle  seine  Vorfahren  so  große 
Liebe  gegen  Preußen  bezeige  und  sich  nicht  nur  in  Marienburg,  Mewe  und 
Elbing,  sondern  auch  in  Putzig  festzusetzen  suche.  Einer  von  ihnen  fragte, 
was  wohl  der  Kaiser,  Dänemark,  Kf.,  Holland  und  die  anderen  Alliierten  davon 
hielten.  Sic  würden  gerne  sehen,  daß  diese  Potentaten  es  zu  verhindern  suchten, 
selbst  aber  dürfen  sie  nicht  damit  heraus  noch  anderen  es  anders  als  verblümt 
an  die  Hand  geben.     Strauch,2)  bitten  sie,  möchte  Kf.  nicht  loslassen. 

])  S.  den  Bericht  des  Bischofs  von  Marseille  vom  30.  Dezember  1676  (Acta 
h ist.  III,  S.  343). 

*)  S.  oben  S.  120. 


Ausgang  des  Schrodaer  Landtages.    Marsch  Rybinski's  nach  Samaiten.     135 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
30.  November  1676.  "? 

[Antwort  des  Königs  auf  den  Vorschlag,  Liefland  wiederzugewinnen.    Verdächtiger 
Marsch  Rybinski's  nach  Samaiten.     Ratschläge  Pac's.] 

Nach  den  Berichten  Galetzki's,  des  Kanzleiregenten  Witwitzky  und  30.  Nov. 
des  litauischen  G.  Kanzlers  P  a  c  hat  der  König  auf  den  ihm  gemachten  Vorschlag, 
Liefland  hei  dieser  günstigen  Gelegenheit  wiederzugewinnen,  nur  geantwortet, 
es  sei  eine  Sache,  die  reiflich  überlegt  werden  müsse. 

Aus  Litauen  wird  berichtet,  Rybinski1)  sei  mit  einer  Kompagnie  Husaren 
und  fünf  anderen  Reiter  unlängst  durch  Meretz  nach  Samaiten  in  aller  Stille 
gezogen  und  habe,  als  er  gefragt  worden,  von  wo  er  käme  und  wer  ihm  dazu 
Ordre  gegeben  hätte,  geantwortet,  er  gehöre  unter  des  Königl.  Prinzen  Regiment 
und  wäre  mit  des  K.  Feldherrn  Wissen  und  Konsens  dahin  marschiert.  Dort 
gehe  die  gemeine  Rede,  er  hätte  diese  Völker  für  Schweden  mit  französischem 
Gelde  geworben  und  dürfte  entweder  in  Kurland  oder  gar  in  Preußen  Winter- 
quartiere suchen.  Er  hat  mit  dem  litauischen  G.  Kanzler  Paz  davon  gesprochen 
und  von  demselben  erfahren,  Rybinski  sei  in  aller  Stille  über  die  Mümmel 
gesetzt  und  habe  sich  nach  Samaiten  gewendet,  von  wo  ihm  der  Weg  nach 
Georgenburg  und  nach  Kurland  freistehe,  es  sei  aber  weder  zu  glauben,  daß  er 
nach  Litauen,  noch  daß  er  nach  Kurland  gehen  werde.  Da  also  Preußen  das 
Ziel  seines  Marsches  zu  sein  scheint,  so  hat  er  der  dortigen  Regierung  Nachricht 
davon  zukommen  lassen  und  hofft,  dieselbe  werde  ohne  von  Kf.  Befehl  zu  erwarten 
die  Grenze  nach  Litauen  besetzen.  Der  litauische  Kanzler  versichert,  der 
Krieg  gegen  Moskau  werde  gewiß  abgewehrt  werden,  der  K.  G.  Kanzler  aber 
sei  zu  ersuchen,  daß  er  nebst  seinen  Freunden  sich  der  Mark  und  Preußens 
mit  annehme,  vor  allen  Dingen  aber  sei  dahin  zu  trachten,  daß  die  Armee  ab- 
gedankt werde. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
25.  Dezember  1676. 

[Beschlüsse  des  Schrodaer  Landtages.    Günstige  Zusagen  des  kaiserlichen  Residenten. 
Rat,  durch  Scultetus  die  Gelder  zahlen  zu  lassen.] 

Nach  eingetroffenen  Privatschreiben    ist  auf  dem  großpolnischen  Seymik  -5.  Dez. 
sonst  in  allen  Punkten  des  Kf.  Intention  erreicht  worden,  nur  will  man  mit  der 
Abdankung  der  Truppen  bis  zum  Juli  einhalten.    Dieses  wird  auf  dem  Reichs- 


«)  S.  oben  S.  132. 


136  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1670. 

tage  dahin  zu  redressieren  sein,  daß,  falls  seitens  der  Pforte  wegen  des  Friedens 
Schwierigkeiten  gemacht  werden  sollten,  ein  Generalaufbot  der  Kitterschaft 
bewilljjft  werde.  Nach  Aussage  des  kaiserlichen  Residenten  begreift  man  am 
kaiserlichen  Hofe,  daß  an  dem  glücklichen  Ausschlage  des  bevorstehenden  Reichs- 
tages die  Wohlfahrt  der  Alliierten  großenteils  abhängt,  und  wird  man  von  dort 
das  Nötige  übermachen.  Auch  von  seiten  des  Kf.  wird  das  geschehen  müssen. 
Da  es  sich  aber  nicht  schicken  würde,  auch  nicht  unvermerkt  würde  zugehen 
können,  daß  er  die  Gratiale  herumtrüge,  so  rät  er,  Scultetus  herüberzuschicken, 
der  als  ein  beeidigter  Diener  die  Danziger  stärken  und  die  Großpolen  an  ihre 
Zusage  erinnern  könnte,  und  den  auch  der  Primas,  weil  er  ihn  für  ver- 
schwiegen hält,  am  liebsten  hat. 

Für  Kf.  erweist  es  sich  als  ein  Glück,  daß  die  renovatio  pactorum  bisher 
nicht  erfolgt  ist,  weil  dadurch  den  Ständen  die  Augen  geöffnet  und  sie  ihres 
eigenen  Interesses  halber  darauf  zu  dringen  veranlaßt  worden. 

Von  Wien  wird  im  Vertrauen  berichtet,  man  habe  aus  Konstantinopel 
Nachricht, l)  daß  der  neuliche  Frieden  dort  acht  Wochen  eher  als  hier  geschlossen 
sei,  was  von  sehr  großem  Nachdenken  ist  und  auf  den  Notfall  zu  Konvinzierung 
der  Feinde  des  Kf.  dienen  könnte. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
11.  Januar  1677.2) 

[Machinationen  der  französischen  Partei,  Aufreizung  des  Königs,  sich  Putzigs  und 
Danzigs  zu  bemächtigen  und  Preußen  wiederzugewinnen.     Erhoffte  Ankunft  eines 

kaiserlichen  Gesandten.] 

11.  Jan.  Die  französischen  Machinationen  sind  jetzt  viel  gefährlicher  denn  vorhin, 

indem  sie  nicht  allein  mit  des  Hofes  Ungnade  drohen,  sondern  auch  diejenigen, 
die  ihnen  bisher  zuwider  gewesen,  mit  Geld  und  mit  Chargen  und  Benefizien 
zu  gewinnen  trachten.3)    So  haben  sie  das  Haus  der  Opalin ski  teilweise  auf 


])  Der  französische  Agent  Bai  uze  schreibt  schon  am  30.  Oktober  1676  aus 
Warschau:  Cette  paix  a  suivi  de  sy  prez  les  nouvelles  de  Textremite  oü  estoit 
Tarmee,  qu'on  n'a  pas  de  peine  ä  croire,  qu'elle  estoit  faicte  avant  qu'on  se  mist 
en  campagne,  ou  qu'elle  est  tres-desavantageuse ;  plusieurs  croyent  Tun  et  l'autre 
(S.  313). 

*)  S.  Pufendorf  1.  XV,  §  12  (S.  111 9). 

3)  Der  Danziger  Sekretär  Schumann  schreibt  dem  Rate  S.  Januar  1677,  der 
Tod  des  K.  U.  Truchseß,  des  Generals  Koricki  und  des  Erzbischofs  von  Lemberg 
werde  dem  König  neue  Kreaturen  verschaffen,  derselbe  werde  hier  gewiß  in  allem 
ex  voto  sukzedieren,  „angesehen  viele  promissis  schon  gewonnen,  viele  aber  metu 
von  ihren  Desseinen  abgehalten  werden .  Communis  opinio  ist,  daß  der  H.  Chorazy 
Posnan.  Landbotenmarschall    sein    werde   und  daß  die   Opalinsken  in  Großpolen 


Neue  Anschläge  der  französischen  Partei.  137 

ihre  Seite  gebracht,  auch  der  Primas,  der  vorher  sehr  disgustiert  gewesen, 
durfte  vielleicht  damit  zufriedengestellt  worden  sein,  daß  der  König  die  durch 
seines  Bruders  >)  Tod  erledigte  Starostei  Vielun  seinem  Vetter  übertragen,  auch 
seinen  Schwestersohn  Zaluski2)  zum  Abt  von  Sterzemieschew  ernannt  hat. 

Um  die  Stände  gegen  Kf.  zu  erbittern,  scheut  man  sich  nicht  zu  versichern, 
demselben  wäre  durch  seine  Erfolge  gegen  Schweden  der  Mut  so  gewachsen, 
daß  er  die  Republik  im  Frühjahr  angreifen  wolle. 

Wegen  Putzke  und  Danzig  liegt  der  Woiwode  von  Pommerellen  dem 
Konige  stets  in  den  Ohren,  er  möchte  ja  nicht  zaudern  nach  Preußen  zu  gehen, 
Danzig  würde  er  leicht  in  seine  Gewalt  bekommen  und  dadurch  nicht  nur  arbiter 
der  vornehmsten  Kommerzien  in  Europa  sein,  sondern  sich  auch  den  Weg  bahnen, 
um  das  Herzogtum  Preußen  wieder  an  die  Krone  zu  bringen.  Der  Kastellan 
von  Posen,  derScultetus  und  auch  ihm  so  hoch  versichert  hat,3)  man  denke 
nicht  daran,  Kf.  zu  beschweren,  hat  in  Schroda,  als  Korzeniewski  des  Vor- 
schlages wegen  Liefland  gedacht,  geantwortet,  das  wären  remotiora,  propinqua 
aber,  daß  Frankreich  und  Schweden  sich  erböten,  ihnen  zur  Rekuperierung 
des  Herzogtums  Preußen  zu  verhelfen. 

Wenn  aber  ein  kaiserlicher  Minister  herüberkommt,  wird  hoffentlich  das 
Vorhaben  der  Gegner  so  lange  aufgehalten  werden  können,  bis  Kf.  mit  Stettin 
fertig  wird,  und  dann  wird  man  wohl  nicht  mehr  von  einer  favorablen  Konjunktur 
sprechen  können. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 

15.  Januar  1G77. 

[Einzug  des  Königs.    Gespräch  mit  Bethune.    Verleumderische  Gerüchte  über  Kf.] 

Am  13.  hat  der  König  hier  seinen  solennen  Einzug  gehalten.  Bei  dem  15.  Jan. 
Festgottesdienst  in  der  Kirche  hatte  er  seinen  Platz  neben  dem  Marquis  de 
Bethune.  Derselbe  sprach  von  Kf.  mit  großem  Respekt,  erbot  sich,  trotzdem 
ihre  beiden  Prinzipalen  aus  einer  Fatalität  in  Mißverstand  geraten,  zu  guter 
Korrespondenz,  wie  es  die  Bevollmächtigten  in  Nim  wegen  täten,  erwähnte  dabei, 
er  hätte  erfahren,  daß  H.  in  seiner  Jugend  unter  seinem  Vetter,  dem  Marquis 
de  Rhony,  dem  Sohne  des  Duc  de  Süll y,  als  Kommissar  von  der  Artillerie 
gedient  hätte,  und  bat,  er  möchte  ihn  jetzt  auch  die  mit  den  Seinigen  früher 
gepflogene  Freundschaft  genießen  lassen.     Alle  seine  Vorfahren  bis  ins  dritte 


schon  akkommodiret  worden,  dannenhero  diese  Tage  eine  gewisse  Person  zu  mir 
sagte,  daß  man  die  wenig  übrigen,  auf  den  H.  Breza,  Podkomorzy  Kalisky  etc. 
zielende,  nichts  achtete,  so  den  ausländischen  ministris  nicht  wohl  gefallt*. 

*)  Hieronymus  Olszowski,  s.  Zaluski  I,  S.  691. 

*)  Andreas  Zaluski,  der  Geschichtschreiber  und  spätere  Bischof  von  Ermland. 

*)  S.  oben  S.  133. 


138  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Glied  wären  Hugenotten  gewesen,  obwohl  er  sich  zur  katholischen  Religion 
bekennte,  könnte  er  ihnen  doch  nicht  Feind  sein,  dessen  wurde  ihm 
M.  d1  Espen ce1)  wohl  Zeugnis  geben,  der  gewünscht  hätte,  sein  Leben  im  Dienst 
des  Kf.-  zu  endigen,  wenn  ihn  sein  Gewissen  nicht  abgehalten  hätte,  die  Hand 
gegen  seinen  König  aufzuheben.  Wie  derselbe  viel  vom  Frieden  sprach,  hat  er  ihn 
auch  versichert,  daß  Kf.  sehnlichst  den  Frieden  wünschte  und  daß  dessen 
Interessen  sich  besser  mit  Frankreich  als  mit  Schweden  zusammen  reimten. 

Der  König  hat  seinen  Glückwunsch  sehr  freundlich  anfgenommen  and 
erwidert. 

Der  Bischof  von  Er  ml  and,3)  der  sich  von  dem  Schlaganfall  zu  erholen 
beginnt,  hat  ihn  versichert,  da  der  König  in  dem  Schreiben  an  den  Primas 
seine  Abwesenheit  als  Veranlassung  der  Verzögerung  der  renovatio  pactornm 
bezeichnet  hätte,  so  wollte  er  sich  jetzt  um  so  mehr  bemühen,  dieselbe  za 
beschleunigen. 

Die  Vertrautesten  bei  Hofe  berichten,  den  König  schmerze  nichts  mehr, 
als  daß  er  bei  Kf.  und  dessen  Alliierten  in  Verdacht  gezogen  werde,  als  ob  er 
gegen  dieselben  etwas  Feindliches  vorhätte.  Um  solches  zu  widerlegen  und 
Damler3)  zu  dekreditieren,  würde  dienlich  sein,  die  vor  dem  Fiskal  Rabe  ab- 
gehaltenen Zeugenverhöre  herzuschicken,  daraus  erhellen  wird,  daß  die  angeblichen 
Emissarien  des  Kf.  dasselbe  schreiben,  was  ihre  eigenen  Leute  aussprengen. 
Man  geht  jetzt  weiter  als  vorher  in  dem,  was  von  des  Kf.  Zurüstangen  gegen 
Polen  ausgesprengt  worden,  und  behauptet,  Schreiben  desselben  an  den  K.  G. 
Kanzler  aufzuzeigen  zu  haben,  in  denen  Kf.  erklärt  habe,  daß  er  Polen  prävenieren 
wolle.  Er  hat  darauf  nur  geantwortet,  praeventio  supponiere  eine  itio,  und  man 
könnte  allen  Widerwärtigkeiten  vorkommen,  wenn  beide  Teile  de  non  offendendo 
kavierten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Potstain 
13./[23.]  Januar  1G77.4) 

[Dem  K.  U.  Feldherrn  zu  machende  Versicherungen.] 

"J3.  Jim.  Es  hat  mir  derHauptmaim  von  Marienwerder5)  ausführlicheRelation 

gethan,  was  sein  Bruder  mit  dem  polnschen  Unterfeldherrn*)  geredet, 
und  sonst  einige  andere  Umbstände   mehr,   so  mir  alles  zu  gnädigstem 

»)  S.  Urk.u.  Akt.  XV1H,  S.  630f. 
-)  Stephan  Wydzga,  K.  U.  Kanzler. 

3)  S.  oben  S.  125. 

4)  Dabei  vermerkt:  „Ihre  Gn.  der  Herr  Oberpraesident  haben  dieses  eigenhändig 
in  Ziffern  geschrieben." 

5)  Georg  Heinrich  v.  d.  Groben. 

6)  Stanislaus  Johann  Jablonowski. 


Verhandlungen  mit  Jablonowski.  139 

Wohlgefallen  gereichet.  Weil  nun  jetztbesagter  Unterfeldherr  sich  so 
wohl  erkläret  und  ich  groß  Vertrauen  auf  seine  Freundschaft  setze,  auch 
wohl  weiß,  daß  er  einen  starken  Anhang  hat,  so  werdet  Ihr  Euch  aufs 
fleißigste  angelegen  sein  lassen,  diese  Correspondenz  noch  mehr  und  aufs 
Stärkeste  durch  alle  dienliche  und  ersinnliche  Mittel  zu  befestigen.  Ich 
wollte  zwar  öfters  an  ihn  schreiben,  besorge  aber,  daß  ihn  solches  nur 
suspect  machen  möchte,  wird  also  das  beste  sein,  daß  alles  durch  Euch 
und  den  Obristen  Groeben  geschehe.  Inmittelst  wollet  Ihr  ihn  ver- 
sichern, daß  ich  alles  in  höchster  Verschwiegenheit  halten  und  solche 
Erkenntnusse  kegen  ihn  thun  werde,  daß  gleich  wie  er  jetzt  Gelegenheit 
und  Mittel  hat,  mein  ganzes  Haus  zum  höchsten  zu  obligiren  und  zugleich 
die  Krön  in  einem  guten  Zustand  zu  erhalten,  also  auch  Zeit  seines  Lebens 
meine  reelle  Dankbarkeit  kegen  ihn  und  sein  ganzes  Haus  verspüren  und 
empfinden  soll,  wie  dann  der  Hauptmann  von  Marienwerder  seinem  Bruder, 
dem  ich  Euerem  Vorschlage  gemäß  seiner  Befoderung  halber  Versicherunge 
gegeben,  aber  dabei  gerne  sehe,  daß  er  noch  ein  Zeitlang  alda  in  Diensten 
verbleibe,  hiervon  mehr  particularia  bringen  wird,  damit  derselbe  solches 
Euch  zuforderst  referire  und  es  alsdann  dem  Unterfeldherren  hinterbracht 
werde.  Es  hat  auch  der  Hauptmann  noch  andere  Personen  benannt,  so 
Ihr  von  seinem  Bruder  erfahren  könnet,  ich  will  darüber  Euer  Bedenken 
erwarten,  wie  Ihr  vermeinet,  daß  dieselbe  zu  obligieren  sein  mögen. 
Und  weil  auch  vorgeschlagen,  daß  ich  öfters  Briefe  an  den  König 
schreiben  sollte,  und  Ihr  am  besten  wissen  könnet,  wie  dieselbe  nach 
Beschaffenheit  des  Zustandes  einzurichten,  so  will  ich  von  Euch  jedesmal 
die  Concepte  solcher  Schreiben  erwarten.  Im  übrigen  wollet  ihr  Euch 
an  dem  Unterfeldherren  feste  halten  und  ihn  meiner  beständigen  getreuen 
Freundschaft  und  Dankbarkeit  versichern.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     Ü.   Warschau 
29.  Januar  1677. 

[Bemühungen    des  französischen  Gesandten,  eine  Diversion  gegen  Kf.  zustande  zu 
bringen.    Erfolge  des  Hofes  auf  dem  Reichstage.  Gesandtschaft  der  Danziger  Gewerke. 

Gespräch  mit  Bethune.] 

Die  französischen  Gesandten  tun  mit  Gelde,  Informationen  und  Banquetten  29.  Mai 
ihr   möglichstes,   um1)  Schweden  von  hier  aus  eine  Diversion  gegen  des  Kf. 

J)  S.  die  Berichte  des  Bischofs  von  Marseille  und  Bethune's  vom  25.  und 
des  letzteren  vom  27.  Dezember  1676  (Acta  hist.  III,  S.  527,  341  ff.). 


140 


I.  Braudonburg  und  Pulen  I67ft—t679 


Waffen  zuwege  zu  bringen.  Der  Hof  bat  auch  schon  in  zwei  gar  notablen  Stückes 
prävaliert  gegen  fast  aller  Stünde  Willen  und  Intention,  nämlich  in  der  Wahl  des 
Landbotenroarschalb  und  dann  wegen  dessen  Beeidigung,  worauf  zu  bestehen  alle 
Kreistage  den  Lurnlboten  eingebunden  getobt  Viele  guten  Pntrioten  furchten  daher, 
es  mochte  ihnen  auch  in  dem  Punkt  der  Abdankung  der  Armee  und  in  Verhütung 
aller  Kriege  gegen  christliche  Potentaten  leicht  fehlen,  dafern  die  Blöden  nicht  recht* 
schaffen  interessiert  und  gestärkt  werden,danach  ersieh  mit  großem  Verl  an  gen  umsieht. 

In  Danzig  beginnen  sich  die  Ge  werke  dem  Rat  einigermaßen  zu  fügen, 
trotzdem  hat  es  der  Woiwode  von  Pommerellen  dahin  gebracht,  daß2)  zwei 
Haupt  werke  die  Ihrigen  hinübergeschickt  haben,  um  den  König  zu  bitten.  Ali 
er  zu  ihnen  komme  und  die  Sachen  richte. 

Als  er  diesertage  bei  der  Hochzeit  der  Stieftochter  des  Fürsten  Czarto- 
ryski*)  mit  dem  Marquis  de  Bethunc  zusammenkam,  versicherte  dieser  auls 
neue,  sein  König  ehre  und  schätze  Kf.  aufs  höchste,  seine  Reputation  aber  ver- 
pflichte ihn  dazu,  bei  der  Friedenshandlung  Schweden  bei  dem  Sciuigen  zu 
garantieren,  zumal  man  kein  Äquivalent  linden  könnte.  Er  hat  ihm  geantwortet, 
Schweden  wäre  des  Salzes  mehr  als  des  pommerschen  Biers  benötigt,  sie  würden 
sich  daher  wohl  weisen  lassen,  wenn  ihnen  Frankreich  etwa  die  Insel  Oleron 
oder  etwas  dergleichen  einräumte.  Er  fiel  aber  allemal  darauf,  daß,  wenn  Kf. 
nur  mit  ihnen  versöhnt  wäre,  ihm  mehr  A  van  tagen  bei  der  Friedenshand!  ung 
und  sonst  verschafft  werden  sollten,  als  er  sich  einbilden  könnte. 


J.  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten,     D.  Warschau 
h  Februar  IGT 7. 

[Zaghaftigkeit  der  Landböten.    Hoffnung  auf  den  Primas.    Gerüchte  über  Bestechungen 
seinerseits,     Beschlüsse  gegen  Rybinski.     Die  Malkantenten*] 

1.  Tebr.  Obwohl  von   den   meisten  Kreistagen  den  Landboten  zur  Pflicht  gemacht 

worden  ist,   darauf  zu  bestehen,   daß  die  Armeen  abgedankt  und  die  pacta  mit 

!)  Nachdem  die  ersten  Sitzungen  des  am  14,  Januar  eröffneten  Reichstages  mit 
Streitigkeiten  wegen  des  gleich  am  ersten  Tage  von  dem  Stanzten  ?ofl  Üswiecim 
V ieuiazek  beantragten  Eides,  den  die  Lundtasjsiriarschiille  hinfort  schwören  sollten, 
vergangen  waren,  wurde  am  22.  Januar,  ohne  daß  diese  Frage  zur  Entscheidung 
gekommen  wäre,  der  Posensche  Landfahndrieh  Skoraszewski  zum  Marschati  gewählt. 
Am  30.  Januar  wurde  dann  eine  Konstitution,  enthaltend  Vorschriften  für  den  Land- 
hotenmarschall  und  die  Deputierten  ad  constitutiones,  beschlossen,  über  den  von 
diesen  zu  leistenden  Eid  aber  kam  es  zu  keiner  Einigung,  Vgl  den  Bericht  des 
Bfccboita   fOQ   Marseille   vom    lfl.  Janurtr   1<>77   (&»  .''15). 

*)  Schumann  berichtet  dem  Danziger  Rat  am  29.  Januar,  die  Abgeschicku-n 
der  <  Je  werke  seien  diesertage  angekommen,  sie  klagten,  daß  sie  vom  Rat  hart 
bedrückt  würden,  und  ließen  verlauten,  sie  seien  gekommen,  um  den  König  zu  bitten, 
je  eher  Je  lieber  nach  Danzig  zu  kommen  und  ihre  Sache  zu   richten,    S.  Hirsch, 

roüe  Kurfürst  und  IX  Acgidius  Strauch,  S.  218. 

*J  Auch  Kf.  war  zu  dieser  Hochzeit  eingeladen  worden  und  ließ  durch  vt  Bot. 
ein  Geschenk  überreichen. 


Der  Reichstag  zu  Warschau.  141 

den  Nachbaren  ohne  Verzag  bestätigt  wurden,  zeigen  sich  diese  doch  sehr  scheu, 
dieses  mit  Ernst  auszubringen  und  darauf  zu  bestehen,  viel  weniger  mit  Zer- 
reißung des  Reichstages  und  Hinterhaltung  der  Kontributionen  zu  drohen.  In 
betreff  der  Beruhigung  des  Reiches  setzt  man  die  größte  Hoffnung  auf  den 
Primas,  weil  er  vom  Könige  vor  anderen  konsideriert  wird.  Obwohl  er  sich 
sonst  dem  Kf.  in  vielen  Stacken  zuwider  gezeigt,  versichert  doch  der  Bischof 
von  Krakau,  daß  er  nimmer  in  einen  Krieg  mit  demselben  willigen  werde,  da 
er  wohl  begreife,  daß  es  vornehmlich  über  Großpolen  und  sein  Erzstift  hergehen 
werde.  Am  9.  wird  derselbe  hier  erwartet  und  er  wird  sich  dann  bemühen  zu 
erfahren,  was  er  eigentlich  im  Schilde  führe. 

Diesertage  ist  ausgebracht  worden,  er  hätte  18000  Dukaten  unter  die 
Landboten  verteilt,  der  König  soll  darüber  sehr  ungehalten  gewesen  sein  und 
man  benützt  es,  um  bei  denen,  die  nichts  erhalten,  Mißgunst  gegen  sie  und 
ihre  Freunde  zu  erregen. 

Auf  die  Klagen  über  die  von  Rybinski1)  verübten  Insolentien  und  Untaten 
ist  im  Geheimen  Rate  beschlossen  worden,  ihn  und  alle  anderen,  die  fremde 
Dienste  annehmen  und  zur  Ruptur  mit  den  Nachbaren  Anlaß  geben  sollten, 
vogelfrei  zu  machen.  Er  hat  aber  noch  nicht  gehört,  daß  die  dazu  nötigen 
Patente  ausgefertigt  seien. 

Der  Malcontenten  Zahl  nimmt  tagtäglich  zu,  man  kann  sich  aber 
derselben  nicht  wohl  bedienen,  weil  die  meisten  und  vornehmsten  mehr 
per  extrema  zu  gehen  als  den  Hof  zu  umbschränken  geneigt.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
15.  Februar  1677. 

[Bemühungen  der  franzosischen  Gesandten,  den  König  zu  einer  Diversion  gegen  Kf. 

zn  bewegen.    Bakowski.     Früherer  Plan,  den  Bischof  von  Osnabrück  auf  den 

polnischen  Thron  zu  bringen.] 

Die  französischen  Gesandten  lassen  nicht  ab,  den  König  stets  anzutreiben,2)  15.  Febr. 
daß  er  des  Kf.  Waffen  Schweden  zu  gut  divertiere.    Vor  kurzem  sollen  sie  ihm 
so  hart  angelegen  haben,  daß  er  mit  gen  Himmel  aufgehobenen  Händen  aus- 
gerufen nahen  soll:  „Wollte  Gott,  ich  hätte  rechtschaffene  Ursach  zum  Kurfürsten 
and  die  Stände  wären  mir  nicht  zuwider." 

Bakowski   widerspricht  jetzt   der  Renovation   nicht  offen,  besteht  aber 
darauf,  daß  die  Kommission  über  die  beiderseitigen  Prätensionen  vorgehen  solle, 

»)  S.  oben  S.  132,  135. 

*)  S.  die  Berichte  B  et  hu  ne's  an  Ludwig  XIV.  und  Pomponne  vom  12.  Februar 
1677  (Acta  hist.lll,  S.  353f.,  530). 


142  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1670. 

bei  welcher  ohne  Zweifel  Ursache  zur  Ruptur  gesucht  werden  wird,  um  so  per 
indirectum  zu  erhalten,  was  die  Stände  insgesamt  bisher  bestandig  widersprechen. 

Im  Königl.  Preußen  nimmt  die  französische  Faktion  immer  zu.  Das  Haus 
der  Dzialynsker  hat  bisher  noch  gegen  gehalten,  nun  aber  alliieren  sie  sich 
mit  B^kowski  und  soll  die  Hochzeit  zu  des  Königs  Ankunft  in  Danzig  mit 
großer  Solenuität  gehalten  werden.  Litauen  hält  noch  beständig  über  dem  Frieden 
und  der  Freiheit,  noch  vorgestern  hat  ihn  der  G.  Feldherr  Paz  versichert,  niemand 
sollte  sie  scheiden  oder  gefahren. 

Es  ist  bei  König  Michaels  Zeiten  davon  gesprochen  worden,  daß  den 
Schweden  Putzke  und  auch  wohl  gar  Danzig  angeboten  sei,  wenn  sie  den  König 
hätten  stürzen  und  den  Bischof  von  Osnabrück1)  an  seine  Stelle  setzen  helfen 
wollen.  Er  ist  erst  jetzt  hinter  den  Grund  davon  gekommen,  daß  nämlich  nach 
dem  Tode  des  Duc  de  Longue  ville  den  damaligen  Malkontenten  zuerst  der  Herzog 
von  Hannover  vorgeschlagen  worden  ist,  weil  sie  aber  gemeint,  derselbe  möchte 
wegen  seiner  Leibesbeschwerlichkeit  den  Ständen  nicht  zusagen,  wäre  der  Bischof 
von  Osnabrück,  der  eine  pfälzische  Prinzessin  zur  Ehe  hat  und  mit  Schweden 
nahe  verwandt  ist,  vor  allen  anderen  in  Konsideration  gekommen,  und  der  Unter- 
admiral  "W  ran  gel  wäre  mit  diesem  Anerbieten  nach  Schweden  geschickt  worden, 
dessen  Negotiation  hätte  aber  der  damals  dort  befindliche  Starost  von  Nowydwor, 
Breza,  hintertrieben. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
19.  Februar  1677. 

[Bemühungen  des  Hofes,  den  Primas  zu  gewinnen.     Entrüstung  desselben  über  eine 
Flugschrift    Mitteilungen  Dörfflers.     Rybinski.] 

19.  Febr.  Der  Hof  und  die  französischen  Gesandten  tun  ihr  äußerstes,   den  Primas 

zu  gewinnen,8)  mit  Geschenken,  Karessen  und  Beförderung  seiner  Verwandten. 
Er  fügt  sich  auch  in  vielen  Stücken,  die  Abdankung  der  Armeen  aber  möchte 
er  wohl  gern  beschleunigen,  damit  so  die  Geistlichkeit  von  der  nie  vorher  ver- 
suchten Einquartierung  befreit  werde. 

Über  die  neulich  von  Prag  hergebrachte  Schrift  vom  hiesigen  der  Reipu- 
blicae  Zustande3)  ist  der  ganze  Hof  und  alle  französischen  Faktionisten  äußerst 


!)  Ernst  August,  Bruder  der  Herzoge  Georg  Wilhelm  von  Celle  und 
Johann  Friedrich  von  Hannover. 

*)  S.  den  Bericht  des  Bischofs  von  Marseille  und  Bethune's  vom  19.  Februar 
1G77  (Acta  bist.  111,  S.  530,  vgl.  S.  355). 

3)  Gemeint  ist  die  Schrift:  Nobilis  Poloni  de  statu  moderno  Reipublicae  Judicium 
(wieder  abgedruckt  in:  Literae  de  pace  nuper  Polonos  inter  et  Turcas  inita  a  Ministro 
Brandenburgico  in  comitiis  Warsaviensibus  divulgatae  una  cum  Responsione  ad  illas 
a  vero  cive  Polonico  data.  Freistadii  s.  a.),  die  allerdings  brandenburgischen  Ursprunges 


Entrüstung  über  eine  Flugschrift  143 

entrostet  und  wollen  sich  nicht  aasreden  lassen,   daß  sie  nicht  von  Berlin  ge- 
kommen sein  sollte. 

Der  schwedische  Resident  Dörffler  hat  dem  Danziger  Sekretär  im  Ver- 
trauen erzählt,  er  wüßte  gewiß,  daß  sich  der  Reichstag  fruchtlos  zerschlagen 
und  der  König  darauf  dem  K.  G.  Feldherrn,  weil  er  von  Kf.  mit  Geld  gewonnen 
sei,  lOOOO  Mann  abnehmen  und  dieselben  dem  litauischen  G.  Feldherren  zulegen 
werde,  damit  dieser  gegen  Kf.  in  Preußen  agieren  könne.  Dieser  Diskurs  kommt 
ihm  sehr  verdächtig  vor,  er  wird  hinter  den  Grund  zu  kommen  suchen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
22.  Februar  1677. 

[Die  Flugschrift;  er  wird  für  deren  Verfasser  angesehen.    Gespräch  darüber 

mit  Witwicki.] 

Über  die  Schrift  Judicium  nobilis  Poloni  de  statu  moderno  Reipublicae  ist  22.  Febr. 
hier  über  die  Maßen  großer  Lärm  und  der  Hof  will  sich  nicht  ausreden  lassen, 


ist  Kf.  schreibt  (d.  Potstam  11./21.  Januar  1677)  an  Scultetus,  dem  er  befohlen 
hat,  sich  auch  nach  Warschau  zum  Reichstage  zu  begeben:  „Demnach  wir  auch  zue 
Beförderung  unseres  Interesse  gut  funden  beigehendes  Tractätlein  ausgehen  zu  lassen, 
so  senden  wir  Dir  hiebei  50  exemplaria  zue,  damit  Du  sie  hie  und  da  divulgiren 
könnest.  Es  muß  aber  überaus  behutsam  damit  umbgegangen  werden,  daß  man 
nicht  merke,  daß  es  von  uns  komme,  gestalt  wir  es  dann  auch  also  einrichten  lassen, 
damit  man  nicht  leicht  einen  Verdacht  darauf  haben  könne,  und  kann  man  lieber, 
wenn  es  die  Gelegenheit  giebet,  unter  der  Hand,  jedoch  als  zweifelte  man  noch  daran, 
ausgeben,  als  wann  es  von  einem  keyserlichen  ministro  herkäme.  Du  hast  solches 
mit  dem  Freiherrn  von  Hoverbeck  zu  überlegen.  Wir  werden  auch  einige  exemplaria 
nnvermerketer  Weise  über  Breslau  schicken  lassen."  Der  Danziger  Syndikus 
A.  Stodert,  den  der  Rat  als  seinen  Gesandten  auf  den  Reichstag  geschickt  hatte, 
schreibt  demselben  aus  Warschau  am  18.  Februar,  am  15.  sei  ein  Kurier  aus  Wien 
mitschreiben  an  den  litauischen  U.  Kanzler  Fürsten  Radzi  will  gekommen,  welchem 
in  Breslau  ein  besonderes  Paket  an  den  Primas  mitgegeben  sei,  in  dem  verschiedene 
Exemplare  einer  Schrift  contra  legatos  gallicos,  wie  sie  den  König  induzierten,  ent- 
halten gewesen  seien.  Der  Kurier  sei  sofort  in  Arrest  genommen  worden,  der  König 
wolle  ihn  selbst  verhören.  Nach  einer  dem  Bericht  Wicherts  vom  19.  Februar  bei- 
liegenden Relation  aus  Warschau  vom  15.  hätte  am  14.  abends  ein  Kurier  ein  Paket 
angeblich  aus  Prag  überbracht,  in  dem  sich  etliche  Exemplare  des  Traktätleins  befunden 
hätten.  Bei  dem  Verhör  habe  er  behauptet,  es  in  Breslau  bekommen  zu  haben.  Der 
König  sei  über  das  Pasquill  sehr  alteriert,  die  französischen  Gesandten  hätten  sich 
heftig  darüber  beklagt.  Es  sei  darüber  zwischen  dem  Kanzleiregenten  Witwicki 
und  dem  kaiserlichen  Residenten  zu  einer  heftigen  Expostulation  gekommen,  W.  habe 
auch  gesagt,  der  König  schreibe  den  stylum  fast  v.  Hoverbeck  zu.  S.  Pufendorf 
1.XV,  §  12  (S.  1119f.). 


144  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

daß  er  der  Autor  derselben  sei.  Die  beigehende  Antwort ')  ist  sehr  giftig,  sowohl 
gegen  den  Kaiser  als  gegen  Kf.  Man  schreibt  an  den  Kaiser,  es  solle  Inqui- 
sition angestellt  werden,  wer  dieselbe  in  Breslau  dem  Pragischen  hierher 
gehenden  Boten  gegeben,  und  schmäht  indessen,  noch  ehe  etwas  einkommt, 
gegen  so  hohe  Häupter  und  ihn,  obwohl  er  versichern  kann,  daß  er  vor  sechs 
Tagen  noch  nicht  das  Geringste  davon  gewußt  hat.  Gestern  hat  ihm  der  Kanzlei- 
regent Witwitzky,  der  bisher  nur  in  seinem  eigenen  Namen  von  der  Schrift 
mit  ihm  geredet,  im  Namen  des  Königs  angedeutet,  derselbe  hätte  davon  den 
Nutzen  geschöpft,  daß,  weil  seine  Nachbaren  ihn  jetzt,  wo  ihm  das  Wasser  nur 
bis  an  die  Knöchel  ginge,  zu  ersäufen  trachteten,  er  bei  sich  überlegen  könne, 
wessen  er  sich  zu  versehen  hätte,  wenn  es  bis  unter  die  Arme  reichte.  Da  er 
von  dem  Scripto  nicht  weiß,  es  auch  noch  nicht  gesehen  hat,  findet  er  keine 
Materie  oder  Ursach,  dasselbe  zu  verantworten. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
5.  März  1677. 

[Ungünstiger  Verlauf  des  Reichstages.     Besorgnis,  daß  doch  eine  Diversion  gegen 
die  Alliierten  werde  unternommen  werden.] 

5.  März  Obwohl    der   zum  Reichstagsschluß  bestimmte   sechs  wöchentliche   Termin 

bereits  verflossen,  ist  es  doch  schwer,  von  dessen  Ausschlage  etwas  Gewisses  zo 
prognostizieren. 2)  Trotz  der  den  Landboten  auf  den  Kreistagen  erteilten  Instruk- 
tionen wagen  die  meisten  doch  nicht  damit  hervorzukommen,  weil  der  König, 
wenn  etwas  auch  nur  per  indirectum  seinem  Vorhaben  zuwiderläuft,  es  zu  resen- 
tieren nicht  unterlaßt.  Die,  welche  bisher  absolute  auf  Abdankung  der  Armee 
gedrungen,  geben  jetzt  meist  nach  und  konsentieren,  daß  damit  bis  zu  der  Ruck- 
kehr des  an  die  Pforte  abgehenden  Gesandten  innegehalten  werde.  Wegen 
Putzke  und  Danzig  untersteht  sich  keiner  etwas  zu  gedenken,  man  bittet  selbst 
die  Abgeordneten  der  Stadt,  daß  davon  keine  Meldung  in  publico  geschehe,  um 
den  König  nicht  zu  ofifendieren. 


J)  Pseudo  Poloni  de  statu  moderno  Reip.  Judicium  redargutum  exploditur  per 
Equitem  Polonum  (ebendort  wiederabgedruckt).  Kf.  beauftragt  v.  Hov.  (d.  Ham 
11./21.  März  1677)  über  diese  Schmähschrift,  in  der  ganz  unverdienterweise  seine 
Ehre  angetastet  werde,  Beschwerde  zu  führen  und  um  Verbietung  der  weiteren  Ver- 
breitung derselben  und  Bestrafung  ihres  Verfassers  anzuhalten. 

3)  Die  französischen  Gesandten  sprechen  schon  Ende  Februar  die  Hoffnung  auf 
einen  für  ihre  Sache  günstigen  Ausgang  des  Reichstages  aus.  S.  ihre  Berichte  vom 
21.,  2G.  und  27.  Februar  1677  (S.  355  ff.). 


Ungünstiger  Verlauf  des  Reichstages.    Versicherungen  Jablonowski's.       145 

Zwar  versichern  die  meisten,  daß  es  Frankreich  nnd  Schweden  nie  dahin 
bringen  würden,  daß  einigen  Nachbaren  durch  einen  Reichsschluß  der  Krieg 
sollte  angetan  werden,  aber  es  konnte  doch  indirekt  anter  dem  Namen  oder 
Prätext  einer  Konföderation  oder  herrenlosen  Gesindels  eine  Diversion  der  Waffen 
der  Alliierten  tentiert  werden.1) 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
15.  März  1677. 

[Günstige  Erklärungen  Jablonowski's.    Mitteilung  Piasetzinsky's.) 

Der  K.  U.  Feldherr2)  hat  ihm  heute  eine  feierliche  Visite  gemacht  nnd  er  15.  Man 
hat  ihm  zur  Stiftung  mehrerer  Vertraulichkeit  das  Reskript  des  Kf.  vom 
13.  Januar3)  mehrenteils  vorgelesen,  worauf  derselbe  sich  mit  großer  Ehrerbietung 
gegen  Kf.  so  erklärt  hat,  daß  er  es  nicht  besser  hätte  wünschen  können.  Er 
hat  bei  ihm  mehr  Verstand  und  Aufrichtigkeit  gespürt,  als  er  ihm  bisher  zu- 
getraut. Er  versprach,  zwischen  dem  Könige  und  Kf.  gutes  Vertrauen  zu  stiften, 
nnd  versicherte,  daß  einer  Konföderation  der  Armee  oder  der  abgedankten  Truppen, 
auf  die  Frankreich  und  Schweden  rechneten,  der  K.  G.  Feldherr  ebenso  wie 
er  zuwider  wäre  und  daß  ohne  der  Feldherren  Antrieb  oder  wenigstens  Kon- 
nivenz keine  Konföderation  erfolgen  könnte.  Die  Armee  sei  zwar  nach  einem 
neuen  Kriege  begierig,  die  meisten  und  Vornehmsten  aber  hätten  ihm  versprochen, 
ohne  seine  Approbation  nichts  vorzunehmen.  Jetzt  wären  37000  Mann  in  Dienst, 
dieselben  würden  wohl  auf  15000  reduziert  werden,  und  er  hätte  Vorschläge 
gemacht,  wie  man  sie  ohne  Beschwerde  der  königlichen  und  geistlichen  Güter 
das  ganze  Jahr  durch  an  den  Grenzen  in  der  Ukraine  halten  könnte,  nämlich 
dorch  Verdoppelung  des  bisherigen  Soldes. 

Während  er  dieses  schreibt,  erhält  er  von  dem  Kastellan  von  Breschtz, 
Piasetzinski,  der  Zugang  zu  den  allergeheimsten  Ratschlägen  hat  und  den  er 
nicht  leichtgläubig  befunden,  einen  Zettel  folgenden  Inhalts:  Im  Kabinett  sei 
man  entschlossen,  mit  allen  Nachbaren  Frieden  zu  halten  nnd  gegen  Kf.  nichts 
Feindliches  vorzunehmen.  Zur  Mediation  sei  man  geneigt,  um  die  Christenheit 
in  Frieden  zu  setzen.  Den  Französischen  sei  dieses  gar  nicht  angenehm,  es 
scheine,  daß  das  bisherige  Vertrauen  mit  der  Zeit  verschwinden  werde. 


*)  S.  über  die  darauf  hinzielenden  Pläne  des  Königs  und  die  darüber  mit  dem 
französischen    und    dem    schwedischen   Gesandten    geführten   Unterhandlungen    die 
Berichte  ebenderselben  vom  5.,  12.  und  22.  März  1677  (S.  362  ff.). 
*)  Stanislaus  Johann  Jablonowski,  Woiwode  von  Reußen. 
•     *)  S.  oben  S.  138  f. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  10 


14G 


I,  Brandenburg  und  Polen  1673- 167f). 


J,  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.     D,  Warschau 
20,  März  1677.1) 

[Audienz  beim  Konige,  zaghaftes  Verhalten  der  wohlgesinnten  Reichstagsmitglteder.] 

Marx  Da  er  gemerkt,  daß  der  Unwille  des  Königs  ober  die  von  Breslau  hierher 

geschickte  Schrift3}  seiner  Negotiation  schaden  könnte,  hat  er,  nachdem  er  einige 
Zeit  verstreichen  lassen,  damit  seine  Information  nicht  etwa  das  Ansehen  excu- 
sationis  non  petitae  erhalte,  zunächst  durch  den  Kastellan  von  Posen  und  den 
K.  U.  Feldherrn  den  König  deswegen  informieren  lassen  und  dann  in  einer 
Audienz  diesem  selbst  versichert,  daß  er  mit  derselben  nichts  zu  tun  hatte. 
Der  Konig  erwiderte,  allerdings  hätten  viele  ihn  als  den  Autor  derselben  be- 
zeichnet und  er  hätte  es  anfangs  auch  geglaubt,  als  er  sie  aber  gelesen,  hätte 
er  genugsam  merken  können,  daß  sie  nicht  von  ihm  herkäme,  denn  er  kennte 
ihn  besser  und  wüßte,  daß  er  keinen  Favoriten  oder  Pädagogen  hätte,  von  dem 
er  sich  regieren  ließe.  Er  erklarte,  er  sei  überhaupt  mit  seinen  Prozeduren 
wohl  zufrieden  und  er  hielte  ihn  für  seinen  auktionierten  Freund,  der  kaiser- 
liche Resident  aber  wiegelte  die  Stünde  gegen  ihn  auf,  Der  Königin  Eleonora 
gönnte  er  ihre  Provision  von  Herzen,  so  töricht  aber  würde  er  nicht  gegen  sich 
selbst  handeln,  daß  er  dieselbe  während  des  Reichstages  zahlen  ließe,  da  er 
merkte,  daß  man  sie  eben  zur  Bestechung  anzuwenden  gediente. 

Obwohl  er  dreimal  aufstand,  um  die  publica  consilia,  wozu  sich  die  Stande 
eingefunden  hatten,  nicht  aufzuhalten,  ließ  der  König  ihn  doch  allemal  wieder 
niedersitzen  und  ging  fast  alle  Staaten  in  der  Christenheit  durch. 

E.  Chi.  D.  Wohlaffectionirte  in  Großpolen  werden  dergestalk  vom 
Hofe  verfolgt,  daß  sie  sich  nicht  einst  in  den  Stücken,  so  der  Republique 
Interesse  angehen,  frei  äußern  oder  hervorzutun  unterstehen,  weß  wegen 
man  sich  umb  andere  bewerben  muß,  umh  die  Materien  von  Putzke  und 
Danzig  unverdächtiger  Weis  auf  die  Bahn  zu  bringen,  welche  sie  alsdann 
der  Republique  zum  besten  versprechen  zu  secondiren.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten*     D.  Warschau 
29,  März  1677. 

[Zusagen  und  Forderungen  des  litauischen  G,  Feldherrn.] 

29,  März  Nach  vielfaltigen  Unterredungen  hat  sich  heute  der  litauische  G,  Feld- 

herr gegen  den  danischen,1)  dessen  er  sich  hierunter  bedient  hat,  damit  es  von 
den  Aufsehern  weniger  wahrgenommen  werde,  folgendermaßen  erklärt: 

■)  S,  Pufendorf  L  XV,  §  12  <S,  1120), 
*)  &  oben  S.  142f. 
*)  Gabel. 


Audienz  beim  Könige.     Verhandlungen  mit  Pac.  147 

1.  Er  verlangt,  daß  seine  Zusagen  gegen  jedermann  geheimgehalten  werden. 

2.  Er  verspricht  zu  verhindern,  daß  Polen  nach  Livland  ziehen,  um  den 
Schweden  in  Schonen  zu  helfen,  und  ebenso,  daß  Schweden  nach  Preußen  oder 
Pommern  durch  Litauen  ziehen. 

3.  Um  dies  auszuführen,  verlangt  er,  daß  man  ihm  die  Summe  und  Zeit 
und  Ort  der  Auszahlung  nenne.  Er  verlangt  zunächst  nur  die  Hälfte,  den  Rest 
erst  nach  Beendigung  des  Feldzugs  oder  wenn  jede  Gefahr  einer  Diversion  be- 
seitigt ist. 

4.  Man  soll  ohne  ihn  mit  dem  K.  G.  Feldherrn  verhandeln,  um  sich  auch 
zu  versichern,  daß  seitens  Polens  keine  Völker  nach  Preußen  oder  Pommern 
durchgelassen  werden. 

5.  Er  versichert,  daß  er  die  Prinzipalsten  der  Armee  so  in  seiner  Macht 
hat,  daß  er  jede  Konföderation  und  alles,  was  die  Alliierten  beunruhigen  könnte, 
verhindern  wird. 

Als  er  sich  darauf  erkundigt  hat.  eine  wie  hohe  Summe  man  prätendiere, 
hat  man  von  20000  Rtlr.  gesprochen.  Er  hofft  aber,  es  wird  zum  Abschlag 
gebracht  werden  können  und,  wenn  Kf.  4000,  Dänemark  6000  und  der  Kaiser 
8000  Rtlr.  geben,  genug  sein. 

Morgen  wird  der  K.  G.  Feldherr  vernommen  werden.  Der  K.  U.  Feld- 
herr bezeugt  vov  Tag  zu  Tag  mehr  Devotion  gegen  $f.,  er  sucht  durch  alle 
ersinnlichen  Mittel  ihn  und  seinen  Eidam,  den  Grafen  Lescynski,  dabei  zu 
erhalten.  Ober  die  Mittel  und  Wege  dazu  wird  Scultetus  bei  seiner  Wieder- 
kunft berichten. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurftkrsten.     D.  Warschau 
2.  April  1677. 

[Das  Vorgehen  des  Königs  in  der  letzten  Reichstagssitzung,  Urteile  darüber. 
Sein  vorsichtiges  Verhalten.] 

Aus  beigehendem  Diarium1)  von  ehegestern,  das  aus  mehreren  Berichten 
zusammengetragen  ist,  da  zu  drei  Malen  alle,  die  nicht  Landboten  waren,  heraus- 
geschafft waren  und  die  übrigen  geloben  mußten,  alles,  was  verhandelt  wurde, 


')  Ober  diesen  Reichstag  liegt  im  Berliner  Geh.  Staatsarchiv  ein  Diarium  vor, 
welches  ein  in  den  Dienst  des  Kf.  getretener  polnischer  Edelmann  Chwalkowski 
angefertigt  hat  Der  besonders  ausführliche  Bericht  über  die  Sitzung  vom  31.  März, 
der  noch  mit  Hilfe  des  Danziger  Reichstagsrezesses  vervollständigt  werden  konnte, 
lautet  : 

Der  König  ließ  nach  Entfernung  aller  arbitri  durch  den  K.  V.  Kanzler  pro-  31.  März 
ponieren,   er  könnte  es  den  Ständen  ansehen,  daß  sie  wegen  noch  nicht  erfolgter 
Approbation  der  Pakten  mit  den  benachbarten  Potentaten  zu  reden  wünschten,  er 
wollte    ihnen   vorkommen   und   dieses  zur  dienlichen  Nachricht  hinterbringen.    Die 

10* 


148  I-  Brandenburg  und  Polen  1673— 1679. 

geheimzuhalten,  wird  Kf.  ersehen,  daß  dabei  sehr  wichtige  Dinge  heraus- 
gekommen sind.  Viele  der  vornehmsten  Stände  deuten  es  dem  Könige  und 
seinen  Ratgebern  zum  großen  Versehen  aus,  daß  er  das,  was  bisher  stets  ge- 
leugnet worden  und  bis  zuletzt  im  höchsten  geheim  wäre  zu  halten  gewesen, 
so  kundgemacht  hat,  andere,  welche  ihn  für  sehr  behutsam  halten,  meinen,  es 
sei  nur  mit  Rücksicht  auf  die  französischen  Gesandten  geschehen,  damit  der 
Bischof  von  Marseille,  der  jetzt  heimkehrt,  dem  Könige  von  Frankreich  hinter- 


Kompak taten  mit  dem  Kaiser  wären  deshalb  nicht  zur  Richtigkeit  gekommen,  weil 
das  Wienische  Exemplar  einen  Punkt  in  sich  hielte,  der  in  dem  hiesigen,  zn  König 
Sigismunds  Zeiten  in  Druck  gegebenen,  sich  nicht  fände,  nämlich:  Nemo  alterius 
provincias  anhelabit  vel  rebelies  proteget,  von  welchem  der  in  Krakau  gewesene 
kaiserliche  Gesandte  wie  auch  der  noch  gegenwärtige  Resident  keineswegs  abstehen 
wollten.  Der  König  aber  hätte  ohne  Vorbewußt  der  Stände  keine  solche  Neuerung 
eingehen  wollen  und  würde  man  im  hiesigen  Archiv  fernere  Nachsuchung  tun  müssen. 
Hierbei  könnte  man  die  kaiserliche  Hypothek  auf  die  Salzgruben,  das  erhaltene 
diploma  electionis  und  das  in  Tarnowitz  eingeführte  Salzmonopol  nicht  mit  Still- 
schweigen übergehen,  da  man  billig  vor  Konfirmation  der  Kompaktaten  auf  deren 
Abtuung  bedacht  sein  müßte.  Von  kurfürstlicher  Seite  hätte  dessen  Gesandter, 
Baron  v.Hoverbeck,  per  contemtum  Reipublicae  renovationem  pactorum  bei  stehendem 
Reichstag  nicht  eins  gesucht,  wozu  man  ohnedem  nicht  schreiten  könnte,  bis  denselben 
zuvor  vom  Kurfürsten  ein  Genügen  geschehen  sei,  wobei  1.  die  Verpfandung  von  Elbing, 
2.  der  Schiffszoll  zu  Pillau,  3.  die  Überfuhr  bei  Neuburg,  4.  die  versagten  Auxiliarvölker, 
5.  die  gewaltsame  Entführung  Kai ckst eins,  6.  die  eingenommene  S Urostei  Draheim 
herhalten  mußten,  mit  dem  Anhange,  daß  sich  der  Kurfürst  noch  mehr  anmaßte,  da 
er  die  Prinzessin  Radziwill,  welche  doch  unter  der  Republik  Pflege  und  Ober- 
vormundschaft wäre,  dem  Prinzen  von  Oranien  vermählte  und  deshalb  zu  ihm 
gereist  sei.  Weil  aber  dieser  ausländische  Prinz  die  Fürstentümer  der  Prinzessin 
nicht  besitzen  könnte,  wollte  der  Kurfürst  sich  dieselben  contra  jura  Reip.  zueignen 
und  ihm  dafür  das  Fürstentum  Cleve  abtreten.  In  diesem  allem  hätte  die  Republik 
billig  gebührende  Satisfaktion  zu  suchen  und  könnte  dazu  keine  favorablere  Konjunktur 
gefunden  werden.  Der  König  machte  sich  ein  Gewissen,  da  man  ihn  hätte  schwören 
lassen,  ablata  zu  rekuperieren,  wenn  er  sich  nicht  auf  das  äußerste  bemühen  sollte, 
dieses  zu  erfüllen.  Man  hätte  der  Republik,  als  sie  von  allen  Seiten  von  Feinden 
umringt  gewesen,  solche  Pacta  abgedrungen. 

Der  Primas  führte  dieses  alles  noch  weitläufiger  an,  fügte  noch  hinzu,  daß 
Graf  Seh  lieben  wegen  der  Taufe  mit  einer  unchristlichen  Strafe  belegt  worden, 
er  riet,  confirraationem  so  lange  aufzuschieben,  bis  die  praetensiones  mittels  der 
Deputation  oder  einer  Kommission,  die  man  gegen  eine  gewisse  Zeit  ansetzen 
könnte,  abgetan  wären.  Sollte  dieses  Mittel  jemand  nicht  gefallen,  könnte  man  ex 
nunc  die  pacta  konfirmieren,  aber  ea  conditione,  daß  Reip.  zuvor  in  ihren  Präten- 
sionen Satisfaktion  möchte  gegeben  werden. 

Der  Bischof  von  Krakau  bewies  dagegen,  wieviel  die  Krone  diesen  beiden 
Nachbarn  zu  danken  habe,  daher  man  notwendig  mit  ihnen  gute  Freundschaft  bei- 
zubehalten trachten  und  die  pacta  konfirmieren  müßte.  Die  Republik  hätte  damals 
nur  durch  die  pacta  mit  dem  Kurfürsten  gerettet  werden  können.  Weil  er  aber  in 
seiner  Rede  durch  affektiertes  Husten  und  Gemurmel  gestört  wurde,  ging  er,  nachdem 


Die  Reichstagssitzung  vom  31.  März.  149 

bringe,  er  hätte  sein  äußerstes  getan,  sich  der  bisherigen  Freandschaftsbezeagnng 
erkenntlich  zu  erweisen,  er  könnte  es  aber  wegen  Widersetzlichkeit  seiner  Stände 
nicht  weiter  bringen.  Jedenfalls  aber  hat  man  Ursach  anf  der  Hut  zn  sein, 
besonders,  daß  nicht  etwa  ins  scriptum  ad  archivum  eine  Klausel  inseriert  werde, 
daraus  der  Hof  einen  Prätext  nehmen  könnte,  um  unter  dem  Schein,  die  Sicher- 
heit der  Republik  zu  beobachten,  die  Völker  nach  Gefallen  zu  gebrauchen. 


er  die  König].  Proposition  und  das  Votum  des  Erzbischofs  widerlegt,  mit  Widerwillen 
davon.  Der  Bischof  von  Posen  berichtete,  er  sei  noch  als  Abt  von  Paradyss  zu 
des  Kurfürsten  Mutter  geschickt  worden,  um  ihr  vorzustellen,  wie  unrecht  Kf.  getan, 
daß  er  sich  zu  den  Feinden  Polens  geschlagen,  die  hätte  geantwortet,  es  wäre 
geschehen,  nachdem  die  Feldherrn  sich  verschworen  und  dem  König  von  Schweden 
untergeben  hätten  und  die  polnische  Armee  mit  denselben  ins  Land  gekommen  sei 
und,  um  den  Kurfürsten  zur  Konjunktion  zu  zwingen,  2000  von  seinen  Völkern  nieder- 
gemacht hätte.  Er  solle  es  nur  erst  dahin  bringen,  daß  die  Feldherren  vom  König 
von  Schweden  wieder  abträten,  dann  würde  auch  der  Kurfürst  sich  wieder  mit  der 
Krone  setzen.  Doch  wollte  er  nicht  Lärm  blasen,  sondern  den  König  von  dem 
obgemeldeten  Eide  für  diesmal  dispensieren. 

Hierauf  redeten  die  Bischöfe  von  Culm  und  Ghelm  ziemlich  hart,  wünschten, 
dieser  Krieg  des  Königs  von  Frankreich  mit  den  Alliierten  möchte  niemals  enden 
und  Qott  die  französischen  Waffen  segnen,  widrigenfalls  würden  diese  Nachbaren 
die  Republik  ganz  unterdrücken.  Doch  haben  sie  der  Renovation  der  Pakten  salvo 
tarnen  religionis  catholicae  exercitio  nicht  widersprochen.  Der  Kastellan  von  Posen 
sagte,  des  Königs  Absicht  sei,  mit  den  Nachbaren  in  gutem  Vernehmen  zu  leben,  und 
er  suche  nur  der  Republik  Satisfaktion  zu  schaffen.  Wenn  sie  sich  aber  in  der  Güte 
dazu  nicht  verstehen  wollten,  würde  es  ihm  an  Mitteln  nicht  ermangeln,  dieselbe  der 
Republik  zuwege  zu  bringen.  Als  die  Reußen  meinten,  es  wäre  nicht  nötig,  die 
Pakten  zu  konfirmieren,  weil  sich  besonders  Brandenburg  nicht  gemeldet,  remonstrierten 
die  Großpolen,,  es  sei  vielfältig  geschehen,  sie  hätten  ex  conventu  deshalb  an  den  König 
abgefertigt,  mit  der  Bitte,  nicht  länger  zu  diffikultieren,  die  sie  jetzt  wiederholten. 
Namentlich  der  U.Kämmerer  von  Kaiisch,  Krzycki,  und  der  Starost  von  Kosten, 
Korzeniewski,  haben  sich  sehr  wohl  gehalten  und  gebeten,  daß  es  nicht  zum  Kriege, 
käme,  sondern  diese  Sache  in  der  Güte  beigelegt  werde.  Die  Renovation  der  Pakten 
mit  dem  Kurfürsten  gehörte  nicht  zur  Republik,  sondern  allein  zu  des  Königs  Person. 
Von  anderen  wurde  der  damalige  kaiserliche  Sukkurs  gegen  Schweden  durchgezogen 
und  behauptet,  der  Kaiser  sei  schuld,  daß  die  moskowitische  Konjunktion  nicht  erfolgt 
sei,  man  sollte  also  zuvor  seiner  Freundschaft  durch  Abtretung  obgem  eldeter  Präten- 
sionen versichert  werden.  Und  was  hätte  man  denn  für  Ursache  zur  Freundschaft 
mit  dem  Kurfürsten,  der  als  Vasall  gegen  die  Republik  in  Waffen  gestanden,  ihr  soviel 
Schaden  zugefügt  hätte,  in  seipem  Lande  die  katholische  Religion  so  heftig  unter- 
drückte und  die  vorhin  freien  preußischen  Edelleute  mit  unerträglichen  Kontributionen 
beschwerte?  In  Summa,  man  hat  den  übelwollenden  Affekten  gegen  jene  Potentaten 
gar  zu  sehr  den  Zügel  schießen  lassen,  doch  ging  der  meisten  Schluß  dahin,  daß 
man  nichtsdestoweniger  die  Pacta  konfirmieren  und  vorher  Kommissarien  zu  Hinlegung 
der  Differenzen  benennen  möge.  Vom  Thron  wurden  der  Primas,  die  Woiwoden 
von   Lublin  und  Culm,  der  Kastellan  von  Posen  und  andere  mit  dem  kaiserl. 


160 


I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1671*. 


Man  mochte  ihn  gerne  dahin  bringen,  daß  er  die  Erneuerung  der  Vertrüge 
hei  allen  Ständen  der  Republik  suche  und  dadurch  Anlaß  zu  einem  öffentlichen 
Repuls  gebe,  auf  den  man  sich  künftig  immer  berufen  kannte,  er  hütet  sich 
aber  wohl  davor,  wird  auch  nur  privatim  bei  dem  Primas  und  FL  IL  Kanzler 
gegen  den  ihm  gemachten  Vorwurf,  er  hätte  um  die  Erneuerung  beim  Konige 
nicht  gebeten,  expostulierem 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten. 

27.  April   1677, 


D.  Warschau 


[Schluß  des  Reichstages.     Aufforderung  des  Königs  zur  Erneuerung  der  Pakten, 
Bitte  um  Geld.     Versicherung  Krzycki'a.] 

27,  April  Soeben  hört  er,  daß  der  Schluß  des  Reichstages  erfolgt  ist ') 

Die  Konigin  und  der  König  haben  ihm  durch  den  Kastellan  von  Pos  et 
andeuten  lassen,  er  möchte  seinen  Kollegen*)  aufs  schleunigste  herüberkommen 


Residenten  zu  handeln  deputiert.  Schließlich  ließ  der  Konig  durch  den  K.  V.  Kanzler 
ausbringen,  er  wäre  bereit  sich  dem  Gutachten  und  Willen  der  Stande  zu  fügen  und 
sich  nicht  zu  widersetzen,  wenn  sie  gleich  Drabeim  schenken  und  Lauenburg  und  Bütau 
abtreten  wollten  und  wenn  auch  ihr  Wille  wäre  injurina  ferenda  gratias  agere.  Der 
Land  boten  Marschall  kam  nicht  dazu»  aus  ihrem  Mittet  Deputierte  zu  ernennen,  da  der 
König,  der  lVotestationen  verschiedener  Woiwodschaften  ungeachtet,  daß  sie  nämlich 
die  Prolongation  nur  bis  heute  bewilligt  hätten,  aufstand  und  so  die  Session  hob. 

Auch  in  der  Sitzung  ton  i\  April  wird  über  diesen  Gegenstand  verhandelt 
In  derselben  berichtet  zunächst  der  Primas  über  die  Verhandlung  der  dazu  bestellten 
Deputierten  mit  dem  kaiserlichen  Residenten,  dann  kommt  man  auf  die  Renovation 
der  Pakten  mit  Kf,  zn  reden.  Verschiedene,  besonders  B^kowski  und  Zawacki, 
dringen  darauf,  dali  mau  zuvor  von  ihm  per  eommissionem  Satisfaktion  suchen  und 
ihm  Draheim,  Lauenburg  und  fiütow  nicht  lassen  solle.  Nach  langem  Diskurrieren 
läJlt  der  König  durch  den  K.  V.  Kanzler  erklären,  daß  er  die  Pakten  mit  dem  Kaiser 
tu  konfirmieren  gesonnen  wäre,  der  G  es  an  die  des  Kf.  verlangte  jetzt  die  Renovation 
nicht,  da  diese  nicht  ad  Rcinpublicam,  sondern  allein  tu  seiner  Königl.  Person  gehörte, 
und  man  werde  die  Prätensionen,  die  man  an  Kf.  halte,  auf  einer  Kommission  bei- 
zulegen bedacht  sein.  Dann  sprechen  Krzycki  und  Korszeniewskt  zugunsten 
des  KL,  namentlich  letzterer  widerlegt  alle  Einwürfe  Znwacki's.  Dieser  will 
auch  trotz  der  Deklaration  des  Kunigs  nicht  von  seinem  Widerspruch  abstehen  und 
wird  wieder  von  Rnkowski  unterstützt,  der  K,  V.Kanzler  aber  erklärt  nochmals, 
der  König  sei  entschlossen,  die  Pacta  au  renovieren,  —  S.  die  Beriefet«  Bät&UAft*! 
vom  31.  März  und  3.  April  1671  (R  370,  373) ;  Pufendorf  l.  XVT  §  13  (S.  II«). 

*)  Der  Schluß  des  Reichstages  war  am  27.  April  um  3  Uhr  morgens  erfolgt, 
nachdem  die  letzte  Sitzung  vom  Nachmittag  des  vorhergehenden  Tages  au  die  Xacht 
hindurch  gehalten  worden  war.   S,  den  Bericht  ß  Äthane 's  vom  2tf,  April  1**77  (S,  384  f.). 

*)  r.  Tettaa,  Hauptmann  von  Löteen,     S.  oben  S,  121, 


Schluß  de*  ReichsUges.  151 

lasset),  weil  sie  entschlossen  wären,  noch  vor  dem  Aufbruch  nach  Danzig,  den 
sie  aufs  längste  innerhalb  acht  oder  zehn  Tagen  angesetzt  hätten,  die  Renovation 
der  Pakten  vor  sich  gehen  zu  lassen.  Er  hat  deswegen  sofort  an  den  Haupt- 
mann von  Lötzen  geschrieben  und  auch  den  preußischen  Statthalter  ersucht, 
seinem  Schreiben  einen  Nachdruck  zu  geben,  damit  ihnen  nicht  einige  Säumnis 
beigemessen  werde. 

Da  aber  von  den  für  den  Primas  in  Deposition  gehaltenen  Geldern  das 
meiste  ans  Xot  ausgegeben  worden,  so  wird  boclmotig  sein,  aufs  schleunigste 
3ÖQ€  Dukaten  zu  überschicken,  damit  die  Sache  nicht  in  Stocken  gerate,  wenn 
es  an  dem.  was  neben  dem  Primas  dem  K.  V.  Kanzler,  dem  Kanzleiregenten 
und  dem  Kastellan  von  Wisna  Zachowski  versprochen  worden,  mangeln  sollte,1) 

Der  Kalischsebe  Oberkämmerer  Krycki  laßt  Kf.  versichern,  daß  derselbe  in 
seinem  Vorhaben  gegen  Schweden  keine  Verhinderung  zu  befürchten  habe.  Gott 
g«be,  daß  der  gute  Kavalier,  der  es  sonst  mit  dem  Konig  und  der  Republik  treu 
meint*  nicht  mit  guten  W orten  verleitet  werde.  So  viel  ist  gewiß,  daß  die 
Republik  mit  Kf.  in  gutem  Vernehmen  zu  leben  begierig  ist,  unter  dem  Namen 
der  KonfiJd oratio n  aber  stecken  noch  allerhand  französische  und  schwedische 
Machinationen,  denen  vorzubeugen  er  sich  bemühen  wird. 


Chr.  Wiehert  an  [den  Geheimen  Sekretär  P.  Fuchs], 
D.  Warschau   I.  Mai  1677, 

[Der  Ausweisungsbefehl  an  ihn,    Gespräch  mit  dem  K.  Marschall.] 

Was  sich  seinethalben  in  jetzigem  Senatus  consüio  postcomitiali*)  für  ungleiche  1.  Mai 
Vorschläge  geäußert^  wird  Morste  in  weitläufiger  gemeldet  haben.    Dazu  kommt, 
daß  der  Gesandte  gestern  durch  den  Regenten  Witwicki  schon  zum  dritten 

*)  Kf,  teilt  v.  Hov,  mit  {d.  Cöln  26.  April/ 6.  Mai  167"),  er  habe  Befehl  erteilt, 
daß  v.  Tettau  seine  Abreise  beschleunigen  solle,  und  habe  Büttner  angewiesen, 
4000  Rthv  aufzubringen,  von  denen  1000  für  ihn  und  die  übrigen  xur  Fortsetzung 
dieser  Kommission  bestimmt  seien. 

*)  Der  Damiger  Sekretär  Ih  Schumann  berichtet  dem  Rate  am  30*  April, 
gestern  sei  im  geheimen  das  consilium  postco initiale  gehalten  worden,  welches  erst 
morgen  endigen  werde.  Der  Primas  und  der  Bischof  von  Krakau  sollen  erklärt 
haben,  mau  dürfe  sieh  keineswegs  mit  den  Türken  gegen  die  Moskowiter  verbinden, 
sondern  es  solle  je  eher  je  lieber  die  Gesandtschaft  an  den  Zaren  expediert  werden 
und  ebenso  die  nach  Rom,  um  auf  allen  Fall  um  Hilfe  in  bitten.  Es  sei  auch  in 
Proposition  gekommen,  ob  man  die  schwedischen  Vulker  aus  Liefland  sollte  durch 
Samaiten  in  das  kurfürstl.  Preußen  marschieren  tarn»,  her  Btaftof  von  Cheltn 
Swieczieky  und  der  Palati r»  von  Pommerelleu  B^kowski  hatten  sehr  der  Schweden 
Seile  gehalten,  dagegen  hätte  der  Palatin  von  Lubliu  Key  vor  allen  anderen  solches 


152  I-  Brandenburg  und  Polen  1673 — 1679. 

Male  namens  des  Königs  belangt  worden,  daß  ihn  Kf.  sofort  abberufen  möchte. 
Einige  Vornehme  hätten  dem  König  geraten,  ihn  aus  dem  Wege  zu  räumen, 
aber  derselbe  hätte  nicht  sogleich  zur  Schärfe  greifen  wollen.  Als  ihn  der 
Gesandte  nach  der  Ursache  gefragt,  hat  er  geantwortet,  er  wüßte  nichts  anderes, 
als  daß  er  solches  seinem  Unglück  beischreiben  müßte,  Christus  wäre  die  Un- 
schuld selbst  und  hätte  dennoch  so  viel  leiden  müssen.  Gestern  abend  hat  der 
K.  Marschall1)  ex  officio  die  Beilage')  an  ihn  geschickt.  Er  hat  sich  heute 
in  der  Frühe  zu  demselben  begeben  und  hat  ihm  seine  Bestallungen  gezeigt, 
womit  er  auch  zufrieden  war  und  versprach,  die  Sache  so  viel  wie  möglich  bei 
dem  König  zu  mollifizieren,  doch  riet  er,  er  möchte  sich  in  aller  Stille  bei  Kf. 
um  avocatorias  bewerben,  damit  er  auf  allen  Fall  mit  guter  Manier  davonreisen 
könnte.    Er  hat  gebeten,  der  König  möchte  ihm  doch  denjenigen  nennen,  der 

aperte  dissuadiert.  Der  Bischof  von  Krakau  habe  gemeint,  daß  man  zwar  deswegen 
keine  Armee  halten  würde,  es  wäre  aber  doch  gut,  daß  dergleichen  nicht  geschehe, 
ihm  schiene  zu  genügen,  daß  man  mit  dem  hiesigen  schwedischen  Gesandten  und 
dem  Gouverneur  von  Lief  land  ex  postulierte,  daß  es  unterbleiben  möchte.  Der  Palatin 
von  Lublin  habe  hinzugefügt,  man  müßte  dem  litauischen  Feldherrn  auftragen,  auf 
das  Tun  der  Schweden  ein  wachendes  Auge  zu  halten,  was  morgen  durch  den 
litauischen  G.  Kanzler  dürfte  gewaltig  poussiert  werden,  da  auch  etliche  Landboten 
dagegen  gewesen.  Der  Primas  habe  urgiert,  alle  Residenten  wegzuschaffen,  und 
namentlich  Wiehert  genannt,  dem  er  große  Kuriosität  zugeschrieben,  so  daß  man 
bei  ihm  fast  alles,  was  hier  passierte,  erfahren  könnte.  Am  7.  Mai  berichtet  Seh. 
weiter,  dem  schwedischen  Gesandten  sei  angekündigt  worden,  man  hätte  es  für  gar 
zu  gefährlich  angesehen,  die  Schweden  durch  Samaiten  nach  Preußen  gehen  zu 
lassen,  doch  hätte  der  König  auch  v.  Hoverbeck  ansagen  lassen,  es  sollten  keine 
Volker  aus  Preußen,  Lauenburg  und  Bütow  wider  Schweden  geführt  werden- 
Er  bittet  den  Rat,  seine  Berichte  zu  sekretieren,  damit  es  ihm  nicht  so  wie  Wiehert 
ergehe,  über  dessen  Kuriosität  sich  der  Primas  beklagt  und  dadurch  seine  Aus- 
weisung bewirkt  habe. 

!)  Stanislaus  Lubomirski. 

9)  Ad  proprium  S.  R.  M.  ex  Senatus  consulto  mandatum. 

Cum  S.  R.  M.  pro  certo  compertum  habeat,  generosum  d.  Wiehert  sub  nomine 
Residentis  S.  Electoris  ifarchionis  Brandenburgici  hie  in  aula  degentem  noeiva  S.  M. 
et  Reipublicae  apud  Residentem  S.  Magni  Moschoviae  Ducis  officia  praestare  ac 
saepissime  eundem  contrariis  malisque  informationibus  ultro  imbuere,  unde  sinistra 
nasci  potest  correspondentia  inter  regna  et  monarchias  christianas  praeiudiciosa. 

Qua  de  causa  praefata  S.  R.  M.  decernit  in  instanti:  quatenus  dictus  d.  Wiehert, 
si  quem  characterem  a  S.  Serenitate  El.  in  se  continet,  in  spatio  viginti  quatuor 
horarum  Supremo  Regni  Marscalco  exhibeat,  quod  si  nulluni  habuerit  vel  habitum 
non  exhibuerit,  in  spatio  earundem  horarum  a  notitia  edicti  huius  ad  S.  Serenitatem 
Principalem  suum  reuertatur. 

Quodsi  exhibuerit  characterem  de  se  realem,  ad  spatium  unius  mensis,  videlicet 
diem  ultimam  Maii,  commorandi  hie  facultatem  habet,  ut  a  S.  Serenitate  reuocationem 
Residentiae  suae  obtinere  valeat,  aliter  decernit  S.  R.  M.  vel  in  spatio  unius  diei,  ut 
supra,  vel  in  spatio  unius  mensis,  ut  infra  dictum,  elapso,  se  tanquam  cum  Subdito 
suo  ad  arbitrium  et  aequitatem  processurum  eundemque  arestari  demandat. 


Ausweisung  Wicherts.  153 

ihn  so  fälschlich  angegeben,  als  wenn  er  mit  dem  moskowitischen  Residenten 
dieser  Krone  schädliche  Konferenzen  gepflogen  hätte,  er  wollte  sich  dann  ge- 
bührend purgieren.  Kr  versprach,  beim  König  deswegen  Ansuchung  zu  tun, 
zweifelte  aber,  daß  derselbe  die  Person  werde  nennen  wollen.  Auf  den  Rat  des 
Gesandten  macht  er  dem  Kf.  keine  Meldung  davon,  er  hält  aber  für  nötig,  daß 
derselbe  davon  Kunde  erhalte,  bittet  also  Meinders  oder  sonst  jemand  bei 
Hof  davon  Mitteilung  zu  machen,  damit  er  wisse,  wie  er  sich  verhalten  soll. 
Besonders  würde  nötig  sein,  daß,  wenn  Kf.  in  einem  Schreiben  an  jemand  hier- 
selbst  von  ihm  Meldung  tun  oder  auch  an  ihn  ein  Reskript  sollte  abgehen  lassen, 
der  Titel  Resident,  den  sie  in  Zweifel  ziehen  und  der  ihn  am  meisten  schützen 
kann,  beigesetzt  werde. l) 


Der  Kurfürst  an  den  polnischen  Reichsmarsehall. 

D.  Coloniae  ad  Sverum   30.  April/10.  Mai  1677. 

(Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Beschwerde  über  den  Ausweisungsbefehl  an  Wiehert.] 

Mit  Verwunderung  hat  er  erfahren,  daß  sein  Rat  und  Resident  am  pol-  10.  Mai 
nischen  Hofe  Wiehert,  der  von  ihm  mit  einem  öffentlichen  Charakter  und  mit 
einem  Beglaubigungsschreiben  versehen  ist,  durch  ihn  den  Befehl  des  Königs, 
den  Hof  und  das  Reich  zu  verlassen,  erhalten  hat.  Wenn  derselbe  sein  Amt 
unwürdig  sollte  verwaltet  oder  etwas  zum  Schaden  des  polnischen  Reiches  be- 
gangen haben,  so  wird  er  ihn,  wenn  es  ihm  hinterbracht  und  er  überführt  werden 
sollte,  streng  bestrafen.  Dieses  Verfahren  aber  ist  gegen  das  Völkerrecht  und 
die  Vertrage  und  für  ihn  schimpflich.  Er  bittet  ihn  daher,  kraft  seines  Amtes 
dafür  zu  sorgen,  daß  Wiehert  nicht  auf  so  unwürdige  Weise  ausgewiesen  werde, 
sondern  bis  er  überführt  sein  sollte,  etwas  Pflichtwidriges  getan  zu  haben,  sein 
Amt  weiter  ruhig  und  sicher  verwalten  könne.1) 


')  Am  4.  Mai  berichtet  er  demselben,  der  K.  Marschall  habe  ihm  gestern  mit- 
geteilt, der  Konig  beharre,  nachdem  er  von  seinem  Charakter  Nachricht  erhalten,  auf 
der  schriftlich  erteilten  Resolution,  daß  er  nur  bis  zum  letzten  Mai  hier  bleiben  dürfe. 
Der  Marschall  habe  hinzugefügt,  er  besorge,  daß  der  Konig  auf  Anstiften  Frankreichs 
und  Schwedens  hierdurch  zur  Feindseligkeit  mit  Kf.  Gelegenheit  suche,  und  habe 
geraten,  da  jetzt  nicht  Zeit  dazu  wäre,  daß  sich  Kf.  zu  einigem  ressentiment  sollte 
bringen  lassen,  er  möchte  sich  auf  allen  Fall  um  revocatorias  bewerben. 

*)  Dem  Herzog  von  Croy  schreibt  Kf.  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  4./ [14.]  Mai  1677), 
das  Verfahren  gegen  Wiehert  befremde  ihn  nicht  wenig  und  er  werde  nicht  ver- 
gessen, es  seinerzeit  zu  ressentieren.  Da  er  aber  jetzt  dabei  Bedenken  trage  und 
alle  fernere  Weiterung  verhütet  sehen  möchte,  so  ersucht  er  ihn,  Wiehert  schleunig 
zu  sich  nach  Königsberg  zu  berufen  und  ihn  mit  dem  nötigen  Gelde  zu  versehen, 
damit  durch  seine  Abreise  alles   Unheil   abgewendet   werde.     An  Wiehert   ergeht 


154 


L  Brandenburg  und  Polen   1673—1679. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten. 
8.  Mai  1G77,1) 


D.   Warschau 


I  fachen,  weswegen  der  Konig  sich  zur  Bestätigung  der  Verträge  bereit  zeigt. 
Klage  über  die  Posten.] 

8.  Mai  Nachdem  der  König  aus  der  Stände  votis  und  Discursen  so  viel  ver- 

merkt, daß  sie  nichts  höher  wünschen  und  verlangen,  als  daß  Friedt 
Einigkeit  und  gutes  Vernehmen  mit  allen  Benachbarten  beibehalten 
werde,  er  auch  urab  dieselbe  in  allen  seinen  desideriis  williger  zu  linden, 
sich  dazu  solenniter  atierboten  und  in  Sorgen  stehen  müssen,  daß,  wenn 
etwa  auf  den  Rel&tions-Seymiken  erfahren  würde,  die  renovatio  pactorum 
wäre  nicht  erfolgt,  alle  Kontributionen  dadurch  gleich  wie  nach  dem 
Krönung» tage  ins  Stocken  wieder  geraten  durften,  hat  er  nicht  nur  die 
Vollmacht  auf  seine  Depuürte  zum  Eidschwur  (welche  dieaesmal  viel 
vornehmer  sein  dann  vorhin,  nämlich  der  Herr  Kastellan  von  Posen 
Grsymoltowski  ex  senatu  und  der  Herr  Kronhofechatzmeister  Szu- 
mowaki  ex  ordine  equestri)  sondern  auch  das  dijdoma  iavestiturae  über 
die  Arnbter  Lawenburgk  und  ßutaw  ausfertigen  und  ganz  vollziehen 
lassen.  Also  daß  es  nur  jetzo  daran  haftet,  daß  sich  der  Herr  Haupt- 
mann von  LöUenT  an  welchen  ich  deswegen  (weil  der  König  im  Auf- 
bruch begriffen)  bereits  zum  vierten  Mal  geschrieben,  anhero  gestelle, 
und  daß  die  Gratiale  vor  den  Primaten  Rogni,  den  Kronvicekanzler  und 
die  beede  königliche  Deputirten  überschickt  werden,  weßwegen  ich  zum 
inständigsten  an  den  Herrn  Preußischen  Statthalter  geschrieben,  welches 
Ew.  Chf.  I),  durch  dem  Rescript  geruhen  zu  bestärken. 

Wegen  der  l'oston  werden  grolle  Klagen  von  Danzig  aus  geführt3)  und 
der  König  beeifert  nichts  so  sehr  als  solche  Klagen.  Er  hält  dieselben  für  falsch. 
bittet  aber  um  umstand  liehen  Bericht  deswegen,  um  so  ein  Mittel  zur  Stillung 
vieler  Widerwärtigkeiten  und  Verbitterung  zu  erhalten, 

unter  demselben  Datum  die  Weisung,  sich  nach  den  Befehlen  des  Herzogs  von  Croy 
zu  richten.  —  Wiehert  ist  trotzdem  in  Warschau  geblieben  und  hat  dort  unbehelligt 
weiter  seine  Geschäfte  als  kurf,  Resident  versehen.  Wodurch  diese  Änderung  der 
Beschlüsse  auf  polnischer  Seite  veranlaßt  int,  erhellt  aus  den  Akten  nicht  £L  Pufen- 
dorf  1.  X\\  §21  (S.  1131). 

l)  S.  Pnfendorf  l.  XV,  §  13  {S.  1121). 

-■)  Kf.  hatte  (d.  Cola  a.  d.  Spree  27.  April/ 7.  Mai  1G71»)  seinem  Agenten  in  Dornig, 
Benckendorff,  einige  Paekete  Briefe,  die  durch  Feindes  Land  gegangen  und  von 
seinen  Offizieren  angehalten  worden  NM«,  zugeschickt  mit  dem  Befehl,  sie  dein 
pol  tuschen  Postmeister  Gratta  zu   überliefern,   aber  ihm,  dem   Magistrat   und   den 


Heute  ist1)  am  sechs  Ihr  morgens  die  Renovatio  pactftrum  und  um  zehn  17*  Mai 
Uhr  die  Recognitio  fendi  vor  sich  gegangen,  der  König  hat  während  der  letzteren 
die  ganze  Zeit  über  bloßen  Hauptes  gesessen  und  die  anwesenden  Senatoren 
wahrend  des  ganzen  Actus  gestanden.  Der  K.  U.  Kanzler  hat  auch  in  seiner 
Antwort  nichts  ausgebracht,  was  dem  Kf,  präjudizierlich  oder  zuwider  hätte  sein 
können.  Der  Hauptmann  von  LÖtxen  ist  auch  noch  rechtzeitig  eingetroffen  und 
hat  mit  ihm  zusammen  den  Eid  abgelegt.  Nachher  hat  er  hei  dem  Konig  Audienz 
gehabt  und  ist  von  demselben  sehr  gnädig  empfangen  worden.3)  Der  auf- 
gerichtete Rezeß  super  renovatio ne  pactortim  stimmt  mutaüs  mutandis  in  allen 
Punkten  mit  dem  von  1G72  übe  rein,  nur  daß  beiderseits  Manifestationen  hinzu- 
getan  worden  sind,  daß  die  Konfirmation  den  Prätentionen  nicht  prajudizieren 
könne  noch  solle* 

Diese  Actus  werden  viele  Widerwärtige,  die  auf  ein  gehofftes  Mißverständnis 
zwischen  dem  Kim  uro  und  Kf.  allerhand  Anschläge  formiert  hatten,  zurückhalten, 
auch  den  Stettinern,  die  vpn  Schweden  auf  polnische  Diversionen  vertröstet 
waren,  allerhand  Nachdenken  verursachen.  Sollte  nur  Kf.  Stettin  zum  Gehorsam 
bringen,  wird  derselbe  auch  von  dieser  Seite  seinen  Staat  befestigen  und  wohl 
auch  die  Anschläge  auf  Putzig  und  üanzig  vereiteln  können.  Oberst  Prebentow 
versichert,  er  hätte  dem  AYoiwodeii  von  Pommerellen  begreiflich  gemacht, 
daß  es  auch  gegen  sein  Interesse  und  seine  Wohlfahrt  sei,  daß  der  Konig  sieb 


Kaufleuten  in  Danzig  anzuzeigen,  daß  sie  Briefe  nach  Hamburg  oder  sonst  wohin 
nicht  durch  Feindesland,  sondern  durch  die  von  ihm  angelegten  ordentlichen  Posten 
zu  schicken  hätten,  durch  Feindesland  wurde  er  solche  nicht  passieren  lassen. 
B.  berichtet  darauf  (d.  JJanzig  12.  Mai  1677),  er  hätte  du  Schreiben  des  Kf.  nebst 
den  in  einem  versiegelten  Beutel  befindlichen  fünf  Paketen  durch  swei  Beamte  des 
n  Postamts  erhalten.  Zugleich  mit  diesen  aber  seien  iwei  Notare  erschienen, 
welche  namens  des  Fqitamtfl  ^inen  anzüglichen  Protest  gegen  einen  solchen  Eingriff 
in  die  Hechte  des  Königs  und  Verletzung  des  Völkerrechts  erhoben  hatten.  Er  hätte 
den  Protest  als  uugegründet  zurückgewiesen  und  darauf  dem  Postmeister  und  dem 
präsidierenden  Bürgermeister  Anzeige  von  dem  Befehl  des  Kf.  gemacht,  auch  Sorg« 
dafür  getragen,  dali  die  Sache  den  Kaufleuteti  bekannt  werde. 

l)  a  Pufendorf  l  XV,  §  14  (S.  1123).  Vgl,  den  Bericht  Bahune's  vom 
2L  Maj  1677  (S.  IBfy 

*)  v.  H,  schreibt  14.  Juni  1H77,  unter  den  Franzosischen  sei  die  Meinung  ver- 
breitet, er  hätte  dem  König,  um  die  Kenovation  der  Pakten  auszuwirken,  700ü  Dukaten 

eolt,  imd  sie  beschuldigten  den  König  der  Undankbarkeit.  8*  über  anderweitige 
Vermutungen  die  Berichte  Betlmiie's  vom  23,  und  29.  April   1C77  (S.  383 ff.). 


156  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

dieser  beiden  Orte  bemächtigen  sollte,  er  hält  für  sicher,  derselbe  werde  selbst 
unter  der  Hand  dagegen  arbeiten. 

PS.  Da  er  dem  Primas  zu  verschiedenen  Malen  hat  an  Eidesstatt  ver- 
sichern müssen,  er  werde  nicht  abreisen,  bevor  demselben  die  von  Kf.  durch 
Scultetns  versprochenen  2000  Speziesdukaten  wirklich  wurden  gezahlt  sein, 
so  bittet  er  um  schleunige  Beschaffung  derselben.1)  Der  K.V.Kanzler  hat 
1000  Rtlr.,  die  beiden  Deputierten  je  200  Dukaten  erhalten,  nun  sind  noch 
übrig  der  Kanzleiregent  und  der  Metrikant. 


J.  Scultetus2)  an  den  Kurfürsten.     D.  Driesen 
22.  Juni  1677. 

[Günstige  Beschlüsse  des  großpolnischen  Landtages.    Sendung  Malachowskfs  zum 
Könige.    Mitteilungen  und  Wünsche  des  Woiwoden  von  Kaiisch.] 

22.  Juni  Er  ist  erst  zu  Ende  des  Landtages  angelangt,  hat  aber  doch  seinen  Auftrag 

ausgeführt,  besonders  dem  K.  G.  Kanzler,  ßreza  und  Kricki  dafür  gedankt, 
daß  sie  den  Adel  auf  diesem  Landtag  dazu  gebracht,  Malachowski  an  den 
König  zu  senden,  um  diesem  für  die  Bestätigung  der  Pakten  za  danken.  Die- 
selben sagten,  Malachowski  hätte  auch  den  Auftrag,  zu  verlangen,  daß  alle 
fremden  Werbungen  in  der  Krone  verboten  und  die  Konföderation  der  ab- 
gedankten Volker  verhindert  werde,  sonst  mit  dem  allgemeinen  Adelsaufgebot 
zu  drohen.  Der  Kanzler  meinte,  der  Hof  werde  wohl  dagegen  nichts  einzuwenden 
haben,  und,  wenn  er  eine  Konföderation  im  Schilde  hätte,  diese  nicht  in  Groß- 
polen, sondern  in  Kleinpolen  und  Keußen,  nahe  den  ungarischen  Grenzen,  sich 
anspinnen  lassen.  Er  hat  aber  darauf  remonstriert,  dadurch  würde  doch  die 
ganze  Kroue  in  einen  neuen  Krieg  involviert  werden,  denn  alle  Alliierten  im 
Reiche   seien  verpflichtet,   dem  Kaiser  zu    assistieren   und  den  für  einen  all- 


J)  Kf.  schreibt  an  v.  Hov.  (d.  Cöln  18./28.  Mai  1677),  er  habe  Büttner  und 
Heidekampf  befohlen,  je  1000  Dukaten  aufzubringen  und  ihm  zuzuschicken.  Die 
Zahlung  an  den  Primas  aber  ist  doch  erst  sputer  erfolgt  Hov.  schreibt  nach  dem 
Tode  desselben  dem  Kf.  (d.  Hohenstein  4.  September  1677):  ,Es  ist  zu  beklagen,  daß 
der  Primas  regni,  da  er  dieses  Jahr  abscheiden  sollen,  sich  so  lange  gesäumet  habe, 
bis  ihm  die  bewußte  2000  Ducaten  gezahlet  worden.  Wie  einesmals  ein  Gerücht 
erscholl,  daß  er  war  an  der  Pest  gestorben,  hielt  ich  etliche  Wochen  an  mich,  es 
kam  aber  ein  Schreiben  über  das  ander,  so  durch  seinen  Vetter  H.  Opacki  ein- 
geliefert ward,  daß  ich  endlich,  um  Mißtrauen  abzuwenden,  das  Geld  zahlen  mußte.41 

3)  Kf.  hatte  (d.  Cöln  1./11.  Juni  1677)  Sc,  angewiesen,  sich  sofort  auf  den 
großpolnischen  Kreistag  zu  begeben  und  dort  seine  Interessen  zu  beobachten.  Vor 
allem  sei  gutes  Einvernehmen  zwischen  ihm  und  der  Republik  zu  erhalten  und  die 
feindlichen  französischen  und  schwedischen  Machinationen  zu  hintertreiben. 


Gänstiger  Verlauf  des  großpol nischen  Landtages.  157 

gemeinen  Feind  zu  halten,  der  sich  in  diesen  Krieg  einmischen  und  einen  von 
ihnen  angreifen  würde.  Breza  gab  zn  verstehen,  sie  hätten  deshalb  dem 
Malach owski  aparte  Instruktion  gegeben,  sich  dieser  Dinge  halber  und  was 
der  König  in  Danzig  vorzunehmen  gedächte,  zu  erkundigen,  und  wenn  er  er- 
fahren sollte,  daß  der  französische  Gesaudte  sich  wirklich  um  die  ungarische 
Krone  bemühen  und  den  dortigen  Rebellen  aus  Polen  Hilfe  zu  bringen  suchen 
sollte,  darüber  zu  remonstrieren  und  mit  der  Forderung  eines  Reichstages  zu 
drohen.  Um  es  nicht  zu  einem  solchen  kommen  zu  lassen,  werde  der  Hof 
gewiß  wenigstens  vorläufig  von  diesem  Vorhaben  abstehen. 

Er  hat  auch  den  Woiwoden  von  Kaiisch1)  aufgesucht  und  demselben  eine 
Belohnung  seitens  des  Kf.  für  seine  guten  Dienste  in  Aussicht  gestellt  Derselbe 
behauptete,  der  König  werde  zwar  sehr  aufgehetzt,  sei  aber  zu  bedächtig  und 
meticulosus.  Die  Konföderation,  hoffe  er,  werde  nicht  vor  sich  gehen,  er  habe 
dabei  das  Beste  getan,  indem  er  seinen  Neffen  Gruzinski,  der  zum  Haupt 
derselben  bestimmt  gewesen  wäre,  überredet  hätte,  davon  abzustehen.  Als  er 
ihm  wegen  der  Expektanz  auf  das  Generalat  in  Großpolen  nach  des  G.  Kanzlers 
Tode  gratulierte,  bat  derselbe,  Kf.  möchte  sich  doch  bei  diesem  dafür  ver- 
wenden, daß,  wenn  er  das  Siegel  schon  bei  Lebzeiten  gegen  eine  Geldsumme 
resignieren  wollte,  er  dasselbe  dem  Kastellan  von  Posen,  der  ihm  dafür  die 
Starostei  Stuhm  abtreten  wollte,  und  nicht  dem  K.  Truchseß  Wielopolski, 
der  sich  zwar  zur  Zahlung  von  12000  Dukaten  auf  einmal  erbiete,  den  der 
König  aber  nie  zulassen  werde,  überlassen  möchte.  Kf.  wird  wohltun,  dieser 
Bitte  Folge  zu  leisten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Ho  verbeck.     D.  im  Lager  zwischen  Gartz 
und  Stettin  25.  Juni/5.  Juli  1677. 

[Die  projektierte  Allianz  zwischen  Schweden  und  Polen.     Auftrag,  das 
Zustandekommen  derselben  zu  verhüten.] 

Der  König  von  Dänemark  hat  ihm  beifolgendes  aufgefangenes  Schreiben  5.  Juli 
der  Reichsrate  an  den  König  von  Schweden  zugeschickt,9)  aus  welchem  zu  er- 
sehen, was  für  eine  gefahrliche  Allianz  man  zwischen  Polen  und  Schweden 
projektiert  hat.  Das  Projekt  selbst  ist  noch  nicht  mit  überschickt,  er  hofft,  es 
aber  auch  zu  bekommen.  H.  soll  sich  aufs  äußerste  bemühen,  daß  dieses  Werk 
nicht  znr  Perfektion  komme,  auch  wenn  er  es  für  gut  findet,  daraus  mit  dem 
0.  Kanzler  und  anderen  Wohlgesinnten  vertraulich  kommunizieren.  Zwar  ist  zu 
hoffen,  daß  die  jetzigen  Konjunkturen  in  Schweden  und  der  schlechte  Zustand 
dieses  Königreichs  dieses  Projekt  von  selbst  umstoßen  und  den  polnischen  Hof 
zu  anderen  Gedanken  bringen  werden,  doch  kann  man  in  solchen  Dingen  nicht 
vorsichtig  genug  sein. 


])  Johann  Opalinski. 

*)  S.  den  Bericht  Bäthune's  vom  30.  Juli  1677  (S.  414). 


158  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurförsten.     D.  Warschau 
16.  Juli  1677. 

[Auf  das  Reskript  vom  25.  Juni/ 5.  Juli.    Vorschläge,  wie  die  Allianz  zwischen 
Polen  und  Schweden  zu  hintertreiben  sei.] 

16.  Juli  Die  Allianz  mit  Schweden  ist1)  fast  zu  derselben  Zeit  projektiert  worden, 

als  man  sich  am  allergeneigtesten  zur  Renovation  der  Pakten  bezeigte.  Er  weiß 
kein  besseres  und  nachdrücklicheres  Mittel,  um  diesem  und  ähnlichen  Vorhaben 
vorzubeugen,  als  durch  Gewinnung  der  Feldherren.  Der  E.  U.  Feldherr  scheint 
dem  Kf.  zugetan  zu  sein,  sucht  es  aber  sehr  zu  verbergen.  Dem  6.  Feldherrn 
hat  der  kaiserliche  Resident  neulich  6000  Rtlr.  überschickt  Der  litauische 
G.  Feldherr  aber,  auf  welchen  es  bei  jetzigen  Konjunkturen  für  Kf.  am  meisten 
ankommt,  hat  bisher  noch  nichts  bekommen.  Es  wird  also  nötig  sein,  daß  er 
mit  dem  ehisten  wenigstens  mit  4000  Dukaten  subarrhiert  werde.  Um  ihn  zur 
Geduld  zu  disponieren,  hat  er  mit  dem  kaiserlichen  Residenten  an  dessen  Beicht- 
vater geschrieben.2) 


Der  Kurfürst  an  Scultetus.     D.  im  Feldlager  vor  Stettin 
19./29.  Juli  1677.     (Conc.  v.  Gladebeck.) 

[Instruktion  für  die  Sendung  zum  König  von  Polen.] 

29.  Juli  Da  die  Chaise')  noch  nicht  so  bald  fertig  sein  wird,  so  soll  er  sich  mit  den 

acht  Stuten,  welche  Kf.  dem  König  zum  Geschenk  machen  will,  zu  demselben 

l)  Die  unter  Teilnahme  der  franzosischen  Gesandten  mit  Lilie  ho  eck  geführten 
Verbandlungen  hatten  Anfang  April  begonnen  (s.  Acta  h ist  III,  S.  373 ff.),  ihren 
Abschluß  haben  sie  erst  im  August  gefunden;  der  Vertrag  vom  31.  August  1677,  in 
welchem  sich  König  Johann  zur  Mitwirkung  an  dem  schwedischerseits  zu  unter- 
nehmenden Angriff  von  Lief  land  aus  gegen  Preußen  verpflichtet,  ist  jetzt  abgedruckt 
ebendaselbst  S.  424  ff. 

*)  Am  30.  Juli  zeigt  H.  dem  Kf.  an,  daß  er  das  aufgefangene  Schreiben  dem 
K.  G.Kanzler  mitgeteilt  habe  und  es  auch  dem  litauischen  G.  Kanzler  zusenden 
werde;  am  3.  Oktober  berichtet  er,  daß  er  auch  dem  litauischen  G.  Feldherrn  eine 
Übersetzung  desselben  zugesendet  habe,  teilt  dessen  Antwort  mit  und  mahnt,  ihn 
bei  guter  Gesinnung  zu  erhalten,  was  wohl  durch  Anzahlung  von  2000  Dukaten 
geschehen  könnte.  Kf.  schickt  ihm  darauf  (d.  Feldlager  vor  Stettin  12./22.  Oktober 
1677)  ein  Schreiben  an  denselben  und  beauftragt  ihn,  demselben  mitzuteilen,  daß  er 
ihm  zum  Ersatz  für  die  schweren  Spesen,  welche  er  um  des  gemeinen  Bestens  willen 
über  sich  nehmen  müßte,  demnächst  2000  Rtlr.  senden  werde. 

*)  Schon  in  einem  Memorial  aus  dem  Mai  hatte  Scultetus  darauf  aufmerksam 
gemacht,  daß  eine  von  Kf.  dem  Könige  versprochene  Chaise  diesem  sehr  angenehm 
sein  werde,  zumal  wenn  das  polnische  und  das  litauische  Wappen  darauf '  gemalt 
würden,  und  Kf.  hatte  darauf  angeordnet,  daß  eine  solche  angefertigt  werden  sollte. 


>ie  pol 


wedbebe  Allianz.    Scultetus'  Sendung  noch  Danzig.        159 


aufmachen, ')  in  der  Audienz  ihn  namens  des  Kf.  zu  seiner  Ankunft  in  Preußen 
beglückwünschen  nnd  ihn  seiner  freundschaftlichen  Gesinnung  versichern.  Er 
soll  ferner  erklären*  Ef.  wisse  zwar,  daß  seine  Feinde  ihr  äußerstes  anwendeten, 
um  zwischen  ihnen  wenn  nicht  ein  gänzliches  Mißverständnis,  so  doch  Mißtrauen 
anzurichten,  er  hoffe  aber,  der  König  werde  die  Absicht  derselben  erkennen, 
sich  keine  widrige  ungegrüudete  impressiones  machen  lassen,  noch  weniger  etwas 
verhangen,  wodurch  das  so  wohl  befestigte  Vernehmen  geschwächt  werden  könnte. 

Anderer  Materien  in  speeie  soll  er  nicht  gedenken,  sollte  aber  der  König 
daran/  kommen,  so  soll  er  darauf  nur  diskursweise  antworten  und  es  ad  refe- 
rendom  nehmen«  Sollte  der  Eon  ig  über  des  Ef,  Werbungen  auf  polnischem 
Gebiet  Klage  führen,  so  soll  er  erklären,  daß  dieses  nicht  eben  wider  die 
pacta  laufe*  daß  es  aber  doch  ohne  des  Kf.  Wissen  und  Willen  geschehen  sei  und 
daß  er  es  verboten  babeT  zugleich  soll  er  bei  dieser  Gelegenheit  den  Konig  er* 
suchen,  durch  scharfe  Verbote  zu  bewirken,  d*ß  alle  französischen  und  schwe- 
dischen Werbungen  eingestellt  würden. 

Im  übrigen  hast  Du  mit  allem  Fleiße  unter  der  Hand  zu  penetrireo, 
was  des  Königs  und  des  Hofes  Vorhaben  sei,  wie  er  gegen  die  Stadt 
Danzig  gesinnt  und  was  dahero  zu  hoffen  oder  zu  furchten,  welches  alles 
Du  getreulich  zu  referiren  hast  Du  hast  auch  vor  Deiner  Abreise 
Gelegenheit  zu  suchen,  dem  König  zu  remonstriren,  was  vor  großer 
Schade  so  wohl  in  den  Künigl.  als  unseren  Landen  geschehe  dardurch, 
daß  die  Thämme  auf  der  großen  und  kleinen  Waltze  im  Graodenzischen 
xur  Verhutunge  der  Ausbrüche  der  Weichsel  nicht  ge fertiget  oder  repariret 
wurden,  weßhalb  Du  dann  umb  nöthige  Ordre  zae  solcher  Reparation 
anzusuchen  hast.  — 


J.  Scultetus  an  den  Kurttirsten, 
15./25.  August  1677. 


D.  Danzig 


I11 
■ 


[Audienz  hei  in  Könige*     Forderung  der  Losl&asung  Strauchs.     Sendung  Il&dri'a. 

Unzufriedenheit    des   Königs    mit  dem  Verlauf   der   Dinge   in   Danzig.     Forderungen 

ugunsten  der  Katholiken,  Unwillen  darüber.    Beschuldigung  gegen  die  Reformierten.] 


obgleich  er  schon  vor  fünf  Tagen  hier  angelangt  ist,  hat  er  doch  erst  heute  25.  Aug. 
hei  dem  Könige,    der   die  Tage   vorher  medizinierte,    Audienz  erhalten.     Die 
Pferde  haben  dem  Könige  sehr  wohl   gefallen,   die  Chaise   aber  wird  noch  an- 
genehmer sein.    Nach  den  Kurialicn  erkundigte  sich  der  König  nach  den  Aktionen 


")  Der  König  befand  sich  seit  dem  2.  August  in  Danzig.     S.  Gralatb,  Versuch 
einer  Geschichte  Danzig»  III,  S.  101  f. 


160  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

des  Kf.  in  Pommern  und  ob  er  Hoffnung  hätte,  bald  Stettin  zu  überkommen. 
Nachdem  er  von  der  Audienz  abgetreten,  traten  der  Woiwode  von  Po  mm  ereilen 
und  der  Kastellan  von  Posen  zu  ihm  und  sagten,  sie  hätten  vom  Könige  Ordre, 
mit  ihm  zn  reden,  nämlich,  daß  derselbe  den  Dr.  Strauch1)  pro  componendis 
rebus  et  motibus  der  Stadt  Danzig  hier  höchst  nötig  hätte  und  daß  Kf.  ihm 
einen  besonderen  Gefallen  erweisen  würde,  wenn  er  denselben  losließe  oder  nur 
ad  tempus  hier  sistierte,  der  König  würde  noch  heute  an  Kf.  selber  schreiben 
und  den  Abt  Hacki,*)  welchen  er  nach  Holland  schickte,  deshalb  bei  Kf.  auch 
mündliche  Instanz  tun  lassen,  er  möchte  aber  auch  dem  König  zu  Gefallen  des- 
wegen an  Kf.  schreiben.  Er  hat  erwidert,  er  wäre  darauf  nicht  instruiert,  könnte 
auch  nicht  wissen,  wie  des  Kf.  Resolution  in  hoc  passu  sein  würde,  hat  aber 
bemerkt,  wenn  der  König  Strauchs  Aussage  ad  convincendum  populum  nötig 
hätte,  könnte  dieser  ja  zu  Cüstrin  in  der  Regierung  verhört  und  das  Protokoll 
hergeschickt  werden,  welche  Antwort  aber  Bakowski  nicht  zu  gefallen 
schien. 

Der  Pater  Hacki  wird  ohne  Zweifel  unter  Stettin  zu  Kf.  zu  gehen  beordert 
sein  und  von  dessen  actionibus  Relation  tun  sollen. 

So')  wie  ich  den  hiesigen  Estat  befinde,  auch  aus  dem  Discoars, 
so  ich  mit  dem  Castellan  von  Posen,  imgleichen  auch  mit  dem  Chron 
Großcantzler,  gehalten  habe,  ist  derselbe  noch  so  beschaffen,  daß  der 
König  in  Polen  und  die  französische  Facti on  ihr  lntent  schwerlich  rebus 
sie  stantibus  erreichen  werden,4)  und  gereuet  den  König  schon,  daß  er 
das  Judicium  zu  hegen  angefangen,  sucht  auch  schon  Gelegenheit,  mit 
Reputation  daraus  zu  scheiden,  und  klaget,  daß  er  vom  Woywoden 
Bonkowsky  betrogen  sei,  welcher  ihm  zu  großem  Gelde  von  beiden 
Parten  zu  haben  Hoffnung  gemachet,  itzt  kommen  aber  die  Gewerke 
schon  und  schützen  die  Unmöglichkeit  vor,  und  weil  der  König  bei  ersten 
Session  anfänglich  bald  den  Gewerken  5)  contra  senatum  (obschon 
derselbe  darwieder  protestirt)  zuerkannt,  will  der  senatus  itzt  die  milde 

*)  S.  Hirsch,  Der  Große  Kurfürst  und  Dr.  Aegidius  Strauch,  S.  218f. 

*)  S.  oben  S.  104. 

*)  Das  Folgende  zum  großen  Teil  in  Ziffern. 

*)  v.  Hoverbeck  schreibt  dem  Kf.  (d.  Hohenstein  8.  September  1677):  „Es  ist 
ein  sonderbares  Glück  vor  die  Stadt  Dantzig,  daß  der  König  nach  seiner  Ankunft 
in  die  Stadt  eunetiret,  anstatt  daß  er  sich  des  Pöbels  Raserei  alsofort  bei  dem  Ein- 
züge, umb  einen  Commendanten  einzusetzen  und  die  Weysselmunde  einzunehmen 
(seiner  Ratgeber  Einblasen  nach)  praevaliren  sollen,  es  zu  weitläufiger  Recht- 
fertigung (dabei  sie  Zeit  haben,  sich  zu  besinnen)  ausgestellt  und  über  das  den 
Religionspunkt  rege  gemacht  und  die  Catholische  denen  Lutherischen  fast  in  allem 
zu  aequipariren  gesucht*  Vgl.  Gralath  III,  S.  lOOff.;  Hirsch,  Der  Große  Kurfürst 
und  Dr.  Aegidius  Strauch,  S.  224  f. 

5)  Unaufgelöste  Ziffer. 


Verfahren  des  Königs  in  Danzig.  161 

Hand  auch  noch  nicht  auftun,  indessen  aber  fähret  der  König  immer 
fort  per  decretum  eines  nach  dem  andern  dem  Rat  abzusprechen  und 
per  appellationes  nach  Hofe  zu  ziehen. 

S.  K.  Mt  haben  auf  inständiges  Anhalten  der  anwesenden  Bischöfe 
und  anderer  Geistlichen  bei  dem  Magistrat  angehalten,  den  4  Gewerken 
ante  omnia  zu  proponiren,  daß  1)  vor  die  catholisch  Religion  eine  Kirche 
oder  Ca  pelle,  wie  auch  2)  eine  Schule  oder  gymnasium  in  der  Neustadt 
alhier  gebauet  und  angerichtet  werden  möchte,  3)  daß  die  Rom.  Catho- 
lischen  ihre  Leichen  öffentlich  mit  Ceremonien  begraben,  auch  die  pro- 
cessiones  anstellen  könnten,  4)  item  daß  sowohl  in  dem  Rat  als  auch 
in  den  4  Zünften  2  Papisten  mit  eingenommen  und  sitzen  sollten,  welches 
ein  Magistrat  den  Ordnungen  auch  vorgetragen  und  es  einzugehen  begehret 
haben  soll. 

Allem  Ansehn  nach  hätte  wohl  meines  wenigen  Erachtens  kein  ander 
und  besserer  Rat  das,  was  gesuchet  worden,  umbzustoßen  und  eine 
Disaffection  gegen  den  Hof  zu  erwecken  erfunden  werden  können,  als 
eben  diesergestalt,  da  hierdurch  nicht  allein  der  Magistratus  Gelegenheit 
überkommen,  das  odium  von  sich  ab  auf  die  Bürgerschaft  zu  wälzen  und 
sie  bei  der  Königin  in  Polen  verhaßt  zu  machen,  sondern  auch  der  Bürger- 
schaft seind  hierdurch  die  Augen  sehr  geöffnet  worden,  daß  derer  sehr 
viel  bereits  beginnen  zu  merken,  wo  es  hinaus  will.  Die  Starostei  Putzke 
aber  wird  der  König  vor  seiner  Abreise  in  Possession  nehmen  und  habe 
ich  gemerket,  daß  der  Magistratus  dawieder  auch  nichts  sprechen  wird, 
wenn  sie  damit  nur  noch  loskommen  könnten. 

Umb  die  Reformirten,  so  sich  bishero  neutral  gehalten,  mit  ins  Spiel 
zu  bringen  und  Gelegenheit  zu  überkommen,  sie  wegen  der  S.  Peters- 
kirche zu  gefahren,  hat  man  dieser  Tage  dem  Könige  berichtet,  es  wären 
zwei  von  den  Aeltesten  der  Gemeine  in  der  Nacht  bei  einigen  aus  dem 
Rat  gewesen  und  sie  ermahnet,  sie  sollten  sich  nur  stark  wiedersetzen 
und  nicht  nachgeben,  sie  hätten  von  Ew.  Chf.  D.  in  geheim  diese  Ver- 
sicherung erhalten,  daß  Sie,  sobald  Sie  nur  mit  Stettin  fertig,  mit  der 
armee  kommen  und  ihnen  Luft  machen  wollten.  Der  König  soll  beide 
Hände  aufgehoben  und  gesaget  haben:  „Ach!  wollte  Gott,  daß  der 
('hurfürst  von  Brandenburg  diese  Torheit  begehen  wollte,  damit  ich 
eine  rechtmäßige  Ursach  hätte,  ich  wollte  nicht  allein  dem  Rat  und 
den  Reformirten  in  Danzig  solches  gern  verzeihen,  sondern  auch  ein 
Gelübde  tun,  alle  Freitage  Wasser  und  Brod  zu  essen,  bis  an  mein 
Ende".  — 

Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  1 1 


162  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
9.  Oktober  1677. 

[Unzufriedenheit  und  Opposition  in  Polen  gegen  die  Absichten  des  Hofes.  Einlenken 
des  Königs  in  der  Danziger  Angelegenheit.    Obler  Gesundheitszustand  des  Königs.] 

9.  Okt.  Nachdem  er  erfahren,  daß  der  König  sich  sehr  zornig  darüber  geäußert  hat, 

daß  der  G.  Feldherr  die  von  Lubomirski  und  Bizinski  zusammengebrachten 
Völker  dissipiert  hat,  hat  er  sogleich  dem  G.  Kanzler,  dem  Kastellan  von  Posen 
und  anderen  Senatoren  vorgestellt,  es  sei  zu  furchten,  daß  diese  Völker  sich 
herunterziehen,  sich  an  der  preußischen  Grenze  truppweise  versammeln  und 
dann  von  dem  französischen  und  schwedischen  Gesandten  angenommen  und  ver- 
anlaßt werden  würden,  einen  Einfall  in  Preußen  zu  machen,  und  was  für  ge- 
fährliche Folgen  das  für  Polen  nach  sich  ziehen  würde.  Der  Kanzler  und 
einige  andere  wollten  nicht  glauben,  daß  etwas  daran  sei,  der  Kastellan  von 
Posen  hielt  es  wohl  für  möglich,  daß  der  schwedische  und  französische  Gesandte 
hin  und  wieder  einige  Völker  werben  und  an  sich  ziehen  möchten,  wollte  aber 
nicht  hoffen  und  glauben,  daß  der  König,  wenn  er  davon  erführe,  es  gestatten 
würde,  und  versprach  mit  demselben  davon  zu  reden.  Er  teilte  ihm  im  Ver- 
trauen mit,  die  Sachen  auf  der  Sendomirschen  Kommission  ständen  sehr  schlecht, 
ein  Aufstand  stände  zu  besorgen,  er  wollte  sich  mit  anderen  Senatoren  auf  das 
äußerste  bemühen,  den  König  zu  bewegen,  den  schwedischen  Gesandten  je  eher 
je  lieber  zu  expedieren  und  ihm  nicht  zu  gestatten,  wie  er  beabsichtige,  nach 
seiner  Abreise  in  Danzig  zu  bleiben. 

Daß  der  Hof  die  Dinge,  die  oben  vorgehen,  zu  Herzen  nimmt,  ist  daraus 
zu  schließen,  daß  man  hier  schon  anfängt  gelinder  zu  gehen. 

P.  S.1)  Der  König  ist  leidend,  die  Ärzte  sollen  der  Königin  offenbart  haben, 
daß  er  bereits  den  Anfang  der  Wassersucht  habe,  daß  die  Geschwulst  schon 
bis  an  die  Kniee  getreten  sei,  daß  er  aber  noch  wohl  ein  paar  Jahre  aufgehalten 
werden  könnte,  wenn  er  sich  im  Essen  und  Zorn  moderierte  und  oft  den  Leib 
per  exercitia  bewegte.  Der  Kastellan  von  Posen  und  andere  Senatoren,  die 
es  bisher  mit  dem  Hof  gehalten  haben,  scheinen  es  zu  merken,  sich  allmählich 
zu  retirieren  und  mit  den  violentis  consiliis  des  Hofes  nichts  mehr  zu  tun  haben 
zu  wollen. 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
13.  Oktober  1677. 

[Neue  Sendung  wegen  Strauchs.    Erklärung  der  litauischen  Deputierten.   Verdächtiges 
Treiben  Liliehoecks.     Ratschluge  des  K.  G.  Kanzlers.    Äußerung  des  Königs 

über  Stettin.] 

13.  Okt.  Der  König  ist  sehr  ungehalten  darüber,  daß  es  infolge  der  Streitigkeiten 

der  Gewerke  unter  sich  noch  zu  keinen  Verhandlungen  derselben  mit  dem  Rat 

')  In  Ziffern. 


Opposition  gegen  die  Anschläge  des  Hofes.  163 

gekommen  ist.  Inzwischen  ist  die  Antwort  des  Kf.  wegen  Strauchs1)  den 
Qewerken  mitgeteilt  worden.  Da  dieselben  den  Konig  gebeten  haben,  noch  einen 
Expressen  deshalb  an  Kf.  abzuschicken,  dem  sie  noch  zwei  bis  drei  ans  ihrer 
Mitte  hinzufügen  wollten,  so  will  man  ihrer  Bitte  deferieren  und  soll  die  Kom- 
mission einem  Juristen  Koslowski  übertragen  werden. 

Die  litauischen  Deputierten  haben  heute  bei  dem  König  Audienz  gehabt. 
Sie  sollen  instruiert  gewesen  sein,  unter  anderem  den  Konig  zu  fragen,  ob  er 
den  schwedischen  Völkern  aus  Liefland  freien  Durchzug  durch  Samaiten  nach 
Preußen  vergönnt  hätte,  welches  sie  nicht  glauben  könnten,  da  es  nicht  nur  für 
Litauen  schädlich  sein,  sondern  die  ganze  Republik  in  einen  neuen  Krieg  ver- 
wickeln würde,  daher  hätte  der  Feldherr  Pac  anf  Ersuchen  des  Adels  das 
Generalaufgebot  berufen  und  würde  die  schwedischen  Völker,  sobald  sie  die 
samaitischen  Grenzen  betreten  sollten,  allerorten  attackieren  und  niedermachen 
lassen.  Der  König  hat  diese  Abschickung  und  Proposition  der  Litauer  sehr  übel 
empfunden.  Dieselben  sollen  auch  mitgeteilt  haben,  Pac  habe  die  Kopie  eines 
interzipierten  Schreibens2)  in  Händen,  aus  dem  erhelle,  daß  mit  Schweden 
Traktaten  obhanden  gewesen  and  man  ihnen  das  Herzogtum  Preußen  hätte  in 
die  Hände  spielen  wollen.  Er  hofft,  diese  Schickung  aus  Litauen  und  die  Be- 
richte der  zu  der  sendomirschen  Kommission  Deputierten  werden  große  Ver- 
änderung in  den  französisch  gefaßten  consiliis  bringen  und  zugleich  bewirken,  daß 
man  dieser  Stadt  nicht  mehr  so  hart  zusetzen  wird. 

Der  schwedische  Gesandte  ist  noch  nicht  zurück,  dem  Gerücht  nach  soll 
er  ins  Werder  gegangen  sein,  um  abgedankte  polnische  Völker  anzunehmen  und 
bei  dem  Weißen  Berge  ins  Fürstentum  übersetzen  zu  lassen.  Er  hat3)  deswegen 
mit  verschiedenen  Senatoren  gesprochen,  der  jetzt  bettlägerige  G.  Kanzler  hat 
schon  durch  Witwicki  den  König  ersuchen  lassen,  Nachforschungen  deswegen 
anzustellen,  und  ihm  erklärt,  daß  die  durch  den  Türkenkrieg  erschöpften 
polnischen  Stände  von  keinem  neuen  Kriege  etwas  wissen  wollten;  er  hofft 
ihn  auch  zu  bewegen,  vor  seiner  Abreise  dem  König  persönlich  die  Sache  vor- 
zustellen. 

Nachdem  man  auf  der  Kommission  zu  Sendomir  mit  den  französischen 
consiliis  nicht  hat  durchdringen  können,  sucht  man  jetzt  auf  der  Kommission 
zu  Lemberg  es  zu  effektuieren.  Sollte  Kf.  Stettin  nicht  vor  dem  Winter  ein- 
bekommen und  nur  blockiert  halten  müssen,  so  kann  er  versichert  sein,  daß 
man  alle  Kräfte  anstrengen  wird,  ihm  eine  Diversion  zu  machen,  daß  er  die 
Armee  zum  Teil  aus  Pommern  wegziehen  müsse. 

P.S.*)  Der  K.  G.  Kanzler  hat  ihn  beauftragt  dem  Kf.  insgeheim  mit- 
zuteilen, er  und  andere  gute  Patrioten  merkten  wohl,  daß  der  König  mit  An- 

*)  Die  Antwort  des  Kf.  auf  das  ihm  durch  Hacki  überbrachte  Schreiben  des 
Königs  vom  25.  August  1677  (d.  in  castris  ante  Stettinura  29.  August/8.  September 
1677).    S.  Hirsch,  Der  Große  Kurfürst  und  Dr.  Aegidius  Strauch,  S.  219. 

*)  S.  oben  S.  157. 

*)  S.  Bethune's  Bericht  vom  18.  Oktober  1677  (S.  445f.). 

4)  Zum  Teil  in  Ziffern. 

11« 


164  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

haltung  der  Schute1)  und  Beschleunigung  der  Kommission  nichts  anderes  suche 
als  Gelegenheit,  mit  Kf.  zu  zerfallen  und  Frankreich  zugute  den  Schweden  einen 
Dienst  zu  tun,  Kf.  aber  mochte  sich  ja  überwinden  und  ein  wenig  dissimulieren. 
Er  will  in  wenigen  Tagen  nach  Großpolen  zurückkehren,  den  Adel  anter  dem 
Vorwand,  die  Gerichte  zu  halten,  nach  Posen  berufen,  ihnen  es  unter  der  Hand 
entdecken  und  es  dahin  zu  bringen  suchen,  daß  der  Adel  eine  Gesandtschaft 
an  den  Konig  schicke  und  ihn  ersuche,  nicht  allein  die  Republik  in  keinen 
Krieg  mit  einzuflechten,  sondern  auch  aufs  schleunigste,  und  zwar  im  Februar, 
einen  Reichstag  anzusetzen.  Inzwischen  möchte  sich  Kf.  bemühen,  die  beiden 
Großfeldherren  zu  reunieren  und  zu  behalten  und  vor  allem  noch  im  Herbst 
Stettin  einzunehmen. 

Hacki*)  ist  heute  angekommen,  der  König  soll  ihn  vor  allem  genau  von 
der  Belagerung  von  Stettin  examiniert  und  nachher  zu  dem  Marquis  deBethune 
und  anderen  Umstehenden  gesagt  haben:  „Ihr  Herren,  nun  wäre  Zeit  Stettin  zu 
entsetzen,  es  wird  allem  Ansehen  nach  gewisse  übergehen.*4 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
16.  Oktober  1677. 

[Das  angehaltene  Schiff.    Die  Sendung  an  Kf.    Die  litauischen  Deputierten.] 

1(1.  Okt.  Der  K.  0.  Stallmeister3)  hat  ihm  die  Resolution  des  Königs  mitgeteilt, 

dio  Leute  sollten,  da  sie  Ordre  von  Kf.  gehabt,  freigelassen  werden,  wegen  der 
Schute  aber  werde  der  König  zunächst  bei  Kf.  anfragen,  quo  jure  derselbe 
Schiffe  in  See  schicken  und  lübeckische  Schiffe  anhalten  könnte,  ferner  wollte 
der  König,  da  ihm  vor  einigen  Wochen  Waren,  die  er  aus  England  bekommen, 

!)  Benckendorff  berichtet  dem  Kf.  am  13.  Oktober,  am  9.  sei  der  Leutnant 
Gerret  mit  einer  von  Raule  auf  der  Rückfahrt  von  Westerwieck  nach  Lübeck 
weggenommenen,  mit  Teer  und  Planken  beladenen  Lübecker  Schute  in  die  Danziger 
Reede  eingelaufen.  Der  Lübecker  Schiffer  habe  dabei  Gelegenheit  erhalten,  ans  Land 
zu  kommen  und  sich  an  den  König  zu  wenden,  dieser  habe  darauf  20  Mann  seiner 
Leibgarde  auf  der  Königl.  Jacht  auf  die  Reede  geschickt,  habe  die  Schute  in  den 
Hafen  bringen  und  den  Leutnant  sowie  die  Matrosen  verhaften  lassen.  Bei  dem 
Verhör  seien  sie  der  Wegnahme  königlicher  Güter  aus  einigen  Schiffen  beschuldigt 
und,  obwohl  sie  ihre  Unschuld  genügend  dargetan  hätten,  auf  das  Rathaus  in  Haft 
gebracht  worden.  Scultetus  habe  sich  wegen  Freilassung  der  Leute  und  Heraus- 
gabe der  Schute  bemüht,  aber  nur  die  ersteren  seien  heute  freigegeben  worden,  die 
weitere  königliche  Erklärung  wegen  der  Schute  sei  teils  auf  ein  an  Kf.  abzulassendes 
Schreiben,  teils  an  den  K.  Stallmeister  verwiesen  worden. 

a)  S.  oben  S.  160. 

*)  Matricki,  Starost  von  Grabowiec. 


Das  weggenommene  Schiff.    Sendung  des  Königs  and  der  Danziger  an  Kf.     165 

darch  einen  Kaper  weggenommen  worden  seien,  sich  erst  informieren  lassen, 
wessen  jener  Kaper  gewesen.  Er  hat  erwidert,  er  müßte  alles  dem  Kf.  hinter- 
bringen, hat  aber  seinerseits  dagegen  remonstriert,  das  Recht,  Schiffe  zu  halten 
nnd  seinem  Feinde  zu  Wasser  und  Lande  Abbruch  zu  tun,  werde  dem  Kf.  auch 
nicht  von  den  Mächten,  welche  sich  das  dominium  maris  zu  appropriieren 
suchten,  streitig  gemacht,  wegen  der  dem  Könige  genommenen  Sachen  aber 
hätte  der  holländische  Resident  schon  vor  drqi  Wochen  berichtet,  daß  dieses 
darch  einen  schottischen  Kaper,  und  zwar  in  der  Nordsee  bei  Gothenhurg,  wohin  . 
brandenburgische  Kaper  noch  niemals  gekommen  seien,  geschehen  sei. 

Die  Sendung  an  Kf.  ist  statt  Koslowski  dem  Oberstleutnant  Romain 
obertragen  worden,  der  ohne  Zweifel  die  Belagerung  von  Stettin,  worüber  die 
Zeitungen  bisher  sehr  variabel  sind,  besichtigen  und  darüber  eigentlichen  Bescheid 
bringen  soll. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
20.  Oktober  1677. 

[Die  Sendung  an  Kf.    Antwort  des  Königs  an  die  litauischen  Deputierten.    Abreise 
des  K.  6.  Kanzlers.    Unzufriedenheit  des  Kastellans  von  Posen.] 

Der  König  hat1)  dem  Magistrat  sagen  lassen,  da  er  sehe,  daß  die  Bürger-  20.  Okt. 
schaft  und  der  gemeine  Pöbel  nicht  eher  zu  einem  raisonnablen  Vergleich  zu 
bringen  sein  würden,  bevor  Dr.  Strauch  hier  sein  würde,  so  sollte  der  Magistrat 
aufs  neue  eine  Vokation  für  Strauch  aufsetzen  und  damit  vier  namentlich  be- 
nannte Personen,  einen  aus  dem  Rat,  einen  aus  dem  Schöppenstuhl,  einen  aus 
den  Gewerken  und  einen  aus  der  gemeinen  Bürgerschaft  abschicken,  er  werde 
denselben  den  Oberstleutnant  Romain  adjungieren  und  diesem  auch  noch  einige 
andere  Dinge  an  Kf.  auftragen.  Der  Magistrat  hat  darauf  vorgestellt,  er  könnte 
eine  solche  Vokation  für  Strauch  nicht  ausstellen,  bevor  er  in  allem  mit  der 
Bürgerschaft  verglichen  wäre,  indessen  machen  sich  die  aus  der  Bürgerschaft 
benannten  Personen  und  Romain  zur  Reise  fertig.  Der  Oberst  Gursinski 
hat  ihn  gestern  besucht  und  ihn  gefragt,  ob  er  wohl  meinte,  daß  diese  Ab- 
schickung  von  Erfolg  sein  würde.  Er  hat  es  bezweifelt,  worauf  der  Oberst  er- 
widerte, bei  Hofe  sei  man  derselben  Ansicht  und  hätte  dem  König  abgeraten, 
aber  derselbe  könnte  die  Leute  nicht  anders  los  werden. 

Die  schriftliche  Antwort,  die  der  König  den  samaitischen  Deputierten  er- 
teilt hat,  lautet:  1.  er  hielte  das  Gerücht  von  dem  Einfall  der  Schweden  für 
falsch,  2.  er  beabsichtigte  nicht,  ihnen  wider  ihre  Privilegien  einen  Landschreiber 
aufzudringen,  sie  sollten  sich  einen  anderen  wählen,  3.  alle  übrigen  Klagen  wollte 
er  remedieren,  wenn  er  nach  Litauen  käme,  was  wohl  bald  geschehen  dürfte. 


')  S.  Hirsch  a.  a.  0.  S.  219. 


166  !•  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Der  K.  G.  Kanzler  ist  heute  abgereist,  er  hat  zugesagt,  das,  was  er  neulich 
versprochen,  in  Großpolen  auszurichten.  Der  König  hat  ihm  erlaubt, l)  das  Siegel 
zu  verkaufen,  aber  nur  an  den  K.  Truchseß  Wielopolski,  dessen  Heirat  mit 
der  Schwester  der  Königin  ganz  abgemacht  sein  soll.  Der  Kastellan  von  Posen, 
der  zwei  schriftliche  Versicherungen  wegen  des  Siegels  in  Händen  hat,  ist  dadurch 
sehr  disgustiert  und  fangt  nun  an  von  Wegscbaffung  der  fremden,  besonders  des 
schwedischen  Gesandten  öffentlich  zu  sprechen. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
23.  Oktober  1677. 

[Werbungen  in  Preußen.     Verzögerung  des  Aufenthaltes  des  Königs  in  Danzig. 
Die  Sendung  an  Kf.    Ratschläge  des  Kastellans  von  Posen.] 

23.  Okt.  Es  wird  nicht  allein  hier  in  Schottland, 3)   sondern  auch  hin  und  wieder 

im  Werder  nicht  mit  öffentlichem  Trommelschall,  sondern  bei  heimlicher  Musik 
in  den  Krügen  allerhand  Volk  unter  dem  Namen  des  Königs  von  Polen  zusammen- 
gebracht, auch  sind,  wie  ihm  hiesige  Kaufleute  berichten,  Degen  und  Karabiner 
für  2000  Mann  innerhalb  drei  Wochen  aufgekauft  und  werden  Kleider  für  eben- 
soviel Mannschaft  verfertigt.  Oberst  de  Boly  hat  vor  14  Tagen  gegen  seine 
Konfidenten  erklärt,  er  hätte  Ordre  vom  Könige  bekommen  zu  werben  und 
500  Mann  nach  Putzke,  800  nach  Marienburg  und  300  nach  Mewe  zu  verlegen. 
Weil  es  aber  dem  Ansehen  nach  Dragoner  sein  sollen,  kann  er  nicht  glauben,  daß 
so  viele  davon  sollten  nach  Putzke  verlegt  werden.  Von  Marienburg  schreibt 
ihm  ein  guter  Freund,  sie  wüßten  selbst  nicht,  was  Liliehoeck  bei  ihnen 
gemacht  hätte,  außer  daß  nach  seiner  Abreise  die  Werbungen,  jedoch  unter  pol- 
nischem Namen,  anfingen,  es  hieße,  auch  der  Starost  von  Graudenz  Burowski 
hätte  Kondition  unter  diesen  Völkern  angenommen. 

Mit  der  Komposition  der  hiesigen  Stadthändel  geht  es  noch  sehr  schläfrig 
daher,  so  daß  der  Könitf  seine  Abreise  bis  zum  November  ausgesetzt  hat  sie 
dürfte  auch  wohl  gar  bis  zum  starken  Frostwetter  aufgeschoben  werden.  Das 
negotium,  den  Magistrat  mit  der  Burgerschaft  zu  vergleichen,  ist  jetzt  dem 
Kastellan  von  Posen,  dem  Woiwoden  von  Pommerellen, J)  Graf  Dönhoff,  und 

*)  S.  Zaluskil,  S.  693  und  den  Bericht  Bethune's  vom  18.  Oktober  1677 
(S.  446). 

2)  Alt-  und  Neu- Schottland,  Vororte  im  S.  u.  N.  von  Danzig.  S.  über  diese 
Werbungen  Hirsch,    Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  24 ff. 

*)  Nach  dem  Tode  des  bisherigen  Woiwoden  von  Marienburg,  Stanis- 
laus  Dzialinski,  war  der  bisherige  Woiwodc  von  Pommerellen,  Ign.  B^kowski, 
dessen  Nachfolger  geworden,  die  Woiwodschaft  Pommerellen  hatte  der  frühere  dortige 
U.  Kämmerer  Wladisl.  Dönhoff  erhalten. 


Die  französischen  und  schwedischen  Werbungen.    Sendung  Gurszynski's.     167 

dem  K.  Referendarius  Krasinski  übertragen  und  viele  hoffen,  da.  die  beiden 
ersten  bei  beiden  Teilen  sehr  beliebt  sind,  daß  es  jetzt  besser  von  statten  gehen 
wird  als  vorher.  Trotzdem  geht  die  Abschickung  an  Kf.  wegen  Strauchs  vor 
sich,  anstatt  des  erkrankten  Romain  aber  ist  Gursinki1)  in  Vorschlag  gekommen, 
dem  die  Gemeine  1000  Fl.  zur  Reise  bieten,  die  er  auch  wohl  annehmen 
wird,  obgleich  er  wohl  weiß,  daß  er  nichts  ausrichten  wird«  Einige  und  zwar 
aus  den  grandibus  bitten  sehr,  daß  man  die  Deputierten  mit  dem  Dr.  Strauch 
nicht  möge  sprechen  lassen. 

PS.  Der  Kastellan*  von  Posen  läßt  Kf.  bitten,  ja  nicht  Strauch  heraus- 
zugeben, sondern  die  Deputierten  mit  guter  Manier  abzuweisen.  Derselbe  hat 
auch,  nachdem  er  ihm  von  dem  aufgefangenen  Schreiben  der  schwedischen 
Reichsrate  und  von  den  hiesigen  Werbungen  Mitteilung  gemacht,  sich  erboten, 
wegen  der  letzteren  an  gute  Freunde  in  Groß-  und  Kleinpolen  zu  schreiben  und 
sie  so  public  zu  machen.  Es  wäre  auch  wünschenswert,  daß  das  in  Litauen 
geschehe,  er  hat  deswegen  an  v.  Hoverbeck  geschrieben.  Es  wäre  auch  sehr 
nötig,  daß  Kf.  an  den  König  von  Dänemark  schriebe,  daß  dieser  die  ver- 
sprochene Summe  dem  litauischen  Feldherrn  Pac  zahlen  ließe  und  dieser  so  bei 
gutem  Willen  erhalten  werde. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
27.  Oktober  1677. 

[Die  französischen  und  schwedischen  Werbungen.    Mitteilungen  Radzieowskfs. 
Der  Kastellan  von  Posen.] 

Wegen  der  Werbungen  hört  er  von  einigen,  die  in  des  Marquis  de  Bethune  27.  Okt. 
Hause  familiär  sind,  daß  er  jetzt  hier  noch  22  Oberoffiziere  unter  dem  Namen 
von  Kapitän-Leutnants  heimlich  hätte,  die  wöchentlich  ihre  richtige  Auszahlung 
von  dem  Kaufmann  Formundt,  bei  dem  die  französischen  Gelder  liegen,  be- 
kämen, und  daß  die  meisten  von  diesen  Offizieren  nach  Ungarn  übergehen  sollten, 
von  wo  noch  jetzt  wöchentlich  Briefe  einliefen  und  dem  Marquis  große  Hoffnung 
zum  Protektorat  machten.  Dem  schwedischen  Gesandten  wurden  auch  zu  den 
Werbungen  Gelder  gezahlt  und  habe  er  jetzt  bei  sich  einen  Oberstleutnant, 
zwei  Majors,  drei  Kapitäns  und  vier  Leutnants,  die  hier  auf  Schottland  und  im 
Werder  hin  und  wieder  heimliche  Werbungen  anstellten,  und  würden  in  kurzem 


))  Johann  Gursinski,  Starost  von  Stargard.  Sc.  schreibt  am  30.  Oktober, 
derselbe  werde  heute  abreisen,  es  sei  ein  Mensch,  der  völlig  von  der  französischen 
Faktion  dependiere,  von  allen  heimlichen  Werbungen  Wissenschaft  habe  und  Anschläge 
sehmieden  helfe.  Er  werde  nur  unter  dem  Prätext  von  Strauch  und  anderen  Querelen 
geschickt,  um  des  Kf.  Armee  und  was  vor  Stettin  geschieht  zu  sehen.  Er  sei  sehr 
fertig  mit  dem  Maule  und  habe  eine  lange  Zunge.  Die  Gutgesinnten  rieten,  Kf. 
möchte  ihm  mit  aller  Zivilität  begegnen,  aber  ja  nicht  Strauch  ausliefern  lassen. 


168  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

noch  mehr  Offiziere  sich  einfinden.  Man  mache  auch  noch  bei  dem  schwedischen 
Gesandten  große  Hoffnung,  daß  Bent  Hörn1)  mit  dem  lief  ländischen  Corpo 
durchbrechen  werde.  Er  hat  darauf  dem  Woiwoden  von  Pommerellen,  Grafen 
Dönhoff,  und  dem  nominierten  Bischof  von  Ermland,')  Radzieowski,  davon 
Kunde  gegeben  und  sie  gewarnt.  Ersterer  wollte  durchaus  davon  nichts  wissen, 
letzterer  aber  meinte,  der  König  habe  zwar  dem  schwedischen  Gesandten  die 
von  diesem  geforderte  Werbung  von  3000  Mann  abgeschlagen,  heimlich  aber 
möchte  derselbe  wohl  einige  Mannschaft  zusammenbringen  and  zu  Wasser  weg- 
schicken, wer  könnte  darauf  so  genau  Achtung  geben?* 

PS.  Nachdem  nun  das  Siegel1)  demK.  Truchseß  abgegeben,  zeigt  der  Kastellan 
von  Posen  immer  mehr  seinen  Unwillen  gegen  den  Hof,  hat  auch  neulich  mit 
dem  König  wegen  der  Werbungen  expostuliert  Er  sucht  ihn  darin  zu  bestärken. 
Der  Kastellan  sprach  den  Wunsch  aus,  Kf.  möchte  nur  bald  mit  Stettin  fertig 
werden,  dann  wurden  sich  viele  Dinge  ändern,  der  französische  und  schwedische 
Gesandte  suchten  dem  König  einzureden,  es  würde  diesen  Herbst  nicht  fiber- 
gehen, sondern  Kf.  mit  Schimpf  abziehen  müssen.  Er  bat  auch  nochmals,  Kf. 
möchte  Strauch  nicht  loslassen. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     Ü.  Danzig 
10.  November  1677.4) 

[Die  Werbungen.     Absicht,  eine  Diversion  zugunsten  Stettins  zu  unternehmen.] 

10.  Nov.  Es  ist  dieser  Tage  der  Oberstlieutenant  Halbach,  welcher  E.  Chf. 

I).  Untertan  und  von  Königsberg  gebürtig  ist  und  itzo  mit  dem  fran- 
zösischen Gesandten  zu  capituliren  angefangen,  durch  Zureden  des  Oberst- 
lieutenants Groben s  dahin  bewogen  worden,  daß  er  mich  unbekannter 
Weise  besucht  und  freiwillig  nachfolgendes  von  der  itzigen  Werbung 
bekannt :     Im    Werder    bei    Marienburg    sollen    gerichtet    werden    an 

Dragonern 400 

in  der  Starostei  Schöneck  zu  Fuße 100 

unter  Thorn  durch  den  Captain  Isobrant  auch  an  Fußvölkern    .     200 

')  Schwedischer  Feldmarschall,  mit  der  Leitung  der  von  Liefland  aus  beab- 
sichtigten Expedition  gegen  Preußen  beauftragt,  s.  Carlson,  Geschichte  Schwedens 
IV,  S.  721,    Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preuilen,  S.  24. 

*)  Nach  dem  am  29.  August  1677  in  Danzig  erfolgten  Tode  Olszowski's  war 
von  dem  Könige  der  vor  kurzem  zum  K.  G.  Kanzler  ernannte  frühere  K.  U.  Kanzler 
Johann  Stephan  Wydzga  zum  Erzbischof  von  Gnesen  und  an  dessen  Stelle  Michael 
Radzieiowski  zum  Bischof  von  Ermland  ernannt  worden.     S.  Zaluskil,  S.  695 f. 

*)  S.  oben  S.  166. 

4)  Zum  Teil  in  Ziffern. 


Die  Werbungen  in  Preußen.  169 

Dieser  soll  selbige  schon  parat  haben  und  hat  geschrieben,  daß  man 
jemand  schicken  soll,  der  ihn  mustere. 
TrzebowskiObl.  soll  auf  seinen  Gutern  unterhalten  an  Fußvölkern     100 

Milewski  Major  auch  in  seinen  Gütern 100 

Choinacki 100 

Diese  sollen  alle  ultimo  Decemb.  complet  und  parat  sein.  Die 
Werbungen,  wie  er  berichtet,  wurden  auch  viel  stärker  fortgesetzt  worden 
sein,  wenn  der  litauische  Feldherr  sich  nicht  mit  Abdankung  der  Völker 
widersetzt,  jedennoch  aber  stunde  bei  ihnen  dieses  fest,  wenn  die  Ströme 
gefroren,  daß  sie  alsdann  durchbrechen  wollten,  sobald  nur  Benedict 
Hörn  bei  ihnen  anlangen  werde.  Ich  habe  ihn  auf  Ew.  Chf.  D.  Gnade 
vertröstet  und  geraten,  daß  er  noch  eine  Zeit  lang  bei  jener  Partei 
bleiben  und  sich  alles  erkundigen  sollte. 

An  den  litauischen  Feldherren  ist  abermal  geschrieben,  daß  er  die 
Armee  abdanken  soll,  wie  ich  vernehme,  offerirt  der  König  150000  Fl. 

So  viel 'ich  nach  meinem  wenigen  Verstand  absehen  kann,  so  sucht 
man  £.  Chf.  D.  eine  Diversion  zu  machen  und  glauben  ihrer  viel  ganz 
gewiß,  daß  Stettin  nicht  diesen  Herbst  übergehen  werde,  welches  man 
quovis  modo  zu  salviren  sucht.  — 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Wutzkaw1) 
24.  November  1677. 

[Mitteilungen  und  Ratschläge  des  Kastellans  von  Posen.    Seine  Abreise. 
Die  Werbungen.] 

Sobald  der  Kastellan  von  Posen  von  seiner  Starostei  Stuhm  zurück- 24.  Nov. 
gekehrt  war,  hat  er  denselben  besucht  und  sich  über  die  jetzt  ganz  öffentlichen 
Werbungen  der  Franzosen  und  Schweden  beklagt.  Nachdem  der  Kastellan  ihn 
feierlich  beschworen,  das  secretum  niemand  als  dem  Kf.  zu  entdecken,  hat  er 
ihm  gesagt,  der  König  suche  die  Nachfolge  seines  Sohnes  auf  dem  Throne  da- 
durch zu  bewirken,  daß  er  sich  gänzlich  Frankreich  akkommodiere,  zu  dem  Ende 
suche  er  sich  auch  in  Preußen  festzusetzen,  darum  foviere  er  auch  den  Tumult 
in  Danzig,  er  suche  noch  lange  in  Preußen  zu  bleiben  und  von  dort  zuzusehen, 
was  die  beiden  Feldherren  mit  den  Armeen  vornehmen  und  was  sonst  in  der 
Krone  passieren  werde.    Zu  einem  Reichstage  werde  er  es  sobald  nicht  kommen 


>)  Dorf  südlich  von  Lauenburg. 


170  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

lassen,  wenn  ihm  derselbe  nicht  von  den  Standen  gleichsam  mit  Gewalt  ab- 
gedrungen würde.  Um  dazu  zu  gelangen  und  den  König  von  seinem  scopo 
abzubringen,  wüßte  er  kein  besseres  Mittel,  als  daß  Ef.  es  am  kaiserlichen  Hofe 
dahin  zu  bringen  suchte,  daß  der  Kaiser  möglichst  bald  eine  Gesandtschaft 
zum  König  schickte  und  wegen  des  Einfalls  in  Ungarn  mit  ihm  expostulieren 
ließe,  ferner  aber,  daß  derselbe  an  alle  Senatoren  schriebe  und  anfragte,  ob  eine 
solche  Verletzung  der  kürzlich  beschworenen  Pakten  mit  ihrem  Wissen  und 
Willen  geschehen  sei,  und  daß  er  mit  diesen  Schreiben  drei  oder  vier  Kuriere 
expedierte,  damit  das  Gerücht  in  der  Republik  um  so  mehr  erschalle  und  dem 
gemeinen  Adel  dadurch  die  Augen  geöffnet  würden.  Solche  Schreiben  mußten 
an  den  Krön-  und  den  Litauischen  Feldherrn,  ferner  an  den  Bischof  von  Krakau 
und  den  General  in  Großpolen  geschickt  werden,  die  es  publizieren  würden. 
Auf  den  Grenzen  könnte  der  Kaiser  Anstalt  zu  Richtung  etlicher  Regimenter 
machen  und  durch  die  Offiziere  das  Gerücht  verbreiten  lassen,  es  wäre  gegen 
Polen  wegen  Verletzung  der  Pakten  gerichtet.  Dieses  alles  würde  den  König 
boi  dem  Adel  verdächtig  und  verhaßt  machen,  und  er  würde  durch  das  Drängen 
der  Stände  gezwungen  werden,  nächstens  einen  Reichstag  auszuschreiben,  auf 
dem  er  dann  nebst  anderen  guten  Freunden  und  Patrioten  Gelegenheit  finden 
würde,  die  Anschläge  des  Hofes  der  Republik  zu  entdecken  und  die  Freiheit 
derselben  zu  restituieren.  Mit  seiner  beabsichtigten  Reise  nach  Großpolen  war 
er  sehr  einverstanden,  doch  riet  er,  da  der  Hof  den  Kf.  noch  nicht  so  aperte 
wie  den  Kaiser  beleidigt  habe,  möchte  Kf.  auch  noch  sich  in  terminis  modestiae 
halten,  von  kaiserlicher  Seite  aber  könnte  aperte  agiert  und  die  noblesse  zu 
Beobachtung  ihres  Interesses  allarmiert  werden.  Sc.  möchte  nach  seiner  Rückkehr 
aus  Großpolen  sich  nach  Marienwerder  und  auch  v.  Ho  verbeck  sich  auf  seine 
neugekauften  Güter  bei  Stulim  begeben,  dann  wollte  er  mit  ihnen  weiteres  über- 
legen. Er  hat  ihm  mitgeteilt,  daß  er  von  Kf.  Befehl  hätte,  ihn  demnächst  auf 
eine  Diskretion  zu  vertrösten,  und  daß  eine  solche  auch  wohl  vom  kaiserlichen 
Hofe  erfolgen  würde.  Er  beteuerte  darauf,  er  prätendierte  das  nicht,  sondern 
wollte  nur  sein  beschwertes  Gewissen  retten,  er  müßte  gestehen,  daß  er  die 
französische  Partei  angenommen,  auch  diesem  König  auf  den  Thron  geholfen 
habe,  aber  sein  Intent  sei  niemals  auf  das  gegangen,  was  jetzt  in  perniciem 
Reipublicae  et  vicinorum  prineipum  intendiert  werde. 

Am  folgenden  Tage  ist  er  nach  Hofe  gegangen,  hat  sich  bei  dem  König 
über  das  Wegkommen  seiner  Briefe1)  beklagt  und  angekündigt,  da  die  könig- 
lichen Postmeister  die  Schuld  auf  die  kurfürstlichen,  besonders  den  zu  Wutzkow 
schaben,  wollte  er  die  Posten  visitieren  und  vielleicht  bis  Stargard  gehen,  dann 
würde  er  sich  wohl  auch  weiter  zu  Kf.  nach  Stettin  begeben.  Der  König  machte 
eine  sehr  freundliche  Miene,  tat  so,  als  wenn  er  von  den  interzipierten  Schreiben 
nichts  wüßte,  beauftragte  ihn,  dem  Kf.  seinen  Dank  für  die  Chaise  auszusprechen, 
befahl  auch  Witwicki,  ein  Dankschreiben  deswegen  aufzusetzen. 

*)  Schon  am  6.  November  hatte  Sc.  gemeldet,  daß  bei  der  gestrigen  Post  sich 
die  für  ihn  bestimmten  Briefe  nicht  gefunden  hätten,  und  den  Verdacht  ausgesprochen, 
daß  sie  auf  Anstiften  des  schwedischen  Gesandten  oder  sonst  jemandes  abgefordert  seien. 


Ratschläge  Grzymultowski's.  J7J 

Vor  seiner  Abreise  hat  er  mit  dem  holländischen  und  dem  kurländischen 
Residenten  und  anderen  guten  Freunden  bei  Hofe  Abrede  getroffen,  daß  sie  ihm 
wegen  der  Werbungen  und  der  weiteren  Vorgange  in  Danzig  Bericht  erstatten 
sollen.  Der  Zulauf  bei  den  Werbungen  ist  sehr  groß,  sie  sollen  aber  auch  sehr 
wieder  verlaufen,  weil  sie  keine  rechte  Musterplätze  haben.  Der  König  soll 
ihnen  die  Starostei  Schwietz  dazu  vergönnt  haben  und  Major  Isenbrant  mit 
seinen  200  Mann  bereits  dahin  marschiert  sein,  Brainicki  soll  sein  Regiment 
auch  schon  bis  über  die  Hälfte  gerichtet  haben.1) 


König  Johann  III.  an  den  Kurfürsten.     D.  Gedani 
28.  Oktober  1677.2) 

[Verlangen  der  Abhaltung  der  Kommission  zur  Beilegung  der  Streitigkeiten. 

Beschwerden  über  die  kurfürstlichen  Kaperschiffe  und  ober  Einführung  des  reformierten 

Gottesdienstes   in  Draheim.     Verlangen    der  Auslieferung  eines  Franziskaners  und 

Freilassung  Strauchs.    Sendung  Gurszynski's.] 

Dederamus  ad  Serenitatem  Vestram  duos  ante  menses  literas,*)  quibus  28.  Okt. 
maturandae  commissionis  ex  pactis  Bidgostiensibus  debitae  exposuimus  necessi- 
tatem,  quatenus  excrescentibus  in  dies  praetensionum  momentis  novisque  ex 
ininriis  pullulantibus  irritamentis  opportuna  subveniatur  medella,  pax  in  vicina 
foederumque  conservetur  integritas.  Sed  cum  Serenitas  Vestra  tarn  necessarium 
et  basilicum  opus  ad  expugnationem  usque  Stettini,  prout  responso  suo  indicat, 
differre  contendat,  res  vero  nostrae  minime  ab  eventu  illius  obsidionis  pendeant, 
non  possumus  nisi  denuo  Serenitatem  Vestram  fraterne  requirere,  ut  quantocius 
commissarios  suos  nominare,  eos  expedire  nostraque  hisce  in  provinciis  durante 
residentia  hoc  negotium  terminare  non  gravetur. 


l)  Abschriften  dieser  Relation  werden  v.  Crockow  nach  Wien  und  dem  Abt 
von  Banz,  kaiserlichen  Gesandten  in  Dresden,  zugeschickt  und  beide  beauftragt, 
sich  am  kaiserlichen  Hofe  zu  bemühen,  daß  dort  die  polnische  Sache  besser  respiziert 
und  die  von  Sc.  vorgeschlagenen  Mittel  angewendet  würden.  —  Sc.  berichtet  (d.  Berlin 
3./ [13.]  Dezember  1677)  dem  Kf.,  er  sei  dem  Abt  von  Banz  bis  Dresden  nachgereist 
und  habe  ihm  ausführlichen  Bericht  von  den  polnischen  Angelegenheiten  erstattet, 
derselbe  scheine  ihre  Wichtigkeit  wohl  begriffen  zu  haben.  Er  selbst  wolle  jetzt  über 
Cüstrin  nach  Großpolen  und  dann  nach  Stuhm  zu  dem  Kastellan  von  Posen  reisen. 

*)  S.  Pufendorf  1.  XV,  §  23,  S.  1132f.  Ober  den  Aufenthalt  dieser  Gesandt- 
schaft im  Lager  des  Kf.  vor  Stettin  und  ihre  Rückreise  s.  das  Tagebuch  v.  Buchs, 
herausgegeben  vonllirsch,  II,  S.  26 ff.  Vgl.  auch  Hirsch,  Der  Große  Kurfürst  und 
Dr.  Aegidius  Strauch,  S.  221  f. 

3)  Das  durch  Hacki  überbrachte  Schreiben  vom  25.  August  1677.   S.  oben  S.  160. 


172 


L  Brandenburg  und  Polen  1673—1879. 


Secunditm  est,  i|uiul  S^runititti  Vestrae  exponendnm  esse  duximus,  quo  modo 
11  j  min  im  Electorales  eiusdem  ttaves  ultra  solituia  et  eitra  exemplum  mari  litto- 
ribusque  nostris  imimssae  mercatorias  naves,  imo  et  Dantiscanas,  invadant,  über- 
tatem  commcrciorum  interturbent  et  toi  Laut  Cumquc  aliquot  ante  septimanas 
res  nostrae  propriae  ex  Anglia  Gcdnneusi  vectae  na  vi  literisque  salvi  conductus 
nostri  munitae  cursoriarum  uaviuru,  vulgö  Capers,  cesserint  direptiooi,  iure  inerito 
toc  in  negotio  etiaui  de  Serenitatiss  Vestrae  cursoriis  navibns  conqnaeri  valemus. 
quae  hoc  niare  infestum  nayiganlibus  effi  rinnt  Ciiius  rei  documentuui  bisce 
dicbus  Gcdani  accepimus1)  propria  illorum  Serenitatis  Vestrae  militum  confessiono, 
qui  capta  Lnbecensium  navi  ad  nostra  appulertuit  littora. 

Secundo  tertinm  adiciniiis  punctum,  nimirum  quod  crebras  acelpiamus  suppli- 
cationes  ex  Capttmüta  Hrnlnniensj,  nbi  Serenitatis  Vestrae  pro  tempore  existens 
Gulicrnator  Reformatae  religionis  exercitium  non  solum  arci  Drahimensi  inveicrit 
verum  etiam  ipsa  in  ci  vi  täte  iltud  stabilire  contendat  contra  tenorem  nientemque 
pactornui.  LTnde  etsi  non  dubitemus,  Sereuitatem  Vestram  ulterioribus  nomi- 
nandorum  CouimissaHomm  snorum  dilationibus  apud  se  diutius  non  concessuram 
locutn,  iiihümninus  tarnen  a  prima  similium  attentatorum  notitia  voluimus  baec 
Serenitati  Vestrae  exponere,  quatenus  etiam  nun  expectata  commissione  Sereni- 
tatis Vestrae  iassu  Gubernator  ille  nihil  simile  attentare  praesumat,  sublatunis 
eam  opinionem,  qua  facile  Serenitatis  Vestrae  ad  id  consensus  snspicari  prae- 
suniique  possit,  maxime  vero  cum  ex  Leraburgensi  et  Bittoviensi  dominus  mnltae 
ad  nos  odio  religionis  oppresaornm  hominam  deferantnr  querelae. 

llnc  pertinct  Ordinis  Saudi  Francisci  immorigerus  superioribus  suis  iura- 
taeque  obedientiae  refractarius  inonachus,  Johannes  nomine,  qni  specioso  Missio- 
narii  Apostolici  titulo  Regiomontum  ingressus  multis  eo  loco  tarbis  ae  scandalls 
commissis  ne  ad  claustralem  obedientiam  vi  profe&sionb  suae  adigatur,  literas 
saM  conductus  a  Serenitate  Vestra  perperam  impotratas  in  tutelam  snae  in- 
obcdientiae  allegat,  in  tantum  ut  Ih\  Dux  de  Croia,  Serenitatis  Vestrae  in 
Trussia  Gubernator,  etsi  a  Nobis  vigore  pactorum  Varsaviensium  de  extradendis 
apostatis  fuisset  rcquisitas,  propter  memoratas  Serenitatis  Vestrae  literas  salvi 
conductus  totum  negotium  ad  eam  se  remisisse  nobis  respondit,  Quare  iarn 
ipsius  Serenitatis  Vestrae  hac  in  re  praestolamur  pactis  consonam  facilitatem» 

Tandem  et  de  Strauchiano  negotio  denuo  Serenitati  Vestrae  frateme  insinna- 
mns,  Scilket  quo  plus  temporis  pacandis  urbis  nostrae  Gedanensis  rebus 
impendimug,  eo  intensiori  in  id  incumhimus  cura,  ut  tandem  reddita  buk  loco 
tranquillitate  aliis  Tr.im  nostri  vacemus  necessitatibus,  Sed  cum  parandae  roi 
fnndamentuui  reperiatur  esse  personalis  coram  iudicio  nostro  comparitio  Doctoris 
Straucbii,  sine  qua  radicata  exsürpari  non  valent  dissidia,  necessarium  duxituns 
Serenitatem  Vestrani  iterum  atque  iterum  fraterne  compellare  de  remittendo 
Nobis  supramemorato  Hoctore.  Etenim  ex  ipso  Serenitatis  Vestrae  response*, 
quod  in  liac  etiam  niateria  accepimus  (ubi  ille  tot  perpetratorum  in  urbe  nostra 
delictorum  reus  asseritur)  quidni  luculenta  deducitur  consequentia  Strauchln m 


»}  S.  oben  S.  li.L 


Sendung  Gurszynski's.  173 

tarn  ex  ratione  criminis  quam  ex  consideratione  contracti  apud  Nos  domicilii 
nostro  esse  affectum  judicio.  Maxime  vero  dum  iam  geminis  salvi  conductus 
nostri  literis  ad  comparendnm  coram  Nobis  munitns  existeret  Econtra  vero 
Serenitati  Vestrae  nullo  facto  ansnque  iniurius,  extra  ditiones  Serenitatis  Vestrae 
commorans,  ex  amico  loco  ad  amicam  itidem  urbem  inermis  homo  proficiscens, 
jure  belli  a  Serenitate  Vestra  capi  non  poterat,  multo  minus  ad  praesens  usque 
tempus  detineri  tarn  Serenitatis  Vestrae  quam  colligatorum  principum  nomine, 
quibuscum  nulluni  hostilitatis  exercuit  actum.  Neque  Uli  imputatus  a  quibusdam 
Suetici  Consiliarii  titulus  obesse  poterat,  cum  is  non  Status  sed  consistorii  fuerit, 
praesertim  ubi  non  de  religione  sed  de  regione  pugnatur.  Quapropter  instanter 
a  Serenitate  Vestra  fraterneque  desideramus,  ut  ille  homo,  tarn  ex  iure  quam 
ex  facto  nullo  ut  Serenitati  Vestrae  ita  colligatis  eiusdem  principibus  obnoxius 
titulo,  noster  fere  subditus  et  iam  iurisdictioni  nostrae  praefato  modo  alligatus, 
Nobis  quantocius  remitti  valeat 

Nähere  Mitteilungen  wird  Gurzynski,   Stargardiensis   noster   capitaneus 
nee  non  aulicae  nostrae  militiae  praefectus,  machen. 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.  D.  ex  castris  ad  Stetinum 
IL/21.  November  1677.1)     (Conc.  v.  Knesebeck.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  28.  Oktober.    Bereitwilligkeit,  die  Kommission  abhalten  zu 

lassen.    Zurückweisung  der  Beschuldigungen  wegen  seiner  Kaper  und  der  Religions- 

veränderung  in  Draheim.     Rechtfertigung  der  Nichtherausgebung  Strauchs.] 

Die  Verschiebung  der  Kommission  bis  zur  Eroberung  Stettins  bat  er  nur  21.  Nov. 
gewünscht,  weil  er  gemeint  hat,  daß  sie  dann  geeigneter  erledigt  werden  könne. 
Da  aber  der  Konig  ihre  Beschleunigung  wünscht,  so  ist  er   dazu  gern  bereit, 
überläßt  es  dem  König,  Ort  und  Zeit  zu  bestimmen,  wird  dann  seine  Kommissare 
erscheinen  lassen. 

Kriegsschiffe  auszurüsten  ist  er  durch  die  Bedürfnisse  des  Krieges  veranlaßt 
worden,  er  hat  dieselben  aber  nie  zu  Feindseligkeiten  gegen  Freunde  und  Ver- 
bündete verwendet.  Das  Danziger  Schiff,  welches  Sachen  des  Königs  aus  England 
brachte,  ist  nach  dem  Bericht  des  holländischen  Gesandten  in  Kopenhagen  nicht 
in  der  Ostsee,  sondern  im  Ozean,  wo  er  damals  keine  Kriegsschiffe  hatte,  von 
einem  schottischen  mit  französischem  oder  schwedischem  Gelde  gemieteten  Kaper 
geplündert  worden.  Er  erwartet  daher,  daß  das  unter  diesem  Vorwand  in  Danzig 
angehaltene  Kauffahrteischiff  freigelassen  werden  wird. 


>)  S.  Pufendorf  1.  XV,  §23  (S.  1133). 


174  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Er  hat  nie  beabsichtigt,  in  Draheim  irgendeine  Veränderung  in  geistlichen 
oder  weltlichen  Dingen  vorzunehmen.  Daß  der  dortige  Befehlshaber  und  die 
als  Besatzung  dort  liegenden  Soldaten  ihre  Religion  zu  niemandes  Schaden  aus- 
üben, kann  ihnen  nicht  zum  Vorwurf  gemacht  werden.  Die  Klagen  über  religiöse 
Bedruckungen  in  seinen  Landen  sind  um  so  ungerechter,  weil  nirgends  größere 
Gewissensfreiheit  herrscht  und  seine  katholischen  Untertanen  dieselben  Rechte 
haben  wie  die  übrigen.  Diese  ganze  Draheimsche  Angelegenheit  wird  bei  der 
Kommission  vorzunehmen  sein. 

Die  Auslieferung  des  Franziskanermönchs  hat  er  dem  Herzog  von  Croy 
befohlen. 

Caput1)  istud  literarum  regiarum  de  eliberando  Strauchio  eo  majore  nos 
sollicitudine  ut  cura  adfecit,  quo  diutius  inter  propensissimum  affectum  R.  Majestät! 
Vestrae  nil  quicquam  negandi  et  metum  imminentium  ex  hac  eliberatione  malorum 
suspensi  haesimus.  Sed  vicerunt  tandem  rationum  gravissimarum  momenta,  qui- 
bus  cessuram  etiam  R.  Majestatem  Vestram  pro  ea,  qua  per  totum  terrarum  orbem 
inclaruit,  animi  magnitudine,  prudentia  ac  moderatione  indubitanter  confidimus. 
Nee  jam  ad  nauseam  usque  repetere  easdem  animus  est,  cum  in  literis  nostris 
ad  R.  Majestatem  Vestram  die  29.  Augusti  exaratis')  prolixae  satis  exstent  Id 
saltem  adjicere  e  re  duximus,  publicam  salutem  et  ex  parte  status  nostri  securi- 
tatem  ex  eo  pendere,  ne*  malorum  haec  Hydra,  quam  Consiliarii  Suetici,  id  est 
hostilis,  titulo  insignitam  Numen  propitium  in  territorio  nostro  nobis  captivam 
stitit,  ante  finem  belli  e  custodia  nostra  evadat.  Turbulentum  ejus  et  factiosam 
ingenium  adeo  terrarum  orbi  cognitum  est,  ut  nemo  mortalium  dubitare  possit, 
uno  illo  nihil  aptius  ad  seminanda  odia,  concitandas  turbas  et  miscenda  divina 
humanaque  reperiri  posse.  ldem  cum  Nobis  infensissimus  sit  et  vindietam  spirans, 
cum  in  ipsa  hac  custodia  sua  non  veritus  sit  literas  irarum  et  minarum  plenas, 
etiam  injuriosa  Tyranni  et  Pharaonis  appellatione  infeetas  ad  Nos  dare,  numne 
Acheronta  contra  Nos  moveret,  nisi  in  placida  hac,  qua  detinetur,  custodia  magnos 
istos  et  privatam  sortem  supergressos  spiritus  compescere  doceretur?  Nee  enim 
audaciam  hominis  quantumvis  privati  contemnendam  esse  vel  una  civitas 
Gedanensis  probat,  in  qua  aliquot  m  Uli  um  exercitus  tot  turbas  non  potuisset 
dare  quam  unus  iste  turbo,  nee  cautionem  ullam  eonscientia  ipsius  cauteriata 
et  mens  fallendi  certa  admittit.  Quod  si  tanti  sit,  ut  Gedanenses  motus  absque 
hoc  homine  componi  nequeant  (quamvis  contrarium  eventum  omnis  ratio  demon- 
strat  et  longe  certius  atque  aptius  remedium  istis  compescendis  dissidiis  R.  Maje- 
statis  Vestrae  auetoritas  ac  prudentia  suggerant),  saltem  ut  finis  belli  hujus 
expectetur  officiose  Nobis  contendendum  est,  namque  tum  spretis  injuriis 
nostris  eundem  in  gratiam  R.  Majestatis  Vestrae  etiam  benefieüs  ornatum 
dimittemus. 

Seine  ausführlicheren  Eröffnungen  über  alle  diese  Punkte  wird  der 
Gesandte  hinterbringen. 


»)  Vgl.  nirsch,  Der  Große  Kurfürst  und  Dr.  Aegidius  Strauch,  S.  220ff. 
*)  S.  oben  S.  172. 


Bescheid  des  Kurfürsten.    Beschwerde  über  Gurszynski.  J75 

Der  Kurfürst  an  den  G.  Kanzler  Lesczynski.     D.  ex  castris 
ad  Stetinum  16.  /26.  November  1677.1)    (Conc.  v.  Knesebeck.) 

[Beschwerde  über  das  Verhalten  Gurszynski's]. 

Er  sieht  sich  genötigt  ihm  mitzuteilen,  was  hier  mit  dem  königl.  Gesandten  2G.  Nov. 
Gnrszynski  vorgegangen  ist.    Aus  der  beifolgenden  Abschrift  seiner  Antwort') 
auf  dessen  Proposition  wird  er  erkennen,  daß  Kf.  alles  getan  habe,  was  unter    . 
den  jetzigen  Verhältnissen  verlangt  werden  konnte. 

At  vero  Ablegatus  iste  adeo  non  acquievit  responso  huic,  ut  potius 
illud,  inprimis  ultimum  caput  literarum,  quod  est  de  D.  Strauchio, 
immodestius  quam  par  erat  exagitaverit.  Xeque  enim  tantum  apud 
Ministros  nostros  et  nobiles  aulicos  sed  et  apud  Ministros  priocipum  ex- 
terorum,  qui  nobiscum  sunt,  multis  adversus  Nos  egit  minis  et  nescimus 
qua  gravi  malorum  inde  nasciturorum  denunciatione.  Ambitiöse  etiam 
plurima  de  absoluta  R.  S.  Majestatis  potestate  disseruit,  appellando  illum 
Principem  Souveraneum,  vulgo  Souverain,  quae  quidem  Nos  non  tangunt, 
nisi  quatenus  in  diminutionem  Serenissimae  Reipublicae  vergunt,  de  qua 
sane  multa  per  coutemptum,  quae  civem  non  decent,  blateravit  expro- 
brando  Nobis,  Nos  amicitiam  Reipublicae  praeferre  amicitiae  regiae,  idque 
minus  e  re  nostra,  tum  etiam  affin  gen  do  Nobis,  quae  tarnen  secus  se 
habent,  nimirum  Nos  contemptui  habere  R.  S.  Majestatem  quemadmodum 
olim  reges  ipsius  praedecessores,  at  vero  hunc  regem  non  esse  Casimirum 
nee  Michaelem,  et  quae  hujus  farinae  infinita  alia.  Inprimis  vero  palam 
et  coram  omnibus  prineipum  exterorum  Ministris  denunciavit,  decretum 
esse  in  aula  regia,  ut,  nisi  ipse  Strauchium  liberum  abduceret,  omne 
exercitium  religionis,  quo  hactenus  Evangelici  Reformati  Dantisci  et  aliis 
in  Prussia  locis  libere  usi  sunt,  ipsis  una  cum  ecclesiis  ad  illos  speetan- 
tibus  adimeretur.  Ad  quod  cum  Ablegatus  dd.  Ordinum  Foederati 
Belgii*)  regereret,  totum  inde  corpus  reformatae  religioni  addictorum 
offensum  iri,  immodeste  admodum  eidem  respondit,  quid  hoc  ad  regem 
suum,  qui  parum  curaret  urbem  Amstelodamensem,  quasi  vero  ablegatus 
iste  ab  una  hac  urbe  missus  esset  aut  una  haec  urbs  inclytam  Rempu- 
blicam  totius  Belgii  foederati  repraesentaret.    Nee  decentius  aut  modestius 


*)  S.  Pufendorf  1.  XV,  §  24  (S.  1133f.). 

*)  Dieselbe  entspricht  durchaus  dem  vorstehenden  Schreiben  des  Kf.  an  den  König. 
*)  Adrian  v.  d.  Tocht,  vgl.  dessen  Relation  vom  16./26.  November  1677  (Urk. 
und  Akt  III,  S.  511). 


170 


(.  Brandenburg  und  Polen  1673 — 1G79. 


egit  cum  ahlegatis  iinperatorio,  rever.  d.  Abbate  de  Bantze1),  et  regio 
danico1)  huc  praesentibus,  quos  itidem  miuis  ae  expostulationibus 
aggressus  est.  Et  tarn  odii  ac  dissidü  causas  Taesaream  Majestäten]  et 
Nos  inter  in  ipsa  aula  nostra  spargere  adeoque  statum  nostrum  convellere 
tentavit,  exaggerando  apud  ministrum  imperatorium  nimiam  nostram 
potantiam  et  quod  Oaesaria  Interesse t  illam  infringi,  ne  ipsi  aliquando 
gravis  existeret*  Quo  sane  ipso  contra  jus  fasque  gentium  ac  legationis 
egit  Apud  alios  quasi  in  secreto  et  per  canfidentiam  dixit,  plebeni 
iKintigicanam  R.  Suae  Majestät!,  si  Strauch ii  liltertatern  procuraret, 
traditioucm  munimenti  Mumlani  In  ostio  Vistulae  promisisse  et  R.  S. 
Majestäten!  ad  nutum  habere  multa  Tartarorum  millia,  quibus  pro  lubitu 
ad  versus  quoscumque  uti  posset. 

Da  auch  aus  dem  königl.  Schreiben  erhellt,  daU  man  auf  Antrieb  des 
schwedischen  und  französischen  Gesandten  auch  wider  Wissen  und  Willen  der 
Republik  es  zur  Zerre  i  Um  ig  des  ewigen  Bündnisses  und  zum  Bruch  zu  bringen 
sucht,  und  deswegen  auch  schun  in  PreuUen  Werbungen  angestellt  werdn 
teilt  er  ihm  dieses  mit  und  erbittet  sich  seinen  Rat,  was  er  tun  solle.  Ihm  liegt 
an  der  Gefangenhaltung  Strauchs  nicht  so  viel*  daß  er  darum  es  fcum  Bruch 
mit  der  Republik  wollte  kommen  lassen,  aber  er  weiü,  daß  dieses  nur  ein  Vor- 
wand ist,  und  daß,  wenn  dieser  beseitigt  sein  sollte,  der  schwedische  und  der 
franzosische  Gesandte  einen  anderen  vorbringen  werden.5) 


■)  S.  das  Tagebuch  v.  Buchs,  herausgegeben  von  Hirsch,  IIt  £ 
*)    A.  W.  v.  Dax t hausen    s.    ebendaselbst    S.  15;     Urk.  und   Akt.  XVIII, 
S.  »ffif. 

3)  Kf.  befiehlt  I5./25.  November  1677  dem  Kaiumergeriditsrat  II.  A.  v.  Wedell 
(s.  oben  &  III),  sieb  sofort  unter  einein  Vorwand  xu  dem  polnischen  G,  Kanzler 
xu  verfügen,  ihm  dieses  Schreiben  xu  übergeben,  die  Sache  in  leketninendieren  und 
mit  der  Antwort  desselben  sofort  xu  ihm  in*  Lager  vor  Stettin  xu  kommen,  die  ganze 
Sache  aber  im  höchsten  geheimzuhalten,  v*  Wedeil  hat  diesen  Auftrag  ausgerichtet, 
er  wurde  aber  auf  dem  Rückwege  in  Cüstrin  durch  Krankheit  aufgehalten.  In  einem 
Seh  reiben,  das  Scultetus  von  dort  ans  13..  23.  Dezember  lt>77  dem  Kf.  xusendet, 
meldet  er,  der  G.  Kauzler  wünsche,  daß  Kf.  an  ihn  und  an  die  Woiwoden,  Kastellane 
und  LI.  Kämmerer  von  Posen  und  Kali  seh  gleichlautende  Schreiben  richte,  in  welchen 
die  Beschwerden  über  Gurszynski,  da  dieser  dort  viele  Verwandte  und  Freunde  habe» 
möglichst  milde  auszudrücken  wären,  litt  diesen  Schreiben  mochte  Scultetus  Anfang 
Januar,  wenn  die  Gerichtstage  in  Posen  angingen  und  dazu  eine  grolle  Menge  von 
Magnaten  und  Mitgliedern  der  Ritterschaft  sich  dort  versammelten,  steh  daselbst  ein- 
finden. Er  hoffe,  daO  dann  eine  Abschick ung  an  den  König  dort  werde  beschlossen 
werden.  Schon  am  L/l  L  Dezember  hatte  v*  \V,  von  Posen  aus  berichtet,  sowohl  der 
Ö-  Kanxler  als  auch  Brexa  hatten  die  besten  Offerten  gemacht,  und  er  hätte  erkannt, 
daß  sowohl  die  Großen  als  auch  die  Mittleren  und  Kleinen  wenig  Liebe  und  Devotion 
xum  König  trugen. 


Beschwerden  über  Gurszynski.  177 

Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.   D.  ex  castris  ad  Stetinum 
22.  November/2.  Dezember  1677.    (Conc.  v.  Knesebeck.) 

[Beschwerde  über  das  Verhalten  Gurszynski's.] 
R.  Majestatis  Vestrae  ad  Nos  Ablegatum,  magoif.  et  generös,  d.  Gar-  2.  Dez. 
zynski,1)  ea  excepimus  et  dimisimus  honoris  ac  beoevolentiae  demon- 
stratione,  quae  et  nostro  in  R.  Majestatem  Vestram  affectui  et  amicitiae 
per  aeterna  foedera  Nos  inter  stabilitae  conveniret.  At  vero  praefatum 
d.  Ablegatum,  nescimus  quo  fato,  ad  reciprocam  benevolentiam  adeo  flec- 
tere  nequivimus,  quin  potius  «multa  Nobis  infesta  et  foederum  nexui 
R.  Maj.  V.  et  Nos  inter  firmato  contraria  tum  apud  aulicos  nostros  tum 
apud  principum  exterorum  ministros  in  aula  nostra  degentes  disseruerit, 
ea,  quae  sane  bona  ac  sincera  intentione  a  Nobis  dicta  sunt,  in  alienum 
sensum  interpretatus  sit  nee  etiam  minis  abstinuerit.  Quare  cum  non 
immerito  vereamur,  ne  et  apud  R.  Majestatem  V.  sinistra  relatione  eorum, 
quae  hie  acta  sunt,  minus  grata  Nobis  officia  praestet,  Eandem  hisce 
rogatam  cupimus,  ne  aliam  esse  nostram  mentem,  alium  fuisse  verborum 
sensum  credat,  quam  qui  in  literis  nostris  responsoriis  Eidem  extraditis 
continetur.  Nee  enim  dubitamus,  R.  V.  Majestatem  pro  ea,  qua  pollet,  animi 
ac  ingenii  magnitudine  facile  dijudicaturam,  aeterna  foedera  atque  amicitias 
iisdem  firmatas  non  pro  cuiusvis  lubitu  nee  ex  sinistra  verborum  aut  mentis 
interpretatione  dissolvi  debere.  Nos  quidem  hie  herum  sanete  testamur,  nihil 
Nobis  religiosius  esse  foedere,  quod  R.  Majestatem  V.  Rempublicam  et  Nos 
inter  stabilitum  est.     Idem  Nobis  a  R.  Majestate  V.  promittimus.  — 


Der  kurländische  Resident  Chwalkowsky  an  Scultetus. 
D.  Danzig  15.  Dezember  1677. 

[Liliehoecks  Beschwerde  gegen  Kf.,   Anwort  des  Königs.     Feldmarschall  v.  d.  Goltz.] 

Selbigem  muß  ich  eine  neue  aber  ungewöhnliche  Zeitung  berichten.  15.  Dez. 
Nachdem  Herr  Lilienhöck  sich  sagen  lassen,  daß  Ihro  Chf.  D.  gedreuet, 
sie  wollten  ihn  auf  dem  hiesigen  Markte  prügeln  lassen,  hat  er  gestern 

l)  Oberst  Prebentow  schreibt  aus  Danzig  am  3.  Dezember  1677  an  Scultetus: 
„H.  Gurzinski  hat  hier  viel  relationes  geschrieben  et  quasi  classicum  canit.  Wir 
werden  hören,  was  er  uns  wird  verzählen,  wenn  er  zurückkommt.  Seine  Oration  hat  er 
hier  geschickt,  so  I.  Maj.  sehr  gerühmet.  Ich  sehe  woll,  wenn  er  ab  Alexandro  Magno 
oder  von  dem  Julio  Caesare  wäre  abgeschicket,  so  hätte  er  nicht  können  tumidius  seine 
Rede  einrichten.  Unterdessen  ist  sie  auf  deutsch  versetzet  und  hier  gedrucket*,  und  in 
einem  P.  S.:  „I.  Maj.  haben  gestern  inter  alia  auch  verzählet,  daß  S.  Chf.  D.  hätten  gesaget, 
er  wollte  dem  schw.  Ambassadeur  in  Danzig  lassen  eine  Dracht  Schlägen  geben.*4 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  12 


178 


l  Brandenburg  und  Polen  1673 — 1679. 


des  Mittags  bei  Ihm  Köoigl.  M.  in  Kogenwart  vieler  Leute  publique 
Audienz  gehabt,  wobei  er  eine  scharfe  Retorsionsschrift1)  selbst  verlesen 
und  höchstgedachter  Maj.  eingehändiget,  welche  durch  den  Herrn  Krön- 
Großkimzler  antworten  lassen,  ISerg  und  Thal  kämen  nicht  ziksamracu, 
aber  die  gute  Verständnis  zwischen  Polen  und  Schweden,  ob  sie  gleich 
In  Zeiten  wäre  im  Abnehmen  gewesen,  hätte  doch  wiederum  zugenommen, 
iictus  isti  potius  lugend i  quam  legendi.  Ihro  Maj.  hatten  mit  des  Herrn 
Lilienhocks  Widerwärtigkeit  Compaasion,  doch  weil  fama  tarn  f&lsi 
quam  tenax,  so  möchte  er  dieses  nicht  eben  so  tief  zu  Herzen  nehmen  eta. 
Hierauf  gab  nachgedachter  Herr  Großkanzler  sothaue  Schrift  dem  Krön 
Metricanten  Szulc  sagende,  daß  sie  noch  nicht  sollte  abgeschrieben 
werden,  weil  der  Herr  LilienhÖck  eine  Melioration  sich  vorbehielte. 
Werde  mich  bemühen,  sothanes  Concept  zu  bekommen  und  mit  nächstem 
cnrumuniciren.  Indessen  aber  melde,  daß  er  8.  Chf,  D,  ohne  den  ge- 
bührenden Titel,  nur  Fridericus  Wiihelmus,  nennt.*)  — 

Der  bei  I,  K.  M.  von  Dänemarck  gewesene  Feldmarschall  H.  Golc*)  ist 
hei  der  Kön.  Herrschaft  gar  angenehm,  den  13.  wurde  er  bei  dem  französi- 
schen Gesandten  und  gestern  beim  Herr  Kronschatzmeister  traut  ll  et 


Der  Kurfürst  an  w  Hoverbeck.4}     D.  im  Lager  vor  Stettin 
2./ 12.  Dezember  1677.     (Coric,  v.  Grladebeck) 

vom  Könige  Hilfe  gegen  den  beabsichtigten  Angriff  der  Schweden  von 
Liefland  her  und  Entlassung  der  in  Preußen  geworbenen  Truppen  zu  fordern. 
Beschwerde  über  Gurszynski  und  über  die  Post  zu  erheben,  mit  den  UroÜpolen  und 

Pae  zu  kommunizieren,] 
Beifolgend  sendet  er  sein  Kreditiv,4)    Bei  der  Audienz  hat  er  dem  Könige 
zu  binterbringena  es   schmerze   Kl   sehr,  daJl   die   mlnistri   seiner  Feinde  alles 

i)  Abgedruckt  hei  Pufendorf  L  XV,  §  25  (S.  1134 f.). 

s)  Scul  t  eins ,  der  (d.  OQstrin  lO./PÖ-]  Dezember  1677)  dem  Ef.  dieses  Sein 
zusendet,  bemerkt  dazu;  „Die  Protestation,  so  der  schwedische  Gesandte  eoram  rege 
getan,  halt  ich  vor  ein  angelegtes  Werk,  davon  der  Hof  wohl  vorhero  Wissenschaft 
gehabt  haben  mag,41 

^  S*  ürk.  u.  Akt  XVJ1I,  S.  298.  v.  11  ov erbeck  schreibt  dem  Kf.  (d,  Dansig 
VX  Januar  1678),  der  französische  Gesandte  habe  Golz  zu  bereden  gesucht,  das 
Kommando   in  Ungarn  anzunehmen,  er  habe  sich  aber  dazu  nicht  verstehen  wollen. 

*)  Kf.  Jmtte  (d.  im  Lager  vor  Stettin  30.  November/10.  Dezember  1677)  v,  Hover* 
bock  beauftragt,  sich  so  bald  wie  möglich  zum  König  nach  Danzig  zu  begeben,  seine 
Kreditive  und  Instruktion  würde  er  dort  bei  dem  Agenten  Benckendorff  vorlinden, 
v.  Hov.  meldet  darauf  von  Hohcnstein  aus  am  21.  Dezember,  dail  er  seine  Pferde  schon 
vorausgeschickt  habe  und  selbst  La  dieser  Nacht  mit  der  Amtspost  nachzufolgen  gedenke, 
S,  über  diese  Gesandtschaft  Pufendorf  i.  XV,  §  30  (S,  1138C). 

°)  D.  ex  castris  ad  Stetiuum  3./13.  Dezember  1077. 


. 


Die  Schmähschrift  Liliehoecks.     Neue  Sendung  ¥.  Hoverbeeks. 


179 


Mögliche  taten,   um   die  Freundschaft  zwischen  ihm   und  dem  Könige  und  der 

Republik  zu  brechen.  Kr  hätte  bisher  viel  dissimuliert,  damit  es  nicht  schiene, 
als  wollte  er  den  König  mit  unbegründeten  Klagen  behelligen,  jetzt  abefj  wo  e* 
weltkundig  sei,  daß  die  Schweden,  wenn  sie  es  nur  vor  den  Russen  wagen 
durften,  mit  den  in  Liefland  stehenden  Truppen  durch  Samaiten  in  Preußen 
einbrechen  wollten  und  daß  die  französischen  und  schwedischen  minist ri  um 
Danzig  gleichsam  unter  den  Augen  des  Königs  öffentliche  Werbungen  anstellten, 
was  beides  schnurstracks  gegen  die  pacta  und  das  perpetuum  foedus  liefe,  wolle 
er  den  König  um  die  Hilfsmittel,  welche  die  pacta  auf  dergleichen  Falle  aus- 
drücklich im  Munde  führten,  solenniter  requiriert  haben,  nämlich,  daß  man  ihm 
nicht  nur  wider  seine  Feinde  die  ev  foedere  perpetuo  schuldige  Hilfe  leiste, 
sondern  vornehm  lieh,  daß  der  Konig  dem  litauischen  G,  Feldherrn  Ordre  erteile, 
dem  angedrohten  Einfall  aus  Uefland  in  Preußen  sich  in  widersetzen,  und  ver- 
füge, daß  die  mit  franzosischem  Heide  für  Schweden  angestellten  Werbungen 
in  Preußen  eingestellt  und  die  schon  geworbenen  Volker  lizentiiert  würden.  Kr 
hat  sich  zu  bemühen,  daß  er  von  dem  Könige  eine  gewierige  und  verbindliche 
Erklärung  erhalte, 

Beifolgend  empfangt  er  Abschrift  der  Resolution,1)  mit  welcher  Kf.  den 
jüngst  hier  gewesenen  polnischen  Gesandten  Gurzynski  abgefertigt  hat.  Er 
hat  dieselbe  zu  appuyren  und,  falls  der  Konig  bei  einzelnen  Punkten,  namentlich 
wegen  des  Dr.  Strauch,  noch  etwas  desiderieren  sollte,  desfalls  das  Nötige  vor- 
zustellen. 

Da  er  mit  Gurzynski  s  Konduite  gar  nicht  hat  zufrieden  sein  können, 
sondern  darüber  bei  dem  Könige  in  beifolgendem  Schreiben5}  hat  Beschwerde 
fuhren  müssen,  so  soll  H.  auch,  desfalls  nach  Befinden  die  Gebühr  beobachten, 
besonders  den  König  ersuchen,  keinem  Rapport  Glauben  zu  schenken,  sondern 
seine  Intention  allein  aus  seinem  Schreiben  zu  judizieren,  und  darüber  Beschwerde 
führen,  daß  Gurzynski  auf  dem  Rückwege,  ohne  ihm  vorher  etwas  davon  mit- 
zuteilen und  trotz  des  Widerspruches  des  ihm  zur  Begleitung  mitgegebenen 
Kammerjirnkers,1}  den  Umweg  über  Kfetrin  genommen  hat  jedenfalls  nur  um 
J»r.  Strauchs  willen  und  um  ihm  Verdruß  zu  erregen,  Ferner  hat  er  vor* 
zustellen,  daß  nunmehr  zu  verschiedeneu  Malen  zu  Dansig  seine  oder  seiner 
Bedienten  Briefe  erbrochen,  ja  etliche  gar  (so  dem  Scultetus4)  zwei  Pakete) 
entwendet  wären*  und  verlangen,  daß  das  hinfort  unterbleibe  und  die  Briefe  und 

p  sicher  gingen,  Kf.  hätte  deshalb  in  seinen  Landen  scharfe  Ordre  erteilt, 
erinnerte  aber  daran,  daß  nicht  unter  des  Königs  Cachet  Kaufmannsbriefe  oder 
andere  von  seineu  Feinden  gingen.  Sollte  der  König  nochmals  über  Erüffnung 
meiner  Pakete  und  Briefe  klagen,  so  hat  er  zu  antworten,  daß  solches  niemals 
mit  des  Kf.  Wissen  und  Willen  geschehen,  und  daß  derselbe,  wenn  der  K^nig 
ihm  angeben  konnte,  wer  von  seinen  Postmeistern  solches  getan,  diesen  exem- 

*)  S.  oben  &.  173  f. 

*)  S.  oben  8.  177. 

*)  v.  Buch.     S.  dessen  Tagebuch,  herausgegeben  von  Hirsch,  II,  S,  32fT. 

*)  S.  oben  8.  im 

12» 


180  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

plarisch  bestrafen  werde,  er  hätte  aber  schon  längst  gemerkt,  daß  dieses  nur  eine 
feinte  seiner  Feinde  sei,  die  dadurch  den  König  wider  ihn  zu  verhetzen  suchten. 
Im1)  übrigen,  weilen  Euch  unser  Interesse  bei  jetzigen  Zeiten  und 
Conjuncturen  am  besten  bekannt  ist,  so  werdet  Ihr  von  selber  was  zne 
Beforderunge  desselben  gereichen  mag  bei  dieser  Abschickunge  zu  beob- 
achten wissen.  Des  Castellans  von  Posen  gute  Intention  hat  Scul- 
tetus')  sehr  gerühmet.  Mit  demselben  nun,  wie  auch  anderen  Wohl- 
affectionirten,  habet  Ihr  aus  allem  vertraulich  zu  comrauniciren,  insonder- 
heit habet  Ihr  denen  Großpolen  beizubringen,  daß,  wann  sie  nicht  mit 
Eifer  [und]  Nachdruck  die  französische  und  schwedische  machinationes, 
welche  einzig  und  allein  zur  Ruptur  und  umb  den  König  mit  uns  in 
Krieg  zu  verwickeln  gingen,  zu  hintertreiben  sucheten,  ihr  Land  sedes 
belli  werden  und  durch  die  Kriegeslast  zu  Grunde  würde  verderbet 
werden,  zu  geschweigen  der  unvermeidlichen  Gefahr,  welche  der  Libertat 
daraus  bevorstünde.  Mit  dem  litthauischen  Großfeldherrn  habet  Ihr 
auch  fleißig,  jedoch  in  Ziffern,  zu  communiciren.  Auf  die  Mouvemente 
sowohl  des  Königl.  Hofes  als  der  geworbenen  Völker  daherumb  habet  Ihr  gar 
fleißige  Achtunge  zu  geben,  und  wann  Ihr  etwas,  so  uns  zu  wissen  nötig, 
in  Erfahrunge  bringet,  solches  sofort  in  Ziffern  zu  berichten,  jedoch  habet 
Ihr  ganze  periodos,  wie  wir  oft  erinnert,  in  Ziffern  zu  schreiben  und 
nicht  hie  und  da  einige  Wörter,  weilen  man  sonst  den  sensum  leicht 
assequiren  kann.  — 

J.  v.  Hoverbeck3)  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
5.?Januar  1678. 

[Die  Nachricht  von  der  Eroberung  Stettins.     Beschwerden  Gurszynki's.] 

5.  Jan.  Die  Nachricht   von  der  Eroberung  Stettins4)  ist  gerade   am  Neujahrstage 

hier  angelangt,  man  hat  sie  anfangs  nicht  glauben  wollen.     Seine  Ankunft  ist 

>)  Das  Folgende  in  Ziffern. 

")  S.  oben  S.  168  ff. 

*)  v.  IIov.  meldet  am  31.  Dezember  1677  von  Danzig  aus,  er  habe  heute  dort 
seinen  Einzug  gehalten.  Zwei  Tage  vorher  sei  er  eine  Meile  von  der  Stadt  mit 
Galecki  zusammengetroffen,  der  zusammen  mit  einem  Franzosen  nach  Großpolen 
gereist  sei,  jedenfalls  um  die  dortigen  Stände  von  Kf.  abwendig  zu  machen.  Daß  in  der 
Nähe  Werbungen  stattfänden,  sei  gewiß,  doch  verliefen  sich  viele  von  den  Geworbenen 
wieder.  Ober  das  Dessein  werde  verschiedenartig  diskurriert,  nach  der  einen  Meinung 
sei  es  auf  Danzig  abgesehen,  nach  der  anderen  sollten  sich  die  Truppen  mit  den  aus 
Liefland  erwarteten  vereinigen,  noch  andere  glaubten,  sie  seien  nach  Ungarn  bestimmt. 

4)  S.  Trk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  36.  Vgl.  Bethune\s  Relation  vom  31.  Dezember 
1677  (Acta  hist.  V,  S.  5). 


Aufträge  an  v.  Hoverbeck.    Beschwerden  Gurszynski's.  181 

vielen  Leuten,  besonders  den  Ge werken  sehr  unangenehm,  so  daß  auch  der  Auf- 
ruhrer Maller1)  mit  einem  massacre  gedroht  hat 

Gestern  kam  Gurzynski  zu  ihm  und  beschwerte  sich,  zunächst  seine 
eigene  Person  betreffend,  darüber,  daß  v.  Wedell*)  ihn  bei  den  großpolnischen 
Ständen  traduzierte,  als  wenn  er  bei  seiner  Anwesenheit  bei  Kf.  den  Krieg  an- 
gedroht hätte,  da  er  doch  solches  nicht  in  commissis  gehabt  und  viel  mehr  sagen 
könnte,  daß  dergleichen  von  seiten  des  Kf.  geschehen.  Wedel ls  Vorhaben 
gehe  nur  darauf,  die  Stände  gegen  den  König  aufzureizen,  er  wollte  sich  aber 
an  ihm  rächen  und  ihn  vor  das  Tribunal  laden.  Er  hat  erwidert,  es  sei  dem 
Kf.  nicht  zu  verdenken,  daß  er  den  gemeinen  Ruin,  in  den  Frankreich  und 
Schweden  die  Lande  zu  setzen  trachteten,  seinen  Nachbaren  vorstellen  und  so 
sowohl  von  sich  als  von  diesen  abzuwenden  suche,  v.  Wedeil  werde  schon  nichts 
ohne  genügenden  Grund  vorgebracht  haben.  Daß  Kf.  den  König  von  Polen 
sollte  zu  bekriegen  suchen,  könne  kein  vernünftiger  Mensch  von  ihm  präsumieren, 
im  Fall  der  Not  aber  scheute  er  keine  Gefahr. 

Gurzynski  behauptete  dann,  man  suche  auch  Litauen,  besonders  den 
G.  Feldherrn,  mit  kurfürstlichem  Gelde  zu  korrumpieren,  davon  hätte  er  unwider- 
sprechliche  Dokumente  in  Händen.  Er  behauptete  auch,  bei  dem  seel.  Lubo- 
mirski  eine  Obligation  auf- 70000  Rtlr.  mit  v.  Hoverbecks  Hand  gesehen 
zu  haben. 

Im  Namen  des  Königs  beschwerte  er  sich  darüber,  daß  an  dem  Tage  von 
v.  Hoverbecks  Ankunft  ein  schändliches  Pasquill  am  Tore  angeschlagen  gefunden 
worden  sei.  Als  er  sich  darauf  über  eine  so  leichtsinnige  Beschuldigung  be- 
klagte, wollte  jener  es  Wiehert,  der  20  Meilen  von  hier  entfernt  ist,  aufladen. 
Bei  Hofe  aber  meint  man,  dieses  käme  nicht  von  ihm,  sondern  von  seinen 
Feinden  her,  welche  so  Feindschaft  oder  doch  Mißverständnis  zwischen  dem  Kf. 
und  dem  Könige  zu  stiften  suchten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck. 
D.  Cöln   11./21.  Januar  1678.     (Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Verlangen,  daß  der  König  sich  dem  Marsch  der  Schweden  durch  Samaiten 

widersetze.] 

—  Weilen  —  erhellet,  wie  daß  die  in  Liefland  stehende  Trouppen  21.  Jan. 
Ordre   haben   durch  Sameyten    in  Preußen   einzubrechen,  so  habet   Ihr 
solches  Ihrer  Königl.  May.  zu  hinterbringen    und  dieselbe  zu   ersuchen, 
Sie  möchten  uns  doch  wissen  lassen,  wessen  wir  uns  auf  solchen  Fall 
zae  deroselben  Assistenz  zu  versehen  hätten.    Was  die  pacta  vermöchten, 

!)  Der  Fleischermeister  Möller. 
>)  S.  oben  S.  176. 


182  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

wäre  kundig  und  am  Tage,  und  wollten  wir  also  hoffen,  Ihre  May.  würden 
zum  wenigsten  dem  Litthauischen  Großfeldherren  Ordre  erteilen,  sich 
diesem  der  Schweden  Vorhaben  mit  Macht  zu  widersetzen  und  dieselben 
in  keine  Wege  durchzugestatten,  damit  ein  solch  Feuer  in  der  Aschen 
gedämpfet  werden  und  ja  nicht  in  Preußen  ausbrechen  möge.  Dann 
wann  solches  geschehen  sollte,  wären  wir  gänzlich  resolviret,  in  Person 
mit  aller  unser  Macht  dahin  zu  gehen,  umb  unsere  Lande  und  Unter- 
tanen zu  defendiren,  und  würden  wir  alsdann  es  nicht  allein  dabei 
lassen,  daß  wir  solche  frembde  Gäste  aus  dem  Lande  gejaget,  sondern  wir 
würden  ihnen  auch  folgen,  wo  sie  hergekommen,  und  ihnen  die  Mittel 
benehmen,  auch  von  der  Seiten  künftig  unsere  Lande  zu  incommodiren.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 

22.  Januar  1678. 

[Resolution  des  Königs  in  betreff  des  Durchzugs  der  Stettiner  Garnison  und  der  Truppen 
des  Kf.     Bedrohung  der  Reformierten  in  Danzig.     Forderungen  des  Königs 

von  der  Stadt.] 

22.  Jan.  Der  K.  V.  Kanzler1)   hat  ihm  gestern  mitgeteilt  was  der  König  auf  das 

Anbringen  des  Landvogts  von  Stolpe  und  Schlawe2)  resolviert  habe,  er  wollte 
nicht  nur  den  Paß  für  die  Stettiner  Garnison  bewilligen,  sondern  auch  den 
Völkern  des  Kf.  den  Durchzug  gestatten  unter  der  Bedingung,  daß  der  Durchzug 
ohne  Beschwerung  oder  Beleidigung  seiner  Untertanen  geschehe,  daß  die 
preußischen  Stände,  die  doch  mit  den  Interessen  des  Reichs  nichts  gemein 
hätten,  nicht  mit  extraordinären  schweren  Kontributionen  belegt  würden,  daß 
man  diese  Truppen  nicht  zu  einem  Einfall  in  Liefland  verwendete  und  daß  die 


!)  Johann  Wielopolski. 

*)  Erdmann  Christoph  v.  d.  Osten.  Kf.  hatte  denselben  nach  der  Einnahme 
von  Stettin  an  den  König  von  Polen  geschickt,  um  für  die  nationalschwedischen 
Truppen  der  Stettiner  Besatzung,  denen  der  Abzug  nach  Schweden  oder  Liefland 
zugesichert  war,  und  für  den  Teil  seiner  eigenen  Truppen,  welchen  er  unter  dem 
Befehl  des  Landgrafen  Friedrich  von  II om bürg  nach  Preußen  schickte  (s.  Hirsch, 
Der  Wintorfeldzug  in  Preußen,  S.  30),  Durchzug  durch  das  königl.  Preußen  zu  erbitten. 
Auch  v.  d.  Osten  meldet  dem  Kf.  (d.  Danzig  11./21.  Januar  lfi78),  der  Konig  habe 
den  Paß  für  die  schwedischen  und  den  Durchzug  für  die  brandenburgischeu  Truppen 
unter  der  Bedingung  gewährt,  daß  durch  dieselben  die  Schweden  in  Liefland  nicht 
molestiert  und  die  Preußen  nicht  gar  zu  hart  beschwert  würden.  Vgl.  die  Berichte 
Bethunc's  vom  22.,  29.  und  31.  Januar  1G7«  (Acta  hist.  V.,  S.  9ff.). 


Gewährung  des  Durchzugs.    Liliehoecks  Schmähschriften.  133 

commercia  zu  Wasser  nicht  behindert,  sondern  die  Schiffe  dieser  Stadt  frei  und 
ungehindert  passieren  gelassen  wurden.  Er  hat  in  betreff  aller  dieser  Punkte 
beruhigende  Erklärungen  abgegeben,  in  betreff  des  dritten  darauf  hingewiesen, 
daß  die  Schweden  von  Liefland  aus  mit  einem  Angriff  drohten,  und  aufs  neue 
verlangt,  der  König  möchte  dem  durch  Publizierung,  daß  er  des  Kf.  Gebiet 
pro  propria  halten  und  an  den  litauischen  Feldherrn  Ordre  wegen  Abwehrung 
ergehen  lassen  wollte,  vorbeugen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 


lö 


29.  Januar  1678. 


[Ungenügende  Maßregeln  gegen  Liliehoeck,    neue  Schmähschrift  desselben. 
Das  Schreiben  des  Königs  an  den  König  von  Schweden.    Abtretung  Putzigs 

an  den  König.] 

Was  bisher  gegen  Liliehoeck  wegen  seiner  Schmähschrift1)  angewendet  29.  Jan. 
worden,  will  weder  bei  dem  König  noch  bei  den  Senatoren  so  weit  zureichen, 
daß  dem  Kf.  gebührende  Satisfaktion  gegeben  werde.  Man  wendet  ein,  daß 
über  einen  fremden  ministrum  nur  sein  König  die  Jurisdiktion  habe,  und  rühmt, 
daß  Kf.  sich  über  ihn  bei  dem  König  von  Schweden  beschwert  hat1)  Man 
glaubt  hier  damit  genug  getan  zu  haben,  daß  man  die  Schmähkarte  zu  drucken 
nicht  vergönnt  hat.     Sie  ist  aber  in  Oliva  gedruckt  und  hier  ausgeteilt  worden. 

Als  er  sich  gestern  bei  dem  Primas  über  das  beschwerte,  was  der  Kalumniant 
ebegestern  in  Gegenwart  der  Senatoren  ausgebracht,')  improbierte  dieser  seine 
Prozeduren  und  berichtete,  er  hätte  sich  geweigert,  bei  seiner  Audienz  zugegen 
zu  sein,  weil  er  ihm  nicht  vorher  hätte  die  puncta  kommunizieren  wollen. 
Diese  letzte  Schrift  sei  schlimmer  als  alle  vorigen  gewesen,  weil  er  darin  alles 
Alte  wiederholt  hätte,  zuletzt  hätte  er  der  Republik  Preußen  angetragen.  In 
dem  darüber  gehaltenen  consilio  sollen  etliche  vorgeschlagen  haben,  man  sollte 
ihm  zur  Antwort  geben,  Schweden  möchte  zu  forderst  Lief  land  der  Krone  abtreten, 
das  wiedergegeben  werden  sollte,  wenn  sie  Preußen  liefern  würden. 

Der  König  hat  durch  Witwicki  ihn  beauftragt,  Kf/zu  ersuchen,  daß  jetzt, 
nachdem  Stettin  in  dessen  Händen  sei,  die  hiesige  Post  wieder  dorthin  verlegt 
-werde.  Dabei  hat  er  ihn  das  Schreiben  lesen  lassen,  welches  er  an  den  König 
von  Schweden  wegen  Preußens  will  abgehen  lassen,  dessen  Inhalt  dahin  geht. 
daß  Preußen,  obwohl  Kf.  es  in  Souveränität  besitze,  doch  in  casum  caducitatis 


l)  S.  oben  S.  178. 

«)  S.  Pufendorf  1.  XV,  §  26  (S.  1135 f.). 

*)  S.  diese  Denkschrift  Liliehoecks  und  ein  darauf  bezügliches  Schreiben  des 
Abtes  Brunetti  an  den  Großherzog  Cosimo  von  Toskana  bei  Ehrenberg, 
Italienische  Beiträge  zur  Geschichte  der  Provinz  Ostpreußen,  S.  95  f. 


184  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

zur  Krone  wieder  kommen  solle   und   daher   ohne  Beleidigung   der  Republik 
nicht  infestiert  werden  könne.1) 

Vor  etlichen  Tagen  haben  die  Gewerke  dem  König  Patzke  ohne  Entgelt 
angeboten  und  die  drei  Ordnungen,  wie  es  ihnen  proponiert  worden,  dem  nicht 
widersprochen,  so  daß  es  nun  darauf  steht,  daß  der  König  es  besetze. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 

5.  Februar  1678. 

[Zurückweisung  der  Beschwerden  des  Königs.    Erklärung  desselben  wegen  Liliehoecks.] 

5.  Febr.  Bei  der  gestrigen  Audienz  beschwerte  sich  der  König  darüber,  daß  Kf.*) 

ihn  durch  Niemierzytz,  v.  Wedeil  und  Scultetus  bei  den  großpolnischen 
Standen  hätte  verdächtig  machen  wollen,  als  wollte  er  Kf.  bekriegen,  und  sich 
auf  Gurzynski's  Anbringen  gestützt  hätte,  aus  dem  aber  dergleichen  durchaus 
nicht  zu  erzwingen  sei,  und  daß  er  ihn  vorher  bei  Holland  und  Dänemark  ver- 
klagt hätte.  Er  hat  erwidert,  Kf.  hätte  an  dieselben  keineswegs  geschrieben, 
der  König  wollte  ihn  bekriegen,  sondern  hätte  sie  nur  ersucht,  sich  bei  ihm 
wegen  des  Durchzuges  seiner  Truppen  durch  Pommerellen  zu  verwenden.  Was 
jetzt  und  vorher  wegen  der  Werbungen  und  der  Praktiken  der  französischen 
und  schwedischen  Gesandten  auf  die  Bahn  gebracht  worden,  das  sei  von  diesen 
selbst  ausgesprengt3)  worden.  Kf.  hätte  nicht  in  Großpolen  einen  Aufstand 
zu  erregen  versucht,  was  ganz  ungereimt  sein  würde,  aber  es  könnte  wohl  sein, 
daß  dessen  Bediente  den  Nächstangrenzenden  zu  erkennen  geben,  wie  durch  die 
französischen  und  schwedischen  Machinationen  es  sehr  leicht  dahin  kommen 
könnte,  daß  sie  zu  ihrem  eigenen  Verderben  sedem  belli  ins  Land  bekämen, 
und  daß  sie  durch  Erinnerungen  und  Bitten  beim  Könige  dieses  abwenden 
mochten. 

!)  Kf.  weist  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  28.  Januar/ 7.  Februar  1678)  v.  Hov.  an,  dem 
König  die  Sache  wegen  Liliehoecks  so  vorzutragen,  wie  er  ihm  befohlen  habe, 
und  ressentiment  zu  verlangen.  In  dem  Schreiben  des  Königs  an  den  König  von 
Schweden  hätte  ausdrücklich  angegeben  werden  müssen,  daß  der  König  und  die 
Republik  sich  durch  die  foedera  für  verpflichtet  hielten,  ihm  gegen  eine  Invasion  in 
Preußen  Assistenz  zu  leisten.  Die  Bestellung  dieses  Schreibens  habe  nicht  die 
preußische  Regierung  zu  besorgen,  sondern  sie  habe  von  Polen  aus  durch  die  Leute 
des  Königs  oder  durch  die  Post  zu  geschehen. 

-)  S.  oben  S.  176. 

3)  Bethune  klagt  in  seiner  Relation  vom  11.  Dezember  1677  (Acta  hist  III, 
S.  461):  I/affaire  de  Prusse  se  divulguc  a  un  point  par  le  peu  de  soin  des  Suedois, 
que  Ton  scait  a  Hambourg  et  dans  la  cour  de  l'Electeur  de  Brandebourg  le  jour 
que  le  Roy  de  Suede  a  ratifie  le  traicte  avec  le  Roy  de  Pologne. 


Zurückweisung  der  Beschwerden  des  Königs.    Beilegung  der  Danziger  Wirren.     185 

Darauf  hat  er  die  Liliehoecksche  Sache  vorgebracht  and  bemerkt,  Kf. 
erwarte,  daß  der  König  propter  eommnne  interesse  snmmarum  in  orbe  potesta- 
tum  sein  Ressentiment  nicht  werde  an  bezeugt  lassen.  Der  König  protestierte, 
er  hätte  keine  von  den  Schriften,  deren  Kf.  gegen  Gnrzynski  gedacht,  gesehen, 
auch  nicht  zu  sehen  oder  lesen  begehrt,  sondern  darüber  höchstes  Mißfallen 
getragen,  er  wüßte  aber  nicht,  wie  in  der  Sache  zu  verfahren  wäre,  and  er  bat, 
Kf.  möchte  ihm  von  seiner  Deklaration  Mitteilung  machen,  indessen  aber  würde 
er  ernstlich  sein  Mißfallen  bezeugen.  Schließlich  bat  er,  Kf.  möchte  als  Zeichen 
nachbarlicher  Freundschaft  die  Post  wieder  über  Stettin  gehen  lassen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
16.  Februar   1678. 

[Beilegung  der  Danziger  Wirren,  Abreise  des  Königs.    Verlangen  des  Königs  und  der 

Danziger  Reformierten,  daß  Strauch  freigelassen  werde.     Die  von  dem  französischen 

Gesandten  geworbenen  Truppen.] 

Nachdem1)  der  König  am  13.  die  meisten  Punkte  seiner  Dekrete  deklariert  16.  Febr. 
und  so  eingerichtet  hat,  daß  beide  Parten,  Rat  und  Gemeine,  mehrenteils  damit 
haben  zufrieden  sein  können,  and  der  Punkt  der  Zahlung  des  honorarii  (200000 
Gulden  an  den  König  und  10000  Dukaten  an  die  Königin)  so  verglichen  worden, 
daß  100000  Gulden  jetzt  und  das  übrige  übers  Jahr  gezahlt  werden  solle,  sind*) 
beide  Majestäten  am  folgenden  Tage  hinausgefahren  und  ist  zu  hoffen,  daß  der 
Besatzung  der  Stadt  und  Weichselmündes  halber  keine  Gefahr  mehr  sein  werde. 

Da*)  auch  die  Ge werke  bei  dem  am  13.  gemachten  Vertrage  bedungen, 
daß  alles  nicht  gültig  sein  solle,  wenn  nicht  der  König  Strauch  bei  Kf.  los- 
machte, so  hat  gestern  Witwicki  namens  des  Königs  ihn  ersucht,  Kf.  zu  bitten, 
da  er  in  Respekt  des  Kf.,  des  Königs  von  England  und  der  Generalstaaten  in 
betreff  der  Erbbegräbnisse  und  Leichenpredigten  in  den  lutherischen  Kirchen 
so  favorabiliter  für  die  Reformierten  gesprochen,  daß  auch  Kf.  ihm  in  puncto 
der  Erledigung  Strauchs  willfahren  möchte,  unter  der  Versicherung,  daß  eine 
solche  geneigte  Bezeigung  den  Reformierten  in  dieser  Stadt  zu  gute  kommen  solle. 

Auch  die  Reformierten,4)  da  sie  sehen,  daß  sie  sonst  doch  keine  Ruhe 
haben  werden,  wünschen,  daß  zur  Loslassung  Strauchs  von  Kf.  Hoffnung 
gegeben  und  daß  ihm  gestattet  werde,  offene  Briefe  hierher  zu  schreiben.     Die 


J)  S.  Gralath,  Versuch  einer  Geschichte  Danzigs  III,  S.  lOOff.;  Goldmann, 
Danziger  Verfassungskämpfe  unter  polnischer  Herrschaft,  S.  67  f.;  Hirsch,  Der  Große 
Kurfürst  und  Dr.  Aegidius  Strauch,  S.  224  f. 

*)  Vgl.  Bethune's  Relation  vom  12.  Februar  1678  (Acta  bist.  V,  S.  31  f.). 

*)  S.  Hirsch  a.  a.  0.  S.  225. 

*)  S.  Hirsch  a.  a.  0.  S.  223. 


186  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Reformierten  wünschen  auch,  Kf.  möchte  ihm  Audienz  erteilen  und  ihm  andeuten, 
er  möchte  es  dahin  bringen,  daß  ebensoviel  Reformierte  wie  jetzt  Katholische 
in  die  dritte  Ordnung  aufgenommen  wurden,  dadurch  wurde  er  seine  Erledigung 
befördern. 

Beifolgend  ein  Bericht1)  von  den  durch  den  französischen  Gesandten 
angeblich  ohne  Vorbewußt  des  Königs  geworbenen  Völkern.  Es  wire  zu 
wünschen,  daß  Kf.  mehr  Völker  hieher  senden  könnte,  um  diese  aufzuheben. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Marienburg 
3.  März  1678. 

[Bevorstehende  Abreise  des  Königs  nach  Lublin.  Verringerung  der  Danziger  Garnison. 
Verbandlungen  mit  dem  Kastellan  von  Posen.     Forderung  der  samaitischen  Stände.] 

3.  März  Er  gedenkt  in  wenigen  Tagen  nach  Hohenstein  zu  reisen,  da  der  König 

eine  Konvokation  auf  den  26.  in  Lublin  angesetzt,  die  Reise  nach  Elbing  ein- 
gestellt hat  und  übermorgen  von  hier  aufbrechen  und  über  Löbau  den  geraden 
Weg  reisen  will.8) 


*)  „Extract  Schreibens  von  einem  Orte,  so  unweit  Danzig  gelegen",  vom  13. Februar 
1678:  „Berichte,  daß  sich  hiesige  Trouppen  allmehlich  zusammenziehen  hinüber  ins 
Marienburgische  Werder  und  Dorf  bei  Dorf  zu  zweien  in  ein  Haus  geleget  Hier 
stehen  sie  nur  wie  folget:  Zu  Wysoko  H.  Branicki  Compagnie  18  Rotten,  Dobowa 
ein  Capitain  und  des  Major  Milewski  Compagnie  32  Rotten  wie  auch  Capitain  Brand, 
zu  Wolevial  Major  lsebrand  mit  12  Rotten,  Schelgost  12  Rotten,  Ponczewo  15  Rotten 
mit  einem  Capitain  Da.browski  und  3  Rotten,  so  noch  nach  Wysoko  gehören.  In 
der  Culmischen  Woywodschaft  auf  des  Capitains  Kiewski  Gut  stehet  er  mit  seiner 
Compagnie,  so  14  Rotten,  wie  auch  Capitain  Benkendorf.  In  Neuteich  bei  Marien- 
burg liegt  de  ßaulieu  sein  Sohn,  auch  Obristl.  Fraucke,  zu  Kwilinz  3  Meilen 
von  Brzesc  kujaw  der  H.  Obristl.  Trzebuchowski  auf  seinen  Gütern  mit  4  voll- 
ständigen Compagnien.  Brusa  Ji  Meilen  von  Warschau,  wo  der  Major  Milewski 
geheiratet,  stehen  seine  Leute  13  Rotten.  Auf  des  Woiewodzic  Rawski  Gütern  ein 
Regiment  Dragoner,  auch  etzliche  polnische  Compagnien.  Sie  liegen  auch  sonst, 
weil  sie  vor  Geld  zehren,  hin  und  wieder  bei  den  Edelleuten,  damit  ihnen  das  Bier 
desto  besser  abgehe,  haben  alle  Ordre  sich  fertig  zu  halten,  auch  die  bisher  nicht 
Liberei  und  Gewehr  gehabt,  haben  nun  alle  bekommen.  Sie  spargiren,  die  Völker 
aus  Liefland  sein  auf  dem  Marsch,  sobald  sie  nur  würden  die  preußische  Grenzen 
betreten,  sollen  diese  ins  Oberland  gehen,  vermuthen  sich  auch  einiger  schwedischen 
Officirer,  so  sie  sollen  commendiren.a  —  Vgl.  Bethune's  Relation  vom  31.  Januar 
1678  (Acta  hist.  V,  S.  14ff.). 

'-*)  Benckendorff  berichtet  dem  Kf.  aus  Danzig  am  2.  März  1678,  nach  der 
Abreise  des  Königs  von  dort  nach  Marienburg  habe  man  zwar  gemeint,  derselbe 
werde   sich  nach  einigem  Aufenthalt  daselbst  nach  Elbing,  der  dortigen  Differenzen 


Die  geworbenen  Truppen.     Abreise  des  Königs.  187 

Die  Danziger  haben  bereits  in  dem  Punkt  der  Reduzierung  ihrer  Garnison 
dem  königlichen  Dekret  pariert1)  und  dürften  die  Franzosen  die  abgedankten 
Volker  an  sich  ziehen.  Es  wäre  zu  wünschen  gewesen,  daß  sie  in  einer  anderen 
Materie  angefangen  hätten  ihren  Gehorsam  und  Respekt  zu  bezeigen. 

Mit  dem  Kastellan  von  Posen  hat  er  hier  im  Vertrauen  viel  negotiiert 
Derselbe  verspricht  in  ganz  kurzem  eine  anderweitige  Schickung  von  den  groß- 
polnischen Standen  an  den  König  zu  veranlassen  und  gegen  Pfingsten  selbst 
hinzukommen,  da  es  dann  sehr  dienlich  sein  würde,  mit  ihm  des  Orts  konferieren 
zu  lassen. 

P.  S.  Es  befinden  sich  jetzt  hier  Abgeordnete  vom  litauischen  G.  Feld- 
herrn und  den  samaitischen  Ständen,  welche  verlangen,  daß  wegen  des  durch  die 
vorjährige  Dürre  veranlaßten  Mangels  an  Rauchfutter  den  schwedischen  Völkern 
der  begehrte  Durchzug  nicht  gestattet  werde. 

Die  Türken  wollen  den  Frieden  nicht  moderiert,  sondern  extendiert  wissen, 
zumal  ihnen  von  den  Moskowitern  ein  ewiger  Friede  angeboten  wird,  was  die 
Französischgesinnten  über  die  Maßen  perplex  macht. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Marienburg 


© 


4.  März  1678. 


[Günstige  Aufnahme   des  Schreibens  des  Kf.,    Geneigtheit  des  Königs 
zu  einer  Allianz  mit  dem  Hause  Österreich. 

E.  Chf.  D.  Schreiben  vom  15. /25.  passato')  hat  dem  König  und  4.  März 
Königin  dergestalt  durchs  Herz  gedrungen,  daß  sie  erkennen,  es  sei 
keinem  von  den  Nachbarn  mehr  als  ihr  zu  trauen,  und  sich  erbieten, 
gleich  wie  E.  Chf.  D.  sich  ihnen  und  ihrem  Hause  sonders  geneigt  bezeugen, 
also  auch  vor  E.  Chf.  D.  Hauses  Wohlfahrt  und  Aufnehmen  zu  sorgen 
und  arbeiten.*)  —   Es  ist  sonsten  (weiß  nicht  von  wem)  ein  Vorschlag 

wegen,  wenden,  gestern  aber  sei  die  Nachricht  eingetroffen,  daß  er  heute  von  Marien- 
burg geradeswegs  nach  Lublin  abreisen  werde,  um  der  dorthin  ausgeschriebenen 
Konvokation  der  Senatoren  beizuwohnen.  Diese  unvermutete  Veränderung  sei  besonders 
durch  eine  zu  Lublin  erwartete  moskowitische  Gesandtschaft  verursacht  worden,  indem 
man  besorge,  daß  Moskau  mit  der  Pforte  einen  gütlichen  Vergleich  zum  Nachteil  Polens 
getroffen  habe.   S.  auch  Bethune's  Relation  vom  1.  April  1678  (Acta  hist  V,  S.  56 f.). 

])  Auch  Benckendorff  berichtet  in  jenem  Schreiben  vom  2.  März,  gestern 
seien  300  Mann  von  der  Stadtsoldatesque  lizentiiert  worden. 

*)  Nicht  bei  den  Akten. 

*)  König  Johann  drückt  in  einem  Schreiben  an  Kf.  (d.  in  arce  nostra  Mariae- 
burgensi  6.  März  1678)  seine  Freude  darüber  aus,  quanto  affectu  Ser.  V.  nostrum  in 


188  I.  Brandenburg  und  Polen  1678—1679. 

geschehen  von  einer  Alliance  mit  dem  Erzhause  Österreich,  wekfavwl 
eins  von  den  kräftigsten  Mitteln  sein  könnte,  umb  diesen  Hof  ata 
Alliirten  Interessen  zu  engagiren,  und  hab  ich  wohl  abgemalt,  U 
solches  von  dieser  Seiten  nicht  allein  nicht  ausgeschlagen  werden  ätik 
sondern  gewünscht  werden.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Ho  verbeck. 
D.  Potstam  22.  März/1.  April  1678.     (Conc.  Meinders.) 

[Befehl,  mit  dem  litauischen  G.  Feldherrn  eine  Zusammenkunft  abzuhaten.] 


Beifolgend  ein  Schreiben  des  G.  Feldherrn  Pac  und  seine  Antwort 
Wann  wir  dann  zue  Beibehaltunge  einer  so  nützlichen  Corresponden 
allerdings  nötig  achten,  daß  Ihr  ermeltem  Großfeldherren  nachreiset  ui 
mit  ihm  die  vorgesetzte  Tuterredunge *)  pfleget,  so  befehlen  wir  Kack 
hiemit  in  Gnaden,  daß  Ihr  Euch  stracks  nach  Empfangunge  dieses  nactar 
Königsberg  erhebet  und  alda  des  Großfeldherren  Antwort  nnd  die  Deter* 
minirunge  eines  Ortes  abwartet,  auch  Euch  sofort  darauf  zue  ihm  verfüget 
Was  unsere  Willensmeinunge  sein  und  was  Ihr  demselben  anzubring« 
habet,  wisset  Ihr  aus  unseren  vorigten  Instructionen  und  rescriptis  und 

colenda  constanti  secum  amicitia  Studium  ab  eodem  exceperit  et  quo  animo  31s, 
«piae  de  nobis  obliquior  spargebat  fama,  habuerit,  und  erbietet  sich  in  gleicher  We» 
zur  Beobachtung  der  Verträge  und  guter  Freundschaft  Näheren  Bescheid  hebe  er 
v.  Ho  verbeck  erteilt. 

l)  Schou  Anfang  Februar  lo'7s  hatte  der  Herzog  von  Croy  Torgeschlagei, 
v.  Ho  verbeck  sollte  mit  dem  litauischen  (i.  Kanzler  Pac  zu  Tilsit  oder  Ragnit 
zusammenkommen,  dieser  aber  hatte  dagegeu  dem  Kf.  (d.  Danzig  9.  Februar  1678) 
vorgestellt,  das  werde  großes  Aufsehen  erregen,  ferner  beabsichtigten  die  Pac  per 
extrema  zu  gehen,  wozu  Kf.  schwerlich  zustimmen  würde,  und  hatte  für  diensamer 
erachtet,  wenn  Croy  selbst  oder  der  Landgraf  Friedrich  von  Homburg  unter 
dem  Vorwand,  die  litauische  Grenze  zu  besichtigen,  sich  zu  Pac  begeben  möchte. 
Kf.  hatte  ihn  aber  doch  beauftragt  (d.  (Vi  In  4./ 14.  Februar  1678),  eine  geheim« 
Zusammenkunft  mit  demselben  zu  halten.  H.  aber  hatte  dagegen  aufs  neue  (d.  Danxif 
19.  Februar  1678)  vorgestellt,  da  der  <i.  Feldherr  Pac  das  schwedische  Memorial  so 
wohl  beantwortet  habe,  so  sei  eine  solche  Zusammenkunft  unnötig.  Er  wisse 
schon  im  voraus,  daß  Pac  bei  einer  solchen  nichts  anderes  bringen  werde  als 
wieviel  Volk,  Geld,  Artillerie  und  Munition  Kf.  zu  dem  von  ihm  geplanten  Unter- 
nehmen, den  König  zu  stürzen,  geben  wolle,  wozu  Kf.  sich  schwerlich  verstehen 
werde.  Gehe  man  aber  nicht  darauf  ein,  so  werde  das  Vertrauen  geschwächt,  ja 
wohl  gar  Offens  gestiftet  werden.    So  war  damals  die  Zusammenkunft  unterblieben. 


S  Unterhandlungen  mit  Pac.    Abwehr  des  Angriffs  gegen  Preußen.  189 

■■werdet  Ihr  ohne  das,  weil  Euch  alles  bekannt,  nach  der  Euch  beiwohnenden 
\  tf  Dexterität  schon  wissen,  was  demselben  vorzustellen  seie.  Weilen  dieses 
ff  unsere  Dienste  erfordern,  so  habet  Ihr  hierunter  nichtes  zu  verabsäumen 
je  and  wollen  wir  außer  Gottes  Macht  keine  Entschuldigung  von  Euch 
«nnehmen.1)  — 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.     D.  Coloniae  ad 
Svevum  22.  April/ 2.  Mai  1678.2) 

[Gerüchte   über  feindliche  Absichten   der  in  Preußen  geworbenen  Truppen.     Bitte, 

dagegen  einzuschreiten.] 

Er  hat  sich  bei  der  Versicherung  des  Königs,  die  mit  ihm  eingegangenen 
Verträge  getreulich  zu  halten,  beruhigt. 

Attamen  iterum  praeter  spem  ac  opinionem  nostram  undique  affertur,  2.  Mai 
manum  baud  contemnendam  copiarum  Gallico  Svecicoque  aere  conduc- 
tarum  per  Pommerelliam  Prussiamque  Regiam  esse  distributam  atcjue 
invasionem  in  nostram  minitari  Prussiam.  Equidem  vix  adhucdum  adduci 
possumus,  ut  rumori  huic  fidem  adhibeamus,  freti  tarn  sanctitate  ac  reli- 
gione  foederis  non  ita  pridem  ab  ipsa  R.  Maiestate  V.  confirmati  tum 
R.  Maiestatis  V.  promissis,  tum  etiam  sincera  ac  fida  qua  R.  Maiestatem 
V.  amplectimur  amicitia,  quae  tale  nihil  promerita  est:  Sed  cum  nihilo- 
minus  sermones  isti  jure  meritoque  nos  afficiant,  cum  subditi  nostri  tutelam 
sui  et  securitatem  justissime  flagitent,  non  possumus  quin  a  R.  Maiestate 
V.  diligenter  ac  officiose  contendamus,  ut  paci  publicae  consulere  et  quic- 
quid  ad  refringendas  hostium  nostrorum  machinationes  et  tollendas  e 
medio  sinistras  suspiciones  —  curare  sustineat.*)     Faciet  R.  Maiestas  V. 

l)  Diesem  Befehl  zufolge  begab  sich  v.  Hoverbeck  nach  Rhein,  als  der 
„Mittelstadt",  wie  er  von  dort  am  12.  April  dem  Kf.  schreibt,  von  wo  er  sich  nach 
Wilna,  Wielun  oder  Maretz  wenden  könne,  und  wartete  dort  auf  weitere  Nachrichten. 
Da  er  aber  von  dem  aus  Moskau  zurückkehrenden  dänischen  Gesandten  Gabel 
(s.  unten  Abschnitt  II)  erfuhr,  daß  Pac  schon  nach  Lublin  gereist  sei,  so  beabsichtigte 
er  anfangs,  dem  Wunsch  des  Herzogs  von  Croy  gemäß,  nach  Königsberg  zu  reisen, 
um  mit  diesem  und  den  beiden  dänischen  Gesandten  Gabel  und  Gioe  zu  beraten; 
er  ist  aber  doch  in  Rhein  geblieben. 

')  Unter  demselben  Datum  richtet  Kf.  auch  Schreiben  an  verschiedene  polnische 
Große,  in  denen  er  ihnen  dieselbe  Mitteilung  macht  und  sie  auffordert,  für  das  Wohl 
der  Republik  zu  sorgen. 

*)  Kf.  hatte  diese  Schreiben  seinem  Agenten  in  Warschau  Chwalkowski  zu- 
geschickt und  diesen  beauftragt,  sie  an  den  König  und  die  anderen  Adressaten  zu 


190  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

eo  ipso  rem  foederum  religioni  ac  fidei  publice  datae  acoeptaeqoe  con- 
venientem  et  utrique  genti,  cuius  caeteroquin  salus  ac  securitas  pericli- 
tantur,  perutilem,  nee  in  malam  interim  aeeipiet  partem  quod  et  nostrae 
et  S.  Caes.  Maiestatis  aliorumque  foederatorum  securitati  omni  licita  con- 
sulere  ratione  animum  intendamus.  — 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Rhein 
5.  Mai  1678. 

[Sendung  v.  Knobelsdorffs  nach  Warschau.     Die  in  Preußen  geworbenen  Truppen. 
Nachrichten  von  Gioe.    Verhandlungen  Akakia's   mit  Pac,   dessen  Standhaftigkeit.] 

5.  Mai  £r  wartet  hier  vergeblich  auf  Nachrichten  von  Gioe  und  von  dem  Tilsitschen 

Agenten,  den  der  Statthalter  nach  Oletzko  geschickt  hat.  Der  kaiserliche  Resident 
Zieronski  dringt  in  ihn,  er  mochte  in  Warschau  oder  auf  halbem  Wege  dorthin 
mit  ihm  zusammen  kommen  um  wegen  der  Reparation,  worüber  in  Wien  ver- 
schiedene Konferenzen  gehalten  worden,1)  einen  Vergleich  zn  treffen.  Da  dem 
die  bevorstehende  Konferenz  im  Wege  steht,  so  hat  er  seinen  Eidam,  den  Oberst- 
leutnant Knobelsdorff,  zu  ihm  geschickt. 

Die  für  franzosisches  Geld  geworbenen  Volker  mehren  sich  tagtäglich  in 
den  preußischen  Städten  königl.  Anteils,  es  würde  der  gemeinen  Sache  sehr  zu- 
träglich sein,  wenn  Kf.  sie  abwerben  ließe,  wozu  der  Major  Pantzer  und  andere, 
wenn  sie  nur  mit  etwas  Geld  versehen  würden,  erbötig  sind. 

befördern.  Da  aber  der  König  inzwischen  schon  nach  Reußen  aufgebrochen  war, 
so  schickte  Chw.  dieselben  an  den  dort  befindlichen  kaiserlichen  Residenten  Zieronski 
zur  Bestellung.  Dieser  schreibt  ihm  aus  Lemberg  11.  Juni  1678,  er  habe  das  Schreiben 
an  den  K.  U.  Feldherrn  Jablonowski  diesem  sofort  noch  vor  der  Ankunft  des  Königs 
zustellen  lassen,  derselbe  habe  darauf  auf  das  dringendste  geraten,  Kf.  möchte  sich 
nicht  präzipitieren  und  etwa  die  Truppen  im  Königl.  Preußen  angreifen  lassen,  das 
würde  Frankreich  und  Schweden  Gelegenheit  geben,  ihn  in  offenen  Krieg  mit  dem 
König  zu  verwickeln,  und  dieser  würde  dieselbe  mit  Freuden  ergreifen.  Kf.  möchte 
lieber  durch  eine  besondere  eilfertige  Absendung  von  dem  König  kategorische 
Erklärung  wegen  dieser  Truppen  verlangen,  und  er  möchte  die  übrigen  Schreiben 
nicht  übergeben.  Das  habe  er  auch  beabsichtigt,  er  habe  aber  erfahren,  daß  gestern 
Abend,  als  der  König  hier  angekommen  sei,  der  Kastellan  von  Posen  demselben 
ein  solches  an  ihn  gerichtetes  Schreiben  gezeigt  und  daß  der  König  darauf  zum 
K.  G.  Feldherrn  gesagt  habe,  Kf.  kündige  ihm  den  Krieg  an.  Da  so  alea  jam  jaeta 
sei,  werde  er  die  Schreiben  aushändigen.  Vgl.  die  Relationen  Baluze's  vom  13.  Mai 
und  Bethune's  vom  17.  Juni  1678  (Acta  hist  V,  S.  85,  90 f.). 
l)  S.  Urk.  u.  Akt.  XIV,2,  S.  891  ff.,   XVIII,  S.  498 f. 


Verhandlungen  mit  Pac.    Die  in  Preußen  geworbenen  Truppen.  191 

PS.  Der  Tilsitsche  Agent  bringt  ihm  soeben  zwei  Schreiben.  Oioe  besteht 
darauf,  mit  ihm  conjunctim  zn  verhandeln,  der  litauische  Feldherr  aber  wird  es 
nicht  gern  sehen,  und  da  ihm  auch  Sachen  aufgetragen  sind,  welche  vor  Oioe 
geheimzuhalten  sind,  und  dieser  ihn  in  das  zu  engagieren  sucht,  was  ihrerseits 
schwerlich  gehalten  werden  wird,  so  wird  er  es  zu  verhüten  suchen. 

P.  S.  2.  Der  Tilsitsche  Agent  berichtet  ihm,  Ak  aki  a  *)  sei  bei  dem  litauischen 
Großfeldherrn  zur  Wilde  gewesen  und  habe  von  demselben  sechs  Kutsch-  und 
ein  Reitpferd  geschenkt  bekommen.  Wie  er  von  Meretz  abgereist,  hätte  man 
dort  Akakia  erwartet.  Der  0.  Feldherr  aber  hätte  in  allen  Burggerichten  Patente 
zum  Generalaufbot  anschlagen  und  publizieren  lassen,  woraus  zu  schließen  ist, 
daß  er  nach  wie  vor  bei  dem  Entschluß,  den  Durchzug  zu  verwehren,  verharrt. 
Akakia  soll  dem  Herzog  von  Kurland  geschrieben  haben,  die  schwedische 
Armee  werde  ohne  Schaden  durch  dessen  Land  nach  Preußen  ziehen.') 


J.  Scultetus3)  an  den  Kurfürsten.     D.  Cüstrin 
30.  April/[10.  Mai]   1678. 

[Bestätigung  des  Verdachts  wegen  der  in  Preußen  liegenden  Truppen.    Der  Tumult 
in  Danzig.    Gegenmaßregeln  gegen  die  Absichten  des  Hofes.] 

Daß  an  den  Dingen,  welche  dem  Kf.  kommuniziert  worden,  etwas  daran  10.  Mai 
sein  mag,  ist  wohl  zu  glauben,   denn  der  beikommende  Extrakt  eines  Konigl. 
Schreibens  an    den  Obristen  Debolieu,4)   den  ihm  Baron  Wolff  aus  Danzig 
in  geheim  mitgeteilt  hat,  stimmt  damit  überein.     Er  hält  für  dienlich,  es  bei  der 
bevorstehenden  Zusammenkunft  mit  Rreza  diesem  zu  zeigen,  damit  es  unter  den 

>)  Französischer  Agent     S.  Acta  hist  V,  S.  Ulf. 

*)  v.  Hov.  meldet  am  10.  Mai,  daß  er  an  diesem  Abend  in  Oletzko  eingetroffen  sei. 

*)  Sc.  war  schon  im  Januar  1678  wieder  nach  Großpolen  gereist,  um  den  dort 
von  dem  Vertrauten  des  Königs  Galecki  ausgestreuten  Berichten,  Kf.  habe  sich 
durch  die  Eroberung  von  Stettin  nur  eine  größere  Last  auf  den  Hals  geladen,  da 
der  König  von  Frankreich  ihn  nicht  im  Besitz  der  Stadt  lassen  würde  und  auch  die 
anderen  Reichsfürsten  ihm  seine  Eroberungen  mißgönnten,  entgegenzutreten.  Er  hat 
dort  die  unter  dem  Adel  infolge  eines  von  dem  Kaiser  erlassenen  Handelsverbotes 
von  Schlesien  nach  Polen  entstandene  Aufregung  geschürt,  so  daß  in  dessen  Auftrage 
der  K.  G.  Kanzler  Lesczynski  es  übernommen  hatte,  an  den  König  zu  schreiben  und 
ihn  zu  ermahnen,  die  Werbungen  einzustellen,  da  sonst  ein  Aufstand  in  Großpolen 
zu  befürchten  sei,  und  auch  sich  mit  den  beiden  G.  Feldherren  in  Polen  und  in 
Litauen  in  Verbindung  zu  setzen  und  diese  zu  veranlassen,  die  Berufung  eines 
Reichstages  zu  fordern. 

4)  Oberst  de  Beaulieu,  Verwalter  der  königlichen  Güter  in  Preußen,  welcher 
die  dortigen  Werbungen  leitete  und  zum  Befehlshaber  der  Truppen  bestimmt  war, 
aber  im  Oktober  1678  starb,  s.  den  Bericht  Bethune's  vom  14.  Oktober  1678  (Acta 


192  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Adel  komme  und  die  Diffidenz  gegen  den  Hof  nnd  die  französische  Faktion  desto 
größer  werde. 

Das  Schlimmste  ist,  daß  durch  den  nenlichen  Tumult  des  Pöbels  nnd  die 
Stürmung  des  Klosters  in  Danzig l)  dem  König  die  lange  gewünschte  Gelegenheit, 
in  die  Stadt  mit  Manier  eine  Besatzung  zu  bringen,  gleichsam  von  seihst  in  die 
Hände  gespielt  wird.  Auch  davon  würde  beizeiten  mit  Breza  nnd  anderen 
Patrioten  zu  reden  sein,  damit,  um  die  Intention  des  Hofes  zu  vereiteln,  es  auf 
die  Landtage  gebracht  nnd  die  Untersuchung  der  Sache  und  Bestrafung  der 
Verbrecher  von  dem  Könige  und  der  ganzen  Republik  dem  dortigen  Magistrat 
allein  übertragen  werde.8) 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Rhein 
1.  Juni  1678. 

[Die  Zusammenkunft  zu  Olezko.    Sendung  v.  Knobelsdorffs  zu  dem  K.  G.  Feldherrn.] 

1.  Juni  —  Bei  der  zu  Oletzko  gehaltenen  Konferenz  (davon  der  dänemär- 

kische Envoye*)  mündlich  bereits  berichtet  haben  wird)  ist  dies  vornehm- 
lich ins  Mittel  gebracht  und  versichert  worden,  daß,  wann  I.  Kays.  M. 
die  in  Ungarn  einfallende  Völker  in  Polen  über  die  Grenzen  verfolgen 
wollten,  ihr  die  Vornehmsten  so  von  Polen  als  Lithauen  beifallen  würden. 
Vom  H.  Chwalkowski  erhalt  ich  itzo  gleich  die  Nachricht,  daß  der 
Oberstlieutenant  Knobelsdorff  eine  Post  Geldes  (wie  mirs  vorstehet) 
von  6000  Rthlr.  dem  K.  G.  Feldherrn  übergebracht  und  denselben  sehr 
wohl  disponirt  gelassen.  Er  sei  aber  damit  nicht  zufrieden,  welches 
der  kaiserliche  Resident  alsofort  nach  Hofe  berichtet,  und  hoffe,  daß  inans 
verdoppeln  werde.  — 

hist.  V,  S.  143).  Der  Beischluß  lautet:  „Die  Leute  wollt  Ihr  in  die  Plätze  verlegen 
und  auch  auf  unser  Schloß  zu  Marienburg  und  in  allem  des  Marquis  de  Bethune 
Ordre  nachleben.  Wir  können  den  Leuten  keine  Universal  geben,  sonst  würd 
Hoverbeck  und  andere  des  Kaisers  Bediente  damit  geärgert  werden,  sonsten  können 
wir  uns  exkusieren,  daß  wir  nirgends  von  wissen,  ist  doch  die  Sache  Dir  bekannt, 
sonst  weiß  es  niemand  in  Preußen.     Siehe  zu,  daß  Du  klug  und  vorsichtig  umbgehest" 

i)  S.  Gralath  111,  S.  132rT.;  Hirsch  a.  a.  0.  S.  228  f. 

*)  Kf.  erklärt  sich  (d.  Oöln  3./13.  Mai  1(178)  damit  einverstanden  und  weist  ihn 
an,  deswegen  nach  Danzig  zu  schreiben.  Über  weitere  Schritte,  die  Kf.  in  dieser 
Angelegenheit  getan  hat,  s.  Hirsch  a.  a.  0.  S.  231. 

3)  Gioe,  der  sich  sogleich  nach  jener  Zusammenkunft  zu  Kf.  begeben  haben 
muH.  Hov.  schreibt  diesem  am  24.  Juni,  or  habe  erwartet,  daß  Gioe  ihm  hinterbracht 
habe,  daß  Pac  zu  Oletzko  auch  erinnert  hätt»\  Kf.  möchte  den  Herzog  von  Kurland 
warnen,  seine  Hafen  gut  zu  besetzen,  da  Schweden  und  Polen  Absichten  auf  dieselben 
hatten,  er  merke  aber  nicht,  daß  seitdem  in  der  Sache  etwas  geschehen  sei. 


Zusammenkünfte  mit  Pac  und  Oginski.  193 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
14.  Juni  1678.1) 

[Konferenz  mit  Oginski.    Dessen  Klagen  über  die  Radziwills.    Schreiben  Rakowski's 
und  Dönhoffs  in  betreff  der  Strauchschen  Angelegenheit] 

Die  Konferenz  mit  dem  Woiwoden  von  Trocky  Oginski  hat  von  fünf  Uhr  14.  Jun 
morgens  bis  mittag  nnd  zwar  auf  dessen  Wunsch  in  seinem  (Hoverbeck's)  Quartier 
stattgefunden.  Zuerst  teilte  ihm  derselbe  die  ganze  Liste  der  litauischen  Armee 
mit  ausführlicher  Information,  welcher  Partei  jeder  zugetan  sei,  mit.  Dann  stellte 
er  vor,  was  für  Schwierigkeit  es  abgegeben  und  noch  gebe,  die  Armee  ohne 
Sold  wider  des  Königs  und  der  meisten  Stände  Willen  zu  halten,  zumal  da  die 
Einquartierung  nur  bei  den  Vornehmsten,  die  königliche  oder  geistliche  Güter 
halten,  geschehen  muß.  Dabei  exaggerierte  er,  wieviel  der  G.  Feldherr  von  dem 
Seinen  angewandt.  Nachmittag  kam  das  Reskript  des  Kf.')  nebst  der  Kopie  des 
Schreibens  desselben  an  den  König  von  Dänemark  und  seine  ministros  an,  daraus 
konnte  er  deklarieren,  was  er  vorher  nur  hatte  dilatorisch  beantworten  können, 
womit  jener  auch  gar  wohl  zufrieden  war. 

Er  bezeugte  sich  sehr  alteriert,  daß  ihm  zwei  falsch  supponierte  Verträge 
zn  Händen  gekommen,  in  welchen  Fürst  Bogislaff  Radziwill  dem  litauischen 
U.  Kanzler,')  seinem  Vetter,  alle  seine  Güter  erblich  aufträgt  und  der  Prinzessin, 
auch  wenn  sie  männliche  Erben  bekommen  sollte,  nur  das  Lebrecht  vor- 
behält, was  der  Fürst  von  Kletzke,4)  damit  ihm  nur  zur  Heirat  verholfen- würde, 
genehm  gehalten  und  deshalb  Reverse  von  sich  gegeben  hat.  Er  bat,  Kf.  als  oberster 
Vormund  möchte  das  Interesse  der  Prinzessin  und  sein  und  des  Woiwoden  von 
Polotzko  Sapieha  (welche  die  nächsten  Erben  wegen  ihrer  Gemahlin  ab  in- 
testato  wären)  Recht  befohlen  sein  lassen,  was  er  versprochen  hat.  Diese  beiden 
Schwäger  werden  wohl  ihr  bestes  tun,  daß  die  Heirat  mit  dem  Fürsten  von 
Kletzke  hintertrieben  werde,  und  schreiben  es  sich  vornehmlich  zu,  daß  keine 
Konstitution  gemacht  worden,  wodurch  die  Prinzessin  aller  liegenden  Güter  ver- 
lustig erklärt  worden,  falls  sie  an  einen  Fremden,  in  specie  an  den  Prinzen  von 
Oranien,  wäre  verheiratet  worden. 

Das  konsiderabelste,  was  bei  der  Konferenz  vorkam,  war,  dafi  der  König, 
wie  er  sich  im  Königl.  Preußen  ziemlich  festgesetzt,  in  Litauen  Polangen  vom 
litauischen  Vorschneider  Tyszkiewicz  kaufen  und  daselbst,  nur  vier  Meilen 


*)  ▼.  Hov.  hatte  am  14.  Juni  aus  Königsberg  gemeldet,  er  habe  sich  auf  den 
Wunsch  des  Herzogs  von  Croy  dorthin  begeben,  um  bei  der  mit  Oginski  zu 
haltenden  Konferenz  zugegen  zu  sein. 

*)  Nicht  bei  den  Akten. 

*)  Fürst  Michael  Radziwill. 

4)  Stanislaus  Kasimir  Radziwill.     S.  oben  S.  69. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfilryten.    XIX.  13 


194  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

von  Mümmel  entfernt,  einen  Hafen  anrichten  wolle,  ebenso  einen  anderen  xu 
Dünenbarg. 

In    dem,    was    die   Woiwoden    von   Marienburg    und    Pommerellen 
schreiben,1)  wird  dem  König  wohl  zu  willfahren  sein.8) 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cüstrin 
4./[14.]  Juni  1678. 

[Verhandlungen  mit  dem  Woiwoden  von  Krakau  und  anderen  großpolnischen  Großen 
wegen  Vereitelung  der  Absichten  des  Königs.] 

14.  Juni  Er1)  hat  sich  nach  Posen  begeben  und  von  dem  dort  anwesenden  Woiwoden 

von  Krakau  erfahren,  die  zu  dem  König  nach  Jaworow  geschickten  Deputierten 
seien  erst  vor  drei  Tagen  zurückgekommen  und  hätten  beifolgende  Antwort 
zurückgebracht,  worin  der  König  aufs  höchste  versichert,  daß  er  von  den  Wer- 
bungen nicht  das  geringste  wüßte,  sie  mißbilligte  und  den  Ständen  gestattete,  die 
fremden  Werber  aufzuheben  und  zu  bestrafen.4)  Er  hat  ihm  darauf  den  Extrakt 
des  königl.  Schreibens  an  General  Deboly1-)  gezeigt  und  ihm  auseinandergesetzt, 

»)  S.  Hirsch,  Der  Große  Kurfürst  und  I»\  Aegidius  Strauch,  S.  238. 

*)  Kf.  erwidert  (d.  Cöln  14./24.  Juni  1678),  wegen  der  vermeintlichen  testa- 
mentarischen Disposition  des  seligen  Fürsten  Radziwill  solle  Hov.  mit  Fehr  und 
anderen  Bedienten  der  Prinzessin  reden  und  überlegen,  wie  dem  begegnet  werden 
könne.  Wegen  Strauchs  solle  er  Bakowski  antworten,  daß  die  Resolution,  welche 
Kf.  seiner  Erledigung  wegen  nehmen  möchte,  vornehmlich  in  Regard  des  Königs 
geschehe,  er  ließe  ihn  auf  dessen  frühere  Interzession  los  und  unter  Bedingungen, 
welche  er  dem  König  nicht  hätte  zumuten  können  und  wozu  sich  dieser  nicht  würde 
verstanden  haben.     S.  Hirsch  a.a.O.  S.  321). 

s)  Kf.  hatte  Sc.  (d.  Potstam  20./30.  Mai  1678)  ein  Schreiben  v.  Hoverbecks 
(d.  Rhein  18.  Mai  1678)  zugeschickt,  worin  dieser  vorschlägt,  nachdem  der  Friede 
zwischen  Polen  und  den  Türken  am  16.  März  in  Konstantinopel  vollzogen  sei,  an 
den  Kastellan  von  Posen  und  andere  in  Großpolen  zu  schicken  und  ihnen  vor- 
zustellen, daß  sie  jetzt  darauf  dringen  möchten,  daß  die  für  französisches  Geld 
geworbeneu  Truppen  auseinandergetrieben  und  keine  weiter  zu  werben  gestattet 
würde,  und  ihm  befohlen,  dessen  Vorschlag  gemäß  sich  sofort  zum  Kastellan  von 
Posen  und  anderen  großpolnischen  Magnaten  zu  begeben  und  diese  zur  Abschaffung 
jener  Truppen  zu  bestimmen. 

4)  Chwalkowski  berichtet  aus  Warschau  7.  Mai  1678,  Deputierte  der  Sendo- 
mirschen  Woiwodschaft  seien  dieser  Tage  beim  Könige  gewesen  und  hätten  instandigst 
um  Abschaffung  der  französischen  Werbungen  angehalten,  darauf  habe  der  König 
dem  K.  Feldherrn  Befehl  erteilt,  einige  Mannschaft  auszukommandieren  um  den 
unverschämtesten  Werber,  den  Woiwodzyc  Rawski  Grudzynski,  aus  dem  Wege  zu 
räumen,  doch  sei  dieser  Befehl  nur  zum  Schein  erteilt. 

5)  S.  oben  S.  IUI. 


Scultetus*  Sendung  tiach  Großpolen, 


195 


r  König  jetzt,  nachdem  die  Werbungen  schon  geschehen  und  die  Volker 
nach  Preußen  gezogen  seienf  solches  schon  sagen  konnte,  daß  es  ihm  aber,  als 
dem  vornehmsten  Senator  des  Reiches,  obliege  die  Augen  vom  Schlaf  zu  öffnen 
und  dem  bevorstehenden  Untergang  der  Republik  beizeiten  durch  ein  general 
Aufbot  des  Adels   zu   begegnen,    ehe    der   Konig    durch  die  französischen  und 

»schwedischen  consüia  verführt  Posto  in  Danzig  faßte  und  dann  der  Libertät 
vi») (ständig  ein  Ende  machte,1)  Die  benachbarten  Potentaten,  der  Kaiser  und 
KL,  konnten  zu  solchem  procedere  nichts  sagen,  solange  die  Republik  sich  das- 
selbe gefallen  ließe,  und  würden  genötigt  werden,  sich  mit  demjenigen,  der  das 
absolute  dominium  in  Polen  suchte,  so  L'ut  sie  könnten  zu  vergleichen*  Der 
Wuiwode  gestand  mit  Tranen  zu,  daß  er  den  Betrug  des  Hofes  wohl  merken 
klonte,  aber  der  gemeine  Adel  ließe  sich  durch  die  Versicherungen  des  Königs 
täuschen  oder  wollte  nichts  merken,  die  Prinzipal sten  wären  so  durch  Geschenke 
und  Pro  messen  gewonnen,  daß  sie  alles  gehen  ließen,  wie  es  ginge.  Das  beste 
Mittel,  dem  Dbel  zuvorzukommen,  würde  der  Reichstag  sein,  den  der  König 
aber  jetzt  nicht  ausschreiben  wurde.  Kr  wollte  bei  den  nach  vier  Wochen  in 
Posen  abzuhaltenden  Gerichten  die  Sache  dem  Adel  vorstellen  und  sie  ermahnen, 
auf  die  französischen  consilia  hei  Hofe  acht  zu  haben  und  die  Libertät  des 
Vaterlandes  zu  mainten leren.  Er  hoffe,  daß  auch  der  Kastellan  von  Posen  und 
Breza  dort  sein  würde n. 

Mit  Zustimmung  des  Woiwoden  ist  er  letzterem,  der  schon  von  Petrikau 
aufgebrochen  war,  entgegen  gereist.  Derselbe  schien  über  sein  Erscheinen  sidir 
erfreut,  berichtete,  der  Kastellan  von  Posen  hätte  als  Marschall  der  Königin 
Befehl  erbalten,  sich  zur  Hochzeit  der  Schwester  derselben5)  nach  Lember^  zu 

I begeben,  uud  hatte  ihn,  Breza.  beauftragt,  ihm  mitzuteilen,  der  Hof  beabsichtige 
jetzt,  um  den  Schweden  Luft  zu  machen.  Krie^  in  Preuüen  gfgBfl  Kf.  anzufangen, 
und  suche  den  Kaiser  durch  das  Versprechen,  die  Volker  aus  Ungarn  abzufordern, 

*)  Chwalkowskt  meldet  20,  Mai  1678,  zwischen  dem  König  und  Bethune 
seien  wegen  privater  Angelegenheiten  Hißbettigkeitan  ausgebrochen,  des  Königs 
Affektion  gegen  Frankreich  solle  nicht  mehr  fto  groü  »ein,  er  habt  daher  deu  kaiser- 
lichen Residenten  gar  ungewöhnlich  siiizeriort  in  der  Hoffnung,  daß  man  *ich  von 
dieser  Seite  mit  etwas  Nachdrücklichem  herauslassen  werde*  Man  konnte  jetzt  hei 
ihm  durchdringen,  wenn  nicht  andererseits  zu  erwägen  .stände,  daß  man  ihn  dadurch 
in  seiner  Intention  wegen  einer  absoluten  Regierung  stärken  und  die  uorh  übrigen 
gesinnten  Patrioten,  die  diesem  Vorhaben  die  Stirne  au  bieten  Tarmöebiea,  zur 
©ratioa  bringen  würde.  Derselbe  berichtet  7.  Juni  1678;  ^Düß  I,  K.  IL  die 
Substitution  ihres  Sohnes  werkstell  ig  zu  machen  gedenken,  ist  nunmehr  außer  allen 
Zweifel  zu  setzen,  und  hat  skh  dieser  Tage  einer  der  Vornehmsten  von  der 
franzosischen  Faetion  verlauten  lassen,  welcher  gestalt  1.  K.  M.  eben  aus  diesem 
Ibsehen  drin  Hans«  Oasterreich  Uebkosete,  umb  in  diesem  ihrem  Vorhaben  von 
eibiger  Seite  nicht  »erhindert  zu  werden,  dann  S*.  Chf.  D.  waren  Sie  deßbalb  schon 
Vgl,  die  Relationen  Bi'thune's  vom  2,  und  1U.  Mai  und  Bahne* s  vom 
1*.  Juni   IG78  (Acta  bist  V,  S.61E,  81 CJ- 

*)  Mari©  Anne  d?Arquient  die  sich  mit  dem  K.  l\  Kanzler  Wielopolski  ver- 
alte,    S.  oben  8.  10. 

13« 


196  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

von  Kf.  abzuziehen.  Man  rechne  darauf,  Preußen  leicht  ohne  Schwertschlag 
einzunehmen,  ehe  es  die  polnischen  Stände  gewahr  werden  und  Kf.  zur  Defension 
gelangen  könnte,  weil  das  Land  sehr  malkontent  wäre  und  sich  nach  der  pol- 
nischen Freiheit  sehnte,  Kf.  möchte  daher  beizeiten  am  kaiserlichen  Hofe  vor- 
bauen, damit  der  Kaiser,  wenn  nicht  in  der  Tat,  doch  mit  Worten  und  Schreiben 
zu  verstehen  gebe,  daß  er,  wenn  Kf.  in  Preußen  angegriffen  wurde,  demselben 
assistieren  müßte;  dadurch  würden  die  polnischen  Stände  ermutigt  werden,  dem 
Könige  entgegenzutreten.  Der  Kastellan  wollte  sofort  nach  der  Hochzeit  auch 
nach  Posen  kommen  und  dort  die  Leute  durch  Vorstellung  der  ihren  Gütern 
drohenden  Gefahr  aus  dem  Schlaf  zu  erwecken  suchen.  Auf  seine  Versicherung, 
die  Feldherren  sowohl  in  der  Krone  als  auch  in  Litauen  würden  bei  der  Republik 
stehen  und  für  deren  Libertät  Gut  und  Blut  aufsetzen,  erklärte  er,  wenn  dieses 
der  Fall  wäre,  dann  könnte  leicht  den  Kriegsplänen  des  Königs  ein  Riegel  vor- 
geschoben werden,  zumal  auch  die  Großen  in  Reußen,  die  auf  Anstiften  des 
Königs  bei  dem  Türkenkrieg  um  all  das  Ihrige  gekommen  wären,  ihn  heimlich 
ersucht  hätten,  die  Großpolen  zur  Konföderation  wider  die  Tyrannei  des  Hofes 
aufzureizen,  und  ihre  Hilfe  zugesagt  hätten.  Er  hat  darauf  erwidert,  Kf.  ließe 
nicht  die  Stände  zu  einem  Aufstand  gegen  den  König  aufreizen,  sondern  sie 
ersuchen,  der  pacta  eingedenk  zu  sein  und  zu  ihrem  eigenen  Besten  eine  Ver- 
letzung derselben  nicht  zu  dulden. 

Er  ist  darauf  mit  Breza  nach  Posen  zurückgekehrt  und  dort  haben  sie 
mit  dem  Woiwoden  von  Krakau  verabredet,  derselbe  solle  bei  den  jodiciis  vor- 
schlagen, an  die  Feldherm  eine  Abschic kung  zu  tun  und  diese  aufzufordern, 
vom  Könige  unter  dem  Vorwande  der  Bezahlung  der  Armee  schleunige  An- 
setzung  eines  Reichstages  zu  verlangen,  sollte  das  abgeschlagen  werden,  so  sollten 
sie  diese  Resolution  den  Woiwodschaften  kund  tun  und  den  Bischof  von  Krakau 
zur  Berufung  des  Reichstages  auffordern.  Wenn  der  Hof  so  den  Ernst  der  Armee 
und  der  Republik  sehen  würde,  würde  er  sich  ohne  Zweifel  anders  bedenken 
und  die  consilia  des  Krieges  gegen  Kf.  fahren  lassen. 

Sowohl  der  Woiwode  als  auch  Breza  und  Kiicki  machen  große  Reflexion 
auf  den  Kastellan  von  Posen  und  wünschen,  daß  er  das  Hauptwerk  dirigieren 
möchte,  dagegen  mißtrauen  sie  dem  Woiwoden  von  Kalis  eh.  Er  hat,  nachdem 
er  erst  Kricki,  den  Starosten  von  Koschan  und  einige  andere  gesprochen  und 
informiert  hat,  auch  ihn  auf  seinen  Gütern  aufgesucht,  aber  ihn  nicht  getroffen. 
Da  er  der  schlesischen  Grenze  so  nahe  war,  hat  er  seine  Rückreise  über  Glogau 
gemacht,  dort  den  Landeshauptmann  Grafen  Herberstein  besucht,  demselben  den 
Anschlag  des  Königs  entdeckt  und  ihn  ersucht,  in  Wien  dahin  zu  wirken,  daß 
der  Kaiser  sich  nicht  von  Kf.  trennen  lasse.  In  Großpolen  wird  heftig  geklagt, 
daß  der  kaiserliche  Hof  sich  fast  gar  nicht  um  Polen  kümmere.1) 

!)  Chwalkowski  berichtet  aus  Lublin  am  18.  Oktober  lt>78,  er  habe  sich  auf 
den  Wunsch  des  kaiserlichen  Residenten  nach  -Wien  begeben,  um  dort  von  der 
Absicht  des  Königs,  auf  dem  bevorstehenden  Reichstage  sein  absolutes  Regiment  zu 
begründen,  Bericht  zu  erstatten  und  die  Notwendigkeit,  diesem  Vorhaben  beizeiten 
vorzubauen,  vorzustellen.     Kr  habe  befunden,  daß  man  dort  dieses  novum  emergens 


Scultetus'  Sendung  nach  Großpolen.  197 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Posen 
30.  Juni/[10.  Juli]   1678. 

[Bemühungen  des  Hofes,  den  Adel  zu  beruhigen.  Gerede  über  die  Freilassung  Strauchs.] 

Er  ist  vor  vier  Tagen  hier  angelangt  und  hat  zwar  den  Adel  in  ziemlicher  10.  Juli 
Frequenz  vorgefunden,  von  den  Senatoren  aber  sind  noch  wenige  hier.  Mit  dem 
Woiwoden  von  Kr a kau  hat  er  bereits  etliche  Male  konferiert,  derselbe  aber  will 
vor  ihrer  Ankunft  zu  keinem  consilium  schreiten.  Wie  er  von  dem  Starosten 
von  Kosczan  vernimmt,  hat  der  Hof  auch  bereits  seine  emissarios  hier  und 
sucht  die  Leute  sicher  zu  machen.  Kopien  eines  Schreibens  Galecki's  an  den 
Woiwoden  von  Kaiisch  werden  herumgetragen,  in  denen  gemeldet  wird,  der 
Konig  hätte  sich  mit  dem  Marquis  de  Bethune  veruneinigt,  so  daß  dieser  nach 
Lemberg  hätte  zurückkehren  müssen,  der  König  hätte  nicht  nur  Patente  erteilt, 
die  zusammengezogenen  Völker  zu  dissipieren,  sondern  auch  die  nach  Ungarn 
bereits  übergegangenen  Polen  zurückgefordert,  und  er  suche  jetzt  Freundschaft 
mit  dem  Kaiser.  Diese  ausgesprengte  Freundschaft  des  Königs  mit  dem  Kaiser 
macht  den  Adel  so  sicher  und  freudig,  daß  viele  allen  wider  den  Hof  und  die 
französische  Faktion  gefaßten  Unwillen  fahren  lassen.  Er  hat  genug  zu  tun, 
ihnen  vorzustellen,  daß  dieses  nur  ein  simuliertes  Werk  sei,  um  sie  sicher  zu 
machen,  damit  sie  den  fucum  nicht  merkten,  bis  sie  in  den  Krieg  bereits  würden 
eingekochten  sein,  daß  Kf.  die  excuse,  es  seien  französische  und  nicht  polnische 
Völker,  die  in  Preußen  eingefallen,  nicht  gelten  lassen,  sondern  daß  er  am 
nächsten  und  bequemsten  Ort  revanche  suchen  werde.  Man  redet  dem  Adel 
durch  erkaufte  Personen  auch  ein,  daß  der  Kaiser,  um  Ruhe  in  Ungarn  zu  be- 
kommen, sich  in  die  preußische  Angelegenheit  nicht  mischen  werde,  und  man 
exaggeriert  auch  aufs  höchste  die  Loslassung  Strauchs.1)  Daß  diese  jetzt  auf 
das  Ersuchen  der  Danziger  Schuster  und  Schmiede  und  nicht  auf  die  Gesandt- 
schaft des  Königs  erfolgt  sei,  wird  als  eine  Beleidigung  gegen  diesen  ausgegeben, 
ja  bei  den  Jesuiten  und  auch  sonst  in  den  Kirchen  wird  von  den  Kanzeln  ge- 
schrieen, Kf.  fovierte  die  Unruhe  in  Danzig  und  hätte  ihn  deswegen  losgelassen. 

und  die  daraus  zu  befürchtenden  Folgen  sehr  beherzige  und  daher  einen  Extra- 
ordinargesandten  auf  den  Reichstag  zu  schicken  beabsichtige,  aber  dafür  halte,  daß 
der  Adel  auch  ohne  Zutun  der  Nachbaren  diesem  Nachteil  selbst  vorbeugen  müsse 
und  daß  man,  da  der  größte  Teil  der  Senatoren  darin  mit  dem  König  übereinstimme, 
kaum  etwas  dagegensetzen  können  und  nur  vergebens  den  König  irritieren  werde. 
Man  gedenke  daher,  das  Werk  mit  der  größten  Behutsamkeit  zu  traktieren,  und  es 
stehe  so  kaum  ein  Erfolg  zu  hoffen. 

')  Auch  der  kaiserliche  Resident  Zierunski  berichtet  an  Chwalkowski  aus 
Lemberg  1.  Juli  1678,  Strauchs  Freilassung  (s.  darüber  Hirsch  a.a.O.  S.  239  ff.) 
errege  bei  Hofe  großen  Unwillen  und  Argwohn.  Die  Forderung  an  den  Danziger 
Rat,  sich  zu  verpflichten,  falls  Strauch  exorbitiere,  ihn  wieder  an  Ort  und  Stelle 
xu  liefern,  zeige,  daß  man  praetensiones  an  die  Stadt  machen  wolle,  oder  aber 
Strauch  müßte  gut  kurfürstlich  geworden  sein,  den  Pöbel  mit  dem  Rat  aussöhnen  und 
die  Stadt  dem  Kf.  in  die  Hände  spielen  wollen,  auch  Bethune  schüre  diesen  Argwohn. 


198  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Alles,  was  er  dagegen  vorstellt,  verfangt  zwar  bei  etlichen,  bei  den  meisten 
aber  prädominiert* fa vor  religionis.  Er  wird  sich  aber  doch  bemühen,  durch  die 
Wohlgesinnten,  wenn  deren  nur  mehr  sich  eingefunden  haben,  diese  Skrupel  zu 
benehmen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
15.  Juli  1678.1) 

[Konferenz  mit  dem  Abgesandten  Pacs.     Umtriebe  Akakia's  in  Kurland.] 

15.  Juli  Der  litauische  G.Feldherr  hat  einen  vertrauten  Kavalier  Dorohuwitz 

mit  Kreditiven  an  den  Statthalter  und  an  ihn  hergeschickt.  Derselbe  übergab 
bei  der  Konferenz  ein  Memorial  folgenden  Inhalts:  Da  die  zu  Oletzko  ver- 
sprochene Deklaration  ausgeblieben  und  die  Gefahr  täglich  zunehme,  hätte  sich 
der  G.  Feldherr  zu  dieser  Schickung  resolvieren  müssen.  Die  Abdankung  und 
Zahlungskommission  sei  zwar  bis  auf  den  12.  November  verlegt  worden  und  bis 
dahin  bleibe  die  Armee  u nabgedankt,  es  müßte  aber  bis  dahin  Unterhalt  geschafft 
werden,  weil  es  nicht  an  solchen  mangelte,  welche  sie  zu  debauchieren  trachteten, 
um  sich  derselben  zu  ihrem  Willen  und  Vorhaben  zu  bedienen.  Abgeordnete 
der  Armee  seien  zum  König  gereist,  sie  gedächten  in  drei  Wochen  wieder- 
zukommen, gegen  dieselbe  Zeit  müßte  man  wissen,  woran  man  sei,  da  das  Gegen- 
teil nicht  feire,  den  Ruin  der  guten  Partei  zu  betreiben. 

Akakia2)  habe  sehr  inständig  und  heftig  bei  dem  Herzog  von  Kurland 
wegen  Gestattung  des  Durchzuges  für  die  schwedischen  Völker  gehandelt  nnd 
versprochen,  mit  dem  ehesten  einen  königl.  Konsens  deswegen  einzuschicken, 
solle  auch  seitdem  dem  jungen  und  dem  alten  Herzog  geschrieben  haben,  daß 
er  solchen  bereits  erhalten.  Der  Feldherr  hat  dagegen  beide  Herren  zur  Stand- 
haftigkeit  ermahnt  und  rät  auch,  Kf.  möchte  je  eher,  je  lieber  desgleichen  tun. 
Die  französische  Faktion  dringe  in  den  König,  aufs  eheste  nach  Litauen  zu  gehen, 
dort  die  Abdankung  der  Armee  zu  befördern  und  dieselbe  in  schwedischen  Dienst 
zu  bringen,  dies  könne  nur  durch  Heischaffung  nötiger  Mittel  hintertrieben  werden. 
Der  Abgeordnete  verlangt  den  Landgrafen3)  zu  sprechen,  welcher  heute 
hier  erwartet  wird,  vielleicht  um  abzumahnen,  daß  nicht  alle  Völker  auf  einmal 
abgeführt  werden.  Was  für  ein  Expediens  wegen  der  in  Ragnit  liegenden  Gelder 
gefunden  worden,  wird  der  Statthalter  berichten.4) 

!)  Zum  großen  Teil  in  Ziffern. 

2)  S.  oben  S.  1511. 

')  Landgraf  Friedrich  von  Hessen -Homburg,  Befehlshaber  der  von  dem 
Kf.  nach  Preußen  geschickten  Truppen,  welcher  aber  jetzt  Befehl  erhalten  hatte, 
mit  dem  größten  Teil  derselben  wieder  von  dort  fortzuziehen.  S.  Hirsch,  Der 
Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  IM. 

4)  v.  Hov.  mahnt  am  26.  Juli  wieder,  Pac  schleunigst  wenigstens  10000  Rtlr. 
zu  schicken,  man  drohe  demselben  mit  Abnahme  der  Mohilewschen  Ökonomie,  trotzdem 
versichere  er,  standhaft  bleiben  zu  wollen,  aber  er  müsse  Zuschub  haben. 


Verhandlungen  mit  Pac  und  Krasinski.  199 

Johann  Henrich  Berrenhauer  an  den  Kurfürsten. 
D.  Neidenburg  16.  Juli  1678. 

[Günstige  Anerbietungen  Krasinski's.] 

Auf  den  ihm  durch  den  Geh.  Rat  v.  Blumenthal  mitgeteilten  Befehl  hat  16.  Juli 
er  sich  nach  seiner  Ankunft  in  Preußen  nach  Plocko  zu  dem  Generalwoiwoden 
des  Herzogtums  Mazau,  Grafen  Krasinski,1)  welcher  mit  der  Tochter  des 
preußischen  Hofmarschalls  v.  d.  Goltz  vermählt  ist,  begeben  und  hat  ihm  des 
Kf.  Meinung  wegen  Entfernung  der  Bethunischen  Regimenter  aus  den  preußischen 
Grenzen  mitgeteilt,  wozu  sich  zwar  der  K.  Referendar  Krasinski2)  anerboten, 
der  aber  nur  durch  diesen  seinen  Vetter,  dem  der  Adel  des  ganzen  Herzogtums 
folgen  muß,  es  ausfuhren  kann.  Derselbe  hat  in  seinem  Beisein  die  Kastellane, 
Landkammerherren  des  Herzogtums  und  diejenigen  officiales,  welche  der  teutschen 
Partei  wohl  beigetan  sind,  auf  den  20.  zu  einer  Beratung  berufen,  auch  an  den 
Reichsfeldherrn  Fürsten  Demetrius  Wieszneviecki  geschrieben,  ihm  Bethune?s 
Prozedur  entdeckt  und  ihm  vorgestellt,  daß,  da  der  Frieden  mit  den  Türken 
zweifelhaft  sei,  die  Republik  die  Völker  nötig  haben  würde  und  er  also  Univer- 
salien ergehen  lassen  möchte,  damit  die  Führer  den  Adel  zusammenziehen  und 
solche,  einer  fremden  Nation  zu  gut  geworbenen  Völker  gefänglich  einziehen 
möchten,  sonst  werde  er,  als  der  nächste  Woiwode  an  der  preußischen  Grenze, 
es  tun  müssen. 

Er  bittet  Kf.,  an  den  Woiwoden  zu  schreiben,')  ihm  für  seine  Bereitwillig- 
keit zu  danken  und  ihm  das  versprochene  Rekompens  zukommen  zu  lassen. 
Kf.  wird  wohltun,  ihn  zu  karessieren,  denn  er  hat  zehn  Kastellane,  zehn 
Landkammerherren  und  eben  soviel  Starosten  unter  seinem  Kommando,  und  auf 
dem  Reichstage  hängen  20  Landboten  von  ihm  ab. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cüstrin 
22.  Juli/[1.  August]  1678. 

[Mitteilungen  Grzymultowski's  und  Breza's  über  die  Absichten  des  Hofes.  Verabredung 

mit  den  Anhängern  in  Großpolen.     Geheimer  Auftrag  des  Abtes  von  Biesen  infolge 

eines  Schreibens  Niemyricz's  an  den  König.] 

Der  Kastellan  von  Posen  hat  ihn  versichert,  der  Hof  habe  consilia  mutiert,  i.  Aug. 
es  werde  zu  keiner  Ruptur  mit  Kf.  kommen,  er  werde,  da  er  die  pacta  be- 
schworen, solches  auch  nicht  zugeben.    Breza,  dem  er  dieses  mitgeteilt,  meint, 

*)  Albrecht  Krasinski. 
*)  Johann  Krasinski. 

*)  Ein  solches  Dankschreiben  an  denselben  richtet  Kf.  d.  Wolgast  27.  August/ 
[6.  September]  1678. 


200  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

darin  sei  ihm  wohl  zu  glauben,  auch  er  hätte  von  einem  Konfidenten  in  des 
Königs  Kammer  Nachricht,  daß  der  König,  nachdem  er  gesehen,  daß  die  Feld- 
herrn sich  seiner  Intention  widersetzt  und  daß  er  sich  bei  dem  Adel,  besonders 
in  Großpolen,  in  großen  Haß  und  Gefahr  stürzen  würde,  dem  französischen 
Gesandten  erklärt  habe,  er  hätte  alle  zu  seiner  Intention  dienenden  Mittel  an- 
gewandt, hätte  aber  nicht  durchdringen  können;  um  Schweden  einigermaßen  zu 
helfen,  wollte  er  geschehen  lassen,  daß  die  in  Preußen  stehenden  Trappen  ein- 
geschifft und  nach  Schonen  oder  Pommern  geführt  würden.  Bolieu  habe  heim- 
lich Ordre  erhalten,  dieses  auszuführen,  die  Soldaten  aber  hätten  davon  Wind 
bekommen  und  liefen  häufig  weg,  auch  er  (Breza)  habe  unterwegs  verschiedene 
solche,  Offiziere  und  Gemeine,  getroffen.  Der  französische  Gesandte  sei  sehr 
unzufrieden  damit.  Der  König  scheine  jetzt  Freundschaft  mit  dem  Hause  öster 
reich  zu  suchen,  um  dadurch  seinen  Prinzen  zur  Sukzession  zu  bringen.1)  Nach 
erfolgtem  Frieden  in  Deutschland  werde  er  sich  auch  wohl  mit  Kf.  in  ein  besseres 
Vernehmen  zu  setzen  suchen,  vorläufig  sei  er  noch  zu  sehr  mit  Frankreich  nnd 
Schweden  engagiert,  er  hoffe  auch  zuvor  von  Kf.  eine  Summe  Geldes  oder  die 
Verschreibung  auf  Elbing  herauszubekommen.  Kf.  aber  möchte  sich  wohl  vor- 
sehen und  sich  die  Nachbarschaft  des  Prinzen,  welchen  der  König  dort  zu  stabi- 
lieren  suche,  verdächtig  sein  lassen. 

Er  hat  daher  Anlaß  genommen,  verschiedenen  von  den  vornehmsten  ans 
dem  Adel  vorzustellen,  wie  nachteilig  für  die  polnische  Freiheit  es  sei,  daß  dem 
König  den  Reichskonstitutionen  zuwider  gestattet  würde,  soviel  eigene  Güter 
und  feste  Plätze,  besonders  in  Preußen,  zu  kaufen'-)  und  erblich  zu  besitzen. 
Bei  einer  darüber  bei  dem  Woiwoden  von  Krakau  abgehaltenenen  Beratung  ist 
auf  seinen  Vorschlag  beschlossen  worden,  die  Sache  auf  dem  Seymik  zu  Schroda 
vorzubringen  und  deswegen  die  Landboten  zu  instruieren.  Der  Woiwode  von 
Krakau  erbot  sich  auch,  an  den  Bischof  von  Krakau  deswegen  zu  schreiben, 
der  werde  hoffentlich  daraus  Gelegenheit  nehmen,  diese  Materie  auf  den  Sey- 
miken  in  Kleinpolen  vorzubringen,  dann  werde  der  Haß  des  Hofes  nicht  bloß 
auf  die  Großpolen  fallen  und  dennoch  die  alten  Konstitutionen  reassumiert  werden 
können. 

!)  Chwalkowski  berichtet  uns  Warschau  7.  Juni  H>78:  „Daß  I.  K.  M.  die 
Substitution  Ihres  Sohnes  werkstellig  zu  machen  gedenken,  ist  nunmehr  außer  allen 
Zweifel  zu  setzen  und  hat  sicli  dieser  Ta<;e  einer  der  Vornehmsten  von  der 
französischen  Faktion  verlauten  lassen,  welchergestalt  I.  K.  M.  eben  aus  diesem 
Absehen  dem  Hause  Oesterreich  liehkoscte,  umb  in  diesem  Ihrem  Vorhaben  von 
selbiger  Seite  nicht  verhindert  zu  werden,  denn  S*".  C'hf.  1).  wären  Sie  deßhalb  schon 
versichert  iSelbiger  ist  auch  der  Gedanken,  man  würde  wohl  gar  eine  Heirat  zwischen 
I.  K.  M.  Sohn  und  der  kaiserlichen  Prinzessin  vorschlagen." 

a)  Chwalkowski  hatte  am  4.  Mai  KI78  berichtet,  der  Konig  kaufe  jetzt  die 
schönen  Firleischen  Güter,  darunter  auch  die  zwischen  Lublin  und  Sendomir  gelegene 
Festung  Czemerniki,  so  daß  er  jetzt  drei  Festungen  mit  ihrer  Besatzung  habe,  in 
Preußen  Putzig,  in  meditullio  regni  Czemerniki  und  auf  den  reußischen  Grenzen 
Zloczow    man  könne  also  seine  Intention  leicht  absehen. 


Die  Absichten  des  Königs,  sein  Auftrag  an  Opalinski.  201 

Auf  die  Kunde,  daß  auch  der  nominierte  Bischof  von  Posen  und  Abt  von 
Biesen1)  angekommen  sei,  hat  er  denselben,  nm  ihn  zu  sondieren,  besucht  und 
ihm  mitgeteilt,  daß  die  für  ihn  bestimmte  Chaise  bereit  stände.  Darüber  zeigte 
er  sich  sehr  erfreut  und  er  wurde  so  offenherzig,  daß  er  ihm  in  Konfidenz  er- 
öffnete, was  für  eine  Kommission  ihm  der  König  an  XL  aufgetragen  habe.  Er 
zeigte  ihm  ein  eigenhändiges  Schreiben  desselben,  in  welchem  ihm  der  König 
mitteilte,  er  habe  ein  Schreiben  des  Generals  Niemeritz*)  aus  Berlin  erhalten, 
in  welchem  ihn  dieser  im  Auftrage  des  Kf.  vor  Verrätern  gewarnt  habe,  es 
wären  Malkontenten,  welche  nicht  allein  Unruhen  in  der  Krone  anzurichten 
suchten,  sondern  ihm  nach  dem  Leben  trachteteten  und  zu  dem  Ende  Protektion 
in  des  Kf.  Landen  suchten,  was  man  ihnen  aber  abgeschlagen  habe.  Der  König 
zweifle  aber,  ob  dieses  wirklich  so  sei  oder  ob  nicht  Niemeritz,  der  mit  dem 
brandenburgischen  Hofe  nicht  mehr  zufrieden  sein  sollte,  sich  durch  dergleichen 
Schreiben  und  Enthüllungen  bei  ihm  wieder  zu  insinuieren  suche.  Er  hätte  ihn 
daher  beauftragt,  die  Sache  mit  Galecki  zu  überlegen,  Niemeritz  zu  sich  zu 
fordern  und  zu  examinieren,  und  falls  derselbe  beständig  bliebe  und  in  seinen 
Reden  nicht  variierte,  sich  zu  dem  Kf.  zu  begeben  und  hinter  den  Grund  zu 
kommen  zu  suchen.  Er  sollte  nach  Beschaffenheit  der  Sache  dem  Kf.  zu  ver- 
stehen geben,  daß  der  König  in  keine  vertraute  Freundschaft  sich  mit  ihm  ein- 
lassen könnte,  wenn  er  ihm  nicht  die  Namen  der  Betreffenden  mitteilte. 

Er  hat  sich  bemüht,  um  zuvor  dem  Kf.  Nachricht  hiervon  geben  zu  können, 
den  Abt  zu  persuadieren,  seine  Reise  aufzuschieben  und  sich  erst  von  allem 
recht  zu  informieren,  dem  Ansehen  nach  will  er  das  auch  tun.  Der  Woiwode 
von  Krakau,  auch  sein  eigener  Bruder,  der  Kastellan  von  Posen,  noch  weniger 
Breza  und  Kricki  hatten  Kunde  davon,  daß  er  eine  solche  Kommission  be- 
kommen, und  rieten,  Kf.  möchte  die  Zusammenkunft  mit  dem  Bischof  zu  dekli- 
nieren suchen,  denn  der  Hof  würde  dadurch  nur  bei  dem  Adel  Argwohn  erregen, 
daß  Kf.  mit  dem  Könige  gut  stände  und  sie  wegen  der  Völker  in  Preußen  und 
anderer  heimlicher  Vornahmen  des  Königs  nichts  mehr  zu  besorgen  hätten,  der 
Bischof  sei  ganz  unzuverlässig,  und  welche  Antwort  Kf.  ihm  auch  erteilen  würde, 
der  Hof  würde  sie  zu  seinem  Vorteil  zu  gebrauchen  wissen  und  die  Sache  auf  dem 
Seymik  zu  Schroda  durch  den  Bischof  so  darstellen  lassen,  daß  die,  welche  bisher 
die  Partei  des  Kaisers  und  des  Kf.  gehalten,  bei  der  Republik  in  Verdacht  gebracht 
und  die  Gemüter  scheu  gemacht  und  von  Kf.  alieniert  würden.  Kf.  möchte 
daher  den  Bischof  wissen  lassen,  daß  er  ihn  jetzt  im  Lager  nicht  empfangen 
könnte,  sondern  es  bis  nach  Beendigung  der  Kampagne  verschieben  müßte. 

Er  hat  gestern  nach  seiner  Zurück kunft  dem  Bischof  die  Chaise  nach  Biesen 
geschickt  und  ihm  geschrieben,  Kf.  wäre  schon  vor  drei  Wochen  aufgebrochen, 
stände  im  Lager  unter  Greifswald  und  dort  herrschten  allerhand  Krankheiten.*) 

')  Johann  Opalinski  s.  oben  S.  133. 

*)  Stephan  Niemyricz,  U.  Kämmerer  von  Kiew. 

*)  Kf.  antwortet  (d.  Wolgast  26.  Juli/ 5.  August  1678),  Sc.  mochte  den  Bischof 
von  der  Reise  zu  ihm  abzubringen  suchen.  Dieser  hat  dieselbe  auch  wirklich  unter- 
lassen.     Nachdem  er    und    Galecki  mit   Niemyricz    zusammengekommen   waren, 


-Hfl  j\  JiffcL^Lvvv  ---id  ?'.■**■!.  l-7.>— 1<~:-. 

P.  S.  hr  Ixü  ssut  de».-  Kea^L-  de*  fciurii'.-S  uad  hucL  det  KwoBTanf 
Po*en  ergehe:.,  dtfc  NiexLr^tz  ■*::-.*  befr.rderi!;Z  um  jiolxiiBclieL  Eid*-  i 
finden  wird.  teJ*  w»;:erj  der  Kran  kr,-*::  ae«>  K-XjjW.  :*il*>  norb  wei  dk-  hä 
taioriurxi  am  Hole  jluj  zuwiaer  kii.d. 


Ifj^trurtio.  <jua  ad  Ji.  S.  Maj<--tat'-m  PoIouum:  >.  St-rennÄ- 

KJ«?':torali*  illiMri^miiJijj  d.  foiuittnu  de  Nie-mri*  dlruinit 

I>.  Wolltet   3.  13.  Aujru-t   1678.-) 

'J;j«r  d«rJ«j  Kf.  Z 'i  ;.'■:;»  an  «Mb  •*.',  MivUrÜ'JJj  :.'*./*  Cf»er  d*:."  K'j.JL'  l-frr«T«rt*-  XiriiAeBinj 
Kf*rijiid»i':hjiftJi'.'j"  'i*r-JLii'-ij;'  de*  Kf.  :.•*;•  mj  'i*r.»j  K-'nig.   Ker-htfertirutr  der  tc-x 

j.":TaJj«:!j«-rj    >•  jj  ritte. 

13.  Aug.  ha  der  König  zu  wi-sen  uijyjscht.  wer  diejenigen  Kien,   welche,  wk 

i  hm  du  rch  N  i  e  ru  r  i  c  z  hat  a  nzeig  *  n  1  a  -  *+n .  i  hm  Nach  stel  1  u  ngen  bereiten.*  » 
er  demselben  mitteilen,  er  kenne  hie  nicht,  er  wolle  ihm  aber  alles,  w» 
über  die  Sache  wN«e.  hekaunt  machen.  Vor  einigen  Monaten  sei  ihm  ein  I 
ohne  hat  um  und  l.ijterschrirt  zugekommen,  des  Inhalts,  der  König  sei  auf  Am 
der  französischen  und  schwedischen  Minister  ihm  feindlich  gesinnt  und  si 
nur  ein*;  Gelegenheit,  um  seine  Lande,  besonders  Preußen,  anzugreifen,  fe 
halie  dersHbe  vieles  gegen  die  Freiheit  und  Kühe  der  Kepuhlik  vor.  Um  di 
zu  verhindern.  *>olle  *•»  ihm  nicht  an  der  Hilfe  treuer  Menschen  fehlen,  i 
er  dieselben  nur  nachher  in  seinen  Schutz  nehmen  wolle.  Dieses  Schre 
wäre  dem  Kf.  verdächtig  Norgekornmen  und  er  hätte  e*»  nicht  weiter  beacl 
etwa  einen  Monat  spater  aber  hätte  er  ein  zweites  ziemlich  desselben  Inl 
erhalten,  nun.  nachdem  er  so  den  bösen  Willen  einiger  L'egen  den  König  erka 
hätte  er  e*  für  »eine  Pflicht  gehalten,  demselben  davon  Anzeige  zu  machen 
aber  aus  jenen  Krieji-n  die  beabsichtigte  Tat  und  die  l'rheber  nicht  zu  er« 
gewesen  wären,  hätte  er  nicht  selbst  schreiben,  sondern  durch  Niemricz 
davon  Mitteilung  in:*'"h«-ri  wollen.  Kr  hätte  damit  nur  beabsichtigt,  seine  Pf 
gegen  einen  ihm  befreundeten  Fürsten  zu  erfüllen,  und  er  hoffe,  daß  auch 
König  dieses  so  deuten  werde.  Kr  sehe  mit  Schmerz,  daß  der  König  sich  i 
ihn   beklag."?,   daß   er   von   ihm   verschiedenes  Unrecht   erlitten  habe.     Er  * 

M-tiirkteii  hie  diesen  allein  zu  Kf.  zurück,  I  Seide  schreiben  (d.  Klodzoviae  26.  Juli  1 
diiwni,  sie  hätten  alle  ihre  Aufträgt;  Nieinvricz  mitgeteilt,  sie.  würden  dort  an 
(irenze   walten,  um  durch   ihn   lie>,chei<|  zu  erhalten. 

')  S.  über  diese  ( iesaiidtvhait  Nie  in  yricz's   l'iifcndorf  1.  XVI,  §67  (S.  1: 
hat   Krediti\   für  N.   \s\   Wulgast    l./iJ.  August   167H  ausgestellt. 

'•';    fiber  die.i«  \ernch Körung  gegen  den  König  s.  Kethune's  Relationen 
'l\.  Juli,    1.  und   10.  Auginit   und   31.  Oktober   KITS   (Acta  bist.  V,  S.  108 ff.,  lä 


long  Xiemrycz's  tarn  Kdrigo. 


2i  i:; 


wohl,  daß  dieses  von  seinen  Feinden  herkomme,  versichere,  daß  er  den  König 
Immer  vor  nnd  nach  seiner  Wahl  hochgeschätzt,  gewünscht  habe,  mit  ihm  treue 
Freundschuft  zu  unterhalten,  nnd  nie  beabsichtigt  habe,  ihm  zu  schaden  oder 
gar  ihn  zu  beleidigen.  Bei  der  Königs  wähl  hatte  es  bei  ihm  gestanden,  die 
neub argische  und  lothringische  Partei  zu  einigen  und  so  die  Wahl  des  Königs 
zu  verhindern  oder  zu  erschweren,  daran  hätte  er  aber  auch  nicht  gedacht, 
vielmehr  die  Nachricht  von  seiner  Wahl  mit  der  grüßten  Freude  aufgenommen. 
Es  werde  ihm  vorgeworfen,  daß  er  die  Abmahnnngssch reiben !)  des  Königs  von 
Danemark  und  der  General  Staaten  an  den  König  veranlaßt  habe  nnd  durch 
seine  Emissäre  die  Großen  und  den  Adel  in  Polen  für  sich  zu  gewinnen  suche. 
Dazu  aber  sei  er  durch  die  Machinationen  seiner  Feinde,  welche  sich  bemüht 
haben,  ihn  mit  dem  Könige  in  Krieg  zu  verwickeln,  nnd  die  Gunst,  welche 
dieselben  am  königlichen  Hofe  gefunden  haben,  genötigt  worden.  Aus  den 
ajrfjgBfaageB&D  Briefen  Feuquiere's'J  gehe  hervor,  daß  dieselben  auch  jetzt 
beabsichtigen,  von  Schweden  und  Liefland  aus  Preußen  anzugreifen.  Er  aber 
habe  nur  daran  gedacht,  das  Bündnis  mit  dem  Könige  und  der  Republik  zu 
erhalten,  habe  alle  Mittel,  sich  zu  rächen  und  schützen,  die  sich  ihm  darboten, 
verschmäht  und  nur  solche  angewendet,  welche  den  deutlichsten  Beweis  seiner 
aufrichtigen  Freundschaft  gegen  den  Konig  und  die  Republik   liefern,   er  habe 

»die  Verwendung  seiner  Bundesgenossen  und  seiner  Freunde  in  Polen  in  Anspruch 
genommen.  Ebenso  stehe  es  mit  dem,  was  über  die  Freilassung  Strauchs  ver- 
breitet wird,1)  Schon  in  seiner  dem  königlichen  Gesandten  erteilten  Antwort*) 
habe  er  versprochen,  nach  der  Einnahme  von  Stettin  nnd  wenn  zum  Frieden 
Aussaht  sei,  denselben  freizulassen  und  er  habe  jetzt,  um  dem  Konig  gefallig 
zu  sein,  noch  vor  der  vorher  bestimmten  Zeit  dieses  Versprechen  erfüllt,  Er 
wünsche    nichts    mehr,    als  mit  dem    Konige  in   Freundschaft  zu  bleiben,   und 

I vertraue  der  Treue  und  Geschicklichkeit  Nimryci's,  daß  dieser  demselben  die 
nötigen  Mitteilungen  nnd  Vorstellungen  machen  werde.*) 
0  &  oben  S,  89,  117. 
*)  S.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  27, 
*)  S.  oben  S.  l$7, 
*}  &  oben  S.  174. 
*)  Kf.  teilt  (d,  Wolgast  8,/lS,  August  1678)  N.  die  ihm  von  dem  kaiserlichen 
ttdetttfia  Zieronski  ingegangene  Nachricht  mit,  der  litauische  Marschall  Polu- 
binski  habe  dem  König  angezeigt,  daß  der  G,  Feldherr  Pac  mit  dein  Kaiser,  dem 
Kf,  und  dem  Herzog  von  Kurland  eine  üffensrvallianz  gegen  den  König  und  dessen 
ganzes  Hans  gestiftet  habe,   daß  der  König   sich  zwar  nichts  merken  lasse,   aber  auf 
alle  Schritte  Pac's  genaue  Achtung  gebe.     Er  beauftragt  ihn,  bei  dem  König  solche 
,  Gerichte  "*  abzulehnen  und  ihn  zu  ersuchen,  denselben  keinen  (Hauben  iu  schenken. 

■  Am  23,  August/ 2,  September  teilt  er  ihm  mit,  was  Scultetus  von  seinem  Konfidenten, 
dem  Baron  Wolf,  gemeldet  worden,  ein  französischer  Kavalier  Ruvigny  sei  in 
Preußen  angelangt!  habe  die  dort  siehenden  Truppen  gemustert  und  sieb  beschwert, 
fei  dieselben,  obwohl  toh  seinem  König  6000  Mann  bezahlt  würden,  nicht  starker 
als  3000  seien.     Auch  ein  schwedischer  Offizier  sei  dort  angekommen  nnd  habe  sich 


204  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

St.  Niemyricz.    Relation  de  ma  negotiation  present  en  Pologne 

(s.  1.  et  d.). 

[Seine  Verhandlungen  mit  dem  Konig,  der  Königin  und  mit  Jablonowski.     Stimmung 

in  Klein-  und  Großpolen.     Abwendung  der  Konigin  von  Frankreich.     Die   beiden 

polnischen  Feldherren.    Anscheinend  günstiger  Erfolg  beim  Könige.] 

Nov.  1678  Auf  seine  Ansprache  antwortete  der  König,  welcher  sich  mit  ihm  ganx 

allein  in  seinem  Kabinett  befand,  nachdem  er  seine  Instruktion  ganz  durchgelesen 
hatte,  er  hoffe  nicht,  daß  Kf.  Grund  hätte  sich  über  ihn  zu  beklagen.  Er  sei 
sehr  erstaunt,  daß  die  Mäßigung,  die  er  gezeigt,  um  sich  seinen  anderen  Freunden 
nicht  ganz  verhaßt  zu  machen,  so  mißdeutet  werde,  daß  Kf.  sogar  seinen  guten 
Ruf  durch  Klagen  bei  anderen  Fürsten  verletze.  Wenn  er  die  Interessen  eines 
Freundes  mehr  als  die  des  anderen  hätte  befördern  wollen,  so  würde  es  ihm 
nicht  an  Mitteln  dazu  gefehlt  haben,  que  V.  Ser.  £1.  a  plus  grande  raison  d'estre 
contente  de  la  realite  des  affaires  que  les  autres  des  marques  et  grimaces  super- 
ficieles.  Nachdem  Kf.  ihm  jetzt  durch  seine  Mitteilungen  wahre  Zeichen  auf- 
richtiger Freundschaft  gegeben  habe,  wolle  er  seine  guten  Absichten  gegen  ihn 
verdoppeln,  Kf.  werde  dadurch  zufriedengestellt  werden  non  obstante  la  methode 
que  S.  Maj.  jugera  juste  de  se  servir  envers  ses  autres  amis  aussi  pour  ne  les 
desobliger  point.  Kr  bat  schließlich,  Kf.  möchte  genau  nachforschen  lassen, 
von  wo  jene  anonymen  Briefe  hergekommen  seien,  und  ihm  Nachricht  davon 
geben,  worauf  er  erwidert  hat,  das  wäre  nicht  mehr  nötig,  da  ja  der  König 
durch  andere  Briefe,  welche  er  hätte  auffangen  lassen,  schon  Kunde  von  der 
ganzen  Sache  hätte. 

Nachher  hat  er  auch  bei  der  Königin  Audienz  gehabt  und  derselben 
namens  des  Kf.  und  der  Kurfürstin  ein  Kompliment  gemacht.  Als  dieselbe  in 
dem  mit  ihm  geführten  Gespräch  auch  der  Interessen  ihrer  Nachkommenschaft 
erwähnte,  hat  er  erwidert,  über  diesen  Punkt  hätte  er  seitens  des  Kf.  keine 
Kommission,  sie  aber  seinerseits  versichert,  daß  in  dieser  Rücksicht  für  sie  und 
ihr  Haus  eine  aufrichtige  Freundschaft  mit  Kf.  und  dessen  Hause  notwendiger 
sei  als  mit  allen  anderen  Nachbaren,  da  sie  von  diesen  auf  keine  sichere  Unter- 
stützung rechnen  könnte,  weil  alle  die  Nachfolge  auf  dem  Thron  für  sich  selbst 
oder  für  noch  nähere  Verbündeten  suchten,  wahrend  Kf.,  da  er  und  sein  Haus 
nicht  katholisch  wären,  keinen  Anspruch  und  keine  Hoffnung  darauf  hätten  und 
nur  sich  bemühten,  ihrer  Sicherheit  halber  ihre  Freundschaft  zu  erhalten.  Die 
Königin  hat  ihm  dafür  gedankt,  daß  er  ihrem  Hause  so  wohlgesinnt  sei,  und 
ihn   dann  nach  der  Prinzessin  Radziwill1)   und   mit  wem   Kf.  sie  vermählen 

an  den  polnischen  Hof  hegeben,  um  nachzusuchen,  daß  ihm  diese  Truppen  gänzlich 
übergeben  würden,  damit  er  mit  ihnen  gegen  Kf.  agieren  konnte.  Auch  sollten 
einige  Bethuuische  Offiziere  sich  haben  verlauten  lassen,  daß  sie  nun,  nachdem  die 
brandenburgischen  Regimenter  Preußen  verlassen  hätten,  bald  hineinzukommen 
gedächten.  S.  über  das  letztere  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  37. 
')  S.  oben  S.  61)  f.,  103. 


Bericht  Niemirycz's.  205 

wolle,  gefragt  Er  hat  erwidert,  es  wären  viele  Bewerber,  unter  anderen  der 
Fürst  von  Kl  ecke,  Kf.  aber  überließe  die  Wahl  der  Prinzessin  selbst,  für  den 
Kurprinzen  sei  es  eine  zu  geringe  Partie,  woranf  sie  nicht  weiter  antwortete. 

Als  dann  die  Nachricht  vom  Marsch  der  Schweden  von  Liefland  nach 
Preußen  hier  ankam,  hat  er  mit  dem  König  davon  gesprochen  und  von  ihm 
namens  des  Kf.  verlangt,  er  sollte  remedier  ,a  cet  inconvenient.  Dessen  Antwort 
hat  er  7.  Oktober  von  Zolkiew  aas  dem  Kf.  gemeldet1)  and  ihm  auch  den  auf 
den  schwedischen  Marsch  bezüglichen  Brief  des  G.  Feldherm  Paz  an  den  König 
zugeschickt.  Obwohl  er  nicht  an  der  guten  Absicht  des  Königs  zweifelt,  hat 
er  sich  doch  der  Sicherheit  halber  nach  Lemberg  begeben,  nm  dort  mit  den 
beiden  polnischen  Feldherrn  darüber  zu  konferieren,  er  hat  aber  nur  den 
U.  Feldherrn  Jablonowski  dort  vorgefunden,  welcher  versicherte,  daß  er  es 
für  das  größte  Unglück  für  Polen  hielte,  wenn  den  Schweden  freier  Durchzug 
nach  Preußen  gestattet  würde,  und  daß  er  sich  dem  auf  das  äußerste  widersetzen 
würde.  Da  der  G.  Feldherr  nicht  so  bald  dort  zu  erwarten  war,  hat  er  ihm 
das  Schreiben  des  Kf.  durch  einen  seiner  Vertrauten  zugeschickt. 

Er  hat  sich  darauf  in  Jaworow  von  dem  Hofe  verabschiedet.*)  Beide 
Majestäten  beauftragten  ihn,  Kf.  ihrer  Zuneigung  zu  versichern,  und  dankten  für 
die  dem  Marquis  d'Arquien*)  erwiesenen  Ehren  und  Höflichkeiten. 

Auf  seiner  Reise  durch  Kleinpolen  hat  er  viele  Vornehme  und  den  größten 
Teil  des  Adels  dem  Kf.  wohlgesinnt  gefunden,  besonders  die  Reformierten, 
welche  in  ihrer  Bedrängnis  Kf.  bitten,  sich  ihrer  anzunehmen.  Auch  in  Groß- 
polen hat  er  viele  Verehrer  des  Kf.  gefunden,  er  hat  dort,  wie  in  Kleinpolen, 
viele  Streitigkeiten  geschlichtet  und  dabei  auch  immer  das  Interesse  des  Kf. 
gefordert. 

5./15.  November  in  Neuendorf  angekommen,  hat  er  sich  gewundert,  dort 
keine  Antwort  des  Kf.  auf  seine  Schreiben  an  denselben  und  an  Fuchs  zu 
finden,  er  bittet  um  Ordre,  wo  er  demselben  Bericht  erstatten  soll.  Dort  hat 
er  auch  ein  Schreiben  des  G.  Feldherrn  Wisniowiecki  zusammen  mit  einem 
solchen  an  Kf.  erhalten. 

Die  Königin  von  Polen  tat  so,  als  wenn  sie  in  ihrem  Eifer  für  Frankreich 
nachließe,4)  weil  sie  nicht  das  erhielte,  was  sie  für  ihre  Familie  begehre.  Sie 
erklärte  offen,  sie  wollte  die  kaiserliche  Partei  ergreifen,  und  zeigte  großen  Haß 
gegen  den  Marquis  de  Bethune. 

Der  G.  Feldherr  Wisniowiecki  besitzt  großes  Ansehen  im  ganzen  Lande, 
auch  beim  König.  Er  ist  weder  gut  österreichisch  noch  gut  französisch,  beide 
Parteien  klagen  über  ihn.  Der  U.  Feldherr  Jablonowski  ist  allgemein  beliebt, 
Offiziere,  Günstlinge  des  Hofes,  Adlige,  Soldaten,  alle  haben  ihm  gesagt,  im  Fall 

!)  Dieser  Bericht  befindet  sich  nicht  in  den  Akten. 

*)  Das  Rekreditiv  König  Johanns  für  ihn  ist  Jaworow  13.  Oktober  1678  ausgestellt. 

*)  Der  Vater  der  Königin,  der  damals  nach  Polen  gekommen  war.  S.  das  Tage- 
buch v.  Buchs,  herausgegeben  von  Hirsch,  II,  S.  105 f. 

4)  S.  Bethune's  Berichte  vom  27.  August  und  31.  Oktober  1678  (Acta  hist  V, 
S.  125,  155  f.). 


206  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

der  Thron  erledigt  werden  sollte,  werde  es  keine  Schwierigkeit  haben,  ihn  zun 
König  zn  wählen. 

Er  hat  sich  besonders  bemüht,  dem  König  von  Polen  auseinanderzusetzen, 
daß  die  Einigung  seiner  Interessen  mit  denen  des  Kf.  für  die  Erhaltung  seines 
Zepters,  den  Frieden  und  die  Ruhe  des  Reiches  und  für  die  Sukzession  seiner 
Nachkommen  die  vorteilhafteste  sei.  Er  glaubt,  damit  Erfolg  gehabt  zu  haben, 
doch  müßte  dem  König  durch  Hoverbeck  bemerkt  werden,  daß  der  Einfall  der 
schwedischen  Truppen  nicht  zusammenstimme  mit  dem  Kompliment,  welches  er 
dem  Kf.  in  seinem  Briefe  macht,  um  zu  sehen,  was  er  darauf  antworten  wird. 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.     D.  ex  castris  prope 
Stralesundiam  3./13.  Oktober  1678.    (Conc.  v.  Gladebeck.) 

[Bitte,  den  Einfall  der  Schweden  in  Preußen  abzuwehren,  Ankündigung,  daß  er  sonst 
zur  Verteidigung  des  Landes  herbeieilen  werde.     Ritte  um  Durchzug  für  seine  voraus- 
geschickten Truppen.] 

13.  Okt.  Relatum1)    Nobis,    missos    ad  Ducem    Curlandiae  a  Gabernatore 

Suecico  in  Livonia  Deputatos,  qui  transitum  militarem  per  Curlandiam 
in  Prussiam  nostram  Ducalera  sollicitarent,  nee  dubium  amplius,  copias 
istas  Suecicas,  quae  in  Livonia  hactenus  substiterunt,  invasionem  in 
Prussiam  tentaturas.  Quae  cum  ita  sint,  non  possumus  quin  R.  M.  Vestram 
ofliciosc  requiramus,  ut  pro  ea  qua  pollet  auetoritate  hostilia  haec  desti- 
nata  evertere  ac  Prussiao  securitatem,  cum  qua  inelytae  Reipublicae 
securitas  coniuneta,  regia  ope  ac  auxilio  Stabilire  sustineat.  Praestabit 
e<>  rem  non  tantum  aeterno,  quod  Nos  inter  est,  foederi  congraam  sed 
et  inelytae  Reipublicae  salutarem,  imo  qua  absque  nee  pax  nee  tran- 
(juillitas  in  optima  Republica  servari  poterit.  Nam  si  Sueci  invasionem 
istam  in  Prussiam  minis  toties  jaetatam  re  ipsa  tandem  efiicere  laborent, 
decretum  Nobis,  cum  Deo  auxiliante  post  Konigsmarckium  fusum 
fugatumque  et  intra  moenia  urbis  Stralsundensis  inclusum  hie  fere 
debellatum  sit,  cum  exercitu  nostro  ad  defensionem  nostrorum  in  Prussiam 
properare,  vim  vi  repellere  et  quiequid  licita  Nobis  vindieta  ac  belli  jus 
suadebunt,  periieere.  Quam  in  rem  etiam  partem  copiarum  nostrarum 
Vistulam  versus  praemisimus,  ut  necessitate  urgente  Nostris  cito  adesse 
possint,  a  R.  M.  Vestra  ofüciose  contendentes,  ut  innoxium  illis  transitum 

«)  S.  Hirsch,   Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  31). 


Verlangen  an  den  König,  den  schwedischen  Einfall  in  Preußen  abzuwenden.     207 

et  ex  pactorum  et  ex  vicinitatis  legibus  concedere  Ulis  sustineat.  Sed 
adhuc  spes  certa  nos  habet  fore,  ut  R.  M.  Vestra  minaces  has  e  Livonia 
procellas  regia  sua  discutiat  auctoritate,  namque  nos  certo  scimus,  Suecos 
prohibente  R.  M.  Vestra  nihil  quicquam  turbaturos.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Wrangeisburg 
27.  Oktober/[6.  November]   1678. 

[Befehl,  sich  zum  Konig  von  Polen  zu  begeben  und  ihn  zu  überreden,   den  Angriff 

der  Schweden  gegen  Preußen  zu  verhindern.    Anerbieten,  die  Nachfolge  seines  Sohnes 

auf  den  Thron  zu  befördern.     Sendung  des  Scultetus  nach  Großpolen.] 

Da  bei  jetziger  Zeit  und  bei  kontinuierendem  Gerücht  vom  Anmarsch  der  6.  Nov. 
lief  ländischen  Trnppen  nach  Prenßen  die  Anwesenheit  eines  seiner  Minister  am 
polnischen  Hofe  erforderlich  ist,  so  soll  H.  sich  dorthin  begeben.  Ihn  mit  einer 
besonderen  Instruktion  zu  versehen,  erscheint  nicht  nötig,  da  ihm  die  Angelegen- 
heiten des  Kf.  zur  Genüge  bekannt  sind.  Die  vornehmste  Aufgabe  seiner 
Negotiation  ist,  den  König  dahin  zu  persuadieren,  daß  er  den  Marsch  der  lief- 
ländischen  Truppen  nach  Preußen  verhindere  und  sich  des  Werks  mit  Nachdruck 
annehme,  besonders  auch  verhüte,  daß  die  Truppen,  welche  bei  Danzig  gestanden, 
zu  den  lief  ländischen  stoßen.  Ein  besonderes  Argument  dazu  geben  die  unbe- 
sonnenen Reden,1)  welche  der  schwedische  Gesandte  Oxenstiern  in  Nim  wegen 
öffentlich  zu  dem  Bischof  von  Gurk  und  Beverning  geführt  hat,  daß  nämlich 
die  lief  ländische  Armee  nicht  als  eine  schwedische,  sondern  als  des  Königs  von 
Polen  Armee  nach  Preußen  kommen  werde,  daß  der  König  von  Polen  sich 
absolut  und  das  Reich  erblich  zn  machen  suche  und,  um  dieses  zu  erreichen, 
sein  vornehmstes  Absehen  auf  Preußen  gerichtet  habe,  wie  aus  den  beikommenden 
Berichten  Bl aspeil s  und  Meindcrs1  zu  ersehen  ist.  Er  soll  dem  König  im 
Vertrauen  davon  Mitteilung  machen,  ihm  versichern,  daß  Kf.  mit  ihm  in  gutem 
Vernehmen  zu  stehen  wünsche,  und  daß  dieses  an  ihm  allein  hafte,  falls  er 
Dämlich  das  prästiere,  wozu  ihn  die  pacta  Bidgostiensia  sowie  sein  und  der 
Republik  Interesse  ohnedem  verpflichten,  nämlich  die  liefländischen  Truppen 
von  Preußen  fern  zu  halten  und  zu  verhüten,  daß  die  bei  Danzig  stehenden 
etwas  gegen  ihn  vornähmen. 

Ihr2)  könnet  dabei  nebst  Vorstellunge  anderer  Advantagen,  so  I.  May. 
von  unser  Freundschaft  zu  gewarten  hätten,  unter  der  Hand  anzeigen, 
daß   wir  nicht  ungeneigt  sein  würden    zur   Dankbarkeit    alle    mögliche 


')  S.  Urk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  6G3. 
2)  Das  Folgende  in  Ziffern. 


208  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Beforderunge  zu  thuen,  daß  I.  K.  May.  ältester  Prinz  hiernächst 
Krone  käme.  Jedoch  geben  wir  diesen  Punkt  lediglich  Euer  beiwohnen 
Prudenz  anheimb,  damit  er  nicht  eher  auf  die  Bahne  gebracht  we 
als  wann  Ihr  sehet,  daß  man  es  gut  und  aufrichtig  mit  ans  mei 
und  zwar  mit  solcher  Behutsamkeit,  daß  solches  nicht  bei  der  Kepul 
eclatire  und  bei  derselben  wider  uns  Unwillen  verursache.  — 
7.  Nov.  P.  S.    28.  Oktober/ [7.  November]  1678.    Er  soll  sich  je  eher  je  lieber 

die  Reise  machen.  Scultetus  ist  angewiesen,  sich  auf  das  concilium  p 
comitiale  nach  Posen  zu  begeben  und  dort  alles  mündlich  abzulegen.  Sollto 
für  dienlich  erachten,  daß  derselbe  auch  dort  von  den  Reden  Oxenstie 
Mitteilung  mache,  so  soll  er  ihn  deswegen  instruieren. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
15.  November  1678. 

[Auf  das  Reskript  vom  27.  Oktober.    Seine  Reise  nach  Polen.     Das  Anerbieten 

Kf.  an  den  König.] 

15.  Nov.  Da  er  mit  der  Post  hiebe r  gekommen  ist,    um  die  Konferenz   mit  c 

Deputierten  des  litauischen  G.  Fcldberrn  nicht  zu  versäumen,  und  jetzt  hier  k 
Fuhrwerk  auftreiben  kann,  so  wird  er,  falls  ihm  nicht  der  Statthalter  zu  ei 
Chaise  verhelfen  kann,  seine  Reise  zum  König  über  Höllenstein  machen  müsse; 
Das  Anerbieten  des  Kf.  an  den  König  ist  wohl  so  beschaffen,  daß  es 
französischen  Machinationen  kräftig  hintertreiben  könnte,  aber  es  maß  da 
sehr  behutsam  verfahren  werden,  weil  verschiedene  von  den  Vornehmsten 
sich  selbst  ihr  Absehen  auf  die  Krone  haben.  Er  hat  schon  früher  dem  Köi 
und  der  Königin  zu  verstehen  gegeben,  daß  Kf.,  wenn  der  König  das  Inten 
des  Kurprinzen  einkassieren  wollte,  dagegen  die  Vormundschaft  der  königlic 
Prinzen  zu  übernehmen  geneigt  sei,  was  nicht  übel  gefallen  hat.  Jetzt  könnt 
wohl  zu  verstehen  geben,  daß,  falls  man  sich  der  französischen  und  schwedisc 
Interessen  entschlafen  oder  nur  unparteiisch  erzeigen  wollte,  die  sämtlic 
Alliierten  die  Interessen  des  Königs  mit  Krnst  ergreifen  wollten. 

Das  beste  ist,  daß  Kf.  durch  seine  Heldentaten  allen  Negotiationen,  wel 
der  Hof  zu  eludieren  sucht,  einen  mächtigen  Nachdruck  gibt.  Ks  wird  vornehm 
darauf  ankommen,  daß  Kf.  den  Secours  aufs  schleunigste  fortmarschieren  1; 

l)  H.  hat  doch  die  Reis«*  von  Königsberg  aus  angetreten,  seine  Abreise  t 
wurde  durch  Krankheit  einige  Tage  verzögert.  Am  *28.  November  schreibt  er 
Rhein  aus  an  Kf.  und  rät,  wenigstens  noch  vor  lirginn  des  Reichstages  dem  G.  F 
herrn  Pac  die  eingewechselten  Dukaten  einhändigen  zu  lassen,  um  sich  der  Pa 
desselben  um  so  mehr  zu  versichern,  wi-iin  es  auf  dein  Reichstage  zum  Losdrüc 
kommen  sollte.  Kr  wünscht,  aurh,  daß  »Scultftus  auf  den  Reichstag  komme,  a 
nicht  mit  lue  reu  11  finden. 


Neue  Aufforderung  an  den  König,  den  Einfall  der  Schweden  abzuhalten.    209 

Der  Kurfilrst  an  den  König  von  Polen.     D.  Gryphiswaldiae 
8./18.  November  1678.     (Conc.  v.  Gladebeck.) 

[Erneute  Aufforderung,  den  Einfall  der  Schweden  in  Preußen  zu  verhüten.] 

Anzeige  der  Eroberung  von  Rügen,  Stralsund  und  Greifswald.  18.  Not. 

Ceterum  cum  undique  afferatur,  Suecicas  istas  copias,  quae  in  Livonia 
huc  osque  haeserunt,  iter  säum  per  Curlandiae  ac  Samogitiae  iines  versus 
Prussiam  continuare,  ut  irruptionem  ibi  moliantur  seque  copiis  istis,  quae 
hactenus  sub  Reg.1*  Maj.08  V.*6  auspiciis  circa  Gedanum  stativa  habuerunt, 
jungant,  non  possumus,  quin  iterum  iterumque  a  Reg.*  Maj.*  V.*  officiose 
et  ex  foederis  aeterni,  vicinitatis  ac  amicitiae  legibus  contendamus,  ut 
infaustis  hisce  Suecorum  molitionibus  non  tarn  in  nostram  quam  inclytae 
Reipublicae  perniciem  tendentibus  opponere  sese  eosque  transitu  per 
Reipublicae  fines  in  terras  nostras  prohibere  sustineat,  id  quod  Reg.*6  Maj.u 
V.*6  adeo  factu  facile  est,  ut  si  id  velle  saltem  serio  significet,  Sueci  ne 
pedem  quidem  ultra  sint  prolaturi.  Equidem  quae  sint  hac  de  re  universi 
terrarum  orbis  judicia  non  vereremur  Reg.*6  Maj.u  V.*6  exponere,  nisi 
Eidem  per  innatam  et  usu  rerum  confirmatam  prudentiam  satis  superque 
cognita  essent.  Nee  vires  nobis  post  Pomeraniam  debellatam  Suecosque 
e  tota  Germania  eliminatos  desunt,  quas  irruenti  opponamus  hosti,  sed 
cum  id  sine  Reipublicae  incommodö  fieri  nequeat,  inprimis  si  in  Prussia  res 
turbarentur,  optaremus  sane,  ut  Reg.*  Maj.te  V.*  annitente  et  saltem  id, 
quod  sacra  foederum  jura  praescribunt,  praestante,  turbae  istae  a  Prussiae 
finibus  arcerentur  omniaque  ibi  tranquilla  ac  pacata,  ut  hactenus,  ita  et 
in  posterum  manerent.  Quod  si  nihilominus  Sueci  in  Prussiam  irrumpere 
pergant,  testatum  hisce  volumus,  eulpam  omnis  damni  inde  emergentis 
non  nobis,  qui  inviti  sane  ac  lacessiti  in  illam  arenam  descendimus,  sed 
illis  ipsis  turbarum  authoribus  imputandam  esse.  — 


Michael  Pac,  litauischer  G.  Feldherr,  an  den  Kurfürsten. 
D.  ex  castris  nostris  versus  Gordony  27.  November  1678. 

[Seine  vergeblichen  Bemühungen,  deu  Einfall  der  Schweden  abzuwenden,  seine  Maß- 
regeln gegen  dieselben.    Rat,  Kf.  möchte  personlich  nach  Preußen  kommen.  Zusendung 
aufgefangener  Briefe  Horns.] 

Schon  vergangenen  Winter  sollte  das  schwedische  Dessein  zur  Ausführung  27.  Nov. 
gebracht  werden,  damals  aber  ist  es  durch  znreichende  Mittel  vereitelt  worden.1) 


>)  S.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  31. 
Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  14 


210  .  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Auch  dieses  Mal  hat  er,1)  um  es  abzuwenden,  nichts  unversucht  gelassen,  e 
hat  den  Herzog  von  Kurland  ermahnt,  sich  zu  widersetzen,  den  Adel  ii 
Samaiten  und  den  benachbarten  Distrikten  erinnert,  sich  in  Bereitschaft  zu  halten 
auch  an  den  König  sich  deswegen  mehrmals  gewendet,  der  ihm  aber  zur  Antwoi 
geschrieben,  hierunter  sei  keine  Gefahr  zu  besorgen.  Auch  seine  Schreiben  un 
Abschickungen  an  Hörn  hatten  nur  den  Zweck,  dieses  Ungewitter  abzuwendei 
dazu  hat  er  auch  seine  Armee  sich  jener  Gegend  nähern  und  den  Feind  bestfindi 
zwacken  und  ihm  den  Kauf  von  Lebensmitteln  verwehren  lassen.  Seine  gut 
Absicht  ist  aber  durch  viele  Hinderungen  gestört  worden.  Der  Herzog  vo: 
Kurland  hat  der  schwedischen  Armee  den  Durchzug  gestattet  und  Proviai 
gegeben,  der  samai tische  Adel  findet  sich  in  geringer  Zahl  ein,  ebenso  der  an 
den  benachbarten  Gegenden,  seine  eigene  Armee  ist  nicht  stark,  da  auf  de 
Königs  Befehl  ein  Teil  derselben  in  Podolien  wider  die  tatarischen  Einfalle  hi 
zurückbleiben  müssen.  Es  ist  auch  sehr  wenig  vorteilhaft,  daß  Oberst  Hohen 
dorf  seinen  Rat,  1000 — 2000  Reiter  diesseit  der  Memel  zu  schicken,  nict 
befolgt  hat,  seine  Absicht  war  nämlich  gewesen,  daß  unter  dem  Vorwand  dt 
preußischen  Heeres  seine  Soldaten  ihre  gewohnte  Geschicklichkeit  zeigen  solltei 
So  hat  der  Feind  sich  auf  seine  Macht  verlassen  und  ist  über  seine  Grenzen  nn 
in  des  Kf.  Lande  gegangen,  doch  hat  er3)  von  seiner  Armee  Ungemach  genu 
erlitten,  indem  er  alle  Augenblick  überfallen,  ihm  der  Proviant  weggenommei 
seine  Soldaten  erschlagen  und  gefangen  werden,  viele  fliehen  vor  Hnnger  anc 
zu  ihm. 

Er  hofft,  daß  auch  hier  die  gerechte  Sache  des  Kf.  siegen  wird.  Ein 
gute  starke  Armee  vermag  zwar  viel,  aber  die  Gegenwart  des  Fürsten  vermi 
am  allermeisten.  Er  hört,  daß  in  Preußen  schon  viele  verzweifeln,  und  daß  di 
Schweden  triumphieren,  daher  wünscht  er,  daß  Kf.  möglichst  bald  nach  Preuße 
kommen  möge. 

Er  teilt  aufgefangene  Briefe3)  mit,  bittet  vorläufig  um  Geheimhaltung. 

»)  S.  Hirsch,   Der  Wiuterfeldzug  in  Preußen,  S.  42. 

*)  S.  ebendaselbst  S.  53. 

*)  Es  sind  dieses  zwei  Schreiben  des  schwedischen  Feldmarschalls  Hörn  a 
den  König  von  Polen  und  an  den  Marquis  de  Hi'thune,  beide  aus  dem  Lager  b< 
Proekuls  vom  22.  (?)  und  16.  (?)  November  1(178  datiert.  In  dem  ersten  erklärt  e 
da  er  auf  seine  schriftliche  Anfrage  wegen  des  Durchzuges  durch  polnisches  Gebii 
keine  ablehnende  Antwort  erhalten,  so  sei  er  überzeugt,  daß  dem  König  und  dl 
Republik  seine  Absicht  nicht  zuwider  sei,  und  er  sei  daher  so  weit  vorgerückt  I 
ersucht  sodann  den  König,  ihn  seine  Absichten  in  betreff  der  weiteren  Ausführun 
des  Vertrages  wissen  zu  lassen,  namentlich  wann  und  wo  die  Vereinigung  der  bisln 
im  polnischen  Preußen  stehenden  Truppen  mit  seiner  Armee  erfolgen  solle.  Bethun 
gegenüber  klagt  er,  daß  er,  da  ihm  die  Korrespondenz  sowohl  über  Liefland  als  auc 
über  Danzig  abgeschnitten  sei,  weder  wisse,  wie  es  mit  dem  Kurfürsten  stehe  noc 
was  Hethune  meine,  daß  mit  Zustimmung  des  polnischen  Hofes  zu  tun  sei  und  n 
die  Vereinigung  der  Truppen  erfolgen  solle.  Kr  wünscht,  daß  es  bei  Tilsit  gesehen 
klagt  dann  über  das  feindliche  Verhalten  des  litauischen  Foldherrn  Pac  und  berichte 


Mitteilungen  Pac's  und  v.  Ho v erbeck s.  211 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Bielsk1) 
8.  Dezember  1678. 

[Zusammentreffen  mit  dem  litauischen  G.  Kanzler  und  dem  Bischof  von  Posen. 

Ratschläge  derselben.] 

Er  ist  gestern  hier  mit  dem  litauischen  G.  Kanzler  und  dem  Bischof  von  8.  Dez. 
Posen  zusammengetroffen  und  hat  so  dem  ersteren  die  Ombrage  wegen  seiner 
Reise  zum  Könige,  als  suchte  Kf.  sich  von  den  Standen  der  Republik  zu  sondern 
und  zum  König  zu  schlagen,  benehmen  können.  Dieselbe  war  dadurch  veranlaßt 
worden,  daß1)  auf  dem  Kreistage  zu  Schroda  der  Abt  von  Biesen,  Koadjutor 
des  Stiftes  Posen,  und  der  Starost  von  Bromberg  Galetzky  ausgebracht  haben, 
Kf.  hätte  den  König  durch  Graf  Niemierycz  warnen  lassen,  viele  Vornehme 
ständen  ihm  nach  dem  Leben  und  hätten  auch  sonst  allerhand  hochpräjudizier- 
liche  Dinge  vor,  und  sich  bereit  erklärt,  deren  an  ihn  abgelassene  Schreiben 
dem  Könige  in  originali  zuzuschicken.  Er  hat  darauf  hingewiesen,  wie  unwahr- 
scheinlich dieses  und  daß  es  nur  eine  französische  Hofpractique  wäre,  dazu 
bestimmt,  zwischen  der  Republik  und  Kf.  Mißtrauen  zu  stiften.  Zu  Benehmung 
der  Ombrage  wegen  seiner  Abschickung  hat  er  dem  G.  Kanzler  das  letzte  Schreiben 
des  Kf.  an  den  König  gezeigt,  das  dieser  sehr  wohl,  tapfer,  auch  fast  scharf 
eingerichtet  befand. 

Betreffend  seine  Hauptnegotiation  hat  der  G.  Kanzler  prophezeit,  daß  er  zu 
Biala*)  keine  kategorische  Antwort  erhalten,  sondern  daß  man  die  ganze  Sache 
auf  den  Reichstag  verschieben  werde. 

Der  G.  Kanzler  beklagte  sehr,  daß  dem,  was  zu  Oletzko  abgeredet  worden,4) 
weder  von  dänischer  noch  von  kaiserlicher  Seite  nachgekommen  sei,  und  daß 
man  sich  daher  in  die  Zeit  werde  schicken  müssen.  Er  hat  darauf  gebeten, 
man  möchte  doch  das  gemeine  Interesse,  darunter  das  preußische  mit  begriffen 
wäre,  nicht  aus  den  Augen  setzen,  im  Hauptwerk  nichts  nachgeben  und  was  jetzt 
nicht  abgetan  werden  könnte,  zu  bequemerer  Gelegenheit  aufsparen.  Das  versprach 
derselbe  zu  tun,  repräsentierte  aber  dabei,  auf  Assekuration  und  Sincerationen 
hätte  man  sich  nicht  zu  verlassen,  es  wäre  jetzt  kein  anderes  zureichendes 
Rettangsmittel,  als  daß  Kf.  mit  möglichst  vielem  Volk  selbst  ins  Land  käme, 
dann  wurde  derselbe  die  ganze  schwedische  Macht  dämpfen  können,  ohne  daß 
sie  sich  werde  nach  Liefland  retirieren  können. 


er  habe  teils  der  Nähe  desselben,  teils  auch  der  Jahreszeit  wegen,  und  damit  nicht 
das  Wichtigste,  die  Vereinigung  .der  Truppen,  verzögert  werde,  gegen  die  Festung 
Memel  nichts  unternommen,  aber  die  Stadt  in  Brand  gesteckt. 

!)  Stadt  im  Gouvernement  Grodno,  südlich  von  Bialystock. 

*)  S.  oben  S.  201. 

3)  Besitzung  des  litauischen  U.  Kanzlers  Fürsten  Michael  Radziwill,  wo  sich 
der  Hof  damals  aufhielt 

4)  S.  oben  S.  191. 

14# 


212  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Aach  der  Bischof  von  Posen  mißbilligte  sehr,  daß  man  um  Fremder 
willen  die  Republik  in  einen  gefährlichen  Krieg  verwickeln  and  der  Verwüstung 
aassetzen  wolle.  Beide  rieten,  Kf.  möchte,  am  der  Sache  mehr  Nachdruck  zu 
geben,  zwei  Kreditive,  das  eine  an  den  König  and  das  andere  an  die  sämtlichen 
Stände,  schicken  and  öffentlich  sowohl  über  den  ohne  Consens  des  Königs  and 
der  Republik  erfolgten  gewaltsamen  Durchzug  der  Schweden  klagen  als  auch  am 
Hilfe  wider  dieselben  ansuchen  lassen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten. 
D.  Orla,1)  der  Prinzessin  Radziwillin  Erbgut,  14.  Dezember  1678. 

[Zusammentreffen  mit  dem  König,  dessen  ausweichende  Antwort    Nachrichten  des 

kaiserlichen  Residenten.    Fürst  Radziwill.1 

i 

14.  Dez.  Er  hat  hier,  wo  der  König  nicht  vorbei  konnte,  denselben  abgewartet 

und  ihn  gestern,  als  er  in  einem  benachbarten  Dorfe  Scyty  Mittagsrast  hielt, 
dort  aufgesucht.  Aus  des  Königs  Contenance  konnte  er  ersehen,  daß  demselben 
seine  Ankunft  ganz  unvermutet  kam,  doch  bezeugte  er  sich  sehr  gnädig.  Nachdem 
er  ihm  mitgeteilt,  die  Ursache  seiner  Abschickung  wäre  die  vermöge  der  Pakten 
gebührende  und  sonst  von  dem  König  vertröstete  Hilfe,  nachdem  die  Schweden 
wirklich  in  Preußen  eingefallen,  nachzusuchen  und  dagegen  ihm  und  der  Republik 
seitens  des  Kf.  alle  angenehme  Bezeugung  anzubieten,  antwortete  der  König, 
davon  könnte  hier,  wo  er  ganz  allein  wäre,  nicht  gründlich  gehandelt,  sondern 
das  müßte  bis  nach  Grodno  verspart  werden,  er  hoffte  indessen,  es  wurde  sich 
wohl  zu  einem  allgemeinen  Frieden  anlassen.  Was  bei  Mümmel  vorgegangen,*) 
wäre  nur  von  einer  Partei  geschehen,  die  sich  darauf  zurückgezogen.  Er  hat 
berichtet,  vor  seiner  Abreise  sei  Nachricht  eingekommen,  daß  sich  die  Schweden 
nach  Tilsit  zögen,  des  Kf.  Leute  aber  sich  getrauten,  ihnen  den  Paß  zu  ver- 
wehren, bis  beide  Detachements,8)  die  zu  Wasser  und  zu  Lande  kämen,  zu 
ihnen  gestoßen  seien.  Daß  ein  solches  auch  zu  Wasser  kommen  sollte,  schien 
dem  König  sehr  unvermutet  vorzukommen.  Beim  Abschiede  hat  er  das  Schreiben 
des  Kf.  übergeben  und  um  gewierige  Antwort  gebeten. 

Der  kaiserliche  Resident  hat  ihm  mitteilen  lassen,  der  König  habe4)  unlängst 
unfern  Biala  geheime  Konferenz  mit  Bethune  und  Dörfler  gehalten  und  er 
stecke  mit  in  dem  liefländischen  Werke.  Die  aus  Ungarn  Zurückkommenden 
wolle  man  anderswo  employieren. 

])  Im  Gouvernement  Grodno,  südöstlich  von  Bialystock. 

*)  S.  Hirsch,    Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  52. 

*)  S.  ebendaselbst  S.  51,  Anm.  5. 

*)  S.  die  Relation  Betbune's  vom  7.  November  1678  (Acta  hist.  V,  S.  158f.). 


Erklärung  des  Königs.    Schreiben  des  Kf.  an  den  K.  G.  Feldherrn.        213 

Er  hat  hier  anch  den  litauischen  Unterkanzler  Fürsten  Radziwill  gesprochen 
und  ihm  von  seiner  Negotiation  Mitteilung  gemacht  Derselbe  erbot  sich,  bei  dem 
König  und  der  Republik  sein  Bestes  zu  tun,  damit  dem  schwedischen  Vorhaben 
vorgebeugt  werde.  Er  eilte  sehr,  auf  den  Reichstag  nach  Grodno  zu  kommen, 
um  nach  des  Hofes  Intention  den  litauischen  0.  Stallmeister  Sapieha  zum 
Landbotenmarschall  zu  machen,  da  sonst  die  ganze  Patzische  Partei  entweder 
Sokolinski  oder  Gilgutt  dazu  haben  wollte,  und  da  der  G.  Kanzler  ihn  ersucht, 
die  Reichstagsproposition  zu  Ud. 


Der  Kurfürst  an  den  K.  G.  Feldherrn  Wiszniowiecki. 
D.  Coloniae  ad  Sverum  4./14.  Dezember  1678. 

[Auf  ein  Schreiben  vom  24.  Oktober.     Die  Machinationen  Bethune's.    Bitte,   gegen 

dessen  Truppen  vorzugehen  und  zur  Vertreibung  der  Schweden  aus  Preußen 

mitzuhelfen.    Lubomirski.    Ankündigung  seines  Marsches  dorthin.] 

Bet hu ne's  Machinationen  waren  ihm  schon  vorher  bekannt  und  sind  durch  14.  Dez. 
das  beifolgende  Schreiben  Horns1)  an  denselben  deutlich  an  den  Tag  gekommen. 
Dieselben  sind  nicht  nur  gegen  ihn,  sondern  auch  gegen  die  Freiheit  der  Republik 
gerichtet  Er  hätte  schon  früher  diese  Truppen  zerstreuen  können,  doch  hat 
ihn  Achtung  vor  der  Republik  davon  zurückgehalten.  Da  jetzt  aber  ersichtlich 
ist,  daß  dieselben  sich  mit  den  schwedischen  Truppen  in  Preußen  gegen  ihn 
verbinden  und  auch  zu  Anschlägen  gegen  die  Republik  mitwirken  sollen,  so 
darf  er  dem  nicht  länger  geduldig  zusehen.  Um  so  erfreulicher  ist  ihm  die 
Erklärung,  weiche  der  Feldherr  gegen  dieselben  kürzlich  veröffentlicht  hat,  und 
er  bittet  sie  ohne  Zögern  zur  Ausführung  zu  bringen.  Die  Gerüchte,  daß  er 
nach  einer  Schutzherrschaft  über  Danzig  trachte,  sind  verleumderisch.  Er  hofft, 
daß  die  Republik  ihm  jetzt  seine  Bemühungen  für  ihr  Wohl  vergelten  wird, 
vertraut  auf  die  Treue  und  Sündhaftigkeit  des  Feldherrn  und  beschwört  ihn 
dafür  zu  sorgen,  daß  der  Staat  keinen  Schaden  erleide,  sondern  daß  die  Schweden 
aus  Preußen  vertrieben  und  so  die  Ruhe  und  Freiheit  der  Republik  erhalten 
werde.  Er  bedauert,  daß  Lubomirski3)  so  wenig  der  Verdienste  seines  Groß- 
vaters und  Vaters  eingedenk  ist,  hofft  aber,  daß  er  in  sich  gehen  und  sich  mit 
den  rechtschaffenen  Senatoren  zum  Schutz  des  Vaterlandes  verbinden  wird. 

P.  S.    5./15.  Dezember  1678.    Soeben  hat  er  aus  Preußen  Nachricht  erhalten,  15.  Dez. 
daß  die  schwedischen  Truppen  entweder  schon  die  Memel  überschritten  haben, 
oder  im  Begriff  sind,   es  zu  tun.     Er  hat  beschlossen,  selbst  mit  einem  Heere 


*)  S.  oben  S.  210. 

y)  Der  Malteserritter  Hieronymus  Lubomirski,  K.  Fähndrich.  Ober  dessen  enge 
Beziehungen  zu  Frankreich  s.  Acta  hist  Hl,  S.  354,  382. 


214  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

nach  Preußen  zu  ziehen,  sein  mit  einigen  Regimentern  vorausgeschickter  General 
Görtzke  ist  schon  über  Königsberg  vorgerückt.  .Er  bittet  den  Feldherrn,  mit 
demselben  freundschaftlich  zu  kommunizieren  und  ihm  Hilfe  zu  leisten. 


Der  Kurfürst  an  den  litauischen  Großfeldherrn  Pac. 

D.  Coloniae  ad  Sverum   5./ 15.  Dezember  1678. 

(Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  27.  November.     Ankündigung  seines  Anmarsches,  Bitte,  bis 
zu  seiner  Ankunft  die  Seinigen  zu  unterstützen.] 

15.  Dez.  Dank  für  seine  freundliche  Gesinnung.     Daß  die  Seinigen  nicht  die  Truppen, 

welche  er  gefordert  hat,  geschickt  haben,  ist  gewiß  durch  deren  geringe  Anzahl 
veranlaßt  worden.  Jetzt  aber,  nachdem  Görtzke  mit  größerer  Mannschaft 
angekommen  sein  wird,  wird  ohne  Zweifel  das  übrige  besseren  Erfolg  haben. 
Er  gedenkt  außerdem  12000  Mann  nach  Preußen  zu  führen.  Da  der  Feind 
schon  die  Memel  überschritten  haben  soll,  so  bittet  er  ihn,  auf  jede  Weise  zu 
verhindern,  daß  derselbe  nicht  etwas  Erhebliches  ausrichte,  bis  sein  Heer 
angekommen  ist,  dann  wird  sich  schon  Gelegenheit  finden,  an  ihm  Rache  zu 
nehmen.  Daß  der  König  auf  sein  Schreiben  wegen  des  schwedischen  Einfalles 
nicht  geantwortet  hat,  verwundert  ihn,  doch  darf  er  sich  dadurch  um  so  weniger 
von  seinem  Vorhaben  abhalten  lassen,  da  dieses  durchaus  den  Verträgen  gemäß 
ist  und  die  Sicherheit  der  Republik  bezweckt. 

Dank  für  die  ihm  vertraulich  mitgeteilten  Briefe,  er  wird  sie  geheimhalten, 
nur  den  an  Bethune  gerichteten  hat  er  dem  K.  G.  Feldherrn,  doch  ohne 
anzugeben,  von  woher  er  ihn  erhalten,  mitgeteilt. 

Erneuerung  seiner  Bitte,  den  bedrängten  Seinigen  bis  zur  Ankunft  seines 
Heeres  Beistand  zu  leisten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  6./16.  Dezember  1678. 
(Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Sein  Entschluß,  nach  Preußen  zu  ziehen.     Die  aufgefangenen  Schreiben  Horns, 
die  aus  ihnen  zu  erkennenden  feindlichen  Absichten  des  Königs.] 

16.  Dez.  Nachdem  wir  gemerket,  wie  so  gar  wenig  man  sich  auf  Bündnisse 

und  nachbarliche  Freundschaft  zu  verlassen  hat,   haben  wir  resolviret,1) 

*)  S.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  76. 


Ankündigung  des  Heranmarsches  des  Kf.  215 

in  Pereon  mit  einer  guten  Armee  nacher  Preußen  zu  gehen,  gestalt  dann 
die  Armee  schon  in  vollem  marche  ist,  welcher  wir  ehistens  folgen 
werden.  Aus1)  beigehenden  intercipirten  Schreiben1)  des  Feldm.  Hörn 
an  den  König  in  Polen  und  den  Marquis  de  Bethune,  welche  uns  der 
litthauische  Großfeldherr  in  höchstem  Vertrauen  communiciret,  erscheinet 
klärlich,  was  es  mit  denen  umb  Dantzig  stehenden  Trouppen  vor  eine 
Bewandnis  habe  und  daß  alles,  was  jetzo  in  Preußen  vorgehet,  mit 
Wissen  und  Willen  des  Königes  in  Polen  nach  Inhalt  der  desfalls  mit 
Schweden  aufgerichteten  Tractaten  geschiehet,  folgends  daß  alle  sincera- 
tiones,  so  er  uns  durch  den  Niemric*)  thuen  lassen,  und  die  er  Euch 
auch  geben  möchte,  keinen  Grund  haben.  Wir  haben  das  Schreiben  an 
den  Bethune  zwar  dem  Krongroßfeldherren  communiciret,4)  aber  nicht 
das  an  den  König,  ihm  auch  nicht  dabei  geschrieben,  von  wannen  solches 
herkäme.  Ihr  werdet  am  besten  urteilen,  wie  Ihr  Euch  derselben  werdet 
gebrauchen  können,  und  erwarten  wir  Euer  Gutachten,  was  bei  der  Sachen 
ferner  zu  tuen,  und  ob  bei  solcher  Beschaffenheit,  da  des  polnischen 
Hofes  böse  und  feindselige  Intention  offenbar  und  am  Tage  ist,  nicht 
etwas  davon  an  die  Republik  zu  bringen  sei.  : — 


J.  Scultetus5)  an  den  Kurfürsten.     D.  Driesen 
6./[16.]  Dezember  1678. 

[Seine  Anwesenheit  in  Posen.     Unbedachte  Reden  des  Koadjutors  von  Posen, 

verdächtiges  Verhalten   des  Woiwoden  von  Kaiisch,  energisches  Auftreten  des 

Adels,    gänstige  Beschlüsse.     Schreiben  des  G.  Feldherrn  Pac.     Mitteilungen 

und  Ratschläge  Krzicki's  und  Breza's.] 

Er  ist  bei  der  Introduktion  des  neuen  Generals6)  in  Posen  gewesen,  wo  16.  Dez 
der  Adel  in  großer  Frequenz  sich   eingefunden  hatte.     Auf  den   Rat  Breza's 
hat  er,  da  der  General  mit  dem  Einzüge  beschäftigt  war,  zuerst  dessen  Bruder, 


*)  Das  Folgende  in  Ziffern. 

»)  S.  oben  S.  210. 

*)  S.  oben  S.  204  ff. 

«)  S.  oben  S.  213. 

5)  Kf.  hatte  schon  am  13.  Oktober,  auf  die  ersten  Nachrichten  vom  Anzug  der 
Schweden  aus  Lief land  gegen  Preußen,  Sc.  beauftragt,  sich  nach  Großpolen  zu  begeben, 
den  dortigen  Wohlgesinnten  die  auch  ihnen  drohende  Gefahr  vorzustellen  und  sie 
aufzufordern,  alle  Mittel  zu  ergreifen,  um  die  Schweden  von  Preußen  fernzuhalten 


216  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

den  nominierten  Bischof  von  Posen,1)  welcher  unlängst  vom  Hofe  gekommen  ist 
und  für  ganz  von  dem  König  gewonnen  gilt,  besucht  Derselbe  entsetzte  sich 
über  seine  Ankunft,  und  als  er  von  ihm  vernahm,  was  er  bei  dem  General  wegen 
des  schwedischen  Einfalls  in  Preußen  zu  negotiieren  hätte,  stieß  er  unbesoonei 
die  Worte  aus,  er  werde  den  General  und  die  ganze  Opalinsker  Familie  mit  den 
Schreiben  von  Kf.  und  seiner  Negotiation  bei  dem  König  verdächtig  mach«. 
Es  wäre  doch  nun  nicht  mehr  res  integra,  die  Schweden  wären  su  weit  ge- 
kommen, der  König  hätte. sowohl  Pakten  mit  Kf.  als  auch  mit  Schweden,  könnte, 
zumal  bei  dem  unbeständigen  Türkenfrieden,  nicht  um  eines  Potentaten  willen 
mit  einem  anderen  mächtigen  Krieg  anfangen  und  so  sich  und  sein  Reich  in 
Gefahr  setzen.  Trotz  seiner  Remonstrationen  dagegen  blieb  er  dabei  nnd  bekannte 
unbesonnen  des  Hofes  Intention,  womit  andere  wohl  hinterm  Berge  gehalten 
hätten.  Auf  den  Rat  Kricki's  und  Breza's,  das  Schreiben  des  Kf.  je  eher 
je  lieber,  solange  noch  der  Adel  in  großer  Frequenz  versammelt  wäre,  dem 
General  zuzuschicken,  hat  er  dieses  sofort  getan.  Der  General  schickte  noch 
an  demselben  Abend  seinen  Schreiber  zu  ihm  und  ließ  kontestieren,  daß  ihn 
das  Schreiben  des  Kf.  und  seine  Ankunft  sehr  angenehm  sei,  aber,  daß  er,  da 
er  sehr  beschäftigt  sei,  ihn  an  diesem  und  auch  am  folgenden  Tage  nicht  sprechen 
könne.  Als  er  aber  von  Kricki  und  Breza  vernommen,  daß  der  Genertl 
desselben  Tages  weder  bei  dem  Gericht  noch  bei  dem  Banquet  gegen  den  Adel 
etwas  von  dem  Schreiben  des  Kf.  und  seiner  Ankunft  erwähnt  hätte,  obschon 
von  den  Edelleuten  verschiedene  Diskurse  davon  geführt  wären,  ist  ihm  die 
Sache  verdächtig  vorgekommen  und  er  hat  auf  den  Rat  jener  beiden  verschiedene 
Edeileute  besucht  und   ihnen    entdeckt,   in  welcher  Angelegenheit   er  dorthin 

und  zu  verhüten,  daß  die  Bethuneschen  Truppen  sieh  mit  ihnen  vereinigten.  Sc.  hatte 
damals,  wie  er  aus  Cüstrin  19./29.  Oktober  1678  schreibt,  nur  an  die  dortigen  Freunde 
des  Kf.  geschrieben  und  einen  anderen  Abgesandten  auf  die  Versammlung  des  Adels 
nach  Schroda  geschickt,  hatte  aber  auch  so  das  Versprechen  erwirkt,  daß  der  Punkt 
wegen  Fernhaltung  der  Schweden  in  die  Instruktion  für  die  Landboten  zum  Reichs- 
tage gesetzt  werden  sollte.  Zugleich  hatte  er  gemeldet,  daß  der  an  Stelle  des  inzwischen 
verstorbenen  ehemaligen  K.  G.  Kanzlers  Lesczynski  zum  General  in  Großpolen 
ernannte  Woiwode  von  Kaiisch  Opalinski  den  Kf.  zu  seinem  auf  den  5.  Dezember 
angesetzten  Einzug  in  Posen  eingeladen  und  um  etwas  Wildpret  gebeten  habe.  Kt 
hatte  darauf  (d.  Wrangeisburg  28.  Oktober/7.  November  1(>78)  Sc.  angezeigt,  daß  er 
Opalinski  beglückwünscht  und  ihm  das  gewünschte  Wildpret  bewilligt  habe,  und 
hatte  ihm  aufgetragen,  da  jetzt  sichere  Nachricht  von  dem  Marsch  der  schwedischen 
Truppen  nach  Preußen  eingetroffen  sei  und  auch  die  Bethuneschen  Truppen  sich 
wieder  movierten  und  verlauten  ließen,  sie  wollten  ihm  den  Übergang  über  die 
Weichsel  verwehren,  so  sollte  er  sich  auf  die  Versammlung  in  Posen  begeben  und 
dort  dahin  wirken,  daß  seitens  der  großpolnischen  Stände  an  den  schwedischen 
Feldherrn  geschrieben  und  von  ihm  verlaugt  werde,  sich  von  Preußen  fernzuhalten, 
widrigenfalls  der  Adel  Mann  für  Mann  aufsitzen  und  dem  Kf.  Hilfe  leisten  werde, 
und  daß  auch  für  die  Fortschaffuug  der  Bethuneschen  Truppen  gesorgt  werde. 

(i)  Johann  Opalinski,  Woiwode  von  Kaiisch. 

!)  Kasimir  Opalinski,  Abt  von  Biesen. 


Scultetus  auf  der  Versammlung  zu  Posen.  217 

geschickt  wäre.  Die  Sache  ist  so  wohl  gelangen,  daß  viele  vom  Adel  in  dem 
Bernhardinerkloster  zusammengekommen  sind  und  zwölf  aus  ihrer  Mitte  zu  dem 
Woiwoden  deputiert  haben,  um  von  ihm  den  Inhalt  des  kurfürstl.  Schreibens 
und  seines  Anbringens  zu  erfahren.  Als  dieses  geschehen,  sind  sie  in  hellen 
Haufen  zum  Schloß  gezogen  und  haben  bei  dem  General  angehalten,  daß  er  nicht  nur 
an  den  Konig,  sondern  auch  an  die  Landboten  der  Posenschen  und  Kalischschen 
Woiwodschaft  schreiben  und  sie  auffordern  sollte,  auf  nichts  mehr  bei  diesem 
Reichstage  bedacht  zu  sein,  als  wie  die  Schweden  wieder  aus  Preußen  zurück- 
gebracht würden,  und  daß  dem  Obersten  Trzebuchowski  mit  den  im  Königl. 
Preußen  stehenden  Truppen  keine  Korrespondenz  oder  Konjunktion  mit  den 
Schweden  verstattet  werde.  Der  General  stellte  sich  am  folgenden  Tage,  als  er  bei 
ihm  zur  Tafel  war,  sehr  freundlich  und  erklärte,  es  sei  ihm  lieb,  daß  der  Adel  so  in 
ihn  gedrungen,  so  könnte  er  invidiam  des  Hofes  desto  besser  von  sich  abwälzen. 

Er  hat  bei  solchen,  bei  denen  er  gemerkt,  daß  es  angewandt  sei,  auch  von 
der  Gefahr  gesprochen,  welche  jetzt  der  Freiheit  der  Republik  drohte,  da  man 
sich  gewiß  der  Schweden,  wenn  Kf.  unterliegen  sollte,  zu  einem  absoluten 
dominio  gebrauchen  würde.  Sehr  günstig  war,  daß  eben  bei  dieser  Anwesenheit 
des  Adels  ein  Schreiben  des  litauischen  Feldherrn  Pac  anBreza  und  Kricki 
ankam,  in  welchem  dieser  mitteilte,  weil  er  nur  3000  Mann  stark  gewesen,  hätte 
er  sich  zu  schwach  gefühlt,  den  Schweden,  die  bei  13000  gewesen,  den  Durch- 
marsch zu  verwehren,  er  wollte  aber  den  beiden  Woiwodschaften  Posen  und 
Kaiisch  die  Gefahr  des  Vaterlandes  vorgestellt  haben  und  begehrte  zu  wissen, 
was  sie  zu  tun  gedächten,  damit  er  mit  seinen  Brüdern  in  Litauen  und  den 
unter  seinem  Kommando  stehenden  Truppen  ihre  mesures  danach  nehmen  könnten. 
Breza  hat  dasselbe  sogleich  publik  gemacht,  worauf  der  Adel  von  dem  Woiwoden 
verlangt  hat,  falls  die  Schreiben  bei  Hofe  nichts  wirken  und  die  Landboten  auf 
dem  Reichstage  nichts  erhalten  sollten,  so  sollte  er  sofort  das  Generalaufbot  in 
den  beiden  großpolnischen  Woiwodschaften  publizieren  und  auch  die  krakauische 
und  andere  Woiwodschaften  dazu  auffordern.  Der  Woiwode  hat  es  ihnen  mit  einem 
Handschlag  versprechen  müssen,  ob  er  es  aber  halten  wird,  lehrt  die  Zeit.  Kricki 
und  Breza  haben  versprochen,  das  beste  bei  der  Sache  zu  tun  und  die  Land- 
boten zu  ermahnen,  vor  dem  Punkt  der  Abschaffung  der  schwedischen  Völker 
nicht  zu  weichen,  bis  sie  ihn  erhalten  oder  der  Reichstag  zerrissen  würde,  in- 
dessen möchte  Kf.  soviel  Völker  als  möglich  nach  Preußen  führen,  ferner 
v.  Hoverbeck  ein  Kreditiv  an  die  Republik  schicken  und  ihn  auf  dem  Reichstag 
in  der  Landbotenstube  Audienz  nehmen  lassen,  damit  die  Sache  in  der  Krone 
desto  mehr  publik  werde.    Er  fürchtet  aber,  daß  der  Hof  das  nicht  gestatten  wird. 

Beide  beklagten  sehr,  daß  der  kaiserliche  Hof  bei  der  Sache  gar  nichts  täte, 
sie  behaupteten,  der  König  würde  nie  den  Schweden  den  Durchzug  gestattet 
haben,  wenn  er  nicht  von  Wien  die  Gewißheit  erhalten,  daß  der  Kaiser  sich  in 
den  preußischen  Krieg  nicht  mengen,  sondern  durch  die  Finger  sehen  würde. 
Sie  klagten  auch   sehr  darüber,    daß  Niemeritz1)  an  den  König  wegen  des 


')  S.  oben  S.  201. 


218  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Sikariats  geschrieben,  dadurch  würden  nicht  nur  die  Gemüter  des  Adels  irr 
gemacht,  ob  Kf.  die  Gunst  des  Hofes  und  sich  mit  diesem  zu  setzen  sachte 
sondern  der  Hof  brächte  auch  mit  Fleiß  allen  Verdacht  auf  den  K.  G.  Feldherren 
er  hätte  unter  dem  Vorwand,  daß  dieser  mit  Lothringen  oder  Neuburg  ein  heim 
liches  Verständnis  hätte,  neulich  Czenstochow  mit  Truppen  besetzen  lassen.1 
Er  hat,  was  mit  Niemeritz  vorgegangen,  so  gut  es  sich  tun  ließ,  exkusiert 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Mala  Kamionka 

IV*  Meilen  diesseit  Grodno  20.  Dezember  1678. 

[Seine  Ankunft.     Absichten  des  Tlofes.     Ausfall  der  Land  botenmarsch  all  wähl. 
Unzuverlässigkeit  der  Landboten.     Cbler  Eindruck  der  Anaire  bei  Kuckernese.] 

20.  Dez.  Er  ist  schon  vor  einigen  Tagen  in  dieser  Gegend  angekommen,  hat  aber 

da  die  Quartiere  sehr  knapp  sind,')  noch  keins  bekommen  können.1) 

Was4)  E.  Chf.  D.  in  dero  zwei  letzten  rescriptis,  umb  den  König  zx 
gewinnen,  wiewoll  mit  großer  Behutsamkeit  (maßen  solches  auch  wol 
nötig)  anzubieten  committiren,  dürfte  bei  jetziger  Beschaffenheit  nicht  grol 
verschlagen  oder  sonderlich  attendirt  werden,  nachdem  mahl  Franckreicl 
und  Schweden  wegen  Churfürstl.  Preussen  pacta  aufgericht  und  viel  dei 
vornehmsten,  insonderheit  die  Geistliche,  ungescheuet  zu  schreiben,  ji 
gar  die  Stände  zu  persuadiren  sich  bemühen,  die  Republicq  könne  ihn 
Feinde  nicht  abwehren  oder  vor  sich  selbst  bestehen,  wofern  sie  den 
König  nicht  absolute  Gewalt  auftragen.  Die  Hofcreaturen  gehen  woll  s< 
weit,  daß  sie  wiederraten,   von   des  Prinzen   Designation  etwas  zu  ge- 


J)  S.  Bothune's  Relationen  vom  27.  August,  23.  September  und  31.  Oktobe 
1678  (Acta  bist.  V,  S.  122,  153f.). 

2)  Chwalkowski,  der  sich  auch  nach  Grodno  begeben  hatte,  berichtet  voi 
dort  18.  Dezember  1G78:  „Hiesigen  Ortes  Beschaffenheit  ist  überaus  schlecht  uni 
ungeeignet,  eine  so  große  Versammlung,  wie  zu  vermuten  steht,  aufzunehmen,  dahe 
die  meisten  den  Schluß  nicht  abwarten  dürften.  Es  wird  also  der  Hof  um  so  ehe 
seine  intentiones  werkstellig  machen  können.41  Der  Danziger  Sekretär  Schumani 
meldet  dem  Rat  der  Stadt  an  demselben  Tage,  er  habe  nach  unsäglicher  Mähe  fü 
sich  und  seine  Leute  außerhalb  der  Stadt  bei  den  Franziskanern  in  einem  Neben 
gebäude  Unterkunft  gefunden,  in  der  Stadt  selbst  müsse  man  für  eine  schlecht 
Kammer  etliche  hundert  Fl.  und,  wenn  noch  eine  Beikammer  oder  Stall  dabei  wäre 
tausende  bezahlen. 

3)  v.  Hov.  meldet  am  26.  Dezember  aus  Grodno,  daß  er  doch  in  der  Stadt  eil 
kleines,  sehr  unbequemes  Quartier  gefunden  habe. 

4)  Das  Folgende  fast  ganz  in  Ziffern. 


an  des  Reichstages  zu  ifrodno. 


219 


denken,  vorstellend,  daß,  wann  das  erste  würde  erhalten  sein«  das  ander 
von  selbst  folgen  muß.  Sonaten  will  auch1)  viel  gebaut  werden  auf 
Malcontenten,  die  man  vorgiebt  In  E.  Chf.  D-  Landen  an  der  Hand  zu 
haben,  wie  nicht  weniger  auf  die  HethuuUch  umb  Drasig  herumb 
stehende  und  auf  die  MV  Ungarn  auf  königlich  sicher  Geleit  kommende 
Volker,  vor  welche  alle  Notdurft  in  Dan  zig  beigeschaflft  werde*  In  dem 
Stock  hat  es  auch  dem  Hof  bei  diesem  Reichstag  geglücket,  daß  er*)  des 
Htthauschen  liroßsehatzmeistcrs  Bruder  zum  Landbotenmarschall  ge- 
machet, welcher  in  allen  Stöcken  nach  des  Königs  Willen  verfahren  wird* 
IHinkflgaD  weiß  ich  kein  nachdrücklich  zureichend  Mittel  vor  E.  Chf.  D, 
(denn  auf  den  Succeß  meiner  Negotiation  haben  Sie  nicht  groß  zu  bauen), 
als  daß  Sie  mit  so  großer  Macht,  als  immer  möglich  aufzubringen,  ehestens 
in  eigener  Person  ins  Land  kommen,  die  Wankende  stärken  und  denen, 
so  auf  Sie  ihr  vornehmstes  Absehen  haben»  Mut  machen**) 

Es  sind  EWU  auf  verschiedenen  Kreistagen  sehr  gute  Instruktionen  den 
Landnöten  mitgegeben*  es  sind  aber  unter  diesen  nur  wenige,  von  weicht  n  man 

*)  Wich  er  1  berichtet  aus  Warschau  26.  November  1678:  „Ich  bin  von  einer 
glaubwürdigen  Person  gewarnet  worden,  daß  die  im  König].  Preußen  einquartierte 
Truppen  sue  Putztgk  embarouiert  und  bei  der  Müminel  ausgeseüet  sollen  werden, 
timb  damit  die  HefUndische  Armee  zu  verstärken,  doch  Marquis  de  Betbune,  nach- 
dem er  zu  dieser  Volker  Transport  das  Fahrzeug  und  benötigte  Geldmittel,  auch  zue 
Dautzigk  mit  des  verstorbenen  Königs  in  Schweden  natürlichen  Sühn  Prmiz  l'arlsou 
(weil  Ihm  das  Comniando  ober  die  Volker  aufgetragen  wird)  mündliche  Unterredung 
wird  gepflogen  haben,  hoffet  man  alhier  wieder  auf  den  künftigen  Montag.  Durch 
dieser  nun  also  vereinigten  Armeen  Macht  meinet  man  nicht  allem  des  Herzogthumb 
Pftnftftn  su  h  zu  bemächtigen,  sondern  auch  des  Königs  längst  verlangete  souverainet^ 
und  des  Konigl,  Printen  Wahl  oder  Denomination  hei  der  Kepubliqne  zu  erzwingen. 
Es  ist  dieser  Tagen  gerne] ten  Marquis  de  Bethune  ausgeschickter  espion,  Violet 
genannt,  von  Königsberg  zurückkommen  mit  Bericht,  daß  das  Herzogthumb  Preußen 
alter  Defension amittel  entblößet  seie,  und  dürfen  sich  die  FrantÖstacbgesumete  dessen 
nlhraen,  daß  gemelte  Stadt  mit  Franck reich  und  Schweden  in  guter  Verständnis  stehe, 
ich  vernehme  auch,  daß  man  Ew.  Chf.  D.  die  passage  über  die  Weichsel  will  disputirlich 
machen,  weswegen  sollen  einige  Völker  sowohl  diesseits  des  Flusses  als  bei  Graudenti 
verleget  iein  worden,  umb  auf  alles  Acht  zu  haben. - 

■)  Der  Reichstag  war  am  15.  Dezember  eröffnet  worden,  am  17.  war  der 
titanische  Stallmeister  Sapie ha  tum  Landbotenmarschall  erwählt  worden  (s.  Zaluski  1, 
S.  703).  Chwalkowski  berichtet  \s.  Dezember,  der  König  sei  Sapieha's  gänzlich 
versichert  und  habe  ihm  40040  Fl.  zahlen  lassen,  tun  die  Gemüter  zu  kapti vieren 
und  so  durch  die  Menge  der  Stimmen  durchzudringen,  was  den  Pac  und  dem 
K.  G.  Feldherrn  nicht  wohl  gefallen  könne.  S*  auch  das  Schreiben  Hackrs  an 
irthuno  aus  Üroduo  vom  24-  Dezember  1678  (Acta  bist.  V,  S.  172). 

^  Kf.  zeigt  (d.  Cöln  23.  Dezember  i  678  /  3,  Januar  Hi79)  v.  Hov.  an,  daß  er  am 
.  st.  v.  nach  Preußen  aufzubrechen  gedenke. 


220  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

sich  versehen  kann,  daß  sie  es  fest  halten  werden.  Um  die  Stände  vor  den 
Anschlägen  der  königlichen  Ratgeber  zu  warnen,  hat  jemand  das  Symbolum 
Athanasii  nachgeahmt,  der  Hof  soll1)  den  litauischen  G.  Feldherren  oder  dessen 
Leute  deswegen  in  Verdacht  haben,  tut  aber  doch  sein  Möglichstes,  um  ihn  zu 
gewinnen.  Sehr  bedauerlich  ist,  daß  der  Bischof  von  Krakau  nicht  auf  den 
Reichstag  gekommen  ist. 

Die  faute  bei  Kuckernese')  gibt  der  Reputation  der  Waffen  des  Kf.  einen 
nicht  geringen  Stoß,  er  hofft,  Görtzke  wird  die  Landvölker,  wenn  er  sie  an 
sein  Korps  wird  gesetzt  haben,  besser  einrichten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln 
13./23.  Dezember  1678.     (Coric.  O.  v.  Schwerin.) 

[Auf  die  Relation  vom  8.  Dezember.    Die  Absicht  der  Sendung  Niemyricz's. 
Verhaltungsbefehle.    Morstein.     Pac.     Bevorstehende  Ankunft  in  Preußen.] 

,  Dei.  Er  soll  versichern,  es  sei  dem  Kf.  nie  in  Gedanken  gekommen,  die  guten 

Patrioten  und  die  ihm  Affektion ierten  mit  dem  König  zu  kommittieren,  er  sei 
vielmehr  entschlossen,  mit  denselben  gutes  Verständnis  zu  unterhalten.  Dem 
Grafen  Niemric  hat  er*)  nur  angezeigt,  daß  er  ein  anonymes  Schreiben  er- 
halten, in  welchem  dem  König  gedroht  wird,  er  hat  gleich  damals  geargwöhnt, 
daß  dasselbe  von  seinen  Feinden  fingiert  sei,  um  das  gute  Vertrauen  zwischen 
ihm  und  der  Republik  zu  schwächen,  und  vornehmlich  um  dieses  zu  penetrieren, 
hat  er  Niemric  abgeschickt,  der  Erfolg  hat  es  auch  klärlich  erwiesen,  man  müßte 
es  also  umkehren  und  dieses  Mittel,  welches  dazu  hatte  dienen  sollen  sie  zu  brouil- 
lieren,  zu  Unterhaltung  einer  engeren  Freundschaft  benutzen.  Sollte  der  König 
deswegen  wider  einige  Patrioten  Ombrage  gefaßt  haben,  so  will  er  demselben 
allen  Zweifel  benehmen,  und  er  wird  auch  von  Niemric  begehren,  daß  er  auf 
den  Kreisen  solches  falsche  Spargement  widerlege. 

Wenn  ihm  bei  seiner  Ankunft  am  Hofe  keine  kategorische  Antwort  gegeben 
werden  sollte,  so  kann  er  den  Reichstag  abwarten,  wenn  nur  der  König  in- 
zwischen nicht  zugibt,  daß  die  Bethunischen  oder  andere  Truppen  zu  den 
Schweden  stoßen,  widrigenfalls  hat  er,  wenn  auch  nur  wenige  Senatoren  zugegen 
sein  sollten,  auf  eine  schließliche  Resolution  zu  dringen.  Die  Assistenz  hat  er 
zwar  zu  urgieren,  aber  hauptsächlich  sich  zu  bemühen,  daß  den  Schweden  nicht 
favorisiert  werde,  und  sich  deshalb  über  Liliehoeck  zu  beschweren,  daß  er 

l)  Chwalkowski  berichtet  18.  Dezember,  der  Konig  halte  den  G.  Kanzler  Pac 
für  den  Verfasser  des  Symbolum  reformatum  und  sei  desto  mehr  gegen  ihn  erbittert 
*)  S.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  58f. 
3)  S.  oben  S.  202. 


•         Aufträge  an  v.  Uo verbeck.  221 

unier  dem  falschen  Schein  seines  Charakters  alle  diese  Unruhe  aus  Danzig  an- 
gesponnen und  die  Irruption  in  Preußen  verursacht  hätte.  Ferner  hat  er  vor- 
zustellen, welche  herrliche  Okkasion  Polen  jetzt  hätte,  Liefland  zu  rekuperieren, 
und  des  Kf.  Hülfe  dazu  anzubieten. 

Der  aus  Frankreich  zurückgekehrte  Morstin1)  ist  gestern  bei  ihm  gewesen, 
hat  sich  in  allem  trefflich  erboten  und  versichert,  der  König  werde  den  Schweden 
nicht  helfen,  und  wenn  er  Partei  nehmen  sollte,  so  wurde  es  für  ihn  sein.  Bei 
seiner  Überkunft  soll  er  ihn  daran  erinnern.  Den  litauischen  G.  Feldherrn  Pac 
hat  er  aufs  beste  zu  karessieren.  Die  5000  Dukaten  wird  derselbe  nunmehr 
empfangen  haben,  er  soll  ihn  aber  versichern,  daß  es  dabei  nicht  bleiben,  sondern 
daß  er  eine  vollkommene  Erkenntnis  seiner  Muhe  und  Kosten  zu  erwarten  habe. 
Mit  Goes  Verfahren  ist  Kf.  sehr  unzufrieden  und  wird,  wenn  Pac  es  wünscht, 
darüber  bei  dem  König  von  Dänemark  Klage  führen. 

Er  rüstet  sich  jetzt  zum  Aufbruch  und  hofft  bald  in  Preußen  zu  sein,  seine 
Armee  ist  bereits  in  vollem  Marsche  voran. 

Beifolgend  erhält  v.  H.  die  beiden  begehrten  Kreditive,*)  er  soll  aber  darum 
nicht  größere  Spesen  machen,  zumal  es  jetzt  bei  diesen  unerschwinglichen  Aus- 
gaben sehr  schwer  fallt,  das  Geld  anzuschaffen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
letzten  Dezember  1678. 

[Auf  das  Reskript  vom  6./ 16.  Dezember.     Das   vorläufig  einzuschlagende  Verfahren. 
Verhalten  der  preußischen  Stände.    Zuversichtliches  Auftreten  des  Hofes,  verändertes 

Benehmen  des  Königs.] 

Er  ist  sehr  erfreut  darüber,  daß  Kf.  selbst  mit  einer  guten  Armee  nach  31.  Dez. 
Preußen  zu  gehen  entschlossen  ist,  dadurch  werden  gewiß  die  Anschläge  der 
Gegner  verworren  und  die  guten  Patrioten  aufgerichtet  und  gestärkt  werden. 
Die  aufgefangenen  Schreiben  Horns  vertreiben  allen  Dunst,  den  man  bisher 
den  Leuten  vor  die  Augen  zu  machen  bemüht  gewesen  ist  Daß  Kf.  wegen 
der  offenbaren  bösen  und  feindlichen  Intentionen  des  Hofes  etwas  an  die  Republik 
bringe,  hält  er  nicht  für  rätlich,  bevor  Kf.  mit  der  Armee  im  Lande  sein  wird. 
Denn  es  würde  vorläufig,  da  im  Senat  und  in  der  Landbotenstube  fast  nur  Hof- 
kreaturen sich  eingefunden  haben,  wenig  darauf  reflektiert  und,  wenn  es  fruchtlos 
sein  sollte,  der  Hof  dadurch  nur  um  so  trotziger  werden.  Er  will  aber  doch 
mit  dem  G.  Feldherrn  Pac  darüber  sprechen. 

])  Der  K.Schatzmeister  Andreas  Morstein. 

*)  Beide  datiert  Coloniae  ad  Sverum  13./23.  Dezember  1678.  Unter  demselben 
Datum  erläßt  Kf.  auch  ein  Schreiben  an  König  Johann,  in  welchem  er  über  den 
Durchmarsch  der  Schweden  durch  polnisches  Gebiet  und  deren  Einfall  in  Preußen 
Klage  führt  und  die  vertragsmäßige  Hilfe  von  Polen  in  Anspruch  nimmt. 


-799 


J.  Brandenburg  und  Polen  1G73 — 1679* 


Gestern  hat1)  der  Bischof  von  Cnlra  Malachowski  nebst  Losch  and 
dem  RtimtaQ  von  Standard  Gorzynski  nach  Überreichung  des  Kreditivs  der 
preußischen  Stände  dein  König  mit  gar  prächtigen  Worten  dafür  gedankt»  diß 
er  durch  Werbung  der  bei  Danzig  befindlichen  Ifrthuneschen  Völker  för  de* 
lindes  Sicherheit  und  Wohlfahrt  so  väterlich  gesorgt  habe,  und  folgend 
WM  die  Graadenzscke  Resolution  enthält»  was  alles  dahin  zielt,  daß  Jen*?  Volk« 
desto  früher  und  sicherer  zur  Konjunktion  mit  den  Schwedischen  gelangen  mögen, 
denn  jeUt>  wo  man  meint,  daß  Schweden  bereits  überwunden  habe,  halt  man 
dieses  nicht  mehr  wie  früher  für  ein  sonderlich  Geheimnis*  Man  baut  auch 
darauf,  daß  Sofft  mit  den  Untertanen  der  litauischen  Ämter  so  schonend 
umgeht,  und  hofft,   es  werde  zu  einer  durchgehenden  Bauernrebellion  kommen. 

Vorher  hat  mau*)  wegen  des  auf  Gortzke's  Befehl  an  der  Weichsel 
errichteten  Werkleins  Beschwerde  erhoben,  jetzt  nimmt  mau  eine  andere  Materie 
vor  nnd  behauptet^  Kf,  hätte  von  dem  Herzog  von  Lüneburg  8000  und  fOl 
Kursachsen  4<>t>u  Mann  Ililfstrupjien  erhalten,  solchen  fremden  Truppen  aber 
sei  man  nicht  verpflichtet  den  Durchzug  zu  gestatten. 

Als  gestern  der  Oberst  Taube  zum  K.  G.  Feldherrn  reiten  wollte,  int 
ihn  des  Königs  Beichtvater  an  nnd  sagte,  er  sollte  demselben  die  Starostei 
Drabflim  offeneren,  als  wenn  man  schon  über  des  KL  Lande  und  Güter  nach 
Gefallen  zu  disponieren  hätte. 

Vom   absoluten   dominium    des  Königs   wird  auch  so  frei  gesprochen,  daß 
viele  un^escheut  öffentlich   sagen,   es  sei   kein   anderes  Mittel   die  Republik  zu 
reiten,   als  daß   mau   es  ihm  wenigstens  auf  drei  Jahre  auftrage,  um  in  dieser 
Steil  alle  bei  übermäßiger  Freiheit  eingerissenen  Mangel  und  Exorbitanzen  abz 
schaffen  und  alles  in  guten  Stand  zu  bringen. 

Der  Hof  bemüht  sich  sehr  um  eine  Aussöhnung  zwischen  dem  G.Feldherr 
und  Lubomirski,*)  denn  davon  hängt  zum  Teil  der  glückliche  oder  doch  vom 
Hof  gewünschte  Schluß  ah. 


fett 

:. 

vom 


')  Auf  dem  5.— IQ.  Dezember  1676  zu  Graudenz  abgehaltenen  preußischen  General' 
landtage  hatten  die  Woiwodon  von  Marienburg  und  Poramerellen  und  die  anderen 
Anhanger  des  Königs  trotz  anfänglichen  heftigen  Widerspruches  es  durchgesetzt,  d&Ü 
die  im  Lande  siebenden  Truppen,  die  ihrer  Behauptung  nach  sich  jetzt  im  Dien 
Königs  befanden,  angeblich  zum  Schutz  des  Landes  dort  behalten,  daß  das  Aufgebot 
•  5.-  Adels  /um  3.  JaftUfti  1679  einberufen  »erden  und  dafi  eine  Gesandtschaft  m  fa 
Kömig  abgehen  sollte,  um  demselben  diese  Beschlüsse  mitzuteilen,  seine  Genehmigung 
einzuholen  und  für  den  Notfall  weitere  Hilfe  von  ihm  m  erbitten.  S.  Lengnicb, 
Üoatbfchta  der  preußischen  Lande  polnischen  Anteils  VIII,  S.  171  f. 

*)  Auf  dein  Reichstage   hat  sowohl   nach  dem  Danziger  als  auch  nach  <\> 
Berliner  Geh.  Staatsarchiv  befindlichen,  von  Chwalkowski  angefertigten  Reichstags* 
rezeß  erst  am  4.  Januar  der  Bischof  ?on  Culm  Malachowski  über  die  *on  Gortxke 
&ur  Sicherung  des  Weichsel überg&ngea  an  dem  linken  Flußufer  angelegte  und  besetzte 
Schanze  (s.  Hirsch»   Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  64)  Beschwerde  geführt. 

*)  8.  über  den  Streit  zwischen  diesen  beiden  Bethune's  Relationen  vom  14. 
und  31,  Oktober  1078  (Acta  bist  V,  S.  139,  154). 


Vorgänge  auf  dem  Reichstage. 


223 


Der  Kon  ig  muß  gewiß  etwas  ganz  Besonderes  bei  diesem  Reichstage  vor* 
haben,  denn  er  bat  seine  bisherigen  Sitten  ganz  geändert.  Die  Geizigen  beschenkt 
er  mit  eigenen  Geldern,  die  Ehrgeizigen  versieht  er  mit  hoben  Chargen  und 
Di  gni  taten,  gegen  die  Hoch  mutigen  demütigt  er  sich  wider  seine  Natur  und 
Gewohnheit.  Es  wird  viel  von  Konjunktion  der  Waffen  mit  dem  Moskowiter 
und  von  Fortsetzung  des  Türkenkrieges  geredet,  nicht  wenige  aber  sagen,  man 
konnte  sich  nun  ohne  große  Mühe  und  Kosten  alles  dessen,  was  durch  den 
türkischen  Krieg  verloren,  an  Preußen  erholen.  Auf  die  hiesige  Negotiation  ist 
also  wenig  zu  bauen,  zumal  man  nicht  findet,  an  wen  man  sich  sicher  halten 
kann,  da  fast  keiner  zur  Stelle  ist,  der  nicht  entweder  tntirmdiert  oder 
gewonnen  wäre. 


J.  v;  Hov erbeck  an  den  Kurf&rsteli. 

5.  Januar   1G79. 


D.  Grodno 


[Auf  das  Reskript  vom   13./33.  Dezember.     Hoffnung  auf  Fac.     Das  eigenmächtige 
Verfahren  des  Königs*     Die  ReicbstagsproposiTjon.] 

Er  hat  dem  G.  Kanzler  Pac  die  notige  Information  erteilt  besonders  wegen  &,  Jan, 
dessen,  was  der  Rischof  von  tu  Im1)   in  betreff  des  Durchzuge«,    daß  dem  Kf. 
t  mehr  als  den  Schweden  eingeräumt  werden  dürfe,  behauptet  hat,  und  er 
hofft,  derselbe  werde  in  seinem  voto  vielen  anderen  die  Augen  auftun. 

Er  hat  bisher  n<»ch  nicht  auf  eine  Resolution  gedrungen,  da  er  keine  andere 
als  eine  hochpräjudizierliche  zu  erwarten  hat.  Der  K*""»nig  verfährt  in  allem  nach 
Gefallen  und  zwar  ohne  Widerrede,  so  daß  ihm  nur  der  Namen  eines  absolut! 
d< »mini  mangelt.  Da  sich  Schweden  erbietet,  das  kurfürstliche  Preußen  der 
Republik  abzutreten,  so  rät  der  G,  Feldherr  Pac,  K£  mochte  ebenso  Liefland 
Anbieten,    zumal  der   Hof  auf  das  schwedische    Anerbieten   so   reflektiert    daß 

Ider    König     in    der    Reichstags  proposition*)    an    dieses    zu    Danzig    gemachte 
*)  Malachowski     Derselbe   bat  in  seinem   am  4-  Januar  abgelegten  Votum, 
für   den   Schutz   Preußens   Sorge   zu   tragen,   und   bemerkte   dabei,   Kf*   beklage   sich 
über  Verletzung    der  Ülivaer  Verträge    seitens    Schwedens   durch    den    Durcbinars-'ii, 

■  aber  man  hätte  auch  über  Verletzung  dieser  Verträge-  durch  ihn  tu  klagen,  er  hätte 
das  Künigt  Preußen  durch  Märsche  inkommodiert  und  neulich  Schanzen  und  Kurter  essen 
dicht  an  der  Grenze  ohne  Vorwissen  des  Königs  errichtet  Er  könnte  also  nicht  ein- 
sehen, quare  Petro  licere  non  debeat  quod  et  Paulo,  LTnd  weil  man  bei  so  favorablen 
Konjunkturen  das  Kurfürst].  Preußen  zu  rekuperieren  gewünschtes  campo  hätte, 
hielte  er  nicht  für  geraten,  dieses  Moment  aus  Händen  zu  lassen. 

I1)  In  dieser  am  5.  Januar  durch  den  K.  L\  Kanzler  Wielopolski  vorgetragenen 
Proposition  ließ  der  König  auch  anzeigen,  der  König  von  Schweden  habe  ihm  ange- 
boten, das  Kurfürstl.  Preußen  dem  Kf.  durch  seine  Waffen  abzunehmen  und  durch 
freiwillige  Zession  wieder  pleno  Reipublicae  dominio  zu  unterwerfen.     Die  Republik 


224  I-  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Anerbieten1)  erinnert  und  den  Ständen  zu  bedenken  gestellt  hat,  was  d 
zu  tun  sei.  Deswegen  hat  man  auch  niemand  zur  Anwesenheit  bei  di 
Proposition  zugelassen,  der  nicht  Senator  oder  Landbote  war. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 

14.  Januar  1679. 

[Klagen  des  Königs  über  Zurückhaltung  von  Briefen,  sein  Verlangen,  daß  jetzt 
Kommission  wegen  der  beiderseitigen  Prätensionen  abgehalten  werde.  Bemühun 
der  franzosisch  -  schwedischen  Partei.  Widerstand  Pac's.  Anfeindung  dessell 
Der  Bescheid  an  den  kaiserlichen  Residenten.    Hoffnung  auf  die  Ankunft  des 

in  Preulien.] 

14.  Jan.  Um  die  Absichten  des  Hofes  desto  besser  zu  ergründen,  hat  er  um  Anti 

auf  das  früher  übersehene  Schreiben  des  Kf.  an  den  König  gebeten  und  das 
hier  zugekommene a)  übergeben.  Darauf  schickte  der  König  den  Kanzlei  rege  i 
Witwicki  zu  ihm  und  ließ  darüber  Beschwerde  führen,  daß  wieder  Briefe 
den  Marquis  d'Arquien  und  andere  auf  der  Post  des  Kf.  interzipiert  seien, 
verlangen,  da  Kf.  um  Hilfe  gegen  Schweden  nachsuchte  und  in  nähere  Verbind 
mit  dem  Könige  zu  treten  geneigt  wäre,  daß  zunächst  die  Kommission  w< 
der  beiderseitigen  Prätensionen  vorgenommen  werde.  In  betreff  des  erst* 
hat  er  erwidert,  es  sei  ihm  nichts  davon  bekannt  und  er  halte  es  für  \ 
unwahrscheinlich,  in  betreff  des  zweiten,  es  wäre  wohl  nicht  Zeit,  wenn 
Haus  brennte  und  die  Nachharn  zum  Löschen  aufgefordert  würden,  über 
Prätensionen  des  einen  mit  dem  anderen  zu  rechten.  W.  aber  meinte, 
könnte  dem  König  nicht  verdacht  werden,  daß  er  Bedenken  trüge,  sich 
Schweden  in  offenbare  Feindschaft  einzulassen,  bevor  er  sich  mit  Kf.  vermit 
einer  Kommission  recht  vereinigt  hätte.  Am  folgenden  Tage  versicherte  er, 
König  suchte  durch  diese  vorgeschlagene  Kommission  nicht  die  Sache  zu 
schleppen,  dieselbe  könnte,  wenn  man  treu  und  offenherzig  vorginge,  sehr  sei 
abgemacht  werden,  es  sei  dem  König  nicht  zu  verdenken,  daß  er  die  Konjunkti 
benutzte,  um  sein  Interesse  zu  beobachten.  Kr  hat  sich  darauf  dazu  b< 
erklärt,  aber  vorbehalten,  zunächst  an  Kf.  zu  referieren,  da  er  nicht  völlig  dar 
instruiert  sei. 

hätte  reiflich  zu  überlegen,  oh  nicht  bei  so  günstigen  Konjunkturen  diese  vorteil I 
Offerte,  wozu  man  niemals  so  gewünschtes  Tempo  finden  werde,  zu  raenagieren  diei 
sein  würde. 

l)  S.  oben  S.  183. 

-)  S.  oben  8.  2*21. 


Beschwerden  des  Königs.     Antwort  auf  das  Schreiben  des  Kf.  225 

Er  hat  darauf  beifolgende,  ihm  sehr  kaltsinnig  erscheinende  Antwort ')  auf 
die  Schreiben  des  Kf.  erhalten,  zugleich  mit  der  Erklärung,  der  König  hätte, 
um  dem  Kf.  desto  eher  seine  Gemütsmeinung  zu  erkenneu  zu  geben,  die  Materie 
von  dem  Einfall  der  Schweden  unter  die  vornehmsten  Punkte  der  Reichstags- 
proposition gebracht. 

Die  französische  und  die  schwedische  Faktion  tun  ihr  möglichstes,  um  es 
dahin  zu  bringen,  daß  die  Stände  das  Anerbieten  der  Schweden  annehmen  und 
sich  zum  Kriege  gegen  Kf.  entschließen.  Doch  widersprechen  dem  vornehme 
Senatoren,»)  besonders  der  Woiwode  von  der  Wilde,3)  der  sehr  tapfer  und  ohne 


')  d.  Grodnae  10.  Januar  lC7i),  darin  erwidert  der  König  auf  die  Anzeige  von 
dem  Einfall  der  Schweden  in  Preußen  nur:  Qua  de  re  dum  cum  Ordinibus  Hegni 
nostri  in  praesentibus  comitiis  mature  suinus  deliberaturi,  non  sinemus  Ser.  V.  latere, 
quidquid  in  eo  negotio  a  nobis  fuerit  decretum. 

*)  In  der  Sitzung  vom  4.  Januar,  in  welcher  die  vota  Senatorum  begannen, 
hatte  zuerst  der  Bischof  von  Posen  Wierzbowski  den  Durchmarsch  der  Schweden 
durch  Samaiten  als  Verletzung  des  Olivaer  Friedens  bezeichnet  und  die  Absendung 
von  Deputierten  des  Königs  und  der  Landbotenstube  an  den  schwedischen  Feld- 
marschall gefordert,  welche  denselben  zum  Ruckmarsch  ermahnen  sollten,  damit  das 
Reich  von  aller  Kriegsgefahr  befreit  und  die  Freundschaft  mit  Kf.,  an  welcher  der 
Republik  sehr  viel  gelegen  sei,  erhalten  werde.  Ahnlich  äußerte  sich  dann  der 
Woiwode  von  Wolhynien  Czartoryski,  er  bemerkte,  statt  sich  zu  Impresen  gegen 
das  Kurfürst).  Preußen  verleiten  zu  lassen,  schiene  ihm  zuträglicher,  Liefland  zu 
rekuperieren.  Auch  der  Kastellan  von  Brzesc  Piaseczynski  erklärte  den  schwedischen 
Durchmarsch  für  eine  formale  Feindseligkeit  und  riet  dem  König,  sich  nicht  durch 
die  trügerischen  Anerbietungen  der  Schweden  eblouieren  zu  lassen,  denn  „dieses 
Löwchen  stellte  sich  nur  so  lange  freundlich,  als  es  müde  wäre".  Vgl.  Rethune's 
Bericht  vom  27.  Januar  KJ79  (Acta  hist.  V,  S.  183f.). 

*)  Der  litauische  G.Feldherr  Michael  Pac.  Derselbe  erstattete  am  7.  Januar 
zunächst  ausführlichen  Bericht  über  das,  was  zwischen  ihm  und  dem  Feldmarschall 
Hörn  vorgegangen,  verlangte  dann,  daß  die  fremden  Gesandten  schnell  abgefertigt 
und  entfernt  würden,  da  diese,  namentlich  Bethune,  nur  Unheil  und  Zwietracht 
angestiftet  hätten,  und  verwarf  das  Anerbieten  der  Schweden,  welches  trügerisch 
sei  und  nur  den  Zweck  habe,  den  Krieg  der  Republik  aufzubürden.  Er  verteidigte 
sich  dann  gegen  die  über  ihn  verbreiteten  Verdächtigungen,  daß  er  gegen  des  Königs 
Leben  und  Regierung  machiniert  habe,  forderte  seine  Gegner  auf,  ihm  klar  in  die 
Augen  zu  sagen,  was  er  verbrochen  habe,  und  erbot  sich,  vor  der  ganzen  Republik 
sich  zu  verantworten.  Der  Danziger  Berichterstatter  bemerkt  dazu:  „Er  brachte  dieses 
alles  beweglich  doch  genereusement  bei  und  movierte  die  Gemüter  gewaltig."  Auch 
der  litauische  G.Kanzler  Christoph  Pac,  der  am  9.  Januar  sprach,  erklärte  die 
schwedische  Invasion  für  eine  Verletzung  der  pacta  und  beantragte,  an  den  König 
von  Schweden  zu  schreiben  und  deswegen  zu  expostulieren,  ferner  die  Garanten  des 
Olivaer  Friedens  anzurufen,  den  benachbarten  Woiwodschaften  das  gemeine  Aufgebot 
in  die  Hand  zu  geben,  damit  sie  bereit  seien,  und  durch  eine  Konstitution  die  Maß- 
regeln festzustellen,  welche  man  gebrauchen  wollte,  wenn  künftig  wieder  ein  Nachbar 
die  Grenze  überschreiten  sollte. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  15 


226  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

Scheu  votiert  hat.  Deshalb  werden  er  und  sein  Vetter,  der  G.Kanzler,  sehr  verfolgt 
man  sucht  ihnen  ihre  Freunde  abwendig  zu  machen  und  trachtet  besonders  ihn 
zu  disarmieren.  Weil  man  trotzdem  verzweifelt,  ihn  zu  gewinnen,  so  sollen  15 
ihn  zu  ermorden  bestellt  sein.  Dessen  ungeachtet  bleibt  er  noch  beständig  bei 
der  guten  Sache,  begehrt  auch  nichts  für  sich,  aber  wohl  für  die  Landboten, 
daher  ist  hochnötig,  daß  ihm  die  5000  Dukaten  je  eher  je  lieber  überschickt 
werden. 

Der  kaiserliche  Resident1)  hat  gestern  Audienz  gehabt  und  gebeten,  die 
weiteren  Progresse  der  Schweden  zu  verwehren,  hat  aber  die  Antwort  erhalten, 
man  könnte  nichts  mehr  tun,  die  Schweden  gingen  desperat,  hätten  sich  nicht 
abschrecken  lassen,  man  wollte  sich  aber  angelegen  sein  lassen,  daß  der  Kaiser 
und  das  römische  Reich  keinen  Schaden  deshalb  empfanden.  Wenn  aber  gute 
Patrioten  vorstellen,  man  möchte  sich  dem  Kf.  besser  fügen,  da  doch  keine 
Aussicht  sei,  daß  die  Schweden  ihm  würden  standhalten  können,  antworten 
die  Parteiischen,  die  Schweden  hätten  einen  Streich  vor,  der  ihnen  nicht  fehlen 
könnte,  sie  könnten  nämlich  in  solchem  Fall  durch  die  Masau  gehen,  sich  mit 
den  ßothunischen  vereinigen  und  dann  entweder  nach  Schlesien  oder  nach 
Pommern  sich  wenden. 

Alles  aber,  gnädigster  Chur fürst  und  Herr,  bestehet  anjetzo  darauf, 
daß  E.  Chf.  D.  mit  göttlichem  Beistande  ins  Land  kommen,  so  werden 
woll  nicht  nur  die  Schweden  sondern  auch  die  hiesige  Wiederwartige 
den  Mut  verlieren  und  die  redlichen  Patrioten  mit  mehrem  Nachdruck 
sprechen  können.  — 3) 


')  Zieronski.  Ahnlich  berichtet  Chwalkowski  am  13.  Januar  über  den 
Verlauf  der  Audienz  desselben  beim  Könige.  Am  25.  Januar  meldet  derselbe, 
daß  am  Tage  vorher  der  kaiserliche  Gesandte  die  erste  Audienz  beim  Könige 
gehabt  habe,  und  fügt  hinzu,  die  kaiserlichen  ministri  hätten  Pac  2000  Dukaten 
versprochen,  um  ihn  indessen  bei  guten  Gedanken  zu  erhalten,  bis  das  ihm  von  Kf. 
Zugedachte  angekommen  sei. 

'*)  Kf.  zeigt  (d.  Labiait  18./ 28.  Januar  16711)  v.  llov.  an,  der  Kammerjunker 
v.  Strziska  sei  expreß  abgeschickt,  um  ihm  die  gewünschte  Geldsumme  zu  über- 
bringen und  mündlich  seine  Befehle  mitzuteilen.  Zugleich  übersendet  er  ihm  ein 
Schreiben  an  den  König  von  Polen  (d.  ex  Hollandia  Prussiae  15./25.  Januar  16711), 
in  welchem  er  diesem  seine  Ankunft  in  Preußen  und  seine  Absicht,  die  sich  nach 
Liefland  zurückziehenden  Schweden  zu  verfolgen,  mitteilt,  erklärt,  er  werde  dabei 
notwendig  Samaiteu  berühren  müssen,  er  werde  aber  dafür  sorgen,  daß  seine  Soldaten 
dort  keinen  Schaden  anrichteten,  und  den  Konig  ersucht,  dieses  Vorhaben  durch 
Sendung  der  vertragsmäßigen  Hilfe  zu  begünstigen,  sowie  Abschriften  der  Schreiben 
an  Pac  und  an  die  samaitischeu  Stände  (s.  unten  S.  228)  und  Relationen  über 
die  letzten  Vorgänge  und  beauftragt  ihn,  den  Inhalt  derselben  überall  kundzu- 
machen. 


Anmarsch  des  Kf.,  Aufträge  an  v.  Hoverbeck.  227 

Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Neu-Stettin 
G./16.  Januar  1679.1) 

[Auf  die    Relation  vom   5.  Januar.     Anweisung,  wie  die   feindlichen  Absichten  des 
Königs  zu  vereiteln  seien.     Sein  Anmarsch.     Aufträge  an  Pac] 

Daß  der  König  die  schwedische  Offerte  wegen  Preußen  den  Standen  gegen-  16.  Jan. 
über  erwähnt  hat^  zeigt  seine  böse  Intention  gegen  ihn.  Damit  diese  zu  keinem 
Effekt  komme,  soll  er,  dem  Vorschlag  des  litauischen  G.  Feldherrn  gemäß,  wenn 
er  bei  der  Audienz  um  Hilfe  wider  Schweden  nachsucht,  dem  König  und  der 
Republik  als  Lohn  dafür  Liefland  anbieten.  Die  Wohlgesinnten  aber  soll  er 
darauf  hinweisen,  daß  der  König  diese  schwedische  Offerte  so  plausibel  vor- 
gebracht habe,  weil  er  für  seine  Familie  davon  zu  profitieren  und  ganz  Preußen 
an  sich  zu  bringen  gedächte,  und  ihnen  vorstellen,  wie  verderblich  dieses  für 
die  Republik  sein  würde. 

Er  ist-)  bis  hierher  gekommen,  hofft  morgen  den  Marsch  zu  kontinuieren 
und  in  vier  Tagen  die  Weichsel  zu  überschreiten,  er  wird  den  Marsch  aufs  äußerste 
beschleunigen,  hofft  in  acht  bis  neun  Tagen  in  Königsberg  zu  sein.  Er  hat  dieses 
überall,  besonders  dem  G.  Feldherrn  Pac  kundzumachen,  diesem  nochmals  zu 
danken  und  ihn  zu  ersuchen,  auch  auf  diesem  Reichstage  desKf.  Interesse  zu  fördern. 
Besonders  soll  er  ihn  ersuchen,  da  er  fürchtet,  daß  die  Schweden  auf  die  Kunde 
von  seinem  Anzüge  sich  wieder  zurückziehen  werden,  er  möchte  solche  Anstalt 
machen,  daß  ihnen  der  Paß  nach  Samaiten  und  Kurland  abgeschnitten  oder  sie 
doch  auf  ihrem  Marsch  so  harassiert  und  aufgehalten  würden,  daß  sie  nicht 
fortkommen  und  Kf.  sie  erreichen  könnte,  dann  hofft  er,  sollen  sie  keinen 
Mann  nach  Liefland  zurückbringen.  Es  würde  dem  Kf.  sehr  lieb  sein,  wenn 
er  bei  dieser  Expedition  Gelegenheit  erhielte,  den  G.  Feldherrn  selbst  zu  sprechen 
oder  mit  ihm  vertraulich  zu  korrespondieren. 

P.  S.  Bei  der  Audienz  hat  er  anzuführen,  daß  solche  Proposition,  wie 
sie  Schweden  wegen  Preußen  getan,  auch  nur  anzuhören  gegen  die  Pacta 
verstoße. 

Scultetus  hat  Befehl  erhalten,3)  sich  zu  ihm  nach  Grodno  zu  begeben. 


!)  Das  Konzept  ist  von  Kf.  selbst,  das  des  P.S.  von  Fr.  v.  Jena  unterzeichnet. 

*)  S.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  78f. 

3)  Kf.  beauftragt  Scultetus  (d.  Neu-Stettin  7./ 17.  Januar  1679),  sich  durch 
Großpolen  und  Masuren  nach  Grodno  und  von  dort,  wenn  seine  Gegenwart  nicht 
mehr  notwendig  sein  sollte,  zu  ihm  zu  begeben  und  ihm  von  dem  Zustand  der  Dinge 
Bericht  zu  erstatten.  In  Großpolen  solle  er  bei  den  Wohlgesinnten  darauf  dringen, 
daß  die  pacta  beobachtet  würden,  darüber  Klage  führen,  daß  in  der  Reichstags- 
proposition das  schwedische  Anerbieten  wegen  Preußens  mitgeteilt  sei,  und  anzeigen, 
daß  Kf.  der  Republik,  wenn  sie  auf  seine  Seite  treten  wollte,  Liefland  anbiete,  ferner 
daß  er  bis  hieher  vorgerückt  sei  und  in  4  Tagen  die  Weichsel  zu  überschreiten  hoffe. 

15* 


228  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.  D.  Grodno  26.  Januar  1679. 

[Ungünstige  Aussichten.] 

20.  Jan.  Er  kann  keine  Hoffnung  auf  einen  glücklichen  Erfolg  seiner  Negotiation 

machen.  Frankreich  hat1)  viele,  darunter  auch  solche,  welche  man  für  gute 
Patrioten  und  große  Eiferer  für  die  gemeine  Freiheit  gehalten,  ganz  gewonnen. 
Die  Allerdiskretesten  weisen  ihn,  wenn  er  von  der  vermöge  der  Pakten  schuldigen 
Hilfe  spricht,  damit  ab,  daß  sie  viel  eher  von  Kf.  Hilfe  gegen  den  Erbfeind  zn 
suchen,  als  demselben  solche  zu  leisten  und  sich  dadurch  einen  neuen  Feind 
auf  den  Hals  zu  ziehen  hätten.  Der  K.  V.  Kanzler  beschwert  sich  sehr 
darüber  und  zieht  es  gleichsam  zu  einer  Ruptur  an,  daß  Kf.  in  Großpolen  and 
zu  Warschau  durch  seine  Bedienten  den  König  hätte  beschuldigen  lassen,  er 
hätte  ein  geheimes  Bündnis  mit  Schweden,  und  behauptet,  daß  diese  Prozeduren 
gar  nicht  den  durch  Niemierzyc  und  durch  ihn  gemachten  Sincerationen  ent- 
sprächen. Er  hat  darauf  erwidert,  der  König  hätte  dieses  nicht  dem  Kf.,  sondern 
Frankreich  und  Schweden,  welche  sich  öffentlich  eines  solchen  Bündnisses 
rühmten,  zu  imputieren  und  könnte  durch  öffentliche  Patente  solches  widerlegen 
sowie  durch  contrarios  actus  Kf.  auf  andere  Gedanken  bringen. 

Der  päpstliche  Nuntius3)  und  die  kaiserlichen  Gesandten  bemühen  sich 
sehr,  den  König  zur  Konjunktion  mit  Moskau  gegen  den  Erbfeind  zu  bewegen, 
doch  ist  dazu  gar  schlechte  Apparenz. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     I).  Grodno 
30.  Januar  1679. 

[Die  Antwort  Pac"s  auf  das  Schreiben  des  Kf.,  dessen  Erbietungen.] 

30.  Jan.  Der  litauische  G.  Feldherr  hat  mit  ihm  durch  einen  Vertrauten  über- 

leben  lassen,  wie  er   das  Schreiben  des   Kf.  vom   14./24.8)  beantworten  solle. 
Anfänglich  gedachte  er  zu  schreiben,  ebenso  wie  er  den  Schweden  den  Durch- 

')  S.  die  Berichte  Px'thune's  vom  27.  Januar,  5.  und  11.  Februar  1679  (Acta 
bist.  V,  S.  183 f.,  18S,  190 IT.,  473). 

,J)  Puonvisi.  In  der  Audienz,  welche  derselbe  am  15.  Januar  bei  dem 
Reichstage  hatte,  mahnte  er  zur  Einigkeit,  zur  Verbindung  mit  Moskau  und  zur 
Erneuerung  des  Krieges  gegen  die  Türken  und  stellte  dazu  Geldhilfe  seitens  des 
Papstes  iu  Aussicht. 

3)  Kf.  hatte  (d.  I'reuß.-Ifolland  14./24.  Januar  1079)  Schreiben  an  die  samaitischen 
Stände  und  an  den  0.  Feldherrn  Pac  gerichtet,  in  denen  er  seine  Absicht,  die  sich 
zurückziehenden  Schweden  zu  verfolgen,  aussprach,  die  ersteren  um  Gestattung  des 
Durchzuges  und  des  Ankaufs  \on  Lebensmitteln  bat  und  den  letzteren  ersuchte,  den 
Schweden  den  Durchmarsch  zu  verwehren  und  ihm  bei  der  Verfolgung  derselben 
ililfe  zu  leisten. 


Mitteilungen  Pac's.  229 

zag  verweigert,  könnte  er  ihn  auch  dem  Kf.  nicht  verstatten,  dieses  aber  sollte 
nur  zum  Schein  geschehen  and  Kf.  sich  daran  nicht  zu  kehren  brauchen.  Damit 
war  er  aber  nicht  zufrieden  und  endlich  sind  sie  übereingekommen,  da  Kf.  den 
Durchzug  nicht  suchte,  sondern  solches  Recht  ex  pactis  genugsam  zu  behaupten 
hatte,  sollte  er  seine  Antwort  nur  auf  den  begehrten  Proviant  einrichten. 
Sonst  verspricht  er,  nicht  nur  den  Durchzag  nicht  zu  wehren,  sondern  die 
litauischen  Tataren  anzuweisen,  sich  an  die  Schweden  zu  hängen  und  ihnen 
allen  möglichen  Abbruch  zu  tun.  Der  K.  G.  Feldherr  bezeugt  sich  auch  sehr 
begierig,  von  des  Kf.  glucklichen  Progressen  Nachricht  zu  haben. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
1.  Februar  1679. 

[Mitteilungen  Pac's.     Bitte  um  Audienz.] 

Der  litauische  G.Feldherr  hat  ihm  hinterbringen  lassen,  der  Hof  1.  Febr. 
suche1)  durch  alle  ersinnlichen  Mittel  den  K.  G.  Feldherrn  von  ihm  abzu- 
ziehen und  mit  Lubomirski  zu  vertragen,  letzterer  habe  wirklich  die  von 
demselben  geforderte  Satisfaktion  angenommen.')  Man  suche  seinen  gänzlichen 
Ruin,  die  litauische  Armee  solle  durchaus  abgedankt  und  dann  eine  neue  unter 
dem  Kommando  des  Fürsten  Radziwill  als  Unterfeldherrn  gerichtet  werden. 

Nachdem  er  das  geänderte  Kreditiv  an  die  Stände  erhalten,  bat  er  vor 
acht  Tagen  um  eine  Privataudienz  bei  dem  Könige  und  um  eine  öffentliche  bei 
allen  Standen  nachgesucht,  aber  noch  keinen  Bescheid  erhalten. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.  D.  Grodno  4.  Februar  1679. 

[Eindruck  der  Erfolge  des  Kf.] 

—  Nach  den   Successen,  so  der  Allerhöchste  Ew.  Chf.  1).  bei  den  4.  Febr. 
ersten  Kriegsoperationen  verliehen,  äußert  man  sich  mehr  und  mehr  mit 
Mißvergnügen  kegen  den  Feldmarschalck  Hörn   und  will   fast  niemand 

!)  S.  die  Relationen  Bethune's  vom  21.  Januar  und  5.  Februar  1679  (Aota 
hist.  V,  S.  183,  188). 

*)  Die  Danziger  Sekretäre  Schumann  und  Albertini,  welche  im  Auftrage 
des  Rates  von  Danzig  dem  Reichstage  beiwohnten,  berichten  demselben  am  30.  Januar, 
der  Vertrag  zwischen  dem  K.  G.  Feldherrn  Wiszniowiecki  und  Lubomirski  habe 
nun  seine  Richtigkeit,  dieser  solle  deprezicren  und  in  Schreiben  an  die  Seymiken 
erklären,  daß  er  das,  was  er  an  diese  ambigue  geschrieben,  nicht  auf  den  Feld- 
herrn bezogen  habe.  —  Am  1.  Februar  fand  wirklich  angesichts  des  Reichstages 
die  feierliche  Aussöhnung  beider  statt.     S.  Zaluski  1,  S.  703. 


230  I-  Brandenburg  und  Polen  1678—1679. 

einige  Verständnis  mit  ihm  gehegt  haben.  Der  König  selbst  saget,  es 
war  sein  ganzes  Tun  nur  auf  ein  Diversion  in  währender  Belagerung 
von  Stralsund  angesehen  gewesen  und  hätt  er,  nachdem  es  übergangen 
war,  zurückhalten  sollen,  rühmet  Ew.  Chf.  I).  Völker,  daß  sie,  wann  Ew. 
Chf.  D.  dabei  sein,  sich  halten,  als  wann  sie  eisern  wären.  Hinkegen 
wären  sie  in  der  Ukraine  wie  Schnee  im  Vorjahr  zerschmolzen.  Das 
französische  Geld  will  nicht  so  fortfahren  wie  vorhin.  Deßhalben  sollen 
die  königlichen  Völker  in  Preußen  sehr  verlaufen.  — 

P.  S.     Der  K.  G.  Feldherr   bezeuget   über  Ew.  Chf.  D.  Successen 
überaus  große  Freude. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck. 
D.  Kukernese  6.  Februar/ 2 7.  Januar  1679.  (Conc.  v. Gladebeck.) 

[Forderung  der  Auslieferung  der  von  den  Schweden  zurückgelassenen  Geschütze. 

Mitteilungen  eines  gefangenen  Kanzleibeamten  über  den  Inhalt 

des  schwedisch-polnischen  Bündnisses.] 

6.  Febr.  Kr  soll  bei  dem  litauischen  G.  Feldherrn  darauf  dringen,  daß  die  von 

den  Schweden  auf  der  Flucht  in  Samaiten  zurückgelassenen  Stücke1)  ihm  aus- 
geliefert würden,  und  ihm  entweder  eine  gute  Diskretion  in  Gelde  oder  einige 
Stücke  mit  des  Kf.  Wappen  anbieten,  ihm  auch  im  Vertrauen  mitteilen,  vielleicht 
könnte  der  König  diese  Stücke  für  sich  prätendieren  oder  sie  gar  den  Schweden 
abfolgen  lassen  und  so  der  G.  Feldherr  ganz  nichts  davon  haben.1)  Er  soll  ihm 
auch  anzeigen,  daß  er  einen  Cancellisten  von  des  Königs  Kanzlei,  der  bei  Feld- 
marschall Ilorn  gewesen,  bekommen,  welcher  aussagt,  daß  ganz  gewiß  eine 
Alliance3)  zwischen  den  Königen  von  Polen  und  Schweden  getroffen  wäre, 
welche  er  selbst  gesehen  und  gelesen,  des  Inhalts,  daß  der  König  von  Polen 
dem  von  Schweden  0000  Mann  zu  Hilfe  schicken  wollte  mit  dem  Bedinge,  daß 
alle  Plätze,  welche  die  schwedische  Armee  in  Preußen  okkupieren  würde,  dem 
Könige  von  Polen  eingeräumt  werden  sollten,  ausgenommen  die  Festung  Mümmel, 

1)  S.  Hirsch,   Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  95. 

2)  Kf.  meldet  v.  H.  (d.  Kuckernese  8.  Februar  1670),  die  drei  Stücke  und  den 
FeuermGrser  hätte  er  bereits  erhalten,  die  Schweden  hätten  aber  noch  zwei  Stücke 
und  viele  Munition  zurückgelassen,  und  er  beauftragt  ihn,  sich  zu  bemühen,  daß  Pac 
den  Consens  auch  zur  Auslieferung  dieser  Stücke  erteile  und  an  den  samaitischen 
lT.  Kämmerer  deswegen  schreibe. 

*)  S.  dieseu  Allianzvertrag  vom  21.  August  1677  Acta  hist  III,  S.  424 ff.;  vgl. 
oben  S.  13  f. 


Eindruck  der  Erfolge  des  Kf.    Anfeindungen  gegen  Pac.  231 

welche  die  Schweden  bis  zu  Ausgang  des  Krieges  behalten  sollten.  Die  6000 
Mann  aber  sollten  auch  bei  der  schwedischen  Armee  verbleiben,  wenn  dieselbe 
ins  römische  Reich,  um  weiter  zu  operieren,  gehen  wurde.1) 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
7.  Februar   1679. 

[Anfeindungen  gegen  Pac.     Geldzahlungen  an  denselben.     Empfehlung  einer  Geld- 
zahlung an  Jablonowski.] 

Die  Successe  des  Kf.  machen  den  Hof  überaus  perplex,  aber  auch  um  so  7.  Febr. 
mehr  gegen  Kf.  verbittert,  und  da  sie  an  Kf.  sich  nicht  zu  rächen  wissen, 
greifen  sie*)  den  litauischen  G.  Feldherrn  aufs  höchste  an  und  bestehen 
durchaus  darauf,  daß  er  seine  Armee  sofort  abdanke,  damit  dann  seine  Feinde 
mit  ihm  nach  Belieben  spielen  mögen.  Er  und  die  Kaiserlichen  greifen  ihm 
mit  Gelde  nach  Möglichkeit  unter  die  Arme.  Der  Kammerjunker  Stryszka3) 
hat  ihm  das  Überbrachte  bereits  übergeben.  Er  ist  nicht  dabei  gewesen,  damit 
es  unvermerkter  zuginge  und  er  sagen  könne,  daß  er  nichts  gegeben  und  auch 
keine  Ordre  deswegen  gehabt  habe. 

P.  S.  Wenn  Kf.  während  des  Reichstages  dem  Woiwoden  von  Reußen 
die  versprochenen  1000  Dukaten  sollte  überschicken  können,  würde  es  merklich 
zu  Beförderung  seines  Dienstes  gereichen. 


')  Kf.  sendet  (d.  Kuckernese  8.  Februar  1679)  auch  das  Projekt  eines  Bedenkens 
eines  vornehmen  schwedischen  Offiziers  sowie  zwei  zwischen  Hörn  und  Lilie  ho  eck 
gewechselte  Schreiben,  welche  sich  auch  unter  der  schwedischen  Bagage  gefunden 
und  aus  denen  das  schädliche  Konzert  noch  klarer  erbelle,  zur  Mitteilung  an  Pac 
uud  andere  Wohlgesinnte.  —  v.  U.  erwidert  (d.  Grodno  16.  Februar  1679),  Pac  habe 
anfangs  Bedenken  getragen,  die  schwedischen  Stücke  öffentlich  abfolgen  zu  lassen, 
aus  Furcht,  sich  dadurch  in  den  Verdacht  der  Parteilichkeit  zu  setzen  und  die 
Samaiten  sowie  die  Armee  zu  alienieren,  er  habe  ihm  aber  doch  eine  Ordre  an  seinen 
Vetter,  der  in  seiner  Abwesenheit  die  Armee  befehlige,  gegeben,  worin  dieser  ange- 
wiesen wird,  sich  nicht  zu  widersetzen,  sondern  zu  dissimulieren  und  geschehen  zu 
lassen,  daß  Kf.  die  Stücke  abholen  lasse.  Er  habe  dagegen  einen  Revers  ausgestellt, 
daß  Kf.  dafür  andere  Stücke  geben  werde. 

*)  S.  Betbune's  Berichte  vom  11.  Februar  und  5.  März  1679  (Acta  h ist.  V, 
S.  473  (190—192)  und  198f.).  Auf  dem  Reichstage  kam  es  darüber  am  «;.  und 
7.  Februar  zu  heftigen  Szenen,  der  Richter  von  Polock  Lukomski,  der  litauische 
Schatzmeister  Sapieha,  der  G.Marschall  Polubinski  und  der  Kastellan  von  Novgurod 
griffen  Pac  auf  das  heftigste  an,  doch  dieser  verteidigte  sich  und  wurde  von  dem 
Woiwoden  von  Troc  Oginski  und  von  Gielgud  eifrig  unterstützt. 

J)  S.  oben  S.  226.     Vgl.  v.  Buchs  Tagebuch  II,  S.  174,  185. 


232  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
19.  Februar  1679. 

[Lügenhafte  Berichte  über  das  Gefecht  Schönings  mit  den  Schweden  und  über  den 

Zustand  der  schwedischen  Armee,  Widerlegung  derselben  durch  die  Nachrichten  aus 

Liefland.     Verhalten  der  moskowitischen  Gesandten.] 

10.  Febr.  Was  ihm  Kf.  wegen  Verrichtung  des  Generalmajors  v.  Schöning1)  in  Ver- 

folgung der  flüchtigen  schwedischen  Armee  hat  mitteilen  lassen,  ist  ihm  sehr  wohl 
zustatten  gekommen.  Denn  die  Franzosen  haben9)  die  Stände  überreden  wollen, 
von  des  Kf.  Völkern  wären  über  1500  auf  der  Wahlstatt  geblieben  und  die 
Schweden  hätten  noch  10000  Mann  davongebracht,  mit  welchen  sie  eine  gleiche 
Zahl  Finnen  und  anderer  in  Lief land  Zusammengebrachter  vereinigen  und  so 
stärker  als  vorhin  wieder  nach  Preußen  ziehen  würden.  Auch  der  Hof  hat 
nicht  unterlassen,  sich  dessen  zu  bedienen,  sondern  es  den  moskowitischen 
Gesandten  mitteilen  lassen,  um  dieselben  dadurch  kleinmütig  und  vom  Kf.  ab- 
wendig zu  machen.  Es  widerlegt  sich  aber  jetzt  alles  durch  verschiedene 
Schreiben,  welche  dem  litauischen  Feldherrn  zugekommen  und  von  diesem  den 
vornehmsten  Senatoren,  sowie  auch  ihm  mitgeteilt  worden  sind,  darin3)  der 
miserable  Zustand  der  Armee  Horns  umständlich  beschrieben  wird,  unter 
anderem,  daß  in  Riga  alle  Tore  stets  geschlossen  gehalten  würden,  bis  auf  ein 
enges  Pförtchen  nach  der  Düna  zu,  durch  das  man  die  vornehmen  Reisenden 
einließe,  während  die  lief  ländischen  Bauern  vor  der  Stadt  halten  müßten.  Es 
hätte  darauf  gestanden,  daß  die  Vorstädte  hätten  sollen  abgebrannt  werden,  nun 
würden  aber  die  Häuser  abgebrochen  und  das  Holz  in  die  Stadt  geführt,  Die 
Straßen  wären  voll  geflüchteter  Leute,  und  man  höre  kontinuierlich  das  Geschrei 
von  Kindern,  der  Brandenburger  komme  und  würde  die  Stadt  einäschern.  Der 
Schrecken  sei  im  Lande  überaus  groß,  zum  Aufeisen  des  Stromes  und  Begießen 
der  Wälle  würden  auch  Frauen  herangezogen.  Daß  von  des  litauischen  U.  Kanzlers 
Fürsten  Radziwill  Husaren -Kompagnie  ein  Kamerade,  dann  des  jetzigen 
Landbotenmarschalls  Husaren -Fähndrich  und  von  des  G.  Feldherrn  Pauzer- 
Kompagnie  etliche  bei  dem  Scharmützel  mit  den  Schweden4)  geblieben,  deswegen 
setzt  man  dem  G.  Feldherrn  stark  zu.  Er  kehrt  sich  aber  daran  wenig,  sondern 
wünscht,  Kf.  möchte,  nachdem  sich  seine  Armee  etwas  rafraichiert  hätte,  ein 
starkes  Detachement  nach  Lief  land  schicken,  zu  welchem  ihrer  sehr  viele  mit- 
zustoßen würden,  weil  es  für  die  Republik  sehr  favorabel  und  angenehm  sein 
würde,  wenn  die  Macht  der  Schweden  in  Liefland  ganz  gedämpft  wäre. 

')  S.  Hirsch,  Der  Winterfeldzug  in  Preußen,  S.  D4ff. 

*)  S.  den  Bericht  Rethune's  vom  24.  Februar  167D  (A  eta  Inst.  V,  S.  473  (1%)). 

3)  S.  Hirsch  a.  a.  O.  S.  102 f. 

*)  fc>.  Hirsch  a.  a.  0.  S.  97 f. 


Lügenhafte  Berichte.     Die  moskowitische  Gesandtschaft.  233 

Die  hier  anwesenden  moskowitischen  Gesandten1)  haben  nur  durch  einen 
Dolmetscher  mit  ihm  konferieren  lassen.  Er  hat  ans  ihren  Prozeduren  ersehen, 
daß  sie  viel  mehr  zu  sondieren  gesucht,  wessen  sie  sich  der  Konjunktion  halber 
zu  Polen  zu  versehen  hätten,  als  von  der  Diversion  in  Liefland  zu  sprechen 
oder  deswegen  etwas  an  den  Zaren  zu  bringen.  Sie  geben  vor,  solches  liefe 
nicht  mit  in  ihre  Kommission,  sondern  müsste  in  der  Residenz  negotiiert  werden.2) 

Wegen  der  in  Samaiten  von  den  Schweden  zurückgelassenen  Stücke8)  hat 
der  König  an  Kf.  schreiben  wollen,  er  hat  aber  den  Brief  zerrissen  und  dabei 
gesagt,  er  wußte  wohl,  daß  ihm  Kf.  nicht  wohl  würde  zu  gefallen  tun. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Danzig 
11./21.  Februar   1679. 

[Seine  Verhandlungen  mit  den  Freunden  des  Kf.  in  Grolipolen.] 

Er  hat  sich4)  zu  Fastnacht  in  Posen  eingefunden  und  den  Adel  daselbst  21.  Febr. 
in  ziemlicher  Frequenz  beieinander  gefunden.  Die  meisten,  die  es  noch  mit 
der  Republik  halten,  bezeugten  große  Freude  über  die  Erfolge  des  Kf.  wider 
die  Schweden  in  Preußen.  Sie  meinten,  die  Wohlfahrt  der  ganzen  Republik 
hinge  gutenteils  davon  ab,  und  ließen  Kf.  ersuchen,  nicht  eher  mit  seiner  Armee 
Preußen  zu  verlassen,  bis  man  sehe,  wie  der  Reichstag  ablaufen  und  was  etwa 
weiter  von  der  französischen  und  schwedischen  Partei  sowohl  direkt  gegen  Kf. 
wie  auch  indirekt  gegen  die  Libertät  der  Republik  werde  vorgenommen  werden. 
Einige  andere,  welche  vom  Hof  gänzlich  dependieren  und  für  französisches  Geld 
erkauft  sind,  spargierten  zwar  heimlich,  Kf.  wäre  nach  so  vielen  Siegen  jetzt 
viel  mehr  zu  fürchten  als  jemals  Schweden,  doch  wnrde  ihnen  von  den  anderen 
gedroht,  sie  sollten  sich  mit  dergleichen  Diskursen  ja  zufrieden  stellen,  sonst 
dürfte  es  bei  dem  Fastnachtsspiel  noch  wohl  blutige  Köpfe  setzen.  Er  hat  bei 
dieser  Gelegenheit  darauf  hingewiesen,  wie  uneigennützig  Kf.  immer  gegen  die 
Republik  gehandelt  hätte,   darüber  geklagt,   daß  ihm  dafür  so  schlecht  gelohnt 


*)  Buturlin  und  Tschadajew,  s.  Posselt,  Der  General  und  Admiral 
Franz  Lefort  1,  S.  271). 

2)  Am  27.  Februar  berichtet  v.  II.,  der  Sekretär  der  moskowitischen  Gesandtschaft 
habe  ihn  besucht  und  sich  darüber  beklagt,  daß  man  polnischerseits  gar  keine  Neigung 
zu  der  WafTenverbindung  gegen  die  Türken  zeige,  wenigstens  für  diese  Kampagne, 
in  welcher  wohl  eine  Diversion  gegen  Kf.  nicht  ausbleiben  werde.  Er  habe  geraten, 
Kf.  möchte  mit  dem  Zaren  fleißig  korrespondieren,  er  werde  bei  demselben  schon 
alle  Willfahrigkeit  finden. 

3)  S.  oben  S.  230. 

4)  S.  oben  S.  227. 


23G  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

auch  der  Landboten.  In  betreff  der  Zerimonien  hat  er  nichts  zu  desiderieren 
gehabt.  Daß  aber  nnmittelbar  nach  seiner  Audienz1)  drei  gleichlautende 
Schreiben  Liliehoecks  an  den  König,  an  den  Senat  und  an  die  Landboten 
verlesen  wurden,  haben  viele  für  ein  angestiftetes  Werk  gehalten,  zumal  darin 
der  litauische  G.  Feldherr,  den  er  gelobt  hatte,  des  Friedensbruchs  be- 
schuldigt und,  während  er  Liefland  angeboten  hatte,  aufs  neue  Preußen  ange- 
boten war,  um  die  Republik  zum  Kriege  gegen  Kf.  zu  disponieren.  Das  ist 
nun  nicht  zu  furchten,  wohl  aber  daß,  wenn  die  litauische  Armee  abgedankt 
werden  sollte,  diese  durch  französisches  Geld  den  französischen  Kreaturen  in 
die  Hände  gespielt  werden  und  auch  die  unter  den  Woiwoden  von  Marien- 
burg und  Pommer eilen  Stehenden,*)  obwohl  sie  in  den  Dienst  der 
Republik  genommen  sind,  dazu  stoßen  werden.  Auch  daß  man  die  Kron- 
armee von  12000  Mann  auf  die  Hälfte  reduzieren  will,  soll  nur  dahin 
angesehen  sein,  damit  die  Reduzierten  zu  den  Feinden  des  Kf.  übergehen.  Er 
arbeitet  dagegen  nach  Kräften,  hofft  auch,  daß  deswegen  einige  Konstitationen 
zu  erhalten  sein  werden,  ob  diese  aber  von  Wirkung  sein  werden,  ist  sehr 
zweifelhaft. 

Daß  der  König  von  Spanien  den  Kaiser  und  der  Kaiser  seine 
Alliierten  (wie  hier  behauptet  wird)  bei  den  Friedenshandlungen  preisgegeben, 
macht  den  Gegnern  des  Kf.  großen  Mut  und  die  guten  Patrioten  sehr  bestürzt, 
zumal  sie  hören,  daß  Kf.  um  seiner  Reichslande  willen  bald  Preußen 
verlassen  will. 


1)  Der  Dauziger  Reichstagsrezell  fährt  fort:  Hierauf  Hell  der  König  vom  Thron 
deklarieren,  wie  in  mercatura  ein  Tratiquaut  was  ihm  an  einem  Orte  abginge,  an 
dem  anderen  wieder  zu  kompensieren  suchte,  wäre  es  auch  hier  in  Re  publica  zu 
observieren  dienlich,  da  man,  was  an  der  einen  Seite  den  Herrschaften  des  Reichs 
ovelliert  worden,  an  den  anderen  zu  rekuperieren  nötig  hätte,  zu  welchem  Zweck  der 
König  die  von  der  Krone  Schweden  de  restituenda  Ducali  Prussia  getanenen  Offerten 
der  Republik  vorstellen  lassen.  Wie  diese  angehört,  was  der  k.  brandenburgische 
Minister  angebracht,  wären  auch  von  dem  schwedischen  Gesandten  Liliehoeck 
Schreiben  angelaugt,  welche  der  König  auch  zu  verlesen  für  nötig  hielte.  Es  wurden 
also  die  drei  Schreiben  an  den  König,  den  Senat  und  die  Ritterschaft  verlesen,  worin 
er  sich  beschwerte,  daß  er  sich  nicht  aus  Dauzig  entfernen  konnte,  indem  der  Kf. 
auf  ihn  passen  ließe,  daneben  sich  heftig  über  den  litauischen  G.  Feldherrn  beklagte, 
welcher  die  ohne  Belästigung  Samogitieu  berührende  schwedische  Armee  sehr  übel 
traktiert  und  dadurch  die  Freundschaft  zwischen  Schweden  und  dieser  Krone  sehr 
verletzt  habe,  und  nochmals  Preußen  anbot.  Der  Person  des  Kf.  war  dabei  nur  mit 
stetigen  luvektiven  und  Punktliren  gedacht,  welches  alles  nach  eines  jedweden 
Passion  mit  Vergnügen  oder  Ärgernis  augehört  worden  ist.  Vgl.  Bothune's  Bericht 
vom  "24.  Februar  1671),  S.  473  (lt>6). 

2)  l>ie  Bethuneschen  Truppen,  von  denen  der  König  auf  dem  5. — 10.  Dezember 
1678  zu  (iraudenz  abgehaltenen  preußischen  Landtage  (s.  Leu gn ich  VIII,  S.  171  f.) 
hatte  erklären  lassen,  daß  sie  in  seinem  Dienste  ständen.  S.  Bethune's  Bericht 
vom  11.  Februar  1679,  S.  473  (11)0-192). 


Schreiben  Liliehoecks.     Vorschläge  des  Hofes.  237 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
4.  März  1679. 

[Die  Vorschläge  des  Ilofes,  geringer  Widerstand  dagegen.     Beabsichtigte  Reise  des 

Fürsten  Radziwill  nach  Preußen.     Reformation  der  Königin.    Niederlegung  der 

G.  Kanzler  würde  durch  den  Primas.     Scheinbare  Geneigtheit  des  Königs 

zum  Bündnis  mit  Moskau.] 

Da  die  Patrioten  sehen,  daß  der  König  auf  Frankreichs  Antrieb  einen  Krieg  4.  Man 
wider  christliche  Potentaten  vorhat,  so  suchen  sie1)  ihn  dadurch  davon  abzu- 
bringen, daß  sie  auf  den  türkischen  Krieg  dringen,  dennoch  aber  skrupulieren 
sie  bei  den  von  den  moskowitischen  Gesandten  gemachten  Vorschlägen  nnd 
angebotenen  Konditionen.  Hingegen  wird  vom  Hof  und  dessen  Dependierenden 
angeführt,  man  müßte3)  zunächst  die  Erklärung  aller  christlichen  Potentaten 
einholen,  wieviel  sie  wirklich  beizutragen  willens  seien,  die  Stände  möchten 
daher  dem  König  Kontributionen  auf  zwei  Jahre  bewilligen,  ihm  die  Unter- 
handlungen mit  den  anderen  Mächten  überlassen,  ihm  auch  anheimstellen,  die 
Armee  zu  verstärken  und  in  allem,  wie  er  es  der  Republik  zuträglich  erachtete, 
zu  verfahren;  einen  Reichstag  im  Juni  oder  Juli  zu  halten,  würde  der  Sache 
eher  hinderlich  als  forderlich  sein.  Viele  deuten  dieses  so,  daß  dadurch  zum 
absoluten  Dominat  der  Weg  gebahnt  werde,  zumal  der  König  erwähnt,  er 
müßte  ausländische  Offiziere  und  Konstabel  verschreiben.  Es  ist  aber  fast  nicht 
zu  begreifen,  wie  bei  dieser  sonst  für  die  Freiheit  so  hoch  eifernden  Nation 
sich  so  viele  besonders  unter  den  Geistlichen  finden,  die  nach  dem  absoluten 
Dominat  sich  nicht  allein  sehnen,  sondern  auch  keine  Scheu  tragen,  dieses 
öffentlich  zu  deklarieren,  dagegen  unter  den  Weltlichen  außer  dem  litauischen 
G.  Feldherrn  Pac,  dem  Woiwoden  von  Trocki  Oginski  und  dem  Kastellan  von 
Brzesc  Piasezinski  sich  fast  keiner  findet,  der  solchem  öffentlich  mit  Ernst 
widerspreche,  wenngleich  was  angeboten  wird.  Daher  ist  das  Negotiieren  hierselbst 
nicht  nur  überaus  schwer,  sondern  ganz  unnütz  und  fruchtlos.3) 


')  S.  eben  diese  Relation  Bethune's. 

*)  Dem  entsprechend  lauten  die  Vorschläge  in  dem  von  dem  König  abgefaßten 
scriptum  ad  archivum,  welches  am  8.  März  dem  Reichstage  zuging. 

*)  Chwalkowski  berichtet  4.  März  1679:  „Man  hat  verschiedenen  Wohlgesinnten 
das  aus  des  Königs  Intention  besorgende  höchste  Nachteil  gehörigermaßen  vorgestellt, 
wann  man  dergleichen  Wichtigkeit  einem  consilio  und  also  etzlichen,  so  leicht  zu 
gewinnen  sind,  überlassen,  große  Geldsummen  bewilligen,  bevor  man  wüßte,  ob  der 
Krieg  mit  der  Porte  vor  sich  gehen  möchte  (wozu  I.  K.  M.  nicht  inclinieret),  die 
hernach  leichtlich  auf  eine  anderwärtige  Impresa  könnten  angewendet  werden,  auch 
das  größte  Kleinod  der  Freiheit,  ohne  der  Woiwodschaften  Einwilligung  keine  con- 
tributiones  zu  bewilligen,  1.  K.  M.  in  die  Hände  geben  sollte.  Sie  begreifen  alles 
sehr  wohl,  aber  es  scheinet,  daß  ein  verborgenes  Verhängnus  darunter,  da  fast  alle 
die  Hände  sinken  lassen." 


238  I-  Brandenburg  und  Polen  HJ73— 1679. 

Der  Fürst  von  Kletzko,1)  dem  der  König  die  litauische  Hofmarschalls- 
charge verschrieben,  ist  jetzt  eben  im  Aufbruch  begriffen,  um  mit  so  vielen 
Freunden,  als  er  nur  aufbringen  kann,  zu  Kf.  zu  reisen  und  um  Resolution 
wegen  der  Prinzessin  Radziwill  anzuhalten.  Denselben  und  auch  den  U.  Kanzler 
hat  sehr  allarmiert,  daß  hier  ausgesprengt  worden  ist,  die  Prinzessin  wollte  mit 
der  Kurfürstin  hinaus  nach  Berlin  gehen,  weil  er  solchenfalls  ganz  verzweifelt, 
seinen  Zweck  zu  erreichen.  Er  droht,  dann  die  Güter  sofort  in  Besitz  zu  nehmen, 
unter  dem  Vorgeben,  er  hätte  den  Consens  aller  Vormünder,  woran  aber  sehr 
zu  zweifeln  ist.  Er  soll  auch  den  Plotzischen  Landfähndrich  Klokocky')  auf 
seine  Seite  gebracht  und  die  Hoffnung  haben,  dieser  werde  ihm  die  Festung 
Slutzko,  das  vornehmste  Stück  der  Erbschaft,  einräumen.  Es  wird  also  wohl 
so  zu  menagieren  sein,  daß  die  Leute  ohne  ein  schriftliches  oder  mündliches 
Engagement  bei  ihrer  Hoffnung  gelassen  und  alles  doch  differiert  werde.  Vor- 
nehmlich hätte  die  Prinzessin  zu  bezeugen,  daß  sie  noch  zurzeit  nicht  an  eine 
Heirat  denke,  sondern  der  Kurfürstin  aufzuwarten  verlange. 

Falls  der  Reichstag  sich  nicht  übermorgen  fruchtLos  zerschlägt,  dürfte  er 
leicht  noch  14  Tage  dauern.  Der  Hof  wird  den  Schluß  desselben  zu  beschleunigen 
suchen,  wenn  er  die  sogenannte  Reformation  oder  das  Leibgedinge  für  die  Königin2) 
wird  zustande  gebracht  haben.  Man  hat4)  den  nominierten  Erzbischof  auf  fast 
schimpfliche  Manier  zur  Niederlegung  des  großen  Siegels  gezwungen,  nun  ver- 
zögert man  aber  die  Vergebung  desselben  aus  Furcht,  daß  die,  welche  darauf 
vertröstet  worden,  wenn  sie  übergangen  würden,  um  sich  zu  rächen,  diese 
Reformation  zu  hintertreiben  suchen  sollten. 

Um  der  Stände  Affektiou  zu  gewinnen,  stellt  sich  der  König,  als  verlangte 
er,  sich  mit  Moskau  gegen  den  Türken  zu  konjungieren,  daß  es  aber  kein  Ernst 
ist,  nimmt  man  daher  ab,  daß  die  vornehmsten  Hof  kreatnren  dem  widersprechen, 
ja  es  zu  hintertreiben  suchen.  Dem  Türken  soll  bereits  ein  Wink  gegeben  sein, 
er  hätte  sich  an  alles  hiesige  Aufheben  garnicht  zu  kehren. 


Der  Kurfürst  an   v.  Iloverbock.     D.  Königsberg 
9./19.  März   1(>7<). 

[Seine  bevorstehende  Abreise.     Angebliche  Machinationen  Bcthune's. 

19.  Mär/.  Kr    gedenkt    am    1I5./23.5)    wieder   nach   der   Kurmark   Brandenburg  auf- 

zubrechen.    Mit  H/s   Diensten    ist   er    zufrieden,    derselbe   soll    das  Ende   des 

l)  S.  oben  S.  <J9f. 

#i)  S.  Schiein  an  n  in  der  ebendort  genannten  Abhandlung  S.  131. 

3)  S.  darüber  Zaluski  I,  S.  704  f. 

4)  S.  ebendaselbst  S.  704  und  Bethune's  Relationen  vom  24.  Februar  und 
7.  April  DI79  (S.  196  (473)  und  2i>0).  Am  7.  März  wurde  das  G.  Kanzleramt  dem 
bisherigen  U.  Kanzler  Wielopolski  übertragen  und  an  dessen  Stelle  der  Bischof 
von  Culm  Malach owski  zum  l'.  Kanzler  ernannt. 

6)  An  diesem  Tage  ist  Kf.  wirklich  von  Königsberg  abgereist.  S.  v.  Buchs 
Tagebuch,  herausgegeben  von  Hirsch,  II,  S.  li>9. 


Abreise  des  Kf.     Vorgänge  auf  dem  Reichstag.  239 

Reichstages  abwarten.  Ihm  ist  diesertage  berichtet  worden,  Bethune1)  sei 
nach  Ungarn  verreist,  nm  dort  einige  tausend  Mann  an  sich  zu  ziehen  und 
dieselben  herauszubringen,  damit  sie  sich  mit  den  in  Preußen  stehenden  Völkern 
konjungieren.  H.  soll  zu  erfahren  suchen,  was  daran  sei  und  was  die  Wohl- 
gesinnten dabei  für  Sentimente  haben. 


J.  v.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
20.  März   1679. 

[Vergebliche  Bemühungen  der  Gegner  des  Hofes.     Beabsichtigter  neuer  Einfall  der 

Schweden  in  Preußen.    Forderung  des  Königs  wegen  der  Geschütze. 

Rat  Radziwills.     Scultetus'  Rückkehr.] 

Obwohl  diesertage  verschiedene  Landboten  freier  als  bisher  für  die  20.  März 
Freiheit  und  die  Fundamentalsatzungen  des  Reiches  gesprochen,2)  hat  doch  der 
Uof  so  viel  Anhang,  daß  sie  nicht  durchzudringen  vermögen,  hingegen  treibt 
derselbe  alles  teils  durch  Bedrohung,  teils  mit  Gift  und  Gaben  durch.  Der 
litauische  G.Feldherr  hat  eine  Konstitution  wider  die  heimlichen  franzosischen 
Werbungen  vorgeschlagen  und  sehr  eifrig  durch  seinen  Anhang  behauptet,3) 
dieselbe  ist  jedoch  nicht  bestanden,  sondern  an  Stelle  derselben  eine  andere, 
zu  der  sich  der  König  auch  noch  sehr  schwerlich  hat  verstehen  wollen.  Der 
Reichstag  wird  zu  der  Stände  höchster  Ungelegenheit  von  Tag  zu  Tage  verzogen, 
viele  von  den  Senatoren  und  Landboten,  auch  von  denen,  welche  die  Abfassung 
der  Konstitutionen  überwachen  sollen,  sind  schon  abgereist,  so  daß  um  so  leichter 


l)  Diese  Nachricht  ist  irrig,  Bethune  ist  bis  zu  Ende  des  Reichstages  in 
Grodno  geblieben. 

*)  Am  17.  März  äußerte  auf  die  Bemerkung  eines  Landboten  Sarbiewski, 
es  sei  unwürdig,  da  man  doch  nur  scabellum  regis  wäre,  diesen  mit  allerhand  ver- 
drießlichen Privatangelegenheiten  aufzuhalten,  ein  anderer,  M  a  1  a  c  h  o  w  s  k  i ,  sie  wären 
treue  Untertanen  des  Königs,  aber  nicht  dessen  Fußschemel,  und  die  polnische  Nation 
sei  nicht  gewohnt,  gleich  anderen  zur  Dienstbarkeit  geborenen  Völkern,  hoffartige 
Röckentreter  zu  verehren. 

*)  Schon  am  15.  März  wurde  von  den  großpolnischen  und  litauischen  Landboten 
heftig  gegen  die  fremden  Werbungen  und  die  aus  Ungarn  zurückgekehrten,  iu  den 
Woiwodschaften  herumschweifenden  Truppen  geeifert  und  verlangt,  daß  solche 
Werbungen  scharf  verboten  und  den  Woiwodschaften  aufgetragen  werde,  das  lose 
Gesindel  niederzumachen.  Einige  griffen  auch  Bethune  an,  der  an  der  Störung 
der  Freundschaft  mit  den  Nachbarn  schuld  sei  und,  wenn  man  ihn  noch  länger 
duldete,  noch  mehr  Unheil  und  Verwirrung  anstiften  werde.  Auch  am  16.  setzten 
die  Großpolen  diese  Angriffe  fort  und  wollten  den  aus  Ungarn  Zurückgekehrten 
nicht  die  am  Tage  vorher  von  dem  Woiwoden  von  Lublin  Rey  beantragte  Amnestie 
bewilligen,  doch  ohne  Erfolg.  S.  Bethune' s  Berichte  vom  22.,  29.  und  30.  März 
1679  (S.  203  ff.). 


240  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

was  durchzutreiben  und  nach  des  Hofes  Willen  und  Interesse  einzurichten 
sein  wird. 

Aus  Liefland  kommt  die  Nachricht,  daß  die  Schweden  sich  des  Königs- 
marck  mit  offenem  Wasser  versehen  und  alsdann  wieder  in  Preußen  einzufallen 
und  sich  mit  den  Bethuneschen  Völkern  zu  vereinigen  gedenken.  Wenn  man 
mit  den  Ständen  spricht,  versichern  sie,  es  werde  von  dem  Hof  nie  dahin 
gebracht  werden,  daß  ein  Krieg  wider  Kf.  erklärt  werden  sollte,  sie  wollen  aber 
nicht  gutsagen,  daß  nicht  durch  Konnivenz  von  verschiedenen  Orten  Streifzüge 
oder  Einfälle  wie  in  Ungarn  erfolgen  sollten. 

Der  König  hat  aufs  neue  an  ihn  wegen  der  schwedischen  Stücke1)  geschickt, 
deren  Auslieferung  verlangt  und  erklären  lassen,  es  sei  dieses  ein  point  d'honneur, 
darin  man  ohne  höchsten  Nachteil  nicht  nachgeben  könnte.  Er  hat  dieses  be- 
stritten und  wieder  erklärt,  dem  Kf.  käme  das,  was  er  dem  Feinde  auf  der 
Flucht  abgejagt,  zu.  Trotzdem  ließ  der  König  durch  Witwicki  auf  eine 
kategorische  Erklärung  des  Kf.  dringen. 

Der  litauische  U.  Kanzler  Fürst  Kadziwill  hat  ihm  die  Erklärung  vom 
Könige  gebracht,  derselbe  wollte  die  Kommission  nicht  in  die  Konstitntionen 
bringen,  sondern  sich  vorher  mit  Kf.  über  die  Prätensionen  verstandigen,  er 
wünschte  auch  sehr,  sich  mit  Kf.  zu  unterreden,  wüßte  aber  nicht,  ob  die  Reichs- 
tagsgeschäfte  es  ihm  gestatten  würden,  an  die  Grenze  von  Preußen  zu  kommen. 
Der  Fürst  meinte,  ein  Mittel  zu  Stiftung  vertraulicher  Korrespondenz  würde  sein, 
wenn  Kf.  mit  dem  König  wegen  des  Pfandschillings  auf  Draheim  traktieren  wollte. 
Doch  hat  er  dazu  keine  Hoffnung  gemacht,  da  er  gemerkt,  daß  man  viel  von 
der  Summe  zu  erlassen  prätendieren  würde. 

Scultetus  reist  heute  zurück  und  wird  ausführlich  referieren,  was  er  mit 
dem  Woiwoden  abgeredet. 


J.  v.  Hoverbeek  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
5.  April  1679. 

[Schluß  des  Reichstages,  für  den  König  günstiger  Ausgang  desselben.     Hoffnungen 

auf  die  Woiwodschaften.] 

5.  April  Nachdem    sich    der    König    gestern    zeitiger   als    sonst   zur   Session   ein- 

gefunden und  diese  die  ganze  Nacht  fortgesetzt  worden,  ist  endlich  heute 
um  10  Thr  Vormittag2)  der  Reichstag  glücklich  zu  desselben  völliger  Ver- 
gnügung geschlossen  worden,  weil  er  alles,  was  er  begehrt  und  zu  Stabiliernng 
fast    unumschränkter   Gewalt    und    Ansehens    gereichen    kann,    durchgetrieben 

>)  S.  oben  S.  233. 

*-)  Irrig.     Der  Schluß  des  Reichstages  erfolgte  am   1.  April  morgens,  nach  dein 
hanziger  Uezeli  um  8,  nach  dem  Berliner  um  1)  Ihr. 


Schluß  des  Reichstages.  241 

hat.1)  Viele  der  vornehmen  Landboten  sind  ganz  bestürzt.  Man  flattiert  sich 
wohl  damit,  es  werde  leicht  wieder  zu  remedieren  sein,  der  König  wird  sich 
aber  schwerlich,  was  einmal  bewilligt  worden,  nehmen  lassen,  überdies  könnte 
es  nur  mit  einhelligem  Consens  aller  Stände  geschehen,  wozu  er  es  aber  nimmer 
wird  kommen  lassen. 

P.  S.  Einige  vornehme  Senatoren  haben  noch  die  Hoffnung,3)  viele  Woiwod- 
schaften dürften  mit  Protestationen  gegen  die  bewilligten  Kontributionen  und 
andere  Punkte,  welche  die  Landboten  nicht  in  instructione  gehabt,  einkommen 
und  einen  extraordinären  Reichstag  abdringen,  bei  welchem  vieles  zu  redressieren 
sein  würde.     Allein  solches  ist  mehr  zu  wünschen  als  zu  hoffen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Grodno 
15.  April   1679. 

[Vorschläge,  wie  Kf.  auf  die  Kreistage  einzuwirken  suchen  solle.  Vermittlungsanerbieten 
der  Königin.     Die  ihm  erteilten  Resolutionen.] 

In  etlichen  hundert  Jahren  ist  keinem  Könige  so  viel  eingeräumt  worden  |*  Äprji 
als  dem  jetzigen  bei  hiesigem  Reichstage.  Ks  war  dies  um  so  weniger  nötig, 
weil  er  ohne  das  fast  in  allem  nach  Belieben  verfährt.  Glücklicherweise  gehen 
die  Kreistage  erst  am  24.  Mai  an,  so  dal!  Kf.  Zeit  und  Gelegenheit  haben  wird, 
dieselben  durch  seine  Bedienten  zu  besuchen.  Damit  es  bei  stehendem  Kreis- 
tage keinen  Aufstand  abgebe,  raten  die  Affektionierten,  Kf.  möchte  seinen  Be- 
dienten wenigstens  14  Tage  vorher  zuförderst  zu  Breza  in  dessen  Haus  schicken 
und  mit  demselben  überlegen  lassen,  wie  zu  verfahren  sei  und  wem  man  zu 
trauen  habe.  Malachowski3)  ist  dem  Kf.  schon  bekannt,  auch  der  Fraustadtsche 
Burgschreiber  Wilintarski  hat  sich  zu  aller  Willfährigkeit  erboten.  Der  Woiwode 
von  Posen4)  ist  zwar  von  Bethune  sehr  karessiert,  wo  nicht  interessiert  gemacht 

l)  Die  Danziger  Sekretäre  Schumann  und  Albertini  berichten  dem  Rat  am 
4.  April:  Endlich  heute  früh  ungefähr  um  8  Uhr  ist  per  tot  discrimina  rerum  der 
Schluß  des  Reichstages  erfolgt.  Wie  erfreut  der  König  darüber  ist,  zeigen  die  Worte, 
die  er  zuletzt  vom  Thron  abgehend  sprach,  er  freue  sich  höchlichst,  daß  dieser  so 
schwierige  Reichstag  dergestalt  ad  mentem  suam  bestanden.  S.  auch  ßethune's 
Berichte  vom  3.  und  7.  April  IGT!)  (S.  21 8 f.). 

*)  Schumann  und  Albertini  berichten  am  12.  April,  beide  Majestäten  seien 
über  den  glücklichen  Schluß  des  Reichstages  herzlich  erfreut.  Ob  aber  alles,  was 
hier  endlich  beschlossen,  auf  den  Relationsseymiken  werde  genehm  gehalten  werden, 
wollten  viele  bezweifeln,  zumal  man  in  dem  ad  archivum  gegebenen  scripto  dem 
König  in  bezug  auf  Krieg  und  Frieden  zu  große  Macht  eingeräumt  und  jus  vetandi 
nicht  ausreichend  garantiert  habe. 

s)  S.  oben  S.  239. 

4)  Christoph  Grzymultowski. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürs teu.    XIX.  IG 


242  I.  Brandenburg  und  Polen  1673—1679. 

worden,  doch  ist  nicht  zu  glauben,  daß  er  zum  Kriege  mitstimmen  sollte,  da 
seine  Guter  und  seine  Starostei  zunächst  an  der  Grenze  gelegen.  Derselbe  hat 
sich  auch  gegen  ihn  zu  allem  Guten  erboten,  und  er  hat  ihn  auf  ein  gar  ansehn- 
liches Rekompens  vertröstet,  wenn  er  Kf.  deswegen  außer  Sorgen  stellen  könnte. 

Die  Königin1)  bezeugt  große  Begierde,  den  König  sowohl  mit  dem  Kf. 
als  auch  mit  dem  Kaiser  in  gutes  Vertrauen  zu  setzen,  doch  verlangt  sie,  man 
solle  ihr  etwas  an  die  Hand  geben,  wodurch  sie  dem  König  zeigen  könnte,  daß 
Kf.  ihm  wohlwollte  und  seine  Freundschaft  ästimierte,  und  schlägt  die  Zurück- 
gabe von  Draheim  vor.  Er  aber  hat  deutlich  zu  erkennen  gegeben,  daß  Kf.  von 
dem,  was  ihm  in  den  pactis  verschrieben,  um  der  Konsequenz  willen  nichts  entraten 
könnte,  auf  andere  Weise  aber  dem  König  zur  Hand  zu  gehen  bereit  wäre. 

Beifolgend  kommt  die  Resolution,3)  welche  er  auf  seine  Proposition  und  sein 
Memorial 3)  erhalten.  Er  hat  dagegen  andere  responsa  comitialia  vorgelegt,  welche 
viel  besser  und  höflicher  eingerichtet  sind,  man  hat  sich  aber  damit  entschuldigt, 
es  könnte  nicht  mehr  geändert  werden,  da  beide  K.  Kanzler  schon  weg  wären.4) 

P.  S.  Man  glaubt,  daß  vor  den  Relationstagen,  die  am  24.  Mai  angehen 
sollen,  nichts  gegen  die  Lande  des  Kf.  vorgenommen  werden  wird,  zumal  der 
K.  G.  Schatzmeister  Morste  in,  welcher  in  solenner  Ambassade  nach  Frankreich 
geht,  Befehl  hat,  auf  dem  Rückweg  bei  Kf.  zu  negotiieren.5) 


»)  S.  Bethune's  Bericht  vom  22.  März  1679  (S.  205). 

3)  D.  Grodnae  11.  April  1679:  Desideria  Serenitatis  Vestrae  tarn  literis  eiusdem 
quam  ore  Illustris  et  Magnifici  Legati  nobis  regnique  nostri  ordinibus  «plicata 
accepimus,  quibus  facile  utique  respondere  possemus,  nisi  priora  tarn  Serenissimi 
Antecessoris  Nostri  quam  Nostra  intercessissent  apud  Serenitatem  Vestram  postulata 
in  iis  rebus,  in  quibus  vigore  Pactorum  Bydgostieosium  satisfactio  per  S.  V.  debita 
hucusque  a  Nobis  desideratur:  aut  saltem  Commissarios  designari,  qui  cum  Commissariis 
Nostris  praetensiones  et  difticultates  discernerent,  a  S.  V.  fraterne  requisivimus;  utque 
Nostra  per  omnia  facilitate  proniorem  hoc  in  negotio  animum  S.  Vestrae  redderemus, 
non  cunctabundi  Bydgostiensis  foederis  renovavitnus  Tractatum.  Sed  cum  hac  ami- 
citiae  nostrae  exhibitione  (ut  reliquas  sileamus)  nil  praeter  continuatas  hucusque 
dilationes  experiinus  in  re  tarn  iusta  et  ad  conservandain  bonani  amicitiam  apprime 
necessaria,  iara  S.  V.  non  gravatim  diiudicabit,  an  fas  est  Nobis  ultra  in  desideriis 
S.  Vestrae  progredi,  cum  Nostrae  Regnique  Nostri  praetensiones  haereant  indecisae.  — 

3)  In  demselben  (s.  Acta  hist.  V,  S.  216 f.)  hatte  er  daran  erinnert,  daß  Kf. 
vergebens  Versagung  des  Durchzuges  und  Hilfe  gegen  Schweden  verlangt  habe,  und 
gefordert,  dali,  da  in  Liefland  und  auch  in  Polen  neue  Rüstungen,  um  Preußen 
anzugreifen,  gemacht  würden,  auf  dem  Reichstage  ein  strenges  Verbot  ergehe,  etwas 
zum  Schaden  des  Kf.  zu  unternehmen,  und  daß  die,  welche  sich  vom  Feinde  sollten 
anwerben  lassen,  für  Feinde  des  Vaterlandes  erklärt  würden.  Die  Gegenpartei  hatte 
aber  verhindert,  daß  dieses  Memorial  auf  dem  Reichstage  verlesen  wurde.  S.  Bethune's 
Berichte  vom  30.  März  und  3.  April  1679  (S.  214,  218). 

4)  Das  Rekreditiv  König  Johanns  für  v.  Ho  verbeck  ist  Grodnae  17.  April  1679 
ausgestellt. 

5)  Wiehert  meldet  dem  Kf.  aus  Warschau  17.  Mai  1679,  der  K.  Schatzmeister 
gedenke  seine  Reise  am  24.  über  Frankfurt  a.  0.  und  Leipzig  anzutreten.     Er  habe 


Die  Resolution  und  das  Rekreditiv  für  v.  Ho  verbeck.    Dessen  Ratschläge.     243 

J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Rhein 
29.  Mai  1679. 

[Neues  freundlicheres  Rekreditiv.  Rat,  den  Konig  durch  Überlassung  eines  Teiles 
der  Elbinger  Pfandsumme  zu  gewinnen.    Geneigtheit  des  Hofes  zu  freundschaftlicher 

Verbindung  mit  Kf.] 

Da  er  ganz  abweichend  von  den  überaus  freundlichen  Erklärungen  des  29.  Mai 
Königs  bei  seiner  Abschiedsaudienz  das  für  ihn  ausgestellte  Rekreditiv  sehr 
kaltsinnig  eingerichtet  befunden,  hat  er  sich  darüber  bei  der  Konigin  beklagt. 
Diese  bezeugte  darüber  große  Unzufriedenheit  und  verlangte  von  ihm  Vorschlägei 
wie  es  za  redressieren  wäre.  Er  hat  darauf  vorgeschlagen,  da  jenes  Schreiben 
des  Königs  vornehmlich  auf  seine  in  publico  consessu  aller  Stände  getanene 
Proposition  gerichtet  gewesen,  könnte  der  König  ihm  ein  anderes  auf  die  private 
Abschiedsaudienz  bezügliches  zustellen  lassen,  in  welchem  die  kontestierte 
Affektion  und  hohe  Erbietung  besser  ausgedrückt  wäre.  Ein  solches  Schreiben 
hat  ihm  jetzt  der  AVoiwode  von  Pommerellen,  Graf  Dönhoff,  zugeschickt. 
Eine  höfliche  Beantwortung  desselben  seitens  des  Kf.  würde  viel  Gutes  stiften. 

Weil  der  König  von  Frankreich  die  Freundschaft  des  Königs  von  Polen 
vornehmlich  mit  Gelde  (welches  auch  bei  ihm  am  meisten  vermag)  kultiviert, 
wird  Kf.  sich  der  Freundschaft  desselben  nicht  recht  versichern  können,  wenn  er 
nicht  etwas  Ansehnliches  von  der  Elbinger  Summe  setzt,  was  durch  andere  zur 
Sicherung  seines  Staats  gereichende  Zugeständnisse  ersetzt  werden  könnte.  Man 
begreift  am  polnischen  Hofe  wohl,  daß  Frankreichs  Freundschaft  und  Assistenz 
(dessen  zu  hoch  steigende  Macht  und  bisherige  Prozeduren  den  Ständen  große 
Ombrage  machen)  dem  königl.  Hause  nicht  so  wohl  können  zustatten  kommen 
wie  die  Affektion  des  Kf.  und  des  Hauses  desselben,  daher  auch  der  königliche 
Prinz,  als  er  Abschied  von  ihm  nahm,  sich  nicht  nur  dem  Kurfürsten,  sondern 
auch  noch  besonders  dem  Kurprinzen  rekommendierte. 

ihm  im  Vertrauen  gesagt,  daß  er  gern  dem  Kf.  en  passant  aufgewartet  hätte,  wenn 
ihn  nicht  die  verdrießlichen  Kommissionen,  die  ihm  seitens  des  Königs  auferlegt 
werden  dürften,  davon  abhielten. 


16» 


Abschnitt  IL 

Brandenburg  und  Russland  1673-1679 , 


Einleitung. 

Der  lebhafte  diplomatische  Verkehr,  welcher  während  der  Jahre 
1654  bis  1660  zwischen  dem  Kurfürsten  von  Brandenburg  und  dem 
moskowitischen  Zaren  unterhalten  worden  war,1)  ist  nach  der  Beendigung 
des  nordischen  Krieges  nicht  weiter  fortgesetzt  worden.  Dem  Kurfürsten 
war  es  während  dieses  Krieges  gelungen,  trotzdem  er  und  der  Zar  gerade 
in  entgegengesetzter  Richtung  ihre  Stellung  zu  den  hauptsächlich  an 
demselben  beteiligten  Mächten  Schweden  und  Polen  verändert  hatten, 
das  mit  Rußland  durch  den  Vertrag  vom  2.  Oktober  1656  begründete 
freundschaftliche  Verhältnis  wenigstens  äußerlich  zu  erhalten  und  einen 
feindlichen  Zusammenstoß  mit  der  russischen  Macht  zu  vermeiden.  An 
den  Friedensverhandlungen,  welche  dem  Kriege  ein  Ende  machten,  hat 
der  Zar  nicht  teilgenommen.  Er  war  mit  Schweden  schon  Ende  1658 
einen  Waffenstillstand  eingegangen  und  hat  dann  im  Juni  1661  mit 
dieser  Macht  den  ewigen  Frieden  von  Kardis  abgeschlossen,  dagegen  hatte 
er  im  Herbst  1658  die  seit  dem  Wilnaer  Vertrage  vom  November  1656 
eingestellten  Feindseligkeiten  gegen  Polen  wieder  eröffnet,  und  dieser 
neue  russisch-polnische  Krieg  hat  sich  bis  1667  hingezogen.  Auf  dem 
nördlichen  Schauplatze,  in  Litauen,  hat  er  für  die  Russen  einen  unglück- 


>)  S.  Urk.  u.  Akt.  VI,  S.  701  ff.;  VIII,  S.3ff.;  Hirsch,  Die  ersten  Anknüpfungen 
zwischen  Brandenburg  und  Rußland  unter  dem  Großen  Kurfürsten.  I.  II.  (Wissen- 
schaftliche Beilage  zum  Programm  des  Königstädtischen  Realgymnasiums  zu  Berlin 
1885,  1886);  v.  Hedenström,  Die  Beziehungen  zwischen  Rußland  und  Brandenburg 
während  des  ersten  nordischen  Krieges  1655 — 1660  (Marburger  Dissertation)  Marburg 
1896.  Die  in  dem  Journal  des  Ministeriums  der  Volksaufklärung  (Juni- Septemberheft 
1900)  abgedruckte  russische  Abhandlung  von  Forsten:  Zur  äußeren  Politik  des 
Großen  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg,  I.,  behandelt  die  Beziehungen 
des  Kurfürsten  zu  Rußland.  Für  die  Zeit  bis  1660  beruht  sie  auf  den  vorstehend 
genannten  beiden  Schriften,  für  die  spätere  Zeit  auf  den  Akten  des  Berliner  Staats- 
archivs, russische  Materialien  sind  in  ihr  nicht  benutzt.  S.  Girgensohn  in  Sitzungs- 
berichte der  Historischen  Gesellschaft  zu  Berlin  1901,  N.  2  (6.  April). 


248  Einleitung. 

liehen  Verlauf  genommen,  sie  haben  allmählich  die  Gebiete  und  Plätze, 
welche  sie  früher  dort  jenseit  des  Dniepr  eingenommen  hatten,  verloren. 
Auf  dem  südlichen  Schauplatze,  in  der  Ukraine,  dagegen  haben  sie  trotz 
einzelner  Niederlagen,  hauptsächlich  infolge  des  Wiederabfalls  der  Ko- 
sacken  auf  ihre  Seite,  ihre  meisten  Eroberungen  behauptet.  Der  Krieg 
aber  ist  von  beiden  Seiten  mit  geringer  Energie  geführt  und  zu  wieder- 
holten Malen  sind  mehr  oder  minder  ernstlich  gemeinte  Versuche  ge- 
macht worden,  ihn  durch  Unterhandlungen  zu  beendigen.  Das  Bemühen 
des  brandenburgischen  Kurfürsten  ist  in  den  nächsten  Jahren  dahin 
gegangen,  in  diesen  Krieg  nicht  verwickelt  zu  werden,  aber  an  den 
Friedensverhandlungen  teilzunehmen.  Er  befand  sich  jenen  beiden 
Mächten  gegenüber  insofern  in  einer  mißlichen  Lage,  als  die  Verpflich- 
tungen, welche  er  gegen  die  eine  und  gegen  die  andere  eingegangen 
war,  im  Widerspruch  zueinander  standen. !)  Durch  die  Verträge  von 
Wehlau  und  Bromberg  hatte  er  als  jetzt  souver  iner  Herzog  von  Preußen 
mit  dem  König  und  der  Republik  Polen  ein  ewiges  Bündnis  abgeschlossen 
und  sich  verpflichtet,  dieselben  in  jedem  künftigen  Kriege,  welchen  sie 
zu  führen  hätten,  mit  1500  Mann  Fußsoldaten  und  500  Reitern  zu 
unterstützen.  In  dem  Freundschaftsvertrage  mit  dem  Zaren  von  1656 
aber  hatte  er  versprochen,  keinem  Feinde  desselben,  weder  Schweden  noch 
Polen  noch  sonst  einer  Macht,  gegen  ihn  Hilfe  zu  leisten.  In  dem 
Wehlauer  Vertrage  war  ferner  festgesetzt  worden,  daß  der  Kurfürst  in 
den  zwischen  Polen  und  Rußland  abzuschließenden  Frieden  unter  Gewähr- 
leistung der  in  diesem  Vertrage  getrollenen  Abmachungen,  d.  h.  seiner 
Souveränität  in  Preußen,  eingeschlossen  werden  solle.  Um  jene  dem 
Zaren  gegenüber  eingegangene  Verpflichtung  nicht  zu  verletzen,  hat  er 
es  zu  vermeiden  gesucht,  Polen  gegen  denselben  Hilfstruppen  zu  schicken. 
Als  er  ltiOO,  gleich  nach  dem  Abschluß  des  Olivaer  Friedens,  von  pol- 
nischcr  Seite  wegen  solcher  belangt  wurde,  hat  er  sich  erboten,*)  statt 
der  Soldaten  Munition,    Pulver   und    Lunten   zu   liefern,    und   polnischer- 

')  8.  Hirsch  a.  ;i.  <>.  II,  S.  1».  Was  v.  Ho  den  ström  a.  a.  ().  S.  64  Anm.  dagegen 
anführt,  ist  nicht  stichhaltig.  Allerdings  handelte  es  sich  in  dein  Wchlaucr  Vertrage 
zunächst  um  ein  hcfeiiMvhüudnis  des  Kf.  mit  Pulen  gegen  Schweden  und  ist  in  den 
Separatartikelu  unter  iUjn  tremeinsehaftlieh  zu  bekämpfenden  Feinden  dieses  gemeint. 
Aber  ausdrücklich  wird  dieses  auch  hier  nicht  gesagt  (es  heißt  vielmehr:  ad  expur- 
gandam  uuihusvis  lmstibus  Polouiar.i  et  tutam  Prussiam  Kegiam  ac  Oucalem  periculo 
liberandam)  und  ebensowenig,  dal)  diese  Feinde  gemeinsame  sein  müßten.  Indem 
Hauptvertrage  aber  ist  die  Hilfsverpflichtung   auf  jeden  künftigen  Krieg  ausgedehnt. 

J)  S.  Ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  ^J,  L'S,  ;;l\ 


Einleitung.  249 

seits  ist  man  damals  auch  bereitwillig  darauf  eingegangen.  Später  hat 
er1)  die  Verpflichtung  zur  Hilfeleistung  vorläufig  unter  Hinweis  darauf, 
daß  Polen  die  ihm  gegenüber  eingegangenen  Verpflichtungen  durch  Vor- 
enthaltung von  Elbing  und  Draheim  noch  nicht  erfüllt  hätte,  in  Abrede 
gestellt  und  in  der  Tat  Polen  gegen  Rußland  keine  Hilfe  geleistet.  Er 
hat  andererseits  in  den  ersten  Jahren,  so  oft  von  Friedensverhandlungen 
zwischen  beiden  Mächten  die  Rede  war,  Anstalten  getroffen,  um  an  den- 
selben teilzunehmen  und  womöglich  dabei  die  Vermittlerrolle  zu  spielen. 
Gleich  im  Sommer  1660,  als  verlautete,  daß  solche  Unterhandlungen 
stattfinden  sollten,  ließ  er')  dem  König  von  Polen  diese  Absicht  mit- 
teilen und  ihn  ersuchen,  seine  Vermittlung  anzunehmen.  Er  erbot  sich, 
an  den  Zaren  einen  Gesandten  zu  schicken  und  ihn  zum  Frieden  er- 
mahnen zu  lassen.  Doch  erklärte  der  König  von  Polen  damals  einen 
solchen  Versuch  für  ganz  aussichtslos,  und  so  hat  er  ihn  unterlassen. 
Als  er  aber*)  im  März  1661  durch  den  Herzog  von  Kurland  erfuhr, 
daß  der  Zar  sich  zu  Friedensverhandlungen  bereit  erklärt  und  Königs- 
berg als  Ort  für  dieselben  vorgeschlagen  habe,  beauftragte  er  den  Herzog, 
demselben  zu  schreiben,  daß  er  damit  zufrieden  sei,  und  ließ  zugleich 
auch  dem  König  von  Polen  Anzeige  davon  machen  und  anfragen,  ob  er 
auf  dieses  Anerbieten  eingehen  wolle.  Aber  auch  jetzt  wollte  man  am 
polnischen  Hofe  von  solchen  Unterhandlungen  nichts  wissen,  man  äußerte 
sogar  gegen  den  Kurfürsten  den  Verdacht,  daß  er  mit.  dem  Zaren  in 
einer  gegen  Polen  gerichteten  Verbindung  stehe.  Dagegen  aber  ließ  der 
Kurfürst4)  durch  die  Gesandten,  welche  er  bald  darauf  an  den  polnischen 
Hof  schickte,  auf  das  nachdrücklichste  Verwahrung  einlegen.  Zu  Anfang 
des  nächsten  Jahres  1662  erhielt  er4)  durch  seinen  preußischen  Statthalter, 
den  Fürsten  Radziwill,  der  sich  damals  auf  seinen  Gütern  in  Litauen 
befand,  Nachricht  von  den  glücklichen  Erfolgen  der  Polen  gegen  die 
Russen  in  diesen  Gegenden  und  zugleich  wieder  von  bevorstehenden 
Friedens-  und  Allianzverhandlungen  zwischen  beiden  Teilen.  Sofort 
traf  er  wieder  Anstalten,  an  diesen  Verhandlungen  teilzunehmen,  er 
beauftragte6)  den  neumärkischen  Regierungsrat  v.  Bornstädt,  sich  sofort 

»)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  240,  311. 

*)  S.  ebendaselbst  S.  22,  30  f. 

*)  Geheimenratsprotokoll  vom  8.  März  1661,  vgl.  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  217. 

4)  S.  ürk.  u.  Akt  IX,  S.  240,  vgl.  auch  S.  311. 

5)  Forst  Radziwill  an  Kf.  d.  Slucko  5.  Januar  1662. 

6)  K f.  an  v.  Bornstädt  d.  Cöln  a.d. Spree  20. Februar/ [2. März],  an  v.  Schwerin 
17./ [27.]  Februar  1662. 


250  Einleitung. 

nach  Königsberg  und  dann  weiter  nach  Rußland  zu  begeben,  um  ab 
sein  Vertreter  denselben  beizuwohnen.  Zugleich  erteilte  er  dem  damals 
in  Preußen  befindlichen  Oberpräsidenten  v.  Schwerin  den  Befehl,  zu- 
sammen mit  den  preußischen  Oberräten  die  nötigen  Vorbereitungen  für 
diese  Gesandtschaft  zu  treffen,  und  er  wies  v.  Hoverbeck,  den  er  damals 
wieder  nach  Warschau  schickte,  an,1)  dort  zum  Frieden  zu  raten  und 
zu  verlangen,  daß  in  diesem  Frieden  nichts  ihm  Nachteiliges  oder  seinem 
mit  Polen  abgeschlossenen  Bündnisse  Zuwiderlaufendes  abgemacht,  viel- 
mehr er  in  denselben  mit  eingeschlossen  und  daß  sein  dorthin  geschickter 
Gesandter  zur  Teilnahme  an  den  Verhandlungen  zugelassen  werde.  Aber 
auch  dieses  Mal  hat  er  seine  Absicht  nicht  ausführen  können.  Schon 
Anfang  März  erhielt  er3)  sowohl  durch  die  preußische  Regierung  wie 
auch  durch  v.  Hoverbeck  die  Nachricht,  daß  die  Unterhandlungen 
zwischen  den  Russen  und  Polen  sich  zerschlagen  hätten,  und  daraufhin 
erteilte  er3)  Borns tädt,  der  schon  in  Königsberg  angekommen  war 
und  um  dessen  Ausrüstung  sich  Schwerin  und  die  Oberräte  bemüht 
hatten,4)  den  Befehl  zur  Rückkehr.  Mehr  und  mehr  mußte  er 
sich  überzeugen,  daß  man  polnischerseits  weder  seine  Teilnahme  an  den 
Verhandlungen  noch  weniger  seine  Vermittlung  zulassen  wolle.  Da- 
gegen schien  der  Zar  diese  zu  wünschen.  Er  erfuhr1)  Anfang  1664, 
daß  derselbe  deswegen  Schreiben  an  ihn  abgesendet  habe,  daß  diese 
aber  von  den  Polen  aufgefangen  seien  und  ihm  vorenthalten  würden 
Um  so  mehr  hielt  er  an  seiner  Absicht  fest.  Als  er  im  Sommer  dieses 
Jahres  aufs  neue  die  Nachricht  von  bevorstehenden  Friedensverhandlungen 
zwischen  Polen  und  Russen  erhielt,  beschloß  er  wieder  einen  Bevoll- 
mächtigten dazu  abzuschicken.  Er  bestimmte  dazu  den  in  dem  Dienst 
des  Fürsten  Radziwill  stehenden,  aber  auch  von  ihm  schon  früher  in 
seinen  Geschäften  verwendeten  und  von  ihm  zum  Hofrat  ernannten 
polnischen  Edelmann  Johann  Mierczynski.6)  Er  beauftragte1)  den- 
selben, ganz  ähnlich  wie  vorher  Bornstädt,  sich,  sobald  Fürst  Radzi- 
will   es    für    ratsam    befinden    werde,    an    den    Ort    der   Traktaten    zu 


')  S.  Urk.  u.  Akt.  IX,  S.  314. 

*)  S.  ebendaselbst  S.  321f. 

*)  Kf.  an  v.  Homstädt  d.  Oranienburg  13./23.  März  1662. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  XV,  S.  762 f.,  XVI,  S.  4,  6,  8. 

»)  S.  Urk.  u.Akt.  XII,  S.  269. 

6)  S.  über  denselben  Urk.  u.  Akt  IX,  S.  '2Q. 

7)  Instruktion  für  Mierczynski  d.  Cölu  a.  d.  Spree  15./ [25.]  Juli  1664. 


Einleitung.  251 

verfugen,  sich  zuerst  bei  den  polnischen  und  dann  bei  den  russischen 
Kommissaren  anzugeben  und  dahin  zu  wirken,  daß  er  in  den  Frieden  ein- 
geschlossen und  daß  nichts  ihm  und  ebenso  den  Evangelischen  in  Polen 
Prajndizierliches  in  denselben  aufgenommen  werde.  Etwaige  Einwen- 
dungen von  polnischer  Seite  gegen  seinen  Vertrag  mit  dem  Zaren,  oder 
von  russischer  gegen  seine  Verpflichtung  zur  Hilfeleistung  an  Polen 
sollte  er  zu  widerlegen  suchen.  Fürst  Radziwill  aber,  dem  der  Kur- 
fürst die  Instruktion  für  denselben  zuschickte,  widerriet1)  die  Sendung 
Mierczynskfs  als  eines  Polen.  Die  polnischen  Kommissare  würden  ihn 
vielleicht  gar  nicht  zulassen,  jedenfalls  werde  derselbe  die  Interessen  des 
Kurfürsten  nicht  so  frei  wie  jemand  von  dessen  eigenen  Dienern  ver- 
treten können.  Er  schlug  an  Stelle  desselben  den  alten,  früher  mehr- 
fach zu  Sendungen  nach  Polen  verwendeten  Geheimen  Rat  v.  Oelsnitz 
oder  den  Legationsrat  v.  Kanitz  vor,  bemerkte  aber  gleich,  es  sei  den 
einlaufenden  Nachrichten  zufolge  zu  fürchten,  daß  die  Friedensverhand- 
lungen eher  geschlossen  oder  gar  abgebrochen  sein  dürften,  ehe  ein  Ab- 
gesandter des  Kurfürsten  dort  erscheinen  könnte.  Der  Kurfürst  beauf- 
tragte ihn  darauf,  v.  Oelsnitz  zur  Übernahme  der  Gesandtschaft  zu 
bewegen,  aber  der  Fürst  berichtete  ihm  bald  darauf,  daß  die  FHedens- 
unterhandlungen  gescheitert  seien,  da  man  polnischerseits  die  Hoffnung 
hege,  mit  Schweden  ein  Bündnis  gegen  Rußland  abzuschließen. 

Die  schwedische  Regierung  hat  damals  in  der  Tat  durch  den  nach 
Warschau  gesandten  Palbicki  mit  dem  König  von  Polen  über  ein 
Bündnis  gegen  Rußland  unterhandeln  lassen,  und  auch  bei  den  Ver- 
handlungen, welche  der  Kurfürst  in  derselben  Zeit  durch  seinen  Ge- 
sandten v.  Crockow  in  Stockholm  wegen  des  Abschlusses  einer  Allianz 
führte,  trat  die  Feindschaft  der  dortigen  Regierung  gegen  Rußland  zu- 
tage. Dieselbe  äußerte')  lebhaften  Argwohn  gegen  den  Vertrag  des 
Kurfürsten  mit  dem  Zaren  und  verlangte,  daß  er  sich  zur  Garantie  der 
schwedischen  Ostseeprovinzen,  wenigstens  Livlands,  auch  diesem  gegen- 
über verpflichten  und  im  Fall  eines  russischen  Angriffs  auf  dieses  Land 
dorthin  Hilie  senden  sollte.  Das  hat  der  Kurfürst  aber  auf  das  ent- 
schiedenste abgelehnt.  Er  sei  durchaus  nicht  gewillt,  so  erklärte  er3) 
seinem  Gesandten,  so  gefährliche  Bedingungen  einzugehen  und  sich  da- 
durch ohne  Not  einen  so  mächtigen  Staat,  mit  dem  weder  er  noch  die 

!)  Forst  Radziwill  an  Kf.  d.  Königsberg  1.  August  1664. 

»)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  785. 

*)  Kf.  an  v.  Crocko  w  d.  CGln  a.  d.  Spree  13./23.  Dezember  1664  (a.  a.  0.  S. 796  f.). 


252  Einleitung. 

früheren  Herzöge  von  Preußen  eine  Irrung  gehabt,  auf  den  Hak  u 
laden.  Schwedischerseits  hat  man  auch,  nachdem  dort  die  Neigung, 
mit  Rußland  wieder  Krieg  anzufangen,  bald  geschwunden  war,  auf 
dieser  Forderung  nicht  bestanden,  sondern  ein  von  dem  Kurfürsten 
vorgeschlagenes  Temperament  angenommen.  In  dem  Bündnisverträge,1) 
welcher  endlich  am  27.  März  1666  zustande  kam,  übernimmt  der 
Kurfürst  allerdings  auch  die  Garantie  für  Estland  und  Livland,  in 
einem  Separatartikel  aber  wird  festgesetzt,  daß  er  wegen  seines  beson- 
deren Bündnisses  mit  dem  Zaren,  im  Fall  letzterer  jene  beiden  Lande 
angreifen  sollte,  nicht  zur  Truppenhilfe,  sondern  zur  Zahlung  von 
50000  Talern  verpflichtet  sein  sollte. 

Auch  im  Jahre  1664  also  ist  die  von  dem  Kurfürsten  beabsichtigte 
Sendung  nach  Rußland  nicht  zur  Ausführung  gekommen.  Er  beauftragte1) 
aber  die  Gesandten,  welche  er  zu  Ende  des  Jahres  nach  Polen  schickte, 
dort  zur  Beschleunigung  der  Friedensverhandlungen  zu  mahnen,  seine 
Vermittlung  anzubieten,  wenigstens  seine  Einschließung  in  den  Frieden 
zu  fordern  und  sich  nach  dem  Inhalt  des  von  den  Polen  aufgefangenen 
Schreibens  des  Zaren  an  ihn  zu  erkundigen.  Dieselben  erkannten,*) 
daß  jene  beabsichtigte  Absendung  zu  den  Friedensverhandlungen  bei  dem 
polnischen  Hofe  großen  Argwohn  erregt  hatte,  suchten  diesen  aber  dem 
König  durch  genauere  Auseinandersetzung  des  Sachverhaltes  zu  benehmen. 
Über  das,  wie  behauptet  wurde,  aus  Versehen  aufgefangene  Schreiben 
des  Zaren  erfuhren  sie4)  durch  den  litauischen  Großkanzler  Pac,  daß 
der  Kurfürst  darin  aufgefordert  worden  sei,  nicht  mit  Polen,  sondern 
mit  ihm  zusammenzuhalten,  da  die  Tataren,  durch  welche  Polen  den  Krieg 
führen  ließe,  auch  ihm  und  seinen  Landen  sehr  gefährlich  werden 
könnten.  Man  schien  aber  damals  in  Polen,  wo  schon  infolge  des  Ver- 
fahrens des  Hofes  gegen  Lubomirski  der  Bürgerkrieg  drohte,  zum 
Frieden  geneigter  zu  sein,  v.  Hoverbeck  berichtete5)  Anfang  April  1665 
von  der  Einsetzung  einer  Kommission,  welche  die  auf  dem  letzten  Reichs- 
tage für  die  zu  Verhandlungen  mit  Rußland  ernannten  Kommissare  be- 
schlossene Instruktion  moderieren  sollte;  man  werde  sich  zur  Abtretung 
Smolensks  und  wohl  auch  gar  Kiews  verstehen.     Daß  auch  russischerseits 


l)  S.  Pufendorf  1.  IX,  §70  (S.  611  IT.);  v.  Mörner,  S.  277 ff. 
*)  S.  Urk.  u.Akt.  XII,  S.  242 f. 

3)  S.  den  Bericht  v.  Hoverbeck  s  vom   11.  März  1665  (a.a.O.  S.  265). 

4)  S.  den  Bericht  v.  Hoverbecks  vom  24.  März  16i>5  (S.  269). 
h)  S.  den  Bericht  v.  Hoverbecks  vom  6.  April   1065  (S.  271  f.). 


Einleitung.  253 

damals  der  Frieden  ernstlich  erstrebt  wurde,  erfuhr  er  durch  den  Gesandten, 
welcher  von  dort  her  Ende  April  1665  wieder  als  erster  nach  siebenjähriger 
Unterbrechung  bei  ihm  erschien.  Es  war  nicht  ein  eigentlicher  Russe, 
sondern  ein  geborener  Hamburger,  der  als  Kaufmann  und  Bergwerks- 
besitzer in  Rußland  lebte,  namens  Petrus  Marsilius.  Er  erschien  nicht 
in  feierlicher  Gesandtschaft,  sondern  nur  mit  wenigen  Begleitern  in  ver- 
traulicher Sendung.  Durch  Fürst  Rad zi will,  bei  dem  er  in  Königsberg 
Anfang  April  eingetroffen  war,  erfuhr1)  der  Kurfürst,  daß  er  außer  an 
ihn  auch  an  den  Kaiser  und  den  König  von  Dänemark  abgeschickt  sei, 
um  diese  Fürsten  der  Freundschaft  des  Zaren  zu  versichern  und  zur 
Vermittlung  des  Friedens  aufzufordern.  Nach  seinen  Aussagen  wünsche 
der  Zar  mit  Polen  einen  ewigen  Frieden  und  eine  Allianz  gegen  die 
Türken  abzuschließen,  die  Verhandlungen  sollten  in  Kurland,  wohin 
auch  die  vermittelnden  Mächte,  zu  denen  auch  England  gehören  sollte, 
leichter  Gesandte  schicken  könnten,  geführt  werden.  In  Danzig,  wo  er 
sich  auf  der  Weiterreise  einige  Tage  aufhielt,  führte  er')  allerhand 
Reden,  die  in  Polen  großen  Argwohn  erregt  haben,  der  Zar  wolle,  um  zu 
verhüten,  daß  der  vom  polnischen  Hofe  verfolgte  Lubomirski  sich  an 
die  Türken  und  Tataren  wende,  denselben  mit  50000  Mann  unter- 
stützen und  suche  daher  auch  den  Kaiser  und  den  Kurfürsten  zu  Bundes- 
genossen, er  sei  beauftragt,  sich  zuerst  zu  letzterem,  dann  zu  Lubo- 
mirski und  dann  zum  Kaiser  zu  begeben.  Doch  scheint  er  dadurch 
nur  Furcht  in  Polen  zu  verbreiten  beabsichtigt  zu  haben. 

Marsilius  traf  am  25.  April  in  Berlin  ein.  Da  er  den  Wunsch 
aussprach,  incognito  zu  bleiben,  so  wurde  ihm  eine  Privatwohnung  in 
der  Stadt  angewiesen  und  erhielt  er  bei  dem  Kurfürsten  eine  geheime 
Audienz,  bei  der  nur  der  Oberpräsident  v.  Schwerin  und  sein  Dol- 
metscher zugegen  waren.  Wir  wissen  von  dieser  Audienz  nur,  daß  er 
dem  Kurfürsten  ein  Schreiben  des  Zaren*)  überreichte,  in  welchem 
dieser  den  Wunsch  aussprach,  die  mit  demselben  aufgerichtete  Freund- 
schaft zu  erhalten  und  zu  vermehren,  dann  den  Polen  die  Schuld  wie 
an  dem  Ausbruch  des  Krieges  so  auch  an  dem  bisherigen  Scheitern  der 
Friedensverhandlungen  beimaß,  mitteilte,  daß  eine  neue  Zusammenkunft 
der  beiderseitigen  Bevollmächtigten  im  Juni  verabredet  sei,  daß  die 
Polen    aber  diese  wieder  zu  verschleppen  suchten  und  sich   aufs  neue 

*)  Fürst  Radziwill  an  Kf.  d.  Königsberg  7.  April  1665. 

*)  Burggraf  Kram  hausen  an  den  König  von  Polen  d.  Danzig  24.  April  1665. 

*)  Zar  Alexei  an  Kf.  d.  Moskau  14./[24.]  Februar  7173  (1665). 


254  Einleitung. 

mit  den  Tataren  verbündeten,  endlich  die  Erwartung  aussprach,  dafi 
der  Kurfürst  ihm  eine  angenehme  Antwort  erteilen  und  künftig  eine 
vertraute  Person  an  ihn  schicken  werde.  Eine  direkte  Aufforderung  an 
den  Kurfürsten,  die  Vermittlerrolle  zu  übernehmen,  ist  in  diesem 
Briefe  nicht  enthalten,  der  Kurfürst  aber  hat  vielleicht  auf  Grund  von 
mündlichen  Äußerungen  des  Gesandten  denselben  so  gedeutet ')  und  bat 
sich  bereit  erklärt,  dafür  tätig  zu  sein.  In  seiner  Antwort  an  da 
Zaren,')  welche  zugleich  als  Rekreditiv  für  Marsilius  dienen  sollte, 
kündigte  er  demselben  an,  daß  er  bei  dem  König  von  Polen  und  bei 
den  vornehmsten  Senatoren  und  Reichsständen  sich  um  das  Zustande- 
kommen des  Friedens  und  um  den  Abbruch  der  Verbindung  mit  den 
Tataren  bemühen  und  daß  er  an  den  Zaren  einen  Gesandten  schicken 
wolle.  Er  beauftragte  auch  sogleich  den  Fürsten  Radziwill,  ihm  eine 
zu  dieser  Gesandtschaft  geeignete  Persönlichkeit  vorzuschlagen.  Dem 
Könige  von  Polen  schickte  er  eine  Abschrift  des  Schreibens  des  Zaren 
zu.  In  dem  Hegleitschreiben3)  stellte  er  nur  demselben  und  der  Republik 
anheim,  ob  sie  eine  Beendigung  des  Krieges  für  rätlich  erachteten,  ond 
bat  er  nochmals  um  Auslieferung  des  aufgefangenen  früheren  Schreibens 
des  Zaren,  v.  Ho  verbeck  aber  beauftragte  er,4)  dem  Könige  vorzu- 
stellen, daß  derselbe  keine  Ursache  hätte,  gegen  ihn  mißtrauisch  zu 
sein,  ihm  anzuzeigen,  daß  er  bereit  sei,  die  Vermittlung  zu  übernehmen, 
und  sich  auch  wegen  jenes  Schreibens  des  Zaren  zu  bemühen. 

Die  Verhandinngen  mit  Marsilius  betreffend  erfahren  wir  nur 
noch,6)  daß  man  sich  brandenburgischerseits  ihm  gegenüber  beklagt  hat, 
daß  in  dem  Schreiben  des  Zaren  dein  Kurfürsten  nicht  der  richtige 
Titel  gegeben  sei,  und  daß  man  ihm  eine  Abschrift  dieses  Titels,  wie 
er  dem  Kurfürsten  von  anderen  Fürsten  zuerkannt  werde,  mitgegeben 
hat.     Er  reiste,6)  nachdem   er  mit   zwei  silbernen  vergoldeten  Kannen 


>)  Geheimenratsprotokoll  24.  April /[4.  Mai]  16(15 :  „Des  Großfürsten  in  der  Moskau 
Brief  an  S.  Chf.  D.  verlesen  worden,  darinnen  er  Mediation  zwischen  ihm  und  Polen 
suchet." 

*)  Kf.  an  Zar  Alexei  d.  Coln  a.  d.  Spree  24.  April/[4.  Mai]  lt>65. 

*)  Kf.  an  den  König  von  Polen  d.  Coloniae  ad  Spream  28.  April/ [8.  Mai]  1605. 

*)  Kf.  an  v.  Hoverbeck  d.  Cöln  28.  April/[8.  Mai]  1GG5. 

*)  Protokoll  der  mit  Bo husch  am  1U./29.  August  16G7  abgehaltenen  Konferenz. 

6)  Aufzeichnung  über  die  Gesandtschaft  des  Marsilius:  „Bei  der  Abfertigung 
seind  dem  Gesandten  zum  Praesent  2  große  silberne  ziehr  vergoldete  Kannen  von 
212  Thlr.  und  dem  Dolmetscher  24Thlr.  anDucaten  gegeben  worden.**  Von  Geschenken, 
die  M.  überbracht  hätte,  verlautet  nichts. 


Einleitung.  255 

beschenkt  worden  war,  am  9.  Mai  von  Berlin  über  Dresden  nach  Wien 
weiter.  Der  polnische  Hof  hat  bei  dem  gespannten  Verhältnis,  in 
welchem  er  damals  zu  dem  Kurfürsten  stand,  noch  weniger  als  früher 
demselben  die  Teilnahme  an  den  Verhandlungen  mit  Rußland  gestatten 
wollen.  Der  König,  dem  der  inzwischen  von  Warschau  auf  seine  Güter 
in  Preußen  zurückgekehrte  v.  Hoverbeck  die  ihm  zugegangenen  Schreiben 
durch  den  polnischen  Großkanzler  hatte  zustellen  lassen,  dankte  in  seiner 
Antwort ')  dem  Kurfürsten  für  die  ihm  gemachten  Mitteilungen,  behaup- 
tete aber,  daß  in  dem  Schreiben  des  Zaren  der  Sachverhalt  ganz  un- 
richtig angegeben  sei,  daß  vielmehr  die  Moskowiter  allein  die  Schuld 
an  dem  Scheitern  der  wiederholt  versuchten  Friedensverhandlungen  trügen. 
Er  teilte  allerdings  mit,  daß  auch  an  ihn  ein  Kurier  des  Zaren  unter- 
wegs sei,  und  versprach,  dem  Kurfürsten  von  dem  Anbringen  desselben 
Nachricht  zu  geben.  Solche  Mitteilungen  aber  sind  ebensowenig  erfolgt 
wie  die  Auslieferung  jenes  aufgefangenen  Schreibens  des  Zaren,  zu 
welcher  der  litauische  Großkanzler  Pac,  an  den  sich  v.  Hoverbeck 
deswegen  gewandt  hatte,  Aussicht  eröffnet  hatte.  Aus  den  Berichten 
aber,  welche  v.  Hoverbeck  durch  seine  Korrespondenten  in  Polen  zu- 
gingen, erfuhr  man,  daß  jener  Kurier  wirklich  Ende  Mai  in  Warschau 
eingetroffen  war,  daß  er  300  gefangene  Polen,  denen  der  Zar  die  Frei- 
heit geschenkt,  mitgebracht  und  daß  darauf  der  König  eben  so  viel 
gefangene  Russen  freigelassen  hatte,  daß  man  aber  dort  der  Versicherung 
desselben,  er  sei  zu  Verhandlungen  und  zum  Abschluß  eines  Vertrages 
bevollmächtigt,  wenig  Glauben  geschenkt  hatte  und  mit  dem  Verlangen 
des  Zaren,  der  Kaiser  und  der  König  von  Dänemark  sollten  als  Ver- 
mittler zugelassen  werden,  sehr  unzufrieden  war.  Auch  jetzt  ist  es  so 
zu  keinen  ernstlichen  Friedensverhandlungen  gekommen  und  im  nächsten 
Jahre  1666  wurden  die  Feindseligkeiten  erneuert.  Daneben  aber  wurden 
doch  wieder  Verhandlungen  angeknüpft.  Bei  diesen  stellten  *)  die  Russen 
sehr  hohe  Forderungen,  sie  wollten  außer  Witepsk  und  Polock  alle  ihre 
Eroberungen  in  Weißrußland  und  der  Ukraine  behalten,  dazu  aber 
wollten  sich  die  Polen,  obwohl  der  Feldzug  für  sie  einen  unglücklichen 
Verlauf  nahm  und  sie  auch  schon  in  Händel  mit  den  Türken  gerieten, 
nicht  verstehen,  und  im  Dezember  1666  schienen  sich  die  Verhandlungen 
ganz    zerschlagen    zu    sollen.     Doch    bewog   das   Haupt   der    russischen 

')  König  Johann  Kasimir  an  Kf.  d.  Warschau  22.  Mai  1665. 
*)  ?.  Hoverbecks   Berichte  vom  25.  September,    19.  und  25.  Oktober,   5.  und 
15.  November,  10.  Dezember  166G,  3.  Januar  und  10.  Februar  1667. 


256  Einleitung. 

Gesandtschaft,  Nasczokin,  die  polnischen  Kommissare,  welche  schon 
abreisen  wollten,  noch  drei  Wochen  zn  warten,  inzwischen  wollte  er 
selbst  nach  Moskau  zurückkehren  und  dort  neue  Instruktionen  einholen. 
Das  ist  auch  wirklich  geschehen  und  nach  seiner  Rückkehr  wurde  am 
20.  Januar  1667  zu  Andrussow  zwar  nicht  ein  definitiver  Frieden  aber 
doch  ein  Stillstand  auf  131/,  Jahre  vereinbart.  In  diesem ')  verzichtete 
der  Zar  allerdings  auf  die  Woiwodschaften  Witepsk  und  Polock  und 
auf  Polnisch-Livland,  dagegen  sollte  er  Smolensk,  Kiew  und  seine  son- 
stigen Eroberungen  in  der  Ukraine  vorläufig  behalten.  Beiderseits  ver- 
sprach man  sich  im  Fall  eines  Angriffs  seitens  der  Türken  und  Tataren 
Hilfe  und  verabredete  weitere  Verhandlungen  wegen  Herstellung  eines 
ewigen  Friedens  in  bestimmten  Terminen,  zunächst  im  Juni  1669,  und, 
wenn  diese  nicht  glücken  sollten,  weitere  im  Jahre  1675.  Sollten  auch 
diese  erfolglos  bleiben,  so  sollten  von  beiden  Teilen  andere  christliche 
Potentaten  eingeladen  werden,  die  Vermittlung  zu  übernehmen. 

Der  Kurfürst  scheint  keine  weiteren  Versuche  gemacht  zu  haben, 
an  diesen  Verhandlungen  teilzunehmen,  auch  seine  ursprüngliche  Absicht, 
die  Gesandtschaft  des  Marsilius  durch  eine  Sendung  nach  Moskau  zu 
erwidern,  hat  er  nicht  zur  Ausführung  gebracht.  Mitte  Januar  1667 
allerdings  hat  er')  diesen  Gedanken  wieder  aufgenommen,  er  beab- 
sichtigte bei  dieser  Gelegenheit  dort  auch  wegen  der,  infolge  der  beab- 
sichtigten Abdankung  König  Johann  Kasimirs,  in  Aussicht  stehenden 
Königswahl  in  Polen  Eröffnungen  machen  und  den  von  ihm  begünstigten 
Kandidaten,  den  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg,  empfehlen 
zu  lassen,  aber  es  ist  nichts  daraus  geworden.  Im  Sommer  dieses  Jahres 
aber  erschien  wieder  ein  russischer  Gesandter  in  Berlin.  Veranlassung 
dazu  gab  eine  Bestimmung  des  Andrussowschen  Vertrages,  wonach  von 
beiden  Teilen  der  Abschluß  desselben  allen  benachbarten  Potentaten,  mit 
denen  sie  Verträge  hätten  oder  in  Frieden  ständen,  in  freundschaftlichen 
Schreiben  durch  Abgesandte  mitgeteilt  werden  sollte.  Als  Überbringer 
eines  solchen  Schreibens,8)  in  welchem  der  Zar  zugleich  anzeigte,  daß 
er  eventuell  bei  den  künftigen  Verhandlungen  über  die  Herstellung  eines 
ewigen  Friedens  die  Vermittlung  des  Kurfürsten  in  Anspruch  zu  nehmen 
wünsche,  schickte  er  einen  Beamten  der  Gesandtschaftskanzlei  Basilius 
Bohusch  an  denselben.    Der  Gesandte,  ein  Russe,  der  aber  der  deutschen 

»)  S.  Diar.  Europ.  XVI,  Appendix  S.  i;ff. 

tJ)  Kf.  an  seinen  Gesandten   in  Wien  v.  Crockow   d.  Cöln  7./1 7.  Januar  16(V7. 

*)  Zar  Alexei  an  Kf.   d.  Moskau  4./[14.]  .Iiuii  7175  [16«7]. 


Einleitung.  257 

Sprache  mächtig  war  und  auch  sonst  als  ein  „humaner  Mann" 
bezeichnet  wird,  erschien ')  mit  einem  Gefolge  von  13  Personen 
am  8.  August  in  Königsberg,  reiste  schon  am  folgenden  Tage  weiter 
und  kam  am  20.  August  in  Custrin  an.  Da  ihm  dort  von  der 
Regierung  nicht  der  seiner  Meinung  nach  gebührende  Empfang 
zuteil  wurde,  so  bezog  er9)  nicht  das  ihm  in  der  Stadt  angewiesene 
Quartier,  sondern  blieb  in  einem  Kruge  außerhalb  derselben  und 
schickte  von  dort  einen  seiner  Diener  nach  Berlin  voraus,  um  sich 
zu  erkundigen,  wo  ihn  der  Kurfürst  empfangen  wolle.  Der  Kurfürst, 
der  sich  in  Potsdam  aufhielt,  befahl3)  auf  die  Meldung  davon  der 
Regierung  in  Custrin,  die  Zeche  des  Gesandten  in  jenem  Kruge  zu 
bezahlen  und  ihn  mit  einigen  Karossen  feierlich  aus  der  Stadt 
herauszugeleiten,  und  wies  die  Geheimen  Räte  in  Berlin  an,  ihn 
auch  dort  je  nach  seinem  Charakter  als  formeller  Gesandter  oder 
nur  als  Kurier  in  herkömmlicher  Weise  ehrenvoll  zu  empfangen. 
Bo husch  zog4)  am  26.  August  in  Berlin  ein,  wurde  dort  bei  dem 
Ratsmitglied  Goltz  einquartiert  und  hatte  am  28.  bei  dem  zu 
diesem  Zweck  nach  der  Hauptstadt  zurückgekehrten  Kurfürsten 
Audienz.  Er  überreichte  in  derselben  diesem  das  Schreiben  des 
Zaren  und  trug  seine  jedenfalls  dem  Inhalt  desselben  entsprechende 
Proposition  in  deutscher  Sprache  vor,  worauf  der  Oberpräsident 
v.  Schwerin  im  Namen  des  Kurfürsten  antwortete.  Am  folgenden 
Tage  hatte  er  eine  Konferenz5)  mit  v.  Somnitz  und  einigen  anderen 
Geheimen  Räten,  in  der  er  erklärte,  der  Zar  wünsche  mit  dem 
Kurfürsten  in  noch  engere  Freundschaft  zu  treten,  derselbe  habe  die 
Marsilius  gegenüber  geäußerten  Wünsche  in  betreff  des  Titels  des 
Kurfürsten  erfüllt  und  erwarte,  daß  auch  dieser  ihm  immer  den 
gebührenden  Titel,  so  wie  er  selbst  ihn  schreibe,  geben  werde.  Er 
verlangte  ferner,  daß,  da  Marsilius  auf  sein  Anbringen  keine 
„beweisliche  Antwort"  erteilt  sei,  eine  solche  nachträglich  ausgefertigt 
werde,    und    teilte    weiter    mit,    der    Zar    werde,    wenn    die   Zeit    zu 


*)  Preuß.  Regierung  an  Kf.  d.  Königsberg  30.  Juli/ 9.  August  16C7. 
*)  Die  Geheimen  Räte   an  Kf.   d.  Cöln   12./22.  August   1667,    Amtskammer   in 
Custrin  unter  demselben  Datum. 

3)  Kf.  an  die  Geheimen  Räte  d.  Potsdam  13./23.  August  1667. 

4)  Diarium  dieser  Gesandtschaft. 

s)  Protokoll  vom  19./29.  August  1667. 
Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  17 


258  Kinleitung. 

weiteren  Friedensverhandlungen  herannahen  werde,  dem  Kurfürsten 
davon  Anzeige  machen,  und  er  hoffe,  daß  dieser  zur  Aufrichtung 
eines  ewigen  Friedens  mitwirken  werde.  Die  Geheimen  Räte 
suchten l)  von  ihm  näheres  über  die  Bedingungen  eines  solchen 
ewigen  Friedens  zu  erfahren,  er  erklärte  aber  nur,  der  Zar  werde 
sich,  wenn  es  zu  Traktaten  käme,  schon  linden  lassen  und  sich  zu 
ansehnlichen  Abtretungen  verstehen.  Er  übergab  schließlich  eine 
schriftliche  Aufzeichnung  seiner  Proposition,  verlangte,  daß  ihm  auch 
eine  schriftliche  Beantwortung  derselben  ausgehändigt  werde,  und  bat 
noch  um  eine  geheime  Audienz  bei  dem  Kurfürsten.  Seine  Wünsche 
wurden  sämtlich  erfüllt.  Noch  an  demselben  Tage  wurde  von  der 
Kurfürstlichen  Kanzlei  eine  Resolution  ausgefertigt,  in  welcher  erklärt 
wurde,  daß  auch  der  Kurfürst  zur  Erhaltung  und  Befestigung  der 
Freundschaft  mit  dem  Zaren  bereit  sei,  daß  er  dessen  Verlangen  in 
betreif  der  Titulatur  erfüllt  habe  und  auch  künftig  unter  Voraus- 
setzung der  Gegenseitigkeit  erfüllen  wolle,  daß  er  dem  Zaren  zum 
Abschluß  des  Stillstandes  Glück  wünsche,  daß  die  beabsichtigte  Ab- 
sendung einer  Gesandtschaft  an  denselben  als  Erwiderung  der  des 
Marsilius  durch  die  kriegerischen  Unruhen  verhindert*  sei,  daß  er 
erbötig  sei,  den  Abschluß  eines  ewigen  Friedens  mit  Polen  zu  befördern 
und  auch  schon  vor  dem  dazu  angesetzten  Termine  seine  guten 
Dienste  dazu  anzuwenden.  Am  folgenden  Tage  (30.  August)  erhielt 
dann  Bohusch  die  gewünschte  geheime  Audienz')  bei  dem  Kur- 
fürsten. Er  teilte  in  derselben  mit,  man  wüßte  in  Rußland,  daß' 
die  Türken  durch  Drohungen  Polen  zum  Bruch  des  Stillstandes  zu 
bewegen  suchten,  dem  gegenüber  möchte  sich  der  Kurfürst  bemühen, 
den  Abschluß  eines  definitiven  Friedens  herbeizuführen.  Denn,  fügte 
er  hinzu,  die  Polen  seien  einerseits  in  Gefahr,  von  den  Türken 
angegriffen  zu  werden.  Der  Zar  wolle  ihnen  gern  Hilfe  leisten, 
obwohl  die  Türken  sich  jetzt  nach  dem  Abschluß  des  Stillstandes 
sehr  freundlich  gegen  ihn  zeigten,  aber  für  einen  ungewissen  Freund 
wage  man  nicht  gern  viel;  er  werde  sich  also  nur,  wenn  vorher 
ein  solcher  Friede  abgeschlossen  sei,  dazu  verstehen.  Ferner  aber 
herrschten  jetzt  in  Polen  heftige  innere  Wirren,  der  Zar  wollte 
auch   gern    dazu    helfen,    daß    die    Privilegien    der    Republik    erhalten 


')  Instruktion  für  Scultctus  vom  2i).  August/8.  September  1GG7. 
2)  Aufzeichnung  darüber  von  v.  Somnitz's  Hand. 


Einleitung.  259 

würden,  werde  e8  aber  nur  unter  jener  Bedingung  tun.  Er  schlug 
vor,  der  Kurfürst  möchte  dem  Zaren  von  dem,  was  er  in  dieser 
Angelegenheit  tun  würde,  Mitteilung  machen  und  raten,  was  er  tun 
sollte,  aber  nicht  durch  Gesandtschaften,  welche  viel  kosteten  und 
großes  Aufsehen  erregten,  sondern  nur  durch  Schreiben,  welche  er 
an  den  Herzog  von  Kurland  senden  könnte.  Der  Kurfürst  erwiderte, 
er  werde  sich  die  Sache  überlegen  und  ihm  Bescheid  darauf  zu- 
kommen lassen,  erklärte  aber  gleich  die  Absichten  des  Zaren,  einen 
ewigen  Frieden  abzuschließen  und  der  Republik  Polen  bei  der  Er- 
haltung ihrer  Privilegien  zu  helfen,  für  sehr  löblich  und  erbot  sich 
dazu  gute  Dienste  zu  leisten.  Bo husch  wiederholte  nochmals,  daß 
der  Zar  vor  dem  Zustandekommen  eines  ewigen  Friedens  nichts  für 
Polen  tun  werde,  und  bat  endlich  noch,  der  Kurfürst  möchte  seinem 
Gesandten  in  Warschau  befehlen,  mit  dem  Gesandten,  welchen  der 
Zar  dorthin  senden  werde,  gute  Korrespondenz  zu  unterhalten,  was 
auch  zugesagt  wurde.  Nachher  hatte  Bohusch  noch  eine  Konferenz 
mit  den  Geheimen  Räten,  in  der  er  aber  nur  Wünsche  in  betreff  der 
Formalien  der  ihm  mitzugebenden  Schriftstücke  aussprach. 

Zwei  Tage  darauf,  am  1.  September,  fand  seine  öffentliche  Ab- 
schiedsaudienz statt.  Es  wurden  ihm  dabei  zwei  solche  Schrift- 
stücke,1) die  Resolution  des  Kurfürsten  auf  die  von  ihm  in  der 
geheimen  Audienz  vorgebrachten  Punkte  und  ein  Schreiben  desselben 
an  den  Zaren,  eingehändigt.  In  der  ersteren  erklärte  sich  der  Kur- 
fürst bereit,  zu  der  Herstellung  eines  ewigen  Friedens  zwischen 
Rußland  und  Polen  mitzuwirken,  sowie  seinem  Gesandten  in  Warschau 
zu  befehlen,  mit  dem  dortigen  russischen  Gesandten  in  vertrauliche 
Korrespondenz  zu  treten,  er  versprach  ferner,  wenn  er  etwas  erfahren 
sollte,  was  zur  Beförderung  eines  ewigen  Friedens  ersprießlich  sein 
könnte,  es  dem  Zaren  mitzuteilen  und  überhaupt  gute  Freundschaft 
und  Nachbarschaft  mit  demselben  zu  unterhalten.  In  dem  Schreiben 
an  den  Zaren,  welches  zugleich  als  Rekreditiv  für  Bohusch  zu 
dienen  hatte,  wurden  ähnliche  Zusagen  gemacht,  außerdem  aber 
dem  von  diesem  ausgesprochenen  Wunsche  gemäß  auf  das  Schreiben, 
welches  der  Kurfürst  Marsilius  mitgegeben  habe,  hingewiesen  und 
die  bisherige  Nichterwiderung  der  Gesandtschaft  des  letzteren  ent- 
schuldigt. 


»)  Beide  d.  Coln  a.  a.  Spree  22.  August/ 1.  September  1667. 

17* 


260  Einleitung. 

Am  folgenden  Tage  (2.  September)  trat  Bohusch,  nachdem  er 
eine  „Conterfait-Schachtel"  und  ein  „Juwel  mit  Perlen  und  Smaragden* 
im  Wert  von  250  und  550  Talern,  sein  Sekretär  und  sein  Dolmetscher 
jeder  einen  Becher  und  seine  anderen  Begleiter  und  Diener  Geldgeschenke 
erhalten  hatten,  die  Rückreise  an.  Unterwegs  erkrankte  er  und  mußte 
deswegen  schon  in  Stargard  liegen  bleiben,  er  setzte  dann  zwar  die 
Reise  weiter  fort  und  langte  am  17.  Oktober  in  Königsberg  an,  starb 
aber  auf  der  Weiterreise  in  Mi  tau. 

Der  Kurfürst  hat  sofort  Anstalten  getroffen,  die  Versprechungen, 
welche  er  gemacht  hatte,  zu  erfüllen.  Da  seinem  Gesandten  in 
Warschau,  v.  Hoverbeck,  damals  der  Zutritt  zu  dem  König  von  Polen 
verweigert  wurde,  so  beauftragte  er1)  den  neumärkischen  Kammer- 
meister Joachim  Scultetus,  den  er  kurz  zuvor  in  anderen  Angelegen- 
heiten an  den  K.  G.  Kanzler  Lesczynski  geschickt  hatte,  sich  noch 
einmal  zu  demselben  und  auch  zu  dem  K.  U.  Kanzler  Olszowski 
zu  begeben,  diesen  von  dem  Anbringen  des  moskowitischen  Gesandten 
Mitteilung  zu  machen  und  ihnen  zu  erklären,  der  Kurfürst  hätte 
gemerkt,  daß  es  dem  Zaren,  da  man  in  Rußland  einen  Türkenkrieg 
fürchte,  ernstlich  um  den  Frieden  zu  tun  sei,  und  daß  Polen  so 
Aussicht  habe,  einen  solchen  unter  vorteilhaften  Bedingungen  zu 
erlangen.  Scultetus  hat8)  dem  K.  G.  Kanzler  dieses  hinterbracht, 
derselbe  bedankte  sich  dafür  und  versprach,  mit  den  anwesenden 
Senatoren  die  Sache  zu  überlegen  und  ihm  dann  Antwort  zu  erteilen, 
doch  erfahren  wir  nicht,  ob  dieses  geschehen  ist.  Jedenfalls  hat 
man  polnischerseits  dieser  Anregung  keine  Folge  gegeben.  Dort  trat 
damals  die  Frage  der  Thronfolge  in  den  Vordergrund.  König  Johann 
Kasimir  schien  wirklich  gewillt  zu  sein  der  Krone  zu  entsagen, 
und  unter  den  verschiedenen  fürstlichen  Personen,  welche  sich  um 
dieselbe  bewarben,  erschien  auch  der  Zar,  freilich  nicht  für  sich 
selbst,  sondern  für  seinen  ältesten  Sohn,  den  damals  fünfzehnjährigen 
Prinzen  Alexei.  Der  Kurfürst  erfuhr')  durch  v.  Hoverbeck,  daß 
bei  der  zu  Ende  des  Jahres  behufs  Auswechslung  der  Ratifikationen 
des  Stillstands  abgehaltenen  Zusammenkunft  polnischer  und  russischer 
Kommissare    die    letzteren    eifrig    für    den    Prinzen    agitiert,    sich    sehr 

')  Instruktion  für  Scultetus  vom  *2i>.  August/8.  September  1GG7. 
»)  Scultetus  an  Kf.  d.  Krakau  28.  September  1G67. 
3)  v.  Hoverbeck  an  Kf.  d.  Warschau  G.  Dezember  16G7. 


Einleitung.  261 

nachgiebig  gezeigt  und  den  Polen  große  Versprechungen  gemacht  hätten. 
Er  hat  jetzt  ebenso  wie  früher  die  Gefahren,  welche  eine  auch  nur 
indirekte  Vereinigung  Polens  mit  Kußland  auch  für  ihn  herbeiführen 
würde,  wohl  gewürdigt  und  daher  v.  Hoverbeck  beauftragt,1)  der 
Wahl  des  russischen  Prinzen  entgegenzuwirken  und  auf  dem  bevor- 
stehenden Reichstage  denen,  welche  dazu  geneigt  sein  sollten,  die 
Unzuträglichkeiten  derselben,  namentlich  daß  man  sich  dadurch  die 
Nachbarn,  vor  allen  den  türkischen  Sultan  und  den  Kaiser,  zu  Feinden 
machen  würde,  vorzustellen. 

Auch  die  Abschickung  eines  Gesandten  nach  Moskau  hatte  er 
zugesagt  und  auch  diese  hat  er  zur  Ausführung  zu  bringen  gesucht. 
Anfanglich  bestimmte  er  dazu  den  ihm  schon  früher  vorgeschlageneu 
Freiherrn  v.  d.  Üelsnitz,  da  dieser  aber,  als  die  preußische  Regierung 
Befehl  erhielt,  ihm  dieses  anzuzeigen  (Januar  1668),  schwer  krank 
war  und  bald  darauf  starb,  so  beauftragte  er  mit  der  Gesandt- 
schaft den  Grafen  Friedrich  von  Dönhoff  und  ließ  für  ihn  eine 
Instruktion')  entwerfen,  in  welcher  er  angewiesen  wurde,  ein  gleiches 
Traktament,  wie  man  es  dort  kaiserlichen  und  königlichen  Gesandten 
zu  gewähren  pflege,  zu  beanspruchen,  in  der  öffentlichen  Audienz  dem 
Zaren  zum  Abschluß  des  Stillstandes  mit  Polen  Glück  zu  wünschen 
und  ihm  zu  versichern,  daß  sich  der  Kurfürst  um  die  Verwandlung 
desselben  in  einen  ewigen  Frieden  bemühen  werde.  In  einer  geheimen 
Audienz  oder  Konferenz  mit  den  Räten  des  Zaren  sollte  er  erklären, 
daß  nach  den  von  dem  Kurfürsten  eingezogenen  Erkundigungen  die 
Besorgnis  des  Zaren,  die  Polen  möchten  sich  durch  die  Drohungen 
der  Türken  zum  Bruch  des  Stillstandes  bestimmen  lassen,  ungegründet 
sei,  daß  vielmehr  die  Republik  zum  Eingehen  auf  den  ewigen  Frieden 
geneigt  zu  sein  scheine  und  daß  der  Kurfürst  sich  weiter  darum 
bemühen  wolle.  Sollte  die  Thronkandidatur  des  moskowitischen  Prinzen 
zur  Sprache  gebracht  werden,  so  sollte  er  zwar  erklären,  daß  er  am 
Hofe  des  Kurfürsten  davon  nichts  vernommen  hätte,  aber  doch  mit- 
teilen, unterwegs  hätte  er  gehört,  daß  die  Polen  große  Bedenken  da- 
gegen hätten,  und  bei  Gelegenheit  auf  die  Vorteile,  welche  die  Wahl  des 


»)  Kf.  an  v.  Hoverbeck  d.  Clin  a.  d.  Spree  17./27.  Januar  16G8  (Urk.  u.  Akt. 
XII,  S.  361. 

*)  d.  Cöln  a.  d.  Spree  18./ [28.]  Februar  1«68.  S.  über  diese  beabsichtigte 
Sendung  Dönhoffs  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  380. 


262  Einleitung. 

Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  auch  für  den  Zaren  haben  werde,  hinweisen. 
Er  erhielt  auch  ein  Empfehlungsschreiben  für  den  Fürsten  Radziwill 
und  den  Befehl,  sich  auch  selbst  dafür  zu  verwenden,  daß  demselben 
die  Einkünfte  aus  seinen  jetzt  unter  russische  Herrschaft  gekommenen 
Gütern  gelassen  würden.  Ferner  sollte  er  die  Erlaubnis  zu  erwirken 
suchen,  daß  persische  und  russische  Waren  den  Landen  des  Kurfürsten 
zugeführt  würden. 

Die  Gesandtschaft  sollte  eine  feierliche  sein,  das  Personal  wurde 
auf  36  Mann  mit  47  Pferden  angeschlagen,  kostbare  Geschenke,  dar- 
unter ein  Kasten  und  eine  Kanne  aus  Bernstein,  sollten  mitgeschickt 
werden,  die  Gesamtkosten  wurden  auf  6000  Taler  berechnet  und 
der  Kurfürst  verlangte,  daß  dieselben  ebenso  wie  die  Kosten  der 
früheren  Gesandtschaften  nach  Moskau  aus  den  Mitteln  des  Herzog- 
tums Preußen  bestritten  würden.  Aber  die  preußische  Regierung 
erklärte  sich  dazu  gänzlich  außerstande  und  nach  langen  Verhand- 
lungen mit  derselben  gab  der  Kurfürst  endlich  Anfang  Mai  die 
Hoffnung  auf,  die  Gesandtschaft  so,  wie  er  es  wünschte,  zur  Aus- 
führung zu  bringen.  Doch  befahl  er1)  der  preußischen  Regierung,  da 
in  Moskau  schon  bekannt  sei,  daß  eine  Gesandtschaft  dorthin  abgehen 
solle,  dafür  zu  sorgen,  daß  eine  andere,  der  russischen  Sprache 
kundige  und  auch  sonst  geeignete  Person  nach  Rußland  geschickt 
werde,  um  unter  dem  Vorwand,  daß  Dönhoff  durch  Krankheit  an 
der  Ausführung  der  Reise  verhindert  sei,  die  Geschenke  und  Schreiben, 
welche  diesem  hätten  mitgegeben  werden  sollen,  dorthin  zu  bringen. 
Die  Regierung  schlug  dazu  einen  Hofjunker  des  Fürsten  Radziwill. 
Arcziszewski  vor,  der  Kurfürst  war  damit  einverstanden,  und  so 
brach  dieser  am  21.  Juli  1668  von  Königsberg  auf.  Inzwischen  hatte 
der  Kurfürst  ein  Anfang  April  ausgestelltes  Schreiben  des  Zaren') 
erhalten,  in  welchem  ihm  dieser  für  die  durch  Marsilius  und 
Bo husch  übermittelten  Freundschaftsbezeigungen  dankte,  ihm  anzeigte, 
daß  er  den  Beginn  der  Verhandlungen  wegen  eines  definitiven  Friedens 
auf  den  27.  Februar  des  künftigen  Jahres  anzusetzen  gedenke,  und 
die  Erwartung  aussprach,  daß  der  Kurfürst  ebenso  wie  der  Kaiser 
und  die  Könige  von  Dänemark  und  Schweden  sich  als  Vermittler 
an    diesen    Verhandlungen     beteiligen    werde.     Wir    wissen    nicht,    ob 

l)  Kf.  an  die  Preußische  Kcjjieruns  <1.  Cöln  22.  Mai/1.  Juni  1668. 
*)  Zar  Alexei  an  Kf.  d.  Moskau  l./[ll.]  April  7176  [1668]. 


Einleitung.  263 

der  Kurfürst  infolge  dieses  Schreibens  Arcziszewski  noch  weitere 
Aufträge  erteilt  hat.  Jedenfalls  wird  er  sehr  verwundert  gewesen 
sein,  als  er  im  August  durch  den  Herzog  von  Kurland  erfuhr,1) 
daß  dort  der  jetzige  erste  Minister  des  Zaren  Nasczokin  mit  anderen 
russischen  Kommissaren  erschienen  sei,  um  mit  polnischen  und  auch 
mit  schwedischen  Gesandten  wegen  der  Herstellung  eines  ewigen 
Friedens  zu  unterhandeln,  und  daß  sie  auf  deren  Ankunft,  von 
welcher  freilich  noch  nichts  verlaute,  warten  wollten.  Nicht  minder 
befremdet  wird  ihn  die  Art  und  Weise  haben,  mit  welcher  Arczi- 
szewski von  den  Russen  behandelt  wurde.  Derselbe  war')  nach 
Mitau  gekommen  und  hatte  sich  von  dort  auf  den  Rat  des  Herzogs 
zunächst  zu  Nasczokin,  der  sich  in  Neuhausen  aufhielt,  begeben. 
Dieser  empfing  ihn  zwar  freundlich,  teilte  ihm  aber  mit,  daß  der 
Zar  ihn  beauftragt  hätte,  mit  dem  erwarteten  Gesandten  des  Kur- 
fürsten zu  verhandeln  und  demselben  Resolution  zu  erteilen,  und 
daß  jetzt,  da  der  Zar  fast  1000  Werst  hinter  Moskau  verreist  sei, 
keine  fremden  Gesandten  dorthin  kommen  dürften.  Trotz  aller  seiner 
Gegenvorstellungen  wollte  er  ihm  nicht  gestatten,  weiter  zu  reisen, 
erbot  sich  aber  endlich,  seinetwegen  an  den  Zaren  zu  schreiben. 
Arcziszewski  wartete  vier  Wochen  ohne  Bescheid  zu  erhalten;  als 
er  sich  Ende  August  wieder  an  Nasczokin  wandte,  behauptete 
dieser,  die  Schreiben  des  Zaren  seien  unterwegs  naß  geworden,  der 
Post il Ion  sei  wieder  zurückgereist,  um  andere  zu  holen.  So  hätte 
er  noch  länger  warten  müssen,  doch  erhielt  er  von  dem  Kurfürsten, 
der  sich  inzwischen  nach  Königsberg  begeben  hatte,  Befehl,  zurück- 
zukehren. Er  verabschiedete  sich  zuerst  bei  Nasczokin,  der  ihm 
mitteilte,  daß  der  König  von  Polen  schon  abgedankt  und  Warschau 
verlassen  habe,  sich  mit  ihm  über  den  voraussichtlichen  Ausgang 
der  bevorstehenden  Königswahl  in  Polen  unterhielt  und  dabei  auch 
des  Kurfürsten  als  Kandidaten  gedachte,  und  reiste  dann  nach 
Preußen  zurück.  Zu  derselben  Zeit  erhielt  der  Kurfürst  ein 
Schreiben  Nasczokins,3)  in  welchem  ihm  dieser  anzeigte,  daß  er 
von     seinem     Herrn     beauftragt    sei.     mit    ihm     zu     korrespondieren, 

';  Herzog  Jakob  von  Kurland  an  Kf.  d.  Mitau  4.  August  1668. 

2  Arcziszewski's  Reisebericht  s.  d.  (praes.  7./ IT.  Oktober  1668).  Vgl.  l'rk. 
und  Akt.  XII,  S.  38o. 

*)  Nasczokin  an  Kf.  d.  Neustadt  in  Kurland  26.  August / [6.  September] 
T17M  [1668]. 


264  Einleitung. 

und  daß  Arcziszewski  jetzt  seine  Reise  nicht  fortsetzen  könne, 
und  ihn  ersachte,  seinem  Gesandten  in  Warschau  die  Unterhaltung 
guter  Korrespondenz  mit  dem  dortigen  russischen  Gesandten  anzu- 
befehlen, und  bald  darauf  ein  Schreiben  des  Zaren,1)  in  welchem 
dieser  die  Mitteilungen  Nasczokins  bestätigte  und  ihn  aufforderte, 
mit  diesem  schriftlich  oder  durch  Gesandte  zu  verkehren,  selbst 
aber  vorläufig  es  ablehnte,  einen  Gesandten  zu  empfangen.  Der  Kur- 
fürst begnügte  sich  in  einem  Antwortschreiben  an  Nasczokin, *) 
diesem  zu  den  ihm  von  dem  Zaren  erteilten  Aufträgen  zu  gratulieren 
und  ihm  mitzuteilen,  daß  er  seinem  Gesandten  in  Warschau  den 
gewünschten  Befehl  erteilt  habe.  Das  ist  aber  nur  zum  Schein 
geschehen,  in  Wirklichkeit  wies  er,3)  beunruhigt  durch  die  ihm  aus 
Polen  zugekommenen  Nachrichten,  daß  manche  von  den  dortigen 
Evangelischen,  in  der  Hoffnung,  Religionsfreiheit  zu  erlangen,  der 
Kandidatur  des  moskowitischen  Prinzen  günstig  seien,  und  daß  der- 
selbe auch  unter  dem  Adel  in  Litauen  und  Großpolen  Anhänger 
habe,  v.  II  ov  erb  eck  wieder  an,  der  Wahl  desselben  auf  jede  Weise 
entgegenzuwirken.  Er  erhielt  auch  schon  Anfang  September  die  Nach- 
richt, daß  infolge  der  Bemühungen  der  polnischen  Geistlichkeit  und 
des  päpstlichen  Nuntius  diese  Partei  sehr  abnahm,  zumal  da  sich 
herausstellte,  daß  der  Zar  nicht  seinen  ältesten,  sondern  seinen 
zweiten,  erst  acht  Jahre  alten  Sohn  zum  König  von  Polen  machen 
und  nicht  gestatten  wolle,  daß  derselbe  katholisch  werde.  Diese 
Gefahr  ging  auch  wirklich  vorüber,  bei  der  Königswahl  von  16l59 
ist  der  moskowitischo  Prinz  gar  nicht  ernstlich  in  Frage  gekommen. 
Der  Kurfürst,  der  sich  damals  dieser  Wahl  wegen  wieder  nach  Preußen 
begeben  hatte,  sandte,  als  er  im  Begriff  war  von  dort  wieder 
abzureisen,  Ende  August  16(59  von  Königsberg  ein  Schreiben4)  an 
den  Zaren,  in  welchem  er  demselben  seine  bevorstehende  Rückkehr 
nach  Berlin  anzeigte,  ferner  die  Absicht,  ihm  seine  Freundschaft 
möglichst  bald  weiter  zu  kontestieren,  aussprach  und  ihn  um 
einen  Paß  für  seinen  dorthin  zu  schickenden  Gesandten  bat.  Eine 
Antwort   darauf   ließ    lange    auf  sich    warten,    erst   im  Frühjahr  1671 


»)  Zar  Alexei  an  Kf.  d.  31.  August/ [10.  September]  IGtiS. 

-)  Kf.  an  Nasczokin  d.  Königsberg  14.  September  16G8. 

3)  S.  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  378 ff. 

4)  Kf.  an  den  Zaren  d.  Königsberg  23.  August   lGüi). 


Einleitung.  265 

erhielt  er  von  privater  Seite,  durch  jenen  Marsilius,  der  als  Gesandter 
bei  ihm  gewesen  war  und  mit  dem  Sekretär  Hippel  in  Briefwechsel 
stand,  die  Nachricht,  daß  man  in  Moskau  die  Ankunft  des  an- 
gekündigten Gesandten  erwarte,  und  bald  darauf  traf  ein  Schreiben 
des  Zaren  l)  ein,  in  welchem  dieser  seine  Bereitwilligkeit,  den  Gesandten 
des  Kurfürsten  zu  empfangen,  erklärte  und  einen  Paß  für  denselben 
mitschickte.  Der  Kurfürst  hat  aber  vorläufig  davon  keinen  Gebrauch 
gemacht,  er  ließ  zwar  auf  demselben  privaten  Wege1)  antworten, 
daß  er  jetzt  Anstalten  treffen  werde,  um  die  bisher  durch  die 
kriegerischen  Verwickelungen  verhinderte  Abschickung  eines  Gesandten 
ins  Werk  zu  setzen,  er  hat  dieses  aber,  obwohl  ein  neues  Schreiben 
des  Zaren1)  dessen  Empfindlichkeit  über  das  Nichterscheinen  des 
angekündigten  Gesandten  erkennen  ließ,  jedenfalls  da  er  keine  be- 
sondere Veranlassung  dazu  einsah  und  die  Kosten  scheute,  noch 
weiter  unterlassen. 

Erst  Ende  1673  ist  wieder  eine  brandenburgische  Gesandtschaft 
nach  Rußland  abgegangen.  Die  Akten  dieser  ersten  Sendung  des 
Joachim  Scultetus  und  der  ihr  vorangehenden,  den  Anlaß  zu 
ihr  gebenden  Gesandtschaft  des  russischen  Majors  Paul  Minesius 
eröffnen  die  Reihe  der  in  diesem  Abschnitt  vereinigten  Dokumente, 
welche  die  Beziehungen  zwischen  Brandenburg  und  Rußland  während 
der  Jahre  1673  — 1679  veranschaulichen  sollen.  Die  Sendung  des 
Minesius  wurde  veranlaßt  durch  das  gespannte  Verhältnis,  in  welches 
Rußland  zu  der  Türkei  geraten  war.  Durch  die  Unterwerfung  eines 
Teiles  der  Kosaken  unter  die  türkische  Hoheit  und  durch  das  Vor- 
rücken türkischer  Truppen  in  der  Ukraine  sah  sich  der  Zar  ebenso 
wie  der  König  von  Polen  in  seinen  Rechten  verletzt  und  in  seinem 
Besitze  bedroht.  Zwar  beteiligte  er  sich  nicht  an  dem  Kriege, 
welchen  der  letztere  1672  gegen  die  Türken  unternahm,  aber  der 
unglückliche  Verlauf  desselben  versetzte  ihn  in  die  höchste  Besorgnis, 
er  fürchtete,  daß  die  Türken,  wenn  es  ihnen  gelingen  sollte,  Polen 
niederzuwerfen,    ihre    siegreichen   Waffen    gegen    ihn    wenden    würden. 


J)  Zar  Alexei  an  Kf.  d.  Moskau  24.  März/ [3.  April]  7179  [1671]. 

*)  Hippel  an  Marsilius  d.  Cöln  a.  d.  Spree  25.  September /  [5.  Oktober]  1671. 
Die  betreffende  Stelle  ist  im  Konzept  von  dem  Oberpräsidenten  v.  Schwerin 
hinzugefügt 

*)  Zar  Alexei  an  Kf.  d.  Moskau  31.  Juli/ [10.  August]  7179  [16711. 


266  Einleitung. 

Er  stellte  daher,  um  dio  Polen  zu  weiterem  Widerstände  zu  ermutigen, 
denselben  nachträglich  seine  Hilfe  in  Aussicht  und  suchte  ihnen 
auch  andere  Bundesgenossen  zu  verschaffen.  Zu  diesem  Zwecke  ent- 
sendete er1)  Ende  Oktober  drei  Gesandte,  Minesius  an  den  Kur- 
fürsten von  Brandenburg,  den  Kaiser,  Venedig  und  den  Papst, 
Ukrainzew  nach  Schweden,  Dänemark  und  Holland,  Winius  nach 
England,  Frankreich  und  Spanien,  um  alle  diese  Mächte  zur  Teil- 
nahme an  dem  Kriege  gegen  die  Ungläubigen  aufzurufen.  Dieser 
Versuch  war  ganz  erfolglos,  die  Gesandten  erreichten  ihre  Bestimmungs- 
orte erst,  als  Polen  schon  längst  (im  November  1672)  den  demütigenden 
Frieden  von  Budziak  mit  dem  Sultan  geschlossen  hatte,  und  sie 
fanden  die  Staaten,  zu  denen  sie  geschickt  waren,  alle  unmittelbar 
oder  mittelbar  in  den  französisch-holländischen  Krieg  verwickelt  und 
schon  deswegen  wenig  geneigt,  sich  in  die  orientalischen  Händel 
einzumischen,  sie  wurden  daher  überall  mit  schönen  Redensarten 
abgespeist.  Den  Kurfürsten  von  Brandenburg  mußte  Minesius  im 
Feldlager  aufsuchen,  er  fand  ihn  bei  Bielefeld,  im  Begriff  nach 
dem  Scheitern  der  Unternehmungen  gegen  Turenne  den  weiteren 
Rückzug  aus  Westfalen  nach  der  Mark  anzutreten.  Der  Kurfürst 
antwortete  ihm,  daß  er  den  Polen  ein  Hilfskorps  geschickt  habe 
und  daß  er  unter  den  gegenwärtigen  Umständen,  bevor  er  einen 
sicheren  Frieden  erlangt  habe,  außerstande  sei,  mehr  zu  tuu,  daß 
er  aber  die  schon  längst  beabsichtigte  und  in  Aussicht  gestellte 
Gesandtschaft  an  den  Zaren  demnächst  abgehen  und  durch  sie  mit 
demselben  über  diese  Angelegenheit  weiter  verhandeln  lassen  wolle. 
Wirklich  hat  er,  nachdem  er  im  Juni  1(573  mit  Frankreich  Frieden 
geschlossen  und  darauf  dem  König  von  Polen,  welcher  inzwischen 
den  Krieg  mit  den  Türken  erneuert  hatte,  weitere  Hilfe  zugesagt 
hatte,  Mitte  August  den  für  diese  Gesandtschaft  bestimmten  neu- 
märkischen Kammermeister  Scultetus  dio  Reise  antreten  lassen. 
Die  Aufgabe  desselben  war,  die  freundschaftlichen  Beziehungen  zu 
dem  russischen  Hofe  zu  befestigen  und  zu  erkunden,  ob  wirklich 
und  in  welcher  Weise  der  Zar  an  dem  Türkenkriego  teilzunehmen 
beabsichtige.  Der  Erfolg  seiner  Sendung  war  ein  günstiger.  Er  ist 
in  Moskau    sehr    freundlich    und    ehrenvoll    aufgenommen   worden    und 

*)  S.  Brückner,  Geschieht*  Rußlands  I,  S.  87 f. 


Einleitung.  267 

hat  in  den  Zerimonial fragen  erhebliche  Zugeständnisse  erwirkt.  In 
betreff  des  Türkenkrieges  ist  er  zu  der  Überzeugung  gekommen,  daß 
der  Zar  sich  nicht  direkt  an  demselben  beteiligen  wolle,  sondern 
nur,  wie  schon  vorher,  durch  die  von  ihm  abhängigen  Kosaken  und 
andere  Steppenvölker  den  Türken  werde  Abbruch  tun  lassen.  Diese 
Voraussagung  hat  sich  als  richtig  erwiesen,  der  Zar  hat  so  lange 
gezögert,  bis  ihm  von  den  Türken,  die  inzwischen  wieder  Ende  Oktober 
1676  mit  den  Polen  Frieden  geschlossen  hatten,  1677  der  Krieg  an- 
gekündigt worden  ist. 

Die  folgende  russische  Gesandtschaft  unter  Almasow  und  Dom u in, 
welche  im  September  1674  bei  dem  aufs  neue  auf  dem  Feldzug  gegen 
Frankreich  begriffenen  Kurfürsten  erschien,  war  nur  eine  Erwiderung 
der  Sendung  des  Scultetus.  Die  Gesandten  haben  sieht  begnügt, 
die  mit  jenem  getroffenen  Vereinbarungen  durch  den  Kurfürsten  be- 
stätigen zu  lassen  und  ihm  vertrauliche  Mitteilungen  über  gegen 
ihn  gerichtete  feindliche  Absichten  Schwedens  zu  machen.  Der  Einfall 
der  Schweden  in  seine  Lande  Ende  1674  veranlaßt  dann  den  Kur- 
fürsten zu  neuen  Anknüpfungen  mit  Rußland.  Er  versucht  sofort, 
den  Zaren  in  dem  Rachekrie^e,  welchen  er  gegen  Schweden  zu 
führen  gedenkt,  zum  Bundesgenossen  zu  gewinnen,  und  obwohl  der 
Zar  unter  Hinweis  auf  den  mit  Schweden  abgeschlossenen  ewigen 
Frieden  dieses  ablehnt  und  sich  nur  dazu  verstehen  will,  diplomatische 
Schritte  zu  seinen  Gunsten  zu  tun,  erneuert  er  doch  während  des 
weiteren  Verlaufes  des  Krieges  diesen  Versuch,  den  Zaren  zu  Feind- 
seligkeiten gegen  Schweden,  zu  einer  Diversion  gegen  Liefland  zu 
bewegen,  zu  wiederholten  Malen.  Zu  diesem  Zwecke  wird  Scultetus 
im  Sommer  1675  zum  zweiten  Male  nach  Moskau  geschickt,  darum 
hat  sich  der  von  ihm  schon  auf  seiner  ersten  Reise  dort  zurück- 
gelassene, jetzt  zum  Agenten  des  Kurfürsten  bestellte  Hesse  zusammen 
mit  den  dort  anwesenden  Gesandten  der  Rundesgenossen  desselben, 
Hollands  und  des  Königs  von  Dänemark,  zu  bemühen.  Deshalb  schickt 
der  Kurfürst  Hesse,  der  Ende  1676  Moskau  hat  verlassen  müssen, 
wieder  im  Sommer  1677  und  nochmals,  nachdem  die  Schweden  in 
Preußen  eingefallen  sind,  Ende  1678  dorthin.  Aber  weder  der  Zar 
Alexei  hat  sich  angesichts  des  drohenden  Türkenkrieges  und  der  in 
Rußland  selbst  herrschenden  Zerrüttung  und  Unzufriedenheit  entschließen 
können,  einen  solchen  neuen  Krieg  anzufangen,  noch  weniger  dessen  ihm 
im  Jahre  1676  auf  dem  Throne  folgender  Sohn  Feodor,  zumal  da  unter 


268  Einleitung. 

ihm  eine  den   Fremden    abgeneigte   Partei    am   Hofe   das   Übergewicht 
gewinnt. 

Der  eigentliche  Zweck  der  russischen  Gesandtschaft  unter  Almasow, 
welche,  nachdem  sie  vorher  in  Dänemark  gewesen  war,  Ende  August  1G79 
am  Hofe  des  Kurfürsten  erschien,  ist  aus  den  erhaltenen  Akten  nicht  zu 
erkennen.  Dieselben  zeigen  nur,  welche  Schwierigkeiten  es  gemacht  hat, 
in  den  von  Almasow  angeregten  Zerimonialfragen  zu  einer  Einigung 
mit  ihm  zu  gelangen. 


Sendung  des  Minesius.     Hilfegesuch  gegen  die  Türken.  269 


Zar  Alexei  Michailowicz  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
im  Jahr  7187  [1672]  ll./[2L]  Oktober.1) 

[Anfrage    wegen    Hilfeleistung   gegen   die   Türken.     Beglaubigung   des 
Gesandten  Minesius.] 

Obwohl  der  König  von  Polen  ihm  gegen  die  in  die  Ukraine  eingefallenen  21.0k 
Kosaken  und  Tataren  entgegen  der  in  dem  Friedensverträge  übernommenen 
Verpflichtung  keine  Hilfe  geleistet,  hat  er  dennoch  demselben  gegen  die  ihn 
jetzt  bedrängenden  Türken  und  Tataren  anf  seine  Bitte  Hilfe  zugesagt.  Er 
fragt  an,  ob  auch  Kf.  demselben  Hilfe  leisten  wolle,  nnd  fordert  ihn  anf,  wenn 
das  der  Fall  sein  sollte,  ihm  schleunigst  dnrch  Schreiben  mitzuteilen,  auf  welche 
Art,  zu  welcher  Zeit  und  an  welchem  Orte  er  dieses  werkstellig  machen  wolle, 
damit  nicht  nur  durch  Gesandte  beider  Teile  dieses  Werk  expediert  und  sie 
beide  des  in  Bereitschaft  stehenden  Sukkurses  versichert  sein,  sondern  auch 
Ort  und  Zeit  zu  einer  Unterredung  ihrer  beiderseitigen  Gesandten  festgesetzt 
werden  könne.  Er  ersucht  ferner  Kf.,  auch  an  die  übrigen  christlichen  Fürsten 
wegen  dieses  Heidenkrieges  zu  schreiben,  besonders  die  Könige  von  Frankreich 
und  von  England  zu  erinnern,  daß  sie  die  Waffen,  welche  sie  gegen  Holland 
ergriffen,  gegen  den  allgemeinen  Feind  der  Christenheit,  den  türkischen  Sultan, 
gebrauchen  möchten.  Überbringer  dieses,  der  Major  seiner  Fußvölker  Paulus 
Minesius,3)  hat  auch  Befehl,  sich  mit  die  erwähnte  Sache  betreffenden  Schreiben 
zu  anderen  christlichen  Fürsten  zu  begeben. 


!)  Dem  russischen  Original  liegen  eine  lateinische  und  eine  deutsche  Über- 
setzung bei. 

*)  Ober  denselben  und  seine  Gesandtschaft  s.  Relation  du  vogage  en  Russie  fait 
en  1684  par  Laurent  Rinhuber  (Berlin  1883),  S.  25;  Brückner,  Laurentius 
Rinhuber  (Beitrage  zur  Kulturgeschichte  Rußlands  im  17.  Jahrhundert,  Leipzig  1887) 
S.  222 ff.,  Russische  Diplomaten  im  17.  Jahrhundert  (Russische  Revue  XXVIII)  S.  57  f., 
und  Geschichte  Rußlands  I.  (Gotha  1896),  S.  115.  Die  preußische  Regierung  berichtet 
dem  Kf.  (d.  Königsberg  20./30.  Dezember  1672),  gestern  seien  aus  Moskau  zwei  Envoyes 
mit  einer  Suite  von  17  Personen  angelangt  Der  eine,  ein  Schotte  von  Nation,  ein 
Major,  gehe  zu  Kf.,  dem  Kaiser,  der  Republik  Venedig  und  dem  Papst,  der  andere, 
ein  geborener  Moskowiter,  aber  von  deutschen  Eltern,  nach  Holland,  Frankreich, 
England  und  Spanien,  um  eine  Allianz  gegen  die  Türken  zu  schließen.  Sie  hätten 
dieselben   durch   den   Hauptmann  von    Pr.  Holland   (Achatius  v.  Borck),   einholen 


270  IL  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Der  Kurfürst  an  den  Zaren.     D.  Sparenberg 
1 1./[21.]  Februar  1673.  (Conc.  mit  Zusätzen  von  O.V.Schwerin.) 

[Unmöglichkeit  jetziger  Hilfeleistung.     Ankündigung   einer  Gesandtschaft     Verweis 

auf  Minesius'  Bericht.] 

21.  Febr.  Dem  Zaren  gebührt  Dank  dafür,  daß  er  Polen  zu  Hilfe  seine  Waffen  gegen 

die  Feinde  des  christlichen  Namens  gewendet  hat  und  noch  weiter  dazu  geneigt 
ist.  Auch  er  hat1)  dem  König  und  dem  Königreich  Polen  eine  ansehnliche  Hilfe 
zugeschickt,  wurde  auch  jetzt  solche  gern  schicken.  Weil  aber  der  König  von 
Frankreich  in  seine  im  römischen  Reich  gelegene  clevische  und  märkische 
Lande  eingefallen  ist  und  dieselben  besetzt  hält,  so  muß  er  zuvor  sich  bemühen, 
mit  seinen  und  seiner  Alliierten  Armeen  das  Seinige  zu  rekuperieren  und  einen 
sicheren  Frieden  zu  machen.  Es  würde  ihm  angenehm  sein,  wenn  der  Zar  die 
Könige  von  Frankreich  und  England  ermahnen  möchte,  bald  Frieden  zu 
machen  und  nach  seinem  Beispiel  ihre  Macht  gegen  den  Erbfeind  des  christ- 
lichen Namens  zu  wenden. 

Er  ist  jedoch  erbötig,  auf  des  Zaren  Begehren  an  andere  christliche  Poten- 
taten zu  schreiben  und  sie  zur  Hilfeleistung  gegen  den  Türken  zu  ermahnen. 
Da  er  bisher  wider  seinen  Willen  infolge  stetiger  Kriege  und  dieses  Unwesens 
verhindert  worden,  an  den  Zaren  eine  Abschick ung  zu  tun,  so  will  er  dieses 
doch  ehestens  werkstellig  machen  und  mit  dem  Zaren  aus  diesen  Sachen  und 
was  er  noch  für  Hilfe  möchte  schicken  können,  reden  lassen. 

Minesius,  der  seine  Verrichtung  hier  wohl  und  mit  guter  Geschicklichkeit 
abgelegt  hat,  wird  seine  Resolution  behörig  zu  referieren  wissen.2) 

lassen  und  bei  dem  Ratsverwandten  M  ei  nicke  am  Altstädtischen  Markt  einquartiert, 
wo  sie  in  des  Kf.  Namen  freigehalten  würden,  sie  wollten  sie  auch  weiter  durch  den 
Hauptmann  von  Holland  bis  Marienwerder  fortbringen  lassen.  Dieselbe  meldet  3.  Januar 
1673,  die  moskowitischen  Gesandten  seien  erst  gestern  weitergereist.  Sie  seien  beide 
über  die  Gewohnheit  feine,  hofliche,  geschickte  Leute,  besonders  der  eine,  Paulus 
Minesius,  ein  Katholik,  in  der  lateinischen  und  franzosischen  Sprache  wohlerfahren. 
Da  er  Kf.  nicht  in  seiner  Residenz  zu  Coln  a.  d.  Spree  finde,  so  werde  er  sich  zuerst 
nach  Dresden  begeben,  um  ein  Schreiben  des  Zaren  an  K.  Sachsen  zu  übergeben, 
dann  aber  seine  Reise  zu  Kf.  und  weiter  zum  Kaiser  und  nach  Italien  fortsetzen. 
Die  Geheimen  Räte  berichten  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  21./31.  Januar  1673),  der  mosko- 
witische  Gesandle  sei  vorgestern  dort  angelangt  und  heute  zu  Kf.  nach  Sparenberg 
weitergereist.  Auf  sein  Begehren  sei  er  ebenso  wie  die  früheren  moskowitischen 
Gesandten  verpflegt  worden.     Vgl.  Pufendorf  1.  XI,  §  109  (S.  868). 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  XII,  S.  534 ff.;  Kriegsgeschichtliche  Einzelschriften, 
herausgegeben  vom  Großen  Generalstabe  V,  S.  4 ff. 

*)  Über  die  Verhandlungen  mit  ihm  findet  sich  in  den  Akten  nur  eine  Auf- 
zeichnung der  Forderungen,  welche  M.  in  betreff  des  Zerimonials  bei  der  Audienz, 
die   auf   dem  Sparenberg  stattfand,   gestellt   hat    M.  reiste   darauf  zunächst  nach 


Rescheid  an  Minesius.     Sendung  des  Scultetus.  271 


Der  Kurfürst  an  den  Zaren  Alexei  Michailowicz. 

D.  in  unserm  churftlrstlichen  Kesidenzschlosse  zu  Cöln  a.d.  Spree 

den  12.  Monatstag  Augusti  im  Jahr  nach  unsers  Heilandes  und 

Seligmachers  Jesu  Christi  gnadenreichen  Geburt  1673. 

(Conc.  O.  v.  Schwerin.) 

[Sendung  des  Scultetus.     Bereitwilligkeit  zur  Hilfeleistung  gegen  die  Türken, 
Anfrage  wegen  der  Absichten  des  Zaren.] 

Er  hat  zwar  vorlangst  versprochen,  auch  allezeit  beabsichtigt,  jemand  an  22.  Au 
den  Zaren  zu  schicken  und  denselben  zu  versichern,  wie  begierig  auch  er  sei, 
mit  ihm  Freundschaft  und  gute  Nachbarschaft  zu  halten,  er  ist  aber  bisher  daran 
durch  stetige  Kriege  und  Abwesenheit  verhindert  worden.  Nachdem  er  aber 
jetzt  mit  dem  Konig  von  Frankreich  Frieden  geschlossen  und  ihm  seine  von 
diesem  besetzten  Lande  restituiert  worden  sind,  schickt  er  seinen  Legations- 
und Amtsrat  Joachim  Joachimowicz  Scultetus,  den  er  beauftragt  hat,  dem 
Zaren  für  die  ihm  erwiesene  Ehre  zu  danken  und  ihn  seiner  Freundschaft  zu 
versichern. 

Auch  er  wird  nicht  ermangeln,  dem  König  und  der  Krone  Polen  gegen 
die  Türken  zu  assistieren,1)  wenn  nur  zuforderst  die  der  Gesamthilfe  halber 
von  dem  römischen  Kaiser,  dem  König  von  Schweden  und  dem  König  von  Polen 
zu  Warschau  beliebten  Traktaten  ihre  Endschaft  erreicht  haben  werden,  er  hat 
aber  bereits  etliche  Regimenter  seiner  Armeen  auf  allen  bedürfenden  Fall  in 
sein  Herzogtum  Preußen  voranmarschicren  lassen  und  ersucht  den  Zaren,  ihn 
wissen  zu  lassen,  wie  stark  er  der  Krone  Polen  zu  Hilfe  kommen  und  an 
welchen  Ort  er  seine  Völker  schicken  wolle,  damit  er  sich  darnach  richten  könne, 
oder  ob  er  auch  einen  Abgesandten  nach  Warschau  schicken  wolle.  Die  übrigen 
christlichen  Potentaten  sind  leider  noch  meist  im  Kriege  gegeneinander  begriffen, 


Dresden  weiter,  Ende  April  war  er  in  Wien  (s.  Urk.  u.  Akt.  XIII,  S.  581).  Ober 
seine  Rückreise  findet  sich  folgende  Kanzleinotiz:  „Der  moskowitische  Abgesandte 
H.  Paulus  Men  es  ins  ist  den  28.  Dezember  1673  Abends  von  Rom  und  andern  Orten 
alhier  zu  Cöln  a.  d.  Spree  angelanget  und  bei  Tilman  Eschenbrüchern  logiret, 
den  31.  Dezember  aber  wieder  nach  der  Moskau  abgereiset  und  seinen  Weg  auf  Danzig 
durch  Cüstrin,  Neumarck,  Pommern  und  Preußen  genommen.  Die  ganze  Zeit  über 
ist  er  alhier  wie  auch  unterwegens  in  S.  Chf.  D.  Landen  defrayret  und  mit  einer 
Karosse  und  Postwagen  fortgeschafft.* 

*)  S.  über  die  Verhandlungen  mit  dem  deswegen  Ende  Juli  bei  Kf.  erschienenen 
pohlischen  Gesandten  Felix  Morstein   Urk.  u.  Akt  XII,  S.  556  ff.,  XIV,  1,  S.  710. 


272  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

er  hofft  aber,  daß  sie  sich  auf  des  Zaren  Abschickungen  zum  Frieden  bequemen 
und  nach  dessen  Beispiel  ihre  Macht  gegen  den  Erbfeind  des  christlichen 
Namens  gebrauchen  werden. 

Er  bittet,  seinen  Gesandten  nicht  lange  aufzuhalten,  sondern  bald  wieder 
zu  ihm  abzufertigen.1) 


Der  Kurfürst  an  Scultetus.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
12./[22.]  August  1G73.     (Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Instruktion  für  die  Gesandtschaft  nach  Moskau.] 

22.  Aug.  Aus  beigefügter  Abschrift  unsers  an  den  Czar  und  Groß-Fürsten  in 

der  Moskau  gerichteten  Schreibens  wirstu  mit  mehrem  ersehen,  was  deine 
Verrichtung  bei  demselben  sein  solle.     Gleichwie  nun  dieselbe  nur  bloß 


l)  Kf.  hatte  schon  12./22.  März  1673  von  Minden  aus  den  Geheimen  Räten  in 
Berlin  Anzeige  von  dem  Erscheinen  des  Min  es  ins  bei  ihm  in  Bielefeld  und  von 
seiner  demselben  erteilten  Antwort  gemacht,  seine  Absicht,  seinerseits  an  den  Zaren 
einen  Gesandten  zu  schicken,  kundgegeben  und  sie  aufgefordert,  ihm  eine  dazu 
geeignete  Person  vorzuschlagen,  eine  Instruktion  für  dieselbe  zu  entwerfen  und 
ihm  wegeu  der  mitzusendenden  Geschenke  Vorschläge  zu  machen,  doch  waren  die- 
selben diesem  Befehl  nur  teilweise  nachgekommen.  Am  1./ 11.  Juni  zeigt  K f.  von 
('Gin  a.  d.  Spree  aus  Scultetus  an,  daß  er  ihn  als  Gesandten  nach  Moskau  zu 
schicken  beabsichtige,  und  befiehlt  ihm,  sich  zu  der  Reise  bereit  zu  halten.  Ent- 
sprechend den  Wünschen,  welche  Sc.  in  einem  Memorial  (s.  d.)  ausspricht,  weist  er 
(d.  Quartschen  23.  Juli/ 2.  August  1G73)  Heidekampf  an,  für  Sc.  2000  Taler  in 
Gold  oder  Silber  bereit  zu  halten  und  ihm  für  den  Notfall  einen  offenen  Wechsel 
über  500  Taler  mitzugeben,  ferner  ihm  zur  Ausrüstung  für  die  Reise  1000  Taler  zu 
zahlen,  und  (d.  Quartschen  23.  Juli/2.  August  1673;  die  preußische  Regierung,  seine 
Reise  zu  befördern,  ihm,  was  er  aus  der  Hofapotheke  und  an  Zinn  und  anderem 
Gerät  brauche,  abfolgen  zu  lassen,  ferner  (d.  Königsberg  i.  d.  Neumark  4./14.  August 
1673),  die  Präsente,  welche  Graf  Dönhoff  (s.  oben  S.  261)  habe  mitnehmen 
sollen,  aufzusuchen  und  Sc.  zuzustellen.  Da  von  diesen  Geschenken  aber  nur 
noch  zwei  Stücke  (ein  Kasten  aus  Bernstein  und  eine  vergoldete  Traube)  vor- 
handen sind,  so  erteilt  er  (d.  Oranienburg  4./ 14.  September  1673)  der  preußischen 
Regierung  den  Befehl,  für  etwa  2000  Taler  weitere  geeignete  Geschenke  anzuschaffen 
und  (d.  Schönbeck  9./10.  September  1673)  dem  preußischen  Stallmeister  Schimmel- 
pfennig, zwei  Pferde,  die  Sc.  dem  Zaren  präsentieren  könne,  zu  besorgen.  Die 
preußische  Regierung  berichtet  16./ 26.  und  TJ./29.  September  über  die  von  ihr 
besorgten  Geschenke.  Laut  einer  der  letzteren  Relation  beiliegenden  Spezifikation 
bestehen  dieselben  aus: 


Instruktion  für  Scultetus.  273 

in  Renovirung  der  vorigen  Freundschaft  und  derselben  Bestätigung  bestehet, 
also  hastu  auch  Deine  Proposition  dahin  zu  richten,  auch  bei  der  Audienz 
dem  Czaren  mit  mehreren  zu  gratuliren,  daß  er  durch  göttlichen  Beistand 
unlängst  seine  Rebellen  gedämpfet  und  die  innerliche  Unruhe  mit  gutem 
Succeß  gestillet1)  Würde  man  sich  aber  mit  Dir  wegen  des  Succurses, 
so  man  allerseits  der  Krone  Polen  wieder  den  Erbfeind  thun  wollte,  zu 
vergleichen  begehren,  so  hastu  Dich  defectu  mandati  zu  entschuldigen 
und  anzuzeigen,  daß  dieses  nirgends  anders  und  bequemer  als  zu  Warschau 
verglichen  werden  konnte,  als  woselbst  auch  der  Römische  Keyser,  die 
Eron  Schweden  und  wir  dergleichen  thun  würden.  Wir  stelleten  also 
zu  des  Czaren  Belieben,  ob  er  auch  daselbst  seinen  Abgesandten  haben 
und  hierüber  instruiren  wollte. 

Sonsten  hastu  bei  unser  Registratur  in  den  vorigen  relationibus,  so 
unsere  Abgeschickte  nach  der  Moskau  gethan,  nachzusehen,  wie  es  mit 
der  Reception  gehalten,  und  darin  keine  Aenderung  vorgehen  zu  lassen. 
Inmaßen  Du  dann  auch  zur  Nachricht  mitnehmen  kannst,  auf  was  Art 
der  neulich  an  unserm  Hofe  gewesene  Czarische  Abgesandte  Paulus 
Minesius  von  uns  tractiret  worden. 

Was  Du  nun  bei  dieser  Verschickung  sowohl  unterwegens  als  in 
der  Czarischen  Residenz  negotiiren  oder  sonst  in  einem  und  andern 
anmerken  wirst,  solches  hastu  in  ein  Diarium  zu  bringen,  uns  solches 
bei  Deiner  Zurückekunft  einzuliefern  und,  so  oft  es  geschehen  kann,  von 
Deiner  Verrichtung  auf  der  Post  unterthänigst  zu  referiren.  — 


1.  einem  Bernsteinkasten  für  2000  Fl.  poln.; 

2.  einer  silbernen  Tischuhr  für  900  FL; 

3.  einem   bernsteinernen    Kronleuchter    nebst    zwei    ebensolchen    Leuchtern 
für  650  Fl.; 

4.  einer  bernsteinernen  Schale  mit  Fuß  und  Deckel  für  300  Fl.; 

5.  einem  silbernen  vergoldeten  Pokal  für  600  Fl. 

An  Silber  und  Gold  zur  Einfassung  des  Kronleuchters  und  der  Schale  werden 
600,  für  die  blausammetnen  Decken  für  die  iwei  Pferde  900  Fl.  gerechnet  Die 
Geschenke  kosten  so  zusammen  5950  Fl.  poln.  =  1983  V,  Taler.  Vgl.  v.  Könne, 
Berlin,  Moskau,  St  Petersburg  1649—1763  (Schriften  des  Vereins  für  die  Geschichte 
der  Stadt  Berlin),  S.  14.  S.  über  diese  Gesandtschaft  Pufendorf  1.  XI,  §  109  (S.  868) 
und  Jon.  Arnhold  v.  Brand  (derselbe  begleitete  Sc  als  Hofjunker),  Reysen  durch 
die  Marck  Brandenburg,  Preussen,  Ghurland,  Liefland,  Plesscovien,  Groß-Naugardtien, 
Tweerien  und  Moscovien,  herausgegeben  von  v.  Hennin  (Wesel  1702). 

*)  S.  über  den  Aufstand  unter  Stenka  Rasin  (1667—1671)  Herrmann, 
Geschichte  des  russischen  Staates  III,  S.  682  ff. 

Mater,  x.  Gtsch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  18 


274  ft  RrHiiteahnr?  '»nit  Hiuilanii  üfi:»— liTTU. 

J.  Seniteti»  an  den  KnrfilRtai.     Dl  Pfessfcyur 

!h  Xovember  $t.  n.  ISIS..1) 

fExnp/anjr  aa  der  Grenze.  Ankauft  in.  PleskowJ 


9.  Not,  An  3,  tut  er rj  mit  *em*u  Leuten  an  <fie  Grenze  gerriefct  i 

selb«  bildenden  ftoefae*  Äafraitxe  von  «fem  Prätsff  mit  zwölf  Strefifcstm  emp- 
fangen  wwden«  bie*e£hen  geleiteten  ihn.  nach,  dem.  noe  anfiggoadem  gfefch- 
namigen  I*r*fe,  wo  ihm  eine  Raadiadtte  als  Quartier  au^ew  lesen,  mi  Getränke 
und  Viktnalien  gemeiert  wurden. 

Am  folgenden  Tage  »t  er  in  Betrieftnn*  die«»  Streßte*  bö  unter  Pleskow 
geruckt  ond  in  der  Vorstadt  in  dem  Qaartier7  wo  der  Engfische  «ad  der  HoEBboV 
scbe  vordem  gestanden,  logiert  worden.  Eine  Stande  darauf  kau  der  Trans- 
lateur,  von  den»  Woiwoden  Wasili  Semanowiiz  geschickt,  an  ihm,  brachte 
einen  neuen  Friitaf  mit  sieb,  der  ihn.  seiner  Aussage  nach,  bis  Moskau  be- 
gleiten sollte,  and  erkundigte  »ich.  ob  er  Präsente  für  den  Zaren  mitbrachte  und 
ob  er  ihm  nicht  die  .Spezifikation  derselben  aashändigen  wollte  Er  hat  erwidert, 
daß  er  Präsente  fnr  den  Zaren  mitfubrte,  aber  nicht  instruiert  wäre,  die  Spezi- 
fikation davon  zu  ((eben,  and  er  hat  dann  seine  Verwunderung  darüber  aus- 
gedruckt, daß  der  Woiwode  ihn  nicht  vor  der  Stadt  habe  empfangen  lassen. 
Jener  erwiderte,  es  wäre  bei  ihnen  nicht  gebräuchlich,  alle  Gesandten  wurden 


')  Nach  der  Pinalrelation  des  Scultetus  (d.  Berlin  16./26.  Februar  1674)  war 
derselbe,  nachdem  er  am  14.  August  1073  seine  r gänzliche  Depesche8  nach  Moskau 
aus  der  Geheimen  Kanzlei  erhalten,  am  16.  August  von  Cüstrin  abgereist,  am  28.  in 
Königsberg  angekommen,  er  hatte  dort  aber  5  Wochen  auf  die  Fertigstellung  der 
für  den  Zaren  bestimmten  Präsente  warten  müssen.  Am  7.  Oktober  reiste  er  Ton 
dort  mit  einem  Komitat  von  1*  Personen,  12  Pferden,  einer  Kutsche  und  einem  Rüst- 
wageu  weiter,  kam  am  21.  in  Mitau  an,  wo  er,  laut  einem  ausfuhrlichen  Bericht  vom 
2.').  von  dort  am,  von  dem  Herzog  Jacob  sehr  ehrenvoll  und  freundlich  empfangen 
wurde,  reiste  am  23.  von  dort  weiter,  kam  am  25.  nach  Riga,  nahm  dort  Fuhrleute 
an,  welche  seine  Hugage  und  seine  Dienerschaft  bis  an  die  russische  Grenze  bringen 
sollten,  und  erreichte  diese  am  2.  November  bei  Neuhausen.  Von  dort  schickte  er, 
wie  er  am  fi.  November  von  obeiidorther  berichtet,  seinen  Hofmeister  zu  dem  Woiwoden 
von  l'leskow,  um  diesem  seine  Ankunft  anzuzeigen.  Schon  vor  dessen  Ruckkehr  aber 
ersehien  hei  ihm  am  f>.  November  ein  Pristaf,  der  ihn  im  Namen  des  Woiwoden  begrüßte 
und  erklärte,  beauftragt  zu  sein,  die  notigen  Wagen  zur  weiteren  Fortschaffung  seiner 
Niigage  *"  besorgen  und  ihn  an  der  Grenze  zu  empfangen.  An  demselben  Abend 
kehrte  nueli  soin  Hofmeister  zurück  mit  dem  Bescheid,  der  Woiwode  werde  ihn  durch 
den  Pristaf  un  der  Grenze  empfangen  lassen,  aber  selbst  ihm  keinen  Besuch  machen, 
Jeus  wegen  seines  Kides,  teils  wegen  der  Pfaffen,  bei  denen  er  sofort  in  Suspiiion 
einiger  Korrespondenz,  darauf  sein  Kopfstände,  inkurrieren  würde-.  Vgl.  v.  Brands 
Keiseheschreioung  S.  Off. 

")  8.  v.  lirauds  ReUebeschreibuug  S.  168 ff. 


Scultetus  in  Pleskow  und  Nowgorod.  275 

nur  einmal  an  der  Grenze  empfangen.  Er  hat  erwidert,  er  verlangte  nichts 
Neues,  sondern  nur  das,  was  anderen  königlichen  Gesandten,  die  in  der 
gleichen  Qualität  hier  durchgekommen,  widerfahren  wäre,  er  wäre  auch  mit 
dem  bisherigen  Traktament  zufrieden,  wenns  nnr  so  bliebe  und  nicht  geändert 
wurde. 

P.  S.  Ein  deutscher  Kaufmann,  der  sich  hier  aufhält,  berichtet  ihm,  daß  es 
mit  dem  Englischen  und  dem  Holländischen  auch  nicht  anders  als  mit  ihm 
gehalten  worden  ist. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.    Groß-Naugrod 
18./ 28.  November  1673.  - 

[Ankunft  und   Empfang   in   Nowgorod.] 

Er  hat1)  am  10.  seine  Reise  fortgesetzt  und  ist  16  7*  Meilen  unter  Groß-  18.  Noi 
Naugrod  angelangt.  Da  der  Woiwode  auf  der  Jagd  war,  hat  er  diesen  Tag  in 
der  Vorstadt  bleiben  müssen,  am  folgenden  Tage  aber  meldete  ihm  der  Pristaf, 
daß  der  Woiwode  Peter  Wasilewitz  Sczeremetow  ihm  auf  Befehl  des 
Zaren  alle  Höflichkeit  erweisen  und  ihn  am  Tor  mit  einem  Schlitten  durch 
einen  Sinbojar  (Edelmann)  empfangen  und  durch  die  Stadt  bis  in  sein  Haus 
werde  fuhren  lassen.  Das  geschah  auch,  doch  nahm  in  dem  Schlitten  der  Ab- 
geschickte die  Oberstelle  ein  und  erwiderte,  als  er  dagegen  Widersprach  erhob,  er 
empfinge  ihn  im  Namen  des  Zaren  und  dem  gebühre  die  Oberstelle,  es  wäre 
auch  dem  Englischen  und  Holländischen  ebenso  geschehen.  Nachdem  sie  ungefähr 
eine  Viertelmeile  in  der  Stadt  herumgefahren  waren,  brachte  er  ihn  in  sein 
Quartier.  Dort  erschien  bald  darauf  ein  Diak  mit  etlichen  Strelitzen  und  brachten 
des  Zaren  Gnadentraktament  doppelt,  angeblich  auf  Befehl  von  Moskau  her. 
Da  der  Woiwode  sich  ziviler  als  der  von  Pleskow  bewiesen,  ihn  auch  für  seine 
Person  mit  Met  und  vielen  Fischen  beschenkt  hatte,  so  hat  er  sich  durch  den 
Hofmeister  bei  ihm  bedankt,  zugleich  aber  sich  darüber  beschwert,  daß  sein 
Abgesandter  im  Hereinfahren  gegen  die  Höflichkeit  und  das  Gastrecht  die  rechte 
Hand  prätendiert  hätte.  Jener  antwortete,  er  kennte  wohl  den  Gebrauch  anderer 
Nationen  und  wünschte,  es  wäre  hier  auch  gebräuchlich,  aber  sie  wären  Sklaven 
des  Zaren  und  ihr  Hals  stände  in  Gefahr,  wenn  sie  das  Geringste  ohne  dessen 
Vorwissen  und  Befehl  an  ihren  Sitten  änderten.  Er  hat  sich  so  zufrieden 
geben  müssen,  zumal  er  aus  den  Relationen  Borentins  und  anderer,  die  vor 
ihm  an  des  Zaren  Hof  geschickt  worden,  ersehen  hat,  daß  es  ihnen  ebenso 
ergangen  ist3) 

J)  S.  v.  Brands  Reisebescbreibung  S.  184  ff. 

2)  Ober  die  Weiterreise  von  Nowgorod  aus  s.  ebendaselbst  S.  199  ff. 

18* 


276  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Aus  der  Finalrelation  des  Scultetus  (d.  Berlin 
16./[26.]  Februar  1674.)1) 

[Einzug  in  Moskau.    Audienz  bei  dem  Zaren.    Konferenzen  mit  den  moskowitisehen 
Kommissaren.    Abschiedsaudienz  und  Abfertigung.] 

14.  Dez.  Am  4.  Dezember1)  erreichen  sie  das  Dorf  Nikola  Derebna.     Der  Pristaf 

läßt  ihre  Ankunft  in  Moskau  anzeigen,  darauf  erscheint  Nachmittag  zuerst  der 
Oberst  Nikolaus  vonStaden,  am  mit  Erlaubnis  des  Kanzlers  ihn  zu  besuchen, 
und  bald  darauf  ein  Goniec  mit  der  Nachricht,  daß  der  Zar  befohlen,  er  sollte 
noch  heute  in  seine  Residenz  eingeholt  werden.  Er  befiehlt  darauf  sofort  seinen 
Leuten,  die  Lieberey  anzulegen  und  fährt  weiter.  Eine  Viertelmeile  vor  der 
Vorstadt  finden  sie  eine  Kompagnie  russische  Reiter,  daneben  einen  mit  weißen 
Bärenfellen  und  weißem  Gaul  versehenen  Schlitten,  in  dem  der  neue  Pristaf  Alexander 
Fedrowiz  Chorongeow  nebst  einem  Translateur  sitzt,  und  vier  weiße  mit  roten 
gold-  und  silbergestickten  Sätteln  belegte  Pferde  für  seine  vornehmsten  Bedienten. 
Als  sie  ungefähr  einen  Pistolenschuß  voneinander  entfernt  sind,  läßt  er  halten, 
der  Pristaf  aber  schickt  verschiedene  Male  zu  ihm  und  läßt  ihn  bitten,  weiter 
zu  fahren.  Er  weigert  sich  aber  und  erklärt,  das  Herannahen  gebühre  dem 
Empfangenden,  nicht  dem,  der  empfangen  werde,  worauf  der  Pristaf  endlieh 
etwas  näherkommt,  auch  nach  freundlicher  Erinnerung  seinerseits  zuerst  aas 
dem  Schlitten  tritt.  Nach  der  Begrüßung  nötigt  ihn  derselbe  in  den  Schlitten, 
verweigert  ihm  aber  die  Oberhand,  indem  er  erklärt,  es  sei  bei  ihnen  nicht 
gebräuchlich,  daß  den  Gesandten  die  Oberhand  vergönnt  werde.  Alle  seine 
Remonstrationen  dagegen  sind  vergeblich,  der  Pristaf  behauptet,  er  habe  in 
diesem  Punkt  gemessene  Ordre,  und  dringt  zur  Rechten.  Er  erklärt  im  Fahren, 
er  müßte  jetzt  Gewalt  vor  Recht  ergehen  lassen,  werde  sich  aber  gehörigen 
Orts  darüber  beschweren.  Sie  halten  darauf  um  3  Uhr  Nachmittag  ihren  Ein- 
zug in  die  Stadt,  werden  schließlich  in  das  Logement,  Gesandtenhof  genannt, 
unfern  vom  Schloß,  geführt  und  ihnen  dieser  ganze  Hof  überlassen.  Nachher  kommen 
zwei  Translateurs  zu  verschiedenen  Malen  sich  erkundigen,  ob  er  am  folgenden 
Morgen  Audienz  begehrte.  Er  gab  aber  vor,  an  den  Präsenten  wäre  etwas 
unterwegs  schadhaft  geworden,  er  müßte  es  erst  am  folgenden  Tage  reparieren 
lassen. 

15.  Dez.  Am  5.  Dezember3)  verabschiedete  sich  zuerst  der  alte  Pristaf  nebst  den 

Strelitzen,  die  sie  von  Naugrod  ab  begleitet  hatten;  ersterem  wurde  ein  ver- 
goldeter Pokal,  den  Strelitzen  Geld  gegeben.     Dann  kam  morgens  um  8  Uhr 


>)  Diese  Finalrelation  beruht  auf  dem  von  Sc.  während  seiner  Gesandtschafts- 
reise geführten  Tagebuche,  von  welchem  er  einzelne  Stücke  schon  vorher  dem  Kf. 
zugeschickt  hatte.  Dieses  Tagebuch  hat  auch  jedenfalls  v.  Brand  für  seine  Reise- 
beschreibung benutzt. 

*)  S.  v.  Brands  Reisebeschreibung  S.  207  ff. 

3)  S.  v.  Brands  Reisebeschreibung  S.  2 11)  ff. 


Finalrelation  des  Scultetus. 


277 


der  neue  Pristaf  Chorangic  und  berichtete»  der  Zar  wollte  ihm  schon  heute 
Audienz  verstatten;  wenn  etwas  von  den  Präsenten  beschädigt  wäre,  konnte  es 
durch  seine  Leute  repariert  werden.  Er  zeigte  darauf  demselben  die  Präs« ' 
von  denen  er  ein  Verzeichnis  dem  Okolnice  ■)  einlieferte.  Eine  Stande  später  er- 
schien znerst  einer  aus  der  Peikase  mit! 5  Strelilzen,  welche  die  Geschenke  taf 
sollten,  und  dann  der  Pristaf  wohl  angeputzt  nebst  einem  Schlitten  des  Zaren, 
der  mit  weißen  Haren-  und  Leoparden  häuten  und  einer  schönen  Atlasdeck  e 
belegt  war,  brachte  anch  wieder  vier  weiße  Pferde  für  seine  vornehmsten 
Bedienten  mit  Die  Geschenke  wurden  den  Russen  zum  Tragen  übergeben  und 
er  vom  Pristaf  auf  den  Schlitten  zur  rechten  Hand  gesetzt.  Diese  Höflichkeit 
rührte  daher,  daß  derselbe  von  ihrem  gestrigen  Diskurs  deswegen  dem  Okolnice 
berichtet  und  dieser  ihm  darauf  den  Befehl  des  Zaren  überbracht  hatte,  ihn  den 
Königlichen  gleich  zu  traktieren  und  ihm  im  Auffahren  zur  Audienz  und  Konferenz 
immer  die  rechte  Hand  zu  lassen.  Darauf  zogen  sie  zur  Audienz,  voran  etzliche 
Strelitzen  in  roter  Lieberey  mit  ihrem  Gewehr*  dann  folgten  die  von  15  Russen 
geführten  und  getragenen  Geschenke,  dann  seine  Bedienten,  darauf  der  11  uf- 
meister,  der  mit  ausgestrecktem  Arm  das  Kreditiv  des  KL«  mit  Taft  bedeckt, 
hielt,  darauf  der  Schlitten,  auf  dem  er  und  der  Pristaf  saßen,  neben  dem  vier 
von  seinen  und  zwölf  pansche  Laquaien  gingen*  Als  sie  vor  dem  Schloß  an- 
kamen, zog  der  Pristaf  zum  dritten  Male  andere  köstliche  Kleider  an*  Nach- 
dem sie  abgesessen,  wurden  sie  durch  einen  gewölbten  Gang  zum  Audienzsaal 
geführt  Dort  saß  der  Zar  auf  dem  Thron,  bekleidet  mit  einem  mit  Zobel 
gefütterten  Pnrpurrock,  die  Mütze  war  mit  großen  Perlen  geziert,  in  der  rechten 
Hand  hatte  er  einen  mit  Silber  beschlagenen  Stab  aus  Ebenholz,  an  dem  Mittel- 
finger der  Linken  einen  helileueliteuden  großen  Diamanten.  Zu  seiner  Rechten 
stand  der  Okolnice,  zur  Linken  der  Schwiegervater  des  Zaren  Kirillow  Polu- 
jochtowic  Naruskim  Auf  jeder  Seite  des  Stuhls  standen  fünf  Kammerherrcn, 
zur  Linken  einige  Schritte  vom  Thron  saßen  13  der  vornehmsten  Knesen  und 
Bojaren  mit  entblößten  Häuptern,  Als  er  zur  Tür  bereintrat,  entblößte  er  das 
Haupt  und  stellte  sich  nach  dreimaliger  Reverenz  dem  Zaren  gegenüber,  links 
van  ihm  standen  der  Pristaf  und  der  vornehmste  Dolmetscher,  zur  fechten  der 
Hofmeister  mit  emporgehaltenem  K  reden  es  cliTeihen.  Der  Okolnice  sagte  erst  über- 
laut den  ganzen  Titel  des  Zaren  her  und  fragte  ihn  nach  seinem  Anbringen. 
Er  nahm  darauf  das  Kredifcivsch reiben  aus  des  Hofmeisters  Hand,  recitierte  des 
KT.  Titel,  erklärte,  er  sei  abgesandt,  um  das  Schreiben  zu  überreichen  und 
ferneren  Bescheid  zu  erwarten,  und  reichte  dann  dem  Zaren  das  Schreiben, 
Dieser  legte  zwei  Finger  darauf,  worauf  der  Oberpräsident  es  zu  sich  nahm. 
Als  er  dann  zurückgetreten  war,  legte  er  auf  Aufforderung  seitens  des  Okolnice 
seine  Proposition  ab,  in  der  er  anzeigte,  KL  sei  sehr  erfreut  über  des  Zaren 
Eifer  und  Sorgfalt  für  die  Wohlfahrt  der  ganzen  Christenheit  und  wünsche 
seineu  Waffen  Glück  gegen  den  Erbfeind,  im  übrigen  dem  Zaren  anheimstellte, 
zu  anderweitiger  Audienz  ihm  jemand  von  seinen  Geheimen  Räten  zuzuordnen. 


')  OberpräsidenU 


278  II.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Nachdem  der  Dolmetscher,  dem  er  die  Proposition  schon  ein  paar  Standes 
vorher  mitgeteilt  hatte,  dieselbe  übersetzt  hatte,  erklärte  der  Okolnice,  der 
Zar  werde  das  Schreiben  übersetzen  lassen  und  ihn  in  kurzem  bescheiden,  jetzt 
aber  nach  des  Kf.  Gesundheit  fragen.  Das  geschah  auch.  Nachdem  er  ge- 
antwortet, wurden  er  und  nachher  auch  seine  vier  vornehmsten  Bedienten  um 
Handkuß  zugelassen.  Darauf  verlas  der  Reichskanzler  Kerpowic  von  einem 
Zettel  die  Geschenke  des  Kf.,  welche  nacheinander  vorbeigetragen  wurden. 
Nachdem  dann  der  Okolnice  im  Auftrag  des  Zaren  sich  auch  nach  seinem 
Befinden  erkundigt  und  ihm  angekündigt  hatte,  der  Zar  werde  ihn  honte  mit 
Speisen  von  seiner  Tafel  begnadigen,  nahm  er  seinen  Abschied.  Gegen  Abend 
wurde  ihr  tägliches  Gnadentrak tarnen t  und  eine  Stunde  später  zwei  Kochen 
und  allerhand  Getränke  gebracht;  die  Speisen  von  der  Tafel  des  Zaren  erhielten 
sie  erst  am  folgenden  Mittag. 
16.  Dez.  Den  6.  Dezember  zwei  Stunden  vor  Tage  kam  der  Pristaf  and  kündigte 

ihm  an,  er  möchte  sich  fertig  halten.  Er  hätte  Ordre,  ihn,  sobald  es  Licht  sein 
würde,  in  die  Gesandten-Kanzlei  zur  Konferenz  zu  holen.  Er  holte  ihn  auch 
um  9  Uhr  mit  dem  Schlitten  ab.  Auf  dem  Schlosse  wurde  er  in  eine  kleine, 
gewölbte  Stube  geführt  und  dort  von  dem  Reichskanzler  Gregorius  Karpowie 
und  dem  Unterkanzler  Jacob  Iigiz  Pordichow  nebst  noch  einem  Rat  Iwan 
Astawic  empfangen.  Nach  einer  Viertelstunde  erschien  auch  der  Okolnice 
Artemon  Sergewiz1).  Derselbe  empfing  ihn  gar  freundlich,  nahm  aber  die 
Oberstelle  am  Tisch  und  nötigte  ihn,  sich  neben  ihn  zu  setzen.  Darauf  fing 
er  an,  der  Zar  hätte  sie  sämtlich  verordnet,  um  von  ihm  zu  vernehmen,  ob  er 
noch  etwas  Besonderes  vorzubringen  habe,  er  sollte  demnach  nur  punktweise 
proponieren,  sie  würden  es  dem  Zaren  schon  vortragen.  Er  bedeckte  sich  und 
erwiderte,  was  er  anzubringen  hätte  wäre  mehrenteils  bereits  in  dem  Kreditiv 
und  seiner  gestrigen  Proposition  enthalten,  er  wollte  es  aber  wiederholen;  es 
bestände  in  folgenden  Punkten: 

1.  Kf.,  als  des  Zaren  naher  Bandsverwandter  und  Nachbar,  gedächte  die 
bisherige  Freundschaft  je  länger  je  mehr  zu  unterhalten,  und  weil  wegen  des 
Türken  grausamen  Vornchmens  wider  Polen  der  ganzen  Christenheit  nicht 
geringe  Gefahr  drohe,  die  der  Zar  schon  überlegt  und  deswegen  an  die  christ- 
lichen Potentaten  hätte  Legationen  ergehen  lassen,  so  bitte  Kf., 

2.  der  Zar  möge  ihm  im  Vertrauen  kommunizieren,  wie  er  gedächte,  daß 
der  Krieg  wider  den  Erbfeiud  zu  führen  sei,  damit  nicht  Polen  von  demselben 
vollständig  überwältigt  und  dienstbar  gemacht  werde, 

3.  an  welchem  Ort,  zu  welcher  Zeit  und  wie  stark  der  Zar  diesen  Feldzag 
zu  verrichten  gedächte. 

4.  Kf.  desiderierc  deswegen  des  Zaren  Resolution,  weil  er  jetzt  seine 
Völker  noch  beisammen  hätte  und  nach  erfolgter  Erklärung  sie  aus  allen  seinen 


')  Artemon  Scrgie witsch  Matwejew.     S.  über  denselben  Brückner,  Geschichte 
Rußlands  I,  S.  568 f. 


Finalrelation  des  Scultetus.  279 

Ländern  zusammenziehen  und,  damit  sie  Polen  desto  näher  wären,  nach  Preußen 
schicken  wollte. 

5.  Weil  in  kurzem  ein  Reichstag  in  Polen  sein  wurde,  wobei  sich  Ge- 
sandte des  Kaisers,  des  Kf.  und  vielleicht  auch  schwedische  einfinden  würden, 
würde  des  Zaren  Erklärung  erwartet,  ob  er  auch  jemand  dorthin  schicken  wollte. 

6.  Da  Kf.  das  Vertrauen,  welches  er  zu  dem  Zaren  tröge,  jetzt  je  mehr 
und  mehr,  und  zwar  zum  öftern  durch  Sendschreiben  zu  renovieren  gedächte,  so 
ersuchte  er  den  Zaren,  seinen  Beantwortungsschreiben  immer  eine  Übersetzung 
in  deutscher  oder  sonst  einer  anderen  Sprache  beizuschließen,  weil  in  den  weit 
abgelegenen  Orten  wenige  der  russischen  Sprache  kundige  Leute  zu  finden  wären. 

7.  Kf.  hätte  schon  1667  und  1668  sich  für  seinen  damaligen  Statthalter 
in  Preußen  Fürsten  Radziwill  verwandt,  daß  demselben  seine  Herrschaften 
Niewell  und  Siebiesz  wiedergegeben  würden,  er  bitte  jetzt,  nachdem  der  Fürst 
verstorben  sei  und  eine  unmündige  Tochter  hinterlassen  habe,  deren  Ober- 
vormund er  sei,  daß  der  Zar  dieser  nach  geendigtem  Stillstande  oder  Schließung 
des  ewigen  Friedens  mit  Polen  die  verlangte  Erstattung  der  beiden  Herrschaften 
gönnen  möchte. 

Der  Oberpräsident  beantwortete  alle  Punkte  gar  kurz  und  fast  auf  eine 
Art,  sagte,  es  wäre  dem  Zaren  besonders  lieb  gewesen,  daß  Kf.  und  Schweden 
die  ersten  gewesen,  die  ihm  für  seine  Sorgfalt  zugunsten  Polens  gegen  den 
Türken  gedankt  und  sich  auch  erboten  hätten,  mit  Hand  anzulegen.  Er  sollte 
wissen,  daß  der  Zar  den  Konig  von  Polen  nicht  ohne  Hilfe  lassen  würde  und 
dieses  auch  bisher  treu  erwiesen  hätte.  Die  anfänglichen  Erfolge  der  Türken 
seien  dadurch  veranlaßt  worden,  daß  sie  damals  die  Tartern  und  Kosaken  auf 
seiner  Seite  gehabt  hätten,  jetzt  aber  seien  dieselben  von  ihnen  ganz  abgeschnitten, 
indem  ein  Teil  der  zarischen  Armee,  40000  Mann  unter  Scheremet,  sich 
recht  vor  die  Krim  und  zwar  gerade  vor  den  Ort,  wo  sie  ein-  und  ausgehen 
müßten,  gelegt  hätte.  Auch  die  Saporowischen  Kosaken,  die  teils  dem  Zaren, 
teils  der  Krone  Polen  zuständig,  hätten  von  ihm  Befehl  bekommen,  dem  Erb- 
feind Abbruch  zu  tun,  und  die  donatorischen  Kosaken  hätten  demselben  bereits 
zwei  Plätze  weggenommen,  sie  wären  auch  beordert,  weiter  ins  Land  zu  gehen 
und  alles  zu  verheeren;  daher,  weil  der  Feind  die  Tartern  nicht  wie  vorher 
gebrauchen  konnte,  hätten  die  Polen  bereits  glückliche  Erfolge  gehabt  Den 
Krieg  wider  den  Türken  hätte  der  Zar  beschlossen  und  er  wollte  denselben 
angreifen,  wo  er  ihn  fände;  er  hätte  auch  nicht  allein  die  christlichen 
Potentaten  zu  diesem  Kriege  invitieren  lassen,  sondern  auch  unlängst  einen 
Goniec  an  den  Konig  in  Persien  geschickt  und  Anschläge  gegeben,  wie  dieser 
den  Türken  von  der  anderen  Seite  angreifen  könnte.  Den  5.  Punkt  betreffend, 
werde  der  Zar  schwerlich  einen  Gesandten  nach  Warschau  schicken,  da  er 
einen  Residenten  dort  und  der  König  von  Polen  einen  solchen  hier  hielte;  den  6., 
es  sollte  jedesmal  den  Schreiben  des  Zaren  an  Kf.  eine  Übersetzung  in  deutscher, 
lateinischer  oder  polnischer  Sprache  beigefügt  werden.  Betreffend  7.  die  Desi- 
deria  der  Prinzessin  Radziwill,  könnte  er  zurzeit  noch  nichts  Gewisses  ant- 
worten, er  wollte  es  aber  dem  Zaren  vortragen. 


280 


II,  Brandenburg  und  Rußland  1673—1670. 


Darauf  wurde  er  gefragt,  ob  er  noch  mehr  vorzubringen  hüte.    Als  er  es 

verneinte,  fragte  der  Ökolnice,  ob  außer  Kf.  und  dem  Könige  von  Schweden 
noch  jemand  von  den  christlichen  Potentaten  dem  Konig  von  Polen  Hilfe 
schicken  würde.  Er  antwortete,  er  mußte  zweifeln,  daß  Polen  außer  von  dem 
Kaiser  von  den  anderen  Reiehsständen  Hülfe  zu  erwarten  habe,  da  der  Krieg 
Frankreichs  mit  den  Niederlanden  bei  denselben  großes  Nachdenken  erregte. 
Auf  Karpo  wiezs  Frage,  ob  es  nicht  möglich  wäre,  daß  England  von  Frankreich 
ab  und  zu  den  Holländern  treten  sollte,  die  dann  wohl  den  Franzosen  gewachsen 
stMit  wurden,  antwortete  er,  daß  vorläufig  dazu  wenig  Aussicht  wäre.  Darauf 
fragte  ihn  der  Präsident,  wie  Kf.  mit  Schweden  stände,  ob  die  alte  Feindschaft 
gänzlich  gehoben  sei.  Er  antwortete,  Kf.  stände  mit  Schweden  wohl,  alle  Miß* 
Verständnisse  seien  durch  die  Olivischen  Traktaten  aufgehoben,  bei  seiner  Ab- 
reise sei  die  Ankunft  zweier  schwedischer  Gesandten  bei  Kf  erwartet  worden, 
die  mit  demselben  wogen  einer  neuen  Altianee  traktieren  sollten.  Zuletzt  fragte 
der  Präsident,  ob  Kf.  dem  Konig  von  Polen  Assistenz  um  Geld  oder  aus  christ- 
licher Liebe  leisten  würde.  Er  erwiderte,  Kf.  hätte  noch  eine  große  Schold 
bei  der  Krone  Polen  zu  fordern,  trotzdem  wurde  er  nur  um  der  Wohlfahrt  dir 
gesamten  Christenheit  willen  mit  Hintenansetzung  seines  eigenen  Interesses  der- 
selben auf  gewisse  Konditionen  Hülfe  leisten;  Polen  wäre  jetzt  auch  gar 
imstande,  andere  ausländische  Volker  zu  werben,  da  es  zur  Unterhaltung  seiner 
eigenen  Armee  die  Reichskleinodien  verstoßen  müßte.  Auf  die  Bemerkung  des 
Ökolnice,  sie  hätten  ja  noch  Starosteien  und  Städte  genug  zu  versetzen,  seien 
auch  so  geartet,  daß  sie,  wenn  sie  in  Not  wären,  ihre  besten  Kleider  beim 
Juden  versetzten  und  sie  selten  wieder  einlösten,  hat  er  geantwortet,  das 
brächte  allerdings  ihr  Genius  mit  sich,  allein  mit  Vergebung  und  Versetzung 
der  Städte  und  Starosteien  hielten  sie  hart  an  sich,  so  daß  sie  sogar  vergäßen, 
was  sie  kurz  zuvor  in  pactis  abgehandelt  hätten. 

Damit  wurde  die  Konferenz  geschlossen  j  der  Ökolnice  begehrte,  er  mochte 
die  ti  Punkte  schriftlich  zustellen,  sie  sollten  auch  schriftlich  beantwortet  werden. 
Er  hat  es  zugesagt,  nachher  ihm  das  Memorial  durch  den  Pristaf  zustellen  u 
um  schleunige  Abfertigung  bitten  lassen, 

17.  Dez.  Am  7.  Dezember  erschien  der  Pristaf  mit  dem  Dolmetscher  und  meldete 
ihm,  der  Zar  gedenke  in  wenigen  Tagen  auf  3  Wochen  in  ein  Kloster  zu 
gehen  und  ließe  ihm  die  Wahl,  ob  er  so  lange  warten  oder  vorher  seine  Ab- 
fertigung erhalten  wollte.  Er  hat  für  die  hohe  Gnade  gedankt  und  es  zu  des 
Zaren  Gefallen  gestellt,  wie  er  es  mit  seiner  Abfertigung  halten  wollte,  aber 
bemerkt,  er  hätte  einen  weiten  Weg  vor  sich  und  vom  Kf.  Befehl,  sobald  er 
vom  Zaren  seine  Depesche  erhalten,  zurückzueilen,  worauf  der  Dolmetscher 
meinte,  dann  werde  ihn  der  Zar  wohl  noch  vor  seiner  Abreise  entlassen,  was 
bisher  noch  keinem  Gesandten  geschehen  sei  und  die  fremden  ministri  alle 
Wander  nehme. 

18,  De*,  Am  8.  Dezember  ließ  er  bei  dem  Oberprisidenten  anfragen,  ob  er  ihn 
ä  part  in  seinem  Hause  besuchen  durfte,  und  er  fuhr,  nachdem  ihn  derselbe 
wissen  lassen,  er  wollte  seiner  abwarten,  £ü  ihm.    Er  hat  ihm  ein  Kompliment 


nd 


Fiualrcbtion  des  ScuUetns, 


281 


gemacht  und  bei  der  Gelegenheit  den  Punkt  wegen  der  rechten  Hand  zur 
Sprache  gebracht  Der  Okolnice  antwortete,  früher  hatten  der  Zar  nnd  dessen 
Vorfahren  niemals  einem  Gesandten  dnrch  ihre  Pristaffen  die  rechte  II und 
geben  lassen,  der  jetzige  Zar  aber  hätte  durch  Zuschreiben  und  gewisse  Ab- 
handlungen zwischen  dem  Kaiser  und  den  Königen  von  Schweden  und  Dänemark 
sich  resol  viert,  den  kaiserlichen  und  königlichen  Gesandten  die  rechte  Hand 
zu  lassen.  Von  kurfürstlichen  Gesandten  wäre  zu  der  Zeit  nichts  erinnert 
worden,  daher  hätten  die  Pristaffen  ohne  Ordre  des  Zaren  darin  nichts  Neues 
tan  dürfen,  nachdem  aber  der  Verlauf  zwischen  ihm  und  den  Pristaffen  dem 
Zaren  hinterbracht  sei,  hatte  derselbe  ans  Freundschaft  gegen  Kf*  sofort  he* 
schlössen,  die  kürfürstlichen  Gesandten  jetzt  und  ins  künftige  den  kaiserlichen 
und  königlichen  Gesandten  in  allen  Stücken  gleich  zu  traktieun.  Er  wäre  der 
erste,  der  die  Possession  erstritten  und  ergriffen,  und  so  sollte  es  auch  künftig 
immer  gehalten  werden,  obwohl  zwischen  Konigen  und  Kurfürsten  ein  großer 
Unterschied  wäre.  Er  hat  sich  bedankt,  ihm  aber  auseinandergesetzt,  daß  ein 
sicher  großer  Unterschied  gar  nicht  bestände,  sondern  die  Kurfürsten  den 
Konigen  gleich  ständen.  Dann  bat  er,  diese  Resolution  des  Zaren  mochte  ihm 
nicht  allein  schriftlich  kommuniziert,  sondern  auch  hier  zu  Moskau  in  die 
Gesandte ii -Pricasi  eingeschrieben  und  den  M'oiwoden  von  Nowgrodt  und  Pleskow 
zur  Nachachtung  mitgeteilt  werden,  was  jener  susagte.  Zum  Schluß  versprach 
derselbe  noch,  er  wollte  es  machen,  daß  er  am  Sonnabend  die  Äbschiedsaudienz 
beim  Zaren  erhalten  sollte.  Heim  Abschied  bat  er  ihm  den  vergoldeten  großen 
Traubenbecher,  welchen  KL  für  ihn  verordnet,  offeriert,  welchen  er  auch  gar  willig 
annahm  und  ihn  darauf  durch  vier  Gemacher  bis  an  die  Stiege  begleitete.  Am 
Abend  spät  ließ  er  ihm  sagen,  er  sollte  sich  fertig  halten,  morgen  vor  dem 
Zaren  zu  erscheinen,  er  hätte  ihm  aber  auf  dessen  Befehl  noch  vorher  etwas 
u  part  zu  sagen,  er  wollte  ihn  vor  Tage  zu  sich  holen  lassen. 

Am  9.  Dezember  holte  ihn  vor  Tage  der  Pristaf  mit  dem  Schlitten  ab.  19« 
Der  Okolnice  empfing  ihn  wieder  freundlich  und  teilte  ihm  nach  gegenseitigen 
Komplimenten  mit,  daß  die  Krone  Polen  wieder  vacierte  und  der  König  unlängst 
xu  Lemberg  gestorben  wäre,  und  fragte  dann,  wer  wohl  von  den  deutschen 
Fürsten  die  Krone  affektieren  würde,  ob  KX  und  der  Kon  ig  von  Schweden  auch 
wieder  anter  den  Kandidaten  sein  dürften  und  wie  sich  der  Kaiser  dabei 
komponieren  werde.  Er  hat  erwidert,  er  wüßte  davon  nichts,  Kf.  hätte  bei 
der  vorigen  Königswahl  großes  Bedenken  getragen,  einer  Krone  willen  die 
Religion  zu  wechseln,  und  es  auch  seinem  Kurprinzen  nicht  geraten,  und  er 
könnte  auch  nicht  glauben,  daß  der  Konig  von  Schweden  sich  dazu  verstehen 
sollte,  zumal  er  dann  die  schwedische  Krone  verlieren  wurde.  Er  glaubte 
aber,  der  Kaiser  würde  mit  Kf*  und  dem  König  von  Schweden  dahin  arbeiten k 
daß  die  Konigin  bei  der  Krone  erhalten  nnd  der  künftige  Successor,  sei  es  ein 
ausländischer  Fürst  oder  ein   einheimischer  Edelmann,   verpflichtet  würde,  sie 

tzu  heiraten, 
Der  Okolnice   sagte  darauf,    die   Religion   dürfte  freilich   vielen  im  Wege 
stehen,  er  hätte  aber  vernommen,  daß  die  Krone  Schweden  eine  große  Prätension 


Dez. 


282  II.  Brandenburp  und  Rußland  1673—1679. 

an  Polen  machte  und  unlängst  expresse  Thorn,  Elbing  und  Marienburg  begebt 
hätte,  worauf  er  erwiderte,  hier  möchte  wohl  ein  Mißverständnis  vorliegen,  er 
wüßte  nur,  daß  bei  der  nenlichen  Gesandtschaft  Breza's1)  in  Stockholm  man 
dort  Beschwerde  über  die  Bedrückung  der  Evangelischen  in  Thorn,  Elbng, 
Marienburg  und  sonst  im  Reich  geführt  und  verlangt  hätte,  daß  denselben 
Satisfaktion  gegeben  werde.  Der  Oberprüsident  fragte  darauf,  ob  zwisdui 
Schweden  und  Kf.  gutes  Verständnis  wäre,  worauf  er  erwiderte,  er  wüßte  ei 
nicht  anders,  seine  letzten  partikulier  Briefe  meldeten  auch,  die  schwedischen 
Gesandten  Mardenfeldt  und  Wangelin  seien-)  bei  Kf.  in  Potsdam  angelangt, 
sie  suchten,  wie  es  hieße,  in  eine  nähere  Allianz  mit  Kf.,  den  Herzöget 
von  Brannschweig  und  anderen  Fürsten  zu  treten  und  die  Kriegsflamme  ia 
Deutschland  zu  löschen. 

Der  Okolnice  kündigte  darauf  an,  daß  der  Zar  des  Zustandes  in  Poles 
wegen  bald  eine  Gesandtschaft  an  Kf.  schicken  würde,  derselbe  wünschte,  die 
alte  Freundschaft  mit  ihm  zu  renovieren.  Er  dankte  dafür  und  verabschiedete 
sich  darauf. 

Bei  der  an  demselben  Tage  erfolgenden  Abschiedsaudienz  las  der  Kanzler 
von  einem  Zettel  ab,  der  Zar  habe  alles,  was  in  dem  Kreditiv  des  Kf.  enthalten 
und  was  in  den  Konferenzen  mündlich  vorgegangen  wäre,  wohl  verstanden,  und 
er  werde  seine  Antwort  in  einem  Schreiben  an  Kf.  zu  empfangen  haben.  Der 
Oberpräsident,  welcher  während  dessen  das  Schreiben  in  Händen  hielt,  reichte 
es  darauf  dem  Zaren,  der  es  mit  zwei  Fingern  hielt  und  ihm  zustellte.  Darauf 
trug  der  Zar  ihm  auf.  Kf.  seinetwegen  zu  grüßen,  und  nachdem  er  dieses  Zu- 
gesagt, wurden  er  und  dann  auch  seine  vier  vornehmsten  Bedienten  zum 
Handkuß  zugelassen.  Endlich  sagte  der  Zar,  er  sollte  heute  begnadigt  werden, 
von  seiner  Tafel  gespeist  zu  werden,3)  worauf  er  abtrat. 
2<).  Dez.  Am  10.  kam  der  Pristaf  und  meldete,  der  Zar  wäre  abgereist,  hätte  aber 

vorher  dem  Okolnice  und  anderen  Bojaren  befohlen,  ihn  völlig  zu  expedieren 
und  ihn  gleich  den  königlichen  Envoyes  mit  300  oder  400  Talern  Wert  zu  be- 
schenken, mit  der  Aufforderung,  er  sollte  sich  selbst  aus  der  Schatzkammer 
Pelzwerk  von  diesem  Werte  aussuchen.  Als  er  dieses  ablehnte,  wurden  ihm 
nach  einigen  Stunden  zwei  Zimmer  Zobel,  ein  Zimmer  gute  Futter-Zobel  und 
das  andere  etwas  feiner,  gebracht,  mit  der  Entschuldigung,  sie  wären  jetzt  im 
Schatz  nicht  besser  vorhanden,  wenn  er  aber  bis  Ende  Januar  hätte  warten 
wollen,  zu  welcher  Zeit  jährlich  die  Pelzereien  aus  Sibirien  in  den  Schatz  ge- 
liefert würden,  würde  ihm  gewiß  besseres  gegeben  worden  sein.  Von  seinen 
Leuten  erhielten  die  vier  vornehmsten  Bedienten  jeder  drei  Paar,  die  Lakaien 
und  Knechte  ein  Paar  Zobel.  Am  Abend  kam  der  Pristaff,  machte  erst  wieder 
seine  gewöhnlichen  Komplimente,  sprach  dann  aber  von  dem  Tode  des  Königs 
von  Polen  und  von  den  Potentaten,  die  zu  dieser  Krone  gelangen  könnten,  und 


')  S.  oben  S.  l\°>. 

■-■)  S.  l'rk.  u.Akt.  XVII,  S.  310 ff. 

3)  S.  darüber  v.  Brands  Reisebeschreilmng  S.  240 f. 


Final relation  des  Scultetus.  283 

fragte  ihn,  zu  welchem  die  Polen  bei  jetzigem  Zustande  am  meisten  inklinierten, 
and  besonders,  ob  der  König  von  Schweden  als  ein  junger  Herr  teils  wegen 
seiner  nachbarlich  gelegenen  Lande,  teils  wegen  der  verwitweten  Königin  die 
Krone  annehmen  durfte.  Er  hat  erwidert,  die  polnischen  Statuta  schlössen  von 
ihrer  Krone  die,  welche  nicht  römisch-katholisch  wären,  aus,  und  er  wußte 
noch  zurzeit  niemand  unter  den  evangelischen  Potentaten,  der  auf  solchen  Fall 
die  Religion  changieren  dürfte,  worauf  er  antwortete,  auch  sie  an  ihrem  Hofe 
hielten  davor,  der  König  von  Schweden  dürfte  schwerlich  seine  Religion  ändern 
und  deshalb  die  Krone  Polen  affektieren. 

Am  11.  gegen  Abend  kam  der  Unterkanzler  ßabinin  samt  dem  Pristaf  21.  Dez. 
and  dem  Translateur  und  brachte  ihm  nicht  nur  die  schriftliche  Beantwortung 
auf  die  Punkte,  welche  bei  der  Konferenz  vorgefallen,  sondern  auch  schriftlich, 
wie  es  künftig  mit  den  kurfürstlichen  Gesandten  gehalten  werden  sollte,  das 
erste  in  4  Exemplaren  (2  russisch  und  2  deutsch),  die,  nachdem  der  Kanzler 
sie  unterschrieben,  auch  er  nach  anfänglicher  Weigerung  unterschreiben  mußte. 
Auf  seine  Bitte  erhielt  er  auch  eine  deutsche  Übersetzung  des  Rekreditivs  des 
Zaren  von  dem  Okolnice  zugeschickt,  derselbe  ließ  ihm  zugleich  Glück  zur 
Reise  wünschen  und  schickte  ihm  etliche  Konfekturen,  aus  Johann-  und  Uindt- 
beeren-Trauben  gepreßt. 

Am  12.  Dezember  kam,  nachdem  die  Postfuhren  angeschafft  waren,  der  22.  Dez. 
Pristaf  und  stellte  seinem  Hofmeister  50  Rubel  zur  Zehrung  zu  mit  dem  Vor- 
wand, da  die  zarischen  Bedienten  sich  auf  der  Herreise  sehr  untreu  in  Lieferung 
von  Viktualien  gezeigt,  so  wären  sie  ins  Gefängnis  geworfen  und  vom  Zaren 
verordnet  worden,  daß  ihnen  anstatt  des  Traktaments  Geld  zur  Reise  gegeben 
werden  sollte.  Obwohl  es  nur  wenig  war  und  lange  nicht  zureichte,  hat  er 
doch  dawider  nichts  sagen  wollen,  sondern  den  Hofmeister  es  nehmen  lassen; 
dem  Pristaf  hat  er  für  seine  Mühe  einen  Pokal  von  100  Rtlrn.  geschenkt.1) 


Zarische  Resolution  auf  des  H.  Sculteti  puncta.2) 
D.  Moskau  im  Jahr  von  Erschaffung  der  Welt  7182  [1673] 

den  4.  Dezember. 

ad  1.    Der  Zar  erbietet  sich,  gegen  Kf.  seine  Gnade  wie  vormals  zu  erhalten.  14.  Dez. 
Dessen  Vorstellung  wegen  des  Krieges  des  türkischen  Sultans  gegen  Polen  und 


')  Ober  die  Rückreise,  die  noch  an  demselben  Tage  angetreten  wurde,  berichtet 
Sc.  in  seiner  Finalrelation  nur  ganz  in  der  Kürze,  ebenso  v.  Brand,  S.  245 ff. 

*)  Russisches  Original  und  deutsche  Obersetzung.  S.  Härtens  V,  S.  17 f.  in 
dem  Moskau  29.  November  7182  datierten  Rekreditiv  des  Zaren  für  Sc.  wird  nur  der 
Inhalt  des  Schreibens  des  Kf.  rekapituliert  und  angezeigt,  daß  der  Zar  durch 
Matwejew,  Karpowicz  und  deren  Kollegen  mit  Sc.  habe  konferieren  lassen  und 
daß  er  ihm  darauf  schriftliche  Antwort  auf  seine  Proposition  erteilt  habe. 


284  U.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

wie  ihm  möchte  gesteuert  werden,  nimmt  er  in  guter  Meinung  auf.  Daß  er 
um  des  polnischen  Königs  willen  Gesandte  an  christliche  Potentaten  geschickt 
und  diese  aufgefordert  hat,  demselben  gegen  den  Sultan  Hilfe  in  leisten, 
ist  aus  brüderlicher  Freundschaft  und  Liebe  gegen  den  König  geschehen  und 
nicht  aus  schuldiger  Pflicht  einiger  Verträge.  Von  diesen  Potentaten  aber  hat 
sich  niemand  anders  hierzu  bequemt  und  erboten  als  der  König  von  Schweden 
und  Kf. 

ad  2.  Die  Bestimmungen  des  Andrussowschen  Vertrages  wegen  der  Hilfe- 
leistung gegen  den  türkischen  Sultan  und  den  krimschen  Chan  sind  «war  ?on 
polnischer  Seite  verletzt  worden,  auf  das  Hilfegesuch  aber,  welches  der  König 
yon  Polen  durch  seinen  Gesandten  Gninski  an  ihn  hat  ergehen  lassen,  hat  der 
Zar  versprochen,  dem  König  mit  den  kalmukischen,  tartarischen,  nagayschen  und 
anderen  Armeen,  wie  auch  mit  den  donischen  Kosaken  und  den  saporowischen 
zu  Wasser  Hilfe  zu  leisten.  Diese  Horden  sind  auch  wirklich  auf  seinen  Befehl 
zu  Felde  gezogen  und  haben  den  Türken  und  Tataren  großen  Schaden  zugefügt 
Auf  die  Nachricht  von  dem  Einfall  der  Türken  in  Polen  und  der  Einnahme  von 
Kaminiec  hat  er  ein  Heer  unter  Iwan  Sebastianowicz  Chitrow  nach  dem 
Don  geschickt,  um  sich  mit  den  Kosaken  zu  vereinigen  und  den  Türken  Abbruch 
zu  tun,  ferner  hat  er  seine  Feldherren  Gregori  Gregoriwicz  Romodanowski 
und  Iwan  Samoilowicz  mit  vielen  Kriegsvölkern  abgeschickt,  um  Doroszenko 
zu  verhindern,  zu  den  Türken  zu  stoßen.  Auf  diese  Weise  sind  die  Bundes- 
genossen, welche  bisher  den  Türken  geholfen,  zurückgehalten  und  ist  es  so  den 
Polen  ermöglicht  worden,  den  Sultan  zu  übermannen.  Auf  die  weitere  Nachricht 
von  dem  polnischen  Könige,  daß  die  vereinigte  polnische  und  litauische  Armee 
gegen  den  Feind  auf  dem  Marsch  sei,  und  die  Bitte,  seinen  in  der  Ukraine 
stehenden  moskowitischen  und  kosakischen  Feldherren  zu  befehlen,  mit  den 
jetzt  in  der  Wallachei  befindlichen  polnischen  Feldherren  zu  korrespondieren 
und  zu  ihnen  zu  stoßen,  hat  er  Romodanowski  und  dessen  Kollegen  Befehl 
erteilt,  über  den  Dniepr  gegen  den  türkischen  Sultan,  den  krimischen  Chan  und 
Doroszenko  vorzugehen. 

ad  3.  Der  Zar  hat  dem  König  von  Polen  wider  seine  Feinde  vielzählige 
und  starke  Hilfe  geleistet,  auch  noch  jetzt  zu  leisten  anbefohlen,  wovon  aus- 
führlich im  1.  Punkt  Mitteilung  gemacht  ist. 

ad  4.    Auch  hierauf  ist  oben  weitläufige  Antwort  gegeben. 

ad  5.  Der  Zar  hat  einen  Residenten  nach  Polen  geschickt  und  ein  polnischer 
Resident  befindet  sich  hier.  Wenn  bei  dem  Könige  von  Polen  Gesandte  anderer 
christlichen  Potentaten  ankommen  und  über  die  Kriegführung  gegen  den  Türken 
beratschlagen  sollten,  so  können  deren  Beschlüsse  dem  dortigen  Residenten  des 
Zaren  mitgeteilt  und  von  diesem  hierher  darüber  berichtet  und  weitere  Instruktion 
eingeholt  werden. 

ad  6.  Der  Zar  hat  befohlen,  in  Sendschreiben,  welche  er  hinfort  wird 
abgehen  lassen,  wegen  geschwinderer  Verständnus  eine  Kopie  in  lateinischer  oder 
deutscher  Sprache  einzuschließen. 


Resolution  des  Zaren.  285 

ad  7.  Wie  vorhin  in  den  Briefen  des  Zaren  an  den  Kf.  erklärt  worden 
ist,  läßt  der  Zar  sich  auch  nun  ebenselbiges  gnädigst  gefallen.  Was  aber  bei 
Konfirmierung  der  Andrussowschen  Traktaten  mit  Polen  verlaufen  wird,  das 
wird  der  Zar  alsdann  dem  Kf.  schon  zu  wissen  machen. 


Resolution  des  Zaren.    D.  Moskau  4.  Dezember  7182  [1673].1) 
[Befehl,  den  Gesandten  des  Kf.  künftig  die  rechte  Hand  zu  geben.] 

Es  ist  unser  Maj.  ernstlicher  Befehl  an  den  Bojaren  und  Woywoden  14.  Dez. 
wie  auch  an  seine  Zugeordnete  in  unserer  Erbstadt  Naugarten  Peter 
Wasilewiz  Scheremeto  w,  auch  an  unsern  Kanzler  Iwan  Stephanowiz, 
wie  auch  an  unsern  Okolnizen  und  Woywoden  in  unserer  Erbstadt  Plescow 
Wasili  Semonewiz  Walinski  und  an  unsern  Kanzler  Iwan  Mikulin, 
daß  Ihr  sollt  I.  Chf.  D.  von  Brandenburg  Gesandten  auch  Abgesandten, 
welche  hinfüro  zu  unserer  Czar.  Maj.  von  dero  Chf.  D.  abgesandt  kommen 
werden,  auf  der  Grenze  bei  Plescow  mit  gebührendem  Respect  empfangen 
und  zur  Bezeigung  mehrer  Ehre  so  sollen  die  domals  beigeordnete 
Prystaffen  im  Reiten  auch  im  Schlitten  die  rechte  Hand  geben  allen 
denen,  so  von  I.  Chf.  D.  hinfüro  ankommen  werden  als  Große  Gesandten 
oder  Abgesandten,  und  sie  ebenso  entkegennehmen  und  respectiren,  wie 
sie  hier  bei  gewöhnlicher  Audienz  angenommen  und  respectiret  worden, 
im  Auf-  und  Abkommen  ihnen  allezeit  die  rechte  Hand  gebende.  Wenn 
demnach  dieser  unser  Czar.  Maj.  Befehlbrief  an  Euch  gelangen  wird,  so 
sollet  Ihr  alle  derer  Chf.  D.  hinfüro  kommende  Große  Gesandten  und 
Abgesandten,  wie  dann  auch  den  jetzo  bei  uns  gewesenen  I.  Chf.  D.  von 
Brandenburg  Herrn  Abgesandten  Joachim  Scultetus  nach  gegebenem 
unserm  Befehl  respectiren.  Und  dieses  ist  Unser  Czar.  Maj.  ernstlicher 
Befehl,  dem  man  hinfüro  allezeit  gehorsamblich  nachleben  soll.  Über 
das  sollet  Ihr  diesen  Unserer  Czar.  Maj.  Befehl  hinfüro  zum  Gedächtnus 
in  ein  Buch  einschreiben  lassen. 


»)  S.  MartensV,  S.  20. 


28()  II-  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Riga 
20./30.  Dezember  1673. 

[Erlangte  Zugeständnisse  in  den  Zerimonial fragen.    Zufriedenheit  des  Zaren  mit  den 

Geschenken.     Oble  Zustände  im  russischen  Reiche.    Voraussichtliches  Verhalten  der 

Russen  im  Türkenkriege.     Besorgnisse  wegen  der  Thronkandidatur  des  Königs 

von  Schweden  in  Polen.] 

30.  Dez.  Aus  beigehendem  Extrakt   seines   in  Moskau  gehaltenen  Diarii    und  den 

hinten  angehefteten  Stücken  wird  Kf.  ersehen,  wann  er  dort  angelangt,  wie  er 
eingeholt  worden  und  was  vor  und  nach  der  Audienz  sich  mit  ihm  begeben 
hat.  Obwohl  der  Pristaf,  als  er  ihn  des  folgenden  Tages  zur  Andiene  auf- 
führen wollte,  zu  verstehen  gab,  der  Zar  hätte  nach  ihrem  gestrigen  Rencontre 
wegen  der  Oberstelle  im  Hereinfahren  beschlossen,  den  kurfürstlichen  Gesandten 
gleich  den  königlichen  hinfort  die  rechte  Hand  im  Reiten  und  Fahren  durch 
die  Pristaffen  geben  zu  lassen,  hat  er  zwar  solches  mit  Dank  angenommen, 
aber  erklärt,  er  könnte  nicht  eher  zur  Audienz  kommen,  bis  der  Zar  sich  auch 
resol viert  hätte,  das  Kreditivschreiben  bei  der  Audienz  selbst  aus  seinen  Händen 
zu  empfangen,  und  wenn  er  ihn  nach  des  Kurfürsten  Gesundheit  fragen  wurde, 
sich  etwas  vom  Stuhl  zu  erheben.  Der  Pristaf  meinte,  es  wurde  schwer  n 
erhalten  sein,  brachte  ihm  aber  bald  die  Nachricht,  der  Okolnice  oder  Ober- 
präsident Artemon  Sergewitz  ließe  ihm  sagen,  es  sollte  bei  der  Audienz 
geschehen,  was  er  prätendierte,  er  sollte  nur  bald  parat  erscheinen.  Sobald  er 
vor  den  Zar  kam  und  nach  abgelegtem  Kompliment  ihm  das  Kreditiv  hintrag,  legte 
derselbe  die  beiden  Finger  darauf,  indessen  trat  der  Okolnice  zu  und  nahm  es 
zu  sich,  und  als  der  Zar  hei  der  ersten  Audienz  nach  des  Kf.  Gesundheit 
fragte  und  bei  der  zweiten  ihm  befahl,  denselben  zu  grüßen,  erhob  er  sich 
beide  Male  in  conspectu  aller  seiner  Bedienten,  außer  daß  er  die  Mütze  nicht 
zuckte.  Die  Hand  des  Zaren  hatte  nicht  nur  er  sondern  auch  seine  vier  vor- 
nehmsten Bedienten  beide  Male  bloß  geküßt,  das  Rekreditiv  hat  er  auch  ans 
des  Zaren  Hand  empfangen. 

Die  Präsente  sind  dem  Zaren  sehr  angenehm  gewesen,  besonders  die  Uhr, 
der  Bernsteinkasten  und  die  Krone.  Den  Kasten  hat  sogleich  die  Zarin  be- 
kommen, dio  Krone  hat  der  Zar  in  seinem  Gemache  aufhängen  lassen  und 
erwähnt,  er  wollte  sie  dem  König  von  Persien  mit  der  großen  Gesandtschaft, 
welche  dorthin  abgehen  sollte,  schicken.  Auch  die  beiden  Pferde,  besonders 
der  isabelfarbene  Hengst,  haben  ihm  sehr  gefallen. 

Was  sonst  ihren  Estat  betrifft,  davon  werd  Ew.  Chf.  I).  ich  bei 
meiner  Zurückkunft  schon  weitläufig  untertänigsten  Bericht  abstatten.  Der 
Czar  vor  siel)  selber  ist  wohl  in  Wahrheit  einer  von  den  frömmsten 
und  christlichsten  Potentaten,  so  jetzo  in  der  Welt  zu  finden  sein,  die 
Regierung  aber  wird   von  bösen  Leuten   geführet,   so  daß  der  Czar  vor 


Die  Ergebnisse  der  Gesandtschaft  287 

der  Rebellion  niemals  sicher  sein  kann,  und  soll  allewege  erschrecken, 
wenn  er  nur  des  Rebellen  Razin  Namen  nennen  höret,  dannenhero  ich 
gewarnet  wnrde,  in  meiner  Proposition  von  dessen  Ausrottung  nichts  zu 
gedenken  nnd  Sr.  Czar.  Mt.  desfalls  zu  gratuliren.  Man  hat  mir  vor 
gewiß  sagen  wollen,  daß,  wenn  er  vor  Moscov  kommen  wäre,  die  ganze 
Stadt,  so  auf  200000  bewohnte  Wirde  (sie!)  gerechnet  wird,  ihn  würde 
mit  Freuden  auf-  und  angenommen  haben. 

Nach  gehabter  Audienz  wurd  ich  (wie  an  diesem  Hofe  gebräuchlich) 
bald  zur  Conferenz  gefordert.  Ich  habe  mich  auf  mein  Creditiv  und 
Proposition  anfänglich  bezogen,  dabei  aber  mit  Fleiß  etliche  Punkte 
fragesweise  vorgestellt,  ob  und  wie  bald,  auch  wie  stark  S.  Czar.  Mt. 
den  Erbfeind  anzugreifen  gedächten,  umb  zu  sondiren,  ob  ihnen  der  Krieg 
wieder  den  Türken,  dem  Königreich  Polen  zu  gute,  ein  rechter  Ernst 
sein  möchte.  Wiewohl  sie  nun  sowohl  mündlich  als  auch  schriftlich  in 
der  Kegenbeantwortung  —  viel  dicentes  und  Rodomontaden  von  dem 
Kriege  wieder  den  Türken  und  der  Hülfe  kegen  Polen  machen,  ja,  daß 
die  Polen  jetzo  victorisirten,  ihnen  allein  zuschreiben  wollen,  so  find  ich 
doch  nicht,  daß  sie  recht  mit  dem  Türken  brechen  und  mit  hellen 
Haufen  wieder  denselben  zu  Felde  ziehen,  besondern  nur  noch  alles 
durch  die  Cosacken  und  Tartern  verrichten  wollen. 

Der  Tod  des  Königs  von  Polen  und  die  jetzige  Veränderung  des  König- 
reichs machen  bei  ihnen  große  Alteration.  Aas  den  Diskarsen  mit  dem  Ober- 
präsidenten hat  er  wohl  gemerkt,  daß  sie  fürchten,  der  König  von  Schweden, 
den  sie  viel  lieber  kleiner  als  mächtiger  sehen,  werde  die  Religion  ändern  und 
zum  König  von  Polen  erwählt  werden. 

Er  hätte  gern  bei  seiner  Anwesenheit  den  polnischen,  schwedischen  und 
dänischen  Residenten  besucht,  es  ist  ihm  aber  nicht  gestattet  worden.  Bei 
seiner  Abreise  hat  er  durchgesetzt,  daß  ihm  die  Resolution  des  Zaren  wegen 
der  rechten  Hand  schriftlich  ausgehändigt  worden  ist.  Auf  seiner  Rückreise 
haben  ihn  die  Woiwoden  von  Naugard  und  Pleskow  feierlich  einholen  lassen. 


J.  v.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
23.  Juni  1674. 

[Mitteilungen  des  moskowitischen  Gesandten.] 

Mit  dem  moskowitischen  Gesandten  hat  er1)  hei  den  mit  ihm  gewechselten  23.  Jim 
Visiten  vom  jetzigen  Zustande   der  Christenheit    und  Fortsetzung  des  Krieges 

')  Kf.  hatte  4.  Mai  1674  (s.  oben  S.  54)  v.  Hov.  angewiesen,  mit  dem  mosko- 
witischen Residenten  in  Warschau  freundschaftlichen  Verkehr  zu  unterhalten. 


288  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

gegen  die  Türken  vertraulich  gesprochen.  Derselbe  behauptete,  der  Ztr  titti 
das,  worüber  die  anderen  Potentaten  erst  zu  deliberieren  beabsichtigten,  ksm 
ins  Werk  gerichtet  und  es  wäre  nur  zo  wünschen,  daß  jene  seinem  BösU 
ohne  Verzug  folgten.  Daß  er  die  Kosaken  zuforderst  angegriffen  habe  und  doA 
verfolge,  würde  hoffentlich  von  Kriegserfahrenen  nicht  mißdeutet  werden,  in 
er  hätte  bei  Eintretung  eines  so  weit  aussehenden  Krieges  nicht  einet  m 
mächtigen  Feind  im  Rücken  lassen  dürfen.  Daß  die  Kommission  der  Frieds« 
traktaten  bald  wieder  reassumiert  werde,  scheinen  sie  sehr  zu  Terlangen.  Dil 
mit  dem  Türken  vorseienden  Friedenstraktaten  scheinen  ihnen  nicht  werijs 
Nachdenken  zu  verursachen  wie  den  Kaiserlichen,  ebenso  daß  der  jetzige  Hsf 
von  früher  her  solches  Ansehen  bei  Doroszenko  genießt 

Als  er  seine  Verwunderung  darüber  äußerte,  daß  die  Kosaken  unter  Pola 
nicht  aushielten,  obwohl  sie  so  große  Freiheit  hätten,  und  sich  lieber  dem  Tarka 
untergeben,  erwiderte  er,  auch  unter  seinem  Zaren  hätten  sie  es  nicht  so  r* 
gehabt  als  früher  unter  Polen,  und  sie  würden  sich  wohl  nach  keiner  ander» 
Herrschaft  umsehen,  wenn  sie  in  Gewissenssachen  von  den  Unierten  ungekrinkt 
blieben,  es  hörten  aber  die  Drangsale  auch  jetzt  nicht  auf.1) 


Zar  Alexei  Michailowicz  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
[s.  d.]  a.  7182  [1674].2) 

[Beglaubigung  für  Almasov  und  Domnin.] 

Nachdem  Kf.  an  ihn  Joachim  Scultetus  geschickt  und  er  denselben 
mit  schriftlicher  Antwort  zurückgeschickt  hat,  sendet  er  an  ihn  in  seinen 
Angelegenheiten  seinen  Gesandten  Simeonem  Jerofeidem  Almasovum  um 
cum  Scriba  Lubino  Domnin o.  Er  bittet  Kf.,  ihnen  Glauben  beizumessen  und 
sie,  nachdem  er  ihnen  Antwort  erteilt,  ohne  Verzögerung  zurückzuschicken. 


!)  y.  Hov.  berichtet  1.  Oktober  1674,  er  habe  sich  dem  Wunsche  des  Kf.  gemäß 
bemüht,  zwischen  diesem  und  dem  Zaren  gutes  Vertrauen  zu  stiften,  und  er  habe 
wirklich  dem  moskowitischen  Gesandten  begreiflich  gemacht,  daß  es  auch  im  Interesse 
des  Zaren  liege,  zu  verhüten,  daß  Schweden  dem  Kaiser,  Kf.  und  Dänemark  Abbruch 
tue.  Derselbe  habe  erklärt,  der  Zar  sei  zu  einem  Defensivbündnis  mit  Et  gegen 
Schweden  nicht  ungeneigt. 

2)  Dem  russischen  Original  liegt  eine  lateinische  Übersetzung  bei.  Auf  ersterem 
ist  vermerkt:  .Dieses  Czarische  Schreiben  ist  nebst  einer  lateinischen  Interpretation 
Sr.  Chf.  D.,  als  dieselbe  im  Marsch  mit  dero  Armee  nachm  Elsaß  begriffen  gewesen, 
von  dem  Abgesandten  Siraeone  Jerofiejowicz  Almasow  und  Secretario  Lubino 
Domnino  bei  gehabter  Audienz  zu  Elxleben  im  Erfurtischen  eingeliefert  den 
den  24.  Augusti  1674"  (vgl.  v.  Buchs  Tagebuch  23.  August/4.  September  1674, 1,  S.  19). 
Die  preußische  Regierung  meldet  dem  Kf.  (d.  Königsberg  10.  August  1674),  gestern 


Gesandtschaft  Almasovs  und  Domnins.  289 

Puncta,  so  auf  Befehl  des  großen  Herrn  Zaaren  und  Großfürsten 
Alexeyen  Michaylowiczen  —  aus  der  Reichsgesandten  Canzley 
Ew.  Chf.  D.  Abgesandten  Herrn  Joachimo  Sculteto  Oberliefert 
worden  sind,  auch  zwar  hingegen  gleich  diesem  unter  seiner 
des  H.  Abgesandten  Unterschrift  von  ihme  empfangen,  nun 
aber  belieben  Ew.  Chf.  D.  solche  Puncta  selbst  mit  ihrer  eigen- 
händigen Unterschrift  umb  fester  Haltung  willen  zu  confirmiren. 
Praesentatum  zu  Wandersieben  in  der  Grafschaft  Herzfeld 
den  25.  Augusti  1674: 

1.  =  Resolution  an  Scultetus.1) 

2.  Der  Zar  ist  willig,  mit  Kf.  sowohl  jetzt  als  auch  künftig  zu  korrespondieren.  4.  Sept 
Wie  aber  der  Krieg  gegen  die  Türken  zu  führen  sei,  davon  ist  zwischen  ihm  und 

dem  Konig  und  der  Republik  Polen  nichts  geschlossen.  Inzwischen  ist  der  Konig 
von  Polen  gestorben,  der  an  dessen  Stelle  erwählte  frühere  K.G.Feldherr  Johann 
Sobieski  hat  bis  zur  Abreise  der  Gesandten  dem  Zaren  noch  keine  Anzeige 
von  seiner  Wahl  gemacht  Über  die  dem  vorigen  polnischen  Könige  geleistete 
Hilfe  findet  sich  Nachricht  in  den  dem  Scultetus  eingehändigten  Punkten  und 

sei  dort  ein  moskowitischer  Gesandter  mit  seinem  collega  und  28  anderen  Personen 
angekommen,  sie  hätten  ihn  durch  den  Major  Nette  1  hörst  einholen  lassen  und  in 
der  Altstadt  bei  dem  Ratsverwandten  Meinigke,  wo  auch  andere  moskowitische 
Gesandte  gewohnt  hätten,  einquartiert  Er  solle  ein  .platter  Mann  und  von  wenig 
Reden"  sein  und  nur  die  russische  Sprache  sprechen,  sein  collega  solle  noch  weniger 
als  er  reden.  Dieselbe  berichtet  14.  August  1674,  der  Gesandte  sei  am  11.  nach 
Danzig  weitergereist,  er  hätte  „fast  importun"  verlangt,  bis  dorthin  mit  Vorspann 
versehen  und  defrayiert  zu  werden,  und  um  ihn  loszuwerden,  hätten  sie  es  endlich 
so  eingerichtet  daß  er  bis  Danzig  mit  Ämterpost  gebracht,  aber  nur  bis  gegen  Elbing 
defrayiert  werde.  E.  G.  v.  Börstel  meldet  aus  Berlin  19./ [29.]  August  ,1674,  der 
moskowitische  Gesandte  sei  vorgestern  hier  angekommen,  mit  der  brandenburgischen 
Losung  empfangen  und  abgeleitet,  auch  in  dem  Tillemannschen  Haus  mit  drei  Mal- 
zeiten traktiert  worden.  Er  habe  verlangt,  frei  zu  Kf.  gebracht  zu  werden,  deshalb 
sei  ihm  der  Sekretär  Weisse  mit  den  nötigen  Zehrungskosten  beigegeben  worden. 
Er  gebe  vor,  er  hätte  solche  Dinge  bei  Kf.  anzubringen,  wie  noch  niemals  zwischen 
dem  Zaren  und  Kf.  geschehen,  der  Zar  hielte  Kf.  für  seinen  besten  Freund,  derselbe 
werde  die  Schweden,  die  wie  die  Wolfe  wären,  die  auf  Schäfchen,  welche  sich  von 
der  Herde  absonderten,  lauerten,  beim  Arm  halten.  Er  hätte  auch  zu  entdecken, 
was  die  schwedischen  Gesandten  in  Moskau  wider  des  Kf.  Interesse  hätten  negotiieren 
wollen.  Ob  er  dieses  nur  gesagt  um  hier  desto  besser  aufgenommen  und  fortgebracht 
zu  werden,  oder  ob  es  sich  in  Wahrheit  so  verhalte,  werde  Kf.  bald  erfahren,  denn 
er  beschleunige  seine  Reise  sehr. 
')  S.  oben  S.  283. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  19 


290  H.  Brandenburg  und  Rußland  1(573—1679. 

sie  haben  Befehl,  dem  Kf.  darüber  nähere  Mitteilungen  zu  machen.    Solche  töp* 
in  sehr  ausführlicher  Weise. 

3.  «Resolution  an  Scultetus  3. 

4.  =  ebendaselbst  4. 

5.  =  ebendaselbst  5. 

6.  =  ebendaselbst  C. 

7.  =  ebendaselbst  7. 

Der  Zar  wünscht  auch  jetzt,  daß  die  Konfirmation  der  Androtowisda 
Traktaten  mit  dem  Konig  von  Polen  verrichtet  werde,  und  wird  den  Kl  dira 
wissen  lassen.  Er  wünscht  von  Kf.  zu  wissen,  ob  derselbe  dem  neoerwiliha 
König  von  Polen  gleich  dem  vorigen  mit  Hilfstruppen  wider  den  türkisd« 
Sultan  beizuspringen  willens  sei,  auch  an  welchem  Orte  und  zu  welcher  ZdL 


Resolution  des  Kf.  darauf.     Actum  Wandersieben 
den  26.  Augusti  1674. 

5.  Sept  Diese  Schrift  hat  I.  Zar.  M.  Abgesandter  alhie  übergeben,  und  weil 

im  Namen  I.  Z.  M.  auf  die  darin  enthaltene  puneta  geantwortet,  abo 
lassen  S.  Chf.  D.  es  dabei  bewenden.  Auf  den  Punct  wegen  der  polnischen 
Assistenz  ist  aber  die  Antwort,  daß  S.  Chf.  D.  albereit ')  längst  eine  an- 
sehnliche Anzahl  von  Dragonern  mit  Munition  und  anderer  Kriegsprovision 
I.  Kön.  M.  in  Polen  zugesandt,  derselben  sich,  wo  sie  es  gut  finden, 
wider  den  Türken  zu  gebrauchen.  Giebt  unser  II.  Gott  Frieden  in 
Teutschland,  wollen  S.  Chf.  D.  in  diesem  Türkenkriege  der  Krone  Polen 
mit  aller  Macht  beispringen. 


Schriftliche  Antwort  auf  des  moskowitischen  Gesandten 

Anbringen.     I).  Wandersieben  in  Thüringen 

26.  August/[5.  September]  1G74.2)    (Conc.  v.  Somnitz.) 

5.  Sept.  Nachdem  die  Gesandten  in  ihrem  Anbringen  am  24.  August  sich  zuforderst 

auf  die  von  dem  Zaren  an  Scultetus  erteilte  Resolution   bezogen,    daneben 
Kf.  der  freundschaftlichen  Gesinnung  des  Zaren  versichert  und  einige  geheime 

»)  S.  oben  S.  «9. 

2)  Unterzeichnet  von  v.  Somnitz  und  M  e  i  n  d  e  r  s.  Dazu  der  Kanzleivermerk : 
,. Dieses  hat  der  moskowitische  Abgesandte  nicht  annehmen  wollen,  weil  es  nicht  nach 
seinem  Sinn  eingerichtet,  auch  nicht  von  Sr.  Chf.  D.  eigenhändig  unterschrieben  war.* 


Resolution  des  Kf.  291 

Stehen  eröffnet,1)  wodurch  des  Zaren  Zuneigung  zu  Kf.  in  der  Tat  an  den  Tag 
gegeben,  hat  Kf.  auf  ihre  Bitte  ihnen  folgende  schriftliche  Antwort  zu  erteilen 
befohlen: 

1.  Kf.  ist  dem  Zaren  für  seine  Freundschaftsbezeugungen  sehr  verbunden, 
wird  keine  Gelegenheit  vorübergehen  lassen,  ihm  seine  Dankbarkeit  und  Zu- 
neigung zu  erweisen,  und  ersucht  ihn,  falls  seine  Lande  in  diesen  gefahrlichen 
Zeiten  sollten  angegriffen  werden,  um  Beistand. 

2.  Kf.  dankt  dem  Zaren  für  seine  Bemühungen  zugunsten  Polens  und 
wünscht  ihm  glücklichen  Erfolg. 

3.  Er  selbst  hat2)  Polen  bereits  eine  ansehnliche  Anzahl  Dragoner  zu  Hilfe 
gegen  die  Türken  geschickt,  will  dieselben  auch  7  Monate  auf  seine  Kosten 
unterhalten.  An  weiterer  Hilfeleistung  ist  er  bisher  dadurch  verhindert  worden, 
daß  er  seinen  von  Frankreich  bedrängten  Mitkurfürsten  und  Ständen  hat  Hilfe 
leisten  müssen,  sollte  aber  im  Römischen  Reiche  Frieden  werden,  so  ist  er 
entschlossen,  Polen  gegen  die  Türken  mit  aller  Macht  beizustehen. 

4.  Indessen  wünscht  er  mit  dem  Zaren  weiter  über  diesen  Türkenkrieg 
nnd  andere  sie  beiderseits  angehende  Sachen  zu  kommunizieren  und  dankt 
demselben  für  die  Eröffnungen,  welche  er  ihm  durch  seine  Gesandten  hat 
machen  lassen. 

5.  Der  Resident  des  Kf.  in  Warschau  hat  Befehl,  mit  dem  dortigen 
moskowitischen  Residenten  vertraulich  zu  kommunizieren. 

6.  Kf.  wiederholt  seine  Intercession  für  die  Prinzessin  Rad zi will.1) 


')  Der  Gesandte  hatte  mitgeteilt,  die  in  diesem  Jahre  bei  dem  Zaren  erschienene 
schwedische  Gesandtschaft  unter  Graf  Gustav  Oxenstern  hätte  demselben  eine  gar 
enge  Allianz  angeboten,  der  Zar  hätte  sich  bereit  erklärt,  eine  solche  mit 
Schweden  gegen  den  türkischen  Sultan  abzuschließen,  eine  Allianz  gegen  die  Türken 
hätten  die  Gesandten  aber  nicht  eingehen  wollen,  sondern  eine  »gegen  beiderseits 
Herren  und  Reiche  aufstehende  Feinde" ,  in  der  des  Sultans  garnicht  gedacht  werden 
sollte.  Dieses  aber  hätte  man  ganz  abgeschlagen  und  die  Gesandtschaft  sei  darauf 
expediert  worden. 

*)  S.  oben  S.  69. 

*)  S.  oben  S.  279.  An  Geschenken  erhalten  die  Gesandten  bei  ihrer  Abfertigung 
xu  Wandersieben  an  demselben  Tage: 

der  vornehmste  Gesandte  einen  Ring  im  Wert  von 450  Rtlr. 

und  silberne  Ducatons 600    „ 

der  Nebengesandte  einen  Ring 400    „ 

silberne  Ducatons 300    „ 

der  Prediger  einen  Silberbeeber 25     „ 

der  Dollmetscher  eine  silberne  Flasche  nebst  10  Rtlr.  darin 50    n 

die  beiden  Hofjunker  je  einen  silbernen  Becher  ä 22     „ 

die  beiden  Schreiber  je   12  Va  Rtlr.   an  Gelde,   die   18  Diener  je  3  Rtlr. 
an  Geld. 

Von  derKurfürstin  erhält  der  Gesandte  noch  einen  Ring  im  Wert  von  400  Rtlr. 
Der  Amtskammersekretär  Weisse,  den  Kf.  beauftragt  hatte,  die  Gesandtschaft  zurück 

19* 


292  H.  Brandenburg  und  Kußland  1673—1679. 

IL  D.  Hesse1)  an  Scultetus.     D.  Moskau 
9./[19.]  Dezember  1674. 

[Auf  ein  Schreiben  vom  24.  November.    Mitteilungen  über  den  russischen  Hol. 

Aussicht,  daß  der  Zar,  wenn  Schweden  Kf.  angreifen  sollte,  dieses  bekriegen  werfe. 

Seine  Audienz.     Bitte  um  Beförderung.] 

19  Dez.  —  Was  den  Gesandten,*)  so  bei  S.  Chf.  D.,  betrifft,  ist  selbiger  det 

30.  October  allhie  wieder  arriviret  mit  Bericht,  daß  albereits  von  S.  Chf.D. 
ein  Globus,  welcher  perpetuo  mobilis  sein  solle,  vor  I.  Czar.  Maj.  zu- 
bereitet werde,  so  was  dran,  will  ich  nach  meiner  Wenigkeit  erinnern, 
daß  man  ja  keine  kostbare  Arbeit  sondern  von  Silber  an  ziemlicher 
Quantität  herobringe,  das  wird  angenehmer  sein.  H.  Artemon  Sergie- 
witza)  ist  vor  3  Wochen  mit  der  Bojarstelle  begnadiget,  und  nachdem 
Bogdam  Matferwitz  abgedankct,  wieder  in  die  Dworetze  an  dessen 
Stelle  vorgestern  gesetzet,  das  ist,  er  hat  nun  den  ganzen  Kaiserl.  Hof  xu 
gouverniren,  kann  nicht  hoher  steigen.  Ich  habe  etliche  Mal  bei  ihm 
gespeiset.  Ihr.  Czar.  Maj.  haben  wir4)  vor  3  Wochen  ein  Ballet  praesentixet, 
wovor  jedwede  Person  mit  ihrer  Tafel  begnadiget.    Es  wurden  auch  zugleich 

bis  Meinel  zu  geleiten,  berichtet  aus  Königsberg  1.  Oktober  1674,  der  Gesandte  hätte 
ihn  schon  dort  verabschiedet.  Derselbe  hätte  sich  in  allem  als  „ein  unveränderter 
Moskowiter  oder  ein  importuner  und  verdrießlicher  Mann"  gezeigt  Von  des  Kf.  Person 
hätte  er  zwar  immer  mit  großem  Respekt  gesprochen  und  dessen  Hofstatt  und  Komitat 
gerühmt,  sonst  aber  immer  seines  Zaren  Macht  und  Reichtum  in  sehr  ruhmrediger, 
bisweilen  geradezu  lügenhafter  Weise  gepriesen.  Sonst  sei  er  unterwegs  noch 
erträglich  gewesen,  seine  Bedienten  aber  hätten  die  Untertanen,  welche  sie  fort- 
gebracht, übel  traktiert,  deswegen  hätte  er  ihm  ziemlich  hart  die  Notdurft  sagen 
müssen,  aber  erreicht,  daß,  wenn  nachher  die  geringste  Desordre  vorgegangen,  der 
Gesandte  selbst  gegen  seine  Leute  die  Exekution  verrichtet  habe.  Der  Nebengesandte 
sei  ein  stiller  und  bescheidener  Mann"  gewesen,  scheine  aber  mehr  der  Handlung  als 
anderer  Sachen  wegen  ausgeschickt  zu  sein,  unterwegs  habe  er  sich  um  nichts  anderes 
bekümmert  als  um  Kaufen  und  Verkaufen  gleich  einem  Juden. 

J)  Hermann  Dietrich  Hesse,  Cand.  juris,  hatte  (s.  v.  Brands  Reisebericht  S. 47) 
von  Königsberg  aus,  wo  er  vorher  bei  dem  Oberlizenteinnehmer  Heidekampf  in 
Dienst  gestanden,  Scultetus  auf  dessen  erster  Reise  nach  Moskau  1073  als  Sekretär 
begleitet  und  war  von  diesem  bei  seiner  Abreise  dort  zurückgelassen  worden,  um  die 
russische  Sprache  zu  erlernen,  mit  der  Aussicht,  von  Kf.  in  Dienst  genommen 
zu  werden. 

-)  Alinasow. 

*)  Matwejew;  vgl.  Brückner,  Geschichte  Rußland  I,  S.  5f>8f. 

*)  S.  Relation  du  voyage  en  Russie  fait  en  1G84  par  Laurent  Rinhuber  S.  9, 
Brückner  I,  S.  5G7. 


Bericht  Hessens  ans  Moskau.  293 

iwo  Comedien  die  eine  von  polnischen  Knaben,  handelnde  von  Judith  und 
Holoferne,  die  andere  handelnde  von  Ahasvero  von  deutschen  Knaben 
gepraesentiret.  —  Der  Churbrandb.  Hof  ist  alhie  in  großen  Ansehen  und 
ließ  sich  H.  Artemon  Sergiewicz  vor  acht  Tagen  ungefähr  verlauten,  daß 
soferne  die  Schweden  das  geringste  wider  ihm  oder  das  teutsche  Reich 
tentiren  wurden,  sie  alsobald  in  Liefland  gehen  wollten,  worzu  bereits 
dem  Feldherrn  Gawanski,  so  nicht  weit  von  Plesco  lieget,  Ordere  er- 
theilet.  —  Hie  saget  man  auch  viel  von  der  Armatur  der  H.  Schweden 
and  wie  sie  ihr  Geschütze  und  andere  munitiones  in  Stettin  sollen  zu- 
sammen ziehen,  welches  dann  wegen  Preußen  und  andern  Kurfurstl. 
Landern  Unheil  hie  Sorge  giebet,  bitte  nach  Belieben  davon  die  Wahrheit 
zu  ertheilen,  sollte  es  (da  Gott  vor  sei)  geschehen,  werden  Ihr.  Czar.  May. 
ein  ansehnliche  Armee  in  Liefland  schicken,  wie  bereits  gedacht.  — 
Meinen  Fleiß  in  der  russischen  Sprache  betreffend,  ist  meiner  Meinung 
nach  leidlich,  denn  ich  lesen  und  schreiben  erlernet,  halte  ein  Praeceptoren, 
dem  ich  monatlich  3  Rubel  geben  muß,  denn  weil  ich  gute  Promissen 
von  meinen  hochgeehrt  H.  Rath  überkommen,  will  ich  nach  meiner 
Armuth  nicht  Geld  noch  Fleiß  sparen,  um  etwas  zu  erlernen,  bitte  ferne 
meiner  Beförderung  eingedenk  zu  sein,  damit  ich  nicht  vergeblich  hie 
leben  —  möge,  dann  wo  ich  nicht  sollte  von  Ihr.  Churf.  Durchl.  befordet 
werden,  wäre  ich  übel  dran,  alldieweil  ich  gute  Gelegenheit  mit  nacher 
Schweden  zu  gehen  gehabt  —  so  mein  hochgeehrter  H.  Rath  etwan 
Muthmaßung  haben  mochten,  wegen  Schwerlichkeit  solcher  mir  gemachten 
Promotion,  so  bitte  ich  ihre  Meinung  aus  Christi.  Liebe  nach  ihrer  hohen 
Gunst  zu  entdecken,  so  werde  ich  bald  was  anders  ergreifen,  von 
Königsberg  habe  ich  leider  auch  keinen  Schutz,  lebe  also  gleichsam 
(was  diese  Sache  betrifft)  von  jedermann  verlassen.  Alhie  wird  aus- 
gesprenget,  als  wenn  Ihr.  Herrl.  gegens  Vorjahr  wieder  als  Envoye 
wieder  anhero  sollte  kommen,  bitte  nach  ihrer  hohen  Gunst  mir  part 
davon  zu  ertheilen,  dann  viel  hiesiges  Ortes  Verlangen  darnach  tragen, 
so  da  noch  die  kurze  Anwesenheit  Ih.  Herrl.  beklagen. l) 

l)  Kf.  befiehlt  (d.  Schweinfurt  12./ 22.  Februar  1675)  Scultetus,  der  ihm 
H esse's  Schreiben  mitgeteilt  hatte,  demselben  zu  versichern,  daß  er  ihn,  wenn  er 
die  Sprache  lernte,  gewiß  akkommodieren  werde,  ihm  vorläufig  50  Rtlr.  zu  schicken 
und  ihn  auf  mehr  zu  vertrösten,  doch  dürfte  er  sich  sonst  bei  niemand  einlassen. 
Auf  Scultetus7  Rat  weist  Kf.  (d.  Cleve  22.  März  1675)  Heidekampf  an,  Hesse  die 
50  Taler  zukommen  zu  lassen.  In  einem  Dankschreiben  an  Sc.  vom  22.  April  /l.  Mai 
1675  berichtet  H.:  „Was  meiue  reusische  Sprache  betrifft,  kann  ichs  zwar  lesen  und 
schreiben,  auch  etliche  exercitia  im  Transferiren  darthun,   die  Rede  aber  will  noch 


294  H-  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Der  Kurfürst  an  den  Zaren  Alexei  Michailowicz. 
D.  in   unserm   Hauptquartier  zu   Schweinfurt  in  Franken  den 
3.  Februar   im  Jahr    nach    unsers  Erlösers   und  Seligmachers 

gnadenreichen  Geburt  1675.     (Conc.  v.  Somnitz.) 

[Einfall  der  Schweden  in  sein  Gebiet    Bitte  um  ITilfe.] 

13.  Febr.  Die  Krone  Schweden  ist  mit  der  von  Graf  Wrangel  befehligten  Armee 

in  seine  kurmärkischen  und  pommerschen  Lande  ohne  einige  gegebene  Ursache 
eingefallen  und  verwüstet  dieselben  aufs  äußerste,  während  er  zur  Verteidigung 
des  Römischen  Reiches  außer  seinen  Landen  ist.  Er  ist  zwar  im  Begriff,  ihnen 
mit  seinen  Waffen  zu  begegnen,  solcher  Gewalt  zu  steuern  und  seine  revanche 
zu  nehmen,  hofft  auch,  daß  die  anderen  christlichen  Potentaten  in  ihrem  eigenen 
Interesse  mit  ihm  zusammen  den  Schweden  entgegentreten  und  verhindern 
helfen  werden,  daß  diese  nicht  größere  Mittel,  den  Nachbaren  zu  schaden,  er- 
langen, vor  allen  Dingen  aber  erwartet  er,  der  Zar  werde  aus  Liebe  zur  Gerechtigkeit 
und  damit  diese  gefährlichen  Nachbaren  desto  besser  im  Zaum  gehalten  werden, 
seine  Waffen  gegen  dieselben  wenden.  Er  ersucht  den  Zaren,  den  Schweden 
eine  ansehnliche  Diversion  in  Lief  land  oder  anderen  seinen  Landen  benachbarten 
Provinzen  zu  machen,  erbietet  sich  zu  ähnlicher  Gegenbezeugung  und  will  in 
solchem  Falle  ohne  des  Zaren  Gutfinden  sich  mit  den  Schweden  in  keinen 
Friedensschluß  einlassen.  Er  wird  ehestens  an  den  Zaren  einen  Gesandten 
schicken  und  fernere  Verbindung  abhandeln  lassen.1) 

schlecht  fort,  absonderlich  da  ich  mich  mit  dem  Informiren  täglich  plagen  muß. 
Mochten  I.  Chf.  D.  mir  ein  anständiges  salarium  gnädigst  ertheilen,  könnte  ich  die 
Zeit  darauf  wenden  und  mich  dieser  Sklaverei  entledigen,  auch  mich  desto  ehe 
perfectioniren.  Was  den  Estat  betrifft,  habe  ich  Gott  Lob  wohl  erlernet"  Am 
25.  Mai/ 4.  Juni  1675  schreibt  er  an  denselben,  der  Einfall  der  Schweden  in  die  Lande 
des  Kf.  errege  hier  großen  Unwillen,  auch  der  Zar  solle  in  einem  Schreiben  an  den 
König  von  Schweden  denselben  deutlich  ausgesprochen  haben.  Der  Feldherr 
Gawanski,  der  im  Ploskowischen  liege,  habe  Befehl  erhalten,  ein  Korps  von  20000 
Mann  an  der  schwedischen  Grenze  zusammenzuziehen,  doch  keinen  Einfall  zu  machen. 
')  S.  Martens  V,  S.  19.  Kf.  sendet  (d.  Schweinfurt  3./[13.]  Februar  1675)  dieses 
Schreiben  dem  Herzog  von  Croy  zu  mit  dem  Auftrage,  es  durch  den  von  ihm  dazu 
vorgeschlagenen  preußischen  Kanzleiverwandten  Christoph  Georgi  nach  Moskau 
befördern  zu  lassen.  Georgi  reist  nach  seinem  Reisebericht  (d.  Königsberg  18.  Juni 
IGT 5)  am  12.  März  von  Königsberg  ab,  kommt  13.  April  in  Moskau  an,  erhält  21.  April 
Audienz  beim  Zaren  und  1.  Mai  Abschiedsaudienz,  reist  3.  Mai  von  Moskau  wieder 
ab  und  kommt  31.  Mai  nach  Königsberg  zurück.  Der  Herzog  von  Croy  meldet 
(d.  Lapto  3.  Juni  1675)  dem  Kf.  seine  gluckliche  Rückkehr  und  bemerkt,  die  Sendung 
scheine  guten  Effekt  zu  haben  und  noch  haben  zu  sollen.  Er  übersendet  vorläufig 
die  Übersetzung  des  Antwortschreibens  des  Zaren,  damit  die  Kanzlei  sich  danach 
bei  der  Expedition  des  Scultetus,  dessen  Ankunft  er  erwarte,  richten  könne. 


Hilfsgesuch  gegen  Schweden.  295 

Zar  Alexius  Michailowitz  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau  im 

Jahr  von  Erschaffung  der  Welt  7183  [1675] 

den  19.  Aprilmonats. 

[Zusage,  den  Konig  von  Schweden  zur  Einstellung   der  Feindseligkeiten  gegen  Kf. 
zu  ermahnen  und  den  Gesandten  desselben  Vorstellungen  deswegen  machen  zu  lassen.] 

Zwischen  ihm  und  dem  Konig  von  Schweden  ist  ein  ewiger  Friede  auf-  29.  Apr 
gerichtet,  und  es  fällt  ihm  daher  unmöglich,  gegen  denselben  die  Waffen  zu 
ergreifen.  Die  Nachricht  von  dem  Einfall  der  Schweden  in  des  Kf.  Lande  aber 
verwundert  ihn  um  so  mehr,  da  der  König  denselben  hat  ins  Werk  setzen 
lassen  ohne  vorherige  Besendung  an  ihn,  und  da  dieses  der  durch  die  neuliche 
schwedische  Gesandtschaft  getanen  Versicherung,  daß  Kf.  mit  dem  Könige  in 
guter  Freundschaft  und  Vertraulichkeit  stünde,  zuwiderläuft.  Er  hat  sich  daher, 
um  dem  Verlangen  des  Kf.  nach  Möglichkeit  ein  Genügen  zu  tun,  vorgenommen, 
an  den  König  von  Schweden  durch  einen  Expressen  zu  schreiben  und  ihn  dazu 
zu  vermögen,  seine  Truppen  ans  den  Landen  des  Kf.  zurückzurufen  und  den 
wider  Kf.  angefangenen  Krieg  zu  unterlassen,  damit  nicht  widrigenfalls  daher 
zwischen  ihnen  beiden  Mißhelligkeiten  entständen  nnd  der  Türke  über  diese 
Kriegsunruhe  zwischen  Schweden  und  dem  Kf.  zu  frohlocken  und  sein  Vor- 
nehmen gegen  Polen  noch  grausamer  zu  vollziehen  veranlaßt  werden  möge. 
Die  nach  Schweden  angekündigte  Gesandtschaft  hat  er  wegen  des  Einfalls  der 
schwedischen  Truppen  in  des  Kf.  Lande  nach  Stockholm  abzusenden  Bedenken 
getragen,  bis  diese  Truppen  aus  den  Landen  des  Kf.  werden  abgezogen  sein. 
Er  gedenkt,  seine  Gesandten,  um  mit  den  schwedischen  sich  zu  unterreden,  auf 
die  Grenze  zu  schicken,  damit  der  König  auf  seinen  Brief  schleunige  und  runde 
Antwort  zu  geben  bewogen  werde.  Er  wird  seinen  Gesandten  befehlen,  bei 
dieser  Zusammenkunft  wegen  des  Einfalls  der  schwedischen  Truppen  in  des 
Kf.  Lande  einen  Verweis  zu  tun.  Wenn  es  Kf.  belieben  sollte,  Gesandte  an  ihn 
zu  schicken,  so  werden  dieselben  in  seinem  Reiche  freundlich  aufgenommen  werden. 


Instruction,  wornach  sich  unser  Rath  und  Kammermeister 

zu  Custrin  Joachim  Schultetus1)  bei  der  nacher  Musskaw  ihm 

aufgetragenen   Schickung  unterthänigst   zu    achten.     D.  Cleve 

10.  Mai  1675.     (Conc.  Meinders.) 

[Möglichste  Beschleunigung  der  Reise.     Zu  machende  Mitteilungen  über  die  Lage 
der  Dinge.     Aufforderung  an  den  Zaren,  Schweden  anzugreifen,  einzuziehende  Er- 
kundigungen wegen  des  Türkenkrieges  und  des  Verhältnisses  zu  Polen.] 

Er  soll  sich   sofort  aufmachen    und  die  Reise  so  beschleunigen,    daß  er   20.  Mai 
je  eher  je  lieber  am  moskowitischen  Hofe  anlange.     Seine  Reise  hat  er  über 

l)  Kf.  hatte  (d.  Cleve  3./ 13  April  1(>75)   Sc.  angezeigt,  daß  er  ihn  aufs  neue 
nach  Moskau  zu  senden  beabsichtige,  und  ihm   befohlen,  sich  zu  ihm  zu  begeben, 


296  II.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Wilna  zu  machen,  dabei  große  Vorsicht  anzuwenden  und  auch  darauf  zu  halten, 
daß  der  neulichen  Verordnung  des  Zaren1)  wegen  der  Rezeption  und  des 
Ranges  seiner  Gesandten  nicht  zuwider  gehandelt  werde. 

Sobald  er  in  der  Stolitze  ankommt,  hat  er  sich  zu  erkundigen,  ob  der 
preußische  Kanzlist,  den  Kf.  mit  einem  Schreiben  an  den  Zaren  abgeschickt,') 
angelangt  und  ob  eine  Antwort  darauf  erfolgt  sei,  ferner,  ob  nicht  Abgesandte 
vom  Kaiser,  vom  König  von  Dänemark  und  den  G.  Staaten  sich  dort  befinden. 
Solchenfalls  hat  er  mit  denselben  zu  kommunizieren  und  sich  von  ihnen  über 
den  Zustand  des  Hofes  und  der  Affairen  informieren  zu  lassen. 

Bei  der  Audienz  und  sonst  überall  hat  er  auf  die  bräuchlichen  Ehren  und 
Zeremonien  und  daß  ihm  nichts  darunter  entzogen  werde,  zu  achten.  In  seiner 
Proposition  bei  der  Audienz  hat  er  sich  auf  das  Schreiben  zu  beziehen,  welches 
Kf.  an  den  Zaren  vorausgeschickt,  und  zu  bitten,  daß  der  Zar  einige  seiner 
vertrauten  Räte  mit  ihm  in  Konferenz  treten  lassen  möchte.  Dort  hat  er  dann 
näher  auseinanderzusetzen,  in  welcher  Weise  es  mit  dem  Einfall  der  Schweden 
in  seine  Lande  zugegangen  sei,  daß  deren  Behauptung,  sie  lebten  trotzdem  mit 
ihm  in  Freundschaft,  eine  unverschämte  Läge  sei,  daß  er  selbst  im  Begriff 
stehe,  in  seine  Lande  aufzubrechen  und  dieselben  von  der  schwedischen  Invasion 
zu  befreien,  daß  die  Niederlande  jetzt  in  gutem  und  victorieusem  Stand  wären, 
England  sich  mit  denselben  vollständig  verglichen  und  die  Mediation  über- 
nommen, Spanien  und  andere  Potentaten  mit  Frankreich  gebrochen  hätten,  daß 
auch  zu  Wasser  mit  der  Ruptur  wider  Schweden  der  Anfang  gemacht  und  bei 
seiner  Anwesenheit  im  Haag  von  allen  Alliierten,  dem  Kaiser,  Spanien,  Däne- 
mark und  den  Vereinigten  Niederlanden  beschlossen  sei,  mit  Schweden  zu 
brechen  und  dasselbe  zu  Wasser  und  zu  Lande  anzugreifen.  Der  Zar  könnte 
kein  besseres  Tempo  finden,  für  den  ihm  früher  von  Schweden  zugefügten  tort 
Rache  zu  nehmen,  er  mochte  diese  Gelegenheit  benutzen  und  Schweden  eine 
Diversion  in  Liefland    oder   anderen    angrenzenden  Orten   machen,    an   deren 


um  seine  Instruktion  und  was  sonst  dazu  gehörig  zu  empfangen.  Von  ebendorther 
befiehlt  er  11./21.  Mai  dem  Herzog  von  Croy  und  Heidekampf,  etwas  Rares  an 
Bernstein  sowie  ein  silbernes  Gießbecken  nebst  Kanne  als  Geschenke  für  den  Zaren 
anzuschaffen,  von  Lippstadt  IG./ 26.  Mai  der  preußischen  Regierung,  für  Sc.  eine 
Feldapotheke,  und  dem  Kammermeister  Büttner,  eine  Kutsche  und  einen  Beiwagen 
sowie  das  notige  Tafelzeug  anzuschaffen.  Der  Herzog  von  Croy  berichtet  (d.  Königs- 
berg 29.  Juni/ 9.  Juli  1675),  er  habe  als  Präsente  angeschafft  ein  silbernes  Brett-  und 
Schachspiel  (für  3000  Fl.  poln.),  an  Stelle  des  beschädigten  und  für  diesen  Zweck 
nicht  brauchbaren  astronomischen  Uhrwerks  eine  silberne  überaus  schön  getriebene 
Fontaine  (für  5500  Fl.)  und  einen  kostbaren  Bernsteinspiegel  (für  2000  FL).  Das 
silberne  Gießbecken  mit  Kanne  und  das  kleinere  Uhrwerk  habe  Sc.  auch  mitgenommen, 
doch  solle  er  erst  sondieren,  ob  es  auch  angenehm  sein  möchte,  da  obige  drei  Präsente 
schon  das  sonst  übliche  Quantum  überstiegen.  S.  v.  Könne,  S.  15.  Vgl.  über  diese 
Gesandtschaft  Pufendorff,  1.  XIII,  §  <>1  (S.  1024 ff.),  Martens  V,  S.  19f. 

')  S.  oben  S.  285. 

3)  S.  oben  S.  294. 


Instruktion  für  Scultetus.  297 

Erfolg  nicht  zu  zweifeln  sei,  da  Schweden  keine  anderen  Geldmittel  hätte  als 
solche,  die  ihm  von  Frankreich  suhministriert  wurden,  das  aber  jetzt  mit  sich 
selbst  genug  zu  tnn  hätte,  und  nur  eine  Armee,  welche  es  zu  Beschützung 
seiner  Lande  im  Reich  brauchte.  Wenn  er  vom  kaiserlichen,  dänischen  oder 
holländischen  Gesandten  etwas  erfahren  kann,  was  ihm  bei  dieser  Negotiation 
zustatten  kommen  könnte,  so  hat  er  sich  dessen  bestens  zu  bedienen.  Er  soll 
auch  Nachricht  zu  erlangen  suchen,  in  was  für  Armatur  der  Zar  begriffen,  wie 
es  mit  dem  Kriege  wider  den  Türken  stehe,  ob  man  Hoffnung  auf  eine  Ruptur 
seitens  Persiens  habe,  was  man  von  dem  jetzigen  König  von  Polen  halte  und 
wie  man  mit  dieser  Krone  stehe. 

Sobald  er  etwas  in  Erfahrung  bringt,  hat  er  solches  in  Ziffern  und  zwar 
in  duplo  vel  triplo  zu  berichten.  Er  soll  sich  auch  nach  dem  Studioso  Hesse1) 
erkundigen  und  mit  demselben  wegen  Kontinuation  der  Korrespondenz  gegen 
eine  jährliche  Rekompens  Abrede  treffen. 

Die  Verwendung  für  die  Prinzessin  Radziwill   hat  er   zu  wiederholen. 

Sollte  er  merken,  daß  Schweden  dort  Kf.  dadurch  verhaßt  zu  machen 
suche,  daß  es  vorgebe,  er  hätte  früher  mit  ihnen  eine  Allianz  gegen  Moskau 
gemacht,  so  soll  er  mit  gehöriger  Dexterität  nachweisen,  daß  das  unwahr  sei 
und  daß  Kf.  nur  zur  Defension  ihrer  beiderseitigen  Lande  mit  ihnen  Traktaten 
gemacht  habe,  die  jetzt  längst  expiriert  seien. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Muskow 
11./21.  August  1675. 

[Ankunft  in  Moskau.    Die  holländischen  Gesandten.    Lügenhafte  Berichte  über  das 
Gefecht  bei  Rathenow.    Abneigung  der  Bojaren  gegen  einen  Krieg  mit  Schweden.] 

Er  ist  gestern  hier  angelangt,  über  seinen  Empfang  wird  Kf.  aus  beigehendem  21.  Aug 
Diarium*)   das  Nähere  ersehen   (s.  Büsching  IX,  S.  20 f.).     Wie  bald  er  zur 
Audienz  wird  geholt  werden,  weiß  er  nicht,  da  der  Zar  sich  auf  dem  Lande 
mit  der  Jagd  delektiert. 

Der  vom  Prinzen  von  Oranien  hergeschickte  Envoye,  Kapitän  Reiser,  ist 
bereits  vorgestern  expediert  worden,  H.  Klincke  aber  als  Großgesandter  der 
Staaten  wird  über  Archangel  erwartet. 

Schwedischerseits  sind  lügenhafte  Gerüchte  über  einen  über  Kf.  erfochtenen 
Sieg  bei  Rathenow  und  daß  Kf.  selbst  dabei  gefallen  sei,  verbreitet  worden. 


*)  S.  oben  S.  292. 

*)  Dieses  während  der  Reise  geführte  Diarium  bat  Sc  nachher  wieder  zu  einer 
Berlin  31.  Dezember  1675/ [10.  Januar  1676]  datierten  Finalrelation  zusammengestellt. 
Dieselbe  ist,  allerdings  mit  manchen  willkürlichen  Änderungen,  in  Busch ings  Magazin 
für  die  neue  Historie  und  Geographie  IX,  S.  5—76  abgedruckt. 


298  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Er  hat  sogleich  den  Studiosus  Hess,  den  er  vor  2  Jahren  hiergelassen,  zu  dem 
Oberpräsidenten  geschickt  und  ihm  sagen  lassen,  daß  diese  schwedische  Zeitung 
erdichtet  und  lügenhaft  sei,  Kf.  sei  am  Leben,  er  hätte  unterwegs  vom  1.  Juli 
aus  dem  damaligen  Hauptquartier  Neustadt  in  Mecklenburg  ein  von  demselben 
eigenhändig  unterschriebenes  Reskript  erhalten.  Wie  Hess  berichtet,  soll  derselbe 
darüber  sehr  erfreut  gewesen  sein.1) 

Der  Zar  selbst  soll  nicht  ungeneigt  sein,  bei  dieser  guten  Gelegenheit 
die  Schweden  in  Liefland  anzugreifen,  aber  fast  alle  seine  Bojaren  sollen  ihn 
davon  abhalten.  Man  will  zusehen,  wie  die  Progressen  draußen  gegen  Schweden 
von  statten  gehen  und  ob  der  holländische  Gesandte  Geld  bringt 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Muskow 
18./28.  August  1675. 

[Abneigung  der  Russen  gegen  die  Polen.    Er  wird  sich  bemühen,  sie  zur  Vereinigung 
mit  denselben  gegen  die  Türken  zu  bewegen.] 

28.  Aug.  Der  polnische  Resident2)  hat  ihm  heute  durch  seinen  Hofmeister,  als  er 

ihm  seine  Ankunft  anzeigen  ließ,  sagen  lassen,  ihm  würde  täglich  große  Hilfe 
gegen  die  Türken  versprochen,  aber  in  effectu  nicht  das  Geringste  prästiert 
Er  findet  eine  sonderliche  Antipathie  zwischen  diesen  beiden  Nationen,  so  daß 
sie  hier  nicht  groß  achten,  daß  Polen  untergehe,  und  meinen,  mit  eigener  Macht 
den  Türken  hinreichend  gewachsen  zu  sein.  Auch  der  dänische  Resident,3)  der 
ihn  heute  incognito  besuchte,  hat  dieses  bestätigt.  Derselbe  behauptet,  man 
sehe  hier  den  Untergang  Polens  gern,  weil  man  sicher  glaube,  daß  dann  die 
Litauer  sich  ganz  dem  Zaren  unterwerfen  würden,  und  meint,  man  mußte 
die  Moskowiter  darin  stärken.  Er  findet  dieses  aber  keineswegs  gut  noch  dem 
Kf.  dienlich,  wird  vielmehr  bei  jeder  Gelegenheit  darauf  hinweisen,  wie  hoch- 
schädlich das  Herannahen  der  Türken  dem  Römischen  Reich  und  der  Christenheit 
sei,  daß  Kf.  nichts  mehr  bedauere,  als  daß  er  durch  den  schwedischen  Krieg 
genötigt  sei,  seine  Auxiliartruppen  zurückzurufen,  und  daß  jetzt  sehr  wohl- 
getan sein  würde,  wenn  dieser  Hof  desto  bessere  Hilfe  schickte  und  sich 
ehestens  mit  Polen  konjungierte. 

')  Kf.  befiehlt  (d.  Hauptquartier  Schwan  5./15.  August  1675)  dem  Statthalter  und 
den  Geheimen  Räten  in  Berlin,  Scultetus  einige  geschriebene  und  gedruckte 
Relationen  über  die  Vorgänge  bei  Rathenow,  Fehrbellin  usw.  zuzuschicken  und  ihn 
anzuweisen,  dem  Zaren  davon  Mitteilung  zu  machen  und  diese  Berichte  auch  sonst 
zu  verbreiten.  Sc.  meldet  (d.  Moskau  15./25.  September  1675),  er  habe  dem  Ober- 
prftsidenten  Matjewew  Anzeige  davon  gemacht. 

2)  Swiderski. 

3)  Gioe.     S.  das  Diarium  17./ 27.  August  (Büsching  IX,  S.  25). 


Scaltetus  in  Moskau.  299 

J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Muskow 
25.  August/4.  September  1675. 

[Audienz  beim  Zaren,  Konferenz  mit  dessen  Kommissaren.    Gespräch  mit  Matjewew.] 

Heute  vor  acht  Tagen  ist  er1)  mit  allen  den  Zeremonien  und  Ehren-  4.  Sept 
bezeugungen  wie  vor  zwei  Jahren  beim  Zaren  zur  Audienz  aufgeholt  worden. 
Die  Präsente,  besonders  die  silberne  Fontäne  und  das  Schachspiel,  sind  dem- 
selben so  angenehm  gewesen,  daß  er  sie  sofort  in  sein  Kabinett  hat  bringen 
lassen.  Am  folgenden  Tage3)  hat  man  ihn  zur  Konferenz  gefordert;  dort  hat 
er  ausführlich  dargetan,  was  er  in  commissis  hat,  die  Kommissare  haben  es 
nach  hiesigem  Gebrauch  schriftlich  gefordert  und  versprochen,  es  dem  Zaren 
vorzubringen.  Am  dritten  Tage  hat  er1)  den  Oberpräsidenten  Artemon 
Sergewic  in  seinem  Hause  besucht,  ihm  des  Kf.  desiderium  rekommendiert 
und  ihm  weitläufig  demonstriert,  daß  der  Zar  nicht  in  100  Jahren  eine  so 
bequeme  Gelegenheit,  sich  an  Schweden  zu  revanchieren,  haben  wurde,  wenn 
er  die  jetzige  vorbeistreichen  ließe.  Derselbe  nahm  dieses  alles  wohl  an  und  gab 
zu  verstehen,  daß  man  ihn  bald  von  hier  expedieren  und  ihm  gute  Resolution 
geben  würde.  Der  Zar  bezeuge  großes  Mißfallen  über  das  ungerechte  Verfahren 
der  Schweden  gegen  Kf.,  halte  den  Einfall  in  dessen  Lande  für  eine  Ruptur 
des  mit  ihm  selbst  geschlossenen  ewigen  Friedens,  erwarte  nur  die  Antwort, 
die  der  deswegen  expreß  nach  Schweden  gesandte  Goniec  zurückbringen 
werde,  indessen  hätten  der  Feldherr  Chowanski  und  dessen  Sohn  schon 
Befehl,  die  Armee  zusammenzuziehen  und  auf  zwei  Orten  an  die  schwedische 
Grenze  zu  stellen.  Trotzdem  bleibt  es  dabei,  daß  man  nicht  so  leicht  mit 
Schweden  brechen  wird. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Muskow 
1./ 11.  September  1675. 

[Geringe  Aussicht  zum  Bruch  mit  Schweden.     Mitteilungen  des  dänischen  und   des 
kaiserlichen  Gesandten.     Vergebliche  Bemühungen  des  polnischen  Gesandten.] 

Es  bleibt  bei  dem,  was  er  dem  Kf.  bereits  bei  allen  Posten  geschrieben,   11.  Sept. 
daß  man  hier  einen  Verzug  nach  dem  anderen  hervorsuchen  und  mit  Schweden 
nicht  brechen  wird,  falls  nicht  in  Pommern  und  Bromen  alles  über  den  Haufen 
gehen    sollte.      Der    Oberpräsident    soll    vor    wenigen   Tagen    dem   dänischen 


*)  S.  das  Diarium  18./28.  August  (Büsching  IX,  S.  26 ff.). 
■)  S.  ebendaselbst  20./30.  August  (S.  29  ff.). 
*)  S.  ebendaselbst  21./31.  August  (S.  36ff.). 


300  H*  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Gesandten1),  als  dieser  wieder  von  einer  Allianz  sprach,  geantwortet  haben,  er 
rede  viel  von  einer  Allianz,  die  der  Zar  mit  ihnen  machen  sollte,  die  Schreiben 
aus  Deutschland  aber  meldeten,  daß  sein  König  und  die  Holländer  sich  noch 
nicht  mit  Kf.  konjungiert  und  noch  keine  Schiffe  in  See  geschickt  hätten,  es 
schiene,  daß  sie  sich  untereinander  nicht  viel  trauten,  da  sollte  sich  denn  der 
Zar  dazwischen  stecken  und  die  Finger  verbrennen. 

Er  hat  den  Kaiserlichen3)  besucht.  Derselbe  gab  an,  er  habe  keine  Ordre, 
eine  Allianz  zu  traktieren,  sondern  er  sei  gekommen  plus  ad  audiendum  quam 
dicendum.  Wegen  Schwedens  werde  er  nicht  mehr  suchen,  als  Sc.  getan, 
nämlich  den  Vorteil  vorstellen,  welchen  Moskau  bei  den  jetzigen  Konjunkturen 
aus  der  Ruptur  mit  Schweden  in  Lief  land  haben  würde.  Hauptsächlich  aber 
soll  er  wohl  ein  wachendes  Auge  auf  den  Krieg  und  Frieden  der  Polen  mit 
den  Türken  haben,  und  wenn  ihm  auf  solchen  Fall  hier  eine  annehmliche 
Allianz  in  hoc  puncto  vorgeschlagen  werden  sollte,  würde  er  wohl  Ordre  finden, 
zu  traktieren. 

Morgen  soll  er  die  Abschiedsaudienz  beim  Zaren  haben.  Er  fürchtet,  die 
Deklaration  wird  dilatorisch  sein.  Der  Oberprüsident  hat  ihm  bei  seinem  Besuch 
auf  seine  Vorstellungen  geantwortet,  ein  ewiger  Friede  lasse  sich  so  leicht 
nicht  brechen,  man  könnte  wohl  an  einem  Tage  Krieg  anfangen,  aber  ihn  erst 
in  vielen  Jahren  mit  ungewissem  Glück  endigen. 

Der  polnische  Resident8)  sollicitiert  noch  immer  um  die  in  pactis  ver- 
sprochene Hilfe,  es  scheint  aber  dieses  Jahr  nichts  daraus  zu  werden,  weil  der 
Armee,  die  bereits  am  Dniepr  gestanden  hat,  Befehl  gegeben  worden  ist,  sich 
wieder  zurückzuziehen.  Der  Polnische  spricht  deswegen  sehr  hart,  findet  aber 
auch  Leute,  die  ziemlich  hart  hören.  Von  dem  nach  Persien  geschickten 
Gesandten  hat  man  seit  seiner  Abreise  noch  nichts  gehört  Kaufleute,  die  von 
dort  kommen,  bringen  mit,  daß  der  Krieg  daselbst  mit  den  Türken  noch 
ungewiß  sei. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Muskow 
2.  Oktober/22.  September  1675. 

[Verzögerung  der  Entscheidung.     Verhalten  des  polnischen  Residenten.] 

2.  Okt.  Da  der  nach  Schweden    geschickte  Goniec  in   den  nächsten  Tagen  hier 

erwartet  wird,  so  ist  seine  Abschiedsaudienz  noch  verschoben  worden,  er  glaubt 
aber,  daß  man  dann  seine  Abfertigung  beschleunigen  wird.  Es  bleibt  dabei, 
daß    man    hier    keine    Lust    hat,    mit    Schweden    zu    brechen,    bevor    man 

!)  Gioe. 

-)  ßaron  Franz   Hannibal    Battoni,   s.  das  Diarium  29.  August / 8.  September 
(S.  45  f.). 

3)  Swiderski. 


Scultetus  in  Moskau.  301 

gesehen,  wie  der  Krieg  draußen  abläuft,  und  man  sucht  die  Sache  mit  der  im 
Dezember  angesetzten  Kommission  auf  den  Grenzen  hinzuziehen. 

Am  vorigen  Sonntag  ist  der  Zar  zu  einem  12  Meilen  entfernten  Kloster 
wallfahrten  gegangen,  er  hat1)  der  Solennität  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten 
zusammen  zugesehen. 

Als  er  gestern')  von  dem  polnischen  Residenten  wieder  besucht  worden, 
hat  er  Gelegenheit  genommen,  die  Materie  wegen  der  Intercession  für  die 
Prinzessin  Radzi will,  worüber  derselbe  Skrupel  empfunden  haben  soll,  zu  be- 
rühren, und  er  hat  ihm  auseinandergesetzt,  daß  Kf.  dem  Konig  und  der  Republik 
dadurch  gar  nicht  zu  nahe  trete.  Er  hat  aber  aus  der  Antwort  desselben  gespürt, 
daß  er  nodum  in  scirpo  suche  und  gern  etwas  finden  möchte,  sich  wegen  der 
Abschickung  des  Kf.  hierher  zu  beschweren. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Muskow 
9.  Oktober/29.  September  1675. 

[Erfolglosigkeit  seiner  Mitteilung  von  dem  Bruch  Dänemarks  mit  Schweden.] 
Erklärung  Matjewews  gegen  den  kaiserlichen  Gesandten.] 

Dem  Befehl  des  Kf.  vom  25.  August*)  gemäß  hat  er  die  Ruptur  Dänemarks 
mit  Schweden  bekannt  gemacht  und  dabei  remonstriert,  was  für  Avantagen  der 
Zar  jetzt  haben  konnte,  wenn  er  den  Schweden  eine  Diversion  in  Liefland 
oder  Karelien  machte,  er  hat  aber  nicht  spüren  können,  daß  es  den  gewünschten 
Effekt  gemacht  hat.  Die  Kaiserlichen  haben4)  ihm  gestern  mitgeteilt,  daß  sie 
anch  so  gut  wie  expediert  wären.  Der  Oberpräsident  hätte  ihnen  bei  der  tags 
zuvor  gehaltenen  Konferenz  deutlich  zu  verstehen  gegeben,  daß  sie,  da  der 
Kaiser  keine  Lust  zu  einer  Allianz  gegen  den  Türken  zeige,  auch  nicht  gesonnen 
seien,  gegen  einen  christlichen  Potentaten  eine  solche  einzugehen.  Man  konnte 
wohl  Ursache  zur  Ruptur  finden,  wollte  aber  alles  auf  die  bevorstehende  Konferenz 
auf  den  Grenzen  ankommen  lassen.  Indessen  sollte  den  Alliierten  zum  Vorteil 
des  Zaren  Armee  an  der  Grenze  von  Liefland  stehen  bleiben  und  verhindern, 
daß  Schweden  von  dort  Truppen  nach  Pommern  ausführte.  Den  kaiserlichen 
Gesandten  ist  zugleich  angezeigt  worden,  daß  sie,  sobald  der  Zar  von  der 
Wallfahrt  zurückgekehrt  sein  würde,  ihre  Expedition  haben  sollten,  und  eben- 


<)  S.  das  Diarium  19./29.  September  (S.  59). 

*)  S.  ebendaselbst  20./30.  September  (S.  59  f.). 

*)  In  diesem  aus  Schwan  25.  August  /  [4.  September]  1675  datierten  Reskript 
hatte  Kf.  ihm  befohlen,  von  dem  erfolgten  Bruch  zwischen  Dänemark  und  Schweden 
dort  Mitteilung  zu  machen  und  sich  dessen  zu  seiner  Avantage  zu  bedienen. 

*)  S.  das  Diarium  23.  September/ 3.  Oktober  (S.  60  f.). 


302  II.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

dasselbe  hat  ihm  auch  nenlich  der  Oberpräsident  angekündigt.1)  Da  man  aber 
darauf  dringt,  daß  der  Kaiserliche  jemand  zur  Korrespondenz  hier  lassen  mochte, 
auch  gern  gesehen  wird,  daß  Kf.  solches  dem  Stud.  Hesse  möchte  durch  Dm 
kommittieren  lassen,  so  scheint  es  doch,  daß  sie  die  gute  Gelegenheit  zum 
Kriege  mit  Schweden  nicht  so  ganz  und  gar  ans  den  Augen  setzen,  sondern 
sehen  wollen,  wie  sich  Schweden  bei  der  Grenzkommission  wird  finden  lassen, 
und  ob  sie  bei  dieser  Konjunktur  nicht  durch  Pochen  das  von  Schweden 
erhalten  können,  was  sie  sonst  zurzeit  mit  dem  Schwert  zu  suchen  nicht 
gesonnen  sind. 

H.  D.  Hesse2)  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 

26.  Januar/5.  Februar  1676. 

[Bescheid  an  den  holländischen  Gesandten.    Krankheit  des  Zaren.    Voraussichtlicher 

baldiger  Thronwechsel.] 

5.  Febr.  Der  holländische  Gesandte')  hat  auch  zur  Antwort  bekommen,  es  wäre 

ihnen,   den  Russen,   bisher  nicht  möglich  gewesen,   den  ewigen  Frieden  mit 

')  Sc.  meldet  (d.  Moskau  5./15.  Oktober  1675),  daß  er  nach  der  Rückkehr  des 
Zaren  am  Montag  (4./ 14.)  die  Abschiedsaudienz  bei  demselben  erhalten  habe  und 
angewiesen  sei,  seine  Rückreise  bald  anzutreten,  und  daß  er  dieses  morgen  zu  ton 
gedenke.  S.  Diarium  4./14.  Oktober  (S.  62).  Ebendort  ist  S.  63  ff.  das  Rekreditiv  des 
Zaren  für  Sc.  (d.  Moskau  30.  September  7184)  und  die  unter  dem  gleichen  Datum 
ausgestellte  Resolution  auf  die  von  demselben  proponierten  Punkte  in  deutscher 
Obersetzung  abgedruckt.  Von  Lyck  aus  sendet  er  dem  Kf.  10./ 20.  November  die 
Resolution  und  das  Kreditiv  des  Zaren  und  berichtet  vorläufig  (s.  Diarium  S.  71  ff.) 
über  die  Remonstrationen  dagegen,  die  er  dem  0.  Präsidenten  gemacht,  über  dessen 
Antwort  und  über  die  Mitteilungen  des  kaiserlichen  Gesandten,  des  polnischen 
Residenten  und  des  Dolmetschers  Gross.  Ober  seine  Rückreise  s.  ebendaselbst 
S.  74 f.;  er  kam  am  1.  Dezember  wieder  in  Königsberg  an. 

*)  Kf.  hatte  durch  Scultetus  Hesse  anbieten  lassen,  weiter  in  Moskau  zu 
bleiben  und  gegen  ein  bestimmtes  Jahrgeld  ihm  über  die  dortigen  Vorgänge  Bericht 
zu  erstatten.  H.  erklärt  sich  auch  (d.  Moskau  8./ 18.  September  1675)  dazu  bereit, 
bittet  aber,  da  er  ohne  einen  bestimmten  Charakter  dieses  Amt  nicht  verwalten  könne, 
um  eine  Bestallung  und  eine  Instruktion.  Eine  Bestallung  (d.  Göln  a.  d.  Spree 
31.  Dezember  1675/ [10.  Januar  1676J  s.  Martens  V,  S.  22)  erhält  er,  er  wird  darin 
zum  Agenten  des  Kf.  mit  einem  Gehalt  von  300  Rtlr.  jährlich  ernannt  Einer 
besonderen  Instruktion,  um  welche  er  nochmals  gebeten  haben  muß,  bescheidet  ihn 
Kf.  23.  März/ 2.  April  1676,  bedürfe  es  nicht,  er  werde  ihn  immer  per  rescripta  von 
dem,  was  er  dort  verrichten  solle,  in  Kenntnis  setzen,  und  er  solle  sich  immer  fleißig 
nach  dem  erkundigen,  was  des  Kf.  und  seiner  Alliierten  Interesse  angehe.  Seine 
Besoldung  erhöht  er  auf  400  Rtlr.  und  er  weist  auch  (21.  Oktober  1676)  der  von  H. 
in  einem  Schreiben  vom  10./ 20.  Mai  ausgesprochenen  Bitte  gemäß  die  preußische 
Regierung  an,  ihm  das  Briefporto  und  60  Taler,  welche  er  wegen  der  Trauer  um 
den  Tod  des  Zaren  ausgelegt,  zu  ersetzen. 

3)  Conrad  Klenk;  derselbe  war  am  21.  Januar  1676  in  Moskau  angekommen 
und  ist  im  Juli  von  dort  wieder  abgereist.    S.  Sylvius,  Historien  onses  tyds  III, 


Bescheid  an  den  holländischen  Gesandten.    Der  Thronwechsel.  303 

Schweden  zu  brechen,  sie  hätten  aber  viele  nnd  wichtige  Prätensionen,  die 
ihnen  vielleicht,  wenn  Schweden  sich  nicht  akkommodieren  sollte,  zum  Brechen 
Anlaß  geben  würden.  Sie  singen  also  dasselbe  Lied,  welches  man  schon  zwei 
Jahre  hat  anhören  müssen.  Doch  hat  der  holländische  Gesandte  gute  Hoffnung, 
daß  eine  Armee  nach  Pleskow  nnd  eine  nach  Nöteborg  gehen  wird,  denn  der 
O.  Präsident  hat  ihm  im  Vertrauen  sagen  lassen,  er  solle  nicht  umsonst  gekommen 
sein,  sondern  etwas  Gewisses  erhalten,  doch  ist  auf  die  Versprechungen  desselben 
wenig  zu  bauen. 

Durch  den  Leibarzt  des  Zaren,  Dr.  Rosenberg,1)  bei  dem  er  wohnt,  hat 
er  im  höchsten  Vertrauen  erfahren,  daß  der  Zar  schwer  krank  ist  und  schwerlich 
aufkommen  wird.  Sollte  er  sterben,  so  wird  diesem  Regiment  ein  nicht  geringes 
Übel  zu  Händen  kommen,  denn')  der  Prinz,3)  der  vorm  Jahr  der  Gemeine 
vorgestellt,  ist  ganz  kontrakt  und  der  jüngere  blind4)  und  voller  Unflat  Außer- 
dem ist  noch  ein  Prinz5)  von  der  jetzigen  Gemahlin,  aufweichen  man  vielleicht 
das  Regiment  zu  bringen  suchen  wird,  woraus  dem  hiesigen  Estat  großes  Unheil 
nnd  den  Schweden  großer  Vorteil  erwachsen  dürfte. 


H.  D.  Hesse  an  den  KurfQrsten.     D.  Moskau 

2./[12.]  Februar  1676. 

[Der  Thronwechsel.] 

Der  Zar  Alex  ei  ist6)  Sonnabend  den  29.  Januar  um  7  Uhr  abends  gestorben.  12.  Febr. 
Die  Leiche  ist  am  folgenden  Tage  unten  ins  Schloß  in  die  Saborkirche  gebracht 
worden.  Derselbe  hat  gute  praeparatoria  zu  seinem  Abschied  gemacht,  indem 
er  am  Tage  vorher  gebeichtet  und  am  Sonnabend  das  h.  Abendmahl  genommen 
and  vom  Patriarchen  die  letzte  Ölung  empfangen  hat  Darauf  hat  er  alle 
Bojaren  und  Reichsrate  zu  sich  fordern  lassen,  ihnen  den  jetzt  regierenden  Zar 
vorgestellt  nnd  sie  ermahnt,  ihm  treu  nnd  gehorsam  zu  sein.  Nach  seinem 
Tode  ist  denn  auch  der  Prinz  auf  den  zarischen  Thron  gesetzt  worden,  und 
nachdem  er  das  Kreuz  geküßt,  haben  sie  ihm  mit  gleichem  Kreuzkusse  Treue 
nnd  Gehorsam  versprochen.  In  der  Nacht  ist  anch  sogleich  von  allen  Pricasen 
nnd  Soldaten,  die  hier  zugegen,  sowie  auch  von  den  teutschen  Offizieren  der 

S.  262,  313  f.,  348;  Pos  seit,  Der  General  und  Admiral  Franz  Lefort  (Frankfurt  a.  M. 
1866)  I,  S.  172. 

')  S.  über  denselben  Brückner,  Geschichte  der  Ärzte  in  Rußland,  S.  41. 

*)  Vgl.  die  Berichte  Rinhubers  an  Herzog  Friedrich  von  Sachsen  vom 
29.  Dezember  1677  und  26.  Februar  1679  (Relation  du  voyage  S.  166,  190). 

*)  Feodor. 

4)  Iwan. 

*)  Peter. 

*)  S.  Herrmann,  Geschichte  des  russischen  Staates  III,  S.  696. 


304  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Eid  genommen  und  Schreiben  an  alle  Woiwoden  und  Befehlshaber  aasgesandt 
worden,  welche  im  Namen  des  Zaren  Foedor  Alexewitz  von  der  arischen 
Frau  Wittib l)  wider  den  alten  Gebrauch  unterschrieben  gewesen.  Obschon  es 
scheint,  daß  wegen  dieser  Umänderung  das  Vorhaben  gegen  Schweden  schlechtes 
Fortgang  nehmen  wird,  so  hat  doch  der  Zar  dem  holländischen  Gesandten  sag« 
lassen,  er  solle  nicht  bekümmert  sein,  daß  wegen  des  Todes  seines  Vaters  seine 
Negotiation  unfruchtbar  ablaufen  wurde.  Es  soll  auch  den  Feldherrn  Gawanski 
Ordre  erteilt  werden,  eine  Armee  fertigzuhalten. 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
16./26.  Februar  1676. 

[Sturz  Matjewews.    Verhalten  des  neuen  Zaren.    Beabsichtigte  Sendung  von  Kurieren 

an  die  verschiedenen  Höfe.    Der  holländische  Gesandte.    Nachrichten  über  verräterische 

Absichten  in  Preußen.    Gerüchte  über  einen  schwedischen  Einfall  in  Preußen.] 

26.  Febr.  Seit   dem   Tode   des  Zaren   sind   zwar   manche  Veränderungen   bei  den 

hiesigen  Staatsministern  vorgegangen,  namentlich  ist')  der  0.  Präsident  Artemon 
Sergeiwitz,  wie  schleunig  und  wider  aller  Leute  Vermuten  er  gestiegen,  desto 
schneller  und  tiefer  gefallen,  doch  geht  der  Regierung  davon  nichts  ab,  denn 
man  ist  so  emsig  mit  Ratsitzen  Tag  und  Nacht,  wie  man  vorher  nicht  gewesen. 
Der  Zug  in  die  Krim  ist  bis  auf  den  Mai  ausgesetzt.  Die  Kur  mit  dem  Zaren, 
worüber  man  lange  deliberiert  hat,  hat  heute  ihren  Anfang  genommen.  Er  ist 
sonst  bei  besserer  Konstitution,  wie  er  gewesen.  Wenn  nur  der  dissensus 
medicorum  den  Brei  nicht  verderben  wird.3)  Der  Zar  hat  große  Autorität  bei 
jedermann,  hat  drei  Tage  nach  dem  Tode  seines  Vaters  auf  dem  Thron  die 
proceres  regni  tapfer  angeredet  und  ihnen  gesagt,  man  hätte  nun  genug  getrauert, 
man  sollte  jetzt  zu  Rate  gehen,  wie  man  das  Reich  in  Ruhe  brächte  und  mit 
den  ausländischen  Potentaten  die  empfangene  Freundschaft  am  nützlichsten 
konservieren  und  kontinuieren  könnte.  Zu  diesem  Zweck  sollen  vier  Kuriere 
in  dieser  Woche  abgehen,  einer  an  den  Kaiser  und  an  den  Konig  von  Polen, 
ein  zweiter  an  Kf.,  an  die  Gen.  Staaten  und  den  König  von  England,  ein 
dritter  nach  Schweden  und  Dänemark  und  ein  vierter  nach  Persien. 


>)  Natalia  Kirillowna. 

*)  S.  Posselt,  LefortI,  S.  230 ff.;  Uerrmann  III,  S.  697;  Brückner,  Peter 
der  Große,  S.  25  f. 

*)  H.  berichtet  am  22.  März/ 1.  April  1676,  mit  dem  Gesundheitszustand  des 
jungen  Zaren  stehe  es  sehr  schlecht.  Leider  lasse  er  sich  nicht  durch  den  treuen 
und  wohlerfahrenen  Arzt  Dr.  Rosenberg  (s.  oben  S.  303),  sondern  durch  einen 
„empirischen  Juden",  der  hier  Apotheker  sei,  kurieren,  dazu  legten  noch  Zauberer 
und  alte  Weiber  die  Hand  an. 


Berichte  Hesse'».  305 

Der  holländische  Gesandte1)  hat  am  15./25.  Februar  bei  dem  neuregierenden 
Zaren  seine  erste  Konferenz  gehabt,  es  ist  ihm  aber  nur  die  den  Gesandten 
des  Kaisers  und  des  Kf.  erteilte  Depesche  mitgeteilt  worden.  Er  will  aber  um 
eine  neue  Konferenz  bitten  und  inzwischen  in  einem  Memorial  die  glücklichen 
Progressen  des  Kf.  und  der  anderen  Alliierten  anzeigen  und  die  ihnen  jetzt 
offenstehende  Gelegenheit  zu  Wiederforderung  ihrer  gehabten  Plätze  in  Liefland, 
Karelien  and  Ingermannland  vorstellen. 

Wie  ihm  der  dänische  Resident2)  mitgeteilt,  hat  diesem  der  polnische3) 
gesagt,  die  Preußen  inklinierten  sehr  zu  einer  Rebellion,  die  preußischen 
Stande  hätten  der  Republik  zu  Warschau  eine  Schrift  übergeben  und  sich  sehr 
über  König  Johann  Kasimir  wegen  der  Obergabe  ihres  Landes  an  Kf.  beschwert, 
durch  die  Souveränität  seien  sie  nicht  allein  in  die  äußerste  Armut,  sondern 
auch  mit  den  Ihrigen  in  die  größte  Lebensgefahr  geraten,  sie  bäten  daher  von 
der  Republik  und  der  Krone  Polen,  ihnen  3000  Mann  zu  senden,  dann  könnten 
sie  sich  in  die  frühere  Freiheit  setzen  und  hätten  sich  keines  Argwohns  von 
Kf.  zu  befürchten,  könnten  auch  von  der  Welt  des  perjurii  oder  foedifragii  nicht 
beschuldigt  werden. 

Die  schwedischen  Kaufleute  machen  hier  von  dem  schwedischen  Einfall  in 
Preußen  viel  Schreiens,  doch  leistet  er  ihnen  bei  Hofe  guten  Widerstand  und 
kündigt  an,  daß,  wenn  Kf.  sich  zum  Herrn  des  schwedischen  Pommerns  gemacht 
haben  werde,  man  ihnen  vielleicht  in  Liefland  zusprechen  werde. 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
:>./ir>.  April   1G7G. 

[Übler  Gesundheitszustand  des  Zaren.     Einverständnisse  mit  den  Litauern. 
Unzuverlässigkeit    der    russischen    Versprechungen.      Bevorstehende    Veränderungen 

am  Hofe.] 

Der  jetzige  einflußreichste  Bojar  Bogdan  Mathphewitz  Gukrov4)  liegt  15.  Apr 
an  schwerer  Krankheit  darnieder  und  wird  wohl  wegen  Verachtung  der  medici 
sterben.    Dasselbe  ist  von  dem  Zaren  zu  fürchten,  derselbe  hat,5)  wie  er  von 
Dr.  Rosenberg  hört,  die  Wassersucht.     Er  hat  zwar  zu  Ostern  die  Ostereier 
ausgeteilt,    doch  hat  man    ihn    mit  großer  Beschwerlichkeit   auf  seinen  Thron 

l)  Conrad  Klenck,  s.  oben  S.  302. 
*)  Gioe. 

3)  Kasimir  Swiderski. 
*)  Rinhuber,  S.  169,  nennt  ihn  Chytrof. 
5;  S.  Rinhuber,  S.  liK);  Posselt,  Lefort  I,  S.  222 f. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  20 


306  II-  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

setzen  müssen,  weil  er  nicht  gehen  kann,  auch  ist  er  unterm  Gesicht  unglaublich 
aufgedunsen. 

Zwischen  Litauen  und  dem  Zaren  scheint  nicht  geringes  Verständnis  zu 
bestehen.  Seine  Referenten  versichern,  es  werde  dem  Kf.  nicht  prfijudizierlich 
sein,  er  glaubt  aber,  daß  für  Kf.  und  den  Herzog  von  Kurland  ein  solcher 
Nachbar  schädlich  sein  würde.  Er  bittet  um  Angabe,  wie  man  das  Werk  hier 
rückgängig  machen  könnte,  er  wird  sich  unterdessen  bemühen,  bessere  Gewißheit 
davon  einzuziehen.1) 

Der  Feldzug  nach  der  Krim  ist  noch  ungewiß.  Man  verspricht  ihnen,  daß 
die  Armee  ehestens  an  die  liefländische  Grenze  ziehen  soll,  aber  sie  merken, 
daß  sie  mit  untreuen,  eigennützigen  und  mißtrauischen  Menschen  zu  tun  haben, 
von  welchen  man  nicht  mehr  nehmen  kann,  als  sie  selber  zu  ihrem  eigenen 
Nutzen  geben  wollen. 


II.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
10./20.  Mai  1676. 

[Bevorstehender  Beginn  der  Verhandlungen  mit  Schweden.  Abreise  des  holländischen 
Gesandten.    Sendung  eines  Expressen.     Unordnung  in  der  Regierung.    Beabsichtigte 

Vermählung  des  Zaren.] 

20.  Mai  Die  Kommission  nach  den  Grenzen  soll  diese  Woche  unter  Kondukt  zweier 

Armeen  ihren  Fortgang  nehmen.  Sie  versichern,  sie  werden  alle  Plätze  wieder- 
fordern und  widrigenfalls  dieselben  mit  dem  Schwert  zu  nehmen  suchen.  Der 
holländische  Gesandte  hat  am  l./ll.  Mai  seine  Depesche  bekommen  und  gedenkt 
die  Woche  nach  Pfingsten  nach  Archangel  abzureisen.  Kein  Ambassadeur  hat 
solche  Freiheit  und  Gnade  gehabt  wie  er. 

Die  Absicht  des  Kf.  wegen  llersendung  eines  Expressen  hat  er  kund  getan, 
er  bittet  aber,  ihm  dessen  Namen  und  Bedienung  mitzuteilen,  damit  der  Paß 
rechtzeitig  an  die  polnische  Grenze  geschickt  werden  kann. 

Unter3)  den  Bojaren  und  Senatoren  ist  eine  große  Jalousie  und  wider- 
wärtige Regierung,  so  daß  dasjenige,  was  der  eine  heute  geordnet,  der  andere 
morgen  wieder  umstößt.  Es  verlautet,  daß  man  eine  Gemahlin  für  den  Zaren 
aussuchen  will.  Er  glaubt,  daß  man  damit  deswegen  so  eilt,  weil  der  Zar  mit 
einem  ungesunden  Leibe  auf  schwachen  Füßen  geht  und  man  gern  einen  Erben, 
weil  die  andern  unbequem  sind,  von  ihm  haben  will. 

*)  Kf.  weist  ihn  (d.  Cöln  5./15.  Mai  1G7(5)  an,  sich  in  diese  litauische  Angelegenheit 
ganlicht  zu  mischen  und  ihm  nur  von  allem,  was  vorgehe,  zu  berichten. 

2)  Kf.  hatte  (d.  Coln  23.  März/2.  April  167(1)  H.  angezeigt,  er  werde,  sobald  die 
Notifikation  des  Thronwechsels  angelangt  sei,  die  Kondolenz  und  Gratulation  durch 
einen  Expressen  ablegen. 

3)  Vgl.  Kinhuber,  S.  190ff. 


Berichte  Hessens.  307 

H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
12./ 22.  Juli   1676. 

[Ankunft  Georgias] 

Dem  Expressen  Christophorus  Georgi1)  ist  er  Sonntag  den  9./19.  Juli  22.  Juli 
auf  drei  Meilen  entgegen  gegangen,  hat  ihn  auch  bis  zu  der  Vorstadt  von 
Moskau  geleitet.  Dort  hat  er  die  Nacht  zubringen  müssen,  am  folgenden  Tage 
ist  er  eingeholt  und  in  der  Stadt  logiert  worden,  man  will  ihn  und  seine  Leute 
aber  noch  nicht  zu  ihm  lassen.  Man  scheint  also  bei  der  neuen  Regierung  die 
alte  Gewohnheit  wegen  Versperrung  der  ankommenden  ministri  wieder  einfuhren 
zu  wollen.  Er  hat  ihn  aber  in  der  Vorstadt  schon  genügend  unterrichtet,  auch 
ihm  geraten,  die  Kommunikation  mit  den  vornehmsten  Ministern  wegen  des 
bösen  Vorhabens  des  Königs  von  Polen  zu  hinterhalten,  weil  jetzt  nicht  die 
rechte  Zeit  ist.  Denn  ArtemonSergeiwitz  ist  seiner  Charge  als  Oberpräsident 
entsetzt  und  in  große  Dekadenz  gekommen,  hat  auch  nichts  mehr  mit  publiquen 
Sachen  zu  schaffen,  es  ist  daher  bei  der  kaiserlichen  Kanzlei  kein  rechtes 
Haupt  und  wird  also  nicht  verschwiegen  gehalten  werden.  Er  wird  es  bei 
guter  Gelegenheit  so  erinnern,  daß  der  Zar  es  insgeheim  erfahren  soll. 

P.  S.     Er  hat  Erlaubnis  erhalten,  den  Expressen  zu  besuchen,  und  dieser, 
zn  ihm  zu  kommen.3) 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
11. /2t.  Oktober  1676. 

[Gerüchte  über  die  Verhandlungen  mit  Schweden.     Unzufriedenheit  des   polnischen 
Residenten,  dessen  Erklärungen.] 

Wie  es  mit  der  Kommission  endlich  ablaufen  wird,  kann  er  nicht  erfahren,  21.  Okt. 
da  zu  Hofe  alles  sehr  geheim  gehalten  wird.  Die  Offiziere,  die  nach  der  Grenze 
gehen  sollten,  haben  Gegenbefehl  erhalten.  Die  schwedischen  Kaufleute  be- 
haupten, Schweden  habe  kategorische  Erklärung  verlangt,  ob  der  Zar  mit  ihnen 
den  Frieden  halten  oder  Krieg  anfangen  wollte,  sie  wären  bereit,  alle  ihre 
Prätensionen,  die  sie  gegen  Rußland  hätten,  fahren  zu  lassen,  aber  nicht  das 
geringste  an  Land  oder  Festungen  abzutreten.  Die  moskowitischen  Kommissare 
sollen  darauf  weitere  Verhaltungsbefehle  erbeten  haben.    Bei  Hofe  hat  man  auf 


J)  Derselbe  preußische  Kanzleibeamte,  der  1675  das  Schreiben  des  Kf.  nach 
Moskau  gebracht  hatte,  s.  oben  S.  294.  Über  diese  Sendung  desselben  sind  sonst 
keine  weiteren  Akten  vorhanden. 

*)  H.  berichtet  am  26.  Juli/ 5.  August,  der  Expresse  solle  heute  seine  Abfertigung 
erhalten  und  am  9.  wieder  abreisen. 

20* 


308  II.  Brandenburg  und  Rußland  1C73— 1079. 

seine  Anfrage  deswegen  geantwortet  man  werde  bei  der  einmal  gefaßten 
Meinung  bleiben,  er  solle  schon  zu  seiner  Zeit  erfahren,  was  sie  ton  wurden. 
Der  polnische  Resident1;  klagt  sehr  über  das  große  Unrecht,  das  die 
Reußen  den  Polen  zugefügt  hätten  und  noch  taglich  zufügten.  Derselbe  hat, 
wie  er  ihm  gesagt,  erklärt,  auf  solche  Art  würden  der  König  und  die  Republik 
mit  den  Türken  Frieden  machen,  dann  möchten  sie  zusehen,  wie  sie  fahren  würden. 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
22.  November /2.  Dezember   167G. 

[Seine  Verabschiedung.     Abbruch    der  Verhandlung    mit   Schweden.     Eindruck    des 
Friedens  Polens  mit  den  Türken.] 

2.  Dez.  Er  hat  am  13./23.  November  das  Kreditiv*)  dem  Zaren  in  öffentlicher  Audienz 

übergeben  und  es  ist  ihm  nächst  Begnadigung  der  zarischen  Tafel  vorgelesen 
worden,  daß  er  bei  dem  zarischen  Hof  als  ein  Agent  gehalten  werden  sollte. 
Sonnabend  den  18./28.  aber  hat  man  ihm  durch  den  Dolmetscher  Gross  an- 
deuten lassen,  er  sollte  sich  zu  der  letzten  Audienz  bei  dem  Zaren  fertig 
halten,  und  trotz  seiner  Remonstrationen  hat  er  sich  in  den  zarischen  Schlitten 
setzen  und  zur  Audienz  fahren  müssen.  Dort  ist  ihm  aus  einem  Zettel  der 
Inhalt  des  zarischen  Schreibens3)  vorgelesen,  und  ist  er  von  dem  Zaren  mit 
dessen  Tafel  nebst  ein  Zimmer  Futter-Zobel  von  30  und  einem  einzelnen  Paar 
von  8  Rubeln  begnadigt  worden.  Er  ist  darauf  zu  dem  Reichskanzler  gegangen, 
hat  dagegen  remonstriert  und  gebeten,  ihn  wenigstens  dort  zu  lassen,  bis  er  an 
Kf.  geschrieben  und  von  diesem  Antwort  wegen  seines  ferneren  Verhaltens  er- 
halten hätte,  aber  ohne  Erfolg;  er  wird  sich  daher  künftige  Woche  auf  den 
Weg  machen. 

Die  Kommissare  sind  von  der  liefländischen  Grenze  un verrichteter 
Sache  zurückgekehrt.  Die  Sache  steht  also  im  alten  Stande,  nur  daß  die 
(Jemüter  noch  mehr  gegeneinander  entzündet  sind,  denn  die  schwedischen 
Kommissare  sind  heimlich  von  dannen  gegangen,  was  man  hier  für  einen  großen 

')  Kasimir  Swiderski. 

2)  Auf  Hesse's  Wunsch  hatte  Kf.  demselben  (d.  Creckow  9./19.  Oktober  167«) 
ein  unter  demselben  Datum  ausgestelltes  neues  Kreditiv  zugeschickt  und  ihn  beauf- 
tragt, bei  dessen  Überreichung  dem  Zaren  Anzeige  von  seinen  neuen  Waffenerfolgen 
gegen  Schweden  zu  machen. 

3)  In  diesem  Schreiben  an  Kf.  (d.  Moskau  18.  November  7185)  erklärt  Zar 
Feodor,  er  sei  bereit,  mit  Kf.  in  nachbarlicher  Freundschaft  zu  bleiben,  daß  Hesse 
aber  sich  an  seinem  Hofe  als  dessen  Agent  aufhalte,  sei  unnötig,  Kf.  könnte  mit  der 
durch  sein  Reich  eingerichteten  Post  Schreiben  an  ihn  gelangen  lassen.  Er  habe 
daher  II.  verabschiedet.     S.  Martens  V,  S.  22. 


Hesse's  Verabschiedung.  309 

Schimpf  aufnimmt,  die  Kussischen  aber  haben  die  Schwedischen  sehr  schimpflich 
angeredet  und  verhöhnt,  wofür  der  König  von  Schweden  in  einem  Schreiben 
Satisfaktion  verlangt  hat. 

Was  der  polnische  Frieden1)  hier  für  Bedenken  mache,  kann  man  nicht 
völlig  erfahren.  Das  ist  gewiß,  daß  man  hier  nicht  allzu  große  Furcht  daraus 
nimmt,  denn  man  meint,  Litauen  werde  nicht  darein  konsentieren  und  sich  bei 
so  gestalten  Sachen  an  den  Zaren  ergeben. 


Instruction,  wornach  S.  Cht'.  D.  Geheimer  Seeretarius  Herman 

Diterich  Hesse  bei  der  ihm  gnädigst  aufgetragenen  Schickung 

nach  der  Moscau  gehorsambst  zu  achten.    D.  Cöln  an  der  Spree 

16./[26.]  Mai  1677.2) 

(Conc.   0.  v.  Schwerin.     Lectum    in  consilio  den   16.  Maii   1677   praes. 

Serenissimo  Electore,  Principe  Electorali,  Principe  Anhalt.    I)no  de  Glade- 

beck,  Dno  Cöppen,  D00  Meintiers  et  me  0.  v.  Schw.) 

[Auftrag,  den  Zaren  zum  Kriege  gegen  Schweden  anzutreiben,  die  lügenhaften  Reden 
des  englischen  Gesandten  zu  widerlegen,  womöglich  dort  länger  zu  bleiben.] 

Er  soll  seine  Reise  nach  Moskau  aufs  schleunigste  anstellen,  dort  Audienz   26.  Mai 
beim  Zaren  erbitten   und  diesem  vortragen,  Kf.  sei  auch  seinerseits  bereit,  das 
mit  dem  Vater  des  Zaren  unterhaltene  gute  Vernehmen  fortzusetzen,  derselbe 
hätte  ihm  einige  Aufträge  an  den  Zaren  erteilt,  er  bitte,  dieser  möchte  einigen 

')  Der  Friede  Polens  mit  der  Türkei  vom  27.  Oktober  1676  s.  oben  S.  11. 
Vgl.  Posselt,  Lefortl,  S.  210f. 

-)  Der  dänische  Gesandte  Friedrich  v.  Gabel,  welcher  auf  der  Hinreise  nach 
Rußland  Anfang  August  1676  nach  Rerlin  gekommen  war  und  sich  dort  von  den 
Geheimen  Räten  hatte  informieren  lassen,  wie  er  auch  im  Interesse  des  Kf.  in  Moskau 
wirken  solle,  und  der  dort  Ende  November  eingetroffen  war  (s.  Posselt,  Lefortl, 
S.  236 f.),  hatte  dem  Kf.  von  dort  20./30.  Dezember  1676  über  den  wenig  günstigen 
Stand  der  von  ihm  mit  den  Kommissaren  des  Zaren  wegen  einer  von  diesem  gegen 
die  schwedischen  Ostseeprovinzen  zu  unternehmenden  Diversion  geführten  Verhand- 
lungen berichtet  und  den  Wunsch  geäußert,  daß  auch  jemand  von  den  Alliierten  dort 
bald  erscheinen  möchte,  da  er  vielleicht  binnen  kurzem  wieder  werde  abreisen  müssen. 
Auch  in  einem  neuen  Schreiben  vom  3./ 13.  Januar  1677  hatte  er  wieder  darauf 
gedrungen,  daß  vom  Kaiser  und  auch  von  Kf.  Gesandte  hingeschickt  würden,  um 
die  Russen  aus  ihrer  Langsamkeit  aufzurütteln.  Kf.  teilt  (d.  Hamm  20.  Februar  1677) 
den  Geheimen  Räten  in  Berlin  mit,  er  habe  infolge  dieser  Aufforderung  Gabeis 
beschlossen,  den  Sekretär  Hesse  wieder  nach  Moskau  zu  schicken,  und  befiehlt  ihnen, 
eine  Instruktion  uud  ein  Kreditiv  für  denselben  zu  entwerfen  und  ihm  zur  Vollziehung 


310  IL  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

seiner  vertrautesten  Minister  Befehl  erteilen,  denen  er  dieselben  hinterbringen 
könnte.  Wenn  ihm  Kommissare  zugegeben  worden,  so  hat  er  denselben  vor- 
zustellen, wie  hohe  Ursache  der  Zar  hätte,  bei  jetzigen  Konjunkturen  Schweden 
anzugreifen  und  die  früher  verlorenen  Provinzen  zu  rekuperieren.  Sollten  die 
Moskowiter  nicht  dazu  zu  bewegen  sein,  so  soll  er  doch  wenigstens  es  dahin 
zu  bringen  suchen,  daß  sie  Miene  machen,  als  wollten  sie  Schweden  bekriegen 
oder  keinen  Traktat  mit  ihnen  machen,  und  sie  so  in  Furcht  halten.  Er  soll 
vorstellen,  je  eher  und  schleuniger  der  Krieg  angefangen  würde,  desto  glücklicher 
werde  derselbe  für  den  Zaren  ausschlagen,  doch  dabei  besondere  Vorsicht 
gebrauchen,  wenn  etwa  bei  dieser  Gelegenheit  der  Polen  gedacht  werden  sollte, 
daß  diese  nicht,  wenn  sie  es  erfahren,  daraus  Ursache  nehmen  mögen,  sich 
deswegen  zu  beschweren. 

Da  der  englische  Envoye  *)  in  Moskau  erklärt  haben  soll,  sein  Konig  werde 
50  Schiffe  in  dio  Ostsee  den  Schweden  zu  Hilfe  schicken,  so  soll  er  sich  er- 
kundigen, ob  derselbe  wirklich  solche  Reden  spargiert  hat,  und  wenn  es  der 
Fall  sein  sollte,  an  dienlichen  Orten  anzeigen,  daß  derselbe  dieses  ganz  ohae 
Grund,  nur  auf  Antrieb  der  Schweden  und  um  den  Zaren  von  dem  Kriege 
gegen  dieselben  zu  divertieren,  rede,  da  der  König  sich  selbst  zum  mediator 
offeriert  hätte  und  sich  daher  schwerlich  in  den  Krieg  einmischen  würde,  und  wenn 
er  dieses  wirklich  beabsichtigen  sollte,  das  Parlament  es  nicht  bewilligen  würde. 

Er  soll  dahin  sehen,  daß  er  dort  bis  zu  des  Kf.  Abforderung  verbleiben 
könne,  und  sollte  man  ihn  abfertigen  wollen,  inständigst  bitten,  daß  er  dort 
gelassen  werde,  da  er  noch  weitere  Instruktion  erwarten  müßte,  und  erklären, 
dem  Kf.  würde  es  auch  lieb  sein,  wenn  der  Zar  jemand  an  seinem  Hofe  stets 
haben  wollte.  "Wenn  er  gefragt  werden  sollte,  warum  er  keine  Präsente  mit- 
brächte, soll  er  antworten,  Kf.  hielte  seine  jetzige  Abfertigung  nur  für  eine 
Kontinuation  seiner  vorigen  Kommission. 


zuzuschicken.  Diese  weisen  darauf  sofort  •J./12.  März  Hesse  an,  sich  zur  Reise  dorthin 
fertig  zu  halten,  den  Entwurf  der  Instruktion  und  des  Kreditivs  für  ihn  aber  schicken 
sie  erst  -5.  März/4.  April  dein  Kf.  zu,  und  dieser  seheint  dann  die  Absendung  bis 
nach  seiner  Rückkehr  nach  Berlin,  die  am  .">.  Mai  erfolgte,  verschoben  zu  haben, 
1(1.  *J().  Mai  weist  er  von  dort  den  Herzog  von  Croy  au,  Hesse  sofort  zu  der  Reise 
nach  Moskau  (>00  Ittlr.  zu  zahlen  und  ihm,  was  weiter  zu  seiner  Subsistenz  notwendig 
sein  werde,  durch  Wechsel  nachzuschicken.  An  demselben  Tage  sendet  er  11.  die 
Instruktion  und  das  Kreditiv  zu  und  befiehlt  ihm,  die  Reise  sofort  anzutreten. 
II esse's  Abreise  aber  wurde  durch  die  Schwierigkeiten,  welche  die  Beschaffung  des 
für  ihn  nötigen  Reisegeldes  machte,  noch  länger  verzögert,  er  scheint  erst  Mitte  Juli 
aufgebrochen  zu  sein,  am  11./21.  Juli  zeigt  er  von  Wilna  aus  seine  dortige  Ankunft 
an.  S.  über  diese  Sendung  Pufendorf  1.  XV,  §  l.">  (S.  11:?:! f.):  Martens  V,  S.  22 f. 
>)  Sir  John  Hebdon  (s.  Rinhuber,  S.  174,  184:  Posselt,  Lefort  1,  S.  23$ ff.). 
l>arüber  hatte  Gabel  aus  Moskau  14.  *J4.  Februar  1077  dem  Kf.  berichtet  und  aufs 
nme  den  Wunsch  ausgesprochen,  Kf.  möchte  Hesse  wieder  als  seinen  Residenten, 
auch  der  Kaiser  einen  Gesandten  hinschicken  und  die  Holländer  den  dort  befindlichen 
Keller  als  ihren  Residenten  legitimieren,  damit  so  alle  Alliierten  dort  Vertreter  hätten. 


Neue  Sendung  Hesse's.  311 

Der  Kurfürst  an  den  Zaren.     I).  Cöln  an  der  Spree 
16./[26.]  Mai  1677.1) 

[Kreditiv  für  Hesse,  Bitte,  demselben  zu  gestatten,  dort  zu  bleiben.] 

Da  jetzt  Sachen  vorgehet!,  die  sowohl  des  Zaren  als  anch  sein  nnd  seiner  26.  Mai 
Alliierten  Interessen  betreffen  und  nicht  so  füglich  und  vollkommen  durch 
Briefe  als  mündlich  angebracht  werden  können,  so  schickt  er  seinen  Geheimen 
Sekretär  Hesse  aufs  neue  an  den  Zaren,  um  ihm  einige  ihn  angehende  Sachen 
anzubringen,  bittet,  sein  Anliegen  willig  zu  vernehmen,  ihm  vollkommenen 
Glauben  beizumessen,  und  weil  sich  die  Geschäfte  nicht  allemal  durch  Gesandte, 
noch  weniger  durch  Briefe  verrichten  lassen,  ihm  zu  gestatten,  sich  am  Hofe 
des  Zaren  noch  weiter  und  so  lange  aufzuhalten,  bis  man  sehe,  wie  die  jetzigen 
Konjunkturen  sich  weiter  anlassen  und  wie  sie  ausschlagen  werden. 


II.  I).  Hesse  an  den  Kurfürsten.     I).  Moskau 
8./ 18.  August  1G77. 

[Seine  Ankunft.    Audienz.    Konferenz.  Gabeis  Hoffnungen.   Bevorstehende  Abfertigung 
der  verschiedenen  Gesandtschaften.     Hoffnung  auf  günstige  Nachrichten.] 

Er  ist  am  28.  Juli/7.  August  hier  angekommen,  hat  am  2./ 12.  August  18.  Aug 
Audienz  beim  Zaren  und  gestern  eine  Konferenz  gehabt,  in  der  er  seiner 
Instruktion  gemäß  einige  Punkte  übergeben  hat.  Daraufhin  hat  ihm  Lorivon 
Ivanowitz2)  geantwortet,  der  Zar  hätte  Kf.  durch  ihn  aller  der  Freundschaft 
versichern  lassen,  die  er  mit  seinem  Vater  gepflogen,  derselbe  dürfte  sich  nicht 
weiter  bemühen,  deswegen  einen  eigenen  Abgesandten  zu  schicken.  Den  Krieg 
gegen  Schweden  werde  man,  wenn  es  nötig  wäre,  zu  seiner  Zeit  wohl  fortsetzen, 
Kf.  hätte  bereits  Nachricht,  was  auf  den  Grenzen  zwischen  dem  Zaren  und  den 
Schweden  vorgegangen  wäre.  Unterdessen  sollte  er  bis  auf  weitere  Ordre  sich 
hier  aufhalten  und  nächstens  Antwort  auf  seine  eingegebenen  Punkte  erhalten. 

Gabel  ist3)  wohlgemutet,  hat  ihm  verschiedene  Vorschläge  proponiert,  die 
er  zum  Effekt  bringen  will.    Wenn  es  gelingt,  wird  es  den  Alliierten  zu  großem 

')  S.  Martens  V,  S.  22. 

*)  Larion  Iwanowitsch  Iwanow,  seit  Matjewews  Sturz  Vorstand  der  Gesandt- 
schaftskanzlei; s.  Posselt,  Lefort  I,  S.  226,  230 f. 

*)  Gabel  hatte  schon  am  13./23.  Juni  1677  dem  Kf.  sehr  hoffnungsvoll  berichtet, 
es  sei  ihm  gelungen,  des  Zaren  Gnade  zu  gewinnen,  so  daß  er  wider  den  Willen 
der  Bojaren  dort  habe  bleiben  dürfen  und  Lorivon  sehr  höflich  gegen  ihn  geworden 
sei.  Man  sei  hier  besonders  um  des  Kf.  Wohlstand  bekümmert,  er  halte  daher  für 
dienlich,  daß  dessen  Gefahr  recht  groß  gemacht  werde,  sie  würden  aus  Besorgnis 
vor  Polen  nicht  zugeben,  daß  dessen  Macht  verringert  werde.  Der  Zar  habe  ihm 
anzeigen  lassen,  er  werde  seine  Resolution  wegen  des  Krieges  mit  Schweden  seinen 


312  II.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Aufnehmen  gereichen.  Er  glaubt  es  aber  nicht  eher,  bis  er  es  sehen  wird,  und 
ist  zurzeit  noch  schlecht  gemutet.  Dem  englischen  und  dänischen  Envoye  wird 
kein  Unterhalt  mehr  gereicht,  und  man  geht  mit  Abfertigung  derselben  an, 
was  wohl,  wenn  Gab  eis  Vorhaben  gelingt,  innerhalb  3  Wochen  vor  sieh  geben 
wird.  Der  englische  ist  auf  hiesigen  Estat  schlecht  zu  sprechen.  Mm  wird 
diese  Woche  einen  Abgesandten  nach  England  schicken,  auch  nach  Schwede! 
und  Dänemark  sollen,  wie  verlautet  solche  geschickt  werden.  Der  polnische 
Resident  Swiderski  hat  am  2./ 12.  seine  Abschiedsaudienz  gehabt  Er  soll 
nach  dessen  Abreise  sein  Haus  zur  Wohnung  bekommen,  bisher  hat  man  ihi 
elend  und  schlecht  ak kommod iert,  da  er  von  Kf.  nicht  mit  einem  gewisses 
Charakter  gesandt  ist 

Gott  gebe,  daß  die  Übergabe  Stettins  hier  bald  erschallen  möge,  wonach 
man  großes  Verlangen  bei  Hofe  hat.  Ebenso  erwartet  man  die  Gewißheit  der 
hier  falsch  ausgesprengten  Viktorie  der  Schweden  wider  Dänemark  in  Schonen, 
wonach  man  sich  hier  viel  richten  wird. 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
12./22.  September  1G77. 

[Sein  vorläufiges  weiteres  Verbleiben.     Versprechungen  wogen  des  Bruches  mit 
Schweden.    Entfernung  der  fremden  Gesandten.     Reise  Gabeis  nach  Pleskow.] 

22.  Sept.  Zu  der  ihm  angekündigten  Konferenz  ist  es  noch  nicht  gekommen,  er  hat 

sie  auch  mit  simulierter  Unpäßlichkeit  gern  repoussiert,  bis  der  Zar  am  ver- 
König wissen  lassen,  sobald  er  Antwort  auf  sein  letztes  Schreiben  ans  Schweden 
erhalten  habe,  er  hoffe  aber  es  dahin  zu  bringen,  daß  diese  Resolution  schon  früher 
erfolge.  Am  25.  Juli/4.  August  hatte  er  dann  berichtet,  der  Zar  habe  ihm  mitteilen 
lassen,  Dolgorucki  habe  Refehl,  mit  einer  konsiderablen  Armee  ao  die  lieflandische 
Grenze  bei  Pleskow  zu  ziehen,  es  geschehe  dieses  nur  aus  Rücksicht  auf  den  König 
von  Dänemark,  von  dem  er  gehört,  daß  er  eine  große  Niederlage  zur  See  erlitten 
und  die  Helagcrung  von  Malmoe  halte  aufgeben  müssen,  weitere  Nachrichten,  was 
der  Zar  mit  dieser  Armee  vornehmen  werde,  solle  er  erhalten,  wenn  dieselbe  an  der 
Grenze  wäre.  Der  Zar  habe  dieses  Werk  ganz  allein  mit  großer  Statthaftigkeit 
getrieben,  obwohl  ein  Teil  der  Bojaren  dagegen  sei,  derselbe  fange  jetzt  an,  sich  in 
Sachen,  die  ihn  interessieren,  nicht  darein  reden  zu  lassen.  Am  l./ll.  August 
berichtet  er,  durch  die  Nachrieht  von  dem  dänischen  Seesiege  (s.  l'rk.  u.  Akt.  XVIII, 
S.  ;>O0)  sei  die  Resolution  der  Moskowiter  nur  noch  befestigt  worden,  und  er  schlagt 
vor,  wie  ^Q^on  Schweden  so  auch  gegen  Polen  eine  Allianz  zwischeu  ihnen 
und  dem  Kaiser,  Dänemark  und  Kf.  zustande  zu  bringen.  Kf.  aber  antwortet  ihm 
darauf  (d.  Feldlager  vor  Stettin  G./1G.  September  1677):  „Was  aber  die  vorgeschlagene 
Allianz  wider  Polen  betrifft,  selbiges  ist  von  mehrer  Erheblichkeit,  und  finden  wir 
allerdings  gut  und  dienlich,  daß  Ihr  ohn  Eures  Königes  expressen  Refehlig  aldorten 
darinne  nichtes  verhandelt,  für  allen  Dingen  aber  uns  darin  nicht  mit  einmischet,  und 
seiud  die  considerationes,  so  wir  desfalls  haben,  der  Feder  nicht  wohl  zu  vertrauen." 


Neue  Sendung  llesse's.  313 

wichencn  Sonntag  eine  Wallfahrt  nach  dem  Kloster  Troiza  unternommen  bat, 
von  wo  er  in  vier  oder  gar  sechs  Wochen  nicht  zurückkehren  wird.  Dann 
wird  er  sehen,  wie  er  sich  länger  hier  aufhalten  möge,  denn  es  wird  wohl  bei 
der  ihm  erteilten  Resolution,  man  wolle  ihm  nicht  länger  als  bis  zu  des  Zaren 
Rückkunft  zu  negotiieren  erlauben,  bleiben.  Wegen  der  Ruptur  mit  Schweden 
macht  man  ihnen  große  Promessen,  bittet,  man  sollte  es  nicht  offenbar  machen, 
im  Oktober  sollte  es  erfolgen,  dann  wird  man  sehen,  was  daraus  werden  wird. 
Man  behauptet,  der  Zar  wolle  alle  fremden  Minister  entlassen,  damit  Schweden 
aus  deren  Anwesenheit  keine  Ombrage  nehme.  Jedenfalls  suchen  sie  sie  nur 
los  zu  werden,  dann  können  sie  nach  Beschaffenheit  des  türkischen  Krieges 
mit  Schweden  machen  was  sie  wollen.  Alle  anwesenden  Minister,  außer  ihm, 
haben  schon  ihre  Abschiedsaudienzen  gehabt,  doch  sind  sie,  außer  dem  polnischen, 
noch  alle  hier  anwesend.  Gabel  will1)  über  Pleskow  nach  Dänemark  reisen 
und  ihm  von  Pleskow  her  über  den  Zustand  der  Armee  berichten,  daraus  wird 
man  auch  ersehen,  ob  dieselbe  ihrem  Versprechen  nach  so  beschaffen  ist,  daß 
man  Schweden  angreifen  kann. 


II.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
24.  Oktober/3.  November  1677. 

[Zustände  am  Hofe.   Ungewißheit  des  Bruches  mit  Schweden.   Angeblich  beabsichtigter 
Einfall  der  Schweden  in  Preußen.     Neue  Kominission.     Gesandtschaften  an  den  Kaiser 

und  nach  Polen.] 

Wegen  Abwesenheit  des  Zaren  ist  hier  bei  Hofe  nichts  zu  tun  gewesen.  3.  Nov. 
Vor  zwei  Tagen  ist  derselbe  hierher  zurückgekehrt,  will  aber  morgen  wieder 
abreisen.  Die  Proceres  regni  scheinen  ihn  absichtlich  unterm  Schein  der 
Lustierung  von  hier  fernzuhalten,  damit  die  anwesenden  ministri  nicht  ihre 
Xegotiation  nach  Wunsch  zum  Effekt  bringen.  Der  jetzige  Reichskanzler2)  kann 
nichts  ohne  Wissen  der  Senatoren  ausrichten.  Er  kann  mit  demselben  nie 
zusammenkommen,  und  wenn  er  es  auch  könnte,  darf  er  doch  mit  ihm  nicht 
so  vertraulich  reden,  wie  mit  dem  vorigen  Artemon.  Es  geht  hier  sehr 
wunderlich  daher  und,  wenn  es  so  fortgehen  sollte,  möchte  es  wohl  eine  große 
Veränderung  geben.  Die  Ruptur  mit  Schweden  scheint  aller  guten  Versicherungen 
ungeachtet  nicht  zum  Effekt  zu  kommen.  Die  Liste  der  Völker,  die  man  ihnen 
voriges  Jahr  zur  Beglaubigung  solcher  Ruptur  gegeben,  ist  ganz  falsch  gewesen, 
statt  der  angegebenen  400OO  sind  dieselben  nur  30000  Mann  stark  gewesen, 
jetzt  redet  man  viel  von  Verstärkung  derselben,  der  vor  14  Tagen  nach  Pleskow 
abgereiste  Gabel  wird  wohl  den  rechten  Zustand  und  wie  weit  sie  den  hiesigen 


l)  S.  Posselt,  LefortI,  S.  254f. 
-)  Iwanow. 


314  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Leuten  zu  trauen  haben,  entdecken.  Die  Schweden  drohen  nebst  ihren  oft 
groben  ausgesprengten  Lügen,  künftigen  Winter  mit  6000  überkommenen  Polen 
durch  Preußen  nach  Pommern  zu  gehen,  sollen  dazu  schon  18000  Mann  in 
Lief  land  bereit  halten.  Vor  3  Wochen  hat  Schweden  ein  Schreiben  an  den 
Zaren  geschickt  und  eine  Kommission  begehrt,  zu  welcher  hier  schon  Iwan 
Affonoswitz  Pronckhoff  und  Danil  Levontewitz  Pobenskii  ernannt 
sind.  Wenn  es  bei  diesen  beiden  Leuten  und  dem  jungen  Dolgarucki,  dem 
Woiwoden  zu  Pleskow  und  Feldherrn  der  dortigen  Truppen,  steht,  wird  es 
wohl  zur  Ruptur  mit  Schweden  kommen.  Die  Niederlage  der  Türken1)  hat 
nicht  wenige  Veränderung  gegeben.  Wenn  nur  die  dänische  Armee  sich 
viktorioser  halten  wollte,  von  deren  Niederlage  hier  viel  geredet  wird.  Zum 
Kaiser  wird  Knias  Wolinski  als  Großgesandter  gehen.  Nach  Polen  auf  die 
Kommission  sind  verordnet3)  der  alte  Knias  Mikita  Joannowitz  Adoffski, 
dessen  Sohn  Jakob  und  Knias  Jürgen  Joannowitz  Romodanofski. 


II.  I).  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
19./29.  Dezember  1677. 

[Seine  bevorstehende  Verabschiedung.] 

20.  Dez.  Mit  der  Ruptur  mit  Schweden  steht  es  noch  immer  ungewiß.     Er  wird 

nach  den  Feiertagen  seinen  Abschied  zu  erwarten  haben,  mar.  drängt  ihn  schon 
deswegen,  und  es  wird  auch  nicht  mehr  groß  daran  gelegen  sein,  denn  sie 
nehmen  nichts  von  den  anwesenden  Ministem  an,  sondern  wollen,  wenn  es 
ihnen  gelegen  ist,  tun,  wie  es  ihnen  gefällt,  denn  sie  allen  Potentaten  zu  groß 
zu  sein  vermeinen. 


II.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
l./[H.]  Januar  1678. 

[Verschiebung  seiner  Abschiedsaudienz.  Anscheinender  ungünstiger  Gesundheitszustand 

des  Zaren.] 

11.  Jan.  Sonnabend  wurde  ihm  ernstlich  angedeutet,  er  sollte  den  folgenden  Montag 

oder  Dienstag  seine  Abschiedsaudienz  nehmen.     Er  hat  sich   bereit  erklärt   zu 
gehorchen,  aber  gebeten,  ihn  im  Interesse  des  Kf.  und  seiner  Alliierten  noch 

!)   Hei  Tschigirin,    Ende   August   IGT":    s.    Riuhuber  8.  170 ff.,    Herrmann, 
Geschichte  des  russischen  Staates,  III,  S.  701. 
s)  S.  Rinhuher,  S.  Kiilf. 


Berichte  II esse's.  315 

länger,  etwa  bis  zur  Übergabe  von  Stettin,  zu  dulden.  Darauf  ist  ihm  am 
Montag  die  Audienz  abgesagt  worden.  Auch  keiner  von  den  anderen  Gesandten 
bat  Audienz  bekommen,  es  muß  also  was  besonderes  bei  Hofe  zu  tun  sein, 
Gotte  gebe,  was  Gutes,  denn  sein  Schwiegervater,  des  Zaren  Medicus  Primarius,1) 
erweist  sich  sehr  traurig,  will  ihm  aber  nichts  vertrauen,  ob  es  etwa  mit  des 
Zaren  Leibesdisposition  unrichtig  ist.  Alles  Sinnen  und  Tun  geht  jetzt1)  nur 
auf  den  Türkenkrieg,  von  der  Kommission  mit  Schweden  und  von  der  Ruptur 
kann  man  nichts  Gewisses  erfahren,   es  scheint  aber  nichts  daraus  zu  werden. 


II.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
9./ 19.  Januar  1G78. 

[Krankheit  des  Zaren.     Das  Fest  der  Wasserweihe.] 

Seine  Audienz  ist  noch  verschoben  worden,  wie  er  glaubt,  wegen  der  19.  Jan. 
zunehmenden  Unpäßlichkeit  des  Zaren.  Nach  der  Meinung  seines  Schwieger- 
vaters wird  derselbe  schwerlich  den  künftigen  Sommer  erleben,  doch  wird  diese 
Krankheit  ganz  gebeira  gehalten.  Verwichenen  Sonntag  hat  ihn  der  Zar  zu  der 
Wasserweihung,  sonst  Jordan  genannt,  einladen  lassen,  wo  er  viele  herrliche 
Sachen  gesehen  hat.  Der  Zar  war  um  sein  ganzes  Gesicht  schwarz  und  gelb, 
wischte  sich  Öfters  den  Kopf  ab  und  mußte  den  Kopf  oft  an  die  Pfeiler  legen, 
um  Ruhe  zu  empfinden.  Zu  dieser  Solennität  war  kein  anderer  Minister  außer 
ihm  eingeladen.  Als  der  Zar  wieder  nach  Hause  gehen  wollte,  schickte  er 
einen  Kanzleibeamten  zu  ihm  und  ließ  sich  nach  seiner  Gesundheit  erkundigen. 


Der  Kurfürst  an  Hesse.     D.  Cöln  3.  13.  Januar  1678. 
(Conc.  v.  Knesebeck.) 

[Dem  Zaren  zu  machende  Mitteilungen  über  den  beabsichtigten  Einfall  der  Schweden, 
über  feindliche  Absichten  derselben  gegen  Moskau  und  zu  treffende  Gegeninaßregelu.] 

Es  verlautet  noch  immer,    daß  die  in  Liefland    stehenden    schwedischen  13.  Jan. 
Truppen  beordert  seien,  in  Preußen  einzubrechen.     Er  macht  dagegen  zwar  alle 
mögliche  Anstalt,   da  aber  gewiß  ist,   daß,   wenn  solches  geschehen  sollte,  der 
polnische  Hof  mit  darunter  steckt,    und  verlauten  will,  daß  bereits   zwischen 
diesen  beiden  verabredet  sein  solle,  gesamter  Hand  Moskau  anzugreifen,  wenn 

>)  Dr.  Rosenberg,  s.  oben  S.  303. 
2)  S.  Posselt,  Lefort  I,  S.  258. 


316  IL  Brandenburg  und  Kußland  1673 — lt>79. 

Schweden  wieder  etwas  Luft  bekommen  sollte,  so  hofft  er,  der  Zar  werde  sein 
wahres  Interesse  begreifen  und  dieses  glimmende  Feuer  in  der  Asche  dämpfen, 
was  am  besten  durch  eine  kräftige  Diversion  in  Lief land,  sobald  die  schwedischen 
Truppen  von  dort  abmarschiert  sein  sollten,  geschehen  könnte.  Er  soll  dieses 
alles  behörigen  Ortes,  doch  mit  Rekommendation  des  secreti  vorstellen.  Sehr 
gut  würde  sein,  wenn  der  Zar  den  Gouverneur  in  Liefland  ausdrücklich  wissen 
ließe,  daß,  wenn  derselbe  \nit  seinen  Truppen  wider  Kf.  und  dessen  Herzogtum 
Preußen  etwas  tentieren  wollte,  er  diesem  als  seinem  Freunde  und  Bundes- 
genossen dann  kräftige  Assistenz  leisten  müßte,  das  würde  den  Schweden  das 
Konzept  gewaltig  verrücken. 


Zar  Feodor  Alexeivitz  an  den  Kurfürsten. 

D.  Moskau  von  Erschaffung  der  Welt  im  7186.  Jahre, 

am  1G./[2G.]  Januar  [1678].1) 

[Abfertigung  Hesse's.] 

2fi.  Jan.  Er   hat  Hesse    seine   klaren   Augen    sehen,    von    ihm    des  Kf.  Schreiben 

annehmen  lassen,  selbiges  auch  gütlich  angehört.  Kr  hat  darauf  seine  Räte  des 
Kf.  Geschäfte  von  demselben  anhören  lassen  und  diese  Geschäfte  sind  ihm  wohl 
bewußt.  Es  ist  ihm  sehr  angenehm  gewesen,  was  Hesse  von  der  Geneigtheit 
des  Kf.  zur  Bestätigung  vorgepflogener  nachbarlicher  Freundschaft  erwähnt  hat 
und  auch  er  ist  dazu  bereit,  wie  er  schon  in  seinem  durch  Georgi')  abgeschickten 
Schreiben  vom  2(>.  Heumond  184  versichert  hat.  Wenn  ferner  in  eilfertigen 
Geschäften  dem  Kf.  etwas  an  ihn  zu  schreiben  vorfallen  sollte,  möge  er  seine 
Hricfe  mit  der  Post  bestellen  lassen.     Kr  hat  Hesse  in  Gnaden  entlassen. 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.      I).   Moskau 
16./1MJ.  Januar   1(578. 

[Seine  Ahschicdsaudicnz.     Der  englische  Gesandte.] 

26.  Jan.  Heute  morgen  hat  er  seine  Abschiedsaudienz  in  großer  Solennität  (wie  er 

wohl  nicht  vermutet)   empfangen.     Er  hätte  vielleicht  durch  sein  stilles  Leben 
sich  hier  noch  länger  aufhalten   können,    aber  der   englische  Gesandte5),  von 

l)  S.  Martens  V,  S.  23. 
*)  S.  oben  S.  ,'307. 

3)  John  Hebdon  (s.  Posselt,  Lefort  I,  .^.  24*2 f.).     Derselbe  ist  im  März  U>7S 
abgereist,  s.  Rinn  üb  er,  S.  184. 


Hesse's  Verabschiedung.  317 

dem  er  viel  referieren  wird,  scheint  gemacht  zu  haben,  daß  man  ihm  seine  Ab- 
fertigung so  schleunig  erteilt  hat.  Derselbe  hat  gestern  einen  Strelitzen  erschossen 
oder  erschießen  lassen  und  zwei  seiner  Diener  haben  zwei  andere  erschossen. 
Er  selbst  wird  in  strengem  Gewahrsam  gehalten,  auch  seine  sechs  Diener  sind 
verhaftet  worden,  und  man  droht,  um  den  Tüter  zu  erfahren,  mit  der  Pein. 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     I).  Moskau 
23.  Januar/2.  Februar  1678. 

[Seine  bevorstehende  Abreise.     Anzeige  der  Eroberung  von  Stettin.     Entfernung  der 
ausländischen  Gesandten  und  Kaufleute.] 

Kr  gedenkt  morgen  über  acht  Tage  seine  Rückreise  anzutreten.  Die  Über-  2.  Febr. 
gäbe  von  Stettin  hat  er  bei  Hofe  kundgemacht,  der  Zar  hat  ihm  sagen  lassen, 
daß  er  darüber  große  Freude  empfunden,  und  dem  Kf.  weitere  Siege  über  seine 
Feinde  gewünscht.  Was  man  am  hiesigen  Hof  wegen  der  Ruptur  mit  Schweden 
vorhat,  wird  die  Zeit  eher  als  ihre  bisherigen  Versprechungen  lehren.  Der 
schwedische  Kaufmann  Koch1),  der  aber  ein  heimlicher  Minister  sein  soll,  hat 
Befehl  erhalten,  innerhalb  vier  Tagen  sich  von  hinnen  zu  machen.  Der  vor 
zwei  Jahren  von  dem  holländischen  Gesandten  K  lenke  zurückgelassene  Korre- 
spondent von  Kellern,  der  vor  vier  Wochen  den  Charakter  als  Resident  vom 
Staat  von  Holland  erhalten,  hat  gestern  sein  Kreditiv  dem  Zaren  übergeben, 
man  hat  ihm  aber  heute  sofort  eine  Antwort  erteilt  und  ihn  damit  von  hinnen 
zu  gehen  abgefertigt.  Die  anderen  holländischen  und  deutschen  Kaufleute 
dürften  vielleicht  bis  zum  Juni,  wo  sie  nach  Archangel  ihre  ordinäre  Abfahrt 
halten,  geduldet  werden.  Dann,2)  nach  aller  Ministrorum  und  Kauf  leute  Abzug 
aus  Moskau,  wird  auch  die  Post  hier  schwerlich  gehalten  werden. 

Und  ist  dann  Rußland  wieder  das  alte  Rußland,  denn  dahin  gehet 
alles  Absehen  dieser  neuen  Ratgeber.  — 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     I).  Moskau 
30.  Januar/ 9.  Februar  1678. 

[Erklärung   des    Reichskanzlers    wegen    des  Verhältnisses   zu    Schweden.    Genesung 

des  Zaren.] 

Ein    Schreiben    des    Sekretärs    Gabeis    an    den    hiesigen    holländischen  9.  Febr. 
Residenten  aus  Pleskow  meldet  vom  Aufbruch  der  schwedischen  Armee  nach 


')  S.  Posselt,  Lefort  I,  S.  251f. 

*)  Vgl.  Rinhuber,  S.  183f.;  Posselt  I,  S.  242f. 


318  H-  Brandenburg  und  Rußland  1G73-1C79. 

Preußen,  andere  Berichte  widersprechen  dem.  Der  holländische  Resident1) 
bleibt  noch  wegen  seiner  Abfertigung  unangefochten,  sein  früherer  Bericht,  daß 
derselbe  schon  seine  Abschiedsaudienz  erhalten,  beruhte  auf  einem  Mißverständnis, 
Koch2)  aber  wird  noch  täglich  wegen  seines  Abzuges  von  hier  geängstigt,  er 
hat  sich  daher  eilig  verheiratet  und  muß  viele  Schulden  im  Stich  lassen.  Vis 
zwischen  dem  Zaren  und  Schweden  vorgehen  wird,  muß  die  Zeit  eröffnen.  Der 
Reichskanzler  Larivon  Iwannowitz  hat  ihm  gestern,  als  er  von  ihm  Abschied 
nahm  und  nochmals  danach  fragte,  gesagt,  ihm  wäre  ja  des  Zaren  Vornehmen 
zur  Genüge  bekannt,  nämlich,  daß,  ungeachtet  sie  einen  ewigen  Frieden  mit 
Schweden  hätten,  dennoch,  weil  sie  den  Zaren  in  vielem  beleidigt  hätten, 
solcher  entweder  nicht  könnte  erhalten  werden,  oder  Schweden  genügende 
Satisfaktion  dafür  leisten  müßte.  Sie  hielten  auch  deswegen  dort  eine  starke 
Armee,  um  zu  ihrer  Zeit  solches  zu  suchen.  Des  heftigen  Tauwetters  wegen 
hat  er  seine  Reise  noch  aufschieben  müssen.  Wegen  der  großen  Milde  des 
Zaren  treiben  viele  großen  Mutwillen  zum  unausbleiblichen  Ruin  des  ganzen 
Reiches.  Mit  dessen  Gesundheit  ist  es  wieder3)  in  gutem  Stande,  vielleicht 
wird  er  sich  nach  Ostern  vermählen. 


H.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     I).  Moskau 
13./23.  Februar  1678. 

[Empfang  dos  Schreibons  des  Kf.     Seine  bevorstehende  Abreise.] 

23.  Febr.  Er  hat  das  Reskript  des  Kf.  vom  3./ 13.  Januar,  als  er  gerade  abreisen  wollte., 

erhalten,  ist  deswegen  noch  hier  geblieben  und  hat  ein  Memorial  deswegen  an 
den  Zaren  übergeben.  Doch  will  er  zu  verstehen  geben,  daß  er  wider  ihren 
Willen  sich  hier  nicht  länger  aufhalten  wolle,  und  anhalten,  daß  man  des  Zaren 
Antwort  entweder  mit  der  Post  oder  durch  den  holländischen  Residenten  schicke.4) 

')  Keller. 

2)  S.  oben  S.  317. 

3)  Vgl.  Rin  hu  bor,  S.  IGSf.:  die  Vermählung  des  Zaren  fand  erst  im  Juli 
1GSO  statt. 

*)  Der  Herzog  von  Croy  berichtet  dem  Kf.  (d.  Kömgsberg  12./22.  April  1678), 
Hesse  sei  vor  acht  Tagen  aus  Moskau  angekommen,  werde  sich,  dem  Befehl  des  Kf. 
gemäß,  in  der  nächsten  Woche  auf  den  Weg  nach  Berlin  machen.  IL  ist  nachher 
nach  Königsberg  zurückgekehrt,  sendet  von  dort  zu  wiederholten  Malen  ihm  aus 
Moskau  zugegangene  Relationeu  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin. 


Hessens  Abreise.    Seine  neue  Sendung.  319 

Der  Kurfürst  an  den  Zaren  Feodor  Alexewicz.     D.  Feldlager 
vor  Greifswalde  3./[13.]  November  1678.1)    (Cone.  F.  v.  Jena.) 

[Anzeige  seiner  Erfolge  gegen  die  Schweden,  des  Marsches  derselben  nach  Preußen, 

Aufforderung,  diese  Gelegenheit  zu  einem  Angriff  gegen  die  benachbarten  schwedischen 

Provinzen  zu  benutzen,  Hesse  längeren  Aufenthalt  in  Moskau  zu  gestatten.] 

Er  will  dem  Zaren  auch  bei  gegenwartigen  Konjunkturen  seine  Freundschaft  13.  Nov. 
bezeugen  und  notifiziert  ihm  durch  seinen  Geheimen  Secretarium  H.  D.  Hesse 
seine  weiteren  Erfolge  gegen  Schweden,  die  Vertreibung  derselben  aus  Rügen, 
die  Einnahme  von  Stralsund   und  die  Eroberung  von  ganz  Pommern  bis  auf 
Greifs wald,  welche  Stadt  anzugreifen  er  jetzt  im  Begriff  ist. 

Wir  glauben,  daß  Ew.  Czar.  May.  und  Ld.  durch  diese  unsere  sonder- 
bare glückliche  Progresse  wieder  den  König  und  die  Krön  Schweden  die 
herrlichste  Gelegenheit  überkommen,  sich  derselben  zu  Dero  Reiche  und 
Landen  Besten  zu  gebrauchen,  zumal  da  denen  laufenden  Zeitungen  nach 
die  bis  anhero  in  Liefland  gestandene  schwedische  Trouppen  daraus  sich 
albereit  begeben,  dasselbige  von  aller  Defension  und  Mannschaft  entblößet 
und  Ew.  Czar.  May.  und  Ld.  durch  sonderbare  Schickung  Gottes  eine 
ungemeine  Oeffnung  gemacht,  wann  es  deroselbigen  nur  belieben  wird, 
sich  dieser  so  leicht  sich  nicht  wieder  ereignenden  Conjunctur  zu  bedienen 
und  diese  und  andere  angrenzende  Lande  unter  dero  Gehorsam  durch 
eine  geschwinde  und  ungesäumete  impressa  zu  bringen.  Es  würde  dieser 
Ew.  Czar.  May.  und  Ld.    unvermuthete    Einbruch    au    allen    Orten    der 

l)  Kf.  hatte  (d.  Wrangeisburg  27.  Oktober/6.  November  1678)  den  Geheimen 
Räten  in  Berlin  angezeigt,  daß  er,  da  das  Gerücht  von  dem  Anmarsch  der  Schweden 
aus  Liefland  nach  Preußen  immer  mehr  zunehme,  Hesse  wieder  an  den  Zaren,  doch  nur 
mit  dem  Charakter  seines  Geheimen  Sekretärs,  unter  dem  Vorwande,  ein  Notifikations- 
schreiben der  Einnahme  von  Rügen  und  Stralsund  zu  überbringen,  zu  schicken  beab- 
sichtige. Sie  sollen  ein  solches  Schreiben,  in  dem  zugleich  der  Anmarsch  der  Schweden 
gegen  Preußen  angezeigt  und  der  Zar  zum  Angriff  auf  Lief  land  animiert  werden  solle, 
entwerfen  und  ihm  zuschicken.  Der  preußischen  Regierung  schickt  Kf.  (d.  Wrangels- 
burg  4./14.  November  1678)  das  Schreiben  zu  und  befiehlt  ihr,  Hesse  zur  sofortigen 
Abreise  anzuhalten.  Das  Schreiben  könne  ihm  als  Instruktion  dienen,  er  solle  auch 
anzeigen,  daß  Kf.  schon  einen  Teil  seiner  Truppen  nach  Preußen  geschickt  habe  und 
selbst  dorthin  folgen  werde.  Bis  H.  an  der  moskowitischen  Grenze  angelangt  sei, 
sollten  sie  dessen  Sendung  geheim  halten,  sobald  er  aber  in  Sicherheit  sei,  sollten 
sie  dieselbe  bekannt  machen  und  zugleich  verbreiten,  daß  die  Moskowiter  auf  seine 
Vorstellung  sich  bereit  erklärt  hätten,  in  Liefland  einzufallen.  H.  wird  am  27.  November 
von  der  preußischen  Regierung  abgefertigt.  Ober  diese  Sendung  desselben  s.  Pufen- 
dorf  1.  XVII,  §  9  (S.  1288);  Martens,  S.  23. 


320  II.  Brandenburg  und  Rußland  1073—1(571). 

Schweden  Vorhaben  und  Desseinen  verstellen,  sie  werden  nicht  wi««. 
wohin  sie  sich  zu  wenden,  und  wenn  sie  gleich  mit  etwas  auf  die  Rettuf 
Lieflandes  gedächten,   würden  sie  doch  solches  nicht   zu  Werke  rieht» 
können,  sondern  Ew.  Czar.  May.  und  Ld.  nach  dero    Belieben  verfahret 
jassen  müssen,  indem  wir  Ew.  Czar.  May.  und  Ld.  versichern,  daß,  w« 
die  aus  Liefland  kommende  Trouppen  in  unser  Preußen  sich  ru  begeh« 
unternehmen  würden,  wir  ihnen  in  kraft  des  Allerhöchsten  Beistand« 
mit  so  einer  Macht  entgegen  zu  gehen  entschloßen,   daß   verhoflentlkh 
Ew.  Czar.  Maj.  und  Ld.    von    denen,    so    davon    etwa    zurück  kommen 
möchten,  sich  keines  Schadens  oder  Verrückung  dero  Desseins  zu  befahwa, 
vielmehr  alle  selbst  verlangende  Vortheil  daher  zu  gewarten.     Ew.  Car. 
Maj.  und  Ld.  werden  auch  hieraus  unsere  deroselben  zutragende  beständige 
Freundschaft    erkennen,    die   Gelegenheit,    welche    nicht    wiederkommen 
möchte,    in    Acht    nehmen    und    bei    der   jetzigen  Conjunctur  sich  und 
andere  Benachbarte  in  gewissere  Sicherheit  wieder  den  gemeinen  Feind 
setzen  und  auf  unsere  gethane  Versicherung  sich   verlassen.     Weil  auch 
die  gegenwärtige  Zeiten   eine  vertrauliche  und   öftere  Correspondenz  er- 
fordern, so  werden  Ew.  Czar.  May.  und  Ld.  anfanges  genanntem  unserm 
abgeschickten  Geheimen  Secretario  Hessen  vergönnen,  daß  er  sich  eine 
Zeit    lang    an   Dero  Czarischen   Hofe    aufhalten    und    was    er    von   uns 
befehliget  wird,  Ew.  Czar.  May.  und  Ld.  gebührend  hinterbringen,   auch 
dero  Erklärung  und  Antwort  darauf  bekommen  möge.  — 


11.  1).  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
l./ll.  Januar   1«79. 

[Seine  Ankunft  und  Audienz.  Schwedische  Lügenberichte.  Rüstungen  zum  Türkenkrieg.] 

11.  Jan.  Er  ist  am  27.  Dezember  hier  angekommen   und  am  2!).  zur  Audienz  auf- 

geholt worden.  Vorher  wurde  er  in  die  Posolski  l'rikas  (der  Gesandten  Kanzlei) 
geführt  und  nach  verschiedenen  Sachen  befragt,  darunter  auch,  ob  er  außer 
dem  Schreiben  noch  etwas  anzubringen  hätte,  worauf  er  mit  ja  geantwortet 
und  gebeten  hat,  man  wolle  solches  in  einer  Konferenz  von  ihm  durch  ein 
Memorial  erwarten.  Bei  der  Audienz  fragte  nach  Beendigung  seiner  Rede  der 
Zar  nach  des  Kf.  Gesundheit,  ließ  ihm  dann  sagen,  er  werde  ihm  nach  gestalten 
Sachen  mit  ehestem  eine  gewierige  Antwort  erteilen,  worauf  er,  nachdem  der 
Zar  ihn  mit  seiner  Tafel  begnadigt  und  zum  Handkuß  zugelassen  hatte,  seinen 
Abtritt  genommen  hat. 


Berichte  Hesse's.  321 

Der  schwedische  Lügengeist  hat  aas  Riga  fast  allen  Leuten  hier 
eingebildet,  daß  seine  Kinder  bereits  das  ganze  Herzogtum  Preußen  in 
Contribution  gesetzt  hätten,  indem  sie  Ragnit,  Tilsit  und  Labiau  nebst 
vielen  anderen  Plätzen  ohne  einigen  Widerstand  (weil  kein  Volk  darinnen 
und  die  Untertanen  ihnen  treuer  als  Ew.  Chf.  D.  wären)  unter  ihre 
Waffen  gebracht  hätten.  Auch  wie  der  H.  Generalmajor  de  la  Cave 
die  Festung  Pillau  an  den  Bethune  und  Lilienhog  für  60000  Du caten 
verkauft  und  übergeben  hätte,  und  was  der  schändlichen  Lügen  mehr  sind. 
Worauf  ich  aber  gestern  ein  Memorial  an  S.  Czar.  Maj.  übergeben  und 
in  allem  das  contrarium  erwiesen  habe.  Auch  habe  ich  hin  und  her 
die  mir  vom  3./13.  December  zugesandte  gute  Relationen  aus  Königs- 
berg bekannt  gemacht,  wodurch  der  böse  Lügengeist  nun  mit  Schimpf 
und  Schande  weichen  muß.  , 

Man  rüstet  hier  800000  Mann,  nm  sie  künftigen  Frühling  gegen  die  Türken 
zn  führen.  Auch  die  nowgorodsche  Armee,  die  sonst  immer  an  der  lief  ländischen 
Grenze  gelegen,  soll  dahin  gehen,  er  hofft  aber,  daß  der  Zar  auf  des  Kf.  Ansuchen 
sie  dort  lassen  wird. 


IL  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 
8./ 18.  Januar  1679. 

[Seine  Scheinberichte.     Unzufriedenheit  mit  dem  Friedensschlüsse  Hollands.     Das  Fest 
der  Wasserweihe.     Gesandtschaft  an  die  Pforte.    Sein  Verhalten.] 

Er  hat  vorige  Woche  mit  der  Post  über  Reval  ein  Schreiben  gesandt,  18.  Jan. 
worin  er  angegeben,  äei  Zar  werde  mit  ehestem  die  Pleskausche  Armee  nach 
Liefland  führen  und,  sobald  Kf.  die  Schweden  aus  Preußen  getrieben,  dieses 
Land  infestieren  lassen.  In  Wahrheit  ist  es  nicht  so,  er  hat  es  nur  getan,  damit 
die  Schweden,  wenn  sie,  wie  zu  erwarten,  das  Schreiben  auffangen  sollten,  Ombrage 
daraus  nehmen;  künftige  Woche  wird  er  zu  demselben  Zwecke  ein  anderes, 
noch  kräftigeres  Schreiben  über  Riga  abgehen  lassen.  Der  Feldherr  Patz  führt 
mit  dem  Zaren  große  Korrespondenz,  und  man  hält  ihn  sehr  hoch.  Mit  dem 
Frieden,  den  Holland  mit  Frankreich  geschlossen,  ist  man  hier  wenig  zufrieden, 
und  der  holländische  Resident  wird  wohl  bald  seinen  Abschied  erhalten.  Der 
Zar  hat  ihm  die  Ehre  erwiesen,  ihn  durch  seinen  Pristaf  bei  der  Wasserweihe 
auf  der  Moskwa  am  h.  Dreikönigstage  holen  zu  lassen,  wandte  sich  nach  voll- 
zogener Zeremonie  nach  dem  Fenster  des  Hauses,  in  dem  er  stand,  und  ließ 
sich  nachher  nach  seiner  Gesundheit  erkundigen.  Vor  wenig  Tagen  ist  ein 
Gesandter  mit  einem  Schreiben  des  Zaren  an  die  Ottomanische  Pforte  abgegangen, 
worin  er  fordert,    daß  diese  sich    aller  Tätlichkeiten  gegen    die  ihm  gehörige 

Mator.  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  21 


322  II-  Brandenburg  und  Rußland  1073—1679. 

Ukraine  enthalte,  und  sonst  droht,  sie  im  nächsten  Frühling  mit  800000  Mann 
zu  bekriegen.  Der  Hann  soll  schon  mit  40000  Tartern  ins  Feld  gegangen  sein 
und  sich  mit  Chmelnitzki  vereinigt  haben. 

Er  stellt  sich  gegen  jedermann  so,  als  wenn  er  sehr  weg  begehrte,  damit 
man  glaube,  es  sei  des  Kf.  Willen,  sollte  er  aber  wider  Verhoffen  hier  bleiben, 
worum  er  anhält,  so  wird  es  desto  besser  sein  und  die  Schweden  sich  aber 
die  Zuneigung  des  Zaren  zu  Kf.  bekümmern. 


II.  D.  Hesse  an  den  Kurfürsten.     D.  Moskau 

1.  Februar/22.  Januar  1679. 

« 

[Seine  voraussichtlich  baldige  Abfertigung.     Vorgänge  bei  der  Konfereni.     Ungünstig« 
Nachrichten  über  den  Verlauf  des  Türkenkrieges.] 

1.  Febr.  Der  Brief  an  Kf.1)  ist  schon  unter  Händen,  und  er  wird  wohl  noch  diese 

Woche  seinen  Abschied  bekommen.  Es  war  ihm  schon  angekündigt,  daß  er 
Montag  Audienz  haben  werde,  es  ist  aber  bisher  noch  nichts  daraus  geworden. 
Der  Zar  wird  einen  Gesandten  an  Kf.  schicken,  was  den  Schweden  nicht 
geringe  Ombrage  geben  wird.  Bei  der  Konferenz,  die  er  am  11./21.  Januar 
hatte,  ging  nichts  anderes  vor,  als  daß  er  gefragt  wurde,  ob  er  außer  dem 
Schreiben  des  Kf.  und  seinem  Memorial  noch  etwas  beizubringen  hätte,  worauf 
er  mit  nein  geantwortet  und  um  baldige  Antwort  gebeten  hat.  Montag  hat  er 
noch  ein  Memorial  eingegeben.  Es  scheint,  daß  ihnen  das  Maul  nach  Liefland 
bei  jetzt  gestalten  Konjunkturen  wider  Schweden  sehr  wässert,  sie  fürchten  sich 
aber  anzubeißen,  denn  der  Türkenkrieg2)  macht  ihnen  große  Sorgen.  Es  kommen 
täglich  böse  Zeitungen  vom  Abfall  der  Kosaken  und  Dirkasen,  und  daß 
Chmelnitzki  und  llannenko  bereits  diesseits  des  Dniepr  stünden  und  so 
den  Hiesigen  der  Paß  abgeschnitten  sei,  um  Kiow  zu  sekundieren. 

')  Derselbe  ist  datiert  Moskau  im  Jahr  nach  Erschaffung  der  Welt  7187  [1679] 
den  25.  Tag  Januarii.  In  ihm  bestätigt  der  Zar  den  Empfang  des  ihm  durch  Hesse 
zugesandten  Schreibens  des  Kf.,  versichert  seine  Geneigtheit,  mit  demselben  beständige 
Freundschaft  zu  unterhalten,  und  kündigt  die  Entsendung  einer  Gesandtschaft  und  die 
Verabschiedung  11  esse's  an.  II.  muß  gleich  darauf  abgereist  sein,  er  hat  so  nicht 
mehr  ein  Schreiben  des  Kf.  vom  4./ 14.  Februar  erhalten,  in  welchem  ihm  befohlen 
war,  ein  einliegendes  Schreiben  desselben  au  den  Zaren  (d.  Kuckernese  29.  Januar 
1679),  in  dem  er  diesem  von  seinen  Erfolgen  in  Preußen  über  die  Schweden  berichtet 
und  ihn  nochmals  auffordert,  diese  Gelegenheit  zu  benutzen,  zu  bestellen.  Doch 
waren  Vorkehrungen  getroffen,  dasselbe  auch  in  diesem  Falle  in  die  Hände  des 
Zaren  gelangen  zu  lassen. 

2)  S.  Posselt,  Lefort  I,  S.  275 f. 


Hesse's  Rückkehr.     Moskowitisehe  Gesandtschaft.  323 

Die  Preußische  Regierung  an  den  Kurfürsten.    D.  Königsberg 

15./25.  Juli  1679. 

[Ankunft  einer  moskowitischen  Gesandtschaft] 

Der1)  moskowitisehe  Gesandte  nnd  der  ihm  zugeordnete  Kanzler  sind  am  25.  Jul 
20.  abends  mit  einer  Saite  von  mehr  als  50  Personen  und  einer  ziemlichen 
Anzahl  von  ihrer  Art  Karren  hier  angekommen  und  in  der  Altstadt  an  dem- 
selben Ort,  wo  die  vorigen  Gesandten,  einquartiert  worden.  Es  ist  ihnen  alle 
Ehre  erwiesen  und  sie  sind  bisher  defrayiert  worden.  Obgleich  sie  sich  anfangs 
einigermaßen  hart  bezeigt  und  begehrt  haben,  zwei  Herrentische  angerichtet  zu 
haben,  welche  ihnen  auch  endlich  nebst  dem  Gesindetisch  haben  gegeben 
werden  müssen,  haben  sie  sich  doch  endlich  durch  geschehenes  Zusprechen 
rektifizieren  und  befriedigen  lassen.  Sie  haben  ein  Schreiben  des  Zaren  und 
einige  Präsente  für  Kf.  mit  sich.  Da  dieselben  zuerst  nach  Dänemark  gehen 
wollen,  so  haben  sie,  um  die  Kosten  zu  menagieren  und  ihnen  die  Gelegenheit, 
sich  hier  länger  aufzuhalten,  zu  benehmen,  ein  Schiff  für  sie  um  500  Fl.  be- 
dungen, womit  sie  heut  oder  morgen  nach  Kopenhagen  und  von  dort  an  des 
Kf.  Hof  zu  gehen  gedenken.  Der  Gesandte  hat  für  sich  zwei  Kamele  und  zwei 
Büffelochsen  als  Geschenk  für  Kf.  mitgebracht,  welche  er  hier  lassen  will;  sie 
fragen  an,  wie  es  damit  gehalten  werden  soll.3) 


Der  Kurfürst  an  die  Geheimen  Räte.     D.  Potsdam 
23.  August/[2.  September]   1679. 

[Empfang  der  moskowitischen  Gesandtschaft] 

Die  moskowitisehe  Gesandtschaft,  welche  in  Dänemark  gewesen,  soll  bereits  2.  Sept 
in  Hamburg  angelangt  und  auf  dem  Wege  hierher  begriffen  sein.     Es  ist  ihnen 

*)  Die  preußische  Regierung  hatte  schon  8./ 18.  Juli  1679  dem  Kf.  gemeldet, 
daß  ein  moskowitischer  Gesandter  Almasow,  derselbe,  welcher  früher  (s.  oben  S.  288) 
bei  ihm  im  Lager  vor  Erfurt  gewesen,  mit  einer  Suite  von  50  Personen  in  Rutzau 
angekommen  sei  und  in  den  nächsten  Tagen  in  Königsberg  erwartet  werde,  sie  werde 
demselben  die  üblichen  Ehren  erweisen,  ihn  defrayieren  uud  fortschaffen.  Kf.  hatte 
daraufhin  sofort  (d.  Potsdam  14./ 24.  Juli  1679)  den  Amtskammern  zu  Stargard, 
Cüstrin  und  Berlin  und  den  dortigen  Geheimen  Räten  befohlen,  den  Gesandten  wohl 
aufzunehmen,  ihn  zu  traktieren  und  ausnahmsweise  auch  mit  Postfuhren  und  Vorspann 
von  Ort  zu  Ort  zu  versehen. 

*)  Kf.  befiehlt  (d.  Potsdam  22.  Juli/ 1.  August  1679),  diese  Tiere  sobald  wie  möglich 
hinbringen  zu  lassen.  Die  preußische  Regierung  berichtet  darauf  12./22.  August,  am 
24.  sollten  der  Futtermarschall  Lange  und  ein  Knecht  mit  ihnen  abgehen,  bisher 
seien  sie  in  gutem  Stande,  sie  sollten  bei  der  Hitze  nur  kleine  Tagereisen  machen 
und  meist  des  Abends  uud  Morgens  fortgebracht  werden. 

21* 


324  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

jemand  entgegenzuschicken.  Von  seinen  Kammerjunkern  kann  er  jetzt  keinen 
entbehren,  der  Amtskammerrat  Weise  ist  früher1)  dazu  gebraucht  worden, 
könnte  es  auch  wohl  verrichten,  doch  müßte  der  neu  angenommene  Dolmetscher 
zugleich  mitgehen.  Zu  Fuhrwerk  ist  Anstalt  zu  machen.  Sie  sollen  nach 
Berlin  gebracht  und  beizeiten  ein  Logement  für  sie  bestellt  werden.  Aus  einer 
Relation  v.  Brandts  vom  19.*)  ist  zu  ersehen,  was  mit  diesem  Gesandten  am 
dänischen  Hofe  der  Zeremonien  halber  vorgefallen. 

P.  S.  d.  Potsdam  24.  August  1679. 

3.  Sept.  Er  will  nicht,  daß  die  Gesandtschaft  hierher  komme,  sie  soll  daher  über 

Fehrbellin  gerade  auf  Berlin  gebracht  werden. 


Protocollum  dessen,  was  bei  Ankunft  der  moskowitischen 
Gesandtschaft,   so  in  58  Personen  und  24  Pferden  bestanden, 
zu  Cöln  an  der  Spree  vor,  bei  und  nach  verstatteter  Audienz 

vorgegangen.3) 

7.  Sept.  28.  August  1G7  9.     Nachdem  Kf.  das  Werk  in  Gegenwart  der  Geheimen 

Räte  überlegt,  schickt  er  den  Geh.  Sekretär  Samuel  Schirm  er  und  den 
kurf.  Interpretern  Adam  Styla  zu  den  Gesandten,  um  die  Punkte  wegen  der 
Titulatur  und  des  Sitzens  vor  der  Audienz   mit  ihnen  abzutun  und  ihnen  vor- 

»)  S.  oben  S.  289. 

a)  Fr.  v.  Brandt  berichtet  (d.  Hamburg  1D./29.  August  l<>79),  die  moskowitischen 
Gesandten  hatten  zu  Rendsburg  bei  Konig  Christian  Audienz  gehabt,  am  Tage 
vorher  aber  hätten  sie  Schwierigkeiten  gemacht,  indem  sie  verlangt  hätten,  der  König 
sollte  bei  Empfang  des  Schreibens  des  Zaren  aufstehen  und  sein  Haupt  entblößen. 
Der  König  hätte  das  anfangs  abgeschlagen,  schließlich  aber  sich  dazu  verstanden, 
unter  der  Bedingung,  daß  sie  versicherten,  der  Zar  würde  künftig  gegen  dänische 
Gesandte  ebendasselbe  tun.  Diese  Versicherung  hätten  sie  getan  und  darauf  die  Audienz 
erhalten,  nachher  aber  hätten  sie  von  der  Versicherung  nichts  wissen  wollen,  worauf 
der  König  ihnen  hätte  sagen  lassen,  dann  würde  ihnen  bei  der  Abschiedsaudienz 
solche  Ehre  nicht  widerfahren.  Inzwischen  hätten  sie  darüber  Streit  angefangen, 
daß  in  dem  Antwortschreiben  des  Königs  dem  Zaren  der  Titel  Durchlauchtigster 
nebst  Großmächtigst  und  Hochgeboren  gegeben  werden  müßte.  Da  es  verweigert 
worden,  hätten  sie  den  Brief  nicht  annehmen  wollen,  als  aber  der  König  darauf 
abgereist  sei,  wären  sie  sehr  bestürzt  gewesen,  demselben  nach  Flensburg  nachgeeilt, 
hätten  dort  den  Brief  mit  groller  Submission  in  Empfang  genommen  und  hätten  sich 
dann  ohne  besondere  Zerimonien  verabschiedet.  Der  König  hätte  ihnen  nachher 
3(XX)  Rtlr.  an  Silbergeschirr  verehrt. 

*)  Vgl.  Theatr.  Europ.  XU,  >S.3;>,  v.  Orlich,  II,  S.  484 f.  S.  auch  v.  Buchs 
Tagebuch,  herausgeg.  von  Hirsch,  28.  August  167y  (II,  S.  226 f.). 


Verhandlungen  wegen  der  Zerimonien.  325 

zuschlagen,  1.  der  Titel  des  Zars  und  des  Kf.  sollte  nur  einmal  ganz  verlesen, 
bei  fernerem  Proponieren  aber  nur  abbreviiert  werden,  2.  Kf.  wäre  erbötig,  so 
oft  des  Zaren  Meldung  geschehen  wurde,  das  Haupt  in  etwas  zu  bloßen  und 
die  Gesandten  sitzend  anzuhören.  Falls  die  Gesandten  damit  zufrieden  wären, 
wollte  er  sie  sofort  zur  Audienz  abholen  lassen.  Darauf  antwortete  Almazow, 
mit  dem  Vorschlage  wegen  des  Titels  wäre  er  ganz  einverstanden,  er  hoffe  aber, 
Kf.  wurde  bei  Rezitierung  des  zarischen  ganzen  Titels  aufstehen  und  bis  zu 
dessen  Beendigung  stehen  bleiben,  bezog  sich  deswegen  auf  das  alte  Herkommen, 
besonders  auf  das  zu  Elxleben  am  24.  August  1674 l)  Geschehene  Exempel, 
wo  Kf.  während  des  Vortrages  mehrenteils  gestanden. 

Die  Kurf.  Abgeordneten  erwiderten,  das  sei  hier  bei  Hofe  niemals  üblich 
gewesen,  überdas  wäre  Kf.  durch  das  Podagra  an  den  Fußen  so  inkommodiert, 
daß  er  nicht  so  lange  stehen  könnte.  Der  Gesandte  antwortete,  der  Titel  sei 
nicht  so  lang,  und  er  wollte  ihn  geschwind  hersagen  (was  er  ihnen  gleich  vor- 
machte), außerdem  wurde  Kf.  Leute  um  sich  haben,  die  ihn  solange  halten 
und  heben  könnten.  Ferner  verlangte  er,  Kf.  sollte  70  Soldaten  zu  Abholung 
der  Präsente  verordnen. 

Nachdem  Kf.  dieses  erfahren,  ließ  er  durch  dieselben  Abgeordneten  den 
Gesandten  anzeigen,  er  wünschte  zur  Erhaltung  der  Freundschaft  des  Zaren 
alles  nur  Mögliche  beizutragen,  daß  er  aber  so  lange  stehen  sollte,  bis  der  Titel 
des  Zaren  abgelesen  sein  würde,  sei  eine  Neuerung,  das  hätten  die  früheren 
Gesandten  nie  prätendiert  In  Elxleben  hätte  er  die  Audienz  im  Felde  im 
schlechten  Hüttlein,  wo  keine  Stuhle  noch  sonstiges  Zubehör  dagewesen  wäre, 
erteilen  müssen,  das  könnte  nicht  zum  Exempel  angeführt  werden,  er  hoffte 
daher,  die  Gesandten  würden  sich  mit  seiner  Erklärung  kontentieren  und  keine 
fernere  Diffikultäten  machen,  im  übrigen  wüßte  er  sehr  wohl,  was  bei  ihrer 
Audienz  in  Dänemark  vorgegangen.  Die  Gesandten  aber  blieben  bei  ihrer 
Forderung,  sie  erklärten,  sie  seien  dazu  expresse  befehligt  und  müßten,  wenn 
sie  im  geringsten  davon  abwichen,  besorgen,  den  Hals  zu  verlieren.  Falls  man 
sie  nicht  gleich  den  vorigen  Gesandten  traktieren  wollte,  wollten  sie  lieber 
unverrichteter  Sache  davonziehen. 

Als  dem  Kf.  dieses  von  Schirmer  bei  der  Tafel  referiert  wurde,  befahl 
er,  es  dem  U.  von  Jena  zu  hinterbringen.  Dessen  Meinung  ging  dahin,  Kf. 
möchte  noch  einmal  zu  den  Gesandten  schicken  und  ihnen  andeuten  lassen,  es 
käme  ihm  sehr  fremd  vor,  daß  dieselben  sich  so  trotzig  zeigten,  er  werde  da- 
durch bewogen  werden,  sofort  einen  Expressen  nach  Moskau  abzufertigen  und 
sich  beim  Zaren  darüber  zu  beklagen.  Doch  stellte  er  anheim,  ob  Kf.  nicht 
auch  die  anderen  Geheimen  Räte  darüber  befragen  wollte.  Kf.  beschließt 
darauf,  da  der  Freiherr  von  Schwerin  noch  heute  hier  erwartet  würde,  der 
Sache  bis  dahin  Anstand  zu  geben. 

An  demselben  Tage  um  3  Uhr  wnrden  Schirmer  und  Styla  aufs  neue 
zu  den  Gesandten  geschickt,  um  ihnen  v.  Jena's  Meinung  namens  des  Kf.  zu 


>)  S.  oben  S.  288. 


326 


IL  Br*ü4entwn-g  und  Rußland  1«::;  -1679. 


eröffnen,     Die  Gesandten  blieben  aber  dabei,  sie  müßten  ihrer  Instruktion  »uft 
genaueste  tnhlriereo,   worauf  ihnen  Ei   sauen  ließ,  es  sei  UvuU    dueu  *u  &| 
er  wollte  ihnen   bis  morgen  Heden  k  zeit  getan.     Sie  nahmen   dieselbe   iwar 
blieben  aber  bei  ihrer  vorigen  Mainung. 
S,  SepL  Den   29«  August1)    wurden   Schiriner  und  Styla   aufs    neue   zu  ihnen 

geschickt  um  anzufragen,  ob  sie  mit  dem  ihnen  angebotenen  Traktameuc,  daß 
KL  hei  Rezitierung  des  ganzen  Titeis  des  Zaren  sieh  etwas  erheben  und  du 
Haupt  entblößen  wollte,  zufrieden  wären.  Sie  erwiderten,  sie  könnten 
nicht  veranhvortm,  zumal  sie  genugsam  Exempel  hätten,  daß  es  diesseits  desi 
wiire  anders  gehalten  worden.  So  oft  der  Zar  eine  neue  Gesandtschaft  an  Kf. 
abgeschickt  hätte,  hätte  man  diesseits  immer  eine  Änderung  gesucht,  e*  schiene, 
daß  man  die  bisherige  gute  Freundschaft  und  Nachbarschaft  zwischen  diesen 
beiden  Hansern  zu  trennen,  ja  aufzuheben  suche.  KL  ließ  ihnen  darauf  nocbnnb 
remonstrieren,  er  müßte  dem  Zu  reu  schreiben,  daß  sie  wider  al  «mmen 

Land  betreten  hiitten,  ohne  an  der  Grenze  ihm  ihre  Ankunft  angezeigt  zu 
haben,  er  hätte  die  Gesandtschaft  trotzdem  durch  seine  Lande  mit  nicht  geringen 
Kosten  dfifrayiweo  lassen,  da  sie  jetzt  durch  ihre  OpiniaatretM  mit  dem  Trak 
n [i  lit  zufrieden  sein  wollten,  so  könnte  er  geschehen  hissen,  daß  sie  ihren 
Rückzug  anträten,  er  wollte  auch  wegreisen.  Die  Gesandten  blieben  dagegen 
bei  ihrer  Meinuni:,  haß  sie  sich  an  der  Grenze  hätten  anmelden  sollen,  davon, 
behaupteten  sie,  hätten  sie  nichts  gewußt.  KL  llßt  ihnen  darauf  eine  schriftliche, 
von  dem  0.  Präsidenten  aufgesetzte  Resolution  zustellen,  in  welcher  er  sich 
erbietet,  ihnen  dieselbe  Ehre  zu  erweisen,  wie  den  anderen,  auch  so  lange  auf- 
zustehen and  den  Hut  abzunehmen,  bis  der  Anfang  des  Titels  bis  zu  dem  Worte 
Selbstbalter  hergesagt  sei,  er  (Tolle  hu  oh  dem  Zaren  sehreiben,  daß  sie  ein 
mehres  hier  gesucht,  daß  er  aber  von  dem  Herkommen  nicht  abweichen  könnte, 
Würden  sie  hierauf  nicht  Audienz  nehmen,  so  würde  er  sofort  an  den  Zaren 
schreiben,  sich  hierüber  beschweren  und  auch  berichten*  wie  sie  es  in  Dänemark 
gemacht  Litten,  Die  Gesandten  erwiderten  darauf,  wegen  des  Titels  müßten 
sie  schlechterdings  auf  ihrer  früheren  Resolution  beharren,  *ie  glaubten  sich 
deswegen  wohl  verantworten  zu  können,  da  sie  nur  ihrer  Instruktion  nach- 
gelebt hätten.  Was  zwischen  ihnen  und  dem  König  von  Dänemark  v  orgegang* 
wäre  eine  abgetane  Sache  und  ginge  KL  gar  nichts  an.  Die  Vorstellungen,  welch* 
ihnen  die  Abgeordneten  machten,  waren  ganz  erfolglos.  Auf  den  Bericht  davon 
laßt  KL  ihnen  sagen,  dfl  *ie  sich  so  widerspenstig  benähmen,  ja  zeigten,  daß 
sie  selbst  KL  in  bfeti  Mißtrauen  bei  dem  Zaren  zu  setzen  sachten,  so  kannte 
er  endlich  geschehen  lassen,  daß  sie  abzögen,  er  sei  auch  entschlossen  abzureisen, 
Die  Gesandten  zogen  hierüber  auf  ihre  Art  die  Schultern  zusammen,  stellten  die 
Sache  Gntt  und  der  Zeit  anheim  und  verfluchten  den,  der  zwischen  dem  KL 
und  dem  Zaren  diesfalls  einige  Meuterei  anstiften  wollte,  KL,  dem  dieses  im 
Beisein  des  Feldmarschalls  und  des  obersten  Grumckau  hinterhracht  wifd, 
sagt,  da  aus  ihrem  Verhalten  hervorgehe,  daß  sie  nur  das,  was  sie  in  Dänemark 


ch- 
che 


')  Vgl  v.  Buchs  Tagebuch  29.  Augu>t   n;;:»  (II,  S.  227). 


verkerbt,  zu  redressieren  mfctftBj  M  nftohttt  >ie  nur  fortreisen,  und  Grumckau 
tut  dieses  sofort  den  m  dieser  Gesandtschaft  verordneten  Offizieren  kund 

Den  30.  August')  erhalten  Seh  inner  und  St  via  den  Befehl,  den  Gesandten  '*K  Sepi 
anzukündigen,  da  diesmal,  weil  sie  allerhand  Neuerung  «n  richten,  aus  der 
Audienz  nichts  werden  dürfte,  kannten  sie  abreisen.  Kl  wollte,  obwohl  er  nicht 
verpflichtet  wäre,  sie  ferner  zu  defrayieren.  doch  ans  Freundschaft  für  den  Zaren 
sie  mit  den  nötigen  Fohren  bis  zur  Grenze  fortschaffen  lassen.  Die  Gesandten 
antworteten,  wegen  der  Audienz  konnten  sie  sieh  nicht  weiter  herauslassen,  sie 
wollten,  sobald  nur  die  Fuhren  erscheinen  würden,  abreisen,  worauf  sofort  der 
Hans voigt  Befehl  erhält*  wegen  der  Fuhren  schleunige  Anstalt  zu  machen,  und 
der  Amtsrat  Weise,  mitzureisen* 

Eine  Stunde  darauf  ließen  die  Gesandten  durch  den  Dolmetscher  bitten,  sie 
mochten  wenigstens  so  lange  hier  geduldet  werden,  his  sie  jemand  von  den 
Ihrigen  mit  einem  Schreiben  nach  Moskau  abgefertigt  hatten,  sollte  es  dem  K.f. 
zu  schwer  fallen,  sie  solange  zn  hegästigen,  so  wollten  sie  auf  ihre  eigenen 
Unkosten  zehren,  worauf  ihnen  aber  Kf.  erwidern  ließ,  das  wäre  hier  garnicht 
gebräuchlich  noch  praktikabel , 

Nachmittags  schlugen  die  Gesandten  durch  den  Dolmetscher  das  Temperament 
vor,  Kf.  mochte  bei  Verlesung  des  Titels  des  Zaren  so  lange,  als  ihm  wegen 
Unpäßlichkeit  an  den  Füßen  nur  immer  möglich  sei,  stehen.  Der  U.  Präsident, 
dem  dieses  gemeldet  wird*  laßt  darauf  fragen,  da  er  nicht  anders  wüßte,  als 
daß  der  moskowi  tische  Titel  dreimal  ganz  rezitiert  würde,  einmal  in  rassischer 
und  zweimal  in  deutscher  Sprache,  ob  ihre  Meinung  sei,  daß  Kf,  dreimal  stehen 
sollte,  Darauf  antworteten  sie  mit  nein,  ihr  Verlangen  sei  nur,  daß  Kf.,  solange 
der  Gesandte  den  Titel  des  Zaren  einmal  rezitierte,  stehen  bliebe,  und  formulieren 
ihre  Forderung  schriftlich.     Darauf  läßt  ihnen  Kf,  sagen,  er  wollte  hei  Kezitierung 

I  itels  des  Zaren  so  lange  stehen,  als  ihm  möglich  sei,  sie  sollten  aber 
ihrerseits  dafür  sorgen,  daß.  wenn  Kf.  wieder  einen  Gesandten  an  den  Zaren 
■fctnirifltrnn  würde,  demselben  gleichfalls  mehr  Ehre  als  bisher  erwiesen  werde. 
Solchenfalls  sollten  sie  sich  morgen  vormittag  gegeu  1 1  Thr  zur  Audienz  parat 
halten.  Die  Gesandten  erklärten  sich  dazu  bereit  und  bezeugten  ihre  große 
Freude^  daß  der  Streit  endlich  bo  b  der  Güte  abgetan  sei. 

Den  31.  August*)  Sonntags  um  10  Übt  wird  der  kurf,  Dolmetscher  zu  10,  Se]*t» 
den  Gesandten  geschickt,  um  sie  aufzufordern,  sich  gegen  11  bereit  zu  halten, 
inzwischen  aber  die  kurf,  Leibgarde  im  äußeren  und  inneren  Platz  aufgestellt. 
Die  Gesandten  werden  bald  darauf  durch  einige  Kavaliere  vom  Hof  mit  drei 
Kutschen,  jede  mit  sechs  Pferden  bespannt,  nebst  etlichen  Reitpferden  für  ihre 
Edelleute  hinaufgeholt,  die  Präsente  aber  teils  vor,  teils  nach  der  Kutsche  von 
fünfzig  Musketieren  getragen.  Sobald  man  die  Gesandtschaft  auf  dem  äußeren 
Schloßplatz  gewahr  wurde,   ließen  sich  die  Trompeter,  Pauker,  SchaJmeipfeifer 

Trommelschläger  an   ihrem  gewöhnlichen  Ort  eine  2 


328  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

Die  Edelleote  und  Sekretare,  die  in  den  zwei  vordersten  Kutschen 
stiegen  vor  dem  Tor  des  inneren  Platzes  ab  und  gingen  vor  der  Kutsche  der 
Gesandten  bis  an  die  Wendeltreppe,  wo  sie  von  dem  Geh.  Kriegsrmt  und  Obersten 
von  Grumkow  an  Stelle  des  erkrankten  Obermarschalls  und  den  abiigen 
Welleuten  vom  Hofe  empfangen  und  hinauf  in  die  Tafelstabe  begleitet  wurden. 

Kf.  saß  auf  einem  von  Sammet  mit  goldgestickten  and  schönen  Tapeten 
ausgezierten  Thron  mit  bedecktem  Haupt  und  in  kostbarem  Habit  Zu  seiner 
Rechten  standen  der  Kurprinz,  Fürst  Anhalt,  der  Herzog  von  Kurland 
nebst  den  Geheimen  Räten  und  Generalspersonen,  zur  Linken  die  übrigen  kleinen 
Prinzen  und  andere  Kavaliere,  Räte  und  Hof  bediente.  Der  O.  Präsident 
v.  Schwerin,  welcher  namens  des  Kf.  das  Wort  fährte,  stand  auf  dem  Thron 
zur  Linken  des  Kf.  ganz  allein. 

Sobald  die  Gesandten  des  Kf.  ansichtig  wurden,  machten  sie  tiefe  Reverenzen 
und  fielen  verschiedene  Male  mit  den  Gesichtern  bis  auf  die  Erde,  endlich  aber 
blieben  sie  auf  den  Tapeten  stehen.  Darauf  redete  der  0.  Präsident  sie  an. 
Kf.  wäre  geneigt,  sie  mit  ihrem  Anbringen  zu  hören.  Darauf  fing  der  erste 
Gesandte  an,  den  Titel  des  Zaren  mit  Entbietung  eines  freundlichen  Grußes  zn 
rezitieren.  Kf.  entblößte  das  Haupt  und  stand  auf,  setzte  sich  aber,  ehe  der 
Gesandte  mit  dem  Titel  zu  Ende  gekommen  war.  Der  moskowitische  Dolmetscher 
verlas  darauf  diesen  sowie  den  Titel  des  Kf.  in  deutscher  Sprache,  Kf.  blieb 
dabei  sitzen,  zuckte  nur  bei  Nennung  des  Namens  des  Zaren  ein  wenig  an  den 
Hut.  Der  0.  Präsident  fragte  darauf  namens  des  Kf.  die  Gesandten  nach  des 
Zaren  Zustand,  und  als  sie  mit  ihrer  Antwort  etwas  inne  hielten,  fragte  Kf. 
selbst  mit  den  Worten,  wenn  es  dem  Zaren  bei  gutem  Wohlstande  erginge,  wäre 
es  ihm  lieb  zu  vernehmen.  Die  Gesandten  antworteten,  sie  hätten  den  Zaren 
bei  guter  Gesundheit  und  aller  ersprießlichen  Wohlfahrt  gelassen,  darauf  über- 
reichte Almazoff  das  Kredenzschreiben '),  das  einer  seiner  Sekretäre  gehalten 
hatte,  dem  Kf.  mit  einer  tiefen  Reverenz,  Kf.  aber  überreichte  es  dem  O.Präsi- 
denten. Dieser  fragte  dann  die  Gesandten  namens  des  Kf.,  wie  es  ihnen  auf 
der  Reise  ergangen  und  ob  sie  in  des  Kf.  Landen  wohl  akkommodiert  wären. 
Sie  antworteten:  gar  wohl,  sie  hätten  keinen  Mangel  gehabt.  Darauf  präsentierte 
Rumiancow  dem  Kf.  die  Geschenke  des  Zaren,  welche  in  acht  Zimmer  kost- 
barer Zobel  bestanden,  und  darauf  präsentierten  die  Gesandten  nebst  einigen 
von  Adel  die  Geschenke,  welche  sie  für  ihre  eigene  Person  dem  Kf.  machten 
und  denen  eine  Spezifikation  in  russischer  und  teutscher  Sprache  beigefügt  war.2) 

!)  In  demselben  (d.  Moskau  li).  Mai  7187  [167J»])  zeigt  Zar  Feodor  an,  daß  er 
den  Truchseß  Symion  Jarotieiwitz  Almazowa  und  den  Diaka  Semeno  Romantzowna 
an  Kf.  schicke,  er  bittet,  ihnen  Glauben  zu  schenken,  Antwort  zu  erteilen  und  sie 
dann  unverzüglich  zurückzusenden. 

*)  Danach  bestehen  die  Geschenke  Alma/.ows  für  Kf.  in:  3  Schalen  ^chinesische 
IVrsolein",  welche  kein  Gift  leiden  können,  2  Kamelen,  2  Rüffelochsen,  4  Schalen  und 
10  Löffeln  von  irelbem  Holz,  5  Paar  schone  Zobel,  1  Zimmer  Zobel,  1  Futter  von 
Zobelbäuchen  und  1  von  schwarzen  Füchsen,  lo  Paar  Zobelschwänzbrehmeo,  6  Zimmer 
weiße  Hermelin,   ein  Stück  peruanisch  <iold>tück  und   ein  Stück   chinisch  Goldstück 


Audienz  der  Gesandten.  329 

Nachdem  alles  in  das  Nebengemach  gebracht  war,  dankte  der  0.  Präsident 
namens  des  Kf.  dem  Zaren  und  den  Gesandten  und  kündigte  an,  daß  diese 
anch  Geschenke  erhalten  würden.  Darauf  wurden  die  Gesandten  nnd  die  Edel- 
lente,  Sekretarien  und  Dolmetscher,  welche  sie  bei  sich  hatten,  zu  des  Kf.  Handkuß 
verstattet  Auf  die  Frage  des  0.  Präsidenten,  ob  die  Gesandten  noch  etwas 
mehreres  zu  sagen  hätten,  antworteten  sie:  ja,  sie  wollten  nächstens  bei  Kf. 
um  eine  Privataudienz  anhalten.  Kf.  ließ  ihnen  andeuten,  er  wollte  erst  das 
Schreiben  des  Zaren  übersetzen  lassen  und  verlesen,  er  werde  darauf  ferner 
resolvieren  und  ihnen  eine  schriftliche  Antwort  zukommen  lassen.  Indessen 
möchten  sie  sich  wiederum  in  ihr  Quartier  verfügen,  er  wollte  sie  heute  von 
seiner  Tafel  speisen  lassen.  Darauf  schlugen  sie  mit  ihrem  Haupt  dreimal  zu 
des  Kf.  Füßen  und  nahmen  damit  ihren  Abschied. 

Darauf  erhielt  der  kurfl.  Interpres  Befehl,  das  Schreiben  des  Zaren  zu  über- 
setzen. Da  daraus  hervorging,  daß  die  Gesandten  bei  Kf.  etwas  Besonderes 
anzubringen  hätten,  und  diese  nachher  um  eine  geheime  Audienz  anhalten 
ließen,  verordnete  Kf.  die  drei  Geheimen  Räte  v.  Jena,  v.  Schwerin  den 
Jüngeren  und  v.  Crockow,  um  mit  ihnen  deswegen  apart  zu  konferieren.  Die 
Gesandten  aber  erklärten,  sie  hätten  Befehl,  nur  dem  Kf.  selbst  die  Geheimnisse 
des  Zaren  zu  offenbaren,  baten,  ihnen  eine  solche  geheime  Audienz  nicht  zu 
versagen,  sie  wollten  dabei  gar  keine  Zerimonien  gehalten  haben.  Kf.  bestimmte 
darauf  des  folgenden  Tages  8  Uhr  zur  Audienz,  die  Geheimen  Räte  aber  sollten 
sich  um  7  Uhr  parat  halten. 

Montag  den    1.  September»)  um  8  Uhr  wurden  die  Gesandten  in  der  11.  Sept 
kurf.    Leibkutsche   zur   privat   Audienz,    doch   ohne   Zerimonien   hinaufgeholt, 
wobei  sie  sich  fast  lVi  Stunden  aufhielten  und  im  Hinabgehen  überaus  große 
Freude  und  Vergnügung  spüren  ließen.     Was  aber  dabei  vorgegangen,  ist  aus 
dem  von  dem  Geh.  Kammersekretär  Fuchs  gehaltenen  Protokoll9)  zu  ersehen. 

Eodem  Nachmittage  wurden  vorm  Tor  einige  Feuermörser  und  Bomben, 
des  abends  aber  ein  Feuerwerk  probiert,  wobei  sich  die  moskowitische  Gesandt- 
schaft jedesmal  mit  vier  kurfl.  Kutschen  in  einem  für  dieselben  besonders  auf- 
geschlagenen Gezelt  eingefunden  und  darüber  großes  contentement  bezeigt,  mit 
Verwunderung,  daß  sie  dergleichen  noch  nie  gesehen. 

Dienstag  den  2.  September3)  wurden  die  Gesandten  zur  Abschiedsaudienz  12.  Sept. 
mit  denselben  Zerimonien  wie  bei  der  ersten  heraufgeholt     Bei  derselben  über- 


von  Stroh  gemacht.  Die  Geschenke  Rumianzows  bestehen  in  Pelzwerk,  allerhand 
persischen  und  indischen  Stoffen,  verschiedenfarbigem  Saffian,  3  Zähnen  von  Fischen 
(Schaders  genannt)  und  3  Tapeten  persianischer  Arbeit  Auch  dessen  beide  Söhne 
präsentieren  Pelzwerk,  Stoffe  und  ein  Pfund  Muscus  chinesisch,  die  Edelleute  Pelz- 
werk sowie  Schalen  und  Löffel  von  Holz. 

';  Vgl.  v.Buchs  Tagebuch  1.  September  (S.  228). 

*)  Nicht  bei  den  Akten.  Schon  Pufendorf  scheint  dasselbe  nicht  mehr  vor- 
gefunden zu  haben,  er  erwähnt  (1*  XVII,  §  9,  S  1289)  diese  Gesandtschaft  nur  ganz  kurz. 

*)  Vgl.  v.  Buchs  Tagebuch  2.  September  (S.  228). 


330  H.  Brandenburg  und  Rußland  1673—1679. 

gab  ihnen  der  0.  Präsident  das  Antwortschreiben1)  des  Kf.  an  den  Zaren,  sprach 
die  Erwartung  aus,  sie  wurden  das,  was  bei  der  gestrigen  Andiene  vorgegangen, 
gebührend  referieren,  wünschte  ihnen  namens  des  Kf.  Glück  zur  Reise  and 
fragte,  ob  sie  in  des  Kf.  Residenz  wohl  traktiert  wären.  Sie  neigten  sich  mit 
dem  Haupt  auf  die  Erde,  bedankten  sich  für  alle  erzeigte  Gnade  und  baten  am 
Kommunikation  der  neulich  zwischen  Frankreich,  Schweden  und  Kf.  geschlossenen, 
ihnen  gestern  versprochenen  Friedenstraktaten,  deren  Abschrift  ihnen  auch  nachher 
zugeschickt  wurde.  Endlich  kündigte  der  0.  Präsident  ihnen  an,  daß  Kf.  sie 
nebst  ihrem  Komitat  beschenken,  sie  von  seiner  Tafel  speisen  and  im  übrigen 
durch  seine  Lande  weiter  defrayieren  und  mit  Fuhren  versehen  lassen  wolle. 
Nachdem  sie  gedankt,  wurden  sie  nebst  den  Vornehmsten  ihres  Komitats  zum 
Handkuß  admittiert  und  nach  ihrem  Quartier  begleitet. 

Bald  darauf  wurden  ihnen  die  Geschenke3)  durch  den  neumärk.  Kammerrat 
Scultetus,  den  Sekretär  Schirmer  und  den  Bedienten  HeydekampfsDamerao 
präsentiert  und  eine  Designation  derselben  übergeben. 

Die  Gesandten  sind  aber,  wie  man  nachher  vernommen,  mit  den  Geschenken 
nicht  zufrieden  gewesen  und  haben  sie  denen,  welche  sie  für  ihre  Person  gemacht, 
nicht  für  konform  gehalten,  sie  haben  auch  wegen  einiger  von  Lentzen  bis 
hierher  aufgewendeten  Kosten  erst  350,  nachher  500  Rtlr.  mit  Ungestüm 
prätendiert,  da  sie  dieselben  aber  nicht  zu  spezifizieren  gewußt,  ist  ihnen  nur 
200  Rtlr.  nebst  einer  alten  Kutsche,  die  sie  mit  nach  Moskau  bekommen,  aus- 
zuzahlen befohlen  worden.  Anfangs  haben  sie  darüber  sehr  raisonniert,  nachher 
aber  haben  sie  die  200  Rtlr.  doch  genommen. 3) 


!)  d.  Coln  a.  d.  Spree  1-/11-  September  1670,  nur  Rekreditiv  für  die  Gesandten. 

2)  Dieselben  bestehen  für  Almasow  in  einem  Gießbecken  und  Kanne  für 
450  und  einer  Diamantenuhr  für  400  Rtlr.,  für  Rumianzow  in  einem  Gießbecken 
und  Kanne  für  412  und  einem  Smaragd- Federbusch  für  400  Rtlr.  Dessen  ältester 
Sohn  erhält  ein  Gießbecken  und  Kanne  für  206,  der  jüngere  ein  ebensolches  für 
200  und  einen  vergoldeten  Becher  für  32  Rtlr.,  die  anderen  Edelleute  Flaschen  oder 
Becher,  die  Aufwärter  je  10,  die  gemeinen  Knechte  je  4  Rtlr.  Alle  Geschenke  iu- 
sammen  machen  21)03  Rtlr.  8  Gr.  aus. 

3)  Nach  v.  Buchs  Tagebuch  (II,  S.  228)  sind  die  Gesandten  am  folgenden  Tage, 
3./13.  September,  von  Berlin  abgereist,  in  Königsberg  sind  sie  laut  einem  Bericht  der 
preußischen  Regierung  vom  16./26.  September  an  diesem  Tage  angekommen. 


Abschnitt  III. 


Brandenburg  und  Frankreich 


1679-1684 


Einleitung. 

Dieser  Abschnitt  schließt  sich  unmittelbar  an  den  6.  Abschnitt  des 
18.  Bandes  an;  er  enthält  eine  Auswahl  aus  den  im  Berliner  Geheimen 
Staatsarchiv  befindlichen  Materialien,  welche  die  Beziehungen  des  Großen 
Kurfürsten  zu  Frankreich  in  der  Zeit  vom  Abschluß  des  Friedens  von 
St.  Germain  (29.  Juni  1679)  bis  zum  Zustandekommen  des  zwanzig- 
jährigen Waffenstillstandes  zwischen  dem  Deutschen  Reich  und  Frank- 
reich (15.  August  1684)  veranschaulichen,  in  der  Zeit,  in  welcher  der 
Kurfürst  in  der  engsten  Verbindung  mit  dieser  Macht,  ja  fast  in  Dienst- 
barkeit zu  derselben  gestanden  hat.  Ursprünglich  hatte  ihn  zu  dem  An- 
gebot einer  solchen  Verbindung  die  Hoffnung  getrieben,  dadurch  König 
Ludwig  XIV.  zu  bewegen,  ihn  im  Besitz  der  gegen  Schweden  gemachten 
Eroberungen,  wenigstens  des  größten  Teiles  derselben  zu  lassen,  aber 
auch  nachdem  er  sich  in  dieser  Hoffnung  getäuscht  gesehen,  nachdem 
ihn  das  Machtgebot  Ludwigs  XIV.  genötigt  hatte,  diese  Eroberungen 
wieder  herauszugeben,  und  obwohl  er  auch  nach  dem  Friedensschluß  von 
demselben  in  wenig  rücksichtsvoller  Weise  behandelt  wurde,  hat  er 
doch  die  Verhandlungen  fortsetzen  und  den  geheimen  Vertrag  vom 
25.  Oktober  1679  abschließen  lassen,  welcher  die  vollständige  Ver- 
änderung seiner  Politik  bekundet.  Die  Verhandlungen  darüber  hat  er 
durch  Meinders,  welcher  den  Friedensvertrag  abgeschlossen  hatte,  und 
durch  den  jetzt  in  seinen  Dienst  getretenen,  aber  vorläufig  noch  einmal 
nach  Frankreich  zurückgekehrten  Grafen  d'Espence  fuhren  lassen,  sie 
sind  ganz  geheim  gehalten  worden,  auch  am  Berliner  Hofe  sind  außer  dem 
Geheimen  Sekretär  Fuchs,  welcher  nach  den  Angaben  des  Kurfürsten 
die  Reskripte  an  Meinders  und  d'Espence  geschrieben  hat,  nur,  und,  wie 
es  scheint,  erst  zuletzt  der  Oberpräsident  v.  Schwerin  und  Fr.  v.  Jena 
in  sie  eingeweiht  worden. 

Nach  dem  Abschluß  des  Vertrages  kehrteMeinders  im  November  1679 
nach  Berlin  zurück,  und  vorläufig  wurde  dem  noch  in  Frankreich  zurück- 


334  Kinleitung. 

gebliebenen  Grafen  d'Espence  und  dem  dort  zurückgelassenen,  in  die 
geheimen  Verhandlungen  eingeweihten  Sekretär  Ilgen  die  Besorgung  der 
Geschäfte  des  Kurfürsten  daselbst  übertragen.  Bald  aber  entschloß  sich 
dieser,  nachdem  inzwischen  Ende  Dezember  der  Marquis  de  Rebenac 
als  französischer  Gesandter  an  seinem  Hofe  erschienen  war,  auch  seiner- 
seits einen  Gesandten  zu  längerem  Aufenthalt  nach  Frankreich  zu  schicken. 
Er  wählte  dazu  Spanheim. 

Ezechiel  Spanheim,1)  18.  Dezember  1629  in  Genf  geboren,  dort 
und  nachher  in  Holland,  wohin  sein  Vater  als  Professor  der  Theologie 
an  die  Universität  Leiden  übergesiedelt  war,  erzogen,  auf  dieser  Uni- 
versität durch  theologische  und  philologische  Studien  vorgebildet,  hatte 
sich  früh  durch  theologische  und  archäologische  Schriften  bekannt  gemacht, 
war  1649  in  seine  Vaterstadt  Genf  als  Professor  der  Theologie  und 
nachher  der  Beredsamkeit  zurückgekehrt  und  dann  1654  von  dem  Kur- 
fürsten Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  als  Erzieher  seines  Sohnes  nach 
Heidelberg  berufen  worden.  Bald  war  er  von  diesem  auch  zu  diplo- 
matischen Geschäften  verwendet  worden,  im  Wildfangstreite  und  auf 
dem  Kongreß  zu  Breda  hatte  er  ihm  nützliche  Dienste  geleistet,  1667 
und  dann  wieder  1668  war  er  als  Gesandter  nach  Frankreich  geschickt 
worden,  seit  1674  lebte  er  als  kurpfälzischer  Resident  in  Köln,  über- 
nahm aber  zugleich  auch  dieselbe  Stellung  im  Dienst  des  Kurfürsten 
von  Brandenburg.  Im  Mai  1678  siedelte  er  als  kurpfälzischer  Gesandter 
nach  England  über,  wurde  aber*)  auch  hier  wieder  zu  Ende  dieses  Jahres 
von  dem  Kurfürsten  von  Brandenburg,  als  dieser  seinen  bisherigen  Ge- 
sandten daselbst,  den  jüngeren  Freiherrn  v.  Schwerin,  abrief,  mit  der 
Besorgung  seiner  Geschäfte  betraut.  Die  sehr  eingehenden  Berichte, 
welche  er  von  dort  über  die  Vorgänge  in  England  einsandte,  scheinen 
die  besondere  Zufriedenheit  des  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  erregt 
zu  haben,  dazu  wird  ihn  seine  vollständige  Beherrschung  der  französischen 
Sprache  und  der  Huf,  den  er  sich  als  Gelehrter,  besonders  als  Numis- 
matiker, erworben  hatte,  empfohlen  haben.  Anfang  1680  ließ  ihm  der- 
selbe durch  Fuchs  den  Antrag  machen,  ganz  in  seinen  Dienst  zu  treten 
und  als  sein  Gesandter  nach  Frankreich  zu  gehen.  Spanheim  ging  be- 
reitwillig darauf  ein,   löste  sein  Verhältnis  zu   dem  Kurfürsten   von  der 

')  S.  über  ihn  v.  Petersdorf  in  Allgem.  Deutsehe  Biographie  XXXV,  S.  50ff., 
und  die  Vorreden  von  Schefer  und  Bourgeois  zu  ihren  Ausgaben  von  Spanheims 
Relation  de  la  eour  de  France  en  1G90  (Paris  1882  und   1!>00),  S.  Ilff.  und  3ff. 

s)  S.  Hirsch,  Brandenburg  und  England  1674— 167J),  II,  S.Off. 


KiiikitiHj». 


335 


falz  und  siedelte  im  April  1»»80  nach  Paris  über.  Hier  leistete  er  iu  die 
Hände  d'Espence's  und  I  Igen  's  den  ihm  vorgeschriebenen  Eid,  erapling  von 
ihnen  seine  Instruktion  und  seine  Krediüve  und  ist  fortan,  zunächst  bis  zu 
Ende  der  in  diesem  Abschnitt  behandelten  Periode  bis  zum  Oktober  lütf-I, 
als  brandenburgischer  Gesandter  in  Paris  tätig  gewesen.  Am  französischen 
Hofe  hat  man  !)  anfangs  seine  Ernennung  zu  diesem  Posten  nicht  gern 
gesehen^  der  damals  an  Stelle  des  in  Ungnade  gefallenen  Pomponne  neu 
ernannte  Minister  der  auswärtigen  Angelegenheiten,  der  Marquis 
de  Colbert-  Croissy»  äußerte  auf  die  durch  Kirbenac  erhaltene 
Nachricht  davon  Zweifel,  ob  ein  Mann,  der  bisher  im  Dienste  eines 
Frankreich  Feindlich  gesinnten  Fürsten  gestanden  hatte,  geeignet  sein 
würde,  sich  das  Vertrauen  des  Königs  zu  erwerben  und  für  die  ge- 
wünschte engere  Verbindung  des  Kurfürsten  mit  demselben  zu  wirken. 
Der  Karfürst  aber  hat  sich  dadurch  nicht  umstimmen  lassen,  und  seine 

PWahl  hat  sich  als  eine  glückliche  erwiesen.  Es  ist  Span  heim  bald  ge- 
lungen, durch  den  Eifer,  die  Geschicklichkeit  und  die  Unbefangenheit, 
mit  der  er  seine  neuen  Pflichten  erfüllte,  und  durch  sein  taktvolles  Be- 
nehmen die  Vorurteile,  welche  man  dort  gegen  ihn  hegte,  zu  beseitigen 
und  sich  eine  angesehene  Stellung  am  Hofe  und  in  der  Gesellschaft  zu 
lt finden,  ebenso  auch  sich  die  Zufriedenheit  und  das  Vertrauen  seines 
Herrn  zu  erwerben.  Wie  eingehend  und  sorgfältig  er  die  Zustande 
des  französischen  Hofes  und  Staates  studiert  und  wie  genau  er  sich  über 
dieselben  unterrichtet  hat,  davon  legt  die  ausführliche  Schilderung  der- 

I selben  Zeugnis  ah,  welche  er  im  Auftrage  des  Kurfürsten  Friedrich  III. 
1680  verfaßt  hat  und  welche  neuerdings  gerade  von  französischer  Seite 
als  eine  wichtige  Quelle  für  die  Kenntnis  dieser  Zustande  veröffentlicht 
worden  ist. 
Da  der  Vertrag  vorn  25,  Oktober  1679  ganz  geheim  sein  und  bleiben 
sollte,  ao  hat  der  Kurfürst,  bevor  er  Spanheim  sein  neues  Amt  antreten 
ließ,  am  französischen  Hofe  angefragt,  inwieweit  er  denselben  von  jenem 
Vertrage,  insbesondere  von  den  die  künftige  Kaiserwahl  betreffenden 
Bestimmungen  in  Kenntnis  setzen  sollte.  Er  erhielt  von  dort  den  Rat, 
ihm  keine  Mitteilungen  davon  zu  machen  und  weitere  Verhandlungen 
über  jenen  und  andere  geheim  zu  haltende  Punkte  nur  durch  Rcbenac 
führen  zu  lassen,  und  er   hat  dem  auch  Folge  geleistet,  jener  Vertrag 


!)  S.  Spanheim 9  Relation  de  la  eour  de  France,  herausgegeben  t„  Bourgeois 
&  372 ff.?  tgl.  auch  S.  18 ff. 


3S6 


Einleitung. 


blieb  Spanheim  vorläufig  verschwiegen,  in  der  für  ihn  ausgestellten  In* 
struktion  wird  er  nur  im  allgemeinen  von  der  Absicht  des  Kurfürsten, 
die  durch  den  Frieden  mit  Frankreich  begründete  Freundschaft  zu  er- 
halten und  zu  befestigen,  unterrichtet,  und  er  wird  angewiesen,  Auch 
seinerseits  dazu  mitzuwirken,  Erfüllung  der  Verpflichtungen,  welche 
Frankreich  in  dem  Friedensvertrage  eingegangen  sej>  Räumung  des 
rie vischen  und  Zahlung  der  Hülfsgelder,  zu  betreiben  und  über  die 
dortigen  Vorgänge  Bericht  zu  erstatten,  und  in  dieser  eigentümlichen 
Stellung  ist  er  Vorlauf  auch  geblieben.  Die  wichtigeren  Verhandlungen 
mit  Frankreich  sind  zunächst  ohne  sein  Zutun  und  ohne  sein  Wissen  io 
Berlin  von  dem  Kurfürsten  und  den  in  das  Geheimnis  eiligem- 
Räten  desselben,  Mein  de  r$  und  Friedrich  v,  Jena,  mit  Rebenac 
geführt,  mit  ihm  ist  insbesondere  der  schon  im  September  16$o 
Ludwig  XIV.  vorgeschlagene  neue  Vertrag,  durch  welchen  sich  der  Kur- 
fürst verpflichten  sollte,  zur  Behauptung  der  von  dem  König  schon  ge- 
machten und  noch  beabsichtigten  Reuuioneu  mitzuhelfen,  Anfang  Januar 
1681  zum  Abschluß  gebracht  worden.  Doch  hat  der  Kurfürst  sofort 
Spanheim  von  dem  Abschluß  desselben  in  Kenntnis  gesetzt  und  dieser 
selbst,  auch  seine  geheimen  Artikel,  sind  ihm  nachher  in  Paris  von  Croisay 
mitgeteilt  worden.  Fortan  hat  er  auch  weiter  von  der  geheimen  Politik 
des  Kurfürsten  Kenntnis  erhalten,  ist  er  in  dessen  Absichten  und  Pläne 
eingeweiht  und  dazu  verwendet  worden,  dieselben  aur  Ausführung  iu 
bringen.  So  sind  ihm  die  Verhandlungen  über  ein  von  dem  KurfüiMn, 
und  dem  König  von  Dänemark  gemeinsam  mit  Frankreich  gegen  Schweden 
und  das  Haus  Braunschweig  abzuschließendes  Bündnis  übertragen  worden, 
hat  er  die  Wünsche  und  Forderungen  des  Kurfürsten  am  bmmSrisdieo 
Hofe  vorzutragen  und  namentlich  in  der  letzten  Zeit  darauf  zu  dringen 
gehabt,  daß  Ludwig  XIV,  durch  ein  maßvolles  Verhalten  gegen  das  deutsehe 
Reich  das  Zustandekommen  des  von  dem  Kurfürsten  auf  das  eifrigste 
betriebenen  Friedens  oder  Waffenstillstandes  mit  demselben  erleichtern 
und  es  ihm  selbst  möglich  machen  möge,  unbeschadet  seiner  Pflichten 
gegen  das  Reich  in  dem  Bündnis  mit  Frankreich  zu  verbleiben.  80  ge- 
stattet die  Korrespondenz  Spanheims  mit  dem  Kurfürsten  allmählich  tiefere 
und  deutlichere  Einblicke  in  die  Politik  und  die  dieselbe  bestimmenden 
Absichten  des  Kurfürsten,  Doch  reicht  sie  zur  vollen  Kenntnis  und  zur 
richtigen  Würdigung  derselben  nicht  aus,  denn  fortgesetzt  hat  Rebenac 
am  Hofe  des  Kurfürsten  seine  einflußreiche  Rolle  weitergespielt,  und  die 
wichtigsten  Verhandlungen  sind   nach  wie  vor  dort  mit  ihm  und  unter 


Einleitung.  337 

seiner  Mitwirkung  auch  mit  Dänemark  und  den  braunschweigischen  Her- 
zogen geführt  worden.  Aufzeichnungen  darüber  haben  sich  im  Berliner 
Archiv  nur  in  sehr  geringer  Anzahl  erbalten,  das  Vorhandene  ist  hier 
auch  teils  im  Wortlaut,  teils  im  Auszuge  mitgeteilt  worden,  es  gewährt 
aber  naturlich  nur  ein  sehr  unzureichendes  Bild  von  den  betreffenden 
Vorgängen.  Eine  genauere  Kenntnis  derselben  werden  wir  erst  erhalten, 
wenn  die  in  Vorbereitung  begriffene  Ausgabe  der  Berichte  Rebenacs, 
aus  denen  bisher  nur  dürftige  Auszüge  von  Prutz ')  und  Bulard ')  ver- 
öffentlicht worden  sind,  vorliegen  wird.  Freilich  werden*)  die  Angaben 
dieses  wenig  scharfblickenden,  eitlen  und  ruhmredigen  Berichterstatters 
auf  ihre  Zuverlässigkeit  gründlich  geprüft  werden  müssen,  das  Unter- 
nehmen Prutzs,  auf  Grund  dieser  einen  Quelle  die  Geschichte  der  letzten 
Regierungsjahre  des  Kurfürsten  aufzubauen,  bat  sich  als  ganz  verfehlt 
herausgestellt. 

Die  Relationen  Spanheims,  sämtlich  französisch  abgefaßt,  sind  sehr 
ausführlich  und  umständlich,  sie  enthalten  außer  den  Angaben  darüber, 
wie  er  die  Aufträge  des  Kurfürsten  ausgeführt  und  dessen  Interessen 
vertreten  hat,  auch  sehr  eingehende  und  lehrreiche  Schilderungen  der 
Vorgänge  in  Frankreich,  welche  Ranke  für  seine  Darstellung  der  fran- 
zösischen Geschichte  jener  Zeit  als  ergiebige  Quelle  benutzt  hat.  Hier 
haben  nur  sehr  gedrängte  Inhaltsangaben  derselben  unter  Beschränkung 
auf  die  wichtigsten  Gegenstände  mitgeteilt  werden  können,  dagegen  sind 
die  wichtigeren  Reskripte  des  Kurfürsten  ausführlicher,  zum  Teil  im 
Wortlaut  wiedergegeben.  Als  Ergänzung  zu  ihrer  Korrespondenz  möge 
hier  nur  ein  Punkt  noch  berührt  werden.  Einer  der  wichtigsten  Auf- 
träge, welche  Spanheim  erhalten  hat,  war  die  Beitreibung  der  Subsidien- 
gelder,  zu  deren  Zahlung  sich  Ludwig  XIV.  in  den  verschiedenen  mit  dem 
Kurfürsten  abgeschlossenen  Verträgen  verpflichtet  hat.  In  Spanheims 
Berichten  aber  ist  davon  sehr  wenig  die  Rede,  nur  vereinzelt  finden  sich 
in  ihnen  und  auch  in  den  Reskripten  des  Kurfürsten  Andeutungen,  daß 
diese  Gelder  sehr  unpünktlich  gezahlt  worden  sind.  Die  Ursache  davon  ist 
jedenfalls,  daß  Spanheim  darüber  besonders  berichtet  hat,  und  zwar  an 
Meinders,  dem  der  Kurfürst  ebenso  wie  in  den  Jahren  1670—1673 4) 


l)  Prutz,  Aus  des  Großen  Kurfürsten  letzten  Jahren  (Berlin  1897). 
*)  Bulard,  Les  traites  de  Saint  Germain  1679  (Paris  1898). 
*)  S.  darüber  Fester,  Zur  Kritik  der  Berliner  Berichte  Rebenacs  (Historische 
Zeitschrift   N.  F.  LVI,  S.  19  ff.). 

4)  S.  ürk.  u.  Akt.  XU,  S.  916. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  22 


338  Einleitung. 

auch  damals  die  Empfangnahme  und  die  Verwaltung  dieser  Subsidiengelder 
übertragen  hat.  Leider  sind  die  Rechnungen,  welche  er  darüber  geführt 
hat,  aus  dieser  Zeit  nicht  erbalten,1)  doch  sind  als  Ersatz  dafür  einige 
darauf  bezügliche  Schriftstücke  Spanheims  nach  dessen  Tode  (14  No- 
vember 1710)  aus  dessen  Nachlaß  in  das  Berliner  Archiv  gekommen, 
und  auf  Grund  derselben  ist  dann  dort  eine  Berechnung  der  erfolgten 
Zahlungen  und  der  Rückstände  aufgestellt  worden.  Tn  einer  an  Colbert 
gerichteten  Denkschrift  vom  f>.  September  1681  legt  Spanheim  dar,  daß 
dem  Kurfürsten  von  den  fälligen  Geldern  noch  237000  Li v res,  in  einer 
anderen  vom  28.  Oktober  desselben  Jahres,  daß  noch  136500  und  der 
Betrag  des  dem  Kurfürsten  als  außerordentliches  Geschenk  durch  Rebenac 
zugestellten  Wechsels  über  100000  Livres  schuldig  sind.  Nach  einer 
im  Jahre  1682  aufgestellten  Spezifikation  hätte  der  Kurfürst  auf  Grund 
des  Vertrages  vom  25.  Oktober  1679  vom  1.  November  dieses  Jahres  an 
bis  zum  31.  Oktober  1680  erhalten  sollen  ....  100000  Livres, 
vom  1.  November  1680  bis  zum  1.  Juli  1681  ....  66666 
vom  1.  Juli  bis  31.  Dezember  1681  auf  Grund  des  Ver- 
trages vom  11.  Januar  1681 150000       „ 

im  Jahre  1682  vom  1.  Januar  bis  zum  14.  Februar      .       37500       „ 
vom   14.  Februar,    dem   Tage  der  Unterzeichnung   des 

neuen  Vertrages,  bis  zum  14.  August 200000       » 

zusammen     554166  Livres. 

(Nach  einer  Gegenrechnung   Colberts,    der,    weil   die   Ratifikation 

des  ersten  Vertrages  erst  am   25.  November  1C>7(J   erfolgt  war,   erst  von 

diesem  Tage  und  nicht    vom  1.  November  an  die  Zahlungsverpflichtung 

anerkennen  wollte,  nur  544722  Livres.) 

Gezahlt  seien  1681   außer  den  durch  Rebenac  versprochenen  1OOO0Ü 

noch  weitere  100000,  also  zusammen 200(HX)  Livres 

im  Jahre  1682 344722       „ 

zusammen     544722  Livres. 
Damals    also    ist    die   schuldige  Summe    fast    vollständig   beglichen 
worden.      Nach    einer  anderen  Berechnung   aus  dem  Jahre   1697   hätte 
Frankreich  zu  zahlen  gehabt: 

l)  In  den  Akten  findet  sich  folgende  Bemerkung:  „I>eym  Archiv  finden  sich 
keine  Rechnungen  von  den  französischen  Suhsidicn  nach  dein  Nimwegischen  Frieden. 
II.  Me inders  seel.  hat  solche  berechnet,  wo  aber  tue  Rechnungen  davon  zu  finden, 
davon  hat  man  beym  Archiv  keine  Nachricht,  von  annis  1C70,  71  et  72  finden  sich 
Rechnungen  daselbst,  weiter  aber  nichts,     a.   171  l.u 


Einleitung.  339 

Nach  dem  Traktat  von  1679  jährlich  33333 V,  Rtlr. 
(=  lOOOOO  Livres),  also  für  die  Zeit  vom  1.  Ja- 
nuar 1680  bis  1.  Juli  1681    33333  V,  Rtlr. 

4-  166661/,     „ 
nach  dem  Traktat    von    1681   jährlich   100000  Rtlr., 

also  bis  1.  Februar  1682 58333  7,     „ 

nach  dem  Traktat  von  1682  jährlich  133  333  73  Rtlr., 
also  21  Monate,  vom  1.  Februar  1682  bis  31.  Ok- 
tober 1683 2333337,     „ 

nach  dem  Traktat  von  1683  jährlich  166666*/,  Rtlr., 

also  vom  1.  November  1683  bis  30.  September  1688    805555 

zusammen  also     1113888V,  Rtlr. 
Davon  seien  nach  den  Berechnungen  Meinders' 
und  Heydekampfs  bezahlt  worden: 

Januar  1682  bis  18.  Februar  1684 334240,18  Rtlr. 

Februar  1684  bis  31.  Januar  1685 153166,16     „ 

1.  Februar  1685  bis  31.  Januar  1686 104166,16     „ 

31.  Januar  1686  bis  16.  Januar  1688 250000 

„wormit  bis  25.  October  1686  alles  richtig  sein  solle"     

zusammen     841572,2     Rtlr. 
Außerdem  habe  Frankreich   für  das  Schiff  Morian  20000  Rtlr.  be- 
zahlt, die  Raule  restituiert  worden  seien. 

Danach  ist  also  die  Subsidienzahlung  in  den  ersten  Jahren  eine 
sehr  unpünktliche  und  unzureichende  gewesen,  Ende  1682  sind  die 
Restanten  abgezahlt  worden,  in  den  nächsten  Jahren  sind  die  Zahlungen 
ziemlich  regelmäßig  erfolgt,  Ende  1686  haben  sie  aufgehört,  branden- 
burgischerseits  aber  hat  man  auch  noch  für  die  beiden  nächsten  Jahre 
die  weitere  Zahlung  beansprucht. 


82* 


340  MI.  Brandenburg  und  Frankreich  1G79 — 1C84. 


Der  Kurfflrst  an  Meinders.     D.  Potstam 
22.  Juni/2.  Juli  1679.1) 

[Auftrag,  in  Paris  zu  bleiben  und  Verhandlungen  wegen  einer  Allianz  vorzubereiten.] 

2.  Juli  Weil  wir  resolviret  sein,  mit  Ihrer  K.  May.  in  Franckreich  nach 

geschlossenem  Frieden  in  näherer  Alliantz  und  Verbündnasse  za  treten, 
als  befehlen  wir  Euch  hiemit  in  Gnaden,  wann  es  gleich  mit  dem 
Frieden  seine  Richtigkeit  haben  wird,  von  dannen  bis  auf  fernere  Ordre 
nicht  abzureisen,  und  entzwischen  Euch  unter  der  Hand  zu  erkundigen, 
was  man  wohl  von  uns  vor  conditiones  desideriren  würde,  damit  wir 
uns  in  Zeiten  darauf  resolviren  und  Euch  desfalls  instruiren  können.  — 


F.  Mcinders  an  den  Kurfürsten.     D.   Paris 
4./14.  Juli   1(570. 

[Auf  das  Reskript  vom  22.  Juiii/2.  Juli.     Hat,  wegen  der  Allianz  Anträge  Frankreichs 

abzuwarten.  | 

14.  Juli  1\  S.a)     Auch  —  werde  ich  dasjenige,  was  E.  Churf.  I).  mir  wegen 

einer  Alliance  in  Ziffern  befohlen,  unterthänigst  beobachten.  Aus  meinen 
vorigen  unterthänigsten  Schreiben')  werden  E.  Ohurf.  1).  bereits  ersehen 
haben,  das  ich  desfals  schon  einen  Anwurf  gethan,  aber  weinig  Dispo- 
sition dazu  verspüret,  und  zwar  aus  denen  dabei  angeführten  Considerationen, 
darunter  die  vornehmste  war,  daß  der  König  in  Franckreich  auf  keinen 
Krieg  so  bald  und  ohne  die  äußerste  Noth  nicht  gedächte.    Brandenburg 

*)  In  Ziffern,  von  Fuchs  geschrieben.  Vgl.  über  den  Beginn  dieser  Unter- 
handlungen Droysen,  Geschichte  der  preußischen  Politik  111,3,  S.  453;  Strecker, 
Franz  von  Meinders,  S.  Ül:  liulard,  Les  traites  de  Saint-Germain,  S.  83. 

-)  Zum  größten  Teil  in  Ziffern. 

3)  S.  die  Helation  vom  14./24.  Februar  1G79  (l'rk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  (#3f.). 


Aufträge  an  Meinders.  341 

wird  die  beste  und  vorteilhafteste  conditiones  erlangen,  wan  die  Sache 
durch1)  den  König  in  Franck reich  proponiret  wird,  welches  bei  der 
förhabenden  Absendung  an  Brandenburg  gewiß  geschehen  wird,  im  Fall 
man  gemeinet  ist  einen  Tractat  zu  machen.  Meinders  wird  unterdessen 
Gelegenheit  suchen,  ferner  zu  sondiren,  wohin  man  inclinire. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Potstam 
5./15.  Juli   1679. 

[Beabsichtigte  militärische  Demonstration  gegen  Holland.] 

—  Weichergestalt  wir  gemeinet  sein,  unseren  Regreß  an  den  Staat  15.  Juli 
wegen  unseres  erlittenen  Schadens  zu  nehmen  und  dasjenige^  worzue  sie 
ex  foedere  verbunden,  zu  exigiren,  werdet  Ihr  bereits  aus  unseren  vorigten 
rescriptis  ersehen  haben.  Wann  wir  aber  wohl  merken,  daß  mit 
rationibus  wenig  wird  zu  richten  sein,  hätten  wir  wohl  Lust,  uns  mit 
einer  Armee  an  der  Issel  zu  setzen,  umb  den  Staat  desto  eher  zur 
raison  zu  bringen,  wann  solches  mit  Gutfinden  des  Königes  geschehen 
könnte:  Ihr  habet  demnach  aus  dieser  Sachen  nochmahlen  mit  Monsr. 
de  Pompone  zu  reden  und  denselben  zu  sondiren,  ob  Ihre  May.  es 
nicht  übel  nehmen,  sondern  conniviren  würden,  wann  wir  zur  Er- 
reichunge  unserer  rechtmäßigen  Intention  uns  mit  unseren  Truppen  an 
der  Issel  setzeten.  — 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
8./18.  Juli  1679. 

[Gespräch  mit  Pomponne  und  Louvois  wegen  einer  Allianz.     Sonstige 
Äußerungen  Louvois\] 

Er  hat  sowohl  bei  Pomponne  als  auch  gestern  bei  Louvoy  abermals  18.  Juli 
wegen  einer  näheren  Allianz  Anregung  getan.      Ersterer  erwiderte  wiederum, 
der  König  wollte  mit  Kf.  alle  gute  Freundschaft  unterhalten,  hätte   aber  jetzt 
nur  die  Absicht,  einen  beständigen,  allgemeinen  Frieden  in  der  Christenheit  zu 


*)  Die  Ziffern  im  Original:  70.  60. a  (=  ur  König  in  Frankreich)   sind  in  der 
Dechiffrierung  irrig  mit:  ,nur  dem  König  in  Frankreich"  wiedergegeben. 


342  HI.  Brandenburg  nutl  Frankreich  1670—1684. 

cstal »Heren,  derjenige,  welcher  an  Kf.  deswegen  geschickt  werden  sollte  (ver- 
mutlich Rebenac),  werde  des  Königs  Gedanken  näher  eröffnen.  Auch  Lonvoy 
äußerte  sich  ähnlich,  kam  aber  auf  allerhand  specialia,  dergleichen  Traktaten 
fielen  dem  Könige  immer  oneros,  der  König  müßte  jetzt  seine  Untertanen  loch 
die  Fruchte  des  Friedens  genießen  lassen,  gedächte,  sobald  der  Generalfried« 
gemacht,  eine  große  Trnppenrcduktion  vorzunehmen.  Er  meinte  ferner,  von 
einem  Kriege  zu  einer  engen  und  vertraulichen  Liaison  zu  schreiten,  das  liefe 
sich  so  bald  nicht  tun,  man  müßte  der  Sache  Zeit  gönnen  und  sie  nicht  allzu- 
sehr präzipitieren.  Der  König  würde  an  Kf.  jemand  schicken,  dabei,  wie  anch 
sonst,  würde  sich  Gelegenheit  genug  finden,  das  Werk  weiter  zu  befordern. 

Der  dänische  Abgeordnete1)  arbeitet  ebenso  auf  eine  engere  Allianz  and 
sie  beide  suchen  den  minist ris  zu  remonstrieren,  wieviel  vorteilhafter  und  weniger 
kostspielig  für  Frankreich  eine  Allianz  mit  Kf.  und  Dänemark  als  mit  Schweden 
sein  würde.  Doch  kommen  die  bisherigen  Diffikultäten  wegen  der  Traktaten 
mit  Dänemark  dem  Kf.  nicht  übel  zu  statten,  man  bezeugt  auch  geringe  estime 
für  Dänemark. 

Als  sie  von  den  vielen  dem  Kf.  nachständigen  Subsidien  sprachen,  meinte 
Louvoy,  der  Prinz  von  Uranien  würde  dem  Kf.  wohl  zu  seinem  Nachstand 
beim  Staat  verhelfen,  besonders  wenn  Kf.  diesem  Sclrenkenschanz  abtrete,  und 
riet,  Kf.  möchte  bei  dieser  Gelegenheit  suchen,  Schenkenschanz,  welchen  Platz 
er  für  sehr  gering  hielt,  mit  advantage  loszuwerden.  Von  den  Spaniern  redeteer 
sehr  schlecht  und  meinte,  Kf.  möchte  nur  auf  die  geldrische  Grenze  einige  Truppen 
legen  und  auch  auf  andere  Weise  de  facto  prozedieren,  wenn  man  nicht  auf 
solche  Weise  sich  bezahlt  machte,  könnte  man  mit  ihnen  zu  keiner  raison  kommen. 
Louvoy  urteilte  auch  sehr  schlecht  von  der  kaiserlichen  Conduite  und 
sagte,  der  König  sei  entschlossen,  seine  Truppen  so  lange  im  Heich  zu  lassen, 
auch  die  Suhsistenz  für  dieselben  daraus  zu  nehmen,  so  lange  es  die  Kaiser- 
liehen täten. 


Instruction    \nn\v   lo  Sr.  conto    de   Boauvau   il"  Epensc   sur   son 
retour  on   Krance.      D.  Potstam   10./i>0.  Juli  1(579.-) 

j  Auftrüge  an  ('ri'ipii  und  Colbert.    Am  frau/.<">&ischeii  Hofe  zu  machende  Mitteilungeu 

über  die  Absichten  dos  Kf.    Abzuschnellende  Allianz  und  Handelsvertrag.    l>as  Haus 

Lüneburg  und  die  Hamburger  Angelegenheit.     Sicherung  gegen  Schweden. 

Verwendung  für  Piinetiiark.'l 

•20.  Juli  V-v  bat  sich  geradenwegs  nach  Minden  zu  begeben,  um.  wenn  er  dort  den 

Marschall  Crequy   noch   rindet.  \on   ihm  Räumung  des  kurfürstlichen  Gebietes 

l)  v.  Meyercrohn. 

-)  Kou/ept  und  Reinschrift  von  Fuchs  geschrieben,  von  Kf.  unterzeichnet. 
In  ersterem  wird  am  Rande  bemerkt:  „Ist  in  contextu  auch  auf  IL  Geh.  Rath  Meiuders 
gerichtet.-     S.  Droysen  III,.*»,  S.  .'i.Vi;  Strecker,  S.  Ulf.;  Bulard,  S.  85. 


Instruktion  für  d'Espense  und  Meinders.  343 

und  Aufhören  der  Kontributionen  zu  fordern,  und  alle  Gründe  vorzustellen, 
welche  dazu  dienen  können,  dieses  zu  erlangen.  Dann  bat  er  nach  Nimwegen 
zu  gehen,  dort  bei  Co  1  her t  ebendasselbe  zu  betreiben  und,  falls  der  Austausch 
der  Ratifikationen  noch  nicht  erfolgt  ist,  weil ')  die  des  einen  Artikels,  in  dem 
das  Haus  Lüneburg  erwähnt  ist,  nach  Paris  geschickt  ist,  zu  versichern,  daß 
dieses  nicht  die  geringste  Schwierigkeit  bereiten  könnte,  und  darauf  zu  dringen, 
daß  die  Auswechslung  erfolge. 

In  Paris  angelangt,  hat  er  von  diesem  allen  Meinders3)  Nachricht  zu  geben 
und  gemeinsam  mit  demselben  dem  König  und  den  Ministern  vorzustellen,  in 
welchem  Stande  er  hier  die  Angelegenheiten  gefunden  habe,  surtout  que  S.  A.  £1. 
na  autre  desir  que  de  se  Her  inseparablement  au  Roy,  depouser  ses  interets 
et  de  mettre  les  siens  entre  ses  mains,  de  sorte  que  le  Roy  n'aura  jamais  eu 
de  plus  fidele  allie  que  S.  A.  Kl.  De  quoy  il  peut  donner  d'autant  meilleure 
et  plus  certaine  asseurance  qiril  la  entendu  de  la  bouche  de  Son  Alt  El.le 
meme.  Kf.  hoffe,  daß  man  ihn  als  Freund  behandeln  und  vollständig  den 
Frieden  genießen  lassen,  daß  auch  Wesel  und  Lippstadt  sofort  geräumt,  wenigstens 
die  tausend  Reiter  werden  fortgenommen  werden. 

Dann  haben  sie  an  der  Allianz  zu  arbeiten,  welche  Kf.  mit  dem  König  zu 
schließen  wünscht.  On  laisse  a  la  France  la  liberte  de  stipuler  ce  qu'Klle  voudra, 
sur  quoy  S.  A.  El.  se  declarera  en  sorte  qu  on  naura  pas  lieu  de  douter  de  sa 
sincerite.     Die  im  Interesse  des  Kf.  zu  fordernden  Punkte  sind: 

1.  Der  König  habe  sich  der  Interessen  des  Kf.  anzunehmen,  durch  gerechte 
und  angemessene  Mittel  dessen  rechtmäßige  Ansprüche  gegen  andere  zu  unter- 
stützen und,  falls  Kf.  genötigt  sein  sollte,  nachdem  friedliche  Mittel  vergeblich 
versucht,  zu  den  Waffen  zu  greifen,  ihm  beizustehen. 

2.  Da  Kf.  schon  jetzt  solche  gerechte  Ansprüche  an  den  Kaiser  wegen 
Jägerndorfs,  für  welches  er  nie  Geld  hat  annehmen  wollen,  sondern  sich  immer 
sein  volles  Recht  gewahrt  hat,  an  Spanien  wegen  rückständiger  bedeutender 
Subsidien  und  an  die  Staaten  wegen  beträchtlicher  Subsidienreste  und  vertrags- 
mäßig schuldigen  Schadenersatzes  hat.  so  wünscht  er,  daß  der  König  ihn  darin 
unterstütze,  und  will  Kf.,  damit  dieses  keine  Schwierigkeit  habe,  denselben 
vorher  vollständig  von  der  Gerechtigkeit  dieser  Ansprüche  informieren  lassen. 

3.  Da  Kf.  seine  jetzige  vortreffliche  Armee  für  den  Dienst  des  Königs  zu 
erhalten  wünscht,  seine  Länder  aber  durch  den  Krieg  ruiniert  sind,  so  begehrt 

>)  S.  Irk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  720f. 

2)  Diesem  teilt  Kf.  unter  demselben  Datum  mit,  Graf  d'Epense  werde  ihm 
die  ihm  mitgegebene  Instruktion  mitteilen,  nach  der  auch  er  sich  bei  seiner  Negotiation 
zu  richten  habe.  Da  er  (M.)  allein  Vollmacht  zu  traktieren  habe,  so  solle  er  auch, 
wenn  etwas  zu  schließen  oder  zu  unterzeichnen  sein  werde,  allein  signieren.  Er 
habe  d'Epense  zu  seinem  Oberstallmeister  und  Obersten  über  die  Trabanten- 
Leibgarde  ernannt,  seine  Bestallungen  aber  noch  nicht  ausfertigen  lassen,  da  derselbe 
erst  bei  dem  Könige  um  Erlaubnis,  diese  Chargen  anzunehmen,  anhalten  wolle. 
M.  solle  auf  schleunige  Abstellung  der  harten  Maßregeln  im  Clevischen  dringen  und 
sich  des  Königs  von  Dänemark  auf  das  eifrigste  annehmen. 


344  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

er  von  dem  Könige  Subsidien  zu  deren  Unterhaltung.  Da  dieses  ein  Hauptpunkt 
ist,  so  haben  sie  ihn  auf  das  beste  zu  empfehlen  und  zu  versichern,  daß  Kf.  dies« 
Geld  zu  keinem  anderen  Zwecke  verwenden  und  daß  der  Konig  daher  davon  mehr 
Vorteil  haben  werde  als  von  allem  dem,  was  er  an  Schweden  gezahlt  habe  oder 
an  das  Haus  Lüneburg,  das  nur  sein  eigenes  Interesse  verfolge,  zahlen  könnte. 

4.  Kf.  wünscht  auch  Vorteile  für  Marine  und  Handel,  erstens  Unterstützung, 
um  die  zehn  bis  zwölf  sehr  gut  ausgerüsteten  Fregatten,  die  er  gegenwärtig  besitzt, 
für  den  Dienst  des  Königs  bereit  zu  erhalten.  Pour  le  second  point  da  com- 
merce ')  1*  ad  van  tage  consisteroit  en  cela,  que  ce  que  nous  avons  dans  nos  terra 
et  qui  manque  a  la  France  pourroit  estre  echange  contre  ce  que  la  France  a 
d'abondant  et  qui  nous  manque.  Les  denrees,  que  nous  pourrions  fournir,  sont 
le  chanvre,  le  lin,  toute  sorte  de  bois  pour  la  fabrique,  des  pelleteries,  de  It 
cire  et  plusieurs  autres.  Ce  que  la  France  nous  pourroit  fournir  c'est  principi- 
lement  le  sei  et  les  vins  et  eaux  de  vie,  soit  qu'on  voulut  echanger  Tan  contre 
lautre  ou  qu'on  voulut  beneficier  les  marchands  dans  'les  peages,  aün  qu'ils  eussent 
le  prineipal  commerce  ä  l'exclusion  des  autres  nations.  On  demandera  aussi  de 
notre  part  quelque  trafic  sur  les  costes  de  Guinees,  sans  que  cela  incommode  en 
la  moindre  sorte  les  interests  de  Sa  Majeste.  Sollte  man  diesen  Vorschlagen 
ein  günstiges  Ohr  leihen,  wird  Kf.  einen  in  diesen  Dingen  sehr  unterrichteten 
Mann  nach  Frankreich  schicken,  um  Colbert  zu  unterrichten. 

">.  Da  das  Haus  Lüneburg  seit  einiger  Zeit  große  Eifersucht  gegen  Kf. 
hegt  und  ihm  auf  jede  Weise  zu  präjudizieren  sucht,  so  haben  sie  dem  Könige 
und  dessen  Ministern  vorzustellen,  wieviel  nützlicher  ihm  die  Freundschaft  des 
Kf.  als  die  dieses  eigennützigen  und  anmaßenden  Hauses  sei,  und  dahin  zn  wirken, 
daß  der  König  dasselbe  nicht  in  der  Hamburger  Sache  unterstütze,  sondern  dem 
Kf.  gestatte,  von  der  Stadt  das  zu  nehmen,  was  sie  ihm  schuldig  ist. 

(5.  Falls  die  Schweden  den  Traktat  nicht  sollten  ratifizieren  wollen,  so  ist 
mit  dem  Könige  zu  vereinbaren,  wie  sie  dazu  zu  bewegen  seien,  und  da  sie 
immer  mit  einem  neuen  Einfall  in  Preußen  drohen,  so  ist  sofort  auszumachen, 
was  Kf.  als  Entschädigung  erhalten  solle,  mindestens  müßte  er  bis  dahin  Stettin 
und  Stralsund  behalten. 

7.  Gegenüber  etwaigen  Beschwerden  der  Schweden  haben  sie  die  Fort- 
nahme  der  meisten  Artillerie  und  Munition  aus  den  pommerschen  Festungen  als 
den  Friedensbestimmungen  gemäß  erfolgt  zu  rechtfertigen  und  zu  verhindern,  daß 
der  König  in  diesem  Punkte  wie  auch  in  betreff  Hamburgs  dem  Kf.  zuwider  sei. 

8.  Der  Interessen  des  Königs  von  Dänemark  haben  sie  sich  auf  das 
eifrigste  anzunehmen,  die  Unbilligkeit  der  schwedischen  Forderungen  an  denselben 
vorzustellen  und  den  König  zu  bitten,  die  Restitution  in  billiger  Weise  zu  regeln. 

!)  Schon  am  1.,  11.  Juli  \i\l\)  hatte  Kf.  Meinders  ein  nicht  bei  den  Akten 
befindliches  Schreiben  Kaulc's  übersaudt,  in  welchem  dieser  einige  Vorschläge  mache, 
um  durch  die  Gunst  des  Königs  von  Frankreich  die  in  seinen  Landen  verfallenen 
Kommerziell  und  Schiftart  in  etwas  zu  retablieren,  er  solle  diese  Vorschläge  reiflich 
erwägen  und  was  er  davon  für  praktikabel  halte  bestmöglich  befördern. 


Äußerungen  Poinpoane\s  über  eine  abzuschließende  Allianz.  345 

F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
28./18.  Juli   1679. 

[Die  französischen  Gewalttätigkeiten.  Der  Separatartikel.  Verhandlungen  mit  Pomponne 
über  die  Allianz.     Die  Hauptpunkte  derselben.] 

Er  hat  mit  Pomponne  abermals  eine  Konferenz  gehalten,  derselbe  ver-  28.  Jul 
sprach  Abstellung  der  Exzesse  im  Mindenschen,  verlangte  aber,  daß  auch  Kf. 
in  Pommern  die  dort  früher  gehaltene  gute  Ordnung  observieren  lasse. 

Wegen  des  Separatartikels  ist  zwar  keine  Änderung  zu  machen,  weil  der 
Traktat  schon  gedruckt  ist.  P.  versicherte  aber,  man  intendierte  keineswegs, 
durch  die  dort  enthaltenen  verha  narrativa  dem  Kf.  Präjudiz  zuzufügen.  Der 
Herzog  von  Celle  hätte  unrecht  getan,  daß  er  den  gütlichen  Vergleich  ver- 
hindert hätte.     Reben ac  hätte  Ordre,  denselben  zu  befordern. 

P.S.1)  Auch  — hat  sowoll  Louvois  als  Pompone  dem  König 
in  Franckreich  referiret,  was  jüngsthin  zu  verschiedenen  Malen  und  noch 
absonderlich  letztmal  zu  St.  Germain')  ich  denenselben  wegen  einer 
näheren  Alliance  proponiret  und  erinnert.')  Es  scheinet,  daß  man  an- 
fange, mehr  Reflexion  darauf  zu  nehmen,  welches  ich  bei  der  mit  dem 
II.  Pompone  gehaltenen  Conferenz  wahrgenommen.  Pompone  gab 
mir  so  viel  zu  verstehen,  daß  der  König  in  Franckreich  woll  begriffe 
und  genugsam  urteilte,  was  ihm  an  der  Alliance  mit  Brandenburg 
gelegen.  M.  wird  die  Sache  weiter  beobachten  und  würde  demselben 
zu  wissen  nötig  sein,  1)  was  Brandenburg  begehret  vom  König  in 
Franckreich,  2)  was  Brandenburg  an  den  König  in  Franckreich  offeriret, 
3)  M.  würde  auch  nötig  haben  einer  Vollmacht.  Er  meinet,  daß,  so  viel 
das  erste  belanget,  solches  bestehen  könne  1)  in  Subsidien,  2)  Assistenz 
wegen  Zahlung  der  restirenden  Subsidien  von  Spanien  und  Staten 
General,  3)  wegen  der  Commercien  und  Schiffahrt  oder  was  sonsten  zu 
proponiren,  alsetwan  daslnteresse  von  Brandenburg  in  Polen,  Böhmen  u.  s.w. 
Das  andere  möchte  ungefähr  darin  besteben,  1)  wegen  der  Wahl  im 
Reich,  wie  dieser  wegen  bereits  von  M.,  als  bekannt,  an  den  König  in 
Franckreich  Proposition  geschehen,  2)  bei  denen  etwan  vorfallenden 
Occasionen  sich  dem  König  in  Franckreich  nicht  allein  nicht  zu  opponiren. 
aber  dessen  Interesse  zu  befordern,  nachdem  der  König  in  Franckreich 

')  Zum  größten  Teil  in  Ziffern. 

*)  S.  oben  S.  341  f. 

3)  Am  24.  Juli  hatte  er  ein  Memoire  deswegen  übergeben.    S.  Bulard,  S.  83f. 


346  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1G79 — 1684. 

Brandenburg  capabel  dazu  machen  würde  durch  Subsidien,  3)  Verstattung 
der  passage,  retraite  und  dergleichen  Coramoditäten  in  Brandenburgs 
Hafen,  Strömen,  Festungen.  Ein  guter  Vorteil  würde  hiedurch  ver- 
hoffentlich  erlanget  werden,  nämlich  daß  Schweden  vom  König  in  Frank- 
reich abstrahiret  würde. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Potstam 
1.  August/ 22.  Juli  1679. 

[l'nwillen   über   die  französischen  Gewalttätigkeiten,   Forderung  der  Einstellung  der- 
selben.    l)ie  Verhandlungen   über  die  Allianz.      l)ie   schwedische  Schrift  über  die 

Zusammenkunft  zu  Doheran.] 

Aug.  Der  Effekt  des  Friedens  ist  bis  jetzt  noch  gar  schlecht,  noch  immer  laufen 

aus  seinen  westfälischen  Landen  große  Klagen  über  das  gewalttätige  Treiben 
der  Franzosen  ein,  man  will  jetzt  sogar,  was  während  des  Krieges  nicht  ge- 
schehen, seine  Zölle  angreifen  und  hat  deswegen  schimpf  liehe  ßillete,  in  denen 
man  ihn  Monsieur  de  Brandebourg  traktiert,  an  die  Magistrate  zu  Orsoy. 
Emmerich  und  anderen  Orten  abgehen  lassen.  Am  allerbeschwerlichsten  aber 
fällt  ihm,  daß  Marschall  Crecjui  nach  Spaens  Bericht  prätendiert,  6000  Mann 
zu  Fuß  und  1000  zu  Pferd  in  Wesel  und  Lippstadt  zu  lassen,  während  in  dem 
Friedensverträge')  nur  von  1000  zu  Pferd  die  Rede  ist.  Kf.  hat  sich  bereits 
so  erklärt,  daß  man  keine  Ursache  haben  kann,  aus  Diffidenz  diese  örter  länger 
zu  besetzen,  denn  wenn  er  der  schwedischen  Ratifikation  versichert  ist,  ist  er 
bereit,  in  demselben  Moment  ganz  Pommern  zu  räumen.  Er  soll  dieses  aufs 
beweglichste  vorstellen  und  Remedierung  nachsuchen,  wenigstens  daß  die  An- 
zahl der  Völker,  die  in  Wesel  und  Lippstadt  bleiben,  nicht  größer  sei  als  die- 
jenigen, die  er  in  Stralsund  und  Stettin  läßt,  und  daß,  wenn  Schweden  die 
Ratifikation  diffikultiert,  man  dennoch  seine  beiden  Städte  evaeuiere.  Sollte 
man  dieses  verweigern,  so  kann  er  daraus  nur  urteilen,  daß  Frankreich  mit 
Fleiß  intendiere,  ihn  zu  ruinieren.  Der  verlangte  Durchmarsch  der  schwedischen 
Truppen  durch  Preußen  ist  impraktikabel,  da  die  polnischen  Stände  denselben 
nimmermehr  bewilligen  werden,  der  Transport  kann  viel  leichter  zur  See  geschehen. 
Was  die  Alliance  betrifft,  wird  er  von  d*  Epen  so  des  Kf.  Gedanken  erfahren 
haben.  Sollte  er  es  nicht  für  ratsam  halten,  die  Sache  vor  Anlangung  eines 
französischen  Ministers  am  Hofe  des  Kf.  zu  poussieren,  so  kann  das  geschehen, 
doch  wünschte  Kf.  das  Werk  beschleunigt  zu  sehen,  weil  er  Subsidien  zur  Be- 
zahlung seiner  Truppen  zu  bedingen  hofft.  Er  soll  aber  nicht  eher  von  dort 
fortgehen,  bevor  alles,  was  der  Traktat  im  Munde  führt,  völlig  adjustiert  und 
exequiert  ist. 


])  S.  Artikel  13  des  Friedensvertrages  vom  2i>.  Juni  H)7!>  (v.  Murner,  S.  410). 


Die  französischen  Gewalttätigkeiten.     Äußerungen  Louvois'.  347 

Das  Scriptum,1)  so  von  der  Dobraniscben  Confereoz  ausgegeben 
worden,  ist  ein  purum  flgmentum,  so  ein  Schwedisch-Gesinneter,  umb  uns 
und  dem  Königo  von  Dennemarck  Mißgunst  und  Jalousie  zu  erwecken, 
ausgehen  lassen.  Die  specialia,  so  von  unserem  estat  und  interesse  darin 
enthalten,  seind  mit  vielen  unwahrhaften  Folgerungen  begleitet.  Und 
ist  gar  gewiß,  daß  beiderseits  Räthe  nur  einmal  zusammengekommen  und 
bei  solcher  Conferenz  gar  kein  Protocoll  gehalten  oder  das  geringste 
schriftlich  ausgefertiget  worden,  sondern  alles  bei  einer  mündlichen  Con- 
ferenz geblieben,  weßhalb  wir  denn  auch  entschlossen  sein,  solch  Ding 
refutieren  zu  lassen.*)  — 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
1.  August/22.  Juli  1679. 

[Äußerungen  Louvois'  über  Schweden  und  über  die  mit  Kf.  abzuschließende  Allianz. 
Verbandlungen  mit  Pomponne  darüber.] 

Zu  dem  Frieden  mit  Danemark  zeigt  man  sich  hier  geneigt,  der  Artikel  1.  Aug. 
wegen  Holstein-Gottorf  aber  hält  den  Schloß  auf. 

Louvoy  klagte  ihm  gegenüber  über  der  Schweden  Hartigkeit  nnd  daß 
sie  so  fier  und  irraisonable  in  allen  Dingen  wären.  Er  bezeugte  auch  nicht 
undeutlich,  daß,  sobald  nur  diese  Brouillerien  ein  Ende  haben  und  der  König 
mit  Ehren  ans  seinem  Engagement  getreten  sein  würde,  man  sich  mit  Schweden 
nicht  so  leicht  aufs  nene  vertiefen,  sondern  anf  andere  Allianzen,  und  besonders 
auf  eine  vertrauliche  Korrespondenz  und  Freundschaft  mit  Kf.  gedenken  würde. 
Es  wäre  davon  einiges  vorgekommen,  was  Pomponne  ihm  wohl  gesagt  haben 
würde.  Das  Vornehmste,  das  dabei  zu  konsiderieren,  bestände  darin,  daß  beider- 
seits alles  Mißtrauen  ans  dem  Grunde  gehoben  werden  und  einer  dem  anderen 
aufrichtig  begegnen  müßte.  Es  wäre  unmöglich,  daß  nicht  bisweilen  allerhand 
geringe  Dinge  vorfielen,  die  dem  einen  oder  anderen  Ombragc  nnd  selbst  aller- 
hand deplaisirs  verursachten,  man  müßte  sich  aber  daran  nicht  so  genau  kehren, 

*)  Copie  d'une  lettre  en  date  de  Dobran  du  27e  Novembre  dernier  1678  etc. 
S.  Uirsch,  Die  Zusammenkunft  des  Großen  Kurfürsten  mit  dem  König  Christian  V. 
von  Dänemark  zu  Doberan  4.-6.  Dezember  1678  (Forschungen  zur  brandenburgischen 
und  preußischen  Geschichte  XIV,  S.  72ff.). 

2)  Wirklich  ist  von  brandenburgischer  Seite  eine  Gegenschrift:  1/ ex  amen  de 
l'ecrit  qu'on  a  publie  sous  le  titre  de  la  copie  d'une  lettre  etc.  veröffentlicht  worden. 
S.  ebendaselbst  S.  77. 


348  IH.  Brandenburg  und  Frankreich  167U— 1684. 

sich  vorher  gegenseitig  esclairieren  und  darum  nicht  sofort  das  ganze  Fundament 
der  Freundschaft  und  guten  Intelligenz  über  den  Haufen  werfen.  Aach 
Pomponne  hat  ihm  weitläufig  diese  und  andere  dergleichen  Dinge  vorgestellt 
Man  meint,  der  König  erweise  dem  Kf.  darin  ein  Zeichen  seiner  sonderbaren 
estime,  daß  er,  obwohl  man  von  allen  orten  und  Enden  wegen  Stiftung  einer 
neuen  Allianz  mit  großen  Offerten  gesucht  und  karessiert  werde,  doch  zurzat 
solches  nicht  sonderlich  attendiere,  sondern  vor  allem  auf  Kf.  reflektiere. 
P.  hat  zu  ihm  abermals  von  einem  Projekt  gesprochen  und  sich  wegea 
der  lngredientien  soweit  herausgelassen,  daß  man  pro  fundamento  foederis  den 
letzten  mit  Kf.  gemachten  Traktat  nehmen  und  einander  wegen  Garantie  des- 
selben sowie  des  Olivischen  Friedens  und  sonst  behörige  mutuelle  Assistenz 
leisten  solle,  item  was  sonst  einer  oder  der  andere  Teil  für  befugte  praetensionei 
iura  und  Gerechtigkeiten  haben  oder  noch  erlangen  möchte.  Er  hat  dabei  des 
Kf.  Prätensionen  wider  Polen»,  den  Kaiser,  Spanien  und  den  Staat  summiric 
expliziert,  es  würde  aber  gut  sein,  wenn  dieselben  schriftlich  in  der  Kürze  auf- 
gesetzt und  hierher  mitgeteilt  würden. 

Pomponne  meinte,  das  Fundament  der  Sache  könnte  jetzt  gelegt  und 
nachher  sowohl  hier  wie  dort  weiter  daran  gearbeitet  und  die  specialia  diesem 
Fundament  gemäß  eingerichtet  werden.  Der  König  versichere  sich  von  KL 
daß  derselbe,  falls  jemand,  besonders  im  Reich,  gegen  seine  Befugnisse,  besonders 
gegen  das,  was  er  aus  dem  Westfälischen  und  Ximwegischen  Frieden  erhalten, 
opponieren  und  ihn  darin  turbieren  wollte,  nicht  allein  dagegen  mit  seinen* 
suffragiis  auf  dem  Reichstage,  sondern  auch  auf  andere  Mittel  und  Wege,  nach- 
dem man  sich  darüber  vergleichen  werde,  opponieren  und  auch  sonst  ihm  bei 
allen  Okkasionen  alle  mögliche  Freundschaft  und  Dienste  leisten  würde,  auch 
hingegen  von  ihm  gewärtigen  könnte. 

P.  S.  Depance  ist  angekommen.1) 

')  d*  Espe  nee  schreibt  an  Fuchs  (d.  Paris  4.  August),  er  sei  Montag  [31.  Juli] 
angekommen  und  habe  dem  König  Bericht  von  seiner  Reise  abgestattet.  Je  lui  fis 
les  compliments  de  S.  A.  Kl.  et  sur  les  assurances  de  sa  bonne  volonte  le  roy  me 
temoigna  bien  de  la  joie  de  savoir  S.  A.  Kl.  daus  si  bons  sentiments  pour  lui,  il 
m'ordonna  de  inander  a  sa  dite  A.  Kl.,  qu'il  ne  manqueroit  en  rien  de  toutes  les 
choses  qu'il  avoit  promises,  et  qu'il  prioit  S.  A.  Kl.  de  faire  le  mesme  a  son  egard 
et  qu'il  vivroit  a  l'avenir  de  maniere  avec  S.  A.  Kl.  qu'il  n'auroit  jamais  sujet  que 
de  jj'en  louer.  Je  rendis  conte  a  Mr.  de  Pomponne  plus  au  long  de  tous  les 
sentiments  de  S.  A.  Kl.,  lequel  les  expliqua  au  roy  sur  fait.  Sur  l'honneur  que 
S.  A.  Kl.  me  veut  faire,   le  roy  lui  dit,   qu'il   estoit   bien   aise   de  voir  S.  A.  El.  dans 

de  si  bons   sentiments  pour  moi  et  qu'il  y  consentoit  de  bon  cu'ur L'affaire 

de  la  liaison  est  en  fort  bon  estat,  ayez  soin  seulement  d'envoyer  a  Mr.  de  Mender 
les  instruetions  et  pouvoirs  n«;cessaires  pour  couclure  promptement,  car  assurement 
il  est  avautageux  de  faire  oette  liaison  promptement,  afin  d'en  exclure  d'autres  qui 
voudroient  bien  y  estre  receus  les  premiers,  ce  que  Mr.  de  M enders  empeschera, 
pourvu  qu'il  ait  les  pouvoirs  necessaires.  L'affaire  de  Mad.  l'Electrice  est  en  fort 
bon  estat. 


Unterredung  mit  Pomponne.     Audienz  beim  König.  349 

F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
4.  August/25.  Juli  1679. 

[Weitere  Verhandlungen  mit  Pomponne.    Audienz  bei  dem  König.   Dessen  Äußerung 
über    die  Allianz   mit  Kf.  und   über  den  Frieden  mit   Dänemark.     Verjus'  Abreise 

nach  Regensburg.] 

Er  ist  gestern  mit  d'Epense  in  St.  Germain  gewesen  und  sie  haben  mit  4.  Aug. 
Pomponne  (Louvois  liegt  an  einem  Beinbruch  gefahrlich  darnieder)  lange 
konferiert.  Er  hat  dann  beim  Könige  Audienz  gehabt  und  demselben  zum 
Abschluß  des  Friedens  und  Auswechselung  der  Ratifikationen  gratuliert.  Der 
König  war  wieder  sehr  gnädig  und  äußerte  unter  anderem:  II  ne  faut  plus  songer 
au  passe,  asseurez  M.  TElecteur,  qu'il  peut  attendre  des  marques  tres  essentielles 
de  mon  amitie,  pourveu  uue  je  me  pnisse  asseurer  de  la  sienne,  et  je  veux  croire, 
que  je  m'y  puis  fier  entierement.  Vous  vous  souvenez  de  ce,  que  vous  m'en 
avez  dit  autrefois  et  c'est  ce  qui  me  a  porte  a  finir  Faffaire  au  plustost,  und 
nachher:  «Tay  ordonne  au  reste  a  Pomponne  de  vous  entretenir  plus  amplement 
de  mes  intentions  touchant  une  liaison  plus  estroite  que  vous  m'avez  proposee 
cydevant  et  dans  laquelle  j'entreray  avec  plaisir  pour  donner  des  preuves  de 
mon  estime  ä  Monsieur  TElecteur.  Auf  seine  Vorstellungen  wegen  der  dänischen 
Sache  erwiderte  der  König,  er  wolle  mit  Pomponne  weiter  davon  sprechen; 
dieses  ist  auch  geschehen,  derselbe  hat  ihm  aber  nachher  erklärt,  der  Herzog 
von  Holstein  müßte  vollständig  restituiert  werden;  wenn  bis  zu  Ende  des 
August  der  Friede  nicht  abgeschlossen  wäre,  so  würde  man  noch  härtere  Be- 
dingungen fordern.  Er  hat  sich  diese  dänische  Sache  auf  das  äußerste  angelegen 
sein  lassen,  so  daß  Meyercrohn   bezeugt  hat,  völlig  damit  zufrieden  zu  sein. 

Verjus  reist  morgen  nach  Regensburg  ab.  Derselbe  war  hei  ihm  und  hat 
sich  dem  Kf.  empfehlen  lassen,  Kf.  würde  ohne  Zweifel  ihn  und  auch  den  hiesigen 
Hof  obligieren,  wenn  er  seinen  dortigen  Gesandten  v.  Jena  anwiese,  mit  ihm 
in  gutem  Vernehmen  zu  leben  und  ihm  von  diesem  Befehl  Mitteilung  zu  machen.1) 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
5.  August/26.  Juli  1679.2) 

[Bitte  um  nähere  Instruktion  wegen  der  Wahlangelegenheit.] 

—  haben  Ew.  Churf.  D.  aus  meiner  unterthänigsten  Relation  vom  5.  Aug. 
18. /28.  Juli   mit   mehrem   gnädigst   ersehen,    in   welchen   terminis  die 

l)  S.  die  Schreiben  des  Kf.  an  Verjus  und  an  G.  v.  Jena  vom  7/17.  Oktober 
1G79  unten  Abschnitt  V. 

*)  Zum  großen  Teil  in  Ziffern. 


350  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1 079— 1684. 

Sache  wegen  der  Alliance  stehet.  Tcb  hab  seither  dem  aas  der  In- 
struction,!)  so  d'Espance  mitgebracht,  ersehen,  was  Brandenborg  be- 
gehret, welches  alles  nach  äußerster  Möglichkeit  beobachtet  werden  soll. 
Das  vornehmste,  worauf  man  hie  reflectiret  und  wodurch  die  beste 
conditiones  zu  erhalten  sein  möchten,  bestehet,  soviel  M.  bis  dato  pene- 
trircn  können,  in  der  Wahlsache,  die  übrigen  Dinge,  so  der  König  in 
Frankreich  von  Brandenburg  zu  hoffen,  kommen  zwar  auch  in  Consi- 
deration.  aber  nicht  so  viel,  deßwcgen  ich  dann  mit  sonderbarem  Ver- 
langen Ew.  Chf.  I).  gnädigsten  Befehl  desfals  erwarte.  Ich  bin  «war  des- 
fals  vorbin  gnngsam  instruiret,  *)  E.  Churf.  I).  haben  auch  in  der  vorigen 
Instruction,  so  M.  d'Epancc  mitgebracht,  mit  ausdrücklichen  Worten 
inseriren  lassen,  quo  Brandenbourg  Luisse  la  liberte  au  Roy  de  France 
de  stipuler  ce  (ju'il  voudra,  weil  es  aber  eine  Sache  von  großer  Coose- 
quenz  und  Wichtigkeit  ist,  so  verlange  ich  desfals  billig  E.  Churf.  D. 
gnädigste  Verordnung  und  werde  mein  bestes  thun,  umb  die  Sache  bis 
zu  derselben  Einlangung  im  stände  zu  halten,  dafern  ich  aber  vermerken 
sollte,  daß  periculum  in  mora  sein  und  Brandenburg  von  Braunschweig- 
Zelle,  Hannover,  Staaten  General,  Dennemarck  oder  andere, 
welche  dergleichen  alliance  suchen,  praeveniret  werden  sollte,  solchen- 
falls wird  Mcinders  nach  seiner  bereits  in  I landen  habenden  Instruction 
einen  Tractat  sub  spe  rati  zu  machen  und  zu  schließen  geflissen  sein. 
Dieweil  d'Espance  auch  diese  Sacht1  auf  Ordre  Brandenburgs  sowohl 
den  ministris  als  dem  Könige  selbsten  recommendiret,  so  wird  damit 
ziemlich  geeilet.  — 


Der  Kurfürst  an   MiminIits.      1).  Potstam 
25).  Juli/8.  Aujiust   Ki7i).3) 

[Auf  die  Relationen  vom  14./24.  15. -2").  und  1N./2S.  Juli.    Weitere  Instruktion   wegen 
der  abzuschließenden  Allianz.] 

8.  Aug.  —  ist  uns  —  liel)  zu  vernehmen  gewesen,  wasmaßen  man   auf  die 

von  uns  desiderirtc  nähere  Zusammensetzung  und  alliance  eine  Reflexion 
machet  — .     Damit  Ihr  aber  desto  hesser  davon   informiret  seid,  so  ist 

0  S.  oben  S.  .aMk2ff. 
*)  8.  ürk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  G70. 

°)  Das  Konzept   von  Fuchs   geschrieben,   zum  Teil   in  Ziffern,  von   Kf.   unter- 
zeichnet. 


Weitere  Instruktion  wegen  der  Allianz.  351 

unser  gnädigster  Wille,  daß  Ihr  behöriges  Ortes  repraesentiret,  wie  daß 
unser  beständiger  Wille  and  Meinange  seie,  uns  aufs  genaueste  als  immer 
möglich  und  inseparablement  durch  eine  Off-  und  Defensivalliance  mit 
Ihrer  Königl.  May.  zu  verbinden,  und  zwar  dergestalt,  daß  einer  des 
andern  Freunde  Freund  und  Feinde  Feind  sein  sollte:  Wrir  hätten  des- 
falls,  soviel  alle  Potentaten  der  Christenheit  betreffe,  freie  Hände,  aus- 
genommen Dennemarck  und  Pohlen.  —  Wegen  der  übrigen  aller 
wäre  es  uns  indifferent,  was  Ihre  May.  desfalls  stipuliren  wollten,  und 
wurden  wir  ihro  darunter  völlige  Satisfaction  geben.  Da  hergegen  habet 
Ihr  vor  uns  Ihrer  May.  Assistenz  und  Protection  in  denen  Differenzen, 
so  wir  jetzo  haben  oder  künftig  haben  möchten,  zu  bedingen.  Ob  man 
nun  desfalls  in  terminis  generalibus  verbleibe  oder  specialia  exprimire, 
solches  habet  Ihr  nach  denen  Propositionen,  so  man  frantzösiscber  Seiten 
thun  wird,  zu  judiciren.  Darumb  aber  habet  Ihr  anzusuchen,  daß  Ihre 
May.  uns  dero  Assistenz  verspreche,  wann  wir  unsere  wieder  Spanien 
und  den  Staat  habende  rechtmäßige  und  liquide  praetensiones  exigiren 
wollen.  Unsere  Meinunge  ist,  daß  wir  unsere  Armee,  so  lange  bis  uns 
vergnügliche  Satisfaction  gegeben,  in  Gelderland  und  an  der  Issel  ver- 
legen, sonsten  aber  keine  Hostilitäten  verüben  wollen,  es  sei  denn,  daß 
man  uns  dazue  bringe.  Ihr  habet  demnach  in  dem  Tractat  za  bedingen, 
daß  Ihre  May.  solches  nicht  allein  aggreiren,  sondern  auch  auf  den  Fall 
man  uns  feindlich  begegnen  würde,  uns  würckliche  Assistenz  leisten,  im- 
gleichen  daß  Sie  unseren  Schiffen,  so  wir  zu  diesem  Ende  es  sei  in  der 
mittelländischen  oder  offenbaren  See  gebrauchen  würden,  in  dero  Hafen 
retraite  gönnen  wollten,  und  könnte  dieser  Punct  in  einen  Nebenarticul 
gebracht  werden.  — 

Damit  wir  nun  desto  capabler  sein,  Ihrer  May.  bei  allen  Vorfallen- 
heiten  Dienste  zu  leisten,  seind  wir  entschlossen,  außer  denen  nötigen 
Guarnisonen  in  unseren  Vestungen  eine  Armee  von  20000  Mann,  als 
12000  zue  Fuße,  6000  Pferde  und  2000  Dragouner,  beständig  zu  unter- 
halten, welche  wir  zu  jeder  Zeit,  wann  und  wo  es  Ihre  May.  desideriren 
würden,  nebst  einer  rechtschaffenen  guten  Artillerie  ins  Feld  stellen  wollten. 
Weil  aber  unsere  Lande  ganz  ruiniret  und,  wann  wir  jetzo  unsere  auf 
den  Beinen  habende  Trouppen  reduciren  sollten,  wir  dergleichen  so  leichte 
nicht  wieder  bekommen  würden,  so  habet  Ihr  durch  alle  diensame  raisons 
vorzustellen,  wie  hochnötig  es  seie,  daß  Ihre  May.  uns  mit  zulänglichen 
Subsidien,  welche  Ihr  dann  so  hoch  es  immer  möglich  zu  treiben  habet, 
an  Hand  gehen:   Ihr  wisset,  daß  dieses  ein  Hauptpunct  ist,  woran  uns 


352  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679— 1G84. 

aufs  höchste  gelegen,  weßhalb  wir  nicht  zweifeln,  Ihr  werdet  denselben 
durch  alle  kräftige  Vorstellungen  zu  erhalten  suchen.  Ihr  könnet  dabei 
versichern,  daß  wir  solch  Geld  nirgend  anders  zue,  als  zum  Unterhalt 
unserer  Trouppen  gebrauchen  wollen  und  daß  solchergestalt  Ihre  May. 
mehr  davon  profitiren  werden,  als  von  allen  denen  großen  Subsidien, 
welche  Sie  bishero  an  Schweden  und  das  Haus  Lünenburg  gezahlet  — 

Was  die  See-cquipage  betrifft,  seind  wir  entschlossen,  sehen  bis 
zwölf  gute  wohlausgerüstete  und  mit  allem  wohlversehene  Fregatten  zue 
Ihrer  May.  Dienste  beständig  zu  unterhalten,  wann  dieselbe  auch  nur 
dazue  monatlich  etwas  wollten  reichen  lassen,  es  wäre  solches  ein  ge- 
ringes und  wollten  wir  uns  desfalls  mit  zehen,  neun  oder,  wann  es  nicht 
höher  zu  bringen,  mit  8000  Rthlr.  monatlich  vergnügen:  zum  wenigsten 
würde  es  Ihrer  May.  Reputation  sehr  vermehren,  wann  dieselbe  in  der 
Ostsee  so  viele  Fregatten  allemal  zue  ihren  Diensten  haben  würden.  Was 
das  commercium  anbetrifft,  sucheten  wir  darunter  nichts  anderes,  ab 
was  zue  beiderlei  Nutzen  und  Vorthel  mit  Excludirunge  der  andren 
Nationen  gereichen  könnte.  — 

Man  müßte  auch  bedingen,  daß  existente  bello  keiner  ohne  den  anderen 
zue  einigem  accommodement  oder  auch  zue  einem  Stillestand  schritte,  es 
möchte  auch  sein  unter  was  Praetext  es  wollte,  imgleichen  daß,  wann 
uns,  indem  wir  Ihrer  May.  assistireten,  von  unseren  Landen  oder  Plätzen 
etwas  abgenommen  oder  uns  sonst  einiger  Schaden  —  zugefüget  werden 
möchte,  Ihre  May.  nicht  eher  Frieden  machen  wollen,  bevor  uns  alles 
restituiret  und  des  Schadens  halber  Satisfaction  gegeben  worden. 

Ob  wir  nun  zwar  nicht  wissen,  was  man  hinwiederumb  französischer 
Seiten  bedingen  wollte,  so  haben  wir  Euch  doch  in  antecessum  —  auf 
nachfolgende  Puncto  instruiren  wollen:  Vorerst  habet  Ihr  Euch  zu  allem, 
was  eine  oll-  und  defensive  alliance  mit  sich  führet,  zu  erbieten,  und 
daß  wir  contra  quoseunque,  ausgenommen  Dennemack  und  Pohlen, 
wie  oben  gedacht,  uns  zu  verbinden  bereit  wären.  Zweitens  wann  sie 
etwas  wegen  des  Hauses  Oesterreich  und  insonderheit  wegen  künftiger 
Wahl  eines  Römischen  Königs  oder  Keysers  auf  die  Bahne  bringen  sollten, 
lassen  wir  es  bei  demjenigen,  worauf  wir  Euch  bereits  bei  Euer  ersten 
Abschickunge  instruiret1)  und  Ihr  solches  darauf  dem  Könige  proponiret,  *) 
bewenden,   und  habet   Ihr  solches  auf  den  Fall    wir   durch    diese  Er- 


>)  S.  Urk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  CTO. 
v)  S.  ebendaselbst  S.  084. 


Weitere  Instruktion  wegen  der  Allianz.  353 

klarunge  einen  sonderbaren  Vorthel  bei  dem  Tractat  erhalten  könnten, 
nochmalen  zu  wiederholen  und  festzusetzen,  außer  solchem  Falle  aber 
habet  Ihr  diesen  Punct  zu  menagiren,  wie  er  dann  auch  sonst  insonder- 
heit wird  müssen  secretiret  und  in  einen  geheimbten  Neben-articul  ge- 
bracht werden. 

Drittens  erbieten  wir  uns  Ihrer  May.  Trouppen  passage  und  retraitte 
in  unseren  Vestungen,  Hafen  und  Strömen  zu  geben,  nur  daß  solches 
ohne  unseren  Schaden  geschehe  und  daß  alles,  was  sie  zue  ihrer  Sub- 
sistenz  bekommen,  mit  barem  Gelde  bezahlet  werde,  doch  mußte  aufch 
dieser  Punct  gegen  einen  großen  reciproquen  Vorthel  menagiret  werden. 
Weil  es  aber  unmöglich  ist,  Euch  auf  alle  Fälle,  so  da  vorkommen 
möchten,  vorher  zu  instruiren,  so  habet  Ihr  ein  Project  eines  Tractats 
zu  concertiren  und  uns  solches  förderlichst  zu  schicken,  so  wollen  wir 
Euch  darauf  unsere  schließliche  Resolution  erteilen.  —  Auf  wie  viele 
Zeit  oder  Jahre  auch  diese  alliance  zu  richten,  stellen  wir  ebenmäßig  in 
Ihrer  May.  Gefallen;  nur  wann  die  conditiones  insonderheit  wegen  der 
Subsidien  vorthelhaft  vor  uns  fallen  sollten,  habet  Ihr  selbige  soweit 
möglich  zu  extendiren.  Des  H.  Pompone  premier  commis  Tourmont1) 
habet  unsertwegen  Ihr  dreihundert  Louisdor  in  specie  auszuzahlen,  wir 
erwarten  auch  mit  ehistem  ein  schön  Zimmer  Zobeln  aus  Preußen,  so 
wir  Euch,  umb  unter  die  bewußte  Damen9)  zu  distribuiren,  zuschicken 
wollen.  Die  begehrete  Vollmacht s)  zue  Schließunge  dieser  Alliantz  habet 
Ihr  hiebei  zu  empfangen.  — 


Der  Kurfürst  an  O.  v.  Schwerin  und  Fr.  von  Jena.    D.  Potsdam 
30.  Juli/[9.  August]  1679. )     (G.  A.) 

[Mitteilung  der  Relation  Meinders'  und  des  an  diesen  erlassenen  Reskriptes.] 

Wir  geben  Euch  vermittelst  Anschlusses  zu  ersehen,  was  gestalt  uns  9.  Aug. 
unser  Geheimer  Rath  Meinders  jfingsthin  berichtet,1)   daß    man    am 
Königlichen  Französischen  Hofe  eine  Begierde  bezeuget,  mit  uns  in  eine 


')  S.  Bulard,  S.  87. 
*)  S.  ebendaselbst  S.  86. 

*)  Dieselbe  ist  Potsdam  29.  Juli/8.  August  1679  ausgestellt 
4)  Konzept,  von  Fuchs  geschrieben. 
*)  S.  dessen  Relation  vom  18./28.  Juli  1679  oben  S.345f. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  23 


354  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

nähere  Zusammensetzung  und  Alliance  zu  treten,  und  daß  er  der 
Conditionen  halber  instruiret  zu  sein  begehret  Damit  ihm  nun  «eibige 
mit  nächster  Post  zugeschicket  werden  könnten,  haben  wir  sofort  ein 
Rescriptum1)  angegeben  und  darinnen  dasjenige,  was  wir  vor  erst  am 
nötigsten  erachten,  exprimiren  lassen,  allermaßen  Ihr  aus  dem  hiebei 
kommenden  Concept  mit  mehrem  zu  ersehen.  Dafern  Ihr  nun  etwas 
dabei  zu  erinnern  findet  oder  Euch  sonst  noch  ein  mehres,  worauf  er  zu 
instruiren,  beifallen  sollte,  habet  Ihr  uns  solches  förderlichst  zu  über- 
schreiben. — 


0.  v.  Schwerin   an    den   Kurfürsten.     D.   Cttln   an    der  Spree 
31.  Juli/[10. August]  1679. 

[Bedenken  gegen  die  Allianz  mit  Frankreich.] 

10.  Aug.  Wie  ich  gestern  anhero  gekommen  zu  sehen,  wie  sich  Printz  Philip 

Wilhelm  bei  seiner  Unpäßlichkeit  befindet,  mit  welchem  es  sich  Gottlob 
diese  Nacht  zimblich  gebessert,  habe  ich  heute  früe  beide  E.  Chf.  D. 
Befehl  vom  30.  July  erhalten.  Die  preusensche  Sache')  werde  ich 
denen  Herren  Rhäten  zustellen,  ihr  u.  Bedenken  abzustatten,  und  weil 
ich  so  fort  wieder  nach  Landsberg  gehe,  von  daraus  auch  meine 
gehorsam bsto  Antwort  einschicken.  So  viel  aber  das  französische 
Werk  betrifft,  Gnädigster  Herr,  sehe  ich,  daü  es  eine  resolvirte  Sache 
ist,  und  wünsche  demnach  von  Herzen,  daß  der  Allerhöchste  Gott  alles 
zu  seines  großen  Namens  Ehre,  zu  K.  Chf.  1).  höchstem  Vergnügen  und 
dero  hohen  Hauses  bestandigen  Aufnehmen  und  Erhaltung  Friedens  iu 
der  Christenheit  ausschlafen  lassen  wolle.  Wenn  res  noch  integra  und 
E.  Chf.  I).  mein  unmaßgebliches  unterthänigstes  Gutachten  würden  erfodert 
haben,  würde  ich  meinen  theuren  Pflichten  gemäß  E.  Chf.  D.  unterthänigst 
gebeten  haben,  bei  solchem  wichtigem  Werk,  welche  [sic!J  dieselbe  und 
Ihr  ganzes  Haus  in  die  allerhöchste  Gefahr  impliciren  kann,  sich  nicht 
zu  übereilen,  vornemblich  keine  offensiv  alliance  zu  offeriren,  denn,  weil 
dieses  Werk  nicht  verschwiegen,  sondern  von  Franckreich  selbst  divulgiret 
werden  wird,  so  werden  E.  Chf.  D.  sich  hiedurch  große  Feindschaft 
erwecken  und  viel  andre  Potentaten  zu  einer  Kegenligue  veranlassen, 
deren  schädliche  Effecte  vor  E.  Chf.  1).  wol  gewisser  sein  dürften,  als  die 

l)  S.  das  Reskript  vom  2(J.  Juli/8.  August  oben  S.  350 ff. 
0  S.  Crk.  u.  Akt.  XVI, 2,  S.  895. 


Bedenken  Schwerins  gegen  die  Allianz.  355 

Freundschaft  von  Franckreich.  E.  Chf.  D.  wissen,  wie  Sie  neulich  dem 
Könige  Schenckenschantz  offerireten,  derselbe  solches  dem  Staht  alsofort 
kund  that.  Ich  fürchte,  Er  werde  es  mit  diesem  E.  Chf.  D.  Vorhaben 
eben  auch  so  machen,  und  wird  es  gewiß  E.  Chf.  D.  nicht  zuträglich 
sein,  daß  Sie  mit  dem  Staht  zerfallen  sollten.  Was  E.  Ch.  U.  recht- 
mäßig von  demselben  zu  praetendiren,  ist  mir  genugsamb  bekannt,  ich 
meine  aber,  daß  E.  Chf.  D.  noch  wol  ohne  dergleichen  Extremitäten 
darzu  gelangen  können.  So  oft  E.  Chf.  U.  Alliantzen  mit  einem  oder 
anderem  Potentaten  gemachet,  habe  ich  gesehen,  daß  E.  Chf.  D.  allemal 
den  Keyser  und  das  Reich  excipiret,  und  haben  E.  Chf.  U.  solches 
allezeit  selbst  erinnert,  ja  es  ist  vor  diesem  solches  geschehen, ')  da  man 
mit  dem  Keyser  in  öffentlichem  Kriege  gewesen,  und  darmit  justificiret, 
daß  man  nicht  wieder  den  Keyser,  sondern  einen  Erzherzog  den  Krieg 
führete.  Stelle  demnach  zu  E.  Chf.  D.  gnädigstem  höchsterleuchtetem 
Ermessen,  was  Sie  hierunter  ferner  gnädigst  befehlen  wollen,  damit 
E.  Chf.  D.  Feinde  nicht  vorgeben  mögen,  als  hätten  Sie  wieder  die 
geleistete  Pflicht  gehandelt.  Was  die  Rom.  Chron  und  Vergrößerung  des 
französischen  Staats  anbelanget,  zweifle  ich  nicht,  weil  E.  Chf.  D.  bei 
Resolvirung  des  Krieges  mit  Franckreich  zum  oftern  furtreffliche  Motiven 
angeführet,  worumb  Sie  besser  thäten,  lieber  alles  zu  hazardiren,  denn 
Franckreich  größer  werden  zu  lassen,  dero  Rhäte  auch  mit  ernsten 
nachdrücklichen  Worten  vermahnet,  keine  andere  consilia  zu  führen, 
E.  Chf.  D.  werden  jetzt  solche  hochwichtige  Ursachen  haben,  worumb 
Sie  diese  dero  intention  änderen.  Ich  bekenne  sonst  gerne,  Gnädigster 
Herr,  daß  ich  von  Herzen  wünsche,  daß  Franckreich  nicht  größer  werden 
möge,  als  ein  Diener  aber  habe  ich  mich  allzeit  schuldig  gehalten, 
E.  Chf.  D.  Meinunge,  wann  ich  die  meinige  gesaget,  treulich  zu  folgen 
und  das,  was  E.  Chf.  D.  resolviret,  aufrichtig  exequiren  zu  helfen.  Bei 
solchem  Vorsatz,  wann  es  mir  auch  abermalen  so  unglücklich  dabei  er- 
gehen sollte,  wie  vor  diesem  geschehen,  werde  ich  bis  an  mein  Ende 
verharren.  Ich  sollte  sonst  davor  halten,  Gnädigster  Herr,  daß  der 
König  von  Franckreich  sich  wol  vergnügen  könnte,  wenn  E.  Chf.  D.  sich 
aufs  neue  dazu  verbünden,  was  Sie  in  dem  Tractat  mit  Vaubrun')  ver- 


!)  Gemeint  scheint  der  Friede  von  Vossem  vom  16.  Juni  1673  (Pufendorf 
1.  XI,  §  95,  S.  851  ff.)  zu  sein,  in  dessen  9.  Artikel  bei  der  Verpflichtung,  den  Feinden 
des  Königs  von  Frankreich  keine  Hilfe  zu  leisten,  das  Reich  ausgenommen  wird. 

s)  S.  den  Vertrag  vom  2 1./31.  Dezember  1669  (v.  Mörner,  S.  691ff.).  Vgl. 
ürk.  u.  Akt  XII,  S.906ff. 

23* 


3f)ß  HI.  Brandenburg:  und  Frankreich  1G79— 1684. 

sprochen,  und  daß  Franckreich  die  damaln  versprochene  Subsidien  Dick 
E.  Chi'.  D.  Begehren  vergrößerte  und  auch  zu  den  Schiffen  etwas  gebe, 
denn  jetzt  erbieten  sich  E.  Chf.  D.  eine  so  starke  Armee  zu  halten, 
welches  Sie  damaln  nicht  gethan,  auch  die  Schiffe  zu  des  Königes  Dienst 
zu  halten.  Wie  aber  der  König  sehr  genau,  so  befürchte  ich,  E.  Chf.  D. 
werden  ihr  Intent  in  diesem  Stücke  nicht  erringen,  daher  dann  E.  Chf.  I). 
wol  Ursache  haben,  desto  behutsamer  zu  gehen.  Wann  mir  noch 
etwas  mehrers  beifallen  wird,  will  ichs  unterthänigst  überschreiben, 
indessen  rufe  ich  den  höchsten  Gott  inniglich  an,  daß  derselbe  zu  allen 
E.  Chf.  D.  consiliis  seine  Gnade  und  gedeihlichen  Success  verleihen  und 
Sie  bis  an  dero  hohes  Alter  und  geruhsames  Ende  bei  beständiger 
Gesundheit  und  aller  glückseligen  Prosperität  erhalten  wolle.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Obcrpra-sidenten  v.  Schwerin. 
D.  Potstam   l./ll.  August  1679.1) 

[Notwendigkeit  einer  Allianz  mit  Frankreich  und  demselben  zuzugestehender  vorteil- 
hafter Bedingungen.     Weisung  an  Meinders.] 

11.  Aug.  Wir    haben    euer    gehorsambstes    Gutachten,    betreffende    die   mit 

Franckreich  obhandene  alliance,  wohl  erhalten  und  der  Gebühr  erwogen. 
Gleich  wie  wir  Euch  nun  eben  darumb  die  desfals  unserem  Geh.  Rath 
Meinders  ertheilete  Instruction  zugeschicket,  damit  wir  eure  Gedancken 
und  was  Ihr  dabei  zu  erinneren,  haben  und  darauf  ferner  nach  Befinden 
gedachten  Meinders  instruiren  möchten,  weil  er  befehliget  ist,  nicht 
alsofort  zu  schließen,  sondern  zuvorderst  ein  Project  herüberzuschicken 
und  darauf  unsere  schließliche  Resolution  zu  erwarten,  als  ist  uns  lieb, 
daß  Ihr  uns  dieselbe  eröffnet,  l'nser  fürnembstes  Absehen  dabei  ist 
sonst  dieses  gewesen,  damit  wir  durch  eine  solche  genaue  alliance 
Franckreich  von  Schweden  abziehen  möchten,  welche  deshalb,  wie 
Ihr  aus  beikommenden  unseres  Geh.  Rat  lies  Blaospeilen  Relation1)  er- 

»)  Schon  gedruckt  bei  v.  Orlich,  III,  S.  :*(>:*» f. 

-*)  Blaspeil  hatte  '2't.  .1  tili/  1.  August  \Cü[)  aus  Niniwegen  berichtet,  der  Zweck 
der  Sendung  des  unlängst  in  Paris  eingetroffenen  schwedischen  Gesandten  Hielte 
solle  Erneuerung  der  zu  Ende  laufenden  Allianz  mit  Frankreich  sein.  Die  hiesigen 
schwedischen  (iesandten  (Oxenst  ierna  und  Ol  i  vencranz)  hätten  auf  die  Kunde, 
dal)  Kf.  mit  Frankreich  in  Alliauz  treten  wolle,  was  sie  nicht  gerne  sähen,  deswegen 
sowohl  an  den  Konig  wie  auch  an  Bielke  geschrieben. 


Rechtfertigung  der  Allianzverhandlungen  mit  Frankreich.  357 

sehen  werdet,  schon  in  Sorgen  sein,  und  allen  Fleiß  ankehren  werden, 
das  Werk  zu  hintertreiben.  Nun  ist  leicht  zu  ermessen,  daß  da  Franck- 
reich  von  allen  Orten  gesuchet  wird,  und  einer  vor  dem  anderen  dem- 
selben vorthelhafte  conditiones  offeriret,  es  mit  uns,  ohne  eben  dergleichen 
zu  stipuliren,  nicht  schliessen  werde,  be vorab  da  sie  noch  allezeit  eine 
defiance  gegen  uns  bezeugen.  So  können  wir  auch  bei  gegenwärtigen 
Conjuncturen  unsere  Sicherheit  nicht  finden,  es  sei  dann,  daß  wir  eine 
Armee  auf  den  Beinen  behalten.  Selbige  aber  wird  uns  bei  dem  er- 
schöpfeten  Zustande  unserer  Lande  zu  unterhalten  unmöglich  fallen,  wo 
es  nicht  durch  Subsidien  von  Franckreich  geschiehet,  gegen  Erlegunge 
aber  derselben  wird  der  König  wiederumb  zweifelsfrei  etwas  Vorthel- 
haftes  haben  wollen.  Ferner  ist  Euch  bekannt,  daß  wir  von  keinem 
Potentaten  in  der  Christenheit  einigen  Beistandes  oder  Hülfe,  wann  uns 
etwas  zustoßen  sollte,  zu  gewarten  haben,  es  sei  denn,  daß  Franck- 
reich dazue  durch  eine  alliance  verbunden  werde,  ja  die  meisten,  in- 
sonderheit unsere  Benachbarte,  haben  sich  wieder  uns  declariret,  so  daß 
wir  umb  so  vielemehr  unsere  Sicherheit  nächst  Gottlicher  Hülfe  durch 
Franckreichs  Macht  zu  etabliren  suchen  müssen.  Wie  der  Keyser  und 
das  Reich  mit  uns  gehandelt,  lieget  am  Tage,  und  weil  selbige  uns 
zum  ersten  abandonniret  und  unserer  Feinde  Willen  überlassen,  haben 
wir  dasselbe  weiter  nicht  zu  consideriren,  als  so  viel  unser  eigen  Inter- 
esse mit  sich  bringet.  Gegen  Franckreich  haben  wir,  wie  bekannt,  wohl 
nicht  Ursache  einige  sonderliche  affection  zu  haben,  weniger  desselben 
aggrandissement  zu  befordern,  weil  uns  das  frantzösische  Joch  wohl  be- 
kannt, es  ist  aber  durch  die  letztere  Separation  der  Alliierten,  insonder- 
heit des  Keysers,  der  Crone  Spanien  und  des  Staats,  so  weit  ge- 
kommen, daß  Franckreich  numehro  schon  das  arbitrium  in  Händen 
hat,  und  solches  hautement  bei  dem  Friedenswerke  exerciret,  also  daß 
menschlichem  Ansehen  nach  bei  so  gestalten  Sachen  keiner  seine  Sicher- 
heit und  Convenientz  finden  wird,  als  in  Franckreichs  Freundschaft 
und  alliance.  Nichtesdestoweniger  haben  wir,  wie  aus  mitkommender 
Abschrift  zu  ersehen,  unserem  Geh.  Rath  Mein d er s  anbefohlen,1)  mit 


!)  Kf.  teilt  (d.  Potstam  1-/1 1 .  August  1679;  Meinders  das  Gutachten  Schwerins 
und  seine  Antwort  darauf  mit  und  weist  ihn  an:  „Weil  wir  nun  desselben  Antwort 
erwarten  und  Euch  alsdann  bei  der  Ximwegischen  Post  ferner  zu  instruiren  gemeinet 
sein,  als  habet  Ihr  bis  dahin  mit  unseren  fürnembsten  oblatis  zurückzuhalten  und 
von  den  frantzösischen  ministris  zu  vernehmen,  was  der  König  von  uns  desiderire, 
damit  wir  auf  erhaltene  Nachricht  uns  darauf  schließlich  erklären  können." 


358  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

unseren  fürnembsten  oblatis  noch  in  etwas  zurücke  zu  halten  und  von 
den  frantzösischen  Ministris  zu  vernehmen,  was  sie  von  uns  desideriren, 
damit  wir  ihm  aber  mit  künftiger  Sonntagspost  eine  nähere  instruction 
zuschicken  können,  so  habet  Ihr  uns  förderlichst  zu  eröffnen,  worinnen 
Ihr  vermeinet,  daß  selbige  hauptsächlich  bestehen  könne.  — 


0.  v.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Alt-Landsberg 
2./[12.]  August  1679. 

[Anerkennen  der  Berechtigung  der  von  Kf.  für  eine  Allianz  mit  Frankreich  angerührten 
Grunde.    Rat,  weitere  Vorschläge  von  französischer  Seite  abzuwarten.] 

12.  Aug.  Dasjenige,  was  E.  Ch.  D.  in  dero  gnädigstem  rescripto  vom  1.  August 

anziehen,  warümb  Sie  mit  Franck reich  in  alliance  treten  und  sich 
genau  mit  selbiger  Chron  verbinden  wollen,  ist  dergestalt  wol  fundiret, 
daß  ich  dakegen  nichts  zu  sagen  habe,  mein  voriges  untertänigstes 
Bedenken  ist  auch  nicht  dahin  gegangen,  besondern  daß  E.  Chf.  D.  nur 
nicht  sich  gar  zu  tief  engagiren  und  wieder  dero  eigenes  hohes  interesse  sich 
verbinden  möchten,  dann  wie  nützlich  E.  Ch.  D.  und  dero  hohen  Hause 
gute  Freundschaft  mit  Franckr.  sei,  habe  ich  nur  leider  alzeit  garzuviel 
remonstriret  und  desfals  von  theils  meiner  Collegen  viel  schmerzliches 
leiden  müssen.1)  Ich  sehe,  daß  E.  Chf.  D.  einen  guten  Weg  eingegangen, 
indem  Sie  II.  Meinderssen  befohlen,  daß  er  von  der  anderen  Seite 
begehren  solle,  was  man  vor  conditiones  von  E.  Chf.  D.  verlange.  Es 
ist  auf  allen  Fall  noch  besser,  daß  schädliche  conditiones  von  der  anderen 
Seite  begehret  und  von  E.  Chf.  I).  eingegangen  werden,  als  daß  sie  sich 
noch  rühmen  sollen,  daß  sie  ihnen  angeboten  sein,  können  E.  Chf.  D. 
den  Zweck  erhalten,  daß  Franck  reich  über  den  albereit  im  Friedens- 
tractat  versprochenen  Geldern  einige  subsidia  zu  Unterhaltung  dero 
armee  geben,  so  wird  man  etwas  übersehen  müssen.  Wie  ich  hoffe,  daß 
E.  Chf.  D.  denen  gnädigsten  Schutz  halten  werden,  die  deroselben  in 
dieser  Sache  gehorsamblich  dienen  und  an  Hand  gehen,  und  daß  Sie 
kegen  diejenige  dermalen  eins  Ihr  ressentiment  bezeugen  werden,  die  sich 
so  freventlich  unterstehen,  diejenige  zu  verfolgen,  welche  E.  Chf.  D. 
Refehl  gehorsamblich  verrichten,    also   will  ich  auch  mit  allem  treuen 

')  Anspielung  auf  die  Vorgänge  von  1672. 


Weitere  Korrespondenz  des  Kf.  mit  Schwerin  wegen  der  Allianz.  359 

Fleiß  beobachten,  was  E.  Chf.  D.  mir  hierunter  gnädigst  befehlen  werden, 
als  der  ich  mein  Tage  nichts  eiferigers  wünschen  werde,  denn  daß 
£.  Chf.  D.  glückselig  sein  und  alles  nach  dero  Wunsch  ergehen  möge. 
Und  halte  ich  nochmaln  unterthänigst  davor,  daß,  wann  H.  Mein  de  rs 
nebst  dem,  was  er  schon  in  E.  Chf.  D.  Namen  offeriret,  den  König  ver- 
sichert, daß  was  derselbe  weiter  von  E.  Chf.  D.  desideriren  werde,  Sie 
sich  willig  dazu  erklären  würden,  und  wann  er  verspürte,  daß  man  nicht 
mit  heraus  wollte,  er  vor  sich  dergleichen  conditiones  an  die  Hand  gebe, 
und  wann  er  dann  sehe,  daß  sie  angenehm  b,  sie  versicherte,  daß  E.  Chf.  D. 
dazu  inclinirten.  Ich  weiß  aber,  Gnädigster  Herr,  daß  sie  noch  diese 
Stunde  nicht  glauben,  daß  es  E.  Chf.  D.  ein  Ernst  sei,  und  wird  demnach 
darauf  gedacht  werden  müssen,  wie  sie  aus  dem  Mißtrauen  gebracht 
werden.  Ich  wünsche,  daß  der  Allerhöchste  alles  zu  E.  Chf.  D.  höchsten 
Vergnügung  ausschlagen  lassen  wolle.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin. 
D.  Potstam  4./ 14.  August   1679.1) 

[Billigung  seiner  Ratschläge.    Weitere  Meinders  zu  erteilende  Anweisungen.] 

Uns  ist  eure  letztere  gehorsambste  Relation  vom  2.  Aug.  wohl  worden  14.  Aug 
und  haben  wir  daraus  ersehen,  wie  daß  Ihr  in  dem  Wercke  selber,  uns 
mit  Franck reich  näher  zu  verbinden,  mit  uns  einerlei  Meinunge  führet, 
nur  daß  Ihr  bei  dem  modo  tractandi  einige  gradus  zu  gebrauchen  an  Hand 
gebet,  welches  wir  uns  dann  nicht  mißfallen  lassen,  auch  eine  Abschrift 
von  vorgedachter  euer  Relation  unserem  Meinders  noch  bei  gestriger 
Nimwegischen  Post  zuschicken  lassen.  Was  gestern  von  demselben 
eingelaufen,')  gehet  hierbei,  woraus  zu  ersehen,  daß  man  jetzo  das 
Werk  in  Frankreich  mehr  poussiret,  als  wir  vorhin  gethan.  Unseres 
Ermessens  wird  auf  zwei  Dinge  noch  müssen  reflectiret  werden,  1.  wie 
man  Franck  reich  die  Diffidentz,  so  es  noch  von  uns  haben  könnte, 
benehme,  2.  ob  man  in  der  Wahlsache  außer  demjenigen,  was  er- 
wähnter Meinders  bereits  vorhin  in  instructione  gehabt  und  zu  pro- 
poniren  befehliget  ist,  noch  weiter  herausgehe,  oder  erwarte,  was  Franck- 

J)  Schon  gedruckt  bei  v.  Orlich,  III,  S.  304f. 

*)  S.  Meinders'  Relation  vom  22.  Juli/ 1.  August  (oben  S.  347  f.). 


360  III.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

reich  deshalb  desideriren  wird.  Wir  wollen  desfals  eure  Gedanken  er- 
warten nnd  zwar  mit  dem  förderlichsten,  damit  Schweden  und  Lüoenb. 
uns  in  dem  Werke  der  alliance,  es  sei  der  Zeit  oder  auch  besserer  Con- 
ditionen  halber,  nicht  zuvorkommen,  worauf  sonderlich  zu  reflectiren  sein 
wird.  Sollte  Euch  auch  noch  sonst  etwas  beifallen,  worauf  Mein  den 
zu  instruiren  sein  möchte,  habet  Ihr  solches  zugleich  zu  erinneren.  Im 
übrigen,  gleich  wie  wir  eure  wohlgemeinte  Gutachten,  als  unseres  ältestes 
Geheimbten  Rathes,  dessen  Capacität  und  Experientz  uns  zur  Gonge 
bekannt  ist,  billig  ponderiren  und  in  behörige  Consideration  ziehen,  ab 
könnet  Ihr  Euch  versicheren,  daß  wir  Euch  allemal  wieder  diejenige, 
welche  selbige  zu  traduciren  und  Euch  desfals  Ungelegenheit  zuzuziehen 
trachten  sollten,  guugsamen  Schutz  halten,  Euch  auch  sonst  jederzeit 
mit  Churf.  Hulden  und  Gnaden  zugethan  verbleiben  werden.  — 


0.  v.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Alt-Landsberg 
4./ 14.  August  1679. 

[Notwendigkeit  des  Anerbietens  in  betreff  der  Kaiserwahl.    Mittel,  um  das  Mißtrauen 
auf  Seiten  Frankreichs  zu  beseitigen.] 

14.  Aug.  E.  Chf.  D.   begreifen  sehr  wohl,   daß  Sie  die  Alliantz  mit  Franck- 

reich  also  zu  beschleunigen,  damit  Ihr  andere  nicht  vorkommen,  aufs 
weinigste  die  conditiones  schlechter  werden  mögen.  Es  ist  auch  II.  Mein- 
ders  in  allem  genugsamb  instruiret.  Sollte  wegen  der  Rom.  Crohn  in 
dem,  was  H.  d'Espense  mitgenommen,1)  nichts  gedacht  sein,  wie  mir 
doch  vorstehet,  so  könnte  solches  nun  geschehen,  weil  ich  aus  dem 
DeciHerirten 3)  ersehe,  daß  man  numehr  alda  solches  verlanget,  es  mangelt 
nur  an  dem,  daß  E.  Chf.  1).  II.  Meinderssen  befehlen,  dasjenige  was 
ihm  hiebevor3)  dieses  Puncts  halber  anbefohlen,  zu  Werke  zu  richten. 
Es  ist  zwar  ein  Punct  von  sehr  großer  Wichtigkeit,  weil  aber  E.  Cljf.  D. 
hinfüro  alle  dero  Sicherheit  u.  avantage  in  der  Freundschaft  mit  Fr. 
suchen  wollen,  dieses  auch  schon  alda  zu  vernehmen  gegeben,  so  muß 
es  numehr  vollends  gethan  werden.     Wer  weiß,   wie  die  Zeiten   laufen 

l)  S.  oben  S.  34*211*. 
»)  S.  oben  S.  IM!»  f. 
3)  S.  L  rk.  u.  Akt,  XVIII,  i>.  Ö7üf. 


Weitere  Ratschläge  Schwerins.  361 

and  was  vor  Veränderungen  dazwischen  kommen  können.  Die  Diffidenz 
wegzunehmen  wird  wol  auf  einmal  nicht  geschehen  können,  wann 
E.  Chf.  D.  allen  dero  Mimstris  befehlen,  mit  den  frantzös.  vertraut  ümb- 
zugehen,  so  wird  schon  ein  guter  Anfang  dazu  gemachet  werden.  Ich 
habe  sonst  schon  gedacht,  ob  nicht  auch  dieses  dazu  helfen  könnte, 
wann  H.  Meinders  vor  sich  selbst  anzeigte,  E.  Chf.  D.  wären  resolviret, 
bald  einen  dero  jungen  Printzen  nacher  Paris  zu  schicken  und  alda 
erziehen  zu  lassen.  Im  übrigen  wird  man  bei  allen  Resolutionen,  die 
hin  und  her  ertheilet  werden,  Gelegenheit  finden,  das  Vertrauen  wieder 
zu  restabiliren,  insonderheit  wenn  ein  Abges.  von  dannen  kommen  wird. 
Weil  ich  dieses  geschwinde,  wegen  H.  Meinders  Relationen,  worin 
sonst  noch  eins  u.  anders  zu  beantworten,  wegschicken  muß,  so  will  ich 
diese  Nacht  weiter  bedenken,  was  E.  Chf.  D.  H.  Meinderssen  ferner 
zu  befehlen  hätten.  — 


0.  v.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Alt-Landsberg 
5./[15.]  August  1679. 

[Die  von  Frankreich  zu  erlangenden  Zugeständnisse.] 

Ich  habe  fleissig  nachgedacht,  ob  dem  H.  Meinderssen  noch  etwas  15.  Aug. 
weiters  befohlen  werden  könnte,  bei  der  obhandenen  alliance  zu  bedingen. 
Ich  kann  mich  aber  nicht  anders  erinnern,  denn  daß  in  denen  nach 
und  nach  ertheilten  Instructionen  schon  alles  enthalten,  was  zu  E.  Chf.  D. 
Dienst  und  Interesse  erfodert  wird.  Wann  demnach  der  H.  Meinders 
1)  Vergnügung  in  den  Subsidien,  2)  die  Garantie  kegen  alle,  so  E.  Chf.  D. 
sub  quocunque  praetextu  es  sein  möchte  angreifen  oder  gefahren  möchten, 
3)  Assistenz  in  dero  rechtmäßigen  Praetensionen  ratione  der  schuldigen 
Subsidien  und  Satisfaction ,  4)  kegen  diejenige,  so  E.  Chf.  D.  in  dero 
Gerechtigkeiten  anfechten  wollen,  wie  jetzt  wegen  des  Directorii  im 
westphälischen  Kreise  geschiehet,  erhält,  so  könnte  er  die  alliance  wol 
schliessen.  Sollte  die  Proposition  wegen  der  Wahl  anständig  sein  und 
mit  eingegangen  werden,  so  zweifle  ich  nicht,  man  würde  E.  Chf.  D.  auf 
solchen  Fall  mit  etwas  mehrers  als  Jägerndorff  und  aufs  weinigste  mit 
Glogo  bedenken  wollen.  Der  höchste  Gott  wolle  zu  allem  sein  Gedeihen 
geben.  — 


362  HL  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Potstam 
5./15.  August  1679.1) 

[Auf  die  Relationen  vom   20./ 30.  Juli,   22.  Juli/ 1.  August   und   25.  Juli/4.  August. 

Befehl,  so  schnell  wie   möglich  den  Allianzvertrag  abzuschließen.     Die  Hamburger 

Angelegenheit.     Der  Marsch  der  schwedischen  Truppen.] 

15.  Aug.  Was   die    von    Euch    verlangete  Instruction    zur  Schließung   einer 

Alliance  betrifft,  so  haben  wir  Euch  des  falls  bereits  unsere  gnädigste 
Willensmeinunge  unterm  dato  den  29.  Juli/8.  August')  überschrieben, 
wobei  wir  es  nochmalen  in  allen  bewenden  lassen,  und  weilen  darinnen 
verschiedene  Puncto,  so  Fr anck reich  nicht  unangenemb  sein  werden,  ab 
wollen  wir  hoffen,  daß  davor  wiederumb  etwas  vorthelhaftes  vor  uns 
werde  können  bedungen  werden,  gestalt  Ihr  es  auch  dann  dahin  werdet 
zu  menagiren  wissen.  Insonderheit  habet  Ihr  den  Punct  wegen  der 
Wahl  solchergestalt  einzurichten,  wie  Ihr  desfalls  schon  vorhin  instruiret 
gewesen,  auch  es  dem  Könige  proponiret  habet,  gestalt  wir  dann 
solches  geachtet  haben  wollen,  als  wäre  es  alhier  von  Worte  zu  Wrorte 
inseriret  und  wiederholet.  Was  Mons.  de  Pompone  wegen  einiger 
Conditionen  in  antecessum  erinnert,3)  lassen  wir  uns  alles  wohl  gefallen: 
Das  beste  aber  wird  sein,  das  Ihr  im  Namen  Gottes  sub  spe  rati  ein 
Prqject  entwerfet  und  uns  solches  einschicket:  denn  ehe  wir  wissen,  was 
Franckreich  eigentlich  desideriret,  können  wir  Euch  nicht  zulänglich 
instruiren.  Nur  habet  Ihr  vor  allen  Dingen  dahin  zu  sehen,  daß  uns 
kein  ander  zuvorkomme,  weshalb  wir  Euch  dann  nochmalen  anbefehlen, 
den  Tractat  sub  spe  rati  nach  dar  bereits  habenden  Instruction  zu 
schließen  und  dabei  der  Subsidien  nicht  zu  vergessen.  Wegen  unserer 
habenden  verschiedenen  Praetensionen  wollen  wir  hienächst  eine  kurze 
schriftliche  Instruction  verfertigen  lassen  und  selbige  überschicken.  Damit 
man  auch  alle  annoch  habende  Diffidenz  wieder  uns  schwinden  lassen 
möge,  habet  Ihr  desfalls  alle  verlangete  Yersicherunge  zu  geben  und 
wird  hiernächst  die  That  und  der  Effect  den  besten  Beweisthumb  geben. 
Vorjetzo  können  wir  nicht  mehr  thuen,  als  daß  wir  allen  unseren 
ministris  an  auswärtigen  Höfen  anbefehlen,  mit  Ihrer  May.  ministris 
vertraulich   umbzugehen    und  deroselben   Interesse  gleich  unser  eigenes 

!)  Konzept  von  Fuchs'  Hand. 
*)  S.  oben  S.  350  ff. 
3>>  S.  oben  S.  :>48. 


Weitere  Instruktion  wegen  der  Allianz.  363 

zu  befordern.  So  seind  wir  auch  willens  einen  oder  zwei  unserer  Söhne 
als  ein  Pfand  unserer  Confidenz  und  Sincerität  nacher  Paris  zu  schicken 
und  selbige  alda  erziehen  zu  lassen. 

Die  Ordre  an  die  Schiffe  wird  hoffentlich  zufriedenstellen,  die  Klagen  der 
Schweden  wegen  der  aus  Pommern  genommenen  Kanonen  sind  unbegründet,  denn 
alles,  was  weggeführt,  ist  geschehen,  ehe  der  Friede  geschlossen.  Den  dänischen 
Traktat  soll  er  nach  Möglichkeit  befördern,  die  einzige  Schwierigkeit  ist  nur 
noch  wegen  des  Sundzolles,  er  soll  sich  bemühen,  daß  darin  dem  Könige  von 
Dänemark  gefügt  werde.  Wegen  Hamburg  kann  er  nochmals  versichern,  daß 
Kf.  bereit  wäre,  dem  Könige  zu  Ehren  die  Sache  gütlich  abzutun,  und  daß  er 
nur  150000  Rtlr.  prätendiere,  obwohl  er  der  Kosten  wegen,  die  die  Exekution 
verursacht,  weit  mehr  prätendieren  könnte,  was  er  auch  tun  werde,  wenn  sie 
sich  nicht  bald  akkommodierten  und  er  noch  mehr  Kosten  sollte  anwenden 
müssen.  Louvoy  soll  er  in  seinem  Unmut  wider  die  Schweden  stärken,  ihm 
Besserung  wünschen  und  ihm  das  Kontributionswesen  im  Clevischen  rekommen- 
dieren,  es  sind  von  dort  wieder  sehr  heftige  Klagen  eingelaufen.  Er  soll 
auseinandersetzen,  daß  der  Marsch  der  schwedischen  Truppen  aus  Lief  land  nach 
Pommern  ganz  unpraktikabel  sei;  wenn  auch  Kf.  darein  willigte,  was  er  dem 
Könige  zu  Gefallen  tun  wollte,  würden  doch  die  Litauer  und  Großpolen  sie 
nicht  durchlassen. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
15./25.  August  1679. 

[Verhandlungen  mit  Pomponne  über  die  Allianz,  geringfügige  französische 

Anerbietungen.    Die  Gewalttätigkeiten  im  Clevischen.   Der  Durchmarsch  der 

schwedischen  Truppen.    Schwedische  Beschwerden.] 

Er  hat  am  vergangenen  Montag  [21.  August]  in  St.  Germain  mit  Pomponne  25.  Aug. 
über  die  Allianz  verhandelt.  Derselbe  behauptete,  sein  König  sehnte  sich  nach 
Ruhe  und  Frieden,  hätte  schon  eine  Anzahl  seiner  Miliz  reduziert  und  werde, 
sobald  der  Friede  mit  Dänemark  richtig,  ferner  reduzieren,  aber  doch  120000 
zu  Fuß,  15000  zu  Pferde  und  5000  Dragoner  in  Diensten  behalten;  es  seien 
dem  Könige  Bündnisse  und  Allianzen  von  allen  Orten  und  Enden  offeriert,  er 
hätte  aber  bisher  auf  keine  andere  Partei  als  auf  Kf.  Reflexion  gemacht;  sein 
Zweck  bei  diesem  foedere  sei  Konservation  dessen,  was  einem  jeden  zukäme, 
keineswegs  gedächte  er  jemand  zu  offendieren,  noch  sich  in  neue  Weitläufigkeit 
zu  setzen,  falls  nicht  jemand  ihn  selbst  oder  seine  Alliierten  angreifen  sollte. 
Pomponne  nahm  darauf  ein  Memorial,  in  welchem  er  vor  vierzehn  Tagen  die 
vornehmsten  Desiderien  des  Kf.  auf  Grund  der  Instruktion  für  d'Epance  kurz 
aufgeführt  hatte,  zur  Hand  und  äußerte  sich  über  die  einzelnen  Punkte.     Die 


364  IH.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

übrigen  werden  wenig  Schwierigkeiten  machen;  wegen  der  Unterstützung  der 
Ansprüche  des  Kf.  an  Spanien  und  die  Gen.  Staaten  verlangte  er,  daß  man  in 
terminis  officiorum  bleibe,  denn  der  König  werde  sich  deswegen  in  keinen  Krieg 
verwickeln,  widerrate  dem  Kf.  auch  sehr,  deswegen  einen  Krieg  anzufangen. 
Louvois  erinnerte  dabei  besonders  daran,  daß  es  mit  Losierung  einiger  Truppen 
an  der  lssel  und  in  Geldern  sich  nicht  schicken  würde,  solange  der  König  in 
diesen  Quartieren  seine  Truppen  hielte,  denn  mit  allzu  weniger  Anzahl  würde 
man  nichts  ausrichten,  ja  gar  dieselben  hazardieren,  eine  große  Armee  aber 
könnte  der  König  nicht  in  der  Nähe  sehen,  ohne  eine  größere  daneben  zn  setzen. 
Von  der  Jägerndorfschen  Prätension  behaupteten  sie,  davon  wäre  ihnen  nichts 
bekannt,  man  wollte  aber  darüber  nachdenken.1)  Der  Punkt  der  Subsidien  wird 
die  größten  Schwierigkeiten  machen,  sie  behaupten,  der  König  finde  zurzeit 
nicht  nötig,  solche  auf  irgendwelche  Truppen  zu  zahlen,  sie  begriffen  nicht, 
warum  Kf.  eine  Armee  unterhalten  müßte,  wenn  Kf.  angegriffen  oder  beleidigt 
werden  sollte,  so  werde  ihm  der  König  die  versprochene  Garantie  auf  das  nach- 
drücklichste leisten,  falls  aber  die  Not  erforderte,  sich  in  eine  konsiderable  Postnr 
zu  setzen,  so  könnte  man  deshalb  bald  behörige  mesures  nehmen,  er  bat  aber 
darauf  sowohl  mündlich  als  auch  schriftlich  in  einem  neuen  Memorial  die  nötigen 
Remonstrationen  gemacht.  Wegen  der  Kommerzien  und  der  Marine  wird  mit 
Colbert  gesprochen  werden  müssen,  d'Epance  hat  dieses  auch  schon  getan 
und  ihm  ein  darauf  bezügliches  Memorial  übergeben,  Pomponne  meint,  man 
brauche  nur  libertatem  et  securitatem  in  genere  zu  stipulieren  und  das  weitere 
den  particular  Kaufleuten  zu  überlassen.  Man  hätte  früher  den  König  selbst 
in  einige  Kommerzien  engagieren  wollen,  wie  auch  einige  Vornehme  von  Hofe, 
die  Erfahrung  aber  hätte  allezeit  bezeugt,  daß  dergleichen  Dinge  nicht  wohl  ab- 
gingen, noch  sich  schickten.  Die  Unterhaltung  einiger  Fregatten  hält  man  für 
ganz  unnötig  und  wird  dazu  wohl  nichts  zu  erhalten  sein.  • 

Allem*)  Ansehen  nach  —  wird  man  anfänglich  und,  wofern  sich 
die  Conjuncturen  nicht  änderen,  sich  nicht  weiter  vertiefen,  auch  auf 
keine  ofFensif  alliance  noch  zur  Zeit  denken,  es  könnte  sich  aber  leicht 
zutragen,  daß  man  andere  resolutiones  fassete,  und  wird  viel,  ja  alles 
davon  dependiren,  daß  anfänglich  ein  gutes  und  beständiges  Fundament 
eines  rechten  Vertrauens  geleget  werde. 

Was  die  desideria  des  Königs  betreffen  [sie!],  solche  bestehen  einig 
und  allein,  so  viel  man  mir  noch  zur  Zeit  zu  verstehen  gibt,  in  der 
Observanz  des  instrumenti  pacis  und  Erhaltung  des  Friedens  wider  alle, 

')  Am  8./ 18.  August  berichtet  er,  alles,  was  man  wegen  Jägerndorf  tun  mochte, 
bestehe  zurzeit  in  ofhYiis:  als  er  von  Glogau  gesprochen,  sei  ihm  geantwortet  worden, 
que  la  France  nVstoit  pas  rnaitre  du  bien  d"antruy,  und  daß  man  von  Prätensionen 
des  Kf.  darauf  nichts  wüßte.  Sollte  es  aber  einst  zu  einem  Kriege  kommen,  dann 
werde  man  von  dergleichen  Dingen  sprechen  und  handeln  können. 

,J)  Das  Folgende  meist  in  Ziffern. 


Meinders'  Verhandlungen  mit  Pomponne  und  Louvois.  365 

so  denselben  durch  neue  Unruhe  verstören  oder  jemand  dawider  be- 
schweren wollten,  und  dann  ferner  in  der  Wahl  eines  Rom.  Königs,  wann 
es  dazu  kommen  sollte,  daß  solche  nötig  gefunden  werden  möchte,  wozu 
ich  dann  nach  Anleitung  Ew.  Chf.  D.  gnädigsten  rescripti  und  wofern  man 
Ew.  Chf.  D.  hingegen  gebührend  begegnen  wurde,  Hoffnung  gemachet 
und  zu  verstehen  gegeben,  daß  ich  desfalls  mit  Instruction  und  Voll- 
macht versehen,  sie  könnten  aber  leicht  ermessen,  was  dieses  an  Ew.  Chf.  D. 
Seiten  für  eine  gefährliche  Sache  wäre,  und  daß  Ew.  Chf.  D.,  umb  solche  zu 
mainteniren,  armiret  sein  müßten.  Man  begreift  solches  auch  woll,  aber 
weil  der  casus  nicht  da  ist,  so  wäre  desfalls  so  große  Eile  nicht,  auf 
allen  Fall  aber  könnte  man  dieserwegen  bald  behörige  mesures  nehmen. 

P.  S.  Er  hat  auch  in  St.  Germain  mit  Louvois  zu  sprechen  Gelegenheit 
gehabt  und  demselben  die  Clevischeu  Lande  aufs  beste  rekommendiert.  L.  be- 
zeugte, über  einige  exzessive  Forderungen  der  Kommissare  und  Intendanten 
übel  zufrieden  zu  sein,  und  diktierte  sogleich  eine  ziemlich  scharfe  Ordre  an  den 
Intendanten  Monceau,  aber  wegen  der  arrierages  der  Kontribution  war  wenig 
auszurichten.  L.  hat  auch  mit  ihm  wegen  des  schwedischen  Durchmarsches  durch 
Preußen  nach  Pommern  gesprochen  und  die  Gestattung  desselben  sehr  empfohlen, 
ohne  denselben  könnte  die  Exekution  des  Friedens  nicht  werkstellig  gemacht 
werden,  des  Kf.  Lande  würden  davon  großen  Vorteil  haben.  Auch  Pomponne 
und  der  schwedische  Gesandte  Bielkc  haben  in  gleicher  Weise  davon  gesprochen 
und  ersterer  ihn  beauftragt,  es  dem  Kf.  auf  das  beweglichste  zu  remonstrieren, 
dadurch  könnte  allen  Klagen  und  Beschwerden  auf  einmal  abgeholfen  werden. 

Louvois  erwähnte  auch,  den  pommerschen  Städten  würden  namens  des  Kf. 
große  Summen  Geldes,  30 — 40  000  einer  Stadt,  abgefordert,  er  hat  dieses  be- 
bestritten, bittet,  ihm  einen  Extrakt  des  eine  Zeit  her  aus  Pommern  geforderten 
Beitrags  und  was  darauf  gezahlet,  zu  schicken. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Potstam 
17./27.  August  1679. 

[Die    Garnisonen    in    Pommern.      Die    Hamburger    Angelegenheit      Graf    Rebenac. 
Beschwerde  über   die  Wegnahme  eines  Schiffes    durch  einen  schwedischen  Kaper.] 

Der  Marsch  der  liefländischen  Truppen  durch  sein  Gebiet  ist  unpraktikabel,  27.  Aug 
damit  aber  desfalls  weder  Cleve  und  Mark  noch  Pommern  Beschwer  leide,  ist 
er  erbötig,  seine  Besatzungen  in  Stettin,  Stralsund  und  anderen  pommerschen 
Städten  bis  zur  Ankunft  der  schwedischen  Garnisonen  zu  lassen  und  auf  seine 
Kosten  zu  unterhalten,  wenn  dafür  die  französischen  Garnisonen  aus  Wesel  und 


366  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Lippstadt  abgeführt  werden.  In  der  Hamburgischen  Sache  will  er  die  Unkosten, 
die  sich  auf  über  80000  Rtlr.  belaufen,  nachlassen,  und  er  verlangt  also  statt 
150000  nur  70000  Rtlr.,  von  dieser  Hauptsumme  aber  wird  er  nichts  schwinden 
lassen.  Da  Graf  Rebenac  sich  im  Anfang  sehr  partialisch  für  Celle  nnd 
Hamburg  erwiesen  hat,  so  würde  er  gern  sehen,  daß  diese  Sache  nur  Bidal1) 
übertragen  werde. 

Wir  befürchten  auch,  daß,  wann  der  Comte  de  Rebenac  an  ans 
abgeschicket  werden  sollte,  er  sich  gar  zu  sehr  vor  Zelle  interessirea 
möchte,  und  würde  uns  also  lieb  sein,  wenn  es  unter  der  Hand  dahin 
gebracht  werden  könnte,  daß  ein  ander  anhero  käme. 

P.  S.  M.  soll  sich  aufs  heftigste  über  die  nach  Abschluß  des  Friedens 
erfolgte  Wegnahme  einer  mit  spanischen  Weinen,  Salz  und  anderen  kostbaren 
Waren  beladenen  Galliote  des  Kf.  durch  einen  schwedischen  Kaper  beschweren 
und  verlangen,  daß  der  König  die  desfalls  versprochene  Garantie  leiste. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.      D.  Cöln   1./ 11.  September  1679. 
(Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Befehl,  die  Allianzverhandhin^en  zu  verschieben.] 

11.  Sept.  Weil  wir  aus   allen   Euren  Relationen   so   viele  ersehen,   daß  man 

jetziger  Zeit  mit  dem  Punct  der  Subsidien  schwerlich  fortkommen  werde, 
so  möchten  wir  gerne  sehen,  auf  den  Kall  Ihr  darunter  nichtes  erhalten 
könntet,  daß  man  das  Werk  so  lange  möchte  in  suspenso  lassen,  bis  ein 
frantzösischer  Ministre  anhero  geschicket  wird,  da  man  dann  weiter  des- 
fals  tractiren  und  es  zum  erwünscheten  Schluß  bringen  könnte,  wann 
solches  ohne  an  Franckreich  einiges  subcon  oder  Nachdenken  von  unser 
Sincerität  und  aufrichtigen  Intention  zu  geben  geschehen  könnte.  Daferne 
Ihr  nun  sehet,  daß  es  füglich  dahin  gebracht  werden  könnte,  erlauben 
wir  Euch  hiemit  in  Gnaden,  Euren  Abscheid  zu  suchen  — .  Wollte  man 
auch  die  übrige  Puncte,  worüber  Ihr  instruiret,  alda  zu  Papier  bringen, 
lassen  wir  solches  auch  geschehen,  und  könnte  hernach  alhie  alles  ge- 
schlossen werden.     - 

l)  Franzosischer  Resident  in  Hamburg. 


Langsamer  Gang  der  Verhandlangen.  367 

F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
5./ 15.  September  1679. 

[Angebliche  Allianz  Schwedens  mit  dem  Kaiser.    Das  Allianzprojekt] 

Das  erwartete  Projekt1)  hat  er  noch  immer  nicht  erhalten.  Was  ihm  Kf.  15.  Sept 
Ton  einer  Allianz  zwischen  dem  Kaiser  und  Schweden')  mitgeteilt,  hat  Prinz 
Wilhelm  von  Fürstenberg  auch  gesagt.  Weil  es  nun  affektiert  scheinen 
möchte,  wenn  er  dergleichen  Zeitnngen  den  ministris  sagt,  so  hat  er  dieselben 
dem  dänischen  Envoye  nach  Fontainebleau  geschickt,  welcher  sie  dort  mit  guter 
Manier  kommunizieren  wird. 

Ich  kann  nicht  eigentlich  wissen,  worumb  man  in  dieser  Sache  nicht 
mehr  Eilfertigkeit  bezeuget,  ob  etwan  des  Herren  Pomponne  gewöhnliche 
lentenr  oder  irresolation  oder  indisposition  daran  Schuld  sei,  kann  ich 
nicht  eigentlich  sagen,  gewißlich  aber  glaub  ich,  daß  aus  der  ganzen 
Sache  Brandenburg  weit  größeren  Vortheil  ziehen  könnte,  wann  solche 
von  Franck reich  zue  Berlin  gesuchet  wurde.  Ich  werde*)  alles  nach 
äußerster  Möglichkeit  menagiren  und  nichts  verabsäumen,  was  zu  Er- 
reichung Ewrer  Chf.  D.  scopi  immermehr  diensam  sein  könnte,  wiewoll 
ich  nochmahlen  auch  dieses  unterthänigst  melden  muß,  daß  zue  denen 
Subsidien  je  mehr  je  weiniger  apparence  ist 

P.  S.  Endlich  hat  er  das  Projekt4)  erhalten,  schickt  es  mit,  bittet  um 
Instruktion  darauf.5) 

')  M.  hatte  l./ll.  August  berichtet,  Pomponne  habe  ihn  gestern  von  selbst 
erinnert,  ob  man  nicht  zu  der  anderen  noch  übrigen  Sache  schreiten  und  er  deshalb 
ein  Projekt  entwerfen  wollte,  er  habe  darauf  auf  Grund  der  ihm  Ton  d'Espence 
zugestellten  Instruktion  ein  Projekt  der  das  Interesse  des  Kf.  konzernierenden 
Artikel  abgefaßt  und  ebenderselben  gemäß  Pomponne  gesagt,  der  König  könnte 
dagegen  fordern,  was  er  meinte  von  seiner  Konvenienz  zu  sein.  —  Derselbe  meldet 
l./ll.  September,  das  von  Kf.  gewünschte  Projekt  oder  vielmehr  die  Antwort  und 
Erklärung  des  Königs  auf  den  von  ihm  abgefaßten  Aufsatz  habe  er  noch  immer 
nicht  erbalten. 

«)  Kf.  hatte  (d.  Potstam  24.  August/3.  September  1679)  M.  mitgeteilt,  er  habe 
sichere  Nachricht,  daß  man  in  Schweden  beschlossen  habe,  mit  dem  Kaiser  in 
eine  nahe  Verbindung  und  Intelligenz  zu  treten,  und  daß  zu  diesem  Zweck  Grafenthal 
nach  Wien  geschickt  werde,  und  hatte  ihn  beauftragt,  davon  in  solcher  Weise  Mitteilung 
zu  machen,  daß  dadurch  sein  Interesse  und  das  ihm  kommittierte  Werk  befördert  werde. 

*)  S.  über  Meinders'  Bemühungen,  besonders  beiTourmont,  Bulard,  S.  88 f. 

4)  Dasselbe  befindet  sich  nicht  bei  den  Akten. 

*)  Am  6./ 16.  September  meldet  er,  Pomponne  habe  ihm  angezeigt,  daß  der 
König  beschlossen  habe,  Lippstadt  zu  räumen  und  sich  mit  Wesel  zu  begnügen,  bis 
die  Schweden  wieder  von  Pommern  Besitz  ergriffen  hätten,  am  8./ 18.  unter  anderem, 
der  König  habe  besonderes  Vergnügen  bezeugt,  als  er  vernommen,  daß  Kf.  einen 
seiner  Prinzen  hersenden  wolle. 


368  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Massin 
13./23.  September  1679.1) 

[Befehl,  vorläufig  in  Paris  zu  bleiben.    Geldanweisung  für  d'Espence.] 

23.  Sept.  Aus  seiner  Relation  vom  l./ll.  September9)  hat  er   ersehen,  daß  seine 

Xegotiation  sich  noch  immer  trainiert.  Er  hat  ihm  zwar  vor  einiger  Zeit  er- 
laubt3) zurückzukehren,  er  befindet  jetzt  aber  nötig,  daß  er  noch  einige  Zeit 
dort  bleibe,  denn  wenngleich  das  Werk  der  Allianz  bis  zur  Ankunft  ein» 
französischen  Ministri  zu  Berlin  verschoben  und  dort  abgetan  werden  konnte,  so 
sieht  er  doch,  daß  es  wegen  der  Execution  des  Traktats  infolge  der  Schikanen 
der  Schweden4)  noch  viele  Schwierigkeiten  geben  wird,  auch  wird  gewiß  du 
Haus  Lüneburg  in  der  Hamburger  Sache5)  nicht  ruhen  und,  weil  es  einen  point 
d'honneur  daraus  macht,  muß  er  auch  dieselbe  aufs  eifrigste  poussieren.  AI.  soll 
also  bis  zu  fernerer  Verordnung  noch  dort  bleiben,  wenigstens  so  lange,  bis  Wesel 
und  Lippstadt  restituiert  und  das  Clevische  von  den  Franzosen  geräumt  sein  wird. 
P.  S.  Er  will  seinem  Oberstallmeister  Grafen  d?Espence  für  seine  Reise- 
kosten 2000  Rthlr.  schenken,  600  hat  er  ihm  bei  seiner  jüngsten  Anwesenheit 
an  Heidekampf  angewiesen,  die  übrigen  1400  soll  M.  aus  den  franzosischen 
Geldern  zahlen. 

F.  Meinders  an  den  Kurfürten.     D.  Paris 
15./ 25.  September  1679. 

[Auf  das  Reskript  vom  1. .11.  September.     I>ie  Subsidien.     Unmöglichkeit,  die 
Verhandlungen  jetzt  abzubrechen.] 

*2.">.  Sept.  Aus  seinen  letzten  Relationen  wird  Kf.  ersehen  haben,  daß  Frankreich  im 

Punkt  der  Subsidien  in  etwas  nachgegeben  hat.    Er  weiß  zwar  nicht,  wie  weit 

l)  Von  Fuchs'  IJand:  Jussu  expresso  Serenissimi. 
-)  S.  oben  S.  o<>7,  Anm.   1. 

3)  S.  oben  S.  3UG. 

4)  Schon  am  9./19.  September  hatte  Kf.  an  M.  geschrieben:  „Das  schwedische 
Formular  der  Ratification  kommet  uns  sehr  bedenklich  vor  und  können  wir  daraus 
anders  nicht  schließen,  als  daß  man  uns  dadurch  zu  neuen  Tractaten  forciren  und 
uns  dabei  wie  bei  dem  Grenzreceß  tractiren  will.4*  Der  schwedische  Kommissar, 
Regierungsrat  Owstin,  habe  an  den  Oberpräsideuten  geschrieben,  er  sei  befehligt,  vor 
der  Auswechslung  de  modo  exequeudi  zn  traktieren. 

5)  An  demselben  D./19.  September  hatte  Kf.  M.  nähere  Nachriebt  von  dem  Ver- 
halten des  Hauses  Lüneburg  in  der  Hamburger  Angelegenheit  gegeben,  das  sich 
in  dieselbe  nur  deshalb  mische,  um  ihm  wehe  zu  tun  und  ihn  zu  choequieren,  und 
ihn  beauftragt,  dahin  zu  wirken,  daß  der  Stadt  befohlen  werde,  ihm  ohne  weiteres 
Zögern  Satisfaktion  zu  tun.  und  dall  ihm  nicht  übel  genommen  werde,  wenn  er, 
falls  dieses  nicht  binnen  14  Tagen  geschehe,  sie  durch  zulängliche  Zwangsmittel 
dazu  anhielte. 


Fortsetzung  der  Verhandlungen.  369 

man  darin  gehen  wird,  es  ist  aber  gewiß,  daß  die  Summe  nicht  groß  sein  dürfte 
und  zur  Unterhaltung  einiger  Truppen  gar  nicht  zureichen  wird.  Man  hat  zu 
verstehen  gegeben,  daß  das,  was  man  für  jetzt  darin  täte,  nur  als  ein  Zeichen 
der  Freundschaft  und  als  eine  arrha  dessen,  was  später  eveniente  vel  necessitate 
vel  casu  erfolgen  wurde,  angenommen  werden  maßte.  Wegen  seiner  Indisposition 
hat  er  mit  Pomponne  darüber  nicht  reden  können,  er  ist  auch  sehr  embarassiert, 
daß  er  bisher  nicht  weiß,  womit  er  sich  begnügen  und  was  er  pro  extremo 
acceptieren  oder  worauf  er  abbrechen  soll. 

Die  Sache  ist  durch  die  darüber  bisher  gehaltenen  -Konferenzen  in  solchen 
Stand  gesetzt,  daß  er  sie  jetzt  unmöglich,  ohne  das  höchste  Nachdenken  zu 
geben,  stocken  lassen  kann,  man  würde  es  ohne  Zweifel,  nachdem  man  bisher 
die  Sache  so  eifrig  gesucht,  halb  und  halb  für  eine  Beschimpfung  aufnehmen. 
Er  bittet  daher  um  weitere  Instruktion,  namentlich  ratione  summae.  Er  erwartet, 
dieselbe  künftigen  Freitag  über  acht  oder  höchstens  vierzehn  Tage  zu  erhalten, 
und  macht  sich  fertig,  sofort  nach  deren  Eintreffen  seinen  Abschied  von  hier 
zu  nehmen  und  sich  auf  die  Rückreise  zu  machen. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Massin 
19./29.  September  1679.1) 

[Auf   die   Relation    vom    5./ 15.  September.      Bemerkungen    zu    dem    französischen 
Vertragsprojekt,  Befehl,  die  Allianz  abzuschließen.    Räumung  des  Clevischen.] 

Da    er   mit   dem  Könige   in  Frankreich   ein    unzertrennliches   genaues  29.  Sep 
Bündnis  aufzurichten  beabsichtigt,  so  approbiert  er  das  Projekt  in  allen  seinen 
Hauptpunkten,  hat  nur  folgendes  dabei  zu  erinnern: 

Im  ersten  Artikel  ist  das  Wort  Sieur  auszulassen  und  entweder  Monsieur 
FElecteur  oder  nur  Electeur  zu  setzen. 

In  dem  zweiten  Artikel  ist  entweder  die  Beziehung  auf  den  Cellischen 
Traktat  vom  5.  Februar  ganz  auszulassen  oder  hinzuzufügen:  en  tant  qu'il  n'est 
pas  contraire  ä  l'Electeur. 

In  dem  vierten  könnte  betreffend  Jägerndorf  hinzugefügt  werden:  et  luy 
a  este  oste  contre  tout  droit  par  la  force  des  armes. 

Beim  siebenten  ist  zu  stipulieren,  daß  der  König  von  Polen  dem  Kf.  und 
dessen  Descendenten  das  jus  indigenatus  verschaffen  und  sich  verpflichten  solle, 
was  aus  dem  Olivischen  Traktat  noch  zu  exequieren  übrig  wäre  zu  prästieren, 
und  daß  der  König  von  Frankreich  es  dahin  zu  richten  beliebe,  daß  der 
König  von  Polen  keine  Allianz  mit  Schweden  oder  sonst  jemand  wider  Kf.  mache. 


*)  Konzept  und  Reinschrift  von  Fuchs  geschrieben,  von  Kf.  unterzeichnet. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  24 


370  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Was  die  ül>rige  Puncte  wegen  der  Wahl  betrifft,  selbige  halten  wir 
genehm,  vermeinen  aber,  daß  es  Ihrer  May.  nicht  entgegen  sein  werde, 
wann  wir  dabei  auf  den  Fall  dieses  große  Werk  succediren  und  der 
König  oder  der  Dauphin  durch  Gottes  Yerleihunge  zur  Kayserl.  Crone 
gelangen  sollten,  vor  uns  einige  Dinge,  wordurch  Ihrer  May.  und  dero 
Interesse  nichtes  abgehet,  stipuliren  als: 

1)  daß  Sie  uns  das  Fürstenthumb  Jägerndorff  oder  an  dessen 
statt  das  Fürstenthumb  Gl ogau  einräumen  lassen  wollten,  weil  wir  eine 
höchstgegründete  und  rechtmäßige  Prätension  darauf  hätten, 

2)  daß,  wann  hiernächst  der  männliche  Stamm  des  Hauses  O  est  er- 
reich in  Teutschland  mit  Tode  abgehen  sollte,  Ihre  May.  uns  einen 
Theil  von  Schlesien  zum  Reichs-Lehen  zuwenden  wollten,  als  Glogao, 
Brieg,  Liegnitz,  Wolau  und  die  Stadt  Breslau,  welches  alles  kaum  den 
dritten  Teil  von  Schlesien  ausmachete, 

3)  daß  Ungarn  und  Böhmen  wieder  zu  Wahl-Königreichen  ge- 
machet werden  möchten, 

4)  daß,  weil  wir  vorhin  schon  das  jus  de  non  appellando  wegen  der 
Chur  und  Marck  Brandenburg  hätten,  man  solches  auch  auf  unsere  übrige 
Lande  extendiren  wollte,  daß  nemblich  die  Appellation  von  dar  nicht 
nach  Speyer  sondern  nach  Berlin  ginge, 

f>)  daß  Ihre  May.  die  Ohurfürsten  und  Stände  dos  Reiches  bei  ihrer 
habenden  Hoheit,  Praerogativen,  Rechten  und  Privilegien,  insonderheit 
aber  die  Churfürsten  bei  dem  Recht  der  Wahl  und  anderen  Praerogativen, 
wie  solches  alsdann  in  einer  Capitulation  stipuliret  werden  würde,  lassen 
und  schützen  wollten, 

G)  daß,  wie  Ihre  May.  uns  schon  dero  gute  und  kräftige  officia  am 
Kayserl.  Hofe  wegen  Jägerndorf  versprochen,  Sie  also  auch  dieselbe  bei 
Spanien  und  Holland  wegen  Zahlunge  der  uns  daselbst  restirenden 
Subsidien  leisten  wollten. 

Ihr  habet  Euch  demnach  zu  bemühen,  daß  Ihr  obiges  noch  hinein- 
bringet, daferne  man  aber  bei  einem  oder  anderen  zu  bedenken  haben 
sollte,  wollen  wir  eben  solches  nicht  als  conditionem  sine  qua  non 
geachtet  haben,  sondern  Ihr  habet  auf  das  übrige  im  Namen  Gottes 
zu  schließen  und  zu  signiren  und  dasjenige,  worüber  man  sich  nicht 
vereinigen  könne,  bis  zur  Ankunft  eines  frantzösischen  Ministri  an 
unserem  Hofe  auszusetzen.  Den  letzten  Articul  wegen  des  Geldes  werdet 
Ihr  so  hoch  immer  möglich  durch  Vorstellunge  aller  diensamen  Remon- 
strationen zu  treiben  wissen,   und   ist  uns  gleiche   viele,  quo  titulo  aut 


Bemerkungen  des  Kf.  zu  dem  Vertragsprojekt  371 

nomine  uns  solches  gezahlet  werde,  gestalt  man  dann  den  Articul  so 
general,  wie  er  jetzo  abgefasset  ist,  lassen  kann. 

Weil  aber  jedermänniglich  weiß  oder  mutmaßet,  daß  Ihr  eines 
Tractats  halber  Euch  noch  in  Frankreich  aufhaltet,  und  man  auf  dessen 
Ausschlag  sonderlich  reflectiret,  so  wird  vor  allen  Dingen  nötig  sein, 
daß  noch  ein  ander  Formular  eines  Tractats  zwischen  H.  Pompone 
und  Euch  beliebet  werde,  welches  man  an  behörige  Orte  communiciren 
könne,  damit  dieses  so  viele  secreter  verbleibe. 

Nach  Unterzeichnung  des  Traktats  und  Feststellung  der  Evakuation  der 
westfälischen  Lande  soll  M.  heimkehren. 

P.  S.  M.  soll  dem  König  für  die  Zusage,  Lippstadt  sofort  und  Wesel  in 
kurzem  zu  evakuieren,  danken  und  ihn  ersuchen,  da  die  Ratifikation  und  die 
Evakuation  von  Pommern  nur  durch  die  Schuld  der  Schweden  sich  verzögere, 
ihn  dieses  nicht  entgelten  zu  lassen,  sondern  auch  Wesel  zu  evakuieren  und 
so  seine  westfälischen  Lande  von  der  großen  Verpflegungslast  zu  liberieren. 
Sollte  dieses  nicht  zu  erlangen  sein,  so  hat  er  doch  vor  seiner  Abreise  fest- 
zusetzen, daß  der  Gouverneur  von  Wesel  zeitig  Ordre  erhalte,  sobald  Kf.  einen 
Expressen  wegen  Evakuation  der  pommerschen  Plätze  an  ihn  schicken  werde, 
sofort  den  Ort  und  das  Land  zu  evakuieren.  Damit  die  Restanten  dieses  nicht 
verzögern,  darf  er  von  den  300000  Rtlrn.,  die  Frankreich  ihm  innerhalb  2  Jahren 
zahlen  wird,  soviel  als  die  Restanten  austragen  zur  Hypothek  obligieren.  Im 
übrigen  soll  er  dem  früheren  Befehl  gemäß  den  ersten  Termin,  so  hoch  er  ihn 
immer  bringen  kann,  mitbringen. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Massin 
22.  September/2.  Oktober  1679. 

[Das  üölfsgesuch  des  Königs  von  Dänemark  gegen  Hamburg.    Befehl,  die  Meinung 
des  Königs  darüber  zu  erkunden.] 

Der  König  von  Dänemark  hat  ihm  durch  den  Kriegsrat  Meyer  von  seinem  2.  Okt. 
Vorhaben,1)  die  Stadt  Hamburg  durch  eine  Blockade  zur  Abstattung  des  früher 
seinen  Vorfahren  geleisteten  Treueides  zu  zwingen,  und  daß  er  versichert  wäre, 
der  König  von  Frankreich  werde  diesem  Vorhaben  nicht  zuwider  sein,  Mit- 
teilung gemacht  und  ihn  um  Assistenz  und  Volkshülfe  gebeten.  Ihm  ist  wohl 
bekannt,  daß  die  Prätensionen  des  Königs  gegründet  sind,  und  er  gönnt  dem- 
selben den  Effekt  derselben  um  so  mehr,  da  die  Stadt  ihn  selbst  bisher  so 
spröde  und  unverantwortlich  traktiert  hat,  er  möchte  aber  gern  gewiß  gehen 
nnd  weder  dem  König  raten  noch  sich  selbst  engagieren  etwas  zu  tun,  wodurch 

>)  S.  unten  Abschnitt  IV. 


372  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

ihre  gloire  and  reputation  einen  Stoß  erleiden  könnte.  M.  soll  daher  mit 
Pomponne  über  diese  Sache  ausführlich  reden  und  ihn  fragen,  was  der  König 
von  Frankreich  für  Sentimente  von  dem  Werk  hätte,  ob  er  dabei  stille  sitzen 
und  sich  desselben  nicht  annehmen  wollte,  und  ob  es  ihm  nicht  mißfallen  würde, 
wenn  Kf.  dem  König  von  Danemark,  als  seinem  Alliierten,  zu  solcher  Blockade 
Volkshülfe  schickte  und  besonders,  falls  das  Haus  Lüneburg  wider  denselben 
feindlich  agieren  sollte,  ihm  dann  assistierte.  Von  dem  Bescheid  soll  er  anch 
Meyercron,  mit  dem  er  auch  sonst  aus  der  Sache  zu  kommunizieren  hat, 
Mitteilung  machen. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Fontainebleau 
25.  September/5.  Oktober  1679. 

[Äußerungen  Pomponne's  über  die  abzuschließende  Allianz.] 

5.  Okt.  Der    dänische   Gesandte    hat    ihm    im    Vertrauen    Nachricht    von    dem 

beabsichtigten  Unternehmen  seines  Königs  gegen  Hamburg  gegeben. 

Was  sonsten  die  alliance  betrifft,  da  bezeuget  [man]  ein  großes 
Verlangen,  diese  Sache  entweder  zu  endigen  oder  aufzuheben.  Pomponne 
sagte  gestern,  daß  man  dieses  Werk  für  ein  weit  entfernetes  Wesen,  ja 
halb  und  halb  für  eine  chimerc  hielte,  denn  der  Keyser  wäre  gesund 
und  jünger  als  der  König,  so  brächte  auch  die  |teyserliche  Crone  viel 
Verdruß  und  Vcrwirrunge,  aber  wenig  oder  keinen  Vortheil,  Franckreich 
hätte  nimmer  darnach  getrachtet  als  zue  des  Francisci  primi  Zeiten,  nicht 
eben  wegen  der  Sache  selbst,  sondern  nur  um  Carolum  V,um  davon  zu 
exeludiren.  Indessen  aber  nehme  der  König  in  Franckreich  als  ein 
Zeichen  von  sonderbarer  Attention  an,  was  Ohur-Brandenburg  desfalls 
bezeuget,  und  wollte  und  verlangte  nicht  allein  dieserwegen  sondern  auch 
anderer  1'rsaclien  halber  gern  mit  Chur- Brandenburg  in  nähere  alliance 
zu  treten,  auch  zur  (ontestirung  .seiner  estime  jährlich  ein  Zeichen 
seiner  aflection  zu  erweisen.  Ich  glaube  nicht,  daß,  wie  ich  schon 
berichtet,  man  über  die  Summe  von  hunderttausend  Gulden  gehen  wird, 
wofern  man  noch  so  hoch  gehet.  Pomponne  sagete  gestern  an  M.,  daß 
('hur- Brandenburg  dieses  keineswegs  als  subsidia  annehmen,  sondern 
es  also  achten  möchte,  als  wenn  der  König  jährlich  einen  Diamant 
praesentirete,  gleichsam  als  eine  arrham  oder  pignus  von  beständiger  und 
aufrichtiger  Freundschaft.  Im  übrigen  aber  und  wenn  die  Not  erfordern 
möchte  zu  armiren,  alsdann  würde  der  König  sich  so  gegen  Chur- 
Brandenburg  erweisen,  wie  man  es  verlangen  könnte.  — 


Das  Unternehmen  gegen  Hamburg.    Gewalttätigkeiten  im  Clevischen.       373 

Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Schönbeck 
26.  September/[6.  Oktober]  1679. 

[Beschwerde  aber  die  Fortfährung  der  Kanonen  und  Munition  aus  Lippstadt  und  über 
die  fortdauernden  Erpressungen  im  Clevischen.] 

Er  soll  darüber  Klage  fähren,  daß  der  Kommandant  von  Lippstadt  vor  der  6.  Okt 
Evakuation  von  dort  alle  Stücke,  Proviant  und  Munition  herausgeführt  und  teils 
nach  Soest  gebracht,  teils  vor  der  Stadt  nebst  einigem  Pulver  ausgeworfen,  und 
daß  man  vorgegeben  hat,  solches  sprengen  zu  wollen.  Dieses  ist  nicht  nur 
wider  den  Xantenschen  Vergleich  und  den  Frieden,  sondern  geschieht  zu  einer 
Zeit,  da  Kf.  dem  Könige  seine  Freundschaft  und  Attachement  an  dessen  Interesse 
durch  ein  so  hohes,  teueres  und  unzweifelhaftes  Pfand  versichert,  wie  es  wohl 
keiner  der  Alliierten  jemals  getan  hat.  Das  franzosische  Vorgeben,  Kf.  hätte 
es  in  den  schwedisch-pommerschen  Plätzen  ebenso  gemacht,  ist  nicht  richtig, 
er  hat  von  dort  seit  dem  Friedensschluß  nichts  fortbringen  lassen.  Er  soll  darauf 
dringen,  daß  das  Fortgenommene  wieder  nach  Lippstadt  hereingeschafft  oder 
ersetzt  werde  und  daß  in  Wesel  alles,  was  vorhanden,  verbleiben  möge.  Sollte 
er  schon  von  Paris  abgereist  sein,  so  hat  er  deshalb  inständigst  zurückzu- 
schreiben. 

P.  S.  Weitere  Klagen  sind  aus  dem  Clevischen  eingekommen,  daß  die 
französischen  Intendanten  dort  nach  dem  Frieden  ihn  ärger  traktieren  als  vorher 
und  ihm  so  ein  wüstes  und  ödes  Land  liefern  werden.  Er  soll  deshalb  an 
behörigem  Orte  nachdrückliche  Vorstellungen  machen  und  um  Remedierung 
ansuchen. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 

7./ 17.  Oktober  1679. 

[Zufriedenheit  des  Königs  mit  dem  Verhalten  des  Kf.  in  der  Hamburger  Angelegenheit. 
Äußerung  des  polnischen  Gesandten.] 

Pomponne  hat  ihm  gestern  mitgeteilt,  des  Kf.  Konduite  in  der  Harn-  17.  Okt. 
barger  Sache1)  habe  dem  Könige  sehr  gefallen,  man  hoffe,  daß  derselbe  weiter 
so  prozedieren  und  durch  seine  lnterposition  alle  besorgenden  Weiterungen  ver- 
hüten werde.  Die  Celli  sc  he  Konduite  in  dieser  Angelegenheit  wird  hier  nicht 
approbiert,  sondern  für  zu  hitzig  konsideriert.  Rebenac  ist  mit  Kreditiven 
und  Vollmacht  an  den  König  von  Dänemark  und  die  Stadt  Hamburg  ver- 
sehen, man  wünscht  daß  auch  Kf.  helfen  möge,  diese.  Unruhe  aequis  conditio- 

»)  S.  oben  S.  371. 


374  HL  Brandenburg;  und  Frankreich  1679—1684. 

nibas  in  der  Güte  beizulegen,  und  findet  dabei  billig  und  raisonnabeJ,  daß  die 
Stadt  das  homagium  prästiere  und  dem  Könige  die  ungehinderte  Übung  seiner 
Gerechtsame  lasse.  Des  Kf.  Deklaration  ist  hier  desto  mehr  a  propos  gekommen, 
weil  man  von  cellischer  Seite  und  auch  von  anderen  Orten  her  behauptete,  Kf. 
wollte  sich  sofort  in  diese  Sache  auf  andere  Weise  mischen  und  dem  Könige 
von  Dänemark  einige  Regimenter  zu  Hülfe  schicken. 

Der  beim  König  von  Frankreich  sich  befindende  ambassadeur  von 
Polen1)  hat  sich  zu  verschiedenen  Malen  in  vieler  vornehmer  Leute 
Gegenwart  vernehmen  lassen,  daß  K.  Brandenburg  zwar'  intendierte, 
die  Prinzessin  von  Radziwil')  an  einen  von  dessen  Prinzen  so  ver- 
heiraten, solches  werde  aber  unmöglich  seinen  Fortgang  gewinnen 
können,  weil  K.  Brandenburg  bereits  allzu  mächtig  und  dazu  das  ins 
indigenatus  nicht  hätte.  — 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
24.3)  Oktober  1679. 

[Abschluß  des  Traktats,  die  von  demselben  zu  erwartenden  Vorteile, 
die  Subsidien.    Das  ihm  gemachte  Geschenk.] 

25.  Okt.  Der  andere  Traktat4)  ist  nunmehr   auch   geschlossen    und  von  ihm   und 

Pomponne  unterschrieben  worden,  er  sendet  denselben  mit. 

Bei  dem  Tractat  hab  ich  alles,  was  mir  gnädigst  anbefohlen,  so 
viel  immer  müglich  und  zu  erhalten  gewesen,  observiret  und  hoffe  ich, 
es  werden  bei  erfolgender  Ratification  ein  und  andere  gute  Effecten 
darauf  folgen,  insonderheit  wegen  Evacuation  der  Stadt  Wesel  und  der 
Clefischen  Lande.  Diejenige  conditiones,  so  Ew.  Chf.  D.  wegen  Ihres  Churf. 
Hausos  Advantagen  und  sonsten  mir  gnädigst  zu  proponiren  anbefohlen, 

*)  Der  polnische  Größschatzmeister  Andreas  Morstein. 

a)  S.  oben  S.  61)  f.  und  238;  s.  auch  das  Tagebuch  v.  Buchs,  herausgegeben 
von  Hirsch,  II,  S.  174. 

*)  Verschrieben  statt  25.  Oktober. 

*)  S.  den  Allianzvertrag  (d.  Saint  Gennain  en  Laye  25.  Oktober  1679),  abge- 
druckt bei  v.  Mdrner  S.  704 ff.,  Bulard  S.  133 ff.,  Vast,  Les  grands  traites  de 
Louis  XIV,  II,  S.  126  ff.  M.  berichtet  am  23.  Oktober  aus  St.  Germain,  er  habe  sich 
gestern  hierher  verfügt  und  den  ganzen  Nachmittag  bis  in  die  Nacht  hinein  mit 
Pomponne  konferiert,  er  hoffe,  daß  heute  oder  morgen  alles  zum  Schluß  kommen 
werde;  am  24.,  Pomponne  sei  anderweitig  beschäftigt,  er  wisse  daher  noch  nicht, 
wie  seine  Negotiation  ablaufen  werde,  dieselbe  werde  aus  allerhand  Ursachen  immer 
schwerer,  namentlich  auch  deshalb,  weil  die  Minister,  besonders  Louvois  und 
Pomponne,  nicht  einig  wären. 


Abschluß  der  Allianz.  375 

hab  ich  schrift-  und  mündlich,  jedoch  mit  gebührender  Behutsamkeit 
vorgestellet,  man  hat  dieselbe  auch  garnicht  abgeschlagen,  dieweil  aber 
die  Sache  noch  in  sehr  weiten  terminis  stehet,  so  ist  man  der  Meinung 
gewesen,  man  müßte  sie  etwas  reifer  werden  lassen  und,  welches  des 
H.  Pompone  formalia  waren,  des  Bären  Haut  nicht  teilen,  ehe  er  ge- 
fangen, indessen  aber  könnten  Ew.  Chf.  D.  sich  versichern,  daß  der  König 
auf  allerlei  Manier  und  bei  allen  Occasionen  dero  Hauses  Bestes  und 
Aufnehmen  zu  befordern,  dasjenige  auch,  was  wegen  Schlesien,  Behmen, 
Ungern  etc.  erinnert  eveniente  casu  in  gebührender  Obacht  zu  halten 
nicht  unterlassen  würde.  Ich  kann  sonsten  so  eben  nicht  merken,  daß 
es  ihnen  umb  die  Sache  sehr  hoch  zu  tun  sei,  und  stellet  man  sich 
dabei  noch  zur  Zeit  nicht  so  an,  als  wenn  man  vertraute,  daß  einmal 
etwas  daraus  werden  sollte.  Man  recommandiret  das  secretum  dabei 
aufs  höchste,  imgleichen  wollte  man  gern  sehen,  daß  Ew.  Chf.  1).  mit 
Chur  Colin  und  Chur  Beyern  in  was  vertraulicher  Correspondenz 
treten  möchten.  — 

Wegen  der  Subsidien  ist  für  diesesmal  ein  mehres  nicht  zu  erhalten 
gewesen,  ja  ich  hab  noch  Mühe  gehabt  es  so  hoch  zu  bringen,  wiewoll 
man  dasjenige,  was  in  §  pen.  versprochen,  keine  Subsidien  nennen  will, 
weil  die  Summe  so  gering  ist  und,  wie  der  Herr  Pompone  mir  öfters 
gesagt,  es  auch  untertänigst  zu  referiren  begehret,  pas  digne  ny  du 
Roy  ny  de  V.  A.  El.  Ew.  Chf.  D.  möchten  es  doch  auch  nicht  anders  deuten 
noch  annehmen,  denn  sollte  etwas  würckliches  und  nähers  in  dieser 
Sache  vorgehen,  alsdann  würden  andere  und  zureichendere  mesures  ge- 
nommen werden  müssen,  woran  es  auch  solchen  Falls  nicht  fehlen  sollte, 
für  jetzo  ließe  man  die  Sache  in  terminis  generalibus,  Ew.  Chf.  D. 
würden  durch  diesen  Tractat  zu  fast  weinig  specialibus  oder  onerosis 
für  der  Hand  obligiret,  mit  der  Zeit  aber  würde  man  sich  mehr  und 
mehr  nähern.  Indessen  möchten  Ew.  Chf.  D.  das  jetzige  oblatum  des 
Königs  nur  als  einen  Diamant  consideriren,  welchen  Ihr  M.  Ew.  Chf.  D. 
jährlich  zu  Bezeugung  dero  Freundschaft  praesentiren  ließe.  — 

Die  Recommendationschreiben  nacher  Spanien  und  dem  Haag 
wegen  der  guten  Officien  in  Beitreibung  der  nachständigen  Subsidien 
sollen,  wie  mir  versprochen,  sofort  bei  Auswechslung  der  Ratificationen 
erfolgen,  die  anderen  Briefe  nacher  Polen  und  an  den  key serlichen 
Hof  desgleichen.  — 

Bei  meiner  Depesche  ward  mir  wegen  Ihrer  K.  M.  angedeutet,  daß 
Sie  mich  beschenken  wollten,  wie  es  bräuchlich,  und  freigestellet,  ob  ich 


376  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

das  Praesent  an  Geld  oder  einem  Pourtrait  oder  Silber  begehrte.  Als 
ich  ihnen  solches  freigestellet,  ward  mir  endlich  ein  Rillet  auf  dreitausend  R. 
an  den  thresor  royal  gesandt,  welche  ich  auch  empfangen.  Für  mich 
ist  dieses  gnug  und  hab  ich  niemalen  Staat  darauf  gemacht,  sonsten  ist 
es  das  dritte  Mal,  daß  mich  der  König  beschenket  hat,  da  Ew.  Chf.  D. 
mich  zu  ihm  gesandt,  aber  niemahlen  so  gering  als  jetzo,  da  ich  doch 
zwei  Reisen  in  Franckreich  tun  müssen  und  zwei  Tractaten  unter- 
schrieben. Ich  hab  meinen  Pflichten  gemäß  erachtet,  Ew.  Ch.  D.  dieses 
in  untertänigstem  Respect  zu  berichten.  — 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
17./27.  Oktober  1679. 

[Seine  Abschiedsaudienz.     Die  Kanonen  in  Wesel.     Die  Verträge  zwischen  Schweden 
und  Dänemark.     Plemont  und  Ilgen.] 

27.  Okt.  Er  hat  gestern  zu  St.  Germain  bei  dem  Könige  Abschiedsaudienz  gehabt 

und  nach  abgelegten  Kurialien  demselben  die  Räumung  von  Wesel  und  Abführung 
der  Truppen  aufs  beweglichste  rekommendiert.  Der  König  erwiderte,  er  begehre 
des  Kf.  Kanonen  und  Munition  nicht,  hätte  aber  zu  Kf.  das  Vertrauen,  derselbe 
werde  ihm  seine  Stücke,  welche  er  dort  in  deposito  gelassen  und  worüber 
Generalleutnant  Spaen  einen  Schein  erteilt,  nicht  begehren,  wegen  Evakuation 
von  Wesel  und  Abführung  der  Truppen  werde  es.  nachdem  jetzt  der  Friede 
zwischen  den  nordischen  Kronen  ratifiziert  sei  und  Schweden  seine  Truppen 
nach  Pommern  genugsam  überschauen  könnte,  keine  Diffikultät  geben.  Er  hat 
erwidert,  daß  es  mit  den  Kanonen  eine  ganz  andere  Bewandnis  habe,  und  sich 
erboten,  deswegen   ein  Memorial1)  zu  übergeben,   er  hat  auch  mit  Louvois 


!)  Schon  am  4.  Oktober  hatte  M.  in  dieser  Angelegenheit  an  Pomponne  ge- 
schrieben: V.  Exe.  verra  par  la  copie  du  billet  que  M.  le  Marquis  de  Louvoy  me 
vient  d'escrire,  que  Ton  persiste  tousjours  »  demamler  au  nom  de  Sa  Majeste  le 
canon,  que  M.  le  Mareschal  de  Bellefonds  en  quittant  Wesel  y  a  laisse  devant  le 
commenceinent  de  la  derniere  guerre.  et  que  Ton  pretend  inesme  (Paccrocher  Tevacua- 
tion  de  cette  place  ä  la  restitution  de  ce  canon.  11  est  iinpossible  de  s'imaginer  a 
quel  point  cette  proposition  surprendra  et  affligera  S.  A.  K.  aprez  les  asseurances 
d'amitie  et  d'afiection,  que  Sa  Majeste  a  eu  la  boiite  de  luy  faire,  car  il  est  certain, 
que  ce  canon  a  este  ahandonn«'  a  S.  A.  avec  la  ville  de  Wesel  sans  aueune  resenre, 
et  si  Ton  s'estoit  inesme  reserve  quelque  droit  ä   cet  esgard,  ce  qui  ne  se  trouve 


Meinders'  Verabschiedung.    Die  Kanonen  in  Wesel.  377 

deswegen  gesprochen  und  diesem  ein  solches  Memorial  eingereicht,  er  fürchtet 
aber,  daß  er  nichts  aasrichten  wird,  da  die  von  Spaen  unterschriebene  Liste 
vorhanden  ist  und  der  Konig  daraus  einen  point  d'honneur  macht.  Wegen  der 
von  scbwedischer  Seite  erregten  oder  zu  befürchtenden  Schikanen  wegen  der 
Grenze  hat  Pomponne  ihn  versichert,  daß  Kf.  desfalls  außer  aller  Sorge  sein 
und  sich  auf  des  Königs  Garantie  verlassen  könne.  Man  ist  hier  etwas  sur- 
preniert  gewesen,  zu  vernehmen,  daß  die  beiden  nordischen  Kronen  in  so  ge- 
schwinder Eile  aus  so  bitteren  Feinden  so  vertraute  Freunde  geworden  sind  und 
in  so  kurzer  Frist  dreierlei  Traktaten,1)  über  die  Friedensexekution,  die  Heirat 
und  eine  Defensivallianz  geschlossen  haben,  man  tut  zwar  öffentlich,  als  empfinde 
man  keine  Jalousie  darüber,  jedoch  ist  genugsam  zu  verspüren,  daß  man  nicht 
wenig  Nachdenken  deswegen  hat. 

Er  hofft,  nächste  Woche  abzureisen.  Der  Agent  Beck  ist  mit  Flüssen  und 
sonst  sehr  inkommodiert,  wird  aber  des  Kf.  Dienst,  soweit  ihm  sein  Alter  und 
Kraft  zulassen,  weiter  beobachten.  Dem  v.  Plemont3)  hat  er  [M.]  eine  Interims- 
instraktion*) zugestellt,  derselbe  ist  ein  sehr  geschickter  aufwärtiger  Mann, 
Tourmonts  Schwager,  daher  die  333  Rtlr.,  welche  ihm  Kf.  versprochen,  sehr 
wohl  angewandt  sein  werden;  er  hat  ihm  solche  auf  ein  Jahr  gezahlt.  Daneben 


point,  il  seroit  incontestablement  expire  par  la  guerre  survenue  dans  l'annee  sui- 
vante.  Tout  le  droit  que  Sa  Majeste  a  acquis  en  suitte  de  cela  sur  Wesel  se  fonde 
dans  le  traitte  de  Santen,  dans  lequel  S.  A.  E.  s'est  reserve  expressement  le  canon 
et  toute  l'artillerie.  Et  si  l'on  vouloit  soutenir,  que  ce  traitte  seroit  expire  par  la 
rupture  survenue,  il  est  constant  et  personne  le  scait  mieux  que  V.  E.,  que  ce  mesme 
traitte  a  repris  toutes  ses  forces  par  celuy,  que  j'eus  l'honneur  de  signer  avec  Elle 
le  29  du  mois  de  juin  passe.  V.  E.  se  souviendra  sans  doute,  que  quand  je  fis 
alors  quelques  instances  touchant  le  canon,  Elle  me  repondit  tousjours,  que  c'estoit 
une  affaire  reglee  par  le  traitte  de  Santen  et  que  Sa  Majeste  n'y  pretendroit  jamais 
rien.  Am  30.  Oktober  sendet  er  ihm  eine  ausführlichere  Darlegung  der  Sache  und 
bittet  ihn,  dahin  zu  wirken,  daß  eine  günstige  Entscheidung  derselben  erfolge.  An 
demselben  Tage  übersendet  ihm  Louvois  ein  Verzeichnis  der  an  v.  Spaen  1674 
übergebenen  Geschütze  und  Munition  und  fordert  ihn  auf,  dafür  zu  sorgen,  daß 
v.  Spaen  Ordre  erhalte,  dieselben  zurückzugeben,  damit  die  Räumung  von  Wesel 
dadurch  nicht  Verzögerung  erleide. 

!)  S.  den  Friedensvertrag  (d.  Lund  26.  September  1679)  und  den  Allianzvertrag 
(d.  Lund  7.  Oktober  1679)  zwischen  Dänemark  und  Schweden  bei  Dumont,  VII, 
S.  425 ff.  und 431  f.  Vgl.  Carlsohn,  IV,  S.  732,  und  Recueil  des  instructions  XIII 
(Danemark),  S.  XXXVI  ff. 

*)  Schon  l./ll.  August  1679  hatte  M.  dem  Kf.  berichtet,  daß  Pomponne's 
premier  commis  Tourmont  ihm  vorgeschlagen  habe,  seinen  Schwager  Plemont, 
einen  sehr  begüterten  und  geschickten  Mann,  mit  der  Besorgung  der  Angelegenheiten 
des  Kf.  nach  seiner  Abreise  zu  betrauen,  und  Kf.  hatte  sich  (d.  Potstam  12./22.  August 
1679)  damit  einverstanden  erklärt. 

*)  In  dieser  wird  er  beauftragt: 

1.  de  solliciter  l'affaire  des  canons  de  Wesel  selon  les  memoires  donnes  et  pour 
es  raisons  alleguees, 


378  III.  Brandenbarg  and  Frankreich  1679—1684. 

bleibt  des  Kf.  Mindenscher  Sekretarias  II gen1)  hier,  welcher  von  allen  hiesigen 
Verrichtungen,  die  er  [M.]  bisher  in  Händen  gehabt  hat  genau  informiert  ist 
der  auch  die  ministros  und  alle  Leute  gar  wohl  kennt  und  von  jedermann  gern 
admittiert  wird,  von  dessen  Treue,  Fleiß  und  Kapazität  Kf.  versichert  sein  kann. 
M.  rat  an  diesen,  da  Plemont  kein  Deutsch  versteht  künftig  die  Reskripte 
ergehen  zu  lassen.  Die  Sollicitation  der  Subsidien  hat  er  auch  nebst  II gen 
dem  Plemont  aufgetragen,  für  den  sein  Schwager  Tour mont  eine  schriftliehe 
Kaution  ausgestellt  hat.  Man  hat  ihm  zu  St.  Germain  Vertröstung  wegen  richtiger 
Zahlung  derselben  gegeben,  wegen  der  Termine  aber  keine  Änderung  machen 
wollen.  M.  hofft,  wegen  des  ersten  Termins  noch  vor  seiner  Abreise  völlige 
Richtigkeit  zu  erlangen,  wiewohl  das  meiste  davon  auf  des  Kf.  verschiedene 
Assignationen  ausgezahlt  sein  wird.2) 


Der  Kurfürst  an  cTEspence.     D.  Potstam 
9./ 19.  Dezember  1679. 

[Die  Weselschen    Kanonen.     Wunsch    engster   Freundschaft   mit   Frankreich.     Die 

schwedischen  Schikanen.    Ilgen.] 

19.  Dez.  Nachdem  er  Pommern  und  auch  Stettin  wirklich  geräumt  hat,    hofft  er. 

daß  auch  ihm  gegenüber  der  Friedensvertrag  vollständig  wird  ausgeführt  werden. 

In    betreff   der   Weselschen   Kanonen    kann    er3)    die  Berechtigung   der 

französischen  Forderungen  nicht  anerkennen,  doch  will  er  die  Sache  ganz  der 

Entscheidung  des  Königs  anheimstellen. 

2.  de  faire  des  instances  pour  le  payement  des  subsides  qui  doivent  estre  payei 
en  conforinite  du  traite 

a<>  1679  le  21  Octobre  37500 
ao  1680     le  21  Janvier  37500 

le  21  Avril       37500 

le  21  Juillet     37500 

le  21  Octobre  37500 
ao  1681     le  21  Janvier  37500 

le  21  Avril       37500 

le  21  Juillet     37500  ecus, 

3.  l'affaire  des  contributions  du  pays  de  Cleves,  en  quoy  M.  le  Baron  Wilich 
est  pleinement  informe,  et  les  divers  memoires  et  papiers,  «pie  je  laisse  icy,  luy  en 
donneront  connoissance, 

4.  l'evacuation  de  Wesel  selon  les  memoires  donnes. 

J)  Heinrich  Rüdiger  Ilgen,  der  M.  als  Sekretär  nach  Frankreich  begleitet  hatte. 
S.  über  denselben  Isaacsohn  in  AUgem.  Deutsche  Biographie,  XIV,  S.  16 ff. 

2)  Das  Kekreditiv  König  Ludwig  XIV.  für  Meinders  ist  St.  Germain  en  Laye 
29.  Oktober  1679  ausgestellt. 

*)  S.  das  Schreiben  des  Kf.  an  Ludwig  XIV.  vom  3./13.  November  1679 
(Frk.  u.  Akt.,  II,  S.  535).     Esp.  hatte  er  schon  25.  Oktober/4.  November  beauftragt, 


Aufträge  an  d'Espence.  379 

En  suite  de  quoy  vous  declarerez  de  raa  part,  que  je  suis  prest 
de  donner  aa  Roy  sur  ce  point  tonte  la  satisfaction  qu'il  pourra  desirer. 
Si  sadite  Majeste  me  veut  laisser  ce  canon,  je  Taccepterai  comrae  un 
present  de  sa  magnificence  royalo  et  lui  en  aurai  toutes  des  obligations 
imaginables.  Si  non,  vous  luy  pourrez  eugager  ma  parole  de  le  rendre, 
esperant,  que  Sa.  Majt<5  me  le  voudra  au  moius  laisser  iusques  ä  ce  que 
j'aye  moyen  de  pourvoir  cette  place  d'autre  canon,  ce  que  je  feray  au 
plustost  et  sans  aucun  delay. 

Er  ist  außerdem  erbötig,  sie  zu  bezahlen.  d'Esp.  erhält  Vollmacht,  darüber 
eine  Übereinkunft  unter  möglichst  gunstigen  Bedingungen  zu  schließen.  Er  soll, 
um  dieses  zu  erreichen,  alle  ihm  bekannten  Umstände  vorstellen,  vor  allem  die 
schweren  Geldzahlungen,  zu  denen  bis  jetzt  die  armen  clevischen  Untertanen 
gegen  alle  Gerechtigkeit  und  den  Inhalt  zahlreicher  Verträge  genötigt  werden. 

Vous  en  parlerez  pourtant  avec  douceur  et  moderation,  afin  qu'il  ne 
paroisse  pas,  comme  si  j'en  voulois  faire  de  grandes  plaintes  ou  de 
reproches,  car  mon  intention  n'est  que  de  cultiver  une  parfaite  amitie 
et  alliance  avec  la  France  et  de  m'accommoder  a  tout  ce  que  le  Roy 
T.  C.  pourra  desirer  pour  luy  rendre  les  preuves  les  plus  reelles  de  la 
syncerite  de  nies  iutentions.  Faites  tout  ce  qui  vous  est  possible  pour 
en  bien  persuader  le  Roy  et  les  ministres  et  asseurez  les  par  toutes  les 
expressions  les  plus  positives,  que  je  ne  manqueray  jamais  d'accomplir 
toutes  les  advances  que  vous  en  scauriez  faire  mesme  au  dela  de  tout 
ce  que  vous  en  direz.1) 

Da  die  Schweden  noch  immer  fortfahren  in  betreff  des  Sinnes  seines  mit 
dem  Könige  abgeschlossenen  Vertrages  zu  schikanieren  und  ihm  den  ganzen 
Landstrich  jenseits  der  Oder  bis  zur  Mündung  der  Divenow  streitig  machen, 
soll  er  das  ihm  dadurch  zugefügte  Unrecht  vorstellen  und  erwirken,  daß  der 
König  seine  entgegengesetzte,  schon  früher  Meinders  gegenüber  ausgesprochene 
Meinung  Schweden  zu  erkennen  gebe. 


sich  zu  bemühen,  daß  ihm  diese  Geschütze  gelassen  würden,  mit  dem  Bemerken: 
L'affaire  asseurement  n'est  pas  de  si  grande  consequence,  raais  eile  m'est  sensible  a 
cause  que  mes  ennerais  en  triompheront,  si  Ton  emmenoit  ces  petites  pieces,  und 
3./13.  November  hatte  er  ihm  geschrieben,  sollte  man  seine  Forderung  nicht  be- 
willigen, so  wollte  er  lieber  den  Preis  dieser  Geschütze  bezahlen  als  sie  herausgeben, 
was  ihm  bei  der  ganzen  Welt  schimpflich  sein  würde. 

!)  Am  2./12.  Dezember  schreibt  er  an  d'Espence:  Vous  scaurez  aussi  sans  doute, 
que  les  Estats  envoyent  icy  le  S'.  Ameronguen.  Comme  mon  iutention  est  d'observer 
inviolablement  Tetroite  alliance  et  union  qui  est  entre  le  Roy  Tres-Chrestien  et  Moy, 
vous  dires,  s'il  vous  plait,  aux  Ministres,  que  je  leur  feray  donner  part  de  tout  ce 
qu'il  proposera  et  que  je  me  montreray  par  tout  un  allie  fidelle  et  sincere  de 
Sa  Majeste. 


380  HL  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Er  kann  sich  in  allen  diesen  Dingen  des  Sekretärs  Ilgen1)  bedienen,  der 
in  dieselben  vollständig  eingeweiht  ist.  Er  soll  sich  bemühen,  dieselben  möglichst 
schnell  zn  Ende  zu  bringen,  and  dann  zu  ihm  zurückkehren. 


Declaration  touchant  le  canon.2) 

Lorsque  les  trouppes  du  Roy  ont  abandonne  les  places  conqnises  en  Hollande 
pendant  l'annee  1672,  tout  le  canon  a  este  mene  ä  Graue,  ou  Mr.  de  Chamilly 
demeura  avec  cinq  ou  six  battaillons  dinfanterie.  II  n'en  fut  pas  use  de  mesme 
des  munitions  et  pieces  d'artillerie  qui  estoient  dans  Wezel,  Reez,  Emmerick  et 
fort  de  Skin,  parceque  Mr.  l'Electeur  deBrandebourg  estant  regarde  en  ce  temps 
la  comme  prince  amy  de  Sa  Maj.,  Elle  crüt,  que  ces  munitions  et  cette  artillerie 
ne  pouvoient  estre  mises  en  des  mains  plus  seures  qu'en  celles  des  officiers  dun 
prince  qui  venoit  de  rentrer  dans  son  alliance.  Tous  les  magazins  farent  remis 
au  Sr.  Spaen  ou  a  ceux  qui  en  farent  chargez  de  sa  part,  lesqaels  en  donnerent 
des  recepissez  en  vertu  desquels  Sa  Maj.  seroit  en  estat  de  redemander1) 
presentement  a  Mr.  TEL  de  Brandebourg  soixante  neuf  pieces  de  canon  de 
fönte  et  une  quantite  considerable  de  toutes  sortes  d'  armes  et  de  munitions, 
mais  comme  Sa  Maj.  a  connü  par  la  derniere  lettre4)  de  Mr.  l'Electear  de 
Brandebourg,  qu'en  mesme  temps  qu'il  reconnoissoit,  que  Sa  Maj.  est  en  droit 
de  redemander  ces  munitions  et  pieces  d'artillerie,  il  se  tiendroit  fort  oblige  ä  Sa 
Maj.,  si  Elle  vouloit  bien  luy  en  laisser  une  partie,  Elle  a  trouve  bon  de  luy 
laisser  toutes  les  munitions  et  trente  neuf  pieces  de  canon  de  fönte  et  de  luy 
faire  scavoir,  qu'elle  se  contentera  des  trente  plus  grosses,  que  la  garnison  de 
Wesel   emmenera  avec  eile  aussitost  apres  qu'elles  auront  este  remises  par  les 


')  S.  oben  S.  378.  Ilgen  berichtet  am  18.  Dezember,  daß  er  am  16.  die 
Ratifikation  des  Kf.  über  den  neulich  abgeschlossenen  Traktat  erhalten,  und  am 
22.  Dezember,  daß  am  20.  die  Auswechslung  der  beiderseitigen  Ratifikationen  zwischen 
ihm  und  Colbert  Croissy  stattgefunden,  und  daß  d'Espence  sich  erboten  habe, 
das  französische  Exemplar  mitzunehmen.  Kf.  beauftragt  (d.  Cöln  an  der  Spree 
19./ 29.  Dezember  1679)  auch  Ilgen,  darauf  zu  dringen,  daß  französischerseits 
Schweden  angehalten  werde,  ihm  das  in  dem  Friedens  vertrage  abgetretene  Stück 
▼on  Pommern  in  seinem  vollen  Umfange  zu  überlassen,  und  übersendet  ihm  zur 
Mitteilung  an  Colbert  die  Schreiben,  welche  er  auf  den  Rat  Pomponne's  an 
K.  Cöln  und  den  Bischof  von  Strassburg  wegen  Wiederherstellung  des  früheren 
guten  Einvernehmens  gerichtet  habe  (d.  Potsdam  26.  November  /  6.  Dezember  1679) 
und  die  darauf  erfolgte  Antwort  des  ersteren  (d.  Cöln  23.  Dezember  1679),  welche 
aber  nicht  so  favorabel  für  Frankreich  zu  sein  scheine,  wie  er  vermutet  hatte. 

,J)  Von  d'Espence  11./21.  Dezember  1G79  übersendet. 

*)  S.  oben  S.  376. 

4)  Das  Schreiben  des  Kf.  an  Ludwiir  XIV.  vom  3./ 13.  November  1679  (Uri. 
und  Akt.  II,  S.  535). 


Die  Weseler  Kanonen.  381 

ordres  de  Mr.  TEL  ä  celuy  qui  y  commande,  je  dis  remises,  parceque  Mr.  Spaen 
en  a  fait  descendre  la  plns  grande  partie  en  Hollande  ou  au  fort  de  Skin 
immediatement  auparavant  que  de  remettre  Wesel  au  pouvoir  de  Sa  Maj.1) 


H.  R.  Ilgen  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
19.  Januar  1680. 

[Audienz  bei  Colbert.    Hitteilung  der  Beschwerden  des  Kaisers  und  der  Haltung, 
welche  Kf.  einzunehmen  gedenke.     Erklärung  Louvois'  wegen  der  Räumung  Wesels.] 

Graf  d' Espe  nee  und  er  haben  Mittwoch  [16.  Januar]  bei  Colbert  eine  19.  Jan 
lange  Audienz  gehabt.  Sie  haben  ihm  erst  Mitteilung  von  den  Beschwerden 
gemacht,  welche  der  Kaiser3)  in  den  Schreiben  vom  6.  und  22.  Dezember  an 
Kf.  über  die  franzosischen  Prozeduren  in  Deutschland  geführt  hat,  und  ihm  auf 
seinen  Wunsch  eine  Übersetzung  jener  Schreiben  und  der  beigefugten  gravamina 
vorgelesen.  Als  Colbert  ihn  darauf  fragte,  was  des  Kf.  Sentimente  über  diese 
kaiserliche  quereile  wären,  hat  er  ihm  das  beifolgende  Memorial  *)  übergeben. 
Colbert  las  dasselbe  durch,  erklärte  dann,  daß  er  durch  diese  Demarche  und 
Kommunikation  von  des  Kf.  Sincerität  und  Liebe  zu  dem  franzosischen  Interesse 
ganz  persuadiert  wäre  und  dem  König  so  davon  referieren  wollte,  daß  Kf.  den 
Effekt  davon  zu  spüren  haben  sollte.  Darauf  haben  sie  ihm  wegen  der 
Korrespondenz  mit  K.  Cöln  berichtet  und  endlich  noch  einige  Erinnerung 
wegen  der  Räumung  des  Clevischen  getan.  Er  versprach,  auch  darüber  mit  dem 
Konig  gleich  am  folgenden  Morgen  zu  sprechen  und  dabei  alles  zu  tun,  was 
er  vermöchte. 

P.  S.  Sie  haben  sich  gestern  Mittag,  als  Louvois  aus  dem  Rat  zurück- 
kam,  in   dessen   Antichambre  präsentiert    und    um    soulagement   für   des   Kf. 

!)  Die  Dankschreiben,  die  Kf.  darauf  (d.  Cologne  sur  la  Spree  11./21.  Decembre 
1679)  an  Ludwig  XIV.,  Louvois  und  Colbert  richtet,  s.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  536ff. 
An  v.  Spaen  erteilt  er  10./20.  Januar  1680  den  Befehl,  die  30  Kanonen,  wenn  des- 
wegen weitere  Anmahnung  französisch erseits  erfolgen  sollte,  herauszugeben. 

*)  Dieselben  betreffen  die  französischen  Gewaltmaßregeln  gegen  die  elsassischen 
Reichsstädte.    S.  darüber  unten  Abschnitt  V. 

3)  Darin  berichtet  er  über  jene  Beschwerden  des  Kaisers  und  versichert,  von 
Kf.  expressen  Befehl  erhalten  zu  haben  (das  betreffende  Reskript  fehlt  in  den  Akten), 
zu  versichern,  daß  nichts  in  der  Welt  imstande  sein  werde,  ihn  von  dem  König  von 
Frankreich  zu  trennen.  Er  berichtet  ferner  über  die  Korrespondenz  mit  K.  Cöln 
(s.  oben  S.  380,  Anm.  1)  und  zeigt  an,  daß  Kf.  bereit  sei,  solche  auch  mit  anderen 
Reichsfürsten  anzuknüpfen,  um  die  Bemühungen  des  Kaisers,  diese  zu  Beschlüssen 
zu  bewegen,  welche  den  französischen  Interessen  zuwider  sein  würden,  su  vereiteln. 
S.  Prutz,  S.  83. 


382  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Untertanen  in  Cleve  und  Räumung  von  Wesel  gebeten.  Louvois  erwiderte, 
erst  müßten  die  dreißig  metallenen  Stücke,  welche  der  König  sich  reserviert 
hätte,  restituiert  werden,  wenn  dieses  geschehen  wäre,  sollte  sofort  die  Räumung 
Wesels  erfolgen.     Sie  haben  davon  sogleich  nach  Cleve  Nachricht  gegeben.1) 


Der  Kurf&rst  an  König  Ludwig  XIV.     D.  ä  Cologne 
ce  26.  de  Janvier  1680.2) 

[Bitte  um  Räumung  Wesels  und  des  Clevischen.] 

5.  Febr.  Depuis  que  j'ay  I'honneur  d'estre  rentre  dans  l'amitie  et  Palliance 

de  V.  M.,  la  plus  grande  inquietude  que  j'ay  eüe,  a  este  de  la  conserver 
soigneusement  et  de  m'en  rendre  digne  non  seulement  par  Pexecution 
ponctiielle  de  tout  ce,  a  quoy  le  traitte  m'oblige,  mais  de  plus  par  un 
zele  et  un  attachement  ä  ses  interete,  qui  va  au  delä  de  tout  ce  ä  quoy 

*)  J.  berichtet  am  26.  Januar,  er  und  d'Espence  seien  am  21.  wieder  in 
St.  Germain  gewesen,  um  die  Sache  wegen  der  pommerschen  Grenzstreitigkeiten  in 
poussieren.  Colbert  hätte  sich  sehr  gütig  gezeigt  und  gesagt,  er  sei  darüber  jetzt 
genügend  instruiert,  hätte  deswegen  an  die  französischen  Gesandten  in  Schweden 
geschrieben  und  wollte  auch  dem  schwedischen  Gesandten  in  Paris  nachdrücklich 
zureden.  Auf  ihre  Erinnerungen  wegen  Bezahlung  der  Subsidien  hätte  er  erklärt, 
darauf  bedacht  sein  zu  wollen,  dall  der  erste  [Ende  Oktober]  verflossene  Termin 
baldmöglichst  bezahlt  werde.  Er  hätte  auch  des  Streits  über  die  mecklenburgischen 
Quartiere  (s.  Pufendorf  XVII,  §  95,  S.  1373:  LTrk.  u.  Akt.  III,  S.  537ff.)  gedacht 
und  erklärt,  daß  der  König  eine  gütliche  Beilegung  desselben  wünsche.  Sie  seien 
auch  wieder  bei  Louvois  gewesen,  dieser  aber  hätte  wieder  erklärt,  daß  die  Räumung 
des  Clevischen  nicht  eher  erfolgen  würde,  bis  die  rückständigen  Kontributionen  bezahlt 
und  die  30  Kanonen  zurückgegeben  wären. 

2)  Kf.  sendet  16./26.  Januar  1680  dieses  Schreiben  d'Espence  zu  mit  dem 
Befehl,  es  zu  übergeben  und  seinen  Inhalt  zu  empfehlen,  besonders  den  Punkt  wegen 
der  Satisfaktion,  welche  er  für  die  dem  Lande  Cleve  nach  der  Räumung  Stettins  auf- 
gebürdeten Lasten  zu  fordern  habe.  Er  schickt  ihm  auch  eine  Abschrift  der  Vor- 
stellungen mit,  welche  er  deswegen  dem  inzwischen  an  seinem  Ilofe  erschienenen 
Grafen  Rebenac  am  17.  Januar  durch  Mein  der  s  hat  machen  lassen,  sowie  die 
Forderungen,  welche  er  (s.  Urk.  u.  Akt.  III,  S.  562 f.)  an  Araerongen  gestellt  hat, 
daraus  werde  sich  ergeben,  que  bien  loin  de  traitter  avec  luy  quelque  chose  au 
prejudice  de  S.  M.,  nous  sommes  encore  fort  eloignes  de  raccomplissement  du  traitte 
que  nous  avons  fait  il  y  a  pres  de  deux  ans,  et  que  j'ai  des  pnttensions  tres-bien 
fondees  sur  lesquelles  mal-aisement  l'Estat  me  pourra  satisfaire.  Er  könne  dieselben 
den  Ministern  mitteilen  und  bitten,  daß  der  französische  Gesandte  im  Haag,  Graf 
d'Avaux,  Befehl  erhalte,  sie  zu  unterstützen. 


Bitte  um  Räumung  des  Clevischen.  383 

od  se  peut  engager  par  des  traittez.  II  y  a  presque  deux  mois  que  j'ay 
remis  la  ville  de  Stettin  entre  les  mains  des  Svedois,  parce  que  V.  M. 
temoignoit  de  le  desirer  ainsi.  Je  me  devois  promettre  en  conformite  du 
traitte,  que  j'ay  eu  rhonneur  de  conclurre  avec  Elle,  qu'incessamment 
apres  cette  restitution  celle  de  ma  ville  de  Vesel  ue  seroit  plus  differee 
et  mon  pauvre  pays  de  Cleve  delivre  d'une  charge,  qui  le  met  aux  abois. 
Mais  je  ne  scay  par  quel  malheur  je  me  vois  frusträ  jusques  icy  d'une 
esperance  si  juste  et  si  legitime.  Je  ne  m'en  prends  pas  ä  V.  M.,  je 
connais,  qu'  Elle  observe  religieusement  la  foy  de  ses  traittes,  et  je  suis 
bien  seur,  que  je  ne  seray  pas  le  premier  qui  aura  sujet  de  s'en  plaindre. 
Mais  apres  qu'on  a  donne  toutes  les  declarations  et  satisfactions  possibles 
sur  les  deux  points,  qu'on  a  pretendu  jusques  icy,  ä  scavoir  celuy  du 
canon  et  celuy  du  restant  des  contributions,  il  ne  reste  plus  rien  a  mon 
advis,  si  non  que  je  jouisse  aussi  de  mon  coste  de  reffet  du  traitto  et 
des  promesses  de  V.  M.  Mon  pays  de  Cleve  est  en  un  etat  ä  faire  pitie. 
Le  retardement  des  Svedois  a  reprendre  la  possession  de  leurs  places 
est  cause  qu'il  a  porte  quattre  mois  plus  qu'il  ne  devroit  la  charge  qui 
l'accable.  Au  moins  j'espere,  que  V.  M.  ne  voudra  pas,  que  je  souffre 
plus  par  le  logement  de  ses  trouppes  aprez  que  la  ville  de  Stettin  a 
este  evacuee  et  que  j'ay  satisfait  entierement  au  traitte,  et  que  par  cette 
generosite,  qui  luy  est  si  naturelle,  Elle  me  fera  toucher  quelque  satis- 
faction  la  dessus.  Toute  la  terre  void  Fexactitude  avec  laquelle  je  me 
comporte  envers  V.  M.  On  en  temoigne  en  divers  endroits  une  Jalousie 
asses  grande,  il  y  va  de  Tinterest  de  V.  M.  plus  que  du  mien,  que  ses 
ennemys  n'ayent  pas  sujet  de  se  rejouir  de  mon  malheur,  ny  ä  m'alleguer 
pour  exemple,  d'avoir  este  mal-traitte  apres  m'etre  donne  tout  a  Elle. 
Pour  moy,  je  me  repose  sur  sa  justice  et  sur  sa  generosite  et  s'il  plait 
ä  V.  M.  d'etre  plus  eclaircy  de  la  sincerite  de  mes  intentions  pour  son 
Service,  Elle  n'a  qu'  a  entendre  la  dessus  mon  Grand  Ecuyer  et  Colonel 
de  mes  gardes  du  corps  le  comte  d'Epense,  qui  en  est  pleinement 
informe.  — 

Der  Kurfürst  an  Spanheim  zu  London. 
D.  Cöln  24.  Januar/[2.  Februar]   1680.     (Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Übertragung  der  Gesandtschaft  in  Paris.] 

Nachdem  er  durch  Fuchs  Spanheims  Resolution,  allein  in  seinen  Dienst  3.  Febr. 
zu  treten  und  den  K. -pfälzischen  zu  resignieren,  vernommen,  hat  er  beschlossen, 


384  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

ihn  en  qualite  seines  Conseiller  d'estat  und  Envoye  extraordinaire  an  den 
französischen  Hof  zu  schicken,  und  zwar  soll  er  auf  eine  geraume  Zeit  dort 
verbleiben  und  seine  affaires  beobachten.  Er  soll  mit  einem  solchen  appointement1) 
versehen  werden,  daß  er  davon,  so  wie  es  des  Kf.  Respekt  erfordert,  soll  leben 
können.  Da  Kf.  wünscht,  daß  er  sich  je  eher  je  lieber  am  französischen  Hofe 
einfinde,  so  soll  er,  nachdem  er  bei  K.Pfalz  resigniert  und  sich  beim  König  von 
Groß-ßritannien  verabschiedet  haben  wird,  sich  sofort  direkt  von  London  nach 
Paris  begeben,  wo  er  seine  Instruktion  und  sonstigen  Papiere  in  Händen  des 
Grafen  d'Espense')  vorfinden  wird.  Zunächst  hat  er  vor  diesem  und  dem 
Geheimen  Sekretär  II gen  den  auch  überschickten  Eid  abzulegen.  Da  Kf. 
wünscht,  daß  Sp.  auch  eine  Korrespondenz  in  England  unterhalte,  so  soll  er 
die  Anstalt  machen,  daß  ihm  bei  allen  Ordinairen  aus  London  was  daselbst 
passiert  überschrieben  werde,  welches  er  dann  nebst  seinen  Relationen  zugleich 
zu  überschicken  hat.  Er  zweifelt  nicht,  Sp.  werde  das  Vertrauen,  welches  er  in 
seine  Person  setzt,  indem  er  ihn  in  der  wichtigsten  Negotiation,  die  er  hat, 
gebraucht,  mit  einer  vollkommenen  und  unbefleckten  Treue  bis  in  seine  Sterbe- 
grube erkennen,  auch  er  wird  hinwiederum  seine  Dienste  nicht  unbelohnt  lassen.3) 


Instruction4),  wornach  sich  unser  Hofrath  und  Envoy£ 
extraordinaire   der  veste,    unser  lieber  getreuer  Ezechiel  von 

Spanheimb  in  Franckreich  unterthftnigst  zu  achten. 
D.  Cöln  an  der  Spree  7./17.  Februar  1080.     (Conc.  Meinders.) 

[Die  den  Ministem  und  dem  Könige  gegenüber  abzugebenden  Erklärungen.    Weitere 

Audienzen.     Informierung   durch    d'Espence,    Heck    und    Ilgen.      Die    vorlaufig    zu 

betreibenden  Angelegenheiten.] 

17.  Febr.  Er  soll  sich  zuerst  bei  den  Ministern,  besonders  bei  dem  jüngeren  Colbert, 

als  Secretaire  d'etat  et  ministre  pour  les  affaires  etrangeres  angeben,  dieselben 

')  Es  werden  ihm  600  Rtlr.  Reisegeld  und  zu  seiner  Subsistenz  monatlich 
300  Rtlr.  angewiesen. 

3)  Kf.  sendet  16./ 26.  Februar  1680  dem  Grafen  d'Espence  und  Ilgen  die 
Instruktion  und  die  Kreditive  für  Spanheim  nebst  einer  Ziffer  zu  mit  dem  Befehl, 
ihm  diese  Papiere,  nachdem  er  einen  Eid,  dessen  Formular  auch  mitgeschickt  wird, 
abgelegt  habe,  einzuhändigen.  Sie  sollen  ihn  dann  auch  über  den  Stand  der  Affären 
informieren,  besonders  über  das,  was  Kf.  noch  wegen  des  Friedenstraktats  zu  präten- 
dieren und  zu  erwarten  habe. 

*)  Sp.  erklärt  sich  (d.  London  10./ 20.  Februar  1680)  dankend  bereit,  die  ihm 
angebotene  Stellung  anzunehmen. 

4)  S.  Schefers  Ausgabe  von  Spanheims  Relation  de  la  cour  de  France, 
Introduction  S.  Vif. 


Instruktion  für  Spanheim.  385 

des  Kf.  Affektion  versichern  and  ihnen  dessen  Angelegenheiten  rekommendieren. 
Dann  hat  er  um  Audienz  beim  König  nachzusuchen  und  bei  dieser  demselben 
des  Kf.  Begierde,  mit  ihm  in  aufrichtigem,  beständigem  Vernehmen  zu  leben 
und  bei  allen  Okkasionen  davon  wirkliche  Proben  zu  geben,  mit  den  aller- 
höflichsten  und  zierlichsten  Expressionen  zu  erkennen  zu  geben.  Er  soll 
erklären,  daß  Kf.,  nachdem  er  alle  in  dem  Frieden  versprochenen  Bedingungen 
mit  der  höchsten  Exactitude  erfüllt,  sich  auch  von  dem  König  eines  gleichen 
versehe,  daran  erinnern,  daß  Kf.  auf  alle  ersinnliche  Mittel  und  Wege  gesucht 
habe,  dem  Könige  von  seiner  Begierde,  ihm  zu  dienep  und  was  zu  seiner 
Glorie  und  Advantage  gereichen  möchte  zu  befördern,  wirkliche  Preuven  und 
Sicherheit  zu  geben,  versichern,  daß  derselbe  darin  fortfahren  werde  und  daß 
er  selbst,  da  er  dieser  Ursachen  halber  und  zu  Kultivierung  der  guten  Intelligenz 
and  vertraulichen  Freundschaft  sich  dort  aufzuhalten  beauftragt  sei,  jedesmal 
bereit  sein  würde,  des  Königs  Befehle .  zu  empfangen.  Endlich  hat  er  dem 
König  für  die  Sendung  des  Grafen  de  Rebenac  Dank  zu  sagen. 

Nach  der  Audienz  beim  Könige  hat  er  auch  eine  solche  bei  der  Königin, 
dem  Dauphin,  Monsieur  und  Madame,  und  andern  Prinzen  und  Prinzessinnen, 
besonders  bei  dem  Prinzen  de  Conde  nachzusuchen  und  überall  Komplimente 
abzulegen. 

Der  Hauptzweck  dieser  Abschickung  besteht  darin,  daß  die  neulich  auf- 
gerichteten Friedenstraktaten  völlig  exequiert  und  die  dadurch  restabilierte 
Freundschaft  unterhalten  werde.  Er  hat  daher  seine  Negotiation  dahin  zu 
richten,  von  dieser  seiner  Intention  dem  König,  den  Ministern  und  wo  es  sonst 
nötig  sein  wird  behörige  Versicherung  zu  geben,  alles  Widrige  abzulehnen  und 
dagegen  was  zu  seinem  Besten  gereichen  kann  aufs  fleißigste  zu  befördern. 

Kf.  glaubt  alles,  was  zur  Exekution  des  Traktats  gehört,  erfüllt  zu  haben. 
Sollte  desfalls  noch  etwas  auf  die  Bahn  gebracht  werden,  so  soll  er  es  entweder 
gebührend  ablehnen  oder  darüber  referieren.  Graf  d'Espence,  der  Resident 
Beck  und  der  Geheime  Sekretär  Ilgen  haben  Befehl,  ihm  alle  Information  und 
Nachricht  zu  geben,  in  welchen  terminis  die  Anairen  bestehen,  und  in  specie, 
was  er  noch  wegen  des  Traktats  zu  prätendieren  hat,  nämlich  hauptsächlich 
1.  die  Zahlung  der  in  dem  Traktat  versprochenen  Gelder,  davon  bereits  zwei 
Termine  verstrichen,  und  2.  die  Restitution  und  Evakuation  von  Wesel  und  der 
anderen  Clevischen  Lande.  Die  darüber  angefangene  Negotiation  hat  er  fort- 
zusetzen. 

Mit  allen  dort  befindlichen  fremden  Gesandten  hat  er  in  guter  Intelligenz 
und  Freundschaft  zu  leben,  besonders  aber  mit  denen  vertrauliche  Kommunikation 
zu  pflegen,  die  bei  Hofe  am  angesehensten  sind  und  mit  deren  Prinzipalen  Kf. 
in  gutem  Vernehmen  steht. 

Er  hat  mit  allen  Posten,  welche  zweimal  über  Hamburg  gehen,  von  dem, 
was  seine  Negotiation  betrifft  und  was  sonst  passiert,  ausführlich  zu  berichten.1) 


!)  Die  Kreditive  für  Sp.  an  König  Ludwig  XIV.,    Golbert,    Louvois    und 
Plemont  sind  Gologne  6./16.  Fevrier  1680  ausgestellt 

Mater,  z.  Gesch.  <L  6.  Kurfürsten.    XIX.  25 


386  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Graf  d'Espence  und  Ugen. 
D.  Cöln  an  der  Spree  10./20.  Februar  1680.    (Conc.  Meinders.) 

[Befehl,  anzufragen,  wie  weit  sich  die  Geheimhaltung  des  Alliamtraktats  erstrecken 
solle,  und  dieselbe  vorläufig  auch  Spanheim  gegenüber  zu  wahren.] 

20.  Febr.  In  dem  unlängst  mit  Frankreich  abgeschlossenen  geheimen  Traktat  ist  ver- 

abredet worden,  daß  dessen  Inhalt  in  höchstem  geheim  gehalten  werden  solle. 
Von  seiner  Seite  ist  dieses  bisher  observiert  worden  und  soll  auch  künftig  in 
acht  genommen  werden.  Da  aber  in  diesem  Traktat  manches  enthalten,  was 
nicht  eine  durchgehende  Secretesse  erfordert  und  auch  nicht  anders  zur  Aus- 
führung gebracht  werden  kann,  als  daß  man  an  einem  oder  andern  Ort  den 
ministris  davon  Mitteilung  mache  und  Instruktion  gebe,  so  besonders  das,  was 
am  kaiserlichen  und  am  polnischen  Hofe  zu  verhandeln  und  zu  verrichten  ver- 
glichen worden,  so  soll  Ilgen  darüber  entweder  mit  Tourmont  oder  mit 
Colbert  selbst  sprechen  und  anfragen,  wie  der  König  wünsche,  daß  man  in 
diesen  Dingen  prozediere,  ob  er  schon  seinen  Gesandten  am  kaiserlichen  nnd 
am  polnischen  Hof,  Vitry  nnd  Bethune,  von  den  Sachen,  die  in  ihre 
Negotiation  laufen,  Nachricht  gegeben  oder  es  noch  tun  werde,  nnd  ob  er 
auch  den  bei  ihm  befindlichen  Rebenac  davon  etwas  wissen  lassen  wolle, 
damit  er  sich  danach  richten  könne.  Kf.  hätte  bisher  seinem  Gesandten  in 
Polen,1)  seinem  Bedienten  am  kaiserlichen  Hofe3)  und  Rebenac  nichts  davon 
kommuniziert,  auch  in  der  Instruktion  für  seinen  nach  Paris  destinierten 
Gesandten  Spanheim  nicht  das  geringste  davon  gedacht,  er  würde  demselben 
auch  nicht  weiter  davon  part  geben,  als  so  viel  der  König  oder  dessen 
Minister  gut  finden  würden.  Kr  meinte  sonst,  demselben  könnten  die 
contenta  des  Traktats,  die  Jägern  dorfer,  polnische  und  dergleichen  Sachen 
belangend,  wohl  mitgeteilt  werden,  ausgenommen  die  die  Kaiserwahl  betreffenden 
Artikel,  welche  billig  in  suinmo  secreto  gehalten  werden  müßten.  Er  lebt  indessen 
der  Zuversicht,  daß  der  König  das  in  dem  Traktat  und  sonst  ihm  Versprochene 
nunmehr  ohne  fernere  Verzögerung  werkstellig  machen  lassen  wird.  Worin 
dieses  alles  besteht,  ist  Ugen  sowohl  aus  dem  Traktat  selbst,  als  auch  aus  dem 
ihm  von  Meinders  hinterlassenen  Memorial  bekannt. 

P.  S.  Mit  Spanheim  sollen  sie  zwar  wegen  derjenigen  Dinge,  welche  in 
seiner  Instruktion  enthalten,  ausführlich  reden,  dasjenige  aber,  was  in  dem 
geheimen  Traktat  enthalten,  haben  sie  noch  zurzeit  und  ohne  ferneren  Spezial- 
befehl  weder  ihm  noch  sonst  jemand  zu  kommunizieren. 


')  v.  Ho  v  erb  eck. 
*)  Persius. 


Geheimhaitang  der  Allianz.  387 


Dgen  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris  22.  März  1680. 

[Unterredung  mit  Croissy  über  die  Geheimhaltung  der  Allianz  und  über  die  Wünsche 

des  Kurfürsten.] 

Er  hat  Dienstag  im  Beisein  d'Espence's  Croissy  den  Inhalt  des  kurfürstl.  22.  Mäi 
Reskripts  vom  10./ 20.  Februar  in  betreff  der  geheimen  Allianz  mitgeteilt 
Cr.  erwiderte,  was  die  dem  v.  Spanheim  von  dem  Traktat  etwa  nötige 
Kommunikation  anbeträfe,  so  würde  es  wohl  darauf  ankommen,  inwieweit  Kf. 
sich  deswegen  dem  v.  Sp.  anvertrauen  könnte,  weil  derselbe  hiebevor  einige 
andere  Engagements  gehabt,  weil  aber  Kf.  die  Gedanken  des  Königs  darüber  zu 
wissen  begehrte,  so  wollte  er  mit  dem  König  darüber  reden,  er  hat  auf  seinen 
Wunsch  die  desideria  und  Gedanken  des  Kf.  schriftlich  aufgezeichnet  und  ihm 
zugestellt.  Gestern  sind  sie  wieder  in  St.  Germain  gewesen,  Croissy  aber 
sagte,  er  hätte  die  Sache  dem  König  noch  nicht  vortragen  können.  Wegen  des 
Memorials,  welches  Meinders  ihm  hier  gelassen,  hat  er  auch  mit  Cr.  gesprochen 
und  ihm  dasselbe  von  Artikul  zu  Artikul  vorgehalten.  Cr.  versicherte,  der 
König  wäre  ganz  bereit  und  willig,  alles,  was  in  dem  Traktat  enthalten,  voll- 
kommen zu  erfüllen.  Daß  dieses  bisher  besonders  in  der  polnischen  und  Jägern- 
dorfer  Angelegenheit  noch  nicht  geschehen  sei,  daran  sei  die  Veränderung  bei 
dem  Sekretariat  für  die  auswärtigen  Angelegenheiten  schuld.  Er  fürchtete 
sonst,  daß  die  officia  des  Königs  wegen  der  Jägerndorfer  Sache  dem  Kf.  am 
kaiserlichen  Hofe  wenig  zustatten  kommen,  ja  ihm  vielleicht  mehr  Schaden  als 
Vorteil  schaffen  möchten.  Doch  würde  der  König  auch  desfalls  alles  gern  tun, 
was  Kf.  wünschen  werde.  Er  kontestierte  auch  sonst  weitläufig,  was  der  König 
für  sonderbare  und  ungemeine  Konsideration  für  Kf.  hätte,  und  daß  Kf.  sich 
alles  dessen,  was  er  selbst  und  sein  Bruder  zu  seinen  Diensten  zu  kontribuieren 
vermöchten,  festiglich  versichert  halten  könnte. 


Der  Kurfürst  an  Graf  cPEspence. 
D.  Potstam  6./ 16.  April  1680.     (Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Geheimhaltung  der  Allianz  vor  Spanheim.    Die  Jägerndorfer  Angelegenheit.] 

Aus   seiner  Relation   vom    25.  März1)  hat  er   ersehen,    was  der  Marquis  16.  Apr 
von  Croissy   sowohl   wegen  Spanheims    als  auch   der  Jägerndorfer   Sache 
geäußert  hat.    Er  soll  ihm  dafür  danken  und  mitteilen,  daß  Kf.  seinem  Rate 
folgen  werde,  er  wollte  Spanheim  von  dem  bewußten  Punkt,  auch  von  dem 


l)  Nicht  bei  den  Akten. 


388  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

foedere  nichts  mitteilen,  sondern  ihn  über  die  Punkte,  welche  ihm  aufgegeben 
würden,  wenn  sie  auch  ad  foedus  gehörten,  so  instruieren,  als  wenn  von  den- 
selben sonst  und  extra  foedus  geredet  worden.  In  dem  Hauptpunkte  und  was 
sonst  zu  sekretieren  wollte  er  sich  des  Grafen  Rebenac1)  Person  gebrauchen, 
er  werde  sich  auch  nach  Spanheims  Konduite  regulieren,  ob  er  ihn  dort 
lassen  oder  anderwärts  employieren  sollte.  Wegen  der  Jägerndorfer  Sache  ließe 
er  sich  seine  Sentimente  auch  wohl  gefallen,  er  wollte  den  Konig  jetzt  darin 
nicht  bemühen,  wenn  aber  die  rechte  Zeit  sein  würde,  hätte  er  das  Vertrauen, 
daß  der  Konig  ihm  nicht  aus  Händen  gehen  würde. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
10.  Mai  1680. 

[Seine  Besuche  bei  den  Ministern  und  den  fremden  Gesandten.    Äußerungen  Croissy's.] 

10.  Mai  Er  hat3)  am  7.  in  St.  Germain  den  Ministern,  zuerst  Colbert  dem  älteren 

und  Louvois  and  dann  Colbert -Croissy,  seine  Aufwartung  gemacht  Sie 
haben  ihn  sehr  freundlich  und  ehrenvoll  aufgenommen.  Dem  letzteren  gegen- 
über hat  er  schon  die  Zahlung  der  Subsidien  vorgebracht.  Er  erwiderte,  der 
Friede  hätte  die  Lasten  der  Finanzen  des  Königs  vermehrt  statt  vermindert, 
man  werde  aber  nicht  verfehlen,  in  betreff  der  Bezahlung  der  Subsidien  an  Kf. 
die  nötige  Ordnung  herzustellen.  Er  hat  dort  auch  den  Prinzen  von  Conde 
aufgesucht,  der  ihn  auch  sehr  freundlich  empfangen  hat  Den  Herzog  und  die 
Herzogin  von  Orleans  hat  er  noch  nicht  besuchen  können,  doch  war  er  vor- 
gestern in  St.  Cloud,  um  dem  dort  von  ihnen  gegebenen  Feste  zuzuschauen, 
dort  erkannte  ihn  die  Herzogin3)  aus  der  Menge  heraus,  gab  ihm  ein  Zeichen, 


1)  Auch  dieser  hatte  anfangs  von  der  geheimen  Allianz  keine  Kenntnis  gehabt, 
erst  30.  Januar  1680  hatte  ihm  Ludwig  XIV.  einen  Auszug  aus  dem  Allianztraktat 
zugeschickt.    S.  Bulard  S.  5)4. 

2)  Sp.  war  am  22.  April  1680  in  Paris  angekommen,  hatte,  wie  er  am  27.  dem 
Kf.  berichtet,  in  die  Hände  d'Espence's  und  Ilgens  den  vorgeschriebenen  Eid 
geleistet  und  von  ihnen  seine  Instruktion  und  seine  Kreditive  empfangen.  Am  23. 
hatte  er  sich  zusammen  mit  d'Espence  nach  St  Germain,  wo  sich  damals  der  Hof 
aufhielt,  begeben  und  hatte  dort  dem  neueu  Minister  der  auswärtigen  Angelegenheiten, 
dem  Marquis  de  Colbert  Croissy,  seine  Aufwartung  gemacht.  Ober  die  Audienz, 
die  er  am  5.  Mai  beim  Könige  und  unmittelbar  darauf  bei  dem  Dauphin,  der 
Königin  und  der  Dauphine  hatte,  s.  seinen  Bericht  vom  6.  Mai  in  Schefers 
Einleitung  zu  seiner  Ausgabe  von  Span  hei  ms  Relation  de  la  cour  de  France  S.  VHff. 

3)  Elisabeth  Charlotte,  Tochter  des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz. 


Spanheims  Ankunft  in  Paris  und  erste  Besuche.  389 

sich  ihr  zu  nähern,  sagte  ihm,  daß  sie  sich  seiner  wohl  erinnere,1)  und  gab  nachher 
dem  König  auf  dessen  Fragen  Auskunft  über  ihn.3) 

Er  bat  den  hiesigen  fremden  Gesandten  seine  Ankunft  angezeigt.  Da  der 
polnische  Gesandte  Morstein  mit  ihm  in  demselben  Hotel  wohnt,  so  ist  er 
mit  ihm  zusammengekommen  und  von  ihm  sehr  freundlich  bebandelt  worden. 

Colbert  Croissy  hat  ihn  beauftragt,  zu  berichten,  daß  der  König  mit 
dem  Verhalten  des  Gesandten  des  Kf.  in  Regensburg,  v.  Jena,  sehr  zufrieden  sei. 


E.  Spanheini  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
14./24.  Mai  1680. 

[Abreise  d'Espence's.    Gerüchte  über  einen  neuen  Vertrag  des  Kf.  mit  Frankreich. 
Die  französischen  Obergriffe.    Beschwerden  der  Reformierten.] 

Er  gedenkt  dem  Hof  nach  Fontainebleau  zu  folgen  und  dort  dringende  24.  Mai 
Vorstellung  wegen  Zahlung  der  Subsidien  zu  machen,  von  denen  noch  zwei 
Termine  [21.  Januar  und  21.  April  dieses  Jahres]  rückständig  sind.  Graf 
d'Espence  ist  am  12./22.  abgereist,  um  nach  kurzem  Aufenthalt  in  Espence 
zu  Kf.  zurückzukehren.  Er  wird  von  dem  Verdacht  berichten,  welchen  die 
holländischen  Gesandten  und  andere  bezeigen,  daß  in  Berlin  ein  neuer  Vertrag 
zwischen  Frankreich  und  Kf.  geschlossen  sei.  Auch  ihn  hat  der  englische 
Gesandte  Savel  deswegen  zu  sondieren  gesucht,  er  hat  aber  nur  im  allgemeinen 
geantwortet,  bei  der  Lage  der  europäischen  Angelegenheiten  wünsche  Kf.  ein 
gutes  Einvernehmen  mit  Frankreich,  von  neuen  Verträgen  aber  wisse  er  nichts. 
Ähnlich  hat  er  auch  dem  dänischen  Gesandten  Heugh  geantwortet  and  ihm 
angedeutet,  was  man  von  einem  Vertrage  mit  Dänemark  sage.  H.  erwiderte 
aber,  daran  wäre  nichts,  französischerseits  wäre  allerdings  der  Wunsch  einer 
Allianz  mit  Dänemark  ausgesprochen,  und  darauf  sei  er  wider  seinen  Willen 
hierher  geschickt  worden,  bisher  aber  warte  man  beiderseits  Anträge  vonseiten 
des  anderen  Teiles  ab.  Derselbe  sagte  auch,  die  neue  Forderung  Frankreichs, 
Spanien  sollte  dem  Titel  Herzog  von  Burgund  entsagen,  und  dessen  neue 
Prätensionen  im  Reiche2)  gäben  viel  zu  denken  und  könnten  wichtige  Folgen 
haben.     Auch  die  spanischen  und  holländischen  Gesandten  sind  dadurch  sehr 

1)  Sp.  war  1654  in  den  Dienst  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  getreten  und  hatte 
in  den  ersten  Jahren  die  Erziehung  des  Kurprinzen  Karl  geleitet    S.  oben  S.  33£. 

2)  Ober  seine  Visite  bei  dem  Herzog  und  der  Herzogin  von  Orleans  am  14.  Mai 
s.  seinen  Bericht  vom  17.  Mai  bei  Sehe f er  a.  a.  0.  S.  Xf. 

*)  S.  über  die  damals  begonnenen  Reunionen  Ranke,  Französische  Geschichte, 
III,  S.  459 ff.;  Erdmannsdorffer,  Deutsche  Geschichte,  I,  S.  653 ff;  Kaufmann, 
Die  Reunionskamraer  von  Metz  (Jahrbuch  der  Gesellschaft  für  lothringische  Geschichte 
und  Altertumskunde  XI,  1899),  S.  lff. 


390  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

beunruhigt  worden  und  haben  auch  die  Gesandten  von  England  und  Danemark 
ersucht,  sich  gemeinsam  mit  ihnen  zu  bemühen,  daß  diese  Forderung  aufgegeben 
werde,  doch  haben  dieselben  es  vorläufig  abgelehnt.  Auch  daß  dem  kaiserlichen 
Gesandten,  Grafen  Mansfeld,1)  eine  Quarantäne  auferlegt  worden  ist,  hat 
Verdacht  erregt.  Man  glaubt,3)  daß  auf  der  bevorstehenden  Zusammenkunft  des 
Klerus  in  St.  Germain  auch  neue  Maßregeln  gegen  die  Jansenisten  und  gegen 
die  Reformierten  werden  beschlossen  werden.  Die  letzteren  haben  sieh  schon 
durch  ihren  Depute  general,  den  jüngeren  Ruvigny,  an  den  Hof  mit  Beschwerden 
gewendet,  namentlich  wegen  des  Verbotes  reformierter  Hebeammen. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln  15./25.  Mai  1680. 
(Conc.  Meinders.) 

[Anzeige  von  der  beabsichtigten  Expedition  gegen  Spanien.    Bitte   um  französische 

Unterstützung.] 

25.  Mai  Der  König  von  Spanien  ist  ihm  über  achtzehnmal  hunderttausend  Rtlr. 

schuldig,  er  hat  vergeblich  dort  durch  Rouck')  die  Bezahlung  sollizitieren 
lassen  und  ist  jetzt  entschlossen,4)  einige  Fregatten  equipieren  und  damit  alle 
spanischen  Schiffe  und  Güter,  welche  in  See  anzutreffen  sind,  per  modum 
repressaliaruin  wegnehmen  und  aufbringen  zu  lassen,  sonst  aber  keine  Hos  tili  täten 
gegen  Spanien,  weder  in  Gelderland  noch  sonst  zu  verüben.  Sp.  soll  dieses 
sein  Vorhaben  dem  Marquis  de  Croissy  im  Vertrauen  eröffnen  und  bei  demselben 
Ansuchung  tun,  daß  der  König  erkläre,  falls  Spanien  ihn  deshalb  mit  Krieg 
angreifen  sollte,  ihm  beitreten  und  ihm  Hilfe  widerfahren  lassen  zu  wollen. 
Sollte  Croissy  gut  finden,  daß  er  deswegen  bei  dem  König  selbst  Audienz 
suche,  so  soll  er  es  tun  und  auch  Louvov  die  Sache  rekommendieren. 


')  S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,2,  S.  944. 

,J)  Vgl.  Douen,  La  revocation  de  l'edit  de  Nantes  a  Paris  1,  S.  331  ff. 

3)  Der  Kammerjunker  Melchior  v.  Ruck,  den  Kf.  behufs  Beitreibung  der 
rückständigen  Subsidien  schon  im  Sommer  1676  nach  den  Niederlanden  und  dann 
nach  Spanien  geschickt  hatte  und  der  bis  zum  April  1680  dort  geblieben  ist 
S.  Pufendorf  XVIII,  §  10  (S.  1386). 

*)  S.  über  diesen  Kaperkrieg  des  Kf.  gegen  Spanien  Peter,  Die  Anfange  der 
brandenburgischen  Marine  (Programm  des  Sophien- Gymnasiums  in  Berlin  1877), 
S.  14  ff.;  Schuck,  Brandenburg -Preußens  Kolonial-Politik  unter  dem  Großen  Kur- 
fürsten und  seinen  Nachfolgern  (Leipzig  1889)  I,  S.  112 ff. 


Expedition  des  Kf.  gegen  Spanien.    Die  Reunionen.  391 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cfiln  18./28.  Mai  1680. 
(Cone.  Meinders.) 

[Die  Beschwerden  von  K.Pfalz.] 

Aus  der  Abschrift  ersieht  er,  welche  heftige  Klagen  der  Kurfürst  von  der  28.  Mai 
Pfalz1)  wider  die  französischen  Bedienten  im  Elsaß  fährt.  Er  hat  schon  hier 
dem  Grafen  Rebenaczu  erkennen  geben  lassen,  daß  er  für  seinen  Mitkurfärsten 
eine  Interzession  einlegen  müsse,  es  vermehrte  sich  ohnedem  gar  sehr  im  Reiche 
das  Gerächt  von  den  geschwinden  Prozeduren  der  Ensisheimiscben  oder  Brei- 
sachschen  Kammer,  dadurch  wurden  die  Gemüter  sehr  verstellt  und  die  Affektion 
von  dem  Konige  abgewandt,  welche  er  lieber  vermehrt  sehen  mochte.  Sp.  kann 
dergleichen  Erwähnungen  auch  bei  Gelegenheit  dem  Marquis  de  Croissy  tun, 
doch  mit  solcher  Behutsamkeit  und  Restriktion,  daß  man  nicht  wieder  dort  auf 
den  Gedanken  komme,2)  er  täte  es  aus  einiger  dependance  von  K.Pfalz. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Fontainebleau 
30.  Mai  1680. 

[Bemühungen  wegen  Zahlung  der  Subsidien.    Rücksichtsloses  Verfahren  Frankreichs 

mit  den  Reunionen.] 

Er  hat  sich  am  28.  Mai  hierher  begeben  und  zuerst  Colbert-Croissy  30.  Mai 
seine  Aufwartung  gemacht.  Derselbe  versicherte  ihn,  daß  der  Konig  mit  dem 
ganzen  Verhalten  des  Kf.  sehr  zufrieden  wäre.  Er  hat  dieses  benutzt,  um  von  der 
Bezahlung  der  Subsidien  zu  sprechen  und  die  Hoffnung  auszudrucken,  daß  diese 
regelmäßig  entrichtet  werden  würden.  Auf  dessen  Frage,  ob  der  zweite  Termin 
noch  nicht  berichtigt  wäre,  erwiderte  er,  Fromont  hätte  erst  vor  wenigen  Tagen 
eine  Anweisung  auf  den  ersten  Termin  vom  21.  Januar  erhalten,  worauf 
Croissy  versprach,  Kf.  solle  deswegen  alle  gebührende  Satisfaktion  erhalten. 


')  Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  hatte  in  einem  Schreiben  vom 
20.  April  1680  bei  Kf.  sich  über  die  von  den  französischen  Beamten  gegen  ihn  ver- 
übten Gewalttätigkeiten  beklagt  und  ihn  gebeten,  sich  seiner  anzunehmen.  S.  Häusser, 
Geschichte  der  rheinischen  Pfalz,  II,  S.  638  ff.  und  unten  Abschnitt  V. 

*)  Am  französischen  Hofe  hatte  man  anfangs  Einwendungen  gegen  die  Ver- 
wendung Spanheims  als  brandenburgischer  Gesandter  daselbst  wegen  seiner  nahen 
Beziehungen  zu  dem  K.  pfalzischen  Hofe  erhoben.  S.  seine  Relation  de  la  cour  de 
France  (ed.  Bourgeois),  S.  37 2 ff.,  und  oben  S.  335. 


392  in.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

On  continue1)  d'ailleurs  ä  parier  en  cette  cour  de  la  souverainete 
de  PAlsace  et  dependances  des  trois  Evesches  Thoul,  Metz  et  Verdiin, 
comme  d'une  aflaire  resolae  et  8ur  laquelle  on  ne  pretend  admettre 
aucune  interposition,  mais  de  renvoyer  les  interesses,  comme  Electeur 
Palatin,  Evesque  de  Spier  ou  autres,  ä  la  Chambre  de  Brisac,  pour  en 
juger  quant  au  domaine.  C'est  la  reponse  qu'on  continue  de  donner 
aux  Ministres  des  Princes  susdits.  Pour  la  ville  de  Strassbourg  il  y  a 
toujours  de  grands  prejuges  que  l'on  ne  pretend  pas  l'epargner.  — 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
2./ 12.  Juli  1680. 

[Äußerungen  Croissy's  in  betreff  der  Subsidienzahlung,  des  Verfahrens  gegen  K.  Pfali 
und  des  Unternehmens  des  Kf.  gegen  Spanien.] 

12.  Juli  Am   28.  Juni  hat  er  sich  wieder  zu  Croissy  begeben,  um   von  ihm  die 

Erklärung  des  Königs  in  betreff  der  Garantie  für  den  Fall,  daß  Spanien  gegen 
Kf.  Feindseligkeiten  verüben  sollte,  zu  erfahren.  Derselbe  begann  mit  den 
anderen  Punkten,  die  er  ihm  vorgetragen,  zuerst  mit  den  Sabsidien,  und  teilte 
ihm  mit,  der  König  habe  angeordnet,  daß  der  Termin  des  23.  April  sofort  bezahlt 
werden  solle.  Dann  kam  er  auf  die  Angelegenheit  von  K.Pfalz,  sagte,  der 
König  hätte  sich  über  diesen  sehr  zu  beklagen  wegen  seiner  Klagen,  die  er 
überall  vorbringe,  und  wiederholte,  was  er  ihm  schon  früher  gesagt  hatte,  daß 
der  König  sein  Recht  nicht  aufgeben  und  nicht  davon  abstehen  könnte,  sich 
in  den  Besitz  dessen  zu  setzen,  was  ihm  gehörte.  Da  er  die  Garantie  nicht 
berührte,  so  hat  er  ihn  daran,  und  daß  gerade  dieses  der  Gegenstand  der  ihm 
für  diesen  Tag  bestimmten  Audienz  sein  sollte,  erinnert.  Cr.  bezeigte  sich 
dadurch  überrascht,  gestand,  er  habe  vergessen,  darüber  mit  dem  König  zu 
sprechen,  versprach  aber,  es  Sonntag  zu  tun  und  ihn  dann  die  Resolution  des 
Königs  wissen  zu  lassen,  und  fügte  hinzu,  es  wäre  schon  früher2)  von  dieser 
Sache,  wie  er  glaube  von  d' Espen ce,  gesprochen  worden,  der  König  hätte  damals 
bezeugt,  daß  er  nicht  unzufrieden  sein  würde,  wenn  Kf.  Erwerbungen  gegen 
Spanien  in  Geldern  oder  Jülich  machte.  Er  hat  erwidert,  er  wüßte  nicht,  was 
vorher  darüber  gesprochen  sei,  die  gegenwärtige  Proposition  sei  eine  ganz  ver- 
schiedene, Kf.  gedenke  nicht  Einfälle  in  die  Staaten  des  Königs  von  Spanien 
zu  machen,  sondern  wünsche  nur,  gegen  solche  von  dort  her  gesichert  zu  werden. 
Seitdem  ist  er  durch  Krankheit  verhindert  gewesen,  sich  wieder  an  den 
Hof  zu  begeben,  er  hat  aber  an  den  Kommis  Croissy's,  Mignon,  geschrieben. 

l)  S.  Kaufmann,  Die  Reunionskammer  von  Metz  (a.  a.  0.)  S.  D3. 
■0  S.  oben  S.  342,  351,  364. 


Die  Expeditionen  gegen  Spanien  und  nach  Afrika.  393 

Dessen  Antwort  bezieht  sich  auf  das,  was  Croissy  wegen  dieser  Angelegenheit 
anRebentc  geschrieben,  Kf.  wird  also  durch  diesen  schon  genauer  informiert  sein. 
Pour  les  affaires  de  PEmpire  et  de  TAlsace  il  n'y  a  pas  lieu 
d'esperer,  que  Ton  relasche  rien  du  coste  de  de?a  des  mesures  et 
resolutions  prises  en  cette  affaire.  — 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam  13./[23.]  Juli  1680. 
(Conc.  F.  Meinders.) 

[Die  Expeditionen  gegen  Spanien  und  nach  Afrika.] 

Er  teilt  ihm  ganz  im  geheimen  mit,  daß  er1)  ein  Esqnadre  von  sechs  Kriegs-  23.  Juli 
schiffen  nnd  einem  Brander  in  See  schickt,  um  von  Spanien  die  restierenden 
Subsidien  vermittelst  der  Exekution  beizutreiben.  Er  soll  dieses  dem  Marquis 
de  Croissy  anzeigen  und  ihn  ersuchen,  dem  König  für  die  gütige  bereits  in 
dieser  Sache  gegebene  Erklärung  seinen  Dank  abzustatten  und  zu  bitten,  da 
besagtes  Esquadre  eine  Zeitlang  auf  den  spanischen  und  flämischen  Kosten 
kreuzen  soll,  und  es  leicht  geschehen  könnte,  daß  die  Schiffe  in  einen 
französischen  Hafen,  namentlich  Rochelle,  entweder  Sturmes  oder  Sicherheit 
halber  oder  um  Erfrischungen  zu  holen,  einlaufen  mußten,  der  König  möchte 
die  Ordre  stellen,  daß  ihnen  dieses  vergönnt  und  sie  als  Freunde  traktiert 
würden.  Für  Wahrung  des  Geheimnisses  hat  er  gebührend  Sorge  zu  tragen. 
Von  der  ihm  erteilten  Resolution  hat  er  auch  an  Joan  Raule  nach  Rochelle 
Nachricht  zu  geben. 

P.  S.  Er  ist  auch  entschlossen,2)  zwei  Schiffe,  Kapitän  Joris  Barthelssen, 
führend  das  Schiff  „Das  Wappen  von  Chur-Brandenburg",  und  Kapitän  Laurentz 
Dircksen1),  führend  das  Schiff  „Morian",  nach  der  Küste  von  Guinea  und  Angola 
zu  schicken,  um  daselbst  einigen  Handel  und  Gewerbe  zu  niemandes  Schaden 
zu  treiben.  Er  wünscht  für  jedes  dieser  Schiffe  einen  französischen  Seepaß  zu 
erhalten.  Sp.  soll  darum  Croissy  und  dessen  Bruder  Colbert  ersuchen  und 
dabei  anzeigen,  Kf.  verpflichte  sich,  daß  der  Handel  dieser  Schiffe  dem  König 
von  Frankreich  weder  direkt  noch  indirekt  zu  irgend  welchem  Präjudiz  oder 
Nachteil  gereichen  solle.4) 

>)  S.  oben  S.  390. 

2)  S.  Schuck  a.  a.  0.1,  S.  142ff. 

*)  Kf.  zeigt  ihm  7./17.  August  an,  daß  er,  da  Kapitän  Dircksen  gestorben  sei, 
Philipp  Pietersen  Blonq  zum  Befehlshaber  des  Morian  ernannt  habe. 

4)  Kf.  beauftragt  Sp.  (d.  Coln  2./12.  August  1680),  Croissy  vorzustellen:  1.  die 
Kommandanten  der  in  der  Westsee  befindlichen  französischen  Orlogschiffe  möchten 
Befehl  erhalten,  seinen  Schiffen  alle  Faveur,  im  Notfall  auch  Schutz  und  Assistenz 


394  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
6.  September /27.  August  1680. 

[Günstiger  Bescheid  in  betreff  der  Schiffe  des  Kf.    Das  Schreiben   des  Reichstages 
an  den  König.    Seine  Mahnungen  wegen  Zahlung  der  Subsidien.] 

6.  Sept.  Er  ist  am  3.  September  in  Versailles  gewesen  und  hat  sich  gegen  den 

Marquis  de  Croissy  der  ihm  in  den  Reskripten  vom  13.  Juli  and  2.  and 
7.  August  erteilten  Auftrage  entledigt.  In  betreff  der  gegen  Spanien  aus- 
zusendenden Schiffe  erwiderte  derselbe,  daß  der  König  anf  die  Nachricht  davon, 
welche  von  Rebe  na  c  schon  vor  der  Rückkehr  des  Hofes  hierher  eingelaufen 
sei,  die  gewünschten  Befehle  nach  den  Häfen  und  an  die  Befehlhaber  seiner 
Schiffe  habe  ergehen  lassen  mit  den  zur  Wahrung  des  Geheimnisses  notigen 
Vorsichtsmaßregeln.  In  betreff  Indiens,  bemerkte  der  Marquis,  sei  die  Sache 
anders,  dort  suche  jeder  für  seinen  eigenen  Handel  Vorteile.  Er  hat  ihn  aber 
darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  diese  Schiffe  nicht  Handel  treiben,  sondern 
nur  Repressalien  ausüben  sollten,  und  hat  bei  dieser  Gelegenheit  auch  ihn  aber 
die  Sendung  der  beiden  anderen  Schiffe  nach  Afrika  informiert  and  am  Pisse 
für  die  Kapitäne  derselben  gebeten.  Der  Marquis  übernahm  es,  beide  Angelegen- 
heiten dem  Könige  vorzutragen.  Derselbe  kam  dann  auf  den  Brief  des  Regens- 
burger Reichstages1)  an  den  König  zu  sprechen,  bezeigte  sich  darüber  sehr 
erstaunt  und  beschuldigte  die  kaiserlichen  Gesandten,  die  Reichstagsgesandten 
darüber  nicht  genügend  informiert  zu  haben.  Er  hat  darauf  nur  geantwortet,  daß 
er  darüber  keine  besondere  Information  weder  vom  Hofe  des  Kf.  noch  von 
Regensburg  erhalten  hätte.  Zum  Schluß  hat  er  ihm  eindringlich  die  Zahlung 
des  am  21.  Juli  fälligen  Termins  der  Subsidien  empfohlen.  Cr.  nahm  auch  diese 
Sache  ad  notam,  bemerkte  aber  beiläufig,  dem  Könige  sei  jetzt  das  Geld  etwas 
knapp.  Er  hat  darauf  erwidert,  die  Summe  sei  klein  und  die  Zahlung  so 
gerecht,  daß  er  nicht  daran  zweifle,  die  Sache  werde  durch  seine  guten  Dienste 
prompt  erledigt  werden. 

Graf  Mansfeld3)  ist  am  2.  September  hier  angekommen,  hält  sich  aber 
noch  inkognito. 

und  eine  sichere  Retraite  zu  gönnen,  2.  da  er  seinem  Kommandanten  Befehl  erteilt 
habe,  falls  er  an  der  flandrischen  Küste  oder  in  der  spanischen  See  keine  spanischen 
Schiffe  bekommen  konnte,  nach  Westindien  zu  segeln  und  dort  sein  Heil  zu  versuchen, 
mochte  der  König  seinen  dortigen  Gouverneuren  und  Befehlshabern  anbefehlen, 
diesen  Schiffen  in  den  indianischen  Häfen  alle  Faveur  zu  erweisen.  Er  habe  darüber 
bereits  mit  Rebenac  reden  lassen  und  dieser  habe  versprochen,  es  auf  das  beste 
zu  rekommendieren. 

i)  Das  Schreiben  vom  27.  Juli  1680  (Londorp,  XI,  S.  80f.,  Pachner 
v.  Eggestorff,  Vollständige  Sammlung  aller  Reichsschlüsse,  II,  S.  268f.).  S.  unten 
Abschnitt  V. 

*)  Graf  Heinrich  Mansfeld,  kaiserlicher  Gesandter.  S.  Urk.  u.  Akt  XIV, 2, 
S.  944  und  unten  Abschnitt  V. 


Die  Seeexpeditionen  des  Kf.     Vorgänge  auf  dem  Reichstage.  395 

E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
3./13.  September  1680. 

[Mitteilungen  Croissy's  wegen  der  Subsidienzahlung  und  der  Schiffe  des  Kf.] 

Er  hat  sich  am  10.  wieder  nach  Versailles  begeben  und  dort  Croissy  13.  Sept 
gesprochen.  Derselbe  teilte  ihm  zunächst  in  betreff  der  Snbsidien  mit,  daß  die 
Zahlung  des  am  21.  Juli  fälligen  Termin  es  beschlossen  und  Colbert  Ordre 
deswegen  erteilt  sei.  Er  machte  sogar  Entschuldigungen  wegen  der  Verzögerung. 
Dann  zeigte  er  ihm  an,  daß  der  König  die  gewünschten  Ordres  an  alle  Befehls- 
haber seiner  Schiffe  wegen  des  den  von  Kf.  ausgeschickten  Schiffen  zu  leistenden 
Beistandes  erteilt  hätte  und  daß  auch  nach  den  Häfen  in  Europa,  namentlich 
nach  la  Rochelle,  ähnliche  Ordres  ergehen  würden.  Nach  Amerika  sei  das 
nicht  so  leicht  möglich,  dort  lebte  und  handelte  jeder  nur  für  sich  und  gestattete 
anderen  keinen  Zutritt  zu  seinen  Häfen.,  auch  nicht  solchen,  mit  denen  man 
in  Europa  in  enger  Freundschaft  stehe.  Es  wäre  zu  fürchten,  daß  andere 
Freunde  und  Bundesgenossen  Frankreichs  sonst  ebensolche  Vergünstigungen,  die 
man  dem  Kf.  bewilligt  hätte,  beanspruchen  wurden,  und  ebenso  stehe  es  mit 
dem  Handel  in  Afrika,  wo  noch  dazu  zwischen  Frankreich  und  Holland  ein 
Grenzstreit  schwebe.  Daher  würden  der  König  und  seine  Minister  dem  Kf.  sehr 
dankbar  sein,  wenn  er,  dem  man  sonst  nichts  zu  verweigern  wünschte,  deswegen 
nicht  weiter  sie  drängte.  Er  hat  ihm  darauf  für  seine  Bemühungen  gedankt 
und  in  betreff  des  letzten  Punktes  bemerkt,  die  Ordre  der  Schiffe,  nach  West- 
indien zu  gehen,  sei  nur  konditional,  und  nur  zu  dem  einen  angegebenen 
Zwecke,  mit  den  nach  Afrika  bestimmten  sei  es  allerdings  anders,  aber  auch 
bei  ihnen  sei  ausdrücklich  vorbehalten,  daß  niemand  und  am  wenigsten  die 
dortigen  Contoirs  des  Königs  von  ihnen  Schaden  erleiden  sollten.  Cr.  erwiderte, 
man  wollte  alles,  was  möglich  sei,  für  Kf.  tun,  auch  in  diesem  Falle  sollten 
dessen  Schiffe  vor  anderen  begünstigt  werden,  aber  er  hoffe,  Kf.  werde  damit 
zufrieden  sein  und  deswegen  keine  positiveren  Ordres  oder  Pässe  verlangen. 
Er  fügte  noch  hinzu,  tags  zuvor  hätte  sich  der  König  auf  das  günstigste  über 
Kf.  ausgesprochen.  Auch  ihm,  Croissy,  selbst  muß  er  das  Zeugnis  geben,  daß 
er  allen  möglichen  Eifer  für  Kf.  und  dessen  Interessen  bezeugt. 


F.  v.  Jena  und  F.  Meinders1)  an  den  Kurfürsten.     D.  Berlin 
4./[14.]  September  1680. 

[Konferenz  mit  Rebenac.    Dessen  Proposition.    Beantragung  eines  engeren  Bündnisses, 
Erklärung  in  betreff  der  Seeexpedition  des  Kf.] 

Sie  haben  gestern  mit  Rebenac  weitläufig  konferiert  und  ihn  zunächst  14.  Sept. 
gebeten,  das,   was  er  jüngsthin  dem  Kf.  proponiert,   zu  wiederholen.     Das  hat 

*)  Kf.  hatte  (d.  Oranienburg  27.  August/6.  September  1680)  Jenaund Meinders 
angewiesen,  da  nach  Spanheims  Bericht  „das  Werk  wegen  seiner  Schiffe  und  was 


396  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

er  getan  und,  nachdem  er  darauf  hingewiesen,  daß  man  kaiserlich erseits  allerhand 
Liguen  und  Allianzen  gegen  Frankreich  zu  negoziieren  suche,  zu  solchem  Zweck 
zu  Regensburg  und  anderswo  die  gerechten  actiones  seines  Königs  auf  das 
ärgste  traduciere  und  das  Römische  Reich  gegen  ihn  aufs  neue  in  'Waffen  zi 
bringen  suche,  der  König  dagegen  den  Frieden  zu  erhalten  wünsche,  Kf.  die 
gleiche  Intention  führe  und  im  Römischen  Reiche  zu  allen  Rat-  and  Anschlagen 
das  größte  Gewicht  geben  könne,  erklärt,  sein  König  hielte  zu  Verhütung  neuer 
Unruhen  nichts  für  ersprießlicher  und  nötiger,  als  daß  Kf.  sich  mit  ihm  za 
Erreichung  dieses  Zweckes  etwas  näher  zusammensetze.  Das  Fundament  dazu 
würde  der  Westfälische  Friede  und  das  bereits  zwischen  ihnen  beiden  gemachte 
Bündnis  sein  können.  Der  König  verlange  ratione  specialium  des  Kf.  Gedanken 
und  desideria  zu  vernehmen: 

1.  in  welcher  Postur  Kf.  stände  und  was  für  eine  Macht  er  auf  allen  Fall 
auf  die  Beine  bringen  könnte, 

2.  weil  Kf.  der  Gefahr  am  nächsten,  was  er  zu  seiner  Sicherheit  am 
nötigsten  erachtete  und  auf  allen  Fall  vom  König  begehrte, 

3.  was  für  Reichsstände  sonst  zu  dieser  Allianz  zu  ziehen  oder  mit  welchen 
man  deswegen  vertraulich  kommunizieren  könnte, 

4.  was  solcher  Stände  force  wäre  und  worin  derselben  Interessen  bestanden, 

5.  vor  allem  hielte  der  König  für  notwendig,  sich  des  Hauses  Braun- 
schweig zu  versichern.  Celle's  und  Wolfenbüttels  sei  er  genugsam  ver- 
sichert und  er  wünsche,  daß  auch  Kf.  mit  denselben  wieder  in  gute  Freundschaft 
treten,  wenigstens  um  des  gemeinen  Interesses  willen  sein  ressentiment  dissimulieren 
möchte,  er  sei  versichert,  daß  auch  diese  Herren  die  Erneuerung  des  guten 
Verständnisses  sehr  verlangten.  Mit  Hannover  sei  sein  König  ziemlich  zu- 
frieden, aber  doch  seiner  nicht  gänzlich  versichert,  man  würde  sehen,  was  der- 
selbe auf  des  Kf.  Schreiben  antworten  würde.  Jedenfalls  müßte  man  zu  verhüten 
suchen,  daß  dieses  Haus  nicht  wieder  zwei  Parteien  anhinge,  dadurch  zöge 
dasselbe  von  beiden  Seiten  die  besten  Advantagen  an  sich  und  würde  die  gute 
Partei  immer  in  ihren  Desseins  gestört. 

Endlich  fügte  er  noch  weitläufige  Kontestationen  der  Freundschaft  und 
Achtung  seines  Königs  und  seines  Wunsches,  dieselben  in  der  Tat  zu  erweisen, 
hinzu.  Sie  haben  darauf  mit  ähnlichen  Versicherungen  geantwortet,  im  übrigen 
aber  angezeigt,  daß  sie  dem  Kf.  von  allein  Bericht  erstatten  und  dessen  Bescheid 
mitteilen  würden.  Man  hat  von  Projektierung  einiger  Artikul  gesprochen.  Sie 
haben  R.  gefragt,  ob  er  solche  entwerfen  wolle,  er  aber  erklärte,  es  würde  ihm 
lieber  sein,  daß  man  solches  diesseits  täte  oder  wenigstens  ein  jeder  das.  was 
er  von  dem  anderen  verlangte,  aufsetzte.  Sie  würden  besonders  wissen  müssen, 
ob  und  was  Kf.  bei  dieser  Gelegenheit  wegen  der  polnischen  Sache,  wegen 
Jägerndorfs,  wie  auch  wegen  Englands,  der  nordischen  Kronen  und  des  Staats 
zu  erinnern  und  zu  beobachten  gut  finde. 

er  desfalls  suche  iu  crisi  stehe",  die  ihnen  aufgetragene  Konferenz  mit  dem  französischen 
Gesandten  vorzunehmen  und  ihm  darüber  zu  berichten. 


Konferenz  mit  Rebenac  wegen  eines  neuen  Bündnisses.  397 

Wegen  der  Seeexpedition  bat  R.  mitgeteilt,  daß  sein  Konig  das  Dessein  und 
die  den  Schiffen  erteilte  Instruktion  approbiere,  und  daß  er1)  an  alle  seine 
Kommandeurs,  Schiffsoffiziere  und  Häfen  habe  Befehl  ergehen  lassen,  den  Schiffen 
des  Kf.  alle  faveur  und  retraite  zu  verstatten.  Sollte  Spanien  deswegen  Kf.  im 
Clevischen  oder  sonst  angreifen,  so  werde  er  die  Garantie  solcher  Lande  über- 
nehmen und  wirklich  prästieren,  er  zweifle  auch  nicht,  daß  der  König  das 
gleiche  versprechen  werde,  falls  der  Kaiser,  England,  der  Staat  oder  sonst 
jemand  sich  einmischen  sollte.  Die  specialia  gehorten  zu  der  vorhabenden 
Defensivallianz,  darin  könnten  die  casus  am  besten  deutlich  exprimiert  werden. 


Der  Kurförst  an  F.  v.  Jena  und  F.  Meinders.    D.  Ouranienburgk 
7./[17.]  September  1680. 

[Auf  das  Schreiben  vom  4.  September.    Die  Grundlage  der  abzuschließenden  Allianz, 
Beantwortung  der  französischen  Anfragen.] 

Er  ist  damit  einverstanden,  daß  der  Westfälische  Friede  und  das  schon   17.  Sept. 
zwischen  dem  König  und  ihm  gemachte  Bündnis  das  Fundament  der  näheren 
Zusammensetzung  seien,  und  er  ist  bereit,  des  Königs  Intention,  den  Frieden 
und  die  Ruhe  im  Reiche  zu  konservieren  und  allen  widrigen  Machinationen  in- 
und  außerhalb  des  Reichs  zu  begegnen,  mit  Nachdruck  zu  sekundieren. 

Was  sonst  die  specialia  betrifft,  worauf  er  unsere  Gedanken  und 
Erklärunge  verlanget,  und  zwar  erstlich,  in  was  Postur  wir  stünden  und 
auf  allen  Fall  für  eine  Macht  auf  die  Beine  zu  bringen  vermöchten, 
habet  Ihr  ihm  anzuzeigen,  daß  wir9)  nach  genügsamer  Besetzunge  unserer 
Festungen  und  Plätze  gleich  in  diesem  Moment  16000  Mann  nebst  einer 
guten   und    mit  allem  Zubehör  versehenen  Artillerie  marchiren  lassen, 

J)  Auch  Span  heim  berichtet  4.  Oktober  1680,  Croissy  habe  ihm  mitgeteilt, 
daß  der  König  in  betreff  der  Schiffe  des  Kf.  die  gewünschte  Ordre  nach  Amerika 
erteilt  habe,  und  sendet  eine  Abschrift  dieser  Ordre  an  Graf  Blenac,  den  Gouverneur 
der  französischen  Inseln  in  Amerika,  (d.  Versailles  26.  September  1680)  mit.  Cr.  habe 
mit  ihm  auch  von  der  von  den  Schiffen  des  Kf.  bei  Ostende  gemachten  Prise  (s.  Schuck 
I,  S.  114)  wie  von  einem  günstigen  Erfolge  gesprochen  und  versichert,  der  König 
werde  dem  Kf.,  wenn  derselbe  deswegen  belästigt  werden  sollte,  alle  Gunst  und 
Beistand  widerfahren  lassen. 

*)  S.  über  den  damaligen  Bestand  der  Armee  des  Kf.  Jany,  Die  alte  Armee 
von  1655  bis  1740  (Urkundliche  Beiträge  und  Forschungen  zur  Geschichte  des 
preußischen  Heeres,  herausgegeben  vom  Großen  Generalstabe,  Heft  VII,  1905),  S.  15, 
42,  50.  Danach  zählte  die  Armee  des  Kf.  damals  (außer  den  Festungsgarnisonen) 
ca.  14500  Mann. 


HI.  Brandenburg  und  Frankreich   Ulli) — 1« 


und  daß  wir  dieselbe  auf  Erfordern  und  praestitis  praestandU  ioaeduß 
drei  Monaten  bis  auf  30000  Mann,  ins  Feld  zu  führen,  verstärket 
konnten. 

Belangend    zweitens    was    wir    unserer  Sicherheit    und    Convenie« 
halber   von  I.  K.  M.  verlaugeten,    so  ist    was  das   erste,    nemh!" 
Securität  betrifft  bereits  in   vorigter  ßündnusse  etwas    davon  w 
welches  wiederholet  und  dahin  gerichtet  werden   kann,    daß  L  M.  sici 
obligireten,  uns  contra  quoscunque,  so  uns  attacquiren  wollte»,  oder  mit 
welchen    wir   auf   I,  M*    Erfordern    und    mit    Dero    Vor  wissen    breche 
möchten,  kräftiget  assistiren  und  eher   keinen  Frieden   machen  « 
bis   wir  wegen   erlittenen   Schadens  und   Küsten   genügsame  SatUhcuVa 
erlanget  hätten,     Im  übrigen,  weil  leicht  zu  ermessen,  wie  nötig  es  sH 
nicht  allein  zue  unserem  sondern  auch  insonderheit  zue  I,  \L   Interes* 
daß  wir  die  Mannschaft,  so  wir  jetzo  auf  den  Beinen    hätten,   auch  M 
contiiiiiirendcn  Frieden    unterhielten    und    aber    solches    unseren    durch 
Krieg  und  Verlicerunge  erschöpfeten  Landen  sehr  schwer    fallen  wolltet 
habet  Ihr  mit  einer  guten  Manier  von  Erhaltuuge  einiger  Sobaidiaa  tm 
erwähnen  und  dabei  vorzustellen ,  daß  wir  durch  dieses  engagemem  iOt 
andere  Ad  van  tagen  ,  so  uns  von   der  Gegenseiten  ofTeriret    wurden   und 
noch  künftig  offeriret  werden   möchten,   ausschlügen,   und   ob  wir  gleich 
Zeit  währenden  Friedens  mit  unser  auf  den   Beinen   habenden   Armee 
keine   eelatanto  Dienste  leisteten,  so   wäre  doch  gewisse   und   am 
daß  nicht  allein  ganz  Teutschland,  sondern  auch  die  Auswärtigen  darauf 
Kdk'xioti  nehmen,  und  daß  solches  die  fürnembste  Ursache  wäre,  warum  h 
das  Gegenteil  in  ihren  überall  proponirten  AHiancen  bishero  So  schlecht 
reussirete,     Zue   dem,    wann    wir   den    Punct    wegen    der    Wahl    ein*s 
Römischen  Keysers  oder  Königes,   wovon  in  dem  vorigten  Traetat,    mit 
Nachtruck  treiben  sollten,    könnte  solches  nicht  besser,    als  wann  wir 
anniret  blieben,  geschehen.     Hiebe!  aber  wurde  zu  unterscheiden  sein 
was  man  uns  1.  so  lange  der  Friede  continuirete  und  dann  2,  bei  an- 
gehenden Kriege  und  wirklichem  Marche  unser  bereits  habenden  Armee, 
wie  auch  3.  wann  dieselbe  auf  Erfordern  verstärket  werden  sollte  und 
müßte,  geben  wollte,  welches  alles  wir  Euer  Bexterität  anbei mb  geben* 
Was  den  dritten   und  vierten  Punct  wegen  der  Stande  des  Reich«, 
zue  dieser  Alliance  zu  ziehen,   und   derselben  force  und  interesse  an* 
belanget,  solches  ließen  wir  lediglich  auf  I.  M.  Disposition  und  Gutfinden 
ankommen,  wir  hätten  mit  keinem  Stande  einiges  engagement,  welche 
aber  1.  M.  in  diese  nähere  Zusammensetzunge    zu  ziehen    verlanget od , 


Forderungen  und  Anerbietungen  des  Ef.  399 

selbige  wollten  wir  zu  gewinnen  suchen.  Unter  denen  Standen,  worauf 
jetzo  Reflexion  zu  machen,  wäre  außer  dem  Hause  Braunschweig, 
wovon  bei  dem  folgenden  fünften  Punct,  Chur-Beyern1)  der  furnembste 
und  zweifelten  wir  nicht,  I.  M.  würden  sich  dessen  schon  versichert 
haben,  wo  nicht,  wäre  dienlich,  daß  es  noch  geschehe.  Münster  hätte 
vor  diesem  etwas  tuen  können,  der  jetzige  Bischof9)  wäre  mit  seinen 
Standen  in  großer  Mißverständnus  und  würde  er  ohne  dem,  wann  wir 
mit  dem  Fürstl.  Hause  Braunschweig  einig  wären,  wenig  tuen  können. 
Was  nun  fünftens  das  mehrbesagete  Haus  Braunschweig-Lünen- 
bnrg  anbelanget,  habet  Ihr  vorzustellen,  daß  ihm,  dem  Grafen,  selber 
guten  Teiles  bekannt  wäre,  wie  sich  dasselbe,  insonderheit  Zelle  und 
Wolffenbüttel,  in  kurzverwichenen  Zeiten  zue  uns  genötiget,  und  was  es 
uns  für  Torten  angetan  hätte,  und  ob  wir  zwar  nicht  umbhin  gekonnt, 
desfalls  ein  juste  ressentiment  zu  fassen,  so  wären  wir  jedennoch  bereit 
I.  M.  zu  gefallen  und  weil  dieselbe  es  verlangeten,  solches  schwinden  zu 
lassen,  des  vorigten  nicht  mehr  zu  gedenken  und  mit  besagetem  Hause 
in  das  vorigte  gute  Einverständnus  zu  treten,  stelleten  auch  in  des 
Grafen  Händen,  was  er  desfalls  ferner  negotiiren  wollte,  und  zweifelten 
.  wir  nicht,  es  wurden  I.  M.  ihro  darunter  unseren  Respect  und  Convenienz 
und  daß  uns  billige  Satisfaction  wiederfahren  möchte,  recommendiret 
sein  lassen.  Es  wären  zwar  noch  einige  Irrungen  zwischen  erwähntem 
Hause  und  uns  übrig,  welche  Euch  bekannt  sein,  selbige  aber  könnten 
wohl  zue  recht-  oder  gütlicher  Entscheidunge  ausgestellt  sein,  und 
wären  wir  erbietig,  solches  allemal  I.  M.  arbitrage  zu  untergeben.  Was 
Hannover  betreffe,  hätte  der  Abgesandte  selber  gesehen,  was  uns  der 
Herzog  auf  unseren  Brief  geantwortet,  welchen  wir  Euch  auch  zue  Euer 
Nachricht  hiebei  schicken,  die  contestationes  wären  gut  und  würde  man 
nun  des  Marschallen  Plathen*)  Ankunft  erwarten  müssen.  Wir  würden 
alles  tuen,  was  möglich,  selbiges  Haus  zu  gewinnen,  würden  uns  jedoch 
zuerst,  und  ehe  wir  des  Herzogen  versichert,  nicht  zue  weit  heraus, 
auch  mit  ihm,  dem  Grafen,  alles  concertiren  lassen. 


')  Ober  das  Verhältnis  des  jungen  Kurfürsten  Max  Emanuel  von  Bayern, 
der  11.  Juli  1680  die  Regierung  angetreten  hatte,  zu  Frankreich  s.  Hei  gel,  Der 
Umschwung  der  bayerischen  Politik  in  den  Jahren  1679—1683  (Quellen  und  Abhand- 
lungen zur  neuen  Geschichte  Bayerns,  II),  S.  63 ff.;  Döberl,  Bayern  und  Frankreich, 
S.  514  «F. 

*)  Ferdinand  v.  Fürstenberg,  zugleich  Bischof  von  Paderborn. 

*)  S.  über  dessen  damalige  Sendung  zu  Kf.  Pufendorf  XVIII,  §  25  (S.  1408). 


400  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Wir  hielten  sonst  auch  davor,  daß  nach  aller  Möglichkeit  zu  ver- 
hüten, daß  sich  besagetes  Haus  nicht,  wie  bei  vorigtem  Kriege,  teilete 
und  beiden  Parteien  anhinge,  und  wurde  man  jetzo  bessere  mesares 
darwieder  nehmen  können. 

Sie  sollen  das  Projekt  einer  Alliance  anfertigen,  in  dasselbe  außer  dem 
hierin  Enthaltenen  alles,  was  sie  seinem  Interesse  verträglich  erachten,  bringen 
nnd  es,  bevor  sie  es  R.  kommunizieren,  ihm  zuschicken  und  seine  Willensmeinung 
darüber  vernehmen.  Besonders  würde  zu  stipulieren  sein,  daß  der  König  sich 
seiner  Angelegenheiten  mit  Polen  kräftig  annehme  nnd  ihm  auf  Erfordern 
Assistenz  leiste.  Ob  und  wie  weit  specialia  zu  exprimieren,  stellt  er  ihnen 
anheim.  Mündlich  können  sie  dem  Gesandten  vorstellen,  daß  der  König  von 
Polen  nach  wie  vor  dem  Kf.  und  seinem  Interesse  heftig  zuwider  wäre,  und  ob 
er  zwar  in  den  Dingen,  welche  der  König  in  Frankreich  rekommendierte. 
äußerlich  dissimulierte,  so  täte  er  doch  unter  der  Hand  alles  contrair.  Wegen 
Jägerndorf  hat  der  König  ihm  bereits  im  vorigen  Traktat  seine  officia  versprochen, 
jetzt  würde  dessen  wirkliche  Hilfe  zu  bedingen  sein,  wenn  er  darum  ansuchen 
würde,  was  aber  nur  geschehen  würde,  wenn  die  Zeiten  und  Konjunkturen 
sich  dazu,  es  sei  durch  Absterben  des  Kaisers  oder  in  andere  Wege,  von  selber 
anließen. 

Für  die  Erklärung  wegen  seiner  Schiffe  und  Seeexpeditionen  sollen  sie  R. 
danken,  auch  dieses  ist  in  den  Traktat  zu  bringen  und  die  Garantie,  auch  wider 
andere  Potentaten,  welche  sich  der  Sache  annehmen  sollten,  zu  extendieren. 


Der  Kurfürst  an  v.  Jena  und  Meimlers.     I).  Potstam 
3./[13.]  Oktober   1680. 

[l>er  Bericht  Freudemanns.     Befehl,  die  Verhandlungen  zu  beschleunigen.] 

13.  Okt.  Kr  sendet  ihnen  Freudemanns1)  Bericht.     Er  läßt  dahingestellt,  ob  und 

was  daran  wahr  ist,  da  er  aber  dadurch  veranlaßt  worden,  zu  dem  Schluß  seines 

l)  J.  Freu  de  mann,  der,  wie  er  angiebt,  vor  'M  Jahren  angefangen  hat,  dem 
Kf.  zu  dienen,  dem  aber  „Neid  und  Mißgunst  es  jetzt  nicht  gönnen  wollen"  (vermutlich 
identisch  mit  dem  Jacob  Fr.,  den  Kf.  im  September  HU8  zu  einer  Sendung  nach  dem 
Haag  verwendet  hatte,  s.  Urk.  u.  Akt.  IV,  S.  8*2 ff.)  berichtet  (d.  Stade  23.  September 
1680)  dem  Kf.  von  einer  Defensiv-  und  Offensivallianz,  die  Frankreich  durch  den 
nach  Stockholm  zurückgekehrten  Lilienrodt  Schweden  unter  Anbietung  hoher 
Subsidien  angetragen  habe  und  zu  der  auch  Dänemark  hinzugezogen  werden  solle, 
ferner  über  Bemühungen  Schwedens,  mit  dem  Kaiser,  mit  Kursachsen  und  mit  den 
Ständen  des  niedersächsisehen  Kreises  in  engere  Verbindung  zu  treten,  von  der 
Besorgnis  Schwedens  vor  Moskau  und  der  Absicht,  den  Hofrat  Ronischildt  dorthin 
zu  schicken,  um  die  pacta  zu  erneuern  und  die  Mediation  zwischen  Polen  und  Moskau 
anzubieten,  und  so  zu  verhüten,  daß  diese  Frankreich  und  dem  Kf.  angeboten  werde. 


Verhandlungen  wegen  einer  neuen  Allianz.  401 

Vorhabens  zu  eilen,1)  so  zweifelt  er  nicht,  sie  werden  seiner  so  oft  getanenen 
Erinnerung  zufolge  mit  Rebenac  näher  wegen  des  vorhabenden  Traktats 
konferiert  haben.  Sie  sollen  ihm  von  dem  Succeß  und  was  dabei  vorgekommen  ist 
Nachricht  geben  und  sich  bei  R.  unter  der  Hand  erkundigen,  ob  ihm  von  einem 
Projekt  zwischen  Frankreich  und  Schweden  etwas  wissend,  den  Referenten 
aber  sekretieren. 


P.  Fuchs  an  [F.  v.  Jena]. 
D.  Potstam  24.  Oktober/[3.  November]  1680. 

[Erinnerungen  des  Kf.  zu  dem  Vertragsprojekt.] 

Er  hat  dem  Kf.  das  Projekt1)  vorgelesen  und  dieser  hat  nur  folgendes  3.  Nov. 
dabei  erinnert: 

ad  art.  8:  man  möchte  wegen  der  Zeit  mit  Rebenac  konzertieren  und 
dieselbe  so  kurz  als  möglich  setzen. 

ad  art.  [9] :  er  wünsche,  der  Assistenz  Frankreichs  auf  alle  Fälle  versichert 
zu  sein,  verlange  daher,  daß,  was  in  diesem  Artikel  wegen  der  Aggression  gesagt 
wird,  näher  erläutert  werde. 

ad  art.  10:  sein  vornehmster  Zweck  sei,  Frankreich  von  Schweden  abzu- 
ziehen, darum  könne  man  das  Quantum  etwas  höher  inachen,  er  erbiete  sich, 
wenigstens  die  Hälfte  dessen,  was  Frankreich  stellen  werde,  zu  geben. 

Den  23.  Artikel  findet  Kf.  zwar  raisonnabel,  er  wünscht  aber,  daß  Frank- 
reich tanquam  potentior  illo  casu  von  dem  nexu  mittendi  auxilia  nicht  gänzlich 
abgehalten  werde. 


P.  Fuchs  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Potstam 
2./12.  November  1680. 

[Befehl  des  Kf.,  mit  dem  Abschluß  des  Vertrages  zu  eilen.] 

Es  ist  ein  wichtiges  Werk,  von  dem  er,  da  Kf.  nicht  selber  hat  unter-  12.  Nov. 
schreiben  können,  auf  dessen  wiederholten  Befehl  ihm  geschrieben  hat.    Kf.  hat 
ihn  seitdem  täglich,  fast  stundlich  gefragt,  ob  er  nicht  Nachricht  hätte,  wie  es 
mit  dem  Werk  stände.    Die  Ursache,    weshalb  er  es  so  pressiert,   ist,1)  weil 


»)  S.  Rebenacs  Bericht  vom  2.  Oktober  1680  (Prutz,  S.  347). 

*)  Nicht  bei  den  Akten. 

•)  S.  Rebenacs  Berichte  vom  7.  September,  2.  Oktober  und  16.  November  1680 

(Prutz,  S.  347 f.).  Kf.  selbst  befiehlt  Jena  und  Meinders  (d.  Potsdam  3./13.  November 

1680)  —  wie  Fuchs  in  einem  Begleitschreiben  berichtet,  hat  er  nur  unter  den  größten 

Schmerzen  mit  der  linken  Hand  das  Reskript  unterzeichnet  — ,  da  er  gewisse  und 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  26 


402  HL  Brandenburg  und  Frankreich  1679— 1684. 

Rebenac  ihm  eine  starke  Beisorge  gemacht  hat,  er  mochte  in  Schweden  oder 
anderswo  präveniert  werden.  Kf.  verläßt  sich  wegen  des  Projekts  auf  Jena 
und  Meinders  gänzlich,  sollte  Jena  dabei  etwas  mündlich  zu  erinnern  haben, 
so  wird  es  dem  Kf.  gewiß  nicht  unlieb  sein,  wenn  er  deshalb  herauskommt 
Er  hat  Kf.  nochmals  gefragt,  ob  es  sein  beständiger  Wille  wäre,  daß  man 
schließen  sollte,  wenn  auch  der  Punkt  wegen  der  Subsidien  nicht  zu  erhalten 
wäre,  und  er  hat  es  bejaht.  Jena  hätte  ja  wohl  gesehen,  was  sein  Bruder 
geschrieben,  wie  wenig  Freunde  er  von  der  Gegenseite  hätte  und  vielmehr  von 
allen  beneidet  und  verfolgt  würde,  da  hergegen  Frankreich  alle  seine  Querellen 
und  Prätension  es  über  sich  nehme,  ihm  in  allem  Assistenz  und  Appuy  ver- 
spreche, und  er  also  aus  dieser  Allianz  mehr  Nutzen  als  Frankreich  zu 
gewarten  habe. 


F.  v.  Jena  und  F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     8.  1.  et  d. 
[Berlin  6./1G.  November  1680.] 

[Die  Konferenz  mit  Rebenac.    Anfrage  wegen  einiger  noch  strittigen  Punkte.] 

16.  Nov.  Gestern  hat  man1)  Vor-  und  Nachmittag  mit  Rebenac  wegen  Adjustierung 

des  Traktats  konferiert  und  ist  dabei  wegen  der  Ingredienzien  nichts  von  sonder- 
barer Diffikultät  vorgefallen,  nur  hat  man  notig  erachtet,  wegen  folgender  Punkte 
Erinnerung  zu  tun  und  darauf  des  Kf.  Resolution  zu  erwarten: 

1.  R.  wünscht  das  Projekt  des  Traktats  vor  der  Unterzeichnung  erst  dem 
Könige  zuzusenden,  aus  hosonderen  Ursachen,  welche  dem  Kf.  mehr  vorteilhaft 
als  nachteilig  sein  möchten. 

2.  Den  vom  Nini wegsehen  Frieden  handelnden  sehr  wichtigen  Artikel  hat 
R.  so  eingerichtet,  wie  der  Beischluß  zeigt,  sie  halten  für  besser  und  sicherer, 
ihn  auf  die  am  Rande  notierte  Weise  zu  setzen. 2) 

erhebliche  Ursache  habe,  weshalb  er  wolle,  daß  mit  dem  projektierten  Traktat  zum 
Schluß  geeilt  werde,  ohne  ferneren  Verzug  in  Gottes  Namen  zu  schließen,  wenn  auch 
wegen  der  Subsidien  nichts  zu  erhalten  sein  sollte.  Jena  und  Meinders  übersenden 
darauf  4./ 14.  November  dem  Kf.  ein  Projekt  Rt'benacs  und  ein  abgeschriebenes 
Exemplar  des  Traktats,  in  das  dessen  Monita  eingerückt  seien,  und  versichern,  sie 
wollten  nichts  ermangeln  lassen,  was  zu  Endigung  der  Sache  gereichen  konnte,  sie 
hätten  alles  so  eingerichtet,  daß  dieselbe  in  einer  kurzen  Konferenz  abgetan 
werden  konnte. 

»)  S.  Rebenacs  Bericht  vom  16.  November  1680  (Prutz,  S.  348). 

3)  Nach  Rt'benacs  Projekt  soll  dieser  7.  Artikel  (in  dem  wirklich  abgeschlossenen 
Traktat  ist  es  Artikel  3)  lauten:  Quant  a  ce  qui  concerne  le  Traittr  conclu  a  Nimegue, 
chaeun  sait  que  S.  A.  S.  de  Brand,  n'y  a  pris  aneune  part,  mais  au  contraire  qu'elle 
a  fait  ses  protestations  contre  en  temps  et  Heu:  neanmoins  sadite  A.  £.  declare  et 
s'oblige  par  le  present  Traitte  de  garautir  Sa  Maj.  T.  0.  dans  la  possession  et  jouis- 


Verhandlungen  über  eine  neue  Allianz.  403 

3.  Wegen  Proportion  der  Hilfe  prätendiert  R.,  daß,  wenn  der  König  sechs 
Mann  gibt,  Kf.  vier  geben  solle,  sie  dagegen  verlangen,  daß  der  König  doppelt 
soviel  als  Kf.  geben  solle. 

4.  Weil  der  die  spanische  Sache  betreffende  24.  Artikel  nur  von  der 
Exekution  zu  Wasser  spricht,  Kf.  aber  auch  eine  Exekution  zn  Lande  beabsichtigt, 
so  wurde  nötig  sein,  deswegen  mit  R.  zu  reden  und  zu  versuchen,  ob  man  nicht 
diesen  Artikel  auch  auf  die  Exekution  zu  Lande  extendieren  könnte. 

5.  Wegen  einiger  Gelder  und  Vermehrung  des  versprochenen  subsidii  annui 
wird  Fuchs  Relation  abzustatten  wissen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Jena  und  Meinders.     D.  Potstam 
7./[17.]  November  1680. 

[Bescheid  auf  ihre  Anfragen.] 

Er  läßt  sieb  gefallen,  daß  Rebenac  das  Projekt  des  Traktats  dem  König  17.  Nov. 
vor  der  Unterschreibung  zuschicke, l)  doch  wird  vorher  alles  so  adjustiert  werden 
müssen,  daß  es  bei  Zurückkunft  des  Kuriers  unterzeichnet  werden  könne. 

In  dem  7.  Artikel  findet  er  zwar  keine  hauptsächliche  Diskrepanz  zwischen 
der  von  ihnen  und  der  von  R.  vorgeschlagenen  Fassung,  weil  doch  alles  auf 


sance  des  droits  et  avantages  dont  Elle  jouit  ou  doit  jouir  en  vertu  du  susdit 
Traitte  de  Nimegue,  qui  a  este  confirmö  et  ratifie  de  l'Empire,  de  rassister  et  secourir 
en  cas  qu'  Elle  y  soit  troublee,  comme  estant  un  des  cas  speeifies  dans  la  presente 
alliance,  avec  cette  reserve  neanmoins,  qu'elle  ne  pretend  point  deroger  par  la  aux 
justes  pretentions  qu'elle  a  formees  sur  l'Empire  et  ses  autres  allies  a  cause  du 
prejudice  notable  qu'elle  a  receu  de  la  susdite  Paix.  Dagegen  soll  der  mittlere  Passus 
nach  dem  brandenburgischen  Entwurf  lauten:  Neanmoins  Sadite  A.  E.  declare  et 
s'oblige  d'estre  garand  du  dit  traite,  confirme  et  ratifie  de  l'Empire,  en  tant  qu'il 
concerne  Sa  Majeste  et  tout  ce  qu'  Elle  en  peut  raisonnablement  pretend  re,  comme 
aussi  de  rassister  etc.  Dazu  bemerkt  Jena  in  den  beiliegenden  Erinnerungen  zu 
dem  letzten  Projekt:  Dieser  Artikel  sei  von  großer  Importanz.  Kf.  solle  garantieren,  was 
der  König  von  Frankreich  durch  den  Nimweger  Frieden  erhalten  habe.  Darüber  aber 
seien  das  Reich  und  der  König  nicht  einig.  Das  Reich  habe  zwar  den  Frieden,  so 
wie  er  öffentlich  gedruckt  ist,  ratifiziert,  nicht  aber  das,  was,  wie  Frankreich  behaupte, 
zwischen  den  französischen  und  den  kaiserlichen  Gesandten  vorgegangen  sei.  Das 
Reich  kontradiziere  des  Königs  Vornehmen,  halte  es  für  Unrecht  und  verlange,  daß 
derselbe  davon  abstehe,  der  König  aber  wolle  alles  maintenieren,  nehme  es  auch 
de  facto  weg.  Unter  diesen  Umständen  scheine  dieser  Artikel  mehr  offensiv  als  daß 
er  in  nuda  defensione  bestehen  sollte.  „Wollten  I.  Chf.  D.  des  Königs  Intention  und 
Furnehmen  guarantiren,  so  seind  und  declariren  Sie  Sich  gleichsam  wider  das  Reich, 
weil  dieser  Punkt  streitig  und  dem  König  von  dem  Reiche  nicht  gestanden  wird." 

!)  R.  hat  am  20.  November  durch  einen  Kurier  den  Vertrag  nach  Paris  geschickt 
(s.  Prutz,  S.  348). 

26* 


404  ni.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

den  expressen  Wortverstand  des  von  dem  Reich  ratifizierten  Traktats  ankommt, 
er  sähe  aber  lieber,  daß  es  bei  ihrem  Entwurf  bliebe. 

Die  Proportion  der  Hilfe  anbetreffend,  so  ist  seine  Meinung  immer  gewesen, 
daß  der  König  noch  einmal  soviel  stelle  wie  er. 

Wegen  der  Exekution  zu  Lande  ist  in  gegenwärtiges  Projekt  noch  nichts 
zu  bringen,  sie  können  aber  R.  ersuchen,  deswegen  nach  Hofe  zu  schreiben  und 
des  Königs  Meinung  darüber  zu  vernehmen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
11.  Dezember  1680. 

[Mitteilungen  Croissy's  über  eine  beabsichtigte  engere  Verbindung  mit  Kf.    Die  Heirat 

des  Prinzen  Ludwig.] 

11.  Dez.  Croissy  hat  gestern,  als  er  ihn  in  St.  Germain  aufsuchte,  von  selbst  die 

Ankunft  des  von  Reben ac  gesendeten  Kuriers  nnd  die  Zufriedenheit  des  Königs1) 
mit  dem  Bericht  desselben,  sowie  die  Antwort,  welche  dieser  selbe  Kurier  dem 
Kf.  überbringen  werde,  berührt  und  die  Hoffnung  ausgesprochen,  daß  es  zu 
einer  noch  engeren  Verbindung  mit  Kf.  kommen  und  dieser  in  derselben  mehr 
Sicherheit  und  Vorteil  als  in  anderen  Verbindungen  finden  werde.  Da  er 
darüber  nicht  informiert  ist,  so  hat  er  nur  in  allgemeinen  Ausdrücken  antworten 
können.  Da  hier  das  Gerücht  von  der  Abreise  nach  Preußen  und  der  Heirat9) 
des  Prinzen  Ludwig  mit  der  Prinzessin  Radziwil  verbreitet  ist,  so  hat  er 
beiläufig  gegen  Croissy  erwähnt,  daß  er  schon  Befehl  erhalten  haben  wurde, 
dem  König  Anzeige  davon  zu  machen,  wenn  nicht  Kf.  durch  die  Gicht  in  der 
rechten  Hand  verhindert  sei,  solche  Befehle  zu  unterzeichnen.  Er  nahm  die 
Mitteilung  gut  auf  und  bezeugte,  viel  Anteil  an  dem  Vorteil  zu  nehmen,  welcher 
sich  aus  dieser  Heirat  ergeben  würde. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
17./27.  Dezember  1680. 

[Das  beabsichtigte  Unternehmen  gegen  Straßburg.] 

27.  Dez.  Die  Aushebungen  und  andere  Maßregeln  lassen  vermuten,    daß  man  zu 

Anfang  des  Frühlings  etwas  unternehmen  wird.     Von  guter  Seite  her  erfährt 

l)  Schon  19./ 29.  November  1U80  hatte  Sp.  berichtet,  Croissy  habe  ihm  aufs 
neue  versichert,  daß  der  Konig  mit  dem  Verhalten  des  Kf.  ihm  gegenüber  und  der 
guten  Korrespondenz  der  beiderseitigen  Minister,  unter  anderen  zwischen  Jena  und 
Vorjus  in  Regensburg  (s.  darüber  Legrelle,  Louis  XIV  et  Strassbourg,  S.  153 ff., 
und  unten  Abschnitt  V),  sehr  zufrieden  sei. 

*)  S.  darüber  Schiemann,  Luise  Charlotte  Radziwill,  Markgräfin  von  Branden- 
burg (Forschungen  zur  brandenburgischen  und  preußischen  Geschichte,  III),  S.  140 ff. 


Bedrohung  Straßburgs.    Gemeinsame  Unterbandlungen  mit  Dänemark.      405 

er,  daß  in  dem  Konseil  des  Königs  beschlossen  ist,  falls  die  Stadt  Straßburg 
Werbungen  vornehmen  oder  kaiserliche  Truppen  einnehmen  sollte,  sie  zu 
belagern.  Man  hat  dem  hiesigen  Geschäftsträger  der  Stadt  mitgeteilt,  man 
erwarte,  daß  diese  sich  von  selbst  von  der  Abhängigkeit  vom  Reiche  loslose, 
um  im  übrigen  frei  und  mit  ihren  Privilegien  unter  dem  Schutze  Frankreichs  zu 
leben.  Die  Unterhandlungen  zwischen  Dänemark  und  Frankreich  scheinen  nicht 
vorwärts  zu  kommen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  6.  Januar  1681. 

[Mitteilungen  des  dänischen  Gesandten   über  eine  von  Kf.  beantragte  gemeinsame 
Allianz  Dänemarks  und  Brandenburgs  mit  Frankreich.] 

Der  dänische  Gesandte1)  hat  ihm  im  Vertrauen  Mitteilung  von  dem  6.  Jan. 
gemacht,  was  ihm  über  die  von  dem  brandenburgischen  Gesandten  in  Dänemark8) 
wegen  eines  gemeinsam  mit  Frankreich  abzuschließenden  Vertrages  gemachten 
Eröffnungen  gemeldet  worden  ist.  Man  scheint  dort  geneigt  dazu  und  nnr  durch 
die  Gerüchte,  daß  der  Vertrag  zwischen  Brandenburg  und  Frankreich  schon 
abgeschlossen  sei,  besorgt  gemacht  zu  sein.  Er  hat  dem  dänischen  Gesandten, 
der  ihn  deswegen  sondierte,  versichert,  nichts  davon  zu  wissen  und  nicht  daran 
zu  glauben,  zumal  das  Anerbieten  des  Kf.  an  den  König  von  Dänemark  das 
Vertrauen  desselben  zu  diesem  und  seine  Absicht,  die  frühere  gute  Korrespondenz 
mit  ihm  fortzusetzen,  bezeuge.  Der  dänische  Gesandte  gab  das  zu  und  ließ 
erkennen,  daß  er  die  Interessen  Dänemarks  und  Brandenburgs  für  unzertrennlich 
halte  und  der  Meinung  sei,  daß  trotz  der  gegenwärtigen  Verbindung  mit  Schweden 
Dänemark  mit  Frankreich  ohne  Schweden  verhandeln  müßte.  Er  scheint  geneigt 
zu  sein,  darüber  mit  Croissy  in  Unterhandlung  zu  treten,  und  zu  wünschen, 
daß  dieses  gemeinsam  mit  Brandenburg  geschehe.  Auch  Croissy  hat  einmal 
davon  gesprochen,  daß  der  Vertrag  mit  Brandenburg  denjenigen  mit  Dänemark 
zuwege  bringen  werde. 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln  3./[13.]  Januar   1681. 

[Der  mit  Frankreich  abgeschlossene  Traktat] 

Nachdem  zwischen  dem  König  von  Frankreich  und  ihm  jüngster  Tage  13.  Jan. 
ein  Traktat3)  nebst  einigen  Separatartikeln  geschlossen  worden,  den  man  ihm 
dort  mitteilen  wird,4)  soll  Sp.  diese  Sache,  welche  noch  zurzeit  sekretiert  werden 
muß,  sorgfältig  menagieren  und  sich   hei  seinen  Negotiationen  danach  achten. 


»)  Hoeg. 

*)  Friedrich  v.  Brandt.     S.  unten  Abschnitt  IV. 

8)  Der  Allianzvertrag  vom  1-/1 1 .  Januar  1G81  (v.  Morner,  S.  708 ff.,  Inhaltsangabe 
S.  418ff.).    Vgl.  Droysen,  111,3,  S.  477f.:  Prutz,  S.  233 ff.,  349;  Bulard,S.  117ff. 

4)  Sp.  meldet  4./14.  März  1681,  daß  ihm  Croissy  eine  Kopie  des  Vertrages  und 
der  geheimen  Artikel  übergeben  habe. 


406  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  König  Ludwig  XIV. 
D.  a  Cologne  sur  la  Spree  ce  3me  de  janvier  1681. 

[Anzeige  der  Vermählung  des  Prinzen  Ludwig  mit  der  Prinzessin  Radziwül,  Bitte, 
sich  derselben  anzunehmen.] 

13.  Jan.  Ayant  receu   tant   de  preuves  d'une  bonte  toute  singnliere,   dont 

V.  M.  m'honore,  je  croirois  manquer  de  mon  devoir,  si  je  ne  mettois 
entre  ses  mains  avec  une  confiance  entiere  mes  interests  et  ceux  de  mes 
enfans.  II  y  a  deja  quelque  temps  que  l'on  a  medite  an  manage1) 
entre  mon  fils,  le  Prince  Louys,  et  la  Princesse  Radziwil,  la  volonte 
du  pere  deffunt  de  la  Princesse,  Page  et  les  conveniences  de  ces  deux 
personnes  et  plusieurs  antres  considerations  m'ont  oblige  ä  le  souhaitter, 
mais  les  inclinations  reciproques  que  tous  deux  ont  temoigne  d'avoir 
Tun  pour  Pautre  des  le  moment  qu'ils  se  sont  vüs  ont  acheve  Paffaire 
qui  est  sur  le  point  de  se  conclure  par  la  benediction  sacerdotale  le  7Be 
de  ce  mois.*)  Je  viens  donc,  Monseigneur,  implorer  Pappuy  et  la 
bienveuillance  de  V.  M.  pour  ces  deux  jeunes  amants,  qui  abandonnent 
leurs  interests  entre  les  mains  de  V.  M.,  et  qui  se  croyent  ä  Tabry  de 
toutes  les  persecutions  cjui  se  pourroient  former  contre  eux  sans  les  ailes 
de  Votre  protection.  Les  veües  diverses,  qu'on  a  eu  en  Pologne  pour 
cette  Princesse,  et  que  V.  M.  n'ignore  pas,  me  fönt  prevoir  quelques 
crieries  et  intrigues  contre  ses  interests,  mais  pourveü  que  V.  M.  fasse 
connoitre  par  ses  Ministres,  qu'  Elle  aggree  ce  mariage  et  qu'  Elle  prend 
les  contractans  sous  sa  protection,  ce  sera  assez  pour  dissiper  toutes  les 
malignites  et  machinations.  J'espere  d'obtenir  cela  d'autant  plus 
aisement.  qu'il  a  plu  a  V.  M.  de  nie  faire  assurer  par  les  Ministres  qu 
Elle  a  en  Pologne  et  icj,  qu'Elle  appuyeroit  puissamment  mes  interests 
en  toutes  occasions,  et  particulierement  en  cclle-cy,  qui  me  tient  ä  cet 
heure  le  plus  au  coeur,  ainsi  que  mon  Conseiller  et  Envoye  Extraordinaire 
aupres  de  V.  M.  le  Sr  de  Spanheim  luv  expliquera  plus  amplement 
quand  Elle  luy  aecordera  audience.  (''est  a  cela  que  j'ose  me  remettre 
du  reste,  en  attendant,  que  V.  M.  aye  la  bonto  de  reiterer  a  ses  dits 
Ministres  en  Pologne  les  ordres  qu*  Elle  leur  a  deja  donnes  en  faveur 
de  cette  affaire.  — 

J)  S.  oben  S.  404. 

*)  Die  Vermählung  hat  wirklich  am  7.  März  1681  stattgefunden.    S.  Schiemann 
a.  a.  0.  S.  143. 


Die  Vermählung  des  Prinzen  Ludwig.    Die  Allianz  mit  Dänemark.  407 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln 
3./[13.]  Januar  1681. 

[Die  mit  Dänemark  abzuschließende  Allianz.  Befehl,  darüber  mit  Hoeg  in  Verhandlungen 

zu  treten.] 

Ans  dem  Beischluß  erfährt  er,  was  jüngsthin  v.  Brandt1)  wegen  einer  13.  Jan 
Allianz  zwischen  Frankreich,  Dänemark  und  ihm  berichtet  hat.  Da  in  den 
zwischen  ihm  und  Frankreich  verglichenen  Separatartikeln  auch  verabredet 
worden  ist,  womöglich  Dänemark  an  sich  zn  ziehen  und  mit  demselben  eine 
Allianz  zu  schließen,  so  hat  er  Frankreich  davon  schon  Nachricht  gegeben. 
Auch  Sp.  soll  darüber  mit  Croissy  und,  wenn  dieser  es  gut  findet,  auch  mit 
dem  dänischen  Gesandten  reden  und  demselben  anzeigen,  daß  er  zu  einer  solchen 
Allianz  bereit  sei  und  ihn  mit  der  nötigen  Vollmacht  versehen  werde.  Er  soll 
sich  aber  gegen  den  dänischen  Gesandten  von  der  jüngst  mit  Frankreich 
geschlossenen  Allianz  nichts  merken  lassen,  sondern  diesem  vielmehr  alle  etwa 
deswegen  gefaßten  impressiones  und  Meinung  benehmen.  Sollte  Frankreich  auch 
zu  einem  solchen  Bündnis  geneigt  sein,  so  kann  er  nebst  dem  dänischen 
Gesandten  zur  Sache  schreiten,  einige  Artikel  entwerfen  und  dabei  in  terminis 
foederis  defensivi  bleiben.  In  Separatartikeln  könnte  auch  ihrer  Prätensionen 
an  Spanien  und  den  Staat  und  daß  Frankreich  dieselben  unterstützen  wolle, 
gedacht  werden. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
21./31.  Januar  1681. 

[Äußerungen  Croissy's  und  Hoegs  über  die  abzuschließende  Allianz.] 

Er  hat  mit  Croissy  über  die  Allianz  mit  Dänemark  gesprochen.  Dieser  31.  Jan 
hielt  für  gut,  daß  er  (Sp.)  mit  dem  dänischen  Gesandten  darüber  spreche, 
bemerkte  aber,  daß  derselbe  bisher  für  eine  solche  Allianz  wenig  Eifer  habe 
verspüren  lassen.  Er  versprach,  demselben  keine  Mitteilung  von  dem  mit  Kf. 
schon  abgeschlossenen  Vertrage  zu  machen,  sondern  nur  im  allgemeinen  von 
dem  guten  Einvernehmen  und  der  Freundschaft  zwischen  Frankreich  und  dem 
Kf.  zu  sprechen.  Gestern  hat  er  dann  den  dänischen  Gesandten  gesehen  und 
diesem  die  anbefohlenen  Eröffnungen  gemacht.  Dieser  erinnerte  in  seiner  Antwort 
an  die  vertraulichen  Mitteilungen,  die  er  neulich  ihm  gemacht  hätte,3)  und  sagte, 

')  S.  oben  S.  405. 

>)  S.  oben  S.  405.    Vgl.  über  die  Verhandlungen  Frankreichs  mit  Schweden  und 
Dänemark  Garlson  V,  S.  167  ff.;  Recueil  des  instructions  XIII,  S.  XXX  VI  ff. 


408  IH.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Croissy,  mit  dem  or  auch  davon  gesprochen,  hielte  sich  schon  Brandenburgs 
für  versichert  und  Bemühungen  Dänemarks  bei  demselben  für  unnütz.  Er  habe 
bisher  immer  Befehl  erhalten,  im  Einvernehmen  mit  Schweden  zn  handeln,  auch 
in  betreff  des  Bündnisses  mit  Frankreich,  der  hiesige  schwedische  Gesandte  habe 
schon  längst  Vollmachten  dazu  erhalten  und  sie  Croissy  gegeben,  ohne  ihm 
davon  Mitteilung  zu  machen,  derselbe  habe  dann  aber  die  Sache  hingezogen  und 
dieses  mit  dem  Reichstage  und  der  bevorstehenden  Ankunft  Lilienrods 
entschuldigt  So  stehe  die  Sache  bisher,  er  selbst  halte  eine  Verbindung 
Schwedens  und  Dänemarks  mit  Frankreich  nicht  für  sehr  nützlich  für  Danemark 
und  glaube  nicht,  daß  man  hier  eine  solche  mit  Schweden  zusammen  eingehen 
wolle,  aber  das,  was  sein  König  ihm  in  betreff  seiner  Zustimmung  zn  den  An- 
trägen Brandenburgs  geschrieben  habe,  stimme  nicht  zu  den  früher  erhaltenen 
Befehlen,  er  werde  daher  an  den  König  berichten  und  werde  dann  wohl 
genauere  Ordre  erhalten.  Er  beklagte  sich  darüber,  daß  die  ihm  erteilten 
Befehle  oft  in  der  Eile  auf  Nachrichten  von  Schweden  oder  sonstwo  her  aus- 
gefertigt würden  und  schob  die  Schuld  auf  Bi ermann.  Das  dänische  Konseil 
sei  in  betreff  des  Verhältnisses  zu  Schweden  geteilt,  fast  nur  der  Kanzler  und 
er  seien  darin  einer  Meinung,  daher  müßte  er  in  seinen  Relationen  zurückhaltend 
sein.  Er  zweifelte  nicht,  daß  die  Allianz  Dänemarks  und  Brandenburgs  glücken 
werde,  wenn  man  von  letzterer  Seite  sie  treiben  wollte.1) 


Der  Kurfürst  an  Spanlieim.     U.  Potstam 
9./[19.]  Februar  1681. 

[Auf  die   Relation  vom   21./31.  Januar.     Das  befremdende  Verhalten  des   dänischen 
Gesandten.    Weigerung,  Schweden  in  die  Allianz  aufzunehmen.] 

19.  Febr.  Er  soll  dem  dänischen  Gesandten  für  seine  Mitteilungen  danken. 

Wir  hätten  uns  aber  dergleichen  Erklärung  desto  weiniger  ver- 
mutet, weil  man  zu  Coppenhagen  ao  große  Inclination  zu  dieser  Allianz 
bezeuget  und  dabei  von  Schweden  niemalen  die  geringste  Erwähnung 
getan,  dannenhero  wir  Euch  desfalls  auch  nicht  instruiren  können, 
wobei  wir  es  denn  auch  für  itzo  bewenden  und  alles  dahin  gestellet  sein 
lassen.     Was  weiter  in  der  Sache  vorgehet,  davon  habt  Ihr  untertänigst 

')  An  demselben  Tage  berichtet  Sp.,  daß  er  das  Schreiben  des  Kf.  vom  3./ 13. 
Januar  dem  Könige  übergehen  und  ihm  die  Heiratsangelegenheit  des  Prinzen  Ludwig 
empfohlen  habe.  Der  König  habe  darauf  sehr  freundlich  geantwortet  und  versprochen, 
seinen  Gesandten  in  Polen  anzuweisen,  dem  Kf.  in  dieser  Angelegenheit  gute  Dienste 
in  leisten. 


Die  zusammen  mit  Dänemark  abzuschließende  Allianz.  409 

zu  referiren,  auch  zu  berichten,  was  man  frantzösischer  Seiten  von  dem 
Werke  urteilet.  Dafern  man  wieder  Vermuten  einige  Inclination  zur 
Reception  der  Schweden  in  diese  Allianz  bezeugen  sollte,  habt  Ihr 
dagegen  mit  guter  Manier  zu  remonstriren,  daß  zum  Teil  solches  nicht 
practicable,  teils  auch  Franckreich  aus  solcher  Allianz  wenig  Nutzen 
und  Vorteil  haben  würde.  — 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
10.  März  1681. 

[Weitere  Mitteilungen  Hoegs.     Die  daraus  zu  ziehenden  Schlüsse.] 

Er  hat  dem  dänischen  Gesandten  den  ihn  betreffenden  Inhalt  des  Reskriptes  10.  März 
des  Kf.  vom  9.  Februar  mitgeteilt.  Derselbe  erklärte  darauf,  er  hätte  bisher 
Befehl,  Croissy  wegen  der  Allianz  zwischen  Dänemark  und  Frankreich  zu 
sondieren,  um  nachher  dort  einen  Inklusionsartikel  sowohl  für  Kf.  als  auch  für 
den  König  von  Schweden  zu  lassen,  man  glaube  in  Kopenhagen  nicht,  sich 
dadurch  von  den  mit  Brandenburg  getroffenen  Verabredungen  zu  entfernen. 
Er  hat  ihm  aber  den  großen  Unterschied  zwischen  dieser  Erklärung  und  den 
v.  Brandt  in  Kopenhagen  gegebenen  deutlich  gemacht,  dem  letzteren  sei  kein 
Wort  von  einem  Einschluß  Schwedens  in  diese  Allianz  gesagt  worden,  sondern 
nur  von  einer  gemeinsamen  Allianz  Dänemarks  und  Brandenburgs  mit  Frank- 
reich. Heug  gestand  ein,  man  hätte  in  Kopenhagen  dem  brandenburgischen 
Gesandten  gegenüber  den  Punkt  der  Einschließung  Schwedens  berühren  sollen, 
und  meinte,  er  hätte  ihm  vielleicht  mehr  gesagt,  als  seine  Ordres  ihm  vor- 
schrieben. Croissy  hätte  ihm  neuerdings  gesagt,  die  Erfahrung  hätte  gelehrt, 
daß  eine  Allianz  mit  der  einen  nordischen  Macht  wenig  Nutzen  brächte,  wenn 
die  andere  imstande  wäre,  die  entgegengesetzte  Partei  zu  ergreifen.  Frankreich 
sei  zwar  mit  der  Haltung  Schwedens  seit  einiger  Zeit  wenig  zufrieden,  solange 
dieses  aber  nicht  direkt  andere  Verpflichtungen  eingehe,  wolle  man  ihm  die  Tür 
offen  lassen,  gemeinsam  mit  Dänemark  zu  verhandeln.  H.  fügte  vertraulich 
hinzu,  die  Absicht  Dänemarks  sei,  daß  durch  das  Benehmen  Schwedens  trotz 
Frankreichs  der  Punkt  der  Inklusion  desselben  von  selbst  falle.  Er  hätte  noch 
nicht  Befehl,  ein  Allianzprojekt  abzufassen  oder  zu  überreichen,  sondern  Croissy 
gegenüber  in  allgemeinen  Ausdrücken  zu  verbleiben,  doch  sollte  er  mit  ihm,  Sp., 
über  das,  was  vorgehen  würde,  vertraulich  konferieren. 

Auch  er  findet,  daß  die  Erklärungen  Heugs  mit  dem,  was  in  Kopenhagen 
gesagt  wird,  nicht  übereinkommt.  Im  übrigen  scheint  sich  daraus  sicher  zu 
ergeben:  1.  das  Vorhandensein  einer  neuen  Allianz  zwischen  den  nordischen 
Kronen,  2.  eine  darin  enthaltene  Verpflichtung  zu  einer  gemeinsamen  Allianz 
mit  Frankreich,   oder  wenigstens,    nicht   mit  diesem  ohne  den  anderen,   oder 


410  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

wenigstens  nicht  ohne  dessen  Zustimmung  und  Einschließung  zu  verhandeln, 
3.  daß  man  dänischerseits  glaubt,  sich  dieser  Verpflichtung  nicht  entliehen  n 
können,  falls  nicht  Schweden  selbst  dazu  Veranlassung  gibt  oder  Frankrekk 
erklärt,  Schweden  ausschließen  zu  wollen,  4.  daß  Frankreich,  nachdem  es  Branden- 
burgs durch  den  letzten  Vertrag  versichert  ist,  auch  Schwedens  versichert  sein  oder 
ihm  wenigstens  den  Vorwand,  andere  Maßregeln  zu  ergreifen,  nehmen  will.  Ei 
scheint  daher  nicht  zu  fürchten  zu  sein,  daß  Frankreich  vorschlagen  oder  darauf 
drängen  sollte,  daß  Brandenburg  in  eine  Allianz  mit  Dänemark  und  Schweden 
zugleich  eintrete.1) 


Der  Kurfürst  an  Spanheiin.     D.  Cöln  an  der  Spree 
14./[24.]  x\Iai  1681. 

[Die  feindlichen  Absichten  des  Königs  von  Polen.    Verlangen,  daß  der  König 
ihn  dort  unterstütze.] 

24.  Mai  Nach    des  Königs    und  Croissys  Versicherungen   haben    die    französischen 

Gesandten  in  Polen  Befehl,  sich  seiner  Angelegenheiten  anzunehmen,  besonders 
zu  befördern,  daß  der  Unwille  des  Königs  über  die  Radziwillsche  Heirat  hin- 
gelegt werde.  Dieselben  scheinen  aber  diesen  Befehl  nicht  mit  Nachdruck  aus- 
zuführen, vielmehr  der  Bischof  von  Beauvais,  in  Hoffnung  durch  die  Empfehlung 
des  Königs  von  Polen  den  Kardinalshut  zu  erhalten,  die  Sache  nicht  in  gehöriger 
Weise  zu  treiben.  Denn  es  ist  gewiß,  daß  der  König  von  Polen  vorsätzlicher- 
weise  die  Konjunktion  mit  Moskau  wider  die  Türken  hintertrieben  hat,  um  statt 
des  Türkenkrieges  mit  der  unter  diesem  Vorwand  aufgebrachten  Macht  in  seine 
(des  Kf.)  Lande  zu  fallen  und  durch  eine  Konföderation  der  Armee  ihn  zo 
bekriegen.  Unter  solchen  Umständen  muß  er  auf  seine  Sicherheit  bedacht  sein 
und  Vorsorge  treffen,  daß  er  nicht  unvermutet  überfallen  werde.  Sp.  soll  daher 
dieses  alles  Croissy  umständlich  vorstellen  und  ihm  zu  bedenken  geben,  ob 
es  mit  des  Königs  Interesse  verträglich  sein  würde,  daß  er  in  einen  solchen 
Krieg  verwickelt  und  so  inutil  «remacbt  würde,  demselben  anderweit  zu  dienen. 
Kr  kann  nicht  begreifen,  warum  Frankreich  die  Konjunktion  mit  Moskau  wider 
die  Türken  verhindert  haben  sollte;  doch  soll  er  dieses  menagieren.  Er  soll 
erklären,  Kf.  könnte  zu  den  heimlichen  und  öffentlichen  Machinationen  des 
Königs  von  Polen  gegen  ihn  nicht  länger  stille  sitzen,  sondern  er  müßte  auf 
seine  Sicherheit  bedacht  sein,  und  er  ersuchte  den  König  von  Frankreich,  zunächst 

*)  Sp.  berichtet  am  1).  Mai  1(581,  er  habe  Hcug  wegen  des  Standes  der  Traktaten 
sondiert  und  von  ihm  erfahren,  daß  er  Croissy  ein  neues  Projekt  überreicht,  daß 
er  aber  von  dem  schwedischen  Gesandten  ein  solches  noch  nicht  erhalten  hätte  und 
daß  es  ihn  auch  sehr  wunderte,  daß  der  seit  drei  Wochen  hier  angekommene 
Lilienrod  ihn  weder  besucht  noch  ihm  seine  Ankunft  angezeigt  habe. 


Besorgnis  vor  polnischen  Anschlägen.     Die  Hugenotten.  411 

seinen  Gesandten  in  Polen  nochmals  zu  befehlen,  in  dieser  Sache  für  ihn  mit 
Nachdruck  zu  agieren,  oder,  falls  dieses  nichts  verfangen  und  es  zur  Ruptur 
kommen  sollte,  ihm  der  Allianz  gemäß  Hilfe  zu  leisten.1) 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
12./22.  August  1681. 

[Das  Unternehmen  gegen  Casale.     Die  Bedrückungen  der  Reformierten.] 

Hauptgegenstand  des  Gespräches  ist  jetzt,  daß  der  Herzog  von  Mantua»)  22.  Aug. 
heimlich  Casale  und  Montferrat  an  den  König  verkauft  haben  und  daß  man  mit 
ihm  übereingekommen  sein  soll,  Truppen  nach  Italien  zu  schicken  und  Casale 
zum  Schein  angreifen  zu  lassen.  Man  behauptet,  der  König  werde  nach  Lyon 
und  Louvois  nach  der  Dauphine  reisen,  um  die  nötigen  Anordungen  zum 
Marsch  der  Truppen  zu  treffen. 

Die  Deputierten  der  Reformierten3)  aus  Poitou  haben  Louvois,  zu  dessen 
Departement  diese  Provinz  gehört,  eine  Beschwerde  über  die  auf  Befehl  des 
Intendanten  Marillac  verübten  Gewalttätigkeiten  übergeben,  dieser  hat  es  über- 
nommen, sie  dem  König  zuzustellen.  Manche  glauben,  daß  der  König,  nach- 
dem er  besser  über  das  Verfahren  gegen  seine  reformierten  Untertanen  unter- 
richtet ist,  geneigt  ist,  dem  Einhalt  zu  tun  und  Mäßigung  in  der  Ausfuhrung 
der  Dekrete  zu  zeigen,  und  daß  auch  die  Minister  derselben  Meinung  sind, 
besonders  wegen  des  großen  Aufsehens,  welches  dieses  Verfahren  im  Auslande 
erregt,  und  der  massenhaften  Auswanderung.  Seit  den  letzten  Dekreten  sollen 
schon  über  1 2  000  Personen  das  Königreich  verlassen  haben. 


l)  Sp.  berichtet  am  10./20.  Juni  1681,  er  habe  Croissy  die  anbefohlenen  Vor- 
stellungen in  der  polnischen  Angelegenheit  gemacht,  dieser  habe  aber  behauptet, 
er  sehe  wenig  Grund  zu  solchen  Befürchtungen,  die  französischen  Gesandten  meldeten 
davon  nichts  und  er  könnte  auch  nicht  begreifen,  wie  der  König  von  Polen  imstande 
sein  sollte,  solche  Absichten  zu  fassen  oder  auszuführen.  Er  habe  aber  erwidert,  die 
dem  Kf.  von  verschiedenen  Seiten  zugegangenen  Nachrichten  schienen  nur  zu  guten 
Grund  zu  haben,  daher  würden  neue  Befehle  an  die  dortigen  französischen  Gesandten 
sehr  zeitgemäß  sein  und  ebenso  die  Versicherung,  daß  man  im  Notfalle  Brandenburg 
der  Allianz  gemäß  reelle  Hilfe  leisten  werde.  Cr.  habe  darauf  versprochen,  mit  dem 
König  darüber  zu  reden. 

*)  S.  Recueil  des  instructions  XIV,  S.  145ff.,  der  Text  des  Vertrages  vom 
8.  Juli  1681  S.  274  ff. 

3)  Über  die  damaligen  weiteren  Gewaltmaßregeln  gegen  die  Hugenotten  s.  Douen, 
La  revocation  de  l'edit  de  Nantes  ä  Paris  I,  S.  336 ff. 


412  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

E.  Spanheim  an  den  Kurfiirsten.     D.  Paris 
5.  September  1681. 

[Mitteilungen  Croissy's  über  Rebenacs  Beriebt  und  Hoegs  über  die  Verhandlungen 
Frankreichs  mit  Dänemark  und  Schweden.] 

5.  Sept.  P.  S.  Er  ist  gestern  abend  von  Fontainebleau  zurückgekehrt,  wo  er  Croissy 

gesprochen  hat.  Derselbe  teilte  ihm  mit,  Rebenac  hätte1)  in  seiner  letzten 
Relation  von  einer  Unterredung  mit  Kf.  berichtet,  in  welcher  dieser  ihn  voll- 
ständig über  die  Fortdauer  und  Festigkeit  seiner  Stellung  Frankreich  gegenüber 
aufgeklärt  und  versichert  habe,  unweigerlich  an  allem  festzuhalten,  was  der 
letzte  Vertrag  enthielte.  Der  König  sei  davon  um  so  mehr  befriedigt,  da  man 
Verdacht  gehegt  und  es  den  Anschein  gehabt  habe,  als  wenn  eine  Änderung  in 
der  Haltung  des  Kf.  eingetreten  sei.  Er  hat  seiner  Verwunderung  über  das 
letztere  Ausdruck  gegeben  und  versichert,  daß  er  nichts  davon  aus  den  ihm  von 
Berlin  zugekommenen  Depeschen  habe  erkennen  können  und  daß  nur  der 
Gebrauch  der  Wasser  von  Farges  zur  Befestigung  seiner  Gesundheit  ihn  in  den 
letzten  Wochen  verbindert  habe,  an  den  Hof  zu  kommen. 

Von  dem  dänischen  Gesandten  hat  er  erfahren,  daß  die  Traktaten  der 
beiden  nordischen  Kronen  mit  Frankreich  nicht  von  der  Stelle  rückten,  hier 
behauptete  man,  die  ersteren  seien  daran  schuld  und  ständen  in  geheimen  Unter- 
handlungen mit  dem  Kaiser,  worauf  der  schwedische  Gesandte  neulich  erwidert 
hätte,  er  wüßte  davon  nichts,  es  hinge  nur  von  dem  Konige  von  Frankreich  ab, 
die  Bedingungen  zu  erleichtern  und  besser  zu  machen.  Die  Angelegenheit 
wegen  Zweibrücken2)  soll  auch  noch  unverändert  stehen  und  Schweden  von 
Nachgiebigkeit  und  Annahme  einer  Geldentschädigung  nichts  wissen  wollen. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln 
6./[16.]  September  1681.3) 

[Befehl,  den  König  seines  Festhaltens  an  der  Verbindung  mit  demselben  zu  versichern.] 

IG.  Sept.  Er  hat  mit  Verwunderung  aus  seiner  Relation4)  ersehen,  daß  Croissy  zu 

erkennen  gegeben,  man  hätte  dort  geargwöhnt,  daß  er  von  der  guten  Diposition 
für  den  König  und  dessen  Interesse  absetzen  und  eine  Änderung  in  seiner 
Konduite  vornehmen  würde. 

»}  S.  Prutz,  S.  lVo'2. 

2)  S.  Kaufmann,  Die  Reunionskammer  zu  Metz,  S.  loöff.;  Carlson  V,  S.  171. 

3)  Fast  ganz   in   Ziffern.     Das    Konzept   von  Fuchs'   Hand   mit  Zusätzen  von 
Meinders. 

4)  S.  oben. 


Versicherung  des  Kf.,  an  der  Verbindung  mit  Frankreich  festhalten  zu  wollen.    413 

Nun  ist  zwar  nicht  ohne,  daß  wir  bei  vorfallender  Gelegenheit  über 
der  Kammern  zue  Metz  und  Brysach  Proceduren  wie  auch  über  die  harte 
Verfolgnnge,  so  unsere  Religions verwandte  in  Franckreich  ausstünden, 
doliret,  welches  uns  dann  als  einem  evangelischen  Reichsfürsten  nicht 
verdacht  werden  können,  wie  wir  dann  auch  wegen  der  Proceduren,  so 
die  Kammer  zu  Metz  fürgenommen,  Ihrer  K.  M.  keinen  anderen  Rat 
als  welchen  Sie  von  dero  getreuem  Freunde  erwarten  können,  aus  guter 
Meinung  und  aufrichtiger  Intention  erteilet.  Daß  wir  aber  in  Sinne 
sollten  genommen  haben,  von  der  genauen  vertraulichen  Freundschaft 
und  Verbindunge,  so  zwischen  Ihrer  K.  M.  und  uns  ist,  abzusetzen  oder 
in  unseren  consiliis  und  conduite  einige  Aenderunge  vorzunehmen, 
solches  ist  ganz  ungegründet,  wie  wir  dessen  den  Grafen  von  Rebe  na  cq 
zur  Genüge  versichert  haben.  Wir  befehlen  Euch  demnach  hiemit  in 
Gnaden,  nicht  alleine  obiges  dem  Marquis  de  Croissy  zu  hinterbringen, 
sondern  auch  umb  eine  Particulier-audience  bei  I.  K.  M.  anzusuchen  und 
deroselben  alle  ersinnliche  Versicherung  von  unser  Beständigkeit  und 
daß  wir  uns  an  demjenigen,  was  zwischen  I.  M.  und  uns  verglichen 
worden,  unzerbrüchlich  halten  und  demselben  allemal  nachkommen 
würden.  —  Im  übrigen  versicherten  wir  uns  hinwiederumb  Ihrer  M. 
beständigen  Freundschaft  und  daß  dieselbe  ihro  unser  Interesse  bei  allen 
vorkommenden  Gelegenheiten  aufs  beste  ferner  werden  recommendiret 
sein  lassen,  wobei  Ihr  dann  auch  nach  Befinden  wegen  Zahlung  deren 
aus  dem  bekannten  Tractat  uns  restirenden  Gelder  woll  einige  Erinnerung, 
jedoch  in  glimpflichen  terminis,  tun  könnet,  allermaßen  wir  deßfalls 
an  I.  K.  M.  guten  intention  keinen  Zweifel  tragen.  — 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
9./ 19.  September  1681.1) 

[Mitteilungen  Croissy's  aber  die  bevorstehenden  Verhandlungen  mit  dem  Reiche.    Ver- 
schiedene Gerüchte  über  die  Absichten  des  Königs.    Herstellung  des  Vertrauens  zu  Kf.] 

Gestern  ist  er  aus  Fontainebleau  zurückgekehrt.    Croissy  berührte  in  der  19.  Sept. 
Unterredung,    welche  er  dort  mit  ihm  hatte,    die  Reichsangelegenheiten,3)  die 
Verzögerung  der  Ankunft  der  kaiserlichen  Gesandten  in  Frankfurt  und  deren 

')  S.  Scbef  ers  Ausgabe  von  Spanheims  Relation  de  la  cour  de  France,  S.  XU. 
')  S.  darüber  unten  Abschnitt  V. 


414  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1670—1084. 

Verlangen,  daß  die  Minister  der  Kurfürsten  nnd  Fürsten  von  der  dortigen 
Zusammenkunft  und  den  Beratungen  ausgeschlossen  würden.  £3  wäre  dasselbe 
Verhalten  wie  in  Nimwegen,  wodurch  den  Reichsständen  die  Einzelheiten  tm 
dem,  was  über  Ober-  und  Niederelsaß  und  die  Zugehörigkeiten  zu  den  drei 
Bistümern  vorgegangen  sei,  verborgen  worden  seien.  Hier  wünschte  man  dagegen, 
daß  alles  angesichts  des  ganzen  Reiches  aufgeklärt  werde,  daher  hStte  Verjos 
Befehl,  in  Regensburg  es  mitzuteilen,  und  hätten  die  franzosischen  Gesandt» 
in  Höchst  zwischen  Mainz  und  Frankfurt  Aufenthalt  genommen,  um  dem  Reichs- 
tage Zeit  zu  lassen,  seine  Maßregeln  deswegen  zu  treffen. 

Er  hat  in  Fontainebleau  alle  Welt  noch  in  derselben  Ungewißheit  wie 
früher  über  die  Absichten  des  Königs  gefunden.  Die  einen  glauben,  man  suche 
nur  den  Herzog  von  Mantua  einzuschüchtern,  andere  glauben,  die  getroffenen 
Rüstungen  gälten  Straßburg,  einige  wieder  sagen,  Genf  sei  schon  angegriffen, 
was  bisher  aber  ungegründet  zu  sein  scheint,  andere  wieder  meinen,  die  Gerüchte 
seien  übertrieben  und  man  hätte  gar  keinen  bestimmten  Plan.  Von  der  Reise 
des  Hofes  nach  Lyon  ist  nicht  mehr  die  Rede,  auch  Louvois  ist  nieht  nach 
der  Dauphine  abgereist 

P.  S.  Aus  Croissy' s  Reden  hat  er  ersehen,  daß  das  Mißtrauen,  welches 
man  seit  einiger  Zeit  infolge  von  Nachrichten  aus  Berlin  gegen  Kf.  gefaßt  hat 
ein  ziemlich  tiefes  gewesen  ist,  daß  die  letzten  Berichte  des  dortigen  französi- 
schen Gesandten  aber  dem  schon  abgeholfen  und  alle  gewünschte  Versicherung 
gegeben  haben.  Croissy  bemerkte,  es  gebe  keinen  Fürsten,  der  höhere  Achtung 
für  Kf.  empfinde  als  der  König,  und  Kf.  könnte  keinen  mächtigeren  Bandes- 
genossen wählen  als  diesen.  Kr  kam  dann  auf  die  polnischen  Angelegenheiten 
und  behauptete,  das  Mißtrauen  wegen  des  Verhaltens  der  dortigen  französischen 
Gesandten  in  den  Angelegenheiten  des  Kf.  sei  ungegründet,  die  Befehle  des 
Königs  und  ihre  Antworten  rechtfertigten  es  hinlänglich. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     I).  Paris  3.  Oktober  1681.1) 

[Seine  Audienz  beim  Könige.] 

3.  Okt.  Sogleich   nach  Empfang  einer  ihm  im  voraus  zugesandten   Abschrift  des 

Reskriptes  vom  G.  September  ist  er  nach  Fontainebleau  abgereist,  hat  dort  mit 
Croissy  gesprochen  und  am  folgenden  Tage  beim  König  Audienz  gehabt. 
Über  die  letztere  berichtet  er  besonders.8)     Croissy  hat  ihm  versichert,    daß 

l)  In  Ziffern. 

,J)  In  dieser,  auch  in  Ziffern  geschriebenen  Relation  berichtet  er,  daß  der  König 
auf  seine  Anrede,  in  welcher  er  erklärt  habe,  von  Kf.  beauftragt  zu  sein  zu  versichern, 
daß  derselbe  nichts  höher  schätze  als  die  Freundschaft  und  das  Wohlwollen  des  Königs, 
daß  er  immer  fest  und  getreulich  den  mit  ihm  geschlossenen  Vertrag  erfüllen  werde 


Audieni  beim  Könige.  415 

die  ihm  erteilte  Kommission  sehr  angenehm  sei,  daß  man  in  dieselbe  völliges 
Vertrauen  setze,  and  daß  Kf.  seinerseits  ebenso  auf  die  Freundschaft  und  die 
guten  Dienste  des  Königs  bei  allen  Gelegenheiten,  soweit  es  das  Wohl  seines 
Reiches  zuließe,  rechnen  könne.  Er  behauptete,  aus  Rücksicht  auf  Kf.  hätte 
man  eine  von  schwedischer  Seite  gestellte  Bedingung  verworfen,  und  infolgedessen 
sei  der  Vertrag  mit  Schweden  noch  nicht  zustande  gekommen.  Wegen  der 
restierenden  Subsidien  versprach  er  mit  dem  Könige  zu  sprechen,  damit  die 
nötigen  Ordres  zur  Zahlung  dessen,  was  noch  außer  den  von  hier  anRebenac 
angewiesenen  lOOOOO  Livres  fällig  sei,  erteilt  wurden.  Erst  nach  seiner  Rück- 
kehr von  Fontainebleau  und  der  Abreise  des  Königs  nach  Straßburg  hat  er  das 
Original  des  Reskriptes  vom  6.  September  erhalten.  Da  seine  Audienz  gerade 
in  die  Zeit  der  Abreise  des  Königs  nach  Straßburg  fiel,  aus  diesem  und  anderen 
Gründen  mehrere  Gesandte  in  Fontainebleau  anwesend  waren  und  sie  nach  dem 
Lever  des  Königs  und  vor  der  Abschiedsaudienz  des  holländischen  Gesandten 
angesetzt  war,  folglich  nicht  geheim  bleiben  konnte,  so  hat  er  aus  derselben 
auch,  um  keinen  falschen  Argwohn  zu  erregen,  als  stände  sie  mit  dem  Unter- 
nehmen gegen  Straßburg  in  Beziehung,  kein  Geheimnis  gemacht,  sondern  dem 
kaiserlichen  Gesandten  und  anderen  mitgeteilt,  sie  betreffe  die  Zahlung  der 
rückständigen,  in  dem  Friedensvertrage  zugesagten  Gelder,  womit  er  keine 
Unwahrheit  gesagt  hat  und  was  auch  geglückt  zu  sein  scheint. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
3.  Oktober  1681.1) 

[Die  Reise  des  Hofes  nach  Straßburg.  Mitteilungen  Croissy's  über  dieselbe.  Vermutungen 
über  die  weiteren  Absichten  des  Königs.    Die  Besetzung  von  Casale.] 

Die  erste  Nachricht  von  der  Reise  des  Hofes  nach  Straßburg  hat  er  auf  3.  Okt. 
dem  Wege  nach  Fontainebleau  erhalten  und  sie  bei  seiner  Ankunft  dort  bestätigt 

und  daß  er  ebenso  auf  Fortdauer  der  Freundschaft  des  Königs  und  auf  Erfüllung 
der  ihm  gemachten  Zusagen,  auch  auf  Zahlung  der  ihm  zugesagten  Gelder  rechne, 
geantwortet  habe:  qu'il  n'avoit  pas  doute  de  la  fermete  des  intentions  de  V.  Alt.  El. 
a  conserver  son  amitie  envers  luy  et  de  n'aller  point  en  andere  des  mesures  qui  en 
avoient  este  renouvellees  par  le  dernier  traitte,  qu'il  ne  laissoit  pas  d'etre  bien  aise 
d'en  apprendre  cette  confirmation  par  ma  bouche,  que  je  pouvois  asseurer  V.  Alt.  El. 
qu'il  satisferoit  tousiours  a  ses  engagemens  avec  Elle  et  qu'il  luy  donneroit  en  toutes 
rencontres  des  marques  de  son  amitie  particuliere.  Que  pour  les  sommes  encore 
deues  il  avoit  desia  donne  des  ordres  pour  en  faire  toucher  par  le  Comte  de  Rebenacq 
et  auroit  soing  que  le  reste  füt  acquitte  au  plutot  autant  que  Testat  present  de  ses 
depenses  nouvelles,  qu'il  alloit  faire,  le  pourroit  permettre. 
*)  S.  Sehe  f  er  a.a.O.  S.  XIII. 


416  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

gefunden.  Gerüchte  von  einem  gegen  Straßburg  beabsichtigten  Unternehme! 
waren,  wie  er  von  Zeit  zu  Zeit  gemeidet  hat,  schon  seit  einiger  Zeit  verbreitet 
doch  schien  manches  dem  zu  widersprechen.  Der  ganze  Hof,  auch  die  Konigin 
und  die  Herzogin  von  Orleans,  glaubten,  daß  man  am  30.  nach  Chambori 
aufbrechen  werde.  Erst  Freitag  den  26.,  nach  der  Abreise  Louvois'  und  der 
Ankunft  eines  Kuriers,  hat  der  König  seinen  Hof  leuten  erklärt,  die  Reise  werde 
nach  Metz  und  dem  Elsaß  gehen.  Croissy,  den  er  am  28.  in  Fontainebleu 
sah,  hat  zu  ihm  davon  nur  in  allgemeinen  Ausdrücken  gesprochen:  Der  König 
wollte  seine  Plätze  im  Elsaß  besuchen,  er  wünschte  nur,  den  Frieden  mit  den 
Reiche  aufrecht  zu  erhalten,  er  werde  dieses  erkennen  lassen  durch  gerechte 
und  raisonnable  Vorschlüge,  von  denen  Rebenac  beauftragt  sei  dem  Kf.  Mit- 
teilung zu  machen,  dementsprechend  hätten  die  französischen  Gesandten  Befehl, 
sich  nach  Frankfurt  zu  begeben,  die  Absichten  und  Schritte  des  Kaisers  hätten 
den  König  genötigt,  ihnen  rechtzeitig  entgegenzutreten.  Graf  Mansfeld,  der 
bisher  an  Absichten  auf  Straßburg  nicht  hatte  glauben  wollen,  war  sehr  über- 
rascht, er  hat  zwei  Unterredungen  mit  Croissy  gehabt,  bei  denen  es  zu  heftigen 
Vorwürfen  und  harten  Worten  gekommen  ist.  Da  Mansfeld  sich  mit  allgemeinen 
Versicherungen  nicht  zufriedenstellen  lassen  wollte,  sondern  eine  positive  Er- 
klärung verlangte,  so  hat  ihm  Croissy  am  folgenden  Tage  erklärt,  der  Koni; 
wolle  die  Huldigung  der  Stadt  Straßburg  entgegennehmen  und  so  das  zur  Aas- 
führung bringen,  was  ihm  kraft  seiner  durch  den  Münsterschen  Frieden 
abgetretenen  und  durch  den  Nimweger  bestätigten  Souveränität  im  Elsaß  gehöre. 
Mansfeld  hat  darauf  erwidert,  er  nehme  dieses  als  den  Anfang  des  Bruches 
mit  dem  Kaiser  und  dem  Reiche.  Croissy  hat  an  demselben  Tage  auch 
anderen  Ministem,  so  dem  englischen  und  dem  holländischen,  mitgeteilt,  daß 
der  König  ginge,  sich  in  Straßburg  huldigen  zu  lassen.  Man  weiß  übrigens, 
daß  es  sich  um  die  Besitzergreifung  der  Stadt  handelt,  daß  Louvois  schon 
die  Kapitulation,  welche  er  der  Stadt  insinuieren  solle,  mitgenommen  hat 
und  daß,  wenn  diese  sich  nicht  fügen  sollte,  sie  von  40000  Mann  an- 
gegriffen werden  soll,  man  glaubt  aber  nicht,  dort  großen  Widerstand  zu 
finden.  Manche  glauben,  daß  man  dabei  nicht  stehen  bleiben,  sondern  daß 
die  Einnahme  von  Luxemburg  darauf  folgen  werde.  Andere  meinen,  daß 
man  nach  der  Einnahme  von  Straßburg  sich  zu  einem  Vergleich  mit  dem 
Reiche  verstehen  werde;  auch  Graf  Mansfeld  scheint  zu  meinen,  man 
werde  frauzösischerseits  das  vorschlagen,  wovon  schon  bei  den  Verhandlungen 
in  Münster  die  Rede  gewesen  ist.  nämlich,  daß  Frankreich  Elsaß  als  Rcichs- 
lehen  behalten  solle.  Derselbe  sowie  die  italienischen  Fürsten  und  Minister 
sind  nicht  weniger  beunruhigt  durch  die  Übergabe  der  Zitadelle  von  Casale. 
Die  hiesigen  schwedischen  Gesandten  haben  häufige  Konferenzen  mit  dem 
kaiserlichen  gehalten,  der  letztere  scheint  schon  auf  die  nordischen  Kronen, 
besonders  auf  Schweden,  zu  zählen. 


Die  Besetzung  von  Straßburg.  417 

Der  Kurfürst  an  Jena  und  Meinders.     D.  Potstam 
3./[13.]  Oktober  1681. 

[Mitteilungen  Rebenacs  über  die  Besetzung  von  Straßburg,  Befehl,  mit  demselben 

eine  Konferenz  zu  halten.] 

Graf  Reben ac  ist1)  bei  ihm  gewesen  und  hat  ihm  aus  einem  Schreiben  13.  Okt. 
seines  Königs  die  Ursachen  angezeigt,  warum  sich  derselbe  der  Stadt  Straßburg 
bemächtigen  wolle,  worunter  die  vornehmste  war,')  von  wegen  des  Kaisers 
sollte  der  Graf  von  Mercy  mit  der  Stadt  wegen  Aufnahme  einer  kaiserlichen 
Garnison  von  6000  Mann  kapituliert  haben.  Er  hat  dabei  hoch  kontestiert,  daß 
sein  König  nicht  im  geringsten  beabsichtige,  den  Frieden  mit  dem  Reich  zu 
brechen,  und  was  dergleichen  mehr.  Er  hat  ihm  in  generalibus  und  ohne 
contestation  oder  aigreur  geantwortet  und  angezeigt,  daß  er  einige  seiner  Räte 
kommittieren  wollte,  die  mit  ihm  eine  Konferenz  halten  sollten.  Sie  beide 
sollen,  sobald  Jena  wieder  nach  Berlin  gekommen  ist,  mit  R.  zusammenkommen, 
dasjenige,  was  er  dieser  Sache  halber  anzubringen  hat,  ad  referendum  nehmen, 
jedoch  dabei  erwähnen,  daß  Kf.  wohl  gehofft  hätte,  nachdem  er  dem  Könige 
alle  ersinnlichen  Preuven  einer  sinceren  Freundschaft  gegeben,  derselbe  wurde 
ihm  von  diesem  das  Reich  betreffenden  Vorhaben  einige  vertraute  Ouvertüre 
gemacht  haben,  er  hätte  es  aber  erst  nach  dem  Verlauf  aus  den  gemeinen 
Gazetten  vernommen  und  wäre  daher  nicht  wenig  surpreniert  worden.  Im 
übrigen  sollen  sie  sich  in  terminis  generalibus  halten,  R.  auf  eine  Antwort  von 
ihm  vertrösten  und  ihm  was  derselbe  in  der  Konferenz  vorbringen  wird  nebst 
ihrem  Gutachten,  wie  er  beantwortet  werden  könnte,  eröffnen.*) 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
11./21.  November  1681.  % 

[Mitteilungen    Croissy's    über    den    Assoziationstraktat    und    die    Maßregeln    gegen 

Luxemburg.] 

Er  hat  am  8./18.  Croissy  nach  seiner  Rückkehr  gesehen.     Derselbe  hat  21.  Nov. 
mit  ihm  von  der  Neigung  des  Königs,  die  Freundschaft  mit  dem  Reiche  durch 
eine  Grenzregulierung  wiederherzustellen,  und  von  den  deswegen  den  Gesandten 


')  S.  Prutz,  S.  353f. 

*)  S.  Legrelle,  Louis  XIV  et  Strasbourg,  S.  184f. 

')  Aufzeichnungen  über  diese  Konferenz  und  über  die  von  Kf.  Rebenac  erteilte 
Antwort  sind  nicht  vorhanden,  doch  s.  Prutz,  S.  354. 

Mater,  z.  Gesch.  <L  G.  Kurfürsten.    XIX.  27 


418  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

in  Frankfurt  erteilten  Befehlen  gesprochen.  Er  berührte  auch  die  im  Haag 
abgeschlossene  Ligue1)  und  sagte,  er  hätte  zu  dem  schwedischen  Gesandten 
gesagt,  der  Eonig  hätte  sich  nie  denken  können,  daß  der  König  von  Schweden 
der  erste  sein  würde,  eine  Ligue  gegen  Frankreich  zn  unterzeichnen.  Er  sprach 
anch  von  den  Vorgängen  in  Flandern3)  und  erklärte,  mit  der  angeblichen 
Blocqnade  von  Luxemburg  stehe  es  ganz  anders,  der  König  hätte  nur  Proviant- 
sendungen dorthin  nicht  durch  sein  Gebiet  den  Durchzug  gestattet,  solange 
Spanien  seinen  Anspruch  auf  Alost  nicht  befriedigt  hätte.  Manche  meinen, 
dieser  Aufschub  der  Unternehmung  in  Flandern  geschehe  nur  ans  Rücksicht 
auf  England,  um  den  Vorwand  für  die  Assoziationsliga  zu  nehmen,  um  welche 
man  sich  dort  seitens  Hollands  und  Schwedens  bemüht.  Die  dänischen  Minister 
scheinen  nicht  zu  glauben,  daß  ihr  König  in  die  Liga  treten  wolle  und  daß, 
wie  Graf  M ans  fei d  behauptet,  deswegen  Verabredungen  mit  dem  Kaiser 
getroffen  seien. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
9./19.  Dezember  1681. 

[Äußerungen  Croissy's  zu  Meyercrohn,  dessen  Mitteilungen  darüber  und  Wunsch,  daß 
Kf.  und  Dänemark  zusammengehen  möchten.] 

19.  Dez.  Man  scheint  jetzt  hier  geneigter  zu  einer  Allianz  mit  Dänemark  zn  sein, 

besonders  seit  den  letzten  Schritten  Schwedens.  Da  Hoegh  im  Begriff  ist 
abzureisen  und  Meyercrohn  die  Geschäfte  übernimmt,  hat  Croissy  in  der 
Audienz,  welche  derselbe  vor  drei  Tagen  bei  ihm  hatte,  diese  Angelegenheit 
berührt  und  ihm  unter  anderem  vorgestellt,  man  hätte  erkannt,  wie  Frankreich 
es  verstände,  seine  Bundesgenossen  aufrecht  zu  erhalten,  Dänemark  hätte 
zuzusehen,  oh  es  nicht  Eroberungen  zu  machen  hütte,  in  deren  Besitz  es  später 
aufrecht  erhalten  zu  werden  wünschte.  Die  dänischen  Minister  verbergen  auch 
nicht  die  eifrigen  Bemühungen  des  Kaisers  und  Hollands,  sich  mit  ihnen  zu 
verbinden,  und  bezeugen  ihm,  daß  sie  für  ihren  König  nichts  für  vorteilhafter 
halten,  als  gemeinsam  mit  Kf.  Verbindungen  einzugehen. 

P.S.  Meyercrohn  hat  ihm  vertrauliche  Mitteilung  von  dem  gemacht, 
was  Croissy  als  Motiv,  um  den  König  von  Dänemark  zur  Verbindung  mit 
Frankreich  zu  bewegen,  angeführt  hat,  und  ihn  gefragt,  ob  man  nicht  auch  ihm 
gegenüber  von  der  Eroberung  Pommerns  spreche,  und  ob  er  nicht  Befehl  habe, 

*)  Der  sogenannte  Assoziationsvertrag  zwischen  König  Karl  XI.  von  Schweden 
und  den  Generalstaaten  (d.  Haag  30.  September /  10.  Oktober  1681)  DumontVII,2f 
S.  15 f.    S.  Ranke,  Franzosische  Geschichte,  III,  S.  472;  Krdmannsdörffer,  I,  S.  664. 

2)  S.  Sehoetter,  Le  Luxembourg  et  le  comt('  deChiny  depuis  le  traite  deNimegue 
(Publications  de  la  section  historique  de  Pinstitut  de  Luxembourg.  XII),  S.  287  ff. 


Der  Assoziationstraktat    Die  Konferenz  in  Frankfurt  419 

darüber  zu  unterhandeln.  M.  hat  erklärt,  daß  er  selbst  mehr  Nützen  für  seinen 
König  in  dem  Eintreten  desselben  in  die  Ligue  der  Generalstaaten  nnd  Schwedens 
sehe,  daß  Hengh  aber  anderer  Meinung  zu  sein  scheine,  jedenfalls  sei 
wünschenswert,  daß  Dänemark  und  Kf.  hierin  zusammen  handelten.  Er  hat 
nur  auf  den  bisherigen  Verlauf  der  Unterhandlungen  hingewiesen  und  die  Hoffnung 
ausgesprochen,  daß  der  König  von  Dänemark  jetzt  mit  Kf.  Verbindungen 
anknüpfen  und  seinem  Gesandten  in  Berlin  Befehl  erteilen  werde,  darüber  zu 
verhandeln,  M.  wird  aber  gewiß  mit  dieser  Antwort  nicht  zufrieden  sein,  sondern 
zu  erfahren  wünschen,  was  für  Befehle  ihm  Kf.  in  dieser  Angelegenheit 
erteilt  hat. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
16./26.  Dezember  1681. 

[Mitteilungen  Croissy's  über  die  Verhandlungen  in  Frankfurt  und  über  eine  Äußerung 

Straetmans.    Die  dort  von  einigen  Fürsten  versuchten  Neuerungen.     Unzufriedenheit 

Croissy's  mit  der  Haltung  Schwedens.] 

Er  hat  Croissy  in  dieser  Woche  in  St.  Germain  gesehen,  derselbe  sprach  26.  Dez 
mit  ihm  von  der  Konferenz  in  Frankfurt1)  und  meinte,  die  meisten  Kurfürsten 
und  Fürsten  schienen  die  Erhaltung  des  Friedens  zu  wünschen  und  den  Vorschlag 
Frankreichs,  daß  dieses  behalte,  was  es  in  Besitz  habe,  und  in  der  Zukunft  auf 
weitere  Ansprüche  verzichte,  annehmen  zu  wollen,  besonders  hoffe  man  auf 
einen  Vergleich  mit  K.Pfalz,  man  wolle  franzosischerseits  demselben  die  Ein- 
künfte der  Gebiete,  in  deren  Besitz  man  sich  gesetzt  hätte,  lassen,  auf  weitere 
Ansprüche  verzichten  und  ihm  eine  Geldentschädigung  zahlen.  Man  zweifele 
nicht,  Kf.  konnte  dazu  beitragen,  K.  Pfalz  zur  Annahme  dieser  Vorschläge  zu 
gewinnen.  Man  hat  ihn  erkennen  lassen,  wie  sehr  man  ein  solches  Abkommen 
mit  demselben  wünsche,  und  daß  man  hoffe,  ein  solches  werde  auch  die  Ver- 
ständigung mit  den  anderen  Interessierten  erleichtern.  Er  hat  darauf  nur  in 
allgemeinen  Ausdrücken  geantwortet  und  wird  abwarten,  ob  Kf.  ihm  Befehle 
deswegen  erteilen  wird.  Croissy  erwähnte  auch  bei  Gelegenheit  der  Frank- 
furter Konferenz,  Straetman')  hätte  bei  der  Tafel  geäußert,  die  Kurfürsten  im 
Reiche  hätten  nicht  mehr  zu  prätendieren  als  die  Edelleute  in  Polen,  die  ihren 
Konig  erwählten,  Kf.  hätte  nach  Rebenacs  Bericht  darüber  großen  Unwillen 
geäußert.  Er  hatte  bisher  davon  noch  nichts  gehört,  und  er  wundert  sich,  daß 
ein  so  aufgeklärter  und  über  die  polnischen  und  Reichsangelegenheiten  so  gut 
unterrichteter  Minister  sich  so  hat  vergessen  können.  Er  erkennt  aber  im  all- 
gemeinen mehr  und  mehr,  daß  nichts  den  Vorrechten  der  Kurfürsten  präjudi zierlicher 

')  S.  unten  Abschnitt  V. 
*)  S.  ebendaselbst 

27* 


420  III*  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

und  von  gefahrlicheren  Folgen  sein  konnte,  als  die  Neuerungen,  welche  die 
Minister  einiger  Reichsfürsten  in  Frankfurt  machen  wollen.  Das  Schlimmste  ist, 
daß  dieselben  besonders  von  dem  Minister  eines  sonst  so  ansehnlichen  Fürsten 
ausgehen,  doch  wird  das  Haus  Lüneburg  sich  nicht  wundern  dürfen,  wenn 
es  gegen  seine  Angriffe  auf  die  Prärogativen  der  Kurfürsten  heftigen  und 
kräftigen  Widerstand  findet 

Croissy  zeigte  sich  in  dieser  Konferenz  sehr  unzufrieden  mit  dem  Ver- 
halten Schwedens  und  bemerkte,  er  hätte  sich  wohl  gedacht,  daß  das 
Ministerium  des  Grafen  Oxenstierna,  den  er  in  Nim  wegen  kennen  gelernt 
hätte,  manches  Neue  und  Wunderliche  hervorbringen  wurde. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln 
21./31.  Dezember  1681. 

[Auf  das    P.  S.   vom    9./ 19.  Dezember.    Bereitwilligkeit   zu   einem    gemeinsam   mit 

Dänemark  abzuschließenden  Traktat  mit  Frankreich.     Anfrage  nach   dem  Verhältnis 

Dänemarks  zu  Schweden  und  zum  Kaiser  und  uach  dessen  Meinung  über  einen 

solchen  Traktat] 

31.  Dez.  Er   soll   Meyercrohn    für   die   vertrauliche   Eröffnung   danken,   sich   zu 

gleicher  Konfidenz  erbieten  und  ihm  anzeigen,  er  hätte  längst  Ordre  und 
Instruktion,  wegen  eines  zwischen  Frankreich,  Dünemark  und  Kf.  abzuschließenden 
Traktats  in  Unterhandlung  zu  treten,  dänischersei ts  aber  hätte  man  Schweden 
dazuziehen  wollen,  und  darüber  wäre  die  Sache  ins  Stocken  gekommen. 

Seither  deme  wären  einige  Dinge  passiret,  worüber  wir  uns  not- 
wendig eclairciren  müßten,  wie  ihr  dann  von  ihm  zu  vernehmen,  ob 
nunmehr  der  Tractat  zwischen  Den  nein  arck  und  Schweden  nicht 
mehr  gültig,  kraft  dessen  diese  beide  Kronen  sich  verbunden,  daß  eine 
ohne  der  anderen  Beistimmunge  und  Consens  keine  Tractaten  eingehen 
sollte,  und  ob  man  von  solchem  Vergleich  mutuo  dissensu  oder  de  facto 
abgetreten,  oder  ob  man  sich  noch  daran  verbunden  hielte.  Diesen 
Zweifel  erregete  uns  der  zwischen  Schweden  und  dem  Staat  jüngst 
gemacheter  Associationstractat,  welchen,  wann  er  ohne  Vorbewußt  und 
Approbation  von  Dennemarck,  wie  die  dänische  ministri  überall  contestireten, 
getroffen,  anders  nicht  als  eine  aperta  contraventio  des  Lundenschen 
Tractats  angesehen  werden  könnte.  Weshalb  wir  zu  wissen  verlangeten, 
ob  Dennemarck  dennoch  und  deme  ungeachtet  in  besagten  Associations- 
tractat einzutreten  geneiget  wäre,  imgleichen  ob  Dennemarck  mit  dem 
Keyser  eine  Allianz  zu  machen  intendire,  welches  man  überall  spargiret 


Vorschlag  eines  Traktats  des  Kf.  und  Dänemarks  mit  Frankreich.  421 

und  glaubet,  daß  Liliencrohn  umb  nichtes  anders  nach  Wien  geschicket 
worden?  Wie  diese  und  dergleichen  Tractaten  mit  demjenigen,  welchen 
man  dänischer  Seiten  mit  Franckreich  projectiret  und  zu  verlangen 
bezeuget,  compatible  sein  können?  Ob  er.  M.,  instruiret,  was  I.  K.  M. 
zue  Dennemarck  wegen  der  zue  Frankfurt  am  Mayn  von  den  frantzösischen 
Gesandten  getanen  Proposition,  das  Rom.  Reich  betreffend,  für  Meinunge 
und  Gedanken  fuhreten?  Ob  nicht  anfangs  Ir.  K.  M.  zue  Dennemarck 
Meinunge  wäre,  daß  man  allerseits  den  Frieden  mainteniren  und  zue 
solchem  Zweck  einen  Tractat  zwischen  Franckreich,  Dennemarck  und 
uns  zu  machen  hätte,1)  ohne  dabei  einiger  Conquesten  zu  gedencken. 
Sollte  es  aber  auf  eine  oder  andere  Weise  zur  Ruptur  kommen,  daß 
alsdann  Franckreich  dem  König  in  Dennemarck  zu  Schonen  etc.  und 
uns  zue  Pommern  helfen  und  dabei  mainteniren  wollte,  welches  etwan 
in  heimblichen  und  secreten  Nebenarticulis  abzureden,  ingleichen  der 
Punct  der  Subsidien,  und  was  sonst  ein  jeder  ä  part  und  Dennemarck 
mit  uns  auch  a  part  nach  eines  jeden  Convenienz  zu  tractiren  haben 
möchte?  — 


Memoire  [s.  1.  et  d:].a) 

[Vorschlag  eines  neuen  Bündnisses  zwischen  dem  König  von  Frankreich  und  Kf.] 

Le  Roy  voyant  par  les  demarches  de  plusieurs  paissances,  et  entre  antres  Dez.  1681 
de  TEmpereur,  de  la  Suede  et  de  la  Hollande,  qne  sous  un  pretexte 
specieux  de  conseruer  les  Traittes  de  Westphalie  et  de  Nimegne  par  une  ligue 
ou  association  on  couure  le  veri table  desir  de  rallumer  la  guerre  et  rejetter 
FEmpire  dans  les  mesmes  desordres,  dont  il  a  este  presque  accable  dans  ces 
derniers  moauemens:  Sa  Majeste  a  crü,  qne  le  moyen  le  plus  asseure  seroit  de 
former  auec  les  Princes  ses  alliez  et  les  mieux  intentionnes  ponr  la  paix  une 
liaison  solide  et  establir  des  mesnres  certaines  pour  s'opposer  conioientement  ä 
tontes  les  maavaises  suittes  que  pourroit  auoir  le  susdit  traitte  d'associatioD,  et 
non  senlement  se  donner  des  assistances  reciproques  contre  ceux,  qni  voudront 
troubler  la  paix,  sous  le  pretexte  d'interpreter  les  traittes  de  Munster  et  de 


!)  Das  Folgende  in  Ziffern. 

3)  Dieser  Denkschrift  liegt  die  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  Rebenac  vom 
4.  Dezember  1681  (s.  Prutz,  S.  360f.)  zugrunde,  sie  wird  also  Mitte  oder  Ende 
Dezember  von  R.  übergeben  sein. 


422  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Nimegue,  mais  aussy,  en  cas  qu'ils  soient  les  premiers  ä  faire  des  actes  d'hostilite, 
leur  en  faire  supporter  tous  les  dommages  en  la  maniere,  qui  sera  concertee 
entre  les  alliez.  Et  d'autant  que  Sa  Majeste  croit  pouuoir  faire  un  fondement 
asseure  sur  Tamitie  de  Son  Altesse  Electorale  de  Brandebourg,  Elle  est  bien 
aise  de  commencer  par  sad.  A.  ä  former  nne  liaison  si  iuste  et  si  necessaire 
au  repos  de  la  chrestiente.  C'est  pour  cet  effet  qu'  Elle  enuoye  un  nouveau 
pounoir  au  Comte  de  Rebenac  affin  qu'apres  s'estre  explique  auec  S.  A.  E. 
de  Brandebourg  et  ses  ministres  en  la  maniere,  qui  vient  d'estre  ditte,  il  loy 
fasse  entendre: 

Premierement  que  le  seul  but,  que  Sa  Majeste  se  propose  dans  ce  nouveau 
traitte,  est  un  maintien  sincere  de  la  paix  de  TEmpire.  Sa  Majeste,  desirant 
oster  ä  S.  A.  E.  et  a  tous  les  Princes  bien  intentionnes,  qui  entreront  dans  cette 
alliance,  l'inquietude,  que  leur  pourroient  donner  les  pretentions,  qu'  Elle  peut 
auoir,  Elle  s'oblige  et  s'engage  par  toutes  les  mesures  les  plus  fortes  a  les 
borner  aux  lieux,  dont  Elle  estoit  en  possession,  lorsque  ses  ambassadeurs  sont 
entres  dans  Francfort,  a  condition  que  sad.  A.  E.  et  les  autres  Princes  alliez 
veuillent  s'obliger  ä  ioindre  leurs  forces  ä  celles  de  Sa  Majeste  contre  tous  ceux, 
qui  la  voudront  troubler  dans  cette  possession. 

Sur  ce  fondement  Sa  Majeste  promet,  qu'  au  cas  que  quelqu'  un  des  alliex 
soit  trouble  dans  la  possession  de  ses  estats,  pays  et  droits,  de  luy  donner  un 
secours  de  troupes  ou  d'argent,  proportionne  ä  celuy  qu1  Elle  en  pourroit 
receuoir,  en  cas  qu'  Elle  fust  attaquee,  et  mesme  de  l'aider  a  se  faire  raison 
de  tous  les  dommages,  qu'il  pourroit  auoir  soufferts. 

II  est  a  remarquer  que,  sans  remplir  ce  present  traitte  de  particularites, 
qui  ne  doiuent  point  venir  a  la  connoissance  du  public,  Sa  Majeste  se  fait  un 
plaisir  du  nouuel  engagement  qu1  Elle  prend,  de  seconder  toutes  les  veues  et 
les  pretentions,  que  S.  A.  E.  peut  auoir  sur  diverses  puissances,  qu'il  n'est  pas 
necessaire  de  nommer.  Elle  y  trouue  encore  la  gloire  d'affermir  la  paix  de 
TEmpire  par  le  seul  inoyen  capable  d'en  euiter  la  rupture.  11  est  inutile  de 
rien  aiouter  ii  tout  ce  que  la  prudence  consomee  de  S.  A.  E.  luy  aura  fait  con- 
ceuoir  des  suittes  de  cette  nouuelle  liaison.  Je  dois  seulement  y  aiouter,  que 
Sa  Majeste  en  aura  une  satisfaction  tres  grande,  et  quoyque  la  dite  liaison 
n'oblige  S.  A.  E.  u  aucunc  nouuelle  despcnse,  Elle  est  bien  aise  neanmoins  de 
luy  donner,  quand  ce  ne  seroit  que  par  de  pctits  effets,  de  nouuelles  marques 
de  son  ainitie  et  de  la  veritable  estime,  qu*  Elle  a  pour  eile. 

Ce  ')  memoire  n'est  que  pour  servir  d'idee  a  Taffaire  dont  il  est  question, 
y  ayant  plnsieurs  choses  qu'on  pourroit  y  aiouster  si  on  vouloit  y  remarquer 
tous  les  avantages  qui  s'y  trouuent  pour  les  interets  du  Roy  et  de  S.  A.  E.,  dont 
le  plus  considerable  est  d'ailleurs  le  repos  de  PEmpire  d'une  maniere  qui  ne 
laisse  aucun  lieu  de  rien  apprehender  de  contraire. 


l)  Diesen  letzten  Absatz  hat  Rebenac  eigenhändig  hinzugefügt. 


Verhandlungen  wegen  eines  neuen  Bündnisses.  423 


Aufzeichnung  Meinders'.     l./ll.  Januar  1682.1) 

[Mahnungen  Rebenac's,  die  Bedenken  gegen  den  Traktat  fahren  zu  lassen  und  den- 
selben abzuschließen.  Vorstellung  der  Vorteile,  welche  Kf.  aus  demselben  ziehen  werde.] 

Als  er  gestern  Rebenac  das  vorgebracht,  was  Kf.  ihm  anbefohlen,  11.  Jan 
bezeugte  dieser  darüber  große  Bestürzung  und  Bekümmernis,  sagte,  er  wollte 
Gelegenheit  nehmen,  mit  Kf.  selbst  zu  reden,  er  hatte  bisher  von  demselben  so 
beständige  Versicherung  und  vielfältige  Zusage  erhalten,  daß  man  das  bekannte 
Werk  unverzüglich  abtun  sollte,  daß  er  daran  nicht  im  geringsten  gezweifelt, 
auch  desfalls  zu  verschiedenen  Malen  seinen  König  versichert  hätte.  Er  wüßte 
nicht,  was  und  wie  er  jetzt  von  der  Sache  referieren  sollte,  der  König  begehrte 
eben  nichts  Neues.  Kf.  wäre  kraft  des  bereits  gemachten  foederis  doch  einen 
Weg  als  den  anderen  schuldig,  ihn  bei  Straßburg  gleich  anderen  seinen  Plätzen 
zu  maintenieren  und  garantieren,  da  das  foedus  ausdrücklich  besagte,  daß 
einer  den  anderen  bei  demjenigen,  was  er  besitze,  zu  garantieren  schuldig  sei, 
ohne  zu  examinieren,  ob  er  jure  oder  facto  mit  Recht  oder  Unrecht  angegriffen 
werden  möchte.  Der  König  hätte  nicht  die  Intention,  den  Frieden  mit  dem  Reich 
zu  brechen,  sondern  ihn  zu  affermieren.  Wenn  das  Reich  oder  der  Kaiser 
Krieg  haben  wollte,  so  wäre  der  König  imstande,  es  zu  wagen,  und  könnte 
hoffen,  noch  mehr  zu  erwerben.  Der  König  verlangte  dieserwegen  Sicherheit, 
um  seine  mesures  danach  zu  nehmen.  Kf.  wäre  in  solchem  Stande  und  so 
hoher  Konsideration,   daß  der  König   sich  desfalls   vor  allen  anderen  an  ihn 

')  In  einem  undatierten»  jedenfalls  dieser  Zeit  angehörenden  Billet  anMeinders 
schreibt  Rebenac:  J'ay  un  scrupule  Monsieur  depuis  assez  long  temps  sur  lequel 
je  vous  prie  que  je  puisse  vous  ouvrir  mon  coeur,  il  me  paroist,  que  sur  nos  dernieres 
propositions  vous  avez  des  retenues  que  vous  ne  me  ditez  point,  et  je  l'attribue  ä  ce 
que  vous  voulez  avant  que  d'entrer  en  mauere  savoir  a  fonds  les  pensees  du  Dk.  affin 
d'y  trouver  vos  avantages.  Cela  seroit  tres  bon,  si  de  la  maniere  dont  on  en  use  avec 
vous  on  n'estoit  pas  en  droit  d'attendre  un  proceder  plus  ouvert,  et  si  d'un  autre  coste 
les  occasions  estoient  belles  que  vous  pussiez  par  force  nous  contraindre  a  recevoir 
des  conditions  que  nous  ne  voudrions  pas  offrir.  Je  me  suis  explique  des  ordres  que 
j'avois  et  je  vous  avoue,  qu'il  est  d'une  consequence  plus  grande  que  vous  ne  la 
croyez  peut  estre,  que  le  Roy  sache  un  peu  de  bonne  heure  a  quoy  s'en  tenir.  Je 
vous  diray  mesme  Monsieur  ce  que  vous  savez  desia  fort  bien,  c'est  qu'  une  plus 
grande  longueur  ne  peut  estre  attribuee  qu'  a  ce  concert  avec  le  D*,  et  sachant  le 
fonds  de  vostre  coeur  sur  ce  qui  vous  regarde,  ce  seroit  pour  vous  une  chose  si 
inutile  et  pour  nous  si  injurieuse  qu'  en  verite  je  serois  fort  embarasse  ä  lui  donner 
une  bonne  couleur.  N'attribuez  pas  tout  cela,  je  vous  prie,  a  aucun  eclaircissement 
de  gascon,  ce  n'est  que  pour  vous  seul,  s'il  vous  piaist,  et  affin  que  vous  n'ayez  plus 
Pembarras  de  m'amuser.  S'il  est  vray,  que  vous  attendiez  des  nouvelles  de  Coppen- 
hague,  auquel  cas  je  vous  avoue,  que  nous  avrions  des  pensees  qui  nous  affligeroient 
beaucoup.  Je  vous  ay  envoye  de  quoy  faire  remplir  vostre  banique  (?)  et  en  ay  de 
plus  une  entiere  a  vostre  service.  — 


424  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

adressierte,  er  konnte  also  die  Glorie  und  Advantage  haben,  das  Reich  vor 
einem  abermaligen  verderblichen  Kriege  zn  bewahren,  seinem  Beispiel  würden 
ohne  Zweifel  andere  Reichsstände  folgen,  Kf.  hätte  bereits  nach  Regensburg, 
Dänemark  und  an  vier  Kurfürsten  seine  Gedanken  wissen  lassen,  welche  sich 
alle  vermutlich  darin  mit  ihm  konformieren  wurden,  zumal  man  franxosischer- 
seits  in  solcher  Verfassung  stände,  daß  man  mehr  zu  hoffen  als  zu  fürchten 
hätte.  Der  Konig  würde  nicht  allein  auf  alle  weiteren  Prätensionen  renuntiieren, 
sondern  auch  alles,  was  seit  der  Abreise  der  Gesandten  von  Paris  erobert  oder 
incorporiert  sei,  außer  Straßburg,  wiedergeben.  Sollte  Kf.  nicht  bei  seiner 
Resolution  bleiben,  so  wurde  es  zwar  den  König  betrüben  und  nicht  wenig 
Nachdenken  verursachen,  es  würde  aber  dennoch  wohl  dahin  kommen  and 
niemand  ihm  Straßburg  nehmen,  der  König  aber  alsdann  an  Kf.  keine  Obligation 
haben.  Soviel  er  (R.)  urteilen  könnte,  käme  es  nur  auf  das  allzu  gering 
scheinende  augmentum  des  Geldes  an,  dagegen  aber  sei  in  Konsideration  zn  ziehen 

1.  daß  Kf.  ja  sich  zu  nichts  Neuem  verbände,  sondern  bereits  in  so  enger 
Allianz  stände,  daß  derselben  fast  nichts  als  der  Name  von  Straßbarg  hinzu- 
gesetzt wurde, 

2.  Kf.  dadurch  in  seinen  consiliis  und  anderen  Mesuren  nicht  im  geringsten 
turbiert  würde, 

3.  er  deswegen  nicht  einen  Taler  neue  Kosten  aufzuwenden  brauchte, 

4.  der  König  die  offerierten  100000  Fr.  nicht  als  ein  subsidhim,  sondern 
nur  als  eine  marque  d'estime  den  vorigen  300000  Fr.  hinzufugte,  wofür  Kf. 
seine  Domänen  verbessern  oder  ein  Regiment  zu  Fuß  mehr  unterhalten  könnte, 

5.  ihm  bei  dem  ersten  so  engen  und  vertraulichen  Traktat  anch  nicht 
mehr  als  100000  Fr.  versprochen  worden  seien, 

G.  Kf.  dafür  andere  weit  wichtigere  Vorteile  davontrüge,  die  den  König 
nicht  wenig  embarassierten,  ja  ihn  wider  seinen  Willen  in  Krieg  ziehen  könnten, 
nämlich  : 

1.  daß  derselbe  sich  aller  seiner  Interessen  und  Prätensionen  annehmen 
würde,  und  zwar 

2.  nicht  nur  wenn  er  von  Polen.  Schweden  etc.  attacquiert  oder  turbiert  würde, 

3.  sondern  aucli  wenn  Kf.  seine  Prätensionen,  als  wegen  restierender 
Subsidien  oder  sonst  urgieren,  sich  bei  verweigerter  Satisfaktion  selbst  bezahlt 
machen  und  darüber  in  Ungelegenheit  geraten  sollte, 

4.  der  König  erbiete  sich,  ihm  hierin  absque  ulla  restrictione  zu  assistieren, 
möchte  er  zu  Lande  oder  zu  Wasser  seine  Satisfaktion  suchen, 

.r>.  in  specie  wäre  er  instruiert,  dieses  zuzusagen,  falls  Kf.  wegen  des  weg- 
genommenen Schiffes  in  Afrika ')  vom  Staat  nicht  gebührende  Satisfaktion  erhielte, 

(>.  erbiete  sich  der  König,  wenn  es  zur  Leistung  der  in  der  vorigen 
Allianz  versprochenen  Hilfe  kommen  sollte,  dem  Kf.  die  jetzigen  300-  oder 
400000  Fr.  auf  G00-  oder  800000  Fr.  zu  erhöhen, 


])  S.  l'rk.  u.  Akt.  III,  S.  (?18ff.;  Schuck  I,  S.  146. 


Mahnungen  Rebenacs  zum  Abschluß  des  Traktats.  425 

7.  was  wegen  der  Succession  des  Prinzen  von  Oranien  and  anderer 
Angelegenheiten  des  Kf.  und  seines  Hauses  in  vorigen  Allianzen  stipuliert 
worden,  könnte  erläutert,  extendiert  und  repetiert  werden, 

8.  die  lOOOOO  Fr.  wären  zwar  keine  große  Summe,  bezeugten  aber  doch 
des  Königs  guten  Willen, 

9.  würde  der  König  dem  Kf.  und  auch  dessen  Gemahlin  daneben  seine 
Affektion  auf  andere  Art  kontestieren. 

Im  übrigen  wüßte  Kf.,  daß  er  (R.)  mit  untertanigster  franchise  in  allen 
Dingen  prozedierte,  alles  offenherzig  vorstellte,  wie  es  ihm  befohlen,  er  erbot  sich 
auch,  die  an  ihn  ergangenen  Reskripte  und  Instruktionen  im  Original  zu  zeigen. 

Er  hoffte  also,  Kf.  werde  in  seiner  guten  Intention  beständig  verharren, 
dadurch  den  Frieden  im  Reich  festsetzen,  seine  Glorie  vermehren  und  den  König 
zu  Kontinuation  seiner  Freundschaft  und  Konfidenz  veranlassen.  Dabei  werde 
Kf.  sich  am  besten  befinden,  und  auch  sein  König  verlange  ungern  und  außer 
der  höchsten  Not  mit  niemand  anders  in  eine  so  enge  Verständnis  zu  treten, 
als  worin  er  mit  Kf.  wäre. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
20./30.  Januar  1682. 

[Mitteilungen  Meyercrohns  und  Croissy's  über  die  Verhandlungen  mit  Dänemark.] 

Der  dänische  Gesandte  hat  ihm  vertraulich  die  letzten  Befehle  seines  30.  Jan. 
Königs  mitgeteilt,  wonach1)  derselbe  geneigt  sei,  auch  ohne  Schweden  mit 
Frankreich  abzuschließen,  wenn  man  französischerseits  in  dem  Subsidienpunkte 
weiter  ginge  und  einige  andere  Wünsche  erfüllte.  Er  hätte  auch  Befehl, 
Croissy  mitzuteilen,  wie  heftig  der  König  von  Schweden  seinen  König  drängte, 
in  den  Assoziationsvertrag  einzutreten,  mit  der  Versicherung,  daß  daß  Haus 
Lüneburg  und  der  Bischof  von  Münster  eintreten  würden;  ferner  sollte  er 
anzeigen,  daß  sein  König  fest  entschlossen  sei,  sich  nicht  von  Kf.  zu  trennen, 
und  daher  wünsche,  daß  man  auch  diesen  für  die  Verbindung  zu  gewinnen 
suche.  Doch  versicherte  er,  diese  Neigung  des  Königs,  mit  Frankreich  zu  ver- 
handeln, würde  nichts  helfen,  wenn  man  nicht  in  bezug  auf  die  Subsidien  größere 
Zugeständnisse  machte.  Meyercrohn  hat  ebendasselbe  Croissy  in  der  letzten 
Audienz  vorgestellt  und  dieser  hat  ihm  geantwortet,  er  zweifle  nicht  an  der 
Absicht  des  Königs  von  Schweden,  die  Assoziationsligue  weiter  auszudehnen, 
aber  er  glaube  nicht,  daß  derselbe  der  Herzöge  von  Celle  und  Hannover  und 
des  Bischofs  von  Münster  sicher  sei,  der  guten  Absichten  des  Kf.  sei  man 
sicher  und  bereit,  auch  mit  ihm  nach  dem  Wunsche  des  Königs  von  Dänemark 
gemeinsame  Maßregeln  zu  nehmen.    Die  Forderungen  des  Königs  von  Dänemark 


»)  S.  unten  Abschnitt  IV. 


426  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

aber  seien  anmäßig,  man  wäre  bereit,  500000  Taler  im  Kriegsfall  zu  geben, 
100000  mehr,  als  man  früher  hätte  bewilligen  wollen.  Groissy  hat  ihm  selbst 
dieses  mitgeteilt  und  znm  Schluß  die  Hoffnung  ausgesprochen,  die  Reise  Fuchs'1) 
werde  die  Schwierigkeiten  dieses  Traktats  ebnen.  Er  hat  ihm  erwidert,  er 
zweifelte  nicht,  daß  Meyercrohn  gute  Absichten  hätte,  aber  daß  er  am  Erfolge 
▼erzweifelte,  wenn  der  König  von  Frankreich  bei  diesen  Anerbietungen  bliebe. 

Er  glaubt,  daß  der  König  von  Dänemark  und  dessen  hauptsächliche  Minister 
oder  Günstlinge  das  Bündnis  mit  Frankreich  wünschen,  aber  mit  500000  Talern 
im  Kriegsfalle  nicht  zufrieden  sein  werden.  Der  König  glaubt,  800000,  eben- 
soviel wie  Schweden  in  dem  Vertrage  von  1675  versprochen  sind,  beanspruchen 
zu  können,  wird  sich  aber  vielleicht  auch  mit  600000  Talern  und  der  Hoffnung 
auf  andere  Vorteile,  besonders  Garantie  der  Eroberungen  im  Kriegsfalle,  zufrieden- 
stellen lassen. 

Croissy  bat  ihm  auch  gesagt,  man  hoffe,  daß  der  Vertrag  in  Frankfurt 
auf  den  Fuß  der  letzten  Proposition  zustande  kommen  werde,  K.  Pfalz  habe 
allerdings  sehr  hohe  Forderungen  gestellt,  man  hoffe  aber,  er  werde  sich 
akkommodieren,  und  dieses  Akkommodement  und  die  guten  Dienste  des  Kf. 
würden  auch  den  Vergleich  mit  den  anderen  Interessierten  erleichtern,  der 
Vertrag  mit  Kf.  wäre  nach  Rebenacs  Bericht  zum  Abschluß  fertig. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
31.  Januar/ 10.  Februar  1682.2) 

[Die  neue  Allianz  mit  Frankreich,  seine  weiteren  Wünsche.] 

10.  Febr.  Durch    den    neuen    zwischen   Rebenac    und    seinen  ministris  wegen  der 

gegenwärtigen  Konjunkturen  abgeschlossenen  Vertrag3)  hat  er  dem  König  abermal 
eine  merkliche  preuve  seiner  aufrichtigen  Intention  gegeben.  Während  fast 
jedermann  in-  und  außerhalb  des  Reichs  die  Prozeduren  des  Königs  und  der 
Kammern  zu  Breisach  und  Metz  bei  den  sogenannten  Reunionen  und  Inkorporationen, 
besonders  die  Okkupation  von  Straßburg,  für  Tätlichkeiten  und  Violenzen 
geachtet,  die  den  Münsterschen  und  Nimwegischen  Friedenstraktaten  direkt 
zuwiderliefen,  und  um  sich  gegen  fernere  solche  Reunionen  zu  sichern,  das 
Rom.  Reich  eine  wirkliche  Kriegsverfassung  beschlossen  hat  und  in  einigen 
Kreisen  schon  vigoureuse  Anstalten  gemacht  werden,  hat  er,  auf  dessen  Konduite 

J)  S.  unten  Abschuitt  IV. 

2)  In  Ziffern.     Das  Konzept  von  Meinders  geschrieben. 

3)  Die  am  12./ 22.  Januar  1682  abgeschlossene  neue  Allianz.  S.  v.  Mörner, 
S.  715AF.  (426 ff.).  Vgl.  Droysen,  111,3,  S.  485:  Prutz,  S.  245 f.;  Bulard,  S.  118f.; 
Philippson,  III,  S.  21)7. 


Die  neue  Allianz  mit  Frankreich.    Wünsche  des  Kf.  427 

and  Exempel  die  vornehmsten  Reichsstände  ihr  Absehen  gerichtet,  diese  so 
angestellt,  daß  dem  Könige  bisher  daraus  keine  Widerwärtigkeit  noch  Verdruß 
entstanden,  sondern  vielmehr  alles  nach  seinem  Sinn  und  Gefallen  von  statten 
gegangen  ist.  Dagegen  hat  er  nicht  allein  die  vom  kaiserlichen  Hofe  und 
anderen  Orten  ihm  gegen  Änderung  seiner  consiliorum  offerierten  avantageusen 
Konditionen  recusiert,  sondern  sich  auch  durch  verschiedene  kostbare  Schickungen 
nicht  vergebens  bemüht,  andere,  besonders  seine  Mitkurfürsten,  zu  einer 
Konformität  mit  seiner  Konduite  zu  bringen.  Auch  die  Aufforderungen  besonders 
seitens  des  Kaisers,  Englands  und  der  Vereinigten  Provinzen  zum  Beitritt  zu 
dem  Assoziationstraktat  und  die  ihm  dafür  offerierten  Advantagen  hat  er  aus- 
geschlagen und  ungeachtet  der  geringen  und  fast  nichts  importierenden 
Konditionen,  die  ihm  jetzt  aufs  neue  zugestanden  worden,  sich  lieber  mit  dem 
König  in  einen  neuen  Traktat  begeben,  in  der  Zuversicht,  der  König  werde 
seine  Affektion  und  Konfidenz  nicht  allein  mit  Vergnügen  erkennen,  sondern 
sich  auch  nachfolgender  Punkte  halber,  die  Sp.  von  Zeit  zu  Zeit  bei  Gelegenheit 
beobachten  und  befördern  soll,  gegen  ihn  mit  aller  Willfährigkeit  und  nach 
seinem  Verlangen  erweisen: 

1.  Nachdem  er  durch  seine  bisherige  Konduite  sich  in  große  Ombrage  und 
Jalousie  gesetzt  und  befürchten  muß,  daß  man  ihm  und  seinem  Hause  dieses 
früh  oder  spät  werde  entgelten  lassen,  erwartet  er  bei  dem  Könige  dagegen 
Schutz  und  Beistand. 

2.  Verläßt  er  sich  auf  die  von  demselben  gegen  das  Reich  und  gegen  ihn 
getanenen  syncerationes,  daß  er  mit  diesem  in  beständigem  Frieden  und  auf- 
richtiger Nachbarschaft  zu  leben  intentioniert  sei. 

3.  Weil  er  sicher  weiß,  daß  sowohl  der  Kaiser  als  auch  Schweden 
durch  seine  jetzige  Konduite  in  nicht  geringe  Ombrage  gegen  ihn  gesetzt  sind, 
and  er  daher  auch  dieser  Orten,  wo  ihm  des  Königs  Beistand  sehr  spät  oder 
gar  wenig  zustatten  kommen  könnte,  eines  beständigen  Appuys  bedarf,  den  er 
bei  niemand  besser  und  leichter  als  bei  Dänemark  finden  könnte,  so  erwartet 
er,  daß  der  König  sich  auch  angelegen  sein  lassen  wird,  diese  Krone  von  der 
anderen  Partei,  welche  sich  jetzt  um  ihre  Freundschaft  sehr  bemüht,  abzuziehen 
and  vermittelst  guter  Konditionen  in  sein  Interesse  zu  bringen,  auch  dadurch 
zwischen  derselben  und  ihm,  dem  Kf.,  das  gute  Vernehmen  zu  befestigen. 
Auch  er  bemüht  sich  darum,  hat  deswegen  eine  expresse  Schickung  getan,  auch 
Sp.  soll  Meyercrohn  Nachricht  davon  geben  und  ihm  berichten,  daß  er  von 
ihm  auf  diese  Art  beordert  wäre.1) 

')  Kf.  macht  (d.  Potsdam  31.  Januar/  10.  Februar  1682)  Sp.  Anzeige  von  dem 
günstigen  Erfolge  der  Sendung  Fuchs'  nach  Dänemark  (s.  unten  Abschnitt  IV)  und 
daß  dort  verabredet  worden  sei,  er  und  der  König  von  Dänemark  sollten  jeder  a  part 
mit  Frankreich  traktieren  und  auf  so  gute  Bedingungen  als  möglich  schließen,  und 
er  weist  ihn  an,  den  dänischen  Gesandten  bei  diesen  Verhandlungen,  besonders  in 
der  Subsidienangelegenheit,  zu  unterstützen.  „Im  übrigen  könnte  es  zwar  bei  dem 
bewußten  Tractat  verbleiben,  die  weil  aber  Dennemarck  nichts  davon  weiß,  selbiger 
auch  beständig  und  zum  höchsten  secretirt  werden  muß,  so  wird  sichs  woll  nicht 


42s 


III.  Brandenburg  und  Frankreich  l'iT'.'     LG84 


4.  Wenn  der  König  dem  Römischen  Reich,  falls  es  von  den  Türken  aa~ 
gegriffen  werden  sollte,  Hilfe  versprechen  und  eveniente  casu  wirklich  leisten 
wollte,  so  würde  dieses  bei  vielen  Reieasstäuden  sonderbare  Affektion  und 
Konsideration  erwecken. 

6,   Br  halt   sich   rgriiotett,  daß  der  Konig  hinfort  nicht  nur  mit  fernere« 
Rounionen  einhalten   und  die  nach  Abreise  seiner  Gesandten  geschehet  n- 
heben,  sondern  auch  bei  den  früher  werkstellig  gemachten   einige  Moderation, 
besonders  gegen  die  konsiderabelsten  Stände,  zeigen  und  dort  in  puncto  religionis 
nichts  indem  wird. 

6.  Besonders  empfiehlt  er  des  Hauses  K.Pfalz  Angelegenheiten  und 
Interesse,  er  wird  das,  was  diesem  darin  Gutes  und  Ersprießliches  widerfuhrt. 
so  aufnehmen,  als  wenn  es  ihm  selbst  geschehe.  Sp.  soll  diese  Sache  aufs 
beste  und  eifrigste  befördern,  auch  den  k,  pfälzischen  ministris  anzeigen,  daß  er 
solchen  ausdrücklichen  Kefehl  erhalten  hat. 

7.  Da  auch  seine  Kinder  erster  Khe  die  heredes  praesumptivi  des  Prinzen 
von  Uranien  sind,  so  bittet  er.  nicht  EU  gestatten,  daß  dessen  m  dem  temtorio 
des  Königs  gelegene  Lande  und  Domänen  so  wie  bisher  distrahiert  werden. 

8.  Er  erwartet,  daß  der  König  künftig,  wenn  er  mehrere  Gesandte  idttfita 
sollte,  diesen  allen  die  gleichen  gebührenden  Ehren  erweisen  lassen  wird, 

IL  Sp.  hat  daran  zu  erinnern,  daß  die  dem  Kf.  versprochenen  Gelder  besser 
und  richtiger  als  bisher  ausgezahlt  werden. 

10»  Kf.  rekommandiert  dem  Könige  seine   Angelegenheiten  in  Polen 
im  Haag. 

Er  hat  diesen  Traktat  mit  höchstem  Fleiß  zu  sekretieren,  damit  niemand, 
besonders  der  dänische  Gesandte,  nichts  davon  erfahre.  Er  wird  selbst  au* 
besten  beurteilen,  ob  er  eines  oder  anderen  Punktes  halber  bei  dem  Kfe^j 
Audienz  suchen  soll,  und  er  soll  darunter  Croissy's  Einraten  gebrauchen,  auf 
welchen  Kf.  ein  besonderes  gutes  Vertrauen  gesetzt  hat 


6,  Kitt 


sser 

- 


E.  Spanluim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris  6,  März   1682* 

[Mitteilungen  CroisayY     Die  Verhandlungen  mit  Danemark.] 

Er  ist  nach  Saint  Gormain  gereist  und  hat  mit  Croissy   über  die  in  dem 
Reskript  des  Kf.  vom  31,  Januar  behandelten  Punkte  gesprochen.     Cr,  erklarte. 


anders  schicken  als  daß  ein  neuer  Tractat  gemacht  und  dergestalt  eingerichtet  werde, 
damit  er  Denneinarck  und  nach  Gelegenheit  derjConjuneturen  hi eineggt  auch  sonst« 
comtuuniciret  werden  könne,  ratione  loci  vermeinen  wir,  daß  es  sich  am  besten  schicke 
würde,  daß  gleich  wie  Deuuemarek  zu  Coppenbagen,  also  auch  wir  alhie  den  Tri 
machten,  weQhalben  Ihr  dann  dorten  I.  K.  M.  Gedanken  und  Intention  *u  veruehn 
ntiiI  uns  mit  dorn  ehisten  davon  untertänigst  zu  berichten  habt4 


Die  Verhandlungen  mit  Dänemark.  429 

der  König  sei  dem  Kf.  viel  Dank  schuldig  und  werde  ihm  dieses  in  einem 
Handschreiben  ausdrücken.  In  betreff  des  Vertrages  mit  Dänemark  hat  er  dem- 
selben alles  vorgestellt,  was  diesen  zu  höheren  Zugeständnissen  bewegen  könnte, 
aber  Cr.  erklärte,  der  König  wolle  in  Friedenszeiten  nicht  mehr  als  150000  Rtlr. 
zahlen  und  hoffe,  Kf.  werde  den  König  von  Dänemark  bewegen,  sich  damit  zu 
begnügen.  Die  Mitteilung  von  einem  abzuschließenden  kommunikablen  Traktat 
nahm  er  ad  referendum.  In  betreff  der  pfalzischen  Angelegenheit  teilte  er  ihm 
mit,  dieselbe  sei  schon  abgemacht,  darauf  hätte  K.  Mainz  sofort  die  Sache  dem 
Reichstage  proponiert,  auch  K.  Trier  hätte  sich,  nachdem  er  einige  Umstände 
gemacht,  akkommodiert  und  Münster  schlage  eine  Ligue  der  zum  Frieden 
geneigten  Fürsten  und  Reichsstände  vor. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
10./20.  März  1682. 

[Schwierigkeiten,  welche  dem  Abschluß  des  Vertrages  mit  Dänemark  entgegenstehen.] 

Am  17.  hat  er  zu  seiner  Freude  von  Croissy  erfahren,  daß  nach  Meldung  20.  März 
des  französischen  Gesandten  in  Kopenhagen  der  Konig  von  Dänemark  erklärt 
habe,  auf  200000  Taler  in  Friedenszeiten  abschließen  und  auch  in  betreff  der 
anderen  Artikel  keine  Schwierigkeiten  machen  zu  wollen.  Auch  der  hiesige 
dänische  Gesandte  hat  jetzt  Ordre  erhalten,  sich  mit  jener  Summe  zu  begnügen, 
aber  zugleich  ist  ihm  ein  ganz  neues  Projekt  des  Vertrages  zugeschickt  worden, 
das  er  Croissy  zeigen,  von  demselben  genehmigen  lassen  und  dann  zur  Unter- 
zeichnung nach  Kopenhagen  zurückschicken  soll,  und  zwar  ist  ihm  bedeutet 
worden,  daß  dieses  das  Ultimatum  des  Königs  sei.  Meyercrohn  hat  dasselbe 
Croissy  übergeben,  dieser  aber  ist  damit  wenig  zufrieden  gewesen  und  hat 
ihm  heute  mitgeteilt,  daß  der  König  in  den  streitigen  Punkten  nicht  nachgeben 
könnte.  Es  handelt  sich  um  3  Punkte:  1.  Der  König  von  Frankreich  soll  seine 
guten  Dienste  zusagen  in  specie  zur  Durchsetzung  der  Rechte  oder  Ansprüche 
des  Königs  von  Dänemark  auf  Hamburg  und  den  Zoll  auf  der  Elbe,  während 
man  französischerseits  keine  bestimmte  Fälle  spezifizieren  will,  wie  Cr.  sagt, 
unter  anderem,  um  nicht  dadurch  den  ganzen  niedersächsischen  Kreis  zu 
choquieren.  2.  Dänischerseits  wird  verlangt  Zusage  der  Hilfe  bei  den  Streitig- 
keiten mit  dem  Herzog  von  Holstein,  wenn  deswegen  Dänemark  etwa  von 
Schweden  angegriffen  werden  sollte,  während  man  sich  französischerseits  nur 
im  allgemeinen  zur  Hilfe  contra  quoscunque  aggressores  verpflichten  will. 
3.  Dänemark  verlangt  Zusicherung  der  Hilfe,  wenn  es  angegriffen  werden  sollte 
wegen  Repressalien,  die  es,  um  sich  für  die  rückständigen  Subsidien  bezahlt  zu 
machen,  gegen  Spanien  und  Holland  ausüben  sollte.  Spanien  betreffend, 
will  man   es  hier  zugestehen,  aber  nicht  auch  Holland.    Nach  Meyercrohns 


430  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Meinung  könnte  um  dieser  Punkte  willen,  obwohl  man  wegen  der  Subsidien 
übereingekommen  ist,  die  ganze  Sache  noch  stecken  bleiben,  was  man  hier  nach 
den  Berichten  Mortangis'  nicht  erwartet  hat.1) 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln 
21./[31.  März]  1682. 

[Beabsichtigte   militärische   Maßregeln   Schwedens.      Vorschl&ge    K.  Triers»    Befehl, 

dieselben  zu  unterstützen.] 

31.  März  Der   hiesige   dänische  Gesandte   v.  Buchwald   hat  ihm  mitgeteilt,   sein 

König  habe  aus  Schweden  gewisse  Nachricht  erhalten,  daß  man  dort  im  Werk 
begriffen  sei,  eine  Armee  nach  Deutschland  zu  transportieren  und  zu  dem  Zweck 
30  Kriegsschiffe  auszurüsten,  derselbe  wünsche  seine  Gedanken  zu  erfahren,  wie 
solches  zu  hintertreiben  oder  verhindern  wäre.  Er  hat  geraten,  da  die  Sache 
nicht  weniger  Frankreich  als  sie  beide  concernierte,  vertraulich  mit  Croissy 
deswegen  zu  kommunizieren.  Sp.  soll  mit  Meyercrohn  und  dann  mit  Croissy 
darüber  vertraulich  reden. 

P.  S.  Beifolgend  Abschrift  dessen,  was  K.  Trier')  an  ihn  wegen  Erhaltung 
des  Friedens  im  Reich  und  der  von  dem  französischen  Minister  Tambonueau 
getanenen  Proposition  hat  gelangen  lassen.  Da  zu  fürchten  ist,  daß,  wenn  der 
König  von  Frankreich  wider  K.  Triers  Willen  Truppen  sollte  nach  Trier  werfen 
wollen,  alle  guten  intentiones  zur  Erhaltung  des  Friedens  mit  dem  Reiche  über 
den  Haufen  geworfen  und  gemeine  mesures  wider  des  Königs  Interesse  genommen 
werden  möchten,  so  soll  er  rekommendieren,  daß  der  König  sich  mit  K.  Triers 
Erklärung  zufrieden  geben  möchte. 


E.  Spanheiin  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
7./17.  April   1682. 

[Croissy's  Äußerungen  über  die  angeblichen  militärischen  Maßregeln  Schwedens,  die 
Diversion  von  Moskau  her  und  über  K.  Trier.     Geschenk  für  Kf.] 

17.  April  Er  hat  am  14.  mit  Croissy  über  die  schwedischen  Absichten  gesprochen 

und  vorgeschlagen,  ob  man  nicht  französischerseits  dem  König  von  Schweden  und 

!)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Coln  16./ 26.  März  1(>82),  er  sei  über  die  Nachricht 
von  den  Schwierigkeiten,  welche  sich  bei  dem  Traktat  mit  Dänemark  fänden,  um  so 
mehr  erstaunt,  da  der  König  von  Dänemark  ihm  schon  vor  drei  Wochen  geschrieben 
habe,  er  wollte  sich  mit  3(X)000  Rtlr.  in  Kriegs-  und  200000  in  Friedensxeiten  zu- 
frieden geben,  und  er  teilt  ihm  ein  Schreiben,  welches  er  deswegen  an  denselben 
gerichtet  habe,  mit     S.  unten  Abschnitt  IV. 

2)  S.  unten  Abschnitt  V. 


Drohende  Maßregeln  Schwedens.  431 

dessen  Ministern  anzeigen  wollte,  daß  unter  den  jetzigen  Umstanden  eine  solche 
Rastang  und  Sendung  von  Truppen  and  Schiffen  von  dem  König  von  Frankreich 
nur  als  ein  Concert  Schwedens  mit  seinen  Feinden  angesehen  werden  konnte. 
Cr.  meinte  zuerst,  es  wäre  wenig  wahrscheinlich,  daß  der  Konig  von  Schweden 
zu  einem  solchen  Unternehmen  imstande  sein  sollte,  auf  seine  Remonstrationen 
aber  erklärte  er,  mit  dem  König  darüber  sprechen  zu  wollen.  Aach  Meyer- 
crohn  hat  mit  ihm  über  diese  Angelegenheit  gesprochen  and  hat  dasselbe 
Versprechen  erhalten.  Derselbe  berührte  auch  die  Frage  einer  Diversion  gegen 
Schweden  durch  einen  Angriff  der  Moskowiter1)  gegen  Lief  land,  doch  erwiderte 
Cr.,  französischerseits  könnte  man  dazu  nichts  tun. 

Bei  derselben  Gelegenheit  hat  er  auch  mit  Cr.  wegen  K.  Triers  gesprochen. 
Derselbe  erwiderte,  der  Vorschlag  Tambonneau's  wegen  Einnehmung  einer 
Besatzung  von  Schweizern  habe  keine  Folge  gehabt,  der  König  sei  durch  die 
Erklärungen  K.  Triers  vollständig  zufriedengestellt. 

Er  hat  in  St  Germain  auch  die  8  Pferde  gesehen,  welche  der  König  dem 
Kf.  zum  Geschenk  schickt,  fünf  spanische,  zwei  barbes  und  ein  besonders 
schönes  englisches.  Ein  Stallmeister  des  Königs  wird  noch  heute  oder  morgen 
mit  denselben  abreisen. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
17./[27.]  April  1682. 

[Auf  die  Relation  vom  7./17.  April.    Verhandlungen  Schwedens  mit  Holland  und  dem 
Kaiser.    Angebliche  Absicht  des  Kaisers,  eine  Armee  ins  Reich  zu  schicken.] 

Er  hat  aas  dem  Haag  Nachricht,  daß  zwischen  Schweden  and  dem  Staat  27.  April 
eine  nähere  Verbindung  unter  Händen  sei,  daß  der  Staat  sich  bereit  erklärt 
habe,  an  Schweden  Subsidien  zu  zahlen  und  ihm  im  Notfall  mit  Schiffen,  See- 
offizieren und  Matrosen  zu  assistieren.  Er  soll  dieses  Croissy  hinterbringen. 
Da  bekannt  ist,  daß  der  Kaiser  und  Spanien  den  Krieg  verlangen  und  daß 
dieses  vornehmlich  in  Holland  verhindert  wird,  so  ist  leicht  zu  ermessen,  wohin 
obiges  zielt,  daß  alle  guten  Worte,  welche  Schweden  Frankreich  gibt,  ganz 
anders  zu  verstehen  sind,  und  daß  es  alles,  was  es  nur  kann,  tut,  am  wider 
Frankreich  oder  dessen  Alliierte  zu  agieren.  Graf  Alt heimb  ist  vom  kaiserlichen 
Hofe  nach  Schweden  schon  abgereist.  Aus  Holland  wird  gemeldet,  der  Staat 
habe  übernommen,  bei  Spanien  am  Subsidien  für  Schweden  zu  sollizitieren. 

J)  Auch  Kf.  hatte  (d.  CGln  l./ll.  April  1682)  Sp.  mitgeteilt,  nach  Buchwalds 
Bericht  habe  sich  der  Zar  für  den  Fall,  daß  es  zu  einer  Ruptur  mit  Schweden 
kommen  sollte,  zu  einer  Diversion  gegen  dasselbe  bereit  erklärt,  und  er  hatte  ihn  beauf- 
tragt, mit  Croissy  darüber  zu  sprechen  und  anzufragen,  ob  nicht  der  König  von 
Frankreich  an  den  Zaren  schicken  und  ihn  auffordern  lassen  wolle,  gegen  Schweden 
in  Aktion  zu  treten. 


432  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  167S*— b 

P.  ST  Einer  seiner  Oberofli  ziere,  der  nach  Wien  gereist  war,  hat  die 
Nachricht  mitgebracht,  daß  der  Kaiser  von  ausländischen  und  deutschen 
liehen  und  anderen  unter  der  Band  animiert  werde,  seine  Armee  nn gesäumt  ins 
Reich  marschieren  zu  lassen,  wo  sie  wohl  Unterhalt  finden  werde.  Von 
tadatee  Orten  hat  er  Nachricht,  daß  Schweden  zu  Wien  mit  dem  kaiserlichen 
Hofe  eine  solche  Allianz  zu  inachen  im  Werk  begriffen  sei,  welche  die  termiuo? 
eines  I>efonsi\  fnindnis*es  weit  überschreite.1) 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten, 
15./5.  Mui   1682. 


D.  Paris 


[Mitteilungen  Croissy's  über  die  gegen  Schweden  zu  treffenden  Vorsichtsmaßregeln, 

über  die  schwedischen  Anerbietungen  und  über  das  Vertrauen  zu  KfJ 

15.  Mai  In  seinem  letzten   Gespräch    mit  Croissy  im    I./12.  hat   er  diesem  den 

Inhalt  des  Reskriptes  des  Kf.  vom  17.  April  in  betreff  der  engeren  AUiani 
zwischen  Schweden  und  Holtand  mitgeteilt,  Cr.  berichtete  darauf,  daß,  entgegen 
den  Bemühungen  Fagcla  zugunsten  dieser  Allianz  die  Städte  Dortrecht  und 
Amsterdam  sich  dagegen  erklärt  hätten,  doch  war  auch  er  der  Meinung,  daß 
man  rechtzeitig  gegen  den  Konig  von  Schweden  Vorsichtsmaßregeln  ergreifen 
müßte,  und  daß  zu  diesem  Zwecke  im  Notfall  Piif  uetiere3)  nach  Moskau 
gehen  sollte.  Er  berichtete  ferner,  Lilienrodt  hätte  ihm  mitgeteilt,  daß  sein 
König  bereit  sei,  in  du*  Allianz  mit  Frankreich  einzutreten  und  ihn  mit  der 
Vollmacht  dazu  versehen  hätte,  worauf  er  ihm  erwidert  hätte,  daß  diese 
Anerbietungen  wenig  zu  dem  Auftreten  Schwedens  in  Wien,  dem  Haag  und 
London  stimmten.  Er  meinte,  Schweden  mache  solche  Vorschläge  nur,  nm  dk 
Alliierten  Frankreichs  mit  Mißtrauen  zu  erfüllen.  Zu  Meyercrohn  hat 
geäußert,  man  wäre  hier  von  der  Festigkeit  des  Kf.  überzeugt,  obwohl  die  von 
der  Gegenpartei  sich  mit  der  Hoffnung  schmeichelten,  ihn  zu  sich  herüber* 
zuziehen.  Ihm  hat  er  spezieller  mitgeteilt,  was  Rebenac  über  dif  VerafcherfiBgMl 
gemeldet  hat,  die  Kf.  in   seiner  letzten  Audienz  gemacht  hat,   er  meinte  aber. 


J)  Kf.  beauftragt   (d.  Coln  25.  April  /  4*  Mai  1G82)   Sp,,   Croissy    mitauteilea, 
was  ihm  Buchwald  über  eine  von  Schweden  vorgeschlagene  Tripelallianz,  mit  ibjo 
und  D&nernark   berichtet  habe,    und    darauf   hümiweiaea,    daß  Schweden   all* 
gegen  Frankreich  aufzubringen  suche. 

•)  Schon  am  1.  Mai  hatte  Sp*  berichtet,  Croissy  habe  ihm  mitgeteilt,  der  Künig 
wäre  mit  dem  Anerbieten  des  Zaren  sehr  zufrieden  und  wollte  d&iu  auf  die  gewünsohu 
Weise  mitwirken,  Ri'benac  werde  Befehl  erhalten,  mit  Kf,  über  alles,  was  feM  M 
tun  sei,  zu  beraten,  Martangia  werde  denselben  Auftrag  erhalten  und  der  in  Schweden 
befindliche  Piquetiere  solle  nach  Kopenhagen  und  von  dort  nach  Moskau  gehen. 


Schwedische  Anträge.  433 

es  wurde  gut  sein,  um  solche  Hoffnungen  der  Gegner  zu  zerstören,  daß  Kf. 
seinen  Ministern  in  Frankfurt  und  Regensburg  befehle,  sich  in  noch  stärkeren 
und  präziseren  Ausdrucken  in  betreff  der  Annahme  der  französischen  Vorschläge 
zu  erklären. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
12./22.  Mai  1682. 

[Mitteilungen  Croissy's  über  das  Verhältnis  zu  Schweden,  über  die  Zufriedenheit  des 

Königs  mit  dem  Verhalten  des  Kf.  und  aber  die  Äußerungen  des  Herzogs  von  Celle. 

Instruktion  an  Rebenac  für  die  Zusammenkunft  in  Itzehoe.] 

Bei  seiner  letzten  Unterredung  mit  Croissy  in  Versailles  am  19.  hat  er  22.  Mai 
diesem  den  Bericht  des  Residenten  des  Kf.  in  Kopenhagen1)  in  betreff  der  von 
Schweden  vorgeschlagenen  Tripelallianz  mitgeteilt.  Cr.  erwiderte,  solche  Schritte 
Schwedens  seien  den  Versicherungen,  welche  es  hier  gebe,  geradezu  entgegen- 
gesetzt. Feuquieres  habe  in  seiner  letzten  Relation  gemeldet,  man  bezeuge 
ihm  gegenüber  mehr  und  mehr  die  Neigung,  die  alten  Beziehungen  zu  Frankreich 
wieder  herzustellen.  Graf  Oxenstirn  habe  zu  ihm  davon  in  sehr  bestimmten 
Ausdrücken  gesprochen,  F.  hätte  es  darauf  übernommen,  deswegen  an  den 
König  zu  schreiben  und  dessen  Befehle  zu  erwarten,  der  König  aber  wäre  damit 
wenig  zufrieden  und  hätte  ihn  beauftragt,  keine  Vorschläge  Schwedens  anzuhören, 
sondern  seinen  Abschied  zu  nehmen  und  auf  die  Befehle  zu  verweisen,  welche 
sein  Nachfolger  mitbringen  werde.3)  Cr.  versicherte  ihm  ebenso  wie  Meyer- 
crohn,  man  wäre  durchaus  nicht  geneigt,  mit  Schweden  in  Unterhandlungen 
zu  treten,  vorläufig  hätte  man  nur  auf  die  Erhaltung  des  Friedens  mit  dem 
Reiche  und  auf  die  deswegen  mit  Dänemark  und  Kf.  eingegangenen  Ver- 
pflichtungen zu  sehen.  Er  bezeugte  wieder,  daß  der  König  mit  dem  ganzen 
Verhalten  des  Kf.  sehr  zufrieden  sei,  daß  Verjus  das  Votum  Jena's5)  in 
Regensburg  übersandt  habe  und  daß  dieses  seiner  Meinung  nach  das  gründlichste, 
stärkste  und  verständigste  sei,  das  man  nur  habe  wünschen  können.  Er  erklärte 
auch,  er  sei  sehr  erstaunt  über  die  Äußerungen  des  Herzogs  von  Celle  zu  dem 
dänischen  Gesandten,  wovon  ihm  Meyercrohn  Mitteilung  gemacht  hat,  der 
Marquis  d' Are y  hätte  bisher  davon  nichts  gemeldet,  sondern  nur,  daß  derselbe 
sich  heftig  über  die  Wegnahme  der  Lübecker  Schiffe4)  durch  die  Dänen  beklagte 
und  nicht  gestatten  wollte,  daß  die  Stadt  sich  deswegen  mit  dem  König  von 
Dänemark  vergleiche. 

l)  S.  unten  Abschnitt  IV. 
*)  S.  Recueil  des  instruetions  II,  S.  LXX. 

*)  S.  Pufendorf,  XVIII,  §  53  (S.  1430 ff.)  und  unten  Abschnitt  V  die  Relation 
G.  v.  Jena's  und  Schünbeck's  vom  8.  Mai  1(582. 
4)  S.  unten  Abschnitt  IV. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  28 


434  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679— 1G84. 

P.  S.  Nach  seiner  Rückkehr  von  Versailles  hat  er  das  Reskript  des  Kf. 
vom  29.  April ')  erhalten,  ist  am  folgenden  Tage  nach  Versailles  zurückgekehrt 
und  hat  Croissy  die  anbefohlenen  Mitteilungen  über  die  Zusammenkunft  des 
Kf.  und  des  Königs  von  Dänemark  und  die  an  Reben ac  zu  erteilenden  Befehle 
gemacht.  Cr.  erwiderte,  auf  die  erste  Nachricht  von  dieser  Zusammenkunft 
hätte  Rebenac  Befehl  erhalten,  sich  auch  dort  einzufinden  und  mit  dem  König 
und  Kf.  zu  sehen,  was  man  zum  Besten  des  Vertrages  und  der  gemeinsamen 
Interessen  tun  könnte.  Da  man  hier  nicht  im  einzelnen  wüßte,  was  dort  vor- 
geschlagen oder  verhandelt  werden  würde,  könnte  man  keine  besonderen 
Instruktionen  dorthin  schicken  und  man  glaubte  auch  nicht,  daß  es  einer 
anderen  Vollmacht  als  der  ihm  schon  erteilten  Befehle  bedürfen  werde.  Er 
hoffte,  man  werde  dort  keine  Maßregeln  ergreifen,  welche  den  Vorwand  zu 
einem  Kriege  mit  Schweden  oder  für  die  Gegenpartei  zu  weiteren  dem  Frieden 
entgegengesetzten  Maßregeln  darbieten  könnten.  Er  hat  darauf  erwidert,  es 
wäre  doch  wünschenswert  und  notwendig,  daß  dort  ein  hinreichend  autorisierter 
französischer  Minister  zugegen  wäre,  und  daß  in  jedem  Fall  die  Vollmacht 
welche  man  Rebenac  schicken  könnte,  sich  auf  die  ihm  erteilten  Befehle 
beziehen  könnte.  Cr.  nahm  es  ad  referendum,  in  betreff  Martangis'  teilte  er 
ihm  mit,  daß  derselbe  Befehl  erhalten  hätte,  den  König  von  Dänemark  auf  der 
Reise  nach  Holstein  zu  begleiten,  daß  er  aber  mit  dem  König  darüber  sprechen 
wollte,  daß  derselbe  den  Befehl  erhalte,  sich  bei  der  Zusammenkunft  nicht 
einzufinden.  Er  hatte  ihm  nämlich  angedeutet,  daß  es  dänischerseits  nicht 
gewünscht  werde  und  die  Konkurrenz  zweier  französischer  Minister  daselbst 
dem  einen  oder  dem  anderen  Verlegenheit  bereiten  könnte. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
23.  Mai/ 2.  Juni   1682.2) 

[Auf  die  Relationen   vom  5./15.  und  8./18.  Mai.     Die  von  ihm  getroffenen  Anstalten. 
Wunsch  einer  außerordentlichen  Geldunterstützung.] 

2.  Juni  Seine  Gesandten    in   Regensburg   und   Frankfurt   haben    von   ihm    solche 

Ordre,3)  wie  sie  die  französischen  Gesandten  verlangt,  erhalten.    Die  Zusammen- 

')  In  demselben  hatte  Kf.  ihm  mitgeteilt,  daß  er  demnächst  mit  dem  König 
von  Dänemark  in  Holstein  zusammenzukommen  gedenke,  um  mit  ihm  weitere  Ver- 
abredungen zu  treffen,  und  den  Wunsch  ausgesprochen,  daß  Rebenac  speziellere 
Instruktionen  zur  Teilnahme  daran  erhalte.  S.  über  diese  Zusammenkunft  zu  Itzehoe 
Mitte  Juni  1682  unten  Abschnitt  IV. 

*)  Konzept  von  Meinders'  Hand. 

*)  S.  das  Reskript  des  Kf.  an  Jena  und  Schönbeck  vom  2G.  April/ 6.  Mai  1682 
unten  Abschnitt  V. 


Die  Zusammenkunft  in  Itzehoe.    Verlangen  einer  Geldunterstützung.       435 

kunft  mit  dem  König  von  Dänemark  wird  er,  wenn  nur  seine  Gesundheit  und 
Kräfte  es  zulassen,  werkstellig  machen  und  er  hofft,  daß  dieselbe  gedeihliche 
Effekten  nach  sich  ziehen  wird.  Im  übrigen  stellt  er  sich  in  gute  Verfassung. 
Alle  seine  Offiziere  haben  Ordre  erhalten,  sich  bei  ihren  Truppen  einzufinden, 
er  hat1)  einige  Regimenter  aus  Preußen  in  seine  hiesigen  Reichslande  marschieren 
lassen  und  er  hat  auch  zu  neuen  Werbungen  und  Verstärkung  seiner  Truppen 
Anstalt  gemacht  Sp.  kann  davon  behörigen  Ortes  Mitteilung  machen,  von  seiner 
Firmetat  und  Aufrichtigkeit  Versicherung  tun  und  darauf  hinweisen,  daß  die 
entgegengesetzten  Gerächte  nur  artificia  derer  seien,  die  ihm  die  Affektion  des 
Königs  mißgönnen  und  die  zwischen  ihnen  aufgerichtete  vertrauliche  Intelligenz 
zu  schwächen  suchen. 

Schließlich*)  gereichet  uns  zu  sonderbarem  Wohlgefallen,  daß  man 
wegen  Zahlung  der  uns  versprochenen  Subsidien  so  gute  Anstalt  machet. 
Der  Graf  von  Rebbenacq  wird  uns  das  Zeugniß  geben,  daß  wir  solche 
und  zwar  ein  weit  mehres  zu  Erreichung  des  vorgesetzten  gemeinen 
Zwecks  anwenden  und  deßwegen  verhoffen,  I.  K.  M.  werden  in  Er- 
wägung, daß  die  Sachen  überall  in  höchster  crisi  stehen,  dero  Generosität 
nach  etwas  extraordinarie  bei  der  Sache  tun,  zumalen  mit  100000  Rthlr. 
anjetzo  mehr  auszurichten  als  hiernächst  mit  zehen  oder  zwanzigmal 
größerer  Summ,  wir  uns  auch  wegen  der  mit  I.  K.  M.  habenden  Allianz 
in  solchen  Stand  setzen  müssen,  damit  wir  auf  allerhand  Zufalle  gefasset 
sein  und  was  wir  versprochen,  auch  das  gemeine  Interesse  erfordert, 
mit  Nachdruck  effectuiren  können.  Zwar  können  wir  noch  zur  Zeit  keine 
subsidia  bellica  prätendiren,  worauf  wir  es  auch  gar  nicht  nehmen, 
dieweil  aber  die  Sachen  in  der  höchsten  Gefahr  stehen,  so  dürften  auch 
einige  extraordinaire  Mittel  desto  nötiger  sein  und  unterlassen  wir  nicht 
uns  und  unsere  Lande  desfalls  zum  äußersten  und  fast  über  Vermögen 
anzugreifen. 

Wir  haben  dergleichen  Vorstellungen  auch  dem  Grafen  von  Rebbenacq 
alhie  tun  lassen,  davon  derselbe  außer  Zweifel  wird  rapport  getan 
haben.  Wir  haben  zwar  die  gewisse  Nachricht,  daß  Dennemarck  der- 
gleichen suche,  Ihr  habt  Euch  aber  mit  dessen  ministro  daselbst  dieser 
wegen  nicht  zu  conjungiren,  noch  gegen  denselben  Euch  merken  zu 
lassen,  daß  Ihr  mit  dergleichen  ordre  versehen,  damit  Franckreich  hierin 
desto  ehender  sich  zu  etwas  gegen  uns  a  part  erklären  möge,  welches 
wir  in  der  höchsten  secretesse  zu  halten  nicht  ermangeln  würden. 


')  S.  Prutx,  S.  247. 

')  S.  ebendaselbst  S.  248. 


28# 


436  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Lentzen 
30.  Mai/[9.  Juni]  1682.1) 

[Vorschlage,  wie  die  Bemühungen  der  Kaiserlichen,  Frankreich  und  dessen  Anhinger 
im  Reich  verhaßt  zu  machen,  vereitelt  werden  könnten.] 

9.  Juni  Die  Kaiserlichen  und  deren  Adhärenten  haben  die  zu  Frankfurt  geschehene 

französische  Proposition  hauptsächlich  deswegen  so  traduciert  und  im  Reiche 
verhaßt  zu  machen  gesucht,  weil  Frankreich  so  dem  Reiche  Gesetze  vorzuschreiben 
und  dictatorio  modo  mit  demselben  zu  traktieren  trachte,  wodurch  man  ihn 
und  andere,  welche  zur  Annahme  der  französischen  Proposition  geraten,  mit 
Mißgunst  und  Verdacht  im  Reiche  zu  beladen  sucht.  Er  soll  hierüber  mit 
Croissy  sprechen  und  demselben  anzeigen,  daß  Kf.  auch  weiter  für  Annahme 
dieser  Proposition  stimmen  und  alles,  was  sein  mit  Frankreich  aufgerichteter 
Traktat  erfordere,  prästieren  werde,  daß  er  aber  dessen  prudence  anheim  stelle, 
ob  nicht  Mittel  zu  finden,  um  den  Kaiserlichen  diesen  invidieusen  Vorwurf  zu 
benehmen,  entweder  durch  diensame  Vorstellungen,  daß  der  König  durch  diese 
Proposition  die  Sicherheit  des  Reichs  auf  ewig  zu  befestigen  gesucht,  oder  durch 
eine  präallable  Erklärung,  was  man  noch  für  Örter  excepto  Straßburg  restituieren 
wolle,  da  durch  Zedierung  solcher  geringer  Örter  dem  König  wenig  abgehen, 
viele  Reichsstände  aber  dadurch  zum  höchsten  obligiert  werden  würden  und  es 
für  den  König  glorieuser  sein  würde,  diese  Restitution  zu  offerieren  als  den 
Schein  zu  geben,  daß  solches  durch  Traktaten  wäre  abdisputiert  worden,  oder 
daß  man  den  kaiserlichen  und  Reichsdeputierten  freistellte,  eine  Gegenproposition 
zu  tun,  oder  daß  man  alle  drei  Punkte  zugleich  allegierte.  Dem  Kaiser  würde 
dadurch  ein  plausibler  Prätext  gegen  die  französische  Proposition  entzogen,  es 
würde  dieses  ferner  zu  Beförderung  des  Friedens  dienen,  und  man  würde  die 
invidiam  der  Verzögerung  der  Frankfurter  Traktaten  so  auf  die  Kaiserlichen 
werfen  und  dein  König  mehr  Freunde  im  Reich  zuziehen.  Sollte  Cr.  dagegen 
einwerfen,  daß  der  Friede  zu  Nimwegeii  so  gemacht  sei,  so  hat  er  die  notorische 
Differenz  der  damaligen  und  jetzigen  Zeiten  und  besonders  anzuführen,  daß  die 
Kaiserlichen  ebenso  eifrig  wie  damals  den  Frieden,  jetzt  den  Krieg  suchten,  und 
daß  dieses  das  beste  Mittel  wäre,  ihr  Absehen  zu  vereiteln. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
9./19.  Juni  1682. 

[Seine  Mitteilungen  an  Croissy,  dessen  ablehnende  Haltung.] 

19.  Juni  Er   hat   am    1(5.    in  Versailles  Croissy    den   Inhalt   des  Reskriptes    vom 

23.  Mai  mitgeteilt,  ihm  den  gefährlichen  Zustand  der  Dinge  im  Reiche,  besonders 

l)  Konzept  von  Fuchs'  Hand. 


Vorschläge  des  Kf.,  Ablehnung  derselben.  437 

die  Vorgänge  auf  dem  Niedersächsischen  Kreistage  und  die  Notwendigkeit  für 
die  Bundesgenossen  Frankreichs,  sich  so  in  Positur  zu  stellen,  daß  man  den 
anderen  die  Lust,  Krieg  anzufangen,  benehme,  vorgestellt,  und  er  hat  dann 
Gelegenheit  genommen,  da  Cr.  es  vermied,  darauf  einzugehen,  das  Bedürfnis 
einer  außerordentlichen  Geldunterstützung  für  Kf.  zu  berühren  und  die  in  dem 
Reskript  angedeuteten  Gründe  dafür  auseinanderzusetzen.  Aber  er  hat  damit 
keinen  Erfolg  gehabt,  Cr.  sagte  pünktliche  Zahlung  der  versprochenen  Summen 
zu,  aber  zu  weiterem  machte  er  keine  Hoffnung.  Das  Haupthindernis  ist  jeden- 
falls, daß  der  König  von  Dänemark  zu  gleicher  Zeit  durch  Meyercrohn,  wie 
dieser  ihm  mitgeteilt  hat,  eine  Antizipation  der  Kriegssubsidien  hat  verlangen 
lassen.  Er  hat  demselben  bisher  noch  nichts  von  dem  ihm  erteilten  Befehle 
deswegen  mitgeteilt,  worüber  M.  sehr  verwundert  ist. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
16./26.  Juni  1682. 

[Seine  Mitteilungen  an  Croissy.    Ablehnung  des  Vorschlages  des  Kf.] 

Er  hat  am  23.  Croissy  den  Inhalt  des  Reskriptes  vom  30.  Mai  mitgeteilt  26.  Jun 
und  die  dort  angeführten  Mittel  vorgestellt,  durch  welche  man  die  von  den 
Kaiserlichen  und  ihren  Anhängern  gegen  den  König  von  Frankreich  erhobene 
Anklage,  daß  er  die  Friedensbedingungen  diktieren  wolle,  entkräften  konnte. 
Cr.  erwiderte,  allerdings  werde  diese  Anklage  gegen  den  König  erhoben,  aber 
mit  Unrecht  und  ohne  Grund.  Denn  derselbe  hätte  keinen  geeigneteren  und 
kürzeren  Weg  zur  Beendigung  der  Streitigkeiten  mit  dem  Reiche  finden  können, 
als  indem  er  erklärt  hätte,  seine  Ansprüche  auf  das,  was  er  schon  im  Besitz 
hätte,  zu  beschränken,  und  auf  weitere  Reunionen,  selbst  auf  solche,  die  er 
nach  der  Abreise  seiner  Gesandten  von  Paris  gemacht  hätte,  zu  verzichten. 
Jeder  andere  Weg  würde  zu  langen  Streitigkeiten  und  schließlich  zum  Kriege 
geführt  haben.  Die  Kaiserlichen  und  deren  Anhänger  seien  daran  schuld,  daß 
die  Friedensverhandlungen  in  die  Länge  gezogen  würden,  und  sie  würden  auch, 
wenn  dieser  Vorwand  quoad  modum  agendi  fortfiele,  andere  vorbringen.  Auf 
die  Zurückgabe  von  vor  der  Abreise  der  Gesandten  besetzten  Plätzen  würde  der 
König,  wie  er  glaube,  sich  nicht  einlassen,  und  er  würde  nicht  wagen  ihm  es 
vorzuschlagen.  Das  einzige  Mittel,  den  Frieden  mit  dem  Reich  ohne  Verzögerung 
zustande  zu  bringen,  sei,  fest  auf  der  Annahme  der  französischen  Vorschläge  zu 
bestehen.  Im  übrigen  ließ  sich  aus  seinen  Reden  erkennen,  daß  man  hier 
sicher  glaubt,  daß  es  in  diesem  Jahre  noch  nicht  zum  Kriege  kommen  wird, 
und  daß  man  daher  um  so  weniger  es  für  notwendig  hält,  größere  Ausgaben 
zu  machen. 


438  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris  3.  Juli   1682. 

[Mitteilungen  Meyercrohns.     Abiebnende  Haltung  Croissy's.] 

3.  Juli  Meyercrohn   hat  ihm   vor  wenigen  Tagen   den  neuen  Vertrag1)  seines 

Königs  mit  Kf.  mitgeteilt  und  den  Befehl,  welchen  er  erhalten,  hier  um  eine 
Antizipation  der  Kriegssubsidien  nachzusuchen,  in  der  Voraussetzung,  daß  er 
gleichen  Befehl  erhalten  habe.  Er  hat  ihm  erzählt  von  den  Nachrichten  über 
diesen  Vertrag,  die  er  durch  Briefe  des  Geheimen  Rats  Meinders  aus  Itzehoe 
und  Hamburg  erhalten,  dararauf  hingewiesen,  daß  er  weitere  Befehle  nach  der 
Rückkehr  des  Kf.  nach  Berlin  erbalten  würde,  und  sich  in  allgemeinen  Aus- 
drücken erboten,  mit  ihm  zu  allem,  was  den  Zweck  dieses  Vertrages,  die 
Beförderung  des  Friedens  und  die  deswegen  zwischen  Dänemark  und  Kf. 
getroffenen  Verabredungen  betreffe,  zusammenzuwirken.  M.  aber  war  damit 
nicht  zufrieden  und  erklärte,  unter  diesen  Umständen  auch  seinerseits  mit 
weiteren  Eröffnungen  gegen  Croissy  warten  zu  wollen,  zumal  er  bei  seinen 
bisherigen  Versuchen  bei  demselben  kein  Entgegenkommen  gefunden  hätte, 
derselbe  hätte  ihm  erklärt,  vorläufig  sei  keine  Aussicht  zum  Kriege  und  daher 
auch  besondere  Rüstungen  Dänemarks  und  Brandenburgs  unnötig.  Ebendasselbe 
hat  Cr.  auch  ihm  gegenüber,  als  er  letzten  Dienstag  bei  ihm  Audienz  hatte  und, 
ohne  auf  die  Einzelheiten  des  neuen  Vertrages  und  die  Antizipation  der  Kriegs- 
subsidien einzugehen,  dieselbe  Angelegenheit,  die  großen  Kosten,  welche  dem 
Kf.  durch  seine  Rüstungen  und  die  von  ihm  ausgeschickten  Gesandtschaften 
erwachsen  seien,  und  die  Notwendigkeit  einer  außerordentlichen  Geldunterstützung 
vorbrachte,  erwidert.') 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  14./24.  Juli  1682. 

[Seine  Mitteilungen  an  Croissy  und  dessen  Erwiderung  darauf.     Ungünstiger  Zustand 

der  französischen  Finanzen,  dadurch  veranlaßte  Sparsamkeit.     Mitteilungen  Bethune's 

über  die  Machinationen  des  Kaisers  in  Polen.] 

24.  Juli  In  der  Audienz  am  21.  bat  er  Croissy  von   den  weiteren  Schritten  Mit- 

teilung gemacht,  die  Kf.3)  seit  seiner  Rückkehr  nach  Berlin  zu  Ausführung  der 

')  Den  am  8./ 18.  Juni  1682  zu  Itzehoe  zwischen  König  Christian  und  Kf.  ab- 
geschlossenen Vertrag  (v.  Monier,  S.  718,  432).     S.  unten  Abschnitt  IV. 

2)  Inzwischen  hatte  Kf.  (d.  Cöln  28.  Juui/8.  Juli  1U82)  Sp.  angewiesen,  Meyer- 
crohn von  dem  erhaltenen  Befehl,  mit  ihm  zusammen  Antizipation  einiger  Subsidien 
zu  beantragen,  Anzeige  zu  machen,  zugleich  aber  ihm  mitgeteilt,  er  habe  aus 
Rebenacs  Äußerungen  ersehen,  daß  man  dort  wenig  Inklination  dazu  zeige,  und 
sei  daher  fast  der  Meinung,  davon  zu  abstrahieren.  Sp.  erwidert  darauf  10./20.  Juli, 
er  habe  mit  Meyercrohn  darüber  gepsrochen,  dieser  aber  meine,  man  solle  die 
Antizipation  der  Subsidien  garnicht  weiter  anregen,  da  gar  keine  Aussicht  auf  einen 
günstigen  Erfolg  sei. 

3)  S.  unten  Abschnitt  IV. 


Ablehnung  der  gewünschten  Antizipation  der  Subsidien.  439 

in  Itzehoe  getroffenen  Verabredungen  getan.  Derselbe  erwiderte,  der  König 
wüßte  dem  Kf.  dafür  vielen  Dank,  setzte  aber  voraas,  daß  derselbe  bei  seinen 
Sendungen  nach  Wien,  Schweden  und  anderswohin  sich  mehr  auf  das  Interesse, 
das  er  als  Kurfürst  und  Reichsstand  an  der  Erhaltung  des  Friedens  des  Reiches 
nehme,  als  auf  Verpflichtungen  gegen  den  König  von  Frankreich  oder  als  wenn 
er  mit  diesem  im  Einverständnis  handelte,  berufe,  da  in  letzterem  Fall  solches 
dem  König  als  Schwäche  gedeutet  werden  könnte.  Man  müsse  möglichst  durch 
glimpfliche  Mittel  die  Gemüter,  besonders  in  Holland,  zu  gewinnen  suchen,  daher 
halte  der  König  den  Vorschlag  des  Kf.,  von  dem  Rebe  na  c  gemeldet,  man  sollte 
einen  Termin  für  die  Annahme  der  französischen  Vorschläge  setzen,  noch  für 
verfrüht.  Er  hat  dann  Croissy  mitgeteilt,  was  Busch  ihm  über  das  Ergebnis 
seiner  ersten  Konferenz  mit  dem  Bischof  von  Münster1)  berichtet  hat.  Gr. 
meinte  auch,  es  sei  sehr  wünschenswert,  sich  des  Bischofs  zu  versichern,  aber 
von  der  Zahlung  von  Subsidien  an  denselben  wollte  er  vorläufig  nichts  wissen. 
Offenbar  sind  die  Finanzen  nicht  imstande,  in  diesem  Jahr  einen  Krieg  aus- 
zuhalten, und  ist  der  königliche  Schatz  erschöpft  durch  die  Rückzahlung  von 
mehr  als  50  Millionen  Livres  an  Privatpersonen,  welche,  gegen  die  Erwartung 
Colberts,  die  Zurückziehung  des  Kapitals  der  angebotenen  Konversion  von  15 
in  20  vorgezogen  haben.  Daher  haben  jetzt  Sparsamkeitsrücksichten  die  Ober- 
hand gewonnen,  auch  bei  Croissy  aus  Furcht  vor  Colbert,  der  darüber  im 
Konseil  in  Gegenwart  des  Königs  mit  Louvois  in  heftigen  Streit  geraten  ist. 
Der  Marquis  de  Bethune  hat  ihm  in  Versailles  erzählt,  er  hätte  Nachricht 
aus  Polen,  daß  der  Kaiser  sich  bemühe,  den  König  zu  einer  engen  Allianz 
mit  Schweden  zu  bewegen,  ohne  Zweifel  um  Gelegenheit  zu  erhalten,  dem  Kf. 
Bändel  in  Preußen  zu  erregen.  Er  hat  darüber  auch  mit  Croissy  gesprochen, 
derselbe  meinte  aber,  es  sei  zu  hoffen,  daß  der  König  von  Polen  sich  nicht 
darauf  einlassen  würde,  man  werde  fortfahren,  nach  Möglichkeit  solche  Machi- 
nationen zu  vereiteln.  Es  scheint  zwischen  den  Königen  von  Frankreich  und 
Polen  eine  Erkältung  eingetreten  zu  sein  und  Bethune  auch  in  seinem  eigenen 
Interesse  die  Folgen  davon  abzuwenden  zu  suchen.  Er  meinte,  eine  Zusammen- 
kunft des  Kf.  mit  dem  König  von  Polen  würde  sehr  nützlich  und  sogar  not- 
wendig sein. 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
5./[15.]  August  1682.2) 

[Die    Verhandlungen    mit   Münster.     Einmischung    des   Herzogs    von   Gelle   in   die 
holsteinsche  Angelegenheit.     Drohende  Nachrichten  aus  Polen.] 

Er  erwartet  mit  Verlangen,  wie  der  König  von  Frankreich  über  die  Allianz  15.  Aug 
mit  Münster3)   urteilen  wird.     Er  wird  sehen,  ob  er  die  Sache  zum  Schluß 

!)  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  Konzept  von  Fuchs  geschrieben. 

*)  S.  oben. 


440  HI*  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

wird  bringen  können,  und  hat  daher  v.  Busch  mit  neuer  Ordre,  die  er  Reben ac 
hat  kommunizieren  lassen,  dorthin  abgefertigt.  Da  verlauten  will,  daß  ein 
Vernehmen  zwischen  Schweden  and  Celle  sei,  um  die  dänischen  Truppen 
aus  dem  Anteil  des  Herzogs  von  Holstein-Gottorff  zu  halten  und  dagegen 
lüneburgische  oder  Kreisvölker  hineinzulegen,  solches  aber  zu  nichts  anders 
angesehen,  als  die  übel  Intentionierten  zu  fortifizieren  und  den  König  von 
Dänemark  zu  schwächen,  so  soll  er  dem  dänischen  Minister  hierin  auf  das  beste 
assistieren,  daß  man  sich  erkläre,  im  Fall  der  Not  dem  König  von  Dänemark, 
welcher  dieses  nimmer  gestatten  kann  noch  wird,  kräftigen  Beistand  zu  leisten, 
wie  auch  er  den  König  nicht  im  Stich  lassen  kann  noch  will.  Da  auch  von 
allen  Orten  her  verlauten  will,  daß  zwischen  Schweden  und  Polen  eine 
Alliance  getroffen  und  daß  auch  zwischen  dem  Kaiser  und  Polen  eine  sehr 
genaue  Intelligenz  sei,  so  soll  er  auch  darüber  mit  Croissy  sprechen  und 
bitten,  daß  dem  französischen  Gesandten  in  Polen  befohlen  werde,  darauf  ein 
wachendes  Auge  zu  haben  und  alles  an  Rebenac  zu  berichten,  damit  derselbe 
ihm  davon  Mitteilung  mache. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
7.  August  1682. 

[Erklärungen  Croissy's   über   die  Verhandlungen  mit  Munster,   die  Resolution   der 
Gen.  Staaten  und  die  Nachrichten  aus  Polen.     Geburt  eines  Prinzen.] 

7.  Aug.  Am  4.  hat  er  Croissy  den  Inhalt  des  Reskriptes  des  Kf.  vom  12./22.  Juli1) 

mitgeteilt.  Betreffend  den  Bischof  von  Münster  erklärte  er,  man  sei  zum 
Abschluß  eines  Neutralitätsvertrages  mit  demselben  geneigt  und  werde  mit  Ver- 
gnügen sehen,  wenn  er  mit  den  Bundesgenossen  des  Königs,  besonders  mit  Kf., 
in  ein  näheres  Verhältnis  trete,  aber  zu  Subsidien  eröffnete  er  vorläufig  keine 
Aussicht.  Er  sprach  zugleich  den  Wunsch  aus,  daß  Kf.  auch  bei  den  zwischen 
Dänemark  und  dem  Administrator  von  Württemberg  angeknüpften  Unter- 
handlungen mitwirke.  Betreffend  die  Resolution  der  Generalstaaten2)  auf  das 
Memorial  v.  Diests  tadelte  er,  daß  man  darin  den  König  von  Spanien  vor  den 
von  Frankreich  gesetzt  hätte,  im  übrigen  erklärte  er,  daß  man  dadurch  nicht 
überrascht  wäre,  am  wenigsten  wäre  man  damit  unzufrieden,  daß  die  General- 
staaten erklärten,    um    der  Angelegenheiten  des  Reiches  willen    sich   nicht  in 

')  In  demselben  hatte  Kf.  ihm  weitere  Mitteilungen  über  den  Verlauf  der  Ver- 
handlungen mit  Münster  gemacht. 

2)  S.  Urk.  u.Akt.  III,  S.  (548.  Nachdem  Sp.  infolge  eines  Reskriptes  des  Kf. 
vom  *J0.  Juli/j.  August  Croissy  nähere  Mitteilungen  darüber  gemacht  hatte,  eröffnete 
ihm  dieser,  der  König  halte  es  für  geeigneter,  die  Resolution  zu  verachten  oder  Diest 
anzuweisen,  nur  mündlich  darauf  zu  antworten,  statt  die  Sache  weiter  zu  treiben. 


Verhandlungen  mit  Münster.    Polen.    Streit  wegen  Holstein.  441 

einen  Krieg  einlassen  zu  wollen.  Er  teilte  ihm  mit,  auch  die  Nachrichten  aus 
Wien  lauteten  so,  daß  ein  solcher  Krieg  nicht  zu  befürchten  sei. 

Er  hat  Cr.  auch  auf  die  polnischen  Angelegenheiten  gebracht  Derselbe 
versicherte  aufs  neue,  der  dortige  französische  Gesandte  hätte  Befehl,  wachsam 
zu  sein  und  gebührende  Remonstrationen  zu  machen.  Er  selbst  meinte,  eine 
solche  Allianz  des  Königs  von  Polen  mit  dem  von  Schweden  sei  noch  wenig 
wahrscheinlich,  er  teilte  übrigens  mit,  daß  man  hier  zufriedener  mit  dem  König 
als  mit  der  Königin  sei,  welche  die  Interessen  des  Königs  von  Frankreich  zu 
durchkreuzen  suchte,  weil  dieser  keine  Neigung  hätte,  gewisse  Forderungen, 
welche  sie  für  ihre  Familie  machte,  zu  bewilligen. 

Gestern  Abend  ist  die  Dauphine  in  Versailles  glücklich  von  einem 
Sohne1)  entbunden  worden. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
18./28.  August  1682. 

[Erklärungen  Croissy's  über  die  Verhandlungen  mit  Münster,  die  holsteinsche 
Angelegenheit  und  über  Polen.] 

Er  hat  Croissy  den  Inhalt  des  Reskripts  vom  5.  August  mitgeteilt.  In  28.  Aug. 
betreff  des  Bischofs  von  Münster  versicherte  derselbe  aufs  neue,  daß  der  dortige 
französische  Gesandte  beauftragt  wäre,  den  Bischof  von  einer  Allianz  mit  dem 
Hause  Braunschweig  abzuhalten  und  ihn  zu  einer  solchen  mit  Dänemark  und 
Kf.  zusammen  oder  mit  letzterem  allein  anzutreiben,  und  daß  man  sich  im 
übrigen  nach  den  Beschlüssen,  die  in  Frankfurt  und  Regensburg  würden  gefaßt 
werden,  richten  werde.  Er  teilte  ihm  mit,  was  in  der  letzten  Versammlung  des 
Fürstenkollegs  in  Regensburg  vorgegangen  war3)  und  lobte  sehr  das  Votum  von 
Magdeburg.  Betreffend  die  beabsichtigte  Sendung  von  Kreistruppen  nach  Holstein3) 
wiederholte  er,  was  er  ihm  schon  früher  gesagt  hatte,  daß  man  deswegen  dem 
Herzog  von  Celle  habe  Vorstellungen  machen  lassen,  daß  dieser  dem  französischen 
Gesandten  versichert  habe,  er  habe  eine  solche  Absicht  nicht,  daß  der  König  nicht 
glauben  könnte,  daß  derselbe  wortbrüchig  sein  sollte,  daß  man  ihm  aber  nicht 
mehr  als  nötig  sei  trauen  werde,  daß  man  auch  mit  dem  holsteinschen  Gesandten 
davon  in  starken  und  sogar  drohenden  Ausdrücken  gesprochen  hätte  und  so 
hoffte,  daß  die  Angelegenheit  nicht  weiter  gehen  werde,  daß  man  aber  jedenfalls 
den  König  von  Dänemark  nicht  im  Stich  lassen  werde.  In  bezug  auf  die 
Gerüchte  aus  Polen  wiederholte  er  seine  früheren  Erklärungen  und  fügte  hinzu, 


*)  Der  Herzog  von  Bourgogne.     Sp.  meldet  am  21.  August,  daß  er  am  18. 
dem  König  und  den  anderen  Mitgliedern  der  königlichen  Familie  dazu  gratuliert  habe. 
*)  S.  unten  Abschnitt  V. 
3)  S.  unten  Abschnitt  IV. 


442  M-  Brandenburg  und  Frankreich  1670—1684. 

auch  der  dortige  französische  Gesandte  hielte  für  nötig,  daß  Kf.  dort  einen 
geschickten  und  zuverlässigen  Minister  habe,  welcher  die  Stelle  v.  Hoverbecks 
einnehmen  könnte. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
11./21.  September  1682. 

[Mitteilung  Croissy's  über  den  von  dem  König  gestellten  Termin.    Seine  Bemerkungen 
dazu.    Mitteilungen  Meyercrohns  darüber.] 

21.  Sept  Vorgestern  hat  ihm  Croissy  mitgeteilt,  daß  am  Tage  vorher  Rebenac 

Befehl  erhalten  habe,  dem  Kf.  eine  Erklärung  des  Königs  mitzuteilen,  nach 
welcher  derselbe  nicht  länger  als  bis  zum  letzten  November  an  die  bisher  für 
den  Frieden  mit  dem  Reiche  gemachten  Propositionen  gebunden  sein  wollte. 
Er  motivierte  diese  Erklärung  damit,  daß  in  Frankfurt  die  Zeit  nnnötig  ver- 
geudet würde,  daß  der  König  und  seine  Alliierten  das  größte  Interesse  daran 
hätten,  endlich  einmal  darüber,  woran  sie  wären,  aufgeklärt  und  von  den  großen 
Kosten,  zu  welchen  diese  Unsicherheit  den  König  nötigte,  befreit  zn  werden,  und 
er  fügte  hinzu,  seitens  des  Kf.  hätte  man  Rebenac  oft  bezeugt,  daß  man  das 
Reich  zu  Entschlüssen  drängen  müßte,  und  auch  Mortangis  hätte  von  Dänemark 
das  gleiche  berichtet,  ferner,  dieser  Beschluß  sei  bisher  ganz  geheim  gehalten 
und  nur  vor  zwei  Tagen  Meyercrohn  mitgeteilt  worden.  Er  hat  für  die  Mit- 
teilung gedankt  und  auf  den  Bescheid  verwiesen,  den  Kf.  entweder  Rebenac 
oder  ihm  deswegen  erteilen  werde,  und  seinerseits  nur  auf  zwei  Punkte  hin- 
gewiesen, nämlich  erstens,  daß  diese  Angelegenheit  über  den  mit  Kf.  geschlossenen 
Vertrag  hinausginge,  da  Kf.  sich  in  diesem  nur  verpflichtet  habe,  dem  Könige 
das  zu  lassen,  in  dessen  Besitz  er  schon  wäre,  während  nach  dieser  neuen  Er- 
klärung der  König  seine  Ansprüche  weiter  ausdehnen  und  neue  Stücke  des 
Reiches  an  sich  reißen  könnte,  dies  wäre  also  ein  neuer  Fall  und  darüber 
müßten  auch  neue  Vereinbarungen  getroffen  werden.  Zweitens,  hat  er  bemerkt 
stelle  diese  Deklaration  für  den  Fall,  daß  bis  zu  dem  gestellten  Termin  die 
Vorschläge  des  Königs  nicht  angenommen  würden,  Handlungen  in  Aussicht,  es 
müßten  daher  mit  Kf.  sowohl  die  zu  ergreifenden  Maßregeln  vereinbart  als  auch 
ihm  die  Mittel  zur  Ausführung  derselben  gegeben  werden,  da  Kf.  bisher  auf 
einen  solchen  Fall  nicht  vorbereitet  wäre  und  die  dazu  nötigen  Anstalten  ihm 
größere  Kosten  verursachen  würden.  Croissy  erwiderte  darauf,  die  Erklärung 
hätte  nur  den  Zweck,  die  Annahme  der  französischen  Vorschläge  zu  beschleunigen 
und,  wenn  die  andere  Partei  den  Krieg  vorziehen  sollte,  die  nötigen  Maßregeln 
im  Einverständnis  mit  Kf.  und  Dänemark  zu  ergreifen,  man  werde  nicht  ver- 
fehlen, dieses  zu  tun  und  zugleich  dem  zu  genügen,  was  dazu  erforderlich  sein 
sollte.  Nach  den  Berichten  Rebenacs  sei  man  versichert,  daß  Kf.  alles  billigen 
werde,  was  zu   einer  schleunigen  Entscheidung  führen  könne,   und  das  gleiche 


Der  von  Frankreich  gestellte  Termin.    Die  Laxenburger  Allianze.  343 

erwarte  man  auch  von  Dänemark.  Der  König  vertraue  daher  darauf,  daß  Kf. 
ebenso  wie  bisher  an  der  Allianz  mit  ihm  festhalten  werde,  und  sichere  ihm 
seinerseits  seine  Hilfe  contra  quoscunque,  die  er  zu  fürchten  haben  werde  oder 
die  ihn  belästigen  sollten,  zu.  Cr.  teilte  ihm  mit,  daß  Meyercrohn  in  ganz 
ähnlicher  Weise  wie  er  sich  geäußert  und  auch  auf  die  subsides  d'action  hin- 
gedeutet habe,  und  Meyercrohn  selbst  hat  ihm  berichtet,  daß  sein  König  in 
seinem  letzten  Schreiben  ihm  befohlen  habe,  der  Festsetzung  eines  solchen 
Termines  nicht  zu  widersprechen,  aber  in  verlangen,  daß  dann  auch  vereinbart 
werde,  was  zu  tun  sei. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Massin 
14./[24.]  September  1682.1) 

[Die  Laxenburger  Allianz,  die  auch  ihm  daher  drohende  Gefahr,   die  dagegen  zu 
treffenden  Maßregeln.    Notwendigkeit  einer  Beihilfe  zu  den  zu  treffenden  Röstungen.] 

Mitteilung    der   letzten   Relation    seines   Ministers   aus  Wien    und  seiner  24.  Sept. 
Antwort  darauf. 

Sonsten  werdet  Ihr  Euch  erinnern,  was  wir  occasione  der  vom 
Grafen  von  Waldeck  zue  Wien  getroffenen  alliance*)  überall  vorzustellen 
befohlen.1)  Weil  nun  der  Hauptzweck  derselben  darinne  bestehet,  daß 
vermittels  Austeilunge  der  Quartiere  im  Reiche  große  Armeen  wieder 
Franckreich  auf  die  Beine  gebracht  und  unterhalten  werden  sollen,  und 
man  wohl  siehet,  daß  der  Keyser  in  diesem  frangente  auch  mit  Schweden, 
Beyern,  Hannover  und  Sachsen  den  Tractat,  welcher  sich  bisher  alleine 
an  den  Quartieren  gestoßen,  schließen  will,  wo  es  nicht  bereits  geschehen, 
so  habet  Ihr  dem  Marquis  de  Croissy  zu  repraesentiren,  daß  zwar 
dieses  hauptsächlich  wieder  Franckreich  ginge,  aber  daß  es  auch  darnach 
ans  betreffe,  denn  der  Keyser  und  andere,  so  es  mit  ihm  hielten,  uns 
als  das  vornembste  Instrument,  so  sich  ihren  Desseinen  opponirete,  an- 

')  Konzept  von  Fuchs  geschrieben,  zum  Teil  in  Ziffern. 

*)  Die  sogenannte  Laxenburger  Allianz  vom  10.  Juni  1682  (LondorpXI,  S.43Qff. 
Dumont  V1I,2,  S.  23ff.).  Vgl.  Pufendorf  XVIII,  §  58  (S.  1436f.);  Kopp,  Grund 
liehe  Abhandlung  von  der  Association  der  vorderen  Reichs-Craysse,  Beil.  XIV 
Müller,  Wilhelm  III.  von  Oranien  und  Georg  Friedrich  von  Waldeck  I,  S.  120ff. 
Fester,  Die  armierten  Stände  und  die  Reichskriegsverfassung  1681—1697,  S.  46 ff. 
Erdmannsdörffer,  Deutsche  Geschichte  I,  S.  666f. 

*)  S.  die  Kurbrandenburgische  Deklaration  über  die  Laxenburger  Allianz 
Dumont  VII, 2,  S.  25 f.;  Londorp  XI,  S.  432). 


444  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

sehen  und  hasseten  and  uns  ihrer  vengeance,  wann  sie  aufkommen 
sollten,  destinireten:  Daher  dann  nichtes  nötiger  wäre  als  daß  das  Werk 
wegen  der  Quartiere  unterbrochen  wurde.  Dann  wann  solches  geschehe, 
so  fiele  alles  dahin  und  wäre  nichtes  zu  furchten,  es  wurden  auch  als- 
dann diejenige,  welche  jetzo  so  gar  sehr  vom  Friede  abhorrirten,  in 
Hoffnunge  durch  die  Quartiere  bei  dem  Kriege  sich  groß  und  considerable 
zu  machen,  schon  zue  anderen  Gedanken  kommen,  da  hergegen,  wann 
man  geschehen  ließe,  daß  Schweden,  Braunschweig  und  Sachsen  Armeen 
aufrichten  und  Quartiere  nehmen  sollten,  so  stelleten  wir  zu  erwägen 
anheimb,  in  welchem  Stande  wir  uns  alsdann  befinden  und  ob  wir 
capable  sein  würden,  solchen  allen  zu  wiederstehen.  —  Wir  hätten  uns 
nunmehro  durch  öffentliche  und  harte  Contradiction  dieser  Alliantzen 
und  Desseine  allen  Interessenten  in  die  Augen  gestellet,  es  wurde  aber 
mit  Worten  alleine  nicht  ausgerichtet,  sondern  es  mußte  ein  Nachdruck 
da  sein,  wir  hatten  uns  vorgenommen,  von  keinen  Kriegessubsidien, 
wovon  man  aldorten  bishero  nicht  hören  wollen,  nicht  mehr  zu  sprechen, 
aber  gewisse  wäre  es,  daß  dieses  Werk  anders  nicht  als  durch  kräftige 
militairische  Opposition  zu  verhindern,  solches  aber  zu  tuen,  mussten 
wir  mehr  Volk  haben,  und  dieses  könnte  bei  dem  erschöpfeten  Zustande 
unserer  Lande  und  da  viele  derselben  durch  die  Contagion  desoliret 
wären,  nicht  ohne  Geld  geworben  noch  unterhalten  werden. 

Das  Haus  Braun  schweig  hat  schon  den  Anfang  mit  der  Grafschaft 
Lippe  gemacht,  indem  es  den  Grafen  dahin  gebracht  der  Quartiere  in  seiner 
Grafschaft  halber  mit  ihm  zu  traktieren,  ein  gleiches  verspürte  man  mit  den 
übrigen  Ständen  nnd  Grafen  in  Westfalen  und  Niedersachsen,  besonders  Ost- 
friesland. Bentheim,  Rittberg  und  Hildesheim.  Kf.  hat  zwar  dagegen  die  Allianz 
mit  Münster  gemacht,  aber  um  derselben  einen  Nachdruck  und  Effekt  zu 
geben,  braucht  er  dort  mehr  Truppen.  Für  ihn  und  auch  für  Frankreich  wäre 
es  sehr  nützlich,  wenn  er  ein  besonderes  Korps  in  Westfalen  halten  konnte, 
um  nicht  allein  den  anderen  die  Quartiere  zu  verwehren,  sondern  auch  an  der 
einen  Seite  den  Staat,  an  der  anderen  das  Haus  Braunschweig,  an  der 
dritten  den  Grafen  \on  Wal  deck  in  t*schec  zu  halten.  Aber  von  seinen 
Regimentern  diesseits  der  Klbe  kann  er  keine  entbehren,  um  auf  Schweden, 
Polen.  Sachsen  und  Braunschweig  ein  wachendes  Auge  zu  haben,  außerdem 
würde  ihm  das  Haus  Braunschweig  unter  dem  Prätext  der  Kontagion  den 
Durchmarsch  verweigern,  es  bleibt  also  nichts  übrig,  als  mehr  Volk  in  seinen 
westfälischen  Landen  anzuwerben  und  daraus  ein  Korps  zu  formieren.  Sollte 
man  etwa  sagen,  er  sollte  auch  suchen  Quartiere  zu  nehmen,  so  hat  er  dagegen 
vorzustellen,  daß  das  garnicht  anginire,  da  er  zu  Regensburg  und  Frankfurt  so 
heftig  dagegen  remonstriert  hätte  und  er  alsdann,  statt  die  meisten  Stände  für 
sich  zu  haben,  sie  gegeu  sich  bal>en  würde.     Außerdem  hätte  die  Gegenpartei 


Verhinderung  der  Quartiere.    Feindliche  Haltung  der  Lüneburger.         445 

des  Kaisers  Autorität  und  Assignation  für  sich,  die  ihm  fehlte.  Endlich  soll  er 
vorstellen,  daß  periculum  in  mora  sei,  denn  wenn  man  einmal  die  Gegenpartei 
zu  Einnehmnng  der  Quartiere  kommen  ließe,  so  wäre  es  getan  und  wurde  man 
hernach  zu  spät  sich  dawider  opponieren. 


Der  Kurfftrst  an  Spanheim. 
D.  Cöln  26.  September/[6.  Oktober]  1682.1) 

[Befehl,  sich  Dänemarks  in  dem  Streit  mit  Holstein-Gottorf  und  dem  Hause  Lüneburg 

anzunehmen,  auf  die  gefährlichen  Absichten  des  letzteren  hinzuweisen  und  mitzuteilen, 

daß  Kf.  zum  Angriff  gegen  dasselbe  bereit  sei.] 

Er  soll  sich  der  Angelegenheiten  des  Königs  von  Dänemark  in  dem  6.  Okt. 
Streit')  mit  dem  Herzog  von  Holstein-Gottorf  auf  das  eifrigste  annehmen 
und  besonders  vorstellen,  daß  anch  Frankreich  dabei  zum  höchsten  interessiert 
sei.  Denn  Gottorf  nnd  Celle  würden  nicht  so  hoch  sprechen,  wenn  sie  sich 
nicht  mit  Schweden  deswegen  verbunden  hätten  nnd  von  dort  animiert  wurden. 
Es  sei  bekannt,  was  für  eine  liaison  Schweden  und  das  Haus  Lüneburg  jetzt 
mit  der  Partei  im  Reich  hätten,  welche  den  Krieg  gegen  Frankreich  wollte. 
Das  Haus  Lüneburg  wolle  sich  der  Quartiere  im  niedersächsischen  nnd  west- 
fälischen Kreise  anmaßen,  um  so  eine  formidable  Armee  aufzurichten  nnd  zu 
unterhalten.  Der  ganze  Streit  sei  wegen  der  Quartiere  in  Holstein  entstanden, 
und  da  die  Gegenpartei  kein  Geld  zu  geben  vermöge,  so  gründe  sie  ihre  ganze 
Subsistenz  auf  die  Quartiere  im  Reiche.  Sollten  nun  Schweden  und  das  Haus 
Lüneburg  hierin  ihren  Zweck  erreichen,  so  würden  Dänemark  und  Kf.  incapable 
gemacht  werden,  das  geringste  für  Frankreich  zu  leisten,  das  Interesse  Frank- 
reichs also  erforderte,  ihnen  beiden  darin  kräftig  beizustehen. 

P.  S.  En  suite  de  ce  qifil  paroist  clairement  au  jour,  que  le  Duc 
de  Hannover  est  lie  etroitement  avec  l'Empereur  et  le  Prince 
<T  Orange  contre  la  France,  que  leurs  desseins  sont  formes  contre  la 
paix,  leurs  conseils  pour  la  pluspart  foinentes  ä  Vienne,  que  (Tailleurs 
la  maison  de  Zell  par  le  dernier  manage1)  est  entierement  unie  a  celle 
de  Hannover  et  s'oppose  egalement  aux  interests  et  a  1' inten tion  de  la 
France  et  se  gouverne  par  les  mesmes  conseils  avec  la  Suede.    Vous  devez 


!)  Konzept  von  Fuchs  geschrieben. 

*)  S.  unten  Abschnitt  IV. 

*)  Gemeint  ist  jedenfalls  die  Vermählung  der  einzigen  Tochter  Herzog  Georg 
Wilhelms,  Sophie  Dorothea,  mit  dem  ältesten  Sohne  Herzog  Ernst  Augusts, 
Georg  Ludwig,  die  aber  erst  am  24.  Oktober  1682  stattgefunden  hat 


446  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

en  grand  secret  savoir  de  M.  le  Marquis  de  Croissy,  si  daos  ce  temps 
present,  que  la  Maison  de  Lnnenbourg  choque  ouvertement  le  Roy  de 
Dannemarc  et  Nous,  ce  ne  seroit  pas  le  vray  temps  de  la  mortifier  en 
quelque  fac^on,  ruiner  les  troupes,  qu'Elle  a  sur  pied,  et  par  la  les  rendre 
incapables  de  donner  les  secours  promis  a  l'Empereur  et  ä  la  Snede 
contre  la  France,  et  si  Sa  Maj.1*  n'y  vouloit  pas  bien  concourir  ou  au 
moins  y  donner  son  consentement  et  son  approbation,  auquel  cas  nous 
en  trouverons  aisement  les  moyens.  — 


Der  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potstam  3./[13.]  Oktober  1682.     (Conc.  Meinders.) 

[Auf  die  Relation  vom  11./21.  September.    Die  Erklärung  des  Königs  von  Frankreich, 

seine  Bemühungen,  die  Annahme  der  Vorschläge  desselben  durchzusetzen.    Mahnung 

zu    maßvollem    Vorgehen.      Notwendigkeit    der  Verstärkung    seiner    Truppen    und 

französischer  Beihilfe  dazu.] 

13.  Okt.  Er  kann  dem  König  von  Frankreich  nicht  verdenken,  daß  derselbe  endlich 

Gewißheit,  wessen  er  sich  von  dem  Kaiser  und  zu  ein  und  anderen  Ständen  zu 
versehen  habe,  zu  erhalten  wünscht.  Er  hat  an  den  bisherigen  Verzogerangen 
keinen  Gefallen  getragen,  sondern  hat  an  allen  dienlichen  Orten  auf  Annahme 
der  französischen  Propositionen  gedrungen,  hat  auch,  sobald  er  durch  Rebenac 
von  dieser  Erklärung  des  Königs  Kunde  erhalten,  seine  officia  dnrch  seine 
rainistros  und  durch  Schreiben  überall,  besonders  bei  den  vier  rheinischen  Kur- 
fürsten, verdoppelt,  ferner  abermals  jemand  nach  Frankfurt  mit  abschriftlich 
beiliegender  Instruktion  und  Vollmacht  geschickt,1)  und  er  hofft,  daß  diese  seine 
officia  erfolgreich  sein  werden.  Sp.  soll  Croissy  von  dem  allem  und  wie  er  sich 
die  Beförderung  des  Friedens  im  Reich  habe  angelegen  sein  lassen,  umständlich 
Nachricht  geben  und  ihn  versichern,  daß  er  dem  mit  Frankreich  abgeschlossenen 
Bündnis  in  allen  Punkten  und  bei  allen  Okkasionen  nnverbrüchlich  nachleben 
werde.  Sonst  wäre  der  durch  diese  Deklaration  des  Königs  geschaffene  Znstand 
der  Dinge  von  höchster  Konsequenz,  und  er  würde  mit  dem  König  von  Däne- 
mark das  Werk  vertraulich  überlegen,  um  darin  de  concerto  zu  gehen.  Die 
Bemerkungen,  welche  Sp.  schon  ohne  Befehl  deswegen  zu  Croissy  gemacht, 
beruhen  auf  raison  und  Billigkeit  und  sind  seiner  Intention  und  seinem  Interesse 
gemäß.  Sp.  kann  daher  bis  zu  fernerer  Instruktion  dabei  bleiben.  Allerdings 
besteht  die  zwischen  ihm  und  dem  König  gemachte  Allianz  intra  terminos 
foederis    defensivi    und   ist  auf   keine  neuen  Conquesten    und  Reunionen  ein- 

»)  S.  über  die  Sendung  v.  Canitz'   dorthin  Pufendorf  XVIII,  §  65  (S.  1442), 
und  unten  Abschnitt  V. 


Mahnung  zur  Mäßigung.    Notwendigkeit  einer  Geldunterstützung.  447 

gerichtet,  sondern  nur  auf  Maintenierung  der  Stadt  Straßburg  und  desjenigen, 
was  der  König  bis  zur  Abreise  seiner  Gesandten  von  Paris  in  Besitz  gehabt, 
diese  jetzige  Deklaration  aber  durfte  auf  weitere  Extendierung  der  bisherigen 
Prätensionen  wider  das  Reich  auslaufen;  das  ist  ein  neues  emergens  und  darüber 
müßten  nene  mesures  gefaßt  werden.  Kf.,  als  vornehmer  Stand  und  Korfürst 
des  Reichs,  kann  nicht  umhin,  den  König  zu  ersuchen,  seiner  bisher  bezeigten 
friedbegierigen  Intention  gemäß  in  geziemenden  und  moderaten  terminis  zu  ver- 
bleiben, das  Reich  in  seiner  Konsistenz  zu  lassen  und  nicht  weiter  zu  dismem- 
brieren  zu  suchen,  zumal  er  bei  den  jetzigen  Konjunkturen  von  niemand  im 
Reich  eine  wirkliche  Attacque  oder  Turbation  in  den  in  seinem  Besitz  befindlichen 
Landen  zu  befürchten  hat.  Sollte  er  doch  zu  Tätlichkeiten  gedrungen  werden, 
so  möchte  er,  soviel  möglich,  die  wohl-  und  friedlich  gesinnten  Reichsstände 
und  deren  Lande  unbehelligt  lassen  und  seine  force  nur  gegen  diejenigen  kehren, 
welche  zu  diesem  Unwesen  und  den  Kriegstroublen  Anlaß  gegeben. 

Kf.  könnte  zwar  nicht  wissen,  wie  die  Deklaration  des  Königs  in  Wien 
und  sonst  hin  und  wieder  im  Reich  aufgenommen  würde,  die  Sachen  aber 
könnten  leicht  hiedurch  zu  einiger  Weiterung  gelangen,  und  er  müßte,  nachdem 
er  mit  seiner  bisherigen  Konduite  so  viel  Ombrage  und  Mißtrauen  auf  sich 
geladen,  beizeiten  auf  seine  Sicherheit  und  eine  mehrere  Kriegsverfassung 
bedacht  sein.  Er  müßte  auch  mehr  Mannschaft  in  seinen  westfälischen  Landen 
haben,  damit  dadurch  dem  Staat  Ombrage  gegeben  und  seine  guten  Desseins 
befördert,  auch  demjenigen,  was  die  Gegenpartei  etwa  machinieren  sollte,  wider- 
standen und  die  auf  die  Quartiere  als  den  nervus  rerum  gerendarum  im  Reich 
von  einigen  gerichteten  Absichten  unterbrochen  werden  möchten.  Er  wird  daher 
auf  Verstärkung  der  in  seinen  westfälischen  Landen  befindlichen  Mannschaft 
bedacht  sein  müssen  und  hofft,  der  König  werde  ihm,  wenn  nicht  mit  den 
völligen  in  dem  foedere  stipulierten  Kriegssubsidien,  doch  mit  einigen  anderen 
zulänglichen  Extraordinarmitteln  dazu  assistieren. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Fontainebleau 
8./18.  Oktober  1682. 

[Erwiderungen  Croissy's    auf   seine  Mitteilungen.     Vorläufige  Verweigerung  außer- 
ordentlicher Geldzahlungen  an  Kf.  und  Dänemark.] 

Gleich  nach  der  Rückkehr  des  Hofes  von  Chambord  hierher  hat  er  Croissy  18.  Okt. 
den  Inhalt  der  während  dessen  Abwesenheit  eingetroffenen  Reskripte  des  Kf. 
mitgeteilt.  Betreffend  das  vom  16.  September  über  die  Quartiere  in  Westfalen, 
erwiderte  er,  man  wünschte  hier  nicht  zu  Tätlichkeiten  zu  schreiten  oder  Ver- 
anlassung zu  solchen  zu  geben,  bevor  man  die  Wirkung  der  letzten  nach 
Frankfurt    geschickten   Erklärung   sähe,    es    seien    bis    zu    dem   Termin   nur 


448  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

fünf  oder  sechs  Wochen,  bis  dabin  könnte  diese  Qnartierangelegenheit  nicht  viel 
Gefahr  veranlassen  oder  man  wurde  noch  immer  imstande  sein,  dem  abzuhelfen. 
Es  sei  wahrscheinlicher,  daß  man  Frieden  als  daß  man  Krieg  haben  werde,  der 
Zustand  in  Ungarn  und  die  Bemühungen  und  das  Ansehen  des  Kf.  worden  das 
Reich  dazu  bestimmen,  man  glaube  auch,  daß  es  zu  gleicher  Zeit  zum  Frieden 
mit  Spanien  kommen  werde.  Es  sei  daher  nicht  periculum  in  mora,  in  der 
Quartiersache  werde  es  nicht  so  schnell  zur  Ausführung  kommen,  die  letzte 
Allianz  Münsters  mit  Dänemark  und  Kf.  könnte  jedenfalls  Abhilfe  schaffen, 
Frankreich  hätte  keine  Veranlassung,  sich  der  Einnahme  von  Quartieren  im 
Keich  zu  widersetzen,  zumal  wenn  man  sie  apud  volentes  nehme.  Er  teilte  ihm 
mit,  daß  auch  Rebenac  von  dem  Wunsch  des  Kf.,  ein  Truppenkorps  in  West- 
falen aufzustellen,  berichtet  hätte,  und  daß  auch  Dänemark  Kriegssubsidien 
verlangte,  er  sehe  aber  noch  keine  Veranlassung,  mit  dem  König  davon  zu 
sprechen.  In  betreff  des  dänisch-holsteinschen  Streites  und  der  Drohungen  des 
Herzogs  von  Celle  antwortete  er  ihm  dasselbe,  was  er  zu  Meyercrohn,  der 
auch  dieselbe  Sache  vorgebracht  hatte,  geantwortet  hatte,  man  wollte  sich 
bemühen,  den  Herzog  von  solchen  Schritten  abzuhalten,  sollte  das  aber  nichts 
nützen  und  dieser  von  Drohungen  zu  Tätlichkeiten  übergehen,  so  werde  man 
dem  König  von  Dänemark  die  vertragsmäßige  Hilfe  leisten.  Man  glaubt  also 
hier  nicht,  daß  periculum  in  mora  sei,  und  sieht  daher  auch  vorläufig  nicht  die 
Notwendigkeit  ein,  die  Börse  außerordentlicher  Weise  zu  öffnen. 

P.  S.  Gestern  hat  er  Cro  issy  den  Inhalt  des  P.  S.  des  Kf.  vom  27.  September 
mitgeteilt.  Er  erwiderte  darauf,  der  König  könnte  wohl  dem  Vorschlag,  die 
hannoverschen  Truppen  zu  ruinieren,  beistimmen,  und  fragte  dann  nur,  wie  Kf. 
es  zu  tun  meine.  Er  hat  ihn  aber  gebeten,  mit  dem  König  davon  zu  sprechen, 
damit  Kf.  um  so  mehr  Grund  auf  dessen  Antwort  machen  könnte. 


Dct  Kurffirst  an  Spanhoim.     D.  Potstam 
16./[L>(i.]  Oktober  1682.1) 

[Mitteilung  der  beabsichtigten  Truppensendung  nach  Ostfriesland.] 

26.  Okt.  Er  hat  mit  den  ost friesischen  Ständen  in  antecessum  dahin  schließen 

lassen,8)  daß  er  300  Mann  zu  Sclüff  nach  Ostfriesland  schicken,  selbige  zu  Gretsiel 
Posto  fassen  lassen  und  sich  so  eines  günstigen  Ortes,  wenn  etwa  fernere  Hilfe 
nötig  wäre,  zu  deren  Transport  versichern  wollte.  Es  soll  dieses  auch  ehestens 
geschehen,    die  Schiffe    liegen  zur  Abfahrt   fertig   und   alle  nötige  Anstalt  ist 

*)  Fast  ganz  in  Ziffern. 

3)  S.  den  Vertrag  zwischen  Kf.  und  den  ostfriesischen  Ständen  vom  18.  November 
1682  (v.  MGrner,  S.  436).     Vgl.  Pufendorf  XVI11,  §  31  (S.  14l3f.). 


Truppensendung  nach  Ostfriesland.  449 

gemacht.  Er  soll  dieses  durch  Croissy  dem  Konig  hinterbringen  lassen  und 
dabei  vorstellen,  Kf.  iweifle  nicht,  daß  es  demselben  angenehm  sein  werde, 
weil  er  sichere  Nachricht  hätte,  daß  iwischen  dem  Prinzen  von  Oranien  und 
dem  Hanse  Lüneburg  konzertiert  wäre,  lüneburgische  Trappen  nach  Ostfries- 
land marschieren  und  sich  dieses  Landes  bemächtigen  zu  lassen,  um  von  da  aus 
eine  geheime  nnd  sichere  Kommunikation  zu  haben,  und  daß  auch  Fagel  bereits 
dem  Staat  proponiert  hätte,  man  möchte  die  ostfriesischen  Stände  attaquieren 
and  sie  mit  Einquartierung  bezwingen.  Daher  hätten  die  Stände  ihre  Zuflucht 
zu  ihm,  als  westfälischem  kreisausschreibenden  Fürsten,  genommen  und  wollten 
auch  den  Bischof  von  Münster  hereinziehen.  Da  sowohl  des  Prinzen  von 
Oranien  als  auch  des  Hauses  Lüneburg  Animosität  gegen  den  König  von 
Frankreich  bekannt  wäre,  so  glaubte  er,  diesem  durch  Unterbrechung  dieser 
Kommunikation  einen  guten  Dienst  getan  zu  haben,  und  er  zweifelte  nicht,  daß, 
wenn  etwa  die  Gen.-Staaten  oder  das  Haus  Lüneburg  etwas  dawider  vornehmen 
sollten,  derselbe  ihm  kräftig  beistehen  werde. 

Er  soll  Cr.  bitten,  diese  vertrauliche  Ouvertüre,  die  er  keinem  Menschen 
in  der  Welt  als  ihm  habe  tun  lassen,  auf  das  höchste  zu  menagieren,  und  auch 
er  selbst  soll  die  Sache  im  höchsten  geheim  halten.1) 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
19./29.  Oktober  1682. 

[Erwiderungen  Croissy's  auf  die  ihm  gemachten  Eröffnungen,  Mitteilung  der  an 
Rebenac  ergangenen  Befehle.] 

Er  hat  Croissy  den  Inhalt  des  Reskriptes  vom  3.  Oktober  mitgeteilt.  29.  Okt. 
Derselbe  nahm  alles  sehr  gut  auf,  versicherte,  daß  der  König  mit  dem  Verhalten 
des  Kf.  höchst  zufrieden  wäre,  und  erklärte,  der  König  wünsche  den  Frieden, 
besonders  mit  dem  Reiche,  es  wäre  durchaus  nicht  seine  Absicht,  die  Lande 
der  zum  Frieden  geneigten  Reichsstände  zu  beunruhigen,  die  von  Kf.  betriebene 
Union  zwischen  diesen  würde  sehr  nützlich  sein,  in  der  Folge  werde  man  je 
nach  dem  Verlauf  der  Dinge  alles  mit  Kf.  vereinbaren.  Er  gab  deutlich  genug 
zu  verstehen,  daß  Frankreich  nach  Ablauf  des  Termins  des  letzten  November 


l)  Sp.  berichtet  2./12.  November,  daß  er  Croissy  die  anbefohlenen  Mitteilungen 
gemacht  und  daß  dieser  heute  zu  ihm  gesagt  habe,  der  König  sei  damit  einverstanden 
nnd  werde  Kf.  nicht  im  Stich  lassen.  Er  fügt  hinzu,  es  sei  deutlich  zu  erkennen, 
daß  man  hier  mehr  und  mehr  mit  Kf.  zufrieden  sei,  seine  Freundschaft  aller  anderen 
vorziehe,  nicht  mehr  solche  Rücksicht  auf  Celle  nehme  und  daß  man  garnicht  unzu- 
frieden sein  würde,  wenn  das  Haus  Lüneburg  geärgert  und  geschwächt  würde, 
vorausgesetzt,  daß  man  nicht  zu  weit  ginge  und  den  König  zu  Kriegssubsidien  ver- 
pflichtete, was  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  hier  das  größte  Hindernis  sein  würde. 
Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  29 


450  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

seine  Gesandten  nicht  länger  in  Frankfurt  lassen  und  den  Termin  nicht  ver- 
längern werde,  die  weiteren  Unterhandlungen,  auch  über  eine  solche  Union, 
könnten  viel  besser  in  Regensburg  geführt  werden.  In  der  Quartierangelegenheit 
hat  er  ihm  begreiflich  zu  machen  gesucht,  daß  das  einzige  Mittel,  den  Krieg  zo 
verhindern,  darin  bestände,  denen,  die  einen  solchen  wünschten,  die  Subsistenx- 
mittel  zu  entziehen.  Cr.  übernahm  es,  darüber  mit  dem  König  zu  sprechen, 
hat  ihm  aber  heute  gesagt,  man  wünsche  französischerseits  hoc  rerom  statu 
alles  zu  vermeiden,  was  zum  Bruch  führen  könnte,  und  wolle  lieber  einige 
Unzuträglichkeiten  erdulden. 

Meyer crohn  hat  Cr.  die  Notwendigkeit,  den  Absichten  des  Königs  von 
Schweden  rechtzeitig  entgegenzutreten,  vorgestellt  Er  hat  aber  erwidert,  man 
wüßte  sicher,  daß  derselbe,  da  er  ohne  Subsidien  sei,  weder  Trappen  noch 
eine  Flotte  ausrüsten  könnte.  Auch  an  die  Existenz  einer  Allianz  zwischen 
Schweden  und  Polen  will  Cr.  trotz  aller  seiner  Vorstellungen  nicht  glauben, 
da  der  dortige  französische  Gesandte  nichts  davon  gemeldet  habe. 

P.  S.  Croissy  hat  ihm  im  Vertrauen  Mitteilung  gemacht  von  dem 
Rebenac  erteilten  Befehle,  dem  Kf.  zu  erklären,  daß  der  König  eine  beständige 
Allianz  mit  ihm  für  ihre  ganze  Lebens-  und  Regierungszeit  schließen,  and  daß 
er  ihm  allein  vertraulich  eröffnen  wolle,  woran  er  sich  in  betreff  des  Friedens 
halten  wollte,  wodurch  Kf.  über  seine  Absichten  bis  auf  den  Grund  unterrichtet 
werden  würde.  Er  fügte  hinzu,  man  hielte  Kf.  für  weniger  kriegslustig  als  den 
König  von  Dänemark,  und  der  König  sei  damit  zufrieden. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potstam   1 1 ./ 2 1 .  November  1682.     (Cone.  Meinders.) 

[Unterstützung  Meyercrohns.      Eröffnungen    Rebenacs    und    darauf   erteilte   Antwort. 
Befehl  der  Geheimhaltung.] 

21.  Nov.  Er  soll")  den  Inhalt  des  Memorials,  welches  Meyercrohn  in  betreff  der 

Ergreifung  rigoroser  Maßregeln  zu  übergeben  Ordre  hat,  unterstützen. 

P.  S.  Er  meldet  ihm  im  geheimen,  was  Rebenac  ihm  auf  Befehl  seines 
Königs  eröffnet  hat.*) 

!)  Schon  3./13.  November  hatte  Kf.  Sp.  diesen  Befehl  erteilt  und  ihm  aufgetragen, 
die  ihm  und  Dänemark  von  Schweden  drohenden  Gefahren  vorzustellen  und  darauf 
zu  dringen,  daß  vor  allem  der  Transport  schwedischer  Truppen  nach  Deutschland 
auf  jede  Weise  verhindert  werde. 

3)  Aufzeichnung,  von  Fuchs  geschrieben,  vonKf.  unterzeichnet:  „Arn  Donnerstag 
Abend  jüngst  verwichen,  war  der  2.  Novembr.,  hat  mir  der  Königl.  französischer 
Envoye  Ex.c«  Herr  Graf  von  Rebenacq  folgendes  iu  Vertrauen  und  mit  Recommen- 
dation des  secreti  eröffnet: 


Vertrauliche  Hitteilung  Rebenacs.  451 

Wir  haben  uns  anfanglich  für  diese  vertrauliche  Communication 
gebührend  bedanket,  auch  dasjenige,  was  im  ersten  Ponct  enthalten, 
allerdings  approbiret,  daneben  auch  die  im  anderen  Puncte  getane 
Versicherange  mit  geziemendem  Dank  acceptiret  und  dabei  gedachtem 
Grafen  forgestellet,  daß  unseres  Ermessens  zn  Beförderung  Ihrer  K.  M. 
löblichen  Intention  nicht  wenig  ersprießlich  sein  dürfte,  wenn  es  dem- 
selben gefallen  möchte,  dergleichen  Versicherungen  auch  anderen  ihren 
mitalliirten  Reichsständen  zu  geben. 

Die  im  dritten  Punct  getane  Erklärunge  kann  Ih.  K.  M.  Alliirten 
und  Freunden  auch  nicht  anders  denn  angenehm  sein,  jedoch  haben 
wir  Bedenken  getragen,  uns  desfalls  in  einige  particularia  herauszulassen, 
und  werden  vorhero  der  Zeit  erwarten,  bis  der  angesetzte  terminus  ver- 
flossen sein  und  man  alsdann  besser  wird  urteilen  können,  was  sowoll 
Franckreich  von  seinen  Alliirten  praetendiren  als  auch  dieser  ihre 
Convenienz  zulassen  und  erheischen  möchte.  Ihr  habt  sonst  dasjenige, 
was  Wir  Euch  hievon  anjetzo  communiciren,  aufs  höchste  zu  secretiren 


I.  K.  M.  sein  gnädigster  Herr  hätten  ihm  geschrieben,  er  sollte  Sr.  Churf.  Durch), 
vorstellen,  1)  wie  daß  Sie  gesonnen  wären,  nach  Yerfliessunge  des  gesetzten  termini 
von  denen  Chur-  und  Fürsten  des  Reiches,  jedem  insbesondere,  vermittels  einer 
cathegorischen  Antwort  vernehmen  zu  lassen,  welcher  den  Frieden  auf  die  von 
Franckreich  vorlängst  ins  Mittel  gebrachte  Proposition  begehret e,  oder  nicht?  damit 
Sie  ihre  mesures  darnach  nehmen  könnten,  und  weil  S.  Churf.  Durchl.  ihme  bereits 
vorhin  selber  diesen  Vorschlag  getan  hätten,  so  hoffete  er,  würden  Dieselbe  umb 
so  viele  lieber  vernommen  haben,  daß  der  Konig  mit  ihro  darunter  einerlei 
Gedanken  führete. 

2)  Weil  I.  K.  M.  aus  dem  Vortrag,  so  der  von  Spanheim  unlängst  getan, 
bemerket  hätten,  daß  S.  Churf.  Durchl.  in  Beisorge  stunden,  es  möchte,  wann  es  zur 
Ruptur  käme,  oder  der  König  nach  Yerfliessunge  des  termini  durch  die  Waffen  sein 
jus  prosequiren  wollte,  noch  mehr  von  dem  Reiche  abgerissen,  dasselbe  an  seiner 
Consistenz  noch  weiter  geschwächet  und  Sr.  Churf.  Durchl.  hiernächst  imputiret 
werden,  daß  dieselbe  solches  durch  ihre  conduite  verursachet,  als  wollten  I.  M.  dem 
Churfürsten  hiemit  aufs  kräftigste  versichert  haben,  daß,  wann  es  gleich  dazue  kommen 
sollte,  daß  Sie  zue  Erhaltunge  des  Friedens  mit  ihren  Armeen  ins  Reich  rücken  und 
sich  eines  oder  anderen  Ortes  bemächtigen  müßten,  daß  Sie  dannoch  nicht  ein  Dorf 
davon  behalten,  sondern  bei  erfolgendem  Frieden  alles  wieder  ans  Reich  restituiren 
wollten,  und  daß  der  König  erbietig  wäre,  Ihrer  Churf.  Durchl.  deßhalb  alle  Ver- 
sicherunge, die  Sie  nur  verlangen  möchten,  zu  geben. 

3)  Es  sollte  aber  nicht  gleiche  Bewandnus  mit  Ihrer  K.  M.  Alliirten  und  insonder- 
heit mit  Sr.  Churf.  Durchl.  haben,  sondern  wenn  dieselbe  einige  praetensiones  gegen 
andere  hätten,  wollten  I.  K.  M.  allen  äußersten  Fleiß  anwenden,  daß  bei  dem  Friedens- 
tractat  S.  Churf.  Durchl.  gegen  Restitution  der  Örter,  welche  I.  M.  occupiret  haben 
würden,  ihre  Satisfaction  besageter  Praetensionen  halber  bekämen/ 

29* 


452  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

und  gegen  die  König],  ministros  selbsten  Euch  davon  nichts  merken  in 
lassen,  es  wäre  dann,  daß  man  Euch  ein  und  andre  ouverture  desfalk 
tuen  möchte,  welchenfalls  Ihr  ihnen  ebener  gestalt  darauf  so  antworten, 
wie  Wir  alhier  an  Reben ac  getan. 

Ob  auch  gleich  der  Eönigl.  dänische,  der  von  Mejrercron,  etwas 
schriftliches  übergeben  wurde,  so  habt  Ihr  doch  solches  zu  declinireo, 
und  wenn  ers  von  Euch  begehren  möchte,  defectu  mandati  Euch  eMails 
zu  entschuldigen.  — 


Der  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potstam  25.  November/[5.  Dezember]  1682. 

[Die  Vorgänge  in  Ostfriesland  und  die  deswegen  d'Avaux  zu  erteilende  Ordre.    Die 

Bündnisse  des  Kaisers  mit  Schweden  und  Lüneburg,  die  zu  ergreifenden 

Gegenmaßregeln.] 

5.  Dez.  Obwohl  die  Tätlichkeiten,  zu  denen  es  vor  Greetsiel l)  durch  die  Schuld  des 

Kommandanten  gekommen  ist,  bald  appaisiert  worden,  jetzt  alles  in  rahigem 
Stande  ist  und  die  Stande  mit  ihm  einen  gütlichen  Vergleich  geschlossen  haben,1) 
haben  doch,  wie  er  von  sicherer  Hand  erfahren,  der  Prinz  von  Oranien  und 
Fagel  sich  bemüht,  den  Staat  dahin  zu  bringen,  daß  einige  Regimenter  nach 
Ostfriesland  geschickt  und  seine  Truppen  mit  Gewalt  delogiert  werden  möchten. 
Es  ist  dieses  zwar  bisher  durch  einige  Wohlgesinnte  verhindert  worden,  er  ver- 
mutet aber,  daß  der  Prinz  und  Fagel  doch  durchzudringen  versuchen  werden, 
um  dadurch  den  Krieg  zu  engagieren.  Sp.  hat  sich  daher  nochmals  zu  bemühen, 
daß  d'Avaux  Ordre  erhalte,  den  Staat  davon  nachdrücklich  abzumahnen,  und  daß 
ihm,  im  Fall  seine  dortigen  Truppen  von  dem  Staat  oder  dessen  Alliierten 
angegriffen  werden  sollten,  wirkliche  Hilfe  geleistet  werde. 

Ferner  erhält  er  eine  Abschrift  des  foedus3)  zwischen  dem  Kaiser  und 
Schweden,  um  sie,  falls  man  sie  dort  noch  nicht  haben  sollte,  Croissy  mit- 
zuteilen. Es  scheint  zwar  nur  ein  foedus  defensivum  und  von  geringer  Importanz 
zu  sein,  aber  außer  daß  ohne  Zweifel  Sekretartikel  von  größerer  Wichtigkeit 


l)  S.  Wiarda,  Ostfriesische  Geschichte  VI,  S.  152 ff.;  Klinkenborg,  Die  Ein- 
nahme Greetsiels  durch  die  Brandenburger  1682  (Jahrbuch  der  Gesellschaft  für 
bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer  zu  Emden  XIII,  1899,  S.  234 ff.). 

*)  S.  den  Vergleich  zwischen  Kf.  und  den  ostfriesischen  Ständen  vom  8./ 18. 
November  1682  (v.  Mörner,  S.  436 ff.). 

*)  S.  die  Allianz  zwischen  Kaiser  Leopold  und  König  Karl  XI.  von  Schweden 
vom  22.  Oktober  1682  (Dumont  VII,2,  S.  37);  vgl.  Bittner,  Chronologisches  Ver- 
zeichnis der  österreichischen  Staats  vertrage,  I,  S.  88. 


Gefahren  von  Holland,  dem  Kaiser,  Schweden  und  Lüneburg.  453 

vorhanden  sein  werden,  sind  die  Artikel  2  und  3  pure  offensiv  gegen  Frankreich, 
indem  die  Verbündeten  sich  darin  verbinden,  den  Westfälischen  und  Nimwegischen 
Frieden  schlechterdings  zu  behaupten  .und  zu  interpretieren,  und  Artikel  9 
disponiert,  daß  Schweden  seine  Truppen  auf  dem  Reichsboden  haben  und  der 
Kaiser  ihm  dazu  Subsidien  von  Spanien  und  Holland  zu  verschaffen  suchen 
solle.  Nach  dem  Bericht  des  dänischen  Gesandten  in  Wien,  Liliencroon,  hat 
auch  zugleich  das  Haus  Lüneburg  in  specie  mit  dem  Kaiser  geschlossen.1) 
Nachdem  so  der  Kaiser,  Schweden,  der  Staat,  Sachsen  und  Lüneburg  sich 
öffentlich  liguiert  haben,  soll  er  sich  bei  Croissy  grundlich  nach  der  eigentlichen 
Meinung  und  dem  Vorhaben  des  Königs  von  Frankreich  erkundigen,  besonders 
1.  wie  Dänemark  und  er  sich  betragen  sollen,  wenn  Schweden  Völker  sollte 
nach  Deutschland  übersetzen  wollen,  2.  wie  man  sich  gegen  das  Haus  Lüne- 
burg, nachdem  dessen  Engagement  mit  dem  Kaiser,  Schweden  und  dem  Staat 
bekannt  geworden,  verhalten  solle. 

Alle  diese  Alliierte  werden  gewiß  so  lange  stille  sitzen,  bis  Schweden  sein 
Volk  transportiert  hat,  dann  aber  dürfte  es  zu  spät  sein,  dagegen  mesures  zu 
nehmen,  dann  möchte  man  ihn  über  den  Haufen  werfen,  ehe  er  es  dem  König 
berichten  könnte.  Er  verlangt  keinen  Krieg,  muß  aber  auf  seine  Sicherheit 
bedacht  sein. 


E.  Spanheini  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
l./ll.  Dezember  1682. 

[Erklärungen  Croissy's,  abwartende  Haltung  Frankreichs.] 

Er  hat,  den  Reskripten  vom  3.  und  11.  November  gemäß,  am  8.  Dezember  11.  Dez. 
Croissy  noch  einmal  alles  vorgestellt,  was  zur  Unterstützung  des  Memoire's 
Meyercrohns  dienen  könnte,  und  auch  dieser  hat  dasselbe  getan.  Cr.  erwiderte 
darauf,  man  könnte  sich  nicht  überzeugen,  daß  die  Gefahr  so  dringend,  namentlich 
daß  der  Transport  der  schwedischen  Truppen  so  sicher  und  so  nahe  bevorstehend 
sei.  Dem  Herzog  von  Celle  traue  man  nicht,  aber  er  gebe  keine  Veranlassung, 
ihn  anzugreifen,  zumal  da  er  in  der  holsteinschen  Sache  seinen  Widerstand 
aufgegeben  habe  und  auch  in  der  ostfriesischen  sich  zu  einer  freundschaftlichen 
Beilegung  bereit  zeige.  Der  Stand  der  Dinge  in  Ungarn,  die  ungeheuren 
Rüstungen  der  Türken  und  deren  hohe  Forderungen  ließen  einen  dortigen  Krieg 
unvermeidlich  erscheinen,  die  Vorgänge  in  Regensburg  aber  ließen  immer  mehr 
die  Erhaltung  des  Friedens  mit  dem  Reiche  hoffen.     Man  scheint  daher  hier 


')  Das   Bündnis    zwischen    dem    Kaiser    und    Herzog    Ernst   August  von 
Hannover  ist  erst  am  14.  Januar  1683  abgeschlossen  worden.    S.  Bittner,  S.  89. 


454  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

entschlossen  zu  sein,  nur  im  äußersten  Notfall  in  Aktion  zu  treten,  man  will 
die  Dinge  den  Winter  über  im  Reiche  in  statu  quo  lassen,  um  sich  nachher  je 
nach  den  Umständen  zu  entscheiden.1) 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
25.  Dezember  1682. 

[Erklärung  des  Königs  in  der  ostfriesischen  Angelegenheit.  Größere  Aussicht  zum 
Zustandekommen  einer  Vereinbarung  gegen  Schweden.    Verhalten  gegen  den  Herzog 

von  Celle.] 

25.  Dez.  Er  hat   sich   am   19.   nach  Versailles  begeben    und  ist  dort  einige  Tage 

geblieben,  um  desto  mehr  Gelegenheit  zu  haben,  mit  Croissy  über  die  in  den 
Reskripten  vom  25.  und  26.  November  berührten  Punkte  zu  sprechen.  In  betreff 
der  Greetsieler  Angelegenheit  übernahm  es  Cr.,  nachdem  sie  am  20.  lange 
darüber  gesprochen  hatten,  mit  dem  König  zu  sprechen,  und  teilte  ihm  am  22. 
mit,  der  König  beabsichtige,  alles,  was  von  ihm  abhinge,  zu  tun,  nm  die  Sache 
zu  halten,  was  um  so  leichter  sein  würde,  wenn  der  Platz  wirklich  leicht  zu 
verteidigen  sei.  In  Holland  wäre  man  von  der  Absicht,  Truppen  zu  schicken, 
abgestanden  und  hätte  vorläufig  die  Sache  dem  Urteil  des  Kaisers  anheimgestellt, 
sollte  dieser  das  früher  dem  Kf.  übertragene  conservatorium  widerrufen,  so 
müßte  man  sehen,  was  weiter  im  Einverständnis  mit  den  ostfriesischen  Ständen 
zu  tun  sei.  Vorläufig  gebe  die  von  dem  Bischof  von  Münster  angebotene  Ver- 
mittlung den  Winter  über  Zeit.  Sollte  der  Platz  gut  und  haltbar  sein,  so  müßte 
man  alle  Maßregeln  ergreifen,  die  geeignet  seien,  um  ihn  zu  halten,  wenn  aber 
nicht,  dann  müßte  man  suchen,  mit  Ehren  durch  die  münstersche  Vermittlung 
sich  aus  der  Sache  zu  ziehen. 

Auch  über  die  schwedische  Angelegenheit  hat  er  mit  Cr.  gesprochen,  und 
dieser  hat  sich  endlich  etwas  weiter  herausgelassen,  so  daß  er  hat  erkennen 
können,  daß  man  jetzt  hier  zu  einer  Vereinbarung  darüber  geneigter  ist,  falls 
wirklich  die  Sendung  schwedischer  Truppen  nach  Deutschland  sich  als  sicher 
und  nahe  bevorstehend  herausstellen  sollte.  Um  Frankreich  um  so  eher  dazu 
zu  bringen,  scheine  es  notwendig,  alles  zu  vermeiden,  was  zu  dem  Verdacht 

J)  Sp.  meldet  am  8./18.  Dezember  168*2,  daß  auch  seine  weiteren  Vorstellungen 
ebensowenig  Erfolg  gehabt  hätten,  man  wolle  hier  erst  abwarten,  wie  die  Entscheidung 
in  Regensburg  ausfallen  werde.  Von  der  von  Polen  her  drohenden  Gefahr  habe 
man  jetzt  auch  von  anderer  Seite  her  Nachricht,  aber  man  vertraue  auf  den  Einfluß 
der  dortigen  Anhänger  Frankreichs  und  des  Kf.,  man  halte  es  für  leicht,  die  feind- 
lichen Absichten  auf  dem  Reichstage  zu  durchkreuzen,  und  man  scheue  die  Unzu- 
träglichkeiten, welche  die  Abberufung  Vitry's  und  die  Sendung  eines  anderen 
Gesandten  dorthin  mit  sich  führen  werde. 


Die  ostfriesische  Angelegenheit    Schweden  und  die  Lüneburger.  455 

fähren  könnte,  daß  die  Alliierten  Kriegssubsidien  zu  erlangen  sachten,  nnd  ebenso 
alles,  was  zum  Brach  treiben  könnte. 

Mit  dem  Herzog  von  Gelle  hat  man  französischerseits  noch  nicht  allen 
Verkehr  abgebrochen,  man  tränt  ihm  nicht,  will  aber  temporisieren  und  abwarten, 
welche  Beschlüsse  in  Regensburg  werden  gefaßt  werden.  Man  glaubt  dieses  am 
so  mehr  tan  zu  können,  da  man  das  Hans  Lüneburg  für  außerstande  hält,  vor 
dem  Übersetzen  der  schwedischen  Trappen  dem  Kf.  oder  dem  König  von  Däne- 
mark gefährlich  zu  werden,  und  da  man  bei  den  großen  Zarüstongen  der 
Türken  nicht  glaubt,  daß  der  Kaiser  wirklich  die  Absicht  habe,  gegen  Frankreich 
Krieg  zu  unternehmen.1) 


Der  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potstam  27.  Dezember  1682  /  [6.  Januar  1683]. 

[Sein  Erstaunen  über  das  Verhalten  Frankreichs,  Befehl,  sich  abwartend  zu  verhalten.] 

Er  ist  sehr  erstaunt  darüber,  daß  man  auf  alle  seine  Vorstellungen,  welche  6.  Jan. 
sowohl  das  gemeine  Interesse  als  auch  seine  Angelegenheiten  betreffen,  so  wenig 
Reflexion  macht,  besonders  auch  wegen  der  oranischen  Angelegenheit*)  ihm  bisher 
gar  keine  gewierige  Resolution  erteilt  hat. 

Bei1)  so  gestalten  Sachen  und  einer  solchen  Conduite  des  aldortigen 
Hofes  wissen  wir  endlich  nicht,  worauf  wir  uns  zu  verlassen  und  wie 
wir  uns  in  die  Sache  zu  schicken.  Zwar  sein  wir  nicht  gemeinet,  von 
denen  bekannten  foederibus  abzuweichen,  und  werden  denselben  unsere 
Orts  ein  Gnügen  leisten.  Daß  wir  uns  aber  Franckreich  zu  gefallen  fast 
aller  Welt  in  die  Augen  stellen  und  ihnen  bei  jedermänniglich  gleichsam 
das  Wort  sprechen  sollten,  dabei  finden  wir  so  weinig  unsere  Sicherheit 
als  uns  auch  zugleich  müglich  und  tunlich  fallen  will,  solches  länger 
zu  continuiren.  Ihr  habt  dieses  alles  Euren  Pflichten  gemäß  aufs 
fleißigste  und  sorgfaltigste  zu  erwägen  und  zu  menagiren,  auch  zu  einigen 


])  Sp.  meldet  1.  Januar  1683,  Rebenac  und  Mortangis  hätten  Befehl  erhalten, 
sich  mit  Kf.  und  dem  König  von  Dänemark  über  diese  Dinge  zu  verständigen. 

*)  Sp.  berichtet  15.  Januar  1683,  er  habe  die  Angelegenheit  von  Orange  wieder 
Croissy  gegenüber  zur  Sprache  gebracht,  und  dieser  habe  aufs  neue  versichert,  daß 
der  König  zwar  den  Prinzen  von  Uranien  auf  dem  Rechtswege  zu  depossedieren 
gedenke,  daß  er  aber  nach  dessen  Tode  sich  seiner  Rechte  auf  das  Fürstentum 
zugunsten  der  brandenburgischen  Prinzen  begeben  und  diesen  dasselbe,  ebenso  wie 
et  bisher  die  Fürsten  von  Oranien  besessen  hätten,  lassen  wolle. 

*)  Vgl.  das  Reskript  von  demselben  Tage  an  die  Gesandtschaft  in  Regensburg 
unten  Abschnitt  V. 


456  in.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

8oupvoD8  und  ungleichen  Gedanken  zwar  keine  Ursach  zu  geben,  in  denen 
Euch  aufgetragenen  Verrichtungen  aber  hinfuro  Eure  Negotiation  mit 
keinem  fernem  sonderlichen  empressement  zu  treiben,  noch  auf  einige 
resolutiones,  die  bis  dato  in  allen  Dingen  so  schlecht  gefallen,  zu  nrgiren, 
sondern  genaue  Acht  zu  geben,  was  dorten  passiret,  und  uns  bei  allen 
Posten  davon  untertänigst  zu  berichten,  auch  wenn  Euch  etwas  wichtiges 
vorgestellet  wird,  solches  ad  referendura  anzunehmen.  — 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
19./29.  Januar  1683. 

[Croissy's  Äußerungen  über  den  letzten  Reicbstagsbeschluß,  über  Gerüchte  von  einer 
Änderung  der  Politik  des  Kf.,  über  Schweden  und  den  Stand  der  Dinge  in  Holland.] 

29.  Jan.  Croissy  sprach  am  26.  mit  ihm  aber  den  letzten  Beschloß1)  des  Regens- 

barger Reichstages  und  erklärte,  derselbe  sei  wenig  befriedigend,  da  er  nichts 
Bestimmtes  enthalte  und  so  die  Sache  weiter  in  die  Länge  gezogen  werde,  was 
durchaas  nicht  im  Interesse  Frankreichs  und  seiner  Bandesgenossen  liege.  Der 
Ronig  beabsichtige  nicht,  mit  dem  Reich  zu  brechen,  aber  mit  Kf.  die  notigen 
Maßregeln  zu  ergreifen,  und  er  sprach  die  Hoffnung  ans,  daß  die  guten  Dienste 
desselben  und  der  Stand  der  Dinge  in  Ungarn  und  der  Türkei  doch  zum 
Frieden  führen  würden.  Bei  der  Gelegenheit  erwähnte  er  auch,  daß  Verjus 
berichtet  hätte,  Jena  hätte  sich  kälter  gezeigt,  und  daß  Amerongen5)  im  Haag 
das  Gerücht  verbreitet  hätte,  es  sei  Hoffnung  zu  einer  Veränderung  am  Berliner 
Hofe,  doch  ohne  anzudeuten,  das  man  deswegen  Argwohn  schöpfe  and  an  der 
Festigkeit  des  Kf.  zweifle.3)    Er  sprach  dann  auch  von  Schweden,  es  scheine, 

1)  Das  Reichsgutachten  vom  13.  Januar  1683  (Pachner  v.  Eggenstorff,  II, 
S.  427).    S.  unten  Abschnitt  V. 

2)  S.  Urk.  u.  Akt.  III,  S.  651. 

3)  Sp.  berichtet  5.  Februar  1683,  in  seiner  letzten  Unterredung  mit  Croissy 
habe  dieser  auch  der  von  verschiedenen  Seiten  hergekommenen  Gerüchte  über  einen 
bevorstehenden  Wechsel  in  der  Haltung  des  Kf.  Erwähnung  getan  und  erklärt,  der 
König  und  seine  Minister  könnten  diesen  Gerüchten  keinen  Glauben  schenken,  sie 
seien  durch  Rebe  na  es  Berichte  in  ihrem  Vertrauen  zu  der  Festigkeit  des  Kf. 
bestärkt  worden,  und  R.  habe  Ordre  erhalten,  dem  Kf.  das  Vertrauen,  welches  der 
König  in  ihn  setze,  zu  bezeugen,  alle  Vereinbarungen  gegen  Schweden  und  wegen 
der,  im  Fall  es  zum  Handeln  käme,  zu  zahlenden  Kriegssubsidien  einzugehen  und 
dahin  zu  wirken,  daß  Kf.  diese  Gerüchte  durch  Ordres  an  seine  Minister,  besonders 
an  Jena,  zerstöre.  Die  Nachrichten  über  dessen  kühleres  Benehmen  hätten  hier 
einen  unangenehmeren  Eindruck  als  alles  andere  gemacht.  Rebenac  solle  in  seinem 
letzten  Schreiben  auch  den  Kurprinzen  gerühmt  haben  und  man  mit  diesem  jetzt 
hier  sehr  zufrieden  sein. 


Gerüchte  über  eine  Änderung  der  Politik  des  Kf.  457 

daß  Kf.  meine,  man  habe  hier  die  Absicht,  es  zu  menagieren,  das  sei  aber  nicht 
der  Fall.  Er  seinerseits  sei  der  Meinung,  man  müsse  Schweden  aller  seiner 
Besitzungen  im  Reiche  berauben  bei  dem  ersten  Schritt,  den  es  tun  wurde, 
und  Kf.  und  Dänemark  mußten  die  Kriegssubsidien  erhalten,  sobald  man  gegen 
Schweden  vorgehen  oder  sonst  ihm  zuvorkommen  mußte.  Dasselbe  hat  er  auch 
Meyercrohn  gesagt.  Dieser  hat  ihm  (Sp.)  im  Vertrauen  mitgeteilt,  Ale  fei  dt, 
der  frühere  Gesandte  bei  Kf.,  habe  ihm  gemeldet,  Amerongen  habe  ihm,  als 
er  in  aller  Eile  durch  Hamburg  gekommen,  gesagt,  es  sei  eine  Veränderung  am 
Berliner  Hofe  zu  hoffen,  und  er  möchte  dieses  nach  Kopenhagen  berichten, 
damit  man  sich  dort  nicht  übereile. 

Croissy  hat  ihm  auch  nicht  verheimlicht,  daß  nach  den  letzten  Nach- 
richten die  Dinge  im  Haag  nicht  günstig  ständen,  daß  dort  die  Partei  des 
Prinzen  von  Oranien  das  Übergewicht  zu  erlangen  scheine,  duß  man  dagegen 
mit  dem  Verhalten  des  Königs  von  England  mehr  und  mehr  zufrieden  sei. 


Denkschrift  über  die  zu  verfolgende  Politik.1) 
s.  1.  et  d.  [Anfang  1683.] 

Es  ist  die  Frage: 

1)  Ob  S.  Chf.  D.  nicht  allein  bei  denen  mit  Franckreich  ge-  cJanu; 
nommenen  Mesuren  verbleiben  und  selbige  auf  jetzige  Laufte  extendiren,  ^ 
auch  die  von  Franckreich  jetzo  offerirte  Advan tagen  acceptiren  sollen? 

2)  Oder  ob  S.  Chf.  D.  solche  mesures  änderen  und  sich  zur  Gegen- 
partei vermittels  Beitretunge  zum  Associationstractat  schlagen  sollen? 

3)  Oder  ob  S.  Chf.  D.  noch  in  etwas  temporisiren,  den  Mittelweg 
halten  und  was  die  Zeit  bringen  möchte,  insonderheit  bis  man  sehe,  wo 
eigentlich  das  türckische  Wesen  hinauswolle,  abwarten  sollen. 

Bei  der  ersten  Frage  ist  an  einer  Seiten  zu  consideriren,  daß 
S.  Chf.  D.  solchergestalt  ihren  Alliancen  ein  Genügen  taten,  von  Franck- 
reich noch  ferner  ansehnliche  Subsidien  zue  Dnterhaltunge  einer  formidablen 
Armee  bekommen  und  Pommern  abermalen  acquiriren  könnten.  An 
der  anderen  Seite  aber  ist  zu  bedenken,  daß  jetzo  fast  ganz  Europa 
wider  Franckreich  liguiret  und  insonderheit  diejenigen,  worauf  S.  Chf.  D. 
der  Nachbarschaft  und  bekannten  Jalousie  halber  am  meisten  zu 
reflectiren  haben,  als  der  Keyser,  Spanien,  Schweden,  Polen, 
Sachsen,    Holland,    Braunschweig  darwider  verbunden  sein,   daß, 

*)  Von  Fuchs'  Hand. 


458  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

wann  der  Keyser  sollte  mit  den  Türeken  Frieden  behalten,  S.  Chf.  D. 
und  dero  etat  in  einen  sehr  gefahrlichen  und  unsicheren  Znstand  sich 
befinden  würden,  daß  alsdann  von  Franckreich  wenig  Hülfe  zu 
gewarten,  weil  solches  genug  mit  sich  selber  zu  tun  und  ihre  Alliirten 
gleich  wie  bei  vorigtera  Kriege  Schweden  consideriren  würden,  daß 
8.  Chf.  D.  Pommern  nicht  angreifen  könnten,  ohne  die  Confoederirte  alle 
auf  sich  zu  ziehen,  und  daß,  wenn  alhier  im  Norden  alles  engagiret 
wäre,  Franckreich  freie  Hand  bekommen  würde,  umb  sich  des  Rhein- 
stromes Meister  zu  machen,  woran  daß  es  nicht  geschehe  und  Franck- 
reich im  Reiche  nicht  noch  mehr  oecupire,    Sr.  Chf.  D.  zum  höchsten 


Bei  der  anderen  Frage  fället  zu  bedenken,  einerseits  daß  S.  Chf.  D. 
dem  Ansehen  nach  bei  Ergreifunge  dieser  Partei  sich  und  ihren  estat  in 
Sicherheit  setzen  würden,  indeme  alle  ihre  Nachbaren  darinnen  engagiret 
sein,  daß  S.  Chf.  D.  durch  ihre  Accession  der  Partei  einen  Nachdruck 
geben  und  solchergestalt  Franckreich  desto  eher  constringiret  werden 
könnte,  einen  Universalfrieden  aequis  conditionibus  zu  machen.  Da- 
hingegen ist  zu  consideriren,  daß  diese  Partei,  ob  sie  gleich  an  der  Zahl 
groß  scheinet,  dennoch  in  der  Tat  schwach  ist,  daß  man  bei  vorigtem 
Kriege  gesehen,  was  die  Vielheit  der  Alliirten  ausrichte,  daß  wegen 
Diversität  der  Interessen  nimmer  eine  Einigkeit  darunter  zu  hoffen,  daß 
auch  diese  Partei  ihre  Absehen  auf  den  Krieg  gerichtet,  da  hergegen 
Sr.  (1hf.  D.  wahrhaftes  Interesse  bei  jetzigen  Conjuncturen  ist,  den  Frieden 
zu  erhalten,  daß  die  Vereinigte  Niederlande  darunter  selber  nicht  einig 
und  die  meisten  und  mächtigsten  von  keinem  Kriege  hören  wollen,  daß 
die  Gefahr  vom  Türeken  unvermeidlich  scheinet,  welchen  Falles  die 
gesunde  Vernunft  zeiget,  daß  man  beiden  so  mächtigen  Feinden  nicht 
gewachsen,  sondern  an  beiden  Orten  verlieren  würde,  daß  die  Advantagen, 
welche  diese  Partei  Sr.  Chf.  I).  offeriret,  geringe  und  deren  Effect  lang- 
wierig. Dahingegen  S.  Chf.  1).  dasjenige,  was  Sie  jetzo  noch  von  Franck- 
reich  bekommen,  sofort  verlieren  und  dardurch  eines  ansehnlichen  Zu- 
schubs  zue  ITnterhaltunge  ihrer  Milice  entblößet  sein  würden,  zu  geschweigen 
der  Gefahr,  welche  S.  Chf.  D.  im  Clevischen  von  Franckreich  überkommen 
möchte.  Daß  S.  Chf.  D.  sich  alsdann  von  Dennemarck,  mit  welchem 
Sie  par  raison  (Testat  unauflöslich  verbunden  sein  müssen,  separiren 
würden,  welches  sich  von  Franckreich  wegen  des  appuy,  so  es  daher  hat, 
nicht  abgeben  kann.  Daß  hingegen  diejenige,  welche  diese  Partei 
formiren,  teils  Sr.  Chf.  D.  naturelles  Feinde  seind,  als  Schweden,  und 


Denkschrift  aber  die  zu  befolgende  Politik.  459 

Sr.  Ch.  D.  zum  höchsten  daran  gelegen,  daß  selbige  auf  dem  teutschen 
Boden  nicht  wieder  mächtig  werden,  teiles  aber  wider  S.  Chf.  D.  wegen 
dero  Macht  und  grandeur  eine  Jalousie  gefasset,  als  der  Eeyser,  Polen, 
Sachsen,  Braunschweig,  dahero  von  denenselben  eine  schlechte 
harmonie  und  noch  eine  schlechtere  Hälfe  und  assistence  zu  gewarten. 
Daß  in  dem  Associationstractat,  insonderheit  dem  letzteren,  an  Schweden 
solche  conditiones  zugestanden,  die  mit  Sr.  Chf.  D.  Interesse  incompatible 
sein.  Daß  auch  Franckreich  seinen  bekannten  Maximen  nach  das 
äußerste  daran  wenden,  umb  das  divido  unter  den  Associirten  zu  spielen, 
und  durch  Geld  und  Subsidien  diejenigen  wieder  gewinnen  wurde,  welche 
nach  andres  nichtes  verlangen,  und  sich  nur  allein  wegen  Verweigerunge 
desselben  von  Franckreich  abbegeben  haben,  wie  solches  von  Schweden, 
dem  Könige  in  Polen  und  dem  Hause  Lünen  bürg  bekannt  ist. 
Solchergestalt  nun  erscheinet  von  selber,  daß  noch  zur  Zeit  vor  S.  Chf.  D. 
am  besten  und  sichersten,  daß  Sie  den  Mittelweg  halten  und  noch 
etwas  temporisiren,  bis  man  sehe,  wo  es  mit  dem  Türckischen  Wesen 
hinaus  wolle.  Dann  auf  diese  Art  behalten  S.  Chf.  D.  die  frantzösische 
Subsidien,  bleiben  mit  Dennemarck  vereiniget  und  seind  allezeit  en  estat 
vermittels  einer  guten  auf  den  Beinen  habenden  Armee  und  nebst 
Dennemarck  nicht  alleine  das  Ihrige  zu  defendiren,  sondern  auch  der- 
jenigen Partei,  wohin  Sie  sich  fügen,  ein  Gewichte  zu  geben  und  nach 
Veranlassunge  der  Zeiten  fernere  mesures,  wie  es  dero  wahrhaftes  Interesse 
und  die  Sicherheit  ihres  Estats  erforderen,  [zu  nehmen].  Es  hat  auch  die 
Gegenpartei  nicht  Ursache,  über  S.  Chf.  D.  zu  klagen  oder  wider  dieselbe 
zu  machiniren,  denn  S.  Chf.  D.  seind  mit  Franckreich  weiter  nicht  als 
zue  Befoderunge  des  Friedens  engagiret,  zue  deme  können  S.  Chf.  D. 
ihnen  die  Hoffnunge  zur  Beitretunge  auf  ihrer  Seite  lassen,  eine  espece 
de  negotiation  mit  dem  H.  v.  Amerongen  unterhalten,  nach  und  nach 
dubia  vorstellen  und  darauf  eclaircissemens  begehren,  wordurch  Zeit 
gewonnen  wird.  Man  hat  auch  nicht  zu  besorgen,  daß  man  durch 
diese  Partei  so  leicht  wird  überm  Haufen  geworfen  werden,  denn 
außer  daß  Franckreich  derselben  im  Anfange  mehr  als  zu  viele 
wird  zu  schaffen  geben,  so  können  S.  Chf.  D.  nebst  dem  Könige 
in  Dennemarck  allezeit  eine  Armee  von  ein  30  bis  40000  Mann  ins  Feld 
stellen,  welche  so  leicht  nicht  zu  insultiren,  und  hat  man  gesehen, 
daß  Beyern  und  Hannover  bei  vorigten  Kriege  nicht  übel  gefahren, 
anangesehen  die  Partei  dazumalen  noch  ungleicher  schiene  formiret 
zu  sein. 


im 


UL  Brandenburg  und  Frank  rek-h  1679— 1GS4. 


Dabei  mm  int  gegenwärtig  in  Acht  zu  nehmen: 

1,  daß  S.  Cb£  I),  nach  allem  Vermögen  wie  bisher  also  ferner  auf 
den  Frieden  dringen. 

2,  Sich  in  gute  Postur  setzen,  die  hWruiton  und  Werbungen  an- 
aufhertlich  lassen  vor  sich  geheim  und  zue  dem  Ende  von  Franckreich 
mehrere  subsidia  begehren >  welche  Sie  aus  dem  letzteren  Tractat  schuldig 
sein,  zumalen  der  gegen  wertiger  Friede  als  pax  armata  einem  Kriege  gleich 
zu  halten  und  S.  Chr.  D.  fast  wider  alle  ihre  Nach  baren  armiret  sein  müssen* 

3,  Daß  S,  Cht  1).  alles  mit  Dennemarek  aufs  genaueste  concertirea 
und  insonderheit  ob  und  welchergestalt  ssu  verhüten,  daß  Schweden 
keine  Armee  auf  den  teutsehen  Roden  transjiortire,  ohne  jedoch  vor  der 
Hand  das  Werk  zur  Ruptur  zu  engagircih 

4  Daß  S.  Cht  D.  nebst  Dennemarek  Franckreich  zusprechen  Hesse, 
daß  es  solche  Mittel  und  Wege  vorschlagen  und  eingehen  möchte,  wor- 
durch  ein  so  höchst  gelahrt  icher  und  weitaussehe  nder  Krieg  verhütet 
werden  könnte,  zumalen  einige  geringe  advantages  oder  Pointilleo  im 
tractiren  den  ungewissen  Ausgang  eines  so  blutigen  Krieges,  worinne  die 
ganze  Christenheit  würde  verwickelt  werden,  nicht  balanciren  könnten. 

b.  Wiire  es  salva  reputatione  Electorali  dahin  zu  bringen,  daß  das 
Haus  Lunenburg  bei  Dennemarek  und  S.  Cht  D,  umbtrete,  wurde 
solches  ein  überaus  großes  momentum  sowohl  bei  allen  Operationen,  so 
vorzunehmen,  als  insonderheit  bei  Versieherunge  allerseits  Lande  machen,, 
ja  es  wurde  bei  diesen  dreien  Alliirten  das  arbitrium  rerum  bestehen 
und  wurden  die  andere  beide  Ilauptparteien  tuen  müssen,  was  diesi- 
wollten,  weil  sie  den  Ausschlag  dahin  geben  würden,  wohin  sie  sich 
lenketem  Der  Höchste  wolle  Sr.  Cht  D.  den  besten  Rat  geben  und  tue 
feines  Namens  Ehre  und  des  Churhauaes  Aufnehmen  ausführen. 


L&  K.  It. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim,     D.  Cöln 
6./10-  Febmar  1683. 

(Auf  die   Relation    vom    19./29.    und    die   Rebenac    von  dem   König    erteilte   Ordre. 

Versicherung,  an  der  Verbindung  mit  Frankreich  feathalten  zu  wollen.    Verhau  dl  ud gen 

mit  Dänemark  über  das  gegen  Schweden  einzuhaltende  Verfahren.] 

—  Aldieweilen  uns  nun  nie  in  Sinn  kommen,  von  demjenigen,  wozu 
wir  uns  einmal  in  denen  mit  L  Königh  Maj.  aufgerichteten  foederihus 
obligiret,  uns  einiger  Gestalt  zu  entfernen,  sondern  vielmehr  das  Friedens- 
werk  einen  Weg  ab  den  andern  durch  die  bis  anher  von  uns  darunter 


Festhalten  an  der  Verbindung  mit  Frankreich.  4(51 

gehaltene  Conduite  zu  erwünschten  Endschaft  befordern  zu  helfen,  auch 
sonsten  mit  I.  K.  M.  in  beständiger  Freundschaft  und  vertraulicher 
Correspondenz  unverändert  zu  verharren,  als  haben  wir  auch  bemeltem 
Graf  Rebenac  alhie  davon  nochmalen  alle  beständige  Versicherung 
gegeben  und  zweifeln  nicht,  daß  er  davon  gebührenden  Bericht  an  seinen 
König  erstatten  werde.  Ihr  habt  auch  Eures  Orts  nicht  zu  unterlassen, 
mit  dem  Marquis  de  Croissy  hieraus  zu  reden  und  ihm  anzuzeigen,  daß 
wir  verhoffen  wollten,  es  würden  I.  K.  M.  allen  solchen  unbegründeten 
Spargimenten  keinen  Glauben  beimessen,  sondern  festiglich  sich  ver- 
sichert halten,  daß  wir  uns  von  demjenigen,  wozu  uns  unsere  mit 
I.  K.  M.  aufgerichtete  Bündnisse  anweisen,  in  keinerlei  Weise  abwendig 
machen  lassen,  sondern  dabei  und  an  der  mit  I.  M.  aufgerichteten  vertrau- 
lichen Freundschaft  ferner  mit  aller  Sincerität  unverrückt  beharren  würden. 

Er  empfängt  beifolgend  Abschriften  der  an  Jena  und  v.  Schwerin  erteilten 
Ordres,1)  welche  den  Beweis  davon  liefern  werden. 

Amerongen')  ist  zwar  bei  ihm  gewesen  und  darauf  zurückgekehrt,  wird 
auch,  wie  berichtet  wird,  bald  wiederkommen.  Es  ist  ihm  aber  bei  seiner 
hiesigen  Anwesenheit  von  ihm  und  den  Seinigen  nie  die  geringste  Ouvertüre 
von  einer  Veränderung  in  seinen  bisherigen  consiliis  oder  von  etwas,  das  dahin 
mit  Fug  und  Recht  ausgedeutet  werden  könnte,  gemacht  worden,  sondern  er 
hat  ihm  bei  seiner  Abreise  seine  Prätensionen  auf  die  ruckständigen  Subsidien  und 
wegen  des  auf  den  guineischen  Küsten  weggenommenen  Schiffes  rekommendiert. 

Wegen  des  schwedischen  Transports  hat  ihm,  wie  die  beiliegenden  Ab- 
schriften') zeigen,  der  Konig  von  Dänemark  seine  Meinung  und  wie  er  sich 
darüber  gegen  Mortangis  herausgelassen,  mitgeteilt,  und  er  hat  ihm  auch  seine 
Meinung  wieder  überschrieben.  Er  hofft,  daß  seine  Sentimente  den  französischen 
weit  näher  kommen  und  die  völlige  Billigung  des  Königs  von  Frankreich  finden 
werden.  Es  wird  bei  dieser  Sache  auch  sehr  auf  die  Gesundheit  und  Disposition 
des  Königs  von  Schweden  ankommen. 


Der  Kurfftrst  an  Spanheim.   D.  Cöln  21.  Februar/[3.  März]  1683. 

(Conc.  Meinders.) 

[Gefahr  des  Ausbruchs  des  Krieges,  Verlangen  französischer  Geldhilfe.] 

Er  wird  täglich  mehr  und  mehr  auch  von  seinem  Gesandten  am  kaiserlichen  3.  März 
Hofe4)  berichtet,  daß  trotz  der  noch  immerzu  in  Ungarn  sich  vergrößernden 

>)  Beide  von  demselben  Datum  s.  unten  Abschnitt  V. 
*)  S.  Urk.u.  Akt.  III,  S.  650f. 

*)  S.  das  Schreiben  König  Christians  vom  23.  Januar / 2.  Februar  und  die 
Antwort  des  Kf.  vom  3./13.  Februar  1683  unten  Abschnitt  IV. 
*)  S.  ?.  Orlich  II,  S.406ff. 


462  III.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Tarkengefahr  der  kaiserliche  Hof  sich  immer  mehr  von  den  Friedensconsiliis 
eloigniere,  auch  die  bekannte  Assoziation  in  Holland  noch  weiter  extendiert 
worden.  Es  dürfte  daher  allem  Ansehen  nach  zu  einer  gänzlichen  Ruptur  und 
einem  öffentlichen  Kriege  mit  Frankreich  geraten.  Er  teilt  ihm  abschriftlich 
seine  Ordre  an  v.  Brandt1)  in  Dänemark  mit.  Weil  der  Krieg  so  fast  gewiß 
und  er  und  seine  Alliierten  sich  in  großer  Gefahr  befinden  und  die  höchste 
Ursache  von  der  Welt  haben,  sich  auf  allen  besorgenden  Fall  beizeiten  gefaßt 
zu  machen,  so  soll  er  dieses  Croissy  vorstellen  und  sich  bemühen,  daß  ihm 
von  dem  König  zur  Einrichtung  der  nötigen  Verfassung  mit  zulänglichem 
Beitrag  auf  das  allerschleunigste  an  Hand  gegangen  werde. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
9./ 19.  März  1683. 

[Verhandlung    über    die   Subsidien.      Wunsch   Frankreichs,    daß    gegen    das    Haus 
Lüneburg  mit  Gewalt  vorgegangen  werde.    Gesundheitszustand  des  Kf.j 

19.  März  Er  hat  Croissy  den  Inhalt  des  Reskripts  vom  21.  Februar  and  die  Ab- 

berufung Schwerins3)  aus  Wien  mitgeteilt.  Cr.  nahm  die  letztere  Nachricht 
mit  großer  Freude  auf,  auf  seine  anderen  Eröffnungen  erwiderte  er,  Sp.  werde 
schon  erfahren  haben,  daß  Mortangis  schon  erklärt  hätte,  die  Kriegssnbsidien 
sollten  vom  1.  Juni  an  ihren  Anfang  nehmen,  diese  Erklärung  wäre  übereilt 
gewesen,  trotzdem  aber  werde  der  König  dessen  Anerbieten  ratifizieren,  wenn 
die  Artikel  unterzeichnet  sein  würden,  er  hob  hervor,  welche  Last  der  König 
dadurch  auf  sich  nehme,  nur  um  seinen  Bundesgenossen  reelle  Beweise  seiner 
guten  Absichten  zu  geben,  zu  einer  Zeit,  wo  es  scheine,  als  ob  die  Drohungen 
der  Gegner  nicht  ernstlich  gemeint  seien,  er  zweifelte  daher  nicht,  daß  Kf. 
damit  vollständig  zufrieden  sein  werde.  Er  aber  hat  erwidert,  Kf.  verlange 
eine  Subvention  zur  Bestreitung  der  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  notwendigen 
Bedürfnisse,  dafür  werde  durch  das  Anerbieten  der  Kriegssubsidien  nicht  gesorgt, 
er  habe  die  Berechtigung  dieser  Forderung  schon  früher  vorgestellt.  Obwohl 
Cr.  davon  nichts  wissen  wollte,  ist  er  doch  dabei  geblieben  und  wird  auch 
noch  weiter  versuchen,  mehr  zu  erlangen.  Allerdings  ist  das  Zugestehen  des 
1.  Juni  als  Anfangstermin  der  Kriegssubsidien  das  hiesige  Ultimatum,  von  dem 
man  gemeint  hat,  daß  es  noch  über  die  Erwartung  der  Bundesgenossen  hinaus- 
gehen werde,  und  man  hat  in  Dänemark  schon  zugestimmt. 

Die  weiteren  Äußerungen  Croissy's  ließen  deutlich  erkennen,  daß   man 
jetzt  hier  ein  gewaltsames  Vorgehen    gegen  das   Haus  Lüneburg  wünscht,1) 

»)  S.  das  Reskript  an  v.  Brandt  vom  21.  Februar/3.  März  1683  unten  Abschnitt  IV. 
*)  S.  v.  Orlich  II,  S.  503. 
*)  S.  Prutz,  S.  361. 


Verhandlungen  über  die  Subsidien.  463 

jedenfalls  in  der  Absicht,  da  ancb  die  Türkengefahr  nicht  die  Friedens- 
unterhandlung mit  dem  Reiche  Torwarts  zn  bringen  vermag  und  da  Frankreich 
seinerseits  nicht  den  Krieg  beginnen  will,  auf  diese  Weise  den  Kaiser  zum 
Frieden  zu  notigen,  seine  Bundesgenossen,  Dänemark  und  Kf.,  zu  sichern  und 
den  Transport  der  Schweden  sowie  die  Rüstungen  Sachsens  unnütz  zu  machen 
und  sich  an  Celle  und  Hannover  zu  rächen. 

Cr.  hat  sich  bei  ihm  angelegentlich  nach  der  Gesundheit  des  Kf.1)  erkundigt 
und  seiner  Freude  über  die  günstigeren  Nachrichten,  die  er  ihm  darüber  geben 
konnte,  den  lebhaftesten  Ausdruck  gegeben. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
6./ 16.  April  1683. 

[Die  neuen  Verhandlungen  in  Berlin.    Die  polnischen  Angelegenheiten.] 

Infolge  der  Nachrichten  aus  Berlin  über  die  Schwierigkeiten,  welche  der  16.  April 
Unterzeichnung  des  neuen  Vertrages  mit  Rebenac  im  Wege  stehen,')  hat  er 
mit  Croissy  darüber  gesprochen.  Aus  dessen  Äußerungen  schließt  er,  daß  man 
wirklich  nicht  beabsichtigt  hat,  die  subsides  d'action  anders  als  im  Fall  einer 
Aktion  gegen  Schweden  oder  das  Haus  Lüneburg  zu  bewilligen,  daß  man  einen 
Formfehler  in  dem  von  Mortangis  übersendeten  Exemplar  des  Vertrages  benutzt 
hat,  um  die  Ratifikation  desselben  aufzuschieben  und  die  Sache  durch  Rebenac 
redressieren  zu  lassen,  daß  man  jetzt  die  neuen  dänischen  Vorschläge  und  die 
Sendung  Ehrenschilds')  zu  Kf.  benutzt,  um  die  Notwendigkeit  des  Abschlusses 
eines  neuen,  genaueren  und  formelleren  Vertrages  geltend  zu  machen,  daß 
man  dieses  für  ein  geeigneteres  Auskunftsmittel  hält  als  die  Versagung  der 
Ratifikation  des  früheren  Vertrages,  und  daß  man  auch  diesen  Vertrag  so  glaubt 
interpretieren  zu  können,  daß  die  Zahlung  der  Kriegssubsidien  vom  1.  Juni  an 
von  dem  cas  d'action  abhängig  gemacht  sei. 

Er  hat  mit  Cr.  auch  von  den  polnischen  Angelegenheiten4)  gesprochen. 
Alan  ist  hier  sehr  entrüstet  über  die  Anklagen,  welche  der  König  von  Polen 
öffentlich  vor  dem  Reichstage  gegen  den  König  von  Frankreich  erhoben  hat, 
man  tut  aber  so,  als  ob  man  sich  um  die  polnischen  Angelegenheiten  gar  nicht 
kümmere.    Cr.  meinte,  Polen  werde  sieb,  wenn  es  wirklich  die  Liga  mit  dem 

*)  Ober  den  damaligen  ungünstigen  Gesundheitssustand  des  Kf.  s.  das  Tage- 
buch von  Buchs,  herausgegeben  von  Hirsch,  II,  S.  258;  Urk.  u.  Akt.  III,  S.  661; 
Prutz,  S.  361  f. 

*)  S.  Prutz,  S.  363,  und  das  Schreiben  des  Kf.  an  König  Christian  von 
Dänemark  vom  6./ 16.  April  1683  unten  Abschnitt  IV. 

*)  S.  unten  Abschnitt  IV. 

4)  S.  darüber  Recueil  des  Instructions.    Pologne  I,  S.  LIII  f. 


464  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Kaiser  schließen  sollte,  große  Händel  mit  den  Türken  anf  den  Hals  ziehen,  die 
ihm  genugende  Beschäftigung  geben  wurden,  man  glaube  gar  nicht,  daß  es  zu 
der  angeblichen  Rüstung  wirklich  kommen  und  daß  man  gegen  den  0.  Schatz- 
meister Morstein  so  weit  vorgehen  werde. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
11./21.  April  1683.1) 

[Die  Verhandlungen  mit  Ehrenschild  und  Rebenac.     Gefahr  von  Holland  her  and 

Mittel  zur  Abwendung  derselben.    Verlangen,  daß  Frankreich  keine  Feindseligkeiten 

gegen  das  Reich  unternehme.    Die  nötigen  Subsidien.] 

21.  April  Nachdem  er  mit  dem   hier   angelangten  dänischen  Minister  von  Ehren- 

schild sowohl  selbst  als  auch  durch  Meinders  und  Fuchs  verhandelt  hat,1) 
hofft  er,  ihn  gegen  nächste  Post  etwas  Näheres  und  Beständiges  von  dem 
concert  wissen  zu  lassen.  Er  und  der  König  von  Dänemark  werden  sich  leicht 
einigen,  Graf  Rebenac  aber  hat  bisher  Diffikultät  gemacht,  den  Präliminar- 
traktat  mit  ihm  anf  dieselben  Bedingungen,  wie  Mortangis  zn  Kopenhagen 
denselben  mit  Dänemark  geschlossen,  einzugehen.  Dieses  ist  fast  das  einzige, 
was  den  Schluß  der  Sache  aufhält,  denn  wegen  des  Hauses  Brannschweig 
wird  man  sich  schon  in  allen  Stücken  so  erklären,  wie  es  französischerseits 
verlangt  wird.  Man  ist  im  Werk  begriffen,  das  concert  zu  projektieren,  und  es 
wird  sich  bald  zeigen,  was  endlich  französischerseits  bei  der  Sache  getan 
werden  will. 

Man  wird  auch  dort  ohne  Zweifel  Nachricht  von  der  starken  holländischen 
Flottenrüstung  haben.  Er  hat  fast  die  gewisse  und  vertraute  Nachricht,  daß 
man  dort  nunmehr,  nachdem  eine  Ruptur  wider  Schweden  vermutet  wird,  die 
Flotte  auf  30  Kapitalschiffe  zu  verstärken  gedenkt,  um  entweder  von  Gothenburg 
den  Transport  schwedischer  Truppen  zu  fazilitieren  oder  selbst  werk  stellig  tu 
machen,  oder  in  die  Ostsee  zu  gehen  und  für  Schweden  zu  agieren.  Sp.  soll 
nebst  Meyercrohn  darauf  dringen,  daß  der  König  seinem  Gesandten  im  Haag 
aufs  schleunigste  Befehl  erteile,  dem  Staat  deutlich  zu  erkennen  zu  geben, 
daß,  wofern  man  ihrerseits  Schweden  zur  Transportierung  ihrer  Völker  irgend 
welche  Hilfe  leisten  oder  sonst  gegen  die  Alliierten  des  Königs  das  geringste 
vornehmen  sollte,  der  König  solches  für  eine  Ruptur  et  pro  causa  belli  halten, 
auch  sofort  den  Krieg  wirklich  an  den  Staat  erklären  würde.  Wenn  dies 
geschieht  und  der  Gesandte  der  Stadt  Amsterdam  und  andern  zum  Frieden 
Geneigten  die  geeigneten  Vorstellungen  macht,  wird  man  sich  hoffentlich  seitens 

>)  Von  Meinders  geschrieben. 
2)  S.  unten  Abschnitt  IV. 


Die  holländischen  Rüstungen,  dagegen  zu  treffende  Maßregeln.  465 

des  Staats  eines  anderen  bedenken.  Es  würde  auch  sehr  zuträglich  sein,  wenn 
der  König  in  England  durch  seinen  Gesandten  ebensolche  Vorstellungen 
machen  ließe. 

Da  ihm  und  dem  König  von  Dänemark  daran  zum  höchsten  gelegen  ist, 
beständige  Nachricht  darüber  zu  haben,  was  der  König  von  Frankreich,  im  Fall 
es  dieser  Orten  und  im  Norden  zur  Ruptur  kommen  sollte,  dem  Reich  gegen- 
über für  Absichten  hat,  so  soll  er  sich  bemühen,  desfalls  etwas  Gewisses  zu 
penetrieren  und  auch  mit  dienlichen  rationibus  vorstellen,  daß  man  diesseits 
wünsche  und  verlange,  der  König  möchte  solchenfalls  wider  das  Reich  mit 
keinen  ferneren  Reunionen  und  noch  weniger  mit  abermaligen  Hostilitäten 
verfahren. 

Weil  wir  auch  vermerken,  daß  man  bishero  an  französischer  Seite 
so  überaus  sparsam  wegen  der  zu  einem  so  wichtigen  Werk  erforderten 
Mittel  sich  bezeuget,  ohne  welche  es  gleichwoll  weder  angefangen  noch 
mit  Hoffnung  einigen  guten  Successes  fortgesetzet,  weiniger  ausgeführt 
werden  kann,  so  wollet  Ihr  Euch  äußerst  bemühen,  umb  eigentlich  zu 
erfahren,  wohin  dann  des  Hofes  intention  ziele  und  was  dessen  innerster 
Zweck  dabei  sein  möge.  — 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
3.  Mai  1683. 

[Croissy's  Mitteilungen  über  den  abzuschließenden  Vertrag,  über  das  gegen  Holland 

einzuschlagende  Verfahren  und  die  Absichten  des  Königs  gegen  das  Reich  und  gegen 

das  Hans  Lüneburg.    Die  dänisch-englische  Heiratsangelegenheit] 

Er  hat  Croissy  sofort  nach  Empfang  des  Reskripts  vom  11./21.  April  von  3.  Mai 
dem  Inhalt  desselben  unterrichtet.  Derselbe  meinte,  die  Schwierigkeiten,  welche 
der  Abschluß  des  Vertrages  finde,  wurden  schon  gehoben  sein.  Der  König 
wolle,  wenn  seine  Alliierten  bei  dem  Wunsche  beharrten,  daß  über  die 
Präliminarien  nnd  über  die  Exekution  getrennte  Verträge  geschlossen  würden, 
darein  willigen,  nnd  der  1.  Juni  solle  der  Termin  für  die  Zahlung  der  Kriegs- 
subsidien  sein. 

Die  Flottenrüstung  in  Holland  betreffend,  bezweifelte  er,  ob  die  von  den 
Alliierten  geforderte  Erklärung  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  ratsam  sei.  Sie 
würde  dem  Prinzen  von  Oranien  den  Vorwand  geben,  seine  Absichten  aus- 
zuführen, nnd  es  entspreche  nicht  der  Würde  des  Königs  nnd  auch  nicht  dem 
Vorteil  der  Sache,   zu  Drohungen   und  Kriegserklärungen   zu  schreiten,   ohne 

Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  30 


466  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

imstande  zn  sein,  sie  auch  sofort  auszufahren;  Operationen  zur  See,  besonders 
gegen  Holland,  bedürften  der  Zeit.  Es  würde  viel  wirksamer  sein,  wenn  man 
auch  England  zur  Mitwirkung  bestimmen  könnte,  man  unterhandelte  jetzt  dort 
wegen  einer  Heirat  des  Prinzen  Georg  von  Dänemark  mit  der  Prinzessin 
Anna,  der  Nichte  des  Königs  von  England.  Außerdem  habe  d'Avaux  die 
bestimmtesten  Befehle,  durch  Vorstellung  der  üblen  Folgen,  welche  die  Sendung 
der  Flotte  haben  würde,  die  Generalstaaten  davon  abzuhalten,  das  schiene  viel 
praktikabler,  als  gleich  solche  Erklärungen,  wie  Kf.  und  Dänemark  verlangten, 
abzugeben.  Er  hat  aber  dagegen  vorgestellt,  daß  es  sich  hier  um  einen  Beschluß 
der  Generalstaaten  handelte,  der  unmittelbar  zu  einem  Brache  fuhren  müßte, 
und  daß,  wenn  man  in  diesem  Falle  einen  Krieg  mit  Frankreich  und  dessen 
Bundesgenossen  in  Aussicht  stellte,  Amsterdam,  Rotterdam  und  andere,  welche 
das  größte  Interesse  am  Handel  hätten,  eher  dazu  gebracht  werden  würden, 
einen  solchen  Beschluß  zu  vereiteln.  Er  hat  gebeten,  daß  wenigstens  provisorisch 
dAvaux  instruiert  würde,  solche  Erklärungen  zu  machen,  sobald  man  sehen 
würde,  daß  sie  keinen  Schaden  anrichten  würden,  und  die  Gesandten  des  Kf.  und 
des  Königs  von  Dänemark  sie  für  nützlich  und  zeitgemäß  hielten,  und  daß  auch 
Rebenac  sofort  darüber  instruiert  werde.  Cr.  hat  versprochen,  dem  König 
darüber  Bericht  zu  erstatten. 

Auch  über  die  Absichten  des  Königs  dem  Reich  gegenüber  hat  er  Cr.  zu 
sondieren  gesucht  Derselbe  hat  ihm  nichts  Bestimmtes  geantwortet,  nur,  wie 
auch  schon  früher,  erklärt,  der  König  fände  es  nicht  seiner  Großmut  ond 
seinem  Ruhm  angemessen,  den  Kaiser  und  das  Reich  anzugreifen  zu  einer  Zeit, 
wo  der  erstere  einen  so  mächtigen  Feind  auf  dem  Halse  hätte,  und  er 
glaubte,  daß  das  geeignetste  Mittel,  zum  Frieden  mit  dem  Reiche  zu  gelangen, 
der  in  Berlin  abzuschließende  Vertrag  sein  würde. 

Was  die  eigentlichen  Absichten  des  Königs  anbetrifft  und  ob  derselbe 
wirklich  wünscht,  daß  es  zum  Kriege  mit  dem  Hause  Lüneburg  komme, 
so  glaubt  er,  daß  dieses  allerdings  der  Fall  ist.  Cr.  hat  ihm  wie  Meyer- 
crohn  erklärt,  eine  Verständigung  mit  diesem  Hause  sei  nur  möglich,  wenn 
dasselbe,  besonders  der  Herzog  von  Hannover,  auf  seine  Bündnisse  mit  der 
Gegenpartei  verzichte,  sonst  müsse  man  gegen  sie  in  Aktion  treten  und  mit 
Hannover  den  Anfang  machen. 

Die  Heiratsangelegenheit  betreffend  hat  er  erfahren,  daß  der  französische 
Gesandte  Befehl  gehabt  bat,  den  König  von  England  deswegen  zu  sondieren, 
daß  man,  nachdem  man  diesen  dazu  geneigt  gefunden,  durch  Meyercrohn  dem 
König  von  Dänemark  Eröffnungen  deswegen  gemacht,  daß  man  in  Kopenhagen 
mit  offenen  Armen  dieselben  empfangen  hat,  aber  Bedingungen  stellt,  welche 
doch  Hindernisse  bereiten  könnten.  Der  Hauptzweck  dabei  ist,  von  langer  Hand 
her  die  Nachfolge  des  Prinzen  von  Oranien  zu  vereiteln  und  dort  einen  von 
Frankreich  abhängigen  Fürsten  an  seine  Stelle  zu  setzen.  Er  bittet,  diese 
Nachrichten  geheim  zu  halten. 


Die  Absichten  des  Königs.    Die  neue  Allianz.  467 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.    D.  Potstam  4./[14.]  Mai  1683. 
(Conc.  P.  Fuchs.) 

[Die  mit  Frankreich  und  Dänemark  abgeschlossene  Allianz.    Die  Verhandlangen  mit 

dem   Hause   Lüneburg.    Verlangen  der  Aufstellung   einer  französischen  Armee   am 

Niederrhein,  drohender  Erklärungen  an  Holland.] 

Wir  zweifeln  nicht,  es  werde  das  zwischen  Franckreich,  Dennemarck  14.  Mai 
and  uns  Jungs thin  al hier  getroffene  concert1)  nunmehr  zu  Euerer  Wissen- 
schaft gekommen  sein. 

Nun  haben  wir  uns  zwar  die  Hoffnung  gemachet,  daß  das  Fürstl. 
Braunschweig-Lüneb.  Haus  in  sotanes  Verbündniß  mit  einzutreten 
sich  nicht  abgeneigt  bezeugen  würde,  es  stehet  auch  noch  dahin,  wozu 
es  sich  endlich  bei  continuirender  negotiation  bewegen  lassen  möchte. 
Demnach  es  aber,  so  viel  man  äußerlich  desselben  Intention  verspüren 
kann,  schwerlich  mit  der  Güte  wird  zu  gewinnen  sein,  als  würde  unsere 
Erachtens  denen  mit  demselben  vorhabenden  fernerweiten  Tractaten  den 


l)  Die  Allianz  vom  20./30.  April  1683  (v.  Mörner,  S.  721  ff.,  440ff.).  Über  die 
vorhergehenden  Verhandlungen  findet  sich  im  Berliner  Archiv  nur  folgende  undatierte 
Aufzeichnung  von  Meinders1  Hand: 

Projet  (von  Meinders'  Hand): 
Corame  S.  A.  E.  de  Br.  s'oblige  d'employer  ses  bons  Offices  tant  a  la  diete 
generale  de  1' Empire  qu'ailleurs  ou  il  conviendra  pour  disposer  les  autres  Princes  et 
Estats  d'aggreer  et  d'accepter  Taffermissement  de  la  paix  aux  conditions  susdites, 
ainsi  S.  M.  T.  Ch.  promet  de  laisser  toutes  les  affaires  qui  concernent  les  limites 
et  les  dependances  qu' Elle  pretend  dans  Testat  present  saus  proceder  a  aucune 
ulterieure  incorporation,  reunion,  occupation,  sommation  ou  action  pareille  qui  puisse 
troubler  le  repos  publicq  ou  empescher  la  paix  et  la  bonne  intelligence  entre  l'Empire 
et  la  France. 

H.  Rebbenacqs  Antwort  (von  Rebenacs  Hand): 

Cet  article  Mr.  n'est  en  aucune  facon  de  nostre  traitte  qui  vous  donne  mesme 
des  seuretes  plus  grandes  que  Celles  la,  puisque  le  Roy  par  son  engagement  avec 
vous  renonce  clairement  a  toutes  sortes  de  pretentions  sur  l'Empire,  mais  vous  voyez 
bien  que  pour  les  procedures,  s'il  y  renoncoit  tout  a  fait,  on  se  moqueroit  a  Frankfort 
des  propositions  qu'il  y  fait,  puisqu'on  n'y  auroit  rien  a  craindre.  Ce  traitte  icy 
asseure  Mr.  l'E.  contre  le  mal  mais  n'oste  pas  au  Roy  le  moyen  de  tenir  en  crainte 
les  esprits  qui  s'opposent  a  l'acceptation  de  ses  propositions.  Lisez  les  propositions 
du  Roy  a  Frankfort,  vous  les  voires  bien  claires  sur  ce  suiet  Nous  pouvous,  si  vous 
le  voulez,  mettre  Offices  pour  Offices  ou  guarantie  pour  guarantie,  mais  guarantie  pour 
offices  il  n'est  pas  iuste.  Chargez  vous  de  faire  accepter  les  propositions.  Le  Roy 
vous  guarantira  toutes  reunions,  il  le  fait  desia  pour  l'effet  et  il  le  fera  encor  pour 
la  procedure. 

30* 


468 


III.  Brandenburg  und  Frankreich  IG79— 1684. 


besten  Nachdruck  geben,  wann  S.  König],  Mit  von  Franckreich  gutfinden 
möchte,  ungesäumet  die  im  coneert  stipulierte  annee  bis  an  die  Grenzen 
von  Teutschland,  so  dem  Unter-Rhein  am  nächsten  ^  anrnarchiren  zu 
lassen,  dergestalt  datf  selbige  nicht  bald  anfänglich  den  teutsehen  Boden 
betrete,  sondern  damit  durch  solchen  Anmarch  die  Tractaten  befordert 
und  gedachtes  fürstliches  Haas,  wenn  es  den  Ernst  sieh  et,  umh  so  viel 
eher  zur  guten  Partei  sjelenket  werde,  widrigenfalls  aber,  da  es  Nnt 
tun  sollte,  obgemeldte  armee  bereit  und  nahe  sei,  denen  Allürteii  dem 
coneert  gemäß  zu  rechter  Zeit  zu  assistiren  und  der  Sache  ihre  abhel fliehe 
Maße  zu  geben.  Ihr  habet  hie  von  mit  dem  Marquis  de  Croissy  zu 
reden  und  zu  befordern,  daß  solches  obgemeldter  maßen  förderlichst 
werkstellig  gemachet  wTerde. 

P,  S.  Wir  sehen  sonst  nicht  gern,  daß  man  französischersei te  irodl 
einige  repugnance  verspüren  lasset,  im  Fall  der  Not  insonderheit  wieder 
den  Staat,  wann  derselbe  Schweden  oder  das  Haus  Lünen  bürg  wirklich 
assistiren  wollte,  zur  Ruptur  zu  schreiten,  und  halten  wir  davor,  daß 
wiidq  die  verlangete  Bedrohunge  vorhin  geschehen  möchte,  solche  die 
rei eheste  und  vornembste  Handelstädte  animiren  würde,  sich  denen 
Resolutionen,  so  desfalls  genommen  werden  könnten,  zu  wiedersetzen, 
weßhalb  Ihr  dann  nebst  dem  dänischen  ministro  fernere  behörige  Vor- 
stellungen werdet  zu  tuen  wissen. 


Der  Kurfürst  aii  Spatiheim.     IX  Potstaiu  8./1S.  Mai  1683. 
(Coric.  P.  Fuchs,) 

[Auf  diti  Uelation    vom    7.  MaiJ)     Befehl,   den  König  ju  maflfollein  Verhalten  gegen 

«las  Reich   zu  ermahnen.] 

18.  Mai  Der  König  hat  bisher  immer  versichert,  daß  er  im  Reiche  nicht  mehr  als 

die  schon  in  Beinem  Besitz  befindlichen  Plätze  verlange,  auch  er  und  die  anderen 
wohlintentionierten  ReichsstÜnde  haben  jederzeit  vorausgesetzt  und  zum  Fundament 
ihrer  geleisteten  oftieiorum  gesetzt,  daß  der  Konig  dieser  Versicherung  nach- 
kommen und  das  Reich  ferner  nicht  angreifen  und  dismembrieren  werde,  und  es 
würde  ihm  Eumalen  schwer,    wo   nicht  ganz  unverantwortlich    und   unmöglich 

')  In  derselben  hatte  Sp.  unter  anderem  berichtet,  daß  er  Croissy  den  Wunsch 
des  Kf.,  Frankreich  möchte  ton  neuen  Reunionen  und  anderen  Ff  indselißkeiteö  gegen 
das  Reich,  falls  es  mit  dem  Hause  Lüneburg  oder  mit  Schweden  min  Bruch 
kommen  sollte,  abstehen,  mitgeteilt  und  aus  seiner  Antwort  ersehen  habe,  daü  man 
dazu  geneigt  sei>  aber  sich  nicht  durch  eine  bestimmte  Erklärung  die  Hiüde  für  die 
Zukunft  binden  wolle. 


Maßregeln  gegen  die  Lüneburger  u.  Holland.  Schonende  Behandlung  des  Reichs,     469 


fallen,  das  Werk  auf  dem  bisherigen  Fuß  weiter  zu  treiben,  wenn  der  König 
das  Reich  ferner  zu  zergliedern  anfangen  sollte. 

Ihr  habt  dieses  alles  dem  Marquis  de  Croissy  aufs  beweglichste 
und  angelegentlichste  vorzustellen  mit  Begehren,  daß  er  I.  K.  M.  davon 
urobständlichen  rapport  tuen  und  dieselbe  in  unserem  Namen  ersuchen 
möchte,  Sie  wollten  dieser  und  anderer  mehr  Ursachen  halber  Ihre 
künftige  Operationen  im  Reiche  änderst  nicht  als  nach  dem  Inhalt  des 
gemachten  Concerts  einrichten  und  uns  also  in  dem  Stande  erhalten, 
f,  K.  M.  Interesse  wie  bishero  also  auch  ferner  zu  secondireu.  Es  würden 
verhörten tlich  dieselbe  wegen  Ihrer  anwendenden  Kosten  teils  durch 
Behauptung  der  alschon  gemachten  Keunionen,  auch  über  dem  noch 
woll  ander werts  und  außer  dem  Reich  eine  anständige  und  zulängliche 
Satisfaction  finden,  und  könnte  man  wegen  dessen,  was  die  künftige 
Conjunctnren  auf  ein  oder  anderen  Fall  erfordern  möchten,  hienegst 
weitere  musures  nehmen.  — 

Ihr  habet  Eure  diesfalls  tuende  Vorstellungen  dergestalt  einzurichten, 
damit  einesteils  I.  K.  AL  bei  guter  Intention  und  beständiger  Coniidence 
gegen  uns  erhalten,  an  der  anderen  Seite  aber  alle  Hoatili  täten  wider 
das  Reich  durch  alle  dienliche  Weise  und  Wege  abgehalten  werden 
mögen,  wie  Ihr  denn  selbsten  leicht! ich  ermessen  könnet,  was  vor  hohe 
Ursachen  wir  haben,  dergleichen  zu  verhüten,  und  daß  uns  allerdings 
unmöglich  fallen  wollte  einiger  ferneren  Tätlichkeiten  wieder  das  Reich 
uns  teilhaft  zu  machen.  Ihr  werdet  in  dieser  Materie,  welche  gleichsam 
der  ganzen  Sache  ihr  vornehmstes  Gewicht  und  Consideration  giebet, 
wovon  auch  unsers  des  von  Meinders  jetzige  Negotiation  und  diejenige 
Versicherungen,  welche  er  dem  Hause  Braunschweig  zu  geben  und 
wodurch  er  dasselbe  in  die  gute  Partei  zu  ziehen  hat,  depeudiret,  allen 
behörigen  Fleiß  anwenden  und  uns  von  der  Resolution,  so  man  fran- 
zösischer selten  darauf  giebet,  auch  was  Ihr  sonsten  wegen  der  französischen 
Desseine  penetriren  könnet,  schleunigen  umbständlicben  Bericht  ab- 
statten» — 


E.  Spanlieim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
11./21.  Mai  1683, 

[Die   drei  fraozösischerseits   beanstandeten  Bestimmungen   des  AUianzvertrages,     Die 
Heiratsangelegenheit.     Mitteihmgen  MeyenTQbns.] 

Er  war  am   18.  in  Versailles.    Croissy  bestätigte  ihm  dort  die  Ankunft  2L  Mii 
ies    Kurien    Rebenacs    mit   dem   Praümin  arver  trage    und    dem    Projekt    des 


470  ni.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Konzertes.  Dieselben  sollten  erst  am  folgenden  Tage  in  dem  Conseil  gründlich 
geprüft  werden,  doch  bemerkte  er  gleich,  daß  in  dem  Konzert  drei  Punkte 
Schwierigkeiten  machten,  1.  die  in  betreff  der  Sicherheit  des  Reiches  geforderte 
Erklärung,  daß  der  König  keine  weiteren  Reunionen  vornehmen  wolle.  Der 
König  wolle  deswegen  dem  Kf.  sein  Wort  geben,  aber  er  könne  sich  nicht  .ans  den 
schon  früher  angeführten  Gründen  in  einem  Vertrage  dazu  verpflichten.  Die  zweite 
Schwierigkeit  bereitete  die  Bestimmung,  der  König  sollte  eine  Armee  ins  Reich 
gegen  den  Herzog  von  Celle  schicken.  Eine  solche  Forderung  hätte  man  nicht, 
am  wenigsten  von  Kf.,  erwartet,  Kf.  nnd  der  König  von  Dänemark  wären  hin- 
reichend imstande,  die  Truppen  des  Herzogs  zu  ruinieren,  der  Marsch  eines 
solchen  Heeres  erfordere  vorherige  Verständigung  mit  den  Reichsständen,  durch 
deren  Gebiet  er  gehen  würde,  er  würde  im  Reich,  in  Holland  und  sonst  das 
größte  Aufsehen  erregen  und  Veranlassung  zu  einem  allgemeinen  Kriege 
geben.  Dem  Kf.  und  dem  König  von  Dänemark  könnte  für  ihre  Sicher-, 
heit  genügen,  daß  der  König  bedeutende  Streitkräfte  am  Oberrhein  stehen 
hätte,  die  im  Notfall  zu  ihrer  Unterstützung  bereit  wären.  Als  dritte 
Schwierigkeit  bezeichnete  er,  daß  der  König  von  Frankreich  gegen  die 
Generalstaaten  in  Aktion  treten  solle.  Er  erklärte  schließlich,  er  werde  dem 
Könige  vorschlagen,  das  Projekt  sollte  mit  einigen  Apostillen  sofort  an 
Rebenac  zurückgeschickt  werden,  und  falls  man  sich  dort  darüber  nicht 
sollte  einigen  können,  sollten  er  und  Meyercrohn  Vollmacht  erhalten,  hier 
weiter  darüber  zu  verhandeln.  Er  hat  erwidert,  es  würde  viel  kürzer  nnd 
sicherer  sein,  die  ganze  Sache  wieder  nach  Berlin  zu  verweisen,  denn  er 
glaubt  nicht,  daß  es  ihm  hier  möglich  sein  wird,  die  Schwierigkeiten  zu 
überwinden.  Vorläufig  kann  er  nichts  weiter  über  diese  Angelegenheit  be- 
richten, da  ihm  weder  der  Präliminarvertrag  noch  das  Projekt  mitgeteilt  sind 
und  er  so  nur  nach  den  ihm  von  Croissy  darüber  gegebenen  Informationen 
hat  sprechen  können. 

Cr.  berührte  auch  die  Heirat  des  dänischen  Prinzen  mit  der  Nichte  des 
Königs  von  England.  Dieselbe  sei  so  gut  wie  abgemacht,  und  man  hoffe  davon 
die  vorteilhaftesten  Folgen.  Besonders  freut  man  sich,  auf  diese  Weise  den 
Prinzen  von  Uranien  ärgern  und  die  Generalstaaten  im  Zaum  halten 
zu  können. 

P.  S.  Meyercrohn  hat  ihm  mitgeteilt,  daß  er  daß  Projekt  des  Konzerts 
erhalten  habe  und  ihm  mitteilen  wolle.  Auf  Befehl  seines  Königs  habe  er  die 
von  Kf.  vorgeschlagene  Sendung  einer  französischen  Armee  gegen  das  Haus 
Lüneburg  auf  das  nachdrücklichste  vorgebracht,  aber  Mignon,  der  Kommis 
Croissy's,  habe  dieselbe  als  unmöglich  bezeichct  und  erklärt,  wenn  man  darauf 
bestände,  so  könnte  man  darin  nur  die  Absicht  erkennen,  das  ganze  Konzert  zu 
vereiteln.  Er  teilte  ihm  mit,  daß  er  von  seinem  Könige  Vollmacht  zu  weiteren 
Verhandlungen  in  dieser  Angelegenheit  erhalten  habe. 


Franzosische  Bedenken  gegen  einige  Punkte  der  Allianz.  471 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.    D.  Cöln  22.  Mai/[1.  Juni]  1683. 

[Anf  die  Relation  vom  1 1./21.  Mai.    Befehl,  in  betreff  der  französischerseits  beanstandeten 
Punkte  der  Allianz  keine  weiteren  Schritte  zu  tun.] 

Er  hat  ans  seiner  Relation  ersehen,  daß  sich  dort  das  Konzert  an  drei  1.  Juni 
Punkten,  der  Deklaration  in  betreff  des  Reiches,  Schickung  einer  Armee  gegen 
Lüneburg  und  der  Ruptur  mit  Holland,  accrochiere. 

Nun  finden  wir  bei  solcher  Bewandnns  uns  garnicht  geraten  nebst 
Dennemarck  das  Haus  Lünen  bürg  alleine  anzugreifen,  weilen  solches 
viele  Zeit  und  schwere  Kosten  und  Mühe  erfordern  und  ganz  ohne  Frucht 
vor  uns  sein,  auch  dardurch  die  Zeit,  worinnen  wir  etwas  wieder 
Schweden  ausrichten  könnten,  verloren  gehen  würde,  anderer  vielen 
erheblichen  Bedenken,  so  wir  dabei  haben,  zu  geschweigen,  und  befehlen 
Euch  demnach  hiermit  in  Gnaden,  dieser  streitigen  dreien  Puncto  halber 
keine  fernere  Instantz  zu  machen,  sondern  dem  Marquis  de  Croissy, 
wann  derselbe  gegen  Euch  davon  fernere  Erwähnunge  tuen  wird,  an- 
zuzeigen, daß  wir  hierinnen,  ohne  Ihrer  Königl.  Mayt.  in  Dennemarck 
sentiments  zu  wissen,  nichtes  weiter  resolviren  könnten  und  daß  wir 
dannenhero  unserem  p.  Meinders  anbefohlen,1)  sich  darüber  mit  denen 
Königl.  dänischen  ministris  bei  der  Conferentz  zue  Hamburg  zu  ver- 
nehmen, wie  wir  dann  auch  im  übrigen  erwarten  wollten,  was  des 
Grafen  Rebenacq  Edelmann,  welcher  noch  nicht  wiederkommen,  mit- 
bringen würde,  worauf  wir  uns  dann  ferner  nach  Befinden  herauslassen 
würden.*)  — 

E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten. 
D.3)  Crevanche  bei  Beifort  im  Elsaß  12./22.  Juni  1683. 

[Gespräch  mit  Croissy  über  die  streitigen  Punkte.    Sein  Bemühen,  mit  Meyercrobn 

zusammenzugehen.] 

Er  hat  unterwegs  das  Reskript  des  Kf.  vom  22.  Mai  und  ein  Schreiben  22.  Jun 
Meinders'  aus  Hamburg  vom   18./28.  Mai  nebst  einer  Kopie  des  von  diesem 

*)  S.  das  Reskript  des  K f.  an  Meinders  von  demselben  Datum  unten  Abschnitt  IV. 

*)  Kf.  schreibt  an  Sp.  d.  Potsdam  29.  Mai/ [8.  Juni]  1683  (in  Erwiderung  einer 
Relation  vom  17./ 27.  Mai),  da  er  aus  derselben  ersehe,  daß  man  am  französischen 
Hofe  noch  immer  bei  den  wider  das  Konzert  gemachten  Diffikultaten  beharre,  so 
finde  er  garnicht  geraten,  das  Konzert  und  noch  weniger  das  franzosische  Gegen- 
projekt zu  vollziehen.    Sp.  solle  von  dieser  Sache  ganz  abstrahieren. 

*)  Sp.  war  auf  Befehl  des  Kf.  dem  König  auf  der  Reise,  welche  derselbe  Ende 
Mai  nach  Burgund,  Elsaß  und  Lothringen  angetreten  hatte,  gefolgt 


472 


III.  Brandenburg  und  Frankreich   1679— I$fi4, 


und  Ehrenschild  abgefaßten  Gutachtens  in  betreff  des  Konzertes  erhalten.  Er 
bat  dann  vorgestern  Croissy  gesprochen  und  auf  dessen  Frage,  was  man  ihm  vom 
Hofe  ober  das  Konzert  gemeldet  habe,  erwidert,  er  habe  noch  keine  speziellen  Befehle 
erhalten,  man  würde  aber  wohl  schon  Ton  Rehen ac  und  anderswoher  erfahren 
haben,  wie  sehr  man  in  Dänemark  und  am  Hofe  des  Kf,  erstaunt  wäre  über  die 
neuen  Projekte,  welche  anstelle  der  erwarteten  Ratifikation  eingetroffen  waren,  und 
er  hat  auf  den  grollen  Schaden  hingewiesen,  welcher  für  beide  daraus  entstanden, 
nachdem  sie  schon  solche  Vorbereitungen  zur  Ausführung  des  Konzertes  getroffen 
hätten,  Cr.  suchte  das  Verhalten  seines  Königs  zu  rechtfertigen,  behau  ptetr-, 
wenn  die  Verpflichtungen  desselben  geändert  seien,  so  sei  dies  nur  zugunsten 
seiner  Alliierten  geschehen.  Kr  ging  dann  wieder  im  einzelnen  auf  die  Kau 
punkte.»  welche  Schwierigkeiten  machten,  ein,  namentlich  auf  die  Unausführbar^ 
der  Sendung  einer  Armee  nach  der  Weser,  Er  hat  darauf  nur  mit  allgemeinen 
Ausführungen  geantwortet  Cr,  meinte,  die  Hauptschwierigkeit  der  Hilfeleistung 
gegen  Holland  sei  schon  gehoben.  Vi  1  Urs  wäre  beauftragt,  dieselbe  zuzusagen, 
und  d'Avaux  hatte  schon  erklärt,  daß  der  Konig  von  Frankreich  die  Sendung 
von  Kriegsschiffen  Schweden  zu  Hilfe  als  Ruptur  ansehen  würde. 

Er  hat  Meyercrohn  das  gemeinsame  Gutachten  Meinders*  und  Ehren- 
Schilds  mitgeteilt,  damit  er  sich  danach  richten  und  sie  beide  eine  dttrcbtM 
gleiche  Haltung  einnehmen  können.  Hier  scheint  man  nämlich  zu  beabsichtigen, 
durch  einen  der  Alliierten  die  Schwierigkeiten  zu  beseitigen,  und  hat  daher 
Meyercrohn  Aussicht  dazu  gemacht,  daß  man  die  Hilfe  gegen  Holland  bewilligen 
werde,  und  zwar  in  der  ganzen  Ausdehnung,  wie  Dänemark  es  hegehrt,  während 
Croissy  ihm  gegenüber  noch  an  dem  Unterschied  festgehalten,  den  es  mache, 
ob  die  Alliierten  gegen  Schweden  vorgingen,  um  den  Transport  der  Truppen 
zu  verhindern,  oder  ohne  Rücksicht  darauf,  wie  er  es  nannte,  in  ihrem  eigenen 
Interesse  und  zu  ihrem  Vorteil,  im  letzteren  Falle  sei  Krankreich  nicht  zur 
Hilfeleistung  verpflichtet  M.  meint  aber,  man  werde  auch  in  diesem  Punkte 
nachgeben,  wenn  man  sich  nur  im  übrigen  den  französischen  Fordernd 
fügen  würde. 


ten 

f,t- 


K.  Spanheim  an  den  Kurfürsten. 
8.  Juli  1683. 


D.  Mete 


[Croissy  rs  Versuche,   das  Verhalten   des  Königs   zu   rechtfertigen*     Sendung  Villa 

nach  Dänemark.] 

8.  Juli  Croissy   hat    ihm  gegenüber    die    aus    dem   Haag    uud    anderswoher  ge- 

kommenen Gerüchte  von  Unterhandlungen  zwischen  Kf.  und  den  Generalstaaten 
erwähnt,  aber  erklart,  er  wollte  denselben  keinen  Glauben  beimessen,  und  er 
hat  dann  das  Verhalten  des  Königs  von  Frankreich  in  der  Angelegenheit  des 
Konzertes  zu  rechtfertigen  gesucht     Cr.  seiden  sieb  die  Sache  sehr  zu  Herten 


Französische  Änderungen  in  dem  Vertrage.     Unmöglichkeit  der  Ruptur.      473 

xu  nehmen,  bestritt  namentlich,  daß  seitens  des  Königs  in  dieser  Angelegenheit 
eine  Veränderung  eingetreten  sei.  Er  hat  darauf  nur  im  allgemeinen  hingewiesen 
auf  die  Grunde,  welche  die  Alliierten  genötigt  hätten,  die  zu  ihrer  Sicherheit 
erforderlichen  Mittel  zu  suchen  und  zu  erwarten,  daß  Frankreich  darauf  ein- 
gehen werde.  In  diesem  Vertrauen  hätte  man  sich  in  Verfassung  gestellt  und 
große  Kosten  darauf  verwendet,  um  das  mit  Rebenac  Verabredete  zur  Aus- 
fuhrung zn  bringen,  statt  dessen  hätten  sie  sehen  müssen,  daß  diese  Projekte 
französischerseits  umgestürzt  seien,  sie  könnten  sich  nicht  ganz  allein  den 
Gefahren  eines  Krieges  aussetzen,  der  doch  im  Interesse  Frankreichs,  um  den 
Frieden  mit  dem  Reich  zustande  zu  bringen,  unternommen  werden  wurde. 

Man  schmeichelt  sich  hier  mit  der  Hoffnung,  daß  die  Ankunft  Villa rs'1) 
in  Kopenhagen  und  der  von  diesem  mitgeteilte  Entschluß,  eine  Flotte  in  die 
Ostsee  zn  schicken,  Dänemark  günstiger  stimmen  werde,  und  auch  Meyercrohn 
glaubt,  daß  der  dänische  Hof  mehr  versuchen  werde,  die  Schwierigkeiten  des 
Konzertes  zu  überwinden,  als  es  zum  Scheitern  zu  bringen. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potetam 
7./ 17.  Juli  1683. 

[Unmöglichkeit,  jetzt  mit  Schweden  und  Lüneburg  zu  brechen,  aber  Festhalten  an 
den   Bändnissen    mit  Frankreich   und  Dänemark.     Hoffnung,   letzteres   vom  Kriege 

abzuhalten.] 

Er  kann  zwar  aus  den  bekannten  Ursachen  zur  wirklichen  Ruptur  weder  17.  Juli 
wider  Schweden  noch  wider  das  Haus  Lüneburg  schreiten,  bleibt  aber  im 
übrigen  bei  den  mit  Frankreich  und  Dänemark  gemachten  Defensivbündnissen 
nnd  in  dem  mit  beiden  Kronen  bisher  kultivierten  guten  Vernehmen.  Die  von 
Holland  und  anderen  Orten  her  verbreiteten  Gerüchte  muß  er  dahingestellt  sein 
lassen,  er  hofft,  daß  der  Konig  und  dessen  Minister  denselben  keinen  Glauben 
beimessen  werden.  Die  Änderung  seinerseits,  von  der  man  so  viel  spargiert, 
besteht  nur  darin,  daß  er  die  Aktion  hat  einstellen  nnd  die  desfalls  genommenen 
mesures  nicht  ohne  seine  große  Ungelegenheit  ändern  müssen,  was  nicht 
geschehen  wäre,  wenn  man  dort  die  hier  vereinbarten  conditiones  ratifiziert  hätte. 
Die  Schuld  ist  ihm  also  nicht  zn  imputieren,  er  hofft,  daß  man  ihm  wegen 
der  großen  extraordinär  Ausgaben  auch  mit  einem  subsidio  extraordinario  unter 
die  Arme  greifen  wird;  Sp.  soll  es  urgieren.  Rebenac  hat  zwar  inständigst 
angehalten,2)    er    möchte    den    Präliminartraktat    ratifizieren,    weil    er    daraus 

')   S.    über   dessen   Sendung   nach   Dänemark    Recueil    des    Instructions 
XIII,  S.41ff. 

2)  S.  Prutz,  S.  268f. 


474  IH.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

wenigstens  die  Erstattung  seiner  Kosten  vermittelst  Zahlung  der  subsides  d'action 
einigermaßen  erlangen  wurde,  er  kann  aber  nicht  absehen,  wozu  dieser  auf 
eine  Ruptur  und  Aktion  zielende  Traktat  jetzt  dienen  sollte,  franzosischerseits 
wird  man  gewiß  wider  die  Zahlung  der  Subsidien  sofort  excipieren,  daß  solche 
bei  entstehender  Aktion  mit  keinem  Fuge  prätendirert  werden  könnten,  woraus 
nur  Schikanen  und  Verdrießlichkeiten  erfolgen  worden. 

Daß  er  von  Spanien  und  dem  Staat  Zahlung  der  restierenden 
Subsidien  prätendiert,  kann  auch  keinen  Grund  zum  Verdacht  gegen  ihn 
geben,  denn  darum  hat  er  sich  seit  dem  Friedensschluß  bemüht,  und  Frank- 
reich hat  ihm  in  den  pactis  seine  guten  Dienste  zu  Erhaltung  derselben 
zugesagt. 

Sonst  hat  er  nicht  unterlassen,  den  Frieden  zwischen  Frankreich  und  dem 
Reich  zu  befördern,  er  hat  noch  vor  wenigen  Tagen  dem  Grafen  Lamberg 
diese  Sache  auf  das  eifrigste  rekommendiert,1)  ist  auch  jetzt  im  Werk  begriffen, 
eine  dritte  Abschickung  an  den  kaiserlichen  Hof  zu  tun  und  dort  dieselbe  vor- 
zustellen, auch  die  von  dem  Kaiser  verlangte  Hilfe  ausdrücklich  daran  zu 
konditionieren. 

Daß  der  König  von  Dänemark  noch  immer  auf  die  Ruptur  dringt,  wird 
Sp.  auch  aus  Meyercrohns  Negotiation  merken,  er  aber  wird  aus  den  vorher 
angeführten  Gründen  und  wegen  der  Türkengefahr  dabei  einen  Weg  als  den 
anderen  anstehen,  glaubt  auch  nicht,  daß  der  König  sich  ohne  ihn  so  leicht  darein 
engagieren,  und  auch  nicht,  daß  man  franzosischerseits  so  leicht  dazu  raten 
und  stimmen  wird.  Der  König  von  Dänemark  wünscht  sehr,  sich  mit  ihm  zu 
abouchieren,2)  er  ist  dazu  auch  geneigt  gewesen,  befindet  sich  aber  jetzt  in  einer 
so  schlechten  Disposition,  daß  er  keine  Aussicht  dazu  sieht.*) 


')  S.  Urk.  u.  Akt.  XIV, 2,  S.  1073. 

*)  S.  unten  Abschnitt  IV. 

3)  Kf.  teilt  (20./ 30.  Juli  1683)  Sp.  ein  Schreiben  des  Königs  von  Dänemark 
(vom  14./24.  Juli,  s.  Abschnitt  IV)  mit,  aus  dem  erhelle,  daß  dieser  noch  immer  zur 
Ruptur  entschlossen  sei.  Da  sich  dieses  aber  bei  der  von  den  Türken  drohenden 
Gefahr  übel  schicken  und  das  Reich  dadurch  werde  zum  Widerstand  unfähig  gemacht 
werden,  so  hoffe  er,  derselbe  werde  seine  Ressentimente  eine  Zeitlang  dissimulieren 
und  seine  Streitmacht  zum  Kampf  gegen  die  Türken  verwenden.  Er  gedenke  des- 
wegen jemand  an  den  König  zu  senden,  wünsche  aber,  daß  auch  von  französischer 
Seite  ihm  ähnliche  Vorstellungen  gemacht  würden.  Sp.  solle  sich  darum  bemühen, 
aber  sich  hüten,  dadurch  bei  dem  dänischen  Minister  Argwohn  zu  erregen.  Sp.  solle 
versichern,  daß  Kf.  an  der  Freundschaft  mit  Frankreich  festhalten  und  sich  eifrig 
um  die  Herstellung  des  Friedens  zwischen  diesem  und  dem  Reiche  bemühen  werde 
und  daß  er  von  dessen  Generosität  und  christlicher  Intention  erwarte,  es  werde  auch 
ein  so  heilsames  Werk  befordern.  Wenn  Sp.  es  für  dienlich  erachte,  so  solle  er 
dieses  alles  in  einer  besonderen  Audienz  dem  König  vorstellen. 


Hilfeleistung  gegen  die  Türken.  475 

Der  KurfÖrst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
13./[23.]  Juli  1683. 

[Bereitwilligkeit,  dem  Kaiser  gegen  die  Türken  Hilfe  zu  senden.    Rebenacs  Wider- 
spruch dagegen.] 

Graf  Reben ac  hat,1)  nachdem  er  verspürt,  daß  er  dem  Kaiser  bei  dieser  23.  Juli 
großen  Türkengefahr  einiges  Volk  zuzuschicken  gesonnen  wäre,  seine  Un- 
zufriedenheit darüber  zu  erkennen  gegeben  und  gesagt,  wenn  er  das  täte,  so 
mußte  man  danach  urteilen,  daß  er  von  dem  König  von  Frankreich  und  dem 
mit  diesem  aufgerichteten  Bündnisse  abzutreten  vorhätte,  und  er  müßte  solches 
dem  Konig  durch  einen  Expressen  berichten.  Obwohl  er  ihm  alsbald  geantwortet, 
daß  solcher  secours  dem  mit  dem  König  von  Frankreich  geschlossenen  Bündnisse 
keineswegs  zuwider  sei,  daß  er  demselben  ein  völliges  Genügen  tun  und  den 
Frieden  zwischen  dem  König  und  Deutschland  eifrigst  befördern  wolle,  bat  R. 
doch  dabei  nicht  acquiesciert  Sein  Schreiben  an  Fuchs  und  dessen  Antwort1) 
liegen  bei.  Kf.  sendet  es  ihm  zu,  damit  er,  wenn  dort  von  der  Sache  etwas 
vorkommen  sollte,  davon  gründlich  informiert  sein  und  sein  Bestes  desfalls 
beobachten  möge. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potstam  16./[26.]  Juli  1683.     (Conc.  P.  Fuchs.) 

[Die  Türkengefahr,   seine  Bereitwilligkeit,    dem  Kaiser  Hilfe  zu  leisten,  unter  der 
Bedingung  des  Friedensschlusses  mit  Frankreich.    Verlangen,  daß  Frankreich  das 

Reich  nicht  angreife.] 

Seit  seinem  Schreiben  vom  13.  ist  der  Herzog  von  Sachsen-Lauenburg')  26.  Juli 
von  der  kaiserlichen  Armee  hier  angelangt.  Nach  seinen  und  anderweitigen 
Nachrichten  nimmt  die  Türkengefahr  von  Tage  zu  Tage  sehr  überhand  und  ist, 
falls  derselben  nicht  mit  einer  vigourösen  Gegenwehr  entgegengegangen  wird,  zu 
erwarten,  daß  dieser  blutdürstige  Feind  sich  gar  in  des  Reichs  innerste  viscera 
ergießen  und  wohl  alles  über  den  Haufen  und  zugrunde  gehen  möchte.  Er  ist 
dadurch  in  seiner  Resolution,  das  Werk  mit  allem  Ernst  mit  anzugreifen, 
bestärkt  worden,  hat  aber  gegen  den  Herzog  und  auch  gegen  K.Sachsen4) 


i)  S.  Crk.  u.  Akt.  XIV,2,  S.  1071  ff.;  Prutz,  S.  270t     Vgl.  Klopp,  Das  Jahr 
1683  und  der  folgende  große  Türkenkrieg  bis  zum  Frieden  von  Carlo witz  1699,  S.  268. 
*)  S.  Klopp  a.a.O.  S.  547  ff. 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,2,  S.  1081;  Prutz,  S.  272;  Klopp,  S.  271. 
4)  S.  das  Schreiben  des  K f.  an  K.Sachsen  vom  15./25.Juli  1683  unten  Abschnitt  V. 


476 


11L  Brandenburg  und  Frankreich  lt57t> — 16S4- 


auf  ein  von  demselben  eingelaufenes  Schreiben  erklärt,  daß  vor  allen  Dinj 
auf  den  Frieden  mit  Frankreich  zu  gedenken  und  dadurch  die  liefe nsion  des 
Reichs  gegen  die  Türken  so  viel  sicherer  gemacht  werden  mußte.  Er  wird 
dergleichen  auch  ferner  am  kaiserlichen  Hof  und  an  dienlichen  Orten  im  Reich 
urgiereu  lassen  und  wünscht,  es  möge  guten  Effekt  tun,  jedenfalls  wird  der 
König  von  Frankreich  daraus  verspüren,  daß  er  den  mit  demselben  geschlossen 
foederibus  unverbrüchlich  nachzukommen  gemeint  sei  und  sich  davon  iii 
werde  abwendig  machen  lassen. 

Er  soll  dieses  alles  Croissy  umstand  lieh  vorstellen  und  ihm  anzeigen. 
Kl",  hätte  zu  des  Königs  Generosität  das  Vertrauen,  daß  er  das  Reich  bei  seinem 
jetzigen  bedrängten  Zustande  nicht  angreifen  noch  in  mehr  Unruhe  und  Dcsolatkm 
versetzen  werde. 


neu 

„ 


E.  Spanhfim  an  den  Kurfürsten. 
20./30.  Juli   1683. 


1).  Paris 


[Auf  das  Reskript  .vom  1/19.  Juli.  Seine  Mitteilungen  an  Croissy,  Das  neue  dänische 
Vertrags projekt.  seine  Unterhaltungen  darüber  mit  Croissy  und  Meyercrohn,  «eine 
Überzeugung,  daß  Frankreich  nicht  ein  kriegerisches  Vorgeben  Dänemarks  wünsche.] 

30*  Juli  Er  hat  sich  sofort  nach  Versailles  begeben    und  Croissy   mitgeteilt,  Kf* 

hoffe,  daß  man  auf  seine  Beständigkeit  in  der  Allianz  mit  Frankreich  vertraue, 
und  er  hat  als  neuen  Beweis  derselben  die  Erklärung  des  Kf.  an  Lamberg. 
daß  er  das  Abkommen  mit  Frankreich  zur  Bedingung  der  Türkenhilfe  mache, 
angeführt.  Cr.  gestand  dieses  durchaus  zu,  er  berührte  bei  dieser  Gelegenheit 
das  in  Regensburg  neuerdings  übergebene  Dekret,1)  sprach  seine  Verwunderung 
darüber  aus,  daß  der  kaiserliehe  Hof  trotz  seiner  bedrängten  Lage  so  hochmütig 
und  drohend  aufzutreten  wage,  meinte  aber,  die  neuen  Erklärungen  und  Be- 
mühungen des  Kf.  und  des  ganzen  Kurfürsten kollegs  sowie  die  eigene  Bedrängnis 
würden  denselben  doch  wohl  zur  Nachgiebigkeit  bestimmen,  sonst  würde  man 
auf  andere  Mittel,  ihn  dazu  zu  zwingen,  sinnen  müssen.  Cr.  teilte  ihm  ferner 
mit,  daß  Meyercrohn  ein  neues  Konzert3)  mit  Dänemark  und  Kf.  vorgeschlafen 
und  daß  er  erwidert  habe,  vor  allem  wissen  zu  müssen,  ob  Kf.  damit  einverstanden 
sei.  Er  hat  erwidert,  er  wäre  darüber  nicht  instruiert,  hatte  davon  überhaupt 
noch  nick)  sprechen  hören,  er  daubte  aber,  daß  Kf.  bei  den  jetzigen  Konjunkturen 
au  nichts  weniger  denke,  als  einen  Krieg  im  Reiche  zu  entzünden.  Er  hat  bei 
dieser  Gelegenheit  auch  die  Gründe  auseinandergesetzt,  weswegen  auch  der 
Prali minarvert rag  jetzt  nicht  als  zeitgemäß  erscheine,  und  erklärt.  Kf.  wolle 
lieber  auf  die  Krie^ssubsidien  verzichten,  erwarte  aber,  dnß  der  KJjnig  ihm  statt 
dessen  eine  Entschädigung  für  die  großen  Kosten,  zu  welchen   ihn   besonder* 

')  Das  kaiserliche  Kommissionsdekret  vom  3.  Juli  1683    (Pachner  v.  Eggen- 
atorff  II,  S.  458JT.).     S.  unten  AUrtmiit  V. 
*)  S.  unten  Abschnitt  1  \ . 


Neue»  dänisches  Vertragsprojekt     Kriegslust  Dänemarks.  47* 

»da*  letzte,  nachher  veränderte  Konzert  veranlaßt  habe,  zukommen  lassen  werde« 
Cr,  meinte,  dazu  sei  der  König  nicht  verpflichtet  versprach  aber,  demselben 
davon  zu  berichten,  Er  hat  auch  mit  Bleyercrohn  von  diesem  Konzert,  an 
welchem  auch  Kf.  teilnehmen  sollte,  ohne  daß  er  bisher  etwas  davon  gebärt 
hätte,  gesprochen*  Derselbe  entschuldigte  sich,  die  erste  Mitteilung  davon  sei 
durch  Villars  geschehen,  nachher  hatte  auch  er  eine  Kopie  desselben  und  den 
Befehl,  Croifiy'l  Meinung  darüber  zu  sondieren,  erhalten,  gleichzeitig  sei 
dasselbe  auch  an  Kf,  geschickt  worden  und  hätte  Gabel  Befehl  erhalten,  Kf. 
zur  Annahme  desselben  zu  bewegen,  er  ließ  aber  erkennen,  daß  er  hier  wenig 
Neigung  zum  Eingehen  auf  dieses  Konzert  und  zu  kriegerischen  Unternehmungen 
Dänemarks  gefunden  habe.  M*  sprach  sein  großes  Bedauern  darüber  aus,  daß 
Kf.  den  Praliminartraktat  nicht  annehmen  wolle,  dadurch  würden  alle  gemein- 
samen Projekte  und  Interessen  seines  Königs  und  des  Kf.  über  den  Haufen 
geworfen. 

Jedenfalls  hat  die  Sendung  des  franzosischen  Geschwaders  den  dänischen 
Hof  so  unternehmungslustig  gemacht  Bleyercrohn  behauptet,  man  würde 
hier  nicht  unzufrieden  sein,  wenn  sein  König  eine  Aktion  unternehmen  sollte, 
zumal  man  hier  schon  vorher  das  Projekt,  die  schwedische  Flotte  in  dem  Hafen 

■  von  Carlesand  zu  verbrennen ,  gekannt  habe.  Er  aber  schließt  aus  den  Äußerungen 
Croissy's  daß  man  hier  vorläufig  wenigstens  nicht  wünscht  daß  Dänemark  in 
Aktion  trele. 

Er  ist  In  Fontaineblean  gewesen,  hat  Croissy  auf  die  neuen  Beweise  der  12.  Aug. 
Festigkeit,  mit  welcher  KX  an  der  Freundschaft  mit  Frankreich  festhalte,  die 
Sendung  des  Fürsten  von  Anhalt  nach  Wien  und  seine  weiteren  Bemühungen 
nm  die  Herstellung  des  Friedens  mit  dem  Reiche,  aufmerksam  gemacht  und 
hinzugefügt,  Kf.  hoffe,  daß  der  König  seinen  Entschluß,  dem  Kaiser  Hilfstruppen 
zu  schicken,  zu  dem  ihn  auch  die  Rucksicht  auf  die  Sicherheit  seiner  eigenen 
Lande  genötigt  habe,  billigen  werde.  Cr.  erwiderte,  der  Konig  habe,1}  um  das 
Zustandekommen  eines  Verbleie hes  mit  dem  Reiche  zu  erleichtern,  in  Regensburg 
durch  Vcrjus  einen  Waffenstillstand  anf  30  Jahre  vorschlagen  lassen,  versicherte, 
daß  derselbe  mit  der  Sendung  von  Hilfstrappen  seitens  des  Kf,  durchaus  ein- 
verstanden sei,  und  warnte  nur,  Kf,  mochte  seine  Lande  nicht  zu  sehr  von 
Truppen  entblößen  und  so  Insulten  seitens  seiner  Nachbarn  aussetzen,  Cr. 
erzählte  dann,  daß  Meyercrohn  ihn  benachrichtigt  habe,  das  Haus  Lüiu-burg 

>}  S.  unten  Abschnitt  \ , 


E*  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     IX  Paris 
2712.  August  1683. 

[Beruhigende  Erklärungen  Croissj's.     Der  Vorschlag  des  Waffen*  tili  stand  es. 
Der  neue  Streit  zwischen  Dänemark  und  dem  Hause  Lüneburg,] 


478  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

hätte l)  anter  dem  Vorwande,  sein  König  gedächte  Lübeck  zn  belagern,  Trappen 
über  die  Elbe  geschickt,  and  daß  er  dieses  als  einen  Insult  and  den  Anfang 
der  Ruptur  bezeichnet  habe.  Er  sprach  die  Besorgnis  aas,  dieses  könnte  üble 
Folgen  haben,  und  den  Wunsch,  daß  Kf.  sich  bemühe,  solche  abzuwenden,  and 
versicherte,  daß  auch  der  Marquis  von  Harsy  Befehl  erhalten  werde,  sich  des- 
wegen bei  den  Herzögen  zu  bemühen.  Er  hat  bei  der  Gelegenheit  auch  mit 
Cr.  über  die  kriegerischen  Absichten  des  Königs  von  Dänemark  and  den  Wunsch 
des  Kf.,  daß  denselben  Einhalt  getan  werde,  gesprochen  und  von  ihm  erfahren, 
daß  man  hier  ganz  derselben  Meinung  ist. 

Auch  Meyercrohn  hat  mit  ihm  von  dem  Übergang  der  lüneburgischeo 
Truppen  über  die  Elbe  gesprochen  and  ihm  mitgeteilt,  sein  König  könnte 
diese  Beleidigung  nicht  hinnehmen,  er  hätte  hier  schon  von  dem  König  von 
Frankreich  die  Erklärung,  ihm  Hilfe  leisten  zu  wollen,  verlangt,  Croissy  aber 
hätte  ihn  zunächst  nur  gefragt,  welches  die  Meinung  des  Kf.  sei,  und  ihm 
nachher  durch  Mignon  sagen  lassen,  der  König  werde  den  Herzögen  von 
Braunschweig  die  nötigen  Vorstellungen  machen  und  es  im  Notfalle  nicht  an 
Hilfe  fehlen  lassen.  M.  ist  damit  aber  nicht  zufrieden  und  verlangt,  daß  diese 
Trappensendung  als  eine  Ruptur  angesehen  werde,  es  scheint  aber  nicht,  daß 
man  hier  so  weit  gehen  will.  Er  hat  ferner  verlangt,  die  französische  Flotte 
solle  diesen  Winter  in  Kopenhagen  bleiben,  er  ist  deswegen  aber  an  Segnelay 
verwiesen  worden. 

P.  S.  In  betreff  der  außerordentlichen  Subsidien  für  Kf.  soll,  wie  ihm 
Croissy  angezeigt  hat,  Reben ac  demselben  Mitteilungen  machen.  Meyer- 
crohn hat  noch  nichts  von  den  Kriegssubsidien,  sondern  nur  das  fällige  Quartal 
der  Friedenssubsidien  angewiesen  erhalten. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
14./ 24.  August  1683. 

[Auf  die  Relation  vom  2./12.  August.    Verwerfung  des  kaiserlichen  Vertragsprojektes. 

Seine  Besorgnis,  daß  der  Kaiser  es  zum  Bruch  mit  Frankreich  werde  kommen  lassen. 

Die  Türkengefahr.     Bitte  um  ITilfe.] 

24.  Aug.  Er  ist  erfreut,  daß  man  dort  mit  seiner  Konduite  zufrieden  ist,  hofft,  man 

werde  darin  noch  mehr  bestärkt  werden,  wenn  man  vernimmt,  daß,3)  nachdem 
Fürst  Anhalt  ihm  ein  von  den  kaiserlichen  Ministern  ihm  zugestelltes  Projekt 
eines  Traktats  zugesendet,  welches  vornehmlich  dahin  zielt,  daß  er  sich  gegen 
den  König  von  Frankreich  engagieren  und  den  mit  demselben  getroffenen 
Allianzen  renunciieren  solle,  er  dieses  tout  a  plat  refüsiert,  Anhalt  revociert 
und  noch  zurzeit  den  Marsch  seiner  Regimenter  suspendiert  hat. 

l)  S.  unten  Abschnitt  IV. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  X1V,2,  S.  1088ff.;  Klopp,  S.  278. 


Der  Streit  zwischen  Dänemark  und  den  Lüneburgern.    Die  Türkengefahr.     479 

Das  Werk  zwischen  Dänemark  and  Lüneburg  hofft  er  in  dem  Stande 
zn  erhalten,  daß  es  nicht  zum  Kriege  ausbrechen  soll. 

Die  größeste  Bekümmernus,  so  wir  jetzo  haben,  rühret  daher,  daß 
wir  aus  dem  Project,  so  der  Keyserliche  Hof  uns  zufertigen  lassen,  wie 
auch  aus  anderen  indiciis  nicht  anders  schließen  können,  als  daß  besagter 
Keyserlicher  Hof  ungeachtet  der  Bedrängnus,  worinnen  derselbe  jetzo 
stehet,  die  Intention  habe,  den  terminum  unverrichteter  Sachen  ver- 
streichen zu  lassen,  wordurch  dann  das  Reich  und  wir  insonderheit  in 
steter  Gefahr  und  Besorgnus  eines  verderblichen  Krieges  und  in  kost- 
baren Verfassungen  zu  stehen  gehalten  werden.  Zwar  hat  das  Chur- 
fürstliche  Collegium  ein  vortreffliches  conclusum  nemine  contradicente 
gemachet,  von  dem  Fürstlichen  besorgen  wir  uns  desgleichen,  wiewohl 
Oesterreich,  Schweden  und  Burgund  solches  bishero  zu  hintertreiben 
gesuchet.  Ob  aber  die  Sache  dadurch  werde  gehoben  werden,  müssen 
wir  fast  zweifeien.  Was  wir  deshalb  an  unsere  Gesandtschaft  nacher 
Regensburg  rescribiret,  zeiget  der  Beischluß,1)  welchen  Ihr  dem  Marquis 
de  Croissy  zu  communiciren  und  dabei  zu  vernehmen  habet,  wohin 
doch  Ihrer  Königl.  May.  Gedanken  zieleten,  auf  den  Fall  das  Friedens- 
werk ante  finem  Augusti  nicht  ausgemachet  werden  könnte. 

Im  übrigen  habet  Ihr  dem  Marquis  de  Croissy  zu  erkennen  zu 
geben,  daß  wir  fast  nicht  anders  vermuteten,  als  daß  Wien  wurde 
verloren  gehen,  weil  der  Feind  schon  im  Graben  stünde,  und  wir  dannen- 
hero  auch  unserer  eigenen  Lande  halber  zum  höchsten  besorget  wären. 
Wir  hätten  aber  zue  Ihrer  Königl.  May.  das  feste  Vertrauen,  dieselbe 
würden  uns  auch  auf  bedörffenden  Fall  nicht  lassen,  sondern  uns 
kräftiglich  assistiren,  wie  solches  auch  der  Verstand  der  Alliancen  mit 
sich  brächte.  Ihr  habet  hierauf  eine  Antwort  und  Erklärunge  zu  be- 
gehren und  uns  selbige  zu  überschreiben.  — 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Fontainebleau 
5.  September  1683. 

[Auf  das  Reskript  vom  14.  August    Croissy 's  Mitteilungen  über  den  geplanten  Angriff 
gegen  das  Haus  Braunschweig,  Zusicherung  der  Hilfe  gegen  die  Türken.] 

Heute  morgen  hat  er  Croissy  von  dem  Inhalt  des  Reskriptes  Mitteilung  5.  Sept. 
gemacht.    Derselbe  nahm  es  sehr  gut  auf  und  äußerte  sich  namentlich  sehr  damit 

')  Das  Reskript  an  die  Gesandtschaft  in  Regensburg  vom  14./24.  August  1683, 
s.  unten  Abschnitt  V. 


4SO 


IU,  Brandenburg  und  Frankreich  1679—  lfiS4< 


zufrieden,  daß  Kf.  das  kaiserliche  Projekt  so  kurz  abgewiesen  habe.  Cr.  sprich 
dann  aus  eigenem  Antriebe  mit  ihm  von  den  Eröffnungen,  welche  Kf.  durch 
Rebenac  liier  habe  machen  lassen,1)  der  König  von  Frankreich  möchte  diejenigen 
angreifen,  welche  sich  dem  Frieden  des  Reiches  mit  ihm  widersetzten*  wie  das 
Haus  Brauuschweig,  Kf.  selbst  könnte  gegen  dasselbe  in  Aktion  treten  anter 
denselben  Bedingungen,  wie  sie  das  letzte  Konzert  enthielt,  d.  h,  der,  daß  eine 
französische  Armee  ins  Reich  marschieren  solle.  R.  hätte  zur  Antwort  erhalten, 
der  König  danke  dem  Kf.  für  diese  Eröffnungen,  die  Aktion  gegen  das  Hau? 
Urämisch weig  und  auch  gegen  Schweden  überließe  er  ihm  und  dem  König  von 
Dänemark,  denen  dafür  in  diesem  Falle  die  Kriegssubsidien  vom  15.  oder 
30.  September  au  bezahlt  werden  sollten,  der  Marsch  einer  französischen  Armee 
ins  Reich  erschiene  jetzt  um  so  weniger  notwendig,  da  durch  das  Einrücken  der 
französischen  Truppen  in  Flandern3)  den  braunschweigischen  Herzögen  alle 
Hufe  von  Holland  und  Spanien  und  mich  vom  Kaiser  und  vom  Belebe  her 
abgeschnitten  würde.  Er  habe  ebendasselbe  tags  zuvor  zu  Meyer  er  ohn 
gesagt,  der  fortfahre,  auf  Auswechslung  der  Ratifikationen  des  Präliminar* 
Vertrages  zu  drängen.  Er  hat  darauf  erwidert,  daß  er  über  diese  Dinge  nicht 
im  einzelnen  unterrichtet  wäre,  darüber  aber  nach  Beritt)  berichten  würde. 

Auf  seine  Mitteilung,  daß  Kf.  den  Fall  von  Wien  und  infolgedessen  auch 
schwere  Gefahren  für  seine  Laude  fürchtete,  aber  auf  die  vertragsmäßige  Hilfe 
Frankreichs  vertraute,  erwiderte  er,  er  werde  darüber  mit  dem  König  sprechen, 
Kf.  könne  darauf  vertrauen,  daß  der  König  ihn  im  Notfall  mit  seiner  ganzen 
Macht  unterstützen  werde.  Falls  \Vh>n  wirklich  fallen  sollte,  meinen  die 
Offiziere  und  Hofleute,  müßte  man  es  sofort  wieder  zu  nehmen  suchen,  daxu 
müßten  sich  alle  Streitkräfte  des  Reiches  mit  einem  mächtigen  französischen 
llilfskorps  vereinigen,  zum  Generalissimus  mülite  Kf.,  als  der  im  Keicbe  allein 
einer  so  hohen  Stellung  würdige,  bestellt  werden. 


E,  Spanbehn  an  den  Kurfürsten,     D.  Fnntaineblenu 
13,/ 23.  September  1683. 

[Die  Nachricht  von  dem  Entsatz  Wiens,    Croissy's  Äußerungen  über  den  Stand  der 
Dinge,  über  eine  engere  Allianz  mit  Kf.  und  Dänemark  und  einen  Angriff  dieser  auf 

die   Lüneburger.] 

Sept  Gestern   früh   hat  ein  Kurier  Seppeville's  die  groUe  Nachricht  von  der 

Niederlage  der  Türken   und  der  Aufhebung  der  Belagerung  von  Wien   hierher 
gebracht     Er  hat  Näheres    durch   Croissy    erfahren.     Derselbe    meinte,    man 

')  Vgl.  Rrbenacs  Bericht  vom   18.  September  1683  (Prutz,  S,  369). 
■)  S.  Lonchay,  La  rivalitt*  de  la  France  et  de  PEspagne  aux  Pays  has,  8j 
Schotter,  Le  Luxembourg  et  le  corote1  de  Chhiy>  S.  $99. 


Veränderte  Lage  durch  den  Entsatz  von  Wien«  481 

mußte  sich  freuen,  daß  die  Türken  sich  nicht  zu  Berten  Wiens  gemacht  hätten, 
es  wäre  aber  zu  wünschen  gewesen,  daß  die  Belagerung  noch  etwas  länger 
gedauert  hätte  und  inzwischen  der  Vergleich  zwisoben  Frankreich  und  dem 
Reiche  zustande  gekommen  wäre.  Jetzt  würden  der  König  und  dessen  Bundes- 
genossen andere  Maßregeln  ergreifen  müssen,  da  nicht  zu  zweifeln  sei,  daß 
Spanien  den  kaiserlichen  Hof  antreiben  werde,  sich  mit  den  Türken  zu  ver- 
gleichen und  Polen  im  Stich  zu  lassen.  Der  König  von  Frankreich  sei  ent- 
schlossen, sich  seinen  Feinden  furchtbar  und  seinen  Bundesgenossen  konsiderabel 
zu  machen.  Er  hege  das  feste  Vertrauen,  daß  Kf.  mit  ihm  eine  noch  engere 
Allianz  schließen  und  sich  mit  ihm  über  die  in  der  Folge  zu  tuenden  Schritte 
einigen  werde.  Schon  in  der  vergangenen  Woche  hätten  Rebenac1)  und 
Villars  Instruktionen  deswegen  erhalten,  man  glaube  hier,  daß  Kf.  keinen 
besseren  Entschluß  fassen  könnte,  als  sich  mit  Dänemark  zur  Schwächung  des 
braunschweigischen  Hauses  zu  vereinigen,  welches  immer  seinen  Absichten 
und  seinen  Vorteilen  entgegentreten  werde.  Man  hätte  die  Gründe  nicht  miß- 
billigen können,  aus  denen  Kf.  bisher  geglaubt  habe,  anders  handeln  zu  müssen, 
jetzt  aber  hätte  sich  der  Stand  der  Dinge  ganz  verändert,  und  würde  gewiß 
auch  das  Haus  Braunschweig,  besonders  Hannover,  eine  andere  Sprache  führen. 
Er  hat  dagegen  erwidert,  die  Nachrichten  von  verschiedenen  Orten  her  lauteten, 
der  kaiserliche  Hof  sei  jetzt  entschlossen,  sich  mit  Frankreich  zu  vergleichen, 
zu  diesem  Zweck  sei  Windischgrätz2)  nach  Regensburg  geschickt,  und  man 
erwarte  von  dem  Edelmut  des  französischen  Königs,  daß  er  die  Sache  nicht 
deswegen,  weil  wenige  Wochen  über  den  angesetzten  Termin  verflossen  seien, 
scheitern  lassen  werde.  Cr.  aber  erwiderte,  es  stände  nicht  so,  der  letzte 
Beschluß  der  drei  Reichskollegien 3)  sei  nur  darauf  berechnet,  die  Sache 
hinzuziehen,  durch  ihn  sei  der  vorhergehende  Beschluß  des  Kurfürsten kollegs 
abgeschwächt  worden,  Windischgrätz'  Ankunft  habe  keine  Veränderung 
bewirkt,  die  Aufhebung  der  Belagerung  von  Wien  werde  vielmehr  den  kaiser- 
lichen Hof  noch  weniger  geneigt  zu  einem  Frieden  machen. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potstam  24.  September  /  [4.  Oktober]  1683. 

[Auf  die  Relation  vom  13./23.  September.    Weigerung,  die  Braunschweiger  anzugreifen. 

Mahnung  zum  Frieden.] 

Sp.  hat  auf  Croissy's  Vorstellungen  wohl  und  vernünftig  geantwortet,  er  4.  Okt. 
soll  dabei  kontinuieren  und  alles,  was  Kf.  zu  Kriegstroublen  engagieren  konnte, 

1)  S.  Prutz,  S.  370. 

2)  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  Das  Reichsgutachten  vom  22.  August/ 1.  September  1683  (Londorp  XI,  S.  625; 
Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  469).    S.  ebendaselbst 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  31 


482  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

ablehnen.  Besonders  was  einen  Angriff  anf  das  Haas  Lü neb  arg  anbetrifft, 
hat  er  anzuführen,1)  daß  Kf.  sich  dazu  jetzt  weniger  als  je  verstehen  könnte, 
da  dieses  jetzt  in  der  Hoffnung  auf  Hilfe  sich  zum  höchsten  opiniatrieren  würde 
und  er  vornehmlich  auf  den  König  von  Polen  Reflexion  machen  mußte,  welcher 
ihn  leicht,  wenn  er  an  einem  anderen  Orte  engagiert  wäre,  mit  Hilfe  Schwedens 
in  seinem  Herzogtum  Preußen  zum  höchsten  inkommodieren  könnte.  Er  hielte 
für  das  dienlichste,  sich  dieses  Hauses  durch  einen  guten  Traktat  zu  versichern, 
das  würde  das  beste  Mittel  sein,  den  Frieden  in  der  Christenheit  zu  erhalten. 
Es  täte  ihm  leid,  daß  der  König  von  Frankreich  mit  dem  Regensbargischen 
Conclusum  nicht  zufrieden  wäre,  er  hoffte  aber,  das  Reich  werde  in  den  noch 
ausgesetzten  Punkten  demselben  alle  Satisfaktion  geben,  wenn  nur  die  Extremi- 
täten vermieden  würden.  Daß  das  Haus  Österreich  es  jetzt  zum  Kriege  mit 
Frankreich  treiben  sollte,  glaubte  er  nicht,  denn  die  kaiserliche  Armee,  besonders 
die  Infanterie,  sei  fast  ganz  ruiniert,  die  meisten  Erbländer  seien  erschöpft,  der 
Krieg  mit  den  Türken  noch  nicht  beigelegt,  im  Reich  würden  die  meisten 
Stände  gewiß  einen  guten  Frieden  dem  verderblichen  Kriege  vorziehen.  Er 
ersuchte  daher  den  König,  das  Werk  noch  in  etwas  anzusehen  und  es  weder  im 
Reich  noch  in  den  spanischen  Niederlanden  zur  Ruptur  zu  veranlassen.  Er 
hätte  die  sichere  Hoffnung,  daß  noch  alles  wohl  und  zu  des  Königs  Vergnügen 
ausschlagen  werde,  und  es  sollte  ihm  nichts  lieber  sein,  als  daß  er  etwas  dazu 
kontribuieren  könnte. 


Reponse  de  S.  A.  El.  de  Brandebourg  sur  la   proposition   faite 

par  M.  le  Comte  de  Rebenacq.2)     Fait  k  Potsdam 

le        de  Septembre   1683. 

[Weigerung,   sich   zum    l'ruch   mit   dem    Hause  Lüneburg  zu   verpflichten.     Hoffnung 

auf  eine  friedliche  Verständigung  mit  demselben.     Dank  für  das  edelmütige  Verhalten 

des  Königs  dem  Reich  gegenüber,  Versprechen,  dessen  Interessen  dort  weiter 

zu  fordern.] 

[Oktober  —  Pour  ce  qui   regarde  In  maison    de  Lunebourg  8.  A.  El.   n'a 

J    nulle  raison  d'en   estre  satisfaite:    Mais  il  y  a  des  considerations  tres- 

grandes   et  tres-particulieres  qui  l'obligent   de   ne  s'engager  pas  encore 

*)  S.  Prutz,  S.  370. 

2)  Von  Fuchs'  Hand.  Die  Proposition  Rebenars  befindet  sich  nicht  in  den 
Akten,  sondern  nur  Extraits  des  ordres  du  Roy  du  23.  Septembre  a  M.  le  Comte  de 
Rebenac.     Darin  heißt  es: 

Le  Roy  souhaite  d'entrer  avec  M.  TEL  dans  des  mesures  plus  estroites,  et  qui 
soient  egalement  avantageuses  a  la  paix  de  1' Empire  et  a  la  seurete  et  grandeur 
de  la  maison  Electorale. 


Weigerung  des  Kf.,  gegen  die  Lüneburger  feindlich  vorzugehen.  483 

ä  une  rapture  avoc  la  dite  maison.  C'est  entre  autres  que  les  succez 
qae  les  Chrestiens  ont  eus'sur  les  Turcs  promettent  quasi  de  nouvelles 
forces  et  ressources  de  resistance  a  cette  maison,  qu'il  est  vray  qu'on 
n'a  rien  ä  craindre  pour  cette  annee  de  TEmpereur,  mais  qu'il  nen  est 
pas  de  mesme  de  leurs   autres  Alliez  comme   ßaviere,    le  Cercle  de 

La  Toye  qui  paroit  la  plus  seure  ä  Sa  Maj.  pour  y  parvenir,  est  d'obliger  la 
maison  de  Lunebourg  a  se  contenir  dans  les  bornes  qu'elle  doit  avoir.  Le  Roy 
n'a  pas  de  plus  fortes  raisons  pour  appuyer  ce  dessein  que  Celles  qui  luy  ont  est«? 
inspirees  par  M.  TEL  luy  mesme  et  par  le  Roy  de  Dennemarck,  Tun  et  l'autre  estans 
persuades  que  cette  maison  fomente  les  troubles  de  PEmpire  et  en  sacrifie  le  repos 
a  l'ambition  particuliere  qu'  Elle  a  d'estendre  sa  puissance  et  son  credit  sur  tout  le 
Cercle  de  la  basse  Saxe,  et  sous  pretexte  de  craindre  la  guerre  d'imposer  aux 
quartiers  des  contributions  qui  leur  sont  a  Charge  et  donnent  un  juste  sujet  de 
deffiance  aux  voisins. 

Sa  Maj.  croit,  que  la  conjoncture  presente  est  la  plus  favorable  de  toutes.  Le 
siege  de  Vienne  ne  donne  plus  le  scrupule  qu'on  avoit  avec  justice  de  ne  vouloir 
pas  distraire  a  des  interests  particuliers  des  forces  qui  devoient  estre  attentives  aux 
entreprises  du  Türe,  et  Je  succez  des  armes  de  FEmpereur  n'est  favorable  qu'  ä  la 
seule  Tille  de  Vienne,  puisque  ses  troupes  y  sont  tellement  ruinees  et  Celles  de  ses 
alliez  si  oecupees  dans  la  Hongrie  ou  ä  prendre  des  quartiers  eloignes  de  ces  pays-cy, 
que  vraysemblablement  il  n'y  a  rien  a  en  apprehender. 

Le  Roy  est  persuade,  que  les  forces  de  Danemarck  et  de  Brandebourg  sont  plus 
que  süffisantes  pour  y  reussir  et  veut  bien  y  contribuer  par  le  payement  des  subsides 
d'aetion,  qui  aura  cours  du  jour  dont  on  conviendra. 

Sa  Maj.  fera  connoistre  par  toutes  les  facilit/s  qu'on  pourra  raisonnablement 
esperer  d'  Elle,  combien  Elle  desire  sincerement  le  bien  et  la  grandenr  de  ses  Alliez. 
Elle  desire  en  mesme  temps  de  leur  oster  les  inquietudes,  qu'ils  pourroient  avoir  de 
l'augmentation  de  sa  puissance  en  Allemagne,  et  on  conviendra  des  mesures  qui  y 
seront  jugt'es  les  plus  propres. 

Comme  Sa  Maj.  scait  de  quelle  importance  il  est  a  ses  interests  de  mettre  ses 
Alliez  en  estat  de  ne  point  craindre  les  entreprises  de  leurs  ennemys,  et  que  l'affection 
verkable  qu'  Elle  a  pour  la  maison  de  Brandebourg  luy  fait  rechercher  les  moyens 
de  Pestablir  dans  une  seurete  entiere,  Elle  veut  bien  contribuer  par  la  continuation 
des  subsides  d'aetion  aux  entreprises,  que  M.  FElecteur  jugeroit  ä  propos  de  faire 
contre  la  Suede,  apres  avoir  mis  la  maison  de  Brunswick  d'une  maniere  ou 
d'autre  bors  (Testat  de  pouvoir  nuire.  Sa  Maj.  fait  cette  oflfre  d'  Elle  mesme  non 
obstant  les  soins  que  la  Suede  prend  depuis  peu  de  rechercher  son  amitie  et  son 
alliance,  apres  s'en  estre  eloignee  par  une  conduite  si  peu  aggreable. 

II  plaira  ä  S.  A.  El.  d'expliquer  ses  intentions  sur  ces  points  et  le  Comte  de 
Rebenac  est  assez  suffisament  instruit  pour  avoir  Thonneur  de  luy  respondre  con- 
formement  a  sa  satisfaction  et  aux  intentions  du  Roy.  Sa  Maj.  donne  ordre  de  faire 
incessament  de  telles  levees  de  Cavalerie  et  d'lnfanterie,  que  les  joignant  aux  grandes 
forces,  qu'  Elle  a  deja  sur  pied,  Elle  ne  sera  pas  seulement  en  estat  de  ne  rien  craindre, 
mais  mesme  de  soustenir  ses  Alliez  dans  tous  leurs  desseins  et  faire  repentir  ceux 
qui  voudroient  les  y  troubler. 

31* 


481 


Hl,  Brandenburg  und  Frankreich  lG7i+—  1*184. 


de  la 
lesme 

hier 

JT  est 


Franconie,  Saxe  et  au  t  res,  qui  ont  encore  leurs  Forces  entieres 
laisseroient  la  sans  doute  le  Türe  pour  se  mesler  Jans  ces  troubles. 

Que  S.  A.  EL  doit  surtout  faire  rellexiou  sur  le  Roy  de  Pologue, 
qui  ne  demanderoit  pas  une  meilleure  occasion  pour  s'emparer  de  la 
Prusse  Ducale  tandis  que  S.  A.  EL  seroit  engagea  autre  pari,  que  mesme 
les  Suedois  se  joiodroient  a  luy  pour  cet  effot  ayant  deja  iait 
pour  cela  des  troupes  en  Livonia 

Ontre  cela,  il  est  eonataut,  que  la  Maison  de  Lunebourg 
beaueoup  cbangee  par  les  vives  remonstrances  que  S.  A,  EL  lay  a  Fait 
faire  et  qu\it  y  a  grande  appareuce,  qu'on  la  mettra  dans  les  mesmtt 
engagements  que  le  Roy  de  Dennemarck  et  S.  A.  EL  ont  avec  le  Roy 
Tres-Cbrestien  pour  con Server  ta  pai\  entre  ("Empire  et  la  France, 
pourveu  que  Sa  M.  veuille  conaentir  que  Danemarck  et  Brudebourg 
engageut  cette  maison  dans  um  Traitte  commun  et  qu'  Elle  veuille  \ 
porter  le  Roy  de  Danemarck,  qui  senible  etieore  en  estre  esloigoe,  Que 
l  ela  estoit  mesme  conforme  aux  sentiinens  de  Sa  Maj-  qui  avoieat  est*1 
qu'il  falloit  sasaourer  de  cette  raaison  d\ine  maniere  ou  <F  autre,  et  qui 
n'avoient  pas  exclu  (es  voyes  amiables. 

Qu!outre  tout  cela  S.  A.  EL  n"avoit  pas  des  raison*  suftisautes 
presentement  pour  attacquer  cette  maison,  et  que  son  grand  age  et  h 
peu  de  tempa  qu  Eile  avoit  encore  k  vivre  l'obligeoietit  dYviter  ä  iTentrer 
pas  en  guerre  legerement. 

Mais  Elte  repete  encore  ce  que  dessus,   que  st  le*  affaires  se  chan- 
geoient,  que  la  guerre  fast  allumee  et  que  cette  Maison  s'y  mesloit  0 
la  fomentoit,  Elle  entrera  tousjoura  daus  un  (oncert  mutuel  avec  1«  R 
pour  faire  ce  qa'  on  jugera  alors  con vei table. 

Au  reate  S,  A«  EL  a  veu  avec  grand  plaistr,  que  Sa  M.ij.  Trv> 
Chrestientie  deineure  tousjours  dans  la  resulution  generouse  de  ne  vouloir 
pas  augmenter  sa  puissance  par  les  depouilles  d'  Allemagoc.  S.  A,  El- 
en est  etiti  cremen  t  persuade  et  a  conceu  uti  surcroit  quasi  destime 
poftt  Sa  Maj.  depuis  qu/Elle  a  connu,  qua  le  Roy  T.  i\  n"a  pas  voolo 
profiter  des  desordrea  et  de  la  facilite  que  la  guerre  du  Türe  donnott  a 
Sa  Maj.  d'empieter  sur  TEmpire   et  d\   faire  de  nouvellea  couqueatea. 

Que  cela  la  portera  ä  empescher  avec  d'&utant  plus  d'ardeur  tout 
ce  qu'on  voudroit  entrepreudre  en  Allemagne  contre  les  interesU  de 
Sa  Maj*  et  de  s'y  opposer  vivement, 

Cependant  S,  A.  EL  conservera  toute  su  vie  une  profonde  recoanoia- 
aance  pour  toutea  lea  offrea  geoereuaes  et  pour  tant  de  marques  d"une 


Veränderte  Haltung  Frankreichs.     Rechtfertigung  des  Verfahrens  des  Rf.     485 

bienveillance  sincere  pour  Elle  et  pour  sa  Maison  Electorale  qu'il  a  plu 
au  Koi  Tres-Chrestien  de  luy  donner.  Elle  supplie  Sa  Maj.  d'y  continuer 
et  l'asseure  en  mesme  temps,  qae  le  Roy  n'aura  jamais  de  plus  fidele 
dv  de  plus  assure  Allie  que  TElecteur  et  sa  Maison  Electorale. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
3./ 13.  Oktober  1683. 

[Seine  Betrübnis   über  die   veränderte  Haltung  Frankreichs.     Rechtfertigung  seiner 

Verhandlungen  mit  dem   Hause  Braunschweig  und  des  Reichstagsbeschlusses.     Das 

Projekt  der  Tripelallianz.    Wunsch  der  Erhaltung  des  Friedens.] 

Aus  seinen  Relationen  und  anderen  Nachrichten  merkt  er  mit  Bekümmernis,  13.  Okt 
daß  man  dort  die  bisherige  Moderation  und  die  Intention,  mit  dem  Römischen 
Reich  einen  beständigen  Frieden  zu  schließen  und  zu  solchem  Zweck  zunächst 
einen  Waffenstillstand  einzugehen,  fast  ändert  und  anf  allerhand  Weiterungen 
und  Extremitäten  zu  verfallen  scheint  Auch  geht  ihm  nicht  wenig  zu  Gemüte, 
daß  man  sich  mit  seiner  und  seiner  Minister  Konduite  unzufrieden  bezeigt  und 
aus  allerhand  unbegründeten  Spargementen  bald  diesen,  bald  jenen  Argwohn 
faßt,  während  er  doch  bisher  alles  getan  hat,  was  zur  Befestigung  des  Friedens 
zwischen  Frankreich  und  dem  Reich  und  zur  Erhaltung  des  Ruhestandes  in  diesen 
Quartieren  beitragen  kann.  Man  hat  bisher  dort  die  dänische  Kriegsbegierde  im- 
probiert  und  durch  Villars  deswegen  in  Dänemark  verschiedene  Remonstrationen 
machen  lassen,  er  hat  dort  das  gleiche  vorstellen  lassen  und  sieh  daneben  auf  das 
äußerste  bemüht,  das  Haus  Braunschweig  zur  Konformität  mit  seinen  Ab- 
sichten zu  bringen  und  von  der  Gegenpartei  mehr  und  mehr  abzuziehen.  Seine 
Mühe  ist  auch  nicht  vergebens  gewesen.  Zwar  hat  er1)  es  nicht  so  eben  und 
präzise  auf  die  von  französischer  und  dänischer  Seite  verlangten  formalia  und 
coneepta  verba  bringen  können,  er  meint  aber  alles  dergestalt  erhalten  zu 
haben,  daß  man  damit  anfangs  wohl  zufrieden  sein  könne  und  nicht  Ursache 
habe,  so  hart  in  dieses  Hans  zu  dringen,  das  auch  auf  seine  Reputation  sieht 
und  in  solcher  Postur  steht,  daß  man  ihm  nicht  so  leicht  leges  et  iussa  vor- 
schreiben kann.  Die  Versicherung,  welche  ihm  dieses  Haus  wegen  Beförderung 
des  Friedens  gegeben,  ist  so  beschaffen,  daß  nach  seinem  Ermessen  Frankreich 
sie  nicht  besser  verlangen  kann.  Er  begreift  auch  nicht,  mit  was  Fug  man 
sich  über  den  jüngsthin  in  Regensburg  von  allen  Kollegien  gefaßten  Beschluß 
wegen  des  Waffenstillstandes  beschweren  und  denselben  illusoriam,  insufficientem 
et  captiosam  nennen  kann.    Man  muß  das  Reich  nach  seiner  Verfassung  beurteilen 

*)  S.  unten  Abschnitt  V. 


486  W.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

and  mit  ihm  so  traktieren,  wie  diese  es  mit  sich  bringt.  Man  hat  sich  zum  Waffen- 
stillstand pure  erklärt,  und  es  ist  also  eine  unumgängliche  Notwendigkeit  gewesen, 
dessen  conditiones  ratione  locorum,  temporis  n.  dergl.  zu  adjustieren.  Das  Haas 
Braunschweig  hat  sich  darin  raisonnabel  erwiesen  und  bezeugt,  daß  man  ratione 
temporis  indifferent,  ratione  modi  aber  der  Meinung  wäre,  daß  die  Sachen 
allerseits  in  statu  quo  verblieben.  Mehr  kann  Frankreich  nicht  begehren,  und 
bisher  hat  es  auch  nichts  anderes  prätendiert.  Die  einzige  dem  Celli  sehen 
Votum  angehängte  Kondition  geht  nur  dahin,  daß  es  bei  dem  Waffenstillstand 
nicht  bleiben,  sondern  ein  völliger  Friede  zwischen  dem  Reich  und  Frankreich 
geschlossen  werden  möge,  was  letzteres  ebenfalls  verlangt.  Das  Fürstl.  Haus 
ist  zum  Teil  mit  dem  Kaiser  alliiert,  so  der  Herzog  von  Hannover,  aber  sonst 
hat  derselbe  mit  niemand,  weder  mit  Spanien  noch  mit  Schweden,  ein  Engagement 
Sp.  soll  also  bei  Croissy  und  an  anderen  dienlichen  Orten  solche  Vorstellungen 
tun,  daß  die  Sachen  nicht  aufs  neue  in  gefährliche  Extremitäten  gesetzt  and 
die  bisherige  Handlung  nicht,  wie  man  sich  verlauten  läßt,  abgebrochen,  sondern 
zum  Schluß  geführt  werde.  Er  vermutet  auch,  daß  Dänemark  nicht  ohne 
Not  zu  Extremitäten  schreiten  wird.  Das  Projekt  einer  Tripelallianz l)  zwischen 
Dänemark,  ihm  und  dem  braunschweigischen  Hause  ist  auf  Begehren  Dänemarks 
entworfen  worden  und  sein  Inhalt,  das  Hauptwerk  anbetreffend,  derartig,  daß 
man  von  dem  Fürstl.  Hause  nicht  mehr  verlangen  kann.  Sonst  ist  es  nur  ein 
einfaches  Projekt,  das  als  materia  deliberandi  dienen  soll,  man  hätte  daher  nicht, 
ohne  vorher  mit  ihm  darüber  zu  reden,  dasselbe  an  Frankreich  mitteilen  sollen. 
Sp.  wird  hieraus  seine  eigentliche  Intention  entnehmen  und  sich  danach 
richten  können.  In  Krieg,  Ruptur  und  Extremitäten  zu  treten,  dazu  findet  er 
sich  zurzeit  noch  durchaus  nicht  kapabel,  er  wünscht  vielmehr  im  Interesse  der 
ganzen  Christenheit  Erhaltung  des  Friedens.  Im  übrigen  wird  er  in  der  bisher 
kultivierten  Freundschaft  und  Allianz  mit  dem  König  von  Frankreich  verharren 
und,  was  man  auch  für  Spargemente  ausstreuen  und  von  seiner  Konduite 
urteilen  möge,  davon  nicht  abweichen.  Er  wird  auch  mit  Rebenac  in  gleichen 
terminis  sprechen  lassen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
12./ 22.  Oktober  1683. 

[Auf  das   Reskript   vom   24.  September.     Croissy's   Äußerungen    über   das  Vorgehen 
gegen  die  brauuschweigischen  Herzöge,  über  die  Waffenstillstaudsfrage  und  über  die 

Gefahr  von  Polen  her.] 

22.  Okt.  Er  bat  Croissy  alle  die  Gründe  vorgestellt,  aus  denen  Kf.  ein  feindliches 

Vorgehen  gegen    das   Haus   Lüneburg    nicht   für    rätlich   hält.     Cr.   erwiderte 

!)  S.  unten  Abschnitt  IV. 


Das  Verfahren  gegen  das  Haus  Lüneburg.  487 

darauf,  man  wäre  her  vollständig  von  der  Festigkeit  des  Kf.  und  von  seinen 
gaten  Absichten  überzeugt,  anch  Reben ac  hätte  davon  neue  Versicherungen 
gegeben.  Aber  jene  Gründe  wollte  er  nicht  gelten  lassen,  und  trotz  aller  seiner 
Remonstrationen  blieb  er  dabei,  die  Erklärungen  der  Lüneburger  gewährten  zu 
wenig  Sicherheit,  man  müßte  sich  solche  auf  andere  Weise  verschaffen,  ein 
solches  Unternehmen,  mit  Dänemark  zusammen  ausgeführt,  könnte  nicht  miß- 
lingen, und  es  sei  nicht  zu  zweifeln,  daß  der  König  von  Dänemark  dazu  bereit 
sei.  Auf  seine  weiteren  Einwendungen  erklärte  er  endlich,  der  König  wolle 
sich,  nachdem  der  Termin  des  31.  August  abgelaufen  sei,  nicht  mehr  an  seine 
frühere  Erklärung  gebunden  halten,  seine  Geduld  sei  erschöpft,  seine  Ehre 
erfordere  es,  doch  sollte  es  Kf.  dahin  bringen  können,  daß  seine  letzte  Er- 
klärung einfach  angenommen  werde,  so  glaube  er,  daß  derselbe  aus  Rücksicht 
auf  Kf.  darein  willigen  werde.  Das  Haus  Lüneburg  müßte  sich  auch  über  die 
Zeitfrage  bestimmt  erklären,  und  dazu  müßte  Kf.  es  zu  bringen  suchen. 
Rebenac  sei  im  übrigen  hinlänglich  instruiert,  um  sich  mit  Kf.  zu  verständigen 
und  alle  erforderlichen  Maßregeln  zu  verabreden.  Er  schließt  daraus,  daß  man 
von  den  guten  Absichten  des  Kf.  überzeugt  ist,  daß  man  zum  Frieden  mit  dem 
Reich  auf  dem  Fuß  der  letzten  Erklärung  sich  verstehen  und  den  Vertrag  des 
Kf.  und  des  Königs  von  Dänemark  mit  dem  Hause  Lüneburg,  wenn  dieses  sich 
über  die  Dauer  des  Waffenstillstandes  präziser  erklärt,  billigen  wird,  endlich, 
daß  Rebenac  Befehl  hat,  mit  Kf.  Vereinbarungen  zu  treffen,  auch  ohne  den 
Fall  einer  Aktion  gegen  das  Haus  Lüneburg. 

In  betreff  des  Königs  von  Polen  meinte  Cr.,  derselbe  hätte  zuviel  Neigung 
und  Interesse,  sich  mit  dem  König  wieder  auszusöhnen,  als  daß  er  Kf.,  im  Fall 
dieser  gegen  das  Haus  Lüneburg  vorginge,  angreifen  sollte,  überdies  werde  das 
entgegengesetzte  Interesse  des  Königs  von  Polen  und  des  Kaisers  in  der  Frage 
der  Nachfolge  in  Polen  eine  wirklich  enge  und  dauerhafte  Verbindung  zwischen 
ihnen  verhindern. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
5.  November  1683. 

[Mitteilungen  Croissy's  über  den  Entschluß  des  Königs,  bis  zu  Ende  des  Jahres  an 
seinen  bisherigen  Anerbietungen  festzuhalten.     Friedliche  Absichten  der  Königs  und 

seiner  Minister.] 

Croissy  hat  ihm  am  2.  mitgeteilt  d'Avaux  habe  Befehl  erhalten,1)  den  5.  Nov. 
Generalstaaten  anzuzeigen,  daß  der  König  trotz  aller  Gründe,  welche  ihn  ver- 
anlassen könnten,  von  seinen  früheren  Anerbietungen  zurückzutreten,  dennoch 


!)  S.  Xegociations  de  Mr.  le  Corate  d'Avaux  en  Hollande  depuis  1679  jusqu'en 
1684,  I,  S.  186  ff. 


488  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

sich  Spanien  anbetreffend  bis  Ende  dieses  Jahres  mit  einer  der  beiden  Alter- 
nativen begnügen,  und  daß  er  auch  dem  Reiche  gegenüber  sich  bis  zu  dem 
gleichen  Termin  an  seine  letzten  Anerbietungen  halten  und  sich  mit  einem 
Waffenstillstand  auf  30,  25  oder  auch  nur  20  Jahre  begnügen  wolle.  Sollte 
dieses  vom  Reiche  oder  von  Spanien  nicht  angenommen  werden,  so  behalte  er 
sich  seine  Prätensionen  und  Schadenersatz  vor.  Er  fugte  hinzu,  man  werde 
sich  im  übrigen  in  den  Stand  setzen,  im  Notfall  seinen  Feinden  nicht  nnr  stand- 
zuhalten, sondern  sie  auch  bereuen  zu  lassen,  daß  sie  diese  Anerbietungen 
nicht  angenommen  hätten,  man  werde  mit  den  Alliierten  alle  nötigen  Ver- 
abredungen treffen,  man  verspreche  sich,  daß  Kf.  vor  allem  fortfahren  werde, 
mit  dem  gleichen  Eifer  für  diese  Sache  und  das  gemeinsame  Interesse  zu  wirken. 
Der  König  hätte  bei  diesen  Beschlüssen  besondere  Rücksicht  darauf  genommen, 
daß,  wie  er  glaubte,  dieselben  den  Absichten  des  Kf.  konform  seien. 

Er  hat  Cr.  für  diese  Informationen  gedankt,  die  Überzeugung  ausgesprochen, 
daß  diese  Beschlüsse  des  Königs  durchaus  den  Intentionen  des  Kf.  konform  seien, 
und  die  Hoffnung  geäußert,  daß  diese  Anerbietungen  die  erwartete  Wirkung 
haben  würden.  Er  glaubt,  daß  in  der  Tat  das  jetzige  Ministerium  mit  Rucksicht 
auf  den  neuen  Direktor1)  der  Finanzen  und  auf  den  gegenwärtigen  Stand  der- 
selben einen  Krieg  nicht  wünscht,  daß  auch  der  König  bei  seiner  mehr  und 
mehr  hervortretenden  Frömmigkeit  keine  Neigung  zu  einem  solchen  hat,  daß 
man  auf  diese  Weise  den  König  von  England  und  die  zum  Frieden  geneigte 
Partei  in  Holland  zu  befriedigen  und  durch  den  doppelten  Vergleich  mit  dem 
Reich  und  Spanien  seine  Absichten  ohne  Risiko  erreichen  zu  können  denkt. 


E.  Spanheun  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
O./li).  November   11583. 

[Die  franzosischerseits  verlangten  Änderungen  in  dem  neuen  Vertrage.     Seine 
Verhandlungen  darüber  mit  Croissy.] 

Nov.  Croissy  hat  ihm  am  .">./lf>.  in  Versailles  mitgeteilt  daß  Rebenacs  Kurier 

mit  einigen  Änderungen  in  dem  f>.  Artikel   des  Traktats-)   zurückgeschickt  sei. 

!)  Le  Peletier,  der  nach  Colberts  Tode  (6.  September  1G83)  dessen  Nach- 
folger geworden  war,  s.  Spanheim,  Relation  de  la  cour  de  France,  ed.  Bourgeois, 
S.  300,  3 1 5 f.  und  Sp.'s  Bericht  über  den  Tod  Colberts  in  der  Einleitung  zu  Schefers 
Ausgabe  dieser  Relation,  S.  XVIII f. 

a)  l>er  Traktat,  der  inzwischen  am  5./1.'».  Oktober  1683  in  Potsdam  zwischen 
Rt'benac,  Meinders  und  Fuchs  abgeschlossen  war  und  der  trotz  der  nachträglich 
vorgenommenen  Änderungen  dieses  Datum  behalten  hat.  S.  v.  Morner,  S.  731  ff., 
wo  auch  die  Abweichungen  der  ursprünglichen  von  der  späteren  Fassung  angegeben 
sind.     Sp.  hatte  schon  2./V2.  November  berichtet,  daß  ihm  Croissy  die  Ankunft  des 


Der  neue  Vertrag.     Die  frauzösischcrseita  geforderten  Änderungen.         £88 


Er  meint.  R.  und  Kf.  hätten,  als  er  abgeschlossen  wurde,  noeh  nicht  die  letzten 
französischen  Vorschlage  in  betreff  des  Friedens  gekannt,  dieser  Artikel,  so  wie 
er  in  dem  Vertrag  stände,  mit  der  Klausel  eines  Jahres  werde  gerade  das 
Zustandekommen  des  Friedens  bindern;  Kf.  könnte  versichert  sein,  daß  der 
König  keine  Eroberungen  im  Reiche  za  macheu  beabsichtigte,  aber  derselbe 
könnte  nicht  untätig  abwarten,  daß  der  Kaiser  und  dessen  Anhänger  den  Frieden 
verzögerten  oder  Maßregeln  gegen  Frankreich  ergriffen.  Kr  hoffte  um  so  mehr, 
daß  Kf.  in  die  Ändern ug  des  Artikels  willigen  werde,  da  R.  keinen  Befehl 
gehabt  hätte,  ihn  zu  bewilligen,  und  es  nur  getan  hätte,  weil  seitens  des  Kf. 
eine  größere  Zahl  von  Jahren  vorgeschlagen  worden  wäre*  Er  hat  dem  gegen- 
über sein  Bedauern  ausgesprochen*  daß  mau,  bevor  man  den  Vertrag  zurück- 
geschickt nicht  mit  ihm  darüber  gesprochen  hätte,  da  er  dann  Gelegenheit 
■gehabt  hätte,  Aufklärungen  über  die  Absichten  des  Kf.,  über  die  er  hinlänglich 
unterrichtet  sei,  zu  geben,  und  er  hat  dann  darauf  hingewiesen,  in  jedem  Vertrag 
müßten  beide  Teile  ihre  Rechnung  finden.  Für  Frankreich  liege  der  Vorteil  in 
dem  2.  Artikel,  der  Verpflichtung,  zu  der  sich  KT.  verstanden  habe,  obwohl  die 
gegenwärtige  Haltung  des  lüneburgischen  Hauses  und  andere  Grunde  dagegen 
sprechen,  der  entsprechende  Vorteil  für  Kf.  liege  nicht  in  der  kleinen  Vermehrung 
der  Subsidien  um  luouuo  Li v res,  sondern  in  dem  5,  Artikel,  seine  Pflichten 
gegen  das  Reich  machten  es  für  ihn  unumgänglich  nötig,  diese  Forderung  zu 
stellen,  welche  für  Frankreich  ganz  unschädlich  sei.  Denn  dieses  befinde  sich 
schon  im  Besitz  dessen,  was  es  beanspruche,  und  könne  sich  um  so  besser  in 
demselben  befestigen.  Der  Kaiser  sei  jetzt  weniger  als  je  imstande,  den  Frieden 
zu  stören,  und  wenn  er  es  doch  tun  sollte,  so  werde  durch  die  früheren  Ver- 
träge des  Kf.  mit  Frankreich  diesem  sein  Verhalten  vorgeschrieben.  Es  sei  auch 
garniclit  die  Absicht  des  Kf.,  diese  Bedingung  zu  veröffentlichen,  sondern  er 
wolle  den  Vertrag  streng  geheim  halten.  Sollte  man  hier  die  Verpflichtung 
eines  Jahres  nicht  eingehen  wollen,  so  würden  sich  vielleicht  Temperamente 
finden  lassen,  die  einerseits  Frankreich  gegen  feindliche  Schritte  des  Kaisers 
und  seiner  Anhänger  sicherten,  andererseits  auch  Kf.  über  diesen  ihm  so  am 
Basen  liegenden  Punkt,  die  Erhaltung  der  Ruhe  des  Reiches  und  dessen  Be- 
wahrung vor  weitereu  Beranbungen,  zufriedenstellten.  Der  Termin  bis  zu  Ende 
des  Jahres  sei  so  kurz,  dali  man  kaum  das  Zustandekommen  de»  Friedens  oder 
Waffenstillstandes  bis  dahin  hoffen  könnte, 

Croissy  entschuldigte,  daß  man  nicht  vor  Zurüeksendung  des  Vertrages 
mit  ihm  darüber  gesprochen  hätte,  und  las  ihm  darauf  den  4.  und  5.  Artikel 
in  der  veränderten  Fassung1)  vor.  Er  hat  darauf  erwidert,  letzterer  erschiene 
ihm  so  etwas  trocken,  und  Kf.  konnte  daraus  keine  Versicherung  der  Ruhe  des 
Reiches  schöpfen,    und  er  hat  dann    seinerseits  mit  der  Versicherung,    dnll  er 

Kuriers  mit  dem  neuen  Vertrage  an  dem  Torhergehenden  Abend  angezeigt  und  daß 
ihm  derselbe  Kurier  einen  Brief  Meinders'  mit  der  Kgpie  de*  Vertrages  uberbracht 
habe.     Er  hatte  versprochen,  denselben  gani  geheim  m  halten,  und  hatte  schon  die 
Besorgnis  geäußert,  daß  der  5.  Artikel  Anstoß  erregen  werde» 
>)  S.  v,  Homer,  S.  733, 


490  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

darauf  nicht  instruiert  sei,  Temperamente  vorgeschlagen,  entweder  6  Monate 
statt  eines  Jahres  oder  eine  ganz  allgemeine  Fassung  des  Artikels,  wo  die  von 
Cr.  angeführten,  von  französischer  Seite  gefürchteten  Fälle  ausgenommen  wurden, 
und  gebeten,  jedenfalls  Rebenac  darüber  etwas  ausgedehntere  Befehle  zu  erteilen, 
als  ihm  gegeben  zu  sein  schienen.  Cr.  schien  seinen  Ausfuhrungen  einige  Be- 
achtung zu  schenken,  wiederholte  aber  doch  einen  Teil  der  schon  vorhin  vor- 
gebrachten Einwände  und  fugte  noch  andere  hinzu :  Für  die  Geheimhaltung  des 
Vertrages  könnte  man  nicht  einstehen,  der  neue  Vertrag  verpflichte  Kf.  zu  nichts, 
das  nicht  schon  eine  Folge  der  früheren  Verträge  sei,  auch  nicht  in  betreff  des 
Hauses  Lüneburg,  da  man  ja  in  Berlin  überzeugt  sei,  daß  dasselbe  nicht  die 
Gegenpartei  ergreifen  werde,  Kf.  könnte  um  so  mehr  den  Versicherungen  des 
Königs  trauen,  da  auch  der  König  von  England,  der  das  gleiche  Interesse  an 
der  Erhaltung  der  spanischen  Niederlande  wie  Kf.  an  der  des  Reiches  habe, 
sich  nicht  den  letzten  Maßregeln  widersetzt  habe,  welche  Frankreich  für  not- 
wendig gehalten  habe,  um  zum  Frieden  zu  gelangen,  auch  werde  von  Kf.  in 
dem  neuen  Vertrage  nicht  verlangt,  daß  er  mit  Frankreich  zusammen  im  Reiche 
vorginge,  falls  dieses  ein  compellc  zum  Frieden  für  notwendig  hielte,  sondern 
nur,  sich  solchen  Maßregeln  nicht  zu  widersetzen,  überdies  sei  zu  hoffen,  daß 
die  letzten  französischen  Vorschläge,  wenn  sie  von  England,  Kf.  und  der  fried- 
liebenden Partei  in  Holland  unterstützt  würden,  zum  Frieden  fähren  würden. 

Meyercrohn  gegenüber,  der  von  der  Ankunft  des  Kuriers  Rebenacs 
erfahren  hatte  und  die  Vermutung  aussprach,  daß  derselbe  einen  neuen  Vertrag 
bringe,  hat  er  behauptet,  nichts  davon  zu  wissen.1) 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
11./21.  November  1683. 

[Auf  die  Relation  vom   5.  November.     Dank  für  die  Erklärung  des  Königs  und  für 

dessen  Geschenk.] 

21.  Nov.  Er  soll  Croissy  für  die  vertrauliche  ouverture  danken,  ebenso  dem  Konig 

in  einer  besonderen  Audienz  seinen  Dank  dafür  und  für  die  von  ihm  genommene 
genereuse  Resolution  aussprechen  und  ihm  mitteilen,  was  er  in  dem  beifolgenden 
Schreiben  an  den  Kaiser.2)  das  er  auch  allen  Kurfürsten  mitgeteilt  habe,  und 

])  Sp.  meldet  16./2l>.  November  1G83,  Meyercrohn  habe  ihm  Vorwürfe  gemacht, 
daß  er  ihm  das  verheimlicht  habe,  was  er  durch  Croissy  erfahren  habe,  nämlich  die 
Schwierigkeiten,  au  denen  sich  der  Vertrag  stoße.  Er  habe  darauf  denselben  nicht 
weiter  abgeleugnet,  aber  Cr.  gegenüber  sein  Befremden  über  diese  Mitteilung  geäußert, 
Cr.  habe  denn  auch  erklärt,  daß  es  ihm  leid  tue,  dieselbe  gemacht  zu  haben. 

*)  S.  das  Schreiben  an  den  Kaiser  vom  10./20.  November  1688  (Londorp  XI, 
S.  570 f.;  v.  Orlich  III,  S.  331  f.). 


Die  streitigen  Punkte.    Geschenk  des  Königs.  491 

an  das  Haus  Lüneburg,1)  uro  dessen  christliche  und  glorieuse  Intention  zu 
sekundieren,  geschrieben  habe,  auch,  daß  seine  Gesandtschaft  in  Regensburg 
Befehl  erhalten  habe,*)  sich  danach  zu  richten. 

Und  weilen  uns  I.  K.  M.  abermalen  durch  den  Graf  Rebenacq 
ansehentlich  beschenken  lassen,*)  so  habet  Ihr  davor  absonderlich  zu 
danken  und  zu  versichern,  daß  wir  alles  dasjenige,  so  uns  von  I.  K.  M. 
zukäme,  als  ein  sonderbares  Zeichen  und  Pfand  Ihrer  hochschätzbaren 
Freundschaft  und  Affection  aufnehmen  und  von  denen  mit  I.  E.  M. 
genommenen  Mesuren  und  geschlossenen  Tractaten  nimmer  absetzen 
würden.  Wir  hätten  nicht  ermangelen  wollen,  I.  M.  eigenhändigen  Dank 
abzustatten,  hätten  uns  nun  aber  etzliche  Wochen  her  unserer  rechten 
Hand  zum  schreiben  nicht  gebrauchen  können,  und  möchten  gleichwohl 
unsere  Schuldigkeit  länger  nicht  aussetzen.  — 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
29.  Xovember/[9.  Dezember]  1683.     (Conc.  Meinders.) 

[Die  streitigen  Punkte  des  Vertrages.] 

Es  ist  Euch  albereit  mit  voriger  Post  von  unserm  dem  von  9.  Dez. 
Meinders  vorläufig  notificiret  worden,  worauf  es  beruhet,  daß  man 
sich  anher  mit  dem  Graf  Rebenac  wegen  des  jüngst  alhie  gezeichneten 
Tractats4)  annoch  nicht  völlig  vereinigen  können.  Ihr  werdet  daraus 
ersehen  haben,  daß  die  ganze  Sache  auf  zwei  Punkte  ankommt  und 
zwar  1)  daß  I.  K.  M.  begehret,  WTir  möchten  uns  wegen  der  Action 
wieder  das  Haus  Braunschweig-Lüneburg  etwas  deutlicher  und  positiver 
erklären,  und  dann  2)  geschehen  lassen,  daß,  daferne  mit  dem  Ende 
dieses  Jahres  der  Friede  zwischen  dem  Reich  und  Frankreich  uf  die 
bekannte  conditiones  nicht  festgestellt  wurde,  alsdann  Ir.  K.  M.  frei 
stehen  sollte,  solche  operationes  zu  Erlangung  des  Friedens  anzufangen, 
wie  Sie  es  gut  finden  wurden,   denen  wir  uns  nicht  opponiren  sollten. 


')  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  S.  das  Schreiben  an  die  Regensburgische  Gesandtschaft  vom  10./20.  November 
unten  Abschnitt  V. 

*)  S.  Prutz,  S.  153. 
4)  S.  oben  S.  488. 


492  IH.  Brandenburg  und  Frankreich  1670—1684. 

So  viel  das  erste  belanget,  da  haben  Wir  durch  unsere  Ministros 
uns  dergestalt  erklären  und  gedachtem  Grafen  solche  remonstrationes 
tuen  lassen,  daß,  wann  er,  wie  Wir  nicht  zweifeln  wollen,  davon 
I.  E.  M.  rapport  tuen  wird,  dieselbe  verhoffentlich  damit  zufrieden 
sein  und  sehen  werden,  daß  Wir,  wo  nicht  ein  mehrers,  jedoch  ohn- 
streitig  alles  vollkommlich  placidiret  und  eingangen,  was  darunter  von 
Uns  nur  desideriret  worden. 

Bei  dem  andern  Punct  hat  es  etwas  mehrere  Difficultät  gesetzet, 
und  werdet  Ihr  aus  dem  Euch  übersandten  von  mehrgedachtem  Grafen 
über  den  4.  und  5.  Articul  übergebenen  und  von  dorten  ihm  zugesandten, 
wie  auch  unserm  Gegenprqject  mit  mehrerm  ersehen  können,  worionen 
man  diesfalls  annoch  unter  einander  dissentire. 

Es  ist  einmal  gewiß,  daß  uns  die  schwere  Pflichten,  womit  Wir 
dem  Reich  und  unserem  gel.  Vaterlande  verbunden,  nicht  zulassen,  und 
daß  es  nicht  allein  uns  unverantwortlich,  sondern  auch  unsers  eigenen 
Churfürstlichen  Hauses  Interesse,  welches  ohne  des  Reiches  Conservation 
nicht  bestehen  kann,  ufs  höchste  praejudicirlich  sein  wurde,  wann  Wir 
in  fernere  Dismembration  des  Reichs  oder  solche  actus,  woraus  dieselbe 
notwendig  erfolgen  müßte,  consentiren  oder  geschehen  lassen  sollten, 
daß  die  Cron  Franckreich  im  Reich  nach  eigenem  Gefallen  procediren 
und  nicht  mit  uns  zuforderst  über  die  darin  vornehmende  Resolution 
ein  Concert  treffen  möchte.  Es  hat  zwar  der  Graf  Rebenac,  wie  Ihr 
dem  Marquis  de  Croissy  absonderlich  anzuzeigen,  hierunter  das  geringste 
nicht  relasch irea  wollen,  sondern  ist  ganz  fest  und  unbeweglich  uf  denen 
von  seinem  König  erhaltenen  und  uns  communicirten  Ordren  bestanden. 
AVir  zweifeln  aber  nicht,  wann  Ihr  mit  behörigen  Umbstanden  remon- 
striren  werdet,  daß  AVir  Uns  in  ein  und  andern  Dingen  fast  mehr  und 
weiter  herausgelassen,  als  man  nicht  praetendiret,  und  dann,  daß  sonsten 
dasjenige,  was  uns  wegen  des  Reichs  zugemutet  worden,  auf  die  Weise, 
wie  es  prqjectiret,  von  uns  unmöglich  eingegangen  werden  könne,  man 
werde  sich  darunter  linden  und  mit  unseren  oblatis  zufrieden  sein.  In- 
zwischen lassen  wir  es  am  Kayserl.  Hofe,  bei  unsern  Mit-Oburfürsten 
und  zu  Regensburg  an  allen  ersinnlichen  ofliciis,  damit  der  Friede 
zwischen  dem  Reich  und  der  Cron  Franckreich  noch  vor  Ende  dieses 
Jahrs  fest  gestellet  werden  möge,  nicht  ermangeln.  — 


Dil  noch  streitigen  Punkte. 


493 


E,  Spanheini  an  den  Kurfürsten,     D,   Paris 
31.  Dezember  1683. 

[Auf  das  Reskript  vorn  29.  November.  Festhalten  französisch erseits  an  der  veränderten 
Fassung  des  5,  Artikels.  Einwendungen  gegen  die  von  Kf*  vorgeschlagenen  Be- 
dingungen   des  Waffenstillstandes,     Ergebnis    einer    Unterredung    mit    dem    Bischof 

von  Straß  bürg,] 

Kr  hat  am  2ft.  Croissy  von  dem  Inhalt  des  Reskripts  in  Kenntnis  gesetzt  31.  Dez, 
Lr.  teilte  ihm  darauf  mit.  K^heiiac  habe  gemeldet,  daß  die  Schwierigkeit  in 
betreff  des  8.  Artikels  gehoben  sei,  man  habe  sieh  überzeugt,  daß  das  letzte 
Projekt  präziser  sei  als  das  frühere,  betreffend  den  5.  Artikel  aber  könnte  man 
aus  den  schon  oft  angeführten  Gründen  sich  nicht  mit  dem  Kontraprojekt  zu* 
frieden  geben,  sondern  müßte  auf  dem  ersten  Projekt  bestehen,  man  könnte  in 
dasselbe  auch  nicht  eine  Verlängerung  des  Termins  bis  zum  letzten  Februar 
;uil nehmen,   doch  kannte  Rebeuac  es  namens  des  Königs  positiv  versprechen* 

Er  hat  Cr.  auch  von  den  letzten  Befehlen  des  Kf.  an  seine  Gesandten  in 
Regensburg1)  Mitteilung  gemacht.  Cr.  erhob  nur  Einwendungen  gegen  den 
2.  Artikel,  nach  welchem  die  Dinge  in  ecclesiasticis  et  poUticis  den  Be- 
stimmungen des  Instr.  pacis  gemäß  gelassen  werden  sollten,  er  verlangte»  daß, 
wenn  in  einem  der  par  Interim  abgetretenen  Orte  Katholiken  wären,  man  für 
sie  dort  Kirchen  bauen  dürfte,  aber  ohne  sonst  den  protestantischen  Gottesdienst 
zu  beschränken.  Auch  gegen  den  3.  Artikel,  daß  der  König  sich  mit  den  bis 
zum  1*  August  1C82  gemachten  Reunionen  begnügen  wollte,  erhob  er  weniger 
Schwierigkeiten,  als  nach  seinen  früheren  Äußerungen  7*u  erwarten  war* 

An  demselben  Tage  hat  er  eine  lange  Unterredung  mit  dem  Bischof  von 
Straßburg  gehabt,  er  hat  aus  derselben  deutlich  erkennen  können,  1,  daß 
K,  Cüln  auch  nicht  geneigt  ist,  gegen  das  Haus  Lüneburg  oder  andere  Reit: 
stände,  wie  Schweden*,  tu  Aktion  zu  treten,  2*  daß  man  hier  keine  Ver- 
pflichtungen desselben  solcher  Art  zu  erwarten,  3.  auch  auf  keine  wirksamen 
Bemühungen  desselben,  den  Reichs  frieden  nach  den  Wünschen  Frankreichs 
herbeizuführen,  zu  rechnen  hat,  #.  daß  HS  dagegen  der  Mitwirkung  K.  Cölns 
bei  dem  Bemühen,  den  KMg  *u  veranlassen,  *ich  mit  seineu  früheren  Vor- 
schlägen zu  begnügen,  versichert  sein,  5,  daß  das  Expedjens.  daß  der  König 
ihnen  beiden  sein  Wort  deswegen  geben  soll*  dem  Kf*  zu  größerer  Decbarge 
dienen  kann,  6,  daß  man  die  Unterhandlung  mit  dem  hannoverschen  Gesandten 
Gruot  so  wird  führen  können,  daß  K,  i/öln  davon  keine  Ömbrage  nehmen 
kann,  sondern  vielmehr,  daß  dadurch  das  gute  Einvernehmen  zwischen  diesem 
und  Kf.  befestigt  wird,  7.  daß  die  Sendung  eines  vertrauten  Ministers  des  Kf,  an 
K.  Cöln  zu  einer  gründlichen  Aufklärung  und  Verständigung  wird  führen  können. 


*)    S.    das    Reskript     des    Kf*    an    die     Regensburgische 
9.  November  /  9*  Dezember  1683  unten  Abschnitt  V, 


Gesandtschaft    vom 


494  III-  Brandenburg  und  Frankreich  1679— 1G84. 

Der ,  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potstam  22.  Dezember  1683/[1.  Januar  1684].1) 

[Die  Verhandlungen  mit  den  lüneburgischen  Gesandten.    Befürwortung  der  von  diesen 

gemachten  Vorschläge.] 

1.  Jan.  Beifolgend  erhält  er  die  vertraulichen  Eröffnungen,  welche  die  lünebnrgischen 

Minister  in  den  beiden  letzten  Konferenzen  gemacht  haben,  nnd  seine  darauf 
vorläufig  erteilten  Antworten.')  Auf  seine  letzte  Anfrage,  ob  das  Furstl.  Hans 
mit  ihm  pro  pace  gemeine  mesures  nehmen  wolle,  haben  die  Minister  die 
Antwort  zwar  noch  bis  zur  nächsten  Konferenz  verschoben,  aber  ausdrücklich 
kontestiert,  daß  sie  den  Frieden  mit  Frankreich  verlangten.  Er  merkt  ans 
allem,  daß  Üas  Furstl.  Haus  sonderbare  Begierde  hat,  sich  mit  ihm  zu  setzen, 
aber  wegen  des  Engagements,  das  der  Herzog  von  Hannover  bisher  mit  dem 
Kaiser  gehabt,  nicht  gern  de  but  en  blanc  gehen,  sondern  seiner  Veränderung 
eine  Farbe  geben  und  daher  gern  sehen  wollte,  daß  bei  Frankreich  wegen  der 
gesuchten  Moderation  etwas  erhalten  werden  könnte.  Da  er  glaubt,  daß  dasselbe 
wirklich  zu  ihm  umtreten  will,  und  daß  dann  der  Friede  zwischen  dem  Reich 
und  Frankreich  ohne  Diffikultät  und  Schwertschlag  zu  befestigen  sein  wird,  so 
befiehlt  er  ihm,  mit  Croissy  wegen  der  Rückgabe  von  Freiburg,  doch  nur  in 
Form  einer  Anfrage,  die  er  als  Freund  und  Alliierter  Frankreichs  tut,  su 
sprechen  und  dabei  besonders  vorzustellen,  daß  der  König  auf  keine  präzisere 
und  bessere  Weise  seine  Begierde,  mit  dem  Reich  in  unzertrennlicher  Freund- 
schaft zu  leben,  an  den  Tag  legen  könnte.  Dadurch  würden  die  Wohlgesinnten 
im  Reich  noch  mehr  animiert,  den  Übelgesinnten  aber  ihre  mesures  ganz 
gebrochen  werden,  auch  wäre  der  Ort  selbst  nicht  von  solcher  importanz,  daß 
er  einigermaßen  mit  der  Verhütung  eines  blutigen  Krieges  verglichen  werden 
könnte.  Sollte  nicht  zu  erlangen  sein,  daß  es  in  statu  quo  dem  Reich 
restituiert  würde,  so  soll  er  versuchen,  ob  die  Restitution,  nachdem  der  Ort 
rasiert  worden,  zu  erhalten  sein  würde. 

Wegen  der  von  den  Lüneburgern  gestellten  zweiten  Kondition  erwartet  er 
nicht  große  Diffikul täten,  da  der  König  selbst  immer  erklärt  hat,  das  utile 
dominium  den  Besitzern  lassen  zu  wollen,  wenn  ihm  nur  die  Souveränität  und 
was  davon  dependierte,  verbliebe.  Der  vorgeschlagene  Tausch  von  Courtray  und 
Dixmüden  gegen  ein  konvenables  Stück  bei  Luxemburg  hält  er  auch  nicht  für 
unbillig,  sondern  für  sehr  dienlich,  um  Spanien  und  den  Kaiser  zum  Frieden 
zu  lenken,  er  soll  es  daher  auch  diskursweise  vorstellen.  Vor  allem  aber  hat 
er  zu  kontestieren,  daß  Kf.  diese  Vorschläge  nur  aus  Liebe  zum  Frieden  und 
weil  er  glaubt,  daß  sie  zu  des  Königs  Bestem  gereichten,  machte,  keineswegs 
aber,  um  sich  den  Verpflichtungen  gegen  denselben  zu  entziehen. 

>)  Von  Fuchs'  Hand. 
*)  S.  unten  Abschnitt  V. 


Abschluß  der  Allianz.    Verhandlungen  mit  den  Lüneburgern.  495 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln 
8./ 18.  Januar  1684. 

[Der  Abschluß  der  Allianz.    Die  Verhandlungen  mit  dem  braunschweigischen  Hause. 

Ankunft  des  k.  cölnischen  Gesandten.    Die  Stimmung  am  Wiener  Hofe. 

Die  Kommeraienangelegenheit] 

Er  hat  die  Verhandlungen  mit  Rebenac  fortgesetzt',  gestern  ist  der  Schlnß  18.  Jan. 
erfolgt  und  der  Traktat  unterzeichnet  worden.     Er  zweifelt  nicht  daran,  daß  er 
dort  wird  ratifiziert  werden,1)  Sp.  soll  indessen  die  Zahlung  der  restierenden 
Subsidiengelder  weiter  betreiben  und  besonders  eine  richtige  Abrechnung  bis 
zum  15./ 25.  Oktober  vorigen  Jahres  desiderieren. 

In  der  Verhandlung  mit  dem  Hause  Braunschweig  fahrt  er  fleißig  fort, 
und  er  hat  es  damit  so  weit  gebracht,  daß  dasselbe  bereits  am  kaiserlichen 
Hofe  und  im  Haag  ernstlich  zum  Frieden  gemahnt  hat,  und  zwar  in  solchen 
terminis,  daß  man  dort  darüber  nicht  wenig  surpreniert  und  bestürzt  gewesen 
ist.  Er  hofft  auch,  daß  dieses  Haus  bei  der  zu  Hamburg  oder  sonstwo  ab- 
zuhaltenden Versammlung  ganz  der  wohlintentionierten  Partei  beitreten  werde, 
und  glaubt,  daß  man  in  diesem  Fall  des  Friedens  versichert  sein  könne.  Der 
Fürst  von  Murbach3)  ist  wegen  K.  Cölns  vorgestern  hier  angelangt,  er  gedenkt 
anch,  einen  von  seinen  vertrauten  Ministern  ehestens  nach  Cöln  zu  schicken. 

Er  übersendet  ihm  einen  Extrakt  eines  Schreibens  des  Fürsten  von  Anhält, 
das  er  auch  Rebenac  hat  lesen  lassen.  Daraus  erhellt,  daß  man  nunmehr  am 
kaiserlichen  Hofe  sich  nicht  länger  flattiert,  als  ob  er  seine  Meinung  ändern 
werde,  und  daß  man  ihm  nicht  undeutlich  droht,  mit  der  Zeit  sich  dafür  zu 
rächen.  Das  wird  auch  gewiß  geschehen,  wenn  man  es  nur  vermag  und  die 
Gelegenheit  es  zuläßt,  er  verläßt  sich  aber  nächst  Gott  auf  seine  gute  Sache 
und  auf  die  Assistenz  des  Königs  und  läßt  das  übrige  dahingestellt  sein. 

P.  S.  Er  übersendet  ihm  auch  ein  Memorial  wegen  der  Schiffahrts-  und 
Kommerziensache,3)  das  er  Rebenac  hat  zustellen  und  rekommendieren  lassen. 
Sp.  soll  sich  darum  weiter  bemühen  und  womöglich  eine  schriftliche  gewierige 
Erklärung  auf  beide  Punkte  zu  erlangen  suchen. 


l)  Kf.  teilt  Sp.  9./19.  Februar  1684  mit,  daß  die  Auswechslung  der  Ratifikationen 
erfolgt  sei,  befiehlt  ihm,  auf  Liquidation  der  Reste  und  wirkliche  Zahlung  der  Subsidien 
zu  dringen,  und  weist  ihn  an,  Mignon  ein  Präsent  von  1000  Talern  zu  machen. 

*)  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  Kf.  hatte  zufolge  der  mit  den  ostfriesischen  Standen  und  der  Stadt  Emden 
am  22.  April/ 2.  Mai  und  18./ 28.  Oktober  1683  abgeschlossenen  Handelsverträge 
(s.  y.  Mörner,  S.  443 ff.  und  451  f.)  schon  19./29.  Oktober  1683  Sp.  angewiesen,  sich 
zu  bemühen,  daß  ostfriesischen  oder  emdischen,  von  ihm  mit  Seepässen  versehenen 
und  seine  Flagge  führenden  Schiffen  in  den  Ländern  des  Königs  von  Frankreich 
Handelsfreiheit  gewährt  und  von  ihnen  nicht  höhere  Zölle  verlangt  würden  als  von 
seinen  Untertanen.    Sp.  hatte   darauf  12./ 22.  November  1683  erwidert,   das   werde 


496 


UL  Brandenburg  und  Frankreich   1679 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  (Jöln 
12./  [22.]  Januar  16S4.1) 

[Auf  die   Relation   vom   7.  Januar.     Die  Sendung  Fuebs\  die   Ziele    derselben,     l»i<j 

danischen  Verdächtigungen.     Absicht    des   Kf*,    sich    vorläufig    nicht    zu    feindlichem 

Vorgehen  (fegen  Schweden  zu  verpflichten.] 

H    Jan.  Den   Eröffnungen   des   Bischofs  von  Strasburg9)  zufolge   hat   er   r 

beauftragt,1)  in  4  oder  5  Tagen  nach  (öln  zu  gehen.     Er  soll  Cfftiai 
mitteilen  und  ihm  dabei  zu  verstehen  geben,  datf  diese  ganze  Abschaltung 
dahin   ziele,    L   das    Friedenswerk    nach   den    mit    dem    Könige   vretjonimc 
Mesuren  zu  befördern,   2,  auf  eine   nähere  Zusammensetzung   im  Fall  es  do 
zum  Kriege   kommen   sollte,   behufs  lieschützung  des  Reiches  und   der   beide 
seitigen  Lande  besonders  gegen  Einquartierung  und  Durchmärsche  &eifo 
die  den  Krieg  angesponnen,   bedacht  in  sein,   wozu  man  auch  K.Trier  i 
zuziehen   suchen   würde,    endlich    zu    Maintenierung   der   in    dem    lnstr.   pari? 
fundierten   kurfürstlichen  Prärogativen.     KL  hofft,   diese  Schickung   werde-  dem 


große  Schwierigkeiten  inachen,  und  hatte  empfohlen,  entweder  einen  darauf  be*ng- 
liehen  Artikel  in  den  neuen  Vertrag  mit  Frankreich  zu  bringen  oder  wenigstens 
Rrbenac  zu  ersuchen,  die  Gewährung  dieser  Bitte  zu  empfehlen,  und  vorgeschlagen, 
zu  beantragen,  daß  für  die  Untertanen  des  Kf.,  welche  auf  französischem  ( 
sterben  sollten,  die  Aufhebung  des  droit  d'aubaine,  wie  sie  die  Dänen,  Holländer, 
Engländer,  Schweizer  und  auch  die  Hamburger  genossen»  bewilligt  werde,  und  hatte 
am  26.  November  gemeldet,  daß  er  Croissy  von  dieser  Angelegenheit  Mitteilung 
gemacht  und  eine  darauf  bezügliche  Denkschrift  übergeben  habe. 

'i  Von  Fuchs*  Hand. 

*)  Sp.  hatte  7.  Januar  berichtet,  der  Bischof  von  Straßbnrf.'  Ij ritte-  ihn  rot  Mdi 
Ruckkehr  nach  Cöfo  besucht,  ihm  noch  einmal  die  Vorteile  einer  engen  Verbiudu 
des  Kf.  mit  K,  Cöln  auseinandergesetzt  und  die  Hoffnung  ausgesprochen,  die  Sendung 
seines  Neffen,  des  Abtes  von  Murbach,  zu  Kl  werde  zur  Folge  haben,  daß  dieser 
einen  seiner  vertrauten  Minister  zu  K.  Cöln  schickte,  mit  dem  alles  abgemacht  werden 
könnte.  Durch  eine  solche  Verbindung,  der  gewiß  auch  R.  Trier  beitreten  werde, 
würden  beide  Schiedsrichter  des  Friedens  mit  Spanien  und  dem  Reictn  and  Herren 
im  Westfälischen  werden  und  das  werde  auch  das  beste  Mittel  sein,  um  sich  der 
braunschweigischen  Herzöge  zu  versichern.  Er  glaube,  der  König  \on  Frank» 
reich  werde,  wenn  er  sieh  auch  nicht  schriftlich  dazu  verpflichten  wollte,  den  Termin 
bis  Ende  Februar  verlängern  und  sich  zu  einem  Waffenstillstand  auf  M)  Jahre  ver* 
stehen.  Sp.  hatte  hinzugefügt,  er  habe  Croissy  von  diesen  Eröffnungen  d* 
Mitteilung  gemacht  und  derselbe  habe  erwidert,  eine  solche  Verbindung  des  Kf.  mit 
K.  Colli  und  K.  Trier  werde  den  Interessen  K.  Co  Ins  viel  mehr  entsprechen  und  mehr 
zur  Beförderung  des  Friedens  dienen,  als  die  von  diesem  vorgeschlag-  .tlitit, 

welche  der  Kaiser  doch  nicht  beachten  werde, 

*)  &  über  diese  Sendung  Fuchs'    Pufendorf  XVUJ,  §  112—119  (S.  1489 IL) 
und  unten  Abschnitt  V, 


Fuchs9  Sendung.    Friedliche  Absichten  des  Kf.  497 

König  nicht  anangenehm  sein,  Fuchs  hätte  Befehl,  mit  dem  dortigen  fran- 
zösischen Minister  Tambonnean  vertraulich  zu  kommunizieren.  Er  soll  an- 
suchen, daß  dieser  oder  der  Bischof  von  Straßburg  rechtzeitig  auf  alle  von 
dem  letzteren  berührten  Punkte  instruiert  werde,  besonders,  daß  der  König 
K.  Cöln  und  ihm  die  Versicherung  geben  möchte,  daß  er  das  Reich  auch  bei 
erfolgendem  neuen  Kriege  nicht  dismemb  deren  noch  den  statum  publicum  in 
demselben  immutieren  wolle.  Da  dieser  Punkt  ihm  ans  Herz  geht  und  die 
vornehmste  Ursache  der  Schickung  ist,  so  soll  er  ihn  mit  allen  beweglichen 
Remonstrationen  treiben  und  auch  anzeigen,  er  hätte  Ordre,  des  Kf.  parole  zu 
geben,  daß  er  es  zum  höchsten  menagieren  werde. 

Groot1)  hat  angezeigt,  er  werde  in  drei  Tagen  von  seinen  Prinzipalen 
Antwort  und  Resolution  auf  die  von  Kf.  dem  fürstlichen  Hause  vorgeschlagenen 
conditiones  und  Mesuren  empfangen.  Fuchs  soll  dieselbe  zuvörderst  abwarten. 
Sp.  soll  Croissy  nochmals  versichern,  daß  Kf.  mit  Lüneburg  nicht  das  geringste 
handeln  noch  schließen  werde,  es  sei  denn,  daß  dasselbe  mit  ihm  gleiche 
mesures  zu  Beförderung  des  Friedens  und  Verhütung  des  Krieges  mit  Frankreich 
nehme.  Fuchs  soll  unterwegs  bei  beiden  Herzogen  in  Celle  und  Hannover 
ansprechen  und  denselben  nachdrücklich  zusprechen.  Schon  Groots  Schickung 
hat  soviel  Gutes  gewirkt,  daß  die  Hoffnungen  der  Gegenpartei  sehr  verringert 
sind  und  man  in  Wien  und  im  Haag  große  Ombrage  und  Jalousie  deswegen 
bezeugt,  den  Rückweg  soll  Fuchs  durch  Holland  nehmen,  sich  im  Haag  bei 
d'Avaux  nach  dem  Stande  der  Dinge  erkundigen,  dem  Prinzen  von  Oranien 
und  dem  Ratspensionar  beweglich  zureden  und  in  Amsterdam  den  Bürgermeister 
v.  Beuningen  in  den  friedlichen  Absichten,  welche  diese  Stadt  bekundet,  zu 
bestarken  suchen. 

Er  soll  auch  Cr.  anzeigen,  Kf.  habe  seit  einiger  Zeit  gemerkt,  daß  die 
dänischen  Ministri  sich  bemühten,  seine  Konduite  bei  dem  Könige  suspekt  zu 
machen.  Er  hoffe,  man  werde  mehr  auf  sein  wirkliches  comportement  als  auf 
solche  ungegründete  Spargemente  sehen,  es  rühre  dies  nur  daher,  daß  er  den 
gar  zu  hitzigen  und  zum  Kriege  gänzlich  abzielenden  consiliis  nicht  sofort  bei- 
pflichten wolle,  es  konsoliere  ihn  aber  sehr,  daß  auch  der  König  noch  immer 
sein  Absehen  auf  den  Frieden  gerichtet  habe.  Damit  konformiere  er  sich  aller- 
dings, sollte  man  aber  zu  den  Waffen  greifen,  so  werde  er  auch  tun,  was  sich 
gebühre. 

Sollte  Croissy  den  Punkt  der  Aktion  wider  Schweden*  im  Falle  eines 
Transportes  wieder  anregen,  so  soll  er  ihm  anzeigen,  Kf.  bezweifle  gar  wohl, 
daß  auch  dieses  von  Dänemark  herkäme,  welches  ihn  in  alle  Wege  in  seine 
weitläufigen  Desseins  mit  einzuflechten  suche,  er  halte  aber  ein  solches 
Engagement  nicht  de  tempore  und  für  besser,  daß  er  freie  Hände  behielte,  um 
in  Westfalen  und  am  Rhein  nach  Befinden  zu  agieren,  als  sich  wieder  mit 
Schweden  einzulassen  und  seine  ganze  Force  dorthin  zu  distrahieren.  Zwar 
würde  er  dabei  sein  Privatinteresse  vor  allen  anderen  finden,  und  er  hätte  mehr 


<)  S.  über  die  Verhandlungen  mit  Grote  Pufendorf  XVIII,  §  106  (S.  H84f.). 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  32 


498  in.  Brandenburg  and  Frankreich  1679—1684. 

Ursache,  bei  Frankreich  zu  sollizitieren,  daß  ein  solcher  Artikel  dem  Traktat 
inseriert  würde,  als  daß  Frankreich  hei  ihm  deswegen  Instanz  tan  sollte, 
seine  Partiknlierangelegenheiten  aher  maßten  dem  pohlico  nachgesetzt  werden. 
Sollte  spater  nach  Begehenheit  der  Laufte  deswegen  etwas  abzuhandeln  sein, 
so  werde  er  sich  dazn  willig  finden  lassen;  jetzt  aher  mochte  man  damit  noch 
etwas  anstehen  und  sehen,  wie  die  Sachen  laufen  und  wie  es  mit  der  Cölniachen 
Negotiation  stehen  wird.  Ebenso  wird  er  auch  Rebe  na c,  wenn  dieser  es  pro- 
poniert,  antworten,  er  wünscht,  daß  der  letzte  Traktat  ohne  diesen  Punkt  ratifiziert 
werde,  und  darum  soll  auch  Sp.  sich  bemühen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
l./ll.  Februar  1684. 

[Beseitigung  des  anfänglichen  Mißtrauens  wegen  der  Sendung  Fuchs*.     Äußerungen 

Croissy's  über  den  Bischof  von  Straßburg.    Vertrauen  auf  Kf.    Friedliche  Absichten. 

Günstige  Erklärung  wegen  der  ostfriesischen  Schiffe.] 

11.  Febr.  Am  8.  hat  er  dem  Reskript  des  Rf.  vom  12.  Januar  zufolge  Croissy  nähere 

Mitteilungen  über  die  Sendung  Fuchs'  an  K.  Co  In  gemacht  Cr.  erwiderte,  die 
ersten  Nachrichten  davon  hätte  man  aus  Holland  gehabt  Da  jetzt  dort  im  Haag 
die  Versammlung  der  Gegenpartei1)  stattfände,  so  hätte  es  den  Glauben  erwecken 
können,  als  wenn  Kf.  beabsichtigte,  teil  daran  zu  nehmen,  und  daher  hätte 
Rebenac  den  Auftrag  erhalten,  diese  Sendung  abzuwenden.  Auf  die  Mit- 
teilungen aber,  welche  Fuchs  demselben  und  jetzt  er  hier  darüber  gemacht 
hätte,  sollte  dieser  Befehl  widerrufen  werden.  Da  er  bei  dieser  Gelegenheit 
auch  die  Eröffnungen  berührte,  welche  der  Bischof  von  Straßburg  ihm  gemacht 
hatte,  so  teilte  ihm  Cr.  mit,  daß  man  hier  über  zwei  Dinge  in  den  Briefen  des 
Bischofs  verwundert  wäre,  1.  daß  derselbe  meinte,  man  könnte  inbetreff  des 
Friedens  mit  dem  Reiche  zugunsten  einzelner  über  die  Erklärungen  und  Vor- 
schläge des  Königs  hinausgehen,  dazu  würde  sich  derselbe  unter  keinen 
Umständen  verstehen,  2.  daß  derselbe  von  einer  größeren  Ausdehnung  der 
Versammlung  zu  Cöln  spreche;  eine  solche  würde  nur  Verzögerung  und  andere 
Cbelstände  zur  Folge  haben,  man  wünschte  wohl,  daß  Maßregeln  zur  Aufrecht- 
erhaltung der  Neutralität  der  Stadt  Cöln  getroffen  würden,  dazu  aber  würden 
Kf.  und  K.  Cöln  als  die  mächtigsten  und  als  Direktoren  des  Kreises  genügen. 
Cr.  fügte  hinzu,  man  tue  dem  Bischof  von  Straßburg  unrecht,  wenn  man 
meine,  er  sei  auf  die  Sicherheit  und  das  Wohl   des  Reiches  wenig  bedacht,  er 

*)  S.  Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Avaux  II,  S.  90ff. ;  Klopp,  Geschichte  des 
Falles  des  Ilauses  Stuart  II,  S.  427 ff.;  Müller,  Wilhelm  111.  von  Uranien  und  Georg 
Friedrich  von  Waldeck  I,  S.  22yf. 


Beschwichtigung  des  Argwohns  wegen  Fachs9  Sendung.  499 

habe  hier  während  seines  letzten  Aufenthaltes  als  guter  Deutscher  gehandelt 
und  sei  deswegen  oft  mit  Louvois  in  Streit  geraten.  Er  hat  erwidert,  er  könnte 
aus  den  Befehlen  des  Kf.  die  Sendung  Fuchs9  anbetreffend  nur  ersehen,  daß 
derselbe  eine  nähere  Verständigung  mit  K.  Cöln  unter  Einschluß  von  K.  Trier 
beabsichtige.  Er  hat  ihm  darauf  die  einzelnen  Punkte  der  Sendung  desselben 
näher  auseinandergesetzt  und  erläutert,  und  er  hofft,  daß  der  Argwohn,  den  man 
anfangs  deswegen  hier  empfunden  hat,  jetzt  beseitigt  sein  wird.  Betreffend 
Fuchs9  Reise  über  Celle  und  Hannover  und  den  ihm  erteilten  Auftrag,  dort 
kategorische  Erklärungen  zu  erhalten  zu  suchen,  sagte  Cr.  nur,  man  habe  hier 
nach  wie  vor  wenig  Hoffnung,  Hannover  zu  gewinnen.  Er  hat  ihm  darauf 
nochmals  die  großen  Vorteile  vorgestellt,  welche  ein  glücklicher  Erfolg  dieser 
Verhandlungen  herbeiführen  werde,  und  ihm  andererseits  die  in  dem  Reskript 
vom  12.  Januar  enthaltene  Versicherung  mitgeteilt,  daß  Kf.  die  Sache  keineswegs 
in  die  Länge  wolle  ziehen  lassen. 

Er  hat  bei  dieser  Gelegenheit  auch  Cr.  mitgeteilt,  daß  Kf.  erwarte,  die  ihm 
ungünstigen  Mitteilungen  der  dänischen  Minister  würden  hier  keinen  Eindruck 
machen,  und  man  würde  hier  erkennen,  wie  wenig  selbstsüchtig  er  handle  und 
wie  eifrig  er  bemüht  sei,  den  auf  den  Frieden  gerichteten  Absichten  des  Königs 
von  Frankreich  sich  zu  konformieren,  und  er  hat  versichert,  daß,  falls  es  doch 
zum  Kriege  kommen  sollte,  Kf.  es  an  sich  nicht  werde  fehlen  lassen.  Cr.  nahm 
alles  sehr  gut  auf,  und  er  hat  aus  dieser  Unterredung  erkennen  können,  daß 
man  hier  sehr  wohl  begreift,  1.  wie  wenig  der  König  von  Dänemark  zum 
Frieden  geneigt  ist,  2.  was  für  Folgen  seine  wüsten  Pläne  haben  würden, 
3.  daß  Kf.  bei  einem  Kriege  sehr  leicht  seinen  Vorteil  finden  könnte,  4.  wie 
uneigennützig  er  sich  trotzdem  zeige  und  daß  seine  Ratschläge  daher  weniger 
verdächtig  und  mehr  den  Absichten  des  Königs  von  Frankreich  entsprechend 
erscheinen  müssen. 

Man  wünscht  hier  den  Frieden  und  hofft  ihn  zu  erhalten.  Doch  wird  das 
Reich  anbetreffend  Frankreich  nicht  über  einen  zwanzigjährigen  Waffenstillstand 
und  die  zuletzt  von  Kf.  in  Regensburg  gemachten  Vorschläge  hinausgehen. 
In  betreff  Spaniens  ist  die  größte  Schwierigkeit  durch  das  Angebot  eines  eben- 
solchen Waffenstillstandes  hinweggeräumt,  und  es  arbeiten  außer  dem  Nuntius 
jetzt  auch  England  und  Holland  daran,  denselben  zustande  zu  bringen. 

P.  S.  Auf  sein  Drängen  in  der  Angelegenheit  der  drei  ostfriesischen  Schiffe 
hat  ihm  Cr.  vorigen  Dienstag  mitgeteilt,  daß  der  König  an  alle  Häfen  die  ge- 
wünschten Befehle  geschickt  habe.  Ober  den  Verkauf  von  Negern  durch  die 
afrikanische  Kompagnie1)  hat  er  noch  keine  Resolution  erhalten  können.  Man 
behauptet,  dieses  würde  direkt  den  Rechten  und  Privilegien  der  französischen 
Kompagnie  entgegen  sein. 

*)  Kf.  hatte  (d.  Potsdam  24.  Dezember  1683/ [3.  Januar  1684])  Sp.  angewiesen, 
sich  zu  bemühen,  daß  die  afrikanische  Kompagnie  Erlaubnis  erhalte,  500 — 600  Neger, 
welche  sie  auf  den  afrikanischen  Küsten  zu  erhandeln  gedenke,  nach  den  dem  König 
von  Frankreich  in  Amerika  gehörigen  Inseln  zu  bringen  und  daselbst  gegen  ungesottenen 
Zucker  zu  vertauschen. 

32« 


500 


III.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—  16S-J. 


E.  Spanheini  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
15./25.  Februar  1684. 

[Mitteilungen  au  Croissy,  dessen  Mißbilligung  eines  Kurfürstentages  und  Erklärung 
in  betreff  des  von  Kf.  und  K>  Colli  gewünschten  Versprechens  des  Königs.] 

8&  Kehr.  Er  hat  am  22.  mit  Croissy  in  Versailles  gesprochen,  ihm  über  den  Stand 

der  Unterhandlungen  mit  dem  brnunsrhweigischen  Hause  Bericht  erstattet  und 
ihm  von  den  Aufträgen,  welche  Fuchs  für  die  Sendung  an  K»  Coln  erhalten. 
und  von  der  Eröffnung  des  Fürsten  von  Murb&ch  in  betreff  eines  in  Wesel, 
Gleve  oder  Cö!u  zu  haltenden  Kurfürstentages  und  den  Gedanken  des  Kf. 
darüber  Mitteilung  gemacht.  Cr.  erwiderte,  man  hielte  liier  eine  solche  Zu- 
sammenkunft nicht  für  zeitgemäß,  dadurch  würde  nur  die  Annahme  des  Waffen- 
stillstandes verzögert  werden. 

Er  hat  jetzt  aach  für  nötig  gehalten,  gegen  Cr.  den  Wunsch,  daß  der  König 
dem  Kf.  und  K,  Coln  sein  Wort  geben  aolle,  daß  er  das  Reich  nicht  angreifen 
und  auch,  wenn  es  zum  Kriege  kommen  sollte,  keine  weiteren  Reuuionen  vor- 
nehmen wollte,  zur  Sprache  zu  bringen,  unter  Hinweis  darauf,  daß  mau  damit 
nichts  Neues  verlange,  daß  ein  solches  Versprechen  für  Kf.  und  auch  für 
K.  Coln  eine  große  Konsolation  und  Deeharge  sein  werde,  und  daß  es  von  ihnen 
ganz  geheim  gehalten  werden  sollte.  Cr.  bezeigte  sich  anfangs  durch  diesen 
Vorschlag  überrascht,  doch  ohne  ihn  übel  aufzunehmen,  er  erwiderte,  in 
Bischof  von  Straß  bürg  hätte  schon  hier  etwas  Ahnliches  angedeutet  und  man 
hätte  ihm  versichert,  daß  der  König  weit  davon  entfernt  sei,  das  Kelch  bekriegen 
oder  dort  neue  Eroberungen  machen  zu  wollen,  auch  Kf.  hätte  dieselben  Ver- 
sicherungen erhalten,  er  sehe  daher  nicht  ein,  warum  man  noch  neue  verlangte. 
Sollte  es  zum  Kriege  kommen,  so  würden  neue  Verabredungen  mit  Kf,  getroffen 
werden,  und  dann  könnte  mau  auch  hierüber  sich  spezieller  vergleichen.  Vun 
K+  Coln  verlangte  man  nichts,  das  gegen  seine  Absichten  wäre,  nicht  einmal  daß 
er,  wenn  das  Reich  sich  einmütig  zum  Kriege  mit  Frankreich  entschlösse 
von  demselben  trennen  sollte,  derselbe  sei  also  um  so  weniger  berechtig! 
dem  König  eine  solche  Verpflichtung  zu  fordern.  Cr.  bemerkte  dabei,  daß  der 
König  im  Fall  eines  solchen  Krieges  sich  nur  an  den  Erblandea  des  Kaiser* 
rächen  könnte.  Er  hat  ihm  aber  doch  noch  einmal  die  Gründe  vorgestellt, 
welche  auch  für  Kf.  ein  solches  Versprechen  sehr  wünschenswert  machten,  und 
ihn  gebeten,  die  Sache  dem  König  vorzutragen. 


E,  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris  4.  März   1684* 


[Verlangen   Croissy's,    daß   gegen   die  Lüneburger   mit  Gewalt  vorgegangen   wei 
dessen  Mitteilungen  über  K,  Cöln.] 


rdt, 


4.  März  Er  hat>  nachdem   er  am   28,  Februar  zwei  Berichte  Fuchs"  vom  U>,  und 

19,  Februar  erhalten,  am  Dienstag  Croissv  in  Versailles  gesprochen«     Derselbe 


Fuchs9  Sendung.    Schärfere  Maßregeln  gegen  die  braunschweigischen  Herzoge.    501 

lobte  das  Verhalten  Fachs'  den  braunschweigischen  Herzogen  gegenüber  und 
jetzt  bei  K.  Cöln.  Er  gestand  zu,  daß  die  Resolution  der  ersteren  sehr  geschickt 
abgefaßt  sei,  erklärte  aber,  es  sei  doch  daraus  ersichtlich,  daß  sie  nur  Zeit  zu 
gewinnen  suchten  und  nicht  auf  die  Vorschläge  des  Kf.  eingehen  wollten,  und 
verlangte,  daß  man  sie  mit  Gewalt  dazu  zwingen  sollte,  was  um  so  leichter 
sein  wurde,  da  auch  K.  Cöln  dazu  mitzuwirken  bereit  sei.  Er  fügte  hinzu,  daß 
nach  Tambonneau's  Berichten  auch  zu  hoffen  sei,  daß,  wenn  es  zum 
Kriege  zwischen  Frankreich  und  Holland  kommen  sollte,  auch  K.  Cöln  daran 
teilnehmen  werde.  Er  hat  alles  nur  ad  referendam  angenommen  nnd  die 
Hoffnung  ausgesprochen,  daß  K.  Cöln  nicht  ohne  vorherige  Verständigung  mit 
Kf.  deswegen  etwas  schließen  werde. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln 
8./[18.]  März  1684. 

[Auf    die   Relation   vom   4.  März.     Notwendigkeit,   gegen   das   Haus   Braunschweig 
Zwangsmaßregeln  anzuwenden,  doch  in  vorsichtiger  Weise.] 

Auch  er  ist  fast  der  Meinung,  daß  mit  den  Verhandlungen  mit  dem  Hanse  18.  März 
Braunschweig  schwerlich  zum  gewünschten  Schluß  und  zu  der  desiderierten 
Konformität  mit  den  consiliis  der  Alliierten  zu  gelangen  sein  durfte,  wenn  man 
nicht  diesem  Hause  etwas  näher  treten  und  das  früher  ins  Mittel  gekommene 
Concert  reassumieren  sollte.  Mitteilung  seiner  Ordre  an  Fuchs.1)  Es  wird 
sich  nun  bald  zeigen  müssen,  was  die  Alliierten  endlich  von  diesem  Hause, 
wenn  es  solchen  Ernst  sehen  wird,  zu  erwarten  haben. 

Er  beabsichtigt  nicht,  K.  Cöln  von  einer  näheren  Vereinigung  mit  Frank- 
reich abzuhalten,  doch  würde  dadurch  K.  Colns  force  wider  das  Haus  Braun- 
schweig, um  dieses  zur  raison  zu  bringen,  sehr  dis träniert  werden.  Auch 
könnte  K.  Cöln  sich  nicht  auf  solche  Weise  engagieren,  ohne  daß  er  und  seine 
rheinischen  Lande  ihrer  Situation  wegen  auch  darein  enveloppiert  werden 
sollten.  Es  würde  auch  wenig  helfen,  wenn  K.  Cöln  nur  als  Bischof  von 
Münster  sich  in  diese  Sache  mischte,  da  die  münsterschen  Lande  nicht  weniger 
als  die  k.  cölnischen  mit  den  seinigen  meliert  sind,  und  der  Staat  sich  auch  an 
solche  Distinktion  wenig  kehren  würde. 

Er  hofft,  daß  man  dort  mit  der  an  Fuchs  erteilten  Ordre  zufrieden  sein  wird, 
da  aber  bekannt  ist,  mit  wie  großer  Begierde  man  dänischerseits  die  extrema 
und  einen  Krieg  verlangt,  so  soll  er  mit  den  französischen  Ministem  mit  desto 
größerer  Sorgfalt  und  Behutsamkeit  überlegen  und  konzertieren,  in  was  für  terminis 
et  gradibus  die  vorgeschlagenen  media  coactiva,  im  Fall  dazu  geschritten  werden 
muß,  zu  determinieren  und  zu  applizieren  seien,  damit  der  Sachen  nicht  zu  viel 
noch  zu  wenig  geschehen  und  er  den  vorgesetzten  Zweck  nicht  verfehlen  möge. 


')  S.  unten  Abschnitt  V. 


502  III.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
14./24.  März  1684. 

[Die  kriegerischen  Absichten  in  Holland  und  die  dagegen  zu  treffenden  Maßregeln. 
Der  Vertrag  mit  K.  Cöln.    Forderungen  Frankreichs  in  betreff  K.  Triers.] 

24.  März  Er  bat  Croissy  die  Resolution  des  Kf.  in  betreff  der  von  dem  Kaiser 

geforderten  Römermonate  *)  mitgeteilt,  d  erselbe  bat  sie  sebr  gebilligt  Cr.  sprach 
mit  ihm  von  dem  im  Haag  gefaßten  Entschluß,  12  Regimenter  zu  Fuß  und 
15  zu  Pferde  nacb  den  spanischen  Niederlanden  zu  schicken,  und  betonte,  wie 
wichtig  es  wäre,  daß  Kf.  das  Zustandekommen  des  Vertrages  Frankreichs  mit 
K.  Cöln  beförderte,  damit  durch  eine  Diversion  von  dort  her  Holland  verhindert 
würde,  Spanien  mit  allen  seinen  Truppen  beizustehen,  es  wäre  viel  wichtiger, 
daß  sich  K.  Cöln  dazu  als  zur  Teilnahme  an  der  Aktion  gegen  das  Haus 
Lüneburg  verpflichte.  Er  hat  bei  dieser  Gelegenheit  wieder  die  seitens  des 
Königs  von  Frankreich  dem  Kf.  und  K.  Cöln  zu  gebende  Deklaration  vorgebracht, 
aber  Cr.  äußerte  sich  darüber  ebenso  ablehnend  wie  früher.  Derselbe  teilte 
ihm  auch  die  Antwort  mit,  welche  er  dem  hannoverschen  Gesandten  Ballati 
erteilt  hat,  und  ließ  erkennen,  daß  man  französischerseits  geneigt  sein  würde, 
dem  Herzog  von  Hannover  Subsidien  zu  zahlen,  falls  dieser  dieselben  Ver- 
pflichtungen wie  Kf.  sollte  eingehen  wollen. 

Cr.  sprach  mit  ihm  auch  von  dem  Konzert,  worüber  die  Alliierten  im  Haag 
für  den  Fall,  daß  es  zu  keinem  Abkommen  kommen  sollte,  verhandelten,3)  und 
von  den  Gegenmaßregeln  seitens  Frankreichs  und  seiner  Verbündeten,  welche 
Meyercrohn  vorgeschlagen  hätte.  Die  von  demselben  gewünschte  Sendung 
einer  französischen  Flotte  in  die  Ostsee  hielt  er  nicht  für  tunlich,  sondern  er 
meinte,  falls  Schweden  wirklich  Truppen  herüberschicken  und  Dänemark  nicht 
imstande  sein  sollte,  diesem  Transport  zur  See  entgegenzutreten,  so  sollte  es 
mit  Kf.  Verabredungen  treffen,  um  die  Landung  in  Bremen  zu  verhindern  und 
die  Herzoge  von  Lüneburg,  wenn  sie  Schweden  beistehen  wollten,  davon 
abzuhalten. 

Man  glaubt  hier,  daß  der  Prinz  von  Oranien  den  Krieg  um  jeden  Preis 
wünscht,  daher  ist  man  so  begierig,  den  Vertrag  mit  K.  Cöln  abzuschließen,  und 
trifft  alle  Vorbereitungen,  um  den  Feldzug  möglichst  frühzeitig  in  Flandern  zu 
beginnen.     Die  Reise  des  Königs  dorthin  soll  Mitte  April  stattfinden. 

In  betreff  K.Triers3)  hat  ihm  Cr.  gesagt,  der  König  willige  ein,  daß  das 
Tor  und  die  Mauern  von  Trier  stehen  blieben,  falls  die  übrigen  Werke  demoliert 

>)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  110  (S.  1487). 

'-)  S.  Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Avaux  en  Hollaude  I,  S.  OOff.  Müller, 
Wilhelm  III.  von  Oranien  und  Georg  Friedrich  von  Waldeck  I,  S.  229  ff. 

3)  Kf.  hatte  (d.  Potstam  18./ 28.  April  1684)  Sp.  mitgeteilt,  die  zu  Cöln  mit 
K.  Trier  geführten  Unterhandlungen  seien  zum  Schluß  gekommen.  Da  der  dabei 
verfolgte  Zweck  ziemlich  erreicht  sei,  indem  sich  K.  Trier  zur  Beförderung  des  Friedens 


Verhandlungen  mit  K.  Cöln  und  K.  Trier.  503 

würden,  daß  die  Leute  in  den  reunierten  Orten  die  Huldigung  zu  leisten  hätten, 
der  Kurfürst  selbst  aber  davon  entbunden  sein  sollte,  daß  derselbe  in  Coblenz 
Truppen  K.  Cölns  und  des  Kf.  aufnehmen  mußte,  die  genügten,  sich  etwaigen 
Unternehmungen  der  Gegenpartei  zu  widersetzen. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln 
29.  März/[8.  April]  1684. 

[Mißbilligung  der  angekündigten  Sendung  französischer  Truppen  nach  dem 

K.  Cölnischen.] 

Der. Konig  von  Frankreich  bat  kurz  vor  Fuchs'  Abreise  K.  Cöln  an-  8.  Apri 
zeigen  lassen,  er  habe  beschlossen,  entweder  eine  vollkommene  Armee  oder 
wenigstens  bis  4000  Mann  ins  Cölnische  zu  schicken,  wobei  man  auch  vor- 
gegeben hat,  daß  Dänemark  und  er  solche  Resolution  approbierten.  Dieses  ist 
aber  nicht  der  Fall,  ihm  ist  davon  nichts  mitgeteilt  worden.  Er  hofft,  daß  es 
mit  solcher  Resolution  kein  rechter  Ernst  ist,  sondern  Frankreich  dieselbe  nur 
divulgiert  hat,  um  den  Staat  dadurch  einzuschüchtern.  Sollte  der  König  sie 
aber  wirklich  zur  Ausfuhrung  bringen  lassen  wollen,  so  bedarf  es  keines 
weitläufigen  Remonstrierens,  was  für  schlimme  und  höchst  gefahrliche  Konse- 
quenzen sowohl  bei  der  guten,  als  auch  bei  der  widrigen  Partei  daraus  er- 
wachsen würden.  Auch  der  Bischof  von  Straß  bürg  hat  diese  Inkonvenienzen 
dem  König  in  einem  Schreiben,  dessen  Abschrift  beifolgt,  vorgestellt.  Auch  er 
soll  mit  Groissy  darüber  sprechen,  ihm  die  daraus  bevorstehenden  Ungelegen- 
heiten  remonstrieren  und  allen  Fleiß  anwenden,  daß  man  sich  bierunter  nicht 
übereilen  möge. 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
l./ll.  April  1684. 

[Bereitwilligkeit  zu  dem   Konzert   gegen  das  Haus  Braunschweig.    Verlangen,  daß 

auch    Frankreich    und    K.  Cöln   an   demselben   teilnehmen    und   ihm    ein   Teil    der 

Kriegssubsidien  vorausbezahlt  werde.] 

Zu  dem  Konzert  gegen  das  Haus  Braunschweig  ist  er  ganz  geneigt,  und  11.  Apr 
man  ist  im  Werk  begriffen,1)  dasselbe  zu  adjustieren.    Da  aber  zu  Effektuierung 

auf  die  französischen  Propositionen  und  in  Entstehung  dessen  zur  Neutralität  und 
Einnahme  k.  cölnischer  und  brandenburgischer  Truppen  in  seine  haltbaren  Plätze 
verpflichtet  habe,  so  hoffe  er,  daß  der  König  von  Frankreich  das,  was  in  Artikel  4 
für  K.  Trier  stipuliert  sei,  demselben  werde  zugutekommen  lassen.  Wenn  eine 
solche  Deklaration  werde  erteilt  werden,  sei  zu  hoffen,  daß  auch  verschiedene  andere 
Punkte,  worüber  man  sich  extra  protocollum  per  recessum  mit  dem  trierschen 
Minister  vergleichen  wolle,  fazilitiert  werden  würden,  Sp.  solle  sich  darum  bemühen. 
S.  unten  Abschnitt  V. 

!)  S.  unten  Abschnitt  V. 


504  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

desselben  vor  allem  nötig  ist,  daß  der  König  von  Frankreich  mit  konkurriere 
und  man  dessen  Intention  eigentlich  wisse,  so  bat  er  zu  begehren,  daß  Rebenac 
hierüber  ehestens  zareichend  instruiert  werde.  Daß  auch  K.  Cöln  dabei 
konkurriere,  hält  er  für  sehr  wünschenswert.  Zwar  würden  der  König  von 
Dänemark  und  er,  wenn  sie  mit  dem  Hause  Braunschweig  allein  zu  tun  hätten 
und  ihre  gesamte  Macht  gegen  dasselbe  anwenden  könnten,  demselben  wohl 
gewachsen  sein.  Weil  er  aber  einen  großen  Teil  seiner  Truppen  bei  Aas- 
führung dieses  Konzerts  seinen  verdächtigen  Nachbaren  entgegenstellen  muß, 
das  Haus  Braunschweig  auch  dem  Vermuten  nach  bei  dem  Hause  Sachsen  oder 
sonst  im  Reich  einigen  Anhang  finden  und  dadurch  die  Sache  gefahrlicher  und 
weitläufiger  werden  dürfte,  so  hält  er  für  höchst  nötig,  daß  man  die  Partei, 
soviel  immer  möglich,  verstärke  und  besonders  K.  Cöln  wenigstens  mit  einem 
Teil  seiner  Truppen  darein  ziehe. 

P.  S.  Da  zu  Ausführung  des  Konzerts  besonders  zu  Anfang  behufs  An- 
schaffung der  Magazine,  Munition,  Einrichtung  der  Artillerie  usw.  ein  überaus 
Großes  erfordert  wird  und  er  dieses  jetzt  sofort  und  unvermutlich  nicht  aus 
seinen  Landen  nehmen  kann,  so  hofft  er,  der  König  werde  ihm,  wenn  es  zur 
Exekution  des  Konzertes  kommen  sollte,  sobald  wie  möglich  mit  ein  paar 
Quartalen  der  in  den  foederibus  versprochenen  subsides  d'action  voraus  an 
Hand  gehen.  Sp.  soll  sich  diesen  Punkt,  wovon  gleichsam  das  ganze  Werk 
und  dessen  Succeß  dependiert,  bestens  angelegen  sein  lassen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
4./14.  April  1684. 

[Die  gegen  das  Haus  Lüneburg  anzuwendenden  Zwangsmaßregeln.     Der  Einmarsch 
dänischer  Truppen  ins  Lauenburgische.     Friedliche  Absichten  Ludwigs  XIV.] 

14.  April  Kr  hat  mit  Croissy  über  das  Konzert  gegen  das  Haus  Lüneburg  und 

über  eine,  falls  media  coactiva  angewendet  werden  sollten,  vorzunehmende  Ver- 
sammlung und  Bewegung  französischer,  dänischer,  k.  cölnischer  und  branden- 
burgischer  Truppen  gesprochen.  Cr.  erklärte,  das  Verhalten  des  lüneburgischen 
Hauses  nötige  zu  einem  solchen  Konzert,  und  war  auch  einverstanden  damit, 
daß  K.  Cöln  in  dasselbe  eintrete  und  seine  Truppen  im  Münsterschen  ver- 
sammle, wodurch  gleichzeitig  Holland  und  das  Haus  Lüneburg  beunruhigt 
werden  würden,  er  meinte,  das  letztere  würde  dadurch  zur  Vernunft  gebracht 
werden   und  Kf.  CÖln  sich  dann  gegen  Holland   wenden  können.1)     Er  sprach 


])  Kf.  antwortet  darauf  (J./19.  April  1684,  er  fürchte  allerhand  Inkonvenientien, 
wenn  K.  Cöln  das  ausführen  sollte,  was  französischerseits  von  ihm  verlangt  wird. 
Zwar  könnte  die  Furcht  vor  einer  Attaque  seitens  K.  Cölns   wohl  Holland  nötigen, 


Ine  Zv 


ein  gegen  das  Haus  Bnmnschweig. 


506 


auch  von  dem  Einmarsch  dänischer  Truppen  *)  in  die  Sachsen -lauen  burgischen 
Quartiere  und  den  lebhaften  Beschwerden  des  Herzogs  von  Celle  darüber,  er 
bemerkte,  diese  Maßregel  scheine  vorteilhaft  zu  sein»  man  werde  bessere  Auf- 
klärung über  das  Verhalten  der  iüneburgischen  Herzoge  erhalten  und  man  hoffe, 
dati.  wenn  es  deswegen  zu  Tätlichkeiten  kommen  sollte,  EL  dem  Konig  von 
Dänemark  beistehen  werde.  Dieser  Einmarsch  der  dänischen  Truppen  ins 
Lauenburgische  ist  ohne  vorhergehende  Verständigung  mit  Frankreich  erfolgt. 
Zugleich  sollen  auch  Holzniim.len  und  Höxter  von  k.  colnischen  und  ÜÜdesbeim 
von  Iüneburgischen  Truppen  besetzt  sein, 

Cr,  hat  ihn  versichert,  daß  der  Konig  noch  immer  zum  Frieden  geneigt 
und  daß  noch  nichts  über  den  cas  d'action  gegen  die  Gen  erat  Staaten  beschlossen 
sei,  so  daß  im  Notfall  für  K.  Co  In  der  cas  d'action  gegen  das  Haus  Lüneburg 
dem  gegen  die  letzteren  vorangehen  konnte* 


E,  Spanheim  an  den  Kurfürsten. 
UJ2L  April   1684, 


D-  Paris 


[Zufriedenheit    Croissy's    mit    den    von   Kf.    getanen  Schritten,    dessen    Erklärungen 

gegen  den   faannoversehen   Gesandten,   Wunsch,    daß   das   Konzert  gegen  das  Baus 

Brannscbweig  zustande  kämme.) 

Er  hat  Croissv  Nachricht  von  den  Schritten  gegeben,  welche  Kf,  getan  2L  April 
hat,1)  um  K.Sachsen,  die  sächsischen  Herzoge  und  den  Landgrafen  von 
Hessen  von  Truppensendungen  nach  den  Niederlanden  abzuhalten,  und  von 
den  Maßregeln»*)  welche  er  infolge  des  Einrückens  der  dänischen  Truppen  in 
das  Lauenburgische  getroffen  hat,  Cr,  zeigte  sich  sehr  zufrieden  damit,  er  ver- 
sicherte, daß  jener  Einmarsch  ohne  vorherige  Verständigung  mit  Frankreich 
trotz  der  Abmahnungen  Villars'  erfolgt  sei,  da  die  Sache  aber  einmal 
geschehen  sei,  erfordere  es  das  gemeinsame  Interesse  der  Alliierten,  Dänemark 


»eine  nach  Flandern  gesandten  Truppen  zurückzurufen,  und  dadurch  Spanien  ge- 
zwungen werden,  den  Frieden  oder  Waffenstillstand  anzunehmen,  aber  es  könnten 
daraus  leicht  Weiterungen  entstehen  und,  falb  es  zum  Bruch  kommen  sollte,  der 
Krieg  nach  Westdeutschland  gezogen  und  so  K.  Cöln  verhindert  werden,  an  dem 
Konzert  gegen  das  Haus  Braunseta  weig  teilzunehmen.  Außerdem  aber  würde  man 
böse  Nachrede  auf  sich  laden,  wenn  man  eine  französische  Armee  ohne  Notwendigkeit 
und  wahrend  man  vom  affermisseroent  des  Friedens  in  Deutachland  handelte,  hjs 
Reich  führen  wollte.  Er  müsse  deshalb  K.  Cöln  abraten,  zumal  wenn  Amsterdam 
und  die  gl  eich  gesinnten  Glieder  des  Staates  damit  nietat  einverstanden  waren. 

J)  S.  unten  Abschnitt  IV. 

*)  8.  nuten  Abschnitt  V, 

*)  GL  unten  Abschnitt  IV. 


506  III.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

im  Notfell  zu  unterstützen.  Ebenso  stehe  es  auch  mit  der  Höxterschen  An- 
gelegenheit Gr.  hat  ihm  dann  Mitteilung  gemacht  von  einer  Unterredung  mit 
dem  hannoverschen  Gesandten  Ballati,  der  auf  Grund  des  Celler  Friedens  die 
Hilfe  des  Königs  gegen  Dänemark  in  Anspruch  genommen,  dem  er  aber  er- 
widert habe,  daß  man  noch  keine  Erfolge  von  den  angeblichen  Bemühungen 
des  lüneburgischen  Hauses  um  Herstellung  des  Friedens  verspürt  und  daß 
dieses  zuerst  gegen  den  Celler  Friedensvertrag  gehandelt  habe,  indem  es  seiner 
Verpflichtung,  beim  Reichstage  die  franzosischen  Interessen  zu  befördern,  nicht 
nachgekommen  sei.  Er  wiederholte  dann,  daß  das  Konzert  zwischen  Dänemark, 
K.  Coln  und  Kf.  gegen  das  lüneburgische  Haus  sehr  notwendig  sei,  und  erklärte, 
daß  man  sich  von  der  Sendung  Grote's !)  nach  Berlin  nichts  versprechen 
konnte,  daß  es  sich  dabei  jedenfalls  nur  darum  handle,  Zeit  zu  gewinnen. 

Der  Hof  wird  morgen  abreisen  und  er  gedenkt  demselben  in  zwei  oder 
drei  Tagen  zu  folgen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Valenciennes 
22.  April/2.  Mai  1684. 

[Unterrredung  mit  Croissy  über  das  Konzert  gegen  das  Haus  Braunschweig,  über  die 

franzosische  Truppensendung    ins  K.  Cölnische,    das  Verfahren  gegen   Holland  und 

die  Mitwirkung  K.  Cölns  dabei.] 

2.  Mai  Er  ist  vorgestern  abend   hier    angekommen    und  hat   sich  heute   morgen 

nach  Conde  begeben,  wo  das  Quartier  des  Hofes  ist.  Er  hat  dort  mit  Croissy 
gesprochen  und  ihm  über  den  bisherigen  Verlauf  der  Konferenzen  mit  Grote 
berichtet.  Cr.  erwiderte,  man  hätte  ähnliche  Nachrichten  von  Rebenac  er- 
halten, der  König  sei  dadurch  garnicht  befriedigt,  sondern  glaube,  daß  das  Haus 
Braunschweig  nur  Zeit  zu  gewinnen  suche,  und  daß  das  kürzeste  Mittel,  um 
zum  Frieden  zu  gelangen,  sein  werde,  dasselbe  zu  anderen  Bedingungen  zu 
zwingen.  Dazu  müßte  ein  Konzert  vereinbart  und  zur  Ausführung  gebracht 
werden,  in  diesem  Falle  wolle  sich  der  König  verpflichten,  Dänemark  und  dem 
Kf.  die  Kriegssubsidien  zu  zahlen.  Er  hat  erwidert,  Kf.  hoffte  noch  immer,  auf 
gütlichem  Wege  von  dem  braunschweigischen  Hause  das,  was  man  wünschte, 
zu  erlangen  und  hielte  diesen  Weg  für  den  sichersten  und  vorteilhaftesten,  er 
sei  aber  trotzdem  auch  geneigt  zu  einem  Konzert  und  im  Notfall  zur  Aus- 
führung eines  solchen;    daß   es    zu   einem  solchen   noch  nicht  gekommen  sei, 

*)  Kf.  berichtet  8./18.  und  15./25.  April  1(184  Sp.  von  den  neuen  Verhandlungen 
mit  Grote  (s.  Pufendorf  XVIII,  §  123,  und  unten  Abschnitt  V)  und  spricht  in 
letzterem  Schreiben  die  Hoffnung  aus,  daß  dieselben  zu  einem  gedeihlichen  Schluß 
führen  würden,  daher  sei  vorläufig  von  einem  Konzert  wegen  der  Operationen  iu 
abstrahieren. 


Die  Unternehmungen  gegen  die  Braunschweiger  und  Holland.  507 

liege  nur  daran,  daß  Rebenac  noch  keine  Instruktion  erhalten  hätte.  Cr. 
erwiderte,  Rebenac  und  Villars  hätten  ausreichende  Ordre,  um  die  Meinung 
des  Königs  und  seine  Zustimmung  zu  bekunden,  die  Ausführung  hinge  von  den 
Bundesgenossen  ab,  und  diese  hätten  auch  sich  über  die  dazu  zu  ergreifenden 
Maßregeln  zu  verständigen.  Er  hat  aber  darauf  auseinandergesetzt,  daß  das 
Konzert  und  die  Ausführung  zwei  verschiedene  Dinge  wären,  das  erstere, 
welches  vorangehen,  das  andere  regeln  und  die  Mittel  dazu  beschaffen  sollte, 
müßte  notwendiger  Weise  zwischen  Frankreich  und  dessen  Bundesgenossen 
getroffen  werden,  da  es  sich  darum  handle,  das  zu  erreichen,  was  der  Konig 
von  Frankreich  für  erforderlich  halte,  und  da  dieser  durch  Subsidien  dazu 
beizutragen  habe,  darüber  müßten  daher  auch  die  franzosischen  Gesandten 
genauer  instruiert  werden.  Gr.  gab  das  zu  und  bemerkte  beiläufig,  Rebenac 
habe  auch  schon  ausreichende  Ordres  in  betreff  des  Konzertes  erhalten.  Er  hat 
bei  dieser  Gelegenheit  auch  das  Verlangen  des  Kf.,  daß  ihm  zu  den  für  den 
Fall  der  Ausführung  des  Konzertes  notwendigen  Vorbereitungen  die  Kriegs- 
subsidien  vorausgezahlt  werden  möchten,  vorgebracht.  Cr.  erwiderte  darauf 
nur,  der  König  habe  sich  zur  Zahlung  solcher  Subsidien,  falls  es  zur  Aktion 
gegen  das  Baus  Lüneburg  kommen  sollte,  verpflichten  wollen  und  werde  dem 
getreulich  nachkommen  trotz  der  ungeheuren  Ausgaben,  zu  denen  er  jetzt 
genötigt  sei.  Er  bemerkte  auch,  daß  dänischerseits  dasselbe  Verlangen  gestellt 
sei,  und  daß  er  Meyercrohn  dieselbe  Antwort  erteilt  habe. 

Er  hat  darauf  die  französische  Truppensendung  nach  K.  Cöln  zur  Sprache 
gebracht  und  die  Gründe  angeführt,  aus  denen  K.  Cöln  und  Kf.  wünschten,  daß 
dieselbe  vorläufig  unterbleiben  möchte.  Cr.  antwortete,  von  k.  cölnischer  Seite 
seien  allerdings  dieselben  Bedenken  dagegen  erhoben  worden,  jetzt  aber  hätte 
man  die  Sache  dort  besser  begriffen  und  seine  Meinung  geändert,  doch  wüßte 
er  nicht,  wo  die  dazu  bestimmten  Truppen  jetzt  wären,  man  hoffte  aber,  auch 
Kf.  würde  die  Band  dazu  bieten. 

Cr.  sprach  auch  von  der  Belagerung  von  Luxemburg1)  und  der  Denk- 
schrift,2) welche  der  König  den  Gen.  Staaten  habe  zugehen  lassen;  es  hinge  nur 
von  den  Gen.  Staaten  ab,  ob  sie  die  letzten  Anerbietungen  des  Königs  annehmen 
und  in  Freundschaft  mit  ihm  bleiben  wollten.  Wenn  sie  dieses  aber  verweigern 
und  fortfahren  sollten,  die  Spanier  zu  unterstützen,  so  erforderten  die  Ehre  und 
das  Interesse  des  Königs,  daß  es  zum  offenen  Bruche  komme,  und  in  diesem 
Falle  beabsichtige  der  König,  einmal  sie  durch  den  Bändel  zu  inkommodieren 
und  andererseits  sie  von  K.  Cöln  angreifen  zu  lassen,  was,  zumal  dieser  ein 
geistlicher  Fürst  wäre,  der  auf  keine  Eroberungen  Anspruch  machte,  um  so 
weniger  bei  Kf.  Argwohn  erregen  könnte.  Er  hat  dagegen  dem  Wunsch  des 
Kf.,  daß  es  nicht  zu  solchen  Extremitäten  kommen  möge,  Ausdruck  gegeben 


J)  S.  Schotter,  Le  Luxembourg  et  le  comte  de  Chiny  (Publ.  de  l'Institut  de 
Luxembourg  XII),  S.  300;  Knaff,  Die  Belagerung  der  Festung  Luxemburg  durch 
die  Franzosen  unter  Marechal  de  Crequi  (ebendaselbst  XVI),  S.  304  ff. 

*)  S.  Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Avaux  II,  S.  102  ff. 


508 


III.  Brandenburg  und  Frankreich   IG7H— 1684* 


und  darauf  hingewiesen,  wie  notwendig  die  Beteiligung  K.  Cülns  an  et  willen 
Gewaltmaßregeln  gegen  das  Haus  Braunschweig  sei.  Hier  wünscht  man,  diu 
K.Ci>ln  zwar  an  dem  Konzert  teilnehme,  aber  im  Notfall  nur  mit  einem  Teil 
seiner  Truppen  mitwirke,  während  nach  Canitz1  Bericht  K.  Cöln.  selbst  eifrig 
zum  Vorgeben  gegen  das  Haus  Braunschweig  treibt 


Der  Kurfürst  an  Spanheiin.     D.  Potstam  3./13.  Mai    1684. 

(Conc.  Meintiers.) 

[Die  von  Ihm   angeordneten  militärischen  Maßregeln  gegen  das  Haus  Braun  schweig, 
Verlangen  der  Vorauszahlung  eines  Quartals  der  Kriegssubsidien.] 

13.  Mai  Ebenso  wie  früher  ist  er  auch  jetzt  erbietig,  wenn  man  das  Haus  Braun* 

schweig  durch  gütliche  Traktaten  nicht  gewinnen  kann,  stur  Ausführung  des 
Konzertes  zu  schreiten.  Er  hat  gegen  Reben ac  die  positive  Erklärung  tun 
lassen,  daß,  wofern  die  vertröstete  Deklaration  von  jenem  Hause  nicht  mit  dem 
allerersten  erfolgen  und  mit  der  Änderung  der  Konduite  desselben  ein  wirk- 
licher Anfang  gemacht  werden  sollte,  er  sofort  das  Konzert  wieder  vor  die  Hand 
nehmen  und  zu  dessen  Exequierung  alle  hehorige  Anstalt  machen  wollte.  Er 
hat  auch  bereits  Vorsehung  getan,  daß  1.  seine  preußischen  Regimenter  ihren 
Marsch  kontinuieren  und  die  Weichsel,  an  der  sie  stehen,  wirklich  passieren, 
2.  die  in  Pommern  und  der  Neumark  stehenden  Regimenter  gleichfalls  zum 
Aufbruch  na«-h  der  Elbe  parat  sein  sollen,  3,  weil  der  Herzog  von  Hannover 
bereits  einige  tausend  Mann  an  der  Weser  postiert  hat  und  sich  leicht  mit 
Hessen  vereinigen  kann,  weshalb  auch  Traktaten  o »banden  sein  sollen,  sn 
seine  in  Westfalen  stehenden  Truppen  gleichfalls  parat,  und  wird  mit  dem  von 
K.  Cöln  Melier  geschickten  Münstersehen  Kriegsrat  Wintgens  jetzt  überlegt, 
wie  man  sich  des  Rheins  und  der  Weser  versichern  und  an  welchen  Orten  die 
k.  cölnischen  und  seine  Truppen  Posto  fassen  sollen,  4.  hält  er  auch  seine 
Artillerie  sowohl  in  Westfalen  als  auch  hier  parat  und  liißt  er  5.  in  Westfalen 
zu  Lippstadt  und  Minden  und  an  der  Elbe  die  nötigen  Magazine  formieren. 

Da  aber  dazu  sehr  große  Kosten  erfordert  werden,  die  er  unmöglich  allein 
aufbringen  kann,  so  erwartet  er,  daß  der  König  ihm  sofort  mit  einem  Qnar 
der  subsides  daction  aushelfen  wird.  Sp.  soll  dieses  alles  Croissy  vorstelle 
und  sich  auf  das  eifrigste  bemühen,  daß  der  Konig  sich  zu  solcher  Avaucierun 
der  Knegssubsidien  verstehe.  Er  hat  es  auch  Rebenac  hinterbringen  lassen, 
und  derselbe  hat  übernommen,  darüber  zu  berichten  und  die  Sache  bestens  in 
rekommeneiieren. 

Groot  versichert  noch  immer,   daß  das  fürstl  Haus  sieb  verlangter 
erklären  werde,   er  hält  gleichwohl  für  notig,  daß  zu  vorangeregter  Anstalt 
schritten  und  dabei  keine  fernere  Zeit  verabsäumt  werde. 


[Das  arglistige  Verhalten  des  Hauses  Braunschweig,  sein  Entschluß,   gegen  dasselbe 

vorzugehen.  Einschließung  der  Alliierten  in  die  Wanenstitl&tand&trak  taten.  Französische 

Truppengend  uujlj  in  das  K,  Golnische.] 

Es  hat  ihn  sehr  befremdet,1)  daß  das  Haus  Lüneburg  durch  den  Marquis  20,  Mai 
de  Harly  hat  antragen  lassen,  es  wolle  nach  Frankreichs  Intention  zu  Reg*n 
bürg  nnd  anderswo  wegen  des  Waffenstillstandes  votieren  lassen,  wenn  Frank- 
reich es  dagegen  bei  den  Quartieren  und  Kontributionen  im  niedersächsischen 
Kreise  garantiereu  wollte,  nachdem  dasselbe  vorher  am  kaiserlichen  Hofe,  zu 
Regensbnrg,  im  Haag  und  fast  bei  allen  deutschen  Fürsten,  besonders  bei  ihm, 
sich  jactiert  hat,  daß  alle  ihre  consüia  und  conduite  wider  Frankreich  und 
dessen  weit  aussehende  Desseins  gerichtet  wären.  Er  soll  dieses  Croissy  mit- 
teilen und  ihm  zugleich  anzeigen,  daß  er  dem  König  zum  höchsten  obli  giert 
wäre,  daß  er  dieses  captieuse  und  zum  höchsten  Nachteil  seiner  Alliierten 
streckende  Anerbieten  zurückgewiesen  hatte*  Auch  K.Cölu  wäre  ebenso  wie 
er  dabei  sichtlich  interessiert,  weil  das  Haus  Lüneburg  unter  dem  Schein  des 
K  reisobersten  am  tes  das  Direktorium  aller  Müitarsachen  im  niedersächsischen 
Kreise  an  sich  reißen  wolle.  Er  hofft  daß  der  Konig  bei  seiner  generösen 
Resolution  verbleiben  und  das  Baus  empfinden  lassen  wird,  was  für  einen 
Unterschied  er  zwischen  seinen  Alliierten  und  demselben  mache.  Er  hat,  nach- 
dem er  hieraus  und  aus  anderen  Proben  ersehen  hat,  daß  es  demselben  mit  der 
bei  ihm  angefangenen  Negotiation  kein  rechter  Ernst  gewesen,  ihrem  Gesandten 
beifolgende  Resolution1)  eröffnen  lassen  nnd  ist  im  Werk  begriffen,  das  Konzeit 
zu  treffen  und  zu  vollziehen,  trifft  auch  schon  die  dazu  nötigen  Vorbereitungen* 
Sp,  soll  wieder  wegen  Antizipation  eines  Quartals  der  subsides  daetion  instantes 
tun.  3) 

Ferner  soll  er  Croissy  danken  für  die  Eröffnung,  daß  der  König  in  die 
Still standstraktaten  seine  Alliierten  mit  einschließen  wolle,  welches  um  so 
notiger  ist,   weil  er  am  kaiserlichen   und  anderen  Höfen  wegen  setner  Allianz 


')  Schon  6./ 10,  Mai  1634  hatte  Kl  Sp.  mitgeteilt,  er  habe  sich  überzeugt,  daß 

das  Haus  Braunschweig  ihn  durch  die  mit  ihm  geführten  Traktaten  amüsieren  und 
bei  seineu  Alliierten  verdächtig  machen  wolle,  er  habe  daher  die  Verhandlungen 
wegen  des  Konzerte  wieder  aufnehmen  lassen  und  sei  entschlossen,  wenn  das  Haus 
Braunschweig  bei  diesen  Demarchen  verharre,  mit  aller  Vigueur  gegen  es  zu  agieren, 

*)  S,  Pufendorf  XVlll,  {  133  {S,  1499). 

J)  Kf.  seudet  2Ü./30,  Mai  1084  Sp,  ein  besonderes  Schreiben  au  den  König 
wegen  Vorauszahlung  eines  Quartals  der  Subsidien  und  befiehlt  ihm,  um  eine  Audienz 
nachzusuchen  und  dem  Künig  die  Sache  ausführlich  vorzustellen.  Er  verlangt  die 
Zahlung  dieses  Quartals  auch  für  den  Fall,  daß  das  Haus  Braunschweig,  bevor  es 
zur  Aktion  komme,  sich  nach  Wunach  erklaren  sollte* 


510  HL  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

mit  dem  König  traduziert  wird,  als  hätte  er  sich  wider  das  Reich  verbunden. 
Es  könnte  dieses  in  der  Weise  geschehen,  daß  festgesetzt  würde,  die  Alliierten 
beider  Teile  sollten  wegen  ihrer  Allianzen  unter  keinem  Vorwand  angefochten, 
sondern  alle  Reichsstände  bei  dem  ihnen  zustehenden  Bündnisrecht  gelassen  und 
geschützt  werden.  Sollte  man  auch  hineinbringen  können,  daß  ihm  Spanien  wegen 
seiner  Forderungen  Satisfaktion  geben  solle,  so  würde  ihm  das  sehr  lieb  sein. 

Er  soll  auch  Croissy  mitteilen,  daß  das  Haus  Lüneburg  ein  heimliches 
Verständnis  mit  Schweden  hätte,  was  auch  aus  der  Konduite  des  schwedischen 
Gesandten  im  Haag  zu  ersehen  wäre,  und  daß  man  deshalb  mit  desto  mehrem 
vigueur  zu  agieren  hätte,  um  dem  beizeiten  ein  Ende  zu  machen. 

P.S.  Sollte  der  König  noch  einige  Truppen  ins  K.  Cölnische  schicken 
wollen,  so  hat  er  dem  ferner  nicht  zu  opponieren,  sondern  es  zu  befordern, 
aber  zu  ersuchen,  daß  man  gegen  den  Staat  nichts  Tatsächliches  vornehme,  ehe 
deshalb  mit  den  Alliierten,  Dänemark  und  ihm,  ein  Konzert  getroffen  sei. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Valenciennes 
24.  Mai/3.  Juni  1684. 

[Auf  das  Reskript  vom   10./20.  Mai.     Günstige  Aufnahme  seiner  Mitteilungen  und 
Vorschläge.   Der  Vertrag  wegen  Dömitz.   Verhalten  Schwedens.    Französische  Truppen- 
sendung ins  Reich.     K.  Trier.] 

3.  Juni  Croissy  hat  seine  Mitteilungen  sehr  gut  aufgenommen,  er  erklärte,  der 

König  hätte  mit  großer  Befriedigung  von  den  Maßregeln  vernommen,  welche 
Kf.  gegen  das  Haus  Lüneburg  anwenden  wolle,  er  sei  einverstanden  damit,  daß 
die  k.  cölnischen  Truppen  sofort  an  der  Weser  agierten,  er  hoffe,  daß  zugleich 
Dänemark  und  Kf.  ihre  Truppen  an  der  Elbe  agieren  lassen  würden,  und  er 
sei  einverstanden  damit,  daß  dieselben  bei  dieser  Gelegenheit  auch  in  ihren 
besonderen  Beschwerden  Satisfaktion  erhielten.  Auch  wegen  Vorausbezahlung 
der  Subsidien  hat  er  ihn  und  Meyercrohn,  der  die  gleiche  Forderung  gestellt 
hat,  versichert,  sein  Bestes  tun  zu  wollen,  und  es  ist  zu  hoffen,  daß  die  Rückkehr 
des  Hofes  nach  Paris  dieses  noch  erleichtern  wird. 

Auch  mit  dem  Vorschlag  des  Kf.,  daß  zur  Verabredung  der  Operationen 
an  der  Elbe  ein  dänischer  General,  am  liebsten  der  Graf  de  Roy e,  zu  ihm 
geschickt  werde,  ist  man  hier  sehr  einverstanden.  Von  dem  Vertrag  mit  dem 
Herzoge  von  Mecklenburg  wegen  Dömitz1)  wird  man   schon  Kunde  erhalten 

>)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  127  (S.  1502).  Kf.,  dem  inzwischen  durch  den 
dänischen  Gesandten  Gabel  der  Vertrag  wegen  Dömitz  mitgeteilt  war,  schreibt  an  Sp. 
24.  Mai  /  3.  Juni  1684,  diese  Sache  und  daß  man  ihm  vorher  nichts  davon  mitgeteilt 
habe,  habe  ihn  auf  das  hpchste  befremdet,  dadurch  werde  die  Konduite  Frankreichs 
und  Dänemarks  im  Reiche  noch  immer  mehr  verhaßt  gemacht  werden,  und  auch  für 
ihn  sei  die  Besetzung  dieser  Festung  durch  die  Dänen  bedenklich.     Er  befiehlt  ihm, 


Vertrag  wegen  Dömitz.    Verfahren  gegen  K.  Trier.  511 

haben.  Man  ist  hier  sehr  ungehalten  darüber  gewesen,  daß  der  Herzog  zu 
gleicher  Zeit  dem  Herzog  von  Celle  davon  Nachricht  gegeben  hat,  und  er  wäre 
beinahe  nach  Vincennes  geschickt  worden. 

Das  Einverständnis  zwischen  Schweden  und  Hannover  ist  auch  aus 
dem  Verhalten  ihrer  beiderseitigen  Gesandten  im  Haag  und  anderswo  und  aus 
der  Erklärung  des  schwedischen  Gesandten  in  Kopenhagen  zu  ersehen.  Groissy 
hat  dieses  angeführt,  zugleich  aber  ihm  mitgeteilt,  daß  nach  den  Berichten  des 
in  Schweden  zurückgebliebenen  Sekretärs  Bas  in  der  dortige  König  seine  Un- 
zufriedenheit mit  denen  bezeugt  hätte,  welche  mit  Frankreich  es  zum  Kriege 
kommen  lassen  wollten.  Auch  Lilierood  in  Paris  versichert,  daß  sein  König 
geneigt  sei,  sich  mit  Frankreich  zu  verständigen. 

Cr.  hat  auch  zugesagt,  daß  der  König  5 — 6000  Mann  ins  K.  Cölnische 
schicken  werde,  er  hat  ihm  mitgeteilt,  nach  den  Nachrichten  aus  Regensburg 
wolle  der  Kaiser  Truppen  aus  Franken  und  anderswoher  marschieren  lassen, 
um  sich  Cölns  zu  versichern,  und  den  Wunsch  ausgesprochen,  daß  K.  Cöln  und 
Kf.  für  die  Sicherung  der  Stadt  sorgen  möchten.  Er  bemerkte  auch,  jetzt  nach 
dem  Fall  Luxemburgs  stände  Marschall  Crequi  mit  seiner  Armee  bereit,  im 
Bedürfnisfall  im  Reiche  zu  agieren  und  so  die  Unternehmungen  gegen  das  Haus 
Lüneburg  zu  unterstützen. 

Er  hat  aufs  neue  daraufgedrungen,  daß  durch  die  von  K.Trier  geforderte 
Deklaration ')  der  Vertrag  mit  demselben  zur  Vollendung  gebracht  werde.  Doch 
beeilt  man  sich  damit  nicht,  da  man  nach  der  Einnahme  von  Luxemburg  von 
dieser  Seite  her  sich  für  gesichert  hält  und  meint,  daß  K.  Trier  weniger  im- 
stande sei,  die  Partei  zu  wechseln. 


E.  Spanheini  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
13./23.  Juni  1684. 

[Audienz    beim    König.      Die    Vorausbezahlung    der    Subsidien    und    die    Dömitzer 

Angelegenheit.] 

Er  hat  Montag  den   9./ 19.  in  Versailles  Audienz  bei  dem  Konig  gehabt,  23.  Juni 
ihm  das  Schreiben  des  Kf.')  übergeben,  Anzeige  von  dem  Abschluß  des  Konzertes 

dieses  Croissy  vorzustellen  und  zu  verlangen,  daß,  da  noch  nicht  alle  Hoffnung 
auf  friedliche  Verständigung  mit  dem  Hause  Braunschweig  geschwunden  sei, 
mit  der  Okkupation  von  Dömitz  und  der  Ausführung  des  Pariser  Vertrages  noch 
etwas  angestanden  und  daß,  falls  es  doch  zur  Okkupation  der  Festung  kommen  sollte, 
die  Besatzung  zur  Hälfte  aus  seinen  Truppen  genommen  werde,  er  werde  dieses  auch 
in  Dänemark  verlangen.  (S.  unten  Abschnitt  IV.)  Zugleich  sendet  er  ihm  eine  Ab- 
schrift des  am  20./ 30.  Mai  zwischen  ihm,  Dänemark  und  K.  Cöln  abgeschlossenen 
Konzertes,  s.  dasselbe  bei  ▼.  Morner,  S.  459f. 

")  S.  oben  S.  502. 

*)  S.  oben  S.  509. 


r>i2 


IfL  Brandenburg  und  Frankreich  1679 


gemacht  und  die  Bitte  wegen  Vorausbezahlung  eines  Teiles  der  Subsidiett  vor- 
gebracht. Der  Konig  antwortete  daran!  nur  in  allgemeinen  Ausdrücken*  er 
werde  dazu  der  Möglichkeit  und  den  Verträgen  gemäß  Befehl  erteilen,  es  wäre 
ihm  bei  den  jetzigen  ungeheuren  Ausgaben  allerdings  nicht  so  leicht,  Vorschösse 
zu  machen j  es  würde  ihm  aber  immer  Vergnügen  bereiten,  dem  Kf,  Zeichen 
seiner  besonderen  Freundschaft  und  Achtung  zu  geben.  Er  hat  nachher  die* 
selbe  Sache  ausführlich  mit  Croissy  besprochen,  der  allerdings  nicht  zugestehen 
wollte.,  dati  der  König  durch  die  Verträge  zu  einer  solchen  Vorauszahlung  ver- 
pflichtet sei,  aber  schli&ßüch  doch  versprach,  man  werde  dabei  nichts  ver- 
absäumen. Es  ist  anzunehmen,  da  Li  man  sich  hierin  nach  den  Nachrichten 
richten  wird,  welche  mau  über  das  Ergebnis  der  Unterhandlungen  mit  dem 
Hause  Mineburg  erhalten  wird. 

Auch  die  Angelegenheit  wegen  Dömitz  hat  er  in  der  Audienz  berührt  und 
nachher  ausführlich  mit  Croissy  besprochen.  Derselbe  erklärte*,  der  König 
wünsche,  daU  alles  nach  Verabredung  und  gemeinsam  zwischen  Danemark  und 
Kf.  geschehe,  man  habe  schon  und  werde  deswegen  nochmals  an  Villar* 
schreiben  und  mit  Meyercrohn  reden,  und  er  teilte  ihm  mit,1}  die  Herzog 
Lüneburg  hätten  schon  Truppen  nach  Dttmitz  hineingelegt.  Der  Kommandant 
hätte  sich  geweigert,  den  Befehlen  des  Herzogs  zu  gehorchen,  man  hätte  aber 
guten  Grund,  zu  glauben,  daß  dieser  mit  die  Hand  im  Spiele  habe,  er  hoffte, 
KL  und  der  König  von  Dänemark  würden  sich  nun  um  so  eher  über  diese 
Sache  verständigen  und  gemeinsam  die  lüneburgischen  Truppen  von  dort  ver- 
treiben. Er  hat  nachher  erfahren,  dali  der  König  den  Herzog  von  Mecklen- 
burg hat  verhaften  und  nach  dem  Schloß  von  Viucennes  bringen  lassen,  und 
daß  der  König  wünsche,  der  Konig  von  Dänemark  und  Kf.  möchten  den  urt 
kräftig  angreifen  lassen. 


Der  Kurfih'st  an  Spanhelm.     D.  Potet&m  20./S0.  Juni   1684, 

(Coric-  Meinders.) 

[Zufriedenstellende  Erklärungen  des  Hauses  Lüneburg.     Absicht,   die  Verhandlungen 
wegen  eines  Konzerten  gegen  Schweden  wieder  aufzunehmen.] 

30.  Juni  Das   Haus    Lüneburg    hat    sich    wegen    Annehmung    der    franzosischen 

Propositionen  und  Beförderung  des  Waffenstillstandes  zwischen  dem  Reich  und 
Frankreich  so  erklärt,-)  daß  sowohl  er  als  auch  Dänemark  keine  ünsache  finden, 
in  dasselbe  weiter  zu  dringen,  und  den  vorgesetzten  Zweck,  dieses  Haus  betreffend, 
nunmehr  für  erreicht  halten. 


l)  S.  Boll,  Geschichte  von  Mecklenburg  II,  S.  185f. 
■)  S.  Pufeadorf  XVIII,  §  135  CS.  IHK). 


Der  Herzog  von  Mecklenburg.     Das  Unternehmen  gegen  Schweden.        513 

Im ')  übrigen  werdet  Ihr  Euch  annoch  gehorsamst  zu  erinnern  wissen, 
was  für  ein  Ooncert  wieder  Schweden  im  vorigen  Jahre1)  ins  Mittel  ge- 
bracht worden.  Und  weilen  nun  außer  Zweifel  der  gesambten  guten 
Partei  nicht  geringe  avantages  dadurch  zuwachsen  würden,  wenn  man 
zu  dem  damalen  hiebei  gehabten  Zweck  annoch  füglich  gelangen  könnte, 
als  befehlen  wir  Euch  hiemit  in  Gnaden,  den  Marquis  de  Croissy  zu 
sondiren,  ob  Ihre  Königl.  Maj.  von  Franckreich  annoch  geneigt  sein 
möchten,  solch  Dessein  auf  Art  und  Weise,  wie  für  diesem  in  Vorschlag 
gekommen,  zu  secondiren,  im  Fall  mehrgedachtes  Fürstliches  Haus  dis- 
poniret  werden  könnte,  dabei  mit  zu  concurriren. 

Meyercrohn  wird  deswegen  auch  Instruktion  haben,  and  er  soll  mit  ihm 
aas  der  Sache  vertraulich  kommunizieren.  Auch  mit  dem  braunschweigischen 
Minister  Ballati  soll  er  ins  künftige  vertraulich  umgehen  und  seine  Negotiation 
allemal  aufs  beste  sekondieren.3) 

P.  S.  In  dem  beifolgenden  Schreiben,  das  er  von  dem  Kaiser4)  erhalten, 
bezeugt  dieser  nicht  wenig  Disposition  zu  einer  schleunigen  Beruhigung  und 
Etablierung  des  armistitii  sowohl  mit  dein  Reich  als  auch  mit  Spanien.  Sp. 
soll  Croissy  Nachricht  davon  und  seiner  Hoffnung  Ausdruck  geben,  der  König 
werde  seine  Minister  im  Haag  und  in  Regensburg  so  instruieren  und  seinerseits 
solche  Fazilität  beitragen  lassen,  damit  man  sobald  als  möglich  auf  billige  und 
leidliche  Bedingungen  zum  Schluß  des  armistitii  gelangen  möge. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam  20./ 30.  Juni  1684. 
(Conc.  Meinders.) 

[Mißbilligung  des  Einrückens  Crequi's  in  das  Trierache,  Verlangen,   daß  der  König 
die  ihm  gegebenen  Versprechen  halte.] 

Das  Einrucken   des  Marschalls  Creqai   in  das  K.  Triersche   und  dessen  30.  Juni 
Verfahren  gegen  die  Stadt  Trier5)  kommt  mit  den  Versicherangen  des  Königs, 
daß  er  das  Reich  und  besonders  die  Stände,  welche  sich  den  consiliis  pacis 
konformieren,  nicht  überziehen  und  vergewaltigen  wolle,  nicht  überein.     Dieses 


')  Das  Folgende  in  Ziffern. 

*)  S.  oben  S.  464  ff. 

*)  Dieser  Befehl  wird  in  einem  P.  S.  eingeschränkt,  Sp.  soll  in  seiner  Konfidenz 
mit  B.  mit  gehöriger  Vorsicht  verfahren  und  seine  für  ihn  anzuwendenden  officia  so 
einrichten,  daß  es  dem  Kf.  und  dessen  Interesse  nicht  nachteilig  sei. 

«)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  133  (S.  1508);  ürk.  u.  Akt  XIV,2,  S.  1136. 

5)  S.  Theatr.  Europ.  XII,  S.  653. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Korfürsten.    XK.  33 


514 


10.  Brandenburg  und  Frankreich  1(3—  1G&4, 


Verfahren  und  daß  ihm  in  einer  so  hoch  wie  Li  ti  gen  und  das  Reich  direkt 
konzemierenden  Sache  nicht  die  geringste  Notifikation  gegeben  worden,  ist  ihm 
nicht  wenig  zu  Gemüt  gegangen.  Er  soll  deswegen  bei  CroUsy  benötige 
remonstrationes  tun  und  begehren,  daß,  wenn  es  nicht  schon  geschehen,  die 
frrvi tische  Armee  aus  dem  Triersehen  wieder  zurückgezogen  uud  diesem  Kur- 
fürsten alle  fernere  Ursache  zu  Klagen  benommen  werde. 

Wir  werden  zwar  im  übrigen  bei  denen  mit  L  K.  M.  getroffenen 
foederibus  und  Alliantzien  einen  Weg  als  den  anderen  unverbrüchlich 
verbleiben,  auch  in  denen  bis  an  her  zu  Erreichung  des  bekannten  Zwecks 
angewandten  oiliciis  continuiren,  vorsehen  uns  aber  auch,  daß  I.  K,  >K 
aueb  ihres  Orts  dero  uns  so  oft  uud  vielfältig  des  Reichs  wegen  gegebenen 
Versicherungen  nachleben  und  durch  dergleichen  demarches  ihre  Coiiduite 
nicht  noch  weiter  odieux  und  uns  incapahle  machen  werden,  mit  Nutz 
und  Effect  vor  ihro  Interesse  weiter  zu  arbeiten.1)  — 


')  Auf  die  Beschwerden  K.Triers  über  weitere  Gewalttätigkeiten  OrequT« 
befiehlt  Kf.  Sp.  &/1&  Juli  1684,  auf  Abführung  der  fran*us  lachen  Trappen  aus  dem 
Trierseben  zu  dringen  und  tu  koutesüeren,  er  hoffte,  der  König  werde  dergleichen  wider 
da«  Kelch  nicht  ferner  vornehmem  sondern  ►.-im*  suh-he  Konduiti?  gegon  dasselbe  bl 
daß  er,  seinem  sehnlichen  Verlangen  nach,  in  der  mit  dem  König  etablierten  guten 
Freundschaft  verbleiben,  dabei  aber  ihm  nicht  xti  gemutet  werden  möchte,  etwa»  tu 
tun  oder  zu  unterlassen,  was  mit  seinem  vornehmsten,  in  der  Konsaration  des 
Kelchs  bestehenden  Interesse  und  seinen  demselben  geleisteten  Pflichten  nicht 
kompatibel  wäre. 

3)  S.  iXegociations  de  Mr,  le  Comte  d'Avaux  III,  S.  11 2 ff.;  Müller,  Wilhelm  III, 
von  Oranien  und  Georg  Friedrich  von  Waldeck  I,  St  231*  IT, 


Der  Kurfürst  an  Spanheim. 
D.  Potetam  24.  Juni/3.  Juli  1684.     (Cone.  Meiwierc.) 

[Befehl,  wegen  der  dem  Reiche  zum  Beitritt  zu  dem  Waffenstillstände  gelassenen  iu 
kurzen  Frist  Vorstellungen  zu  machen.] 

K  Juli  v.  Diest  hat   aus  dem  Haag  berichtet,    daß  bei    den    daselbst  zwischen 

Frankreich  und  dem  Staat  aof  dem  Schluß  stehenden  Sti  1 1  stand  st  rnk  taten3)  für 
das  Kelch  nur  eine  Zeit  von  vier  Wochen  ausbedungen  worden,  hinneu  deren 
sich  dasselbe  über  die  von  Frankreich  vorgeschlagenen  Bedingungen  zu  erklären 
hätte.  Der  Kaiser  hat  sich  zur  Annahme  derselben  disponibel  gezeigt,  vier 
Wochen    aber   sind    gar   nicht   zureichend,    bei    dem    Reichstage    in    einer   so 


Verfahren  gegen  Trier.    Zu  kurze  Frist  für  Annahme  des  Waffenstillstands.     515 

wichtigen  und  schweren  Handlang  zur  Endschaft  zu  gelangen.  Er  soll  dieses 
Croissy  vorstellen  und,  falls  es  nicht  mehr  möglich  sein  sollte,  den  Tennin 
respectu  des  Reichs  etwas  weiter  hinauszusetzen,  sich  bemühen,  daß,  wenn 
binnen  vier  Wochen  die  Regensburgische  Handlung  nicht  zur  Endschaft  gebracht 
werden  könnte,  dann  doch  durch  keine  neue  postulata  oder  wirkliche  Kriegs- 
operationes  die  Handlung  schwerer  gemacht  oder  gar  abrumpiert,  sondern  die 
hierzu  nötige  Zeit  dem  Reich  gegönnt  werde.  Er  wird  davon  gegen  den  Kaiser 
und  jemand  anders  nicht  das  Geringste  merken  lassen,  sondern  vielmehr  alle 
Hoffnung  zu  Prolongation  dieses  Termins  ihnen  benehmen  und  sich  eifrig  an- 
gelegen sein  lassen,  das  Werk  zu  guter  und  schleuniger  Richtigkeit  zu  bringen. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Potstam 
28.  Juni/ 7.  Juli  1684. 

[Unberechtigte  Ansprüche  Rebenacs,  ungebührliches  Benehmen  desselben  gegen 

Meinder8  und  Fuchs.] 

Wir  haben  zu  einigen  Malen  and  zwar  nicht  ohne  Verdruß  ver-  7.  Juli 
merket,  daß  der  bei  uns  sich  befundene  Eönigl.  französische  Envoye 
extraordinaire  Graf  von  Rebben acq  bisweilen  eine  and  andere  Neuerung 
in  ceremonialibus  praetendiret,  wie  er  dann  noch  gestern  auch  gegen 
unsern  Obermarschalck  wegen  Reichung  der  serviette  ein  und  ander 
Erwähnung  getan  und  sich  dabei  beschweret,  daß  ihm  darin  etwas 
verweigert  wurde,  so  er  seiner  Meinung  nach  mit  Fug  zu  praetendiren 
hätte.  Wie  solches  aber  bekanntermaßen  an  unserm  Hofe  nicht  bräuch- 
lich, so  können  wir  ihm  hierin  auch  keine  Neuerung  verstatten,  halten 
uns  auch  genugsam b  versichert,  daß  ihm  dergleichen  von  seinem  Könige 
nicht  anbefohlen,  wie  dann  auch  sonsten  weder  Kaiserlichen  noch  einigen 
andern  eine  serviette  gereichet  wird,  nachdem  von  uns  hierunter  ein 
gewisses  reglement  gemacht  worden.  Wir  befehlen  euch  solchem  nach 
gnädigst  dieserwegen  dem  Marquis  de  Croissy  gebührende  Remonstration 
und  Vorstellung  zu  tun,  damit  gemeltem  Grafen  de  Rebbenacq  hier- 
unter geziemende  Weisung  geschehen  und  wir  mit  solchen  unbefugten 
Praetensionen  nicht  behelliget  werden  mögen. 

Welchergestalt  sich  sonsten  gemelter  Graf  Rebbenacq  gegen  unsere 
Geh.  Räte    Meinders   und    Fuchsen    dieser   Tage    begegnet,    solches 

38* 


516  HI*  Brandenburg  und  Frankreich  1679— 1684. 

werdet  Ihr  aus  deren  Schreiben  ersehen  haben.  Sollte  er  davon  mit 
einigen  ungleichen  Rapporten  zuvorkommen  sein,  so  werdet  Ihr  den 
wahrhaften  Gegenbericht  darauf  abzustatten  haben.1)  — 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
7./ 17.  Juli  1684. 

[Seine  Mitteilungen  wegen  des  beabsichtigten  Konzertes  gegen  Schweden.  Croissy's 
Erwiderungen.    Voraussichtliches  Verhalten   Frankreichs   in    dieser   Angelegenheit] 

17.  Juli  Er  hat  am  4./14.  Croissy  gesprochen  und  sich  des  in  dem  Reskript  vom 

20./30.  Juni  erteilten  Auftrages  in  betreff  Schwedens  entledigt.  Cr.  erwiderte, 
der  Konig  sei  noch  immer  seinen  Alliierten  gegenüber  in  derselben  Stimmung, 
das  sei  er  beauftragt  gewesen,  auch  Meyercrohn  auf  dessen  Eröffnungen  zu 
antworten,  zugleich  aber  hinzuzufügen,  daß  der  König  erst  genauer  über  die 
Absichten  derselben,  wie  man  unter  den  jetzigen  Umständen  handeln  solle, 
unterrichtet  zu  werden  wünsche.  Es  seien  drei  Fälle  zu  erwägen,  1.  wenn 
das  Reich  und  auch  Schweden  in  diesem  Monat  den  Waffenstillstand  annähmen, 
2.  wenn  das  Reich  es  täte,  ohne  daß  sich  Schweden  dem  konformierte,  3.  wenn 
das  Reich  ihn  verweigerte.  In  den  beiden  letzten  Fällen  würde  man  keine 
Schwierigkeit  haben,  gegen  Schweden  vorzugehen,  der  König  wünschte  aber 
auch  die  Meinung  Dänemarks  und  des  Kf.  zu  wissen  darüber,  was  zu  tun  sei,  falls 
der  Waffenstillstand  mit  dem  Reiche  nicht  in  einem  Monat  angenommen  werden 
sollte,  denn  er  sei  durchaus  nicht  gemeint,  den  Termin  zu  verlängern.  Im 
ersten  Falle  müßte  man  wissen,  wie  Dänemark  und  Kf.  gegen  Schweden  handeln 
zu  können  vermeinten,  ohne  den  Tadel,  die  Angreifer  zu  sein  und  den  Waffen- 
stillstand gebrochen  zu  haben,  auf  sich  zu  ziehen.  Daß  auch  das  Haus  Lüne- 
burg sich  konformieren  und  man  demselben  gänzlich  sollte  trauen  können, 
dessen   glaubte   man  noch   nicht  sicher   zu  sein.     Er  hat  erwidert,    auch  von 


!)  Sp.  berichtet  21./31.  Juli  1684,  er  habe  mit  Croissy  über  diese  Angelegenheit 
gesprochen.  Derselbe  erklärte,  Rebenac  habe  dieselbe  auch  in  einem  an  ihn  ge- 
richteten Briefe  berührt,  er  behaupte,  er  hätte  früher  eine  solche  zweite  Serviette 
erhalten,  es  sei  eine  Neuerung,  über  die  auch  Graf  Lainberg  sich  unzufrieden 
geäußert  hätte.  Er  habe  sich  dagegen  an  das  gehalten,  was  ihm  in  dem  Reskript 
mitgeteilt  worden,  daß  das  Reglement  darüber  schon  vor  einiger  Zeit  gemacht  und 
ebenso  auch  den  kaiserlichen  Ministem  gegenüber  zur  Anwendung  gebracht  sei. 
Cr.  schien  sich  damit  zufrieden  zu  geben,  bemerkte  aber,  man  habe  dem  französischen 
Gesandten  schon  den  Vortritt  vor  dem  Fürsten  von  Anhalt  genommen,  den  er,  als 
er  an  den  Hof  des  Kf.  gekommen  sei,  noch  gehabt  habe,  worauf  er  ihm  die  Ver- 
anlassung und  Berechtigung  dieser  Veränderung  auseinandergesetzt  habe. 


Das  Unternehmen  gegen  Schweden.    Französische  militärische  Demonstrationen.     517 

Seiten  des  Kf.  sei  die  Teilnahme  dieses  Hauses  an  dem  Vorgehen  gegen 
Schweden  Voraussetzung  desselben,  die  Waffenstillstandsfrage  werde  in  so 
kurzer  Zeit  in  Regensburg  nicht  erledigt  werden  können,  man  könnte  es  mit 
Schweden  ebenso  machen  wie  mit  dem  Hause  Lüneburg,  nämlich  von  ihm  Bei- 
tritt zu  dem  Waffenstillstand  und  zugleich  Erledigung  der  besonderen  Beschwerden 
des  Königs  von  Dänemark  und  des  Kf.  fordern  u.  a.  Cr.  übernahm  es,  dem 
König  davon  zu  berichten.  Man  wird  wahrscheinlich  in  generalibus  bleiben 
und  eine  bestimmte  Entscheidung  aufschieben,  bis  man  die  gewünschten  näheren 
Aufklärungen  erhalten  und  gesehen  hat,  welchen  Nutzen  der  König  von  Frank- 
reich davon  haben  könnte.     Er  bittet  um  nähere  Informationen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
25.  Juli/4.  August  1684. 

[Croissy's  Mitteilung  von  der  beabsichtigten  Sendung  einer  Armee  nach  dem  Elsaß, 

seine  Gegenvorstellungen,   Croissy's  Erwiderungen,    Beschwerde  über  das  Verhalten 

der  brandenburgischen  Gesandtschaft  in  Regensburg.] 

Croissy  hat  ihm  am  1.  August  den  Entschluß  des  Königs,  den  Marschall  4.  Aug. 
Schomberg  mit  20000  Pferden  nach  dem  Elsaß  zu  schicken,  mitgeteilt  und 
dabei  bemerkt,  die  Nachrichten  aus  Regensburg  meldeten,  daß  dort  das  Zustande- 
kommen des  Waffenstillstandes  mehr  und  mehr  durch  Bedingungen  und  Klauseln, 
die  man  fordere,  erschwert  werde,  besonders  durch  den  Punkt  der  Universalität 
und  der  Satisfaktion  der  von  den  Reunionen  betroffenen  Stande.  Dieses  und 
das  ganze  Verhalten  des  Grafen  Windisch grätz  ließe  deutlich  erkennen,  daß 
das  Haus  Österreich  sich  den  Schein  geben  wolle,  als  sei  es  zu  einem  Ab- 
kommen bereit,  in  Wirklichkeit  aber  dasselbe  hinzuziehen  suche,  bis  es  sich 
mit  den  Türken  verständigt  hätte.  Der  König  hätte  sich  daher  genötigt  gesehen, 
seine  Truppen  nach  dem  Elsaß  vorrücken  zu  lassen  und  seine  weiteren  Maß- 
nahmen nach  den  Nachrichten,  die  man  von  Verjus  erwartete,  einzurichten. 
Man  würde  von  den  weiteren  Entschlüssen  Kf.  durch  Rebenac  unterrichten 
lassen,  dabei  würde  man  sich  auch  mit  Kf.  über  das  Vorgehen  gegen  Schweden 
einigen  können,  man  hoffte,  daß  derselbe  sich  inzwischen  des  Hauses  Lüneburg 
besser,  als  nach  dessen  letzter  Abstimmung  in  Regensburg  zu  urteilen  sei,  ver- 
sichert haben  werde. 

Er  hat  in  seiner  Antwort  seinem  Erstaunen  über  einen  solchen  Entschluß 
gerade  jetzt,  wo  das  Abkommen  mit  dem  Reiche  schon  so  gut  wie  zustande 
gekommen  geschienen  habe,  Ausdruck  gegeben,  auf  die  Beunruhigung  hin- 
gewiesen, welche  derselbe  verursachen  werde,  und  daran  erinnert,  daß  in  allen 
Verträgen  mit  Kf.  versprochen  worden  sei,  daß  man  in  bezug  auf  das  Reich 
keine  Entschlüsse  fassen  und  noch  weniger  zur  Ausführung  bringen  wolle,  ohne 


&18 


Uh  Brandenburg  und  Frankreich  167^—1664. 


vorher  demselben  davon  Mitteilung  zu  machen  und  sich  mit  ihm  über  da«,  was 
zu  tun  sein  werde,  zu  verständigen,  daß  überdies  durchaus  kein  ßencalum  in 
mora  sei.  Croissy  aber  wiederholte  seine  vorherigen  Ausführungen,  die  Maß- 
regel sei  notwendig  infolge  der  Weiterungen,  welche  bei  den  Verhandlungen 
wegen  des  Waffen  Stillstandes  gemacht  würden,  es  sei  noch  kein  bestimmter 
Entschluß  geraßt,  man  würde  sich  nach  den  weiteren  Nachrichten  aus  Regens- 
burg richten  und  dem  Kf.  dann  Kunde  davon  geben  and  ihm  zugleich  An* 
erbietungen  wegen  der  Aktion  gQgea  Schweden  machen.  Kr  bemerkte  dabei, 
die  Verträge  des  Königs  mit  Kf.  und  Dänemark  bänden  demselben  keineswegs 
die  11:1  ndc,  Utah  ohne  Verständigung  mit  diesen  zu  handeln,  wenn  ihn  die 
Umstände  und  die  Weigerung  des  Keichstsiges  zu  schließen  dazu  nötigten.  Er  gab 
zu  verstehen,,  daß  man,  im  Fall  es  zur  Aktion  kommen  sollte,  sich  zum  Angriff 
auf  eine  Grenzstadt,  vielleicht  Pldfippttrarg,  entschließen  und  dann  mit  Kf,  und 
dem  Konig  von  Dänemark  sich  über  die  Aktion  gegen  Schweden  verstündigen 
könnte*  Doch  hoffte  er,  die  Nachricht  von  dem  Marsch  dieser  Truppen  werde 
zu  einem  compelle  für  den  Reichstag  dienen,  Er  hat  erwidert,  auch  er 
diese  Hoffnung  und  erwarte,  daß  man  jeden  falls  nicht  weiter  gehen  werde,  ohne 
vorher  die  Meinung  der  Bundesgenossen,  besonders  des  Kf.,  einzuholen.  1  r 
werde  dem  Kf,  von  diesem  Marsch  durch  einen  besonderen  Kurier  Nachricht 
gehen,  und  es  werde  ihm  sehr  lieb  sein,  wenn  er  demselber  Genaueres  darüber 
berichte!  könnt*.  Or«  könnte  durch  denselhen  Rebenae  die  notigen  Mit- 
teilungen zukommen  lassen;  es  würde  doch  ärgerlich  sein,  wenn  Kf.  davon 
wieder,  ebenso  wie  bei  der  Straßburger  Affäre,  früher  durch  die  Zeitungen  ab 
durch  Kebenae  oder  ihn  Nachricht  erhielte,  Crf  erwiderte,  es  sei  noch  nichts 
Weiteres  beschlossen,  er  könnte  ihm  noch  nichts  Sicheres  sagen,  vielleicht  aber 
würde  dies  in  wenigen  Tagen  geschehen,  dann  sollte  ein  Kurier  an  Reben  si- 
nnt den  n("ti^en  Weisungen  abgefertigt  Werden.  Da  Cr.  dabei  auch  bemerkte, 
in  Berit*  sei  über  das  Vorgehen  gegen  Schweden  zwischen  den  dänischen  und 
brandenburgischen  Ministem  ohne  Kommunikation  mit  Rebenae  verhandelt 
worden,  und  dieses  autorisiere  seinen  König,  es  ebenso  zu  machen,  so  hat  er 
darauf  das  Nötige  geantwortet,  der  König  von  Dänemark  habe  gleich  bei  den 
ersten  Eröffnungen  darüber  dem  Kf.  mitgeteilt,  daß  der  Konig  von  Frank- 
reich V4in  der  Sache  unterrichtet  sei  und  sie  nicht  mißbillige,  er  habe  dann 
sofort  Ordre  erhalten,  mit  Grölst)  davon  zu  sprechen,  und  er  habe  dieses 
auch  getan, 

Meyercrohn  hat  ihm  mitgeteilt,  daß  Croissy  mit.  ihm  auch  in  derselben 
Weise  davon  gesprochen  habe  und  verwundert  gewesen  sei,  daß  auch  er  lebhafte 
I  invv ;inde  dagegen  erhoben  habe. 

Cr.  hat  in  der  letzten  Unterredung  mit  ihm  auch  bemerkt,  man  sei 
wundert,  daß  auch  die  Gesandten  des  Kf.  auf  dem  Reichstage  bei  dem  Punkt 
der  Satisfaktion  der  Gegenpartei  die  Hand  geboten  hätten.  Er  hat  ihn  darüber 
um  weitere  Auskunft  gebeten,  nach  den  Nachrichten,  die  er  bisher  aus  Regen»- 
bürg  erhalten,  hätten  die  Minister  des  Kf.  sich  immer  den  Interessen  Frank- 
reichs konfonniert. 


Vorstellungen  gegen  die  Truppensendung.    Allianz  mit  Hannover.  519 

Der  Kurfürst  an  Spanheim.    D.  Potsdam  l./[ll.]  August  1684. 

(Conc.  Meinders.) 

[Abschluß  der  Allianz  mit  dem  braunschweigischen  Hause.] 

Nachdem  das  Haus  Braunschweig-Lüneburg  sich  zu  Beförderung  des  11.  Auj 
armistitii  nach  den  von  Frankreich  desiderierten  Konditionen  erklärt  und  dem 
kurfürstlichen  Gutachten  sowohl  ratione  universalitatis  praetensae  als  sonst  völlig 
beigetreten,  hat  er  kein  Bedenken  gesehen,  sich  mit  diesem  Hause  näher  zu 
setzen,  und  er  hat  die  mit  dem  Herzog  von  Hannover  vor  drei  Jahren  aufgerichtete 
und  von  Frankreich  selbst  angeratene  Allianz  renoviert1)  und  auf  die  gegen- 
wärtigen Konjunkturen  eingerichtet,  sich  dabei  aber  schlechterdings  in  terminis 
defensivis  gehalten.  Sp.  soll  Croissy  davon  Nachricht  geben,  anzeigen,  daß, 
sobald  die  Allianz  ratifiziert  sei,  auf  Begehren  eine  Kopie  derselben  mitgeteilt 
werden  solle,  und  inzwischen  versichern,  daß  diese  Allianz  nur  auf  eine 
reciproque  Defension  und  einige  Partikularangelegenheiten  ihrer  beiden  Häuser 
eingerichtet,  sonst  aber  nicht  das  Geringste  dabei  vorgekommen  wäre,  was  das 
Interesse  des  Königs  konzernierte,  noch  weniger  den  zwischen  ihm  und  demselben 
getroffenen  pactis  zuwider  sein  oder  ihn  an  deren  Erfüllung  behindern  könnte. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
l./ll.  August  1684. 

[Mitteilungen  Croissy  's  über  die  Schwierigkeiten  bei  den  Waffenstillstandsverbandlungen, 

über  die  Absicht  des  Königs,  Gewalt  zu  gebrauchen,  und  die  Rebenac 

erteilten  Aufträge.] 

Er  hat  am  8.  August  Croissy  in  Versailles  gesprochen.  Derselbe  berührte  11.  Aug 
sofort  die  Regensburger  Angelegenheiten,  behauptete,  das  Konklusum  der  drei 
Kollegien  vom  25.  Juli3)  ließe  infolge  der  angehängten  Klauseln  und  Vorbehalte 
alles  unentschieden,  die  Erklärungen,  welche  der  Kaiser  im  Haag  durch 
Crampricht  habe  machen  lassen,  verschlimmerten  die  Sache  noch  und  zeigten 
deutlich,  daß  der  kaiserliche  Hof  nicht  schließen  wollte.  Die  Punkte  selbst 
könnten  mit  Leichtigkeit  in  wenigen  Stunden  zur  Richtigkeit  gebracht  werden, 

»)  S.  den  Allianzvertrag  vom  2./ 12.  August  1684  (Pufendorf  XVIII,  §  135 
(S.  1513);  v.  Mörner,  S.  462ff.).     Vgl.  unten  Abschnitt  V. 

*)  S.  das  Reichsgutachten  vom  26.  Juli  1684  (Londorp  XII,  S.  101  f.).  Vgl. 
Pufendorf  XVIII,  §  133  (S.  1509)  und  unten  Abschnitt  V. 


520  HI.  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 

Verjus  hätte  alle  dazu  notigen  Informationen  und  Vollmachten,  man  hätte 
sogar  den  Termin  bis  zum  15.  verlängert.  Wenn  aber  bis  dahin  nicht  der 
Schluß  erfolgte,  so  könnte  der  König  sich  nicht  länger  hinhalten  lassen; 
Rebenac  und  Villars  hätten  Ordre  erhalten,  dem  Kf.  und  dem  König  von 
Dänemark  davon  Mitteilung  zu  machen  und  zu  erfahren,  was  dieselben,  wenn 
der  König  sich  genötigt  sehe  zu  handeln,  tun  wollten,  und  ihnen  Subsidien  und 
sonstige  Vorteile  anzubieten,  falls  sie  gegen  Seh  we den  in  Aktion  treten  wollten, 
wobei  er  die  Schwierigkeiten  hervorhob,  welche  einer  solchen  entgegentreten 
würden,  wenn  es  zur  Verständigung  zwischen  Frankreich  und  dem  Reiche 
kommen  sollte. 

Er  hat  in  seiner  Erwiderung  die  Hoffnung  ausgesprochen,  daß,  nachdem 
durch  das  Konklusum  vom  25.  Juli  die  Hauptfragen  erledigt  seien,  und  zwar 
ohne  die  Klauseln,  welche  bisher  die  Hauptschwierigkeiten  bereitet  hätten,  man 
auch  über  die  anderen  Punkte  sich  noch  einigen  werde,  er  hat  daran  erinnert, 
daß  Kf.  die  Aktion  gegen  Schweden  jetzt  nur  auf  die  von  dänischer  Seite  hin 
erfolgten  Insinuationen  habe  anregen  lassen,  und  erklärt,  daß  für  Kf.  jedenfalls 
das  Zustandekommen  des  Waffenstillstandes  eine  viel  wichtigere  Sache  sei. 
Cr.  blieb  aber  dabei,  der  König  hätte  alles  getan,  um  den  Abschluß  desselben 
zu  erleichtern,  wenn  derselbe  nicht  erfolgte,  müßte  er  seine  Interessen  wahr- 
nehmen.    Ganz  ähnliche  Mitteilungen  hat  Cr.  auch  Meyercrohn  gemacht. 

Gestern  hat  ihm  Cr.  mitgeteilt,  daß  die  Schwierigkeiten  sich  noch  vermehrt 
hätten,  daß  in  betreff  der  vorbehaltenen  Punkte,  namentlich  des  modus  possidendi, 
Vorschläge  gemacht  seien,  welche  die  Aussicht,  daß  es  zu  einem  Abschluß 
kommen  möchte,  immer  mehr  verschwinden  ließen.  Rebenac  hat  mit  dieser 
Post  Befehl  erhalten,  einen  neuen  Vertrag  mit  Kf.  vorzuschlagen  und  Kriegs- 
subsidien  anzubieten,  falls  der  König  sich  genötigt  sehe  zu  handeln  und  Kf.  in 
Aktion  gegen  Schweden  treten  wollte.  Er  hat  ihm  sein  Bedauern  darüber,  aber 
auch  seine  Hoffnung,  daß  es  doch  zum  Schluß  kommen  werde,  ausgesprochen 
und  darauf  gedrungen,  daß  der  König  bei  einem  so  großen  Werke,  wo  es  sich 
um  die  Ruhe  der  Christenheit  handle,  nicht  so  bestimmt  an  dem  Termin  fest- 
halten und  zu  Tätlichkeiten  gegen  das  Reich  schreiten  möge. 


Der  Kurfürst  an  Spanheim.     D.  Cöln  5./ [15.]  August  1684. 
(Conc.  P.  Fuchs.) 

[Auf  die  Relation  vom  25.  Juli/ 4.  August.     Abmahnung  von  gewaltsamen  Maßregeln.] 

15.  Aug.  Der  Entschluß  des  Königs,  20000  Pferde  nach  dem  Elsaß  zu  senden,  hat 

ihn  um  so  mehr  überrascht,  da  doch  das  armistitium  zu  Regensburg  mit  allen 
von  Frankreich  vorgeschlagenen  Konditionen  angenommen,  von  der  Inklusion 
des  Nordens    und  Südens    abstrahiert   und    die    noch    etwa    übrige    Diffikultat 


Abmahnung  vor  Gewalttätigkeiten.    Abschluß  des  Waffenstillstandes.       521 

wegen  des  modi  possidendi  seines  Ermessens  nicht  von  der  Erheblichkeit  ist, 
daß  deswegen  die  ganze  Sache  rückgängig  werden  könnte.  \  Vielmehr  ist  gute 
Hoffnung  vorhanden,  daß  der  Schluß  in  kurzem  erfolgen  werde,  wenn  man  nur 
noch  einige  Tage  Geduld  haben  und  auf  dem  gesetzten  Termin  nicht  gar  zu 
genau  bestehen  mochte.  Er  hätte  auch  gehofft,  daß  der  König  zu  einer  so 
wichtigen  und  ihn  so  hoch  touchierenden  Resolution  nicht  ohne  vorher  mit  ihm 
darüber  zu  kommunizieren  geschritten  sein  würde.  Er  will  aber  doch  zu  der 
ihm  so  oft  von  dem  Könige  gegebenen  Versicherung,  das  Reich  ohne  inevitable 
NezessitSt  nicht  weiter  zu  beunruhigen,  das  gute  Vertrauen  setzen,  es  werde 
mit  diesem  Marsch  noch  nicht  auf  eine  wirkliche  Aktion  gegen  das  Reich 
abgesehen  sein,  sondern  derselbe  noch  auf  einige  Zeit  suspendiert  und  das 
Korps  im  Elsaß  gelassen  werden,  wodurch  ohne  Zweifel  der  Zweck  erreicht 
und  die  Regensburgische  Handlung  beschleunigt  werden  wird. 

Er  soll  dieses  alles  Croissy  auf  das  beweglichste  vorstellen,  ihm  von 
beifolgendem  Reskript  an  v.  Jena1)  Mitteilung  machen,  auch  sich  nach  Möglich- 
keit der  Assistenz  Meyercrohns  bedienen. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
15./25.  August  1684. 

[Die  Nachrichten  über  den  Abschluß  des  Waffenstillstandes.    Mitteilungen  an  Croissy 

über  das  Verhältnis  des  Kf.  zu  dem  Hause  Braunschweig  und  über  das  Verhalten 

Schwedens  bei  den  pommerschen  Grenzverhandlungen.] 

Croissy  hat  ihm  am  11./21.  in  Versailles  mitgeteilt,  daß  am  vorher-  25.  Aug 
gehenden  Abend  ein  Kurier  aus  Regensburg  eingetroffen  sei  mit  der  Meldung 
Verjus',  daß3)  derselbe  sich  am  6./16.  mit  den  kaiserlichen  Kommissaren  über 
alle  Bedingungen  des  Waffenstillstandes  mit  dem  Reiche  geeinigt  habe,  und 
daß  er  in  ein  oder  zwei  Tagen  die  unterzeichneten  Verträge  zu  übersenden 
hoffe.  Cr.  bezeugte  große  Freude  darüber  und  Dankbarkeit  für  den  großen 
Anteil  des  Kf.  an  dem  Zustandekommen  des  Werkes,  auch  der  König  soll  sehr 
erfreut  sein.  Heute  morgen  hat  er  durch  Mignon  die  Nachricht  erhalten,  daß 
in  dieser  Nacht  ein  Kurier  aus  Regensburg  die  unterzeichneten  Verträge  mit 
dem  Reiche  und  Spanien  überbracht  habe.1) 


!)  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  133  (S.  1509ff.),  unten  Abschnitt  V. 

3)  Kf.  befiehlt  Sp.  (d.  Oranienburg  23.  August  /  2.  September  1684),  dem  Könige 
in  einer  besonderen  Audienz  zum  Abschluß  des  Waffenstillstandes  zu  gratulieren. 
Sp.  berichtet  12./ 22.  September,  daß  er  dieses  am  19.  getan  und  daß  der  König  in 
seiner  Antwort  den  Anteil  des  Kf.  an  diesem  Erfolge  gerühmt  habe. 


522 


HL  Brandenburg  und  Frankreich  1679—1684. 


Er  hat  Croissy  aufs  neue  das  Verhältnis  des  KL  zum  Mause  Braun- 
schweig  dargelegt,  daü  die  Grundlage  aller  Hei  rata  vertrüge  oder  sonstigen 
Verbindungen  mit  demselben  vollständige  Übereinstimmung  der  Gesinnungen 
beider  Teile  gemäß  den  zwischen  Kf.  und  Frankreich  abgeschlossenen  Vertragen 
zu  bilden  habe  und  daß  daher  auch  der  LI  ei  ra  tsver  trag  verschoben  sei,  bis  der 
König  von  Frankreich  mit  dem  Verhalten  des  braunschweigischen  Hauses  zu* 
frieden  sein  werde.  Er  hat  diese  Erklärung  für  ratsam  gehalten,  da  hier  schon  von 
allen  Seiten  Gerüchte  über  den  Abschluß  der  Heirat  de»  Kurprinzen  verbreitet  sind. 

Er  hat  Cr.  auch  von  dem  Verhalten  Schwedens  bei  den  pommerschen 
Grenzverhandlungen  Anzeige  gemacht  Cr.  erwiderte*  daß  er  darüber  nach  dem 
ganzen  Verhalten  Schwedens  wenig  erstaunt  sei,  und  versicherte,  daß  Kf.  sich 
im  Not  falle  auf  ilie  fiarantie  seines  KÖniga  verlassen  könne, 


t.  Sept. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten. 

D-  Paris  22.  August/  1,  September  1684. 

[Die  Verhandlungen  mit  Hannover.     Geringe  Aussicht,  daß  sich  Frankreich  zur 
Unterstützung  des  Unternehmens  gegen  Schweden  sollte  bewegen  lassen.] 

Er  hat  am  29.  August  Croissy  Anzeige  von  der  Erneuerung1)  des  Vei 
träges  des  Kf.  mit  dem  Herzog  von  Hannover  gemacht  Er  bat  ihn  bei  dieser 
Gelegenheit  auch  über  den  Stand  der  Verhandlungen  mit  Ballatti  sondiert 
Bild  i'rfahrcn,  daß  man  bereit  ist,  auf  einem  anderen  Fuße  als  dem  der  hielten 
Neutralität  mit  ihm  zu  verhandeln.  Cr.  teilte  ihm  auch  mit,  daß  Reben  sc 
Hefehl  erhalten  habe,  von  Kf.  die  Garantie  der  Waffenstillstands  vertrage  zu 
verlangen.  Er  hat  dieses  benutzt,  um  wieder  das  Vorgehen  gegen  Schweden 
zur  Sprache  zu  bringen  und  darauf  hinzuweisen,  wie  notwendig  es  sei.  den 
feindlichen  Absichten  Schwedens  zuvorzukommen,  er  hat  aber  aus  den  Antworten 
Croissy  "s  ersehen,  daß  hoc  rerum  statu,  und  wenn  nicht  Schweden  offen  solche 
feindlichen  Absichten  betätigen  sollte,  wenig  Aussicht  dazu  vorhanden  ist,  d 
König  von  Frankreich  dabin  zu  bringen,  durch  Subsidien  oder  auf  andere  f  i 
hei  einem  Unternehmen  gegen  dasselbe  mitzuwirken. 


rhe 

ise 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten,     D.  Paris 
3./ 13,  September  1684. 

[Gespräch  mit  Croissy   über   die  holsteinsche  Angelegenheit  und  über  das  Verhalten 
der  br&unschweigistficn  Herzoge.    Seine  Verabschiedung,] 


13,  Sept.         Er  hat  gestern  in  Chambord  mit  Croissy  gesprochen,  ihm  über  den  V 
Inuf  der  Itzehoer  Konferenz *)  Bericht  erstattet  und  auch  mit  der  notigen  Vor 


Verhandlungen  mit  Hannover,     hus  Unternehmen  gegen  Schweden. 


sieht  die  holsteinsche  Angelegenheit')  berührt,  Cr*  sagte,  man  wünsche,  daß 
dieselbe  durch  ein  Temperament  gütlich  abgemacht  werde,  dach  spricht 
man  sieh  hier  nicht  genauer  darüber  aus,  sondern  möchte  die  Vermittlung  gern 
andern  überlassen.  Er  hat  anch  mit  Cr,  Über  das  Haus  Braunschweig- 
Lüneburg  gesprochen  und  auf  Grund  des  Berichtes  Aleinders*  die  Vorurteile, 
welche  man  hier  gegen  dasselbe  hegt,  zu  zerstören  gesucht.  Cr.  sagte.,  nach 
dem  Bericht  des  französischen  Gesandten  in  Celle  sei  Hannover  mit  dem 
Kaiser  übereingekommen,  demselben  einen  Teil  seiner  Truppen  zn  überlassen, 

■  doch  ist  man  hier  damit  nicht  weiter  unzufrieden.  Dänemark  sucht  hivr 
begreiflieb  zu  machen,  daß  es  trotz  des  Waffenstillstandes  bewaffnet  bleiben 
müsse,  solange  die  Herzoge  von  Brannschweig  es  seien  und  Schweden  nidii 
nur  drohe,  sondern  wirklich  entschlossen  sei,  ein  bedeutendes  Trup[tenkorps 
nach  Deutschland  zu  schicken.  Cr,  aber  hat  gegen  Meyercrohn  erklärt,  daß 
man  davon  hier  nicht  überzeugt  sei,  und  gerade  daher  wünscht  man  hier  daß 
das  Baus  Lüneburg  seine  Truppen  verabschieden  möge. 

■  Er  hat  sich  in  Chambord  von  dem  König  und  von  Croissy  verabschiedet3'} 

und  letzterem  mitgeteilt,  daß  er  in  Paris  seinen  Sekretär  zurücklassen  werde, 
der  über  den  Lauf  der  (Geschäfte,  besonders  die  Bezahlung  der  Subsidien. 
unternebtet  sei  und  von  Zeit  zu  Zeit  sich  bei  ihm  einfinden  werde.  Dieser 
Sekretär  Wilhelm  C  Ol  seh  ist  schon  zwölf  Jahre  in  seinem  Dienst. 

E.  Spanheim  an  den  Kiirffirsteii. 
1575.  September  1684. 
[Nene  Verhandlungen  mit  Croissy  über  das  Unternehmen  gegen  Schweden.] 

Er  und  Meyercrohn  sind  übereingekommen,  beide  noch  einmal  das  15,  Sept. 
Unternehmen  gegen  Schweden  in  Anregung  zu  bringen,  und  haben  sich  zu 
diesem  Zwecke  am  3./13.  nach  Versailles  begeben.  Zuerst  hat  Meyercruhn 
mit  Croissy  gesprochen  und  ihm  nochmals  die  Gründe  auseinandergesetzt,  aus 
welchen  sein  König  hoffe,  daß  der  Konig  von  Frankreich  dieses  Unternehmen 
billigen  und  unterstützen  werde,  worauf  aber  Cr,  wieder  die  schon  früher  von 


D.  Paria 


')  S.  Pufendorf  XVlll,  f  136  (S,  1514)  und  unten  Abschnitt  IV, 
")  Sp.  hatte  {25.  August  U)84)  Kf.  um  Erlaubnis  gebeten,  nachdem  jetzt  die 
WftffenstillstandäangelegenheU  glücklich  erledigt  sei,  eine  Ketse  nach  Berlin  machen 
zu  dürfen.  Kf.  hatte  ihm  {2b.  August/  4.  September  1034}  die  Erlaubnis  dazu  erteilt, 
aber  verlangt,  daß  er  nicht  eher  als  die  Verbandlungen  zu  Hamburg  und  Itzehoe 
zum  Abschluß  gekommen  seien  und  der  König  von  Frankreich  erklärt  habe,  ob  er 
zu  dem  Unternehmen  gegen  Schweden  konkurrieren  wolle,  abreise.  Er  hatte  ihn 
zugleich  beauftragt,  jemand  vorzuschlagen,  der  über  die  dortigen  Vorgänge  berichten 
und  was  Kf,  dorl  zu  verrichten  haben  sollte,  ausführen  konnte. 


524  HI-  Brandenburg  und  Frankreich  1679— 1684. 

ihm  angefahrten,  dem  jetzigen  Stande  der  Dinge  entnommenen  Grunde  anführte, 
welche  es  demselben  unmöglich  machten,  die  Hand  dazu  zu  bieten.  Nachher 
hat  er  selbst  dieselbe  Angelegenheit  ihm  vorgestellt,  und  da  Cr.  auch  ihm 
gegenüber  wieder  die  schon  oft  von  ihm  vorgebrachten  Gegengründe  (die  jetzt  ge- 
schlossenen Verträge,  die  Verpflichtung  des  Königs,  mit  dem  ganzen  Reiche  den 
Frieden  aufrecht  zu  halten,  und  die  Unzuverlässigkeit  des  Hauses  Lüneburg) 
anführte,  hat  er  ihm  dagegen  vorgestellt,  die  Vorurteile  gegen  das  letztere  Haus 
müßten  von  schlecht  unterrichteten  Leuten  herrühren,  der  zwischen  Kf.  und 
dem  Herzog  von  Hannover  abgeschlossene  Vertrag  sei  ebenso  ein  Gegenbeweis 
wie  die  Erklärung  des  Hauses,  an  der  Aktion  gegen  Schweden  teilnehmen  zu 
wollen,  er  hat  als  Gegenleistung  eine  vollkommene  Garantie  der  Vertrage 
Frankreichs  mit  Spanien  und  dem  Reich  durch  die  Alliierten  angeboten  und 
hat  ihm  dann  genauer  alle  die  Umstände  auseinandergesetzt,  welche  für  dieses 
Unternehmen  sprechen.  Auf  Seiten  der  Verbündeten  sei  die  Gerechtigkeit  der 
Sache,  das  gemeinsame  Interesse,  die  Leichtigkeit  und  Sicherheit  der  Ausführung, 
aber  auch  im  Interesse  des  Königs  von  Frankreich  liege  es,  sich  am  König 
von  Schweden  für  dessen  feindseliges  Verhalten  zu  rächen,  dadurch  auch  dem 
Kaiser  und  dessen  Anhängern  die  gehoffte  Stütze  zu  entziehen  und  die  Ver- 
bündeten, Dänemark,  Kf.  und  das  Haus  Braunschweig,  noch  enger  an  sich 
zu  ketten. 

Diese  Vorstellungen  schienen  auf  Cr.  einigen  Eindruck  zu  machen,  er 
übernahm  es,  dem  König  davon  Bericht  zu  erstatten,  und  er  hat  ihn  heute 
durch  Mignon  benachrichtigen  lassen,  daß  er  morgen  dessen  Antwort  darauf 
erfahren  solle.  Er  und  Meyercrohn  gedenken  sich  daher  morgen  wieder  zu 
ihm  zu  begeben. 


E.  Spanheim  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
8./ 18.  September   1684.1) 

[Weigerung  des  Königs  von  Frankreich,  das  Unternehmen  gegen  Schweden 

zu  unterstützen.J 

18.  Sept.  Er  hat  vorgestern  eine  neue  Unterredung  mit  Croissy  gehabt.     Derselbe 

sagte,  daß  er  dem  Konig  von  ihrer  vorigen  Unterredung  Bericht  erstattet,  daß 
dieser  aber  erklärt  hätte,  sich  an  dem  geplanten  Unternehmen  gegen  Schweden 
nicht  beteiligen  und  es  nicht  billigen  zu  können.  Der  soeben  unterzeichnete 
Waffenstillstand  umfaßte  das  ganze  Reich,  der  König  könnte  daher  jetzt  nicht 
ein  Unternehmen  begünstigen,  welches  iin  Reiche  den  Krieg  entzünden  würde. 


])  Fast  ganz  in  Ziffern. 


Weigerung  Frankreichs,  das  Unternehmen  gegen  Schweden  zu  unterstützen.     525 

Der  König  hätte  durchaus  keinen  Grund,  mit  dem  König  von  Schweden  zu- 
frieden zu  sein,  und  er  bedauerte,  daß  seine  Verbündeten  nicht  früher  seine 
darauf  gerichteten  Anerbietungen  und  die  günstigen  Konjunkturen  benutzt  hätten, 
aber  jetzt  nach  dem  Abschluß  des  Waffenstillstandes  könnte  er  den  Tadel,  einen 
neuen  Krieg  im  Reiche  zu  entzünden,  nicht  auf  sich  laden.  Er  hat  dagegen 
die  Ursachen  vorgestellt,  welche  Kf.  früher  abgehalten  hätten,  sich  auf  ein 
solches  Unternehmen  einzulassen,  und  die  Gründe,  welche  jetzt  Kf.  und  den 
König  von  Dänemark  dazu  veranlaßten,  er  hat  dargelegt,  daß  keineswegs  als 
Folge  davon  der  Ausbruch  eines  allgemeinen  Krieges  zu  befürchten  sei,  und 
erklärt,  die  Verbündeten  verlangten  garnicht,  daß  der  König  von  Frankreich 
sogleich  Truppen  ins  Reich  gegen  den  König  von  Schweden  schicke,  sondern 
nur,  daß  ihnen  derselbe,  falls  sie  infolge  dieses  Unternehmens  angegriffen  würden, 
seine  Hilfe  zufolge  der  früheren  Verträge  zusichere,  und  er  hat  die  Vorteile 
auseinandergesetzt,  welche  der  König  von  Frankreich  aus  diesem  Unternehmen 
ziehen  werde.  Aber  es  war  alles  vergeblich,  Croissy  blieb  dabei,  der  Waffen- 
stillstand verhindere  den  König,  gegenwärtig  Verpflichtungen  für  einen  Krieg 
im  Reiche  zu  übernehmen. 

In  derselben  Weise  hat  Cr.  auch  Meyer  er  ohn  geantwortet.  Er  erkennt 
so,  daß  der  König  und  sein  Conseil  sich  durchaus  nicht  darauf  einlassen  wollen 
und  daß  das  Anerbieten  der  Garantie  des  Waffenstillstandes  seitens  der  Ver- 
bündeten nicht  als  gleichwertig  mit  dem,  was  diese  fordern,  angesehen  wird. 
Er  fürchtet,  daß  auch  das  Anerbieten  der  Garantie  der  Besitzungen  des  Königs 
von  Frankreich,  falls  es  nicht  zum  Frieden  kommen  sollte,  und  der  Verzicht 
auf  die  Kriegssnbsidien  ebensowenig  wirksam  sein  werden.  Er  hat  aber  diese 
beiden  Punkte  noch  nicht  berührt,  zumal  da  Meyercrohn  auf  dieselben  noch 
nicht  instruiert  ist. 


E.  Spanheini  an  den  Kurfürsten.     D.  Blois 
24.  September/ 4.  Oktober  1684. 

[Mitteilung  des  Entschlusses  des  Kf.,  vorläufig  von  dem  Unternehmen  gegen  Schweden 
abzustehen.    Maßregeln  zur  Ausführung  des  Waffenstillstandes.] 

Er  hat  Croissy   vorgestern  in  Chambord  getroffen,   ihm  auf  Grund  der  4.  Okt 
Schreiben1)  Fuchs'  vom  6./ 16.  und  Meinders*  vom  15./ 25.  September  mit- 
geteilt, daß  Kf.  bereit  sei,   vorläufig  von  dem  Unternehmen   gegen  Schweden 
abzustehen,  und  dabei  darauf  hingewiesen,  daß  dieses  ein  neuer  Beweis  dafür 
sei,  wie  Kf.  die  Meinungen  und  Interessen  des  Königs  den  seinigen  vorziehe. 


»)  Nicht  bei  den  Akten. 


526  IU.  Brandenburg  und  Frankreich  1679— 1G84. 

Gr.  bezeigte  sich  damit  sehr  zufrieden  und  versicherte,  daß  der  Konig  sich 
bei  jeder  Gelegenheit  dem  Kf.  dankbar  dafür  zeigen,  auch,  falls  Schweden 
Veranlassung  geben  sollte,  gegen  es  vorgehen,  und  daß  man  auch  eine  gute 
Union  zwischen  Dänemark  und  dem  Hanse  Lüneburg  gern  sehen  werde. 

Er  hat  bei  dieser  Gelegenheit  Gr.  Mitteilung  gemacht  von  der  Erlaubnis 
die  er  zu  einer  Reise  nach  Berlin  erhalten,  und  gebeten,  sich  von  dem 
Könige  verabschieden  zu  dürfen.  Gr.  hat  ihm  angezeigt,  daß  die  Ratifikationen 
des  Waffenstillstandsvertrages  mit  dem  Reiche  ausgewechselt,  daß  auch  Befehl 
zum  Abzug  der  französischen  Truppen  aus  dem  spanischen  Gebiet  erteilt  sei, 
daß  der  König  beschlossen  habe,  14000  Pferde  abzudanken,  und  daß  er 
glaube,  daß  auch  die  anderen  Mächte  ebenso  einen  Teil  ihrer  Truppen 
entlassen  wurden. 


Abschnitt  IV. 

Brandenburg  und  Dänemark 
1679-1684. 


Einleitung. 

Das  enge  Bandes-  and  Freundschaftsverhältnis,  welches  zwischen 
dem  Kurfürsten  von  Brandenburg  und  dem  König  Christian  V.  von  Däne- 
mark während  des  von  beiden  gemeinsam  gegen  Schweden  und  Frank- 
reich geführten  Krieges  in  den  Jahren  1675  bis  1678  bestanden  hatte 
und  zu  Ende  des  letzteren  Jahres  auf  der  persönlichen  Zusammenkunft 
beider  Fürsten  zu  Doberan  erneuert  und  befestigt  worden  war,  hatte  am 
Ausgang  des  Krieges  im  nächsten  Jahre  1679  einen  heftigen  Stoß  erhalten.1) 
Die  Sonderverhandlungen,  welche  der  König  und  der  Kurfürst  nach  dem 
Abfall  ihrer  anderen  Verbündeten  mit  Frankreich,  ersterer  auch  mit 
Schweden,  anknüpften,  und  ihre  gesonderten  Friedensschlüsse  mit  den 
Gegnern  haben  auf  beiden  Seiten  Argwohn  und  Unzufriedenheit  erregt, 
es  ist  zu  scharfen  Auseinandersetzungen  zwischen  ihnen  gekommen,  und 
wenn  dieselben  auch  äußerlich  einen  versöhnlichen  Abschluß  erhalten 
haben,  so  ist  doch  eine  starke  Entfremdung  zwischen  beiden  und  ein 
Auseinandergehen  nach  verschiedenen  Richtungen  hin  die  Folge  davon 
gewesen.  Während  der  Kurfürst  nach  dem  Frieden  von  St.  Germain  sein 
Heil  in  der  engsten  Verbindung  mit  Frankreich  suchte,  hauptsächlich 
um  durch  dessen  Schutz  vor  weiteren  feindlichen  Schritten  Schwedens 
gesichert  zu  sein  und  womöglich  dereinst  mit  französischer  Hilfe  Vor- 
pommern Schweden  wieder  zu  entreißen,  ging  Christian  V.  auf  die  An- 
näherungsversuche Schwedens  ein,  und  so  gelang  es*)  dem  schwedischen 
Minister  Gyllenstierna  während  der  Verhandlungen  zu  Lund  es  dahin 
zu  bringen,  daß  nicht  nur  der  dort  abgeschlossene  Frieden  durch  die 
Vermählung  König  Karls  XI.  mit  der  Schwester  König  Christians  befestigt, 
sondern  auch  zugleich  ein  Bündnisvertrag  abgeschlossen  wurde,  welcher 
eine  enge  Verbindung  der  beiden  nordischen  Kronen  sowohl  in  der  äußeren 
als  auch  in  der  inneren  Politik  begründen  sollte.     Doch  hat  Christian  V. 

')  S.  Urk.  u.  Akt  XVIII,  S.  243 ff. 

T)  S.  Recueil  des  Instructions  XIII;  Danemarc  par  Gef fr oy,  S.  XXXVI ff. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  34 


530  Einleitung. 

die  Verbindung  mit  dem  Kurfürsten  nicht  vollständig  abgebrochen. 
Als  er  unmittelbar  nach  dem  Abschluß  des  Friedens  im  Oktober  1679 
sich  gegen  Hamburg  wandte,  um  diese  Stadt,  welche  sich  der  Ober- 
herrlichkeit der  dänischen  Könige  fast  gänzlich  entzogen  hatte,  zur 
Unterwerfung  zu  zwingen,  dabei  aber  nicht  nur  seitens  der  Stadt, 
sondern  auch  der  braunschweigischen  Herzoge,  welche  die  während  des 
Krieges  angenommene  Rolle  als  Schutzherren  der  kleineren  Stände  des 
niedersächsichen  Kreises  weiterzuspielen  suchten,  Widerstand  fand,  rief 
er  die  Bundeshilfe  des  Kurfürsten  an.  Dieser  war  sowohl  auf  die 
Hamburger,  welche  ihm  die  Zahlung  der  von  dem  Kaiser  in  dem  vorigen 
Kriege  assignierten  Summen  hartnäckig  verweigerten,  als  auch  auf  die 
braunschweigischen  Herzoge  sehr  schlecht  zu  sprechen  und  hätte  gewiß 
gern  beide  Teile  seinen  Zorn  fühlen  lassen,  aber  er  hat  doch  eine  sehr 
vorsichtige  Haltung  eingenommen.  Er  verweigerte  dem  König  seine 
Hilfe  nicht,  aber  er  machte  ihre  Leistung  davon  abhängig,  daß  der 
König  von  Frankreich  wirklich,  wie  dänischerseits  versichert  wurde,  sich 
mit  dem  Unternehmen  gegen  Hamburg  einverstanden  erkläre.  Dieses 
geschah  aber  nicht,  vielmehr  verlangte  Ludwig  XIV.,  daß  der  Streit  auf 
gütlichem  Wege  beigelegt  werde.  So  mußte  Christian  V.,  der,  wie  sich 
herausstellte,  zu  einem  ernstlichen  Kampfe  gar  nicht  genügend  vorbereitet 
war,  sich  fügen,  und  nun  hat  der  Kurfürst  beiden  Teilen  seine  Ver- 
mittelung  angeboten  und  mit  dazu  geholfen,  daß  die  Sache  in  einer 
für  den  König  von  Dänemark  wenigstens  einigermaßen  ehrenvollen  Weise 
abgemacht  worden  ist. 

Christian  V.  hat  sich  ihm  dafür  wenig  dankbar  gezeigt.  Als  der  Kur- 
fürst, der  um  zu  seinen  Gunsten  einen  Druck  auf  die  braunschweigischen 
Fürsten  auszuüben,  einen  Teil  seiner  Truppen  in  Mecklenburg  hatte 
einrücken  und  dort  Quartiere  beziehen  lassen,  deswegen  zu  Ende  des 
Jahres  mit  den  Herzogen  in  ernstere  Händel  geriet,  mußte  er  die  Er- 
fahrung machen,  daß  er,  wenn  er  es  zum  Äußersten  hätte  kommen  lassen, 
auf  dänische  Hilfe  hätte  wenig  rechnen  können.  Als  er  dann  gemäß 
dem  Vertrage  vom  23.  Dezember  1676  in  Kopenhagen  den  Abschluß 
eines  neuen  Garantie-  und  Bündnisvertrages  beantragte  und  Mitteilung 
des  Bündnisses  mit  Schweden  verlangte,  wurde  dort  die  erstere  Angelegen- 
heit dilatorisch  behandelt  und  ihm  über  den  Vertrag  mit  Schweden  eine 
nur  ganz  allgemein  gehaltene  Auskunft  erteilt.  Er  hat  infolgedessen  von 
weiteren  Bemühungen  Abstand  genommen,  den  Geheimen  Hat  v.  Crockow, 
den  er  an  den  Verhandlungen  über  die  Hamburger  Angelegenheit  hatte 


Einleitung.  531 

teilnehmen  lassen,  und  auch  seinen  bisherigen  Gesandten  am  dänischen 
Hofe,  Christoph  v.  Brandt,  wieder  zurückgerufen,  nur  den  jüngeren 
Bruder  des  letzteren,  Friedrich  v.  Brandt,  als  seinen  Residenten  dort 
gelassen  und  zunächst  eine  abwartende  Haltung  eingenommen. 

Doch  die  Freundschaft  zwischen  Dänemark  und  Schweden  hat  nicht 
lange  bestanden,  sehr  bald  ist  die  Verschiedenheit  der  Interessen  beider 
Reiche  und  die  Antipathie  beider  Nationen   wieder  hervorgetreten,  und 
auch  in  der  äußeren  Politik  hat  man   nicht  zusammengehalten.     Aller- 
dings  knüpften    anfangs    beide  Teile    in  Paris  Unterhandlungen  wegen 
eines  gemeinsamen  Bündnisses   mit  Frankreich  an,   doch  wurden  diese 
von  Seiten  Schwedens,  wo  man  mit  der  Behandlung  durch  Frankreich 
bei  den  Friedensverhandlungen   und  mit  den  französischen  Übergriffen 
nach  dem  Frieden,  durch  die  auch  König  Karl  XI.  als  Herzog  von  Zwei- 
brücken   betroffen   wurde,    sehr  unzufrieden  war,    nur  lässig  betrieben, 
und1)    unter  dem   Einfluß    seines    neuen    franzosenfeindlichen  Ministers 
Oxenstierna,  der  nach  Gyllenstiernas  Tod  an  dessen  Stelle  getreten 
war,  hat  Karl  XL  schon  angefangen,  mit  den   zum  Widerstände  gegen 
die    französischen    Gewaltmaßregeln    geneigten    Mächten,    dem    Kaiser, 
Spanien  und  Holland,  in  Verbindung  zu  treten.     Dagegen  näherte  sich 
der  König  von  Dänemark  wieder  dem  Kurfürsten,  er  gab  über  sein  Ver- 
hältnis zu  Schweden  beruhigende  Erklärungen  ab,  behauptete,  durch  die 
Verhandlungen    in    Paris   demselben    dort    nur   den  Rang   ablaufen    zu 
wollen,  und  zeigte  sich,  als  der  Kurfürst  für  die  Seeexpedition,  welche 
er   im  Sommer  1680   gegen   Spanien    aussandte,    von    ihm   wenigstens 
passive  Unterstützung  erbat,  sehr  entgegenkommend.     Der  Kurfürst  hat 
ihm  dann,  als  zu  Ende  dieses  Jahres  Ludwig  XIV.  mit  ihm  wegen  einer 
noch    engeren  Verbindung  gegen   die  Mächte,    welche   seiner  Reunions- 
politik  feindlich  entgegentreten  wollten,  verhandeln  ließ,  Mitteilung  von 
diesen  Verhandlungen  und  von  den  Ursachen,  welche  ihn  zum  Eingehen 
auf  dieselben  bestimmten,  gemacht   und  ihn  aufgefordert,  sich  ihm  an- 
zuschließen und  gemeinsam  mit  ihm  wegen  eines  Bündnisses  mit  Frank- 
reich zu  verhandeln.     Christian  erklärte  sich  zustimmend  und  teilte  mit, 
daß  er  den  neuen  Gesandten,   welchen  er  damals  nach  Paris  geschickt 
hatte,  Meyercron,  beauftragt  habe,  Hand  in  Hand  mit  dem  Gesandten 
des  Kurfürsten,  Span  heim,  dort  die  Verhandlungen  zu  führen.     Doch 
zeigte  die  Art  und  Weise,  wie  Meyercron  sich  bei  diesen  Verhandlungen 

")  S.  Recueil  des  Instructions  XIII,  S.  XXXVIII. 


532  Einleitung. 

benahm,  daß  die  Versieberangen  des  Königs  nicht  aufrichtig  waren,  daß 
man  dinischerseits  doch  noch  immer  an  der  Verbindung  mit  Schweden« 
obwohl  dieses  mehr  und  mehr  eine  der  französischen  Politik  feindliche 
Haltungeinnahm,  festhalten  wollte.  Das  weitere  Umsichgreifen  Ludwigs XIV. 
hat  bei  Christian  lebhafte  Besorgnisse  erregt,  insbesondere  hat  die  Ein- 
nahme von  Straßburg  den  übelsten  Eindruck  auf  ihn  gemacht  Er  ließ 
die  Unterhandlungen  in  Paris  einstellen,  schickte  einen  Gesandten  nach 
Wien,  um  mit  dem  kaiserlichen  Hofe  Verbindungen  anzuknüpfen  und 
die  dortigen  Verhältnisse  zu  erkunden,  er  hat  so  bei  den  Gegnern  Frank- 
reichs die  Hoffnung  erweckt,  daß  er  dem  gegen  dieses  gerichteten 
Assoziationsvertrage,  welchen  Schweden  im  Oktober  1681  'mit  den 
ßeneralstaaten  abgeschlossen  hatte  und  dem  auch  der  Kaiser  und  Spanien 
beigetreten  waren,  ebenfalls  beitreten  werde.  Doch  sachte  nun  Ludwig  XIV. 
dem  entgegenzuwirken  und  ihn  auf  seine  Seite  herüberzuziehen.  Er 
ließ1)  ihm  im  Dezember  1681  durch  seinen  Gesandten  in  Kopenhagen, 
Martangis,  ein  Bündnis  antragen,  stellte  ihm  Subsidien,  Unterstützung 
der  Ansprüche,  welche  Dänemark  ebenso  wie  Brandenburg  vom  vorigen 
Kriege  her  wegen  rückständiger  Subsidien  an  Spanien  und  Holland  iu 
erheben  hatte,  und  anderweitige  Vorteile  in  Aussicht.  Auf  die  Nachricht 
davon  und  daß  man  am  dänischen  Hofe  noch  unschlüssig  sei,  ob  man 
auf  diese  Anerbietungen  eingehen  solle  oder  nicht,  griff  auch  der  Kur- 
fürst, der  eben  damals  die  neue  Allianz  mit  Frankreich  abgeschlossen 
hatte,  ein.  Er  schickte  Ende  Januar  1682  seinen  Hofrat  Fuchs,  einen 
der  wenigen  Räte,  welche  damals  in  seine  Politik  eingeweiht  waren, 
nach  Kopenhagen  und  ließ  durch  ihn  dem  König  vorstellen,  wie 
aussichtslos  und  verderblich  der  von  dem  Kaiser  und  dessen  Bundes- 
genossen beabsichtigte  Krieg  gegen  Frankreich,  wie  viel  vorteilhafter  es 
dagegen  sein  werde,  wenn  das  Reich  auf  die  vor  kurzem  von  Frankreich 
in  Regensburg  gestellton  Bedingungen  eingehen  und  Frieden  schließen 
werde,  wie  zweideutig  und  verdächtig  die  Haltung  Schwedens  sei,  und 
ihn  auffordern,  sich  von  Schweden  loszusagen  und  mit  ihm  und  Frank- 
reich gemeinsame  Sache  zu  machen.  Fuchs'  Sendung  hatte  den  günstigsten 
Erfolg,  Christian  V.  und  seine  Minister  erklärten  sich  durchaus  mit  dem 
Kurfürsten  einverstanden,  versprachen  die  Verbindung  mit  Schweden 
aufzugeben  und  gemeinsam  mit  dem  Kurfürsten  in  Bündnis  mit  Frank- 
reich  zu   treten.     Darauf  sind    wirklich    die  Verhandlungen   Dänemarks 

')  S.  Recueil  des  Instructions  XIII,  S.  3Gff. 


Einleitung.  533 

einerseits  mit  dem  Kurfürsten  und  andererseits  mit  Frankreich  in  Fluß 
gekommen.  Schon  am  10.  Februar  1682  wurde  in  Berlin  ein  neues 
Defensivbündnis1)  zwischen  Dänemark  und  Brandenburg  unterzeichnet, 
längere  Zeit  dauerten  die  Verhandlungen  mit  Frankreich,  endlich  aber 
am  25.  März  kamen  auch  diese  zum  Abschluß.  In  dem  an  diesem 
Tage  zu  Kopenhagen  unterzeichneten  Allianzvertrage  *)  verpflichtete  sich 
Dänemark,  für  die  Herstellung  des  Friedens  mit  dem  Reiche  zu  wirken 
und  im  Falle  es  doch  zum  Kriege  kommen  sollte,  Frankreich  mit 
16000  Mann  Hilfe  zu  leisten,  wogegen  ihm  von  diesem  gleiche  Hilfe, 
wenn  es  angegriffen  werden  sollte,  und  Subsidien  (im  Frieden  200000, 
wenn  es  zum  Kriege  kommen  sollte,  350000  Rtlr.  jährlich)  zugesagt  und 
die  von  Frankreich  in  Anspruch  genommenen  oberherrlichen  Rechte  auf 
Jever  abgetreten  wurden.  Im  Juni  1682  fand  dann  zu  Itzehoe  eine 
persönliche  Zusammenkunft  des  Kurfürsten  mit  Christian  V.  statt,  auf 
welcher  eine  Reihe  von  Fragen,  welche  durch  die  so  neugestalteten  Ver- 
hältnisse hervorgerufen  waren,  erörtert  und  ein  vollständiges  Einverständnis 
zwischen  ihnen  erzielt  wurde.  In  dem  neuen,  dort  am  18.  Juni  ab- 
geschlossenen Vertrage')  wurden  namentlich  Maßregeln  vereinbart,  durch 
welche  beide  das  Zustandekommen  des  Friedens  des  Reiches  mit  Frank- 
reich befördern  und,  falls  es  trotzdem  zum  Bruch  kommen  sollte,  sich 
gegen  die  Gegner  desselben  schützen  wollten,  und  zugleich  verabredet, 
sich  beiderseits  zu  bemühen,  von  Frankreich  als  Ersatz  für  die  zu  diesem 
Zwecke  aufgewendeten  Kosten  Antizipation  der  Kriegssubsidien  zu  er- 
wirken. 

Die  im  folgenden  aus  den  Akten  des  Geheimen  Staatsarchivs  in 
Berlin  mitgeteilten  Schriftstücke  veranschaulichen  den  hier  kurz  skizzierten 
Verlauf  der  Beziehungen  des  Kurfürsten  zu  Dänemark  bis  zu  dieser 
neuen  engen  Verbindung  beider  und  die  weitere  Entwickelung  derselben 
bis  zum  Herbst  1684.  Aus  dieser  späteren  Zeit  möge  hier  nur  noch 
ein  Punkt  hervorgehoben  werden.  Die  Verbindung  beider  Mächte  hat 
bald  eine  aggressive  Tendenz  erhalten,  welche  sich  gegen  Schweden 
richtete.  Am  20.  Juni  1682  hatte  Graf  Waldeck  als  Bevollmächtigter 
der  durch  seine  Bemühungen  in  nähere  Verbindung  mit  einander 
getretenen    kleineren   Stände   des    fränkischen   und  des  oberrheinischen 

>)  S.  v.  MGrner,  S.  428f. 

*)  S.  Recueil  des  Instructions  XIII,  S.  XL;  Reedtz,  Repertoire  historique 
et  chronolosrique  des  traites  conclus  par  Ja  couronne  de  Dannemarc,  S.  138  ff. 
3;  S.  v.  MGrner,  S.  718ff. 


534  Einleitung. 

Kreises  mit  dem  Kaiser  die  sogenannte  Laxenburger  Allianz  abgeschlossen, 
in  welcher  zur  Aufrechterhältuug  des  Mönsterschen  und  des  Nim  wegischen 
Friedens  sowie  znr  Sicherung  der  verletzten  oder  bedrohten  Reichs- 
grenzen die  Aufstellung  von  drei  Heeren  am  Ober-,  Mittel-  und  Nieder- 
rhein und  die  Heranziehung  anderer  Reichsstände  zu  dieser  Röstung 
verabredet  wurde.  Bald  darauf  verbreitete  sich  die  Nachricht,1)  daß  in 
Schweden  Vorbereitungen  getroffen  würden,  um  eine  größere  Truppen- 
macht nach  den  deutschen  Provinzen  der  Krone  überzusetzen.  Ebenso 
wie  die  erstere  Maßregel  kriegerische  Absichten  gegen  Frankreich  verriet, 
mußte  auch  die  zweite  als  eine  Bedrohung  der  mit  Frankreich  ver- 
bündeten oder  einverstandenen  Reichstände,  besonders  Brandenburgs,  und 
auch  des  mit  diesem  verbündeten  Dänemark,  angesehen  werden,  der 
Kurfürst  und  König  Christian  V.  haben  daher  sofort  unter  sich  und  mit 
Frankreich  über  Anstalten  zur  Verhinderung  eines  solchen  Transportes 
schwedischer  Truppen  verhandelt  und  haben  dabei  sehr  lebhaft  den 
Plan  erörtert,  diesen  durch  einen  gemeinsamen  Angriff  gegen  Schweden 
zu  vereiteln  und  dabei  demselben  seine  deutschen  Besitzungen  und  wo- 
möglich auch  Schonen  wieder  zu  entreißen.  Doch  hat  auch  dabei  der 
Kurfürst  im  Gegensatz  zu  dem  sehr  kriegslustigen  Könige  von  Dänemark 
große  Vorsicht  und  Behutsamkeit  gezeigt.  Er  hat  wieder  die  Ausfuhrung 
des  Unternehmens  abhängig  gemacht  von  der  Unterstützung  Frankreichs 
und  womöglich  auch  der  braunschweigischen  Herzoge.  Anfangs,  als 
Ludwig  XIV.  sich  dazu  bereit  zeigte,  die  letzteren  aber  nicht  auf  die 
«an  sie  gestellten  Forderungen  eingehen  wollten,  war  er  entschlossen, 
zuerst  diese  gewaltsam  niederzuwerfen  und  dann  Schweden  anzugreifen. 
Als  sich  aber  bald  darauf  zeigte,  daß  man  in  Frankreich  anderen  Sinnes 
geworden  war,  oder  vielmehr,1)  daß  die  früheren  Erklärungen  von  dort 
her  nicht  ehrlich  gewesen  waren,  und  als  zugleich  die  Türkengefahr  das 
Reich  bedrohte,  da  erklärte  er,  daß  unter  diesen  Umständen  weder  ein 
Angriff  gegen  Schweden  noch  gegen  die  Braunschweiger  unternommen 
werden  könne,  er  hat  sich  nun  aber  bemüht,  die  letzteren  zu  einer  Ver- 
ständigung mit  ihm  und  mit  Dänemark  und  zur  Teilnahme  an  dem 
geplanten  Unternehmen  gegen  Schweden  zu  bewegen.  Als  aber  diese 
Versuche  erfolglos  blieben    und   sich    ebensowenig  Aussicht  zeigte,  daß 

*)  Sie  findet  sich  zuerst  in  der  Relation  F.V.Brandts  vom  2./ 12.  September 
1682.     S.  unten. 

2)  S.  die  Instruktion  für  den  als  Nachfolger  Martangis'  nach  Dänemark  geschickten 
Villars  vom  6.  Mai  U>83  (Uecueil  des  Instructions  XIII,  S.  43 ff.). 


Einleitung.  535 

Frankreich  auf  die  von  ihm  verlangte  Weise  ein  solches  Unternehmen 
unterstützen  werde,  hat  er  dasselbe  ganzlich  aufgegeben  und  die  Unter- 
handlungen darüber  abgebrochen.  Durch  die  Langmut  aber,  welche  er 
bei  den  Verhandlungen  mit  den  braunschweigischen  Herzogen  zeigte, 
und  durch  seine  Bemühungen,  die  Eriegslust  des  Königs  von  Dänemark 
zu  zügeln,  hat  er  erreicht,  daß  es  auch  mit  jenem  Fürstenhause  nicht 
zum  Bruch  gekommen  ist,  ihm  gebührt  daher  das  Verdienst,  in  jener 
Zeit,  in  welcher  das  Reich  im  Westen  von  Frankreich,  im  Osten  von 
den  Türken  bedroht  war,  im  Norden  den  Frieden  störende  Verwickelungen 
abgehalten  zu  haben. 

Wie  schon  bemerkt,  hat  der  Kurfürst  nach  der  Abberufung 
v.  Crockows  und  Christoph  v.  Brandts  zu  Ende  des  Jahres  1679  die 
Besorgung  seiner  Geschäfte  am  dänischen  Hofe  in  den  folgenden  Jahren 
dem  jüngeren  Bruder  des  letzteren,  Friedrich  v.  Brandt,  der  schon 
seit  1670  als  sein  Resident  dort  tätig  war,  zunächst  in  derselben  Stellung, 
seit  Juni  1682  als  Envoye,  überlassen.  Dessen  Berichte,  ferner  die 
zahlreichen  Schreiben,  welche  König  Christian  und  der  Kurfürst  selbst 
auch  in  dieser  Zeit  gewechselt  haben,  bilden  den  Hauptteil  der  nach- 
folgenden Publikation.  Die  wichtigsten  Verhandlungen  sind  aber  weder 
v.  Brandt,  noch  den  dänischen  Gesandten,  welche  sich  in  dieser  Zeit 
am  brandenburgischen  Hofe  aufgehalten  haben,  v.  Buchwald,  Lincker 
und  v.  Gabel,  anvertraut  worden,  sondern  dazu  sind  von  beiden  Fürsten 
Personen,  denen  sie  besonderes  Vertrauen  schenkten,  von  dem  Kurfürsten 
Fuchs  und  Meinders,  von  dem  dänischen  Könige  der  jetzt  unter  dem 
Namen  v.  Ehrenschild  geadelte  Staatsrat  Biermann  verwendet  worden, 
deren  Berichte  sowie  die  Protokolle  der  mit  ihnen  geführten  Ver- 
handlungen besonderes  Interesse  beanspruchen  dürfen. 


536  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 


Chr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Pinneberg 
25.  Juli/ [4.  August]  1679. 

[Besichtigung  der  Festungswerke  von  Hamburg  durch  den  Konig,    Vermutung  iber 

dessen  Absichten.] 

4.  Aug.  Gestern  früh  ist»)  der  Kon  ig  in  Begleitung  von  Hahn  und  Wedel  vor 

das  Altonaische  Tor  zu  Hamburg,  als  selbiges  wegen  der  Konvokation  der 
Bürgerschaft  verschlossen  war,  geritten.  Er  hat  erst  gefragt,  ob  er  hinein- 
kommen könnte,  und  als  ihm  solches  abgeschlagen,  ist  er  von  diesem  Tore  bi> 
an  das  Dammtor  dicht  auf  der  Kontreeskarpe  herumgeritten,  hat,  ohne  daß  ihn 
jemand  angesprochen,  die  ganze  Fortifikation  besichtigt,  ist  auch  wieder  so 
zurückgeritten,  hat  mit  den  Arbeitern,  welche  das  Außen  werk  vor  dem  Altonwr 
Tor  demolieren,  gesprochen  und  ist  von  ihnen  erkannt  worden.  Sobald  der 
König  zurück  war,  hat  er  es  ihm  umständlich  erzählt  und  gesagt,  weil  er  sonst 
hier  nichts  zu  tun  hätte,  müßte  er  allerhand  Zeitvertreib  suchen,  es  gehen  aber 
allerhand  Diskurse  davon.  Er  glaubt  nicht,  daß  es  auf  eine  Belagerang  abgeseha 
ist,  sondern  daß  Hahn  und  Wedel  dadurch  den  Hamburgern  Furcht  einjaget 
und  sie  per  obliquum  obligieren  wollen,  ihnen  ad  avertendam  obsidionem  heimlich 
die  Hände  zu  schmieren,  er  wird  aber  Achtung  geben,  ob  nicht  etwa  wider 
Hamburg  ein  Dessein  gefaßt  ist.2) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Pinneberg 

26.  September/ [6.  Oktober]   1679. 

[Mitteilungen  des  Königs  über  seine  Absichten  gegen  Hamburg,    Hoffnung  desielb« 
auf  Unterstützung  durch  den  Kf.] 

6.  Okt.  Gestern  nachmittag  ließ  ihn  der  König8)  zu  sich  fordern  und  beauftragte 

ihn,  dem  Kf.  zu  berichten,  daß  er  zwar  entschlossen  sei  und  alle  Anstalt  diu 

')  S.  Pufendorf  1.  XVII,  §  92  (S.  1371).  Vgl.  über  dieses  Unternehmen  KOnif 
Christians  gegen  Hamburg  Allen,  Histoirc  de  Danemarc,  traduite  par  BeauvoisH, 
S.  1*24:  (Jallois,  Geschichte  der  Stadt  Hamburg,  S.  316ff. 

*)  Auch  31.  Juli/  10.  August  1671)  schreibt  er,  es  scheine  nicht,  daß  man  wider 
Hamburg  etwas  Hauptsächliches  vorhabe,  sondern  daß  man  der  Stadt  nur  ein  GeM- 
kompliment  für  die  Armee  machen  wolle.  Wedel  sähe  zwar  gern,  daß  der  Künif 
Miene  machte,  als  ob  er  die  Stadt  belagern  wollte,  die  Hamburger  aber  würden  wc-W 
wissen,  daß  die  Armee  zu  einer  Belagerung  nicht  stark  genug  ist  und  daß  auch  & 
Herzöge  von  Braunschweig  es  nicht   zugeben  würden. 

3)  An  seinen  Bruder  Christoph  v.  Braudt  schreibt  er  an  demselben  Tif*: 
„Gleich  itzo   kommt  der  Konig   wieder  anhero   und   ist  diesen  ganzen  Morgen  **• 


Das  Unternehmen  gegen  Hamburg.  537 

gemacht  habe,  Hamburg  formaliter  zu  belagern,  er  hoffe  aber,  die  Stadt  werde 
es  zu  solcher  Extremität  nicht  kommen  lassen,  sondern  sich  zu  der  Huldigung, 
wie  sie  sie  seit  mehr  als  200  Jahren  bei  seiner  Vorfahren  Zeiten  getan  hätte, 
verstehen.  Er  beabsichtige  durchaus  nicht,  die  Stadt  zu  ruinieren  oder  ihren 
Handel  zu  schwächen,  sondern  er  begehre  von  ihr  nur  Respekt  und  Treue, 
damit  seine  Feinde  dort  kein  receptaculum,  wie  eine  Zeit  her  geschehen,  hätten. 
Er  hoffe,  Rf.  werde  ihm  dabei  hilfliche  Hand,  besonders  gegen  das  Haus  Lüne- 
burg, wenn  dieses  der  Stadt  beistehen  sollte,  leisten.  Er  fragte  ihn  auch,  ob 
Kf.  wegen  der  kaiserlichen  Assignationsgelder ')  mit  der  Stadt  schon  richtig 
wäre,  und  erbot  sich,  die  Summe  so  hoch  zu  treiben,  wie  nur  Kf.  es  begehren 
würde. 


D.  v.  Alefeldt  und  H.  Meier2)  an  den  Kurfürsten.  D.  Schönebeck 
24.  September/ [4.  Oktober]  1679. 

[Absicht  des  Königs,  gegen  Hamburg  mit  Gewalt  vorzugehen.    Verlangen,  daß  Kf. 

ihm  Hilfe  leiste.] 

Da  die  Stadt  Hamburg  nicht  nur  sich  der  Schuldigkeit,  womit  sie  seit  4.  Okt 
vielen  Jahrhunderten  den  Königen  von  Dänemark  verhaftet  gewesen,  refractarie 
entzogen,  sondern  auch  sonst  gegen  den  König  und  Kf.  sich  eine  geraume  Zeit 
sehr  widrig  bezeigt  hat  und  zu  fürchten  ist,  daß  sie  nicht  nur  damit  fortfahren, 
sondern,  wenn  das  Vergangene  ungeahndet  bleiben  sollte,  ihr  Hochmut  sich  noch 
vermehren  dürfte,  so  hält  der  König  für  nötig,  dem  Kf.  die  Beschaffenheit  dieser 
Sache  vorzustellen  und  sein  Sentiment  zu  vernehmen,  ob  er  nicht  sich  der 
jetzigen  Konjunkturen  bedienen  und  die  Stadt  mit  gesamter  Macht  zur  raison 
bringen  solle.  Sie  beide  sind  noch  in  konsiderabler  Armatur  begriffen,  außer 
von  dem  Hause  Lüneburg  ist  keine  sonderbare  Opposition  zu  besorgen,  in 
Frankreich  hat  man  sich  bereits  dahin  erklärt,  daß  man  außer  dem  Punkt  des 
Quartierwesens    (welchen  der  König  dem  geschlossenen  Traktat  gemäß  zu  den 

gewesen,  um  die  Stadt  Hamburg  zu  recognosciren.  ich  habe  schon  en  passant,  weil 
er  mich  zu  sich  gerufen,  mit  ihm  geredet  und  ihm  des  Schüzens  Negociation  zu 
Hamburg  hinterbracht,  welches  dem  Könige  sehr  mißfället,  und  sehe  ich  wohl,  daß 
man  sich  nicht  getrauet,  die  Belagerung  ohne  Sr.  Cbf.  D.  Assistenz  oder  zum  wenigsten 
ohne  Ihr  Gutfinden  vorzunehmen,  denn  der  König  sagte  zu  mir:  „Wann  der  Chur- 
fürst  nur  will,  so  soll  es  sich  wohl  schicken",  und  Hahn  bäte  mich,  Sr.  Cbf.  D.  diese 
Sache  zu  recommendiren." 

»)  S.  l'rk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  406 ff.;  Prutz,  Analekten  zur  Geschichte  des 
Großen  Kurfürsten   (Forsch,  zur  brandenburg.  und  preuß.  Geschichte  XII),  S.  239  ff. 

*)  König  Christian  beglaubigt  (d.  Kopenhagen  9./ 10.  September  1679)  den 
Kriegsrat  Hermann  Meyer,  der  nebst  Ahlefei  dt  dem  Kf.  einiges  vortragen  solle. 
S.  über  die  Verhandlungen  mit  denselben  Pufendorfl.  XVII,  §  93  (S.  1372). 


538  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

von  dem  König  von  Frankreich  vorgeschlagenen  gütlichen  Handlungen  aas- 
gestellt sein  lassen  will)  sich  in  die  übrigen  Streitigkeiten  mit  Hamburg  keines- 
wegs mischen,  sondern  dem  König  darin  in  allem  beförderlich  sein  wolle.  Sollte 
Kf.  Bedenken  tragen,  »ich  jetzt  wider  Hamburg  direkt  zu  engagieren  und  die 
widrigen  Bezeugungen  der  Stadt  selbst  stracks  mitzuahnden,  so  hofft  der  König 
doch,  daß  Kf.  ihm  in  einer  so  billigen  Sache  assistieren  und  ihm,  wenn  nicht 
seine  ganze  Macht,  doch  wenigstens  ein  Korps  von  4000  Mann  zu  Fuß  und 
2000  zu  Pferde  samt  zugehöriger  Artillerie  zu  Hilfe  schicken  und  den  Rest 
zum  Succurs  und  zur  Reserve,  falls  man  sich  in  der  Nachbarschaft  opponieren 
sollte,  an  einem  bequemen  Ort  an  der  Grenze  postieren  werde. 

Da  die  Jahreszeit  keinen  langen  Aufschub  leiden  will,  so  bittet  der  König 
um  sofortigen  Bescheid.  Derselbe  beabsichtigt  nicht  die  Stadt  gänzlich  zu 
subjugieren  oder  um  ihre  Wohlfahrt  und  hergebrachte  Immunität  zu  bringen, 
sondern  sich  mit  dem  zu  begnügen,  was  sie  seinen  Vorfahren  geleistet  hat, 
und  darunter  ohne  vertrauliche  Kommunikation  mit  Kf.  nichts  vorzunehmen, 
er  hofft  auch,  daß,  wenn  Kf.  ihn  durch  seine  Beihilfe  und  Autorität  zu  unter- 
stützen geneigt  sein  wird,  die  Sache  in  der  Güte  wird  abgetan  werden  können. 

Sie  bitten  wegen  besagter  wirklicher  Konjunktion  um  eine  schriftliche 
Resolution. 


Resolution  des  Kurfftrsten  auf  das  Memorial  v.  Alefeldts 
und  Meiers.     D.  Schönbeck  26.  September/ [6.  Oktober]  1679. 

[Mahnung  zu  vorsichtigem  Verhalten,  vor  allem  sich  zuerst  der  Billigung  des  Unter- 
nehmens seitens  Frankreichs  zu  vergewissern.] 

6.  Okt.  —  S.  Chf.  D.  erkennen  gar  wohl  die  Gerechtigkeit  I.  K.  May.  Praeten- 

sionen  wider  die  Stadt,  Sie  verlangen  auch  nichts  mehr,  als  daß  I.  K.  May. 
desfalls  auf  eine  oder  andere  Wege  vollkommene  Satisfaction  erhalten, 
und  seind  erbötig,  Ihro  darunter  alle  möglichste  Assistenz  zu  leisten. 
Dabeneben  erinneren  Sie  sich  gar  wohl,  wie  übel  sich  bishero  oftbesagte 
Stadt  comportiret,  wie  sie  Sr.  Chf.  D.  selber  allerhand  Verdruß  und 
Widerwärtigkeit  verursachet,  auch  dabei  noch  bis  jetzige  Stunde  con- 
tinuiret,  und  wünschen  S.  Chf.  D.  nicht  mehr,  als  daß  nebst  I.  K.  May.  Sie 
sich  rechtschaffen  an  dieselbe  rächen  möchten,  Sie  finden  aber  vor  allen 
Dingen  geraten,  hierunter  behutsamb  und  sicher  zu  gehen  und  nicht 
etwas  vorzunehmen,  so  man  nicht  ausführen  oder  wodurch  Ir.  K.  May. 
und  Sr.  Chf.  D.  gloire  und  reputation  einigen  Stoß  leiden  könnte.  Das 
einzige  und  fürnembste,  worauf  nach  Ihrer  Meinunge  zu  reflectiren,  ist, 
ob  Franckreich   dabei  stille  sitzen  und  sich  dieses  Werkes  nicht  an- 


Resolution  des  Kf.  auf  das  Anbringen  Ahlefelds  und  Meiers.  539 

nehmen,  sondern  conniviren  werde,  dann  es  außer  allem  Widersprechen 
ist,  wann  Franckreich  sich  in  einige  Wege  der  Stadt  annehmen  wollte, 
daß  man  alsdann  nichtes  ausrichten,  sondern  mit  Disreputation  und 
Schaden  alles  würde  müssen  stehen  lassen.  Die  Ursache  dessen  ist  nicht 
alleine  die  jetzige  Macht  von  Franckreich,  sondern  weil  der  Keyser  und 
alle  Stände  in  Teutschland,  insonderheit  das  Haus  Lünenburg,  mit 
dazue  concurriren  und  den  König  in  Franckreich  dazue  animiren  und 
hulfliche  Hand  bieten  würden.  I.  K.  May.  vermeinen  zwar,  daß  Sie 
desfalls  einige  Erklärunge  von  Franckreich  erhalten,  S.  Chf.  D.  aber 
finden  dieselbe  sehr  general  und  daß  sie  vielmehr  auf  gütliche  officia 
als  auf  eine  gewaltsame  Execution  gedeutet  werden  könne,  weshalb 
S.  Chf.  D.  nötig  erachten,  daß  I.  K.  May.  dem  Könige  in  Franckreich 
nude  und  offenherzig  ihre  Vorhaben  vorstellen  lassen  und  eine  deutliche 
Erklärunge  darauf  einholen.  Was  S.  Chf.  D.  desfalls  bereits  an  ihren 
Ministrum  zue  Paris  Meinders  geschrieben,1)  davon  haben  Sie  denen 
Königl.  Ministris  copiam  erteilen  lassen.  Erfolget  darauf  eine  solche 
Antwort,  wie  S.  Chf.  D.  dieselbe  wünschen  und  verlangen,  so  wollen  Sie 
alles,  ja  ein  mehres  mit  Schickunge  Volkes,  Stücke  und  Munition  tuen, 
als  was  I.  K.  May.  begehren  werden  —  wi dr igen f alles  aber  und  da 
Franckreich  sich  vor  der  Stadt  erklären  und  dem  Werk  zuwieder  sein 
sollte,  können  S.  Chf.  D.  Ihrer  K.  May.  nimmermehr  raten,  sich  dahin  zu 
engagiren. 

Der  Zeitraum  von  etwa  drei  Wochen  kann  nachher  leicht  repariert  werden, 
außerdem  sind  noch  viele  praeparatoria  nötig.  Inzwischen  rat  er,  das  Vorhaben 
so  geheim  wie  möglich  zu  halten,  auch  er  wird  dieses  tun. 


D.  v.  Alefeldt  und  H.  Meier  an  den  Kurfürsten.    D.  Schönebeck 
26.  September  st.  vet.  1679. 

[Bitte,  dem   König  vorläufig  einen  Teil  der  kurfürstl.  Artillerie  zu  überlassen   und 
eine  Einmischung  des  Hauses  Braunschweig  zu  verhindern.] 

Da  bis  zu  der  in  der  Resolution  des  Kf.  auf  ihr  Memorial  bedingungsweise  6.  Okt. 
zugesagten  absoluten  Deklarierung  der  gesuchten   wirklichen  Konjunktion  der 
Waffen  die  Intention  des  Königs  merklich  befördert  werden  könnte,  wenn  Kf. 

')  S.  das  Reskript  an  M.  vom  22.  September/  2.  Oktober  1670  oben  S.  371  f. 


540  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1670—1684. 

demselben,  wo  nicht  die  ganze,  doch  wenigstens  einen  guten  Teil  seiner  Artillerie 
nebst  den  dazu  gehörigen  Bedienten,  Feuerwerkern  auch  Materialien  gegen  eine 
billige  Ersetzung  überlassen  und  inzwischen  seine  Armee  auf  den  Grenzen 
so  postieren  wollte,  daß  dem  Hause  Braunschweig- Lüneburg  dadurch 
Ombrage  gegeben  und  dasselbe  dadurch  von  Feindseligkeiten  gegen  den  König 
zurückgehalten  werden  möge,  so  ersuchen  sie  Kf.  um  gewierige  Resolution 
deswegen.  Sollte  dieses  nicht  sofort  bewilligt  oder  effektuiert  werden  können, 
so  ersuchen  sie  Kf.,  wenn  der  König  trotzdem  auf  eine  und  andere  Weise 
Hamburg  zur  raison  zu  bringen  sich  gemüßigt  befinden  sollte,  gegen  minniglich 
und  besonders  gegen  das  Haus  Braunschweig- Lüneburg  öffentlich  zu  erklären, 
daß,  falls  dieses  oder  andere  sich  dem  Vorhaben  des  Königs  widersetzen  und 
deshalb  zu  Tätlichkeiten  schreiten  sollten,  er  dem  König  dagegen  kräftig  die 
Hand  zu  bieten  und  wirklich  zu  assistieren  verbunden  sein  würde. 

Sie  fragen  zugleich  an,  ob  Kf.  geneigt  sein  sollte,  dem  König  einige  von 
seinen  in  der  Nähe  befindlichen  Truppen  per  verum  vel  simulatum  contractum 
zu  überlassen  oder  zu  leihen. 


Resolution   des   Kurfürsten  auf  das  andere   Memorial. 
D.  Schönebeck  27.  September/[7.  Oktober]  1679. 

[Schwierigkeit  des  Transportes  der  Artillerie.    Bedingte  Zusage  weiterer  Hilfeleistung. 
Nochmalige  Mahnung  zur  Vorsicht.] 

7.  Okt  Wegen  der  Artillerie  ist  er  geneigt,  dem  Könige  damit  gegen  billige  Er- 

setzung an  die  Hand  zu  gehen,  er  findet  aber  große  Schwierigkeit  wie  dieselbe 
wird  dorthin  gebracht  werden  können.  Zu  Wasser,  die  Elbe  hinunter,  kann  es 
nicht  sein,  weil  man  die  mecklenburgischen,  lüneburgischen  und  lauenburgischen 
Zollstädte  Boitzenburg.  Dömitz,  Lauenburg,  Schnackenburg  und  Hitzscher  passieren 
muß  und  besonders  die  Lüneburger  sie  nicht  vorbeilassen  werden.  Zu  Lande 
wurde  es  viel  kosten,  und  maßte  man  damit  durch  das  Mecklenburgische,  wo 
die  Lüneburger  noch  liegen,  man  müßte  also  einen  starken  Convoy  dabei  haben. 

WTegen  Postierung  der  Trappen  will  er.  wenn  es  wirklich  zu  Tätlichkeiten 
kommen  sollte,  seine  meisten  diesseits  der  Oder  befindlichen  Truppen  nach  der 
Elbe  und  den  Grenzen  marschieren  lassen  und  sie  so  postieren,  daß  die  Benach- 
barten einige  Reflexion  darauf  machen  sollen.  Er  erklärt  ferner,  wenn  Frank- 
reich aus  dem  Spiel  bleiben  und  einer  der  Benachbarten  den  König  angreifen 
sollte,  ohne  daß  dieser  ihn  vorher  attackiert  hätte,  dem  Könige  als  aggresso 
contra  aggressorem  alle  kräftige  Assistenz  leisten  zu  wollen. 

Zu  Überlassung  einiger  Truppen  an  den  König  ist  er  auch  nicht  abgeneigt, 
er  wird  deswegen  und  wegen  der  Artillerie  mit  dem  General-Feldmarschall 
Dörflinger  sprechen  und  sich  dann  weiter  erklären. 

Er  ersucht  den  König  aber  nochmals,  sich  in  diesem  hochwichtigen  Werke 
nicht  zu  präzipitieren,  sondern  sich  vor  allem  Frankreichs  zu  versichern. 


Weitere  Resolution  des  Kf.     Oble  Aussichten  für  das  Unternehmen.       541 

Chr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Hamburg 
27.  September/[7.  Oktober]  1679. 

[Besorgnis,  daß  das  Unternehmen   gegen  Hamburg   einen   üblen  Ausgang   nehmen 

wird.    Unzulänglichkeit  der  dänischen  Streitkräfte.    Einmischung  des  Herzogs  von 

Celle.    Verhalten  der  französischen  Gesandten.] 

Er  ist  noch  immer  krank,  da  aber  diese  Stadt  in  wenigen  Tagen  berennet  7.  Okt. 
werden  durfte,  so  muß  er  aus  der  Not  eine  Tagend  und  sich  davon  machen 
und  gedenkt  morgen  nach  Pinneberg  zn  gehen. 

Er  hat  sich,  als  der  König  vor  einigen  Wochen  die  Werke  von  Hamburg 
besichtigte,1)  nicht  einbilden  können,  daß  derselbe  wirklich  die  Belagerung  von 
Hamburg  unternehmen  werde,  kann  auch  noch  nicht  einsehen,  wie  er  seinen 
Zweck  erreichen,  und  fürchtet,  daß  er  Schimpf  und  Schaden  davon  haben  werde. 
Man  gibt  zwar  vor,  30000  Mann  z.  F.  und  7000  Reiter  sollten  zur  Belagerung 
verwendet  werden,  Fußvolk  aber  sind  nur  14  000  Mann  wirklich  verfügbar.  Die 
Weitläufigkeiten,  die  dieses  Vorhaben  verursachen  wird,  tun  sich  auch  schon 
hervor,  da  der  Herzog  von  Celle  sich  öffentlich  der  Stadt  annimmt  und  sein 
Kanzler  Schütz  die  Verhandlungen  soweit  getrieben  hat,  daß  schon  heute 
einige  lüneburgische  Truppen  hier  erwartet  werden.  Der  Herzog  und  die  Stadt 
sind  so  weit  miteinander  eins,  daß  ersterer  während  der  Belagerung  zu  Harburg 
residieren  und  der  Stadt  so  viel  Volk,  als  sie  immer  nötig  haben  wird,  zn  Hilfe 
schicken  will.  Er  glaubt  daher  nicht,  daß  der  Herzog  von  Ploen,  den  der 
König  zum  Herzog  von  Celle  geschickt,  etwas  Nutzliches  ausrichten  wird. 
Von  England,  Schweden  und  Holland  ist  zwar  bei  jetzigen  Konjunkturen  kein 
Hindernis  zu  befürchten,  es  ist  aber  sehr  fraglich,  was  Frankreich  dazu  sagen 
wird.  Die  hiesigen  französischen  Gesandten  Graf  Reben ac  und  Baron  Biedall 
stecken  mit  den  cellischen  Ministern  und  dem  Magistrat  die  Köpfe  zusammen 
und  ratschlagen,  wie  die  Stadt  zu  konservieren  sei. 


Chr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Pinneberg 
29.  September/[9.  Oktober]  1679. 

[Rat,   die  brandenburgische  Armee   in    das  Mecklenburgische   einrücken  zu  lassen. 
Verhalten  der  braunschweigischen  Herzoge.] 

Die  Sachen  stehen  so,  daß  es  ebenso  leicht  zur  Ruptur  mit  Lüneburg  wie  9.  Okt. 
zur   Belagerung  von  Hamburg   kommen   könnte,   oder  wenn   es   zu  gütlichen 


»)  S.  oben  S.  536. 


542  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Traktaten  kommt,  so  wird  die  Sache  sich  eine  geraume  Zeit  hinziehen.  Daher 
und  da  jetzt  alle  interessierende  Parteien  auf  Kf.  große  Reflexion  machen, 
konnte  dieser  mit  seiner  ganzen  Armee  in  das  Mecklenburgische  rücken,  daselbst 
Quartier  nehmen  und  so  seine  Kriegskasse  erklecklich  soulagieren.  Da  er  mut- 
maßt, daß  Kf.  sich  nicht  so  weit  in  die  Sache  engagieren  wird,  als  es  der  Konig 
begehrt,  so  könnte  Kf.  dem  letzteren  unter  der  Hand  die  Versicherung  geben 
lassen,  daß  derselbe  von  seinem  Marsch  und  der  Beziehung  der  mecklenburgischen 
Quartiere  keine  Ombrage  zu  nehmen  habe,  und  gegen  Proteste  des  Kaisers,  des 
niedersächsischen  Kreisobersten  und  der  Herzoge  von  Mecklenburg  könnte  er 
einwenden,  daß  er,  weil  sich  dieser  Orten  neue  motus  ereigneten,  bei  der  Hand 
sein  und  zum  rechten  sehen  müßte,  in  medio  lassend,  für  welche  Partei  er  sich 
zu  erklären  beabsichtige.  Hindernisse  wird  er  nicht  finden,  denn  der  Herzog 
von  Celle  hat  sich  soweit  mit  Hamburg  engagiert,  daß  er  Kf.  nicht  sauer  an- 
sehen darf,  er  hat  auch  schon  seine  Truppen  unter  Gen.-Major  Enten  aus 
Mecklenburg  nach  den  Vierlanden  gezogen.  Kf.  hat  auch  auf  das  Haus  Lüneburg 
um  so  weniger  zu  reflektieren,  als  dessen  Minister  hier  fast  anzüglicher  Weise 
die  Jalousie  ihrer  Fürsten  gegen  Kf.  zum  Vorwand  gebraucht  und  vorgegeben 
haben,  dieselben  hätten,  da  sie  dem  Kf.  nicht  trauten,  ihre  Truppen  zusammen- 
ziehen und  unter  Hamburg  legen  müssen,  während  sie  dieses  doch  offenbar  nur 
Hamburg  zu  Gefallen  getan  haben.  Doch  wird  Kf.  sich  mit  diesem  Marsch 
beeilen  müssen;  seiner  lnterposition  könnte  er,  wenn  seine  Armee  in  der  Nähe 
ist,  desto  mehr  Nachdruck  verleihen. 


Ohr.  u.  Fr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     1).  Pinneberg 
3./ [13.]    Oktober   1679. 

[Zufriedenheit  des  Königs  mit  der  Resolution  des  Kf.     Stand  der  Hamburger 

Angelegenheit.] 

13.  Okt.  Der  König  hat  ihnen  seine  große  Zufriedenheit  mit  der  von  Meier  über- 

brachten Resolution  des  Kf.  und  seine  Hoffnung,  daß  auch  der  König  von 
Frankreich  ihm  nicht  in  den  Weg  treten  werde,  aussprechen  lassen  und  sie 
beauftragt,  dem  Kf.  dafür  zu  danken  und  ihn  zu  versichern,  daß  er  dessen 
hochvernünftigem  und  wohlgemeintem  Rat  nachleben  und  seine  Sache  so  zu 
führen  gedenke,  daß  Kf.  Ursache  haben  sollte,  seiner  generösen  und  aufrichtigen 
Resolution  wirklichen  Nachdruck  zu  geben. 

Was  die  hamburgische  Sache  für  einen  Ausschlag  nehmen  wird,  kann  man 
noch  nicht  absehen.  Die  königliche  Armee  steht  nun  im  Lager  ungefähr  eine 
halbe  Meile  von  der  Stadt,  alle  Infanterie  und  Artillerie,  die  von  Kopenhagen 
zu  Kiel  angelangt  ist,  geht  dorthin,  und  der  König  wartet  auch  mit  Ungeduld 
auf  die  Ankunft  des  Vizeadmirals  Bielcke  auf  der  Elbe,  um  dann  zu  Wasser 


Verhalten  der  Herzoge  von  Lüneburg.  543 

etwas  wider  die  Stadt  zu  tentieren.  Durch  die  Bemühungen  des  Herzogs  von 
Ploen  ist  es  so  weit  gekommen,  daß  die  gesamten  lüneburgischen  Herzoge 
dem  Könige  ihre  Interposition  angetragen  haben,  daß  derselbe  sie  acceptiert 
hat  und  daß  die  Herzoge  die  weiteren  nach  Hamburg  im  Anzug  befindlichen 
Truppen  vorläufig  kontremandiert  haben,  die  braunschweigischen  Minister 
Hammerstein,  Groot  und  Heimburg  sind  auch  heute  schon  hier  angelangt. 
Die  Hamburger  aber  scheinen  nicht  geneigt  zu  sein,  auf  des  Königs  Forderungen 
einzugehen. 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Potstam 
5./15.  Oktober  1679.1) 

[Feindseliges  Verhalten  der  Herzoge  von  Lüneburg.] 

Ich  habe  nicht  sonder  Befrembdunge  vernommen,  was  abermalen  15.  Okt. 
zwischen  Ew.  Königl.  May.  und  dem  Fürstl.  Hause  Lunenburg  passiret. 
—  Gegen  mir  betraget  sich  erwähntes  Fürstl.  Haus  nicht  besser,  denn 
wie  ich*)  unlängst  bei  ßraunschweig-Hannover  umb  einen  unschäd- 
lichen Durchmarch  vor  zwei  Regimenter  zue  Fuße,  welche  von  Minden  nach 
Magdeburg  zu  marchiren  beordert  gewesen,  angesuchet,  haben  des  Her- 
zogen Ld.  zwar  anfangs  denselben  zugestanden  und  Geissei  begehret, 
wie  aber  dieselbe  geschicket  und  die  Regimenter  bereits  bis  an  die 
Grenzen  marchiret,  haben  Sie  es  plat  abgeschlagen  und  die  Regimenter 
vermocht,  wieder  nach  Minden  zurücke  zu  kehren.  Ew.  Königl.  May. 
werden  unschwer  ermessen,  daß  ich  solches  nicht  wenig  empfunden, 
wesshalb  ich  dann  auch  meinen  Ober- Wachtmeister  von  der  Guarde*) 
dahin  zu  schicken  und  cathegorische  Antwort  von  des  Hertzogen   Ld., 

»)  Kf.  beauftragt  (d.  Potstam  5./ 15.  Oktober  1679)  Chr.  v.  Brandt,  dieses 
Schreiben  dem  König  zu  übergeben  und  ihm  anzuzeigen,  daß  er  dessen  Vorhaben, 
seine  Prätension  auf  Hamburg  eine  Zeitlang  zu  suspendieren  und  auf  das  Haus 
Lüneburg  loszugehen,  nicht  mißbilligen  könne,  zumal  derselbe  in  dem  Vorhaben 
gegen  Hamburg  von  den  meisten  Potentaten  troubliert  werden,  des  Hauses  Lüneburg 
aber,  da  es  jedermann  choquiert  habe,  wohl  niemand  sich  annehmen  werde.  Es 
müßte  aber  die  hamburgische  von  der  lüneburgischen  Sache  separiert  werden,  der 
König  würde  gut  tun,  die  erstere  auf  unparteiische  Mediatoren  auszustellen,  dann 
würden  der  Kaiser,  das  Reich  und  auch  Frankreich  aus  dem  Spiel  gehalten  werden. 
S.  Pufendorf  1.  XVII,  §  95  (S.  1373f.). 

3)  S.  über  diesen  Zwischenfall  unten  Abschnitt  V. 

*)  v.  Gören. 


544  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

ob  Sie  die  Regimenter  durchlassen  wollen  oder  nicht,  zu  begehren  ent- 
schlossen bin.  Sollten  Sie  sich  dessen  abermahlen  weigeren,  so  werde  ich 
den  Durchmarch  par  force  suchen,  habe  auch  bereits  meinen  Truppen 
überall  Ordre  erteilet,  sich  zu  moviren  und  gegen  der  Elbe  zu 
marchiren.1)  — 


König  Christian  V.  an  den  Kurfürsten.     D.  Pennenberg 

7./[17.]  Oktober  1679. 

[Günstige  Erklärung  des  Königs  von  Frankreich.     Bitte  um  Hilfe  gegen  die  braun- 

schweigischen  Herzoge.] 

17.  Okt.  Nachdem  er  dem  König  von  Frankreich  durch  seinen  dortigen  Minister 

sein  Dessein,  Hamburg  zur  Huldigung  und  Satisfaktion  zu  bringen,  mitteilen 
lassen,  hat  Pomp onne  darauf  erklärt,  daß  sein  König  sich  keineswegs  in  solche 
Sache  meslieren  werde.  Weil  dadurch  die  größte  Diffikultät,  welche  dem  Kf. 
bei  diesem  Werk  vorgekommen,  gehoben  ist,  die  Stadt  aber  bei  ihrer  Wider- 
setzlichkeit verharrt,  vornehmlich  auf  die  von  dem  Hause  Lüneburg  gesandte 
und  ferner  versprochene  Assistenz  sich  verlassend,  ersucht  er  Kf.,  bei  diesem 
Hause  durch  nachdrückliche  Vorstellungen  und  Deklarationen  es  dahin  zu  bringen, 
daß  es  sich  der  Stadt  nicht  weiter  annehme  und  ihm  in  seiner  Prätension 
hinderlich  sei,  wenn  dieses  aber  nichts  verfangen  sollte,  ihm  bei  dieser  wichtigen 
Okkasion  Assistenz  zu  leisten,  dazu  seine  Truppen  anmarschieren  und  an  der 
Elbe  an  einem  solchen  Ort  sich  postieren  zu  lassen,  der  den  lüneburgischen 
Landen  am  nächsten  gelegen  sein  und  den  Herzogen  die  meiste  Ombrage  geben 
könnte. 


Könifj;  Christian  V.  an  den  Kurfürsten.     1).  Pinnenberjj; 
10./[L>0.]Oktol>er   167!). 

[Auf  das  Schreiben   vom   f>./15.  Oktober   und   die  Mitteilungen   der  Minister  des  Kf. 

Das  Verhalten   der  braunschweigischen   Herzoge.     Empfang  des   Schreibens   des  Kf. 

vom  23.  August.     Billigung  des  Friedensschlusses  desselben  mit  Frankreich.] 

20.  Okt.  Die  Herzoge  von  Lüneburg    beharren    bei    ihrer   unleidlichen  Konduite, 

haben    noch  weitere  Truppen  nach  Hamburg  geschickt    und  ihm  solche  Dinge 

')  Kf.  teilt  (d.  Potsdam  G./Uu  Oktober  lG7i»)  dem  Könige  mit,  daß  er  auf  die 
Nachricht,  daß  das  gesamte  kurfürstliche  und  fürstliche  Haus  Sachsen  in  kurzem 
eine  Zusammenkunft  zu  Dresden  halten  und  daß  auch  das  Haus  Lüneburg  dorthin 
Gesandte  schicken  wolle,  v.  Ahlefeld  vermocht  habe,  zu  K.  Sachsen  nach  Leipzig  zu 
reisen,  um  dieses  Werk  womöglich  zu  divertieren.  König  Christian  erklärt  sich 
(d.  Pinneberg  14./24.  Oktober  1679)  damit  einverstanden. 


Hilfegesuch  gegen  die  braunschweigischen  Herzoge.  545 

proponieren  lassen,  die  seinen  rechtmäßigen  Prätensionen  ganz  zuwiderlaufen. 
Er  hat  ihren  Raten  seine  letzte  Meinung  wegen  der  Huldigung  zu  vernehmen 
gegeben,  sollte  die  Stadt  sich  dem  nicht  fügen,  so  ist  er  entschlossen,  die  Ver- 
handlungen ganz  aufzuheben  und  an  Kf.  einen  Expressen  abzufertigen,  um 
dessen  Meinung  wie,  wann  und  wo  die  Operation  gegen  das  Haus  Lüneburg 
anzustellen  sei,  zu  vernehmen.1) 

Inzwischen  hab  ich  auch  aus  Ew.  Durchl.  und  Ld.  Schreiben  vom 
23.  verwichenen  Monats  Augusti,*)  so  ich  erst  vor  wenig  Tagen  empfangen, 
die  Ursachen  und  Motiven,  so  dieselbe  unlängst  bewogen,  mit  Frank- 
reich zum  Schluß  zu  eilen,  der  Länge  nach  vernommen,  und  wie  ich  an 
Ew.  Durchl.  und  Ld.  aufrichtigen  Affection  und  Freundschaft  gegen  mich 
niemahln  gezweifelt,  also  ist  billig  höchlich  zu  beklagen,  daß  wegen  der 
fürgefallenen  schädlichen  Veränderungen  und  Abgang  der  übrigen  Alliirten 
die  sonsten  wohlgefassete  gesambte  mesures  nicht  haben  zum  beständigen 
Effect  gebracht,  noch  das  fürgesetzte  heilsame  Ziel  erreichet  werden 
können.  Wobei  wir  dennoch  beiderseits  diesen  Trost  haben,  daß  wir 
die  gemeine  Sache  bis  auf  das  äußerste  mit  allen  Kräften  unterstützet 
und  an  denen  schädliche  Eonsequentzen,  welche  die  von  den  anderen 
Confoederirten  gepflogene  separate  consilia  und  genommene  resolutiones 
künftig  nach  sich  ziehen  dürften,  entschuldiget  sein  werden.  — 


Instruktion3)  für  L.  G.  v.  Crockow  und  Christoph 

und  Friedrieh  v.  Brandt  zu  der  Verrichtung  am  dänischen  Hofe. 

D.  Potsdam  15./[25.]  Oktober  1679.     (Conc.  v.  Crockow.) 

[Anerbieten  der  Vermittlung  des  Kf.   in  dem    dänisch  -  hamburgischen    Streite,   die 
Intentionen  des  Kf.  dabei.    Erledigung  seiner  Forderung  an  Hamburg,  weiterer  Auftrag 

an  den  Herzog  von  Celle.] 

Cr.  hat  sich  förderlichst  an  den  dänischen  Hof  zn  begeben,  sich  dort  mit  25.  Okt. 
den  Brüdern  v.  Brandt  zu  besprechen,  ihnen  diese  Instruktion  mitzuteilen  und 

')  Chr.  v.  Brandt  meldet  9./19.  Oktober,  er  habe  das  Schreiben  des  Kf.  dem 
Könige  überreicht,  aber  aus  dessen  Äußerungen  und  anderen  Indizien  erkannt,  daß 
man  dort  in  der  Güte  aus  der  Sache  kommen  mochte,  und  er  rät  Kf.,  in  seiner 
Brouillerie  mit  Hannover  danach  seine  mesures  zu  nehmen  und  sich  nicht  zu  sehr 
auf  Dänemark  zu  verlassen. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt  XVIII,  S.  389 ff. 

')  Kf.  teilt  (d.  Potsdam  13./23.  Oktober  1679)  dem  Oberpräsidenten  und  den 
Geheimen  Räten  seine  Absicht,  sich  ebenfalls  in  der  Hamburger  Angelegenheit  zu 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  35 


MG 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  lfi79— 1684. 


mit  ihnen  zu  Überlegen,  wie  das  ihnen  kommittierte  negotium  am  besten  an- 
zugreifen sei.  In  der  Audienz  bei  dem  Könige  und  den  etwa  mit  dessen 
ministris  abzuhaltenden  Konferenzen  haben  sie  mitzuteilen,  Bt  habe  mit  Freuden 
vernommen,  da  Li  der  König  in  der  Hamburger  Angelegenheit  sich  zu  gütlicher 
Handlung  und  billigmäßigeii  condiüones  verstehen  wolle,  und  biete,  nachdem 
er  vernommen,  daß  schon  der  Herzog  von  Celle  seine  Vermittlung  in  dieser 
Sache  angeboten  und  der  Konig  sie  unter  gewissen  Bedingungen  ungenornnten 
habe,  ebenfalls  seine  Vermittlung  an.  Sie  sollen  sieh  erkundigen^  was  der 
Konig  von  der  Stadt  verlange  und  was  für  officia  er  vom  Kf.  dabei  angewandt 
wissen  wolle,  darauf  soll  Crockow  sich  nach  Hamburg  und  nachher  zu  den 
Herzogen  von  Braun  schweig  begeben,  den  etwaigen  Traktaten  beiwohnen 
und  aller  Orten  so  negotiiereu,  wie  es  zu  des  Königs  Besten  und  zu  Erhebung 
eines  für  denselben  glorieuseu  Aceommodeinents  gereichen  würde,  die  v.  Brandt 
dagegen  sollen  bei  dem  Konig  bleiben,  sie  sollen  aber  fleißig  miteinander 
korrespondieren  und  ihre  negotiationes  so  einrichten«  daß  des  Kf,  Intention 
erreicht  werde.     Diese  geht  hauptsächlich  dahin : 

1.  daß  diese  weit  aussehende  Sache  gütlich  beigelegt  werde, 

2.  daß  der  König  mit  Reputation  aus  derselben  komme  und  Ursache  habe> 
mit  seiner  Konduite  zufrieden  zu  sein, 

3.  zu  verhüten,  daß  es  zu  keinen  Tätlichkeiten  komme, 

4.  wenn  solche  vorgekommen  sein  sollten,  daß  sie  eingestellt  würden, 

ö.  daß  sobald  wie  möglich  gütliche  Traktaten  vorgenommen  und  zn  Ende 
gebracht  würden, 

ö,  daß  Hamburg  von  allen  Beteiligten  ermahnt  and  obligiert  würde,  dem 
Kf,  das,  wozu  es  sich  verbunden,  zu  leisten. 

Sie  haben  mit  allen  Posten,  auch  im  Notfall  durch  Expresse,  den  Zustand 
der  Sachen  und  den  Verlauf  ihrer  Negotiation  m  berichten. 


Ncheninätmkttun  für  v.  Crockow  von  demselben  Datum« 


Wenn  er  in  Dänemark  das,  was  ihm  anbefohlen  ist,  angebracht  und  darauf 
Resolution  erhalten  hat,  soll  er  sich  mich  Hamburg  begeben,  dort  eine 
Deputation  vom  Kate  begehren  und  demselben  anzeigen,  daß  Kf,,  obwohl  die 
Konduite  der  Stadt  gegen  ihn  ihm  Fug  genug  gebe,  die  jetzigen  Konjunkturen 
zu  benutzen,  um  die  Stadt  zu  billiger  Satisfaktion  und  lndemnisierung  zu 
nötigen,  dennoch  seine  Vorsorge  dahin  gerichtet  hatte,  wie  sie  von  den  an- 
drohenden Extremitäten  gerettet  und  vermittelst  einer  billigen  Satisfaktion  wieder 
mit  dem  König  ausgesöhnt  werden  mochte.  Er  biete  auch  der  Stadt  seine 
Interposition  an  und  habe  Cr,  aufgetragen,  derselben  seinen  Rat  au  erteilen  und 


inUrponieren  und  daau  v.  Crockow  und  die  beiden  *.  Brandt  zu  verwenden,  mit 
und  beauftragt  sie,  eine  Insiruktion  und  die  Kreditive  für  dieselben  zu  entwerfen 
und  ihm  zuzuschicken*     Vgl.  Pufendorf  1.  XVII,  (90  (S.  1374), 


Instruktion  für  v,  Crocko«  and  die  *•  Brandt. 


bei  den  Traktaten  sich  zu  bemühen,  daß  nebst  des  Königs  Satisfaktion  auch  die 
Stadt  konserviert  bleibe.  Er  rate  ihr,  es  nicht  auf  die  Extremitäten  ankommen 
zu  lassen  v  und  auch  Cr.  hat  ihnen  alle  Motive,  weiche  Zeit  und  Gelegenheit  an 
Hand  geben  werden,  so  vorzustellen,  daß  sie  dadurch  bewogen  werden,  dem 
Konig  eine  raison  nable  Satisfaktion  zu  geben.  Dabei  bat  er  der  Stadt  auch  die 
Rechtmäßigkeit  der  Forderung  des  Kf,  *)  an  sie  vorzustellen  und  darauf  zu 
bestehen,  daß  sie  ihm  die  Schuld,  so  wie  er  sich  zufetzt  erklärt  hat.  ohne 
weiteren  Verzug  noch  vor  dem  Vergleich  mit  dem  Könige  abtrage.  Wenn  die 
Stadt  auch  seine  Vermittlung  aceeptiert  hat  hat  er  sich  zn  dem  Herzog  von 
Celle  zu  verfugen  und  bei  ihm  wie  auch  bei  seinem  Bruder  und  Vetter,  wenn 
diese  sich  bei  ihm  befinden,  anzubringen,  Kf.  hatte  gern  vernommen,  daß  sie 
sich  die  gütliche  Schlichtung  der  Streitigkeiten  zwischen  dem  König  von  Däne- 
mark und  der  Stadt  Hamburg  angelegen  sein  ließen,  er  habe  die  gleiche  Absicht, 
wolle  bei  der  Vermittlung  konkurrieren  und  habe,  nachdem  diese  von  dem 
König  und  der  Stadt  angenommen  worden,  ihn  zu  ihnen  abgeschickt,  um  von 
ihnen  zu  vernehmen,  auf  was  für  eondiiiones  der  Vergleich  zu  treffen,  und  mit 
ihren  ministris  zu  konzertieren,  wie  die  Sache  zu  inkaminieren  sei.  Dabei  hat 
er  alle  Wege  dahin  zu  sehen,  daß  sie  sich  darin  mit  ihm  einigen,  daß  der  Ver- 
gleich nicht  anders  als  mit  des  Königs  von  Dänemark  Reputation  und  Advantage 
gemacht  werde,  und  er  hat  zu  erinnern,  daß  die  Stadt  von  den  Herzogen  nicht 
in  ihrer  Halsstarrigkeit  wegen  Befriedigung  des  K£  gestärkt,  sondern  zur 
Leistung  ihrer  Schuldigkeit  ermahnt  werde.  Sollte  es  dann  zu  einem  Kongreß 
kommen,  so  hat  er  an  demselben  teilzunehmen  und  sich  zu  bemühen,  daß  ein 
dem  Könige  reputierlicher  und  annehmlicher  Vergleich  gemacht  werde,  "Was 
die  Konditionen  anbetrifft,  so  wird  die  Zeit  selbst  an  die  Hand  geben,  wie  weit 
darin  zu  kommen  sein  wird.  Kf.  hält  nicht  für  unbillig,  daß  die  Stadt  dem 
Kon  ige  den  seinem  Großvater  geleisteten  Homagialeid  ebenfalls  leiste,  sollte 
aber  dieses  nicht  zu  erlangen  sein,  so  bat  er  darauf  zu  sehen,  daß  die  Traktaten 
nicht  ganzlich  abgebrochen,  sondern  die  Beilegung  dieser  Differenz  auf  ander- 
weitige Traktaten  oder  andere  gütliche  Mittel  ausgesetzt  werde. 

Auch  soll  er  dem  Herzog  von  Celle  hinterbringen.  Kf,  hatte  mit  nicht 
geringer  Befremdung  vernommen,*)  daß  derselbe  die  Gen.  Staaten  ersucht  hätte. 
im  Fall  Kf.  mit  dem  Konig  von  Dänemark  seine  Waffen  konjungieren  und  er 
mit  ins  Spiel  geraten  sollte,  ihm  zu  assistieren.  Kf.  wisse  nicht,  wodurch  er 
veranlaßt  worden  wäre,  nicht  allein  selbst  eine  so  widrige  Impression  von  ihm 
zu  fassen,  sondern  auch  die  Gen.  Staaten  in  die  gleiche  Ümbrage  zu  setzen, 
und  er  bitte,  ihm  im  Vertrauen  mitzuteilen,  was  ihn  dazu  bewogen,  er  hoffe, 
df*r  Herzog  werde  vielmehr  suchen,  das  gute  Vertrauen  iwischen  ihm  und  dem 
Staat  zu  erhalten. 


i)  S,  oben  S.  530, 

*)  S,  das  Memorial  t.  Grote's  vom  26,  Oktober/ 5,  November  und  die  Resolution 
des  Kf.  darauf  vum  27.  Oktober  /  6,  November  1679  unten  Abschnitt  V. 


35» 


548  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Chr.  und  Fr.  v.  Brandt  an  den  KiirfÖrsten.     D.  Pinneberg 
20./ [30.]  Oktober  1679. 

[Zufriedenheit  des  Königs  mit  der  von  Kf.  dem  braunschweigischen  Gesandten 
erteilten  Resolution.    Stand  der  Hamburger  Angelegenheit] 

30.  Okt.  Der  König  und  dessen  Minister  haben  sich  mit  der  Resolution,  welche 

Kf.  dem  braunschweigischen  Gesandten  erteilt,1)  sehr  zufrieden  bezeugt,  sie 
bekannten  mit  Dank,  daß  der  König  es  allein  der  Gontenance  des  Kf.  zu- 
schreiben würde,  wenn  sich  Hamburg  zum  Ziel  legte,  denn,  wenn  die  braun- 
schweigischen Minister  ihrem  Vorgeben  nach  der  Stadt  hart  zuredeten,  so 
geschehe  es  gewiß  nur,  weil  die  Herzoge  fürchteten,  Kf.  könnte  mit  in  das 
Spiel  geraten  und  ihnen  den  letzten  niedersächsischen  Kreisschluß  gesegnen. 
Der  König  stellte  es  auch  dem  Kf.  frei,  ob  er  hier  die  braunschweigische 
Mediation  sekundieren  wollte,  Kf.  würde  doch  wissen,  wie  wenig  Ursache  man 
hätte,  auf  die  Herzoge,  namentlich  den  von  Gelle,  gutes  Vertrauen  zu  setzen. 

Mit  der  hamburgischen  Sache  steht  es  jetzt  so:  Da  man  über  das 
hamburgische  Projekt  nicht  hat  eins  werden  können,  so  hat  man  dänischerseits 
beschlossen,  die  Sache  in  statu  quo  zu  lassen  und  darüber  mit  der  Stadt  einen 
provisionalen  Interimsrezeß  aufzurichten,  wonach  eines  jeden  jura  et  praetensiones 
salvae  et  integrae  bleiben  und  man  sich  hernach  bemühen  solle,  die  Sache  durch 
einen  gütlichen  Vergleich  oder  per  viam  juris  zu  Ende  zu  bringen.  Daneben 
aber  begehrt  der  König,  daß  die  Stadt  per  deputatos  ihm  einige  Submission 
erweise  und  ihm  loco  satisfactionis  wegen  erwiesener  Insolentien  und  zugefügten 
Schadens  5  Tonnen  Goldes  zahle.  Mit  diesem  Vorschlage  sind  die  braun- 
schweigischen Minister  nach  Hamburg  gereist. 

P.  S.  Hier  wird  viel  von  des  Kf.  Marsch  nach  dem  Mecklenburgischen 
geredet,  man  hat  aber  keine  Gewißheit  davon. 


Chr.  und  Fr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Hamburg 
21./ [31.]  Oktober  1679. 

[Aussicht  auf  gütliche  Beilegung  der  Hamburger  Angelegenheit     Zweifel,  ob  Kf.  auf 
Hilfe  von  Dänemark  gegen  die  braunschweigischen  Herzoge  werde  rechnen  können.] 

31.  Okt.  Sie  sind  gestern   einer  Einladung  des  Feldmarschalleutnants  Wedel  nach 

dem  Lager   gefolgt    und    haben    hier    übernachtet.     Hier  haben  sie  durch  den 
Herzog  von  Ploen  erfahren,  daß  die  Sache  zwischen  dem  Könige  und  der  Stadt 

J)  Kf.  hatte  11./21.  Oktober  1G79  den  v.  Brandt  das  Anbringen  v.  Grote's  und 
seine  darauf  erteilte  Resolution  (s.  S.  547)  zur  Mitteilung  an  den  König  zugesandt 


Aussicht  auf  gütliche  Beilegung  des  Streites  mit  Hamburg.  549 

abgetan,  letztere  auf  die  Vorschläge  des  Königs  eingegangen  sei  and  daß  es 
sich  nur  noch  an  der  von  diesem  geforderten  Geldsamme  stoße. 

Der  König  hat  zwar  große  Last,  den  Herzog  von  Celle  anzugreifen,  die 
Minister  sind  aber  alle  dagegen  und  haben  es  schon  so  weit  gebracht,  daß  der 
König  gegen  sie  wegen  der  Magazine  und  der  Subsistenz  der  Truppen  Diffikultät 
macht  und  behauptet,  dieselben  mußten  verlegt  und  refraichiert  werden.  So  lange 
die  hamburgische  Sache  nocht  nicht  ganz  abgetan  ist,  können  die  Truppen  des 
Kf.  im  Mecklenburgischen  ohne  alle  Gefahr  stehen  bleiben,  wenn  aber  der  König 
nach  Kopenhagen  und  die  Truppen  nach  den  Quartieren  gehen  sollten,  so  wird 
Kf.  selbst  urteilen,  was  ihm  am  zuträglichsten  ist.  Da  sie  aus  Meinders' 
Relation1)  ersehen,  daß  der  König  von  Frankreich  sehr  ungern  sehen  wurde, 
wenn  aus  der  hamburgischen  Sache  ein  Krieg  mit  dem  Hause  Braunschweig 
entstände,  und  ihnen  bekannt  ist,  wie  sehr  Kf.  auf  Frankreich  reflektiert,  so 
haben  sie  Bedenken  getragen,  ohne  besonderen  Befehl  den  König  gegen  das 
Haus  Braunschweig,  namentlich  den  Herzog  von  Celle,  aufzureizen.  Man  hat 
bisher  hier  immer  erklärt,  wenn  Kf.  wegen  seines  Einröckens  ins  Mecklenburgische 
mit  diesen  in  Streit  geraten  sollte,  ihm  mit  aller  force  zur  Seite  treten  zu 
wollen,  und  gerühmt,  was  des  Kf.  bloßer  Name  in  dieser  Sache  dem  Könige  für 
Vorteil  gebracht,  wenn  derselbe  aber  von  dieser  Sache  debarassiert  sein  sollte, 
wissen  sie  nicht,  ob  dann  der  Dank  ebenso  groß  sein  wird  wie  jetzt. 


L.  G.  v.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Pinneberg 
23.  Oktober/[2.  November]  1679. 

[Audienz  beim  Konig.    Konferenz  mit  dem  Reichskanzler,  Aussicht  auf  gütliche  Bei- 
legung der  Hamburger  Angelegenheit.] 

Er  ist  am  17.  abends  von  Berlin  abgereist  und  am  21.  mittags  hier  an-  2.  Not. 
gekommen.  Obwohl  er  durch  die  bald  nach  ihm  von  Hamburg  hergekommenen 
v.  Brandt  und  auch  sonst  vernommen,  daß  der  Vergleich  zwischen  dem  König 
und  der  Stadt  Hamburg  schon  weit  avanciert  und  gleichsam  auf  dem  Schluß 
stände,  indem  der  punctus  homagii  zu  künftiger  rechtlicher  Entscheidung  oder 
gütlichem  Vergleich  durch  einen  lnterims-Rezeß  ausgesetzt,  aber  verglichen 
sei,  daß  die  Stadt  dem  König  mittelst  einer  Deputation  hier  ohne  Solennität 
eine  Submission  tun  und  als  Satisfaktion  eine  Geldsumme,  über  deren  Höhe  man 
sich  aber  noch  nicht  geeinigt,  zahlen  solle,  hat  er  doch  bei  dem  König  um 
Audienz  nachgesucht  und  dieselbe  nebst  den  v.  Brandt  am  folgenden  Tage  er- 
balten. Der  König  dankte  für  den  Gruß  des  Kf.,  versicherte,  daß  ihm  keine 
Interposition  angenehmer  sei  als  die  seinige,  verwies  sie  im  übrigen  an  den 


»)  S.  oben  S.  373. 


550 


IV*.  Brandenburg  und  Danemark  167 $—1664. 


Reichskanzler.  Bei  diesem  haben  sie  beute  Audienz  gehabt,  er  teilte  ihnen 
mit,  der  König  hatte  von  Anfang  an  nur  die  Absicht  gehabt,  die  Stadt  zur 
Leistung  des  schuldigen  homagii  und  einer  billigmäui^en  Satisfaktion  für  ver- 
ursachten Schaden  und  Unkosten  und  zu  einer  Versicherung,  seinen  Feinden 
keinen  Vorschub  zu  leisten,  durch  Ostontation  der  Waffen  und  gütliche  Traktaten 
zu  bewegen,  inmittelst  bitte  sich  das  Haus  Lüneburg  der  Sache  angenommen, 
die  Stadt  in  ihrer  Opimatretät  gestärkt  und  die  Sache,  sehr  diffizil  gemacht. 
doch  hätte  man  ein  Expedient  beliebt,  der  Interims-Rezefl  wäre  völlig  ajustiert. 
auch  die  tennin i  des  Kompliments,  welches  die  Stadt  machen  solle,  der  Reichs* 
marschall  r.  Korbitz  und  Graf  Anton  wären  in  der  Stadt,  um  die  Sache 
vollends  zn  ajustieren.  Sollte  dabei  noch  etwas  zu  tun  sein,  so  wurde  der 
König  gern  die  guten  Dienste  des  Kurfürsten  annehmen,  zumal  da  das  Haus 
Lüneburg  sich  so  partial  für  die  Stadt  zeigte*  Der  König  hätte  wohl  Ursache 
gehabt,  dessen  officia  zu  rekusieren,  da  es  sich  gleichsam  zur  Partei  gemacht 
und  Truppen  nach  Hamburg  geworfen  habe,  er  habe  es  aber,  um  alle  "Weiterungen 
zu  verhüten,  übersehen  wollen.  Auch  von  anderen  Potentaten,  als  Frankreich, 
England  und  Holland,  seien  ihm  mediationes  angeboten,  er  hätte  sie  aber  bonis 
moilis  dekliniert,  nur  den  Comte  de  Reben ac  hätte  er  nicht  ganz  daraus  halten 
kennen,  obwohl  er  gesehen,  daß  derselbe  sich  ganz  partialisch  bezeigt  und  seine 
Konduite  mit  Pomponne's  Versicherungen  gar  nicht  übereinkomme.  Man  erwarte 
i4i  null  ich  die  Rückkehr  der  dänischen  ministri,  und  werde  der  König  ihn  dann 
mit  einer  ferneren  Resolution  versehen. 

Die  mmistri  sind  soeben  zurückgekehrt,  es  scheint  noch  nicht  alles  richtig 
zu  sein,  doch  ist  zu  vermuten,  daü  es  zu  einem  Vergleiche  kommen  wird.1) 


L.  G.  v.  Crockow  an  den  Kurfßrsten.     D.  Hamburg 
29.  Oktober/[8.  November]  1679. 

[Einigung  der  Vermittler  mit  den  dänischen  Ministem,   weitere  Verhandlungen   mit 

den  Hamburgern.] 

8.  Nov.  Nachdem  die  Stadt  Hamburg  sich   vorgestern  erboten,  die  dem   Könige 

zu  zahlende  Summe  auf  200001»  Kttr,  zu  erhöhen  und  der  Königin  ein  Präsent 
von  etwa  10000  Rtir.  zu  geben,  ist  ihnen  von  den  Mediatoren  angezeigt  worden, 
daß  sie  in  allem   220000  Rtlr.   geben   müßten.     Obwohl  sich   die   Deputierten 

')  Cr,  berichtet  aus  Hamburg  27»  Oktober  /  6.  November  167:>,  da  sich  das 
Accomraodement  verzögert,  so  habe  er  sich  hierher  begeben,  sei  auf  geschehene 
Xotiiikaliou  von  dem  kaiserlichen  Residenten»  den  Itine burgischen  Ministem  und 
FUbenac  besucht  worden,  habe  auch  mit  den  Deputierten  der  Stadt  eine  Konferenz 
gehalten.  Man  könne  sich  nur  über  den  Geldpunkt  nicht  einigen,  doch  hoffe  er, 
MI  man  sich  beiderseits  zum  Ziel  leg^n  werde. 


Verhandlungen  über  die  Hamburger  Angelegenheit  551 

dazu  nicht  verstehen  wollten,  ist  ihnen  doch  angedeutet  worden,  daß  die 
Mediatoren  ein  solches  offerieren  wurden.  Rebenac,  die  lüneburgischen 
Minister  und  er  sind  darauf  nach  Pinneberg  gereist,  haben  mit  den  danischen 
ministris  konferiert  und  es  dahin  gebracht,  daß  die  Stadt  220000  Rtlr.  und  der 
Konigin  ein  ansehnliches  Präsent  geben  und  eine  Obligation  von  40000  Rtlr., 
welche  der  König  a.  57  von  der  Stadt  aufgenommen,  zurückgeben  solle.  Obwohl 
sie  von  der  Stadt  dazn  nicht  bevollmächtigt  gewesen,  wird  diese  sich  doch  des- 
selben nicht  entbrechen  können.  Wegen  der  Sorten  und  Termine  ist  es  noch 
nicht  adjustiert  und  ist  deswegen  v.  Heimburg  dort  geblieben,  die  andern  sind 
hierher  gereist,  um  es  der  Stadt  zu  proponieren.  Übermorgen  sollen  die  Depu- 
tierten der  Stadt  dem  König  eine  Submission  in  verabredeten  terminis  bezeugen. 
Er  hofft,  die  Stadt  werde  keine  Diffikultät  machen,  dem  Kf.  125000  Rtlr. 
zu  zahlen. 


L.  G.  v.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Hamburg 
31.  Oktober/ 10.  November  1679. 

[Verständigung  mit  den  Hamburgern.    Aussicht,  daß  Kf.  die  geforderte  Summe 
erhalten  werde.    Unfreundliches  Verbalten  Rebenacs.] 

Die  Deputierten  der  Stadt  haben  erst  große  Schwierigkeiten  gemacht,  die  10.  Nov. 
von  ihnen  verabredeten  Bedingungen  anzunehmen.  Er  bat  ihnen  aber  sehr 
ernstlich  vorgestellt,  was  für  Ungelegenheit  und  Schaden  sie  sich  zuziehen 
würden,  wenn  die  Traktaten  nicht  geschlossen  werden  sollten,  ebenso  haben 
ihnen  die  lüneburgischen  und  französischen  ministri  zugesprochen,  so  haben  sie 
endlich  das  beiliegende  Projekt  angenommen  und  nur  bedungen,  daß  der  Artikel 
betreffend  die  Obligation  anf  40000  Rtlr.  aus  dem  Traktat  gelassen  werde,  aber 
versprochen,  sie  morgen  bei  der  Audienz  zurückzugeben.  Morgen  werden  die 
Deputierten  der  Stadt  hinauskommen  und  ihr  Kompliment  ablegen,  er  wird  dann 
seinen  Abschied  nehmen  und  er  hofft,  den  Herzog  von  Celle  noch  in  Harburg 
zu  finden. 

Wegen  der  Prätension  des  Kf.  an  Hamburg  hat  er  noch  keine  formelle 
Antwort  erhalten,  er  zweifelt  aber  nicht,  daß  Kf.  125000  Rtlr.  bekommen  wird. 
Graf  Rebenac  hat  dabei  gar  keine  guten  officia  getan,  sondern  sich  recht  widrig 
bezeigt.  Gestern  wiederholte  er  mehrmals,  er  sehe  wohl,  wenn  Cr.  darauf  be- 
stände, werde  die  Stadt  es  wohl  tun  müssen,  es  wäre  aber  des  Königs  Sache 
und  werde  diesen  sensiblement  touchieren,  wenn  man  die  Stadt  über  die  von 
demselben  gut  gefundene  Summe  von  100000  Rtlr.  zu  noch  mehr  konstringieren 
würde.  Er  hat  sich  aber  nicht  daran  gekehrt,  sondern  hat  ihm  geantwortet, 
die  Stadt  wäre  selbst  geneigt,  die  Summe  zu  augmentieren,  in  Konsideration 
der  guten  officia,  welche  Kf.  ihr  in  der  dänischen  Sache  geleistet,  und  er  wäre 


552  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

versichert,  daß  dieses  seinem  König  nicht  zuwider  sein  würde.  Er  hofft,  daß 
dieser  Minister  sich  in  anderen  das  Interesse  des  Kf.  betreffenden  Sachen 
favorabler  bezeigen  wird,  denn  es  sind  nnr  partikulare  Ursachen,  warum  er 
hierin  zuwider  ist.1) 


Der  KurfGrst  an  Chr.  v.  Brandt.     D.  Potstam 
2./[12.]  November  1679. 

[Verlangen  dänischer  Hilfe,   falls  seine  Truppen   in  Mecklenburg    von  den  braun- 
schweigiscben  angegriffen  werden  sollten.] 

12.  Nov.  Da  er  erfahren,  daß  die  lüneburgischen  Volker  über  die  Elbe  und  wieder 

in  ihre  alten  Quartiere  ziehen,  und  zu  befürchten  ist,  daß  dieselben  seine  in 
Mecklenburg  stehenden  Truppen  zu  delogieren  suchen  möchten,  so  soll  er  dieses 
dem  König  vortragen  und  denselben  ersuchen,  ihm  auf  allen  Fall,  wenn  er 
attackiert  werden  sollte,  mit  seinen  Truppen  zu  assistieren,  in  Anbetracht,  daß 
dieses  geschehe,  um  sich  an  Kf.  zu  revanchieren,  weil  er  dem  Könige  bei- 
gestanden und  seine  Truppen  in  Mecklenburg  logiert  habe,  um  die  hamburgischen 
Traktaten  zu  facilitieren. 


Chr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Hamburg 
5./[15.]  November  1679. 

[Auf  das  Reskript  vom  2.  November.     Verlangen  dänischerseits,  daß  Kf.  seine  Truppen 
aus  dem  Mecklenburgischen  zurückziehe.     Geringe  Aussicht  auf  Unterstützung  gegen 

die  Lüneburger.] 

15.  Nov.  Solange  die  hamburgische  Sache  noch  zweifelhaft  war,  hatte  man  ihnen 

nicht  allein  die  Versicherung  gegeben,  daß  der  König  den  Kf.,  wenn  er  wegen 

*)  Cr.  berichtet  5./15.  November  aus  Hamburg,  da  er  erfahren,  daß  der  Herzog 
von  Celle  schon  nach  EbstorfF  und  Celle  abgereist,  daß  die  schwedischen  Truppen 
in  Pommern  angelangt  seien  und  daß  es  wegen  der  in  Mecklenburg  stehenden 
Truppen  des  Kf.  wohl  Weitläufigkeit  geben  dürfte,  er  auf  diese  Sache  aber  garnicht 
instruiert  sei,  so  habe  er  die  Reise  zu  dem  Herzog  aufgegeben  und  werde  sogleich 
zurückkehren.  Deputierte  des  Rats  hätten  ihm  soeben  die  förmliche  Resolution 
gebracht,  daß  die  Stadt  dem  Kf.  1*25000  Rtlr.  bezahlen  wolle,  sie  verlangten  aber 
leidliche  Termine  und  billige  Liquidation,  er  habe  sie  deswegen  an  Raule  verwiesen. 
—  Das  Rekreditiv  König  Christians  für  Cr.  ist  Pinneberg  2./[12.J  November  1679 
ausgestellt,  der  Vertrag  über  die  Zahlung  jener  Geldsumme  zwischen  den  Bevoll- 
mächtigten des  Kf.  (Raule  und  (iuericke)  und  den  Deputierten  des  Hamburger 
Rats  (dem  Syndikus  Dr.  Schreining  und  den  Ratsverwandten  J.  Lomm  und 
J.  Lemraermann)  Hamburg  1-/1 1-  Dezember  1679  abgeschlossen  worden.  S.  Prutz 
a.  a.  0.  S.  242. 


Geringe  Aussicht  auf  dänische  Hilfe  gegen  die  Lüneburger.  553 

der  Einlogierung  seiner  Trappen  mit  dem  Hause  Lüneburg  in  Zwist  geraten  sollte, 
unterstutzen  werde,  sondern  auch  ihren  Vorschlag,  einige  königliche  Regimenter 
sollten  in  das  Lauenbnrgische  und  Schwerinsche  verlegt  werden  and  mit  den 
Truppen  des  Kf.  genaue  Korrespondenz  pflegen,  gebilligt.  Sobald  es  aber  mit 
Hamburg  zum  Schluß  kam  und  die  ganze  königliche  Armee  nach  Norden  aufbrach, 
kein  Regiment  aber  nach  dem  Lauenburgischen  sich  wendete,  haben  sie  dagegen 
protestiert,  verlangt,  daß  vier  oder  fünf  Regimenter  nach  dem  Schweringehen 
und  Lauenburgischen  geschickt  würden,  und  kategorische  Resolution,  wessen 
sich  Kf.,  wenn  die  Herzoge  von  Lüneburg  seine  Truppen  aus  dem  Mecklen- 
burgischen zu  delogieren  suchen  sollten,  von  dem  Könige  zu  versehen  hätte, 
gefordert.  Trotz  alier  ihrer  Vorstellungen  aber  hat  man  ihnen  nur  mit  einem 
kaltsinnigen  air  gesagt,  der  König  würde  den  Kf.  nicht  verlassen,  aber  dabei 
auf  das  inständigste  geraten,  Kf.  möchte  in  Eile  seine  Truppen  aus  dem 
Mecklenburgischen  ziehen,  damit  es  das  Ansehen  hätte,  als  ob  es  aus  Ver- 
anlassung der  Beendigung  der  Hamburger  Sache  und  nicht  ans  Furcht  vor  den 
Lüneburgischen  geschehe. 

Die  dänischen  consilia  sind  jetzt  ganz  auf  Frieden  und  Redressiernng  der 
Finanzen  gerichtet,  er  hofft  nicht,  eine  bessere  Resolution  zu  erhalten,  und  auch 
v.  Crockow  wird  dem  Kf.  ähnliches  berichten.  Sollte  selbst  der  König  dem- 
selben gegen  Lüneburg  beizustehen  geneigt  sein,  so  werden  doch  die  Minister 
dagegen  arbeiten  und  das  Kommissariat  den  Marsch  der  Trappen  aufhalten. 


Chr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Pinneberg 
15./[25.]  November  1679. 

[Verbandlungen  mit  den  dänischen  Ministern  über  das  dänisch-schwedische  Bündnis. 

Verlangen  der  Mitteilung  desselben  und  des  Abschlusses  des  Garantievertrages.    Die 

mecklenburgische  Quartierangelegenbeit] 

Er  und  sein  Bruder  haben  sich  eifrig  bemüht,  zu  erfahren,  wie  es  mit  dem  25.  Not. 
angeblich  zwischen  Frankreich,  Dänemark  und  Schweden  wegen  der  Ostsee  ab- 
geschlossenen Traktat1)  stehe,  sie  glauben  aber,  daß  daran  nichts  sei.  Wohl 
aber  haben  sie  erfahren,  daß  zu  Lund  zwischen  Schweden  und  Dänemark  ein 
ordentliches  Defensivbündnis3)  aufgerichtet  und  mit  dem  Pariser  Frieden  zu- 
sammen ratifiziert  ist.  Sie  haben  bei  Gelegenheit  dem  Könige  zu  verstehen 
gegeben,  daß  Kf.  sich  darüber,  daß  ihm  gar  keine  Mitteilung  davon  geschehen, 

»)  S.  Urk.  u.  Akt.  XVIII,  S.  393. 

2)  S.  diese  Defensivallianz  vom  27.  September / 7.  Oktober  1679  Londorp  X, 
S.  7 13 ff.:  Dumont  VII,  S.  431  f.;  Repertoire  historique  et  chronologique  des  traites 
conclus  par  la  couronne  de  Dannemarc  par  H.  0.  de  Reedtz  (Göttingen  1826),  S.  135 f. 
Vgl.  Carlson  IV,  S.  732;  Recueil  des  instruetions  XIII,  S.  XXXVIff. 


m 


IV*  Brandenburg  und  Dänemark   Itnt»— 1684. 


allerhand  Gedanken  machen  mußte.  Der  König  schien  dieses  nicht  sonderlich 
zu  attendieren,  hat  nachher  aber  seine  Minister  eine  Konferenz  mit  ihnen  halten 
und  durch  diese  entschuldigen  lassen,  daß  ihnen  von  jenem  Bündnis  nichts 
mitgeteilt  wäre,  Graf  Anton  bemerkte  dabei,  der  König  habe  erfahren,  dati  Kf. 
mit  dem  Könige  von  Frankreich  ein  ordentliches  foedus  defeusivum  et  äffen» 
sivum  geschlossen,  und  meine,  daß  beide  zugleich  und  reeiproce  kommuniziert 
werden  mußten,  doch  erwiderte  ihm  gleich  der  G.Kanzler,  daß  Kf.  Ahlefeld 
von  seinen  Verhandlungen  mit  Frankreich  Eröffnung  getan  hätte.  Sie  haben 
geantwortet,  Kf.  wurde  sich  an  dem,  was  passiert  wäre,  obwohl  es  den  ab- 
ssHicri  Allianzen  zuwiderliefe,  nicht  stoßen,  wenn  ihm  nur  sofort  das 
Bnnd nis  mit  Schweden  selbst  und  was  dabei  vorgegangen  und  etwa  separatio! 
geschlossen  wäre,  aufrichtig  kommuniziert  wurde.  Der  G,  Kanzler  sagte 
darauf,  der  König  hätte  ihnen  Befehl  erteilt,  die  conteuta  des  foedns  mit- 
zuteilen, es  wäre  ein  bloßes  foedus  defensiv  um  und  nichts  Verfängliches  darin, 
man  hätte  bei  Schließung  desselben  auch  auf  Kf.  reflektiert  und  für  dessen 
Sicherheit  gesorgt,  darauf  nannte  er  verschiedene  l  rsachen,  um  deren  willen 
man  das  foedus  geschlossen,  und  sagte,  der  König  wünsche,  daß  Kf.  demselben 
beitrete.  Sie  haben  aber  verlangt,  daß  ihnen  vor  allem  das  foedus  selbst  und 
was  sonst  dabei  vorgegangen,  mitgeteilt  werde,  und  behauptet,  alles  sei  daran 
gelegen,  wenn  anders  die  vertrauliche  Korrespondenz  zwischen  den  beiderseitigen 
fctohfiO  Prinzipalen  fortbestehen  sollte,  zugleich  erklärt,  daß  Kf.  211m  Eintreten 
in  dieses  foedus  jedenfalls  sich  nicht  entschließen  würde,  wenn  nicht  verlier 
die  mutueüe  Garantie  und  das  in  dein  Kopenhagenschen  foedus  von  1676 l)  vor- 
gesehene foedus  defcNsivrim  zwischen  ihnen  beiden  abgeschlossen  würde,  falls 
dieses  nicht  geschehe,  würde  Kf,  vielmehr  gezwungen  sein,  ein  besonderes 
foedus  mit  Schweden  zu  schließen.  Der  G.  Kanzler  hat  ihnen  darauf  Kommuni- 
kation 3m  foddia  zugesagt  und  versprochen,  daß  sie  insgesamt  mit  dem  Könige 
von  der  Garantie  reden  und  ihnen  dessen  Resolution  ungesäumt  mitteilen 
Wollfett.  Doch  haben  sie  noch  nichts  erhalten,  er  wird  aber,  sobald  er  in 
Kopenhagen  angelangt  sein  wird,  den  Ministern  keine  Ruhe  lassen  und  hat  auch 
seinen  Hruder  beauftragt,  unerwartet  seiner  Ankunft  auf  beide  Punkte  zu  dringen. 
Der  Herzog  von  Celle  soll  4000  von  den  hannoverschen  Truppen  an- 
genommen haben  und  nach  Mecklenburg  schicken  wollen,  Rebenac  soll  beim 
Smog  JOB  Cell*  wegen  der  mecklenburgischen  Quartiere  böse  offieta  tun  und 
ftl  ins  Feuer  gieöan.  Zu  ihm  hat  er  gesagt,  wenn  Kf*  jetzt  seine  Truppen  aus 
dem  Mecklenburgischen  zöge,  so  wurde  sein  König  es  auslegen,  als  wenn  sie 
nnr  der  hamburgischen  Sache  wegen  eingerückt  wären,  wenn  sie  aber  noch 
länger  dort  blieben,  würde  er  sich  wegen  des  mit  Lüneburg  zu  Celle  gemachten 
Friedens  der  Sache  pro  Celle  annehmen  und  es  auch  als  eine  Kontravention 
des  Generalfriedens  ausdeuten  müssen.  .Sein  Bruder,  der  dem  Koni£  nach 
Kopenhagen  gefolgt  ist,  macht  sich  keine  Hoffnung,  daß  Kf,  auf  allen  Fall 
wider  Celle  dänische  Hilfe  erlangen  werde. 


»)  &  v.  Mörner,  S.  391  ff.  (f  IS), 


Verbandlungen  über  Mitteilung  der  Allianz  mit  Schweden«  555 

Der  Kurfürst  an  Chr.  v.  Brandt.     D.  Potstam 
23.  November/[3.  Dezember]  1679. 

[Auf  die  Relation  vom  15.  November.     Befehl,  nur  Mitteilung  der  Allianz  mit 
Schweden  zu  verlangen.    Die  wegen  seiner  Allianz  Verhandlungen  mit  Frankreich  zu 

machenden  Mitteilungen.] 

—  Nun  habet  Ihr  zwar  wohlgetan,  daß  Ihr  umb  Communication  3.  Dez. 
derselben  [Alliance]  angesuchet,  wir  sehen  aber  nicht  gerne,  daß  Ihr 
Euch  wegen  unser  Beitretunge,  so  wie  bereits  geschehen,  herausgelassen, 
auch  dazue  einige  Hoffnunge  gemachet,  gestalt  Ihr  dann  künftig  davon 
ganzlich  zu  abstrahiren  und  nur  bloßer  Dinge  umb  die  Communication 
sothaner  Alliance  und  der  Nebenartikul,  welche  man  uns  nach  Inhalt 
unseres  foederis  zu  tun  schuldig,  anzusuchen  habet,  mit  dem  Vorgeben, 
daß  wir  uns  zue  Beitretunge  nicht  eher  resolviren  könnten,  bevor  wir 
den  Inhalt  sothaner  Alliance  gesehen.  Wann  sie  abermahlen  von  unserem 
Tractat  mit  Franckreich  etwas  auf  die  Bahne  bringen  sollten,  habet  Ihr 
anzuzeigen,  daß  noch  nichtes  geschlossen,  und  daß  wir  stündlich  unsere 
Meinders  erwarteten,  umb  von  dem,  was  vorgangen,  mündlichen  Rapport 
zu  tuen.  Sollte  es  zum  Schluß  sich  anlassen,  würden  wir  freilich 
nicht  vorbei,  Ihrer  May.  davon  Communication  zu  tuen  und  zu  ver- 
nehmen, ob  Sie  sotbanen  Tractat  conjunctim  mit  uns  schließen  wollen.1)  — 


Chr.  v.  Brandt1)  an  den  Kurfürsten.     D.  Hamburg 
l./[ll.]  April  1680. 

[Sein  Verfahren  dem  König  und  den  verschiedenen  Ministern  gegenüber.    Seine 
Abschiedsaudienz  und  die  letzte  Konferenz  mit  den  Ministen).] 

Er  ist  durch  Sturm  auf  die  Insel  Alsen  geraten,  hat  dort  drei  Wochen  11.  Api 
krank  gelegen   und  ist  so  noch  nicht  imstande  gewesen,    über  die  Abschieds- 

")  Kf.  weist  26. November/ 6. Dezember  Chr.  v.  Brandt  an,  da  man  sich  d&nischer- 
seits  so  kaltsinnig  zu  Schließung  des  Garantievertrages  zeige,  vorläufig  nicht  weiter 
darauf  zu  dringen,  und  16./26.  Dezember  befiehlt  er  beiden  v.  Brandt,  wegen  Mitteilung 
des  Traktats  mit  Schweden  und  des  Garantietraktats  keine  weitere  Anregung  zu  tun. 
Da  dort  jetzt  wenig  zu  tun  sei,  solle  Chr.  v.  Brandt  nach  Cüstrin  zurückkehren  und 
Fr.  v.  Brandt  allein  dort  bleiben. 

l)  Chr.  v.  Brandt  war,  nachdem  er  fünf  Wochen  in  Rendsburg  krank  gelegen 
hatte,  Ende  Januar  1680  in  Kopenhagen  angekommen,  hatte  erst  dort  das  Reskript 


556 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark   1679—1684. 


audienz   beim  Könige   and  die   letzte   Konferenz  mit  den  Ministern  Bericht  zu 

iten- 

Kf.  hat  ihm  befohlen,  von  dem  Konige  in  gar  civilen  terminis  Abschied 
zu  nehmen,  er  würde  auch  ohnedem  den  Kftfltg  nicht  anders  als  mit  Bescheidenheit 
und  aufs  behaglichste  angeredet  haben,  und  wenn  er  dabei  das,  was  wegen  der 
Kommunikation  des  Bündnisses  mit  Schweden  und  der  Garantie  vorgegangen, 
erwähnt  hätte,  so  wurde  doch  solches  dem  Glimpfe  nichts  benommen  haben,  da 
er  schon  vorher  zweimal  mit  dem  Künig  in  geheim  davon  geredet  und  dieser 
es  sehr  gnädig  und  wohl  aufgenommen  hatte.  Der  Künig  ist  ein  sehr  tapferer 
und  großmutiger  Herr,  der  nicht  mit  sich  scherten  läßt,  der  auch  leicht  eine 
Jalousie,  insonderheit  von  seinen  Ministern,  fassen  kann,  die  Jalousie  bleibt  nbr 
gemeiniglich  ohne  Wirkung  bei  ihm  kleben,  wenn  man  ihm  nicht  dann  und 
wann  zu  Hilfe  kommt  und  ihm  zeigt,  wohin  ein  und  ander  Minister  seines 
eigenen  Interesses  halber  zielt,  und  wie  dem  zu  begegnen  sei.  Diese  Methode 
haben  er  und  sein  Bruder  immer  halten  müssen,  sonst  wäre  es  nie  tu  der 
Gadebuschsehen  Entrevue1)  und  der  Waffenverbindung  mit  Kf..  welche  Greiffen- 
feldt  zu  hintertreiben  suchte,  und  auch  nicht  zu  der  letzten  Dobrnnischen 
Entrevue*)  gekommen.  Den  königlichen  Staatsini n ist ris  haben  sie  verschieden 
begegnen  und  sich  ihnen  vertrauen  müssen.  Der  (iroüfc  analer,  der  Heicha* 
marschall  Körbitz  und  Bier  mann  haben  immer  eine  sonderbare  Devotion 
gegen  Kf.  bezeugt  und  dem  Konig  geraten,  mit  demselben  fest  zusammen- 
zuhalten, ihnen  haben  sie  Ursache  gehabt,  allen  Respekt  und  Zivil i tat  zu  er- 
weisen, und  er  bat  ihnen  auch  beim  Abschied  das  Interesse  des  Kf.  und  die 
K Innervation  des  guten  Vertrauens  zwischen  demselben  und  dem  Könige 
rekommend iert  Mit  Graf  Anton  und  Hahn  aber  haben  sie  nicht  auf  gleiche 
Weise  umgehen  können,  denn  sie  waren  durch  Zivilität  und  Behaglichkeit  nicht 
von  ihren  dem  Kf,  mißfälligen  consiliis  abzubringen,  sondern  je  kaltsinniger  sie 
ihnen  begegneten  und  je  deutlicher  sn*  ihnen  m  verstehen  gaben,  daß  ihnen 
ihre  mentes  bekannt  wären,  desto  besser  konnten  sie  sie  intimidiereiL  Graf 
Anton  snrgt  nur  dafür,  wie  er  seine  oldenburgischen  Herrschaften  in  Ruhe 
und  Frieden  erhalten  H&g6,  danach  sollen  sich  die  dänischen  consilia  richten, 
er  hat  auch  die  Schwachheit,  dali  er  es  gar  nicht  deguisiert.  Da  Hahn  woht 
wußte,  daß  er  des  Kf.  Gnade   nicht   verdient  hatte,  suchte  er  den  König 


des  Kf.  tom  16./26.  Dezember  vorgefunden  uud  darauf  Anstalten  *u  seiner  Rückreise 
getroffen.  Kf.  hatte  ihn  darauf  (d,  Colu  24.  Januar  /  3.  Februar  16SO)  augew> 
seiuen  Abschied  vom  König  in  civilen  terminis  zu  nehmen,  sich  aller  Reprochen 
gegen  ihn  und  gegen  die  Minister  m  enthalten,  vielmehr  den  König  zu.  versichern, 
daß  er  (Kf,)  auch  künftig  keine  (ielegenheit*  ihm  Beweise  seiner  Freundschaft  zu 
geben,  vorübergehen  lassen  wolle.  Chr.  v.  Brandt  war  dann  Ende  Februar  abg 
Das  Rekreditiv  des  Königs  für  ihn  ist  Kopenhagen  14./24.  Februar  IG8Ü  ausgestellt. 

l)  iL— 16,  September  1675.    S,  Pufendorf  XIII,   §  45  (&  1010);    v,  Bu 
Tagebuch,  herausgegeben  von  Hirsch  J,  S,  139f, 

a)  4.-6,  Dezember  1078.     S.  üfk  u.  Akt.  XVHJ,   S.  362 f. ;    v.  Buch1!  Tage- 
buch II,  S.  149fr. 


Chr.  v.  Brandts  Verabschiedung,  die  Zustände  am  dänischen  Hofe.  557 

von  demselben  fernzuhalten,  daher  kamen  sie  leicht  überein,  daß  sie  dem  König 
durch  andere  Bundnisse,  besonders  durch  die  mit  Schweden,  die  Hände  so 
binden  wollten,  daß  er  weder  seiner  eigenen  Meinung  zum  Kriege  folgen,  noch 
von  Kf.  dazu  angeführt  und  also  keine  neue  Zusammensetzung  unter  ihnen 
beiden  getroffen  werden  könnte.  Der  Großkanzler  hat  ihm  dieses  nach  Hahns 
Tode  noch  klarer  als  vorher  gestanden.  Wenn  Hahn  noch  am  Leben  gewesen, 
hätte  er  bei  seiner  Abschiedsaudienz  den  König  nochmals  warnen  und  ihn  er- 
suchen müssen,  solche  consilia  keine  Statt  finden  zu  lassen,  da  er  aber  tot, 
seine  bände  dadurch  zerstört  und  Graf  Anton  sehr  zaghaft  geworden  ist, 
der  Großkanzler  ihn  auch  versichert  hat,  daß  Hahns  Tod  eine  merkliche 
Veränderung  in  consilio  supremo  nach  sich  ziehen  werde,  hat  er  davon  nichts 
gegen  den  König  erwähnt,  sondern  ist  nur  bei  dem  geblieben,  was  ihm  Kf.  in 
dem  Reskript  vom  24.  Januar  vorgeschrieben  hat,  worauf  der  König  in  sehr 
freundlicher  Weise  geantwortet  hat.  Als  er  sich  schon  entfernen  wollte,  folgte 
ihm  der  König  und  fragte1)  ihn  heimlich,  was  Kf.  dazu  sagte,  daß  der  König 
von  Frankreich  wieder  Miene  machte,  als  wenn  er  neue  Troublen  anrichten 
wollte.  Er  hat  geantwortet,  er  hätte  davon  keine  Nachricht,  er  glaubte  aber, 
daß  Kf.  ungern  sehen  würde,  wenn  derselbe  wider  Deutschland  etwas  vorhätte, 
und  daß  seine  gegenwärtige  contenance  und  die  conduite,  welche  die  Alliierten 
in  dem  vorigen  Kriege  gegen  ihn  und  den  König  gehalten,  ihn  in  Zweifel 
setzten,  was  für  mesures  er  nehmen  sollte,  eben  wie  der  König  darüber  auch 
etwas  embarassiert  wäre,  und  er  hat  den  König  gebeten,  in  omnem  eventum 
solche  consilia  zu  führen,  daß  er  allezeit  mit  Kf.  zusammen  des  Friedens 
genießen  oder  auch  zugleich  Krieg  haben  möchte,  worauf  der  König  sagte,  er 
und  Kf.  hätten  jetzt  Ursache,  nicht  merken  zu  lassen,  was  sie  beabsichtigten, 
Frieden  wäre  ja  wohl  zu  wünschen,  wenn  aber  kein  Krieg  entstände,  so  hätte 
er  keine  Hoftnung,  mit  Kf.  jemals  wieder  zusammen  zu  kommen. 

In  der  Konferenz  wurden  nur  die  Entschuldigungen  wegen  verweigerter 
Kommunikation  der  schwedischen  Allianz  und  versagter  Schließung  der  Garantie 
wiederholt,  worauf  er  sich  dem  Befehl  des  Kf.  gemäß  aller  Reprochen  enthalten 
und  nur,  um  Graf  Anton  einen  kleinen  Stich  zu  geben,  gesagt  hat,  es  hätte 
Kf.  allerdings  befremdet  und  hätte  wohl  bei  ihm  Ombrage  erregen  können,  da 
er  aber  während  des  ganzen  Krieges  auch  in  viel  wichtigeren  Dingen  sich  nach 
dem  König  gerichtet  hätte,  so  wollte  er  sich  auch  an  diesen  refus  nicht  stoßen, 
sondern  einen  Weg  wie  den  anderen  mit  dem  König  fest  zusammenhalten  und 
abwarten,  wann  es  demselben  gefallen  werde,  das  Bündnis  zu  erneuern. 


>)  Fr.  v.  Brandt  hatte  dem  Kf.  schon  2./12.  März  1680  von  Kopenhagen  aus 
berichtet,  es  scheine  nicht,  daß  zwischen  Dänemark  und  Frankreich  eine  so  genaue 
Intelligenz,  wie  man  in  der  Welt  aussprenge,  bestehe.  Die  Bemühungen  des 
französischen  Gesandten  Martangis  zugunsten  des  Herzogs  von  Gottorp  würden 
hier  sehr  ungern  gesehen,  der  König  lasse  große  Jalousie  über  die  gewaltigen 
französischen  Rüstungen  verspüren  und  rühme  das  Verhalten  Schwedens,  das,  wie 
der  hiesige  schwedische  Gesandte  Güldenstem  versichere,  auf  die  Konservation 
des  römischen  Reichs  und  die  Freiheit  der  Stände  ein  wachsames  Auge  habe. 


558  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.  D.  Collen  31.  Juli/[10.  August]  1680. 

(Conc.  Meinders.) 

[Die  Seeexpedition  gegen  Spanien.    Befehl,  den  König  zur  Teilnahme  an  derselben 
oder  wenigstens  zu  ihrer  Unterstützung  aufzufordern.] 

10.  Aug.  Wir  geben  Euch  hierait  in  höchstem  Vertrauen  zu  vernehmen,  daß, 

nachdem  wir  durch  unseren  Envoye l)  in  Hispanien  vier  Jahre  lang  ver- 
geblich umb  die  uns  rückstehende  Subsidien  sollicitiren  lassen,  dergestalt 
auch,  daß  derselbe  unverrichteter  Sachen  wieder  abreisen  müssen,  wir 
entschlossen  sein,  dieselbe,  weil  es  eine  Summe  von  ungefähr  zwei 
Millionen  betraget,  welche  wir  nicht  dahinten  lassen  können  noch  wollen, 
vermittels  der  Repressalien  zur  See  beizutreiben.  Wir  haben  demnach 
eine  Esquadre  Schiffe  ausgerüstet,  welche  vielleicht  schon  ausgelaufen 
sein  wird,  und  derselben  Ordre  erteilet,  alle  spanische  Schiffe  und  Güter 
in  See  wegzunehmen  und  aufzubringen,  umb  uns  daraus  dieser  unser 
höchst  gerechten  Forder unge  halber  bezahlet  zu  machen.  Weil  wir 
uns  nun  zue  Vollführunge  dieses  unseres  Vorhabens  I.  K.  May.  in  Denne- 
marck  faveur  sowohl  in  Paß-  und  Kepassirung  unserer  Schiffe  durch  den 
Sund  als  auch  umb  auf  den  Fall  der  Not  in  ihre  Hafen  in  Dennemarck 
und  Norwegen  einzulaufen,  [bedürfen],  so  befehlen  wir  Euch  hiemit  in 
Gnaden,  bei  I.  May.  vermittels  Überreichuuge  des  hiebeikommenden 
Creditivs  umb  Privataudienz  anzuhalten,  daneben  aber  gegen  keinen 
Menschen  von  diesem  unseren  Vorhaben  das  geringste  zu  entdecken  und 
bei  erlangeter  audience  solches  dem  Könige  allein,  wie  obbeschrieben,  zu 
eröffnen  und  bei  I.  May.  zu  vernehmen,  ob  Sie  beliebeten  ihre  interesse 
mit  dem  unsrigen  zu  conjungiren  und  sich  solchergestalt  suchen  bezahlet 
zu  machen,  welches  uns  dann  sonderlich  lieh  sein  würde,  und  sollten 
alsdann  unsere  Schiffe  zugleich  mit  zue  I.  May.  Diensten  stehen,  so  daß 
gar  leicht  ein  Concert  darunter  zu  treffen  sein  würde,  oder  daferne 
I.  May.  ihrer  Conjunction  halber  ein  Betlenken  hätten,  habet  Ihr  dieselbe 
zu  ersuchen,  daß  Sie  nicht  alleine  unseren  Schiffen  die  freie  Passage 
durch  den  Sund,  sondern  auch  das  Einlaufen  und  Refraichirunge  in  ihre 
Hafen  in  Dennemarck  und  Norwegen  verstatten  wollten,  welches,  wie 
es  der  Allianz  und  Freundschaft,  so  zwischen  uns  ist,  allerdings  gemäß, 

»)  Melchior  v.  Uuck.  S.  Pufeudorf  XV1I1,  §  10  (S.  1386);  Peter,  Die 
Anfänge  der  brandenburgiseben  Marine,  S.  14  ff. ;  Schuck,  Brandenburg -Preußens 
Kolonialpolitik  I,  S.  112  ff. 


Die  Seeexpedition  gegen  Spanien.  559 

als  versehen  wir  uns  gänzlich  einer  gewierigen  Erklärunge.  Es  seie 
aber,  daß  I.  May.  sich  mit  uns  conjungiren  wollen  oder  nicht,  habet  Ihr 
deroselben  das  secretum  aufs  höchste  zu  recommendiren,  weil  leicht  zu 
ermessen,  wann  dieses  unser  Vorhaben  auskommen  sollte,  daß  man  als- 
dann Gegenpraeparatoria  und  praecautiones  machen  und  nehmen  würde. 
Er  darf  gegen  niemand  als  zuerst  gegen  den  König,  und  wen  dieser 
hernach  ihm  benennen  wurde,  hiervon  etwas  erwähnen  und  soll  allemal  die 
Sekretierung  aufs  höchste  bedingen.  Die  Schiffe  werden  ihm  ein  Reskript  und 
einen  Brief  an  den  König1)  Überbringern,  worin  aber  nur  generalia  enthalten. 


Fr.  v.  Brandt  an  den  Kurförsten.     D.  Coppenhagen 
10./[20.]  August  1680. 

[Ankunft  der  Schiffe  des  Kf.    Audienz  bei  dem  Könige,  dessen  Resolution.] 

Vorgestern  sind  alle  Schiffe  des  Kf.,  außer  dem  Brenner,  hier  angekommen  20.  Aug. 
und  gleich  nach  drei  Stunden  nach  Helseneur  weitergefahren,  nm  sich  mit 
frischem  Wasser  und  anderen  Viktnalien  zu  versehen.  Er  hat  dem  König  in 
einer  Privataudienz  das  Vorhaben  des  Kf.  entdeckt  und  angefragt,  ob  er  sein 
Interesse  mit  dem  des  Kf.  konjungieren  und  sich  auch  so  bezahlt  machen  wolle, 
dann  würden  dessen  Schiffe  zugleich  zu  seinen  Diensten  stehen.  Der  König 
antwortete,  er  nehme  diese  vertrauliche  Mitteilung  als  ein  Zeichen  der  Affektion 
des  Kf.  auf  und  wünsche  ihm  Gluck  zu  dem  Unternehmen,  er  habe  von 
Spanien  wohl  noch  3  Millionen  zu  fordern,  könne  sich  aber  vor  der  Hand  nicht 
zu  der  Konjunktion  resolvieren,  weil  er  dazu  gar  nicht  präpariert  wäre.  Auf 
seine  Bitte,  den  Schiffen  des  Kf.  nicht  allein  freie  Pass-  und  Repassierung  durch 
den  Sund,  sondern  auch  Einlaufen  und  Refraichierung  in  seinen  Häfen  zu 
gestatten,  die  Sache  ganz  geheim  zu  halten  und  ihm  je  eher  je  lieber  gewierige 
Resolution  zu  erteilen,  versprach  der  König,  sich  das  Secretum  aufs  höchste 
rekommendiert  sein  und  ihn  noch  selbigen  Tages  seine  Resolution  wissen  zu 
lassen,  und  befahl  ihm,  mit  dem  Reichskanzler  aus  der  Sache  zu  reden.  Das 
hat  er  getan,  und  er  hat  die  Resolution  des  Königs,  daß  die  Kriegsschiffe  des 
Kf.  frei  und  ungehindert  durch  den  Sund  passieren  und  repassieren  und  in 
allen  dänischen  und  norwegischen,  Häfen  freies  Einlaufen,  Station  und  Refrai- 
chierung haben  sollten,  erhalten,  doch  nicht  schriftlich,  woraus  zu  ersehen  ist, 
daß  man  sich  in  diese  Sache  garnicht  mischen  will.1) 

>)  d.  Potstam  13./ [23.]  Juli  1680. 

*)  Fr.  v.  Brandt  berichtet  14./24.  August  1680,  er  habe  in  Helseneur  Schiffe  und 
Mannschaft  gemustert  und  wohl  konditioniert  befunden.  Der  Zolldirektor,  dem  er 
einen  Brief  des  G.  Kanzlers  übergeben,  habe  wegen  Passierung  der  Schiffe  keine 
Schwierigkeiten  gemacht,  doch  würden  diese,  da  sie  sich  verproviantieren  und  auf 


560  IV*  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Fr.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
24./ 14.  September  1680. 

[Argwohn  Schwedens  wegen  der  Röstungen  des  Kf.  zur  See,  Äußerungen  des  dänischen 

Großkanzlers  darüber.] 

24.  Sept  Vorgestern  hat  ihm    der  G.Kanzler  gesagt,   nicht  allein   die  dänischen 

ministri  von  Stockholm  her  hätten  geschrieben,  daß  man  dort  von  den  Fregatten, 
die  Kf.  durch  den  Sund  gehen  lasse,  große  Ombrage  nehme  und  befürchte,  des 
Kf.  Armatur  in  der  Ostsee  möchte  mit  der  Zeit  so  zunehmen,  daß  den  nordischen 
Kronen  daraus  ein  praejudicium  entstehen  dürfte,  sondern  der  Konig  von 
Schweden  hätte  deswegen  selbst  an  den  König  geschrieben  und  dessen  Rat 
begehrt,  weil  bisher  niemand  als  die  nordischen  Kronen  das  dominium  maris 
Baltici  gehabt  und  solches  ihnen  allein  zukäme.  Der  G.  Kanzler  hat  auch 
gesagt,  Kf.  möchte  sich  wohl  vorsehen;  daß  die  6  Fregatten  durch  den  Sund 
gegangen  seien,  das  wurde  wohl  nichts  zu  bedeuten  haben,  sollte  aber  Kf. 
beginnen,  Orlogschiffe  von  50  und  60  Stücken  zu  bauen,  dürfte  es  wohl  Händel 
setzen.  Er  hat  nur  erwidert,  er  wollte  es  Kf.  berichten,  er  wüßte  dessen  Vor- 
haben nicht,  während  des  Krieges  aber  hätten  der  König  und  dessen  Minister 
ihm  öfters  zu  verstehen  gegeben,  daß  sie  gern  sehen  würden,  wenn  Kf.  10  oder 
12  große  Schiffe  hätte,  damit  man  nicht  immer  die  Holländer  um  Assistenz  an- 
sprechen durfte.  Der  G.  Kanzler  antwortete  nur,  das  wäre  sehr  gut  gewesen, 
welche  Antwort  weder  kalt  noch  warm  ist.  Er  glaubt,  daß  der  König  dem  Kf. 
hierunter  nicht  zuwider  sein  wird,  wenn  er  ihn  desfalls  caressiert  und  in  der 
Weserzollsache  ein  gelindes  Expediens  genehmigt.  Er  hat  den  G.  Kanzler 
gebeten,  es  beim  König  dahin  zu  bringen,  daß  der  Zolldirektor  im  Sunde  unter 
der  Hand  Ordre  erhalte,  des  Kf.  Fregatten  nebst  bei  sich  habenden  Prisen 
nicht  aufzuhalten,  sondern  ungehindert  durch  den  Sund  passieren  zu  lassen,  da 
die  Schweden  sonst  in  ihren  in  der  Nähe  gelegenen  Häfen  aufpassen  und  sie 
wegzunehmen  trachten  möchten,  was  er  auch  versprochen  hat. 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Brandt.     D.  Colin  an  der  Spree 
25.  September/ [5.  Oktober]  1680. 

[Auf  die  Relation  vom  14./24.  September.     Grundlosigkeit  des  Argwohns  wegen 
seiner  Seerüstung.     Rechtfertigung  seines  Verfahrens  gegen  Spanien.] 

5.  Okt.  Er  soll  dem  König  und  dem  G.Kanzler  für  die  vertrauliche  Eröffnung 

in    seinem  Namen    danken    und    versichern,    daß  Kf.  zu  solchen   Besorgnissen 

den  unterwegs  beschädigten  und  in  Danzig  reparierten  Brenner  warten  müßten, 
erst  in  drei  bis  vier  Tagen  weitersegeln  können.  Ihr  Erscheinen  errege  großes  Auf- 
sehen und  allerhand  Diskurse,  doch  gingen  die  meisten  dahin,  daß  der  Kurs  nach 
Toulon  gerichtet  sei,  oder  daß  es  den  Holländern  gelten  werde,  oder  daß  sie  nach 
Tabago  segeln  sollten. 


Die  Seerästung  des  Kf.,  Rückfahrt  der  Schiffe.  561 

niemals  Anlaß  geben  werde,  daß  er  noch  nicht  daran  gedacht  habe,  Schiffe  von 
50—60  Stücken  zu  bauen,  noch  weniger  eine  solche  Seearmatur  anzustellen, 
woraus  der  König  befugte  Ombrage  schöpfen  könnte,  daß  er  wenigstens  darunter 
nichts  Hauptsächliches  ohne  Kommunikation  mit  demselben  und  ohne  sein  Gutfinden 
vornehmen  werde  und  daß  seine  wenigen  Fregatten  demselben  immer  zu  Diensten 
stehen  sollten.  Nachdem  diese  jetzt  ein  spanisches  Orlogschiff  auf  der  Rede 
von  Ostende  weggenommen,1)  soll  er  Gelegenheit  suchen,  mit  dem  König  davon 
zu  reden,  ihm  nochmals  vorstellen,  daß  des  Kf.  Intention  garnicht  wäre,  dadurch 
einen  Krieg  anzufangen,  sondern  daß  er  nur  dasjenige,  was  ihm  von  Rechts 
wegen  gebührte,  suchte,  und  da  alle  anderen  Mittel  bisher  vergeblich  gewesen 
wären,  dieses  äußerste  Rechtsmittel  hätte  ergreifen  müssen,  er  wäre  aber  erbötig, 
wenn  der  König  von  Spanien  ihn  auf  andere  Weise  befriedigte,  sowohl  dieses  als 
auch  andere  Schiffe  und  Güter  zu  restituieren.  Er  soll  ihn  auch  bitten,  seinen 
ministris,  welche  an  Orten  sind,  wo  auch  spanische  ministri  sich  befinden,  zu 
befehlen,  diesen  die  rechtmäßige  Befugnis  des  Kf.  vorzustellen  und  sie  zu 
ermahnen,  denselben  zu  befriedigen. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
2./[12.]  Oktober  1680. 

[Rat  des  Königs,   die  brandenburgischen  Fregatten  heimlich  vorbeisegeln  zu  lassen.] 

Vor  einigen  Tagen,  als  die  Zeitung  gekommen,  daß  des  Kf.  Fregatten  zwei  12.  Okt 
spanische  Schiffe  weggenommen  hätten,  schickte  der  G.Kanzler  zu  ihm  den 
Kammersekretär  Jessen  und  ließ  ihm  sagen,  man  hätte  auf  sein  Memorial 
zwar  resol viert,  dem  Zolldirektor  im  Sunde  Ordre  zu  geben,  die  Schiffe  passieren 
zu  lassen,  da  aber  der  hiesige  spanische  Envoye  zwei  memorialia  übergeben 
und  darin  gebeten  hätte,  des  Kf.  Schiffe  im  Sunde  anzuhalten,  so  hielte  der 
König  für  ratsam,  daß  des  Kf.  Fregatten  nicht  durch  den  Sund,  sondern  durch 
den  Großen  Belt  nach  der  Ostsee  gingen  oder  wenigstens  bei  Nacht  den  Sund 
passierten,  Kf.  möchte  sie  eiligst  durch  ein  Fahrzeug  davon  advertieren  lassen, 
sonst  würde  auch  Spanien  prätendieren,  eine  Esquadre  in  die  Ostsee  zu  schicken, 
was  den  Kommerzien  und  den  dänischen  und  brandenburgischen  Untertanen  sehr 
nachteilig  sein  würde.  Er  hat  gebeten,  der  Zolldirektor  im  Sunde  möchte  instruiert 
werden,  den  Schiffen  einen  Wink  zu  geben,  zu  eschappieren,  was  der  G.  Kanzler 
auch  versprochen  hat.  Nach  Jessens  Aussage  ist  dem  spanischen  Envoye  auf 
seine  Memorialien  nur  geantwortet  worden,  die  brandenburgischen  Schiffe  seien 
schon  eschappiert. 


»)  S.  Peter,  S.  18f.;  Schuck  I,  S.  113. 
Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  36 


562  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
12./[22.]  November  1680. 

[Bereitwilligkeit  des  Königs,  zusammen  mit  Kf.   mit  Frankreich  sich  zu   verbinden 

Bitte  um  Geheimhaltung.] 

22.  Not.  Der  G.  Kanzler  hat  ihn  gestern  zu  sich  auf  die  Ratsstabe  bitten  lassen 

und,  nachdem  er  zuerst  von  dem  großen  Unmut  erwähnt,  welchen  der  spanische 
Hof  wegen  der  von  Kf.  vor  Ostende  genommenen  Schiffe  gefaßt  und  daß  er  es 
gar  für  eine  Ruptur  ausdeuten  wolle,  fuhr  er  fort,  Kf.  hätte1)  vor  vierzehn 
Tagen  dem  König  im  höchsten  Vertrauen  entdeckt,  daß  er  es  für  besser  und 
sicherer  halte,  bei  den  jetzigen  Konjunkturen  sich  beiderseits  mit  der  Krone 
Frankreich  zu  setzen,  als  die  vorige  Partei,  bei  der  man  so  übel  gefahren, 
wieder  zu  erwählen.  Der  König  sei  ebenderselben  Meinung  und  nicht  ab- 
geneigt, sich  mit  Kf.  zugleich  mit  Frankreich  zu  engagieren,  weil  auf  das  eng- 
lische Parlament  nicht  zu  bauen  und  man  bei  den  übrigen  noch  keinen  rechten 
Ernst  sehe,  sich  den  französischen  Desseinen  zu  opponieren.  Er  bitte  Kf.,  ihn 
vertraulich  wissen  zu  lassen,  ob  er  bei  diesem  Vorhaben  noch  verharre,  in 
welchem  Fall  der  König  für  ratsam  halte,  daß  solche  Zusammensetzung  mit 
Frankreich  conjunctim  und  nicht  separatim  geschehe,  damit  sie  nicht  allein  bei 
dem  Kaiser,  England  und  Holland  und  anderen,  sondern  auch  bei  Frankreich 
selbst  desto  mehr  Nachdruck  haben  möchte;  er  wolle  nicht  das  geringste  ohne 
Kf.  vornehmen,  da  er  mit  diesem  zu  lieben  und  zu  legen  gesonnen  sei.  Die 
Allianz  könnte  certis  conditionibus  et  praesuppositis  praesupponendis  gemacht 
und  so  eingerichtet  werden,  daß  allezeit  beide  en  main  gehen  und  pro  re  nata 
abbrechen  könnten,  und  man  nicht  ganz  und  gar  ohne  Exzeption  gehalten  sei, 
die  französischen  vastes  desseins  auszuführen  und  dieser  Krone  zu  der  Monarchie 
zu  verhelfen.  Der  König  zweifeite  nicht,  daß  Kf.  diese  Sache  niemandem  als 
denen,  auf  die  er  sich  gewiß  verlassen  könnte,  anvertrauen  werde,  damit  sie 
ganz  geheim  gehalten  werde,  er  hätte  daher  weder  Ale  fei  dt  noch  Lincker2) 
das  geringste  davon  wissen  lassen,  zu  ihm  (Hr.)  hätte  er  das  Vertrauen,  er 
werde  diese  Sache  aufs  beste  menagieren.  Er  hat  dieses  auf  seine  Ehre  ver- 
sichert und  versichert  auch  dem  Kf.  bei  Gott,  seinem  Gewissen,  seinen  Pflichten 
und  seiner  Ehre,  daß  kein  Mensch  in  der  Welt  hiervon  das  geringste  von  ihm 
erfahren   soll. 

*)  Ein  darauf  bezügliches  Schreiben  des  Kf.  findet  sich  in  den  Akten  nicht 
2)  Georg  Lincker,  ursprünglich  Sekretär  in  hessen-kasselschen  Diensten,  seit 
1666  hessischer,  seit  1G68  auch  dänischer  Agent  am  brandenburgischen  Hofe  (bis 
1674),  war  nachher  ganz  in  dänische  Dienste  getreten.  Fr.  v.  Brandt  hatte  25.  Juli 
1680  berichtet,  L.  solle  als  Resident  an  des  Kf.  Hof  gehen,  doch  solle  vorläufig 
Ahlefeldt  noch  dort  bleiben,  L.  aber  arbeite  sehr  dagegen  und  hoffe  allein  bei  Kf. 
zu  bleiben.  Kf.  war  damit  wenig  zufrieden  gewesen,  L.  war  aber  trotzdem  zu  ihm 
gesendet  worden.  S.  über  denselben  Ribbeck  in  Forschungen  zur  brandenburgischen 
und  preußischen  Geschiebte  Xli,  S.  465  f. 


Bereitwilligkeit  zu  einer  Verbindung  mit  Frankreich.  563 

F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
20./[30.]  November  1680. 

[Äußerungen  des  G.  Kanzlers  über  das  Verhältnis  Dänemarks  zu  Schweden  und  Kf.] 

Vorgestern  hat  der  Großkanzler  wieder  mit  ihm  von  der  Zusammen-  30.  Nov. 
setzung  mit  Frankreich,  zu  welcher  der  König  geneigt  sei,  gesprochen.  Auf 
seine  Frage,  wie  es  mit  der  Allianz  des  Königs  mit  Schweden  stände,  ob 
diese  dem  König  nicht  hieran  hinderlich  und  dem  Kf.  schädlich  sein  würde, 
antwortete  er,  Kf.  möchte  sich  an  diese  Allianz  nur  nicht  kehren,  sie  wäre  nur 
ein  gekünsteltes  Werk,  dagegen  wäre  das  Bündnis  mit  Kf.  ein  natürliches  und 
immerwährendes,  auf  dem  gemeinen  Interesse  fundiertes,  der  König  wolle  mit 
Kf.  allezeit  in  solcher  genauen  Freundschaft  und  Verbindung  leben,  als  wenn 
sie  mitten  in  der  größten  Kriegsflamme  ihre  Macht  und  Armeen  konjungiert 
hätten,  er  zweifelte  auch  nicht,  daß  diese  Freundschaft  von  seiten  des  Kf.  allemal 
so  werde  unterhalten  werden,  wie  sie  in  dem  letzten  Kriege  gewesen.  Schweden 
hätte  man  so  bald  nicht  zu  fürchten,  denn  die  neuen  consilia  des  Königs  kämen 
mit  den  alten  schwedischen  consiiiis  und  constitutionibus  nicht  überein  und 
verursachten  große  Verwirrung  und  Mißvergnügen,  im  übrigen  wäre  Schweden 
durch  den  letzten  Krieg  so  mitgenommen  und  verarmt,  daß  es  in  vielen  Jahren 
seine  Flotte  nicht  würde  instand  setzen  können,  der  König  von  Dänemark 
dagegen  wäre  in  solchem  Stande,  daß  er,  ohne  die  nordischen  Truppen  zu 
rechnen,  in  sechs  Wochen  20000  Mann  marschieren  und  54  OrlogschifFe  in 
See  setzen  könnte,  wozu  er  9000  Matrosen  unterhielte.  Auf  seine  Frage,  was 
für  Reflexion  der  König  auf  das  Haus  Braunschweig-Lüneburg  machte, 
antwortete  der  G.  Kanzler,  dasselbe  würde  sich  wohl  nach  Kf.  und  dem  Könige 
richten,  man  hätte  hier  auch  die  Nachricht,  daß  der  Prinz  von  Oranien  zu 
Hannover  wenig  ausgerichtet  hätte,  zu  Celle  wäre  eine  französische  Gemahlin, 
durch  welche   man  viel  tun  könnte. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  s.  1.  7./[17.]  Dezember  1680. 

(Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Auf  die  Relation  vom  12.  November.     Bereitwilligkeit  zu  gemeinsamen  Verhandlungen 
mit  Frankreich.     Anfrage,  wie  dieselben  vorgenommen  werden  sollen.] 

Er  ist  erfreut,  daß  der  König  seine  vertrauliche  Eröffnung  so  wohl  auf-  17.  Dez. 
genommen  hat,   und  ist  gar  wohl  damit  zufrieden,  daß  die  Zusammensetzung 
mit  dem  König  von  Frankreich   von   ihnen   beiderseits   zusammen   und  nicht 
separatim  geschehe.     Br.  soll  vernehmen,  was  des  Königs  Gedanken  ferner  dabei 

36* 


564  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

sind,  ob  er  davon  dem  an  seinem  Hofe  befindlichen  französischen  Gesandten1} 
Nachricht  geben  wolle,  oder  ob  es  von  Kf.  an  Rebenac  geschehen  solle,  an 
welchem  Ort  die  Traktaten  vorzunehmen  und  zu  welcher  Zeit  damit  der  Anfang 
zu  machen  sei.  Da  das  Werk  mehrenteils  auf  eine  Defensivallianz  ankommen 
wird,  so  werden  sich  die  materialia  bei  den  Traktaten  wohl  finden  und  die 
dazu  zu  gebrauchenden  ministri  leicht  instruiert  werden  können.  Sollte  der 
König  noch  mehr  dabei  desiderieren  und  ihm  davon  Eröffnung  machen,  so  wird 
er  ihm  gern  sein  Sentiment  darüber  eröffnen.  Es  wird  ihm  auch  nicht  zn wider 
sein,  wenn  der  König  für  nötig  halten  sollte,  daß  sie  vorher  unter  sich  etwas 
Gewisses  verabredeten  und  schlössen  und  zu  diesem  Zweck  ihre  beiderseitigen 
ministri  vorher  zusammenkämen  und  einen  und  anderen  Punkt  überlegten. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
17./[27.]  Dezember  1680.2) 

[Wunsch  des  Königs,   daß  die  Verhandlungen  mit  Frankreich    beiderseits  in  Paris 

geführt  würden.] 

27.  Dez.  Was  Kf.  ihm  wegen  der  Zusammensetzung  mit  Frankreich  anbefohlen,  hat 

er  dem  König  und  dem  Großkanzler  hinterbracht  und  er  hat  darauf  folgendes 
zur  Resolution  bekommen.  Der  König  wäre  sehr  erfreut,  daß  Kf.  bei  seinem 
Vorhaben  verharrte  und  damit  zufrieden  wäre,  daß  die  Zusammensetzung  von 
ihnen  conjunctim  geschehe.  Er  meinte,  daß  man  von  dieser  Sache  weder 
Rebenac  noch  dem  hiesigen  französischen  Gesandten3)  Nachricht  geben  sollte, 
da  bisher  nur  dem  dänischen  Gesandten  in  Paris4)  etwas  davon  bewußt  wäre, 
der  König  von  Frankreich  seinen  Gesandten  aber  nichts  davon  anvertraut  hatte, 
und  die  Sache  um  so  geheimer  gehalten  werden  könnte.  Der  König  hielte  daher 
auch  für  das  Allerratsamste,  daß  die  Traktaten  am  französischen  Hofe  vor- 
genommen würden,  denn  weil  der  König  von  Frankreich  sich  gegen  Hoeg 
durch  Colbert  herausgelassen  hätte,  daß  er  nicht  ungeneigt  sei,  sich  mit 
Dänemark  zu  setzen,  und  er  durch  lloeg  habe  antworten  lassen,  daß  ihm 
solches  sehr  angenehm  sein  würde,  wenn  nur  Kf.  mit  dazu  käme,  und  der 
König  darauf  bezeugt  habe,  daß  er  solches  verlange,  so  zweifle  er  nicht,  man 
werde  denselben  sehr  obligieren  und  bei  den  Traktaten  mehr  avantages  erhalten, 
wenn  diese  zu  Paris  vorgenommen   würden.     Auch  er  halte  dafür,  daß  dieses 

*)  de  Martangis  (November  1679  bis  April  lC8o).     S.  Recueil  des  Instruc- 
tions XIII,  S.  22. 

*)  Zum  großen  Teil  in  Ziffern. 
*)  Martangis. 
4)  Hoeg. 


Vorschlag  gemeinsamer  Verhandlungen  mit  Frankreich.  565 

Werk  auf  eine  Defensivallianz  ankommen  werde  und  daß  man  sich  anfangs  nicht 
zu  tief  einzulassen,  sondern  vornehmlich  auf  die  Sicherheit  zu  sehen  habe,  das 
übrige  werde  sich  mit  der  Zeit  wohl  finden.  Er  hoffe,  Kf.  werde  jetzt  zu 
Paris  einen  verstandigen  und  verschwiegenen  ministrum  haben,  dem  er  Ordre 
geben  könnte,  dieses  Werk  daselbst  zn  negotiieren.  Er  hielte  für  das  Beste, 
daß  man  zwei  instrumenta  der  publiquen  Allianz  machte,  weil  doch  sie  beide 
mit  Frankreich  viele  Sachen  ä  part  zu  traktieren  hätten,  von  den  articulis 
secretis,  welche  das  Werk  dezidierten,  konnte  ein  instrumentum  gemacht  werden 
Daß  zwischen  ihnen  beiden  vorher  etwas  verabredet  werde,  halte  er  nicht  für 
nötig,  bei  den  Traktaten  in  Paris  werde  sich  solches  wohl  schicken,  und  werde 
der  dortige  Gesandte  des  Rf.  ohnedem  mit  dem  dänischen  Gesandten  über  das 
Werk  konferieren,  da  dann  der  gemeine  Zweck  sie  genugsam  zusammenbringen 
würde.  Zum  Schluß  bat  der  Großkanzler  nochmals,  daß  diese  Sache  höchst 
sekretiert  werde,  damit  Holland  und  andere  nicht  davon  erfahren  und  gar 
desperat  gemacht  werden  möchten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  an  der  Spree 
4./[14.]  Januar  1681. 

[Auf  die  Relation   vom  17.  Dezember.     Bereitwilligkeit,  die  Verhandlungen  in  Paris 
führen  zu  lassen,  Befehl,  auf  das  Verhältnis  Dänemarks  zu  Schweden  acht  zu  geben.] 

Er  ist  geneigt,  mit  dem  König  zusammen  in  eine  Defensivallianz  mit  14.  Jan. 
Frankreich  zu  treten,  zweifelt  auch  nicht,  daß  dieses  dazu  geneigt  sein  wird. 
Er  gedenkt  nur  seinen  minister  in  Paris,  v.  Spanheim,  in  diesem  negotio  zu 
employieren,  hat !)  ihn  bereits  in  terminis  generalibus  etwas  davon  wissen  lassen 
und  ihm  anbefohlen,  mit  dem  dänischen  Gesandten  in  Paris  davon  zu  reden. 
Es  wird  demnach  in  des  Königs  Gefallen  stehen,  seinen  Gesandten  auch  mit 
behöriger  Instruktion  und  Vollmacht  zu  versehen  und  Kf.  sein  ferneres  Gut- 
achten ratione  materialium  wissen  zu  lassen,  damit  er  Spanheim  ebenso 
desfalls  instruieren  könne.  Er  ist  mit  dem  König  darin  einverstanden,  daß  die 
Sache  auf  das  äußerste  zu  sekretieren  sei  und  man  in  terminis  generalibus 
einer  Defensivallianz  verbleibe,  stellt  aber  in  dessen  Gutfinden,  ob  man  etwa 
per  articulum  separatuni  Frankreich  dahin  zu  engagieren  suche,  daß  dieses  dem 
König  und  ihm  zu  Erlangung  dessen,  was  ihnen  ex  pactis  von  Spanien  und 
dem  Staat  restiert,  behülflich  wäre.  Ihm  wird  berichtet,  daß  man  dort  an 
E^uipierung  der  Flotte  arbeite,  und  man  scheint  dabei  dergleichen  Intention 
zu  haben. 


S.  das  Reskript  an  Spanheim  vom  3./ 13.  Januar  1681  oben  S.  407. 


566  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

y.  Br.  soll  genau  acht  geben,  was  dort  mit  Schweden  vorgehe  and  wie 
man  mit  dieser  Krone  stehe,  er  soll  sich  auch  auf  das  äußerste  bemühen,  too 
den  zwischen  diesen  beiden  Kronen  aufgerichteten  pactis  etwas  Gewisses  zu 
erfahren.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
28.  Januar /[7.  Februar]  1G81. 

[Weitere  Mitteilungen  des  G.  Kanzlers  über  die  mit  Frankreich  und  auch  mit  dem 
Hause  Lüneburg  und  Münster  zu  führenden  Verhandlungen.] 

7.  Febr.  Der  G.Kanzler  hat  ihm  mitgeteilt,   der  König   habe   seinen  Gesandten 

in  Paris  schon  instruiert,  mit  Colbert- Croissy  und  Spanheim  wegen 
Schließung  der  Defensivallianz  zu  verbandeln,  ein  Projekt  zu  machen  und  ein 
solches  interim  in  terminis  generalibus  zu  verfassen,  damit  man  sich  nicht  zu 
weit  engagiere.  Er  ist  auch  der  Meinung,  daß  man  suchen  müsse,  Frankreich 
per  articulum  separatum  dahin  zu  engagieren,  daß  es  ihnen  beiden  zu  den 
ihnen  von  Spanien  und  Holland  restierenden  Subsidien  behülflich  sei,  und 
hat  seinen  Gesandten  in  Paris  deswegen  schon  instruiert.  Da  er  von  Paris  die 
Nachricht  habe,  daß  der  Konig  von  Frankreich  sich  schwerlich  zu  den  benotigten 
Subsidien  verstehen  werde,  so  halte  er  für  ratsam,  das  Haus  Lüneburg  und 
den  Bischof  von  Münster  an  sich  zu  ziehen  und  mit  ihnen  eine  Quadrupel- 
allianz zu  schließen,  wodurch  man  sich  überall  konsiderabel  machen  und  von 
allen  Parteien  recherchiert  werden  würde.  Das  Defensivbündnis  mit  Frankreich 
könnte  daran  nicht  hindern,  Lüneburg  und  Münster  könnten  auch  in  dasselbe 
eintreten,  wodurch  Frankreich  leicht  zu  Zahlung  ansehnlicher  Subsidien  werde 
gebracht  werden.  Dem  Könige  wären  diejenigen  an  den  fürstl.  Höfen  bekannt, 
durch  welche  die  Sache  geheim  negoziiert  werden  könnte.  Er  und  Kf.  hätten 
zwar  mit  den  Herzogen  von  Lüneburg  noch  einige  Streitigkeiten,  man  müßte 
diese  aber  so  lange  an  die  Seite   setzen  oder  via  amicabili  zu  heben  suchen. 

*)  v.  Br.  berichtet  S./18.  Februar  1681,  allem  Anschein  nach  habe  dio  Freund- 
schaft zwischen  Dänemark  und  Schweden  sehr  abgenommen,  seitdem  man  hier  wahr- 
genommen habe,  daß  der  König  jetzt  nicht  weniger  als  früher  durch  die  schwedischen 
Seepässe  und  Zertifikate  fraudiert  und  daß  trotz  der  Amnestie  die  Eingesessenen  in 
Schonen  auf  das  härteste  tyrannisiert  würden.  Sonst  könne  er  nicht  erfahren,  daß 
zwischen  den  beiden  Kronen  außer  dem  puhliquen  Luuder  Traktat  etwas  anderes 
abgehandelt  worden  sei  als  ein  Kommerzientraktat,  von  dem  aber  die  Minister 
beteuerten,  daß  er  nichts  dein  Kf.  Präjudizierliches  enthalte  und  daß  man  dadurch 
nur  die  Anschläge  Hollands  und  Englands  wegen  der  Kommerzieu  der  nordischen 
Königreiche  zu  eludieren  gesucht  hal»e.  S.  diesen  Vertrag  vom  8.  Mai  1680  bei 
Dumont  VII,2,  S.  2. 


Die  gemeinsamen  Verhandlungen  mit  Frankreich.  567 

Der  König  hätte  bisher  an  den  lüneburgischen  Höfen  noch  nicht  die  geringste 
Ouvertüre  tun  lassen,  werde  auch  nicht  das  geringste  hierin  vornehmen,  bevor 
er  des  Kf.  Meinung  darüber  vernommen  und  mit  ihm  darüber  geratschlagt  hätte. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Potstam 
18./28.  Februar  1681. 

[Auf  die  Relationen  vom  28.  Januar  und  8.  Februar.    Das  befremdliche  Verbalten 
des  dänischen  Gesandten  in  Paris.] 

Der  dänische  Gesandle  in  Paris  hat1)  seinem  Vorgeben  nach  wegen  des  28.  Feb 
Abschlusses  der  Allianz  noch  nicht  solche  Ordre,  wie  dort  behauptet  wird, 
empfangen,  sondern  hat,  wenn  Span  heim  mit  ihm  darüber  geredet,  immer 
behauptet,  daß  sich  Dänemark  zwar  endlich  zu  dieser  Allianz  verstehen  dürfte, 
aber  nur,  wenn  zugleich  Schweden  mit  darein  trete  oder  ihm  wenigstens  ein 
Platz  zur  Accession  offen  gelassen  werde.  Da  ihm  diese  Proposition  nicht 
wenig  nachdenklich  vorgekommen  ist,  so  hat  er  davon  bisher  abstrahiert  und 
Span  heim  befohlen,1)  sich  defectn  mandati  zu  excüsieren.  Er  teilt  Br.  dieses  mit, 
nicht  damit  er  sich  darüber  am  dortigen  Hofe  beschweren,  sondern  nur,  damit  er 
sich  danach  richten  solle.  Er  soll  alles  aufs  beste  menagieren,  fleißig  auf  das, 
was  vorgeht,  acht  geben,  weil  es  mit  den  ihm  gemachten  Kontestationen  gar 
nicht  übereinkommt,  und  auch  Span  heim  direkt  von  allem  Nachricht  geben. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
22.  Februar/ [4.  März]  1681. 

[Versicherungen  des  Königs  in  betreff  seiner  aufrichtigen  Gesinnung  gegen  Kf.] 

Der  König  hat  ihn  heute  zu  sich  berufen  und  ihn  gefragt  ob  er  auf  4.  März 
seinen  Bericht  über  die  vorgeschlagenen  Allianzen  mit  Frankreich  und  mit  dem 
Hause  Lüneburg  und  Münster  von  Kf.  Antwort  erhalten  hätte.  Als  er  dieses 
verneinte,  sagte  der  König,  er  müßte  hieraus  fast  urteilen,  daß  Kf.  andere 
mesures  genommen  hätte.  Er  versicherte,  daß  er  aufrichtige  Freundschaft  gegen 
Kf.  hege,  wenn  derselbe  seinen  Worten  keinen  Glauben  schenken  wolle,  so 
möchte  er  doch  seinen  Werken  trauen,  er  hätte  dem  Kf.   von   seinen  impor- 

J)  S.  Spanheims  Bericht  vom  31.  Januar  1681  oben  S.  407f. 

*)  S.  das  Reskript  an  Spanheim  vom  9./1 9.  Februar  oben  S.  408f. 


568  IV.  Brandenburg  und  Danemark  1679—1684. 

tantesten  Desseinen  vertrauliche  Ouvertüre  gegeben  und  seinen  Gesandten  in 
Paris  dergleichen  gegen  Spanheim  zu  tun  beordert,  Kf.  konnte  daher  unmöglich 
an  seiner  aufrichtigen  Intention  Zweifel  hegen,  denn  indem  er  mit  Kf.  solche 
liaisons  suche,  trachte  er  eo  ipso  insensiblement  von  Schweden  abzugehen,  da 
er  sehe,  daß  dieses  ihn  zu  übervorteilen  und  ihn  durch  allerhand  artificia  von 
Kf.  zu  separieren  suche.  Er  hoffe,  Kf.  werde  dieses  erwägen  und  ihn  als 
seinen  gewissesten  Freund  nicht  hintenansetzen,  er  mußte  sein  eigenes  Interesse 
nicht  begreifen,  wenn  er  das  gekünstelte  foedus  mit  Schweden  der  natürlichen 
Allianz  mit  Kf.  vorzöge,  und  er  würde  als  ein  generöser  und  ehrlicher  Herr 
demselben  nicht  solche  vertrauliche  Ouvertüren  gemacht  haben,  wenn  er  willens 
gewesen  wäre,  ihn  irgendwie  zu  hintergehen,  er  könne  ihn  versichern  und  seine 
Ehre  engagieren,  daß  er  gegen  Kf.  aufrichtig  handele  und  daß  zwischen  den 
nordischen  Kronen  nicht  das  geringste  zu  des  Kf.  Nachteil  vorgegangen  sei1) 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Collen  7./17.  März  1681. 
(Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Auf  die  Relationen  vom  22.  und  26.  Februar.    Seine  Bereitwilligkeit,  mit  Dänemark 

zusammenzuhalten.] 

17.  März  Er  soll  dem  Großkanzler  hinterbringen,  Kf.  hätte  jederzeit  die  Freund- 

schaft mit  Dänemark  zu  erhalten  gesucht,  hätte  daher  bald  nach  dem  Friedens- 
schluß die  Aufrichtung  eines  Garantietraktats  nach  Anleitung  des  Dobranischen 
Vergleichs  beantragt,  man  hätte  dieses  aber  dänischerseits  unter  allerhand 
Prätexten  dekliniert,  vielmehr  eben  damals  mit  Schweden  einen  Traktat  auf- 
gerichtet, den  man  ihm  noch  jetzt  nicht  kommuniziert  hätte,  obwohl  die  mit 
ihm  abgeschlossenen  foedera  solches  mit  sich  brächten,  außerdem  seien  einige 
Dinge  passiert,  aus  denen  er  fast  zu  konjizieren  genötigt  worden,  daß  man 
dänischerseits  das  Einverständnis  mit  ihm  nicht  für  so  nötig  hielte.  Nichts- 
destoweniger hätte  er,  sobald  ihm  von  der  Intention  des  Königs  Nachricht  zu- 
gekommen, resolviert,mit  demselben  zugleich  ein  foedus  in  Frankreich  abzuhandeln, 
und  seinem  dortigen  ministro  zulängliche  Ordre  deswegen  erteilt.  Zugleich  mit 
Schweden  aber  dort   zu  traktieren,   trüge  er  Redenken,    besonders    da   dieses 

')  v.  Br.  berichtet  26.  Februar  /  [S.  März]  1G81,  der  0.  Kanzler  habe  ihm  gesagt, 
der  König  bedaure,  daß  er  am  llofe  des  Kf.  niemand  gehabt  habe,  dem  er  die  Allianz- 
sache mit  Frankreich  hätte  anvertrauen  können.  Ahlefeldt  sei  zwar  ein  sehr  er- 
fahrener und  habiler  Mann,  habe  aber  mehrmals  beim  Trunk  die  größten  Geheimnisse 
des  Königs  kund  gemacht,  Lincker  habe  bei  Kf.  keinen  solchen  Acceß,  daß  er  eine 
so  wichtige  Sache  treiben  könnte,  der  König  beabsichtige  daher  an  dessen  Stelle 
G.  v.  ßuchwald  zu  Kf.  zu  schicken.  Auch  IToeg  soll  jetzt  Ordre  erhalten  haben, 
mit  Span  heim  wegen  der  Allianz  fleißig  zu  kommunizieren. 


Beiderseitiger  Argwohn.  569 

deswegen  mit  ihm  nicht  kommuniziert  hätte.  Nachdem  aber  der  Großkanzler 
jetzt  ein  anderes  kontestierte,  wäre  ihm  dieses  sehr  lieb  und  er  ganz  geneigt, 
alles,  was  zu  Aufhebung  der  Diffidenz  und  R etablierung  des  Vertrauens  diensam 
erachtet  werden  würde,  beizutragen.  Dazu  aber  wäre  nötig,  daß  ihm  das,  was 
zwischen  dem  Könige  und  Schweden  gehandelt  worden,  mitgeteilt  werde.  Er 
soll  dieses  besonders  urgieren. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
19./9.  März  1681. 

[Argwohn  wegen  der  Verhandlungen  des  Kf.  mit  K.Sachsen  und  Hannover.] 

Man  ist  hier  der  Meinung,  daß  zwischen  Kf.,  dem  Kurhause  Sachsen  und  19.  März 
dem  Herzog  von  Hannover,  wo  nicht  mit  dem  ganzen  Hause  Lüneburg,  eine 
Defensivallianz  geschlossen  sei1)  und  läßt  nicht  geringe  Jalousie  spüren.  Der 
G.  Kanzler  hat  ihm  mitgeteilt,  der  hiesige  schwedische  Gesandte  habe  proponiert, 
man  möchte  auf  diese  Zusammensetzung  der  Stände  im  Ober-  und  Nieder- 
sächsischen Kreise  ein  wachsames  Auge  haben  und  darauf  bedacht  sein,  wie 
man  Gegenmesures  dagegen  nehmen  könnte,  der  König  ließe  dies  dem  Kf.  mit- 
teilen, damit  derselbe  sein  aufrichtiges  Gemüt  daraus  erkenne,  er  hoffe,  Kf. 
werde  keine  liaison  zu  seinem  Präjudiz  machen,  mit  der  nochmaligen  Ver- 
sicherung, daß  der  König  nichts  zum  Nachteil  des  Kf.  mit  Schweden  geschlossen 
habe.  Er  merkt  wohl,  daß  man  hier  gern  sehen  würde,  daß  Kf.,  dafern  etwas 
geschlossen,  dem  König  wenigstens  in  generalibus  Kommunikation  davon  täte.') 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
15./[25.]  März  1681.3) 

[Auf  das  Reskript  vom  7./17.  März.     Beruhigende  Erklärungen  des  G.  Kanzlers.] 

Er  hat  dem  Großkanzler  den  Inhalt  des  Reskripts  des  Kf.   mitgeteilt,  25.  März 
dieser  zeigte   sich    sehr  erfreut   darüber   und   sagte,   der  König   könnte  nicht 

')  S.  über  die  Verhandlungen  des  Kf.  mit  K.Sachsen  und  Hannover  und 
über  die  mit  denselben  abgeschlossenen  Verträge  vom  21./31.  Januar  und  8./18  April 
1681  Pufendorf  XVIII,  §26  (S.  1409);  v.  Mörner,  S.  422ff.  und  unten  Abschnitt  V. 

*)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Potstam  18./28.  März  1681),  was  zwischen  ihm  und 
dem  Herzog  von  Hannover  wegen  Aufrichtung  eines  Traktats  vorgegangen  sei  und 
jetzt  mit  K.  Sachsen  vorgehe,  hätte  die  Reichskonstitutionen  und  die  Kreisverfassung 
zum  Grunde  und  könnte  niemandem,  am  wenigsten  dem  König,  Ombrage  erregen. 

3)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  24  (S.  1407). 


570  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

ergründen,  woher  dem  Kf.  Nachricht  zugekommen,  daß  er  mit  Schweden  Dinge 
traktiert  hätte,  welche  demselben  zum  Nachteile  gereichen  könnten.  Daß  dieses 
nicht  der  Fall  sei,  hätte  man  schon  daraus  ersehen  können,  daß  er  die  Defensiv- 
allianz zwischen  ihnen  beiden  und  Frankreich  Torgeschlagen  habe,  diese  hätte 
schon  geschlossen  sein  und  man  hätte  so  Schweden  zuvorkommen  können, 
wenn  nicht  dem  Kf.  solche  Dinge  von  dem  König  zu  Ohren  gekommen  und  er 
so  von  dieser  Allianz  abgehalten  worden  wäre.  Der  König  wollte  zwar  nicht 
eine  Staffel  an  der  Treppe  sein,  auf  der  der  König  von  Frankreich  zur  Monarchie 
zu  steigen  gedenke,  er  meinte  aber,  daß  man,  um  sich  vorerst  in  Sicherheit 
zu  setzen,  diese  Allianz  mit  Frankreich  in  terminis  defensivis  generalibus  auf- 
zurichten suchen  müsse,  um  Schweden  nicht  allein  französische  Subsidien 
genießen  zu  lassen.  Der  König  merkte  wohl,  daß  Schweden  jetzt  mehr 
Begierde  als  früher  verspüren  ließe,  mit  Frankreich  zu  traktieren,  weil  sie 
besorgten,  daß  Kf.  entweder  allein  oder  nebst  dem  König  mit  Frankreich 
schließen  wollte.  Schweden  wäre  keineswegs  gesinnt,  an  dem  Ort  zu  traktieren, 
wo  Kf.  sich  engagieren  würde,  da  es  noch  immer  Preußen  demselben  zu  nehmen 
gedächte.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
24.  Mai/[3.  Juni]   1681. 

[Die  Sendung  v.  Hoverbecks.     Geneigtheit  des  Königs  zu  der  Allianz  mit  Frankreich.] 

3.  Juni  Er  hat  v.  Hoverbeck,2)  der  zugleich  mit  ihm  hier  angekommen  ist,  alle 

nötige  Information  erteilt.  Die  Sendung  desselben  gereicht  dem  Konig  zq 
besonderem  Vergnügen,  und  er  hat  ihm  bei  der  Audienz  besondere  Ehre  wider- 
fahren lassen.     Man  wünscht  hier  noch,  zusammen  mit  Kf.  mit  Frankreich 

»)  v.  Br.  berichtet  22.  März/ [1.  April]  1681,  der  G.  Kauzler  habe  im  Namen 
des  Königs  diese  Versicherungen  wiederholt  und  gesagt,  v.  Buchwald,  der  sich 
demnächst  zu  Kf.  begeben  werde,  solle  alles  mitnehmen,  was  zur  Hinlegung  jeglicher 
Jalousie  nötig  sein  könnte.  Am  25.  April/ 5.  Mai  meldet  er,  daß  B.  tags  vorher  zu 
Kf.  abgereist  sei. 

l)  Kf.  hatte  Mitte  Mai  den  jüngeren  Freiherrn  v.  Hoverbeck  abgeschickt,  um 
den  nach  Oldenburg  gereisten  König  dort  zu  komplimentieren,  hatte  ihn  aber  zu- 
gleich (Instruktion  vom  9./ 19.  Mai  1(581)  beauftragt,  sich  unter  der  Hand  zu  erkundigen, 
was  jetzt  am  dänischen  Hofe  passierte,  was  für  fremde  Gesandte  sich  bei  dem  König 
aufhielten  und  was  sie  negotiierten,  wie  das  Vernehmen  mit  Schweden  sei,  und  was 
der  König  etwa  vorhabe,  v.  II.  war  am  25.  Mai  in  Hamburg  angekommen,  hatte  dort 
aber  erfahren,  daß  der  König  schon  auf  der  Rückreise  sei,  hatte  ihu  auch  unterwegs 
nicht  einholen  können,  war  daher  nach  Kopenhagen  gereist,  hatte  dort  am  3.  Juni 
Audienz  bei  dem  König  gehabt,  der  ihn  sehr  freundlich  empfing,  aber  nur  kurz  auf 
seine  Komplimente  antwortete.    Seine  Berichte  sind  ohne  Belang. 


Versicherungen  des  Königs.   Eifersucht  Schwedens  auf  die  Flotte  des  Kf.      57 1 

zu  traktieren.  Die  Schweden  haben  in  dem  an  Frankreich  gegebenen  und 
hier  kommunizierten  Projekt  expresse  bedungen,  daß  Frankreich  nebst  ihnen  den 
Herzog  von  Gottorf f  maintenieren  und  in  pristinum  statum  restituieren  solle, 
welche  Proposition  hier  große  Ombrage  verursacht  hat.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Colding 
4./[14.]Juli  1681. 

[Eifersucht  der  Schweden  auf  die  Seemacht  des  Kf.,  ihre  Bemühungen,  auch  Däne- 
mark gegen  denselben  aufzuhetzen.] 

Guldenlöw  sagte  ihm,  als  er  sich  in  Kopenhagen  von  ihm  verabschiedete,  14.  Juli 
der  schwedische  Hof  kontinuiere  in  der  Jalousie  wegen  der  Seemacht  des  Kf., 
die  Schweden  ließen  sich  gegen  den  dänischen  Gesandten  in  Stockholm  ver- 
lauten, daß  sie  dieses  nicht  länger  mit  Stillschweigen  ansehen  könnten,  und  der 
hiesige  Gesandte,  Oberst  We Hing,  drängte  den  König  sehr  hart,  um  von  ihm 
Resolution  zu  bekommen,  ob  er  mit  Schweden  conjunctim  dem  entgegentreten 
und  des  Kf.  Vornehmen  wegen  des  dominii  maris  baltici  unterbrechen  wollte, 
da  dieses  nur  den  beiden  nordischen  Kronen  zustände.  Sie  durften  nach  dem 
Beispiel  ihrer  Vorfahren  keine  dritte  Herrschaft  in  der  Ostsee  leiden,  es  wäre 
klar  zu  sehen,  daß  Kf.  dahin  aspirierte,  da  er  den  pavillon  führte,  welches 
ein  Signum  dominii  maris  wäre.  Der  König  hätte  interimsweise  geantwortet, 
des  Kf.  Expedition  zur  See  sei  nicht  auf  die  Ostsee,  sondern  gegen  Spanien 
angesehen,  der  Gesandte  dringe  aber  sehr  hart  auf  Resolution,  und  es  würde 
dem  König  nichts  angenehmer  sein,  als  des  Kf.  Sentimente  darüber  zu  ver- 
nehmen. Er  gab  dabei  zu  erkennen,  daß  der  König  embarassiert  wäre,  was  er 
wegen  des  pavillon  für  Antwort  geben  sollte,  und  er  konnte  aus  seinen  Diskursen 
fast  urteilen,  daß  Dänemark  auch  nicht  gern  sehe,  daß  Kf.  den  pavillon  führe, 
denn  er  sagte,  das  Kommando  der  Flotte  könnte  mit  einem  Wimpel  geschehen.1) 

')  v.  Br.  berichtet  28.  Mai/ 7.  Juni,  Hoeg  solle  auf  Vollziehung  der  Traktaten 
dringen,  Frankreich  aber  wolle  nicht  mehr  als  200000  Rtlr.  Subsidien  geben,  verlange 
dafür  aber  große  Dinge,  welche  auf  Fortsetzung  seiner  weitaussehenden  Desseine 
zielten.  Der  König  aber  wolle  in  terminis  mere  de  fem*  i  vis  bleiben  und  die  allgemeine 
Ruhe  und  Sicherheit  pro  fundamento  setzen,  um,  falls  Frankreich  etwas  dagegen 
beginnen  sollte,  mit  desto  besserem  Fug  ihm  zusprechen  und  es  davon  abhalten  zu 
können;  28.  Juni  /  8.  Juli  meldet  er,  der  holländische  Gesandte  sei  wegen  der  Ver- 
handlungen zwischen  Dänemark  und  Frankreich  sehr  alarmiert,  zumal  da  er  meine, 
Kf.  werde  mit  hinzutreten,  dieselben  schienen  aber  noch  weit  tom  Schluß  zu  sein, 
da  Dänemark  große  Subsidien  fordere,  Frankreich  aber  dieselben  nicht  geben  wolle. 

a)  v.  Br.  meldet  9./19.  Juli,  Graf  Reventlow  habe  ihm  mitgeteilt,  daß  einige 
Seeoffiziere  des  Kf.  Matrosen  und  Soldaten  des  Königs  angeworben  hätten,  daß  diese 
aber  ihnen  wieder  abgenommen  wären. 


572  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  v.  Brandt,     D.  Potsdam 
18./[28.]  Juli  1681. 

[Auf  die   Relationen   vom    4.  und  9.  Juli.     Grundlosigkeit   der  Besorgnisse    wegen 
seiner  Seerüstung,  seine  Berechtigung  zur  Führung  des  Pavillons.] 

28.  Juli  Er  soll  Reventlow  oder,  wenn  er  es  nötig  finden  sollte,  dem  König  selbst 

sagen,  es  sei  jedermann  und  auch  Schweden  überflüssig  bekannt,  daß  seine 
jetzige  Rüstung  zur  See  nur  geschehen  sei,  um  bei  Spanien  die  Zahlung  der 
ihm  schuldigen  Gelder  zu  befördern,  es  sei  ihm  nie  in  den  Sinn  gekommen, 
den  Königreichen  Dänemark  und  Schweden  an  dem,  was  ihnen  zukäme,  irgend 
welchen  Nachteil  oder  Präjudiz  zuzuziehen,  Handel  auf  der  See  an  freien  Orten 
zu  treiben  und  denselben  mit  seinen  Schiffen  convoyieren  zu  lassen,  stehe  ihm 
nicht  weniger  als  anderen  frei.  Die  Führung  des  Pavillons  könnte  niemand 
zum  Präjudiz  gereichen,  es  hätten  auch  weder  England,  noch  Frankreich,  noch 
der  Staat  solches  angefochten,  hätten  vielmehr  seinen  Schiffen  das  Einlaufen  in 
ihre  Häfen  verstattet.  Durch  Führung  eines  Pavillons  suchte  er  nichts,  das 
anderen  nachteilig  sein  könnte,  weniger  ein  dominium  maris  baltici,  es  hätte 
ja  die  geringste  Republik,  die  Seehäfen  und  Kriegsschiffe  hätte,  die  Freiheit 
und  das  Recht,  einen  Pavillon  zu  führen.  Er  hoffte,  der  König  werde  den 
Schweden,  wenn  diese  die  Sache  ferner  exaggerieren  sollten,  darunter  die  Not- 
durft remonstrieren  und  seine  Schiffssache  ferner  mit  seiner  faveur  begleiten. 
Daß  seine  Seeoffiziere  dänische  Matrosen  und  Soldaten  geworben,  sei  gegen 
seinen  Befehl  und  Willen  geschehen,  und  er  wolle  deswegen  gebührende 
Ahndung  tun.     Br.  soll  es  ihnen  ernstlich  verbieten.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.   Itzehoe 
8./[18.]  August   1(581. 

[Günstige   Erklärungen  Güldenlöws   wegen   der  Flotte  des   Kf.     Sinnesänderung  des 
Königs  in  betreff  der  Alliauz  mit  Frankreich.  Äußerungen  des  Landgrafen  von  Hessen.] 

18.  Aug.  Er  ist  unterwegs  in  Graucnstein  bei  dem  Großkanzler  gewesen,  hat  dort 

Graf  Güldenlöw  getroffen   und   ihm  auch  die  Sentimente  des  Kf.  wegen  der 

J)  v.  Br.  berichtet  31.  Juli  /  10.  August,  der  (i.  Kanzler,  dem  er  den  Inhalt 
dieses  Reskripts  mitgeteilt,  habe  es  übernommen,  dem  König  davon  zu  berichten,  und 
habe  ihn  vorläufig  versichert,  daß  derselbe  die  Sentimente  des  Kf.  nur  deswegeu  zu 
wissen  verlangt  habe,  damit  man  den  Schweden  desto  besser  aus  einem  Munde 
antworten  könnte.  Der  König  sehe  nichts  lieber,  als  daß  dio  Seemacht  des  Kf. 
zunehme,  und  begreife  gar  wohl,  daß  bei  einer  Flotte  ein  Pavillon  geführt  werden 
müsse.  Schweden  hätte  diese  Materie  nur  gerührt,  um  zwischen  dem  König  und  Kf. 
Jalousie  zu  erregen,  es  werde  seine  Intention  aber  nicht  erreichen. 


Sinnesänderung  des  Königs  infolge  der  französischen  Übergriffe.  573 

Flotte  and  des  Pavillons  mitgeteilt.  Derselbe  erklärte  sich  darin  mit  dem 
Großkanzler  durchaus  einer  Meinung  und  versicherte,  daß  der  König  auch  in 
dieser  Sache  die  beste  Intention  für  Kf.  hätte. 

Der  Großkanzler  hat  ihm  gesagt,  der  König  hätte  wegen  der  Allianz 
mit  Frankreich  seine  Gedanken  in  etwas  geändert,  weil  ihm  der  Kurfürst  von 
der  Pfalz1)  brieflich  und  der  Landgraf  von  fl essen*)  mundlich  vorgestellt 
hätten,  wie  der  König  von  Frankreich  eine  dependance  aus  der  anderen 
machte,  und  daß  das  Römische  Reich  dadurch  nicht  allein  viel  von  seiner  force 
verlieren,  sondern  in  die  größte  Konfusion  geraten,  und  die  Stande  desselben 
alles  verloren  geben  würden,  wenn  diese  Allianz  vor  sich  gehen  sollte.  Der 
König  hätte  daher  beschlossen,  dem  Werk  noch  in  etwas  Anstand  zu  geben 
und  zu  sehen,  wie  die  zu  Frankfurt  a.  M.  wegen  der  Dependenzen  angesetzten 
Konferenzen  ausschlagen  würden. 

Der  Landgraf,  der  hier  zu  Besuch  war  und  heute  abgereist  ist,  hat  ihn 
beauftragt,  Kf.  seiner  bestandigen  Affektion  und  Dienste  zu  versichern,  und  hat 
erklärt,  er  setzte  alle  seine  Hoffnung  auf  Kf.,  falls  ihm  eine  Not  zustoßen  sollte. 
Es  gewinne  in  Deutschland  ein  wunderliches  Ansehen,  indem  der  König  von 
Frankreich  mit  den  Dependenzen  immer  weiter  ginge  und  von  der  zu 
Frankfurt  angestellten  Konferenz  nur  leere  Worte  zu  hoffen  seien.3) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
8./[18.]  Oktober  1681. 

[Eindruck  der  Übergabe  von  Straßburg  auf  den  König,  dessen  Besorgnisse  vor 
Frankreich  und  Mißtrauen  gegen  Schweden.] 

Als  er  vorgestern  hei  dem  G.Kanzler  war  und  mit  demselben  von  der  18.  Okt. 
Übergabe  von  Straßburg  redete,  dolierte  derselbe  nicht  nur  über  diesen  Verlust, 
sondern    sagte  dabei,    daß   der  König    noch    nie    über   eine  Zeitung   betrübter 

l)  Kurfürst  Karl  von  der  Pfalz,  der  mit  der  Schwester  des  dänischen  Königs 
vermählt  war. 

*)  Landgraf  Karl  von  Hessen-Kassel,  der  Bruder  der  dänischen  Königin. 

*)  v.  Br.  meldet  10./ 20.  September,  wegen  der  Traktaten  mit  Frankreich  werde 
man  hier  immer  kaltsinniger,  da  dieses  gar  geringe  Subsidien  offeriere  und  dafür 
von  Dänemark  Dinge  verlange,  die  diesem  nachteilig  und  für  das  Römische  Reich 
sehr  gefährlich  sein  würden.  Es  solle  die  vastes  desseins  wegen  des  Königreichs 
Australien  appuyren  oder  ihnen  wenigstens  nicht  hinderlich  fallen,  der  König  aber 
wolle  sich  dazu  nicht  verstehen  und  nicht  dulden,  daß  die  schon  prädominierende 
französische  Macht  das  Römische  Reich  noch  mehr  schwäche  oder  gar  über  den 
Haufen  werfe,  zumal  da  man  Schweden  nicht  traue  und  fürchte,  daß  dieses  wieder, 
um  zu  Gelde  zu  gelangen,  mit  Frankreich  zusammentreten  werde. 


574  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

gewesen  sei,  als  über  diese,  besonders  darüber,  daß  die  Häupter  des  Römischen 
Reichs  nicht  in  solcher  Einigkeit  ständen,  daß  dem  allgemeinen  Feinde  zur 
Genüge  Widerstand  geleistet  und  dessen  fernere  Progressen  verhindert  werden 
könnten,  es  wäre  auch  noch  zu  befürchten,  daß  Frankreich  durch  falsche 
Promessen  mehr  als  mit  dem  Degen  an  sich  bringen  würde,  wobei  er  von  den 
bisherigen  französischen  Betrügereien  weitläufig  diskurrierte.  Der  König  macht 
seine  größte  Reflexion  auf  Kf.,  er  würde  gern  3000  Mann  und  mehr  nach 
Deutschland  marschieren  lassen,  wenn  er  deswegen  ersucht  würde,  und  wenn 
er  Schweden  trauen  könnte,  von  dem  es  jetzt  wieder  heißt,  daß  es  Zweibrücken 
abandonnieren  und  wieder  französische  Subsidien  bekommen  wolle. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
19./[29.]  November  1681. l) 

[Verhaudluugen  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten,  beabsichtigte  Sendung  Liliencrons 
nach  Wien,  Geneigtheit  zur  Verbindung  mit  dem  Kaiser.] 

29.  Not.  Man  ist  zwar  seit  einiger  Zeit  hin  und  wieder  der  Meinung  geworden,  als 

wenn  der  kaiserliche  Gesandte  Graf  Berka  eine  Allianz  zwischen  dem  Kaiser 
und  Dänemark  geschlossen  hatte,  es  ist  aber  nichts  weiter  geschehen,  als  daß 
derselbe  ein  foedus  defensivum  vorgeschlagen  und  da li  man  sich  dänischerseits 
nicht  ungeneigt  dazu  bezeugt  hat.  da  man  aber  bisher  mit  dem  Verhalten  des 
kaiserlichen  Hofes  wenig  zufrieden  gewesen  ist  und  noch  immer  zweifelt,  ob  es 
sich  damit  bessere,  man  dort  die  Sache  mit  rechtem  Ernst  anfangen  werde, 
und  ob  die  kaiserlichen  Truppen  so  stark  seien,  wie  Berka  ausgibt,  hat  man 
keiue  Kommissare  ernannt,  sondern  beschlossen,  Liliencron  nach  Wien  zu 
schicken  und  sich  von  der  Beschaffenheit  des  kaiserlichen  Hofes  gründlich  zu 
informieren.  Unterdessen  gibt  man  der  kaiserlichen  Partei  gute  Hoffnung,  und 
es  scheint  dem  König  damit  wirklich  rechter  Ernst  zu  sein,  da  er  alle  remon- 
strationes  von  französischer  Seite  und  die  speziosen  Offerten  des  franzosischen 
Gesandten  garnichts  achtet,  den  französischen  Gesandten  kalt  den  kaiserlichen 
dagegen  sehr  gnädig  traktiert,  weil  man  wegen  Hamburgs  und  des  Friedens 
noch  einen  Groll  auf  Frankreich  hat.  weil  der  König  sich  allemal  entsetzt,  wenn 
er  von  der  großen  französischen  Macht  hört,  und  endlich,  weil  man  hofft,  durch 
die  Allianz  mit  dem  Kaiser  und  den  Reichsständen  gute  Quartiere  zu  erlangen. 
aus  des  Herzogs  von  Gottorff  Landen  monatlich,  wie  früher,  lJVOOOG  Rtlr.  zu 
ziehen,  so  dem  Herzog  die  Federn  noch  mehr  zu  beschneiden,  die  Souveränität 

•)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  2A  (S.  1408:. 


Verhandlungen  mit  dem  kaiserlichen  und  dem  französischen  Gesandten.    575 

von  ganz  Schleswig,  den  Dom  zu  Schleswig  und  das  Amt  Schwabstatt  wieder- 
zuerlangen und  dadurch  zugleich  Schweden  die  entree  in  Holstein  zu  verbieten, 
welche  Vorteile  man  den  von  Frankreich  angebotenen  weit  vorzieht1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
13./[23.]  Dezember  1681. 

[Anerbieten  des  französischen  Gesandten.    Wunsch  des  Königs,  daß  Kf.  in  das 
Defensivbündnis  mit  Schweden  eintreten  möge.] 

Nachdem  der  hiesige  französische  Gesandte1)  vor  zwei  Tagen  aus  Paris  23.  Dez. 
ein  großes  Paket  Briefe  erhalten,  hat  er  vorgestern  nicht  nur  eine  Stunde  lang 
bei  dem  König  Audienz  gehabt,  sondern  auch  gestern  mit  den  ihm  zugeordneten 
Kommissaren Güldenlöw,  dem  Großkanzler,  Reventlow,  Jens  Jnel,  Bier- 
mann und  Wibe  eine  lange  Konferenz  gehalten.  Was  darin  vorgegangen,  wird 
zwar  sehr  sekret  gehalten,  soviel  hat  er  aber  doch  sondiert,  daß  er  dem  König 
vorgestellt  hat,  wie  dieser  jetzt  die  beste  Gelegenheit  hätte,  an  Schwedens 
Stelle  zu  treten  und  sich  mit  Frankreich  zu  engagieren.  Kf.  hätte  sich  schon 
mit  Frankreich  verbunden  und  zweifelte  nicht,  daß  der  König  diesem  Beispiel 
folgen  werde.  Der  Gesandte  soll  von  großen  Subsidien  sprechen,  er  weiß  aber 
noch  nicht,  wie  es  angenommen  werden  und  ob  man  sich  von  Österreich, 
Spanien  und  Holland  separieren  werde,  bevor  man  von  Lilien cron  rechte 
Nachricht  erlangt  hat,  wie  es  an  dem  kaiserlichen  Hofe  steht.  Jedenfalls  wird 
sich  der  König  zu  keinem  Engagement  verstehen,  bevor  er  mit  Kf.  darüber 
geratschlagt  hat,  denn  obschon  man  hier  mit  Schweden  wieder  ziemlich  wohl 
steht,  so  scheint  dies  doch  dahin  angesehen  zu  sein,  Kf.  zu  bewegen,  in  das 
zu  Lund  gemachte  Defensivbündnis  der  beiden  nordischen  Kronen  einzutreten 
oder  eine  neue  Tripelallianz  mit  ihnen  aufzurichten.3) 

])  ▼.  ßr.  meldet  29.  November  /  0.  Dezember  1681,  die  Verhandlungen  mit  Berka 
würden  fortgesetzt,  allem  Anschein  nach  werde  man  das  kaiserliche  Interesse 
embrassieren,  wenn  der  Kaiser  die  Bedingungen,  welche  man  hier  verlangt,  bewillige. 
Lilien  cron  solle  morgen  nach  Wien  abreisen,  sich  zuerst  aber  zu  Kf.  begeben 
und  zusammen  mit  Buchwald  diesem  von  allem  Mitteilung  machen,  so  daß  Kf. 
werde  erkennen  können,  daß  der  König  das  Fundament  seiner  ganzen  Wohlfahrt 
auf  seine  Freundschaft  setze  und  sich  nicht  von  ihm  trennen  wolle. 

*)  S.  Recueil  des  instructions  XIII,  S.  XXXIXf. 

*)  v.  Br.  berichtet  20./30.  Dezember  1681,  die  Verhandlungen  mit  dem  franzö- 
sischen Gesandten  würden  fortgesetzt,  derselbe  behaupte  beständig,  daß  Kf.  mit  seinem 
König  schon  wirklich  in  genauer  Allianz  stehe,  und  sei  nicht  mit  ihm  zufrieden,  daß 
er  darin  nicht  mit  ihm  aus  einem  Munde  sprechen  wolle.  Der  König  bezeuge  zu  der 
französischen  Partie   sehr   geringe   Inklination,  sollte   aber   Frankreich   sehr  große 


576 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1671*— 1684. 


Instruction,  wornaeh  sicli  unser  —  Hof  rat  Paul  Fuchs 

untertänigst  zu  achten. 

D,    Cöln  a.  d.  Spree    25.  Dezember    1681/ [4.  Januar    1682].1) 

(Conc.   Meinilers.) 

[Befehl,  die  Gefährlichkeit  eines  neuen  Krieges  und  die  Bedenken  gegen  den 
Assoziationstraktat  vorzustellen,  das  Verhatten  Dänemarks  zu  Schweden  tu  erforschen, 
dasselbe  zur  Abwendung    von  Schweden  und   zur  Vereinigung  mit  Kf.   zu  bewegen,] 

4,  Jan,  Er    soll    sich    so    schnell    wie    möglich    über  Hamburg    nach    Kopenhagen 

begeben,  sich  dort  zuerst  an  den  0,  Kanzler  und  an  den  Geheimen  Rat  Bier* 
mann  wenden  und  durch  diese  um  Audienz  beim  König  nachsuchen.  Wenn 
er  diese  erlangt,  hat  er  dem  König  dafür  zu  danken,  daß  derselbe  dem  Kf 
seine  treue  Freundschaft  durch  Erneuerung  des  früher  gemachten  Bundnisse* 
und  Extension  desselben  auf  die  gegenwärtigen  Konjunkturen  habe  bezeugen 
wellen,  und  auf  die  Eröffnungen,  welche  Kf«  deswegen  schon  Buchwald 
gemacht  habe,  verweisen.  Da  Kf,  aus  den  Mitteilungen,  welche  der  dänische 
Gesandte  Meyercrohn*}  in  Paris  Span  heim  gemacht  habe,  noch  mehr  des 
Königs  Konfidonz  und  Gewogenheit  erkannt  habe,  habe  er  ihm  dafür  Dank 
sagen  und  seine  Gedanken  offenherzig,  aber  im  höchsten  Vertrauen  eröffnen 
lassen  wollen.  Kf.  sei  mit  dem  Konig  ganz  darin  einig,  daß  die  jetzigen 
Konjunkturen  sich  gefährlich  anließen,  und  daß  man  fürchten  müsse,  in  ei 
neuen  Krieg  verwickelt  zu  werden,,  wenn  mau  nicht  versuchte,  die  zwischen 
dem  Romischen  Reich,  Spanien  und  Frankreich  wegen  der  Dependenüen  noch 
übrigen  Streitigkeiten  gütlich  beizulegen*  Die  von  Frankreich  deswegen  gemachten 
Vorschläge  würden  dem  König  ohne  Zweifel  bekannt  sein.  Auch  Kt  furcht* 
die  immer  zunehmende  Macht  Frankreich*  und  stelle  dahin,  ob  und  wie  weit 
den  von  dorther  geunuhkn  Sincerationen  zu  trauen  sei,  andererseits  aber  kon- 
sideriere  er  mit  höchster  Rekuminernis  den  schlechten  Zustand  des  Komischen 
Reiches,  das  geringe  Vertrauen  unter  den  Reichsgliedern,  wie  übel  und  langsam 
es  mit  der  zu  Regeusburg  resolvierten  Armatur  vonstatten  gehe,  wie  gefährlich 
noch  die  Sachen  in  Ungarn  stehen,  wir  s>  br  di<>  Macht  des  Kaisers  dadurch 
dislrahiert  werde,  wie  großer  Mangel  an  den  zum  Krieg  benötigten  ret[u 
herrsche,  während  Frankreich  dieses  alles  so  in  Bereitschaft  hatte,  daß  es  damit 
eher  losbrechen  und  fast  alles  jenseits  des  Rheins  unter  seine  Gewalt  brii 
konnte,  ehe  das  Reich  nur  wegen  Zusammen  bringung  der  etwa  vorhandenen 
oder  zu  werbenden   Truppm   beständige  Resolution   fassen   könnte,  daß  daher 

Summen  anbieten,  so  dürfte  mau  sie  wohl  annehmen,  solange  Frankreich  seine 
Eroberungen  nicht  weiter  ausdehne  und  den  Frieden  und  die  allgemeine  Buhe 
nicht  atüre, 

»)  S.  Pufendorf  XVUI,  §  43  (S.  1431t). 

")  S.  die  Relation  Spanheims  vom  9./I0.  Dezember  ICSI  (oben  S,  418t). 


Instruktion  für  Fuchs.  577 

durch  Ergreifung  der  Extremitäten  und  Hintenansetzung  der  gütlichen  Mittel 
die  Sachen  in  die  äußerste  Gefahr  geraten  und  Frankreich  neue  Gelegenheit 
zur  Erweiterung  seiner  Macht  gegeben  werden  dürfte.  Kf.  wünschte  die 
Meinung  des  Königs  darüber  zu  erfahren,  ferner  wie  sie  beide  zu  der  ihnen 
von  Spanien  und  den  Niederlanden  wegen  der  rückständigen  Subsidien  ge- 
bührenden Satisfaktion  gelangen  könnten,  sowie  auch  wegen  der  guineischen 
Schiffahrt  und  des  Handels  auf  der  afrikanischen  Küste,  welche  der  Staat 
privative  an  sich  zu  ziehen  suche.  Er  hat  sich  auch  zu  erkundigen,  was 
für  Gedanken  man  dort  wegen  seiner  Seeequipage  führe,  er  wolle  nicht  hoffen, 
daß  man  sich  dort  durch  Schweden  von  der  bisher  kontestierten  guten  Intention 
werde  ableiten  lassen. 

In  betreff  dessen,  was  eine  Zeit  her  wegen  des  sogenannten  Assoziations- 
traktats im  Haag  und  anderswo  vorgegangen,  hat  der  König  sich  durch  v.  Buch- 
wald nach  der  Meinung  des  Kf.  erkundigen  lassen.  Diese  geht  dahin,  daß 
man  sich  bei  dieser  Sache  nicht  übereilen  dürfe.  Ihm  erscheine  bedenklich, 
daß  dieser  Traktat  von  Schweden  ausgeht,  welches  dabei  vielleicht  ganz  andere 
Absichten  als  Erhaltung  des  Friedens  haben  mag,  daß  Frankreich  denselben 
nicht  anders  als  ein  gegen  es  gemachtes  Bündnis  konsideriert,  daß  darin  der 
Nimwegische  Frieden,  durch  den  der  König  wie  Kf.  so  hoch  lädiert  worden 
sind,  bestätigt  wird,  ohne  daß  darin  des  von  ihnen  beiden  mit  Frankreich  und 
Schweden  abgeschlossenen  Friedens  gedacht  wird,  daß  allem  Ansehen  nach 
Frankreich  in  diesen  Traktat  nimmer  treten  wird,  daß  auf  Englands  Eintritt  in 
denselben  nicht  zu  rechnen,  daß  daher  davon  nicht  der  intendierte  Zweck, 
Erhaltung  des  Friedens  in  Europa,  sondern  vielmehr  neue  collisiones  zu  befahren 
sind,  besonders  daß  Schweden  einen  solchen  Traktat  auf  die  Bahn  bringt, 
obwohl  es  noch  immer  mit  Frankreich  wegen  Restabilierung  der  vorigen  Allianz 
unterhandelt  und  vermöge  der  Lundischen  Allianz  nicht  ohne  Vorbewußt  und 
Approbation  Dänemarks  einen  solchen  Traktat  hätte  machen  dürfen,  Kf.  wünscht 
daher  den  rechten  Grund  dieser  Sache  vom  König  zu  vernehmen.  F.  hat  sich 
auch  auf  das  äußerste  zu  bemühen,  zu  penetrieren,  in  welchen  terminis  jetzt 
die  beiden  nordischen  Kronen  zu  einander  stehen,  und  dem  König  und  dessen 
Ministern  die  große  Gefahr  vorzustellen,  welche  Dänemark  von  der  schwedischen 
Freundschaft  zu  erwarten  hat  Kf.  hat  aus  dem  Haag  und  von  anderen  Orten 
Nachricht,  der  König  hätte  sich  schon  durch  Pettecum  zum  Eintritt  in  die 
Assoziation  bereit  erklärt,  und  fertigte  deswegen  Liliencroon  wieder  nach  Wien 
ab,  um  dieses  zu  versichern  und  daneben  eine  Allianz  zwischen  dem  Kaiser 
und  den  beiden  nordischen  Kronen  conjunctim  zu  traktieren,  er  wünscht  daher 
um  so  mehr  sichere  Nachricht  von  der  eigentlichen  Intention  des  Königs  zu 
erhalten,  Er  kann  mit  solcher  Resolution  nicht  konziliieren,  was  Meyercrohn 
in  Paris  Span  heim  mitgeteilt  hat  F.  hat  sich  also  aufs  äußerste  zu  bemühen, 
daß  Dänemark  von  Schweden  abgelenkt,  hingegen  mehr  und  mehr  mit  Kf.  ver- 
einigt werde.  Er  soll  sich  auch  auf  das  genaueste  erkundigen,  was  für  eine 
Intention  man  dänischerseits  in  betreff  der  jetzt  von  dem  französischen  Gesandten 
angebotenen  Renovierung  der  alten  Allianz  mit  Frankreich  habe. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  37 


578  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Wegen  des  Eibzolls  zu  Glückstadt  soll  er  versichern,  daß  Kf.  dem  Könige 
diese  Ergötzlichkeit  gern  gönnte  und  wie  bisher  zu  Erlangung  derselben  mit- 
helfen wollte. 


Nebeninstruction.     Sign.  Collen  an  der  Spree 
24.  Dezember  1 68 1/[3.  Januar  1682]. l) 

[Vorschrift  wegen  Geheimhaltung  der  Verhandlungen.    Befehl,  die  Zustände  am 

dänischen  Hofe  und  die  Machtmittel  Dänemarks  zu  erkunden,  den  Vertrag  des  Kf. 

mit  Frankreich  geheim  zu  halten,  den  Abschluß  eines  Bündnisses  Dänemarks  mit  Kf. 

und  Frankreich  zu  betreiben.] 

Jan.  1.  Hat  er  sowohl  den  Großkanzler  als  den  Geh.  Rat  Biermann 

zu  versichern,  daß  S*.  Chf.  D.  ihm  anbefohlen,  alles  und  jedes  mit  ihnen 
zu  communiciren  und  ihnen  nichtes  zu  verhehlen.  Er  hat  aber  von 
denen  geheimbtesten  Sachen  anfänglich  gegen  niemanden  als  I.  K.  M. 
alleine  Meldunge  zu  tuen  und  dieselbe  umb  dero  special  Ordre  und  Befehl 
untertänigst  zu  bitten,  weme  und  was,  auch  wie  weit  er  einem  oder 
anderem  von  seiner  Commission  Eröffnuuge  tuen  solle.  Für  allen  wird 
er  sich  für  den  von  Juel  zu  hüten  wissen,  weil  derselbe  der  schwedischen 
Partei  sehr  zugetan  sein  solle.  Gegen  den  Graf  Guide  nlöw  und  Reventlo 
aber  hat  er  sich  mit  mehrerer  Confidenz  herauszulassen,  sonderlich  wann 
I.  K.  M.  ihn  an  dieselbe  verweisen  sollten,  welchen  Falles  er  ihnen  auch 
die  ihm  mitgegebene  Briefe  zuzustellen. 

2.  Der  Großkanzler  wird  außer  Zweifel  Sr.  Chf.  D.  an  denselben 
jöngsthin  abgelassenes  Handschreiben  empfangen  haben,  wegen  dessen 
Inhalt  er  mit  demselben  abermal  communiciren  und  wohin  dessen 
Gedanken  zielen  vernehmen  kann. 

3.  Wie  er  dann  auch  von  1.  K.  M.  vernehmen  soll,  [ob]  und  wie 
weit  wir  von  denen  zwischen  deroselben  und  uns  fürgehenden  Sachen, 
absonderlich  von  demjenigen,  so  in  Franckreich  passiret,  mit  dero  Geh. 
Rate  dem  von  Buchwald,  wann  derselbe  bei  uns  sich  wieder  einfinden 
wird,  communiciren  können,  und  was  derselbe  etwan  davon  in  einem 
und  anderen  wissen  mag,  oder  was  wir  gegen  ihn  zu  dissimuliren 
und   menagiren. 


J)  Von  Fuchs'  Hand. 


Instruktion  für  Fuchs.  579 

4.  Imgleichen  was  und  welche  mesures  unsere  ministri  zue  Paris 
und  im  Haag  mit  Ir.  E.  M.  daselbst  sich  befindenden  ministris  halten, 
und  was  und  wie  weit  sie  von  allen  diesen  Sachen  communiciren 
können. 

5.  Auch  hat  er  sich  zu  erkundigen,  was  eigentlich  am  dänischen 
Hofe  anjetzo  für  factiones  und  Parteien  praevaliren,  insonderheit  wer 
der  schwedischen  Faction  zugetan  seie,  und  in  welchen  terminis  die 
Sachen  zwischen  Dennemarck  und  Schweden  stehen. 

6.  Imgleichen  wer  anjetzo  am  meisten  in  des  Königes  Credit  und 
faveur  sei,  und  wer  sowohl  in  consiliis  als  sonsten  bei  I.  K.  M.  am 
meisten  gelte. 

7.  In  welchem  Stande  Ir.  K.  M.  Miliz,  Festungen,  Magazine,  Flotten 
und  Kriegesstaat  sei?  ob  und  wie  alles  unterhalten,  verpfleget  und 
bezahlet  werde? 

8.  Wie  sich  der  Resident  von  Brandt  comportire,  an  wem  er  sich 
am  meisten  adressire  und  von  wem  er  dasjenige  habe,  was  er  eine  Zeit 
von  der  französischen  Partei  geschrieben;  für  seiner  Abreise  aber  hat 
er  denselben  in  generalibus  zu  informiren,  worauf  die  Sache  ankommen 
und  wornach  er  sich  in  seiner  Conduite  zu  achten  haben  möchte. 

9.  Mit  dem  französischen  Ambassadeur  hat  er  vertraulich  zu 
communiciren  und  von  demselben  den  Zustand  seiner  Negotiation  zu 
vernehmen  und  ihn  unserer  beständigen  Affection  und  Freundschaft  gegen 
seinen  Herren  zu  versichern,  auch  ein  Recommendationschreiben  von 
dem  Grafen  von  Reben acq  an  denselben  mitzunehmen. 

10.  Er  wird  sich  mit  allem  Fleiße  zu  hüten  haben,  daß  er  von 
dem  zwischen  Franckreich  und  uns  gemacheten  foedere  nichtes 
erwähne. 

11.  Hiegegen  aber  zu  vernehmen  geflissen  sein,  ob  man  nicht  mit 
I.  K.  M.  in  Franckreich  ein  gewisses  foedus  und  Triplealliantz  wegen 
Maintenirunge  des  Friedens  und  im  Fall  der  Ruptur  wegen  gewisser 
Conqueten  und  Advantagen  auf  die  Art  und  Weise,  wie  desfalls  von 
dem  von  Meyercroon  bereits  zue  Paris  Erwähnunge  geschehen,  zu 
machen  und  einzugehen  wäre,  wie  auch  von  denen  conditionibus 
desselben. 

12.  Seine  relationes  hat  er  pro  varietate  materiarum  zu  verteilen 
und  das  wichtigste  und  geheimste  in  postscripta  zu  bringen. 


37* 


Osi) 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1G79—  1C84. 


P,  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
10./[20.]  Januar   1Ü82.1) 

[l>ie   Audienz   beim    König,   Konferenzen  mit  den  Ministem*     Übereinstimmung 
Königs  mit  den  Ansichten  des  Kf.,  Bereitwilligkeit  zum  Abschluß  eines  Traktate 

mit  Ffa&krtlcb.] 

O.Jan.  Er  ist3)  Sonntag   [d.  8. /IS.]   um   halb  9  Uhr   morgens   vom  Zeretnonieu- 

meisler  zur  Audienz  bei  dem  König  abgeholt  worden.     Er  fand  bei  denisell* 
Graf    Güldeulöw,     Revenllo,    BLermatui    und   Wibe,    die    zwar    in    den 
Gemach  blieben,  aber  so  abseits,  daß  sie  von    seiner  Rede   nichts    vernehme 
konnten.      Nachdem    er   seine    Proposition    seiner    Instruktion    gemäß    aty 
hatte,    antwortet**    der   König   mit  einer   lehr  gnädigen   und   lächelnden   Miene, 
ihm  wäre  diese   Schickung  sehr  lieb,   er  hätte   nach   seiner  Ankunft   rar! 
hatte  aus  seinem  Vortrag  verstanden,  daß  Kf,  mit  ihm  einerlei  Meinung  führte, 
und  daß  er  sich  daher  ohne  Mühe  mit  demselben   konformieren  konnte,  er  hätte 
dem  G.  Kauzler,  Reventlo  und  Biermann  befohlen,  mit  ihm  zu  konferieren, 
und  er  konnte  Kf.  versichern,    daß  er  mit  ihm  an  einem  Seile  ziehen  und  von 
ihm  nicht  absetzen  wurde*     Kr  erkundigte  sich   dann    nach  der  Gesundheit  des 
Kf   und  äußerte  auch  seine  Zufriedenheit  damit.  daß  Kf,  ihn  zu  dieser  Sendung: 
gebraucht   habe*      Er  antwortete  darauf    und   trat    dann   ab.     Es   ist    ihm 
lieb,  daß  der  König  eben  die  zur  Konferenz  ernannt  hat  welche  er  am  meisten 
gewünscht    und   an    welche    ihm    Kf.   Schreiben    mitgegeben    hat.      Diese  drei 
Männer  nebst    dem  Gouverneur  des   Kronprinzen,  Wibe,    werden   auch   aJJeia 
in  den  geheimen  und  wichtigsten  Sachen  gebraucht,  die  anderen  Geheimen  Räte 
sind  dänische  Edeüeate,  die  nur  in  Reichssacben  admittiert  werden. 

Montag  früh  ließ  ihn  der  G.  Kanzler  zur  Konferenz  iuvitieren.  Dieselb 
id  in  dessen  Hause,  da  er  krank  war,  vor  seinem  Bett  statt*  Nachdem 
Ml&fl  Troposition  wiederholt  hatte,  sagte  der  G,  Kanzler,  der  Köni^  wäre  dem 
Kf.  für  diese  vertrauliche  Ouvertüre  sehr  verbunden,  es  wäre  alles  von  Kf*  so 
vernünftig  überlegt,  daß  er  keine  Mühe  haben  werde,  sich  damit  zu  konformieren. 
Sie  wollten  dem  König  davon  Bericht  erstatten,  der  ihn  dann  seine  An 
und  Resolution  werde  wissen  lassen.  Er  konnte  ihm  im  voraus  sagen,  daß  der 
König  mit  Kf,  einverstanden  sei,  daß  er  auch  einen  Krieg  garnicht  für  ratsam 
hielte  und  ebensoviel  Bedenken  gegen  den  Assoziationstraktat  hätte.,  den 
Schweden  nur  pro[>oniert  hätte,  um  sich  an  Frankreich  wegen  Zweibrückens 
und  Nichtzahlung  der  verlangten  Subsidieti  zu  rächen,  um  wieder  eine  Armee 
auf  deutschem  Boden  zu  bekommen  und  beim  Kriege  im  Trüben  fischen  zu 
können,  Sie  hätten  auch  gedacht,  dadurch  eine  große  gloire  zu  erjagen,  daß  sie 
zuerst  einen  Traktat  geschlossen,  iu  den  nach  ihrer  Meinung  alle  Welt  eintreten 


0  S.  Pufendorf  XV1IJ,  §43  (S.  1422). 

*)  F.  war  am   1 7.  Januar  in  Kopenhagen  angekommen. 


Verhandlungen  mit  dem  König  und  den  dänischen  Ministem,        581 


würde,  nachdem  sie  aber  gesehen,  daß  dieses  nicht  so  gegangen  wäre,  seien 
die  Klügsten  unter  ihnen  jetzt  sehr  perplex,  der  schwedische  Gesandte  in  Paris 
hätte  zu  Meyercrohu  gesagt,  ihm  stände  der  Assoziationstraktat  garnicht  an, 
Güldenstolp  hatte  sich  damit  präzipitiert.  Der  G.Kanzler  führte  dabei  ;in. 
sie  ständen  in  Sorgen,  daß  Schweden  es  ebenso  wie  bei  der  Tripelallianz  1<3G8 
machen  und  wieder  mit  Frankreich  mochte  traktieren  wollen.  Welling  hätte 
hier  behauptet,  Feuquieres  hatte  in  Schweden  neue  Traktaten  offeriert,  was 
dieser  aber  durchaus  bestritten  habe,  man  rouute  dem  französischen  Gesandten 
klaren  Wein  einschenken  und  sagen,  sein  König  mochte  sich  hüten,  daß  er 
nicht  suchte  Schweden  zu  gewinnen  und  Dänemark  und  Brandenburg  zu  ver- 
lieren. 

Als  er  erwähnte,  was  der  schwedische  Gesandte  "Welling  zu  v.  Brandt 
wegen  einer  Allianz  der  beiden  nordischen  Kronen  mit  KL  gesagt  hätte,  waren 
sie  darüber  sehr  verwundert,  weil  er  dergleichen  hier  nicht  proponiert  hätte,  und 
sie  weinten,  Schweden  suche  dadurch  dem  Kf<  Jalousie  wegen  einer  genauen 
intelligente  zwischen  beiden  Kronen  zn  machen.  Schweden  suchte  in  alle 
Wege  wieder  eine  Armee  auf  dem  deutschen  Boden  zu  haben,  das  mußte  man 
aber  nach  Möglichkeit  zu  verhindern  sinnen.  Zwar  kannte  man  ihnen  nicht 
wehren,  in  ihren  Landen  8000  oder  10000  Mann  zu  halten,  aber  es  mangelte 
an  Geld,  bei  dem  Assoziationstraktat  sei  keines  zu  erwarten,  es  sei  nur  zu 
besorgen,  daß  der  Kaiser  ihnen  Quartiere  im  Reich  assignierte.    Mau  sage  auch, 

vhweden  mit  Lüneburg  und  Münster  traktiere,  doch  werde  das  Baus 
Lüneburg  sich  wohl  wegen  der  Quartiere  opponieren.  Sie  versicherten,  daß 
Schweden  mit  ihnen  wegen  des  As&o-ziation.strafctats  nichts  kommuniziert  hätte, 
was  schnurstracks  wider  den  Lundischen  Traktat  liefe.  Sie  baten  auch  um 
Aufklärung,  ob  Kf,  bereits  einen  Traktat  mit  Frankreich  getroffen  hätte,  er  hat 
aber  dagegen  soviel  angefahrt,  daß  sie  solche  Gedanken  ganz  verloren.  Wenn 
Hartangis  solches  vorgebe,  so  hätte  er  von  einer  Sache,  die  erst  gesehenen 
sollte,  so  gesprochen,  als  wäre  sie  bereits  geschehen.  Der  G.  Kanzler  erwähnte 
noch,  man  besorge,  daß  man  im  Reich  einen  Traktat  mit  Frankreich  als  gegen 
Au  Reich  gerichtet  ansehen  würde,  der  kaiserliche  Gesandte  spreche  sehr  hoch 
und  behaupte,  der  Kaiser  werde  Straßburg  nicht  lassen,  und  wenn  auch  Frank- 
reich dasselbe  restituieren  wollte«,  so  werde  er  dennoch  brechen,  die  kaiserliche 
Armee  wäre  bereits  im  Marsch  ^et\  den  Rhein,  Er  hat  erwidert,  er  h  üttc 
davon  nichts  gehört,  solche  vtgourosen  Resolutionen  wären  ja  wohl  bisher  am 
kaiserlichen  Hofe  nicht  gewesen.  Des  Kf.  Meinung  sei  auch  garnicht,  sich 
das  Reich  zu  verbinden  oder  Frankreichs  Macht  zu  vergrößern,  sondern 
den  Ruhestand  und  die  Sicherheit  des  Reiches  zu  befestigen,  und  er  hoffe, 
damit  Dank  und  nicht  Mißgunst  zu  verdienen.  Der  G+  Kanzler  sagte  darauf, 
sie  hielten  es  auch  für  Rodomontaden. 

Heute  kam  Bier  mann  zu  ihm  und  bat  um  Aufklärung  wregen  der  von 
Frankreich  angebotenen  Beding ungen,  Kr  hat  erwidert,  darunter  versierte  man 
noch  in  terminis  generalibus,  man  müßte  suchen,  die  vorteilhaftesten  zu  erlangen. 
Nachher  fand  noch  eine   Konferenz  statt     Der  G.Kanzler  sagte,   der  König 


584 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679 — 1684, 


Der  Kurfürst  au  den  König  von  Dänemark.     D.   Potstam 
27.  Januar/[6.  Februar]   UW. 

[Vergebliche  Bemühungen  des  Herzogs  von  Hannover,  ihn  zu  einer  Änderung  seiner 
Politik  zu  bewegen.    Seine  Verhandlungen   mit  K.  Sachsen  und  seine  Verhandlung 
mit  Krankreich,  Bitte,  seine  Bemühungen  dort  und  auf  dem  Reichstage  zu  unterstützen 

Febr.  Dank  für  die  Erklärung  gegen  Fuchs,  auch  er  wird  fest  zu  dem  König 

stehen. 

Sonsten  kann  Ew.  K.  M.  in  hergebrachtem  Vertrauen  im  berichtet 
nicht  lassen,  daß  des  Herrn  Bischoflen  zue  Osnabrugh  und  Hertzogeu 
zue  Brau  nach  weig-Lüuenburg  Ld.  bei  der  Visite,1)  so  Sie  mir  gegeben, 
sich  eifrig  bemühet,  mich  von  meiner  Intention  abzuziehen,  gleichwie 
ich  aber  große  and  dringende  Ursachen,  welche  Ew.  K.  M.  bekannt,  habe, 
dabei  zu  verbleiben,  so  habe  solches  mit  so  guten  Gründen  vorbestelle 
daß  L  Ld.  selbige  nicht  improbiren  können»  An  des  Herrn  Churlurste 
zue  Sachsen  Ld.  habe  ich  meinen  Geheimbten  Rath  Mcinders  ab* 
geschicket  gehabt,*)  welcher  anrücke  gebracht,  daß  man  meine  Vor 
Stellungen  in  Consideration  gezogen  und  die  endliche  Resolution  bia  xü 
Wiederkunft  des  Obermarschallken  Freiherrn  von  Haugwitz,  welch« 
jetzo  allhie  ist  und  mit  meinen  Katen  oonferiret,  ausgesetzet-  In 
übrigen  lasse  ich  mir  gar  wohl  gefallen,  daß  sowohl  Ew,  K.  5L  als  auc 
ich  einer  auf  dem  anderen  mit  dem  Schlüsse  der  Traetaten,  so 
beiderseits  mit  Franckreich  angestellet,  warten*  Mit  dem  hiesig 
Tractat  ist  es  so  weit  gekommen,  daß  die  meisten  Schwierigkelte 
gehoben  und  ich  vermutlich  werde  schließen  können,  so  balde  ich  nur 
vernehme,  daß  es  mit  dem  aldortigen  auch  so  weit  gediehen,  ich  hoffe, 
es  werde  solches  balde  geschehen,  damit  man  die  genommene  mesures 
auf  etwas  gewisses  gründen  könne,  und  unterlasse  ich  nicht  sowohl  albie 
als  auch  zue  Paris  Ew.  K,  M.  Angelegenheiten  bestermaüeu  zue  recümnien- 
diren*  Weilen  aber  die  Zeit,  so  die  französische  Plenipotentiarii  zue 
I  ranckfnrt,  umb  des  Reiches  Resolution  auf  ihre  Proposition  einzuholen, 
benannt,  mit  Ablauf  dieses  Monates  expiriren  wird,  habe  ich  am  Kein 
frantzösischen   Hofe   instance    tuen   lassen,  daß  selbige    prolongiret:    und 


')  S.  darüber  v.  Buchs  Tagebuch,  herausgegeben  von  Hirsch  II,  S.  255  L  und 
unten  Abschnitt  V* 

3)  S.  unten  Abschnitt  V. 
•)  S.  ebendaseihst. 


Die  beiderseitigen  Verhandlungen  mit  Frankreich, 


585 


Dichtes  tätliches  wieder  das  Reich  vorgenommen  werden  möchte,  ehe 
man  sich  einer  Resolution  vereinbaret,  welches  ohne  Zweifel  gar  leicht 
211  erhalten  sein  wird,  wann  Ew.  K.  M.  diese  meine  Instanz  zu  appuyren 
geruhen  wollten.  Und  weil  auf  dieser  des  Reiches  Resolution  ein  großes 
momentum  beruhen  wird,  so  möchte  wünschen,  daß  Ew,  K.  M.  jetziger 
Zeit  einen  min  ist  rinn  zue  Regens  burgk  hätten,  mit  welchem  meine 
Gesandtschaft  in  allem  de  coucerto  gehen  kiinnte,  es  vermeinet  sonst 
jetztgedachte  meine  Gesandtschaft,1)  daß  unser  beider  führende  Intention 
fast  per  unanimia  daselbst  werde  approbtret  werden.5}  — 


König  Christian  an  den  Kurfürsten. 


D.  Copenhagen 


18./[28.]  Februar  1682. 

[Auf  die  Sehretben  vom  10.  und  11-  Februar.1)     Seine  Forderungen  von  Frankreich, 

Vorläufige  Ausstellung  der  Verhandlungen  über  die  anderen  Punkte. 

Schwedische  Rüstungen.] 

Er  hat  auf  das  Einraten  des  Kf.  dem  französischen  Gesandten  sein  Ultimatum  28.  Febr. 
dahin   eröffnet,  daß  er  mit  6OU0M)  Htlr.   in  Kriegs-   und  200000  in  Friedens- 
zeiten sich  begnügen  wolle,  und  ersucht  Kf,,  sich  dahin  zu  bemühen,  daß  man 


>)  S.  unten  Abschnitt  Y. 

*)  König  Christian  erwidert  darauf  (d.  Kopenhagen  7./[l7.]  Februar  1683), 
bei  seinen  Traktaten  mit  Frankreich  hätten  sich  Schwierigkeiten  hervorgetan,  um  so 
Heber  wäre  ihm,  daß  Kf*  den  Schluß  seiner  Traktates  so  lauge  aufschieben  wolle, 
bis  auch  die  seinigen  so  weit  gediehen  wären.  Des  Kf.  Bemühungen  wegen  Prolon- 
gation des  in  Frankfurt  gestellten  Termins  werde  er  durch  seinen  Gesandten  in  Paris 
unterstützen  lassen,  er  werde  aueb  jemand  der  Seinigeu  nach  Regensburg  schicken» 
um  dort  zu  Erreichung  ihres  beiderseitigen  [ntents  zu  konkurrieren. 

*)  In  dem  erste  reu  hatte  Kf.  den  König  darauf  aufmerksam  gemach  t»  daß  jetzt 
günstige  Gelegenheit  sei,  die  ihnen  beiden  bei  Spanien  und  Holland  restierenden 
Subsidieu  beizutreiben,  und  ihn  aufgefordert,  deswegen  und  wegen  der  Elstletischeu 
Zollsache  mit  ihm  nähere  Verabredungen  zu  treffen.  In  dem  letzteren  hatte  er  ihm 
mitgeteilt,  daß  nach  Spauheim»  Bericht  (s.  oben  S.  426)  der  Konig  von  Frankreich 
wohl  bereit  sein  würde,  im  Fall  der  Aktion  an  Dänemark  600  000  RÜr.  jährlich  zu 
zahlen,  ihn  aufgefordert,  diese  Offerte  anzunehmen  und  sich  nicht  durch  speziüse 
Offerten  des  Kaisers  wegen  der  Quartiere  im  Reich  und  des  Gluckslidter  Zolls  ab- 
wendig machen  zu  lassen,  der  Kaiser  werde  diese  Zusagen  nicht  präsüeren  können, 
sei  auch  weit  davon  entfernt,  mit  Frankreich  zu  brechen,  Frankreich  aber  werde, 
wenn  es  merken  sollte,  daÜ  der  Konig  nach  dieser  Seite  hin  penchiere,  sich  wieder  mit 
Schweden  setzen,  und  so  werde  das  beste  Tempo,  es  von  demselben  Irn:conciliabIement 
abzuziehen,  verloren  gehen. 


574  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

gewesen  sei,  als  ober  diese,  besonders  darüber,  daß  die  Häupter  des  Römischen 
Reichs  nicht  in  solcher  Einigkeit  ständen,  daß  dem  allgemeinen  Feinde  zur 
Genüge  Widerstand  geleistet  und  dessen  fernere  Progressen  verhindert  werden 
könnten,  es  wäre  auch  noch  zu  befürchten,  daß  Frankreich  durch  falsche 
Promessen  mehr  als  mit  dem  Degen  an  sich  bringen  würde,  wobei  er  von  den 
bisherigen  französischen  Betrügereien  weitläufig  diskurrierte.  Der  König  macht 
seine  größte  Reflexion  auf  Kf.,  er  würde  gern  3000  Mann  und  mehr  nach 
Deutschland  marschieren  lassen,  wenn  er  deswegen  ersucht  würde,  und  wenn 
er  Schweden  trauen  könnte,  von  dem  es  jetzt  wieder  heißt,  daß  es  Zweibrücken 
abandonnieren  und  wieder  französische  Subsidien  bekommen  wolle. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
19./[29.]  November  1681.1) 

[Verhandlungen  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten,  beabsichtigte  Sendung  Liliencrons 
nach  Wien,  Geneigtheit  *ur  Verbindung  mit  dem  Kaiser.] 

29.  Not.  Man  ist  zwar  seit  einiger  Zeit  hin  und  wieder  der  Meinuug  geworden,  als 

wenn  der  kaiserliche  Gesandte  Graf  Berka  eine  Allianz  zwischen  dem  Kaiser 
und  Dänemark  geschlossen  hätte,  es  ist  aber  nichts  weiter  geschehen,  als  daß 
derselbe  ein  foedus  defcnsivum  vorgeschlagen  und  dab  man  sich  dänischerseits 
nicht  ungeneigt  dazu  bezeugt  hat.  da  man  aber  bisher  mit  dem  Verhalten  des 
kaiserlichen  Hofes  wenig  zufrieden  gewesen  ist  und  noch  immer  zweifelt,  ob  es 
sich  damit  bessere,  man  dort  die  Sache  mit  rechtein  Ernst  anfangen  werde, 
und  ob  die  kaiserlichen  Truppen  so  stark  seien,  wie  Berka  ausgibt,  hat  man 
keine  Kommissare  ernannt,  sondern  beschlossen,  Lilie ncron  nach  AVien  zu 
schicken  und  sich  von  der  Beschaffenheit  des  kaiserlichen  Hofes  gründlich  zu 
informieren.  Unterdessen  gibt  man  der  kaiserlichen  Partei  gute  Hoffnung,  und 
es  scheint  dem  König  damit  wirklich  rechter  Ernst  zu  sein,  da  er  alle  remon- 
strationes  von  französischer  Seite  und  die  speziosen  Offerten  des  französischen 
Gesandten  garnichts  achtet,  den  französischen  Gesandten  kalt,  den  kaiserlichen 
dagegen  sehr  gnädig  traktiert,  weil  man  wegen  Hamburgs  und  des  Friedens 
noch  einen  Groll  auf  Frankreich  hat,  weil  der  König  sich  allemal  entsetzt,  wenn 
er  von  der  großen  französischen  Macht  hört,  und  endlich,  weil  man  hofft,  durch 
die  Allianz  mit  dem  Kaiser  und  den  Reichsständen  gute  Quartiere  zu  erlangen, 
aus  des  Herzogs  von  Gottorff  Landen  monatlich,  wie  früher,  150000  Ittlr.  zu 
ziehen,  so  dem  Herzog  die  Federn  noch  mehr  zu  beschneiden,  die  Souveränität 

>)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  24  (S.  1408). 


Verhandlungen  mit  dem  kaiserlichen  und  dem  franzosischen  Gesandten.    575 

von  ganz  Schleswig,  den  Dom  zu  Schleswig  nnd  das  Amt  Schwabstatt  wieder- 
zoerlangen  und  dadurch  zugleich  Schweden  die  entree  in  Holstein  zu  verbieten, 
welche  Vorteile  man  den  von  Frankreich  angebotenen  weit  vorzieht.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
1 3.  /[23.]  Dezember  1681. 

[Anerbieten  des  franzosischen  Gesandten.     Wunsch  des  Königs,  daß  Kf.  in  das 
Defensivbündnis  mit  Schweden  eintreten  möge.] 

Nachdem  der  hiesige  französische  Gesandte')  vor  zwei  Tagen  aus  Paris  23.  Dez. 
ein  großes  Paket  Briefe  erhalten,  hat  er  vorgestern  nicht  nur  eine  Stunde  lang 
bei  dem  Kon  ig  Audienz  gehabt,  sondern  auch  gestern  mit  den  ihm  zugeordneten 
Kommissaren  Gülden  low,  demGroßkanzler,Reventlow,  Jens  Juel,  Bier- 
mann und  Wibe  eine  lange  Konferenz  gehalten.  Was  darin  vorgegangen,  wird 
zwar  sehr  sekret  gehalten,  soviel  hat  er  aber  doch  sondiert,  daß  er  dem  König 
vorgestellt  hat,  wie  dieser  jetzt  die  beste  Gelegenheit  hätte,  an  Schwedens 
Stelle  zu  treten  und  sich  mit  Frankreich  zu  engagieren.  Kf.  hätte  sich  schon 
mit  Frankreich  verbunden  und  zweifelte  nicht,  daß  der  König  diesem  Beispiel 
folgen  werde.  Der  Gesandte  soll  von  großen  Subsidien  sprechen,  er  weiß  aber 
noch  nicht,  wie  es  angenommen  werden  und  ob  man  sich  von  Österreich, 
Spanien  und  Holland  separieren  werde,  bevor  man  von  Lilien cron  rechte 
Nachricht  erlangt  hat,  wie  es  an  dem  kaiserlichen  Hofe  steht.  Jedenfalls  wird 
sich  der  König  zu  keinem  Engagement  verstehen,  bevor  er  mit  Kf.  darüber 
geratschlagt  hat,  denn  obschon  man  hier  mit  Schweden  wieder  ziemlich  wohl 
steht,  so  scheint  dies  doch  dahin  angesehen  zu  sein,  Kf.  zu  bewegen,  in  das 
zu  Lund  gemachte  Defensivbündnis  der  beiden  nordischen  Kronen  einzutreten 
oder  eine  neue  Tripelallianz  mit  ihnen  aufzurichten.3) 

!)  v.  Br.  meldet  29.  November/  9.  Dezember  1(>81,  die  Verhandlungen  mit  Berka 
würden  fortgesetzt,  allem  Anschein  nach  werde  man  das  kaiserliche  Interesse 
embrassieren,  wenn  der  Kaiser  die  Bedingungen,  welche  man  hier  verlangt,  bewillige. 
Lilien  cron  solle  morgen  nach  Wien  abreisen,  sich  zuerst  aber  zu  Kf.  begeben 
und  zusammen  mit  Buchwald  diesem  von  allem  Mitteilung  machen,  so  daß  Kf. 
werde  erkennen  können,  daß  der  König  das  Fundament  seiner  ganzen  Wohlfahrt 
auf  seine  Freundschaft  setze  und  sich  nicht  von  ihm  trennen  wolle. 

*)  S.  Recueil  des  instructions  XIII,  S.  XXXIXf. 

*)  v.  Br.  berichtet  20./ 30.  Dezember  1681,  die  Verhandlungen  mit  dem  franzö- 
sischen Gesandten  würden  fortgesetzt,  derselbe  behaupte  beständig,  daß  Kf.  mit  seinem 
König  schon  wirklich  in  genauer  Allianz  stehe,  und  sei  nicht  mit  ihm  zufrieden,  daß 
er  darin  nicht  mit  ihm  aus  einem  Munde  sprechen  wolle.  Der  König  bezeuge  zu  der 
französischen   Partie   sehr   geringe   Inklination,   sollte   aber   Frankreich   sehr   große 


576 


IV.  lirandeuburu  und  Dänemark  1679— 1G84. 


Instruction,  wornach  sich  unser  —  Hofrat  Paul   Fachs 

untertänigst  zu  achten. 

D,   Cöln  a.  iL  Spree   25.  Dezember   1681/[4t  Januar    1682].') 

(Conc,  Meimlers.) 

|  liefen),  die  Gefahr  liebkeit  eiaes  neuen  Krieges  und  die  Bedenken  gegen  den 
AfiBoxi&tjoD&trakUit  vorzustellen,  das  Verhalten  Dänemarks  zu  Schweden  zu  erforschen, 
dasselbe  zur  Abwendung   von  Schweden   und   zur  Vereinigung  mit  Kf,    tu  bewegen,] 

4.  Jan*  Er   soll    stell    so    schnell   wie    möglich    über  Hamburg   nach   Kopenhagen 

begehen,  sich  dort  zuerst  an  den  G.Kanzler  und  an  den  Geheimen  Rat  Bier* 
mann  wenden  und  durch  diese  um  Audienz  beim  Kon  ig  nachsuchen»  Wenn 
er  diese  erlangt,  hat  er  dam  Kimig  dafür  zu  danken,  daß  derselbe  dem  Ki 
seine  treue  Freundschaft  durch  Erneuerung  des  früher  gemachten  Bündnisse* 
und  Extension  desselben  auf  die  gegenwärtigen  Konjunkturen  habe  bezeug 
wollen,  und  auf  die  Eröffnungen,  weiche  Kf,  deswegen  schon  Buchwi 
gemacht  habe,  verweisen.  Da  Kf,  aus  den  Mitteilungen,  welche  der  dänische 
Gesandte  Meyercrohu*)  in  Paris  Span  beim  gemacht  habe,  noch  mehr  des 
Königs  Konfidenz  und  Gewogenheit  erkannt  habe,  habe  er  ihm  dafür  Dank 
sagen  und  seine  Gedanken  offenherzig,  aber  im  höchsten  Vertrauen  eröffnen 
lassen  wollen.  Kf.  sei  mit  dem  König  ganz  darin  einig,  daU  die  jel 
Konjunkturen  sich  gefährlich  anließen,  und  daß  man  fürchten  müsse,  in  einen 
neuen  Krieg  verwickelt  zu  werden,  wenn  man  nicht  versuchte,  die  zwischen 
dem  ROmlftoheu  Keich,  Spanien  und  Frankreich  wegen  der  Dependentien  noch 
übrigen  Streitigkeiten  gütlich  beizulegen.  Die  von  Frankreich  deswegen  gemachten 
Vorschlage  würden  dem  König  ohne  Zweifel  bekannt  sein.  Auch  Kf.  fürchte 
die  immer  zunehmende  Macht  Frankreichs  und  stelle  dahin,  ob  und  wie  weit 
den  von  dorther  gemachten  Sineerationen  zu  trauen  sei,  andererseits  aber  kon- 
sideriere  er  mit  höchster  Bekümmernis  den  schlechten  Zustand  des  Römischen 
Reiches,  das  geringe  Vertrauen  unter  den  Reichsgliedern,  wie  übel  und  langsam 
es  mit  der  zu  Kegensburg  resolvierten  Armatur  vonsUtten  ^ehe,  wie  gefährlich 
noch  die  Sachen  in  Ungarn  stehen,  wie  sehr  die  Macht  des  Kaisers  dadurch 
distrahiert  werde,  wie  großer  Mangel  an  den  zum  Krieg  benötigten  requisitis 
herrsche,  während  Frankreich  dieses  alles  so  in  Bereitschaft  hätte,  daß  es  damit 
eher  losbrechen  und  fast  alles  jenseits  des  Rheins  unter  seine  Gewalt  t" 
könnte,  ehr  du  h'oich  nur  wegen  Zusamuienbriugung  der  etwa  \nrhandenen 
oder  zu   werbenden  Truppen   beständige  Resolution   fassen  konnte,  daß  daher 

Summen  anbieten,  so  durfte  man  sie  wohl  annehmen,  solange  Frankreich  seine 
Eroberungen  nicht  weiter  ausdehne  und  den  Frieden  und  die  allgemeine  Kühe 
nicht  sture, 

»)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  43  (8.  143]  f.). 

*)  8,  die  Relation  Spaubeims  vom  9-/19*  L>eiember  1G81  (oben  S,  418 f.). 


Instruktion  für  Fuchs.  577 

durch  Ergreifung  der  Extremitäten  und  Hintenansetzung  der  gütlichen  Mittel 
die  Sachen  in  die  äußerste  Gefahr  geraten  und  Frankreich  neue  Gelegenheit 
zur  Erweiterung  seiner  Macht  gegeben  werden  dürfte.  Kf.  wünschte  die 
Meinung  des  Königs  darüber  zu  erfahren,  ferner  wie  sie  beide  zu  der  ihnen 
von  Spanien  und  den  Niederlanden  wegen  der  rückständigen  Subsidien  ge- 
bührenden Satisfaktion  gelangen  konnten,  sowie  auch  wegen  der  guineischen 
Schiffahrt  und  des  Handels  auf  der  afrikanischen  Küste,  welche  der  Staat 
privative  an  sich  zu  ziehen  suche.  Er  hat  sich  auch  zu  erkundigen,  was 
für  Gedanken  man  dort  wegen  seiner  Seeequipage  führe,  er  wolle  nicht  hoffen, 
daß  man  sich  dort  durch  Schweden  von  der  bisher  kontestierten  guten  Intention 
werde  ableiten  lassen. 

In  betreff  dessen,  was  eine  Zeit  her  wegen  des  sogenannten  Assoziations- 
traktats im  Haag  und  anderswo  vorgegangen,  hat  der  Konig  sich  durch  v.  Buch- 
wald nach  der  Meinung  des  Kf.  erkundigen  lassen.  Diese  geht  dahin,  daß 
man  sich  bei  dieser  Sache  nicht  übereilen  dürfe.  Ihm  erscheine  bedenklich, 
daß  dieser  Traktat  von  Schweden  ausgeht,  welches  dabei  vielleicht  ganz  andere 
Absichten  als  Erhaltung  des  Friedens  haben  mag,  daß  Frankreich  denselben 
nicht  anders  als  ein  gegen  es  gemachtes  Bündnis  konsideriert,  daß  darin  der 
Nimwegische  Frieden,  durch  den  der  König  wie  Kf.  so  hoch  lädiert  worden 
sind,  bestätigt  wird,  ohne  daß  darin  des  von  ihnen  beiden  mit  Frankreich  und 
Schweden  abgeschlossenen  Friedens  gedacht  wird,  daß  allem  Ansehen  nach 
Frankreich  in  diesen  Traktat  nimmer  treten  wird,  daß  auf  Englands  Eintritt  in 
denselben  nicht  zu  rechnen,  daß  daher  davon  nicht  der  intendierte  Zweck, 
Erhaltung  des  Friedens  in  Europa,  sondern  vielmehr  neue  collisiones  zu  befahren 
sind,  besonders  daß  Schweden  einen  solchen  Traktat  auf  die  Bahn  bringt, 
obwohl  es  noch  immer  mit  Frankreich  wegen  Restabilierung  der  vorigen  Allianz 
unterhandelt  und  vermöge  der  Lundischen  Allianz  nicht  ohne  Vorbewußt  und 
Approbation  Dänemarks  einen  solchen  Traktat  hätte  machen  dürfen,  Kf.  wünscht 
daher  den  rechten  Grund  dieser  Sache  vom  König  zu  vernehmen.  F.  hat  sich 
auch  auf  das  äußerste  zu  bemühen,  zu  penetrieren,  in  welchen  terminis  jetzt 
die  beiden  nordischen  Kronen  zu  einander  stehen,  und  dem  König  und  dessen 
Ministern  die  große  Gefahr  vorzustellen,  welche  Dänemark  von  der  schwedischen 
Freundschaft  zu  erwarten  hat  Kf.  hat  aus  dem  Haag  und  von  anderen  Orten 
Nachricht,  der  König  hätte  sich  schon  durch  Pettecum  zum  Eintritt  in  die 
Assoziation  bereit  erklärt,  und  fertigte  deswegen  Lilien croon  wieder  nach  Wien 
ab,  um  dieses  zu  versichern  und  daneben  eine  Allianz  zwischen  dem  Kaiser 
und  den  beiden  nordischen  Kronen  conjunctim  zu  traktieren,  er  wünscht  daher 
um  so  mehr  sichere  Nachricht  von  der  eigentlichen  Intention  des  Königs  zu 
erhalten,  Er  kann  mit  solcher  Resolution  nicht  konziliieren,  was  Meyercrohn 
in  Paris  Span  heim  mitgeteilt  hat  F.  hat  sich  also  aufs  äußerste  zu  bemühen, 
daß  Dänemark  von  Schweden  abgelenkt,  hingegen  mehr  und  mehr  mit  Kf.  ver- 
einigt werde.  Er  soll  sich  auch  auf  das  genaueste  erkundigen,  was  für  eine 
Intention  man  dänischerseits  in  betreff  der  jetzt  von  dem  französischen  Gesandten 
angebotenen  Renovierung  der  alten  Allianz  mit  Frankreich  habe. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  37 


578  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Wegen  des  Elbzolls  zu  Glückstadt  soll  er  versichern,  daß  Kf.  dem  Könige 
diese  Ergötzlichkeit  gern  gönnte  und  wie  bisher  zu  Erlangung  derselben  mit- 
helfen wollte. 


Nebeninstruction.     Sign.  Collen  an  der  Spree 
24.  Dezember  1 68 1/[3.  Januar  1682].  *) 

[Vorschrift  wegen  Geheimhaltung  der  Verhandlungen.    Befehl,  die  Zustände  am 

dänischen  Hofe  und  die  Machtmittel  Dänemarks  zu  erkunden,  den  Vertrag  des  Kf. 

mit  Frankreich  geheim  zu  halten,  den  Abschluß  eines  Bündnisses  Dänemarks  mit  Kf. 

und  Frankreich  zu  betreiben.] 

3.  Jan.  1.  Hat  er  sowohl  den  Großkanzler  als  den  Geh.  Rat  Biermann 

zn  versichern,  daß  S°.  Chf.  D.  ihm  anbefohlen,  alles  und  jedes  mit  ihnen 
zu  communiciren  und  ihnen  nichtes  zu  verhehlen.  Er  hat  aber  von 
denen  geheimbtesten  Sachen  anfanglich  gegen  niemanden  als  I.  K.  M. 
alleine  Meldunge  zu  tuen  und  dieselbe  umb  dero  special  Ordre  und  Befehl 
untertänigst  zu  bitten,  weme  und  was,  auch  wie  weit  er  einem  oder 
anderem  von  seiner  Commission  Eröffnunge  tuen  solle.  Für  allen  wird 
er  sich  für  den  von  Juel  zu  hüten  wissen,  weil  derselbe  der  schwedischen 
Partei  sehr  zugetan  sein  solle.  Gegen  den  Graf  Güldenlöw  und  Reventlo 
aber  hat  er  sich  mit  mehrerer  Confidenz  herauszulassen,  sonderlich  wann 
I.  K.  M.  ihn  an  dieselbe  verweisen  sollten,  welchen  Falles  er  ihnen  auch 
die  ihm  mitgegebene  Briefe  zuzustellen. 

2.  Der  Großkanzler  wird  außer  Zweifel  Sr.  Chf.  D.  an  denselben 
jüngsthin  abgelassenes  Handschreiben  empfangen  haben,  wegen  dessen 
Inhalt  er  mit  demselben  abermal  communiciren  und  wohin  dessen 
Gedanken  zielen  vernehmen  kann. 

3.  Wie  er  dann  auch  von  I.  K.  M.  vernehmen  soll,  [ob]  und  wie 
weit  wir  von  denen  zwischen  deroselben  und  uns  fürgehenden  Sachen, 
absonderlich  von  demjenigen,  so  in  Franckreich  passiret,  mit  dero  Geh. 
Rate  dem  von  Buchwald,  wann  derselbe  bei  uns  sich  wieder  einfinden 
wird,  communiciren  können,  und  was  derselbe  etwan  davon  in  einem 
und  anderen  wissen  mag,  oder  was  wir  gegen  ihn  zu  dissimuliren 
und   menagiren. 


!)  Von  Fuchs'  Hand. 


Instruktion  für  Fachs.  579 

4.  Imgleichen  was  und  welche  mesures  unsere  ministri  zue  Paris 
und  im  Haag  mit  Ir.  E.  M.  daselbst  sich  befindenden  ministris  halten, 
und  was  und  wie  weit  sie  von  allen  diesen  Sachen  communiciren 
können. 

5.  Auch  hat  er  sich  zu  erkundigen,  was  eigentlich  am  dänischen 
Hofe  anjetzo  für  factiones  und  Parteien  praevaliren,  insonderheit  wer 
der  schwedischen  Faction  zugetan  seie,  und  in  welchen  terminis  die 
Sachen  zwischen  Dennemarck  und  Schweden  stehen. 

6.  Imgleichen  wer  anjetzo  am  meisten  in  des  Königes  Credit  und 
faveur  sei,  und  wer  sowohl  in  consiliis  als  sonsten  bei  I.  E.  M.  am 
meisten  gelte. 

7.  In  welchem  Stande  Ir.  K.  M.  Miliz,  Festungen,  Magazine,  Flotten 
und  Kriegesstaat  sei?  ob  und  wie  alles  unterhalten,  verpfleget  und 
bezahlet  werde? 

8.  Wie  sich  der  Resident  von  Brandt  comportire,  an  wem  er  sich 
am  meisten  adressire  und  von  wem  er  dasjenige  habe,  was  er  eine  Zeit 
von  der  französischen  Partei  geschrieben;  für  seiner  Abreise  aber  hat 
er  denselben  in  generalibus  zu  informiren,  worauf  die  Sache  ankommen 
und  wornach  er  sich  in  seiner  Conduite  zu  achten  haben  möchte. 

9.  Mit  dem  französischen  Ambassadeur  hat  er  vertraulich  zu 
communiciren  und  von  demselben  den  Zustand  seiner  Negotiation  zu 
vernehmen  und  ihn  unserer  beständigen  Affection  und  Freundschaft  gegen 
seinen  Herren  zu  versichern,  auch  ein  Recommendationschreiben  von 
dem  Grafen  von  Rebenacq  an  denselben  mitzunehmen. 

10.  Er  wird  sich  mit  allem  Fleiße  zu  hüten  haben,  daß  er  von 
dem  zwischen  Franckreich  und  uns  gemacheten  foedere  nichtes 
erwähne. 

11.  Hiegegen  aber  zu  vernehmen  geflissen  sein,  ob  mau  nicht  mit 
I.  E.  M.  in  Franckreich  ein  gewisses  foedus  und  Triplealliantz  wegen 
Maintenirunge  des  Friedens  und  im  Fall  der  Ruptur  wegen  gewisser 
Conqueten  und  Advantagen  auf  die  Art  und  Weise,  wie  desfalls  von 
dem  von  Meyercroon  bereits  zue  Paris  Erwähnunge  geschehen,  zu 
machen  und  einzugehen  wäre,  wie  auch  von  denen  conditionibus 
desselben. 

12.  Seine  relationes  hat  er  pro  varietate  materiarum  zu  verteilen 
und  das  wichtigste  und  geheimste  in  postscripta  zu  bringen. 


37« 


580  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
10./[20.]  Januar  1682.1) 

[Die  Audienz  beim  Konig,  Konferenzen  mit  den  Ministern.     Obereinstimmung  des 
Königs  mit  den  Ansichten  des  Kf.,  Bereitwilligkeit  zum  Abschluß  eines  Traktats 

mit  Frankreich.] 

20.  Jan.  Er  ist')  Sonntag   [d.  8./ 18.]    am  halb   i)  Uhr  morgens   vom  Zeremonien- 

meister  zur  Audienz  bei  dem  König  abgeholt  worden.  Er  fand  bei  demselben 
Graf  Güldenlöw,  Reventlo,  Biermann  und  Wibe,  die  zwar  in  dem 
Gemach  blieben,  aber  so  abseits,  daß  sie  von  seiner  Rede  nichts  vernehmen 
konnten.  Nachdem  er  seine  Proposition  seiner  Instruktion  gemäß  abgelegt 
hatte,  antwortete  der  König  mit  einer  sehr  gnädigen  und  lächelnden  Miene, 
ihm  wäre  diese  Schickung  sehr  lieb,  er  hätte  nach  seiner  Ankunft  verlangt, 
hätte  aus  seinem  Vortrag  verstanden,  daß  Kf.  mit  ihm  einerlei  Meinung  führte, 
und  daß  er  sich  daher  ohne  Mühe  mit  demselben  konformieren  könnte,  er  hätte 
dem  G.Kanzler,  Reventlo  und  Biermann  befohlen,  mit  ihm  zu  konferieren, 
und  er  könnte  Kf.  versichern,  daß  er  mit  ihm  an  einem  Seile  ziehen  und  von 
ihm  nicht  absetzen  würde.  Er  erkundigte  sich  dann  nach  der  Gesundheit  des 
Kf  und  äußerte  auch  seine  Zufriedenheit  damit,  daß  Kf.  ihn  zu  dieser  Sendung 
gebraucht  habe.  Er  antwortete  darauf  und  trat  dann  ab.  Es  ist  ihm  sehr 
lieb,  daß  der  König  eben  die  zur  Konferenz  ernannt  hat,  welche  er  am  meisten 
gewünscht  und  an  welche  ihm  Kf.  Schreiben  mitgegeben  hat.  Diese  drei 
Männer  nebst  dem  Gouverneur  des  Kronprinzen,  Wibe,  werden  auch  allein 
in  den  geheimen  und  wichtigsten  Sachen  gebraucht,  die  anderen  Geheimen  Räte 
sind  dänische  Edelleute,  die  nur  in  Reichssachen  admittiert  werden. 

Montag  früh  ließ  ihn  der  G.Kanzler  zur  Konferenz  invitieren.  Dieselbe 
fand  in  dessen  Hause,  da  er  krank  war,  vor  seinem  Bett  statt.  Nachdem  er 
seine  Proposition  wiederholt  hatte,  sagte  der  G.  Kanzler,  der  Köniu:  wäre  dem 
Kf.  für  diese  vertrauliche  Ouvertüre  sehr  verbunden,  es  wäre  alles  von  Kf.  so 
vernünftig  überlegt,  daß  er  keine  Mühe  haben  werde,  sich  damit  zu  konformieren. 
Sie  wollten  dem  König  davon  Bericht  erstatten,  der  ihn  dann  seine  Antwort 
und  Resolution  werde  wissen  lassen.  Er  könnte  ihm  im  voraus  sagen,  daß  der 
König  mit  Kf.  einverstanden  sei,  daß  er  auch  einen  Krieg  garnicht  für  ratsam 
hielte  und  ebensoviele  Bedenken  gegen  den  Assoziationstraktat  hätte,  den 
Schweden  nur  proponiert  hätte,  um  sich  an  Frankreich  wegen  Zweibrückens 
und  Nichtzahlung  der  verlangten  Subsidion  zu  rächen,  um  wieder  eine  Armee 
auf  deutschem  Boden  zu  bekommen  und  beim  Kriege  im  Trüben  fischen  zu 
können.  Sie  hätten  auch  gedacht,  dadurch  eine  große  gloire  zu  erjagen,  daß  sie 
zuerst  einen  Traktat  geschlossen,  in  den  nach  ihrer  Meinung  alle  Welt  eintreten 


■)  S.  Pufendorf  XVIII,  §43  (S.  1422). 

')  F.  war  am  17.  Januar  in  Kopenhagen  angekommen. 


Fuchs*  Verhandlungen  mit  dem  König  und  den  dänischen  Ministem.        581 


wurde,  nachdem  sie  aber  gesehen,  daß  dieses  nicht  so  gegangen  wäre,  seien 
die  Klügsten  tinter  ihnen  jetzt  sehr  perplex,  der  schwedische  Gesandte  in  Paris 
hätte  zu  Meyercrobn  gesagt,  ihm  stünde  der  Assoziationstraktat  garnkht  an, 
Güldenstolp  hätte  sich  damit  präzipitiert.  Der  G<  Kanzler  führte  dabei  an, 
sie  ständen  in  Sorgen,  daß  Schweden  es  ebenso  wie  bei  der  Tripelallianz 
machen  und  wieder  mit  Frankreich  mochte  traktieren  wollen,  Welling  hätte 
hier  behauptet,  Feuquieres  hätte  in  Schweden  neue  Traktaten  offeriert,  was 
dieser  aber  durchaus  bestritten  habe,  man  mußte  dem  französischen  Gesandten 
klaren  Wein  einschenken  und  sagen,  sein  Eonig  mochte  sich  hüten,  daß  er 
nicht  suchte  Schweden  zu  gewinnen  und  Dänemark  und  Brandenburg  zu  ver- 
lieren* 

Als  er  erwähnte,  was  der  schwedische  Gesandte  Welling  zu  v.  Brandt 
wegen  einer  Allianz  der  beiden  nordischen  Kronen  mit  Kf.  gesagt  hätte,  waren 
sie  darüber  sehr  verwundert,  weil  er  dergleichen  hier  nicht  proponiert  hätte,  und 
sie  meinten,  Schweden  suche  dadurch  dem  Kf.  Jalousie  wegen  einer  genauen 
intelligente  zwischen  beiden  Kronen  zu  machen.  Schweden  suchte  in  alle 
Wege  wieder  eine  Armee  auf  dem  deutschen  Boden  zu  haben,  das  müttte  man 
aber  nach  Möglichkeit  zu  verhindern  suchen.  Zwar  kQtmle  man  ihnen  nicht 
wehren,  in  ihren  Landen  Su«m»  oder  10000  Mann  zu  halten,  aber  es  mangelte 
an  Geld,  bei  dem  Assoziationstraktat  sei  keines  zu  erwarten,  es  sei  nur  zu 
besorgen,  daß  der  Kaiser  ihnen  Quartiere  im  Reich  assignierte.  Mau  sage  auch, 
daß  Schweden  mit  Lüneburg  und  Münster  traktiere,  doch  werde  das  Haus 
Lüneburg  sich  wohl  wegen  der  Quartiere  opponieren.  Bi  versicherten,  daß 
Schweden  mit  ihnen  wegen  des  Assoziation  Traktats  nichts  kommuniziert  lilitte, 
was  schnurstracks  wider  den  Lundischen  Traktat  liefe.  Sie  baten  auch  um 
Aufklärung,  ob  Kf,  bereits  einen  Traktat  mit  Frank  reich  getroffen  hätte,  er  hat 
aber  dagegen  soviel  angeführt,  daß  sie  solche  Gedanken  ganz  verloren.  Wenn 
Hartangis  solches  vorgebe,  so  hätte  er  von  einer  Sache,  die  erst  geschehen 
sollte,  so  gesprochen,  als  wäre  sie  bereits  geschehen.  Der  G.  Kanzler  erwähnte 
noch.  m-Mi  besorge,  daß  man  im  Reich  einen  Traktat  mit  Frankreich  als  gegen 
das  Reich  gerichtet  ansehen  würde,  der  kaiserliche  Gesandte  spreche  sehr  hoch 
und  behaupte,  der  Kaiser  werde  Straßburg  nicht  lassen,  und  wenn  auch  Frank- 
reich dasselbe  restituieren  wollte,  so  werde  er  dennoch  brechen,  die  kaiserliche 
Armee  wäre  bereits  im  Marsch  gegen  den  Rhein,  Er  hat  erwidert,  er  hätte 
davon  nichts  gehört,  solche  vigourusen  Resolutionen  waren  ja  wohl  bisher  am 
kaiserlichen  Hofe  nicht  gewesen.  Des  Kf.  Meinung  sei  auch  «rarnicht.  sich 
gegen  das  Reich  zu  verbinden  oder  Frankreichs  Macht  zu  vergrößern,  sondern 
den  Ruhestand  und  die  Sicherheit  des  Reiches  zu  befestigen,  und  er  hoffe, 
damit  Dank  und  nicht  Mißgunst  £u  verdienen.  Der  G.  Kanzler  sagte  darauf, 
>ie  hielten  es  auch  für  Rodomontaden. 

Heute  kam  Bier  mann  zu  ihm  und  bat  um  Aufklärung  wegen  der  von 
Frankreich  angebotenen  BedittgTOflfln,  Kr  hat  erwidert,  darunter  versierte  man 
noch  in  terminis  generalibus.  man  müßte  suchen,  die  vorteilhaftesten  zn  erlangen. 
Nachher  fand  noch  eine  Konferenz  statt     Der  G.Kanzler  sagte,  der  König 


582  IV.  Brandenburg  und  Danemark  1679—1684. 

hätte  ihnen  befohlen,  ihm  anzuzeigen,  daß  er  mit  Kf.  in  allem  einig  sei,  er 
erkenne  genugsam  die  faiblesse  der  association  und  hielte  dafür,  daß  kein  besser 
Mittel,  dem  Reiche  Ruhe  und  Sicherheit  zu  verschaffen,  wäre  als  den  von 
Frankreich  vorgeschlagenen  Traktat  fortzusetzen,  daß  er  nunmehr  dazu  resolviert 
wäre,  da  aber  der  französische  Gesandte  sich  hier  noch  nicht  zulänglich  heraus- 
gelassen hätte,  besonders  wegen  Hilfe  zur  See,  die  sie  en  cas  de  rupture  suchten, 
bat  er,  Kf.  möchte  seine  guten  officia  deswegen  bei  Frankreich  anwenden,  da- 
neben rekommendierte  er  den  Schluß  der  Traktaten,1)  die  v.  Buchwald  in 
Berlin  entamiert  hätte,  und  Beförderung  der  vom  König  beim  Reiche  durch  den 
Glückstädter  Zoll  gesuchten  Satisfaktion  sowie  Beilegung  der  Streitigkeit  wegen 
des  Elsflietischen  Zolles,  worauf  er  erwidert  hat,  daß  Kf.  zu  diesem  allen  bereit 
sein  würde.  Der  G.Kanzler  berichtete  dann  noch,  Welling  hätte  ihnen 
eröffnet,  der  König  von  Schweden  stände  mit  Lüneburg  und  Münster  in 
Traktaten,  Kf.  möchte  bei  seiner  Entrevue  mit  den  Herzogen  diese  davon 
divertieren,  sie  glaubten  ohnedem,  daß  Celle  dazu  schwerlich  zu  bringen  sein 
würde,  weil  er  einen  Traktat  mit  Frankreich  hätte.  Es  wurde  dann  noch 
etwas  Wichtiges  proponiert,  das  er  mündlich  referieren  wird.  Er  hat  wegen 
der  Traktaten  mit  Frankreich  gefragt,  ob  conjunctim  oder  separatim  traktiert 
werden  sollte,  worauf  sie  antworteten,  da  sie  ihren  Traktat  schon  angefangen 
und  wegen  Hilfe  zur  See  partikulare  Konvenientien  hätten,  so  würde  es  besser 
sein,  wenn  ein  jeder  a  part  traktierte,  jedoch  vertraulich  wegen  der  Konditionen, 
besonders  der  das  Reich  betreffenden,  kommunizierte. 

Morgen  hofft  er  seine  Abschiedsaudienz  zu  erhalten   und  übermorgen  früh 
sich  auf  den  Rückweg  zu  begeben. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.    D.  im  Fährhause  am  kleinen  Belt 
15./[25.]  Januar  1682. 

[Die  Abschiedsaudienz,  Gespräch  mit  dem  G.  Kauzler,  Besichtigung  der  Flotte. 
Unterredung  mit  Martangis.] 

25.  Jan.  Er  hat  am  1 1.  nachmittags  bei  dem  König  Abschiedsaudienz  gehabt,  bei 

der  wieder  nur  die  ihm  zugeordneten  Kommissare  zugegen  waren.  Der  König 
wiederholte  kurz  den  Inhalt  seiner  Resolution,  sagte,  daß  er  mit  Kf.  jedesmal 
einen  Stein  heben  wollte,  und  bezeugte  auch  sonst  mit  sehr  obligeanten 
Expressionen  seine  Affektion  zu  Kf.  Dann  wurde  er  zur  Königin  geführt, 
die  ebenfalls  eine  recht  kindliche   Affektion  gegen  Kf.  bezeugte.     Darauf  fuhr 

l)  Dieselben  fanden  bald  darauf  durch  die  Unterzeichnung  eines  neuen  Defensiv- 
bündnissos zwischen  Kf.  und  König  Christian  am  31.  Januar/  10.  Februar  1682  ihren 
Abschluß.    S.  Pufendorf  XVIII,  §  70  (S.  1450);  v.  Mörner,  S.  428f. 


Fuchs'  Verabschiedung.  583 

er  zum  G.  Kanzler,  mit  dem  es  sich  etwas  gebessert  hatte.  Auch  dieser 
bezeugte  den  größten  Eifer  für  Rf.  und  erklärte,  daß  er  das  Interesse  seines 
Königs  und  des  Kf.  für  unauflöslich  verknüpft  hielte.  Als  er  erwähnte,  das 
von  den  Schwedischgesinnten  vor  einiger  Zeit  verbreitete  Gerücht  von  einer 
ganz  genauen  intelligence  zwischen  beiden  nordischen  Kronen  hätte  dem  Kf. 
nicht  wenig  Sorgen  verursacht,  antwortete  der  G.  Kanzler,  es  wäre  freilich 
etwas  daran  gewesen,  einige  hätten  den  König  beinahe  in  ein  großes  Labyrinth 
geführt,  und  es  hätte  darüber  öfters  große  debats  im  Rate  gegeben,  nachdem 
aber  die  Mächtigsten  von  der  Partei  gestorben,  die  übrigen  nichts  zu  sagen 
hätten  und  dem  König  die  Augen  geöffnet  worden,  wäre  dergleichen  hinfort 
nicht  zu  besorgen.  Er  fragte  nach  des  Kf.  auf  den  Beinen  habenden  milice, 
und  nach  empfangener  Nachricht  sagte  er,  der  König  könnte  auch  alle  Tage 
18000  Mann  marschieren  lassen,  hätte  daneben  6400  Matrosen  und  Mariniers 
en  gage  und  in  Norwegen  eine  besondere  Armee  von  14000  Mann.  Schließlich 
empfahl  er  sich  dem  Kf.  zum  höchsten,  auch  Güldenlöw,  Reventlo  und 
Bier  mann  taten  beim  Abschied  ebensolche  contestationes.  An  demselben 
Abend  überbrachte  ihm  der  Zeremonienmeister  die  königlichen  Rekreditive f) 
nebst  einem  Präsent  vom  Könige.  Es  kam  auch  der  Oberstallmeister  Haxt- 
hausen  und  forderte  ihn  namens  des  Königs  auf,  die  Flotte  und  den  Holm 
zu  besehen,  um  dem  Kf.  davon  zu  berichten.  Er  hat  dieses  Donnerstag  morgen 
unter  Führung  des  Generalmajors  Schack,  des  Kommandanten  von  Kopenhagen, 
getan  und  er  berichtet  in  antecessum,  daß  er  es  sich  nimmer  so  eingebildet  hätte, 
in  allen  Offizinen  auf  dem  Holm  wird  so  gearbeitet,  als  wenn  die  Flotte  täglich 
equipiert  werden  sollte.  Nachmittags  ist  er  von  Kopenhagen  abgereist.  Er  kann 
nicht  genug  die  confidence,  Höflichkeit  und  honnetete  rühmen,  die  ihm  in 
Konsideration  des  Kf.  von  allen  ministris  und  Bedienten  widerfahren.  Es 
ist  gewiß,  daß  Kf.  sich  des  Königs  und  dieses  Hofes  gänzlich  versichert 
halten  kann. 

P.  S.  Er  hat,  und  zwar  auf  Wunsch  der  dänischen  Minister,  den  franzö- 
sischen Gesandten  Marquis  de  Mortangis  gesprochen  und  ihm  die  Besorgnis, 
die  jene  hätten,  daß  Frankreich  wieder  mit  Schweden  traktieren  möchte,  mit- 
geteilt. Er  antwortete,  es  wäre  kein  Wunder,  daß  sein  König  bis  jetzt  noch 
einige  mesures  mit  Schweden  gehalten  hätte,  weil  man  dänischerseits  bisher  so 
wenig  Inklination  für  Frankreich  hätte  spüren  lassen  und  dem  Ansehen  nach 
auf  andere  Traktaten  gezielt  hätte.  Nachdem  sich  jetzt  aber  das  Widerspiel 
erwiese,  zweifeite  er  nicht,  man  würde  jetzt  französischerseits  Schweden  garnicht 
mehr  menagieren.  Er  hat  das  den  Ministern  wiedergesagt,  die  damit  wohl  zu- 
frieden waren.  Im  übrigen  kontestierte  der  Gesandte  große  Devotion  gegen  Kf. 
und  Freude  über  den  glücklichen  Succeß  seiner  Negotiation,  wovon  er  bereits 
den  Effekt  zu  spüren  vermeinte. 


l)  Das  Rekreditiv  König  Christians  für  Fuchs  ist  Kopenhagen  11./ [21.]  Januar 
1682  ausgestellt. 


584 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark   1670—1684. 


Der  Kurfürst  an  <lcti   Köniu   vuti    I  ).:im  inark. 
27,  Januar/[6.  Februar]  1682. 


D.  Potst  i :i. 


|  Vorgebliche  Bemühungen  des  ITerscogs  von  TI anno v er,  ihn  zu  einer  Änderung  seiner 
Politik  zu  bewegen.  Seine  Verhandlungen  mit  K.  Sachen  und  seine  Verhandlungen 
mit  Frankreich.  Bitte,  seine  Bemühungen  dort  und  auf  dein  Reichstage  zu  unterstützen,] 

ebr.  Dank  für  die  Erklärung  gegen  Fuchs,  auch  er  wird  fest  zu  dem  Kfm 

stehen. 

Sonsten  kann  Ew.  K,  M.  in  hergebrachtem  Vertrauen  uri berichtet 
nicht  lassen,  daß  des  Herrn  BischolTen  zue  <Mnabrugi  und  Hertzogcn 
zue  Braunscbweig-Lünenbur^  Ld.  bei  der  Visite,1)  so  Sie  mir  gegeben, 
sich  eitrig  bemühet,  mich  von  meiner  Intention  abzuziehen,  gleichwie 
ich  aber  große  und  dringende  Ursachen,  welche  Ew.  K,  IL  bekannt,  habe, 
dabei  zu  verbleiben,  so  habe  solches  mit  so  guten  Gründen  vorgestellt, 
daß  L  Ld.  selbige  nicht  improbiren  können.  An  des  Herrn  Churfürsten 
zuo  Sachsen  Ld*  habe  ich  meinen  Geheinibten  Rath  Meinders  ab 
geschicket  gehabt,1)  welcher  zu  rücke  gebracht,  daß  man  in  eine  Vor- 
stellungen in  Consideration  gezogen  und  die  endliche  Resolution  bis  zur 
Wiederkunft  des  Obermarschallkeu  Freiherrn  von  Uaugwitz,  welcher*) 
jetzo  allhie  ist  und  mit  meinen  Räten  eonferiret,  ausgesetzt,  h 
übrigen  lasse  ich  mir  gar  wohl  gefallen,  daß  sowohl  Rw,  Iv  M.  als  auc 
ich  einer  auf  dem  anderen  mit  dem  Schlüsse  der  Trac  taten,  - 
beiderseits  mit  Franck  reich  an  gestellet,  warten,  Mit  dem  bi 
Tractat  ist  es  so  weit  gekommen,  daß  die  meisten  Schwierigkeite 
gehoben  und  ich  vermutlich  werde  schließen  können,  so  balde  ich  nur 
vernehme,  daü  es  mit  dem  aldortigen  auch  so  weit  gediehen,  ich  ho 
es  werde  solches  balde  geschehen,  damit  man  die  genommene  mesu 
auf  etwas  gewisses  gründen  kriune,  und  unterlasse  ich  nicht  sowohl  alhi 
als  auch  zue  Paris  Ew.  K,  M.  Angelegenheiten  bestermaßen  zue  recommen- 
(Urea,  Weilen  aber  die  Zeit,  so  die  frautzosische  Plenipotentiarii  zue 
Fruackfurt,  umb  des  Reiches  Resolution  auf  ihre  Proportion  einzuholen, 
benannt,  mit  Ablauf  dieses  Monates  expiriren  wird,  habe  ich  am  KtaigL 
frantzösischen  Hofe  irtstance   tuen  lassen,  daß  selbige    prolongiret    und 


*)  S.  darüber  v.  Buchs  Tagebuch,  herausgegeben  von  Hirsch  II,  S,  255 f. 
unten  Abschnitt  V. 

*)  S.  unten  Abschnitt  V. 
a)  8.  ebendaselbst. 


Die  beiderseitigen  Verhandlangen  mit  Frankreich.  585 

nichtes  tätliches  wieder  das  Reich  vorgenommen  werden  möchte,  ehe 
man  sich  einer  Resolution  vereinbaret,  welches  ohne  Zweifel  gar  leicht 
zu  erhalten  sein  wird,  wann  Ew.  K.  M.  diese  meine  Instanz  zu  appuyren 
geruhen  wollten.  Und  weil  auf  dieser  des  Reiches  Resolution  ein  großes 
momentum  beruhen  wird,  so  möchte  wünschen,  daß  Ew.  E.  M.  jetziger 
Zeit  einen  ministrum  zue  Regensburgk  hätten,  mit  welchem  meine 
Gesandtschaft  in  allem  de  concerto  gehen  könnte,  es  vermeinet  sonst 
jetztgedachte  meine  Gesandtschaft,1)  daß  unser  beider  führende  Intention 
fast  per  unanimia  daselbst  werde  approbiret  werden.*)  — 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
18./[28.]  Februar  1682. 

[Auf  die  Schreiben  vom  10.  und  11.  Februar.8)    Seine  Forderungen  von  Frankreich. 

Vorläufige  Ausstellung  der  Verhandlungen  über  die  anderen  Punkte. 

Schwedische  Rüstungen.] 

Er  hat  auf  das  Einraten  des  Rf.  dem  franzosischen  Gesandten  sein  Ultimatum  28.  Febr. 
dahin   eröffnet,  daß  er  mit  600000  Rtlr.  in  Kriegs-  und  200000  in  Friedens- 
zeiten sich  begnügen  wolle,  und  ersucht  Kf.,  sich  dahin  zu  bemühen,  daß  man 

l)  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  König  Christian  erwidert  darauf  (d.  Kopenhagen  7./[17.]  Februar  1682), 
bei  seinen  Traktaten  mit  Frankreich  hätten  sich  Schwierigkeiten  hervorgetan,  um  so 
lieber  wäre  ihm,  daß  Kf.  den  Schluß  seiner  Traktaten  so  lange  aufschieben  wolle, 
bis  auch  die  seinigen  so  weit  gediehen  wären.  Des  Kf.  Bemühungen  wegen  Prolon- 
gation des  in  Frankfurt  gestellten  Termins  werde  er  durch  seinen  Gesandten  in  Paris 
unterstützen  lassen,  er  werde  auch  jemand  der  Seinigen  nach  Regensburg  schicken, 
um  dort  zu  Erreichung  ihres  beiderseitigen  Intents  zu  konkurrieren. 

3)  In  dem  ersteren  hatte  Kf.  den  König  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  jetzt 
günstige  Gelegenheit  sei,  die  ihnen  beiden  bei  Spanien  und  Holland  restierenden 
Subsidien  beizutreiben,  und  ihn  aufgefordert,  deswegen  und  wegen  der  Elsfletischen 
Zollsache  mit  ihm  nähere  Verabredungen  zu  treffen.  In  dem  letzteren  hatte  er  ihm 
mitgeteilt,  daß  nach  Spanheims  Bericht  (s.  oben  S.  426)  der  König  von  Frankreich 
wohl  bereit  sein  würde,  im  Fall  der  Aktion  an  Dänemark  600000  Rtlr.  jährlich  zu 
zahlen,  ihn  aufgefordert,  diese  Offerte  anzunehmen  und  sich  nicht  durch  speziöse 
Offerten  des  Kaisers  wegen  der  Quartiere  im  Reich  und  des  Glückstädter  Zolls  ab- 
wendig machen  zu  lassen,  der  Kaiser  werde  diese  Zusagen  nicht  prästieren  können, 
sei  auch  weit  davon  entfernt,  mit  Frankreich  zu  brechen,  Frankreich  aber  werde, 
wenn  es  merken  sollte,  daß  der  König  nach  dieser  Seite  hin  penchiere,  sich  wieder  mit 
Schweden  setzen,  und  so  werde  das  beste  Tempo,  es  von  demselben  irreconciliablement 
abzuziehen,  verloren  gehen. 


586  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

französischerseits,  nachdem  er  sich  mit  einer  so  geringen  Summe  zufrieden 
erklärt  hat,  sich  ihm  in  seinen  anderen  desideriis,  besonders  wegen  der  Assistenz 
zu  Wasser  und  Vermehrung  des  Succurses,  wenn  die  in  dem  Traktat  stipulierte 
Hilfe  nicht  zureichen  sollte,  desto  faciler  erweise. 

Wegen  der  beiderseitigen  Prätensionen  an  Spanien  und  Holland  sowie 
der  Elsfletischen  Zollsache  wird  man  erst,  wenn  die  Traktaten  mit  Frankreich 
zur  Richtigkeit  gebracht  sein  werden,  die  nötigen  mesures  nehmen  können,  er 
wird  seinen  Gesandten  am  Hofe  des  Rf.  deswegen  zulänglich  instruieren. 

In  Schweden  werden,  nachdem  jetzt  die  Auswechslung  der  Ratifikationen 
über  die  Ligue  von  Garantie  erfolgt  ist,  sehr  große  Kriegspräparatorien  angestellt, 
man  soll  dort  beabsichtigen,  in  diesem  Vorjahr  ein  Korps  von  12000  Mann 
ohne  die  Garnison  nach  Pommern  überzusetzen.1) 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
14./24.  März  1682. 

[Bevorstehender  Abschluß  seiner  Traktaten  mit  Frankreich.     Aussichten,  daß  es  zum 
Kriege  kommen  werde.    Bereitwilligkeit,  die  Bemühungen  des  Kf.  bei  den  Reichs- 

ständen  zu  unterstützen.] 

24.  März  Seine  Traktaten  mit  Frankreich  stehen,  nachdem  er  das  französische  Angebot, 

550000  Rtlr.  in  Kriegs-  und  200000  in  Friedenszeiten,  angenommen  hat,  auf  dem 
Schluß.3)    Er  hofft,  daß  auch   die  Traktaten  des  Kf.  mit  Frankreich  jetzt  zum 

')  Kf.  erwidert  (d.  Cöln  28.  Februar  /  [10.  März]  1682),  er  werde  sich  durch 
Rebenac  und  Span  he  im  bemühen,  daß  auch  jene  beiden  Punkte  verglichen  und 
so  die  Traktaten  zum  Schluß  gebracht  würden.  Dann  werde  man,  da  auch  Frank- 
reich wünsche,  daß  das  Obersetzen  der  schwedischen  Truppen  verhindert  werde, 
darüber  konzertieren  können.  Konig  Christian  aber  berichtet  (d.  Copenhagen 
28.  Februar/  [10.  März]  1682),  Frankreich  bestehe  auf  seinem  früheren  Angebot 
(550000  Rtlr.  in  Kriegs-  und  150000  in  Friedenszeiten),  und  erklärt,  auf  so  unzu- 
längliche conditioncs  könne  er  sich  nicht  in  ein  so  weitgehendes  Engagement 
einlassen. 

-)  König  Christian  zeigt  (d.  Copenhagen  18./28.  März  1682)  dem  Kf.  an,  daß 
sein  Vertrag  mit  Frankreich  unterzeichnet  sei.  S.  die  Inhaltsangabe  dieser  Defensiv- 
allianz vom  25.  März  1682  in  Reedtz,  Repertoire  historique  et  chronologique  dej 
traites  conclus  par  la  couronne  de  Dannemarc,  S.  138 ff.,  und  in  Recueil  des 
instruetions  XIII,  S.  XL.  Kf.,  der  auf  die  Nachricht,  daß  Meyercrohn  weitere 
Schwierigkeiten  mache,  inzwischen  in  einem  Schreiben  vom  15./ 25.  März  1682  den 
König  auf  das  dringendste  gemahnt  hatte,  die  Traktaten  zum  Abschluß  zu  bringen, 


Abschluß  der  Verträge  mit  Frankreich.  587 

gänzlichen  Schluß  gelangen  werden,  zumal  nicht  nur  die  Nachrichten  von  der 
Absicht  Schwedens,  ein  ansehnliches  Korps  nach  Deutschland  zu  transportieren, 
fortdauern,  sondern  auch  der  Graf  Bent  Oxenstiern  seinem  Gesandten  gesagt 
hat,  daß  sein  König  auch  eine  Esquadre  seiner  Flotte  (angeblich  30  Kriegsschiffe) 
unter  dem  Vorwand,  seine  Häfen  zu  bedecken,  ausrüsten  wolle.  Auch  vom 
kaiserlichen  Hofe  ist  die  Nachricht  eingelaufen,  daß  große  Apparenz  zu  einer 
wirklichen  Ruptur  sich  spüren  lasse.  Daher  ist  höchst  nötig,  daß  zwischen  ihnen 
beiden  und  Frankreich  gewisse  mesures  genommen  werden,  er  ist  mit  dem 
Sentiment  des  Kf.,  man  müsse  zu  verhindern  suchen,  daß  Schweden  sich  wieder 
auf  deutschem  Boden  konsiderabel  mache,  einverstanden  und  ist  auch  geneigt, 
die  officia  des  Kf.  bei  den  Reichsständen,  um  sie  zur  Annahme  der  von  Frank- 
reich proponierten  Konditionen  zu  vermögen,  zu  sekondieren  und  zu  dem  Zweck 
sowohl  jemand  der  Seinigen  an  einen  jeden  ä  part,  als  auch  nach  Frankfurt  und 
Regensburg  abzufertigen. 

Er  dankt  für  die  seinem  Geheimen  Rat  v.  Buchwald  seines  Bruders,  des 
Prinzen  Georg,  halber  gemachte  vertrauliche  Ouvertüre,  bittet  um  weitere  Mit- 
teilungen deswegen. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten,     D.  Coppenhagen 
21./31.  März  1682. 

[Abschluß  des  Traktats  mit  Frankreich,  Beunruhigung  der  anderen  Gesandten.] 

Der  Traktat  zwischen  Dänemark  und  Frankreich  ist  geschlossen.  Er  31.  März 
hat  noch  nicht  Gelegenheit  gehabt,  mit  dem  G.  Kanzler  darüber  zu  reden,  weiß 
daher  noch  nicht,  ob  es  ein  foedus  defensivum  oder  eine  bloße  Neutralität  ist. 
Den  kaiserlichen,  schwedischen  und  holländischen  ministris  versichert  man,  daß 
es  nur  auf  einer  bloßen  Neutralität  beruhe,  doch  hat  sie  dieses  nicht  in  totum 
soulagiert,  sondern  sie  bleiben  bei  der  ungegründeten  defiance,  daß  es  auf 
Schweden  angesehen  sei,  weshalb  auch  der  schwedische  Gesandte  nur  selten 
bei  Hofe  erscheint,  und  wenn  er  einmal  dortbin  kommt,  durch  pikante  Dis- 
kurse sein  Mißtrauen  erkennen  läßt 

dankt  ihm  (d.  Cöln  26.  März/ [5.  April]  1682)  für  diese  Anzeige  und  teilt  ihm  mit, 
daß  auch  seine  Traktaten  mit  Frankreich  zum  Abschluß  gekommen  seien  (s.  darüber 
oben  S.  426 ff.)  und  daß  der  schwedische  Gesandte  Wolffrath,  dessen  Ankunft  er  ihm 
schon  11./21.  März  angezeigt  hatte,  bisher  nur  die  Ernennung  von  Kommissaren  zur 
Schlichtung  der  zwischen  beiden  pommerschen  Regierungen  schwebenden  Differenzen 
beantragt  und  viele  Kontestationen  von  Stiftung  nachbarlicher  Freundschaft  gemacht 
habe,  daß  er  sich  aber  bemühen  werde,  ihn  je  eher  desto  lieber  zu  depechieren. 


588  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Die  Nachricht,  daß  der  König  von  Schweden  sich  souverän  gemacht 
hat,1)  ist  hier  nicht  angenehm  gewesen,  da  er  dadurch  viel  mächtiger  geworden 
ist  und  alles  pro  lubitu  tun  kann. 


G.  v.  Buchwald  an  den  Kurfürsten.     D.  Berlin 
21.  April/[1.  Mai]  1682. 

[Verlangen  Schwedens,  in  das  französisch-dänische  Bündnis  aufgenommen  zu  werden. 
Sendung  v.  Rumohrs  zu  den  Herzogen  von  Lüneburg.] 

1.  Mai  Da  er  wegen  Unpäßlichkeit  dem  Kf.  nicht  persönlich  aufwarten  kann,  so 

teilt  er  ihm  auf  soeben  eingelaufenen  Befehl  seines  Königs  mit,  daß  der 
schwedische  Gesandte  in  Kopenhagen  Well  in  g  dort  verlangt  habe,9)  sein  König 
sollte  nicht  allein  zu  der  mit  Frankreich  geschlossenen  Allianz  mit  invitiert, 
sondern  ihm  auch  zum  Eintritt  in  dieselbe  Platz  gelassen  werden.  Der  König 
glaube,  daß  diese  Proposition  mehr  zu  dem  Ende  geschehe,  um  ihn  zu  sondieren 
und  das  Werk  aufzuhalten,  als  daß  es  dem  König  von  Schweden  ein  rechter 
Ernst  sei,  sich  in  diese  Allianz  einzulassen,  zumal  er  nicht  sehe,  wie  diese  mit 
der  im  Haag  getroffenen  Assoziation  und  den  am  kaiserlichen  Hofe  gepflogenen 
Traktaten  aecordiere,  und  wünsche  des  Kf.  Meinung  zu  vernehmen,  ob  nicht, 
da  Schweden  vermutlich  in  Frankreich  eine  gleiche  Proposition  machen  werde, 
die  beiderseitigen  ministri  dahin  zu  instruieren  seien,  daß  diese  Absicht 
Schwedens  dort  gesamter  Hand  vorgestellt  und  derselben  bestermaßen  vorgebaut 
werde.3)  Ferner  läßt  der  König  mitteilen,  daß  er  seinen  Geheimen  Rat  Rumohr 
nach  den  braunschweig-lüneburgischen  Höfen  abgefertigt  habe,  um  denselben  zu 
remonstrieren,  warum  er  für  ratsam  halten  müßte,  den  Frieden  im  Reich  auf 
dem  Fuße  der  von  Frankreich  proponierten  Konditionen  beizubehalten,  auch  zu 
dem  Ende  sich  mit  Frankreich  in  Traktaten  eingelassen  habe. 

")  S.  Carlsohn  V,  S.  197 ff. 

2)  v.' Brandt  meldet  18./28.  April  1(582  dein  Kf.,  der  König  von  Schweden  habe 
durch  seinen  hiesigen  Gesandten  die  alte  Proposition  wegen  Abschlusses  einer  Tripel- 
allianz der  beiden  nordischen  Kronen  und  Brandenburgs,  durch  welche  die,  welche 
andere  unterdrückten,  gezwungen  werden  sollten,  sich  modester  zu  verhalten,  erneuert, 
man  habe  aber  hier  darauf  geantwortet,  es  wäre  jetzt  zu  spät  dazu,  das  Bündnis, 
welches   der  König  mit  Frankreich   geschlossen,   habe  Frieden  und  Ruhe  zum  Ziele. 

3)  Kf.  teilt  (d.  Cöln  25.  April  /  [5.  Mai]  1G82)  Spanheim  diese  Eröffnung 
v.  Buchwalds  mit  und  befiehlt  ihm,  Croissy  Mitteilung  davon  zu  machen  und 
darauf  hinzuweisen,  wie  Schweden  gegen  Frankreich  intriguiere  und  alle  Welt  gegen 
dasselbe  aufzubringen  suche. 


Die  Zusammenkunft  zu  Itzehoe.  589 

Die  bei  der  Zusammenkunft1)  mit  dem  König  von  Dänemark 
zu  besprechenden  Gegenstande.2) 

Nachdem  der  König  von  Dänemark  und  Kf.  vor  kurzem  abermals  in  11.  Juni 
eine  nähere  und  vertrauliche  Allianz  getreten  sind  und  es  die  Not  erfordert, 
wegen  der  gegenwärtigen  gefahrlichen  Konjunkturen  mit  einander  vertrauliche 
Kommunikation  zu  pflegen,  so  ist  Kf.  erfreut  darüber,  daß  er  sich  mit  dem 
König  persönlich  besprechen  kann,  und  ersucht  denselben,  vorangezogener  Kon- 
junkturen halber  seine  Gedanken  zu  eröffnen,  worauf  er  ihm  auch  seine  Senti- 
mente  entdecken  will. 

1.  Nachdem  sie  beide  mit  Frankreich  in  Bündnis  getreten  sind,  teilt  er 
seinen  mit  Frankreich  gemachten  Traktat')  vertraulich  mit  und  stellt  es  in  des 
Königs  Gefallen,  ob  er  auch  den  seinigen  mitteilen  wolle. 

2.  Es  wäre  zu  erwägen,  ob  nicht  zwischen  beiden  Kronen  und  Kf.  eine 
gemeine  dreifache  Allianz  nach  Bewandnis  der  jetzigen  Konjunkturen  zu  machen 
und  dabei  zu  Erhaltung  des  Friedens  und  Abwendung  von  allerhand  Gefahren 
nötige  mesures  zu  nehmen. 

3.  Indessen  hätten  Dänemark  und  Kf.  unter  sich  vertraulich  zu  überlegen, 
wie  sie  sich  der  französischen  Allianz  zu  ihrem  Besten  aufs  vorteilhafteste  zu 
bedienen  hätten: 


')  Der  dänische  G.Kanzler  Graf  Ahlefeld  schreibt  (d.  Copenhagen  15./[25.]  April 
1682)  an  Fuchs,  dessen  ihm  gemachte  Mitteilung,  Kf.  wünsche  bei  seiner  beab- 
sichtigten Reise  nach  der  Unterelbe  sich  mit  dem  Könige  zu  abouchieren,  habe 
diesen  sehr  erfreut,  der  König  gedenke  Mitte  Mai  aufzubrechen  und  sich  gegen  Ende 
dieses  Monats  in  der  Gegend  um  Hamburg  einzufinden,  er  werde  dem  Kf.  vorher 
anzeigen  lassen,  an  welchem  Orte  die  Zusammenkunft  am  fuglichsten  geschehen 
könnte.  F.V.Brandt  berichtet  6./16.  Mai  1682,  der  König  werde  am  14./24.  nach 
Itzehoe  aufbrechen,  um  dort  den  Kf.  zu  empfangen,  es  wären  schon  große  Vor- 
bereitungen dazu  getroffen  worden.  Derselbe  begibt  sich  auch  nach  Hamburg, 
meldet  aber  von  dort  aus  am  18./28.  Mai,  die  Zusammenkunft  solle  erst  Anfang  Juni 
erfolgen.  Sie  fand  Mitte  Juni  zu  Itzehoe  statt  S.  Pufendorf  XVIII,  §  70  (S.  1450). 
M.  v.  Ruck  (s.  unten  Abschnitt  V)  berichtet  schon  am  23.  Mai / 3.  Juni  1682  von 
Frankfurt  a.  M.  aus  dem  Kf.:  „Die  vorhabende  Entrevue  zwischen  Ew.  Chf.  D.  und 
I.  K.  M.  von  Dennemarck  giebt  zu  allerhand  Discoursen  alhier  Anlaß  und  wollen 
einige  dahero  fast  schließen,  ob  dürfte  es  nach  dem  Norden  noch  eher  zur  Ruptur 
kommen  als  nicht  am  Rheinstrom,  insonderheit  soll  der  Braonschweigisch  -  Calen- 
bergische  des  falls  große  inquietude  gegen  verschiedene  allhier  bezeiget  haben." 

*)  Aufzeichnung  von  Meinders'  Hand.  Am  Rande  bemerkt:  Entworfen  zu 
Bergerst.  [Bergedorf?]  mandato  Serenissimi  d.  1.  Junii  1682. 

*)  Den  Scheintraktat  vom  24.  März  /  3.  April  1682  (v.  Mörner,  S.  431  f.). 
S.  oben  S.  4J7  f. 


590  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

1.  wegen  der  Subsidien  sowohl  tempore  belli  als  pacis; 

2.  zur  Erlangung  ihrer  beiderseits  restierenden  Subsidien  und  Satisfak- 
tion von  Spanien; 

3.  ebenso  von  den  Vereinigten  Niederländischen  Provinzen; 

4.  wegen  der  Schickung  nach  Muscow,  wohin  Frankreich  La 
Petit iere  destiniert  (NB.  in  den  memoires  de  Treslon  wird 
schon  einer  französischen  Schickung  nach  Muscow  des  Obersten 
Laminiere1)  gedacht); 

5.  wegen  fernerer  Abziehung  dieser  Krone  von  Schweden  und 
Verhütung  einer  abermaligen  Allianz  mit  dieser  Krone; 

6.  wegen  des  Hauses  Braunschweig. 

4.  Wie  man  sich  wegen  der  jetzigen  Reichssachen  in  Regensburg  und 
Frankfurt  zu  betragen  und  was  man,  falls  es  zwischen  Frankreich  und  dem 
Kaiser  zur  Ruptur  kommen  sollte,  für  mesures  zu  nehmen. 

5.  Wie  solche  Ruptur  am  besten  zu  verhüten  und  daß  beide  deswegen 
durch  ihre  ministri  an  allen  dienlichen  Orten  alle  mögliche  officia  anwenden 
lassen  sollten,  in  specie  bei 

1.  dem  Kaiser, 

2.  den  Generalstaaten, 

3.  K.  Sachsen, 

4.  dem  Haus  Braunschweig, 

5.  Hessen, 

6.  dem  Bischof  zu  Münster, 

7.  bei  Frankreich  selbst. 

6.  Weil  der  dänische  Gesandte  zu  Wien  neulich  von  Observierung  des 
Nimwegschen  Friedens  viel  gesprochen,  ob  der  König  dieses  und  sonst  dessen 
Konduite  approbierte?  und  ob  Kf.  dahin  jemand  anders  schicken  sollte? 

7.  Schickung  nach  Muscow. 
7Va.  England. 

8.  Schiffahrt  und  Handlung  nach  Guinea  und  was  wegen  der  von  den 
Holländern  dawider  angemaßten  Turbationen  vorzunehmen. 

i).  Kommunikation,  was  wegen  Schweden  H.  Wolffrath2)  negotiiert  (NB. 
ob,  wie  dieser  vorgegeben,  der  König  den  Traktat  mit  Kf.  an  Schweden 
kommuniziert  hätte). 

')  S.  über  die  Sendung  des  Chambellan  Des  minieres  nach  Moskau  (1657), 
der  den  Zaren  zum  Frieden  mit  Schweden  ermahnen  sollte,  Martens,  Recueil  des 
traites  et  Conventions  conclus  par  la  Russie  avec  les  puissances  etrangeres,  XIII 
(France),  S.  XXIV ff.,  über  Piquetiere  oben  S.  432  und  über  dessen  beabsichtigte, 
aber  nicht  zur  Ausführung  gekommene  Sendung  nach  Moskau  1683  Sbornik  der 
russischen  histor.  Gesellschaft  XXXIV  (Petersburg  1881),  S.  401  ff.;  Martens  a.  a.  0. 
S.  XXXV  f. 

2)  S.  oben  S.  587. 


Die  Zusammenkunft  in  Itzehoe.  591 

10.  Wegen  der  sächsischen  Streitigkeiten1)  inter  Electorem  et  patruos. 

11.  Elßflietische  Zollsache  und  Abschaffung  der  Beschwerden,  welche  des 
Kf.  Untertanen  desfalls  fuhren. 

12.  Glückstädtische  Zollsache. 

13.  Holstein-Gottorfische  Sache,  et  an  officia  Electoris  grata? 

14.  Wegen  des  Comte  de  Roye.') 

15.  WTegen  H.  v.  Borckersrode.') 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Hamburg 
10./ [20.]  Juni  1682. 

[Dank  für  die  bewiesene  Freundlichkeit.     Zusage  treuen  Zusammenhaltens.] 

Ich  kann  nicht  umbhin,  Ew.  K.  M.  nochmalen  meine  Dankbarkeit  20.  Juni 
zu  bezeugen  vor  dero  mir  erwiesene  vielfältige  Güte  und  Affection. 
Ich  werde  davor  lebenslang  verbunden  bleiben  und  wünsche  nicht  mehr 
als  Gelegenheit  zu  haben,  solches  einigermaßen  zu  ersetzen.  Inzwischen 
können  Ew.  E.  M.  versichert  sein,  daß  ich  genommener  Abrede  nach 
mit  deroselben  unzertrennlich  vereiniget  bleiben  und  dero  Interesse  und 
Angelegenheiten  denen  meinigen  jederzeit  gleich  achten,  auch  sonst 
unveränderlich   verbleiben  werde.  — 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Itzehoe 
12./ [22.]  Juni  1682. 

[Dank  für  den  Besuch.    Gegenversicherungen.    Nachrichten  aus  Wien.] 

Daß  Ew.  Durchl.  und  Lbd.  mit  dem  geringen  Tractament,  so  dero-  22.  Juni 
selben  hiesiger  Gelegenheit  nach  widerfahren,   vorlieb   nehmen    wollen, 
solches  habe  ich  mehr  dero  mir  zutragenden  freundvetterlichen  Affection 
zuzuschreiben,  als  daß  dieselbe  gebührendermaßen  wären  bewirtet  worden. 


')  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  Dieser  französische  General  war  von  König  Christian  als  Feldmarschall  in 
seinen  Dienst  genommen  worden. 
*)  S.  unten  Abschnitt  V. 


592  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Ich  habe  viel  mehr  selbsten  Ursache  Ew.  Durchl.  and  Lbd.  freund  vetter- 
lich  zu  danken,  daß  Sie  eine  so  weite  Reise  umb  mich  zu  besuchen  über 
sich  nehmen  wollen,  von  Herzen  wünschende,  daß  Sie  in  dero  Residenz 
glücklich  and  bei  guter  Gesundheit  wiederumb  anlangen  mögen.  Auch 
dieselbe  ersuchend,  daß  wie  ich  in  dero  Freundschaft  ein  vollkommenes 
Vertrauen  gesetzet,  also  auch  Sie  hingegen  sich  der  meinigen,  und  daß 
ich  allem  demjenigen,  was  zwischen  uns  verabredet  und  weiters  geschlossen 
werden  möchte,  getreulich  nachkommen  werde,  gänzlich  versichert  halten 
wollen. 

Aus  beifolgender  Relation  seines  Gesandten  in  Wien  Liliencron  ist  zu 
schließen,  daß  man  kaiserlicher  Seite  zu  anderen  und  besseren  Gedanken  zu 
kommen  beginnt,  er  hält  für  ratsam,  diese  Gelegenheit,  da  ohne  Zweifel  solche 
Veränderung  in  den  consiliis  dort  durch  die  täglich  wachsende  Türkengefahr 
veranlaßt  wird,  bestmöglich  zu  menagieren,  und  stellt  dem  Kf.  anheim,  ob  er 
nicht  seine  beabsichtigte  Sendung  dorthin  je  eher  je  lieber  wolle  werkstellig 
machen.1) 


F.  v.  Brandt2)  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
4./[14.]  Juli  1682. 

[Die  Sendungen  v.  Buschs  und  v.  Rumohrs.     Intriguen   des  kaiserlichen  Gesandten.] 

U.Juli  Mit  der  Instruktion  des  Kf.  für  v.  Busch3)  ist,  wie  ihm  Graf  Reventlo 

und  Khrenschildt  mitgeteilt,  der  König  sehr  einverstanden.  Da  der  König 
und  Kf.  für  höchst  nötig  hielten,  sich  alier  Orten  zu  versichern  und  ihre  gegen- 
wärtigen Sentimente  an  den  vornehmsten  Höfen  kund  zu  tun,  so  schicke  auch 
der  König  den  Geh.  Rat  Rumohr  nicht  nur  an  die  lüneburgischen  Höfe, 
sondern  auch  nach  Sachsen  und  K.  Pfalz,  um  daselbst  die  Notdurft  zu  remon- 
strieren und  jene  Höfe  von  den  unruhigen  Kriegsgedanken  abzubringen,  dessen 
Instruktion  sei  der  Buschs  gleichförmig  und  werde  dem  Kf.  mitgeteilt  werden. 


')  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Potstam  20./[30.]  Juni  1G82),  diese  Nachricht  von  der 
Sinnesänderung  am  kaiserlichen  Hofe  werde  von  allen  Orten  bestätigt.  Er  bezeugt 
nochmals  seine  Vergnügung  über  ihre  Zusammenkunft.  „Ich  will  hoffen,  daß  die 
genaue  Verbindunge  unser  beiden  Gemüter  und  Interesse,  so  wir  daselbsten  noch 
mehr  befestiget,  zuforderst  unseren  Landen  und  dann  auch  der  ganzen  Christenheit 
ersprießlich  sein  solle.a 

*)  Kf.  hatte  Ende  Juni  Fr.  v.  Brandt,  jetzt  in  Qualität  eines  Envoye,  wieder 
an  den  dänischen  Hof  geschickt 

*)  Kf.  hatte  (d.  Potsdam  20./30.  Juni  1682)  v.  Br.  die  Instruktion  für  den  zu  dem 
Bischof  von  Münster  geschickten  Drosten  von  Ravensberg  v.  d.  Busche  zugeschickt, 


Beiderseitige  diplomatische  Tätigkeit  593 

Gabel  soll  allein  bei  Kf.  bleiben.  Bachwald  hat  Befehl  erhalten,  von 
Kf.  Abschied  zu  nehmen. 

Den  Diskurs  Graf  Berka's1)  hat  er  durch  Graf  Reventlo  dem  König  mit- 
teilen lassen.  Derselbe  hat  sich,  wie  dieser  ihm  berichtet,  daran  gar  nicht  ge- 
kehrt, da  er  wußte,  daß  B.  sich  auf  das  äußerste  bemäht  hätte,  zwischen  ihm 
und  Kf.  Jalousie  zu  stiften  und  die  Konferenz  zu  Itzehoe  zu  eludieren,  und 
dazu  auch  viele  andere  Dinge  erdichtet  hätte,  so  hätte  er  nachts  nach  Hamburg 
die  Nachricht  geschickt,  der  Konig  sei  in  vollem  Marsch,  die  Stadt  zu  über- 
rumpeln.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurftirsten.     D.  Coppenhagen 
8./[18.]  August  1682. 

[Die  Resolution  der  Generalstaaten,  das  dagegen  einzunehmende  Verhalten. 
Eigennützige  Politik  Frankreichs.] 

Der  Kon  ig  hat  ihm  durch  den  G.  Kanzler  mitteilen  lassen,  auch  ihn  be-  18.  Aug. 
fremde  die  sehr  anzügliche  Resolution  der  Gen.  Staaten  *)  auf  die  Proposition  des 
Kf.  hochlichst,  doch  meine  er,  man  müsse  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  dissi- 
mulieren und  vorher  die  Sentimente  des  Königs  von  Frankreich  vernehmen, 


um  sie  der  in  Itzehoe  getroffenen  Übereinkunft  gemäß  den  dänischen  Ministern  mit- 
zuteilen. S.  über  die  Verhandlungen  mit  Münster  Pufendorf  XVIII,  §  72  (S.  1451) 
und  unten  Abschnitt  V.  Dem  Könige  von  Dänemark  zeigt  Kf.  4./14.  Juli  an,  Graf 
Lamberg  sei  wieder  bei  ihm  angekommen,  derselbe  sei  noch  nicht  bei  ihm  gewesen, 
solle  ziemlich  hoch  sprechen,  man  werde  ihn  aber  gebührend  zu  bescheiden  wissen. 
Crockow  stehe  auf  der  Abreise  nach  Wien,  seine  Instruktion  werde  er  mit  nächster 
Post  überschicken,  Chr.  v.  Brandt  werde  auch  in  kurzem  nach  Stockholm  abgefertigt 
werden,  er  werde  seinen  Weg  über  Dänemark  nehmen  und  ihm  seine  Instruktion 
mitteilen. 

l)  Derselbe  hatte,  wie  Fuchs  dem  Grafen  Reventlow  mitteilt,  behauptet, 
Kf.  habe  sich  den  zu  Itzehoe  aufgerichteten  Rezeß  während  der  Tafel  vorlesen  lassen. 

*)  Kf.  sendet  (d.  Cöln  l./ll.  Juli  1682)  v.  Br.  einen  Bericht  v.  Diests  aus  dem 
Haag  vom  24.  Juni  /  4.  Juli  zur  Mitteilung  an  den  König,  aus  dem  ersichtlich  sei, 
daß  der  dortige  dänische  Gesandte  Pettecum  entweder  nicht  genügend  instruiert  sei 
oder  wenig  Inklination  zu  den  von  ihnen  genommenen  mesures  habe.  Er  befiehlt 
ihm,  unter  der  Hand  zu  befördern,  daß  entweder  jemand  anders  dorthin  geschickt 
oder  daß  P.  mit  zulänglicherer  und  präziserer  Instruktion  versehen  werde,  v.  Br. 
berichtet  8./ 18.  Juli,  er  habe  dem  König  von  jenem  Reskript  Mitteilung  gemacht, 
derselbe  habe  sich  sehr  unzufrieden  mit  Pettecum  geäußert  und  angekündigt,  daß 
er  ihn  abberufen  werde. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  III,  S.  648.  Kf.  hatte  v.  Brandt  (d.  Potsdam  25.  Juli/4.August 
1682)  beauftragt,  sich  nach  der  Meinung  des  Königs  zu  erkundigen,  wie  er  sich  bei 
solcher  Bezeigung  des  Staats  verbalten  und  wie  er  dieselbe  etwa  ressentieren  solle. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  38 


594 


[V,  Brandenburg  und  Dänemark  1OT-H;84. 


da  dieser  den  Staat  jetzt  sehr  menagiere  und  nicht  wünschen  werde,  daß  man 
sich  mit  demselben  brouilliere  und  die  Gemüter  daselbst  noch  mehr  aigriert 
würden,  l'olbert  habe  gemeint,1)  es  wäre  dienlicher  gewesen,  die  Sache 
iiiu Eullich  vorzutragen,  man  hätte  sich  durch  das  Memorial  zu  weit  engagiert. 
Doch  bemerkte  der  G,  Kanzler  dabei,  Kf,  und  der  König  müßten  ihr  Tempo 
in  acht  nehmen  und  sieh  nicht  in  allem  nach  des  Königs  von  Frankreich 
ü u Minden  richten,  da  dieser  nur  auf  eine  gute  Gelegenheit  lauere*  die  seinem 
Interesse  dienlich  sei,  und  dadurch  seine  Alliierten  leicht  in  Unglück  geraten 
konnten, 


F.  v-  Brandt  an  den   Kurfürsten.     I).  (Yippenhagen 


LL/21.  August  L682 


[Die  Verband  hingen  mit  Münster.     Wunsch  des  Königs,  dall  Kf.  mit  ihm  gemeinsam 
von  Frankreich  Antizipation  und  Erhöhung  der  Subsidien  verlange.] 

81. Aug.  Der  König  hat  ihm,  nachdem   er  ihm  das  Schreiben-)  des  KT    i 

Bischofs  von  Münster  gegeben,  geantwortet,  er  hatte  seinen  Kanzler  Jenscu 
instruiert,  quovis  modo  und  ohne  Zeitverlust  zu  schließen,  damit  der  Bischof 
nur  von  der  Gegenpartei  und  besonders  von  dem  Hause  Lüneburg  abgezogen 
werde,  Kf,  mochte  v.  Busch  beordern,  daß  die  Traktaten  coujuncüm  vorge- 
nommen und  eine  Tripelallianz  geschlossen  werde**) 

Die  hiesigen  Minister  haben  ihm  und  seinem  Bruder  wiederholt  gesagt,  daß 
der  König  und  Kf,  auf  die  überaus  starke  Armatur,  welche  rings  umher  geschehe* 
große  Reflexion  zu  machen  hätten,  daß  sie  sich  auch  in  starke  Verfassung  selten 
müßten,  da  dieses  aber  ohne  Assistenz  Frankreichs  nicht  geschehen  könnte, 
müßte  man  beiderseits  dort  conjunetim  am  Antizipation  und  Erhöhung  der  Sub- 
sidien  anhalten*  Der  Konig  hätte  schon  vor  einiger  Zeit  durch  Meyercrohn 
um  die  Antizipation  anhalten  lassen,  der  franzosische  Hof  aber  hätte  sich  sehr 
kaltsinnig  gezeigt/)  Es  sei  auf  faltig,  daß  Frankreich  keinen  Ernst  zum  Kriege 
zeige,  entweder  müßte  es  des  Krieges  gänzlich  versichert  seiu,  oder  es  müßte 
au  den  Finanzen  fehlen,  der  König  hoffte,  daß  ebenso  wie  er  MoyercTobr 
Efi  Spanheini  Befehl  erteilen  werde,  um  Antizipation  und  Erhöhung  der  Sub- 
sidien  anzuhalten,  das  Werk  werde  besseren  Nachdruck  erhalten,  wenn  sie  aus 
einem  Munde  redeten. 


l)  S.  Spanheima  Bericht  vom  ?«  August  1682  oben  S.  440. 

3)  Nicht  bei  den  Akten, 

*)  S*  über  diese  Verhandlungen  mit  Hänater,  welche  durch  die  am  4./ 14.  Sept< 

Anbaus  abgeschlossene  Defensivalliam  (v.  Monier,  5.4331'.)  ihren  Abschluß 
fanden,  Pufendorf  XVIII,  §  72  (S.  1451)  und  unten  Abschnitt  V. 

*)  S.  Spanheims  Berichte  vuin  3.  und  24.  Juli  1682  üben  S.  43Hf. 

*)  &  das  Reskript  des  Kf.  an  Span  heim  vom  14.,  24.  September  1682  oben  &MI1 


her 


Verhandlungen  mit  Munster.    Vorschlag  von  K.  Pfalz.  595 

König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
15.  /[25.]  August  1682. 

[Auf  ein  Schreiben  vom  5.  August1)    Billigung  des  Vorschlages  K.  Pfalz1  wegen 

einer  engeren  Verbindung  der  zum  Frieden  geneigten  Reichsstände.    Beschleunigung 

der  Verhandlungen  mit  Münster.] 

Auch  ihm  ist  von  K.  Pfalz  und  den  übrigen  Kurfürsten  am  Rhein  25.  Aug. 
und  von  dem  Administrator  in  Württemberg  mitgeteilt  worden,  daß  sie  ihren 
Gesandtschaften  in  Frankfurt  Ordre  erteilen  wollten,  mit  seinen  und  des 
Kf.  Ministern  wegen  einer  näheren  Znsammensetzung  der  Stände,  welche  für 
den  Frieden  sind,  in  Verhandlung  zu  treten.  Er  hält  für  dienlich,  daß  dieses 
Werk  je  eher  je  lieber  zur  Hand  genommen,  die  ministri  allerseits  mit  Instruk- 
tion versehen  und  über  die  Ingredienzien  eines  solchen  Traktats  gesamte  Ab- 
rede genommen  werde.  Franzosischerseits  hält  man  zwar  dafür,  daß  solche 
Traktaten  zwar  begonnen  aber  nicht  beeilt  werden  sollen,  weil  einige  Stände 
Bedenken  tragen  könnten,  ehe  alle  Hoffnung  wegen  eines  Akkommodements 
verloren  sei,  sich  in  dieselben  einzulassen,  er  meint  aber  im  Gegenteil,  daß, 
wenn  erst  mit  den  zu  einer  solchen  Zusammensetzung  geneigten  Ständen  etwas 
Gewisses  geschlossen  sein  wird,  die  anderen  noch  zweifelhaften  um  so  eher 
dazu  bewogen  werden  können.  Er  stellt  daher  dem  Kf.  anheim,  ob  man  sich 
nicht  mit  Frankreich  sobald  wie  möglich  dahin  einigen  solle,  daß  auf  K.  Pfalz1 
Vorschlag  die  vornehmsten  capita  eines  solchen  Bündnisses,  das  nebst  Beibe- 
haltung des  gegenwärtigen  Ruhestandes  im  Reich  auf  den  Fuß  der  von  Frank- 
reich proponierten  Konditionen  oder  anderen  zulänglichen  Expedienten  nach 
dem  Muster  der  1658  geschlossenen  Rheinischen  Allianz  eingerichtet  werden 
könnte,  abgefaßt  und  darüber  zur  Handlung  selbst  geschritten  werde,  und  ob 
nicht  Kf.  bei  K.  Pfalz  sich  bemühen  wolle,  daß  dieser  auch  andere  benachbarte 
Stände  mit  herbeizuziehen  suche.  Die  gute  Disposition  des  Bischofs  von 
Münster  muß  benutzt  werden,  um  mit  demselben  zu  einem  gewissen  Schluß 
zu  gelangen,  auch  er  hat  seinem  dortigen  Gesandten  dementsprechende  Ordre 
zugeschickt. 

F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
2./[12.]  September  1682. 

[Urteil  des  Königs  über  die  Laxenburger  Allianz.    Kriegerische  Absichten  Schwedens.] 

Er  hat  mit  dem  G.  Kanzler  über  die  vom  Kaiser  mit  einigen   Reichs-   12.  Sept 
kreisen  und  Standen  abgeschlossene  Allianz3)  gesprochen,  und  dieser  hat  ihm 

')  In  demselben  hatte  Kf.  dem  Könige  den  Vorschlag  K.  Pfalz'  (s.  unten 
Abschnitt  V)  mitgeteilt,  ihn  nach  seiner  Meinung  darüber  gefragt  und  zugleich  berichtet, 
daß  er  Busch  befohlen  habe,  ohne  ferneren  Verzug  mit  dem  Bischof  von  Münster 
zu  traktieren. 

*)  Die  Laxenburger  Allianz  vom  10.  Juni  1682.  S.  oben  S.  343.  Kf.  hatte 
(d.  Potsdam   16./ 26.  August  1682)  v.  Br.  Abschriften  dieser  Allianz  und  seiner  auf 

38* 


596  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679— 1684. 

mitgeteilt,  der  Künig  finde  ebenso  wie  Kf.  in  derselben  viele  hochgefaljrh  h 
fönten ta,  besonders  daß  man  die  ftuptnr  mit  Frankreich  unerwartet  eines  Reichs- 
schlusses zu  befördern  gedachte,  daß  von  gütlichen  Mitteln  darin  gar  nicht  die 
Hede  sei,  daß  man  eine  so  wichtige  und  allgemeine  Reiehsdeliberation  anmaßlicb 
an  sich  zu  denen  gedächte  und  daß  man  den  Rhein  und  die  an  demselben  ge- 
legenen Stände  und  Provinzen,  besonders  des  Kf*  clevische  Lande,  zum  R 
Schauplatz  erklärte  und  sie  zu  Quartieren  unter  sich  zu  teilen  sich  unterfinge. 
Der  König  hätte  an  seine  Gesandten  In  Wien  und  in  Regensburg  Ordre  ertdlL 
dagegen  die  Notdurft  vorzustellen  und  mit  den  Gesandten  des  Kf.  einerlei  argu- 
menta anzuführen,  er  hatte  auch  an  die  vier  rheinischen  Kurfürsten  deswegen 
geschrieben,1)  Der  Kanzler  erwähnte  auch,  der  dänische  Gesandte  am  schwe* 
dischen  Hofe  berichtete,  datt  dieser  Hof  von  Tag  zu  Tag  mehr  Begierde  sehen 
lietie,  15000  Mann  sollten  nach  Pommern  und  Bremen  transportiert  werden,  und 
der  Kaiser  hätte  sich  anheischig  gemacht,  dieses  corpus  mit  Quartieren  zu  ver- 
sehen und  für  seine  Sobsistenz  zu  sorgen.  Die  Zahl  der  Truppen  werde  Bkfa 
wohl  nicht  so  hoch  belaufen  und  der  Transport  derselben  in  diesem  Jahre  noch 
nicht  geschehen  können,  aber  man  hätte  hier  gewisse  Nachricht,  daß  zu  Brüssel 
für  diesen  Transport  bereits  75000  Ktlr.  angekommen  wären,  welche  den  Schweden 
ausgezahlt  werden  sollten,  sobald  der  Staat  eine  gleiche  Summe  an  dieselben 
zahlen  werde, 


F.  \\  Brandt  an  den  Kurfürsten,     D,  CoppeDhagen 
IC./ [26.]  ^pteinber   16K2, 

[Urteil  des  Königs  über  den  holländischen  Vorschlag  eines  Kongresses.    Streit  wegen 
der  Gottorj>scheu  KontributioDsangelegenheitJ 

kJC.  Sept.  Er  hat  sich   hei  den  Ministem  erkundigt,   wie  der  König  die   Propositien 

der  Gen,  Staaten3)  wegen  Benennung  eines  Ortes,  wo  alle  Streitigkeiten  unter 
den  christlichen  Potentaten  gütlich  beigelegt  werden  sollten,  aufgenommen  habe, 
und  ihnen  gesagt,   Kl,   finde  den  Zweck   zwar  sehr  gut,   zweifle  aber  »ehr,  ol 

dieselbe  bezüglichen  Schreiben  au  die  rheinischen  Kurfürsten  und  an  seine  Gesandt* 
sclmft  in  Regen  sburg  zur  Mitteilung  an  den  König  zugeschickt. 

■)  v.  ßr.  berichtet  8&  September/ 6,  Oktober  1682,  der  Konig  habe  das  Regen*- 
burgisehe  Bedenken  Ober  diese  Allianz  sehr  vernünftig  befunden  und  sei  auch  sehr 
einverstanden  damit,  daß  Kf.  davon  in  Paria  habe  Mitteilung  machen  lassen.  Er 
meine  aber,  man  brauche  den  französischen  Hof  nicht  weiter  zu  instigiereiL,  sondern 
solle  Ihn  gewähren  lassen,  damit  er,  wenn  es  zur  Ruptur  kommen  sollte,  sieb  gegen 
sie  beide  desto  williger  bezeuge  und,  wenn  das  Kriegsfeuer  sich  auch  in  dem  u 
sächsischen  Kreise  entzünden  sollte,  ihnen  an  die  Band  gehe  und  du  Werk  souteniert* 

*)  S,  Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Ävaux  en  Hollande  depuU  1879  jusqu*  tu 
1684,  It  S,  123. 


Die  Laxenburger  Allianz,  die  holländ.  Proposition,  die  Gottorpsche  Angelegenheit.    597 

derselbe  anter  den  jetzigen  Verhältnissen  durch  dieses  Mittel  zu  erlangen  und 
nicht  vielmehr  neue  Mißhelligkeiten  dadurch,  daß  der  Staat  durch  solchen  Vor- 
schlag sich  mehr  anmaßte,  als  dienlich  wäre,  erregt  werden  worden.  Graf 
Reventlo  und  Ehrenschildt  haben  erwidert,  der  König  sei  derselben  Meinung 
und  glaube,  dieses  Werk  flösse  aus  der  Assoziation  her,  er  könne  sich  darin  zu 
nichts  resolvieren,  als  mit  Kf.  darunter  de  concert  zu  gehen.  Man  mußte  sich 
in  dieser  Sache  nach  Frankreich  richten,  das  nicht  geringe  Neigung  zum  General- 
frieden spuren  ließe. 

Der  lüneburgische  Abgesandte  Wackerbart  hat  hier  vor  wenigen  Tagen 
wegen  der  Gottorfischen  Kontributionssache1)  eine  rüde  Proposition  getan  und 
angezeigt,  daß  der  niedersächsische  Kreis  sich  des  Herzogs  von  Gottorf  an- 
nehmen müßte.  Er  hat  noch  keine  Resolution  erhalten,  man  besteht  aber  hier 
darauf  und  will  das  Äußerste  wagen,  der  König  hat  zu  Kf.  die  Zuversicht,  daß 
er  das  in  dem  Itzehoeischen  Vergleich  versprochene  corpus  zusammenziehen 
werde,  damit  man  dem  Herzog  von  Celle  begegnen  könne,  falls  er  ins  Hol- 
steinsche  einrucken  und  andere  Tätlichkeiten  vornehmen  sollte.  Zwischen 
diesem  und  Gottorf  soll  ein  Bündnis  gemacht  sein,  in  welches  man  Schweden 
zu  ziehen  suchen  dürfte.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
14./ [24.]  Oktober  1682. 

[Maßregeln  zur  Verhinderung  des  Marsches  lüneburgischer  Truppen  nach  Ostfriesland.] 

Wegen  des  Marsches  der  lüneburgischen  Truppen  nach  Ostfriesland  *)  hat  24.  Okt. 
ihm  der  G.  Kanzler  gesagt,  der  König  würde  gern  zu  dieser  Sache  konkurrieren, 
man  müßte  aber  vorher  sehen,  was  der  Bischof  von  Münster  dabei  tun  wollte. 
Wenn  die  lüneburgischen  Truppen  zu  Wasser  die  Weser  hinunterkommen  sollten, 

»)  S.  Pufendorf  XIX,  §  62  (S.  1584f.);  [Adelung],  Kurzgefaßte  Geschichte 
der  Streitigkeiten  der  Herzoge  von  Holstein-Gottorp  mit  der  Krone  Dänemark  (Frank- 
furt und  Leipzig  1762),  S.  52ff. 

*)  v.  Br.  meldet  23.  September/ 3.  Oktober  1682,  der  König  habe  Wackerbart 
die  Resolution  erteilt,  er  beabsichtige  garnicht,  dem  Herzog  von  Holstein  hinderlich 
zu  sein,  sein  Reichs-  und  Kreiskontingent  beizutragen,  er  hätte  allerdings  gehofft, 
daß  derselbe  dieses  nicht  separatim,  sondern  mit  ihm  und  Kf.  conjunctim  tun  würde. 
So  lange  er  nichts  dem  Reiche  und  dem  Kreise  zum  Präjudiz  täte,  könnte  er  nicht 
absehen,  was  für  Befugnis  der  Herzog  von  Celle  hätte,  sich  in  die  domestiquen  An- 
gelegenheiten seines  Hauses  einzumischen,  er  müßte  dieses  als  eine  Zunötigung  deuten. 

3)  Kf.  hatte  (d.  Potsdam  1./ 11.  Oktober  1682)  f.  Br.  beauftragt,  dort  wegen 
Verhinderung  des  Marsches  lüneburgischer  Truppen  nach  Ostfriesland  die  nötigen 
Vorstellungen  zu  machen  und  eine  Ordre  an  den  in  Oldenburg  kommandierenden 
Offizier  zu  veranlassen.  S.  Pufendorf  XVIII,  §31  (S.  UU);  Wiarda,  Ostfriesische 
Geschichte  VI,  S.  171. 


598 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679-1684. 


müßte  man  dieses  zu  verhindern  suchen«  denn  wenn  die  Herzoge  so  Gelegenheit 
finden  sollten,  ihre  Quartiere  auszudehnen,  würden  sie  dudtireh  Mittel  finden, 
ihre  Truppen  zu  unterhalten,  worauf  sie  jetzt  so  pochten,  Der  König  hatte 
schon  vor  H  Tflgeo  dem  kommandierenden  Offizier  im  Oldenburgischerj,  Obersten 
Pott,  Befehl  erteilt,  sieh  diesem  Marsch  zu  opponieren  und  keine  Passage  zu 
gestatten,  und  er  hätte  ihn  jetzt  angewiesen,  mit  v.  Spaen  zu  korrespondieren. 
Der  Kommandant  von  Glückstadt  hat  Ordre  erhalten,  die  :io0  Mann,  welche  Kf. 
die  Elbe  hinunter  dorthin  schicke«)  will,  in  die  Festung  einzunehmen  und  zu 
schützen  und  sie  nach  ihrem  Belieben  auf  die  Schiffe  gehen  und  wieder  in  die 
Festung  hineinzulassen. 

F.  v,  Brandt  an  den  Kurfürsten* 
D.  Copenliagen  28,  November/ [8*  Dezember]  1682, 

[Dänische  Rüstungen  zu  Lande  und  m  See.] 

8*  Dez.  Da  von  den  Potentaten  in  der  Nachbarschaft  starke  Rüstungen  vorgenommen 

werden,  auch  Holland  die  Werbung  von  et  liehen  tausend  Mann  beschlossen 
hat  und  der  KOnig  von  Schweden  mit  dem  Transport  der  Truppen  nach 
Deutschland  im  künftigen  Frühjahr  scheint  Ernst  machen  zu  wollen,  hat  aueb 
der  Künitf  von  Dänemark,  um  aller  Gefahr  zuvorzukommen,  beschlossen,  io 
aller  Eile  eine  konsiderable  Werbung  anzustellen.  Jedes  der  neun  Regimenter 
zu  Fnfl  soll  von  1ÄÖÖ  auf  1800  Mann  verstärkt  und  fünf  neue  Freikompaguieti 
geworben  werden,  Demnächst  sollen  auch  3000  Reiter  und  zu  den  neulieb 
geworbenen  400  Dragonern  noch  500  in  sechs  Eskadron«  gerichtet  werden. 
Ferner  gedenkt  der  König  noch  in  Schottland  2—3000  Mann  werben  zu  lassen. 
Außerdem  hat  sich  der  Graf  von  Teekien  bürg  erboten,  dem  Könige  ein  Re- 
giment zu  Pferde  und  eins  zu  Fuße  zu  liefern.  Der  Konig  denkt  auch  schon 
auf  Mittel,  um  die  Flotte  gegen  künftigen  Sommer  so  instand  zu  setzen,  daß 
nie  nicht  nur  die  Ostsee,  sondern  auch  die  Elbe  maintenieren  könne,  und  triffi 
schon  Anstalten,  damit  im  Anfang  des  Vorjahres  die  hiesige,  aus  30  Krieg*- 
schiffen  bestehende  Flotte  eher  als  die  schwedische  in  See  laufen  und  den 
Transport  der  schwedischen  Truppen  verhindern  m 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Friedrichjaburg 
6./[t6.]  Januar   1683. 

[Auf  ein  Schreiben  vom  21.  Dezember.1)     Rat,  mit  Krankreich  wegen  Verhinderung  des 
Transportes  schwedischer  Truppen  nach  Deutschland  in  Verhandlungen  zu  | 

h>  Jan.  Er  meint,  daß  man  die  französischen  Ouvertüren,  obgleich  sie  noch  etwas 

sral  >ind.  nicht  gänzlich  außer  acht  lassen,  sondern  darüber  sich  mit  Frank- 

')  Kf.  hatte  (d.  Potsdam  27.  Dezember  1682  /  6.  Januar  1683}  dem   K&lga  4ra 
Bericht  Span  he  »ms  vom  25.  Dezember  (s.  oben  S.  454)  darüber,  wie  mar 


Verhinderung  des  Transportes  schwedischer  Truppen.  599 

reich  in  wirkliche  Handlung  einzulassen  habe,  zumal  einige  avantages  von  dort- 
her zu  hoffen  sein  durften,  oder  man  wenigstens  Frankreichs  eigentliche  Inten- 
tion bei  den  gegenwärtigen  Konjunkturen,  auch  wie  weit  es  zur  Hintertreibung 
dieses  Transportes  oder,  wenn  dieser  nicht  gehindert  werden  könnte,  zu  Dissi- 
pierung  der  transportierten  Truppen  zu  konkurrieren  gesinnt  sei,  dadurch  würde 
ergründen  können.  In  Frankreich  meint  man,  daß,  wenn  dieser  Transport  sich 
nur  auf  einige  tausend  Mann  erstrecken  sollte,  man  dieselben  wohl  ohne  besondere 
Gefahr  passieren  lassen  könnte.  Er  aber  hält  beides  für  gleich  schädlich,  da 
Schweden  so  nach  und  nach  unter  der  Hand  doch  ein  konsiderables  Korps  for- 
mieren könnte,  meint  daher,  sie  sollten  dieses  gesamter  Hand  dort  remonstrieren 
und  es  dahin  zu  bringen  suchen,  daß  jeder  schwedische  Transport,  er  sei  groß 
oder  klein,  für  eine  Aggression  genommen  und  folglich  conjunctis  viribus  ver- 
hindert werden  müsse.1) 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
23.  Januar  /  [2.  Februar]  1683. 

[Auf  das  Schreiben  vom  14.  Januar.     Mitteilung  seiner  dem  französischen  Gesandten 

gemachten  Vorschläge.] 

Der  hiesige  französische  Gesandte  hat  in  einer  gestern  abgehaltenen  2.  Febr 
Konferenz  nicht  allein  bestätigt,  daß  sein  König  es  für  absolut  notwendig  halte, 
den  schwedischen  Transport  zu  hindern,  sondern  auch  seine  Gedanken  darüber 
zu  vernehmen  begehrt,  wie  ein  solches  Vorhaben  ins  Werk  zu  setzen  und  wie 
die  Reichsstände,  welche  bisher  dem  Frieden  entgegen  gewesen,  auf  andere 
Gedanken  zu  bringen  seien.  Er  hat  ihm  darauf  mitteilen  lassen,  daß  der  Trans- 
port entweder  durch  eine  hinlängliche  Flotte  zu  Wasser  verhindert,  oder,  wenn 
dieses  nicht  gelingen  sollte,  die  transportierten  Truppen  zu  Lande  angegriffen  und 
dissipiert  werden  müßten,  bevor  sie  sich  mit  anderen  verbinden  oder  verstärken 
könnten,  daß  er  bereit  sei,  zu  beidem  zu  konkurrieren,  aber  unter  der  Be- 
dingung, daß  1.  Frankreich  ihm  und  dem  Kf.  mit  extraordinären  Mitteln  dazu 
an  die  Hand  ginge  und  2.,  falls  die  Gen.  Staaten  Schweden  Hilfe  leisten 
sollten,  ihm  assistiere,  die  Gen.  Staaten  zu  Lande  und  zu  Wasser  wirklich  atta- 
quiere,  und  um  sie  desto  mehr  zu  intimidieren  und  das  Haus  Lüneburg  von 
einer  Verbindung  mit  den  Schweden  oder  einer  Diversion  gegen  ihn  abzuhalten, 

französischerseits  über  den  Transport  schwedischer  Truppen  nach  Deutschland  erklärt 
habe,  mitgeteilt  und  ihn  gebeten,  ihm  seine  Meinung  darüber  zu  eröffnen. 

!)  Kf.  erwidert  dem  Könige  (d.  Cöln  14./ 24.  Januar  1683),  er  sei  damit  ein- 
verstanden, und  ersucht  ihn,  mit  dem  dortigen  französischen  Gesandten  darüber  ver- 
handeln zu  lassen,  ihn  fortlaufend  von  dem  Verlauf  der  Verhandlungen  zu  unterrichten 
und  nichts  Hauptsächliches  darin  zu  beschließen,  bevor  er  ihm  seine  Gedanken  darüber 
eröffnet  habe. 


600  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

beizeiten  eine  konsiderable  Armee  an  den  Oberrhein  schicke  und  womöglich 
diesseits  desselben  Posto  fassen  lasse.  Mit  den  dem  Frieden  widerstrebenden 
Reichsständen  mußten  gütliche  Traktaten  vorgenommen  und,  wenn  diese  nicht 
zureichen  sollten,  sie  durch  force  dazu  genötigt  werden.  Er  hat  sieh  soweit 
herausgelassen,  um  dadurch  auch  Frankreich  zu  veranlassen,  sich  specialiter 
darauf  zu  erklären  und  so  seine  eigentliche  Intention  zu  offenbaren,  und  er 
hofft,  daß  Kf.  damit  einverstanden  sein,  sich  gegen  Frankreich  in  gleicher  Weise 
erklären,  ihn  über  den  Verlauf  seiner  Verhandlungen  mit  Frankreich  und  über 
seine  Gedanken  und  Absichten  in  dieser  Angelegenheit  unterrichten  und  nichts 
Schließliches  ohne  vorhergehende  gemeinsame  Abrede  eingehen  werde. 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Colin 
3./ [13.]  Februar  1683. 

[Auf  das  Schreiben  vom  23.  Januar.     Die  zu  ergreifenden  Maßregeln.      Mißbilligung 

der  Aufstellung  einer  französischen  Armee  jenseits  des  Rheins  und  gewaltsamen 

Vorgehens  gegen  die  renitenten  Reichsstände.] 

13.  Febr.  Dank  für  die  vertrauliche  Eröffnung.     Der  König  wird  inzwischen  wohl 

schon  vernommen   haben,    was  in  der  über   dieselbe  Angelegenheit    zwischen 
Rebenac  und  einigen  seiner  Räte  gehaltenen  Konferenz  vorgekommen  ist.1) 

Was  den  besageten  Transport  anlanget,  bin  ich  mit  Ew.  K.  M.  aller- 
dings einig,  daß  man  selbigen  auf  alle  mögliche  Weise  und  Wege  ver- 
hinderen und  dawieder  in  Zeiten  mit  der  Crone  Franckreich  gewisse 
mesures  zu  nehmen  und  jetztgedachte  Crone  umb  zulängliche  Mittel 
zue  Erreichunge  dieses  gemeinsamen  Zweckes  anzusprechen  hätte,  wie 
ich  dann  ebenmäßig  solches  bei  vorbemelter  Conferenz  tuen  lassen  und 
mit  Verlangen  darauf  die  Erklärunge  erwarte.  Daß  man  aber  gleich 
jetzo  weiter  gehen  und  insonderheit  wegen  Anführunge  einer  frantzösi- 
schen  Armee  an  dem  Unter-Rhein  und  zwar  diesseits  etwas  gewisses 
begehren  oder  concertiren  möchte,  solches  dürfte  meines  Erachtens  noch 
zur  Zeit  etwas  frühezeitig,  auch  bei  dem  jetzigen  Zustande  des  Reiches, 
da  man  im  Werke  begriffen,  die  Friedenshandelunge  zwischen  dem 
Reiche  und  der  Crone  Franckreich  zue  Kegensburg  fortzusetzen,  höchst 
schädlich  sein. 

Was  die  equippage  in  Holland1)  betrifft,  so  ist  mir  zwar  desfalls 
beigehendes  Project  zugekommen,  ob  solches  aber  vollenzogen,  oder  noch 

!)  S.  das  Reskript  des  Kf.  an  Spanheim  vom  (I./16.  Februar  1683  oben  S.  460f. 
a)  S.  Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Avaux  1,  S.  135,  141. 


Notwendigkeit,  Frankreich  von  weiteren  Tätlichkeiten  abzuhalten.  601 

vollen  zogen  werden  solle,  ist  mir  nicht  wissend.  Ich  werde  aber  den 
Staat  durch  alle  diensame  remonstrationes  von  diesem  Transport  zu 
dehortiren  und  abzubringen  suchen  und  will  nicht  ermangelen,  Ew.  K.  M. 
von  dem  sncces  part  zu  geben. 

Belangend  die  bishero  wieder  die  Friedenshandelunge  renitirende 
Stände  im  Reiche,  da  stehet  noch  zu  hoffen,  es  werde  der  gegenwärtiger 
gefahrliche  Zustand  des  Reiches,  die  versicherte  Türkengefahr  und  die 
heilsame  und  gegründete  remonstrationes  der  wohlgesinnnten  dieselbe 
auf  andere  Gedanken  bringen.  Ich  befinde  auch  das  erste  Mittel,  so 
Ew.  K.  M.  höchst  vernünftig  vorschlagen,  nemblich  die  gütliche  Tractaten, 
sehr  gut.  Bei  dem  anderen  dörfte  dahero  ein  großes  Bedenken  sein, 
weil  mir  nebst  Ew.  K.  M.  an  Conservation  des  Reiches  zum  höchsten 
gelegen,  dieselbe  aber  dabei  unvermeidlich  periclitiren,  ja  wohl  alles  gar 
übern  Haufen  gehen  möchte,  wann  Franckreich  einige  Hostilitäten  an- 
fangen oder  auch  nur  Zeit  währenden  Tractaten  zue  Regensburg  mit 
den  Reunionen  aufs  neue  verfahren  sollte.  — 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
6./[16.]  Februar  1683. 

[Einverständnis  des  Königs  damit,  daß  Frankreich  von  feindlichen  Maßregeln  gegen 
das  Reich  abzuhalten  sei.     Verlangen  höherer  Subsidien.     Argwohn  wegen  der  Ver- 
handlungen des  Kf.  mit  Amerongen.    Das  Vorgehen  gegen  Schweden.] 

Er  hat  dem  König  das  Protokoll  der  von  Meinders  and  Fuchs  mit  16.  Febi 
Reben  ac  gehaltenen  Konferenz  mitgeteilt,  worauf  ihm  dieser  durch  den 
G.  Kanzler  nnd  Ehrenschildt  hat  anzeigen  lassen,  er  sei  mit  Kf.  darin  ein- 
verstanden, daß,  nachdem  durch  dessen  Bemühungen  in  Regensburg  ein  allge- 
meines Reichsgutachten  wegen  Reassumierung  der  Friedenstraktaten  zustande 
gekommen  sei,  man  trachten  müsse,  den  König  von  Frankreich  dahin  zu  dis- 
ponieren, daß  er  zur  Beförderung  des  Friedens  alle  Fazilität  beitrage  und  be- 
sonders wider  keinen  Reichsstand  mit  ferneren  Rennionen  oder  Hostilitäten  fort- 
fahre, sondern  der  Friedenshandlung  ohne  Prafigierung  eines  gewissen  und 
engen  Termins  ihren  Lauf  lasse,  ferner  aber  müßten  sie  beide  dem  französischen 
Hofe  wegen  Vermehrung  der  Subsidien  ernstlich  zusprechen,  da  sie  in  statu 
dubio  nicht  mehr  verharren  und  Frankreich  zu  gefallen  mit  so  großen  Kosten 
soviel  Truppen  und  Kriegsschiffe  unterhalten  könnten,  wenn  sie  nicht  mehr 
subsides  d'action  (da  der  jetzige  Friede  noch  kostbarer  als  ein  wirklicher  Krieg 


G02  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

wäre)  von  Frankreich  erhielten.  Dabei  erwähnte  der  G.  Kanzler,  daß  die 
Negotiation  Amerongens1)  und  daß  Kf.  den  Staat  die  weiche  Seite  sehen 
ließe,  den  Kaiser  zu  noch  weiterer  Dilation  des  Friedenswerkes  induzieren 
könnte,  und  er  redete  so,  als  wenn  man  ein  changement  de  parti  seitens  des 
Kf.  präsumierte,2)  dem  er  aber  lebhaft  widersprochen  hat.  Den  Transport  der 
schwedischen  Truppen  betreffend,  ist  der  Konig  noch  immer  der  Meinung,  daß 
dieser  auf  jede  Weise  verhindert  werden  und  daß  man  darin  mit  Frankreich  de 
concert  gehen  müsse.  Er  hat  versichert,  daß  auch  Kf.  fest  bei  Frankreich 
stehen  und  die  Schweden  nicht  gegen  sein  eigenes  Interesse  auf  den  deutschen 
Boden  werde  kommen  lassen.') 


Der  Kurförst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Collen 
14./[24.]  Februar  1683. 

[Französische  Anträge  wegen  kriegerischen  Vorgehens  gegen  Schweden.] 

24.  Febr.  Rebenac  hat  ihm  auf  erhaltene  Ordre  eröffnet,  daß  sein  König,  nachdem 

er  die  böse  Intention  des  schwedischen  Hofes  wider  ihn  und  dessen  Begierde 
zur  Anzündung  eines  Kriegsfeuers  in  Deutschland  erkannt,  beschlossen  habe, 
gar  keine  mesures  mehr  mit  dieser  Krone  zu  halten,  sondern  für  nötig  erachte, 
ihr  gegenüber  das  praevenire  zu  spielen.  Er  wäre  daher  begierig,  mit  dem 
König  und  Kf.  über  die  bereits  genommenen  noch  ferner  alle  nötige  mesures  zu 
konzertieren  und  desfalls  etwas  Gewisses  zu  schließen,  mit  der  Erklärung,  daß 
die  vorhin  bereits  stipulierten  subsides  de  guerre,  sobald  das  Concerto  getroffen 
sein  würde,  gezahlt  werden  sollten.  Er  verlangte  von  Herzen,  daß  der  König 
in  Schonen  oder  Bremen  und  Kf.  in  Vorpommern  ihre  völlige  Vergnügung  und 
Sicherheit  finden  und  etablieren  möchten,  für  sich  selbst  verlangte  er  vorläufig 
nur,  daß  sie  beiderseits  bei  den  mit  ihm  getroffenen  foedcribus  fest  und  beständig 
verharrten   und  das,   wozu  sie  sich  in  denselben  verpflichtet  hätten,   leisteten. 

')  S.  Urk.  u.  Akt.  III,  S.  650. 

a)  S.  Spanheims  Relation  vom  ÜJ./2D.  Januar  1683  oben  S.  456f.;  vgl.  auch 
Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Avaux  I,  S.  134. 

3)  v.  Br.  berichtet  13./ 23.  Februar  1683,  der  König  sei  mit  Kf.  darin  einver- 
standen, daß  das  Heranfuhren  einer  französischen  Armee  an  den  Unterrhein  noch 
zu  frühzeitig  sei,  er  wünscho  nur,  daß  eine  solche  für  den  Notfall,  weun  die  Reiehs- 
stfinde  sich  des  Friedens  halber  gänzlich  auf  die  Hinterbeine  setzen  sollten,  bereit 
gehalten  werde,  wodurch  auch  die  dem  Frieden  feindliche  Partei  in  Holland  und 
die  Herzoge  von  Lüneburg  en  echec  gehalten  und  Schweden  von  dem  Transport 
der  Truppen  detourniert  werden  könnte.  Die  Opinion,  welche  der  König  gefaßt  habe, 
als  wenn  Kf.  die  Partei  changieren  werde,  sei  infolge  des  Schreibens  des  Kf.  vom 
3.  Februar  ziemlich  geschwunden. 


Französische  Anträge  wegen  kriegerischen  Vorgehens  gegen  Schweden.      603 

Er  erwartet  des  Königs  Gedanken  darüber,  er  selbst  findet  keine  sonder- 
baren Schwierigkeiten  dabei,  wenn  Frankreich  das  gesamte  lüneburgische 
Haus  oder  auch  nur  Celle  und  Wolfenbüttel  durch  Offerierung  eines  guten 
Stückes  von  Bremen  und  Verden  dahin  disponieren  könnte,  mit  einzutreten  und 
mit  ihnen  zusammen  das  Werk  auszuführen.1) 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
6./[16.]  März  1683. 

[Sendung  Ehrenschilds  zu  den  Herzogen  yon  Braunschweig.    Mahnung  zu  schleunigem 
Abschluß  der  Verhandlungen  mit  Frankreich.] 

Auf  die  Kunde,  daß  zwei  schwedische  ministri  sich  an  den  lüneburgischen  16.  März 
Höfen  eingefunden  haben  und  auf  den  Schluß  der  längst  vorgewesenen  näheren 
Zusammensetzung  derselben  mit  Schweden  dringen  sollen,  hat  er  Ehrenschild 
befohlen,  zuerst  sich  dorthin  zu  verfügen,  um  womöglich  dieses  schwedische 
Vorhaben  zu  vereiteln,  zugleich  die  Intention  des  gesamten  Hauses  zu 
penetrieren  und  nachher  dem  Kf.  desto  gründlicheren  Bericht  von  allem 
abzustatten. 

Da  er  aus  Schweden  Nachricht  erhalten,  daß  dort  Graf  Magnus  de  la 
Gar  die  wieder  wirklich  zum  Conseil  gezogen,  der  Kredit  derjenigen,  welche 
es  bisher  gegen  Frankreich  mit  dem  Kaiser  gehalten,  merklich  abnehmen  und 
daß  auch  der  schwedische  Minister  in  Frankreich  sich  sehr  insinuieren  und  zu 
Retablierung  der  früheren  Freundschaft  nachdenkliche  avances  tun  soll,  so  gibt 
er  zu  bedenken  anheim,  ob  man  nicht  darauf  Reflexion  machen,  die  jetzigen 
günstigen  Konjunkturen  benutzen  und  durch  eine  feste  Zusammensetzung  mit 
Frankreich  Schweden  die  Hoffnung  zu  Erneuerung  der  alten  Freundschaft  ab- 
schneiden solle,  und  ersucht  Kf.,  mit  Reben ac  ebenfalls  zum  Schluß  zu  schreiten. 


*)  König  Christian  erwidert  darauf  (d.  Copenhagen  24.  Februar  /  [6.  März] 
1683),  der  König  von  Frankreich  habe  ihm  ebensolche  Eröffnungen  machen  lassen 
und  er  habe  sich  schon  mit  dem  französischen  Gesandten  über  ein  Konzert  verglichen; 
es  würde  ihm  lieb  sein,  wenn  auch  Kf.  mit  Rebenac  zum  Schluß  käme.  Er  werde 
seinen  Geheimen  Rat  Ehrenschildt  demnächst  zu  Kf.  schicken,  um  das,  was  dieser 
Sache  halber  zwischen  ihnen  zu  konzertieren  nötig  sein  möchte,  zu  verabreden. 
Kf.  antwortet  darauf  4./ 14.  März  1683,  er  sei  mit  Rebenac  noch  nicht  so  weit 
gekommen,  werde  sich  auch  nicht  eher  engagieren,  bis  er  von  den  specialis,  worauf 
seitens  des  Königs  das  Werk  eingerichtet  sei,  durch  Ehrenschildt  eigentliche 
Nachricht  erhalten  habe,  besonders,  wie  sich  das  Haus  Lüneburg,  namentlich  Celle, 
bei  dieser  Sache  verhalten  wolle. 


604  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten. 
D.  Coppenhagen  10./ [20.]  März  1683. 

[Kriegseifer  in  Dänemark.] 

,  März  Man  macht  hier >)  nicht  so  große  Reflexion  anf  das  Friedensnegotium  im 

Römischen  Reich,  sondern  ist  vielmehr  daran f  bedacht,  wie  man  Schweden  in 
die  Haare  kommen  möge,  man  hat  daher  dem  französischen  Gesandten  zu  ver- 
stehen gegeben,  daß  die  Interpretation  der  Frage,  ob  Schweden  causam  belli 
gegeben  hätte  oder  nicht,  bei  den  Alliierten  sein  und  daß  der  geringste  Trans- 
port schwedischer  Truppen  pro  iusta  belli  causa  gehalten  werden  mußte.  Daher 
rüstet  man  hier  vorläufig  in  aller  Eile  sechs  Kriegsschiffe  aus,  um  den  Transport 
zu  observieren,  und  karessiert  das  Haus  Lüneburg,  weil  man  sieht,  daß  dieses 
alle  Desseine  gegen  Schweden  hindern  kann.  Der  G.  Kanzler  hat  ihm  neulich 
gesagt,  des  Königs  und  des  Kf.  ergon  wäre,  auf  Schweden  zu  gedenken,  von 
dem  man  etwas  gewinnen  und  Konquesten  machen  könnte,  die  anderen  Sachen 
im  Römischen  Reich  wären  nur  parerga,  es  wäre  genug,  daß  man  officia  an- 
wendete, den  Frieden  zu  befördern,  das  übrige  könnte  man  Frankreich  über- 
lassen. Jetzt  wäre  die  beste  Zeit,  mit  Schweden  Krieg  zu  führen,  da  es  sich 
von  dem  vorigen  Kriege  noch  nicht  erholt  hätte,  wenn  man  ihm  aber  Zeit  ließe, 
so  würde  es  sich  in  wenig  Jahren  in  eine  so  konsiderable  Verfassung  zu  Lande 
und  zu  Wasser  setzen,  daß  es  dem  Könige  und  dem  Kf.  zu  redoutable  sein 
würde.  Der  König  wünschte  nichts  mehr,  als  daß  Schweden  die  Provinzen  in 
Deutschland  verlieren  und  daß  Kf.  ganz  Pommern  und  das  Haus  Lüneburg  den 
größten  Teil  des  Herzogtums  Bremen  haben  möge,  er  prätendierte  für  sich  nur 
Wismar  und  eine  Passage  durch  Bremen  nach  Oldenburg,  sein  Interesse  dabei 
bestände  darin,  daß  er  von  Schweden  nicht  so  wie  bisher  überall  umringt  sein 
und  eine  gute  Flotte  ausreichen  würde,  ihnen  zu  resistieren  und  sie  von  den 
dänischen  Grenzen  abzuhalten.  Von  Schonen  sprach  der  G.  Kanzler  nicht,  so 
daß  er  nicht  weiß,  ob  man  deswegen  auch  eine  Garantie  bei  Frankreich  sucht, 
falls  man  es  wiedererobern  sollte,  doch  hat  man  es  dem  Kaiser  sehr  verdacht, 
daß  er  in  dem  letzten  Bündnis  mit  Schweden  Schonen  garantiert  hat. 

Der  König  setzt  die  Rüstungen  zu  Lande  und  zu  Wasser  fort  und  ist  sehr 
entrüstet  darüber,  daß  Hamburg  die  dänischen  Werbungen  verboten  hat.  Kr 
hat  den  Hamburgern  gedroht,  wenn  sie  dieselben  nicht  wieder  gestatteten,  werde 
er  alle  hamburgischen  Schiffe  auf  der  Elbe  bei  Hitlersandt  anhalten  oder  in 
Grund  schießen  lassen,  und  hat  schon  Anstalten  dazu  getroffen. 

»)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  iK)  (S.  1469). 


Kriegseifer  des  Königs  von  Dänemark.  605 

König  Christian  V.  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
31.  März/[1Ö.  April]  1683. 

[Mahnung  zu  schleunigem  Abschluß  des  Konzertes  mit  Frankreich.] 

Gabel  hat  ihm  berichtet,  daß  des  Kf.  ministri  mit  Rebenac  über  das  zu  10.  April 
errichtende  Partikulierkonzert  zwar  abermals  in  Konferenz  gewesen  sind,  aber 
darüber  noch  nicht  haben  einig  werden  können  und  alles  bis  zur  Ankunft  seines 
Geheimen  Rates  v.  Ehrenschildt  ausgesetzt  haben.  Da  diese  sich  verzögern 
könnte,  inzwischen  aber  die  Sachen  sich  so  anlassen,  daß  seines  Ermessens  die 
völlige  Feststellung  des  Werks  mit  Frankreich  nicht  länger  ausgestellt  werden 
darf,  zumal  jetzt  nicht  mehr  daran  zu  zweifeln  ist,  daß  die  Schweden  eine 
Armee  nach  Deutschland  überzuführen  entschlossen  sind  und  was  sie  bisher  in 
contrarium  ausgestreut,  eine  pure  finesse  gewesen  ist,  um  sie  beide  einzuschläfern, 
indem  nicht  allein  die  Equipage  ihrer  Flotte  mit  ungemeinem  Eifer  fortgesetzt, 
sondern  auch  der  zum  Transport  nötige  Proviant  und  Fahrzeug  bereits  an  den 
Seeküsten  bei  der  Hand  geschafft  wird,  so  ersucht  er  Kf.,  mit  der  Vollziehung 
seines  Partikulierkonzerts  mit  Frankreich  nicht  weiter  anzustehen,  sondern  damit 
zum  Schluß  zu  schreiten,  da,  wie  er  aus  Frankreich  Nachricht  hat,  Rebenac 
beordert  sein  soll,  es  auf  den  Fuß  des  seinigen  *)  abzuschließen,  und  sonst  zu  be- 
sorgen ist,  daß  das  längere  Zögern  nicht  nur  bei  Frankreich  Ombrage  erregen  und 
es  wegen  der  deutschen  Provinzen  Schwedens  auf  andere  Gedanken  bringen, 
sondern  inzwischen  auch  Schweden  Zeit  finden  könnte,  den  Transport  zu  vollführen. 

Er  wird  indessen  nicht  unterlassen,  auf  die  Contenance  der  Schweden  ein 
wachsames  Auge  zu  halten,  und  dazu  ehestens  einige  Schiffe  in  See  gehen  nnd 
daselbst  kreuzen  lassen  und  auch  die  Equipage  seiner  Flotte  so  beschleunigen, 
daß,  falls  nur  nicht  die  Ratifikation  seines  Konzerts  mit  Frankreich  nach  des 
Kf.  Konzert  zurückgehalten  wird,  diese  sowohl  als  auch  seine  Armee  im  Mai 
völlig  imstande  sein  könne. 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Potstam 
6./ [16.]  April  1683. 

[Auf  das  Schreiben  vom  31.  März.    Ursache  der  Verzögerung  der  Verhandlungen 
mit  Frankreich.     Ankunft  Ehrenschildts.] 

Daß  man  wegen  der  Konditionen  des  Präliminartraktates')  noch  nicht  hat  16.  April 
einig  werden  können,  das  rührt  nicht  von  ihm,  sondern  von  Rebenac  her.    Er 


*)  Der  Vertrag  zwischen  Dänemark  und  Frankreich  war  schon  am  4.  März  zu 
Kopenhagen   abgeschlossen  worden.     S.  Recueil  des  Instructions  XIII,  S.  43 f. 

*)  S.  über  die  Verhandlungen  darüber  die  Berichte  Räbenacs  aus  dem  März 
und  April  1683  (Prutz,  S.  362f.). 


6ÜG 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679 — 16S4. 


bat  sich  schon  vor  drei  Wochen  geneigt  erwiesen,  auf  dieselbe  Art,  wie  der 
König,  zu  traktieren  und  zu  schließen,  R.  aber  hat  behauptet,  er  hätte  keine 
Ordre  dazu,  sondern  hat  ein  Projekt  gemacht,  welches  in  snbstantia  von  dem 
ÜJHiiftfcflin  d Lskrepierte,  und  als  er  Bedenken  getragen,  es  zu  vollziehen,  hit  R* 
es  zwar  geändert,  aber  es  dennoch  vorher  nach  Frankreich  durch  ei  neu  K\  pressen 
schicken  wollen,  auf  dessen  Zurückkauft  Am  Werk  jetzt  beruht.  R.  besteht 
noch  jetxt  darauf,  daß  er  keine  Ordre  habe,  auf  den  Fuß  des  Kopenhagen  sehen 
Traktats  zu  schließen.  Er  hat  Gabel  von  diesem  ganzen  Verlauf  p&rt  geben 
lassen,  inzwischen  ist  Ehrenschi Idt  angelangt.  Er  hat  denselben  heilte  ver- 
nommen und  wird  ungesäumt  mit  ihm  konferieren  and  nichts  ermangeln  lassen, 
was  zur  Beförderung  ihres  beiderseitigen  Interesse  nötig  und  diensam  erfunden 
werden  wird. 


Aufzeichnungen  dl  »er  die  mit  den  dänischen  Gesandten 
geführten   Verhandlungen. !) 

April  Mittwoch,  den  4,/U,  April,  haben  er  und  Fuchs  den   dänischen  Ge- 

sandten  v.  Ehrensclüldt  nacheinander  besucht     Zu   ihm  hat  er  gesagt.  da£ 
er  Kf,  je  eher  je  Heber  aufzuwarten  wünschte,  und  auf  seine  Anzeige,  daß  Kt 
wegen  seiner  vorhabenden  Devotion  ihm  erst  Sonnabend  morgen  Audienz  geben 
könnte,  gefragt,  ob  nicht  die  Audienz   ihm  eher  erteilt  oder  indessen  mit 
Konferenz  ein  Anfang  gemacht  werden  konnte. 

Er  hat  darauf  von  seiner  Verrichtung  an  den  brau  n  seh  weigis  che  n 
Höfen  einiges  berichtet.  Er  wäre  zuerst  in  Celle,  dann  in  Hannover  und  Wntfen- 
hüttel  gewesen,  sei  dann  wieder  nach  Celle  zurückgekehrt  und  hätte  dort  die 
rainistros  von  allen  drei  Häusern  vorgefunden.  Seine  Proposition  bitte  haupt- 
sächlich  in  Vorstellung  einer  Defensivallianz,  wozu  Wackerbart1)  in  Dänemark 
Anlaß  gegeben,  bestanden,  er  hätte  aber  zwei  Spezialp  unkte  annektierte  L  falls 
sein  König  wegen  des  schwedischen  Transportes  mit  Schweden  aneinander 
raten  sollte,  daß  das  fürstl.  Haus  solches  pro  casu  foederis  halten  und  darin 
Dänemark  beitreten  möchte,  &  daß  dasselbe  den  Frieden  im  Reich  mit  Frank- 
reich auf  den  Fuß  der  von  Frankreich  getanener  Proposition  betordern  möchte. 
Ad  primum  hätte  das  fürstl.  Haus  bezeugt  daß  dieser  Transport  ihnen  vieler 
Lrsacheu  halber  garnicht  anständig  wäre,  man  hatte  auch  besonders  celHscher- 
seits,  wie  obiter  von  einigen  Konquesti'ti  Iruiibnung  geschehen,  solches  gern 
angehört  und  dazu  nicht  wenig  Inklination  bezeugt.  Ad  secnndum  bitte  man 
kontestiert,  daß  sie  solches  zwar  nicht  befördern  konnten,  aber  es  geschehen 
lassen  wollten,  und  eine  Erklärung  wegen  der  vota  zu  Regensbnrg  zn  weiterer 
DeüberaÜon  ausgesetzt     Vorher  aber  müßte  Frankreich  versichern,  mit  ferneren 

l)  Von  Meinders1  Hand. 

*)  Lünebur  glich  er  Gesandter  in  Dänemark. 


Verhandlungen  mit  Ehrenschild  und  Gabel.  607 

Reunionen  einzuhalten,  bis  das  Reich  etwas  von  dem,  was  Frankreich  jetzt  in 
Possession  hätte,  mit  Waffen  angriffe. 

Er  hätte  deswegen  mit  dem  Comte  d'Arcy  geredet  nnd  sie  hätten  beide 
deswegen  nach  Paris  geschrieben,  jener  hätte  ihnen  aber  anch  zu  verstehen  ge- 
geben, daß  es  schwerlich  bei  Frankreich  dahin  zu  bringen  sein  werde,  da  der 
König  nicht  in  so  kostbarer  Verfassung  und  steter  Unsicherheit  bleiben,  auch 
nicht  ein  so  gutes  Tempo  wider  den  Kaiser  vergeblich  hinstreichen  lassen 
würde. 

Das  furstl.  Haus  hätte  bei  allen  Konferenzen  bedungen,  daß  sie  nichts  in 
diesen  Sachen  tun  und  resolvieren  könnten,  bevor  sie  des  Kf.  Intention  wüßten. 
Sie  hätten  behauptet,  von  des  Kf.  Hofe  Nachricht  zu  haben,  daß  in  des  Kf. 
Konduite  eine  Änderung  eingetreten  sei.  Er  hätte  dieses  bestritten  und  gesagt, 
es  wäre  zwar  wegen  Oranien  Disgusto  gewesen,  diese  Sache  wäre  aber  jetzt  stille. 

Wegen  Subsidien  von  Frankreich  wäre  auch  Erwähnung  getan  und  deshalb 
dorthin  geschrieben  worden. 

Das  furstl.  Haus  hielte  davor,  daß  sich  der  Kaiser  schwerlich  zur 
Acceptierung  der  französischen  Propositionen  erklären  würde,  dem  verschiedene 
Reichsstände,  besonders  Hessen-Kassel,  fest  adhärierten.  Man  wollte  alles 
überlegen  und,  wenn  Eh.  zurück  nach  Hamburg  gehen  würde,  sich  dort  ein- 
finden und  die  Konferenz  reassumieren,  bis  dahin  bäten  sie  mit  Tätlichkeiten 
einzuhalten. 

Er  wüßte  nicht,  ob  das  Haus  jemand  von  den  hier  Anwesenden  die  Nego- 
tiation  auftragen  werde,  er  zweifelte  aber  daran  und  hielte  für  nötig,  daß  bei 
der  bevorstehenden  Konferenz  in  Hamburg  jemand  sowohl  von  Frankreich  als 
auch  von  Kf.  dabei  sei. 


D.   7./ 17.  April  1683  Potetam. 

II.  von  Ehrenschild,  17.  April 

H.  von  Gabel, 

H.  Fuchs 

et  ego, 

H.  von  Ehrenschild:  1.  Ob  nicht  mit  Gr.  Reben ac  serieusement  zu 
reden,  daß  er  das  Projekt  mit  Kf.  vollziehen  möge,  cum  in  mora  periculum, 
weil  Kf.  sonst  noch  ungewiß,  cum  protestatione  der  Inconvenientien. 

2.  Reb.  erkläre  sich  wie  er  wolle,  ob  nicht  indessen  das  Konzert  wegen 
der  Aktionen  zu  adjustieren?  Der  König  könnte  allein  das  Werk  nicht  angreifen, 
es  wäre  ihm  zu  schwer  ohne  Kf.  Periculum  esse  in  mora,  da  Schweden  mehr 
Anstalt  machte  als  jemals,  mit  dem  Kaiser  und  dem  Staat  alliiert  wäre,  Braun- 
schweig suchte,  Holland  möchte  auch  Schiffe  zum  Transport  schicken,  Bremen 
und  Pommern  wären  ledig  und  übel  besetzt,  könnten  in  einer  Kampagne 
acquiriert  werden.  Sollte  man  länger  warten  und  Schweden  den  Transport  tun, 
würde  alles  schwerer  werden  und  sie  mehr  Alliierte  bekommen. 


608  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

3.  Ob  Kf.  sub  conditione,  daß  Frankreich  den  Traktat  vollzöge,  das  Konzert 
mit  Dänemark  machen  wollte,  nm  den  Transport  acta  zu  verhindern. 

Das  Konzert  zwischen  dem  König  nnd  Kf.  wäre  auf  folgende  Punkte 
einzurichten: 

1.  Wann  mit  der  Aktion  gegen  Schweden  ein  Anfang  zu  machen? 

2.  Wie  und  auf  was  Weise? 

3.  An  welchem  Ort? 

4.  Mit  was  force  Kf.  agieren  werde  und  wie  bald  die  Kavallerie  imstande? 

ad  1  hielte  der  König  dafür: 

Der  casus  mit  dem  schwedischen  Transport  existierte,  es  wäre  nicht  zn  warten, 
bis  die  Schiffe  ausliefen,  und  es  müßte  sofort  nach  gemachtem  Konzert  angehen,  ehe 
die  Ratifikationen  erwartet  würden,  oder  sobald  der  König  die  Tätlichkeiten  anfinge. 

ad  2.  Das  gebe  die  Natur  und  Situation,  daß  nämlich  Kf.  Pommern  anzu- 
greifen, der  König  zu  Wasser  mit  der  Flotte  den  Transport  zu  hindern,  auch  sonst 
allen  Abbruch  zu  tun  und  zu  Lande  das  Herzogtum  Bremen  anzugreifen  habe. 

Q.  ob  etwas  wegen  der  Konquesten  und  deren  Garantierung  ins  Konzert 
zu  bringen?  Nicht  allein  was  in  Deutschland,  sondern  auch  was  in  Schonen, 
Norwegen  usw.,  weil  der  König  die  größten  Unkosten  und  Gefahr  aussteht 

Was  den  Staat  betrifft,  da  wären  zwar  die  foedera  gemacht,  der  Staat 
aber  würde  nicht  leicht  etwas  vornehmen  oder  Assistenz  leisten,  weil  1.  viele 
membra,  wie  Amsterdam,  ad  pacem  inklinierten,  2.  sie  befürchten  müßten,  daß 
Frankreich  und  wohl  gar  England  dem  Staat  auf  den  Hals  fallen  würden. 

A  Caesare  nihil  timendum  propter  bellum  cum  Turcis. 

Inserebat,  die  Konjunkturen  wären  günstig,  Frankreich  wäre  von  Schweden 
separiert,  ja  konsentierte  und  verlangte,  daß  sie  gar  vom  deutschen  Boden  kämen. 
In  Schweden  wären  viele  disgustiert.  Rex  Daniae  wäre  in  solcher  Postur  wie 
jemals,  sollte  er  sie  nicht  gebrauchen,  so  könnte  er  sich  hiernächst  nicht  wieder 
also  setzen. 

Braunschweig-Lüneburg  betreffend  repetierte  er,  was  er  bereits  zu 
Berlin  referiert  und  worauf  es  geblieben.  Praelegit  die  schriftliche  Antwort 
mündlich  wären  sie  weiter  gegangen  und  hätten  dabei  kontestiert,  daß,  wenn  sie 
nur  wegen  des  Reiches  die  Sicherheit  hätten,  sie  in  nähere  mesures  treten  würden. 

Gibt  sich  das  Haus  ins  Konzert,  so  könnte  der  König  mit  ihm  sowohl 
wegen  der  Attacque  als  der  Teilung  sich  vergleichen.  Wofern  das  Haus  nicht 
ganz,  sondern  Zell  und  Wolffenbüttel  ins  Konzert  treten  wollten,  ob  man 
nicht  solches  zu  acceptieren  hätte.     Rex  putat  quod  sie. 

4.  Wenn  keines  von  den  Häusern  beitreten  wollte,  ob  man's  zur  Neu- 
tralität [zu  bringen  suchen  sollte]  ?  Ha  ut  nulluni  auxilium  sub  quoeunque 
praetextu  Suecis  praestet. 

5.  Si  neutrum,  würden  der  König  und  Kf.  sie  angreifen  müssen,  und  zwar 
ante  Suecos  und  zuerst,  gegen  Schweden  aber  solchenfalls  defensiv  gehen. 
Quo  casu  Frankreich  zur  Diversion  gegen  sie  zu  bewegen,  und  daß  es  zu  solchem 
Ende  eine  Armee  am  Unterrhein  [aufstellen  sollte]. 


Verhandlungen  mit  Ehrenschild  und  Gabel.  609 

Wegen  des  Konzertes  würde  der  König  sich  gern  mit  Kf.  vernehmen,  ob 
sie  conjunctim  oder  separatim,  et  nbi?  Das  fürstl.  Haus  werde  sich  bei  ver- 
merkendem Ernst  akkommodieren  und  des  Streichs  nicht  erwarten. 

Hiernächst  wäre  mit  Cöln  und  Münster  zu  konferieren  wegen  Formierung 
eines  Korps  usw. 

Quid  cum  Gallis?  Omnia  superiora,  und  daß  sie  ein  corpus  gegen  den 
Unterrhein,  item  dem  Staat  Anzeige  zu  tun,  daß,  wofern  sie  den  Transport 
favorisierten,  Frankreich  dieses  pro  casu  belli  halten  und  brechen  wollte. 

Nos  commendavimus  causam  wegen  Ostfriesland,  Braunschweig  und 
den  Staat,  welcher  Kriegsvolker  in  die  Herrschaften  Esens  und  Wittmund  zu 
werfen  suche  unter  dem  Prätext  des  Lehns  von  Gelderland. 

Nos  nach  genommenem  Abtritt  haben  Sr.  Chf.  D.  von  obigem  Rapport  getan, 
welcher  uns  befohlen,  den  dänischen  ministris  wiederum  zu  hinterbringen: 

1.  Daß  er  mit  den  Gedanken  des  Königs  wegen  der  jetzigen  Konjunkturen 
einig  wäre,  daß  nämlich  der  Transport  der  schwedischen  Truppen  nach  Deutsch- 
land quovis  modo  zu  verhindern  und  das  jetzige  Tempo  gegen  Schweden  in 
acht  zu  nehmen.  Er  sei  bereit,  dieses  zu  effektuieren  und  was  zur  Erreichung 
dieses  scopi  diensam  sei,  werkstell  ig  zu  machen.  Da  aber  bisher  der  Präliminar- 
vertrag  von  Frankreich  noch  nicht  vollzogen  sei,  was  gleichwohl  absolute  nötig 
wäre,  so  wollte  er  zwar  deswegen  bei  Graf  Rebenac  fernere  Erinnerung 
tun  lassen,  die  dänischen  Minister  aber  würden  auch  ihm  desfalls  eifriger 
zuzusprechen  befugt  sein.  Ferner  könnte  alles,  was  in  der  Proposition  der 
dänischen  Minister  enthalten,  eventualiter  mit  demselben  überlegt  und  konzertiert 
werden,  und  zwar  ex  causis  zu  Berlin.  Sie  erhalten  Befehl,  mit  ihnen  solche 
Konferenz  conjunctim  anzutreten.  Indessen  wollte  Kf.,  der  bisher  nicht  eigent- 
lich gewußt,  woran  er  wäre,  sich  nach  Möglichkeit  in  Postur  stellen,  um  das, 
was  das  bevorstehende  Konzert  geben  würde,  zu  exequieren.  Er  müßte  hierbei 
vornehmlich  auf  den  Kaiser  und  das  Haus  Braunschweig  Reflexion  nehmen. 
Es  wäre  zwar  nicht  zu  vermuten,  daß  der  Kaiser  durch  einen  schleunigen 
Vergleich  in  Ungarn  mit  den  Türken  und  den  Rebellen  seine  größte  Macht  von 
dort  wegnehmen  und  nach  Schlesien  gegen  Kf.  ziehen  werde,  da  man  aber  in 
Wien  so  wenig  Reflexion  auf  die  Türkengefahr  mache,  daß  man  den  von  Frank- 
reich vorgeschlagenen  Frieden  nicht  habe  annehmen  wollen,  zudem  die  Allianz 
mit  Polen  geschlossen,  so  müßte  er  darauf  ein  besonderes  Absehen  richten  und 
sowohl  gegen  Schlesien  als  auch  gegen  Polen  die  Sicherheit  seines  Staats  in 
acht  nehmen. 

Wegen  Braunschweig-Lüneburg  müßte  man  gewiß  sein,  wessen  man 
sich  zu  diesem  Hause  zu  versehen,  denn  sollte  das  erste,  zweite  oder  dritte 
Expediens  fehlen  und  es  zum  vierten  kommen,  so  wäre  er  mit  des  Königs 
Sentimenten  auch  darin  einig,  daß  man  dieses  Haus  zuerst  und  eher  als 
Schweden  angreifen  und  gegen  dieses  zu  Lande  defensive  gehen  müßte.  Da 
Kf.  solchenfalls  alle  seine  Kriegsanstalten  danach  richten  und  diese  nicht  an 
der  Oder  und  nach  Pommern,  sondern  nach  der  Elbe  wärts  formieren  müßte, 
so  hielte  er  für  nötig,  daß  die  von  dem  Hause  selbst  veranlaßte  Konferenz  un- 
Mater, z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  39 


610  IV.  Brandenburg  und  Danemark  1679—1684. 

gesäumt  fortgesetzt  werde,  um  dann  desto  gewissere  mesures  nehmen  zu  können, 
auch  er  wollte  dahin  senden  und  vorher  an  die  Häuser  schicken.  Die  von 
Braunschweig-Lüneburg  geschehene  Erinnerung  wegen  Frankreich,  daß  der  König 
während  dieser  Troublen  nicht  sich  der  Konjunkturen  gegen  das  Reich  präva- 
lieren  und  gegen  dieses  nicht  mit  Reunionen,  weniger  mit  Hostilit&ten  verfahren 
möchte,  fände  er  dem  Interesse  des  Reichs  und  dem  gemeinen  konform,  wollte 
auch  deswegen  in  Frankreich  durch  seinen  Minister  und  an  Rebenac  Remon- 
stration tun  lassen,  auch  der  König  wurde  damit  gewiß  kontinuieren. 

Beim  Staat  wollte  Kf.  wegen  Favorisierung  des  Transports  aus  Schweden 
ebenfalls  behörige  Vorstellungen  tun  lassen,  auch  daß  dieses  von  Frankreich  ge- 
schehe befördern,  und  deswegen  mit  Rebenac  und  Amerongen  reden  lassen. 

Im  übrigen  werde  man  zu  Berlin  diese  Konferenz  reassumieren  und  sich 
ferner  zeigen,  was  bei  der  Sache  zu  tun.  Wegen  der  Konquesten  werde  man 
sich  leicht  vereinigen,  wenn  man  sich  zu  Hamburg  vernehmen  werde. 

Uli:  Der  casus  wegen  des  Transports  wäre  gleichsam  purifiziert,  man 
prätendierte  daher,  daß  Kf.  nicht  mehr  konsultieren  würde,  ob  der  Transport 
zu  verhüten  oder  nicht,  sondern: 

1.  daß  der  Transport  zu  verhindern, 

2.  daß,  sobald  der  König  dieses  täte  und  zu  diesem  Zweck  die  Schweden 
attackierte,  Kf.  zugleich  in  Ruptur  trete. 

3.  Es  bleibe  nur  die  Frage  übrig,  wo  zu  agieren,  ob  wider  Pommern  oder 
wider  Braunschweig,  auf  allen  Fall  könnte  Kf.  die  Anstalt  machen,  daß 
durch  den  Neuen  Graben  alles  aus  der  Oder  nach  der  Elbe  gebracht  werden 
könnte.  Petunt,  daß  das  ganze  Werk  jetzt  konzertiert  werde,  sind  zufrieden, 
daß  alles  conditionaliter  gesetzt  werde,  wenn  Frankreich  den  Traktat  appro- 
biere und  vollziehe. 

Als  sie  darauf  einen  Abtritt  genommen  und  dem  Kf.  von  allem  Rapport 
abgestattet,  hat  derselbe  reiflich  überlegt,  was  bei  ein  und  andern  Resolutionen 
für  Bedenken  und  Schwierigkeiten  sich  ereigneten,  denn,  wenn  der  Transport 
der  schwedischen  Truppen  nach  Deutschland,  wie  solches  jetzt  in  Schweden 
gewiß  resolviert  wäre,  werkstellig  gemacht  würde,  so  wäre  der  Krieg  gewiß  und 
alsdann  die  Operation  seinerseits  viel  schwerer,  ja  er  würde  wohl  gar  defensive 
gehen  müssen,  deswegen  wäre  es  besser,  zu  prävenieren  und  den  Transport  zu 
hindern.  Wenn  nur  der  König  von  Dänemark  solches  täte  und  es  dadurch  zur 
Ruptur  mit  Schweden  käme,  solchenfalls  erklärte  er  sich  auch  darein  zu  treten 
und  wirklich  zu  agieren,  zu  welchem  Ende  er  dann  mit  dem  G.  Feldmarschall 
reden  und  zu  allem  benötigte  Anstalt  machen  wollte. 

Wir  haben  Sr.  Chf.  D.  ein  und  anders  de  incommodis  belli  unter- 
tänigst vorgestellet,  als  1.  dero  Indisposition  und  ungewisse  Gesundheit, 
2.  die  Furcht  der  Contagion,  3.  den  Mangel  der  Mittel  und  daß  die 
französische  subsidia  wenig  ausreichten,  weil  die  Artillerie  formieret, 
die  Cavallerie  verstärket  und  sonsten  verschiedene  andere  Sachen  ange- 


Verbandlungen  mit  Ebrenscbild  und  Gabel.  611 

schaffet  werden  müßten.  S.  Chf.  I).  sein  bei  der  Resolution  geblieben  und 
haben  uns  gn.  befohlen,  dieselbe  denen  von  Dennemarck  zu  hinterbringen, 
dabei  auch  zu  melden,  daß  Sie  jemand  nach  Hamburg  senden  würden. 

Sie  haben  alles  den  dänischen  ministris  referiert  und  sind  darauf  nach 
Berlin  gegangen,  um  dort  die  Konferenz  zu  kontinuieren. 

Den  10.  April  haben  die  dänischen  ministri  mit  Graf  Reben ac  konferiert  20.  April 

Den  11.  April  sind  sie  zu  uns  in  des  Geh.  Rats  Meinders  Haus  gekommen.  21.  April 

U.  v.  Ehren schild  praelegebat  ein  Projekt  wegen  des  Konzerts. 

Bei  Art.  2  ist  die  Frage,  ob  Dänemark  die  Schweden  angreifen  wolle,  ob- 
schon  an  schwedischer  Seite  der  Transport  der  Trappen  ganlicht  geschehe  oder 
wenn  gar  die  Anstalt  dazu  zurückginge. 

2.  Ob  Rebenac  hierüber  zu  vernehmen  oder  damit  einig? 

ad  6.  Ob  ein  ä  part  Articul  um  Münster  in  partem  zu  ziehen,  wenn 
Braunschweig- Lüneburg  nicht  wollte?  Quod  placuit.  Quaerebatur,  wie  bald  Kf. 
in  die  wirkliche  Aktion  treten  könnte?  Nos  referemus  Serenissimo,  Kf.  werde 
alles,  was  möglich,  tun  post  declarationem  factam  von  Lüneburg. 

ad  8.  Die  Benennung  des  Korps  oder  der  Armee  werde  Kf.  tun.  Sie 
meinen,  der  König  könne  mit  22000  marschieren,  versichern  zum  wenigsten 
16000  Mann,  als  10000  zu  Fuß,  5000  zu  Pferd,  1000  Dragoner. 

ad.  9.  Stralsund  und  Rügen  müßten,  wenn  Kf.  es  erobert,  ihm  bleiben, 
et  allegatae  rationes,  worauf  Dani  vorschlagen,  daß,  wofern  Kf.  ganz  Pommern 
mit  Stralsund  und  Rügen  behalten  wollte,  er  sich  obligieren  sollte,  nicht  eher 
Frieden  zu  machen,  bis  Dänemark  Schonen  und  Bahus  wieder  hätte. 

Nos:  werden  alles  dem  Kf.  referieren,  meinen,  Kf.  werde  zur  Eroberung 
von  Wismar  konkurrieren.  Uli:  Wismar  könnte  sich  selbst  nicht  unterhalten, 
wäre  iners.  Was  denn  Kf.  tnn  wollte,  wenn  Schweden  post  amissas  provincias 
in  Germania  nicht  Frieden  machen  wollte? 

Nos:  wollten  es  referieren,  Kf.  werde,  wenn  in  Deutschland  nichts  zu  tun 
übrig  wäre,  dem  Könige  gern  pro  ratione  belli  et  circumstantiarum  assistieren, 
oder  vielleicht  in  Liviand  eine  Diversion  machen. 

ad  10  wäre  die  letzte  Clausul  bedenklich,  sie  wollten  referieren. 

ad  11  referemus,  funden  nichts  zu  erinnern. 

ad  12  die  Quartiere  betreffend.  Dani  praetendunt:  Stift  und  Stadt  Lübeck, 
Sachsen -Lauenburg,  Mecklenburg -Schwerin,  Hamburg.  Nos  addidimus  1.  was 
Kf.  seiner  Sicherheit  halber  gegen  den  Kaiser,  Polen,  Sachsen  et  omnes  alios, 
welche  ihn  angreifen  sollten,  erinnern  müssen.  Könnte  reeiproce  gesetzt  und 
müßte  sowohl  auf  Frankreich  als  Dänemark  eingerichtet  werden,  2.  was  mit 
Frankreich  wegen  fernerer  Reunionen  oder  Hostilitäten  abzureden. 

Den  12.  April  haben  Dani  ihnen  das  Konzept  des  Konzerts  gesandt,  und  22.  April 
sind  sie  darauf  Nachmittag  wieder  zusammengekommen.  Dort  wurde  das  Projekt 
wieder  gelesen,  wobei  die  gestrigen  Erinnerungen  repetiert  wurden,  welches  alles 
ad  relationem  Serenissimo  faciendam  ausgestellt  wurde,  und  daß  man  mit  Rebenac 
kommunizieren  wollte. 

39* 


81S 


IV,  Brandenburg  und  Dänemark  1679- 1684. 


April  Den  13,  April   hei  B,  Graf  Rebenac,   &  v.  Eh  renschildl,    H.  Gabe!, 

II,  Fuchs  et  ogo.     II,  Graf  Rebeuac  habe  das  Projekt  gesehen  und  erinnert: 

ad  3,  art.,  datf  bei  dem  Haus  Braunscliwei^  auch  die  französischen 
Friedensproposit  Jonen  urgtert  würden  und  das  Haus  sich  dazu  erklären  nü 
Wenn  solches  nicht  zu  erlangen,  daß  es  sich  zu  einer  vollständigen  Neutra 
verpflichte,  auf  keine  Weise  derjenigen  Partei  helfen  zu  wollen,  welche  wMer 
Frankreich  und  dessen  Propositionen  sich  im  Reich  oder  sonst  setzen  sollte. 
Wegen  einer  Neutralitat  werde  der  König  kein  Geld  geben,  das  übrige  werde 
ein  Parti kulnrtrak tat  mit  Frankreich  geben.  Wegen  der  Präposition,  nicht  ins 
Reich  zu  gehen,  meinte  er,   daß  Fmnkreicb  solches  schwerlich  zustehen  werde, 

ad  7.,  wenn  der  Konig  von  Frankreich  über  solchen  Succnrs  sollte  ange- 
griffen oder  zum  Feinde  des  Reichs  deklariert  werden,  alsdann  Assistenz  nach 
Möglichkeit  und  keinen  Frieden  ohne  Frankreich  Qft&h  dein  Projekt,  welches  er 
ihnen  geben  wird. 

ad  in.  betrifft  die  Komjuesten,  solches  wäre  ein  allzu  großes,  vastes  Dessein 
et  repetita  |>riora.  Wenn  der  Staat  Schweden  Hilfe  leisten  sollte,  so  werde  der 
König  dawider  agieren  oder  gar  brechen^  wenn  es  h.  .Hm    werde, 

IL  v,  Ehreuschildt  repetiert  die  vorige  Instanz. 

Nos:  Wenn  Kf.  von  Dänemark  Hilfe  begehrte,  werde  er  dem  König  desfall* 
Satisfaktion  geben  müssen. 

Ille:  Ob  es  etwa  ein  Expedient  wenn  der  König  ganz  Bremen  behielte, 
worüber  er  doch  nicht  instruiert. 

Letzlich  bat  man  die  beiden  Articujen,  so  wir  proponiert,  vorgenommen, 
den  ersten  bat  man  approbiert.  wegen  des  anderen  machte  er  Oiftikaltät,  Kf. 
hätte  auch  ein  anderes  bezeugt  und  hielte  nötig,  ex.  gr.  wider  Bayern  zu  mar- 
schieren* Der  König  wurde  vielleicht  resolvieren,  dem  Reich  eine  Propos, 
zu  tun  in  dieser  Art  ungefähr,  dall  IT  unmöglich  in  solcher  Ungewißheit  länger 
bleiben  könnte  und  deswegen  zu  wissen  begehrte,  ob  und  welche  Reichsstiüde 
den  Frieden  mit  Frankreich  annehmen  wollten  oder  nicht,  weil  er  diejeni. 
welche  sich  den  französischen  Propusitionen  opponieren  würden,  für  Feinde 
halten  und  ftttacq  liieren   mußte. 


Actum  in  consiüo  die  14. 724.  mensis  Aprilie  IG 83  praesentibus 
Scp.  Electore,  Dn*  de  Meinders  et  ine.1) 

April  Nachdem  sie  Kf.  von  dem,  was  bei  den  letzten  mit  den  franzosischen  und 

den  dänischen  mmistris  gehaltenen  Konferenzen  vorgefallen,  Bericht  erstattet» 
macht  Kf.  bei  Verlesung  des  Projekts  folgende  Erinnerungen: 

Ad  in^ressum:  Loco:  Reich  ponatur  Köm,  Keich, 

Ad  Artic,  II:  Es  sind  zwei  Fälle  zu  uuterseheiden,  ].  wenn  die  Schweden 
den  Transport  wirklich  vornehmen,   S,  wenn  sie  dies  nicht  tun   und  gar  Miene 

')  Von  Fuchs*  Hand, 


Verhandlungen  mit  den  Dänischen  und  Rebenac  und  im  Rat  des  Kf.      613 

machen,  als  wenn  sie  keinen  Transport  tan  wollten.  Im  ersten  Falle  muß  die 
Attacke  und  Verhinderung  geschehen  auch  unerwartet  der  französischen 
Ratifikation.  Im  zweiten  Falle  soll  die  Attacke  zwar  nichtsdestoweniger  aus 
den  von  dänischer  Seite  angeführten  Ursachen  geschehen,  aber  es  soll  damit 
so  lange  angestanden  werden,  bis  die  Ratifikationen  ausgewechselt  und  besonders 
die  franzosische  eingelaufen  ist. 

Ad  III.  Um  das  Haus  Braunschweig- Lüneburg  hinzuzuziehen,  sind 
zwei  Temperamente  vorzuschlagen:  1.  dasselbe  solle  erklären,  die  französischen 
Friedenspropositionen  ebenso  wie  der  König  von  Dänemark  und  Kf.  treu  zu 
befordern,  wohingegen  Frankreich  versprechen  werde,  nichts  wider  das  Reich 
vorzunehmen  ohne  vorhergehendes  Konzert  und  Einwilligung  der  drei  Alliierten 
Dänemark,  Brandenborg  und  Lüneburg;  2.  daß  das  Fürstl.  Haus  wider  die 
französischen  Propositionen  nichts  weder  mit  der  Tat  noch  mit  seinen  suffragiis 
vornehme,  wogegen  Frankreich  sich  obligieren  solle,  wenn  es  auch  die  Opponenten 
feindlich  angreifen  müßte,  dennoch  die  von  der  guten  Partei,  die  den  Frieden 
verlangen,  zu  verschonen  und  die  Eroberungen  beim  Frieden  dem  Reiche  zu 
restituieren. 

Ad  V.  Die  Zeit,  sich  des  lüneburgischen  Hauses  auf  eine  oder  andere 
Weise  zu  versichern,  kann  1.  auf  die  Ratifikation  dieses  Traktats,  2.  auf  den 
Anmarsch  der  französischen  Armee  nach  der  Weser  restringiert  werden. 

Ad  VII.  Die  Erinnerung  Rebenacs  zu  diesem  Artikel,  daß,  wenn  Frank- 
reich wegen  seiner  Hilfeleistung  angegriffen  oder  zum  Reichsfeind  erklärt  werden 
sollte,  Dänemark  und  Kf.  ihm  Hilfe  leisten  sollten,  findet  er  billig  und  er 
empfiehlt,  sie  zu  inserieren. 

Ad  VIII.  Kf.  erklärt  sich,  zu  Felde  zu  führen  10  000  zu  Fuß  und 
4000  Reiter  und  Dragoner. 

Ad  IX.  Stralsund  und  Rügen  müßten  dem  Kf.  verbleiben,  damit  er  ganz 
Vorpommern  und  Rügen  bekäme.  Bei  dem  Herzogtum  Bremen  müßte  bedungen 
werden,  daß  die  Stadt  Bremen  in  statu  quo  verbleiben  sollte. 

Ad  X.  Kf.  will  sich  zur  Garantie  dessen,  was  au-delä  de  la  mer  in 
Norwegen,  Schonen  usw.  erobert  werden  möchte,  nicht  verbinden,  aber  wohl 
dazu:  1.  keinen  Frieden  zu  machen,  ohne  daß  Schweden  die  deutschen  Provinzen 
cedieren  müßte,  2.  durante  hello  den  König  in  Schonen  und  der  Orten  mit  Volk 
zu  assistieren,  wenn  er  sonst  keinen  Feind  auf  dem  Halse  habe,  3.  wenn  er  mit 
Pommern  fertig  und  der  König  Bremen  und  Wismar  noch  nicht  haben  sollte, 
ihm  Hilfe  zu  schicken. 

Ad  XII.  Bei  Mecklenburg-Güstrow  soll  a  parte  Electorali  ferner  bedungen 
werden,  entweder  1.  Mecklenburg-Schwerin  oder  2.  halb  Schwerin  und  Lauenburg, 
oder  3.  Lauenburg  mit  dem  Möllenschen  Distrikt.  Sollte  man  sich  aber  jetzt 
dieses  Punktes  halber  nicht  vergleichen  können,  so  soll  derselbe  bis  zur  Zu- 
sammenkunft mit  den  Lüneburgern  ausgesetzt  werden. 

Ad.  XII.  Huic  inseratur  articulus  primus  ex  addendis  a  nostra  parte  und 
soll  wegen  Preußen  spezifiziert  werden,  daß  die  Hilfe  daselbst  von  Dänemark 
mit  Volk  über  See,  von  Frankreich  mit  Geld  geschehen  soll. 


614  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Ioseratar  articalus  secundus  addendas  wegen  des  Reiches.  Kf.  hat  auch 
erinnert,  daß  Amerongen  omnium  trium  confoederatornm  nomine  angezeigt 
werden  mochte,  daß,  wenn  der  Staat  den  schwedischen  Transport  directe  oder 
indirecte  befördern  würde,  solches  pro  rnptura  geachtet  werden  wurde. 


Den  14./24.  April  in  Potstam.1) 

24.  April  Kf.  hält  des  Morgens  um  8  Uhr  Rat. ')    Sie  haben  darauf  die  Konferenz 

mit  den  Dänischen  kontinuiert  und  ihnen  den  Inhalt  des  Protokolls  mitgeteilt 
den  sie  aufgezeichnet  und  mit  dem  sie  außer  den  Erinnerungen  ad  9.  and  10. 
articulum  und  wegen  der  Quartiere  einig  gewesen. 

Nachmittags  findet  eine  neue  Zusammenkunft  statt,  zu  der  sich  auch  Graf 
Reben ac  von  Berlin  eingefunden,  dessen  Erinnerungen  werden  durchgegangen 
und  ihm  dabei  ziemliche  Satisfaktion  gegeben,  nur  daß  er  des  10.  Punktes 
wegen  auch  die  Garantierung  der  dänischen  Konquesten  in  Schonen  und  Norwegen 
diffi kultiert  hat. 

25.  April  Fuchs  und  er  sind  ebenso  wie  Rebenac  an  demselben  Tage  nach  Berlin 

zurückgekehrt.  Am  folgenden  Tage  stellen  sie  R.  ein  neues  Projekt  des  Konzertes 
zu,  in  dem  alle  notata  inseriert  sind.  Gegen  Abend  kommen  die  Dänischen  von 
Potsdam  zurück,  denen  sie  anzeigen,  das  Kf.  bei  seinen  desideriis  und  Erinne- 
rungen zu  Art.  IX  und  X  beständig  verbleibe.  Die  fernere  Konferenz  wird  auf 
den  folgenden  Tag  verschoben.  In  einem  Billet  des  Sekret.  Stossius  wird 
ihnen  angezeigt,  daß  sie  den  Dänischen  die  ultima  des  Kf.,  die  in  zwei  ihnen 
wohlbekannten  Punkten  bestehen,  mitteilen  sollen. 

26.  April  Den   16.  April    sind    sie  vormittags    bei  Graf  Rebenac   wieder  mit  den 

Dänischen  zusammen,  diese  sowie  R.  machen  einige  notata  bei  dem  Projekt 
des  Traktats,  worüber  man  sich  fast  allerdings  verglichen,  außer  über  Art.  IX 
und  X  in  betreff  der  Teilung  von  Vorpommern  und  der  Garantie  der  Konquesten 
in  Norwegen  und  Schonen.    Sie  statten  davon  gegen  Abend  dem  Kf.  Relation  ab.a) 

27.  April  Den  17.  April  empfangen  sie  durch  ein  neues  Billet4)  des  Kf.  zustimmen- 

den Bescheid  darauf,  sie  teilen  ihn  den  Dänischen  mit,  welche  darauf  über- 
nehmen, das  Projekt  in  Ziffern  zu  setzen. 

1)  Von  Meinders'  Hand. 

2)  S.  die  vorhergehende  Aufzeichnung. 

3)  Sie  zeigen  in  derselben  an,  wegen  der  Artikel  IX  und  X  hätten  die  Dänischen 
das  Temperament  vorgeschlagen,  sie,  die  Brandcnburgischen,  sollten  den  Traktat  so,  wie 
Kf.  ihn  gemacht  haben  wolle,  ins  reine  bringen  und  unterzeichnen,  dann  wollten  sie, 
die  Dänischen,  ihn  ihrem  König  zusenden,  und  wenn  dieser  ihn  nicht  approbieren 
sollte,  wieder  zurückstellen.  Auf  diesen  Vorschlag  raten  sie  dem  Kf.,  um  Zeit  zu 
gewinnen,  einzugehen.  Den  anderen  Vorschlag  der  Dänischen,  diese  beiden  Artikel 
auszusetzen,  bis  man  mit  dem  Hause  Lüneburg  traktiert  hätte,  hätten  sie  abgelehnt. 

4)  Der  Geheime  Sekretär  F.  W.  Stoschius  schreibt  an  Meinders  und  Fuchs 
(d.  Potstam    17. /[27.]  April  1683   um    10  Uhr  vormittags),   Kf.  sei  mit  dem  wegen 


Fortsetzung  der  Verhandlungen.  615 

Den  18.  und  19.  hat  man  an  Translatierung  des  deutschen  Projekts  und  an  28.  u.  29. 
Einrichtung  des  Präliminartraktats  mit  Frankreich  allein  gearbeitet.  APril 

Den  20.  April  haben  sie  um  10  Uhr  mitRebenac  den  Traktat  konzertiert,  um  30.  April 
ihn  Kf.  noch  einmal  zu  übersenden.  Darauf  hat  man  mit  den  Dänischen  die 
Translation  des  Konzerts  ins  Franzosische  vorgenommen,  hat  dies  auch  nachmittags 
fortgesetzt  und  ist  abends  8  Uhr  damit  fertig  geworden.  Am  Nachmittag  haben 
sie  dem  Ef.  über  die  Verhandlungen  mit  Rebe  na  c,  der  auf  das  nach  Frank- 
reich übersendete  Projekt  Antwort  und  Instruktion  erhalten,  Bericht  erstattet1) 


der  Artikel  IX  und  X  vorgeschlagenen  Temperament  zufrieden,  sie  sollten  ihr  Exemplar 
des  Traktats  unterzeichnen  und  vollziehen  und  es  den  Dänischen  zur  Obersendung 
an  den  König  extradieren.  „Sie  sagten  sonst  (welches  Ew.  Exe  ohne  dem  wohl 
bewußt  sein  wird  und  ohne  Ordre  es  zu  schreiben),  daß  Sie  in  obgemeldten  beiden 
Punkten  dem  Konig  nicht  also,  wie  er  es  verlangte,  willfahren  konnten,  anerwogen 
Sie  solchenfalls,  da  Sie  darin  condescendirten,  Ihr  einen  König  von  der  Seite  schaffen 
und  einen  anderen,  welcher  bei  veränderten  Conjuncturen  Ihr  nicht  weniger  als 
Schweden  beschwer-  und  gefährlich  sein  möchte,  wieder  in  dessen  Stelle  verstatten 
würden,  darnach  daß,  wann  Sie  wegen  der  außerhalb  Teutschlands  zu  machenden 
Conquesten  Guarantie  versprechen  sollten,  Sie  externis  litibus  impliciret  sein  wurden." 
In  einem  P.  S.  schreibt  er:  .Wegen  der  Quartiere,  deren  im  XII.  Art.  gedacht  wird, 
haben  S.  Chf.  D.  auch  erinnert,  daß,  gleichwie  dänischerseits  geschehen,  also  man 
auch  Ihrerseits  gewisse  Quartiere  zum  wenigsten  projeetsweise  praetendire  und  benenne, 
damit  nicht,  wann  man  mit  dem  Hause  Braunschweig-Lüneburg  deshalb  in  Handelung 
treten  möchte,  dasselbe  vorgreifen  und  also  S*.  Chf.  D.  die  geringste  übrig  gelassen 
werden  mögen." 

')  Meinders  und  Fuchs  schreiben  dem  Kf.  (d.  Berlin  20./ 30.  April  1680), 
sie  hätten,  nachdem  Rebenac  auf  das  nach  Frankreich  gesandte  Projekt  Antwort 
und  Instruktion  erhalten,  mit  ihm  die  Sache  diesen  Morgen  wieder  vorgenommen 
und  seien  zum  Schluß  gekommen.  R.  wünsche,  daß  der  Traktat,  damit  seine 
Ratifikation  noch  vor  der  Abreise  des  Königs  von  Paris  stattfinden  könne,  morgen 
mittag  fortgesandt  werde,  und  sie  bitten  Kf.,  ihnen,  wenn  er  diese  Handlung  zur 
Richtigkeit  gebracht  sehen  wolle,  den  Traktat  mit  dem  förderlichsten  zurückzusenden 
und  dessen  Unterschreibung  oder  was  ihm  sonst  beliebe  anzubefehlen.  „Es  kommt 
diese  ganze  Sache  endlich  auf  eine  von  den  allerwichtigsten  und  importan  testen 
Resolutionen  an,  welche  jemalen  gefasset  werden  können,  nämlich  auf  einen  Krieg 
und  eine  Ruptur  mit  Schweden,  wobei  Ew.  Chf.  D.  zwar  an  einer  Seiten  die  größeste 
Apparenz  von  der  Welt  haben,  sich  einer  so  beschwerlichen  und  gefährlichen  Nach- 
barschaft in  Pommern  zu  entledigen  und  dero  Estat  dadurch  in  gute  Sicherheit  zu 
setzen,  an  der  anderen  Seite  aber  ist  auch  bekannt,  wie  vielfältigen  und  änderlichen 
Zufällen  alle  Kriegesactionen  unterworfen  und  was  für  Revolutionen  auch  in  denen 
aufs  allerklügste  gemachten  Anschlägen  sich  öfters  zutragen.  Ew.  Chf.  D.  ist  dieses 
alles  als  dem  ältesten  und  klögesten  Regenten  in  Europa  besser  als  jemand  bekannt, 
dieselbe  wissen  auch,  was  zum  Kriege  und  zu  Ausführung  einer  so  wichtigen  Sache 
gehöret,  wie  nicht  weniger,  was  dazu  dero  eigene  teils  sehr  erschöpfte  und  zum 
Teil  fast  ruinirte  Lande  beitragen  können  und  was  Sie  dabei  von  Frankreich  zu 
gewarten." 


616  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

1.  Mai  Den  21.  April  vormittags  haben  sie  mit  R.  das  Projekt  des  Präliminar- 

traktats  nebst  einem  Separatartikel  adjustiert,  dasselbe1)  auf  erhaltenen  Spezial- 
befehl  des  Kf.  unterschrieben  and  die  Vollmachten  ausgewechselt,  dann  den 
Dänischen  davon  Mitteilung  machen  lassen  und  ihnen  die  Kommunikation  des 
Traktats  offeriert. 

2.  Mai  Den  22.  April  haben  sie  den  Traktat  des  Konzerts  ins  reine  geschrieben 

und  nach  Potsdam  geschickt  und  von  dort  noch  des  Abends  spät  Befehl  erhalten, 
ihn  zu  unterschreiben. 

3.  Mai  Den  23.  April  ist  den  Dänischen  der  Präliminartraktat  mit  Frankreich 

kommuniziert  worden,  und  haben  sie  den  Traktat  des  Konzerts, ')  so  wie  Kf.  es 
befohlen,  unterschrieben. 


Puncta,  auf  welche  I.  K.  M.  Ihrer  Chfl.  D.  schriftliche  gewürige 
Resolution  und  Erklärung  verlangen.    [4./[14.]  Mai  1683.]3) 

14.  Mai  1.   Kf.  soll  sich  verbinden,  dem  Konig  nach  Eroberung  der  schwedischen 

Provinzen  in  Deutschland  mit  2000  Pferden  und  1000  zu  Fuß  zu  assistieren, 
damit  Schweden  in  seinen  eigenen,  besonders  den  von  Dänemark  ihm  cedierten 
Landen  angegriffen,  diese  rekuperiert  und  dem  König  bei  erfolgendem  Frieden 
wenigstens  Schonen  und  was  ihm  sonst  dem  getroffenen  Konzert  nach  zufallen 
wird,  gelassen  werde. 

2.  Dem  Könige  soll  von  Kf.  nicht  allein  die  Gottorfische  Kontributions- 
sache, sondern  auch  alle  anderen  Streitigkeiten,  welche  er  mit  den  Herzogen 
von  Gottorf  noch  hat,  garantiert  werden. 

2.  Kf.  soll  seine  Völker  wenigstens  in  der  Anzahl,  wie  in  dem  Konzert 
verglichen  worden,  spätestens  Ende  Mai,  ebenso  wie  es  der  König  mit  den 
seinigen  beabsichtigt,  zusammenziehen  und  entweder  gegen  Pommern  oder  gegen 
das  Haus  Lüneburg  marschieren  lassen. 

4.  Kf.  soll  zur  Belagerung  von  Wismar  mit  seiner  Macht  und  einer  Anzahl 
grober  Kanonen  konkurrieren. 

5.  Er  soll  dem  König  seine  Gedanken  mitteilen,  wann  und  wo  die  Kon- 
junktion der  Armee  gegen  das  Haus  Lüneburg,  falls  dieses  angegriffen  werden 
muß,  geschehen,  wie  und  wo  dieselbe  über  die  Elbe  gesetzt  werden   und  wie 

*  die  dazu  nötigen  magazins  und  places  d'armes  formiert  werden  sollen. 


l)  S.  den  Präliminarvertrag  zwischen  Ludwig  XIV.  und  Kf.  vom  20. /30.  April 
1683  (v.  Mörner,  S.  721ff.  (439f.)). 

*)  S.  die  Allianz  zwischen  Frankreich,  Dänemark  und  Brandenburg  vom  20./30. 
April  1683  (a.  a.  0.  S.  723  ff.  (440  ff.)). 

8)  Unterzeichnet  von  Ehrenschild  und  Gabel. 


Abschluß  der  Verträge.    Weitere  Verhandlungen  mit  den  Dänischen.       617 

Resolution  des  Kurfürsten  auf  die  von  Ehrenschild  und  Gabel 
eingereichten  Punkte.    Sign.  Potstam  4./[14.]  Mai  1683. 

Ad  1.  Kf.  kann  sich  darauf  nicht  schließlich  herauslassen,  bevor  er  das  14.  Mai 
Sentiment  des  Königs  von  Frankreich  darüber  erfahren  hat  Er  hat  Span- 
ne im  beauftragt,  dessen  eigentliche  Resolution  wegen  dieser  Garantie  zu  ver- 
nehmen, wenn  derselbe  sich  dazu  verstehen  wird,  so  will  er  es  auch  tun.  Es 
ist  hierbei  auch  auf  das  Haus  Lüneburg  zu  reflektieren.  Wenn  dieses  nicht 
mit  beitreten  sollte,  so  behielte  der  König  Bremen,  Verden  und  Wismar  allein 
und  könnte  dann  wegen  Ungleichheit  nicht  klagen.  Wenn  dasselbe  aber  wider 
Schweden  mit  hinzutreten  würde,  so  würde  die  Eroberung  von  Schonen  desto 
leichter  sein.  Doch  bleibt  Kf.  bei  der  vorher  angezogenen  Erklärung,  es  trete 
das  Haus  Lüneburg  bei  oder  nicht.  Um  dem  König  aber  seine  Willfahrigkeit 
zu  beweisen,  will  er,  wenngleich  die  Garantie  von  Schonen  nicht  acceptiert 
werden  sollte,  doch,  wenn  er  mit  Pommern  fertig  und  keinen  Feind  im  Lande 
hat,  demselben  mit  1000  Mann  zu  Pferde,  500  Dragonern  und  3000  Mann  zu  Fuß 
bei  Kontinuation  des  Krieges  so  lange  assistieren,  bis  Schweden  den  Frieden 
mit  Renunziation  auf  die  deutschen  Provinzen  angenommen,  doch  unter  der 
Bedingung,  daß,  wenn  er  inzwischen  in  Preußen  oder  in  seinen  anderen  Landen 
angegriffen  werden  sollte,  der  König  ihm  eine  Volkshilfe  von  6000  Mann  schicken 
solle. 

Ad  2.  Da  Kf.  wegen  der  Streitigkeiten  mit  dem  Herzog  von  Gottorp 
auf  Ansuchen  des  Kaisers  die  Mediation  übernommen  hat,  so  kann  er  nicht 
Partei  wider  den  Herzog  machen,  er  verspricht  aber,  sowohl  bei  der  Mediation 
als  auch,  wenn  diese  sich  fruchtlos  zerschlagen  sollte,  nur  des  Königs  Interesse 
im  Auge  zu  haben  und  dieses  aufs  kräftigste  zu  befördern,  auch  wenn  der 
König  wegen  der  Gottorpschen  Händel  von  jemand  angegriffen  werden  sollte, 
dieses  pro  casu  foederis  zu  halten  und  ihm  Hilfe  zu  leisten.. 

Ad.  3.  Wegen  der  Zusammenziehung  und  des  Marschs  der  kurf.  Truppen 
bleibt  es  bei  dem  in  dem  Konzert  Verglichenen. 

Ad  4.  Zur  Eroberung  von  Wismar  will  Kf.  gern  helfen,  wenn  er  mit 
Pommern  fertig  ist  Sollte  auch  noch  ein  oder  ander  Ort  zu  gewinnen  restieren, 
will  er  doch  zusehen,  ob  es  möglich  sein  wird,  dem  König  dazu  Hilfe  zu 
schicken. 

Ad  5.  Kf.  will  darauf  bedacht  sein,  und  da  dieser  Punkt  guten  Teils  von 
der  Negotiation  mit  dem  Hause  Lüneburg  abhängt,  beizeiten  M  ein  der  s  des- 
wegen instruieren.1) 


0  Fuchs  berichtet  an  Kf.  (d.  Berlin  8./ [18.]  Mai  1683),  die  Dänischen  hätten 
ihn  benachrichtigt,  daß  sie  Befehl  erhalten  hätten,  das  Konzert  zu  unterschreiben. 
Das  solle  morgen  geschehen,  Ehrenschild  frage  an,  wann  er  die  Abschiedsaudienz 
erhalten  könne.  —  Das  Rekreditiv  des  Kf.  für  Eh.  ist  Potsdam  12./22.  Mai  1683 
ausgestellt. 


618  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Meinders.1)     D.  Collen 
22.  Mai/ 1.  Juni  1683. 

[Die  Nachrichten  ans  Frankreich,  sein  Entschloß,  vorläufig  sowohl  das  Unternehmen 

gegen  die  Lüneburger  als  auch  das  gegen  Schweden  aufzugeben.    Befehl,  die  Absichten 

der  Lüneburger  zu  erkunden.] 

1.  Juni  Ans   beigehender,   gestern   angelangter   Relation   Spanheims2)   wird   er 

ersehen,  woran  sich  dort  das  hier  projektierte  Konzert  stößt  nnd  was  man  dabei 
zn  bedenken  hat  Zwar  ist  Rebenacs  Edelmann  noch  nicht  zurück  nnd  hat 
Kf.  Ton  diesem  dieser  Schwierigkeiten  halber  noch  keine  Vorstellungen  gehabt 
Da  er  aber  bei  so  gestalten  Sachen  das  Konzert  keineswegs  ratifizieren,  noch 
sich  ferner  daranhalten  kann,  so  soll  M.  mit  Ehrenschild  hieraus  vertraulich 
communizieren  und  ihm  anzeigen,  daß  Kf.  *)  weder  dem  Konig  noch  sich  ratsam 
finde,  das  Haus  Lüneburg  allein  zu  attackieren,  besonders  weil  bei  dessen  jetziger 
Verfassung  sie  so  viel  zu  tun  finden  würden,  daß  sie  in  einer  Kampagne  nicht 
würden  getan  haben  und  so  die  Zeit,  Schweden  zu  attackieren,  verlieren  nnd 
der  beabsichtigten  Frucht  dieses  Krieges,  Schweden  vom  deutschen  Boden  fort- 
zubringen, verlustig  gehen  würden.  Sie  würden  dann  nutzlos  Mühe  und  Kosten 
aufwenden  und  eine  große  bläme  im  Reich  auf  sich  laden,  da  ihnen  von  dem 
Lüneburgischen  doch  nichts  verbleiben  konnte.  Es  wäre  auch  bedenklich,  wenn 
sie  sich  untereinander  aufreiben  oder  wenigstens  schwächen,  Frankreich  aber  les 
bras  croises  zusehen  sollte.  Er  hält  daher  nicht  für  diensam,  in  dieser  Sache  weiter 
fortzufahren,  viel  weniger  das  Haus  Lüneburg  zu  attackieren.  Da  es  dann  auch 
eine  bedenkliche  Sache  sein  würde,  Schweden  zu  attackieren,  weil  man  eine 
so  große  Macht  wie  das  Haus  Lüneburg  auf  den  Beinen  hat  nicht  im  Rücken 
lassen  könnte,  zu  geschweigen,  daß  auch  Holland  sich  ohne  Zweifel  dazu 
schlagen  würde,  ohne  hinreichender  Assistenz  von  Frankreich  versichert  zu  sein, 
so  hielte  er  dafür,  daß  man  auch  dieses  bis  zu  einer  anderen  Zeit  aussetzen  und 
vielmehr  versuchen  sollte,  sich  mit  dem  Hause  Lüneburg  zu  Beförderung  des 
Friedens  und  Erhaltung  der  Sicherheit  von  Schweden  zu  setzen.  Er  zweifelte  nicht 
daß,  wenn  diesem  Hause  recht  vorgestellt  würde,  wie  so  gar  keine  apparence 
wäre,  von  Frankreich,  was  es  jetzt  besitzt,  mit  den  Waffen  zu  erhalten,  und 
wie  verderblich  es  sein  würde,  wenn  Frankreich  bei  entstandenem  Türkenkrieg 
losbräche,  dasselbe  sich  begreifen  und  neben  ihm  den  Frieden  zwischen  Frankreich 
und  dem  Reich  nachdrücklich  fordern  würde.  E.  könnte  seinem  König  versichern, 
daß  Kf.  stets  mit  ihm  in  unauflöslicher  Freundschaft  verharren  und  den  Traktaten 
nachkommen  wolle.  Er  soll  auch  mit  E.  überlegen,  was  jetzt  bei  den  abzu- 
haltenden   Konferenzen    an    das    Haus    Lüneburg    zu    bringen    sei.    und    ihm 

r;  M.  hatte  sich  nach  Hamburg  zur  Teilnahme  an  weiteren  Verhandlungen, 
welche  dort  mit  Ehrenschild,  R^benac  und  dem  braunschweigischen  Gesandten 
Grote  geführt  werden  sollten,  begeben. 

')  S.  Spanheims  Relation  vom   11.   21.  Mai  1683  oben  S.  469f. 

*  Q.  das  Reskript  des  Kf.  an  Spanheira  vom  22.  Mai ,  1.  Juni  1683  oben  S.471. 


Französische  Änderungen  an  den  Vertragen.    Entschluß,  sie  nicht  zu  ratifizieren.    619 

schleunig  davon  berichten,   damit   er  ihn  nach  Notdurft  mit  Instruktion  ver- 
sehen könne. 

P.  S.  Nach  einer  beigehenden  Relation  Freudemanns  soll  das  Haus  Lüne- 
burg durch  den  schwedischen  Gesandten  Welling  den  König  von  Schweden 
ihrer  assistence  haben  versichern  und  sollizitieren  lassen,  daß  derselbe 
10000  Mann  nach  Deutschland  übersetzen  möchte.  Obwohl  dies  Gerücht  nicht 
wenig  wahrscheinlich  dadurch  gemacht  wird,  daß  Welling  so  geschwind  sich  von 
den  lüneburgischen  Höfen  wegbegeben  hat,  unter  dem  Vorwand,  nach  Polen  zu 
gehen,  während  er  sich  jetzt  doch  in  Schweden  befindet,  so  will  er  ihm  doch 
zurzeit  noch  keinen  Glauben  beimessen,  da  es  mit  den  Kontestationen  der 
lüneburgischen  Höfe  so  gar  nicht  übereinkommt.  M.  soll  sich  danach  aufs 
fleißigste  erkundigen,  mit  den  Lüneburgischen  selbst  daraus  reden  und  ihnen 
vorstellen,  daß  dieses  das  wahrhafte  Mittel  sei,  das  Kriegsfeuer  im  nieder- 
sächsischen Kreise,  ja   im  ganzen  Reiche  anzuzünden. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Collen 
24.  Mai/ [3.  Juni]  1683. 

[Die  französisch erseits  an  den  Verträgen  gemachten  Änderungen,  sein  Entschluß, 
dieselben  nicht  zu  ratifizieren.] 

Reben  ac  hat  ihm  mitgeteilt,  was  sein  nach  Frankreich  geschickter  Edel-  3.  Juni 
mann  zurückgebracht,  nämlich,  daß  man  ihm  zwar  die  Ratifikation  des  Prä- 
liminartraktats  zugeschickt,  den  anderen  Artikul  aber  so  aposti liiert  hat,  daß 
man  die  Attacke  Schwedens  auf  eine  Seeschlacht  limitiert,  wonach  also,  wenn 
es  zu  einer  solchen  nicht  kommen  sollte,  das  ganze  Werk  dahinter  bleiben  und 
die  Kosten  vergebens  angewandt  sein  würden.  Das  Konzert  ist  französischer- 
seits  fast  in  allen  Punkten  verworfen  und  dafür  ein  anderes  Projekt  aufgesetzt 
worden,  dessen  Kopie  beifolgt.  Darin  wird  der  2.  und  3.  Artikul  auf  ein 
Seetreffen  limitiert,  Artikul  5,  6  und  7  sind  fast  ganz  ausgelassen  und  in  dem 
ganzen  Projekt  ist  der  Sicherheit  und  Konservation  des  Reiches  mit  keinem 
Worte  gedacht  worden.  Art.  8  ist  auf  eine  für  den  König  von  Dänemark  und 
ihn  nachteilige  Art  verändert,  die  Attacke  nur  auf  Hannover  restringiert,  als 
wenn  wider  die  Evidenz  eine  Separation  im  Fürstl.  Hause  zu  hoffen  wäre,  und 
die  Mitwirkung  einer  französischen  Armee  ganz  verweigert  worden.  Eine  Armee 
am  Oberrhein  würde  bei  dieser  Operation  nichts  tun,  zumal  diese  nur  zur  Ter- 
rition  wider  die  Alliierten  gebraucht  und  ihre  Operation  auf  ein  ganz  Ungewisses 
restringiert  werden  soll.  Art.  10  ist  ganz  verändert,  die  Assistenz  wider  Holland 
und  andere  nur  auf  den  casum  foederis  defensivi  beschränkt,  so  daß  man,  wenn 
sie  Schweden  Hilfe  zuschicken,  nichts  von  Frankreich  zu  erwarten  hat.  In  dem 
ganzen  Projekt  ist  von  der  Teilung  und  Garantie  der  Konquesten  wider  Schweden 
keine  Rede,  also  Art.  13 — 16  ganz  verworfen,  so  daß  sie  also  ihre  Mühe  und 


620 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1GTL* — 1 K84- 


Kosten  vergeblich  anwenden  wurden.  Auch  die  für  Kf.  sehr  wichtigen  Art, 
trad  13  sind  ganz  ausgelassen,  anderer  weiterer  Koutrarietäten  zu  gesehweigen, 
die  den  von  Frankreich  vorhin  gegebenen  Instruktionen  und  Erklärungen  schnür- 
Strucks  zuwiderlaufen. 

Er  hält  es  daher1)  gar  nicht  für  geraten*  diese  Traktaten  xu  ratifizieren, 
Rebenac  hat  ihn  zwar  ersucht,  den  Präliminartraktat  zu  ratifizieren,  er  hat 
ihm  aber  vorstellen  lassen,  beide  waren  einerlei  und  konnten  nicht  voneinander 
separiert  werden,  M.  soll  mit  den  dänischen  tninistris  vertraulich  darüber 
kommunizieren*,  ihnen  des  Kf,  Meinung  anzeigen  und  ihm  die  ihrige  mitteilen. 
Die  subsides  d'aetion  wird  Frankreich  bei  nicht  erfolgender  Ratifikation  jeden- 
falls nicht  zahlen  wollen,  obwohl  sie  beide,  und  zwar  nur  auf  Frankreichs 
Veranlassung,  bereits  so  große  Kosten  angewandt  buhen  und  die  j  ictaleo 

Diffikultäten  nur  von  Frankreich  herrühren,  doch  ist  er,  wenn  man  frantösiseber- 
seits  deshalb  chikaniereu  sollte,  entschlossen,  sie  lieber  fahren  zu  lassen  als  efoeo 
so  nachteiligen  Traktat  zu  ratifizieren. 


F*  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D,  Hamburg 
30,  Mai/ [9.  Juni]   1683. 

[Verhandlungen  mit  Rebenac,    Hat,  den  PraUtmnarvertrag  zu  ratifuieren.    Besorgnis 
Reben&cs  wegen  Obertritts  dea  Kf.  tum  Kaiser,    Verhandlungen  mit  ürote.] 

9.  Juni  Er  und  Khrenschild  haben  Rebenac  vorgestellt!  daß  weder  !>ai 

noch  Kf,  das  geringste  gegen  Braunschweig  oder  Schweden  anfangen  könnten 
wenn  sie  nicht  der  Ruptur  mit  Holland,  falls  dieses  seine  Flott«*  Schweden  zum 
Besten  in  See  schicken  sollte,  und  des  Marschs  einer  Armee  wider  Brannschweig 
versichert  wären,  R,  mußte  gestehen,  daß  ibre  Remonstrationen  auf  raison  be- 
ruhten, und  bezeugte,  nicht  wenig  embarassiert  zu  sein,  warum  man  in  Frank 
reich  bei  der  Ratifikation  des  Konzerts  Bedenken  getragen,  zumal  er  daau  Tor 
her  mit  genügsamer  Ordre  verseilen  gewesen  wäre.  Kr  weiß  auch  riebt,  oh 
der  Präliminartraktat  mit  Dünemark  ratifiziert  worden  ist,  erwartet  aber  heute 
Villars'  Ankunft 

Den  Präliminartraktat  könnte  Kf+  seiner  Meinung  nach  ruhig  ratifizieren, 
da  er  dadurch  zu  keiner  Aktion  oder  Ruptur  obligiert  wird  und  gleichwohl  die 
subsides  d'actiou,  wenigstens  ein  Quartal  davon,  zur  Ersetzung  der  angewandten 
Kosten  von  Frankreich  bezahlt  werden  mußten.  Kr  hat  darüber  auch  mit 
Rebenac  gesprochen,  und  dieser  hat  erklärt,  er  zweifelte  nicht  an  wirkli ein.-: 
Zahlung  eines  Quartals  an  Kf.,  den  man  in  Frankreich  vor  allen  AttÜeffea 
distinguierte^  es  müßte  aber  ganz  geheim  gehalten  werden,  damit  man  in  Dänemark 
nichts  davon  erführe,  denn  die  Subsidien   dieser  Krone   liefen   hoher,  und  m% 


l)  S.  das  Reskript  an  Spanheim  vom  2^.  Mai/  h  Juni  1683  a.  a,  ü« 


Verhandlungen  in  Hamburg.  621 

werde  sich  dazu  in  Frankreich  nicht  verstehen.  Er  hat  ihm  ein  Schreiben  aus 
Berlin  gezeigt,  in  dem  behauptet  wird,  Kf.  hätte  Am eron gen  versprochen,  die 
Offerten,  welche  Graf  Lamberg  bringen  würde,  anzunehmen  und  sich  mit  der 
anderen  Partei  zu  setzen,  und  zeigte  einige  inquietude  dabei,  er  hat  aber  gesagt, 
das  wäre  ohne  Zweifei  ein  unbegründetes  Spargement. 

Schmising  ist  gestern  angekommen.  Man  wird  sich  in  Monster  nach 
Kf.  richten  und  dessen  Protektion  zu  konservieren  suchen.  Mit  dem  Bischof 
steht  es  sehr  schlecht 

Heute  werden  er  und  Ehrenschild  eine  Konferenz  mit  Grote  halten. 
Wenn  Kf.  bei  diesen  Konjunkturen  auf  eine  nähere  Zusammensetzung  mit  dem 
Hause  Lüneburg  gedenken  sollte,  wozu  dieses  geneigt  zu  sein  bezeugt,  so  bittet 
er,  ihn  in  betreff  materialium  et  ingredientium  zu  instruieren,  damit  er  wenigstens 
Grote  darüber  sondieren  könne. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Potstam 
l./[ll.]  Juni  1683.1) 

[Auf  die  Relation  vom  29.  Mai  [sie!].     Befehl,  über  eine  Allianz  mit  Dänemark  und 
dem  Hause  Lüneburg  zu  verhandeln.] 

Er  hält  bei  jetzigen  Zeiten  eine  Allianz  zwischen  Dänemark,  ihm  und  11.  Juni 
Lüneburg  für  sehr  nötig  und  diensam,  sendet  ihm  Vollmachten  dazu,  eine, 
die  auf  alle  drei,  und  eine  andere,  die  auf  ihn  und  Lüneburg  allein  gerichtet  ist. 

Die  fümembste  Ingredientien  könnten  sein,  daß  man  von  Straßborg 
und  anderen  Orten,  so  Franckreich  jetzo  besitzet,  abstrahiret  und  bloß 
alleine  das  foedus  auf  die  künftige  Zeiten,  wann  nemblich  einige  aus- 
wärtige. Potentz  das  Reich  oder  einen  der  Alliirten  sollte  attacquireu 
wollen,  richtet.  Solchergestalt  hätte  Franckreich  nicht  die  geringste 
Ursache,  sich  über  uns,  als  gingen  wir  von  der  alliance,  so  wir  mit 
ihnen  haben,  ab,  zu  beschweren,  alles  würde  auf  eiu  foedus  defensivum 
gerichtet  und  wir  verbünden  uns  nirgends  anders  zue,  als  welches  wir 
ohne  deme  Pflichten  und  eigenen  Interesse  halber  zu  tuen  schuldig  sein. 
Ferner  müßte  man  dahin  sehen,  daß  man  das  Haus  Lünenburg  von 
Schweden  abzöge  und  in  dem  Tractat  bedinge,  daß  entweder  Schweden 
ganz  keinen  Transport  tuen  oder  man  sich  solchergestalt  dagegen  ver- 
wahren möchte,  daß  dardurch  vor  keinen  der  Alliirten  einige  Gefahr  zu 
besorgen,    sie  die  Schweden  auch  die  transportirte  Trouppen  in   ihren 


l)  Konzept  von  Fuchs'  Hand. 


622  IV.  Brandenburg  und  Danemark  1G79— 1684. 

Landen  maßten  stehen  lassen  und  daraus  unterhalten.  Das  übrige  wird 
sich  bei  den  Tractaten  ergeben.  Was  ein  jeder  mit  Lüneburg  en  par- 
ticulier  zu  handeln  hat,  solches  könnte  in  Separatarticul  gebracht 
werden.  — 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
12./[22.]  Juni  1683. 

[Ursache  der  Veränderung  der  französischen  Politik.     Abneigung  des  Königs  gegen 
eine  Allianz  mit  dem  braunschweigischen  Hause.] 

22.  Juni  Als  er  gestern  mit  dem  G.  Kanzler  von  dem  jetzigen  Zustande  der  Affairen 

redete,  sagte  dieser,  nach  der  Meinung  des  Königs1)  rühre  die  Veränderung 
am  französischen  Hofe  nur  von  der  gefahrlichen  Krankheit  des  Königs  von 
Spanien  her,  der  König  von  Frankreich  wolle  seine  force  nicht  gern  distra- 
hieren  und  separieren,  um  seine  Prätension  auf  die  spanische  Krone  bei  ent- 
stehendem Todesfall  desto  nachdrücklicher  poussieren  zu  können.  Zu  der 
Allianz  mit  dem  Hause  Lüneburg  könnte  der  König  noch  zurzeit  nicht  raten, 
denn  1.  würde  man  Frankreich  dadurch  zum  höchsten  chocquieren,  da  dieses  die 
Herzoge  von  Lüneburg  für  diejenigen  hielte,  welche  sich  seinem  Interesse  am 
meisten  opponierten,  2.  würde  man  sich  durch  eine  solche  Allianz  insensiblement 
an  den  Kaiser  und  dessen  Alliierte  engagieren  und  diese  auf  den  Gedanken 
bringen,  als  wenn  sie  des  Königs  und  des  Kf.  schon  genugsam  versichert  wären 
und  keine  Ursache  hätten,  sie  ferner  durch  Offerierung  ansehnlicher  Konditionen 
zu  karessieren,  3.  wäre  diese  Allianz  in  egard  der  Schweden  von  keiner  Utili- 
tät,  da  die  Fundamentalmaxime  jenes  Hauses  darin  bestände,  Schweden  auf  dem 
deutschen  Boden  zu  konservieren,  damit  sie  die  nordischen  Kronen  gegeneinander 
bannasieren  und  so  in  dem  niedersächsischen  Kreise  den  Meister  spielen  könnten, 
4.  wäre  dieses  Haus  auch  nicht  so  sehr  zu  fürchten,  da  es  seine  Truppen  nicht 
lange  unterhalten  und  in  dem  jetzigen  Zustande  nicht  über  sechs  Monate  ver- 
bleiben könnte,  f>.  hätten  der  König  und  Kf.  ihrer  Sicherheit  halber  diese  Allianz 
nicht  vonnöten,  weil  sie  so  leicht  von  keinem  attackiert  werden  würden  and  im 
Notfall  der  französischen  Garantie  und  Assistenz  sicher  wären,  6.  könnte  der  König 
nicht  sehen,  daß  Frankreich  durch  Verweigerung  der  Ratifikation  des  Konzerts 
die  gute  Korrespondenz  aufgehoben  hätte,  weil  Rebenac  es  nur  sub  spe  rati 
seinem  König  überschickt  hätte,  und  stände  zu  hoffen,  daß  Frankreich  sich  eines 
anderen  bedenken  und  Subsidien  bezahlen  würde,  während  man  durch  Auf- 
richtung   contrairer    Bündnisse    alles    verscherzen    würde.      Einen    Hauptgrund 

')  v.  Br.  hatte  am  2./12.  Juni  1683  berichtet,  der  König  sei  über  das  plötzlich« 
Changement  des  Königs  von  Frankreich  sehr  bestürzt,  sein  einziger  Trost  beruhe  auf 
der  getreuen  Affektion  und  Freundschaft  des  Kf. 


Unmöglichkeit  einer  neuen  Zusammenkunft.    Die  Türkengefahr.  623 

scheint  der  G.  Kanzler  noch  verschwiegen  zu  haben,  nämlich  die  Gottorfsche 
Sache,  denn  man  weiß  hier  wohl,  wie  sehr  das  Haus  wegen  des  niedersächsischen 
Kreises  an  den  Herzog  attachiert  ist 

Gestern  hat  der  franzosische  Ambassadeur  Villars1)  bei  dem  König  Parti- 
kulieraudienz  gehabt,  welche  in  bloßen  Komplimenten  bestand. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  s.  1. 
[8./ [18.]  Juli  1683].2) 

[Unmöglichkeit,  jetzt  mit  dem  König  zusammenzukommen  und  sich  zum  Bruch  mit 
Schweden  und  Lüneburg  zu  entschließen.    Die  Türkengefahr.] 

Es  wurde  ihm  sehr  lieb  und  angenehm  sein,  wenn  er  sich  mit  dem  König  18.  Juli 
abbouchieren  könnte,  er  hat  sich  aber  diese  Tage  in  so  schlechtem  Zustande 
befunden,  daß  er  sich  gar  znr  Extremität  nach  Gottes  Willen  hat  anschicken 
müssen,  und  wiewohl  es  sich  wieder  ziemlich  mit  ihm  gebessert,  so  ist  es  ihm 
doch  unmöglich,  für  diesmal  sich  zu  einem  solchen  Abbouchement  zu  resolvieren, 
er  kann  auch  dazu  keine  Apparenz  sehen.  Indessen  soll  Br.  den  König  nnd 
dessen  ministros  seiner  aufrichtigen  und  beständigen  Freundschaft  versichern. 

Was  vod  unserer  Enderung  hin  und  her  spargiret  worden,  solches 
beistehet  in  lauter  unbegründeten  und  ertichteten  Zeitungen,  denen  aber 
I.  K.  M.  und  dero  ministri  verhoffentlich  keinen  Glauben  beimessen 
werden,  und  habt  Ihr  dagegen  von  unser  ungefärbten  und  aufrichtigen 
Intention  gegen  dieselbe  von  Zeit  zu  Zeit  beständige  Versicherung  zu 
geben.  Zu  einer  Ruptur  aber  werden  wir  uns  aus  denen  bekannten 
Ursachen  unmöglich  resolviren,  und  das  wäre  endlich  auch  die  Verein- 
barung, welche  wir  sowohl  als  I.  K.  M.  Selbsten  bei  der  von  Franckreich 
verweigerten  Ratification  des  Concerts  in  unseren  beiderseits  gefaßten 
Mesuren  nehmen  und  resolviren  müssen,  davon  aber  die' Schuld  nicht 
uns  sondern  anderen  beizumessen. 

Die  bösen  Nachrichten  ans  Wien  wegen  der  Türken *)  werden  gewiß  auch 
dort  angelangt  sein.     Man  muß   hoffen,   daß   alle   christlichen  Potentaten   zur 

!)  S.  über  die  Sendung  Villars',  des  Vaters  des  berühmten  Marschalls,  nach 
Dänemark  Recueil  des  Instructions  XIII,  S.  4 1 ff. 

*)  Konzept  von  Meinders"Hand.  v.  Br.  hatte  26.  Juni/ 6.  Juli  1683  dem  Kf. 
berichtet,  der  Konig  hätte  ihm  durch  Reventlo  seinen  Wunsch,  persönlich  mit  Kf. 
zusammenzukommen,  mitgeteilt.  Ein  Schreiben  ähnlichen  Inhalts  richtet  Kf.  9./19.  Juli 
1683  an  den  König  von  Dänemark  selbst. 

')  S.  Klopp,  Das  Jahr  1683  und  der  folgende  große  Türkenkrieg,  S.  268. 


624  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Abwendung  dieser  Gefahr  mit  Zurücksetzung  aller  anderen  Partikularinteressen 
konkurrieren  werden.  Er  will  das  Seinige  bei  der  Sache  tun,  sobald  nur  der 
Friede  im  Reich  festgesetzt  und  mit  Frankreich  alles  abgetan  sein  wird,  was  er 
dem  Kaiser  abermals  vermittelst  der  dritten  Abschickung !)  rät.  Er  zweifelt 
nicht,  daß,  wenn  der  König  von  Dänemark  desgleichen  täte,  es  von  gutem 
Effekt  sein  würde.  Er  übersendet  eine  Kopie  seines  Reskriptes  an  Span  heim, *) 
B.  hat  die  Sache  aber  bestermaßen  zu  menagieren. 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Potstam 
14./[24.]  Juli  1683. 

[Mahnung  zu  gütlicher  Beilegung  des  Streites  wegen  Lübecks.] 

24.  Juli  Gabel  hat  ihm  von  dem  Vorhaben  der  Stadt  Lübeck,3)  lüneburgische 

Völker  einzunehmen,  Mitteilung  gemacht.  Er  hat  darauf  Gu  er  icke  Befehl 
erteilt,  sich  sofort  nach  Lübeck  zu  begeben  und  der  Stadt  auf  das  ernstlichste 
davon  abzuraten,  und  er  hat  auch  den  hier  anwesenden  lüneburgischen  ministris 
deshalb  nachdrückliche  remonstrationes  machen  lassen.  Er  hofft,  daß  dieses  den 
gewünschten  Effekt  haben  und  man  sich  lüneburgischerseits  wohl  bedenken  wird, 
bei  jetzigem  verwirrtem  Zustand  im  Reich  dergleichen  zu  beginnen,  er  bittet 
aber  auch  den  König,  zu  Verhütung  schädlicher  Weiterungen  die  Stadt  nicht 
ohne  Not  deswegen  inkommodieren  zu  lassen. 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Renssburg 
14./[24.]  Juli   1683. 

[Auf  das  Schreiben  vom  9.  Juli.     Rechtfertigung  des  beabsichtigten  Unternehmens 
gegen  das  Haus  Lüneburg.     Bitte,  einen  vertrauten  Minister  zu  ihm  zu  schicken.] 

24.  Juli  Er  beklagt  des  Kf.  schwere  Indisposition,  wünscht  ihm  baldige  vollständige 

Wiederherstellung. 

Durch  die  vorhabende  entreprise  gegen  das  Haus  Lüneburg  wird  nicht 
die  Erregung  neuer  Unruhen  im  Reich,  sondern  nur  intendiert,  den  Hochmut 
dieses  Hauses  etwas  zu  dämpfen  und  es  von  seiner  Opposition  gegen  den  Frieden 

')  S.  Urk.  u.  Akt.  XIV, 2,  S.  1081  ff. 

*)  S.  oben  S.  473  f. 

*)  S.  unten  Abschnitt  V. 


Streitigkeiten  zwischen  Dänemark  und  dem  Hause  Braunschweig.  625 

abzubringen.  Er  hält  die  jetzige  Konjunktur  für  die  favorabelste,  da  zu  hoffen 
ist,  daß  bei  jetzigem  ungarischen  Wesen  andere  Kreise  und  Stande  des  Reichs 
Bedenken  tragen  werden,  sich  in  dieses  parüculier  Werk  zu  mischen,  und  so 
dieses  Haus  um  so  eher  auch  ohne  Schwertstreich  wird  zur  raison  gebracht  werden 
können,  woraus  dem  Reich  keine  Gefahr  der  Desolation  und  des  Ruins  entstehen, 
sondern  vielmehr  zu  hoffen  sein  wird,  daß,  wenn  das  Haus  Lüneburg  obligiert 
sein  wird,  sich  für  den  Frieden  zu  erklären,  auch  andere  dessen  Exempel  folgen 
und  so  der  Frieden  mit  Frankreich  völlig  befestigt  werden  wird.  Auch  mit 
Heranrück ung  einer  französischen  Armee  über  den  Oberrhein  hat  er  nicht  die 
Meinung,  daß  Frankreich  neue  Reunionen  vorzunehmen  und  das  Reich  zu  dis- 
membrieren  freie  Hände  gelassen  werden  solle,  sondern  es  wird  damit  auch 
nur  auf  die  Beförderung  des  Friedens  abgezielt  und  wird  Kf.  deswegen  sich 
alle  weitere  Versicherung,  die  er  verlangen  sollte,  verschaffen  können.  Er  muß 
daher  bei  seiner  vorigen  Meinung  verharren  und  sieht  nicht  ein,  wie  ihm  des- 
wegen mit  Fug  einige  blasme  würde  aufgebürdet  werden  können.  Die  entreprise 
ist  auch  so  beschaffen,  daß  sie  mit  großer  Hoffnung  und  Apparenz  eines  schleunigen 
Successes  wird  angefangen  und  vollendet  werden  können,  und  es  wäre  vor  der 
Posterität  unverantwortlich,  eine  so  günstige  Gelegenheit,  den  Frieden  zu  be- 
festigen und  diese  hochmütigen  Nachbarn  zu  besserem  Komportement  zu  ver- 
anlassen, nicht  zu  benutzen.  Er  ersucht  Kf.,  dieses  reiflich  zu  erwägen  und 
ihm  seine  schließliche  Meinung  darüber  durch  eine  eigene  Abschickung  eines 
seiner  konfidentesten  Minister,  mit  dem  über  ein  und  das  andere  weitere  ver- 
trauliche Kommunikation  gepflogen  werden  könnte,  zu  eröffnen. 


König  Christian  V.  an  den  Kurfürsten.     D.  Oopenhagen 
24.  Juli  /  [3.  August]  1683. 

[Auf  das  Schreiben  vom  14.  Juli.    Feindselige  Schritte  des  Hauses  Lüneburg. 
Seine  Gegenmaß  regeln.] 

Kf.  kann  versichert  sein,  daß  er  bei  nicht  erfolgender  Bewerkstelligung  3.  Aug. 
des  Vorhabens  in  betreff  Lübecks  und  ohne  Not  zu  keinen  Weiterungen  Anlaß 
geben,  vielmehr  mit  Kf.  und  anderen  treuen  Patrioten  des  Reichs  zur  Her- 
stellung des  Friedens  mit  Frankreich  und  Errettung  des  Reiches  von  der  Türken- 
gefahr kooperieren  wird.  Ob  aber  des  Hauses  Lüneburg  Intention  und  consilia 
hierunter  mit  ihm  zu  gleichem  Zweck  kollimieren,  ist  aus  dessen  gegenwärtigen 
Aktionen  durchaus  nicht  abzunehmen,  denn  dasselbe  hat  nicht  nur  dieser  Tage 
einen  Teil  seiner  Truppen,  wie  verlautet  bei  2000  Mann,  in  den  Vierlanden 
eigenmächtig  ohne  vorherige  Kommunikation  mit  der  Stadt  Hamburg  einquartiert, 
sondern  soll  auch  nach  dem  Bericht  seines  an  den  lüneburgischen  Höfen  befind- 
lichen Ministers  entschlossen  sein,  noch  etliche  tausend  Mann  mehr  herüber 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  40 


626 


IV.  Brandenburg  and  Dänemark  1(179—1684. 


marschieren  und  im  Mecklenburgischen  und  Sachsen- Lauenburgischen  die  Quar- 
tiere beziehen  an  lassen.  Er  gibt  dem  Kf.  zu  erwägen,  ob  es  nicht  seineia 
mitkreisauasehreibenden  Amt  verkleinernd*  falle,  dem  Hause  so  eigen  mächtig 
im  Kreise  zu  schalten  freie  Händt?  zu  lassen.  Er  kann  dem  um  so  weniger 
stillschweigend  zusehen,  als  weltkundig  ist,  was  für  gefährliche  Engagements 
das  Haus  Lüneburg  mit  dem  Herzog  zu  Gott or ff  zu  seinem  Präjudiz  genommen 
und  wie  dieser  noch  täglich  von  demselben  fomentiert  wird,  er  findet  sich 
daher  genötigt,  seine  Armee  ebenso  an  den  Grenzen  zusammenzuziehen,  um 
seine  Lande  vor  unvermutlichem  (Tberfall  zu  sichern  und  zu  verhindern,  daß 
man  Juneburgischerseits  zu  weit  gehe,  besonders  um  keine  fremden  Truppen 
nach  Lübeck  hineinwerfen  zu  lassen.  Sollte  er  hierüber,  wie  fast  zu  besorgen, 
mit  dem  Hause  Lüneburg  in  Weiterungen  verfallen,  so  halt  er  sich  der  Assistenz 
des  Kf.  vermöge  der  AlHaitztraktaten  versichert  und  requiriert  dieselbe  hiermit 
in  eventuui. 


Der  Kurfürst  an  v.  Urumlt.     D,  Po  ts  tarn 
28.  Juli/7.  August  1683, 

[Gefahren  der  Erregung  eines  Krieges  in  Deutschland.     Befehl,  dem  König 
davon  abzuraten .1 


T.  Aug.  Aus  seiner  letzten    Relation  hat  er  ersehen,  daß  der  König  noch   immer 

auf  der  Ruptur  besteht.  Er  ist  darüber  sehr  bekümmert  und  furch tet,  d*Q, 
wenn  dieser  Ends  ein  neues  Kriegsfeuer  angezündet  werden  sollte,  dieses  nicht 
allein  den  niedersächsischen  und  die  angrenzenden  Kreise  in  die  höchste  Du- 
rah* und  Desolation  versetzen,  sondern  auch  die  Stände  desselben  von  der 
so  hochnotwendigen  Gegenwehr  gegen  den  Erbfeind  abhalten  würde.  Er  kann 
daher  dem  König  keineswegs  dazu  raten,  viel  weniger  zur  Ausführung 
Beiseins  konkurrieren. 

In  was  großer  und  noch  nie  vorhin  erlebter  Gefahr  das  L  Vaterland 
anjetzo  stehet,  solches  bedarf  keines  weitläufigen  Aulührens  und  wurden 
Wir  es  nie  in  unserm  Gewissen,  vor  Gott  und  der  werten  Posterität 
verantworten  können,  sondern  uns  vielmehr  eine  immerwährende  blasme 
vor  der  ehrbaren  Welt  susienen,  auch  wieder  Unser  eigen  Interesse 
laborieren,  wann  wir  des  Reiches  so  gefährlichen  Zustand  durch  Be- 
förderung einer  innerlichen  Unruhe  gar  desperat  machen  und  an  der 
einen  Seite  zwar  unsere  Benachbarte  ohne  Erwerbung  des  geringsten 
Vorteils  anf  eine  Zeit  lang  inortificiren,  an  der  anderen  Seite  aber  einem 
grausamen  Feinde  noch  leichter  machen  sollten,  seine  blutdurstige 
Desseme  gegen   das  Reich   und   die   Christenheit   auszuführen*   —    Wir 


Abmahnung  des  Kf.  vor  kriegerischem  Vorgehen.  627 

tragen  auch  zu  I.  E.  M.  ans  bekannten  hohen  Generosität  das  feste  Ver- 
trauen, es  werden  dieselbe  Ihrer  hohen  Begabnns  nach  Ihre  sonst  woll 
befugte  ressentimens  des  Reiches  und  der  Christenheit  zum  besten  sacri- 
ficiren  oder  doch  zur  Ausführung  eine  andere  bequemere  Zeit  erwarten. 
Wollten  I.  E.  M.  uns  auch  in  hergebrachter  Confidenz  wissen  lassen, 
worin  und  in  was  specialibus  Ihre  wider  das  Furstl.  Haus  habende  Be- 
schwerde bestehen,  so  wollten  wir  uns  der  Sache  gern  mit  Eifer  an- 
nehmen und  alles,  was  zu  I.  E.  M.  Vergnügen  und  Satisfaction  gereichet, 
äußerster  Muglichkeit  nach  befordern. 

Er  hat  dieses  dem  König  and  dessen  Ministern  vorzustellen  und  sie  von 
dem  Dessein  in  seinem  Namen  aufs  beweglichste  za  dehortieren,  doch  so,  daß 
der  König  davon  keine  Ombrage  nehmen  oder  Diffidenz  in  ihn  setzen  möge, 
da  er  in  den  mit  dem  König  habenden  Alliantzien  beständig  zu  verharren 
gedenkt. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Rensburg 
30.  Juli  /  [9.  August]  1683. 

[Die  Streitigkeiten  zwischen  dem  König  und  den  lüneburgischen  Herzogen. 

Bereitwilligkeit  des  Königs  zur  Hilfesendung  gegen  die  Türken.    Besorgnisse  wegen 

der  holländischen  Flottenrüstung.] 

Nachdem  Ehrenschild  dem  König  gemeldet  hat,  daß  die  Herzoge  von  9.  Aug. 
Lüneburg  zwei  Regimenter  Infanterie  über  die  Elbe  in  die  Vierlande  gehen 
lassen  und  alle  ihre  Truppen  hart  an  der  Elbe  jenseits  zusammengezogen  hätten, 
ist  der  König  schon  am  27.  von  Kopenhagen  abgereist  und  gestern  nacht  hier 
angekommen.  Er  hat  ihm  durch  Graf  Reventlo  sagen  lassen,  er  verließe  sich 
gänzlich  auf  Kf.,  er  erwarte,  daß  derselbe  in  dieser  gemeinen  Sache  mit  ihm 
für  einen  Mann  stehen  und  falls  es,  wenn  die  Herzoge  opiniastrieren  sollten, 
zur  Extremität  kommen  wurde,  ihn  nachdrücklich  sekondieren  würde.  Heute 
hat  der  lüneburgische  Gesandte  Wackerbart  bei  dem  König  Audienz  und 
dann  mit  den  Ministern  eine  Konferenz  gehabt  und  hat  feierlich  protestiert,  daß 
es  gar  nicht  die  Absicht  der  Herzoge  sei,  zu  einer  brouillerie  Anlaß  zu  geben, 
sie  hätten  nur  um  des  Kreises  Sicherheit  und  Wohlfahrt  willen  den  Paß  in 
den  Vierlanden  okkupieren  müssen,  um  im  Notfall  Lübeck  retten  zu  können, 
da  sie  Nachricht  erhalten,  daß  der  König  sich  dieser  Stadt  zu  bemächtigen 
suchte.  Der  G.  Kanzler  hat  ihm  geantwortet,  er  könnte  auf  seine  Ehre  und 
Gewissen  versichern,  daß  der  König  niemals  eine  solche  Absicht  gehabt, 
daß  er  seine  Truppen  nur  in  die  benachbarten  Ämter  geschickt  habe,  um  zu 
verhindern,    daß   das   Haus   Lüneburg  Truppen   in  die  Stadt   lege.     Da,   wie 

40* 


628  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

der  G.Kanzler  ihm  zn  verstehen  gab,  der  König  nicht  nur  par  interest,  sondern 
anch  par  honneor  solche  Demarchen  des  Fürstl.  Hauses  nicht  länger  dulden 
will,  und  es  leicht  zu  einer  Hostilität  kommen  kann,  so  erwartet  der  König 
mit  Schmerzen  Meinders'  Ankunft,  und  auch  er  sieht,  daß  die  Pikaoterie  schon 
so  groß  ist,  daß  sie  ohne  des  Kf.  entremise  schwerlich  wird  beigelegt  werden, 
obwohl  Wackerbart  versichert,  daß  die  Truppen  wieder  zurückgehen  sollen, 
was  auch  zum  Teil  geschehen  ist.  Sonst  hat  der  König  durch  Haxthausen 
dem  Fürstl.  Hause  mitteilen  lassen,  er  wolle  gern  sein  Kontingent  gegen  die 
Türken  geben,  er  hoffe,  das  Fürstl.  Haus  werde  ebenso  die  drohende  Gefahr 
beherzigen  und  sein  Kontingent  auch  hergeben.  Man  fangt  auch  hier  an,  auf 
der  Türken  Progressen  zu  reflektieren,  der  König  will  sogar  ein  größeres  Korps 
zu  Hilfe  schicken,  wenn  ihm  nur  vom  Reiche  einige  Satisfaktion  gegeben  wird. 
Der  G.  Kanzler  hat  ihm  auch  gesagt,  der  König  hätte  Nachricht,  daß  in 
Holland  die  Flotte  verstärkt  würde  und  bald  in  See  gehen  sollte,  er  könnte 
dem  Handel  nicht  trauen  und  hätte  seiner  und  der  französischen  Flotte  Ordre 
gegeben,  die  holländische  nicht  in  die  Ostsee  zu  lassen,  sondern  sie  in  solchem 
Fall  anzugreifen. 


Instruction,   wornach  unser   —  Würcklicher   Geheimbter  Rat 

Frantz  von  Meinders  bei  der  ihm  aufgetragenen  Schickung  an 

I.  K.  M.  zu  Dennemarck,  Norwegen  p.  p.  untertänigst  zu  achten. 

D.  Potsdam  30.  Juli/  [9.  August]  1683.1)    (Conc.  Meinders.) 

[Verhütung  des  Bruches  zwischen  Dänemark  und  den  lüneburgischen  Herzogen. 
Den  Hamburgern  und  den  Lüneburgern  zu  machende  Vorstellungen.] 

9.  Aug.  Kr  soll  sich    mit  dem  ehesten    nach  Hamburg  begeben,    dort   das   ihm 

mitgegebene  Kreditiv  abliefern,  einige  Deputierte  des  Rats  zu  sich  begehren 
und  von  ihnen  Auskunft  darüber  verlangen,  ob  die  Festsetzung  lüneburgischer 
Truppen  in  den  Vierlanden  mit  ihrem  Vorbewußt  und  Konsens  geschehen  sei 
und  ob  diese  Völker  diese  Orte  wieder  gänzlich  verlassen  hätten.  Er  soll  ihnen 
vorstellen,  daß  diese  demarche  sowohl  bei  dem  König  von  Dänemark  als  auch 
bei  anderen  die  größte  Ombrage  verursacht  habe  und  Anlaß  zu  Unruhe  und 
Weiterungen  geben  könnte,  und  sie  ermahnen,  behutsam  zu  verfahren,  sich  mit 
niemand  zu  tief  zu  engagieren  und  dem  König  keine  Ursache  zum  Widerwillen 
zu  geben,  Kf.  sei  erbötig  und  er,  Meinders,  befehligt,  sich  ihrer  in  allen 
billigen  Dingen  anzunehmen.  Sollten  Deputierte  von  Lübeck  sich  dort  befinden, 
so  hat  er  diesen  ebendasselbe  vorzutragen. 

J)  Ganz  kurz   handelt   über  diese  Sendung  Meinders'  Pufendorf  XVIII,  §98 

(S.  1478  f.). 


Meinders'  Sendung  nach  Hamburg  und  zum  Konig  von  Dänemark.  629 

Dann  hat  er  sich  zu  dem  Konig  von  Dänemark  zu  begeben  und 
seine  Negotiation  dahin  hauptsächlich  zu  richten,  daß  die  zu  befürchtende 
Ruptur  zwischen  demselben  und  dem  Hause  Lüneburg  verhütet  und  die 
Irrungen  zwischen  ihnen  auf  gutlichem  Wege,  wozu  Kf.  nochmals  seine  Ver- 
mittelung  anbietet,  abgetan,  oder  der  König  wenigstens  bewogen  werde,  bei 
diesen  ohnehin  so  gefährlichen  Konjunkturen  davon  abzustehen,  dieselben  mit 
den  Waffen  zu  prosequieren.  Er  hat  sich  zu  erkundigen,  worin  diese  Irrungen 
bestehen  und  deswegen  nicht  allein  den  dort  befindlichen  braunschweigischen 
ministris,  sondern  auch  im  Notfall  den  Herzogen  selbst  aufs  beweglichste  zu- 
zureden. Da  ohne  Zweifel  die  größte  Ursache  des  Unwillens  des  Königs  gegen 
dieselben  darin  besteht,  daß  sie  sich  in  alle  Streitigkeiten  und  Händel  im  Kreise, 
und  zwar  zum  Nachteil  des  Königs,  mischen  und  unter  dem  Praetext  ihres  Inter- 
esses oder  des  Kreisoberstenamtes  oder  versprochener  Protektion  oder  gemachter 
Traktaten  sich  immer  der  Gegner  des  Königs  annehmen,  ja  gar  das  arbitrium 
aller  Dinge  im  Kreise  arrogieren,  so  wird  hoffentlich  das  Haus  von  dergleichen 
Dingen  abstehen  und  eine  andere  Konduite  halten.  Da  auch  Kf.  darüber  sich 
zu  beschweren  Ursache  hat,  so  hat  er  den  lüneburgischen  ministris  zu  verstehen 
zu  geben,  daß  Kf.  zwar  geneigt  sei,  mit  dem  fürstl.  Hause  in  nähere  Verständnis 
zu  treten,  daß  aber  zunächst  das  nötige  Vertrauen  zwischen  ihnen  etabliert 
werden  müßte  und  daß  Kf.  hoffe,  sie  würden  dem  König  von  Dänemark  keine 
Ursache  zum  Mißvergnügen  geben  und  sich  auch  gegen  ihn  so  verhalten,  daß 
gute  Freund-  und  Nachbarschaft  zwischen  ihnen  bestehen  könnte. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Renssburg 
9./19.  August  1683. 

[Audienz  bei  dem  Könige.    Gespräche  mit  dem  G.  Kanzler,  Villars  und  Grote. 
Beginn  der  Konferenzen,  der  von  ihm  abgefaßte  Vertragsentwurf.]   * 

Er  ist1)  vorgestern  gegen  Abend  hier  angelangt  und  hat  gestern  mittag   19.  Aug. 
bei  dem  König  Audienz  gehabt    Derselbe  erkundigte  sich  sehr  angelegentlich 
nach  dem  Befinden  des  Kf.  und  beklagte,  daß  derselbe  mit  solchen  beschvver- 

J)  Nach  einem  am  4./14.  August  aus  Hamburg  gesendeten  Protokoll  war  M.  am 
Nachmittage  dieses  Tages  dort  angekommen,  hatte  sofort  den  Ratsverwandten  Uf fei- 
mann zu  sich  kommen  lassen,  ihm  die  Ursache  seiner  Sendung  mitgeteilt  und  gebeten, 
der  Rat  möchte  Deputierte  zu  ihm  schicken,  denen  er  die  Gedanken  des  Kf.  eröffnen 
könnte.  Dann  hatte  er  sich  zu  dem  erkrankten  Ehrenschild  begeben,  der  sich 
über  seine  Ankunft  sehr  erfreut  zeigte  und  ihm  mitteilte,  daß  der  König  jedenfalls 
übermorgen  wieder  in  Rendsburg  sein  würde.  Er  und  Villars  hätten  den  Deputierten 
des  Rats  wegen  des  Marsches  der  Braunschweiger  in  die  Vierlande  ernstlich  zu- 
gesprochen, der  Rat  hätte  behauptet,  daß  dieser  ohne  ihr  Wissen  und  gegen  ihren 


628  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

der  G.Kanzler  ihm  zu  verstehen  gab,  der  Konig  nicht  nur  par  interest,  sondern 
auch  par  honnear  solche  Demarchen  des  Fürstl.  Hauses  nicht  länger  dulden 
will,  und  es  leicht  zn  einer  Hostilität  kommen  kann,  so  erwartet  der  König 
mit  Schmerzen  Meinders'  Ankunft,  und  auch  er  sieht,  daß  die  Pikanterie  schon 
so  groß  ist,  daß  sie  ohne  des  Kf.  entremise  schwerlich  wird  beigelegt  werden, 
obwohl  Wackerbart  versichert,  daß  die  Truppen  wieder  zurückgehen  sollen, 
was  auch  zum  Teil  geschehen  ist.  Sonst  hat  der  König  durch  H axthausen 
dem  Fürstl.  Hause  mitteilen  lassen,  er  wolle  gern  sein  Kontingent  gegen  die 
Türken  geben,  er  hoffe,  das  Fürstl.  Haus  werde  ebenso  die  drohende  Gefahr 
beherzigen  und  sein  Kontingent  auch  hergeben.  Man  fängt  auch  hier  an,  auf 
der  Türken  Progressen  zu  reflektieren,  der  Konig  will  sogar  ein  größeres  Korps 
zu  Hilfe  schicken,  wenn  ihm  nur  vom  Reiche  einige  Satisfaktion  gegeben  wird. 
Der  G.  Kanzler  hat  ihm  auch  gesagt,  der  König  hätte  Nachricht,  daß  in 
Holland  die  Flotte  verstärkt  würde  und  bald  in  See  gehen  sollte,  er  könnte 
dem  Handel  nicht  trauen  und  hätte  seiner  und  der  französischen  Flotte  Ordre 
gegeben,  die  holländische  nicht  in  die  Ostsee  zu  lassen,  sondern  sie  in  solchem 
Fall  anzugreifen. 


Instruction,   wornach  unser   —  Würeklicher   Geheimbter  Rat 

Frantz  von  Meinders  bei  der  ihm  aufgetragenen  Schickung  an 

I.  K.  M.  zu  Dennemarck,  Norwegen  p.  p.  untertänigst  zu  achten. 

D.  Potsdam  30.  Juli/  [9.  August]  1683.1)    (Conc.  Meinders.) 

[Verhütung  des  Bruches  zwischen  Dänemark  und  den  lüneburgischen  Herzogen. 
Den  Hamburgern  und  den  Lüneburgern  zu  machende  Vorstellungen.] 

9.  Aug.  Er  soll  sich    mit  dem  ehesten    nach  Hamburg  begeben,    dort  das  ihm 

mitgegebene  Kreditiv  abliefern,  einige  Deputierte  des  Rats  zu  sich  begehren 
und  von  ihnen  Auskunft  darüber  verlangen,  ob  die  Festsetzung  lüneburgischer 
Truppen  in  den  Vierlanden  mit  ihrem  Vorbewußt  und  Konsens  geschehen  sei 
und  ob  diese  Völker  diese  Orte  wieder  gänzlich  verlassen  hätten.  Er  soll  ihnen 
vorstellen,  daß  diese  demarche  sowohl  bei  dem  König  von  Dänemark  als  auch 
bei  anderen  die  größte  Ombrage  verursacht  habe  und  Anlaß  zu  Unruhe  und 
Weiterungen  geben  könnte,  und  sie  ermahnen,  behutsam  zu  verfahren,  sich  mit 
niemand  zu  tief  zu  engagieren  und  dem  König  keine  Ursache  zum  Widerwillen 
zu  geben,  Kf.  sei  erbötig  und  er,  Meinders,  befehligt,  sich  ihrer  in  allen 
billigen  Dingen  anzunehmen.  Sollten  Deputierte  von  Lübeck  sich  dort  befinden, 
so  hat  er  diesen  ebendasselbe  vorzutragen. 

')  Ganz  kurz   handelt   über  diese  Sendung  Meinders'  Pufendorf  XVIII,  §98 

(S.  1478  f.). 


Meinders'  Sendung  nach  Hamburg  und  zum  Konig  von  Dänemark.  629 

Dann  hat  er  sich  zu  dem  König  von  Dänemark  zu  begeben  und 
seine  Negotiation  dahin  hauptsächlich  zu  richten,  daß  die  zu  befürchtende 
Ruptur  zwischen  demselben  und  dem  Hause  Lüneburg  verhütet  und  die 
Irrungen  zwischen  ihnen  auf  gütlichem  Wege,  wozu  Kf.  nochmals  seine  Ver- 
mittelung  anbietet,  abgetan,  oder  der  König  wenigstens  bewogen  werde,  bei 
diesen  ohnehin  so  gefährlichen  Konjunkturen  davon  abzustehen,  dieselben  mit 
den  Waffen  zu  prosequieren.  Er  hat  sich  zu  erkundigen,  worin  diese  Irrungen 
bestehen  und  deswegen  nicht  allein  den  dort  befindlichen  braun  sc  hweigischen 
ministris,  sondern  auch  im  Notfall  den  Herzogen  selbst  aufs  beweglichste  zu- 
zureden. Da  ohne  Zweifel  die  größte  Ursache  des  Unwillens  des  Königs  gegen 
dieselben  darin  besteht,  daß  sie  sich  in  alle  Streitigkeiten  und  Händel  im  Kreise, 
und  zwar  zum  Nachteil  des  Königs,  mischen  und  unter  dem  Praetext  ihres  Inter- 
esses oder  des  Kreisoberstenamtes  oder  versprochener  Protektion  oder  gemachter 
Traktaten  sich  immer  der  Gegner  des  Königs  annehmen,  ja  gar  das  arbitrium 
aller  Dinge  im  Kreise  arrogieren,  so  wird  hoffentlich  das  Haus  von  dergleichen 
Dingen  abstehen  und  eine  andere  Konduite  halten.  Da  auch  Kf.  darüber  sich 
zu  beschweren  Ursache  hat,  so  hat  er  den  lüneburgischen  ministris  zu  verstehen 
zu  geben,  daß  Kf.  zwar  geneigt  sei,  mit  dem  fürstl.  Hause  in  nähere  Verständnis 
zu  treten,  daß  aber  zunächst  das  nötige  Vertrauen  zwischen  ihnen  etabliert 
werden  müßte  und  daß  Kf.  hoffe,  sie  würden  dem  König  von  Dänemark  keine 
Ursache  zum  Mißvergnügen  geben  und  sich  auch  gegen  ihn  so  verhalten,  daß 
gute  Freund-  und  Nachbarschaft  zwischen  ihnen  bestehen  könnte. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Renssburg 
9./19.  August  1683. 

[Audienz  bei  dem  Könige.    Gespräche  mit  dem  G.  Kanzler,  Villars  und  Grote. 
Beginn  der  Konferenzen,  der  von  ihm  abgefaßte  Vertragsentwurf.]  j 

Er  ist1)  vorgestern  gegen  Abend  hier  angelangt  und  hat  gestern  mittag   19.  Au( 
bei  dem  König  Audienz  gehabt.    Derselbe  erkundigte  sich  sehr  angelegentlich 
nach  dem  Befinden  des  Kf.  und  beklagte,  daß  derselbe  mit  solchen  beschwer- 

])  Nach  einem  am  4./ 14.  August  aus  Hamburg  gesendeten  Protokoll  war  M.  am 
Nachmittage  dieses  Tages  dort  angekommen,  hatte  sofort  den  Ratsverwandten  Uffel- 
mann  zu  sich  kommen  lassen,  ihm  die  Ursache  seiner  Sendung  mitgeteilt  und  gebeten, 
der  Rat  möchte  Deputierte  zu  ihm  schicken,  denen  er  die  Gedanken  des  Kf.  eröffnen 
könnte.  Dann  hatte  er  sich  zu  dem  erkrankten  Ehrenschild  begeben,  der  sich 
über  seine  Ankunft  sehr  erfreut  zeigte  und  ihm  mitteilte,  daß  der  König  jedenfalls 
übermorgen  wieder  in  Rendsburg  sein  würde.  Er  und  Villars  hätten  den  Deputierten 
des  Rats  wegen  des  Marsches  der  Braunschweiger  in  die  Vierlande  ernstlich  zu- 
gesprochen, der  Rat  hätte  behauptet,  daß  dieser  ohne  ihr  Wissen  und  gegen  ihren 


K30 


IV.  Brandenburg  und  D&nemark  1679— 16S4. 


liehen  Zufällen  so  oft  belegt  und  dadurch  viele  gute  Desseins  verhindert  wnrdeo 
Er  sagte,  daß  er  die  Türk  enge  fahr  überaus  fürchtete  und  daß  er  dem  Kaiser 
und  dem  Reich  gern  Hilfe  senden  wollte,  vorher  aber  müßte  er  wegen  seiner 
stolzen  und  unra  higen  Nach  harn  gesichert  sein*  Diese,  die  b  r  a  u  u  s  c  h  w  e  i  g  i  s  c  he  ü 
Herzoge,  traktierten  beständig  mit  Schweden  und  hätten  allerband  schädl 
Desseins  gegen  ihn  und  Kf.  vor,  er  hoffte  aber,  Kf.  werde  wie  er  auf  der  Hot 
stehen  und  das  jetzige  Tempo  nicht  versäumen,  Man  finge  jetzt  an,  etwas 
moderater  zu  sprechen,  nachdem  Kf,  ihnen  zu  Berlin  so  mascule  nnd  trefflich 
habe  zusprechen  lassen,  weshalb  er  demselben  sehr  öbligiert  wäre.  Mit  Frank- 
reichs Verhalten  gegen  das  Reich  bezeugte  er  sehr  zufrieden  zu  sein,  dagegen 
beklagte  er  die  schlechte  Konduite  des  kaiserlichen  Hofes  und  verlangt! 
sehr  des  Kf*  Gedanken  zu  wissen,  was  m  tun  s^in  würde,  wenn  dieser  den 
angebotenen  Frieden  einen  Weg  wie  den  anderen  ausschlagen  sollte,  Mio 
verließe  sich  dort  auf  Dinge,  die  ihnen  weder  gegen  den  Türken  noch  gegen 
Frankreich  helfen,  ihm  und  dem  Kf,  aber  zum  höchsten  Schaden  ausschlagen 
könnten,    besonders    auf  die  schwedische    Eriegsrüstung   und  die  hollandische 


Willen  erfolgt  sei,  daß  sie  auf  die  Nachricht  davon  Deputierte  au  den  Generalmajor 
Mario  tu  und  nach  Celle  geschickt  und  auch  glücklich  die  Delogierung  der  Truppen 
erwirkt  bitten.  Kr  hätte  dieses  »einem  Könige  gemeldet  und  erwartete  dessen  Befehl, 
ob  er  mit  dieser  Erklärung  der  Stadt  zufrieden  sein  oder  noch  weitere  Forderungen 
stellen  sollte,  Sie  hätten  datin  von  den  gemeinen  Konjunkturen  weitläufig  geredet 
Eb,  hätte  behauptet,  man  mußte  diese  günstige  Gelegenheit  benutzen,  um  das  Jlaus 
Lüneburg  in  die  gebührenden  Schranken  zu  setzen,  er  glaubte  nicht,  daß  dasselbe 
sich  gutwillig  akkominodiereu  werde,  sein  König  werde  schwerlich  die  Armee  zurück- 
ziehen, bevor  die  Lüneburger  die  ihrige  zunickgezogen  hätten,  und  da  er  dieselbe 
nicht  aus  seinen  Landen  verpflegen  konnte,  so  werde  er  sich  ihrer  vermutlich  gegen 
einige  uiedersäcbsiache  Reicbsstände  wegen  der  Prätentionen,  die  er  auf  Grund 
kaiserlicher  Assignalionen  zu  machen  hatte,  bedienen.  Eh.  hätte  sich  auch  erkundigt, 
eb  Kf.  ihm  nicht  wegen  dei  Hauptwerkes  im  Reiche  etwas  aufgetragen  hin 
als  er  berichtete,  Kf,  hätte  den  Kaiser  nochmals  ermahnt,  die  von  Frankreich  an- 
gebotenen Bedingungen  anzunehmen,  hätte  er  gemeint,  dazu  sei  wenig  Aussicht,  es 
sei  eine  fatalis  diäsolutjo  imperü  m  furchten,  der  König  wünschte  sehr,  de>  Kl 
Urteil  darüber  zu  vernehmen,  Danu  bitte  Eh.  auch  von  den  großen  Rüstungen  des 
Königs  von  Schweden  gesprochen  und  daß  man  künftig  zu  spät  bereuen  werde, 
eine  so  herrliche  Gelegenheit,  dessen  Macht  zu  schwächen,  verabsäumt  zu  haben,  er 
halte  aber  erwidert,  daß  man  unter  den  jetzigen  Umständen  unmöglich  einen  neuen 
Krieg  anfangen  könnte,  und  auch  seine  guten  Dienste  zum  Akkouimoderoent  mit  dem 
Hause  Lüneburg  angeboten*  Er  hätte  auch  auf  Ebreuschilds  Wunsch  Pf  fei  mann, 
der  als  Deputierter  der  Stadt  zu  ihm  gekommen  sei,  gut  zugeredet,  derselbe  hatte 
versprochen,  morgen  darüber  Bericht  zu  erstatten  nod  ihm  dann  die  Erklärung  fci 
Rats  zu  hinterbringen.  Diese  lautet*  wie  M.  am  5./ 15.  August  meldet,  der  Rat 
dem  Rat  dos  Kf.  nachleben,  sich  vor  aller  Übereilung  hüten  und  sich  nicht  in  großer 
Baff*])  Dinge  mischen*  Kf,  hätte  bei  seiner  vorjahrigen  Anwesenheit  der  ganzen  Stadt 
Hers  und  Devotion  so  gewonnen,  daß  sie  für  keinen  Potentaten  mehr  Liebe  und 
Respekt  b+tetffa 


Meinders'  Verhandlungen  mit  dem  König,  dem  G.  Kanzler,  Villars  und  Grote.      631 

Flotte.  Letztere  wäre  ausgelaufen,  und  man  vermutete,  daß  sie  nach  Gothenburg 
gehen  wurde,  wo  Graf  Koni gsmarck  viele  Völker  versammelt  hätte,  die  leicht 
nach  dem  Bremischen  gebracht  werden  und  sich  dann  mit  den  braunschweigischen 
Truppen  vereinigen  konnten,  dann  könnten  sie  leicht  unter  dem  Praetext  der 
Assistenz  an  Holstein  oder  sonst  die  Elbe  passieren,  sich  diesseits  derselben 
festsetzen  und  Kf.  von  ihm  trennen.  Kf.  würde  aus  dem  allen  ersehen,  wie 
gefährlich  es  sein  würde,  wenn  er  seine  meisten  und  besten  Regimenter  nach 
Österreich  wider  die  Türken  senden  sollte.  Er  wünschte  auch,  daß  der  Friede 
mit  Frankreich  je  eher  je  lieber  geschlossen  wurde.  So  lange  aber  dieses  nicht 
geschehe,  würde  er  die  französische  Flotte»)  bei  sich  in  der  Ostsee  behalten. 
Dieselbe  wäre  in  vorzüglichem  Zustande,  wäre  mit  allem  Notwendigen  bis  zum 
Januar  versehen  und  wünschte  nur,  etwas  zu  tun  zu  bekommen.  Er  kam  dann 
auch  auf  die  englischen  Affären  zu  sprechen  und  rühmte  sehr  die  Art  und  Weise, 
wie  sein  Bruder8)  dort  aufgenommen  wäre. 

Mit  dem  Reichskanzler  hat  er  noch  keine  ordentliche  Konferenz  gehalten, 
sie  haben  aber  von  allen  Materien,  welche  die  jetzigen  Konjunkturen  betreffen, 
gesprochen,  besonders  von  der  braunschweigischen.  Er  äußerte  sich  ganz  ähnlich 
wie  der  König,  versicherte,  daß  derselbe  jetzt  mehr  als  jemals  zum  Frieden 
inklinierte,  man  müßte  sich  aber  bemühen,  die  Sache  in  solchen  Stand  zu  setzen, 
daß  solches  Dominat  und  absolute  Direktion  im  Kreise,  wie  sie  sich  das 
Haus  Braunschweig  bisher  angemaßt  hätte,  nicht  länger  gestattet  werde. 

P.S.  Diesen  Nachmittag  hat  er  mit  dem  französischen  Ambassadeur') 
ausführlich  geredet.  Derselbe  versicherte,  sein  König  habe  keine  andere  Intention., 
als  den  Frieden  in  diesen  Quartieren  zu  erhalten.  Man  wäre  zwar  mit  dem  Hause 
Braunschweig  gar  nicht  zufrieden  und  gönnte  demselben  gern  eine  Modifikation, 
da  aber  des  Königs  Allianzen  nur  defensiv  wären,  so  hätte  er  immer  erinnert, 
man  sollte  allgemach  und  bride  en  main  gehen,  damit  man  sich  nicht  mit  der 
blasme  d'aggression  beladete  und  den  König  dadurch  inutil  machte,  das  Seinige 
mit  gebührendem  Nachdruck  zu  tun.  Er  rühmte  des  Kf.  Konduite  auf  das 
allerhöchste  und  meinte,  dieselbe  könnte  das  beste  Instrument  sein,  alle  Kollisionen 
dieser  Orten  zu  verhüten. 

Der  Präsident  von  Hannover,  Grote,  ist  auch  angekommen,  er  hat  mit 
ihm  nur  mit  wenigem  geredet.  Wenn  seine  Proposition  so  eingerichtet  sein  wird, 
wie  er  ihm  gesagt  und  er  selbst  ihm  geraten  hat,  wird  sie  nicht  allerdings 
unangenehm  sein.  Er  hat  auch  versichert,  daß  ihr  Gesandter  in  Regensburg 
auf  Beschleunigung  des  Friedens  mit  Frankreich  dringen  und  daß  sie  auch 
immediate  dem  Kaiser  deswegen  zureden  würden. 

P.S.    10./ 20.  August  1683.     Bisher  hat  man  nur  pro  et  contra  raisonniert.  20.  Aug. 
Da  aber  ein  fundamentum  zu  einer  näheren  Zusammensetmng  gelegt  werden 

')  Dieselbe,  20  Schiffe  stark,  unter  dem  Befehl  des  Marquis  de  Previlly,  war 
Ende  Juni  in  Kopenhagen  angelangt    S.  Theatr.  Europ.  XII,  S.  578. 

*)  Prinz  Georg  war  am  12.  Juli  von  Glückstadt  aus  nach  England  abgereist 
S.  ebendaselbst  S.  580. 

«)  Villars.    S.  oben  S.  623. 


632  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

muß,  so  hat  er  auf  Begehren  der  Dänischen  und  der  Braunschweigischen  ein 
Projekt1)  entworfen,  er  wird  darüber  morgen  mit  den  Dänischen  konferieren 
und,  wenn  sie  darüber  einig  sein  werden,  deshalb  mit  Grote  kommunizieren.') 


1)  Nach  demselben  versprechen  der  König  von  Dänemark,  Kf.  und  die  braun- 
schweigiscben  Herzoge  unter  Hinweis  auf  die  Tu rk engefahr  1.  in  nachbarlicher 
Freundschaft  und  Korrespondenz  zu  leben  und  sich  um  Abwendung  aller  Gefahr  und 
Bestätigung  des  Friedens  zu  bemühen,  2.  daher  am  kaiserlichen  Hofe  und  bei  dem 
Reichskonvent  in  Regensburg  alle  tunlichen  officia  anzuwenden,  daß  mit  Frankreich 
entweder  der  Frieden  oder  Waffenstillstand  auf  möglichst  gute  Bedingungen,  wenn 
keine  besseren  zu  erhalten,  auf  die  von  Frankreich  offerierten,  zustande  gebracht 
werde.  3.  Sollte  dieses  nicht  gelingen,  sich  doch  weiter  zu  bemühen,  daß  das  Reich 
nicht  versus  orientem  in  neue  Unruhe  gerate,  sondern  aller  Streit  durch  einen  Frieden 
oder  Stillstand  suspendiert  werde.  4.  Sollte  es  trotzdem  zu  Troublen  kommen,  sich 
darein  mit  keinen  Tätlichkeiten  zu  mischen,  sondern  ihre  officia  an  allen  dienlichen 
Orten  zu  verdoppeln,  bis  ein  Friede  oder  Stillstand  geschlossen  sein  wird.  5.  Sie 
wollen  sich  auch  bemühen,  daß  in  dem  Ober-,  Niedersächsischen  und  Westfälischen 
Kreise  der  Friede  erhalten,  besonders  ihre  darin  gelegenen  Provinzen  mit  keinerlei 
Kriegsbeschwerden  graviert,  sondern  wider  diejenigen,  die  sich  dessen  unterstehen 
sollten,  gemeinsam  solange  agiert  werde,  bis  der  Beleidigte  gebührende  Satisfaktion 
und  Schadenersatz  erhalten  habe.  In  Artikel  6 — 8  könnten  die  betreffenden  Lande, 
die  Zahl  der  Hilfstruppen  und  was  sonst  in  solchen  foederibus  defensivis  eingerückt 
zu  werden  pflege,  exprimiert  werden.  9.  Da  Kf.  und  die  braunschweigischen  Herzoge 
hohe  Kreisämter  führen,  so  soll  es  bei  diesen  Ämtern  und  den  ihnen  anklebenden 
Verrichtungen  und  Rechten  sein  völliges  Verbleiben  haben,  doch  sollen  dieselben 
nach  den  Reichskonstitutionen  und  ausgestellten  Reversalen  geführt  und  nicht  extra 
eorundem  terminos  extendiert  werden.  10.  Etwaige  Grenz-  und  andere  Streitigkeiten 
unter  den  Paciscenten  sollen  gütlich  beigelegt  oder  rechtlich  entschieden  werden,  in 
Streitigkeiten  derselben  mit  anderen  sollen  sie  sich  nur  per  amicabilia  officia  ein- 
mischen, außer  wenn  jemand  von  ihnen  offensive  beleidigt  oder  angegriffen  werden 
sollte,  in  welchem  Falle  sie  ihm  die  in  diesem  Defensivbündnis  versprochene  Hilfe 
zu  leisten  haben.  11.  Sollte  der  König  von  Schweden  wirklich,  wie  verlautet,  vor- 
haben, eine  so  konsiderable  Anzahl  Volks  nach  Deutschland  zu  transportieren, 
welche  bei  den  Nachbarn  billige  Jalousie  und  Orabrage  erregen  könnte,  so  wollen 
sie  sich  nicht  allein  die  versprochene  Garantie  und  Defension  ihrer  in  den  drei 
Kreisen  belegenen  Lande  wirklich  prästicren,  sondern  auch  alle  möglichen  officia 
anwenden,  um  einen  solchen  Transport  zu  verhindern  und  abzuwenden.  Artikel  12 
könnte  von  dem  Einschluß  anderer  Reichsstände,  besonders  K.  Cölns,  K.  Sachsens 
und  Münsters  handeln.     13.  Numerus  annonim,  ratificatio  etc. 

2)  M.  berichtet  13./ 23.  August  1683,  Grote  hätte  ihm  über  die  Konferenz, 
welche  dieser  gestern  mit  den  Dänischen  gehalten,  berichtet,  dieselbe  hätte  mehr 
die  Partikularangelegenheiten  des  Königs  als  das  gemeine  Werk  konzerniert,  doch 
hätte  man  auch  von  Beförderung  des  Friedens  mit  Frankreich  gesprochen.  Gr.  hätte 
versichert,  das  Fürstl.  Haus  wollte  dazu  alle  officia  anwenden,  aber  sie  könnten  doch 
den  Kaiser,  mit  dem  Hannover  in  Allianz  stände,  nicht  zwingen.  Auf  die  Frage  der 
Dänischen,  was  zu  tun  sei,  wenn  der  Kaiser  opiniastrieren  sollte,  hätte  er  geantwortet, 
das  zu  determinieren,  dazu  sei  es  jetzt  noch  zu  früh,  und  man  müßte  auch  überlegen, 


Das  Projekt  eines  Bündnisses.    Mahnung  zum  Abschluß  eines  solchen.     633 

Der  Kurfürst  an  Meinders.    D.  Potstam  14./[24.]  August  1683. 
(Konzept  von  Fuchs'  Hand.) 

[Auf  die  Relation  vom  9./ 19.  August  Stand  der  Friedensangelegenheit.  Abzuschließendes 

Bündnis  zwischen  Dänemark,  Kf.,  dem  Hause  Lüneburg  und  anderen  Reichsständen, 

darüber  mit  den  Lüneburgern  zu  führende  Verhandlungen.] 

—  Was  nun  zuerst  das  Friedenswerk  zwischen  Franckreich  und  24.  Auf 
dem  Reiche  anbetrifft,  habet  Ihr  aus  der  letzteren  hiebeikommenden 
Regensburgischen  Relation1)  zu  ersehen,  wie  daß  des  Churfürstlichen 
Collegii  Conclusum  überaus  wohl  ausgefallen,  wobei  uns  dieses  sonderlich 
consoliret,  daß  Chur-Bayern  und  Sachsen  nioht  wie  vorhin  contra- 
diciret,  und  seind  wir  auch  sonst  von  Chur-Sachsen  versichert,  daß 
selbiges  durch  unsere  Vorstellungen  bewogen  auch  beim  Keyserlichen 
Hofe  selber  den  Frieden  mit  Franckreich  poussiret.  Vom  Fürstlichen 
Collegio  vermuten  wir  auch  einen  besseren  Schluß  als  bishero,  wiewohl 
Oesterreich,  Schweden  und  Burgund  solches  zu  hintertreiben  be- 
mühet sein  sollen.  Von  dem  Keyserlichen  Hofe  aber  versehen  wir  uns 
in  diesem  Werke  nichts  gutes  und  geben  des  Fürsten  von  Anhalt  Re- 
lationes,  so  wir  Euch  zuzufertigen  befohlen,  genugsam  zu  erkennen,  daß 
des  spanischen  Botschafters  consilia  daselbsten  annoch  praevaliren  und 
man  selbiger  Krone  und  ihrer  Ministrorum  interesse  und  passiones  mehr 
als  des  Reiches  Conservation  und  Wohlfahrt  beherziget  Weil  nun  das 
Ende  des  Augusti  herzunahet,  so  seind  wir  deßhalb  in  nicht  geringer 
Perplexität,  denn  an  einer  Seite  begreifen  wir,  daß  wo  nach  der  Inten- 
tion des  Keyserlichen  Hofes  das  Friedens  werk  länger  ausgesetzt  und  in 
Ungewißheit  bleibet,  das  ganze  Reich  und  zuforderst  wir  in  steter  Gefahr 

wie  man  sich  gegen  Frankreich  zu  verhalten  hätte,  wenn  dieses  gleich  nach  Verfließung 
des  Termins  im  Reich  etwas  de  facto  anfangen  sollte.  Er  (M.)  aber  hätte  ihm 
remonstriert,  daß  deswegen  eine  schleunige  Resolution  um  so  notwendiger  sei  und 
daß  das  Fürst).  Haus  nicht  nur  zum  Frieden  raten,  sondern  sich  auch  wegen  der 
Bedingungen  desselben  erklären  müßte,  die  Erhaltung  des  Friedens  mit  dem  Reich 
dürfte  nicht  an  der  Inklusion  der  spanischen  Niederlande  scheitern.  Gr.  hätte  diese 
Remonstrationen  für  sehr  raisonnabel  erklärt  und  gemeint,  man  werde  darauf 
gebührende  Reflexion  nehmen.  Villars  aber  behaupte,  an  den  lüneburgischen  Höfen, 
außer  Wolfenbüttel,  suche  man  nur  zu  temporisieren  und  sei  entschlossen,  auch  wenn 
Wien  übergehen  sollte,  dennoch  nicht  den  Frieden  mit  Frankreich  auf  die  vor- 
geschlagenen Bedingungen  zu  befördern. 

!)  S.  die  Relation  G.  v.  Jena's  und  Schönbecks  vom  13./23.  Juli  1683  unten 
Abschnitt  V. 


634 


IV.  Braodeiibii 


ocraark  1679— 1084. 


eines  verderblichen  Krieges  und  daraus  herrührenden  kostbaren  Ver- 
fassungen werden  stehen  müssen,  au  der  anderen  Seite  hüben  wir  auch 
als  ein  aufrichtiger  teutscher  Patriot  ein  rechtmäßiges  Bedenken,  der 
Crooe  Franckreich  das  einstige  Mittel,  den  Frieden  zu  machen,  neniblicb 
das  Co  in  pelle,  zu  zeigen  und  dazu  zu  raten,  wiewohl  wir  uns  über 
selbiger  (Von  bisherigen  Moderation  bei  jetzigen  Lauften  nicht  goug  ! 
wundern  können,  Wti  wir  deshalb  bei  heutiger  Post  an  den  tm 
Span  heim  reseribiret, ')  zeiget  der  Beischluß,  Zue  Abwendunge  nun  der 
hinc  inde  besorgenden  Extremitäten  linden  wir  kein  leichter  und  sicherer 
Mittel,  als  wenn  man  das  Fürst!*  Haus  Lünen  bürg  dahin  bringet)  kom 
daß  selbiges  nebst  uns  den  Frieden  simpliciter  urgierte,  und  daß  darauf 
zwischen  I,  K.  MM  Ohur-röllen,  Chur-Sachsen,  uns,  Münster  und 
besagetem  fürstL  Hause  ein  foedos  defensivum  pro  imperio  und  eines 
jeden  Lande  getrolfen  würde.  Hieraus  würden  unzählige  viele  gute 
Effecten  entsprießen.  Erstlich  würde  man  die  Ruptur  mit  Franckreich 
verhüten  und  das  Hei  eh  in  seiner  Consistenz  contra  qiiosvis  insultu* 
erhalten,  2)  würden  diese  Alliirte  mächtig  sein,  sich  contra  quemeunque 
su  schützen  und  in  Sicherheit  zu  setzen  und  in  denen  Westfälischen, 
Ober-  und  Niedersächsischen  Kreisen  einen  steten  Frieden  und  Ruhestand 
auch  unter  sich  zu  erhalten,  wordurch  denn  diese  Kreise  und  der  AUi- 
irten  Lande  in  immerwährendem  Flor  erhalten  und  so  forroidable  werden 
w (irden,  daß  jedermänniglich,  auch  von  Auswärtigen,  eine  Reflexion 
darauf  zu  machen  und  »eibige  zu  reeherchireu  haben  würde.  3)  Könnten 
diese  Alliirte  ohne  sich  und  ihre  Lande  zu  entblößen  eine  considerable 
Armee  wieder  den  Erbfeind  schicken  und  das  Reich  auch  von  der  Seiten 
versicheren,  anderer  unzähligen  Advantagen,  welche  leicht  zu  begreifen 
sein,  zu  geschweigen.  Die  meiste  DifficuHät  finden  wir  hei  dein  Fiiratl. 
Lünen  burgischen  Hause,  wenn  aber  dasselbe  sein  Interesse  jetziger  Zeit 
recht  beherzigen  will,  kann  es  in  diesem  foedere  nicht  anders  als  seine 
Sicherheit  und  Advantage  finden.  Daferne  nun  L  K.  M»,  wie  wir  uns 
aus  euer  Relation  die  HoiVnuuge  machen,  sich  mit  uns  hierunter  verein- 
baren, könnte  dieses  heilsame  Werk  bei  des  von  Graten  Anwesenheit 
feste  gesetzet  und  abgetan  werden*  Sollte  dann  ja  ein  oder  ander  nicht 
sofort  beitreten  können,  könnte  demselben  die  Accession  offen  bleiben. 
und  daferne  anch  Exteri  sich  mit  hinein  begeben  wollten,  müßte  man 
darüber  concertireu. 


0  S.  oben  a  478f. 


Aufträge  an  Meinders.    Unsicherer  Ausgang  der  Verhandlungen.  635 

Der  holländischen  Flotte  wegen  hat  er  verschiedentlich  mit  Amerongen 
sprechen  lassen,  derselbe  versichert  aber,  daß  seine  Prinzipalen  damit  nichts 
unternehmen  wurden,  was  zu  jemandes  offense  gereichte,  er  hat  auch  v.  Rouck1) 
befohlen,  deshalb  alle  diensamen  Remonstrationen  bei  dem  Staat  zu  tun.  Sollten 
aber  dem  König  Insulte  geschehen,  bleibt  er  beständig  bei  der  Obligation,  ihm 
kräftig  zu  assistieren. 

Aus  welchen  Ursachen  er  beschlossen  hat,  seine  Armee  noch  zurück- 
zuhalten, wird  M.  aus  dem,  was  ihm  Fuchs  zugeschickt,  ersehen  haben,  er  ist 
so  noch  imstande,  den  genommenen  Resolutionen  einen  Nachdruck  zu  geben, 
wiewohl  ihn  die  türkischen  Progressen  nicht  wenig  bekümmern,  gleich  jetzt 
erhält  er  die  Nachricht,  daß  sie  bereits  in  dem  Graben  vor  Wien  stehen.  Doch 
wäre  daraus  leicht  zu  eluktieren,  wenn  der  Frieden  mit  Frankreich  befestigt  und 
die  obangezielte  Allianz  zum  Effekt  gebracht  würde.  Er  soll  diese  Gedanken 
des  Kf.  dem  König  mitteilen  und  ihm  dessen  Gutachten  darauf  überschreiben.9) 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Renssburg 
20./ 30.  August  1683. 

[Unsicherer  Ausgang  der  Verhandlungen.    Kriegslust  des  Königs.] 

Er  hat  den  Inhalt  des  Reskripts  vom  14.  dem  König  und  den  Ministern  30.  Aug 
mitgeteilt.  Die  wichtigsten  Punkte,  woran  die  nähere  Zusammensetzung  sich 
accrochiert,  sind  der  Eibzoll,  die  Assignationen  und  die  holsteinsche  Sache,  in 
betreff  des  französischen  Friedens  wird  das  Haus  Lüneburg  wohl  zu  Regens- 
burg ein  solches  votum  führen,  welches  mehr  der  den  Frieden  befördernden 
als  der  ihn  verhindernden  Partei  zugezählt  werden  könnte.  Seiner  Meinung 
nach  möchten  diese  Dinge  einen  gedeihlichen  Schluß  nicht  hindern,  wenn  man 
dänischerseits  nur  völlig  und  eigentlich  gemeint  wäre,  etwas  zu  tun.  Daran 
aber  muß  er  sehr  zweifeln,  besonders  soviel  Reventlo  und  den  König  angeht, 
Grote  merkt  dieses  wohl  und  ist  deswegen  nicht  wenig  perplex,  denn  die 
Begierde  zum  Kriege  ist  unglaublich.  Der  König  zeigt  sie  bei  jeder  Gelegenheit 
und  sagt  öfter,  es  sei  der  größte  Schaden  von  der  Welt,  eine  so  schöne  Armee 
und  Flotte  müßig  zu  lassen.  Hingegen  sagt  ihm  Grote,  die  Lüneburger 
fürchteten  sich  vor  dem  König  von  Dänemark  nicht,  wenn  nur  Kf.  davon  bliebe. 

>)  S.  über  dessen  Sendung  nach  Holland  Urk.  u.  Akt  III,  S.  743 ff. 

")  Kf.  zeigt  (d.  Potstam  14./ [24.]  August  1683)  M.  an,  daß  er  die  von  Dänemark 
und  K.  Cöln  verlangte  Zusammenfährung  der  in  der  Soester  Allianz  stipulierten  Völker 
vorläufig  für  überflüssig  halte,  da  sie  große  Kosten  und  Ungelegenheu,  auch  Ombrage 
bei  den  Nachbarn  und  anderswo  verursachen  würde,  und  daß  er  wünsche,  sämtliche 
Alliierten  mochten  damit  noch  etwas  anstehen. 


636  IV.  Brandenburg  und  Danemark  1679—1684. 

Es  muß  sich  in  wenigen  Tagen  weisen,  wohin  die  Sache  ausschlagen  wird.  Die 
Armee  ist  nun  ganz  in  die  Quartiere  verlegt  und  sonst  hier  alles  still.  Um  Wien 
scheinen  sich  die  meisten  wenig  zu  kummern. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Potstam 
24.  August/ [3.  September]  1683. 

[Auf  die  Relation  vom  10./ 20.  August.   Änderungen  der  Artikel  4  und  5  des  Projektes. 
Wichtigkeit  der  abzuschließenden  Allianz.] 

3.  Sept  Er  ist  mit  dem  von  M.  entworfenen  Projekt  sonst  zufrieden,   hat   nur  die 

Art.  4  und  5  etwas  ändern  lassen;1)  denn  daß  er  bei  erfolgender  Unruhe  und 
Ruptur  still  sitzen  und  zusehen  sollte,  wie  im  Reiche  alles  aber  und  über  ginge, 
ist  seinem  Interesse  gar  zuwider. 

Wenn  de  fatis  imperii  disponieret  werden  sollte,  müssen  wir,  die  wir 
jetzo  den  größesten  Teil  darinnen  haben,  mit  Hand  daran  schlagen  nnd 
nicht  erwarten,  bis  wir  auch  dermaleinst  dem  Überwinder  zue  Teile 
werden.  Wir  haben  demnach  den  vierten  Articul  dahin  änderen,  jedoch 
alles  also  einrichten  lassen,  daß  keiner  dadurch  choquiret,  sondern  alles 
auf  die  mesures,  so  künftig  zu  nehmen  sein,   hinausgesetzet  wird.    Bei 

l)  Sie  sollen  lauten:  „Art.  4.  Indessen  aber  versprechen  vorhöchstgedachte 
Contrahenten  und  Paciscenten,  daß  wann  ja  nach  aller  angewandten  Mühe  und 
Sorgfalt  nicht  alleine  der  Friede  oder  Stillestand  nicht  erfolgen,  sondern  auch  wieder 
Verhoffen  daraus  einige  Troublen  und  Unruhe  entstehen  sollten,  sie  sich  alsdann 
sofort  zusammen  tuen,  eine  beständige  Resolution  nach  Beschaffenheit  der  Zeiten 
und  Conjuncturen  nehmen  und  ihre  consilia  und  operationes  conjunctim  dahin  richten 
wollen,  daß  das  Reich  in  seiner  Consistenz  erhalten,  dessen  fernere  Vergewaltigunge 
abgewendet  und  mit  Nachdruck  ein  beständiger  und  sicherer  Friede  befordert  und 
erhalten  werden  möge. 

Art.  5.  Wie  denn  auch  insonderheit  dieses  foedus  dahin  gerichtet  sein  solle, 
daß  füruemblich  in  denen  dreien  vornehmen  Creisen,  als  denen  Ober-  und  Nieder- 
sächsischen wie  auch  Westphälischen,  und  der  Confoederirten  darin  belegenen 
ansehnlichen  Provincien  uud  Landen  der  Friede  und  Ruhestand  contra  quoscunque 
invadentes  oder  aggressores  erhalten,  dieselbe  mit  keinen  Kriegesbeschwerden, 
Märchen,  Einquartierungen,  Exactionen,  Contributioneu  von  anderen,  unter  was 
Praetext  und  Namen  es  auch  sein  möchte,  graviret  und  beleget,  wieder  diejenige 
aber,  so  sich  dessen  unterstehen  möchten,  mit  zusammengesetzeter  Hülfe  und  Macht, 
auf  Art  und  Weise,  wie  hernach  folget,  agiret  uud  davon  nicht  ehender  abgestanden 
werde,  bis  der  Beleidigter  wegen  alles  zugefügeten  Schadens  gebührende  und  billig- 
mäßige Satisfaction  und  Reparation  empfangen." 


Änderungen  in  dem  Projekt    Vorteile  des  abzuschließenden  Bündnisses.      637 

dem  5.  Articul  haben  wir  nur  in  genere  die  Besitzungen  der  drei  bekannten 
Kreise  mit  unseren  Landen  parificieren  wollen,  weil  gewiß  ist,  daß  in 
selbigen  keine  Troublen  entstehen  können,  ohne  daß  wir  mit  darinnen 
verwickelt  werden. 

Sollte  das  Werk  succedieren,  so  hat  er  nnter  der  Hand  es  dahin  zu  bringen 
zu  suchen,  daß  auch  die  übrigen  mächtigen  Stände  in  den  drei  Kreisen,  wie 
K.  Sachsen,  K.  Köln  und  Münster,  zu  dieser  Allianz  admittiert,  die  anderen 
schwächeren  Stände  aber,  welche  sich  selbst  nicht  schützen  noch  helfen  können, 
zu  einem  leidlichen  Beitrag  zur  Unterhaltung  der  Miliz  der  drei  Prinzipalalliierten 
angehalten  werden  und  daß  auch  anderen  Kreisen  und  den  darin  belegenen 
Ständen  der  Beitritt  zu  der  Allianz  vorbehalten  werde. 

Er  soll  sich  die  Beförderung  dieses  Werkes  aufs  beste  angelegen  sein  lassen, 
denu  Kf.  sieht  bei  jetzigen  verwirrten  Konjunkturen  kein  sichereres  und  besseres 
Mittel  seinen  Estat  zu  befestigen  und  die  drei  Kreise  der  ganzen  Welt  formidabel 
zu  machen,  als  diese  Allianz.  Sollte  aber  das  Werk  nicht  succedieren,  so  soll 
er  wieder  zurückeilen. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Renssburg 
27.  August/ [6.  September]   1683. 

[Verzögerung  der  Verhandlungen.     Mißtrauen  dänisch erseits  gegen  die  Lüneburger, 
Verlangen  kategorischer  Erklärungen  des  Kf.] 

Obwohl  er  schon  vor  8  Tagen ')  das  Projekt  des  abzuschließenden  Traktats  G.  Sept. 
dem  G.  Kanzler  übergeben,  auch  bei  allen  Ministern  Erinnerung  getan  hat,  man 
möchte  dasselbe  zuerst  mit  Kf.  ajustieren  und  alsdann  mit  Grote  darüber  reden, 
ist  doch  bisher  nichts  bei  der  Sache  geschehen,  er  gedenkt  daher,  wenn  er 
sehen  sollte,  daß  man  auch  ferner  alle  Vereinigung  und  Zusammensetzung  mit 
dem  Hause  Lüneburg  dekliniere,  abzureisen.  Der  französische  Gesandte  hat 
ihm  gesagt,  man  beschwerte  sich  darüber,  daß  er  mit  so  gar  engen  und  ein- 
geschränkten Ordren  versehen  sei,  besonders,  daß  er  auf  die  Frage,  was  wider 
das  Haus  Lüneburg  vorzunehmen  sei,  falls  es  den  Frieden  nicht  sollte  befördern 
wollen,  nicht  kategorisch  hätte  antworten  wollen.  Man  verlangt  hier  auch  zu 
wissen,  wessen  man  sich  zu  Kf.  zu  versehen  habe,  wenn  man  auf  Grund  der 
kaiserlichen  Assignationen  gegen  die  mecklenburgischen  und  lauenburgischen 
Lande  etwas  vornehmen  und  das  Fürstl.  Haus  sich  einmischen  sollte,  worauf 
er  nur  im  allgemeinen  hat  antworten  können,  daß  Kf.  jedesmal  der  Allianz 
gemäß  sich  bezeigen  werde. 

P.S.   Soeben  hat  er  mit  dem  G.  Kanzler,  Reventlo  und  Ehrenschild 
konferiert.     Sie  erklärten,  sie  hätten  bei  dem  Projekt  zwar  nichts  Erhebliches 


')  S.  oben  S.  G32. 


G38 


IV,  Brandenburg  und  Dänemark  1679—  1G84. 


zu  erinnern,  sie  hätten  nher  vom  Kon  ig  Befehl,  ihm  vorzustellen,  derselbe 
glaubte,  das  Haus  Braunschweig  suchte  ihn  nur  zu  amüsieren  und  bitte  gar 
nicht  die  Absicht,  mit  ihm  in  ein  näheres  Verständnis  zu  treten,  man  hätte 
ihnen  daher  noch  zurzeit  kein  Projekt  auszuant Worten,  das  sie  nur  zu  neuen 
Verzogerungen  mißbrauchen  würden*  Mau  kannte  aber  auf  eine  kategorische 
Erklärung  ferner  dringen  und  hätte  auf  allen  Fall  Ursache,  eventuelle  MaCr 
zu  verabreden,  wenn  sie  sieh  weiter  opiniatriereu  sollten.  Bei  dieser  Mein  im/ 
blieben  sie  trotz  seiner  Remonstrationen  und  erklärten,  man  müßte  von  ihnen 
vorher  die  Itaupterklärung  prätendieren,  zumal  da  in  Münster1)  die  Wahl  so 
^lustig  auf  K,  Köln  gefallen  sei  Dnd  man  in  Moskau  sich  zur  Allianz  mit 
Dänemark  und  zum  Angriff  gegen  Schweden  bereit  erklärt  babe. 

Er  bittet  Kf.  um  Beseheid  auf  die  beiden  Fragen  was  zu  resol vieren,  wenn 
das  Haus  Lüneburg  den  Frieden  nicht  mit  befördern  wollte,  und  was  der  K  i!_ 
von  Kf.  zu  erwarten  haben  wird,  wenn  er  seine  Assignationeii  wider  Mecklen- 
burg usw.  exequieren  ließe.*) 


Der  Kurfürst  an  Meinders*     D.  Collen 
h/11,  September  1683. 

[Auf  die  Relationen   vom  37-  August/ 6*  September*     Aussetzung  der   von  ihm  v 
langten  Resolutionen  bis  nach  Meinders1  Rückkehr,     Mahnung*  die  Forderungen 
Mecklenburg  und  Lauenburg  auf  gütlichem  Wege  geltend  zu  machen.] 

IL  Sept.  —  Nun  aeind  dieses  Sachen  von  der  höchsten  Wichtigkeit,  so  ein  reifes 

Nachdenken  erfordern  und  worauf  wir  uds  so  aus  dem  Stege-reiff  nicht 
resol  vi  reu  können.  Es  ist  auch  bekannt,  daß  jetzo  alles  in  crisi  stehe 
und  wir  große  und  wichtige  Ursachen  haben,  sowohl  auf  dasjenige,  was 
in  nesterreich  ah*  auch  was  in  den  Niederlanden  passiren  wird,  zu  redet- 
tiren.  Was  dann  die  erste  Frage  anbelanget,  nemhlich  was  zu  resol- 
viren,  wann  das  Fürst  1.  Haus  den  Frieden  nicht  beforderen  wollte,  hätten 
wir  gerne  gesehen,  daß  I*  K.  M.  den  von  Euch  getanen  Vorschlag  aggre- 
iret  hätten,  damit  man  des  Ftirstk  Hauses  Intention  hatte  können 
k  fonds  decouvriren  und  sie  in   ihren   tort  setzen*     Weil    aber   solches 


])  Nachdem   am  26.  Juni  IßSS  der  Bischof  Ferdinand  von  Paderborn   und 
Münster  gestorben  war,   war  11.  September  1683  in  letzterem  Bistum  der  Km 
von  Cölnt  Maximilian  II  ein  rieb  von  Bayern*  zu  seinem  Nachfolger  gewühlt  worden* 

J)  IL  berichtet  an  demselben  Tage,  daß  auch  der  König  selbst  mit  ihm  gesprochen 
und  darauf  gedrungen  habe,  K£  und  er  nullten  diese  günstige  Gelegenheit  |p 
drängung  Schwedens  aus  ihrer  Nachbarschaft  benutzen,   dab  er  zwar  alle  möglichen 
Remonstrationen   dagegen  vorgebracht,   der  König  aber  doch  verlangt  hab<%  er  solle 
dieses  alles  dem  KL  berichten* 


Aussetzung  der  dänischerseits  geforderten  Resolutionen  des  Kf.  639 

nicht  geschehen,  so  ist  nötig,  daß  ehe  wir  ans  darauf  völlig  resolvieren, 
Ihr  uns  mündlichen  rapport  abstattet,  damit  wir  die  Beschaffenheit  der 
Sachen  so  viele  besser  einnehmen  und  alles  wohl  überlegen  können.  — 

Bei  dem  Hauptwerke  aber,  wovon  Euch  I.  K.  M.  in  Vertrauen  ge- 
sprochen, finden  wir  noch  allerhand  Bedenken  und  käme  uns  insonder- 
heit frembd  vor,  daB  da,  wie  bekannt,  das  vorigte  concert  in  Franckreich 
nicht  hätte  wollen  aggreiret  werden  und  dadurch  rückgangig  geworden, 
man  danach  von  dorten  weiter  nicht  das  geringste  an  uns  bringen  ließe. 

—  Zue  deme  so  hielten  wir  dafür,  daß  man  nicht  so  sehr  auf  einen 
jetzigen  kleinen  Vortel,  so  bei  jetzigen  Troublen  zu  erjagen  sein  möchte, 
als  auf  das  Zukünftige  zu  sehen  und  es  garnicht  zu  raten  sein  würde, 
jetzo  ein  Dorf  zu  gewinnen,  wie  man  saget,  und  hiernächst  in  Gefahr 
zu  sein,  eine  Stadt  zu  verlieren.  Wir  besorgeten  auch,  daß,  wie  wohl 
ehemalen  geschehen,  wir  beiderseits  die  Mühen  und  Kosten,  und  ein 
ander  den  Vortel  davon  tragen  würden,  wir  wollten  jedoch  nach  einge- 
nommenen Euren  mündlichen  rapport  alles  ferner  überlegen,  mit  1.  K.  M. 
nach  wie  vor  in  Vertrauen  daraus  communiciren  und  durch  eine 
neue  Schickunge,  daferne  es  nötig,  uns  mit  mehrem  erklären.  Was  die 
Subsidien  auf  die  keyserl.  assignationes  bei  Mecklenburg  und  Sachsen- 
Lauenburg  anbelanget,  so  befinden  wir  billig,  daß  I.  E.  M.  desfalls  be- 
friediget wurden,  wir  stelleten  aber  zue  dero  höchsterleuchteten  Nach- 
denken, ob  es  nicht  zue  Beibehaltunge  Glimpfes  gut  sein  wurde,  wenn 
I.  K.  M.,  bevor  sie  der  Zwangsmittel  gebraucheten,  denen  debitoribus 
einen  kurzen  terminum  zue  Abtragunge  der  assignirten  Gelder  zu  setzen 
belieben  wollten,  wir  wollten  deshalb  auch  selber  an  sie  schreiben  und 
sie  serio  dazue  anmahnen.  Alienfalles  aber  und  wann  jemand  wieder 
I.  K.  M.  sich  darin  mischen  wollte,  würden  wir  dasjenige,  worzue  uns  die 
mit  I.  K.  M.  habende  alliance  und  noch  genauere  Einverständnis  obli- 
gireten,  praestiren. 

Er  hat  seinen  Abschied  zu  nehmen  and  sofort  zurückzukehren,  vorher 
aber  Grote  noch  einmal  ernstlich  zuzusprechen.1) 


J)  In  einem  P.S.  vom  4./ 14.  September  1683  beauftragt  Kf.  M.,  dem  König  und 
den  Ministern  von  seinem  Verlangen  nach  einer  einmütigen  Zusammensetzung  mit 
dem  Könige,  den  braunschweigischen  Herzogen  und  den  drei  Kreisen  Mitteilung  zu 
machen  und  sich  um  das  Zustandekommen  einer  solchen  zu  bemühen.  Sollte  sich 
der  König  dazu  bereit  zeigen,  dann  solle  er  unter  dem  Yorwande,  dieses  zu  befördern, 
sich  zu  den  braunschweigischen  Herzogen  nach  Ebsdorf  begeben;  wenn  nicht,  so  werde 
er  solche  mesures  nehmen  müssen,  daß  man  am  dänischen  Hofe  wegen  seiner  Reise 
dorthin  keine  Ombrage  schöpfe. 


640  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Collen 
5./ [15.]  September  1683. 

[Mitteilungen  Rebenacs.    Vorstellungen,  die  er  Grote  machen  soll.] 

15.  Sept.  Reben ac1)  hat  ihm  hinterbracht,  sein  König  stelle  es  in  des  Kf.  Hände 

und  Gutfinden,  ob  das  vorige  Konzert  wieder  zur  Hand  zu  nehmen  und  zwischen 
Frankreich,  Dänemark  und  ihm  etwas  Gewisses  gegen  das  Haus  Lüneburg  zu 
schließen  und  vorzunehmen  sei  oder  nicht.  Im  ersten  Fall  sei  er  instruiert,  mit 
Kf.,  sowie  dieser  es  verlangte,  zu  traktieren  und  schließen,  sollte  aber  Kf.  es  jetzt 
für  ratsamer  halten,  in  diesen  Quartieren  nichts  zu  unternehmen,  so  würde  dieses 
seinem  Könige  auch  nicht  zuwider  sein,  nur  dürfte  das  Haus  Lüneburg  nicht 
auf  die  Gedanken  kommen,  als  achtete  der  König  ihrer  oder  suchte  sie.  M.  soll 
die  Eröffnung  geheim  halten,  aber  Grote,  ohne  zu  sagen,  woher  es  kommt, 
soviel  beibringen,  daß  es  in  des  Kf.  Macht  stehe,  zu  hinterhalten  oder  zn 
schließen,  was  etwa  gegen  das  fürstl.  Haus  möchte  vorgenommen  werden.  Wenn 
sich  dieses  ohne  Verzug  zu  dem  entworfenen  Projekt  verstehen  wollte,  würde 
Kf  ihnen  überall  gute  officia  leisten  und  durch  ein  engeres  und  festes  Ver- 
nehmen ihre  beiderseitige  Sicherheit  befördern,  wenn  aber  das  Haus  bei  seinen 
vorigen  Maximen  beharrte  und  dadurch  die  Entzündung  eines  allgemeinen 
Krieges  veranlassen  wollte,  so  möchte  es  seine  Gefahr  laufen,  Kf.  hätte  getan, 
was  ein  Freund  und  Nachbar  könnte,  er  müßte  auf  seine  Konvenienz  bedacht 
sein,  er  beabsichtigte  nicht,  in  diesen  Troublen  zu  fischen,  was  er  sonst  mit 
großem  Vorteil  tun  könnte,  sondern  durch  eine  einmütige  Zusammensetzung  mit 
Dänemark  und  dem  fürstl.  Hause  die  drei  Kreise  und  die  Religion  in  Sicherheit 
zu  setzen  und  sich  konsiderabel  zu  machen. 

Die  meiste  Schwierigkeit  besorgt  er  von  dänischer  Seite,    er  setzt  ein  be- 
sonderes Vertrauen  auf  den  G.  Kanzler,  M.  soll  diesem  das  Nötige  remonstrieren. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Renssburg 
6./ 16.  September   1683. 

[Auf  das   Reskript    vom    l./ll.  September.      Unzufriedenheit    des    Königs    mit   den 

friedlichen  Absichten   des  Kf.,  übertriebene  Berichte  Meyercrons.     Die   holländische 

Flotte.     Angebliche  freundschaftliche  Gesinnung  des  Königs  von  Schweden.] 

IC.  Sept.  Er  hat  den  Inhalt  des  Reskriptes  dem  König  und  den  Ministem  mitgeteilt, 

auch  auf  Grund  desselben  und  der  früheren  Reskripte  in  einem  Memorial  die 

')  S.  Prutz,  S.  369. 


Bemühungen  um  eine  Versündigung  mit  den  braunschweigiscben  Fürsten.     641 

Inkommoditäten  und  Inkonvenientien  der  Ruptur  mit  Schweden  und  die  Advan- 
tagen  einer  näheren  Verständigung  mit  dem  Hause  Lüneburg  auseinandergesetzt, 
aber  der  König  hätte  wohl  gern  gesehen,  daß  Kf.  mit  seiner  Intention  wegen 
der  Ruptur  übereinstimmte.  Dazu  geben  auch  Meyercrons  Relationen  aus 
Paris  Veranlassung,  zumal,  seitdem  Reben ac  dorthin  geschrieben  hat,  als  wenn 
Kf.  noch  zum  Kriege  wider  das  Haus  Lüneburg  inklinierte,  was  sowohl  dem 
König  von  Frankreich  sehr  angenehm  gewesen  ist,  als  auch  hier  große  Freude 
und  neue  Hoffnung  erregt  hat.  Doch  scheint  Meyercron  ziemlich  exaggeriert 
zu  haben,  denn  nach  Spanheims  Relation  vom  5.1)  gehen  die  von  Reben  ac 
getanen  Vorstellungen  und  die  reflexiones,  welche  man  in  Frankreich  darauf 
genommen,  nicht  so  weit,  wie  man  hier  meint,  und  werden  solche  nach  ver- 
schiedenen noch  zweifelhaften  Evenementen  reguliert  und  vielleicht  geändert 
werden.  Das  Mißtrauen  und  Mißvergnügen  des  Königs  von  Frankreich  gegen 
das  Haus  Lüneburg,  von  dem  Meyercron  besonders  viel  berichtet,  ist  hier 
überaus  lieb  und  angenehm  zu  vernehmen,  doch  kann  er  nicht  begreifen,  daß 
man  dasselbe  gleichsam  in  infinitum  extendieren  will,  während  es  doch  nur 
dahin  zu  deuten  ist,  daß  man  Ursache  hat,  mit  dem  Hause  Lüneburg,  besonders 
mit  Hannover,  unzufrieden  zu  sein  und  sich  desselben  auf  eine  oder  andere 
Weise  zu  versichern,  doch  so,  daß  ein  Vergleich  und  Traktat  den  Extremitäten 
vorzuziehen  sei.  Außerdem  gründet  sich  diese  Meinung  auf  eine  angebliche 
Allianz  Hannovers  mit  Spanien  und  auf  die  Voraussetzung,  daß  die  lüne- 
burgischen Herzoge  sich  dem  Frieden  zwischen  Frankreich  und  dem  Reiche 
opponieren  werden.  Das  erste  aber  ist,  wie  ihn  Grote  versichert,  nicht  der 
Fall,  und  wegen  des  anderen  hat  man  sich  bereits  anders  erklärt,  doch  hat 
G.  bisher  zu  einer  deutlicheren  Erklärung,  wie  sie  hier  verlangt  wird,  noch 
keine  Ordre  erhalten. 

Vom  Haag  und  aus  anderen  Orten  ist  hier  die  Nachricht  eingelaufen,  daß 
die  holländische  Flotte  zu  Gothenburg  angekommen  sei  und  dort  einige  Truppen 
(9000  oder  gar  15000  Mann)  einladen  und  überschiffen  werde,  und  der  König 
verlangt  sehr  des  Kf.  Meinung  zu  erfahren,  wie  man  sich  auf  allen  Fall  dabei 
zu  gouvernieren  habe,  da  er  diesen  Transport  nicht  zu  hindern  imstande  sei. 
Aus  Schweden  hat  der  König  die  Nachricht,  daß  die  meisten  Minister  und  auch 
der  König  die  alte  Freundschaft  mit  Frankreich  zu  erneuern  wünschten.  Der  vor 
kurzem  hier  angekommene  schwedische  Gesandte  Welling  behauptet,  sein  König 
habe  die  größte  Begierde,  mit  Kf.  in  Freundschaft  zu  treten,  und  man  wäre 
in  Schweden  mit  des  Kf.  Konduite,  besonders  mit  dieser  seiner  Sendung,  sehr 
zufrieden.1) 

»)  S.  oben  S.47yf. 

')  Kf.  weist  auf  Grund  dieses  Berichtes  M.  an  (d.  Goltze  8./[18.]  September  1683), 
dem  König  und  den  Ministern  zu  erklären,  was  Rebenacs  Mitteilungen  anbetreffe, 
so  habe  er  zwar  demselben  gegenüber  seinem  Mißvergnügen  über  die  Konduite  des 
kaiserlichen  Hofes  Ausdruck  gegeben,  seine  Intention  sei  aber  von  Anrieh  tun  g  eines 
Kriegsfeuers  in  der  Nachbarschaft  ganz  entfernt,  er  halte  vielmehr  mit  Rücksicht 
auf  die  bedrohlichen  Nachrichten  von  Wien  her  dafür,  daß  seine  und  des  Königs 
Mater,  i.  Gesch.  d.  6.  KnrfQrsten.    XIX.  41 


642  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Goltze 
10.  /[20.]  September  1683.1) 

[Der  Entsatz  von  Wien.     Befehl,    sich  um  das  Zustandebringen  einer   Allianz  mit 
dem  Hause  Lüneburg  zu  bemühen.] 

20.  Sept.  Die  glückliche  Entsetzunge  der  Stadt  Wien,  wovon  Ihr  die  Umb- 

stände  aas  beigefügeter  copeylichen  Relation,  so  des  Fürsten  von  Anhalt 
Ld.  uns  durch  einen  Expressen  zugefertiget,  zu  ersehen,  wird  numehro 
am  Königl.  dänischen  Hofe  begreifen  machen,  daß  unsere  consilia  und 
intention,  umb  mit  dem  Fürstl.  Hause  Lüneburg  sich  zu  setzen  und 
eine  genaue  alliance  zu  treffen,  die  beste  gewesen  und  daß  es  garnicht 
zu  raten,  daß  man  bei  jetzigen  Leuften  auf  eine  Ruptur  gedenke.  Wir 
zweifeln  nicht,  man  werde  auch  daselbsten  nun  anderes  Sinnes  werden, 
müssen  aber  dabei  besorgen,  daß  man  die  beste  Zeit  vorbeilaufen  lassen 
und  daß  das  Haus  Lüneburg  jetzo  schwerlich  so  leicht  zu  gewinnen  sein 
möchte,  als  wohl  vorhin.  Nichtes  desto  weniger  habet  Ihr  nochmalen 
an  beiden  Orten  euer  Bestes  zu  tuen  und  wo  möglich  es  dahin  richten, 
daß  durch  Schließunge  der  bewußten  alliance  unsere  gute  intention 
erreichet  werde. 

Sollte  es  dahin  nicht  zu  bringen  sein,  so  soll  er  sogleich  zurückkehren. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.      I).   Rensburg 
20 J  30.  September  1683. 

[Günstigere  Aussichten  zu  einer  Verständigung  mit  den  braunschweigischen  Herzogen, 
seine  bevorstehende  Reise  dorthin.] 

30.  Sept.  Kr  hat  gestern  mit  dem  G.  Kanzler  und  Reventlo  eine  neue  Konferenz 

abgehalten,  und  er  fängt  fast  an,  bessere  Hoffnung  vom  Succeß  der  Handlung 
als  bisher  zu  haben.  Jene  sagten,  der  König  hätte  die  in  seinem  Memorial 
angeführten  considerationes  für  erheblich  und  auf  gutem  Grunde  ruhend  befunden, 
allerdings  wäre  Schweden  sowohl  für  ihn  wie  für  Kf.  ein  sehr  beschwerlicher 
Nachbar,  da  aber  Kf.  meinte,  daß  es  am  besten  sei,  jetzt  nichts  gegen  dasselbe 
vorzunehmen,  so  wollte  er  sich  damit  konformieren,  müßte  aber  dorn  Kf.  im 
Vertrauen  mitteilen,  daß  der  König  von  Schweden  sich  immer  mehr  und  mehr 


Sicherheit,  Ruhm  und  Wohlfahrt  in  einer  engen  Zusammensetzung  mit  dem  llause 
Lüneburg  bestehe.  M.  solle  so  lange  am  dänischen  Hofe  bleiben,  bis  man  ver- 
nommen, wie  es  in  Österreich  werde  abgelaufen  sein,  „denn  solches  wird  ein  coup 
fatal  sein  und  werden  wir  darnach  unsere  mesures  und  consilia  einrichten  müssen*. 
!)  Koniept  von  Fuchs'  Hand. 


Verhandlungen  wegen  einer  Verständigung  mit  den  Brannschweigern.       643 

in  Postur  zu  setzen  sachte,  daß  man  daher  auf  guter  Hut  sein  müßte  und  daß  auch 
auf  die  moskowitische  Sache  große  Reflexion  zu  nehmen  sei.  Er  hat  erwidert, 
Kf.  beabsichtigte  schon  längst  eine  Sendang  nach  Moskau  und  werde  dieselbe 
gewiß  jetzt  um  so  eher  werkstellig  machen.  Jene  sagten  weiter,  auch  mit  dem 
Hause  Lüneburg  sei  der  König  bereit,  aus  den  von  Kf.  angeführten  Gründen 
in  Freundschaft  zu  treten,  doch  maßte  diese  so  eingerichtet  werden,  daß  dadurch 
nicht  Frankreich  Ombrage  gegeben  werde,  wenigstens  müßte  das  Fürstl.  Haas 
sich  wegen  des  Friedens  auf  die  verlangte  Weise  erklären.  Das  hat  er  zugegeben, 
aber  darauf  hingewiesen,  daß  es  sich  dabei  fast  nur  um  eine  Formalität  handelte. 
Es  wurde  beschlossen,  mit  Grote  noch  eine  Konferenz  zuhalten,  am  zu  sehen, 
ob  man  etwas  näher  kommen  könnte.  Die  Partikularstreitigkeiten  zwischen 
dem  lüneburgischen  Hanse  und  Dänemark  hat  er  geraten,  vorläufig  beiseite  zu 
lassen,  und  er  hat  dann  des  Königs  eigentliche  Gedanken  wegen  des  Projekts  zu 
vernehmen  gewünscht.  Die  dänischen  Minister  versprachen,  es  vorzunehmen 
und  dem  König  von  allem  zu  berichten,  auch  noch  heute  womöglich  die  Kon- 
ferenz zu  befördern,  and  sie  haben  ihn  aufgefordert,  selbst  eine  Tour  nach  dem 
lüneburgischen  Hofe  za  tan  und  den  Herzogen  namens  des  Kf.  zuzureden,  was 
gewiß  guten  Effekt  haben  würde.    Er  hat  sich  dazu  bereit  erklärt.1) 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Potstam 
22.  September/ [2.  Oktober]  1683.2) 

[Auf  die  Relation  vom  17./ 27.  September.  Die  sowohl  den  lüneburgischen  Herzogen 
als  auch  dem  Könige  von  Dänemark  zu  machenden  Vorstellungen.] 

Er  ist  damit  zufrieden,  daß  M.  nach  Ebstorf  gehe  und  das  Werk,  solange  2.  Okt. 
einige  Hoffnung  zum  Succeß  übrig  ist,  aller  Orten  befördere. 

J)  M.  berichtet  (d.  Rendsburg  22./ 12.  September  1683),  am  20.  sei  noch  eine 
lange  Konferenz  zwischen  den  Dänischen,  Grote  und  ihm  abgehalten  worden,  und 
es  habe  nicht  geringe  Mühe  gekostet,  beide  Teile  einander  näher  zu  bringen.  Grote 
werde  morgen  nach  Ebstorff  zu  den  Herzogen  reisen,  auch  er  werde  mit  Haxthausen 
dorthin  folgen,  auch  der  schwedische  Gesandte  Welling  habe  sich  eilig  dorthin 
aufgemacht.  Am  17./ 27.  September  meldet  er  aus  Hamburg,  der  König  habe  ihn 
bei  seiner  Verabschiedung  mit  überaus  kordialen  und  tendren  Expressionen  beauf- 
tragt, den  Kf.  seiner  beständigen  Affektion  und  Freundschaft  zu  versichern,  und  habe 
ihn  mit  einem  goldenen  Becher  beschenkt.  Er  habe  ihm  eine  schriftliche  Resolution 
auf  sein  Memorial  zukommen  lassen,  nach  dem  es  freilich  scheine,  daß  die  Inklination, 
mit  dem  Hause  Braunschweig  in  Allianz  zu  treten,  nicht  allzu  groß  sei,  doch  habe 
Reventlo,  mit  dem  er  noch  einmal  darüber  geredet  habe,  versichert,  zu  einer 
solchen  Allianz  ganz  geneigt  zu  sein,  und  auch  von  dem  König  glaube  er  dieses, 
da  dessen  principium  sei,  sich  ohne  Kf.  nicht  in  irgend  eine  Weitläufigkeit  zu  begeben. 
Man  wünsche  hier  auch,  daß  Kf.  v.  Di  est  wieder  bald  nach  dem  Haag  abfertigen  möge. 

3)  Konzept  von  Fuchs'  Hand. 

41# 


644  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Beiden  Teilen  habet  Ihr  nach  wie  vor  nachtrücklich  zuzureden  und 
ihnen  insonderheit  zu  remonstriren,  daß  es  ja  besser  sein  würde,  daß 
man  sich  selber  considerable  machete  und  eine  Haupt-Partei  formirete, 
als  daß  man  allezeit  von  einer  anderen  Partei  dependirete  und  ein 
frembdes  Interesse  und  Passionen  beforderte,  zue  welchem  Ende  Ihr 
dem  Fürstl.  Hause  Lünenburg  und  insonderheit  des  Herzogen  zue 
Hannover  Ld.  das  Exempel  des  Churfürsten  zue  Sachsen  Ld.  vorzu- 
stellen, welcher  ungeachtet  aller  genereusen  und  treuen  Dienste,  so  Sie 
bei  jetziger  Not  I.  Kays.  M.  und  dem  Erzhause  Oesterreich  geleistet, 
dennoch  zum  höchsten  disgoustiret,  ja  fast  beschimpfet  worden.  An  der 
anderen  Seite  habet  Ihr  I.  K.  M.  und  dero  ministris,  wobei  es  mena- 
giret  wird,  in  Vertrauen  zu  repraesentiren,  daß  gnugsamb  am  Tag  läge, 
daß  Franckreich  seine  Alliirten  als  Dependens  tractirete  und  unge- 
achtet aller  schweren  Kosten,  welche  sowohl  I.  K.  M.  als  wir  nun  fast 
zwei  Jahre  her  wegen  der  Krone  Franckreich  getragen,  uns  bis  auf  diese 
Stunde  die  subsides  d'action  oder  sonst  etwas  zum  Kecompens  nicht 
verwilligen  wollen.  Da  hingegen,  wann  dieses  foedus  geschlossen,  uns 
ein  jeder  anders  consideriren  würde.  Schließlich  und  daferne  man  an 
Königl.  dänischer  Seiten  bei  denen  bisherigen  Difficultäten  verharren 
sollte,  habet  Ihr  zu  erkennen  zu  geben,  daß  wir  zwar  die  beständige 
Resolution  gefasset,  bei  I.  K.  M.  uns  unzertrennlich  zu  halten,  wie  wir 
dann  auch  alle  Advantagen,  so  uns  bei  einer  Separation  gezeiget  und 
offeriret  worden,  beständig  ausgeschlagen,  wir  wollten  aber  auch  hoffen, 
I.  K.  M.  würden  dasjenige,  was  unser  beider  wahrhaftes  Interesse  wäre, 
nicht  verwerfen,  unsere  treu-gemeinete  Vorstellungen  beherzigen  und  nebst 
uns  dahin  bedacht  sein,  wie  wir  uns  beiderseits  aus  dem  ungewissen 
und  gefährlichen  Zustande,  worin  wir  bishero  gestanden,  dermaleinst  in 
eine  vollkommene  Sicherheit  setzten  möchten,  welches  unseres  Ermessens 
anders  nicht  als  durch  ein  solch  foedus  geschehen  könnte.  — 


Der  Kurfürst  im  Meimlers.     D.  Potstam 
24.  September  /  [4.  Oktober]   1683. 

[Befehl  zur  Rückkehr.     Die  beiden  Teilen  zu  machenden  Eröffnungen.] 

4.  Okt.  Aus  der  ihm  zugefertigten  letzten  Relation  Spanheims1)  wird  er  ersehen 

haben,    daß    man    in    Frankreich   jetzt   zum   Kriege    und  zur  Ruptur  gänzlich 

')  S.  Spanheims  Relation  vom  13./ 23.  September  1G83  oben  S.  480 f. 


Abberufung  Meinders'.  645 

inkliniere  und  besonders  die  Attacke  auf  das  Haus  Lüneburg  betreibe.  Kf. 
achtet  dieses  aber  ganlicht  tunlich  und  hat  Sp.  beifolgende  Instruktion l)  erteilt 
Weil  wir  aber  so  viele  daraus  abnehmen  können,  daß  aus  der  Euch 
aufgetragenen  Commission  anjetzo  nichtes  werden  werde,  so  ist  unser 
gnädigster  Wille,  daß  Ihr  Euch  förderlichst  wieder  bei  uns  einfindet, 
dann  wir  nunmehro  alle  Zeit,  so  Ihr  daselbst  verbleibet,  verloren  achten. 
Zuforderst  aber  habet  Ihr  sowohl  denen  Königl.  dänischen  als  lünen- 
burgischen  ministris  zu  bezeugen,  wie  leid  es  uns  täte,  daß  man  die 
beste  Zeit  zu  tractiren  fruchtlos  verstreichen  lassen.  Wir  hätten  bei 
dem  verlangeten  foedere  unser  Absehen  auf  der  Interessenten  gloire, 
Aufnehmen  und  Sicherheit  gerichtet  gehabt,  nachdeme  wir  aber  darunter 
so  schlecht  wären  secundiret  worden,  so  müßten  wir  billig  bedacht  sein, 
wie  wir  unsere  Sicherheit  in  andere  Wege  etabliren  könnten  oder 
möchten,  im  übrigen  könnet  Ihr  ihnen  zu  vernehmen  geben,  daß,  wann 
sie  ja  hiernechst  zue  anderen  Gedanken  kommen  möchten,  man  das 
Werk  allemal  wieder  zur  Hand  nehmen  könnte.  — 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Ebstorff 
24.  September/ 4.  Oktober  1683. 

[Befürchtungen  des  französischen  und  dänischen  Gesandten,  seine  beruhigenden 
Erklärungen.     Verhandlungen  mit  den  braunschweigischen  Ministern,  die  Resolution 

der  Herzoge.] 

Er  ist  Freitag  abend  spät  hier  angekommen.  Am  folgenden  Tage  kamen  4.  Okt. 
der  Marquis  d'Arcy  und  Haxthausen  zu  ihm  und  erwähnten,  daß  man  sich 
beim  Fürstl.  Hause  sehr  flattiere,  Kf.  von  seinen  jetzigen  Alliierten  abzuziehen 
und  auf  andere  Gedanken  zu  bringen,  sie  wollten  nicht  hoffen,  daß  das  gelingen 
würde.  Er  hat  darauf  versichert,  daß  ihm  von  einer  solchen  Änderung  nichts 
bekannt  sei  und  er  es  auch  nicht  glaube,  Kf.  wünsche  mit  diesem  Hause  wohl 
zu  stehen  und  es  auf  die  Seite  der  Alliierten  zu  bringen,  dieses  hätte  wohl 
geschehen  können,  wenn  man  das  rechte  Tempo,  die  Zeit,  da  Wien  belagert 
wurde,  dazu  gebraucht  und  nicht  so  trainiert  hätte,  das  Fürstl.  Haus  zeige  sich 
aber  auch  jetzt  zu  einer  näheren  Freundschaft  geneigt,  die  bisherige  Jalousie 
hätte  keinen  Vorteil  gebracht  und  ebensowenig  sei  von  Fortsetzung  derselben 
ein  solcher  zu  hoffen,  dadurch  sei  verhindert  worden,  daß  .  man  zur  Rettung 
Wiens  beigetragen  hätte,  man  hielte  ansehnliche  Truppen  auf  den  Beinen,  mit 

!)  S.  oben  S.  481  f. 


646  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

höchster  Ungelegenheit  der  eigenen  Lande,  und  profitierte  doch  davon  nichts. 
Er  würde  übrigens  auch  weiter  mit  ihnen  vertraulich  umgeben  and  sie  hätten 
nicht  zu  furchten,  daß  Kf.  etwas  wider  die  Allianz  und  Freundschaft  vornehmen 
würde. 

An  demselben  Morgen  kamen  auch  alle  braunschweigischen  ministri 
zu  ihm  und  bezeugten  große  Freude  über  seine  Herkunft.  Er  hat  ihnen  alles 
remonstriert,  was  Grote  in  Rendsburg  vorgestellt  worden  ist,  und  sie  gebeten, 
zur  Beförderung  eines  so  heilsamen  Werkes  beizutragen.  Darauf  hat  er  bei 
allen  drei  Herzogen  Audienz  gehabt,  alle  bezeugten  die  höchste  Begierde,  die 
bevorstehende  Handlung  zum  gewünschten  Ziele  zu  befördern. 

Vorgestern,  Sonntag,  hat  er  mit  den  braunschweigischen  Ministern 
eine  Konferenz  gehalten,  von  deren  Verlauf  er  II axthausen  Mitteilung  gemacht 
hat.  Braunschweigischerseits  hat  man  sehr  bewegliche  Instanzen  getan,  ob  man 
nicht  zwischen  Kf.  und  ihnen  a  part  eine  Negotiation  entamiren  wolle,  sie 
wollten  sich  auch  mit  Kf.  wegen  der  Quartiere  zu  dessen  Satisfaktion  vergleichen, 
er  hat  ihnen  aber  remonstriert,  daß  Kf.  ohne  Fundament  eines  vorhergehenden 
gemeinen  Traktats  sich  dazu  salvo  foedere  nicht  verstehen  könne,  sie  möchten 
denselben  nur  beschleunigen,  das  übrige  würde  sich  nachher  wohl  finden.  Man 
bezeugt  aber  wenig  Inklination  gegen  den  König  von  Dänemark,  und  sie  fürchten 
ihn  wenig,  wenn  sie  nur  des  Kf.  versichert  wären.  Er  hat  ihnen  aber  die 
Schwäche  ihrer  Alliierten  remonstriert,  und  daß  Kf.  gar  keine  Ursache  habe, 
von  den  seinigen  abzusetzen  und  sich  in  beschwerliche  und  schädliche  Händel 
zu  mischen. 

P.  S.  Die  Braunschweigischen  haj>en  ihm  beifolgende  Erklärung1)  ihrer 
Herzoge  überbracht,  er  wird  darauf  antworten  und  sehen,  ob  es  weiter  zu 
bringen  ist. 


*)  Dieselbe  lautet: 

1.  Wegen  des  von  Frankreich  proponierten  Waffenstillstandes  oder  Friedens 
wäre  ihre  Meinung,  daß,  wie  zu  Regensburg  es  mit  der  quaestio  an  schon  seine 
Richtigkeit  hätte,  auch,  die  quaestio  quomodo  anbetreffend,  während  des  Waffenstill- 
standes alles  in  statu  quo  zu  lassen  und  inzwischen  die  Haupttraktaten  wegen  des 
Friedens  fortzusetzen  seien. 

2.  Betreffend  den  schwedischen  Transport  wiederholen  sie  ihr  schon  früher 
gemachtes  Anerbieten  einer  reciproquen  Garantie  gegen  alle,  auch  etwa  von  Schweden 
zu  besorgende  Tätlichkeiten,  daß  aber  Schweden  vorgeschrieben  werden  sollte,  wie 
viele  Mannschaft  sie  zu  Bewahrung  ihrer  Provinzen  halten  und  was  für  Anstalt  sie 
dazu  machen  sollten,  fänden  sie  unbillig  und  von  gefährlicher  Konsequenz,  und  sie 
könnten  um  so  weniger  deshalb  mesures  nehmen,  da  es  vornehmlich  von  der  See- 
macht dependierte,  wozu  sie  nichts  prästieren  könnten. 

Die  dänischen  Partikularposten  seien  zwar  nicht  huius  loci,  um  aber  zu  bezeugen, 
wie  sorgfältig  man  sei,  des  Königs  Freundschaft  beständig  beizubehalten,  erbieteu 
sie  sich: 

1.  wenn  derselbe  noch  vom  Reich  Satisfaktion  zu  fordern  vermeinte,  wie  solche 
auch  das  Fürstl.  Haus  zu  prätendieren  hätte,  darunter  alle  mögliche  officia 
reeiproce  zu  prästieren; 


Verhandlungen  mit  den  Braun  seh  weigern.  647 

F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Ebstorff 
28.  September  /  [8.  Oktober]  1683. 

[Die  letzte  Erklärung  der  braunschweigi sehen  Forsten.     Abneigung  Frankreichs  und 
Dänemarks  gegen  eine  Verständigung  mit  denselben.] 

Kr  hat  [am  25.  September]  noch  eine  Konferenz  mit  den  lüneburgischen  8.  Okt 
Ministern  gehalten.  Mit  der  dort  eingereichten,  beiliegenden  Erklärung1)  des 
Furstl.  Hauses  ist  G rote  sofort  nach  Rendsburg  abgereist,  und  auch  Haxthausen 
hat  davon  Rapport  getan.  Diese  Erklärung  ist  seiner  Meinung  nach  so  beschaffen, 
daß,  wenn  man  zu  einer  näheren  Zusammensetzung  mit  diesem  Hause  Lust  hätte, 
dazu  leicht  zu  gelangen  wäre.  Da  aber  nach  Spanheims  Berichten3)  man  in 
Frankreich  fast  andere  intentiones  bezeugt,  welche  vermutlich  in  Dänemark  sehr 
angenehm  sein  werden,  so  wird  man  dort  gewiß  wünschen,  daß  auch  Kf.  sich 
zu  dergleichen  Dingen  verstehen  und  erklären  mochte.  Er  sendet  das  Konzept 
eines  Reskripts  an  Spanheim  auf  dessen  Relation  vom  27.  September  ein,  in 
dem  er  manche  de  facto  bestehende  Umstände  angeführt  hat,  welche  Sp.  bei 
seiner  Negotiation  zu  wissen  nötig  haben  wird,  er  stellt  auch  dem  Kf.  anheim, 
ob  derselbe  nicht  an  den  Konig  von  Dänemark  ein  Abmahnungsschreiben 
abgehen  lassen  wolle,  ein  Konzept  dazu  sendet  er  mit. 

Er  wird  auf  Grote's  Wiederkunft  nicht  warten,  sondern  heute  oder  morgen 
heimreisen. s) 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Potsdam 
6./16.  Oktober  1683.4) 

[Abmahnung  vor  gewaltsamem  Vorgehen  gegen  die  braunschweigischen  Fürsten.] 

Dank  für  die  ihm  durch  Meinders  gemachten  Freundschaftsversicherungen,  16.  Okt 
Erwiderung  derselben. 

2.  wegen  Holstein-Gottorf  ließen  sie  es  bei  ihrer  früheren  Erklärung  be- 
wenden, daß  sie  aus  dieser  Sache  kein  Partikularinteresse  machten,  und 
sie  erboten  sich,  zu  gütlicher  Beilegung  derselben  zu  kooperieren; 

3.  sie  erwarteten  dagegen,  daß  der  König  seine  ihnen  und  den  anderen  Kreis- 
ständen höchst  beschwerlichen  Prätensionen  auf  die  im  vorigen  Kriege 
assignierten  Quartiere  fallen  lassen  werde. 

')  Dieselbe  entspricht  vollständig  der  Resolution  vom  24.  September.  Zum 
Schluß  wird  bemerkt,  die  Herzoge  hätten  sich  soweit  herausgelassen,  wie  in  ihrem 
Vermögen  stände,  ad  certas  formulas  sich  zu  binden,  werde  man  hoffentlich  von 
ihnen  nicht  verlangen. 

J)  S.  oben  S.  481. 

*)  Das  Rekreditiv  Herzog  Georg  Wilhelms  für  M.  ist  Ebstorff  27.  September/ 
7.  Oktober  1683  ausgestellt. 

4)  Konzept  von  Meinders9  Hand,  8.  oben. 


648  IV-  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Der  König  wird  durch  v.  Haxthausen  über  den  Verlauf  der  zu  Ebstorff 
mit  den  braunschweigischen  Ministern  abgehaltenen  Konferenzen  Nachricht 
erhalten  haben.  Man  hat  noch  nicht  Ursache,  alle  Hofin ung  zu  Engagierung  des 
Fürstlichen  Hauses  in  ihr  Interesse  und  die  wohlgesinnte  Partei  fahren  zu  lassen, 
noch  weniger  zu  Extremitäten  zu  schreiten.  Dasselbe  hat  die  Förderang  des 
Friedens  im  Reich  mit  Frankreich  so  fest  versprochen,  daß,  wenn  es  auch  nicht 
ad  certas  formulas  et  concepta  verba  zu  bringen  gewesen,  er  nicht  zweifeln  will, 
es  werde  bei  dieser  Sache  mit  Aufrichtigkeit  zu  Erreichung  des  vorgedachten 
Zwecks  verfahren.  Collisiones  mit  demselben,  oder  gar  eine  gänzliche  Ruptur 
können  ihnen  beiden  keinen  Vorteil,  sondern  nur  schädliche  Suiten  verursachen, 
das  Kriegsglück  ist  zweifelhaft,  auch  bei  glücklichem  Succeß  haben  sie  weder 
zu  Konquesten  noch  zu  sonst  anderer  Satisfaktion  die  geringste  Hoffnung,  die 
wenigen  von  Frankreich  angebotenen  subsides  d'action  würden  mit  den  großen 
Inkommoditäten  und  gefährlichen  Veränderungen,  welche  bei  einer  so  wichtigen 
Sache  zu  befahren  sind,  keineswegs  balanciert  noch  verglichen  werden  können. 
Dagegen  ist  aus  einem  guten  Vernehmen  mit  diesem  Hause  viel  Gutes,  besonders 
die  Beförderung  des  Friedens  im  Reich  mit  Frankreich  und  die  Erhaltung  des 
Ruhestandes  in  den  drei  benachbarten  Kreisen,  zu  hoffen.  Es  steht  in  guter 
Kriegsverfassung,  kann  seinen  Alliierten  mit  vigoureuser  Assistenz  an  Hand 
gehen,  besonders  jetzt  in  diesem  gefährlichen  Türkenkrieg  notable  Hilfe  leisten. 
Dem  Könige  ist  die  Situation  der  Lande  des  Kf.  und  die  diesem  von  seinen 
Nachbarn  drohenden  Gefahren  bekannt,  wenn  er  in  eine  wirkliche,  und  zwar 
offensive  Ruptur  treten  sollte,  würde  er  von  niemand  anders  als  von  dem  Könige 
Hilfe  zu  erwarten,  vielmehr  zu  besorgen  haben,  daß  sich  manche  zur  Gegen- 
partei schlagen  werden.  Auf  seine  Gesundheit  und  Leibesdisposition  kann  er  auch 
wenig  Staat  machen.  Er  hofft,  daß  der  König  alle  diese  Umstände  wohl  erwogen 
und  von  solcher  Importanz  befunden  haben  wird,  daß  er  diese  seine  Gedanken  dem 
allgemeinen  Interesse  und  der  Wohlfahrt  seines  Staates  konform  erachten  wird. 

Er  wird  sowohl  an  der  Allianz  mit  Frankreich  als  auch  an  der  vertrauten 
Freundschaft  mit  dem  Könige  unverbrüchlich  festhalten,  er  hofft,  daß  derselbe 
mehr  seinen  Sincerationen  als  den  dawider  ausgestreuten  falschen  und  erdichteten 
Spargimenten  Glauben  schenken  wird. 


König  Christian  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
27.  Oktober/ [6.  November]  1683. 

[Auf  das  Schreiben  vom  6./ 16.  Oktober.1)     Unzufriedenheit  mit  den  Erklärungen  der 
braunschweigischen  Fürsten,  Geneigtheit  zu  Fortsetzung  der  Verhandlungen.] 

6.  Nov.  Er  muß    es    bei    seinen  mundlich    und  schriftlich  Meinders    gemachten 

Erklärungen  bewenden  lassen,  zumal   da  das  lüneburgische   Haus  so   wenig   in 

l)  F.  v.  Brandt  meldet  (d.  27.  Oktober/ 6.  November  1683),  er  habe  dem  König 
das  Schreiben  des  Kf.  übergeben,  derselbe  habe  sich  sehr  dafür  bedankt  und  versichert, 


Ablehnende  Haltung  des  Königs.    Der  neue  Vertrag  mit  Frankreich.       649 

seinen  votis  zu  Regeosburg  die  kontestierte  gute  Intention,  das  armistitium  oder 
den  Frieden  mit  Frankreich  auf  dem  Fuß  der  französischen  Propositionen  zu 
befördern,  bisher  in  effectu  verspüren  lassen,  als  der  ihn  betreifenden  particulieren 
Punkte  halber  sich  noch  hat  deutlich  und  zu  etwas  Positivem  erklären  wollen. 
Er  wünscht  aber,  daß  diese  Traktaten  zu  einem  gedeihlichen  Schluß  gelangen 
mögen,  und  hat  sich  schon  zur  Fortsetzung  derselben  in  Hamburg  bereit  erklärt. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
20./ 10.  November  1683. 

[Mitteilungen  des  G.  Kanzlers  über  den  neuen  Vertrag  mit  Frankreich.  Hoffnung, 
daß  Kf.  die  braunschweigischen  Forsten  abhalten  werde,  Spanien  Hilfe  zu  senden.] 

Der  G.  Kanzler  hat  ihm  gesagt,  daß  der  hier  abgeschlossene  neue  20.  Nov. 
Traktat «)  dem  Kf.  mitgeteilt  werden  solle.  Derselbe  habe  zum  Fundament  die 
vor  zwei  Jahren  von  Dänemark  und  Kf.  mit  Frankreich  geschlossene  Defensiv- 
allianz und  gehe  nur  dahin,  daß  der  König  von  Dänemark  gegen  die  subsides 
d'action  (700000  Rtlr.  jährlich)  gehalten  sein  solle,  gegen  diejenigen  in  Aktion 
zu  treten,  welche  an  Spanien  Hilfe  nach  Flandern  schicken  und  sich  in  selbige 
affaires  meslieren  wurden.  Weiter  gehe  der  Traktat  nicht,  sollte  der  König 
von  Frankreich  das  Römische  Reich  attackieren,  wäre  Dänemark  eo  casu  zu 
keiner  Assistenz  verpflichtet.  Man  glaubt  hier,  daß  Kf.  mit  Frankreich  ein 
gleiches  Konzert  gemacht  habe,  und  ist  um  so  mehr  versichert,  daß  solches  ihm 
nicht  entgegen  sein  werde.  Der  G.  Kanzler  hat  ihn  auch  nochmals  gebeten, 
dem  Kf.  vorzustellen,  wie  nötig  es  sei.  daß  durch  seine  Autorität  die  Herzoge 
von  Lüneburg  dazu  disponiert  würden,  keinen  Succurs  an  Spanien  zu  schicken, 
sonst  würde  der  König  nicht  außer  Aktion  zu  halten  und  solches  das  rechte 
Wasser  auf  die  Mühle  derer  sein,  welche  denselben  in  einen  gefährlichen  Krieg 
zu  stürzen  suchten. 

daß  er  sich  bei  den  jetzigen  Konjunkturen  den  Sentimenten  des  Kf.  konformieren 
wolle  und  zu  Fortsetzung  der  Traktaten  bereit  sei,  daß  er  zwar  an  einem  glücklichen 
Erfolg  derselben  zweifle,  aber  hoffe,  daß  Kf.  das  Haus  Braunschweig  dahin  bringen 
werde,  sich  besser  zu  bequemen.  Derselbe  meldet  30.  Oktober  /  9.  November,  der 
G.  Kanzler  habe  ihm  mitgeteilt,  das  Schreiben  habe  guten  Effekt  getan,  es  habe 
ihm  ein  treffliches  argumentum  geliefert,  die  rationes  derjenigen,  welche  den  König 
zum  Kriege  zu  treiben  suchten,  über  den  Haufen  zu  werfen. 

l)  Der  zu  Kopenhagen  6./16.  November  1683  zwischen  Frankreich  und  Dänemark 
abgeschlossene  Allianzvertrag.  S.  v.  Reedtz,  Repertoire  historique  et  chronologique 
des  traites  conclus  par  la  couronne  de  Danemarc,  S.  Ulf.;  Recueil  des  Instruc- 
tions XIII,  S.  XLIIf. 


650  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     Ü.  Potstam 
11. /[2L]  November  1683. 

[Auf  die  Relation  vom  3./13.  November.     Mitteilung  des  Projektes  des   neuen  Ver- 
trages mit  Frankreich  und  seiner  Schreiben  an  den  Kaiser  und  die  braunschweigischen 
Forsten.    Die  mit  diesen  zu  fahrenden  Verhandlungen.] 

21.  Nov.  Er  soll  dem  Q.  Kanzler  für  die  vertrauliche  Kommunikation  danken  und 

ihm  mitteilen,  daß  der  König  von  Frankreich  ihm  unlängst  dnrch  Rebenac 
einige  conditiones  zu  einem  näheren  Traktat  habe  antragen  lassen1)  und  daß  darauf 
ein  Projekt  eines  solchen  entworfen  und  nach  Frankreich  geschickt  worden  sei.  Er 
sendet  eine  Kopie  dieses  Projektes  und  eines  Schreibens,  welches  er  an  den 
Kaiser2)  wegen  der  von  Frankreich  zuletzt  getanen  Deklaration  hat  abgehen 
lassen,  B.  soll  auch  diese  dem  G.  Kanzler  zustellen  mit  dem  Ersuchen,  alles  zo 
des  Königs  Wissenschaft  zu  bringen.  Er  hat  inzwischen  an  die  Herzoge  von 
Lüneburg1)  geschrieben,  angefragt,  ob  und  wann  sie  die  zu  Hamburg  und 
Rendsburg  gepflogenen  Konferenzen  an  dem  ersten  Orte  reassumieren  wollen, 
und  erwartet  Antwort  darauf.  Daß  dieselben  den  spanischen  Niederlanden  keine 
Hilfe  schicken  wollten,  dessen  hat  man  sich  allerdings  vor  allem  zu  versichern, 
daß  man  aber  deswegen  eine  formelle  Erklärung  vor  der  Zusammenkunft  zu 
urgieren  habe,'  findet  er  nicht  gut,  weil  solches  die  Zusammenkunft  selber 
stutzig  machen  oder  wohl  gar  hintertreiben  dürfte.  Er  hat  noch  gestern  mit 
dem  hier  befindlichen  lüneburgischen  Minister  v.  Hobergk  davon  gesprochen, 
derselbe  beteuert,  daß  das  Fürstl.  Haus  keine  Hilfe  nach  den  Niederlanden 
schicken  werde.  Es  kann  aber  dieser  Gegenstand  bei  der  Zusammenkunft  zuerst 
vorgenommen  werden. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
8./[18.]  Dezember   1683. 

[Die  an  die   braunschweigischen  Herzoge   zu  stellenden  Forderungen.     Die  Sendung 
Grote's  nach  Berlin  und  dadurch  erregter  Verdacht.] 

18.  Dez.  Nachdem  Gabel  berichtet  hat,  daß  Kf.   und  die  Herzoge  von  Lüneburg 

vor  Fortsetzung  der  Traktaten  von  der  jetzigen  Intention  des  Königs  informiert 
sein  möchten,  damit  man  bei  Ankunft  Grote's  zu  Berlin  die  Sache  überlegen 
und    den    Weg   zu    den    hamburgischen    Traktaten    bereiten    könnte,     hat   der 

')  S.  oben  S.  482  ff. 

-0  S.  Pufendorf  XVIII,  §  105  (S.  1483 f.). 

")  S.  ebendaselbst  §  106  (S.  1484  f.). 


Weitere  Verhandlungen  mit  den  Braunschweigern.  651 

G.  Kanzler  ihm  mitgeteilt,  daß  Gabel  deswegen  ausfuhrlich  instruiert  werden 
wurde.  Der  König  wäre  der  festen  Hoffnung,  daß  das  Fürstl.  Haus  sich  näher 
herbeilassen  und  sich  wegen  des  Friedens  und  Waffenstillstandes  so  erklären 
werde,  daß  man,  ohne  bei  Frankreich  Ombrage  zu  erregen,  mit  ihm  schließen 
könne.  Das  Fürstl.  Haus  hätte  zwar  das  armistitium  in  statu  quo  beliebt, 
mußte  aber  auch  ratione  temporis  sich  anders  erklären,  denn  wenn  man  den 
Waffenstillstand  nur  auf  ein  oder  zwei  Jahre  extendierte,  so  geschehe  dieses, 
wie  man  französischerseits  meine,  nur  damit  der  Kaiser  seine  Sache  mit  der 
Pforte  abtun  und  dann  Frankreich  mit  aller  Macht  angreifen  könnte.  Von  den 
Prätensionen  auf  Mecklenburg  und  Sachsen-Lauenburg  wegen  assignierter  Quar- 
tiere hat  man  hier  noch  wenig  Lust  etwas  zu  relachieren,  wegen  der  Gottor- 
fischen Sache  will  der  König  zwar  gestatten,  daß  sie  mit  in  die  Traktaten 
komme,  aber  nur  so,  daß  das  Fürstl.  Haus  officia  zu  ihrer  Komponierung 
anwende,  nicht  aber,  daß  es  sich  ratione  mandati  Imperatoris  oder  als  Kreis- 
oberster zum  Richter  und  Exekutor  mache. 

Die  Reise  Grote's  nach  Berlin  hat  bei  Villars  Ombrage  erregt,  auch 
an  hiesigem  Hofe  scheint  sie  einige  Jalousie  erweckt  zu  haben,  weil  man  sich 
fest  einbildet,  daß  die  Heirat  des  Kurprinzen  mit  der  Prinzessin  von  Hannover 
werde  geschlossen  werden,  und  fürchtet,  daß  das  Fürstl.  Haus  bei  Kf.  mehr 
Gehör  als  vorher  finden  werde. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
22.  Dezember  .1683 /[l.  Januar  1684]. 

[Die  dänischen  Rüstungen,  Aufschiebung  der  Verhandlungen  mit  den 
braunschweigiscben  Fürsten.] 

Nachdem  der  von  dem  französischen  Gesandten  mit  dem  neuen  Konzert  1.  Jan. 
nach  Frankreich  geschickte  Kurier  mit  der  Ratifikation  desselben  zurückgekehrt 
ist,  hat  der  König  sofort  beschlossen,  eine  neue  Werbung  von  6000  Mann  zu 
Roß.  zu  Fuß  und  Dragoner  anzustellen,  und  er  hat  lauter  französische  Offiziere 
dazu  destiniert.  Es  ist  dieses  ein  Effekt  des  neuen  Traktats,  denn  weil  Frank- 
reich auf  Grund  der  Berichte  Villars'  und  de  Roye's  die  hiesige  Armee 
für  zu  schwach  hält,  eine  nachdrückliche  Diversion  zu  machen,  so  hat  der 
hiesige  Hof  sich  verpflichten  müssen,  en  cas  daction  26000  Mann  marschieren 
zu  lassen,  auch  fangt  Frankreich  schon  an,  die  subsides  d'action  wirklich  zu 
zahlen,  200000  Rtlr.  stehen  schon  in  Hamburg  parat,  denen  mit  dem  ehesten 
noch  200000  folgen  werden.  Zu  den  Traktaten  mit  Lüneburg  läßt  man  hier 
keine  große  Begierde  spüren,  man  hält  es  für  viel  besser,  von  denselben  ganz 
zu  abstrahieren,  als  die  Konferenz  in  Hamburg  anzustellen,  bevor  der  Punkt 
des  Friedens  oder  Waffenstillstandes  durch  des  Kf.  Autorität  applaniert  sei, 
damit  man  desfalls  von  französischer  Seite  keine  Jalousie  zu  befürchten  habe. 


652  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
29.  Dezember  1683/ [8.  Januar  1684]. 

[Zufriedenheit  des  Königs  mit  den  Erklärungen  des  Kf.,  Wunsch  der  Bildung  einer 
Partei  im  Reiche  sur  Beförderung  des  Friedens.] 

8.  Jan.  Er  bat  dem  König  und  den  Ministern  die  Proposition  Grote's   und  die 

demselben  erteilte  Antwort1)  mitgeteilt  und  versichert,  daß  Kf.  auch  von  den 
weiteren  Verhandlungen  mit  dem  Fürstl.  Hause  hierher  vertraute  und  vollkommene 
Nachricht  geben  und  sich  bei  denselben  so  verhalten  wolle,  daß  weder  Frankreich 
noch  der  dänische  Hof  davon  Ombrage  zu  nehmen  Ursache  haben  würde.  Man 
hat  sich  dafür  sehr  dankbar  gezeigt,  und  er  kann  versichern,  daß  obwohl 
Reben ac  nnd  Gabel  allerhand  hierher  berichtet  haben,  was  bei  dem  Konig 
nicht  geringe  Jalousie  erweckt  hat,  man  diese  doch  jetzt  ganz  hat  fahren  lassen 
und  sich  auf  des  Kf.  genereuse  Versicherungen  gänzlich  verläßt. 

Mit  der  lüneburgischen  Proposition  ist  man  hier  nicht  zufrieden,  besonders 
was  den  Frieden  oder  Waffenstillstand  zwischen  dem  Reich  und  Frankreich 
anbetrifft,  man  meint  vielmehr,  daß  das  Fürstl.  Haus  sich  von  dem  Friedenswerk 
weiter  als  früher  entferne,  indem  es  früher  zu  Ebstorf  den  Waffenstillstand  auf 
die  Kondition,  daß  alles  in  statu  quo  zu  lassen  sei,  angenommen  hätte,  jetzt 
aber  ganz  davon  abginge,  eine  andere  Quästion  moviere  und  von  Friedens- 
temperamenten sprechen  wolle,  dagegen  ist  man  mit  der  Antwort  des  Kf.  darauf 
durchaus  zufrieden.  Man  hält  hier  für  den  besten  Weg,  den  Frieden  zu  erhalten, 
den,  daß  sich  im  Römischen  Reich  eine  starke  Partei  bilde,  welche  sich  die 
Beförderung  desselben  angelegen  sein  ließe  und  diejenigen,  welche  sich  dem 
opponierten,  dazu  zwingen  und  zugleich  Frankreich  Von  weiteren  Gewaltsam- 
keiten abhalten  könnte,  wozu  man  K.  Co  In  und  K.Sachsen  vorgeschlagen  hat. 

Mit  der  Absicht  des  Kf.,  K.  Cöln  aufs  beste  zu  menagieren  und  sich  auch 
wegen  der  Quartiere  mit  ihm  nicht  zu  brouillieren,  ist  man  hier  auch  sehr  ein- 
verstanden, zumal,  nachdem  man  durch  Lente  erfahren,  daß  K.  Cöln  geneigt 
sei,  in  die  Traktaten  mit  Frankreich  einzutreten. 


V.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.   Coppenhagen 
4./[14.]  Januar   1684. 

[Besorgnisse  des  Königs  vor  Schweden,  Holland  und  den  braunschweigiscben  Fürsten, 
gegen  die  letzteren  zu  ergreifende  ernstliche  Maßregeln.] 

14.  Jan.  Man  will a)  jetzt  hier  die  lüneburgische  Interposition  in  der  Gottorfischen 

Sache  nicht  annehmen,  man  scheint  überhaupt  keine  Lust  zu  haben,  mit  diesem 

»)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  106  (S.  1484 f.). 
*)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  121  (S.  1498). 


Mißtrauen  des  Königs  gegen  die  Br&unscbweiger.  653 

Hause  ein  gutes  Vernehmen  zu  retablieren,  vielmehr  zu  argwöhnen,  daß  dasselbe 
das  Friedenswerk  nur  hinzuziehen  suche  und  daß  darunter  kaiserliche  und  andere 
artificia  verborgen  seien.  Der  König  hat  aus  Schweden  Nachricht,  daß  der 
dortige  König  fleißiger  als  sonst  Geheimen  Rat  gehalten  habe  und  daß  dort, 
obwohl  einige  geraten  hätten,  Frankreich  nicht  gänzlich  zu  choquieren  und 
irrekonziliabel  zu  machen,  doch  beschlossen  worden  sei,  nach  Holland  zu 
schreiben  und  darauf  zu  dringen,  daß  die  staatische  Flotte  sofort  im  Anfang 
des  nächsten  Vorjahres  nach  der  Ostsee  geschickt  werde,  um  den  längst  vor- 
gehabten Transport  zu  befördern.  Der  hiesige  Hof  ist  darüber  sehr  alarmiert 
und  glaubt  noch  mehr,  daß  das  Haus  Lüneburg  durch  die  in  Berlin  gemachten 
Propositionen  nur  den  Frieden  mit  Frankreich  auf  Anstiftung  des  Kaisers  zu 
trainieren  und  Kf.  und  Dänemark  zu  amüsieren  suche,  bis  der  Kaiser  mit  dem 
Türken  fertig  sei  und  in  Holland  auf  schwedische  Instigation  die  consilia  sich 
änderten.  Der  G.  Kanzler  meint,  daß  man  je  eher  je  lieber  mesures  dagegen 
zu  nehmen  habe  und,  falls  das  Haus  Lüneburg  sich  nicht  beizeiten  anschicken 
und  mit  Kf.  und  dem  König  vereint  den  Frieden  mit  allem  Ernst  befördern 
sollte,  sich  vergleichen  müßte,  es  ohne  Zeitverlust  mit  Gewalt  auf  andere 
Gedanken  zu  bringen.  Die  hiesigen  Minister  halten  dafür,  daß  mit  demselben 
sub  clypeo  zu  traktieren  am  besten  sei,  doch  hoflt  der  G.  Kanzler,  der  noch 
immer  bei  friedlichen  Gedanken  bleibt,  daß  Kf.  durch  seine  Autorität  das 
Fürstl.  Haus  auf  friedliche  Wege  führen  werde. 


König  Christian  V.  an  den  Kurfürsten.     D.  Copenhagen 
8./[18.]  Januar  1684. 

[Anzeige  der  Besetzung  von  Jever.] 

Dank  für  die  freundschaftlichen  Erbietungen  des  Kf.,   Versicherung,  daß  18.  Jan. 
auch  er  in  allem  mit  demselben  ohne  Reserve  de  concert  gehen  wolle. 

Nachdem  ich  sonsten  in  gewisse  Erfahrung  kommen,  was  gestalt 
einige  unserer  Disaffectionirten  auf  das  Schloß  und  die  Stadt  Jehver1) 
ein  absonderliches  Absehen  gehabt,  umb  selbige  mit  ihren  Völkern  stark 
zu  besetzen,  mithin  der  ganzen  Herrschaft  sich  zu  bemächtigen  und  nicht 
allein  meinen  Grafschaften  daraus  allerhand  Ungelegenheiten  zuzuziehen, 
sondern  auch  ihr  auf  Ostfriesland  gerichtetes  Intent  desto  besser  zu  er- 
reichen, und  ich  dahero  verursachet  worden,  anderer  Ew.  D.  u.  Ld.  be- 
kannten Ursachen   zu  geschweigen,  solchem  gefährlichen  Vorhaben  vor- 

')  S.  Theatr.  Europ.  XII,  S.  580.  Vgl.  über  diese  Jeversche  Angelegenheit 
Recueil  des  Instructions  XIII,  S.  34f. 


654  IV.  Brandenburg  und  Danemark  1679—1684. 

zukommen  und  mich  gedachten  Schlosses  mit  Einlegung  einiger  Völker 
zu  versichern,  so  werden  Ew.  D.  u.  Ld.  solches  hoffentlich  umb  so  viel 
lieber  vernehmen,  als  ich  dadurch  desto  mehr  mich  in  dem  Zustande 
befinde  deroselben  zu  Maintenirung  des  in  Gretsiel  gefaßten  Posto  als 
auch  sonsten  zu  Hintertreibung  der  widrigen  Partei  Desseins  auf  Ost- 
friesland auf  dem  Notfall  die  Hand  zu  bieten.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln   13./[23.]  Januar   1684. 

(Conc.  Meinders.) 

[Die  gegen  die  Herzoge  von  Braunschweig  zu  ergreifenden  Maßregeln.     Angeblicher 
Anschlag  des  Königs  auf  Hamburg.] 

23.  Jan.  Er  teilt  ihm  mit,  was  der  König  durch  Gabel1)  an  ihn  wegen  der  gegen 

das  Haus  Lüneburg  zu  ergreifenden  Maßregeln  gebracht  hat.  Er  ist  mit  dem 
König  ganz  einig  darin,  daß  man  dieses  Hauses  entweder  völlig  versichert  sein 
oder  sonst  auf  andere  mesures  denken  müsse,  keineswegs  aber  sich  von  dem- 
selben amüsieren  lassen  dürfe,  er  hat  sich  dieses  auch  eifrig  angelegen  sein 
lassen  und  er  erwartet  nächstens  eine  endliche  Erklärung  auf  seine  Proposi- 
sitionen.  Sogleich  aber  zu  den  extremis  zu  schreiten  und  sich  mit  starken 
Armeen  auf  die  Grenzen  der  Herzoge  zu  stellen,  würde  ihnen  beiden  und 
K.  Cöln  die  höchste  Beschwerde  und  Ungelegenheit  verursachen  und  statt  des 
intendierten  friedliebenden  Zweckes  leichtlich  zu  Weiterungen  und  Extremitäten 
Anlaß  geben.  Gabel  scheint  seine  Meinung  nicht  wohl  eingenommen  zu  haben, 
doch  soll  Br.  dieses  mit  Dexterität  menagieren  und  besonders  dem  G.  Kanzler 
gleichsam  im  Vertrauen  hinterbringen. 

Wegen  des  angeblichen  Desseins  des  Königs  auf  Hamburg  soll  er  auch 
mit  dem  G.  Kanzler  im  Vertrauen  reden  und  ihm  die  darans  zu  befürchten- 
den Inkonvenientien  vorstellen.2) 

')  S.  Pufendorf  XVIII,  §  121  (S.  1408). 

a)  Kf.  beauftragt  30.  Januar/ 9.  Februar  1G84  v.  Br.,  mit  dem  G.  Kanzler  über 
die  angebliche  Absicht  des  Königs,  die  ostfriesischen  Lande,  besonders  die  Herr- 
schaften Esens  und  Witttnund,  zu  besetzen,  zu  sprechen,  sich  nach  dem  eigentlichen 
Grund  zu  erkundigen  und  die  daraus  zu  befürchtenden  Ungelegenheiten  und 
Weiterungen  vorzustellen.  Darauf  berichtet  v.  Br.  9./ 19.  Februar  1684,  daß  der 
G.  Kanzler  ihn  versichert  habe,  der  König  denke  weder  daran,  Quartiere  in  Ost- 
friesland zu  nehmen,  noch  Hamburg  zu  belagern,  sondern  er  wolle  nur  wegen  neuer, 
von  Hamburg  gegen  ihn  verübter  Insolenz  einige  hamburgische  Schiffe  anhalten  lauen. 


Besetzung  von  Jever.    Sendung  Fachs9.  655 

Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Cöln 
19./ 29.  Januar  1684.     (Conc.  Meinders.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  8.  Januar.    Seine  Verhandlungen  mit  den  braunschweigischen 
Fürsten.    Sendung  Fuchs'  zu  denselben.    Die  Jeversche  Angelegenheit] 

Er  hat  bei  der  Handlang  mit  dem  Hanse  Lüneburg  kein  anderes  Ab-  29.  Jan. 
sehen  gehabt  als  nur  dasselbe  womöglich  zu  einer  gänzlichen  Konformität  in 
consiliis  et  actionibus  in  den  zur  Beförderung  des  Friedens  mit  dem  König  ver- 
abredeten Maßregeln  zu  bringen,  am  allerwenigsten  aber  sich  dadurch  von  seinen 
Verpflichtungen  gegen  den  König  zu  entfernen.  Er  versichert  nochmals,  daß 
nichts  in  der  Welt  eine  Änderung  hierin  bei  ihm  wird  machen  können,  und 
daß  er  auch  garnicht  gewillt  ist,  sich  von  dem  Furstl.  Hause  bei  dieser  Hand- 
lung amüsieren  zu  lassen,  sondern  auf  deutliche  kategorische  Antwort  zu  dringen 
und,  wenn  dieselbe  nicht  befriedigend  ausfallen  sollte,  mit  seinen  Alliierten, 
besonders  mit  dem  König,  auf  andere  zareichende  mesures  bedacht  zu  sein, 
doch  wird  er  erst  erwarten,  was  man  seinem  Geheimen  Rat  Fuchs,')  der  auf 
seiner  Reise  zu  K.  Cöln  in  Celle  und  Hannover  einsprechen  soll,  zur  Antwort 
geben  wird. 

In  der  Jeversche n  Sache  bietet  er  seine  officia  an.  Das  Anerbieten  des 
Königs,  durch  die  dort  stehende  Mannschaft  die  Seinigen  in  Ostfriesland  auf 
bedurfenden  Fall  zu  soutenieren,  nimmt  er  am  so  lieber  an,  da  die  Fürstin 
von  Ostfriesland  je  mehr  und  mehr  gefährliche  consilia  zu  führen  scheint. 


Der  KurfQrst  an  v.  Brandt. 
D.  Cöln  2. /[  12.]  Februar  1684.     (Conc.  Meinders.) 

[Die  Verhandlungen  mit  den  braunschweigischen  Herzogen.] 

Er  übersendet  ihm  Abschriften  dessen,  was  er  zu  Hannover  hat  negotiieren  12.  Febr. 
lassen,  und  der  Resolution,  welche  Fachs  dort  erhalten  hat.3)  Es  ist  darin 
zwar  einiges  enthalten,  was  mit  den  Gedanken  der  Alliierten  nicht  allerdings 
übereinkommt,  doch  ist  das  Haus  in  verschiedenen  Dingen  ziemlich  nahe  ge- 
treten, nnd  die  Tat  wird  nun  bald  zeigen,  ob  das,  was  wegen  Beförderung  des 
Friedens  am  kaiserlichen  Hofe,  zu  Regensburg  nnd  im  Haag  versprochen  worden, 
wirklich    erfolgen  wird.     Daß  man,   wie   am  dänischen  Hofe  behauptet  wird, 

>)  S.  über  dessen  Sendung  Pufendorf  XVIII,  §  112  (S.  1489 f.)   und  unten 
Abschnitt  V. 

*)  S.  unten  Abschnitt  V. 


656  IV.  Brandenburg  and  Dänemark  1679—1684. 

französischerseits  wegen  dieser  Traktaten  mit  dem  Hanse  Lüneburg  so  große 
Jalousie  und  Ombrage  genommen  habe,  davon  ist  ihm  nichts  bekannt,  gegen 
Span  he  im  ist  davon  nichts  erwähnt  worden,  es  ist  anch  kein  Grand  dazu. 

Er  sendet  ihm  auch  die  Resolution,  welche  er  G rote  erteilt  hat,1)  er  soll 
dem  König  and  den  Ministern  Mitteilung  davon  machen.') 

P.S.  Für  die  aus  Polen  empfangene  Nachricht3)  ist  er  dem  Konig  sehr 
dankbar.  Da  ihm  viel  daran  gelegen  ist,  von  dem,  was  wegen  Rekonziliation 
zwischen  den  Königen  von  Polen  und  Frankreich  vorgeht,  Nachricht  zu  haben, 
so  würde  ihm  lieb  sein,  wenn  der  König  seinem  dortigen  Minister  befehlen 
wollte,  ihm  solche  zukommen  zu  lassen. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
5./[15.]  Februar  1684. 

[Unzufriedenheit  des  Königs  mit  der  Erklärung  der  braunschweigischen  Herzoge. 
Die  auf  der  Versammlung  zu  Cöln  zu  fassenden  Beschlüsse.] 

15.  Febr.  Nachdem  der  König  durch  v.  Haxthausen  die  Fuchs   in  Hannover  er- 

teilte Resolution4)  erfahren,  hat  er  ihm  durch  den  G.  Kanzler,  Reveotlo 
und  Ehrenschild  mitteilen  lassen,  er  zweifle  nicht,  daß  Kf.  erkennen  werde, 
daß  diese  Resolution  des  Fürstl.  Hauses  nur  auf  neue  Amüsements  hinginge  und 
daß  daher  auf  der  Konferenz  zu  Cöln  ein  gewisser  Artikel  darüber  aufgerichtet 
werden  müßte,  daß  man  sich  coniunctis  consiliis  et  armis  denen  opponieren 
wollte,  welche  den  Frieden  zu  verhindern  suchen  würden,  in  specie  dem  Haase 
Lüneburg,  das  bei  seiner  vorigen  opiniätrete  verharrete  und  keinen  friedlichen 
Remonstrationen  Gehör  geben  wollte,  es  dürfte  aber  keine  Zeit  versäumt 
werden,  sonst  würden  sich  solche  liaisons  hervortun  und  das  Fürstl.  Haus  auch 
von    Schweden    Succurs    bekommen.      Die    Königl.    ministri    haben    ihm   aoch 

')  S.  unten  Abschnitt  V. 

3)  Kf.  sendet  5./15.  Februar  v.  Br.  die  Replik  (irote's  und  beauftragt  ihn,  das, 
was  darin  wegen  des  Königs  von  Dänemark  angeführt  sei,  dort  mitzuteilen  und  lur 
Berücksichtigung  zu  empfehlen,  damit  alles,  was  zu  ferneren  Mißverständnissen  Anlaß 
geben  konnte,  wenigstens  vorläufig  suspendiert  werde.  Er  solle  über  die  dortigen 
vues  und  consilia  exactissime  berichten. 

*)  Konig  Christian  hatte  Kf.  von  der  Absendung  du  Cros'  nach  Polen  Anzeig« 
machen  und  dessen  Instruktion  mitteilen  lassen.  Kf.  beauftragt  v.  Br.  5./15.  Februar, 
den  König  und  die  Minister  darauf  aufmerksam  zu  machen,  daß  man  sich  auf  det 
Konig  von  Polen  garnicht  verlassen  könne  und  sich  vor  allem  an  die  Republik 
halten  müsse,  zumal  da  der  König  ein  ganz  extraordinäres  pouvoir  erworben  habe, 
welches  auf  alle  Weise  zu  temperieren  und  in  Schranken  zu  halten  sei. 

«)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  112  (S.  1490)  und  unten  Abschnitt  V. 


Die  Verhandlungen  mit  den  ßraunsch weigern  und  zu  Cöln.  657 

gesagt,  man  müßte  zuerst  die  in  der  Soestischen  Allianz1)  stipulierte  Mannschaft 
zusammenfuhren,  jetzt  aber  bei  der  Konferenz  zu  Cöln  auf  eine  größere  force 
bedacht  sein.  Man  rechnet  hier,  daß  mindestens  Dänemark  26000,  Kf.  16000 
und  K.  Cöln  12000  Mann  stellen  können,  womit  der  Friede  sofort  erzwungen 
und  das  Haus  Lüneburg  zu  anderen  Gedanken  werde  gebracht  werden  können.') 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt. 
D.  Cöln  8./[18.]  März   1684.     (Conc.  Meinders.) 

[Notwendigkeit,  gegen  die  braunschweigischen  Fürsten  mit  Gewalt  vorzugehen, 

die  Ordre  an  Fuchs.] 

Die  Handlung  mit  dem  braunschweigischen  Hause  betreffend  muß  er  fast  18.  März 
glauben,2)  daß  es  demselben  damit  kein  rechter  Ernst  ist  und  schwerlich  zu 
einem  gewünschten  Schluß  zu  gelangen  sein  dürfte,  daß  es  daher  notwendig 
sein  wird,  vigoureuse  mesures  zu  nehmen  und  das  früher  ins  Mittel  gebrachte 
Konzert  zur  Endschaft  zu  befördern.  Er  sendet  ihm  die  Fuchs  erteilte  Ordre4) 
zu,  Br.  soll  dem  König  und  den  ministris  Nachricht  davon  geben,  doch  mit 
solcher  Behutsamkeit  und  Dexterität,  daß  man  nicht  mit  allzu  großem  Eifer 
und  Eilfertigkeit  in  die  Extremitäten  verfalle. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
8./[18.]  März  1684. 

[Unzufriedenheit  des  dänischen  Hofes  mit  dem  Colner  Vertrage.] 

Man  ist5)  hier    sehr  unzufrieden    damit,    daß    in    den  neulich  zu   Cöln  18.  März 
geschlossenen  Traktaten «)   des  Hauses  Lüneburg   und  der  gegen  dasselbe  zu 

')  S.  v.  Mörner,  S.  438f.  und  unten  Abschnitt  V. 

3)  Kf.  teilt  v.  Br.  12./22.  Februar  1684  mit,  daß  Fuchs  in  Cöln  angekommen 
sei  und  dort  seine  Negotiation  begonnen  habe,  daß  der  von  K.  Cöln  an  ihn  gesandte 
Abt  von  Murbach  im  Begriff  stehe,  nach  Kopenhagen  zu  reisen,  und  daß  er  hoffe, 
durch  diese  Sendung  werde  die  dortige  große  Inklination  zum  Kriege  und  zu  extremis 
einigermaßen  moderiert  werden;  26.  Februar/ 4.  März  zeigt  er  ihm  an,  daß  er  wegen 
des  braunschweigischen  Hauses  noch  nicht  alle  Hoffnung  aufgegeben  habe,  es 
werde  sich  bald  alles  zeigen  müssen,  und  man  werde  dann  je  nach  den  Umständen  das 
Nötige  konzertieren  können. 

*)  S.  das  Reskript  an  Spanheim  von  demselben  Tage  oben  S.  501. 

4)  S.  unten  Abschnitt  V. 

5)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  121  (S.  1498). 

*)  Der  Vertrag  vom  16./26.  Februar  1684  zwischen  Dänemark,  K.  Cöln  und  dem 
Kf.  (v.  Mörner,  S.  734 ff.,  435Ü.;  Pufendorf  XVIII,  §115  [S.  1492f.]). 
Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  42 


ß58  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

ergreifenden  Maßregeln  garnicht  gedacht  ist.  Die  Schuld  daran  mißt  man  dem 
französischen  Hofe  bei,  dieser  suche  nur  sich  der  k.  cölnischen  force  gegen  Holland 
zu  bedienen  nnd  den  Konig  von  Dänemark  sowie  Kf.  der  von  K.  Cöln  gehofften 
Assistenz  zu  berauben.  Man  ist  auch  damit  unzufrieden,  daß  Frankreich  bei 
den  Traktaten  zu  Cöln  getrachtet  hat,  es  dahin  zu  bringen,  daß  der  König  von 
Dänemark  sich  mit  gegen  den  Staat  engagieren  solle,  denn  davon  sei  in  den 
Traktaten  zwischen  Dänemark  und  Frankreich  nichts  enthalten,  Frankreich 
hätte  es  bisher  auch  niemals  hegehrt,  und  es  wurde  dem  König  sehr  schwer 
fallen,  gegen  den  Staat  in  Aktion  zu  treten,  weil  dieser  eine  große  Macht  zur 
See  hätte  und  auch  mehr  als  die  Hälfte  des  dänischen  commercii  an  Holland 
hinge,  der  König  könnte  sich  daher  zu  solchen  Dingen  nicht  wohl  resolvieren.1) 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
18./[28.]  März  1684. 

[Beabsichtigte  Werbungen  der  Fürstin  von  Ostfriesland.     Einmarsch  dänischer 
Truppen  ins  Mecklenburgische  und  Lauenburgische,  Erklärungen  des  Königs  deswegen 
und  wegen  der  gegen  die  braunschweigischen  Herzoge  zu  ergreifenden  Maßregeln.] 

28.  März  Der  König  läßt  dem  Kf.  mitteilen,  daß  die  Fürstin  von  Ostfriesland 

beschlossen  haben,  ein  Regiment  zu  Fuß  unter  dem  Major  Lyhraht,  der  früher 
in  des  Prinzen  von  Oranien  Leibgarde  gewesen,  zu  werben,  und  hält  für  ratsam, 
daß  sie  beide  der  Fürstin  deshalb  Vorstellungen  machten  und  erklärten,  dieses 
kraft  der  kaiserl.  Kommission  und  des  Direktorialamts  nicht  gestatten  zu  dürfen. 
Der  König  hat  sich  entschlossen,3)  400  Pferde  und  50  Dragoner  nach 
Mecklenburg-Schwerin  und  Sachsen-Lauenburg  marschieren  zu  lassen. 


!)  Kf.  antwortet  darauf  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  18./28.  März  1684),  auch  er  meine, 
daß,  wenn  K.  Cöln  in  den  Krieg  mit  Holland  offensive  impliziert  werden  sollte,  das 
Konzert  wegen  des  braunschweigischen  Hauses  nicht  mit  solcher  Gewißheit  und 
Vigueur  zum  Effekt  gebracht  werden  könnte,  er  hätte  dieses  auch  K.  Cöln  vorstellen 
lassen.  Die  von  Gabel  ihm  mitgeteilten  postulata  in  betreff  des  Hauses  Braun- 
schweig halte  er  für  billig,  er  werde  sich  deswegen  mit  dem  Könige  leicht  konformieren 
und  er  habe  auch  seinen  Ministern  in  Cöln  befohlen,  mit  K.  Cöln  daraus  zu  kommuni- 
zieren. Darauf  erwidert  v.  Brandt  (2.*).  März  /  4.  April  1684),  der  König  habe  auf 
die  Assistenz  K.  Cölns  große  Hoffnung  gesetzt,  und  auch  einige  Minister  meinten, 
daß  dieser  zu  dem  Unternehmen  gegen  die  Lüneburger  mithelfen  werde,  der 
(i.  Kanzler  dagegen  glaube,  daß  darauf  wenig  zu  bauen  sei,  daß  K.  Cöln  mit  Däne- 
mark und.  dem  Kf.  das  Bündnis  geschlossen  habe,  mehr,  um  bei  diesen  Hilfe  zu 
finden  als  in  der  Absicht,  viel  Volk  aus  seinem  Lande  zu  schicken,  und  daß  Frank- 
reich bei  dieser  Allianz  und  dem  zu  Cöln  gemachten  Traktat  bloß  auf  sein  Interesse 
und  nicht  auf  die  Sicherheit  seiner  Alliierten  gesehen  habe. 

'-';  S.  l'ufendorf  XVIII,  §  122  (S.  1498). 


Marsch  dänischer  Truppen  ins  Mecklenburgische  und  Lauenburgiscbe.      659 

um  seine  rechtmäßige  Prätension  wegen  der  kaiserlichen  Assignationen  endlich 
zu  erhalten.  Infolge  des  Verhaltens  des  Hauses  Lüneburg  hätte  er  dieses 
nicht  länger  aufschieben  können  nnd  er  sei  der  Zuversicht,  daß  auch  Kf.  dieses 
Vornehmen  als  ein  Mittel,  um  die  wahre  Intention  jenes  Hauses  zu  decou- 
vrieren,  billigen  werde.  Der  König  ist  erfreut,  daß  Kf.  jetzt  auch  erkannt  hat, 
daß  dieses  Haus  sie  nur  durch  vergebliche  Verhandlungen  und  Versicherungen 
aufzuhalten  und  zu  amüsieren  suche,  und  hofft,  daß  derselbe  seinen  Minister 
zu  Cöln  so  instruieren  werde,  daß  die  nötigen  mesures  je  eher  je  lieber 
genommen  werden  können.  Die  hiesigen  Minister  versprechen,  man  werde  sich 
hierunter  nicht  präzipitieren,  sondern  alles  mit  sämtlicher  Alliierten  Konzert 
und  Approbation  tun. 

Daß  man  dem  Kf.  von  dem  erwähnten  Marsch  keine  Kommunikation 
gemacht  hat,  kommt  daher,  weil  man  befürchtet,  daß  Kf.  denselben  verhindern 
und  den  König  veranlassen  möchte,  den  französischen  Erinnerungen  nicht  nach- 
zuleben, wiewohl  der  französische  Gesandte  versichert  und  zu  ihm  expresse 
gesagt  hat,  daß  sein  Rat  dahin  gegangen  sei,  diesen  Marsch  noch  auf  einen 
Monat  zu  differieren. 

P.S.  Soeben  hat  ihm  Reventlo  im  Namen  des  Königs  von  der  Sendung 
der  400  Mann  ins  Mecklenburgische  und  Sachsen-Lauenburgische  Anzeige 
gemacht  und  erklärt,  der  König  erwarte,  daß,  falls  es  deswegen  zu  Extremitäten 
kommen  sollte,  Kf.  ihm  Hilfe  leisten  werde.  Er  hat  es  ad  referendum  ange- 
nommen, aber  erklärt,  durch  ein  solches  Vornehmen  werde  die  gute  Deklaration, 
welche  das  Haus  Lüneburg  versprochen,  gehindert  und  in  dem  niedersächsischen 
Kreis  Troublen  erweckt  werden,  der  König  werde  dem  Kf.  einen  besonderen 
Gefallen  erweisen,  wenn  er  es  damit  noch  eine  Zeitlang  anstehen  ließe.  R.  aber 
erwiderte,  wenn  es  dem  Furstl.  Hause  wirklich  Ernst  wäre,  zu  der  guten  Partie 
zu  treten,  so  könnte  es  gerade  bei  dieser  Gelegenheit  es  am  besten  tun. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln 
29.  März  /  [8.  April]  1684. 

[Beabsichtigte  franzosische  Truppensendung  ins  K.  Cölnische,   Bedenken  dagegen.] 

Nach  Fuchs'  Bericht1)  hat  kurz  vor  dessen  Abreise  von  Cöln  der  König  8.  April 
von  Frankreich  K.  Cöln  proponieren  lassen,  daß  er  gewillt  wäre,  einige  seiner 
Truppen  ins  Cölnische  marschieren  zu  lassen,  und  daß  diese  schon  im  Anzüge 
wären.  Ihm  erscheint2)  diese  Resolution  sehr  wichtig  und  gefahrlich,  und  er 
glaubt  auch  nicht,  daß  dieselbe  mit  der  Intention  des  Königs  von  Dänemark 
übereinkomme,  da  K.  Cöln  ohne  Zweifel  dadurch  zu  tief  wider  den  Staat  enga- 
giert und  von  ihnen  beiden  ganz  abgezogen  werden  würde,  er  wünscht  daher 
die  Gedanken  des  König3  darüber  zu  vernehmen  und  hofft,  derselbe  werde  durch 

»)  S.  unten  Abschnitt  V. 

*)  S.  das  Reskript  an  Span  heim  von  demselben  Tage  oben  S.  503. 

42* 


660 


TV-  Brandenburg  und  Dänemark   l$f&—  IGSt- 


seine  Gesandten    in  Coln    und    Paris   dort  ebensolche  Vorstellungen    deswegen 
machen  lassen,  wie  er  es  den  Seinigen  befohlen  hat. 

Der  Traktat1)    zwischen    Dänemark,    K.  Coln    und   ihm   ist   in    Richtigkeit 
gebracht,  und  er  hat  befohlen,  die  Ratifikationen  darüber  auszufertigen. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
1./[1L]  April  1684. 

[Zufriedenheit  des  Königs  mit  den  Bemühungen  des  KL  und  dessen 
militärischen  Anordnungen.] 

IL  April  Der  Konig  ist  dem  Kf.  sehr  dankbar  dafür,  daß  derselbe  sich  seines  Inter- 

esses so  annimmt  and  an  den  behörigen  Orten  so  nachdrückliche  Remonstrationen 
getan  hat,  daß  er  hofft,  zur  Erhaltung  seiner  Prätention  in  dem  niedersäch  tischen 
Kreise,  ohne  daß  es  zu  Weiterungen  kommen  dürfte,  zu  gelangen.  Kr  ist  auch 
mit  der  Antwort  des  Kl*)  auf  die  Beschwerden  des  Herzogs  von  Celle  sehr 
zufrieden  und  hofft,  daß  das  Fürstb  Haus  durch  den  Marsch  nach  Mecklenburg 
und  Sachsen-Lauenburg  auf  andere  Gedanken  kommen  und  zu  der  gewünschten 
Konformität  schreiten  wird.  Man  glaubt  auch,  daß  die  Offeriening  der  Subsidien 
von  Frankreich  an  gedachtes  Haus  dazu  beitragen  und  daß  alsdann  der  Friede 
darauf  erfolgen  wird.  Der  König  hat  auch  gern  vernommen,  daß  Kf.  xwei 
Regimenter  ins  Mecklenburgische  marschieren  zu  lassen  beabsichtigt  und  seine 
Truppen  aus  Preußen  nach  der  Mark  zu  marschieren  beordert  hat,  da  du 
Fürstl.  Haus  daraus  ersehen  wird,  daß  man  jetzt  das  Werk  mit  rechtem  Ernst 
und  Vignenf  anzugreifen  beginnt. 

Auch  von  der  Okkupierung  Hildesheims  meint  man,  daß  sie  einen  goten 
Effekt  haben  und  K.  Co  In  gegen  Frankreichs  Willen  wider  das  Haus  Lüneburg 
engagieren  wird. 

Daß  KL  an  K.  Sachsen,  die  sächsischen  Herzoge  und  den  Landgrafen 
von  Hessen  geschrieben  und  sie  abgemahnt  hat,  Truppen  an  Spanien  tax  über* 
lassen,  gereicht  dem  König  auch  zu  großem  Gefallen, 


Aj>ril 


König  Christian  an  den  Kurfürsten*     D.  Copenbagen 
19./  23.  April   1GK4. 

[Weigerung,  mit  den  braunschweigischen  Herzogen  einen  Neutral itäts vertrag 

iü  schließen.] 

Er  bort,  daß  die  Traktaten1)    mit  den   lünoburgischen   HfafatCTH 
vorgeschritten    sind    und    daß  Kft    mit  dem  FürstL  Hanse    auf  dem    Pufl 

•)  S.  uhen  S.  657, 
*)  B.  unten  Abschnitt  V. 

3)  S.  Pufendorf  XVill,  §  I«   (8.  U»t]   und   unten  Abschnitt  V,     Kf,  batt* 
April   1684  v*  Bfi  mitgeteilt,  es  sei  gute  Hoffnung,   duß  sieb  daa  Hau*  Lüq* 


L'uzufriedenheit  des  Königs  mit  deu  Traktaten  mit  den  Brau  tisch  weigert],     tif'tl 

reeiproken  Neutralität  zu  schließen  beabsichtigt  Er  glaubt  aber  nicht,  daß 
sie  beide  und  ihre  A liierten  bei  einem  soleben  Traktat  genügende  Sicherheit 
finden  werden,  da  dieses  Haus  und  besonders  der  Herzog  von  Hannover 
bisher  so  oft  erklärt  hat,  daß  er  von  seinen  anderweitigen  Eugagementen  tttt 
honneu r  nicht  abgehen  könne,  und  daher  zu  besorgen  ist,  daß,  wenn  er  sich 
auch  jetzt  zu  einer  Neutralität  verpflichten  sollte,  dieses  bloß  geschehen  wird,  um 
aus  dem  gegenwärtigen  embarras  zu  eluktieren.  die  mesures  der  Alliierten 
zurückzuhalten  und  doch  bei  günstigeren  Konjunkturen  in  seine  frühere  Kon- 
änita  zurückzu fallen.  &  ist  dieses  um  so  bedenklicher,  da  die  Herzoge  mit 
ihren  Werbungen  eifrig  fortfuhren,  was  darauf  hindeutet,  daß  ihre  Intention 
auf  etwas  anderes  als  eine  bloße  Defension  gerichtet  ist.  Er  trägt  daher  großes 
Bedenken,  in  eine  solche  armierte  Neutralität,  besonders  solange  die  anderen 
zwischen  ihm  und  dem  Hause  entstandenen  Irrungen  nicht  ans  dem  Grunde 
abgei&fi  sind,  zu  willigen,  und  hofft,  Kl  werde  sich  hierin  von  ihm  und  ihren 
übrigen  Alliierten  um  so  weniger  separieren,  als  nicht  zu  zweifeln  ist,  daß, 
wenn  das  längst  unter  Händen  gewesene  Konzert  festgestellt  und  dem  Hause 
ein  rechter  Ernst  gezeigt  wäre,  dasselbe  bald  zur  verlangten  Konformität  zu 
bringen  und  folglich  wider  dasselbe  etwas  Tätliches  vorzunehmen  nicht  nötig 
sein  werde. 


F,  v.  Brandt  an  ileu  Kurfürsten.     D.  (Joppen  Imgen 
gf,  April/ [2.  Mai]   H 

[I ' ii Zufriedenheit,  des  Königs  mit  deu  Traktaten  des  Kf.  mit  deu 
hraunscliwdgi.sdien  Herzogen.] 

Keventln  hat  ihm  im  Namen  des  Königs  gesagt,  daß  demselben  die  i\  Mai 
einseitigen  Traktaten  des  Kl.  mit  dem  Hanse  Lüneburg  Nachdenken  ver- 
ursachten und  sehr  unvermutet  kämen,  zumal  da  Kf,  sich  zur  Neutralität  ver- 
pflichten wollte,  welches  den  bisherigen  mesures  fast  zuwider  liefe.  Er  finde 
keine  Sicherheit  bei  der  Zusage  des  Fürstl.  Hauses  wegen  Beförderung  des 
Friedens,  die  nur  in  Worten  bestände,  Wal  Frankreich  zu  der  Neutralität 
sagen  würde,  wußte  er  nicht,  er  aber  konnte  auf  die  Länge  unmöglich  dulden, 
daß  das  Fürstl.  Haus  in  einer  so  starken  Verfassung  und  armierten  Neutralität 
stände,  weil  er  demselben  aus  vielen  Ursachen  nicht  trauen  konnte.  Er  würde, 
wie  er  versprochen,  seine  Truppen  aus  den  bezogenen  Quartieren  uach  erhaltener 
Satisfaktion  von  den  Ständen  gern  wieder  abführen,  aber  auf  des  Fürstl,  Hauses 
Pochen  und  durch  dessen  ifenaceu  ließe  er  sich  aus  den  Quartieren  nicht 
herausbringen.     Gab  eis  Rapporte  scheinen  den  König  auf  solche  Gedanken  ge- 

bürg  in  wenigen  Tagen  ihm  und  dem  Könige  akkouiuiodieren  werde»  er  stehe  daher 
an,  tu  dem  däuischeraeits  beabsichtigten  rnternehraeu  gegen  Hildesheim  zu  schreiten, 
damit  das  Haus  nicht  dadurch  von  seinem  guten  Vornehmen  abwendig  gemacht  werde. 


662  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

bracht  zu  haben,  doch  worden  dieselben  wohl  durch  den  guten  Rat  des 
G.  Kanzlers  wieder  temperiert  werden.  Derselbe  hat  ihn  versichert,  daß  der 
König  die  Handlung  mit  den  Ständen  in  Mecklenburg,  Lauenburg  und  dem 
Stift  Lübeck  nach  aller  Möglichkeit  beschleunigen  und  diese  nicht  über  Ver- 
mögen angreifen  wollte,  besonders  wenn  sie  ihm  nur  ein  gut  Wort  geben  und 
so  kontinuieren  wollten,  wie  der  Bischof  von  Eutin  und  der  Herzog  von 
Lauen  bürg  schon  angefangen  hätten,  wozu  Kf.  sie  mit  leichter  Mühe  werde 
disponieren  können.  Dieses  sei  das  beste  Mittel,  um  alle  Weiterungen  zu  ver- 
hüten.1) 

Des  Königs  Heise  nach  Holstein  ist  auf  den  5.  Mai  angesetzt. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Potstam 
3./[13.]  Mai  1684.2) 

[Rechtfertigung  seiner  Verhandlungen  mit  den  braunschweigischen  Herzogen. 
Mißbilligung  der  Herbeiziehung  französischer  Truppen.] 

13.  Mai  Seine  letzten  Relationen    haben    bei   ihm  großes   Nachdenken    und  nickt 

geringe  Konsternation  verursacht.  Er  soll  zuerst  dem  G.  Kanzler  und  nachher 
Reventlo  vorstellen,  Kf.  beharrte  nach  wie  vor  in  der  Begierde,  mit  dem 
König  in  unzertrennlicher  Freundschaft  zu  leben,  und  hätte  niemals  etwas  da- 
wider vorgenommen.  Auch  er  hätte  große  Ursache,  dem  Hause  Lüneburg  zu 
zürnen,  und  dasselbe  würde  nie  kapabel  sein,  ihn  von  dem  König  zu  trennen, 
aber  er  hätte  bei  den  jetzigen  Konjunkturen  vor  allem  auf  Erhaltung  des  Friedens 
im  Reich  reflektiert  und  dieser  Konsideration  alle  ihm  angebotenen  Vorteile  nach- 
gesetzt. Es  wäre  auch  bisher  das  Fundament  aller  zwischen  ihm  und  den 
Königen  von  Dänemark  und  Frankreich  wider  das  Haus  Lüneburg  genommenen 
Mesuren  gewesen,  zu  versuchen,  dieses  durch  gütliche  Traktaten  zu  einer  Kon- 
formität ad  pacem  zu  ziehen,  oder,  wenn  solches  nicht  gelingen  sollte,  es  dazu 
zu  zwingen.  Man  hätte  über  ein  .Jahr  lang  mit  demselben  traktiert  und,  nach- 
dem er  vor  kurzem  erkannt,  daß  es  ihn  nur  zu  amüsieren  trachte,  hätte  er  auf 
andere  Mittel  gesonnen  und  dazu  den  Traktat  mit  K.  Cöln  geschlossen,  auch 
die  Demarches  des  Königs  in  Sachsen  -Lauenburg  und  K.  l'ölns  bei  Höxter 
gebilligt  und   unterstützt.     Nachdem  dadurch  das  lünehnrgische  Haus  gleichsam 

!)  v.  Hr.  berichtet  2P>.  April  /  [(>.  Mai]  1(181,  der  Konig  hätte  sich  in  ganz  ähn- 
licher Weise  gegen  ihn  geäußert  und  erklärt,  er  hatte  garnicht  notig,  sich  vor  dem 
Hause  Lüneburg  zu  fürchten,  denn  der  Konig  von  Krankreich  wollte  8000  Mann  zu 
den  k.  cölnischen  Truppen  stoßen  lassen  und  ihm  alle  diese  Truppen  zu  freier  Ver- 
fügung überlassen.  Villars  scheine  den  Konig  so  gegen  das  Haus  Lüneburg  animiert 
zu  haben  und  das  Absehen  dahin  gerichtet  zu  sein,  mit  diesen  Truppen  sich  Hildes- 
heinis zu  bemächtigen  und  so  zum  Kriege  den  Anfang  zu  machen. 

-)  Von  Fuchs'  Hand.     S.  Pufendorf  XVIII,  §  124  (S.  1500). 


Rechtfertigung  der  Traktaten  mit  den  Braunschweigern.  663 

gezwungen  worden,  ein  aecommodement  tont  de  bon  zu  suchen,  hätte  er  in  der 
Meinung,  daß  auch  seine  Alliierten  noch  bei  ihren  vorigen  Sentimenten  geblieben 
seien,  demselben  das  bekannte  Projekt  zugestellt  nnd  darin  nicht  allein  die 
Konformität  in  consiliis  ad  pacem  vel  armistitium,  sondern  auch  die  Kon- 
venientien  des  Königs,  soviel  praeliminariter  nötig  gewesen,  bedungen,  auch  dem 
König  alles,  was  bisher  verhandelt  worden,  mitteilen  lassen,  er  verdiente  also 
keineswegs  die  Beschuldigung,  daß  er  etwas  wider  die  Allianzen  täte,  und  man 
hätte  ihm  noch  mit  keinem  Worte  gezeigt,  was  das  Projekt  Schädliches  enthalte, 
da  nicht  allein  die  von  Dänemark  selbst  überschickten  fünf  Punkte,  sondern 
auch  der  tenor  der  letzten  Cölnischen  Allianz  hineingerückt  wäre.  Wenn  Frank- 
reich und  Dänemark  jetzt  von  ihren  vorigen  Absichten  so  weit  abgingen,  daß 
sie  lieber  die  Ruptur  mit  dem  Fürstl.  Hause  wollten,  so  müßten  sie  dazu  parti- 
kulare Ursachen  haben,  die  ihn  aber  nicht  stringieren  noch  von  seiner  bisherigen 
Richtlinie  abbringen  könnten.  Für  den  Fall,  daß  er  sich  mit  den  Lüneburgern 
wegen  des  Projektes  nicht  sollte  vereinbaren  können,  sei  er  nicht  allein  wegen 
des  Konzertes  zum  Kriege  bereits  wirklich  in  Handlung  begriffen,  sondern  er 
machte  auch  alle  Bereitschaft  dazu,  nnd  er  werde  sich  schon  nicht  an  der  Nase 
herumführen  lassen. 

Die  Mitteilungen  Reventlo's  und  Villars',  daß  die  k.  cölnische  Armee 
und  8000  Franzosen  dem  König  zur  Disposition  stehen  sollten,  hat  ihn  sehr 
befremdet,  da  dergleichen  mit  ihm  nicht  konzertiert,  vielmehr  ihm  von  Frank- 
reich und  K.  Cöln  andere  und  konträre  Propositionen  gemacht  sind  und  ein 
solches  einseitiges  Konzert  schnurstracks  wider  die  zwischen  ihnen  aufgerichteten 
foedera  läuft.  Bei  näherer  Überlegung  werde  der  König  gewiß  selbst  die  schäd- 
lichen Konsequenzen  erkennen,  sie  beide  hätten  1671)  erfahren,  was  für  einen 
Effekt  eine  französische  Armee  an  der  Weser  getan.  Wenn  es  sich  um  die 
Konservation  und  die  Sicherheit  des  ganzen  Estats  handelte,  müßten  alle  pas- 
siones  und  Animositäten  cessieren,  daher  könnte  er  in  dergleichen  consilia 
nimmer  stimmen,  wenn  er  auch  das  ex  foederibus  Schuldige  halten  würde 
und  die  Freundschaft  mit  dem  Könige  allen  anderen  vorzöge.  Er  hielte  für  sie 
beide  ein  gütliches  Akkomodement  mit  dem  Hause  Lüneburg,  wenn  dieses  ein 
solches  annehmen  wollte,  für  das  vorteilhafteste,  hätte  sich  auch  bereits  erboten, 
sobald  er  mit  demselben  fertig  sein  würde,  sich  zu  bemühen,  daß  auch  das 
gute  Einvernehmen  zwischen  diesem  und  dem  König  von  Dänemark  wieder- 
hergestellt werde,  und  er  hofft,  damit  zu  reüssieren.  Wie  sehr  das,  was  K.  Cöln 
durch  Wintgens  ihm  hat  proponieren  lassen,  von  dem,  was  Reventlo  nnd 
Villars  gesagt,  differiere,  ersieht  er  aus  der  beikommenden,  demselben  erteilten 
Resolution,1)  die  er  dem  G.  Kanzler  nnd  Reventlo  mitteilen  soll. 

Er  soll  dieses  alles  im  höchsten  Geheim  und  Vertrauen  jenen  beiden 
hinterbringen  und  sie  auch  ersuchen,  es  vor  Villars  zu  sekretieren,  da  Kf. 
darunter  eine  rechte  aufrichtige  treue  Intention  für  den  König  führe.  Sollten 
sie  es  für  gut  finden,  so  soll  er  auch  mit  dem  König  selbst  davon  sprechen. 


')  S.  unten  Abschnitt  V. 


664 


IV.  Brandenburg  und  Dftnemmk   1679—  U.M. 


Der  Kurfürst,  an  den  König  von  Dänemark, 

D.   Potsdam    7./ 17.  Mai    1G84, 

[Ungünstiger    Verlauf   der   Verhandlung« m    m\\     den    bruuuscbweigischen    Herzogen, 
Wunsch  einer  Verständigung  mit  «lern  Könige  ober  die  gegen  dieselben  vorzunebmeuh  ri 

kriegerischen  MalJregelu.] 

IT,  Mai  \ii'h   er  muß1)   nach   dem   Verlauf   der  Verhandlungen    mit    dem    Hins? 

Lüneburg  erkennen,  daß  wenig  Apparat  zu  einer  Konformität  übri^ 
hiilt  fti   daher   für   nötig,    daß   mit  desto  größerem  Ernst    und  Eifer    auf  ander- 
weitigr   mesure^   /uinnlcrsl   zur  Einrichtung  des  Konzerts   und  m  dessen 
kution,    Anstalt  gemacht    werde.      Da    er    annimmt,    daU    der  Ktlnig    schon   ja 
Rendsburg  eingetroffen  sein  und  daß  seine  Armee  derends  in  Bereitschaft  i 
wir-L  in  itdll  et  ihm  anheitn.  ob  er  nicht  jemand  seiner  ffrtraoti^tvi 
womöglich  den  Comte  de  Roye  selbst,  eu  ihm  schicken,   ihm   von  seiner  Mei- 
nung Nach  rieht  geben  und  mit  ihm  konzertieren  lassen  mochte,  wo  die  d;n 
Armee    auf   allen  Fall    über    die    Elbe  setzen    und    Rieb    jenseits   derselben  MI 
postieren  könnte    daß  ihre   Konjunktion  mit  seinen  Truppen   nicht   verhindert 
werden  könnte. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten,     D,  Rensburg 

13./ [23,]  Mai    1G84, 

[Auf  das  Reskript  vom  3713,  Mai,     Anerkennung  der  Bedenken  dfii  Kf.  din&tfifafl 

Die  militärischen  Vorbereitungen,] 

^3.  Mai  Er  hat  wegen  Abwesenheit  des  G,  Kanzlers  Reventlo  und  Ehrensrhilti 

den  Inhalt  des  kurfürstL  Reskripts  vom  3.  Mai  mitgeteilt,  sie  bähen  die  Richtig- 
keit des  dort  Angeführten  zugestanden  und  versichert,  daß  auch  der  König 
wohl  erkenne,   wie  schädlich  es  sein   würde,  wenn   die   französischen  Truppen 
lieh   mit  den  k.  cöhuschen  vereinigen  und  gegen  das  Haus  Lüneburg 
sollten,  daß  der  König  auch  nur  beabsichtigt  hätte,  sich  dieser  Hilfe  im  äul! 
Notfälle  zu  bedienen,  und  daß  er  nun,  da  er  des  Kf.  so  wohl  versichert  wire, 
nie  zu  snlchen  Extremitäten  schreiten  werde. 

Der  König  bat  sieb  sehr  gefreut,   aas  des  Kf,  Sehreiben   zu   ersehen 
auch  dieser  jetzt  gewahr  geworden  ist,  daß  es  dem  lüneburgischen  Hause  kein 
rechter  Ernst  ist,  sich  mit  ihnen  wegen  des  Friedens  und  Waffen  Stillstandes  in 
kon formieren,   und   daß  seine  Erinnerungen  nicht  so  ganz  vergeblich   und  ohne 


')  &  die  Reskripte  au  Spanheim  vom  6716,  und  10./20,  Mai  1684  oben  S.50B. 


Kriegerische  Maßregeln  gegen  die  Braunschweiger.  Der  Vertrag  wegen  Dömitz.     665 

Grund  gewesen  sind.  Er  will  seine  Armee  zum  Marsch  parat  halten,  den 
Grafen  de  Roye  wird  er,  sobald  das  Konzert  fertig  sein  wird,  zu  Kf.  schicken, 
um  wegen  der  Kriegsoperationen  das  Notige  zu  überlegen.1) 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.    D.  Potstam  24.  Mai/ [3.  Juni]  1684. 

(Conc.  Fuchs.) 

[Bedenken  gegen  den  Vertrag  über  die  Besetzung  von  Dömitz.     Das  gegen  die 
braunschweigischen  Herzoge  abgeschlossene  Konzert] 

Es  befremdet  ihn  sehr,  daß  ihm  von  dem  zu  Paris  mit  dem  Herzog  von  3.  Juni 
Mecklenburg-Schwerin  wegen  der  Festung  Dömitz  gemachten  Traktat2) 
vorher  keine  Nachricht  gegeben  worden  ist.  Aus  dem  beifolgenden  Reskript  an 
Span  he  im3)  wird  v.  Br.  ersehen,  was  für  Besorgnisse  Kf.  deswegen  hegt. 
Br.  soll  dort  zuförderst  mit  allem  Glimpf  die  Sache  ebenso  vorstellen,  besonders 
darauf  hinweisen,  daß  dadurch  nicht  allein  die  noch  nicht  ganz  desperate  Handlung 
mit  dem  Hause  Lüneburg,  sondern  auch  das  ganze  negotium  pacis  im  Reich  stutzig 
werden  dürfte,  und  darauf  dringen,  daß  der  Konig  die  Exekution  des  Pariser 
Traktats  noch  einige  Zeit,  bis  man  sehe,  wie  die  Handlung  mit  den  Lüneburgern 
ausschlagen  werde,  suspendieren  möchte,  oder,  wenn  diese  Handlung  fruchtlos 
zergehen  sollte  und  man  zu  vigoureusen  Maßregeln  schreiten  und  diesen  Ort 
besetzen  müßte,  dieses  von  ihnen  conjnnctim  geschehen  und  die  Garnison  halb 
von  dänischen  und  halb  von  seinen  Truppen  bestellt  werden  möchte.  Sollte 
man  sich  dort  dazu  nicht  verstehen,  sondern  den  Traktat  sofort  und  mit  seiner 
Exklusion  exequieren  wollen,  so  soll  er  solches  nicht  nur  nachdrücklich  wider- 
raten, sondern  auch  deutlich  zu  verstehen  geben,  daß  dieses  dem  Kf.  das 
höchste  Nachdenken  von  der  AVeit  verursachen  und  ihn   allenfalls  veranlassen 


1)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Potstam  17./27.  Mai  1684),  da  der  König  auf  Abschluß 
eines  Konzertes  so  inständig  dringe,  so  habe  er  seinen  Ministem  befohlen,  dasselbe 
mit  Zuziehung  des  k.cölniscben  Gesandten  zu  adjustieren.  Die  Ankunft  de  Roye's 
werde  ihm  sehr  angenehm  sein,  er  erwarte  auch  die  eines  k.  cölnischen  Generals. 
Er  wünsche  sehr,  wenn  sein  Gesundheitszustand  es  gestatten  sollte,  sich  mit  dem 
König,  etwa  zu  Neustadt  oder  Parchim,  zu  abouchieren.  Seine  preußischen  Regimenter 
seien  bereits  in  Pommern  angelangt  und  die  anderen  advancierten  nach  der  Elbe  hin, 
er  lasse  es  auch  an  anderen  guten  Anstalten,  soviel  immer  mensch-  und  möglich, 
nicht  ermangeln,  v.  Br.  erwidert  (d.  Rendsburg  22.  Mai/ 1.  Juni  1684),  auch  der 
König  wünsche  sehr  eine  Zusammenkunft  mit  Kf. 

2)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  127  (S.  1502);  Boll,  Geschichte  von  Mecklenburg 
II,  S.  184  ff. 

*)  S.  oben  S.  510  f. 


666  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

werde,  an  den  schädlichen  Konseqnenzen,  die  daraus  entstehen  möchten,  keinen 
Teil  zu  haben. 

Beifolgend  erhält  er  eine  Kopie  des  unlängst  getroffenen  Konzertes.1)  Er 
soll  versichern,  daß,  wenn  man  anders  einmutig  zu  der  Sache  tan  und  allen 
ungleichen  Verdacht  bei  Vollstreckung  eines  so  hochwichtigen  Werkes  gebührend 
evitieren  wollte,  Kf.  beständig  entschlossen  sei,  dasselbe  auszuführen  und  des- 
wegen mit  dem  Comte  de  Roye  die  näheren  Maßregeln  zu  konzertieren,  doch 
müßte  man  sich  der  französischen  Approbation  und  Garantie  so  bald  als  möglich 
versichern,  und  würde  es  gut  sein,  wenn  Meyercron  deswegen  in  derselben 
Weise  wie  Spanheim3)  instruiert  würde. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Rendsburg 

2./[12.]Juni  1684. 

[Auf  das  Reskript  vom  24.  Mai.    Dänische  Erklärung  in  der  Dömitzer  Angelegenheit 
Das  Vorgeben  gegen  den  Herzog  von  Gottorf.] 

12.  Juni  Man  beteuert  hier,  daß  der  König  von  Frankreich -den  Traktat  wegen 

Dömitz  ohne  Vorwissen  des  Königs  gemacht  und  daß  letzterer,  sobald  er  es 
erfahren,  dem  Kf.  durch  Gabel  Anzeige  davon  gemacht  habe,  daß  derselbe  nicht 
daran  denke,  im  Reich  und  in  specie  im  niedersäebsischen  Kreise  Eroberungen 
zu  machen,  sondern  sich  nur  dieser  Festung  zum  Paß  über  die  Elbe  und  zur 
Versicherung  des  nötigen  Magazins  bedienen  wolle,  daß  er  sehr  zufrieden  sei. 
daß  Kf.  die  Garnison  zur  Hälfte  mit  seinen  Truppen  besetze,  daß  aber  aus 
dieser  Sache  nichts  werden  dürfe,  da  der  König  die  Nachricht  erhalten,  daß*) 
der  Kommandant  daselbst  schon  200  Mann  lüneburgische  Völker  eingenommen 
und  den  Ort  unter  Wasser  gesetzt  habe.  Man  meint,  daß  in  casum  belli 
zwischen  Kf.  und  dem  Könige  zu  deliberieren  sein  werde,  wie  man  sich  des 
Platzes  bemächtigen  könne. 

Der  dänische  Minister  am  französischen  Hofe  ist  wegen  Obtinierung  der 
Approbation  und  Garantie  des  Konzertes  ebenso  wie  Span  hei  in  instruiert 
worden,  doch  hält  man  hier  dieses  Konzert,  soviel  die  k.  cölnische  Assistenz 
anbetrifft,  nicht  für  zulänglich,  sondern  meint.  K.  Cöln  müßte  durch  einen 
Artikel  verpflichtet  werden,  nebst  Kf.  und  Dänemark  wider  das  Hans  Lüneburg 
den  Krieg  zugleich  anzufangen  und  wirklich  in  Operation  zu  treten. 

')  Der  Vertrag   zwischen  Dänemark,    K.  Cöln    und  Kf.  vom  20./ 30.  Mai   1684 
(v.  Mörner,  S.  459 f.). 
*)  S.  oben  S.  511. 
3)  S.  Roll  a.a.O. 


Einziehung  von  Schleswig.     Nene  Anerbietungen  der  Braunschweiger.      667 

Er  übersendet  das  Patent,1)  durch  welches  der  König  dem  Herzog  von 
Gottorf f  das  Herzogtum  Schleswig  entzieht  und  dasselbe  unter  seine  Bot- 
mäßigkeit bringt  Man  behauptet,  der  Konig  hätte  wider  seinen  Willen  infolge 
der  Hartnäckigkeit  des  Herzogs  zu  dieser  Extremität  schreiten  müssen  und  er 
suchte  dadurch  nicht  die  Traktaten  mit  dem  Herzog  zu  eloignieren,  sondern 
vielmehr  dieselben  dadurch  in  den  Gang  zu  bringen  und  die  bisherigen  Streitig- 
keiten durch  einen  beständigen  Traktat  zu  beendigen.9) 


Der  Kurfürst  an  den  König  von  Dänemark.     D.  Potstam 
7./ 17.  Juni   1684. 

[Anträge  der  braunschweigischen  Herzoge,  Bitte  um  Sendung  eines  Bevollmächtigten 
zu  Verhandlungen  darüber.    Die  Dömitzer  Angelegenheit] 

Grote  ist  von  seinen  zu  Bmgtorf  versammelt  gewesenen  Prinzipalen  17.  Juni 
wieder  hergekommen  und  hat  ihm  propositiones  getan,  über  welche  er  für  not- 
wendig hält,  sich  mit  dem  Konig  im  höchsten  Vertrauen  zu  vernehmen.  Kr 
ersucht  denselben  daher,  möglichst  bald  einen  seiner  vertrautesten  Minister 
zu  ihm  zu  schicken,  mit  welchem  diese  und  andere  jetzt  vorgehende  Angelegen- 
heiten schleunig  abgehandelt  werden  könnten.  Da  das  Fürstl.  Haus  sich  auch 
gegen  ihn  erboten  hat,  wenn  er  demselben  die  Garantie  und  Versicherung  gehen 
wollte,  daß  keine  fremden  Völker  wieder  nach  Dömitz  kommen  sollten,  seine 
Truppen  wieder  herauszuziehen,  so  hittet  er  den  König,  ihm  desfalls  eine 
Erklärung  zukommen  zu  lassen,  er  selbst  erhietet  sich  in  antecessum,  daß,  wenn 
der  Ort  auf  solche  Weise  evakuiert  werden  sollte,  er  keine  Völker  hinein- 
zulegen begehre.  Kr  hofft,  daß  auch  der  König  dieses  Anerbieten  aggreieren 
wird,  zumal  es  für  sie  reputierlicher  sein  würde,  wenn  die  lüneburgischen 
Völker  eher  Dömitz  verließen,  als  bis  sie  durch  einen  förmlichen  Traktat  dazu 
vermocht  würden.  Da  jetzt  mehr  als  jemals  apparence  ist,  daß  sie  beide  sich 
mit  jenem   Hause  verständigen  werden,    so  ersucht  er  den  König,    seine  vor- 

»)  S.  Pufendorf  XIX,  §  6G  (S.  1588);  Adelung,  Kurzgefaßte  Geschichte  der 
Streitigkeiten  der  Herzoge  von  Holstein-Gottorp  mit  der  Krone  Dänemark,  S.  60 ff. 

*)  v.  Br.  berichtet  (d.  Itzehoe  l./ll.  Juli  1684),  der  König  sei  entschlossen,  den 
fürstlichen  Anteil  im  Herzogtum  Schleswig  der  Krone  Dänemark  zu  inkorporieren 
und  nicht  wieder  abzustehen,  vielmehr  es  auf  die  Extremitäten  und  einen  Krieg 
ankommen  zu  lassen.  Daher  wünsche  man  jetzt  um  so  mehr,  sich  mit  dem  Hanse 
Lüneburg  zu  setzen,  in  der  Hoffnung,  daß  dieses  sich  in  die  schleswigsche  Sache 
nicht  einmischen  werde,  zumal  da  der  König  dem  Herzog  von  Gottorf  in  betreff 
Holsteins  so  begegnen  wolle,  wie  es  die  Reichs-  und  Kreiskonstitutionen  im  Munde 
führten. 


568 


IV,   Brandenbury   und    iCxiemark   UWJ— 1^84. 


habenden  operathmes  und  den  Anmarsch  ins  Mccklenburdschc  so  fange  zu  sus- 
pendieren, bis  sein  vertrauter  Minister  bei  ihm  ankommen  und  man  wird  sehen 
können,  wie  die  Verhandlungen  ausschlagen  werden.') 


F.  Meindera  und  P.  Fuchs  an  den  KurfQrsten. 
l9./[89.]  Juni   1684.*) 


I).    Berlin 


[Konferenz  mit  den  dänischen   Bevollmächtigten.     Mitteilung  der  Proposiüou  G 
an  dieselben,  deren  Äußerungen  über  die  einzelnen  Punkte,] 

Juni  Auf  Ehren  sc  hilds  Wunsch   haben  sie  heute  mit  ihm  und  Gabel 

eine  Zusammenkunft  gehalten.  Die  dänischen  ministri  versicherten  dort,  daß 
die  Präposition,  Schweden  vom  deutschen  Boden  zu  schaffen,  nicht  vom  Kvuk 
von  Dänemark,  sondern  vom  Hause  Lüneburg  herkäme,  und  daß  Wackerbari 
dabei  große  eoiitcstationes  von  der  sinoeren  Intention  seiner  Prinzipalen  gemacht 
hätte.  Sie  haben  ihnen  darauf  mitgeteilt,  was  Grote  liier  augebracht,*)  und 
daß  bisher  nur  in  terminis  generalibus  davon  geredet  worden  wäre,  ihnen  auch 
die  pnneta  generali»,  die  Q,  neulich  im  Fasanengarten  gesagt,  kommuniziert 
Bei  dem  ersten  Punkt,  nämlich  bei  wem  man  den  Rückhalt  zu  suchen,  waren 
auch  die  Dänischen  der  Meinung,  daß  man  keinen  kraftigeren  appuy  finden 
könnte  als  bei  Frankreich.  Bis  zu  Etufl  Abreise  sei  dem  dortigen  französischen 
(iesandteu  noch  nichts  davon  mitgeteilt  worden,  Meyercron  aber  hätte  Befehl 
erhalten,  zu  sondieren,  wie  weit  Frankreich  konkurrieren  wollte,  wenn  man 
das  vorjährige  Konzert  wieder  vornehmen  und  das  Haus  Lüneburg  beitreten 
sollte,  Sie  meinten,  man  müsse  Frankreich  stracks  anfangs  mit  dazu  riehen, 
doch  wurde  beschlossen,  diesen  Punkt  bei  der  e  raten  Zusammenkunft  mit 
Grote  weiter  zu  überlegen,  KX  wird  auch  Span  beim  ebenso  wie  Meyercron 
instruieren  müssen. 

Bei  dem  dritten  Punkt,  der  Partage,  führten  die  Dänischen  au,  ihnen 
würde  die  größte  Last  und  Gefahr  zufallen,  sie  hofften  daher,  daß  man  bei  der 
Partage  eine  proportionierliche  Gleichheit  halten  werde.  Sie  haben  dieses  seitens 
des  Kf.  zugesagt,  auch  dieser  Punkt  aber  wurde  bis  zur  gemeinsamen  Zusammen- 
kunft mit  den  lüneburgischen  Ministern  ausgestellt 

Bei  dem  vierten  Punkt  wegen  der  Operation,  wurde  zwar  gut  gefunden, 
darüber  die  Generalität  bandeln  zu  lassen,  doch  erklärte  Eh.,  sein  Konig  hielte 


*)  König  Christian  erwidert  darauf  (d,  Ittehoe  10,y|m]  Juni  16S4X  daß  er 
morgen  Ehrenseh  ild  an  Kf.  abfertigen  werde, 

2)  Über  diese  Verhandlungen  gibt  Pufeudorf  WIM,  §  |M  (S,  1514)  nur  eine 
ganz  kurze  Notiz. 

*)  &.  unten  Abschnitt  V. 


Verhandlungen  über  das  Unternehmen  «regen  Schweden. 


669 


für  das  Beste,  daß  Brandenburg  und  Lüneburg  zuerst  die  Operation  in  Pommern 
und  Bremen  anfingen,  der  König  aber  die  Holländer  bedrohte^  daß  er,  wenn 
sie  sich  darein  mischten,  auch  zutreten  werde.  Sie  haben  aber  vorgestellt,  daß 
es  auch  bei  Holland  und  dem  Kaiser  einen  viel  größeren  Nachdruck  haben 
würde,  wenn  alle  drei  Interessierten  zugleich  agierten.  Auch  dieser  Punkt 
wurde  bis  zum  allgemeinen  Konzert  ausgesetzt.  Bei  dem  fünften,  wegen  der 
Garantie,  wurde  beschlossen  ,  daß  man  hie  mächst  davon  reden  sollte.  Die 
Zusammenkunft  mit  Grote  soll  morgen  früh  stattfinden. 


Protokolle  der  mit  thn  «länisehen  und  braunschweigischen 

Bevollmächtigten  ;d>i:i'halteneü  Konferenzen. 

207  [30.]  Juni  1684.1) 

Auf  die  Aufforderung  Ehrenschilds,  die  ihm  erteilten  Aufträge  zu  30.  Juni 
eröffnen,  erklärt  Grote,  die  Herzoge  hatten  schon  durch  Wackerbart  und  ihn 
mitteilen  lassen,  daß  sie  sich  wegen  des  armistitii  mit  dem  Konig  von  Dänemark 
und  Kf.  kon formieren  wollten,  in  dem  Vertrauen,  daß  diese  geneigt  sein  würden, 
die  anderen  Differentien  mit  ihnen  in  billiger  Weise  abzutuu.  Die  durch 
Wackerbart  am  dänischen  Bofe  gemachten  weiteren  Anträge  seien  bekannt, 
man  möchte  sich  darüber  erklären,  dann  werde  auch  er  sich  darüber  candide 
cxpektorieren,  und  er  schlägt  dann,  nachdem  Ehrenschuld  kurz  den  Inhalt 
seines  Vortrages  wiederholt  und  erklärt  hat,  daß  das  erste  Erbieten  der  Herzoge 
dem  Könige  und  Kf.  sehr  lieh  sei,  vorT  wegen  des  zweiten  Punktes,  da  er  nicht 
den  geringsten  Verzug  leide,  ohne  weitere  praeliminaria  sofort  ad  rem  ipsam 
zu  gehen. 

Nachdem  auf  Antrag  Eh.s  zunächst  die  Frage  wegen  der  Vollmachten 
erledigt  ist,  proponiert  dieser  die  tjuaestio  an,  ob  man  Schweden  allerseits  an* 
greifen  und  vom  deutschen  Boden  zu  vertreiben  suchen  solle,  sein  König  sei 
damit  einverstanden,  worauf  die  Brandenburger  und  auch  G.  dem  zustimmen. 

Darauf  stellt  Eh,  die  zweite  Frage,  bei  wem  das  appuy  zu  suchen  und 
mit  wem  Kommunikation  zu  tun,  und  erklärt,  dies  mußte  vor  allem  bei  Frank- 
reich geschehen,  das  Holland  und  andere  zurückhalten  und,  wenn  die  Verbün- 
deten in  ihren  Landen  attackiert  würden,  dieses  pro  casu  foederis  halten  sollte. 

Die  Brandenburger  erkläret),  daß  Kf,  dem  zustimme.  Auch  G,  tut  das- 
selbe, meint  aber,  es  sei  notwendig,  auch  auf  den  Fall  zu  reflektieren,  wenn 
Frankreich  diesem  Werk  keinen  Beifall  geben  oder  gar  demselben  zuwider  sein 
sollte,  auch  wie  bald  und  quomodü  die  Kommunikation  mit  Frankreich  vorzu- 
nehmen. 


')  Von  Fuch*'  Hand. 


660 


IV,  Brandenburg  und  Dtaemarii  Mfft—  1SÄ4. 


seine  Gesandten    in  Coln    und    Paris    dort  ebensolche  Vorstellungen    deswegen 
machen  lassen,  wie  er  es  den  Seinige p  befohlen  hat 

Der  Traktat1)    zwischen   Dänemark,    K,  Cöln    und  ihm   ist  in    Richtigkeit 
gebracht,  und  er  hat  befohlen,  die  Ratifikationen  darüber  auszufertigen. 


IL  April 


April 


F.  v*  Brandt  au  den  Kurfürsten.     D,  Coppenhagen 
h/[lL]  April  1684. 

[Zufriedenheit  des  Königs  mit  den  Bemühungen  des  Kf.  und  dessen 
militärischen  Anordnungen,] 

Der  König  ist  dem  Kt  sehr  dankbar  dafür,  daß  derselbe  sich  seines  Inter- 
esses so  annimmt  und  an  den  behörigen  Orten  so  nachdrückliche  Kerne nstmtionen 
getan  hat,  daß  er  hofft,  zur  Erhaltung  seiner  Prüteusion  in  dem  niedersächsi 
Kreise,  ohne  daß  es  zu  Weiterungen  kommen  dürfte,  zu  gelangen.  Er  ist  auch 
mit  der  Antwort  des  Kf.*)  auf  die  Beschwerden  des  Herzogs  von  Celle  sehr 
zufrieden  und  hofft,  daß  das  Fürst],  Haus  durch  deji  Marsch  nach  Mecklenburg 
und  Sachsen -Lauenburg  auf  andere  Gedanken  kommen  und  zu  der  gewünschten 
Konformität  schreiten  wird*  Man  glaubt  auch,  daß  die  Offerierung  der  Subsidien 
von  Frankreich  an  gedachtes  Haus  dazu  beitragen  und  daß  alsdann  der  Friede 
darauf  erfolgen  wird.  Der  König  hat  auch  gern  vernommen,  daß  Kf.  zwei 
Regimenter  ins  Mecklenburgische  marschieren  zu  lassen  beabsichtigt  und  seine 
Truppen  aus  Preußen  nach  der  Mark  zu  marschieren  beordert  hat,  da  das 
Kürstl,  Haus  daraus  ersehen  wird,  daß  mau  jetzt  das  Werk  mit  rechtem  Ernst 
und  Viguenr  anzugreifen  beginnt. 

Auch  von  der  Okkupierung  Hildesbelms  meint  man,  daß  sie  einen  gateo 
Effekt  haben  und  K,  CÖln  gegen  Frankreichs  Willen  wider  das  Haus  Lüneburg 
engagieren  wird. 

Daß  Kf,  an  K.  Sachsen,  die  sächsischen  Herzoge  und  den  Landgrafen 
von  H  essen  geschrieben  und  sie  abgemahnt  hat,  Truppen  au  Spanien  zu  über- 
lassen,  gereicht  dem  Konig  auch  zu  großem  Gefallen, 


König  Christian  an  den  Kurfürsten,     D,  Copenhagen 
19./ 29.  April  1684. 

[Weigerung,  mit  den  braunschweigischen  Herzogen  einen  Neufralilüls vertrag 

zu  schließen.] 

Er  hört,   daß  die  Traktaten1)    mit  den   lüueburgischen  Ministern  sehr 
vorgeschritten    sind    und    daß  Kf+    mit  dem  Fürst!,  Hause    auf  dem    Fuß  einer 

i)  S.  oben  S.  657. 
*)  S.  unten  Abschnitt  V< 

3)  S.  Pnfendorf  XVI1L  §  123  (S,  U$9«  und  unten  Abschnitt  V.     KL  hat!« 
14./24.  April   1684  v.  Hr.  mitgeteilt,   es  sei  gute  Hoffnung,   <l:tti  sich  das  Hau» 


Unzufriedenheit  des  Königs  mit  den  Traktaten  mit  den  Braunschweigern.     661 

reciproken  Neutralität  zu  schließen  beabsichtigt  Er  glaubt  aber  nicht,  daß 
sie  beide  und  ihre  AUierten  bei  einem  solchen  Traktat  genugende  Sicherheit 
finden  werden,  da  dieses  Haus  und  besonders  der  Herzog  von  Hannover 
bisher  so  oft  erklärt  hat,  daß  er  von  seinen  anderweitigen  Engagementen  mit 
honneur  nicht  abgehen  könne,  nnd  daher  zu  besorgen  ist,  daß,  wenn  er  sich 
auch  jetzt  zu  einer  Neutralität  verpflichten  sollte,  dieses  bloß  geschehen  wird,  nm 
aus  dem  gegenwärtigen  embarras  zu  elnktieren,  die  mesnres  der  Alliierten 
zurückzuhalten  nnd  doch  bei  gunstigeren  Konjunkturen  in  seine  frühere  Kon- 
duite  zurückzufallen.  Es  ist  dieses  nm  so  bedenklicher,  da  die  Herzoge  mit 
ihren  Werbungen  eifrig  fortfahren,  was  darauf  hindeutet,  daß  ihre  Intention 
auf  etwas  anderes  als  eine  bloße  Defension  gerichtet  ist  Er  trägt  daher  großes 
Bedenken,  in  eine  solche  armierte  Neutralität,  besonders  solange  die  anderen 
zwischen  ihm  nnd  dem  Hause  entstandenen  Irrungen  nicht  aus  dem  Grunde 
abgetan  sind,  zu  willigen,  und  hofft,  Kf.  werde  sich  hierin  von  ihm  und  ihren 
übrigen  Alliierten  nm  so  weniger  separieren,  als  nicht  zu  zweifeln  ist,  daß, 
wenn  das  längst  unter  Händen  gewesene  Konzert  festgestellt  nnd  dem  Hause 
ein  rechter  Ernst  gezeigt  wäre,  dasselbe  bald  zur  verlangten  Konformität  zu 
bringen  und  folglich  wider  dasselbe  etwas  Tätliches  vorzunehmen  nicht  nötig 
sein  werde. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Coppenhagen 
22.  April/ [2.  Mai]  1684. 

[Unzufriedenheit  des  Königs  mit  den  Traktaten  des  Kf.  mit  den 
braun  seh  weigischen  Herzogen.] 

Reventlo  hat  ihm  im  Namen  des  Königs  gesagt,  daß  demselben  die  2.  Mai 
einseitigen  Traktaten  des  Kf.  mit  dem  Hause  Lüneburg  Nachdenken  ver- 
ursachten und  sehr  unvermutet  kämen,  zumal  da  Kf.  sich  zur  Neutralität  ver- 
pflichten wollte,  welches  den  bisherigen  mesures  fast  zuwider  liefe.  Er  fände 
keine  Sicherheit  bei  der  Zusage  des  Fürstl.  Hauses  wegen  Beförderung  des 
Friedens,  die  nur  in  Worten  bestände.  Was  Frankreich  zu  der  Neutralität 
sagen  würde,  wüßte  er  nicht,  er  aber  könnte  auf  die  Länge  unmöglich  dulden, 
daß  das  Fürstl.  Hans  in  einer  so  starken  Verfassung  nnd  armierten  Neutralität 
stände,  weil  er  demselben  aus  vielen  Ursachen  nicht  trauen  könnte.  Er  würde, 
wie  er  versprochen,  seine  Truppen  aus  den  bezogenen  Quartieren  nach  erhaltener 
Satisfaktion  von  den  Ständen  gern  wieder  abführen,  aber  auf  des  Fürstl.  Hanses 
Pochen  und  durch  dessen  Menacen  ließe  er  sich  aus  den  Quartieren  nicht 
herausbringen.     Gab  eis  Rapporte  scheinen  den  König  auf  solche  Gedanken  ge- 

burg  in  wenigen  Tagen  ihm  und  dem  Könige  akkommodieren  werde,  er  stehe  daher 
an,  zu  dem  dänischerseits  beabsichtigten  Unternehmen  gegen  Hildesheim  zu  schreiten, 
damit  das  Haus  nicht  dadurch  von  seinem  guten  Vornehmen  abwendig  gemacht  werde. 


672 


iv.  Bmdmtarg  und  Dänemark  1^79 — n;s4. 


23.  Juni  16841)     hora  4  pom,  beim  H.  Elu-ensHiiM 

1» niesen tibus  ipao 
li.  ?.  Gabel, 
II,  Gelu  Hat  Fachs 
et  nie  M. 

3.  Juli  teilen  die  Resolution  des  KL  mit,  derselbe  sei  sehr  erfreut,    daß 

diese  Sache  vorgenommen,  meine,  daß  das  commodum  und  lneoojmodum 
allen  drei  gleich  und  kommun  soviel  möglich  sein  müsse,  er  begehre 
nicht  die  geringste  Prärogative.  Das  m Omentum  rei  komme  auf  die  Partage  1 
er  begriffe  wohl,  daß,  wenn  er  selbst  ganz  Vorpommern  und  Rügen,  das  Htm 
Braunschwelg  ganz  Bremen  und  Verden  behaupten  sollte,  dem  Konige  euie 
billige  Proportion  gelassen  werden  mußte,  aber  er  hätte  mit  Befremden  aas  dm 
Protokoll  ersehen,  daß  die  von  dieser  Seite  getane  Offerte  des  ganzen  Her- 
zogtums Schleswig  und  des  besten  Teils  von  Holstein  in  gar  keine  Konsideranon 
gezogen,  sondern  als  eine  abgetane  Sache,  in  die  sich  niemand  zu  miscnea 
hätte,  konsidericrt  werde,  Er  wüßte  zwar,  daß  der  König  in  Schleswig  die 
Souveränität  prätendiert  hätte,  hätte  aber  nicht  gewaßt,  daß  derselbe  aatb 
plenum  ius  et  dominium  utile  prätendiere,  und  ebensowenig,  daß  er  auf  Holstein 
eine  solche  Prätension  mache,  er  mußte  den  König  darauf  aufmerksam  machen, 
daß  die  Gewalt  der  Waffen  eine  schlechte  Stütze  sei,  um  etwas  zu  behaupten, 
das  die  ganze  Welt  für  unbillig  achtete,  er  wollte  sich  hierin  nicht  als  Richter 
gerieren,  wollte  auch  den  Bündnissen  mit  dem  Konig  heilig  nachleben,  aber 
er  hoffte,  derselbe  werde  nichts  vornehmen  oder  von  ihm  begehren,  was  seinen 
Pflichten  gegen  das  Reich  und  seine  Mitstände  entgegen  wäre*  Ebenso  stände 
es  mit  Jever,  die  Maximen,  mit  denen  der  König  diese  Herrschaft  viudkierte. 
könnten  auch  nur  durch  den  zweifelhaften  Ausschlag  der  W äffen  behauptet 
werden.  Ferner  hätten  die  mecklenburgischen  Stande  ihn  gebeten,  sich  dafär 
zu  verwenden,  daß  der  König  sich  mit  den  von  ihnen  angebotenen  60U00  Run 
begnügen  möchte.  Kf.  habe  das  Hauptwerk  selber  betreffend  geurteilt  daß  die 
dem  König  bisher  gemachten  Offerten  nicht  ausreichend  wären,  und  habe  ihnen 
daher  zulänglichere  Offerten  aufgegeben,  über  die  sie  aber  erst  mit  Grote 
kommunizieren  mußten. 

Ehrenschild  erwidert,  diese  Erkllmng  werde  den  König  sehr  befre 
nachdem  derselbe  dem  Kf.  die  wichtigen  und  erheblichen  Ursachen,  welche 
ihn  zu  seinem  Verfahren  in  diesen  Angelegenheiten  veranlaßt  bitten,  habe  vor- 
stellen lassen,  habe  er  erwartet,  daß  Kf,  als  sein  bester  Freund  dabei  acquieacieren 
und  ihn  mehr  darin  appujiereu  als  dieselben  in  Zweifel  ziehen  würde,  und 
spricht  die  Hoffnung  aus,  Kf.  werde  bei  solchen  vorigen  Gedanken  verbleiben 
und  diese  drei  Punkte  nicht  in  computnm  kommen  lassen* 

Sie  haben  darauf  von  allen  drei  Punkten  weitläufig  quodlibetiert  und  es  über- 
nommen,  mit  Grote  davon  zu  reden   und  darauf  wieder  zusammenzukommen. 

')  Von  Meinders'  Hand. 


Verhandlungen  über  das  Unternehmen  gegen  Schweden.  673 


24.  Junii1)  hora  10  mat.  chez  M.  Fuchs  praesentibus: 

IL  v.  Grote,  4.  Juli 

H.Fuchs 

et  me  M. 

Fuchs  berichtet,  welchen  Auftrag  Kf.  ihnen  in  betreff  der  Dänischen 
erteilt,  daß  sie  mit  diesen  geredet,  dadurch  aber  großen  Widerwillen  bei  ihnen 
verursacht  hätten.  Des  Kf.  Meinung  sei,  jeder  Interessent  mußte  seine  Rechnung 
bei  der  Partage  finden,  er  bliebe  bei  Pommern  und  Rügen,  den  Herzogen  gönnte 
er  ganz  Bremen  und  Verden,  Dänemark  anbetreffend  meinte  er,  daß  Schleswig  und 
der  Strich  von  Holstein  von  Kiel  bis  an  die  Alster  zu  wenig  wäre,  wenn  dagegen 
Oldenburg  und  Delmenhorst  weggegeben  werden  sollten,  es  sollte  ganz  Holstein 
und  Schleswig  angeboten  werden  gegen  Abtretung  von  Oldenburg,  Delmenhorst 
und  Jever  an  Gottorf.  Kf.  wollte  in  diesem  Falle  das  Haus  Anhalt  wegen 
Jever  befriedigen  und  erwartete,  daß  das  Haus  Lüneburg  soviel  wie  Jever  im- 
portierte dazu  tun  würde.  Wenn  Dänemark  sich  mit  solchen  oblatis  und  dem, 
was  man  etwa  von  Hamburg  wegen  des  Glückstadter  Zolles  erhielte,  konten- 
tieren  wollte,  würde  es  ihm  sehr  lieb  sein,  pro  ultimo  könnte  noch  Wismar 
hinzugefügt  werden.  Sollte  auch  das  nicht  gehen  und  Dänemark  keine  anderen 
Vorschläge  tun,  dann  müßte  man  das  Werk  in  ewiges  Stillschweigen  vergraben. 

Grote:  Die  dem  Herzog  von  Gottorf  zugedachte  Portion  ist  gegen  ganz 
Holstein  und  Schleswig  zu  gering,  dazu  kommt  noch  die  consideratio  politica 
wegen  Sicherheit  der  Stadt  Hamburg.  Die  Herzoge  sind  daher  bereit  gewesen, 
Gottorf  etwas  von  ihren  eigenen  Landen  abzutreten,  in  der  Meinung,  daß  auch 
Kf.  das  Fürstentum  Minden  demselben  überlassen  würde.  Doch  könnte  er  nicht 
eine  solche  Proposition  den  Dänischen  machen,  sondern  müßte  vorher  referieren, 
er  stellte  den  Brandenburgischen  anheim,  ob  sie  die  Dänischen  hierüber  sondieren 
wollten,  müßte  sie  aber  bitten,  dabei  auf  die  Sicherheit  beider  hohen  Häuser 
zu  reflektieren,  die  nicht  bestehen  könnte,  wenn  man  einen  oder  anderen  Nach- 
bar zu  groß  machte. 

Nos:  Dänemark  hätte  schon  Holstein  und  Schleswig,  Gottorf  hätte  nichts, 
würde  Ursache  haben,  ihnen  zu  danken,  daß  sie  ihm  noch  einen  Staat  formierten. 
Communicavimus  quae  ex  Gallia. 


I).  26.  Junii2)  1684  beim  H.  v.  Ehrenschild  praes.  eo 

H.  G.R.Fuchs  G.Juli 

et  me  M. 

Nos:    Sie  hätten  zwar  auf  des  Kf.  Befehl  mit  Grote  geredet,   derselbe 
hätte    sich   aber  defectu  mandati  entschuldigt.     Kf.  hielte   die  Satisfaktion  für 


')  Von  Meinders'  Hand. 
3)  Von  Meinders1  Hand. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  43 


674 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679- H>S4< 


den  König  sehr  konsiderabel  sowohl  wegen  des  dominii  directi  et  utilis  ober 
Schleswig  und  Holstein  als  auch  wegen  Remotion  des  jetzigen  so  gefährlichen 
Nachbars-  Der  Herzog  von  Holstein  müßte  aliquo  modo  indemnisiert  werden, 
exempli  graüa,  wenn  der  König  Oldenburg,  Delmenhorst  und  Jever  geben  wolltet 
wollte  KL  die  Fürsten  von  Anhalt  befriedigen  und  auch  die  brnunsch weibischen 

0g6  müßten  ein  Ansehnliches  von  dein  Ihrigen  abtreten,  damit  an  (Jottorf  < 
fürstlicher  Staat  formiert  werden  konnte.     Sie  bieten  ferner  statt  des  Gluckstudt 
Zolls  200000  Fttlr.  Satisfaktion  und  Assistenz,  wenn  man  in  Deutschland 
sein  würde* 

Ehrenschild  und  Gabel  (der  eben  wiedergekommen)  sprechen  xh 
Verwunderung  darüber  aus,  daß  Grote  abermals  defectum  instruetfonis  allegicrt, 
zumal  die  Sache  vom  FiirstL  Hause  herrührte*  Über  die  PropoaiUonen 
sie  sich  vertraulich  fan  Grote  soll  e«  nicht  kommuniziert  werden)  ans. 
Dänemark  proponierten  A  van  tagen  könnten  nicht  mit  den  anderen  b&lanrie 
werden,  sie  verlangen  wieder  Stralsund  und  Rügen  oder  andere  Avant 
von  Bremen  entweder  die  Hälfte  gegen  Cedfontng  der  Grafschaften,  (nier  diB 
nie  die  Grafschaften  behielten  und  BnmdftntHiTg  und  Braunschweig  den  llerxcnr 
\<m  fiottorf  ganz  kontentierten.  Jever  sei  ein  iuseparables  Stück  der  Grsf- 
sebaften.  Mit  einer  Satisfaktion  von  SOÜUÖU  Rtlr.  könnten  sie  sirh  nicht 
zufrieden  geben. 

t,)uid  wegen  Wismar? 


I0L  Juli  11.  v.  Ehrenschild, 

IL  v.  Gabel, 

H.  v.  Grote, 

IL  Oberg, 

IL  Fuchs 

et  me  M. 

Absentibus  Brunswicensibua. 

Ehren schild:  Der  König  sei  geneigt,  praevio  traetatu  seereto  wegen 
des  Interesse  des  Reichs  mit  KL  und  dem  Hause  Braunscbweig  gewisse  mesure» 
zu  nehmen.  Rogati,  ob  sie  nicht  extra  traetatum  secretum  desfalls  avise  hätten, 
resp.  ijuod  non.  Wegen  Dömitz  hätte  es  seine  Richtigkeit  gehabt,  wenn  aus 
der  Sache  was  geworden  wäre,  da  diese  aber  zurückzugehen  schiene,  hält* 
ad  alium  casum  keine  Instruktion. 

Mit  S.-Lauenburg  wäre  es  richtig,    mit  Mecklenburg   stände    es   auf  de 
Schlüsse,  Heilige  Land  sei  in  regis  potestate, 

Accessere  Bruns wicenses. 

Auf  Ehrenschilds  Aufforderung    ihre  Instruktion    zu    eröffnen,    erkla 
Grote,  sie  hüten  die  gewünschte  Vollmacht  erhalten,   die  Herzoge   hielten 


*)  Von  Mein  der*'  Hand. 


Verhandlungen  aber  das  Unternehmen  gegen  Schweden.  675 

dänischen  Prätensionen  für  nicht  abreichlich,  and  wenn  auf  diesen  bestanden 
würde,  sei  das  beste,  sich  nicht  vergeblich  aufzuhalten,  die  Sache  ganz  auf- 
zugeben und  in  ewiges  Stillschweigen  zu  vergraben,  doch  wünschten  sie  nach 
wie  vor,  daß  das  Vertrauen  zwischen  ihnen  und  dem  König  befestigt  werde, 
und  sie  wurden  gern  vernehmen,  wenn  dazu  andere  Mittel  und  Wege  vor- 
geschlagen wurden. 

Auf  Ehrenschilds  Aufforderung  fragen  die  Brandenburger,  was  sie 
für  eine  Instruktion  in  betreff  des  Vorschlages  des  Kf.  (wegen  ganz  Holstein) 
hatten.  Sie  erwidern,  sie  wären  moraliter  versichert,  daß  der  Herzog  darein 
nimmer  willigen  werde,  ihn  dazu  zu  zwingen,  wäre  hart  und  bedenklich. 

Sie  haben  dieses  den  Dänischen  referiert  und  ist  darauf  fast  davor 
gehalten  worden,  daß  aus  der  Sache  nichts  werden  dürfte.  Auf  die  Frage  der 
Dänischen,  wie  man  es  bei  so  gestalteten  Sachen  wegen  des  Konzertes  machen 
wolle,  erklären  sie,  darüber  den  Befehl  des  Kf.  einholen  zu  wollen. 

Ehrenschild  fragt  darauf,  ob  nicht  expedientia  et  temperamenta  zu 
finden  seien. 

Grote  erwidert,  die  Herzoge  hätten  nach  dem  Stande  der  Dinge  das  Werk 
für  desperat  gehalten,  doch  würden  dieselben,  wenn  zureichende  und  praktikable 
Mittel  in  Vorschlag  gebracht  würden,  solche  nicht  zurückweisen,  wenigstens 
konnten  sie  darüber  referieren. 

Ehrenschild  fragt,  da  der  König  nicht  von  ganz  Schleswig  und  Holstein 
abstehen  könnte,  ob  nicht  das  Fürstl.  Haus  dazu  zu  bewegen  sein  würde. 

Grote  aber  macht  dazu  gar  keine  Hoffnung. 

Ehrenschild:  Seine  Instruktion  sei  nur  auf  das  Dessein  gerichtet,  doch 
wisse  er,  daß  der  König  mit  dem  Fürstl.  Hause  in  Freundschaft  zu  leben  und 
dieselbe  noch  näher  zu  verknüpfen  wünsche. 


8./ 18.  Juli  1684.1) 

Kf.  hätte  mit  Leidwesen  vernommen,  daß  das  bekannte  Vorhaben  mehr  18.  Juli 
zurück  als  vor  sich  ginge.  Das  Werk  scheine  noch  nicht  reif  und  für  diesmal 
auszusetzen  zu  sein,  zumal  bei  den  gegenwärtigen  Konjunkturen  man  bei  Exe- 
kution desselben  das  bisher  in  betreff  der  Herstellung  eines  allgemeinen  Waffen- 
stillstandes verfolgte  Ziel  verfehlen  und  die  bläme  auf  sich  laden  würde,  daß 
man  ein  neues  Kriegsfeuer  anzünden  wollte,  die  G.  Staaten  würden  sich  auch 
gewiß  nicht  aus  der  Sache  halten,  man  würde  auch  alle  diejenigen,  welche  sich, 
wie  Kf.  selbst,  zu  der  Garantie  des  Waffenstillstandes  erboten,  gegen  sich 
aufbringen,  auch  wäre  auf  die  von  dem  Kaiser  drohende  Gefahr  Rücksicht  zu 
nehmen. 

Das  Konzert  anbetreffend,  da  dessen  Hauptziel  darin  bestehe,   das  Haus 
Braunschweig  ad  conformitatem  consiliorum  zu  bringen  und  dieses  jetzt  erreicht 


')  Von  Meinders'  Hand. 

43* 


H76 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  Wo- 


zu sein  schiene,  so  schienen   ihm   die    übrigen  Punkte  desselben  nicht  von 
Wichtigkeit  zu  sein,  um  deshalb  in  einen  Krieg  zu  verfetten,  tarn*]  k\  C8!n  die 
I Ratifikation   desselben    ausdrücklich    auf   die    wirkliche  Tätlich  keil  restringiert 
ki he  und  auch  Aussicht  sei,   daß  der  König  und  das   Haus  Braimsehwejg  &tk 
wegen    der  noch  übrigen  zwischen  ihnen  streitigen   Punkte  würden 
können.     Kf.  meine  daher,  man   solle  mit  Verschiebung  des  ersten  Vorhabet! 
eine  nähere  Zusammensetzung  zwischen   den  drei  Puissaucon  zu  treffen   suchen 
null,    wenn    die    danischen    Minister    dazu    nicht    instruiert    wären,    dieses  ua 
dänischen    Hofe   vornehmen,    zumal   er   entschlossen   sei,   dieser    und    anderer 
Ursachen  halber  jemand    seiner  vertrautesten    Minister  an  den    dänischen  Hof 
zu  schicken.      Dabei  rekommendiert    er   abermals  die   mecklenburgische   Sache 
aufs  all  erbe  weg  Liebste  und  bittet,  es  mit  '1cm  Lande  nicht  so  zu  machen,  daß  «* 
ganz  ruiniert  werde*    Endlich  wurden  wegen  Dömitz  die  früheren  Vorstellung« 
wiederholt 

Ehrenschild:  Sein  Konig  sei  nochmals  erbotig,  das  Hauptwerk  fort- 
zusetzen, doch  unter  der  schon  in  der  letzten  Konferenz  erwähnten  Bedingung, 
daß  ihm  Schleswig  und  Holstein  allein  verbleiben  und  dem  Herzog  von  Gottorf 
ein  billiges  Äquivalent,  wozu  er  die  beiden  Grafschaften  und  was  von  selten  de* 
Kf,  wegen  Jever  in  Vorschlag  gebracht  sei,  beizutragen  bereit  sei,  verschafft 
werden  sollte.  Er  bittet,  dieses  nochmals  dem  Kf.  vorzutragen,  auch  den  liine- 
burgischen  Ministern  davon  Mitteilung  zu  machen  und  zu  versuchen*  sie  auf 
andere  Gedanken  zu  bringen,  Er  weist  darauf  hin,  daß  sich  schwerlich  wieder 
eine  so  gunstige  Gelegenheit  zur  Ausführung  des  Werkes  darbieten  werde.  Fr 
hülte  keine  Instruktion,  sich  zu  anderen  Sachen  auszulassen,  er  sweifelte  aber 
nicht,  daß  der  König  andere  Vorschlafe  zur  Stiftung  guten  Vertrauens  mit 
dem  brau  nach  weigischeti  Hause  gern  anhören  werde» 

Er  dankt  für  alle  ihm  erwiesene  Gnade  und  fragt  wie  Kf,  es  wegen  seiner 
Reise  halten  wollte,  ob  er  etwa  eventualiter  Abschied  nehmen  sollte, 

Nach  erstatteter  Relation  an  Kf.  haben  sie  nachmittags  mit  H.  v.  Grolc 
geredet.  Dieser  versichert  die  aufrichtige  Intention  der  Herzoge  wegen  des 
Desseins,  erklärt  aber,  daß,  wenn  d  an  i  Sehers  ei  ts  auf  der  Priitension  beider 
Herzogtümer  bestanden  werde,  sie  es  nicht  für  praktikabel  erachteten*  Er  dankt 
für  dea  Kf.  genereu.se  Konduite,  bittet,  dieses  morgen  persönlich  demselben 
kontestieren  zu  dürfen,  rekommendiert  das  andere  Werk  wegen  «l*s  I; 
und  allerseits  InteresBe  und  versichert  nochmals  die  Geneigtheit,  mit  dem  KOnig 
vertrauliche  Nachbarschaft  zu  kultivieren. 


Den   12./22.  Julii  1684  dem  H.  von  Ehnenachikl  gttttk 


Juli  t,  Wie  es  eigentlich  mit  Wismar  zu  halten  und  was  dazu  gehört?   Kf,  sei 

zufrieden,  daß  es  rasiert  und  den  Herzogen  von  Mecklenburg  restituiert  w. 
dnch   müßten  diese   den  Alliierten   dafür  ein    Äquivalent  uder   wenigstens   eine 
Ergetzlichkeit  zur  Satisfaktion  des  Herzogs  von  Hol  stuhl  geben.      Dl  der  H 


Verhandlungen  über  das  Unternehmen  gegen  Schweden.  677 

leicht  von  Schweden  wieder  occupiert  werden  konnte,  ob  die  Alliierten  nicht 
den  Walfisch  dem  Kf.  zur  Sicherung  seiner  pommerschen  Lande  gönnen  wollten? 

2.  Wismar  mußte,  wenn  nicht  attacquiert,  doch  diesen  Winter  über 
blocquiert  werden,  Kf.  und  das  Haus  Lüneburg  könnten  das  zu  Lande  tun,  wenn 
der  König  zur  Wegnehmung  des  Walfischs  die  nötigen  Schiffe  hergeben  wollte. 

3.  Was  zu  tun,  wenn  der  Herzog  von  Holstein  sich  nicht  in  der  Güte 
akkommodieren  wollte? 

4.  Ob  der  König  sich  nicht  hei  England  bemühen  wollte,  daß  dieses  dem 
Dessein  nicht  zuwider  wäre  und  den  Staat,  wenn  dieser  es  verhindern  wollte, 
davon  abhielte? 

5.  Weil  der  König  die  meiste  Ursache  zur  Ruptur  wider  Schweden  hätte, 
ob  dieser  nicht  den  Anfang  damit  machen  wollte,  wenn  es  geschehen,  würde 
Kf.  sofort  dazutreten,  was  auch  Braunschweig  tun  müßte. 

6.  Der  von  den  Alliierten,  der  am  ersten  fertig,  müßte  den  anderen  bei- 
treten, um  das  Dessein  in  Deutschland  desto  eher  auszuführen. 


F.  v.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Schleswig 
24.  Juli/ 3.  August  1684. 

[Rebenacs  Argwohn  wegen  der  in  Berlin  abgehaltenen  Traktaten.] 

Daß  Graf  Rehenac ')  solche  große  Omhrage  bezeugt  und  widrige  3.  Aug. 
Impressionen  wegen  der  in  Berlin  obschwebenden  Traktaten  gemacht  hat, 
befremdet  diesen  Hof  nicht  gar  sehr,  da  der  König  wohl  weiß,  daß  derselbe 
garnicht  gut  dänisch,  sondern  vielmehr  schwedisch  und  lüneourgisch  ist,  da  sein 
Vater  lange  in  Schweden  gewesen  und  er  schon  vor  zwei  Jahren  zu  Itzehoe 
solches  genugsam  hat  verspüren  lassen,  so  daß  er  darüber  mit  Graf  Gülden  low 
kollidiert  und  fast  in  Händel  geraten  ist  Überdem  hält  man  hier  dafür,  daß 
Frankreich,  nachdem  es  für  sich  alles  erlangt,  sich  wenig  um  die  Alliierten 
bekümmere  und  ihnen  nicht  viel  gönne. 


')  Schon  4./14.  Juli  hatte  v.  Br.  aus  Hamburg  berichtet,  Villars  bezeuge  große 
Jalousie  über  die  Traktaten  zwischen  Dänemark,  Kf.  und  Lüneburg,  auch  Reben ac 
habe  geschrieben,  daß  ihm  davon  nichts  mitgeteilt  werde,  der  König  halte  für  ratsam, 
ihnen  diese  Jalousie  zu  nehmen  und  ihnen  zu  diesem  Zwecke  Mitteilung  von  den 
Verhandlungen  zu  machen.  Kf.  hatte  darauf  (d.  Cöln  10./ 20.  Juli  1684)  erwidert, 
Rebenacs  Beschwerde  sei  ungegründet,  die  Verhandlungen  mit  den  Braunschweigern 
seien  in  generalibus  geblieben,  nichts  geschlossen  und  ihm  von  den  dabei  vor- 
gekommenen Materien  immer  Nachricht  gegeben  worden,  die  er  aber  bisweilen  nicht 
einmal  habe  anhören  wollen,  er  wolle  ihm  aber  doch  noch  einmal  eine  solche  Offerte 
machen.    S.  Prutz,  S.  285. 


678 


IV,  Brandenburg  und  Dänemark  1679 — I  ^84. 


Instruction,  woriKidi  sich  unter        Wftrcklicher  Geheioater  Bit 
Frantz  vor»  Meifult'rs  untert&rngst  zu  achten. 
I).  Potsdam  L/[1L]  August  16*4.     ((.W.  Meioden 

[(ji  ünde   für   und   gegen  eiu   kriegerisches  Vorgehen  gegen  Schweden*     Die  Altuo: 

des  Kf,  mit  dem  braunsehweigischen  Hause,   sein  WwmöJi,   daß  auch   Dänemark  mit 

demselben  in  nähere  Verbindung  trete.] 

11,  Aug,  Kf.  ist  tri it  dem  Konig  noch  jetzt  darin  einig,  daß  zur  Sicherung  ihrer  and 

auch   der   I  »raun  seh  weigischen  Provinzen   kein   besseres  Mittel   gefunden  werte 
konnte,   als   wenn    man    Hieb    der   Nachbarschaft  Schwedens   entledigen  wad 

-  wieder  um  die  in  Deutschland  toqttiffarten  Provinzen  bringen  kö 
daß  auch  die  Gelegenheit  dazu  favornbo)  isl,  *h  bei  noch  wahrendem  Tiirkni- 
kriog  die  kaiserlichen  Waffen  in  Ungarn  noch  mehr  als  zu  viel  zu  sei 
haben,  die  Stuten  der  Vereinigten  Niederlande  mit  allerhand  Innfirlifllboi 
l>is|  uten  und  Verwirrn^en  distrahiert,  von  Spanien  wegen  seiner  Schwachheit 
nicht!  Widriges  zu  befürchten,  dagegen  von  Frankreich  und  England  IMM} 
und  Beistand  zn  hoffen,  endlich  auch  die  schwedischen  Provinzen  in  Deutsch- 
land so  wenig  mit  Volk  und  anderen  nötigen  requisitis  verseben  siod,  daß  sie 
ohne  besondere  Muhe  zu  erobern  sein  möchten.  Was  er  dabei  bedenklich  findet, 
ist  erstens  der  jetzige  Zustand  im  Reich,  daß  in  Regensburg  der  Waffenstillstand 
mit  Frankreich  bereits  einmütig  angenommen  ist  und  man  damit  allem  Ansehen 
Dftd)  bald  zum  Schluß  kommen  wird.  Da  nun  alle  im  Reich  gelegenen 
schwedischen  Provinzen  darin  mit  begriffen  sind,  Schweden  im  Reich  nicht 
wenige  Freunde  und  Anhinger  hat,  der  Waffenstillstand  und  die  Ruhe  de* 
Reichs  auch  ohne  Zweifel  durch  eine  Spezialgarautie  korroboriert  werden  dörfk 
nnd  die  bisherigen  Bemühungen  des  Königs  und  des  Kf,  um  Retablierung  de* 
Friedens  und  Erhaltung  der  Ruhe  mit  einem  solchen  Dessein  und  der  Ver- 
anlassung neuer  KHegstro üblen  nicht  allerdings  zu  konziliieren  wären,  so  wir« 
zur  Ausführung  desselben  eine  ganz  vollkommene  einmütige  Zusammensettaiif 
sowohl  wegen  des  modus  exequendi  als  der  partage  und  anderer  Konditionen 
notig,  wozu  man  aber  bisher  nicht  hat  gelangen  können.  Dazu  sind  die  Ver- 
einigten Provinzen  mit  Schweden  in  einem  engen  Assoziationstraktat  begriffen 
und  die  inneren  dissensiones  konnten  leicht  beigelegt  oder  beiseite  gesetst 
werden,  bis  Schweden  wirkliche  Assistenz  geleistet  worden.  Ferner  müßten 
die  Progressen  der  kaiserlichen  Waffen  in  Ungarn  berücksichtigt  werden,  m 
konnte  dort  leicht  zum  Frieden  kommen  und  man  dann  die  ganzen  kaiserlichen 
Waffen  sich  auf  den  Hals  ziehen,  zumal  da  der  Kaiser  mit  Schweden  in  enger 
Allianz  stehe»  Endlich  aber  sind  sie  der  franzosischen  Unterstützung  nicht 
sicher,  denn  bisher  hat  man1)  sich  in  Paris  darüber  gegen  seinen  Minister  Dicht 


i)  S.  oben  S,  5lGff, 


Sendung  Meinders'  nach  Danemark.  679 

pure,  sondern  auf  zwei  praesupposita  erklären  wollen,  1.  wenn  der  Waffenstill- 
stand mit  dem  Reich  nicht  zum  Schluß  käme,  oder  2.  wenn  Schweden  denselben 
nicht  annehmen  nnd  folglich  dessen  Provinzen  nicht  darin  inkludiert  werden 
sollten,  man  hat  auch  von  Avantagen  gesprochen,  welche  franzosischerseits 
reciproce  prätendiert  werden  durften,  doch  ohne  sich  darüber  genauer  zu  erklären. 

Aus  allen  diesen  Ursachen  meint  Kf.,  daß  die  der  Exekution  dieses  Desseins 
entgegenstehenden  considerationes  noch  überwiegen,  doch  müsse  man  auf  den 
Ausschlag  der  Sachen  zu  Regensburg  reflektieren  und  danach  seine  mesures 
nehmen.  Inzwischen  aber  konnte  man  sehen,  ob  nicht  ratione  conditionum  in 
eventum  eine  gewisse  Abrede  genommen  werden  konnte. 

Ferner  hat  M.  mitzuteilen,  was  bisher  mit  dem  Hanse  Braunschweig 
vorgegangen,  daß  Kf.  die  vorige  Allianz  mit  demselben  erneuert  habe,1)  nachdem 
dieses  sich  wegen  des  Waffenstillstandes  ihnen  konformiert  hat,  nnd  dem  König 
anheimzugeben,  ob  er  nicht  auch  in  nähere  Freundschaft  mit  jenem  Hause  treten 
wollte  und  so  eine  dreifache  Allianz  abgeschlossen  werden  konnte.  In  der 
holsteinischen  Sache  soll  er  zu  einer  Verständigung  jnit  dem  Herzog  raten 
und  des  Kf.  officia  dazu  anbieten,  in  der  jeverschen  Sache  dem  Gesandten  des 
Fürsten  von  Anhalt  mit  allen  möglichen  guten  officiis  beistehen. 

Mit  dem  braunschweigischen  und  dem  französischen  Gesandten 
soll  er  vertraulich  kommunizieren,  jedoch  mit  Behutsamkeit  und  Vorsicht3) 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Cöln 
5./[15.]  August  1684. 

[Auf  das  Schreiben  des  Königs  von  Dänemark.    Bereitwilligkeit,  bei  der  veränderten 
Sachlage  das  Unternehmen  gegen  Schweden  auszuführen.] 

Er  wird  das  ihm  nachgesandte  Schreiben  des  Königs')  erhalten  haben,  er  15.  Aug. 
soll  seine  Reise  beschleunigen,  damit  er  denselben  womöglich  noch  in  Gottorf 
antreffe,  sonst  soll  er  ihm  eiligst  nach  Kopenhagen  folgen.    Denn  da  die  Sache 
jetzt,   wie  jenes  Schreiben  zeigt,   in  einen  ganz  anderen  Stand  geraten  ist,   so 


')  S.  die  Allianz  vom  2./12.  August  1684  Pufendorf  XVIII,  §  135  (S.  151 2 f.); 
v.  Mörner,  S.  460  ff.     Vgl.  unten  Abschnitt  V. 

*)  Das  Kreditiv  des  Kf.  für  M.  ist  Potstam  l./[ll.]  August  1684  ausgestellt 
')  König  Christian  hatte  (d.  Gottorf  31.  Juli/ [10.  August]  1684)  Kf.  gebeten, 
nachdem  das  Haus  ß raunschweig  durch  Wackerbarth  wegen  der  Diffikultäten 
in  betreff  Holsteins  und  des  Äquivalents  für  Herzog  Christian  Albrecht  solche 
Ouvertüre  getan,  daß  er  fast  nicht  zweifele,  darüber  bei  Reassumierung  der  Traktaten 
mit  demselben  in  völlige  Richtigkeit  zu  kommen,  die  Absendung  seines  dazu  desti- 
llierten Ministers  zu  beschleunigen. 


680  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679—1684. 

ist  notwendig,    daß   er  denselben   spreche   und   etwas  Gewisses   zurückbringe, 
damit  Kf.  wisse,  woran  er  ist 

Seine  Instruktion  geht  zwar  dahin,  daß  man  das  Werk  suspendieren 
möchte,  da  aber  Kf.  solches  darum  resolviert  hat,  weil  er  geglaubt,  daß  Däne- 
mark mit  den  Offerten  des  Hauses  Lüneburg  nicht  zufrieden  sei  und  man 
dieses  daher  nicht  werde  hinzuziehen  können,  es  jetzt  aber  scheint,  daß  dieses 
obstaculum  gehoben  werden  könne,  so  ist  Kf.'  der  gänzlichen  Meinung,  daß, 
wenn  man  sich  der  partage  halber  vereinigen  kann  und  es  dem  Hause  Lüneburg 
ein  Ernst  ist,  das  Werk  mit  anzugreifen,  man  darauf  ohne  ferneres  Bedenken 
sich  vereinbaren  und  schließen  könne.  Kr  wird  eine  Vollmacht  dazu  erhalten. 
Weil  es  aber  vornehmlich  auf  die  Intention  des  Fürst).  Hauses  ankommt,  so 
hat  er  Wackerbarth  im  Vertrauen  und  gründlich  zu  sondieren,  damit  man  sich 
nicht  mit  vergeblichen  Traktaten  aufhalte. 


Der  Kurfürst  an  Meinders.     D.  Cöln  an  der  Spree 
6./[16.]  August  1684. 

[Propositionen  Grote's,  Bescheid  auf  dieselben.] 

16.  Aug.  Kurz  nach  Abgang  der  gestrigen  Post  hat  v.  Grote  ihm  einige  wichtige 

Vorstellungen,  das  Werk  wider  Schweden  betreffend,  tun  lassen,  seine  Gedanken 
darüber  zu  vernehmen  verlangt  und  auch  gebeten,  ihn,  Meinders,  darüber  xu 
instruieren.     Ks  handelt  sich  um  folgende  Punkte: 

1.  Ob  die  Traktaten  nicht  dienlicher  in  Hamburg,  als  einem  Mittelorte, 
angestellt  werden  möchten? 

2.  Wie  es  wegen  Wismar  zu  halten? 

l\.  Daß  der  König  von  Dänemark  sich  erkläre,  die  zwischen  Trave  und 
A Ister  gelegenen  holsteinischen  Ämter  zurückzulassen. 

4.  Was  für  Satisfaktion  dem  Herzog  von  Holstein  wegen  des  übrigen 
zu  geben? 

f>.  Wenn  der  Herzog  nicht  in  Güte  wollte,  was  dann  zu  tun? 

(».  Wie  man  sich  gegen  andere  Potentaten  betragen  wolle? 

7.  Wegen  der  Assistenz  in  Schonen. 

8.  Wegen  der  Einrichtung  der  Operationen. 

Da  es  danach  dem  Fürstl.  Hause  ein  Ernst  zu  sein  scheint,  so  ist  um  so 
nötiger,  daß  M.  bei  jetziger  Anwesenheit  versuche,  ob  man  damit  zur  Richtigkeit 
kommen  könne,  und  erhält  er  auf  obige  Punkte  folgende  Instruktion: 

1.  Kf.  findet  auch  gut,  daß  die  Handlung  nach  Hamburg  verlegt  werde, 
da  sie  dort  viel  geschwinder  als  zu  Kopenhagen  vonstatten  gehen  könnte. 

2.  Wegen  Wismar  hat  Grote  ihm  heute  mitgeteilt,  daß  der  König  davon 
abstände  und  nur  vorgeschlagen  hätte,    noch   vor  dem  Winter  die  Stadt,  wenn 


Neue  Verhau diu  f  igen  mit  Grefe. 


man  sie  nicht  attackiere«  könnte,  zu  blockieren  und  den  Walfi  n nehmen. 

Kf.  ist  damit  einverstanden,  meint  aber,  daß  die  Attacke  oder  Blockade  von 
allen  drei  Parteien  verrichtet  werden  müßte.  Den  Walfisch  wünscht  er  seihst 
zur  Sicherung  seiner  pomroerschen  Lande  zu  behalten. 

:!.  Es  wäre  ihm  auch  sehr  lieh,  wenn  der  König  auf  die  holsteinischen  Amter 
zwischen  Trave  und  Alster  verzichten  wollte,  auch  M.  soll  sich  darum  hemüliHi. 
weil  Lüneburg  beständig  versichert,  sonst  das  Werk  nicht  angreifen  zu  wollen. 

4.  Wegen  der  EnWhiidigung  des  Herzogs  von  Holstein  ist  schon  hier 
deliberiert  worden.  Wenn  es  dabei  bleibt,  daß  der  Konig  ihm  Oldenburg, 
Delmenhorst  und  Jever  cedieren  wilL  so  übernimmt  Kf.  nochmals,  das  Hans 
Anhalt  für  Jever  zu  vergnügen,  doch  müßte  dann  auch  das  Rani  Lüneburg 
ein  Stück  seines  Landes  des  Ertrages  von  Jever  abtreten,  Lber  etwaige  ander- 
weitige Vorsehläge  soll  er  schleunigst  berichten* 

5.  Was  dann  zu  tun  sei,  wenn  der  Herzog  in  Gflfcs  nicht  wollte-,  darüber 
werden  die  Alliierten  zu  überlegen  haben» 

6.  KL  hat  namentlich  auf  den  Kaiser,  Frankreich,  die  Vereinigten  Nieder- 
lande und  verschiedene  Stande  in  Deutschland  m  reflektieren.  Den  Kaiser 
müßte  man  sich  auf  das  äußerste  bemühen,  dem  Werk  favorabel  zu  machen, 
oder  wenigstens  zu  verhindern,  daß  er  Schweden  Hilfe  leistete.  Dabei  könnte 
das  Hans  Lüneburg,  das  bisher  mit  dem  kaiserlichen  liefe  sehr  wohl  gestanden, 
«■in  Urolies  tun.  Sollte  aber  dieses  nicht  zu  erreichen  sein,  sondern  der  Kaiser 
nach  Abschloß  des  Friedens  mit  den  Türken  Schweden  wirklich  assistieren 
wollen,  so  würde  man  dawider  appuy  hei  der  Krone  Frankreich  suchen 
müssen.  Von  dieser  bat  Kf.  gemerkt,  daß  sie  dem  Werk  nicht  zuwider  sein, 
aber  durch  Roalprastationcn  dabei  nicht  konkurrieren  würde,  wenn  man  ihr 
nicht  hinwieder  einige  Kotivenienz  zugestände.  Eine  solche  würde  abermals  auf 
eine  Schmalerung  der  Reicbsgrenzc,  wo  nicht  gar  auf  den  Rheinstrom  ganz 
oder  zum  Teil  auslaufen;  dieses  einzugehen  hat  aber  Kf.  große  Bedenken,  da 
ihm  durch  den  Verlust  des  Rheins  mehr  abgehen  würde,  als  er  in  Pommern 
gewinnen  konnte.  Sollte  aber  Frankreich  entweder  solche  dem  Reich  präjudi- 
zierliehe  Konvenieren  nicht  begehren,  sondern  sich  damit  begnügen,  durch 
seine  Konkurrenz  diese  drei  Alliierten  desto  fester  zu  devincieren.  oder  wenn 
es  dahin  zu  bringen  wäre,  daß  Frankreich,  wenn  der  Kaiser  einen  oder  mehr 
Alliierte  attackieren  sollte,  dieses  pro  casu  foederis  halten  und  zulängliche 
Hilfe  leisten  wollte,  so  würde  das  Werk  leicht  gefunden  werden  können.  Auf 
die  Stande  im  Reich,  weiche  sich  etwa  Schwedens  annehmen  wollen,  hat  man 
nicht  soeben  zu  reflektieren,  da  die  drei  Alliierten  force  genug  haben,  denselben 
zu  widerstehen.  Von  dem  Staat  ist  nicht  zu  vermuten,  daß  die  darin  schweben- 
den innerlichen  Unruhen  und  daraus  entsprießende  Unvermögen  hei  t  sowie  die 
Friedensliebe  es  zu  vigoureusen  Resolutionen  und  schneller  Ausführung  derselben 
sollten  kommen  lassen.  Allenfalls  könnte  man  versuchen,  durch  England 
den  Staat  zurückhalten  zu  lassen. 

7.  Daß  dem  König  in  Schonen  Hilfe  geleistet  werde,  hält  Kf.  für  nötig 
und  raisonnabel,    darüber  ist  auch  schon  im  vorigen  Jahre  verhandelt  worden. 


682*  IV.  Brandenburg  und  Dänemark  1679— 1&S4. 

II.  soll  sich  danach  richten  und  sich  bemühen,  das  Hans  Lüneburg  dazu  zu 
disponieren. 

8.  Kf.  wurde  sehr  gern  sehen,  daß  der  Konig  von  Dänemark,  der  durch 
das  Verhalten  Schwedens  in  der  holsteinischen  Sache  die  beste  Ursache  daza 
bat,  zuerst  losbräche,  dann  könnten  er  and  das  Hans  Lüneburg,  als  des  Königs 
Alliierte,  mit  hinzutreten.  Sollte  sich  derselbe  aber  dazu  nicht  persuadieren 
lassen,  so  müßten  die  Operationen  von  allen  drei  Teilen  zugleich,  von  Kf.  in 
Pommern,  von  Braunschweig  in  Bremen  und  Verden  und  von  Dänemark  in 
Schonen  und  auf  der  See  begonnen,  und  mußte  bedangen  werden,  daß  wer 
cuerst  fertig,  den  anderen  Hilfe  leistete,  damit  die  Sache  desto  schneller  abgetan 
sein  und  man  auf  künftige  Fälle  freie  Hand  haben  möchte.1) 


Protokoll  der  zu  Gottorff  um  8./[18.]  August   1684 
gehaltenen  Konferenz. 

18.  Aug.  praes.  H.  von  Guldenlöw, 

IL  Großkanzler, 

H.Graf  Reventlo, 

H.  v.  Ehrenschild 

et  me  F.  v.  M. 

Der  G.  Kanzler  eröffnet  die  Konferenz  und  spricht  die  Hoffnung  aus. 
man  werde  von  Seiten  des  Kf.  alle  Fazilität  beitragen,  damit  man  nicht  her- 
nächst  Ursache  habe,  zu  bereueu,  daß  eine  so  herrliche  Gelegenheit,  allerseits 
Lande  und  estat  in  Sicherheit  zu  setzen  echappiert  sei. 

M.  entschuldigt  darauf  die  Verzögerung  der  Absendung  mit  der  Erkrankung 
des  ursprunglich  dazu  deputierten  Fuchs,  erklärt  dann,  über  die  Wichtigkeit 
des  Desseins  seien  alle  Alliierten  einig,  auch  daß  die  Gelegenheit  zur  Aus- 
führung desselben  günstig  erscheine,  doch  müßten  zunächst  die  obstacula  beseitigt 
werden,  welche  dasselbe  hindern  oder  unter  den  Alliierten  Jalousie  erregen 
könnten,  und  nun  führt  er  1.  alle  in  seiner  Instruktion  aufgeführten  Redenken 
an,  macht  2.  Anzeige  von  dem  Abschluß  der  Defensivallianz  des  Kf.  mit  dem 
Hause  Braunschweig  und  von  dem  Wunsche  desselben,  daß  eine  dreifache 
Allianz  zwischen  dem  König  von  Dänemark,  ihm  und  diesem  Hause  zustande 
und  3.  daß  es  zwischen  dem  König  und  dem  Herzog  von  Gottorff  zu  einem 
Vergleich  kommen  möchte,  und  rekommendiert  4.  die  anhaltische  Sache 
wegen  Jever. 

Der  G.  Kanzler  erklärt  darauf,  daß  sie  alles  dem  König  referieren  wollten, 
und    berichtet   in  antecessum,    es    scheine   dem    Hause  Braunschweig  jetzt 

')  Beiliegend  die  an  demselben  Tage  von  Kf.  für  Meinders  ausgestellte 
Vollmacht. 


Veröandluügeo  mit  Meitiders. 


B83 


wirklich  ein  rechter  Ernst  zu  sein,  dasselbe  sei  der  Sache  ziemlich  näher 
getreten  and  der  König  habe  darauf  wegen  der  Partage  erklärt,  nicht  ganz 
Holstein  zu  prätendieren,  sondern  dem  Herzog  die  vier  Ämter  zwischen  Trave 
und  A Ister  sowie  die  Grafschaften  Oldenburg  und  Delmenhorst  tiberlassen  zn 
wollen,  wozu  Kl.  und  das  Hans  Braunschweig  auch  ein  Erkleckliches  hinzufügen 
mußten. 

Nachmittags  kommen  sie  wieder  bei  dem  G»  Kanzler  zusammen.  Derselbe 
wiederholt,  die  Partage  anbei  rettend,  daß  der  Konig  bereit  sei,  auf  die  schon 
angegebene  Weise  den  Herzog  von  Holstein  zu  entschädigen,  daß  aber  auch 
Ki  und  das  Haus  Braunschweig  sieh  ratione  aequivalentis  erklären  müßten, 
worauf  M.  erwidert,  Kf,  sei  dazu  geneigt,  meine  aber,  daß  der  König  auch 
Jevor  mit  seinen  daran f  haftenden  juribus  dam  Herzog  abtreten  wolle-  er  wolle 
die  Satisfaktion  da  Hauses  Auhalt-Zerkst  für  seine  Prätension  darauf  über- 
nehmen, und  das  Haus  Braunschweig  werde  ein  Gleichmütiges,  wie  Jever  aus- 
trüge, dazu  kontribüieren.  Nach  weiterer  Unterhaltung  darüber  wird  gut 
befunden,  daß  wegen  dieses  Punktes,  der  Partage  und  des  Äquivalents  für  den 
Herzog,  ein  Kniwurf  gemacht  und  von  den  Ministern  der  Alliierten  und  Inter- 
essierten adjustiert  werden  solle. 

Darauf  kommt  der  G.  Kanzler  auf  Frankreich  und  sagt,  der  K«»nig  sei 
zwar  mit  den  Vorstellungen  des  Kf.  einverstanden  und  meine,  daß  man  sich 
bemühen  müsse,  die  von  demselben  erwähnten  Punkte  zn  erreichen,  und  daß 
Meyercrohn,  Span  heim  und  der  braun  seh  weigischo  Minister  in  Paris  des- 
wegen gleichmäßig  instruiert  werden  müßten,  daß  man  sich  aber,  wenn  es  nicht 
weiter  zu  bringen  wäre,  schließlich  damit  begnügen  könne,  wenn  Frankreich 
verspräche,  1.  überall  alle  dienliche  ofticia  anzuwenden,  um  das  Werk  zu  fazili- 
tieren  und  sekundieren;  2.  wenn  man  losgebrochen  wäre  und  sich  jemand  anders 
in  die  Sache  einmischen  und  die  Alliierten  angreifen  sollte,  dieses  pro  casu 
foederis  zu  halten  und  sich  demgemäß  derselben  anzunehmen. 

Sollte  Frankreich  wegen  der  Garantie  der  Eroberungen  und  der  sabsides 
d'aetion  Schwierigkeiten  machen  oder  sich  dazu  nur  gegen  eine  redproke 
Av  an  tage  erklären  wollen,  so  wäre  deswegen  die  Sache  nicht  aufzugeben,  sondern 
trotzdem  anzutreten  oder  auf  ein  Expedient  zu  denken,  was  für  A  van  tagen 
man  Frankreich  dafür  zuwenden  wollte.  Sollte  der  Waffenstillstand  nicht 
zustande  kommen,  so  konnte  man  zulassen,  daß  Frankreich  sich  der  kaiser- 
lichen Waldstadte  bemächtigte  oder  Philippsburg  wegnehme  und  rasierte,  dafür 
aber  auch  Freiburg  ebenso  demolierte.  Bei  erfolgendem  armistitio  aber  wäre 
zu  versuchen,  ob  man  solche  A vatitagen  bei  Frankreich  gegen  Zusage  der 
Garantie  erlangen  und  dagegen  die  erwiih uteri  Konditionen  stipulieren  konnte, 
allenfalls  aber  müßte  man  davon  abstehen. 

M.  nimmt  es  ad  referendum. 

Der  G.  Kanzler  erklärt  darauf  weiter,  vom  Kaiser  sei  nichts  zu  fürchten, 
da  derselbe  durch  den  Türkenkrieg  mehr  als  zu  viel  zu  tun  haben  werde  und 
wegen  seines  Bündnisses  mit  Polen  und  Venedig  nicht  ohne  diese  Machte 
Frieden  mit  den  Türken  machen  könne. 


tfS4 


IV,  Brandenburg  und  Dänemark   iUTir- 


Sollte  der  Waffenstillstand  zwischen  »lern  Reich  tuui  Frankreich  gescbloatin 
werden,  so  kannte  derselbe  dieser  Buche  um  so  weniger  präjudi  zieren»  da  die 
nordischen  Sachen  in  ihn  nicht  eingeschlossen  waren.  Audi  von  den 
Staaten  sei  keine  Einmischung  zugunsten  Schwedens  zu  furchten,  auf  allen  Fall 
würden  sie  von  Frankreich  und  England  zurückgehalten  werden  können. 

Der  König  hätte  zwar  beschlossen,  nach  Kopenhagen  zu  gehen,  werde  i 
einen  seiner  Minister  zurücklassen,  um  die  Verhandlungen  fortzusetzen,  ati 
\\  II  axthausen  wieder  nach  Celle  und  Hannover  abfertigen,  damit  auch  von 
dem  Fürstl.  Hause  ein  Bevollmächtigter  nach  Hamburg  gesendet  werde,  er  sei 
damit  einverstanden,  daß  die  Verhandlungen  dort  geführt  würden* 

Wegen  der  Allianz  mit  Braunschweig  erwiderte  der   ti.  Kanzler, 
König  hätte    lieUor  gesehen,    wenn  der  Traktat    vor  der  Unterschrift  ihm    mit 
geteilt  worden  wäre,  er   wäre   aber  auch  geneigt,    sich   mit  dem  Fürstl.  Elanse^ 
näher  zu  setzen,  wenn  dieses  sich  nur  nach  Billigkeit  bezeigte,  Kf.  mochte  ih 
deswegen  zureden. 

Wegen  der  holsteinischen  Sache  sagte  er,   Kf.  und  das  Haus  Braunscbwc 
winden    am    besten    den    Herzog    zu    einer   gütlichen  Verständigung    bewt* 
können;    im  übrigen  rechtfertigte  er  das  Verfahren  gegen  den  Herzog  erklart» 
über,  tot  auch  dem  Könige  eine  gütliche  Beendigung  der  Sache  lieb  sein  wen! 

In  betreff  der  je  verschon  Sache  begründete  er  die  Ansprüche  dös  Köm; 
und  rrkl.irte,  derselbe  hätte  sich  zwar  zur  gütlichen  Verhandlung  mit  Anhalt 
auf  Vervvriidimg  des  Kf.  erboten,  man  hätte  aber  dort  eine  fremd«*,  dem  K8ofe 
nicht  anständige  Konduite  geführt  und  ginge  auch  jetzt  mehr  zurück  als 
vorwärts. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     1).  Schleswig 
i)./l!>.  August  L684. 

[Hie  bisherigen  Verhandlungen,  günstige  Aussichten  /.um  Gelingen  derselben  r' 

Vug.  Kr  hat1)  am  B,  hei  dem   König  Audienz  gehabt  und   ist  von    dn 

sehr   freundlich  empfangen   worden.     Kr  hat   darauf  hei  dem  G.  Knn/lor 
Konferenz  mit  diesem,  Gtildenlow,  Keventlo  und  Ehrenschild  abgcbaJ' 
nach    deren    Beendigung   mit   dem    französischen   Gesandten  Vi  Mars   und   dem 
braunsrhweigischeu  Wackerbarth  sich  wegen   der  jetzigen  Konjunkturen  und 
Handlung  besprochen  und  dann  bei  der  Konigin  Audienz  gehabt,      ttachtn 
hat  dann  eine  zweite  Konferenz  stattgefunden,  welche  bis  7  Thr  dauerte.     Die 
grolle  Eilfertigkeit,  welche  der  Konig  hat,  nach  K  n  zurückzukehren,  ist 

fast  unbegreiflich;  jedermann,  auch  die  Königin  und  die  Minister,  hätten  gewünscht. 


')  M.  hatte  (d,  Gottorff  7./17.  August  1684)  dem  Kf.  angezeigt,  daß  er  an  diesem 

Tage  dort  angekommen  sei. 


Verhandlungen  mit  Meinders.  685 

daß  derselbe  die  Reise  nur  noch  auf  einige  Tage  verschoben  halte,  zumal  da 
die  Sache  in  Regensburg  in  crisi  steht  Es  ist  endlich  die  Abrede  genommen, 
daß  man  die  Sache  ferner  fleißig  beobachten  und  eventualiter  zur  Richtigkeit 
bringen  möchte,  welches  desto  leichter  geschehen  könnte,  da  sich  Danemark 
in  puncto  der  Partage  sehr  raisonnabel  erklärt,  von  Mecklenburg  abstrahiert  und 
dem  Herzog  von  Holstein  4  Ämter  in  Holstein  lassen,  dazu  auch  die  Graf- 
schaften abtreten,  die  übrige  Satisfaktion  aber  auf  Kf.  und  das  Haus  Lüneburg, 
falls  aus  der  bekannten  Sache  etwas  werden  sollte,  ankommen  lassen  will.  Man 
bat  anfangs  sehr  verlangt,  daß  die  Fortsetzung  der  Traktaten  zu  Kopenhagen 
geschehen  sollte,  er  hat  aber  Hamburg  dazu  vorgeschlagen.  Der  König  hat 
an  Stelle  des  anfänglich  dazu  bestimmten  Ehren schild  dem  G.  Kanzler  die 
Kommission  dazu  aufgetragen.  Da  es  ein  allzu  großes  Aufsehen  geben  dürfte, 
wenn  dieser  nach  Hamburg  käme,  die  Schweden  auch  dort  viele  Freunde  und 
Spione  haben,  so  ist  gut  gefunden,  die  Zusammenkünfte  zu  Itzehoe  oder  Pinne- 
berg zu  halten.  Gestern  hat  er  die  Vollmacht  zu  den  Traktaten  erhalten  und 
dieses  sofort  dem  König  und  den  Ministern  mitgeteilt.  Der  König  war  darüber 
sehr  erfreut  und  hat  beschlossen,  noch  den  größten  Teil  dieses  Tages  hier  zu 
bleiben,  damit  der  G.  Kanzler  völlig  instruiert  und  H axthausen  desto 
schneller  nach  Hannover  abgefertigt  werden  könne.1) 


Der  Kurfürst  an  Meinders.  D.  Schönbeck  1 6. /[26.]  August  1684. 

(Conc.  P.  Fuchs.) 

[Die  Mitwirkung  Frankreichs,  die  demselben  anzubietenden  Gegenleistungen  und  die 

Frage,  ob  auch  ohne  dessen  Mitwirkung  das  Unternehmen  auszuführen  sei.    Sonstige 

in  Betracht  zu  ziehende  Punkte.] 

Auf  die    in    dem    übersandten  Protokolle    enthaltenen    Punkte   erhält   er  26.  Aug. 
folgende  Instruktion: 

1.  In  betreff  der  Konkurrenz  Frankreichs2)  zu  dem  Werk,  so  findet  er 
diese  jetzt  nach  Abschluß  des  Waffenstillstands    um  so  nötiger,    da  man  sich 


')  M.  übersendet  9./19.  August  1684  das  Protokoll  der  am  vorhergehenden  Tage 
abgehaltenen  Konferenz  und  berichtet,  der  König  sei  am  Nachmittag  des  8./ IS. 
abgereist,  habe  ihn  sehr  gnädig  verabschiedet  und  ihm  statt  eines  Präsents  eine 
Anweisung  auf  1000  Dukaten  geschickt. 

*)  Schon  am  1 1./21.  August  1684  hatte  Kf.  M.  die  Relation  Spanheims  vom 
1 .  / 11.  August  (s.  oben  S.  519  f.)  zugeschickt,  aus  der  erhelle,  daß  Frankreich  nur  im 
Fall  des  Nichtzustandekommens  des  Waffenstillstandes  mit  dem  Reiche  zu  dem 
Dessein  gegen  Schweden  mitwirken  wolle,  und  verlangt,  daß  man  sich  dort  darüber 
schlüssig  mache,  wie  weit  et  in  quo  gradu  man  die  franzosische  Assistenz  pro 
cooditione  sine  qua  uon  zur  Ausführung  dieses  Desseins  erachten  wolle. 


686 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  (679—16^4, 


jetzt  gegen  iti  Opposition  des  Kaisers  und  einiger  Reichsstände  wird  zu 
präkavieren  haben.  Bei  einigen  der  dort  distinguierten  gradus  brauchte  nun 
sich  nicht  aufzuhalten,  sondern  könnte,  auch  wenn  sie  nicht  erreicht  werd*»o 
sollten,  doch  das  Werk  angreifen,  als  da  sind  Hergebung  der  snbsides  d'actkm 
und  daß  Frankreich  stracks  im  Anfange,  und  zwar  directo,  agierte,  Ändert 
dagegen  sind  von  der  Natur,  daü  man  ohne  ihre  Kihaltung  das  Werk  nicht 
wohl  oder  nicht  sicher  wird  fortsetzen  können,  nämlich  1,  daß,  wenn  ein  anderer 
Potentat  Schweden  wirklich  assistieren  und  entweder  alle  drei  Alliierte  oder 
einen  derselben  attacquiereti  wollte,  Frankreich  dieses  pro  cnsu  foederis  halten 
und  den  Alliierten  assistieren  und  2.  daß  es  die  Eroberungen  garantieren  solle. 
Um  dieses  zu  erhalten,  müßte  man  folgende  Mittel  und  Gegenofferten  gebrauchen: 

1,   Alle  drei   Alliierten    müßten  Frankreich    eine  Allianz  anbieten,    kraft 
deren  dasselbe  sich  ihrer  als  eines  mächtigen  nppuy  versichern  kannte; 

_\   müßten  sie  Frankreich  eine  pnrtikuliere  Garantie  des  Waffenstillstandes 
mit  dem  Reich  und  Spanien   und  der  im  Haag  gemachten  Konve< 
anbieten. 

Sollte  dieses  nicht  zureichend  sein,  so  wäre  zu  überlegen,  ob  man  nicht 
Frankreich  versprechen  sollte,  bei  den  Friedenstraktaten  sich  zu  bemühen,  daß 
das,  was  Frankreich  jetzt  im  armistitio  auf  20  Jahre  erhalten,  ihm  in  perpetuum 
verbleiben  möge,  und  sich  dabei  zu  verbinden,  auf  alle  Wege  zu  verhindere 
daß  es  darüber  auch  nach  geendigtem  armistitio  nicht  zur  Ruptur  komme. 
Gegen  dieses  letztere  Anerbieten  könnte  man  von  Frankreich  noch  mehr  zu 
erhalten  suchen  und  auch  auf  die  subsides  daetiou  dringen.  Mehr  Av&ntagen 
aber,  und  zwar  in  praejudieium  des  Reichs,  an  Frankreich  zu  versprechen  hat 
er  großes  Bedenken. 

Sollte  trotz  aller  dieser  Vorstellungen  und  Offerten  hei  Frankreich 
zu  erhalten    sein,    so  wäre   zwischen   den   Paciseenten    zu   überlegen,    ob 
nichtsdestoweniger  das  Werk  angreifen  sollte*     Et  wollte  davon  nicht  abhorrie 
wenn   man   sonst  dabei  genügende  Sicherheit  finden  sollte,  er  erwartet  jedo 
darüber  erst  seinen  Bericht  und  wird  ihn  dann  mit  einer  schlieüiichen  Resolut! 
versehen. 

Er  ist  sonst  der  Meinung,  daß  das,  was  in  Regensburg  gescU 
das  Reich  und  Frankreich  angehe  und  auf  dieses  Werk  nicht  gezogen  W€ 
könne.  Daß  eine  gemeine  bündige  Garantie  unter  den  drei  Alliierten  gen 
werde  und  alle  drei  für  einen  Mann  stehen  sollen,  findet  er  brichst  notwendig, 
Wegen  des  Herzogs  von  Holstein  müßte  erst  unter  den  drei  Alliierten  aus- 
gemacht werden,  was  ihm  loco  sadsfactionis  zu  offerieren,  doch  müßte  ihm 
davon  nichts  mitgeteilt  werden,  bevor  alles  richtig  wäre  und  man  zur  Exekution 
schreiten  wollte,  weil  er  sonst  alles  au  Schweden  offenbaren  wurde.  Sollte  er 
mit  den  Offerten  nicht  zufrieden  sein,  so  müßte  man  ihm  andeuten,  daß  man 
sich  seiner  weiter  nicht  annehmen  wollte» 

Daß  K.  Co  In  mit  zu  dem  Werke  gezogen  werde,  halt  er  für  gut  Um 
konnte  zu  dem  Zwecke   sich  des  Bischofs  von  Straß  bürg  durch  Zusage  der 


Verhandlungen  mit  Meinders.  687 

Garantie  seiner  Wahl  in  Cöln  und  daß  man  auch  befördern  wollte,  daß  er  in 
Hildesheim  zum  Nachfolger  gewählt  werden  sollte,  zu  versichern  suchen.  Auch 
müßte  man  K.  Sachsen  zu  gewinnen  suchen,  Kf.  wäre  zu  diesem  Zweck  bereit, 
von  seinen  Prätensionen  auf  die  an  Sachsen -Weißenfels  cedierten  vier  magde- 
burgischen Ämter  abzustehen. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Itzehohe 
26.  August  /  [5.  September]  1*84. 

[Drängen  der  Braunschweiger  auf  sofortigen  Beginn  der  Aktion.    Seine  und  der 
Dänen  Bedenken  dagegen.    Seine  Vorschläge.    Geringer  Eifer  Dänemarks.] 

Grote  und  er  sind  gestern  hier  angekommen  und  sie  haben  heute  nach-  5.  Sept. 
mittag  eine  Konferenz  mit  dem  G.  Kanzler  gehalten.  Die  einzige  Diffikultat 
bei  dem  Werke  besteht  darin,  daß  man  braunschweigischerseits  pure  und  simpli- 
citer  darauf  dringt,  daß  noch  diesen  Herbst  zur  wirklichen  Aktion  geschritten 
oder  nicht  ferner  an  das  Dessein  gedacht  werden  müsse,  aut  nunc  aut  nunquam, 
ihre  Truppen  müßten  agieren  oder  reduziert  und  zum  Teil  abgedankt  werden. 
Dänischer-  und  brandenburgerseits  ist  man  allerdings  damit  einig,  daß  an  der 
Eile  höchstens  gelegen  und  die  Gelegenheit  so  günstig  wie  möglich  sei,  man 
müsse  aber,  ehe  man  ein  so  wichtiges  Werk  angreife,  auf  eine  oder  andere  Weise 
Frankreichs  versichert  sein.  Inzwischen  könnte  man  loco  fundamenti  ein 
foedus  defensivum  triplex  oder  wenigstens  zwischen  Dänemark  und  Braunschweig 
(da  die  übrigen  Teile  bereits  unter  sich  per  foedera  verbunden  sind)  machen 
und  es  so  einrichten,  daß  es  auch  publice  kommuniziert  und  zum  Prätext  dieser 
Konferenz  allegiert  werden  könne.  Ferner  hätte  man  auch  das  große  Dessein 
per  articulos  vel  tractatum  secretum  einzurichten  und  sich  daneben  in  eventum 
so  zu  vergleichen,  daß  es  eveniente  casn  et  existente  occasione  über  kurz  oder 
lang  exequiert  werden  könnte.  Man  erwartet  braunschweigischerseits  über 
einige  Punkte  nähere  Ordre.  Dänemark  scheint  bei  weitem  nicht  mehr  so 
eifrig  zu  sein,  denn  man  allegiert  wegen  der  Flotte  und  Norwegens  große 
Diffikultäten  und  möchte  wohl  gern  sehen,  daß  Kf.  und  Braunschweig  ohne 
sie  den  Anfang  der  Ruptur  machten,  was  sie  aber  beiderseits  dekliniert  und 
ihnen  dazu  nicht  die  geringste  Hoffnung  gegeben  haben. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Itzehohe 
l./ll.  September  1684. 

[Geringe  Neigung  Dänemarks  zum  Kriege,  Verlangen  der  Braunschweiger,  daß  der- 
selbe sofort  begonnen  werde.     Geringe  Aussicht  auf  eine  Einigung.    Die  Vertrags- 
projekte und  die  dagegen  gemachten  Einwendungen.] 

Man  bezeugt  dänischerseits  immer  mehr  Kaltsinnigkeit  und  geringeren  Eifer  11.  Sept. 
bei  dem  Dessein.   Der  6.  Kanzler  hat  ganz  deutlich  erklärt,  dem  Konig  wäre  es 


IV.  Brandenburg  und  Dänemark  KJ7i3— 1684, 


gar  nicht  um  einen  Krieg  zu  tun,   es  würde  ihm  vielmehr  sehr  lieb  sein, 
Kf.  und  das  Haus  Kraut) schweig  die  Sache  allein   anlangen   \\  o Uteri,   er  würde 
allen  Transport  zur  ^v   zu  verhindern  suchen    und  auch   sonst   allen  Zuscbab 
iiml  Beistand  leisten,  direkt  aber  sich   in   die  Sache  nicht  mengen*      Sollte  m 
seinen   Freunden  zuliebe   doch  beitreten,  so   wüßten  vorher  zwei    Komi. 
zugestanden  werden,    1,  müßte  man    völlig  der  Unterstützung  FrankreiH: 
sichert  sein,    und    2«  müßle    er  zureichende   Satisfaktion    erhalten,     denn   iha 
fiele  die  grüßte   Last   und   Gefahr  zu,   die  Satisfaktion,    die  man  ihm  K 
wollte,    hatte  er  vorauf    solche   mit  einem  so  schweren  Äquivalent   zu  kaufen 
und  sirli  noch  dazu  in  die  Gefahr  rines  Krieges  zu  stecken,  in  dem  er  eben« 
leicht  etwas  verlieren  als  gewinnen  könnte,    fände   er  nicht  geraten,   an   gute 
Freunden  fehlte  es  ihm  nicht,  er  verließe  sich  auf  Frankreich  und   Kft,  wollt« 
ihm  jemand   zu   nahe   treten,   so  wäre   er  imstande,    sieh  zn  de  Tendieren.    £* 
scheint,  daß   jetzt  die    consilia  des  OL  Kanzlers,    der  immer  soleben   Plauen 
entgegen  gewesen  ist,  prävaiieren  und  daß  auch  Graf  Keventlo,  dessen  Kredit 
in  Gottorf  einen  starken  Stoß  bekommen    und  der  nur  durch   des  G.  Kanzler« 
Vermittlung  wieder  zu  Gnaden  angenommen  worden  ist,  »ich  dessen  Senttmenteu 
konform teren  wird. 

Seitens  der  Brannschweiger  dagegen  bezeugt  man  einen  ungemeinen  Ernst 
und  Eifer  zur  Sache  und  erbietet  sich,  auch  unerwartet  der  französischen  Erklärung 
zur  Aktion  zu  schreiten,  Mau  besorgt,  Frankreich  Meide  allerhand  Diffikul  taten 
machen,  meint  aber,  die  angefangene  Sache  werde  es  nicht  improbieren  und  t& 
gute  Alliierte  nicht  verlassen,  auf  allen  Fall  aber  halt  man  die  Partei  für  M 
stark,  daß  sie,  wenn  sie  einig  bleibt,  auch  allein  das  Bessern  ausfuhren  küuute, 
Ihre  letzte  Ordre  geht  dahin,  daß  der  Traktat  ohne  Verzögerung  /.um  Schlufc 
gebracht  und  die  wirklichen  Operationen  spätestens  den  15.  September  ange- 
fangen werden  müßten,  sonst  müßte  die  ganze  Negotiation  abandonniert  und 
Hl  aHrumpiert  gehalten  werden.  Da  nun  dazu  keine  Appsrenz  vorhanden,  die 
dänische  Flotte  auch  zum  Auslaufen  noch  nicht  ausgerüstet  is^  so  steht  zu  *er* 
muten,  daß  aus  der  ganzen  Sache  diesmal  nichts  werden  wird,  der  Ausgang 
wird  sich  noch  in  dieser  Woche  zeigen  müssen* 

P.  S.  Er  übersendet  das  Protokoll  der  vorgestern  beim  G-  Kanzler  ge- 
haltenen Konferenz,  woraus  Kl  die  dänischen  Forderungen  und  Erinnerungen  hei 
dem  wegon  der  holsteinischen  Satisfaktion  projektierten  Rezeß  ersehen  wird  Bit 
größte  Schwierigkeit  machen  die  vielen  Schulden,  die  sich  wohl  auf  vier  Milli- 
onen belaufen  werden.  Das  ganze  Land  tragt  nicht  soviel  ein,  daß 
bloßen  Zinsen  bezahlt  werden  konnten,  dio  Gläubiger  werden  I 
schlecht  fahren,  da  der  König  mit  kernen  Schulden  zu  tun  h&hen  will. 

Kr  fügt  auch  die  Erinnerungen  des  G,  Kanzlers  zum  Projekt  des  foederis 
secreti  bei*  Es  kommt  hauptsächlich  auf  Wismar  an.  das  dänischerseiüi  allein 
prätendiert  wird,  doch  will  man  es  nicht  behalten,  sondern  rasieren  und  de«: 
Herzog  von  Mecklenburg  gegen  ein  Äquivalent  abtreten,  Braun  sc  hwei^cherscH* 
aber  macht  man  deswegen  Schwierigkeit  Ebenso  ist  man  wegen  der  franzi* 
stschen  Approbation  und  Assistenz  noch  verschiedener  Meinung«      Das  Monitum 


Gerioge  Aussicht  auf  eine  Einigung.  689 

wegen  der  Assistenz  in  Schonen  und  anderswo  extra  Germaniam  wird  auch 
keine  geringe  Diffikultät  finden.  Er  hat  gemäß  den  ihm  von  Kf.  erteilten 
Befehlen  erklärt,  daß  Kf.  dem  Konig  die  Rekuperierung  von  Schonen  gönnte 
und  ihm  zu  diesem  Zweck  mit  einigen  Truppen  assistieren  wollte,  wenn  er  in 
Deutschland  und  in  seinen  preußischen  Landen  nichts  zu  befürchten  hätte,  daß 
er  aber  die  Garantie  so  weit  entfernter  Orte  nicht  übernehmen  konnte,  nnd 
daß,  wenn  Schweden  unter  Abtretung  seiner  deutschen  Provinzen  Frieden 
machen  wollte,  der  Traktat  wegen  der  in  Schonen  oder  Norwegen  gemachten 
Eroberungen  nicht  aufgehalten  werden  dürfte.  Der  G.  Kanzler  zeigte  sich  mit 
diesen  Offerten  ziemlich  zufrieden,  braunschweigischerseits  aber  ist  man  so  weit 
nicht  gegangen  und  erwartet  noch  Instruktion  darüber.  Er  übersendet  auch  die 
Monita  der  braunschweigischen  Gesandten  in  betreff  der  anhaltischen  Satisfaktion 
für  Jever  und  seine  darauf  erteilte  Antwort.1) 


Der  Kurfürst  an  Meinders. 
D.  Oranienburg  5./[15.]  September  1684.     (Conc.  Fuchs.) 

[Auf  die  Relationen  vom  l./U.  und  2./ 12.  September.    Fruchtlosigkeit  weiterer 
Verhandlungen.    Befehl  zur  Abreise.] 

Da  er  aus  seinen  Relationen  ersieht,  daß  wegen  allerhand  vorkommender  15.  Sep 
Schwierigkeiten  das  vorgehabte  Dessein  noch  nicht  reif  ist  und  daher  jetzt  zu 
keinem  Effekt  gereichen  wird,  so  befiehlt  er  ihm,  sich  nicht  länger  dort  auf- 
zuhalten, sondern  zu  veranlassen,  daß  die  Handlung  suspendiert  und  bis  zu 
anderer,  besserer  Zeit  ausgesetzt  werde.  Sollte  man  sich  vorher  über  den  Vor- 
schlag des  G.  Kanzlers,  daß  die  drei  Alliierten  sich  allerseits  in  solche  Ver- 
fassung setzen  sollten,  damit  man,  sobald  Frankreich  sich  gewierig  erklären 
oder  die  Konjunkturen  sich  ändern  wurden,  zur  Aktion  schreiten  und  inzwischen 
sich  verpflichten  möchte,  daß  man  sich  allerseits  dem  Transport  einer  konsiderablen 
schwedischen  Armee  opponieren  und,  falls  Schweden  dieses  doch  entreprenieren 
sollte,  es  pro  casu  foederis  hujus  und  causa  belli  halten  wollte,  vereinigen 
können,  so  wurde  ihm  dieses  lieb  sein.  Jedenfalls  aber  hat  M.  seine  Abreise 
zu  beschleunigen,  auch  damit  die  Jalousie,  die  man  überall  über  die  dortige 
Zusammenkunft  faßt,  cessiere. 


")  M.  berichtet  2./ 12.  September  11)84,  der  G.  Kanzler  hätte  ihm,  nachdem  die 
französische  Post  die  Nachricht  gebracht,  daß  der  König  von  Frankreich  zu  dem 
Dessein  schlechte  Inklination  zeige  und  sich  an  demselben  nur  beteiligen  wolle, 
wenn  Schweden  mehr  Ursache  als  bisher  zur  Ruptur  geben  sollte,  mitgeteilt,  man 
werde  auch  in  Kopenhagen  behutsam  gehen  und  sich  nicht  temerairement  engagieren, 
er  sehe  daher  keine  Apparenz  zum  wirklichen  Handel. 

Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  KurfOrsteiL    XIX.  44 


28.  Sept 


Die  hraunschweigischen  rninistri  haben  vorgestern  von  Ihrer  Herrschaft 
endliche  Resolution  erhalten  und  diese  ihm  sowie  dem  G,  Kanzler  mitgeteilt 
Danach  bedauern  die  Forsten  sehr,  daß  man  die  herrliche  Ukkasion,  sich  in 
Sicherheit  zu  setzen  und  von  einer  so  gefährlichen  Nachbarschaft  zu  b« ■:' 
habe  vorbeigehen  lassen,  sie  ihrerseits  wollten  dem  Dessein  keineswegs  renn  neueren, 
sondern  erwarten,  wie  die  Zeiten  und  Konjunkturen  sich  gestalten  werden,  mi4 
sie  seien  bereit,  mit  Dänemark  und  Kf.  dann  weitere  uicsurea  zu  nehuun 
Einen  Eventunltraktat  deswegen  zu  machen,  hielten  sie  nicht  für  zutraulich,  im 
einem  trait^  de  bonne  intelligence  mit  dem  Konig  von  Dänemark  aber  wären 
sie  geneigt  und  stellten  dem  G.  Kanzler  an  heim,  ob  man  danischerseiU  einige 
couditiones  und  articulos  projektieren  wolle.  Der  G,  Kanzler  wird  darüber 
mit  Grote  weiter  korrespondieren  und  die  Sache  hoffentlich  bald  zur  Richtigkeit 
kommen,  wenn  man  nur  wegen  der  holsteinischen  Sache  ein  Expediens  finden 
kann.  Das  ist  allerdings  sehr  schwierig.  Die  Prozeduren  gegen  Holstein  und 
Anhalt  sind  so  hart  und  exzessiv,  daß  sie  fast  von  jedermann  impiobiert  werden, 
es  wird  auch  unmöglich  auf  die  Weise  Bestand  haben  können,  Die  schwedischen 
rninistri  erklären  frei  und  unverhohlen,  daß  ihr  Konig  den  Herzog  nicht  ver 
könne,  und  daß  es,  wenn  dieser  nicht  restituiert  werden  sollte,  zum  Kriege 
kommen  müßte.  Dünischerseits  dagegen  will  man  von  keinen  Expediention 
und  Temperamenten  Schleswig  betreffend  etwas  wissen.  Der  Herzog  ist  in  der 
höchsten  Ungelegenheit,  er  bat  eine  besondere  Konfidenz  zu  Kf.  und  rekommeri 
diert  diesem  seine  Sache  und  seine  Familie.  Er  hat  Bedenken  getragen,  in  dieser 
skabrensen  Sache  mit  dem  G.  Kanzler  in  Gegenwart  Grote's  zu  sprechen.  wird 
aber  allein  mit  ihm  darüber  zu  reden  und  die  endliche  Intention  des  König«  ii 
dieser  Angelegenheit  zu  erfahren  suchen. 

Raule  ist  hier  und  konferiert  fleißig  mit  den  hier  anwesenden  Bewinthab 
der  afrikanischen  Kompagnie  von  Emden.     Sie  haben  allerhand,  was  zum  Besten 
der  Kompagnie  eingerichtet  werden  könnte,  überlegt,  und  iJa  bei  vorschn 
Dingen   die  danische  Hilfe   nötig   ist,    so   wird  er  darüber  mit  dem  0.  Kanzler 
jrechen    und    v.  Brandt,    der  jetzt    am    Podagra    hart   daniederliegt,    davon 
1  formt ereii.     Grote  will  morgen  oder  übermorgen  abreisen,  er  will,  sobald  er 
s  Dinge  verrichtet  bat,  es  auch  ton. 


IM 
,  in 
ern 


Abschnitt  V. 


Brandenburg  und  das  Reich 


1679-1684. 


w 


Einleitung. 


In  diesem  letzten  Abschnitte  sind  mehrere  Gruppen  von  Akten- 
stücken vereinigt  welche  die  Beziehungen  des  Kurfürsten  Friedrich 
Wilhelm  in  der  Zeit  der  Reunionen  zu  dem  deutschen  Reiche  veranschau- 
lichen, insbesondere  erkennen  lassen,  auf  welche  Weise  er  den  Ver- 
pflichtungen, welche  er  Frankreich  gegenüber  in  bezug  auf  dasselbe 
übernommen  hat,  nachgekommen  ist.  Bei  den  Verhandlungen,  welche 
er  gleich  nach  dem  Friedensschluß  mit  Ludwig  XIV.  wegen  eines  Bünd- 
nisses anknüpfen  ließ,  hat  er  nicht  nur  sein  früheres  Anerbieten,  bei 
eintretender  Vakanz  im  Reiche  für  die  Wrahl  desselben  oder  einer  ihm 
genehmen  Persönlichkeit  wirken  zu  wollen,  erneuert,  sondern  auch  sich 
anheischig  gemacht,  bei  jeder  Gelegenheit  die  Interessen  desselben 
zu  fordern.  Dementsprechend  hat  er  in  dem  Allianzvertrage  vom 
25.  Oktober  1679  auch  zugesagt,  für  alle  Rechte  und  Gebiete  einzustehen, 
welche  der  König  durch  die  Friedensverträge  von  Münster,  St.  Germain 
und  Nim  wegen  erworben  habe,  und  falls  derselbe  Veranlassung  haben 
sollte,  Truppen  nach  Deutschland  oder  anderswohin  zu  schicken,  diesen 
den  Durchzug  durch  sein  Gebiet  und  im  Notfall  Aufnahme  in  seine 
Festungen  zu  gestatten.  Bald  darauf  begann  Ludwig  XIV.  mit  der 
Ausfuhrung  der  schon  vorher  beabsichtigten  und  vorbereiteten  Reunionen, 
welche  gerade  auf  die  Bestimmungen  des  Münsterschen  und  des  Nimwegener 
Friedens  begründet  wurden,  und  der  Kurfürst  sah  sich  so  verpflichtet, 
nicht  nur  gegen  diese  keinen  Widerspruch  oder  Widerstand  zu  versuchen, 
sondern  sogar,  wenn  es  darüber  zum  Kriege  kam,  französische  Truppen 
in  seine  Lande  aufzunehmen.  Diese  Verpflichtungen  wurden  in  dem 
Vertrage  vom  11.  Januar  1681  noch  erweitert,  der  Kurfürst  mußte  dem 
französischen  Könige  seine  Hilfe  zusagen  bei  jedem  Angriff  auf  dessen  Lande 
und  Rechte,  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  er  diese  mit  Recht  oder  mit  Unrecht 
erworben  habe  und  ob  er  der  angegriffene  oder  angreifende  Teil  sei,  der 
Kurfürst  sah  sich  dadurch  also  in  die  Lage  versetzt,  wenn  es  zu  einem 


694 


Einleitung, 


Kriege  zwischen  Frankreich  nmi  dem  Reiche  tum,  an  dies« 
als  Bundesgenosse  Frankreichs  teilzunehmen.  In  dem  neuen  Allianz 
vertrage  vom  22*  Juni  1082  wurde  dieser  Vertrag  erneuert,  doch  ver- 
sprach Ludwig  MV.  in  demselben,  entsprechend  dem  Anerbieten,  ■ 
Bf  bd  den  Verhandlungen  in  Frank I iirt  gemacht  hatte,  lieh  ruit  den  bh 
zum  1.  August  1081  ausgeführten  Keim  innen  und  der  Erwerbung  Wi 
StraSburg  EU  begnügen  und  keine  weiteren  Ansprüche  auf  «um  Reich* 
gehörige  Gebiete  zu  erheben.  Für  den  Kurfürsten  kam  es  also  dand 
au,  um  nicht  auf  der  Seite  Frankreichs  gegen  das  Reich  kämpfen  und 
ee  seine  Pflicht  als  Reu  hslürst  verletzen  zu  müssen,  es  dahin  zu  bringen, 
daß  eine  friedliche  Verständigung  zwischen  beiden  Teilen  ;iuf  der  <> 
läge  jenes  französischen  Anerbietens  erfolge.  Das  ist  auch  vtrlciii 
Hauptziel  seiner  Reiehspolilik  in  diesen  Jahren  gewesen,  und  um  das- 
selbe zu  erreichen,  hat  er  verschiedene  Mittel  angewandt,  has  erste  war 
seine  Wirksamkeit  auf  dem  Reichstage.  Dort,  hat  er,  wie  die  hier  au 
i  Stelle  mitgeteilten  Reichstagsakten  »eigen,  im  ßeguusitlz  gegen  den 
Kaiser,  welcher  da«  Reich  zum  Kriege  tic^ni  1' rank  reich  zu  treiben  suchte, 
sich  auf  das  äußerste  bemüht,  den  Ausbruch  eines  solchen  zu  verhüten 
und  zu  bewirken,  daß  der  Frieden  durch  eine  gütliche,  zuletzt,  nac 
sich  Ludwig  XIV»  mit  dem  Abschluß  eines  Waffenstillstandes  auf  3*> 
oder  20  Jahre  zufrieden  erklärt,  hatte,  eine  solche  vorläufige  rbereinkunit 
erhalten  bleibe,  und  das  ist  auch  wirklich  hauptsächlich  durch  sein« 
Bemühungen  erreicht  worden*  Er  ist  dabei  keineswegs  für  die  Recht- 
mäßigkeit der  Keunioneu  eingetreten,  sondern  er  hat  zu  Anfang 
bestimmten  Stellungnahme  in  dem  Streite  sich  dadurch  zu  entziehen 
gesucht,  daß  er  die  Bestimmungen  des  Nim  wegen  er  Friedens,  gegen  den  er 
von  Anfang  an  protestiert  hatte,  als  für  ihn  nnverbindlirli  bezeichnete. 
nachher  aber  hat  er  immer  nur  Upprlnnitätsgründe  gegen  *- i n  kriegerische* 
Auftreten  gegen  Frankreich  geltend  gemacht,  die  innere  Zerrissenheit  und 
Schriebe  dea  Reiches  gegenüber  der  gewaltigen  Machtstellung  Frankreich*, 
die  Uuzuverlässigkeit  der  Mächte,  auf  deren  Bundeegenos- 
Kaiser  rechnete,  die  (lefabreo,  welche  auch  von  anderer  Seit«  dein  Reicht 
drohten,  und  die  rnmöglichkeit,  nach  verschiedenen  Seiten  hin  Wider- 
stand äu  leisten.  Diese  Gründe,  welche  je  langer  je  mehr,  zumal  nach- 
dem der  befürchtete  Türkenkrieg  wirklich  ausgebrochen  war.  einleuchten 
mußten,  hat  er  durch  seine  Gesamitschaft  auf  dem  Reichstage  unablässig 
und  auf  das  nachdrücklichste  vorstellen,  allen  Beschlüssen  und  Maßregeln, 
welche   zum    Kriege    führen   konnten,    widersprechen,    er    hat  sogar,  als 


Einleitung. 


695 


trotzdem  dfcf  Kaiser  und  die  diesem  anhängende  Mehrheit  des  Fiiist.  n- 
kollegs  »ich  nicht  zu  einem  friedlichen  Abkommen  mit  Frankreich  unter 
den  von  diesem  gestellten  Bedingungen  verstehen  wollte,  dahin  wirken 
lassen,  daß  die  ihm  gleichgesiunte  Mehrheit  der  Kurfürsten  und  die 
boo >t igen  zum  Frieden  geneigten  Reichsst linde  für  sich  ein  solches  schließen 
sollten*  Wegen  dieses  seines  Verhaltens  ist  er  schon  damals  ebenso  wie 
später  heftig  angefeindet,  seine  Politik  als  verräterisch  ^brandmarkt 
worden,  er  selbst  aber  ist  davon  überzeugt  gewesen,  daß  diese  nicht  nur 
seinem  eigenen,  sondern  auch  dem  wohlverstandenen  Interesse  des 
Reiches  entspreche,  und  er  hat  bei  verschiedenen  Gelegenheiten  sich  mit 
großer  Entschiedenheit  wider  die  gegen  ihn  erhobenen  Anklagen  ver- 
teidigt ')     Mit  der  kaiserlichen  Politik  ist  er  nicht  nur  in  dieser  Frage 


')  S.  unten  das  Reskript  an  v.  Ruck  vom  *Ä  Mai/ 8. Juni  1H82  und  da»  Schreiben  an 
den  Kurfürsten  von  Bayern  vom  26,  April, .'<;.  Ifal  1^84.  Sehr 'bezeichnend  ist  auch  das 
Schreiben  an  seinen  froheren  Katgeber,  Georg  Friedrich  von  Watdeck,  der 
damals  in  holländischen  Diensten  stand,  im  Auftrage  Wilhelms  von  Uranien  und  des 
Kaisers  zum  Kriege  hetzte,  eine  Vereinigung  der  kleinen  Reichsstande  im  fränkischen 
und  oberrheinischen  Kreise  und  die  sogenannte  Lasenburger  Allianz  vom  1CL  Juni  tSSS 
zustande  brachte,  und  tum  Lohn  dafür  von  dem  Kaiser  in  den  Keichsfürstenstaud 
erhoben  wurde,  vom  8,/ 18,  Dezember  1083 :  „Wir  haben  Ewer  Ld.  Antwortschreiben 
vom  7»  Dezember/27.  November  wohl  erhalten.  Es  ist  uns  aber  der  Stylus  und  Inhalt 
desselben  umb  so  viel  mehr  befrombdet  vorkommen,  weil  unsere  conduüe  und  consilia 
darin  zimblich  perstringiret,  unsere  woll gemeinte  Erinnerung  ungleich  ausgelegt  und 
das  Schreiben  von  Anfang  bis  zu  Ende  mit  solchen  anzüglichen  Expressionen 
angefüllet  ist,  dergleichen  weder  I,  Kays,  M.  selber  noch  auch  einiger  unserer  Mit- 
Churfürsten  oder  von  denen  alten  Fürstlichen  Häusern  bisbero  gegen  uns  gebrauchet, 
ohngeachtet  daß  dieselbe  auch  nicht  eben  mit  uns  einerlei  Sentimenten  geführet. 
Wir  hatten  zwar  unnötig,  auch  uns  un  an  stand  lieh  auf  dergleichen  tiefgesonnt  nc 
Raisannementen  zu  antworten  und  uns  darüber  einzulassen,  können  aber  dennoch 
bloß  zur  Nachricht  Ew.  Ld.  nicht  bergen,  wie  daß  wir  auf  die  Cunsistenz,  Erhaltung 
und  Wohlfahrt  des  Reichs  und  daß  nicht  mehr  davon  abgerissen  werde»  umb  so  viel 
mehr  reflecliren  und  solches  den  einzigen  Zweck  aller  unserer  Consilien  und  Actione» 
sein  lassen,  weil  wir  mehr  darin  als  jemand  anders  zu  verlieren  haben  und  gar  leicht 
begreifen,  daß  des  Reichs  rntergaug  auch  den  unsrigen  unvermeidlich  nach  sich 
ziehen  müsse,  diejenige  Mittel  auch,  so  wir  zur  Erhaltung  des  jetztgedachten  Zwecks 
überall  öffentlich  vorgeschlagen  und  geraten,  halten  wir  in  unserm  Gewissen  die  beste 
und  zulänglichste  zu  sein  umb  den  statum  imperii  publicum  in  conserriren  und 
solches  für  gänzlicher  Ruin  zu  retten.  Wenn  wir  mit  auswertigen  Potentaten  Bündnis 
eingegangen,  so  zielen  dieselbe  allein  dahin  ab  und  haben  bisbero  dieses  gute 
gewirket,  daß  dos  Reich  ohn^eachtet  des  jetzigen  verwirreten  Zustande*  gleichwohl 
annoch  erhalten  und  nicht  bereits  in  völlige  üissolution  geraten  oder  in  Feur  und 
Flamme  aufgangen,  dahingegen  lehret  leider  die  tägliche  Erfahrung,  daß  diejenige, 
so  den  Namen  von  Patrioten  und  Vaterlande  am  meisten  im  Munde  führen,  am 
wenigsten  das  Beste  und  die  Erhaltung  desselben  suchen,  ja  vielmehr  ihre  äußerste 


696 


Einleitung, 


in  Widerspruch  geraten,  er  ist  auch  wieder  sehr  energisch  den  Versuchen 
'entgegengetreten,1)  welche  der  Kaiser  ;vu!  dem  Reichstage  machte,  die 
du nh  den  VVestläliischiii  Frieden  gewährleisteten  Hechte  der  ReichsstÜDaV 
einzuschränken  und  seine  eigenen  Befugnisse  auszudehnen.  Nicht  mh 
eifrig  hat  er  auch  den  von  anderer  Seite  versuchten  Neuerungen  WiaVr- 
ßd  geleistet,  die  von  einem  Teile  der  Fürsten  angefoehtene  Prä  ein  inen* 
der  Kurfürsten  hat  an  ihm  ihren  lebhaftesten  Verteidiger  gefunden. 
Bevollmächtigter  des  Kurfürsten  auf  dein  Reichst age  war  noch  immer 
(uittfried  von  Jena,  der  auch  jetft  mit  ebensoviel  Eifer  wie  Geschick 
die  Interessen  seines  Herrn  vertreten  hat.  Während  sein  Bruder, 
I  r  iedric h  von  J  e u a,  der  i in  September  1682  verstorben  ist  »  nzosen- 

feiuilliclion  Partei  am  Hofe  des  Kurfürsten  zugerechnet  wurde,  ist 
offenbar  mit  der  engen  Hundcsgenosseuschaft  des  Kurfürsten  mit  Frank- 
reich und  seinem  dadurch  veraulaßten  Verhalten  in  den  Kcjchsangeie^D- 
heilen  durchaus  einverstanden  gewesen  und  hat  seinen  Scharfsinn,  seine 
Kenntnisse  und  seine  Beredsamkeit  aufgeboten,  um  die  ihm  gestellten 
Aufgaben  äu  erfüllen.  Nach  der  Erwerbung  des  Herzogtums  Magdeburg, 
im  Frühjahr  H.WO,  hatte  der  Kurfürst  Jena  zum  Kanzler  de- 
ernannt  und  eigentlich  die  Absicht  gehabt,  ihn  seinem  eigenen  Wonach« 
entsprechend  von  Regensburg  abzurufen,  mit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit 
der  dortigen  Geschäfte  aber  hat  er  geglaubt,  ihn  nicht  entbehren  zu 
können,  und  ihn  daselbst  gelassen,  er  hat  ihm  aber  Anfang  168]  in  den 
bisherigen  neu  märkischen  Regiemngar&t  Schönbeok  einen  iichtlfeu 
beigesellt,  der  fortan  im  Fürstenrat  das  Votum  geführt  hat.  Jena  bat 
neben  den  ausführlichen  offiziellen  Relationen,  welche  er  zuerst  allein, 
nachher  mit  Schon b eck  zusammen  dem  Kurfürsten  erstattet  hat«  dem- 
selben auch  allwöchentlich  von  ihm  eigenhändig  geschriebene  Reichstags* 
Zeitungen,  kürzere,  mit  kritischen  Bemerkungen  versehene  Berichte  ülvi 

Kräfte  anwenden  und  ganz  Teutschland  durchziehen,  unih  dasselbe  In  einen  hochit- 
\<Tderbtieben  Krieg  (der,  wann  er  am  heuten  ablaufen  sollte,  dennoch  die  Buin 
Stünde  and  den  Verlust  der  teutschen,  mit  so  vielem  Blule  erwurbrnen  und  btsbtf* 
erhaltenen  Freiheit  unfehlbar  nach  sich  ziehen  würde)  m  stürzen  und  tu  ver- 
wickeln, und  das  bloß  allein  umb  aus  wortiger  Interessen  und  Potenzen  willen,  weicht, 
ob  sie  zwar  lluvermogenheit  halber  kein  Geld  oder  Subaidien  geben»  noch  • 
setbsten  und  das  Inrife  retten  können,  so  findet  sich  dennoch  für  sie  eine  so  jreß« 
Passion,  dafl  man  derselben  Interesse  dem  Ku bestände  und  Üonserfition  des  wert» 
Vaterlandes  weit  vorziehet  nud  dadurch  teils  genugsamo  tu  erkennen  gibt,  dail  mal 
wenig  dabei  zuzusetzen*  auch  nicht  sonderlich  auf  die  Posterität  reftoctire,*  — 

!)  S.  Koser,    Brandenburg- Preußen    in    dem    Kampfe  zwischen    Imperial i»iau* 
und  reichsständischer  Libertit  (Bistor.  Zeitschr.  N.  F.  LX  (1*6)  S.  199 


Einleitung. 


697 


die  Vorgänge  in  Regensburg  und  den  benachbarten  Gebieten,  zugeschickt, 
welche,  wie  es  scheint,  wenigstens  teilweise  zur  Veröffentlichung  bestimmt 
waren*  Einige  besonders  interessante  Stücke  daraus  sind  zusammen  mit 
den  Relationen,  von  denen  auch  nur  die  wichtigsten,  meist  in  sehr  ver- 
kürzter Gestalt,  haben  wiedergegeben  werden  können,  hier  mitgeteilt 
worden.  Zu  Rate  gezogen  ist  auch  die  früher  für  verschollen  gehaltene, 
neuerdings  aber  wieder  im  Geheimen  Staatsarchiv  zu  Berlin  aufgefundene 
Comitiologia  des  späteren  Reichstagsgesandteu,  damaligen  Gesandtschaft^- 
Sekretärs  v,  Henniges,1)  eine  8  Folianten  einnehmende  ausführliche,  auf 
den  Akten  beruhende  und  mit  zahlreichen  Aktenbeilagen  ausgestattete  Dar- 
stellung der  Vorginge  auf  dem  Kegensburger  Reichstage  von  16<>3 — 1711* 

Für  die  Herstellung  des  Friedens  zwischen  dem  Reiche  und  Frank- 
reich hat  der  Kurfürst  außer  in  Regensburg  auch  an  anderen  Orun 
gewirkt,  zunächst  am  kaiserlichen  Hole.  Fortgesetzt  hat  er  den  Kaiser 
von  seinem  Widerstreben  gegen  einen  solchen  Frieden  abzubringen,  ihn 
von  der  Aussichtslosigkeit  eines  doppelten,  nach  Osten  und  Westen  hin 
zu  führenden  Krieges  zu  überzeugen  gesucht,  doch  mit  geringem  Erfolg. 
Auszüge  aus  den  betreifenden  Materialien  des  Berliner  Archivs  haben 
Pufen dorf  und  v*  Orlich  mitgeteilt,  wichtige  Beiträge  aus  den  Wiener 
Akten  hat  Pribrara  im  14.  Rande  dieser  Sammlung  veröffentlicht,  einige 
Ergänzungen  dazu  sollen  im  nächsten  Bande  herausgegeben  werden. 

Günstigeren  Boden  für  seine  Friedens  bestreb  tu  igen  hat  der  branden- 
burgische Kurfürst  bei  den  anderen  Kurfürsten  gefunden,  besonders  bei 
den  rheinischen,  die  infolge  der  Lage  ihrer  Gebiete  an  der  Westurenze 
Deutschlands  bei  einem  Kriege  mit  Frankreich  zuerst  einem  feindlichen 
Angriff  ausgesetzt  waren.  Von  den  mit  ihnen  geführten  Verhandlungen 
handeln  die  in  der  zweiton  Gruppe  vereinigten  Aktenstücke.  Nachdem 
der  Kurfürst  sich  Anfang  1688  durch  die  «Sendung  v.  Rucks  zu  den 
drei  geistlichen  Kurfürsten  und  dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  des  Km- 
Verständnisses  derselben  mit  seinen  Ansichten  und  Bestrebungen  und 
ihrer  Bereitwilligkeit,  diese  zu  unterstützen,  versichert  hatte,  schickte  er, 
ihrer  Aufforderung  Folge  leistend,  ebendenselben  v.  Ruck  und  nachher 
v,  Tanitz  nach  Frankfurt  a.  M,,  wo  die  Verhandlungen  mit  Frankreich 
durch  eine  kaiserliche  und  Itcichsdeputation  begonnen  waren,  um  diese 
bisher  durch  kleinliche  Zerimonialstreitigkeiten  verzögerten  Verhandlungen 
in  lebhafteren  Gang  und  zu  einem  glücklichen  Ende  zu  bringen.     Doch 


>)  S.  Eoser  ia  HUtor.  Zeil  sehr,,  3.  Folge  I,  &  J  V_\ 


Einleitung, 


gelang  das  nicht,  viel  mein'  riet  Ludwig  XIV.,   da  er  erkannt**,  d.iL'  <Ür 
dortigen  Verhandlungen  kaiserHcherseita  absichtlich   hingezogen    wur< 
um  Zeit   zu    h'iislungeii   Sti    ^iwiiimn    und  den  Ausgang  der   Handel  mit 
den  Türken   abzuwarten,   zu  Ende   des  Jahres  seine  Gesandten   von  dort 
ab  und  die  Verhandlungen  sind   dann  wieder  in  Regens  bürg  f *  : 
worden. 

Auch  die  Kurfürsten  von  Bayern  und  Sachsen,  welche  sich  anfangs 
wenig  geneigt  zu  einem  Abkommen  niit  Frankreich  unter  den  von  diesem 
geforderten  Bedingungen  gezeigt  bitten,  hat  der  Kurfürst  umzustimmen 
gesucht  und  zu  diesem  Zwecke  mit  ihnen  Verhandlungen  geführt,  auf 
welche  sich  die  in  der  dritten  und  vierten  Gruppe  zusammen  ge.sK'llMi 
Aktenstücke  beziehen,  Xacli  München  wurde  Ende  Februar  1688 
fried  von  Jena  geschickt,  doch  konnte  derselbe  wenig  ausrichten,  da1} 
der  junge  Kurfürst  Max  Emanuel  damals  schon  im  Begriff  stand,  | 
Mg  an  den  Kaiser  anzuschließen.  Nach  längeren  Verhandlungen  bat 
dann  2tf.  Januar  1688  mit  demselben  eino  Deleusivallianz  abgeschlossen, 
doch  war  diese  nicht  sowohl  gegen  Frankreich  als  gegen  die  Türken 
gelichtet,  in  dem  folgenden  Türkenkriege  hat  der  Kurfürst  dem  Kaiser 
getreulich  Hilfe  geleistet,  nachher  aber,  gerade  damit  der  Türken  krieg 
erfolgreich  weitergeführt  werden  kimne,  sich  auch  um  das  Zustande- 
kommen des  Friedens  mit  Frankreich  bemüht  und  er  ist  infolgedessen 
dem  brandonburgisehen  KurfürsteJi  näher  getreten.  Aus  der  Korrespondenz 
beider  sind  hier  einige  besonders  interessante  Stücke  mitgeteilt,  welche  aber 
Beigen,  daß  zwischen  ihnen  doch  noch  bedeutende  Meinungsversehiedeali'ii 
geherrscht  hat.  Auch  Max  Emanuel  wünschte  den  Frieden  oder  vielmehr 
jetzt  t\on  Waffenstillstand ,  aber  er  verlangte,  daß  die  Bedingungen 
ermäßigt,  daß  der  Waffenstillstand  ein  allgemeiner  sein,  d.  h,  daß  auch 
Spanien  mit  in  denselben  einbegriffen,  und  daß  vorher  das  Reich  durch 
Feststellung  der  längst  von  dem  Kaiser  vorgeschlagenen  Kriegs  verfasse 
gesichert  werden  solle,  wahrend  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  daran  Etf 
gehalten  hat,  daß  zuerst  der  Waffenstillstand  unter  einfacher  Annahme 
der  von  Frankreich  geforderten  Bedingungen  zustande  gebrmotri  werden 
müßte  und  daß  erst  nachher  die  Beratungen  über  die  Sicherung  de* 
hViches  wieder  aufgenommen  werden  sollten.  Ähnlich  verhielt  es  sieh  mit 
tan  Kurfürsten  Johann  Georg  Mb,  der  1.  September  1680  seinem  Vater 
in  Sachsen  gefolgt  war.    Derselbe  stand  von  Anfang  an  mit  dem  branden- 


')  S.  Doeberl,  Bayern  und  Fraukreicfa,  S,  531  ff. 


Einleitung.  699 

burgischen  Kurfürsten  in  freundschaftlichem  Verhältnis  und  sie  haben 
mehrfach  über  die  gerade  schwebenden  Fragen  ihre  Meinungen  ausgetauscht, 
gerade  in  der  wichtigsten  aber,  der  Frage  nach  dem  Frankreich  gegen- 
über einzunehmenden  Verhalten,  gingen  ihre  Meinungen  anfangs  weit  aus- 
einander. Johann  Georg  war  empört  über  die  Gewalttaten  Ludwigs  XIV., 
er  hielt  Widerstand  gegen  denselben  nicht  für  aussichtslos,  traf  selbst 
militärische  Rüstungen,  verhandelte  mit  dem  Kaiser  und  dessen  Bundes- 
genossen und  unterstützte  auch  auf  dem  Reichstage  die  kaiserliche  Politik. 
An  dem  Türkenkriege  hat  auch  er  mit  seinem  neugebildeten  Heere  teil- 
genommen, doch  hat  er  dafür  schlechten  Dank  geerntet.  Gleich  nach  der 
Befreiung  Wiens  kehrte  er  daher  wieder  nach  der  Heimat  zurück  und  er 
hat  sich  nachher  für  die  erneuten  Mahnungen  des  brandenburgischen 
Kurfürsten,  für  schleunige  Annahmo  des  Waffenstillstandes  zu  wirken, 
empfänglicher  gezeigt,  doch  verlangte  auch  er  günstigere  Bedingungen 
und  war  sehr  aufgebracht  über  die  Gewaltmaßregeln,  durch  welche 
Ludwig  XIV.  noch  zuletzt  die  Widerspenstigen  einzuschüchtern  suchte. 

Während  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  so  auf  das  eifrigste  für  das 
Zustandekommen  des  Waffenstillstandes  mit  Frankreich  tätig  gewesen  ist, 
hat  er  doch  zugleich  immer  den  Fall  ins  Auge  gefaßt,  daß  diese 
Bemühungen  vergeblich  sein,  es  zum  Kriege  kommen  und  er  auf  der 
Seite  Frankreichs  an  demselben  teilnehmen  müßte.  In  diesem  Falle 
mußte  er  fürchten,  vom  Kaiser  und  dessen  Bundesgenossen  angegriffen 
zu  werden,  und  dagegen  hat  er  sich  zu  sichern  gesucht  durch  Bündnisse 
mit  ihm  gleichgesinnten  Mächten,  einerseits  mit  Dänemark  und  anderer- 
seits mit  einigen  deutschen  Fürsten.  Der  Abschluß  einer  engeren  Ver- 
bindung zwischen  den  Parteigängern  Frankreichs,  den  rheinischen  Kur- 
fürsten und  Brandenburg,  ist  schon  in  Frankfurt  a.  M.,  als  die  dortigen 
Friedensverhandlungen  abgebrochen  wurden,  zur  Sprache  gekommen, 
doch  kamen  die  Verhandlungen  zu  keinem  Abschluß  und  der  Kurfürst 
ist  damit  garnicht  unzufrieden  gewesen,  da  er  glaubte,  daß  ein  Bündnis 
mit  diesen  wenig  mächtigen  Reichsstanden  ihm  mehr  I*astcn  auferlegen 
als  Vorteile  bringen  werde.  Dagegen  hat  er,  nachdem  er  mit  dem 
König  von  Dänemark  wieder  in  festere  Verbindung  getreten  war, 
zusammen  mit  diesem  auch  einige  der  mächtigeren  norddeutschen  Fürsten 
zu  Bundesgenossen  zu  gewinnen  gesucht,  zunächst  den  Bischof  von  Pader- 
born und  Münster,  Ferdinand  von  Fürstenberg.  Die  unter  Nr.  5 
mitgeteilten  Akten  der  Sendung  v.  d.  Buschs  zu  demselben  im  Sommer 
1682  zeigen,  daß  dieses  gelungen,  daß  es  am  14.  September  dieses  Jahres 


700 


Einleitung* 


in  Neu haus  zum  A) »Schluß  einer  Allianz  gekommen  ist,  i ti   der  der 
von  Dänemark,  der  Kurfürst  und  der  Bischof  sich  verpflichteten,  für  die 
Erhaltung   des   Friedens  mit   Frankreich  zu  wirken   und    im    Kall    ein» 
Angriffs    sich    gegenseitig   mit   einer  bestimmten   Truppeiizahl     Hilfe  m 
leisten*     Dann  aber  hat  man  versucht,  auch  den  Kurfürsten  Maximilian 
Heinrich    von   Köln,   der  zugleich  auch  Bischof  von    Hiidcslieira    und 
Lütt  ich  war  und  so  eine  mächtige  Stellung  einnahm,  zu  gewinnen,  | 
auch  dieses  gelang  um   so   leichter,   als  derselben  damals    wieder   gam 
unter    dem    Einlluß    des    durchaus    französischgesinnten    Wilhelm    von 
Fürsten  berg,    des   jetzigen   Bischofs    von    Straß  bürg,    stand.     Darob 
den  Vertrag   von  Soest   vom  27.  Februar  1683  trat  auch    er   der  Ncu- 
hauser  Allianz  bei. 

An  letzter  Stelle  ist  das  Wichtigste  aus  den  Akten  der  Gesandtschaft 
mitgeteilt  worden,  welche  der  Kurfürst  Anfang  1684  seinem  damaligen 
vertrautesten  Minister  Paul  Fuchs  übertragen  hat  Sie  war  veranlaßt 
durch  die  gerade  damals  sehr  bedenklich  erscheinende  Lage  der  Dioge, 
die  zweideutige  Haltung,  welche  die  braunschweigischen  Herzoge  trotz 
alter  Bemühungen  des  Kurfürsten,  sie  auf  seine  Seite  herüberzuziehen, 
einzunehmen  fortfuhren,  die  Aussicht,  daß  es  bei  dem  hart  nackigen 
Widerstrebon  des  Kaisers  m\d  seiner  Anhänger  in  Deutschland,  der 
Kriegspartei  in  Holland  und  Spaniens,  sich  den  von  Frankreich  gesi 
Bedingungen  zu  fügen,  doch  zum  offenen  Bruch  und  zum  Kriege  kommen, 
dal.'  auch  Schweden  au  demselben  auf  der  Seite  des  Kaisers  teilnehmen 
und  daß  Frankreich  diesen  Krieg  zu  weiteren  Beraubungen  des  Reichs 
benutzen  werde,  und  sie  hatte  den  Zweck,  eine  noch  engere  Verbindung 
zwischen  den  Mitgliedern  der  Soester  Allianz  zu  begründen,  in  Holland 
die  Kriegspartei  durch  Nährung  des  inneren  Zwistes  unschädlich  zu 
inai >hen,  die  Gebiete  der  Alliierten  gegen  etwaige  Angriffe  zu  schützen, 
die  notigen  Maßregeln  zum  kriegerischen  Vorgehen  gegen  die  Braun« 
Schweiger,  wenn  diese  sich  nicht  lugen  sollten,  zu  vorabreden,  andererseits 
aber  auch  Frankreich  von  weiterer  Vergewaltigung  des  Reiches  abzuhalten, 
und  diese  Ziele  sind  auch  wirklich  in  der  Hauptsache  erreicht  worden. 
Als  dann  das  weitere  Verhalten  des  brau  nach  weigiachen  Hauses  wirklick 
die  Anwendung  von  Gewattmaßregeln  notwendig  zu  machen  schien,  sinn 
durch  einen  zu  Berlin  am  30,  Mai  1684  abgeschlossenen  Vertrag  nähere 
Verabredungen  deswegen  getroffen  worden,  doch  ist  es  infolge  der  ver- 
mittelnden Tätigkeit  des  Kurfürsten  und  des  Einlenkens  der  Herzoge 
nicht  zur  Ausführung  derselben  gekommen. 


Einleitung.  701 

Die  Verhandlungen,  welche  der  Kurfürst  während  dieser  Zeit  fort- 
gesetzt mit  den  braonschweigischen  Herzogen  gefuhrt  hat,  um  die- 
selben zum  Anschluß  an  seine  Reichspolitik  und  zur  Bundesgenossenschaft 
gegen  Schweden  zu  bewegen,  sind  in  diesem  Bande  mehrfach  berührt 
und  einige  darauf  bezügliche  Aktenstücke  veröffentlicht  worden.  Dieselben 
im  Zusammenhange  hier  vorzuführen,  ist  des  beschrankten  Raumes  wegen 
nicht  möglich  gewesen,  zumal,  um  dieselben  klar  zu  legen,  außer  dem 
Berliner  auch  das  Hannoversche  Aktenmaterial  hätte  herangezogen  werden 
müssen.  Der  Verfasser  hofft  diesen  Gegenstand  an  anderer  Stelle  ein- 
gehender behandeln  und  so  diese  Lücke  ausfüllen  zu  können. 


702 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1G~;i— l(jS4, 


1.  Der  Reichstag  zu  Regensburg. 


G.  v.  Jena,  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbnrg 
4./ 14.  Juli    1679. 

[his    nfal^zwcihrückensehe    Memorial.      Das    Verfahren    Österreichs    im    Kürstcörit 
Notwendigkeit,  den  kaiserlichen  Übergriffen  entgegenzutreten,] 

M.f'il,  tdüekwunsch  zum  Friedensschluß*    Man  hat  sich  diese  acht  Tage  mit  dem 

Memorial1)  des  Pfalzgrafen  von  Zweibrucken  aufgehalten,  in  dem  derselbe 
um  Abführung  der  in  seinem  Lande  noch  einquartierten  lothringischen  and 
kaiserlichen  Volker  bittet.  Das  kurf.  Kollegium  schloß  bald,  daß  diese  Sacl« 
dem  Kaiser  zu  rekommendieren  sei,  im  fürst).  Kollegium  aber  wollte  Österreich 
kein  Cunclusum  machen  lassen  unter  dem  Vorwand,  es  habe  ein  formal  Reskript 
vom  Kaiser  erhalten,  des  positiven  Inhalts,  daü  diese  Völker  schon  abmarschiert 
wären,  und  obwohl  man  im  kurf.  Kollegium  und  auch  etliche  Fürstliche  die  gröad- 
liehe  gewisse  Nachricht  hatten,  daß  diese  Völker  dort  noch  itill  Eigen,  nnd  Ali 
anzeigten,  erklärten  doch  die  Österreichischen,  es  sei  dem  kaiserlichen  Reskri}« 
soviel  als  den  Gesandten  zu  glauben,  und  haben  so  einen  Schluß  verhindert. 

Es  ist  eine  insolente  freche  Sache,  daß,  da  man  die  Leute  vor  dem* 
in  spiritualibus  eines  oder  anders  z\x  glauben  zwingen  wollen,  man  noa- 
mehro  sich  nicht  scheuet,  auch  in  temporal  ibua  denen  gesarabten  Standen 
etwas  aufzutragen,  so  der  Notorietiit  und  faetfs  zuwider  ist.  VnJ  iri 
gewiß  hochnötig,  daß  man  die  hei  wehrendem  Krieg  zum  Teil  supprimirte 
jura  Statu  um  her  versuche  und  behaupte,  und  wäre  m  solchem  EnuV 
nützlich,  wann  die  Fürsten  Leute  hier  hätten.  Diesseits  hat  man  in 
Ansehung  des  Zustande?,  darinnen  man  von  a.  1673  begriffen  gewesen, 
so  eines  und  andre,  gleichsam  ohtigemerkt,  hinreichen  lassen  und  da* 
Hauptwerk  respirieren,  ja  männiglich  nachgeben  müssen,  damit 
einer  oder  ander  Anlaß  nehmen  können,  der  gerechten  Sache  zu  schaden 
Nachdem  aber  nunmehro  Gott  gebollen  und   man  in  der  Tat    VtTSpÜWt, 

')    S.  dieses  Memorial    {d>  13./^3,  Juni    I6T9):    Diarium    Bnropteti 
s,  Tntr.;  Uttdftrp  X,  S.  738  f. 


Kaiserliche  Obergriffe.    Notwendigkeit,  ihnen  entgegenzutreten.  703 

wie  wenig  oder  nichts  die  passionierte  Gemüter  an  teils  Höfen  sich  hieran 
gekehret,  und  nicht  unterlassen  zu  schaden,  wie  man  dann  zu  denenselben 
nimmer  ein  Vertrauen  tragen  können,  als  wird  man  sich  künftig  denen 
contra  jura  et  libertatem  Statuum  laufenden  Attentaten  und  Oppressionen 
mit  Bescheidenheit  opponieren,  zumalen  man  sich  untertänigst  zu  erinnern 
weiß,  daß  E.  Chf.  D.,  dero  es  soviel  oder  mehr  als  anderen  angehet, 
die  aus  dem  Instrumente  pacis,  Kaiser!.  Wahlcapitulation  und  Consti- 
tutionibus  imperii  zustehende  Gerechtigkeiten  Ihro  nicht  schmälern  oder 
gar  nehmen  lassen  wollen.  Tnd  wann  man  de  jure  reden  will,  so  seind 
E.  Chf.  D.  durch  den  Nimwegischen  Frieden  von  dem  Reich  gleichsam 
abgesondert,  von  dem  Kaiser  und  dem  Reich  verlassen  und  nicht  als  ein 
Constatus  oder  Membrum  imperii  tractiert,  und  daher  von  aller  Obligation 
gegen  dem  Reich  von  Rechts  wegen  eximiret  und  befreiet.  Wiewohl 
die  Kaiserl.  Maj.  und  das  Reich  E.  Chf.  D.  als  parti  innocenti  nach  wie 
vor  verbunden  bleiben.  So  aber  bloß  und  allein  zu  reifen  höchstver- 
nünftigen Nachdenken  demütigst  anheimb  gestellet  wird,  und  ob  und  wie 
etwan  Satisfaction  zu  suchen  sei. 

Auch  ein  beifolgendes  Kaiserl.  Kommissionsreskript1)  enthält  mehrere  ver- 
fängliche Stellen. 


Die  Geheimen  Rute  (v.  Jena,  v.  Knesebeck,  v.  Schwerin, 

Koppen)  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  an  der  Spree 

8./[18.]  Juli  1679. 

[Auf  das  Reskript  vom  5./ 15.  Juli.")     Rat,  forläufig  noch  v.  Jena  in  Regensburg  zu 
belassen,    aber   wegen  Beendigung  des   Reichstages  mit   anderen    Reicbsständen   zu 

kommunizieren.] 

—  haben  absonderlich  wegen  Avocation  des  Gesandten  v.  Jena  wir  18.  Juli 
dieses  untertänigst  erinnern  wollen,  daß  eine  so  geschwinde  Ahforderung 
allerhand  Nachdenken  bei  denen   anderen  Ständen   verursachen  möchte, 
indem  der  frantzösische  Friede  noch  nicht  zur  Execution  gebracht,  der 
König  von  Franck reich  seinen   Gesandten  Verjus  dahin  schicket,  auch 

>)  d.  Wien  G.Juni  (dict  Regensburg  30.  Juni/  9.  Juli)  1679:  Pacbner  v.Eggens- 
torff  II,  S.  213f. 

*)  In  demselben  hatte  Kf.  von  ihnen  ein  Gutachten  darüber  verlangt,  ob  nicht 
▼.Jena  von  Regensburg  abberufen  werden  könnte,  da  jetzt  dort  nichts  Sonderliches 
mehr  vorgehe  und  seine  Subsistenz  dort  bedeutende  Kosten  verursache. 


704 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1G7»— 1684, 


täglich  Sachen   fnriallen,  wobei   E.  Cht.  I).  merklich  interessiret,  als  di 
insonderheit  ist  die  gesuchte  Satisfaction   sowoll  an  Seiten   E.  Cht  l>. ') 
als  der  KayserL  M.,*)  und  wiewoll  es  sich  schlecht  ansehen   läßet,  d&Ö 
etwas  zu  erhalten,  so  ist  doch  daran  gelegen t  daß   zum    wenigsten  mit 
durzu  getan  werde,  damit  dorn  Keich  nichteine  mehrere  Last  von  ndsn 
zuwachse.     Wir  müssen  bekennen,  daß   ein  großes  auf  die    Legaticme? 
hin  und  wieder  gehe  und  dieselbe  Kosten  billig  so  viel  möglich  einzu- 
ziehen,   wie    dann    die    zu    Nim  wegen,    zu    Wien    und    in    Deunemarck 
förderlichst  werden  aufhören  und  gesparet  werden  können,    der  \\  Jen* 
aber    hat    bisher,  laut   des  Beischlusses,  vor   sich,    dem   Secretario    und 
2  Postillions  nicht  mehr  gehabt  als  monatlich  298  Rthlr.    Nachdem  aber 
gleich  weil  der  Reichstag  so  lange  Zeit  gewehret  und  die  Execution  d« 
Friedens    verhoffentlich   ehest    erfolgen   wird,   so   stellen   zu    E.  Cht  I>, 
gnädigstem  Gefallen  wir  gehorsamst,  ob  Sie  nicht   zum  wenigsten  mit 
Clin r  Beyern  (welche  hiebevor')  zu  Verkürzung  des  Reichstages  auci 
geneigt   waren)   und    einigen   anderen    Ständen    wollten    communicireü 
lassen,  wie  man  mit  dem  ehesten  zum  Beschluß  des  Reichstages  kommen 
möchte,  und  deswegen  dem  Gesandten  zu  Regensburg  gnädigsten  Befehl 
geben.     Ob  die  beiden  Städte  Dortmund  und  Nor t hausen*)  in  Vor- 
schlag zu  bringen,  vor  meinen   wir   an   unserm   untertänigsten    Orte,  * 
könnte  der  Gesandte  befehliget  werden,  damit  so  lange  an  sich  zu  halten, 
bis  man  sehen  wird,    ob    die  Kaiserlichen    mit    ihrem  dasidcrio    wegen 
Übergebung  einiger  Reichsstädte  oder  sonsten  rcüssiren  werden.  — 


Der  Kurfürst  an  li*  v.  Jena.     D.  Potatam 
23.  Juli/ [2.  August]   1G79. 

[Befehl,  für  ilio  «ine  Satisfaktion  zu  fordern,  bi#  tu  deren  Krtaugiing  der 
kaiserlichen  Satisfaktiensfordernng  zu  widersprechen.] 

2.  Aug.  —  Was  die  praetendirete  Keyserl.  Satisfaction  *)  anbelanget,  daki 

bedimket  uns,  daß  wir  wegen  unseres  erlittenen  unersetzlichen  Schadens 

»)  S,  Urk,  u.Akt.  XVHI,  S,  778. 

*)  S.  ebendaselbst  &  773  f. 

*)  S.  ebendaselbst  S.  775. 

«)  S,  ebendaselbst  S.  778. 

6)  J.  hatte  IL/31,  Juli  berichtet,  die  Stadt  HlTeriburg  klage  darüber,  d*ß  d» 
Haus  Österreich  sie  und  Überlingen  oder  Gengenbaeh  und  Zell  am  Uaiiuuen*badi  il* 
Äquivalent  für  Frciburg  fordere,  und  bitte  auch  KfM  sicli  ihrer  dagegen    umiimliWl 


Zu  erstrebende  Beendigung  des  Reichstages.    Satisfaktion  des  Kf.  705 

und  Landverderbens  dieselbe  viele  mehr  zu  fordern  Fug  und  Ursache 
haben.  Gestalt  Ihr  dann,  wann  diese  Materie  wieder  auf  die  Bahne  kommet, 
solches  ad  prothocollum  vorzutragen  und  bei  dem  Reiche  umb  eine 
billigmäßig  Ersetzunge  unseres  Verlustes  und  Schadens  anzusuchen  und 
zue  solchem  Ende  die  Städte  Northausen  und  Dortmund  vorzu- 
schlagen habet.  Die  Motiven,  so  desfalls  angefuhret  werden  können, 
seind  Euch  so  wohl  bekannt,  daß  wir  unnötig  achten,  Euch  desfalls  weit- 
läufig zu  instruiren.  Inzwischen  habet  Ihr  der  Eeyserlichen  Praeten- 
sion  bis  dahin,  daß  uns  vergnügliche  Satisfaction  geschaffet,  beständig 
zu  contradiciren  und  auf  allen  Fall  dawider  zu  protestiren.  — 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
18./28.  Juli  1679. 

[Abschluß    des  Friedensexekutions- Rezesses,    Aussicht   auf  baldige    Abführung   der 
Truppen  aus  dem  Reich.     Bemühen  der  Braunschweigischen,  die  Insertion  des  Celli- 
schen Friedens  in  den  Nimwegener  durchzusetzen.] 

Auf  Antrag  des  Fränkischen  und  Schwäbischen  Kreises  hat  das  kurfürstl.  28.  Juli 
Kollegium  einstimmig  beschlossen,  daß  die  noch  in  den  Quartieren  liegenden 
Volker  ohne  Verzug  aus  denselben  und  ans  dem  Reich  zu  «ziehen  wären.  Auch 
die  meisten  Fürstlichen  waren  dafür,  doch  sind  die  Conclusa  noch  nicht  publi- 
ziert worden.  Eben  als  diese  die  Deliberation  antreten  wollten,  hatte  man  von 
Nimwegen  die  Nachricht  erbalten,  daß  der  Friedensexekutionsrezeß l)  zwischen 
den  Kaiserlichen  und  den  Franzosen  geschlossen  und  darin  die  Abführung  der 
Truppen  aus  dem  Reich  vor  dem  10.  August  festgesetzt  sei,  was  dieses  Werk 
sonderlich  poussieren  nnd  ihm  Nachdruck  geben  muß,  zumal  glaubwürdiger 
Nachricht  nach  der  Kaiserliche  Hof  vor  und  nach  dem  Frieden  festgestellt 
haben  soll,  in  dem  Oberrheinischen,  Schwäbischen  und  Fränkischen  Kreis 
18 — 20000  Mann  kontinuierlich  liegen  zu  lassen. 

Die  braunschw ei gi sehen  Minister  bemühen  sich  unter  der  Hand,  daß  der 
zu  (eile  mit  Graf  Rebenac  geschlossene  Partikularfrieden  dem  Kaiser].  Nim- 
wegischen  inkorporiert  und  von  dem  gesamten  Reich  approbiert  werde.  Er 
gedenkt  solange  er  deswegen  keinen  Befehl  erhält,  sich  dem  zu  opponieren.9) 


>)  S.  diesen  Exekutionsrezeß  vom  17.  Juli  1679:  Diar.  Europ.  XU,  S.  157 ff.; 
Londorp  X,  S.  66 f.;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  222ff. 

*)  Kf.  erklärt  sich  (d.  Potsdam  29.  Juli/ [8.  August]  1679)  damit  durchaus  einver- 
standen und  befiehlt  ihm,  sich  einer  solchen  Insertion  auf  das  kräftigste  zu  widersetzen. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX.  45 


706  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679— 1 684. 

G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
l./ll.  August  1679. 

[Der    Wortstreit   zwischen    dem   kurfürstl.   und    dem  fürstl.   Kollegium.      Vorschlag 
wegen  Schließung  des  Reichstages  und  Berufung  eines  Kurfürs tentages.] 

11.  Aug.  Der  vom  fürstlichen  Kollegium  zuerst  und  ganz  unnötig  durch  das  Ver- 

langen, das  Wort  „Ckurfürsten"  in  den  Reichsgutachten  nicht  auszuschreiben, 
erregte  Wortstreit1)  hindert  den  Fortgang  der  publiquen  Deliberationen.  Die 
Fürstlichen  haben  die  Sache  vor  den  kaiserl.  Prinzipalkommissar  gebracht,  der 
an  den  Kaiser  referieren  will.  Die  Kurfürstlichen  hoffen,  derselbe  werde  behut- 
sam gehen  und  sich  keine  Jurisdiktion  über  das  kurfürstl.  Kolleg  anmaßen, 
sie  haben  deswegen  dem  Prinzipal kommissar  mündlich  Vorstellungen  gemacht 
Er  stellt  dem  Kf.  zur  Erwägung,  ob  der  so  lange  mit  schlechtem  Nutzen  der 
Stände  gewährte  Reichstag  nicht  zu  schließen  und  lieber  ein  Kollegialtag  aus- 
zuschreiben wäre.2) 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
29.  August/ 8.  September  1679. 

[Die  Frage  wegen  Schließung  des  Reichstages;  Ankunft  des  franzosischen  Gesandten.] 

8.  Aug.  Er    hat    den    K.   Bayrischen    und     den    K.   Sächsischen     über    die 

Beschließung  des  Reichtages  sondiert.    Ersterer  sagte,  er  hätte  neulich  positiven 
Befehl  erhalten,  auf  die  Endigung  zu  dringen.     Nachdem  aber  Graf  Nostitz3) 

')  S.  Diar.  Europ.  XLI,  S.  227 f.;   Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  226 ff. 

2)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Potsdam  9. /[ID.]  August  1(579)»  es  sei  darauf  zu 
denken,  dem  Reichstag  ein  Ende  zu  machen,  und  befiehlt  ihm,  mit  einigen  Kurfürst- 
lichen, besonders  dem  K.  Bayrischen  und  K.  Sächsischen,  darüber  vertraulich  zu  reden. 
Wenn  die  anderen  Kuifürstcn  auf  einen  Kollegialtag  stimmten,  wollte  er  sich  einen 
solchen  wohl  gefallen  lassen.  Am  27.  August  /  6.  September  weist  er  J.  an,  in  dem 
Streit  wegen  des  Wortes  „Churfürsten"  nicht  nachzugeben,  sondern  darauf  zu  bestehen, 
daß  dasselbe  bei  allen  Gelegenheiten  vollständig  ausgeschrieben  werde.  Er  solle  auch 
insgeheim  mit  den  Kurfürstlichen  kommunizieren,  wie  man  am  füglichsten  zur  Auf- 
lösung des  Reichstages  gelangen  konnte.  In  diesem  Schreiben  erklärt  er,  er  halte 
einen  Kollegialtag  für  das  Beste,  doch  hat  er  bald  darauf  seine  Meinung  geändert, 
dies  zeigt  er  9./ 19.  Oktober  J.  an  und  befiehlt  ihm,  von  einem  Kollegialtag  nicht  zu 
sprechen,  und  wenn  von  anderer  Seite  eines  solchen  gedacht  werden  sollte,  es  iu 
divertieren,  für  Aufhebung  des  Reichstages  aber  solle  er  einen  Weg  wie  den  anderen 
votieren. 

*)  S.  über  dessen  Sendung  nach  München  ilcigel,  Per  Umschwung  der 
bayerischen  Politik  in  den  Jahren  1G79— 1(183  (Quellen  und  Abhandlungen  zur  neueren 
Geschichte  Bayerns,  II),  S.  54;   Doeberl,  Bayern  und  Frankreich,  S.  513. 


Der  Wortstreit.   Die  französischen  Obergriffe.   Verlegung  des  Reichstages.      707 

nach  München  gekommen  und  vorgestellt,  daß  man  den  Reichstag  noch  so  lange 
kontinuieren  mochte,  bis  ein  Reichsabschied  verfertigt  und  die  allgemeine 
Sicherheit  zum  Stand  gebracht  wäre,  hätte  es  der  Administrator1)  zu  einem 
Reichsabschied  wollen  kommen  lassen.  Der  K.  Sächsische  sagte,  bei  seinem 
Herrn  hätte  der  Abt  von  Banz  ebendergleichen  angebracht,  besonders,  daß  man 
nicht  ohne  Rezeß  von  einander  gehen  solle.  Doch  sollen  sich  jetzt  die  consilia 
am  kaiserlichen  Hof  geändert  haben  und  man  dort  beabsichtigen,  den  Reichstag 
auf  eine  gewisse  Zeit  zu  suspendieren  oder  prorogieren,  zumal  man  vorhersieht, 
daß  man  mit  Feststellung  des  puncti  securitatis  publica*  nicht  sogleich  fort- 
kommen, sondern  es  nötig  sein  wird,  das  Werk  erst  an  den  kurfürstlichen  und 
fürstlichen  Höfen  zu  unterbauen. 

Der  französische  Gesandte  Verjus  ist  vorgestern  in  dem  nahe  bei  dieser 
Stadt  gelegenen  Karthäuserkloster  Brühl  angelangt;  es  heißt,  daß  er  morgen  hier 
einziehen  wird. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
3./ 13.  Oktober  1679. 

[Das  kaiserl.  Kommissionsdekret  wegen  der  französischen  Obergriffe.    Vorschlag,  den 
Reichstag  nach  Ulm  zu  verlegen.] 

Beifolgendes  kaiserliches  Kommissionsdekret2)  handelt  von  der  Okkupierung  13.  Okt 
von  Homburg,  den  Metz,  Toul  und  Verdunschen  Lehensleuten  und  den  zehn 
elsüssiscben  Freistädten  und  verlangt  das  Gutachten  der  Reichsstände,  auf  was 
für  zulängliche  Weise  diesem  unrechtmäßigen  Verfahren  zu  begegnen  und 
weiteren  französischen  Übergriffen  vorzubeugen  sei.  Noch  zur  Zeit  aber  verspürt 
man  hier  gegen  diese  Dinge  nichts  als  Kaltsinnigkeiten  und  läßt  sich  keiner 
merken,  daß  er  etwas  Frankreich  Widriges  oder  Mißfälliges  öffentlich  zu  reden 
oder  zu  tun  gemeint  sei,  und  scheinen  die  Gemüter  nach  geschlossenem  Nimwegi- 
schen  Frieden  und  in  Betrachtung  der  bisherigen  Administration  ganz  decouragiert 

P.  S.  Es  ist  vorgeschlagen  worden,  daß,  falls  die  in  Österreich  herrschende 
Seuche  sich  hieher  verbreiten  sollte,  die  Gesandten  sich  nach  Ulm  retirieren  und 
dort  die  Verordnung  ihrer  Prinzipalen  abwarten  möchten.  Er  fragt  an,  wohin 
er  sich  in  solchem  Fall  wenden  solle,  •)  und  erinnert  bei  der  Gelegenheit  daran, 
daß  das  stark  reduzierte  Gehalt  der  Gesandtschaft  schon  ins  dritte  Vierteljahr 
restiert  und  er  sich  daher  in  großer  Not  befindet. 

l)  Herzog  Maximilian  Philipp  von  Bayern,  der  nach  dem  Tode  des  Kur- 
fürsten Ferdinand  Maria  (26.  Mai  1679)  bis  zur  Volljährigkeit  des  Sohnes  desselben 
Max  Emanuel  (11.  Juli  1680)  die  Regentschaft  führte. 

*)  Das  Kommissionsdekret  vom  6.  Oktober  1679  (Diar.  Enrop.  XL1,  S.  354; 
Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  233). 

3)  Kf.  antwortet  darauf  (d.  Potsdam  17./[27.]  Oktober  1679):  Sollten  die  Fürsten 
und  Stände  des  Reichs  sich  anmaßen,  den  Reichstag  an  einen  anderen  Ort  zu  ver- 

45* 


70* 


V.  Brandenburg  und  du  Reich  1fi7D—  1K84. 


17.  Ott 


Der  Bairf&rst  an  Verjux.1)    L).  Potetara 
7./ 17.  Oktober   1679. 

[Versicherung  seiner  Zuneigung  und  Dankbarkeit.     Anweisung  an  Jena,  mit  ihm 
nähere  Verbindung  zu  treten.] 

Les  troubles  qui  sont.  arrivi-s  apres  votre  depart  d'aupres  de  moy 
n'ont  ea  rien  change  Festime,  que  j'ay  touaiours  fait  de  votre  personne,  i 
je  suis  fort  aise  qu'a  eefcte  heure,  qu'une  revolution  heureuse  a  renoue 
plus  fort  que  Jamals  les  noeuds  «fune  parfaite  union  et  intelllgence  eotre 
le  Roy  tres-Chretien  Votre  Maitre  et  inoyt  je  vous  le  puis  faire  connoitre 
et  vous  asseurer  eo  mume  temps  du  ressentiment  que  j'ay  pour 
hoßuetetus  et  pour  [es  boos  oftices,  que  vous  avez  reodu  ä  man  Edvov 
Extraordinaire  le  Sr.  Meinders,  doot  il  a  est  fort  loue.  J'en  couserverar 
1a  memoire  et  n'auray  jamais  plus  de  joye  que  lorsque  vous  roe  fem 
naitre  roceasion  de  vous  en  temoigner  ma  reconnoissance.  Au  reste 
j'ay  ordonne  a  mon  Ambassadeur  le  iSr.  de  Jena  de  vi  vre  avec  voos  dans 
uoe  bonne  intelllgence  et  de  vous  aasiater  et)  tont,  oü  vous  aures  beaoiß 
de  luy  pour  lea  interests  du  Roy  votre  Maitre  et  pour  votre  propre 
satisfactiou.  Ü  aera  superHu  de  vous  faire  la  mome  recommeodaüon 
pour  mes  interests,  puU  que  je  scay,  que  sana  in  es  instances 
naturel  obligcant  et  les  intetitions  de  Sa  Maj1*'4  tres-Chri'tienoe,  qui  rne 
sont  asses  connues  sur  ce  sujet-la,  vous  y  porterout  — 


legen,    so    solle    er    mit    den    kaiserlichen    und    kurfürstlichen    * iesatidten 
konferieren,  daÜ  sie  an   den   dem  Kaiser  und   den  Kurfürsten  privative  pusten  enden 
Rechten  festhalten  sollten.     Er  selbst  solle  sich  nirgend  anderswobin  begeben,  »od 
weiteren  Befehl  abwarten. 

■)  Antwort  auf  ein  Schreiben  Verjus'  (d.  BrueJ  28.  September  1679),  in  web 
dieser  dein  Kf.  seine  Ankunft  daselbst  anzeigt  und  ihn  bittet,  seinem  (iesainl. 
befehlen,  mit  ihm   gute  und  enge  Korrespondenz  zu  unterhalten.     Vgl.  die  Relativ 
Meinders1  aus  Paris    vom   25.  Juli/ [4.  August]  1679    oben    S*  349.     Kf.    weUt 
7./[I7.]  Oktober  167H  an,  dieses  Schreiben  Verjus  zu  übergeben,  mit  demselben 
gutem  Vernehmen   und  Vertraulichkeit  zu   leben  und   ihm  nach  Möglichkeit  an 
Hand  zu   geben.     Da  V,  sich  anfangs  inkognito  in   Regensburg   aufhielt-,    kannte  J. 
zunächst  nur  unter  der  Hand  mit  ihm  verkehren,  erst  am  14./24.  November  b* 
er,  daß  er  ihn  ordentlich   besucht,  dall  V.  ihn   sehr  höflich  behandelt»  sich  in 
sHnedcnen  Dingen  konfidetit  gezeigt  und  sich  zu  Unterhaltung  vertraulicher  Freu« 
schaff  und  Kon ti den/,  erboten  habe, 

*)  S,  ober  Verjus1  Aufenthalt  am   brandenburgi^htMi  Hof«   1673 — 1671  Urk* 
u.  Akt,  II,  S>  5tOff. 


Schreiben  des  J£f.  an  Verjiis.    Beendigung  des  Wortstreits.  709 

G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
10./20.  Oktober  1679. 

[Mitteilungen  des  cellischen  Gesandten  über  die  Hamburg  von  Dänemark 
drohende  Gefahr.] 

Der  Braunschweigisch-Cellische  hat  dieser  Tage  allen  anwesenden  20.  Okt. 
Gesandten  (ihn  ausgenommen)  angezeigt,  daß  der  König  von  Däne  mark1)  Hamburg 
in  seine  Gewalt  zu  bringen  beabsichtige,  daß  sein  Herzog  dem  Kaiser  davon  Bericht 
erstattet  habe  und  es  ihm  auch  sehr  lieb  sein  wurde,  wenn  er  das  Sentiment 
ihrer  Prinzipalen  über  diese  Konjunkturen  ehest  wissen  möchte,  derselbe  hätte 
inmittelst  auf  Grund  seines  Kreisamts  eine  ziemliche  Anzahl  Völker  in  die 
Stadt  geworfen  und  dieselbe  wieder  etwas  animiert,  doch  wäre  schleunige  Hilfe 
nötig,  welche  die  Belagerung  aufheben  machen  könnte.  Dieses  und  dergleichen, 
auch  die  von  dem  König  der  Stadt  proponierten  Punkte  sind  hier  gedruckt  und 
öffentlich  verkauft  worden. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
28.  November/8.  Dezember  1679. 

[Beendigung  des  orthographischen  Streites  zwischen  Kurfürsten-  und  Fürstenkolleg, 
Wiederaufnahme  der  Reichsberatungen.] 

Der  vor  vier  Wochen  in  dem  Fürstenrat  auf  die  Bahn  gebrachte  und  bis  8.  Dez. 
jetzt  fortgesetzte  Formular-  oder  orthographische  Streit1)  wegen  Ausschreibung 
und  Abbrevierung  des  Worts  Churfürsten  hat  dermaleins  mit  nicht  geringer 
Konfusion  derjenigen,  welche  ihn  erregt  und  fomentiert  haben,  und  mit  des 
kurfürstl.  Kollegii  Ehre  und  Reputation  sein  Ende  gefunden.  Das  letztere  hat 
von  keinen  Traktaten  und  Temperamenten,  noch  weniger  von  einer  Decision 
hören  wollen,  sondern  ist  dabei  verharrt,  daß  es  sich  zu  nichts  verbinden, 
sondern  freie  Hand  behalten  müsse,  nach  seinem  Belieben  zu  schreiben.  Die 
Fürstlichen  sind  nach  eingebrachter  kaiserlicher  Resolution ')  unter  sich  in  Streit 
geraten  und  es  wird  denen,  welche  diesen  Streit  erregt,  jetzt  schlecht  gedankt, 
manche  mögen  sich  auch  wohl  schämen.     Die  Fürstlichen  verfügten  sich  den 


')  S.  oben  S.  536  ff. 

*)  S.  oben  S.  706. 

')  S.  das  Schreiben  des  kaiserlichen  Prinzipalkommissars,  des  Bischofs  Marquar  d 
von  Eichstädt,  an  das  K.  Mainzische  Reichsdirektorium  vom  23.  November  1679 
(Pacbner  v.  Eggenstorff  II,  S.  235f.),  in  welchem  derselbe  anzeigt,  der  Kaiser 
verlange,  daß  um  dieses  Wortstreites  willen  die  Beratungen  nicht  länger  aufgehalten 
werden  sollten. 


710  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

21.  November/ 1.  Dezember  zum  ersten  Mal  wieder  in  das  ordentliche  Konklave, 
dort  wurde  trotz  verschiedener  Versuche  derselben,  die  Extradition  des  Reichs- 
gutachtens vom  31.  Juli,1)  über  welches  der  Streit  ausgebrochen  war.  xo 
divertieren,  diese  doch  durchgesetzt  und  haben  nunmehr  die  gemeinen  Reichs- 
beratschlagungen wieder  ihren  ordentlichen  Gang  erlangt. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
9./ 19.  Januar   1680. 

|  Beratung   ober  die  Behandlung  der  Beschwerden    gegen    Frankreich.      Kaiserlicher 
Antrag  wegen  Verlegung  des  Reichstages,  Meinung  einiger  Kurfürsten  über 
Schließung  desselben.] 

lü.  Jan.  Jüngster   Tage    ließ    das    Reichsdirektorium    zu    den    Beschwerden    wider 

Frankreich  zu  Rat  ansagen,  die  Stände  redeten  darauf  de  modo,  wie  solche  za 
traktieren  seien,  und  beschlossen,  daß  dieselben  aus  den  kaiserlichen  Dekreten 
und  Memorialien  zu  extrahieren  und  dann  ein  jedes  Ciravamen  ordentlich  nod 
absonderlich  zu  untersuchen  sei. 

In  einem  kaiserlichen  Kommissionsdckrekt3)  wird  ein  Gutachten  de* 
kurfürstlichen  Kollegs  wegen  Verlegung  des  Reichstages  infolge  der  Kontagion 
verlangt  Die  hiesige  kaiserliche  Kommission  wollte  die  Sache  anfänglich  gleich 
an  alle  Stande  bringen,  auf  Erinnerung  des  Kurfürstenkollegs  ist  aber  dessen 
jus  singulare3)  observiert  worden.  Er  bittet  um  Befehl,  wie  er  sich  dazu  ver- 
halten soll.  Er  hat  mit  dem  K.  Cölnischen  wegen  Dissolution  des  Reichstages4 
besonders  geredet,  derselbe  hat  Instruktion,  es  solle  der  punetus  monetae  festgestellt 

*)  S.  Diar.  Europ.  XU,  S.  480f.;   Pachncr  v.  Eggcnstorff  II,  S.  iMüf. 

*)  Sign.  Aichstädt  12.  Januar  1680  (Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  HV*\ 

s)  S.  oben  S.  707  f. 

4)  Kf.  hatte  23.  Dezember  1670  #  [2.  Januar  16S0]  J.  Mitteilung  von  einen 
Schreiben  betreffend  die  Auflösung  des  Reichstages  gemacht,  das  er  (d.  Cöln  an  der 
Spree  2S.  Dezember  167J>)  an  alle  seine  Mitkurfürsten  gerichtet  hatte,  und  ihn  beauf- 
tragt, mit  dem  K.  Cölnischen  Gesandten  in  dieser  und  anderen  Angelegenheiten  Ter- 
traulich  zu  kommunizieren,  13./ [23.]  Januar  lt>80  hatte  er  ihm  dann  weiter  angezeigt, 
daß  bisher  nur  von  K.  Co  In  eine  durchaus  zustimmende  Antwort  eingetroffen  sei. 
und  ihn  angewiesen,  mit  dem  K.  Cölnischen  darüber  weiter  zu  kommunizieren  und 
hei  Verjus  anzufragen,  ob  nicht  auch  K.  Bayern  durch  den  damals  an  dessen  Hofe 
befindlichen  französischen  Gesandten  Colbcrt-Croissy  dafür  gewonnen  werden 
könne.  Kurfürst  Max  Emanuel  von  Bayern  erklärt  sich  in  seiner  Antwort 
(d.  München  5.  Februar  1680)  im  übrigen  einverstanden,  meint  aber,  man  dürfe  nicht 
ohne  förmlichen  Reichsabschied  voneinander  gehen.  Außerdem  Hegt  nur  noch  ein* 
Antwort  von  K.Mainz  (d.  Mainz  2.  Februar  1680^  vor,  der  erst  die  Meinungen  d*> 
Kaisers  und  der  anderen  Kurfürsten  zu  hören  wünscht. 


Beschwerden  gegen  Frankreich.     Die  Berlepsch  erteilte  Resolution.       '711 

alsdann  ein  Reich sabscbied  vereinbart  und  dem  Konvent  ein  Ende  gemacht  werden. 
K.  Mainz,  K.  Trier,  K.  Bayern  und  K.  Sachsen  hatten  keine  Resolution 
erhalten,  letzterer  aber  meinte,  es  sollten  die  Gravamina  wider  Frankreich  erörtert, 
die  Reichssicherheit  in  Stand  gebracht  und  ein  formlicher  Reichsabschied  abgefaßt 
werden.  K.  Pfalz  war  befehligt,  auf  die  Rasierung  Philippsburgs  zu  dringen 
und  zu  verlangen,  daß  das  Reich  in  Sicherheit  gesetzt  und,  wenn  dieses 
geschehen,  der  Versammlung  ein  Ende  gemacht  werde. 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena.     D.  Cöln 
13./[23.]  Januar  1680. 

[Seine  dem  gotbaischen  Gesandten  erteilte  Resolution.    Befehl,  sich  danach  zu  richten, 
des  Kf.  Verfahren  Verjus  gegenüber  zu  rechtfertigen.] 

Der  Herzog  von  Sachsen-Gotha  hat  ihm  durch  den  Generalmajor  23.  Jan. 
v.  Berlepsch  vorstellen  lassen,  daß  der  Zustand  am  Rhein  sich  gefährlich 
ansehen  ließe  und  daher  zwischen  gesamten  Kur-,  Fürsten  und  Standen  eine 
Zusammensetzung  sehr  nötig  schiene,  weshalb  er  sein  Sentiment  zu  wissen  ver- 
langte. Er  hat  demselben  beifolgende  Resolution  >)  erteilen  lassen,  J.  soll,  wenn 
diese  Materie  wegen  einer  Zusammensetzung  und  allgemeinen  Verfassung  im 
Reich  oder  auch  wegen  des  Vornehmens  der  Franzosen  am  Rhein  und  sonsten 
dort  in  Deliberation  kommen  sollte,  sein  Votum  danach,  aber  mit  aller  Moderation, 
einrichten.  Da  er  zu  Zeiten,  nach  dem  die  materia  ist,  solche  rationes  gebrauchen 
muß,  welche  dem  äußerlichen  Anschein  nach  nicht  allezeit  mit  der  französischen 
Intention  konform  scheinen  möchten,  so  werden  doch  die  Franzosen  selbst  wohl 
begreifen,  daß  es  nicht  wohl  zu  verhüten  und,  wenn  der  Grund  und  das  Haupt- 
werk selber  konsideriert  werde,  demselben  zuträglich  und  nicht  zuwider  ist.  Er 
soll  dieses  bei  bequemer  Gelegenheit  auch  gegen  Verjus  mit  guter  Manier 
gedenken. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
23.  Januar/ 2.  Februar  1680. 

[Auf  das  Reskript  vom  13.  Januar.    Bereitwilligkeit  Verjus'  für  Schließung  des  Reichs- 
tages zu  wirken.    Beratungen  über  die  Beschwerden  gegen  Frankreich.] 

Er  hat  mit  Verjus  von  Endigung  des  Reichstages  geredet,  derselbe  erklärte  2.  Febr. 
sich  bereit,    am  k.  bayrischen   Hofe    dafür  zu  wirken,  und  sprach  seine  Ver- 
wunderung darüber  aus,  daß  man  dort  jetzt  anderen  Sinnes  geworden  sei,  er 

')  Nicht  bei  deu  Akten. 


712 


V.  Brandenburg  und  da*  Reich  1679—1684. 


sei  vor  vier  Monaten  von  München  her  ersucht  worden,  das  Ende   das  Kei< 
tages  zu  befördern. 

Die   in    U  Tunkte    abgeteilten  Gravamina  gegen   Frankreich    sind   in 
Sessionen  ziemlich  schnell   zu  Ende   gebracht  worden.     Er   hat  in    den   be 
ersten  nur  votiert,  daß  er  darüber  berichten  wolle,  in  der  dritten  aber  hat  er1. 
ihfi   empfangenen    Bofehl    rationc   modi,  wie   man   mit   Kf.   vorfahren,    eröffnet, 
mit  der  ausdrücklichen  Bemerkung,  dali  es  ohne  alle  Anzüglichkeit  und  Vorwurf 
nur  innoecuter  erzählt  werden  solle,   und   et    hat.  sich   dabei   auch    der    - 
Moderation  befleißigt     Du   Knrfürstonkolleg   ist  der  Meinung,   die    Beachv 
sollten    zusammengetragen,    dem    König    von   Frankreich    durch   Schreiben   und 
mündlich  durch  dessen  Gesandten  vorgestellt  und  Roiuediening  gesucht  wer. 
Das  Fürstenkolleg  schlägt  vor:   L  eine  Absehiekung  an  den  Könip  \oü  Frankreich. 
i.\  ein  Schreiben  au  denselben  im  Namen  dos  Kaisers  und  des  Reichs,  &  ttfli 
liehe   Konferenz  mit  dem  hiesigen   französischen   Bevollmächtigten    und    t.  mit 
dem  französischen  Gesandten  am  kaiserlichen  Hofe.    Die  Kollegien  haben  dar 
aber  noch  nicht  re-  und  korreferiert.     Österreich  wilL  daß  dieses  Werk  dem 
Kaiser  allein  überlassen  werde,  was  aber  die   meisten  Stande   nicht    für  ratsam 
erachten.     Durchgehend  wird  auf  gütliche  Mittel  gezielt.     Wenn  ein  Reichsgut- 
achten  darüber  zustande  gebracht  sein  wird,1)  soll,  wie  man  sagt,  auf  des  Kaber* 
Begehren  die  allgemeine  Keic bsver fassung  in  Proposition  gebracht  wurden 


G.  v.  Jetia  an  «Im   Kurt'ftrsten 

5./ 15.   Mär*   1680. 


IX  Regftnspurg 


[Beschluß,    düll   vor  8caUa0img   des    Reichstages    «-rst    die    demselben    pro] 
Sachen  erledigt  werden  sollen,] 

l"i.  Mar/,  Betreffend  die  Translation  des  Reichstages  sind  K.  < .  ••  I  n  und  K.  Brau 

von  den  anderen  überstimmt  und  ist  ein  Gutachten  *)  abgefaßt  worden 

')  In  der  Sitzung  des  kurfürstlichen  Kollegs  vom  äl./äl-  Jannai  I  »r t  L 

Et  Itt  der  Meinung,  der  Kaiser  möge  das,  was,  wie  er  meine,  gegen  scinei* 

(denn  Kf.  hätte  denselben  nicht  agnosziert)  vorgenommen  würde,  für  sich  dui 
-IiiiLiui.    I.et    der    Krone    Frankreich    in    der    Oute    lucfaan    lasscu    und 
ifa  wiut  cs  tu  bringen,  zumal  der  Kaiser  selbst  dafür  gehalten,  datl  mit  dfflMtH 
Macht  uichls  ausiuricbteu  sei,  und  deshalb  seinen  Frieden  geaebloaten   h»b<\  ra 
uritiiiort  dann   daran,  wie  es  dem  Kf.  ergangen,   wie  er  trete  Milier  Siege    und  auf 
gj wandten   Kosten  wider  des   Reichs  Grundgesetze   und    Beschlüsse    verlas- 
Kriedeu    ausgeschlossen,    seine    Lande    dem    Feinde    preisgegeben,    ihm    alle    I 
abgeschnitten   und   fertigt,    auch   seiner  Wilh  der   hurch/ug   ftnri  igen    und   et  » 
genötigt  worden  sei,  sich  durch  einen  besonderen  Frieden  in  reiten. 

dieses  keidispuladtten  vom  Hl,  Februar  1680  Diftr.  Kurop.  XU,  S.  Ulli 
Loitdorp  XI,  B.49&;  Pachner  v,  Kggenstorff  H,  S.  243 IT. 

*)  5.  das  kurfürstliche    Kollegial gutachten    vom    l./ll.  Marx   1680    (Fachntf 
v»  Eggenstorff  II,  S.  248 1 


Die  Beschwerden  gegen  Frankreich  und  Kf.,  Fortsetzung  des  Reichstages.    713 

erklärt  wird,  es  wäre  zwar  auf  Endigung  des  Reichstages  zu  gedenken,  aber 
erst  sollten  die  bereits  in  Proposition  gebrachte  Münzsache  und  punctus 
securitatis  publicae  ausgemacht  und,  falls  die  Kontagion  eintreten  sollte,  der 
Reichstag  an  einen  anderen,  von  dem  Kaiser  zu  bestimmenden  Ort  verlegt  und 
dort  fortgesetzt  werden.  Seine  und  des  K.  Cfilnischen  Bemühungen,  zu  erwirken, 
daß  die  Expedition  dieses  Gutachtens  so  lange  verschoben  werde,  bis  dasselbe 
den  Prinzipalen  eingeschickt  und  deren  Ratifikation  oder  Erinnerungen  dazu 
eingeholt  seien,  sind  erfolglos  gewesen.  Der  K.  Bayrische,  K.  Sächsische 
und  K.  Pfälzische  Gesandte  korrespondieren  schon  seit  einigen  Jahren  mit- 
einander und  so  auch  jetzt,  besonders  die  beiden  ersten. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
26.  März/5.  April   1680. 

[Klugen  wegen  der  Quartiere  und  Kontributionen.     Dortmund isches  Memoria), 
sein  Gegenmemorial.] 
Daß  am  kaiserlichen  Hofe  wegen  der  im  Mecklenburgischen  und  Westfali-  5.  April 
sehen  genommenen  Quartiere  und  der  für  die  französischen  Völker  geforderten 
Hilfskontribution  auf  eines  und   des  anderen  Klage1)  mandata  erkannt  worden 
sind,  davon  hat  man  hier  auch  Nachricht  und  es  scheint  fast,  als  ob  der  eine 
oder  andere  dadurch  animiert  werde,  hier  dergleichen  zu  tentieren,  wie  denn 
der  Dortmundische  nicht  geruht,  bis  er  sein  Memorial  zur  Diktatur  gebracht. 
Er  hat  sofort  ein   Gegenmemorial2)  übergeben  und  darin  nach  Anweisung  des 
kurfürstlichen  Postskripts  vom  18./ 28.  Februar  mit  glimpflichen  Worten  gefordert, 
daß  die  dem  Kf.  schuldige  Garantie  und  Satisfaktion  wirklich  geleistet  werde.3) 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena.     D.  Cöln  an  der  Spree 
9./ 19.  Mai   1680. 

[Das  Hilfegesuch  K.  Pfalzs.     Befehl,  dessen  Gesandten  zu  unterstützen.] 
K.  Pfalz  hat  ihn  in  abschriftlich  beiliegendem  Schreiben4)  ersucht,  für  ihn  10.  Mai 
wegen  der  ihm  von  den  französischen  Kriegs-  und  Zivilbedienten   zugefügten 

J)  S.  das  Mecklenburg- Seh werinsche  Beschwerdeschreiben  an  das  Reich  wider 
die  k.  brandenburgische  Einquartierung  (d.  Hamburg  29.  November  1679):  Londorp  X, 
S.  754  AT.,  und  die  Dortmundischen  ßeschwerungs-Memorialia  vom  2./ 12.  Januar  und 
22.  März/  1.  April  1680  (Diar.  Europ.  XLI,  S.  25ff.  und  275ff.). 

3)  S.  das  k.  brandenburgische  Memorial  wegen  Leistung  der  Garantie  und  Satis- 
faktion (d.  Regensburg  2.  April  1680):  Diar.  Europ.  XLI,  S.  243 f.;  Londorp  XI,  S.61. 

3)  J.  berichtet  30.  April  /  [10.  Mai]  1680,  sein  Memorial  habe  soviel  gefruchtet, 
daß  man  das  mecklenburgische  und  das  dortmundische  zurückgestellt  habe.  Die 
Dortmunder  hätten  zwar  deswegen  an  K.  Mainz  eine  besondere  Abschickung  getan, 
wären  aber  von  demselben  abgewiesen  worden. 

4)  d.  Friedrichsburg  20.  April  1680,  beiliegend  ein  gedrucktes  Memoire  contenant 
les  griefs  faits  a  S.  Alt.  El.  Palatine  par  les  officiers  du  Roy  T.  Ch.  en  Alsace  (wieder- 
abgedruckt: Diar.  Europ.  XLI,  S.  143 ff.). 


714  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Widerwärtigkeiten  alle  dienliche  officia  anzuwenden.  Da  er  nun  die  Sache, 
wenn  sie  sich  berichtetermaßen  verhält,  so  beschaffen  befindet,  daß  K.  Pfalz  darin 
zu  nahe  getreten  wird,  so  befiehlt  er  ihm,  mit  dessen  dortigem  Minister  in  der 
Sache  vertraulich  zu  kommunizieren  und  ihm  darin  alle  mögliche  officia  zu 
leisten. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
25.  Juni  /  5.  Juli  1680. 

[Anzeige,  daß  Kf.  von  dem  Herzogtum  Magdeburg  Besitz  genommen  und  ihn  mit 
dem  Votum  für  dasselbe  betraut  hat.  Der  für  dasselbe  einzunehmende  Platz.  Di> 
Schreibeu  an  die  Könige  von  Krankreich  und  England,  die  Beschwerden  Dortmund«.' 

5.  Juli  Kr  hat  das  Reskript  vom  9.  Juni ')  erst  am  '2%2.  erhalten  und  hat  sogleich 

am  folgenden  Tage  dem  fürstlichen  Kollegium  angezeigt,  daß  der  Administrator 
von  Magdeburg  gestorben  sei,  daß  Kf.,  dem  damit  das  Herzogtum  Magdeburg 
zugefallen,  ihn  mit  der  Führung  des  votum  für  dasselbe  betraut  habe  and  daß 
er  bei  nächster  Gelegenheit  die  gehörige  Stelle  okkupieren  werde.  Er  hat  um 
alle  etwaigen  Skrupel  mit  Glimpf  zu  removieren,  vorher  mit  dem  Sachscn- 
Gothaischen  Gesandten  Dreher,  welcher  etliche  Jahre  das  magdeburgische 
Votum  vertreten,  vertraulich  geredet  und  hat  ihn  (er  stammt  aus  Berlin  und 
hat  früher,  als  er  in  Nürnberg  Konsulent  war,  von  Kf.  Ratsbestellung  von  Hans 
aus  gehabt)  ohne  Mühe  dahin  disponiert,  daß  er  erklärte,  sich  hinfort  de* 
magdeburgischen  v.oti  enthalten  zu  wollen. 

Wegen  Nehmung  der  Session  hat  er  ohne  Spezialbefehl  ratione  loci  nichts 
vornehmen  wollen.  In  dem  fürstl.  Kollegium  sind**)  drei  Bänke,  die  geistliche, 
die  quere,  auf  welcher  der  verstorbene  Administrator,  als  evangelischer  geist- 
licher Fürst,  seinen  Sitz  gehabt,  und  die  weltliche.  Nachdem  Magdeburg  jetzt 
ein  pure  weltliches  Herzogtum  ist,  gebührt  ihm,  da  alle  säkularisierten  Krz- 
und  Bistümer  auf  die  weltliche  Bank  verwiesen  worden  sind,  der  Sitz  auf  dieser, 
und  zwar,  da  Magdeburg  immer  nach  Bayern  aufgerufen  ist  und  votiert  hat 
hinter  diesem,  an  zweiter  Stelle.  Sollte  Pfalz- Laut ern  sich  opponieren,  so 
kann  er  sich  darauf  stützen,  daß  ein  Vorstimmender  seinem  Nachstimmenden 
unwidersprechlich  Vorsitze.  Er  meint  daher,  man  habe  den  de  jure  et  obser- 
vantia  gebührenden  Platz    ohne   weiteres  zu   okkupieren    und   die  Introduktion 

•)  Darin  hatte  Kf.  J.  Anzeige  von  dem  Tode  des  Administrators  August  von 
Magdeburg  und  von  seiner  Besitzergreifung  des  dadurch  an  ihn  heimgefallenen 
Herzogtums  gemacht  und  ihm  befohlen,  dieses  der  Reichsversammlung  bekannt  xu 
machen  und  sessionem  et  votum  von  diesem  Herzogtum  zu  führen.  S.  Pufendorf 
Will,  §  12  (S.  1388):  Opel,  Die  Vereinigung  des  Herzogtums  Magdeburg  mit  Kur- 
brandenhurg.     Festschrift  (Halle  18S0),  S.  24  IT. 

a)  S.  Opel  a.  a.  O.  S.  42. 


Die  Session  für  Magdeburg.  715 

von  dem  Reichsmarschallamt  nicht  zu  begehren  oder  zu  erwarten.  Sollte  aber 
des  Erbreichsmarschalls  Offizianten  oder  die  Directoria  ihre  jura  oder  eine 
Diskretion  prätendieren*,  so  wäre  solche  lieber  sofort  zu  versprechen  und  zu 
entrichten,  zumal  es  auf  ein  geringes  ankommt  und  man,  als  Cammin  zur 
Session  gelangte,  dergleichen  bezahlt  hat  Das  magdeburgische  Votum  ist,  als 
der  Reichstag  in  Flor  und  mit  vielen  tapferen  Gesandten  versehen  war,  stets 
in  sonderbarer  Konsideration  gewesen.  Dem  Fürstentum  Magdeburg  gebührt 
auch  das  evangelische  Direktorium  im  Fürstenrat. 

Über  die  Gravamina  gegen  Frankreich  ist  noch  nicht  deliberiert  worden. 
Doch  ist  im  Kurfürstenrat  vorgeschlagen  und  sofort  beliebt  worden,  daß  nicht 
nur  an  den  König  von  Frankreich,  sondern  auch  an  den  von  Großbritannien, 
als  Mediator  des  Nim  wegischen  Friedens,  Schreiben  deswegen  gerichtet  werden 
sollen.  Einige  haben  auch  erwähnt,  man  müßte  auch  an  den  König  von 
Schweden,  als  Kom Paziszenten  und  Garanten  des  Westfälischen  Friedens,  die 
Sache  schriftlich  bringen,  die  meisten  aber  meinten,  man  solle  damit  noch  zur 
Zeit  zurückhalten. 

Das  rcichsstädtische  Kollegium  hat  sich  bei  ihm  durch  Deputierte  für  die 
Stadt  Dortmund  verwendet  Da  es  bescheiden  angebracht  wurde,  so  hat  er 
ihnen  freundlich  geantwortet  die  Sachlage  auseinandergesetzt  und  ihnen  gezeigt, 
daß  die  Stadt  sich  selbst  durch  ihre  Halsstarrigkeit  in  Ungelegenheit  gesetzt  hat. 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena.     D.  Cöln  an  der  Spree 
5./[15.]  Juli   1680. 

[Auf  die  Relation  vom  25.  Juni  /  5.  Juli.     Befehl,  die  gebührende  Stelle  für  Magde- 
burg im  Fürstenrat  einzunehmen.     Die  Schreiben  an  die  Könige  von  Frankreich  und 
England.     Die  Beschwerden  von  Salm  und  K.  Pfalz.] 

Die  Sache  wegen  des  magdeburgischen  voti  muß  sobald  wie  möglich  15.  Juli 
in  Ordnung  gebracht  werden.  J.  erhält  die  gewünschte  Vollmacht,1)  er  soll 
zusehen,  daß  er  mit  guter  Manier  wegen  des  Herzogtums  Magdeburg  die  Stelle 
nach  Bayern  erlange.  Wegen  der  Gebühren  für  den  Erbmarschall  soll  er 
berichten.  Da  Kf.  vernimmt,  daß  im  kurfürstl.  Collegio  bereits  per  majora 
geschlossen  ist,  daß  an  die  Könige  von  Frankreich  und  von  England  wegen 
der  Gravamina  wider  Frankreich  geschrieben  werden  solle,  so  läßt  er  dieses 
geschehen,  erwartet  aber,  daß  ihm  der  Aufsatz  dieser  Schreiben  vor  der  Aus- 
fertigung zugeschickt  werde.2)     Ob    in  dieser  Sache    auch   an  den  König  von 

')  Sie  ist  Potsdam  3./ [13.]  Juli  1(>80  ausgestellt 

2)  J.  sendet  28.  Juni/ 8.  Juli  dem   Kf.   die   in  dem  kurfürstlichen  Kolleg  ver- 
glichenen Konzepte  der  Schreiben  an  die  KGnige  von  Frankreich  und  von  England 


716 


Y\  Brandenburg  and  das  Reich   1G7J>—  1684* 


Schweden  zu  schreiben  sei,  erscheint  fraglich,  es  lassen  sich  sowohl  dafür  ib 
auch  dawider  Gründe  anführen.  Sollte  es  geschehen,  so  wurde  man  sehen 
können,  wohin  er  inkliniere,  weil  aber  die  Mehrheit  davon  noch  zur  Zeit 
abstrahiert,  so  soll  auch  er  deshalb  keine  Erinnerung  tun.  Die  Beschwerden' 
des  Fürsten  von  Salm  und  von  K.  Pfalz  gehören  wohl  auch  zn  den  beiden 
Schreiben,  sollte  aber  darauf  ein  Reiehsgutachten  erfolgen,  so  hat  er  hei  2eÜ  :, 
zu  berichten,  was  dabei  die  übrigen  Kurfürsten  und  die  vornehmsten  aus  den 
Fürsten  rat  für  Gedanken  fahren,  damit  auch  er  ihn  darüber  zu  rechter  Zeit 
mit  Instruktion  versehen  könne. 


G.  v.  Jena  an  rlen   Kurfftrstcn.      L).  Itegensjjiirg 
1&/86.  Juli  1680. 

[Au!  die  Reskripte  vom  5,  und  7.  Juli.     Verhütung    eines  voreiligen    K«<*chliH0C»  k 
hetreJT  der  von  K.  Pfalz  geforderten  Hilfe.     Mitteilungen  an    Verjus,J 

38.  Juli  Er  hat  die  auf  ihn  gerichtete  magdeburgische  Vollmacht*)   dem   K»  Maioa* 

sehen  Direktorium  insinuieren  lassen  und  wird  bei  der  nichsten  Gelegenheit  da 
vnn  Kf.  beanspruchte  Stelle  einnehmen. 

Wegen  der  K.  Pfälzischen  und  Sa  huschen  Klagen  ober  die  franifc- 
srhen  Prozeduren  war  den  10./2Ö.  angesagt  worden  und  wurde  auch  proponieri 
Dfl  K.Pfalz  den  Kaiser  gebeten  hat,  die  Reichskreise  auf  ein  Interim  m  et* 
zitieren,  so  wurde3)  ohne  weitere  Beratschlagung  ganz  geschwinde  geschlweß. 
dem  Kaiser  zu  raten^  die  Kreise  zu  ermahnen,  K.Pfalz  ihre  Völker  zu  II 
schicken.  Er  aber  hat  erklärt,  er  konnte  zu  diesem  Beschluß  wegen  man. 
Instruktion  nicht  konkurrieren,  und  hat  gebeten,  die  Umstände  und  den 


KU,  berichtet,  die  meisten  Kurfürstlichen  hätten  sich  ohne  weiteres  bereit  erlMA 
dieselben  zu  vollziehen,  und  bittet  um  möglichst  baldige  Resolution« 
dieses  tun  und  auch  hei  der  Siegelung  konkurrieren  solle.  Kf.  erwidert  dinurf 
(d.  Cülu  a.  d.  Spree  7,/[17.]  Juli  I68U),  da  er  durch  den  Ninnvegonet  Kriedca  *fc 
graviert  sei  und  demselben  immer  widersprochen  habe,  so  kenne  er  da*  Schreitet 
an  den  König  von  England,  das  sich  nur  auf  diesen  Frieden  beziehe,  uical  miL 
approbieren  und  vollziehen.  Das  Schreiben  an  den  König  von  Frankreich  *o\U  * 
zwar  mit  vollziehen,  doch  nur  soweit,  als  es  den  Westph alischeri  Frieden  b*üvfc 
Kr  solle  diese  Kr  klarung  zu  Protokoll  geben  und  eine  Abschrift  dieses  Prelvkd» 
Verjus  zustellen.  Au  zwei  Stellen  solle  er  Milderung  des  Ausdrucks  heanblg* 
S.  Pufendorf  XVIII,  §  16  (S.  1400). 

*)  S.  die   kaiserlichen  Koromissioosdekrete  vom   L,  2.,  10.  und  $0,  Juli  W 
(Londorp  XI,  S.  65ff.;  Pachner  v.  Eggenstorff  11,  3,  25(itT.), 

*)  S.  oben  S.  715. 

»)  5.  Pufendorf  XVIII,  §  17  (S.  1400). 


Verhinderung  eines  voreiligen  Beschlusses  ragen  der  Hilfe  für  K.  Pfalz- 


vor  der  Expedition  ein  wenig  mehr  zu  erwägen  und  sich  nicht  zu  übereilen. 
da  diese  Resolution  gefäkrl iche  Konsequenzen  nach  sieh  ziehen  dürfte.  Es  sei 
zu  besorgen,  daß  die  Kreise  die  Volker  snat  und  lauge  nicht  so  viele  schicket} 
würden,  als  zu  einem  rechtschaffe  neu  Dessein  oder  auch  zur  Resistenz  ft&fig 
und  genug  wären,  und  man  mochte  so  der  Krone  Frankreich  Anlaß  geben,  sich, 
zumal  sie  gefaßt  stehe*  eines  und  anderen  Ortes  zu  bemächtigen  und  die  wenigen 
nach  und  nach  aufziehenden  Völker  aufzuhalten  oder  schimpflich  zurückzu- 
weisen. Ein  anderes  wäre  es,  wenn  der  Kaiser  und  das  Reich  wenigstens  ein 
paar  aasgerüstete  Armeen,  jede  von  fe&OOO  bis  80000  Manu,  ohne  Verzug  mar- 
schieren lassen  könnten,  solches  würde  jedermann  raten*  aber  etwas  anzufangen, 
womit  man  nichts  mehr  ausrichten  würde,  als  datl  mau  Frankreich  irritierte, 
die  Stände  in  größere  Gefahr  setzte  und  zum  Bruch  einen  Prätext  gäbe,  sei 
ganz  nachdenklich  und  zu  vermeiden.  Der  Kaiser  konnte  der  Kontagion  wegen 
seine  Truppen  nicht  einmal  zusammenführen«  auch  keine  Werbungen  anstellen, 
hätte  auch  in  Ungarn  mit  den  Malkontenten  genug  zu  tun.  Der  Stadt  Straß* 
bürg  wollte  der  König  nicht  gestatten-  kaiserliche  oder  Reichs  volk  er  einzu- 
nehmen, schickte  man  solche,  so  wurden  die  Franzosen  ihnen  den  Paß  hinein 
verwehren,  und  wenn  sie  auch  hineingelangten,  wäre  doch  die  Stadt  dadurch 
nicht  gegen  eine  formelle  Belagerung  garantiert.  Als  er  dieses,  wie  jeder 
begriff,  wohlmeinend  gesagt  hatte,  fingen  die  Kurfürstlichen  an,  einander  anzu- 
sehen, die  Achseln  zu  zucken  nnd  der  K.  Mainzische  seine  Feder  niederzulegen, 
und  als  sie  ein  tranig  miteinander  geredet,  wurden  sie  der  Meinung,  man  habe 
der  Sache  Anstand  zu  geben  und  bis  zu  nächster  Zusammenkunft  das  Werk  mehr 
zu  überlegen,  was  man  auch  den  Fürstlichen  nnd  Städtischen  angezeigt  hat. 
und  ist  weiter  nichts  davon  geredet  worden.  Da  er  weiiJ,  daß  Kf.  auf  Erhaltung 
der  Ruhe  im  Reich  zielt,  so  wird  er  in  solche  Dinge,  die,  ehe  Kaiser  und  Reich 
sich  in  Defeusionspostur  befinden,  zur  Ruptur  Anlaß  geben  konnten,  ohne 
gemessenen  Befehl  nicht  koudeszendieren. 

Des  Kf.  Resolution  wegen  Siegelung  der  beiden  Schreiben  an  die  Könige 
von  Frankreich  und  England  bat  er  vorgestern  im  kurfürstlichen  Kolleg  er- 
öffnet. Man  war  damit  ganz  einverstanden,  auch  die  beiden  Monita  des  Kf. 
wurden  aggreiert     Die  Schreiben  sind  noch  nicht  adjustiert 

Die  Proposition  und  Umfrage  seiner  Memorialien  in  betreff  der  Satisfak- 
tion des  Kf.  ist  noch  nicht  erfolgt  Er  hat  Verjus  diese  Sache  rekommen- 
diert  ihm  von  der  Siegelung  Mitteilung  gemacht  und  ihm  für  den  Glückwunsch 
tu  Überkommung  des  Herzogtums  Magdeburg  gedankt  V,  zeigte  sich  darüber 
sehr  vergnügt,  auch  durch  den  gemachten  Unterschied  in  Siegelung  der  Briefe 
ganz  kontentiert  und  erbot  sich  auch,  nach  Vermögen  zu  konkurrieren,  daß  Kf. 
für  den  erlittenen  Kriegsschaden  satisfaziert  werde.  Er  bat  ihm  gegenüber 
angedeutet,  daß  es  für  den  Konig  von  Frankreich  nützlich  sein  und  zu  seiner 
gloire  gereichen  würde,  wenn  er  seinen  Offizieren  und  Bedienten  Ordre  erteilte, 
den  jetzigen  modum  agendi  zu  sistieren,  V.  nahm  es  wohl  auf  und  versicherte, 
es  auf  solche  Weise  berichten  zu  wollen,  daß  er  an  einem  guten  Effekt  nicht 
zweifelte* 


;is 


\\  Brandenburg  und  das  Reich  167'J— 1GS4. 


(i.  w  Jona  an  den  Kurfürsten,    D*  Regenspurg 
23.  Juli    2.  August  16SO. 

[Verzögerung    der  Absendung    der  Schreiben  an  die   Könige    von    Frankreich    oud 
England  durch  duu  osterreichiwcheu  Gesandten,] 

&  \wj.  Die  Schreiben  an  die  Könige  von  England  und  Frankreich   sind  end- 

liilj   am    17./27,  Juli   adjustiert    und    ain'h   die    Deputat!    ad    sigillamluni  sofort 
benannt  worden*     Im  k  n  r  fürst  1.  Kolleg  hat,   da  K.  Brandenburg   bei  der  Siege- 
lung des  Schreibens  an  den  König  von  England  nicht  konkurrierte,   K.  Pfali  ts 
an  dessen  Stelle  verrichtet,  die   forstlichen  Evangelischen   haben    zwei  Depob- 
tfoBttB  gemacht.    Bei  diesem  actu  eleettonis  sigillanlium  führte  des  K  f.  II 
Magdeburg  zum  ersten  Male  das  evangelische  Direktorium    im    Fftrsientttt,  es 
ging  ohne  Widerspruch  und  friedlich  vor,  zumal   man    die  Gemüter  vorhin  dt«* 
paniert  hatte.    Die  Katholischen  haben  nur  eine  Deputation  zur  Siegelung  beider 
Schreiben  bestellt,  ebenso  die  Reichsstädte,     Als  nun  die  Schreiben  am   1 1 
zur    Siegelung   herumgetragen    wurden,    diffikultierte1)    der    österreichische 
Gesandte,  welcher  auch  für  Pfalz- Neuburg  bevollmächtigt  ist,   zu    siegeln  tmttf 
der  Erklärung,  er  erwarte  erst  Befehl  vom  Kaiser,    Derselbe   hat   so   bis  jeW 
die  Expedition  vorzögert,  und  als  mau   ihn  drängte,  ist  er  herausgebrochen,  er 
könne    in    die    Prozedur,    daß    die    Stande    ohne    des    Kaisers  VorbewuBt   oder 
Konsens  die  Schreiben  abschickten*   nicht  gehehlen,  oder  dem  Kaiser  prijQ# 
zieren,  dessen  Willen  und  Befehl  er  vorher  erwarten  müsse.    Da  er  immer  d*u 
Kaiser  und  nicht  Österreich   nannte,   so  wurde  daran  erinnert,   daß   der  Wß 
mit  der  Siegelang  nichts  zu  tun  hätte  und  dali  der  Österreichische  mciifc  wtf« 
des    Kaisers,   sundern    des   Erzherzogs    von   Österreich    da    wäre.     Was   weg» 
dieser  Siegelung  vorgegangen,  davon  wären  viele  Bogen  voll  zu  schreiben,  doch 
es  ist  meist  confnse  und  das  Nachdenkliche  in  Privatdiskursen  geredet  wordff 
und  kommt  auf  den  einen  Punkt  hinaus,  ob  das  Reich  berechtigt  sei,  ohne  de» 
Kaisers  VorbewuBt  und   Konsens  ein  Schreiben   abgehen  zu   hissen.     Die  acta 
des  vorigen   und  des   jetzigen  Reichstages  beweisen,  dnß  die  Stände   dazu  be- 
rechtigt sind,  und  sie  berufen  sich  auf  das  ihnen  zustehende  jus  foe.de  rum  ru« 
exteris  und   auf  das  jus  belli.     Die    Sache  erregt  Dlffkienz,   Betrübnis   bei  J •■■:■. 
notleidenden  Ständen  und  verstellt  gleichsam  das  Universum.     K.  Urandenborf 
sagt  wenig  und  gu borniert  sich  hierbei  moderat   und  etwas   indifferent,  soweit 
es  dm  Nim  wegischen  Frieden  vornehmlich  konzerniert,   wird  aber  ohne  Bericht 
und  erfolgte  deutliche  Resolution  vorsichtig   gehen   und  von  den  den  Ständet 
konipelierenden  iuribus  nichts  abzwacken  lassen.     Auf  Bitten  des  kaiieri.  Pitt- 
zipalkommissars    hat    man    dem    Österreichischen   noch    Ins  heute    Dilation  gt* 
stattet.    K,  Brandenburg  hat  Lob,  Ehre  und  Afteklion,  da  Li  ei  atdl  der  Siegelung 
nicht   entzogen   und    keine   muri  Verursacht    hat,   doch    hat   es   sich   vorher  voe 

•i  s.  Undorp  XI  s.  s.M*. 


Streitigkeiten  aber  die  Absendung  der  Schreiben  des  Reichstages.  719 

dem  K.  Mainzischen  Reichsdirektorium  ein  förmliches  Attest  aasstellen  lassen 
und  ein  Exemplar  Verjus  eingehändigt,  der  es  mit  großem  Dank  und  Contento 
angenommen  hat. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
30.  Juli/ 9.  August  1680. 

[Neue  durch  ein  kaiserliches  Reskript  veranlaßtc  Verhandlungen  und  Streitigkeiten 
über  die  Absendung    der  Schreiben   an  die  Könige  von  Frankreich  und  England. 

Erledigung  der  Sache.] 

Am  2.  August  hatte  nicht  nur  die  österreichische  Gesandtschaft  den  9.  Aug. 
erwarteten  Spezialbefehl,  sondern  auch  die  kaiserl.  Kommission  ein  kaiserl. 
Reskript  erhalten,  welches  den  Standen  aber  nur  extraktsweise  mitgeteilt  wurde. 
Es  lautete,  der  Kaiser  befinde  den  Inhalt  beider  Schreiben  gut  und  wohlein- 
gerichtet,  dem  Reich  aber  verträglich,  daß  die  contenta  an  ihn  als  das  Ober- 
haupt dirigiert  und  er  ersucht  wurde,  dieselben  im  Namen  der  Stände  an  beide 
Könige  gelangen  und  eine  Antwort  urgieren  zu  lassen,  damit  nicht  der  König 
in  Frankreich  mit  Verschimpfung  der  gesamten  Reichsversammlung  sich  der 
Beantwortung  entziehen  möchte.  Sollte  dieses  nicht  für  gut  angesehen  werden, 
wurde  vorgeschlagen,  zu  mehrerer  Autorisierung  beider  Schreiben  einzurücken, 
daß  sie  mit  des  Kaisers  Vorwissen,  Einwilligung  und  Approbation  abgegangen 
seien.  Diese  Zumutung  hat  heftige  motus  erregt  Das  kurfürstliche  Kollegium 
verfuhr  geschwinde,  explizierte  das  kaiserl.  Reskript  molliter  als  Vorschläge 
und  beschloß,  es  wäre  mit  der  Sache  zu  weit  gekommen,  da  beide  Schreiben 
bereits  gesiegelt  wären  und  die  Stände  ihr  Fortschicken  ob  summum  in  mora 
periculum  urgierten,  daher  wollte  man  die  Schreiben  sofort  abfertigen  und  das 
Reichsgutachten  insinuieren.  Dieses  Conclusuni  extradierte  der  K.  Mainzische 
den  fürstlichen  Directoriis.  Der  Österreichische  ließ  es  sich  sauer  werden, 
den  Ständen  die  Vorschläge  so  vorzuspiegeln,  daß  sie  sich  dazu  bequemen 
möchten,  die  Mehrzahl  aber  wollte  sich  nicht  dazu  persuadieren  lassen,  sondern 
verglich  sich  mit  der  Meinung  der  Kurfürstlichen.  Es  kam  wieder  seitens  des 
österreichischen  Gesandten  und  gegen  ihn  zu  scharfen  Auseinandersetzungen. 
Schließlich  wurde  der  kurfürstl.  Schluß  von  dem  Fürstenrat  plazidiert  und  nur 
in  betreff  der  Fortschickung  erinnert,  das  K.  Mainzische  Direktorium  möchte  den 
kaiserl.  Prinzipalkommissar  requirieren,  die  Schreiben  durch  einen  Kavalier 
oder  eine  Stafetta  an  den  Grafen  Taxis,  Generalpostmeister  zu  Brüssel,  zu 
schicken.  Da  das  K.  Mainzische  Direktorium  aber  schon  eine  Stafetta  bereit 
hielt,  so  verglich  man  sich  dahin,  die  Sache  dem  kaiserl.  Prinzipalkommissar  zu 
hinterbringen,  derselbe  hat  sich  für  den  Vorschlag  der  Kurfürstlichen  entschieden 


720  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

and  so  hat  der  K.  Main  zische  die  Stafetta  mit  den  Briefen  abgefertigt.  >) 
Auch  dieses  hat  Veranlassung  zu  vielen  Disputen  gegeben,  die  meisten  sind 
zufrieden,  daß  der  K.  Mainzische  es  so  eingerichtet,  zumal  Österreich  gesacht 
hat,  es  dahin  zu  bringen,  daß  wenigstens  das  Reich  die  Briefe  nicht  selbst 
fortschicken  dürfe,  sondern  dem  kaiserl.  Prinzipalkommissar  überliefern  und 
gleichsam  dessen  Einwilligung  und  Expedition  wenigstens  soweit  desiderieren 
müsse.  Daß  auch  dieser  den  Ständen  präjudizierliche  Anschlag  nicht  ange- 
gangen, mißfallt  dem  Österreichischen  nicht  wenig,  und  er  will  sich  noch 
nicht  zufrieden  geben. 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena.     D.  Cöln 
3./ [13.]  August  1680. 

[Billigung  des  Verhaltens  Jena's,  Bereitwilligkeit,  denselben  demnächst  von  dort  ab- 
zuberufen und  durch  Butendach  zu  ersetzen.] 

13.  Aug.  Betreffend  die  Siegelung  der  Schreiben  an  die  Könige  von   Frankreich 

und  England  ist  er  mit  seiner  Konduite  zufrieden  und  es  gereicht  ihm  n 
besonderem  Wohlgefallen,  daß  er  bei  dieser  Gelegenheit  einen  actum  possesso- 
rium des  ihm  wegen  Magdeburg  gebührenden  directorii  im  Fürstenrat  merklich 
und  ohne  Kontradiktion  exerziert  hat.  Er  hofft,  daß  sich  auch  die  Sache  ratione 
loci,  voti  et  sessionis  wegen  dieses  Herzogtums  desto  leichter  schicken  wird, 
zumal  da  seine  Befugnis  in  dem  Friedensinstrument  klar  fundiert  ist. 

Er  wird  mit  dem  ehesten  auf  seine  Avokation  bedacht  sein,  damit  er  in 
Halle  die  ihm  übertragene  Kanzlerstelle5)  wirklich  antreten  könne.  Er  gedenkt 
den  Halberstädtischen  Vizekanzler  Butendach  nach  Regensburg  zu  schicken. 
J.  soll  aber  bis  zu  dessen  Ankunft  dort  warten  und  nebst  ihm  noch  einige  Zeit 
dort  bleiben,  um  ihn  informieren  zu  können. 

Schlüßlich  befrömdet  uns  nicht  weinig,  daß  man  keyserlicher  Seite 
denen  gesamten  Reichsständen  die  Facultät  und  Macht  ad  exteros  rege> 
et  principes  zu  schreiben  streitig  machen  will.  Wir  können  unser* 
Teils  so  weinig  als  andere  in  diese  anmaßliche  Neuerung  auf  einigerlei 
Weise  und  Wege  gehehlen,  und  gleichwie  Ihr  desfalls  genügsame  ratione* 
und  fundamenta  in  Eurer  untertänigsten  Relation  allegiret,  als  habet  Ihr 
derselben  beständig  zu  inhaeriren,  mit  den  anderen  Ständen  zu  corre- 
spondiren  und  hierunter  das  geringste  nicht  nachzugeben.  — 


')  S.  das  Reichsgutachten  vom  f>.  August  und  die  Schreiben  an  die  Konige  v->n 
Frankreich  und  von  England  (beide  d.  "27.  .Juli  108O):  I>iar.  Kurop.  XLI.  A|»i«. 
S.  lS'iff.:  Londorp  XI,  S.  83 IT.;  Pacliner  v.  Kggenstorff  II,  S.  2.r)8rT. 

2)  S.  Opel  a.  a.  O.  S.  38f. 


Kaiserliche  Obergriffe.    E.  pfalzische  Forderungen  und  Beschwerden.        721 

G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
6./ 16.  August  1680. 

[K.  pfalzische  Antrage.    Friedliche  Beschlüsse.    Einnehmung  der  Session  für 
Magdeburg.    Bitte  um  Abberufung.] 

Über  den  Antrag  des  K.  Pfälzischen,  es  sollten  seinem  Herrn  von  den  16.  Aug. 
nächstgelegenen  Kreisen  and  Reichsständen,  welche  bereits  in  Postur  standen,, 
etliche  tausend  Mann  zu  besserer  Besatzung  und  Defension  seiner  Plätze  zuge- 
schickt, die  oberrheinischen  Kreistage  wieder  trotz  des  Direktorialstreits  gehalten 
und  einige  Geldforderungen  K.  Pfalz'  an  den  Kaiser  rekommendiert  werden,  ist 
acht  Tage  lang  geredet,  schließlich  aber  in  dem  kurfurstl.  und  fürstl.  Kolleg 
per  maiora  beschlossen  worden,  der  Friede  sei  zu  erhalten,  man  müsse 
abwarten,  was  auf  das  Schreiben  an  den  Konig  von  Frankreich  wegen  der 
gravierten  Stände  erfolgen  werde,  und  dem  Kaiser,  der  ein  Reichsgutachten 
verlangte,  anheimgeben,  wie  der  Ruhestand  am  füglichsten  zu  konservieren  und 
den  gravierten  Ständen  am  besten  zu  helfen  sei.1) 

Trotz  des  Verlangens  der  pfälzischen  Gesandten,  mit  Nehmung  der 
magdeburgischen  Session  auf  der  weltlichen  Bank  so  lange  zurückzuhalten, 
bis  die  gesamten  pfalzischen  Häuser  sich  über  einen  gemeinsamen  Schluß  ver- 
glichen hätten,  hat  er  eine  geschwinde  Resolution  gefaßt  und  am  2./ 12.  August 
unvermutet  die  andere  Stelle  unmittelbar  nach  Bayern  publice  und  solenniter, 
doch  suavi  et  mitiori  modo  eingenommen.  Die  Pfälzischen  protestierten,  er 
hat  es  aber  sofort  abgelehnt,  und  eiu  jeder  urteilt,  daß  Magdeburg  recht  habe. 

Er  bittet  ihn,  nachdem  er  15  Jahre  hier  gewesen,  abzurufen,  hauptsächlich 
aus  Gesundheitsrücksichten.9) 

>)  Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  beschwert  sich  (d.  Friedrichsburg 
10.  August  1080)  bei  Kf.  darüber,  daß  bei  der  Beratung  über  die  kaiserl.  Kommissions- 
dekrete vom  3.  und  12.  Juli  sein  Gesandter,  v.  Jena,  sich  defectu  mandati  ent- 
schuldigt und  so  mit  verursacht  habe,  daß  ein  Reichsgutachten  darüber  nicht  zustande 
gekommen  sei,  dieses  Votum  desselben  stimme  nicht  zu  den  von  Kf.  ihm  früher 
gemachten  Versprechungen.  Kf.  antwortet  darauf  (d.  Oranienburg  29.  August/ 
[8.  September]  1680),  er  befinde  nicht,  daß  Jena  etwas  getan  habe,  was  ihm  nicht 
anbefohlen  sei,  und  was  er  selbst  bei  dem  jetzigen  Zustande  des  Reiches  nicht  für 
das  Sicherste  und  Beste  halte.  K.  Pfalz,  der  trotz  aller  seiner  Gegenvorstellungen 
den  Nimwegischen  Frieden  so  poussiert  habe,  werde  nun  erkennen,  woher  alle  diese 
Beschwerungen  dem  Reich  und  ihm  selbst  über  den  Hals  gekommen  seien.  Er  habe 
seine  Angelegenheit  am  französischen  Hofe,  Rebenac  gegenüber  und  zu  Regensburg 
empfohlen  und  werde,  wenn  K.  Pfalz  jetzt  ebenso  zur  Güte  begierig  sein  werde,  wie 
er  früher  die  Ursache  des  jetzigen  Wesens,  den  Nimwegener  Frieden,  befördert  habe, 
alles  Mögliche  zu  seinem  Besten  beitragen.    S.  Pufendorf  XVIII,  §  1?  (S.  1400). 

*)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Potsdam  10./  [20.]  August  1680),  er  sei  schon,  als  er 
ihm  das  magdeburgische  Kanzleramt  übertragen,  auf  einen  Successor  bei  der  Regens- 
burger Gesandtschaft  bedacht  gewesen,  halte  es  aber  doch  bei  den  jetzigen  Konjunk- 
turen für  nötig,  daß  er  dort  bleibe. 

Mtter.  x.  Gesch.  d.  Q.  Kurfürsten.   XIX.  46 


722 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  16?t» — 16S4. 


G,  v,  J<  im  an  den  Kurfürsten.     D,  Regen  sbur«j 
3./13.  Sq.tmi1.er  1680. 

[Bemühungen  der  Direktoren  des  fürstlichen  Kollegiums,  ihn  an  der  Einnebo 
Magdeburg  gebührenden  Platzes   stu  hindern,  Vereitelung  ihrer   Anschläge,   Rat,  b« 
der  Reichsversammlung  über  ihr  Verfahren  Beschwerde  zu  fuhren.] 


13.  Sept.  Was  er  schon  vorher  vermutet  bat,1)  daß  die  fürstlichen  Directores,  sobald 

sie  merken  würden,  d:iß  etwas  den  pfälzischen  Häusern  Unanständiges  vorgehen 
würde,  lieber  aus  dem  fürstlichen  ßoltegto  bleiben  und  publica«    eons!ilt;iti< 
de  facto  hintenansetzen  würden,  ist  wirklich  geschehen,  denn  trotz  seiner 
forderung,  den  förmlichen  modum   considtandi  wieder  zu  reassumieren,   hiel 
das    österreichische    und  das  salzburgische  Direktorium    am    25,   August 
sich   und  die  Stünde  in   dem   Re-   und   Korrelationssaal    auf  und   gingen  ohne 
Präposition  und  Detfberation  nach  Hause,  ebenso  am  27.  August.     Seine  Remon- 
strationen dagegen  waren    vergeblich,    er   hat  sich   infolgedessen    an    das   Kur- 
niainzische  Reichsdirektorium  gewendet   und   dasselbe  gebeten,   die    Fürstlichen 
zu  ermahnen,  ihr  Amt  zu  verrichten.     Das  ist  auch  geschehen,   aber   ebenfalls 
ohne  Erfolg.     Am  28.  kam  man   wieder  aufs  Rathaus,  trotz  des  Zur* 
KurmainzLsehen  Gesandten   aber  blieben   die  Directores  obstinat  und  erklärten, 
nur  wenn  er  versprechen   wollte,  sich   wegen  Magdeburgs  nicht  zu  setzen  ui 
geschehen  zu  lassen,  daß  man  die  ordentliche  Session  nicht  nehme,  wollten 
in  die  Ratsstube  gehen  und  proponieren.     Da  er  dieses   abschlug,    blieb«  - 
obwohl    die  kurfürstlichen    und   die  Mehrzahl   der  fürstlichen   Gesandten  ihnen 
beweglich  zuredeten,  bei  ihrem  Vorsatz,  um  so  Magdeburg  an  Okkupierung  oder 
Kontiuuierung  der  Session  zu  hindern.     Unter  diesen   Umstanden    hat   er  ein* 
zwar  nicht  verbotene,  aber  doch,  so  lange  Reichstage  gehalten  wurden,  unerhört« 
Resolution  genommen*   Nämlich  als  der  strepitus  groß,  alles  mang  einander  ging* 
warf  er  seineu  Hut  auf  die  fürstliche  Bank,  und  zwar  dahin,  wo  Magdeburg  die 
EMta)  nehmen  wollte,  zum  Zeichen  seines  Dissegno,   ob  sieh  die   Directum 
noch  begreifen  und  ihre  Autorität  konservieren  möchten,  und  weil   viele  mch 
immer  inculcierten,  sie  sollten  doch  ins  Konklave  gehen.    Allein  weil  sie  es  w 
weit  hatten  kommen  lassen,  konnten  sie  ohne  Disreputalion  ihre  Opinion  nicht 
ändern,  daher  er,  dessen  Geblüt  sich  zu  regen  anfing,  in  conspeetn  des  ganzen 
Reiches,  weil  er  den  Verzug  scheute,  in  dem  großen  Re-  und  Knrrelaüojuaiil 
die  Magdeburg  gebührende  Stelle  mit  nicht  geringem  Esclat  einnahm  und  troü 


l>  J.  hatte  17,/[27.]  August  berichtet,  die  Direktoren  suchten  durch  Infarmitltoo 
im  Dcliberiereu,  darunter  durch  Unterlassung  des  Ausrufrns,  dem  EfefgQgtttfl  Itigit- 
burg  in  der  apprafacwUerteo  powe&sione   publica  hinderlich   in   itin,  aber  er  bau* 
gemeint,  e»  kr>nue  nichts   machen,  man   werde    doch   den  ordentlichen  tnodu 
herandi  reassumieren  müssen. 


•Streitigkeiten  wegen  der  magdeburgisch eo  Session. 


des  großen  Lärms  dieses  laut  verkündete  und  das  unrechtmäßige  Verfuhren  der 
Directores  kund  machte.  Diese  letzteren  haben  es  an  die  kaiserliche  Kommisson 
gebracht,  und  am  folge  öden  Tage  erschienen  der  Oberstall  m  eistet  des  Bischofs 
von  Eichstüdt.  der  Freiherr  v,  Weiden,  und  auch  der  Concnmniissarius  bei  ihm, 
stellten  ihm  vor,  Pfalz-Neuburg  und  das  pfälzische  Haus  hätten  wegen 
der  magdeburgischen  Session  an  Kf.  geschrieben,  und  baten  ihn,  sich  so  lanize 
zu  gedulden,  bis  Antwort  ein  käme,  und  den  inodum  consultandi  ordinarium  nicht 
zu  begehren.  Er  aber  hat  sich  mit  dem  ihm  erteilten  ernsten  Befehl  ent- 
m  huldigt  und  sich  über  das  Verfahren  der  Directores  beschwert,  Nachher  fuhr 
t:r  auf  das  Rathaus.  Die  Directores  wollten  wieder  nicht  in  das  ordentliche 
Zimmer  gehen  und  suchten  Aufschub,  um  das  Werk  zu  intricieren  und  ihn  von 
seinen  Wegen  zu  divertieren.  Sie  riefen  die  Stände  in  die  Deputationsstuhe, 
willens,  von  der  magdeburgischen  Session  zu  reden  und  zu  erwarten,  was  die 
Kaiserliche  Kommission  ihnen  werde  sagen  lassen.  Er  aber,  als  er  dieses  ver- 
nommen ,  ist  eingetreten  und  hat  die  Stande  dehortiert,  nicht  sich  über  eines 
Standes  jura  zu  Richtern  an fzu werfen  und  von  der  Session  nicht  zu  reden.  Hie 
österreichischen  und  Sahburgischen  wurden  böse,  daß  ihnen  ihr  Anschlag  nicht 
gelang,  und  fingen  an,  mit  ihm  zu  streiten.  Er  aber  hat  doch  seine  Intention  er- 
reicht und  den  Konvent  zertrennt,  denn  ein  Gesandter  nach  dem  andern  ging 
heraus  und  erklärte,  sieb  nicht  darein  mischen  zu  wollen.  Er  muß  das  Com* 
portement  der  kurfürstlichen  Gesandten  und  auch  der  evangelischen  und  katholi- 
schen Fürstlichen  rühmen,  die  sich  bemüht  haben,  daß  die  Directores  in  das 
conclave  ordinarium  gehen  und  die  Konsultationen  fortsetzen  mochten.  Nachdem 
sich  der  Konvent  dissipiert  hat,  hat  er  zu  einigen  von  den  Gesandten  gesagt,  er  wolle 
in  das  fürstliche  Kollegium  gehen  und  auch  in  diesem  die  Possession  ergreifen, 
und  er  hat  dieses  auch  wirklich  in  Gegenwart  eines  der  Bedienten  des  Kri  h 
marsclmlls  und  mehrerer  Gesandter,  die  teils  saßen,  teils  in  der  Tür  oder  im 
Zimmer  standen,  iretan,  so  daß  jetzt  keine  Stelle  ist,  wo  Magdeburg  nicht  seine 
Session  ergriffen  hätte. 

Von  den  Osterreichischen  Direktoren  war  Balthasar  vor  wenig  Wochen 
pfalzneuburgiseher  Bevollmächtigter  und  Sc  her  er  ist  es  noch,  sie  haben  also 
zugleich  officium  directorn  et  inandatarii  in  einer  streitigen  Sache  verrichtet. 
Balthasar  bat  auch  offen  erklärt,  daß  er  vom  Konig  von  Schweden  beauf- 
tragt sei,  die  bremische  Session  so  zu  beobachten,  daß  nichts  demselben  Nach- 
teiliges vorgehe. 

Er  bittet  unter  den  jetzigen  Umständen,  ihn  vorläufig,  bis  die  in  guten 
Stand  gesetzte  magdeburgisebe  Session  sich  etwas  mehr  formiert  hat,  hier  zu 
lassen,  doch  wäre  es  sehr  gut,  wenn  er  einen  Kollegen  oder  Assistenten  neben 
sich  hätte.  Er  stellt  an  heim,  ob  Kl  nicht  an  die  Reichs  Versammlung  schreiben, 
das  Cumportement  des  K.  M&inztschen,  des  gesamten  Kurfürst].  CoHegii  und  der 
fiirstl.  geistlichen  und  weltlichen  Gesandten  rühmen  und  sie  ermahnen  mochte, 
sich  durch  die  unziemlichen  Prozeduren  und  Aumaßungen  der  fürstl  Direktoren 
nicht  unterdrücken  zu  lassen,  sondern  diese  in  den  gehörigen  Schranken  zn 
halten    und   den    bisherigen    Exzessen    zu    rem  edieren.      Es    stünde    auch    zu 

46* 


724  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

erwägen,  ob  man  nicht  diese  Directores  als  suspectos  rejicieren  and  ihr  directorian 
ad  interira  nicht  erkennen  solle,  zumal  in  dem  Instr.  pacis  nicht  zu  finden  ist 
daß  Österreich  und  Salzburg  eben  die  Directores  oder  kein  anderer  neben  ihnei 
sein  solle. 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena. 
D.  Massin  20./[30.]  September  1680.     (Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Auf  die  Relation  vom  3./ 13.  September.    Billigung  seines  Verfahrens.     Das  Schreiben 
an  die  Reichsversammlung.] 

80.  Sept.  Wir  haben  uns  nicht   versehen   können,   daß  die  Directores   der- 

gleichen Insolentien  sollten  begangen  haben,  können  aber  leichtlich  be- 
greifen, daß,  indem  sie  öffentlich  bekennen,  wie  sie  von  Pfa Hz- Ken- 
burg Ld.  selbst  mandatum  haben,  derselben  Stelle  vertreten,  auch  der 
Cron  Schweden  abwesend  patrociniren  und  mit  derselben  Abgeschickten 
Correspondenz  pflegen,  es  anders  nicht  sein  könne,  als  daß  sie  unserer 
Intention  und  Rechten  sich  entgegen  stellen.  Jhr  habet  inzwischen  wohl 
getan,  daß  Ihr  diese  der  Directoren  unanständige  Anmaßung  geantet  und 
was  zu  Conservation  unserer  Possession  in  dieser  Stelle  dienlich  und 
nötig  gewesen,  mit  allem  Fleiß  beobachtet  habet,  darinnen  Ihr  ferner  zu 
continuieren  habet,  dergestalt,  daß  Ihr  die  einmal  genommene  Possession 
ferner  quovis  modo  behauptet  und  niemanden  hierunter  nachgebet. 

Heifolgendes  Schreiben  an  die  Keichsversammlung  soll  er  am  gehörigen 
Ort  überreichen  und  sowohl  im  kurfürstl.  Kolleg  als  auch  gegen  die  Gesandten 
der  anderen  Stände  seine  Befriedigung  darüber,  datt  sie  sich  seiner  Gerechtsame 
so  rühmlich  angenommen  haben,  und  seinen  Dank  dafür  aussprechen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten  der  gesamten  Reichsstände  zu 

Regensburg.     D.  Massin   1!)./ [29.]  September  1680. 

(Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Beschwerde  über  das  unrcehtmallige  und  parteiische  Verfahren  der  Direktoren,  Auf- 
forderung, sich  demselben  zu  widersetzen  und  ihm  Satisfaktion  zu  verschaffen.] 

29.  Sept.  Was  zwischen  seinem  Gesandten   und  den   österreichischen  und  salzburgi- 

schen Direktoren  wegen  der  Session  seines  Herzogtums  Magdeburg  vorgefallen, 
wird  Ihnen  bekannt  sein. 


Beschwerde  über  das  Verfahren  der  Direktoren  im  Fürstenkollegium.        725 

Gleichwie  nun  der  Herren  und  eure  darbei  geführte  ruhmliche  Con- 
duite  und  Bezeigung,  davon  uns  unser  Gesandter  mit  mehrem  untertänigst 
referiret,  uns  so  viel  mehr  zu  Gefallen  gereichet,  als  durch  der  Direc- 
toren  Anmaßung  der  gesamten  Stände  juribus  zu  nahe  getreten  werden 
wollen,  also  haben  wir  nicht  vorbeigekonnt,  unsere  Displicenz  und  Miß- 
vergnugen, so  wir  über  solcher  ihrer,  der  Directoren,  insolenten  Begeg- 
nung und  Verfahren  empfunden,  den  Herren  und  euch  zu  erkennen  zu 
geben. 

—  Und  gleichwie  wir  nimmer  darför  halten  können,  daß  die  ge- 
melte  directores  von  ihren  Herren  Principalen,  in  deren  Namen  sie  das 
directorium  führen,  iustruiret  sein  werden,  wieder  uns  auf  solche  Weise 
zu  verfahren,  also  wollen  wir  nicht  zweifeln,  es  werden  die  gesampte 
Stände  des  Reiches  hierunter  mit  uns  umbtreten  und  solche  Eingriffe 
und  Impertinentz  nicht  zulassen  noch  gestatten,  daß  die  directores  nach 
ihrer  caprice  die  Ratgänge  verhindern  und  einem  oder  dem  andern  zur 
faveur  ausstellen  oder  fortgehen  lassen  mögen.  Es  würde  gewißlich  ein 
seltsames  Ansehen  im  Reich  gewinnen,  wenn  die  libertas  der  Stände  zu 
Zusammenkünften  und  Consultationen  solcher  Leute  arbitrio  unterworfen 
sein  und  davon  dependiren  sollte.  Es  ist  diese  Sache  der  Directoren 
Anmaßung  betreifende,  und  wie  derselben  officium  in  gewisse  Schranken 
zu  fassen,  schon  hiebevor  in  Consultationen  kommen,  und  giebet  dieses, 
was  uns  itzo  begegnet,  billig  Anlaß,  dieselbe  materia  vor  die  Hand  zu 
nehmen  und  auszumachen.  Inzwischen  kann  den  Ständen  nicht  ver- 
wehret sein,  dennoch  zusammenzukommen,  wenn  es  die  Noturft  erfordert, 
und  haben  diejenigen,  welche  bei  dem  directorio  bisher  gesessen,  hier- 
unter kein  Ziel  oder  Maaß  zu  setzen.  Wir  ersuchen  solchem  allen  nach 
die  Herren  und  euch,  sie 'wollten  ihre  Gedanken  dahin  wenden  und 
durch  gesamptes  Zutuen  die  Vermittelung  treffen,  wie  uns  desfalls  Satis- 
faction  wiederfahren,  solchen  zur  nachteiligen  Consequenz  ausschlagenden 
Tätlichkeiten  gesteuert  und  diejenigen,  welche  bei  dem  directorio  sitzen 
wollen,  in  ihren  Schranken  gehalten  werden  mögen.  Wir  versichern 
dagegen,  daß  wir  in  allen  dem,  was  zue  Conservirung  der  Stände  Prae- 
rogativen  und  Rechten  gereichen  mag,  allemal  treulich  mit  beizu- 
treten nicht  unterlassen  werden.1)  — 


*)  Schreiben  ähnlichen  Inhaltes  hat  Kf.  auch  unter  demselben  Datum  an  sämt- 
liche Kurfürsten  gerichtet.  —  Der  Streit  ist  nachher  gütlich  beendigt  worden.  Kf. 
teilt  (d.  Cöln  24.  Dezember  1680/ [3.  Januar  1681])  J.  mit,  der  neue  Kurfürst  Karl 
Ton  der  Pfalz,  der  seinem  am  28.  August  1680  verstorbenen  Vater  gefolgt  war,  habe 


726 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684, 


G»  v,  Jena  an  den  KurtursU*n.     Di  Regenepurg 

22.  Oktober/  1.  November  1680. 

[Die  Antwort  de*  Königs  V00  Frankreich.    Notwendigkeit,  die  kaiserlichen  nimmlfun. 
welche  den  N im w ebener  Frieden  abgeschlossen  haben,  zu  vernehmen,] 

L  Nov.  Auf  das  Sehreiben   des  Reiches  an  den  König  von  Frankreich    i<t  bei« 

folgende  Antwort')  cingekommen,  Wns  bei  der  Sache  zu  tun,  davon  ist  bei 
der  Kürze  der  Zeit  noch  nichts  geredet,  es  durfte  aber  vielleicht  nötig  sein,  die 
kaiserliche  zu  Nimwegen  gewesene  Gesandtschaft  vor  allen  Dingen  darüber  iti 
vernehmen^)  welche,  wie  es  seheint,  ungleich  besser  getan  hätte,  wenn  sie  von 
der  zu  Münster  an  Frankreich  codierten  Landgrafschaft  Elsaß,  Vogtei  Hairennt, 
Met/-.  Toni-  und  Verdiinisehen  Lehen  und  dem  arbitrio  entweder  ganz  sldl 
geschwiegen  oder,  nachdem  sie  seihst  diese  materia  gereget  und  diese  so  tn 
Knntestation  oder  IHsputation  geraten,  von  ihren  postulatia  nicht  gewichen  oder 
mit  Unterschreibung  des  Fricdensinstruments  nicht  verfahren  wäre,5} 


ihn  durch  den   cd  ihm   geschickten  Gesandten  versichern  lassen,  daß    er   wegen 
inagdchurgi sehen  Session  nichts  weiter  gegen  ihn  ino vieren  und  sich   auch    beraub 
wolle,    die    übrigen   Mitglieder    des    pfälzischen  Hauses    dazu    zu   bewegen.      I 
Philipp  Wilhelm  von   Neuburg  teilt  (d.  Neuburg  3,  April  1681)    dmi  Kf,  mit, 
daß   er  sich  demselben  wegen  der  magdeburgisehen  Session  nicht  weiter  opp" 
wollte,  zumal  da  auch  K,  Pfalz  und  dessen  Hau»  darein  willigten» 

')  d.  Versailles  10.  Oktober  1650  (s.  Dfar,  Europ.  XLI,  App,  S.  211  ff.: 
Loudorp  XI,  S.88&;  Fachucr  v.  Eggenslorff  IT,  S.  271  f.\  Vgl.  Paftntfrl 
Will,  §18  (S.  MOOf.). 

•)  J.  übersendet  5./ 15.  November  das  deswegen  abgefaßte  ReichaguUcblen 
(f.  Pacbner  v.  Eggenstorff  11,  &  270t). 

*)  J,  berichtet  unter  demselben  Datum,  folgendes  sei  ihm  im  tiefsten  Vertrauen 
mitgeteilt  worden:  Nach  dem  Abschluß  des  Nim  wegischen  und  des  Urandcnburgis-  'brn 
Friedens  zu  Paris,  als  der  Koni-;  von  Frankreich  noch  seine  Besaliungen  in  Wesel 
und  Lippstadt  hatte,  hat  sich  einer  bei  Verjus  in  Kegensburg  angegeben  und  im 
Nameu  des  jetzt  verstorbenen  Administrators  von  Magdeburg  vorgebracht, 
K.  Brandenburg  hatte  gegen  ihn  mannigfaltige  harte  Eingriffe  verübt,  die  Stadt 
Magdeburg  besetzt,  sein  Land  mit  Kontributionen  und  Einquartierungen  bescfawt-r). 
wobei  fiele  Exzesse  vorgegangen,  dem  Administrator  fielen  diese  Prozeduren 
Länge  unleidlich  und  er  sei  entschlossen,  sich  davon  zu  befreien  und  dir 
Magdeburg  mit  (icwa)t  einzunehmen,  wozu  Mittel  und  Vermögen  genugsam  vorhanden* 
zumal  verschiedene  Reiehsstande,  welche  an  K.  Brandenburg  rechtmäßige  PnieteriMonr* 
und  Anspruch  hallen,  konkurrieren  wollten.  Ehe  man  hierzu  öffentlich  schritte,  erteile 
man  dem  König  von  Frankreich  Nachricht  davon  und  ersuche  ihn»  diesem  Vorhaben 
zu  favorisieren,  mau  hofTe  dieses,  da  alles  dem  Westfälischen  Frieden  gemal)  »ei. 
Man  werde  nicht  sofort  zur  Tat  schreiten,  sondern  der  Administrator  und  andere 
vornehmen  Stände  wurden  erst  ihre  Gravamina  und  Forderungen  ans  Reich  bringen« 
Da  auch   dem   In  Mr.    Paei*  Westph,    zuwider    das   Sächsische    Haus    von    der    realen 


Die  Antwort  Ludwigs  XIV.    Vertrauliche  Mitteilungen  Verjus'.  727 

G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
12./ 22.  November  1680. 

[Verwendung   der  Evangelischen    für   ihre    von   dem  Bischof  von  Metz  bedrängten 
Glaubensgenossen.    Sein  Verhalten  bei  den  Beratungen  darüber.    Gespräch 

mit  Verjus.] 

Die  Gesandten  der  Augsburgischen  Konfessionsverwandten  haben  die  gra-  22.  Nov. 
vamina  der  von  dem  Bischof  zu  Metz  in   ecclesiasticis  et  exercitio  religionis 
Beunruhigten  dem  französischen  Gesandten  mündlich  und  gencraliter  vorgetragen 

Possession  der  Jüüchschen  Succession  ausgeschlossen  geblieben  und  keine  Satisfaktion 
erlangt  habe,  sei  dasselbe  willens,  die  Sache  hier  anhängig  zu  machen  und  zu  treiben. 
Frankreich  möchte  dieses  und  die  Memorialia  der  übrigen  Gravierten  hier  nach- 
drücklich sekundieren  lassen.  Man  hat  Verjus  gebeten,  die  Sache  an  den  König 
von  Frankreich  favorabiliter  zu  berichten  und  zu  rekommendieren.  Wenn  eine  zu- 
reichende, dem  Instr.  pacis  und  der  Generosität  des  Königs  gemäße  Resolution  hierauf 
erfolge,  werde  man  sich  der  Partikularien  halber  weiter  herauslassen,  das  Werk  sei 
genugsam  gefaßt.  Verjus,  dem  diese  Proposition  von  Importanz  und  weitaussehend 
vorgekommen,  hat  dem  mündlichen  Vortrag  allein  nicht  getraut,  sondern  den  Entwurf 
oder  den  habenden  Befehl  schriftlich  verlangt,  worauf  ihm  ein  Extract  rescripti 
eingehändigt  worden.  V.  hat  darauf  an  seinen  König  berichtet,  aber  merken  lassen, 
daß  ihm  dieses  Vorhaben,  da  der  Pariser  Friede  geschlossen,  mit  nichten  gefalle,  er 
befand  sich  auch  damals  mit  dem  K.  Brandenburgischen  in  gutem  Vernehmen,  da 
dieser  ihm  nicht  nur  alle  geziemenden  Zivilitäten  erwiesen,  sondern  ihm  auch  in 
ceremonialibus  und  andern  externis  Information  gegeben,  da  er  gemeint  hat,  das 
damalige  Interesse  seines  Herrn  und  der  Zustand  der  Clevischen  Lande  erfordere, 
daß  er  V.  nicht  ohne  Not  zu  disgustieren  und  ihm  Anlaß  zu  ungünstigen  Berichten 
an  den  König  zu  geben  habe,  was  auch  zu  Wege  gebracht,  daß  V.  stets  dem 
Könige  Wohlgefälliges  von  K.  Brandenburg  berichtet  hat.  Der  König  hat  darauf 
reskribiert,  V.  sollte  dem,  welcher  diese  Händel  angebracht,  nicht  nur  keine  Antwort 
geben,  sondern  auch  dergleichen  nicht  mehr  anhören,  und  hierbei  ist  es  geblieben, 
und  sind  so  die  Kabalen  stecken  geblieben. 

Als  Verjus  bei  Pfalz-Neuburg  gewesen,  hat  dieser  über  das  harte  fran- 
zösische Traktement  im  Jülichschen  geklagt,  behauptet,  die  matrimonia  mit  dem 
Kaiser  wären  dem  König  nützlich  gewesen,  da  er  so  die  beste  Gelegenheit  erlangt 
hätte,  den  Nimwegischen  Frieden  zu  befördern,  und  endlich  remonstriert,  wie  schädlich 
es  für  die  katholische  Religion  sei,  daß  Frankreich  dem  Kaiser  immer  entgegen  sei, 
mit  dem  Erbieten,  vertrauliche  Freundschaft  und  ein  Bündnis  zwischen  beiden  zu 
stiften,  auch  Spanien  würde  mit  umtreten.  Der  König  aber  hat  sich  darauf  nicht 
einlassen  wollen,  sondern  eine  Displizenz  bezeugt,  daß  V.  bei  Pfalz -Neuburg 
gewesen. 

Der  K.  Brandenburgische  hat  die  Leute  hier  aus  dem  Schreiben  seines  Herrn 
an  den  König  von  Spanien  wegen  des  genommenen  Caroli  II.  desabusiert,  denen 
man  vorgeredet,  Spanien  habe  den  größten  Teil  der  Subsidien  bar  abgeführt,  dann 
Wechselbriefe  und  angenehme  assignationes  gegeben  und  sich  zu  prompter  Zahlung 
erboten. 


728  ▼•  Brandenburg:  und  das  Reich  1679—1684. 

und  ihm  solches  schriftlich  pro  memoria  übergeben.1)  Bei  der  Beratung  aber 
das  Konzept  dieses  Memorials  hat  er  geraten,  von  den  Streitigkeiten  zwischen 
dem  Reich  und  dem  König  von  Frankreich  wegen  der  Nimwegischen  Friedens- 
traktaten ganz  zu  abstrahieren,  da  der  König  sich  sonst  auf  sein  neuliches 
Schreiben  beziehen  und  man  eine  abschlägige  Antwort  erhalten  wurde,  und  sich 
nur  darauf  zu  berufen,  daß  die  Augsburgischen  Konfessions  verwandten  dort  in 
den  Stand  von  1624  dem  Westfälischen  Frieden  gemäß  restituiert  und  darin 
bis  jetzt  unbeeinträchtigt  geblieben  wären,  und  zu  bitten,  daß  alles,  was  dawider 
geschehen,  in  den  vorigen  Stand  restituiert  werden  und  künftig  dergleichen 
Turbationen  nachbleiben  möchten.  Darauf  ist  das  Konzept  verändert,  aber  doch 
viel  de  intellectu  instrumenti  pacis  et  cessione  Galliae  beibehalten  worden.  Er 
und  andere  haben  dieses  wieder  moniert,  aber  es  den  am  meisten  Interessierten 
anheimgestellt,  was  sie  für  das  ihnon  Ersprießlichste  befinden  möchten.  Er 
hat  nachher  mit  Verjus  darüber  gesprochen,  dieser  sagte,  er  dürfte  das, 
was  ihm  gesagt  und  gegeben,  an  den  König  nicht  bringen,  er  wollte  aber  seine 
möglichsten  officia  anwenden,  damit  den  Evangelischen  Satisfaktion  gegeben 
werde. 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena.    D.  Potsdam  10./20.  Januar  1681. 

(Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Sein  Entschluß,  als  Satisfaktion  die  Güter  der  aufzuhebenden  Domkapitel   und  eine 
Messe  für  Magdeburg  zu  fordern.] 

20.  Jan.  Soviel  unsere  Satisfaction  anbelanget,  so  sehen  wir  wohl,    daß  die- 

selbige    allerhand  Schwierigkeiten    finden    werde,    wann    dieselbige   von 


J.  berichtet  ferner  19./[29.]  November  1680:  Es  wird  noch  immer  von  dem  bei 
Ostende  von  den  K.  Brandenburgischen  in  Arrest  genommenen  spanischen  Schiffe 
diskurriert,  wozu  dio  einlaufenden  Zeitungen  Gelegenheit  geben.  Diejenigen,  welche 
nicht  eben  gut  k.  brandenburgisch,  haben  hierbei  die  größte  Sorge,  Kf.  könnte  sich 
mit  Frankreich  in  nähere  Verständnis  einlassen  und  einem  Teil  der  übrigen  Alliierten 
wenig  trauen.  Manche  spargieren  schon,  und  zwar  bloß  aus  Furcht,  Kf.  hätte  mit 
Schweden  ein  Bündnis  geschlossen,  was  manchen  ganz  zuwider  ist,  die  ihr  Interesse 
darauf  gründen,  daß  unmöglich  Kf.  und  Schweden  Freunde  werden  und  bleiben 
könnten,  daher  gerade,  um  beide  zu  kommittieren,  hat  man  die  schwedische  Resti- 
tution befördert.  Dieses  sind  noch  jetzt  ihre  Gedanken  und  hierin  setzen  sie  ihre 
Sekurität. 

Verjus  unterhält  vornehmlich  mit  dem  K.  Brandenburgischen  gute  Freundschaft, 
lälit  auch  nichts  anders  merken,  als  daß  er  für  des  Kf.  Interesse  sonderlich  inkliniere, 
wozu  er  auch  von  seinem  Könige  angewiesen  sein  soll.  Männiglich  reflektiert  auf 
Frankreich;  wie  man  sagt,  würde  auch  Österreich   dessen  Freundschaft   gern  haben. 

>)  S.  Diar.  Europ.  XL1,  App.  S.  180IT.;  v.  Schauroth.  Vollständige  Samm- 
lung aller  Conclusorum  des  hochpreislichen  Corporis  Kvangelicorum  I,  S.  666 ff. 
Vgl.  Pufendorf  XVIII,  §  17  (S.  1400). 


Verwendung  des  Corpus  Evangelicorum.    Die  Satisfaktion  des  Kf.         729 

einiger  Stände  Mittel  und  Zubehörunge  sollte  genommen  werden,  und 
nachdem  wir  der  Sachen  weiter  nachgedacht,  so  ist  dieselbige  ohne  einiges 
Standes  Abgang  und  Angelegenheit  auch  ohne  dem  geringsten  Präjudiz 
des  publici  in  unseren  eigenen  Landen  zu  finden,  .wann  die  Dom-  und 
andere  Capitula  in  unser n  Herzog-  und  Fürstentumern  Magdeburg, 
Halberstadt  und  Minden  extinguiert  und  unseren  Tafelgütern  zugelegt 
wurden.  Die  catholische  Klöster,  Abteien  und  dergleichen  begehren  wir 
nicht,  sondern  die  sollten  in  ihrigen  jetzigen  Stande  verbleiben.  Weil 
dieses  nun  bloß  und  alleine  privatos  concerniret,  welche  es  nicht  erb- 
lich haben,  auch  alles  zur  Weltlichkeit  anwenden,  so  zweifeln  wir  nicht, 
Unparteiische  werden  uns  diese  Satisfaktion  —  gönnen,  und  befehlen 
Euch  demnach,  die  Sache  wohl  zu  secretiren  und  mit  denen,  welchen 
Ihr  zu  trauen,  gleichsam  für  Euch  zu  reden  und  sowohl  Euer  —  Senti- 
ment  als  auch  was  die,  mit  welchen  Ihr  dieserhalb  redet,  davon  meinen,  — 
zu  berichten.  — 

P.  S.  Auch  habet  Ihr  nebst  denen  Einkünften  der  Capitula  —  zugleich 
wegen  unserer  Satisfaction  eine  vollständige  Messe  vor  unsere  Stadt 
Magdeburgk  auf  gleiche  Art,  wie  die  Stadt  Leipzigk  selbige  dreimal 
im  Jahre  hat,  zu  suchen.  — 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
21./31.  Januar  1681. 

[Schönbecks  Aufnahme.    Beratung  über  die  Beantwortung  des  Schreibens  des 
Königs  von  Frankreich.] 

Nachdem  sie  die  neuen  Vollmachten  des  Kf.  auf  die  kurförstl.  und  fürst).  31.  Jan. 
Collegia  dem  K.  Mainzischen  Direktorium  zugeschickt,  hat  dasselbe  Schönbeck 
sofort  zu  Rat  ansagen  lassen  und  der  Kaiserl.  Prinzipal-Kommissarius  auf  das 
eingereichte  Kreditiv  ihn  durch  einen  Kavalier  bewillkommnet  und  auf  den 
folgenden  Tag  zur  Audienz  gefordert,  bei  welcher  und  bei  den  Besuchen  der 
kurfürstlichen  Gesandten  sie  auch  Gelegenheit  genommen  haben,  das  Verlangen 
des  Kf.  wegen  Satisfaktion  vom  Reich  zur  Sprache  zu  bringen.  Den  fürstlichen 
Directoriis  und  Gesandten  hat  Seh.  seine  Ankunft  nicht  notifizieren  lassen,  da 
sie  dem  K.  Pfälzischen  und  K.  Bayerischen  Gesandten,  der  geschehenen  Notifikation 
ungeachtet,  nicht  die  Visite  gegeben  haben. 

In  der  Sitzung  vom  14./24.  Januar  ist  außer  anderem  von  der  Replik  auf 
die  Antwort  des  Königs  von  Frankreich  an  die  Reichsstände  geredet  worden. 
Das  kurförstl.  und  fürstl.  Kollegium  haben  sich  darüber  auch  schon  verglichen 


780 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1670—  IGS4. 


und  den  Aufsatz  den  Reichsstädten  übergeben,  doch  wird  dieses  Schreiben  nicht 
eher,  bis  die  Information  wegen  der  in  dieser  Replik  berührten  Dinge  von  allcü 
drei  kaiserliehen  Gesandten,  die  zu  Nimwegen  gewesen,  eingelaufen  ist,'} 
abgehen, 


Dur  Kurfürst  an  G-  v.  Jena.     D.  Putstamb 
86.  Januar/ [5.  Februar]  1681. 


[Auf  die  Relation  vom  7,/ 17*  Januar J)     Bemerkungen  zu  deu  in   der   kaiserl.  Präpo- 
sition wogen  der  Sicherung  des  Reicht  gemachten  Vorschlägen.     An  Weisung,  wie  ilcfa 
die  Gesandten  verhallen,  Eröffnungen,  die  sie  Verjus  machen  sollen.] 

5.  Febr.  Es  wurde  zu  seiner  lufunnation  dienen,  wenn  J.   eines   und   des   anderen 

Kurfürsten  Scnliment  penetrieren  und  ihm  dasselbe  berichten  könnte.     Bei  den 
angehängten  7  Fragen  findet  er  viele  Perplexitaton.    Das  Hauptwerk,  die  Defen- 
sion  und  Sicherheit  des  Reichs  betreffend,  soll  J.  anzeigen*   Kf.  halte  für  billig 
und  recht,  daß  darauf  die  consilia  gerichtet  wurden,  well  aber  darüber  in  dein 
Reich  Vorsehung   geschehen,    besonders    die    ganze   Exekutionsorduung    darauf 
gerichtet,  dieselbe  auch   vor  kurzem  von  der  Reichs  Versammlung  vorgenorum^i 
und  besser  eingerichtet  wäre,   so  wäre  darauf  zu   reflektieren,     Da  auch  in  der 
kaiserL  Proposition  angeführt  ist,  man  mochte  das  Absehen  mit  auf  den  Erbl 
richten,  diesem   aber  die  Gelegenheit,   welche  ihn   vornehm  lieh   zu   dem  Krieg 
wider  Ungarn  bewegen  wurde,  größtenteils  benommen   werden    konnte,    wem 
der  Kaiser  die  ungarische  Unruhe  stillte  und  die  den  Evangelischen  abgenommenen 
Kirchen  restituieren   ließe,  so  würde   dieses  dem   Kaiser  auf   das   beweglich^ 
zu  rekonimendioren  sein.    Ferner  müßte,  ehe  von  Aufrichtung  einer  Keicbsanner 
deliberiert  wurde,  vor  allem  zu  überlegen  sein,  woher  die  Mittel  zur  Unterhaltung 
einer  solchen  Armee  zu  nehmen.    Wieviel  Mannschaft  ein  jeder  Stand  und  wo- 
hin er   sie  zu  stellen  habe,  wiese  die  Matrikel  und  Exekutionsordnung,   am! 
wenn  von  dein  Unterhalt  geredet  worden,   würde  sich    auch    zugleich    finden, 
welcher  modus  am  besten  wäre,  es  würde  sich  dann  auch  zeigen,  was  sich  fär 
Diffikultäten  bei  einer  allgemeinen  Reichskasse  finden  würden.     Was  ein  jeoVr 
an  Geld  beizutragen,  gebe  gleichfalls  die  Matrikel  an  die  Hand,  ein  jeder  wm 
was  er  an  Volk  schickte,  auch  selbst  zu  bezahlen  und  unterhalten  haben,  dabei 
dann    dahin   stünde,   wie    weit  sich   jeden   Kreises  Stande    dabei   interessieren 
würden.    Daß  geworben  würde,  ehe  die  Mittel  zum  Unterhalt  und  die  Quartiere 

')  S.  das  Schreiben  des  Bischofs  von  Gurk  an  Graf  Mausfeld  (Londorp  XI. 
S,  97;  Purendorf  XVIII,  §  19  (S.  UOlf.j). 

*)  Diese  selbst  befindet  sich  nicht  bei  den  Akten,  nur  ein  Postskript,  in 
welchem  J.  mitteilt,  ein  beiliegendes  kaiserliche»  Reskript,  in  dem  der  Kaiser  begehrt, 
punctum  defensionia  publicae  vorzunehmen  und  gewisse  Fragen  ru  resol  vieren  und 
zum  Effekt  zu  bringen,  sei  zunächst  nur  den  Kurfürstlichen  mitgeteilt  worden. 
S.  dieses  kaiserliche  Kommkssionsdekret  vom  15.  Januar  1681:  Londorp  XI,  S*  £ 7 
Fachner  vf  Eggenstorff  II,  S,  288  ff>     Vgl,  Erdmannsdörffer  I(  S.  656 ff. 


Bemerkungen  zu  den  kaiserl  Vorschlägen  wegen  der  Reicbsdefensioü.      731 

und  Sammelplätze  festgestellt  wurden,  konnte  keiner  raten,  auch  würden  die 
Stände,  welche  bisher  in  Verfassung  gestander*  und  darin  zu  des  Reiches  Besten 
ühcr  die  in  der  Matrikel  ihnen  zukommende  Zahl  kon  titulieren  müßten,  nicht 
allein  nichts  mehr  beitragen  können,  sondern  vielmehr  zu  Unterhaltung  ihrer 
Truppen  nach  Proportion  einen  Beitrag  zu  prätendieren  haben,  schwerlich  aber 
werde  jemand  seine  gute  und  exerzierte  Mannschaft  einem  anderen  ii  he  Hassen 
und  sieh  deformieren,  J.  hat  dieses  so  zu  menagieren,  daß  er  als  Nachsitzender 
der  Vorsitzenden  Meinung  vernehmen  und,  wenn  sie  garnicht  oder  nur  ganz 
generaliter  in  dieser  Materie  votieren  sollten,  sich  auch  danach  Hellten,  von  allen 
Spezialitäten  abstrahieren,  ihm  von  allem  berichten  und  seine  fernere  Ordre  er- 
warten soll  (auch  Schönbeck  soll  sich  hienach  im  Fürsten  rat  richten).  Sollte 
sich  jemand  bei  diesen  Punkten  so  herauslassen»  daß  er  dabei  Bedenken  haben 
und  mit  der  Meinung  des  Kf.  zurückzuhalten  notig  linden  sollte,  so  hat  er  sich  auf 
einen  solchen  Funkt  nicht  herauszulassen,  sondern  erst  zu  referieren.  Alles 
aber,  was  er  vorbringen  wird,  hat  er  mit  geziemender  Modestie  und  unter  Vit- 
uieidiing  von  Anzüglichkeiten  zu  tun,  so  oft  als  notig  aber  daran  zu  erinnern, 
daß  Kf.  an  dem  Nim  wegischen  Frieden  weiter  keinen  Part  nehmen  könnte,  als 
daß  er  sich  über  ihn  auf  das  höchste  zu  beschweren  habe,  ebenso  hat  er  seine 
Satisfaktion,  so  oft  es  mit  guter  Manier  geschehen  kann,  zu  rekommendieren. 
Die  Antwort  der  Stande  an  den  König  von  Frankreich  betreffend,  wünscht 
er  xu  wissen,  was  Verjus  auf  eines  und  anderes  antwortet  Er  soll  demselben 
in  guter  Konfident  sagen,  Kf,  wünschte,  daß  man  sich  französisc hersei ts  etwas 
mehr  überwinden  und  den  klagenden  lieichsständen  einig  Gehör  und  Satisfaktion 
geben  möge,  da,  was  in  dieser  Beantwortung  enthalten,  de  facto  wahr  sei  und 
man  aus  derselben  eine  große  Animosität  und  fast  der  meisten  Stände  consen- 
sum  abnehmen  müßte.  Auf  dem  Reichstage  würden  dergleichen  Dinge  per 
majora  geschlossen,  welche  durch  eines  und  des  anderen  votum  nicht  zu  andern 
seien.  Sobald  ihm  die  Erinnerungen  der  übrigen  zu  diesem  Schreiben  werden 
zugekommen  sein,  wird  er  ihn  deswegen  instruieren.  Da  jetzt  eine  Hauptmaterie 
von  großer  Importanz  auf  das  Tapet  gebracht  wird,  so  soll  er  sich  mit  großer 
Behutsamkeit  betragen,  ohne  ausdrückliche  Spezialordre  sich  in  nichts  einlassen, 
sondern  immer  itigemem  kontestieren,  daß  Kf.  nicht  weniger  als  andere  auf  das 
Itekhs Interesse  seine  vornehmste  Reflexion  nehme  und  dasselbe  nicht  ver- 
säumen werde* 


G,  v.  Jena  und  Sdiönheck  an  den  Kurfürsten.     D.  Kegenspurg 
L1./3L  Februar  1681. 

[Die  Antwort  an  den  König  von  Frankreich  und  dos  Keichsgutachten  wegen  der  von 
diesem  angebotenen  Traktaten.] 
Das  Reicbsreplikschreiheu*)  an  den  Ronig  von  Frankreich  hätten  sie  gern  ü?l.  Febr. 
vor  der  Expedition  eingeschickt,  man  hat  damit  aber  nicht  länger  warten  wollen. 

')  d.  Regensburg  7.  Februar  1681  (Londorp  XF,  S.  291fr.;  Pachn er  v.  Eggen- 
storff  U,  &  298  ff,}. 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1 679—1  884, 

In  den  Keicbscollegiis  hat  man  von  dem  durch  das  K.  Mainzische  IHrck- 
lorium  aufgesetzten  Reichsgutachten  lj  üher  die  Frage  des  kaiserl.  Kocnmissions- 
dekrets,  ob  das  französische  Anerbteten  und  gütliche  Konferenz  zu  aeeeptierea, 
uml  wie  die  Sache  anzugreifen,  gehandelt,  dasselbe  adjustiert  und  dem  Kaiser 
zugeschickt.  Der  Inhalt  desselben  ist,  der  von  Frankreich  offerierte  Kein 
sei  anzunehmen  und  aufs  baldigste  ins  Werk  zu  setzen,  und  der  Kaiser  sei 
ersuchen,  durch  seinen  Minister  am  französischen  Hofe  es  dahin  zu  vermitteln, 
ilaU  von  dem  Tage  der  diesseitigen  Acceptation  und  Erklärung  an  alle  ferner? 
Reimionen  gegen  jemand  im  Reich  eingestellt  werden  und  den  gravierten  Ständen 
billigmaßige  Restitution  widerfahren  mochte. 


Gp  v.  Jena  und  SchAnbeuk  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspur 
25.  März/ 4.  April  1G8I. 

[Ernennung    der  Deputierten    zu  den   Verhandlungen    mit  Frankreich.      Beratung™ 

üher  die  RetchaBekurititt.] 

;.  \|.iii  Da3)  K.Bayern   erklärt  hat,    sich  von  der  Deputation   nicht  ausschließen 

lassen  zu  wollen,  so  ist  im  Fürsten  rat  beschlossen  worden,  daß  seitens  der 
Katholischen  Österreich,  Salzburg  oder  Bamberg  und  Bayern  Deputierte 
sein  sollten,  darauf  haben  auch  die  Evangelischen  einen  aus  dem  LT« 
Sachsen  hinzugefügt  und  ist  ein  Kejchsgutachten *)  darüber  beliebt  worden* 

Darauf  hat  man  punctum  securitatis  in  Umfrage  gestellt  Im  kurfurstl. 
Kolleg   haben  K.  Trier,    K,  Colti   und   K.  Mainz  es   in   generaliboa  bei  d*n 

')  d.  Uegensburg  8*  Februar  1681  (Londorp  Xt,  S.  285;  Pachnar  v#  Eggea- 
storff  II,  S.  3Q2IT.).  Kf.  erklärt  sich  in  einem  Reskript  an  die  Gesandten  vem 
22.  Februar  /  [4.  März]  16SI  damit  einverstanden,  bezeichnet  Straßburg  als  den  ßr 
die  Zusammenkunft  geeignetsten  Ort  und  spricht  den  Wunsch  ans,  daß  hei  der 
Wahl  der  Imputierten  nicht  auf  die  deputatos  ordinarios  reflektiert  und  er  also  ver- 
schont werde.  Er  weist  sie  an,  in  dieser  Angelegenheit  besonders  mit  dem  K.  Siehst - 
scheu  vertraulich  zu  kommunizieren  und  ihm  zu  bezeugen,  wie  salisfait  Kf.  über  die 
letzte  Zusammenkunft  mit  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  sei. 

*)  lue  Gesandten  hatten  am  18./2&  Man  berichtet,  man  habe  in  den  Eeicbf- 
kollepien  über  die  für  die  Verhandlungen  mit  Frankreich  zu  bestellenden  Deputierten 
beraten  und  beschlossen,  diese  Deputation  möglichst  einzuziehen*  Man  sei  w  im 
Kurfiirsteurat  von  den  deputatis  ordinariis  abgegangen  und  habe  nur  K.  Main t  und 
K,  Sachsen  gewählt.  Im  Fürstenrat  hatten  die  Evangelischen  Pfalz- Lautern  ml 
einen  von  den  Herzogen  von  Braunschweig,  die  Katholischen  öat erreich  und 
Bamberg,  die  Städtischen  hätten  Cü In  und  Regensburg  benannt.  S.  Pufendorf 
XV III,  §33  (S-  MIß). 

*)  d,  29.  März  1681  (Londorp  XI,  S.  299 f.:  Pacbner  v.  Eggenstorff  It, 
S,  310), 


Bestellung  der  Reichsdeputation.    Beratung  über  die  Reiebssekuritat.      733 

Reichssatzangen  und  der  Exekutionsordnung  bewenden  lassen,  doch  erklärt 
letzteres,  es  sei  eine  materia  innocoa,  und  es  könnte  von  niemandem  übel  ge- 
nommen werden,  wenn  das  Reich  so  gut  es  könnte  seine  Sicherheit  zu  stabi- 
lieren  suchte.  K.  Bayern  zielte  auf  den  Fuß  von  dem  jüngsten  Türkenkrieg, 
man  würde  sich  darüber  zu  vergleichen  haben,  wie  viel  Mannschaft  man 
neben  dem  Kaiser  zn  stellen,  was  für  ein  proportionierliches  Quantum  man  für 
jeden  Kreis  anzusetzen  habe,  ferner  wegen  Aufrichtung  einer  Kreiskasse  und 
auch  einer  Reichskriegskasse  zur  Bestellung  der  Generalität  und  Beschaffung 
der  Artillerie.  K.  Sachsen  schlug  die  Aufrichtung  eines  beständigen  Corpus 
in  dem  Reich  vor,  der  K.  Pfälzische  entschuldigte  sich  mit  mangelnder  In- 
struktion. Loco  conclusi  vermeldete  der  K.  Mainzische,  die  qaaestio  an  sei 
affirmative  abgehandelt,  von  den  partikular  Punkten  werde  hiernächst  zu  jeden 
sein.  Im  Fürstenrat  ist  ebenfalls  ordentlich  umgefragt  worden,  und  hat  Magde- 
burg seinen  kompetierenden  Ort  bei  Bayern  ohne  Anfechtung  eingenommen. 
Vielen  hat  es  noch  an  Instruktion  gemangelt;  die  meisten,  welche  damit  ver- 
sehen waren,  haben  dem  Kaiser  für  seine  Vorsorge  gedankt  und  also  die 
quaestionem  an  auch  affirmative  resol viert;  das  Quantum  anbetreffend,  sind  einige 
auf  den  Fuß  vom  vorigen  Türkenkrieg  gegangen,  etzliche  haben  auf  60000, 
andere  auf  50000,  40000,  auch  nur  auf  30000  und  25000  votiert,  ein  Teil  auf 
ein  Duplum  anfangs,  andere  auf  ein  Triplum,  einige  auf  die  Exekutionsordnung, 
die  Reichskonstitutionen  und  die  Beschlüsse  dieses  Reichstages.  Den  Anfangs- 
termin anbetreffend,  verlangten  einige,  die  Verfassung  solle  sobald  als  möglich 
ins  Werk  gestellt  werden,  andere  zum  1.  Juni  oder  1.  Juli.  Wegen  des  End- 
termins meinten  einige,  man  könnte  nichts  Gewisses  setzen,  sondern  müßte  sich 
nach  der  Gelegenheit  der  Sache  richten,  andere  dagegen  sind  anfangs  auf  zwei 
Jahre  gegangen.  Sie  haben  in  beiden  Kollegien  nichts  mehr  geredet  als  von 
Stillung  der  ungarischen  Unruhe  nebst  Wiederholung  der  vorigen  Protestationen 
wegen  des  Nim  wegischen '  Friedens  und  der  prätendierenden  Satisfaktions- 
forderung an  das  Reich  und  was  Kf.  ihnen  wegen  Observierung  des  Reichs- 
interesses zu  kontestieren  befohlen.  Das  Konklusum  ist  bis  ad  proximum  aus- 
gestellt worden. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

8./ 18.  April  1681. 

[ihr  Votum  in  betreff  der  Reichssekurit&t,  das  Memorial  wegen  der 
Satisfaktion  des  Kf.] 

Wegen  des  puncti  securitatis  haben  sie  sich  dem  Reskript  vom  23.  März  18.  April 
entsprechend  im  Fürstenrat,  nachdem  auch  die  übrigen  Stände  ziemlich  heraus- 
gegangen,  herausgelassen,1)    es   wurde   vergeblich   sein,    die   quaestionem   an 


')  Nach  dem  Protokoll  vom  6./16.  April  macht  Magdeburg   besonders   darauf 
aufmerksam,  die  Sache  müsse  mit  großer  Behutsamkeit  vorgenommen  werden,  man 


734 


\\  Uraudenburg  und  das  Reich  1679 —  IG84* 


affirmative  zu  resolvieren,  wofern  man  nicht  vorher  die  imperiimenta  ratkroe 
modi  aus  dem  Wege  m  räumen  suchte.  Die  Eröffnung  des  Coric hisi  haben  die 
Oirectoria  wieder  Ms  zur  nächsten  Sitzung  verschoben.  Im  kurfürstl,  Kollegium 
ist  noch  nichts  weiter  vorgegangen. 

Das  Memorial *)  an  das  Reich  wegen  der  Satisfaktion  des  Kf.  ist  von  ihnen 
abgefaßt,  dem  K.  Mainzischen  Direktorium  übergeben  und  von  diesem  bereit* 
vorgestern  den  Ständen  per  abdictaturam  mitgeteilt  worden.  Sie  haben  tnii 
dem  österreichischen  Direktor  Straetuian  über  diese  Sache  gappton 
sagte,  er  habe  Instruktion  darüber  erhalten,  werde  das  Werk  sekundier 
sonst,  um  DifiikultHten  zu  verleiten,  von  allen  Spezialitäten  zu  abstrahieren, 
was  auch  geschehen  ist. 


Q>  v.  Jena  u,  Schönbeck  nn   den  KmTürstcn,     D.  Regenspatg 

15./25.  April    1681. 

Unzufriedenheit  über  die  Verschleppung  der  Traktaten  mit  Frankreich*     ßer*tnfl|fe 
über  die  Reiehsseliurität,  hannoverscher  Vorschlag.] 

April  hie  Stände  lassen  durchgehends  genugsam  merken,    daß   es    ihnen  nicht 

gefalle,  daü  das  Werk  mit  der  Konferenz  nicht  eifriger  getrieben  werde* 

hi  dem  Konklusum  des  Fhrstenrats  wegen  der  Reichssicherheit  wird 
angeboten,  von  Reichs  wegen  neben  dem  Kaiser  Gnooo  Mann  auf  das  baldigste 
El  steilen  und  vorläufig  i\  Jahre  zu  unterhalten.  Der  Kaiser  solle  ersucht 
werden,  den  kreteauaschreibendin  Knrsten  davon  Nachricht  zu  geben,  daim: 
Ae  Kreisstände  vorläufig  davon  bennch  richtigen.  Sie  haben  .sich  dnzu  nicht 
weiter  herausgelassen,  als  daß  sie  das,  was  sie  schon  neulich  angeführt*  wieder- 
holt  haben,  daß  nämlich  zuerst  die  ratione  modi  vorgestellten  impedioienu 
vorgebracht  und  aus  dem  Wege  geräumt  werden  müßten  und  daß  dem  Kaiser 
die  Stillung  der  ungarischen  Unruhe  zu  rekommendieren  sei. 

her    Braunschweig-Calenbergiscbe    hat    ihnen    und    anderen   eine« 
Extrakt  aus  »einer  Instruktion  mitgeteilt,  worin  vorgeschlagen  wird,  man  sollt« 

müsse  verhüten,  daß  man  dadurch  niHit  bei  benachbarten  mächtigen,  in  Krieg*-- 
fassung  stehenden  Polentaten  Argwohn  errege  und  so  das  Reich  in  neue  Gebbr 
stürze,  ferner  mußten  erst  die  Streitigkeiten  mit  Frankreich  wegen  der  DepetideaHü 
aus  dem  Wege  geräumt  werden.  Bevor  von  der  Aufrichtung  einer  Keirhsarmtt 
geredet  werde,  müsse  vor  allem  überlebt  werden,  woher  die  Mittel  zum  Unterhalt  tJnr 
solchen  zu  beschaffen  seien.  Wegen  des  Quantums  an  Mannschaft  und  Geld  blttt 
man  sich  nach  der  Matrikel  zu  nebten.  Die  Staude,  welche  schon  über  die  in  difwf 
festgesetzte  Zahl  hinaus  in  Verfassung  standen,  könnten  nichts  mehr  beitraf ro, 
Sündern  hätten  vielmehr  einen  Beitrag  zur  Unterhaltung  ihrer  Truppen  pro  prop 
zu  prätendieren* 

')  s.  dasselbe  Londorp  XI,  S.  300, 


Bedenken  gegen  die  Aufstellung  einer  Reichsarn)  ee.  Beschluß  des  Fürstenrats.    735 

zwei  Reichsdeputierte  von  beiderlei  Religion  wählen,  denen  die  Richtung  der 
Kreisvölker,  deren  Kommando,  und  zwar  jedem  zur  Hälfte,  übertragen  werden, 
die  sich  wegen  einer  allgemeinen  Verpflegungsordonnanz  vergleichen,  eine 
zureichende  Summe  determinieren  und  dieselbe  in  die  Kreise  repartieren,  an  die 
auch  die  Gelder  aus  den  Kreiskassen  eingeliefert,  denen  auch  die  Exekution 
anvertraut,  die  aber  auch  für  etwaige  desordres  und  Insolentien  verantwortlich 
sein  sollten.  >) 


Der  Kurfürst  an  die  Regensburgische  Gesandtschaft. 
D.  Potstamb   16./[26.]  April  1681. 

[Ungegründete  Beschwerde  Graf  Lambergs  über  die  Bedenken  gegen  die  Aufstellung 
einer  Reichsarmee.     Befehl,  auf  schleunige  Vornahme  der  Traktaten  mit  Frankreich 

zu  dringen.] 

Der  kaiserliche  Gesandte  Graf  Lamberg  hat')  sich  über  sie  beschwert,  26.  April 
daß  sie  den  punctum  securitatis  imperii  durch  ihre  vota  mehr  verhindert  als 
befördert  hätten.     Er  hat  aber  aus  den  Protokollen  ersehen,  daß  diese   vota 
seinen  Befehlen  gemäß  sind,  er  hat  dieses  L.  mitteilen  und  ihm  anzeigen  lassen, 
daß  sie  zu  keiner  Klage  Ursache  gegeben  hätten. 

Da  jetzt  von  dem  modo  und  den  Mitteln  geredet  werden  wird,  so  sollen 
sie  in  ihren  votis  anhängen,  daß  er  sich  nicht  weniger  als  andere  Stände  die 
Sicherheit,  Ehre  und  Wohlfahrt  des  Reiches  allezeit  werde  angelegen  sein  lassen, 
daß  er  aber  noch  der  Meinung  sein  mußte,  daß  bei  Haltung  einer  beständigen 
Armee  mit  allem,  was  dazu  notig,  viel  zu  bedenken  sei  und  daß  daraus  dem  Reich 
mehr  Ungelegenheit  und  weniger  Vorteil  zuwachsen  wurde,  als  wenn  sich  ein 
jeder  Kurfürst,  Fürst  und  Stand  mit  seinem  quanto  gefaßt  hielte,  damit  er  im 
Fall  der  Not  dasselbe  bereit  hätte.  Die  Erfahrung  hätte  ergeben,  daß  große 
Armeen  in  dergleichen  Fällen  durch  Mangel  der  Mittel  von  sich  selbst  abge- 
nommen und  zergangen,  zumal  bei  gegenwärtigen  Zeiten  wurde  es  gefährlich  sein, 
da  man  an  vielen  Orten  kurz  vorher  die  Kontagion  gehabt  und  dieselbe  sich  gar 
leicht  wieder  einfinden  konnte.    Wegen  der  allgemeinen  Kasse  sehe  er  soviel 

')  Am  13./23.  Mai  melden  sie,  daß  auch  das  Konklusum  des  Kurfürstenkollegs, 
in  dem  die  Aufstellung  einer  Reichsarmee  von  40000  Mann  vorgeschlagen  werde, 
zustande  gekommen  und  daß  sich  darauf  Kurfürsten-  und  Fürstenkolleg  über  ein 
gleichlautendes  Konklusum  verglichen  hätten,  am  20./30.  Mai,  daß  auch  die  Reichs- 
städtischen sich  den  beiden  anderen  Kollegien  konformiert  hätten,  daß  darauf  ein 
Reichsgutachten  in  betreff  der  Reicbssicherheit  vereinbart  und  dem  kaiserlichen 
Prinzipalkommissar  übergeben  worden  sei.  S.  dieses  Reichsgutachten  (d.  13.  Mai  1681) 
bei  Londorp  XI,  S.  304;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  312f. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt  XIV,2,  S.  992f. 


73G 


V.  IJmndenburg  und  das  Reich  1679—  1«M. 


Diffikultfiten,  daß  dazu  nicht  zu  gelangen  sein  wurde,  weshalb   sie  mocti 
wie   auch  von  anderen  Spezialitäten  zu  abstrahieren   und    zu    gedenken  h*\*w> 
daß   sie   schon    in   ihrem  voto    ratione  quanti  »eine  Meinung   darüber  erüfnt; 
hätten. 

Da  an  der  mit  Frankreich  abzuhaltenden  Konferenz  dem  Reich  viel  gekgn 
ist,  so  sollen  sie  nebst  anderen  dahin  sehen,  daß  dieselbe  be fordert  werde,  Ü 
Graf  Mansfcld  sich  ara  französischen  Ilüfe  des  Orts  und  der  Zeit  halber  W» 
gleiche,  und  daß  die  Zusammenschickung  auch  nicht  durch  die  Forderung,  dii 
Frankreich  zu  orderst  dasjenige,  was  es  dem  Reich  abgenommen,  imtilWM 
solle,  zurückgehalten  werde. 


GL  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten. 
1>.  Regenspurg  3./ 13,  Juni  1 G81. 

[Meinungsverschiedenheit  zwischen  den  Kurfürstlichen  und  Fürstlichen  in  betreff  iä 
Beteiligung  der  Reichsdeputierten  an  den  Verhandlungen  mit  Frank  reich,] 

13,  Juni  Itn   kurfürstl.  Kolleg  hat   man  im  Nebenzimmer  von   der    von    K,  Miini 

entworfenen  Instruktion  und  Vollmacht  für  die  zu  der  Konforen/-  mit  Frankreich 
Deputierten  und  dem  von  jedem  Prinzipal  für  den  Semigen  auszufertigendes 
Krcditiv  geredet  und  diese  Projekte  den  Fürstlichen  ex  tradiert,  dieselben  babffl 
einige  monita  dazu  gemacht,  mit  denen  die  Kurfürstlichen  sich  sonst  konforniiert 
hüben,  nur  über  einen  Punkt,1)  der  eigentlich  den  modum  traetandi  bei  d« 
Konferenz  und  die  Jura  und  Reputation  der  Stände  betrifft,  haben  sie  sieh 
nicht  einigen  können.  Unter  den  Fürstlichen  vermeinte  Österreich  in  specie* 
es  sei  so  zu  halten  wie  in  Münster  und  Osnabrück,  jedoch  alles  mit  vorgehendem 
Rat  und  Konzert  des  Reichs  und  der  Deputierten  desselben,  es  sollten  also  dit 
kaiserlichen  Bevollmächtigten  mit  den  franzosischen  allein  konferieren.  Dagegen 
wurde  kurfüratlicherseits  eingewandt,  das,  was  in  Osnabrück  und  Münster  vor- 
gegangen, könne  nicht  als  Vorbild  dienen,  denn  damals  hätte  man  noch  keinen 
Friedensschluß  gehabt,  die  Rechte  der  Stande  seien  in  lueerto  gewesen,  im 
Instr.  pacia  §  gaudeant  sei  ausdrücklich  vorgesehen,  daß  die  Stände  bei  allen 
deliberationibus  super  negotii*  imperii  zugehörten, ») 


■)  S.  Pufendorf  XVIII,  §33  (S.  141G). 

*}  Kf,  erwidert  darauf  (d.  Lügde  U./[24.]  Juni  1681),  den  Pinta  sei 
ihr  Willen  tu  lassen,  den  kurfürstlichen  jura  pcculiarto  aber  könne  durch  diese  nicht 
prajudiziert  werden,  das  kurfürstliche  Kollegium  müsse  darauf  bestehen,  daß  ea  b* 
diesen  Konferenzen  in  allen  actibus  mit  den  kaiserlichen  Gesandten  n  konkumtn 
habe,  sie  sollten  darauf  dringen,  daß  man  »Ich  darin  zu  keiner  Nachgiebig 
verstehe. 


Beratungen  über  die  Reichsdeputation  und  die  Reparation  der  Reichsarmee.     737 

Es  ist  ein  kaiserliches  Kommissionsdekret1)  wegen  der  Konferenz  mit 
Frankreich  diktiert  worden,  in  dem  der  Kaiser  Frankfurt  als  Ort  und  den 
Beginn  derselben  zu  Johannis  billigt,  die  von  ihm  bevollmächtigten  Abgeordneten 
namhaft  macht  und  verlangt,  daß  auch  die  Reichsdeputierten  dazu  instruiert 
würden. 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 

10./ 20.  Juni  1681. 

[Beratungen  über  die  Repartition  der  aufzustellenden  Reichsarmee.] 

Über  den  modus  tractandi  bei  der  Konferenz  mit  Frankreich  haben  sich  das  20.  Juni 
kurfürstl.  und  das  fürstl.  Kolleg  noch  nicht  einigen  können.  Man  hat  auch  in 
allen  3  Kollegien  über  den  zweiten  Punkt  des  kaiserlichen  Kommissionsdekrets 
wegen  der  Reichsdefension,  nämlich  wieviel  ein  jeder  Kreis  zu  dem  beliebten 
quanto  zu  stellen  habe,  deliberiert  Im  Kurfürstenrat  stimmte  die  Majorität 
dahin,  daß  die  bei  der  letzten  Kriegsverfassung  1G72  gebrauchte  Reparation 
zu  observieren  sei,  im  Fürsten  rat,  es  sei  hier  zu  determinieren,  wieviel  jeder 
Kreis  zu  den  beliebten  40000  Mann  zu  stellen  habe,  die  Repartition  derselben 
aber  den  Kreisen  zu  überlassen,  und  dabei  sollte  die  bei  der  letzten  Verfassung 
beliebte  Repartition  genommen,  zugleich  aber  sollte  auf  Feststellung  des  termini 
ad  quem  gedrungen  werden.  Da  die  Kurfürstlichen  in  dem  ersten  Punkt  mit  den 
Fürstlichen  einig  gewesen,  haben  sie  wegen  des  Termins  gemeldet,  daß  sie  es 
bei  dem  vorigen  Reichsgutachten  bewenden  ließen.  Das  städtische  Kolleg  hat 
sich  mit  den  beiden  anderen  konformiert,  aber  verlangt,  daß  auf  die  inzwischen 
eingetretenen  Veränderungen  billige  Rücksicht  genommen  werde.  Im  Kurfürsten- 
kolleg aber  ist  man  nachher  von  der  früheren  Meinung  abgegangen  und  hat  dafür 
gehalten,  die  Reichsmatrikel  sollte  zum  Fundament  gesetzt,  die  Repartition  von 
1672  aber  mit  berücksichtigt  werden.') 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurftlrsten.    D.  Regenspurg 

1. /IL  Juli  1681. 

[Die  von  den  Kurfürstlichen  verlangte  Klausel  wegen  Teilnahme  der  Deputierten  an 
den  Verhandlungen.    Erklärung  des  Kaiserl.  Kommissarius  dagegen.] 

Ein  Reichsgutachten«)  wegen  Urgierung  des  Termins   zur  Konferenz  mit  11.  Juli 
Frankreich  und  Einstellung    fernerer  Reunionen  wider  das  Reich  und  dessen 
Stände  ist  vereinbart  worden. 


*)  d.  6.  Juni  1681  (Londorp  XI,  S.307f.;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  314 f.). 

*)  Kf.  weist  sie  (d.  Lügde  30.  Juni/ [10.  Juli]  1681)  an,  zur  Verhütung  alles 
Streites  und  von  Verdrießlichkeit  in  seinem  Namen  sich  zu  einem  bestimmten 
Quantum,  nämlich  600  z.  Pf.  und  1800  z.  F.,  zu  erbieten. 

3)  d.  5.  Juli  1681  (Londorp  XI,  S.  312f.;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,S.317 f.). 
Mater,  z.  Gesch.  <L  G.  Kurfürsten.    XIX.  47 


738  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

über  den  modus  tractandi  bei  der  Konferenz  ist  es  zwischen  dem  kurfurstl. 
und  fürstl.  Kollegium  noch  zu  keiner  Einigung  gekommen,  doch  haben  ver- 
schiedene Fürstliche  Instruktion  erhalten,  sich  mit  den  Kurfürstlichen  ratione 
clausulae,  daß  die  Reichsdeputierten  bei  allen  das  Reich  und  dessen  Glieder 
betreffenden  Handlungen  sein  sollten,  zu'  konformieren.  Üeber  den  2.  und 
3.  Punkt,  betreffend  den  modus  tranctandi  inter  ipsos  Deputates  eorumque 
Subdelegatos  und  den  Charakter  der  letzteren,  ist  auch  schon  im  kurf.  Kolleg 
beraten  worden. 

P.S.  Der  kaiserl.  Konkommissarius1)  hat  durch  das  K.  Mainzische 
Direktorium  dem  kurfurstl.  Kolleg  mitteilen  lassen,  daß  das  Begehren  der  Kur- 
fürstlichen wegen  Einrückung  der  Klausel  in  die  Vollmacht  eine  Neuerung  sei. 
zu  Abbruch  der  kaiserl.  Autorität  gereiche,  Mißtrauen  gegen  den  Kaiser  zeige,  dessen 
sich  Frankreich  bedienen  würde,  und  daß  es  unter  den  Reichsdeputierten  selbst 
Mißverstände  erwecken  könne,  wodurch  der  zu  hoffende  gute  Effekt  der  Konferenz 
verhindert  werden  dürfte.  Der  Kaiser  würde  mit  den  Ständen  väterlich  und 
aufrichtig  umgehen,  aus  allen  Dingen  mit  den  Reichsdeputierten  konferieren  und 
ohne  deren  Miteinwilligung  nichts  handeln  noch  schließen  lassen,  er  hoffte  also, 
man  werde  ihn  so  konsiderieren,  daß  die  Diffidenz  nicht  der  ganzen  Welt 
vor  Augen  gestellt  werde,  da  er  gar  nicht  beabsichtigt  habe,  die  jura  der  Stände 
zu  schwächen.  Man  ist  im  Werk  begriffen,  diese  Vorstellung,  aber  auf  das 
glimpflichste  und  bescheidentlichste,  .zu  beantworten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Potstamb 
20./ [30.]  Juli  1681. 

[Hinfälligkeit  der  kaiserlicherseits  gegen  die  von  den  Kurfürsten  geforderte  Klausel 
gemachten  Einwendungen.] 

30.  Juli  Es  sind  ihm  noch  keine  genügsame  Gründe  vorgekommen,  welche  ihn  von 

seiner  Meinung  abbringen  konnten.  Er  kann  nicht  begreifen,  wie  man  kaiser- 
licherseits behaupten  könne,  daß  es  wider  die  Autorität  und  den  Respekt  des 
Kaisers  wäre,  wenn  dessen  Gesandte  zugleich  mit  den  Kurfürstlichen  in  Reichs- 
angelegenheiten negotiierten,  da  doch  ein  Fundamentalsatz  sei,  daß  die  Kurfürsten 
neben  dem  Kaiser  und  auch  für  sich  allein  dergleichen  tun  könnten  und  sollten. 
Er  bleibt  daher  dabei,  daß  sich  die  Kurfürstlichen  von  den  Konferenzen  nicht 
ausschließen  lassen  dürfen. 


!)  Der  Reichshofrat  Mey. 


Streitigkeiten  über  die  Reichsdeputation.  739 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
5./ 15.  August  1681. 

[Die  Beschlösse  über  den  modus  tractandi.] 

Sie  übersenden  den  gemeinen  Schluß,  der  endlich  zwischen  dem  karfürst-  15.  Aug. 
liehen  and  dem  fürstlichen  Kollegium  ratione  modi  tractandi  vereinbart  worden 
ist,  das  Schema  sessionis  inter  ipsos  Deputates,  die  Instruktion  für  die  Reichs- 
deputierten, die  Vollmacht  und  das  Kreditiv  für  die  Subdelegierten  und  das 
städtische  Konklusum.  Das  Reichsgutachten1)  darüber  wird  hoffentlich  nächsten 
Samstag  adjustiert  werden.  Die  Kurfürstlichen  meinen,  in  diesen  Dingen  mehr 
gewonnen  als  verloren  zu  haben,  weil  sowohl  gegen  den  Kaiser  das  jus  der 
Kurfürsten,  Fürsten  und  Stände  fester  gesetzt,  als  auch  ratione  modi  tractandi 
inter  Deputates  ipsos  die  Prätension  der  Kurfürstlichen,  allein  zu  sitzen,  obti- 
niert  worden  ist 

Der  eine  kaiserliche  Bevollmächtigte,  v.  Strattman,  ist  Samstag  von  hier 
nach  Frankfurt  abgereist 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
9./19.  September  1681. 

[Die  kaiserl.  Resolution  auf  das  Reichsgutacbten.    Festhalten  der  Kurfürstlichen  an 

ihren  Forderungen.] 

Die  Beratungen  über  die  übrigen  Punkte  des  kaiserl.  Kommissionsdekrets  19.  Sept 
vom  7./17.  Januar  wegen  der  Reichsverfassung  sind  noch  nicht  zum  Abschluß 
gekommen. 

Sonst  ist  die  kaiserl.  Resolution')  über  das  wegen  des  modi  tractandi  bei 
der  Konferenz  erfolgte  Reichsgutachten  eingekommen,  nach  welcher  der  Kaiser 
nur  gestatten  will,  daß  die  Reichsdeputierten  bei  der  Eröffnung  und  dem  Schluß 
des  Kongresses  erscheinen  mögen,  ferner  verlangt,  daß  die  sessiones  anders  ein- 
gerichtet würden,  um  die  kaiserliche  Präeminenz  zu  wahren,  und  vorschlägt, 
um  Zerimonialstreitigkeiten  zu  verhüten,  daß  den  Subdelegierten  kein  botschaft- 
licher Charakter  beigelegt  werde.  Der  K.  Main  zische  hat  gemeldet,  daß  er 
wegen  der  darin  befindlichen,  dem  kurfürstl.  Kollegium  höchst  präjudizierlichen 
Dinge  nötig  befunden,  dasselbe,  bevor  es  durch  die  Diktatur  gemein  würde, 


*)  S.  dieses  Reichsgutachten  vom  18,  August  1681  (Pachner  v.  Eggenstorff 
II,  S.  320ff.). 

*)    S.  das  kaiserliche  Kommissionsdekret  vom  10.  September  1681  (Londorp 
XI,  S.  323f.,  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  326 ff.). 

47* 


740 


V-  Brandenburg  und  das  Reich  1G79— 1fi84. 


dem  Kurfürsten  zu  schicken,  bat  aber  gewünscht,  die  Gedanken  der  Übrigen 
Gesandten  darüber  zu  vernehm en.  K.  brandenburgischerseäts  ist  darauf  binjre- 
wiesen  worden,  daü  von  dem  priueipto,  lateralster  zu  sitzen,  nicht  abgewiehei) 
werden  dürfe,  und  daß  auch  den  Subdelegierten  der  Charakter  als  Gesandte 
beigelegt  werden  müsse,  so  sei  es  auf  Deputationstagen  geschehen,  d; 
ftirsten  hielten  also  nur  an  dem  alten  Herkommen  fest.  Die  übrigen  konfor- 
in irrten  sich  dem  und  es  wurde  also  allseitig  beschlossen,  es  so  den  Prinzipaler 
au  referieren. 


Dir  Kurfürst  an  «lu*  Gesund  teil.     D,  Cöln 
12./[22.]  September  1681. 


den 


[Auf  die  Relation  vom  2./ 12.  September. J)  Bescheid  auf  die  übrigen  in  der  k&berl 
l'mprmtion  wegen  der  Iteiehusekuritat  enthaltenen  Punkte,  Weigerung,  Änderung» 
in  dem  scheuia  sessionis  zu  gestatten.    Diu  Beschwerde  den  Herzog«  von  Ifann 

J_\  Sept  Die  Bestellung  einer  Reichskasse  an  betreffend,  so  kann  er  2u  einer  solchen 

nichts  beitragen,  da  er  seine  Regimenter  nicht  nur  unter  dem  Kommando  eine* 
tüchtigen  Generals  schicken«,  sondern  auch  mit  der  nötigen  Artillerie  und  Muni- 
tion vorsehen  will.    Bei  dem  Termin,  ad  quem  die  Verfassung  dauern  soll,  ist  er 
indifferent,  er  verwundert  sich  aber,   daß   man  dieselbe  an  eine  bestimmte  Zeit 
binden   will,     Einer  Erinnerung  wegen   der  Verpflichtung  der  Untertanen  iujd 
Beitrag  zu  einer  solchen  Verfassung  bedarf  es  seinerseits  nicht,  da  seine  Unter- 
tanen sich  dazu  immer  willig  gezeigt  haben.    Fremde  Werbungen  und  die  Aus- 
führung von  Pferden  können  verboten   werden,  ob  auch  die  Ausführung 
Früchten,  das  müßte  weiter  und  wohl  überlegt  werden.     Er  hat  Nachricht,  daU 
der  kaiserl.  Hof  wegen  des  sebema  wieder  etwas  Neues  vorbringen  will,  niro- 
lieh,  daß  alle  Gesandte  als  Abgesandte  des  Reichs  augesehen  tind  in   gleicher 
Weise  traktiert  werden  sollen,  er  hat  aber  dabei  Bedenken,     Sie  sollen  daher 
versuchen,  diesen  Vorschlag  mit  Güte  bei  den  Kaiserlichen  und  Österreü 
zu  divertferen.     Sollte  es  nicht  gelingen,  so  sollen  sie  darauf  hinweisen,  diti, 
da  das  Reich  aus  separierten  Kollegien  mit  besonderen  Rechten  bestände,  die« 
nur  dann  geschehen  konnte,  wenn  auch  die  kaiserlichen  Gesandten  darunter  ver- 
standen   und   solche    nicht    aus    jedem    Kollegin,    sondern    ohne    Unterschied 
der  Kollegien   erwählt  und    die  von   dem   Kaiser  geschickten  mit  den   übrige» 
zusammen  mit  einer  Instruktion   und  Vollmacht   versehen  würden,  welche  der 
Kaiser    und   K.  Mainz    zu    unterschreiben    hatten.      Jedenfalls  bähen    sie  «eine 
Rechte  salva  und  iutegra  zu  erhalten,  ein  solches  Reich  Gutachten  nicht  gutiu- 
heißen    und  Verwahrung    dagegen    zn    Protokoll    bringen    zu    lassen,      Herzog 
Ernst  August  von  Braunscb  weig  hat  sich  hei  ihm  und  auch  bei  K. Sachsen 
über  das  zu  Regenaburg  gemachte  Sehern a  beschwert  und  sich  dagegen  auf  das 


J)  In  derselben    hatten  sie  um    Instruktion   in  betreff  der  übrigen   Punkte  de* 
kaiserlichen  Kümumsionsdekrets  vom  7./I7.  Januar  gebeten. 


Streitigkeiten  über  die  Reichsdeputation.  741 

zu  Cleve  und  Nimwegen  Vorgegangene  berufen.  Er  wird  ihm  antworten  lassen, 
was  zu  Cleve  und  Nimwegen  geschehen,  sei  nicht  im  Namen  des  Reichs  ge- 
schehen, in  den  allgemeinen  Reichsnegotiis  aber  seien  immer  verschiedene  Kolle- 
gien, Gemächer  und  Bänke  verwendet  worden,  es  handele  sich  also  in  dieser 
Sache  um  Aufrechterhaltung  der  Fundamen talgesetze  des  Reichs  und  der  allge- 
meinen Observanz« 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten. 
D.  Regenspurg  7./ 17.  Oktober  1681. 

[Festhalten  der  Kurfürstlichen  und  Fürstlichen  an  ihren  Beschlüssen.    Vorschläge  wegen 
des  zu  bestellenden  Reicbsfeldmarschalls.    Die  Satisfaktionsforderung  des  Ef.] 

Im  kurfürstl.  Kolleg  ist  man  wegen  der  Frankfurter  Konferenz  und  des  17.  Okt 
darüber  eingelaufenen  kaiserlichen  Dekrets  ganz  einig,  auch  der  K.  Mainzische 
hat  erklärt,  daß  sein  Herr  sich  von  seinen  Mitkurfürsten  nicht  separieren  werde. 
Auch  die  Fürstlichen  bleiben  dabei,  es  sei  gar  nicht  ratsam,  hiervon  zu  deli- 
berieren.  . 

In  dem  Punkte  securitatis  publicae  ist  nichts  weiter  vorgegangen  Weil 
auch  viele  Punkte  unter  den  deliberandis  so  beschaffen,  daß  davon  nicht  füglich 
geredet  werden  kann,  bevor  ein  Feldmarschall  bestellt,  so  meinen  manche,  daß 
zuerst  darauf  zu  gedenken  sei,  und  werden  der  Herzog  von  Holstein-Plön1) 
und  der  Graf  von  Wal  deck1)  dazu  vorgeschlagen. 

Daß  die  Satisfaktionssache  des  Kf.  endlich  einmal  in  Ansage  kommen 
mochte,  haben  sie  oft  bei  dem  K.  Mainzischen  Direktorium  beantragt,  weil  aber 
die  Antwort  entweder  schlecht  gewesen  oder  auf  unzulängliche  Entschuldigung 
ausgelaufen,  so  haben  sie  die  Sache  auf  eine  andere  Weise  angefangen,  nämlich 
selbst  sie  im  kurfürstl.  Kolleg  vorgebracht  und  gebeten,  davon  favorabiliter  zu 
referieren,  sie  werden  es  auch  im  Fürstenrat  ebenso  machen. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten. 
D.  Regenspurg  21./31.  Oktober  1681. 

[Die  Einnahme  von  Straßburg.] 

Des  Kf.  Reskript  vom  8. ')  und  dessen  dem  K.  Sächsischen  Abgesandten  31.  Okt 
v.  Gerstorf f  erteilte  Resolution4)  haben  sie  am  18./28.  erhalten  und  daraus 


')  Herzog  Johann  Adolf  von  Holstein -Plön,  im  Feldzuge  von  1674 
Befehlshaber  der  braunschweigischen  Truppen. 

*)  Graf  GeorgFriedrich  von  Wal  deck,  der  frühere  Minister  des  Kf.,  damals 
in  holländischen  Diensten. 

3)  Nicht  bei  den  Akten. 

4)  S.  unten. 


742 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  11579—1684. 


des  KX  Gedanken  wegen  des  im  Elsaß  und  in  specic  mit  Straßburg  Vor 
auch  wegen  der  Frankfurter  Konferenz  erfahren.  Die  Wegnahme  der  Rbein- 
sch&nze  und  Straßburgs  hat  auch  die  Reichsversatnmlung  sehr  surpreoiert,  und 
erwartet  man  mit  Verlangen,  was  vom  kaiserl,  Hofe  deswegen  wird  angebracht 
werden,  damit  es  aber  noch  langsam  hergeht  Unterdessen  hat  der  Kais  er  der 
Österreichischen  Gesandtschaft  befohlen,  zu  kon testieren,  daß  ihm  vom  Konig  tdd 
Frankreich  durch  das  Vorgeben  vorgehabter  Bemach  tigung  des  Rh  ein  passes 
nnd  anderer  Dinge  zu  viel  geschehen,  welche  es  auch  gegen  einige  Gesandten 
La'üiii  hat.1) 


{}.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten. 
D.  Regenspurg  6. /IG.  Januar  1682 

[Beratungen  über  die  Proposition  der  französischen  Gesandten.    Neues  Verfahren 
der  Beratung  über  die  Reich  ssekuritäuj 
•  • 

10*  Jan*  Der    K,  Mainzische    hat    die    seinem    Herrn    durch    den     französischen 

Residenten  Pouche  zugestellte  Proposition*)  der  franzmischen  Gesandten  in 
Frankfurt  den  übrigen  Kurfürstlichen  mitgeteilt  und  sie  auch  den  fü  rar  i  rohen 
directoriis,  um  sie  hn  Fürstenrat  bekannt  zu  machen,  zugeschickt  die  dasselbe  ab« 
verweigert  haben,  da  sie  solchergestalt  von  K.  Mainz  nichts  annehmen  konnten. 
Sie  haben  in  beiden  Kollegien  vermeldet,  daß  man  sich  über  diese  Proportion 
ordentlich  unterreden  müßte*  um  die  Deputierten  desto  zeitiger  mit  Instruktion 
versehen  zu  können,  wollte  man  aber  an  die  Deputierten  schreiben  an 
nach  dein  ei genl liehen  Zustand  der  Konferenz  erkundigen,  so  ließe  man  es  sich 
auch  gefallen.  Andere  im  Ffirstenrat  aber  meinten,  da  diese  Proposition  nicht 
legaliter  kommuniziert  worden,  so  hatte  man  gleichsam  von  derselben  hier 
noch  zurzeit  keine  Wissenschaft. 

Nachdem  man  sonst  befunden,  daß  mit  der  Generalansage  zu  den  ü! 
punetis   dellberandis    von    der  Rekhssekuritat  nicht  auszulangen   sei,    hat  man 

')  In  der  nächstfolgenden  Zeit  blieb  der  Reichstag  ganz  untätig,  am 
18./28.  November  meldet  v.  Jena,  in  dem  allgemeinen  Verfassung* werk  werde  wenig 
oder  gar  nicht  vorgeschritten,  weil  viele  forstliche  Gesandtschaften  nicht  instruiert 
seien  und  das  kurfürstliche  Kolleg  allein  nicht  verfahren  könne.  Das  ungarische 
Wesen,  womit  der  kaiserliche  Hof  sich  allein  beschäftige,  an  Ursache  lUvmi,  daß 
auch  die  österreichische  Gesandtschaft  in  dieser  Angelegenheit  keinen  Befehl  bekottn». 
Erst  um  IG./^f>-  Dezember  berichten  beide  Gesandten»  über  6  Punkte  der  R 
Verfassung  sei  ein  Reichsgu lachten  (d,  20.  Dezember  1681»  s.  Fachner  *.  BffMH 
torff  II,  337)  zustande  gekommen  und  dem   Prmstipalkommissar  zugestellt  * 

*)  S.  diese  Proposition  vom  2.  Januar  1682  bei  Loudorp  XI»  S.  353  (in  deut.tr her 
Übersetzung).  Vgl.  über  den  Beginn  der  Verhandlungen  in  Frankfurt  Pufendorf 
XVI11,  §33  <S.  14 16  f.). 


Beratungen  aber  die  französische  Proposition.    Das  brandenb.  Votum.       743 

für  gut  ermessen,  daß  künftig  immer  zu  gewissen  Punkten  angesagt  werden 
solle,  und  K.  Mainz  hat  darauf  zu  6  spezifizierten  Punkten  ansagen  lassen,  von 
denen  aber  im  Fürstenrat  zunächst  nur  zwei  vorgenommen  worden  sind. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurftirsten. 
D.  Regenspurg  13./23.  Januar  1682. 

[Ihr  Votum  über  die  französische  Erklärung.    Beschlüsse  über  die  ReichssekuritäL] 

Am  9./ 19.  trug  K.  Mainz  im  kurfürstl.  Kollegio  vor,  es  scheine  notwendig,  23.  Jan. 
die  von  Frankreich  pro  stabilienda  pace  mit  Kaiser  und  Reich  ausgestellte 
Deklaration  in  Beratschlagung  zu  ziehen.  Den  Reskripten  vom  14.  und 
21.  Dezember1)  gemäß  haben  sie,  nachdem  sie  auch  erfahren,  daß  des  Kf. 
Gesandter  v.  Ruck3)  durch  Frankfurt  an  die  kurfürstlichen  Höfe  am  Rhein 
passiert   sei,   diese  Gelegenheit  benutzt,  um   beiliegendes  Votum1)   abzulegen, 


*)  Beide  fehlen  in  den  Akten. 

*)  S.  unten. 

*)  Dasselbe  lautet:  Nachdem  schon  jüngsthin  erinnert  worden,  die  in  Frankfurt 
gemachten  französischen  Vorschlage  zur  Konservierung  beständiger  Freundschaft  hier 
in  Beratschlagung  zu  ziehen,  auf  die  der  König  von  Frankreich  dem  Verlaut  nach 
vor  Ende  Januar  Resolution  zu  erhalten  verlange,  oder  sonst  seine  schon  parat 
habende  Macht  gebrauchen  zu  wollen  drohe,  so  würde,  wenn  das  Reich  noch  in 
seiner  vorigen  alten  Konsistenz,  Verfassung  und  Macht  stände  und  nicht  ein  so 
schlechter  und  schändlicher  Friede  zu  Nimwegen  gemacht  wäre,  es  keiner  besonderen 
Konsultation  bedürfen.  Da  aber  offenbar,  daß  man  jetzt  einem  so  mächtigen  Poten- 
taten nicht  eine  proportionierte  Macht  entgegenstellen  könne,  es  dem  Reich  an  guten 
Generalspersonen  und  einer  wohlgeübten,  disziplinierten  Armee  mangele,  das  Miß- 
trauen unter  den  Ständen  auf  das  höchste  zugenommen,  auf  auswärtige  Hilfe  wenig 
zu  trauen,  auch  von  dem  Kaiser  wegen  der  ungarischen  Händel  wenig  Hilfe  zu 
erwarten  sei,  so  zweifle  Kf.,  ob  es  bei  der  Posterität  zu  verantworten  sei,  bei  so 
beschaffenem  Zustand  das  übrige  vollends  in  hazard  zu  setzen,  es  auf  einen  gefahr- 
lichen Krieg  ankommen  zu  lassen  und  die  extrema  zu  erwarten. 

Kf.  könnte  endlich,  wie  andere,  es  wohl  mit  ansehen,  wo  die  Sachen  hinaus- 
wollten, da  aber  auf  Beschleunigung  der  Traktaten  gedrungen  werde  und  so  eilfertige 
tempestive  Resolution  notwendig  sei,  so  wolle  man  diesseits  gern  die  Gedanken  des 
Kollegiums  und  der  Vorstimmenden  vernehmen,  wie  man  sich  bei  gegenwärtigem 
Zustande  des  Reichs  auf  die  französische  Proposition  zu  erklären  und  zu  bezeugen 
haben  werde.  Auf  drei  Punkte  vornehmlich  müßten  die  Gedanken  gerichtet  werden: 
1.  ob  man  bei  gegenwärtigen  Konjunkturen  sich  sichere  Rechnung  machen  könne, 
die  verlorenen  Orte  Frankreich  wieder  zu  entreißen;  2.  ob  diese  Hoffnung  sicherer 
sei  als  die  Gefahr,  viel  mehr  zu  verlieren;  3.  ob  nicht  viel  mehr  auf  die  Konservation 
des  übrigen  im  Reich  und  dessen  Status  quoquo  modo  zu  gedenken,   als  alles  auf 


744 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 


sie  haben  es  aber  vorsichtshalber,  obwohl  man  nicht  wenig  darauf  drang,  nicht 
schriftlich  kommuniziert.  Die  von  Kf.  repräsentierten  rationex*  argumenta  and 
Käthe  *ind  so  bocherlencnt,  augenscheinlich  und  handgreiflich,  daß  sie  allem 
Vermuten  nach  bald  und  sehr  peuetrieren  und  viel  Beifall  finden  werd.  i 

(her  die  p  reponierten  6  Punkte  von  der  Reichssekurität  sind  im  Kurfürsten- 
und  im  Ftlrstenkolleg  in  der  J Hauptsache  übereinstimmende  Beschlüsse  gefaßt, 
aus  denen  mit  nächstem  ein  ganzer  gemacht  werden  soll.3) 


Der  Kurfürst  an  die  Rej^nsburgische  Gesandtschaft.      I>+  (Julien 

24a  Februar/ [6,  März]  1682, 

[Wiederholter  Refehl,  darauf  zu  dringen,  dall  die  französische  Proposition  in  Beratung 

gebogen  werde,] 

ära  fi&  D***>  mit  Fleiß  trainiert,  die  französische  Proposition  in  Peliheraüon  xd 

ziehen,  und,  wie  verlautet,  Frankreich  dieses  und  die  jetzt  an  gestellten  Werbungen 
als  ein  Zeichen  einer  künftigen  Ruptur  ansieht,  und  zu  besorgen  ist,  daß  es  dts 
praeveniro  spielen,  losbrechen  und  so  das  Reich  in  einen  zu  seinem  äußersten 
Ruin  zielenden  Krieg  werde  verwickelt  werden,  so  wiederholt  er  seinen  Befehl, 
sie  sollen  zuförderst  mit  den  Gesandtschaften  der  vier  Kurfürsten  vom  Kfaein 
und  des  Bischofs  von  Münster,  an  welche  er  geschrieben  hat,  hieraus  vertrau  Heb 
kommunizieren  und  sie  dahin  zu  disponieren  suchen,  daß  sie  mit  ihnen  mit  allem 
Ernste  treiben,  daß  jene  Proposition  zur  Diktatur  gebracht,  darüber  deliber: 
und  solche  fernere  hinlängliche  Mittel  angewiesen  werden,  wodurch  der  Ruhe- 
stand im  Reich  konserviert  und  allem  Unheil  vorgebaut  werden  möge.  Daneben 
sollen  sie  vorstellen,  daß,  wenn  aus  dieser  Verzögerung  dem  Reich  einiger  Schaden 
zuwachsen  sollte,  Kf,  deshalb  entschuldigt  sein  und  sich  die  Ersetzung  des  etwa 
in  seinen  westfälischen  Landen  entstehenden  Schadens  vorbehalten  tauben  wolle. 


den  Ungewissen    Ausschlag  der  Waffen  und    darauf  stehende    gänzliche    Ruht    oder 
wohl  gar  Desoluliou  des  Staates  im  Reich  und  sonderlich  des  kurfürstlichen  K 
auszustellen? 

')  An  demselben  Tage  berichtet  J+>  er  halte  geraten,  diese  Sache  an  .die 
Kollegien  zu  bringen,  obgleich  man  wisse,  daß  Österreich  sie  nicht  propouierea 
werde.    Das  k,  mainzische  Direktorium  sollt?  dazu  ansagen  lassen,  dann  wurde  m 

I me  Stünde  die  Proposition  urgiereii.  Der  K.  Mainziscbe  aber  wolle  darüber 
erst  seinem  Herrn  referieren,  weil  er  darüber  gewiß  mit  den  Hstcrreichi  sehen  in 
Streit  geraten  werde, 

*)  S,  das  daruher  festgestellte  Reichsgutachten  ?ora  30.  Januar  1682  (Pftchaer 
v,  Eggenstorff  II,  S.  339fF.), 


Die  französische  Proposition.    Beschluß  des  kurl  Kollegs.  745 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
24.  März/3.  April  1682. 

[Ihr  Protest  gegen  das  Verfahren  in  Frankfurt.    Vorläufige  Aufschiebung  der  Beratung 
über  die  französische  Proposition.] 

Sic  haben  heute  im  kurfärstl.  Kolleg  eine  Verwahrung  gegen  das,  was  in  3.  April 
Frankfurt  in  cerimonialibns  vorgegangen, ')  eingelegt.  Den  Befehl  des  Kf.  wegen 
Beschleunigung  der  Verhandlungen  zu  Frankfurt  haben  sie  in  der  vorgestrigen 
Sitzung  zur  Ausfuhrung  gebracht  K.  Trier,  K.  Cöln,  K.  Bayern  nnd  K.  Pfalz 
sekundierten  und  waren  zufrieden,  daß  man  die  französische  Proposition  jetzt 
vornehmen  möchte.  Der  K.  Mainzische  aber  stellte  vor,  daß  die  Sache  sich 
geändert  hätte,  daß  man  hoffte,  es  werde  bald  von  Frankfurt  an  die  hiesige 
Reichsversammlung  Bericht  abgestattet  werden,  und  daß  man  es  daher  anstehen 
lassen  möchte,  bis  dieser  Bericht  einliefe,  zumal  Verjus  selbst  es  jetzt  nicht 
für  nötig  erklärte.  Der  K.  Bayrische  fiel  dem  bei,  und  so  ist  es  dabei 
geblieben.8) 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
31.  März/ 10.  April  1682. 

[Beschluß  des  kurfärstl.  Kollegs  auf  das  französische  Memorial.] 

Heute  vor  8  Tagen  vermeldete  der  K.  Mainzische  im  kurfurstl.  Kolleg,  10.  April 
Verjus  hätte  beantragt,1)  daß  sein  hier  eingegebenes  Memorial  proponiert  und 
ein  Schluß  in  terminis  generalibus  gemacht  werde,  daß  man  den  Frieden  auf 
alle  zulängliche  Mittel  und  Wege  verlange,  das  weitere  könnte  zu  Frankfurt 
ausgemacht  werden.  Darauf  wurde  beschlossen,  dieses  Memorial  in  Ansage  zu 
bringen,  und  das  ist  auch  vorigen  Montag  geschehen.  Im  kurfurstl.  Kolleg 
verglich  man  sich  deswegen  zu  dem  Konklusum,  daß  nach  Beschaffenheit  jetziger 
Konjunkturen  es  ratsam  nnd  dienlich  sei,  ungesäumt  dazu  zu  tun,  daß  der  Friede 
mit  Frankreich  durch  alle  zulängliche  Mittel  nnd  Wege  konserviert  werde.  Die 
fürstlichen  Directoria  aber  scheinen  nicht  gern  zur  Proponierung  dieser  Materie 
kommen  zu  wollen  nnd  die  meisten  Fürstlichen  ihnen  darin  beizustimmen. 


>)  S.  darüber  Pufendorf  XVIII,  §51  (S.  1428f.). 

*)  J.  berichtet  an  demselben  Tage,  die  Bemühungen  des  Kf.  für  Erhaltung  des 
Friedens  seien  sehr  avanciert,  so  daß  an  ihrem  glücklichen  Erfolge  nicht  zu  zweifeln 
sei.  K.Mainz,  K.Trier,  K.  Cöln  und  K.Pfalz  würden  dafür  stimmen,  der 
K.  Bayrische  zeige  sich  sehr  moderat,  die  brandenburgische  Abschickung  nach 
München  (s.  unten)  habe  viel  genutzt,  der  dortige  französische  Gesandte  de  la  Haye 
habe  folgends  das  Seinige  getan,  man  versichere,  K.  Bayern  werde  nunmehr  wenigstens 
nichts  schaden. 

*)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  52  (S.  U29). 


746  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandtschaft  zu  Regensburg.      D.  Colin 
26.  April  /  [6.  Mai]  1682.1) 

[Befürchtung,  daß  es  zum  Bruch  mit  Frankreich  kommen  werde.     Befehl,  auf 
Erhaltung  des  Friedens  zu  dringen.] 

6.  Mai  —  wird  Euch  zweifelsfrei  bereits  wissend  sein,  wie  daß  vor  gewiß 

verlauten  will,  ob  sollten  I.  K.M.  in  Franckreich,  nachdem  Sie  die 
Langwierigkeit  des  Frankfurtischen  Tractats  gesehen,  und  mit  der  letz- 
teren Erklärunge  gar  nicht  friedlich  sein  sollen,  ihre  Trouppen  marchireo 
lassen  und  daher o  fast  zu  besorgen  stehet,  es  möchte  eher  zu  einer  dem 
Reiche  höchst  gefährlichen  und  schädlichen  Ruptur  ausbrechen,  als  man 
es  sich  versiehet.  Diesem  nach  befehlen  wir  Euch  hiemit  in  Gnaden, 
Euch  mit  denjenigen,  so  nebst  uns  zur  Erhaltunge  des  Friedens  inclinireo, 
zusammen  zu  tuen  und  gesambter  Hand  alle  dringende  kräftige  Vor- 
stellungen an  behörige  Örter  zu  tuen,  damit  man  mit  mehrerer  Sorgfalt 
auf  die  Conservation  des  Friedens  und  Abwendungc  eines  weitaussehenden 
Krieges  bedacht  sein  und  zue  dem  Ende  die  Gesandten  zue  Franckfnrto 
mit  näherer  und  zulänglicher  Instruction  versehen  wollte,  mit  dem  An- 
hange, daß,  wann  man  solches  negligiron  und  es  dadurch  zur  Ruptur 
kommen  würde,  das  Reich  und  insonderheit  diejenige  Stände,  so  zum 
Frieden  geraten,  sich  billig  an  diejenige  wurden  zu  halten  und  von  denen 
Reparation  zu  suchen  haben,  welche  den  Frieden  verhindert.  — 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Kegenspurg 
28.  April/ 8.  Mai   1(582. 

[Beratung  im  fürstl.  Kollegium  über  das  französische  Memorial.     Ihr  Votum.] 

8.  Mai  Vorgestern  hat2)   endlich    eine  ordentliche  Sitzung  des   fürstl.  Kollegiums 

stattgefunden.  Österreich  vermeldete,  das  K.  Mainzische  Direktorium  hätte 
stark  auf  Proponierung  der  bisher  in  Ansag  gestandenen  Materie  gedrungen,  die 
Sache  aber  sei  unterdessen  in  einen  anderen  Stand  geraten  und  die  meisten 
Abgesandten    wären  dem   Vernehmen  nach   noch  nicht  so  instruiert,   datt  man 

')  Konzept  von  Fuchs  geschrieben. 

3)  S.  Pufeudorf  XVIII,  §  52  (S.  1429 f.). 


Drängen  des  Kf.  anf  Erhaltung  des  Friedens.    Beratungen  im  Fürstenrat     747 

prozedieren  könnte,  auch  anf  seiten  Österreichs  sei  man  noch  nicht  mit 
behörigem  Befehl  versehen,  man  wollte  aber  nicht  hinderlich  fallen,  anderer 
Gesandten  Gedanken  zu  vernehmen.  Sie  haben  demnach  nicht  verantwortlich 
befunden,  weiter  an  sich  zu  halten,  sondern  haben  beiliegendes  Votum ')  abgelegt, 
womit  sich  Pfalz-Lautern,  Paderborn  und  Munster,  auch  andere  insoweit 
konformiert  haben,  daß  auf  Beibehaltung  des  Friedens  in  alle  billige  Wege  zu 
gedenken  sei.  Sonst  ging  der  Schluß  endlich  dahin,  daß,  weil  es  jetzt  bei  den 
mehreren  an  Instruktion  fehlte,  zu  sehen  sein  würde,  wie  etwa  nächstens  in  der 
Sache  weiter  fortzukommen  sei.  Auch  die  Kurfürstlichen  haben  die  Sache 
vorläufig  in  suspenso  gelassen. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

2./ 12.  Juni  1682. 

[Beratung  im  kurfarstl.  Kolleg  über  die  Relation  der  Frankfurter  Deputierten. 
Weigerung  der  Fürstlichen,  darüber  zu  beraten.] 

Vorigen  Hontag  hat  man  im  kurfürstl.  Kolleg  über  die  Relation')  der  12.  Juni 
Frankfurter  Deputierten  deliberiert.  K.  Trier  erklärte  sich  bereit,  da  K.Mainz, 
K.  Cöln,  K.  Brandenburg  und  K.  Pfalz  die  franzosische  Proposition  acceptieren 
wollten,  sich  dem  zu  konformieren.  K.  Cöln  erklärte,  der  Friede  sei  quo  vis  modo, 
wenn  auch  durch  Annahme  der  von  Frankreich  vorgeschlagenen  Konditionen 
beizubehalten,  und  rekommendierte  Beförderung  einer  zulänglicheren  Instruktion, 
für  die  Reichsdeputierten.  K.  Bayern  wiederholte  seine  vorigen  Kontestationen, 
er  wünsche  nichts  mehr  als  Erhaltung  des  Friedens,  habe  auch  demgemäß  seine 
Gesandtschaft  in  Frankfurt  instruiert,  er  hielte  aber  davor,  daß  es  bei  der 
dortigen  Deputation  zu  verbleiben  habe  und  das  Werk  nicht  hierher  zu  ziehen 
sei,  derselben  sei  nur  aufzutragen,  öfter  hierher  zu  berichten,  damit  man  sie 
ferner  zeitig  instruieren  könne.  K.  Sachsen  war  nicht  mit  Befehl  hierüber 
versehen,  hat  aber  die  nachher  ihm  zugekommene  Instruktion  vorgestern  zu 
Protokoll  gegeben.  Br and enburgis euerseits  bezog  man  «ich  auf  das  vorige 
und  stimmte  positiv  dahin,  daß  man  die  von  Frankreich  offerierten,  den  Um- 
ständen nach  leidlichen  Bedingungen,  wenn  in  der  Güte  keine  besseren  zu 
erlangen  wären,  ohne  Verzug  annehmen,  so  einen  Krieg  verhüten  und  das 
Vaterland  in  Sicherheit  und  Ruhe  stellen  sollte,  demgemäß  würden  die  Deputierten 
in  Frankfurt  zu  instruieren  sein.  K.Pfalz  ließ  auch  geschehen,  daß  man  auf 
die  von  Frankreich  übergebenen  Bedingungen  sich  einließe  und  die  Bestätigung 

»)  S.  dasselbe  bei  Londorp  XI,  S.  360ff.;  Pufendorf  XVIII,  §  53  (S.  1430ff.). 
Kf.  erklärt  sich  (d.  Cöln  6./ 16.  Mai  1682)  mit  demselben  sehr  zufrieden  und  befiehlt 
ihnen,  es  unter  den  Standen  zu  divulgieren. 

3)  S.  Londorp  XI,  S.  355;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  365 ff. 


748 


V,  Brandenburg  and  das  Reich  1679— 


des  Friedens  annehme,  und  erklärte  in  betreff  der  Relation  der  Reichst!  eputiertoo, 
die  Frage  sei  hier  zw  erörtern  und  nicht  dem  arbitrio  der  Deputierten  zu  I 
lassen,  ob  sie  die  Traktaten  darüber  antreten  wollten,  K,  Mainz  stimmte  auch 
dafür,  es  sei  besserT  auf  die  von  Frankreich  proponierten  Bedingungen  den 
Frieden  als  den  Krieg  zu  erkiesen,  und  erklärte  für  notig,  die  Reichsdepiitierten 
mit  einer  weiteren  dementer« '.oh enden  Instruktion  zu  versehen. 

Bas  von  K.  Mainz  projektierte  Konklusutn  wurde  gutgeheißen,  doch  i 
beschlossen,  da  das    kurfurstL  Kollegium   allein   kein  Reichs«: machten    machen 
könnte  und  also  Zeit  genug  hätte,  man  sollte  es  erst  den  Prinzipalen  zusclii.  k 
Im  Fürstenrat    wird  es  schwer  fallen,  einen  ähnlichen  Beschluß    zn  erreichen. 
IMe  Directnres  weigern  sich  zurzeit  noch,  wegen  dieser  Materie    in    das  ordent- 
liche  Konklave  zu   gehen,  ein   Teil   der  fiürstl.  Gesandten   sagen   öffentlich 
konnten    den    Bericht    nicht    für    eine     Relation    von     den    Reichsdeputiertes 
erkennen,  wenn  aber  nur  5  oder  tf  Zeilen  aus  Frankfurt  von  düiaolbflfi  insgeamt 
kämen,   kü  unten   sie  etwas  tan,   die  dort  geschehenen   protestatlones    wären  ia 
stark. 


Dw  Kurfürst  an  diu  Gesandtschaft  zu  Rege»abut*g,      D,  Cofa 

29,  August/ [8.  September]  1682. 
[Widerspruch  gegen  die  Laxen  burger  Allianz.    Das  Memorial  K,  LYiln«.] 

8.  Sept.  Demjenigen,  was  er  ihnen  wegen  der  von  dem  Grafen  von   Waldeck  ge- 

machten  sogenannten   UnUsdum  Allianz  vorzustellen   anbefohlen,-)    sollen  *fo 
noch  beifügen,  daß  Kf.  zwar  keinem  seiner  Nebenstände  Allianzen   xu  machen 


»)  Kf.  genehmigt  (d.  Potstam  19./ [29.]  Juni  1682)  diesen  Beschluß  und  I 
»Ion  «Wandten,  sieb   au   bemühen,  dail  es  dabei  verbleibe.    J.  berichtet  7,/ 17.  JwÜ, 
die  Majorität  des  kurfürstlichen  Kollegs  habe  beschlossen,   dieses  Konklusion  an  die 
Deputation    in    Krankfurt    au    senden,    wenn    die    Prinzipale    es    so    gnt    fandm, 
K.Bayern   und   IL  Sachsen   über  hätten  dissentiert  und  wollten  d<  [fo  u 

die  Deputation  nicht  mit  ausfertigen.  Derselbe  meldet  14.  :'4.  Juli  1682,  er  mahöf 
beständig  im  kurfürstlichen  Kolleg,  dieses  solle  für  sich,  soviel  in  seinem  Vermögen 
stehe,  in  den  gemeinen  Angelegenheiten  verfahren,  sein  Konklunum  der  Frankfurter 
Population,  der  hiesigen  kaiserliehen  Kommission  und  dem  Kaiser  selbst  misUlhtoi 
auch  an  K.  Bayern  und  K.  Sachsen  schreiben  und  sie  ersuchen,  darin  m  ktma> 
spendieren,  man  fcfant  aber  damit,  da  manche  Skrupel  erregten  und  Instruktion  «äo- 
holen  wollten,  nicht  so  schnell  xmu  Ziel  gelangen. 

*)    Ober    die    Laxcntmrgcr    Allianz    vom    10.  Juni    1662    s.  oben   S,  <43+    Fio 
früheres  auf  dieselbe  bezügliches  Reskript  des  Kf*  an  die  Regensbnrger  (fomtfi 
findet  sieb  nicht  in   den  Akten»  doch   s,   die  kurbrandenburgisebe  Deklaration  ab» 
dieselbe  bei  Duraoot  VII, 2,  S.  25f. ;   V.  Raucli  kir- Kurtze,  Leben  und  Tinten  4" 
Fürsten  Georg  Friedrich  von  Waldeck,  II,  S.  161  ff. 


Die  Laxenburger  Allianz.  749 

verbieten  könne  noch  wolle,  daß  solche  aber  nicht  in  praejodicium  tertii  ge- 
schlossen werden  durften.  Weil  dergleichen  eigenmächtige  Einteilung  und 
Nehmung  der  Quartiere  wider  die  Fundamentalgesetze  des  Reichs  und  die  Rechte 
und  Freiheit  der  Stände  laufen,  ja  gar  zur  Unterdrückung  der  Stände,  welche 
in  keiner  genügsamen  wirklichen  Kriegsverfassung  stehen,  angesehen  sind, 
so  haben  sie  dem  nicht  nur  zu  kontradizieren,  sondern  auch  allen  denen,  die 
deswegen  graviert  zu  werden  befürchten,  seine  kräftige  Assistenz  und  Protek- 
tion zu  offerieren.  Da  in  specie  der  hannoversche  Gesandte  sich  bemüht 
hat,  die  Übergebung  des  in  hunc  finem  abgefaßten  Memorials  K.  Cölns1)  zu 
hindern,  so  sollen  sie  dem  K.  Cölnischen  dieses  hinterbringen  and  ihn  animieren, 
daß  er  um  so  mehr  darauf  dringe,  daß  es  in  Ansage  gebracht  werde.  Sie 
sollen  aus  diesem  allem  mit  den  Wohlintentionierten,  besonders  mit  dem  münster- 
schen  Gesandten,  kommunizieren. 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena.     s.  1.  et  d. 
(September  1682.)2) 

[Billigung   seiner  Verjus   gemachten  Vorschläge.     Die    den  Wohlintentionierten    zu 

gebenden  Versicherungen.] 

Den  mit  Verjus  gehaltenen  Diskurs3)  hält  er  für  so  beschaffen,  daß  darauf  Sept. 
franzosischerseits  gewiß  gebührende  Reflexion  genommen  werden  wird.     Er  hat 
einen  Extrakt  daraus  machen  und  ihn  so  einrichten  lassen,  als  wenn  ein  fran- 
zösischer Minister  solchen  Vorschlag  gemacht  hätte,  er  wird  auch  Span  heim 


»)  S.  Londorp  XI,  S.  476. 

*)  Konzept  von  Mein d er s  geschrieben. 

*)  J.  hatte  l./ll.  September  dem  Kurfürsten  mitgeteilt:  Weil  die  zu  Wien 
geschlossene  Allianz  und  deren  weitaussehende  Konsequentien  nicht  zu  negligieren, 
sondern,  da  sich  der  neue  Krieg  wider  Frankreich  darauf  mehrenteils  gründe,  ent- 
weder zeitig  zu  dissolvieren  oder  wenigstens  kraftlos  zu  machen  sei,  so  habe  er  Verjus, 
doch  nur  für  sein  particulier,  zu  bedenken  gegeben,  der  König  von  Frankreich  möchte, 
um  den  wider  ihn  beschlossenen  Krieg  zu  verhüten  und  sich  der  jetzigen  Konjunk- 
turen und  des  Unwesens  in  Ungarn  zu  bedienen,  ungesäumt  den  Ständen  im  ober- 
rheinischen und  fränkischen  Kreise  und  anderen  nahegelegenen  Alliierten  das  Bündnis 
vorlegen  und  anzeigen  lassen,  daß  es  unleugbar  gegen  ihn  gerichtet  wäre,  daher  er 
nicht  warten  könnte,  bis  man  sich  und  das  Werk  vollends  gefaßt,  er  begehre  daher, 
daß  sie  dem  Bündnis  renunziierten  oder  ihn  wenigstens  genugsam  versicherten,  daß 
sie  wider  ihn  und  seine  Bundesgenossen  dasselbe  nicht  gebrauchen,  sondern  mit  ihm 
und  denselben  in  Frieden  und  gutem  Verständnis  leben  wollten.  Abdankung  der 
Völker  könnte  nicht  wohl  gefordert  werden,  da  solche  vermöge  der  Reichsschlüsse 
geworben  sind     Diese  Proposition  wäre  nicht  den  ganzen  Kreisen,  sondern  jedem 


750 


V.  Brandenburg  und  da*  Reich  1G79 — 1684* 


befehlen,1)  zu  sondieren,  was  für  Gedanken  man  am  französischen  Hofe  desfalU 
führe,  er  wird  auch  mit  seinen  Alliierten.  Dänemark  und  Münster,  dan 
kommunizieren.  Sie  sollen  in  allen  ihren  votis  die  incommoda  belli  auch 
weiter  vorstellen,  worin  ihm  alle  anderen  friedliebenden  Stande,  besonder»  die, 
welche  Durchmärsche,  Einquartierung  und  andere  vom  Kriege  d spendierende 
Angelegenheiten  fürchten,  ohne  Zweifel  sekundieren  werden.  Mit  vielen  aber 
in  neue  Eti gagein ente  deswegen  zu  treten,  mochte  nicht  wenig  bedenklich  sein, 
dneh  können  sie  allen  WobMntentionierten  seine  aufrichtige  Intention  zur  Mainte- 
nierung  des  Friedens  und  Abwendung  aller  schildlichen  Troublea  und  Weite- 
rungen versichern,  auch  daß  er  im  Fall  der  Not  seiner  bedrängten  Mitstande 
sich  mit  aller  Macht  annehmen  werde. 

Der  Traktat  mit  Münster3)  steht  auf  dem  Schluß.     An   die   sächsisch 
und  hannoverschen  Hofe  wird  er  Jena's  Vorschlage  gemäß  schreiben  lassen. 


Der    Kurfürst   an   die  (iesandtschaft   in  Regeusburg.      D.  CWa 
27-  September/ [7.  Oktober]  1682.     (Gonc.  Meimlora.) 

[Die  franzosische  Deklaration,   darauf  bezügliche  Verhaftungsbefehle.] 

Kr  teilt  ihnen  mit,  was  er  wegen  der  von  den  französischen  Ministem  h 
Frankfurt   und    auf   dem    Reichskonvent    getanen    Deklaration1)    und    anderer 


Stand  besonders  zu  tun  und  geschwinde  kategorische  Antwort  zu  ur gieren,  damit 
solche  erfolgte,  hatte  der  König  Miene  und  Anstalt  zu  machen,  eine  Arme«  gegen  6sa 
Neckar  und  darüber  in  Franken  und  Hessen  avancieren  zu  lassen«  Da  keine  Arme* 
vorhanden  und  die  Kaiserlichen  in  Ungarn  zur  Genüge  okkupiert  seien,  so  werde  ein 
jeder  sich  lieber  zu  saldieren  suchen,  als  die  Franzosen  sich  auf  den  Hals  liehen. 
Verjus  habe  die  rationes  und  momenta  ganz  wohl  begriffen  und  spüren  lassen,  daß 
sie  ihm  gefielen  und  er  davon  referieren  wollet 

Es  stände  tu  erwägen,  ob  KT  nicht  bei  K.  Sachsen  und  C  alenberg  antrafen 
lassen  wollte,  was  es  mit  dem  Bündnis  und  dem  Marsch  ihrer  Völker  für  einen  Ver- 
stand habe,  ob  sie  gemeint  seien,  dieselben  an  die  (i  reuzen  des  Reiches  gegen  in 
Rhein  zu  schicken  oder  die  k.  brandeuburglscheu  Lande  beziehen  in  lassen. 

Es  scheine  nützlich,  diesen  Bund  zu  dissel  vieren  oder  unschädlich  tu  machte, 
ehe  er  seinen  Effekt  erreiche  oder  die  Volker  »ich  konjungieren*  Wenigstens  hatte 
man  zu  Abwendung  der  Durchmärsche  und  Einquartierungen  ein  Gegenuändai* 
aufzurichten,  auch  einen  und  anderen  Stand  von  Nehmung  der  Quartiere  bewqgliek 
zu  dehortieren. 

■)  S.  oben  S.  443  f. 

=)  Die  Allianz  vom  14*  September  1632  (Londorp  XI,  S,  435flV;  %  Mürnrr, 
S,  433  ff.),    &  unten. 

*)  S.  die  Deklaration  vom  23<  September  |fJ82  (Londorp  XI,  S,  357). 


Die  französische  Deklaration.    Das  österreichische  Votum.  751 

Angelegenheiten  halber  an  die  rheinischen  Kurfürsten  und  anCrockow») 
geschrieben  hat.  Sie  sollen  sich  danach  richten,  die  andringende  Gefahr  bei 
allen  Gelegenheiten  vorstellen  und  sich  mit  den  Gesandtschaften  der  wohlinten- 
tionierten  Stände  bemühen,  daß,  wo  nicht  die  französischen  Propositionen 
angenommen,  doch  wenigstens  vor  Ablauf  des  von  Frankreich  gesetzten  Termins 
Handlung  darüber  zugelegt  and  bei  dessen  Entstehung  dem  Kriege  und  anderem 
davon  dependtarenden  Unwesen  nicht  die  Tür  geöffnet,  oder  doch  Frankreich 
veranlaßt  werde,  schwerere  und  härtere  Bedingungen  vorzuschlagen. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
6./16.  Oktober  1682. 

[Das  österreichische  gegen  das  magdeburgische  gerichtete  Votum,  ihre  vorläufige 

Erwiderung.] 

Zu  der  franzosischen  Deklaration  ist  zwar  zu  Rat  angesagt  worden,   es  16.  Okt. 
wurde  aber  im  fürstlichen  Kollegio  bei  der  Proposition  von  Österreich  und  auch 
von  anderen  angezeigt,  daß  dieselbe  den  Prinzipalen  zugeschickt  wäre  und  man 
Instruktion  darüber  erwarten  müßte. 

Vorigen  Sonnabend  sind')  in  einem  weitläufigen  voto  die  von  Magdeburg 
am  6.  Mai  und  8.  August  zu  Beibehaltung  des  Friedens  abgelegten  vota  von 
Österreich  öffentlich  unter  dem  Namen  einer  Gegeninformation  durchgegangen 
und  perstringiert,  und  sind  darin  auch  der  König  von  Frankreich  und  die 
Stande,  welche  sich  mit  Magdeburg  konformiert  haben,  touchiert  worden.  Sie 
haben  am  nächsten  Ratstag  darauf  geantwortet  und  ihre  Thesis  mit  wenigem 
behauptet  Da  sie  das  österreichische  votum  nicht  so  bald  bekommen  konnten, 
hatten  sie  keine  Zeit,  die  specialia  zu  berühren.  Sie  erwarten,  was  Kf.  ihnen 
deswegen  weiter  befehlen  wird. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
13./23.  Oktober  1682. 

[Der  Reichsschluß  über  die  Korrespondenz  mit  dem  Deputationskonvent  in  Frankfurt 
Beratung  über  den  Bericht  des  k.  mainzischen  Direktoriums  daselbst] 

In  betreff  des  commercii  oder  der  Korrespondenz  zwischen  dem  hiesigen  23.  Okt 
Reichs-  und  dem  Deputationskonvent  zu  Frankfurt  ist  endlich  ein  Reichsschluß 

i)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  59  (S.  1438);  ürk.  u.  Akt  XIV,2,  S.  1044ff. 
')  S.  Pufendorf  XVIII»  §54  (S.  1432 f.). 


752 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679 —  ] 


zustande  gekommen  und  ist  dieser1)  dem  Kaisert.  Prinzipal  komm issar  < 
h\  Mainzischeu  hin*ktnrinm   notifiziert   und  auch  dem   Direktorium  in  h 
zugeschickt  worden.    Nachdem  auch  zu  dem  Bericht8)  des  FL  Mainzischeu  I*trrt- 
hiriiimain  Frankfurt,  nach  welchem  die  dortigen  Deputierten  schleunige  KesoJiti» 
über  die   franzosischen    Ueklarationcn   erwarten,    zu    Rat  angesagt   worden,  H 
ihnen  dieses  Gelegenheit  gegeben,  im  Fürstenrat  das  vorzustellen,   was  Kf.  ih*Ä 
am  27.  September  wegen  Antretung  und  Beschleunigung  der  Handlung  8 
französischen  Fnedenspronositinnen  vor  dem  Ablauf  <les  Termins   an  befühlte. 


Der  Kurfürst  an  die  (Josand tschaft  zu  Regeoftbufg,     D.  P< 
15.  /S5.  Oktober  1G82.     (Conc.   Meindcre,) 

[lief cid,  streng  an  den  kurfürstlichen  Prärogativen  festen  hallen.] 

—  habet  Ihr  wohl  getan,  gereichet  uns  auch  zu  gnädigstem  üV 
fallen,  daß  Ihr  im  Collcgio  Electorali  nehst  denen  anderen  Chiirfürstlicfaen 
Ministris  so  beständig  über  die  ('hurfürst!.  Praeeminentien  gehalten  and 
selbige  defondieren  helfen.  Wir  wollen  hoffen,  daß,  da  man  nun  mh 
so  großer  Mühe,  und  Kosten  eine  und  andere  merkliche  IVaerogativ  fir 
denen  Fürstlichen  erlanget,  man  darunter  keineswegs  das  allergeringste  nach- 
gehen noch  von  den  Fürstlichen  auf  einiger! ei  Weise  sieh  davon  veri 
lassen  werde.  Sollte  wider  allos  Verheilen  einer  oder  andere  im  <  burf. 
ColJegio  hierunter  keine  gnugsame  fermete  bezeugen  und  sich  zu  tw 
oder  anderen  pniejudicier  liehen  Temperament  verstehen,  so  können  and 
werden  wir  doch  nimmermehr  darin  willigen  und  habet  Ihr  auf  aotanea 
unverhofften  Fall  solches  mit  klaren  und  deutlichen  Worten  anzu- 
zeigen, uns  auch  protestatio  alle  competentia  per  expresaum  vorzu- 
behalten. — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandtschaft  in  Regeneburg,    D.  Poti 

18./  28.  Oktober  1682.') 

[Befehl,  das  ottemichisefae  Votum  ausführlicher  zu  tieanl  vorteil.     Keditfertigun; 

seiner  Politik.] 

^8.  Okt.  Er  hat  aus  ihrer  letzten  Relation  mit  Befremdung  ersehen,    daß  ihn?  toll 

seitens  Österreichs  mit  so  scharfen,  teils  unbegründeten,  teils   gar  nicht  inr 

')  S.  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  (S.  400f.). 

s)  d.  Frankfurt  12,  Oktober  1683  (ebendaselbst  S.  397  ff.)t 

3)  Konzept  von  Meinders'  Hand.     S.  Pufendorf  XVtll,  J  55  JB.  1434), 


Rechtfertigung  der  Politik  des  Kf. 


753 


Sache  dienenden  Expressionen  vermeintlich  remitiert  und  durchgezogen  sind. 
Sie  haben  wohlgetan,  daß  sie  darauf  sofort  etwas  Weniges  vorgestellt  haben, 
er  halt  aber  für  notwendig,  daß  dieses  votum  und  die  darin  enthaltenen  anzüg- 
lichen irrigen  and  unverdienten  Zensuren  seiner  bisherigen  Aktionen  dem  ganzen 
Reich  etwas  deutlicher  und  umständlicher  vorgestellt  werden.  Sie  sollen  eine 
Erwiderung  darauf  entwerfen  und  ihm  übersenden. 

Wir  wissen  Gott  Lob  was  wir  Ihrer  Keys.  M*  hohen  Person  für 
Devotion  und  Respect  schuldig,  und  wie  wir  zn  dero  Erhebung  auf  den 
keyserlichen  Thron  denselben  eigenem  Gestandnus  nach  nächst  frott  das 
meiste  getan,  also  werden  wir  auch  die  Schuldigkeit,  womit  wir  I.K.  M. 
verbunden,  nimmer  aus  Augen  setzen«  Daneben  aber  sein  unsere  dem 
Heil,  Rom.  Reich  geschworene  harte  und  schwere  Pflichten  auch  bekannt, 
wir  sein  unter  L  K.  M.  und  des  Reichs  innersten  und  nahestcn  Räten 
und  würden  es  weder  für  Gott  noch  dem  Vaterlande  verantworten  können, 
wann  wir  in  einem  so  gefahrlichen  Zustand,  worin  dasselbe  teils  durch 
den  Nim  wegischen  Frieden  teils  durch  andere  unglückliche  Verhängnisse 
geraten,  unsere  Meinung  nicht  sowohl  I.  K.  M.  ab  dem  ganzen  Reich 
in  consessu  et  consilio  publice  statu  um  aufrichtig  und  deutsch  zu  er- 
kennen geben  sollten«  —  Baß  wir  des  Reichs  wahren  Zustand,  nom blich 
dessen  schlechte  Verfassung  und  Schwachheit,  in  consilio  iuaperii  vorge- 
stellet,  dazu  wünschten  wir  keine  Ursach  gehabt  zu  haben,  —  wir 
würden  uns  ja  aber  für  der  ganzen  Welt  prostituieren,  wann  wir  der- 
gleichen vota  führten  und  eine  so  offenbare  bekannte  Sache  anders  vor- 
stelleten.  Ihrer  K.  M.  hohe  Person  und  schuldiger  Respect  ist  im  gering- 
sten nicht  berühret  und  wird  uns  zur  Ungebühr  imputiret,  daß  wir 
solchen  angegriffen.  Was  vom  König  in  Franckreich  und  dessen  Kriegs- 
verfassung  und  Macht  angeführet,  ist  gar  für  keine  Exaggeration  zu 
achten,  sondern  solches  leuchtet  manniglich  in  die  Augen.  Auf  zu- 
künftige ungewisse  Zufalle  kann  man  mit  Vernunft  keine  consilia  gründen, 
dieselben  stehen  in  Gottes  Händen  und  müssen  verstandige  Ratgeber 
nach  den  Conjuncturen  und  Zeiten,  wie  sie  laufen  und  vom  1  luchsten 
verhänget  werden,  sich  in  ihren  Ratschlägen  richten.  Was  von  denen 
französischen  Maximen  und  von  der  königl  frantzosischen  Regierung 
so  odiose  angeführt,  lassen  wir  dahin  gestellet  und  haben  nicht  nötig 
uns  desfalls  einzulassen,  noch  ihre  Apologie  zu  machen,  Wer  zu  Ver- 
größerung der  frantzosischen  Macht  das  meiste  contribuiret,  solches  zeigen 
die  acta  publica  et  series  rerum  gestaram,  insonderheit  können  wir  uns 
nimmer  ohne  sonderbare  mortiücation  und  Betrübnis  erinnern,  daß  eben 
zu  der  Zeit,  da  der  König  in  Franckreich  den  Krieg  wieder  den  Staat 

Mftter.  i.  Go*ch.  d,  G.  Kurfürsten.    XIX.  48 


v.  Bttttdtabiitfi  und  ijAi  k-ich  UWJ—  1684* 


doclarirct  uiul  I,  K.  M.  mit  uns  zu  Abwendung  der  dem  Weich  androhen- 
den Gefahr  ein  Bündnis  gemacht,  auch  zu  dessen  Exocurion   Ihre  arme« 
mit   der   unsrigeu    würklieb    conjungiret,    dennoch   ex    pacto    et  foodere 
secreto  dem  Gen.  L  Montecucoli  dio  Hände  dergestalt  gebunden  gewesen, 
daß  er  das   allergeringste    wieder    die    damaligen  Reichs  feinde,  als  die 
königl.  IVunf/jtäische  armee  and  seihiger  Krön  Allürte,  nichts  fürzune: 
vermocht,  uns  auch  damalen  in  die  Notwendigkeit  gesetzet,  daß,  wofern 
wir  nicht  unser n  Staat  in  die  höchste  Gefahr  und  augenscheinliche  Ruin 
stürzen  wollen,»  wir  mit  dem  König  in  Franck  reich  wider  itnsern  WUleo 
einen  Frieden,  so  gut  wir  ihn  erhalten  könn.n,  machen   und    wdtik 
müssen.     Was  hornacher  vorgegangen,  ist  Euch  bekannt  und  bedürft  Ihr 
desfalls    keiner   Information.      Dieses    aber    wird    uns   gar    ohne   Granu 
iinputiret,  daß  wir  unsern  Geh.  Rat  Me  Inders  ohne  I.  K,  M.  oder  Jero 
ministrorum  Vorbewußt  et  absque  praevia  cominunicatione  nach  Franck- 
reich   geschicket.     Es   können  und   müssen   die  zu   Nim  wegen    geweseae 
keyserliche  Gesandte  hieven   'in   ganz  ander  Zeugnis  gebet»,    dann  mit 
denselben  ist  gedachter  unser  Geh.  Rat  nicht  weiniger  als  unsere  daina 
ambassadeurs  aufs  vertraulichste  ürabgangen,  er,  Meindera,  ist  fast  ein 
Jahr  daselbst  gewesen,  ehe  er  die  lieise  nach  Paris  angetreten,  hat  auch 
solche  nicht  anders  als  praevia  coramunieatione  mit  den  Keys.  Gesandten 
und  lange  nach  gemachtem  holländischen  und  spanischen    Frieden  für- 
genommen,  ihnen  auch  seine  ganze  Verrichtung«  couuniiuiciret,    welche 
kürzlich  und  hauptsächlich  darin  bestanden,   wie  wir  unsere  8j 
—  desto   besser  erlangen   und   die   frantzosische  Gesandtschaft   zu  Ni 
we^en    ilrsii]]>   he  hörige  Ordre   und    Instruction   bekommen    mochte. 
Der  Succeß  und  der  eventus  selbsten  hat  dieses  aller  ^Velt  so  klar  t\ 
die   Augen    gestellet,    daß    woll   niemand   im   geringsten  daran   zweift 
kann.    Ja  absehen  die  Keyserliehe  und  andere  in  der  damaligen  Reicl 
partei    gestandene   Alliirten    einen    particularen   und  separaten    Frieden 
gemacht   und    uns    darin    der    feindlichen    Partei    nicht    allein    ab&n- 
donuiret,   sondern    auch   derselben    alle  Commoditäten,    ura    uns   Aß 
besser  zu  bekriegen,  in  die  Hand  gegebon,  uns  aber  alle  DefensionsmittrK 
wie  bekannt,  abgeschnitten  haben,  ist  gedachter  unser  Geh.  Rat  dennoch 
ohne  einzige  Verrichtung  aus  Franckreich   wieder  zu  uns  kommen    und 
haben  wir,  wie  auch  L  K,  M.  zu  Dennomarck  dennoch  bei  der  gutca 
s.n ibe  so  lange  gehalten,    bis  uns  das   Wasser  gleichsam  an   die  Seele 
gegangen   und    wir    nirgends    in    der    Welt  Trost   noch   liettung    linden 
können  — ,  da  wir  dann  endlich  wie  auch  L  IC  M.  zu   Detttiemarck 


Rechtfertigung  der  Politik  des  Kf.  755 

der  Not  weichen  und  einen  Frieden  mit  solchen  Conditionen,  als  wir  sie 
erhalten  können,  annehmen  müssen.  Man ')  tut  uns  Unrecht,  wann  man 
uns  beimessen  will,  als  wann  wir  andere  Stände  des  Reichs  ohne  höchst- 
dringende Not  vom  Reich  abzuvotiren  und  zu  reißen  geneigt  wären. 
Wir  haben  garkeine  Lust  daran  und  möchten  wünschen,  daß  wir  der- 
gleichen nicht  vor  diesem  selbst  erleiden  müssen,  als  man .  una.  wider 
unsern  Willen  Vorpommern  abgedrungen  und  des  Friedens  halber  einer 
frembden  Krön  cediret,  oder  daß  man  itzo  nicht  höchste  Ursach  hätte, 
zu  Abwendung  größeren  Unheils  an  Franckreich  dergleichen  zu  tun. 

Euch  sein  andere  dabei  einlaufende  Umbstände  bekannt  und  habt 
Ihr,  wie  vorhin  gedacht,  einen  Entwurf  zu  machen  und  uns  solchen  zu- 
zusenden, unnötige  Weitläufigkeiten  darin  zu  vermeiden,  die  Wahrheit 
aber  auch  und  was  zu  Justification  unserer  Conduite  diensamb  darin 
nervöse  vorzustellen,  worauf  Ihr  dann  mit  unserer  ferneren  Instruktion, 
versehen  werden  sollet.  — *) 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
20./ 30.  Oktober  1682. 

[Beratung  über  das  K.  Cölnische  Memorial.    Jetzige  Interpretation  der  Laxenburger. 

Allianz.]  ., 

Über  das  K.  Cölnische  Memorial,1)  die  besorgende  Einquartierung  betreffend,  30.  Okt. 
ist  in  den  beiden  höheren  Kollegien  ordentlich  deliberiert  worden.    Im  kurfürstl. 
Kolleg  ist  schon  ein  Konklusum  zustande  gekommen,  worin  der  Kaiser  ersucht 
wird,  K.  Cöln  so  an  die  Hand  zu  gehen,  daß  dessen  Lande  mit  eigenmächtiger 
Einquartierung  und  unbilligen  Kontributionen  verschont  und  wider  alle  Gewalt 

')  Randbemerkung:  .Auf  gnädigsten  Befehl  S.  Chf.  D.  ist  dieses  hinzu  getan." 
*)  J.  und  Seh.  senden  10./20.  November  1682  den  Entwurf  einer  Beantwortung 
des  österreichischen  Votums  ein,  Kf.  aber,  dem  das  zu  lange  gedauert,  hat  inzwischen 
schon  im  Geheimen  Rat  eine  solche  entwerfen  lassen,  laßt  dann  einiges  aus  ihrem 
inzwischen  eingetroffenen  Entwurf  hinzusetzen  und  übersendet  ihnen  (d.  Potsdam 
21.  November/ 1.  Dezember  1082)  dieses  Votum  mit  dem  Befehl,  es  abzulegen.  Das- 
selbe ist  dann  unter  dem  Titel:  „Die  Churf.  Brandenburgische  in  dem  Fürsten-Raht 
auf  gegenwärtigem  Reichs-Tage  wegen  Magdeburg  abgelegte*  Vota  vindiciret  von  denen 
beschwerlichen  und  unerfindlichen  Auflagen,  womit  dieselbe  in  dem  Oesterreichischen 
Voto  beleget  werden  wollen.  Anno  1682"  (4°,  22  S.)  gedruckt  und  veröffentlicht  worden. 
Auch  gegen  das  Hessen-Casselsche  Votum,  in  welchem  das  Magdeburgische  Jiominatim 
perstringiert  worden  sei,  befiehlt  Kf.  den  Gesandten  (d.  Potstam  28.  November/ 
[8.  Dezember]  1G82),  ausdrücklich  zu  remonstrieren.  .. 
«)  S.  oben  S.  749. 

48» 


756 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679— 1684, 


geschützt  würden,  im  Fürstenrat  wird  wohl  heute  auch  das  Ronklusuin  eröffnet 
werden.  Was  sie  bei  dieser  Gelegenheit  in  beiden  Kollegien  für  vota,  in  specie 
der  sogen,  fränkischen  Allianz  halber,  geführt  haben,  wird  Kf.  aas  den  Proto- 
kollen ersehen,  ebenso  wie  Österreich  und  andere  mit  demselben  Haltend«, 
besonders  Bamberg,  dieses  foederis  halber  sich  jetzt  expliziert  und  wav 
Interpretation  sie  darüber  gegeben,  daß  man  nämlich  dadurch  weder  das  arbi- 
trium  belli  et  pacis  an  sich  allein  Hl  ziehen,  viel  weniger  das  Reich  in  einen 
neuen  Krieg  einzuführen  gemeint  und  dasselbe  zu  keines  Menschen  Offensten 
und  Irritierung,  allein  zum  Schutz  gegen  fremde  Gewalt  angesehen  sei,  auch 
wie  Operone  Österreich  alles  abzulehnen  gesucht,  was  Magdeburg  und  ändert 
wider  diese  Allianz  angeführt  haben,1) 


G.  V,  Jena  und  Schönbock  an  den  Kurl'ürstcn.    D.  Rcgensp 
24.  November  /  4,  Dezember   L688- 

[ Beratung  Im  Fürstenkolleg  über  die  französischen  Vorschi Fige.     Der  dänisch -gotter* 
tische    Streit.     Erklärungen    der   Alliierten    über    die    L&xcnburger    Allianz.     Hcim» 

Memoruü  Verjus'.] 

4.  Dez,  Im  Fßrstenrat  hat  man  über  die  Friedensangelegenheit  heute  vor  acht  Tagen 

und  Samstag  ordentlich  deliberierL  Die  vota  sind  meist  sehr  weitläufig  aufge- 
fallen, darunter  viele  einen  Universal  frieden  haben  wollen,  und  sind  auch 
manche  anzügliche  Formalien  wider  Frankreich  abermals  gebraucht  worden. 
Seitens  der  Wohlintentionierten  hat  man  das  Vorige  wegen  Beibehaltung  de* 
Friedens  und  Annehmnng  der  französischen  Konditionen  wiederholt 
Schwedisch  -  Bremische  hat  das  hols te in -gottor fische  Votum  dem  vor- 
pommerschen  annektiert  und  dabei  auch  zugleich  wegen  der  zwischen  dem  Körnt:  von 
Dänemark  und  dem  Herzog  von  Gottorf  entstandenen  Streitigkeiten  *)  einiget 
vorgestellt.  Ihnen  und  anderen  hat  er  sofort  gesagt,  der  Herzog  verlangte  nicht, 
daß  dieses  Werk  in  Diskussion  kommen  oder  ein  Gutachten  darüber  abgefaßt 
werden  sollte,  sondern  er  hätte  es  nur  als  ein  vornehmer  Fürst  des  Reiche« 
seinen  Mitstandcn  vortragen  lassen  wollen,  was  man  dahingestellt  sein  laßt 
Sie  haben  dem  Gesandten  zu  verstehen  gegeben,  es  wäre  besser  gewesen,  hier 


")  Kf.   erklärt   sich    (d.  Potsdam   2./ [12.]  November  1682}   mit    ihrem    1 
durchaus  einverstanden  und  bemerkt,  die  Worte  in  der  Allianz  seien    viel   zu  klir, 
als  daß  sie  eine  solche  Explikation,    wie   man   sie  jetzt  geben  wolle  (s.  auch  die 
Apologia    des    sogenannten  Wahleckscheu    Rezesses    hei    \\  Rauchhar-Kurtte  IL 
ltöffOi  leiden  könnten. 

*)  S.  Adelung,   Kurzgefaßte  Geschichte   der  Streitigkeiten    der  fTertng«  tea 
Holstein- Gutiorp  mit  der  Krone  Dänemark»  S.  52  ff«  und  oben  S,  5HT, 


Beratungen  über  die  französischen  Vorschläge.    Erklärimgeu  über  die  Allianz.     757 

nichts  von  diesen  Dingen  vorzubringen,  weil  dergleichen  garnicht  zu  Appaisierung 
der  Gemüter  diente. 

Wegen  der  fränkischen  Allianz  haben  sich  Bamberg  und  Sachsen  - 
Gotha,  wiewobl  ohne  dazu  habende  Gelegenheit  nunmehr  auch  erklärt,  mit 
denen  sieh  die  übrigen  Allierten  konformiert  haben,  bei  welcher  Gelegenheit 
sie  sofort  einiges  auf  das,  was  Österreich  und  andere  deshalb  angebracht, 
glimpflich  geantwortet  haben.  Im  kurfürstL  Kollegium  hat  der  K,  Mainzische 
angezeigt,  daß  Verjus  Ihm  ein  Memorial1)  nebst  der  von  seinem  König  erhal- 
tenen Vollmacht  zugestellt  habe,  wonach  derselbe  bis  zum  1.  Februar  des  fol- 
genden Jahres  die  vom  Reich  an  ihn  gelangenden  Friedenspropositionen  anhören 
und  darauf  schließen  mochte;  es  hätte  solches  den  Verstand,  daß  der  König 
von  Frankreich.,  obwohl  davon  in  dem  Memorial  nichts  enthalten,  bis  zum 
L  Februar  mit  ferneren  Reunionen  einhalten  wollte* 


G.  v,  Jena  und  Sehönheek  an  den  Kurfürsten,    D*  Regenspurg 
l./l  1 .  Dezember  1682. 

[Korrelation  zwischen  dem  kurfüratl.  und  dein    fürstl.  Kolleg.     IL  Main*7  Verlangen, 
die  Deputation  in  Frankfurt  aufzuheben.] 

Die  publike  Korrelation  zwischen  dem  kurfürstL  und  dem  fürstl.  Kolleg  IL  De*, 
ober  die  von  beiden  gefaßten  conclusa  hat  begonneu.  Da  aber  das  fürstliche 
auf  alle  in  Ansage  stehende  Materien  und  also  zugleich  auf  das  kaiserliche 
Kommissionsdekret,  betreffend  die  securitas  publica,  und  die  Relation  der  Reichs- 
deputation  zu  Frankfurt,  gerichtet  war,  das  kurfürstliche  aber  nur  von  den 
französischen  Deklarationen  bandelte,  so  verlangten  die  Fürstlichen,  daß  man  auch 
über  die  übrigen  Materien  sich  vernehmen  lassen  mochte,  worüber  man  auch 
vorgestern  ordentlich  deliberiert  hat.  Die  mehreren  haben  gemeldet,  daß  sie 
wegen  jenes  kaiserl,  Koiomissionsdekrets  noch  nicht  mit  Instruktion  versehen1, 
daß  aber  deswegen  die  Traktaten  mit  Frankreich  nicht  aufzuhalten,  sondern 
möglichst  zu  befordern  seien« 

Der  Kt  Mainzische  hat  ihnen  und  anderen  mitgeteilt,  man  merkte  wohl, 
daß  ein  Teil  der  Deputierten  nicht  von  Frankfurt  weg  wollte,3)  K.  Mainz  aber 
hielte  für  das  beste,  daß  man  von  dort  fortkäme.  Sie  haben  geantwortet,  nach- 
dem die  franzosische  Gesandtschaft  von  Frankfurt  abgereist,  die  Konferenz  also 
aufgehoben  und  der  hiesige  franzosische  Bevollmächtigte  sich  legitimiert,  hier 
zu  traktieren,  könnte  man  nicht  sehen,  was  die  Deputierten  in  Frankfurt  von 
Reichs  wegen  ferner  machen  sollten. 

■)  S.  Londorp  XI,  S.  522. 

*)  S.  unten  die  Relation  v.  Caaitz's  aus  Frankfurt  vom  3,  November  1682, 


758  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfftrsten.     D.  Regenspurg 
8./18.  Dezember  1682. 

[Beschluß  des  kurfürstl.  Kollegs.    Von  K.Mainz  beantragte  Vorstellung  an 

den  Kaiser.] 

18.  Dez.  .  Der  Schluß  des  kurfürstl.  Kollegiums  ist  adjustiert  worden,  sein  Inhalt  ist. 
zuvörderst  sei  dahin  zu  sehen,  daß  die  Traktaten  mit  Frankreich  eifrig  ange- 
fangen und  kontinuiert  und  der  Friede  je  eher  je  besser  festgestellt  werde,  weil 
darin  vornehmlich  die  Sekurität  des  Reichs  bestehe,  nachher  konnte  der  Punkt 
der  Sekurität  um  so .  leichter  vorgenommen,  die  Reichsverfassung  desto  be- 
ständiger adjustiert  und  dem  Kaiser  wider  den  Erbfeind  mit  besserem  Nach- 
druck an  Hand  gegangen  werden.  Fürstlicherseits  wurde  verlangt,  daß  dieser 
Beschluß  dem  vorigen  annektiert  und  nicht  ein  neuer  formiert  werde,  die  Kar- 
fürstlichen aber  haben  remonstriert,  man  habe  zu  verschiedenen  Zeiten  über  die 
in  Ansage  gestandenen  Materien  deliberiert  und  daher  lasse  sich  das  letztere 
nicht  in  den  vorigen  Schluß  bringen,  es  wären  auch  verschiedene  Dinge,  and 
so  ist  es  dabei  verblieben. 

Der  K. Mainzische  hat  im  kurfürstl.  Kolleg  vorgeschlagen,  den  Kaiserin 
ersuchen,  seinen  ministris  hier  und  an  anderen  diensamen  Orten  zu  befehlen, 
sich  über  die  französischen  Vorschlage  gütlich  einzulassen  und  die  Friedens- 
8tabilierung  zu  befördern,  und  zwar  möchte,  da  eine  eigene  Abschick ung  des- 
wegen bei  dem  engen  Termine  nicht  möglieb  sein  wqrde,  dieses  den  Residenten 
am  kaiserl.  Hofe  aufgetragen  werden;  die  Wohlintentionierten  haben  sich  damit 
einverstanden  erklärt. *) 


G.  v.  «h»na  iukI  Scliönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Kegenspur«! 
15./ 25.  Dezember  1682. 

[Vorschlag  des  kurfürstl.  Kollegs,  zunächst  die  <|uaestio  an  vorzunehmen.    Verwendung 
für  die  Evangelischen  in  Schlesien  und  in  Frankreich.] 

J5.  Dez.  Im  kurfürstl.  Kolleg  ist  für  gut  befunden  worden,  da  man  mit  dem  fürstl. 

Kolleg  sich  nicht  einigen  könnte  und  doch  dahin  zu  sehen  wäre,  daß  die 
Traktaten  mit  dein  französischen  Bevollmächtigten  hier  förderlichst  angetreten 
würden,  dem  fürstl.  Kolleg  vorzuschlagen,  es  sollte  von  den  beiderseitigen  Be- 
schlüssen   abstrahiert    und    zunächst   wenigstens  die  quaestio   praejudicialis  an 

')  *2'2.  Dezember  1  C>82 /  1.  Januar  1(>S3  melden  sie,  K.  Bayern  und  K.  Sachsen 
wollten  dabei  nicht  konkurrieren,  die  wohlintentionierten  Kurfürstlichen  aber  hätten 
beschlossen,  es  in  Form  eines  gemeinsamen  Schreibens  zu  tun,  welches  derk.  mainiische 
Resident  in  Wien  übergeben  solle. 


Beratungen  üb.  d.  Verhandl.  mit  Frankreich.  Verwendung  f.  d.  Evangelischen.    759 

resol viert  werden,  es  seinerseits  meine,  daß  dieses  affirmative  festzustellen  und 
dem  Kaiser  zu  rekommendieren  sei.  Im  Fürstenrat  aber  hat,  obwohl  alle  'Wohl- 
gesinnten sich  darauf  einließen  und  auch  Bayern,  Leuchtenberg,  Freisingen, 
Regensburg  und  Baden-Durlach  beitraten,  doch  die  Majorität  erklärt,  daß 
man  noch  nicht  mit  Instruktion  versehen  sei.1) 

Die  Gesandten  der  evangelischen  Stände  waren  vorgestern  der  bedrängten 
Evangelischen  in  Schlesien  und  Ungarn  halber  zusammen  und  beschlossen,  durch 
zwei  verschiedene  Schreiben  an  den  Kaiser  für  dieselben  zu  interzediercu.  Der 
K.  Sächsische  hat  schon  den  Entwurf  eines  solches  Schreibens  zugunsten  der 
Sehlesischen  diktieren  lassen.  Betreffend  die  vorgeschlagenen  intercessionalia 
an  den  König  von  Frankreich  für  die  dort  verfolgten  Evangelischen  machten 
verschiedene  Diffikul taten,  besonders  hesorgte  man,  es  möchte  mehr  schaden  als 
nützen.  Sie  haben  darüber  bei  Gelegenheit  mit  Verjus  geredet  Dieser  riet 
nicht  zu  einem  gemeinsamen  Schreiben  an  den  König,  '  erbot  .  sich  aber, 
die  Sache  demselben  bestens  zu  repräsentieren,  wenn  ein  und  ander  Gesandter 
es  von  ihm  in  particulari  begehrte.  Dieses  ist  geschehen,  er  hat  es  wohl  auf- 
genommen und  ziemliche  Vertröstung  gegeben. 


Der  Kurfürst  an  G.  v.  Jena. 

D.  Potsdam  27.  Dezember  1682/ [6.  Januar  1683].2) 

[Auf  die  Relation  und  seinen  eigenhändigen  Rapport  vom  15./25.  Dezember.    Sein 

Entschluß,  don  Frieden  zu  befördern  und  an  der  Allianz  mit  Frankreich  festzuhalten, 

Mahnung  zu  vorsichtigem  Verhalten.] 

Er  wünscht,  daß  die  Traktaten  mit  Frankreich  mit  gutem  Sukzeß  fort-  G.Jan, 
gesetzt  und  der  Friede  mit  demselben   bei  diesen  ohnedem  ganz  gefährlichen 

J)  J.  berichtet  an  demselben  Tage,  am  8./ 18.  sei  im  Fürstenrat,  in  dem  sie 
beide  erschienen  wären,  das  magdeburgische  Defensivvotum  wider  die  österreichischen 
Auflagen  (s.  oben  S.  755)  verlesen  worden.  Österreich  hätte  sogleich  und  auch 
am  folgenden  Tage  etwas  darauf  repliziert  und  Magdeburg  mit  wenigem  darauf 
geantwortet.  Es  sei  alles  glimpflieb  und  bescheidentlich  abgegangen,  Österreich  habe 
sich  in  den  letzten  Wochen  moderater  als  früher  bezeugt  Magdeburg  habe  gar 
wohl  getan,  daß  es  seine  vorigen  vota  und  seine  Intention  auf  solche  Weise  justi- 
nziert habe,  man  spüre,  daß  sein  jetziges  votum  nicht  wenig  konsideriert  werde. 
Die  Frage,  ob  die  Traktaten  mit  Frankreich  reassumiert  werden  sollten,  sei  im 
Fürstenrat  noch  nicht  resolviert  worden,  nur  weil  Österreich  mit  keiner  Instruktion 
dazu  versehen  sei,  an  dem  die  Geistlichen  hingen.  Österreich  gehe  nicht  ins 
Konklave  und  bindere  dadurch  auch  die  anderen,  öffentlich  zu  sprechen,  der  kaiser- 
liche Hof  scheine  geneigt  zu  sein,  auch  den  anderen  Termin  vergeblich  hinstreichen 
zu  lassen.  Er  habe  vorlängst  remedia  vorgeschlagen,  aber  man  habe  aus  Partikular- 
abseben  mit  um  zutreten  Bedenken  gehabt,  wiewohl  man  es  soüst  gut  ermessen  habe. 

a)  Konzept  von  Meinders  geschrieben.  Vgl.  das  Reskript  von  demselben  Tage 
an  Spanheim  oben  S.  455. 


760 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684, 


Lauften  befestigt  werde*  Wohin  ratione  conditionum  seine  Gedanken  zielen,  jjt 
J.  bekannt,  er  wird  unverändert  in  der  Allianz  mit  Frankreich  beharren  und, 
so  viel  an  ihm,  zu  keinem  Widrigen  den  geringsten  Anlaß  geben,  vielmehr  aoca 
weiter  die  Intention  des  Königs  von  Frank  reich  befördern  und  sich  um  Befestigung 
des  Friedens  bemühen.  Dessen  hat  er  den  französischen  Gesandten  bei  Gelegen- 
heit jedesmal  zu  versichern. 

Ihbci  aber  [habt  Ihr]  hinfuro  Euch  alles  Glimpfs  und  geziemender 
Moderation  gegen  I.  Keys.  M.  ministros  und  andere  Gesandten,  insonder- 
heit die  GL  Bey ersehe  und  Ch,  Sächsische  wie  auch  die  Füret). 
Braunschweigische,  ea  wäre  denn  des  uns  gebührenden  Tractainetib 
halber,  worin  Ihr  nichts  nachzugeben,  zu  gebrauchen,  mit  dem  französi- 
schen Gesandten  zwar  vertraulich,  jedoch  behutsam  und  ohne  änderet 
deshalb  einige  Jalousie  zu  geben,  nmbzugehcn,  auch  von  allen  Sachen, 
welche  Mißhelligkeiton,  ombrage  und  Argwohn  verursachen  können,  fleißig 
und  sorgfältig  zu  absfcrahheu.  Denn  gleich  fast  ganz  Europa  wegen  der 
großen  Macht  von  Frankreich  allarmirt  ist  und  man  nicht  wissen  kinu, 
wie  die  Sachen  endlich  in  Engel land  und  Ungarn  ablaufen  mochten,  wir 
auch  bei  so  bewandten  Umbständen,  und  da  wir  an  allen  Seiten  von 
verdächtiger  Euch  bekannter  Nachbarschaft  umbgeben,  auf  unsere  Sicher- 
heit bedacht  sein  müssen,  also  will  uns  obliegen,  bei  sota n er  Bewandtnis 
der  Conjuncturen  in  unserer  Conduite  eine  besondere  Behutsamkeit  zu 
observiren.  Welches  alles  Ihr  auf  Eure  uns  geleistete  Pflichte  zu 
menagiren  und  uns  ferner  von  allen  Sachen  ausfuhrlich  Bericht  abzu- 
statten wissen  werdet.1)  Sonaten  habet  Ihr  auch  fleißig  fiirzus teilen,  wie 
unmöglich  es  sei,  daß  der  Keyscr  nnd  das  B.  Reich  zugleich  dem  Türken 
und  König  von  Franck reich  Widerstand  leisten  könne,  — 


')  J.  antwortet  darauf  4./M.  Januar  1663:  „Des  Französischen  will,  so  vir!  di* 
Civil itfit  zulasset,  mich  äußern,  er  kommt  ziemlich  oft  zu  uns,  auch  die  anderen 
Gesandten,  so  nicht  wohl  zu  vorhüten.  In  particulari  sind  alle,  keinen  ausgenommen, 
meine  Freunde  nnd  insonderheit  die  Chursächsische  gleichsam  meine  Confidentea« 
wie  auch  die  Braunschweig- hüneliurgischen»  und  demnach  es  bei  den  Teutechea 
eine  Vertraulichkeit  zu  stiften  und  zu  erhalten  pflegt,  wenn  man  mit  einander  hm 
und  etwas  über  das  ordinär  trinket»  also  habe  den  Tag  vor  angelanget  er  Post  Hlitfrt 
30  Gesandten,  Gesandtinnen,  Cavalliers  and  Dames  zu  mir  eingeladen  und  gestern 
Mittags  an  einer  vor  so  viele  Personen  vordem  von  mir  bestellten  Uvaltafel 
die  Nacht  tradiert,  da  ich  mit  den  vier  obgenannten  vornehmlich  vertraulich  redete, 
von  welchen  ich  wobl  versichern  kann,  daß  sie  alles,  was  in  ihrem  Verrat 
Erhaltung  guter  Nachbarschaft  und  Vertrauen  zwischen  E.  Chf,  D.  und  ihren  lloma 
tun  werden,  und  stehet  zu  E.  Chf.  D.  gnädigsten  Gefallen,  ob  Sie  mir  nur  ein 
geueralia  committieren  wollen»  damit  ich  desto  täglicher  Gelegenheit  bähe, 
Dinge  zu  incaminieren.4* 


Mahnung  zu  vorsichtigem  Verhalten.  Das  Reichsgutachten  über  die  Friedensfrage.  761 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

5./ 15.  Januar  1683. 

[Zustandekommen  eines  Reichsgutachtens  über  die  Friedensfrage.] 

Im  Fürstenrat  ist  am  vorigen  Samstag  aber  die  Friedensfrage  auch  eine  15.  Jan. 
ordentliche  Sitzung  gehalten,  und  da  die  Directoria  die  Publizierung  des  Conclusi 
bis  zum  ersten  Ratsgang  (welches  vorgestern  gewesen  sein  würde)  verschoben, 
so  hat  man  kurfürstlicherseits,  weil  summum  pericnlum  in  mora,  eine  außer- 
ordentliche Zusammenkunft  am  Dienstag  vorgeschlagen,  was  die  Fürstlichen 
auch  beliebten.  Nach  Publikation  des  Schlusses  des  Fürstenrats  wnrde  darüber 
sofort  von  den  beiden  höheren  Kollegien  referiert  nnd  korreferiert,  da  sie  in 
substantia  einig  waren,  ohne  Mühe  ein  gemeinsamer  Schluß  vereinbart,  dieser 
auch  von  den  Städtischen  angenommen,  und  so  ist  ein  Reichsbedenken !)  zustande 
gekommen,  des  Inhalts,  daß  die  Friedenshandlung  mit  dem  franzosischen  Bevoll- 
mächtigten schleunigst  anzutreten  und  fortzusetzen  sei,  und  zwar  konnte  am 
füglichsten  in  den  drei  Reichskollegien  das  Werk  beratschlagt,  darüber  die 
gewöhnlichen  Reichsgutachten  abgefaßt,  der  kaiserl.  Kommission  übergeben  und 
nach  erfolgter  kaiserl.  Approbation  die  also  verglichene  Notdurft  in  des  Kaisers 
und  Reiches  Namen  dem  französischen  Bevollmächtigten  schriftlich  übergeben 
und  dessen  schriftliche  Antwort  und  Erklärung  auf  demselben  Wege  an  die 
Reichsversammlung  zurückgebracht  werden.  Dieses  Reichsgutachten  ist  von 
K.Mainz  dem  kaiserl.  Prinzipalkommissar  übergeben  worden. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
12./22.  Januar  1683. 

[Kaiserliche    Approbation    der  Fortsetzung   der   Friedensverhandlungen,    Mitteilung 

derselben  an  Verjus.] 

Heute  vor  acht  Tagen  ist  dem  k.  mainzischen  Direktorium  von  der  kaiserl.  22.  Jan. 
Kommission  ein  Dekret3)  insinuiert,  in  welchem  sich  der  Kaiser  damit  zufrieden 
erklärt,  daß  die  Friedensverhandlungen  mit  Frankreich  hier  weitergeführt  würden, 
doch  dürften  dieselben  nicht  präzipitiert  und  müßte  in  allem  mit  Vorbehalt  der 
kaiserl.  Resolution  und  Approbation  verfahren  werden.    Da  durch  diese  kaiserl. 


J)  S.  das  Reichsgutachten  vom  13.  Januar  1683  (Londorp  XI,  S.  584;  Pachner 
v.  Eggenstorff  II,  S.  427). 

*)  S.  das  kaiserl.  Kommissionsdekret  vom  15.  Januar  1683  (Londorp  XI, 
S.  585;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  429). 


762  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Resolution  die  quaestio  an  in  effectu  ihre  Richtigkeit  erlangt  hat,  so  hat  d» 
k.  mainzische  Direktorium  davon  sofort  den  fürstlichen  Direktorien  Mitteilung 
gemacht  und  ihnen  zu  bedenken  gestellt,  ob  sie  es  nicht  den  übrigen  Gesandten 
vortragen  und  überlegen  wollten,  was  darauf  an  den  französischen  Bevoll- 
mächtigten zu  bringen  sei.  Die  fürstl.  Directoria  wollten  sich  dazu  erst  nicht 
verstehen,  endlich  vorigen  Montag  ist  dieses  kaiserl.  Kommissionsdekret  doch 
von  Salzburg  auch  im  Fürstenrat  vorgestellt  und  ist  darauf  von  allen  drei 
Kollegien  einmütig  beschlossen  worden,1)  daß  diese  kaiserliche  Approbation  der 
quaestio  an  dem  französischen  Bevollmächtigten  durch  die  kaiserl.  Kommission 
mitgeteilt  werden  solle.  Der  kaiserl.  Prinzipalkommissar  machte  anfangs 
Schwierigkeiten,  hat  aber  schließlich  seinem  Obermarschall  diese  Verrichtung 
aufgetragen. 

Der  französische  Bevollmächtigte  hat  dem  K.  Mainzischen  gesagt  es 
würde  zu  größerer  Sicherheit  der  rheinischen  Kurfürsten  gereichen,  wenn  dt> 
kurfürstl.  Kollegium  sich,  falls  es  von  dem  ganzen  Reich  nicht  geschehen  sollte, 
wegen  der  von  seinem  König  offerierten  Konditionen  ante  terminum  gegen  ihn  so- 
erböte,  wie  die  desfalls  gemachten  kurfürstl.  couclusa  in  sich  hielten.  Die  kur- 
fürstlichen Gesandten  haben  es  ad  referendum  genommen,  sie  werden,  wenn 
sie  nicht  zeitig  genug  Instruktion  erhalten  sollten,  sich  der  Majorität  kon- 
formieren. 


G.  v.  Jena  und  Schonbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Re^enspuri: 
19./29.  Januar  1683. 

[Neue  Mitteilung  des  Beschlusses   über  die   Fortsetzung   der  Friedensverhandlungen 

an  Verjus.     Meinungsverschiedenheit    zwischen   den   Kurfürstlichen   und    Fürstliche 

über  «las  einzuschlagende  Verfahren.] 

2i>.  Jan.  Weil    man    aus    der  Relation    des    Obcrmarschalls    des    kaiserl.   Prinzipal- 

kommissars, aus  der  Gegeninformation  des  französischen  Bevollmächtigten  und 
aus  allen  anderen  Dingen  wahrgenommen,  daß  letzterer  die  Intimation  nicht  für 
suffizient  gehalten  hat,  andererseits  aber  aus  dem  der  Relation  hinzugefügten 
Anhang  und  auch  aus  einem  neuen  kaiserl.  Kommissionsdekret2)  ersichtlich  ist 
daß  der  Kaiser  auch  rationc  raodi  mit  dem  Reich  und  dem  desfalls  abgegebenen 
Gutachten  einig  ist,  so  hat  man  kurfürstlichcrscits  um  so  mehr  für  notwendig 
gehalten,  dem  französischen  Bevollmächtigten  sofort  Nachricht  davon  zu  geben, 
dabei  auch  ratione  termini  einen  Anhang  zu  machen,  und  wenn  die  Fürstlichen 
darein  nicht  willigen  sollten,  es  allein  zu  tun.     her  K.  Mainzische  hat  dieses 

')  S.  das  Promeraoria  vom  18.  Januar  1G83  (Londorp  XI,  S.  ;>8tf;  Pachner 
v.  Eggenstorff  II,  8.  4l>1» f.). 

2)  S.  das  kaiserl.  Kommissionsdekret  vom  27.  Januar  1683  (Londorp  XI, 
S.  5S8;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  434). 


Weitere  Beratungen  ober  die  Friedensfrage.  763 

den  fürotl.  Directoriis  angezeigt,  darauf  ist  sofort  am  Samstag  in  allen  drei 
Kollegien  beschlossen,  daß  die  kaiserl.  Kommission  dem  franzosischen  Bevoll- 
mächtigten auch  von  der  völlig  resolvierten  qnaestio  qnomodo  Nachricht  geben 
solle.  Noch  an  demselben  Abend  ist  der  kaiserl.  Konkommissarins  selbst  zu 
dem  franzosischen  Bevollmächtigten  gefahren  und  hat  ihm  die  Mitteilung  gemacht, 
wodurch  das  commercium  zwischen  diesem  und  der  kaiserl.  Kommission  wieder 
eröffnet  worden  ist.  Der  Bericht1)  über  die  Verrichtung  des  Konkommissarins  bei 
Verjus  ist  auch  in  den  Kollegien  verlesen  worden,  auch  letzterer  hat  ihm  und 
anderen  einen  Bericht  darüber  mitgeteilt. 

Die  Fürstlichen  meinen,  daß  auf  Grund  der  zu  Frankfurt  projektierten 
Diskussion  hier  die  Friedensunterhandlungen  fortgesetzt  werden  sollen,  die  Kur- 
fürstlichen dagegen,  daß  die  am  l./ll.  Dezember  1682  von  ihnen  berichtete 
Re-  und  Korrelation  zu  reassumieren  und  zuzusehen  sei,  wie  sich  beide  Kolle- 
gien über  die  kommunizierten  conclusa  vergleichen  können.  Das  fürstl.  Kolleg 
hat  darauf  beschlossen,  auch  in  materialibus  ein  neues  conclusum  zu  verfassen 
und  zur  Re-  und  Korrelation  zu  bringen. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
26.  Januar/ 5.  Februar  1683. 

[Meinungsverschiedenheiten  zwischen  den  Kurfürstlichen  und  den  Fürstlichen.    Mit- 
teilung der  Kurfürstlichen  an  Verjus.] 

Die  Versuche,  zwischen  dem  kurfürstlichen  und  fürstlichen  Kolleg  einen  5.  Febr. 
Vergleich  zu  treffen,  sind  vergeblich  gewesen.  Die  Fürstlichen  meinen,  da  man 
in  dem  bekannten  concluso  die  Klausel  gesetzt,  daß  erst,  wenn  keine  besseren 
Bedingungen  in  Güte  zu  erhalten,  man  auf  die  französischen  Vorschlage  Frieden 
schließen  solle,  so  hätte  man  sich  zuerst  zu  bemühen,  bessere  Bedingungen  zu 
erhalten,  dazu  müßte  man  Traktaten  abhalten.  Dagegen  haben  die  Kurfürst- 
lichen ihnen  remonstrieren  lassen,  dieses  sei  nicht  der  rechte  Weg,  um  aus 
der  Sache  zu  kommen,  dieses  wäre  die  Hauptursache  davon,  daß  sich  die  Trak- 
taten in  Frankfurt  zerschlagen,  der  franzosische  Gesandte  würde  sich  darauf 
ebensowenig  hier  wie  dort  einlassen,  man  sollte,  wie  zu  Frankfurt  schon  unter 
der  Hand  gewesen,  dem  französischen  Bevollmächtigten  eine  Offerte  tun,  um 
dadurch  zu  den  Traktaten  einen  Ingreß  zu  machen,  wozu  aber  noch  zurzeit 
keiner  der  Fürstlichen  sich  instruiert  befunden  hat  Endlich  ließ  das  kurfürstl. 
Kolleg  vorschlagen,  da  der  Termin  am  Sonntag  abliefe,  sollte  die  kaiserliche 
Kommission  ersucht  werden,  dem  französischen  Bevollmächtigten  zu  melden, 
daß  man  zwar  im  Werk  begriffen  sei,  in  der  Sache  fortzufahren,  daß  man  aber 


').  S.  Londorp  XI,  S.  587 f.;  Pachner  t.  Eggenstorff  II,  S.  435. 


7G4 


V.  Brandenburg  und  da«  Reich  167!)— 1HS4. 


Sonntag 


noch  nicht  hätte  einig  werden  können,  sich  aber  bemühen  wollte,  bald  ans  dem 
Werk  zu  gelangen.     Damit  haben    die  Fürstlichen    und    Städtischen    sich 
glichen,  und  hat  der  kaiserl,  Konkommissarius  dieses  Anbringen  am 
bei  Verjus  getan.1) 

Mittwoch  redete  man  im  Fürstenrat  weiter,  wie  die  Konferenzsache  fort- 
Uen,  und  wurde  gemeint,  wenn  die  Kurfürstlichen  nicht  dem  fürstl.  codcIuso 
naher  treten  wollten,  so  sollten  beide  diflerente  Meinungen  in  ein  conclusem 
gebracht  und  dieses  nach  Re-  und  Korrelation  dem  Kaiser  zugestellt 
Die  Kurfürstlichen  aber  haben  beschlossen,  zuniirhst  in  ihre  Prinzipale  de** 
i  eiren  zu  referieren.  Da  sie  Bescheid  darauf  am  spätesten  erhalten  können»  so 
werden  sie  sich  sab  rata  mit  den  einkom tuenden  mitrichten. 

Auf  Veranlassung  von  K.  Mainz  haben  die  Kurfürstlichem  dem  französi- 
schen Bevollmäch tilgten  ihre  Beschlüsse  vom  28.  Juni/ S,  Juli,  vom  i::. 
vomber  und  vom  L/ll.  Dezember  zugeschickt,  derselbe  hat  geantwortet  f* 
wäre  ihm  lieb,  er  wollte  diese  cooclusa  durch  einen  Expressen  seinem  Konir 
zuschicken,  er  zweifelte  nicht,  dau  es  guten  und  besseren  Effekt  haben  würde, 
als  wenn  man  mit  der  Diskussion  die  Sache  angefangen  hatte. 


Der  Kurfürst  an  v.  Jena,     D.  Coln 
6./16.  Februar  168& 

[Sein  Festhalten  au  .seiner  bLsherigeu  Politik.     Wunsch!  daß  die  Vorhand taugen  mit 
Frankreich  beschleunigt  worden,  Befehl,   durch  sein   Verhalten   gegen  Vcrjus    h 
Anlaß  Rum  Mißtrauen  zu  geben,] 

16.  Febr.  —  Nun   ist  Euch  unsere  Intention   und   wie  sehr  wir  den  SoUofl 

und  die.  Endseh aft  dieser  Negoziation  verlangen,  gmigsatn  bekannt,  und 
gleich  wir*)  dabei  einen  Weg  als  den  andern  unverändert  und  beständig 
verharren,  also  habet  Ihr  Euch  in  Euren  votis  darnach  untertänigst  zu 
achten  und  dabei  niemanden  zu  einiger  Aenderung  die  geringste  Appa- 
renfc  oder  Hoffnung  zu  geben,  znmalen  bei  denen  jetzigen  Lauften,  und 
da  von  verschiedenen  Orten  von  einiger  Aenderung  in  unser  n  OOBflüiifl 
und  bisherigen  Mesuren  allerhand,  wiewoll  unbegründete  Sparuiinenten 
und  ertichtote  Zeitungen  herumbgeschrieben  und  ausgebracht  werden, 
wie  Ihr  dann  von  solcher  unserer  beständiger  Intention  in  denen  publica 
votis  ein  und  anders  vorzustellen  Gelegenheit  und  Anlaß  nehmen  könnet 

')  S.  die   PropositioD    Mey's    und    die    Antwort    Verjus1    (diet.    1.  Februar; 
32.  Januar  1088)  Lomlorp  XI,  S.  588;  l'aehuer  v,  Eggenstorff  11»  S,  435, 
J)  Vgl,  das  Reskript  an  Span  heim  von  demselben  Tage  oben  S,  ! 


Festhalten  d.  Kf.  an  seiner  bisherigen  Politik,  Wunsch  schleunigen  Fried ensschlusses,  765 


Was  wir  deswegen  iiüd  sonsten  an  unsern  Schwerin  rescribiret,1)  solches 
zeiget  der  copey liehe  Beischlaf),  wornach  Ihr  Euch  Eures  Ortes  auch  zu 
achten  und  alles,  was  zu  Beförderung  des  Friedens  unruermehr  gereichen 
kann,  Eures  Teils  willig  und  ohne  einziges  ander  Absehen  beizutragen 
habt,  wie  wir  dann  keine  Ursach  sehen,  welche  Euch  abhalten  können, 
dasjenige,  was  nomine  collegii  Electoralis  an  den  frantzösischen  Plenipo- 
tentiarium  Comte  de  Cressy  m  bringen  von  Oh.  Mayntz  und  anderen 
gutgefunden  und  proponiret  worden,  unsertwegen  pure  mit  au  appro- 
biren.  Es  würde  auch  außer  Zweifel  die  Traetaten  sehr  befordern 7  wenn 
es  nomine  Imperii  dahin  gebracht  werden  konnte,  daß  man  sofort  und 
ohne  einige  Weiterung  zur  *Sache  seibaten  schritte  und  an  Franck reich 
eine  würkliche  Offerte  täte.  Wir  wollen  nicht  hoffen,  daß  man  an 
I.  Keys,  IL  Seiten  von  dem  Reichsschi  usse  abgehen  und  andere  Materien 
in  diese  Handlung  vermischen,  absonderlich  wegen  der  italienischen, 
spanischen  und  anderer  auswertigen  iuteresse  solche  traisniren  oder  mit 
unnötigen  und  weitläufigen  Discussionen  die  Sache  aufhalten  werde, 
und  habt  Ihr  dieser  wegen  mit  denen  Woll  Intention  irten  auch  die  Not- 
turft  ferner  und  auf  alle  dienliche  Weiae  und  Art  zu  beobachten*  — 

P-  S.  Auch  weil  wir  von  Paris1)  und  sonsten  ein  und  ander  Nach- 
rieht bekommen,  als  wann  Ihr  Eure  bisherige  Art  und  Manier  von  (on- 
vexsation  mit  dem  Comte  de  Cressy  dergestalt  und  so  merklich  gelindert, 
daß  dieser  daraus  gar  eine  froideur  deuten  und  andere  solches  als  ehe 
Aenderung  in  unsern  consiliis  auslegen  und  sich  nicht  wenig  damit 
llattircn  sollen  —  als  befehlen  wir  Euch  gm,  daß  Ihr  —  durch  Euer 
Comportement  und  Ootiduito  m  keinen  dergleichen  Ombragen  und  un* 
begründeten  Spargimenten  Ursach  gebet.1) 


')  S.  Pnfendorf  XVIII,  §82  (S.  1491);  r.  Orlicfa  II,  S.4%ft\;  ürfc  u.  Akt. 
XIVV2,  S,  1052  ff, 

*)  S*  die  Rektion  Spanheims  vom  29.  Januar  \ii$3  oben  S.  45G. 

3)  3.  antwortet  darauf  Hi*/26,  Februar  1683,  er  könne  sich  nicht  erinnern,  daß 
er  Yerjus  oder  anderen  durch  sein  Kfiraportcment  dio  geringste  Ursache  zum  Miß- 
trauen gegeben  habe,  derselbe  habe  dergleichen  auch  gegen  ihn  nicht  merken  lassen, 
sondern  vielmehr  kon  testiert,  daß  er  mit  seiner  Konduite  zufrieden  sei,  er  sei  neulich 
mit  seiner  Gemahlin  sein  Gast  gewesen  und  habe  ihm  vertrauliche  Mitteilungen 
gemacht.  Jene  Gerachte  gingen  von  der  Gegenpartei  aus,  die  dadurch  die  Gemüter 
irre  in  machen  suche.  Kf*  erwidert  darauf  24.  Februar  /  6,  März  1683,  er  solle  «war 
seineu  ihm  bekannten  consiHis  bestandig  inhärieren,  aber  sich  auch  gegen  die  andere 
Partei  mit  allein  Glimpf,  Moderation  und  Behutsamkeit  betragen,  so  daß  keinem  Teile 
zu  Schöpfung  unzeitiger  Ombrage  Anlall  gegeben  werde. 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679— J^M, 


per  Kurfürst  an  die  Ucgensburgischc  Gesandtschaft.     D.  Culn 
17;/[27.]  Mfirz  1083.     (Göne.  Moindere.) 

[Unmöglichkeit,  der  dem  Reiche  drohenden  doppelten  fiefahi   zu  widerstehen*    BcWil 
auf  einen  Vergleich  mit  Frank  reich  zu  dringen.] 

-?■  Mto  Er  vernimmt  mit  nicht  geringer  Verwunderung,   daß,   obwohl  die  Türken- 

gefahr  mehr  und  mehr  zugenommen  hat,  gleichwohl  auf  die  dagegen  tu 
ergreifenden  wahrhaften  Mittel,  Stiftung  eines  innerlichen  Vernehmens  in  der 
Christenheit  und  Versicherung  des  Reiches  gegen  die  benachbarte,  in  so  t&mh 
dabier  Verfassung  stehende  Krone  Frankreich,  so  wenig  gedacht  und  die 
Friedonsbartdhmg  dort  so  kaltsinnig  getrieben  wird. 

Wir  unsere   Urts   sind    bei   so    bewandteu   Umbstäuden    vor  des  L 
Vaterlandes  Wollfahrt  und  wie  dieselbe  annoch  zu  erhalten  nicht  wenig 
besorget,    wollen  auch   nicht   ermangelt],   alles  das   noch    ferner  zu  tun. 
was  zu  desselben  Salvirung  einiger  Gestalt  gereichen  kann,   befehlen  Euch 
auch  hiemit  in  Gnaden,1)  nicht  allein  in  uiisren  votis  eowoll   in  {'«llegia 
Electorali  als  Priucipum  die  dem  Reich    bevorstehende  doppelt«  Gefahr, 
die  pur  lautere  Unmöglichkeit,  derselben  zugleich  zu  widerstehen,   und 
daher  entspringende  ine  vi  table  Neoessität,  mit  der  Crem  Franck  reich  sich 
so  schleunig  und   auf  so  gute  conditiones    als   möglich   zu  vergleichen, 
mit  allen    behörigen    l  rabständen    aufs    beweglichste   nochmalert 
stellen,  sondern  auch  sowoll  bei  denen   kaiserlichen  ministris   als  denen 
übrigen  Gesandten  durch  absonderliche  Zuspräche  in  ihren  Ilausern  eben 
dergleichen  remonstrationes  nach  Beilüden  zu  tun,  auch  Euch   beiderseits 
dahin  zu  bearbeiten,  daß  von  anderen  Wollgesi unten  dergleichen  gQtt&et 
und   die   Friedenshan  dl  ung   mit  Franck  reich    nunmehr   mit  Ernst   voifn- 


')  Sehen  am  23,  Januar  /  [2.  Februar]  UM  hatte  Kf.  (jl  Pufeiidorf  XYlll, 
§88  5.  MGTf.)  der  Gesandtschaft  geschrieben;  „Befehle«  Kuch  hiemit  in  ünadfii, 
sowohl  bei  Ablegnng  unserer  vetonun  in  publice  als  Senaten  bei  allen  Gelegenl 
das  Werk  mit  allem  Ernst  und  Eifer  dahin  unter  hauen  tu  helfen,  daß  man  den 
kürzesten  und  geradesten  Weg  in  dieser  Mache  gehen  und  bei  üor  dem  Reiche  **» 
Oriente  et  oeeidente  anscheinenden  Gefahr  sich  sobald  in<"jglidi  an  einet  s 
hehörige  Sicherheit  stellen  möge,  umb  an  der  anderen  des  Reichs  und  der 
allgemeinen  Christenheit  Bestes  umb  so  viel  hesser  und  nach4röokl icher  beobachten 
tu  können." 


Unmöglichkeit,  der  doppelten  Gefahr  in  widerstehen.  76? 

nommen  und  so  gut  als  bei  dem  jetzigen  schlechten  und  gefahrlichen 
Zustand  des  Reichs  zu  erhalten,  festgestellet,  auch  alle  unnötige  —  Weit- 
läufigkeit dabei  abgeschnitten  werden  möge.  — 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    DL  Regenspurg 
27.  April/ 7.  Mai  1683. 

[Sie  haben  veranlaßt,   daß  von  den  Kurfürstlichen   über  eine  Erwiderung   auf  das 
von  dem  Prinzipalkommissar  übergebene  anzügliche  Schreiben  der  Fürstlichen 

beraten  wird.] 

Da  das  kurfürstl.  Kolleg  auf  die  neue  Instanz  des  fürstlichen  erklärt  hat,  7.  Mai 
von  seinem  früheren  Konklusum  nicht  abgehen  zu  können,  so  hat  dieses  den 
kaiserl.  Prinzipalkommissarius  ersucht,  seine  officia  bei  dem  kurfürstlichen  zu 
interponieren,  ob  dieses  etwa  auf  andere  Gedanken  gebracht  werden  könnte, 
damit  man  in  der  Gute  aus  der  Sache  gelangen  könnte,  oder  aber,  ob  es  zur 
Inserierung  beider  diskrepanter  Meinungen  in  ein  commune  conclusum  disponiert 
werden  möchte.  Dieses  ist  auch  geschehen,  der  Bischof  von  Eich  statt  hat  vor- 
gestern den  K.  Mainzischen  zu  sich  gebeten,  ihm  dieses  alles  angezeigt  und 
auch  zu. verstehen  gegeben,  daß  der  Kaiser  sonst  andere  mesures  nehmen 
müßte,  er  hat  auch  den  ihm  von  den  Fürstlichen  pro  memoria  ü bergebenen 
Aufsatz  dem  K.  Mainzischen  zugestellt  Als  dieser  die  Sache  im  kurfürstl. 
Kolleg  vortrug,  waren  die  anderen  der  Meinung,  das  communicatum  sei  an  die 
Prinzipale  zu  schicken  und  Befehl  darüber  einzuholen,  sie  aber  haben  zu 
bedenken  gegeben,  es  seien  allerhand  schwere  imputationes  darin,  ein  minister 
könnte  dieselben  nicht  so  schlechter  Dinge  ad  referendum  nehmen,  sondern 
wäre  verpflichtet,  seines  Herrn  Intention  zu  justinzieren.  Man  hätte  das  Memo- 
rial entweder  mit  Glimpf  zurückzugeben  oder  wenigstens  förmlich  darüber  zu 
konsultieren  und  den  kaiserl.  Prinzipalkommissar  zu  ersuchen,  den  Fürstlichen 
zuzusprechen,  damit  diese  der  Meinung  der  Kurfürstlichen  accedierten.  Dabei 
blieb  es,  und  man  wird  heute  oder  morgen  ordentlich  davon  reden.1) 


])  Am  4./ 14.  Mai  berichten  sie,  daß  dieses  geschehen  sei  und  daß  die  Majorität 
beschlossen  habe,  in  einem  Memorial  auf  den  Aufsatz  der  Fürstlichen  zu  antworten, 
die  darin  enthaltenen  harten  Ausdrücke  gebührend  zu  ahnden  und  diese  Erwiderung 
dem  Prinzipalkommissar  zuzustellen.  Am  11./21.  Mai  melden  sie,,  die  Sache  sei 
dadurch  in  einen  anderen  Stand  gekommen,  daß  letzterer  das.  fürstliche  Memorial 
zurückbegehrt,  sich  entschuldigt  und  gebeten  habe,  von  einer  Erwiderung  auf  das- 
selbe abzustehen,  dazu  seien  auch  die  Kurfürstlichen  bereit,  doch  wollten  sie  sich 
nicht  übereilen  und  die  Sache  doch,  wenn  auch  ebne  es  aufs  Papier  zu  bringen, 
ahnden. 


7(iK 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1G79— 1G84. 


(1,  V,  Jena  und  Schiinl.n*ck   an   den   Kurfilrsten. 
D.  Regeaspurg  29.  Juni/ 9,  Juli  1683J) 

[Das  neue  Koni  m  is  si  o  nsdck  rot  J 

iL  Juli  Der  kaiserliche  Prinzipalkommissar  hat  dem  K.  Mainzischen  ein  Dekret1) 

zur  sofortigen  Diktatur  mitgeteilt,  betreffend   das  Friedenswerk  mit  Frankreich. 
Ks  ist  großenteils  aus  der  Frankfurter  Deduktion  genommen,    ist    sonst   etwas 
scharf  eingerichtet    und    enthält  ziemlich    starke    commimttioims.      Per   Kaiser 
verlangt  über  diese  Proposition   ein  ungesäumtes  Relclisgutachten   oder  soi 
Vorschlüge,  wie  zu  dem  Friedenswerk  zu  gelangen.1) 


G,  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspul]! 

6./1&  Juli  1683. 

[Die  Türk  enge  fahr.     Das  darauf  bezügliche  kaiserliche  Kommission  »de  Ire!.] 

15,  Juli  Der  kaiserliche  Prinzipalkornmissar  hat  infolge  der  bösen  Zeitung  von 

Wien  seine  beabsichtigte  Reise  aufgegeben  und  auf  kaiserlichen  Befehl  doit 
Konkoinmissarius  dem  französischen  Botschafter  von  der  Gefahr  Nachricht  geben 

')  I.  schreibt  an  demselben  Tage  in  der  Rcichst&gszcitiing:  Das  kaiserliche 
Kommissjonsdekret  laute  ganz  anders  als  die  vor!  fingst  von  dem  kurfür«! liehen  Kolleg 
gefaxten  Beschlüsse,  das  Reich  solle  sich  niclil  absonderlich  mit  Frankreich  vergleichen, 
sondern  zugleich  im  Frieden  in  der  ganzen  Christenheit  gestiftet  werden.  Die  fran* 
zustäche  Frankfurter  Proposition  (s,  oben  S.  GlM)  werde  nicht  nur  gänzlich  verworfen 
und  man  fordere  nicht  nur  Kiick^abe  alles  dessen,  was  Frankreich  seit  dein  Nimwegener 
Frieden  okkupiert  habe,  sondern  auch  Ersatz  für  dou  dadurch  angerichteten  Schaden, 
und  man  drohe  am  Ende  sogar  mit  Krieg.  Die  meisten  zweifelten,  ob  die  Kunjun 
turen  so  bewandt  seien,  daß  man  dergleichen  publizieren  dürfte.  Wenn  mar 
Türken  aus  Ungarn  vertrieben  hätte  und  mit  der  Armee  bei  Adrianopel  stände  und 
ein  paar  stattliche  Armeen  jenseits  des  Rheins  Posto  gefaßt  halten,  ließ«?  sich  wohl 
*o  sprechen,  jetzt  aber,  wo  man  das  Seine  In  Ungarn  nicht  ma  intonieren  kdntt* 
sich  kein  neuer  Krieg  anfangen.  Alänniglich  verwundere  sich  auch,  warum 
solchem  Zustande  der  Dinge  die  Alliierten  dei  Kaisers  keine  Volker  narh  Hag 
schichten  und  warum  keine  Hilfe  gegen  den  Türken  begehrt  werde.  Vgl*  Pitfenderf 
XVIII,  5  89,  S,  1469. 

•)  S.  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  458IT. 

*)  Kf.   erwidert  darauf   Ul/20.  Juli  1683,  die   Erblande    des   Kaisers    seien 
Hiebt?  Gefahr,  daÜ  Ihr«  Urformon  ml  die  bisherige  Weise  nicht  werde  bewerkstetlij 
u erden  künnen.     Das  einzige  Mittel  dam  sei,  die  Traktaten  mit  Frankreich  crtüttlich 


Die  Türkengefahr.  769 

und  ihn  ersuchen  lassen,  von  seinem  König  das  Versprechen  zn  erwirken, 
während  dieses  Türkenkrieges  weder  den  Kaiser  noch  die  Reichsstande  an  der 
Gegenwehr  gegen  die  Türken  hindern  zu  wollen.  Auf  Grund  des  darauf  bezug- 
lichen Kommissionsdekrets1)  ist  in  beiden  Kollegien  beschlossen  worden,  die 
vom  Kaiser  verlangte  Hilfeleistung  den  Prinzipalen  bestens  zu  rekommendieren. 
Im  Kurfürstenrat  hat  man  auch  vorgestern  von  dieser  großen  Türkengefahr  und 
dem  den  österreichischen  Landen  drohenden  Untergang  diskurriert,  diejenigen 
Gesandten,  die  auf  die  Annahme  der  französischen  Proposition  bisher  gestimmt,- 
sind  um  so  mehr  bei  ihren  votis  und  hierüber  gemachten  conclusis  verblieben, 
weil  dieses  fast  der  einzige  Weg  sei,  sotanen  Frieden  zu  erhalten  und  das  Reich 
zu  retten.  Der  K.  Bayrische  und  K.  Sächsische  haben  es  ad  referendum 
genommen.  Da  der  Kaiser  und  alle  vornehme  ministri  sich  in  Konfusion  von 
Wien  retiriert,  der  Schrecken  und  das  Flüchten  in  Österreich  überaus  groß  ist 
und  sich  bis  hieher  zieht,  wollen  auch  hier  etliche  bereits  anfangen,  auf  ihre 
Retirade  zu  denken. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

13./23.  Juli  1683.2) 

[Die  Beschlüsse  der  drei  Kollegien  in  betreff  der  Türkengefahr.] 

Über  das  kaiserliche  Kommissionsdekret  hat  man  im  kurfürstlichen  und  23.  Juli 
im  fürstlichen  Kolleg  deliberiert,  man  bat  aber  in  beiden  votiert,  daß  man  hier- 
über nicht  mit  Spezialinstruktion  versehen  sei,  die  Kurfürstlichen  haben  wieder 
auf  Annahme  der  französischen  Proposition  gedrungen,  was  auch  diejenigen  im 
Fürstenrat  taten,  welche  es  bisher  mit  dem  kurfürstlichen  Kolleg  gehalten. 
K.  Bayern  hat  in  beiden  Kollegien  unverzügliche  Hilfeleistung  an  den  Kaiser 
verlangt  und  selbst  resolviert  8 — 9000  Mann  zu  schicken.  Ein  Konklusum  ist 
noch  nicht  abgefaßt,  sondern  es  sind  nur  die  Erklärungen1)  der  beiden  Collegia 
gegen  einander  ausgewechselt  worden.  Das  kurfürstliche  enthält,  man  könnte, 
da  man  noch  keine  Instruktion  über  die  beiden  letzten  kaiserlichen  Dekrete 
erhalten,  nur  die  vorher  durch  das  K.  Mainzische  Direktorium  mündlich  mit- 
geteilte Erklärung  wiederholen,  man  zweifelte  nicht,  daß  allerseits  Prinzipalen 


vorzunehmen  und  zum  Schluß  zu  befordern.  Da  nach  dem  kaiserlichen  Kommissions- 
dekret noch  schlechte  Disposition  dazu  zu  sein  scheine,  so  sollten  sie  dieses  in  beiden 
Kollegien  mit  dem  nötigen  Nachdruck  vorstellen.  Er  habe  deswegen  auch  an 
K.  Sachsen  geschrieben  und  erwarte  mit  Verlangen,  ob  nicht  diese  große  Gefahr 
endlich  dem  kaiserlichen  Hofe  die  Augen  öffnen  und  zur  Änderung  seiner  Konduite 
Anlaß  geben  werde. 

')  S.  dieses  Dekret   vom  2./12.  Juli  1683  Londorp  XI,  S.  615f.;   Pachner 
v.  Eggenstorff  II,  S.  462f. 

3)  S.  diese  Erklärungen  Londorp  XI,  S.617. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  O.  Kurfürsten.   XIX.  49    * 


770 


V.  Brandenburg  und  das  tteicu  1679—1084. 


auf  die  Türkengefahr  die  nötige  Reflexion  machen  würden,  indessen  wlre  im 
Friedensnegotium  mit  Frankreich  ohne  Verzug  zu  befördern.  Die  Kr k lärmig  des 
Fürstenrats  ist  einsdem  tetions  und  ittftb  die  Städtischen  bähen  ttklllt,  sie  seien 

gleicher  Meinung. 


Der  Kurfürst  an  die  Regenaburger  Gosamlhschafb,    D.  Put-i 
8i./[81-]  Jnli  1G83,    (Conc.  Heindem.) 

[Auf  die  Relation  vom  13./ 23.  jt,|j.     .Seine  Antworten  an  den  Kaiser  und  m 
K.  Sachsen*     Notwendigkeit  des  Friedenden  lusses  uiit   Krank  reich.] 

—  Wohin  Unsere  hieber  führende  Gedanken   gehen   und   was  Wir 
für  die  Rettung  des  1*  Vaterlandes   in   dieser  allgemeinen   Not    zu  tu™ 
gameiliei  ^oin,  solches  habt  Ihr  aus  heikommenden  Abschriften  Unserer 
sowoll  an  L  Kays.  M. ')  selbsten  als  auch  Cliur-Saehsens*)  Ld.  jüngster 
Tagen  angelassenen  Antwortschreiben   mit    mehrcrem  zu   ersehen,   Mal 
nach  deren  Inhalt  Eure  vota  einzurichten,   dabei  aber  auch   gebührend 
vorzustellen,  daß,  weilen  man  die  Defension  des  Reichs  gegen   den  Erb- 
feind uniniiglich  mit  Succes  und    benötigter  Sicherheit  würde  fortsei.- 
und  die  gesambte  Reichs  macht  dastu  einployren  können,  wann  man  nicht 
zugleich  mit  der  Cron  Frankreich   sich    vergleichen   und   solchergestalt 
wegen  aller  besorgenden  Unruhe  ah  oeeidento  versichert  sein  soll 
notwendig  auf  den  Frieden  mit  selbiger  Cron  ferner  würde  zu  gedenken 
und  derselbe  so  gut  als  miiglich  mit  dem  ehisten  festzustellen  sein,  ife- 
dann  man  mit  vereinigter  Macht  und  so    viel  mehrerer  Securitat  und 
Freudigkeit  wieder  den  Türken  wird  agiren  und  desselben  blutdürstigen 
Vorhaben   nachtrückliehen  Wiederstand    tuen   können*    wozu  Wir  denn, 
falls  es  nur  Unsere  Leibea-Constitution  wird  erleiden  wollen,  in  eiger 
hohen    Person    coneurriren.    Bauten    aber    doch    mit    aller    Macht    and 
Kräften  das  Unserige  dabei  tun  werden,*)  — 

*)  $.  Urk.u,  Akt.  X1V,2,  s.  li»7i*. 

a)  S.   v.  Kaumer,   Ilistor.  Taschenbuch    N\  F.   IX   ,S.  &S8ff.    und    unten.      I 
Pufendorf  XVÜIt  §  H5  (S,  I473f.)j  Klopp,  Das  Jahr  1688  und  der  Kroße  Türke«* 
krieg  S.  l>tU;(L). 

*}  KL  übersendet  den  Gesandten  (d.  Potstatu  24.  Juli/LS-  August]  1683)  min 
!te*kri|>t  an  den  Fürsten  von  Anhalt  betreffend  die  von  Frankreich  eingelaufene 
Deklaration  (s.  Londorp  XI,  S.  .  6'I8H;  Pachner  *,  EggensUrff  II,  S»  464 IL)  und 
weist  sie  an,  danach  ihre  vota  abzulegen  und  durch  alle  beweglichen  Vorstellungen, 
doch  unter  Vermeidung  aller  choi|uaulen  termlni,  darauf  sn  driogsfi,  dnil  »eiu  tt 
gemeinter  Vorschlag  angcnoniuun  und  sufolge  dosten  der  Vergleich  mit  Frauke 
vor  Ablauf  des  von  diesem  gestellten  Termins  getroffen  werde» 


Drängen  des  Kf.  auf  Abschloß  des  Friedens  mit  Frankreich.  771 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
3./ 13.  August  1683. 

[Beratung  im  kurfürstl.  Kolleg,  Untätigkeit  des  fürstlichen,  Erklärung  des 
französischen  Gesandten.] 

Sie  haben  das  von  Kf.  ihnen  Anbefohlene  bei  der  vorgestrigen  Umfrage  13.  Aug. 
im  kurfürstl.  Collegio  über  das  franzosische  Memorial  vorgestellt,  es  ist  aber 
noch  kein  Konklusutn  abgefaßt  worden,  der  K.  Bayrische  entschuldigte  sich 
mit  mangelnder  Instruktion,  der  K.  Sächsische  ist  nicht  hier,  K.  Mainz  führte 
verschiedene  rationes  an,  warum  von  den  von  dem  König  von  Frankreich  vor- 
geschlagenen beiden  Alternativen  mehr  auf  das  armistitium  als  auf  das  andere 
zu  reflektieren  sei.  Der  Fürstenrat  hat  sich  schon  etzliche  Wochen  nicht  in  das 
gewöhnliche  Konklave  begeben,  sie  haben  sowohl  durch  K.  Mainz  als  auch  selbst 
bei  den  Direktorien  erinnert,  daß  man  dort  ebenfalls  darüber  deliberieren  möchte 
aber  ohne  Erfolg,  sie  haben  aber  den  fürstlichen  Gesandten  in  particnlari  von 
dem  von  Kf.  empfangenen  Befehl  Nachricht  gegeben.  Auch  dort  scheinen  viele 
mehr  zu  dem  armistitium  zu  inklinieren. 

Der  französische  Bevollmächtigte  hat  dem  K.  Mainzischen  und  anderen 
anzeigen  lassen,  sein  König  bestände  darauf,  daß  noch  in  diesem  Monat  die 
Resolution  auf  seine  Deklaration  einkomme,  sonst  werde  er  in  dem  fortfahren, 
was  sein  und  seiner  Alliierten  Interesse  erfordere.1) 


Der  Kurfürst  an  die  Regensburgische  Gesandtschaft.    D.  Potstam 
14./ 24.  August  1683. 

[Auf  die  Relation  vom  6./16.  August.    Besorgnis,  daß  der  Kaiser  den  Friedensschluß 

zu  vereiteln  suchen  werde,  Vorschlag,  daß  die  Reichsstände  dann  für  sich  mit 

Frankreich  einen  Vergleich  schließen  sollten.] 

Er  hat  mit  Freuden  ersehen,  daß  das  kurfürstl.  Kolleg  in  dem  Friedens-  24.  Aug. 
werk  ein  so  heilsames  Konklnsum  gemacht  hat,  hofft,  daß  auch  das  fürstl.  Kolleg 
ungeachtet  der  Opponenten  dahin  gedeihen  wird,   fürchtet  aber,   daß  man  am 

')  Am  6./16.  August  übersenden  sie  das  kurfürstliche  Konklusum  (s.  Londorp 
XI,  S.  G22f.),  am  13./23.  August  berichten  sie,  daß  das  kurfürstliche  Kolleg  wegen 
der  Langsamkeit  der  Beratungen  im  Fürstenrat  ein  Schreiben  an  den  Kaiser  wegen 
Fesstellung  des  Friedens  mit  Frankreich  vor  Ablauf  des  Termins  habe  abgehen 
lassen,  am  20./ 30.  August  melden  sie,  daß  auch  das  fürstliche  Kolleg  ein  Konklusum 
(s.  Londorp  XI,  S.  623)  gemacht,  daß  aber  beide  Kollegien  sich  noch  nicht  hätten 
vergleichen  können. 

49« 


HS 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  167D— 1€84. 


kaiserlichen  Höfe  solche  Conclusa  zu  dudieren  suchen,  den  Termin  an  verrieb  teter 
Sacbe  verstreichen  lassen  und  so  das  Reich  der  äußersten  Gefahr  exponieren  wird- 
Sollte  dieses  geschehen,  so  sollen  sie  mit  den  wohl gesi nuten  Ständen  überlegen, 
oh  die  Stände  nicht  für  sich  einen  Vergleich  mit  Frankreich  zu  treffen  und  sieh 
so  dem  bevorstehenden  Untergang  zu  entziehen  hätten.  Dieses  würde  um  so 
weniger  verdacht  werden  können,  da  der  kaiserliche  Hof  klärlieh  blicken  liül 
daU  es  ihm  mehr  um  das  Interesse  auswärtiger  Potentaten  als  um  die  Konser* 
vatiou  des  Reiches  zu  tun  M.  und  da  im  äußersten  Notfall  jeder  Stand  aof 
seine  Rettung  bedacht  sein  muß. 


G.  v*  Jena  und  Schttnbeck  an  den  Kurfürsten,    D.  Regenspiirjr 
24,  August/3.  September  1683, 

[Zustandekommen  eines  ReiefasgutachLen*,  Mitteilung  desselben  an  den  fr  i 
Gesandten,  dessen  Antwort*     Ankunft  W  indisch  grata  V] 

Btpl  Es  ist  glücklich  dahin  gebracht  worden,  daß  die  beiden  höheren  Colleges 

sich  quoad  qaaestiouem  au  wegen  des  von  Frankreich  vorgeschlagenen  amtistitii 
verglichen  haben  und  ein  commune  conclusum1)   vereinbart  worden  ist,    v, 
jedoch   die  Fürstlichen   großenteils  bedungen   haben,  daß  durch   das  Wort  quv- 
modo  nichts  anderes  als  alle  künftige  bei  dem  armistitio  noch  ab  au  handelnden 
conditioues  verstanden  werden  sollten,  die  Reichsstadt  ist*  heu  haben  sieh  auch  mit 
den  beiden  höheren  Kollegien  verglichen,  und  darauf  wurde  beschlossen,  durch 
den  Konkommissarius  noch  an  demselben  Tage,  dem  letzten,  dem  BrUHfflniwsl 
Bevollmächtigten  mündlich  mitteilen  zu  Inssen,  daß  man  rntioiie  quaeslionis  an  in 
allen  drei  Keichskollegien  auf  ein  anuistitium  affirmative  geschlossen  habe  und  dar- 
über ein  Reichsgutacbten  au  den  Kaiser  abfassen  werde,  und  ihn  zu  ersuchen,  seine 
officia  hei  dem  Könige  dabin  anzuwenden,  daß  den  Traktaten  eine  solche 
gelassen  werde,  binnen  welcher  auch  das  Reich  sich  mit  dem  Kaiser  über  » 
und  anderes  vergleichen  könnte.     Im  Kurfürsten  rat  war  man  überdies  noch  ein* 
mutig  der  Meinung    der  K,  Maiuzische   sollte  an    demselben   Tage    zu   dein 
franzosischen  Botschafter  sich  begeben  und  ihm  das  Kon Musum  zustellen.    Bn 
ist  geschehen.     Dein  Kunkommissarius  hat  Vorjus  geantwortet,   er  wollte  dem 
Könige  Anzeige   davon    macheu    und  seine   möglichsten    officia   anwenden,    er 
fürchtete  aber,  es  werde  schlechten  Effekt  haben,  da  die  Sache  noch  nicht  aus* 
gemaebt  sei  und  das  Reich  sich  die  Hände  noch  offen  hielte,   der  König  daher 
auch  werde  frei  sein  und  seine  Konvenicuz  beobachten  wollen.     Fr  hatte  n 
von  dem  König  Ordre,  noch  6,  8   oder  10  Tage  über  den  Termin   zuzuwar 
aber  nur,  damit  in  der  Zeit  die  Traktaten  geschlossen  werden  konnten*  er  hol 
also,  das  Reich   werde  innerhalb  dieser  Zeit  das  Werk   völlig  sehließen.     Dem 

l)  S,  Londorp  XI,  S.  C25. 


Das  Reichsgutachten  wegen  des  Waffenstillstandes. 


773 


K.  Mainzischen  bat  er  gesagt,  er  wüßte  nicht,  ob  der  König  mit  dieser  Erklärung 
zufrieden  sein  würde,  er  hätte  Befehl,  durch  den  Kurier,  welcher  dem  &&ßfg 
die  Resolution  des  Reichs  überbringen  sollte,  auch  einigen  Generalen  in  Straß* 
hurg  Nachricht  zu  geben,  ob  so,  wie  der  König  es  verlangt,  geschlossen  worden 
sei.  Nun  wußte  er  nicht,  wie  er  diesen  Generalen  schreiben  sollte;  da  das 
Reich  sich  super  quaesüone  quoraodo  et  quando  noch  eine  offene  Hand  vorbe- 
hielte, so  könnte  sich  aach  der  Konig  nicht  vinkulieren  lassen, 

Vorgestern  wurde  das  Reichsgutachten1)  über  diese  Materie  von  K.Mainz 
den  Kollegien  kommuniziert  und  von  diesen  gebilligt. 

Am  81*  August  ist  Graf  Wind iscbgr ätz  hier  angelangt,  er  hält  sich  noch 
inkognito  auf,  der  Komtnissarius  hat  zu  dem  K.  Mainzischen  gesagt,  er  werde 
als  Interims-Prinzipalkotumissarius  hier  sein,  in  dem  kaiserlichen  Schreiben3) 
aber  steht  nur,  er  sei  vom  Kaiser  zu  Verstärkung  der  Kommission  abgefertigt. 
Sie  fragen  an,  wie  sie  sich  in  betreff  der  Zerimonialien  gegen  ihn  verhalten 
sollen. 


Der  Kurfürst   an   die  Gesandtschaft   zu    Kegensbnr^.     D.  Cöln 
2./ 12.  September  1683.     (Conc.  Fuchs.) 

[Auf  die   Relation    vom  2-1.  Ausist  /  3.  September.      Mahnung  zu    ernstlicher    Fort- 
setzung der  Friedensverhandlungen*     Befehl,   in  den   Zerimoniat  fragen  an  den  kur- 
fürstlichen Prärogativen  festzuhalten.] 

Da  in  dem  Konklnsuin  nur  die  qnaestio  an  affirmative  deeidiert,  die  Qua-  1-.  SepL 
st  In  neu  tjuamodo  und  quamdiu  aber  auf  fernere  Behandlung  ausgestellt  sind,  so 
ist  alles  noch  in  voriger  Ungewißheit.  Er  furchtet,  daß  Frankreich  sich  auf 
diese  Weise  nicht  weiter  wird  amüsieren  lassen,  sondern,  wenn  es  verspüren 
wird,  daß  bei  den  Traktaten  kein  rechter  Ernst  zu  hoffen  ist,  in  kurzem  los- 
brechen und  mit  den  Waffen  dieselben  poussieren  wird.  Sie  sollen  in  seinem 
Namen  auf  das  dringendste  zu  ernstlicher  Fortsetzung  der  Traktaten  mahnen, 
dabei  aber  kon testieren,  daß  Kf.  zu  solchen  Exbortationen  gar  nicht  aus  Liebe 
zn  einem  auswärtigen  fremden  Interesse,  sondern  aus  wahrhafter  Sorgfalt  für 
das  Vaterland  und  dessen  Konservation  bewogen  werde. 

Die  Zerimonialien  mit  Graf  Windischgrätz  anbetreffend-,  haben  sie  den 
kurfürstlichen  Präeminenticn  nichts  zu  vergeben,  sondern  dieselben  honores,  die 
das  kurfürstU  Kolleg  früher  bei  dergleichen  Begebenheiten  gefordert,  zu  präten- 
dieren und  nicht  mehr,  als  die  vorige  Observanz  mit  sich  bringt,  der  kaiserl. 
Kommission  einzuräumen.  Die  übrigen  dortigen  Kurfürstlichen  haben  sie  zu 
gleichem  Verhalten    zu    animieren,   und,    wenn    diese  hierin  etwas  nachgeben 

0  S.  Londorp  XI,  S.  ti25:  Pachuer  v,  Eggenatorff  II,  S.  4ß& 

»)  D.  Passau  23.  August  1683  (Pachner  v.  Kggenstorff  11,  S-469f.). 


774  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

sollten,  sich  von  ihnen  darin  zu  separieren.  Sie  sollen  auch  diese,  besondere  die 
Wohlgesinnten,  dahin  disponieren,  daß  sie  dem,  was  ihnen  wegen  der  Friedens- 
handlung anbefohlen  ist,  beistimmen  und  es  mit  ihren  votis  zugleich  mit 
treiben. !) 


Der  Kurfürst  an  die  Regensburgische  Gesandtschaft.  D.  Potstam 
29.  November/  [9.  Dezember]  1683. 

[Befehl,  auf  Abschluß  des  Waffenstillstandes  zu  dringen,  die  hauptsächlichsten 
Bedingungen  eines  solchen.] 

9.  Dez.  Er  hat  ihnen  Abschriften  des  von  ihm  an  den  Kaiser9)  nnd  an  seine  Mit- 

kurfürsten  wegen  Feststellung  des  Friedens  oder  armistitii  mit  Frankreich  abge- 
lassenen Schreibens  zugesandt  nnd  ihnen  befohlen,  sich  danach  zu  richten  und 
sich  zu  bemühen,  daß  man,  da  nunmehr  die  höchste  Gefahr  vor  Augen  steht 
und  Frankreich  zu  dem  bisherigen  Trainieren  nicht  weiter  stille  sitzen  will, 
mit  Ernst  die  Traktaten  vornehme.  In  dem  Schreiben  an  den  Kaiser  hat  er 
weitläufig  und  mit  gutem  Grunde  vorgestellt,  wie  man  jetzt  sowohl  zu  einer 
allgemeinen  als  auch  sicheren  und  beständigen  Ruhe  in  der  Christenheit  gelangen 
könne  und  daß  die  jüngste  französische  Deklaration  zu  dem  ersteren  die  Tür 
geöffnet,  indem  der  König  von  Frankreich  sich  erboten  hat,  mit  Spanien  und 
dem  Reich  zu  gleicher  Zeit  zu  handeln  und  zu  schließen.  Wegen  exakter 
Observanz    dessen,    wessen  man    sich  endlich  vereinigen  wird,    kann    er  auch 

>)  Jena  meldet  2./1-.  November,  die  publica  negotia  ständen  abermals  still,  au 
den  (trafen  Windischgrätz  sei  von  der  Reichsversammlung  noch  nichts  gebracht 
worden.  Es  stoße  sich  an  der  solennen  Deputation,  zu  der  das  kurfürstliche  Kolleg 
sich  nicht  habe  verstehen  wollen,  während  das  österreichische  Direktorium  keinen 
anderen  modus  belieben  wolle.  Die  Traktaten  mit  Frankreich  blieben  auch  in 
suspenso.  Am  7./ 17.  Dezember  berichtet  er,  die  Kurialien,  deren  man  sich  in  dein 
Reichsgutachten  an  Windischgrätz  zu  gebrauchen  habe,  seien  zwischen  den  Kurfürst- 
lichen und  Fürstlichen  noch  unverglichen.  Wenn  aber  auch  das  Kurfürstenkolle^ 
sich  in  dieser  Materie  akkommodierte,  so  würde  doch  bald  wieder  ein  Prätext  auf 
die  Bahn  gebracht  werden,  das  negotium  pacis  oder  armistitii  aufzuhalten  uud  zu  su«*heu, 
die  militärische  Verfassung  oder  gar  die  Ruptur  zu  befördern.  Keine  von  beiden  Parteien, 
weder  die  friedliebende  noch  die  kriegerische,  werde  ihr  Iutent  erreichen,  sie  würden 
sich  gegenseitig  hindern,  falls  nicht  der  kaiserliche  Hof  seine  bisher  geführten 
Gedanken  ändere.  Da  von  dem  übermäßig  verzögerten  und  daher  fast  verwirrten 
Reichstag  nicht  wohl  zu  hoffen  stehe,  daß  von  ihm  der  Frieden  stabiliert  oder  für 
die  Sicherheit  des  Reiches  genügend  gesorgt  werden  sollte,  so  wäre  rätig  und  nötig, 
den  kurfürstlichen  Verein  zu  renovieren  und  eiuen  Kollegialtag  nicht  so  sehr  wegen 
der  kurfürstlichen  Präeminenzen  als  wegen  der  Konservation  des  gesamten  Vater- 
landes abzuhalten. 

}  S.  v.  Orlich  111,  S.  331  ff. 


Vorgeschlagene  Bedingungen  des  Waffenstillstandes.  775 

nicht  begreifen,  was  für  eine  andere  Sekurität  man  von  Frankreich  desiderieren 
könne  als  die  von  demselben  offerierte  Garantie  aller  Pnissancen  in  Europa, 
und  er  hofft,  man  werde  sich  nun  seitens  des  Reiches  etwas  näher  zum  Ziele 
legen  nnd  den  Schluß  der  Traktaten  nicht  weiter  esloignieren.  Sollte  es  bei 
dem  Reich  und  allen  Kollegien  nicht  dahin  zu  bringen  sein,  so  haben  sie  sich 
doch  zu  bemühen,  daß  man  wenigstens  in  dem  kurfürstl.  Kolleg  wie  auch  bei 
ein  und  anderen  Fürstlichen  bei  der  bisherigen  guten  Intention  verbleibe  und 
das  vorgeschlagene  armistitium  mit  Frankreich  auf  30,  25  oder  20  Jahre 
annehme,  wobei  man  etwa  folgende  conditiones  zu  bedingen  haben  wurde: 

1.  daß  Frankreich  bei  währendem  armistitio  das  Reich  und  dessen  Stände 
sub  nullo  praetextu  weiter  inkommodierte, 

2.  daß  den  innehabenden  nnd  interimsweise  codierten  Orten  die  Freiheit 
der  evangelischen,  sowohl  reformierten  als  lutherischen  Religion,  wie  auch  sonst 
ihre  in  politicis  habende  privilegia  und  Qerechtsamkeiten  nach  Inhalt  des  Instru- 
menta pacis  gelassen, 

3.  dasjenige,  was  vom  Reich  post  1.  August  1682  oder  nach  Abreise  der 
französischen  Gesandten  aus  Paris  außer  der  Stadt  Straßburg  noch  weiter 
okkupiert  oder  reuniert  worden,  wieder  abgetreten  werde,  und  mußte  nicht  allein 

4.  wegen  gänzlicher  Hinlegung  aller  Kontroversien  zwischen  dem  Reich 
und  Frankreich  zeitwährenden  armistitii  die  Handlung  aequis  modis  fortgesetzt, 
sondern  auch  überlegt  werden,  ob  nicht 

5.  wegen  einer  Garantie  gegen  die  dissentierenden  Stände,  wenn  dieselben 
durante  armistitio  die  Sachen  in  Weitläufigkeit  setzen  nnd  Krieg  anfangen 
wollten,  etwas  zu  verabreden. 

Er  hofft,  die  übrigen  Kurfürstlichen  und  ein  Teil  der  Fürstlichen  werden 
auf  seine  an  ihre  Prinzipalen  abgelassene  Schreiben  genügend  instruiert  sein, 
und  er  erwartet  mit  Verlangen,  wie  weit  man  die  Sache  dort  zu  Herzen  nehmen 
und  ihr  werde  remedieren  wollen.1) 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
11./ 21.  Januar  1684. 

[Das  in  dem  Zerimonialstreit  vorgeschlagene  Auskunftsmittel.    Mitteilungen  Verjus\ 
Das  Intercessionsschreiben  für  die  ungarischen  Evangelischen.] 

Gegen  den  letzten  Vorschlag  der  Kurfürstlichen,    in  den  Reichsgutachten  21.  Jan. 
zu  setzen :  Der  höchstansehnlichen  kaiserl.  Kommission,  dem  Hochwürdigsten  usw. 


')  Die  Gesandten  antworten  darauf  14./ 24.  Dezember  1683,  infolge  der  beweg- 
lichen Vorstellungen,  welche  sie  nach  Anleitung  des  Reskriptes  des  Kf.  im  karfürst- 
lichen Kolleg  gemacht,  hätte  die  Majorität  desselben  beschlossen,  ein  Schreiben 
wegen  schleunigen  Abschlusses  des  Waffenstillstandes  an  den  Kaiser  abgehen  und 
dem  französischen  Bevollmächtigten  Nachricht  davon  geben  zu  lassen,  das  letztere  sei 
schon  geschehen. 


776 


V.  Brandeoburg  und  das  Reich  1670—1684. 


kaiserl,  Frinzipalkommissario  und  dann  dem  Hoch-  und  Wabige borenon  usw. 
kaiserl.  Mit|irinzipalrepräseti  tauten  und  dall,  wie  die  EtolobsguiAi  fcfctftn  an  beide 
gerichtet,  so  auch  die  Kommtssionsdekrete  künftig  in  beider  Namen  ausgefertigt 
uenlen  BOlUan,  haben  die  Fürstlichen  anfangs  wieder  Einwendungen  erhoben, 
da  die  Kurfürstlichen  aber  bei  ihrer  Meinung  verblieben  sind,  so  scheint  es 
jetzt  bei  dieser  verbleiben  zu  sollen, ')  wodurch  man  fcehauptet,  dall  der  kaiserl 
Prinzipal  ku  in  missar  ein  Reichsfürst  sein  müsse. 

Verjus  hat  dem  K,  Mainzischen  angezeigt,  daß  der  EfioEg  von  Frankreich 
auf  seine  Nachricht  von  dem  Beschlüsse  des  kurfiirsll  Kollegs  erklirrt  liabe, 
er  zweifelte  an  der  guten  Intention  der  Kurfürsten  nicht,  V.  sollte  WRtffaMti 
was  an  ihn  wegen  des  Waffenstillstandes  gebracht  werden  möchte*  In  Oiskiirsen 
hat  er  gesagt,  es  würde  das  beste  sein,  die  vorgeschlagenen  Bedingungen  inia- 
nehmen*  es  mochte  hernach  je  länger  je  schwerer  und  schlimmer  werden,  di 
der  König  große  Depeu&cii  machen  müßte.  Wegen  der  Prolongation  des  Tennini 
hätte  der  Konig  an  ihn  nichts  geschrieben,  er  zweifelte  aber  nicht,  es  werde 
bei  dem  verbleiben,  was  Graf  dWvaux-)  im  Haag  erklärt  hatte« 

Der  K.  Sächsische  trug  aufs  neue  sämtlichen  Evangelisehen  sehr  beweg- 
lich vor,  das  vorgeschlagene  Interzession  «schreiben  für  die  Evangelischen  in 
Ungarn  an  den  Kaiser  abzulassen.  Obwohl  die  meisten  meinten,  man  sollt* 
damit  bis  auf  weitere  Nachricht  vom  kaiserL  Hof  warten,  ist  doch  endlich, 
n.-icudein  sie  das  Expcdiens  vorgeschlagen,  man  sollte  darin  sein  Vergnügen 
über  den  Entschluß  des  Kaisers,  die  Kvan^elischcu  in  erclesiasticis  zu  restituieren, 
bezeugen  und  die  Vollstreckung  und  eheste  Exekution  desselben  rekumr 
dioren,  beschlossen  worden,  dieses  zu  tun  und  ist  das  Schreiheu1)  schon  ttfdl 
worden. 


')  S,  das  in  dieser  Weise  adressierte  lleichagutachten  vom  84,  Januar  U 
welchem   dein  Kaiser   zu  dem  Entsatz    von  Wien    und   den  anderen  Siegen   ül 
Türken  gratu  I  icrl  wird  ( L  o  u  d  o  r  p  X  [  1,  S,  (15 ;  V  a  c  b  n  e  r  v.  E  g  g  8  D  1 1 «»  ri'l  II,  6.  474). 
In  der  Zeitung   vom  *25.  Januar  /  4,  Februar  1684  ln.ruhte.t  J.,   er  habe  diese  Woeli 
j^utc  Gelegenheit  gehabt,  mit  dem  Grafen  Windisc hg räU  lange  zu  reden  und  mit 
ihm   bekannt  m  werden.     Die  Ostern  anwesenden  Grafen  und  Freiherren   und   ihre 
Damen  hätten  ihn  und  seine  Frau  zu  ihren  Gesellschaften  gezogen,  auch  in  voriger 
Woche  sich  in  seinem  Mause  lustig  gemacht,  wo  sich  die  Fräulein  als  lliirjjerrnägd«\ 
doch  kostbar,  verkleidet  hatten.     Auch  Graf  Windiicbgritz,  obwohl  am  Pt* 
leidend,  sei  mit  Frau  und  Tochter  dabei  gewesen   und  babc  lang»  mit  ihm  geredet, 
versichert,  der  Kaiser  sehe  die  Traktaten  mit  Frankreich  gern  befördert  und  er  *ei  mit 
ge nutenden  Vollmachten  dazu  versehen,  und  habe  über  das  Unwesen  in  den  Span 
Niederlanden   rasonniert    und    über  die  gescholten,    welche  Spanien  tu   der   Htipüir 

n  hätten* 

J)  S.  BMfodatiotss  de  Monsieur  le  Comto  d'AvaiiJt  en  Itolhutdc  II,  *S,  1*5 f. 

')  S*  dieses  Schreiheu  vom  IL/ 1!'.  Januar  I ri84.  bei  r.  Schauroth,  V 
Sammlung  aller  Conchisorum  des  hoch  preislichen  Corporis  Eviuigclicoriiiu  II,  &  24  ff* 
Vgl  Krauske,  Der  Große  Kurfürst  und  die  protestantischen  Ungarn  (UisL  Iffctafcc 
LYU1,  3.  4(*;"*fl,.>  und  Landwehr,  Die  Kirchenpolitik  Friedrich  Wilhelms  de»'. 
Kurfürsten^  S.  94. 


Verwendung  für  die  Evangelischen.  Verhandlungen  zwischen  Hey  und  Verjus.    777 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
15./25.  Februar  1684. 

[Verhandlungen  zwischen  Mey  und  Verjus.     Neues  kaiserl.  Kommissionsdekret.] 

Man  ist  zwar  hier  auf  dem  Rathause  beisammen  gewesen,  es  ist  aber  25.  Febr. 
nichts  publice  vorgenommen  worden,  weil  die  kaiserl.  Kommission  gemeint,  man 
müßte  erst  die  Erklärung  des  franzosischen  Bevollmächtigten  über  den  Inhalt 
des  bekannten  Memorials1)  erfahren.  Es  ist  deshalb  mit  demselben  konferiert  ' 
worden  und  ist  der  kaiserl.  Konkommissarins  Mey  vorigen  Samstag  mit  ihm 
zusammengekommen,  sie  haben  die  beiderseitigen  Vollmachten  ausgetauscht  und 
darauf  hat  Mey  dem  franzosischen  Bevollmächtigten  den  Inhalt  jenes  Memorials 
vorgetragen.  Als  sie  Dienstag  wieder  zusammenkamen,  hat  Mey  demselben 
dieses  Memorial  lateinisch  extradiert,  worauf  Verjus  geantwortet  und  auch 
Erinnerungen  bei  den  Vollmachten  vorgebracht  und  sie  endlich  beiderseits 
gemeint  haben,  es  werde  am  besten  sein,  wenn  man  sich  eines  gewissen  For- 
mulars vergliche.  Graf  Windischgrätz  hat  dem  K.  Mainzischen  an  demselben 
Tage  ein  kaiserl.  Kommissionsdekret,')  welches  ebenfalls  von  den  Dingen,  die 
zwischen  Mey  und  Verjus  vorgegangen,  handelt,  insinuieren  lassen,  dessen 
Diktatur  aber,  da  W.  sich  darin  als  kaiserl.  Prinzipalkommissarius  betitelt  hat, 
verweigert  worden  ist.*) 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

14./24.  März  1684. 

[Der  Beschluß  des  Kurfürstenkollegs,  Untätigkeit  des  fürstlichen,  Rückkehr  des 
Bischofs  von  Eichstädt.] 

Im   kurfürstlichen  Kolleg  stellte  vorgestern  K.Mainz  neben  den  beiden  24.  März 
Quaestionen   quomodo    und    quamdiu    auch    das   in    Ansage    stehende   kaiserl. 
Kommissionsdekret  vom  armistitio  mit  dem  von  dem  französischen  Gesandten 


J)  S.  oben  S.  772. 

*)  S.  Londorp  XII,  S.  68;  Pachner  y.  Eggenstorff  II,  S.  474ff. 

*)  Am  29.  Februar/  10.  März  1684  übersenden  sie  das  von  Verjus  dort,  ebenso 
wie  von  d'Avaux  (s.  oben  S.  776)  im  Haag  übergebene  Memorial  (d.  3.  Märe  1684), 
und  berichten,  V.  habe  dem  K.  Mainzischen  melden  lassen,  er  hoffe,  daß  man  im 
kurfürstlichen  Kolleg  auf  dieses  Memorial  reflektieren  und  die  conditiones  per  con- 
clusum  aeeeptieren  werde,  ober  die  Erinnerungen  zu  diesen,  die  sie  auf  des  Kf. 
Befehl  im  kurfürstlichen  Kolleg  vor  einigen  Wochen  gemacht  hätten  (s.  oben  S.  775), 
werde  man  sich  alsdann  vergleichen  können. 


778  .V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

vor  14  Tagen  eingesandten  Memorial1)  vor.  Die  majora  fielen  dahin  aus,  daß 
das  armistitium  an f  20  Jahre  einzuwilligen  sei.2)  Dabei  ist  angeführt  worden.1] 
daß  einige  sich  im  Haag  ohne  die  geringste  Instruktion  vom  Reich  wegen  der 
Traktaten  zu  handeln  haben  angeben  wollen.  Das  Konklusum  wird  K.  Mainz 
hoffentlich  nächstens  abfassen.  Bei  den  fürstlichen  Directoriis  hat  man  es  noch 
nicht  dahin  bringen  können,  daß  dasolbst  ein  gleichmäßiges  geschehe,  sie  geben 
vor,  die  meisten  und  auch  Österreich  seien  noch  nicht  instruiert,  oder  meinen, 
es  mußte  erst  von  den  verwechselten  kaiserlichen  und  französischen  Vollmachten 
geredet  werden. 

Der  Bischof  von  Eichstädt  ist  wieder  als  kaiscrl.  Prinzipalkommissarins 
hierher  zurückgekohrt  und  ist  von  einer  Reichskommission  feierlich  beneventiert 
worden. 


Der  Kurfürst  an  die  Kegensburgische  Gesandtschaft. 
D.  Potstam  8./ 18.  April  1684.4) 

[Befehl,  darauf  zu  dringen,  daß  auch  Spanien  den  Waffenstillstand  annehme.] 

18.  April  Er  hat  wegen  der  Situation  seiner  clovischen  und  übrigen  westfälischen 

Lande  wohl  mehr  Interesse  an  der  Konservation  und  Integrität  des  burgnndi- 
schen  Kreises  als  andere  Stände,  meint  aber  nicht,  daß  man  sich  deswegen  mit 
Frankreich  in  einen  neuen  Krieg  zu  engagieren  habe.  Denn  das  Reich  wird 
bei  der  noch  andauernden  Türkengefahr  und  innerlichen  Uneinigkeit  die  in  s«» 
schlechter  Verfassung  stehenden  Niederlande  nicht  nur  nicht  imstande  sein  zu 
verteidigen,  sondern  es  würden  dadurch  auch  die  übrigen  Reichskreise  in  die 
äußerste  Gefahr  gestürzt  worden.  Überdies  hat  Spanien  ohne  vorherige  Kom- 
munikation mit  dem  Reich  in  den  Niederlanden  Frankreich  den  Krieg  angekündigt 
und  dadurch  den  burgundischen  Kreis  in  die  jetzige  Gefahr  gesetzt,   das  Reich 

J)  S.  dieses  Memorial  vom  3.  März  1084:  Londorp  XII,  S.  6!) f. 

*)  Am  21./ 31.  März  senden  sie  das  betreffende  Konklusum  ein. 

3)  In  der  Zeitung  von  demselben  Tage  berichtet  J.,  K.  Brandenburg  habe  seinem 
Votum  angehängt,  etliche  wenige  im  Haag  Versammelte  hätten  sich  unterstanden, 
in  den  das  ganze  Reich  angehenden  Sachen  etwas  zu  handeln  und  statuieren,  es 
solle  dort  ohne  Vollmacht  vom  Reich  ein  Friedensprojekt  entworfen  und  anderwärts 
kommuniziert  sein.  Er  habe  zu  erwägen  gestellt,  ob  nicht  an  den  Kaiser,  nach  dem 
Haag  und  auderen  Orten  deswegen  zu  schreiben  und  auch  bei  der  kaiserlichen 
Kommission  etwas  anzubringen  sei,  um  die  jura  des  Reichs  und  der  Stände  in  so 
wichtigen  Dingen  zuvindizieren.  K.Mainz,  K.Trier,  K.  Cöln  und  K.Pfalz  hätten 
es  sekundiert.  Am  25.  April/ 5.  Mai  übersenden  sie  die  deswegen  von  dem  Kur- 
fürstenkolleg  an  den  Kaiser,  den  König  von  England,  die  Gen.  Staaten  und  an 
die  dortigen  ininistri  selbst  abgesandten  Schreiben.     Vgl.  darüber  oben  S.  498. 

<)  S.  Pufendorf  1.  XVIII,  §  130  (S.  1506). 


Die  Versammlung  im  Haag.  Verlangen,  daß  Spanien  den  Waffenstillstand  annehme.  779 

scheint  daher  nicht  eben  sofort  schuldig  za  sein,  sich  den  desperaten  consiliis 
der  Spanier  za  konformieren,  vielmehr  hat  das  Reich  pro  conservatione  circuli 
Burgundici  den  Konig  von  Spanien  als  Stand  des  Reiches  zn  ermahnen,  durch 
solche  gefährliche  Konduite  nicht  diesen  Kreis  so  zn  exponieren,  sondern  dahin 
zu  sehen,  daß1*  das  von  Frankreich  respectu  der  Niederlande  offerierte  armistitium 
angenommen  und  dadurch  alle  ferneren  bei  Fortsetzung  des  Krieges  vor  Augen 
stehenden  Dismembrationen  abgewendet  werden.  Da  Frankreich  zur  Restitution 
der  dort  okkupierten  Gebiete  nicht  zu  bewegen  ist,  sondern  verlangt,  daß 
secundum  naturam  armistitii  alles  in  statu  quo  verbleiben  und  die  Friedens- 
konditionen bis  zu  der  Friedenshandlung  ausgesetzt  werden  müßten,  so  scheint 
die  Sicherheit  und  Konservation  dieses  Kreises  nicht  füglicher  als  durch  schleunige 
Stabilierung  des  armistitii  auf  den  Fuß  der  letzten  franzosischen  Propositionen 
zu  erhalten  zu  sein.  Sie  sollen  daher,  wenn  diese  Sache  dort  zur  Deliberation 
gebracht  werden  sollte,  seine  vota  in  beiden  Kollegien  danach  einrichten. 

Betreffend    die   italienischen   Interessen,   in   specie  die   Republik    Genua, 
verweist  er  auf  sein  neuliches  Reskript  an  v.  Seh  mettau. 


Der  Kurfürst  an  die  Regensburgisehe  Gesandtschaft. 
D.  Potetam  27.  Mai/ [6.  Juni]   1684. 

[Die  im  Fürstenkolleg  wegen  des  Waffenstillstandes  abzugebenden  Erklärungen.] 

Nachdem  ihm  Jena1)  den  voraussichtlichen  Schluß  des  Fürstenkollegs  in  6.  Juni 
der  Waffenstillstandsangelegenheit   mitgeteilt   hat,   befiehlt  er  ihnen  in  seinem 
Namen  in  dem  Fürstenkolleg  vorzustellen: 

')  J.  hatte  schon  am  18./28.  April  berichtet,  die  Fürstlichen  mieden  noch  immer 
ihr  conclave  und  die  consultationes,  doch  fingen  die  meisten  an  über  die  Prozeduren 
ihres  Direktoriums  unwillig  zu  werden  und  urgierten  die  Reassumierung  der  Deli- 
be ratio nen,  und  am  J9./29.  Mai  hatte  er  das  Protokoll  der  am  16./ 26.  im  Fürstenrat 
zunächst  nur  über  quomodo  gehaltenen  Umfrage  übersendet  und  gemeldet,  der  Schluß 
werde  vermutlich  dahin  gehen,  daß  1.  das  armistitium  universal  sein,  2.  mit  dem- 
selben zugleich  die  reale  und  innerliche  Garantie  durch  Feststellung  des  puneti 
securitatis  ausgemacht,  3.  durantibus  traetatibus  alle  Tätlichkeiten,  besonders  im 
burgundischen  Kreise  sofort  eingestellt,  4.  zu  dem  Ende  sowohl  bei  Verjus  als  auch 
anderwärts  alle  dienlichen  officia  angewendet  werden  sollten.  In  der  Zeitung  vom 
16./ 26.  Mai  berichtet  er,  Österreich  wolle  jetzt,  nachdem  es  die  consultationes  publicas 
und  mithin  die  Stillstandstraktaten  über  ein  halbes  Jahr  aufgehalten  habe,  dieselben 
reassumieren,  was  die  belagerte  und  gleichsam  verlorene  Stadt  Luxemburg  verursache, 
doch  enthalte  das  betreffende  kaiserliche  Kommissionsdekret  (s.  Londorp  XII,  S.  84; 
Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  481  ff.)  allerhand  weitaussehende  expressiones  und 
Dinge,  worüber  sich  die  wenigsten  Gesandten  ohne  eingeholte  Instruktionen  ver- 
nehmen lassen  würden. 


m 


V.  Brandenburg  und  das  EUfofa   Lf,7H— IC84. 


ad  I.     Das  armistitium  müsse  zwar  universal  sein,  jednelu    da  Frankr 
\nu  dieser  Forderung  nicht  abstehen  wolle,  in   separati*   lucis   et    per  se 

'  itus  geschlossen  werden.     Es  sei   daher  sowohl   in  Regens hnrg   wegen 
Reichs  als  auch  im  Haag  wegen  Spaniens  eifrigst  und  ernstlich  mit  den  Tn 
fortzu fahren  und  womöglich  alles  zur  Endschaft  zu  bringen.  • 

ad  i*    Er  hat  sieh  schon  Immer  zur  Uurantiorung  sowohl   de?*  Iv 
auch  des  spanischen  armistitii  erboten  und  hält  dafür,  daß,  wenn   mau  mit  drm 
erstoreu   eher  uls   mit  dem   spanischen  fertig  werden   sollte,    mnn    durch    ein« 
besonderen  Artikel   vorbehielte,   das  armistitnim,  welches   Ewischeo    Trank 
und  Spanien  geschlossen  werden  sollte,   nomine  Imperii  aufs   bündigste   mit  i« 
garantieren, 

ad  3.  Die  Beförderung  einer  zureichenden  innerlichen  Reichs  vrrfasmf 
wird  er  sich  gern  angelegen  sein  lassen,  ha  aber  gar  keine  Appareuz  vorhanden, 
daß  Frankreich  den  Schluß  des  armistitii  bis  zum  Zustandekommen  einer  solchen 
wird  prolabieren  lassen,  wird  die  Handlung  und  der  Schluß  wegen  des  armi- 
stitii vorangehen  und  der  puncto  s  securitatis  als  ein  an  n  ex  um  der  darüber 
gerichteten  Garantie  demnächst  vorgenommen  nnd  ajustiert  werden  müssen. 

Kr  hat  von  verschiedenen  anderen  Kurfürsten,  Fürsten  und  Ständen  des 
Itck-hs  dir  Nachricht  erhalten,  daß  sie  in  dieser  Sache  mit  ihm  fast  einerlei 
Meinung  sind. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandtschaft  in  Regetteburg,    J).  Potsdam 
21.  Juni/[1.  Juli]  1684. 

[Verlangen,    dali    die    nordischen    Angelegenheiten    Dicht    in    die    W.ifTcu4Ül!sUoäi< 
Verhandlungen  mit  hineingezogen  werden.] 

1.  Juli  Betreffend  die  Erklärung,')  welche  der  Staat  dem  französischen 

im  Haag  hat  zugehen  lassen,  daß  in  den  Waffenstillstand  alle  Allii  | 
Blute  Britta  griffen  und  alle  Differentieu  zwischen  den  christlichen  lVitmtateu 
sowohl  im  Norden  als  auch  im  Süden  gänzlich  aufgehoben  werden  mußten, 
wünscht  auch  er,  daß,  sobald  immer  möglich,  die  ganze  Christenheit  wieder 
Ruhe  gesetzt  werden  möge,  da  aber  dieser  Zweck  ohne  Zweifel  mehr  eloigniert 
als  befördert  werden  würde,  wenn  man  durch  Einmischung  fremder  und  zu 
dem  französischen  Werk  nicht  gehörender  Dinge  die  Handlung  zwischen  dem 
Reich  und  Frankreich  noch  weitläufiger  und  schwerer  macheu  wollte,  die  DIN 
sehen  Diffcroutien  auch  füglicher  unter  den  Interessenten  selbst  als  den 

durch  dergleichen  Inklusion  aus  dem  Grunde  gehoben  werden  können,  so  befiehlt 
er  ihnen,  wenn  auch  dort  von  einigen  darauf  gezielt  werden  sollte,  das  i 
Wesen   mit   in    die    franzosische    Friedenshandlung    zu    ziehen,    solches   nach 


*)  S.  Negörtatious  de  Mr,  le  Comte  d*Avaax  en  Heilande  IL 


Weitere  Verhandlungen  wegen  des  Waffenstillstandes.  781 

äußerstem  Vermögen  abzuwenden  und  es  dahin  zu  richten,  daß  andere  davon 
gänzlich  abstrahieren  und  ihm  und  dem  König  von  Dänemark  darin  freie  Hände 
gelassen  werden  mögen. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

4./14.  Juli  1684. 

[Verhandlungen  des  kurfürstl.  und  fürstl.  Kollegs  über  den  Waffenstillstand.    Ver- 
wendung des  ersteren  für  K.  Trier.    Neues  kaiserl.  Kommissionsdekret  und  Memorial 

Verjus\] 

Im  Fürstenrat  ist  es ')  wegen  des  Waffenstillstandes  zu  einem  Konklusum  14.  Juli 
gekommen  und  ist  dieses  gegen  das  Kurfürstliche  ausgewechselt  worden.  Darauf 
hat  man  zuerst  im  Fürstenrat  von  den  Differentien  beider  conclusorum  geredet 
und  vorgestern  per  maiora  geschlossen,  man  wolle  sich  mit  dem  concluso  der 
Kurfürstlichen  ratione  des  Stillstands  mit  Frankreich  auf  die  20  Jahr,  wie  auch 
wegen  des  Anhangs  vom  Anbringen  an  den  französischen  Bevollmächtigten  konfor- 
mieren, hoffe  aber,  da  in  dem  kurfürstl.  concluso  von  der  Universalität  und  Real- 
garantie, und  daß  von  den  gravatis  noch  ferner  zu  reden,  nichts  gedacht,  daß 
man  sich  desfalls  mit  dem  ihrigen  kon formieren  werde.  Darauf  hat  man  kur- 
fürstlicherseits  erklärt,  das  armistitium  sei,  wie  Frankreich  es  vorgeschlagen, 
auf  20  Jahre  anzunehmen  und  sofort  darauf  ratione  gravatorum,  modi  possi- 
dendi,  limitum  und  anderer  Spezialitäten  halber  mit  dem  französischen  Bevoll- 
mächtigten zu  traktieren.  Das  universale  armistitium  sei  auf  das  Universum 
imperium  zu  verstehen,  ebenso  die  Realgarantie,  und  unter  sich  selbst  einzu- 
richten, sodann  zu  erwarten,  wer  das  Reich  um  die  Garantie  ansprechen  oder 
wen  es  um  Leistung  derselben  ersuchen  werde.  Diese  Erklärung  hat  man  fürst- 
licherseits  zu  weiterem  Bedenken  genommen,  es  scheint,  daß  es  wegen  der  Uni- 
versalität noch  die  meisten  Diffikultäten  geben  wird.5) 

>)  Vgl.  Pufendorf  XVIII,  §  133  (S.  1509). 

*)  In  der  Zeitung  von  demselben  Tage  schreibt  J.,  dem  Stillstande  mit  Frank- 
reich werde  jetzt  näher  getreten,  da  es  aber  wegen  der  Universalität  und  des  modi 
procedendi  Verzögerung  geben  könnte,  so  hätte  er  unter  der  Hand  vorgeschlagen, 
man  solle  dem  französischen  Bevollmächtigten  im  Namen  des  Reichs  ungesäumt 
anzeigen,  daß  man  das  armistitium  mit  den  von  Frankreich  verlangten  Konditionen 
annehme,  ratione  modi  possidendi  et  limitum  aber  sofort  mit  ihm  verhandeln  und 
sich  vergleichen  wolle.  Wenn  diese  Erklärung  vor  Ablauf  des  Juli  geschehe,  würden 
hoffentlich  schädliche  Weiterungen  dadurch  verhütet  bleiben,  sollte  die  Majorität  im 
Fürstenrat  darein  nicht  willigen,  so  müßte  das  kurfürstliche  Kollegium  und  die  mit 
demselben  einverstandenen  Fürstlichen  sich  allein  gegen  den  Französischen  so 
erklären.  Kf.  erklärt  sich  (d.  Potstam  22.  Juli/  1.  August  1684)  damit  einverstanden, 
teilt   den  Gesandten   seine  deswegen  an  K.  Cöln  und  an  K.Bayern  gerichteten 


782 


V*  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 


Zwischen  Holstein-Glückstadt  und  den  demselben  sich  opponierend« 
Sc  hwedisch  ~  Bremischen  ,  Holstein  -Gottorfischen,  A  nhaltiscbeii 
und  anderen  hat  es  wegen  der  gottorfschen  und  je  versehen  Sache,  *)  und  daß 
des  Königs  von  Dänemark  in  dem  fürst).  Coneluso  besonders  gedacht  werde, 
heftigen  Streit  gegeben. 

Im  kurl tirsLL  Kolleg  ist  auch  gut  befunden  worden,  daß  der  K,  Mai  n zische 
im  Namen  desselben  sich  zu  dem  französischen  Bevollmächtigten  begeben  und 
denselben  ersuchen  solle,  rfoh  bd  seinem  Könige  zu  verwenden,  daß  derselbe 
die  Brücken,  Tore  und  Mauern  von  Trier1)  verschonen  und  seine  Völtot  itu 
dein  K.  Triersrhen  wieder  abfuhren  lassen  mochte.  Dies  ist  auch  geschah«, 
Verjus  hat  die  Konduite  des  kurfürstlichen  Kollegs  auch  hierin  gerühmt 
steh  erboten,  wegen  dieser  Angelegenheit  nochmals  an  den  Kunig  und  auch 
Crequy  zu  schreiben. 

In  einem  neuen  Kommissionsdekrekt3)  hat  der  Kaiser  erklärt,  daß,  weno 
die  Reichskoüegien  für  den  Waffenstillstand  eine  längere  Zeit  als  tu  Jiijt 
belieben  sollten,  er  d^m  keine  Verhinderung  machen  wollte,  wobftl  auch  fil 
früheren  Dekrete  wegen  der  Universal itlt  des  Waffenstillstandes  und  der  Real- 
garantie  wiederholt  werden.  Verjus  meldet  in  einem  neuen  Memorial',  daß  »ein 
König  nicht  langer  als  einen  Monat  von  der  Zeit,  da  im  Haag  der  bewußt»* 
Vergleich  getroffen,  an  zu  rechnen  auf  die  Annehmung  des  Waffenstillstandes 
vom  Reich  warten  wolle. 


ii.  v.  Jena  an  den  Knrfrtrsten.     D.  Regeaspui 
10./ 20.  Juli   1084. 

f Vertrauliche  Eröffnungen  Windischgrät*V| 

2*),  Juli  Auf  eine  Aufforderung    des  Grafen  Windischgrätz   hin   ist  er  mit  dem- 

Nilben   auf  dem  SehieLlplatz   vor  dorn  Jaeober  Tor  zusammengekomm- ■ 
Graf  hat  bald  vom  nrmislitiuin  zu  reden  angefangen,  wie  dieses  aufs  beste  und 
geschwindeste  zum  Schlaft  befordert  werden  könnte.    Darauf  hat  er  die  SubsUoi 
seiner  Instruktion  kürzlich  angezeigt  und  remonstriert,   wie  das  Reich  mi: 
Kaiser  und  unterzieh  durch  das  anuistitiuui  in  gute  Harmonie  und  V 
gesetzt  werden  und  viele  bisherige  verdachtige  consilia  alsdann  auf  hü  n 
Als  sie  beide  hierin  so  gut  als  einig  gewesen,  fing  der  Graf  an,  das  Vornehmste, 
wovon  er  mit  ihm  zu  reden  hätte,  sei  noch  zurück,  er  habe  davon  weder  mit 

Schreiben  mit  und  webt  sie  an,  dahin  zu  wirken,  datt  der  Kaiser  ton  K. 
e raucht   werde,  für  Einrichtung  der  Garantie  des  Waffen  stil  Island  es   in   sorgen 
etwaige    unter  Verletzung   desselben    gradierte   Stände    zu    schützen,    und    dafl 
K«h  hsstfmde  sich   dazu   verpflichteten,  ihn   dabei   mit  allen  Kräften  zu  m 

*)  S.  oben  S.  £07, 

*)  S.  oben  S.  513. 

J)  S,  das  Komroissuousdekret  vom  &  Juli  1684;  Loudorp  XH,  S.  *jbt 


Eröffnungen  Windischgritss.  783 

seinen  beiden  Kollegen  noch  mit  den  österreichischen  Gesandten  das  geringste 
kommuniziert  Spanien  bleibe  dabei,  es  wolle  mit  Frankreich  kein  armistitium 
schließen,  es  habe  aber  dem  Kaiser  anheimgestellt,  seinetwegen  zu  handeln  und 
den  Stillstand  ohne  Verzug  zum  Ende  zu  bringen,  auch  die  spanische  Rati- 
fikation darüber  zu  schaffen.  Die  couditiones  armistitii,  wie  sie  ihm  vom  Kaiser 
gesandt  waren,  hat  er  ihm  auch  gezeigt,  sie  sind  aus  dem  Haagischen  Accord ') 
unverändert  genommen.  Diese  Punkte,  sagte  der  Graf,  solle  er  ans  Reich 
bringen,  auch  Obgedachtes  von  Schließung  des  Waffenstillstandes  zwischen 
Frankreich  und  Spanien,  er  habe  aber  notig  ermessen,  mit  ihm  vorher  vertraulich  zu 
konferieren  und  seine  Gedanken  zu  vernehmen,  besonders  ob  die  k.  branden- 
burgische Gesandtschaft  dieses  nicht  hindern,  sondern  Spanien  auf  solche  Weise 
einschließen  und  den  Stillstand  zwischen  Spanien  und  Frankreich  vom  Reich 
garantieren  lassen  wurde.  Er  hat  sich  kurz  resolviert  und  sich  auf  das  magde- 
burgische Votum3)  im  Fürstenrat  vom  4./14.  Juni  bezogen,  dahin  lautend,  daß, 
falls  man  hier  mit  dem  arraistitio  imperii  eher  als  im  Haag  mit  dem  spanischen 
fertig  werden  sollte,  man  durch  einen  besonderen  Artikul  vorbehalten  sollte, 
den  zu  schließenden  letzteren  nomine  imperii  aufs  bundigste  mit  zu  garantieren. 
Dieses  hat  den  Grafen  über  die  Maßen  vergnügt,  indem  er,  wie  er  sich  verlauten 
ließ,  ohne  K.  Brandenburg  nicht  fortzukommen  sich  getraut  habe,  nun  wollte 
er  es  seinen  Kollegen  kommunizieren  und  noch  heute  dem  K.  Mainzischen 
zuschicken.  Darauf  hat  er  des  puneti  securitatis  oder  garantiae  erwähnt,  er  hat 
ihm  die  darauf  bezügliche  Stelle  des  letzten  Antwortschreibens  des  Kf.3)  an  den 
Kaiser,  das  der  Graf  noch  nicht  kannte,  vorgelesen,  welches  ihn  auch  sehr  ver- 
gnügte. Dann  hat  er  von  der  Universalität  und  in  specie  von  Schweden  geredet 
und,  als  er  die  brandenburgischen  rationes  vernommen,  erklärt,  man  wollte  sich 
der  brandenburgischen  Meinung  hierin  nicht  opponieren.  Schweden  wird  nunmehr 
nicht,  worauf  so  heftig  gedrungen  worden  ist,  in  dem  armistitio  mit  Namen 
genannt  werden. 

Der  Graf  hat  auch  erzählt,  daß  er  an  den  Kaiser  ä  part  referiere  und 
besondere  Instruktionen  bekomme,  auch  daß  er  beständig  dem  Kaiser  das 
armistitium  eingeraten  habe.  Er  ist  so  konfident  gewesen,  daß  er  etliche 
genannt,  welche  ihn  gewarnt,  ihm  mit  besonderer  Zirkumspektion  zu  begegnen 
und  wenig  zu  trauen.  Beim  Abschied  hat  er  ihn  aufgefordert,  an  einer  Gesell- 
schaft teilzunehmen,  welche  seine  Frau  heute  Abend  in  einem  Garten  haben 
werde.     Er  wird  dorthin  fahren. 

P.S.  Um  bei  dem  franzosischen  Gesandten  nicht  Verdacht  zu  erregen, 
hat  er  demselben  sofort  von  seiner  Unterredung  mit  Graf  Windisch grätz 
Nachricht  gegeben  und  ihm  mitgeteilt,  daß  alles,  was  dabei  vorgegangen  sei,  nur 
auf  Beförderung  und  Beschleunigung  des  armistitii  ziele,  wozu  die  größte 
Hoffnung  sei. 

')  S.  Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Avaux  en  Rollande  II,  S.  128 f.;  Dumont 
VII, 2,  S.  79  ff.  (Vertrag  vom  29.  Juni  1684). 
5)  S.  oben  S.  780. 
J)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  133  (S.  1508f.);  ürk.  u.  Akt  XIV,2,  S.  1136ff. 


784 


Y.  Brandenburg  und  das  Reich  1079— U',Si. 


(''.  v.  Jena  und  Sehflabadc  an  den  Karforaten.    D.  Re^enspurs! 

11. /2I.  Juli  1684. 

[Weitere  Verhandlungen  zwischen   dem   burfürsti.  und  dem  für^lL   Kolleg   »< 

Waffenstillstand***] 

21.  Juli  Das  fürstl.  Kolleg  bat  weitere  Versuche  gemacht,  das  kurfürstK   dazu  n 

bewegen,  sich  ratione  uni versa! itatis  armistitii  näher  herauszn lassen,  doch  liü 
dieses  sich  nicht  dazu  verstanden*  Darauf  hat, ')  nachdem  die  kaiserL  Kommission 
mit  den  meisten  Fürstlichen  beisammen  gewesen,  Salzburg  im  Fürstenkolleg  i 
Projekt  vorgelesen,  wie  die  kurfürstK  und  fürstlichen  Conclusa  vereinigt 
konnten,  und  dein  kurfürstK  Kolleg  ist  Mitteilung  davon  gemacht  worden, 
mit  der  Anzeige,  daß  man  die  Sache  noch  weiter  überlegen  wolle,  woher  mau 
kurfürstlieherseits  den  Fürstlichen  noch  nicht  hat  antworten  können.  In  diesem 
Aufsatz  wird  die  Universalität  nur  auf  Spanien,  Italien  und  Schwe 
beschrankt. 

Sonst  hat  man   im  Fürstenrat  auch   beschlossen,  wegen  des  Termins  dem 
französischen  Bevollmächtigten  duivh  die  kaiserK  Kommission   remonstrieren  m 
lassen,  daß  mau  mit  den  \V äffe n stills tan dstrak taten  eifrig  beschäftigt  sei,  sie  aber 
bis  zu  dem  abermals  gesetzten  Termin  iinmJ^lirh  zu  Ende  bringen  könnt, 
bei  auch   das  K.  Trierische  desiderium  wegen  Einhalte»*»  mit  ferneren  Tätlich- 
keiten annektiert  worden  ist     Die  Kurfürstlichen  aber,  denen   auch  Mitt. 
davon  gemacht  worden    ist,    haben    darauf   erklärt,    eine  solche    Kernen**: 
werde  ohne   Effekt  sein   und   der  Schluß  dadurch   nur  aufgehalten   mnltto 
wollten  sich  aber  gefallen    lassen,    wenn   dem    französischen    [Trui n1linlifcl%l« 
namens  des  Kaisers   und  Reiches  schriftlich   angezeigt  würde,   das   armistiiütm 
mit  den  vorgeschlagenen  Konditionen  solle  angenommen,  wegen  der  Limiten  um! 
anderer  Speziali  tüten  aber  die  Traktaten   fortgesetzt  werden,  dem    konnte  dm« 
das  K.  Triersehe  desiderium  beigefugt  werden.     Man  hofft  so  zu  verhüten,  dal 
die  determinierte  monatliche  Zeit  dem  Reich  keine  Gefahr  bringen   könne*    Itai 
kurfürstK   Kollegium   hat  auch  dem    fürstlichen   anzeigen   lassen,    daß    es    dem 
K.  Mainzischen  aufgetragen,  ein  Projekt  zu  machen,  wie  das  armlftUtiiftn  *£«■- 
tiebtoffl  sei.    Die  Gravati  sind  auch  absonderlich  zusammen  gewesen,  die  tarnten 
haben  ihre  Vorschläge,  wie  ihnen  zu  helfen  sei,  zu  Papier  gebracht  und  sie  dem 
K    Mainzischen  zugestellt 


')  S>  die  Conclusa  des  kurfürstlichen  und  des  fürstlichen  Kollegs  (dkt  10    & 
Juli  11*84}   Kon  dorn  XII,  5.  UG,    und   das   Projekt    eines    gemeine  clufBB 

«l>«Nria!»el]ist  S.  99, 


Weitere  Verhandlungen.  Das  Reichsgutachten  wegen  des  Waffenstillstandes.    785 

G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

18./ 28.  Juli  1684. 

[Die  Vereinbarung  zwischen  den  drei  Reichskollegien.] 

Nach  langen  Verhandlangen  Ist  es  endlich  zwischen  dem  kurfärstl.  und  28.  Juli 
fürstlichen  Kolleg  zu  einer  Vereinbarung ')  gekommen,  die  größte  Schwierigkeit 
hat  bereitet,  daß  der  kaiserliche  Hof  und  die  diesem  sich  immer  konformierende 
Majorität  des  Fürstenrats  Spanien,  Italien  und  Schweden  specialiter  in  das  armi- 
stitium  mit  einzuschließen  nrgierten,  and  mit  Spanien  hat  es  auch  geschehen 
müssen,  weil  sonst  unmöglich  aus  der  Sache  zu  kommen  gewesen.  Dieses 
commune  conclusum  beider  höheren  Kollegien  ist  sofort  den  Städtischen  mit- 
geteilt worden,  auch  diese  haben  sich  bald  konformiert,  *)  und  so  ist  beifolgendes 
Reichsgutachten *)  zustande  gekommen  and  vorgestern  durch  den  K.  Mainzischen 
dem  kaiserl.  Prinzipalkommissarius  eingehändigt  worden.4) 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
25.  Juli/4.  August  1684. 

[Das  Reichsgutachten   über  den  Waffenstillstand.     Neue  Verwendung  für  K.  Trier.] 

An  demselben  Tage,  an  welchem  das  Reichsgutachten  dem  kaiserl.  Prinzipal-  4.  Aug. 
kommissar  übergeben  worden  ist,  hat5)  der  Konkommissarius  dasselbe  dem 
franzosischen  Bevollmächtigten  mitgeteilt.  Dieser  aber  hat  sich  darüber  be- 
schwert, daß  man  es  ihm  deutsch  übergehen  and  daß  nur  der  Konkommissarius 
seine  Proposition  unterschrieben  habe,  worauf  dasselbe  von  allen  drei  kaiser- 
lichen Kommissaren  unterschrieben  worden  ist.     Nachdem  am  Samstag   diese 


!)  S.  das  kurfürstliche  und  fürstliche  Konklusum  vom  25.  Juli  1684  (Londorp 
XII,  S.  101). 

*)  S.  das  Reichsgutachten  vom  26.  Juli  1684  (Londorp  XII,  S.  101  f.;  Pachner 
v.  Eggenstorff  II,  S.  496). 

3)  S.  das  reichsstädtische  Konklusum  vom  28.  Juli  1684  (Londorp  XII,  S.  102). 

4)  Am  21./ 31.  Juli  übersenden  sie  die  dem  französischen  Bevollmächtigten 
gemachte  Proposition  und  dessen  Antwort,  sowie  die  vor  wenigen  Stunden  unter 
den  drei  Reichskollegien  verglichenen  Artikel  in  puncto  annistitii  gallici  samt  dem 
Reichsgutachten  (s.  Londorp  XII,  S.  106f;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  499 ff.) 
und  melden,  beide  Schriftstücke  seien  sofort  der  kaiserlichen  Kommission  insinuiert 
worden  und  diese  werde  sie  ungesäumt  dem  französischen  Bevollmächtigten  extradieren. 

*)  S.  die  kaiserlichen  Kommissionsreskripte  vom  1.  und  2.  August  1684  (Londorp 
XII,  S.  107 f.;  Pachner  v.  Eggenstorff  II,  8.  505 ff.). 

Mater,  z.  Gesch.  d.  O.  Kurfürsten.   XIX.  50 


786 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1079—1684. 


den  Reieoskollegien  haben  anzeigen  lassen,  daß  der  französische  Bevollmächtigte 
sich  erboten  habe,    wenn   Hoffnung  sei,  daß  man  in   ein   paar  Tagen  ans  der 
Sache  kommen  werde,  den  von  Hofe  an  ihn  gesendeten  Kurier    noch   »o  taugt 
zurückzuhalten,  und   sie  ermahnt  haben,  das  Waffenstillstands  werk    schleunigst 
zu  Ende  zu  bringen,  haben  diese  die  Beratungen  über   das    Waffen  stillstaodt- 
projekt  eifrigst  fortgesetzt,  sich  untereinander  verglichen,  und    ist  ein  Reichagnt- 
achten  ')  darüber  zustande  gekommen,  das  vorigen  Montag  der  kaisrrh  Kommi-i  n 
durch   eine   feierliche   Deputation  aller  drei    Reichskoilegien    üb  ergeben  worden 
ist.    Diese  hat  erklärt,  es  sofort  durch  eine  eigene  Staffelte  an  den  Hof  sekicken 
zu   wollen,   an    demselben  Abend    noch    hat   auch    der  Knnkomnms&rius   dem 
französischen  Bevollmächtigten  voirdem  Reichsgutachten  und  den  dazu  gehörig« 
Artikeln   Nachricht  erteilt.     Bei  Abhandlung  dieser  Materie  haben  Österreich 
und    andere,    besonders   Bremen,   darauf  gedrungen,    daß    ganz    Italien    und 
Schweden  speeialiter  in  den  Waffenstillstand  mit  eingeschlossen  werden  mo< 
andere  aber  haben  sich   dem  standhaft  opponiert,  und  so  ist   es   nnterh lieben, 
auch  wegen   Spaniens  hat  das   kurfürslL   Kollegium    ausdrücklich    bedungen, 
daß    die  Expression    dieser   Krone    nur    auf   die    europäischen    Lande    zu    ver- 
stehen sei. 

Auf  Grund  der  Klagen  des  K.  Trierschen  über  neue  gewaltsame  fran- 
zösische Prozeduren  hat  der  K,  Mainzische  namens  des  kurfürstL  Kollegs  dem 
franzosischen  Bevollmächtigten  bewegliche  Remonstrationen  gemacht,  derselbe 
hat  geantwortet,  es  sei  ihm  leid  und  er  werde  deshalb  an  den  Kon  ig  und  auch 
an  den  Marquis  de  Joyeuse  schreiben. 


G.  v,  Jena  und  Schönbeck  au  den  Kurfflrsteu.    D,  Regensporg 
1,/  11,  August  1684. 

[Beginn  der  Konferenzen  zwischen  den  kaiserlichen  Komm  Usaren  und  Vtrjua.] 

11,  An».  Die  von  den  Kollegien  gebilligte  lateinische  Übersetzung  der  articüli  in  puncto 

armistitii  ist  von  dem  K,  Main  zischen  den  kaiserlichen  Kommissaren  über- 
geben worden  mit  der  Bitte,  sie  dem  französischen  Bevollmächtigten  zuzustellen, 
und  der  Mahnung  das  Werk  des  armistitii  auf  das  beste  zu  befördern.  Bas 
erstere  ist  sofort  geschehen,  und  Verjus  hat  darauf  sein  Gegenprojekt 
lateinisch  zurückgegeben.  Jene  Mahnung  betreffend  aber  erwiderte  Graf 
Windischgratz,  er  hätte  Bcfebl  vom  kaiserlichen  Hof,  sich  in  keine  Personal- 
konferenz  mit  dem  französischen  Bevollmächtigten  einzulassen,  falls  dieser  nicht 
einen  anderen  Charakter  hätte  oder  ihm  den  Titel  Exzellenz  gibt*  In- 
zwischen hatte  Verjus  den  Reichskoilegien  durch  den  K.  Maiuzischen  binU-r- 


i)  S.  das  Reichsgutachten  vom  3ü.  Juli  1684  (Loudorp  Xil,  3.  106 f.;  Pachoer 

v,  Eggenstorff  II,  S,  499 ff. 


Beginn  der  Waffenstillstandsverhandlungen.  787 

bringen  lassen,  sein  Konig  wolle  sich  zn  keiner  Verlängerung  des  Termins 
verstehen;  wenn  nicht  im  Anfang  dieses  Monats  Äugast  der  Abschloß  des 
Waffenstillstandes  erfolgte,  so  werde  er,  zumal  da  Spanien  denselben  wirklich 
acceptiert  habe,  seine  Truppen  am  Rhein  stehen  und  die  Kriegsbegierigen 
aufsuchen  lassen.  Darauf  hat  das  kurfürstliche  Kolleg  für  notwendig  gehalten, 
bei  der  kaiserlichen  Kommission  die  Instanz  wegen  Antretung  der  Konferenz 
mit  dem  franzosischen  Bevollmächtigten  zu  erneuern,  und  auch  die  beiden 
anderen  Kollegien  haben  schließlich  am  Montag  mit  resolviert,  daß  der  Kur* 
mainzische  dieses  im  Namen  des  Reiches  tun  solle.  Derselbe  hat  sich  auch  an 
demselben  Tage  zu  der  kaiserlichen  Kommission  begeben,  Graf  Wind ischgrätz 
aber  hat  wieder  seine  frühere  Forderung  erneuert.  Als  aber  an  demselben 
Abend  der  Französische  dem  kaiserlichen  Konkommissarius  hat  sagen  lassen,  sein 
König  habe  ihm  geschrieben,  er  sei  des  Dinges  müde,  wenn  in  5  Tagen  aus 
der  Sache  nichts  würde,  so  solle  V.  nicht  an  ihn,  aber  an  den  Marschall 
Schomberg  deswegen  schreiben,  ist  am  folgenden  Vormittag  die  kaiserliche 
Kommission  zusammengekommen  und  hat  dem  französischen  Bevollmächtigten 
melden  lassen,  sie  würden  sich  am  Nachmittag  bei  den  Dominikanern  einfinden, 
jeder  Teil  möchte  in  einem  besonderen  Zimmer  sein,  und  sie  wollten  durch 
zwei  Personen  miteinander  verhandeln.  Der  Französische  hat  diesen  modus 
beliebt,  der  eichstädtische  Hofrat  Burchard  und  der  frühere  französische 
Resident  in  Straßburg  Frischmann  sind  als  referendarii  gebraucht  worden, 
und  man  hat  beiderseits  verabredet,  immer  morgens  um  10  und  nachmittags  um 
4  Uhr  zusammenzukommen,  so  lange  bis  alles  völlig  abgetan  sein  würde.  Man 
hat  auch  schon  den  Anfang  damit  gemacht  Über  die  beiderseits  zu  den 
Artikeln  gemachten  monita  soll  das  Reich  hernach  gehörig  befragt  werden.  Da 
dieses  so  warten  muß,  bis  von  der  kaiserlichen  Kommission  an  es  etwas  wird 
gebracht  werden,  so  hat  man  inzwischen  über  das  Holstein-Gottorpsche  Memorial 
in  puncto  moratorii  deliberiert. 


G.  v.  Jena  und  Schönbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

8./ 18.  August  1684. 

[Die  letzten  Verhandlungen.    Abschluß  des  Waffenstillstandes  mit  dem  Reiche. 
Verwendung  der  Evangelischen  für  ihre  Glaubensgenossen.] 

Nachdem  der  Traktat  zwischen  Spanien  und  Frankreich  geschlossen,  haben  1 8.  Aug. 
die  beiderseitigen  Bevollmächtigten  die  Reichsartikel  wieder  vorgenommen,  wegen 
deren  sich  aber  sehr  viele  und  große  Diffikultäten  gefunden  haben,  von  denen 
in  beiliegendem  kaiserlichem  Kommissionsdekret1)  Nachricht  gegeben  ist  Ober 
die  demselben  beiliegenden  12  Artikel  ist  Dienstag  vormittags  in  allen  drei 
Reichskollegien  deliberiert,  und  sind  beiliegende  monita  gemacht  worden,  von 

»)  S.  Londorp  XU,  S.  125 f. 

50* 


7SS 


V,  Brandenburg  und  das  Reich  1*179—1684* 


welchen  der  K.  Mainzisch©  der  kaiserlichen  Kommission  sofort  Mitteilung  gemacht 
hat.  Unterdessen  wurde  auch  das  andere  beifolgende  Kommissicmsdekret1)  mit 
seinen  beiliegenden  21  Artikeln  kommuniziert,  hei  welchem  auch  einige  momta 
geschehen,  von  denen  aber  ebenso  wie  von  den  anderen  der  wenigste  Teil  tob 
dem  französischen  Bevollmächtigten  admittiert  worden  ist  Die  referendaru  find 
deshalb  verschiedentlich  von  den  Plenipotentiarien  auf  das  Hat  haus  gekommen, 
schließlich,  als  der  Termin  um  Mitternacht  zu  Ende  laufen  wollte,  fuhr  de? 
K.  Mainzische  zu  den  kaiserlichen  Kommissaren  und  zeigte  ihnen  nou 
imperii  an,  sie  möchten  endlich  so  gut  sie  konnten  schließen,  worauf 
kurz  vor  12  Uhr  nachts  den  Ständen  anzeigen  ließen,  daß  man  nunmehr 
einander  richtig  und  die  Artikel  aeeeptiert  seien.  Darauf  haben  die  Bevoll- 
mächtigten einander  gratuliert  und  verabredet,  am  folgenden  Tage  zum  Unter» 
schreiben  wieder  zusammen  zu  kommen  und  auch  den  ingressnm  und  den 
Schluß  der  Artikel  gebührend  einzurichten,  sie  sind  auch  wirklieh  zus 
gewesen,  haben  sich  aber  noch  nicht  völlig  darüber  verglichen.  Unter  dia 
Dingen  geschah  auch  seitens  vieler  Fürstlicher  der  Restitution  des  Herzogs 
Lothringen  Erwähnung  und  wurde  zum  Nachdenken  der  kaiserliehen  Ru 
mission  gestellt,  ob  sie  bei  diesen  Traktaten  derselben  gedenken  wollte, 
haben  auch  deswegen   etwas  entworfen   gehabt,  Verjus  aber  hat   geantwortet. 

I  deswegen  nicht  instruiert,  sein  Konig  aber  hätte  früher  geschrieben»  wtm 
der  Herzog  nach  Abschluß  des  Waffenstillstandes  sich  anmelden  würde,  so  wollte 
er  sich  darüber  vernehmen  lassen.  Auch  ist  seitens  der  Mehrzahl  der  Förm- 
lichen gegen  das  kurfürstliche  Kolleg  erwähnt  worden,  man  sollte  der  An^elegfo- 
heit  des  Herzogs  von  Holstein-Gottorf  jetzt  mit  gedenken,  es  ist  dieses  aber, 
weil  nicht  zu  dem  Arraistiztraktat  gehörig,  abgelehnt  worden,  Sie  haben  audi 
in  beiden  Kollegien  bedungen,  daß,  wenn  die  Instrumenta  des  Westfälischen 
Friedens  in  dem  jetzigen  Stillstandstraktat  allegiert  oder  zugrunde  gelegt  würden, 
dieses  dem  Vergleich  des  Kurfürsten  mit  Schweden  vom  .Jahre  Iti79  nicht  nach- 
teilig sein  sollte. 

Am  Freitag  waren  auch  die  Evangelischen  auf  dem  Rathaus  besondere 
zusammen  und  beschlossen  noch  einmal,  ein  Rekommendation^sehreiben  für  den 
Flirren  Wilhelm  Moriz  von  Nassau  in  dem  Successionsstreit  mit  seinem 
Vetter  Johann  Franz  m  den  Kaiser  zu  richten  und  sich  der  E\ angelisefeen 
Sa  den  von  Frankreich  okkupierten  Orten  anzunehmen.  Der  K,  Slehsisrhe 
wurde  beauftragt,  etwas  lateinisch  aufzusetzen,  was3)  den  kaiserlichen  Kommissaren 
eingereicht  werden  sollte,  um  dahin  zu  kol laborieren,  daß  es  gehurig  attendiert 
werden  mächte.*) 

»)  S.  Loudorp  Xil,  B.  127 f. 

*)  S*  den  Articulus  E  van  gelte  omni,  wie  solcher  bei  den  RegcnspurKor  Armistit- 
traktaten  mit  Frankreich  von  den  Evangelischen  —  coneertiret  worden  (v*  Schau  rat  k, 
VnUst  Summ  hing  aller  Conclusoruiu  des  hoch  preislichen  Corporis  Kvaugeticormn  I, 
&  6Ö9f.), 

*}  Am  15*/ 25.  August  melden  sie,  daß  am  8./ IS.  gegen  Mitternacht  au 
U Uterschreibung    des   Waffenstillitandstraktates   erfolgt   sei,    nachdem    es    dciwefta 


Abschluß  des  Waffenstillstandes* 


709 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspurg 
1 5. /25.  August  1684. 

[Seine  Bemühungen  um  das  Zustandekommen  des  Waffenstillstandes,  Wiudischgrätz* 

Verdienste  darum,] 

Am  5-/15*  August  ist  der  Waffenstillstand,  wiewohl  gar  spät,  verglichen*  25.  Aug, 
Weil ii  mir  gnugsam  bekannt  gewesen,  mit  was  vor  gleichsam  unbe- 
schreiblicher Sorgfalt,  Mühe  und  Ernst  E.  Oh  f.  D*  den  freundlichen  Aus- 
gang dieses  wichtigen  Werks  durch  kostbare  Schickungen,  Briefe  und 
Remonstrationen  etliche  Jahr  lang  an  allen  Orten  und  Enden  beständigst 
getrieben,  so  habe  mich  auch,  als  ein  ehrlicher  treuer  Diener,  keines 
Dinges  auf  der  Welt  starker  angenommen»  als  daß  E*  Chf*  D,  ihre 
unbeweglich  behauptete  Intention  dermaleins  erlangen  möchten,  wie 
dann  auch  durch  göttlichen  Beistand,  allen  mannigfaltigen  Hindernissen 
ungeachtet,  endlich  erfolgt,  so  genug  ist*  Auf  was  Weise  einer  und 
ander  hierunter  negotiirt,  daran  lieget  nunmehr  eben  nicht,  und  es  wäre 
dessen  Erzählung  viel  zu  weitläufig.  Ein  Gluck  ist  es,  daß  der  Herr 
Graf  von  Windischgräz  mit  E.  CM.  D*  Diener  mir  in  loco  tertio  zu 
reden  selbst  verlangt,  welches  hernach  fast  täglich  conti nuirt  worden. 
Ohne  Aflecten  von  der  Sache  zu  urteilen,  hat  derselbe  das  armistitium 
vornehmlich  und  zwar  so  eilig  befördert,  ohne  ihn  wäre  es  so  geschwinde 
nicht  angangen*  Ferner  igt  ein  Glück,  daß  ich  des  Königs  in  Frankreich 
E*  CM,  D*  bekannte  sincerationes,')  keine  wirkliche  demarches  wider  das 
Reich  vorzunehmen,  wann  es  gleich  zum  Schluß  des  armistitü  nicht 
gelangen  könne,  niemand«  im  geringsten  wissen  lassen,  sondern  die 
Briefe  geheim  und  alles  verschwiegen  gehalten*  Sollte  ich  es  mit  einem 
halben  Wort  gedacht  und  nicht  den  Schluß  urgirt  und  die  in  der  T&r 
stehende  Gefahr  und  unvermeidlichen  Schaden  mit  Vehemenz  vor  Augen 
gestellt  haben,  wurde  der  Termin  gewiß  vorbei  gestrichen  sein,  wozu 
mancher  von  selbst  geneigt  war.  Mons*  le  Comte  de  Crecy,  mit  dem 
ich  ebenfalls  täglich  nmbgangen,  zeigte  mir  seines  Königs  strenges 
Rescript  in  Original,  ich  meinte  aber,  daß  er  andere  secrete  Ordre,  indem 

nicht  weniger  Schwierigkeit  ab  bei  der  Verhandlung  der  Artikel  selbst  abgegeben 
habe.  S.  diesen  Traktat  (d*  Regensburg  15-  AflgOft  L(»84)  bei  Londorp  XII,  S.  12*jff.; 
Pachner  v.  Eggenstorff  II,  S.  51Üff.;  Pufendorf  XVIII,  §  134  (S.  1510ff.J; 
Dumont  VII»»,  S.  8lff. 

])  Kf,   hatte  J.   (d.  Cöln  &/1S*  Januar  1684)   den   Bericht   Spanbeims   vom 
31«  Dezember  1G83  (s.  oben  S.  4i&)  mitgeteilt,  der  ihn  nicht  wenig  vergnügt  hai»>. 


790  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

die  Briefe  aus  Paris  und  von  Berlin  ein  anderes  versicherten,  unterdessen 
ließe  mich  nichts  irren,  bliebe  auf  dem  Weg  und  triebe  E.  Chf.  D. 
Resolution,  davon  ich  überflüssig  informirt  war.  Die  Schließung  des 
armistitii  freuet  mich  darumb  desto  mehr,  weiln  E.  Chf.  D.  so  vielen 
großen  obstaculis  ungeachtet  dennoch  durchgedrungen  und  ihren  Zweck 
zu  sonderbaren  Vergnügen  glücklich  erreicht  und  das  Vaterland  vom 
Ruin  befreiet.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Regensburgische  Gesandtschaft. 

D.  Uranienburg  23.  August  /  [2.  September]   1684. 

(Conc.  P.  Fuchs.) 

[Zufriedenheit  mit  dem  Zustandekommen  des  Waffenstillstandes.] 

,  Sept.  Aus  Euren  jüngsthin  eingekommenen  verschiedenen    u.   Relationen 

und  deren  Beilagen  haben  wir  ersehen,  unter  was  Conditionen  endlich 
das  armistitium  zwischen  dem  Reich  und  Franckreich  aldort  geschlossen 
worden.  Nun  hätten  wir  unsers  Orts  wohl  wünschen  mögen,  daß  man 
auf  leidlichere  und  erträglichere  Weise  aus  der  Sache  hätte  kommen 
und  denen  gravirten  Gliedern  des  Reichs  wo  nicht  eine  vollige  Restitution, 
doch  wenigstens  bessere  conditiones  zu  Wege  bringen  können.  Nachdem 
aber  bei  dem  bekannten  Zustande  im  Reich  hiezu  kein  Mittel  zu  ersehen 
gewesen  und  man  in  dem  Stande  sich  befunden,  daß  entweder  das  werte 
Vaterland  in  einen  neuen  blutigen  und  nicht  anders  als  eine  gänzliche 
Dissolution  demselben  androhenden  Krieg  geraten,  oder  oberwähnte 
Reichsglieder  in  dem  Zustand,  worin  dieselbe  durch  die  französische 
rouniones  gesetzet  worden,  auf  eine  Zeit  lang  gelassen  werden  müsseu, 
so  hat  man  freilich  nach  den  Regulen  der  gesunden  Vernunft  anders 
nicht  tuen  können  als  aus  zweien  Übeln  das  geringste  zu  erwählen  und 
lieber  einige  membra  als  den  ganzen  Leib  in  die  Schanze  zu  setzen. 
Wir  befehlen  Euch  auch  hiemit  in  Gnaden,  sowohl  bei  den  Kayserlichen 
ministris  als  auch  sonsten  bei  denen  ("hur-  und  Fürstlichen  Gesandten 
und  Botschaftern  aldort  deswegen  behörige  contestationes  abzulegen 
und  was  ferner  fürgehen  wird  fleißig  zu  berichten.  — 


Urteil  über  den  Waffenstillstand.    Instruktion  für  v.  Ruck.  791 


2.  Verhandlungen  mit  den  rheinischen  Kurfürsten. 
Die  Konferenzen  zn  Frankfurt. 

Instruction,1)  wornach  sich  unser  —  Hof-  und  Legationsrat, 
auch  Hauptmann  zu  Horneburg  Melchior  von  Ruck  bei  seiner 
Verschickung  an  Chur  Mayntz,  Chur  Trier,  Chur  Colin  und 
Chur  Pfaltz  Ldd.  —  zu  achten.  D.  Cöln  21./31.  Dezember  1681. 

[Vorstellungen,  welche  er  diesen  Kurfürsten  wegen  der  Gefahren  eines  Krieges 
mit  Frankreich  und  der  Notwendigkeit  eines  gütlichen  Abkommens  mit  demselben 

machen  soll.] 

Er  soll  von  Cassel  zuerst  sich  zu  K.  Mainz  begeben  und  diesem  vortragen,  31.  Dez. 
nachdem  der  König  von  Frankreich  bei  den  Traktaten  zn  Frankfurt  a.  M.') 
eine  solche  Proposition  habe  tun  lassen,  worauf  man  entweder  in  Frieden  und 
gute  Nachbarschaft  mit  demselben  treten  könnte  oder  eines  neuen  beschwer- 
lichen Krieges  gewärtig  sein  müßte,  da  derselbe  erklärt  habe,  wenn  man  sich 
von  Reichs  wegen  nicht  vor  Ausgang  des  Januar  desfalls  resolvieren  würde, 
seine  schon  parat  stehende  Macht  gebrauchen  zu  wollen,  und  da  man  sich  unter 
den  jetzigen  Verhältnissen  bei  Resolvierung  eines  Krieges  schlechter  Successe 
zu  versehen  habe,  so  stände  Kf.  in  Zweifel,  ob  es  gegen  die  Posterität  zu  ver- 
antworten wäre,  bei  so  beschaffenem  Zustande  das  übrige  vollends  in  hazard 
und  Gefahr  zu  setzen  und  die  extrema  zu  erwarten.  Kf.  hätte  in  dieser  so 
schweren  Sache  mit  K.  Mainz  vertraulich  kommunizieren  wollen.  Auf  drei 
Punkte  vornehmlich  mußten  die  Gedanken  gerichtet  werden: 

1.  Ob  man  bei  gegenwärtigen  Konjunkturen  vergewissert  sein  könnte,  die 
verlorenen,  in  der  Krone  Frankreich  Gewalt  geratenen  Orte,  Festungen  und 
Lande  aus  deren  Händen  wieder  zn  reißen  und  zn  rekuperieren  ? 


>)  S.  Pufendorf  XVIII,  §34  (S.  1417 f.). 

2)  S.  über  diesen  Kongreß  in  Frankfurt  a.  M.,  welcher  nach  langen  Verzögerungen 
erst  Ende  Oktober  1681  zusammengetreten  war,  Pufendorf  XVIII,  §33  (S.  1416f.); 
Londorp  XI,  S.  353 ff.  Vgl.  Legrelle,  Louis  XIV.  et  Strasbourg,  S.  159 ff.;  Kauf- 
mann, Die  Reunionskammer  su  Metz,  S.  257  ff. 


792 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  W\i—  1C84, 


2.  Ob  solche  Hoffnung  recuperandi  amissa  gewisser  und  sicherer  wäre  ab 
die  Gefahr,  noch  viel  mehr  zu  verlieren  und  einzubüßen,  welche  dem  Btiebfl 
bevorsteht? 

3.  Ob  nicht  viel  mehr  auf  die  Konservation  des  übrigen  im  Reich  und 
desselben  Status  quoquo  modo  zu  gedenken,  als  alles  auf  die  Spitze  des  Degens, 
den  un gewissen  Ausschlag  der  Waffen  und  darauf  stehende  gänsliche  Ruin  oder 
wohl  gar  Dissolution  des  Staats  im  Reich  und  sonderlich  des  kurfürstliches 
Coliegii  zu  wagen  und  auszustellen? 

Kf.  hätte  die  Gefahr,  in  der  das  Reich  jetzt  steht,  wohl  vorausgesehen, 
auch  zur  Abwendung  derselben  sein  Bestes  getan.  Wie  er  aber  gelassen  worden 
und  was  er  dabei  zugesetzt,  das  sei  der  ganzen  Welt  bekannt,  er  mußte  also 
zu  reiferer  Erwägung  ausgestellt  sein  lassen,  ob  Salus  Reipublicae  nach  Gelegen- 
heit der  jetzigen  Konjunkturen  besser  mit  den  Waffen  zu  behaupten,  als  mit 
reifem,  wohlbedachtem  Rat  und  Vorsichtigkeit  zu  beobachten  sein  möchte. 

R.  wird  zu  vernehmen  haben,  wie  K,  Mainz  sich  darauf  erklären  wird, 
sollte  derselbe  zu  anderen  eonsilüs  inklinieren,  hat  er  sich  darüber  nicht  ein- 
zulassen, sondern  es  mit  Vorstellung  seiner  guten  Intention  ad  referendum  tu 
nehmen, 

Darauf  hat  er  sich  zu  K,  Pfalz,  K.  Trier  und  K.  Co  In  zu  begeben  und 
dort  gleichmäßigen  Vortrag  zu  tun,  Da  K.  Pfalz  der  Gefahr  am  nächsten,  m 
hat  er  demselben  besonders  zu  repräsentieren,  wie  hohe  Ursache  er  habeT  *o 
viel  immer  möglich  die  Ruptur  mit  Frankreich  zu  vermeiden,  zumal  man  hei 
den  bevorstehenden  Traktaten  hoffen  konnte,  daß  der  König  von  Frankreich 
wohl  möchte  disponiert  werden,  die  okkupierten  Urter  zu  restituieren  und  den 
desolierten  Landen  künftig  Ruhe  und  Restauration  zu  gönnen. 

Da  von  dieser  Materie  dem  Verlaut  nach  mit  K.  Trier  und  anderen  sc* 
Kommunikation   gepflogen    sein    mochte,   wie    dem    Kf.   beigehender    Extrakt1) 
eines  Schreibens  des  Bischofs  von  Straßburg  an  Graf  Waldeck  zugekommen, 
so  soll  er  von   dem  Inhalt  dieses  Schreiben*,   wie  es  sich  am  besten  seh 
wird,  Vorstellungen  machen  und  einerseits  die  Gefahr  und  Inkoiivemeiltta 
welche    das    Komische    Reich    durch   einen    Krieg    verwickelt   werden   möchte, 
andererseits   den  Vorteil   und   die  Kommodi täten   bei  Kontinuation  des  Friedens 
und   Annahme   der  von  Frankreich    gemachten  Offerten   vorstellen.     Ks   würde 
dabei  vornehmlich  auf  die  Sicherheit  und  Garantie  dessen,  was  Frankreich  ver- 
sprechen möchte,  ankommen,  weshalb  Kf.  das  Gutachten  der  anderen  Kurt 
erwarten  wollte. 

Er  hat  die  Audienz  bei  allen  Kurfürsten  in  geheim  Eil  nehmen,  die 
Sekretesse  seiner  Negotiation  aufs  beste  zu  rekoramendieren,  zum  1 'rätext  der- 
selben zu  nehmen,  daß  er  nur  wegen  Erhaltung  der  kurfürstlichen  Ptaemuicnlien 


*)  Derselbe  enthält  einen  Bericht  über  die  Vorstell  im  gen,  welche  der  Bischof 
von  Straßburg  K,  Trier  wegen  der  Gefahren  eines  Krieges  mit  Frankreich  und 
der  Vorteile  eines  gütlichen  Abkommens  mit  demselben  gemacht  ball«. 


Instruktion  für  v.  Ruck,  dessen  Verhandlungen  mit  K.  Mainz.  793 

nnd  Rechte,  welche  man  jetzt  zu  Frankfurt  wieder  nicht  wenig  zu  labefaktieren 
suche,  und  wegen  Einrichtung  der  kaiserlichen  Vollmacht  geschickt  sei,  er  hat 
nirgends  etwas  Schriftliches  von  sich  zu  geben. 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Mainz 
4./[14.]  Januar  1682. 

[Zustimmende  Erklärung  von  K.Mainz.] 

Er  ist  am  1.  Januar  zu  Mainz  angekommen  und  hat  am  folgenden  Tage  bei  14.  Jan. 
dem  Kurfürsten1)  Audienz  gehabt.  Derselbe  antwortete  auf  seine  Proposition, 
der  verwirrte  und  fast  desperate  Zustand  des  Vaterlandes  ginge  ihm  sehr  zu 
Herzen,  je  mehr  er  darüber  nachdächte,  desto  größer  fände  er  die  Gefahren, 
wenn  man  bei  solcher  Bewandtnis  und  üblen  Verfassung  des  Reiches  es  zur 
Ruptur  mit  Frankreich  sollte  kommen  lassen,  er  hätte  dieses  auch  den  kaiser- 
lichen ministris  gesagt,  man  hätte  es  ihm  aber  übel  ausgedeutet.  Er  freue  sich 
daher  sehr  darüber,  daß  Kf.  über  ein  so  schweres  und  gefährliches  Werk  mit 
ihm  habe  vertraulich  kommunizieren  wollen.  Seine  Resolution  wäre,  daß  man  - 
quo  vis  modo  über  die  französische  Proposition  sich  zu  entschließen  suchte, 
vielleicht  könnte  man  bei  der  Negotiation  noch  ein  und  anderes  erhalten  und 
so  lieber  den  Überrest  sichern  als  alles  sorti  armorum  anheimstellen.  Kf.  wäre 
der  Mächtigste  von  dem  ganzen  kurfürstlichen  Kollegium,  der  größte  General 
von  diesen  Zeiten  und  von  unvergleichlicher  experience  bei  seiner  langwierigen 
Regierung,  wenn  dessen  Sentiment  dahin  ginge,  wie  er  von  ihm  verstanden,  so 
würde  es  bei  Kf.  allein  stehen,  dem  ganzen  Werk  den  Ausschlag  zu  geben,  er 
wollte  ihm  dabei  getreulich  assistieren.  Er  wünschte  gern  zu  wissen,  wohin 
man  k.  sächsischerseits  zielte,3)  dem  Verlaut  nach  führte  man  dort  gar  kriegerische 
Gedanken,  es  würde  aber  viel  auf  Kf.  ankommen,  um  diesen  Kurfürsten  dahin 
zu  disponieren,  sich  der  Zeit  und  der  Necessität  zu  konformieren.  Von  K.  Trier, 
K.  Cöln  und  K.Pfalz,  hoffte  er,  werde  des  Kf.  Abschickung  in  gebührende 
Erwägung  gezogen  und  so  diese  gefährliche  und  schwere  Sache  gehoben  werden, 
besonders  da  der  König  von  Frankreich  geneigt  sein  solle,  K.Pfalz  einige 
Satisfaktion  zu  geben. 

Als  er  K.  Mainz  so  inkliniert  gesehen,  hat  er  von  der  Proposition  des 
Bischofs  von  Straß  bürg  an  K.Trier  zu  reden  angefangen  und  sich  so  bemüht, 

l)  Anselm  Franz  von  Ingelheim  (seit  7.  November  1679).  S.  Pufendorf 
XVIII,  §  35  (S.  1418). 

9)  Schon  2./ 12.  Januar  hatte,  R.  dem  Kf.  berichtet,  er  hoffe  in  allem  zu  reüssieren, 
hauptsächlich  werde  es  darauf  ankommen,  ob  man  K.  Sachsen  werde  dazu  bestimmen 
können,  sich  der  Zeit  und  den  Konjunkturen  zu  akkommodieren,  das  sei  das  Vor- 
nehmste gewesen,  was  man  ihm  hier  entgegengesetzt  habe. 


m 


V.   ISrandenburg  und  da«  Reich  1C79 — 1684. 


die  Gedanken  desselben  in  puncto  der  Garantie  zu  erfahren,  K.  Mainz  sagte, 
er  sehe  desfatls  nichts  in  der  Welt  als  des  Königs  von  Frankreich  königliche 
parolc,  er  hatte  darüber  mit  dem  französischen  Residenten  Fliehe  gesprochen, 
der  hätte  gesagt,  des  Königs  Intention  wäre,  den  Frieden  zu  halten,  man  möchte 
os  klausulieren  and  verbinden,  wie  man  wollte,  und  ebenso  hatten  sich  anch  die 
französischen  Bevollmächtigten  in  Frankfurt  erklärt.  Zuletzt  hat  er  die  Sekretes» 
seiner  Negotiation  rekomm endiert.  Der  Kurfürst  hat  sie  versprochen  und  ver- 
sichert, daß  er  nur  dem  Kanzler  Hertram  Mitteilung  davon  machen  wolle. 
Dieser  hat  ihn  am  folgenden  Tage  besucht  ihn  nochmals  der  Resolution  de» 
Kurfürsten  versichert  und  ihm  mitgeteilt,  daß  derselbe  die  am  2,  Januar  zu 
Frankfurt  ü he rg ebene  französische  Proposition ')  sofort  nach  Regensburg  geschickt 
nnd  seiner  dortigen  Gesandtschuft  Befehl  erteilt  habe,  mit  den  K,  Branden- 
bnrgischen  zu  kommunizieren  und  sich  ihnen  zu  konformieren. 

Er  hat  darauf  bei  K.  Mainz  Abschiedsaudienz  gehabt,  derselbe  wiederholte 
alles  oben  Erwähnte  und  sagte,  wenn  der  kaiserliche  Hof  auf  Antrieb  Spanien? 
und  Lothringens  auf  einer  konträren  Meinung  bestehen  bleiben  sollte,  müßte 
das  Reich  und  das  kurfürstliche  Kolleg  sich  mit  Frankreich  ä  part  setzen.  Er 
wünschte,  KL  möchte  jemand  von  seinen  Leuten  mit  bei  der  Negoziation  zu 
Frankfurt  haben,  wenn  auch  ohne  Charakter  und  ohne  entree  bei  der  Konferenz, 
nur  damit  man  mit  ihm  kommunizieren  und  die  unbeschreibliche  Langsamkeit 
dir  Kaiserlichen  poussieren  könnte;  auch  ein  k«  kölnischer  und  ein  münstertchn 
Gesandter  wären  unterwegs, 

Kr  wird  noch  heute  nach  Heidelberg  Weiterreisen. 


M,  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Heidelbera 
8J[18.]  Januar  1681 

[Zustimmende  Erklärung  von  K.Pfalz.    Mitteilungen  desselben  über  ihm  fratizoritchrr- 
seits  angebotene  Verhandlungen,]      * 

18,  Jau.  Er  ist  am  6,  liier  angekommen  und  hat  am  7.  Audienz  bei  dem  Kurfürsten 

gehabt.     Derselbe5)  antwortete  auf  seine  Proposition,   er  fände   alles,   was  Kf. 
ihm  habe   vortragen    lassen,  so  sehr  auf  der  höchsten  raison   fundiert,  daß  er 
ihm  nichts  entgegenzusetzen  wüßte,  er  werde  sich  daher  mit  Kf.  in  allem  gern 
konform ieren,  er  hielte  gänzlich  dafür,  daß  man,  nm  den  Rest  von  totaler 
zu  sah  ieren,  sich  auf  die  von  dein  König  von  Frankreich  getan«  P 
in    Hüte    zu    setzen    suchen    müßte.     Diese    Absehiekung    des    KL    kann 
sonderlich  a  propos,  da  v.  Jena  aus  Regensburg  ihm  von  einer  Handlung  und 
Offerten,  welche  der  Konig  von  Frankreich  dem  k.  pfälzischen  Hause  tun  lassen 

i)  S.  oben  S,  742. 

*)  S.  Pufendorf  XVÜI,  %  86  (&.  1418). 


t.  Ruck  bei  K.  Pfalz  und  K.  Trier.  795 

würde,  Nachricht  gegeben  habe,  worauf  er  habe  antworten  lassen,  daß  er  auf 
gepflogene  Kommunikation  mit  Kf.  und  dem  Hause  Lüneburg-Hannover  sich 
resolvieren  wollte.  Er  hätte  bereits  vor  acht  Tagen  deswegen  an  Kf.  geschrieben, 
da  er  nun  aus  seinem  Vortrage  des  Kf.  Sentiment  erfahren  habe,  sei  er  nm  so 
eher  hors  d'incertitude  und  wollte  sich  diesem  gänzlich  konformieren.  Er  hat 
den  Kurfürsten  versichert,  daß  Kf.  alle  mögliche  officia  bei  dem  König  von 
Frankreich  zu  seiner  Satisfaktion  anwenden  wolle.  Als  er  auf  den  Punkt  der 
Garantie  kam,  sprach  der  Kurfürst  den  Wunsch  aus,  daß  Kf.  nebst  dem  Hause 
Lüneburg  und  den  Generalstaaten  diese  übernehmen  möchte. 

Er  wird  morgen  hier  Abschied  nehmen  und  nach  Koblenz  Weiterreisen.1) 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfilrsten.     D.  Coblentz 
12./[22.]  Januar  1682. 

[Bereitwilligkeit  K.  Triers  zum  Frieden,  sein  Verlangen,  daß  ibm  das  Weggenommene 

restituiert  werde.] 

Er  ist  am  10.  hier  angekommen  und  hat  gestern  Audienz  beim  Kurfürsten*)  22.  Jan. 
gehabt.  Derselbe3)  erwiderte  auf  seine  Proposition,  er  sehe  wohl  die  bevor- 
stehende Gefahr  und  wie  diese  durch  die  desunion  der  Gemüter  im  Reich  stets 
zunehme,  wenn  aber  nur  eine  rechtschaffene  Zusammensetzung  geschehe,  so 
wäre  darum  noch  nicht  alles  verloren,  es  wäre  noch  force  im  Reich  genug, 
wenn  man  sie  nur  recht  gebrauchen  wollte,  dem  König  von  Frankreich  nicht 
nur  zu  widerstehen,  sondern  noch  wohl  mehr  zu  tun.  Die  der  Gefahr  am 
nächsten  Gesessenen,  darunter  er  selbst,  würden  zwar  zuerst  wohl  übern  Haufen 
gehen,  aber  hernach  würde  es  sich  wohl  redressieren  lassen.  Die  Prätensionen 
des  Königs  von  Frankreich  gingen  in  infinitum,  trotz  der  zu  Frankfurt  gemachten 
Proposition  prosequierte  er  die  Reunionen  einen  Weg  wie  den  anderen,  er  hätte 
noch  diesen  Morgen  die  Zeitung  bekommen,  daß  man  ihm  die  Abtei  Prüm,4) 
von  welcher  an  die  hundert  Lehen  dependierten,  durch  die  Kammer  zu  Metz 
habe  einziehen  lassen,  und  wenn  man  sich  jetzt  auch  mit  dem  König  über  seine 
postulata  entschließen  würde,  müßte  man  doch  künftig  ebendasselbe  besorgen.    • 


')  R.  meldet  von  Schwalbach  aus  9./19.  Januar,  der  jetzige  Vertraute  von  K.  Pfalz, 
Graf  Castel,  habe  ihm  nähere  Nachricht  von  den  frauzösischerseits  gemachten  An- 
knüpfungen gemacht  und  gebeten,  man  möchte  sich  bei  den  Verhandlungen  nicht 
übereilen,  da  sonst  die  K.  Pfalz  gebührende  Satisfaktion  viel  diffiziler  gemacht  werden 
würde,  Kf.  möchte  dessen  Interesse  nach  Möglichkeit  appuyren  und  die  Garantie  der 
Abmachungen  übernehmen. 

3)  Johannes  Hugo  v.  Orsbeck  (seit  13.  Juli  1676). 
*)  S.  Pufendorf  XV11I,  §  37  (S.  1418f.). 

4)  S.  Kaufmann,  Die  Reunionskammer  zu  Metz,  S.  242. 


796 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 


Doch  fände  er  rebus  sie  stantibus  und  «ach  den  gegenwärtigen  Konjunkturen 
im  Kf.  Seu Üinente  auf  tin widersprüchlichen  raisuns  gegründet,  und  seine  Meinung 
wäre,  man  sollte  von  Reichs  wegen  über  die  von  Frankreich  getane  Präposition 
mit  rechtem  Ernst  deliberieren  und  sich  darüber  auf  billige  Konditionen  : 
liehst  zu  entschließen  suchen,  falls  es  Frankreich  nur  mit  den  Traktaten  ein 
rechter  Ernst  wäre.  Quovis  modo  mit  Frankreich  sich  zu  vergleichen,  wate 
sehr  hart,  and  man  wüßte  nach  gehe  nds  doch  nicht,  wie  weit  und  wie  lang  mm 
solchen  Akkords  oder  Friedens  zu  genießen  haben  würde.  Seine  endliche 
Resolution  §e£,  daß  er  bei  solcher  Bewandtnis  der  Sachen  im  Reich  den  Frieden, 
wo  es  immer  möglich,  zu  konservieren  am  besten  hielte,  und  da  des  Kf, 
Sentiment  als  des  mächtigsten  Kurfürsten  dahin  ginge,  würde  er  sich  demselben 
gern  kon formieren,  er  hoffte  aber  and  ersuchte  Kf.  darum,  daß  er  dem  Rekb 
und  diesem  ErzsÜft  mim  besten  durch  sein  Ansehen  bei  dem  König  von  Frank- 
reich Beförderung  täte,  daß  ihm  die  abgenommeneu  Herrschaften  restituiert  würden, 

Er  hat  sich  auf  diesen  Diskurs  nicht  eben  sonderlich  eingelassen,  sondern 
ist,  nachdem  er  nochmals  des  Kf.  hierunter  führende  gute  Intention  aufs  beste 
vorgestellt,  auf  den  Punkt  der  Garantie,  falls  man  sich  mit  Frankreich  entschließen 
sollte,  gekommen,  K.  Trier  meinte,  es  würde  keine  sein  als  perpetuum  milltem 
zu  halten  und  tüchtige  Festungen  auf  den  Fronticreu  zu  hauen,  die  franzosisch 
Bevollmächtigten  in  Frankfurt  hätten  erklärt,  daß  ihr  König  es  zulassen  un 
darob  keine  Ombrage  schöpfen  wollte. 

Er  kann  versichern,  daß,  obwohl  des  Kf.  Abschiekung  von  K.  Mains  und 
K.  Pfalz  sehr  hoch  gehalten  worden,  doch  keiner  sich  eine  größere  Ehre  und 
frftüdt  daraus  gemacht  hat  als  K.Trier.  Er  findet  sonst  hier  so  ¥*ofg  als  zu 
Mainz  die  geringste  Disposition  zum  Kriege,  der  Kurfürst  hat  auf  Ehren hrritsteui 
600,  in  Kohlen/,  1 400,  insgesamt  250U  Mann  und  eine  Kompagnie  von  50  Pferden.1) 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln 

16./ [26.]  Januar  168.V 

[Unterredung  mit  dem  ßisrhof  von  Straßuurg/] 

26,  Jan,  Am   U+  ließ  der  Bischof  von  Strasburg*)   ihm  ein   Kompliment  wegen 

seiner  Ankunft  machen  und  anzeigen,  K.  Cöln  sei  unwohl  and  hüte,   um  Zeit 
KU  gewinnen,  ihn  beauftragt,  mit  ihm  wegen  seines  Anbringens  zu  konferieren- 

L)  R,  berichtet  14./ 24.  Januar  aus  Cöln,  K.  Trier  habe  bei  der  Abschiedsaudttsi 
erklärt,  er  wolle  sich  mit  dem  Sentiment  des  Kf,  wegen  BrhaltUPg  des  FrieJrn* 
kon  formieren  und  dazu  seinerseits  alles  Mögliche  beitragen,  und  er  halte  gefragt,  ob 
nicht  Kf,  jemand  nach   Frankfurt  zu  Beförderung  der  Traktaten  absenden  machte, 

J;  firaf  Wilhelm  von  Fürsten  her  g,  seit  S.  Juni  1682  Nachfolger  taiaat 
1,  Aprii  U'yfrJ  gestorbenen  Bruders  Franz,  S.  Ennen,  Frankreich  und  der  Nieder- 
rbein  I,  S.  384  ff. 


v.  Rucks  [Fnterreriting  mit  dem  Bischof  von  Straß  bürg'. 


797 


Er  aber  hat  erwidert,  nach  seiner  Instruktion  mußte  er  K.  Cola  personlich  in 
einer  geheimen  Audienz  seine  Proposition  tun,  er  wollte  aber  filr  sich  dem 
Bischöfe  aufwarten*  Dieses  hat  er  auch  getan.  Der  Bischof1}  hat  ihm  dabei 
mitgeteilt,  K.  lülu  wäre  sehr  erfreut  darüber,  daß  Kf.  diese  Abschick  ung  an 
ihn  getan  hätte,  er  hätte  schon  Nachricht  davon  gehabt,  sonst  wurde  er  an  ihn 
jemand  abgefertigt  haben,  so  aber  hätte  er  nur  an  K.  Bayern,  Pfalz,  Mainz  und 
Trier  geschickt  er  hielte  eine  gute  Zusammensetzung  der  deutschen  Fürsten 
bei  diesen  Konjunkturen  höchst  nötig,  wollte  ihm,  wenn  er  sich  morgen  hesser 
befinden  sollte,  Audienz  erteilen.  Dann  fing  er  von  den  gegenwärtigen  Kon* 
junkiuren  zu  reden  an,  es  wäre  wohl  endlich  Zeit,  daß  der  Konig  von  Frank* 
reich  den  Zapfen  zuschlüge,  die  Reunionsexekutionen  gingen  gar  zu  weit,  er 
bitte  gestern  noch  ein  gedrucktes  arrest  bekommen,  in  welchem  man  das  Stift 
Stablo  *)  unter  die  Dependenzen  rechnete  und  von  ihm  verlangte,  daß  er  wegen 
desselben  an  Frankreich  das  homagium  prästieren  sollte,  man  hatte  auch  seine 
Bedienten  zn  Straßburg  dazu  gezwungen»  Er  könnte  und  wollte  aber  den  dem 
Reich  und  seiner  Kirche  geleisteten  Eid  nicht  brechen,  hätte  deswegen  Remon- 
strationen bei  dem  König  getan,  der  wäre  ein  guter  Herr,  gebe  gute  Vertröstung 
der  Effekt  aber  bliebe  aus.  Inmittelst  dürfte  vor  der  Hand  wohl  kein  ander 
Expedient  sein,  als  auf  die  zu  Frankfurt  getane  Proposition  sich  zu  vergleichen 
und  sich  nachher  im  Reich  in  solche  Verfassung  zu  stellen,  daß  ein  Schwert 
das  andere  in  der  Scheide  halten  könnte.  Man  müßte  hoffen,  daß,  wenn  man 
sich  jetzt  mit  Frankreich  vergliche,  es  endlich  wurde  gehalten  werden,  obwohl 
man  steh  noch  jetzt  zu  beschweren  hätte,  daß  trotz  des  in  propositione  zn 
Frankfurt  seitens  Frankreichs  getanen  Versprechens  die  Reunionen  noch  taglich 
fortgesetzt  würden.     Auf  die  exteros,   besonders  England,  sei  wenig  zu  hauen. 

Heute  früh  hat  der  Bischof  ihm  melden  lassen,  daß  K.  CÖln  noch  nicht 
imstande  wäre,  Audienz  zu  erteilen,  daß  er  aber  hoffte,  dieselbe  werde  morgen 
stattfinden  können. 

Daß  die  confidence  zu  dem  Bischof  von  Straßburg  eine  Zeit  her  inter- 
rumpiert  gewesen,  ist  zwar  gewiß,  aber  jetzt  soll  alles  wieder  sein  wie  es  vordem 
gewesen»  Es  passierte  sonst  hei  dieser  Visite  nichts  als  große  Kontestationen 
von  vertraulicher  und  geheimer  Korrespondenz,  die  man  mit  Kf.  über  die  gegen* 
wärtigen  Konjunkturen  werde  zu  halten  suchen,  und  daß  man  den  Frieden  haben 
und  nachher  wegen  der  Garantie  sich  in  behörige  Verfassung  setzen  müßte. 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am  Rhein 
91./I1.  Januar  1682. 

[Audienz  bei  E.Coln,  neue  Konferenz  mit  dem  Bischof  ▼.  Straß  bürg.  Neigung  tum  Frieden.] 

Er  hat  am  18.  bei  K.  Cöln  im  Kloster  zu  Pantaleon  Audienz  gehabt,  hat  31.  Jao« 
denselben  aber  noch  in  schlechter  Disposition  gefunden.     Auf  seine  Proposition 

*)  &  Pufendorf  XVIII,  §38  (S.  1419). 

s)  S-  Kaufmann,  Die  Reun  Jona  kam  mer  tu  Metz,  S.  244. 


798 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1079—1684. 


erwiderte  er,1)  man  hätte  sich  vorzusehen,  mit  krank reich  einen  Krieg  hei  der 
gegenwärtigen  schlechten  Verfassung  des  Reiches  zu  engagieren,  er  wünschte. 
4al  Kf.  jemand  in  Frankfurt  hätte,  um  die  Traktaten  daselbst  zu  befördern, 
Frankreich  profitiere  von  dein  geringsten  Moment,  der  verloren  ginge*  Er  vi 
seinen  Vortrag  noch  ferner  überlegen  und  durch  den  Bischof  von  Straßburg 
und  andere  mit  ihm  weiter  daraus  kommunizieren  lassen*  Als  er  nun  gesehen» 
daß  K.  Cöln  mit  hndistem  Unvermögen  aufgewesen,  hat  er  erklärt  um  denselben 
nicht  langer  zu  bttUfttgSQ,  gleich  sich  verabschieden  zu  wollen,  welche  Offerte 
sehr  gern  angenommen  wurde. 

Am  folgenden  Tage  hat  dann  der  Bischof  von  Straßbarg  noch  eine 
Konferenz  mit  ihm  gehalten,  in  der  Hauptsache  wiederholte  er  fnst  »lies,  wa» 
er  ihm  vorher  gesagt,  er  Meli  ihm  auch  einen  Teil  der  Instruktion  für  den  u 
den  anderen  Kurfürsten  geschickten  Hat  Tücker  vorlesen.  Schließlich  erklärte 
er,  K.  Cölns  Sentiment  ginge  ganzlich  dahin,  den  Frieden  mit  Frankreich*  wofern 
tarnet  tauglich,  zu  konservieren,  er  diskurrierte  dann  weitläufig  von  der  Macht 
Frankreichs,  von  einer  Armee  von  GOG0O*  die  auf  den  Grenzen  stände, 
von  der  Konfusion  des  Staats  im  Römischen  Reich,  und  alles  mit  solche 
Fundament,  daß  daraus  genugsam  zu  ersehen,  daß  mau  an  diesem  Hof  quo 
modo  den  Frieden  verlangt.  Kr  hat  an  keinem  Ort  so  große  Disposition  dam 
wahrgenommen  als  hier,  er  hat  daher  keine  Veranlassung  zu  ferneren  Kernen* 
Miktionen  gehabt. 

Er  wäre  darauf  sofort  von  CiHn  wieder  abgereist,  wenn  es  nicht  bishe? 
des  Hochwassers  wegen  unmöglich  gewesen  wäre,  über  den  Rhein  zu  seilen. 
Heute  haben  sich  einige  Holländer  erboten,  zu  versuchen,  ihn  herüberzubringen  •' 


Instruktion  lilr  dem  v.  Huck.     D.  Cöln  an  der  Spree 
6./[16.J  März  1682.3)     (Com*.  F.  v.  Jena,) 

[Befehl,  bei  K.Mainz  und  den  Deputierten  es  dabin  zu  bringen,  daß  die  Verhandlung*!! 

mit  Frankreich  ohne   Rucksicht  auf  die  Widerstrebenden  angetreten,   die  Vorrecht* 

der  Kurfürsten  gewahrt  wurden.] 

IG.  Mari  Er  soll  sich   geradenwegs  nach   Frankfurt1)  begeben,   sich    dort   hei  den 

Kaiserlichen,  Franzosischen,  Kurfürstlichen  und  bei  den  legitimierten  oinl 
il legitimierten  Fürstlichen  anmelden,  ihnen  mitteilen,  daß  Kf.  jhu  hin- 
geschickt,  um   von   den   dortigen  Vorgängen  jedesmal  eigentliche  Nachri 


i)  S.  Pufendorf  a.  a.  0. 

J)  Ju  einem  P.  S.  meldet  er,   hier  im  Lande  sei  so  schlechte  Anstalt  in  einer 
Defetision  i  man  nicht  das  Geringste  zu  fürchten  hätte.     Die  Stadt 

der  äußersten  Sorge,  der  Rat  habe  sich  des  Kf.  Affekt  tun  und  Gnade  empfehlen  tosen* 

J)  S*  über  diese  Sendung  v.  Rucks    Pufendorf  XVIII,  £  4iJ— 2i    (S.  LlStt). 

*)  S.  über  die  bisherigen  Vorgange  nuf  dem  Frankfurter  Konvent  Pufendorf 
XVIII,  |45-48  (S.  1424  ff.). 


Instruktion  für  v.  Ruck.  799 

erhalten,  und  sie  ersuchen,  ihm  zu  diesem  Zweck  von  allem  part  zu  geben, 
er  sei  befehligt,  ihnen  so  viel  wie  möglieh  gute  Dienste  zu  leisten.  Dann  hat 
er  sich  zunächst  zu  K.  Mainz  zu  begeben,  diesem  von  dem  ihm  erteilten  Auf- 
trage Mitteilung  zu  machen  und  ihn  zu  ersuchen,  da  die  Hauptsache  durch  die 
Schuld  einiger  Fürstlichen,  deren  Absicht  sei,  den  Kurfürsten  auch  in  diesem 
Stück  zu  nahe  zu  kommen  und  ihre  Vorrechte  zu  evertieren,  nicht  avanciere, 
auch  weiter  in  seinem  Eifer  für  die  Herstellung  des  Friedens  und  der  Ruhe 
fortzufahren  und  zu  befördern,  daß  die  Hauptsache  bei  den  Traktaten  vor- 
genommen werde.  Zwar  wüßte  Rf.,  daß  die  sogenannten  illegitimierten  Fürst- 
lichen, als  Österreich,  Bamberg  und  Hannover,  auf  ihren  Neuerungen  ohne 
Rücksicht  auf  die  Reichsgrundgesetze  bestehen  wollten,  da  sie  aber  dadurch  zu 
verstehen  gäben,  daß  ihnen  an  der  Beförderung  der  Hauptsache  so  eben  nicht 
gelegen  sei  und  daß  sie  unter  diesem  Vorwand  besser  und  mit  mehr  Schein  zu 
ihrem  Zweck  zu  gelangen  gedächten,  dem  Reich  und  der  Christenheit  aber 
daran  gelegen  sei,  daß  die  Friedensverhandlungen  beschleunigt  würden,  so 
meine  Kf.,  daß,  wenn  diese  illegitimierten  Fürstlichen  von  ihrer  Meinung  durch 
keine  Vorstellungen  abzubringen  sein  sollten,  dann  die  übrigen  nach  vorher- 
gehender genügsamer  Verwahrung  sich  ungeachtet  der  Prätensionen  derselben 
zusammentun,  die  Haupthandlung  antreten  und  darin  kontinuieren  möchten. 
8ollte  K.  Mainz  gegen  diesen  Vorschlag  kein  erhebliches  Bedenken  finden,  so 
soll  er  ihn  bitten,  denselben  zu  befördern,  Rf.  zweifle  nicht,  daß  derselbe  von 
der  Mehrzahl  auf  dem  Reichskonvent  werde  gebilligt  werden.  Er  hat  in  diesem 
Falle  den  Gesandtschaften  davon  part  zu  geben,  den  Kaiserlichen  aber  nicht 
eher,  als  die  übrigen,  besonders  K.  Mainz,  es  für  tunlich  befinden  werden. 
Sollte  K.  Mainz  aber  Bedenken  haben,  so  soll  er  bitten,  ihm  die  Ursachen 
anzuzeigen,  und  darüber  berichten.  Er  soll  K.  Mainz  sowie  den  übrigen  und 
auch  den  kaiserlichen  Gesandten  erklären,  daß  Kf.  unter  keinen  Umständen 
von  den  kurfürstlichen  Rechten  und  Prärogativen  weichen  und  den  Illegitimierten 
nachgeben  werde.  Er  soll  den  anderen  Gesandten,  besonders  dem  französischen, 
zu  Dienst  sein,  sich  nur  für  einen  particulier  ausgeben  und  seine  Diskurse  immer 
so  einrichten,  wie  ihm  des  Rf.  Intention  aus  der  ihm  früher  an  die  rheinischen 
Kurfürsten  mitgegebenen  Instruktion1)  bekannt  ist,  von  allem  Vorfallenden  bei 
allen  Posten  Bericht  erstatten  und  auch  mit  v.  Span  he  im  in  Paris,  mit  v.  Di  est 
im  Haag  und  mit  der  Gesandtschaft  in  Regensburg  fleißig  korrespondieren. 

M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Frankfurt 
17./27.  März  1682. 

[Seine  Ankunft.    Beginn  der  Hauptverhandlungen,  Verschiedenartigkeit  der 
Abstimmung,  seine  Bemühung,  Zeit  zu  gewinnen.] 

Er  ist  wegen  der  schlechten  Wege  erst  gestern  hier  angekommen,  noch  gerade  27.  März 
zur  Zeit,  da  man  es  zum  höchsten  nötig  gehalten,  denn  am  15./25.  ist,  nachdem  man 

l)  S.  oben  S.  791  f. 


800 


V,  Brandenhnrg  und  das  Reich  1679— lfi84* 


sieb  über  die  Präliminarien  verglichen^  das  Hauptwerk  zu  traktieren 
worden.  Sämtliche  haben  ffir  Erhaltung  des  Friedens  mit  Frankreich  gestimmt 
aber  circa  im  »du  in  ist  man  so  diskrepant,  daß  daraus  ein  conclusum  zu  machet) 
ziemlich  diffizil  sein  wurde.  Die  französischen  Gesandten  dringen  auf  eine 
positive  Resolution,  und  der  zweite  k.  mainzische  Gesandte  ist  gestern  mit  dem 
Protokoll  nach  Mainz  gereist,  um  daselbst  daraus  das  conclusum  zu  mar  Ken. 
das  morgen  in  einer  extraordinären  Konferenz  publiziert  werden  soll 
<:t  Ion  bergische  Grote,  der  wegen  Präemlnenzpratensionen  zweimal  aus 
Konferenz  geblieben,  hat  zwar  verlangt,  da  er  noch  Ordre  von  seinem  He 
erwartete,  daß  die  Publikation  bis  Mittwoch  verschoben  werde,  doch  hat  min 
augestanden,  dem  zu  willfahren,  da  die  französische  Gesandtschaft  so  sehr  afif 
die  Resolution  dringt 

Er  hat  daher  zuerst  den  k.  tnainzischen  Gesandten  Herrn  v.  Schonbarn 
besucht,  ihm  von  seiner  Kommission  Mitteilung  gemacht  und  ihm  vorgeschlagen, 
den  Französischen  vorzustellen,  da  die  vota  so  sehr  wider  einander  liefen  uni 
wenn  daraus  ein  conclusum  per  maiora  gezogen  werden  sollte,  nicht  wohl  abzu- 
sehen sei,  oh  die  gewünschte  Intention  zum  Frieden  so  leicht  erreicht  werden 
könne,  Kf.  aber  ihn  hieher  abgefertigt  hätte,  ob  es  nicht  nutzlich  sein  würde, 
die  nächste  Session  bis  nach  den  Feiertagen  zu  verschieben,  damit  ihm  so  Zeit 
gelassen  werde,  die  anwesenden  Gesandten  zu  sprechen  und  zu  versuchen,  ab 
nicht  einer  oder  der  andere  sich  mehr  zum  Ziele  legen  möchte,  das  Verlangen 
Grote's  konnte  zum  Prätext  für  diese  Dilation  genommen  werden.  Seh.  war 
damit  einverstanden  und  Heß  ihm  am  Abend  nagen,  er  bitte  nur  den  einen 
französischen  Gesandten  Harlay  sprechen  können,  der  hätte  es  approbiert, 

Er  hofft,  so  I — 4  Tage  zu  negotiieren  gewonnen  zu  haben.     Bei  den 
reich tschen    ist    wohl    nichts   auszurichten,    mit    ihnen    kon formiert   sich 
K.  Sachsische  Schott,  auf  den  alle  Protestierenden,  auch   wohl    einige  Katho- 
lische grolie  Reflexion  nehmen  möchten.    Derselbe  hat')  ein  gnädiges  Schreiben 
lies  Kf.  an  ihn  herumgezeigt  und  dadurch  den  Verdacht  erregt,   als  ob  K 
R\  Sachsen  vielleicht  nicht  su  ungleiche  Sentimente  führte,  er   hat    aber   ver* 
sichert,  daß  dieses  Schreiben  nur  Hofüchkeitsausdrücke  enthielte* 


M.  w  Ruck  an  den  Kurfftrsten.     D.  Frankfurt 
24.  März/ [3.  April]   1682. 

[Sein  Besuch  hei  K-  Mai  na.     Dessen  Verlangen,  daß  er  die  Intention  des  Ei 

deklarieren  solle,] 

3.  April  Er  ist  vorgestern   nach  Mains  gereist  und   hat,   obwohl   sich   die  Sacblt 

seit  seiner  Abreise  von   Berlin    sehr  geändert  hat,   die   ihm  befohlenen  Kon 

')  Kf.  hatte  sich  durch  Schott  bisher  über  die  Vorginge  in  Frankfurt  Bericht 
erstatten  lassen. 


v.  Ruck  bei  K.  Mainz.    Die  verlangte  Deklaration  des  Kf.  801 

missionen  bei  dem  Kurfürsten  abgelegt  Derselbe  erbot  sich,  wenn  zur  Be- 
förderung dieser  Traktaten  von  Kf.  Mittel  and  expedientia  vorgeschlagen  werden 
sollten,  dieselben  aufs  kraftigste  zu  sekundieren,  jetzt  würde,  da  man  schon  in 
wirklicher  Xegotiation  begriffen  und  alia  rerum  facies,  nicht  nötig  sein,  die  in 
eventum  von  Kf.  geführten  Gedanken  kund  zu  machen.  Auf  die  kurfürstl. 
Präeminenz  erklärte  er  beständig  wie  bisher  halten  zu  wollen.  Im  übrigen 
sagte  er,  hätte  er  erwartet,  daß  Kf.  ihn  (R.)  bevollmächtigt  haben  würde,  seine 
Intention  wegen  der  französischen  Proposition  bei  dem  k.  mainzischen  Direk- 
torium zu  deklarieren.  Er  hätte  auf  die  von  Kf.  durch  ihn  bei  seiner  ersten 
Abschick  ung  gemachte  Ouvertüre  sich  so  positivement  herausgelassen,  eben- 
dasselbe hätten  jetzt  auch  K.  Pfalz,  K.  Co  In  und  K.  Trier  getan,  alles 
akk rochierte  sich  jetzt  auf  eine  solche  von  Kf.  erwartete  Erklärung,  er  wollte 
hoffen,  daß  Kf.  bei  seiner  ersten  Intention  beständig  verharren  werde.  Trotz 
aller  seiner  Versicherungen  deswegen  bezeugte  der  Kurfürst  doch  eine  große 
inquietude,  der  Kanzler  Bertram  hat  ihn  nachher  durch  viele  Remonstrationen 
bewegen  wollen,  die  verlangte  Deklaration  zu  tun,  und  er  hat,  um  das  durch 
seine  vorläufige  Weigerung  verursachte  Mißtrauen  zu  beseitigen,  wenigstens 
gestatten  müssen,  daß  sich  die  k.  mainzische  Gesandtschaft  bei  Gelegenheit  auf 
die  von  ihm  geführten  Diskurse  beziehen  möchte.  Die  französische  Gesandt« 
schaft  aber  hat  doch  nötig  befunden,  wegen  dieser  Deklaration  einen  Kurier  an 
Rebenac  zu  schicken.1) 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Frankfurt  a.  Main 
8./ 18.  April  1682. 

[Die  Antwort  der  Kaiserlichen  auf  das  Deputationsgutachten.    Schlechte  Aussichten 

auf  einen  günstigen  Verlauf  der  Verhandlungen.    Harte  Reden   über  ihn  und  über 

die  rheinischen  Kurfürsten.] 

Er  hat  die  Deklaration  des  Kf.  vom  29.  März  K.  Mainz  übergeben,  der  mit  18.  April 
derselben  sehr  zufrieden  war.    Inzwischen  haben  die  Kaiserlichen  ihre  Ant- 
wort3) auf  das  jüngst  ihnen  überbrachte  Deputationsgutachten  in  einem  lateini- 
schen   und   auch   in   einem   deutschen   Schriftstück   eingeschickt,    darüber   ist 
Mittwoch  und  Donnerstag  beraten  worden,  hauptsächlich  über  zwei  Punkte,  ob 


')  Kf.  zeigt  (d.  Cöln  29.  März/ [8.  April]  1682)  R.  an,  daß  er,  damit  weder 
K.  Mainz  noch  sonst  jemand  wegen  seiner  jetzt  führenden  Gedanken  fernere  inquietude 
habe,  die  begehrte  Deklaration  ausgestellt  habe,  befiehlt  ihm,  dieselbe  K.  Mainz  zuzu- 
stellen und  sie  auch  sonst,  wo  es  sich  schicke,  kund  zu  tun,  mit  den  französischen 
Gesandten  vertrauliche  Kommunikation  zu  pflegen  und  sich  zu  bemühen,  daß  die 
dortigen  Traktaten  bald  und  zum  glücklichen  Ende  ausschlügen.  S.  diese  Deklaration 
bei  Londorp  XI,  S.  360ff. 

*)  S.  Londorp  XI,  S.  363 f. 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  51 


808 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679— 16S4, 


dieses  responsum  der  Kaiserlichen  der  französischen  Gesandtschaft  bloli  so  zu 
überbringen,  oder  in  materialihus  et  forum libns  dem  Iteputationsgutachien  fii 
adacquieren  und  2.  auf  welche  Weise  es  der  französischen  Gesandtschaft  zu 
insinuieren  sei. 

Von  der  Kaiserlichen  großen  fermete  und  ihrem  boitiiHHflm  Vorgeben, 
daü  sie  des  Türkenkrieges  halber  nichts  zu  fürchten  bitten  and  ihrer  Atüertoo 
versichert  wären,  omiruert  man  fast  durchgehend*  diesen  Irak  taten  ein  gar 
weitläufiges  Aussehen,  besonders  wenn  man  französisc hersei ts  auf  der  Präposition 
bestellen  sollte*  Er  hat  hierüber  und  über  die  Deklaration  des  Kf*  mit  der 
franzosischen  Gesandtschaft  kommuniziert  und  ihnen  vorgestellt,  wenn  auch 
einige  von  den  Mächtigsten  den  Frieden  befordern  wollten,  werde  es  doch  sehr 
schwer  fallen,  wenn  nicht  frauzosfecherseits  zugleich  durch  vortrii gliche  MitteJ 
und  avantageuserc  Konditionen  der  modus  traetandi  fazilitiert  würde*  und  auch 
der  K+  Main  zische  und  der  K.  P  falz  i  sehe  sind  derselben  Meinung,  min 
laut  sich  aber  französisch erseits  noch  nicht  weiter  heraus,  als  daß  man  nickt 
dafür  halten  konnte,  daß  es  den  Kaiserlichen  ein  rechter  Ernst  sei,  den  ' 
zu  bestätigen.  Hau  ver nimmt  auch  unter  der  Hand,  daß  sie  nur  auf  französisch. 
nicht  lateinisch  den  Kaiserlichen  antworten  wollen,  was  wieder  große  Diftikiri- 
täten  abgeben  dürfte. 

Seine  Anwesenheit  hier  wird  bei  vielen  nicht  gar  zu  wohl  an  (genommen.  Die 
Kaiserlichen  haben  ihn  jüngst  gefragt,  ob  er  einen  Ruhm  darein  setzen 
wollte,  wenn  er  dieses  Werk  würde  können  reüssieren  macheu*  Über  die 
rheinischen  Kurfürsten  beschwert  man  sieh  kai»erUoheraaits  tiffentlicli  überall, 
und  keine  Vorstellung  der  Nezessitat  noch  der  Konjunkturen  mag  dagegen 
verfangen. 


Per  Kurfüist  an  v.  Back,     D,  Oöln 
9,/[19.]  April  1682. 

[Billigung  des  Vorschlages  K.  Pfalz*  wegen  einer  näheren  Verbindung  dar 
Frieden  geneigten  Reichsstände.] 

19.  April  In  dem  Hauptwerk  läßt  er  es  hei  seiner  früheren   Instruktion  bewenden* 

Dem  ralenbergischen  hatte  nicht  so  weit  nachgegeben  werden  sollen,  zumal 
da  das  Haus  Braun  schweig  sich  besonders  bemüht,  eine  fast  völlige  Piri- 
fikation  der  Kurfürsten  und  Fürsten  einzuführen.  Er  soll  deswegen  bei  allen 
karfürstlichen  ministris  und  auch  bei  K.  Mainz  seihst  das  \  r  «teilen. 

Den  Vorschlag  K>  Pfalz,  daü  die  Kurfürsten,  Fürsten  und  Sund 
den  Frieden  zu   erhalten  wünschen,  sich  hierunter   vertraulich   vernehmen  und 
solche  mesures  unter   sich  benehmen    möchten,    damit   sie    nicht    wider 
Willen  in  Kriegshändel  eingeflochten  würden,  billigt  er  vollständig  und  wünscht 
mit  den  Wohlintentionierten  sich  deswegen  zu  vereinigen.    Man  konnte  data 


Die  kaiserliche  Antwort.    Erklärung  der  Franzosischen  darüber.  803 

dort  einige  Articul  und  conditiones  entwerfen,  auf  die  er  sich  dann  weiter 
erklären  will.  Sehr  wünschenswert  wäre  es,  daß  auch  K.  Bayern  mit  zu  diesem 
Werke  gebracht  würde,  auch  Münster,  Wirtemberg,  Braunschweig-Zell 
und  Hessen-Cassel  mit  einzutreten  sich  resol vierten.  Er  wünscht  Bericht 
darüber,  was  weiter  in  der  Sache  vorgehen  wird. 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Frankfurt 
11./ 21.  April  1682. 

[Äußerungen  des  franzosischen  Gesandten  über  die  Antwort  der  Kaiserlichen.    Die 
gewünschte  nähere  Verbindung  der  zum  Frieden  geneigten  Reichsstände.] 

Das  kaiserliche,  von  der  Reichsdeputation  revidierte  responsum  ist  gestern  21.  April 
Abend  den  Französischen  eingehändigt  worden.  Dieselben  haben  ihn  dann 
noch  denselben  Abend  besucht  und  ihm  mitgeteilt,  das  responsum  bestände  teils 
in  generalibus,  von  denen  sie  nicht  wußten,  was  sie  sagen  wollten,  teils  fordere 
es  Restitution  der  nach  ihrer  Abreise  vorgenommenen  Reunionen,  bevor  man 
sich  weiter  in  die  Traktaten  einließe,  dann  wollte  man  sich  zur  Diskussion  der 
französischen  Prätensionen  auf  Grund  des  Münsterschen  und  Nimwegischen 
Friedens  und  des  Nürnberger  Kxekutionsrezesses  verstehen.  Das  erste  würden 
sie  auch  in  generalibus  beantworten,  zu  dem  zweiten  wäre  der  König  nicht 
verbunden,  wenn  nicht  das  Reich  seine  Proposition  acceptierte,  das  letztere  könnte 
15  Jahre  dauern,  sie  wollten  sich  in  keine  Diskussion  der  Materien  einlassen, 
die  Reunionen  kämen  dem  König  jure  belli  et  factae  cessionis  zu,  er  hätte 
80000  Mann  an  den  Grenzen  bereit  stehen,  er  könnte  auch,  wenn  er  nicht  zu 
öffentlicher  Ruptur  den  Anfang  machen  wollte,  sein  Recht  durch  weitere 
Reunionen  prosequieren,  bessere  Konditionen  seien  nicht  zu  hoffen,  schlimmer 
könnten  sie  leicht  werden.  Wenn  man  den  Frieden  haben  wollte,  müßte  man 
die  Proposition  schlechterdings  annehmen,  der  Weg,  welchen  das  kaiserliche 
responsum  zeigte,  würde  unfehlbar  zu  einem  gefahrlichen  Kriege  Anlaß  geben. 
Diesen  Inhalt  soll  ihre  Erwiderung  haben,  doch  dürften  sie  damit  wohl  bis 
morgen  über  8  Tage  anstehen,  inzwischen  will  er  diesen  Diskurs  an  behörigen 
Orten,  wie  sie  von  ihm  begehrt,  kund  machen,  es  wird  aber  wenig  helfen,  denn 
die  meisten  Anwesenden  beziehen  sich  auf  ihre  Instruktion,  die  aber,  welche 
gänzlich  in  des  Kaisers  Sentiment  sind,  dürften  so  am  ersten  zu  ihrer  Intention 
kommen,  einen  particulier  Frieden  zu  hindern. 

Die  Französischen  haben  ihn  auch  sondiert,  ob  Kf.  nicht  geneigt  sei, 
sich  mit  der  zum  Frieden  inklinierenden  Partei  auf  alle  besorgende  Fälle  näher 
zu  verbinden,  der  K.  Pfälzische  liegt  ihm  auch  täglich  an,  ob  er  von  Kf. 
deswegen  noch  keine  Resolution  erhalten,  auch  K.  Mainz  und  K.  Trier  sind 
deswegen  sehr  besorgt. 

51* 


sin 


V.  Brsndenl.iiru  und  das  Reich  1679 —  lrtS4. 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     I).  Frankfurt 
22.  April  /  2.  Mai  1682. 

[Forderungen  der  Französischen  in  betreff  des  Verhaltens  der  Intervenieren*] 

2.  Mai  Die  französischen  Gesandten  haben  ihre  schriftliche  Erklärung1}  tuen 
sogenannten  Intervenieren  zugeschickt,  auch  in  der  Reichsdeputätion  ist  dieselbe 
zur  Diktatur  gekommen,  aber  die  Beratung  darüber  noch  ausgesetzt  wurden. 
Die  Französischen  verlangen,  daß  die  Intervenieren  auch  ihre  Konferenzen 
halten,  ihre  mesures,  wie  dieses  Werk  zu  befördern,  nehmen  und  sodann  ro 
verstehen  geben  sollen,  daß  ihre  Prinzipale  mit  aller  Macht  sich  den- 
nteren  würden,  welche  das  Reich  in  neue  Unruhe  xaverwickeln  suchen  wurden, 
ferner  möchten  sie  den  R cichsd epu  Herten  vorstellen,  daß  diese  die  französische 
Proposition  als  Fundament  der  Unterhandlung  konsiderieren  und  eine  Offerte  an 
den  Konig  tun  mochten,  so  würde  man  vielleicht  der  Sache  naher  kommen 
können,  als  wenn  man  nur  in  contraUictoriis  versierte. 

Das  erste  tun  die  Intervenierten,  sie  suchen  Gelegenheit,  fleißig  mti 
einander  2u  kommunizieren,  zu  dem  zweiten  halten  sie  steh  nicht  für  autorisier:, 
zumal  es  von  den  Kaiserlichen  und  anderen  als  eine  menaee  und  fast  eine 
ileehratio  belli  würde  aufgenommen  werden,  man  meint,  daß  diu  Erklärung  im 
Kf.  alles  enthalte,  was  mau  bei  dieser  Saison  noch  sagen  könne,  wegen  des 
dritten,  meinen  >ie,  müßten  sie  die  begehrten  officia  zu  leisten  sich  bemühen, 
ond  auch  er  will  mit  einem  und  dem  andern  von  den  Deputierten  darüber 
reden. 


Der  Kurfürst  an  v.  Bück,     IX  Osln 
29.  April/ [9.  Mai]  1682. 

[Auf  die  Berichte  vom  18./28.  April  und  22*  April  /2,  Mai.     Billigung  der  Ford  et  tm 
der  französischen  Gesandten.    Befehl,  sein  liegen* burger  Votum  auch  dort  mitm 

9.  Mai  Er  ist  sehr  einverstanden  damit,   daß  R,  und  die  anderen  Intervenierten 

sich  in  betreff  der  Wünsche  der  französischen  Gesandtschaft  zu  dem  ersten  und 
dritten  Punkt  bereit  erklärt  haben,  und  er  tragt  auch,  den  anderen  Punkt 
betreffend,  kein  Bedenken,  dasjenige,  was  er  in  Regensburg  hat  votieren  las*« 

l)  S.  LondorpXI,  S.  354. 

*)  S,  oben  S.  747.     R.  berichtet  1I./21.  Mai  168B,  <r  nahe   schon    Ufri 
von    diesem  Votum    des    Kf.    den   Deputierten  Mitteilung   zu   machen.     K.  Maiai, 
dein   er  es   auch   mitgeteilt,  hätte  gemeint,  das  wäre  extreraum  extreuiortun,  keiner 
als  Kf.  würde  pro  tempore  sich   noch   unterstehen,  so  zu  reden.     Auch  die  tainistri 
extra  deputationein  scheuten  sich,  so  weit  herauszugehen. 


Forderungen  der  französischen  Gesandten.    Erklärung  des  Kf.  805 

wovon  eine  Abschrift  beiliegt,  auch  dort  vorzustellen,  zumal  die  Sachen  in 
höchster  Erisis  stehen  und  es  um  des  Vaterlandes  Wohlfahrt  zu  tun  ist.  Er 
hofft,  daß  auch  die  anderen  Intervenienten  die  Friedensconsilia  mit  behörigem 
Nachdruck,  wenngleich  mit  Widerwillen  der  Gegenpartei,  befördern  werden. 
Da  nach  seinem  Bericht  französischerseits  die  getane  Proposition  pro  objecto 
negotiationis  konsideriert  wird,  so  wird  hoffentlich,  wenn  der  Punkt  mit  Straßburg 
nur  richtig  ist,  das  übrige  sich  leicht  finden  und  man  bald  zum  endlichen  Schluß 
gelangen  können. 


Der  Kurfürst  an  v.  Ruck.     D.  Potstam 
21./[31.]  Mai  1682. 

[Wahrung  der  kurfürstlichen  Vorrechte.    Befehl,  auf  das  entschiedenste  die  Erhaltung 

des  Friedens  zu  fordern.] 

Er  hat  aus  seinen  Relationen  mit  großer  Befremdung  ersehen,  daß  die  31.  Mai 
fürstlichen  Deputierten,  besonders  Österreich  und  Calenberg,  fast  harte  und 
höchst  präjudizierliche  vota  wider  die  den  Kurfürsten  zustehenden  Präeminentien 
geführt  und  solche  ganz  empfindlich  und  unleidlich  angezapft  haben.  Er  soll 
den  kurfürstlichen  Deputierten  seinetwegen  kontestieren,  daß  er  aus  ihren  votis, 
besonders  dem  K.  Sächsischen,  mit  sonderbarem  Vergnügen  wahrgenommen, 
daß  sie  die  kurfürstlichen  jura  und  praecipua  mit  solcher  Sorgfalt  beobachtet 
hätten,  und  daß  er  hoffe,  sie  würden  damit  kontinuieren.  Wie  künftig  diese 
Sache  zu  beobachten,  desfalls  wünschte  er  mit  seinen  Mitkurfürsten,  besonders 
den  Erbkurhäusern,  sich  zu  verständigen  und  alle  nötigen  mesures  mit  ihnen 
zu  nehmen.  Wenigstens  wird  es  nötig  sein,  dem  Kaiser  die  Gebühr  hierin 
vorzustellen,  weil  er  sich  ohne  Zweifel  erinnern  wird,  was  er  bei  der  Wahl 
und  in  der  Kapitulation  sämtlichen  Kurfürsten  zugesagt  hat. 

Er  hat  an  K.  Mainz  geschrieben,  K.  soll  dieses  Schreiben  demselben 
insinuieren  und  gebührende  Ansuchung  tun,  daß  das  darin  Verlangte  erfolge 
und  er  um  so  mehr  kapabel  gemacht  werde,  sein  Interesse  und  das  Beste  des 
Vaterlandes  in  acht  zu  nehmen;  er  soll  davon  auch  der  französischen 
Gesandtschaft  Nachricht  geben,  und  da  nun  die  Sache  zum  Ausschlag  kommen 
muß,  soll  er  aufs  umständlichste  und  beste,  ohne  irgend  ein  anderes  Rück- 
oder Absehen,  kontestieren,  daß  Kf.  an  allen  aus  der  neuen  Ruptur  etwa 
erfolgenden  Ungelegenheiten  unschuldig  sein,  deren  Verantwortung  aber  den- 
jenigen anheimschieben  wollte,  welche  daran  Ursach  und  das  Römische  Reich 
und  dessen  Stände  in  die  vorige  Verwirrung  und  Gefahr,  ja  gar  in  die  äußerste 
Dissolution  und  Ruin  lieber  zu  stürzen,  als  einen  richtigen,  klaren  und  beständigen 
Frieden  zu  machen  suchten.    Von  seiner  Gesandtschaft  in  Regensburg  wird  er 


806 


fi  Brandenburg  und  da*  Reich  1<;7<I— IGeH. 


schon    erfahren    haben*    was    daselbst  Magdeburg  im   Fürstenrat    votiert 
er  soll  die  darin   enthaltenen  und  gleichförmige  Expressionen    ohne  Scheu 

Hinterhalt  auch  gebrauchen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Ruck.  D.  Perleberg  29.  Mai/ [8.  Juni]  1685.5) 
(Konzept  von  Menulersf  Hand.) 

[Befehl,  sein  Verhalten  gegenüber  deu  Verunglimpfungen  Rüsenbergs*  zu  recblfert 

8.  Juni  Aus  seiner  letzten  Relation  vom  &&  Mai/ 2.  Juni3)  hat  er  mit  Befremdanf 

ersehen,  was  die  kaiserliche  Gesandtschaft,  besonders  Graf  Rosen  berg,  fir 
Diskurse  gegen  ihn  geführt,  besonders  dflb1  derselbe  diejenigen,  welche  bei  diesen 
Konjunkturen  mit  den  weitaussehenden  und  zu  neuen  Kriegstrotiblen  abzielenden 
Sentim  eilten  des  kaiserlichen  Höfen  nicht  einig  seien,  sondern  aus  wohj begründetem 
Ursachen  consilia  pacis  p  referierten,  und  als  freie  und  bei  dem  Ausschlag  der 
Sachen  höcbstinteressierte  Reichsstände  ihre  surTragia  auf  dem  Reichstage  publice 
erdmieten,  so  perstringiert  hat,  als  wenn  sie  das  publicum  abandoiinierten,  um 
partikularer  Interessen  willen  den  Deutschen  ein  fremdes  Joch  aufbürdeten  oärr 
allem,  was  Frankreich  mit  insolence  und  injostice  prätendierte,  mit  bassease  «ich 
unterwürfen,  ja,  daß  er  in  specie  seine  Konduite  so  hoch  getadelt  und  behaoptot 
hat,  Kf\  hätte  sein  wohlerlangtes  renoinmee  durch  seine  jetzigen  consilU 
geschwächt,  und  daß  er  nicht  glauben  konnte,  daß  das,  was  seinetwegen  m 
Regensburg  votiert  worden,  seine  eigentliche  Meinung  sein  sollte* 

Wir  horten  zwar,  Ihr  werdet  nach  Einhalt  Euerer  Instruction  hierauf 
etwaa  mehres  und  umbständlicbers  geantwortet  haben  als  was  Ihr  uns 
davon  referiret,  wir  befehlen  Ruch  aber  gn,,  solches  nichts  desto  weiuiger 
nochmalen  zu  tui;  und  unter  andern  der  keyserl.  Gesandtschaft  Uta» 
zeigen,  daß  dasjenige,  was  unser  Gesandter  zu  Hegenspurg  votiret,  unser* 
rechte  und  eigentliche  Meinung  sei  und  derselbe  nichts  dabei  geredet 
oder  ausgebracht,  als  was  er  von  uns  austrat- kl  ich  befehliget  worden. 
Unsere  Intention  wäre  garnicht,  das  Hebe  Vaterland  unter  ein  frembd« 
Joch  und  in  Dienstbarkeit  zu  bringen,  sondern  solches  vielmehr  davon, 
ja  gar    von    einer    gefährlichen    Collision    und    besorglicheu    gänzlichen 

'}  S.  oben  8.  804. 

3)  S.  Pufendorf  XVÜI,  §50  (S,  1487t), 

l)  In  demselben  hatte  K,  berichtet,  daß  die  kaiserliche  G e sau d »schuft 
gemacht  habe,  der  Kaiser  werde  einige  Truppen  nach  den  Vorfanden  schielen,  uo 
diese  den  drohenden  französischen  Anstalten  gegenüber  BD  schützen,  und  daß  (traf 
Rosenberg  gegen  tränt  llewohnlipit  mit  großer  Animosität  sieh  in  der  angeführten 
Weise  gegen  ihn  über  Kf.  geäußert  habe. 


Rechtfertigung  des  Verhaltens  des  Kf.  807 

Dissolution  zu  retten  and  den  darin  wohlgefasseten  statum  publicum  zu 
conserviren,  worümb  wir  es  uns  einige  Jahre  hero  sehr  säur  werden 
lassen  und  zu  Erreichung  eines  solchen  rühmlichen  Zwecks  nichts  ersparet 
sondern  uns  und  alles,  was  in  tmserm  Vermögen  gewesen,  willig  exponiret 
und  in  die  Schanze  gesetzet,  wie  wir  aber  dabei  gefahren  und  welcher- 
gestalt  man  uns  abandonniret  und  exponiret,  solches  sei  uns  noch  in  gar 
zu  frischem  Andenken,  als  daß  wir  es  so  leicht,  wie  der  Graf  von 
Rosen  berg  vermeinet,  vergessen  oder  davon  abstrahiren  könnten.  Es 
ist  auch  eine  schlechte  Satisfaction  für  uns,  daß  wir  dieserwegen  I.  Keys.  M. 
alleine  die  Schuld  nicht  geben  konnten,  daß  wir  aber  eben  zu  der  Zeit, 
als  der  Nim  wegische  Friede  gemacht,  einen  particular  Frieden,  wie  uns 
der  Graf  von  Rosen  berg  imputiren  will,  unter  der  Hand  in  Franckreich 
negotiiren  lassen,  ist  ein  ganz  irriges  und  unbegründetes  Vorgeben, 
davon  die  damalige  keyserl.  Gesandten  zu  Nimwegen  selbsten  besser 
iuformiret  gewesen,  welches  auch  der  eventus  selbsten  anders  gewiesen 
und  dargetan.  Daß  sonsten  der  Graf  der  österreichischen  Gesandtschaft 
Conduite  und  Uebereilung  so  weinig  als  der  Bambergischen  und  Braun- 
schweig Calenbergischen  Comportement  approbiret  und  selbsten  gestanden, 
daß  von  denen  Churfursten  ein  großer  Absatz  an  die  Fürsten  wäre, 
darin  redet  er  zwar  der  raison,  dem  Herkommen,  den  publicis  imperii 
constitutionibus  und  der  keyserl.  Wahlcapitulation  gemäß,  wir  können 
auch  geschehen  lassen  und  werden  niemaln  praetendiren,  daß  I.  Keys.  M. 
denen  Reichsfürsten  und  absonderlich  dem  Fürstl.  Hause  Braunschweig 
nicht  das  Ihrige  zueignen  und  dieselbe  gebührend  consideriren  sollten, 
daß  dieselbe  aber,  umb  dieses  Haus  nicht  zu  chocquiren,  denen  Chur- 
fursten was  entziehen  oder  derselben  wollerlangte  und  in  der  Wahl- 
capitulation so  hochbeteurlich  confirmirte  Praerogativen  schmälern  lassen 
sollten,  das  könnten  und  wurden  wir  von  I.  Keys.  M.  Generosität  und 
Aequanimität  nimmermehr  glauben,  wüßten  uns  auch  nicht  darein  zu 
schicken,  wie  I.  Keys.  M.  als  Keyser  die  Churfursten  bei  dem  Ihrigen 
lassen  und  schützen,  als  Ertzherzog  zu  Oesterreich  aber  einigen  Fürst- 
lichen, wie  anitzo  zu  Frankfurt  und  Regenspurg  geschehen,  in  ihren 
Neuerungen  und  angemaßten  Turbationen  adhaeriren  konnten. 

P.S.1)  Auch  weil  wir  gemerket,  daß  man  an  keyserl.  Seiten  und 
bei  deren  Adhaerenten  uns  invidiose  im  Reiche  zu  traduciren  suche, 
daß    wir   dahin   gestimmet,    man    möchte   die  frantzösische  Proposition 

')  Von  Fuchs*  Hand. 


808 


V*  Brandenburg  und  das  Reich  1679 — 1684, 


nicht  verweilen  sondern,   ehe  man  es  zur  Ruptur  kommen  ließe, 
darauf  tractiren  und  schließen,  so  habet  Ihr,  wenn  es  die  Gelegenheit 
giebet,    anzudeuten,    daß    wir  dazue  wichtige  und  erhebliche    Ursachen 
gehabt  —  dann  außer  daß  wir  noch  aus  denen  Euch  bereits   bekannten 
Ursachen  beständig  davor  halten,  daß  hei  jetzigem  Zustande  der  Friede 
dem  Kriege  in  allewege  vorzuziehen,  so  seind  wir  der  Mcinuoge,  daß 
die  französische  Proposition  in  den  meisten  Punkten  dem  Reiche  hBc&ri 
vorträglich,  dann   oh   wir  zwar  gerne  gestehen,  daß  dieselbe  durch  Ab* 
reiMunge  der  Stadt  Straßburg  und  einer  und  anderer  Orte  dem  Reiche 
oneros,  so  seind  doch  folgende  commoda  darin  begriffen:  1)  daß  Franckreich 
sieh  freiwillig  erkläret,  ea  wolle  alles  dasjenige,  was  es  nach  Abreise  der 
Gesandten  von  Paria  occupiret,   restituiren,  8)  nichtes   mehr   occupiren, 
welches  es   von   der  Zeit    an    bis    nun    her   unzweifentlich    hätte    tuen 
können,    3)  mit  dem  Reiche  einen  beständigen  ewigen  Frieden  machen, 
und  zuc  dem  Ende  4)  allen  daran   habenden   jetzigen    und    künftigen 
Praetensionen    auf   ewig    reuuneiiren,    5)   eine  gewisse  Grenzscheidunge 
ziehen,  damit  künftig   allen   Irrungen  vorgebeuget  werde*     Wann    man 
nun  diese  commoda  mit  dem  incommodo  von  Straßburg  balanciret  uud 
ohne  Passion  von  der  Sachen  urteilet,  glauben  wir,  es  werden  all- 
ständige   patriotische  Gemüter  davor  halten,  daß  jene  dieses  weit  über- 
steigen, in  sonderbarer  Mitbetraohtunge,  daß  mehr  erwähnte  Stadt 
in  der  Frantzoserj  Hände  und  es  viele  Blutes  kosten  würde,   ehe  min 
sie  wieder  daraus  reiße,  folglich  die  gesunde  Vernunft  es  erforderte,  v <r 
ein  Ungewisses  nicht  das  gewisse,  so  noch  übrig  ist,  in  hazard  zu  setzen 
oder  durch  einen  zweifelhaften  und  verderblichen  Krieg  einen  beständigen 
und  sicheren  Frieden,  so  oHeriret  wird,  auszusehlagen.1)  — 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.   Frankfurt 
16./26.  Juni   1688. 

[Hinziehen  der  Verhandlungen,     Erklärungen  der  franzüs Lüchen 

26.  Juni  In  der  gestrigen  Konferenz   ist  wieder  de  idiomate  traktiert  worden,  »bei 

ohne  Ergebnis,     Itas  Absehen  der  Österreichischen   ist,   durch  KonLimmtjun 


l)  R.  berichtet    16./ 26.  Juni    IGS2,    «laß    er    mit    Rosenberg    und    auch    mit 
Str&etman    nochmals   ausfuhrlich    üher    diese   Angelegenheit    gesprochen    ur 
Grunde,  welche  Kf.  xu  seinem  jetzigen  Verhalten  bestimmten,  uiiKt-tii;itidcrgc*ct/t  habe. 


Hinziehen  der  Verh  and  Jungen. 


809 


der  Traktaten  hier  zu  verhindern,  daß  dieselben  nicht  zu  Regensburg  praeter 
intentionem  laufen  mochten.  Die  anderen  aber,  die  sich  ihnen  opponieren, 
suchen  dadurch  so  viel  Zeit  zu  gewinnen,  bis  man  von  Regensburg  eine  ander- 
weitige Resolution  und  Instruktion  erhalten,  in  Meinung,  daß  eine  solche  trotz 
der  bisherigen  Opposition  der  Fürstlichen  erfolgen  werde.  Sollte  man  durch 
dieses  Mittel  die  Sache  nicht  aufhalten  können,  so  InBt  sich  die  französische 
Gesandtschaft  vernehmen,  sei  sie  nicht  schuldig,  in  puncto  idiomatis')  ratione 
futuri  zu  weichen,  da  nicht  erweislich  wäre,  daß  Frankreich  mit  dem  Reich  in 
lateinischer  Sprache  zu  traktieren  verpflichtet  wäre,  außerdem  wollten  sie  keine 
weitere  Antwort  von  der  hiesigen  Reputation  anneinnen,  bevor  sich  die  Fürst- 
lichen mit  den  Kurfürstlichen  über  die  Korrespondenz  und  den  modus  referendi 
der  hiesigen  Deputation  an  das  Reich  verglichen  hätten,  da  sie  sonst  nicht 
wissen  konnten,  ob  die  Negotiation  derselben  nicht  etwa  werde  desavouiert 
werden.  Endlich  geben  sie  fast  zu  verstehen,  daß  sie  mit  den  kaiserlichen  und 
Reichsdeputierten  in  corpore  zugleich  zu  traktieren  begehren,  obwohl  sie  es 
noch  nicht  positive  deklariert  haben,  so  daß  es  mit  dieser  Negotiation  ein  sehr 
weitläufiges  Aussehen  gewinnen  will. 

Daß  der  König  von  Frankreich  durch  seine  Ambassade  hat  deklarieren 
lassen,  er  Ließe,  um  seine  Grenzen  zu  verteidigen,  seine  Armeen  anmarschieren, 
doch  mit  dem  Befehl,  keinen  zu  offendieren3  sich  immer  auf  dem  Ihrigen  zu 
halten,  auf  Regehren  derjenigen  aber,  welche  den  Frieden  verlangten,  sie  gegen 
andere  Gewalt  zu  schützen,  wird  Kf.  wohl  schon  von  Rebeuae  erfahren  haben. 

Man  ist  hier  gänzlich  der  Meinung,  daß  von  den  ungarischen  Affären  der 
Friede  oder  Krieg  des  Reichs  mit  Frankreich  abhängt. 


Bl.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten,     D.  Frankfurt 
27,  Juni/ 7.  Juli  1682. 

[Weigerung  IL  Mainz7,  den  Beschluß  der  Deputation  vorläufig  zu  publizieren.     Ver- 
langen der  französischen  Gesandten,  dall  Kf.  sich  damit  einverstanden  erklare.    \>r- 
mittftiD gs vo |M h  l üge  d ersel heu »] 


K.  Mainz  hat  auf  Instanz  der  französischen  Gesandten  sein  Direktorinin  T.Juli 
angewiesen,  das  gemachte  Knnklusum  gar nicht  zu  publizieren,  und  dieses  damit 
zu  begründen,  daß  er  betreffend  den  gegenwärtigen  statum  eausae  an  den  Kaiser 
und  an  die  Reichsversammlung  zu  Regensburg  vorher  Schreiben   habe  abgehen 
lassen.      Der   k.  mainzische    Prinzipalgesandte   Herr  v.  Schön born    hat   ihm 


■)  S.  aber  diesen  Streit  Pufeadorf  XVIII,  §48  (&  U25f.). 


810  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

davon  persönlich  Anzeige  gemacht  und  hat  ihm  auch  die  beiden  Schreiben  mit- 
geteilt. Da  K.  Mainz  selbst  alles  so  resolviert  und  die  französische  Gesandtschaft 
es  mit  großer  ardeur  poussiert  hat,  so  ist  es  dabei  geblieben.  Die  französischen 
Gesandten  sind  auch  bei  ihm  gewesen  und  haben  sehr  dringend  mit  der  Drohung, 
sich  sonst  über  ihn  bei  Kf.  zu  beschweren,  von  ihm  eine  schriftliche  Erklärung 
gefordert,  daß  Kf.  verlange,  das  Konklusum  solle  nicht  eher  publiziert  werden, 
bis  man  sich  wegen  des  Idioms  und  der  Korrespondenz  verglichen  hätte,  er  hat 
sich  aber  nur  dazu  verstanden,  bei  dem  Direktorium  eine  mündliche  Erklärung 
dieses  Inhalts  zu  tun.  Als  er  eben  bei  der  K.  mainzischen  Gesandtschaft  wir, 
hat  die  französische  Gesandtschaft  beifolgende  Deklaration  ')  eingeschickt,  welche 
seines  Ermessens  den  desiderierten  Effekt  allein  erhalten  und  die  bevorstehenden 
Kollisionen  zwischen  K.  Mainz  und  den  Reichsdeputierten,  von  denen  einige 
gewaltig  deklamieren,  daß  es  contra  jura  statuum  sei,  daß  das  K.  mainzische 
Direktorium  ein  secundum  pluralitatem  votorum  konzertiertes  conclusum  so  viele 
Wochen  aufgehalten  und  dessen  Publikation  hinterhalten  habe,  wird  evitieren 
können.  v 


Der  Kurfürst  an  v.  Ruck.     D.  Cöln 
29.  Juni/ 9.  Juli  1682. 

[Vorschläge  zu  Beförderung  der  Verhandlungen.] 

9.  Juli  Er  soll  dem  Wunsche  K.  Mainz's  zufolge   die  Vorstellungen,   welche  er 

nebst  dem  K.  (kölnischen  zur  Beförderung  der  Negotiation  getan  hat.  dem 
K.  mainzischen  Direktorium  schriftlich  übergeben.  Da  in  der  Hauptsache  nichts 
Fruchtbarliches  wird  verrichtet  werden  können,  bevor  der  Punkt  der  Korrespondenz 
etabliert  sein  wird,  so  soll  er  dem  K.  mainzischen  Direktorium  anzeigen,  daß 
Kf.,  doch  cum  expressa  reservatione  de  non  praejudicando,  geschehen  lassen 
könne,  daß  für  diesmal  die  Deputierten  des  kurfürstlichen  Kollegiums  und 
ebenso  die  von  dem  fürstlichen  und  dem  städtischen  ä  part  nach  Regensburg 
referierten.  Kf.  hat  sonst  nicht  ohne  Verwunderung  bemerkt,  daß  die  vota  der 
Deputierten  zu  Frankfurt  bisher  als  vota  individuorum  konsideriert  werden 
wollen,  während  es  sich  doch  gehörte,  daß  dieselben  curiatim  abgelegt  würden 
und  daß  anstatt  zehn  nur  drei  vota,  das  kurfürstliche,  fürstliche  und  städtische, 
dort  wie  sonst  bei  Reichsversammlungen  kolligiert  und  gegeben  würden.  Da 
durch  diesen  modus  agendi  am  besten  die  lnkonvenientien  werden  vermieden 
werden  können,  so  soll  er  es  proponieren  und  befördern,  daß  es  hinfort  so 
gehalten  werde. 


')  Dieselbe  fehlt  in  den  Akten. 


K.  Mainz*  Weigerung,  das  Konklusum  zu  publizieren.  811 

M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.  Frankfurt 
30.  Juni/  10.  Juli  1682. 

[Streitigkeiten  infolge  der  von  K.  Mainz  verweigerten  Veröffentlichung  des 
Deputationsbeschlusses.] 

Die  ganze  Deputation  außer  dem  Bayrischen  und  dem  Pfalz-Lau terschen  10.  Juli 
haben  sich  Montag  abends  bei  der  kaiserlichen  Ambassade  versammelt  und  be- 
schlossen, auf  der  Publikation  des  conclusi  zu  bestehen  oder  nicht  weiter  zu 
deliberieren.  Als  dann  Mittwoch  wieder  Rat  gehalten  wurde  und  £.  Mainz 
die  zwei  Punkte  des  idiomatis  und  der  Korrespondenz  zur  Umfrage  bringen 
wollte,  hat  keiner  darauf  votieren  wollen,  sondern  man  hat  auf  der  Publikation 
des  conclusi  bestanden  und  erklärt,  sich  vorher  zu  keiner  Konsultation  ver- 
stehen zu  wollen.  Die  K.  mainzische  Gesandtschaft  ist  darauf  zu  ihrem 
Herrn  nach  Steinheim  gereist  und  hat  nach  ihrer  Rückkehr  noch  in  der  Nacht 
auf  den  29.  morgens  zu  Rat  ansagen  lassen.  Inzwischen  hat  die  kaiserliche 
Gesandtschaft  derselben  eine  mundliche,  aber  auch  schriftlich  abgefaßte  Er- 
mahnung, das  conclusum  zu  publizieren,  zukommen  lassen.  Als  die  Deputierten 
sich  auf  dem  Römer  versammelt,  hat  sich  niemand  gesetzt,  sondern  man  hat 
erst  zu  wissen  verlangt,  ob  das  Direktorium  das  Konklusum  zu  publizieren 
gemeint,  und  als  dieses  die  raisons  anführen  wollte,  weshalb  K.  Mainz  der 
Sache  einen  kleinen  Anstand  zu  geben  für  notig  gehalten,  hat  man  davon  nichts 
hören  wollen  und  ist  es  zu  so  starken  Kollisionen  gekommen,  daß  man  sich 
beinahe  in  die  Haare  gefallen  ist.  Besonders  K.  Sachsen  und  Hannover 
sollen  sich  sehr  scharf  geäußert  haben.  Hauptsächlich  hat  die  Gemüter  exasperiert, 
daß  K.  Mainz  das  kaiserliche  Dekret  nicht  publiziert,  aber  am  vorigen  Montag 
eine  französische  Deklaration  zur  Diktatur  gebracht  hat,  auch  macht  die  kaiser- 
liche Gesandtschaft  ein  point  d'honneur  daraus,  daß  K.  Mainz  an  den  Kaiser 
das  Schreiben  hat  abgehen  lassen. 

Er  hat  fidelissime  geraten,  die  Publikation  des  conclusi  nicht  zu  suspendieren, 
aber  ohne  Erfolg. 


Der  Kurfürst  an  v.  Ruck.     D.  Cöln 
9./19.  Juli  1682.1) 

[Auf  die  Relationen  vom  27.  u.  30.  Juni.    Mißbilligung  der  Weigerung  K.  Mainz', 
den  Deputationsbeschluß  zu  veröffentlichen.] 

Die  Publikation  des  conclusi  anbetreffend,  kann  er  nicht  absehen,  was  für  19.  Juli 
so  dringende  Ursachen  die  französische  Gesandtschaft  und  K.  Mainz  haben, 


')  Konzept  von  Fuchs9  Hand. 


812 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1671*—  1<>M. 


dieselhe  mit  solchem  Eifer  zu  verhindern,  daß  man  darüber  fast  ad  e*tren 
gekommen  und  zu  besorgen  ist,  daß  der  Konvent  zu  Frankfurt  darüber  gar 
zerrissen  werden  dürfte,  was  er  vieler  wichtiger  Ursachen  halber  nicht  j 
sehen  möchte,  Er  befindet  auch  nicht,  daß  K.  Mainz  diese  Publikation  mit 
einigem  Hechte  langer  abschlagen  könne,  und  meint,  man  solle  nur  Mittel  finden* 
um  dieselbe  hono  modo  vor  sich  gehen  zu  lassen,  damit  es  nicht  das  Ansehen 
gewinne,  als  suchte  man  mit  Fleiß  Schwierigkeiten  tu  machen  oder  gar  den 
Konvent  zu  abrumpieren.  Er  soll  dieses  der  französischen  Gesandtschaft 
und  dem  K,  mainzischen  Direktorium  vorstellen  und  dabei  bezeugen,  daß  ki 
dabei  keine  andere  Intention  führte,  als  daß  alles  mit  guter  Manier  fortgesetzt 
werde  und  man  nicht  unnötig  eine  blame  auf  steh  lade. 


Der  Kurfürst  ;m  v.  Ruck.     D.  Cdlu 
22.  Juli/  [1.  August]  1G82.1) 

[Befehl,   auf  Auflösung  der  Frankfurter  Versammlung   und  Verlegung   der  Verband* 
Jungen  nach  Rügensburg  hinzuwirken.] 

1*  Aug.  Aus  seinen  und  aus  den  regensburgischeu  Relationen  hat  er  wahrgenommen, 

daß  die  Negoziation   zu  Frankfurt  einen  sehr  schlechten  Fortgang   hat,  st*  daß 
man  davon   nichts  Gutes,   sondern  eine  dem  Reiche  sehr  schädliche  KonfV 
zu   erwarten   hat,   daß  der  modus  deliberandi  et  agendi    daselbst    diu    hühertfl 
Kollegien,  besonders  dem  kurfürstlichen,  sehr  präjudiziorlieh  ist,  daß  die,  welche 
den  Krieg  verlangen,  dort  alle  Zeit  die  uiaiora  haben  werden  und  daß,  wenn 
auch    dieses    alles   nicht    wäre,    doch  die  den   Imputierten   vom    Reich  erteilte 
Instruktion  keineswegs  zu  ländlich  ist  und  die  bekannte  Partei  hindert,  daß  nwo 
keiiie  nähere  einholen  soll.     Er  findet  daher  zu  Verhütung  ferneren  Unheil*  m 
besten,   daß  man  die  Negotiation  zu  Frankfurt  mit  guter  Manier   aufhebe  und 
sie  nach  Regensburg  verlege.     Ohne  Zweifel   wird  die   bekannte    Partei   dieseo 
Zweck  mit  allerhand   widrigen  Auslegungen   zu  traduzieren  suchen,   dah 
R,  obiges  als  von  ihm  selbst  herkommend  and  nicht,   als  wenn  er  Befehl  dun 
hätte,  bei  den  k,  mainzischen  Gesandten  erwähnen  und  überlegen,  ob  mai> 
Frankreich  an  Hand  geben  solle,  daß  es  den  Konvent  zu  Frankfurt  dissot  vieren 
und  dabei  sich  erbieten  mochte,  die  Negotiation   zu  Regensburg   fortsetzen  wi 
lassen.     Kr  glauht,   daß   auch    K.  Mainz  dahin  zielt,   und  daß  ihnen  daher  *in 
solcher  Vortrag  nicht  fremd  vorkommen   wird,  R,  soll  sich   aber  nicht   n 
lassen,  daß   solches   von   Kl   herkomme,  sondern    womöglich   es    dahin  richten, 
daß  K.  Mainz  deshalb  etwas  an  ihn  bringe,») 

1     Konzept  von  Kuclis1  Hand, 

J)  h\  berichtet   1  -  /  i  1  •  August    1682,  er  habe   den  Vorschlag   wegen  Verlegung 
der    Negotiation    nach    Kegensburg    als   von   ihm   herrührend    den    K.  M*inri*c 


Streitigkeiten  innerhalb  der  Reichs  de  putation. 


813 


M.  v.  Ruck  an  den  Kurfürsten.     D.   Frankfurt 
24.  Juli/ 3.  August  168iJ 

[Heftige  Streitigkeiten  unter  den  Deputierten*     Seine  vergeblichen  Bemühungen,   die 
K.  Mainzischen  zur  Publikation  de»  Beschlusses  iu  he  wegen.] 

In  der  gestrigen  Konferenz  ist  es  fast  zu  allen  Extremitäten  gediehen,  3,  Aug. 
Obwohl  der  Bambergische  den  K.  Main  zischen  mitgeteilt  hatte,  daß  einige 
unter  den  Reichsdeputierten,  falls  das  Direktorium  weiter  die  Publikation  des 
conclusi  verweigern  wurde,  ein  Kondirektorium  zu  requirieren  beabsichtigten, 
haben  dieselben  doch  an  demselben  Abend  auf  die  gewöhnlichen  Materien  §ü 
idiomatis  und  referendi  ad  comitia  zu  Rat  ansagen  lassen.  In  der  Sitzung 
beantragte  der  K.  Sächsische,  beide  Materien  an  den  Reichskonvent  zu 
Regensburg  zu  remittieren,  der  Usterreichische  aber  führte  ein  sehr  scharfes 
Votum  und  führte  den  Inhalt  eines  kaiserlichen  Reskripts  an,  in  dem  K.  M I  i  n  z 
beschuldigt  wird,  hier  und  iu  Regensburg  die  consilia  zu  verschleppen,  um  eine 
neue  Instruktion  vom  Reich  auf  die  franzosische  Propositiou  zu  Wege  zu  bringen, 
und  die  Reichsstände  ermahnt  werden,  auf  andere  Mittel  bedacht  zu  sein,  und 
darauf  erklärte  der  Calen bergische,  wenn  K,  Mainz  die  Publikation  des 
conclusi  langer  suspendieren  sollte,  so  wollte  er  FL  Sachsen  als  den  nach- 
sitzenden Reichsstand  zu  dessen  Publikation  requiriert  haben,  worauf  die 
K.  Mainzischen,  obwohl  der  K*  Sächsische  auf  ihre  Frage,  ob  er  von 
seinem  Kurfürsten  dazu  Ordre  hätte  und  es  acceptieren  würde»  mit  nein  ant- 
wortete, die  Sitzung  verließen  mit  der  Erklärung,  daß  sie  ein  solches  Votum, 
in  dem  das  Direktorium  so  angegriffen  würde,  nicht  anhören  könnten. 

Daß  die  franzosische  Gesandtschaft  und  diejenigen,  die  dieselbe  dazu 
verleitet  M  hartnackig  die  Publikation  des  conclusi  verhindert  haben,  das  ist 
anfangs  geschehen,  damit  der  Reichstag  Zeit  hätte,  eine  neue  Instruktion  zu 
geben,  weil  -aber  von  Regensburg  nichts  erfolgt  ist,  so  hat  man  sich  eingebildet, 
dadurch  hier  die  maiora  aufzuheben,  weil,  wenn  diese  Platz  behielten,  die 
Kaiserlichen  die  Negotiation  in  Bänden  haben  und  nach  ihrem  Belieben  über 
Krieg  oder  Frieden  disponieren  würden.  Er  hat  den  K.  Main  zischen  geraten, 
das  calenbergische  votum  nur  ab  votum  unius  und  nicht  gegen  die  ganze 
Deputation  aufzunehmen,  demgemäß  mit  den  convoeationes  ad  senatum  ruhig 
fortzufahren  und  auch,  falls  die  Antwort  von  Regensbur^  auf  die  von  IL  Mainz 
dorthin  geschickte  Stafette  nicht  erfolgen  sollte,  das  conclusum  zu  publizieren, 
weil  kein  Mittel  abzusehen  sei,  dieses  länger  zu  hindern  und  den  verhofften 
Effekt  auf  diese  Weise  vi  erreichen.1) 

mitgeteilt  und  darauf  hingewiesen,  daß  IL  Cola  und  IL  Trier  schon  früher  und 
Harlay  vor  wenigen  Tagen  dieselbe  Meinung  geäuüert  hätten.  Jene  hätten  es  ad 
referenduiu  genommen,  v,  Schönborn  aber  hätte  den  Skrupel  dabei  gehabt,  daß 
Frankreich  zu  Regensburg  keine  Ambassade  werde  holten  können, 

')  R.  berichtet  am  12./  22,  August,  es  stehe  hier  noch  in  vorigen  terininis  und 
es    sei    wenig    Hoffnung,    daß    sich    die  Negotiation  ändern  werde,   so  lange  es  zu 


[Seine  Verabschiedung  von  E.Mainz,  dessen  Mißtrauen,     Stand  der   hira> 


5.  Sept  Er  hat  sieb  von  K.  Mainz  in  Aschaffenburg  verabschiedet1)      Derselbe  war 

darüber  sehr  konsterniert,  meinte,  man  ließe  ihn  ganz  allein  sitzen,  so  werde 
ein  jeder  gemüßigt,  an  sich  selbst  zu  denken,  und  er  ließ  sich  auch  durch  seine 
Versicher ungcti,  daß  KT  keineswegs  von  den  bisher  geführten  consiliis  abtreten 
wolle  und  ihn  aus  anderen  Gründen  abgerufen  habe,  von  seinem  Mißtrauen 
abbringen,  Er  sagte,  die  Verlegung  der  Neu'otiation  nach  Regens hurg  wünscht* 
er  sehr,  er  hätte  aber  Bedenken,  sie  zu  veranlassen,  er  müßte  fürchten,  die 
invidia  wieder  allein  auf  sich  zu  laden,  wenn  aber  Kf,  mit  K.  Co  In  und  K.  Trier 
dazu  inklinierte,  so  wollte  er  nicht  davon  abgeben.  Der  Status  causae  ist  hm 
noch  wie  früher,  es  ist  noch  keine  Konferenz  angesagt  worden,  bei  deo 
Kaiserlichen  aber  kommen  fast  täglich  alle  Deputierten  außer  Pfalz.  Main! 
und  Bayern  zusammen. 


8.0kl 


Instruction/)   wornach  unser  —  Hof-  und  Legatin nsrut. 
Hauptmann   zu  Zossen  und  Trebiu,   der   von  Kunit/.    bei   der 
ihm    aufgetragenen    Schickung    sich    gehorsamst     zu    Marien. 
D.  Cölti  an  der  Spree  28.  Septetnbris  /  [8.  October]  llis. 

[Die  K,  Mai dk   uud  den  Deputierten  in   Frankfurt   wegen  Beförderung   des   Frieden* 
zu  machenden  Vorschläge.     Herstellung  einer  engeren  Vereinigung  der  tum  Frirdta 

geneigten  Reichsstände.] 

Er  soll  aufs  schleunigste  nach  Frankfurt  reisen,  dort  den  K.  Uainziscbei 
seine  Kommission  an  ihren  Herrn  eröffnen  und  von  ihnen  den  jetzigen  Zustand 

Regensburg  gleichfalls   so   stark   wider  einander  läuft,  es  werde  hier  iiiclrt  m 
Rat  angesagt,    die  französische  Gesandtschaft    bestehe    darauf,    daß    doa    coochttU 
nicht    publifiert   werde,    und    auch    am    19./ 39.  August   meldet    ert    daß    K.  Uuul, 
obwohl  da*  Antwortschreiben  des  Reichskon  venta    (s.  Pachner  ».  Eggen  stör  ff  II, 
S.  393  f,)  am  I4./24.  eingelaufen  sei,  doch  noch  nicht  wieder  habe  zu  Rat  ansagen  lasse©- 

')  Kf.  hatte  schon  9./ 19.  August  1682  v,  R.  angezeigt,  doli  er,  da  er  seiatf 
Dienste  anderweitig  bedürfte,  sich  verabschieden  und  zurückkehren  »olle«  aa 
22.  August  /  I*  September  erneuert  er  diesen  Befehl,  er  solle  nach  Dresden  gehen, 
um  bei  der  Schlichtung  der  Streitigkeiten  zwischen  dem  Kurfürsten  von  Sachsen 
und  dem  Herzog  Christian  von  Merseburg  mitzuwirken,  IL  zeigt  7./ 17-  September 
an,  daß  er  morgen  von  Frankfurt  abreisen  werde, 

>)  S.  Pufeudorf  XVIII,  §65  (8.  l«2f>). 


Abberufung  v.  Rucks.    Instruktion  für  v.  Kaniti.  815 

der  Dinge  dort  vernehmen,  auch  sich  bei  den  kaiserlichen  und  anderen 
Ministris  anmelden  und  ihnen  anzeigen,  daß  Kf.  ihn  in  gewissen  Verrichtungen 
an  K.Mainz  abgefertigt  habe,  daß  er  zuerst  zu  diesem  reisen,  nachher  aber 
nach  Frankfurt  zurückkehren  und  dort  wohl  einige  Zeit  snbsistieren  werde. 
Mit  den  französischen  Gesandten  hat  er  vertraulich  zu  kommunizieren  und 
ihnen  den  Inhalt  seiner  Instruktion,  besonders,  daß  er  befehligt  wäre,  die 
Friedensconsilia  nach  äußerster  Möglichkeit  zu  befördern,  mitzuteilen.  Nach 
Ablegung  dieser  Visiten  hat  er  sich  sofort  zu  K.Mainz  zubegeben,  ihm  vorzu- 
stellen, Kf.  und  das  ganze  Reich  wäre  ihm  für  die  treue  Sorgfalt,  die  er  für 
die  Erhaltung  und  Festsetzung  des  Friedens  trüge,  obligiert.  Kf.  konkurrierte 
mit  ihm  darunter  eifrig,  obwohl  sie  bisher  ihren  Zweck  nicht  erreicht  hätten, 
dürften  sie  doch  den  Mut  nicht  sinken  lassen,  sondern  um  so  eifriger  arbeiten, 
je  größer  die  Gefahr,  ja,  je  unvermeidlicher  der  Untergang  des  ganzen  Reiches 
wäre,  wenn  es  jetzt  zur  Ruptur  mit  Frankreich  kommen  sollte.  Er  hat  ihm 
alle  Gründe,  welche  die  Vermeidung  derselben  notwendig  erscheinen  lassen, 
vorzustellen  und  zu  erklären,  sie  und  alle  redlichen  Patrioten  würden  es  nie  vor 
Gott,  dem  Vaterlande  und  der  Posterität  verantworten  können,  wenn  sie  jetzt 
nicht  mit  Nachdruck  sprechen  und  agieren  wollten.  Kf.  wäre  dazu  entschlossen 
und  zweifelte  nicht,  daß  auch  K.  Mainz  mithelfen  werde.  Man  müßte  es  dahin 
richten,  daß  es  entweder  vor  Ablauf  der  von  Frankreich  bestimmten  Zeit  zum 
Schluß  käme,  oder  wenn  dieses  wegen  Kürze  der  Zeit  nicht  sein  könnte,  daß 
man  dennoch  von  Reichs  wegen  an  Frankreich  positive  Resolution  gebe,  daß 
man  den  Frieden  acceptieren  und  innerhalb  einer  gewissen  Zeit,  worüber  man 
sich  vereinbaren  müßte,  schließen  wollte.  Da  dieses  zu  Frankfurt  nicht  geschehen 
könnte,  weil  die  Instruktion  für  die  Delegierten  nicht  zureichte,  so  müßte  ihnen 
entweder  sofort  von  Regensburg  eine  nähere  Instruktion  zugeschickt  oder  der 
Schluß  dorthin  verlegt  werden.  Kf.  fände  auch  gut,  daß  diejenigen,  welche  den 
Frieden  wollten,  sich  in  corpore  zu  der  Gegenpartei  verfügten,  ihnen  die  Sache 
vorstellten  und,  wenn  dieselben  doch  nicht  umzustimmen  sein  sollten,  ihnen  die 
Verantwortung  deswegen  anheimstellten,  auch  daß  in  diesem  Falle  die  Fried- 
liebenden sich  zusammentäten  und  gewisse  mesures,  was  auf  alle  Fälle  zu  tun, 
nähmen.  Er  hat  K.  Mainz  auch  für  den  Eifer  zu  danken,  den  er  für  die 
Erhaltung  der  kurfürstlichen  Präeminenz  trüge,  ihn  zu  bitten,  darin  fortzufahren, 
und  zu  versichern,  daß  Kf.  ihm  darin  treulich  beistehen  werde.  Nachher  soll 
er  nach  Frankfurt  zurückkehren,  dort  bei  den  Wohlgesinnten  nnd  Friedliebenden 
ebensolche  Proposition  tun,  dieses  auch  öffentlich  erklären,  fleißig  mit  den 
Gleichgesinnten  korrespondieren,  und  wenn  diese  etwas  Gewisses  sollten 
aufrichten  wollen,  sich  der  ihm  mitgegebenen  Vollmacht  bedienen  und  bis 
zu  des  Kf.  Ratifikation  achließen.  Mit  der  französischen  Gesandtschaft  hat 
er  vertraulich  zu  korrespondieren,  und  was  diese  zur  Beförderung  des  Friedens 
vorstellen  und  verlangen  sollte,  zu  befördern,  ebenso  soll  er  es  mit  dem 
dänischen  ministro,  wenn  ein  solcher  da  sein  sollte,  halten,  sonst  das  Inter- 
esse des  Königs  von  Dänemark  mit  höchstem  Fleiß  und  Sorgfalt  befördern. 


816 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 


Friedrich  Rudolf  Ludwig  w  Canitz  au  den   Kurfürsten. 
D,  Frankfurt  a.  M,  16./ 26.  Oktober  L6I 


[Mitteilungen    Sohünborn*. 


Erklärungen    der    kaiserlichen    und     der     fi 
Gesandten.] 


36.  Okt.  Er  ist  vorgestern  liier  angekommen  und  hat  sogleich    den    k.  Btftt 

obermarschall  wSehÖnhoru  besucht.     Derselbe   teilte   ihm    mit,1)   die  Sachen 
wären  hier  in   höchster  crisi,   die   franzosische  Gesandtschaft    beteuerte,  ihr 
König  werde  nach   Ablauf  des   Termins   sein   Kerbt  preiset) nieten,    die   tU 
deputierten  hätten  zwar  am  5./ 15.  angefangen,   über  die   französische  fte] 
zu  deliberieren,  aber  sie  schickten  sich  nicht  mit  rechtem  Ernst  dazu  an,  virle 
meinten»  man  sollte  Frankreich  nicht  zur  Verlängerung,  sondern   zur  Aul'hi'bug 
des  Termins  bewegen,  wozu  aber  gar  keine  Aussicht  sei.    Österreich  hätte  iwar 
seinem  letzten  Votum  etwas  annektiert,  was  apparence  gebe,   daß  es   milde* 
Gedanken   zu   führen    beginnen   dürfte,    aber    so    lange   es  auf  Diskussion 
französischen  Prätensionen   und  daU  man  vor  Angreifung  des  Hauptwerk*  eint 
Muplik  verfertigen  müsse,  bestehe,  aei  schlechter  Effekt  zu  hoffen.    Mau  spii 
noch  mit  solcher  fierte,  als  wenn  daa  Reich  in   der   besten  und   sie bersten 
fassung  von    der  Welt  wäre,   man    flattiere   sich.    England   werde    durch   eiw 
Mediation   bessere    conditioues    schaffen    oder   gar  dem   Reich    zu    Gefallen    mit 
Frankreich   brechen,    und   auch   Kl",    werde,    wenn   M  zur  Ruptur    käme,    seist 
Waffen    gegen  Frankreich  wenden.     Die  stärkste  Persuasiou  bei   ihnen  ward* 
wohl  diese  sein,   daß  alle  zum  Frieden  inklinierenden  Reich  stünde,    heson 
Kf.>  ihm  ihre  Meinung  deutlich  deklarieren  ließen   und  dabei   kund   Laien,  dal 
man,  falls  es  zur  Runtur  kommen  sollte,  solche  mesures  nehmen  wollte,  die  zu 
eines  jeden  Versicherung  am   dienlichsten    sein   worden.     Heute  gegen  Abend 
kam  Schonborn  zu  ihm  und  sagte,  das  Direktorium  hätte  im  heutigen  Ratasiti 
ein  KoTikltiNiini  uus  den  neulich  abgegebenen  votis  abgefaßt  und  hätte  es  nata 
Regenshurg  schicken  wollen,  man  hätte  aber  wieder  neue  Difükul täten  auf  d\* 
Bahn  gebracht,  und  es  zeige  sich  so,  dati  man  das  commercium  hiesiger  l>< 
t.tion   mit  dem   Reichskonveut   zu    Regenshurg    wieder   unterbrechen    und   di« 
EtaaWofl  allein  hier  behalten  wulle. 

Heute  hat  er  die  kaiserlichen  und  die  französischen  Gesandten 
besucht,  Graf  Rosenberg  sagte,  es  käme  viel  auf  Kf.  an,  einen  festen  and 
raisonnablen  Frieden  zu  schaffen,  wenn  er  Frankreich  entweder  mit  der  Gate 
oder  mit  lliuzutretung  zu  dem  Kaiser  dahin  brachte,  von  seinen  übel  fundierte« 
Prätensionen  abzustehen;  er  wäre  noch  immer  versichert,  Kf.  als  ein  beltiko 
und  glücklicher  Herr  werde  in   Beachtung  der  allgemeinen  Gefahr  die 


i)  S.  Pufendorf  XVilt,  §67  (5.  1444). 

*)  S.  dieses  Memorial  vom  28.  Septemher  1682  Londorp  XI,  S*  S57C;  Puftn 
dorf  XVlIf,  §6ö  CS-  U43). 


Stand  der  Dinge-    Äußerungen  der  französischen  und  kaiserlichen  Gesandten,     s  ]  7 

allzu  großes  Wachstum  der  französischen  Macht  dem  Vaterlande  drohte,  sich 
eines  anderen  resol  vieren  und  den  chagrin  über  das  zu  Nim  wegen  Vorgefallene 
zur  Erhaltung  der  deutscheu  Reputation  und  Freiheit  opfern,  Kr  hat  darauf  nur 
in  generalibus  geantwortet  und  seiner  Verwunderung  Ausdruck  gegeben,  daß 
man  bei  herannahendem  Termin  des  1,  November,  bei  so  schlechter  Verfassung 
im  Reiche  und  augenscheinlicher  Türkengefahr  von  KL  verschiedene  sentiments 
führte,  mau  mußte  sich  jetzt  in  die  Zeit  schicken  und  nicht  mal  a  propos,  um 
eine  Stadt  Straßburg  wiederzugewinnen,  den  Wohlstand  des  ganzen  Reiches 
dem  ungewissen  Ausgang  eines  Krieges  überlassen,  R.  blieb  aber  dabei  und 
sagte,  der  Kaiser  verlangte  eifrig  den  Frieden,  wurde  auch,  um  Straßburg 
wiederzunehraen,  keinen  Krieg  anfangen,  nur  würde  er,  weil  es  wider  die  von 
ihm  beschworene  Kapitulation  sein  würde,  nicht  seinen  Konsens  dazu  geben, 
daß  Frankreich  ein  so  ansehnliches  Stück  vom  Reich  in  der  Güte  cediert  würde. 
St  rat  manu  war  etwas  uioderater,  versicherte,  der  Kaiser  werde  sich  entweder 
zur  Diskussion  oder  zur  mutuellen  Konvenienz  oder  zur  Mediation,  auch  gar 
zur  arbitrage  willig  finden  lassen,  und  fragte,  ob  denn  Kf.  nicht  bei  Frankreich 
gesucht  bitte,  daß  es  etwas  nachgeben  rauchte,  und  ob  die  anderen  Interessenten 
hier  sich  nicht  bemühen  möchten,  die  französischen  Ambassadeurs  zur  Ergreifung 
eines  der  o »gedachten  Mittel  zu  persuadiereu*  Er  hat  geantwortet,  seines 
Wissens  sei  Kf.  von  Reichs  wegen  noch  nicht  ersucht  worden,  sich  zu  inter- 
polieren. 

Den  franzosischen  Gesandten  war  seine  Ankunft  sehr  Heb,  sie  beklagten 
sich  über  die  Langsamkeit  der  hiesigen  Traktaten,  und  daß  es  dem  Hause  Öster- 
reich so  wenig  Ernst  wäre,  Frieden  zu  machen,  Kf,  werde  das  Beste  dabei  tun 
können,  der  Münstersche,  Scumiesing,  werde  bald  hier  sein,  4er  Dänische 
und  der  K.  Cu Inisehe  wären  schon  hier,  wenn  diese  die  Intention  ihrer  Prinzi- 
palen publik  werden  ließen,  sei  zu  hoffen,  daß  die  andere  Partei  Bedenken 
tragen  werde,  sich  in  eine  Unruhe  allein  so  weit  zu  verwickeln. 


F.  R,  L.  v*  Canitz  an  den  Kurfürsten .     D.  Frankfurt  a.  iL 
24,  Oktober/  3,  November  1682. 

[Sein  Besuch  bei  K,  Mainz.  Äußerungen  der  Wohlintentionierteu  und  der  französischen 
Gesandten*     Geringe  Neigung  zum  Abbruch  der  Verhandlungen  in  Frankfurt.] 

Er  ist  Donnerstag  den  19./-J!».  nach  Mainz  gereist  und  hat  am  folgenden  3.  Nuv, 
Tage  bei  dem  Kurfürsten  Audienz  gehabt  Derselbe  erwiderte  auf  seinen 
Vortrag,  er  freue  sich,  daß  Kf.  mit  ihm  einerlei  Sinnes  wäre*  Man  müßte 
jetzt  nur  dahin  sehen,  wie  man  quo  vis  modo  mit  Frankreich  auseinanderkäme, 
zu  Frankfurt  wäre  schlechte  Apparenz  dazu,  da  die  Dupliken  und  Diskussionen 
ohne  Zweifel  den  König  von  Frankreich  mehr  irritieren  als  %u  Moderierung 
seiner  Proposition  bewegen  würden,     Daher  müßte  man  entweder  von  Regensburg 

M*ter«  l  Geich.  <L  G,  Kurfflrsten.    XIX.  ■»'- 


sis 


V.  Brandenburg  und  das  Reich   1679— 


eine  neue  Instruktion  kommen  lassen  oder  die  Traktaten  dorthin  zu  verlegen 
suchen,  er  hätte  seiner  Gesandtschaft  schon  befohlen,  sich  darum  zu  bemalet. 
Man  wurde  auf  allen  Fall,  wenn  die  von  Kl,  beliebte  Deklaration  aller  zum 
Frieden  Geneigten  nichts  fruchten  sollte,  die  majori  zum  Prätext  nehmen  müsüB, 
diese  Deputation  zu  dissol  vieren,  darnuf  wurde  das  extrem  um  einer  uäbemi 
ZusammcnsetÄung  notwendig  erfolgen,  da  er  iiarnicht  für  ratsam  Kielte,  m 
Parti  kularinteresses  Spaniens  und  des  Herzogs  von  Lothringen  willen  so  vifl 
Land  und  Leute  in  Gefahr  zu  setzen*  Auch  für  die  Erhaltung  der  kurfürst- 
lichen Präemiuenz  erkürte  er  sich  bereit,  welter  zu  wirken* 

Am  folgenden  Tage  ist  er  wieder  nach  Frankfurt  zurückgekehrt,  er  tut 
den  Wohlmteutionierten  die  Meinung  des  KL  eröffnet,  mit  welcher  die  Gedank« 
ihrer  Herreu  meist  übereinstimmen,  und  er  hat  gemerkt,  daß  man  seitens  K*€l 
und  K.  Pfalz*  lieber  sähe,  daß  KL  auch  einige  Werbungen  tun  ließe,  und  dtfi 
sie  wegen  der  Protektion  des  Kontos  von  Frankreich  mit  der  Zeit  wohl  eirift 
Ümbrage  nehmen  dürften.  Der  K,  (ölnische  Dürker  hat  ihm  erzählt,  Graf 
Rosenberg  habe  ihm  gesagt,  daß  K.  Mainz  tiefe,  v^tiu  es  /.ur  Ruptur  fcfHM 
sollte,  in  franzosische  Protektion  begeben  wiirdc,  worauf  er  geantwortet  habe, 
was  K.  Mainz  tun  würde,  wüßte  er  nicht,  wnhl  aber,  daß,  wenn  mau  das  Reich 
in  einen  unnötigen  Krieg  mit  Frankreich  implizieren  wollte,  sein  Herr  sieh  mit 
anderen  Gleichgesinnten  in  solche  Positur  stellen  werde,  daß  sie  sich  gegen 
alle  und  jede  wurden  versichern  könne«. 

Die  Französische n  glauben,  daß  sie  zu  Kegensburg  eher  als  hi*  r 
positive  Antwort  werden  erhalten  können,  und  meinen,  daß,  falls  da*  fürstlich* 
Kollegium  dort  nicht  so  bald  zu  einem  Schluß  kommen  sollte,  ihr  Kttaij 
doch  den  Termin  weiter  hinaussetzen  werde,  wenn  er  nur  vom  k urfürstl icbfit 
Kollegium  die  Versicherung  kriegte,  dali  es  die  couditiones  aeeepiierte.  D» 
K.  Cölnische  und  er  haben  vorgeschlafen,  ob  der  König  nicht  auch  dm 
Termin  prolongieren  möchte,  wenn  sie  und  die  anderen  Interventen  ton  es  su 
und  vorstellten,  dafi  ihre  Herren  auf  alle  w*«l*fl  den  Frieden  befördern 
was  die  Französischen  auch  für  gut  befunden  haben.  In  suumi.i  läuft  es  da 
hinaus:  die  PronosiUont  man  solle  die  Traktaten  hier  ^auz  abiumnieren,  ist« 
pro  et  contra  Gesinnten  nicht  gar  zu  angenehm,  weil  ein  jeder  von  den  DtQ* 
ti eil en  gern  die  Ehre  verlangt,  den  Friedensschluß  mit  zu  unterzeichnen. 
Ambition  dürfte  endlich  veranlassen,  daß  man  von  beiden  Teilen  etwas  relachien 
um  näher  zum  Zweck  zu  kommen. 


F.  R.  L,  v,  CanitsE  nn  den  KurfÜraten,     D.  Frankfurt  a.  M, 
4./ 14.  November  18fi 

[Verhandlung  mit  den  kaiserlichen  Gesandten,] 

14.  Nov.  Von   den    sogenannten    hitervenienten    ist   vorläufig   außer    ihm    nur  der 

Dänische    anwesend.      Auf    Gutfinden    der    französischen    Gesandten    habco 


Vergebliche  Bemühungen  bei  den  Kaiserlichen.  819 

sie1)  beide  gestern  die  Kaiserlichen  besucht  und  dieselben  ersucht, die  kurze  Zeit 
bis  zum  letzten  November  wohl  zu  menagieren,  und  wenn  man  auch  bis  dahin 
nicht  zum  Schluß  kommen  könnte,  doch  Frankreich  ihre  Friedensliebe  wirklich  zu 
bezeugen,  was  nicht  besser  geschehen  könnte,  als  wenn  im  Namen  des  Kaisers 
zu  Regensburg  die  Ausfertigung  einer  neuen  Instruktion  an  die  Reichsdeputierten 
befördert  würde.  Dieselben  erwiderten,  der  Kaiser  sehe  ein,  daß  der  Friede 
bei  jetzigem  Zustande  mehr  als  nötig  sei,  und  auch  sie  wurden  dazu  allemal 
beitragen,  es  wäre  auch  nicht  zu  zweifeln,  weil  Österreich  selbst  und  die  mit 
dem  Kaiser  gleichgesinnten  Stände  auf  hiesiger  Deputation  mit  den  übrigen 
unanimiter  beliebt  hätten,  das  letzte  Konklusum  nach  Regensburg  zu  schicken,  daß 
dort  ungesäumt  eine  Resolution  gefaßt  und  hergeschickt  werden  wurde.  Es  wäre 
aber  zu  wünschen,  daß  auch  ihre  bei  den  französischen  Gesandten  abgelegte 
Kommission  etwas  gefruchtet  hätte,  daß  Frankreich  sich  ebenfalls  bequeme,  dem 
Reich  keine  ungewohnten  leges  vorschreibe  und  sich  erkläre,  ob  es  das,  was 
es  okkupiert  habe,  vermöge  der  Friedensschlüsse  oder  aus  Konvenienz  behalten 
wolle.  Könnte  es  dartun,  daß  es  ihm  kraft  der  Friedensschlüsse  zukäme,  wäre 
man  bereit,  alles  zu  cedieren,  sollte  es  aber  nur  auf  eine  Konvenienz  ankommen, 
so  müßte  sich  Frankreich  zu  einem  Äquivalent  verstehen.  Er  hat  was  nötig 
seiner  Instruktion  gemäß  geantwortet  und  gesehen,  daß  man  kaiserlicherseits 
sich  noch  auf  das  eifrigste  bemühen  wird,  das  Interesse  des  Reichs  von  Spanien, 
Italien  und  Lothringen  nicht  zu  separieren. 


F.  R.  L.  v.  Canitz  an  den  Kurfürsten.     D.  Frankfurt  a.  M. 
18./ 28.  November  1682. 

[Vergebliche  Bemühungen,   die  französischen  Gesandten   zurückzuhalten,   erfolglose 

Vorstellungen  an  die  kaiserlichen  Gesandten.     Beginn  von  Verhandlungen  über  eine 

Allianz  der  zum  Frieden  geneigten  Reichsstände.] 

Die  französischen  Gesandten  haben  am  14./24.  der  kaiserlichen  28.  Nov. 
Gesandtschaft  und  dem  K.  main zischen  Direktorium  angezeigt,  daß  sie  Befehl3) 
erhalten  hätten,  am  1.  Dezember  von  hier  abzureisen.  Das  letztere  hat  am 
folgenden  Tage  der  Deputation  Mitteilung  davon  gemacht  und  die  Majorität  hat 
beschlossen,  die  kaiserliche  Gesandtschaft  zu  ersuchen,  dieselben  nochmals  zu 
exhortieren,  vom  Termin  abzustehen,  die  Traktaten  nicht  zu  abrumpieren 
und  ihnen  die  Deduktion')  zu  übergeben,  wiewohl  der  K.  Mainzische  und 
Pfalz-Lauterische  dieses  letztere  für  nicht  zeitgemäß  erklärt  und  beantragt 
haben,   den    Frieden    auf   die   von   dem    König   vorgeschlagenen    Bedingungen 

')  S.  Pufendorf  XVIII,  §  67  (S.  1445). 

*)  S.  den  Extrakt  aus  der  Ordre  an  die  französischen  Gesandten:  Londorp 
XI,  S.  393. 

')  S.  diese,  eine  Justifikation  des  Verfahrens  des  Reiches  enthaltende  Deduktion 
(dfct  26.  Oktober  1682)  Londorp  XI,  S.  3 90 ff.;  Pufendorf  XVIII,  §  68  (S.  1445 ff.). 

52* 


820 


V,  Brandenburg  und  das  Reich   IG79—  L684, 


anzunehmen,  und  auch  der  Bayrische  erklärt  hat,  wenn  die  anderen  auf  solche 
Art  den  Frieden  anzunehmen  sieh  getrauten,  so  werde  auch  er  sub  rito 
zustimmen.  Die  Kaiserlichen  haben  auch  am  IG./lHI.  hei  den  Fran  zijsischeii 
dieses  ausgerichtet,  diese  haben ')  aher  erklärt  daß  sie  der  Ordre  ihres  Köoip 
mhürieren  müßten,  nnd  sich  geweigert,  die  Deduktion  anzunehmen» 

Die  Wohl  inten  titulierten  und  sie,  die  sogenannten  Intervenienten,  h 
unterredet,  wie  nochmals  bei  der  kaiserlichen  Gesandtschaft  einige  reuionstratioDt* 
zu  versuchen  wären,  da  es  sich  aber  in  corpore  nicht  wohl  wollte  tun  lassen, 
so  haben  er  und  der  Dänische,  nachdem  sie  es  zuvor  mit  den  Französischen 
reiflich  überlegt,  dieses  ausgeführt  und  den  Kaiserlichen  vorgestellt,  Frank- 
reich werde  sich  nicht  länger  amüsieren  lassen,  das  sicherste  Mittel  sei.  wem» 
man  sich  auf  die  von  Frankreich  vorgeschlagenen  conditioncs  vergliche,  nnd 
versichert,  die  französische  Gesandtschaft  werde  sich  in  modo  so  anschicken, 
daß  der  Respekt  des  Kaisers  und  des  Reiches  darunter  keinen  Anstoß  \e 
sollte.  Die  Kaiserlichen  aher  versicherten,  sie  hatten  dazu  ludst  ordre» 
dürften  es  auch  nicht  sub  spe  rati  tun,  sie  hätten  an  den  Kaiser  geschrieben, 
wie  sie  sich  zu  verhalten  hätten,  wenn  der  König  von  Frankreich  seine  Gesandten 
avocierte,  sie  hätten  aber  noch  keine  Antwort  darauf.  Sie  wollten  noditiuh 
die  französischen  Gesandten  ersuchen,  hier  zu  bleiben,  und  sie  hofften,  die» 
würden  sich  bedenken  und  die  bläme,  daß  sie  keine  raison  annehmen  wellten, 
von  sich  kehren,  Es  wäre  auch  kein  so  großes  periculum  in  mora,  da  der 
König  von  Frankreich  zu  He-gensburg  noch  zwei  Monate  gesetzt,  in  denen  Verjnt 
Friedenspropositionen  anhören  konnte. 

Am  folgenden  Nachmittag  ließen  die  K.  Main  zischen  die  IM  alz- Laut 
scheu,  den  K.  Celnisehcn,  Dänischen  und  ihn  zu  sich  bitten  und  teilten 
ihnen  mit,  ihr  Kurfürst  hielte,  weil  von  den  friedenstrakULen  wenig  Gutes  «« 
oiuinicren,  für  hochnöti^  dati  die  den  Frieden  verlangenden  Heichsstünde  sich 
näher  zusammensetzten  und  untereinander  eine  Defensivailianz  machten.  Sir 
haben  sich  alle  dazu  bereit  erklärt  und  auf  den  Vorschlag  K.  Maiuz's  beschlossen, 
im  Karuielitcrkloster,  wo  sie  sich  befanden,  weiter  darüber  zu  verhandeln.  IVr 
Pfalz-Lauters  che  gab  gute  Hoffnung,  dali  K.  Pfalz  sich  heinüben  wollte, 
auch  Württemberg  und  Ausbach  mit  beizuziehen,  nnd  der  K.  Colttiscbe 
sagte,  K.  Trier  werde  wohl  ehestens  einen  minMrum  herschicken. 


F,  R.  L.  v,  Canitz  an  den  Kurfürsten.     D,  Frankfurt  *.  M. 
21.  November/  1.  Dezember  1682, 

[Abreise  der  französischen  Gesandten,   Beratung  über  das  weitere;  Verhalt  oll] 

l.  Dez.  Die  franzosischen  Gesandten  reisen  heute  ab,  sie  haben  heute  morgen 

der  kaiserlichen  Gesandtschaft  eine  Deklaration9)  in  französischer  Sprache  mit 

J)  S.  die   Relation  der  k.  mainzischen  Gesandtschaft    vom   28«  November  168* 
Londorn  XI,  S.  393, 

*)  S.  Londorp  XI,  S.394f.    Vgl.  Pufendorf  XVIII,  §  89  (S.  1450). 


Abreise  der  franzosischen  Gesandten.    Allianzverhandlungen.  821 

einer  lateinischen  Übersetzung  zustellen  lassen  wollen,  diese  ist  aber  nicht 
angenommen  worden.  Dieselben  sähen  gern,  wenn  diese  Konferenz  hier  gänzlich 
abrumpiert  wurde,  weil  sie  fürchten,  man  werde  per  maiora  von  hier  aus  solche 
Relationen  nach  Regensburg  schicken,  durch  welche  das  Friedenswerk  mehr 
gehemmt  als  befördert  werden  würde.  Die  K.  mainzische  Gesandtschaft  hat 
sich  bei  den  hier  befindlichen  Wohlintentionierten  Rats  erholt,  was  vorzunehmen 
sei.  Er  hat  übereinstimmend  mit  den  anderen  sich  dahin  ausgesprochen,  daß 
die  Anwesenheit  des  K.  mainzischen  Direktoriums  noch  eine  Zeitlang  hier  nötig 
sei,  um  zu  hindern,  daß  nicht  andere  präjudizierliche  Dinge  täten,  und  weil 
verabredet  sei,  hier  über  die  Defensivallianz  zu  verhandeln.  Die  K.  Mainzi- 
schen machen  den  Entwurf  einer  solchen.1) 


F.  R.  L.  v.  Canitz  an   den  Kurfürsten.     D.  Frankfurt  a.  M. 
25.  November/ 5.  Dezember  1682. 

[Ansichten  über  die  Auflösung  der  Reichsdeputation.    Verschleppung  der  Verhand- 
lungen über  die  Allianz.] 

Nachdem  die  Französischen  abgereist  sind,  sind  die  Reichsdeputierten  5.  Dez. 
nicht  in  öffentlicher  Konferenz  gewesen.  K.  Mainz  soll  beabsichtigen,  v.  Schön- 
born abzurufen,  aber  den  Sekundarius  Schall  ort  hier  zu  lassen  und  das 
directorium  zu  kontinuieren.  Man  meint,  es  wäre  gut,  wenn  die  Deputation 
sich  von  selbst  dissolvierte  oder  K.  Mainz  wieder  die  Ratsgänge  aufhielte  und 
allein  durch  ein  Schreiben  dem  Kaiser  und  dem  Reiche  den  Abzug  der  fran- 
zösischen Gesandten  notifizierte,  um  so  allen  vehementen  votis  und  expressio- 
nibus  vorzukommen. 

l'ber  die  nähere  Zusammensetzung  haben  sie  sich  zweimal  bei  den  Karme- 
litern unterredet,  die  K.  Main  zischen  haben  auch  ein  Projekt  aufgesetzt  und 
ihrem  Kurfürsten  zugeschickt,  aber  es  ist  heute  der  siebente  Tag,  daß  noch 
keine  Antwort  darauf  gekommen  ist.  Er  hat  schon  früher  berichtet,  daß  K.  Co  In 
und  K.  Pfalz  mit  der  Langsamkeit  von  K.Mainz  wenig  zufrieden  sind.  Der 
französische  Gesandte  de  Harlay,  den  er  gestern  hier  in  der  Nähe  besucht 
hat,  hat  ihm  zu  verstehen  gegeben,  sie  möchten  darum  den  Mut  nicht  fallen 
lassen,  wenn  sie  schon  bei  K.  Mainz  nicht  viel  zu  hoffen  hätten.  Der 
K.  Main  zische,  mit  dem  er  darüber  gesprochen,  hat  ihm  im  höchsten  Vertrauen 
geraten,  wenn  sein  Kollege  heute  oder  morgen  keine  rechte  Antwort  brächte, 
möchte  er  selbst  zu  K.Mainz  reisen  und  dessen  Inklination  sondieren. 


')  Kf.  befiehlt  C.  (d.  Potstam  29.  November  /  [9.  Dezember]  1682),  ihm  diesen 
Entwurf  zuzusenden,  so  lange  die  k.  mainzischen  und  die  anderen  pro  pace  gesinnten 
Gesandten  dort  blieben,  ebenfalls  bis  auf  weiteren  Befehl  dort  zu  bleiben,  sollten  abrr 
diese  weggehen,  ebenfalls  zurückzukehren. 


822 


V.  Brandenburg  und  diu  Reich  lfi79— 16S4. 


Weil  etliche  meinen,  daß  vielleicht  die  Kaiserliche»  und  ihn*  Adhärentcc 
zum  Prätext  ihres  längeren  Hierbleibens  anfuhren  mochten,  daß  sie  die  demarehe 
der  Friedliebenden  hier  in  puncto  foederis  beobachten  müßten,  so  haben  die 
Französischen     und    K,  Mainzischen    vorgeschlagen,     die     Verhandlungen 

darüber  anderswo,  in  Cöln  oder  Worms,   fortzusetzen. 


F.  R.  L,  v.  Oanitz  an  den  Kurfürsten,     D.  Frankfurt  u.  M. 
2;/  12.  Dezember  1682. 

[Vorschlag   K.  Cölna,    die    Allianz. Verhandlungen    m  Cölu    fortzusetzen,    AtiJlerwigtfi 
K.  Mainz1,   Beratung  der  Deputation  über  eine  Relation  an  den  Reich  sing.] 

12.  Dez.  Der  K.  Co  Int  sc  he  ist  in  Mainz  gewesen,   hat   aber    vorn    dortigen  Hefe 

keine  nähere  Resolution*  sondern  den  Vorschlag  K.  C5lm  mitgebracht,  die  Ver- 
handlungen über  die  Allianz  nach  Cöln  zu  verlegen.  Er  hat  erwidert,  er  s^i 
dazu  nicht  instruiert,  und  er  sähe  keine  notdringende  Ursache  dazu»  auch  dir 
anderen  haben  alle  dieses  Ansinnen  etwas  fremd  und  hors  de  saison  gefunden 
und  sich  defectu  inst  nie  tionis  entschuldigt  Er  ist  vorigen  Mittwoch  nach  Mr.rn: 
gereist  um  unter  dem  Vorwande,  sich  zu  erkundigen,  ob  der  Kurfürst  unter 
den  jetzigen  Verhältnissen,  da  sich  die  Deputation  zu  Frankfurt  auflöste,  durch 
ihn  an  Kf,  etwas  wolle  gelangen  lassen,  die  Intention  desselben  zu  sondieren. 
K*  Mainz  erwiderte,  da  nunmehr  das  meiste  zu  Regensburg  zu  tun  «ein 
wurde,  so  ließe  er  Kf,  bitten,  mitzuhelfen,  daB  die  einmal  gefaßten  Frieden* 
consilla  vom  kurfürstl  Kolleg  mainteniert  und  ausgeführt  würden.  Ali  er 
darauf  bemerkte,  man  hoffte,  es  wurde  die  Traktaten  zu  Regemhurg  viel 
befördern,  wenn  die  zu  Frankfurt  angefangene  nähere  Zusammensetzung  zustand* 
käme,  dieses  hätte  anfänglich  den  Kaiserlichen  großes  Nachdenken  verursacht 
dieselben  aber  meinten  jetzt,  es  wäre  nur  eine  Invention,  sie  zu  alir* 
mieren,  und  werde  nimmer  zum  Effekt  kommen,  antwortete  er,  die  kaiserliehen 
Gesandten  hätten  sich  wohl  eher  in  ihren  Konzepten  betrogen,  an  ihm  fehlt* 
es  nicht,  wenn  nur  von  K,  Trier  und  Münster  jemand  dazu  käme,  Frankreich 
vrtitde  indessen  so  leicht  mit  dem  Reich  nicht  brechen,  und  es  werde  sici« 
bald  weisen  müssen,  wo  es  auf  dem  Reichskonvent  hinaus  wollte.  Den 
schlag  K.  Cölns  wegen  Verlegung  der  Allianzsache  nach  Cöln  konnte  er  gtr 
nicht  approbieren,  dahinter  steckte  der  Bischof  von  Straßburg,  der  alle»  naefa 
seinem  Kopf  einrichten  wollte,  Frankfurt  wäre  der  gelegenste  Ort,  und  es  würde 
wohl  besser  sein,  wenn  man  dort  bliebe. 

Die  Reichsdeputierten  sind  gestern  zuaammengcwesen,   K.  Main*  hat  sich 
ihnen  gefugt  und  den  Punkt,  wie  eine  Relation  au  i  haiig  ^u  verfertig 


Auflösung  der  Versammlung-    Mitteilungen  K.MaiWs. 


823 


sei,  in  Deliberation  bringen  lassen.  Die  vota  sollen  sehr  weitläufig,  doch  ohne 
sonderliche  aigreur  ausgefallen  sein- ')  Die  meisten  findet  man  zur  Abreise  dis- 
poniert, auch  die  kaiserliche  Gesandtschaft  hat  den  Kaiser  um  ihre  Abforderung 
gebeten. 


F.  R,  L.  v.  Canitz  an  den  Kurfürsten*     D.  Frankfurt  a,  M. 
30.  Dezember  1682/ [9.  Januar  1683], 

[  Alisi'liiedsaudieuz  bei  K,  Mainz.     Dessen  Billigung  der  Verlegung  der  Allianz* 
\vrhaudhnigen   nach   Regens  bürg.] 

Er  wird  heute  abreisen.  Von  K.Mainz  hat  er  sich  verabschiedet.  Der-  ?>.  Jan. 
selbe  dankte  für  die  vertrauliche  Kommunikation,  welche  ihm  Kf.  in  seinem 
Schreiben3)  gemacht,  und  erklärte  darauf  bezuglich,  U  der  bei  ihm  erschienene 
Freiherr  w  Walderdorff  hätte  bei  ihm  eben  dasselbe  angebracht,  wie  Graf 
Lamberg  bei  Kf.,*)  er  hätte  ihm  fast  ebenso  geantwortet  wie  Kf.,  er  hätte  nur 
noch  hinzugefügt,  er  würde  dem  Kaiser  gern  aufwarten,  wenn  zuvor  durch 
einen  Frieden  mit  Frankreich  die  am  Rhein  liegenden  Lande  in  Sicherheit 
gesetzt  wären  und  man  keine  fremden  Gaste  zu  befürchten  hatte,  wenn  man 
Haus  und  Hof  ledig  stehen  ließe,  er  rate  daher  als  treuer  Patriot  dem  Kaiser, 
daß  man  zur  1  ieru big nng  des  Reiches  die  französische  Proposition  annehme.  Er 
hätte  ferner  eingewendet,  daß  der  König  von  Frankreich  über  eine  solche 
persönliche  Zusammenkunft  des  Kaisers  und  sämtlicher  Kurfürsten  eine  Jalousie 
lassen  dürfte,  was  auch  der  hiesige  französische  Gesandte  Pouche r  bestätigt 
hätte.  K.  Trier  und  K.  Coln  hätten  dieselbe  Resolution  gefaßt,  und  dieses 
scheine  nicht  ohne  Effekt  geblieben  zu  sein,  da  der  Kaiser  bald  darauf  ein 
Notirlkationsdekret  an  die  Reiehsversammlung  habe  ergehen  lassen,  in  dem  er 
ziemlich  deutlich  angezeigt  habe,  daß  er  sich  nicht  weiter  so  heftig  den 
Friedenseonsiliis  opponieren  würde. 

2,  Der  Vorschlag  des  Kf.,  die  Verhandlungen  über  die  nähere  Zusammen- 
setzung der  pro  pace  gesinnten  Kurfürsten  und  Stünde  in  Regensburg  fortsetzen 


l)  v.  0.  berichtet  16./ 26.  Dezember  1632,  vorigen  Dienstag  sei  die  Relation  an 
den  Reichstag  (a.  dieselbe  bei  Londorp  XI,  EL  306)  abgegangen,  vorgestern  habe 
wie J er  eine  Zusammenkunft  in  betreff  der  Defensivallianz  stattgefunden,  in  der  sich 
der  K.  Ff»  1  zische  erboten  habe,  ein  Projekt  aufzusetzen. 

'-)  Kf.  hatte  v.  C.  (17./  27.  Dezember  1682)  ein  an  K.  Mainz  und  auch  an  die 
anderen  Kurfürsten  gerichtetes  Schreiben,  in  welchem  er  ihnen  von  dem  Anbringen 
Graf  Lambergs  und  seiner  darauf  erteilten  Antwort  Anzeige  gemacht  und  sie  auf- 
gefordert hatte,  iu  ähnlicher  Weise  auf  den  Kaiser  einzuwirken,  zugeschickt,  mit 
dem  Befehl,  es  K.  Mainz  zu  übergeben. 

*)  S.  Pufendorf  XVÜT,  §8(>  (&  1459);  ürk.  u,  Akt.  X1V,L>,  &  IÜ4H FT. 


824  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

zu  lassen,  hat  K.Mainz  anfangs  etwas  snrpreniert,  nachdem  er  ihm  aber  vor- 
gestellt, daß  die  Beteiligten  die  Allianz  ungleich  besser  dort  als  in  Frankfort 
schließen  könnten,  da  sie  selbst  bei  den  Hauptfriedenstraktaten  gegenwärtig 
wären  und  je  nach  dem  Verlauf  derselben  ihre  mesures  täglich  ändern  könnten, 
war  er  gar  satisfait  und  versicherte,  daß  er  gern  mit  beitreten  und  seine 
Gesandten  dazu  mit  nächster  Post  instruieren  wollte.  Er  sprach  auch  die 
Hoffnung  aus,  Kf.  werde  auf  kräftige  Abwendung  der  Türkengefahr  gedenken, 
er  habe  Nachricht,  daß  zu  Wien  und  an  den  Orten,  welche  dieselbe  am  ehesten 
treffen  könnte,  unbeschreiblich  schlechte  Anstalt  und  auf  ihre  Resistenz  wenig 
zu  bauen  wäre. 


Instruktion  für  G.  v.  Jena.  825 


3.  Verhandlungen  mit  K.  Bayern. 

Instruction,  wornach  sich  unser  —  Gottfried  von  Jena  bei  des 

Herren   Churfürsten   zu  Bayern  Ld.    —  zu  achten.     D.  Cöln 

an  der  Spree  6./[16.]  Februar  1682.1)     (Conc.  F.  v.  Jena.) 

[Empfehlung  der  Annahme  der  von  Frankreich  gemachten  Anerbietungen  und  der 
Abhaltung  eines  Kurfürstentages.] 

j 

Er  soll  sich  sofort  zu  K.  Bayern  begeben  und  diesem  vorstellen,  nachdem  16.  Febr. 
der  König  von  Frankreich  in  Frankfurt  habe  proponieren  lassen,  daß  er  was 
er  nach  dem  Nimwegischen  Frieden  okkupiert  nebst  Straßburg  behalten,  im 
übrigen  aber  mit  dem  Reiche  in  Frieden  bleiben,  allen  seinen  übrigen  Präten- 
sionen renuntiieren  und  dem  Reiche  freigeben  wolle,  seine  Garantie  nach 
eigenem  Belieben  festzustellen,  käme  es  darauf  an,  ob  das  Reich  dem  König 
das,  was  er  hätte,  nebst  Straßburg  lassen  und  sich  künftig  in  Sicherheit  stellen, 
oder  aber  das  Abgenommene  mit  Gewalt  wiederfordern  sollte.  Die  Justiz  wäre 
sonder  Zweifel  auf  Seiten  des  Reichs,  und  dieses  wäre  auch  noch  in  solchem 
Zustande,  daß,  wenn  jeder  täte,  was  er  sollte,  und  eine  durchgehende  allgemeine 
Zusammensetzung  der  Gemüter  zu  hoffen,  nicht  so  gar  zu  desperieren  wäre, 
wenn  man  aber  dagegen  die  wahre  Beschaffenheit  im  Reich  und  außerhalb 
desselben  und  die  vorigen  Zeiten  und  Begebenheiten  bedächte,  so  sehe  Kf.  so 
viele  Schwierigkeiten,  daß  er  es  bei  gegenwärtigen  Konjunkturen  für  besser 
hielte,  sich  zu  bemühen,  aus  diesen  Diffikultäten  auch  mit  Zurücklassung  eines 
Vorteils  zu  kommen,  als  alles  auf  die  Spitze  und  den  ungewissen  Ausgang  der 
Waffen  zu  setzen.  Er  hat  darauf  hinzuweisen,  wie  wenig  der  kaiserliche  Hof 
bisher  bei  dieser  Sache  getan,  wie  geringe  Einigkeit  unter  den  Reichsständen 
herrsche,  wie  diejenigen,  welche  es  mit  dem  Vaterlande  und  dessen  Freiheit 
treu  und  ehrlich  meinten,  wider  alle  Versprechungen  abandonniert  würden, 
wie  wenig  die  Verfassung  des  Reiches  mit  der,  in  welcher  Frankreich  stände, 
in   Proportion   wäre   und   wie   wenig    man  sich   auf  andere   Reichsstände   zu 


")  S.  Pufendorf  XVIII,  §39  (S.  1429f.);  Heigel,  Der  Umschwung  der 
bayerischen  Politik  in  den  Jahren  1679—1683  (Quellen  und  Abhandlungen  zur 
neueren  Geschichte  Bayerns,  N.  F.),  S.  94;  Doeberl,  Bayern  und  Frankreich,  S.  533. 


826  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

verlassen  hätte.  Daher  müßte  Kf.  besonders  großes  Bedenken  haben,  sich  und 
seinen  Staat  abermals  dahinzugehen,  er  meinte  vielmehr,  das  Reich  wurde  besser 
tun,  auf  alle  Weise,  auch  mit  Hinterlassung  von  Straßburg,  in  der  Güte  aus  der 
Sache  zu  kommen.  Da  es  aber  eine  so  wichtige  und  das  ganze  Reich  kon- 
zernierende  Sache  beträfe,  so  hätte  er  nötig  gefunden,  mit  K.  Bayern  daraus 
im  Vertrauen  zu  kommunizieren,  er  bäte  daher,  ihm  sein  Sentiment  zu  eröffnen 
und  jemand  der  Seinigen  zu  verordnen,  welcher  aus  der  Sache  mit  ihm 
konferieren  solle. 

Bei  der  Konferenz  hat  er  auch  der  beiliegenden  Instruktionen  für  Meinders. 
v,  Ruck  und  Fuchs  und  der  zu  Dresden  gehaltenen  Protokolle  sich  zu  bedienen, 
er  hat  auch  zu  berichten,  daß  auch  die  geistlichen  Kurfürsten,  K.  Pfalz  und 
der  Bischof  von  Münster  mit  ihm  gleicher  Meinung  seien  und  daß  diese  noch 
mehr  werde  sekundiert  werden,  wenn,  wie  verlaute,  der  Türke  etwas  Gefahr- 
liches vorhaben  sollte.  Doch  hat  er  sich  dabei  danach  zu  richten,  wie  er  den 
Hof  finden  wird.  Sollte  er  sehen,  daß  gute  Gelegenheit  und  man  einige  Ver- 
traulichkeit bezeuge,  so  soll  er  anführen,  daß,  wenn  diese  Sache  beigelegt  sei 
der  Zustand  im  Reiche  und  die  bisher  der  Kurfürsten  halber  sich  ereignenden 
Begebenheiten  wohl  die  Abhaltung  eines  Kollegialtages  erforderten  und  daß  Kf. 
dann  die  Beförderung  eines  solchen  sich  mit  mehrerem  Eifer  werde  angelegen 
sein  lassen,  wenn  auch  K.  Bayern  derselben  Meinung  wäre  und  dazu  mitwirken 
wollte. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.   München 
21.  Februar/ 3.  März   1682. 

[Audienz   bei   dem  Kurfürsten.     Konferenz  mit  den  Geheimen  Räten.     Anscheinend 

günstiges  Ergebnis.] 

3.  März  Kr  ist  Sonnabend,  den   15./2.').  Februar,    hier  angekommen    und   hat   am 

folgenden  Tage  nachmittags  bei  dem  Kurfürsten  Audienz  gehabt.  Derselbe 
antwortete  auf  seinen  Vortrag,  den  er  möglichst  kurz  eingerichtet  hatte,  >eine 
Sendung  wäre  ihm  sehr  lieb,  er  wäre  mit  Kf.  der  Meinung,  daß  der  Friede  zu 
kultivieren,  er  wollte  einige  seiner  Geheimen  Hüte  mit  ihm  in  Konferenz  treten 
lassen.  Kr  wurde  darauf  in  das  Gesandtenhaus  gebracht,  in  dem  auch  der 
kaiserliche  Gesandte  Graf  Lobkowitz1)  wohnt,  und  es  wurden  ihm  dort  vier 
köstlich  möblierte  Zimmer  angewiesen,  auch  sonst  wird  er  auf  das  ehrenvollste 
behandelt,  bei  den  Mahlzeiten  leisten  ihm  vornehme  Geheime  Räte  Gesellschaft, 
besonders  der  Präsident  v.  Kleist  besucht  ihn  täglich  und  bezeugt  seine  Ver- 
ehrung für  Kf.. 

')  S.  über  dessen  damalige  Sendung  Heigel  a.a.O.  S.91ff.;  Doeberl,  S.-xtfft 


Audienz  bei  dem  Kurfürsten,  Konferenz  mit  den  Ministern,  Resolution.     827 

Montag,  den  20.  Februar/2.  März,  bat  er,  nachdem  er  bei  dem  Herzog 
Clemens  and  der  Prinzessin  Violante1)  Audienz  gehabt,  mit  dem  Geheimen 
Ratskanzler  Schmied  und  dem  Vizekanzler  Leidel,  welche  beide  die 
publiques  affaires  vornehmlich  unter  Händen  haben,  Konferenz  gehalten.  Sie 
dauerte  zwei  Stunden,  da  sie  das  Werk  ziemlich  überlegt  und  nichts,  was  dazu 
gehört,  unberührt  gelassen  haben.  Er  hat  allen  movierten  Skrupeln  unschwer 
begegnen  und  sie  ihnen  benehmen  können.  Was  sie  endlich  movierten,  war 
die  große  Assoziations-Allianz  des  Kaisers,  Spaniens,  Englands,  Dänemarks, 
Schwedens,  Hollands  usw.,  es  konnte  aber  durch  das  Spezialexamen  dieses  so 
ansehnlichen  Bündnisses  leicht  gezeigt  werden,  was  für  ein  Effekt  zu  hoffen, 
und  wie  einer  und  ander  nicht  einmal  darein  treten  werde.  So  viel  er  merkte, 
wurde  vor  allem  konsideriert  und  apprehendiert,  daß,  wenn  ein  Krieg  entstehe, 
es  kein  bellum  universale  imperii  sein  und  etliche  vornehme  Stände  sich  gewiß 
daraus  halten  dürften.  Endlich  kam  es  dahin,  ob  man  denn  nicht  etwas  von 
Frankreich  zurückzubegehren  und  zu  fordern?  Er  hat  vorgestellt,  ob  man,  wenn 
man  in  die  französische  Proposition  willigte,  nicht  besser  und  dem  Reich  nütz- 
licher täte  als  wenn  man  um  eines  geringen  willen  den  ganzen  Staat  und  das 
ganze  corpus  imperii  der  Gefahr  exponierte,  und  er  hat  zur  Begründung  alles 
angeführt,  was  in  seiner  Instruktion  und  den  Beilagen  enthalten  ist.  Soviel 
er  aus  ihren  Gebärden  und  Worten  hat  merken  können,  mußten  sie  des  Kf. 
rationes  und  considerationes  als  erheblich  anerkennen  und  kondescendierten  darin, 
nahmen  aber  alles  ad  referendum  und  meinten,  der  Kurfürst  werde  selbst  mit 
ihm  daraus  reden. 


G.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
3./13.  März  1682. 

[Die  erhaltene  Resolution.    Abschiedsaudienz.    Zufriedenheit  mit  der  ihm 
widerfahrenen  Behandlung.] 

Donnerstag,  den  23.  Februar/ 5.  März,  kamen  der  Kanzler  Schmied  und  der  13.  Mär; 
Vizekanzler  Leidel  wieder  zu  ihm  und  brachten  eine  schriftliche  Resolution, 
oder,  wie  man  es  am  bayrischen  Hof  nennt,  Bescheid,3)  den  sie  mündlich  wieder- 
holten. Sonst  hat  man  in  den  Spezialien  sich  nicht  weiter  herausgelassen,  er 
hat  aber  was  er  aus  den  partikularen  Diskursen  mit  den  vornehmsten  Ministern 
und  auch  sonst  erfahren,  aufgezeichnet.5) 

Am  25.  Februar/7.  März  hat  er  bei  dem  Kurfürsten   Abschiedsaudienz 
gehabt,  derselbe  bedankte  sich  sehr  für  die  Abschickung  und  für  die  vertrauliche 


')  Jüngere  Geschwister  des  Kurfürsten. 

*)  Derselbe  fehlt  in  den  Akten,  scheint  auch  im  Münchener  Staatsarchiv  nicht 
vorhanden  zu  sein. 

3)  Dazu  die  Kanzleinotiz:  „Die  Beilage  sub  N">  B  hat,  wie  H.  Hofrat  Fuchs 
anzumerken  befohlen,  sollen  verbrennet  werden." 


828 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679— 1G84. 


Korrespondenz   und   er  zeigte  sieb   daneben  goldigst,  ja  freundlich,   er  hat  bei 

seiner  ganzen  Anwesenheit  spüren  hissen,  daß  ihm  die  Abscbickung  gar  angenehm 
gewesen  ist.     Er  hat  die  ihm  erwiesene  Gnade,  Courtoisie,   Hof-,   Freund-  and 
ungezwungene  Willfährigkeit  höchlich  zu  rühmen,  und  wie  ihm  nicht  die  gerii 
facherle  begegnet,  so  hat  auch  er  billig  männig! ich  Satisfaktion  gegeben. 
Montag,  den  27*  Februar/ 9.  März,  ist  er  abgereist. 


Kurfürst  Max  Ernannt!  von  Bayern  an  Jen   Kurfürsten. 
D.  Sohleisheimb  28.  April  1684,1) 

[Sein  Wunsch,  gegen  die  Türken  zu  ziehen,  seine  Bemühungen   um   Herstellung  de* 
BHedeni  mit  Frankreich,  diu  Vorbedingungen  dazu:   Festsetzung  der  Keichsn 
Abschluß  eines  universalen  Waffenstillstandes,] 

April  Er  ist  bereit,  wieder  personlich   gegen  die  Türken  zu   Felde    zu   drehen, 

wenn  nur  der  Frieden  unter  den  Christen  selbst  stabiliert  werden  könnte.  Er 
hat,*)  um  dieses  Hindernis  zu  beseitigen,  seine  Bemühungen  bei  dem  Kaiser 
erneuert  und  befunden,  daü  dieser  bereit  ist,  dazu  alle  dicnsninen  officia  anzu- 
wenden, daß  es  aber  zurzeit  noch  daran  erwitide,  daü  die  in  Verjag*  Gewalt 
gefundenen  defeelus*)  verbessert,  ferner,  daß  dem  Kaiser  ein  ordern 
gemeinsames  Reichagn lachten,  auf  wie  lange  das  armtslilium  ftfanageAon  wi« 
erstattet  werde. 

Aus  Verdruß  über  den   langsamen  modus,  den   man  bisher  in  den  Reicht* 
liehen  zu   Regensburg  gebraucht  bat,    bat  er  den   nach  dem  Haag   veranlagten 
Kongreß*)   mitbeliebt,   da    man    dort  dem   Keicbsinteresse  nichts    ssu   vef| 
noch  weniger  von  Reichs  wegen  etwas  zu  schließen  gedenkt,  sondern  hofft  daü 
dort  niehreres  praeparntorie  geschehen   könne.     Seiner  Meinung  nach 
die  Handlung  sehr  fazilitieren,  wenn  die  Versicherung  gleich  de  prae>entj  mtt 
und  neben  den  Traktaten  als  conditio  ^iiu«   qua  mm   ausgemacht  würde.    Mm 
E«l  gehen  viele  Jahre  damit  umgegangen,   eine   beständige  Verfassung  im  Reich 
auf  40000  oder  60000  Mann  pro  securitate  publica  et  imperii  einzurichten,  da* 
meiste  ist  schon  ausgearbeitet  worden,  jetzt  könnte  in  wenigen  Tagen  die 
zustande  gebracht  werden  und   man   sich  dadurch  in  Postiir  setzen,   dasjeingt, 
WH   in  puncto  annistitn  zum   Schluß   kommt,  zu    maintenicren,      Ferner  kann 

')  S.  I'ufendorf  XVI II,  §  131   (&  1506  f.). 

-}  8.  über  das   damalige  Verhalten  K.  Bayerns  in  der  Frieden* frage   Du« hifl 
u.a.  0.  8.  B88C 

l  oben  8.  777, 

*)  S.  Ni'trociations  de  Mr.  Ic  Comta  iTAvaux  en  Rolhu  v  :  Müfln, 

Wilhelm  III.  von  Onanien  und  Georg  Friedrich  von  Waideck  I,  S.  499 f.;  v.  Kauchhir* 
Kurtzc,  Lehen  und  Taten  des  Fürsten  Georg  Friedrich  von  Waldeck  II,  S.  SSM 
&  auch  oben  S.  778. 


Vorschläge  K.  Bayerns  wegen  Herstellung  des  Waffenstillstandes.  829 

eine  beständige  Rohe  nur  stabiliert  werden,  wenn  das  Wesen  universal  ist,  die 
zehn  Reichskreise,  mithin  die  Krone  Spanien  und  andere  Interessierte  und 
Alliierte  mit  eingeschlossen,  und  ihnen  Satisfaktion  gegeben  wird.  Da  Frank- 
reich selbst  sich  erboten  hat,  niemanden  auszuschließen,  so  wird  Kf.  bei  der 
ganzen  Welt  sich  höchst  verdient  machen,  wenn  er  seine  Viel  vermögen  heit  mit 
interponiert,  daß  mit  rechtem  Ernst  und  Beiseitestellung  aller  undienlichen 
Incidentien  zum  Werk  geschritten  und,  bis  man  damit  fertig,  nicht  ausgesetzt 
werde.  Er  hat  das  Vertrauen,  daß,  wenn  der  punctus  garantiae  voran  richtig, 
es  endlich  an  mediis  nicht  ermangeln  wird,  auch  den  punctum  armistitii  univer- 
saliter  zu  heben,  er  wird  sich  auch  weiter  beim  Kaiser  darum  bemühen  und 
auf  einen  Vorschlag  gedenken,  wie,  wenn  der  König  von  Frankreich  seiner 
früher  dem  Grafen  M  ans  fei  d  gegebenen  Sinceration  gemäß  nicht  alles  in 
den  Stand  zu  setzen  gedenkt,  wie  es  bei  der  Abreise  seiner  nach  Frankfurt 
bestimmten  Bevollmächtigten  gewesen,  man  satisfait  sein  und  in  einer  Real- 
sicherheit stehen  könne.  Ihm  liegt  die  jetzige  gute  Okkasion,  dem  Erbfeind 
einen  rechtschaffenen  Streich  zu  versetzen,  so  zu  Gemüt,  daß  er  sein  Äußerstes 
tun  wird,  damit  das  Universalarmistitium  zustande  komme. 


Der  KurfQrst  an  den  Kurfürsten  von  Bayern.     D.  Lehnin 
26.  April/[6.  Mai]  1684.1) 

[Auf  das  Schreiben  vom  28.  April.    Rechtfertigung  seines  Verhaltens.   Notwendigkeit, 
schleunigst  mit  Frankreich  abzuschließen.     Die  Reichssekurität  ist  nachher  festzu- 
stellen, die  rhiversalität  des  Waffenstillstandes  hängt  nur  von  Spanien  ab.] 

—  Ich  habe  bei  gegenwärtigem  verworrenen  Zustande  eine  sonder-  6.  Mai 
bare  Consolation  darob  empfunden,  daß  eben  zue  der  Zeit,  da  die  Meisten 
im  Reiche  entweder  die  obschwebende  Gefahr  nicht  erkennen,  oder  durch 
contraire  und  unbrauchbare  Mittel  und  durch  Untermischunge  frembder 
Interessen  dieselbe  vergrößeren,  Ew.  Ld.  dannoch  als  eine  der  vornemb- 
sten  Säulen  des  Reiches  und  welche  bei  der  Conservation  desselben  nicht 
weniger  als  ich  interessiret  sein,  ihre  unermüdete  Sorgfalt  dem  Reiche 
zum  besten  anzuwenden  verharren.  Dann  ob  man  mich  zwar  bishero 
mit  allerhand  unverdienetem  Verdacht  beladen  wollen,  so  gar  daß  weder 
meine  Ir.  Keys.  M.  und  dem  Vaterlande  erwiesene  treue  Dienste  noch 
auch    mein    zur    Gnüge    bekanntes    teutsches    Herz    und    patriotische 


>)  Konzept  von  Fuchs'  Hand.    S.  Pufendorf  a.  a.  0. 


880 


V,  Brandenburg  und  das  Reich  1673—  If»&4. 


Neigung©  mich  davon  befreien  können,  so  kann  Ew.  \a\.  dennoch  mit 
aufrichtigem  Munde  und  (I erzen  versicheren,  daß  ich  an  redlicher  Intention 
keinem  nachgebe  noch  einiges  engagement  oder  Absehen  habe,  welch« 
unserem  wertem  Yatorlande  und  der  m  teuer  erworbenen  ieut*ch«a 
Freiheit  im  geringsten  schaden  könnte,  daß  ich  ^ar  wohl  begreife  und 
mir  stets  vor  Augen  stelle,  daß  an  der  Erha  Runge  und  dem  Wohlstand«? 
im  Reiches  die  Erha  Runge  und  der  Wohlstand  meines  (hurf.  Hauses  und 
Lander  haftet,  und  daß  diese  mit  dem  Reiche  notwendig  stehen  uad 
fallen  müssen,  daß  auch  auf  diesem  Fundament  meine  ronsilia  und 
conduite  beruhen,  welche  ich  mich  also  einzurichten  belleiOige,  wie  m 
der  gegenwärtiger  Zustand  der  Sachen  in-  und  außer  KYn  In-  erleidet 
und  blüht  wie  es  sonst  wohl  zuo  anderen  Zeiten,  wann  man  inwendig 
Einigkeit  und  auswendig  Friede  hätte,  besser  sein  könnte,  hano  ich 
numehro  durch  eine  lange  Erfahrunge  erlern  ein  Es  tat  nicht  dnitfc 

desperate,  wiewohl  tapfer  scheinende,  sondern  durch  sichere,  vernü 
und  nach  der  Zeit  eingerichtete    Mittel    erhalten    werde.      Was   demnach 
das  Werk    an  sich   selber  anbelanget,   so   bin   mit   Bw.  Ld.   ganz  einig, 
daß  der  Christenheit  von   dem   Erbfeinde   anormalen   eine   große  *> 
bevorsteht,  welche  abzukehren    man   hinwiederumb  alle   äußerste  KriAe 
wird  anwenden    müssen,    ich    lube   auch  Ew,   JA    tapfere    und   gen' 
Resolution,    daß   Sie   in   eigener  hohen  Person   mit  2ue  Felde   getn 
wollen,  wie  dann  auch  mir  selber  nichts  erwünschtere«  begegenen  kiinnte. 
als  daß  ich  mein  graues  Haupt  wider  diesen  Feind  der  rhrj.ttenheit  mi 
dem   Vaterland e    zum    besten  aufopfern    möchte*     Ew,  I.d.    aber   urteilen 
dabeneben    hochvernünftig,    daß    es   nötig    sein    wolle,    zuvorderst 
Frieden    unter  den  Christen  Selbsten   zu  stabil ireu,    und  das  ist  cv 
ich   seither   dem   Beginn    des    Türken krieges   aller   dienlichen    Ort* 
beweglich  angeraten,   mit  treugemeineter  Vorstellungo,   daß  es  allerdine 
unmöglich  sein  wolle,   mit  den   beiden  mächtigsten  Feinden  ab  oriente 
et  oeeidente  es  zugleich  aufzunehmen  und  solchergestalt  sich  einer  unver- 
meidlichen   Kuin   und   Untergang   zu   unterwerfen.     Daß   Ew,   I/i  aber* 
mahlen  bei  lr.  Keys.  M.  die  Beschleunigunge  des  Friedens  oder  anniatitii 
mit  der  Krone  Franckreich  recommendiren  wollen,  davor   ist   ihro  nicht 
alleine  das  Reich  sondern  die  ganze  Christenheit  zum  höchsten  ohh_ 
ich  lebe  auch  noch  der  festen  Hoffnunge,  F.  Keys,  M,  werden    nach  dew 
höchster  Hegabnus  solchen  treugemeineten    Hat  üata  linden   Um 
durch  Befestigunge    des  Ruhestandes  in   der  Christenheit  ihre  — 
reiche  Waffen  wieder  den  Erbfeind  fortsetzen.  — 


Rechtfertigung  des  Verhaltens  des  Kf.  Die  Schwierigkeiten  bei  d.  Waffenstillstände.  831 

Die  beide  obstacula,  so  man  wegen  sothanen  Friedens  oder  Still- 
standes gemachet,  daß  nemblich  die  defectus,  so  man  in  des  Verjns 
Gewalt  beobachtet,  verbessert  und  zuvorderst  ein  ordentliches  allgemeines 
Reichsgutachten,  auf  was  Weise  und  wie  lange  ein  armistitium  zu  treffen, 
lr.  Keys.  M.  zu  erstatten,  scheinen  der  Erheblichkeit  nicht  zu  sein,  daß 
darumb  ein  so  heilsames  Werk  verzögert  oder  zurücke  gesetzet  werden 
müßte.  Denn  was  die  defectus  anbelanget,  bin  ich  berichtet,  daß  man 
frantzösischer  Seiten  erbietig  sei,  selbige  zu  heben,  wann  hinwiederumb 
einige  defectus,  so  Franckreich  in  der  Keyserl.  HH.  Plenipotentiarien 
Gewalt  angemerket,  verbessert  werden  möchten,  und  könnten  ja  auf  allen 
Fall  die  Vollmachten,  so  bei  vorigten  Tractaten  gebrauchet  und  acceptiret 
worden,  wieder  zur  Hand  genommen  werden.  Ob  aber  ein  ordentliches 
gemeinsames  Reichsgutachten  bei  jetzigem  Zustande  zue  Regensburgk  in 
Jahr  und  Tag  zu  hoffen,  solches  gebe  ich  Ew.  Ld.  hocherleuchtem  Urtel 
anheimb.  Es  ist  ja  weltkündig,  daß  eben  jetzo,  da  das  Reich  auf  der 
Spitze  seines  Unterganges  stehet  und  da  von  der  wichtigsten  Materie, 
woran  desselben  Wohl  und  Wehe  haftet,  nemblich  von  einem  universal 
Frieden  oder  Krieg  billig  Tag  und  Nacht  sollte  deliberiret  werden, 
dennoch  in  so  geraumer  Zeit  die  deliberationes  in  dem  Fürstl.  Collegio 
mit  Fleiße  gehemmet,  ja  des  Churfürstl.  Collegii  jura  und  praecipua, 
wobei  Ew.  Ld.  ebenmäßig  zum  höchsten  interessiret  sein,  zue  einem 
Male  gekränket  und  übern  Haufen  geworfen  werden  wollen,  gerade  als 
wann  sonst  keine  äußerliche  Gefahr  obhanden  und  es  nur  eben  Zeit 
wäre,  die  Grundsäulen  des  Reiches  hernieder  zu  reißen  und  den  Unter- 
gang des  Vaterlandes  von  dem  ersten  und  vornembsten  Gliede  zu 
beginnen.  Was  in  dem  Haag  mit  dem  bekannten  Project  vorkommen, 
solches  ist  besser  in  einem  ewigen  Stilleschweigen  zu  vergraben,  denn 
gewiß,  so  lange  das  Reich  gestanden,  ist  dergleichen  modus  procedendi, 
da  von  den  wichtigsten  Sachen  des  Reiches,  im  Namen  des  Reiches, 
ohne  Vollmacht  und  Instruktion  vom  Reiche,  ja  mit  Disapprobation  der 
mehreren  Stände  tractiret  wird,  nie  erhöret  Worden;  und  ist  ja  unleug- 
bar, wenn  solches  Statt  finden  sollte,  daß  es  mit  denen  juribus  statuum 
und  mit  allen  Grundgesetzen  und  Verfassungen  des  Reiches  würde  getan 
sein.  An  Ew.  Ld.  dabei  geführeten  aufrichtigen  Intention  zweifele  ich 
keinesweges,  wie  man  sich  aber  derselben  gebrauchet,  hat  der  Ausgang ') 
erwiesen.    Was  den  punctum  guarantiae  et  securitatis  publicae  anbetrifft, 

»)  S.  Müller  a.a.O.  I,  S.  232  ff. 


V.  Brandenburg  und  dtw  Reich  1G79— 1684. 


so    bin    ebenmäßig  der    Meinunge,    daß   solcher    mit  allem    Fleiße   aua* 
gemachet  und  feste  gestellet  werden  müsse,   ich  habe  mich  auch  dtrate 
allezeit  offeriret  und   tue    solches    noch*     Nur  darauf    wird    es    meines 
Ermessens  ankommen,  ob  kein  Frieden  oder  armistitiuni  mit  1  ranckmek 
zu    treffen,    ehe    und    bevor    dieser   Fun  et  abgetan    und     feste    gestellet 
l'\v    Ld,    scheinen    dieser    Meinunge   zu    sein,    ich    nudoes    '  >rte>   wollie 
wünschen,  daß  es  geschehen  könnte,  linde  aber  eine  pur   lautere  Unmög- 
lichkeit du  bei,   und   muß   billig    besorgen,  daß   dieses   das    rechte  Mittel 
sein  würde,  die  Kriegsflamme    in  Teutschland  und    überall    aüft 
Dann  außer  daß  man  von  dieser  Materie  bereits  einige  Jahre  hier  oh:* 
Effect    auf    dem     Reichs -Tonvent    traetiret,    auch     aus     uharigeluhretcn 
Ursachen  an  noch  in  vielen  Jahren  darin  kein  Schluß  zu   hoffen*  so  ml 
bei  Einlaugunge  dieses  bekannt  sein,  daß  Franckreich   bereite  in  vrih 
Operation  begriffen  und  also  nicht  die  geringste  Zeit  verabsäumet  wenbo 
muß,  desselben  fernere  Progresse  zu  stutzen.    Sollte  nun    hesagetc  Crow 
vermerken,   daß   man  zue    keinem   Frieden   oder  Stillestande    verstehen 
wollte,  ehe  man  sich   in  die  Verfassunge  gestellet   und    die  Mittel  zum 
Kriege  zur  Hand  gebracht,  so  gebe  Ew.  Ld.  hoch  vernünftig  zu  ermann, 
ob  sie  solches  abwarten  und  nicht  viele  eher   losbrechen  und  das  pnt- 
venire  spielen  werde.    Wie  es  alsdann  denen  am  Rheinstrom  und  anderen 
vielen    vornehmen    mit    Franckreich    grenzenden    ("reisen     und    Sti 
ergehen    werde,    ist   leicht   zu  ermessen,    und    ist  ja  wohl   höchlich  m 
bedauern,  daß  man   fast   überall   im  Reich   so  wenig  auf  die    von  all« 
Seiten  hervorscheiuende,  ja  bereits  drückende  Gefahr  rdlcctiret  und  nur 
auf  scheinbare,  nicht  aber  auf  mögliche  und  zulängliche  Mittel  gedenket, 
wordurch  dann  gar  leicht  auch  dasjenige,  so  noch  übrig,  ja  alles  verloren 
werden  könnte.    Ich  lasse  mir  sonst  gar  wohl  gefallen,  daß  mau  un\ er- 
langet den  punctum  guarantiae  et  securitatis  zur  Hand  nehme  und  sich 
wider  alle  künftige   turbationes   und    infractiones  aufs    beste    verwahre, 
werde    auch    dazue   mit  allen  Kräften    coneurriren,    nur   dail    man   toi 
obangeführeten    wichtigen    Ursachen    den   Frieden    oder    Stillestand    mit 
Franckreich  daran  nicht  aecrochire  oder  darnach  verzögere.    Eine  gleicht 
Bewandnus  hat  es  mit  demjenigen,  was  Ew.  Ld.   wogen   Fiusch liesstfuge 
der  Crone  Spanien  und  anderer,  und  daß  denenselben  Satisfaction  gegeben 
werden    möge,   zu    erinneren    belieben     wollen.      Franckreich    ist   j* 
erbietig,  auch  mit  Spanien  und  derselben  Älliirten  Frieden  oder  Stille- 
stand zu  treffen  und  also  ein  universal  Werk  einzugehen,   und  stehet  ** 
also  nur  bei  Spanien,  die  offerlrete  conditiones  anzunehmen,  berorab 


Notwendigkeit,  den  ton  Frankreich  angebotenen  Waffenstillstand  anzunehmen.    833 

da  es  die  Mittel  nicht  hat,  sich  bessere  zu  verschaffen.  Ob  man  sonst 
gegenwärtig  en  estat  sei,  Franckreich  zu  zwingen,  daß  es  Satisfaction 
gebe,  überlasse  ich  Ew.  Ld.  erleuchtetem  Urtel.  Bei  dieser  wahrhaften 
Beschaffenheit  kann  ich  nicht  umbhin,  Ew.  Ld.  nochmals  aufs  ange- 
legentlichste zu  ersuchen,  dieselbe  geruhen  sich  der  gegenwärtigen  Not 
und  Gefahr  unseres  werten  Vaterlandes  nach  dem  hohen  Vermögen, 
welches  Ihr  der  Höchste  verliehen,  mit  Nachtruck  anzunehmen  und  die 
Sicherheit  und  Erhaltunge  desselben  durch  diejenige  Mittel,  welche  alleine 
übrig  sein,  befestigen  zu  helfen.  Ich  contestire  nochmalen  vor  dem 
allwissenden  Gott,  daß  ich  keine  auswertige  Interessen,  sie  haben  Namen 
wie  sie  wollen,  sondern  bloß  und  alleine  die  Wohlfahrt  des  Reiches  vor 
Augen  habe,  daß  ich  kein  ander  Mittel,  selbiges  bei  noch  währendem 
Türkenkriege  zu  retten,  weiß  oder  ersinnen  kann,  als  welche  in  diesem 
Schreiben  angeraten,  nemblich  den  Stillstand  je  eher  je  lieber,  so  gut 
man  kann,  zu  treffen,  und  daß  ich,  es  laufen  auch  die  Sachen,  wie  sie 
wollen,  zum  wenigsten  ein  teutsches  patriotisches  Herz,  welches  ich 
numehro  bereits  64  Jahre  nach  dem  Alter  und  44  nach  getragener 
Regierungsbürde  gehabt  und  an  den  Tag  geleget,  mit  ins  Grab  zu  nehmen 
gedenke.  — 


Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  KarfU raten.    XIX.  53 


834  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 


4.  Verhandlungen  mit  Kur-Sachsen. 

Kurftlrst  Johann  Georg  III.  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Dresden  29.  September  /  [9.  Oktober]  1681. 

[Die  Übergabe  von  Straßburg.    Sendung  v.  Gersdorffs.] 

,  Okt.  Er  hat  heute  Morgen  aus  Frankfurt  a.  M.  die  unvermutete  Nachricht   von 

der  Übergabe  Straßburgs  an  die  Franzosen  am  20.  erhalten.  Er  gedenkt  dieser 
nnd  anderer  hochwichtiger  Sachen  wegen  Anfang  nächster  Woche  seinen 
Geh.  Rat  und  Oberkämmerer  v.  Gersdorff  an  Kf.  zu  schicken,  sendet  ihm 
vorläufig  den  Originalbericht  seines  in  Frankfurt  a.  M.  befindlichen  Geh.  Rats 
Schott  mit  der  Bitte,  denselben  Gersdorff  wieder  mitzugeben.1) 


Resolution  des  Kurfürsten  an  v.  Gersdorff.     s.  1.  et  d. 
[8./1H.  Oktober  1681].2) 

[Unmöglichkeit,  sich  schon  jetzt  zu  entscheiden.     Die  Konferenzen  zu  Frankfurt 

sind  fortzusetzen.] 

18.  Okt.  Auch  er  hält  den  jetzigen  Zustand  des  Römischen  Reichs  für  so  gefährlich 

und  perplex  wie  noch  nie,  und  das,  was  neulich  im  Elsaß  und  mit  Straßburg 
vorgegangen,  geht  ihm  überaus  zu  Gemüte.  Wie  der  Sache  aber  zu  raten  und 
was  für  Resolution  zu  ergreifen,  das  dürfte  noch  zur  Zeit  schwerlich  zu  deter- 
minieren sein.  Erst  müßte  man  Nachricht  haben,  was  der  Kaiser  hierunter 
für  Meinung  führe,  wie  es  von  den  nordischen  Kronen  aufgenommen  werde 
und  was  die  übrigen  Kurfürsten  und  Fürsten  für  Sentimente  deshalb  führen. 
Darüber  wird  man  sich  informieren  und  gegenseitig  das  in  Erfahrung  Gebrachte 

»)  Kf.  teilt  (d.  Potsdam  3./13.  Oktober  1G81)  Fr.  v.  Jena  und  Meinders  dieses 
Schreiben  mit  und  beauftragt  sie,  sich  Donnerstag  [15.  Oktober]  bei  ihm  einzufinden 
und  mit  G.  zu  konferieren. 

2)  An  diesem  Tage  ist  das  Rekreditiv  für  v.  Gersdorff  ausgestellt. 


Die  Übergabe  von  Straßburg.  835 

zu  kommunizieren,  den  Zustand  der  Sachen  wohl  überlegen  müssen  und  sich 
dann  womöglich  eines  gewissen  zu  vergleichen  haben. 

Wegen  der  Frankfurter  Konferenz  meint  er,  es  sei  dahin  zu  sehen,  daß 
bei  dieser  bereits  so  sehr  verwundeten  Sache  der  Glimpf  auf  selten  des  Reichs 
beibehalten  und  die  Konferenz  nicht  so  glatterdings  abgebrochen  werde.  Weil 
man  von  Frankreich  doch  nicht  erhalten  würde,  daß  es  Straßburg  vor  der 
Konferenz  abtrete,  so  konnten  doch  die  Konferenzen  so  zu  kontinuieren  sein, 
daß  zwar  das  Reich  in  diesem  Stück  seine  friedliche  Intention  bezeugte,  jedoch 
mit  der  Verwahrung,  daß  es  das,  was  mit  Straßburg  vorgenommen,  in  keinem 
Stück  gut  heiße,  sondern  dem  Reich  alles  vorbehalte.  Sollte  aber  seitens  des 
Reichs  deswegen  ein  besseres  Expediens  ins  Mittel  gebracht  werden  können,  so 
will  er  sich  dasselbe  nicht  entgegen  sein  lassen. 


Instruction,    wornach    sich    unser  —   Geheimter  Raht  Frantz 

Meinders  bei  der  ihm  aufgetragenen  Verschickung  an  Ser  Churf. 

Durchl.    zu   Sachsen   Ld.   unterthänigst  zu  achten.     D.   Cöln 

an  der  Spree  10./[20.]  Januar  1682.1)     (Conc.  Fr.  v.  Jena.) 

[Notwendigkeit,  sich  mit  Frankreich  gütlich  zu  vergleichen.] 

Er  soll  vorstellen,  daß  zwar  durch  die  Wegnahme  Straßburgs  dem  Reiche  20.  Jan. 
Unrecht  geschehen  sei  und  daß  es  nicht  zu  verdenken  sein  würde,  wenn  dasselbe 
alle  zugelassenen  Mittel  vor  die  Hand  nehme,  es  wiederzuerlangen,  es  wäre 
aber  die  Frage,  ob,  wenn  es,  wie  gewiß  berichtet  wird,  nicht  in  der  Güte  zu 
erhalten  sein  sollte,  man  es  jetzt  durch  die  Waffen  behaupten  sollte.  Wenn 
alles  im  Reich  so  wäre,  wie  es  sein  sollte,  so  würde  Kf.  dabei  kein  Bedenken 
haben  und  sich  auf  die  gerechte  Sache  verlassen,  bei  dem  jetzigen  Zustande 
aber,  wo  es  in  dem  Reich  an  dem  nötigen  Vertrauen  fehlt,  vornehme  Stände 
in  der  Gefahr  wirklich  begriffen  sind  und  sich  schon  dem  König  von  Frankreich 
untergeben  haben,  die  geistlichen  Kurfürsten  keine  Weitläufigkeit  verlangen, 
viele  auch  noch  wegen  der  früheren  desordres  Abscheu  vor  abermaliger  Unruhe 
tragen  und  den  dabei  erlittenen  Schaden  noch  nicht  wieder  ersetzt  haben,  daher 
wenig  bei  der  Sache  tun  können,  das  Reich  nicht  in  der  nötigen  Positur  steht, 
das  Geld  ungewiß  ist  und  dazu  an  vielen  Orten  die  Kontagion  herrscht,  welche 
auch  Kf.  von  vielen  guten  consiliis  divertiert,  er  auch  wegen  der  Polen  bedro- 
henden Türken  sich  nicht  so,  wie  er  wollte,  distrahieren  kann,  aus  allen  diesen 
Gründen  hielte   Kf.  für  geraten,  der  Zeit  zu  weichen  und  den  Frieden   dem 

>)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  39  (S.  1419).     Dieser  Instruktion   liegt  eine   eigen- 
händige kurze  Aufzeichnung  des  Kf.  zugrunde. 

53* 


836 


V.  Brandenburg  und  d.^  EUkfa  lfi79— 16M. 


Kriege  vorzuziehen,  andere  bequemere  Zeit  zu  erwarten  und  für  diesmal  iu 
rtiini  sauren  Apfel  zu  beißen,  lieber  dem  König  von  Frankreich  Strasburg  il 
lassen,  als   das  Reich   lo   noch  mehrere  Gefahr  und  Abgang   zu  Docb 

wollte    er  K,   Sachsens   Gedanken    darüber   gern    vernehmen.      Wenn   dersefte 
dagegen  etwas  einwenden  sollte,  so  weiß  M.  schon,  was    darauf   zu   antwor 
sollte  aber  K.  Sachsen  eine  Konferenz  veranlassen,  so    kann    er    mit    mehrerm 
die  Notdurft  vorstellen,  auch   von   der  Schickung1)   an   K.  Mainz,  K.  Trier. 
K    Kohi  und  K    Pfalz  Mitteilung  machen. 


F.  Memdere  an  den  Kurfürstm.     I>.   Dresden 
19./[29.]  Januar  1682, 

[Audienz,     Konferenz  mit  v,  Gersdorm     Verhandlungen  mit  den  Ständen  wegrn 
liüstuugen,  daher  seine  Antrage  wenig  angenehm.] 

29,  Okt.  Er  ist   Montag  hier  angekommen   und    hat   am    folgenden    Tage    A 

gehabt,  man  blieb  aber  so  lange  an  der  Tafel  und  es  wurde  dabei  so  tffd 
getrunken,  daß  damals  nichts  weiter  vorgenommen  werden  konnte*  Gestern 
Morgen  kam  der  Freiherr  v.  Gersdorf  f  zu  ihm  und  sie  waren  bis  io  die  dritte 
Stunde  zusammen.  Nachmittags  haben  sie  die  Konferenz  fortgesetzt  und  liirf 
bis  s  Uhr  beisammen  gewesen.  Kr  hat  ihm  das,  was  Kf+  ihm  an  befühl», 
ausführlich  vorgestellt,  man  steht  hier  aber  noch  an,  sich  mit  des  Kf.  Koaduitf 
zu  konlormieren.  Der  Kurfürst  horte  zwar  seine  Proposition  vor  dar  Tifel 
mit  sonderbarer  attention  au,  antwortete  aber  sehr  wenig  und  bezeugt* 
absonderlich  ziemliche  Di  Aide  uz  gegen  die  Franzosen,  und  daß  er  bei  dem  I 
und  über  die  deutsche  Freiheit  festhalten  und  alles,  was  in  seinei 
stände,  zu  Maintenierung  derselben  gern  anwenden  würde,  man  niüßl 
wissen,  woran  man  wäre,  und  sich  dabei  auf  die  gute  Sache  verlassen.  Erbt 
ihn  der  patriotischen  Gesinnung  des  Kf.  versichert,  aber  darauf  huigewiftttft, 
daß  man  unter  den  jetzigen  Umstanden  nicht  es  auf  die  Extremitäten  ankommet! 
lassen,  sondern  danach  trachten  müßte,  das  übrige  vom  Reich  in  Sicherheit 
zu  setzen,  ferneres  Unheil  und  Verlust  dadurch  zu  verhüten,  zugleich  Z« 
gewinnen,  die  allerends  vorhabenden  Verfassungen  in  besseren  Stand  zu  bringea 
und  andere  Konjunkturen  zu  erwarten.  K.  Sachsens  eigene  Kriegsarinatur  wir« 
noch  zur  Zeit  unvollkommen,  der  Kaiser  und  fast  niemand  im  Reich  in  behänget 
POfitnr,  und  es  wäre  bekannt,  was  von  mancherlei  znsa  muten  geführten,  nwm 
undisziplinierten  Völkern  zu  hoffen  wäre.  Der  Kurfürst  gestand  das  zu,  fragt«, 
wie  die  Sachen  in  England  und  Holland  standen.     Er  hat    Run   d 


')  S.  oben  &TOI« 


Sendung  Meinders'  nach  Dresden.  837 

ben,  doch  meinte  der  Kurfürst,  es  möchte  noch  von  dort  was  Gutes  fürs 
Reich  zu  hoffen  stehen. 

Man  spricht  hier  von  einer  konsiderablen  Armatur,1)  wozu  die  Stände 
bereits  fünf  Tonnen  Goldes  verwilligt  haben,  man  verlangt  aber  noch  mehr  und 
der  Ausgang  des  Landtages  ist  noch  ungewiß.  Die  Kapitulation  mit  dem 
General-Feldmarschall  Goltz9)  ist  nunmehr  richtig  und  für  diesen  sehr  vorteil- 
haft. Die  ganze  Verfassung  kommt,  so  wie  sie  jetzt  eingerichtet  ist,  auf  sechs 
Regimenter  zu  Fuß  (ä  1000),  drei  zu  Pferde  (ä  600)  und  ein  Regiment  Dragoner. 
Es  scheint,  daß  man  bei  währendem  Landtag  nicht  gern  viel  Diskurse  vom 
Frieden  und  dessen  Kontin uation  hier  höre,  sondern  viel  lieber  die  Gefahr  und 
die  Gewißheit  eines  Krieges  mit  Frankreich  groß  mache,  daher  kommt  seine 
Negotiation  nicht  eben  allzuwohl  ä  propos  und  hat  ihm  Gerstorff  nicht 
undeutlich  zu  verstehen  gegeben,  daß  man  dergleichen  Handlung  lieber  zu 
Berlin  als  hier  sehen  möchte,  zu  welchem  Ende  sich  der  Obermarschall 
v.  Hauwitz  noch  etzliche  Tage  zu  Berlin  aufhalten  werde.  Man  steht  jetzt 
mit  dem  Hause  Braunschweig  in  guter  Korrespondenz  und  mutmaßt  wohl 
auch,  daß  die  jetzige  Anwesenheit  des  Herzogs  von  Hannover')  Kf.  zu 
anderen  Sentimenten  bewegen  werde. 


F.  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Dresden 
21./[31.]  Januar  1682. 

[Neue  Konferenz  mit  Gersdorff.    Rücksichtnahme  auf  die  Rüstungen.   Die  ihm  erteilte 

Resolution.] 

Er  hat  gestern  aufs  neue  mit  Gerstorff  konferiert,  er  hat  dabei  Gelegenheit  31.  Jan. 
gehabt,  die  Sache  ausfuhrlich  und  dergestalt  vorzustellen,  daß  er  daraus  nicht 
geringen  Effekt  und  in  vielen  Sachen  eine  merkliche  Veränderung  gespurt 
Zu  förderst  hat  er  sich  bemüht,  ihnen  die  Opinion  zu  benehmen,  als  wenn  Kf. 
sich  vom  Reich  zu  separieren  und  etwas  wider  des  Vaterlandes  Interesse  und 
die  teutsche  Freiheit  vorzunehmen  gedächte,  ihnen  aber  remonstriert,  daß. eben 
diese  und  der  ganze  Staat  in  die  größte  Gefahr  geraten  würde,  wenn  man  es 
zum  Bruch  mit  Frankreich  kommen  ließe.  Doch  hat  er  sich  wohl  gehütet,  es 
so  zu  tun.  daß  sie  hätten  Verdacht  schöpfen  können,  als  ob  Kf.  K.  Sachsen  die 
Kriegs  Verfassung  widerraten  wollte,  vielmehr  hat  er  gesagt,  Kf.  wünschte,  daß 
dieses  und  alle  anderen  mächtigen  Häuser  in  Teutschland   bereits  in  völliger 


')  S.  Schuster  und  Francke,  Geschichte  der  sächsischen  Armee  I,  S.  i»8 AT. ; 
Hassel  und  Graf  Vitzthum  v.  Eckstädt,  Zur  Geschichte  des  Türkenkrieges  im 
Jahre  1683.    Die  Beteiligung  der  sächsischen  Truppen  an  demselben.    S.  105  ff. 

*)  S.  Schuster  und  Francke  I,  S.  99. 

*)  S.  oben  S.  584. 


838  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Kriegsverfassung  ständen,  dann  könnte  man  anders  raten  und  vigoureosere  Ent- 
schlüsse fassen,  jetzt  aber  schiene  nichts  heilsamer,  als  bei  Kontinuation  der 
Armatnr  die  Traktaten  mit  Frankreich  fortzusetzen  und  so  gut  wie  möglich 
zum  Schluß  zu  befördern  und  abzuwarten,  was  die  künftigen  Konjunkturen  für 
gute  und  nützliche  consilia  suppeditieren  werden.  Man  würde  mit  des  Kl 
Gedanken  ganz  einig  gewesen  sein,  man  dissimuliert  aber  mit  sonderbarem  Fleiß, 
einesteils  damit  die  vorhabende  Verfassung,  wobei  die  militares  so  sehr  inter- 
essiert sind,  nicht  ins  Stocken  gerate,  anderenteils  damit  die  Landschaft  n 
mehrerer  Bewilligung  disponiert  werde,  zumal  solches  von  v.  Hauwitz'  Ver- 
richtung dependieren  soll.  Daher  sieht  man  auch  gern,  daß  er  seinen  Abschied 
nehme,  und  man  hat  ihm  dazu  morgen  mittag  bestimmt. 

Soeben  bringt  ihm  Gerstorf f  die  schließliche  Resolution  des  Kurfürsten, 
er  ersieht  daraus,  daß  man  nicht  weiß,  was  recht  und  beständig  zu  resolvieren. 
zumal  da  man  die  Nachricht  hat,  daß  es  dem  Herzog  von  Hannover  nickt 
gelungen  ist,  Kf.  von  der  einmal  gefaßten  Resolution  abzubringen,  und  daß  die 
Sachen  in  Dänemark  nach  des  Kf.  Wunsch  gehen. 


Resolution  K.  Sachsens  für  Meinders. 

[Vorläufig  einzunehmende  abwartende  Haltung,  Fortsetzung  der  Verbandlungen  mit 

Frankreich.] 

31.  Jan.  Kr  zweifelt  keineswegs  an  des  Kf.  patriotischer  Zuneigung  zum  Romisch« 

Reich,  ersucht  ihn  nur,  seine  jungst  beschehenen  Vorstellungen  und  ration« 
zu  überlegen  und  sich  gegen  v.  Hauwitz,  der  bis  zu  Meinders'  Rückkehr  dort 
subsistieren  wird,  weiter  herauszulassen.  Er  wird  indessen  die  Wichtigkeit  des 
Werkes  nicht  weniger  überlegen,  die  Meinung  anderer  Mitkurfürsten  vernehmen 
und  mit  Kf.  in  vertraulicher  Korrespondenz  jederzeit  verharren.  Er  wird  nicht 
Anlaß  geben,  die  Frankfurter  Traktaten  auf  einmal  zu  abrumpieren,  jedoch  suh 
in  seinen  Landen  in  möglichste  Positur  setzen  und  den  weiteren  Erfolg  zu 
Regensburg  und  Frankfurt,  auch  Hauwitz'  Zurückkunft  abwarten.  Er  ersucht 
Kf.,  auch  seinerseits  sich  zu  bemühen,  die  Sachen  bei  Frankreich  in  suspenso 
zu  halten,  damit  nicht  abrumpiert  und  fernere  collisiones  verhütet  werden. 


Protokoll  einer  27.  Januar  1682  zwischen  v.  Hauwitz.   v.  Jena 
und  Meinders  gehaltenen  Konferenz.1) 

6.  Febr.  v.  Hauwitz  teilt  mit,  er  habe  von  seinem  Kurfürsten  Befehl  erhalten.  Kf. 

zu    bitten,   die  rationes    und   Bedenken,    welche  man    zu   Dresden    Meinders 

!)  v.  Jena  und  Meinders  senden  an  demselben  Tage   dieses   Protokoll  dem 
Kf.  nach  Potsdam   zu  und  melden  ihm,  daß  v.  Hauwitz  morgen  sich  von  ihm  zu 
verabschieden    gedenke.      Das    Rekreditiv    für   denselben    ist    Potsdam    29.  Januar 
[8.  Februar]  1682  ausgestellt. 


Verhandlungen  mit  v.  Hauwitz.  839 

angezeigt,  nochmals  zu  bedenken  nnd  sich  darauf  zu  erklären,  auch  einen  end- 
lichen beständigen  Schluß  zu  machen. 

v.  Jena:  Kf.  hätte,  was  Meinders  schriftlich  und  mündlich  berichtet, 
reiflich  überlegt,  alles,  was  K.  Sachsen  habe  vorstellen  lassen,  beruhe  auf  gutem 
Grunde  und  er  würde  daher  kein  Bedenken  haben,  sich  damit  zu  vereinigen, 
wenn  nur  der  allgemeine  wie  auch  eines  jeden  Standes  Partikularzustand  so 
beschaffen  wäre,  wie  es  ein  so  großes  und  ungewisses  Werk  erforderte.  Da 
dieses  nicht  der  Fall  wäre  und  es  im  Reich  an  allem  oder  doch  dem  meisten, 
das  zur  Ausführung  der  Sache  erforderlich  wäre,  fehlte,  so  hielte  er  für  besser, 
durch  gütliche  als  durch  scharfe  Mittel  zu  helfen  und  bessere  Konjunkturen  zu 
erwarten.  Seine  Intention  sei  keineswegs,  sich  vom  Reich  zu  trennen,  er  sehe, 
daß  von  den  vornehmsten  Ständen  des  Reichs  ein  großer  Teil  dahin  schon 
absolute  inkliniere,  es  wäre  daher  auf  den  anderen  Fall  viel  eher  eine  Trennung 
im  Reich,  als  eine  allgemeine  Zusammensetzung  zu  erwarten.  Er  zweifele  nicht, 
K.  Sachsen  werde  dieses  ferner  überlegen  und  befinden,  daß  die  Sicherheit  und 
Freiheit  nicht  eben  an  gegenwärtige  Zeit  gebunden  und  zu  hoffen  sei,  daß  der 
Allerhöchste  zu  seiner  Zeit  bessere  Bequemlichkeit  und  angenehmere  Zeiten 
geben  werde.  Kf.  beziehe  sich  im  übrigen  auf  die  Konferenz  vom  28.  Januar 
und  was  Meinders  dabei  vorgestellt  habe. 

v.  II.  nimmt  alles  ad  referendum.  Er  fände  zwar  viele  rationes,  die  wider 
eines  und  anderes  gesagt  werden  könnten,  er  wäre  aber  desfalls  nicht  instruiert 
K.  Sachsen  wäre  nicht  der  Meinung,  einen  Krieg  zu  haben,  sondern  einen 
sicheren  Frieden,  müßte  auch  mit  dem  Kaiser  daraus  kommunizieren. 

Darauf  wird  noch  ein  und  anderes  extra  protocollum  von  den  gegen- 
wärtigen Konjunkturen  diskurriert. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.     D.  Potsdam 
9./[19.]  Juli  1683.1) 

[Auf  das  Schreiben  vom  2.  Juli.-)    Die  dem  Reich  drohende  doppelte  Gefahr.    Not- 
wendigkeit des  Friedens  mit  Frankreich.    Bereitwilligkeit,  dem  Kaiser  Hilfe  zu 
leisten,  Sendung  des  Fürsten  von  Anhalt] 

—  Wir  sagen  Ew.  Ld.  zuforderst  für  das  hierunter  gegen  Uns  con-  19.  Juli 
testirende  gute  Vertrauen  ganz  fleißigen  Dank,   und  ist  derselben  außer 


!)  Dieses  Schreiben  ist  ao  Stelle  eines  schon  ausgefertigten  Schreibens  vom 
S.  Juli  abgegangen,  in  welchem  als  einziges  Rettungsmittel  schleuniger  Friedensschluß 
mit  Frankreich  empfohlen,  in  betreff  der  Hilfeleistung  nur  auf  die  Lamberg  gemachte 
Erklärung  hingewiesen  und  die  Sendung  des  Fürsten  von  Anhalt  nicht  erwähnt  war. 

*)  In  demselben  hatte  Kurfürst  Johann  Georg  dem  Kf.  von  den  bedrohlichen 
Nachrichten  Mitteilung  gemacht,  welche  ein  Kurier  Graf  Lambergs  von  dem 
A  nzuge  der  Türken  gebracht,  und  ihn  gebeten,  ihm  seine  Meinung,  wie  diese  Gefahr 
abzuwenden  sei,  zu  eröffnen.    Vgl.  ürk.  u.  Akt  XIV/2,  S.  1071  £ 


840 


V.  Brandenburg  und  da*  Reich  1679-  I 


Zweite]  annoch  erinnerlich,  was  Wir  eine  geraume  Zeit  hero  wegen  des 
Reichs  gegenwärtigen  bekümmerten  Zustandes   und   der   demselben  vor* 
gestandenen   doppolten   Gefahr  ab   Oriente   et  Oceidente    mit  deroselben 
in  hergebrachtem  Vertrauen  zu  tnehrmalo  cnmmuuiciret    und   wasgesult 
Wir  diese   Tu  rekenge  fahr  jederzeit   so    hoch    apprehendiret,    I.   Kay&erl 
May.  auch  noch  gar  neulich  wohlmeinentlieb  angeraten,  weiln  das  Keich 
zweien  so  mächtigen  Feinden  keineswegs  gewachsen,  auf  Mittel  bedach'. 
zu  sein,  wie  man  den  Rücken  von  Franckreieh  versichern  möchte,  damit 
man  mit  zusammengesetzter  Macht  dem  Türeken  entgegen  geben  könnte. 
Und    dieses   ist    noch    gegenwärtig    unsre   höchste    Bekomme  raus,    d*ii 
Franckreieh  sieh  dieser  Gelegenheit  bedienen,  ins  Reich  einbrechen  und 
sich  des  Rh  ein  ström  es  Meister  machen  möchte,  welches,  wann  m  geschehe 
und  wann  noch  dazu,  wie  wir  zum   höchsten   fürchten*1)   Dennemarck 
und  Franckreieh  mit  Schweden  und  Lüneburg  im  Kriege  implicirrt 
werden   sollten,    wir  gewiß  menschlicher  Weise  nach   anders   nicht  be- 
greifen können,  als  daß  eine   gänzliche   Dissolution   und   Untergang  de? 
Reiches  darauf  notwendig  erfolgen  müsse.     Weilen   nun   Ew.    U.  nicht 
weniger  als  wir  dabei   interessiret  sein,   so  stellen  wir   zue   etam 
höchst  vernünftigen   Krmessigunge,   ob  nicht   L  Kayser).  May.    bei   dieteu 
höchstgefährlichen  Vorfallen  heilen  noch  malen  aufs  beweglichste  anzuraten, 
auf  zulängliche   Mittel   bedacht  zu  sein,   wie  das   Reich    in  seiner  fW 
sistenz   erhalten    und   dessen    ganzlicher    Ruin    verhütet    werden    i 
auch    was  deshalb  zue  Regensburgk   vorzustellen   und  zu   votir 
können  Ew,  Ld.  mit  höchster  Wahrheit  versicheren,  daß  wir  dieses  gar 
nicht  vorbringen,  urab  Franckreieh  dardurch  einigen  Vorteil  IQ  schaffen 
und    unserem   geliebten    Vaterlande   zu  schaden,    sondern    bloß   dan 
weil  es  die  äußerste  Not  erfordert,  und  damit  man  sich   der  Armatur, 
worinnen  jetzo  das  Reich  stehet,   wieder  den  Erbfeind,   wann   man  von 
Franckreieh  versichert  ist,  gebrauchen  könne.     Indessen   seind   wir  ent- 
schlossen, L  KayscrL  May.  in  dieser  höchsten  Not  nicht  aus  II  au  den  w 
gehen,  sondern  demselben  eine  ansehnliche  Volkshülfe  zuzuschicken,  zue 
welchem  Ende  wir  unseres  des  Fürsten  von  Anhalt  Ld*   an  1.  KayserL 
May,  zue  Bezeugunge  unserer  Ihre  zutragenden  aufrichtigen  ungefarbeten 
Devotion  abfertigen,  und  wird  uns  im  übrigen  Heb  sein,    wann  Ew.  Li 
uns  auch  dero  desfalle  führende  hoehvcrnihiftige  Gedanken  zu  \omehraen 
zu  geben  geruhen  wollen.  — 


')  S,  oben  &G»f. 


Die  Türkengefahr.  841 

Kurfürst  Johann  Georg  III.  von  Sachsen  an   den  Kurfürsten. 
D.  Dresden  11. /[2L]  Juli  1683.1) 

[Auf  das  Schreiben  vom  9.  Juli.    Wegen  des  Friedens  mit  Frankreich  sind  weitere 

französische  Erklärungen  abzuwarten.     Notwendigkeit  schleuniger  Hilfe    gegen  die 

Türken,  Wunsch,  dieselbe  mit  Kf.  zusammen  zu  leisten.     Bitte  um  nähere 

Mitteilungen  darüber.] 

—  Nun  sagen  Wir  Ew.  Ld.  hierdurch  vor  die  Eröffnung  dero  bei-  21.  Juli 
gehenden  Gemütsmeinung  den  gebührenden  hohen  und  freund  vetter- 
lichen Dank  und  werden  sonder  Zweifel  Ew.  Ld.  die  wichtigen  Motiven 
und  warumb  mit  der  Krone  Franckreich  bishero  zu  keinen  Schluß  zu 
gelangen  gewesen,  annoch  in  frischen  Andenken  ruhen.  Im  übrigen, 
weil  die  Conjuncturen  schwer  und  allenthalben  gefahrlich,  daher  auch, 
wenn  besagte  Krone  die  conditiones  nicht  so  hoch  wie  zeither  spannen 
und  einen  reputirlichen  auch  izo  und  künftig  sicheren  Frieden  eingehen 
wollte,  so  wäre  darauf  zuforderst  billige  Reflexion  zu  machen,  Ew.  Ld. 
ist  hierbei  nicht  unbekannt,  was  gestalt  I.  Kay.  Myst.  sowohl  zu  Wien 
bei  dem  Königl.  Französ.  Envoye  Seppe ville  als  zu  Regensburg  durch 
dero  Kayserl.  Commission  selbigem  Plenipotentiario  Verjus  in  dieser 
materia  unlängst  gewissen  Antrag  tun  lassen.  Wir  wollten  dannenhero 
der  Gedanken  sein,  es  wäre  der  französischen  Erklärung  hierauf  zuforderst 
zu  erwarten  und  diese  wichtige  Sache  sodann  ferner  reiflich  zu  überlegen, 
auch  von  Ew.  Ld.  nach  beliebigen  Gefallen  dero  Wohlvermögenheit 
nach  an  Königl.  dähnischer  Seite  alle  möglichste  officia  zu  Abhaltung 
dortselbiger  Unruhe  anzuwenden.  N 

Inmittelst  aber,  weiln  gleichwohl  die  Türekengefahr  am  größesten 
und  nähesten,  Ew.  Ld.  auch  obgedachtermaßen  zu  ansehnlicher  würek- 
licher  Volckhülfe  und  zu  solchem  Ende  auf  Abschickung  des  Fürsten 
zu  Anhalt  Ld.  nach  dem  Kay.  Hof  sich  resolvirt  und  unsere  Gedanken 
hierüber  begehrt,  so  wollten  wir  dem  Werk  nicht  unfürträglich  halten, 
wann  diese  Hülfsschickung  von  Uns  beiderseits  zugleich  geschehen 
könnte,  zumaln  da  Wir  in  eigener  Person  mit  Unsern  völligen  Trouppen 
zu  Felde  zu  gehen  resolvirt.  Wir  ersuchen  hiernächst  Ew.  Ld.  freund- 
vetterlich,  ob  dieselbe  sowohl  von  dem,  was  auf  des  Kays.  Abgesandtens 
Grafens  von  Lamberg  Anbringen  Sie  vor  Resolution  erteilet,  als  auch 

!)  Schon  abgedruckt  in  v.  Raumers  Historischem  Taschenbuch,  N.  F.,  IX, 
S.  226  ff. 


Sil' 


V.  Brandenburg  mid  das  Reich    ]fü\*— 1684. 


wohin  Sie  des  Fürsten  zu  Anhalt  JA  instruiret,  dero  nähere  Gedanken 
zu  eröffnen  belieben  möchten,  damit  Wir  in  mehrer  Conformität  Unser* 
mesures  einrichten  und  also  in  Conjunction  ein  so  schweres  Werk 
besser  und  sicherer  Jurnehmen  könnten.  Wollten  Uns  auch  Ew.  Vi 
wie  stark  dero  Regimenter  zu  Pferd  und  zu  Fuß  eingerichtet,  zu  dem 
Ende  freundvetterüeh  part  geben,  damit  Wir  die  Unsrigen  auf  gleich* 
mäßigen  Fuß  setzen  könnten,  würde  Uns  dieselbe  höchlich  obligiren*  - 


Kurfürst  Johann  Georg  IIL  von  Sachsen  an   den    Kurfürsten. 
D.  Dresden   13./[23.]  Juli   1683. 

[Die  Sendung  des  Herzogs  von  Sachse n-Lauen bürg,     Notwendigkeit  der  Iliifeh 

Nachdem1)  gestern  meines   freundlich  Hoben   Vetters,   des  Hemp 
zu  Sachsen  Lauenburg  Ld.  aus  dem  Ivayserl.  Feldlager  aohero  kommra 
und  von  selbigem  Zustande  ein  und  das  andere  referirt,   zugleich 
im  Kegrift  ist,  sich  zu  Ew.  Ld.  zu  begeben,  so  habe   Ich  S.   Ld.  hier- 
durch   begleiten,    dessen    negotium    bestens    recommendiren    und    dabei 
Kw.    Ld,    freund  vetterlich    uu  verhalten    sein    lassen    wollen,     weiln  die 
Türekengefahr  sich  sehr  vergrößern  und  daher  zu  Rettung  de«  geliebte) 
Vaterlandes  hohe  Not  sein  will,  möglichste  Gegenwehr  zu  tun,  daß  ick 
zu  solchem  Ende    mein   äußerstes  tun    werde.    gestalt    und    was   gegen 
mehrgedachten    Herzogs    Ld.     Ich   diesfalls    mich  erklärt,    Ew.  Ld.  ?oa 
demselben    mit    mehrern    vernehmen  werden,  nicht  zweifelnd,    El 
werden  nicht  weniger  — ■  vor  die  gemeiue   Wohlfahrt  dem   Werke  mü 
Nachdrucke  und  Assistenz    zu    begegnen    lhro  gefallen   und    mich   dero 
Ciemiitsmeinung  unbeschwert  wissen  lassen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.     IX  Potstam 
I5,/[250  Juli  1688, 

[Auf  das  Schreiben  vom  13.  Juli  und  den  Bericht  des  Herzogs  von  Lauenhurg.   No* 
wendigkeit   der  Hilfeleistung   des  gesamt« u   Kelches  und   vorheriger  Sicherung  4m 

Friedens  mit  Frankreich.] 

25,  Juli  —  Verhalte  hierauf  Ew.  Ld.  nicht»  daß  auch  ich  Sp.  Kqjwri.  K»J 

in  dieser  Not  nicht  zu  verlassen,  sondern  derselben  nach  Möglichkeit  »* 

')  S.  Utk.  u,  Akt,  XIV,  2,  S.  1081;   Klopp,  Das  Jahr  1683  und  fei 

große  Türkenkrieg,  S.  271. 


Die  Türkengefahr.    Notwendigkeit  des  Friedens  mit  Frankreich.  843 

assistiren  willens  bin.  Wie  aber  meines  Ermessens  durch  Sendung  ein- 
zelner Truppen,  welche  man  nur  zur  Schlachtbank  fähren  wurde,  wenig 
ausgerichtet  werden  wird  und  dannenhero  höchstnötig,  daß  die  sämpt- 
lichen  Reichsstande  mit  zusammengesetzter  Macht  Sr.  Keys.  May.  zu 
Hülfe  kommen,  also,  damit  solches  geschehen  könne,  bin  Ich  annoch 
der  Meinung,  daß  man  sich  zuvordorst  des  Königs  von  Franckreich 
vermittels  eines  schleunigen  Friedens,  so  gut  als  derselbe  zu  erhalten 
stehet,  zu  versichern  und  unser  geliebtes  Vaterland  von  der  Seiten  außer 
Gefahr  zu  setzen  habe,  maßen  es  unmöglich  der  französischen  und 
türckischen  Macht  zugleich  zu  wiederstehen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.    D.  Potstam 
15./[25.]  Juli  1683.1) 

[Auf  das  Schreiben   vom   11.  Juli.     Aussichtslosigkeit,    von    Frankreich    günstigere 

Bedingungen  zu  erhalten,  Notwendigkeit  des  Friedensschlusses.    Seine  Stellung  zu 

Frankreich.    Die  von  ihm  beabsichtigte  Hilfeleistung  gegen  die  Türken.] 

Seine  Betrübnis  über  die  bedrängte  Lage  des  Vaterlandes.  25.  Juli 

Welches  alles  man  doch  vor  einiger  Zeit  insonderheit  in  Ungarn  so 
leichtlich  hätte  abwenden  können.  Ich  wünsche,  daß  die  Crohn 
Franckreich  denjenigen  Antrag,9)  welcher  ihr  zuletzt  sowohl  am 
Keyserl.  Hofe  als  zu  Regensburg  getan  worden,  annehmen  und  dabei 
acquiesciren  wolle.  Ich  habe  auch  dieser  Tage  sowohl  vor  Mir  selber 
als  auch  durch  meine  Räte  dem  frantzösischen  Ministro  Grafen  von 
Rebenacq*)  dergestalt  beweglich  in  dieser  Materie  zugesprochen,  daß 
er  gar  alterirt  darüber  geworden  und  mit  höchstem  Unwillen  von  mir 
geschieden,  auch  solches  sofort  durch  einen  Courier  an  seinen  König 
berichtet.  Ich  kann  aber  dabei  Ew.  Ld.  nicht  bergen,  daß,  wann  man 
die  von  Franckreich  bishero  gebrauchte  Conduite  und  ihre  Maximen, 
imgleichen  was  ihre  Ministri  zu  Wien,  zu  Regensburg  und  alhier  auf 
solchen   Antrag   vorläufig   geantwortet,   considerirt,   nicht  die   geringste 

*)  Schon  abgedruckt  in  v.  Raumers  Historischem  Taschenbuch,  N.  F.,  IX, 
S.  228 ff.  Das  Konzept  von  der  Hand  eines  Schreibers  mit  Korrekturen  und  Zusätzen 
von  Fuchs. 

*)  S.  oben  S.  768  f. 

*)  S.  oben  S.  475. 


H44 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1G7:>- 


apparence  m  finden,    daß  sie  selbige  nlacidireo,  sondern  sich  vielmehr 
dieser  Gelegenheit  ihren  Zweck  zu  erreichen  bedienen  werde», 

Daher  und  da  das  Reich,  falls  Frankreich  losbrechen  sollte,  Dicht  tnn 
Widerstand  fähig  ist,  findet  er  kein  anderes  Mittel,  als  sich  Frankreich  «jno* 
niimue  modo  durch  einen  beständigen  Vergleich  zu  versichern, 

Ew.  Ld.  gedenken  doch  nui\  wie  es  uns  ergehen  würde,   wann  fl 
sollte  verloren  gehen,  nun  ist  ja  aber  noch  Hoffnung  übrig,    dasselbe  tu 
retten,  wenn  nämlich   die  schöne  Macht,  so   man    itzo    im    Hei  che  noch 
auf  den  Beinen  hat,  wieder  den  Erbfeind  angeführet  worden  könnte,  denn 
obgleich   einige  auf  die  Gedanken  kommen,    daß,   wann    man   mit   In 
Erbfeind  auch  mit  Hinterlassung  des  Königreichs  l'ngern  Friede  machte 
man    alsdann    Franckroieh  noch    Wiedeitttud    tun    könnte,    so    ist    Joii 
leicht  zu  ermessen,  daß  die  keyserliche  Armee,  worauf  man   bisher  u  den 
meisten  Staat   gemacht,    durch    die    bekannte   Zufalle    dergestalt  wönk 
zugerichtet  sein,    daß  von   derselben  in   geraumer  Zeit    wenig  Hülfe  w 
hoffen,   und   Franckroich  desto   weniger   resistente   finden    würde, 
auch  nicht  zu  begreifen,   warum   man   um  einiger  weniger  Ortet  willen, 
so  bereits  verloren  sein,  und  da  die  geringste  apparence  nicht  vorhanden, 
selbige  jetziger  Zeit  in  recuperinm,  den  ganzen  Rheinstrom,  ja  das  gm» 
Reich  dem  Verlust  und  Untergang  exponiren  wolle*     Ich   hezeu- 
dem  höchsten  Gott,  daß  ich  diese  Vorstellungen  keineswegs  Franeknitb 
zu  Liebe  oder  Gefallen  tue,  es  ist  vielmehr  bekannt,   wie  daß  ich  kon 
verliehener  Zeit   verschiedene  harte  Anstöße  sowohl   am   frantzdsiscbeo 
Hofe   als  auch    mit  denen  ministris  gehabt,    so    daß    die    Conlidcnx,  m 
Franck reich  bisher  211c  mir  gehabt,  nicht  allein  ganz  erloschen,  sondern 
auch  bereits  eine  große  Dit'fidcnz   eingeschlichen  und   ich  mir   tiuio«hfo 
länger  nicht  getraue»  bei  Ausbleibung  der  Composition  Franck  reich  venu 
teutschen   Hoden,    wie  noch   wohl   bisher  geschehen,   abzuhalten.     Aber 
dieses  animiret  mich    um  so  viel    mehr,    dem    agonisireuden   Vaterland 
durch  treuen   Kat  zu  Hülfe  zu  kommen,  dasselbe  auch  in  au! 
nicht    zu    abandonniron,    sondern    vielmehr    dasjenige    anzuraten,    wa> 
erfahrene   medici  in    desperaten   Krankheiten   tuen,  wenn  sie 
abschneiden  und  dahinten  lassen«  umb  den  ganzen  Leib  zu  aalvireo*    Zu 
Ew.  Ldi  habe  ich  ein  gleichmäßiges  Vertrauen  und  ersuche  dieselbe  iwck- 
malen  ganz  angelegentlich,   dieselbe  geruhen  sowohl  am  Keys,  Hofe  *k 
zu  fiegensburg  sich  dahin  zu  bearbeiten,  daß  man  sietl   von  FranckreiYa 
nichts  zu  befahren   und   daß  man   durch  einen  Vergleich  die  im   B 
stehende  Macht  ohne  Furcht  wieder  den  Erbfeind  anführen  könne.    Sek 


Notwendigkeit  des  Friedeiis  mit  Frankreich.    Die  Türkenhilfe.  845 

will  keine  conditiones  vorschlagen,  die  besten  und  erträglichsten  vors 
Reich  sollen  mir  am  liebsten  sein,  aber  man  kann  ja  diejenigen,  so  das 
Werk  unter  Hand  haben,  per  gradus  instruiren,  nur  daß  sie  Macht 
haben  bald  zu  schließen  und  ehe  es  zum  Bruch  kommt.  — 

Was  die  Volk  hülfe,  so  wieder  den  Türken  zu  schicken,  anbelanget, 
ist  selbige  die  vornehmste  Ursache  der  Schickung  und  Instruction,  womit 
ich  des  Fürsten  von  Anhalt  Ld.  an  I.  Keys.  May.  abgefertiget,  und  werde 
ich  nicht  ermanglen  E.  Ld.  von  demjenigen,  was  wird  abgehandelt  werden, 
Nachricht  zu  erteilen.  Ich  kann  sonst  derselben  nicht  verhalten,  daß 
ich  mich  mit  dem  quanto  solcher  Hülfe  darnach  werde  richten  müssen, 
wie  das  Werk  mit  Franckreich  ablaufen  wird,  denn  so  lange  von  sel- 
biger Krone  insonderheit  auf  dem  Rheinstrom  etwas  zu  befahren  ist  und 
unsere  Nachbaren  in  besorglicher  Armatur  wie  itzo  stehen  bleiben, 
können  Ew.  Ld.  leicht  ermessen,  daß  ich  nicht  viel  Volk  entbehren  und 
man  mich  nicht  verdenken  könne,  wenn  ich  zuerst  die  Rettung  und 
Sicherheit  in  meinem  eigenen  Hause  suche  und  schaffe.  Sollte  man  sich 
aber  weder  von  Franckreich  noch  in  der  Nachbarschaft  etwas  zu  befahren 
haben,  bin  ich  entschlossen,  eine  schöne  Armee  von  15  und  mehr  tausend 
Mann,  alle  alte  Regimenter,  so  des  Feuers  und  des  Handels  gewohnt, 
in  Person  wieder  den  Erbfeind  anzuführen  oder,  da  meine  Constitution 
solches  nicht  zuläßt,  selbige  unter  meinem  Gen.  Feldmarschall  Freih. 
von  Dörffling  zu  schicken,  und  werde  ich  im  übrigen  nach  denen 
Occurrencen  mit  Ew.  Ld.  ferner  daraus  zu  communiciren  nicht  er- 
manglen. — 


Kurfürst  Johann  Georg  III.  an  den  Kurfürsten.     D.  Dresden 
25.  Juli/[4.  August]  1683. 

[Aiierbieten,  das  Oberkommando  über  die  zu  vereinigende  Truppenmacht 
zu  übernehmen.] 

Welchergestalt  Ich  mit  Gott  entschlossen,  bei  der  jeczo  durch  Gottl.  4.  Aug. 
Verhängnus  entstandenen  Türekengefahr  aus  treuer  patriotischer  Intention 
zu  Rettung   des  teutschen  Vaterlandes   in  eigener  Person    mit   meinen 
Trouppen  zu  suecurriren,  davon  habe  £.  Ld.  Ich  bereits  part  gegeben. 
Wann  Ich  dann  vermerke,    daß  E.  Ld.  aus  gleichmäßigem  hoohstlöbl. 


B46 


\\  Braafaitafg  und  das  Reich  1679^1684. 


Eifer,  wie  nicht  weniger  Chur-Baiern '}  Ld.  etliche  tausend  Mann  tu 
diesem  Ende  marchiren  lassen  werden,  und  ich  vermeinen  sollte,  «e 
würde  zu  desto  mehrer  Conservation  aller  dieser  Trouppen  dienlich  sein, 
auch  mit  mehrerm  Effect  die  operationes  können  getan  werden,  wenn 
sie  zusammen  in  ein  Corpus  gebracht  und  an  Ort  und  Ende,  wie  sowohl 
mit  der  Kavserl.  Generalität  unter  gewöhnlicher  Communication,  ab 
unter  sich  selber  sich  verglichen  werden  möchte,  agiret  würde,  als  hak 
ich  solches  E.  Ld.  zu  dero  hoehveruüuftigen  Erwägen  überlassen  oaJ 
zugleich  Mich  —  anerbotig  machen  wollen/)  mit  dem  Hauptcomuiaixiu 
dieses  ganzen  Corporis  mich  beladen  zu  lassen,  jedoch  alles  in  der  Mab 
und  dem  Verstände,  daß  E.  Ld.  eonimandireuden  General  freie  Hani 
über  die  ihm  anvertraute  Trouppen  verbleiben,  derselbe  neben  andern) 
jedesmal  zu  dem  Kriegsrate  gezogen  und  alles  unter  gemeinem  Ooocerto 
getan  und  vollstrecket  werde,  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen,      D.   Pottf 
28.  Juli/ [7.  August]  1683. 

[Auf  das  Schreiben  vom   25.  Juli.     Unmöglichkeit,  sich    schon  jetzt   näher   «! 

Tfirkenuilfe  zu  äußern.] 

7*  Aug.  —  Wann   Ich  mm    von    —    des  Fürsten   von  Anhalt-    [ /\ .,   weicht 

nunmehr  erst  bei  tt.  Keys.  May.  werden  angelanget  sein,  noch  keii^ 
Antwort  erhalten,  was  mit  8.  Keys.  May.  L  Ld.  wegen  meines  Suoctnwi 
für  Abrede  und  mesures  genommen,  darnach  auch  meine  in  (YeuJkc 
zum  Mnrch  beorderte  Regimenter  nicht  sobald  als  vielleicht  E« 
aufbrechen  werden  und  kaum  innerhalb  drei  Wochen  an  die  Schlesiacbe 
Grenzen  werden  anlangen  können,  zudeme  die  in  der  Nachbarschaft 
an  der  Elbe  zwischen  S.  K.  May-  von  Dennemarck  und  das  Fürstl.  Haas 
Braun  schweig  Lüneburg  fürgehende  und,  indem  dieses  Haus  dem 
Kunig  von  Dennemarck  fast  zu  nahe  tritt,  taglich  gefahrlicher  anscheinende 
motus  allem  Ansehen  nach  gar  leicht  zur  Tätlichkeit  und  Weiterung» 
ausschlagen  und  meine  gute  Intention  —  hemmen  und  mir  nicht  in- 
lassen  möchten  meine  Laude  gar  zu  sehr  zu  entblößen,  als  werden  E* 
Ld.  hieraus  leicht  von  Selbsten   ermessen,  daß   ich   mich    noch  zur  Zeit 

■)  S.  Klopp  a,  a,  0.  S,  145 f.;    Doeberl,  Bayern  und  Frankreich,  S,  53$f. 
*)  S.  Hassel  und  Vit  Uli  um  v.  Eickslüdt  a.a.O.  S.  Ulf, 


Bedenken  des  Kf.    Wunsch  einer  Zusammenkunft.  847 

wegen  des  Commando  meiner  wieder  den  Erbfeind  destinirten  Völker 
nicht  wohl  herauslassen  kann.  Ich  bleibe  aber  beständig  bei  der  Reso- 
lution, wann  man  sich  von  Reichs  wegen  des  Königs  von  Franckreich  nur 
auf  eine  oder  die  andere  Weise  versichert  und  den  Rücken  frei  gemacht, 
mir  auch  sonst  nichts  im  Wege  gelegt  wird,  daß  ich  S.  Keys.  May.  so 
bald  als  es  möglich  mit  allen  Kräften  unter  die  Arme  greifen  und  wieder 
den  Erbfeind   beistehen  wolle.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.     D.  Potstam 
23.  September/  [3.  Oktober]  1683.1)     (Conc.  P.  Fuchs.) 

[Aufforderung  zu  einer  persönlichen  Zusammenkunft.] 

Er  hat  ihm  schon  in  einem  früheren  Schreiben  zu  dem  Siege  bei  Wien  3.  Okt. 
congratuliert. 

Nun  ist  zwar  nicht  ohne,  daß  durch  solchen  Sieg  der  ganzen 
Christenheit,  absonderlich  aber  unserm  geliebten  Vaterlande  —  ein  großes 
Glück  und  Vorteil  gestiftet  worden,  auch,  wann  man  sich  solcher  Victori 
recht  gebrauchen  wollte,  dieselbe  noch  viel  andere  große  avantages  nach 
sich  ziehen  könnte.  Es  werden  aber  Ew.  Ld.  dero  hohen  Begabnus 
nach  aus  reifer  Betrachtung  des  gegenwärtigen  Zustandes  in  und  außer 
Reichs  genugsam  ermessen,  daß  es  hin  und  wieder  annoch  sehr  wunder- 
lich und  verworren  aussehe  und  jetzige  Zeit  fast  mehr  als  jemalen  einer 
genauen  Correspondenz  und  vertraulichen  Communication  zwischen  denen 
vornehmsten  und  vigoureusesten  Gliedern  des  Reichs  bedürfe,  wozu  Ich 
denn  auch  meines  Orts  aus  treuem  patriotischen  Gemute  von  Herzen 
inclinire  und  ein  sonderbares  Verlangen  habe  mit  Ew.  Ld.,  als  einem 
meiner  vornehmsten  und  liebsten  Nachbaren,  noch  einmal  personlich  zu 
überlegen,  was  bei  so  trübe  anscheinenden  Conjuncturen  zu  Beförderung 
beiderseits  Landen  Besten  und  Wohlfahrt  zu  tuen  oder  zu  lassen  sei. 
Würde  auch  nicht  ermanglen,  mich  zu  solchem  Ende  zu  Ew.  Ld.  nach 
dero  Residenz  zu  erheben  und  Ihro  daselbst  aufzuwarten,  wann  Meine 
bekannte  Leibesconstitution   solches   nur  einigergestalt  zulassen  wollte. 

')  Kf.  ließ  dieses  Schreiben  durch  den  Kammerjunker  y.  Buch  überbringen. 
Kurfürst  Johann  Georg  zeigt  (d.  Dresden  28.  September / [8.  Oktober]  1683)  dem 
Kf.  an,  daß  er  am  11.  oder  12.  Oktober  bei  ihm  in  Potsdam  erscheinen  werde. 


848 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679-   I 


Weil  ich  aber  dadurch  davon  abgehalten  werde,  so  habe  ich  doch  . 
wohl  die  Freiheit  nehmen  wollen  Ew.  Ld.  £v«  zu  ersuchen»  ob  Ihr 
gefällig  sein  möchte  mir  die  Ehre  zu  tuen  und  etwa  anhero  nach  Potstam 
oder  bk  Zinna  sich  zu  bemühen*  — 


Propositio  facta  dominifl  Saxonicis  ministris  H.  von  Hauwitz  und 

H,  von  Gerstorff  zu  Potetam  den   13723.  Okt.   1683  per 

H.  Geh.  R.  Fuchs  et  me  F.  M.1) 

23.  Okt  1.  ^eil  die  evangelische  Religion  an  verschiedenen  Urteil  so  hart  verfolg« 

wird,  oh  nicht  nies u res  zum  Besten  der  bedrängten  Re ligions verwandten  u 
nehmen,  zumal  es  fast  das  Ansehen  gewinnt,  dali  die  jetzigen  Troublen  in  etflrc 
Religionskrieg  verwandelt  und  die  Macht  der  katholischen  Potentaten  zu  fernrnr 
Persokution  der  Evangelischen  angewendet  werden  dürfte,  und  ob  nicht  xad 
das  Schinähen  und  Lästern  zwischen  Reformierten  und  Lutherischen  tu  \vx> 
bieren  sei. 

2.  Wie  die  Handlung  wegen  des  Friedens  oder  Stillstandes  mit  Frank- 
reich endlich  zur  Richtigkeit  zu  bringen,  damit  den  Türken  desto  besser  Wider- 
stand geleistet  und  die  innerliche  Ruhe  des  Reiches  desto  fester  geletzt 
werden  könne. 

3.  Da  gegen  die  kurfürstlichen  Jura   und  Präemineutien  an  verschieden«* 
Orten,  selbst  am  kaiserlichen  Hofe   wider  die  Kapitulation   und  andere  Re 
konstitutionen  Eingriffe   und  turbationes    vorgenommen    worden,    wir 
vigueur  zu  begegnen,  ob  nicht  auf  einen  Kollegialtag  und  auf  zeitgemäße  1 
vierung  des  kurfürstlichen  Vereins  zu  gedenken. 

4.  Nachricht  und  Kommunikation,  was  Kf.  in  Dänemark  und  heim 
Lüneburg  wegen  Erhaltung  des  Friedens  und  Stiftung  näheren  Verträum? 
ne^otiiereu  lassen,  ferner,  was  Kf.  und  andere  für  Beschwerde  führen,  daß 
dieses  Haus  seine  Macht  im  niedorsiiehsischen  Kreise  allzu  weit  ex  tendier*, 
worüber  leicht  Unruhe  entstehen  könnte,  cum  requisitioue.  das  Fürst!.  ttio* 
davon  zu  dehortieren. 

5*   Was    in   Dänemark    und    jetzt    mit    dem     schwedischen 
v.  Grafenthal  wegen  des  Zerimonials  vorgegangen* 


0  Vau  Üeinders1  Hand.     Kf,   teilt    (d.  Potsdam    18. /St*.  Oktober 
Gesandtschaft  in  Regeusburg  mit,   daß  K.  Sachsen  bei  ihm   gewesen   und  dafi 
beiderseitigen  Minister  über  die  gegenwärtigen  Konjunkturen  und  ihre  beider 
Interessen  konferiert  hatten*     Kr  sendet  ihnen  das  Protokoll  und  befiehlt  ihnen, 
der  k*  sächsischen  Gesandtschaft   von   allem   vertraulieh  zu   kommunizieren    IS 
die  Erreichung  des  hei  der  Sache  verfolgten  Zieles  augelegen  sein  tu  l***«&« 


Zusammenkunft  in  Potsdam  und  dortige  Verhandlungen.  849 

6.  Wie  es  wegen  des  Zeriroonials  mit  dem  jetzigen  kaiserlichen  Kommissar 
zu  Regensburg,  dem  Grafen  von  Windischgrätz,1)  zn  halten. 

Domini  Saxones  danken  für  die  Kommunikation.  Auch  K.  Sachsen 
nehme  sich  die  Bedrängnis  der  Religionsverwandten  sehr  zu  Gemüte,  werde 
deswegen  an  den  Kaiser  schreiben3}  und  zu  Regensburg  mit  Kf.  und  anderen 
evangelischen  Ständen  gern  gemeine  mesures  ergreifen,  er  habe  auch  bereits 
an  den  König  von  Polen  deswegen  geschrieben.  Wegen  Stiftung  geistlicher 
Verträglichkeit  zwischen  Reformierten  und  Lutherischen  werde  man  mit  dem 
Konsistorium  zu  Dresden  das  Werk  überlegen  und  alles  tan,  was  zu  Erhaltung 
brüderlicher  Liebe  unter  denselben  ersprießlich  sein  konnte. 

2.  Wegen  des  Friedens  oder  Stillstandes  mit  Frankreich  könne  wegen 
der  vielen  beilaufenden  Umstände  und  Konsiderationen  hier  schwerlich  eine 
Resolution  gefaßt  werden.  Man  müßte  zuvörderst  die  Resolution  des  kaiser- 
lichen Hofes  erwarten;  man  sehe  auch  K.  sächsischerseits  nicht,  wie  ans  dem 
Werk  so  schlechterdings  zu  gelangen,  wenn  nicht  französischerseits  nähere  con- 
ditiones  eingegangen  würden.  Kf.  möchte  dazu  kooperieren,  damit  das  Reich 
nicht  so  sehr  zergliedert  werde. 

3.  Wegen  des  Kollegialtages  wollte  man  weiter  nachdenken,  des  Vereins 
halber  auch  das  Werk  unterbauen. 

4.  Wegen  des  von  dem  Grafen  Windischgrätz  prätendierten  Zerimonials 
müßte  alles  in  Regensburg  im  kurfürstl.  Kolleg  überlegt  werden. 


Kurfürst  Johann  Georg  III.   von  Sachsen   an  den  Kurfürsten. 
D.  Schloß  Hartenfels  zu  Torgau  13./[23.]  Dezember  1683. 

[Auf  zwei  Schreiben3)  vom  16.  und  24.  November.  Bitte,  dabin  zu  wirken,  daß  der 
Frieden  mit  Frankreich  unter  günstigeren  Bedingungen  erreicht  werde.] 

Kf.  hat  ihm  seine  Gedanken  wegen  der  zwischen  dem  Reich  und  Frank-  23.  Dez. 
reich  noch  obschwebenden  Differentien  eröffnet.  Er  hat  bei  seiner  jüngsten 
Anwesenheit  in  Potsdam  in  der  Konferenz  durch  die  Seinigen  vorstellen  lassen, 
es  sei  darauf  behörige  Reflexion  zu  machen,  aber  es  sei  auch  gar  schwer,  daß 
das  Reich  die  von  Frankreich  anfänglich  vorgeschlagenen  conditiones  so  bloßer 
Dinge,  ohne  einzige  Modifikation,  annehmen  und  soviel  Stände  und  Mitglieder 
abandonnieren  sollte,  und  Kf.  werde  sich  um  das  publicum  sehr  verdient  machen, 

')  S.  oben  S.  773  ff. 

»)  Kf.  teilt  (d.  Potsdam  24.  Oktober/ [3.  November]  1684)  K.Sachsen  ein  Schreiben 
mit,  das  er  ebenso  wie  dieser  wegen  der  bedrängten  Evangelischen  in  Ungarn  an 
den  Kaiser  abgelassen  habe. 

*)  Nicht  bei  den  Akten. 
Mater,  z.  Gtach.  d.  O.  KnrfOnteiL    XIX.  54 


850 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1G79— 1684. 


wenn  er  sieh  bemühen  wollte,  bessere  und  anständigere  m  et  langen«  Er 
zweifelt  nicht  «laß  Kf.  dieses  wohl  überlegt  und  auch  erwogen  haben  TOd, 
daß,  obwohl  einige  Hoffnung  zu  mehrer  Sicherheit  «ich  daher  zeigen  dürfte 
wenn  mit  dem  Reich  und  Spanien  zugleich  traktiert  und  von  den  Alliierter 
des  Kaisers  die  Garantie  des  zu  seh  Hellenden  Traktats  übernommen  wurde,  dock 
das  Reich,  indem  es  dasjenige,  was  Frankreich  bisher  okkupiert  hat,  ledig 
in  gegenwärtigem  Zustand  und  in  Frankreichs  Händen  lassen  sollte,  davon  fiel 
sc h I erbte ren  Vorteil  als  Spanien  M  erwarten  hat. 

Kf.  wird  Nachricht  erhalten  haben,   was   für  expedientia    in    diesem  Wetx 
unter  der  Hand  eulicher  Orten,  sonderlich  hei  den  Alliierten,    bekannt  geraaekt 
sein   sollen,   woraus   die   kaiserliehe   Intention   und  daß,   nachdem    verschiedene 
Vorschläge,    wie    mit    Frankreich    per  modum    armist itii    aus    dem   Handel  n 
kommen,  darin  enthalten,  es  ein  rechter  Ernst  sein  müsse,  wahrzunehmen.  a«i 
überdies  fast  scheinen  will,    daß  Frankreich  damit  vergnügt    zu    sein    t>*tek 
haben   konnte,  daher  zu   hoffen,    daß  auf  wirklich  angehenden    Traktaten,  dir 
mögliehst  zu  beschleunigen  sind,  der  Zweck  wohl  erreicht  werden  möchte.    Du* 
konnte  Kf.  besonders  im  knrfürstb  Kolleg,  und  daß  auch   dort  nicht  bloß  und 
simpliciter    auf   durchgehende    il limitierte    Annehmung   der    ersten    Preno&itioi 
bestanden,    sondern    mit    Frankreich    amicabiliter    auf    billigere    Kondition« 
gehandelt  werde,  ein  großes   beitragen   und  sowohl   die   Hauptsache    be forden», 
als   auch    zur   Herstellung   der  Eintracht    unter   den    Ret  chskol  legten    und  iir 
Fazilitierung  des  Friedensnegotium   bei   dem  Kaiser  helfen.    In  diesem  Absebco 
wird  er  auch  dem  Kaiser  seine  Gedanken  eröffnen,  alles  maturieren  und  sein« 
Gesandten  in   Regensburg   instruieren. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen, 
lfi./[2i>.]  Februar  1684. 


D.  ( 


[Die  Konvente  zu  Co  In  und  ira  Haag,    Notwendigkeit,  den  Waffenstillstand  tchleunifrt 
abzuschließen.     Die  Verhandlungen  mit  den  bremische  eigischen  N 

89,  Febr.  Über  die  Konvente  in  Coln   und  im  Haag1)  weiß  er  nur,    ilatt  dort  vom 

Frieden   oder  Stillstand  und   wie   dazu   am  schleunigsten    und    bequemsten  ta 
gelangen,  verhandelt  werden  soll.     Da  K.  Sachsen  zu  dem  letzteren  auch  toä 

')  Kf.  hatte  (d.  Cöln  2fi.  Januar / [5*  Februar]  1G84)  K.Sachsen  mitgeteilt»  difi 
er  die  jetzt  in  Cola   und  im  Haag  abgehaltenen  Versammlungen  n  wen!*, 

und  ihn  aufgefordert,  dieses  ebenfalls  m  tun  und  dahin  zu  wirken,  daß  dor. 
Herstellung  eines  allgemeinen  Ruhestandes  wenigstens  durch  Abschluß  eines  Waffen- 
stillstandes gesorgt  werde.  Darauf  hatte  Kurfürst  Johann  Georg  {d*  hresdws 
14./ [24,]  Februar  1684}  ihn  um  nähere  Nachrichten  über  den  Zweck  dieser  Ztisanunrs- 
kunft  und  den  dortigen  modus  tractamli  gebeten.  S,  über  die  Beteiligung  K.  Sachsen* 
an  dem  Haager  Kongresse  Hassel  und  Vi  Uta  um  v.  EicksUdt  a.a.O.  S.  SSf- 


Der  Haager  Konvent.    K.  Sachsens  Forderung  gunstigerer  Bedingungen.     851 

Kaiser,  von  K.Bayern  und  dem  Hause  Braunschweig-Lüneborg  einge- 
laden ist,  so  wird  er  darüber  die  beste  Information  haben.  Er  seinerseits  wird 
nie  approbieren  noch  zugestehen,  daß  wieder  wie  in  Nim  wegen  de  negotiis  et 
fatis  Imperii  extra  Imperium,  zumal  bei  dem  noch  währenden  Reichstage,  etwas 
gehandelt  und  geschlossen  werde. 

Da  es  höchst  notwendig  ist,  daß  die  Frage  wegen  des  Waffenstillstandes 
je  eher  je  lieber  zum  Schluß  gebracht  werde,  so  hat  er  eine  Unterredung  ihrer 
beiderseitigen  Ministri  vorgeschlagen,  damit  sie  sich  gegenseitig  ihre  Gedanken 
darüber  mitteilten.  Der  hannoversche  Kammerpräsident  v.  Grote1)  ist  bereits 
vor  14  Tagen  wieder  von  hier  abgereist,  es  ist  mit  ihm  nichts  Gewisses  verab- 
redet worden,  nur  scheint  das  Fürstl.  Haus  sich  mit  ihm  darin  zu  konformieren, 
daß  die  schleunige  Beförderung  eines  Friedens  oder  Waffenstillstandes  nötig 
sei,  und  er  hat  versprochen,  solches  überall  nach  äußerster  Möglichkeit  zu 
befördern. 


Kurfürst  Johann  Georg  III.   von  Sachsen  an   den  Kurfürsten. 
D.  Dresden  21./[31.]  März  1684. 

[Auf   das    Schreiben    vom    19.  Februar.     Erneute    Bitte,    darauf  hinzuwirken,    daß 

Frankreich  günstigere  Bedingungen  gewähre.    Seine  in  Regensburg 

gemachten  Vorschläge.] 

Er  bittet,  es  nicht  ungleich  zu  nehmen,  wenn  er  in  Sachen,  welche  die  31.  März 
jetzigen    gefahrlichen    Konjunkturen    angehen,    deren   Wichtigkeit   halber   sich 
nicht  jederzeit  so  eilfertig,   wie  er  sonst  wünschen  möchte,  herauslassen  kann. 

Den  Konvent  im  Haag  hat  er  bisher  zu  beschicken  angestanden,  da  er  die 
Einigkeit  im  Reich  noch  am  wenigsten  disponiert  gefunden,  er  hat  daher  Kf. 
in  seinem  Schreiben  vom  13.  Dezember  1683  ersucht,  im  kurfurstl.  Kollegium 
auf  bessere  Bedingungen,  als  sie  von  Frankreich  bisher  vorgeschrieben  worden, 
anzutragen  und  die  übrigen  Kurfürsten  ebendazu  zu  disponieren.  Er  erneuert 
jetzt  diese  Bitte,  ersucht  Kf.,  die  Sache  so  zu  konsiderieren,  wie  es  das  Interesse 
des  gemeinsamen  Vaterlandes  und  der  Posterität  erfordert,  je  mehr  sonst  alles 
auf  Desperation  hinauslaufen  und  das  Reich  in  sich  selber  in  Zertrennung, 
Kollision  und  totalen  Ruin  geraten  möchte. 

Ew.  Ld.  hohe  Vernunft  and  langwierige  Erfahrenheit  können  die- 
selbe leicht  persuadiren,  wie  schmerzlich  der  ohne  Schuld,  außer  einigem 
Kriege,  in  ganz  friedlicher  Zeit  erlittene  Verlust  der  von  der  Krone 
Franckreich  occupirten  Lande  und  Örter,  worunter  die  importante  Grenz- 
festung und  starke  evangelische  Stadt  Straßburg,  auf  welche  auch  kein 

')  £.  oben  S.  656. 

54# 


852  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Schein  einiger  Praetension  können  gemachet  werden,    dem  Reiche  und 
unserm  gemeinen  lieben  Vaterlande  vorkomme,  und  wie  die  particalier 
Interessenten  hierunter  ihre  Notdurft  eiferigst  und  zum  Teil  wehmütigst 
zu  suchen,  auch  dadurch  sowohl  I.  Keys  M.  nebest  denen  meisten  Reicta- 
ständen  als  andere  außerhalb  Reichs  zu  Commiseration  und  zu  Bestär- 
kung der  Justiz  in  diesen  Sachen  aus  triftigen  Motiven  bewogen  worden. 
Wann  Wir  nun  an  Unserem  Orte  zu  Abwendung  des  großen  Praejndiies, 
zu  Besänftigung  der  Gemüter  und  Beruhigung  des  Reichs  fast  unmöglich 
einen   andern  Weg  als  einen   solchen   ersehen   oder    erdenken    können, 
welcher  dem  einen  und  zwar  unschuldigen  Teile  nicht  das  ganze  damonm 
und  Verlust  allein   übrig  und  noch    dasselbe  in    höchster  Unsicherheit 
ließe   —   so    haben    wir    jederzeit   —    dahin    wohlmeinentlich    unsere 
Gedanken  eröffnet,  die  auch  nochmals  dahin  gehen,  daß  man  an  beiden 
Seiten  temperamenta  admittiren  und  dahero  die  Krön  Franckreich  dero 
allzu  harte'  anfanglich  proponirte  conditiones  würklich   moderiren,  dem 
Reich  einige  Sicherheit  bei  langwierigem  armistitio  geben   und  hiedorcb 
den  Weg  zum  völligen  Frieden  zugleich  ebenen  möchte.  — 

Wir  haben  daher  einen  Versuch  zu  tun  Unserm  Gesandten  zo 
Regensburg  einige  Vorschläge  ins  Mittel  zu  bringen  anbefohlen,  zweifeln 
nicht,  Ew.  Ld.  und  andere  Herren  Mitchurfürsten  solche  als  wohlgemeint 
ansehen,  weiter  überlegen  und  dadurch  —  das  ganze  Werk  endlich  xu 
glücklichen  Ausschlage  bringen  helfen  werden.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.1)     D.  Cöln 
24.  März/ [3.  April]  1684. 

[Mahnung,  keine  Truppen  nach  den  spanischen  Niederlanden  zu  schicken.] 

April  Es  verlautet,  daß  man   gewillt  sein  solle,-)  einige  nicht  allein   dem  Kur- 

fürsten, sondern  auch  anderen  Mitgliedern  des  Fürstlichen  Hauses  Sacbseu 
gehörende  Truppen  nach  den  Spanischen  Niederlanden  zu  senden  und  dort 
wider  Frankreich  gebrauchen  zu  lassen.  Er  gibt  ihm  zu  bedenken,  was  für 
gefährliche  Konsequenzen   dieses  haben,  daß  Frankreich  es   nicht  nur  zum 

!)  Schreiben  desselben  Inhaltes  richtet  Kf.  unter  demselben  Datum  auch  ac 
die  Herzoge  von  Sachsen- Gotha  und  Weimar  sowie  an  den  Landgrafen  ton 
Hessen-Cassel. 

*)  S.  v.  Rauchbar-Kurtze  a.a.O.  II,  S.  308  ff.;  Müller  a.  a.  0.  I,  S.  275. 


Hilfeleistung  nach  den  Niederlanden.   Händel  im  niedersächsischen  Kreise.     853 

höchsten  ressentieren,  sondern  auch  wohl  dadurch  veranlaßt  und  befugt  zu  sein 
vermeinen  durfte,  jetzt,  wo  das  Reich  durch  innerliche  Division  und  durch  die 
Türkengefahr  geschwächt  ist,  Satisfaktion  zu  suchen,  und  daß  so  das  Reich, 
statt  zu  dem  gehofften  Frieden  zu  gelangen,  von  dem  Kriegsfeuer  mit  ergriffen 
werden  würde. 

Er  hat  wegen  der  Situation  seiner  westfälischen  Lande  die  größte  Ursache, 
dergleichen  Weiterungen  zu  apprehendieren,  er  wurde  schwerlich  Truppen  den 
Durchmarsch  durch  dieselben  verstatten,  er  glaubt,  daß  auch  andere  Mitstande 
dort  und  am  Niederrhein  gleiche  Gedanken  führen  und  daß  die,  welche  einen 
solchen  gefährlichen  Durchzug  versuchen  sollten,  dabei  allerhand  Diffikultäten 
finden  werden. 

Er  hofft,  K.  Sachsen  werde  diese  Emergentien,  welche  aus  einer  solchen 
Resolution  entstehen  könnten,  begreifen  und  sich  daher  nicht  dazu  bewegen 
lassen,  sondern  bei  seiner  bisher  kontestierten  friedbegierigen  Konduite  ver- 
bleiben.1) 


Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Leipzig  27.  April/ [7.  Mai]  1684. 

[Schlichtung  der  die  Ruhe  des  niedersächsiscben  Kreises  bedrohenden  Streitigkeiten.] 

Sein  zu  Kf.  geschickter  Kammerdirektor9)  hat  ihm  dessen  Antwort  wegen  7.  Mai 
der  im  niedersächsischen  Kreise  sich  hervortuenden  Besorgnisse  mitgeteilt.  Da 
die  Sache  dort  anf  höchst  gefährliche  extrema  hinauszulaufen  droht,  die  Herzoge 
von  Lüneburg  anderweite  Requisition  sowohl  der  Kreis-  als  auch  der  parti- 
kularen Allianz  wegen  an  ihn  getan,  der  Herzog  von  Lauenburg  persönlich 
ihm  den  üblen  Zustand  remonstriert  hat  und  er  fürchten  mnß,  daß  das  Haus 
Lüneburg,  mit  dem  er  so  genau  verbunden  ist,  ehestens  in  Aktion  treten  wird, 
will  er  in  dem  Wunsche  dem  vorzubauen  eine  neue  Absendung  an  Kf.  tun1) 

')  Eine  Antwort  K.Sachsens  befindet  sich  nicht  in  den  Akten.  Herzog 
Wilhelm  Ernst  von  Weimar  erwidert  (d.  Weimar  3./ 13.  April  1684),  er  sei  zwar 
von  dem  Gouverneur  der  spanischen  Niederlande  requiriert  worden,  habe  aber,  da 
er  nicht  in  den  Assoziationstraktat  getreten  sei,  darauf  keine  Reflexion  gemacht 
Auch  Herzog  Friedrich  von  Gotha  versichert  (d.  Friedenstein  10./20.  April  1684), 
ihm  und  seinen  Mitalliierten  sei  es  nie  in  den  Sinn  gekommen,  Truppen  dorthin  zu 
schicken. 

?)  v.  Böse.  K.  Sachsen  hatte  schon  im  Juni  1683  durch  denselben  mit  Kf. 
über  diese  Angelegenheiten  verhandeln  lassen.    S.  Pufendorf  XVIII,  §  101  (S.  1481). 

*)  Eine  Konferenz  darüber  fand  Ende  Mai  1684  mit  dem  nach  Potsdam  gesandten 
k.  sächsischen  Geheimen  Rat  v.  Werthern  statt.  Es  handelte  sich  dabei  hauptsächlich 
um  die  dem  niedersächsischen  Kreise  durch  das  Verfahren  des  Königs  von  Däne- 
mark  (s.  oben  S.  624 ff.)   gegen  Mecklenburg,  Sachsen-Lauenburg  und  den 


854 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679 — \ft$4. 


und  ersucht  ihn  vorläufig,  seine  eben  darauf  gerichteten  officia  zu  kontinuicres, 
zumal  da  der  Kaiser  nicht  allein  an  das  Haus  Lüneburg  conservatoria  auf  die 
dekretierten  inhibitoria  und  avocatoria,  sondern  auch  an  ihn  excitatorb,  dei 
Bedrängten  zu  assistieren,  erteilt  hat, 

liiinischerseits  hat  er  zwar  die   Erklärung  erhalten,    daß    dio   okkupiert« 
uml   hequartierten   Ürter,  sobald  die    gütliche  Abfindung    wegen    der    ftühetM 
kaiserlichen  Assignationen  erfolgt  sei,  geräumt  werden  sollen,    er  will  auch  am 
ferneren  guten    Effekt  nicht    zweifeln,    wenn   Kf*   ungesäumt    die    Hand    weiter 
anschlagen   und   die   Bedingung  vorheriger   Auuehmung    der    französischen  Pre- 
nositiou   durch   das   Haus  Lüneburg,   was  hei  der   mit   seinem    K*mmerdirdctor 
gehaltenen  letzten  Konferenz  p ras uf> moniert  worden,   hierein   nicht  ziehen  lio« 
und  wegen  Lübeck  und  Hamburg  eine  Speztal-  und  RealgarauLie  mit  ihn  iid 
dem  Hause  Lüneburg  aufrichten  mochte,  zumal   der  Kaiser    in    seinem    Stuten 
Schreiben  abermals  deswegen  solche  Erwähnung  getan   hat,  als  ob  in  Frankreid 
davon  mit  Dänemark  in  besorglicher  Weise  gehandelt  worden   sei.      Wenn  cum 
solche  Spezialgarantie  abgehandelt   und   die  Quartiersache   durch    des   Kf  V<r- 
mittlung  zu  des  Reiches  Besten  abgetan   werden   könnte,  so    zweifelt   er  nick 
daß   auch   die   Herzoge  von  Lüneburg   zu    einem   gutlichen    Akkommodemeö 
geneigt  sein  werden. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.      D,   Potstaru 
19J[m.]  Mal   1684.     (Conc.  P.  Fuchs,) 

[Auf  ein  Schreiben  vom  16,  Mai,1)    Schuld  an  dem  Unheil   ist   die   nicht 
erfolgte  Annahme  des  Waffenstillstandes,     Mahnung  zu  schleunigem  Ab.v.-I. 

Nach    den    soeben    eingetroffenen    Nachrichten    wird    Luxemburg ;) 
erobert  und  es  also  zu  spät  sein,  zu  Erhaltung  der  Pesto  ures  zu  nehme* 


Herzog  von  II olatcin-Guttorp,  sowie  durch  dessen  angebliche  feindliche  .\ buchten 
gegen  Hamburg  und  Lübeck  drohenden  Gefahren,  worüber  die  bnuii- 
schweigischen  Herzoge  bei  E.  Sachsen  Klage  geiub rt  und  dessen  Hilfe  angtrufa 
hatten,  sowie  um  die  von  K.  Bayern  für  den  abxiischlieileriden  VV  .kff^n«tilliUftd 
geforderte  Generalgarantie,  Die  Brandenburger  schobeu  die  Schuld  an  ü>n 
ersteren  Streitigkeiten  den  braun  ach  w ei gisch  en  Herzogen  £U  und  Terlanuteu,  4afl 
K.  Sachsen  dieselben  von  ihrer  unbefugten  Einmischung  abhalten  sollte.  In  I 
des  zweiten  Punktes  verwiesen  sie  auf  die  von  Kf,  an  K,  Bayern  erteil 
&  darüber  oben  S.  829 ff, 

*)  Tu  demselben    hatte  K,  Sachsen  auf  die  am  h   dem  Etotafaf    von   •  !• 
fürchtenden  Falle  Luxemburgs  (s.  oben  S,  507)  drohenden  Gefahren  und  di©  . 
rablen  Konditionen,   mit  denen   das  von  Kf.  bisher  ein  geratene 
»ischerseits  umwunden  werde%    hingewiesen    und  ihn    gebeten»    auf    Rettungsmiftal 
zu  denken. 

*)  Die  Obergabe  Luxemburgs  erfolgte  am  4,  Juni  HiK4,    S.  K  naf  f  a,  a.  Ol  S.Wl 


Die  neuen  franzosischen  Gewalttätigkeiten.  855 

Er  bat  die  Importanz  derselben  und  die  Notwendigkeit,  sie  zo  erhalten,  immer 
begriffen  und  daher  so  eifrig  auf  die  Annahme  des  Stillstandes,  welchen  man  noch 
vor  vier  oder  fünf  Wochen  durch  Annahme  der  von  Frankreich  im  Februar 
gestellten  Alternative  hätte  erhalten  können,  gedrungen,  auch  deswegen  seinen 
nach  dem  Haag  geschickten  Geheimen  Rat  Fuchs  sich  bemühen  lassen.  Schuld 
an  dem  Verlust  dieses  Ortes  ist  also  nur  die  unüberwindliche  Opiniatritet  der- 
jenigen, welche  von  keinem  Frieden  oder  Stillstand  eine  geraume  Zeit  her 
haben  hören  wollen.  Versuche  Luxemburg  zu  retten  würden  nur  verursachen, 
einen  so  mächtigen  Feind  wie  Frankreich  ins  Reich  zu  sieben  und  sich  der 
Gefahr,  in  der  andere  stecken,  teilhaftig  zu  machen.  Die  jetzige  Kalamität  und 
der  verworrene  Zustand  in-  und  außerhalb  des  Reiches  geht  ihm  tief  zu  Herzen, 
befremdet  ihn  aber  garnicht,  da  er  schon  vor  mehr  als  Jahresfrist  vorausgesagt 
hat,  daß  es  so  ergehen  werde.  Er  hat  sonst  aus  Holland  beglaubigte  Nachricht, 
daß  endlich  die  den  Frieden  verlangende  Partei  prävalieren  oder  in  Entstehung 
dessen  eine  Dissolution  der  Union  und  des  Staats  zu  befahren  sein  werde.  Er 
meint  es  mit  dem  Vaterlande  redlich  und  sieht  kein  anderes  Rettungsmittel 
für  dasselbe,  als  schleunigen  Abschluß  eines  Friedens  oder  Waffenstillstandes  mit 
Frankreich.1) 


Kurfürst  Johann  Georg  III.  von  Sachsen   an  den  Kurfürsten. 
D.  Dresden  28.  Juni  /  [8.  Juli]  1684. 

[Die  neuen  französischen  Gewalttätigkeiten.    Anfrage,  was  angesichts  derselben 

zu  tun  sei.] 

Nachdem  nach  der  endlich  von  Seiten  des  Kaisers  erfolgten  Erklärung,  8.  Juli 
und  nachdem  auch  R.  Bayern  und  das  Haus  Braunschweig-Lüneburg 
sich  zum  Abschluß  des  Waffenstillstandes  mit  Frankreich  geneigt  gezeigt  haben, 
das  Zustandekommen  desselben  fast  nicht  mehr  zweifelhaft  erschien,  scheint 
Frankreich  nach  der  Einnahme  Luxemburgs  seine  dispositiones  verrückt  zu 
haben  und  durch  dessen  gewaltsames  Vorgehen  gegen  K.  Trier3)  der  ganze 
status  verändert  zu  sein. 

Er  bittet  Kf.,  ihm  mitzuteilen,  wie  er  meine,  daß  endlich  aus  dem  Werk 
mit  Ehren  und  Sicherheit  zu  kommen  sei,  besonders  wie  angesichts  der  von 
Luxemburg  her  drohenden  Gefahr  und  nachdem  der  König  von  Frankreich  durch 
das  Vorgehen  gegen  Trier  sein  früheres  Versprechen,  nichts  inmittelst  zu  atten- 
tieren,  verletzt  hat,  gegenwärtigem  und  zu  besorgendem  Unheil  von  jener  Seite 

')  Kf.  teilt  (d.  Potstam  28.  Juni  /  [8.  Juli]  1684)  K.  Sachsen  mit,  daß  in  dem 
zwischen  Frankreich  und  den  Gen.  Staaten  abgeschlossenen  Waffenstillstände  für  das 
Reich  vier  Wochen  bedungen  seien,  in  denen  es  einen  ebensolchen  annehmen  könne, 
und  ermahnt  ihn,  sich  um  das  rechtzeitige  Zustandekommen  eines  solchen  zu  bemühen. 

2)  S.  oben  S.  513. 


856  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

and  anderwärts  vorgebaut,  über  den  Waffenstillstand  weiter  traktiert,  <fe 
conditiones  nicht  härter  gemacht,  noch  das  Reich  in  neuen  Rain  gesetzt 
dagegen  die  künftige  Sicherheit  erhalten,  pari  passu  das  Feuer  in  den  Nieder- 
landen gedämpft  und  zugleich  Spanien  zur  Acceptation  disponiert  werde. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.      D.   Potstam 
4./[14.]Juli  1684.     (Oonc.  P.Fuchs.) 

[Auf  das  Schreiben  vom  28.  Juni.     Notwendigkeit,  den  Waffenstillstand 
schleunigst  abzuschließen.] 

14.  Juli  Auch  ihm  gehen  die  gewalttätigen  französischen  Prozeduren  tief  zn  Herz« 

und  er  läßt  deshalb  bei  Frankreich  alle  ersinnlichen  Remonstrationen  machen/) 
er  hat  aber  dergleichen  schon  lange  besorgt  und  vorhergesagt  and  deshalb  aas 
aufrichtiger  teutscher  Treue  geraten,  mit  Schließung  des  Waffenstillstandes  zn 
eilen.  Wäre  dieses  rechtzeitig  geschehen,  so  wurde  das,  was  mit  der  Demolition 
bei  Trier  vorgegangen,  nachgeblieben,  auch  so  leicht  keine  weitere  Tätlichkeit 
gegen  das  Reich  vorgekommen  sein. 

Nach  reiflicher  Überlegung  scheinen  ihm  zur  Rettung  und  Erhaltung  des 
Reiches  nur  zwei  Wege  übrig  zu  sein,  entweder  ohne  Verzug  den  Waffenstill- 
stand anzunehmen,  oder  Frankreichs  androhender  Gewalt  und  Macht  noch 
stärkere  Waffen  entgegenzusetzen.  Von  dem  letzteren  Mittel  ist  seiner  Meinung 
nach  jetzt,  nachdem  die  Vereinigten  Niederlande  den  Stillstand  mit  Frankreich 
geschlossen  haben,  die  kaiserliche  Macht  mit  den  Türken  in  voller  besoigne. 
die  Stände  des  Reiches  aber  unter  sich  uneins  und  zergliedert  sind,  nichts 
Fruchtbarliches  zu  hoffen.  Er  kann  daher  zur  Rettung  des  Reichs  kein 
geschwinderes  und  heilsameres  Mittel  ersinnen,  als  daß  man  an  seiten  de>- 
selben  je  eher  je  besser  mit  Frankreich  den  Stillstand  schließe  und  nachgehend? 
sich  einmütig  verbinde,  denselben  mit  zusammengesetzter  Macht  und  allen 
Kräften  zu  garantieren  und  so  den  punctum  securitatis  nicht  mit  Worten, 
sondern  in  der  Tat  zu  befestigen,  wozu  er  das  Seinige  beizutragen  sich  höchsten* 
angelegen  sein  lassen  will. 

")  S.  oben  S.  514. 


Aufforderung  zu  einem  Bündnis.  857 


5.  Verhandlungen  mit  dem  Bischof  von  Münster 
und  Paderborn.1) 

Der   Kurfürst  an  den    Ravensbergischen  Amtskammerrat   und 

Drosten  zum  Sparenberg,  Clamor  von  dem  Busch.    D.  Potsdam 

20./30.  Juni  1682.     (Conc.  von  Meinders'  Hand.) 

[Befehl,  den  Bischof  zu  einem  Bändnisse  mit  ihm  und  dem  König  von  Dänemark 
und  auch  zugleich  mit  dem  König  von  Frankreich  aufzufordern.] 

Er  soll  sich  wieder  zu  dem  Bischof  von  Munster  begeben,  ihm  vorstellen,  30.  Juni 
daß  Kf.  jüngster  Tage  zu  Itzehoe3)  mit  dem  König  von  Dänemark  sich  unter- 
redet habe,  daß  beide  der  Meinung  seien,  daß  so  wenig  dem  gemeinen  Wesen 
als  absonderlich  dem  geliebten  Vaterlande  teutscher  Nation  unter  den  jetzigen 
Umständen  mit  einem  neuen  Kriege  gedient  sei,  daß  sie  sich  verglichen  hätten, 
die  Erhaltung  des  Friedens  an  allen  Orten  durch  alle  mögliche  officia  zu 
befördern,  daß  Kf.  aus  der  bisherigen  vernunftigen  condnite  des  Bischofs, 
besonders  aus  seinem  unlängst  im  Fürstenrat  in  Regensburg  abgelegten  voto1) 
dessen  gleichmäßige  Intention  wahrgenommen  habe  und  hoffe,  daß  er  sich  davon 
nicht  werde  abwendig  machen  lassen.  Er  hat  ihm  besonders  zu  remonstrieren,4) 
daß,  wenn  die  Sachen  von  der  den  Krieg  so  verlangenden  Partei  unglücklich 
laufen  sollten,  das  Reich  wieder  den  Frieden  durch  Hingebung  kostbarer  Satis- 
faktion werde  erkaufen  müssen  und  diese  kaum  anders  als  durch  Säkularisierung 
und  Abtretung  geistlicher  Stifter  werde  prästieren  können,  gingen  sie  aber  schon 
nicht  unglücklich,  so  würde  dennoch  das  Vaterland  den  gewissen  Ruin  und  gänz- 
liche Verwüstung,  die  Kurfürsten,  Fürsten  und  Stände  aber  einen  höchst  gefähr- 
lichen Anstoß  ihrer  Freiheiten  und  jurium  nicht  evitieren.  Kf.  stellte  in  des 
Bischofs  Gutfinden,  ob  er  nicht  zu  besserer  Erreichung  des  vorgesetzten  Zieles, 
und  damit  die  anzuwendenden  officia  desto  größeren  Nachdruck  haben  möchten, 
sich  hierüber  mit  dem  König  und  Kf.  weiter  vernehmen  und  gar  in  eine  nähere 

])  Darüber  handelt  ganz  kurz  Pufendorf  XVIII,  §  72  (S.  1451). 

*)  S.  oben  S.  589  ff. 

")  S.  Londörp  XI,  S.  481  und  oben  S.  747. 

*)  Dazu  die  Bemerkung:  Jussu  Serenissimi  haec  inserenda  fuere. 


858 


V.  Brandenbarg  und  das  Reich  i£79— 1684. 


Allianz  treten  rauchte,    damit   man   auf  allen  Fall   seine  Lande   gegen  alle  a* 
«lern  Kriege  herfließemlm  Uftgelegeahefteo  sichern    kannte.      Sollt«  tki 
dazu  geneigt  sein,  wozu  ihn  R,  so  gut  ah  möglich  tu  pernio  vieren  hat,  so  wirf 
kf,  mit   dem    förderlichsten  jemand    mit   Instruktion    und    Vollmacht   dazu  ver- 
sehen.    Mit  den   dort  befindlichen   französischen   und    dänischen  muristrii 
hat  er  vertraulich  zu  kommunizieren.     Nach  Lente's  Bericht   hat    der  Njjrbof 
allerhand  ungleiche  impressiones  von  seiner   und  des   Königs  von   Dänemark 
Intention,  als  suchten  sie  einen  Krieg  im  niedersiiehsischen   Kreise   zu  ferregtn, 
hätten  deswegen  mit  Frankreich  ein  Konzert  gemacht,  auch  gar  wegen  einiger 
Konuueslen    und    deren    Mainteiiierung    Abmachungen    getroffen.       Er    hat  4a 
Bischof  bei  des  Kf,  Worte  und   wahrer  Treue  zu   versichern,    dnLJ    solche 
erdichtete  und  unbegründete  imputationes  seien,  alle   seine    foedera   hätten  nur 
den   Zweck,   die   Erhaltung    des   Friedens    und    den   Schutz.    Mtfter   Lande  w 
unbilliger  Ciewalt  zu  befördern.     Sollte  der  Bisehof  zu    einem    solchen  Bonden 
rneigt  sein,  so  würde  es  in  seinem  Gefallen  stehen,  oh  man   nicht  solche«  tnk 
Frankreich  machen  wollte,   bei  dem  man  alle  Fazilität    und    vielleicht  toek 
einige    ad  van  tage    finden    werde,     !>och    hat   er   diesen   Punkt    mit   besonderer 
Behutsamkeit,   besonders  gegen  den    französischen  Gesandten,   zu    traktier« 
und  me  na  gieren. 


Gl.  von  dem  Husche  an  den  Kurfürsten. 
6./ 16.  Juli  1682/) 


D.  Veraznold 


[Konferenz   mit  den  inünsterseheu   Bevollmächtigten,     Geneigtheit   des    Bischöfe  itf 
Neutrali  tut  und  zu  einem  Bündnis   mit  Kf.  und   Frankreich,  Wunsch,    auch  K 
Celle  und  Wolferibültel  hinzuzuziehen*    Abneigung  g*%tn  Dänemark,] 


16,  Juli  Der  Domküster  v.  Schmising   und   der  Vizekanzler  *ur  Mühten   haba 

sich  heute  hier  eingefunden,  er  hat  mit  ihnen  eine  Konferenz  abgehalten  oöf 
äfft,  was  er  am  7,  zu  Marienfeld  dein  Bischof  von  Münster  profaniert  lut, 
wiederholt.  Sic  erklärten,  der  Bischof  halte  dem,  was  über  feindliche  Absichten 
des  Königs  von  Dänemark  und  des  Kf.  ausgesprengt  worden,  niemals  (ilaobfu 
geschenkt,   sondern  sich  zu   des   Kf.    patriotischem  Gerofite  jederzeit  viel  rin 


*)  Schon  am  &  Juli  U\S"2  berichtet  K  von  Spareuberg  aus»  bei  seiner  neu 
Anwesenheit  zu  Neuhaiis  habe  er  den  Bischof  bereit  gefunden,  zu  naebdr 
Beförderung  des  Friedens  mit  Kf,  in  nähere  Allianz  zu  treten*  nur  die  uu;.r 
Impressionen,  die  man  ihm  von  den  mit  Krank  reich  zu  Beunruhigung  de»  nieder* 
sächsischen  Kreises  konzertierten  l>esseins  des  Kf.  und  des  Königs  von  Dänevieri 
gemacht,  bereiteten  Schwierigkeiten,  Auch  die  hrauuschweigiscbca  llenef* 
unterhandelten  mit  dem  Bischöfe  über  ein  ttünduis,  dieser  aber  wollte  l 
solchen  auf  die  beiderseitigen  Laude  eingeben,  während  die  Herzoge  verlangen,  laß 
es  zu  Defension  des  ganzen  nie  der«  äeha beben  Kreises  geschlossen  werden  solle- 


Verhandlungen  mit  den  Münst ersehen  Bevollmächtigten.  859 

anderes  versehen,  er  sei  mit  Kf.  darin  einig,  daß  der  Friede,  auf  was  Kondition 
er  zu  erhalten,  einer  Ruptur  vorzuziehen  sei,  und  sei  daher  auch  geneigt,  mit 
Kf.  separatim  in  eine  Defensivallianz  zu  treten,  und  zwar  so,  daß  sie  sich 
beiderseits  bei  erfolgender  Ruptur  neutral  halten,  falls  aber  ein  Teil  sie  mit 
Durchzögen,  Einquartierungen,  Kontributionen  usw.  inkommodieren  sollte,  sich 
gegenseitig  assistieren  sollten.  Damit  man  hierin  desto  versicherter  gehen 
mochte,  ließe  er  sich  auch  nicht  zugegen  sein,  daß  an  Frankreich  in  ihrer 
beider  Namen  die  Proposition  geschehe,  man  wollte  sich  neutral  halten,  doch 
sollte  Frankreich  sich  verpflichten,  ihre  Lande  inkommodiert  zu  lassen  und 
ihnen,  damit  sie  sich  stets  gegen  einen  Anfall  in  Positur  halten  könnten,  mit 
ansehnlichen  Subsidien  an  Hand  zu  gehen  und  ihnen  erforderlichenfalls  mit 
Truppen  zu  assistieren.  Um  gegen  Frankreich  desto  mehr  gesichert  zu  sein 
und  es  von  ihren  Grenzen  zu  halten,  wurde  nicht  undienlich  sein,  sich  zu 
bemühen,  daß  die  Stadt  Cöln  und  alle  Lande  K.  Cölns  diesseits  des  Rheins 
mit  in  diese  Allianz  und  Neutralität  genommen  wurden.  Mit  Dänemark  in 
eine  gleiche  Allianz  zn  treten,  trage  der  Bischof  noch  Bedenken,  zumal  er 
zweifle,  ob  dieses  lediglich  den  Frieden  intendiere  und  nicht  mehr  sein  Absehen 
auf  Konquesten  gegen  Schweden  gerichtet  habe,  außerdem  wäre  man  ihm  früher 
nicht  so  begegnet,  daß  er  nach  einer  abermaligen  Allianz  großes  Verlangen 
tragen  könnte,  dagegen  mußte  man  sich  bemühen,  Celle  und  Wolfenbüttel 
mit  in  die  Allianz  zu  ziehen,  die  auch  ganz  resolviert  wären,  sich  neutral  zu 
halten,  und  nur  darin  differierten,  daß  sie  meinten,  es  könnte  ihnen  zur  blasme 
gereichen,  wenn  sie  votieren  sollten,  den  von  Frankreich  proponierten  Frieden 
der  Ruptur  vorzuziehen.  Der  Bischof  meinte  auch,  man  sollte  einen  jeden,  der 
gleiche  Friedensgedanken  wie  sie  führte,  mit  in  die  Allianz  ziehen  und  so  dem 
anderen  Teile  die  Hoffnung  auf  fremde  Quartiere  benehmen,  ferner  dürfte  bei 
erfolgter  Ruptur  die  Disposition  über  die  Quartiere  nicht  allein  dem  Kaiser 
gelassen  werden.  Er  hat  verlangt,  sie  sollten  ihm  eine  Kopie  des  Allianz- 
projektes mit  Celle  und  Wolfenbüttel  geben,  sie  haben  es  auch  zugesagt 
und  geäußert,  der  Inhalt  sei  gleich  dem,  welchen  Kf.  im  vorigen  Kriege  durch 
Ledebur  zu  Delmenhorst1)  mit  dem  verstorbenen  Bischof  abgeschlossen,  diesen 
könnte  man  auch  jetzt  zugrunde  legen.  Er  hat  alles  als  referendum  ange- 
nommen.3) 

>)  Die  Allianz  vom  3./ 13.  Mai  1677  (v.  Mörner,  S.  397). 

»)  v.  d.  Busche  berichtet  (d.  Sparenberg  30.  Juli/O.  August  1682),  der  Bevoll- 
mächtigte des  Königs  von  Dänemark,  der  oldenburgische  Kanzler  Christoph 
Gentz  von  Breiten  au,  sei  vor  acht  Tagen  bei  dem  Bischof  in  Münster  gewesen, 
habe  dann  ihn  hier  besucht  und  sei  darauf  nach  Neubaus,  wo  der  Bischof  sich  jetzt 
befinde,  weitergereist.  Derselbe  habe  sich  bisher  noch  nicht  so  speziell,  wie  seine 
Instruktion  laute,  gegen  den  Bischof  herausgelassen,  sondern  nur  den  Frieden 
rekommendiert  und  ihn  ermahnt,  sich  von  seiner  Konduite  nicht  durch  anders 
Intentionierte  abwendig  machen  zu  lassen.  Sie  fanden  beide  vorläufig  nicht  ratsam, 
der  Hoffnung,  im  Bremischen  Erobeningen  zu  machen,  Erwähnung  zu  tun,  da  dieses 
nur  den  Bischof  in  seinem  Argwohn,  daß  Dänemark  indirekt  mehr  den  Krieg  als 


[Zweck  und  Inhalt  des  mit  dein  Bischof  abzuschließenden   Bund 


14.  Aug.  Er  schickt  ihm  eine  Vollmacht,   er  soll  die  angefangene  Xegotiatioa  fort- 

setzen und  sobald  wie  möglich  zur  Endschaft  befördern. 

Die  Allianz  hat  in  terminis  pure  defensivis  zu  bestehein  ebenso  wie  4k» 
welche  er  unlängst  mit  K.Sachsen*)  und  Hannover1)  geschlossen  hat  Dil 
früher  zu  Delmenhorst  geschlossene  Allianz  ging  viel  weiter,  war  ein  fette 
üffensivum,  welches  noch  zur  Zeit  auf  die  jetzigen  Lüufte  nicht  appliziert  wtrdti 
kann,  doch  kann  er  darüber  die  Gedanken  dir  bischöfliche»  min  ist  ri  vemeiiiDw 
und  sich  mit  denselben  bis  zu  seiner  Ratifikation   koii  formieren. 

Sein  vornehmstes  Abs  eben  besteht  darin,  daß  L  der  Bischof  vom  Ihot 
Lüneburg  möglichst  abgezogen  werde;  2.  daß  er  sich  desselben  mehr  uod 
mehr  versichere  und  t,  daß  sie  in  Reichs-  und  Kreissachen  einerlei  toaaln 
zu  Erhaltung  des  Friedens  und  Kouservation  ihrer  Lande  fuhren.  Ei  wordr 
ihm  lieb  sein,  wenn  auch  Dane  mark  in  diese  Allianz,  gebracht  werden  ko&ata 
sollte  man  aber  inünsterscherseits  deswegen  anstehen  und  die  tankt  dadurch 
verhindert  werden,  so  soll  B.  Für  sich  die  Handlung  fortsetzen,  jedoch  4ea 
danischen  ministro  von  allem  vertrauliche  Mitteilung  machen.  Womöglich  »11 
ihm  IL  das  Projekt  der  Allianz  vor  der  Unterzeichnung  zuschicki- 
aber  dazu  keine  Zeit  erlangen,  so  darf  er  den  Traktat  zu  aeinrr  K;iüfiUtiüc 
unterschreiben,  Ratione  niaterialium  ist  er  mit  den  von  dem  Bischof  very** 
sohtagenen  Konditionen  fast  allerdings  einig.  Kr  hat  mit  niemand  foedera  oifa>- 
siva  und  sein  Absehen  ist  nur  auf  Erhaltung  des  Friedens  gerichtet  Steh 
den  Defensivallianzen,  die  er  mit  Frankreich.  Dänemark,  K.  Sachsen*  6m 
Staaten  und  Hannover  hat,  braucht  er  diesen  nur  die  versprochene  ! 
zu  leisten,  bat  im  übrigen  freie  Hände,  kann  sich  neutral  halten  und  wird  et 
auch  tun,  solange  man  ihn  nicht  mit  Gewalt  angreifen  sollte,  wozu  er  nienuod 
befugte  Ursache  geben  wird.  Daß  die  Stadt  Toln  und  die  diesseits  des  Rhi 
gelegeneu  k,  cölni sehen  Lande  mit  in  dieses  foedus  gezogen  werden,  damit 
er  einverstanden,  und  er  bat  sich  deswegen  auch  schon  gegen  K.  Coln  h 
gelassen,  er  ist  auch  nicht  abgeneigt,    andere  Keichsstände,    welche  darein  m 


wuat 
Um 
skitiil   • 

MM» 


den  Frieden  suche,  bestärken  und  ihn  so  geneigter  machen  wurde»  mit  dem  bnuo- 
i  fischen  Hause  abzuschließen.  Vorläufig  sei  nur  eine  Neutralität  und  Dttastt» 
allianz  von  dem  Bischof  zu  erwarten  und  französische  Subsidien  wird 
größeren  Lindtuck  machen  als  bremische  Kouquesten,  Hr.  minie  auch  einverstaata 
damit  sein,  wenn  es  zunächst  nur  zum  Abschluß  mit  kt\  käme.  Er  korrespondiert 
mit  Schmising  und  suche  so  den  Abschluß  der  Traktaten  mit  den  Uravia^chwtujtm 
zu  verhindern, 

l)  lue  Allianz  vom  18,  April  1681  (v,  Mörner*  &  4 

:)  Dto  Allianz  vom  3 L  Januar  1681  (v.  Mürnar,  S.  422), 


Das  abzuschließende  Bündnis.     Die  Laxenburger  Allianz.  861 

treten  verlangen  and  gleiche  Intention  fähren,  mit  in  dieses  foedus  aufzunehmen. 
Er  sähe  gern,  daß  alle  seine  Reichslande  in  dasselbe  geschlossen  würden,  in 
welchem  Fall  er  ein  triplum  mehr  als  Munster  beizutragen  bereit  ist,  sollte  der 
Bischof  aber  mit  seinen  im  obersächsischen  Kreise  von  ihm  ziemlich  entfernt 
gelegenen  Landen  nichts  zu  schaffen  haben  wollen,  so  will  er  auch  zufrieden 
sein,  daß  es  bei  seinen  Landen  im  niedersächsischen  und  westfälischen  Kreise 
sein  Bewenden  habe,  dann  aber  wurde  er  nur  das  duplum  der  Hilfe  über- 
nehmen. 

Daß  man  beim  König  von  Frankreich  die  Garantie  über  dieses  Bündnis 
suche,  damit  ist  er  einverstanden,  und  er  wird  sich  deswegen  und  wegen  Erlan- 
gung von  Subsidien  bemühen. 


Bischof  Ferdinand  zu  Münster  und  Paderborn  an  den  Kurfürsten. 
D.  Neuhaus  1.  September  1682. 

[Bedrohlicher  Inhalt  der  Laxenburger  Allianz.     Verhinderung  des  Marsches  braun- 

scbweigiscber   Truppen    nach   Ostfriesland.     Absicht   des   Herzogs    von   Hannover, 

Truppen  an  Spanien  zu  überlassen.] 

—  Gleichwie  nun  aus  allen  in  dieser  Alliaoce1)  mitbegriffener  Stände  1.  Sept. 
Demarchen  und  Anschlägen  augenscheinlich  gnugsam  erhellet  —  worauf 
es  eigentlich  gemüntzet  und  was  gegen  die  Fried  begierige  für  nachteilige 
und  weitaussehende  consilia  gesponnen  werden,  also  wird  freilich  die 
höchste  Notturft  erfoderen,  in  Zeiten  auf  Mittel  und  Wege  bedacht  zu 
sein,  wie  diese  zu  Überziehung  der  friedliebenden  Stände  collimirende 
machinationes   kräftigst   hintertrieben  und  der  in   frembdeu .  Quartieren 

')  Die  Laxenburger  Allianz  vom  10.  Juni  1682  zwischen  dem  Kaiser  und  den 
Ständen  des  fränkischen  und  oberrheinischen  Kreises  (s.  oben  S.  443).  Bischof 
Ferdinand  hatte  (d.  Neuhaus  17.  August  1682)  dem  Kf.  diese  ihm  via  secreta 
zugekommene  Allianz  gesendet  und  darauf  hingewiesen,  daß  darin  wider  die  nicht 
in  ihr  begriffenen  Stände  sehr  nachdenkliebe  Punkte  enthalten  seien,  denen  man 
zeitig  werde  begegnen  und  vorbeugen  müssen.  Kf.  hatte  darauf  (d.  Potsdam 
16./ 26.  August  1682)  geantwortet,  das  Bündnis  sei  von  der  höchsten  Wichtigkeit, 
dadurch  werde  das  ganze  Reich  wider  seinen  Willen  in  einen  gefährlichen  Krieg 
verwickelt  und  das  arbitrium  belli  et  pacis  wie  auch  die  Lande  der  am  Rhein 
belegenen  Reichsstände  den  Alliierten  und  ihren  Kriegsvölkern  gleichsam  zum  Raub 
und  zur  Diskretion  abandonniert  Er  werde  dazu  keineswegs  stillschweigen,  sondern 
die  Gebühr  und  Notdurft  zu  Regensburg  und  wo  es  sonst  nötig  sei,  beobachten 
lassen,  er  erwarte,  daß  der  Bischof  und  andere  friedbegierige  Stände  desgleichen 
tun  und  nicht  ihre  Lande  anderen  zum  Quartier  oder  tbeatro  belli  überlassen  würden 
(s.  oben  S.  748). 


V.  Brandenburg  und  das  Reich   1679  — 1684. 

einzig    und    allein    gesetzte    Dennis    abgeschnitten    werdvu 

Ew.  Gn.  u*  Ld.   Iiiomitalls    communicato    consilio    vertraulich   ru  gefc«, 

sein  wir  allerdings  erbietig. 

P.S.  Das  Haus  Braunschweig  scheint  mit  dem  Gedanken  umiugri»-* 
einige  Völker  nach  Ostfriesland  hineinzubringen,  wodurch  nicht  nurdeeabser- 
liehen  eunservatorin  sondern  auch  dem  westfälischen  KrefedfrectOfio  eingqgriii 
werden  wurde.  Er  ist  mit  Kf.  darin  einig,  daß  dieses  nicht  tu  gestatten  ai 
er  hat  den  früher  an  alte  seine  Beamten  und  Untertanen  ergangenen  Ikfcli 
wegen  di^s  hurchmarschs  fremder  Völker  renovieren  lassen  und  hei  hob 
verbaten,  fremde  Mannschaft  ohne  seinen  Spezialbefehl  durchzulassen,  mOIü 
solche  mit  Gewalt  durchzubrechen  versuchen,  wird  dem  sebon  begegnet  wate 
Er  ersucht  Kf.,  seine  clevische  Regierung  anzuweisen,  die  dortige  Manoickt 
im  Notfall  mit  der  sehnten  sich  konjnngieren  CB  lassen. 

Sollen1)  wir  Ew.  G.  u.  Ld.  nicht  pergen,  wie  daß  wir  die  Narhrick 
haben,  daß  Ihre  Ld.  zu  Hannover  einige  dero  Troappen  an  die  Spam* 
in  Niederland  überlassen  wollen  und  dessenthalben  in  Tnik taten  Stab» 
Was  nun  auf  solchen  Fall  dieselbe  vor  eine  mute  halten  und  ob  sie 
vielleicht  unter  diesem  Praetext  in  Ustfriesland  oder  tu  Coln  ein>«  h 
werden,  ist  uns  noch  zur  Zeit  umvißlich.  Ilochgcd.  (iu.  tt.  Ld.  Ii.ihra 
gestern  vor  8  Dago  zu  Roterkirch  ira  Grubenha^i.schen  eine  CbofcMI 
mit  dem   II.  Graten  von  Wal  deck  gehatten.9) 


GL  v.  d.  Busche  an  3en  Kurfflrsten.     I).  Sp&renb 

27.  August /[G.  Stepfcemtw]   1682 

[Verzögerung  der  Verhandlungen,     Das  lUi&ülprojekt.     Befürchtungeit 
dänischen  (i sandten,  | 

G,  Sept.  Der  Bischof  ist  noch  nicht  nach  Neuhaus  zurückgekehrt  und  er  Im 

die  Sache  noch  nicht  weiter   poftastem   können*     Er  übersendet  ein   Ail\va* 
projekt,  das  er  mit  dem  dänischen  Gesandten  konzertiert  hat,    und 
ihm  seine  Willensmeinung  deswegen  zukommen  zu  lassen« 

Der  danische  Gesandte  fürchtet,  daß  der  Bischof  nach  dir  Ankunft  seion 
Bruders,  des  Domdechanten  von  Salzburg,  und  nachdem  ihm  Fürst  \\  aldetk 
die  von  ihm  zustandegebrachte  Allianz  in  original i  mitgeteilt  bat  auf  antat 
(iedanken  gekommen  sei  und  sie  durch  seine  Abwesenheit  zu  amüsieren  snek. 
Er  wird,  wenn  er  nicht  in  einigen  Tagen  Nachricht  von  dem  Bischof  erbilL 
reeta  zu  ihm  reisen  und  den  Schluß  der  Traktaten  auf  das  äußerste  betraft» 

')  Dos  Folgende  eigenhändig  hinzugefügt. 
")  5.  v.  fUuebbar-KurUe  II,  S.  313. 


Gegenmaßregeln  gegen  die  Laxenburger  Allianz.  863 

Der  Kurfftrst  an  den  Bischof  von  Münster  und  Paderborn. 
D.  Collen  29.  August/ [8.  September]  1682. 

[Auf  das  Schreiben  vom    1.  September.    Notwendigkeit,  die  gefahrlichen  Absichten 
der  Alliierten  zu  vereiteln,  seine  deswegen  schon  getanenen  Schritte.] 

—  Gleich  wie  ich  nun  nebst  Ew.  Ld.  allerdings  davor  halte,  daß,  S.  Sept. 
wann  einigen  Ständen  vergönnt  sein  sollte,  unter  wasserlei  Praetext  es 
auch  sein  möchte,  in  ihrer  Nebenstände  Lande  große  Armeen  aufzurichten 
und  zu  unterhalten,  solches  anders  nicht  als  zue  Unterdruckunge  der 
friedliebenden  und  derjenigen,  so  sich  darwieder  zu  schützen  nicht 
mächtig  genug  wären,  ausschlagen  und  folglich  die  Grundgesetze  des 
Reiches  und  der  Stande  jura  und  Freiheit  zu  einem  Male  wurden  übern 
Haufen  geworfen  werden,  als  begreife  ich  ebenmäßig  gar  wohl,  daß  man 
in  Zeiten  diesen  weitaussehenden  höchstgefährlichen  Machinationen  mit 
Nachtruck  entgegengehen  müsse.  Ew.  Ld.  hierunter  gefassete  tapfere 
Resolution  ist  billig  zu  loben  und  versichere  ich  dieselbe  hiemit,  daß 
ich  ihro  darunter  nicht  ausfallen,  sondern  vielmehr  alle  mein  Vermögen 
zue  Abwendunge  dieses  Unheils  beitragen  werde.  Das  kräftigste  Mittel 
wird  wohl  sein,  daß,  wann  die  bekannte  Partei  hierunter  mit  Gewalt 
etwas  tuen  und  vornehmen  wollte,  man  solches  mit  entgegengesetzeter 
Gewalt  abwende,  worzu  das  zwischen  uns  unter  Händen  seinde  foedus 
guten  Anlaß  geben  wird,  und  zweifele  ich  keinesweges,  es  werden  viele 
andere  Stände  gerne  mit  beitreten,  weil  unser  Absehen  anders  nicht  als 
auf  Reschützunge  derselben  wieder  unbillige  Gewalt  und  zu  Erhaltung 
des  Friedens  und  Ruhestands  im  Kreise  gerichtet  ist. 

Mitteilung  seiner  wegen  dieser  Allianz  und  des  ostfriesischen  Wesens  an 
seine  Gesandtschaft  zu  Regensburg,  an  v.  Di  est  und  v.  Spaen  ergangenen 
Reskripte,  auch  am  kaiserlichen  Hofe  wird  er  durch  v.  Crockow  ebensolche 
Remonstration  tun  lassen. 


Cl.  v.  d.  Busche  an  den  Kurfürsten.     D.  Sparenberg 
30.  August  /  [9.  September]  1682. 

[Bevorstehende  Fortsetzung  der  Verhandlungen.    Die  schwierigen  Punkte.] 

Der  Bischof  hat  auf  Ersuchen  der  v.  Schmising   die  Fortsetzung  der  9.  Sept. 
Traktaten  bis  übermorgen  zu  acht  Tage  verschobeu,  versichert  aber,  bei  seiner 


864  V.  Brandenbarg  und  das  Reich  1679—1684. 

vorigen  guten  Intention  zu  verharren.  Er  besorgt  die  meisten  Schwierigkeit 
bei  den  Artikeln  5  und  17.1)  Breiten  au  schreibt  ihm,  er  fürchte,  es  werde 
alle  Mühe  und  Arbeit  umsonst  sein,  denn,  soviel  er  von  den  paderbornisthei 
Ministern  erfahren,  wollten  sie  aus  übermäßiger  Liebe  zur  Ruhe  und  zun 
Frieden  sich  nicht  mit  denjenigen  konföderieren,  welche  zu  gewisser  Hilfe  in 
casu  der  Ruptur  vigore  foederum  an  Frankreich  gebunden  seien.1) 


OL  von  dem  Basche  an  den  Kurfürsten.      D.  Neuhaus 
3./ 13.  September  1682. 

[Weitere  Verhandlungen.    Abschluß  der  Allianz.    Vorschlag,  die  kleinen 
Herrschaften  im  westfälischen  Kreise  zu  besetzen.] 

13.  Sept.  Er  ist  am  9.  hier  angelangt,  hat  am  10.  bei  dem  Bischof  Audienz  gehabt 

und  ihm  des  Kf.  Resolution  wegen  der  Allianz  eröffnet,  darauf,  nachdem  der 
selbe  v.  Schmising  und  zur  Mühlen  zu  ihm  geschickt,  denselben  das  Projekt 
mit  Auslassung  des  17.  Artikels  eingehändigt  Am  11.  haben  dann  der  dänische 
Gesandte  und  er  mit  den  münsterischen  ministris,  dem  Bruder  des  Bischofs,  dem 
Domdechanten  von  Salzburg,  den  beiden  Gebrüdern  v.  Schmising,  des 
Domherrn  v.  Plettenberg  und  den  beiden  Vizekanzlern  zur  Mühlen  and 
Wibbers  eine  Konferenz  gehalten.  Obwohl  von  denselben  das  Projekt  mehreo- 
teils  approbiert  worden,  hat  es  doch,  wie  zu  erwarten,  bei  den  Artikeln  .*>  und « 
Schwierigkeiten  gesetzt.  Sie  sagten,  wenn  diese  bloß  von  den  jetzt  in  Bündnis 
tretenden  Alliierten  zu  verstehen   seien,  so  könnten   sie   sie    passieren    lassen. 

■)  Art.  5  bestimmt,  daß,  falls  es  zur  Ruptur  kommen  und  einer  der  Alliiertes 
angegriffen  werden  sollte,  die  Konfoderierten  ihm  Hilfe  zu  leisten  haben,  aber  s*nst 
neutral  bleiben,  solange  sie  selbst  nicht  angegriffen  werden:  Art.  17,  sollte  ein-r 
der  Alliierten  doch  genötigt  werden,  die  Waffen  zu  ergreifen  und  in  Ruptur  iu 
treten,  so  soll  er  darüber  vorher  mit  den  anderen  Alliierten  kommunizieren.  WtM 
diese  ihm  von  der  Gegenpartei  durch  ihre  officia  keine  Satisfaktion  und  Sicherheit 
verschaffen  können,  aber  Bedenken  tragen,  sich  offensive  zu  assoziieren,  so  hi^n 
sie  ihm  die  vertragsmäßige  Hilfe  zu  leisten,  dürfen  aber  im  übrigen  neutral  bleiben. 

*)  Kf.  erwidert  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  7./[17.]  September  1682),  der  Bischof  ha»* 
immer  die  Neutralität  pro  fuudamento  des  Traktats  gehalten,  daher  werde  in  diesen 
die  Neutralität  ausdrücklich  erwähnt  werden  müssen,  sonst  sei  Gefahr,  daß  er  da* 
Bündnis  nicht  eingehen,  sondern  seine  mesures  ändern,  die  Traktaten  mit  den 
Hause  Braunschweig  reassumieren,  ja  sich  wohl  gar  mit  der  Gegenpartei  assoziieren 
werde,  was  seinen  und  den  dänischen  Interessen  garnicht  konform  sein  würde.  Er 
zweifle  daher,  daß  er  den  Art.  17  approbieren  und  aus  den  Schranken  eines  l>efeu>h- 
bündnisses  herausgehen  werde,  das  werde  aber  auch  von  Dänemark  und  von  Frank* 
reich  nicht  verlangt 


Abschluß  der  Allianz.  865 

wenn  man  aber  damit  auf  andere  Konföderierte,  in  specie  auf  Frankreich 
zielte  und  der  König  von  Dänemark  und  Kf.  wegen  der  diesen  in  casum 
rupturae  zu  leistenden  Hilfe  graviert  werden  sollten,  dann  konnte  sich  der 
Bischof  noch  zur  Zeit  zu  keiner  Hilfe  obligieren.  Da  sie  darauf  bestanden,  so 
hat  er  sich  das  Temperament,  daß  beide  Artikel  in  terminis  generalibus  gefaßt 
werden  und  daß  der  Bischof  dieselben  durch  einen  Separatartikel  restringieren 
sollte,  gefallen  lassen  müssen,  zumal  auch  der  dänische  Gesandte  damit  ein- 
verstanden war  und  man  aus  allem  abnehmen  konnte,  daß  der  Bischof  sich 
noch  nicht  weiter  herauslassen  werde,  wenn  nicht  der  König  von  Frankreich 
ihm,  um  sich  desto  besser  in  Positur  zu  halten,  mit  mehren  Subsidien  an  Hand 
gehen  werde.  Anfangs  bestand  man  munsterscherseits  darauf,  daß  nur  des  Kf. 
westfälische  Lande,  und  zwar  die  zwischen  Weser  und  Rhein  gelegenen,  in  das 
Bündnis  genommen  würden,  doch  sind  sie  schließlich  dahin  übereingekommen, 
daß  seitens  Dänemarks  Holstein  (doch  sub  certa  restrictione)  und  die  Graf- 
schaften Oldenburg  und  Delmenhorst,  seitens  des  Kf.  alle  diesseit  der  Elbe 
gelegenen  Lande  eingeschlossen  sein  sollten.1) 

Man  hat  auch  davon  geredet,  daß  man  sich  der  übrigen  kleinen  Herr- 
schaften im  westfälischen  Kreise  versichern  und  verhüten  möchte,  daß  nicht 
von  der  anderen  Partei  dort  die  Quartiere  bezogen  würden,  und  zwar  sollte 
man  ihnen  zunächst  vorstellen,  sie  möchten  eine  gewisse  leidliche  Mannschaft 
unter  der  Protektion  dieser  Allianz  gütlich  einnehmen.  Wegen  Ostfriesland 
und  Lippe  sollte  conjunctim  vigiliert  werden,  Kf.  sollte  sich  Essen,  Werden, 
Dortmund  und  andere  in  der  dortigen  Nachbarschaft  gelegene  Örter  versichern, 
der  Bischof  will  suchen  den  Abt  von  Corvey,  die  Grafen  zu  Tecklenburg, 
Bentheim  und  Rittberg  zu  gleicher  Resolution  zu  disponieren.  General- 
leutnant v.  Spaen  aber,  mit  dem  er  deswegen  kommuniziert  hat,  hält  für 
nötig,  daß  auch  Rittberg  zu  des  Kf.  Disposition  bleibe.3) 

>)  Die  Unterzeichnung  des  Allianzvertrages  fand  am  folgenden  Tage  statt. 
S.  diesen  Vertrag  (d.  Neuhaus  4./ 14.  September  1682)  bei  Londorp  XI,  S.  435 ff. 
(ohne  die  Sekretartikel),  vollständige  Inhaltsangabe  bei  v.  Mörner,  S.  433 ff. 

*)  Kf.  erklärt  sich  (d.  Mühlenbeck  10./[20.]  September  1682)  mit  dem  Allianz- 
vertrage einverstanden  und  sagt  seine  Ratifikation  zu.  Auch  eine  vereinbarte  Marsch- 
ordnung und  jene  Verabredung  wegen  der  kleineren  Herrschaften  billigt  er,  doch 
erklärt  er,  Rittberg  wegen  der  Kommunikation  seiner  ravensbergischen  und 
mindenseben  Lande  mit  Lippstadt  nicht  wohl  entbehren  zu  können. 


Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.   XIX.  55 


866 


V.  Brandenburg  und  das  Reich   1679 —  1 


6.  Sendung  Fuchs'  zu  den  braunschweigischen 

Herzogen,  dem  Bischof  von  Paderborn  und  K.  ( Yiln. 

Die  Allianz  vom  26.  Februar  1HS4. 

Instruction,1)  wornach  unser  —   Wureklich    Geheimer  I'.ü 
Paul  Fuchs  sieh  untertänigst  zu  achten.    1>.  Colin  an  d 
18./28.  Januar  HJ84.     (Conc.  F.  Meitxlers.) 

[Aufträge  an  die  braunschweigischen  Herzoge,  an  den  Bifichftf  vun  Padrrhoro  \sd 
au  K.  Üölu  besonders  wegen  der,  falls  die  enteren  nicht  v.u  gewinnen  **io  und 
wem»  es  tum  Bruch  /wischen  Frankreich  und  dem  Reiche  kumtntn  sollt*,  w 
ergreifenden  Maßregeln.  Sendung  nach  Holland,  Aufträge  an  den  Prinz**  W* 
Orauien  und  an  die  Stadt  Amsterdam.] 

i  tu,  Er  hat  seine  Reise  von  hier  mich  Cöln  aller  Möglichkeit  nach  zu  hes 

und  seinen  Weg  über  Zell  und  Hannover    zu   nehmen,  dari   aber  sich  I 
lange  aufzuh alten ,  sondern  nur  den  Herzugen  vorzustellen,    es  ttuiüte  [etat  eine 
schließliche   Resolution   gefaßt   werden.     Kl,   halte    den   Abschluß    des   Vifrii- 
süllstandes   für  durchaus  notwendig,    die  dagegeu  vom   kaiserlichen    EM 
auch  teils  von  dem  fürstlichen  Hause  movierten  obstacula  seien  nicht  so  wichtig, 
daß  darum  das  Reich  iu  einen  neuen  Krieg  verwickelt  werden  müilte,  *üf  Nklitif* 
keit  der   wegen   der  Generalität   der    Friedenshandlung    vorgebrachten    Grumte 
OD  ihm  schon  oft  und  klar  dargelegt  worden,  der  spanischen  eonsilia  bitten 
sie  sich  nicht  teilhaftig  zu  machen.     De  fatis  imperii  sei  nicht  im  Haag,  aonda 
am  besten  auf  dem  Reichstage  zu  verhandeln.    Daß  die  negotii  imperii  wieder  den 
kaiserlichen   ministris   in  die   Hände  irelegt    würden,    darein   werde    K 
kon sentieren,  sollte  der  kaiserliche   Hof   hei   seiner   Ojriniatretat    beharre 
müßte  Kf.  es  dahingestellt  sein  lassen,  das  einzige  Mittel  Jus  er  zur  Sicherung 
der  drei  Kreise,  in   denen   seine   und  die   braunschweigischen   Lande   gel« 
für  geeignet  halte,  sei  eine  einmütige  Zusammensetzung  des  fürstlichen   Hau 
mit  dem  König  von  Dänemark,   k\  Coln    und  ihm;   die  particularia  darüh 
habe  er  Grote  vorstellen  lassen  und  er  erwarte  die  Erklärung  des    uir 


')  &  Pufendorf  XYIH,  |  II äff. 


Instruktion  für  Fuchs.  867 

Hauses  mit  dem  größten  Verlangen.  Sollte  man  dort  noch  länger  zu  trainieren 
suchen,  so  wüßte  er  der  Sache  nicht  weiter  zu  raten  noch,  wie  er  bisher  eifrigst 
getan  habe,  die  hin  und  wieder  obhanden  seienden  mesures  noch  ferner  zu 
▼erhindern.  Von  der  Erklärung  des  fürstlichen  Hauses  werde  großenteils  die 
Erhaltung  des  Friedens  oder  neue  Kriegstroublen  dependieren. 

Von  Hannover  bat  er  seinen  Weg  nach  Neuhaus  zu  nehmen,  dort  den 
Bischof  von  Paderborn1)  zu  ermahnen,  seine  bisherigen  Bemühungen  zur  Her- 
stellung des  Friedens  in  Regensburg  und  anderwärts  fortzusetzen  und  behufs 
Erneuerung  der  mit  seinem  Vorgänger  abgeschlossenen  Allianz  jemand  der 
Seinigen  nach  Cöln,  wo  die  ministri  aller  Alliierten  anwesend  wären,  zu  schicken. 

Von  dort  hat  er  so  schnell  wie  möglich  weiter  nach  Cöln  zu  reisen, 
unterwegs  aber  einen  von  den  Gebrüdern  v.  Scbmising  zur  Unterredung  zu 
veranlassen,  mit  ihm  über  die  ostfriesische  Angelegenheit  zu  reden  und  zu 
erinnern,  daß  dieselbe  resolviert  und  exequiert  und  zu  diesem  Zweck  auch  einer 
von  den  münsterschen  Räten  nach  Cöln  geschickt  werde.  Dort  bat  er  auch  diese 
Sache  bei  dem  Kurfürsten  und  dessen  ministris  vorzubringen  und  wegen  seiner 
Verrichtung  darin  aparte  Relationen  abzustatten. 

Bei  seiner  Ankunft  zu  Cöln  hat  er  sich  sofort  um  Audienz  bei  K.  Cöln 
zu  bemühen  und  diesem  vorzustellen,  das  wichtigste  negotium,  das  jetzt  auf 
einen  oder  anderen  Weg  ausschlagen  müßte,  wären  die  Traktaten  zwischen  dem 
Reich  und  Frankreich.  Dabei  werde  es  vornehmlich  auf  folgende  Punkte 
ankommen: 

1.  wie  der  kaiserliche  Hof  zu  anderen  Gedanken  als  bisher  gebracht 
werden  könnte; 

2.  wie  das  fürstliche  Haus  Braunschweig  zu  einer  völligen  Konformität 
mit  den  Alliierten  zu  bringen; 

3.  ob  bei  Frankreich  wegen  der  von  dieser  Krone  gestellten  Kondi- 
tionen etwas  zu  erinnern,  besonders  noch  einige  Moderation  und  Linderung 
betreffend  das  Reich  und  die  durch  die  Reunionen  gravierten  Stände  desselben 
zu  erhalten; 

4.  was  bei  Entstehung  des  gütlichen  Vergleichs  für  mesures  zu  nehmen, 
damit  das  Reich  in  seiner  Konsistenz  erhalten  und  nicht  durch  weitere  Reunionen 
geschwächt  werde; 

5.  was  solchenfalls  die  Alliierten,  besonders  K.  Cöln  und  Kf.,  zu  Sicherung 
ihrer  Lande  zu  beobachten  hätten. 

Den  ersten  Punkt  betreffend  hielte  Kf.  für  das  ersprießlichste,  .wenn  das 
Haus  Braunschweig  dabin  gebracht  werden  könnte,  sich  vollkommen  mit 
seiner  und  seiner  Alliierten  Intention  zu  vereinigen  und  demzufolge  mit  auf- 
richtigem Ernst  seine  officia  zu  Erreichung  solchen  Zweckes  anzuwenden. 


])  Nach  dem  am  26.  Juni  1683  erfolgten  Tode  des  Bischofs  Ferdinand  von 
Paderborn  und  Münster  war  diesem  in  Paderborn  Hermann  Werner  von  Wolf- 
Metternich,  in  Münster  Kurfürst  Maximilian  Heinrich  von  Cöln  gefolgt 

55* 


868  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

ad  2  hat  er  das,  was  ihm  Ef.  bei  diesem  Hanse  vorzustellen  befohlen,  und 
dessen  Erklärung  darauf  K.  Cöln  mitzuteilen. 

ad  3  zweifle  Kf.,  ob,  zumal  wenn  es  nur  zu  einem  Waffenstillstand  kommen 
sollte,  einige  Moderation  zu  erlangen  sein  werde.  Jedenfalls  habe  es  bei  der 
bereits  gefaßten  Eventualresolution,  daß  die  offerierten  conditiones,  wenn  keine 
besseren  zu  erlangen  sein  sollten,  vom  Reich  anzunehmen  seien,  zu  verbleiben. 
Doch  soll  er  K.  Cöln  von  den  Vorschlägen,1)  die  Kf.  zu  Fazilitierung  der  Sache 
gemacht  hat,  und  von  den  darauf  erfolgten  Erklärungen  Frankreichs  Mitteilung 
machen. 

Punkt  4  und  5  sind  von  der  höchsten  Wichtigkeit  und  Kf.  verlangt,  dar- 
über K.  Cölns  Gutachten  zu  vernehmen.  Jedenfalls  wird  auf  alle  Weise  die 
fernere  Zergliederung  des  Reichs  und  Konvulsion  seiner  Verfassung  zu  verhüten 
sein.  Zunächst  wird  bei  dem  König  von  Frankreich  dieses  und  dabei  auch 
die  Konservation  der  kurfürstlichen  Präeminentien  mit  den  deutlichsten  Expres- 
sionen festzusetzen  sein;  er  hat  im  Vertrauen  mitzuteilen,  was  für  Zusage  und 
Vertröstung  der  König  dem  Kf.  deswegen  schon  früher  gemacht  hat,2)  Kf.  hofft,  daß 
der  König,  wenn  er  zu  weiteren  Tätlichkeiten  gezwungen  werden  sollte,  die  Lande 
der  wohlintentionierten  Stände  nicht  beunruhigen  und  die  etwa  gemachten 
weiteren  Eroberungen  dem  Reich  restituieren  wird.  Im  übrigen  wird  die  gute 
Korrespondenz  unter  den  Alliierten  sorgfaltig  zu  kontinuieren  und  zu  verab- 
reden sein,  wie  man  sich  bei  geschwinden  Lauften,  besonders  gegen  das 
zwischen  den  k.  cölnischen  und  brandenburgischen  Landen  gelegene  Haus 
Braunschweig,  wenn  man  sich  dessen  aufrichtiger  Freundschaft  nicht  sollte 
durch  Traktaten  versichern  können,  zu  verhalten  haben  wird.  K.  Cöln  wird 
ihm  sein  Gutachten  darüber  mit  desto  besserem  Grunde  eröffnen  können,  da 
er  durch  den  jetzt  aus  Frankreich  zurückgekehrten  Bischof  von  Straßburg 
über  die  Intention  des  Königs  und  des  französischen  Hofes  genauer  unterrichtet 
sein  wird.  F.  soll  sich  auch  bei  dem  Bischöfe  angehen  und  falls  er  sieht,  daß 
K.  Cöln  noch  in  seinem  Vertrauen  zu  demselben  kontinuiert,  ihm  von  seiner 
Kommission  und  Instruktion  ausführliche  Nachricht  geben. 

Er  hat  K.  Cöln  auch  vorzustellen,  daß  auch  Kf.  die  consilia  und  Konduite 
Dänemarks  allzu  hitzig  fände  und  sich  bemühte,  dieselben  zu  moderieren. 

Wohin  des  Kf.  Gedanken  in  der  ost friesischen  Sache  und  wegen  Bei- 
tretung K.  Cölns  zu  der  afrikanischen  Kompagnie  gehen,  hat  er  aus  der  bei- 
gefügten neuen  Instruktion3)  zu  ersehen. 

In  betreff  der  durch  den  Administrator  von  Murbach4)  vorgeschlagenen 
näheren  Zusammensetzung  zwischen  K.  Cöln  und  Kf.  hat  er  sich  nach  dem  zu 


')  S.  oben  S.  492  f.  und  774  f. 

*)  S.  oben  S.  470. 

*)  S.  diese  Nebeninstruktion  vom  18./28.  Januar  1684  bei  Schuck,  Brandenburg- 
Preußens  Kolonialpolitik  II,  S.  194  ff.     Vgl.  ebendaselbst  I,  S.  182  f. 

4)  Felix  Egon  von  Forste nberg,  Abt  von  Murbach  und  Lüders,  ein  Neffe 
des  Bischofs  von  Straßburg,  war  damals  als  k.  cülnischer  Gesandter  bei  Kf.     Bei 


Instruktion  Tür  Fuchs*  sß'.l 

richten,  was  in  den  mit  demselben  gehaltenen  Konferenzen  vorgegangen  ist, 
besonders  hat  er  zu  beobachten,  daß  auch  Kf.  zu  einer  Öffensivalliauz  nicht 
geneigt  ist  und  in  seinen  jetzigen  und  künftigen  Allianzen  so  viel  wie  möglich 
nur  in  terminis  defensiv!»  zu  verbleiben  gedenkt,  daß  man  sich  aber  nicht  so 
praecise  auf  ©ine  Neutralität  zu  verbinden,  sondern  je  nach  den  Zeitläuften  und 
den  beiderseitigen  Konveuientien  weine  resolutiones  zu  nehmen  hätte, 

Wogen  Einschließung  K.Triers  in  die  Allianz  ist  ihm  die  Intention  des 
KT.  bekannt,  er  erhält  eine  Vollmacht  zu  Adjustierung  und  Unterschreibung 
eines  Akzessionsrezesses. 

Er  hat  sich  zu  betuühan,  daß  die  Häuser  Ritberg1)  und  Rhode  von 
K  <  uln  wieder  evakuiert  und  dem  KL  eingeräumt,  auch  daß  die  verfallene 
Fortinkation  vun  Rhein berg  entweder  in  bessere  Defension  gesetzt  oder  ganz 
demoliert  werde. 

Endlich  hat  er  K.  Cölns  Meinung  zu  vernehmen,  ob  nicht  m  Maintenierung 
der  kurfürstlichen  Praeminentien  die  Erneuerung  des  kurförstl.  Vereins  und  zu 
diesem  Zweck  die  Abhaltung  eines  Kollegialtagcs  nötig  sein  wurde« 

Nach  Verabschiedung  von  K.Cöln  hat  er  sich  nach  dem  Haag  zu  begeben, 
bei  dem  Prinzen  von  Oranien3*)  Audienz  zu  suchen,  ihm  die  große  Gefahr  vorzu- 
stellen, in  welche  sowohl  die  spanischen  Niederlande  durch  die  Kriegserklärung 
de  Granats  an  Frankreich  als  auch  das  Romische  Reich  wegen  Trainierung  der 
Verhandlungen  mit  Frankreich  und  des  Tnrkenkrieges  geraten  seien,  ihm  mit- 
zuteilen, daß  Kf.  es  daher  für  unumgänglich  notwendig  hielte,  sich  in  die  Zeit 
zu  schicken  und  durch  einen  schleunigen  Frieden  das  publicum  zu  retten,  und 
den  Prinzen,  der  dazu  das  meiste  beitragen  könnte,  ermahnen  ließe,  eine  so 
herrliche  Okkaslon,  sich  um  die  gemeine  Wohlfahrt  verdient  zu  machen,  nicht 
aus  den  Händen  zu  lassen. 

Auch  dem  Fürsten  von  Waldeck  sowie  dem  Ratspensionar  Fagel  soll  er 
bei  Gelegenheit  ähnliche  Remonstrationen  tun  und  auch  den  Punkt  der  Satis- 
faktion de»  Kf.  von  Spanien  und  dem  Staat  rek  omni  elidieren.  Dem  französi- 
schen und  dein  dänischen  Gesandten  hat  er  von  allem  vertrauliche  Kommu- 
nikation zu  gehen,  doch  mit  solcher  Behutsamkeit,  daß  unnötige  Jalousie  oder 
PirtUtttlt  verhütet  werde,  er  bat  auch  dem  kais  er  Hellen  und  anderen  im 
Haag  anwesenden  ministris  zuzusprechen  und  in  speeie  dem  k.  bayrischen 
die  Freude  des  Kf.  darüber,  daß  sein  Herr  jetzt  so  gute  Inklination  zum  Frieden 
verspüren  ließe,  zu  erkennen  zu  geben. 


den  Akten  befindet  »ich  eine  kurze  Aufzeichnung  über  eine  am  14./  24.  Januar  von 
Fuchs  und  31  eiuders  mit  demselben  abgehaltene  Konferenz,  in  der  aber  über  diesen 
Punkt  nichts  Näheres  enthalten  ist* 

')  S.  oben  8.  865, 

*)  Kf.  beauftragt  (d.  Culn  u.  d.  Spree  m/[30.]  Januar  1684)  Fuchs,  dem 
Prinzen  vouOrauieu  *u  versichern,  daß  er  auch  weiter  für  dessen  Interesse  sorgen 
und  bei  den  Friedensverhandlungen  sich  darum  bemühen  wolle,  daß  ihm  das 
Fürstentum  Orange  restituiert  und  Ersatz  für  den  erlittenen  Schaden  geleistet  werde, 
der  Priui  mochte  ihn  nur  durch  seine  Kouduite  dazu  kapabel  machen* 


870 


\.  Brmadenbarg  und  das  Reich  1679—  I 


Vom  Haag  hat  er  sich  nach  Amsterdam  zu  verfugen,  Gelegenheit  xo  i 
t' >- u  tiingeu  zu  sprechen,  ihm  die  besondere  Freude  des  Kf.  über  dos  bisherig 
Komportenient  der  Stadt  zu  kontestieren  und  ihm  von  seinen  Auftragen  aa  drn 
Prinzen  und  an  den  Ratspeu sionar  Mitteilung  zu  machen.  Von  Amsterdam  bat 
er  dann  seinen  Weg  weiter  durch  Friesland  über  Emden  nach  Hamburg  m 
nehmen,  unterwegs  in  Friesland  und  Groningen  mit  dem  Fürsten  von  fi 
oder  dessen  Mutter  oder  jemand  von  den  Kstatsgliedera  zu  sprechen  und  fego 
diese  die  Freude  des  Kf.  über  das  vorsichtige  und  hoch  vernünftige  Verhalt« 
dieser  Staaten  und  seine  Hoffnung,  daß  sie  damit  kontin  uieren  würden.  SB  km- 
testieren. 

In  Emden  bat  er  sich  nach  dem  Zustand  der  A  (fairen,  besonders  der  afrib 
nischen  Kompagnie  zu  erkundigen*,  die  Stände  der  Zuneigung  des  Kf.  in  W 
sichern  und  dann  über  Hamburg  aufs  schleunigste  zurückzukehren. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten. 
D.Hannover  $8*  Januar  /  [3,  Februar]  1684-1) 

[Andienst  bei  den  Herzogen.] 

:\  Febr.  Er  ist  gestern   hier  angelangt   und  hat  heute  Vormittag  um    IL   Chr  bei 

Herzog  Georg  Wilhelm  und  gleich  darauf  bei  Herzog  Ernst  August  Auditai 
gehabt.     Da  er  aus  den  vorher  mit  den  Ministem  geführten  Diskursen  ersehen 
hatte,  daß  man   das   poiut   d'houneur   wegen    der   zwischen    dem    Kaiser  aad 
Hannover  geraachten  Allianz  sal vieren  rauchte,  so  hat  er  in    seiner  Propooftbi 
hinzugefügt,  Kf.  verlange  vom  fürstlichen  Hause  nichts,  was  dessen  Ehre  and 
Reputation  und  den  etwa  habenden  Allianzen  zuwider  wäre,  auch  er  wirc 
wider  den  Kaiser  und  das  Reich,  sondern  für  dieselben.     Wenn   dm> 
Haus  in  dem  Fundament  mit  Kf.  einig   wäre,   daß   es  jetzt   unumgä? 
wendig  wäre,  sich  mit  Frankreich  zu  akkommodieren,  so  folgte  das  übrige  von  selber 
und  wären  diejenigen  die  aufrichtigsten  und  besten  Freunde  des  Kaisers,  welche 
ihn  zu   einem   solchen   Akkommodement  antrieben,     Herzog   Georg   Wilhelm 
antwortete,  er  könnte  nicht  sofort  auf  die  Bpdrfalil  seines  Vortrages  antwori 
er  wollte  a^  aber  bei  der  bevorstehenden  Konferenz  tun,  er  konnte  aber 
vorher  versichern,   daß  er  nichts  in   der  Welt   als  den  Frieden    verlangte 
an  allen  Orten   dahin   arbeiten  ließe.     Herzog  Ernst  August   expliziert 
etwas  weitläufiger,  er  versicherte,  er  estimierte  Kf.  höher  als  all-  •  r  Welt 

und  hatte  das  höchste  Verlangen,  sich  mit  demselben  in  allem  zu  konl 
F.  möchte  denselben  versichern,  daß  er  mit  altem  Ernst   und    Eifer   allerofta 
und  besonders  am  kaiserlichen  Hofe  und  im  Haag  den  Frieden  riete  uud 


>)  S.  Pufendorf  XVIll,  §  112  (S.  14*9 f.). 


Audienz  bei  den  braunschweigischen  Herzogen.    Konferenz  mit  den  Ministern.  871 

dem  Marquis  del  VaP)  hätte  er  trotz  seiner  avantageusen  Vorstellungen  eine 
pure  abschlägige  Antwort  gegeben.  Die  einzige  Schwierigkeit  bestände  darin, 
daß  man  den  Kaiser  und  Spanien  nicht  zum  Frieden  zwingen  könnte.  Nachher 
wurde  er  zur  Herzogin  geführt,  wo  das  ganze  fürstliche  Frauenzimmer  ver- 
sammelt war,  auch  hier  wurde  ihm  die  größte  Ehre  und  Zivilität  erwiesen,  er 
wurde  zur  Tafel  gezogen  und  mußte  an  einer  Wirtschaft  sich  beteiligen. 
Morgen  hofft  er  mit  den  Ministern  Konferenz  zn  haben  und  übermorgen  weiter 
zu  reisen. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Hannover 
28.  Januar  /  [7.  Februar]  1684. 

[Konferenzen  mit  den  lüneburgischen  Ministern.    Die  ihm  erteilte  Resolution. 

Bereitwilligkeit  der  Herzoge,  sich  mit  Kf.  zu  verständigen,  aber  Verlangen  eines 

Aufschubes  ihrer  endlichen  Erklärung.] 

In  den  beiden  Konferenzen,  die  er  mit  den  lüneburgischen  Ministern  7.  Febr. 
gehalten  hat,  ist  pro  und  contra  so  viel  gesprochen  worden,  als  immermehr  in 
einer  so  wichtigen  Sache  gesprochen  werden  kann.  Auf  alles,  was  ihm  die 
lüneburgischen  Minister  objiciert,  hat  er  ihnen  so  geantwortet,  daß  sie,  wie  er 
ohne  Vanität  versichern  kann,  nie  so  embarrassiert  gewesen  sind,  wie  diesmal. 
Er  hat  dabei  bemerkt,  1.  daß  das  fürstliche  Haus  jetzt  selbst  erkennt,  daß  ein 
Akkommodement  mit  Frankreich  das  beste  für  das  Reich,  ja  für  die  ganze 
Christenheit  sei;  2.  daß  es  ein  solches  Akkommodement  überall,  am  kaiserlichen 
Hof,  in  Regensburg  und  im  Haag  anraten  und  dahin  votieren  will;  3.  daß  es 
die  begehrte  Milderung  der  französischen  Propositionen  nicht  pro  conditione 
sine  qua  non  setzt,  sondern  auch  zufrieden  sein  und  nicht  widersprechen  will, 
wenn  ohne  dieselbe  ein  Friede  oder  Stillstand  gemacht  werden  könnte,  aber, 
daß  es  den  Kaiser  und  andere  interessierte  Stände  dazu  vermögen  und  gleichsam 
zwingen  sollte,  solches  würde  man  ja  nicht  von  ihnen  begehren.  Er  hat 
repliciert,  das  begehrte  man  auch  von  ihnen  nicht,  sondern  nur,  daß  sie  nach 
ihrem  Vermögen  das  Werk  beförderten  und  ihre  vota  und  officia  darunter  mit 
Kf.  konformierten.  Dazu  erklären  sie  sich  bereit  und  er  glaubt  so,  daß  man 
in  diesem  Punkt  sich  leicht  wird  finden  können.  Das  zweite,  nämlich  was  zu 
tun,  weun  nichtsdestoweniger  ein  Krieg  entstehen  sollte,  ob  das  fürstliche  Haus 
erklären  wolle,  dann  sich  nicht  darein  mischen,  sondern  mit  Kf.  und  dessen 
Alliierten  zu  Wiederbringung  des  Friedens  und  Konservation  des  Reiches  gemeine 
mesures  nehmen  zu  wollen,  bat  mehr  Difikultät  und  sie  haben  darüber  lange 
kontestiert.  Heute  früh  ist  Bernstorf  ä  part  bei  ihm  gewesen  und  hat  ihm 
im  höchsten  Vertrauen  insinuiert,  das  fürstliche  Haus  würde  sich  in  allem  des 
Kf.  Verlangen  bequemen  und  die  verlangten  mesures  nehmen,  nur  könnte  es 
solches  in  diesem  Moment  nicht  tun,  ein  Anstand  von  zwei  oder  drei  Wochen 


!)  Spanischer  Gesandter. 


ST  2 


V.  Brandenburg  und  das  Reich   1679—1884. 


\uinle  ja  Kf.  nicht  zuwider  sein.  Er  hat  drei  Ursachen  dazu  entdeckt 
sie  sich  nicht  sogleich  cathegorice  erklären  wollen-  I.  um  zu  sehen,  was  bei 
der  jetzigen  Versammlung  im  Haag  herauskommen  wird.  2,  um  auch  logläeh 
mit  den  französischen  und  dänischen  mmistris  zu  traktieren,  hei  dieser 
Zusammenkunft  die  Sache  abzumachen  und  von  Frankreich  einige  adTaoiagt 
zu  erlangen,  S.  damit  Hannover  sich  von  der  DafattflifllUfctlS  mit  dem  Ka 
desto  besser  degagieren  könne. 

Er  ist  inzwischen  zur  dritten  Konferenz  veranlaßt  worden  und  bat  dort 
heikommende  Resolution  erhalten,  llammerstein?  welcher  das  Wort  führte, 
sgigte  dabei  mündlich  au,  die  vornehmste  Ursache,  warnm  sie  noch  awei  od« 
drei  Wochen  Zeit  verlangten,  wäre  diese,  dali  der  kaiserliche  Hof  durch  die 
Vorstellungen  zum  Frieden,  welche  sie  bereits  dort  getan,  so  konsterniert  worta 
wäre,  daß  man  aufs  allerbc weglichste  gebeten  hätte,  sieb  nicht  zu  engagieret» 
bevor  mau  gesehen  hätte,  wie  das  Werk  im  Haag  laufen  würde,  der  Keim 
seihst  wollte  seine  dortigen  ministros  zum  Frieden  instruieren,  und  da  6er 
Herzog  von  Hannover  dieses  habe  versprechen  lassen,  so  hoffe  er,  Kf,  wnrit 
einen  solchen  geringen  Verzug  sich  nicht  entgegen  sein  lassen,  Dane  heu  wirta 
sie  befehligt  zu  koutestieren,  daß  das  fürstliche  Haus  nicht«  hober  in  der  I 
als  des  Kf.  Allianz  und  Freundschaft  verlangte  und  begierig  wäre,  dafür  alte, 
ja  selbst  ihre  Lande  zu  sakrifiziereu,  Kr  hat  ihnen  geantwortet,  dazu  könntet) 
sie  mit  geringeren  Kosten  kommen^  wenn  sie  sich  nur  den  consilüs  des  Kf. 
kon formierten,  und  er  hat  seine  Betrübnis  darüber  ausgesprochen,  d»U  min 
abermals  die  $acbe  verschiebe  und  der  daher  zu  besorgenden  Gefahr  Fltti  gek. 


P.S.    Hameln  29.  Jiimar/[8.  Februar]   1G84. 

S.  Fehr,  Nach  seiner  Abschiedsaudienz,  als  er  gleich  auf  den  Wagen  steigen 

kamen  v,  Bernstorf  und  v.  Platen  zu  ihm.  wiederholten  die  eifrige  Begierde 
des  fürstlichen  Hauses,  bei  diesen  gegenwärtigen  Zeiten  alles  mit  Kf  zu  beben 
und  zu  legen,  und  baten,  er  mochte  doch  machen,  dalS  Kf.  einen  ao  gering« 
Verzug  nicht  übel  deuten  mochte.  Cm  ihre  Aufrichtigkeit  noch  mehr  darzulegen 
bitten  sie  ihnen  befohlen,  in  der  ihm  zugestellten  Resolution  noch  elm\ 
ändern  und  dieselbe  nach  des  Kf.  Vergnügen  noch  etwas  besser  cinzuricfctcs* 
und  sie  produzierten  wirklich  ein  neues  Projekt  und  baten,  ihnen  das  ™rige 
wieder  zurückzusl eilen,  sie  wollten  das  letztere  bald  ins  reine  bringen  lasten 
und  ihm  nach  Hameln  zuschicken.  Da  er  gemerkt,  daß  dieses  letztere  wirklich 
in  vielen  Stucken  besser  eingerichtet  war  als  das  vorige,  so  hat  er  dieses 
und  ist  sofort  abgereist,  sie  haben  ihm  auch  versprochenermaßen  in  di»«f 
Nacht  die  heifolgende  Resolution1)  nehst  den  Kreditiven  IQgeftoliickt 

»)  Dieselbe  lautet:    Ad  1,    Daß  Ihre  Dchll.  Ihres  Ta&Jj  den  Frieden  nkkl 
dem  Reiche  nüUlich  und  diensamh,  sondern  auch  iu  Com  derer  cobeurr . 

dreien  I "ml i$f:iudt •,   des  Türken kriegs,  derer  Disseusionen  im  Reiche  and  der  großen 
Macht  des  Ktiniga  in  Franck reich,  hochnötig  hielten  und  daher  denselben  nach  aller 


Die  Fuchs  erteilte  Resolution.  873 

Er  kann  Kf.  versichern,  daß  man  im  fürstlichen  Hanse  nicht  die  geringste 
Gedanken  und  Reflexion  auf  einen  Krieg  macht,  sondern  die  Notwendigkeit 
eines  Akkommodements  mit  Frankreich  auch  ohne  Restriktion  hegreift  und 
dahin  arbeiten  wird,  wiewohl  anfangs  auf  solche  Art,  daß  der  Kaiser  dadurch 
nicht  chcquiert  werde,  ferner,  daß  das  fürstliche  Haus  Kf.  mit  überaus  großer 
Begierde  sucht,   dagegen  haben   sie   eine   große  Aversion  gegen  Dänemark. 


Möglichkeit  zu  befordern  so  wenig  crmangeln,  daß  Sie  auch,  da  die  Römische 
Kayserl.  May.  und  das  Reich  einen  solchen  Frieden,  als  von  Franckreich  vor- 
geschlagen, einzugehen  resolviren  wollten,  Ihre  Dchll.  sich  solches  im  geringsten 
nicht  zuwieder  sein,  noch  davon  jemand  dissuadiren  oder  abhalten  wollten.  Nachdem 
aber  gleichwoll  diejene,  so,  und  zwar  nicht  mit  den  Waffen,  sondern  nur  gutlichen 
Handlungen  und  beweglichen  Remonstrationen  ihnen  angelegen  sein  ließen,  die  Chrou 
Franckreich  dahin  zu  disponiren,  daß  die  conditiones  auf  erträgliche  Weise  gemildert, 
die  Ehre  des  Reichs  einigermaßen  salvirt  und  demselben  noch  einige  Sicherheit 
gelassen  werden  möchte,  damit  es  in  künftigen  Fällen  und  mancherlei  Begebenheiten 
nicht  sofort  schlechterdinge  fremden  Willen  exponiret  sein  möchte,  von  solchen  allem 
abzuhalten  und  in  einer  so  innocenten  Intention  hinderlich  zu  fallen,  eine  das 
Gewissen  und  devoir  gegen  das  Vaterland  concernirende  Sache  wäre  —  nicht  weniger 
auch  das  Fürstl.  Haus  gänzlich  Seine  honneur  und  reputation  sacrificiren  würde, 
wann  es  auf  einmal  seine  bisherige  Conduite  und  teilshabendes  Engagement  der- 
gestalt verließe,  daß  es  alsofort  von  einem  extremo  zum  andern  schritte,  und  endlich 
gar  sehr  zu  fürchten,  daß,  wenn  das  Fürstl.  Haus  auf  solche  Weise  das  accommodement 
mit  Franckreich  urgiren  wollte,  leichtlich  anstatt  des  verhofften  heilsamen  der  böse 
Effect  daraus  erfolgen  könnte,  daß  Kayserl.  May.  zu  einem  praecipitirten  Frieden 
mit  dem  Türken  schreiten  und  dadurch  die  ganze  Christenheit  die  zu  hoffende  große 
avantages  gegen  den  Erbfeind  verlieren  und  darüber  jedermänniglich  dem  Fürstl. 
Hause  die  Ursache  solchen  Unheils  aufwälzen  dürfte,  so  verhoffen  Ihre  Dchll.,  es 
werden  S'\  Chf.  D.  dero  hohen  Aequanimitet  nach  Ihnen  dieses  alles  nicht  gönnen, 
noch  begehren,  daß  Sie  in  hoc  puncto  diejene,  so  einige  Milterung  der  Conditionen 
vor  das  Reich  zu  erlangen  verhoffen,  dergestalt  poussiren  und  dringen  sollten, 
sondern  vielmehr  Selbsten  approbiren,  daß  das  Fürstl.  Haus,  da,  wie  obgedacht,  es 
gerne  geschehen  läßt,  was  andere  hierunter  tunlich  finden  können,  es  inmittelst  vor 
sich  dabei  einer  temperirten  Conduite  sich  gebrauche. 

Den  2.  Punct  belangend  hätten  Ihre  Dchll.  hohe  Ursache,  Ihnen  nach  allen 
äußersten  Vermögen  angelegen  sein  zu  lassen,  daß  der  Krieg  verhütet  bleibe,  da 
aber  von  dem  Reiche  der  Chron  Frankreich  zu  demselben  keine  Ursache  gegeben, 
nachdem  dieses  allein  anfangs  paeificam  et  amicabilem  discussionem  justitiae  causae 
verlanget,  nunmehro  auch,  und  wann  nur  einige  erträgliche  conditiones  zu  erlangen, 
noch  woll  ferner  zum  Zweck  sich  lenken  möchte,  also  von  des  allerchristlichsten 
Königs  weltbekannter  Generosität  nicht  anders  zu  hoffen,  als  daß  Sie  friedliebenden 
Handlungen  statt  geben  würden,  so  wollten  Ihre  Dchll.  woll  nicht  gerne  durch  eine 
solche  Eventualdeclaration  das  contrarium  und  ein  offensivum  bellum  ominiren. 
Indessen  würden  Ihre  Chfl.  Dchl.  dero  höchsten  Prudenz  nach  selbst  leicht  ermessen, 
ob  dieses  Fürstl.  Hauses  auf  den  Beinen  habende  Mannschaft  die  zur  Bedeck-  und 
Versicherung  dessen  eigenen  Lande  denen  jetzigen  Umbständen  und  Conjuncturen 
nach   erforderte  Notdurft  übertreffe  oder  darzu  kaum  zureiche,  und   was   demnach 


874 


f.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 


Sie  erkennen  auch,  daU   Kf.   ihnen    im   v  er  wicheneu   Sommer    viele   und  re 
Freundschaft  erwiesen,  und  rühmen  sehr  dessen  Konduite    und  Moderat  jou.    fr.r 
hat  ein  Präsent  erhatten,  bestehend  in  Stücken  Silber   uder    Medaillen,   die  nea 
geschlagen   und  eines  Gepräges  sind,   und  deren  Wert   er   auf   etwa  IOO 
schätzt. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D«  Lippstadt 
81.  Januar/  10,  Febril»  L6S 

|  Verhandlungen  mit  dem  Bisehof  von  Paderborn.     Dessen  Bereitwilligkeit, 
Kf.  tu  konfcrmiereit  und  der  Allianz  beizutreten.] 

Febr.  Er  ist1)  gestern  Abend  zu  Neuhaus  angekommen  und  bat  sogleich  bei  dem 

Bischof  Audienz   gehabt     Derselbe  rühmte   höchlichst  des   Kf,    Sorgfalt  für  il« 
Erhaltung   de»   Reiches    und  kautestierte,   daß   er  sich   dessen   Sentiinenlea  in 


Ihre  Dchlh  vor  Knogsgedanken  haben  .sollen  oder  können.     Dieweil  aber  eis  aaitfl 
in    einen  Krieg   sich   einmischen  zu    können   oder  zu   wellen  oder  nicht,  ein  ia<im 
darüber   vorher  auf  diesen   oder  jenen  Weg   sich   verbindlich  iu   machen,   und  (Uno 
dieses  letztere   von  der  Importanz  und   se  verschiedenen  ConsiderahoDe*. 
standen,  daß  Ihre  Debil,  vor  der  Hand  und  zumal  auch  bei  des  IIi;  ADdtr: 

großen   Eilfertigkeit   sich    hierunter    schließlieh    heruuazulassen    nicht    verrofig 
werden  borTentlich  S<\  Gfcurf.  Ddri,  nicht  übel  nehmen,  daß  Ihre  DchlJ,  batet 

in  regard  der  in  discursu  erwähnten    ^ncüd  Ursache  dieses  zu  fernerer  Cberltfiuf 
und  zu  der  be  versieh  enden  O  uferen/,   verstellen  müssen. 

Welches  alles  dann  bei  denen  angeführten  Cmbstäuden  von  >r.  (^fl,  p^ü, 
nicht  als  eine  solche  Diserepanz  wird  angesehen  werden  köunen,  daü  nicht  dem 
ungeachtet  die  vorgeschlagene  nähere  Verstand  uuB  subsistirea  und  befestiget  *  forden 
könne.  Insonderheit  da  Ihre  Debil,  erbietig,  ober  die  am  KayserL  Hefe  herein 
geschehene  Vorstellung  auch  nochmals  des  Accommodemeub  halber  iu  d#rgTd(fct& 
terminis,  wie  von  Chur  Bayern  geschelim,  itl  icfaratoan,  auch  auf  dem  Reichstage  » 
Regensburg,  dem  Oonvent  im  Hange  und  allen  andern  dieusamen  Orten  treulieb  und 
angelegentlich  dazu  raten  und  alle  mögliche  officia  anzuwenden.  Wollten  nickt 
zweifeln,  es  würde  sich   bei  jetet  gemelter  Conferenz  im  Hage  so  »i  (.iE  «i 

Ueneralaccommedement  erfolgte,  oder,  soviel  das  Reich  anlangte,  zum  weuig«: 
solcher  Grund  geleget  würde,  damit  solches  ebne  Zeitverlust  auf  dem  Reichstiff 
geschlossen  werden  kannte.  Sollte  man  aber  ja  des  intendirten  Zwecks  alda  verfehl«! 
wollen  Ihre  Dehll.  .Sich  mit  Ihr,  Chfl.  Dchl.  darüber  ferner  vertraulich  vernehmta 
und  Ihrem  eigenen  Interesse  nach  gerat'  alle  dienliche  mesures  zu  Wir 
An  Ruhestandes  und  Praeservation  des  Reichs  vor  aller  weitem  sctaidücbra 
Dismembnrunge  tu  fassen  suchen,  inmittelst  auch  die  veranlasset*  Handlang  tml 
Ihr.  Chfl.  Dchl,  und  dero  Allnrten,   es  sei  zu  Hamburg  oder  Berlin,  —  antreten,  — 

»)  S.  Pufendorf  XVIII,  $  113  (S.  14£m  . 


Verhandlungen  mit  den  Bischöfen  von  Paderborn  und  Straßburg.  875 

allem  kon formieren  wollte,  daß  er  auch  der  von  seinen  Vorsassen  im  Bistum 
mit  Kf.  und  den  übrigen  Alliierten  gehabten  Allianz  beitreten  und  dazu 
jemand  seiner  Bedienten  nach  Cöln  abfertigen  wolle.  Er  nötigte  ihn,  auf  dem 
Schlosse  zu  übernachten.  Heute  früh  kam  der  Vizekanzler  Wibbers  zu  ihm 
und  führte  ihn  zum  Bischof.  Dieser  erkundigte  sich  sorgfaltig  nach  dem  jetzigen 
Zustande  der  Sachen  und  besonders,  wie  seine  Negotiation  bei  den  braun- 
schweigischen  Höfen  abgelaufen  sei,- sprach  dabei  von  Ef.  mit  der  größten 
estime  und  veneration,  sagte,  kein  Kurfürst  hätte  jemals  dem  Reiche  so  große 
Dienste  getan  wie  Kf.  Er  sagte,  er  wollte  seinem  Gesandten  in  Regensburg 
Plettenberg  auftragen,  dort  sein  votum  zu  führen,  das  jederzeit  pro  pace 
nnd  also  den  Sentimenten  des  Kf.  konform  sein  würde,  er  wollte  auch  den 
Vizekanzler  sofort  nach  Cöln  schicken  und  diesem  sowie  dem  dort  befindlichen 
v.  Plettenberg  kommittieren,  den  Accessionstraktat  zu  schließen.  Er  ist  nach 
gehaltener  Tafel  und  empfangenem  Rekreditiv  abgereist,  hofft,  Sonntag  in  C<>ln 
zu  sein. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am  Rhein 
6./16.  Februar  1684. 

[Gespräch   mit  dem  Bischof   von  Straßburg.    Dessen  Hoffnung,  von  Frankreich  eine 

günstige  Erklärung  zu  erwirken.    Das  von  ihm  aufgesetzte  Waffenstillstandsprojekt. 

Gespräch  mit  Tambonneau  über  die  braunscbweigischen  Herzoge.] 

Er  ist1)  nach  einer  sehr  beschwerlichen  Reise  Montag  früh  hier  angelangt  16.  Feb 
und  hat  bald  darauf  dem  Kurfürsten  und  dem  Bischof  von  Straß  bürg  seine 
Ereditive  geschickt.  Der  letztere  ließ  ihn  darauf  auffordern,  bei  ihm  ein- 
zukehren, er  hat  es  aber  abgelehnt.  Am  folgenden  Tage,  gestern  Vormittag, 
ließ  ihm  der  Kurfürst  anzeigen,  daß  er  ihm  erst  am  nächsten  Tage  Audienz 
erteilen  könne,  und  ihn  auffordern,  vorläufig  dem  Bischof  von  Straßburg  von 
seiner  Kommission  Mitteilung  zu  machen.  Das  hat  er  auch,  nachdem  er  von 
dem  dänischen  Gesandten  Lente  erfahren,  daß  der  Bischof  jetzt  mehr  als  je 
bei  dem  Kurfürsten  in  Kredit  wäre  und  alles  dirigierte,  getan.  Der  Bischof 
erklärte,  seine  Sendung  käme  sehr  erwünscht.  Er  wüßte  wohl,  daß  Kf.  ihn 
früher  für  gar  zu  französisch  gesinnt  gehalten  hätte,  er  hoffte  aber,  daß  derselbe 
jetzt  durch  wirkliche  Bezeigung  das  Widerspiel  erfahren  hätte.  Er  wäre  zwar 
dem  König  von  Frankreich  vielen  Dank  schuldig,  er  hätte  aber  allezeit  ein 
deutschgesinntes  Herz  behalten,  und  weil  er  versichert  wäre,  daß  das  Reich 
nicht  erhalten  werden  könnte,   wenn  es  nicht  mit  Frankreich  wohl  stände  und 


0  S.  Pufendorf  XVIII,  §  114  (S.  1491). 


876 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679— 1684. 


Frieden  behielte,  su  hätte  er  auch  seine  Kundin te  danach  eingerichtet     Er  kia- 
jetzt  aus  Frankreich,    hätte  die  innerste  Disposition  des   Hofes   gesehen  und  iai 
dem  eigenen  Munde  des  Königs  vernommen,  wohin  alles  gerichtet,    Fraukreica 
wünschte   Frieden  oder  Stillstand  mit  dem    Reich    und    dächte    Imj i    Erlangung 
desselben   nicht  daran,   das  Reich   ferner  zu  inquicüeren.     Kr  wäre  versieh«! 
daß  solches   ein   rechter   Ernst  wäre,   sollte  es   aber   zum  Kriege   kommen,  m 
konnte  er  nur  den  Ruin  des  Reiches   vor  sich   sehen.     Weil  jetzt   die  Siehst 
in    höchstem  crisi  standen  und  kein  Moment  zu   verlieren    sei,    hätte  er  dkte 
Schickung  so   sehnlich  verlangt,   weil  K.  <  üln  und  Kf.    als    die   mächtigstet)  m 
Reich  durch  eine  enge  Zusammensetzung  das  größte  peso  der  Sache  geben,  d* 
Knicken    hei    Krank  reich   niedertreten    und   das  Reich   aus   dem   bevorstehenden 
Ruin  reißen  konnten.     Beide  halten  ein  Ziel  und  Interesse,   K.  Cöln  sei  mit  da 
Kf.  bisheriger   KooifoiU  so  zufrieden,  daß  er  entschlossen    sei,    sich   in  seni 
Arme  zu   werfen    und    mit  ihm  zu    leben    und  zu    sterben.     Er  hätte  jetzt  ad 
(4  000  Mann  zu  werben    Patente  ausgegeben,   hoffte,  zu  Finde  des  März  damit 
fertig  zu  sein,   Frank reich  bitte  sich  erboten,  4000  z,  Fuß  und    1000  z,  Ftatf 
daziistoßen  zu  lassen,  sie  würden  sie  aber  nur  im  Notfall  begehren,  sie  wollt* 
auch  Kf,  nicht  beschwerlich  fallen,  derselbe  möchte  seine  Waffen  wenden,  w 
er  wollte,   wenn   er  nur  das   in  der  Allianz  enthaltene  Quantum    in   Westfalen 
bereit  hielte,  dagegen   sollte   Kf.    an   den  Quartieren,   Kontributionen    und  all« 
-(igen  Avantagen  den  vornehmsten  Teil  haben.     Kr  zweifelte  nicht,  daß  El 
nebst  ihm  den  westfälischen  Kreis  behaupten  und  alle  anderen  du 
helfen  werde,     Dänemark  ginge  ein  wenig  zu  weit  und  verlangte  -;ir  m  *cfcr 
den  Krieg,  dagegen  käme  des  Kf.  Konduite  mit  K.  CSJns  friedliebendem  Geni 
viel  besser  ü berein. 

Kr  bat  darauf  geantwortet   was  sich   gehört,  und   hinzöge  1<  neide* 

vornehmsten  Funkte  seiner  Instruktion  wh'ren,  vertraulich  zu  überlegen:  I.  wa§ 
zu  fernerer  Beförderung  des  Friedens  oder  armistitii  dienen  mächte  um!  L  w» 
zu  tun.  wenn  es  doch  zum  Kriege  käme.  Kf.  hätte  hei  diesem  letzten  nur  die 
Sorge,  wie  man  das  Reich  vor  fernerer  Zergliederung  retten  mochte.  Kf.  hitk 
mit  Vergnügen  vernommen,  was  der  Bischof  deshalb  mit  Spanheim  gcr 
und  darauf  diese  Schickung  rcsolviert,  um  zu  vernehmen,  wie  man  am  f m  j 
die  Versicherung  von  Frankreich  wegen  Verschonung  der  wohlgesinnten  ^Und* 
nml  Krhalhing  des  Reichs  in  seiner  Konsistenz  erlangen  möchte,  und  er  bat 
dabei  mitgeteilt,   was   deshalb  zwischen  Kf,  und  Reben*«  L*ar 

Bischof  erwiderte,  das  wäre  eine  seiner  grollten  Bemühungen  am  französisch« 
Bofe  gewesen,  zu  einer  schriftlichen  Erklärung  wßre  keine  Hoffnung,  aber  eiw 
mündliche  habe  Frankreich  bereits  durch  ihn  au  K.  Cöln  geben  lassen  und  tr 
vernehme  gern,  daß  solches  auch  an  Kf.  geschehen  sei,  jetzt  komme  es  darauf 
Ut,  vvie  man  dergleichen  für  beide  conjunetim  erhalten  konnte,  Kr  w erde  gleich, 
nachdem    sie    mit*  der   Negotiation   einen  Anfang   gemacht,    ehren  Kurier  naca 


>)  S.  oben  S.  !!►<;. 

oben  S.  4 :.'.'. 


Verbandlungen  mit  dem  Bischof  von  Straßburg.  877 

Frankreich  abfertigen  und  dort  bitten,  daß  eine  solche  Verbalerklärung  bei 
Fuchs'  Anwesenheit  hier  geschehe,  er  hoffte,  daß  es  erfolgen  werde,  freilich 
schwerlich  anf  den  Fall,  wenn  jemand  im  Reiche  Frankreich  und  dessen  Alliierte 
zuerst  angreifen  sollte.  Er  hat  geantwortet,  es  sei  kein  Reichskrieg  gegen 
Frankreich  zu  vermuten,  man  werde  also  wohl  auch  nicht  das  ganze  Reich 
und  die  Unschuldigen  darin  entgelten  lassen,  was  einige  wenige  verbrochen. 
Sollte  diese  Schwierigkeit  nicht  zu  überwinden  sein,  so  wurde  am  besten  sein, 
die  Erklärung  in  generalibus  terminis  zu  fassen,  wie  dieses  auch  in*  der  dem 
Kf.  gegebenen  geschehen  sei. 

Der  Bischof  teilte  ferner  mit,  bisher  hätte  man  nur  in  generalibus  von 
einem  armistitio  gesprochen,  er  hätte  aber  für  notig  erachtet,  damit  man  desto 
eher  zum  Werke  käme,  ein  Projekt  eines  solchen  zu  machen,  und  hätte  mit 
Freuden  ersehen,  daß  Kf.  ebendiejenigen  Punkte  und  Gedanken,  auf  die  er 
dasselbe  gegründet,  seiner  Gesandtschaft  in  Regensburg  zugeschrieben  hätte,1) 
er  hätte  sein  Projekt  schon  nach  Frankreich  geschickt  und  erwartete  demnächst 
Antwort  darauf.  Er  hat  ihm  darauf  den  Inhalt  des  Projekts  mitgeteilt,  welches 
in  der  Tat  mit  den  fünf  Punkten,  auf  welche  die  Regensburgische  Gesandtschaft 
instruiert  ist,  ganz  übereinkommt,  nur  daß  noch  einige  andere  beigefügt  sind. 
Um  dieses  Projektes  willen  hätte  K.  Cöln  neulich  wegen  einer  Zusammenkunft 
der  Räte  der  wohlintentionierten  Kurfürsten  zu  Cöln,  Wesel  oder  Cleve 
geschrieben.  Der  Religion  hätte  er  darin  nicht  gedacht,  das  könnte  Kf.  und 
die  Evangelischen  besser  tun,  es  wäre  ihm  lieb,  daß  Kf.  es  besonders  erwähnt 
und  darauf  eine  so  gute  Erklärung  von  Frankreich  erbalten  hätte. 

Als  er  erwähnte,  er  hätte  Vollmacht  wegen  eines  Accessionstraktats  seitens 
K.  Triers  und  Paderborns,  übernahm  der  Bischof  es,  ersteren  zur  Absendung 
eines  Bevollmächtigten  aufzufordern,  und  erwähnte,  er  hätte  wegen  K.  Triers 
in  Frankreich  viel  Mühe  gehabt,  aber  doch  endlich  eine  günstige  Resolution 
erhalten,  man  wäre  zufrieden,  daß  K.  Cöln  und  Kf.  die  trierischen  Pässe  und 
Plätze  zu  mehrerer  Versicherung  mit  ihren  Truppen  besetzten. 

P.  S.  Der  französische  und  dänische  Minister  sind  bei  ihm  gewesen 
und  haben  ihm  ihre  Freude  über  sein  Erscheinen  ausgesprochen.  Tambonneau 
fragte  sorgfaltig  nach  seiner  Verrichtung  in  Hannover  und  gab  zu  erkennen, 
daß  sein  König  gar  keine  Inklination  bezeugte,  mit  diesem  Hause  ferner  zu 
traktieren  oder  einen  Minister  bei  der  von  demselben  vorgeschlagenen  Konferenz 
zu  haben.  Er  aber  hat  ihm  auseinandergesetzt,  daß  diese  nicht  nur  nicht  schaden, 
sondern  sogar  nützen  könnte,  indem  man  das  Haus  gewinnen  und  an  sich  ziehen 
und  folglich  den  Krieg  verhüten  oder  wenigstens  dasselbe  in  mehr  tort  und 
Maine  setzen  und  wohl  gar  eine  Division  darin  anrichten  würde,  da  Wolfen- 
hüttel  es  nimmer  zu  einem  Kriege  kommen  lassen,  auch  Celle  einen  solchen 
nach  Möglichkeit  verhüten  werde. 


»)  S.  oben  S.  775. 


878 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1G79  — 1684. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am   Rhein 
8./ 18.  Februar  1684.1) 

[Audienz  bei  IL  Colli.     Konferenz   mit  den  k.  cotnischen  Bevollmächtigten.     I*ie 
ihm   auf  gesellten  Punkte.     Die  von  Frankreich  an  K.  Co  in   gestellten    Ford« 
»ein  Rat»  wie  dieselben  vorläufig  zu  beantworten  seien.] 

18*  Febr.  Er   hat  vorgestern   bei   dem   Kurfürsten  Audienz  gehabt   und   bei  dem- 

selben   mehr  vigueur  sowohl  an   Gemüt   als   Leihe  gefunden,    als  er  vermutet 
hatte.    Er  rekapitulierte  seine  Froposition,  welche  doch  ziemlich  lang  war,  n 
Funkt  zu  Punkt  und  antwortete  auf  jedes  recht  a  propos.     Er  rühmte  sehr 
Kf.  Konduitc,  durch  welche  derselbe  das  Römische  Reich  bisher  vom  Hol 
errettet  hätte»  und  erklärte,  er  hätte  sich  vorgesetzt,  Kf.  in  allem  bim  - 
folgen  und  mit  ihm  für  einen  Mann  zu  stehen,  dagegen  tadelte  er  zum  hoch 
die   Komluite  des   kaiserlichen    Hofes   und  daß   der  spanische   Botschafter  tat 
alles  despotiee  gonv  eruierte.     Er  erkundigte  sich  auch  sorgfältig  nach  des  kl 
Gesundheit  und   Alter,  sagte,  er  wäre  zwei  Jahn  junger    und    wünschte,  tk 
möchten  beide  noch  30  Jahre  leben,  es  würde  eine  herrliche  Sache  sein,  wenn 
man    einen    Kurfürsten    von    Brandenburg    von    05    und    einen    von    Offa 
93  Jahren   sehen   sollte.     Er  erinnerte  sich  auch  der  zu    Duisburg    ue  machten 
Brüderschaft»  sagte:   Es  ging  brav  scharf  daher  und  hießen  wir  uns  auch  nifhi 
anders   als    Kruder  Fritz   und   Bruder  Max.     Auch   über  die   etftfrtameb« 
und    die    afrikanische    Kompagnie    sprach    er    Belü*    große    Bewunderung   im. 
Schließlich  erklärte  er,  er  wolle  ihm  Kommissarien  geben. 

P-  S,    Soeben  kommt  er  von  der  ersten  Konferenz,    welche  er  ■ 
(»eheime»  Kaien    v.  Schmising,   DückerT  Schon  heim  und  dem  Vjiekuifcr 
ther    Meulen    (der    Bischof   von    Straßburg    war   durch    Unpäßlichkeit 
Erscheinen   verhindert)  gehalten   hat.     Sie   haben   angefangen,   beifolgende 
ihm  auf  Begehren  ior  K<  ( «Umsehen  aufgesetzte  Punkte1)  durchzugehen 


i)  S.  Pufendorf  Will,  §  114  <S.  1492), 

s)  »Ühnmaßgeblicher  Entwurf  einiger  Puncten,  welche  allhie 

abzuhandeln  sein  möchten  (von  Fuchs1  Hand): 

L  Eine  nähere  Zusammensetzung   zwischen  Chur  06"  In   und  Chor  Brande  n- 

burg,  wozu  dero  Allnrten,  in  specie  Dennemarck,  mit  zu  tnvitiren  sein, 

2,  Daß   beide   Churfürsten    sich    dahin   zu   vergleichen,    daß   keiner  ohne  d«a 
andern  eine  offensive  Allianz  schließen  solle. 

3.  Wie  man  den   Kayserl.  Hof,    welcher    bishero    von    dem    Acournmodeoefil 
mit  Franck  reich  ganz  eioigniret  gewesen,  zu  anderen  Gedanken  bringen  möge. 

4*  Wie  das   FürstL   Haus   Braunschweig    tu    einer    völligen   Coüformittt 
co ns üiis  mit  denen  A Harten  zu  bringen? 

5,  Ob  und  was  bei  F  r  an  ek  reich   wegen   einiger  Moderation   und  Linde 
der  proponirten  Conditionen  in  Itespect   des  Reiches  und  der  durch    die 
gravirten  Stände  zu  suchen? 


Audienz  bei  K.  Cöln,  Verhandlungen  mit  den  Kommissaren.  879 

Bei  dem  1.  findet  sich  keine  Schwierigkeit.  Der  dänische  Abgesandte 
Lente  hatte  zwar  auch  den  Konferenzen  beizuwohnen  gewünscht,  sie  (die 
K.  Cölnischen  und  er)  haben  sich  aber  dahin  geeinigt,  erst  unter  sich  alles 
festzustellen  und  dann  mit  Lente  znr  Beitretung  zu  kommunizieren. 

Bei  dem  2.  haben  ihm  die  K.  Cölnischen  die  hochwichtige  Eröffnung  getan,1) 
der  König  von  Frankreich  hätte  jüngster  Tage  von  dem  Kurfürsten  verlangt, 
falls  der  König  mit  den  Vereinigten  Niederlanden  in  Ruptur  und  Krieg  treten 
sollte,  mußte  er  entweder  den  französischen  Truppen  den  Durchmarsch  durch 
seine  Lande  gestatten  und  ihm  zur  Versicherung  vorläufig  einige  seiner  Plätze 
einräumen  oder  mit  seinen  eigenen  Truppen  Holland  bekriegen  und  eine 
Diversion  machen  oder  sich  wider  Frankreich  erklären  und  mit  demselben  in 
Krieg  einlassen,  die  Neutralität  könnte  der  König  nicht  gestatten.  Sie  haben 
ihn  gefragt,  welche  von  den  drei  Konditionen  er  für  die  anständigste  hielte. 
Er  hat  geantwortet,  das  wäre  eine  ganz  unvermutete  Sache,  auf  die  er  nicht 
instruiert  sei,  und  er  hielte  es  daher  für  bedenklich,  darüber  seine  Meinung 
zu  sagen.  Zurzeit  sehe  er  noch  keine  Apparenz,  daß  Holland  mit  Frankreich 
in  Ruptur  treten  sollte,  sollte  dieses  aber  zu  befürchten  sein  und  geschehen, 
so  bäte  er  sie,  in  einer  so  importanten  Sache  nichts  zu  schließen  und  weiter- 
zugeben, bevor  alles  mit  Kf.  konzertiert  sei.  Sie  versicherten,  daß  der  Kurfürst 
noch  nichts  darin  resol viert  hätte,  weshalb  sie  ihm  auch  diese  Ouvertüre  getan, 
baten  ihn,  Kf.  namens  K.  Cölns  zu  versichern,  daß  derselbe  nichts  ohne  sein 
Vorwissen  darinnen  tun  oder  schließen  werde,  und  fragten  ihn,  was  sie  vor- 
läufig Frankreich  antworten  sollten.  Er  hat  ihnen  geraten,  zu  erwidern,  sie 
wären  verbunden,  dieses  wichtige  Werk  mit  Kf.  zu  konzertieren*  dabei  würden 
sie  viel  sicherer  gehen  und  Frankreich  würde  in  diesem  wichtigen  Werk  auch 
mehr  Reflexion  auf  beide  als  auf  K.  Cöln  allein  nehmen.  Es  gefiel  ihnen 
dieses  wohl  und  sie  baten  ihn,  die  Sache  aufs  höchste  zu  sekretieren.     Dabei 

H.  Was  bei  unverhoffter  Entstehung  des  gütlichen  Vergleichs  —  für  mesures 
zu  nehmen,  damit  das  Reich  in  seiner  Consistenz  verbleiben  und  nicht  weiter  ge- 
schwächt oder  zergliedert  werden  möge. 

7.  Was  solchen  Falles  die  Alliirten  und  absonderlich  Cbur  Colin  und  Cbur 
Brandenburg  zu  Conservation  und  Sicherheit  ihrer  Lande  bei  sotbanen  gefährlichen 
Conjuncturen  zu  beobachten. 

8.  Was  für  mesures  wegen  Conservation  der  Churf.  Praerogativen  und  Prae- 
eminentzen  zu  nehmen  und  ob  auch  was  deßbalb  bei  Franck reich  zu  bedingen. 

9.  Wegen  der  Ostfriesiscben  Sachen. 

10.  Wegen  Chur  Triers  Einschließung  in  die  Alliantz. 

11.  Item  wegen  Paderborns  Accession. 

12.  Wegen  Besetzung  der  Häuser  Ritberg  und  Rhede. 

13.  Wegen  der  Stadt  Rheinberg. 

14.  Wegen  Renovirung  des  Cburfürstl.  Verein  und  eines  Collegialtages. 

15.  Was  wegen  Sicherheit  der  Stadt  Colin  zu  handeln?" 

>)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  115  (S.  U92);  Ennen,  Frankreich  und  der  Nieder- 
rhein I,  S.  386. 


\\  Br&ftfonfeurg  und  das  Reich  IG19—  Jfi84. 

teilte  ihm  Düeker  eine  Relation  des  k*  cölnischen  Ministers  aus  dem  Haag  mit 
mn-h   der   die  Stadt  Amsterdam   sehr   nach   einer  Schickung    K  r>d  des 

Kf.  verlangte,   um  in  ihrem  Vorhaben  zum  Frieden  sekundiert  zu  werden*  a*d 
fragte,  oh   man    nicht  unter  der   Hand  den  Wohlgesinnten    hei  hin* 

daß  dergleichen  gefährliche    Dinge    vorgingen.     Er  hat   sich    erboten,    v 
v.  Di  est  Nachricht  davon  zu  geben,  vielleicht  könnte  auch  Kf.  gegen  AttftT9*|tl 
ein  halbes  Wort  fliegen  lassen. 

Bei  drin  &  Punkt  berichteten  sie,  dnß  der  Ueichshofrat  Jadoci  mit  etaea 
besonderen  Kredit!  v  wegen  drs  Friedens  werk  es  angekommen  sei,  und  erbot« 
sich,  ihm  von  allem,  was  bei  den  Verhandlungen  mit  demselben  vorgehei 
werde,  Mitteilung  zu  machen. 

Bei  dem  4*  Punkt  bat  er  ihnen  seine  Verrichtung  am  hau  novcnrbti 
[Uife  und  die  Ihm  heute  zugekommene  Resolution  des  Kf.  an  Grote  mugrtriK 
und  gefragt,  ob  sie  nicht  auch  meinten,  tuan  mußte  noch  eine  Instanz  be 
Frankreich  zu  der  von  dem  fürstlichen  Hause  angezielten  Zusammenkunft  iu 
Hamburg  oder  Berlin  machen*     Sie  haben  es  ad  referenduun  genommen. 

Bei  *>  verlasen  sie  ein  Schreiben  des  Königs  von  Frankreich  aste 
Bischof  von  Straßburg,  worin  alle  Hoffnung  zu  einer  weiteren  Milderung  ifc- 
geschnitten   wird. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     IX  Collen  am   IM« 
9./ 19.  Februar   1684. 

[Fortsetzung  der  Beratung,     Das  von  ihm  aufgehetzte*  Aüianipröj. 

19,  Febr.  Sie  haben   heute  die   übrigen    Punkte  examiniert.     Bei    ib-m  6.  darfle  «* 

wohl   dabei   bleiben,   daß  der  Bischof  von  Straß  bürg  einen    Expressen  a** 
Frankreich  abschicken  werde,   um    zu  bitten,   daß  der  Konig  di 
welche  er  wegen  Verschonung  der  unschuldigen  friedliebenden  Stände  and  dil 
er  nichts  ferner    von   dem   Reiche    anreißen,    sondern    es    bei    der   Frankfurter 
Proposition  bewenden  lassen  wolle,  die  er  früher  beiden  Kurfürsten  en  jv\ 
getan,  jetzt  mehrer  Verbindlichkeit  halber  conjanetim  an   die  Alliierten  gfcfcsi 
mochte.     Damit   aber   solches    desto    leichter   zu    erhalten,    sind    sie    ühcrehv 
gekommen,  daß  der  folgende  7.  Punkt,  wobei  Krankreich  sonderlich  interessiert 
ist,  pra'mittiert  werde,  und  er  hat   wieder,  damit  man  etwas  Gewi-- 
zu  deliberiereu,  habe,  beifolgendes  Projekt1)  aufgesetzt  und  es  den  K.  (  olniwhei 


')  1.  Der  König  von  Dänemark  und  die  Kurfürsten  von  Cola  und  Brandt 
burg  verbinden  sich,  sich  keineswegs  in  die  auswärtigen  Händel  zwischen  Frankrricfc 
und  Spanien  zu  mischen,  auch,  sofern  jemand  im  Reiche  zu  Tätlichkeiten  ftchreftvt 
und  zu  einem  Kriege  Anlaß  geben  wollte,  ihm  nicht  zu  assistieren,  sondern  Uta 
davon  abzuraten,  und  wenn  der  Krieg  wirklich  anfangen  sollte,  nach  MoglkfeM 
auf  Kestabilierung  des  Friedens  und  Verhütung  einiger  Änderung  in  statu  jruliltf» 
iroperii  zu  arbeilen,  in  specie  wenn  ein  Stand  in  beiden  Kreisen  von  einem  aüdiir* 


Beratungen  über  die  Allianz«  881 

vorgelesen.  Sie  haben,  besonders  nachdem  er  ihnen  einige  Skrupel  benommen, 
alles  sehr  gut  gefunden  und  er  glaubt,  daß  bei  jetzigen  gefahrlichen  Lauften 
für  des  Kf»  gloire,  Sicherheit  und  Bestem  nichts  dienlicher  aufgerichtet  werden 
kann.  Auch  des  Kf.  Alliierten,  besonders  Frankreich^  kann  dieses  nicht  anders 
als  angenehm  sein,  denn  es  erhält  dadurch  den  Zweck,  worauf  alle  mit  Kf. 
aufgerichtete  foedera,  besonders  das  letzte,  gerichtet  sind. 

Die  Ansätze  wegen  des  quanti  sind  nur  sub  spe  rati  gemacht.  Er  meint, 
dem  Kf.  nicht  zu  nahe  zu  tun,  wenn  sein  quantum  dem  k.  colnischen  äqui pariert 
wurde,  die  K.  Colnischen  haben  dabei  skrupuliert,  er  hat  ihnen  aber  die  Gleich- 
heit beider  Lande  in  beiden  Kreisen  gleich  getan.1) 

mit  Durchzügen,  Werbungen  und  ähnlichen  Zumutungen  graviert  und  angefochten 
werden  oder  sonst  etwas  vorgenommen  werden  sollte,  wodurch  einige  Unruhe, 
Weiterung  und  Zerrüttung  in  diesen  beiden  Kreisen  entstehen  könnte,  zusammen- 
zutreten, zunächst  durch  Ermahnungen  turbatorem  davon  abzuhalten,  und  wenn 
diese  nichts  verfangen  sollten,  mit  vereinter  Macht  es  ihm  zu  verwehren  und  alles 
zu  tun,  wodurch  der  Friede  in  beiden  Kreisen  erbalten  werden  könnte. 

2.  Sobald  einige  Troublen  zu  befahren,  sollen  die  Alliierten  zusammenschicken 
und  wegen  der  anzustellenden  Operationen  beraten  lassen. 

3.  Damit  dieser  heilsame  Zweck  durch  zulängliche  Mittel  erbalten  werde,  ver- 
spricht der  König  von  Dänemark  in  seinen  Grafschaften  diesseit  der  Weser  2500 
zu  Fuß,  1000  Pferde  und  500  Dragoner,  K.  Cöln  diesseit  der  Weser  7000  zu  Fuß, 
3000  zu  Pferde  und  1000  Dragoner,  K.  Brandenburg  auch  diesseit  der  Weser 
3000  zu  Fuß,  1200  Pferde  und  600  Dragoner  im  westfälischen  Kreise  parat  zu  halten, 
ferner  im  niedersächsischen  Kreise  der  König  von  Dänemark  7000  zu  Fuß,  3000 
zu  Pferde,  1000  Dragoner,  K.  Cöln  3000  zu  Fuß,  1200  zu  Pferde,  600  Dragoner, 
K.  Brandenburg  7000  zu  Fuß,  3000  zu  Pferde  und  1000  Dragoner,  so  daß  dieselben 
entweder  eine  Hauptarmee  bilden  oder  separaten  agieren  können.  Sollte  in  einem 
Kreise  eine  Unruhe  entstehen,  der  andere  aber  davon  befreit  bleiben,  so  sollen  die 
Alliierten  überlegen,  wie  die  in  dem  befreiten  Kreise  stehenden  Truppen  dem  anderen 
zu  Hilfe  geführt  werden  können. 

5.  Da  der  Billigkeit  gemäß  die  schwächeren  Stände  in  beiden  Kreisen,  die 
durch  dieses  foedus  in  Ruhe  erhalten  werden,  die  Last,  welche  eine  so  kostbare  Ver- 
fassung erfordert,  nach  Proportion  mit  zu  tragen  haben,  so  sollen  im  Fall  der  Not 
die  Alliierten  überlegen,  wie  diese  zu  einem  leidlichen,  ihren  Landen  proportionierten 
Beitrag  zu  vermögen  sein  werden,  der  nach  Proportion  unter  die  Alliierten  zu  ver- 
teilen sein  wird. 

6.  Sollte  ein  oder  ander  in  Verfassung  stehender  Stand  in  beiden  Kreisen 
diesem  foederi  beitreten  wollen,  so  soll  dieses  mit  gemeiner  Beliebung  der  drei 
Alliierten  geschehen. 

7.  Dies  foedus  soll  währen,  bis  ein  Friede  oder  armistitium  mit  Frankreich 
getroffen  und  alle  besorgende  Unruhe  aus  dem  Wege  geräumt  ist 

8.  Wegen  Bestellung  der  Generalität,  des  Kommando,  der  Artillerie  usw.  soll 
hernächst  ein  Konzert  getroffen  werden. 

9.  Im  übrigen  bleibt  es  bei  dem  Soestischen  Traktat 

!)  F.  berichtet  10./ 20.  Februar  1684,  was  bei  den  anderen  Punkten  vorgekommen 
sei.    Bei  dem   10.  hätte  Duck  er  gemeldet,  K.Trier  sei  bereit,  die  französischen 
Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  56 


KS'J 


V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679 — 1684* 


Der  Kurfürst  an  Fuchs.     D,  Colin   15725,  Februar    [08 
(Cöiie*  F.  Meinders.) 

[Auf  die  Relationen  vom  Bn  9*  und  10,  Februar.     Billigung   des  Projekts.     Br^cak- 
liohkelt  der   frauzüsisrhen    Forderungen.     I*efehl,    nach   Amsterdam    211    reis« 
Verband lun^eu  mit  den  Braunsch weigern.     Bemerkungen  zu  einigen  Punkten 

des  Projekts»] 

Febr.  Er  ist  mit  srinem  Projekt  und  dem,   "Was   dabei    vorgekommen,    b 

Hauptsache  einverstanden. 

Die1)  fraüzösischer^eits  an  K.  Cöln  getane  Proposition  findet  er  von  - 
Heber   Wichtigkeit,     Vorläufig    soll    F.   darauf   antworten:     K   daß    an    Kf.  m 
1  rank  reich    eine   solche  Proposition   bisher  nicht  geschehen   sei,    2,   daß  keine 
Apparenz    zu   einer    Ruptur   der   Vereinigten   Niederlande    mit    Frank' 
3,   dal   1\.  Culn   mit  ihm  in  so  engem   Bündnis  stehe    und  ihre   beider*citipi 
Lande  so  situiert  seien,  daß  derselbe  in  dergleichen  wichtigen  G  esc  haften  iiifhto 
Beständiges  ohne  ihn  resol  vieren  kannte  und  daß  er  tu  demselben  das  Vertraoco 
trüge,  er  werde  sich  in  dieser  so  wichtigen  Sache  nicht  übereilen,  sondern  *otwI 
als   möglich   sich   und  seinen  Staat  außer  allen  Troublcn  halten,    Kf.  werd< 
Sache  gebührend  zu  menagieren   wissen.     Doch  soll    er    sonst    hierbei  und  b 
anderen  Dingen,   von  denen  Tarn  bona  eau  mit  ihm  reden  möchte,   tiefe 
Acht  nehmen,  daß  man  Krankreich  zu  keiner  Ombrage  Ursache  gebe. 

Mit  Amsterdam-)  bat  es  sich  seitdem  zu  einem  gefährlichen  Stand* 
angelassen,  auch  er  meint,  daß  man  sich  der  Stadt  ijuovis  modo  anzunehmen 
h:ii« ,  daher  soll  Y.  unterm  Priitext  einer  Privatangelegenheit  sich  sofort  in  der 
Stille  dorthin  begeben,  sich  bei  Beinlingen  oder  einem  anderen  wohl  äffet 
tionierten  Bürgermeister  angeben  und  des  Kf.  Affektion  für  die  Stadt,  seine  I 
kümmentis  über  die  entstandenen  Schwierigkeiten  und  seine  Begierde,  ihn 
zu  helfen,  kontestieren.  Sollten  sie  einige  Truppen  von  ihm  verlangen,  so 
er  ihnen  auch  darin  seine  Willfährigkeit  erweisen  und  versuchen,  unter  den 
Prätext,  einige  Mannschaft  nach  OstFriesbnd  zu  schicken,  solche  in  die  Stadt  w 
bringen.     Sollte  es  zu  einer  Kollision  mit  ihren  Mitgliedern  kommen,  50  ist  er 

Forderungen,  ausgenommen  die  Ableistung  des  Homagialeides,  anzunehmen,  ebenso 
zum  Beitritt  zu  der  Allianz,  doch  wünsche  ert  daß  dieses  durch  einen  besonderen 
Rezeß,  nicht  durch  eine  einfache  Aceession  zu  dem  Soestiseheu  Traktat  gescbehei 
solle.  Der  Beitritt  Paderborns  werde  keine  Schwierigkeit  machen.  Weg 
Rhedes  werde  schwerlich  etwas  au  erreichen  sein,  wohl  aber  wegen  ELitl 
wenn  der  «iraf  konsenlieren  sollte-  Kbeinberg  haben  sie  versprochen  wieder 
fortifiziereo.  Wegen  der  Sicherheit  der  Stadt  Co  In  seien  sie  in  großer  S 
habe  geraten,  sie  sollten  beiderseits  mit  Deputierten  des  Magistrats  und  der  Bü 
schaft  wegen  Einnehroung  k.  colnischer  und  k*  brandenburgischer  Kretyvotltt  in 
Stadt  verhandeln.     S.  über  die  damaligen  inneren  Wirren  in  CfiJo  Kntien  I. 

l)  S.  Pufendorf  XVI»,  §  115  (S.  H 

'*)  8.  Negociations  de  Mr.  le  Comte  d'Avaux  II,  &,  *j8 (f, 


Befehl,  nach  Amsterdam  zu  gehen.    Bemerkungen  zu  dem  Allianzprojekt     883 

erbötig,  alle  seine  in  des  Staats  Diensten  stehenden  Vasallen  nnd  Untertanen 
entweder  gar  zu  avocieren  oder  ihnen  wenigstens  zu  untersagen,  sich  wider  die 
Stadt  gebrauchen  zu  lassen.  Sobald  er  diese  Kommission  verrichtet,  soll  er 
wieder  nach  Cöln  zurückkehren  und  die  angefangene  Negotiation  fortsetzen. 

Wie  es  mit  der  braunschweigischen  Negotiation1)  ablaufen  wird,  muß 
sich  nun  bald  zeigen.  Nach  Grote's  Abreise  ist  von  diesem  Hofe  nichts 
weiter  an  ihn  gebracht  worden,  er  hat  aber  noch  heute  v.  Oberg  anzeigen 
lassen,  daß,  wenn  bis  Ablauf  der  von  dem  forstlichen  Hause  stipulierten  Frist 
von  demselben  keine  kategorische  Resolution  erfolge,  er  die  Verhandlungen 
nicht  weiter  fortsetzen,  sondern  der  Sache  ihren  Lauf  gönnen  werde. 

Er  hat  immer  geglaubt,  daß  bei  einem  armistitium  wenig  Moderation  zu 
erlangen  sein  werde,  und  hält  es  für  notwendig,  daß  dasselbe  ohne  fernere 
Verzögerung  und  ohne  Rücksichtnahme  auf  das  spanische  Interesse  zum  Schluß 
gebracht  werde. 

Wegen  des  7.  Punktes  wird  er  K.  Cölns  Erklärung  auf  das  Projekt  erwarten 
und  die  darin  enthaltenen  Artikel  reifer  erwägen.  Vorläufig  soll  F.  vorstellen, 
daß  Kf.  in  Westfalen  jetzt  keine  Dragoner  hielte,  dort  also  nur  Reiterei  und 
Fußvölker  stellen  könnte,  daß  er  aber  solche  Dragoner  im  ober-  und  nieder- 
sächsischen Kreise  zu  stellen  bereit  wäre,  daß  die  Anzahl  der  Völker,  die  er 
im  letzteren  Kreise  zu  stellen  übernehmen  solle  (11000  Mann),  sehr  hoch,  er 
aber  bereit  wäre,  solche  teils  im  nieder-,  teils  im  obersächsischen  Krise,  wo  sie 
nicht  weniger  notwendig  sein  durften,  zu  stellen.  Er  wünschte  ferner  K.  Cölns 
Gedanken  darüber  zu  wissen,  wie  die  schwächeren  Stände  in  beiden  Kreisen  nach 
billiger  Proportion  unter  die  Alliierten  zu  verteilen  sein  würden.  Ferner  wünscht 
er,  daß  dieses  foedus  nicht  allein  auf  die  Fälle  mit  Frankreich,  sondern  auch 
auf  das  nordische  Wesen  gerichtet  werde,  was,  um  Ombrage  zu  vermeiden,  per 
articulum  separatum  geschehen  könnte. 

Der  Punkt  wegen  der  Stadt  Cöln  wird  mit  sonderlichem  Fleiß  zu  beob- 
achten und  ajustieren  sein.  Auch  die  Sache  wegen  Höxter  hält  er  für  wichtig 
und  er  hofft,  daß  der  Abt  seine  K.  Cöln  gegebene  Zusage  erfüllen,  oder  daß 
dieser  Mittel  finden  werde,  dieser  Promesse  zufolge  seine  Truppen  in  die  Stadt 
zu  bringen. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  a.  Rhein 
16./26.  Februar  1684. 

[Fortsetzung  der  Beratungen,  auch  mit  dem  dänischen  Gesandten.    Feststellung  des 

Allianzvertrages.    Neue  französische  Forderungen,  Wunsch  K.  Cölns,    auch  darüber 

sich  mit  Kf.  zu  vergleichen.    Aufschiebung  der  Unterzeichnung  des  Vertrages.] 

Da  der  Rhein  des  starken  Eisganges  wegen  nicht  zu  passieren  war,  hat  26.  Feb 
er  mit  der  vorigen  Post  nicht  schreiben  können.    Sie  haben  aber  inzwischen 

»)  S.  oben  S.  657. 

56* 


SSI 


V.  Brandenburg  und  da*  ReiVli   ]r,TJ—  1G84. 


nicht  gefeiert,  sondern  die  Konferenzen  in  Gegenwart  des  Bischofs  von  StrsS- 

hurg  fortgesetzt.  Die  K.  Colnischen  haben  gegen  sein  Projekt  tilciits  Erheb- 
^  inzuwenden  gehabt,  nur  fragte  der  Bischof,  ob  mao  nicht  auch  etwn 
für  den  FalL  daß  69  zwischen  Frankreich  und  dem  Staat  zum  Kriege  konntet 
sollte,  festsetzen  wollte.  Da  er  aber  erklärt  hat,  wegen  mangelnder  Instruktion 
vor  der  Hund  darin  nichts  tun  zu  können,  wuruV  bMChloww,  diesen  easas  n 
fernerer  Überlegung  unter  den  Alliierten  tu  reservieren t  und  ist  so  der  awene 
Articulus  secretus  verfertigt  worden. 

Nachdem  sie  sich  miteinander  geeinigt,  haben  sie  den  dänischen  GesaiuffB 
honte  hinzugezogen.     Mit  ihm   haben  sie  mehr  Mühe  gehabt  da  seine 
mehr  auf  ein  Konzert  xiihi  Kriege  und  zur  Attacke,  besonders   wider  &** 
Kr  in  nsch  weig,  als  zu  Erhaltung  des  Friedens  lauteten.    Er  erhob 
Wendung  gegen  die  Worte   des   ersten   Artikels,  daß  mau    sich   in   die  Handel 
zwischen   Frankreich   und  Spanien    nicht   mischen   sollte,   gab   liefe   aber  enttlieb 
mit  dem   Zusatz:   ^als  lange  sie   durch  anderer  ihrer  Benachbarten  dem 
zum    Kriege    directo    oder  mdirecto   dazu   nicht   veranh  den"  tafri 

Ebenso   fand   er  auch   in  dem  zweiten  Artikel  in  den  Worten,   worin  disponiert 
wird,  wie  man    sich   zu   betragen,  wenn  jemand    im   Reiche    su    1 
An  In  ti   gehen  sollte,   Diffikultät  und   meinte,  daß  mau  weitergeben   und  sollte 
mit   Macht    zu    verwehren    sich    verbinden    mußte,    dnrh    Heil    er    m   schir> 
lieh   dabei  bewenden.      Auch   von   dem   Verlangen,  daß  man   sieb    Tnrfflifttw 
sollte,  das  Haus  Braunseliweig,  wenn  die  Güte  nicht  helfen  wollte,  mit  G 
zu   zwingen,  zu   den  Alliierten   umzutreten,  stand   er  in!  ihre  ItemrinttratiöMft 
ah.     Dann  erklärte  er,  dal1,  or  sich  zu  einem  so  großen  qgAüto  nicht  venttrbea 
könnte,  und  hat  nicht   eher  darein    gewilligt,  bis  er  sich   di 
formlichen  Protokoll  verwahrt  hat.     Ferner  ist  beliebt  worden,  den  Artik 
dem  Beitrag  der  schwächeren  Stände  unter  die  Sekretartikel  als  ersten  zu  «etwa 

Nachdem  sie  dann  alles  in  eine  Form  gebracht,  Dücker  den  V ertrag  6m 
Kurfürsten  zweimal  vorgelesen  und  dieser  ihn  gebilligt  hat,  er  auch  Tito- 
bonneau  mitgeteilt  worden  ist,  soll  derselbe  beute  Morgen  um  10  tThr  unter- 
schrieben werden.  Er  bittet  zu  entschuldigen,  wenn  er  dieses  tut,  ehe  Kf.  dea 
Vertrag  gesehen  oder  ihm  eine  speziale  Vollmacht  dazu  erteilt  hat,  aber  ■ 
so  mit  der  Unterschrift,  damit,  einerseits  [länemark,  andererseits  K.  (Tdn  in  dti 
etwa  obhandenen  Engagements  wider  Braunseliweig  und  den  Staat  gebasto 
werden  und  ohne  'des  Kr\  Vor  wissen  und  Konzert  darin  nicht  weitergeben  dürfefc 

P.B.  L    Als  es  eben    LO  Uhr   schlagen   wollte,    ließ  ihn   der  Bischof  t« 
Straßburg  zu  steh  bitten  und  teilte  ihm  mit  daß  gestern   übermal  ein  Kurier 
aus   Frankreich  gekommen   sei   und   Resolution   auf  die   drei  proponi 
ditiones1)  im  Kall  der  Ruptur  mit  Holland  verlangt  und  daß  K.  d%ln  ihm  darauf 
befohlen   habe,    mit  ihm    darüber    zu    sprechen  und  zu  sehen,    ob  man  nicht 

UOfa    in    haJM    casum   ei  was    vorläufig    ZU    bedingen    hiitU\      I  s     h:\ru\lr    gfofc   ""' 
um   Jeu   Fall,    wenn   Holland   wirklich  auf  Antrieb  des  Fürsten  von 


'i  3.  ob,,«,  S.  87& 


Fertigstellung  des  Allianzvertrages.     Verschiebung  der  Unterzeichnung.     885 

der  jedenfalls  nur  deswegen  den  Krieg  sachte,  am  sich  durch  einen  solchen 
souverän  zu  machen,  der  angreifende  Teil  sein  sollte.  K.  Cöln  denke  nicht 
daran,  mit  Frankreich  zu  brechen  und  Krieg  zu  führen,  aber  auch  der  andere 
Vorschlag,  den  Franzosen  den  Durchmarsch  durch  sein  Land  zu  gestatten  und 
ihnen  einige  Plätze  einzuräumen,  erscheine  ihm  bedenklich,  daher  scheine  ihm 
der  dritte  Vorschlag,  selbst  an  dem  Kriege  gegen  Holland  teilzunehmen,  am 
leidlichsten,  wenn  er  sich  mit  seinen  Alliierten,  besonders  mit  Kf.,  darüber  ver- 
nehmen konnte.  Er  versicherte,  K.  Cöln  denke  nicht  daran,  denen  von  der 
Religion  dadurch  zu  schaden  oder  Eroberungen  zu  machen.  Er  wünsche  sich 
mit  Kf.  über  zwei  conditiones  zu  vernehmen:  1.  ob  Kf.  selbst  mit  beitreten 
und  nebst  Dänemark  und  K.  Coln  den  Staat  obligieren  wollte,  mit  Frankreich 
Frieden  zu  machen,  oder  2.,  wenn  er  wirklich  mit  beizutreten  Bedenken  hätte, 
ob  er  dann  nicht  erklären  wollte,  wenn  es  auch  zwischen  K.  Coln  und  dem 
Staat  zur  Unruhe  und  zum  Kriege  kommen  sollte,  dennoch  mit  K.  Coln  in  unver- 
rückter nachbarlicher  Korrespondenz  verbleiben  und  sich  an  dasjenige,  was  in 
dem  Soestischen  und  diesem  letzten  Traktat  enthalten,  halten  zu  wollen,  dagegen 
wollte  sich  K.  Coln  verpflichten,  weder  in  ecclesiasticis  noch  in  politicis  das 
geringste  in  den  Vereinigten  Provinzen  verändern,  noch  etwas  von  dem,  was  er 
etwa  von  denselben  gewinnen  sollte,  behalten,  sondern  solches  alles  bei  dem 
Frieden  restituieren  zu  wollen,  deswegen  möchte  noch  ein  Secretartikel  abgefaßt 
und  unterschrieben  werden.  Er  hat  wieder  geantwortet,  daß  er  auf  diese  Sache 
garniebt  instruiert  sei  und  notwendig  fernere  Instruktion  abwarten  müsse,  und 
vorgeschlagen,  er  wollte  zunächst  seine  Reise  nach  Holland  fortsetzen,  dort  des 
Kf.  Resolution  abwarten  und,  je  nachdem  dieselbe  lauten  würde,  entweder  hierher 
zurückkehren  oder  dieselbe  schriftlich  mitteilen.  Der  Bischof  war  damit 
zufrieden  und  fand  gut.  daß  auch  die  Unterschrift  des  Traktats  und  der  Sekret- 
artikel bis  dahin  ausgestellt  werde.  So  übersendet  er  dieselben  ohne  Unter- 
schrift.1) 

P.S.  3.  Der  Bischof  von  Straßburg  hat  es  übernommen,  sogleich  einen 
Expressen  nach  Frankreich  zu  schicken,  um  die  gewünschte  Erklärung  des 
Königs  zu  erlangen.') 


!)  Beiliegend  der  Allianztraktat  vom  16./26.  Februar  1684  und  ein  Recessus 
loco  Protocolli  von  demselben  Datum. 

5)  F.  berichtet  19./29.  Februar  1684  über  die  Verbandlungen  mit  K.Trier, 
die  mehr  Schwierigkeiten  bereiteten,  als  man  vermutet  hätte,  da  Frankreich  und 
K.  Trier  einander  mißtrauten.  Die  Hauptdifferenz  bestehe  darin,  daß  Frankreich 
verlange,  K.  Trier  solle  auch  in  Coblenz  k.  cölnische  und  k.  brandenburgische  Truppen 
einnehmen,  während  dieser  es  nur  in  Trier  und  anderen  Orten  tun  wolle.  Der 
Accessionstraktat  mit  Paderborn  sei  vollzogen  worden  (s.  v.  Morner,  S.  955). 
Am  23.  Februar/ [2.  März]  berichtet  er  schon  von  Xanten  aus  über  seine  Abschieds- 
audienz bei  K.  Cöln,  derselbe  habe  wieder  die  Kontestationen  von  seinem  Vertrauen 
zu  Kf.  und  seiner  Bewunderung  desselben  wiederholt  und  erklärt,  in  die  afrikanische 
Kompagnie  20—24000  Rtlr.  einlegen  zu  wollen.  --  Fuchs'  Berichte  aus  Holland 
werden  in  dem  betreffenden  Abschnitte  des  nächsten  Bandes  mitgeteilt  werden. 


886  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Fuchs.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
23.  Februar/ [2.  März]  1684.     (Coric.  F.  Meinders.) 

[Auf  die  Relation  vom  16./ 26.  Februar.    Bemerkungen  zu  dem  Traktat.    Weigerung, 
in  ein  gegen  Holland  gerichtetes  Bündnis  einzutreten.] 

2.  März  Er  hält  es  nicht  für  nötig,  über  so  wenige  ingredientia  und  Materien,1)  da 

die  meisten  Punkte  schon  in  der  vorigen  Allianz  enthalten  sind,  einen  neuen 
förmlichen  Traktat  zu  machen,  überläßt  dieses  aber  dem  Gutfinden  der  anderen 
Alliierten.  Der  Artikel  wegen  der  Hilfe  muß  so,  wie  er  schon  in  seinem  vorigen 
Reskript  angegeben  hat,  geändert  werden.  Daß  das,  was  abgeredet  worden,  den 
Gen.  Staaten,  dem  Hause  Lüneburg  und  Schweden  förmlich  im  Namen  aller 
Alliierten  mitgeteilt  werde,  scheint  ihm  bedenklich  zu  sein,  wohl  aber  ist 
Frankreich  nicht  nur  das,  was  verglichen  worden,  mitzuteilen,  sondern  auch 
alles,  worüber  gehandelt  wird,  vor  dem  Schluß  mit  den  französischen  ministm 
zu  kommunizieren  und  zu  überlegen. 

Betreffend  die  von  dem  König  von  Frankreich  an  K.  Cöln  proponierten 
drei  conditiones  glaubt  er2)  zwar  nicht,  daß  die  Gen.  Staaten  in  eine  Ruptur 
und  einen  Offensivkrieg  wider  Frankreich  treten  werden,  und  er  hält  es  daher 
seinerseits  für  überflüssig  und  gefährlich,  sich  in  einer  so  importanten  Sache 
so  bald  und  frühzeitig  bloß  zu  geben,  sondern  er  überläßt  es  K.  Cöln,  wie  der- 
selbe sich  darin  entschließen  will.  Obwohl  der  Staat  ihm  keine  Ursache  ge- 
geben, sich  seiner  Sicherheit  und  Wohlfahrt  halber  hoch  zu  bekümmern,  so  ist 
doch  ihm,  K.  Cöln  und  allen  Benachbarten  an  dessen  Konservation,  und  daß 
Frankreich  sich  nicht  zum  Meister  desselben  mache,  zum  höchsten  gelegen,  er 
steht  auch  in  einer  Defensivallianz  mit  demselben  und  hat  wegen  der  Oranischea 
Succession  Interesse  an  Erhaltung  guter  Intelligenz  mit  ihm,  er  wird  daher  nie 
in  ein  Bündnis  treten,  um  ihn  über  den  Haufen  zu  werfen,  glaubt  auch  nicht, 
daß  Dänemark   sich  dazu   verstehen   wird,  überläßt8)   aber   seiner  Dexteritat. 

1)  F.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  14./ 24.  März  1684),  zwischen  dem  Soostiscfc«. 
und  dem  neuen  Traktat  bestehe  eine  grolle  Differenz,  nicht  nur  sei  die  Zahl  dir 
Mannschaft  eine  ganz  verschiedene,  sondern  es  sei  der  erstere  auch  nur  auf  d;- 
eigenen  Lande  der  Alliierten,  der  letztere  auf  die  beiden  ganzen  Kreise  gerichtet. 
nach  jenein  konnten  Schweden  und  die  Lüneburger  wohin  sie  wollten  marschiere, 
wenn  sie  nur  nicht  die  Lande  der  Alliierten  berührten,  nach  diesem  durften  sie  da 
Fuß  nicht  aus  ihren  Landen  setzen. 

2)  S.  Pufendorf  XVIII,  §  115  (S.  1402). 

3)  Schon  in  einem  Schreiben  vom  19./29.  Februar  D>84  hatte  Kf.  erklärt,  er 
könne  es  dem  König  von  Frankreich  nicht  verdenken,  wenn  dieser  sich  auf  alle 
Fälle  vorsehen  wolle,  und  hatte  F.  angewiesen,  wenn  von  den  an  K.  Coln  gestellte!. 
Forderungen,  in  specie  von  der  Einräumung  einiger  fester  Plätze,  die  Rede  sein 
sollte,  sich  dem  nicht  zu  opponieren,  sondern  es  schlechterdings  darauf  ankommen 
zu  lassen,  wie  K.  Cöln  sich  darüber  mit  Frankreich  vergleichen  wolle,  damit  der 
dortige  französische  Gesandte  keine  Ursache  habe,  Ombrage  zu  schöpfen,  S.  oben  S.  501. 


Bemerkungen  zu  dem  Vertrage.    Zwangsmaßregeln  gegen  die  Brauuschweiger.   887 

dieses  alles  zu  menagieren.  Jedenfalls  wird  es  ihm  lieb  sein,  wenn  K.  Cöln 
sich  dahin  erklären  und  verbinden  sollte,  weder  in  ecclesiasticis  noch  politicis 
das  geringste  in  den  Vereinigten  Provinzen  zu  ändern,  noch  etwas  von  denselben 
an  sich  zu  reißen,  wogegen  K.  Cöln  sich  seiner  beständigen  Freundschaft  and 
exakter  Erfüllung  seiner  Verpflichtungen  zu  versichern  haben  wird.  Ihm  würde 
lieb  sein,  wenn  es  diese  Materie  betreffend  bei  dem  Inhalt  des  zweiten  Sekret- 
artikels  verbliebe. 


Der  Kurfürst  an  Fuchs.     D.  Colin 
8./[18.]  März  1684. 

[Notwendigkeit,  gegen  das  Haus  Braunschweig  schärfere  Mittel  anzuwenden,  daher 
das  gegen  dasselbe  beabsichtigte  Konzert  zum  Abschluß  zu  bringen.] 

Mit  der  Handlung  mit  den  Herzogen  von  Braunschweig  steht  es1)  noch  18.  Man 
in  sehr  zweifelhaften  terminis.  Bei  den  jetzigen  Konjunkturen  darf  er  nicht 
länger  in  solcher  Ungewißheit  bleiben,  zumal  das  Haus  in  mehreren  importantcn 
Punkten  mehr  zurücktritt  als  avanciert  und  die  Gegenpartei  sich  seiner,  be- 
sonders des  Herzogs  von  Hannover  unveränderlicher  Freundschaft  fest  ver- 
sichert hält  Er  findet  daher  kein  anderes  Mittel  zur  Beförderung  des  Friedens 
und  Erreichung  des  vorgesetzten  Zweckes  übrig,  als  mit  seinen  Alliierten  andere 
mesures  zur  Hand  zu  nehmen  und  solche  Resolution  zu  fassen,  wodurch  dieses 
Haus  zu  anderen  Gedanken  gebracht  werden  und  die  Alliierten  von  demselben 
nichts  Widriges  zu  besorgen  haben  mögen.  Dazu  ist  notwendig,  daß  das  vor 
diesem  bereits  zum  Teil  projektierte  Konzert  ohne  ferneren  Zeitverlust  zur  Hand 
genommen  und  aju stiert  werde.  F.  soll  seinetwegen  alle  Facilität  dazu  beitragen 
und  den  Schluß  desselben  seiner  Instruktion  gemäß  befördern.3) 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am  Rhein 
18./ 28.  März  1684. 

[Fortsetzung  der  Allianzverbandluugen.     Aussichten  auf  kriegerische 
Verwickelungen.] 

Er  ist,  nachdem  er  unterwegs  in  Rheinberg  den  Bischof  von  Straßburg  28.  Mär 
gesprochen  hat,  hier  angelangt,  hat  sofort  mit  den  franzosischen,  dänischen 


!)  S.  oben  S.  501  und  657. 

*)  Kf.  befiehlt  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  18./  28.  März  1684)  F.,  da  er  erkenne,  daß 
es  dem  Hause  Braunschweig  kein  rechter  Ernst  sei,  sich  mit  der  friedliebenden 
Partei  zusammen  zu  tun,  und  daß  es  daher  notwendig  sei,  es  durch  kräftigere  Mittel 
zur  raison  zu  bringen  und  dazu  das  vor  einem  Jahr  mit  Dänemark  projektierte 
Konzert  zugleich  mit  K.  Cöln  zu  ajustieren  und  ins  Werk  zu  setzen,  darüber  mit 
dem  Bischof  von  Straßburg  zu  reden  und  anheiro  zu  stellen,  ob  der  jetzt  am 
dänischen  Hofe  befindliche  Abt  von  Murbach  dazu  instruiert  werden  solle. 


888  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 


und  k.  cölnischen  Ministern  konferiert,  und  es  ist  beschlossen  worden,  daß 
das  Projekt  unverlangt,  und  zwar  so,  wie  es  jetzt  daliegt,  vollzogen  werden 
solle.  Was  Kf.  wegen  der  von  ihm  zu  stellenden  Trappen  zu  verändern 
verlangt  hat,  soll  in  einen  Nebenartikei  gebracht  werden,  ebenso  die  Er- 
innerungen, welche  dänischerseits  deswegen  gemacht  worden  sind,  ferner  ist 
beschlossen  worden,  in  einen  Separatartikel  zu  bringen,  daß  die  Alliierten  dem 
2.  Artikel  gemäß  ihre  vertrauten  ministros  unverlangt  zusammenschicken  sollen, 
um,  was  weiter  vorzunehmen,  zu  konzertieren,  und  es  steht  zu  deren  Ent- 
schließung, ob  dieses  zu  Cöln,  Berlin,  Kopenhagen,  oder  in  loco  tertio.  etwa 
Hamburg,  geschehen  soll. 

Man  eilt  hier  umsomehr  auf  Vollziehung  des  Traktats,  weil  fast  ein  vier- 
facher casus  foederis  vor  der  Tür  ist: 

1.  Man  hält,  wie  in  Holland,  auch  hier  für  sicher,  daß1)  Hessen  und  die 
sächsischen  Häuser  Weimar  und  Gotha  7000  Mann  nach  den  Niederlanden 
schicken  werden,  welche  den  westfälischen  Kreis  werden  berühren  müssen. 

2.  Weil  die  Stadt  Hildesheim  lüneburgische  Völker  einzunehmen  gewillt 
sein  soll. 

3.  Weil  man  glaubt,  daß  das  Haus  Lüneburg  Höxter  attackieren  werde. 
wenn  die  k.  cölnischen  Völker  die  Stadt  besetzt  haben,  wozu  man  hier  gani 
resolviert  ist. 

4.  Weil  der  Prinz  von  Oranien  in  Ostfriesland  ein  Regiment  werben  laßt 
Er  bat  v.  Canitz*)  hier  vorgefunden,  wird  ihn  bei  dem  Kurfürsten  intro- 

duzieren,  ihm  von  allem  ausführliche  Nachricht  erteilen   und  dann  sofort  nach 
Utrecht  reisen,  um  dort  das  ostfriesischo  Werk  abzutun. 


P.  Fuchs  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve 
21./31.  März  1684. 

[Abschluß  des  Allianzvertrages.     Mitteilung  des   Bischofs   von   Straßburg   über  l^u- 

franzosische  Anträge.] 

31.  März  Kr   un(^   v-  Canitz    haben   am   Dienstag   bei   dem   Kurfürsten   Audienz 

gehabt,  in  welcher  er  sich  gleich  von  demselben  verabschiedet  hat.  Nachdem 
an  demselben  Abend  der  Bischof  von  Straßburg  von  dem  Landtage  in  NeuJ 
zurückgekehrt  war,  ist  das  Projekt   mit  größerem  Ernst  vorgenommen  worden. 

J)  S.  oben  S.  852  f. 

-')  Kf.  hatte  schon  26.  Januar/ [5.  Februar]  1684  F.  angezeigt,  daß  er  v.  Canitz 
nach  Cöln  schicken  werde,  der  dort  nach  seiner  Abreise  subsistieren  und  die  negotii 
publica  beobachten  solle. 


Abschluß  des  Allianzvertrages.    Neue  französische  Anträge.  889 

Man  hat  K.  cölnischerseits  gutgefunden,  einen  förmlichen  Traktat ')  zu  machen, 
das  erste  Projekt  und  die  beiden  articuli  secreti  sind  unverändert  gelassen,  es 
sind  aber  3  Separatartikel  gemacht  worden,  der  erste  enthält  die  Änderungen 
inbetreff  der  zu  stellenden  Truppen,  der  zweite  handelt  von  dem  zu  treffenden 
näheren  Konzert,  in  dem  dritten  ist  die  Erinnerung  des  Kf.  wegen  des  nordischen 
Wesens  beobachtet  worden.  Was  zu  Ende  desselben  von  dem  holländischen 
angehängt  worden,  ist  auch  von  den  K.  Cölnischen  urgiert  worden,  die  sich 
sehr  bemüht  haben,  ihn  darin  zu  einem  spezialen  Engagement  zu  bringen,  es 
enthält  aber  nichts  Verbindliches,  sondern  Kf.  behält  noch  zur  Zeit  freie  Hände. 
Er  ist  darin  am  so  behutsamer  gewesen,  weil  es  nicht  genug  sein  wird,  mit 
K.  Coln  deshalb  mesures  zu  nehmen,  wenn  nicht  Frankreich  dieselben  mit 
genehm  hält  und  ratifiziert. 

Nachdem  alles  ajustiert,  ist  Mittwoch  Abend  der  Vertrag  unterschrieben 
worden,  darauf  ist  er  Donnerstag  früh  abgereist. 

P.  S.  Mittwoch  früh  kam2)  der  Bischof  von  Straßburg  zu  ihm  und  teilte 
ihm  mit,  der  König  von  Frankreich  habe  ihm  angezeigt,  er  wolle,  da  die 
meisten  im  Staat  den  Krieg  beabsichtigten,  entweder  eine  vollkommene  Armee 
ins  K.  Colnische  schicken,  oder  die  K.  cölnische  Armee  durch  4000  Mann  ver- 
stärken,  diese  sollte  dann  im  Fall  der  Ruptur  gegen  den  Staat  zu  Felde  ziehen, 
nnd  er  fragte  ihn,  was  er  meine,  daß  dabei  zu  tun  sei.  Er  hat  geantwortet, 
er  könnte  darüber  nicht  seine  Meinung  sagen,  ehe  er  des  Kf.  Gedanken  darüber 
wüßte.  Soviel  ihm  diese  vorhin  bekannt  wären  und  er  den  Zustand  der  Sachen 
begriffe,  könnte  er  aus  einer  solchen  Resolution  nichts  Gutes  mutmaßen,  Kf. 
hätte  bisher  sein  äußerstes  getan,  um  die  französischen  Armeen  aus  Deutschland 
fern  zu  halten,  wenn  aber  dieses  geschehe,  so  würde  alles  verloren  sein,  er 
müßte  zweifeln,  ob  Kf.  damit  zufrieden  sein  würde,  wenn  solches  ohne  seinen 
Konsens  geschehe.  Der  Bischof  erwiderte,  er  begriffe  das  wohl,  Frankreich  aber 
werde  sich  nicht  an  Remonstrationen  kehren,  man  hätte  ihm  aus  Frankreich 
geschrieben,  daß  Dänemark  und  Kf.  diese  Resolution  approbierten,  und  er  fragte, 
ob,  wenn  man  das  Werk  nicht  ganz  stutzen  könnte,  der  letztere  Vorschlag  nicht 
vorzuziehen  sei.  Er  hat  geantwortet,  allerdings  wäre  dieses  unter  zwei  Übeln 
das  leidlichere,  aber  es  wären  noch  andere  Mittel,  zum  Frieden  zu  kommen. 
Die  Alliierten  hätten  sich  verpflichtet,  zwei  Armeen  von  30000  und  20000  Mann 
parat  zu  halten,  das  Konzert  darüber  könnte  schnell  getroffen  werden,  solche 
50000  Mann  würden  den  Schluß  des  Friedens  machen  können,  dann  bliebe 
das  Werk  in  den  Händen  der  Alliierten.  Der  Bischof  war  damit  einverstanden 
und  beschloß,  noch  an  demselben  Tage  ein  bewegliches  Schreiben  deswegen  an 
den  König  von  Frankreich  abzuschicken,  das  ist  auch  geschehen. 


l)  S.  den  Allianzvertrag  vom  26.  Februar  1684  bei  v.  Mörner,  S.  734ff.;  kurze 
Inhaltsangabe  Pufendorf  XVIU,  §  115  (S.  14920;  v.  Mörner,  S.  453ff. 

*)  Cber  dessen  wahre  Absichten  und  seine  Bemühungen  K.  Coln  zum  Offensiv- 
krieg gegen  Holland  zu  bewegen,  s.  Ennenl,  S.  391  ff 


890  V.  Brandenburg  und  das  Reich  1679—1684. 

Der  Kurfürst  an  Fuchs. 
D.  Collen  29.  März/ [8.  April]  1684. 

[Auf  die  Relation  vom  21. /31.  März.     Billigung  des  Allianztraktates.     Gefährlichkeit 
der  angekündigten  französischen  Truppensendung.] 

8.  April  Es  ist  ihm  lieb,  daß  der  Traktat  vollzogen  worden  ist,  er  wird  ehestens 

die  Ratifikationen1)  desselben  ausfertigen  und  nach  Coln  senden. 

Die  von  dem  König  von  Frankreich  proponierte  Abschick ung  französischer 
Truppen  ins  K.  Cölnische  und  was  der  Bischof  von  Straßburg  deshalb  mit 
ihm  gesprochen,  ist  eine  Sache  von  der  höchsten  Wichtigkeit,  woraus,  falls  sie 
zum  Effekt  kommen  sollte,  viele  schädliche  und  gefährliche  Konsequenzen 
erfolgen  könnten.  Er  will  hoffen,  daß  es  damit  der  Krone  Frankreich  kein 
rechter  Ernst,  sondern  daß  diese  Proposition  nur  geschehen  ist,  um  den  Staat 
von  Abschickung  mehrerer  Truppen  nach  den  spanischen  Niederlanden  abza- 
halten.  Das  Schreiben  des  Bischofs  findet  er  wohl  und  vernünftig  eingerichtet 
auch  er  wird3)  mit  heutiger  Post  Span  heim  befehlen,  die  In  konvenieren, 
welche  aus  dieser  Resolution  entstehen  könnten,  dort  gebührend  vorzustellen. 
Er  ist  sonst  genugsam  versichert,  daß  Spanheim  eine  solche  Erklärung,  als 
wenn  er  ein  solches  Dessein  approbiert  hätte,  nicht  getan  haben  wird,  vermutet 
auch  solches  ebenso  wenig  von  dem  Dänischen. 


>)  Die  Ratifikationen  des  Kf.  sind  Potsdam  2./12.  April  1684  ausgestellt 

*)  S.  oben  S.  503  und  659  f. 


Nachtrag.1) 

Erklärung  [Kurfürst  Max  Emanuels  von  Bayern]  für  den 

churbrandenburgischen  H.  Abgeordneten  von  «Jena. 

Act.  den  5.  Martii  1682. 

T.  Churf.  Durchl.  in  Bayrn,  unser  gnädigster  Herr,  haben  mehren-  5.  März 
teils  Selbsten  in  verstatteter  gnädigster  Audienz  mündlich  vernommen 
und  Ihro  durch  die  zur  weiteren  Conferenz  verordnete  Räte  abgelegte 
untertänigste  Relation  hinterbringen  lassen,  was  I.  Churf.  Durchl.  zu 
Brandenburg  bei  jetzigen  sehr  verwirrten  und  gefahrlichen  Zeiten  zu 
Feststellung  des  lieben  Fried-  und  Ruhestands  im  Rom.  Reich  für  consilia 
führen  und  höchstermelt  Sr.  Churf.  Durchl.  in  Bayrn  darvon  für  vertrau- 
liche Communication  erteilen  wollen. 

Gleichwie  nun  I.  Churf.  Durchl.  in  Bayrn  für  sollich  absonderliche 
Confidenz  und  Synceritet  deroselben  freundvetterlichen  hohen  Dank 
erstatten,  also  könnten  Sie  dem  Herrn  Abgeordneten  wohl  gleichmäßiger 
Vertreulich-  und  Aufrichtigkeit  versichern,  daß  höchstermelt  I.  Churf. 
Durchl.  in  Bayrn  nichts  anders  verlangen,  als  daß  der  Fried-  und  Ruhe- 
stand im  Rom.  Reich  zu  des  gemeinen  Wesens  Nutzen  und  des  Vater- 
lands Conservation  mit  rechtem  guten  Bestand  befestiget  werden  möge, 
darzu  I.  Churf.  Durchl.  in  Bayrn  allerorten,  wo  es  nur  vonnöten  und 
wohl  angelegt  ist,  nachtrucklich  cooperiren  wollen  und  zu  I.  Churf.  Durchl. 
zu  Brandenburg  gleichfalls  das  freundvetterliche  feste  Vertrauen  stellen, 
daß  Sie  als  ein  so  vornehmer  mächtiger  Churfürst  und  hohes  Mitglied 
des  Reichs  zu  eben  solchem  Ende  alle  kräftige  Mitwirkung  anlegen 
werden,  darumben  Sie  hiemit  auf  das  beweglichst   angesucht   werden; 


*)  Zu  S.  827.  Nachträglich  ist  dem  Herausgeber  von  dem  Königl.  Bayerischen 
Staatsarchiv  dieses  dort  befindliche  Konzept  der  G.  v.  Jena  erteilten  Resolution 
zugegangen. 


892 


Nachtrag. 


und  weilen  man  in  dioscr  Intention  zu  Frankfurt  beisammen 
wollen  I.  (fiurf.  Durch  K  in  Bayro  huflen ,  wann  man  nur  ein  mal  mit 
Beilegung  der  bisherigen  [Yäliminar-DiiTerenticn  die  Ilaad  au  difl  Haupt- 
werk selbst  anlegen  will,1)  daß  endlich  dieser  luichrühin liehe  Zweck  der 
I  estatellaog  des  Küm.  Reichs  Fried-  uud  Ruhestands  noch  wohl  m  er- 
halten sein  werde.  Und  I,  (-hurf.  Durch!,  in  IJayrn  verbleibe!)  Ifaixic 
II.  Abgeordneten  dabei  mit  Gnaden  wohl  gewogen**) 


l)  Das  Konzept  haue   hier  noch   folgende  Worte;    „und    hierzu   der  grarieta 
Stand   Bestimmung  sich   versichern  kann,    an  denn:    gleich  wählen    gelegen4, 
Wort«    sind    aber    gestrichelt    und    am    Kunde    mit    ttlej    diu  Worte    beigexri  r 
„Diese  Claus!  dankt  mich   sehr  nriijudicirlich,  wie  ich  die  K.ilioueu  mündlich  uik- 
fchlen  will.41 

■)   Auch    ober    die     Sendung    des    k.  bayerischen     Geistlichen     l: 
[K  Johann  Friedrich  Karg,  welcher  von  Anfang  Juni  bis  Ende  August  l^M  u 
hraudenburgischen  Hofe   sich  aufgehalten  hat,  sind  na<li trftglich  nähere  Mitteilnaf» 
vun    dem    (ieheimeu    Staatsarchiv    in    München    eingegangen,      Karg    wird 
Instruktion    vom    26,  Mai    1684    beauftragt,    dem    Kf,    angesichts    der    Pratensisses 
Frankreichs    auf   Luxemburg    und   der    Belagerung    dieser    Sts< 
Interesse  des  li  eich  es  erfordere,  daß  dein  Vordringen  Frankreich!  von  1; 
entgegengetreten  werde,  das  Ansehen  des  Reicht«,  das  durch  die  früheren  Reuuiaiiea 
geschmälert  sei,  dürfe  keine  neue  Einbuße  erleiden,   Vorschlage   deswegen  rooekta 
durch  die  Reichstags  gesandten  heim  Reichstage  gemacht  werden*     Er  üeflta, 

daß  K.  Hiiyern  für  d^n  Fall  einer  notwendig  werdenden  Abwehr  seine  Truppen  an 
Leefa  zusammenziehe,  Nach  Kargs  Bericht  vom  $»  Juni  antwortet  £f*  in  der  u 
diesem  Tage  demselben  erteilten  Audienz  auf  dessen  dem  entsprechende  Proßoritiaa* 
er  bedauere,  daß  man  nicht  schon  vor  sechs  Wochen  Schritte  deswegen  getan  aal», 
damals  wäre  es  leicht  gewesen,  das  Vordringen  Frankreichs  aafgnhnlten,  j. 
Luxemburg  gefallen  sei,  sei  jedn  tVinühiiiii*  nach  dieser  Seite  vergebens.  Die  nldt* 
Aufgabe  sei  nunmehr  die  Sicherung  der  Rh  ein  grenze,  diese  könne  nur  durch  mM* 
zeitige  Annahme  des  von  Frankreich  angebotenen  Wartens  tili  stand  es  erreicht  werdet* 
mit  Waffengewalt  könne  man  Frankreich  nicht  entgegentreten,  dt- 
dazu  wurden  tu  langsam  vor  sieh  gehen,  das  Risiko  sei  ru  vroß.  Am  4,  M 
berichtet  K,,  er  habe  in  Erfahrung  gebracht,  daß  Kf,  für  den  Fall  de»  Verrietest 
französischer  Truppen  beschlossen  habe,  Truppen  nach  Cell)  und  Coldena  tu  Lege*. 
Kf.  habe  erklärt,  daß  er  „auf  den  Fall  einiger  HosliHt&ten  den  Reich* Satzungen  nni 
seinen  I' dichten  gegen  das  Reich  treu  lieh  nachleben  wolle",  er  sei  au 
auf  die  Universalität  und  Oaranüenmg  des  Waffenstillstandes  soviel  als  megtki 
mitantragen  ra  helfen  und  bei  künftigem  Andringen  fremder  Gewalten  den  fietefc- 
koustitutiouen  und  der  Kxekulionsordriung  treulich  nachzuleben,  Kurfürst  Kit 
Kmanuel  richtete  einschreiben  (d,  Schlclsheimh  4*  Juli  UI&4)  an  Kf..  in  dem  er  ihn 
bat,  falls  der  König  von  Frankreich  Schwierigkeiten  macheu  sollte,  bei  demseJbes 
triftige  uftieia   anzuwenden,   daß  ein   universaler  Waffenstillstand  km  ebtidf 

und   daß   derselbe   kräftigst  garantiert  werde,   und  die  Hoffnung  »u> 
falls  Frankreich  keinen  rechten  Ernst  zeigen  sollte,   mit  anderen  dahin  t» 
werde,  daß  durch  einmütige  ZusainmenseUung  weitere  Tätlichkeiten   gehindert  und 


Resolution  an  G.  v.  Jena.    Berichte  Kargs.  893 


das  Vaterland  gerettet  werde,  und  auch  Karg  erhielt  den  Befehl,  auf  die  Notwendig- 
keit eines  allgemeinen  Waffenstillstandes  fortgesetzt  hinzuweisen  und  anzufragen, 
was  Kf.  zu  tun  gedenke,  wenn  Frankreich  einen  solchen  ablehnen  sollte.  Aber  Kf. 
erwiderte  in  seinem  Antwortschreiben,  es  sei  nicht  die  geringste  Zeit  zu  verlieren, 
um  den  Waffenstillstand  zustande  zu  bringen  und  so  die  von  K.  Bayern  gefürchteten 
Gefahren  zu  verhüten.  Er  hoffe,  daß  Frankreich  seinen  Versicherungen  gemäß  der 
Christenheit  eine  allgemeine  Ruhe  gönnen  werde,  wenn  nur  Spanien  die  im  Haag 
gemachte  Konvention  ratifizieren  werde.  An  sonstigen  auswärtigen  Interessen  dürfe 
der  Waffenstillstand  zwischen  dem  Reich  und  Frankreich  nicht  accrochiert  werden. 
Ähnlich  wurde  Karg  beschieden.  Am  1.  August  meldet  er,  er  sei  überzeugt,  daß 
Kf.,  sobald  Frankreich  irgend  welche  Schwierigkeiten  mache,  auf  die  Universalität 
des  Waffenstillstandes  verzichten  werde,  und  am  5.  August,  Kf.  habe  ihm  geantwortet, 
Frankreich  wünsche  noch  immer  einen  allgemeinen  Waffenstillstand,  nur  wolle  es  die 
Bedenkzeit  nicht  verlängern,  er  habe  v.  Jena  instruiert,  für  die  Generalität  des 
Waffenstillstandes  zu  votieren,  mehr  jedoch  als  an  der  Generalität  desselben  sei  au 
der  Ruhe  des  Reiches  gelegen.  Schon  am  7.  Juli  hatte  er  berichtet,  Kf.  sei  nicht 
geneigt,  Frankreich  gegenüber  die  Universalität  des  Waffenstillstandes  auch  für 
Italien  zu  beanspruchen,  derselbe  habe  geäußert,  man  könne  ruhig  Frankreich  gegen 
die  italienischen  Fürsten  und  gegen  die  Republik  Venedig  operieren  lassen,  Italien 
sei  noch  stets  „das  Grab  Frankreichs**  gewesen.  Doch  schreibt  er  am  11.  August: 
„Ich  finde  ein  für  allemal,  daß  S.  Churf.  Durchl.  für  Ihre  höchste  Person  durch  eil- 
fertige Schließung  des  Stillstands  sich  von  dem  französischen  Engagement,  insoweit 
es  des  Rom.  Reiches  Wohlfart  künftighin  schaden  kann,  gern  entbinden  möchten", 
und  am  19.  August,  er  sei  überzeugt,  daß  Kf.  sich  mit  dem  Hause  ßraunschwcig 
und  anderen  wohlgesinnten  armierten  Potenzen  wider  Frankreich  hervorzutun  gedenke, 
wenn  dieses  den  Waffenstillstand  ablehne.  Kf.  habe  selbst  gesagt,  daß  er,  „als  ein 
teutscher  Ghurfürst  Ihre  und  des  Rom.  Reichs  Libertät  von  der  Cron  Frankreich 
nicht  wollten  zu  Boden  richten  lassen,  wie  Sie  denn  dem  H.  Rebenac  deshalben 
eine  Lection  geben  lassen  und  einen  sehr  herben  Brief  in  Frankreich  geschrieben, 
auch  den  Herrn  Feldmarschallen  Dörffling  (der  nichts  anders  wünscht,  als  seinen 
Degen  noch  einmal  wider  die  Franzosen  zu  brauchen)  befohlen  habeu,  mit  Ihro 
hinaus  aufs  Land  zu  reisen,  damit  Sie  zur  bequemen  Zeit  sich  mit  ihm  weitläufig 
unterreden  könnten",  doch  werde  sich  Kf.  wohl  gegen  den  Kaiser  und  K.  Bayern 
nicht  so  positiv  herauslassen,  da  er  jetzt  lieber  den  Stillstand  als  den  Krieg  mit 
Frankreich  befördert  sehe.  In  dem  Bericht  vom  17.  August  erörtert  K.  die  Ursachen 
der  Erfolglosigkeit  seiner  Negotiation  und  führt  als  solche  an  den  Einfluß  der  Kur- 
fürst in,  der  nicht  nur  große  Präsente  aus  Frankreich  und  deren  Kindern  die 
französischen  Subsidien  völlig  zukämen,  sondern  die  auch  durch  eine  gewisse  Frau 
„gleichsam  bezaubert  und  zu  allem  eingeführt"  werde,  sowie  der  beiden  von  Frank- 
reich bestochenen  Minister  Meinders  und  Fuchs,  mit  denen  allein  alle  auswärtigen 
Reichssachen  in  höchstem  Geheim  vorgenommen  würden,  und  den  Widerwillen  gegen 
das  Erzhaus  Österreich,  der  sich  so  tief  eingewurzelt  habe,  daß  man  noch  zu  der 
Zeit,  als  er  hieher  gekommen,  von  dem  Kaiser  kaum  etwas  habe  melden  dürfen. 


Personenverzeichnis. 


Adoffski,  Jakob,  russischer  Gesandter  314. 

,  Mikita,  rassischer  Gesandter  314. 

y.  Ahlefeldt,  Detlev,  dänischer  Gesandter 

457.  537-540.  544.  554.  562.  568. 
— ,  Friedrich,    dänischer    Reichskanzler 

550.  554.  556. 557. 560—566, 568—576. 

578.  580—583.  589.  593-597.  601. 602. 

604.  622.  623.  627.  628.  631.  637.  640. 

642.  649-651.  653.  654.  656.  662-664. 

682—685.  687—690. 
Akakia,  französischer  Agent  93.  191.  198. 
Albertini,  Danziger  Sekretär  229.  241. 
Almasow,  Symeon,  russischer  Gesandter 

266.  267.  288.  292.  323—330. 
Altheim,  Graf,  kaiserlicher  Gesandter  431. 
Amerongen,    niederländischer    Gesandter 

379.  382.  456.  457.  459.  461.  602.  610. 

614.  621.  635.  880. 
Anhalt,  Fürst  v.,  Johann  Georg  79.  309. 

328.    477.    478.   516.    633.   642.   770. 

840—842.  845.  846. 
Anspach,  Markgraf  von,  Johann  Friedrich 

820. 
Arcziszewski,  Hofjunker  262.  263. 
d'Arcy,  Marquis,  französischer  Gesandter 

433.  509.  607.  645. 
d'Arquien,  Marquis,  Henri  55.  205.  224. 

,  Marie  Anne  70.  195. 

Astawic,  Iwan,   russischer  Geh.  Rat  278. 
d'Avaux,   Graf,    französischer    Gesandter 

382.  452.  466.  472.  497.  776.  777.  780. 

Babinin,  russischer  Kanzler  283. 
ßakowski,  Ignatius,  Woiwode  von  Pomme- 

rcllen  (Marienburg)  9.  26.  82. 88.  89. 97. 

100.  102.  114.  123.  137.  141.  142.  150. 

151.  155.  160.  166.  194.  222.  236. 


Ballati,  hannoverscher  Gesandter  502. 506. 
513.  522. 

Balthasar,  österreichischer  Reichstags- 
gesandter 723. 

Bamberg,  Bischof  v.,  Peter  Philipp 
v.  Dernbach  757. 

Banz,  Abt  v.,  Otto  della  Porta,  kaiser- 
licher Gesandter  707. 

ßarthelssen,  Joris,  Schiffskapitän  393. 

Basin,  französischer  Sekretär  511. 

ßattoni,  kaiserlicher  Gesandter  300. 

Bayern,  Kurfürst  v.,  Max  Emanuel  375. 
399.  633.  695.  698.  704.  710.  711.  732. 
745.  758.  759.  769.  781.  803.  825—833. 
846.  851.  854.  855.  891—893. 

,  Herzog  Maximilian  Philipp  707. 

,  Prinz  Clemens  827. 

— ,  Prinzessin  Violante  827. 

Beaulieu,  polnischer  Oberst  16.  25.  26. 
166.  191.  194.  200. 

,  der  Jüngere  186. 

1   Beauvais,    Bischof  v.,    französischer   Ge- 
sandter 410. 

Beck,  Agent  377.  385. 

BenckendorfT,  Resident  154.  164. 178. 186. 

Benkendorf,  polnischer  Kapitän  186. 

Bentheim,  Graf  v.,  865. 

Berka,  Graf,  kaiserlicher  Gesandter  574. 
575.  593. 

Berlepsch,  v.,  Generalmajor  711. 

Berns,  kurländischer  Edelmann  106. 

v.  Bernstorff,  lüneburgischer  Geheimer  Rat 
871.  872. 

Berrenbauer,  Johann  Heinrich  199. 

Bertram,  k.  mainzischer  Kanzler  794.  801. 

ßethune,  Marquis,  französischer  Gesandter 
i       6-8.  11-13.  16. 18. 75.  108. 125-127. 


896 


Personenverzeichnis. 


137.  140.  162.  164.  167.  168.  195.  197. 

199.  200.  205.  210.  212—219.  225.  239. 

241.  321.  386.  439. 
Reutlingen,    Conrad,    Bürgermeister   von 

Amsterdam  497.  870.  882. 
ßeveroing,  Hieronymus,  holländischer  Ge- 
sandter 207. 
Bidal,  franzosischer  Resident  366.  541. 
Bielke,  schwedischer  Gesandter  356.  365. 

,  dänischer  Vizeadmiral  542. 

Biermann  (v.  Ehrenschild),  dänischer  Ge- 
heimer Rat   408.  463.  464.  472.  535. 

556.  575.  576.  578.  580.  581.  583.  592. 

597.  601.  603.  605—618.  620.  621.  627. 

629.  637.  656.  664.  668-676.  682—685. 
Bilinski,    polnischer   Reichsschwertträger, 

Starost  von  Marienburg  26.  31.  34.  39. 
Bistram,  preußischer  Landbote  66. 
Bizinski   162. 
Blaspeil,  Werner  Wilhelm,  Geheimer  Rat 

3.  36.  43.  207.  356. 
Blenac,  Graf,  französischer  Gouverneur  in 

Indien  397. 
Blenck,  Philipp  Pieterßen,  Schiffskapitän 

393. 
v.  Blumenthal,  Karl  Kaspar,  Geheimer  Rat 

43.   191». 
Bohush,    Basilius,    russischer    Gesandter 

256—259.  262. 
v.   Borck,     Achatius,      Hauptmann      von 

Pr.-Holland  269.  270. 
v.  Borentin,  Kammcrjunker  275. 
v.  Bornstädt,  neumärkischer  Regierungsrat 

249.  250. 
ßorowski,  polnischer  U.  Stallmeister  26. 
v.  Börstel,  Oberst  289. 
v.Bose,  k. sächsischer  Kammerdirektor  853. 
Brand,  polnischer  Kapitän   186. 
v.  Brand,  Johann  Arnhold,  Hofjunker  273. 
Brandenburg,  Kurfürst  v.,  Friedrich  Wil- 
helm 1—893. 

,  Kurfürstin  Dorothea  348. 

,  Kurprinz  Karl  Emil   19—21.  23.  24. 

27—31.  33—36.  41.  44.  46.  48.  58.  281. 
,   Kurprinz   Friedrich    125.   309.    328. 

456.  651. 
,  Prinz  Ludwig  404.  406.  408. 


Brandenburg,  Prinz  Philipp  Wilhelm  354. 

,  Kurfürstin  Elisabeth  Charlotte  149. 

v.  Brandt,  Christoph,  neumärk.  Kanzler 
531.  535.  536.  541.  542.  543.  54'». 
546.  548—557.  593. 

,  Eusebius,  Kammerjunker  21. 

,  Friedrich,  Resident  324.  405.  407. 

409.  462.  531.  535.  536.  542.  545.  54*. 
558—575.  579.  581.  587—589.  59*1* 

604.  622—627.  649—666.  677.  690. 
Branicki,  polnischer  Oberst  171.  186. 
Braunschweig  -  Celle,    Herzog   v.,    Georg 

Wilhelm  222.  345.  396.  425.  433.  441. 

445.  448.  453.  455.  470.  497.  505.511. 

541.  542.  546—549.  582.  597.  ÖÖ.  m. 

660.  803.  859.  866.  870.  877. 
— ,  Prinzessin  Sophie  Dorothea  445. 
,  Hannover,  Herzog  v.,  Johann  Friedrich 

25.  142.  399.  453.  466.  497.  5««. 
— ,  Bischof  von  Osnabrück,  Herzog  von 

Hannover,  Ernst  August  142.  425.  445. 

522-524.  569.  584.  644.  661.  740.  750. 

837.    838.   860.    862.   866.   870.  87S. 

887. 
— ,  Herzogin  von,  Sophie  871. 

,  Prinz  Georg  Ludwig  445. 

,  Prinzessin  Sophie  Charlotte  C5I. 

,  v.  Wolfenbüttel,    Herzog  v.,  Rudulf 

August  396.  399.   603.   608.  «59.  877. 
v.   Breitenau,     Christoph     Geutz,    u!d«?n- 

burgischer  Kauzler  859.  864. 
Breza,  Constantin,  Starost  von  Nowid*«»r 

23.  94.   103.  106.  111.  123-12»;.  I**. 

132—134.    137.    156.    157.    17»:.    1.1 

195.    196.    199—201.    215—217.   :»34. 

241.  282. 
Brunetti,  Abt  183. 
v.  Buch,  Kamraerjunker  847. 
v.  Buchwald,  Gosche,  dänischer  Gesandter 

430.    431.    535.    568.    570.   575-578. 

582.  587.  588.  593. 
Buonvisi,  päpstlicher  Nuntius  36.  22**. 
Burchard,  eichstädtischer  nofrat  7S7. 
v.  Burckersrode,   k.  sächsischer  Gesandter 

591. 
Burowski,  Starost  von  Graudenz  166. 
v.  d.  Busche,    Clamor,     ravensberipscItT 


Personenverzeichnis. 


897 


Amtekammerrat    439.    440.    592.   594. 

699.  857—865. 
Butendach,  Halberstädtischer  Vizekanzler 

720. 
Büttner,  preußischer  Kammermeister  100. 

112.  151.  156.  296. 
Buturlin,  russischer  Gesandter  233. 
du  Buy,  polnischer  Generalmajor,  Starost 

von  Drabeim  26.  39. 

v.  Canitz,  Friedrich,  Hof-  und  Legationsrat 

251.  446.  508.  697.  814—824.  888. 
v.  Canstein,  Raban,  Geheimer  Rat  3. 36. 44. 
Caprara,  Albert,  Graf  47. 
Carlson,  Graf  219. 
Castel,  Graf  795. 

de  Ia  Cave,  Piere,  Generalmajor  321. 
de  Chamilly,  französischer  General  380. 
Chandrzynski,  polnischer  Kommissar  69. 84. 
Chitrow,  Iwan,  russischer  Feldherr  284. 
Chmelnicki,  Kosak enhetman  322. 
Choinacki,  polnischer  Offizier  169. 
Chorongeow      (Chorangic),      Alexander, 

russischer  Pristaf  276. 
Chowanski  (Gawanski),  russischer  Feldherr 

293.  299.  304. 
Chwalkowski    112.    147.    177.    189.    192. 

194-197.  200.  218—220.  226.  237. 
Colbert,  französischer  Minister  338.  344. 

364.    381.    382.    386.    388.    393.    395. 

439. 
Colbert  -  Croissy,    französischer    Minister 

335.  336.  343.  380. 387-395. 404-420. 

425-457.    461-526.    564.    566.    588. 

594.  710. 
Coln,  Kurfürst  von,   Maximilian  Heinrich 

375.  380.  381.  498.  500.  502—509.  609. 

634.  637.  638.  652.  658—660.  663.  666. 

676.  686—700.  710.  712.  778.  781.  792. 

793.    796-798.    801.    813.    814.    818. 

821-823.  836.  859.  866—869.  874  bis 

890. 
Cölsch,  Wilhelm,  Sekretär  523. 
Conde,   Prinz    Louis   4.  25.  31.  32.  35. 

48.  51.  53.  55.  57.  59.  61.  385.  388. 
Conti,  Prinz  Louis  Armand  48.  53.  56. 57. 
Coronini,  Pater  39. 
Corvey,  Abt  von  865.  883. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX. 


I   Cramp rieht,  kaiserlicher  Resident  519. 
I   Crequi,  französischer  Marschall  342.  346. 
!       511.  513.  514.  782. 
i   v.  Crockow,    Ernst,   pommerscher   Regie- 
, ,     rungsrat  72. 

I  ,  Lorenz  Georg,  Gebeimer  Rat  46.  47. 

59.  76.  78.   132.    171.  251.  329.  530. 
|       535.  545  -547.  549—551.  593.  751 .  863. 

du  Cros,  dänischer  Gesandter  656. 

i 

.  Croy,  Herzog  von,Ernst  Bogislav,  Statthalter 

|  von  Preußen  68.  69. 88.  93. 1 13. 1 19. 1 53. 

i  172.  174.  188.  189.  294.  296.  310.  318. 

j  Czarnecki,    polnischer   Feldschrciber   78. 

[  124.  126.  129.  130. 

!  Czartoryski,  Florian,  Erzbischof  von  Gnesen 

|  22.  37.  39.  59. 

i  ,    Fürst,    Woiwode    von    Wolhynien 

!  140.  225. 

I  Da.browski,  polnischer  Kapitän  186. 

Damerau,  Bedienter  330. 
!  Dänemark,  König  von,  Christian  V.  9.  86. 
j  89.  97.  117.  119.  157.  167.  203.  324. 
i  343.  344.  371—373.  426.  427.  429. 
!  430.  435.  437.  438.  441.  445.  446.  448. 
|  455.  461.  465.  470.  471.  474.  499.  518. 
'  520.  523.  525.  529—690.  709.  750.  754. 
756.  782.  815.  846.  853.  857—866.  868. 
!       876.  880.  881.  886. 

i   ,  Königin  Charlotte  Amalie  582.  682. 

j  ,  Prinz  Georg  42.  45.  48.  52—54.  56. 

57.  60-62.  466.  587.  631. 

Dem  ml  er,   ehemaliger  Prediger   125.  138. 

v.  Derfflinger    (Dörffling),    Georg,    Feld- 
marschall 326.  540.  845.  893. 

Desminieres,  französischer  Gesandter  590. 
1  v.  Diest,  Friedrich  Wilhelm,  clevischer 
i       Regierungsrat  440.  514.  593.  643.  799. 

863.  880. 
>   Dircksen,  Laurentz,  Schiffskapitän  393. 
,   Dolgorucki,  russischer  General  312.  314. 

Domnin,  russischer  Gesandter  266.  288. 
'.  Dönhoff,  Friedrich,  Graf,  Oberst  21.  45. 
|       261.  262.  272. 

'  ,  Theodor,  Oberkämmerer  109. 

;  ,  Wladislaus,  Oberkämmerer,  Woiwode 

|       von  Pommerellen  26.  31.  47.  166.  168. 
I       194.  222.  236.  243. 

57 


898 


Personenverzeichnis. 


Dörffler,  schwedischer  Resident  143.  212. 

y.  Dörffling,  s.  Derfflinger. 

Dorohuwitz  198. 

Doroszenko,  Kosakenhetman  284.  288. 

Dreher,  Sachsen -gothaischer  Reichstags- 
gesandter 714. 

Drzezinski,  Landbote  112. 

Dücker,  k.  cölnischer  Rat  798.  817.  818. 
820.  822.  878.  880.  881.  884. 

Dzialynski,  Woiwode  von  Marienburg 
142.  166. 

v.  Ehrenschild,  s.  Biermann. 

Eichstädt,  Bischof  von,  Marquard  Schenk 

von  Castell,  kaiserl.  Prinzipalkommissar 

auf  dem  Reichstage  709.  719.  768.  778. 
Enghien,  Herzog  von,  Heinrich  25.  53. 
England,  König  von,  Karl  II.  9.  89.  107. 

269.  270.  384.  457.  715—718.  720.  778. 
— ,  Prinzessin  Anna  466. 
Ente,  cellischer  Generalmajor  542. 
Escheubrücher,  Tilman,   Berliner  Bürger 

271. 
d'Espence,  Beauvau,  Graf  138.  333—335. 

342.    343.    346.    348—350.   360.   363. 

364.  368.  378.  380-387.  389.  392. 
Eutin,  Bischof  von,  August  Friedrich  von 

Holstein  662. 

Fagel,  holländischer  Ratspensionär  432. 
449.  452.  861). 

Kehr,  Rat  43.   194. 

Fersen,  schwedischer  Feldmarschall  13.  15. 

Feuquieres,  Marquis,  französischer  Ge- 
sandter 78.  203.  433. 

v.  Fleming,  Heinrich,  Oberst  99.  100. 

Forbin-Janson,  Bischf  von  Marseille,  fran- 
zösischer Gesandter  4—7.  11  —  13.  51. 
53.  58-63.  67.  71.  75.  76.  79.  95.  148. 

Foucht',  französischer  Resident  742.  794. 
823. 

Francke,  polnischer  Oberstleutnant  186. 

,  Danziger  Syndikus  77. 

Frankreich,  König  von,  Franz  I.  372. 

,  Ludwig  XIV.  5—15.  18.  40.  51.  243. 

269.  270.  333—526.  530—532.  534. 
538-540.  544.  549.  557.  564.  573. 
603.  612.  617.  622.  650.  656.  659.  CS2. 


681.  686.  688.  689.  693.  694.  698.699. 

703.  712.  715—718.  720.  726—729.731. 

742.  746.  749.  751.  753.  759.  76a  787. 

791.  793—797.  809.  823.  825.  829.  832. 

840.    843.    847.    849—852.   855.  856. 

858—861.   865.    868.    873.   876.  879. 

880.  886.  889.  890. 
— ,  Konigin  Maria  Theresia  385. 388. 416. 
— ,  Dauphin,  Ludwig  385.  388. 
,  Dauphine,    Maria    Anna    Christine 

v.  Bayern  385.  388.  441. 
Freudemann  400.  619. 
Frischmann,  franzosischer  Resident  787. 
Fromont   (Formund),    Bankier    100.  112. 

167.  391. 
Fuchs,    Paul,    Geheimer  Sekretär,  später 

Geheimer  Rat  151.  205.  329.  333.  334. 

340.  342.  348.  350.  353.  368.  369. 3& 

401.  426.  427.  439.  443.  450.  457.  4«. 

467.  468.  475.  497—503.  515.  525.  532. 

535.  576—584.  589.  593.  601.  606-615. 

617.    621.    635.    642.    643.   655-tö7. 

659.  665.  668—676.  683.  685.  700. 74«. 

773.  807.  812.  826.  829.  843.  847.  84$. 

855.  866—890. 
Fürstenberg,    Wilhelm,    Cölner   Domherr 

367  (s.  Bischof  von  Straßburg). 

,  Salzburger  Domdechant  864. 

,  Felix  Egon,  s.  Murbach. 

Gabel,    dänischer    Gesandter    146.    18i'. 

309—311.    313.    317.    477.    510.   535. 

593.    605—617.    624.    650—652.   föl. 

658.  661.  666.  668.  674. 
Galecki,  Starost  von  Bromberg  41.  43.  5$. 

107.  129.  131.  133—135.  ISO.  IUI.  1*7. 

201.  211. 
de  la  Gardie,  Magnus,  schwedischer  Rfioh*- 

kanzler  603. 
Gawanski,  s.  Chowanski. 
Gembicki,  Bischof  von  Cujavien  59.  Gl. 

,  Kastellan  von  Roggenhausen  56. 

Georgi,  Kanzleibeamter  294.  296.  307. 31t*. 

Gerret,  Leutnant  164. 

v.  Gersdorff,  k.  sächsischer  Geheimer  Rit 

741.  834.  836—839.  848. 
v.  Giese,    Bernhard,     pfalzneubunrischer 

Kaiumerrat  40.  47.  49.  51. 


Personen  Verzeichnis. 


899 


Gilgutt,  Landbote  213.  231. 

Gioe,  dänischer  Gesandter  189—192.221. 
298.  300.  305.  312. 

y.  Gladebeck,  Bodo,  Geheimer  Rat  1 18.  309. 

Gninski,  Johann,  Woiwode  von  Culm  9. 
26.  39.  83.  102.  122.  123. 132.  149.  ?84. 

de  Goes,  Bischof  von  Gurk  207.  730. 

v.  Goldstein,  Heinrich  Theobald,  pfalz- 
neuburgischer  Kämmerer  40.  49. 

v.  d.  Goltz,  Joachim  Rüdiger,  General- 
leutnant 31.  111.  178.  837. 

,  Major,  Oberküchenmeister  der  polni- 
schen Königin  78. 

,  Wilhelm,  Rittmeister  111.  125. 

,  preußischer  Hofmarschall  191*. 

Goltz,  Berliner  Ratsherr  257. 

Gören,  Oberwachtmeister  543. 

v.  Görtzke,  Joachim  Ernst,  Generalleutnant 
214.  220.  222. 

Grafenthal,  schwedischer  Gesandter  367. 
848. 

Grana,  Marquis  de,  Statthalter  der  spani- 
schen Niederlande  869. 

Gratta,  polnischer  Postmeister  154. 

Griffenfeld,  dänischer  Reichskanzler  556. 

v.  d.  Groben,  Georg  Heinrich,  Hauptmann 
von  Marienwerder  89.  138.  139. 

,  Oberstleutnant  168. 

Gross,  russischer  Dolmetscher  302.  308. 

v.  Grote,  hannoverscher  Gesandter  497. 
506.  508.  543.  547.  548.  621.  631. 
632.  634.  635.  637.  639.  640.  641.  643. 
646.  647.  650—652.  656.  667—676.  680. 
687.  690.  800.  851.  886.  880.  883. 

v.  Grumbckow,  Oberst  326.  328. 

Grudzynski,  Woiwode  von  Rawa  194. 

Grzymultowski,  Kastellan  von  Posen  39. 
57.  61.  63.  64.  66.  80.  86.  93.  101. 
128.  129.  131.  133.  137.  146.  149.  154. 
157.  160.  162.  166—169.  171.  175.  176. 
179.  180.  187.  190.  194.  195—200.  241. 

v.  Guericke,  Otto,  brandenburgischer  Re- 
sident 552.  624. 

Gukrov  (Chytrov),  Bogdan,  russischer  Bojar 
305. 

Güldenlöw,  Statthalter  von  Norwegen  571. 
572.  575.  578.  580.  583.  677.  682-685. 


Güldenstern,  Starost  von  Stubm  26. 
Güldenstolp,  schwedischer  Gesandter  581. 
Gurszynski,  Johann,  Starost  von  Stargard 

14.  24.  26.   165.   167.   173—177.   181. 

184.  185.  222. 
Gurzynski,  großpolnischer  Landböte  103. 

129.  157. 
Gyllenstierna,  schwedischer  Minister  529. 

531.  557. 

Hacki,  Michael,  Abt  vonColbatz  103—105. 

108.  117.  160.  163.  164. 
Hahn,    dänischer    Oberjägermeister    536. 

537.  556.  557. 
Halbach,  Oberstleutnant  168. 
v.  Hammerstein,  cellischer  Gesandter  542. 

872. 
Handorff,  Leutnant  83. 
Hannenko,  Kosakenhetman  322. 
d'Harcy,  französischer  Gesandter  478. 
Harlay,  französisch.  Gesandter  800. 8 1 3. 82 1 . 
v.  Haugwitz,  k.  sächsischer  Obermarschall 

584.  837-839.  848. 
v.  Hazthausen,  dänischer  Oberstallmeister 

176.  583.  628.  645—648.  656.  683.  685. 
de  la  Haye,  französischer  Gesandter  745. 
Hebdon,  John,  englischer  Gesandter  310. 

312.  317. 
Heidekampf,  Christian,  Geheimer  Kämmerer 

156.  272.  292.  293.  296.  368. 
v.  Heimburg,  wolfenbüttelscber  Geheimer 

Rat  543.  551. 
Henniges,  Gesandtschaftssekretär  697. 
Herberstein,    Graf,    kaiserlicher    Landes- 
hauptmann in  Glogau  196. 
Herward,  Baron,  kaiserlicher  Gesandter  1 24. 
Hesse,    Agent   267.  292.  293.  297.  298. 

302-322. 
Hessen -Kassel,  Landgraf  von,  Karl  505. 

573.  590.  607.  660.  803.  852.  888. 
Hippel,  Sekretär  264. 
Hoeg  (Heug),   dänischer  Gesandter  389. 

405.    409.    410.    412.   418.    419.    564. 

568.  571. 
v.  Hohndorf,   Kaspar,    Oberst  9.  69.  83. 

84.  88.  210. 
Holstein- Gottorf,   Herzog  von,  Christian 

Albrecht  349.  429.  440.  445.  557.  571. 


900 


Personenverzeichnis. 


574.    51>7.    617.    626.    647.    667.    671. 

673—686.  690.  756.  788.  854. 
Holstein-Ploen,  Herzog  von,  Johann  Adolf 

541.  543.  548.  741. 
Homburg,    Landgraf  von,   Friedrich   182. 

188.  198. 
Hörn,  Bengt,  schwedischer  Feldmarschall 

15.  168.  169. 

,  Heinrich,  schwedischer  Feldmarschall 

16.  206.    210.    213.    215.    221.    225. 
229—232. 

v.  Hoverbeck,   Johann,  Geheimer  Rat   4. 

8-10.  12.  14.  21-26.  34.  35.  39.  41. 

42.  44.  47.  51.  53—67.  69—79.  91—97. 

i)9.  104.  106-114.  120—126.  128—150. 

152—158.  167.  170.  178-194.  206  bis 

208.    211-215.    217—243.    250.    252. 

254.  255.  200.  264.  287.  288.  386.  442. 
— ,  der  jüngere  570. 

Ugen,  Rüdiger,  Sekretär  334.  335.  378. 

380-382.  384—387. 
Isebrandt,  polnischer  Kapitän  168.  171.186. 
Iwanow,  Larion,  russischer  Minister  311. 

313.  318. 

Jablonowski,  Stanislaus  Johann,  Woiwode 

von    Reußen,    K.  U.  Feldherr  26.   138. 

1311.  145—147.  158.  WO.  205.  231. 
Jasocki,  Landbote  111. 
v.  Jena,  Friedrich,  Geheimer  Rat  88.  227. 

31(J.    325.    329.    336.    353.    395—403. 

417.  6%.  703.  834.  838.  839. 
,  Gottfried,    Reichstagsgesandter  349. 

389.  402.  403.  433.  456.  461.  521.  696. 

698.  702—790.  794.  825—828. 
Jensen,  dänischer  Kanzler  594. 
Jesseu,  dänischer  Kammersekretär  561. 
Johannes,  Franziskauermönch  172. 

,  Pater  112. 

Jodoci,  Reichshofrat  880. 

Joyeuse,  Marquis  de,  französischer  General 

786. 
Juel,  Jeus,  dänischer  Geheimer  Rat  575.578. 

Kaiser,  Karl  V.  372. 

,  Leopold   9.  37.  52.  76.  89.  92.  133. 

144.  118.  170.  195.  197.  198.  203.  236. 


242.  253.  270.  281.  343.  355.  357. 3S7. 

381.  421.  427.  431.  439.  440.  445. 452. 

457.  458.  475.  513.  514.  523.  539. 590. 

607—609.    650.    681.    694— 700.  7(4. 

717.  742.  753.  754.  768—770.  774.  77& 

782.   806.    807.    840—843.    845-847. 

849—852.  854.  855.  872. 
v.  Kalckstein,  Oberst  83. 
v.  Kanitz,  s.  Canitz. 
Karpowic,  Gregor,  russischer  Reicbskiniler 

278.  280.  282.  283. 
Keller,  holländischer  Agent  310.  317. 
Kiewski,  polnischer  Kapitän  186. 
v.  Kleist,  bayerischer  Geheimer  Rat  1"7. 

110.  826. 
Klenk,    Conrad,    holländischer  Gesandter 

297.  302.  305.  317. 
Klokotzki,    Plotzischer    Landfähnrich  70. 

238. 
v.  d.  Knesebeck,  Geheimer  Rat  173.  177. 

315.  703. 
v.  Knobelsdorff,  Oberstleutnant  ISO.  19i 
Koch,  schwedischer  Kaufmann  317.  31 S, 
Königsmarck,  Graf,  schwedischer  General- 
leutnant 206.  240.  631. 
Koop,  Graf,  kaiserlicher  Generalfeldxeug- 

meister  132. 
Koppen,  Geheimer  Rat  36.  309.  7Uo. 
v.  Körbitz,  dänischer  Reichsmarschall  .V"*'. 

556. 
Korszeniewski,  Starost   von  Kosteu   114. 

122.    127-129.    134.     137.    149.    1>. 

196.  197. 
Korycki,  polnischer  Generalmajor.  l'mer- 

käinmercr  von  Culm  26.  48.  Iu2. 
Koslowski,  Jurist  163.   165. 
Kotowicz,   Andreas,   Kastellan  von  Wülj 

78. 
Krasinski,  Albrecht,  Woiwode  von  Masoüen 

199. 

,  Johann,  K.  Referendarius  167.  r.'v. 

Krohn,  Kapitän  83.  84. 

Krzycki,  Unterkämmerer  von  Kaiisch  ;>'.'. 

61.    103.    111.     112.     123— Il\*>.    I-".'. 

132—134.    149—151.     156.     1  Tt>.    ltf. 

201.  216.  217.  234. 
,  Unterkämmerer  von  Posen  80. 


Personenverzeichnis. 


901 


Kurland,  Herzog  von,  Jacob  15.  191.  192. 

198.    203.   206.   210.    249.    259.    263. 

274.  306. 
,  Prinz  Ferdinand  328. 

I*amberg,    Graf,    kaiserlicher    Gesandter 

474.  476.  516.  593.  621.  734.  823.  839. 

841. 
Lange,  Futter marschall  322. 
v.  Ledebur,  Jan,  Drost  von  Petershagen 

859. 
v.  Lehndorf,  Legationsmarschall  97. 
Leide!,  bayerischer  Vi*ek;.  827. 

Lemra ermann    Hamburger  Ratsherr  552. 
v.  Leute,  dänischer  Gesandter   652.  858. 

873,  877    879.  884. 
Lesczyuaki,Johaon,polnischerK.G.Kanzler, 

VVoiwode  von  Erakau  21.  39. 50.  79—82. 

86.  90.  91.  93.  94.  101.  103.  109.  111. 

123.  128.  131.  133.  156.  157.  160.  161. 

163.  166.  170.  175.  176.  191.  194.  196. 

197.  201.  216.  260. 

,  Starost  von  Fraustadt  94.  134.  147. 

Liliehoeck,    Andreas,    schwedischer    Ge- 
sandter 6— 9.  12. 13.  74—77.  80.85—87. 

89.  93.  112.  117.  119.   158—  IM.   162. 

163.    166.    177.    178.    183—185.    220. 

231.  236.  321. 
Liliencron,  dänischer  Gesandter  421.  453. 

574.  575.  577.  590.  592. 
Lilierodt,  schwedischer  Gesandter  400.  408. 

410.  432.  511. 
Lincker,  dänischer  Gesandter   535.    5G2. 

568. 
Lisola,  Franz,  kaiserlicher  Gesandter  78. 
Lobkowitz,  Graf,  kaiserlicher  Gesandter  826. 
Lomni,  Hamburger  Ratsherr  552. 
Longueville,  Herzog  von  142. 
Losch  222. 

Lothringen,  Herzog  von,  Karl  IV.  33. 
,  Herzog  von,  Karl  V.  4.  20.  29.  32 

bis  34.  37.  40.  Jl.  45-48.  52—62.  788. 
Louvois,  französischer  Minister  341.  342. 

345.    347.    349.    363—365.   374.   376. 

377.  381.  382.  388.  390.  411.  414.  416. 

439.  499. 
Lubomirski,  Georg,  Fürst,  K.  G.  Marschall 

181.  252.  253. 


Lubomirski,  Hieronymus,  K.  Fähnrich  162. 

213.  222.  229. 
,  Stanislaus,  Fürst,  K.  Hofmarschall  33. 

55.  109.  152.  153. 
v.  Ludwig,  Ernst,  Oberst  1 1 1. 
Lukomski,  Richter  von  Polock  231. 
Lyhraht,  Major  658. 

Magdeburg,    Administrator  von,   August 

von  Sachsen  714.  726. 
Mainz,  Kurfürst  von,  Anselm  Franz  von 

Ingelheim  38.  429.  710.  711.  757.  764. 

765.   771.    791 —  TM.    799—804.    809. 

817.  818.  821—824.  830. 
Malacbowski,  Bischof  v.  Culm,  K.  l\  Kanzler 

156.  157.  222.  223.  238. 

,  Lunduote  239.  241. 

Maligny,  Graf  70. 

Mansfeld,  Graf,  Heinrich,  kaiserlicher  Ge- 
sandter 390.  391.  416.  418.  730.  735. 

829. 
Mantua,  Herzog  von,  Ferdinand  Karl  411. 

414. 
Mardefeld,  schwedischer  General  41.  282. 
Marillac,  franiosischer  Intendant  411. 
Marlotti,  läneburgischer  Generalmajor  630. 
Uar  tätigte,    französischer    Gesandter   430. 

432.    434.    442.    455.    462—464.    532. 

557.  564.  579.  581.  583.  585.  599. 
Marquard,  Sigmund,  Jesnitenpater  105. 
Marsilius,    Petrus,    russischer    Gesandter 

253.  254.  257    258.  262,  264. 
Martelli,  päpstlicher  Nuntius  95. 
Mathias,  J.,  Postmeister  10G,  * 
Matricki,  K.  U.Stallmeister    64. 
Matwejew,     Artemon,    russischer    Ober- 

präsident  277—283.  286.  287.  292.  293. 

298-304.  307.  313. 
v.  Mayernberg,  Augustin,  kaiserlicher  Ge- 
sandter 78. 
Mecklenburg  -  Schwerin,      Herzog      von, 

Christum  Louis  5.0.  512.  665.  853. 
Meinders,  Franz,  Geheimer  Rat  3.  36.  45. 

130.    153.    188.    290.   295.   309.   333. 

336—338.    340—379.    382.    384.   386. 

387.  393.  395.  403.  417.  423.  438.  464. 

467.    469.    471.    472.   515.    519.    523. 

525.    535.    539.    549.   555.   558.   584. 


902 


Personenverzeichnis. 


589.  601.  606—621.  623.  628—648. 
657.  668—690.  708.  749.  754.  759. 
766.  770.  806.  826.  834-839.  848.  869. 
882. 

Meinicke,  Königsberger  Katsherr  270.  289. 

Mercy,  Graf  417. 

Metz,  Bischof  von,  Georg  d'Aubusson  de 
la  Feuillade  727. 

Mey,  Reichshofrat,  kaiserlicher  Eon- 
kommissarius  in  Regensburg  738.  763. 
764.  768.  772.  777.  785.  787. 

Meyer,  dänischer  Kriegsrat  371.  537—540. 

Meyercrohn,  dänischer  Gesandter  342.  349. 
372.  418—420.  425—427.  432.  433. 
437.  438.  442.  443.  448.  450.  452.  453. 
457.  463.  466.  470.  472-474.  476  bis 
478.  480.  502.  507.  510.  512.  513.  516. 
518.  520.  521.  523-525.  531.  576. 
577.  579.  581.  586.  594.  641.  666.  668. 
684.  890. 

Miaskowski,  Kastellan  von  Sandec  80. 

Mierczynski,  Johann,  Hof  rat  250.  251. 

Mignon,  Commis  392.  470.  478.  521.  524. 

Mikulin,  Iwan,  russischer  Kanzler  285. 

Milewski,  polnischer  Major  169.  186. 

Minesius,  Paul,  Oberst,  russischer  Ge- 
sandter 265.  269.  270.  272.  273. 

Modeua,  Herzog  vou,  Francesco  54. 

,  Prinz  Reginald  53.  54.  56.  61.  62. 

Möller,  Fleischer  in  Danzig  181. 

Monceau,  französischer  Intendant  365. 

Montecuccoli,  Graf,  kaiserlicher  General- 
leutnant 754. 

Morstein,  Andreas,  polnischer  K.G.Schatz- 
meister 19.  26.  30.  32.  38.  40.  49.  50. 
57.  G6.  87.  112.  221.  234.  242.  374. 
389.  464. 

,  Felix,  litauischer  U.  Stallmeister  19. 

23.  100.  151.  270. 

Moskau,  Zar  vou,  Alexei  45.  56.  247.  250 
bis  303. 

,  Zar  Feodor  267.  303—330. 

,  Prinz  Alexei   29.  45.  260.  261.  264. 

,  Prinz  Iwan  303. 

,  Prinz  Peter  303. 

,  Zarin  Natalia  304. 

Mostowski,  Landschreiber  vou  Plock  112. 


Mühlen,  zur,  münsterscher  Vizekanzler 
858.  864.  878. 

Münster,  Bischof  von,  Ferdinand  tod 
Fürstenberg  399.  425.  429.  439.  440. 
441.  444.  448.  449.  454.  566.  590. 591 
594.  595.  597.  609.  611.634.637.638. 
699.  700.  750.  803.  822.  826.  857-867. 

,  Bischof   von,    Maximilian    Heinrich, 

8.  Cöln. 

Murbach,  Abt  von,  Felix  Egon  von  Fürsten- 
berg 500.  657.  868.  887. 

Naruskin,  Kirillow  277. 

Nasczokin,  russischer  Kanzler  256.  26- 

263. 
Nassau,  Fürst  von,  Johann  Franz  7SS. 

,  Fürst  von,  Wilhelm  Moritz  788. 

,  Fürst  von,  Heinrich  Kasimir,  Statt- 
halter von  Friesland  870. 
Nettelhorst,  Major  289. 
Neuburg,  Pfalzgraf  von,  Philipp  Wilhelm 

4.  28.  36.  40.  41.  43.  45—48.  53.  w. 

256.  723.  724.  726.  727. 
,  Prinz  Johann  Wilhelm  4.  29.  45. 4*. 

52—54.  56—62. 

,  Prinzessin  81. 

Niemyricz,    Stephan,    U.  Kämmerer   yoü 

Kiew    17.   55.   56.  121.  184.  2U1-2«*. 

211.  215.  217.  218.  220.  228. 
Nixdorff,  Advokat  in  Danzig  77. 
Nostitz.  Graf,  kaiserlicher  Gesandter  7u*. 

v.  Oberg,    braunschweigischer  Gesandter 

650.  674.  883. 
v.  Oelsnitz,  Geheimer  Rat  251.  261. 
Ogiuski,  Woiwode  von  Polock  74. 
,  Woiwode  von   Troc    124.   193.  231. 

237. 
Oldenburg,    Graf   von,    Anton    550.  554. 

556.  557. 
Olivencrantz,  schwedischer  Gesandter  3oti. 
Olszowski,    Andreas,    Bischof   von  Culra, 

polnischer   U.  Kanzler,    Erzbischof  k«l 

Gnesen  23.  26.  27.  30.  32.  40.  42.  61. 

66.  71.  78.  91.  100.  102.  103.  10S.  11U 

111.  122.  136.  137.   141.  148.  149.1M. 

152.  156.  168.  2<iO. 


Personenverfeichnis. 


903 


Olszowski,  Hieronymus,  K.  U.  Truchseß 
121.  137. 

Opacki,  Albert,  Unterkämmerer  von  War- 
schau 37—39.  110.  111.  114.  156. 

Opalinski,  Johann,  Woiwode  von  Kaiisch 
39.  98.  124.  129.  131.  133.  136.  157. 
176.  196.  197.  201.  215-217. 

,  Kasimir  Johann,   Abt   von   Biesen, 

Koadjutor  von  Posen  133.  201. 21 1. 216. 

Oranien,  Prinz  von,  Wilhelm,  General- 
statthalter der  Niederlande  39.  148. 342. 
428.  445.  449.  452.  455.  457.  465.  466. 
470.  497.  502.  563.  695.  869.  884.  888. 

Orleans,  ITerzog  von,  Philipp  385.  388.  389. 

,   Herzogin    von,    Charlotte   Elisabeth 

385.  388.  389.  416. 

v.  d.  Osten,  Erdmann  Christoph,  Landvogt 
von  Stolpe  und  Schlawe  182. 

Ostfriesland,  Fürstin  von,  Christine  Char- 
lotte 658. 

Owstin,  schwedischer  Regieningsrat  368. 

Oxenstierna,  Bengt,  seh  wedischer  Gesandter 
207.  208.  356.    Minister  531.  587. 

,  Gustav,  schwedischer  Gesandter  291. 

420.  433. 

Paderborn,     Bischof     von,     Ferdinand 

v.  Fürstenberg,  s.  Münster. 
,    Bischof     von,     Hermann     Werner 

v.  Wolf-Metternich  867.  872.  873.  877. 

879.  882.  885. 
Palbitzki,  schwedischer  Gesandter  251. 
Pantzer,  Major  190. 
Paz,  Christoph,  litauischer  G.  Kanzler  9. 

3t.  33.  41.  48.  50.  56.  61.  67.  91.  92. 

95.  108.  126.  131.  132.  135.  152.  158. 

211.  220.  223.  225.  226.  252.  255. 
— ,  Clemens  132. 
,  Michael,  litauischer  G.Feldherr  15  bis 

17.  21.  25.  42.  76.  78.  108.  109.  123 

bis  125.  132.  142.  143.  146.  158.  163. 

169.    170.    180.    182.    187—189.    191. 

193.    198.    203.    205.    208—210.    214. 

217.    220.    221.    223.    225—231.    236. 

237.  239.  321. 

,  Nicolaus  Stephan,BischofvonWilna42. 

Persius,  Resident  386. 

Pettecum,  dänischer  Gesandter  577.  593. 


Pfalz,    Kurfürst  von,    Karl  Ludwig   334. 

384.    389.    391.    392.   711.    713.  716. 

718.  721. 
,  Karl  334.  389.  419.  426.  428.  573. 

592.    595.    725.    778.    792.   794.   795. 

801.  818.  820.  821.  826.  836. 
Piaseczinski,  Kastellan  von  ßrzesc  66.  112. 

145.  225.  237. 
Pieniazek  124.  140. 
Pikarski,  Hofprediger  95. 
Piquetiere,   französischer  Gesandter   432. 

590. 
v.  Platen,  hannoverscher  Gesandter  399. 

872. 
Plemont  377.  378. 
v.  Plettenberg,  paderborner  Domherr  864. 

875. 

,  paderborner  Gesandter  875. 

Pobenskii,    Daniel,    russischer   Gesandter 

314. 
v.  Podewils,     Bogislav,     Oberkriegskom- 
missar 88. 
Polen,  König  von,  Alexander  31. 

,  Boleslav  Chrobry  96. 

— ,  Johann III. (Sobieski)  4—18. 64—243. 

288.  289.  369.  400.  410.  411.  439.  441. 

457.  458.  463.  656.  849. 
,  Jobann  Kasimir  95.   104.   107.  249 

bis  256.  260. 
,  Michael  III.  (Wiszniowiecki)  3.  10.  20. 

94.  95.   142.  265.  266.  269.  271.  282. 

284.  287. 

,  Sigismund  III.  106.  148. 

,  Königin  Maria  Kasimira  7.  12.  13. 

63—65.    67.    75.   81.    122.    123.    125. 

128.    150.    161.    187.    204.    205.    238. 

242.  243. 
,  —  Eleonore  21.  22.  25.  28—30.  33. 

34.  63.  146.  281.  282. 

,  —  Helena  31. 

,  —  Luise  76. 

Polubinski,  litauischer  Marschall  203.  231. 
Pomponne,  Marquis,  französischer  Minister 

5.  341.  345-349.  362-377.  544.  550. 
Pordichow,  Jacob,  russischer  U.Kanzler  278. 
de  la  Porta,  Otto,  Abt  von  Banz,  kaiser- 
licher Gesandter  171.  176. 


904 


Personenverzeichnis. 


Pott,  dänischer  Oberst.  598. 

Potocki,    Andreas,    Woiwode    von    Kiew 

56.  78. 

,  Woiwode  von  Sieradien  78. 

Prebentow,  Oberst  47.  66.  155.  177. 
Previlly,  Marquis  de,  französischer  Admiral 

631. 
PronckhofF,  Iwan,  russischer  Gesandter  314. 

Rabe,  Fiskal  138. 

Radzieowski,  Bischof  von  Ermland  168. 

Radziwill,    Bogislav,    Fürst,    preußischer 

Statthalter    193.    194.    249-251.    253. 

254.  261.  262.  279. 
,  Michael,  Fürst,  litauischer  U.Feldherr 

26.  55.  62.  69.  70.  73.  101.   108.   143. 

193.  213.  229.  232.  238.  240. 
,  Stanislaus  Kasimir,  Fürst  von  Kletzk 

55.  69.  70.  73.  193.  206.  238. 
,  Charlotte,  Prinzessin  43.  69.  70.  73. 

148.  193.  204.  205.  238.  279.  297.  301. 

374.  404.  406. 
Rasin,    Stenka,    russischer    Bauernführer 

273.  287. 
Raule,  Benjamin,  Marinedirektor  164.  339. 

344.  552.  690. 
— ,  Johann  393. 
Rebenac,  Francis,  Marquis,  französischer 

Gesandter    334-338.    342.    366.    373. 

382.    385.    386.    3*8.    391.    393—404. 

412.    413—417.    419.    421—423.    426. 

432.  434.  435.  438.  439.  442.  446.  448. 

450—452.    455.    456.    461.    463.    464. 

466.    467.    469—473.    475.    478.    480. 

49S.    501.    506—508.    515—518.    520. 

522.  541.  550.  551.  554.  564.  571».  586. 

600—603.    605 — G 16.    618—620.    622. 

640.    641.    6.">0.    652.    670.    677.    705. 

721.  801.  809.  843.  876. 
Reiser,  holländischer  Kapitän  297. 
Reventlow,  Graf,   dänischer  Minister  571. 

572.  575.  578.  580.  583.  592.  593.  597. 

623.  627.  635.  637.  642.  643.  656.  659. 

M 1—664.  6S2— 685.  688. 
Rey,  Woiwode  von  Lublin   48.   103.   149. 

151.  239. 
Kinhuber,  Laurentius  269. 
Rüther*,  Graf  v.   865.  882. 


Romain,  polnischer  Oberstleutnant  165. 
167. 

Romanzow,  Semeno,  russischer  Gesandter 
328—330. 

Romodanowsky,  Gregor,  rassischer  Feld- 
herr 284. 

,  Jurgon,  russischer  Gesandter  314. 

Romswinckel,  Mathias,  cle  vi  scher  Vize- 
kanzler 38. 

Ronischild,  schwedischer  Qofrat  400. 

Rosenberg,  Graf,  kaiserlicher  Gesandter 
806—808.  816.  818. 

,  Dr.,  Arzt  303—305.  315. 

Rosny,  Marquis  137. 

de  Roye,  Graf,  dänischer  Feldmarsehall 
510.  591.  651.  664—666. 

v.  Ruck,  Melchior,  Hof-  und  Legationsrat 
390.  558.  589.  635.  695.  697.  743. 
791—814.  826. 

v.  Rumohr,  dänischer  Geheimer  Rat  5^\ 
592. 

Ruprecht,  Pfalzgraf  39. 

Rußland,  s.  Moskau. 

Rybinski  132.  135.  141. 

Ruvigny  203.  390. 

Sachsen,  Kurfürst  von,  Johann  Geonr  II. 

39.  77.  222.  270. 
,  Johann    Georg  111.    475.   505.   5»*!». 

584.    590—592.    633.     634.    644.    652. 

660.    687.    698.    699.     711.    758.    77«'. 

793.  814.  S34— 856.  860. 
,   Gotha,    Herzog   von,    Friedrich   711. 

757.  852.  853.  888. 
,  Lauenburg,  Herzog  von,  Franz  Juliu* 

475.  662.  S42.  853. 

,  Merseburg,  Herzog  von, Christian  814. 

,  Weimar,  Herzog  von,  Wilhelm  Em>t 

852.  853.  888. 
Salm,  Graf  v.  716. 

Samoilowicz,Iwan,  russischer  Feldherr  2^4. 
Sapieha,  Land  boten  marschall  55.  66.  213. 

219.  235. 

,  Woiwode  von  Plock  k)%2.  74.  193. 

,  litauischer  Schatzmeister  231. 

Sarbiewski,  Landbote  239. 
Savel,  englischer  Gesandter  3*9. 
Savoyen,  Prinz  \on,  Thoraas  35.  62. 


Personenverzeicbnis. 


905 


Schick,  dänischer  Generalmajor  583. 
Schaffgotsch,  Graf,  kaiserlicher  Gesandter 

39.  55.  59.  61. 
Schallort,  k.  mainzischer  Gesandter  821. 
Schereniet,  russischer  General  279. 
Scheremetjew,   Woiwode   von   Nowgorod 

275.  285. 
Seherer,      österreichischer      Reichstags- 

gesandter  723. 
Schimmelpfennig,  preußischer  Stallmeister 

272. 
Schirmer,    Samuel,    Geheimer    Sekretär 

824—327.  330. 
v.  Schlichen,  Bodo,  Oberst  84.  85. 
y.  Schmettau,  Gesandter  am  kaiserlichen 

Hofe  779. 

,  Graf,  105.  106.  116.  117.  119.  148. 

Schmid,  bayerischer  Kanxler  827. 

v.  Schmising,  munsterscher  Domherr  621. 

817.  858.  860.  863.  864.  867.  878. 
Schomberg,  französischer  Marschall   517. 

787. 
Schönbeck,  neumärkischer  Regierungsrat, 

Reichstagsgesandter  696.  729—790. 
y.  Schönborn,    k.  mainzischer    Gesandter 

800.  809.  813.  816.  821. 
Scbönheim,  k.  kölnischer  Geheimer  Rat  878. 
y.  Schöning,  Generalmajor  232. 
Schott,  k.  sächsischer  Reichstagsgesandter 

706.  707.  776.  788.  800.  834. 
Schreining,  Hamburger  Syndikus  552. 
Schumann,  Daniel,  Danziger  Sekretär  38. 

114.  143.  218.  229.  241. 
Schutz,  cellischer  Kanzler  537.  541. 
Schweden,  König  von,  Karl  XI.   13.  40. 

76.  89.   133.   183.   184.  223.  271.  281 

bis  287.  295.  309.  418.  461.  525.  529. 

531.  560.  582.  598.  630.  715.  723. 
y.  Schwerin,  Otto,   Oberpräsident   4.   19. 

27.  30.  36.  38.  41.  51.  68.    77.    121. 

153.    181.   214.   220.    250.    253.    257. 

270-272.    309.    318.    325-330.   333. 

353-361.  366.  368. 
— ,  Otto,  d.  Jüngere,  Geheimer  Rat  329. 

334.  461.  462.  703.  765. 
Scultetus,  Joachim,  neumärkischer  Kammer- 

meister  9.  14.  79—82.  93—95.  97  bis 
Mater,  z.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XIX. 


103.  104.  109—112.  122.  123.  126  bis 

128.  130—137.   143.  147.  156.  158  bis 

171.    177—180.    184.    191.    197.    199 

bis  203.  208.  215—218.  227.  233.  240. 

260.  265.  266.  271-302.  330. 
Sehestedt,  dänischer  Gesandter  45.  62. 
Seignelay,  Marquis,  französischer  Minister 

478. 
Seppeville,   französischer  Gesandter  480. 

841. 
Siebenbürgen,  Fürst  von,  Apaffy  96. 
Sieniawski,  polnischer  K.  Fähnrich  63.  78. 
Sienitzki,  Mundschenk  von  Chelm  73.  112. 
Skoraszewski,    posenscher    Landfähnrich 

65.  67.  68.  70.  73.  76.   108.  109.   115 

bis  118.  127.  129.  140. 
Sobieski,  Johann,  polnischer  G.  Feldherr 

4.  21.  22.  24.  29.  31.  33.  35.  39  bis 

43.  45.  46.  48—51.  53.   55—64.    101 

(s.  Johann  III.,  König  von  Polen). 
— ,  Jakob  208. 
Soissons,    Graf  von,   Louis   Thomas   35. 

57.  59. 
Sokolinski  213.  \ 

Sokolnicki,  Truchseß  von  Kaiisch  112. 
v.  Somnitz,   Lorenz  Christoph,    Geheimer 

Rat  36.  46.  72.  90.  104.  106.  114.  118. 

123.  257.  258.  290. 
v.  Spaen,  Alexander,  Generalleutnant  346. 

376.  377.  380.  381.  598.  863.  865. 
Spanheim,  Ezechiel  334—338.  383—395. 

397.    404—420.    425—456.    460—526. 

531.   565—568.    576.   577.    585.    586. 

588.   594—598.   600.    602.    617.    618. 

620.  624.  634.  641.  644.  647.  656.  657. 

659.  664—666.  668.  684.  685.  749.  789. 

799.  876.  890. 
Spanien,  König  von,  Karl  II.  63.  86.  236. 

390.  622.  727.  779.  832. 
v.  Staden,  russischer  Oberst  276. 
Stephanowicz,    Iwan,    russischer   Kanzler 

285. 
Stodert,  Danziger  Subsyndikus  HO.  143. 
Stoschius,  Geheimer  Sekretär  614. 
Straetman,  pfalzneuburgischer  Vizekanzler 

und  Gebeimer  Rat  49.  53.  59.  61—63. 

419.  734.  739.  808.  817. 
58 


906 


Personenverzeichnis. 


Straßburg,  Bischof  von,  Franz  v.  Fürsten- 
berg 380.  497.  498.  500.  686.  687. 

,  Bischof  von,  Wilhelm  v.  Fürstenberg 

700.  792.  793.  796—798.  822.  868. 
875-880.  884—890. 

Strauch,  Aegidius,  Dr.,  Prediger  in  Danzig 
10.  77.  78.  110.  120.  134.  160.  163. 
165.  167.  168.  172—176.  179.  185. 
194.  197.  203. 

v.  Strziska,  Kammerjunker  226.  231. 

Styla,  Adam,  Dolmetscher  324—327. 

Sully,  Herzog  von  137. 

Swiderski,  polnischer  Gesandter  298.  300. 
305.  308.  312. 

Swieczicky,  Bischof  von  Chelm  149. 
151. 

Szcruba,  Abt  von  Marien  Paradies  31. 

Szilinski,  Kastellan  von  Kaminiec  124. 

Szulc,  K.Metrikant  178. 

Szumowski,  Hofschatzmeister  154. 

Taff,  lothringischer  Gesandter  58. 
Tambonneau,  französischer  Gesandter  430. 

431.  497.  500.  877.  882.  884.  886. 
Tarlo,  Woiwode  von  Sendomir  78. 
Taube,  polnischer  Oberst  222. 
Taxis,  Graf,  Generalpostmeister  719. 
Tecklenburg,  Graf  von  598.  865. 
v.  Tettau,    Hauptmann    von  Lötzen    121. 

151.  154.  155. 
v.  d.  Tocht,    Adrian,    holländischer    Ge- 
sandter 175. 
Tourmont,  premier  comrais  353.  367.  377. 

378.  386. 
Trier,  Kurfürst  von,  Johann  Hugo  v.  Ors- 

beck    429—431.    502.    511.    514.    711. 

778.  792.  793.  795.  796.  801.  803.  813. 

814.  820.  822.  823.  836.  855.  869.  877. 

879.  881.  885. 
Trzebicki,  Andreas,  Bischof  von  Krakau 

22.   23.  25.  42.  59—61.   66.   67.    103. 

10i>.    121.    141.    148.    151.    152.    170. 

196.  200.  220. 
Trzebowski,  polnischer  Oberstleutnaut  169. 

186.  217. 
Tschadajew,  russischer  Gesandter  233. 


Tucholka,    Unterkam  nierer    von   Marien- 

barg  26. 
Tyszkiewicz,  litauischer  Vorschneider  193. 

Uffelmann,  Hamburger  Ratsherr  629. 630. 
Ukrainzew,  russischer  Gesandter  265. 

Tal,  Marquis  del,  spanischer  Gesandter  871. 
Vaubrun,  französischer  Gesandter  355. 
Vendome,  Herzog  von,  Ludwig  25.  35. 
Verjus,  französischer  Gesandter  349.401 

433.  456.  477.  520.  703.  707.  706. 7 10. 

711.  716.  717.  719.  726—728.  731.745. 

749.  757.  759.  760.  762.764.765.768. 

771.  772.  776.  777.  782.  783. 785-789. 

831.  841. 
Villars,  französischer  Gesandter  471473. 

477.  505.  507.  512.  520.  521.  62a  623. 

629.  631.  633.  637.  651.662.663.670. 

677.  682. 
Violet  219. 
Vitry,  Herzog  von,  französischer  Gesandter 

386.  454. 

Wackerbart,     lüneburgiscber    Gesandter 

597.   606.   627.   628.    668.    669.  67?. 

680.  682. 
Waldeck,  Fürst  von,  Georg  Friedrich  441 

444.    533.    695.    741.    748.    792.   $61 

863.  869. 
v.  Waiden,     Sebastian,     Oberkriegskom- 
missar 88. 
v.  Waldersdorff,  kaiserlicher  Gesandter  S23. 
Waliuski,  Wasili,  Woiwode  von  Pleskow 

274.  285. 
Wangelin,  schwedischer  Oberst  41.  '-$-. 
v.  Wedeil,  Hof  rat  21. 

,  Kammergerichtsrat  111. 176. 181. 1S4. 

,  dänischer  General  536.  548. 

Weiße,  Sekretär,  Amtskammerrat  2S9. 291. 

324.  327. 
v.  Weiden,  Oberstallmeister  des  Bischofs 

von  Eichstadt  723. 
Welling,  schwedischer  Gesandter  571.  581. 

582.  588.  619.  641.  643. 
v.  Werthern,  k.  sächsischer  Geheimer  Rat 

853. 
Wibbers,  paderborner  Vizekanzler  864. 875. 


Personen  Verzeichnis. 


907 


Wibe,  dänischer  Geheimer  Rat  575.  580. 

Wiehert,  Christoph,  Resident  4.  9.  23. 
54.  85.  91.  92.  96.  97.  100.  108.  112. 
114.  151—154.  181.  219.  235.  242. 

Wielopolski,  K.Truchseß,  K.U.Kanzler, 
K.  6.  Kanzler  157.  166.  168.  182.  195. 
222.  228.  238. 

Wierzbowski,  Bischof  von  Posen  122.  149. 
151.  211.  212.  225.  235. 

Wilich,  Baron  378. 

Wilintarski,  Fraustadter  Burgschreiber  24 1 . 

Windischgrätz,Graf,  kaiserlicher  Gesandter 
517.  773.  774.  776.  777.  782.  783.  786 
bis  789.  849. 

Winius,  russischer  Gesandter  265. 

Wintgens,  münsterscher  Kriegsrat  508. 663. 

Wiszniowiecki,  Demetrius,  Fürst,  K.  G.  Feld- 
herr 16.  112.  123-125.  127.  128.  143. 
145.  147.  158.  162.  170.  190—192. 
199.  205.  213.  222.  229.  230. 

Witwicki,  Stanislaus,  polnischer  Kanzlei- 
regent 114.  130.  143.  144.  151.  163. 
170.  183.  185.  224.  240. 

Wobbe,  Jesuitenpater  105. 

Wolf,  Baron  191.  203. 


Wolffrath,    schwedischer   Gesandter   587. 

590. 
Wolinski,  russischer  Gesandter  314. 
W  ran  gel,  schwedischer  Adrairal  142. 
— ,  schwedischer  Reichsfeldherr  294. 
Württemberg,  Administrator  von, Friedrich 

Karl  440.  595.  803.  820. 
Wydzga,  Johann   Stephan,   Bischof  von 

Ermland,  später  K.V.Kanzler,  Erzbiscbof 

von  Gnesen  100.  109.  138.  147—151. 

155.  156.  168.  183.  235. 

York,  Herzog  von,  Jacob  29. 

Zaluski,  Andreas,  Abt  von  Stergemieschew 

137. 
Zawacki,  Starost  von  Putzig  26.  66.  101. 

102.  112.  150. 
Zielecki,    polnischer    Reichsjägermeister, 

Starost  yon  Bromberg  26. 
Zieronski,   kaiserlicher   Resident   76.  89. 

190.  197.  203.  212.  226. 
Zucbowski,  Kastellan  von  Wisna  151. 
Zweibrücken,    Pfalzgraf    von,    Friedrich 

Ludwig  702. 


Sttntoid  mvwm»»  l««*" 

3  6105  124  i1.4,,4,?0, 


D4-91 

v  19 


Stanford  University  Libraries 
Stanford,  California 


Ret  um  thi*  book  on  or  before  d*t*  doe. 


I 


■J'J'I '*»?■»*{ 


L  .